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Full text of "Neue Jahrbücher für Philologie und Paedogogik"

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JAHBBÜOBER 


für 


Pliilologte  und  Paedagogik, 


oder 


MiriiUche  BibUotheh 

für  das 

^  Schal-  iiBd  ilTniterrlclits Wesen. 


In  VerbindaD^.mä'ätf^m  ¥.ii»iQe^       Gelehrten* 


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n[«  Jfohann  Christian  JTahn 

ond 

Prof*  JOtinhoia  MMotm. 


Viernnddreissigster  Band.     £rstes  Heft. 


lieipsiff» 

Druck  nnd  Verlag  von  B.  6.  Teubner. 


184«. 


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Kritiscke  BeartheilnngeiL 


üf.  Atta  Plauti  Pseudöluß^  jRt^deriB^  TruculentuM. 

Academiaram    et  scbolanuQ    in  nsiua  denao  recenioit  «t  expUcavit 
Frid<  Henr.  Bothe^  Pr.  Phil,  et  Mag.  AA«  hL»^  socistati,  qua«  leaae 
est,  Latinae,  itemqiie  Teutonicae  BarolinenHium ,  hon.  c.  adfcriptiifl*' 
Lipsiae,  in  libraria  Hinrichsiana.  IMO*   VIXI  u.  171  S«    8.-  14  g6r. 
(174  Ngr.)  .  . 

"lese  Ausgabe  wnrde^  wie  es  in  der  Vorrede  (p.  III.)  heisst, 
von  dem  Hrn.  Verf.  aof  Veranlafittuii^  det  Verlegern  unternemmen, 
upd  er  beabsichtigte  damit  eine  der  Liodteroamiischen  Aasgabe  der 
3  Plaiitinisclien  Stückes  Captivi , .  MUcs  gftoriosus  and  Triqnaros, 
ähnliche  zu  liefern.  TiQua  provincia  suscepta,  sagt  er,  id  in- 
primis  studiii,  ut  verba  poetae  ad  fidem  antiquorum  cedicum  re- 
stituerem,  quam  dese^ere  confidentius  coepit  Lambinas,  dux  fere 
gregis  recentiorum  editorum/^  Die  Ausgabe  selbst  ist  so  ein- 
gerichtet, dass^ unter  dem  Texte  kritische  Noten,  meist  den 
Grund  der  Torgenommenen  Aendenmgen  und  Abweichungen  Ton 
det  Vulgata,  doch  keineswegs  Yollstäqdig  t  enthaltend ,  mit  ein- 
gestreuten sachlichen  Bemerkungen  stehen.  Zum  Schlüsse  folgt 
ein  Index  rerum  et  Terborum  memoräbHium. 

Fragt  man  nun,  ob  in  dieser  Ausgabe  der  Text  der  3  Plan- 
tinischen  Stucke  im  Vergleieh  mit  der  Vuigatt  wesentlich  Ticrbes- 
sert  erscheint;  so  muss  dies  im  Ailge^neineh  geleugnet  werden; 
denn  diese  Ausgabe  leidet  an  diftmselbca  Gebrechen »  andemdlie 
fruhereti  von  fä&n  Hrn.  VehE.  besorgten  Ausgaben  der  römischen 
Komiker  sämmtUcl^ leiden:  aa  der  grossen  Willkürlichkeit  wUn^ 
lieh ,  mit  welcher  dier  Text  des  Düchters  an  anzähligen  Stellen 
entweder  Terändeii  oder  umgestellt  worden  ist.«  Dieses  Verfahren 
des  Vert,  welches,  nicht  scharf  genug  gerügt  werden  kann,  hat, 
wie  schon  ?on  Ritschi  in  der  Abhandlnng  über  die  KritÜt  des 
Plautus  im  rhein.  Museum  Jahrgg.  4  fit  bemerkt  ist ,  seinen  allei- 
nigen Grund  in  den  gäoElich  Ton  den  ^^wöhnUehen  und  herge- 
bracliten  abweiclienden  jnetrischen  Grundsätam  des  Verfl  y  wer-' 

1* 


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4  Romische  Literatur. 

nach  er  einestlieils  einen  Tiel  za  seltenen  Gebrauch-  von  den 
3  Hauptfreiheiten  der  Versmessun^  der  aiten  römischen  Komiker^ 
namentiich  des  Plaatns:  1)  der  Verkürzung  länger  Syiben,  2)  der 
Verschmelzung  zweier  Syiben^in  eine  (Sj^naeresis ,  Synaloephe)^ 
und  3)  dem  Hiatus,  macht,  anderntheils  aber  eine  viel  zu  grosse 
Mannichfaltigkeit  und  einen  viel  zu  häufigen  Wechsel  der  Metra 
in  einer  und  derselben  Scene  annimmt ,  als  man  {anzunehmen  für 
gut  finden  darf.  Wo  sich  nun  in  diese ,  oft  nur  fingirten  metri- 
schen Grundsätze  des  Verf.  die  uns  durch  die  Mss.  überlieferten 
'  Worte  des  Dichters  nicht  fugen  wollen,  da  verändert  er  und  stellt 
die  Worte  um  mit  der  grössten  Willkürlichkeit,  wie  jede  Seite 
des  von  ihm  gelieferten  Textes  aufs  Deutlichste  beweist.  Freilich 
ist  auf  der  anderen  Seite  auch  der  Scharfsinn  des  Verf.  nicht  zu 
verkennen,  mit  dem  er  manche  schwierige  und 'corrupte  Stelle 
anf'das  Gföcfklichste  emendirt  hat. 

Um  nun  das  von  uns  ausgesprochene  Urtheil  näher  zu  bele- 
gen und  sowohl  die  Stellen  anieufuhren ,  wo  er  eigenmächtig  den 
'  Text  verändert,  als  die,  wo  er  uns  das  Währe  getroffen  zu  haben 
scheint:  wird  es  am  bequemsten  sein,  das  Werk  von  vorn  an 
durchzugehen  und  die  gichtigsten  Stellen,  worüber  uns  etwas'^zu 
bemerken  scheint,  der  Reihe  nach  anzuführen. 

Schon  in  der  Vorrede  bespricht  er  einige  von  ihm  veränderte 
Stellen^  und  erwähnt  gleich  anfangs,  er  iHibe  die  librarii  nicht 
immer  getadelt  ^  die  die  Worte  dies  Komikers  versetzt  halben« 
Als  Beleg  dafür^führter  an  Bseud.  I,  2, 37. 38»,  wo  die  Vulg«  ist: 

I ,  puere ,  prae :  ne  qaisqaam  p^rtiuidät  crumenaro, 

cautio  est. 
Vel  opperire:  est,  quod  dorn!  dicere  paene  fui  oblitas, 

und  .wofür  Hr.  B.  „et  vividiore  aratione,  et  modulatis  versSbus^S 
wieersagt^  schreibt:  . 

I,  puere,  pra^:  crumenam  ne  quisquam  pertundat, 

.    cautio^st. 
Ve]  opperire ;  est  quod  domi  fui  dicere  paene  oblitus. 

Worin  nun  aber  die  vividior  öratfa  und  die  besser  modulirlto 
Verse  besteheii  soUeii,  gethiuen  wir  uns  nicht  zn  entscheiden. 
Immerhin  bleibt  es  mttslicfa,  seiiiemGdiöf,  dessen  Eingebungen 
oft  nur  etwas  Eingebildetes  enthalten,  so  viel  zn  vertrauen,  das^ 
man  bios  auf  dasselbe  hin  die  Worte  des  Dichters,  wie  sie  uns 
diplomatisch  überliefert  sind,'  yersetzt;  hodist  tadelnswerth  aber 
ist  es,"\t^eHn  man  diese  seine  eingebildeten  Verbessenmgen^so- 
.  gleich  in  den  Text  setzt.  —  In  der  Note  ztfr  Vorr.  p.  Ifl.  u.  IV., 
wo  Hr.  B.  von  den  Codd.  ^richt,  behauptet  er»  man  wisse  nicht, 
was  nach  jener  Plünderung  der  Universität  Heidelberg  im  J.  1622 
mit  dem  sog.  Codex  vetos  des  Gamerarins  geworden  sei ,  überein- 
stimmend mit  seiner  2.  Aasgabe  des  Plautns,  p.  XXV  not.    Er 


Plauü  Pseudolutf,  Rodebs^  Troculeatas»  ed.  Bothe«  5 

bitte  aber  jetzt,  durch  Rltsdil  (L 1.  Jahrg.  IV.  p.  536.  not,)  be- 
lehrt, wissen  können,  dass  jenejr  Codex  nach  Rom  gesehieppl; 
und  der  Vaticana  einverleibt  worden  sei,  woselbst  er  sich  noch 
heute  befindet.  —     Mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  verwandelt 
Hr.  B.  Rud.  III,  4,  32.  tuasj  welches  allerdings  nicht  passen  will. 
In  duaa.  —    Ob  Aenderongen,   wie  Rad.  I,  3,  30.,  wo^Hr.  B. 
schreibt:  me  aomno  abstinent^  statt  dessen^  was  Camerarius, . 
Lambr  und  ihnen  folgend  Reiz  geben :  membra  mi  omnia  tenent^ 
nöthig  sind,  Wagen  wir  nicht  zn  entscheiden,  da  uns  die  2.  Pa- 
'  reana  nicht  zur  Hand  ist,  in  der  die  Lesarten  der  Codd.  Palat.  an 
voUstöndfgsten  und  genauesten  gesammelt  sind ,  und  aus  der  man 
sehen  könnte,  ob  membra  wiridioh  die  Palatt.  haben,  oder  ob  et 
eine  blosse  Conjectur  de^  Camer.  ist.  —    Schön  ist  das.  Supple- 
ment IVuc.  1, 1,  30.  —    Pseud.  II,  ^  22.  u.  26.  halt  Hr.  B.  mit 
Recht  für  iamb.  tetram.,  nnr  nicht,  wie  er  p.  VL  angiebt,  für 
catal.  9  sondern  für  acatal.,  weil  sie  nur  höchst  gezwungen  für 
troch.  tetram.  catal.  gehaUea  werden  könnten.     Uciber  t.  33. 
schwanken  wir ,    weil  hier  kein  dringender  Grund  uns  nöthigt, 
diesen  Vers  für  einen  iambicng  zu  halten.  —     Pseud.  II,  1,  8. 
kann  fraudulenti^  welches  der  Palat  hat,  audi  beibehalten  und 
braucht  nicht  mit  Hrn.  B.  in  frmiduhata  verwandelt  zn  werden. 
Paeud.  1,1^17.  versucht  Hr.  B.  einen  andern  Weg,    den 
Hiatus  zu  vermeiden ,   als  Herrn,  epit.  d.  m.  p.  39.  —    V.  27. 
schreibt  er  habentque^  nach  den  Mss.  statt  habent  quaque,  — 
V.  31.  Utino  statt  )kiiic,  welches  die  Codd.  haben,  weil  das  Me- 
trum hinkt ;  eben  so  gnt  aber  könnte  man  tu  hinc  stehen  lassen, 
so  dasa  tu  nicht  elidirt  wird,  w^gen  des  Naclidrucks ,  der  darauf 
ruht,   sowie  v.  29.  redde.^ —     V.  35.  ändert  Hr.  B.  des  metri 
wegQu   quantua  es  in   quanittm  ^at^  allein  man  schreibe  nurr 
quantus'a)  so  ist  das  Metrum  in  Ordnung.  — '-     V.  38.  hat  er  das 
ergo^  das  gewöhnlich  zu  den  Worten  des  Calidorus  gezogen  wvd, 
zu  denen  des  Pseudplus  gezogen  und  -nimmt  ein  H^^perbaton  an, 
weil  er  sich  nidit  erinnere  gelesen  zu  haben :  Ergo  quin.     Allein 
1)  passt  das  ergo  dem  Sinne  nach  weit  besser  zu  den  WotT^en  des 
Calldorus  als  zu  denen  des  Pseudolus,  und  2)  wenn  auch  zufällig 
eine  Verbindung  von  Partikeln  sonst  nicht  bei  einem  Alten  vor-, 
kommt,   so  kann  dies  kein  Grund  dafür  sein ,  dass  diese  \erbin- 
düng  gar  nicht  statt  haben  sollte;  denn  bei  jeder  Verbindung  vou 
Partikeln  behält  doch  jede  allemal  ihre  eigenthömliche  Bedeu^- 
tung,    selbst  wenn  sie  anscheinend  in  einen  einzigen  Ausdruck 
verschmelzen  sollten;  uni  wie  viel  mehr  muss  dies  der  Fall  sein, 
wo  jede  Partikel  so  eiozeln.  für  sich  dasteht ^   als  dies  bei  qtun 
ergo  der  Fall  ist.  —     V.79.  ist  Paeudole^  weil  es  nicht  in  den 
lambischen  Trimeter  geht,  gestrichen  worden.  —     Ohne  Grund 
hat  der  Verf.  v.  80.  die  Worte:  abducturua  est  mulier em  craa^ 
so  umgestellt:  abd.  muL  craa  est.    Ebenso  ist  v.  81.  statt  adiutas 
geschrieben  admvaa.  —    Y.  86«  ist  die  Vuig.:   Sed  quid  ^  de 


i 


6  '  «  Romische  Litetaivr. 

1  ,  • 

draehma  faeere  vis.  Cod.  Fäl.hflt:  Sed  gtiidem a draekma  f,  r., 
wcnmus  Hr.  B.  gewiss  «hoe  Zweifel  riditig  hergestellt  Ii&t :  Sed 
quidnam  draehma  faeere  vis?  —     V.  88y  bat  er  die  Worte: 
ante  tenebras  per  sequi  tenebras  so  umgestellt:  a.  tenebras  tene^ 
bras  p.  —    V.  89.  ist  aus  dem  Pal.  statt  des  vulg.  s  i  dederitn 
tüfi  geschrieben:  nan  d.  U  -^  -  Ebenso  ist  v.  96.  die  Lesart  der 
.alten  Ausgaben:  Neque  ItheUaespes sit  wiederhergestellt,  nur 
dass  Hbellae^  welches  nicht  in  das  Metrum  passt,  in  libeilaiwer' 
wandelt  ist.     Die  Vulg.  dafiir  ist:   Neque  cui  libellae  s.  »,  — 
V.  9S.  ist  gegen  die  Codd.  lacrumis  statt  drachtnis  oder  draemis 
gesehrieben:  allerdings  könnte  dies  wegen  des  im  folgenden  Verse 
stehenden  istis  lacrumis  des  Gegensatzes  wegen  nicht  unwahr- 
scheinlich erscheinen ;  auch  konnte  wohl  aus  tacrimis  sehr  leicht 
draemis  entstehen.  -^   .V.  102.  ist  die  Lesart  der  Handscfarffteiv; 
bona  Opera  aut  hac  mea  verändert  in:  bona  operad  kae  med,  — 
Gut  ist  nach  unserer^ Ansicht  t.  104.  hergestellt. —   V.  108.,'  wo^ 
die  Lesart  der  Codd.  und  die  Vulg.  ist:    Quopocto  et  quantas^ 
hat  Hr.  B.  der  bekannten  Eleganz  su- Liebe  efgenmichtig  «^  ge* 
strichen.  —  ~  V.  109.  ist  die  Vulg«:  In  ie  nunc  sunt  omnes  spes 
aetati  meae.  Hr.  B.  schreibt:  In  ie  nunc  spes  sunt  omnes  ae,  m» 
Es  lässt  sich  nicht  leugnen,  dass  so  der  Vers  besser  klingt,  aber 
mit  welchem  Rechte  man  so  schreiben  darf,  muss  dahin  stehen.  — 
Sehr  scharfsinnig  hat  Hr.  B.  die  Stellung  der  Verse  119.  und  126* 
vertauscht ,  wo  denn ,  wie  man  sich  durch  Lesen  derselben  über- 
zeugen kann ,  alles  weit  besser  passt.  —    V.  122.  ikt  mit  Recht 
für  anne^  welches  nicht  in  den  Vers  geht,  an  gesetzt;  ebenHas. 
nimis  für  minus.    V.  123.  edico  für  dico.    ^rsteres  steht  auch 
T.  125.  —  .  V.  124.  pubi  für  pube^  -welches  letztere  in  der  firii- 
heren  Ausgabe  des  Verf.  beibehalten  war« 

Scena  2,  v.  3.  hat  Hr.  B.  statt  potest^  welches  die  Codd.  ha- 
ben ,  welches  aber  nicht  in  den  Vers  geht ,  mit  Recht  potis^^  wie 
in  seiner  früheren  Aukgabe/?o^^,  geschrieben.  —  Mit  Unrecht 
ist  zu  Ende  des  5.  Verses  ein  Punct  statt  eines  Komma  gesetzt, 
da  der  Schlass  dieses  Verseis  ganz  genau  mit  dem  folgenden  zu- 
sammenhangt. -^  V.  6.  endigt  hei  Hrn.  B.  schon  mit  occasio  est^ 
80  dass  er  einen  creticns  trimeter  erhält^;  t.  7.  aber  fangt  mit 
^ape  an,  und  in  demselben  ist  es^bibe  statt  bibe^  es^  sowie  Hoc 
eorum  opust  st.  hoc  est  eorum  opus  gesetzt ,  wedurch  ein  trime- 
ter iamb.  entsteht,  -rr-  V.  9.  hSlt  Hr.  B.  ht>chst  gezwungenet 
Weise  für  einen  Asynartetus,  besteh^ml  ans  einem  trochaicus  di- 
raeter  und  iambicus  dimeteir  hypercatalectus,  da^es  doch  weit  ein- 
facher war,  ihn,  wie  den  Torigen,  für  einen  iambicus  tetrameter 
hypercatalectus  zu  nehmen,  mit  der  Synizese  eorum.  -^  Der 
folgende  Ver»  10:  ist  für  einen  iamb.  tetram^  brachycatal.  zu  heh- 
^nen,  auf  folgende  Weise :  *      , 

\ .    sNone  4de{o  hana  ^|dictio]aem  nisi  a|aifflam  äd|vortiti0  |  obui^js« 


Plaati  Pseudolns,  KudoM,  TjruculeistKSy  ed.  Bothe. 


7- 


Hr.  B.  bidert  uimotbigeT  Wefe^  ud^ortUUm  udvartelU  QDd  er- 
häU  einen  trochaicus  tetram.  — ,   V  18,  Fcflasst  Hr.  B,  die  Viilg. 
und  wählt  die  Lesart  der  von  detn'  Meursias  benutzten  alten  Aus- 
gabe (nicht  Handschrift^  s.  Ritöchl  1.  K  p.  499.} /behauptet  aber 
mit  Unrecht,  dass  in  der  Vulgata  die  Worte  atque  me,  die  er  jflk 
ein  Glos^em  hielt ^  nicht  in  den  Vers  gehen;  denn  der  Vers,  wie 
er  in  der  Vulg.  geschrieben  ist,  bildet  einen  nntadelhaften  iamb» 
tetram.  acatal.  —     Mit  Unrecht  veclässt  Hr.  B.  1. 19.  die  Lesart 
der  Codd.  Hoc  vide  si$^  ui  xilias  res  agunt^  und  streicht,  üty 
welches  keineswegs. den  Vers  hindert^  wenn  man  nur  atias  pe^ 
syiiizesin  2sylbig  liest  y  auf  fofgende  Wi^ise:   Hoc  vide  Isis,  ut 
ajüas  res  |  cett.  (iamb.  tetrameter)  — '-^-  Höchst  willkörHch  und 
'zwar  ohne  dass  Bich  nar  der  genngste  Chrund  hierza  ausfindig 
machen  li^esse,  versetzt  er  wiederum  .v.  21.  die  Worte  voatrum 
dmiüs  tergum  erit  so:  durius  v.  e.  t.  -^     Ohne  Grund  ist  v.  26, 
fuogue  gestrichen^  welches  in  der  früheren  Ausgabe  des  XetC 
(Halberst.  1821)  betbehalten  war.     Der  Vers  ist  ein  tet^ram.  iamb. 
h jpercatal.  - —  V.  28^ist  statt  niieant  aedes  geschrieben :  niieat 
aed%9  jand  propere  st.  propera.     Aber  auch  niteant  aedes  geht 
in  den  Vers,   wenn  man  nur  die  ultima  von  Aa^es  verkürzt.  — 
V.  31.  folgt  Hr.  B.  statt  des  prqesterga  ^  welches  die  Codd.  Pall« 
haben,    der  Lesart  des  Acidalius:    Vorsa^    sparsa^    tersa.  — 
V*  32.  ist  des  Versmaasses  wegen  unnothig  vos  gestrichen ,  sowie 
,v._34.  vir 08^   wegen  der  nomeri  asperrimi,   die  Rcc.  durchaus 
nicht  finden  kann.     Beide  Verse  sind  tetram.  troch.  hypercataf. 
In.  der  früheren  AusgaJ)e  sind  beide  Worte  stehen  geblieben.  -^ 
V.  35.  ist  ci7o  gestrichen,  weil  es  den  Vers  über  die  Gebühr  ver-. 
läugert,  so.dass  ein  pentameter  trochaicus  catal.  entstehen  würde. 
— ^  V.  42.  war  es  nicht  nöthig,  suae^  welches  die  Codd.liabcn, 
zu  streichen;  man  lasse  es  stehen  und  der  Vers  ist  dann  ein  hy- 
percatalectus.  —    Ganz  schlecht  hat  Hr.  B,  v,  45.  die  Worte: 
penus  annuus  hodie  convenit  so  umgestellt:  annuus  convenit 
hodie  peiius^    wodurch   ein    trochaicus  pentameter  brächy catal. 
entstehen  würde,  während  der  Vers  nach  der  Vulg.  einen  tetra- 
meter aoatal.  bildet  auf  folgende  Weiset  , 

Nim.jUÄi  I  p^nos    an|mtus   ho|die    Gon|v6mt    cras^  |   pöpulo  )  prö- 

stltuläm  Yos, 

'  '  -*     .- 

mit  verkürzter  ultima  von  oommdt,  —  Cnnöthig  war  ferner 
V.  46.  statt:  sisiiis  mihi  diefß  esse  hunc  zu  setzen:  h.  d.  nh  e,  sc. 
Bei  der  Vnlg.  ist  der  Vers  eben  so  gut.  ' —  V.  47.  war  es  unno- 
thig, estis  nach  deliciae  zn  streichen ;  mit  Recht  ist  dagegen  mam- . 
milla  in  tnammilläe  verwandelt.  Estis  bleibe  i»tehen,  und  der  V^rs 
ist  ein  tetram.  hypercatai.  —  V.  48. ,  der  in  der  Vulg.  so  lautet: 

Manipulatim  mihi  muiierigeriili  facite  ante  aedis  iain  hie  assint, 

istdes  mimeri  trochaki  wegfen  SO  umgesteltt: 


I , 


8  Römische  Literatar. 

Maiiip^Iatim  monerigenili  fadte  ante  aedis  iam  hie  mihi  adalDÜ 

V.  51.  hat  Hr.  B.  -ohne  Grund  Ate,  welches  die  Handschriften 
haben ,  gestrichen ;  auch  irrt  er  darin  ^  dass  er  diesen  Vers  einen 
iamb.  tetram.  faypercatal.  sein  lagst;  sollte  es  ein  jambicns  sein, 
60  müsste  es  jedenfalls  ein  pentameter  brachycatal.  sein;  da  die- 
ser aber  nicht  Torkommt,  «o  ist  nichts  einfacher,  als  dass  man 
«ucli  diesen  Vers,  wie  die  Torhergehenden ,  far  einen  trochaicus 
tetrameter  ftcatal.  halt,  wobei  man  nur  Eo  per  sjnizesin  einsilbig 
zu  l^sen  hat.  —  V.  52.  ist  für  factum  geschrieben  fäctu.  /— 
V.  56.  hält  Hr.  B.  acervi  für  ein  erklärendes  Einschiebsel  von 
vionte8  und  schreibt  ihn  so : 

Quibus  eönctifi  moates  mas^umi  domi  sunt  itramenti. 

V.  58.  ist  er  der  Junt.,  Aid.  und  dem  Longol.  |;efolgt,  die  für 
etiam  schreiben  ei^  da  iam  wahrscheinlich ''aas  dem  folgenden 
Jam —  entstanden  sei.  —  V.  60 — 62.  hat  er  so  angeordnet,  dass 
der  erste  sich  mit  lasonem  schjiesst  und  einen  senarium  iambicuot 
ausmacht ;  der  zweite  mit  AudM  anfangt ,  mit  videtur  schliesst 
und  einen  troch.  tetram.  bildet,  der  dritte  endlich  mit  Pol  an- 
fangt und  mit  gere  schliesst,  so  dass  ein  iamb.  tetram.  entsteht, 
wobei  nur  im  letzten  Verse-ts^^  in  istic  zu  ändern  war.  —  V.  64;  . 
ist  unnöthiger  Weise  statt  quaerunt  rem  gesetzt  rem  quaerunt^ 
80  dass  ein  troch.  tetram.  entsteht.  Rec.  behält  die  überlieferte 
Wortstellung  bei  und  hält  den  Vers  für  einen  iamb.  tetram.  cataL 

'  — r-  V.  65.  sieht  man  nicht  ein ,  warum  Hr.  B.  grandia  mit  gra- 
vida  vertauscht  hat,  da  jenes  ebeiTso  gut  in  den  Vers  geht.  ^- 

'  y.  66 — 68.  (r.  65^—67.  bei  Gronov.)  sind  die  Verse  anders  ah- 
ge^theilt  und  te^  welches  gewöhnlich  in  dem  ersten  dieser  Verse 
nach  cras  steht ,  in  den  zweiten  nach  hodie  gesetzt.  Ebenso  ist 
in  "den  folgenden  Versen  niancherlei  Teranderib  und  umgesetzt. 
Wir  können  von  jetzt  an  nur  Einiges  auswählen.  —  V.  79.  ist 
aus  deid  cod.  Ambr.  deporiatum  efit^  und  v.  83.  aus  demselbea 
Ms.  statt  En  gesetzt  Mn\  '     ' 

Scenai^  v.  3.  hat  Ht.  B.  die  Vf  ottebene  curassia  oder,  wie 
er  schreibt,  bene  cura  sis^. mit  Recht,  jiicht,  wie  es  früher  ge- 
ischah,  dem  Pseudolus,  sondern  dem  Calidorus  zuertheilt.  — 
,  V.  6.  hat  er  mit  Recht,  wie  es  scheint,  statt  quid  opus  est  ge- 
«elart  qtfin  opua  eat.  —  Ebenso  ist  v.  12.  mit  Recht  aus  dem 
Cod.  Pal.  concesao  statt  ceaso  hergestellt.  —  Sehr  verändert 
hat  Hr.  B. ,  und ,  wie  wir  glauben ,  mit  Glück ,  v.  13.  —  V.  16. 
theilt  er  mit  Recht  das  Moramur  i^icht,  wie  gewöhnlich,  dem 
Psend.,  sondern  dem  Ballio  zu,  der  «einen  Sclaven,  der  etwas 
zu  langsam  ging ,  antreibt.  —  V.  25.  liest  er  mit  Lipsius  bitece 
£ur  vivere,  —  Mit  Recht  ist  v.  27.  aus  den  Codd.  Palatt.  inani- 
Zog  ts/ae.  statt  inanüogus  es  gesetzt.  —  V.  3L  aber  begreift  man 
nicht,  warum  statt  mortua  gesetzt  ist  mortuae,  —    V.  39»  ist 


Plauti  Pseudoku,  ^Radons ,  Ttncidentu« ,  ed.  Bothe.  9 

fitatt  der  Vid^ta  pieiaie  bsit'Beeht  die  Lesart  der  Mm*  und  des 
hongoXiBs  pieteai  hergestdlt«  —  Sehr  gut  ist  r.  48.,  wo*  gewöhn- 
lich zusammenhängeiid  gelesen  wird:  Ei  id,  et  hec  quod  te  re^ 
vocamuSf  quaeso  animum  advorte ^  in  zwd  Sätze  zerlegt,  wtin 
denen  der  erste  bis  revocamus  geht,  .so  dass.  bei  diesem  ersten 
das  vorhergehende  ro/foitW  wieder  zu  ergänzen  ist«  -*-*-^  Mit  wei- 
chem Rechte  r.  65.  homines  eingeschoben  ist,  ist  Ref.  unbekannt. 
V.  69.  folgt  Hr.  B.  dem  cod.  Ambf  os.  —  V.  74.  ist  mit  Recht 
nach  dem  Vorgange  des  Lipsiiis  vicennaria  für  vgcenaria  geschrien 
^en,  weiches  hier  niclit  passt»  V.  76.  ist' 071  vor  poeniiet  gestri- 
chen. —  -V.  78.  ist  mit  Recht  aus  dem  cod.  Pelat.  und  der  ed. 
vetus  Medioi.,  die  detgue  haben,  det  gesetzt  statt  des  VuJg. 
datque.  —  V.  134.  ist  mit  Recht  ans  dem  Palat.,  der  ee  üia  hat, 
für  haec  iata  gesetzt :  eccista.  —  Y;  158.  ist  für  effecta  ge- 
schrieben ecfecta  (und  so  immer).  —  Richtig  ist  v.  163.  für 
uirimque^  weiches  die  Codd.  haben,  und  welches  ohne  Sinn  iit, 
t^/cfm^tt«  gesetzt. 

'Scena  4,  v.  1«  hat  Hr.  B.  hinc  gestrichen,  ^weil  es  der  Yeru 
verschmähe.  Man  lasse  es  aber  stehen ,  verkürze  die  erste  Sylbe 
in  älic^  und  der  Vers  ist  auch  ganz  richtig.  —  Ohne  allen  Grund 
ist  V.  16.  mihi  nach  vos  gesetzt.  Man  lasse  es  an  seiner  Stelle« 
Auch  V«  17»  hat  Hr^B.  die  Worte  umgestellt  und  so  geschrieben: 

Herum  eccam  videod  hoc  Simonem  nna  simni. 

Man  lasse  aber  die  alte  Wortstellung  und  lese  per  synaloephen 
Sitnonem  28ylbig  S'monem^  v.  Bentl.  ad  Hec.  II,  1,  1^ 

Scena  5,  v.  19.  ist  qui  statt  quid  geschrieben.  —  V.  75.  be- 
reift man  nicht ,  warum  Hr.  B.  nicht  der  Wortstellung  des  Pa- 
lat., tu  ubi^  g^^ol^t  ist^  sondern  ubi  tu  geschrieben  hat.  —  V.  128. 
z.  A.  ist  «t7,  welches  den  Vers  stört,  weggelassen.  Mit  Recht  ist 
V.  140.  Et  8i  getrennt  geschrieben.  .  . 

.  Act,  II,  1,  2.  ist  quo  statt  quod  wohl  mit  Recht  geschrieben, 
da  sich  dieses  grammatisch  auf  keine  Weise  rechtfertigen  lässt.  — 
V.  14.  schreibt  der  Verf.  Facüem  hanc  rem  ego  civibus  faciam^ 
nimmt  zwischen  rem  und^^^o  einen  Hiatus  an  ui^d  betrachtet  d)i8 
Ganze  als'  einen  trochaicus  dimeter.  Einfacher  indess  wäre  es 
doch,  liest  man  einmal  so,  den  Vers  als. einen  dimeter  iamb.  zu 
betrachten,  ohne  den  Hiatus  anzunehmen.  —  Ohne  zureichenden 
Grnnd  ist  v.  22.  hie  gestrich^en.  —  V.  23.  ist  nach  der  Medioi.  und 
des  Longolius  Vorgange  statt  huic  gesetzt  hio. 

Sc.  2,  8.  schwankt  Hr.  B.  zwischen  der  Vulg.  hoc  und  huc^ 
woraus  er>  hoc  durch  Verwechselung/  der  Buchs^ben  0  und  u 
entstanden  glaabt.  „Dedi  toc%  fährt*  er  fort,  „tironum  in- 
prirois  gratis  ne.  Hoc  äd  principio  referrent."  Welcher  Grund- 
satz der  Kritik,  dass  man  auf  das  leichtere  Verständniss  der 
tirones  Rücksicht  nimmt !  —  V.  22.  hat  er  es  nach  milite  einge- 
schoben, wahrscheinlich  weil  er  zwischen  ^2^  und  an  einen  Hiatus 


1 


t 


»N 


i 


10  •     Romitfche  Literatar. 

ngeiiainiiieit  haue;  dana  wlbrde  ein  iamb.  tetrani.  bradbjcaialectua 
entstehen.  Man  lasse  aber  dieses  es  weg,  TerkünBe  die  Anfangs- 
sylbe  des  Esue  und  man  hat  einen  vollständigen  iamb.  senariiis.  ^^ 
Ganz  unnöthig  war  <  y.  24.  die  Umstellung  der  Vulg.  Qui  argenti 
kero  tneo  lenoni  in  Qui  h.  m^  L  a.  —  Von  v.  43.  an  hätte  be- 
selehneft  werden  sollen ,  dass  der  numerus  trocfaaicus  wieder  an- 
geht. Unnoibig  sind  Terner  die  Worte  des  v,  46.  nmgesteill:.  — - 
Mit  Recht  ist  v«  48.  aus  ifemPal.  die  Form.  ensVer^  statt  der  vnlg. 
iniicere  aufgenommen ,  und  t.  50  für  negotiosus  est  xusammen- 
gebogen  negottosuet  geschrieben.  —  V.  64.  ist  der  Verf.  der 
Auctorkät  Donaths  zu  Terent.  Andr.  IV9  4^  31.  gefolgt,  und  Hess 
nach  Grronov's  Vorgange  dpliarem^  gegenüber  der  des  Palat.  u.  a., 
die  diöbolarem  geben« 

Sc,  4,  V.,  19.  ist  mit  Recht  nach  dien  Spuren  des  yetus  cpd. 
Camerar.  porge  gesetzt  iür  porrige^  welches  der  Vers  u'cht  dul- 
det. —  V.  19.  und  20.  ist  mit  Recht  die  Vertheilnng  der  Personen, 
wie  sie  sich  in  altern  Ausgaben  findet,  wiederhergestellt.  -*« 
V.!23.  Ist  der  Verf.  mit  Recht  dem  Pareus  und  Gronov  gefolgt^ 
die  schreiben:^  Tarn  gratia  est.  -^  Mit  Recht  ist  t.  25.  dem  Cod. 
deeurtatus  und  Longolius  zufolge  tu^  welches  den  Vers  st5rt, 
weggelassen.  —  V.  29.  wird  wohl  einfacher  als  iamb.  tetraoa. 
aoatal*,  als  mit  Hrn.  B.  als  trochaic.  tetram.  catal.  aufgefasst«  — 
V.  40.  ist  unnöthiger  Weise,  da  es  nicht  einmal  der  Ver^  ver- 
langt, esHt  ex  aedibus'  umgestellt  in  es  aedibus  exiit.  -^— 
Unnothig  war  ferner  t.  49.  die  Aenderung  von  is  hämo  ia  homo 
iste.  Uebrigens  ist  der  Vers  ein  tetrameter  iamb.  brachycataU,  Hr. 
B.  nimmt  ihn  na|;h  seiner  Umwandlung  für  einentrochaicus  catal.  — 
V.  68.  ist  mit  Unrecht  iUi  statt  iUic  gesetzt.  Man  lasse  t^/ic,  und  der 
'Vers  ist  ein  tetram  iamb.  acatak —  Richtige  ist  v»  7Q.  perviatn 
est^  welches  die  Codd.  haben,  statt  des  Tul^.pervium  gesetzt.  — 
V.  72.  ist  liquide  ohne  alle  Auctorität  in  den  Text  geatzt. 
Man  lasse  es  weg  und  der  Vers  ist  ein  iamb.  tetram.  .brachycatal. 

Act.m^  sc.  2,  f?.  13.  ist  sz/iit /ar^fis  des Metri  wegen  in 
fatius  sum  umgestellt.  Sehr  schön  ist  v.  28.  hergestellt:  Teritur 
sinapi  seeleratum ;  iUis^  qui'  tenent^  da  die  Cadd.  geben:  21 
sinapis  Celera  cum.  —  V.  46.  ist  mit  grossem  Reclit  das  omU^ 
weldies  bei  Gronov  den  folgenden  Vers  beginnt,  noch  zu  diesetn 
Verse  gezogen  worden,  wodurch  das  Metrum  hergestellt  wird. 
Unnöthig  sind  die  Worte  in  v.  58,  78,  79,  82.  umgesetzt.  Un- 
nöthig war  ferner  v.  70.  die  Umsetzung  von  ^uo  Aiein  hie  quo^ 
sowie  V.  83.  die  Weglassung  von  tu.  Dagegen  ist  mit  Rechjt  v.  lOO. 
huc^  welches  erst  Neuern  verdankt  wird,  werden  weggelassen,  so 
wie  V.  107.  die'  Lesart  petivit  'wieder  verdrängt  und  nach  dea 
Handschriften  ecfecit  gesetzt,  wiewohl  man  nicht  sieht,  wmun 
nicht  ganz  so,  wie  diese  haben,  nämlii^h /ect]f ,  geschrieben  ist. 

Act  /F,  sc.  1,  «?.  S.ist  richtig  aus  den  Mss.  loquar  füif  das 
vulg;  ioquor  gesetzt    Gana  unnöthig.  war  v.  13.  die  Uf^steU^Dg' 


Plaut!  Fsendolm^  9.adQiMy  TmedcntDi»,  ed.  Botbe.'  II 

ronhomagui  elu0är  ifi  ^1  eUi&Oi  h&mo^  v.  20.  von  erii  itte  p&Hw 
iD  potior  nie  erit^  njun^ihlg  ferner,  wa»  das  Metnim.  aabetrifit, 
V.  39.  die  von  te.  Eben  bo  unnöthig  ist  v.  45.  Nisi  in  nt  Terwan- 
delt,  da  der  V^rs  eben  so'gput  mit  niat  heraoBkommt.  —  V.  46. 
ist  richtig  aus  dem  fieottrtatus  sU  aafgeiHmiiiien,  iadessen  mit 
Unrecht  am  Schlusa  des  Verses  aedium  Weggelaasen ,  welches 
ders:  Codex  hat.  Der  Vers  ist  ein  iamb.  tetram«  aoatd-  —  Un- 
nöthiger  Weise  ist  v«  49«  Pseudole  eingeschoben.  .  Der  Vers  ist 
ein  tetram.«  iamb.  brachycatal.  Der  Ornnd ,  den  Hr.  B.  anführt^ 
warum  er  die  Worte  iUiic  —  «o/e^  auch  noch  dem  Simmia  beilegt, 
ist  nicht  hinreichend;  denn  warum  kann  Simmia  nicht  den  leno 
eine  mala  merx  nennen ,  ohne  den  G/'nnd  dazu  ananfuhren  ?  — 
V.  50»  will  er  einen  Hiatus  zwischen  verum  und  ex  annehmen«  Das 
bat  man  a6er  nicht  nöthig,  wenn  man  nur  die  .letzte  Sylbe  toA 
yuaai  als  lang  betrachtet.  r 

Sc.  2.  Unndthig  wareq  die  ümsteliungen  t.  12.  Ton  asioB 
barba  in  barba  astaa^  v.  22.  von  es  tiattio  in  Ballio  es,  v.  33. 
¥on  ftne  rede  in  rede  me ,  t.  53.  Ton  f s  es  in  es  is.  —  Rich^g 
ist  V.  14«  die  Lesart  probi  nach  den  Mss.  beibehalten  worden.  — 
Des  Metri  wegeh  ist  t.  32.  fiir  putuH  est  geschrieben  putu«t^ 
und  T.  35.  IS  gestrichen.  V.  38.  ist  mit  Recht  ans  dem  Decnrta- 
tns  und  den  alten  Ausgaben  esty  weldies  gewöhnlich  weggelassen 
wird,  zurückgc^führt.  ' 

«Sc.  3;  war  unnöthfg  t.  3.  die  Umstellung  von  ego  iUum  in 
iüum'ego»  Man  Terknrze  die  erste  Sylbc  TOn  illum,  so  dass  — 
gue  iBgoHllum  ho  — •  einen  tribrachjs  bildet.  V.  13.  ist  auB  dem 
alten  Cod.  des  Camerarfus  statt  adveniat  geschrieben  advenat. 

Sc.  4.  ist  unnöthig  res  sit  in  sU  res^  und  y.  10.  perconteris 
me  insidiia  in  p&rcontere,  insidits  med  Terindert. 

Sc,  6,  V.  11.  ünnöthig  ist  (denn  der  Vers  verlangt  sie 
nicht^  die  Veränderung  des  Rogato  hercle  obsecro  in  Roga  o.  A« 
V.  l7.  ist  richtig  aus  den  alten  Handsdiriften  convenUiM  hominem 
^schrieben  statt  des  vulg.  höminem  c. ,  so  dass  hominem  mit 
dem  folgenden  imo  einen  Hiatus  biidet.  —  V.  38.  ist  ans  Mss. 
die  alte  Genitivform  molas  fnr  molae ,  statt  des  vnlg.  molarum 
hergestellt. 

Sc.  7,  t).  2.  ist  nach  der  alten  Handschrift  des  Camer.  statt 
des  vulg.  adeo  monitus  gesetzt  admoniius.-  In  sc.  7.  erreicht  die 
WiUkor  In  Weglassungen,  Umstellungen  und  Veränderungen 
den  höchsten  Grad,  hidessen  haben  wir  aiich  hier  mehreres 
Gute  hervorzuheben.  V.  29.  ist  aus  den  alten  Ausgaben  ut 
scelestua  (sc.  es)  statt  qui  sie  seelestus  gesetzt.  V.  31.  ist  rich- 
tig aus  den  Handschriften  datat  gesetzt  statt  daL  V.  54.  ist  rich- 
tig aus  dem  Palat.  tu  geschrieben.  -Ebenso  ist  v.  55;  aus  demsel- 
ben Cod.  und  den  alten  Ausgaben  Phoenidum  statt  Phoeniciumne 
genetzt.  V.  58.  war  es  des  Verses  wegen  nicht  nothig,  ^^  statt 
fiel  zu  setzen';  man  lese  nvivfiet^  wie  oft,  ein^ylbig.    V.  103« 


^2  B^omiAcfae'  Liter,atan 


Hr.  B.  die  onmeil  a^gre  ^xplipab!ie9,  wenn  itmii  nidii  herili 
«CaCft  heriiese.'  Man  lasse  aber  herinnA  der  Vers,  ist  ein  iamb« 
sepiebarius.  V.  121.  war  die  Umstfdiuug  von  id  praemium  in  pr- 
iti  uDHÖthig^.  Praemium  erleidet  die  synacresig.  Y.  128«  ist  rich- 
tig nach  deo  alten  Ausgaben  geschrieben :  Quid  ego  ?  peregrinos 
für  Hodie  e.p. 

ISc.  8,  0.  3.  war  unnSthig  die  Umstellang  von  in  aliia  io 
aliis  in. 

Act.  V,  Sc.  2,  V.  26.  ist  aus  den  alten  Ausgaben  die  Lesart: 
MuUer  hie  facit  cett.  9tatt  M,  haec  feci  zurüclcgefnhrt.  -  Hio 
steht  für  ego.  —  Y.  36.  liest  Hr.  B.  auferes  nunc  für  das'vulg. 
auferrene. .  Die  Msa.  und  alten  Ausgaben  haben  auferre  non, . 
welches  er  entstaiiden  glaubt-  aus  auf.  nc^  u  e.  nunc.  —  Y.  37. 
war  unnötbig  die  Umstellung  von  partem  mihi  in  mihi  partem. 
Y.  48.  hat  Hr.  fi.  nach  der  Mailänder  Ausgabe  nach  aoient  die 
Worte  vocare^  neque  ergo  ego  istos  weggelassen.   ^ 

Mudena.    Sogar  im  Argument  ändert  Hr.  B.  eigenmächtig; 
Sov.  1.  und4. 

Prolog*  V.  3.  ist  ohne  Grund  statt  Stella  splendens  geschrie- 
ben spl.  aiella:  —  Y.  5:  verbindet  Hr.  B.  die  Worte  Hie  atque  in 
coelo  mit  dem  Folgenden,  Gronov  und  Reiz  mit  dem  Vorhergehen- 
den. Y.  7.  ist  es  richtiger,  mit  Hrn.  B.  ambulod  zu  sel^reiben^  als 
ambulo  autem,  welches  Reiz  in  den  Text  gesetzt  hat*  Y.  10« 
ist  mit  Recht  a/ta  beibehalten,  so  dass  alium  alia  einen  Hiatus 
bildet.  Reiz  hat  dafür  aliuta  gesetzt,  welches  beim  Festus  vor- 
kommt, von  dem  aber  JIr.  B.  wohl  mit  Recht  behauptet,  dass  es 
zu  den  Zeiten  des  Plautus  schon  verajtet  war.  Ebenso  ist  v*.  11. 
mit  Recht  die  Lesart  der  Codd.:  Qui  facta  (wofür  Hr.  B.  nur 
factad  setzt)  hominum^  der  eigenmächtigen  Umstellung  Lambin's: 
Bominum  q.f.  vorgezogen  worden.  Y.  16.  war  unnöthig  die  Um- 
stellung der  Worte  ille  seit  in  sc.  ille.  Aber  ebendaselbst  ist  mit 
Recht  die  Lesart  der  Codd.  quaerat  für  quaerit^  welches  Schnei- 
der giebt,  nieder  hergestellt,  Y.  17.  ist  mit  Recht  gegen  Gron. 
imd  R^iz,  die  ac/i>f«ci. schreiben,  die  Lesart  des  Palat. ,  Game- 
rar,  Lamb.  und  Pareus,  apisci  wiederhergestellt.  Y.  22.  folgt 
Hr.  B.,  wie  schon  früher,  der  Wortstellung  des  Yindob.,  der  \ 
Princeps,  des  Carpentarins  und  Gronov.  Anders  Reiz.  Y.^25. 
und  68.  ist  mit  Recht  ei  geschrieben,  wofür  Reiz  eiV  gesetzt  hat. 
V.  27.  hat  Hr.  B.  für  inveniet  gesetzt  invenit^  weil  .der  Yers  sa 
besser  sei.  Aber  die  Syuaeresis  ist  ja  nicht  selten  beim  Plautus. 
V.  34.  hat  er  gegen, die  Codd.  ac  für  atque  gesetzt,  was  nicht  nö- 
thig  war,  da  hier  die  1.  Sylbe  von  agros  verkürzt  ist.-  Unnöthig 
war  die  Umstellung  v.  35.,  da  die  Fetzte  Sylbe  von  senes  ver- 
kürzt ist;  eben  so  unnöthig  die  Umstellung  v.  49.  pnd  55.  -~ 
y.  70.  ist  richtig  die  Stellung  ArcLurus  signum  gegen  Reiz  bei- 
behalten worden,  der  diese  Worte  umkehrt.  Auch  v.  72.  ist  mit 
Recht,  wiederum  abweichend  von  Reiz,  die  Wortstellung  der 


Plaut!  Pseudolusy  Rudens,  Trucufentiu,  ed.  Bothe.  IS 

Codd;  belbehalien.     Mit  Unrecht  Ist  dagegen  ▼•  79.  iliie  y  die 
Eesart  der  Godd.,  in  ille  verwandelt« 

Act.  /,  8c.  2.  Hit  Unrecht  ist  die  gewöhnliche  Wortstellang 
verlassep  ▼•  L  und  3.,  so  wie  y.  3*  nequivi  för  neque  quivi  und 
adprehendere  för  prehendere  ^geschrieben.  V.  8.  ist  mit-  R^cht 
die  Lesart  der  Codd.  Paiat.  hinc  dem  gewöhnlichen  Ate  vorgeso- 
gen,  desgleichen  v.  26.  die  von  Reiz,  der  dafür  Quiqtie  giebt, 
\erlas8ene  Lesart  "der  Codd. ,  Autqui^  wiederhergestellt.  Mit 
Unrecht  ist  dagegen  v.  30.  den  interpblirten  Codd.  gefolgt,  die 
«s^  weglassen«  Mit  Recht  ist  yf.  35.  die  Lesart  der  Codd,  perte- 
gamus  statt  der  Reizlschen  protegamus  wieder  hergestellt ,  eben 
so  V.  42.  faciat  stptt  faoeret^  welches  Reiz  gegen  die  Codd. 
gegeben  hat.  Y.  57.  ist  mit  Unrecht  die  gewöhnliche  Wortstel- 
lung" Teriassen.    Der  Vers  ist  so  zu  schreiben: 

/'  Cererem  te  melius  quam  Venerem  seetarier. 

Eben  «o  hätte  t.  58.  die  Lesart  des  Palatlnus  und  anderer 
Codd.  %imiorei7i  stehen  bleiben  und  nicht  mit  Sciopp.  und  Reiz 
amori  geschrieben  werden  solleii,  v.  Gronov.  ad  h.  1.  Warum  Ist 
femer  v.  60.  die  Lesart  der  Codd.  dU  terlassen  und  dafür  dt  ge- 
schrieben?  V.  69.  ist  mit  Unrecht  die  Worlstellung  der  inter- 
poilrten  Codd«  t^  sü  der  der  bessern  sit  ü  vorgezogen.  ¥•  88« 
musste  td  stehen  bleiben ,  welches,  wiewohl  vor  einem  Consonan* 
ten ,  zu  verkurzen  ist. 

Sc.  3 ,  0.  4.  (v.  8.  bei  Schneider)  lässt  Hr.  B. ,  weil  er  sieh 
hier  wieder  seine  eigenen  Metra,  geschaffen  hat ,  gegen  die  Codd. 
ego  ans«  Y.  5.  (v.  10.  Sehn.)  liest  er  mi  hoc  statt  hoc  mihi. 
V.  6«  i^t  me  umgestelit.  Allein  Si  ergo  bildet  einen  Hiatus. 
Eben^  so  ist  v^  8.  mi  hoc  statt  hoc  mihi  geschri<^ben ,  wo  tum  hoc 
einen  Hiatus  bildet.  V.  10.  hfhonos  geschrieben  statt  honor. 
V.  12«  ist  richtig  aus  den  Codd.  Palat.  mei  statt  me  aufgenommen. 
V.  14.  ist  gar  zu  eigenmächtig  un^gestaltet.  Der  Vers  ist  bei 
Reiz  (v.  22.)  ein  ganz  untajjelhafter  trimeter  iamb.,  Hf.  B.  macht 
daraus  einen  troch.  dimeter.  Sehr  eigenmächtig  sind  auch  v.  21. 
die  Worte  nee  —  venit  versetzt.  V.  23*  ist  richtig  nach  den 
Codd.  cib'o  und  loco  gesetzt,  wofür  Reiz  cibum  und  locum 
schreibt.  Eigenmächtig  ist  verfohren  y.  24.  —  Y«  27.  war  nicht 
mi^  sondern  mihi  zu  schreiben,  und  v.  27.  nunc  ego  für  ego  nunc. 
Richtig  ist  v.  2*^.  aum  mit  einem  Cod.  Palat.  weggelassen.  Y«  31. 
ist  eigenmächtig  geschrieben,  jedoch  ist  t/a,  welches  der  Decbr- 
tatus,  die  ed.  Mediol«,  Longol.  u;  s.  w«  weglassen,  mit  Recht 
gestrichen.     Eigenmächtig  ist  verfahren  v.  33;  und  34. 

Sc.  4,  V.  1.  ist  mit  Unrecht  ut  eingeschoben.  Mit  Recht  ist 
aber  v.  2«  mihi  gelassen ,  wofür  Reiz  mi  giebt.  Y.  3.  ist  nunc 
vor  dein  weggelassen,  me  aber  musste  bleiben,  wofiir  schon  Reiz 
und  jetzt  auch  Hr.  B.  med  gesetzt  hat,  ohne  Auotorität  der  Hand- 
schriften, me  oblectatam  bildet  einen  Hiatus*    Efg^nraKebtig  ist 


14  Romidche  Literatur«    > 

Torfabren  t.  4^  r—  V»  6»  Ist  mtt  Kedkteam  nach  qus^räm  weg:- 
^classen,  welches  von  Reiz  gegen  die  Codd.  eiogefiehoben  ist. 
Fttjr  eai  conmlium  aber  urar  beiiubehallen  coxs.  est.^  V«  7«  iat  so  z« 
«cbreiben: 

•  Neqneqnem  rogitem  respcmsorem ,  quemqdam  interea  invenio^ 
SO  dass  er  einen  septensrios  anapae^ticus  bildet.    V«  8.  aber  so: 

Neque  magis  solae  terrae  quam  haec  loca  atque  liae  regiones, 

welches  ein  asjnartetus  ist,  snsamniengesetst  ans  einem  iamb. 
trioi«  bracbycatal.  und  einem  monometer  trqphaicus*  —  V*  9.  ist 
mit  Unrecht  vivam^  welches  kein  Codex  wegiistt,  ausgelassen. 
V.  10.  und  12.  sind  unnothig  verändert.  \.  11.  istmt^i,  Welches 
Reis  wegliess,  mit  Recht  beibehalten  worden,  V.  13,  ist  mit 
Recht  an  eximes^  welches  Gamerarlus  giebt,  dem  eaimei  iUa^ 
welches  Reiz  hat,  vorgezogen  worden.  V.  14.  ist  richtig  certo^ 
die  Lesart  der  Palat.  Codd.  ^  dem  certe  des  Reiz  vorgezogen  wor- 
den.  V.  17.  ist  mit  Recht  ^ua,  welches  Reiz  einschaltet,  weg- 
gelassen worden.  V.  22.  ist  mit  Recht  die  Stellung  Accede  ad 
me  der«  die  Reiz  giebt,  ^d  me  ac, ,  vorgezogen  worden.  Ebenso 
ist  mit  Recht  v.  23«  mihi  und  en^  welches  Reiz  hat,  weggelassen 
und  die  vivisne  fkr  vivin*  die  (so  Reiz)  geschrieben  worden. 
.JBbeil  so.v.  24.  ut_vivere  für  vivete  ut^  welches  Reiz  hat.  Y.  25. 
ist  die  Conj.  Q^om  f^t  qttam ,  welches  die  Handsdiriftcn  haben, 
gewiss  richtig.  Reiz  giebt  dafür  quando.  Auch  ist  richtig  mihi 
rstatt  mt  geschtseben,  welches  Reiz  hat.  Y.  31.  ist  ticbtig^iccf/ie 
für  das  Reizische  sici»^  geschrieben.  Y.  35.  ist  mit  Recht,  video 
,imd  viderier ^  welches  unter  and^n  Cameraricis  hat,  der  Lesart* 
von  Reiz,  Videor  — =-  tuerier  vorgezogen  worden.  V.  37.  ist  mit 
Recht  dem  Cod.  Palat  gefolgt,  r  y.  38.  aber  hatte  ut  aliquo  fik 
ßliquo  ut  stehen  bleiben  sollen. 

Sc,  5,  V.  14.  ist  richtig  die  Lesart^ der  Codd.  sf^mus  ambne^ 
obsecro  beibehalten  Worden,  wofür  Reiz  schreibt:' a/^i/^ae  sumuB,^ 
te  pbeecrtK  Ebenso  v.  18.  Ut  —  iuo  tecto^  v.  19»  ambarum  für 
ambum^  v.  20.  und  v.  22.,  mihi  für  mt,  welches  Reiz  hat  Y.  28. 
ist  richtig  nach  dem  Cod.  Palat«.  der  nc  hat,  nunc  in  den  Text 
gesetzt.  -  ^ , 

4ct,  11^  »c,  It,  V.  2.  musfete  die  Wortstellung  nee  didicerunt 
ariem  stehen  bleiben.  Y.  6«  ist  dem  Caraerarius,  Lambin  nnd 
Rei^.zufplge  Quotidde.  aufgejtomnenii  welches  die  meisten  Codd. 
wegkiiseii« 

•Sc,  %  Pn  16.  ist  unnothig  die  Wortstettnng  verindert.  Y.  19. 
ist  richtig  nach  dem  Palat»  und  Reiz  abU  gesehricben  för  das 
vulg.  cjdit.  V.  22«  Ist  richtig  nach  dem  einen  Cpd.  Pal.  iVieiiic  qufd 
fftr  nuuqviid  geschrieben,  wie  schon  von.  Reiz.  Ferner  ist  die 
Lesart  der  Codd.  mihi  für  Jttt,  welches  Reiz  giebt,  mit  Recht 
vorgezogen,  nur  der  Schlnss  des  Yersesist,  wie  die  Wortstellung 
V«  23.,  unnöthiger  Weise  verändert. 


Plauti  Pisea^oluBy  RadeDs»  Truteidentius,  ed.  Bpthe.  15 

Se.  d)  f.  7.  war  Quidagiä tu iic ?  zu I<Hien.  Hie iisaea  mir 
die  schlechtem  Codd.  aus.  V.  8.  lässt  Hr.  B«  ^et  swisclien  con- 
ferre  und  fäöülari  aus , .  v^eii  der  Gedanke  etwas  dunkel  sei. 
Aliein  was  kann  klarer  sein  als  die  Vulg«?  V.  10.  musste  guidem 
huc  stehen  hleibeo.  V<  21.  war  te  nach  oäsee/o  beizubehalten. 
V.  26.  ist  richtig  atrferre^  welches  alle  Codd.  haben,  und  wofür 
Reis  abrieb  avehere^  wieder  herge&tellt  V.  31.  war  mit  Came- 
rarius  perit  oder  vielmehr  perü  zu  sehreiben.  V.  40.  ist  richtig 
iactaiae^  wofür  Reiz  iaciamur  gab,  wieder  hergestellt.  V.  45.  ist 
mit  Recht  e^o  weggelassen,  aber  nnt  Unrecht  v.  52.  die  Wort- 
stellung verändert;  denn  in  gehört,  wie  es  sich  auch  bei  Reiz 
findet,  noch  zum  vorigen  Verse«  V.  53.  ist  iam  unnöthig  in 
tarnen  verändert.  V.  55.  ist  mit  Recht  dum^  welches  Reiz  ein- 
geschoben hat,  weggelassen,  und  diagegcn  Feneris  beibehalten 
ü'orden.  Eben  so  ist  richtig  v.  57.  die  von  Reiz  verlassene  Wort- 
stellung der  Codd.  hoc  sese  Wieder  hergestellt  worden.  V.  59.  ist 
mit  Reiz  statt  der  Lesart  der  Codd.  passet  gescliriebeo  potesset. 
V.  60.  ist  richtig  die  Wortstelhmg  tMnam  ea  beibehalten  worden. 
\*  64.  ist  mit  den  Codd.  abiisse  geschriebea,  wofür  Reiz  hat  abivisse. 
T.  79«  ist  richtig  nach  dea  Codd.  simus  gegeben,  wofür  Reiz  ea- 
semus  ichrieb.       .  ,  > 

Sc.  4,  V.  20.  ist  richtig  die  Wortstellung  der  Codd. ,  die  n&n 
ferripotest  haben,  gegen  keiz,  der/.  n,p.  hat,  beibehalten  worden. 
V.  34.  war  nti  beizubehalten ,  welches  die  bessern  Codd.  haben. 

Sc,  5,   t>.  4.  ist  ohne  Grund   die '  Wortstellung  verändert. . 
Auch  ▼.  5.  und  22.  ist  gegen  die  Codd.  verändert.    Richtig  ist 
aber  T.  25.  und  2?.  dife  Wortstellung  der  Codd.  beibehalten. 

'&.  6,  r.  3.  ist  mit  Unrecht  die  Wortstellung  der  interpolir- 
ten  Codd.  cum  eo  quid  dem  quid  cum  eo  vorgezogen  worden. 
V.  6.  ist  richtig  die  Lesart  der  räll.  mecum  her  de  dem  vnlg.  un- 
TerständÜchen  cum  Hercule.  vorgezogen  worden ,  so  wie  v.  23. 
die  Wortstellung  der  Codd.  d^r  des  Reiz.  V.  38.  ist  richtig 
cli>7}z/s  gelassen,  wofür  Reiz  unnöthiger  Weise  dignu*s  gegeben  hat. 
V.  45.  ist  Ainnöthiger  Welse  die  VuJg.,  so  wie  v.  49.  die  gewohn- 
liche Wortstellung  verändert.  V.  53.  sind  die  Worte  Sed  nunc, 
die  die  Codd.  Fall,  weglassen,  auch  weggelassen,  dafür  aber  modo 
in  den  Vers  eingeschoben.  V.  54.  ist' nach,  der  Aiictorität  der 
Cdd.  quia  und  auderem^  wofür  Reiz  qui  aususfuerim  schreibt, 
beibehalten  worden. 

Sc.  7,  0.  5.  und  v.  17.  ist  unnöthig  die  Wortstellung  Terän«- 
dert«  V.  22.  ist  mit  Recht  die  Lesaart  der  Codd»,  cjpungare^  bei- 
behalten worden,  wofür  Reiz  emungare  gesetzt  hat. 

^et»  III^  sc.  1,  n.  13.  ist  unnöthig.  ti22a  in  «0  Terändert. 
V.  14.  ist  mit  den  Codd«  animo  beibehalten  worden ,  wofür  Reiz 
nünio  f  iebt.  V.  12.  hatten  d\e  unbezweifelten  Worte  meae  vid* 
niae^  die  Lamb.  und  Tomebos  in  ihrep  alten  fluidschnlteo  ge- 


/ 


fi 


16 


/ 


Römische    Literatur. 


f linden  liaben,  in  den  Text  aufgenommen  werden  •ollen.    Vgl. 
Ritschi  a.  a.  O.  p.  532. 

Sc,  2,  V.  1.  Hr.  B.  schreibt  überall  Pf  oh.  Die  richtigere  Form 
aber,  die  auch  die  meisten  Codd«  geben,  ist  pro»  V«  5.  ist  mit 
Reiz  innoeentvm  stutt  innocentium  aufgenommen*  V.  13*  ist 
richtig  die  Wortstellung  des  Palat.  aufgenommen.  Y.  16.  unf  19« 
^st  unnöthig  die  Wortsteihing  verändert.  V.  23.  ist  ^richtig  die 
Lesart  der  Codd.  esoptavi  beibehalten  worden,  während  Reb  ge- 
gen die  Codd.  optavi  gab.  Y.  36.  ist  richtig  aus  dem  einen  Pal. 
statt  parricidi  plenus ,  periuriammus  gegeben :  periuri  pienua^ 
Y.  48.  ist  richtig  statt  eccoß^  welches  Reiz  hat,  ecce  gegeben, 
welches  alle  Ton  Schneider  angeführte  Codd.,  unter  ihnen  auch 
der  Decurtatus,  haben. 

Sc,  3,  V.  8.  ist  mit  Recht  die  Lesart  der  Fall.,  praedpßs^  der 
des  GronoT  und  Reiz^  praecipem^  Torgezogcn  worden.  V*  19* 
und  20.  ist  richtig  die  Lesart  der  Codjd.,  vis  ne  öpprimat ,  ^ae 
via  (so  auch  die  Pall.)  cett.  statt  des  Reizischen :  ut  ne  öpprimat 
Via^  quae  beibehalten  worden,  so  wie  t.  21.  die  Wortstellung  der 
Codd.  miseram  me,  statt  des  Reizischen  me  miSm  Eben  so  r.  33. 
die  Wortstellung  der  Codd.  Venus,  alma  statt  der  Reizischen 
alma  Venus.  Y.  38.  ist  gegen  die  Codd.  stnas  statt  paiiare  ge- 
schrieben ^  dagegen  richtig  ambae ,  welches  Reiz  weglässt^  beibe- 
halten worden.  Y*  41.  ist  unnöthig  das  vulg.  haace  petere  In 
peiere  hßs  verändert.     Auch  t.  42.  ist  unnöthig  verändert. 

Sc.  4,  V,  7.  ist  richtig  die  Lesart  der  Codd.  eripia  der  Reizi- 
schen eripuiati  vorgezogen  worden.  Y.  10.  ist  richtig  die  Lesart 
der  Codd.  neu ,  wofür  Gronov  und  Reiz  neve  geben ,  wiederher«- 
gestellt,  und  richtig  die  Wortstellung  der  Fall«  in  carcereni 
compingi  der  des  Reiz  comp,  in  carc.  vorgezogen ;  nur  ubnothlg 
eat  aequUm  in  aequom  est  verändert.  Y.  23.  ist  richtig  die 
Wortstellung  der  Codd.  aciaa  meam  der  Reizischen  Aenderubg 
f?i.  sc,  vorgezogen.  Y.  27.  ist  richtig  item ,  welches  Reiz  gestri- 
chen hat,  beibehalten  worden.  Y.  39.  ist  richtig  die. Lesart  der 
Codd.  periit  der  Reizischen  Aenderung  periiati  vorgezogen  woi^- 
den.  Y.  45.  ist  richtig  die  Lesart^  der  Codd.  nam  beibehalten, . 
wofür  Reiz  namque  gesetzt  hat.  Y.  52.  ist  mit  Recht  das  exqiii-, 
sitere  opere  faciundo^  welches  auch  Carpentarios,  Camerarius  uqd 
Gruter  geben ,  der  Reizischen  Aenderung  operi  f,  vorgezogen 
worden.  Y.  62.  ist  richtig  den  Codd.  Palat.,  so  wie  v.  64.  der. 
Wortstellung  der  Codd.  gefolgt.  Eben  so  ist  richtig  v.  68.  die 
'  Interpunction  beibehalten,  womach  schon  nach  sein*  quid  das 
Fragezeichen  gesetzt  ist,  welche  Interpunction  Reis  geändert  hat. 
Y.  73.  izt  richtig  für  fatune^  welehes  Reiz  hat,  huno  gesetzt,  wet^ 
ches  die  Palat.  geben.  Y.  89^  ist  richtig^ die.  Lesart  der  Co4d. 
mihaciaa,  .wofür  Rdz  ntinaa  ge|;eben  hat,  wiederhergestellt  woc- 
<  den.  Y.  93.  ist  mit  Recht  sed ,.  welches  Camer.  und  Lamb«  aus- 
las^eli,  die  Palatt.  aber  haben,  beibehalteii  worden..^  Y.  97«  musste 


*  i?laQt{P«eiidoiiif,  R«d«niy  T^ciÜMitof/ed^  Bothe.  17 

nifib*  fitatt  »f  bdiMliatteu  nftd  Hb  ktsto  %ibf  in  Utei  MbUivI 
Verden.  Bb^  so  i$t  unnblbig  ▼.  9&  die  WertateUiHig  «emdMi 
V.  122.  durfte  nl<(hi  ut  poie^t  in  Mi^  potit  ««<•  Temi^itt  vrtirdw, 
V.  123*  iit  neblig  den  PtSatt.  gefe^ti»  die  1^0^ !  4«tm  Mbrcdben^ 
wofür  Rnt«  mbU  mm  ^U  Mit  Uniroebt  tei  v.  13L  die  Wort;?' 
steilupg  Yeranderl 

Se.  df  V.  5.  Wir  die  Aenderon^*  \9i\  4n9^ctarer  .tu  üifieeiarei 
nnnoibig.  V.  9.  isl  riebtig  die  Le$arl  der  -Codd»  p^ofeti^ma'  beibe* 
JiidU»  y  \W>f ilr  Reis  utmötfiiger  Vfebii.profevius  jBcbrieb.  Y.  l(h 
durfte  nunc  nicht  ausgelassen  werden.  V.  11^  ist  Q0aö4b{0  ftfiä  i7# 
verwandelt.  Y.  18.  isjt  gegen  die  AActori^t  der  Codd^.rn^  Ufhmn 
verwandelt  in  urhe.  Y.  23.  ist  «icbtig^mit  Dousa  das  gmiitv  wei- 
ches die  Fall,  darbieten ,  qmti  gea<shrieben.  T*  27«  «iebli  Recv^ 
gar  keinen  GruBd^  warutn  ^ft  vortreffliche  Lesart  dor  Fall. :  qttUL 
nuUo^  mit  Reis  in  numquid  m.  verändert  wetden.  sidl»  ÜnaÄtbig 
ist  V.  34.  die  WortstelkHi^^  v.  49,  üUe  in  üU^  imd  v.  50.  tu  in 
miu  verändert.  Y.  52.  ist.  richtig  die  Lesart  der  Godd*  opy  dio 
Keia  in  eii  verändert  ^  beibehalten  worden; .  . 

Act,  IF^  sc.  li  V»  9.  hätte  atatt  reliamwil  Reia  nach  den 
Fall,  retia  gelesen  werdf^n  «allen.  Y.  10.  \$t  unnötblf  dif  Wort? 
Stellung  verändert.  Y.  14.  ist  richtig  die.Lesart  der  Codd.  vtinils^ 
fuentiü  b^behaiten  wordener 

<Sc.  2,  t%  9i  ist  richUg  fto«,  welches  die  PaMt.  hab^iii  bei« 
behalten  word^^  so  wie  v.  14. /«i\  welches. Re}z  gejen.dieClodd. 
wegiasst.  Y.  IS.  ist  mit  Recht  fnr  tempore  aua  dea  €Ddd.Palatl» 
tempert  aufgenommen  worden.  Y.  20«  ist  die  richtige  Wort- 
stellung piger^  8i  velitn  und  die  Form  si^  au^.dßn  Codd.  ajiifge- 
aommea.  Y.  25.  ist  ritshtig  ut  für  ju^i  au^  den  Palijitt.  geeiehriebeq^ 
so  wie  V;  27«  eben  daher  ui  eiagesfshajl»«.  Y«  29.. |^  fi^^ißm 
weiches  Reis  ^psgen  diiB  Codd.  einschob,  woggelasseo,  naj  ^i(4f^ 
iRniii  mu9  deifi  Ptil  demum  geschrk^bon.,  .  Y,  3g.  ist  rjclitigfsi^ 
nach  ^/jyiMav  welehes  Reia  g^gen  dieCkid^^^ohob^  w^gfolaaaeii 
worden.  Yi  3&w  ist  richtig  die  WortsteAivi^fdec.Cgdd.^feifieMA^W 

Sc,  3,  V.  7.  iat  richtig  die  von  Rei^  veiiassenfs  Worbi^f Uimi§ 
der  Codd.,  Emca$  iam  me  odie^  ^is^ie  oTy  beibehalten. wfiErt 
den.  Y.  12.  ist  richtig  die  Lesart  der^cSodd.  retrahie,  wofiif,jR«i^ 
^ebt  redractas^  beibebaüen.  Y.  12.  ist.richti|r id^  welphea^Reia^ 
gegen  die  Caddv  säaachlebtf  wisggalaaseyi-  .  V.  Id^i8t:rifhtig,4if 
von  Reis  ve^ksseae  WortstelliMi«  der  .Codd.:  fneiiodatk  nriti^,ifi[ 
eett.  wiederhergestellt»  Y.  20.  bt  n0U^  wnkbe?  ]^9  «^en  /Miu 
Codd.  in  nti  verwandelt  Iiot,  <  mit  9QlAt<ibe{bebai!M  v^Hrd^n.« 
Eben  so  v.  23b  advorte ,  wofür  Reia  g#gf  i|  die  Co4d.  ßdv>9rti99^ 
Y.  36.  ist  mit  Recht  eeri»  est  (oder  tierfou!^^  weicbea  dje  Cpddjr 
haben,  beibehalten  worden«  Keia  i^eränderte  ea  in  ^ei^twnat  ^^ 
esstf.  Y.  37«  bitte  miAt  stehen- bleiben  und  nidit  in  mt  yerwaii-. 
delt  werden  aaUen.  Richtig  ist'  dagegen  y^.  38.  commune,  efit 
stehen  gebtfeben,  welche  ifeia  gegen  die  Codd*.  in  eommmißt 

19.  Jakrb.  f.  PkiU  w.  Paed.  od.  B$U.  BihL  Bd.  XXXIV.  i/ft,  1.         2 


\ 


I 


18  Itofliiiche  Liieratnr. 

> 

f  «rwanddt  litt.  V.  46.  bitte  p&iüHmumH  naeh  den  Codd.,  und 
MbipötUmmwn  eU  gesdiriebeii  werden  ftoHen.  Riehtif^  aber  ist 
Mt  dem  Deemrt.  die  altertbümliche  Form  nanttifar  nacti  aiifj^e- 
Bomoien  worden.  V.  54.  ist  riebtif  attf/trtig^tV  welches  Reis  gegen 
die  Codd.  in  audisti  verwandelt  bat^  beibehalten.  V.  59.  durfte 
0/rt,  welches  die  Codd.  haben ,  nicht  in  atro  verwandelt  werden. 
V.  64.  ist  die  gewöhnliche  Interpunction  geändert,  das  Frage- 
seiehen sdion  nach  ila  geietst,  und  Bnimvero  auf  das  Folgende 
besogen.  Mit  R^ht  ist  nicht,  wie  von  Reis  gegen  die  Codd., 
8  mal  hinter  einander  ila  geschrieben.  V.  67.  ist  mit  Recht  at^ 
welches  Reis  gegen  die  Codd.  weglfisst,  beibehalten  worden. 
BUt  Recht  ist  ▼•  75.  ei,  welches  Reis  gegen  die  Codd.  vor  guberno' 
tor  einsdiiebt,  weggelassen  worden.  V.  76.  ist  gegen  die  Codd. 
sts  eingeschoben ,  und  v.  84.  gegen  die  Codd.  et  vor  für  wegge- 
lassen. Blit  Recht  ist  t.  86.  üem^  welches  Reis  gegen  die  Codd. 
in  füdem  veränderte,  'beibehalten  worden.  V.  88.  ist  ohne 
Grund  me  in  med  verwandelt,  so  dass  dieser  Vers  unter  so  vielen 
uiunterbrocfaenen  trochaicis  der  einzige  iambicus  wäre.  Warum 
•eilte  man  aber  nicht  me  beibehalten  und  mit  demselben  den 
versns  trochaicust  V.  97.  ist  ohne  Grund  die  Wortstellung  ver* 
indert  V.  99.  ist  gegen  die  Codd.  hie  In  huc  verändert,  y.  100. 
ist  mit  Recht  die  Form  trioboium  der,  die  Reis  aus  dem  blossen 
Cod.  Lips.  entnommen  hat,  triobulum  vorgesogen  worden. 

Se.  4,  r.  9.  ist  nach  Carpent,  Camer.,  Ldimb.  und  einigen 
.  geringmi  Codd.  sis  einge9choben.  -V.  13.  ist  gegen,  die  Codd. 
hmn  eingcf^choben.  V.  14.  hatte  nach  den  Codd.  quid  negeiiU 
geschHeben  werden  sollen.  Femer  ist  ilUc  in  iUe  verwandelt. 
V.  18.  ist  tu  eingeschoben.  Y.  20.  ist  mit  Recht  en ,  welches 
Bein  gegen  die.  Handschriften  einschob ,  weggelassen  worden. 
<Hme  Grund  ist  v.  27.  und  31.  die  Wortstellung  verfiodert.  Eben 
so  V.  A3.,  woselbst  auch  mihi  in  ntt  verwandelt  ist.  V.  39.  mnsste 
n8U9  est  für  unist  stehen  bleiben.  V.  42.  sagt  er,  er  folge  in  der 
Wortstellung  {sid  eo) 'dem  Lamb.  und  Reis,  Reis  aber  liest  gerade 
vmgekehrt:  ea  ei.  V.  47.  ist  richtig  die  Wortstellung  der  Codd. 
ien&nie  eiue  est  beibehalten  worden ,  wofiir  Reis  eiue  est  lenomk 
'  geschrieben  hat.  V.  48.  ist  richtig  dem  Palat  und  den  alten  Aus- 
gaben gefolgt.  Y.  56.  107.  u;  121.,  ferner  sc.  5,  v.  9«  17.  u.  18, 
IVuc.  1, 1, 34.  45.  55.  ist-obde  Grund  die  Wortstelhing  verindert, 
Rud.  lY,  sc.  4,  V.  67.  ist  richtig  nach  den  Codd.  quibmeum  bei- 
bebdten  word^,  wc^tit  Reis  quibu*  cum  schreibt  Y.  80.  hätte 
nach  den  Palatt.  die  Form  miHium  statt  miiäam  geschrieben,  wer- 
den sollen.  Y.  97.  ist  ri(ditig/9re^  nach  dem  Palatinos  sec  statt 
riferi  gesetst,  welrJiesReis  hat.  Y.  103.  ist  richtig  nadi  dem 
mdat.,  der  ed.  Mediol.  und  Longol.  tarn  in  anguetum  statt  des 
vulg.  tu  t.  a.  gesctirieben.  Y.  WS.  ist  richtig  iniuriue^  welches 
süe  Codd.  haben,  und  Wofbr  Reis  iniuriu's  glebt,  beibehalten 
•  irordäi.    Y.  113«  ist  richtig  die  Lesart  aller  Handschriften  eet  fdr 


^lauti  Psetidolos ,  Rndens,  Traculentiis ,  ed.  Bothe«  ^9 

tU^  welches  Reis  gtb,  hergestellt  worden.  V.  125.  fttiiehlif 
die  Lesart  aller  Codd.  afgenteolay  welches  Reis  in  urgentem  TSir- 
ändert  hat,  and  vr  127.  die  Ton  Reiz  verluderte  Wörtateilong  der 
€odd.  beibehalten  worden.  Dagegen  ist  t.  1S&.  ohne  Grund  di^ 
Wortstellung  der  Codd.  yerindert« 

Sc.  5,  V.  10.  ist  nach  einigen  AIss»  eius  tervom  in  «•  e*  um* 
gesteflt. 

^  -ßc.  B,  r*  5.  war  mihi  an  lassen  nnd  nicht  mi  dafür  zu  sehrei- 
hen,  denn  eins  ist,  wie  oft,  einsylbig  su  lesen.'    V.  10.  ist  mÜ' 
Recht  die  Wortstellung  der  meisten  Handschriften  ,^/itf/aoi/a  der 
Ton  Reiz /ii0.^.  Torgezogen  worden. 

Sd.liV.  8.  ist  mit  Recht /»tVs,  sowie  v:  28.  moleatus^  qild 
Act.  \,  sc.  3,  T.  30.  ratU8^  welches-  die  Handschriften  haben,  und 
woßr  Reiz,  wie  gewöhnlich,  piu's^  molestu^a  und  ro/ii's  gege- 
ben hat,  beibehalten  worden.  IV,  7,  16.,  wie  auch  sc.  8,  v«  1^ 
war  wieder  mihi  beiänibehalteo  und  nicht  mi  dafür  zu  schreiben. 
Unnothig  ist  auch  sc.  7,  t.  17.  geändert.  V.  19.  war  noster  bei* 
zubehalten  und  nicht  vosler  zu  schreiben ,  weiches  nur  die  den 
faiterpolirten  Handschriften  folgenden  Ausgaben  haben.  Unnothitf 
ist  T.  20.  29.  und  30.,  sowie  Act  V,  sc.  2,  t.  68.  und  sc.  3,  t.  17. 
39;  40.  die  Wortstellung  geändert.  Dagegen  ist  mit  Recht  lY,  7, 
V.  22.  die  Ton  Reiz  Teriassene  Wortstellung  der  Handschrifteii 
beibelialten  worden.  Uebrigens  ist  statt  mihi  geschrieben  niA 
V.  23.  aber  hat  Hr.  R.  nach  seinen  bekannten  metrischen  Grund- 
sitzen  statt  ad  iMum  modum  mit  Unrecht  isL  ad  m«  geschrielien. 
Die  erste  Sylbe  Ton  ißtum  ist  zu  Terkürzen. 

Sc.  8,  9.4.  ist  opino  statt  opinor  gesetzt  und  in  dem  Fol- 
genden dem  Pal.  IL  gefolgt,  dfer  mi  (woför  Hr.  R».  mihi)  nuptura 
09i  hat,  wahrend  Reiz  der  Wortsteilting  des  Pai.  I.  folgt;  n.  tf» 
mihi.  Der  Reachtung  werth  ist  die  Ton  Hrn.  B.  Torgescfalsgen^ 
Emendatiott  des  v.  7.  und  8.  V.  14.  war  illam  beizubehalten  und 
nicht  dafür  illanc  zu  schreiben. 

^ct.  V,  sc.  1,  Vm-  1.  ist  mit  Unrecht  est  getilgt  V.  4.  ist  mit 
Recht  isttc  beibehalten  worden,  welchejs  Reiz  gegen  die  Codd.  in 
illit  verwandelt    Istic  hat  auch  der  Decurtatus. 

So.  2,  o.  13.  ist  mit  flecht  das  vonRei«  eingeschobene  et^ 
weldieiB  sich  in  keinem  Cod.^ findet,  weggelassen  worden.  V.  26. 
int  mit  Recht  die  von  Reiz 'Tcränderte  Wortstellung  der  Coddi 
wiederhergestellt?  V.  20.  ist  mit  Recht  die  Lesart  djer  Pall. :  di 
homines  resptcism^fur  dAs-^ulg,  Di  me  resp.  e^  Aooi.  aufgenom- 
men worden. .  V.  .50.  ist  mit  Reclit  tYfa»/welshe8  die  Fall,  und  aa- 
dere  Codd.  auslassen ,  weggelassen  worden.  Sehr  glücklich  ist 
die  Conjectur  t.  66.  .    . 

Sc,  3,  t).  8.  ist  mit  Recht  die  Lesart  der  Fall,  quicquid  der . 
anderen,  der  Refr  folgt,  j^utc^^cre,  vorgezogen,  sowie  v.  4.   O« 
wdj^hes  alle  Codd.  haben,  von  Reiz  aber  weggelassen  worden  ist^ 
wiederhergestellt  Ebenso  mit  Recht  v.  5.  Tuusne  (oder  Xkipsisoi, 


8#  Ronische  liiieratar. 

wie  Hr*  B.  ichreibt) ,  «tatt  destes  Reh  wieder  gt^  jRe  Codd. 
9bif «1^  sohieifct  BbenM  t.  5.  fuU  ^  wofür  Reis  gegen  die  Codd« 
fitvefUi  \.  10.  iit  ebenfalls  die  WorUteUumg  der  (jM.  facUe 
n^n  lieibebikeH ,  wefut  Reis  n.  f.  schrdlit.  Mit  Recht  ist  ?•  23. 
est^  weiches  Reiz  g^gen  die  Cdd.  etngdiiebt,  weggelaneii  Nvorde». 
B^nso  y.  25.  ist  nach  den  Cedd.^  auch  den  Fall.,  etiam  dum 

Seschrieben,  wofür  Reiz  etiam  hauddum  giebt  V.  28.i8tatis 
em  Recnrtatuc  iniueor  statt  des  gewbhnlichen /o^tfor  geschrieben. 
Y.  36.  ist  mit  Recht  nach  den  Fall.  ^  Camer.,  Lamb.  u.  n.  tuo  fnr, 
meo^  welches  Reis  hat ,  geschrieben.  Mit  Recht  ist  v.  44.  nicht 
.  die  nngeschiclcte  Lambinische  Brgänzangi  commodasy  die  Reis 
aufgenommen  hat,  in  den  Text  gesetzt,  sondern  nach  den  Spnren 
.  der  Fall.  muUi  modo  geschrieben.  Mit  Recht  ist  t.  57,  tu,  wei- 
ches Reis  geg(^  die  Codd.  aufgenommen  hat,  we^geiassen  worden. 
Ohne  Grimd  ist  v.  68.  geändert  ^  '     ^ 

Trucuienius,  Argum.  r.  3.  hat  Hr.  R. ,  jedoch  zum  Nach* 
theil  des  Metrums,  utigue  in  tUque  Tccwandelt. 

Ptolog.  V.  14.  ist  sum  Naclitheit  des  Metrums  die  Wortstel- 
lung Terilndert. 

Act  1,  6e.  1,  V.  3«  Ist  statt  des  Tulg.  edocet  geschrieben  edo^ 
comt.  V.  12.  ist  ohne  Grond  das  erste  atU  in  ad  verwandelt.  V.46. 
ftrt  eit  ausgelassen.  V.  70.  ist  eum  in  eo  verwandelt.  Auch  v.  71. 
Ist  ve^ündert.  V.  75.  ist  des  Metri  v^egen  hine  quo  in  q,  h.  ver- 
setzt,  sowie  T.  76.  est  nach  nm/ier  gestrichen. 

8e.  2,  r.  51.  ist  mit  Recht  nach  dem  Falat.,  der  melit»  est 
hat,  meliust  statt  des  vulg.  melius  geschrieben.    V.  124.   Quis^ 
quU  teniat  cett.  hStte  Hr.  R. ,  wie  in  seiner  2.  Ausgabe ,  nnver- 
Indert  lassen  und  für  einen  trochaicns  tetrameter  halten  sollen^ 
dagegen  den  folgenden  v.  125.  umgekehrt  fiir  einen  imnb  tetram. 
BCatai.     Unndthig  ist  v.  126.  geändert,    der  in  der  2.  Ausgab« 
noch  mit  Pareus  ubereinstimn^t.    Mit  Recht  ist  v.  131.  die  Vui^. 
ohlitust  wiederhergestellt,  wofür  in  der  2.  Ausgabe  obütus'  sit 
geschrieben  war.    V.  136.  hatte  Hr.  B.  in  seiner  2.  Ausg.   statt 
des  vulg.  quaeso^  num  qui  cett.  geschrieben:   quaestuwn.   Qui 
cett.     Jetzt  schreibt  er:  quaesti.  Nam  qui  cett.     ?.  14S&  hatte 
er  in  der  2.  Ausgabe  aus  dem  demtis  der  Handschriften,  welclies 
die  Vulg.  in  demunt  verttadert  hat,  mit  grösster  Wahrscheinliclv* 
keit  domua  gemaeht ;  dieses  *ber  verändert  er  jetat  wieder  in  da^ 
mtits,  welches,  wie  er  sugt,   ferch  daä  Versmaass  unterstiitat 
werde.    Aber  in  wiefern  dadurch  das  Versmaass  besser  werde, 
wünschten  wir  wohl  von  Hm.  B.  naher  erörtert    V.  145.  ist  an« 
JMss.  hac^  hocte  st.  des  vulg.  kanc  noetem  geschrieben. 

Äc.  d, «?.  6.  ist  mit  Recht,  wie  schon  In  der  2.  Aosgdbe^  statt 
des  vulg.  td  aus  dem  Cod.  Falat  at  gegeben.   V.  IS.  ist  die  Vul^. 
maneipium  qui  aeHpias,  die  in  der  2.  Ausg.  in  quoa  mmncupio  «t 
verändert  war,  wiederhergestellt  worden.     V.  60.  ist  tihne  Nothr 
die  m  del"  ^.  Attsg.  beib^attene  gewöhnliche  WortsteWuiis 


Plaatl  Pseudolus,  Anden«!  Tmculenton,  ti»  Both«*  21 

■ 

iri$iem  In  tt.  e:  verSodert  worden,  und  ebenso  .T.  04  ea^m,  odkim 
(go  auch  in  der  2.  Aus^.)  in  o.  e. 

Sc.  4,  f.  1^«  ist  nnnölhig  quid  tarn,  wekhcB  tnch  dfe  2.  Aoi- 
gnbe.hmtte,  In  qtMnam  yerändert.  Ebenso  isl  v«  14.  mit  UnreeM* 
Terändert,  während  früher  die  Vul^ta  beib^ialten  war.  Mit 
Unrecht  ist  v.  28.  das  früher  beibehaltene  nunc  festrichea 
worden.  Es  ist  b^isLubehaiten  und  die  ersten  Worte  des  Verses 
Ego  f8(09  bilden  einen  Anapäst,  so  dass  die  erste  Syibe  in  is^os 
TeAorzt  wird.  * 

Sc.  5,  r.  6.  war  die  Urostdlnngf  TOn  ego  nunc  ganz  unnothlg*, 
w&hrend  in  der  frühern  Ausgabe  ebenso  unnöthfg  hercle  in  her" 
cule  verwandelt  war.  Der  Vers  bildet  in  der  Vnig.  einen  gans 
nntadeligen  senarius  iamb.  Ebenso  nnnöthig  ist  die  Yerwandlnng 
T.  8.  Ton  hicne  in  biccincy  wie  schon  in  der  2.  Ausg.'  Hiene  ht 
beizubehalten,  so  dass  quom  advenis  am  Schluss  des  Verses  einen 
Hiatus  bildet.  Ebenso  unnothig  war  die  ebenfalls  schon  in  der 
2.  Ausgabe  vorgeifornmene  Umstellung  v.  9.  und  49.  —  V.  18. 
iät,  wie  schon  In  der  2.  Ausgabe,  mit  Recht  statt  des  Tulg.  am- 
hulavisli  ans  dem  Dec\irt.  ambulasti  gesetzt.  Unnothig  war  die 
Umstellung  t.  59.  und  65.,  die  in  der  2.  Ausg.  unangetastet  ge- 
blieben waren.  V.  70.  ist  mit  Recht,  wie  sdion  in  der  2.  Ausg., 
die  alte  Lesart  post  id  dem  Tulg.  po9tidea  rorgezogen  worden, 
V.  92.  musste,  wie  in  der  2.  Ausg.,  Ego  isti  für  /•  e.  stehen 
bleiben. 

Act,  n,  sc.  1,  V,  8.  ist  mit  Recht  aus  den  alten  Ausgaben  hoc 
eingeschoben  worden ,  wie  schon  in  der  2.  Ausg. ,  nur  dass  dort 
Quae  in  Q,uia  verwandelt  war.  V.  10.  ist  mit  Recht  aupposivi 
hergpestelit,  während  in  der  2.  Ausg.  sti/;/;om  stand. 

Sc.  2,  V*  19.  ist  mit  Recht,  wie  schon  in  der  2.  Ausg.,  dem 
Cod.  Palat.  zufolge  tu  vor  te  weggelassen ,  worden.  Mit  Recht 
ist  V.  41.  die  in  der  2.  Ajusg.  verlassene  Vulg.  wiederhergestellt 
worden. 

Sc.  3,  V.  4.  ist  mit  Recht  die  in  der  frühem  Ausg.  verlassene 
Wortstellung  der  Vulg.  Aique  inprobU  sese  artibus  cApoUai 
(wofür  sonst  geschrieben  wurde  A,  t.  a.  se  esp.)  wiederherge* 
alellt  worden.  V.  28.  hätte  siäit  heru\  wie  in  der  2.. Ausg.,  die 
Vulg.  hema  stehen  bleiben  sollen*  V»  32.  ist  aus>aUen  Ausgaben 
statt  des  vnlg.  iubeo  gesehrieben  iube,  Ebendas.  hätte,  wie  in 
der  2. 'Ausg.  mit  Recht,  diev  Lesart  des  Falat.  und  der  alten  AuS'^ 
gaben:  Graiaque  ecastor  hobeo  statt  der  Vulg.  Grata  qua0qu$ 
ec.  A.  aufgenommen  werden  sollen.  Mit  Unrecht  ist  v.  42.  Aomov 
welebes  in  der  2.  Ausg.  st^ht,  weggelassen  worden.  V.  60.  sind 
ahne  Noth  die  Worte  ta  Ate,  wie  sie  auch  in  der  2.  Ausg.  8i;i^9ii| 
in  Aie  ted  umgesetat.  Anch  v,  63.  ist  ohne  Noth  vei'ändert,  wäh- 
rend avch  hier  die  2.  Ausg.  die  Vulg.  beibehält.  V.  64.  ist  mit 
Vandit  tstec,  wekhJBs  auch  In  der  frühem  Ausg.  stfht.  In  isiud 


t 


2#  •       .  Romische  Literatar. 

Wte  Hr»  B.  fichreibt) ,  Btott  deeMii  Reis  wieder  g^geit  £e  Codd. 
^ün'  $pbtelbt  BbcMo  t.  5.  /ti^,  wofür  Rdz  gegen  die  Codd. 
fuverit.  V.  10.  ist  ebcnfiHs  die  -WorUtellufig  der  Codd.  /iie»/e 
19011  beibeliakeB ,  w^füt  Ret«  n,  f.  schreibt.  Mit  Recht  ist  ▼«  23. 
est^  welches  Reiz  gegen  die  Cdd.  einschiebt,  weggelassen  wcorden. 
fifr^nso  y.  25.  ist  nach  den  Codd. ,  auch  den  Fall. ,  eiiam  dum 

Seschrieben  ^  wofür  Reiz  etiam  hauddum  giebt.  V.  28.  ist  aus 
em  Becurtatus  intueor  statt  des  gewöhnlichen  fateor  geschrieben. 
Y.  36.  ist  mit  Recht  nach  den  Fall.  ^  Camer. ,  Lamb.  u.  a.  tuo  för 
meo^  weiches  Reiz  hat\)  geschrieben.  Mit  Recht  ist  v.M4*  nicht 
.die  nngeschiclcte  Lambinische  Ergänzung i  commoc/a«,  die  Reis 
aufgenommen  hat,  in  den  Text  gesetzt,  sondern  nach  den  Sparen 
/  der  Fall,  midti  modo  geschrieben.  Mit  Recht  ist  t.  57,  tu ,  wel- 
ches Reiz  geg(^  die  Codd.  aufgenommen  hat,  weggelassen  worden. 
Ohne  Grimd  ist  v.  68.  geändert  ^  ~ 

Truculentus.  Argum.  v,  3.  hat  Hr.  B. ,  jedoch  zuoi  Nach'* 
iheil  des  Metrums,  utique  in  utque  Terwandelt. 

-  Prolog.  V.  14.  ist  zum  Naclitheil  des  Metrums  die  Wortstel« 
lung  verändert. 

Act.  I,  8€.  1,  V.  3«  ist  statt  des  vulg.  edocet  geschrieben  ede^ 
ceat.  V.  12.  ist  ohne  Grund  das  erste  aut  in  ad  verwandelt.  V.46« 
ht  e$t  ausgelassen.  V.  70.  ist  eum  in  eö  verwandelt  Auch  v.  71. 
fet  velrändert.  V.  75.  ist  des  Metri  wegen  hinc  quo  in  q.  A.  ver« 
setzt ,  sowie  t.  76.  est  nach  mii/ier  gestrichen. 

Sc.  2,  V.  51.  ist  mit  Recht  nach  dem  Palat. ,  der  melm»  est 
hat,  meliust  statt  des  vulg.  m^ltti»  geschrieben.  Y.  124.  Quis^ 
quü  eeniat  cett.  hätte  Hr.  B.,  wie  in  seiner  2.  Ausgabe,  unver- 
ändert lassen  und  -for  einen  trochaicns  tetrameter  halten  sollen^ 
dagegen  den  folgenden  v.  125.  umgekehrt  für  einen  iimüb  tetram. 
aeatat  Unnöthig  ist  v.  126.  geändert,  der  in  der  2.  Ausgabe 
noch  mk  Pareus  iibereinstinini^t.  Mit  Redit  ist  v.  131.  die  \vig. 
oblitust  wiederhergestellt,  wofür  in  der  2.  Ausgabe  obliius' s^ 
geschrieben  war.  V.  136.  hatte  Hr.  B.  in  seiner  2.  Ausg.  statt 
des  vulg.  quäeso^  num  qui  cett.  geschrieben:  quaestuunu  ^i 
cett  Jetzt  schreibt  er:  quaesti.  Nam  qui  cett.  ¥.  14^  hatte- 
er  Iti  der  2.  Ausgabe  aus  dem  demus  der  Handschriften, .  welches 
die  Vulg.  in  derhunt  verändert  hat,  mit  grösster  WahrsdieinUch* 
k^  domus  gemacht;  dieses  ^ber  verändert  er  jetzt  wieder  in  do* 
mtifs,  welches,  wie  er  sagt,  durch  das  Versraaass  unterstütat 
werd^.  Aber  in  wrefem  dadurch  das  Versmaass  besser  werde, 
wünschten  wir  wohl  von  Hrn.  B.  näher  erörtert  V.  145.  ist  aus 
.'9ls9.  hac  *^^  hocie  st;  des  vulg.  kanc  noetem  geschrieben. 

Sc.  3,  V.  6.  ist  mit  Recht,  wie  schon  in  der  2«  AuG^aibe,  statt 
des  vulg.  id  aus  d^m  eod.  Palat  at  gegeben.  V»  18.  ist  die  V-uig. 
manefpiutA  qui  aeHpias^  die  in  der  2.  Ausg.  ini^uos  mancupU^  ir. 
verändert  War,  wiedertiergesteUt  vrorden.  V.  &d^  iettihne  Notlr 
die  ia  der  %Amg.  beib^haltehe  gewohoUeÜe  WortisteWms .eaw 


Plaati  Pseudolus,  Audeiuii  Tmculeatus,  eL  Bothe*  21^ 


ifi$iem  üd  it.  e:  verändert  worden,  und  ebenso  j.  64  ee^mm^i^dium 
(so  auch  in  der  2.  Ausgf«)  in  o.  e« 

Sc.  4,  f.  12.  ist  nnnöthig  quid  tarn,  wekhes  anch  die  2.  Ans« 
gsbe^ hatte,  in  qtddnam  venindert.  Ebenso  ist  v.  14.  mit  UnreeM* 
verändert ,  während  früher  die  Vulgata  beibdialten  war.  Mit 
Unrecht  ist  ▼.  28.  das  früher  beibehaltene  nunc  gestrichen 
worden.  Es  ist  bi&izubehalten  und  die  erst^i  Worte  des  Verses 
Ego  istoa  bilden  ehien  Anapäst,  so  dass  die  erste  Sylbe  in  i9io$ 
verkSi«t  wird,  '     '^ 

Sc.  5,  o.  6.  war  die  Umstdlun^  von  ego  nunc  ganz  unnothig, 
wahrend  in  der  frühem  Ausgabe  ebenso  nnnöthig  hercle  in  Aer- 
eule  verwandeit  war.  Der  Vers  bildet  in  der  Vnlg.  einen  gans 
untadeligen  senarius  iamb.  Ebenso  annöthig  ist  die  Verwandlang 
T.  8.  von  hicne  in  kiccincy  wie  schon  in  der  2.  Ausg.'  HieneHt 
beizubehalten,  so  dass  quotn  edvenis  am  Schluss  des  Verses  einen 
Hiatus  bildet.  Ebenso  unnothig  war  die  ebenfalls  schon  in  der 
2.  Ausgabe  vorffenommene  Umstellung  v.  9.  und  49.  —  V«  18* 
i^,  wie  schon  in  der  2.  Ausgabe,  mit  Recht  statt  des  Tulg.  am- 
hulavisti  aus  dem  Dectirt.  ambulasti  gesetzt.  Unnothig  war  die 
Umstellung  v.  59.  und  65.,  die  in  der  2.  Ausg.  unangetastet  ge- 
blieben waren.  V.  70.  ist  mit  Recht ,  wie  schon  in  der  2.  Ausg., 
die  alte  Lesart  post  id  dem  vulg.  postidea  vorgezogen  worden. 
V.  92.  musste>  wie  in  der  2.  Ausg.,  Ego  isti  für  /•  e.  stehen 
bleiben. 

Act,  n,  sc.  1,  V,  8.  ist  mit  Recht  aus  den  alten  Ausgaben  hoc 
eingeschoben  worden ,  wie  schon  in  der  2.  Ausg. ,  nur  dass  dort 
Quae  in  ^uia  verwandelt  war.  V.  10.  ist  mit  Recht  suppoaivt 
hergestellt,  während  in  der  2.  Ausg.  supposui  ^tAikA,  ^.  . 

Sc.  2,  V.  19:  ist  mit  Recht,  wie  schon  in  der  2.  Ausg.,  dem 
Cod.  Faiat.  zufolge  tu  vor  'te  weggelassen ,  worden.  Mit  Recht 
ist  V.  44.  die  in  der  2.  Ajusg.  verlassene  Vulg.  wiederhergestellt 
worden. 

Sc,  3,  V.  4.  ist  mit  Recht  die  in  der  frühern  Ausg.  verlassene 
Wertstellung  der  Vlilg.  Atque  inprobis  sese  artUms  ejfpoUai 
(wofor  sonst  geschrieben  wurde  A.,  t.  a.  se  esp.)  wiederhei*ge- 
stellt  worden.  V.  28.  hätte  sts(tt  keru\  wie  in  der  2.. Ausg.,  die 
Vnlg.  herua  stehen  bleiben  sollen»  V.  32.  ist  aus  alten  Ausgaben 
statt  des  vnlg.  iubeo  gesehrieben  iube.  Ebendas.  lifitte,  wie  in 
der  2.  Ausg.  mit  Recht,  die^  Lesart  des  Palat.  und  der  alten  Ans<^ 
gaben:  Grataque  ecaator  habeo  statt  der  Vulg.  Grata  quaoqu^ 
ec.  k.  aufgenomoien  werden  sollen.  Mit  Unrecht  ist  v.  42.  h^mo^ 
welches  in  der  2.  Ausg.  st^ht,  weggelassen  worden.  V.  60.  sind 
ohne  Noth  die  Worte  ie  hic^  wie  sie  auch  in  der  2.  Ausg.  st^e^ 
m  hie  ted  umgesetst.  Auch  v,  63.  ist  ohne  Noth  verändert,  wäh«- 
lend  auch  hier  die  2.  Ausg.  die  Vulg.  beibehält.  V.  64.  ist  mit 
Uttiecht  ütuc^  wekhes  auch  in  der  frühem  Ausg.  st^,  in  iHud 


2#  Römische  Literatur. 

wfe  Hr»  B.  schreibt)  v  statt  dMs^n  Reiz  wieder  g^g^en  üc  Codd. 
TkUff  f^chteiht  Ebeiwo  t.  5.  fuU^  wofür  Reiz  gegen  die  Codd. 
fuverit:  \.  10.  ist  ebenfsHs  die  Wortstellnag  d«r  Codd.  /actYe 
fiou  beibelisiten ,  wöfiir  Reiz  n.  f.  schreibt.  Mit  Recht  ist  y*  23. 
est^  welches  Reiz  gegen  die  Cdd.  einschiebt^  weggelassen  wonkn. 
Ebenso  y.  25.  Ist  nsch  den  Codd.  <,  auch  den  Fall. ,  etiam  dum 
geschrieben ,  wofür  Reiz  etiam  hauddum  giebt.  V.  28.  Ist  am 
mm  Becurtatus  intuear  statt  des  gewöhnlichen /ii/^or  geschrieben« 
Y.  36.  ist  mit  Recht  nach  den  Fall.  ^  Camer.,  Lamb.  u.  a.  tuo  für 
meo^  weiches  Reiz  hat^  geschrieben.  Mit  Recht  ist  v.^44.  nidit 
.  die  ungeschicicte  Lambinische  Ergänzung«  cammodas,  die  Reis 
anfgenommen  hat,  in  den  Text  gesetzt,  sondern  nach  den  Spuren 
/  der  Fall.  muUi  modo  geschrieben.  Mit  Recht  ist  v.  57,  tu ,  wel- 
ches Reiz  gegchi  die  Codd.  aufgenommen  hat,  weggelassen  worden. 
Ohne  Grjind  ist  r.  68.  geändert  ^  ' 

Truculentus.  Argum.  v.  3.  hat  Hr.  B. ,  jedoch  zun  Nach* 
theil  des  Metrums,  utique  in  tUque  verwandelt. 

-  Prolog.  V,  14.  ist  zum  Nachtheil  des  Metrums  die  Wortstel- 
lung verindert. 

Act.  I,  8G.  1,  V.  3*  ist  statt  des  Tulg.  edocet  geschrieben  ede^ 
ceat.  V.  12.  ist  ohne  Grand  das  erste  o»^  in  ad  Terwandelt.  V.46* 
i^t  eii  ausgelassen.  V.  70.  ist  eum  in  eö  verwandelt  Auch  v.  71. 
ht  velrandert.  V.  75.  ist  des  Metri  Mcegen  himc  quo  in  q.  h.  ver- 
setzt ,  sowie  t.  76.  est  nach  nt^h'er  gestrichen. 

8c.  2,  V,  51.  ist  mit  Recht  nach  dem  Falat,  der  melüt»  e9t 
hat,  meliust  statt  des  vulg.  fiteltiia  geschrieben.  V.  124.  Qoas* 
J7»f>  verHat  cett.  hatte  Hr.  B. ,  wie  in  sehier  2«  Ausglibe ,  unver- 
indert  lassen  und  -fnr  einen  trochaleus  tetrameter  halten  sollen^ 
dagegen  den  folgenden  v.  125.  umgekehrt  lilr  einen  iqinb  tetram. 
aeatal*  Unnöthig  ist  t.  126.  geändert,  der  in  der  2.  Ausgab« 
noch  mit  Pareus  übereüistiitini^t.  Mit  Recht  ist  v.  131.  die  Yvig. 
oblitust  wiederhergestellt,  wofür  in  der  2.  Ausgabe  obütug'  ni 
geschrieben  war.  V.  136.  hatte  Hr.  B.  in  seiner  2.  Ausg.  statt 
des  vulg.  quüeso^  num  qni  cett.  geschrieben:  quaestuunu  ^i 
cett  Jetzt  schreibt  er:  quaestu  Nam  qui  cett.  ?.  14^  hatte 
er  in  der  2.  Ausgabe  aus  dem  demus  der  Handschriften, ,  welches 
die  Vulg.  in  demunt  verändert  hat,  mit  grösster  Wahrscheinliclv« 
kelt  domus  gemacht ;  dieses  aber  verändert  et  jetzt  wied^fcr  in  da^ 
muts^  welches,  wie  er  sagt,  dnrch  daä  Versmaass  unterstütat 
werde.  Aber  in  wiefern  dadurch  difs  Versmaass  besser  werde, 
wünschten  wir  wohl  von  Hm.  B.  näher  erörtert  V.  145.  ist  an» 
Mss.  hac  *^^  hocte  st;  des  vulg.  httnc  noetem  geschrieben. 

Sc.  3,  V.  6.  ist  mit  Recht,  wie  schon  in  der  2<  AuG^aie^  atat^ 
des  vulg.  id  aus  dem  Cod.  Palat  at  gegeben.  V.  19.  Ist  die  Vulg. 
maneipium  qui  aetipiaSy  die  in  der  2.  Ausg.  in  i$ifos  mmncupio  m 
verändert  War,  wiedertiergestellt  werden.  V.  60.  iattihne  Nötfer 
die  in  der  %hmgi  belb^haltciie  gewohoUohe  Wortate|h«s  >''«^ 


Plaati  Piseudolus,  Audeiuii  Tfoctüeatiu,  eL  Bothe*  21^ 

iri$t0m  ta  it.  e:  verSiiderl  worden,  und  ebenso  j.  64  earnnK^üum 
(so  aach  ia  der  2.  Ausgf.)  in  o«  e» 

Sc.  4,  V,  12.  ist  nnnöthlg  gt^M  iam^  wekhes  anch  die  2«  Ana«^ 
gäbe, hatte,  in  qtädnam  Terändert.  Ebenso  ist  v.  14.  mit  UnreeM* 
verändert ,  während  früher  die  Vulgata  beibehalten  war.  Mit 
Unrecht  ist  ▼.28.  das  früher  beibehaltene  nunc  gestrichen 
worden.  Es  ist  bj^izubehalten  und  die  ersten  Worte  des  Versea 
Ego  istos  bilden  ehien  Anapäst,  so  daas  die  erste  Sylbe  in  iHo$ 
Terknrat  wird.  *     "^ 

Sc.  5,  o.  6.  war  die  Umstellung'  TOn  ego  nunc  ganz  unn5thlg, 
wahrend  in  der  frühern  Ausgabe  ebenso  unnöthig  kercle  in  Aer- 
cule  Terwandelt  war.  Der  Vers  bildet  in  der  Vulg.  einen  gans 
untadeligen  senarius  iamb.  Ebenso  unnöthig  ist  die  Verwandiang 
T.  8.  von  hicne  in  kiccincy  wie  schon  in  der  2.  Ausg.  Hieneht 
beizubehalten,  so  dass  quom  advenis  am  Schluss  des  Verses  einen 
Hiatus  bildet.  Ebenso  unnöthig  war  die  ebenfalls  schon  in  der 
2,  Ausgabe  vorgenommene  Umstellung  v.  9.  und  49.  —  V«  18. 
üt,  wie  schon  in  der  2.  Ausgabe,  mit  Recht  statt  des  vulg.  am- 
hulaviati  aus  dem  Dectirt.  ambulastt  ^e&eizt.  Unnöthig  war  die 
Umstellung  v.  59.  und  65.,  die  in  der  2.  Ausg.  unangetastet  ge- 
blieben waren.  V.  70.  ist  mit  Recht ,  wie  schon  in  der  2.  Ausg., 
die  alte  Lesart  post  id  dem  vulg.  po$tidea  vorgezogen  worden. 
V.  92.  musste^  wie  in  der  2.  Ausg.,  Ego  isti  für  /.  e.  stehen 
bleiben. 

AcU  n,  8c.  1,  V,  8.  ist  mit  Recht  aus  den  alten  Ausgaben  hoc 
eingeschoben  worden,  wie  schon  in  der  2.  Ausg.,  nur  dass  dort 
Quae  in  ^uia  verwandelt  war.  V.  10.  ist  mit  Recht  supposivt 
hergestellt^  während  in  der  2.  Ausg.  supposui  ^iänA,  ^.  . 

Sc.  2,  Vm  19.  ist  mit  Recht,  wie  schon  in  der  2.  Ausg.,  dem 
Cod«  Falat.  zufolge  tu  vor  te  weggelassen ,  worden.  Mit  Recht 
ist  V.  44.  die  in  der  2.  Ajusg.  verlassene  Vulg.  wiederhergestellt 
worden. 

Sc.  3,  V,  4.  ist  mit  Recht  die  in  der  früh  ern  Ausg.  verlassene 
Wortstellung  der  VuJg.  Atque  inprobis  sese  artilms  ejupoUai 
(wofür  sonst  geschrieben  wurde  A>  •'.  0.  se  esp.)  wiederhei*ge* 
aiellt  worden.  V.  28.  hätte  &iäii  keru\  wie  in  der  2.. Ausg.,  die 
Vulg.  herua  stehen  bleiben  sollen.  V.  32.  ist  aus  alten  Ausgaben 
Mtmtt  des  volg.  iabeo  gesehrieben  iube.  Ebendas.  hfitte,  wie  in 
der  2. 'Ausg.  mit  Recht,  die.  Lesart  des  Palat.  und  der  alten  Ans-» 
gaben:  Graiaquü  ecaaior  habeo  statt  der  Vulg.  Grata  quacqu^ 
ec.  k.  aufgenomaien  werden  sollen»  Mit  Unrecht  ist  v.  42.  A#9i«^ 
welebea  in  der  2.  Ausg.  st^ht,  weggelassen  worden*  V.  60.  sind 
ohne  Noth  die  Worte  te  Ate,  wie  sie  auch  in  der  2.  Ausg.  st^e^ 
in  Ate  ted  umgesetsrt.  Auch  v,  63.  ist  ohne  Noth  verändert,  wäh«- 
rend  auch  hier  die  2.  Ausg.  4ie  Vulg.  beibehält.  V.  64.  ist  mit 
Uaiecbt  iUua^  wekbca  auch  in  der  f^ern  Ausg.  st$ht,  in  Mud 


i 
\ 


2A  Romifche  Literator. 

wte  Hfr  B.  schreibt)  ^  statt  dessen  Reiz  wieder  gAg'ea  die  Codd. 
Ihttn'  li^obfeibt  Bbenso  t.  5.  fuH  ^  wofür  Reiz  gegen  die  Codd. 
fuverit.  V.  10.  iat  ebenfalls  die  Wortstellaag  der  Codd.  facile 
non  beibehalten ,  wafur  Reiz  n.  f.  schreibt.  Mit  Recht  ist  ¥•  23. 
est^  welches  Reiz  g^gen  die  Cdd,  einschiebt,  weggelassen  wenkn. 
Ebenso  y.  25.  Ist  nach  den  Codd.  <,  auch  den  Fall. ,  eiiam  dum 
geschrieben ,  wofür  Reiz  etiam  hauddum  giebt.  V.  28.  ist  aus 
dem  Becurtatus  intueor  statt  des  gewöhnlichen /ii/^or  geschrieben. 
Y.  36.  ist  mit  Recht  nach  den  Fall.  ^  Camer.,  Lamb.  u.  a.  tuo  f%r 
meo^  weiches  Reiz  hat  ^  geschrieben.  Mit  Recht  ist  v/44.  nicht 
die  ungeschiclcte  Lambinische  Ergünznng«  commodas^  die  Reis 
aufgenommen  hat^  in  den  Text  gesetzt,  sondern  nach  den  Sporen 
r  der  Fall.  mtsUi  modo  geschrieben.  Mit  Recht  ist  v.  57,  tu ,  wel- 
ches Reiz  gegchi  die  Codd.  aufgenommen  hat,  weggelassen  wordeir. 
Ohne  Grjind  ist  v.  68.  geändert.  ^ 

Truculenius,  Argum,  v.  3.  bat  Hr.  B. ,  jedoch  zun  Nacli«* 
theil  des  Metrums,  utique  in  utque  verwandelt. 

-  Prolog.  V.  14.  ist  zum  Nachtheil  des  Metrums  die  Wortstel- 
lung verändert. 

Act  l^  sc.  1,  V.  3*  ist  statt  des  vulg.  edocet  geschrieben  ede^ 
ceat,  V.  12.  ist  ohne  Grund  das  erste  aut  in  ad  verwandelt.  V.46. 
i^t  eit  ausgelassen.  V.  70.  ist  eum  in  eö  verwandelt.  Auch  v.  71. 
Ist  velrändert.  V.  75.  ist  des  Metri  Mcegen  At^ic  quo  in  q.  h.  ver- 
setzt, sowie  V.  76.  est  nach  Vii»^*er  gestrichen. 

^  8c.  2,  r.  51.  ist  mit  Recht  nach  dem  Falat.,  der  melkt»  e9t 
hat,  meliust  statt  des  vulg.  fiteltiia  geschrieben.  V.  124.  ^oas- 
quiä  veniat  cett.  hätte  Hr.  B. ,  wie  in  sehier  2.  Ausglibe ,  unver- 
ändert lassen  und  fnr  einen  trochaicns  tetrameter  halten  sollen^ 
dagegen  den  folgenden  v.  125.  umgelcehrt  für  einen  iqinb  tetram. 
aeatal*  Unnöthlg  ist  v.  126.  geändert,  der  in  der  2.  Ausgabe 
noch  mit  Pareus  übereiiistiitini.t.  Mit  Recht  ist  v.  131.  die  Vtt%. 
oblitust  wiederhergestellt ,  wofür  in  der  2.  Ausgabe  obUtusi  ni 
geschrieben  war.  V*  136.  hatte  Hr.  B.  in  seiner  2.  Ausg.  statt 
des  vulg.  quaeso^  num  q'ui  cett.  geschrieben:  quaestuum*  ^1 
cett.  Jetzt  schreibt  er:  quaesti,  Nam  qm  cett«  ?.  14^  hatta- 
er  in  der  2.  Ausgabe  aus  dem  demtis  der  Handschriften,  welches 
die  Vulg.  in  demunt  verftadert  hat,  mit  grösster  Wahrscheintidv« 
kelt  domus  gemacht ;  dieses  aber  verändert  er  jetzt  wieder  in  da^ 
muis^  welches,  wie  er  sagt,  durch  das  Versmaass  nnterstütat 
werde.  Aber  in  wiefern  dadurch  das  Versmaass  besser  werde, 
wünschten  wir  wohl  von  Hm.  B.  näher  ertotert  V.  145.  ist  an» 
Ms»,  hac  *^^  Hocie  st;  des  vulg.  kanc  noctem  geschrieben. 

Sc,  3,  V,  6.  ist  mit  Recht,  wie  schon  in  der  2«  Aus^abev  Stat^ 
des  vulg.  id  aus  d^m  Cod.  Palat  at  gegeben.  V.  19.  ist  die  Vulg. 
manefpium  qui  aetipias^  die  in  der  2.  Ausg.  ini^ifos  mmneupio  m 
verändert  war,  wiedertiergestellt  werden.  V.  60.  istuhne  Nötfer 
die  in  dei*  2.  Attsg.  belb^halteiie  gewilhaUohe  Wortsteltaiig  >sw 


Plaut!  Pseudolus,  Audeiuii  Truouleatn»»  ed.  Bothe*  21^ 

ifisiem  flD  it.  e;  verSnderl  worden,  und  ebenso y.  64  eamm^^dium 
(so  aach  ia  der  2.  Ausgf«)  in  o«  e» 

So.  4,  f.  Ht.  ist  nnnöthlg  quid  iam^  wekhes  anch  dfe  2«  Ana« 
gabe^liatte,  in  qtiidnam  verändert.  Ebenso  ist  v.  14.  mit  UnreeM* 
verändert,  während  früher  die  Vulgata  beibdialten  war.  Mit 
Unrecht  ist  ▼.  28.  das  früher  beib.ehaltene  nunc  gestrichen 
worden.  Es  ist  bisizubehalten  und  die  ersten  Worte  des  Versea 
Ego  istos  bilden  ehien  Anapäst,  so  daas  die  erste  Sylbe  in  i8io$ 
TeilcnrsEt  wird. 

Sc.  5,  o.  6.  war  die  Umstdlun^  Ton  ego  nunc  ganz  unnothig, 
waiirend  in  der  frühem  Ausgabe  ebenso  unnöthig  hercle  in  Aer- 
cuU  Terwandeit  war.  Der  Vers  bildet  in  der  Vnig.  einen  gans 
untadeligen  senarius  iamb.  Ebenso  unnöthig  ist  die  Verwandlung 
T.  8.  von  hicne  in  kiccincy  wie  schon  in  der  2,  Ausg.'  Hieneht 
beizubehalten,  so  dass  quom  edvenis  am  Schluss  des  Verses  einen 
Hiatus  bildet.  Ebenso  unnöthig  war  die  ebenfalls  schon  in  der 
2.  Ausgabe  vorgenommeüe  Umstellung  v.  9.  und  49.  —  V.  18. 
1^,  wie  schon  in  der  2.  Ausgabe,  mit  Recht  statt  des  Tulg.  am^ 
bulaviati  aus  dem  Dectirt.  ambulasti  gesetzt.  Unnöthig  war  die 
Umstellung  t.  59.  und  65.,  die  in  der  2.  Ausg.  unangetastet  ge- 
blieben waren.  V.  70.  ist  mit  Recht,  wie  sdion  in  der  2.  Ausg., 
iSii^  alte  Lesart  post  id  dem  TuIg.  postidea  Torgezogen  worden. 
V.  92.  musste^  wie  in  der  2.  Ausg.,  Ego  isti  für  /•  e.  stehen 
bleiben. 

jict.  n,  sc.  1,  V,  8.  ist  mit  Recht  aus  den  alten  Ausgaben  hoc 
eingeschoben  worden,  wie  schon  in  der  2.  Ausg.,  nur  dass  dort 
Quae  m  Quia  verwandelt  war.  V.  10.  ist  mit  Recht  auppoaivt 
hergestellt,  während  in  der  2.  Ausg.  supposui  stand. 

Sc.  2,  V*  19:  ist  mit  Recht,  wie  schon  in  der  2.  Ausg.,  dem 
Cod.  Falat.  zufolge  tu  vor  te  weggelassen ,  worden.  Mit  Recht 
ist  y.  44.  die  in  der  2.  Ajusg.  verlassene  Vulg.  wiederhergestellt 
worden. 

Sc,  3,  r.  4.  ist  mit  Recht,  die  in  der  frühern  Ausg.  verlassene 
Wortatelliing  der  Ytilg.  Atgue  inprobis  sese  artUma  eA-poUai 
(wofor  sonst  geschrieben  wurde  A.  i,  a,  se  esp.)  wiederhei*ge* 
atellt  worden.  V.  28.  hätte  stiiitt  heru\  wie  in  der  2.. Ausg.,  die 
Vulg.  herua  stehen  bleiben  sollen»  V.  32.  ist  aus  alten  Ausgaben 
Btätt  des  volg.  iubeo  geschrieben  iube.  Ebendas.  h&tte,  wie  in 
der  2.' Ausg.  mit  Recht,  die^  Lesart  des  Palat.  und  der  alten  Ans«^ 
gaben:  Graiaque  ecaator  habeo  statt  der  Vulg.  Grata  qua^U0 
ec.  h.  aufgenomoien  werden  sollen»  Mit  Unrecht  ist  v.  42.  A#9i«^ 
welcbea  in  der  2.  Ausg.  st^ht,  weggelassen  worden.  V.  60.  sind 
ohne  Noth  die  Worte  te  hic^  wie  sie  auch  in  der  2.  Ausg.  atnohefll^ 
in  hie  ted  umgesetst.  Auch  v^  63.  ist  ohne  Noth  verändert,  wäÜ^ 
rend  auch  liier  die  2.  Ausg.  4ie  Vulg.  beibehält.  V.  64.  ist  mit 
Uuedit  üiuc^  wekbca  auch  In  der  frühem  Ausg.  st^ht,  in  üiud 


s* 


Römische  Literator. 


wfe  Hn  B«  schreibt) ,  statt  dMs^n  Reiz  wieder  g^g'ea  iic  Codd. 
Ihttn'  f^obreibt.  ßbeiwo  t.  5.  fuH^  wofär  Reiz  geg'en  die  Codd. 
fuverit.  V.  10.  iat  ebenfalls  die  Wortstellnag  der  Codd.  fatsUe 
non  beibefasiten ,  wofür  Reiz  n.  f.  schreibt.  Mit  Recht  ist  ¥•  23. 
est^  welches  Reiz  gegen  die  Cdd.  einschiebt,  weggelassen  wodten. 
Ebenso  y.  25.  ist  nach  den  Codd.  •  auch  den  Pail. ,  etiam  dum 
geschrieben ,  wofür  Reiz  etiam  hauddum  giebt.  V.  28.  ist  cns 
dem  Becurtatns  intuear  statt  des  gewöhnlichen /n^eor  geschrieben. 
Y.  36.  ist  mit  Recht  nach  den  Fall.  ^  Camer.,  Lamb.  u.  a.  tuo  för. 
weiches  Reiz  hat\,  geschrieben.     Mit  Recht  ist  v.  44.  nicht 


meo, 


die  ungeschicicte  Lambinische  Ergünziingi  commoi/a/,  die  Reis 
aufgenommen  hat,  in  den  Text  gesetzt,  sondern  nach  den  Spuren 
'  der  Fall.  muUi  modo  geschrieben.  Mit  Recht  ist  v.  57,  tu ,  wels- 
ches Reiz  gegchi  die  Codd.  aufgenommen  hat,  weggelassen  worden. 
Ohne  Grjind  ist  v.  68.  geändert.  ^  ~     ' 

Truculefdu8.  Argum»  v,  3.  hat  Hr.  B. ,  jedoch  zum  Naich* 
theil  des  Metrums,  utique  in  utgue  verwandelt. 

-  Prolog.  V,  14.  ist  zum  Nachtheit  des  Metrums  die  Wortstel« 
long  verändert. 

Act.  I,  8G.  1,  r.  3*  ist  statt  des  vulg.  edocet  geschrieben  edo^ 
ceat.  V.  12.  ist  ohne  Grund  das  erste  o»/  in  ad  verwandelt.  V.46. 
i^t  est  ausgelassen.  V.  70.  ist  cum  in  eö  verwandelt.  Auch  v.  71. 
kt  velrändert.  V.  75.  ist  des  Metri  Mcegen  kinc  quo  in  q.  A«  ver* 
setzt,  sowie  V.  76.  est  nach  umfier  gestrichen. 

Sc.  2,  r.  51.  ist  mit  Recht  nach  dem  Falat.,  der  meliu»  est 
hat,  meliust  statt  des  vuig.  fiteltiis  geschrieben.  V.  124.  Qofs^ 
juis  veniat  cett.  hätte  Hr.  B. ,  wie  in  seiner  2.  Ausgabe ,  unver- 
indert  lassen  und  für  einen  trochaleus  tetrameter  halten  sollen^ 
dagegen  den  folgenden  v.  125.  umgekehrt  liir  einen  iiunfo  tetram* 
aeatal«  Unnöfhig  ist  v«  126.  geändert,  der  in  der  2.  Ausgab« 
noch  mit  Pareus  übereinstimni^t.  Mit  Recht  ist  v.  131.  die  Vvig. 
oblitust  wiederhergestellt ,  wofür  in  der  2.  Ausgabe  oblitus  sit 
geschrieben  war.  V.  136.  hatte  Hr.  B.  in  seiner  2.  Ausg.  statt 
des  vulg.  quaeso^  num  qui  cett.  gesehrieben:  ^saestuunu  %ui 
cett.  Jetzt  schreibt  er:  qnaesti.  Nam  qui  cett.  ?.  14^  hatte 
er  iti  der  2.  Ausgabe  atis  dem  demus  der  Handschriften, .  welches 
die  Vulg.  in  derhunt  verändert  hat,  mit  grdsster  Wahrscheinlich^ 
kert  domua  gemacht ;  dieses  ^ber  verändert  er  jetzt  wieder  in  do^ 
fnuis^  weleltes,  wie  er  sdgt^  durch  das  Versmaass  unterstiätat 
werde.  Aber  in  wiefern  dadurch  dtfs  Versmaass  besser  werde, 
wfinsehten  wir  wohl  vo»  Hrn.  B.  näher  er^tert.  V.  145.  ist  aus 
Mss.  hac  **—  Mete  st.'  des^YUlg.  kanc  noctem  geschrieben. 

Sc,  3,  V.  6.  ist  mit  Recht,  wie  schon  in  der  2«  AuG^abe^  statt 
des  vulg.  id  aus  dem  Cod.  Palat.  at  gegeben.  V.  19.  ist  die  Vuig. 
manefpium  qui  aetiptaB^  die  in  der  2.  Ausg.  in  '%i08  mmwiupio  m. 
verändert  War,  wiedertiergestellt  worden.  V.  60.  ist  ohne  Nötfer 
die  hl  dei*  %Amgi  belb^altene  gewdhaUolie  Wortstellaiijg ,  «sw 


Plaati  Pseudolus,  Aodeiuii  TmcalMtiu,  eL  Bothe*  2L 

irütem  fin  it.  e:  verSnderl  worden,  und  ebenso  j.  64  0C49UfKPdmm 
(so  auch  in  der  2.  Ausg.)  in  o.  e« 

Sc.  4,  o.  12.  ist  nnnöthig  quid  iam^  wekhes  anch  dfe  2.  Ana«^ 
gäbe  hatte,  in  qtddnam  verändert.  Ebenso  ist  v.  14.  mit  UnreeM 
verändert,  während  früher  die  Vulgata  beibehalten  war.  Mit 
Unrecht  ist  v.  28.  das  früher  beiitehaltene  nunc  gestrichen 
worden.  Es  ist  beizubehalten  und  die  ersten  Worte  des  Versea 
Ego  istos  bilden  ehien  Anapäst,  so  daas  die  erste  Sylbe  in  iHo9 
verkürzt  wird.  *     " 

Sc.  5,  V,  6.  war  die  Umstdlun^  von  ego  nunc  ganz  unnSthIg, 
wahrend  in  der  frühern  Ausgabe  ebenso  unnöthig  hercle  in  Aer- 
cule  verwandelt  war.  Der  Vers  bildet  in  der  Vulg.  einen  gans 
untadeligen  senarius  iamb.  Ebenso  unnöthig  ist  die  Verwandiang 
V.  8.  von  hicne  in  kicciney  wie  schon  in  der  2.  Ausg.  Hieneht 
beizubehalten,  so  dass  quom  advenis  am  Schluss  des  Veraes  einen 
Hiatus  bildet.  Ebenso  unnöthig  war  die  ebenfalls  schon  in  der 
2.  Ausgabe  vorgenommene  Umstellung  v.  9.  und  49.  —  V.  18. 
iät,  wie  schon  in  der  2.  Ausgabe,  mit  Recht  statt  des  vulg.  am- 
bulavisti  aus  dem  Dectirt.  ambulasti  gesetzt.  Unnöthig  war  die 
Umstellung  v.  59.  und  65.,  die  in  der  2.  Ausg.  unangetastet  ge- 
blieben waren.  V.  70.  ist  mit  Recht ,  wie  schon  in  der  2.  Ausg., 
die  alte  Lesart  post  id  dem  vulg.  postidea  vorgezogen  worden. 
Y.  92.  musste ,  wie  in  der  2.  Ausg. ,  Ego  isti  für  /.  e.  stehen 
bleiben. 

Act.  n,  sc.  1,  V.  8.  ist  mit  Recht  aus  den  alten  Ausgaben  hoc 
eingeschoben  worden ,  wie  schon  in  der  2.  Ausg. ,  nur  dass  dort 
Quae  in  Q,uia  verwandelt  war.  V.  10.  ist  mit  Recht  suppoaivt 
hergestellt ,  während  in  der  2.  Ausg.  suppoaui  stand. 

Sc.  2,  V.  19.  ist  mit  Recht,  wie  schon  in  der  2.  Ausg.,  dem 
Cod.  Palat.  zufolge  tu  vor  te  weggelassen ,  worden.  Mit  Recht 
ist  V.  44.  die  in  der  2.  Ausg.  verlassene  Vulg.  wiederhergestellt 
worden. 

Sc,  3,  V,  4.  ist  mit  Recht,  die  in  der  frühern  Ausg.  verlassene 
Wortstellung  der  VuJg.  Atque  inprobis  sese  artilma  espoUai 
(wofür  sonst  geschrieben  wurde  J.  t.  a.  se  esp.)  wiederherge* 
ateilt  worden.  V.  28.  hätte  stiitt  keru\  wie  in  der  2.. Ausg.,  die 
Vulg.  berus  stehen  bleiben  sollen,  V.  32.  ist  aushalten  Ausgaben 
statt  des  vulg.  iubeo  geschrieben  iube.  Ebendas.  hfitte,  wie  in 
der  2.* Ausg.  mit  Recht,  dle^  Lesart  des  Palat.  und  der  alten  Aus- 
gaben: Grdtaque  ecastor  habeo  statt  der  Vulg.  Grata  quaoqu^ 
ec.  h,  aufgenommen  werden  sollen.  Mit  Unrecht  iat  v.  42.  hßmo^ 
welches  in  der  2.  Ausg.  st^ht,  weggelassen  worden.  V.  60.  sind 
ohne  Noth  die  Worte  ie  hic^  wie  sie  auch  in  der  2.  Ausg.  st^Oü^ 
in  hie  ted  umgesetzt  Auch  v,  63.  ist  ohne  Noth  verändert,  wäh«- 
rend  anch  hier  die  2.  Ausg.  die  Vulg.  beibehält.  V.  64.  ist  mlfc 
UnEecbt  iaiuc^  wekhes  auch  in  der  ürilhern  Ausg.  st$ht,  in  u 


1 


33 


Römische  Literatar. 


verwandelt    Mit  Rechf  i»t  ▼.  80.,  wie  sdionja  der  2.  Am^be, 
ans  dem  Pal.  abisti  st.  des  Tulg.  abinti  geschrieben* 

jict  in,  «c.  l,  r.  13.  fat  mit  Recht  nunc ,  wofür  in  der  frfi- 
lieni  Ausgabe  nam  geschrieben  war,  wiederhergestellt  ^worden. 
Ebenso  v.  17.  mettm  matrem^  wofür  früher  matrem  et  potrem^ 
und  ▼•  18.  eequis^  wofür  früher  ecqui. 

jieU  IV,  sc.  1,  ▼.  5.  ist  mit  Unrecht  die  Wortstellung  in  donä 
deamaia  verindert,  da  auch  die  2.  Ausgabe  die  Vulg.  beibehalt« 
Dasselbe  gilt  von  den  Veränderungen  sc.  2,  v.  3.  u.  52.,  sc.  3,  v.  45. 
Dagegen  ist  sc.  2,  t.  5.  iste^  weiches  in  der  2.  Ausg.  in  istic  Ter- 
wandelt  war,  wiederhergestellt  worden«  V.  7<  musste  hicdne^ 
welches  auch  die  frühere  Ausgabe  hat,  für  hiccM  stehen  bleiben. 
V.  11.  ist  mit  Unrecht  td,  weiches  in  der  2,  Ausg.  weggeblieben 
war,  eingesdioben.  V.  20.  ist  ünnöthig  die  Wortstellung  der 
Vulg.,  die  auch  die  frühere  Ausg.  beibehäit,  Teraadert  worden. 
V.  So.  ist  die  Lesart  der  alten  Ausgaben  hergesteiit«  V.  46.  ist 
mit  Unredit  die  Wortstellung  der  Vulg.  ego  tibi^  die  auch  die 
2.  Ausg.  beibehält,  in  tibi  ega  verändert.  Dasselbe  gilt  ?on  ptte- 
tum  suppostris,  wofür  früher  und  in  der  Vulg.  supp  p.  Mit 
Unrecht  ist  v.  57.  est,  welches  auch  die  frühere  Ausgabe  beibe- 
hielt, gestrichen  worden. 

Sc.  3,  V,  13.  ist  mit  Rpcht  die  Vulg.  ts^tic,  die  in  der  2.  Aus- 
gabe in  istac  verwandelt  worden  war,  wiederhergestellt  wordei|. 
Mit  Unrecht  ist  t.  48.  ego  und  v.  53.  tu  weggelassen.  ,  V.  59. 
musste  inprobua  für.  malus  stehe?  bleiben.  Mit  Recht^ist  v.  65. 
das  Tulg.  tuae  nach  dem  IPalat. ,  wie  schon  in .  der  2.  Ausgabe^ 
in  tu  verwandelt.  V.  73.  ist  potest^  welches  in  der  friiheren 
Ausgabe  in  poti^  verwandelt  war,  mit  Recht  wiederhergestellt 
worden. 

Sc*  4,  r.  A  ist  mit  Recht  aus  dem  Pal.  vis  und  aus  den  altea 
Ausgaben  postulas  hergestellt  worden,  wofür  die  Vulg.  veHs, 
postutes.  Ebenso  mit  Recht  v.  17.  qua  für  das  valg.  quia  aus 
dem  Palat.  Ohne  Grund  ist  v.  29.  die  Vulg.  interim^  die  auch  in 
der  2.  Ausg.  beibehalten  war,  in  interius  verwandelt.  V.  30.  ist 
mit  Recht  die  alte  Lesart  facultas  operae  statt  der  Vulg.  fac  ra- 
leas,  operae  hergestellt  worden.^  Ebenso  ist  v.  3L  mit  Recht  ans 
den  Spuren  des  Palat.,  der  nccessit  liest,  ac  cessit  statt  des  vulg.- 
abscessit  gesetzt.  V.  32.  ist^  mit  Recht ,  wie  schon  in  der  2.  Aus- 
gabe, die  Vulg.  opus  in  opes  verwandelt,  nach  dem  Cod.  vet* 
Camer.  und  der  ed.  Paris.  —  V.  37.  ist  mit  Recht  die  Lesart  der 
Codd.  Adisst  pu^i  statt  der  in  der  2.  Ausg.  gemachten  Interpo- 
lation pueri  pater  adest  wiederhergestellt  worden. 

Jict.  V,  V.  7.  ist  statt  des  vulg.  ego  geschrieben  ergo.  V.  8. 
Ist  mit  Recht  nach  den  Handschriften,  die  rides  pico  hvben ,  ri» 
des.  Spiee!  statt  des  vulg.  espic^e  geschrieben.  V.  26.  ist  mit 
Recht  aus  den  alten  Ausgaben  ecastor  statt  der  Vulg.  mecastqr 
geschrieben.    Auch  v.  35.  ist  mit  Recht  den  älteren  Ausgaben  g$- 


t- 


I    , 


Gerlacb:  Hi«tMSs«litt8Ui4i«ii.  SS 

folgt  V  ebeMo  v.  ^.  in  4«r  WofMeUmif.  Mit  Rcdht  ktr.4Sk 
Dedid  nach  den  slten  Ausgaben  geschrieben ,  die  dedi  habeni 
nicht  dedin\  wie  die  Yulg.  —  V.  4&  ist  mit  Recht  den  Hand- 
schriften gefolgt.  V«  50.  ist  mit  Redit  die  Lesart  der  alten  Aui« 
gaben  dick  dem  TttJg.  dicü  vorgezogen.  V.  52.  istmit  Vnrecht 
gegen  die  Codd.  mihi  eingeschoben ,  sowie  v.  60*  Tu.  Seltsamer 
Weise  ist  v.  74.  e«  animatu8*8^  wthrscheinlich  durch  ein  V^r« 
sehen,  für  ea  animaius  geschrieben,  wofür  die  Vulg.  und  dio 
Lesart  der  2.  Ausg.  animatus^s. 

Die  äussere  Ausstattung  des  Werkes  ist  gut    An  Druekfeb- 
lern  ist  uns  nur  p.  VII.  letzte  Zeile  Uli  für  Ute  aufgestossen. 

Naumburg.  HvltMem 


Historische  S^tudien  von  Frans  Dorotheus,  Gerlaek»    Hamburg 
und  Gotha ,  Perthes.  1841.     XXV  a.  434  S.     8. 

Hr'  Prof.  tSerhch  in  Basel  hat  sich  ausser  seinen  Ausgabe» 
des  Salnst  durch  eine  Anzahl  von  Abhandlungen ,  welche  sidi  auf 
das  hellenische  und  römische  Alterthum  beziehen  und  sich  gleich 
sehr  durch  dieOrbndlichkeitder  Forschung,  wie  durch  die  lebeno* 
Tolle  Darstellung  empfehlen,  einen  grossen  Kreis- von JFrenndien 
erworben^  Diese  beschenkt  er  jetzt  mit  einer  Sammlung  Jener, 
zum  Theii  schwer  zugänglichen  Arbeiten,  und  Ref.  zweifelt  nieht, 
dass  gleich  ihm  viele  Ändere  in  derselben  eine  angenehme  mul 
zugleich  belehrende  Unterhaltung  finden  werden. 

l>ie  einzelnen  Abhandlungen  -  sind  folgende:  1)  Der  Bond. 
d^r  Amphiktjonen,  S.  1  —  47.;  2)  Sokrates  und  die  Sophisten, 
S.  48 — 136.;  '3)  Ueber  die  hellige  Geschichte  des  Euemeros, 
S.  137  — 154. ;  -4)  Untergang  der  Eidsgenossenschaft  von  Acfaaja, 
8,155—168..;  5)  C.  Cornelius  Scipio  und  M.  Porcius  Gate« 
S.  169  — 201.;  6)  Der  Tod  des  P.  Com.  Scipio  AemiUanos, 
S..  202  — 254.;  7)  Ueber  Virgils  Schilderung  des  Schattenreichs, 
S.  255  — 270.;  8)  Senecas  Stellung  zu  seinem  ZdtaUer^  S.  271 
—285.;  9)  C.  Salu^tius  Crispns  der  Geschichtschreiber,  S.  286 
—307. ;  10)  Ueber  die  Idee  von  Tacitus  Germania,  S.  308—324.; 
ll)Ba8ÜianndRauracum,  S.  325 --342.;  12) Die  Verfassung 
des  Servius  TuUius  in  Ihrer  Entwickelung,  S.  343—434.  Gewisa 
sfimmtlich  interessante  Gegenstände  I  Diesen  Abhandlungen  vor- 
aus geht  die  Vorrede^  welche  einen  von  dem  Hrn.  Verf.  in  Nürn* 
berg  vor  der  Philologenversammlung.nber  Niebnhr  gehaltenen 
Vortrag  enthält  und  worin  zugleich  die  Grundsätze  dargelegt  sind, 
welche  der  Hr.  Verf.  selbst  bei  seinen  Forschungen  auf  dem  6e* 
biete  der  Geschichte  festhalten  zu  mu9sen  glaubt  und  denen  Kef« 
seine  volleBeistimmung schenkt. 

Ref.  hat  nun  zwar',  wie  schon  bemerkt ,  die  sSmmtllchea 
Abhandlungen  mit  eben  eo  grossem  Mutzen  als  Vergnu|jen  geleieik 


^» 


£4  G«»eli44»bte. 

gen'  Ifriibefte  nicht  beräfen  ^  theila  wiird^  eine  gleichmiMlg^e ,  nur 
cSnig^rniatiMn  auf  firlmdHchkeit  Aneprucll  mechende  Berncksich- 
^nfng  aller  eitlen  au   g^rasaeo  Baum  erfordern.    Er  hofft  also 
Smsdmldjgung  zu  fiaden^  weaa  er  sich  auf  eine  Abhandlang,  die 
aein  Interesse  Torsugsweise  in   Anspruch   genommen  hat,   he« 
sahrSai^l.     Es  ist  dies  die  letzte,    ohnehin  jedenfalls  eine  der 
iviiphtjgateii  4  ^,i]foer  die  Verfassung  des  Servins  Tuliios^^  weiche 
auch  deswe^n  unsere  Aufmericsamkeit  in  vorzüglichem  Msaaae 
auf  deh  nobt,  weil  sie,  nachdem  sie  in  ihrer  ersten  Gestalt  viel 
Beifall  und  grosse  Verbreitung  gefunden/,  jetzt  in  vieler  Beiae- 
hong  verandeirt  und  erweitert  erscheint.     Ref.  bat  dabei  aueh  ein 
persönliches  Interesse ,  und   er  fühlt  sich  gedrungen,  hierüber 
einige  Worte  vorauszuschicken,  weil  man  leicht  daran  Anstoss  neh- 
men könnte,  dass  er  hier  und  da  für  seine  eigene  Sache  kämpfen 
und  die  Polemik  zu  seiner  eigenen  Vertheidigung  anwenden  wird. 
Allerdings  kann  dies  nämlich  dem  Leser  leicht  lästig  werden, 
wenn  ddr  Streit  sich  um  ein  Mein  und  Dein  dreht,  welches  nur 
Sir  die  einzelnen  Personen  Werth  hat:  dies  ist  aber  hier  sicher* 
licli  nichtiger  Fall.    Sowie  der  Hr.  Verf.  in  seiner  Polemik  gegen 
den  Ref.  immer  nur  die  Sache  im  Auge  gehabt  hat :    so  würde  ea 
audi  dem  letztem  unmöglfdi  sdn,  anders  als  ebenso  zu  verfahren« . 
Geschieht  aber  dies ,  so  kann  der  Streit  unmöglich  in  einer  Zeit* 
Schrift  am  unrechten  Orte  sein*     Man  erwartet  ja  von  jedem  Re-* 
dansenten,.  dass  er,  wenn  nicht  gerade  den  Verf.  widerlegen^ 
aber  doch  eine  und  d^e  andere  von  diesem  unberücksiebtigte  Seite 
dea*6egedstandes  hinzufügen  und  durch  eine  neue  Betrachtungs- 
weise äfm  Leser  nahe  fuhren  werde:  wer  sollte  aber,  ceteris  pa- 
ribus,  hierzu  geeigneter  setn^  als  ein  solcher,   der  den  Gegen- 
stand gelbst  in  sdnem  Stpdium  sich  erwählt  und  sich  selbst  auf 
diesem  Gebiete  versucht  hat? 

Um  aber  nun  zur  iSache  selbst  zu  kommen:  so  legt  der  Hr. 
Verf.  auf  eiqe  Ansicht  der  römischen  Tribus  grosses  GewJcht, 
die  iif  *  der^  ersten  Ausgabe  der  Abhandlung  wenigstens  nur  halb 
enthalten  ist.  Es  ist  dies  aber  folgende..  Zuerst  wird  vorausge- 
aetzt,  dass  Scrvina  TalUus  30  Tribus,  4 städtische  iind  26  länd- 
Udie  dngericbtet  habe»  Es  sind  nur /aber  dem  Hm.  Verf  die 
4  städtischen  Tribus  durchaus  von  anderer  Art  als  die  län^cben. 
Nadidem  nämlich  das:  römische  Gebiet  durch  die  Eroberongen 
der .  früheren  Könige  sich  weit  ansgedehat ,  so  habe  Sen  ius  die 
.  Patricier  und  diejenigen  Nicht^atricier,  welche  sich  in  der  Stadt 
selbst  niedergelassen ,  von  denen  geschieden ,  welche,  urspräng- 
Mab  zu  anderen  Städten  und  Gemeinwesen  gehörend,  jetzt  Rom 
unterworfen  werden  seien,  ohne  doch  ihren  .Wohnsitz  nach  Rom 
zu  verlegen.  Aus  ersteren  nun  habe  er  di^  4  städtischen^. aus 
letzteren  die  36  ländlidten  Tribus  gebildet.  Drei  der  städtischen 
Traras  sotten  nimliah    iea  ^triciBchen  Stämmen  entaprocben 


Gerlach: 


fitndien. 


25 


.Miia  zäilt  aber  Ltvius  ed  der  bannten  Stelle  (H^  21.)  be«^ 
kaluiUich  nach  HinauTüguog  (oü^  Erneuerattg^)  der  iribus  Cl«!* 
dia  mir^iTribus,  und  ce  entelieht  die  Frage,  wie  diese  Y«r^, 
Baindernng  au  erklären  sei,  welche  Frage  Niebtthr  dahia  beanl* 
wertet  hat,  daas  die  Stadt  dureh  Poraena -ein  Dritlheil  ihres  6fr< 
btels'  und  somit  auch  10  Tribiis  Terlorea  habe«  Hr.  6.  iäaat  diese 
Erklirung  gelten  oder  bemerkt  wenigstens,  dass  sie  nooh  nidit 
als  widerlegt  ansusehen  sei,  legt  indess  wenig  Werth  daianfi 
hebt  aber  dafnr  den  Umstand  um  so  roehr  hervor,  dass  naeh  Li- 
Tius  jene  21.  Tribus  durch  Attus  Clausus  und  seine  Clienteo  ge^ 
bildet  worden  sei.  }n  diesen  Worten  sei  nämlich  eine  Andeutung 
des  LitIus  enthalten ,  dass  damals  überhaupt  eine  Aenderung  mit 
den  Tribus  vorgenommen  worden  sei  and  iwar  eine  Aenderaii^ 
der  Art,  dass  die  .Patricier  nunmehr  in  den  Tribns  mit  den  Pie* 
bgern  gemischt  und  selbst ,  statt  sich  schroff  von  dem  geringeres 
Stande  zu  trennen ,  ihr  Ansehn  dadurch  yü  mehren  bemuht  gewe- 
sen seien,  dass  sie  in  den  Tribqs  durch  ihre  Persönlichkeit  auf 
ihre  geringeren  Mittribulen  einwirkten.  Der  Hr.  Verf.  gebrauehl 
S.  406.  von  dieser .Verandernog  folgende  Worte:  „S.eit  der.2eity 
dass  die  Patricier  in  ihrem  eigenen  wohlverstandenen  Jnteresse 
auf  ihren  Lsndgütern  in  den  Laodbezirken  lebten  und  dort  durch 
den  täglichen  VerJcehr  mit  dem  Landvolk  eine  neue  Grundlage  der 
llacht  sich  sdiufen  und  der  Form  nach  als  Glieder,  dem  Wesen 
nach  als  Häupter  der  Land  gemeinden  sieh  geltend  machten  u.  8«w»^ 
Und  zwar  bezieht  sich  diese  Auffassung  des  Verhältnisses,  wie 
ans  dem  Zusammenhange  hervorgeht,  mit  auf  eine  viel  spätere 
Zeit^  nämlich  auf  die  ^it ,  wo  man  die  städtischen  Trtbus  he» 
Botzte,  um  die  Freigelassenen  in  ih^en  unterzubringen,  was  zu-* 
erst  304  v.  Qhr.  geschsh ,  dano  aber  öfter  wiederholt  wurde« 

Gemacht  wurde  aber  jene  Veränderung,  wie  bemerkt,  achim 
zu  eben  der  Zeit,  wo.  die  tribus  Claudia  neu  gebildet  oder  nur 
erneuert  wurde,  d.  1k  (nach  der  gew.  Zeitrechnung)  495  v.  Chr., 
und  der  Hr»Verf.  erklärt  nun  zunächst  hierdurch  die  grossen 
Fortschritte ,  welche  die  Plebejer  in  den  näehsten  Jahren  duroh 
das  Volkstribunat,  durch  das  Recht,  Patricier  vor  die  Tributcomilien 
zu  fordern,  und  durch  änderte  ähnliche  Rechte  und  Befugnisse  mach« 
ten,  und  selbst  die  lex  Terentilia  wurde  nach  ihm  durch  die  hieis 
durch  verbesserte  Stellung  der  Plebejer  entweder  hervorgerufien 
oder  doch  wesentlioh  gefor^dert. 

Fragen  wjr  aber  nun  zunächi^t,  yon  welcher  Art  die  iqnere  und 
iussere  Begründung  diesem  Aosicht  sei,  die  nach  des  Hrn^  Verf. 
eigner  Erklärung  einen  Grundzug  seiner  Darstellung  bildea  soll  a 
so  scheint  diese  dem  Ref.  freilich  nicht  ansrdchend  zu  sein. 
Dass  ursprünglich  in  der  .Einriehtung  des  Servius  Tellius  ^ie 
städtischen  und  ländlichen  Tribus  einen  solcbei(  Gegensatz  gebU« 


26  Gefckichte.   ' 

det  bitten ,  dsiron  ist  in  den  Naclirlchlen  der  Alten  kein  Bemiig 
anfknfiflden;  denn  der  Umstand,  dass  LiTius  und  AareUos^Victer 
Mos  die  4  stSdtlschen  Tribos  nennen,  Icanii  docti  wolii  Inum  als 
solcher  ang-esehen  werden.  Man  müsste  nach  des  Hrn.  VerC 
Ansicht  doch  eigentlich  die  4  stadtischen  Tribas  im  Wesendichen 
wiu  die  ^vXal  yWAnial^  die  übrigen  als  die  toüvmccI  ansehen ;  denn 
wenn  auch  bei  jenen  eine  Rücksicht' auf  das  Stadtviertel,  in  dem 
ein  Jeder  wohnte ,  genommen  sein  soll,  so  enthalten  sie  doch  den 
Mitgliedern  der  landlichen  Tribus  gegenüber  den  bevorrechteten 
.  Stand ,  denn  es  wird  ausdrücklich  in  Betreff  der  tribas  Esquilina 
benierkt,  dass  diese  aus  Plebejern  bestanden  habe,  die  von  den 
Patridem  herangezogen  worden  seien,  und  die  nachherige  Ver- 
inderung  soll  ja  ihrem  Wesen  nach  eine  Yerschmekung  der  bei- 
den Stände  gewesen  sein,  die  dadurch  hervorgebracht  wurde, 
dass  jejier  Gegensata  der  stadtischen  und  lindUdien  Tribus  auf- 
gehoben wurde:  so  dass  also  dieser  Gegensata  der  Tribus  mit 
dem  Gegensatz  der  StSnde  geradezu  identificirt  wird.  Bs  würde 
hierdurch  auch  im  Allgemeinen  für  Rom  eine  von  Niebuhr  nach 
Dionysius  (IV,  14.)  mit  Recht  hervorgehobene ,  für  die  ganze  alte 
Geschichte  sehr  wichtige  Principienverschicdenheit  in  der  Bin- 
theilung  des  Volkes  vermischt  werden :  es  ist  nämlich  ein  grosser 
Unterschied,  ob  die  Eintheilung  nach  der  Abstammung  oder  nach 
dem  Wohnort  gemacht  wird.  J^ne  Eintheilung  ist  durchaus  ari- 
atokratischer  Natur ,  während  die  Eintheilung  nach  der  Zufallig* 
k^  des  Wohnorts  im  Gegentheil  -demokratisch  ist  und  mit  ihr 
immer  das  demokratische  Brincip  in  «incm  Staate  sich  geltend  zu 
machen  pflegt.  Es  scheint  also  dem  Ref.  richtiger  und  dem 
Grundgedanken  der  Entwickelung  der  römischen  Verfassung  ge* 
mässer  zu  sein,  wenn  hian  annimmt,  dass  Servius,  indem  er  jene 
Eintheilimg  nach  den  tpvXul  toMinal  neben  der  noch  geltenden 
Eintheilung  der  Patricier  nach  den  drei  (pvXal  ysvixal  einführte» 
hiermit  zugleich  das  demokratische  Princip  neben  das  aristokrati- 
sche stellte:  was  ja  überhaupt  der  Grundgedanke  der  Serviani- 
sehen  Verfassung  ist  Und  dann:,  wenn  zweifelsohne  die  Be- 
sitzungen der  Patricier  grossentheils  ausser  dem  Weichbilde  der 
Stadt  lagen ,  und  wenn  dies  nachher  von  dem  Hrn.  Verf.  selbst 
nnm  Beweis  für  die  Aufnahme  der  Patricier  in  die  ländlichen  Tri-- 
hos  benutzt  wird:  war  dies  nicht  ebenfalls  schon  zur  2Seit  des 
Servius  der  Fall?  und  wenn  also  das  ganze  römische  Gebiet  in 
regiones  eingetheilt  wurde,  mussten  dann  nicht  gleich  Anfangs 
die  Patricier  an  den  ausserhalb  der  Stadt  befindliehen  Bezirken 
Atttheil  haben? 

Was  nun  aber  weiter  die  mit  dem  Hinzutritt  der  Patricias  zu 
den  lindlichen  Tribus  geschehene  Verschmelzung  beider  Stände 
,)in  einer  hohem  Einheit^'  anbetrifft:  so  hat  auch  diese  weiter 
keine  Begriipdung  durch  die  Quellen ,  als  dass  die  tributf  Claudia 
ausser  den  Olienten  des  ChudUus  auch  den  Claudius  selbst  enthielt. 


Gerlacii:  BSstÄrisohe  Stadien.  ST 

,   Vmi  eher  damit  efngetretenen  ¥erilii9enug  M  nifgeniM,  die  Beie^ 
und  oMn  lann  selbst  nur  eiae  Spur  einer  solchen  lediglich  aledana 
io  jener  Nachricht  finden ,  venn  mvn  innimmt,  dass  die  Patricier 
vorher. von  den  ländlichen  Tribua  ganx  aus^eadüossen   wpreiv 
Du$ht  mir  insoweit,  dass  sie  an  den  Versammlungen  naid  Abstina*' 
BBungen  derselben  ieinen  Theil  nahmen ,  sondern  dass  sie  dbeiw 
hanpt  gar  ieinen  Antheii  daran  hatten.     Denn  weiter  wird  Ja  tos 
Claudius  nichts  gesagt    Dies  ist  aber  nur  eine  Annabme,  uaA 
selbst  diese  Annahme  zugegeben,  so  wurde  eben  nur  eine  sehr 
unsichere  Spur  von  einer  solchen  Deutung  in  der  Stelle  liegen»' 
Dem  Ref.  scheint'  es  nun  aber  auch,  als  ob  die  Anwendung  von 
einem  solchen  ITebergaoge,  der  allerdings  von  der  grössten  poli-  , 
tischen  Wichtigkeit  sein  würde,  nichts  mit  rechter  Sicherheit  und 
Consequenz  gemacht  wäre.    Nach  jener  oben  aus  S.  406«  ana- 
geschriebenen Stelle  wurde  man  glauben  müssen,  der  Hr.  Verf. 
suche  den  Gewinn  dieser  Aenderung  vorzüglich  auf  d,er  Seite  der 
Patricier,    und  dies   wurde  auch   dem  Ref.  das  Natürlicher» 
acheinen.     Denn  die  Politik  der  Patricier  wurde  doch  wohl  darauf 
hinauslaufen  müssen,   dass  sie  auf  diese  Art  die  Plebejer  hätten 
umstricken  und  ihre  Opposition  niederdrücken  wollen.    Wie  soll 
man  nun  aber  damit  in  Uebereinstimmung  bringen,   dass  diese 
Opposition  unmittelbar  darauf  auf  das  Schärfste  hervortritt,  und 
dass  die  Plebejer  in  offenem  Kampfe  deii  Patriciem.  «Ine  BeHie 
von  Zugeständnissen  abdringen?    Der  Hr.  Verf.  findet  hierin  aber 
nicht  nur  keinen  Widerspruch ,  sondern  im  Gegentheil  wird  dca 
Plebejern  nach  S.  381.  auf  jene  Art  zu  diesen  Resultaten  geradezu 
"der  Weg  gebahnt.    Das  Einzige,   was  sich  hier  zur  Erklärung 
sagen  lässt  und  was  der  Hr.  Verf.  denn  auch  wirklich  bemerkt  hat, 
ist,  dass  die  Pldrejer  jene  Absicht  der  Patricier  wafargenommes 
und  sich  dadurch  zu  einer  lebhafteren  Opposition  hätten  anregen 
lassen.    Sq  wurde  man  also  annehmen  müssen,  dass  die  Patrider 
ihre  Absicht  ganz  verfehlt  hätten ,  und  die  ganze  Wirkung  der 
Maassrcgel  würde  darauf  hinauslaufen,   dass  die  Plebejer  hier- 
durch eine  Anregung.erhielten^  deren  sie  al&er  in  der  That  unter 
den  damahgen  Verhältnissen  kaum  bedurften^   Die  wirkliche  Ver» 
Schmelzung  zu  einer  hohem  Einheit  würde  ditnn  immer^  gleieh« 
viel  ob  die  Patricier  schon  früher  dem  Nsmen  nach  zu  den  Tribun 
gehörten  oder  nicht,  in  spätern  Veränderungen  zu  suchen  sein, 
ujfd  wenn  man  4er  Sache  auf  den  Grund  gebt,  so  scheint  auch 
der  Hr.  Verf.  den  Anfang  dazu  in  den  Gesetzen  der  ersten  Con« 
suln  nachr  dem  Decemvirat  zu  finden,  eben  da,  wo  auch  Ref.  in 
seinen  Epochen  der  rom.  Verf.  die  erste  Grundlage  der  nachheri- 
gen. Vereinigung  anerkennen  zu  müssen  geglaubt  hat.    Denn  bia  - 
dahin  ist  ja  auch  dem  Hrn.  Verf.  Bie  Opposition  zwischen  beiden 
Ständen  schärfer  als  je,  und  wenn  nachher  ein  Verhältniss,  wio 
das  S.  406.  geschilderte;  eintrat,  so  konnte  dies  nur  durch  andere 


SB 


Geschiclite« 


IDIftäl,   wie  eben  devoh  die  wenenÜiGhen  Z«lge8tandiiiiS6  dee 

jlahrei  449,  hefbeifefübrt  werden« 

E»  durSie  nach  diesen  Yorbenierkungnn  übrigens  hier  am 
Orte  sein,  sogleich  über  die  Art  und  Weise  der  Theilnahme  der 
Patrieier  an  den  Tributoomiden ,  namentlich  in  Besug  auf  die 
Stelle  LaT.il,  56.  einige  l¥orte  hinsuzufügen.  Die  Patrieier  ge- 
horten nach  des  Ref.  Ansicht  allerdings  von  jeher  au  den  regionea 
und'tcibns;  es  ist  aber  leicht  erklärlich,  dass  sie  Ton  ihrem  Recht, 
der  Abstimroting  wegen  ihrer  Terhältnissmä'ssig  geringen  Zahl  kei- 
nen Gebrauch  machten ,  sondern  nur  erschienen ,  wenn  wichti- 
gere Verhandlungen  darin  voricamen ,  die  gegen  sie  selbst  gerich- 
tet waren ,  um  duVch  allerhand  Störungen  etwa  die  Fassung  eines 
Beschlusses  au  hindern,  wie  ja. auch  später  nach  Q.  Cic.  de  pet. 
cons.  §  18.  die  Vornehmsten  selbst  bei  d^n  Centuriatcomitien  aus 
demselben  Grunde  nicht  mitzustimmen  pflegten.  Daher  heisst  es 
an  .der  angeführten  Steile  des  Livius :  Ccnsules  nobilitasque  ad 
iBipediendam  legem  in  concione  consistunt,  also  nicht  um  mit- 
suatiasmmen,  sondern  nur  um  die  Fassung  eines  Beschlusses  na 
hindern«  Die  dsraüf  bei  Lirius  folgenden  Worte;  summoverl 
Laetorius  iubet  praeterquam  qui  suffragium  ineant,  weiden  nun 
gewohnlich  so  verstanden  (auch  von  Hrif.  G.),  als  habe  der  Tribun 
damit  nur  einen  Theil  der  Patrieier  weggewiesen.  Allein  es  heisst 
ja. nicht:  summoveri  iubet  patrieios  praeterquam  qui  — ,  und  es 
sind  vielmehr  alle  Patrieier  gemeint,  weil  sie  alle  nicht  des  Abstim- 
mens  wegen  da  waren  und  weil  dies  überhaupt  von  ihnen  nichi; 
au  geschehen  pflegte.  Dies  geht  auch  aus  den  beal(glichen  Wor- 
ten: plus  enim  digoitatis  comitiis  detractum  est  partrieiis  ex  con- 
cilio  aummovendis,  deutlich  hervor,  wo  statt  jenes  praeterquam 
qni  auffiragiam  ineant  (worunter  also  nur  die  Plebejer  zu  ver« 
atchen  sind)  geradezu  die  Patrieier  genannt  werden.     Ehen  diese 

^^orte  sind  nun  aber  femer  am  natürlichsten  sq  au  fassen  ^  dasa 
damit  ein  Resultat  jener  Versammlung  bezeichnet  wird :  wonach 
man  also  die  Patrieier  von  jetzt  an  als  von  den  Tributeomitiea 
ausgeschlossen  anzusehen  hätte,  waa  freilich  immer  durch  einen 
Giewaltachritt  geschah.    Dass  man  übrigens  nicht  so  schlechthin 

,  behaupten  darf,  die  Patrieier  hätten  als  Grundbesitzer  nicht  von 
den  aaf  diesen  gegründeten  Comitien  ausgeschlossen  sein  können, 
geht  z.  B.  daraus  hervor,  dass  in  England  die  Lords  au  den  Ab- 
stiaMnungen  sur  Wahl  der  Unlerhauamitglieder  nicht  Antheil 
nehmen  dürfen,  wenn  sie  auch  die  vorgeschriebenen  Bedingungen 
erfüllen ,  weil,  wie  es  in  der^Entscheidung  des  revising  barrister 
in  einem  Streitfalle  darüber  heisst,  ein  Peer  kein  Commoner 
ist  Warum  hätte  sich  also  zur  Zeit  der  schärfen  Trennimg  beider 
Stände  mcht  auch  die  Ansicht  feststellen  sollen,  dass  die  Tribut- 
,  eomitien  die  Gomiüen  der  rbndschen  Commoners  seien,  an  denen ' 
die  Patrieier ,  als  sehen  in  den  andern  Arten  der  Comitien  theils 
ausschliesslich theils  überwiegend  vertreten,  keinen  Antheil  hätten« 


Geriacht  Kst(^clie /Stadien.  99 

Wte Inder  Am beifirothei&e» Aaddit  filter  einfe^Btffoifo  der 
Tribus,  ^  flcbeint  dem  Ref.  aber  tiieh  ferner  Jli  di^  Btriegong 
der  JSstwick^hing  der  GenturittTcrfaBnaif^  di^  polkitcile  Bedbutang 
der  angenomnienen  Verinderun^   nicbt  sebkrf  genuf  BmfgtAaiait 
'  und  durchgefübrt  «ii  ^eia.    Wir  baiteauns  bei  der  ertflen  Einrieb'* 
tai^  ^  der   CenüiuriafcoiBltien    dürcb   Aervins   nicbft   -aof.    -  Die 
IhamtMnng  dtmelben  bietet  nna  Iteinen  Aiiliai  zu  eindp 
Beben  Aiisd^li«og,  im  Qeg^ntbeil  bat  sie  aocb  jetat  wieder 
BindruclL  grosser  Kiarbcnt  und  AascbanHobfcejt  adf  ona  gemaahtt 
nur  das  Eine  vermissen  wir,  daaa  der  Hr.  Verf«  auf  die  Böcfciiaehe 
Aasicbt  toIi  den  Censnsassitzen  des  Berritis  keine  Rlckaicbt  ge» 
tfonmen  hat,  wozu  er  mn  ao  raebr  Anlasa  liätte,  dir  er  apiter  auf 
die  dabei  rorkonunenden  Summen  Gewicht  legt.     Auch  in  Betraff 
der  wesentlichen  Veränderung,  die  in  dem  Anschlnaa  der  Centnriett 
an  die  Tribns  bestand,  bemerken  wir  zur  Erinnerung  andie  sclion  in 
der  ersten  Ausgabe  der  Abhandlung  dargelegte  Aasicb*  ifur  sa  viel, 
dasa  er  diese  kurz  tot  dem  zweiten  punisdien  Kqege  geai^behen  liaat 
und  dass  nach  ihm  die  Geaammtzahi  193  auch  spitcr  bcibebalteai 
wurde.     Von  wekher  Art  war  nun  aber' diese  VetSnderung  ?  6e- 
tebah  me  im  Interesse  der  l>emtd(ratie  oder  der  Aristaloratie  Y  Bio 
richtigste,  den  Sinn  des  Hrn.  Verf.  am  meiste»  tn^ende  Antwort 
^Mte  wohl  sein,  dasa  weder  daa  eine  nochdba  andre  IntereaaA 
waamtlich  gefördert  worden  seL   Zwar  ist  die  Zurückfuhrting  der 
ersten  Klasse  auf  die  Tribas  (denn  nur  bei  dieser  fand  nach  ihm 
eine  aoiehe  statt)  „ein  zu  Gansten  der  Demoltratia  gemacht^aZu^ 
gestandniBs^^  (S.  411),  welclies  aber  ,^  wie  ifogleich  hinzugesetzt 
whrd,  mehr  scheinbar  ak  in  der  Wirkilcbkeit  eine  Verschpwtlaupg 
tfer  Tribus-  und  Centurieligemeinde  zu  enthaften  sebieo.^^  <  Und 
8*  412..  wird  damit  tiiereinstiiamend  bemerkt:  -  ,,Demi  wie  odtf 
diejenigen  irren,  weiche  för  die  damalige  Zeity  d^  h.  fär  die  FariöM 
zwischen  denK  zweiten  und  dritten  pomschen  Krieg,  eine  Vt^et^ 
wiegcäide  Neigiuig  zur  Demokratie  annelmi^,  daa  Ireneiigt  jeiaa 
Blatt  der  Gesdiichte^^    Warum  wurde  denn  aber  nun  unter  dl^ 
sdb  Verhitltnissen   die  Verfindernng    überhaupt  vorgenonmciif 
WozH  dient  es  nun,  dass  um  die  Annalmije,'dm8  Fiaminiua  daa 
Urheber  derselben  gewesen  sei/  zu  empfebleo,  auf  dessen  ander-^ 
wekcf  demagogische  Maassregeih  hingedeutet  wirdT  Die  Aeadaronf 
ierTermögen8aBsätze.fbr  die  Klassen,  die  nüt  WabrtcheinUiiifceil 
ft»  dieselbe  Zeit  gelegt  whrd ,   kann  mit  ihrer  Bedeutung  biabi 
^eiohsam  für  jene  VerindJerniig  eintreten.    Dehn  einmlf  wfll  ndail 
ja  decbdne  Bedeutung  jiener  Veiftnderung- seibat- babe»;  «apd  daim 
adlne&det  der  Hr.  Verf.  alie  Folgerungen  aila  der  andern  Aendew 
vuilg  dadurch  ab ,  dasa  er  zugiebt,   die  Vermöf  eMsanaitz^  aeiab 
dft^  geändert  worden,  und  daas  er  es.  für  unmöglkbi  «nitUM^ 
etwas  Oewifties  iiber  das  Wie  fostznstizen :  denn  nur  wenn  di^isea 
feachtrii^n  könnte,  würde  ea  magHdi  werden,  FolgeningiBti  daraua 
M  üaUnv 


/ 


> 


80   _  ,."  Geacbiclite. 

Vielleicbt  tadit  iber  der  Hr.  Verf.  fcn  Grund  sn  der  VerSode* 
nmf  ▼orsügHeh  in  dem  8. 401.  il.  anseinandergesetsten  ünifttande, 
dasa  die  TVibnt-  und  Dentnnatcomitien  sich  dadarcli,  daaa  anch 
in  crätem  die  Patrider  grossen  Einfluss  gewonnen,  sehr  genättert 
fafilten,  und  dass  es  demnach  wunschenswerth  erschienen  wire, 
den  Gegensatz  ganz  aufzuheben.  Jene  Auseinandersetzung  macht 
flaaiich  der  Hr.  Verf«  aus  seinem  Sinne  heraus,  obgleich  er  nach* 
ker  auf  diese  Prämissen  eine  andere  Ansiclit  als  die  seinige  folgen 
Usst  Sollte  aber  jenes  wirklich  für  das  Ton  uns  TCrmisste  Motir 
gelten:  so  würde  auch  dieses  grossen  Ausstellungen  unterliegen. 
Je  grösser  die  Annäherung  ohnehin,  desto  weniger  bedarf  es  eines 
weitem  Mittels  zur  Beförderung  derseiÜen  und  zur  Auflösung  ei* 
nes  bisher  bestandenen  Gegensatzes.  Uebrigens  citirt  der  Hr. 
Verf,  zum  Beweise  für  jene  Annäherung  Stellen ,  die  einer  ganz 
andern  Zeit  angehören,  z.  B.  Liv.  IV,  49.,  wo  bemerkt  ist,  dasa 
^in  Theil  der  Tribunen  keinen  Beschhiss  ohne  die  auctoritaa 
aenatus  habe  durchgehen  lassen  Wollen :  was,  wie  wir  spater  s^ea 
werden ,  auf  eine  ganz  andere  Spur  leitet. 

Diese  Ausstellungen  wurden  nun  aber  dennoch  einen  sefarge* 
ringen  Werth^haben,  wenn  es  gegründet  Wäre,  was  der  Hr.  Verf. 
behauptet,  dass  bei  dieser  Ansicht  erst  d^n  Zeugnissen  der  Alten 
ilnr  Reicht  widerfif^e.  Wir  wurden  nämlich  dann  die  Sache  seAbat 
gdten  lassen  niüssen  und  nur  eine  andere  Motivirung  der  Verän-\ 
demng  zu  suchen  haben.  Allein  diese  Behauptung  kann  Ref«  dem 
Hm.  Verf.  unmöglich  zugestehen.  Die  Hauptauctoritäten  sind  dem 
Hrn.  Verf.  nämlich  LItius  (I,  43.)  und  Cicero  (de  Rep.  II,  22.). 
Siieaen  wird  aber  in  der  That,  obgleich  der  Hr.  Verf.  wahrscheln- 
lieli^  gegen  diese  Beschuldigung  protestiren  wird ,  nur  ein  Theil 
ihrer  Worte  entnommen  nnd  darauf  die  Ansicht  gegründet.  Näm-^ 
lieh  an  der  Stelle  des  Livius  wird  das  ganze  Gewicht  auf  die 
Worte  post  expletas  quinque  triginta  iribus  gelegt,  weil  daraua 
mü  Nothwendjffkeit  folge,  dass  die  Veränderung  erst  nach  der 
Brfullnng  der  Tribnszahl  35  eingetreten  sei.  Ist  dies  aber  wirk- 
lich w»  durchaus  nothwendig?  Kann  diese  Zeitbestimmung  durch* 
ausnicht  darauf  gehen,  was  denn  doch  Linus  mit  klaren  Werten 
sagt  f  dasa  selt^die8er  Zeit  die  Zahl  der  Oenturien  nicht  mehr  mit 
der  u^qprftnglichen  stimme ,  ohne  dass  man  desswegen  annehmen 
müssfte ,  die  Veränderung  selbst  sei  erst  dann  geschehen  %  ¥an9 
her  dem  Eintritt  der  Veränderung  die  Zahl  nicht  noch  gestimmt 
liabeii?  Utes  sind  wenigstens  Möglichkeiten^  die  der  Hr.  Verf. 
wird  zugeben  nkiiasen  und  durch  die  die  Nothwendigkdt  jener. 
Folgerung  bereits  aufgehoben  wird.  Die  darauf  folgenden  Worte: 
dnplicato  earum  mimero  centuriis  iuniorum  seniorumqne,  aolleo 
alch  nur  aluf  die  erste  Klasse  besahen,  weil  diese  Torbcr  erwähnt 
mkn  AUeiaLiTius  spricht  doch  von  dem  ganzen  qrdo,  qni  nunc 
est,  und  selbst  dass  die  erte  Klasse  zunächst  erwilhnt  weide,  ist 
nicht  vollkommen  gegiiindet ,  wie  man  sich  aus  eigner  Einaicht 


Geriaäi:  BEbtoriMhe  Stadien.  81 

te  die  Stelle  aögleidi  Uieneii|eB  wM«  Ten  der  Steife  det  CS» 
cm>  i^rd  aber  gendeiu  mir  die  ente  Hilite  benutit^.die  aadere 
>  Häüle  nur  insoweit  ^  dass  daran«  die  Beibebaltuiig  der  Zabl  198 
g^olgert  wlrd;^  die  weitere  £r](lärung  wird  abgelelint  nnd  nnr 
biningefögt,  das«  die  der  ersten  Klaisse  f^enöminenen'lO  Centn-f 
vien  der  zweiten  möchten  nberlassen  worden  sein.  .Es  wird  auf 
üieäe  Art  die  spitere  Einrichtung  eines  Theils  eine  doppeiartjf e^ 
weil  sie  halb  auf  die  Tribus  surückgefuhrt  ist,  halb  nicht ,  und 
andern  Theils  bleiben  so  die  ConjunctiTen  exduderetur^ —  Taie?- 
ret  ein  für  den  Ref.  wenigstens  unüberwindlicher  Anstoss.  Diese 
Coi^unctiven  setzen  .einen  Fall,  der  in  der.  Wirklichkeit  nickt 
statt  findet,  und  gleichwohl  sollen  sie  die  zu  der  Zeit,  in  weldie 
der  Dialog  fallt ,  noch  bestehende  Einrichtung  bezeichnen. 

IHe  Stelle  Dionys.  IV,  21.  wird  beseitigt,  weil  esunmögUdi 
8«,  das,  was  Dionysius  unter  seiner  ttxglßsia  verstehe,  mil 
Sichei^heit  zu  deuten,  und  doch  ist  Dionysius  in  dieser  Sache,  wo 
er  die  alte  Verfassung  im  Ganzen  richtig  beschrieben  hat  und  nmr- 
die  äeue,  wie  er  selbst  sagt,  oft  Ton  ihm  selbst  beobachtete  Ebi-^ 
richtsng  jener  entgegen  setzt,  ein  sehr  horenswerther  Zeuge* 
Der  ür;  Verf.  verfahrt  aber  in  dieser  Weis^  nach  einem  Grundsatz, 
der  recht  gnt  und  zweckmässig  sein  kann,  der  aber  namentlicb 
in  einer  Monographie  nicht  ganz  an  semer  Stelle  zu  sein  schdnt. 
Er  will  nämlich  solche  Auctoritäten,  welche  zweifelhaft  sein  kön» 
neu,  lieber  gär  nicht  benutzen,  als  die  Untersuchung  dadurch  ver» 
wirren  oder  w^iigstens  die  Uebersicht  über  dieselbe  erschweren* 
Demnacli  hat  er  auch  manche  bei  der  fn  Rede  stehenden  Untersv* 
cdiung.  hinzuzuziefaend^  Stellen  aus  Scholiasten  und  GrammatflEem 
lieber  gar  nicht  erwähnt.  Er  scheint  hierbei  von  dem  im  Ganzen 
richtigen  Gefühl  geleitet  worden-  zu  sein ,  dass  die  rdmische  Cfe» 
schichte  durch  die  jetzt  seit  langer  Zeit  hin  und  her  sehwantai* 
den  Controversen  leicht  Vielen,  die  nicht  eigentlich  tom  Faeh 
sind^  yerleidet  werden  könne,  wie  dies  denn  bis  auf  einen- ge<^ 
wissen  Grad  wirklich  der  Fall  zu  sein  scheint.  .Allda,  wie  schoi| 
bemerkt^  für  eiae  Monographie  geht  er  hierin  zu  weit.  Hier 
sehen  wir  die  Sachen  einmal  ganz  in  der  Nähe  an  und, da  kann  es 
nicht  fehlen,  dass  auch  die  kleinsten  Punkte  bemerklich  werden  und; 
an  ihren  Ort  gestellt  sein  wollen.  Etwas  anderes  würde  es  bei  einens 
Wei^ke  sein,  welches  sieh  eine  umfassende  römische  Gesdiichte 
znm  Gegenstand  genommen  hätte«  Hier  würde  jener  Grundsalai 
ToUkom^n  gerechtfertigt  sein;  hier  würde  die  Betrachtimg  deit 
Einzelnen  wenn  auch  nicht  für  den  Verf.  erspart,  aber  doch  Ton 
dfsr  Darstellung  ausgeschlossen  und  die  in  ihnen  liegende  Beweis- 
kraft durch  andre  Mittel  ersetzt  werden  müssen. 

Diesem  Grundsatz  gemäss  ist  denn  nun  auch  der  Hr.  Ver£ 
nicht  auf  eine. Frage  eingegangen,  die  dem  Ref.  von  Wichtigkett 
zn  sein  scheint ,  nämlich  auf  die  Frage ,  wie  es  mit  der  Art  und 
Weise,  der  Abstimmung  and  mit  dem  Verlültniss  desSelaats  zn  den 


83  Gesckic^ie. 


CmBÜten  fm  Terlmife  1er  Zcü  g«imtteD  Morien  iet,  und  atooh  daM 
VeffatitMiBs  der  Gu^iateoinltien  au  den. andern  Arten  der  Gomktcn 
tat  niksht  erörtert.     Altea  dies  sind  aber  Fnnküe^  die  für  die  Beur- 

^theilüng  der  v^racbiedenen  Entwiekelangastufeii  der  RepiiMik  eise 
uniieaireitbare  ^Dichtigkeit  halben.  Der  Hr.  Verf.  benierkt  ejnmid 
gdefentlidi,  das»  ea  nicht  atiläsaigr  aei^  350  oder  mehr  Centurien 
anannehmen^  weil^  i?ie  IViebuhr  schon  bewiesen  habe,  fiir  so  viele 
die  Zait^einea  Tages  nicht  zur  Abstimmung  hinger^bt  habe. 
ftef •  hat  aber  an  einem  anderif  Orte  nachzuweisen  geaueht ,  das»; 
eine  sueeessive  Abstimmung  vorausgesetzt,  diese  Unmöglichkeit 
Mrcb  ftir  eine  geringere  Centaricnzahi  bleibe,  und  in  der  That 
bleibt  ja.  die  Volkszahi  dieselbe  und  es  kann  an  dem  Zeitaufwand 
keinen  oder  wenigstens  nur  einen  geringen  Unterschied  machen^ 
WfUw  einmal  jeder  einzeln  in  sein  septnin  hineinpassirt,  ob  dies 
In  7Q  oder  in  195  oder  in  S^O  oder  in  420  Afotheilungen  gesohieiit. 
Mit  der  Frage  über  die  Aiistimmungsweise  hangt  nun  aber  auch 
die  Einrichtung  der  praerogativa  zusammen,  auf  die  der  Hr.  Wert* 

, ebenfalls  nicht  eingeht,  obgleich  in  der  Art  und  Weise)  wie 
livitis. ihrer  gedenkt,  sicherlich  Spuren  der  in  Rede  stehenden 
VerMidcrittig  der  Genturiatcomttien  verborgen  liegen.  Er  bettieriki 
nur,  dasa  aus  der  Arjt  nnd  Weise,  wie  diese  Centnrie  benannt 
werde  ( Veturn  seniorum  n.  dgl.) ,  hervorgehe ,  dasa  nur  die  erste 
Kladse  Centiirien  der  Aeltern  und  Jüagern  gehabt  haben  könne, 
Alle|B  'dieser  Beweis  wird  dadurch  aufgehoben,  dass  die  Friroga^ 
tbmif  vrle  iweh  der  Hr.  Verl  annimtit,  nur  aua  der  ersten  Klasse 
gewälilt  w<»rden  durfte.  Woz«  also  dann  noch  die  Bezeichnung 
dat  Usnae  hinzufüge»,'  wenn  sich  diese  von  seilest  verstand^  Und 
BoHba  Wirklich  diese  EintheiiuDg,  die  ja  von  allem  Ursprung  an 
«MI  auf  alle  Klassen  erstreckte,  später  bei  der  ersten  Klasse  bei- 
hriiilten;  heilten  übrigen  aufgehoben  worden  sein?  Und  eben 
ao  ist  endlich  das  Bestätigungsrecht  der  Curiatcomttien  fiir  die 
Üteste  Zeit  zwar  erwihnt,  aber%auch  diesem  Gegenstand  für  die 
Vetfolgiing  det  Entwickelung  der  Verfassung  keine  wdtere  Folg« 
ge($eben  worden. 

'  '  Bef.  hat  nun  aber  gerade  auf  diese  Pmdcte  in  seinoi  Epoefaen 
der  rönnschen  Verftssungsgeschichte  vorzüglich  Rüekücht  ge« 
■nBUBen^  und  er  muss  demnach  gestehen,  dass^er  sich  duroh  des 
Bifb.  Ver£  Gegengrnnde ,  da  sie  hiennlf  nicht  näher  eingehcili 
niaht  fant  können  überzeugen  lassen.  Er  führt  jetzt  die  hai^* 
aädhüdh^en  dieser  Geg^ngründe  auf,  um  daran  noch  zn»  Schluaa 
einige  Bemerkungen  anzuknüpfen. 

Zunächst  protestvt  Ref.  dagegen ,  dasa  er  durdi  dii»  Valeri- 
schen  Gesetze  vom  J.  449  dne  gleiche  Berechtigimg  beidcr-^ändB 

lä  Bezug  auf  die  Leitung  und  Verwaltung  des  GemeinweBeffis  habe 
eintreten  lassen;  '  Bües  wird  nämlich  S;  426.  so  darjgestellt;  bir 
C^agentheil  hat  er  diese  Verfassungsreform  so  dargeateUt^  daan 
dunah  sie  da»,  was  Servioa  schon  beabai^htijB«e^  erat  M  Ldben 


Gerlacht  Hiat^iisobe  8tndi«n.  .      8S . 

« 

^treten  sei,  und  dats  dies  nMil  so  viel  llei|8eii*idll,'ab  «Mea 
faierdurcli.  beide  ätiBde  gleidi  gestdlt  worden;»  geht,  «cheint  tAts 
hinlänglieii  darau8^1i«r?or,  dtss  dabei  die  Curlatooniilien  immer 
noch,  um  mit  Cicero  zu  reden,  das  lua  reprehenaiottift  besassen« 
Nicht  minder  protestfrt  er  dagegen,  dass  er  ,,den  Geiat  der  valeri- 
sehen  Gesetze  im  Einklang  mit  den  Zeittafeln  dargestellt^^  haben 
soU.  Seine  Meinung  ist  nnr,  daas  die  raleiiacfaen  Geseta^  inso* 
fem  das,  was  die  Bewegung  der  Plebes  und  £e  Einsetzung  der 
Decemvirn  faervorgwufen  hatte,  zum  Abschlnss  brachten,  ala 
sie  das  vodbandene,  deutlich  ausgesprochene  Bedürfiiiss  befriedig« 
ten.  Sdne  Ansidit  über^e  Tribus,  die  er  hier  zu  wiederholen 
sich  nicht  erlaubt,  wurde  nur  d^nn  von  der  Widerlegung  des 
Hm,  Yerf.  getroffen  werden ,  wenn'  umgcltehrt  dessen  oben  be- 
sprochene Ansicht  die  richtige  wire.  Wenn  die  Tribus  im  engen 
Zusammenhange  mit  den  Regionen  standen  und  wenn  diese  Regio- 
nen die  Feldflur  Roms  umfassten :  so  ist  es  wenigstens  nicht  unwahr- 
scheinlich ,  dass  die  Patricier  nicht  nach  itirer  Wohnung  in  der 
Stadt,  sondern  nach  ihrem  Grundbesitz  ausser  der  Stadt  ihre 
Stelle  erhielten,  so  dass  für  die  tribus  urbanae  nur  diejenigen  zu- 
rnckblieben,  die  keinen  Grundbesitz  hatten.  Die  Stellen  endlich 
wie  LIt.  V,  18.  sind  von  dem  Ref.  als  Beweis  insofern  benutzt 
worden,  als  darin,  wahrend  nach  des  Hrn.  Verfs.  eigner  Meinung 
Ton  Ccnturiatcomitien  die  Rede  ist,  als  die  Theile  derselben  die 
tribus  genannt  werden ,  was ,  da  die  Centlirien  ursprünglich  nicht 
mit  den  Tribus  zusammenhängen ,  nur  dann  erklärlich  wird,  wenn 
die  Veränderung  bereits  eingetreten  war.  Auf  diesen  Umstand 
hat  der  Hr.  Verf.,  so  viel  Ref.  findet,  nicht  Rücksicht  genommen. 

Die  Erklärung,  weiche  Ref.  Ton  den  einzelnen  Stellen 
giebt,  hat  nur  in  Bezug  auf  Li?.  I,  43.  von  dem  Hrn.  Verf.  eine 
Ausstellung  erfahren.  Es  wird  von  ihm  entgegnet,  dass  diese 
Stelle  gar  keinen  Bezug  auf  die  Centurien s a A /  habe:  allein 
schon  duplicato  earum  numero  geht  nur  auf  die  Aenderung  der 
Zahl,  die  Abtheilung  in  Centurien  der  Aeltern  und  Jüngern 
aelbst  war  ja  bereits  vorher  da,  und  sagt  nicht  Livius  darauf  «d 
institutäm  a  Servio  Tnllio  summam?  Was  soll  summa  andera  her 
deuten  als  die  Gesammtzahl  der  Centurien.  Dass  convenire  mit 
dem  Dativ  construirt  werden  und  das  hinzugesetzte  ad  institii* 
tarn  etc.  „nach  der  von  Servius  eingesetzten  Summe^^  bedeuten 
kann,  getraut  sich  Ref.  mit  ParallelsteNeil  au  belegen,  und  end^ 
lieh  das :'  neque  hae  tribus  ad  centuriarum  distHbutiohem  numerun^ 
qne  quldquam  pertinuere^  was  übrigens  Ref.  allerdings  in  Zusam^ 
menhimg  mit  der  ganzen  Stelle  zu  erklären  gesucht  hat«  kann  doch 
wohl  nidits  Anderes  bedeuten,  als  dass  diese,  nämlich  die  städtir 
sehen  Tribus,  mit  Eiurkbtutig  und  Zahl  der  Centurien  nichts  zd 
schaffen  hatten. 

Es  bleibt  nun  noch  der  Einwurf  übrig,  dass  Uvitis:)  wenn 
die  Veriinderung  zur  Zeit  des  Decemvirats  geschehen  ware,i  ihrbit 

m.  Jahrb.  f,  Phil,  «•  Paed.  od.  Krit,  BW.  Dd,  XXXIV.  ffft,  1.  3 


34  Antiquarische  Reisen. 

n^thwendig  bitte  gedenken  nütten.  Wenn  aber  die  Verindernng 
darin  bestand^  dass  die  Centurien  anf  die  Tribus  surücicgfefnhrt 
worden^  und  Lifius  batte  dieser  TrHbos  ^i^eiliat  gar  nicht  gedacbt: 
darf  man  aich  dann  wundem ,  dass  er  auch  diese  Anwendnng  der- 
selben unerwähnt  lisstl 

Ref.  Bchliesst  hiermit  diese  Anzeige  ohne'  die  Besorgniss, 
den  Hrn.  Verf.  dnrch  den  mannichfachen  Widerspruch  gereist 
sn  haben.  Der  Hr.  Verf.  wird,  wie  ich  hoffe,  auch  darin  die 
Hocliachtung  erkennen,  von  der  ich  gegen  ihn  erfüHt  bin,  und  ohne 
die  ich  den  Drang,  mich  über  Differenzen  idit  ihm  nn  besprechen, 
nicht  gefühlt  und  daher  auch  keine  Veranlassung  zu  dieser  An- 
vseige  gefunden  haben  wurde.  ^ 

C.  Peter. 


.  1)  A  Journal  wriiten  during'  an  exaursionin  Asia 

Minor  by  Charles   Feüowa   1838.     London :    Murray ,  Albemarle 
Street,  MDCCCXXXIX.  X  und  347  S.  in  kl.  4. 

2)  jin  Account  of  Diseoveries  in  Lycia^  being  a 
Jüurnai  kept  durmg  a  aeeond  exeursion  in  Asia  Mmer  by  ChcuUss 
Feüowa  1840.  Iiondon:  John  Murray,  Albemarle  Street  MDCCCXLl. 
XIII  nnd  542  S.  in  kl.  4. 

i^)  Description  de  V Asie  mineure  faite  par  ordre  da 
Gouvernement  Ffan9ais  de  1833  k  1837  et  publice  par  le 
ndnist^re  de  Tinstruction  publique,  Premiere  Partie.  Beaux-Arts/ 
Monuments  hiatoriquea,  Plan  et  Typographie  dea  Citea  Anliques*  Par 
Charlea  Teopier^  correspondant  de  rinstitut.  Gravüre  de  Lemaitre. 
Ouvrage  dedi^  au  Roi.  .Premier  Volume.  Paris,  typographie.de 
Firmin  Didot  fr^res,  libraires,  imprimeurs  de  Pinstitut  de  France. 
Rue  Jacob  Nr.  56.  1839.    Bis  jetzt  siebzehn  Lieferungen  in  gr.  Folio. 

Wenn  die  Terschiedencn  Theile  der  kleinasiatisehen  Halb* 
insel  für  unsre  Kunde  des  Alterthonis  bisher  mehr  oder  minder 
,  noch  so  demlich  eine  terra  ineo^ita  waren  ^  so  öffnet  sich  jetnt 
durch  die  drei  hier  zusammeng^estellten  Werke  uns  eine  Aussicht, 
auch  mit  diesen  Theilen  der  alten  Welt  nHher  bekannt  au  werden 
und  unsere  Kunde  dieser  im  Alterthum  einst  so  blühenden  und 
reichen  Gegenden  in  Jeder  Besiehnng  wesentlich  su  erweitern. 
Namentlich  sehen  wir  jetst,  wie  griechische  Cnitur  und  griechi* 
sehe  Kunst  frühe  in  diesen  Theilen  Asiens  rerbreitet  war  und 
uns  hier  sahlreichere  und  besser  erhaltene  Denkmale  überliefert 
hat  als  das  griechische  Mutterland  selbst  und  andere  Ton  Griechen 
bewohnte  Gegenden  —  etwa  mit  einziger  Ausnahme  Siciliess  — 
aufzuweisen  haben.  'Wir  verdanken  diese  Knnde  eben  so  sehr  den 
wiederholten' Reisen  des  gelehrten  Dritten^  dessen -Werke  wir 
hier  näher ,  Tom    antiquarischen  Standpunkt  aus,   durchgeben 


Reisen  in  KleinftsieA  yoU  FelWtv«  lüi  Texter. 


35 


wdUeii)  ala'de'ifdiiiigereti  AiiffsntliftU  «ine«  gfilehriben  luid  kunttge^ 
biideteti  Fransoaeti ,  deseen  leider  tUzu  iMtbar  und  umfangreicli 
«Bgelegtea  Werk  nach  dem^.waa  bis!  jetzt  davon  erscbieneo 
iat,  in  Mancheni  mit  Feiiowa  suaammeDtrifft,  noch  Mehreres  aber 
noch  erwarten  lässl;,  wenn  einnial  der  .bis  jetstt  fehlende  Text, 
der  die  AbbildnDg^n  begleiten  und, erlStttem,  so  wie  überhaupt 
nähern  Berieht  über  die  ganae  Reise  und  den  Aufenthalt  in 
JKleinasien  geben  soU,  im  Druck  erschienen  sein  wird.  Wir  kön« 
neu  daher  in  dieaem  Bericht  auf  diese  gewiss  wichtige  Ersehe!« 
Dung  noch  nidit  die  Rücksieht  nehmen,  die  wir  gewünscht  hätten, 
find  müssen  uns  daher  hauptsächlich  darauf  besebränken,  die 
Punkte  anzugeben,  wo  die  in  beiden  Werken  mitgetheilten  Abbil- 
dungen mit  einaader  jEUfi^mmentreffen  oder  sich  ergänzen  und  ver- 
vollständigen. 

.  Hrn.  Fellmtv9  Werk  über  sein^ .  erste  Reise  nach  Kleinai^ien 
im  Jahre  1838  führt  mit  Recht  den  Titel  einepi  Journals.  Denn 
es  ist  im  eigentlichsten  Sinne  des  Wortei)  ein  Tagebuch,  in  wel- 
ches die  Begebnisse  und  Ergebnisse  einer  von  Smyrna  aua  unter- 
nommenen Reise ,  die  zuerst  nordwärts  von  da  zum  Tbeil  länga 
der  Küste  nach  den  Dardanellen  und  dann  zu  Wasser  nach  Con- 
atantinopel  sich  erstreckte ,  von  da  aus  aber  in  gerader  Richtung 
südwärta  die  kleinasiatische  Halbinsel  durchschneidend,  dem  Gotf 
von  Adania  im  alten  Pamphylien  sich  zuwendete.,  und  von  hier 
aus  meist  längs  der  südlichen  Küste  mit  mehrern  namhaften  Ab- 
atecherai  in  das  Innere,  wieder  nach  Smyrna  sich  zurückwendete^ 
Tag  um  Tag  eingetragen  sind  und  zwar  mit  der  Genauigkeit^ 
welche  briitlsche  Reisende  vor  Andern  auszuzeichnen  scheint^ 
Sa  ist  sein  Werk  freilich  kein  bims  antiquarisches  Werk^  in  .wel- 
chem austcblieasiich  Gegenstände  des  Alterthums  besprochen  und 
berührt  werden:  im  GegeAtheii  der  Verf  giebt  liu^h  ein  ßberaus 
anschaufichea  Bild  der  Natur  und  de»  Lebens,  wie  es  aich  jetat  in 
diesen  Gegenden  gestaltet  hat;  er  ist  ao^r  bis  zu  einem  gewissen 
Grade  Naturferseher,  der  botanischen  Gegenständen,  insbesondere 
aber  der  Geologie  und  Mineralogie  viele  Aufmerksamkeit  geschenkt 
hat  und  z«  B.  .mit  grosser  Sorgfalt  überall  4ie  Stein-  und  Felaarten 
der  Gebirge''  imd  Strecken,  die  sein  Fuss  berührte,  angiebt  und 
sich  selbst  hier  und  dort  in  weitere  Untersuchungen  darüber  cin^ 
läsat  ]>0€h  diea  und  Anderes,  was  in  der  lebendigen  und  an- 
genehm unterbauenden  Dsrstellung  des  Verl.  auf  die.  Sitten  und 
das  Leben  der  jetzigen  Bewohner,  der  Türken  wie  der  Griechen, 
aieh  bezieht,  liegt: uns  hiei;  fern:  imd  es  wäre:wnhl  zu  wünschen, 
daaa  dieser  Relsebeiricht  auch  in  dieser  Beziehung  einen  deutschen 
Uebersetzer  fände,  wie  ihn  doch  so  manche  andere  weit  schlechtea 
geadiriebene  .Reisen  in  den  Orient  bei  uns  gefimden  haben:  wie« 
wohl  die  beigegebeaen ,  zum  Vers^ändnisfl  des  Textes  allerdings 
unentbdbrliohen  Abbildungen  ein  .solches  Unternehmens  erschwe-t 
ran*    Wir  haben  in  dieser  Anaelge  bloss  und  zunächst  daijenigi» 

8* 


S6  Antiqaariscli«  Rdiien, 

Im  Auge ,  WM  auf  dal  Atterthum  Beiuf  hat,  and  swar  suitaclul 
auf  dag  Griechische^  indem  wir  auf  die  neuen  Entdeckungen  und 
Bereicherungen  hinweisen  wollen,  welche  die  Alterthomskunde 
überhaupt  für  diese  Gegenden  gewonnen  hat.  Auch  bestehen  die- 
Beiben  im  Ganzen  mehr  aua  allgemeinen  Angalien  und  Nachwisisun^ 
gen ,  als  aus  einer  erschöpfenden,  unsere  Kunde  damit  abschlies- 
senden Darstellung ;  im  Gegentheil  wir  sehen  ersi  aus  dem ,  was 
der  Ref.  angiebt ,  wie  Vieles  hier  noch  über  und  unter  der  Erde 

'  unbekannt  und  verborgen  liegt,  und  wie  Vieles  sich  hier  noch  für 
griechische  Kunst  und  griechisches  oder  auch  zum  Theil  römisehes 

^  Alterthum  gewinnen  lässt ,  wenn  Alles  an  Ort  und  Stelle  naher 
und.genauer  im  Einzelnen  untersucht  und  durchforscht  sein  wird. 
Von  dem,  was  für  lycische  Sprache  und  Schrift  gewonnen  worden 
ist,  wird  weiter  unten  noch  die  Rede  sein. 

Wie  in  Aegypten  bilden  Baudenkmale  einer  in  die  vorchrist- 
liche Periode  noch  grösstentheils  zurückgehenden  Zeit ,  nament- 
lich Tempelreste  und  GrSber,  letztere  meist  hi  Felsen  ausgehatien, 
und  mit  Sculpturen  wie  Inschriften  l>edeckt,  auch  cyclopisches 
Mauerwerk  u.  dgl.  m.  die  Hsnptgegenslüude  der  Forschung:  und 
hier  sind  die  Ergebnisse  der  Reise,  namentlich  auch  in  Bezug  auf 
die  grosse  Anzahl  der  griechischen  Inschriften,  wenn  sie  auch  ztun 
Theil  in  die  Zeit  der  römischen  Herrschaft  fallen ,  allerdings  be- 
deutend zu  nennen. 

Schon  in  Smyrna  macht  Hr.  Fellows  die  Bemerkung,  wie  in 
dem  oberen  Theil  der  Stadt  die  Häuser  fast  überall  aus  Bausteinen 
der  alten  Smyrna  aufgeführt  sind,  und  Säulenreste,  zerschlagene 
Blisten  und  ahnliche  Reste  des  Alterthums  hier  mit  dem  gewöhn- 
lichen Baustein  der  Gegend  vermischt  und  durch  einander  an  den 
Gebäuden  vorkommen  \  insbesondere  reich  an  solchen  Resten  er- 
schien ihm  der  auf  einer  Anhöhe  liegende  Judenkirchhof,  den  er 
muthmaasslich  an  die  Stelle  des  alten  Cerestempels  setzt.  Am 
'  21.  Februar  verliess  der  Verf.  Smyrna,  über  Maoser  (das  alte 
Magnesia),  den  Sipylus  übersteigend  und  den  Hermus  übersetzend, 
nach  dem  alten  Thyaiira^  oder  wie  es  jetzt  heisst  Acsd^  das  zwar 
erbaut  ans  Steinen  einer  alten  und  selbst  glänzenden  Stadt,  doch 
keine  bedeutenden  Ruinen  alter  Zeit  aufzuweisen  hat  (S.  23«). 
Von  da  aus  wandte  sich  der  Verf.  nach  dem  alten  Pergamus  (jetzt 
B&gatna)^  nadidem  er  auf  dem  Wege  dahin  einige  Grabschriften 
iind  andere,  selbst  grössere  griechische  Inschriften,  die  ersuch 
raittheilt,  entdeckt  hatte.  In  Pergamus  fand  er  dieselbe  Erschei- 
nung wie  in  Smyrna:  die  türkischen  Wohnhäuser  voll  von  Mar- 
Biorresten  und  Ornamenten  der  herrlichsten  griechischen  Kunst; 
das  Amphitheater  nennt  er  einen  wundervollen  Bau,  Alles 
ringsum  mit  Bauresten  alter  Zeit  bedeckt,  die,  obschon  so  Man- 
ches weggebracht  worden  ist,  doch  noch  die  Grösse  und  den  Um- 
fiing  der  alten  Stadt  erkennen  lassen.  Von  hier  nahm  d«r  Verf. 
seine  Rehe  durch  eine  theilweise  selbst  wilde  und  pittoreske  6e- 


Reisen  in  Kleinaaien  Von  Fellowtf  und  Teuer. 


37 


bfargsgegc^nd  Dach  dem  alten  \^4's808  (jetxt  Beahrihin)^  diesaen  Im« 
ponireode  La^e  er  ungemein  hervorhebt,  nicht  minder  wie  die 
ausgedehnte  Fernsicht  von  der  alten  Akropole^  mitten  unter  den 
grossartigsten  Ruinen  jeder  Art,  besonders  an  Saulenresten ,  Fei-» 
sengrabern,  Tempeln,  dem  Tlieater,  das,  wie  der  Verf.  vermu- 
thety  durch  ein  Erdbeben  gelitten ^  den  gewaltigen  Mauern,  zum 
Theil  von  der  sogenannten  cyclopischen  Bauart  (wie  die  Abbild 
dnng  S.  53.  klar  seigt),  mithin  ein  sehr  hohes  Alter  beurkundend« 
In  dem  Werke  des  Hrn.  Texier  findet  sich  ausser  einem  sehr  de- 
taillirten  Plan  der  Ruinen  (PL  108.  109.)  eine  herrliche  Ansicht 
der  Akropole  von  Assos  mit  ihren  Felsen  und  den  darin  eingehaoe« 
nen  Grabern  (PI.  115.),  sowie  eine  andere  Ansicht  der  Thore 
der  Stadt  (PL  110.  bis);  auch  steht  noch  Mehreres  über  Assos  ia 
diesem  Werke  zu  erwarten. 

Von  Assos  folgen  wir  dem  Reisenden  nach  AUxandria 
TroaSy  jetzt  Eski  Stamhtd  genannt,  und  kaam  acht  bis  zehn 
elende  Häuser  zahlend.  .  Im  Allgemeinen  wird  auch  hier  der  über 
die  Umgegend  zerstreuten  Steinreste  alter  Zeit  gedacht:  in  eine 
nähere  Untersuchung  über  die  trojanische  Ebene  und  über  die 
Lage  der  alten  Stadt  Troja  hat  sich  der  Verf.  weiter  nicht  einge- 
lassen :  die  Schwierigkeit  dieselbe  zu  bestimmen ,  findet  er  nicht 
sowohl,  wie  er  früher  geglaubt,  in  dem  Mangel  Ton  Resten  des 
Alterthums,  als  in  der  grossen  Zahl  der  unordentlich  und  durch^ 
einander  über  die  ganze  Gegend  hin  zerstreuten  Steinreste/ 
welche  dieselbe  auch  für  den  Ackerbau  unbrauchbar  lassen;  und 
da  ein  Eichwald  die  Lage  der  alten  Stadt  bedecke,  so  sei  es  auch 
unmöglich,  einen  Gesammtüberblick  der  Ruinen  zu  gewinnen, 
die  am  bedeutendsten,  eine  (engl.)  Melle  von  der  See,  wahr- 
scheinlich nahe  dem  Centrtim  der  Stadt ,  hervortreten.  Auch  bei 
dem  Dorfe  Sh^blac  oder  vielmehr  bei  den  Hütten,  welche  auf 
dem  Grunde  von  Nen  •  llinm  stehen  sollen ,  entdeckte  der  Verf. 
grosse  Sanlenreste  and  Anderes  der  Art;  im  Uebrigen  verfehlt  er 
mcht  zu  bemerken,  wie  eine  Wanderung  durch  diesen  Grund  und 
Boden  wohl  geeignet  sei,  uns  die  poetischen  Ideen  von  Troja  und 
der  trojanischen  Ebene  verschwinden .  zu  machen.  So  traurigi 
öde  und  wüst  ist  der  Anblick,  den  Alles  do^  jetzt  uns  darbietet] 

Von  hier  aus  eilte  der  Reisende  zu  den  Dardanellen  und  von 
.hier  mit  dem  Dampfboot  nach  Constantinopel,  das  er  am  17.  Mira 
wieder  verliess,  um  die  Landreise  in  das  Innere  der  kleinasiati* 
sehen  Halbinsel  quer  hindurch  an  die  südliche  Meeresküste  anzn« 
treten.  Der  erste  Punkt,  wo  er  auf  Alterthümer  stiess,  war 
Nicaa,  das  unter  den  Bauresten  einer  spatem  christlichen  Zeit 
überall  Denksteine  einer  frühern,  vorchristlichen  Periode  bewahrt 
und  selbst  Spuren  des  cyclopischen  Mauerwerkes  (vgL.S.  111  f.) 
aufzuweisen  hat,  welche  auch  ita  den  Darstellungen  der  Thore 
und  Befestigungen,  die  Hrn.  Texi^r's  Werk  liefert  (s.  PL  7—10.), 
hervortreten.  Die  von  Htn,  Feliowa  hier  mitgetheilten  loschriflen 


38  Aiit)q«ari94:h6  Reisen. 

• 

Bind  EtiiiiTbeil  sehon  toh  Pocoke  nnd  von  v.Htmmer  bekannt  ge- 
macht werden«  Der  nächste  Ponkt^  «nf  welchem  bedentcnde 
Reste  alter  Zeit  die  Aufmerksamkeit  unseres  Rdsenden  fana  be-» 
sonders  auf  sich  so^en,  ist  das,  auch  von  Texier  besuchte  nnd  In 
lahlrelchen  Abbildungen  dargestellte,  vorher  fast  ganz  unbekannte 
Aegam  (Jetzt  Tji^^n),  wohin  sCr  von  dem  alten  Cotyainm  aus 
(jetzt  Kootäja) ,  durch  welches  der  Weg  fährte,  einob  Abstechet^ 
in  südwestlicher  Richtung  in  der  Entfernung  von  sechsunddreissig 

i englischen)  Meilen  unternahm.  Einige  von  Tnrken  bewohnte 
lütten  zeigen  «ich  mitten  unter  den  Trümmern  dieser  Stadt ,  die 
über  die  Ebene  hin  zerstreut  sind:  insbesondere  aber  ragt  ein 
herrlicher,  auch  noch  ziemlich  wohl  erhaltener  Tempel  mit  seinen 
ionischen  Säulen,  von  welchen  noch  achtzehn  aufgerichtet  stehen, 
auf  einer  Anhöhe,  welche,  der  Verf.  für  die  Akropole  der  Stadt 
nimmt ,  hervor.  Und  wirklich ,  nach  den  beiden  vom  Verf.  mit- 
getheilten  Abbildungen  zu  schliessen,  haben  wir  hier  ein  Werk, 
das  zu  den  vorzüglicheren  griechischer  Baukunst  gehört,  vor  uns: 
wie  denn  der  Verf.  die  Stadt ,  die  gewöhnlich  ttv  eine  römische 
gilt,  der  Architektur  wegen,  wie  sie  in  den  zahlreichen  Bauresten 
sich  noch  erkennen  lasst,  für  eine  rein  griechische  halten  möchte, 
die  spSter  in  den  Besitz  der  Römer  kam.  In  dem  Innern  der 
Cella  fanden  sich  vier  längere  Inschriften;  die  eine  in  schön  ge^ 
formten  griechischen  Bachstäben  und,  wie  der  Verf.  ausdrücklich 
bemerkt,  eben  so  alt,  wie  der  Tempel  selbst,  ward  copirt;  wir 
iehen,  da  sie  einen  durch  den  Kaiser  (Hadrian)  beendigten  Streit 
über  ein  zum  Tempel  gehöriges  heiliges  Stück  Land  betrifft,  dins 
der  Tempel  selbst  dem  Zeus  geheiligt  war,  den  auch  Münzen-der 
Stadt  als  Hauptgottheit  erkenueh  lassen.  Leider  ist  der  letzte 
Theil  der  Inschrift  «nicht  ganz  vollständig.  Weiter  befand  sich 
daselbst  eine  andere  Inschrift  in  einer  schiediteren  griechischen 
SchrlQ,  und  zwei  in  römischer,  sowie  auf  der  Aussenseite  der 
Cella  ebenfalls  drei  oder  vier  Inschriften.  Ungünstiges  Wetter 
und  die  Kürze  des  Aufenthaltes  erlaubten  dem  Verf.  nur  von  einer 
dieser  Inschriften  eine  Copie  zu  nehmen ,  die  uns  aber  auch  an 
mehreren  Punkten  verstümmelt  scheint.  Es  bezieht  sich  die  In« 
Schrift ,  ihrem  Inhalt  nach ,  auf  feierliche  Spiele ;  sie  ist  ausge- 
stellt von  lason ,  dem  Archen  der  Panhellenen ,  dem  Priester  des 
Gottes  Hadrianus  Panhellenius  und  Agonotheten  der  grossen  pan- 
hetlenischeR  Spiele.  Wir  sehen  daraus,  wie  die  Verehrung  des 
Hadrianus  mit  der  des  Zeus  Panhellenios  bei  den  griechischen 
Bewohnern  der  Stadt  zusammenfloss.  Am  Fusse  der  Akropolis^ 
welche  diesen  Tempel  des  Zeus  enthält,  standen  Reste  eines  an^ 
dein  Tempels,  an  einem  Hügel  nordwärts  fand  sich  der  colossale 
Grundban  wieder  eines  andern  Tempels,  wahrscheinlich  mit  Co^ 
rinthischen  Säulen,  und  noch  weiter  nordöstlich  fand  sich  ein 
anderer  Hügel  mit  Gräbern  bedeckt  nnd  an  seiner  Seite  ein  herr«^ 
lidies  griechisches  Theater,  dessen  Sitae  noch  unverändert  nmk 


V. 


Reuen  in  Kiei|uunen  ti»  KeUowt  uiid  Taxier«  99 

uod  um  welch««  eine  soldie  M«a«e  ir0ii  Maleifol  skli  M%eliitift 
findet,  du8  der  Verf.  eine  Zusammeiicetsiui^  des  6ans«B,  «ko 
eine  voUkommeDe  Restauratioo,  für  moflieh  hält!  Auch  die 
Gräber  (die  keine  Spur  christlicher  Architektur  leigten)  lieferten 
einige  Inseliriften  von  der  gewöhnlichen  Art  und  den  gefwöhn- 
lichen  Inhalt;  noch  standen  drei  quer  über  den  Fluaa,  der  die 
Stadt  durcbkreust,  führende  Brücken;  die  Ufer  desselben  wäre« 
mit  Bauresten,  voll  der  herrlichsten  Sculpturen  bedeckt,  das 
Ganze  hatte  so  wenig  von  der  Zerstörung  spiterer  Zeit  gelitten, 
dass  uns  hier  ein  anderes  Ponip,eji  über  der  Erd~e  erstanden  au 
sein  scheint  *).  Darin  scheint  auch  wohl  drCr  Grund  an  liegen, 
warum  in  Texier'a  Werk  dieser  Ort  gans  besonders  begünstigt 
eracheint.  Denn  auf  den  Generalplan  der  Ruinen  (PI.  23.)  folgen 
bis  FL  50.  lauter  Abbildungen  von  Gegenständen,  welche  auf  daa 
alte  Aegani  sich  beaiehett.  Wir  erhalten  auf  PL  34.  eine  Ansicht 
der  Gegend  mit,  ihren  Ruinen  yon  der  Rbyndacus- Brücke  aus, 
dann  eine  Reihe  von  Ansichten,  welche  den  Zenstempel  von  sei- 
nen Terschiedenen  Seiten ,  wie  nach  seinen  Terschledenen  Thei* 
len  und  Dimensionen ,  sowie  nach  den  verschiedenen  Ornamenten 
d^  Säulen  u.  dgl.  darstellen  (s.  PL  24.  und  die  fggO-  Nicht  min* 
der  berücksichtigt  sind  die  .Grabdenkmale  (PL  37.  38.),  sowie  vor 
Allem  das  Theater  und  Stadium,  su  welchen  eine  Reibe  von  Ab- 
bildungen (PL  40.  u.  fgg.)  gehören,  die  uns  von  Anlage  und  Aus- 
führung des  Ganzen,  sowie  von  der  jetsigen  Gestalt  desselben 
einen  deutlichen  Begriff  geben  können« 

Nach  Kootaya  zurückgekehrt,  schlag  der  Verf.  seinen  Weg 
in  siemlich  gerader  Richtung  (wie  wir  aus  der  seinen  Relseaug 
daratelienden  Karte  ersehen)  nach  Süden  ein ;  er  beschreibt  den 
vor  ihm  wohl  von  wenig  Europäern  betretenen  Pfad  sehr  genau, 
namentlich  auch  In  geologischer  Hinsicht;  er  überstieg  die  Ber§-, 
kette  des  Taurus,  wo  er,  obwohl  an  Bergreisen  der  Art  gewöhnt, 
eine  so  schneidende  Kälte  und  einen  so  heftigen  Windsturm  aus- 
zuhalten hatte,  wie  er  ihn  noch  nie  sonstwo  getroffen  hatte; 
mehrmals  war  es  ihm,  wie  seiner  Begleitung  unmöglich,  weiter 
fort  zu  reiten;  bis  er  nach  glucklich  überstandenem  Schnee  und 
Eis  und  von  einem  Alles  durchdringenden  Regen  durchnässt,  in 
dem  Thal  von  Alaysoon  anlangte.  Wie  sehr  fand  sich  aber  Hr. 
Fellows  äberrascht,  als  er  in  geringer  Entfernung  von  wenigen 
Meilen,  auf  einer  Höhe,  zu  welcher  er  ansteigend  durch  eine  furcht- 
bare Wildniss  gekommen  war,  die  ausgedehnten  Reste  einer  vordem 
glänzenden  Stadt  entdeckte,  mit  sieben  oder  achl  Tempeln,  drei 
andern  ausgedehnten  Gebäuden,  und  Säulen  und  Schmuck  jeder 
Art  bedeckt.    An  der  Seite  eines  hohen  Hügels .  fand  aich  eina 


*)  Der  Verf.  sagt  am  Schluvs  seiner  Besehreibimg  8*  148. :  „l  h^ve 
•een  no  place  so  little  plundered  wt  defaced  by  the  people  of  after  ages 
and  mach  ioformation  might  be.gainod  here  to  interest  the  antiquarian.^* 


40 


Antlqüariselie  Reisen. 


der  sdiSiMBteii  und  vollkmafiroiiflilen  Theater^  d«s.,der  Verf.  je 
gescheit  oder  von  dem  er  gehört  hatte ,  indem  die  SItse  und  der 
grössere  Thell  des  Prosceniaros  gans  übrig  waren,  niir  die  Wände 
der  Fronte  waren  theiiweise  gefallen,  aber  die  Gornichen  und  das 
Bildwerk  nur  wenig  iieschadigt.  Mit  Beqiiemlichl^eit  konnte  man 
das  Gänse  umgehen,  ebenso  in  das  Innere  eintreten,  hie  ganie 
Stadt  sammt  ihren  {Machtvoll  in  den  Felsen  gehauenen  Gittern 
und  deren  Inschriften  zeigte  in  Allem  einen  durchaus  alt  griechi- 
achen  Charakter,  keine  Spur  von  römischer  oder  christlicher 
Enthat;  sie  bildete  nur  ein  Ganses,  einen  Haufen  Ton  pracht- 
Tollen  Gebäuden ,  welche  alle  im  herrlichsten  Geschmai^  ange- 
legt waren;  auch  erschienen  die  Ruinen,  für  einen  so  hohen 
Punkt  Susserst  ausgedehnt,  geeignet,  in  dieser  wilden. Gebirga« 
gegend  einen  eigenen  Eindruck  herrorzubringen.  Es  war,  wie 
der  Verf.  meint,  die  alte  Stadt  Sa^a/n^sffs.-  Boodroöm  heisst  der 
Punkt  heutigentags  bei  den  Türken.  Leider  hat  uns  der  Verf., 
wahrscheinlich  weil  er  sich  eu  kurz  hier  aufhielt,  weder  Abbil- 
dungen des  Ganzen  oder  einzelner  Hauptreste  mitgetheilt,  noch 
ist  er  auch  in  das  Detail  näher  eingegangen,  das  wir  von  andern 
ebenso  kinhnen  als  gebildeten  Reisenden  noch  zu  erwarten  haben. 
Eine  einzige,  unbedeutende  Inschrift,  zu  Ehren  des  Aurelius  An- 
toninus,  ist  Alles,  was  uns  der  Verf.  mittheilt.  Bei  Texier  findet 
sich  in  dem  bis  jetzt  Erschienenen  Nichts  über  diesen  Ort. 

Von  hier  aus  vier  und  zwanzig  (englische)  Meilen  südöstlich 
gelangte  der  Verf.  zu  dem  Dorfe  Boojak,  'von  dem  er  aus  einen 
Abstecher  unternahm,  um  Ruinen  aufzusuchen,  welche  etwa 
zehn  (engllsobe)  Meilen  daton  in  nordöstlicher  Richtung  liegei^ 
sollten.  Und  er  fand  sich  auch  nicht  getauscht«  Nach  einem 
stets  ansteigenden ,  als  äusserst  pittoresk  geschilderten  Wege  ge- 
langte er  zu  den  auf  einer  herTorspringenden  Höhe  gelegenen 
Ruinen  einer  der  schönsten  Städte,  die  er  je  gesehen  zu  haben 
Tersichert.  Ich  ritt,  schreibt  er  S.  172.,  wenigstens  drei  Meilen 
durch  einen  Theil  der  Stadt,  welche  ein  Haufe  Toa  Tempeln, 
Theatern  und  Gebäuden  war ,  die  an  Pracht  mit  einander  wettel- 
fern, deren  Lage  und  Umfang  sich  kaum  schildern  lässt.  Das 
Material  dieser  Ruinen,  ähnlich  denen  bei  Alaysoon,  hatte  mehr 
Ton  dem  Einflusa  der  Elemente  gelitten ,  welche  selbst  Oberfläche 
und  Inschriften  des  Marmors  zerstört  hatten;  aber  die  einfache 
Grösse  und  die  gleichförmige  Schönheit  des  Styls  bezeichnete  sie 
als  Werke  einer  frühem  griechischen  Zeit,  ^die  nach  den  Sculpta- 
ren  Ton  fechtenden  Figuren ,  Waffen ,  Helmen  u.  dgl.  den  Aegi- 
Aetischen  Bildwerken  zu  München  als  gleichzeitig  Tom  Verf.'^ver- 
.muthet  werden.  Der  Baustyl  der  Tempel  ist  im  Allgemeinen  der 
Corinth^sche,  aber  nicht  so  blühend,  wie  in  weniger  alten 
Städten;  die  Gräber  liegen  zerstreut ,  etwa  eine  Meile  Ton  der 
Stadt;  sie  sind  meist  in  Felsen  gehauen  und  von  Terschiedenen 
Formen,    meist  mit  Inschriften  und  kriegerischen  Ornamenten 


tenAien.  Die  Zahl  der  Tempel  oder  der  ndlSiiilen  teiielieneii 
Gebäude  glaubt  der  Verf.  kaum»  mnthmaaalich  beatimmen  am 
können;  doch  meint  et  aicherlich  fünikig  oder  sechasig  deren 
geaehen  su  haben;  und  aelbst  da,  wo  keine  Reate  »ich  Ton  der 
Oberfläche  dea  Bodena  erhoben,,  erachienen  die  Grrundmweri\ 
anderer  grOaaen  und  öffentlichen  Gebäude.  Die  )¥äUe  der  Stadt, 
die^iehon  durch  ihre  Lage  TÖilig  aicherwar,  zeigten  eine  unge- 
meine Slärke  und  waren  mit  groaaen  Werkateinen  in  cyclopiacher 
Weiae  sum  Theil  gebaut  ,)I  never,  ruft  hier  der  Yerfaaaer  aua 
(S.  173.) ,  concei?ed  ao  high  an  idea  of  the  worka  of  the  aiicienta 
aa  from  my  yiait  to  thia  place,  atanding  aa  ia  doea  in  a  aituation, 
aa  it  were ,  above  the  world !  ^^  Eben  mit  Riickaicht  auf  die  ge- 
genwärtige Beschaffenheit,  meint  der  Verf.,  aei  es  jedoch  acbwef, 
die  genaue  Lage  der  Stadt  zu  beatimmen,  weiche  in  der  Auf- 
achdfi  des  Cap.  muthmaasüch  als  daa  alte  Selge  bezeichnet  wird. 
Nördlich  liegt  ein  Schneegebirge,  daa  die  Türken  Dourras  nen- 
nen; Caatledar  liegt  nach  Weat- Süd -West,  Sparta  in  der  Rieh« 
tung  nach  Nordwest  \¥ir  mögen  wohl  auch  hier  ea  beklagen, 
dass  der  Reisiend.e,  wahrscheinlich  aua  ähnlichen  Rücksichten, 
wie  bei  den  Ruinen  Ton  Sagalaaans,  una  weder  Abbildungen  noch 
detaillirte  Angaben  über  diese  von  ihm  so  sehr  bewunderten  Bau- 
denkmale hinterlassen  hat;  auch  theilt  er  keine  Inschriften  mit, 
aua  weichen  der  Name  der  Stadt  etwa  entnommen  werden  könnte, 
wiewohl  die  Vermuthung ,  dass  hier  iSe/^e,  der  bedeutendste  Ort 
Pisidiens,  gestanden,  durch  die  Angaben  Strabo's  (Xll,  8.  p.  855.) 
über  die  Grösse  der  Stadt  und  ihre  Bevölkerung  (er  sagt  von  ihr: 
" —  i'fiSivav  av^Tj^biöa  Ix  tov  itoUtBvs^^ai  voiilftag ,  S6tB  xal 
digfwglavÖQog  nozB  slvat)^  wie  über  ihre  Lage  und  Festigkeit 
eher  bestätigt  als  verworfen  wird.  Denn  was  Strabo  in  Bezug  auf 
die  letztere  sagt :  —  Sxbi  d'  okl/yag  nQogßaöug  nsgi  ri}i/  TtokiV 
jxtti  X7IV  xtigalf  xijf»  EhXyimv  oqhvi^v  ^  KQi^ikvmv  xal  xagaSgäv 
W6av  nkiqgfi  »,  r.  A.  und  bald  darauf  weiter;  Sioi  f^  bqv^vo- 
tffxa  oHzB  ngotsQov^  ovd^  vötsgov^  ovd^  &na^  ot  I^Bkyilg  vn 
äkloig  iyivovTO'  dkki  x'qv  (liv  aXXfjV  xoigav  dÖB^g  iHagnovvto 
X.  T.  L  diese  Angaben  Strabo's  passen  ganz  gut  zu  der  Beachrei- 
bung,  welche  der  Verf.  giebt,'  aowie  zu  dem,  was  er  von  der 
grossen  Ausdehnung  der  Stadt  sagt,,  waa  wir  auf  keine  andere  der 
in  diesen  Strichen  von  den  Alten  genannten  Städte. an  wenden  zu 
dürfen  glauben.  Vgl.  Mannert  Geogr.  der  Gr.  und  Rom.  VI,  2« 
p.  163  aq.  Sichere  Auskunft  wird  freilich  allein  von  Inschriften 
zu  erwarten  sein,  und  zu  deren  Entdeckung  wird,  so  hoffen  wir 
wenigstens,  spätere  und  genauere  Machforschung  an  Ort  und 
Stelle  noch  führen  können.  In  Texier's  Werke  findet  sich  bis 
jetzt  Nichts. über  Selge.  Jedenfalls  iat  aber  auf  der  Reichard- 
achen  Charte  Selge  ganz  falsch,  und  zwar  viel  zu  weit  gegen 
Süden  angeaetzt;  daaseibe  iat^  dort  auch  mit  Aegani  der  Fall, 


4S      ,  Antiqaariftcke  Reisen. 

das  fiel  am  weit  nSrÄicb  gegctft  ist;  desgldehen  nft  dem  ablMU 
zu  nennenden  Isi&nda. 

AeuMerst  reisend  wird  das  Herabsteigen  von  den  Gebirgih* 
rncken  des  Taums  in  die  Ebenen  der  Käste  Panipbyliens  g esciäl« 
dert:  überall  zu  den  Sdten  des  Weges  fanden  sich  alterthwnlicbe 
Reste  von  Sitzen,  Sliulen  n.  dgi. ,  aneb  Felsengrfiber  n&  verschie- 
denem Sebmnck ,  Mauerwerk  von  der  cyclopischen  Art  u.  dgl«  m. 
Durch  eine  freundliche  Aufnahme  zu  Adalia  von  Seiten  des  dorti- 
gen Pascha  war  der  Aufenthalt  daselbst  sehr  angenehm:  die  Lage 
der  Stadt,  insbesondere  die  Umgebungen  derselben  erschienen  dem 
Verf.  äusserst  reizend ;  die  Gebirge  so  schon,  wie  er  sie  kaum  irgend* 
wo  sonst  gesehen,  ähniich  etwa  den  Bergen  bei  Carrara  auf  dem 
Wege  nach  Spezia  und  an  einigen  Orten  Griechenlands.  Die  Ge« 
gend  ward  immer  schöner,  als  Hr.  Feilows  von  Adaiia  aus  einen 
Abstecher  ostwirts  nach  dem  alten.  Perge  unternahm.  Hier  fapd 
derselbe  ausser  andern  alten  Bauresten  ein  sehr  schönes,  äusserst 
ausgedehntes  Theater,  dessen  Sitze  roeistentheils  noch  nbrig  wa- 
ren ,  nahe  dabei  ein  ganz  wohl  erhaltenes  Stadium ,  das  jetzt  zum 
Futterplatz  der  Kamcele  dient ;  dies  und  Anderes  sämmtlich  von 
rein  griechischer  Arbeit,  ohne  irgend  eine  Spur  späteren  Ein- 
flusses. Ausserhalb  der  Stadt  in  ziemlich  beträchtlicher  Entfer- 
nung zu  beiden  Seiten  befanden  sich  die  Gräber.  Weiter  in  der 
Richtung  nach  Ost -Süd -Ost  jenseits  des  Cestrus  (jetzt  Aksoo), 
über  weichen  man  auf  einer  Fähre  setzte ,  zehn  bis  zwölf  (engl.) 
Meilen  tod  Perge ,  zeigten  sich  ähnliche  Baureste  ans  einer  frü- 
hem Periode  griechischer  Kunst ,  über  eine  ausgedehnte  Fläche, 
in  deren  Mitte  sich  ehie  Akropole  erhob,  zerstreut,  hamentlich 
Mauerwerk  von  zum  Theil  cyclopischer  Art,  ein  Theater  und 
Stadium,  ähnlich  dem  zu  Perge,  viele  Säulenreste  und  ringsum 
die  Stadt  zahlreiche  Gräber.  Eine  nähere  Untersuchung  bei  län- 
gerem Aufenthalt  war  auch  hier  leider  dem  Reisenden  nicht  mög«. 
Üch:  er  beschränkt  sich  auf  einige  allgemeine  Angaben,  denen 
er  die  Vermüthong  beifügt,  dass  hier  die  Stadt  Isionda  gestanden. 
Wir  möchten  dies  nach  den  Angaben  der  Alten  über  diese  Stadt 
(s.  Mannert  Geogr.  d.  Gr.  VI,  2.  p.  151.)  bezweifeln,  wagen  in- 
dess  keine  Entscheidung,  da  die  Angaben  unseres  Reisenden  hier 
ziemlich  allgemein  gehalten,  Insdiriften  aber,  welche  zur  Ent- 
scheidung der  Sache  beitragen  könnten,  von  ihm  weder  copirt 
noch  überhaupt  nur  erwähnt  worden  sind. 

Von  hier  aus  weiter  zwanzig  (engl.)  Meilen  ostwärts  durch 
ein  äusserst  waldreiches  und. vögelreiches  Land  —  sieben  ver« 
schiedene  Arten  von  Eichen  merkte  der  Verf.  an  —  bei  dem 
Dorfe  Bolcascoon  fanden  sich  auf  der  Fläche  eines  Hügels  und  an 
dessen  Seiten  ebenfalls  weit  ausgedehnte  Ruinen,  welche  der 
Verf.  für  Reste  des  alten  PedaeUasus  hält,  indess  ausdrücklich 
dabei  bemerkt,,  dass  ihr  Styl  untergeordneter  Art,  eine  acfaoo 
spätere  römische.  Periode  verrathe.    Uebrigens  fand  sich  auch 


Reisen  in  Kleimuden  Ton  ?ett»wt  und  Teilen    '  48 

bier  ela  Slajüam,  audi  hier  efn  Theater,  noch  üirt  gans  and 
▼orauf  Uch  erbalten  und  dämm  höchst  interessant  $  Alles  aber  toii 
roherer  Aibeit  und  scbiecbterem  Geschmack.  Ausser  einigen 
Thhrmen  und  Sänienresten,  in  welchen  der  Verf.  die  Lage  der 
alten  Stadt  SyUium  Termutbet,  w^ren  es  noch  zunächst  die  Rai- 
nen des  alten.  iSVd^  (Esky  Atälia),  eine  Stande  von  dem  Dorfe 
Lege  Cahcbon^  welche  die  'Aufmeri[samkeit  des  Verf.  auf  mch 
sogen.  Indessen  fand  er  sich  hier  nicht  ingleidiem  Grade  be- 
friedigt, indem  die  noch  Torfindiichen  Rainen  nur  wenige  Spuren 
griechischer  Kunst  entdecken  Hessen;  das  Meiste  Terrieth  römi- 
schen Styl  und  zwar  einer  schon  späteren  Periode;  das  Theater, 
wohl  nett  angelegt,  war,  mit  Ausnahme  der  noch  erträglich 
erhaltenen  Sitze ,  ganz  in  Ruinen ;  die  ganze  Arena  und.  die  nie- 
deren Theüe  mit  Wald  und  Gebüsch  dermaassen  bedeckt,  dass 
es  schwer  ward,  den  Umfang  zu  bestimmen,  der  übrigens  vier 
bis  fnnfraal  geringer  erschien,  als  der  Ton  andern  bisher  getroffe- 
nen Theatern.  Somit  wären  Beauforfs  glänzende  Schilderungen 
dies^  Ruinen  wohl  in  Etwas  zii  ermässigen,  und  unser  Reisender 
macht  in  dieser  Hinsieht  die  ganz  richtige  Bemerkung ,  wie  ganz 
anders  das  Urtheii  Beaufort's  ausgefallen  wäre,  wenn  er,  statt 
Ton  der  See  aus  atif  einer  Küstenfahrt  diese  Rnlnen  anzuschauen, 
in  d^s  Innere  des  Landes  sich  gewagt  und  hier  die  Torhin  anfge- 
zähiten  Ueberreste  einer  weit  reineren  griechischen  Baukunst ,  In 
einem  fast  vollkommenen  Zustande  der  Erhaltung  erblickt  hätte. 
Ebenso  klagt  Hr.  Fellows  (und  gewiss  n}it  Recht)  über  den  Man- 
gel alter  Genauigkeit  der  bisherigen  Karten ,  die  es  ihm  z.  B.  un- 
möglich machten,  die  Lage  der  alten  Stadt  Aspendua  aufzufinden, 
da  bei  dem  jetzigen  Dorfe  Starus,  wo  man  sie  hinsetzt,  durchaus 
keine  Ueberreste  mehr  sich  finden ;  vgl.  S.  205.  und  insbesondere 
S.  221. ,  wo  der  Reisende  einer  höchst  unangenehmen  Täuschung 
unterlag. 

l>ie  Rückreise  des  Verf«  war  nicht  minder  reich  an  antiquari- 
schen Entdeckungen,  da  sie  einer  bis  jetzt  kaum  von  Europäern 
betretenen  Richtung  folgte ,  und  mehr  oder  minder  an  die  Küste 
und  deren  Gebirgsstrecken  sich  haltend  bis  zu  dem  alten  Ephe- 
sus,  von  da  aus  landeinwärts -über  das  alte  Ti  alles  (Idin  Googal 
HissA),  Laodieea  Hetzt  Esky  Hissa),  HierapoHs  (Tdmbook 
Kälasy)  und  Sardes  (Sart)_  in  Smyrna  endete.  Wir  haiyen  beson- 
i  ders  den  ersten  Theii  dieser  Reise  bis  Ephesus  ins  Auge  zu  fas- 
sen, weil  hier  Torzügliche  Werke  altgriechischer  Kunst  die  Mil- 
ben einer  beschwerlichen  und  oft  selbst  gefahrvollen  Reise  durch 
Gegenden ,  die  übrigens  von  Seiten  ihrer  natürlichen  Schönheit, 
ihres  Reichtbums  an  Baumholz,  ihrer  geologischen  und  minera- 
logisdien  Eigenthümlichkeiten  vom  Verf.  sehr  erhoben  und  stel- 
lenweise selbst  zu  den  schönsten ,  die  er  in  ganz  Kleinasien  an- 
getroffen, gezählt  werden^  reichlich  belohnten.  ^  Die  Haupt- 
punkte,  wo  solche  Reste  des  Altertbirai«  angetroffen  wurden^ 


44  Antiquarische  Reiien. 

waten  lUTorderst  PhaäaHs  (jetzt  T^irova) ,  dts  ron  Adriitf  ans  m 
Wasser  erreicht  ward.  Der  alte  Hafen  mit  seinen  Ueberresten, 
die  zwar  icleine  aber  nett  gebaute  Stadt  ^  sammt  ihrem  Theater, 
Stadium  und  verschiedenen  Tempeln,  sowie  zahlreiche  Gräber 
auf  den  um  die  Stadt  sich  herumziehenden  Hngeln  erregten  aller- 
dings die  Aufmerksamkeit  des  Reisenden,  der  jedoch,  was  die 
Anlage,  den  Umfang  und  die  Ausdehnung  dieäer  alten  Seestädte 
betrifft,  dieselben  den  im  Innern  gelegenen  und  Ton  ihm  besnoh«- 
ten  weit  nachsetzt*  Ginige,  aber  nicht  bedeutende  Inschriften 
wurden  hier  wie  in  dem  nahen  Olympus  (jetzt  Ddliktash) ,  dessen 
Ruinen  geringere  Bedeutung  ansprachen,  copirt.  Grflber  erschle-^ 
nen  auch  hier  um  die  Stadt :  doch  weit  bedeutender  und  kunst- 
reicher zeigten  sich  die  Gräber  des  alten  Anliphellus^  das^  anf 
einem  Vorsprung  der  Gebirge  (in  der  Nähe  vdti  Gafellorizzo)  ge- 
legen ,  ebenfalls  ein  Theater  und  andere  alte  Baureste  Ton  Tem- 
peln u.  s.  w.  enthält,  und  die  von  Feilows,  wie  auch  bei  Teuer 
(PL  191  —  195.,  nebst  der  lycischen  Inschrift  auf  PI.  196.)  mit^ 
getheilten  Abbildungen  sprechen  allerdings  für  die  Bedeutung, 
welche  der  Verf.  auf  diese  Gräber ,  die  dabei  höchst  zahlreich  an 
dem  Felsengebirge  erscheinen,  legen  zu  müssen  glaubte;  auch 
waren  fast  alle  mit  griechischen  Inschriften  versehen,  welche 
jedoch  durch  den  Einfluss  der  Seeluft  meist  verwittert  sind. 
Reicher  in  jeder  Beziehung  war  die  Aasbeute  in  dem  nicht  sehr 
fernen  Patara^  unweit  des  jetzigen  Dorfes  Fbrnas,  bei  der  Mün- 
dung des  Xanthus,  dessen  Sand  in  Verbindung  mit  den  durch 
die  Winde  verursachten  Anhäufungen  einen  grossen  Theil  des 
alten  Jlieaters  fast  ganz  bedeckt  und  vergraben  hat.  Die  ganze 
Umgegend  ist  voll  von  Felsengräbern ;  insbesondere  bei  der  strom- 
aufwärts, in  den^  vom  Xanthus  durchflossenen  Thale,  an  diesem 
Flusse  gelegenen ,  gleichnamigen  alten  Stadt  (anfern  des  Dorfes 
Koonik).  Hier  zeigen  sich  Reste  von  Gebäuden ,  Mauern  u.  dgL 
aus  einer  frühern  Periode,  zum  Theil  selbst  von  der  cyclopischen 
Bauart;  und  neben  einigen,  freilich  nicht  sehr  bedeutenden  In- 
schriften, welche  der  Verf.  mittheilt,  wird  auch  eine  eigene,  auf 
einem  grossen  Sarkophag  entdeckte,  von  Charakteren^,  die  als 
lycisch  bezeichnet  werden ,  uns  aber  fast  wie  altgriechische  aus- 
sehen, bestehende  Inschrift  mitgetheilt,  deren  Entzifferung  wir 
mit  dem  Verf.  geübteren  Paläographen  überlassen  wollen«  Grie- 
chische Kunst  zeigt  sich  überall  in  Anlage  und  Form ,  wie  in  der 
Ausschmückung  dieser  in  den  Felsen  oder  aus  dem  Felsen  gehaue- 
nen Gräber,  die  in  dieser  romantischen  Gegend  einen  eigenthüm* 
liehen  Eindruck  hervorbringen.  Von  der  römischen  oder  christ- 
lichen Zeit  ist  keine  Spur  anzutreffen,  wie  ausdrücklich  von  dem 
Verf.  bemerkt  wird,  dessen  Abbildungen  dieser  im  reinsten  grie« 
chischen  Geschpiack  ausgeführten  Marmorgräber  mit  den  schön- 
sten Sculpturen  und  Reliefs,  welche  ganze  Scenen  griechlseben 
Lebens,  Kämpfe  der  Götter  und  Anderea.der  Art  bis  ins  geriagsie 


Reisen  in  K^inaaiea  yot\  Pell^ws  vnd  Texier.  46 

Dettil  aiifii  Sch&nste  ann^fohrt  davatellen ,  ihdureh  sowolil ,  wfe 
auch  durch  die  gewaltigen  Masten  des  Gesteins  unsere  gerechte 
Bewunderung  erregen  mässen.  I>er  grösste  Theii  der  Sculpturen 
ersdieint ,  wenn  wir  wenigstens  nach  den  Darstellungen  auf  der 
zu  S.  237.  mitgetheiJten  Platte  schiiessen  dfirfen ,  mythologischer 
Art,  Darsteliiuigen  der  griechischen  Oötterwelt  in  gkiechischer 
Form  und  Kunst.  Bei  Texier  ist  bis  jetst  erst  eine  auf  Patara 
besiigliche  Damtellang  (Fi  187.)  erschienen.  Weiter  aufwärts 
im  Tbale  des  Xanthus,  in  keiner  namhaften  Entfernung,  aeigten 
sich  bei  einem  Dorfe  Doover  in  einer  prachtvollen  Lage,  umgeben 
von  Felsengräbern  jeder  Art,  die  ausgedehnten,  auch  noch  ziem- 
lich wohl  erhaltenen  Ruinen  einer  andern  Stadt,  deinen  grosses 
Theater  der  Verf.  eins  der  am  schönsten  ausgearbeiteten  und  im 
Detail  aosgeföhrtesten  nennt,  die  er  je  gesehen:  die  Sitze  überall 
Ton  dem  schönsten  und  polirten  weissen  Marmor,  überall  Sculptu- 
ren und  Figuren  als  Schmaek  angebracht.  Denselben  Charakter 
zeigten  auch  die  übrigen  Baureste  ausgedehnter  Gebfiude  mit 
Säulen  u.  dgl.  m.  Glücklicherweise  gsben  die^  entdeckten  and 
hier  auch  mitgetheilten  Inschriften  die  Gewissheit,  dass  hier  die 
Stelle  der  von  Strabo  und  einigen  andern  alten  Autoren  genannten 
Stadt  T/o«  gewesen,  deren  Lage  bis  jetzt  ebenso  wenig  bekannt 
geblieben  war,  al»  ihre  namhafte  Ausdehnung  und  Bedeutung^ 
worüber  die  genannten  Schriftstener  uns  im  Dtmkel  gelassen 
haben.  Die  ganze  Umgegend,  mit  Berg  und  Thal  in  mannig* 
facher  Abwechslung,  toU  von  äusserst  pittoresken  Punkten,  wird 
als  eine  der  herrlichsten  und  schönsten  von  ganz  Kleinasien  ge- 
priesen. Die  Ruinen  des  nicht  sehr  fern  von  da  gelegenen  Te/- 
messus  (bei  dem  jetzigen  Macri,  wovon  bei  Texier  PI.  166.  eine 
Ansicht) ,  zu  dem  sich  nun  der  Verf  wendete,  sind  nicht  so  zahl- 
reich nach  seiner  Versicherung;  doch  ist  das  Theater,  mit  Aus- 
nahme des  Prosceniums,  noch  ziemlich  wohl  erhalten:  es  zeigt 
in  seinen  architektonischen  Verhältnissen  Einfachheit  der  Stnictur 
ohne  die  Künstelei  später  Zeit,  ist  auch  ziemlich  ausgedehnt 
Indessen  das  Bedeutendste,  was  die  Blicke  des  antiquarischen 
Forschers  auf  sich  zieht,  sind  auch  hier  wiederum  die  in  den  na^ 
hen  Felsen  ausgehauenen  Gräber,  von  denen  der  Verf.  eine  ge* 
naue,  auch  durch  Abbildungen  recht  anschaulich  gemachte  Be-^ 
Schreibung  liefert,  die  uns  allerdings  von  der  grossartigen  Anlage 
wie  Ton  der  kunstvollen  Ausfuhrung  dieser  Denkmale  einen  wür- 
digen Begriff  geben  und  allerdings  in  Staunen  setzen  mag.  Das«« 
selbe  gilt  von  der  Abbildung  auf  PL  172.  in  Texier's  Werk. 

Die  Weiterreise  von  hier  führte  durch  Gegenden ,  deren  pitr 
toreskes  Ansehen  den  Reisenden  zu  den  grössten  Lobsprüchen 
veranlasst.  Die.  in  antiquarischer  Hinsicht  bedeutenden  Punkte, 
welche  der  Zug  bertihrte,  waren  zuerst  Stratonicea  (jetzt  Esky 
Hissi)  mit  bedeutenden  Resten  zum  Theil  prachtvoller  Gebäude, 
darunter  fünf  bis  sechs  Tempel  ^  —   die  gewaltige  Cella  einea 


•     i 


46 


Antiqnariflche  Reisen» 


derselbea  steht  noch  aulredit  gsns  tu  der  Mtf te  iet  Stadt  — 
«in  Theater,  andere«  Mauerwerk  mit  ffriechischea  loachriften^ 
▼en  wdchen  auch  eine  ^rässere  hier  mit^etheilt.wird,  weiche  an 
'der  erwähnten  Ceiia  sich  fand ;  viele  andere  finden  sich  nach  der 
Versicherung  des  Verf.  daselbst,,  zu  deren  Lesung  mehr  Zeit  ge- 
hörte^ als  ihm  vergönnt  war.  Dann  folgt  Mylaea  (jetst  Steiläsa), 
von  welchem  keine  besondern  AUerthümer  erwähnt  werden,  dann 
Lahranda ,  unter  dessen  Ruinen ,  unfern  des  Dorfes-  Jakly ,  su* 
oachst  ein  schöner  corinthischer  Tempel,  dessen  Sauien  zum 
Theil  noch  aufgerichtet  stehen  (wie  die  beigefügte  Abbiidung 
zeigt),  bemerklich  ist;  eine  Inschrift,  auf  die  Erhaltung  einer 
Siiule  beziiglich,  wird  mitgetheilt.  Was  weiter  von  dem  alten 
Jdiletus  (jetzt  Pallitia),  von  Priene^  eine  (engl.)  Meile  von  dem 
Jetzigen  griechischen  Dorfe  Sansoon,  das  wie  die  altgriechische 
Stadt  auf  einem  herrlichen  Punkte  erbaut  ist,  von  Ephesu^  (bei 
Scala  Nnova),  sowie  von  TraUes  (jetzt  Idin  oder  Goozel  Hiisi) 
gesagt  wird,  ist  im  Ganzen  nicht  bedeutend  und  keine  neuen 
Aufschlüsse  bringend.  Aus  dem  Rest  der  Reise,  die  mit  der 
Ruckkehr  nach  Smyrna  schloss ,  nennen  wir  noch  die  anziehende, 
aber  ziemlich  im  Allgemeinen  sich  haltende  Beschreibung  der 
Ruinen  von  Laodieea  (jetzt  Esky  His^ä),  Hierapolia  und  Sardis; 
der  ganze  Charakter  der  Gegend  scheint  öde  und  verlassen^  die 
Vegetation  dürr  und  ausgetrocknet,  ganz  das  Gegcntheii  von  dem, 
was  der  Reisende  in  den  Landschaften  des  alten  Famphyliens  und 
Lyciens  erblickt  hatte,  die  uns  jetzt  in  ungleich  grösserer  Bedeu* 
tung  hervortreten  und  damit  das  Ansehen,  das  diese  Provinzen 
im  griechischen  und  noch  später  im  römischen  Alterthum  be- 
haupteten ,  allerdings  rechtfertigen  können. 

Am  Schlüsse  dieses  Tagebuclis  giebt  der  Verf.  noch  eine 
sehr  zweckmässige  Anleitung  für  künftige  Reisende  über  Alle« 
das,  womit  sie  sich  bei  einer  Reise  durch  Kleinasien  zu  versehen 
und  wie  sie  überhaupt  dieselbe  einzurichten  haben :  hoffend  da- 
durch Andere  zu  ähnlichen  Unternehmungen,  zu  Nutz  und  fVom« 
men  der  Wissenschaft,  aiizusporneiL  Ueber  die  in  dem  Werke 
selbst  hier  und  dort  mitgetbeiiten  (fast  sämmtlich  neu  entdeckten 
und  bisher  unbekannten)  griecJiischen  kischriften,  deren  ^ahi  an 
fünfzig  steigt,  verbreitet  sich  ein  als  Appendix  beigefugtes 
Schreiben  des  Hrn«  James  Yates,  eines  Freundes  des  Verfasfta«, 
die  Lesung  derselben,  ihre  theilweise  Ergänzung  und  Erklämng 
betreffend.  Dass  unsere  Inschriftenkunde  wesentlich  bereichert 
worden  ist ,  und  dass  daraus  mancher  Gewinn  in  myttiologischer 
wie  antiquarischer  Hinsicht  zu  ziehen  ist ,  wird  katim  besonderer 
Erwähnung  bedürfen. 

<.  Nr.  2.  Die  reichen  Ergebnisse  dieser  ersten  Reise,' und  der 
Wunsch,  über  ein  bisher  ganz  unbekanntes  Land ,  das  einen  so 
grossen  Reichthum  von  wohlerhaltenen  DenkmaleB  alte^,  zuniehst 
griechischdr  Kunst  enthält,  noch  nähere)  für  die  geaammte  Alter- 


Reisen  in  Rlewasiea  Ton  FeUoffs  «ad  Texier.  47 

timiiisktiiidfe  erspriei^ch^  AlifiMsUütfie  bIi  gtf#]iiiieli,  wie  «ie  bei 
der  kurzen  Datier  -des  ^sten  Besuchs  ineht  wohl  su  g^mtmtn  wa- 
ren, beatimmlen  den  Hm.  FeUows  zu  einer  zweite  Reim,  und 
diese  «weite  Reise  ist ,  wie  wir  in  diesen  Tagen  in  öffentUchen 
Blättern .  gelesen  haben  *) ,  jefst  yeranlaAsung  sti  einer  dritten 
geworden,  welche,  im  Auftrag  der  englischen  Regierung,  die 
daau  d^h  Gap.  Graves  nut  einem  Schiffe  abgesendet  hat,  die 
dnrch  Hrn.  FeUows  entdeckten  Gegensfönde  griechischer  Kunst 
ihrem  Boden  entfuhren  ndd  nach  England  brlogea  soll,  das  hier 
ein  würdiges  Seitenstnck  eu  den  Elgin'schen  Marmorn  su  gewio^ 
nen  und  dadurch  in  den  Besitz  eines  Schatzes  sieh  zu  setzen  ge» 
wusst  hat,  der  nirgends  auf  dem  Gontinetit  seitaes  Gleichen  fiodea 
wird.    Wir  haben  es  hier  nur  mit  der  zweiten  Reise  des  Hrn. 
Feliüws  zu  thun,  welche  sich  neben  einigen  Theileu  des  alten 
Cariens  spedell  das  alte  Lyeien  mit  seinen  Bauresten  und  andern 
Denkmalen  des  Alterthnms  zum  Gegenstände  gemacht  hat.     Sie 
ward  auch  gliiclüich  ausgeführt;  ihre  Ergebnisse,  fast  noch  um^ 
fangreicher  für  alte  griechische  Kunst,  Geschichte,  Geographie 
und  Sprachkunde ,  da  die  Resultate  der  ersten  Reise ,  liegen  uns 
In  diesem  Prachtwerke  vor,  das  mit  noch* weit  mehr  Abbildungen 
alter  Denkmale  jeder  Art,  deren  Ausliihrimg  ganz  Toraüglich  zu 
nennen  ist»  ausgestattet  ist  und  in  dieser  Beziehung  fast  noch 
mehr  geeignet  ist,  uns  einen  Begriff  von  dem  Umfang,  von  der 
Grosse  und  der  Tcurzüglichen  Ausführung  der  Baudenkraale  des 
ttlten  Lyciens  zu  geben.    Griechisch  sind  grossentheils  diese  Bau- 
denkmale ,  von  denen  einige  allerdings  'bis  In  die  römische  Kaiser* 
zeit  herab  reichen;   andere  aber  in   die  früheste  Periode  der^ 
Kunst,  mehrere  Jahrhunderte  vor  Christi  Geburt  zurückgeben, 
und  ans  darin  den  unumstösslicben  Beweis  liefern,    wie  frlih 
schon  in  diesen  Theilen  Kleinasiens  griechische  Cultur,  griechi* 
«che  Sprache  und  i[unst  einheimisch  war ^   die  allerdings  nur 
durch  eine  griechische  Bevölkerung  hier  eingeführt,  eine-  solche 
feste  Wurzel  fassen  konnte.    Es  geht  uns  hier  eigentlich  eine 
gann  neae  griechische  Welt  auf;  Denkmale  jeder  Art,  Tempel^ 
Gymnasien,  Stadien  und  dgl.    wohlerhaltea   und  ausgedehnter« 
als  das,  was  der  Boden  des- griechischen  Mutterlandes  noch  hie* 
tet,  CSräber,  zum  grossen  Theil  in  höchst  merkwürdiger  Weise 
in  den  Felsen  gehauen,  zum  Theil  auch  frei  stehend,  in  den 
Bohnnaten  Formen  griechischer  Architektur  errichtet  und  mit  den 
schönsten  Scniptnren  ausgeschmückt,  entsteigen  hior  zu  Hunder* 
ten ,  ja  Tausenden  einem  Boden ,   den  der  Fuss  gelehrter  EarO'r 
paer  noch  gar  nicht  betreten  zn  haben  scheint.    Dass  auf  diese 
Weise  unsere  Kenntnisse,  unsere  Begriffe  von  grieahlseher  Bau-: 
knnst  nicht  wenig  erweitert  werden ,  liegt  am  Tage.    Auch  der 


*)  S^die  Nachndit  des  Morniag  Ciimikick  in  der.AUseiBk  (Angsfe.) 
Ssitsng  vom  6.  Novi  1641«  nr.  di2« 


48  AntiqQarische'Reisen. 

BVennd  der  alten  Mfindcunde  wird  io  der  reichen  Ausbeute  eelte- 
ner  Mfinzen  mit  oft  höchst  merlcwürdigem  Gepräge  nnd  Inschrift, 
die  dabei  meist  an  Ort  und  Steile  selbst  gefunden  oder  gel^aoft 
worden ,  sich  belohnt  Inden.  Dem  Sprachforscher  wird  in  eii^er 
Reihe  von  neu  entdecl(ten  Inschriften  zugleich  ein  Materid  ge- 
liefert, an  dem  er  seinen  Scharfsinn  versuchen  kann,  um  eine 
bisher  wenig  mehr  als  dem  blossen  Namen  nach  gekannte  Sprache, 
die  Sprache  des  alten  Lyciens ,  zu  entziffern.  Wie  viel  endiicli 
im  Allgemeinen  für  alte  Geographie  und  Geschichte,  för  Mytho- 
logie wie  für  die  sogenannten  Alterthümer,  für  die  genauere 
Kenntniss  der  Verwaltung  der  einzelnen  Städte  und  deren  Beam-- 
ten,  für  die  Einrichtung  der  Gymnasien  und  der  öffentlichea 
Spiele  u.  dgl.  m.  gewonnen  worden ,  bedarf  kaum  einer  ausdrück- 
lichen Erwähnung.  Wir  können  daher  auch  in  dieser  unserer 
Anzeige  nur  das  thun,  dass  wir,  den  Reisebericht  des  Verf.  durch- 
gehend, die  Hauptpunkte,  sowie  die  Hauptgegenstände,  welche 
entdeckt  wurden ,  näher  andeuten  und  mit  einigen  Bemerkungen 
begleiten,  dann  aber  auch  in  der  Kürze  die  Aufmerksamkeit  un- 
serer Leser  auf  das  wenden ,  was  ohne  eigene  Ansicht  des  Buchs 
und  Anschauung  der  dazu  gehörigen  Abbildungen  und  Copien 
kaum  näher  erörtert  werden  kann. 

Der  Verf.  hat  seinen  Bericht,  Wie  den  der  ersten  Reise  in 
die  Form  eines  mit  dem  14.  Februar  beginnenden  Tagebuchs  ein- 
gekleidet: worin  wir  ihm  auch  hier  folgen  woUen.'  Den  Ausgangs* 
pnnkt  bildete  auch  diesmal  Smyrna,  wo  der  Verf.  zu  einer  Zeit 
eingetroffen  war,  als  dort  die  Flotten  der  verschiedenen  europäi- 
schen Grossmä^hte  ihre  Winterstation  genommen  hatten.  Die 
Indisciplin  und  freche  Ausgelassenheit  der  französischen  Seeleute 
wird  mit  brittischem  Ernste  gerügt,  das  Betragen  der  einer  stren- 
geren Ordnung  unterworfenen  östr eichischen  Seeleute  gerühmt. 
Von  Smyrna  aus  nahm  der  Verf.  diesmal  seinen  Weg  in  gerader 
Richtung  nach  Süden ;  er  überschritt  den  Fluss  Caystrus  bei  der 
Stadt  Thera,  die  jetzt  an  die  Stelle  der  aken  Stadt  CayBtru9 
(von  welcher  jedoch  kairan  eine  Spur  anzutreffen  ist)  getreten;  er 
überstieg  dann  das  zu  beiden  Seiten  in  seinen  sehroffen  Abhängen 
äusserst  stelle  Gebirge  Messogis ,  von  dessen  kalten  Höhen  und 
schneebedeckten  Gipfeln  eiiie  weite  Aussicht  die  Mühen  und  Be- 
schwerden des  Attfsteigens,  wie  des  Herabsteigens  reichlich  be- 
lohnte ,  und  gelangte  so  in  das  vom  Mäander  durchflossene  Thal 
nach  dem  alten  TraUes  (jetzt  Idln) ,  das  er  zwar  auch  schon  auf 
seiner  ersten  Rme  berührt  h^te,  dessen  Ruinen  er  aber  noch- 
mals näher  untersuchte.  Das  Bedeutendste  darunter  ist  dn  Gym- 
nasium, wo  auch  eine  leider  etwas  verstümmelte  griechische  In- 
schrift copirt  ward,  deren  vollständige  Entzifferuug,  Wie  so 
manches  Aehnliche  der  Art,  was  in  diesem  Werke  vorkommt,  wir 
dem  Studium  unserer  Paläographen  überlassen  müssen*  Weiter 
aufwärts  in  dem  Thale  des  Mäander  wurden  unter  andern  alten 


R<e!sen  in  Kleinasien  Ton  Pellews  nnd  Texter.  49 

Bauresten  auch  die  interessanten  Huinen  der  alten  Stadt  Nysa 
(bei  Esky  Hissa)  entdeckt,  darunter  besonders  ein  Theater,  auch 
ward  eine  griechische  Inschrift,  die  einem  wahrscheinlich  hief 
gestorbenen  römischen  Senator  von  seiner  Gattin  gesetzt  worden 
war ,  copirt  und  n^itgetheilt.  Naher  nach  Antiochia  zu  fanden 
sich  ebenfalls  viele  Reste  alter  Bauwerke,  jedoch  sehr  Yielea 
darunter  aus  einer  späteren ,  römischen  Zeit.  Auch  die  angebli- 
chen Ruinen  Antiochias  schienen  dem  Reisenden  weder  bedeutend 
noch  alt.  Hier  verliess  der  Verf.  das  Thal  des  MSander,  um 
dem  Laufe  des  Mosynus,  der  sich  dort  in  den  Mäander  mlindet, 
zu  folgen  nach  der  alten  Aphrodtsias,  dem  jetzigen  Dorfe  Yee- 
rak ,  welchen  Ort  der  Verf.  auf  seiner  ersten  Reise  nicht  berQhrt 
hatte.  Es  ist  aber,  wie  Ref.  glaubt,  dieses  Yeerah  (nach  engl. 
Schrift  und  Aussprache^  dasselbe  Oertchen,  welches  bei  Chandler 
(cap.  64.)  ^^Dscheyrä  {Geyray^  heisst  und  ebenfalls  fiir  das  alt^ 
Aphrodisias  ausgegeben  wird.  Der  Verf.  giebt  über  die  sehr 
durch  einander  geworfenen  und  offenbar  sehr  verschiedenen 'Zeit- 
alter, heidnisch  griechischen  und  römischen,  wie  christlichea, 
angehörenden  Ruinen  nähere  Nachricht,  die  auch  mit  einer  Ab- 
bildung der  Reste  eines  im  Mittefpunkte  der  Stadt  befindlichen ' 
Tempels  (der  Venus),  von  welchem  noch  fünfzehn  herrliche  Säu- 
len weissen  Marmors  und  ionischer  Ordnung  aufrecht  stehen, 
sowie  auch  mit  einigen  Inschriften  begleitet  ist»  von  deden  zwei 
auch  im  Corpus  Inscript  nr.  2746.  und  2824.  stehen,  letztere 
sogar  dort  vollständiger,  als  Hr.  Fellows  sie  nach  ihrem  jetzigen 
Zustande  geben  konnte  —  ein  auch  sonst  noch  einigemal  in  die« 
aem  Werke  vorkommender  Fall'^),  der  uns  zeigt,  wie  sehr  wir 
bedacht  sein  müssen,  alle  und  jede  ajte  Inschrift  aufs  Sorgfältigste 
zu  Gopiren ,  weil  wir  nicht  wissen  können ,  wie  bald  hier  Verwit- 
terung und  Zerstörung  das  Ganze  oder  doch  einzelne  Theile  un- 
lesbar  macht.  Uebrigens  hat  der  Verf.  eine  namhafte  Zahl  von 
Inschriften,  darunter  (nach  S.  35.)  allein  an  fünfzig^  welche  wohl 
dn  oder  zwei  Jahrhunderte  vor  unsrer  Zeitrechnung  zurückgehen, 
copiict.  Münzen,  d«  h.  griechische,  wurden  nur  wenige  gewon- 
nen ,  und  auch  diese  waren  nicht  von  Belang ;  sie  sind  im  Anhang 
näher  verzeichnet;  dort  (S.  301  —  361.  oder  nr.  13—74.)  sind 
auch  die  bemerkten  Inschriften  mitgetheilt  und  mit  einzelnen, 
die  Lesung  und  die  Bedeutung  eihzelner  Worte  betreffenden  Be- 
merkungen begleitet.  Wir  finden  darunter  auch  tiiehrere',  Welche' 
bereits  in  dem  Corpus  Inscriptt.  Graec.  publicirt  forden  siild!, 
wie  z,  B.  nr.  2747.  2743.  2744.  2776.  2779.  2781.  2820.  25805. 
2793.  2829.  2845.  2830.  2836.  2846.  und  2847.  2834.  Dass  die 
{genauere  Untersuchung  an  Ort  und  Stelle  hier  übet  manche  be-' 
fitrittene  Lesart,    fiber  manchen  zweifelhaften   oder  unsichern 


-♦)    So  z.  B.  bei  der  im  Corpus  Inscriptt.  nr.  2829.  befindlichen 
InschriD^;  ebenso  bei  nr.  2847. 

iv.  Jahrb.  f.  PhiU  «.  i*äd.  od.  Krit.  Bibi,  Bd.  XXXIV.  Bft.  1.  4 


50  .    Antiqnariscbe  Reisen. 

Buchstaben  Licht  verbreiten  und  so  neue  Aufschlüsse  und  selbst 
Berichtigungen  bieten  kann,  liegt  am. Tage  und  wird  daher  eine 
genaue  Vergleichung  des  im  Corpus  Inscriptionum  Gr.  befindlichen 
Abdruckes  oder  vielmehr  eine  Rerision  desselben  nach  den  hier 
luitgetheilten  Gopien  allerdiogs  jetzt  nothwendig  sein.  Die  neu 
hinzugekommenen  Inschriften  sind  ibrem  Inhalte  nach  im  Allge- 
meinen ziemlich  gleich  den  bereits  bekannten;  es  sind  auch  mei- 
stens Votivtafeln  über  einzelne  Stiftungen  oder  Ausbesserungen 
heiliger  und  öffentlicher  Gebäude,^  oder  Denkmale,  zum  ehren- 

'  den  Gedächtniss  und  zum  Lohne  Solchen  gesetzt,  die  um  die 
Stadt,  um  die  öffentlichen  Spiele  u.  dgl.  sich  verdient  gemacht 
oder  auch ,  als  Athleten ,  in  eben  derselben  sich  besonders  aus- 
gezeichnet ;  sie  gehören  zum  Theil  der  römischen  Kaiserzeit  an, 
zum  Theil  aber  auch  einer  früheren  Periode;  endlich  finden  sich 
darunter  auch  die  gewohnten  Grabschriften. 

Von  Aphrodisias  kehrte  der,  Verf.  wieder  zurück,  um  auf  der 
südlichen  Seite  des  Mäander,  stromabwärts  seine  Wanderung  fort- 
zusetzen, welche  bei  Yennibazar  das  Thal  verlassend,  zu  den 
Ruinen  des  alten  Alahanda  (jetzt  Arab  Hissa)  bei  dem  Flnss 
Marsyas  (jetzt  Cheena)  führte.  Ein  unterwegs  gefundener  Stein 
zeigte  die  Aufschrift '^^roAAoi/og  akiv^eglov  öaßaötov^  was  der 
Verf.  als  allerdings  ungewöhnliche  Epitheta  des  Apollo  bezeich- 
net ;  s.  S.  52.  Die  Lage  des  alten  Alabanda  ist  mehr  muthmass- 
lieh  als  mit  einer  durch  äussere  Zeugnisse  bestätigten  Sicherheit 
in  den  Ruinen  gesucht,  innerhalb  deren  die  Hütten  sich  befinden, 
welche  jetzt  den  Namen  Arab  Hissa  tragen.  Pococke  (vgl.  bei 
Chandler  Cap.  60.)  hielt  diese  Ruinen  für  die  der  Stadjt  AUnda^ 
welche  Hr.  Fellows  etwas  weiter  westwärts  in  eben  den  ausgedehn- 
ten Ruinen  wieder  zu  finden  glaubt ,  welche  bei  Chandler 
(Cap.  59.)  für  Reste  von  Alabanda,  unfern  des  heutigen  Kar- 
pusali  ausgegeben  werden.  Diesem  (folgt  auch  Mannert  Geogr. 
d.  Gr.  u.  Rom.  VI,  3.  p.  279.  Die  bisherigen  Karten  befriedigen 
nicht,  am  wenigsten  Rcicbard,  wo  Alinda  auf  die  Westseite  des 
Marsyas  (bei  Arab  Hissa)  und  Alabanda  in  geringer  Entfernung 
davon  nordwärts,  unfern  des  Marsyas  gesetzt  wird,     überhaupt 

.  hat  auch  diese  Reise  des  Hrn.  Fellows  wieder  gezeigt,  was  frei- 
lich Jeder,  der  näher  mit  alter  Geographie  sich  beschäftigt,  nnr 
zu  oft  leider  hat  erfahren  müssen,  wie  wenig  verlässig  unsere 
meisten  Karten  der  alten  Geographie  sind,  und  wie  vieles  hier 
der  neueren  Forschung  nachzuholen  und  zu  bessern  übrig  ge- 
lassen ist.  Inschriften,  welche  den  Streit  über  die  Lage  beider, 
^tädte  entscheiden  könnten ,  sind  nicht  gefunden  worden :  denn 
die  verstümmelte  Grabschrift,  welche  mit  dem  Namen  der  Aure- 
lier  beginnend,  dann  einen  Alkibiades  und  sehi  Weib. Kalliope  nennt, 
kann  so  wenig  wie  die  paar  andern  auf  zerstörten  Inschriften  noch 
lesbaren  Worte,  welche  S.  57.  mitgetheilt  werden,  eine  Entschei- 
dung geben;  die  Aeusserung  Strabo's  aber  über  die  Lage  der 


\ 
Reisen  ia  Kleinamen  von  *FeUaws  und  Texier.  51 

Stadt  (Bueh  XtV.  p.  97;5.)  ist  zu  kurz,  und  nkht  mehr  bemrgead,  eh 
dass  isie  am  Fusse  zweier  Hü^el  liegt,  uBd  wie  ein  bepackter  Last* 
esel  aussehe'  {&6z  oi^iv  n9tQi%i0%ai  itav^TjUav  TcateiStQafiivov^ 
wo  Andere  KaxBötQamiBvov i  s.  Schneider  im  L^x.  s.  v.  xav^i^Aftct). 
Naph  Hrn.  Feilows^  der  Strabo's  Stelle  sowenig  wieChandlera 
Angaben  gekannt  zu  haben  scheint  i,  liegen  die  Rainen  Ton  Arab 
Hissa  in  dem  Winkel  der  zwei  Arme,  in  welche  der  Marsyas  sich 
hier  theiit;  die  ganze  Gegend,  fährt  er  uumltt^bar  fort,  ist  gebir- 
gig, die  Thäler  aber  sind  sehr  fruchtbar  und  ausgedehnt.  Jene 
Ruinen  nennt  der  Verf.  mysteriös;  er  hebt  die  Kühnheit,  Einfachr 
heit  und  das  Massire  in  dem  Bau  der  Maoern  und  des  Tlieatera 
hervor ,  welches  der  Zeit  nach  früher  gqbant  sein  misse  als  die 
¥on  ihm  zuletzt  gesehenen  Städte.  Das  Material  daza  ist  ein 
schiechter  Granit,  dessen  Oberfläche  mehrfach  gelitten  hat,  so 
dass  auch  die  Inschriften,  welche  an  mehreren  Orten  angebracht 
waren,  jetzt  unlesbar  geworden  sind.  Es  lag  übrigens  auch  dieses 
Theater,  wie  fast  alle  die  von  Hrn.  Fellows  in  diesen  griechischen 
Städten  Kleiuasiens  entdeckten  Theater,  an  der  Seite  eines  Hü-* 
gels ,  und  die  gewaltigen  Massen ,  aus  welchen  es  gebildet  ist, 
zeigen  grosse  Regelmässigkeit  des  Baues  und  selbst  eine  gewisse 
Schönheit.  Das  Proscenium  ist  zerstört;  auch  sind  die  Sitze  ver-^ 
schwimden,  nur  die  äussere  AnUge  des  Ganzen  nebst  den  bogen- 
förmigen Eingängen  für  die  Zuschauer  sind  noch  übrig  geblie- 
ben. Nahe  bei  dem  Theater  kamen  die  Grundmauern  eines  an- 
dern beträchtlichen  Gebäudes  zum  Vorschein ,  ohne  dass  jedoch 
über  dessen  ursprüngliche  Bestimmung  sich  etwas  Sicheres  be« 
stimmen  lässt ;  eben  so  fanden  sich  noch  viele  andere  Reste  und 
Trümmer  von  Gebäuden,  Innerhalb  wie  ausserhalb  der  Ring- 
mauern, nur  keine  Inschriften,  an  deren  Steilen  die  dem  Verf. 
hier  zugekooEimeuen  Münzen  von  AUibanda  uns  um  so  mehr  ein 
Zeugniss  für.  dld .  vorhandenen  Ruinen  dieser  alten  Stadt  geben 
müssen,  als  schlechtes  Wetter  eine  nähere  Untersuchung  der 
Localitäten  verhinderte.  Nach  einem  fünfstündigen  Ritt,  von  da 
in  der  Richtung  nach  West -Süd -West,  etwa  sechzehn  (englische) 
Meilen  fand  sich  der  Verf.  wieder  mitten  unter  Ruinen ,  die  weit 
interessanter  ala  die  eben  verlassenen  von  Aiabanda  erschienen; 
die  Lage  dieser  alten  Stadt  auf  einem  steilen  Granitfelsen  war 
äusserst  pittoresk:  der  Weg  dahin  zum  Theil  treppenartig  in  den* 
Felsen  gehauen,  eingeschlossen  auf  beiden  Seiten  von  Gräbern  und 
so  sich  hinauf  windend.  Diese  Via  sacra,  wie  sie  der  Verf.  nennt, 
hatte  eine  Art  von  Pflaster  von  ungehenren  oblongen  Steinen ;  die 
sie  einsfihliessendea ,  meist  aus  dem  Felsen  heraus  oder  in  den- 
selben gehauenen  Gräber  erregten  durch  ihre  grossartigeu  For-V 
meo  das  Staunen  und  die  Bewunderung  des  Reisenden ,  der  In 
ihnen  neue^Belege  des  vollendeten  Künstgeschmacks  der  Griechen 
zu  erkennen  glaidbte.  Wo  diese  Strasse  endete,  erhob  sich  ein  ge- 
waltiges Gebäude  von  achöner  Bauart v  darüber  stand  das  Theater)' 

4* 


52  Antiqnaritcho  Reisen* 

dessen  weisie  Sitze ,  noch  Torbanden  sind ,  so  wie  die  iiisseren 
Maaera ;  weiter  mitten  unter  den  gewaltigen  Mauerresten ,  Sau-* 
l^n  n.  dgl.  ward  die  Spitze  des  Ganzen  oder  die  Akropole  er« 
kliiumt^  auf  <welclier  an  der  Nordseite  ein  vierecltiger  Tburm  mit 
Fenstern  ^nd  Tiioren  nocli  stand :  das  Ganze  von  einer  äusserst 
'  massiven  griechisclien  Arbeit ,  da  einzelne  Steine  zwölf  bis  vier* 
^ebn  Fnss  in  die  Lange  messen.  Diese  Angaben  passen  zu  dem, 
wa^  Cbandler  Cap.  59.  anführt;  dieser  beziebt  sie  aber  auf 
Alabanda,  nicbt  auf  Alinda^  dessen  Namen  übrigens  fünf  vom 
Verf.  bißc  .erhaltene  Münzen  tragen.  Jetzt  liegen  in  dieser  Ge^ 
gpnd  die  en^  einzelnen  Hütten  bestehenden  Dörfer  Demmeerge^ 
fi'^rßisy  und  etwas  weiter  weg  Korpualee.  Die  nächsten  Orte, 
welche  von  hier  aus  besucht  wurden ,  war^n  Labranda  und  das 
nahe  Mylaaa  (jetzt  MeUasa),  wo  die  ungünstige  Witterung 
nähere  Untersuchung,  namentlich  das  Gopiren  einiger,  zum  Theil 
auch  schon  im  Corp.  Inscript  (s.  nr.  2695 ,  b.  2693 ,  d.  2698.) 
vorkommenden  Inschriften ,  umgeroein  erschwerte.  Das  Zeichen 
des  zu  Labranda  yerehrten  Zeus,  die  doppcischneidige  Axt,  ent- 
deckte der  Verf.  auf  mehr  als  einem« Steine,  so. wie  auch  auf  dort 
gefundenen  Münzen  der  Stadt  (welche  auf  PI.  XXXV,  nr.  4.  5. 
abgebildet  sind) ;  eine  darunter  zeigt  ein  merkwürdiges  Bild  des 
Gottes  mit  der  Axt  in  der  Hand,  die  der  Darstellung  auf  Stein 
völlig  gleich  aussieht.  ^  (Vergl.  meine  Note  zu  Herodot  V,  119. 
und  Böckh.  Corp.  Inscr.  nr.  2750.  T.  IL  p.  502.)  Bin  äusserst 
schönes,  frei  stehendes  Grabmal  von  der  herrlichsten  griechi-  , 
sehen  Arbeit  im  besten  Geschmack,  nahe  bei  Mylasa,  ist  eben- 
falls in  getreuer  Abbildung  beigefügt. 

Durch  Gegenden ,  deren  pittoreske  Lage  der  Verf.  nicht  ge^ 
mig  erheben  kann  (vgl.  z.  B.  S.  89.),  ward  die  Reise  fortgesetzt, 
über  die  Ruinen  der  alten  Siratoniceia^  von  welcher  Stadt  auch 
einige  Inschriften  copirt  wurden ,  die  zum  Theil  schon  im  Corp, 
Inscript.  (z.  B.  nr.  27 17,)  vorkommen,  dann  üb^r  die  türkische 
Stadt  Afoo/aA ,  In  der  der  Verf.  ihrer  Lage  nach,  ebenfalls  eine 
ursprünglich  griedusche  Stadt  zu  erkennen  glaubt,  wofür  auch 
zahlreiche  Felsengräber  in  der  Nähe  aus  einer  früheren  Zeit  zu 
sprechen  scheinen,  über  das  ebenfalls  türkit^che  Hoolah^  das  wie 
Maolah^  2500  Fuas  lH>ch  über  der  Meeresfläche  liegen  soU,  über 
den  Fiuss  Calbis ,  (jetzt  DoUomon)  nach  dem  Golf  von  Macri^ 
meistens  durch  gebirgige  Gegenden.  Bemerkenswerth  unter  den 
hier  und  dort  gefundenen  Resten  erscheinen  insbesondere  die  ge- 
waltigen cycropischen  Mauern ,  von  welchen  auf  S.  103^  eine  Ab- 
bildung eingedruckt  ist,  welche  die  ungehenroB  Dimensionen  und 
die  gewaltigen  Felsblöcke,  die  hier  regellos  über  einander  auf- 
gethiirmt  sind,  uns  recht  anschaulich  macht  und  einen  deutlichen 
Begriff  des  Ganzen  verschafft.  Sie  liegen  nicht  sehr  ^eitjvon 
Macri  oder  dem  alten  Teimessus,  in  der  Gegend  Lycien's,  welche 
durch  den  grossen  Aeichthum  an  alten  Fekengräbern  schon  bei 


Reisen  in  Kleinasien  ron  ^ollowi  und  Tcxier.  53 

Her  ersien  Reise  mit  Recht  die  feesondere  Anffnerlmmkeit  de« 
Reisenden  auf  sich  gesogen  hatte.  Ein  eigenthimiicher  Typus 
zeichnet  sie  vor  Shnlichen  Erscheinungen  anderer  Orte  aus,  und  doch 
▼ariiren  sie  selbst  wieder  in  einer  Welse,  die  jede  Monotonie  nnd 
Steifheit  in  hergebrachten  nnd  conventioneli  gewordenen  Formen 
entfernt  gehaltet  bat.  Auf  der  Platte  VI.  werden  Tier  yerschie« 
dene  Style  an  solchen  Grabmonumenten  Ljcien^s,  aus  den  Stsdten 
Antiphelhis,  Tlos  nnd  Xanthus,  uns  vorgeführt:  in  einem  derselben 
ericennen  wir  selbst  etwas  dem  sogenannten  gothischenSlyl  christli- 
cher Grabesdenkmale  auffallend  Aehnliches.  Und  diese  Grabmonn* 
mente  L^cien^s  haben  ausser  griechischen  auch  Inschriften  in  lyef« 
scher  Sprache)  wie  wir  alsbald  noch  naher  sehen  werden.  Solche 
Grabmale  in  beträchtlicher  Zahl  umgaben  auch  den  auf  der  Höhe 
der  Berge,  welche  den  Golf  von  Macri  nord westwärts  einschllessen^ 
gelegenen  Ort,  in  welchem  der  Verf.  das  alte  Caiynda^  das  als 
Grensort  bald  zu  Carlen,  bald  zu  Lycien  gezählt  ward,  gefunden 
zu  haben  vermuthet.  Herodot  I,  172.,  den  Hr.  Felloil^s  diesmal 
anfuhrt,  spricht  allerdings  von  den  Bergen  Calynda's,  als  einem 
Grenzpunkte;  die  andere  Stelle  desHerodotus  VIII,  87.,  wo  unter 
der  persischen  Flotte  In  der  Schlacht  bei  Salamis  auch  ein  Schiff 
der  Caiyndier  und  sogar  Ihr  König  Damasithymos  genannt  wird, 
scheint  er  so  wenig  zu  kennen,  als  die  von  Miliingen  (Sylloge 
of  ancient  nnedited  colns  London  1837  p.  72«)  bekannt  gemachte 
Hönze  dieser  Stadt.  Bei  Strabo  XIV.  p.  963.  erscheint  Calynda 
Im  Kiistengebiete  der  Rhodier,  sechzig  Stadien  vom  Meere  entfernt, 
aber  doch  noch  vor  (d.  h.  ostwärts  von)  Caunus,  dem  Fluss  Kalbis 
und  Pisilis :  woraus  sich  jedenfalls  die  irrige  Bezeichnung  des  Orte« 
auf  der  ReiehardVchen  Karte,  auf  der  Westseite  des  Kaibisflusses, 
also  hinter  (d.  h.  westlich  von)  Caunus  ergiebt.  ^  In  so  fern 
scheint  die  Vermiithnng  des  Verf.  nicht  so  unbegründet:  nur 
möchte  nach  Strabo's  Angaben  der  Ort  etwas  weiter  nach  Westen 
zu  suchen  sein» 

Telmessus  oder  Macri,  schon  auf  der  ersten  Reise  berührt, 
sollte  diesmal  der  Ausgangspunkt  für  die  Excursionen  werden, 
die  der  Verf.  von  hier  aus  in  das  Innere  des  zwar  an  Umfang  nicht 
sehr  ausgedehnten ,  aber  an  Werken  alter  Zeit  um  so  reicheren 
Gebirgslandes  von  Lycien  zu  unternehmen  gedachte.  Der  Aufent- 
halt zu  Telmessus  selbst  ward  zu  wiederholter  Besichtigung  der 
Ruinen  der  Stadt  wie  der  ihr  zugehörigen  Gräber,  so  wie  zur- 
Copirung  von  Inschriften ,  mit  welchen  diese  alten  Reste  bedeckt 
sind,  benutzt,  ungeachtet  der  ungünstigen  Witterung  und  des  an- 
haltenden starken  Regens.  Die  copirten  Inschriften,  so  weit  de* 
ren  Worte  noch  lesbar  sind  (s.  Im  Appendix  No.  100  — 116.  oder 
p.  373  —  382.)  —  denn  viele  Inschriften  sind  durch  Zeit  und  Um- 
stände ganz  unlesbar  geworden  —  beziehen  sich  thells  auf  Ver- 
storbene, denen  sie  von  ihren  Angehörigen  gesetzt  sind,  theils  auf 
festliche  Spiele ;  einige  davon  sind  auch  früher  durch  Clarke  lu  des- 


54  Anti<)nari8che  Reisen. 

ten  TraVel»  bekannt  geworden;  einige  darunter  «ind  in  lyrischer 
Schrift.    Was  den .  architectonischen  Charakter  dieser  zum  Theil 
in  Felsen  gehauenen  Baureate  betriflft,  so  lassen  dieselben,  wie  der 
Verf.  S.  109.  (womit  die  Bemerkungen  S.  129.  ff.  nnd  die  dort  auf 
¥ier  Platten  gegebenen  Abbildungen  von  Felsengräbern  der  ver- 
schiedenen Hauptorte  Lyciens  zu  verbinden  sind)  ausdrücklich  be- 
merkt,  die  Nachahmung  des  Holzbaues  deutlich  erkennen  und 
geben  uns  durch  die  Natur  der  Bindqngsglieder,  der  Unterlagen 
u.  dgl.  eine  vollkommnä  Einsicht  in  die  Kenntniss  der  Construction 
altgriechischer  Gebäode;  dabei  zeigt  Alles  von  eben  so  viel  Ge- 
schmack als  Genauigkeit  in  der  Ausführung.     Auffallend  ist  es, 
dass  diese  Grabmale  mehr  zur  ionischen  Ordnung  und  zwar  in  ih- 
rer einfachsten  Form  sich  neigen,  während  von  ddr  dorischen  keine 
Spur  sich  zeigt«    Von  der  späteren  Periode  griechischer  wie  ro-^ 
mischer  Kunst  ist  ebenfalls  keine  Spur  anzutreffen ,  und  selbst  die 
Münzen  zeigen    das  reinste  griechische  Gepräge.    Ein  schönes 
Denkmal  mit  Reliefs,  die,  wie  es  scheint,  die  Darstellung  kriege- 
rischer Kämpfe  enthalten,  steht  «mit  seiner  Basis  jetzt  im  Wasser: 
nach  der  mitgetheilien  Abbildung  zu  schliessen^  gehört  es  auch  in 
die  beste  Periode  griechischer  Kunst.     Ehie  Tagereise  von  Macri 
landeinwärts  mitten  im  Gebirge  bei  dem  Dorfeiieozumlee,  wohin 
Hr.  Fellows  sich  zuerst  wendete ,  ward  alsbald  ein  grosses  Grab 
entdeckt,  das  eben   sowohl  durch  seine  Form  wie  insbesondere 
durch  die  darauf  dargestellten  Gruppen  und  Scenen  von  dem  Verf. 
(der  davon  eine  getreue  Abbildung  giebt)  mit  allem  Recht  zu  den 
vorzüglichsten    Schöpfungen    griechischer    Kunst,    welche    wir 
kennen ,  gezählt  wird.    Es  scheinen  zum  Theil  Darstellungen  ei- 
nes grossen  Gastmahles,  Familienscenen,  dann  auckKä'mpfe  u.dgl. 
zu  sein,  wobei  selbst  Kinder  und  Säuglinge  vorkommen;  bei  meh* 
rern  Personen  ist  der  Name  (wie  auf  den  sogenannten  etrurischen 
Vasen  dies  öfters  der  Fall  ist)  beigeschrieben ,  und  zwar  in  ly- 
cischer,  bei  einigen  ausserdem  auch  noch  in  griechischer  Schrift, 
was  zur  Erklärung  der  erstem  nicht  w^nig  beitragen  kann.     Etwa 
eine  (englische)  Meile  von  hier  nach  einem  steilen  Aufsteigen  ge- 
langte der  Reisende^  mitten  unter  Ruinen  von  Gräbern,  welche 
in  und  aus  Felsen  gehauen  waren ,  auf  eine  Höhe  von  3500  Fuss 
über  der  Meeresfläche,  mit  weit  ausgedehnter  Fernsicht  nach 
Süden ,  über  das  Meer  hin.     Hier  nun  wurden  die  ausgedehnten 
und  grossartigen  Ruinen  einer  griechischen,  mit  Wällen  cyclopi- 
scher  Art  umschlossenen ,  mit  Tempeln ,  Theater ,  Stadium ,  nnd 
andern  öffentlichen  Gebäuden  versehenen  Stadt  sichtbar,  welche 
nach  zwei  hier  entdeckten  Inschriften  (daselbst  o  ötjfiog  Kadvav- 
Sißiv)  keine  andere  als  Cddyanda  sein  kann,  dessen  Lage  mithia 
ia  den  Ruinen,  welche  jetzt  mit  dem  Berge  den  Namen  Yeddy 
Coppolee  führen,   gesichert  ist.     Die  hier  copirten  Inschriften 
(nr.  117  — 121.  p.  383.  ff.)  sind  sämmtlich  von  Gräbern  und  nennen 
die  Namen  der  hier  Beigesetzten  sammt  den  Angehörigen^  welche 


Reisen  in  Kleinasien  ron  Fellow«  und  Texier. 


55 


die  OrSber  errichtet.  Wir  bitteii  sonach  wieder  eine  ron  den 
sechsnnddreissig  Städten  Ljcien's ,  auf  welche  nach  Angabe  des 
Plinips  (V,  28.  8.  27.)  die  frühere  Zahl  von  siebenzig  Städten 
herabgesunken  war,  gewonnen,  und  zwar  eine,  wie  der  Umfang 
^er  Ruinen  zeigt ,  keineswegs  unbedeutende ,  die  jedoch  keiner 
der  alten  Schriftstelier ,  so  weit  wir  wenigstens  wissen  (denn  wir 
haben  vergebh'ch  darnach  gesucht^,  mit  Namen  ausdrücklich  nennt. 
Denn  Cqndyba ,  was  Piinius  und  Ptoiemäus  nennen ,  ist  offenbar^ 
ein  anderer  Ort.  Indessen  der  bedeutende  Umfang  der  Stadt  mag' 
uns  wohl  berechtigen,  dieselbe  für  eine  der  dreinndzwanzig 
Städte  zu  halten ,  welche  zum  alten  Ijcischen  Bunde  (s.  Strab. 
XIV.  p.  980.)  gehörten,  und  hier  eine  oder  zWei  Stimmen  hatten ; 
leider  hat  uns  Strabo  nur  die  Namen  der  sechs  bedeutendsten 
darunter  nach  Artemidorus  aufbehalten:  Xanthua^  Patara^  Pi- 
nara^  Olympus^  Myta^  Ttos. 

Die  weitere  Fortsetzung  der  Reise  führte  in  das  obere  Xan- 
thusthal,  wo  bei  dem  Dorfe  Hoorahn  Felsengraber  und  dann  wei- 
ter Reste  einer  von  cyclopischem  Mauerwerk  eingeschlosseneti 
alten  Stadt  entdeckt  wurden,  welche  nach  einer  verstrimmelteu 
Inschrift,  worauf  die  Buchstaben  MACEl  noch  erkennbar  sind, 
der  Verf.  für  die  Stadt  Massicytus  zu  halten  scheint*  Es  ist  dies 
freilich  kaum  mehr  als  eine  Vermuthnng,  durch  welche  wieder 
eine  der  uns  bisher  unbekannt  gebliebenen  Städte  Lycicn's  be- 
kannt würde:  denn  eine  Stadt  dieses  Namens  kommt  bei  den  Alten, 
so  weit  wir  wissen,  nicht  vor;  den  mons  Massycitea^  und  zwar 
wie  es  scheint,  nicht  fern  vom  Meere,  nennt  Piinius  am  a.  O.; 
bei  Ptoiemäus  heisst  der  Berg  Maötxvtrjg,  .  So  ungewiss  und 
unsicher  steht  es  bis  jetzt  noch  mit  unserer  Kunde-  des  alten 
Lycien's! 

Von  hier  ans,  das  Tbal  des  Xanthns  herab,  wurden  die^ 
Ruinen  von  Tlos  zum  zweitenmal  besucht  und  dabei  eine  reiche 
Ausbeute  von  Inschrifti&n  gewonnen  (ipi  Appendix  nr«  126 — 141.' 
oder  p.  387  —  400.),  welche  meist  auf  Begrabnisse  oder  auf  Dank- 
bezeugungen imd  Belohnangen  für  Dienste,  der  Stadt  und  dem 
Volke  geleistet,  sich  beziehen.  Sie  sind  sämmtlich  griechisch; 
von  lycischer  Schrift  war  hier  keine  Spur  anzutreffen,  was  bei  der 
Nähe  mit  andern  Orten,  wo  wir  solche  finden,  allerdings  auf- 
fallend ist.  Im  Uebrigen  war  auch  bei  diesem  zweiten  Besuch 
der  frühere  Eindruck  und  die  hohe  Meinung  von  allen  diesen 
herrlichen  Werken  griechischer  Kanst  nicht  verringert,  sondern 
vielmehr  erhöhet  worden:  hatten  doch  selbst  manche  Inschriften 
theilweise  noch  das  ursprüngliche  Colorit  der  Buchstaben  erhal- 
ten;  eben  so  fanden  sich  Spuren  farbiger  Blöthen  und  Kränze,  die 
als  Schmuck  in  rother,  gi'üner  und  weisser  Farbe  über  Thorwegen 
angebracht  waren  (ein  neues  Beispiel  von  der  Anwendung  der 
Farben  bei  Werken  der  Sculptur  —  ein  herrlich  colorirtes  Bas- 
relief eines  zu  Myra  getroffenen  Grabes  ist  auf  Platte  28.  wieder* 


m 

56         '        ^  Antiquarische  Reisen. 

•  X 

r 

f^egehen)]  Gräber  wie  Tempel  waren  voll  der  herrliehstien  und 
wdil  gearbeitetsten  Sculp^turen;  darunter  auch  Bellerophon  auf 
dem  Pegasus  itnd  die  von  ihm  besiegte  Ghimära  —  eine  acht  ly- 
cische  Mythe ;  s.  PL  13. 

Die  nächste  Entdeckung  war  die  der  Stadt  Pinara^  eine  von 
'  den  §echs  grossesten  Städten  des  alten  Lyciens ,  wie  wir  oben  be- 
merkt haben.  Ihre  Lage  war  bisher  ganz  unbekannt,  nicht  ein- 
malJMünzen  Ton  ihr  vorhanden;  s.  Mannert  VI,  3.  p.  177.  178. 
Jetzt  besitzen  wir  von  ihr  eine  Anzahl  Inschriften  (im  Appendix 
nr.  142  —  150.  p.  401  —  406.),  an  Ort  und  Stelle,  meist  aas  Gra- 
bern, copirt,  mit  dem  Namen  der  alten  Stadt,  welche  au  einem 
Abhänge  des  Cragusgebirges ,.  dem  Xanthiisthale  zu  gelegen,  von 
Drover  oder  Tios  etwa  neun  (englische)  Meilen  abwärts  entfernt, 
in  ihren  grossartigen  und.  prachtvollen  Ruinen ,  von  welchen  hier 
nähere  Nachricht ,  verbunden  mit  Abbildungen  einiger  herrlichen 
Reliefs  und  der  gewaltigen  cyclopischen  Mauern,  gegeben  wird, 
allerdings  noch  heut  zu  Tage  voii  der  Grösse  und  dem  Reich« 
thnm  der  Stadt  Zeuguiss  geben  kann.  Das  nicht  weit  von  den 
Ruinen  in  der  Niederung  gelegene  Dorf  Minara  lässt  den  Namea 
der  alten  Stadt,  mit  Veränderung  eines  einzigen  Buchstabens,  leicht 
erkennen.  Pinara  selbst  lag,  wie  alle  diese  Städte  Kleinasiens, 
auf  der  Anhöhe.  Auch  lycische  Inschriften  kamen  zum  Vorschein, 
deren  Buchstaben  meist  colorirt,  in  dem  schönsten  Hellblau,  Roth 
uud  andern  Farben,  wie  eine  Abbildung  S.  146.  erkennen  lässt. 
Ein  von  da  in  die  wilde  Gebirgswelt  des  Berges  Gragus  unter- 
nommener Abstecher,  führte  zur  Entdeckung  der  Ruinen  der  bls- 
iher  nur  dem  Namen  nach  aus  Ptolemäus  und  Plinius  bekannten 
Stadt  Sidyma  unfern  des  Dorfes  Trortoorcar  Hissa;  den  Namen 
der  Stadt ,  deren  Baureste  den  reinsten  griechisohen  Styl  zeigen, 
gaben  Inschriften  auf  Gräbern  zu  erkennen ;  nur  fand  sich  nicht 
das  alte  cyclopische  Bauwerk  vor,  welches  zu  Pinara  und  in  an- 
dern Städten  Lycien's  vorkommt.  Auf  der  Rcichard'schen  Karte 
finden  wir  Sidyma  (das  demnach ,  wenn  man  zwischen  Telmessua 
lind  Xauthus  eine  gerade  Linie  ziehen  würde,  etwa  In  den  Mittel- 
punkt zu  setzen  wäre)  ebenfalls  durchaus  irrig  in  die  Nähe  von 
Tlos  nordwärts  verlegt! 

Von  Sidyma  eilte  der  Verf.  durch  äusserst  wilde  Berggegen^ 
den^  in  welchen  Löwen,  Wölfe  und  selbst  Hyänen,  wie  versichert 
ward,  hausen,  über  Uslann,  ein  elendes  Dorf ,  das  von  Eioigea 
für  die  Stelle  des  alten  Cydna  gehalten  wird  (was  jedoch  unser 
Verf.  zu  bezweifelu  scheint,  der  ungefähr  eine  Meile  davon,  na- 
her der  See  zu,  Reste  einer  alten  Festung  entdeckte),  nach  dem 
Fluss  uud  der  Stadt  Xanthusy  die  schon  das  erste  Mal  durch  ihre 
^Iten  Bauwerke  die  Aufmerksamkeit  des  Reisenden  in  so  hohem 
Grade  auf  sich  gezogen  hatte.  Und  auch  jetzt,  zum  zweiten  Mai 
fand  er  sich  wieder  belohnt,  während  eines  melirtägigen  Aufent*- 
haltes,  welchen  er  zur  Besichtigung  der  ausgedehnten  and  zoin 


Heisien  in  Kleinasien  von  FeUow«  und  Taxier.  57 

4 

grossen  Theil  Boeh  siemlich  erhdteneBRuiaeii,  Tor  AUen  aber 
2uin  Copirea  der  Inschriften,  uadr  Abaeichnen  einzelner  atter 
Denkmale,  insbesondere  mehrerer  schönen  Basreliefs,  deren  Dar- 
stellungen hier  mitgetheilt  sind,  verwendete.  Hinderlich  der 
näheren  Untersuchung,  wie  selbst  einer  genaueren  Bestimmung 
<des  Umfang's  der  Stadt,  welche  hier  in  Inschriften  als  nfßQonokig 
tov  Av^ldov  t&vovg  (ein  Titel,  mit  welchem  übrigens  auch  Patara 
in  einer  au  Patara  gefundenen  Inschrift  beehrt  ward)  erscheint, 
waren  allerdings  Bäume  und  Buschwerk,  das  innerhalb  der  alten 
Stadt  überall  sich  erhob.  Reich  war  demungeachtet  die  Ausbeute» 
In  Allem ,  namentlich  in  den  Reliefs  seigt]  sich  eine  Kunst  und 
eine  Reinheit  des  Stjls,  wie  sie  der  herrMchsten  Periode  griechi- 
scher Kunst  eigenthümiich  ist,  ganz  erinnernd  an  attische  Denk«* 
male  aus  des  Pericles  und  Phidias  Zeiten;  und  in  der  That,  was 
uns  davon  hier-  in  Abbildungen  mitgetheilt  wird,  kriegerische 
Kämpfe,  Wettspiele ^^  mythische  und  symbolische  Darstellungeii, 
Alles  zeigt  eine  Reinheit  der  Zeichnung,  Einfachheit  der  Formen 
und  einen  Geschmack ,  wie  er  der  besten  Kunstepoche  angehört. 
Unter  den  Inschriften  Ist  besonders  eine  grössere  in  lycischer 
Schrift,  aus  250  Z^len  bestehend,  mit  möglichs(<er  Treue  und 
Genauigkeit  vom  Verf.  copirt,  anzuführen:  sie  wird  all'erdinga 
mit  der  oben  erwähnten  von  Antiphellus  das  bedeutendste  Denk- 
mai und  die  Grundlage  aller  Untersuchung  über  diese  ganz  ver- 
schwundene Sprache  jetzt  bilden  müssen.  Leider  ist  die  Inschrift 
nicht  vollständig ;  denn  es  war  nicht  möglich ,  die  ganze  Inschrift^ 
bei  dem  derroaligen  Zustand  und  der  Lage  des  Monuments ,  an 
welchem  sie  sich  findet^  zu  copiren.  Die  griechischen  Inschriften^ 
welche  copirt  wurden,  beziehen  sich  theils  auf  öifcQtliche  Spiele, 
auf  Ehrenbezeugungen  und  Errichtung  von  Monumenten ,  oder 
sie  gehören  Gräbern  an  und  beziehen  siclT  auf  die  in  denselbW 
beigesetzten  Personen.  Münzen  konnten  keine  gewonnen  werden. 
Eine  desto  reichere  Ausbeute  daran  bot  Patara^  wohin  sich  nun 
der  Verf.  ebenfalls  zum  zweiten  Male  wendete.  Ueberhaupt  sol- 
len dort  alte  Münzen,  wie  wenigäytiens  dem  Reisenden  versichert 
ward,  durchaus  nicht  selten  sein,  sondern  im  Gegentheil  laicht 
gefunden  werden.  Griechische  Inschriften,  meist  Gr.abschriften 
wurden  hier  mehrere  copirt,  von  lycischer  Schrift  war  nichts  zu 
entdecken.  Von  Patara  eilte  der  Verf.  nach  Antiphellus^  zum 
Theil  auf  einem  anderen  Wege,  als  das  erste  Mal;  wobei  er  diq 
Ruinen  einer  alten  Stadt  entdeckte,  welche  er  für  das  ^Lite^Phellu» 
hält,  welches  demnach  etwas  mehr  nach  Westen,  als  auf  den  ge- 
wöhnlichen Karten  der  Fall  ist,  zu  setzen  wäre.  Von  Antiphellus 
ward  eine  Fahrt  nach  der  alten  Insel  Megiste^  wo  jetzt  die  Stadt 
Kastelorizo,  unternommen  und  dann  der  Weg  wieder  landein^wärta 
in  die. Gebirge  diigeschlagen,  bis  zu  den  Rnipen  von  Myra^  welche 
auf  der  ersten  Reise  übergangen ,  nun  Gegenstand  einer  näheren 
Untersuchung  bildeten,  da  sie  Im  Ganzen  nur  wenig  von  der  Zeit 


58  Antiquarische  Reisen« 

,  - 

gelitten  za  Iitben  scheioeii.  Di«  an  einen  Feben  gelehnte  Stadt 
Binss  sich  ntier  die  Ebene  hinausgebreitet  hiaben ;  dem  Felsen  zu- 
niiehst  ist  das  Theater,  das  der  Verf.  unter  die  am  besten  gebau- 
ten in  Kleinasien  rechnet,  wiewohl  ein  Theil  des  Prosceninms  so 
wie  die  oberen  Sitse  jetzt  verschwunden  sind;  die  in  den  Felsen 
gehauenen  Gräber  sind  zwar  im  VerhSItniss  zu  der  Grösse  der 
Stadt  (angenommen  ihre  grössere  Ausdehnung  in  die  Ebene)  nicht 
so  zahlreich ,  aber ,  wenn  wir  nach  den  beigefugten  Abbildungen 
einen  Schluss  machen  dürfen^  äusserst  bemerkenswerth  und  ausge- 
zeichnet in  jeder  Hinsicht  zu  nennen ;  sie  sind  nicht  klein  und  wa- 
ren offenbar  Familiengräber ,  haben  inwendig  mehrere ,  in  einan- 
der f&brende  kleine  Kammern ,  und  sind  von  Aussen  mit  Figuren^ 
Scuipturen  u.  dgl.,  die  aus  oder  in  -den  Felsen  gleichfalls  gehauen 
sind,  geschmiickt,  wobei  gleichfalls  die  Spuren  einer  Bemainng  und 
Färbung  erkennbar  sind.  Ja  einige  der  am  wohlerhaltensten  zei- 
gen noch  ganz  die  alten  Farben ,  mit  welchen  sie  bemalt  waren, 
und  tragen  so  zur  Lösung  eines  in  der  neueren  Zeit  in  Frankreich 
wie  in  Deutschland  unter  den  Archäologen  so  vielfach  besproche- 
nen Froblem*s  nicht  wenig  bei ;  dem  Verf.  sind  wir  aber  insbeson^ 
dere  Dank  schuldig,  dass  ev  eins  dieser  Basreliefs  (welches,  wie 
es  scheint,  Badescenen  darstellt)  ganz  genau  in  derselben  Farbe, 
i»  welcher  es  sich  noch  vorfindet,  hier  colorirt  mitgetheilt  und 
uns  dadurch  möglich  gemacht  hat,  einen  Begriff  von  dieser  Be- 
malung der  Werke  der  Scupitur  an  einem  in  jeder  Hinsieht  ganz 
vorzüglich  ausgeführten  Werke  griechischer  Kunst  zu  gewinnen. 
Der  Verf.  bemerkt  dabei  ausdrücklich  (S.  197) ,  dass  ihm  damit 
jedef  Zweifel ,  den  er  bisher  noch  über  die  Verbindung  Lycien's 
mit  deu  alten  Bewohnern  Etrurien's  gehabt,  verschwunden.  (Auch 
in  dem  weiter  unten  anzufiihrendeu  Memoir  des  Hrn.  Sharpe 
wird  p.  442.  auf  die  grosse  Aehnlichkeit  der  lycischen  und  etruri- 
schen  Buchstaben  hingeweisen  und  die  letztern  sogar  aus  Klein- 
asien geradezu  abgeleitet.)  Die  Sitte  die  Statuen  zu  bemalen, 
eben  so  wohl  als  die  Art  und  Weise,  in  der  dies  geschah,  die 
Aehnlichkeit  in  der  Action  der  Figuren,  wird  Jedem  auffallen. 
Die  Buchstaben  der  Inschrift  waren  abwechselnd  blau  und  ro^h 
gemalt  u.  s.  w.  So  urtheilt  der  Verf.,  der  in  einer  Note  (S,  199.) 
seines  Zusammentreffens  mit  dem  ihm  schon  voHier  bekannten 
Ottfried  Müller  zu  Athen  (auf  der  Rückreise)  gedenkt,  dessen 
frühen  Tod  er  in  folgenden  Worten  beklagt:  ,,the  immense  loss, 
which  Europe  has  sustained  by  the  death  of  one  of  her  greatest 
scholars  in  all  the  vigour  of  life^'.  Ich  wünschte,  setzt  er  dann 
hinzu,  noch  mich  air  der  höchst  schätzbaren  Bemerkungen  erin- 
nern zu  können,  die  er  über  den  Gegenstand  meiner  Entde- 
ckungen ,  an  denen  er  ein  so  warmes  Interesse  nahm ,  mir  mit« 
getheilt  hatte.  Unter  diesen  Bemerkungen  dürfte  die  folgende, 
über  die  Bemalung  der  Werke  der  Scuiptur,  zu  welcher  die  An- 
sicht jenes  colorirtcn  Basreliefs  Veranlassnng  gab ,  von  beson- 


Reisen  in  Kleinadien  von  FellowB  vaiä  Texier.  59 

derem  Interesse  fiir  uns  sdn:  ^,Die  Alten  bemalten  (painted) 
ihre  Basreliefs;  sie  förbten  (tinged)  allein  ihre  Statuen^  sie 
färbten  nämlich  die  Draperie,  Hessen  aber  die  fleischigen  Theiie 
nncolorirt;  Wunden  und  Blut  waren  ebenfalls  durch  Farben  ange«- 
deutet  (stained)^  Ohrringe  und  anderer  Schmuck  vergoldet; 
Ihre  Tempel  waren  weiss  gelassen ,  nur  Theiie  des  Frieses  und 
architectonischer  Schmuck  waren  colorirt,  aber  sehr  schwadi 
(verj  minutelj).  Bie  Tempel  Ton  einem  gewöhnlichen  Material« 
waren  überzogen»  und  ganz  colorirt.  Am  Parthenon  waren  dio 
Friese  colorirt,  der  Hintergrund  der  Basreliefs  aber  bematt 
(painted)'S 

So  sprach  sieh  Ottfried  Müller  Aber  diese  wichtige  Frage 
am  26«  Jnni  1840  zn  Athen,  Hm.  Fello^s  gegenfiber,  aus:   Ref. 
hielt  es  fitr  seine  Pflicht,  diese  Aeusserung  des  zu  froh  Verstor^ 
benen  hier  Mförtlich  anzufahren.     Was  Hrn.  Fellows  betriifl,  se 
erregen  die   von  ihm  mitgetheiiten  Abbildungen  dieser  Felsen«* 
gräber  sowohl  bei  Myra  '*')  selbst,  als  in  einiger  Entfernung  davon; 
allerding»  unsere  volle  Bewunderung ,  da  wir  ihnen ,  einige  Aehn«? 
lichkeit   mit   altpersischen   Felsengräbern  abgerechnet,    nichts 
Aehniiches  ans  griechischen  Denkmalen,  so  weit  wir  deren  bis 
jetzt  kennen,   an  die  Seite  zu  setzen  wussten  und  dadurch  mit 
einem  ganz  neuen  Zweige  griechischer  Architectur  und  Sculptur 
bekannt  werden ,  der  zu  gar  manchen  weiteren  Forschungen  und 
Kntdecknngen  fuhren   kann.     Unser   Verf.   selbst  beginnt  aeia 
Tagebuch  am  1.  Mai  mit  den  Worten:  „Bin  neuer  Monat  hat  be-* 
gönnen,  und  wie  wenig  weiss  ich  noch  von  Lycten!    Ich  sehe 
mich  wohl  genÖthigt,  allein  in  diesem  Distrikt  schon  eine  reiche 
Nachlese  zurückzulassen ,  und  noch  weit  mehr  ist  unentdeckt  in 
Famphjlien;  aber  Lycien,  das  nie  durch  den  Einfinss  eines  römi« 
sehen  oder  christlichen  Baustyls  gelitten  und  die  einfache  Si^hön- 
heit  des  firuheren  griechischen  Styls  beibehalten,  zieht  mich  am 
meisten  an''  (S.  209.).     Und  in  der  That,  auch  die  Weiterreise 
von  Myra ,  durch  die  längs  der  Ktiste  sich  hinziehende  Gebirgs« 
gegend,  die  sich  an  einigen  Orten  bis  zu  der  Höhe*  von  ^mehreren 
tausend  Fuss  erhebt,   war  äusserst  lohnend,    da  sie  mitten  auf 
diesen ,  oft  schwer  zu  ersteigenden ,  an  ihren  Spitzen  mit  Schnee 
bedeckten  Höhen,  überall  Spuren  der  alten  Bevölkerung,' in  den 
Rainen  von  Städten,  Theatern,  Mauerwerk,  insbesondere  aber 
und  vor  Allem  in  den  grossartig  angelegten  und  gdiauenen  Fel- 
sengräbern entdecken  liess.    Besonders  merkwürdig  darunter  er« 
schienen  die  Ruinen  des  alten  Lin^yra^  die  in  der  Entfernung  von 
kaum  einer  Stunde  nordostwärts  von  dem  Derfe  Phineka  (dessen 


*)  Bei  Hrn.  Tcader  iat  bis  jetzt  nur  ein  Blatt,  welches  die  Ansicht 
eines  solchen  Felsengrabes  giebt  (PI.  225.) ,  nebst  einem  andern,  welches 
den  Plan  des  Theaters  von  Myra  giebt  (Ph  21ö.)  erschienen.  Mehrere« 
dorffce  aber  jedenfalls  noch  zu  erwarten  stehen. 


60/  Antiquarische  Reiien.  ^ 

Name  unwillk&rlich  as  alte  Benennungen,  wie  Phönix,  Pbonient^ 
erinnert)  liegen.  Ein  mit  einei'  griechischen  wie  iyeischen  Inschrift 
geschmuclcter  herrlicher  Sat'lcophag  war  der  *  erste»  Gegenstand, 
der  die  Aufmericsamiceit  der  Reisenden 'auf  sich  zog:  bald  aber 
kamen  Hunderte  von  Felsengräbern  zum  Vorschein ,  deren  schöne 
Formen  und  Inschriften,  meist  iycische  (die  wenigen  griechischea 
schienen  selbst  in  der  Ausführung  untergeordnet)  und  diese  in 
farbigen. Buchstaben,  abwechselnd  roth  und  blau  oder  auch  grnn, 
gelb  und  Voth ,  die  Aufmerksamkeit  in^weit  höherem  Grade  fes- 
selten! Von  einigen  der  in  den  Stein  gehauenen  Basreliefs,  mit 
kriegerischen  Kämpfen,  mythologischen  Darstellungen  und  dgi. 
in  der  reinsten  Form  und  dem  besten  Geschmack,  hat  uns  der 
Verf.  Abbildungen  mitgetheilt.  Die  Stadt  selbst,  um  weiche 
diese  Ghräber  sich  hinziehen,  ist  durch  manche  Bauwerke  und 
durch  eine  lange  mit  Thurmen  Tersehene  Mauer  kenntlich,  sie 
besitzt  ein  nettes,  an  Umfang  aber  kleineres  Theater,  als  das 
zn  Myra,  wahrend  die  grössere  Zahl'  der  Gräber  auf  eine  zahl* 
reichere  Bevölkerung  sohliessen  lasst.  Strabo  bezeichnet  Limjra 
als  ein  Städtchen  (noUxvi^) ;  indessen  es  könnte  sich  yielleicht^ 
nach  seinerzeit  die  Bevölkerung  der  Stadt  vermehrt  haben  und  die 
Stadt  selbst  zu  grösserer  Ausdehnung  gelangt  sein ,  da  der  Verf. 
des  andern  Tages,  getrennt  von  Limyra,  etwa  atwei  (englische) 
Meilen  davon  entfernt,  an  dem  Fusse  der  Berge  die  herrliehen 
Reste  einer  andern  Gräberstadt  entdeckte,  ohne  Mauern  oder 
sonstige  Anzeigen  einer  andern  Stadt :  weshalb  er  diese  Gräber 
ebenfalls  als  eine  zu  Limyra  gehörige  oder  spater  dazu  gefügte 
Anlage  betrachten  möchte.  Die  dabei  befindlichen  Inschriften^ 
waren  mit  einer  einzigen  Ausnahme  sämmtlich  lycisch ,  die  Buch- 
staben hatten  zum  Theil  ein  den  phönicischen  ähnliches  Ansehen. 
Das  alte  Gagä  glaubte  der  Verf.  in  den  Biiinen  bei  dem  Dorfe 
Haggeealleh,  ostwärts  vom  alten  Limyra,  zu  entdecken.  Von' 
hier  wandte  sich  Hr.  Fellows  nach  dem  Promontorium  Sacrum 
(jetzt  Cap  Chelidonia)  und  dem  Berge  Pkömcus^  jedoch  ohne  den 
Punki  zcr  besuchen,  wo  ein  feuriges  Gas  dem  Felsen  entquillt; 
derselbe  heisst  jetzt  Yanah  -  Dah ,  d.  i.  der  brennende  Berg^ 
und  ist  heutzutage  noch  wie  im  Alterthum  Gegenstand  vielfachen 
Aberglaobens  der  Umwohner.  Im  Uebrigen  wird  das  Wildroman^ 
tische  der  Gegend ,  die  herrlichen  Fernsichten ,  die  schöne  Be« 
Waldung  und  Anderes  ungemein  gerlähmt.  Hr.  Fellows  kehrte 
wieder  nach  Limyra  zurück  und  setzte  von  hier  aus  seine  Reise, 
den  Fluss  Arycaudus  auf wärts ,.  fort  zu  den  ausgedehnten  Ruinen 
einer  Stadt ,  über  deren  Namen  eine  merkwürdige  Inschrift ,  die 
zugleich  den  Namen  Themistocles  enthält,  bald  Sicherheit  gab"^). 
Es  war  das  alte  Atycanda ,  wie  Stephanbs  von  Byzanz  die  Stadt 


*)  Die  leider  verstümmelte  Inschrift  hat  blos  die  Worte:   xm  cturov 
d'BfiiütoidBi  6CTTIH0V  ft^inux^dn  •  .  •  • 


Reisen  k  Kl^aa^eH  ron  FelKowB-nnd  Texier.       x  61 

Deimt,  welehe  Pllnliit  (V^  25  n.  27.)  ah  eine  Stadt  der  Miljer 
beieichnet«  Die  uns  Dur  durch  diese  Autoren  kaiini  dem  Nameil 
nach  bekannte  Stadt  muas  nach  der  Schilderan^,  die  nna  hier  Ton 
ihrer  Aoadehonng,  ihrer  terrassenförmigen  Anlage  an  einem 
Berge,  ihren  cyclopischen  Maoem  und  andern  Bauwerken,  sowie 
ihren  aahlreichen  und  schön  ausgeführten  Feiseograbern  gegeben 
wird ,  im  Altertbnm  immerhin  an  den  bedeutenden  Stidten  des 
alten  Ljciens  gehört  haben. 

Hier  schliessen  sich  eigentlich  die  bedeutenden  Bntdeeknn<« 
geR)  weiche  wir  dem  Verf.  verdanken,  dessen  Reise  Ton  Mer 
nach  Macri  und  von  da,  nach  einem  Abstecher  auf  die  Insel 
Rhodus,  weiter  nach  Smyrna,  das  auch' jetzt  wieder  Endpunkt 
der  ganzen  Reise  ward,  verhaifoissmfissig  nur  Weniges  von  Be^ 
lang  darbot:  so  angenehm  sich  sonst  auch,  wie  wir  bereits  früher 
bemerkt  haben,  das  auch  die  Gegenwart  nicht  unbeachtet  lassende 
Tagebuch  liest.  Sein  Hauptzweck  war,  auch  bei  dieser  zweiten 
Reise»  zunächst  und  hauptsächlich  auf  das  alte  Lycien  gerichtet, 
das  selbst  durch  naturliche  Grenzen  ziemlich  abgesdilossen  von 
den  es  umgebenden  Landstrichen  ist,  und  auch  nur  innerhalb 
dieser  natürlichen  Grenzen  diese  grossartigen,  nach  Anlage  und 
Ausf&hruiig  ziemlich  gleichförmigen  Reste  einer  Architectur  und 
Scttiptnr  aufzuweisen  hat,  die  in  ihrer  durch  die  lokalen  Ver- 
hältnisse bedingten  Eigenthiimliehkeit  mit  dem  älteren ,  einfachen 
und  edleren  griechischen  Kunststyl  die  meiste  und  nächste  Aehn-* 
lichkeit  zeigen.  Näher  freilich  das  Alter  und  die  Zeit  zu  bestini* 
men ,  in  welche  diese  Anlagen  fallen ,  die  wahrscheinlich  das 
Werk  von  Jahrhunderten  sind,  in  denen  ein  gleicher  Typus  tra- 
ditionell sich  fortgepianzt  hat,  —  das  möchte  schwer,  wo  nicht 
nnmöglich  sein :  denn  so  unbedingt  an  die  Zeiten  des  Herodotus 
und  des  Homer  zu  erinnern  und  auf  die  der  Eroberung  des 
Landes  durch  die  Perser  vorhergehende  oder  doch  unmittel- 
bar ihr  nachfolgende  Periode  zurückzugehen,  wie  der  Veff. 
S.  252  ff.  geneigt  scheint,  möchte  nach  der  immer  noch  sehr  un- 
vollkommenen Kunde ,  die  wir  von  diesen  früher  freHich  gänzlich 
unbekannten  Monamenten  griechischer  Kunst  jetzt  besitzen, 
schwerlich  nustehen.  Ja  der  Verf.  geht  nodi  weiter,  wenn  er 
(S.  275.)  zwischen  den  durch  griechische  Colonisten  etwa  eint 
Jahrhundert  vor  der  Zelt  des  Herodotus  angelegten  Städten ,  wie 
Patara,  Sidymn  n.  A.  und  zwischen  den  einer  früheren  lycischen 
Bevölkerung  zugehörigen  Städten  einen  .Unterschied  machen  will 
und  m  den  letztern  dann  theHs  nach  Milnzen ,  theils  nach  (lyci- 
sehen)  Inschriften  solche  Städte,  wie  Trooumene  (d.  i.  Tlos), 
ferner  Pinara,  M^rd  (d.  i.  Myra),  Ga^aga  (d.  i.  Gagä),  Trabala, 
Erde,  Pedassis,  (oyalle  ( —  muthmaasslich  der  alte  Name  für 
Xanthus)  und  ändere  rechnet,  während  er  in  den  von  den  Grfe«' 
ehen  benannten  Städten  Cafynda,  Tehnessus,  Massicytus,  Anti- 
phelks,  Limyra,  und  in  den  Gräbern  bei  Cadyanda  ebenfallr 


$2  '  Antiquarisch«  Reisen. 

Spuren  dar  idten  Bevölkerung^  xu  erkeoiien  gbiubt.  Wir  wa^n  ia 
der  Tbat  nicht,  dem  Hrn.  Verf.  hier  zu  folgen,  wo  sicherer  Grund 
und  Boden  der  historischen  Ueberliefer^ing  uns  gänzlich  abgeht; 
aber  wir  wollen  auf  einige  Punkte  noch  aufmerksam  machen ,  wo 
die  historische  Tradition^  so  spärlich  sie  auch  in  der  That  leider 
ist,  doch  aus  den  neuen  Entdeckungen,  namentlich  aus  den  In- 
schriften eine  merkwürdige  und  auffallende  Bestätigung  erhalten 
hat.  Es  betrifft  dies  zunächst  einige  Angaben  des  Herodotus^ 
der  nächst  Homer  doch  der  älteste  Zeuge' dieses  Landes  ist,  das 
er,  wie  die  gesammte  Griechenwelt  nach  ihm%  Lycien  nenn^ 
welcher  Name  jedoch  in  dem  nicht  griechischen  (also  l^dscben) 
Theile  der  Inschrift  des  Obelisken  bei  der  Stadt  Xanthus  (wovon 
bereits  oben  die  Rede  war) ,  so  wenig  wie  in  irgend  einer  andern 
aogenannjten  lycischen  Inschrift  vorkommt;  dagegen  kommt  an 
jenem  Obelisken  der  Name  Tiamüae  als  Bezeichnung  des  Volkes 
vor, .  was  doch  von  dorn  durch  Herodotus  (I,  173.  VII,  92.)  als 
alten  Landesnamen  angegebenen  TegfAlkm  nicht  sehr  entfernt 
steht,  sondern  am  Ende  doch  wohl  auf  Eins  hinausläuft.  Bei 
Stephanus  von  Byzanz  (p.  282.  ed.  Westerm.)  findet  sich  TgsfUk'q 
als  alte  Benennung  des  Landes  Lycien  und  auch  Hecaiäus  dafür 
als  Zeuge  angeführt,  dann  aber  auch  wieder  (p.  275.)  Teg^taga 
als  eine  Stadt  Lyciens  bezeichnet  und  dabei  die  eben  genannte 
Stelle  Herodot*s  I,  173.  angeführt,  die  besser  an  den  andern  Platz 
zu  TgsfiUij  gepasst  hätte. 

Dagegen  wird  die  Verniuthung  ^es  Verf«  (S.  274.)  von  zwei 
Staaten  oder  Völkern,  aus  welchen  das  Land  bestanden,  aus  dem 
nördlichen  Theile,  wo  Tlos  (  Trpoes  in  den  aUlycisqheii  Inschriften) 
und  aus  dem  südlichen,  wo  Xanthua^  die  Hauptstadt  der  Tramelä 
gewesen,  wohl  auf  sich  beruhen  müssen,  indem  sie  keineswegs 
näher  begründet  erscheint  Desto  auffallender  erscheint  die  Ber^ 
stätigung,  die  Herodot's  Nachricht  (1, 173.)  von  den  Lycierni 
welche  nach  ihren  Müttern  und  nicht  nadi  ihren  Vätern  sich  be- 
nennen, durch  die  Grabschriften  gewinnt,  in  welchen  die  Ver- 
wandten des  Gestorbenen  nach  den  JMLüttern  aufgeführt  werden  8 
Nicht  minder  bestätigt  wird  seine  Naobricht  von  Harpagus,  dem 
General  des  Gyrus ,  dessen  Befehlen  gemäss  er  Lycien  eroberte, 
durch  den  Umstand ,  dass  in  der  erwähnten  lycischen  Inschrift  vx 
Xanthus,  welche  ein  von  dem  Könige  Persiens  ausgegangenes; 
vielleicht  zur  Regulirung  der  Landesverhältnisse  n»ch  der  Erobe^ 
rung  bestimmtes  Decret  enthält ,  nicht  blos  der  groise  Kjonig  der 
Könige  (6  ^ihya^  ^aOLlhvg  bei  Xenoplion),  sondern  auch  der 
Name  des  Harpagua  (hier  Arppagoa)  vorkommt,  was  gewiss 
höchst  auffallend  ist.  Ueberhaupt  werden  wir,  wc^nn  eininal  die 
völlige  Entzifferung  der  in  lypischer  Sclirift  geflissten  Insidiriftcs^ 
die  jedenfalls  einer  sel^r  frühen  vorchristlicben  Periode  angehe« 
ren,  geglückt  ist,  manchen  nicht  unwesentlichen  Gewinn  für  die 
duidde  Geschichte  Lyciens  und  wohl  auch  Persiens  daraus  «blei- 


Reuen  in  Kleinasien' von  Fellows  ond  Texier.  Jßi 

ten  konaeiu  Es  ist  unter  AppeiNÜK  B.  (6. 427  ^  510.)  ^  ta».' 
führliches  Memoir  des  Hm.  Daniel  Shurpe  über  diese  ly^fsefaeK 
Insel^riften ,  und  die  mit  gleiclier  Sehpft  versehenen  Munsen  d^ 
Landes  beigefügt;  es  werden  darin  Unl^ersuebangien  über  die 
Sprache  selbst,  die  als  ein  Zweig  des  indogermanischen  Sprach- 
Stammes,  und. dem  Zend  zunächst  stehend  und  yerwandt  b^ich^ 
net  wird,  eingeleitet,  und  daran  knüpfen  sich  weitere  Versnche, 
jBus  diesen  Inschriften,  mit  Zuziehung'  und  Vergleichung  des 
Zend,  ein  Alphabet  auszumitteln ,  um  ^mit  .Jossen  Hülfe  dann  die 
Lesung  der  Inschriften  und  das  Ver^tändniss  derselben  möglieh 
2a  machen.  In  wie  weit  diese,  dem  Verf.  von  einem  Freunde 
mitgetheiiten  y ersuche  für  gelungen  zn  halten  sind,  wagen,  whr 
keineswegs  zu  entscheiden,  indem  wir  dies  lieber  Andern  über* 
lassen,  welche,  wie  unter  uns  namentlich  Grotefend,  in  dasStn* 
dium  der  Keikchriften  und  der  Zendspracbe  tiefer  eingedrungen 
sind ,  als  dies  Ref.  Ton  sich  sagen  kann.  Wir  schliessen  daher 
unsern ,  vielleicht  schou  zu  sehr  ausgedehnten  Bericht  über  ein 
Werk ,  das  schon  seines  hoben  Preises  wegen  in  nicht  allaii  viele 
Hände  gelangen  kann,  dessen  Inhalt  aber  in  Bezug  auf  Alterthumfh 
künde  uns  von  einer  solchen  Wichtigkeit  erschien,  um  auch  einem 
grössern  Publikum  wenigstens  im  Allgemeinen  etwas  näher  be- 
kannt zu  werden.  Ist  in  diesem  zweiten  Reisebericht  im  Ganzen 
noch  mehr  als  im  ersten  auf  Alterthümer  Rücksicht  gentmimefi« 
so  verdanken  wir  dies  vielleicht  mU  dem  Ein^uss  eines  deutschen 
Gelehrten,  den  die  Vorrede  mit  Dank  erwähnt,  des  Hrn.  ^er-* 
mann  Wiener^  der  die  Uebersetzung,  sowie  auch  die  nähere 
Erklärung  und  Elrörterung  der  zahlreichen  griechischen  Inschriften, 
theiis  im  Texte  selbst^  theils  in  einem  eigenen  Appendix^  A«\ 
(S.  298—426.)  übernahm.  Für  die  Ahbiidung^n  selbst  rinfl  wir 
Hrn.  Fejlows  selber  verpflichtet,  der. als  ein  sehr  geschickiter 
Zeichner.  Alles  an  Ort  und  Stelle  selbst  aufgenommen  hat  Ilie 
beiden,  wie  Alles  in  diesem  Buche,,  äusserst  nett  gestocbeneft 
üLärtchen ,  welche  zum  Verständuiss  des  Reiseberichts  unentbehr«. 
lieh  sind ,  werden ,  wegen  der*  richtigeren  Bezeichnung  der  Lage, 
so  mancher  alten  Städte,  zur  Berichtigung  unserer  bisherigen 
Karten  des  alten  Kleinasiens  wesentlich  dienen  können:  wenn 
anders  bei  der  fabrikmässigen  Art  und  Weise,  M^omit  die  Verfer« 
tiguBg  von  Karten  und  Atlas  der  aliten  Welt  bisher  meistens  he<- 
trieben  worden  ist,  eine  solche,  wahrhaft  förderliche  Benulzung 
^wartet  werden  kann« 

:  Nr.  3.  Das  Werk  des  Hrn.  Texter^  dessen  ivir  bereits  mehr- 
fach im  Vorhergehenden  gedacht  haben,  wegsein  Inhalt  mit.Hrn* 
Fellows  Entdeckungen  zusammenfiel,,  ist'  nach  einem  ungleich; 
grosseren  Maassstabe.ajDgelegt;  es  bildet  ein  eigentliGhes  Prac^^ 
V^rk,  Ton  welchem,  uitgeachtet  dei^  bis  jetzt  erschieneiiftn  sieb- 
zehn Lieferungen  (wovon  jedte  auf  neun  GvXitn  20  Kreuzer  vhdo» 
zu  stehen  k^npo^) ,  doch  noch  nic^  eimoni  .die  Hälfte  des  Gsnnen 


64  Antiqnarlsehe  Reisen. 

▼•rliegt:  nö  dass  dte  Anadbaffahg  desselbeti  nar  wenigen,  beson- 
ders begabten  Bibliotheken  möglich  sein  wird ;  was  im  Interesse 
der  Wissenschaft  gewiss  nur  zn  beklagen  ist,  da  durch  eine  'solche 
prachtToUe  und  oft  auch  allausehr  ins  D<italjl  gehende  Ausführung 
die  SU  wUnscIiende,  allgemeinere  Verbreitung  gehindert  wird; 
Ferner  erstreckt  sich  das  Werk  des  Hrn.  Texier  nicht  Mos  nber 
das  alte  Lyclen  oder  Carlen,  sondern  über  ganz  Kleinasien^  dessen 
Terschiedene  Theile  bei  einem  mehrJQ;hrigen  Aufenthalt  durch- 
forscht wurden,  Manches  gewiss  auch  viel  genauer,  als  es  für 
Hrn.  FellowB  bei  einem  kürzeren  Aufenthalte  möglich  war.  Dies 
xeigen  z.  B.  die  auch  im  Interesse  der  Architectnr  Torgcnommenen 
Messungen  n.  dgl.,  sowie  die  zahlreichen  Abbildungen  eines  und 
desselben  Gegenstandes  nach  seinen  verschiedenen  Seiten  und 
Bestandtheilen :  wozu  jedenfalls  eine  längere  Zeit  der  Aufnahme 
an  Ort  und  Stelle  erforderlich  war.  Wir  erinnern  nur  an  die 
oben  schon  genannten  Abbildungen  und  Pläne  der  verschiedenen 
alten  Bauwerke  der  Stadt  jiegani.  Dann  aber  hat  sich  Hr.  Texier 
auch  nicht  bjos  auf  das  Alterthüm  und  di^  alte  Kunst  beschrankt; 
er  hat  auch  schöne  Bauwerke  der  muhamedanischen  Zeit  berück- 
aichtigt  und  in  seinem  Werke  Abbildungen  und  Darstellungen  von 
Moscheert  gegeben,  welche  den  Freund  und  Kenner  mittelalter^ 
lieber  Arehitector  allerdings  anziehen  müssen.  Wir  rechnen  dahin 
namentlich  die  Moscheen  von  Brussa  (PL  16  —  22.),  die  Moschee 
SU  Nigd^  (PI.  96.),  von  Casarea  (PI.  86.  87.),  von  Konieh  (PI.  99.), 
Ton  Nicaa  (PI.  2.) ;  und  dass  noch  Manches  dieser  Art  im  Laufe 
des  Werkes  nachfolgen  wird,  Icann  kaum  bezweifelt  werden. 
Auch  was  von  Ancyra  mitgetheilt  ist  (PI.  64.  u.  fgg.),  gehört 
Bum  Theil  auch  schon  in  eine  spätere  Zeit.  Das  Bedeutendste 
bleibt  inzwischen  immer  das , .  was  aus  dem  Alterthüm  geliefert 
Ist:  denn  dieses  scheint  doch  auch  zunächst  und  hauptsächlich 
Gegenstand  der  Forschung  gewesen  zu  sein,  ^a  bei  weitem  die^ 
iiiekten  der  bis  jetzt  gelieferten  Abbildungen  alterthümliche  Ge- 
genstände liefern  und  auch  das  dem  Werke  vorausgehende  Aver- 
iissement^  an  das  wir  uns  in  Ermangelung  alles  und  jeden  Texte« 
Ms  jetzt  allein  halten  können,  darauf  fast  ausschliesslich  hinweist. 
Dieses  Avertissement  giebt  nicht ,  wie  wir  erwartet  hätten ,  eine 
.  nähere  Nachricht  von  dem  Reisezug  des  Verf.  und  den  einzelnen,* 
hier  entdeckten  Gegenständen  von  Bedeutung  und  Wichtigkeit, 
sondern  verbreitet  sich  nach  der  bekannten  Weise  der  französi- 
schen Prospectus,  und  in  dem  pomphaften,  ihnen  eigenthum- 
lichen  Ausdruck  in  allgemeinen  Betrachtungen' liber  die  Wn^tig- 
keit  und  Bedentang,  welche  die  einzelnen  Provinzen  des  alten 
Kleinasiens,  die  hier  der  Reihenach  aufgeführt  werden,  in  Ab- 
sieht auf  ihre meist  noch  so  wohl  erhaltenen,  aber  wenige  bekann- 
ten Denkmale  alter  Kunst  anzusprechen  haben.  So  heisst  es 
Stf  B.  von  Lycien:  „Will  man  die  hohen  Bergriicken  des  Taurtis 
tIbIMteigen,  so  kantt  man  jeden  Tag  auf  den  Ruinen  irgend  einer 


Reisen  in  Kleinafllen  ron  Fellows  tud  Texier.  65 

alten  Stadt  zubriofen.  Sagalassaa ,  Se^a  9  Temiosanav,  bfoiida/ 
80  wenig  wie  irgend  eine*  andere  Stadt  iat  ginviich  vertcbwunden. 
Ueberali  Paläste,  Inachriften  und  diereiebsten  Gräber:  es  scbeint^ 
ala  wenn  dieses  Asien  ^  wie  ein  bescbeidenes  Grab,  aitf  eine  kost- 
bare Weise  die  Asche  der  Völker  bewahren  wollte,  die  einst  sei- 
nen Rnbm  ausmaditen.  Die  einfachen  Hirten,  die  heutigentags 
ihre  Zelte  im  Schatten  einer  alten  Porticiis  aufschlagen  und  ihre 
Heerden  in  alte  Tempel  ohne  Dach  einschliessen,  vermögen  kaum 
ZU' dem  Gedanken  sich  su  erheben,  dass  Menseben  so  kühne 
Werii:e  unternommen.  Wenig  empfänglich  für  die  Harmonie  der 
Formen  und  den  ernsten  Reis  schöner  Verhältnisse,  haben  indess 
die  Turcomaimen  doch  einen  geheimen  Instinct,  der  ihnen  sagt, 
dftSB  ein  höherer  Geist  die  Aufführung  solcher  Gebäude  geleitet. 
Es  haben  diese  Städte  nicht  durch  Verheerung  und  M enschen« 
bände  gelitten;  verlassen  ans  unbekannten  Ursachen  sind  ihre 
Monumente  aufrecht  geblieben  und  haben  nur  gegen  die  Wirkun- 
gen einer  kräftigen  Vegetation  und  einer  Natur,  welche  die  Orte, 
die  der  Mensch  verlassen ,  wieder  gewinnen  will,  einen  Kampf 
2u  bestehen.^^ 

Soviel  als  Probe  des  Inhalts  dieses  Avertissements,  das  sich 
durchgängig  in  diesen  allgemeinen  Phrasen  gefallj;,  ohne  in  das 
Einzelne  näher  und  bestimmt  einzugehen.  Dies  wird  dem  noch 
zu  erwartenden  T^Lte,  der  die  eigentliche  Reisebeschreibung  und 
die  Erklärung  der  gelieferten  Abbildungen  und  Pläne  liefern  soll, 
Tcnrbehalten  sein:  -und  Ref.  ist  darauf  nicht  wenig  gespannt«  Er 
kann  eb^n  darum  auch  hier  noch  nicht  näher  über  den  Inhalt  und 
die  Tendenz  des  Ganzen  berichten,  und  nur  die  vorzügliche  Aus* 
fubrnng  der  Pläne  sowohl  wie  der  Lithographien  und  der  Kupfer- 
stiche, welche  allein  bis  jetzt  vorliegen,  rühmend  hervorheben, 
nachdem  er  der  einzelnen  Abbildungen  bereits  grossentheils  ge- 
dacht hiit.  Diesen  lassen  sich  noch  hinzufugen  die  merkwürdigen 
Felsengräber  phrygischer  Könige  bei  Nacolia  auf  PI.  59. .  mit 
einer  der  lyclschen  ähnlichen  Schrift,  desgleichen  auf  PL  5&-^l. 
abaUche  Felsengriiher,  darunter  auch  das  Grab  des  Midaa  (PL  56.). 
Ärmliche  Gräber  zu  Urgub  erscheinen  auf  PI.  91.  9^.,  das  Grab- 
mal des  Tantalu8  auf  dem  Herge  Sipylus  auf  PL  129. ;  die  Necro- 
pole  von  Docimia  auf  PL  63.  Eine  schöne  Ansicht  der  Marmor- 
bruche von  Synnada  giebt  PI.  55.,  eine  andere  der  von,  Justin 
über  den  Sanganus  erbauten  Brücke  bei  dem  alten  Sophon  PL  4, 
Insbesondere  merkwürdig  erscheinen  uns  auQh  die  aus  Plertum 
(Pompejopolis)  entnommenen  Darstellungen,  von  welchen  PL  73. 
u^d  74.  einen  Plan ,  PL  80.  die  Anlage  eines  Tempels ,  PL  81, 
und  82*.  ein  Thor  und  cyclopisches  Mauerwerk,  PL  75. 76»  78.  aber 
äusserst  interessante  Basreliefs  liefern,  mit  Figuren  in  phrygisch- 
persischer  Haltung  und  Kleidung:  worüber  wir  nähere  Aufechlüsse 
m  dem  beschreibenden  Texte  mit  Begierde  erwarten.   JSäne  treffi 

N.  Jahrb,  f.  Phil,  u.  Päd,  od,  Krit,  Bibl,  Bd,  XXX IV.  Hß,  1.  5 


66 


'    Griechische  Lit»rator* 


liehe  Karte  des  alten  Ljdens  in  grotaerem  Maaaaatabe,  als  die 
obenerwähnte  in  dem  Werte  des  Hrn.  Feii<»w8,  findet  sich  PI.  165. 
Und  hoffentlich  bringt  uns  die  Fortsetzung;  noch  andere  Karten 
der  Art  über  die  einzelnen  Tbeile  und  Lander  der  kieinasiatisdiiea 
Halbinsel.  Denn  dass  wir  noch  Vieles  zu  erwarten  haben  ^  Uaaft 
sich  schon  aus  der  Numerirnng  der  einzelnen  Platten  entnehmen, 
die  (wie  dies  bei  solchen  grösseren  Kupferwerken  in  Frankreich 
öfters  vorkommt)  nicht  mit  fortlaufenden  Nummern  von  Eins  an 
und  so  weiter  bezeichnet  sind ,  sondern  durcheinander  laufen, 
wie  gerade  der  Künstler  seine  Arbeit  beendigt  hatte:  so  dass  wir 
z.  B.  bereits  Nr.  225.  erhalten  haben,  während  Ni*.  1.  noch  fehlt, 
sowie  weit  mehr  als  die  Hälfte  der  dazwischen  liegenden  Nuf»- 
mern.  So  Etwas  erregt  leicht  Unordnung ,  zumal  wenn  in  solche 
grosse ,  oft  nicht  sehr  durch  Ankauf  begünstigte  Untem^nmngen 
ein  Ilemmniss  oder  eine  Stockung  geräth,  welche  wir  freiKch 
bei  diesem  Werke  am  wenigsten  wünschen  möchten. 

Chr.  Bahr. 


I 


Sophociis  Tra'goediae^  recensuit  et  explanarit  Eduardm 
WunderuB.  VoL  I.  Sect.  IV.  continens  Anügonam*  Editio  secunda 
multis  locis  cinendata.     Gothae  1840.  8» 

Hr.  Prof.  Wunder  hat  sich  durch  die  Bearbeitung  der  so^ho- 
kleischen  Dramen  zum  Schulgebranch  ein  grosses  Verdienst  er- 
worben, und  die  schnelle  Aufeinanderfolge  der.  Auflagen  glebt 
Ton  der  Anerkennung  desselben  ein  in  die  Augen  fallendes  2^ng- 
niss.  Der  Text  ist ,  soweit  die  jetzigen  Hiilfsmittel  reichen^  cor-^ 
rect ;  die  Anmerkungen  stehen  zwischen  dem  Zuvielund  Zuwenig 
In  der  rechten  Mitte.  Wünschenswerth  wäre  an  manchen  Stelten 
eiii  praciserer  Ausdruck,  statt  der  Umschreibung  des  sophoklei- 
sehen  Gedankens ;  ferner  Ausscheidung  von  Worterklirungen,  ^e 
'dem  Lexikon  entnommen  werden  konuten;  endlich  Uebersetziin- 
gen  längerer  Stellen ,  ohne  dass  die  Darlegung  des  Oedanken- 
zusammenhanges  es  erheischte.  Auf  der  anderen  Seite  wäre  «ne 
kurze  Entwickelung  der  dem  'Drama  zu  Grunde  liegenden  Ideen 
an  ihrer  Stelle  gewesen.  Daa  jugendliche  Gemüth  wird  nicht 
leicht  durch  irgend  ein  antikes  Kunstwerk  so  angesprochen,  wie 
durch  die  Antigene,  und  der  erwirbt  sich  ein  Verdienst,  der  dies 
dunkle  Gefühl  analysirt  und  in  den  Bereich  der  Erkenntniss  hin- 
einzieht. In  der  Antigone  liegt  die  tragische  Idee  zu  Tage.  Ba 
isf  der  Kampf  des  ewigen^  göttlichen  Gesetzes  mit  dem  mensch- 
lichen ,  wie  es  der  Dichter  selbst  v.  448  n«  fg.  ausgesprochen  hat. 
Das  göttliche  Gesetz  Tcrtritt  Antigone ,  das  menschlfche  Kreon. 
|n  dem  Kampfe  geht  zwar  zu  Grunde,  was  an  Antigone  sf erblieh 
ist;  das  ewige  Gesetz  aber,  das  sie  vertritt,  der  beste  Tfaefl 


Ihres  Wesens,  ersdieint  siegrekh  tmi  TernMitet  den  Konig  ron 
Theben  sohUmmer,  ahi  der  Tod  irgend  f^^ichten  kann.  Vermil- 
teil  Act  wird  dieser  Ansgang  de»  Kan^fes  durch  die- Liehe  dea 
Htmoti  sar^Antigone,  ^in  Im  Uaasischen  Srama  aeiteii  angewen* 
detes  Motiv.  ' .   »  . .  .     . 

Verfolgen  wir  nnn  die  Kritik  ond^Gtklirang  im  Elnaelaen^ 
Gleich  In  den  erc^en  Versen  finden  sid^ Schwierigkeiten: 

dg  olffS'  Ott,  Zevg  xäv  dn  OlStnov  xaxfSv 
OTtöiov  ovx}  vipv  Ire  i(ji6cciv  rtlat; 

Hr.  W;  folgt  Hemiami,  der  die  Vnlgiata  d,  tl  in  £^  rerwandeR 
hai.  Do<^  wie jerklart  er  sicfc  dies  1  i  fis.  habe,  sagt  er,  Sopbo- 
klea  ohne.wesentilchen  UntonBchied« aadi  r£  oil;^^  statt  6xoiov 
ovxl  sagen  können;  dies  sei  eine  lebhaftere  Redeweise  fir  ^vteu 
Uebcr  diese  etwas  gebrechliche  Prücke  gelangt  er  zu  der  Mög* 
lichkeity  unsere  Stelle  mit  solchen  «n  Tergleiehen,  wie  Oed.  C. 
1128.  näg  »1f  a^Uog  y$y»g  i^iyitv  ^siii^^mift  dvSgdg^  9  tlg 
cvx  fve  xfjXlg  HaxfSv  |wo¥xos-  Von  dieser  Art  konnte  er  freii 
lieh  riele  Stellen  bei  Dichtem  wie  Prosaikern,  griedkiscfaen  wie 
rimris'chen,' finden.  Sie.  einxlge  wirkliob  ähnlkhe  Steile,  die 
Ifr.  W.  anf&hrf,  ist  die  schon  von,  Hermann  Tergliohene,  Oed; 
B.  1491.  ägd  ft(yu  fiipt^fiö^^*  Stt^  oV  Egfa*  dga^txg.  ifilv  tha 
ik&df  inv.ox^l*  ingme^w  aifhg.  -  Alldo  diese  Stelle. ist  tl^Uä 
adgefpehteiR  und  leicht  «likidäni,  theils  Usst  sie  sidli  noch  adf 
udere  Weise  erkUhren;  nätnlich  durch' ein  Asjndetenr  „Brinnerl 
ihr  eneh,  dass  ich  Tfaaten,  und  welche  ich:  ToUfehrtei^V  Die 
Vulgata  S^ti  würde  Rec.  fallen  lassen,  wenn  sie  nur  auf  die  V4ni 
Seidler  empfohlene  Weise  sich  er]dii»n  liesse,  als  eine,  durch 
k^ine  Partikel  yerbundene  Doj^pel&agev  wie  ^/^  xo&sv  iööL 
Denn  ansser  ^en  ron  Hermann  angefahrten  Gründen  scheint  auch 
die  Wortstdlung,  die  weite  Trennung  der  b^den.Fragworter, 
dagegen  jsu  i^rechen:  Allein  eis.  ki  üochstine  andere  firkiarnny 
meg&di ,  wonach  die  Satsei  nicht  coordinirl,  sondern  von  einander, 
abhfiägig  asa  fairiBen  sind:  ig  olMf  o,Tt.  {roio vtoV  l^i\ ,  onolov 
cett.    Dabei,  glaubt  Rec.,  kann  man  aich. beruhigen. 

Die  Aufnahme  ton  ayvig  fax  azfig.iäk  4.  V.  kann  Rec.  nur. 
biUigett. 

,.  Dagegen  halt  er  es  nidit  für  so  ansgemadit,  dass  v.  20»  E%og 
9fiti^£vnv  bedeute  „propter  aliquod  dictum  fliictnare  animo  siye 
pintuirbartiHtt  esse^^«  Denn  inog  bezfoht  sieb  doch  wohl  auf  ^s^ 
waif .  Antigene  sagen,  will  :oder  sagen  wird.  Gesetzt  also  auch, 
»mkj^alvBiv  bedeute  hier  nicht,  wie  einer  der  Sdioliasten  erklärt, 
,«fiber  etwas  brüten^S  sondern  nm«hig.jiber  etwas  sein,  so  würde 
doch  Reo.  ^,propter  aliquid,  >quod  dii^im.es^^  erklaren.  Denn 
]smenö<  anusB  aus  idem  Varheijges9gten  schlössen ,  dass  ihr . Anti- 
gooe  eiwaa  «tffenbiärto  will; 

5* 


68  OrSeehiaeke  Literator« 

V«  21.  Den  Genittv  td^pw  macht  Hr.  W.  nach  Seidler  fon 
dgattöng  abhaagi^.  Dem  Aec.  scheiiit  die  andere  ConstmLtion; 
die  eg  Ton  dtipäöag  aMiangen  lasst,  die  richtigere.  Denn  der 
Hauptgedanke  Ist  offenbar  die  Nichtbestattung  dea  Polynicei,  der 
Nebeqgedanlce,  der  nur  dazu  dient,  die  gegen  diesen  geübte 
Grausamkeit  hervonoheben,  die  Bestattung  des  Eteodes.  Dies 
Ist  nun  auch  durch  die  Form,  der  Rede  ausgedruckt,  wenn  tov 
IUP  ngotlöag  als  ein  ausserhalb  der  Construktion  stehender  Zwi- 
Bchensata  erscheint 

Am  V.  24.  xQii^Mg  dmala  xal  voiia.  nutva  %9oi^g  sind  alle 
dem  Rec.  bekannt  gewordenen  Erklarungsrersudie  gescheitert; 
Hr.  W.  will  ihn  als  ungehörig  ausstossen ;  doch  giebt  Rec.  dUe 
Hoffnung  nicht  auf,  dass  durch  die  Emendation  der^Tcrdorbe- 
nen  Wörter  %ff7^Ag  dtnalf  der  Stelle  H&lfe  geschafik  werden 
könne. 

V.  39.  tlif  m  tۆLaig>QOV^  d  taS*  iv  tofitoig^  iyd 
Xvov^  av  ^  'q>a^tav6u  XQogdsliitfjv  nlkov. 
Unstreitig  fat  kvsiv  und  ifpanthiv  eini  sprach  wörtliche  Redeweise, 
▼ielleldit  tom  Weberhandwerk  entlehnt.  Man  kann  sie  mit  dem 
deutschen:  „Einen  Knoten  schürsen  und  lösen^,  vergleldieQ. 
Eben  deshalb  aber,  weO  es  sprüchwörtlicher  Ausdruck  ist,  wurde 
"^  Rec.  nicht,  wie  Hr.  W*  gethan  hat,  ItpistzBiv  intransitiv  fusen, 
„rei  allcuius  agendae  socium  esse^%  während  er  dodi  Xvuv  tran* 
sitiT  fasst  (interponendo  sedifficultates  solvere);  das  widerspricht 
der  Natur  solcher  Redeweisen,  welche  für  das  dem  Gedanken 
nach  Gleichstehende  auch  eine  gleiche  gramonatiscfae-Fonn  er- 
heischen. 

V.  57*  mikoietopovvts  tä  tttXaindQm  [ioqop 

XOiVOV  9MXXhl^i6ütVZ  hi  AJÜLt^koiv  xßQoZv. 
^  Mit -Recht  hat  man  diese  Stelle  angefochten,  theils  wegen  dea 
ungewöhnlichen  Ausdrucks  ($6qov  ioyo^Bö&ai,  InL  xivi^  theila 
wegen  des  unerträglich  nachschleppenden  %tQolv.  Hermami 
schlag  deshalb  btaJJiiqkoiv  vor,  und  obgleich  iKakhikog^  aoriel 
Rec.  bekannt,  nur  in  der  Bedeutung  „einer  nach  dem  andem^^ 
Torkommt,  so  ist  es  an  sich  nicht  unglaublich,  dass  es  auch  Im 
Shine  \^alkog  Tcat  &ULo^^  gebraudit  sei.  Hr.  W.  schlagt  die 
Versetaung  von  (ioqov  und  xiQolv  vor.  Indem  er  an  „fiopoi^  iQya- 
isc&at  i»l  xtvi^^  keinen  Anstoss  nimmt.  Allein  das  von-  Ihm  cur 
RechtfertIffung  angeführte  fujiEö&al  ti  ixl  v^vi  Ist  ungleich, 
weil  in  (itfidsö&at  der  Begriff  des  Absichtlichen  vorherrschend, 
der  Begriff  der  Ausfuhrung  nur  secundär  ist.  Rec.  glaubt,  dass 
Bxrfssonade  der  Wahrheit  am  nächsten  gekommen  ist ,.  welcher 
^'  (iAAi^AoiV  emendirte.  Nur  halt  Rec.  vn  dlli^Xmv  x$Qotv  ans- 
nahe  liegenden  GrSnden  fir  das  Richtigere. 

'  T.  59.  v6(iOV  ßUc.    Hr.  W.  „de  hoc  additamento  qood  salve 
sensu  omitti  poterat',   eonf.  cett.^^    Dergleidien  Bemerkungen 


^  >  Sophoeüs  Aiitigdiia,  ed*  Wunder.  69 

w&osehteD  wir  getilgt.  Sophokles  sagt  nidits ,  quod  sabo  sensu 
omiUi  poterat  Hitte  Hr.  W,  Ton  der,  dem  Drama  zu  Grunde 
liegenden  Idee  sich  gehörig  Rechenschaft  ^gegeben ,  so  wurde 
er  gesehen  haben,  weshalb  dieser  Begriff  gerade  herrorgeho- 
ben  wird. 

Y.  70.  l/iov  f  UV  ^diio$  dQ<piig  lUta.  Itr.  W.  umschreibt 
dies  folgendermaassen :  ovx  äv  bXij  iiot  ijdv,  bI  hbt  i^ov  d^^i^g. 
Pem  Sinne  nach  gana  richtig;  aliein  wozu  dne  solche  Umschrei- 
bung, i^dims  heisst  auf  angenehme  Weise,  und  wird  sich  in  der 
Jtegel  auf  das  Subject  4os  Satses  beziehen.  Hier  ,ab^r.  isti  zu 
i^dsms  nicht  ^ok  sondern  ifkol  hinzuzudenken,  was  in  dieser  Ver- 
bindung keine  Schwierigkeit  hat.  Ebenso  verhalt  es  sich  mit  der 
von  Hrn.  W.  angeführten  Stelle  Eurip.  Bacch.  796.  uod  mit  Plai 
Theaet«  p,  161.  C.  tu  ßkv  aXXa  fioi  naw  ^ditog  bZqiihbv*  Dieses 
einfache  Sachverhältniss  wird  durch  Hrn.  W.  Umschreibung  dem 
Auge  detf  Schülers  entzogen. 

V.  93.  ix^aoBluBv  l|  l/iov 

Ix&ga  8b  t^  ^avövt^  tegogHBt^s^  diuy,  * 

Wir  wünschten  hier  eine  uns  sehr  wahrscheinliche  Vermuthung 
(wenn  wir  uns  recht  entsinuen  des  Hm.  Lehrs)  berücksichtigt, 
ijfiQ§i  auf  öUff  zu  beziehen.  *  Denn  d/xg  schleppt  ungefilKg  nack 
ixi^gä  ilinj  ist  ins  inimicomm ;  i^lso  „iure  inimicorum  spud  mor-r 
iuum  eris^^  Aehnlich  ist  das  ischyleische  dlx^  Siialfteifv  Sept. 
«dTh.397. 

V.  108.  o^vtiQtp  mw^^oiöa  xakiv^.  Hr.  W.  folgt  hier  der 
Ecklamng  Toa  Musgrave:  „Oeieiior  reditns  fuit,  quam  aecessus^. 
Daran  hat  Sophokles  schwerlich  gedacht.  Die  geschlagenen  Ar- 
g^ver  waren  in  der  Nacht  abgezogen.  Die  Strahlen  der  aufgehen- 
den Sonne,  die  der  Chor  hier  anredet,  treiben  d(ie  Arglver  zur 
schnelleren  Flucht,  d.h.  schneller  als  sie  bisher,  wahrend  der 
Nacht,  geflohen  $  denn  die  Gefahr,  verfolgt  zu  werden,  wurde 
mit  dem  anbrechenden  Tage  drohender. 

V.  130.  xQvöoV'Xavaxijg  WBQontlag,  Auf  den  Scholiasten 
sich  stützend  nimmt  Hr.  W.  an,  Sophokles  habe  etwa  vXBQOMto^ 
xigovg  geschrieben.  Der  Sinn  aber  sei  vnegontotiQovg  fj  xatd 
uavax^v.  Diese  letztere  Meinang,  obwohl  Hr.  W.  darin  an  Neue 
einen  Vorgänger  gefunden  hat,  ist  sicher  unrichtig.  ^  xaxu 
navax^i  quam  pro  fragore,  kann  nur  heissen  „übermuthiger, 
als  ihnen  vermöge  des  Goldgetönes  znkam^^;  als  ob  einem  Krieger 
der  goldenen  Waffen  wegen  Uebermuth  zustande,  oder  wenn  er 
noch  mehr  Gold  trüge,  ihm  ziemte,  noch  übermüthiger  zu  sein. 
Hr.  W.  und  N.  haben  wahrscheinlich  etwas  Anderes  im  Sinne 
gehabt.  Sie  wollten  xQ^^^ov  wtvax^g  nicht  allgemein  verstanden 
wissen ,  sondern  bezogen  ^es  auf  das  bestimmte  Goldgerassel  des 
argivischen  Heeres  in  diesem  Sinne:  „ihr  Uebermuth  über- 
traf das  (stolze)  Gerassel  ihrer  goldenen  Waffen^S    Dieser  Ge- 


70  Griecilifckft  Literatvr* 

dnke  aber  fdhdbil  dem  Bec  ai  fioclif  Kr  ^waitetB  «Ins 
Fdgeades:  ^ 

ratanmieiigezogeo  ans  vM^^MXjpvtag. . 

V.138.  $1x8  V  äXX^  tä  phf' 

aJiXa  if  &i  iAXoig  hteißdfut  ötvfptUfyiv  piyas 

Hr.  W.  ist  hier  Bockha  Kritft  gefolgt.  Seine  ErUirims  ut  fol- 
geadle: Area  lenirte  dieses  (das  Driaen  des  Oapaneos)  anderswo-  > 
hin,  d«  h.  er  wandte  das  Unheil  Toh  den  Tliehaneni  ab.  IMeser 
Ansicht  stellt  sieh  dn  doppeltes  Bedenken  entgegen.  Znerst  ein 
metrisehes,  die  Kurze  des  piiv^  bei  hoher  Wahrseheinlichkeit  der 
Continnität  des  Numems.  Femer  wird  ja  so  die  Abwendung  jenelto 
vom  Capaneas  gedrohten  Unheils  dem  Ares  sngesdirieben,  da 
dies  doch  anf  Rechnung  des  Zeus  kam,  wie  eben  erzählt  ist* 
Rec  elaubt  daher,  dass  die  nrsprfingtiche  Lesart  dne  andere, 
etwa  folgende  gewesen  sei: 

aXha  d*  1%  aAAotg  cett. 

Die  Cormptel  entstand  dadurdi,  dass  aXla —  alXa  durch  xa 
(dv  —  %ä  di  erklärt  wurde.  Ofec  fiian  ist:  Ares  wandte  Einigea 
ab;  Anderes  liess  er  Andere  betreffen. 

Y.  158.  zieht  Rec.  die  Hermannsche  Lesart  vlva  8^  fL^ti/tf 
iQi600nf  der  Yulgata  Tor.  Nach  dieser  sagt  der' Chor:  Ich 
sehliesse  aus  der  Zusammenberufung  .der  Gerusia,  dass  er  eihea 
Plan  hat.  Nach  Hermanns  Aenderung  «eigt  der  Chor  den  Wunsch^ 
zu  erfahren  I)  weldben  Plan  er  hegt.  Dieser  Wünsch  aber  wird 
durch  des  Köuigs  folgende  Rede  erfüllt/  so  dass  gleichsam  iImig 
'Antwort  auf  das  tlpa  durch  diese  erfolgt.  Wir  halten  daher  die 
Lesart  für  richtiger,  welche  das  Verhältnis«  des  Vorhergehendem- 
zum  Folgenden  schärfer  bezeichnet« 

V.  186*  dvti  t^g  64otfjQlag.    Rec.  Tormisst  hier  eine  Erklä- 
rung.   Der  Sinn  ist  „um  den  Preis  der  el^en  Rettung^^ 

V.  211.  schreibt  Hr.  W«  nach  W.  Dmdorf : 

toi'  tyds  dvgvovv  xdg  tov  &5[i&f^  xSlBiy 

was  sehr  anspricht,  da  der  blosse  Accusaüv  mehr  als  ungewöhn- 
lich sein  würde.  Aach  v.  212.  halten,  wir  ndt  Hm^Dlndorf  die 
Worte  nopvl  nov  /  ivactl  öo^  für  verdorben,  da  eine  solche 
Stellung  der  Partikel  kaum  erträglich  ist,  sei  es  nun,  dass  So- 
phokles »avxl  »Qv  uaQiöu  oder  filTS^u  geschrieben  habe.  Nicht 
wem'ger  ansprechend  ist  desselben  Hrn.  Dindwis  «bnendation  der 
VttlgaU  ▼.  215. 

mag  av  iSuomol  vv  v  iZva  --* 
fikr  09$  «V  —  {ta. 


Sophoelia  Antigona,  ed.  Wunder.  71 


Die  ftQgefuhrCen  Aenderangen  Diiiderf«  bal  kir.  W.  sSamtlidi 
in  den  Text  aufgenommen,  was  wir  ihm  keineaweg^a  cum  Vor- 
wurfe machen.  Weniger  können  wir  es  billigen ,  dass  er  t.  231. 
iiwiov  6%ok^  ßgaövs  an  die  Stelle  der  aus  den  Scliolien  entlehn- 
ten Lesart  ^xoly  raxvg  gesetzt  hat.  Er  beruft  sich  auf  seine 
Abhandlung  de  Schol.  in  Soph.  Trag,  auctoritate ,  die  dem  Ree. 
nicht  Eur  Hand  ist.  Soviel  ist  gewiss ,  dass  ein  Oxymoron  dem 
Charakter  des  Redenden  sehr  angemessen  ist,  und  jedenfalls  kann 
man  die  Lesart  der  Handschrift  ßgaövg  eher  einem  Erklärer,  als 
taxuQ  zuschreiben. 

V.  234.  tkXog  ys  fili^tot  Sbvq  ivUrjöav  fiolstv 

öol'  xel  ro  i^t^div  B^BQtOj  q>Qd6a)  d'  o(A(ag. 

Hr.  W.  hält  diese  Worte  für  verdorben,  weil  6oi  durch  seine 
Stellung  einen  unangemessenen  JNachdruck  erhält,  der  dadurch 
noeh  auffallender  wird,  dass  ötVQO  vorhergeht,  welches  der 
Sache  nach  dasselbe  aussagt.  Das  von  Ifrn.  W.  vorgeschlagene 
6ol  T ,  eI  cett.  ist  schon  wegen  der  dadurch  nothwendig  geworde- 
nen Ausstossung  des  xal  vor  bI  nicht  zu  billigen.  Deni  Rec 
scheint  aol  von  einem  Erklärer  herzurühren,  und  Sophokles  etwa 
ao  geschrieben  zu  haben: 

(D$,  hbI  to  [iridlv  il^BQfS,  tpqa^fov  ontog. 

War  dies  die  echte  Lesart ,  so  konnte  ein  des  Sprachgebrauches 
nicht  ganz  Kundiger  auch  an  dem  (og  q>QuOiov  Anstoss  nehmen, 
obwohl  nach  einem  so  weit  Terbreiteten  Gesetze  der  griechischen 
Rede  auch  hier  das  grammatische  Subject  dem  natürlichen  ge- 
vrichen  sein  würde,  wie  v.  260.  und  sonst  häufig. 

V.  239.  Hr.  W.  hat  hier  und  anderwärts  die  Form  dnog)dQ' 
yvvfAi  aufgenommen.  Rec«  hätte  eine  Erklärung  des  Sintaes  ge- 
wünscht.   Was  heisst: 

.     ^  ys  6xo%afyi  xdxoq>äQywöat  xvxXip 
.  to  HQäyfi«  —  1 

^toxdlBfl^ai  ist  bald  etwas  vermnthen ,  bald  nach  etwas  trachten. 
Beide  Bedeutungen  sind  hier  unpassend.  Denn  die  vorhergehen- 
den Worte: 

0V7C  av  d^Tcattog  ig  xanov  niöoinl  xi  — 

enthalten  nicht  eine  Vermuthung,  sondern  ein  Urth^l;  „Du 
wurdest  Unrecht  thun,  wenn  d^mir  ein  Leid  anthätest.^^  Noch 
weniger  verträgt  sich  die  andere  Bedeutung  des  Wortes  mit  dem 
Zusammenhange.  Rec.  erwartete  OrByd^Bi,  oder  ^nBicd^Bi^  welches 
mit  dnog)Qdyvv0ai  ähnlicher  Bedeatuug  ist. 

V.  250.  wurde  Rec  unbedenklich  Hermann  gefolgt  sein, 
welcher  %BQ6og  als  Adjectiv  fasste.  Denn  was  soll  xigöog  sub- 
stantivisch nebjen  yij? 


74  Griechische  Liteiraior, ' 

warum  man  uiebl  ebm  so  gnl;  Sfia  nalog  ntd  a/M  dfal^oif  wie 
MfLa  XB  Udtlog  xal  ayLa  uytAdg  gesagt  baben  iodUte. 

V.  450.  fü  tovglf  iv  dv^Qoinoi6iv  ßgi^av  voiiovg,  * 
Es  lisst  sich  die  Steile  allerdings  durch  die  Annahme  einer  nach- 
Itissigeren  Oedankenvcrbindung  vertheidigen ;  allein  in  dieser 
Rede,  wo  alles  so  klar  und  einfach  ist,  so  dass  die  Ruhe  der 
Ueberseugung  aus  jedem  Satze  hervorleuchtet,  würde  jene  unge- 
füge Gedankenverbindung  nieht  an  ihrer  Stelle  sein.  Man  konnte 
nun  zwar  durch  eine  Emendation  helfen,  etwa  xotovgS  —  wQi^w; 
aber  es  ist  kaum  anzunehmen ,  dass  eine  so  einfach  gebaute  und 
verstandliche  Periode  verdorben  sein  würde.  Daher  stimmt  Ree. 
Hrn.  Dindorf  und  W.  bei ,  welche  eine  Interpolation  dieses  Verses 
annehmen. 

V.  483.  HQcitTi  erklärt  der  Schol.  durch  toXfiij(iaxa  xal  vUfi^ 
ohne  dass  Hr.  W.  dagegen  Einspruch  thut.  Allein  es  bedeutet 
das  Machtgebot  des  Kreon ;  daher  auch  xelöstai. 

V.  426.  atfLtttoBv  bedurfte  einer  näheren  Erklärung  nach 
Hermanns  Anleitung.  Denn  purpureus  wird  jeder  von  einer  schönen 
Gesichtsfarbe  verstehen.  Offenbar  aber  ist  es  hier  eine  unnatür- 
liche entstellende  Röthe,  eine  Folge  des  ~  Weinens  und  der 
Schaam.  Dies  lehrt  theils  die  Bedeutung  von  aliiatoeig^  theihi 
die  Stellung  der  Worte.  Der  ganze  Gegensatz  wird  den  Worten 
svoara  naguav  aufgespart. 

V.  549.  aXyov6a  ^Iv  d^,  X82  yiXot'  iv  <^ol  yeldi» 
So  schreibt  Hr.  W.  nach  einer  Yermuthung  W.  Dindorfs;  in  den 
HS.  steht  d^z*  eL  Unstreitig  hat  durch  diese  Aenderung  der 
Sinn  gewonnen.  Die  einzelnen  Theile  des  Gedankens  treten  da- 
durch in  ein  bestimmteres  Verhältniss;  die  Gegensätze  liegen  offe- 
ner zu  Tage. 

V*  580  —  620.  In  diesem  Chorliede  ist  Manches  noch  nieht 
gehörig  aufgeklärt.  So  kann  man  v.  585.  zweifelhaft  sein,  ob  in  den 
Worten  oldfia  iQeßog  vq)aXov  Intögafiig  —  oldficc  Subject  oder 
Object  von  eitiÖQafi'g  ist ,  da  dieses  Verbum  häufig  von  Dingen 
(Farben,  Licht  etc.)  gesagt  wird,  welche  die  Oberfläche  bedecken 
oder  berühren.  ~  V.  589.  glauben  wir,  dass  die  Construktion 
durch  die  Stellung  der  Wörter  hinlänglich  vorgezeichnet  ist. 
AttßdaKtdäv  oZk(ov^  vom  Nominat.  olxai  A^ßäuKÜa^i  gehört^ 
wie  Hermann  erinnert  hat,  zusammen;  übrigens  ist  so  zu  con- 
struiren:  tä  jdaßdaxid&v  oinrnv  xi]^ara  ntnxbvta  inl  g^d'iriöv 
ni^iiLMi.  Sehr  richtig  hat  Hr.  W.  auf  die  Stellung  von  aQxula  vor 
dem  Artikel  aufmerksam  gemacht.  Es  muss  also  dQ%ütla  prädika- 
tisich  gefasst  werden:  Ich  sehe,  dass  die  im  Labikkidenhause  den 
Leiden  der  Dahingesehiedenen  folgenden  Leiden  altherkömmlkh 
sifid^  d*  h«  ich  sehe,  dass  ea  iluigst  in  diesem  Geschlechte  her- 


* 


/ 


Sophodis  AatlgoiiA'j  «4  Wunder«  75 

kommUdi  ist,  da»  sn  dejalieidw  der  Todtea  neue  lieUen  .«kk 
gesellen«  -^    V«  493.  u.  f. 

qlia^  0  xixaxo  g>€iog  hv  OHItcov  ddfio&s,. 

xar'  ccv  viv  cpoivla  9scjv  xcSv 

ViQxiQ0v  dfA^  uoxls  cett. 
Die  leieliieste  EmendatioD  diesor  Stelle  schdnt  denr  Rec.  die 
Veränderung  von  o  xixöxo  in  ixhaxo ,-  weraof  auch  Hr.  Klots 
£pi8tol.  Crit  ad  6.  Herrn,  p.  12*  verfallen  ist.  Die  Rede  ge- 
winnt dadurch  an  Nachdruck,  und  dar  Uebelstand,  daaa  d^f 
gnunmatisch  auf  <puog^  logisch  auf  ^l^a  «ich.  bezog,  wird  geho- 
ben. Dass  aber  Hr.  W«  Konig  für  das  handschrifcl.  HÖv^g  aufge- 
nominen  hat,  Icann  Rec.  nur  billigen;  denn  abmähender  Staub  ist 
sicher  keui  passendes  Bild. 

V.'600.  vnveg  6  aavxoyiig&g.  Ret,  kann  sich  nicht  i^ber- 
zeugen,.  das  Sophokles  so  geschrieben  habe.  Wer  hat  jemals^  in 
alter  oder  neuer  Zeit  dem  erquickenden  Schlafe  die  Eigenschaft 
beigelegt,  das  Alter  herbeisufiyiren^  Und  waram  altem  die 
Gotter' nicht,  die  doch  auch  vom  Schlafe  bewältigt  werden?  Es, 
scheint  hier  dn  altes  Abschreiberversehen  sich  eingeschiichen  an 
haben  (die  Scholiasten  haben  offenbar  schon  dieselbe  Lesart  ge- 
habt).' Das  Versehen  scheint  daher  «u  rühren,  dass  des  Abschref- 
bers  Auge  zu  ayi^gmg^  welches  als  v.  1.  neben  dytJQtp  geschrieben 
war,  sich  verirrte.  Sophokles  schrieb  wohl  ütavxoSfiäxaQ^  wie 
schon  Homer  den  Schlaf  nav9ttßdxG}Q  genannt  hat.  Dieser  Be- 
griff ist  -hier  offenbar  der  passende. 

Der  metHsche  Fehler  des  v.  601.  ovt'  dnduaxot  9t&v  lässt 
sich  wohl  am  leichtesten  so  heben ;  ovxs  &B(Sv  axfiaxoi. 

Beachtungswerth  Ist  die  Vermuthung  des  Hrn.  W.,  dass  In 
der  schwierigen  Stelle  605-^608.  ovdhv  egnet  aus  v.  613.  fälsch- 
lich hierher  gerathed  sei«  Verdachtig  ist  allerdings  die  Stelle, 
doch  möchte  Rec.  nicht  mit  solcher  Bestimnitheit,  wie  Hr.  W. 
behaupten ,  dass  sie  nicht  so  von  Sophokles  geschrieben 
sein  könne.  Er  meint  enccgnsTv  könne  nicht  valere  bedeu- 
ten.' Es  ist  allerdings  eigentlich  sufficere,  hinlängliche  Kraft 
haben;  man  würde  also  genauer  satis  valebit  zu  übersetzen 
haben.  Uebrigens  lassen  sich  die  Worte  so  schreiben  und  er- 
klären  * 

vofioffoa*,  OTJENEPHEl 

iS^vaxmv  ßtötc)  nä^noXig,  EKTOE  JTAZ: 

Durch  diese  Wo|:tstoIluQg  wird  dfsr  Inhalt  des.  Gesetzes-  stiarfc  her^- 
vorgeho^en ,  und  ganz  Aehnlicb^  findet  sich  bei  Eurifädea;  vgl. 
Iphig.  Aul.  1062*  ndumoJUg  ki  9q  viet  wie  ko^o£,  indem  die  ganäa 
Menschheit  als  ein  grosser  Staat  gedacht  wird,  ein  Gedanke,  dem 
die  Stoiker  nachher. e|ne  noch  weiteire  Ausd^nung  gegeben  hn- 


76  Griechisclie  Literatar.  - 

lien.    Darauf  deatel  auch  der  SehoUast,  welcher  ndfu^okig  durch 
xayKOöfiiog  erklärt 

V.  622.  scheint  Rec  t^g  fisUoyiiiiov  als  Interpretamept 
TOD  talldog  nach  DIndorb  Vorschlage  mit  Recht  aosgestossen 
XU  sein. 

Y.  632.  6v  fioi  yvdifiag  Sxmv  XQfj0tag  äitoif^oig ,  alg  ^coy 
hpitlfOfitt^.  Diese  Worte  bedeuten  doch  wohl :  Du  lenJcest  meine 
Entschlüsse  wieder  inm  Guten,  nai^dem'sie  auf  Abwege  gerathen; 
also  XQijötdg  dieoQ%'otg  =  dxoQ^ig  cStfrs  jrps^Oiras  ytviö^ai. 
Bei  dieser  Auffassung  Ist  aber  das  Sxc9v  störend,  da  man  genö- 
thlgt  ist  yvdfiag  XQriötig  in  ganz  anderer  Beasiehung  liinsusu- 
denken.    Sollte  nicht  also  Ex^iv  zu  schreiben  sein? 

V.  642.  tag  qfgipag  ^  vq)*  ^dovijg.  Der  Sinn  ist  offenbar: 
Du  mögest  der  Denkungskraft ,  die  du  eben  ausgesprochen ,  dich 
nicht  entaussem.  Dabei  ist  nun  yi  nicht  zu  verstehen ;  doch 
bilUgen  wir  die  Vorsicht  des  Hrn.  Verf.,  der  nicht  gleich  an  die 
Stelle  der  Vulgata  eine  wahrscheinliche  Yermuthung  gesetzt  hat, 
und  wiinschten  nur,  dasa  er,  um  der  Gldchmässigkeit  willen,  in 
n^hreru  andern  FSUen  eben  so  zurückhaltend  gewesen  wäre. 

V.  653.  iyysv^  q>u6Bi.  Hr.  W.  wiederholt  die  Anmerkung 
Schäfers:  Dativum  ^liöH  Graeci  scriptores  sie  usurpant,  ut,  si 
omissus  esset,  nemp  eum  requlreret.  Dergleichen  Anmjerknngen 
.wurde  Re&  nicht  aufnehmen.  Bei  den  griechischen  Dichtern  fin- 
den wir  allerdings  manche  Redeweisen,  die  uns  tautplogisch  er- 
scheinen«  weil  derselbe  Begriff  mit  geringer  Modifikation  durch 
mehrere  Wörter  ausgedruckt  ist  Dies  geschiebt  aber  nach  bestimm- 
ten Gesetzen;  nämlich  immer  nur  dann,  wenn  jener  Begriff  einen 
besondern  Nachdruck  hat,  wie  hier  der  Begriff  der  Verwandtschafit. 
Der  Grund  dieser  Erscheinung  liegt  wohl  darin ,  dass  die  griechi- 
sche Sprache. dem  Zustande  einer  bloss  gesprochenen,  nicht  ge- 
schriebenen, näher  steht,  als  die  neueren,  die  dergleichen  Ver- 
hindungen  als  tautologisch  ablehnen  wiirden.  Man  fürchtete,  der 
Hauptbegriff  werde  durch  ein  fl&chtiges  Wort  in  der  Seele  des 
Hörers  nicht  hinlänglich  fixirt;  dahec  denn  jene  scheinbaren 
Tautologieen  nur  bei  solchen  Begriffen  vorkommen  dürfen, 
die  fixirt  werden  sollen ,  d.  h.  welche  Hauptbegriffe  die 
Sätze  sind. 

V.  658.  zoig  XQutvvovötv  voev.  So  nach  Hrn.  Dindorfs  Vermu- 
thung,  fikr  die  gewöhnliche  Lesart  toig  HQcetovötv  hfVoaC  Hr.  D. 
ward  zu  dieser  Vermuthung  durch  die  L.  des  Cod«  La.  ^ar  — 
ov^tv  vosi  geführt.  Es  konnte  hier  ohne  Zweifel  beides  gesägt 
Werden;  ausdrucksvoller  aber  ist  gewiss  iwoBi.  t^oeri/  heisst  wor- 
auf bedadit  sein ;  iwouv  etwas  sich  einfslleu  j  beigehn  lassen, 
-wodurch  der  Aasdruck  einen  angemessenen  Anstrich  von  Tadel 
^erhält. 

V.  668«  ovv  (iäxg  dopdg  tQonug  naia^^i^vöi.  Wir  billigen 


Söphoelia  Antigomi)  ed.  Wunder.'  77 

dorähsiis  Hm.  Wn.  EAVÜhmg  ^^mmpeiido.  (petra]ila  ade)  iagmm 
efficit^^  Was  das  dvv  fiirxi?  betrifft ,  so  war  ea  auch  dem  Bee. 
aleta  terdiditig.  •  Er  glaubt  daher,  dasa  0^  pafiQ  iogog  eine  alte, 
atier  ungMeklkhe  Aendenin^  einea  Metriken  iat,  der  ^vv  io^ 
pdxfig  (SCMchfUilien  fand;  i.  I.  6vv  öoqh  fiixfig*  ,,Der  Dngehoi^ 
man  s^veisat  mit  der  (feindlichen)  i4anse  sttf|;leicüb  die  Reihen ; 
il.  h.  UÄgeborsaai  trl^  an  Niederlagen  eben  se  viel  bei ,  ah  diei 
Lanse  des  Feindea^^  In  den  nao£»ten  Worten  versteht  Aee. 
6^ov[iivw  Hiebt  ,,qtti  erecti  atant^S  sondern  ,,qui  se  regi  patinn- 
tnr^^  Dem  cqQ^Aq  wird  in  awei  Beaiehungen  gesagt ,  aufreehft 
und  gerade  aoa;  daher  og^ovv  =  UhivHV.  Dagegen  glaubt  See^ 
dasa  Hr«  W.  v.  632.  totg  HOöfurupivoig  richtig  Tom  Nobl  uk 
9to6iBOvpLSva  hergeleitet  habe. 

V.  680.  ovv  av  dw^alfiifp ,  fii^'  i7ii6tal(i/ijv  JLiyBiP. 
Hr.  W.  begnügt  sieh  hier,  au  dem  Gebraudie  Ton  ov  und  fis}  Matth. 
n  citiren.  Doch  wurde  gerade  hier  dne  genauere  Darlegung  den 
Sinnes  willk<mimen  gewesen  sein.  dvvaöd^aL  beseichnet  hßiflg 
auch  ein  moralisches  Können,  a  se  impetrare  aliqnid.  Der  ShiA 
also  Ist :  Ich  würde  mich  nicnt  dasu  entschliessen  können,  und 
— -  o  möchte  ich  es  nicht  yerstehen.  Darin  liegt  also,  dass  er  ea 
nicht  für  unmöglich  hält,  es  au  verstehen ,  4ass  er  aber  deaiiodh 
aus  kindlicher  Ehrfurcht  sich  Aicht  dazu  entschliessen  wurde.  Iii 
dem  lüichsten  Verse  ist  ^oito  eide  Emendation'Hm.  W's.  Allein 
da  nulßg  Sx'^  ^^^  ganaen  Zusammenhange  nach  deutlich  genug 
icalag  BlQrjiiivoi>  rt  beaeichnet,  sieht  Ree«.  keine  Nothwendigbeil 
der  Aenderung.  Dass  dagegen*  in  dem  folgenden  Y.  Hr^  W.  dou 
d'ovv  »kpvxa^  die  Lesart  der  Handschriften,  einer  var.  1.  dea 
Cod.  La.  tfi)  d'ov  xig^nctxg  vorgezogen  hat,  kann  Hec.  nur  billigeni 
da  an  der  Vnlg.  nichts  auszusetzen  ist ,  u^d  XQO0Konsii^  zu  JeUec 
Lesart  des  L.  nicht  recht  zu  passen  scheint.  Denn  nicht  Vom  Vop- 
auswissen ,  sondern  vom  Sehen  überhaupt  ist  die  Rede. 
\.  690,  i]t ig  tov  avt'^  avtaiiXq>üv  ivtfiovätg 

nmt&t  u^amov  (ii^*  vn  A\xrfit&v  %w&v  cett 
Hr.  W.  macht  hier  darauf  aufmerksam,  dass  eigentlich  ovxt^  nicht 
fti}t8  stehen  musste.  Er  sagt:  Eius  rei  cau9Sam  facile  appurel 
haue  fuisse,  quod  id  imprinds  animadverti ,  voluit,  impedimenta 
f uisse  Antigonam ,  ne  insepuUus  iaceret  Folynices,  qunm  sepul« 
tnrae  honore  eum  omaret^*.  Diesen  etwas  dunkelen  Ausdruck 
kann  man  sich  etwa. so  deutUch  machen:  die  beiden  Redeweisen^. 
w%  äa09  oAicI'&at.ttttd  kxoli]6s  fii^  oAiod'a*  sind  auf  eine  etwas 
befiremdliche  Weise  verschmolzen;  denn  aXatöi  fc^  dAto^ai' kana 
naturBch  nidbit  constrüfft  werden.  Diese  Erklärung  sc^idnt  dem 
Rec.  nicht  die  richtige ,  vielmehr  findet  er  die  Rechtfertigung  de» 
§11^  in  dem  Hinüberspringen  in  eine  allgemeine  Seiitenz.  ^t$g  be^ 
zieht  sich  zwar  auf  Antigene ,  allein  durch  die  zweite  Apo-^ 
dosis  (4enn  wir  haben  hier  ja  die  Figur  protasis  inter  dupltonl 


78 


Crriechiflche  Literatur. 


•podöifai)  erhilt  der  Oedhinke  eine  allgemdne  WenSltiii;,  otJ^ 
M$  cett 

V.  711.  Mit  Reebt  seheint  nm  Hr.  W.  die  Volg.  beibehalten 
•II  habeB  xi  Xoi/x&v.  Dadareb  wird  die  Irenie  nodi  bandgreff- 
Uchert  wie  v^  311.  %v  di&ttq  -^  ro  Xotit6p  ap^raf^rs.  Zu 
xatm  0tgifpBvv  würde  Ree.  lieber  n^v  vccvv  als  tä  6iXgi{xra  er- 
gfinien^d^  h.  ergtaabt,  dass  xäta  ötglfpsiit  eben  sowie  noaer 
„umwerfeB^  elliptiach  gebraucht  sei. 

V.  730.  XQfjyB  hält  Rec  für  richtig,  da  die  Part,  yi  häufig 
mit  Wörtern,  die  eine  Nothwendiglceit  ausdrucken,  sich  verbu»- 
den  findet ,  um  den  Gegensatz  zur  Wirlcliehkeit  stSrker  herrotw 
andielien. 

Y.  753.  x<^h^^  ^^i  ijfoyoi^v  dsvvidBig  ifiL  Man  kann  die 
W.  iffl  tlfoyotöi  auf  3  yerschiedene  Arten  erklären.  1)  mit  Beckh 
kann  man  es  mit  ^ct/^om^  Terbinden;  dies  aber  ist  ungiswohnlich, 
da  xalgmv  itf  der  Bedeutung  „ungestMft^^  sich  an  das  Verbmn 
achliesst«  —  2)  Man  kann  inl  il>6yot0i  mit  Hrn.  W.  reprehen« 
dcädo,  accusando  übersetzen«  Allein  iiA  ^6yoi6i  kann  doch  !ivohl 
Bor  heissen'tadeinshalber,  zum  Tadel  (so  z.  B.  in  der  scheinbar 
aefar  ähnlichen  St.  filectr.  109.  inl  natxvrtp  '^x^  nQoq>mvHv)» 
Wer  wird  nun  so  reden:  tadelnshalber  Jemanden  beschimpfen.  — 
Ettdiieh  S)  könnte  ijii  ^6yoi€i  Iieissen:  nachdem  Du  mich  geta-« 
ddt,  wo  denn  dBifva^Bcv  ein  Stärkeres  als  ^oyo^  eusdrücken 
würde.  Allein  so  Terstanden  würden  diese  Worte  an  der  unrech- 
ten SteUe  st^en ,  da  das  zunächst  Vorliei^eheade  nur  einen  be- 
scheidenen Tadel  enthält.  Nur  etwa  unmittelbar  nach  v.  749.  ei 
fpij  näxi^  7J0%^^  Blmifv  &v  ^  ovx  s^  ^>QovBli9  könnte  ein  soldier 
Oedanke  angemessen  erscheinen.  Reo.  glaubt  daher,  dass  Ir«  ffir 
hxi  zu  lesen  ist,  wodurch  die  Ungeduld  des  Kreon  ausgedruckt 
wird;  wie  er  denn  auch  wirklich  nunmehr  der  Unterredung  ein 
Ende  macht  Auf  diese  Weise  erhalten  wir  den  natürlichen  und 
untadeligen.  Ausdruck  ^6yo%6i  hBvvitfiw. 

V.  768. 9rsrpi9d£*  —  HatdQvxi^-  Wir  hatten  erwartet ,  dass 
Hr.  W»  hier  auf  die  Forschungen  des  Obristen  Mure  (vgl.  BJiein* 
Mna.  1839,  Heft  II.  p.  265.)  Rücksicht  genommen.  Er  hat  es  in 
hohevi  Orade  wahrscheinlich  gemacht,  dass  hier  wie  in  mehrem 
andern  Stellen  des  Dramas  Ton  einem  s.  g.  iS^Tjöavgog  die  Rede 
sei,  dergleichen  Bauwerke  jetzt  tou  der  Mehrzahl  als  Graber  an^ 
erkannt  sind.  (Mfenbar  werden  manche  Beaielrangen  deutlicher« 
wenn  wir  an  ein  Fandlienbegribniss  zu  deinen  liaben,  in  weldies 

jone  eingeschlossen  werden  ^soil. 

V.  775.  Die  W.  o$  h  mY^d6i  itüttBiq  hält  Hec.  auch  nach  den» 
neuesten  BrklänmgBTersQche  Ton  Hrn.  Klotz,  der. in  xtijfMata  Sfte- 
ven  oder  Sdarinnen' sieht,  für  corriipt,  weil  ins  Satzbut  Cr^en- 
Sätze  sich   zeigen ,    welche  der  Gedanki^  nicht  fdiöirig  recMr 


So^lHwIii  Ant^ona,'  ed.  Wunder.  79 

V«  790.  %mv  ß$y6Xm^  Ofö%l  nuQiSffos  tMpäv. 
Hr.  W.  ist  auch  hier  Hm.  W.  Dindorf  gefolgt,  wie  Re& 
gkmbt,  etwa«  vorgcfaneli ,  obwohl  er  aelliat  von  der  Cormptel  der 
8Mie  übemectglr'  tat.  Ea  iat  hier  der  Begriff:  de»  Oeaettea 
wideratrebend  erforderlich*  Diee  aoll  durch  ovjfi  ^tigtSgög  be- 
aeiciiDeft  werden,  weil  ^«gsSpog  ttvog  siifianimenwirkeBd  be« 
deute.  Allein  gerade  bei  bildlichen  AnadrUcken  ist  ein  Rick- 
sdiluaa  Ten  der  Position  auf  die  Negation  bedenklieh«  Z.  B«  In  der 
▼on  Seidler  angefUirten  Stelle  wird  Sroa  Beiätser  der  Sophia  ge- 
nannt, Dadnrd)  erhalte  ich  ein  den  Chriechen  geläufigea  Bild  toH 
neben  einander  thronenden  Oottheiten;  alao  ist  der  AuadmdE 
dicfatmach  und  angemessen.  Allein  bei  der  negirendefr  Rede  Int 
das  mchl. der  Fall,  und  ea  wiivde  sich  ein  soldher  Anadrnck  nnf 
etwa  dann  entachnldigen  bsaen^  wenn  sapsd^og  durch  häufigen 
Gebrauch  abgeschliffui ,  und  seiner  bildliehen  Kraft  beraubt 
wäre.  Ree.  glaubt  daher,  daaa  man  mit  der  Aufnahme  jener  Oan* 
jectur  wenigstens  solange  anstehen  miiaae,  bia  bewiesen  ist,  daaa 
daa  Gegentheil,  etwa  täv  iisyakmv  ttovÖB  n&QBdQog^.nkHit  eben 
90  gut,  oder  besser  gesagt  werden  konnte« 

y.  813.  iiovii  6i^  ^vaxiDv.  Hr.  W.  nach  Süvem  „aegregata  ab 
homtnibua^S  Rec.  2(weifelt  schon  wegen  d^s  ^^  an  der  lUchtig- 
keit  dieser  Erklänmg.  Es  soll  Antigones  Fall  als  ein  aüsseror« 
dentlicher  dargestellt  werden,  und  wenn  auch  Antigene  Aehn- 
Hcbes  anführt,  so  leugnet  der  Chor  doch  die  Tottige  Aehnlichkeit. 

Y.  824.  ist  nach  Rec.  Ansicht  die  Yermuthung  Bothes  xiyyu  dl 
für  ri  mit  Recht  aufgenommen.  In  den  folgenden  Worten  hStte 
wohl  erwähnt  werden  können,  dassog?^!;^  und  isiQag  gevnss  nicht 
ohne  Absicht  des  Dichters  zugleich  Bergeshöhen  und  Theile  dea 
ipenschilchen  Körpers  beseichnen. 

Y.  828.  xQig  loo^ioig  SyKXtiga  XaiHv.  Es  wire  sehr  auf- 
iallend,  wenn  dieselbe  Niobe,  die  ebeh  ^(og  und  iS^sofBWijg  ge- 
nannt ist)  nun  wieder  dorch  l66%Bog  bezeichnet  würde.  Auch 
bedeutet  ja  fynkijgog^  wenngleich  der  Scholiast  es  so  erktirt: 
tofß  uitov  Ttki^gov  xaltvxtig^  eigentlich:  qni  in  partem  alicuiua 
rei  Tenit,  wie  v.  806. ,  wo  das  Wort  mit  dem  Genitiv  verbunden 
iat  Reo.  glaubt  daher,  dass^tfodioc^  vom  Nom.  icc  löo^sa  her* 
sideiten,  und  ein  j^ottähnUches  Geschick  gemeint  sei. 

V.  831.  QVfc  oMvfiivav.  So  schreibt  Hr.  W.  mit  Erfordt 
nus  Crod.  Dresd.  a.  Allein,  die  beiden  aus  Euripides  angefahrten 
Steilen,  wenn  sie  auch  kritisch  fest  stiinden,  würden  doch  f&r 
die  Perfektumsbedeotimg  von  oklvfiai  keinen  sicheren  Beweis 
ttefern.  Beide  beziehen  sich  auf  die  Wegfnhmng  von  Gefange- 
nen ana  Troja,  wobei  der  Gedanke  ,, während  die  Stadt  zeint^ 
wird'^  ebenso  passend  ist,  als  ^^nachdem  sie  zerstört  ist.*^  flfter 
aber  ist  dXkvfiipag  um  so'  anatosetfger,  da  das  Präteritum  dorch 
den  Znsammenhang  hervorgdioben  wfrd.    Zu  allem  dem  abe» 


gO  Grieehiscke  Llteratiir. 

kommt  der  be^niodete  Zweifel  Ober  die  io  der  Anliatro^be  ent- 
^precb^idea  Worte. 

V.  836.  1^^1X0.  Rec*  vermiMt  bier  eine  BrkUbuiig  dieses 
Wortes;  durch  .deo  sa  erganseoden  Gedanken;  Wenn  ich  aach 
sonst  nichts  dabei  gewinne  Hatte  Hr.  W.  dies  sich  deotUch  ge* 
macht)  so  wurde  er  Tor  der  uonötbigen  Emendation  faeomdiifcat 
siph  geh&tet  haben,  iafixx&iiai  setst  det  Dichter  eben  wegen 
des  w  snpplirenden  Gedankens:  Etiamsi  nihil  alind  iucror. 

V.  841.  wt*  iv  ßgotoTöiv  o^v'  iv  vBicgoiötv.  Bergk  hielt 
diese  Worte  för  ein  Glossem ,  und  Hr.  Dindorf  hat  diese  Ansicht 
gutgeheissen.  Sie  haben  gewiss  Recht,  da  schon  das  untadelige 
Metrum  der  Antistn^he  die  Comiptel  darthut,  so  wie  auch  dN^ 
filscfae  Gegensats  Ton  vexgoie  Q»d  ßginols  nicht  vom  Sophokles 
herr&hren  kann.  Da  nun  Antigene  nicht  wohl  etwas  anderes  ge- 
sagt haben- kann,  als  dass  sie  weder  unter  den  Todten  noch  den 
Lebendigen  heimisch  sei,  so  mlissen  die  ausgefallenen  Worte 
dasselbe  mit  den  folgenden  ov  ^möiv  ov  ^avovCiv  bedeutet  ha« 
hen,  etwa: 

ovv  iv  toiöiv  h*  ovra  tol6iv. 

y.  867.  hat  Hr.  W.  des  Metrums  wegen  Igov  für  tegov  nach 
eigner  Vermuthnng  geschrieben. 

V.  875.  bI  xgBlrj,  Die  Bedeutung  si  utile  sit  passt  hier  nicht; 
denn  da  das  Jammern  eben  deswegen  geschieht,  um  den  Tod 
zu  verzögern,  so  ist  es  doch  in  sofern  wirklich,  nicht  bloss  hy- 
pothetisch,' nutzlich.  Man  erwartet  vielmehr  den  Gedanken 
„siliceat^S 

V.  874  kann  Rec^.  Hrn.  W.  nur  bclstinimen,  wenn  er  &q>tt^ 
jug^  (nach  Dindorfs  Vermuthung  =  jr^^gci)  und  tv[ißevspv  in  den 
*  Text  au^eaommen  hat. 

In  den  folgenden  Worten  wünschten  wir,  Hr.  W.  hatte  aus 
Rücksicht  auf  die  Mehrzahl  seiner  Leser  bemerkt,  dass  ^t^soitUag 
#V)Vf/  foig.  den  Gegensatz  zu  sJts  —  bUb  bildet,  wäbreund  die  W« 
^ftti^:. —  ^gf^v  parenthetisch  zu  fassen  sind«  Der  Zussmmenhang 
iit  dieser:  Mag  sie  leben  oder  sterben  wollen,  so. soll  sie  doch 
gewiss  vom  Verlcehre  mit  den  Lebendigen  auggeschlossen  werden« 
Kreon  erklärt  sich  also  mit  tyrannischer  Sophistik  desshalb  für  un« 
sdiuldjg,  weil  er  der  Aniigone  die  Wahl  zwischen  LebeQ  und  Tod 
nberJIsssen  hat. 

Y.  917.  TijvdB  /  iiQvaiv.  Aneh  hier  vermissen  wir  eine 
Erklärung  der  Part,  yi^  zumal  da  leicht  einer  darauf  ver&llen 
kennte,  T^Vd'  iiU%ov0LV  zu  schreiben/  Allein  das  yi.  giebt  dem 
Giedanken  folgende  Wendung:  Diese  wenigstens  ist. noch  .dien 
selbe  (doch  vielleicht  hat  Kreon  seip^n  Siqp.  geändert)»  Dfete 
Änssidit  wird  dem  Chor  durch  KreoQs  Worte  abgeschnitten ,  nod 
neu  erst  giebt  derselbe  sUe . Hebung  auf. . 


SophoeUb  AnUgoift,  ed«  Wiiiid«r.  .81 

tifp  ß'aövUäa  liQVPfpf  Xoim^» 
Zeiii^e  auch  das  Metrum  die  Conruptel  nidit  ^  so  wfirde  doch  der 
Sinn  dan  W.  natQuvläak  vecdamineo.  Hr«  W.  beruft  sich  auf  swd 
SielLea  des  Oedlp.  Rex,  wo  ava|  tobi  Kreon ,  ehe  er  König  War^ 
und  vom  Tireaias  gofiagl  wird,  v.  960.  alber  bcsiehl  sich  äva»r$g 
wo  nicht  aqf  Kreon  alkiio,  doch  mit  auf  den  König.  Das  abi^r  be* 
weist -noch  nichts  für  «o/^avo^;  beweist  noeh  weniger  für  ^a 
solche  Bezeichnung  des  Chores;  und  nun  gar  xöiQsoßldai,  an  die« 
ser  Stelle,  wo  Antigone  sich  mit  gerechtem  Stoiae  als  die. letzte 
Tom  königlichen  Stamme  darstellt.  Es  liegt .  hier  offenbar 
eine  alte'Comiptel  vor,  da  auch  der  Sclidiast  der  falsjpfaen 
Lesart  gefolgt  ist.  Die  Corruptel  abv  ist,  wie  so  hänfig, 
dureh  ein  in  den  Texli  gesetites  Glossem  eotstuden.  SophoUea 
schrieb: 

Offenbar  ist  hier  noiQoviSAv  richtiger  als  ^cr^d/d«,  weil  durch 
jenes  auch  das  Vorhandensein  männlicher  Sprösslinge  geleugnet 
wird.  Dass  aber  dieser  oder  ein  ähnlicher  Gedanke  nicht  etwa 
überhaupt  überflüssig  sei,,  wie  Hr.  W.  andeutet,  beweist  die  Be- 
zugnahme des  Chors  auf  das  Gesagte. 

Y!  953.  noiitoi  ysvsä.  Wir  würden  hier  mit  Herm.  «a/rot  seal 
ysvsS  geschrieben  haben,  da  die  spondeische  Basis  in  diesen  Ver- 
sen Torherrscht ,  und  der  von  Hrn.  W.  in  der  Antistrophe  getilgte 
Artikel  (nach  BruAk)  untadüg  ist. 

'V.  944.  ovrio  tag  fkccvlag  dsivov  dnoötälBv 

jttv&ijQOV  'rs  liivog .  ^stvog  iaiyva  (i€ttlaig 
ilfavav  tov  dsov  kv  xBQtofiloig  yXciööatg. 
Es  ist  hier  theils  die  Wiederholung  des  W.  (lavla^  theils  diO  Ver- 
bindung der  Gedanken  ^nstössig.  Ist  die  Vulg.  richtig,  so  kann 
man;  nicht  wohl  umhin,  in  den  Worten  ovro  —  nivog  einen  all* 
gemeinen  Gedanken  zu  sehen  Twie  Hr.  W.  gethan),  dem  dann 
durch  xHvog  der  besondere  Fall  sübsumirt  wird.  Allein  dage« 
gen  spricht  deivpv  und.  ai/^i^pdv  welches  zu  individuell  des 
Lycurgus  Wahnsinn  .bezeichne.  Sollte  daher  nicht  zu  achrei- 
ben sein :  ' 

ovTfO  t&f  iiavlag  Sbivov  dnoötd^Bi 
avi^flQOv  tBjiivog  xßlvogy  l»iyv(od'dvla$g 

cett.  t  „Er  erkannte  durch.  Leiden ,  dass  etc.^^  Das  W.  nBivog 
erhält  durch  seine  Stellung  einen  gewissen  Nachdruck,  wegen  des 
Gegensatsea  zu  den  folgenden  fid^ielen;  aTtoötitB^  aber  ist 
aladann  transitiv  au  fassen. 

V.  955.  bISbv  dQatov  Simg 

«^«Xdiv  l£  afQlag.i\ 

A.  Jahrb.  f.  PhiL  v;  Paed,  od.  KHt.  Bibl.  Bd.  X^XIV,  Hft.  I.        ^     . 


S9  Griechifch«  Liierftinr. 

So  hat  Hr.  W.  türtvq>XG>dip  geiehiieben,  ferner  dieireffU<Ae 
Conjeictur  Hermanns  avap^'  ^yj^mv  far  dgetx^^iv^fyx^^'^  anfge- 
nommen.  Daaa  vu9>iU»dii/  in  dteaer  Verbindung  ungrieehisch  seia 
SQÜte^  kennen  wir  Hrn.  W.  nicht  efurftomen*  Vielmehr,  neh- 
men wir  an  ägatov  Anaioss,  fnr  das  wir  auch  nur  eine  Pa* 
rmlieistelle  beigebracht  wünschten,  und  glauben  mit  Her- 
mann, daM  apffXTov,  sh  Terbinden  mit  TiVKlotg^  das  Ur« 
sprungliche  sei.  Dann  würde  aber  tvq>ko9iv  eine  neue  Bestäti- 
gung gewinnen. 

V.  1016.  Mt'  d'  Mal  yivovg.  Ree,  stimmt  Hrn.  W.  heL, 
wenn  er  es  für  unthunlich  hält,  diese  Worte  so  au.  erklären: 
vmo  ih  tmv  yivovg  i.  e.  vno  Sh  xäv  iyysvwv.  Den  Oesetsea 
der  Sprache  gemäss  könnten  sie  mir  so  gcfasst  werden:  abaliia 
Tero,  qul  mei  generis  sunt.  Allein  auch  diese  Redewelse  würde 
an  einer  unerträglichen  Härte  leiden.  Rec.  nimmt  desshaib  mit 
Hrn.  W.  eine  Verderbniss  an. 

V.  1049.  äv^\wv  SxBig  ftlv  tm¥  avm  ßaXmv  HcittOj 

Die  unleugbaren  Härten  der  Vulgata  würden  sich  durch  folgende 
leichte  Aenderung  heben  lassen: 

äv%^  &v  ^x^ig  fiiv,  x(5v  Svco  ßaXav  xoTro», 
ifvxJjv  dtintog  iv  xdq)q)  xatOLxiöag^ 

wo  ^x^tg  auch  dem  Sinne  nach  sich  passender  an  xaroix/tfag  an- 
schiiesst.  Hatte  einmal  xattpKKSag  sich  eingeschlichen,  so  war 
die  Hlnzufügung  der  Copuia  eine  fast  nothwendige  Feige. 
xatOiTtlöag  hat  übrigens  der  Gqd.  Par.  s. 

V.  1061.  Mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  erklärt  Hr.  W. 
▼.  1061  — 1064.  für  nicht  hierher  gehörig;  dabei  aber  nimmt  es 
uns  Wunder,  dass  er  mit  so  grösser  Bestimmtheit  Hermanna 
Erklärung  der  W.  Ix^gal  6vvxaQd0öovtai  yerwirft.  Denn  dies 
konnte  doch  wohl  nur  aus  dem  Zusammenhange,  den  er  leugnet, 
entschieden  werdep. 

V.  1071.  x6v  vovv  T*  dfABivm  xäv  q)QBVfSv^  ij  vvv  fpQQii* 
Hr.  W.  glaubt,  es  sei  6  vwg  x&v  q>QSväu  zu  verbinden.  Dagegen 
muss  Rec.  sich  erklären,  indem  die  aus  Homer  angeführten 
Stellen,  wie  voog  Iv  ipQs6lv>t  wo  (pgiveg  körperlich  zufassen, 
schwerlich  eine  so  ungewöhnliche  Redeweise  rechtfertigen  kön- 
nen. Rec.  hält  den  Ausdruck  für  eine  Art  TOn  Attraktion  statt: 
xov  vovv  diislvm,  ^  vvv  xug  (pgivag  q)OQBV.  Es  ist  der  griech. 
Spraclie  eigeiithümlich,  Wörter  aus  dem  Nebensatze  in  den  Ilaupt^ 
satz  hinüber  zu  ziehen. 

.V.  1078.  Unstreitig  liegt  in  den  Worten  Iv  dsivS  aedg«^ 
Sxy  natd^ai  ^(aov  eine  Steigerung  im  Ver^ejche  mit  dem  V^ 
herausgesprochenen.  Denn  Kreon  wird  dadurch  bestimmt,  das 
zuerst  genannte  Uebel  als  das  kleinere  zu  wählen.    Nur  ghuben 


So^boeftä  Antigona ,  ed.  Wander.  /  83 

wir  nlcht^  dass  ^i;  i$iv^  srcfp«  heltseii  kSirne;  Bs  konint  za  dem 
Uebel  des  ^vrmt^v«»  neish  hinsu  das  Svy  Ttatä^üi  %vn6v.  Denn 
das  wimöf^ai  war  fiii  «nd  filr  atch  kein  Uebel  ^  vielmehr,  so  ge- 
wiss das  ilnd^eiv  unang;enehiii,  etwas  Angenehmes.  Der  Sinn  ist 
"Helmebrr  Wenn  ieh  nieh  sträabe,  so  ist  alsdann  im  Umfange  des 
Bbwov  auoh  das  Sn^  nut&itn  <9t;/Erof'  enthalten;  d.  f.  das  8uv6v 
lit  dann  schlimmer,  wdl  es  Ae  Möglichkeit  des  d,  n.  d.  in  sich 
sohHesst. 

V«  1135.  ovH  %6if  Snoiov  6tivt<i.  —  onolov  ifvävta  kann 
nach  Rec.  Meinung  npr  heissen :  In  quaiem  cimque  statum  devene- 
rft,  da  j9/o9  fHdg  nicht  mit  e0tcig  yerwechselt  Verden  darf. 
Also :  ovx  löti  toio'&tog  &emg  ßiog^  SnoZov  etc.  Wir  könnei|  da- 
her die  ErkiSi^ong  Hrn.  W*s.  fwdelg  yäg  ßlog  itfrlv,  ovts  ötäg 
Sv  &v  alidöatpii,  ovtB  ^Bödv^  Sv  Sv  fisfi^Z/ii/i^arori  nicht  za  der' 
nnsrfgen  machen. 

V.  1188.  Sicriiia  mgißalvBi:  ßo^g.  Hr.  W,  hält  das  Yerbiim 
für  Terdorben,  und  will  usginokel  aa  dessen  Stelle  setzen.  Allein 
wird  nicht  nsgißatvaiv  und  ä^tpißahsiv  von  analogen  Erschein 
nungien  gebraucht?  nBgi^lv9Bv  aber  hat  schon  Homer  vom 
Schalle  gesagt. 

V.  1151.  dg  l%G}v  TB  xal  xBxtrjfiBvog.  Hr.  W«  nach  Böckh: 
Wie  der  wahre  Inhaber  und  Besitzer  ^es  Unglücks.  Rec.  glaubt 
vielmehr,  dass  diese  Worte  nur  zu  dem  ersten  Thefle  der  Periode  ^ 
gehören,  des  Nachdrucks  halber  aber  vorangestellt  sind,  wodurch 
es  auf  den  erstern  Blick  den  Anschein  hat,  als  wenn  sie  zu  beiden 
Theilen  des.  Satzes  gehörten.  Der  Sinn  scheint  dem  Rec.  folgen- 
der: Indem  du  einen  Theil  deiner  Leiden  in  den  Händen  trägst, 
!n  der  Meinung,  du  hättest  schon  (was  dir  von  Leiden  beschiedeu 
ist  —  es  sei  also  nun  damit  vorbei) ,  wirst  du  bald  den  ändern 
Theil  erfahren.  Wir  nehmen  also  einen  Gegensatz  des  mg  Exfou 
xa\  xBKT7iiJi,ivag  unds  der  folgenden  Futura  an.  So  erhält  auch 
das  dg  eine  genügende  Erklärung. 

V.  1260.  tl  &  U6UV  ai  Ttäifiolf ,  i?  HUKäv  ?rt. 
Sollte  nicht  zu  schreiben  sein: 

V.  1269.  Wenn  ä  icul  hier  richtig  ist ,  so  kann  es  nicht  wohl 
anders,  als  auf  Hämon  bezöge«  werden.  Dies  geht  an,  sobald 
man  die  Stelle  so  sehreibt : 

«i  ^g\  CD  sruf,  %tvu  Xijf$i  Coi  v4€fv^ 

apitif,  «^af« 

ymmioimw'  df$(fumaXN$i  i$6qop. 

Hier  Ist  iToe  mit  dgitptxBlötat  zu  verbinden;  ^tpayiov  iit*  6Xi&Q<p 
al#  Zwischensatz  zu  fassen.  Die  Apostrophe  an  den  todten  Sohn^ 
kann  nieht  unpassend  erscheineir. 

6* 


84  Grieckif  ehe  Liierainr« 

■ 

V.  1280.^  «*  JlvO^jcto^  «»a  jSlofi/«  s<94 

Diese  Vene. haben  b^deatende  Schwierif^eiteii.^  und  können  eo 
nlchi  vom  Dichter  herrühren«  Zuerst  ist  es  swsr  möglich^  dtjM 
.O^ii'&ijxvog  in  übertragener  Bedeutung  von  <riner  heftigen  Lieideii- 
schaft  gebraucht^  wäre ;  allein  schwerlich  möchte  .sich  für  dies 
.Compositum  ein  Beispiel  dieser  Bedeutung  finden.  Doch  lassen 
wir  .dies  fallen ,  so  ist  die  Gedankenverbindung  ge?^iss.  falach. 
Die  vom  Boten  vorher  gesprochenen  Wottß  beziehen  sid|  alle  auf 
die  Eurydice;  wie  kann  er  also,  wenn  hier  ebenfalls  Eurydice  das 
Subject  ist,  die  Rede  durch  f}  dl.an  das  Vorhergehende  an-. 
knüpfen?  Ferner  ist  Xvsi  uekatva  ßkifpaQUf  wenn  es  bedeuten 
soll  ,,6ie.giebt  sich  selbst  den  Tod^%  sehr  ungewöhnlich  aäsge- 
drückti  Endlich  ist  ßafita  n^Qi^y  abgesehen  von  dem  gekünstel- 
ten Ausdrucke,  auch  dem  Sinne  nach  nicht  recht  pateend.  Warum 
sollte  die  den  Tod  suchende  Konigin  gleidi  einer  Tänseria  den 
Altar  umkreist  haben? 

Rec.  zweifelt  daher  nicht,  dass  Siv^tpctog  nicht  auf  die 
Konigita  sich  beziehe,  sondern  auf  ein  vom  Böten  vorgewiesenes 
Instrument,  womit  die  Königin  sich  entleibt  hst.  Von  diesem 
Instrument  (wohl  dem  Opfermesser  vom  Altäre)  ist  Avs»  ßliq>aQa 
passend  gesägt.  Den  vom  Rec.  gewünschten.  Sinn  erhalten  wir, 
wenn  für  fl;^pi|  ^  9rr^pi;g  geschrieben  wird ^  ein  Wort,  das  von 
einem  zweischneidigen  Opfermesser  sehr  gut  gebraucht  werden 
konnte,  und  in  sehr  ähnlichen  Beziehungen  gebraucht  ist.  Diese 
Schreibung  überbebt  uns  der  Nothwendigkeit,  eine  Lücke  anzu- 
nehmen. Denn  nach  einem  so  vielfach  ausgebildeten  Sprftchge* 
brauch  der  Griechen  würde  auch  hier  das  grammatische  Subject 
dem  natürlichen  gewichen  sein.  Denn  wenn  in  XvBi  ßlitpaga  das 
Messer  das  grammatische  Subject' ist^  so  bleibt  das  eigenUiche 
Subject  die  Königin,  die  das  Messer  führt,  und  der  Bote  kann 
deshalb -fortfahren  nmxuöaöa.  '  Weil  aber  diese  Worte  des  Bo- 
ten noch  etwas  dunkel  sind ,  reditfertigt  sidi  die  Frage  des 
Kreon:- 

leolqi  dl  xaTtüLihav  iv  (povaig  tggzqi; 

und  die  Antwort  des  Boten ,  die  den  Selbstmord  mit'  deutlichen 
Worten  ausspricht : 

»al6a^  vqf  ^nag  avtoxsiQ  avxifl  cett.    . 

So  weit  die  Betrachtung  des  ESnaelnen.  Rec.  wurde  dabei  von 
der  Hoffnung  geleitet,  zta  der  noch  grösseren  Brauchbarkeit  eines 
brauchbaren  Buches  einen  Beitrag  au  Uefera.  Er  hat,  bald  der  An- 
sicht des- Hm.  W.  beipflichtend,  bald  sich  ihr  gegenüberstellend, 
stets  seine  Gründe  angeführt,  um  Hrn.  W.  selbst,  so  wie  den  Lesern 
die  Entscheidung  su  erleichtem*  •—  Die  Veranderangen,  die  den 
Text  dieser  Ausgabe  von  der  früheren  uhtersch^en,  sind,  .wie 


Schnl-  n.  Unirenhitonadinr.,  Btfordörr.  iL  Khrenbezeiguiig^n..    85 

der  Leser  erkannt  haben  wird,  grossfenthelb  durch  die  Aufnahme 
Ton  Conjecturen  des  Hrn.  W.  Dindorf  Terahlasst.  Diese  sind  zum 
Theii  sehr  angemessen,  zum  Theii  aber  verdiehten  sie  wolü  nicl^, 
gleich  dem  Texte  eingeschaltet  zu  werden,  zumai'da  Hr.  W.  sich 
sonst  einer  löblichen  Bedachtsamkeit  befleissigt.  Rec.  hat 'die 
kühnste  der  Dindorf- Wunderschen  Teltesanderungen  im  Verlaufe 
der  Recensicfn  nicht  berührt,  nm  hier  durch  eine  Erörterung  der- 
selben die'  ausgesprochene  Aiisicbt  zfi  begründen.  V.  575.  ist  die 
Lesart- der  Handschriften: 

—  fii}  tQi^ßäg  h\  aiXttviv 
xofi/gsT  sl6<Dy  dumg'  ix  dl  zovds  X9^ 
yvydiKag  hlym  tägdsy  (itid*  clvBiiitifa$, 

Dindorfsche  Recensioii: 


—  dßßsg'  Bv  dl  tagÖB  XQy 

Rec,  hat  die  Londoner  Ausgabe  des  Hrn.  b.  nicht  zur  .Hand,  kann 

ako.  die. Rechtfertigung  dieser  Aenderung,  worauf  Hr.  W.  sich 

beruft,  .nicht  berücksichtigen.    Er  nimmt  an,   das»  Hr.  D.  die 

dem  Rec.  .unbekannte  Form  ilXav  belegt  habe;    aliein  auch  ao 

wird  er  die  Vulgi  nicht  aufgeben.   Denn  warum  sollte  man  yvvat- 

xag  elvctL  hier  nicht  in  prägnantem  Sinne  fassen?    „Sie  sollen 

.  «ich  wie  Weiber  betragen^^;  d.  h.  fein  im  Hause  bleiben ,  wie  es^ 

.wenigstens  in  Athen,  von  Weibiern  erwartet  wurde,    ävaiiiivog 

aber  bildet  zu  jenem  prägnanten  Sinne  Ton  yvvij  einen  richtigen  * 

Gegensatz , '  zumal  wenn  man  die  tadelnde  Nebenbeziehimg  der 

Zögellosigkeit,  die  dem  Worte  anhaftet,  erwägt.    Es  liegt  ein 

.bitterer  Hohn  in  der  Rede  des  Königs,  der  eine  verderbliche  6e- 

waltmaassi;egel,  als  Sorge  für  die  Beobachtung  der  Qitte  und  des 

Anstandes  bezeichnet. 

4*  Emperiu$* 


Schul-  und  UmyersitätsnaGhrichten^   BeförderuBgen 

und  Ehrenbezeigungen. 


Bayern.  Far  die  8ta3ienaMtaHen  der  Pfalz  ist-  durch  kenigl. 
Befehl  angeordnet  worden ,  dass  der  bisher  als  nothwendiger  Lehrgegen- 
stand behandelte  Unterricht  in  der  französischen  Sprache  yom  Schuljahr 
1841—42  an  seine  obligatorische  Eigenschaft  verliere  nnd  ^rie  in  den 
übrigen  Regiemngsbeairken  nqr  za  den  facnltatiVen  Lehrgegenstanden 
gerechnet  werde.     Der  bisherige  Rector  des  Benedictinerstifta  zu  St. 


4 


86  Schal-  ond  UniTersitätAiiacliricfateD, 

Stephan  io  Augsbdro  Br.  Bmtdki  RkkUr  ui  itaeh  Oestreich  ztsSckn 
berufen  und  auch  das  Ordenfimitglied  desselben  Stiftes  Dr.  KaHmann 
nieber  als  k.  k.  Professor  nach  Judeuborg  in  Steiermark  gegangen»  Der 
Priester  Dr.  F.  Vogl  ist  Vorstand  des  Clerioalseminars  in  FaBTSUfO,  der 
Priester  Jtf;  Uchtenauer  Rector  der  Stadienanstalt  ia  Landshut,  der 
Professor  der  Theologie  Dr.  Herd  am  Lyceum  in  RBGBVSBuaa  Rector- 
des  Lyceums  und  Gymnasiums  geworden. 

Batkbuth.  n   Dem  Jahresbericht  tou  der  dasigen  königl.  Studien^ 
anstalt  im  Studienjahr  1838 — 39  sind  als  wissenschaftiicbe  Abhandlung 
beigegeben :    Pädagogische  Lebensbilder  aia  den  Gedickten  des  Horatiu» 
von  dem  Studienrector  und  Professor  Dr.  Hild»  [Bayreuth  gedr.  b.  BlTner. 
1839.  17  S.  gr.  4.]     In  derselben,  Weise,  wie  Ad»  Peacheck  in  der  Ho- 
miletica  Horatiana  [Leipz.  gedr.  b.  B.  Tauchnitz.  1840.  16  S.  8.]   aus 
der  Epistola  ad  Pisones  die  vorkommenden:  homilelJschen  Regeln  an  einea 
Art  Homiletik  vereinigt  hat,  so  sind  hier  die  Stellen  des  Dichters,  worin  - 
er  von  der  Jagend  und  Jugenderziehung  spricht,  benutzt,  um  daraus  die 
pädagogischen  Ansichten  und  Vorschriften  desselben  zu  einem  Ganzen  zu 
vereinigen   und  in  vier   wohlgelnngenen,  Gesammtbildem    darzustellen« 
Das  erste  Bild  schildert  nämlich ,  was  Horaz  Yon  seiner  eigenen  Jugend- 
erziehung erzahlt,  und  hebt  namentlich  hervor,   mit  wie  grosser  Sorgfalt 
und  nach  welchen  verständigen  Grundsätzen  der  Vater  Horaz  die  Erziehung 
seines  Sohnes  forderte  und  leitete^und  dessen  Seele  und  Gemüth  zu  wei- 
ser und  vernünftiger  Lebensweisheit  auszubilden  bemuht  war,  und  mit. 
welcher  dankbaren  Anerkennung  der  Sohn  diese  Sorgfalt  des  Vater» 
ehrte.     Das  zweite  Bild  fasst  zusammen,  was  der  Dichter  über  die  un- 
verständige oder  klnge  Zärtlichkeit  der  Ehern  gegen  die  Kinder,  nament- 
lich in,  Sat.  I,  3.  und  II,  3,  168  S.  gesagt  hat;  im  dritten  sind  aus  Od. 
IT,  3.  in,  6.  n.  24.  und  dem  Carmen  saeculare  die  Vorschriften  über  die 
sittliche  Bildung,  womach  die  römische  Jagend  zu  streben  habe,  zosam-« 
mengestelH,  unfl  im  vierten  findet  man,  was  über  den  Einflnss  der  Dich- 
terlectore  auf  die  Jngendbildnng  ^   über  die  gründliche  Betreibung  der 
Elementarerziefaung  und  die  Nothwendigkeit  der  Sprechbildong  und  über 
die  Handhabnng  und  Ertheilung  des  Unterrichts  in  den  romischen  Scha- 
len in  verschiedenen  Stellen  der  Satiren  und  Episteln  sich  findet.     Der 
Verf.  hat  alles  dies  so  verstandig  entwickelt  und  so  geschickt  zum  Gan- 
zen vereinigt,  liasB  diese  pädagogischen  Bilder  eine  sehr  nützliche  und 
eindringliche  Belehrung  für  Eltern  und  Schüler  bieten;   aber  auch  dem 
Gelehrten   werden   sie   als  \ßin  schöner  Beitrag  zur  Charakteristik  des 
Dichters  willkommen  sein ,    zumal   da  sie   eine   grosse  Vertrautheit  mit 
dessen   Gedichten   beweisen,    und   da  der   gewöhnliche  Fehler  solcher 
Untersuchungen,    znvieC  zu  folgern,    glücklich  vermieden  ist,   und  nur 
solche  Stellen  für  die  Erörterung  benutzt  sind ,  in  denen  wirklich  ein« 
specielie  Beziehung  auf  die  Jugendbildung  sich  findet     Damm  ist  ancli 
an  den  gewonnenen  Resultateii  im  Allgemeinen  nichts  Erhebliches  ans- 
znsetzen ,  und  nur  etwa  iif  der  S.  &  gegebenen  Schilderung  der  Schale 
des  Flavios  zu  Vemisia   wird  man  dem  Verf.  nicht  gana  beistonmen. 


Beforderang«n  und  EJireabeieigongeii. 

iDdem  Horaz  Sat»  I,  6,  71*  den  in  denellMn  beinebMen  Reobeniinterriclii 
offenbar  nieht  deswegen  erwähnt ,  am  damit  die  maasa-  und  schranken- 
toae  Geld-  and  Gewinnsucht  der  Römer  au  tadeln ,  sondern  blos  um  die 
Schnle  des  Fiavius  als  reine  Blementarsahale  darzustellen.  Die  Anwen* 
dang,  welche  der  Dichter  in  den  Briefen  von  diesem  Verse  macht,  iM 
eine  gana  andere  und  haagt  mit  dessen  pädagogischen  Grundsätaen  wenig 
snaanmiea.  rgU  NJbb.  27,  443.  —  Was  aber  den  Zustand  der  Studien^ 
anstalt  in  dem  erwähnten '  Schuljahr  in  dem  Jakre$kerkhi  [18  S.  gr.  4.] 
eraahlt  wird-,  davon  ist  das  Wesentliche  achon  früher  in  unsern  Jahrbb. 
mitgetheilt  worden;  die  neueren  Pro|[pramme  derselben  aber  sind  nna 
nicht  sagekommen«  [J.] 

Braqnschweig«     Am  Collegihra  Carolinum  ist  der  Dr.  Al^.  v&m 
Lemgerke  aus  Lübeck    als  Professor   der  Landwirthschaft  and  heraogL 
Oekonomierath  angestellt  worden.     Das  Obergymnaaiam  war  in  seinen 
5  Classen  Vor  Ostern  1838  ren  110,  Tor  Michaelis  Ton  116,  Tor  Ostern 
1839  Ton  110,    vor  Michaelis  von  108,  vor  Ostern  1840  von  102,  vor 
Michaelis  von  97  und  vor -Ostern  1841  von  94  8chulern  besucht,  und 
enttiess  in  den  drei  erwähnten  Schuljahren ,  deten  jedes  von  Ostern^bia 
zu  Ostern  läuft,  10,   13  und  8  Schüler  sü  den  höheren  Studien,   tob 
denen  aber  nur  21  die  Abiturientenpräfiing  bestanden,  wahrend  die  übri- 
gen ohpe  Maturitatszenguiss    auf  das  Collegium  Carolinum  äbergingen« 
Aus  dem  Lehrercollegium  [s.  NJbb.  24,  119.]  wurde  am  1.  October  der 
Lehrer,  der  französischen  Spnche  Paul  Friedr,  Karl  Oaragnan  in  den 
Ruhestand  versetzt  Und  der  Schulamtscandidat  Dr«  Herrig  zu   dessen 
Nachfolger  erwählt,  zu  Anfiange  des  Jahres  1839  der  CoUaborator  Dr^ 
ßamberger  zum  Oberlriirer  ernannt,   zu- Anfange  des  Jahres  1840  der 
Religionslehrer  Pastor  Dataköhler  auf  sein  Ansuchen  aus^diesem  Lehramt 
entlassen  und  dasselbe  dem  Pastor  Diakonus  ErneHi  übertragen ,  und  von  . 
Michaelis  1640  bis  dahin ,  1841  hat  der  Schulamtscandidat  Schreiber  sein 
Probejahr  an  der  Anstalt  bestanden.     Das  zu  Ostern  1841  erschienene 
Jabreaprogramm  des  Gymnasiums  enthalt  ausser  dem  jährlichen  Scbulbe- 
ricfat  Fri4>  Bamberger    Coniectaneorum  in  poetas  -  Qraeeoe  eafHu  dmo 
[Braunschw.  gedr.  b.  Otto.  28(19)  S«  gr.  4.],  d.  h.  Yerbesserungsvor- 
sdUage  zu  einer  Anzahl  verdorbener  Stellen ,  welche  durch  Cönjecturen 
geheilt  werden  sollen.     In  dem  ersten  Capitel  sind  aos  Aetehylns  Enm* 
103  ff.,  Suppl.  765.,  Eudk.  820  ff.,  289  ff.,  351.  und  Agam.  1455  ff.,  in 
dem  zweiten  aber  der  Schlnse  des  sogenannten  homerischen  Schwalben- 
liedes,   Theogn.  259  ff.,  731  ff.  u.  897  ff.,  Simonid.  fr.  LIV.  ed.  Schnei- 
dew. ,  Solen,   fr.  XI,  41. ,   Hennesian.  fr.  II,  21  u.  61  ff. ,    Sophocl.  iu 
209^  377.  463.  481.  514.  675.  693.  757.  und  704.  ed.  Dind.  und  Eurip^ 
iüppoL  665  ff.  behandelt,  meist  solche  Stellen,  an  denen  schon  andere 
Gelehrte  mit  Cönjecturen  sich  versucht  haben,    welche  Hr.  B.  durch 
leichtere  und  angeraesaenere  zu  überbieten  sucht.     Dies  ist  ihm  anch 
meiatentheils  gelangen ,  and  überhaupt  empfehlen  sich  die  gedachten  Vor* 
schlage  dorch  Scharfsinn  Und  Einsicht  in  den  Sprachgebrauch  und  in  den 
Zosammeohaog  der  Steile«    Ueber  beides  hat  auch  der  Verf.  jedesmal  die 


88  ScliiiN  und  Unirerjüätf iiachricfatea, 

« 

Dothigen  Brorteningen  lud  iBewdsgrande.b^efSgty  and  dies  namentÜcli 
.beiden  Aeschy leuchen  Steilen  mit  besonderer  Aufmerksamkeit  und  gros- 
serer Ausfohrlichkeit  gethan.     In  dem  Programm  des  Jahres  1840  hat  der 
Directbr  und  Professor  Drv  6<  T.  A^  Krüger  unter  dem  Titel :    Syntaans 
eongru9^Hae  der  laieinkehen  Sprache  ^  [ebendas.  IV  n.  36  (27)  S.  gr.  4.] 
eine  Probe  einer  neuen  Bearbeitung .  von  Aug.  GrotejTends  latein«  S'chul- 
grammatik  [HannoTer  1833»]  herausgegeben,  vrelcbeeine  sehr  glückliche 
und  gelungene  Umiarbeitung  dieses  Schulbuchs  v«rheisst«     Er  giebt  darin 
eine  Bearbeitung  des  Anfanges  der  Syntax ,  beginnt  sie  aber  nicht ,  'wie 
Grotefend,  mit  dem  Abschnitt  von  der  Entwickelang  des  Sataes  in  den 
Formen  des  Verbi  finiti  (§  163 — 188.)  y  sondern  mit  der  Congruenzlehre 
des  SubjectSi    Verbi,  Pradicats  und  Attributs   [was  Fuiating  SpittLida 
convenientiae  genannt  hat]  und  theilt  in  16  Paragraphen  die  Regeln  Ton 
den  Verbindungen  des  einfachen  und'  mehrfachen  Subjects  mit  dem  Ver* 
bum  und  Pradicat,  Tom  Attribut  und 'der  Apposition  mit.     Diese  Para- 
graphen sollen  den  Anfuig  der  Syntax  in  der  neuen  Bearbisitung  bilden, 
ihnen  jedoch  noch  allgemeine  Yorerinnerungen  über  das  prädicaÜTe,  attri* 
butive  und  objective  Satzrerhaltniss  und  über  die  Begr^e  der  Congruena 
und  Rection,    der  Nebenordnung,   Unterordnung  und  Einordnung  der 
Satzglieder  Toransgeschickt  werden«     Das  Hauptstreben  des  Verf.   ist 
darauf  gegangen,    die*  schwerfalligen  und  schwer  rerstandliehen^Regeln 
Grotefends  in  einfache  Und  klare  Regeln  umzuwandeln ,  sowie  sie  in  Be- 
zug auf  ihren  wissenschaftlichen  Inhalt  nach  den  neuesten  Ergebiiissen 
der  lateinischen  Sprachforschung  zu  berichtigen;     Beides  ist  ihm  auch  in 
sehr  rorzuglichcon  Grade  gelungen.     Seine  Regeln ,  bei  dienen  mit  Recht 
die  Eintheilung  in  Lehrsatze  und  Znsätze  beibehalte«  ist,  sind  klwr,  be* 
stimmt  und  übersichtlich ,  und  lassen  nur  etwa  noch  wunsc)ien ,  dass  sie 
nach  der  Weise  der  früheren  Grammatiker  in  kürzere  und  gedrängtere 
Sätze  zusammengefasst  wären,   weil  dies   in  einer  Schalgrammatik  Inr 
den  Anfänger  zum  wortlichen  Auswendiglernen  der  Regeln  durchaus  no- 
.  thig  ist.     Ebenso  haben  die  aufgestellten 'Sprachgesetze  an  Richtigkeit 
nnd  wissenschaftlicher  Genauigkeit  bedeutend  gewonnen ,  und  beweisen 
aufs  Neue  die  Tüchtigkeit  des  Verf.  als  lateinischen  Grammatikers,  seine 
Vertrautheit  mit  den  Erscheinungen  und  Gesetzen  der  Sprache  und  Seine 
Bekanntschaft  mit  den  'Forschungen  der  Gelelirten.     Die  Ausstellungen, 
welche  man  an  eiii  paar  Einzelheiten  machen  kann ,  sind  geringfügig  und 
können  mebt  nur  darauf  gerichtet  sein,  dass  man  die  und  jene  Ncb^n- 
erortemng  noch  v'ermisst,  welche  2um  bessern  Verständmss  des  Ganzen 
nothig  scheint.     Am  wenigsten  befriedigt  vielleicht  die  §  13.  gegebene 
Regel  über  die  Verbindung,  mehrerer  Adjective  mit  dem  Substantiv,  na- 
mentlich in  dem  Fälle  der  Einordnung,  Wie  z«  B.  privata  natne  oneraria 
maxtMay   weil  sie  der  nothigen  Classificimng  der  Adjectiva  eriAangdt 
und  nicht  klar  machte  dass  die  mehreren  Adjectiva,  welche  man  in  uo- 
mittelbarier  Einordnung  mit   dem  Sjubstantiv   verbinden  will,   in  ihrem 
Wesen  von  einander  verschieden  sein ,  d.  h*.  verschiedenen  Classen  und 
Relationen  angehören  müssen.     In  Jahns  Anmerkung  zu  Virg.  Georg. 


Bciforderangen  und  Bhrenbeseignngen.  89 

I,  920«  der  zweien  Ausgabe  sind  dienothigen  Andeatnngen  darfibet 
gegeben ,  ^elthe  aber  fteiUch'  ^  noeh  weiter  ausgeführt  w^den  müsseh« 
Die  S.  19^  mitgetheüte  Bemerkung ,  dass  die  Lateiner,  wie  die  Griechen, 
lieber  mvltae  et  magnae  res^  «oXld  aal  KciXd  nQdypMtay  als  muU'ae  met-  . 
lad  res  gesägt  hätten ,   ist  geradezu  falsch ,  weil  .ein  ganz  verschiedener 
Sinn  entsteht ,  je  nachdeip-  man  muüae  et  magnae  eogitatiotte»  oder  tnul- 
tae  magnae  cogUationea  sagt» ,  Jenes  sind  2aA2re»cAe  und  zugieuih  grosse 
und  toiehUge  Gedanken  und  üeherlegungen^  die  letzteren  aber  sahlreichd- 
üeberlegungen  aus  der  Classe  der  grossen  ünß  unehUgeH»     Für  die  Ein- 
kleidung der  Regeln  bat  Hr.  K.  mit  Recht  die  in  der  neueren  Zelt-ao  oft 
beliebte ,  sogenannte  philosophische  Entwickelungs  -  und  Deductionsfona 
Terschmäbt,  und  eSh  -vielmehr  als  rein  lempirische  fitfahrudgssätze  hin- 
gestellt.    Auch  hierin  bietet  er  sehr  wesentliche  Verbesserungen  des 
iCrotefendscben  Buchs ,  und  hatte  yielleicht  in  einzclinen  Fällen ,  wie  in 
S  2.  6.  7.  13.  14.  y  selbst  nocb  weiter  gehen  können,  weil  die  möglichst 
concreto  und  dabei  vifohl  classiftcirte  .Au&ählnng  der  Spracherscfaeinungen 
für  den  Unterricht  das  sicherste  Mittel  ist ,  dem  Schüler  das  empirische 
Gesetz  zur  klaren  Anschauung  zu  bringen  und  davon  allmälig'zur  ratio- 
naleren Erkenntniss   und.  zur  Entwickelnng  des  Grundes   aufzusteigen« 
In  Bezug  auf  «die  Eintheilnng  und  Anordnung 'des  gesammten  Stoffes  hat 
Hr;  Kr.  naturlich  im  Allgemeinen  die  Grotefendiscbe  Einrichtung  beibe- 
halten müssen,    und.  erklärt  zugleich,  dass  überhaupt  die  von  Grotefend 
gewählte  ältere  Anordnung  der  Syntax  für  die  Grammatik  einer  fremden 
Sprache*  weit  besser  sei,  als  die  von  Becker  gemachte  Eintheilung  tiach 
prädicativen,  attributiven  und  .objectiven  Satzverhältnissen  und  die  Zer- 
fällung  in  Syntai^is  -congruentifus  et  irectionis.     Die  Bemerkung  ist  sehr 
lichtig,  sobald  der  Verf.  damit  nur  .andeuten  will,*  dass  die  Beckersche 
Yertheilung  und  Behandiungsform  des  Stoffes  zu  sehr  von  logischen  und 
aprioristischen  Prindpien  ausgeht  und  die  Sätze  und  Satzverbältnisse 
mehr  nach  ihrem  Inhalte  als  nath  ihrer  Form  betrachtet,  während  es 
Aufgabe  ^iner  Schulgrammatik  sein  mnss,  vielmehr  umgekehrt  von  der 
Form  zum  logischen  Grunde  aufzusteigen,  und  also  auch  nach  der  Form 
der  Sätze  die  Anordnung  der  Regeln  vorzunehmen.     Uiid  somit  ist  denn 
aach  in  diesem   Punkte   den  Anforderungen,  welche  man  an  eine  neu^ 
Bearbeitung  der  Grotefendischen  Granui^atik  machen'  darf,  vollkommen 
genügt ,  und  die  ganze  Art  der  neuen  Bearbeitung  erregt  den  lebhaften 
Wunsch,    dass  das  ganze  Buch  nach  .der  vorgenommenen  Umgestaltung 
recht  bald  erscheinen  möge.     Hätte  übrigens  Hr.;  K.  in  der  Anordnmig 
des  Stoffes  ganz  fröie  Wahl  gehabt,   dann  durfte  es  allerdings  besser 
gewesen  sein ,  sich  etwas  mehr  an  die  Eintheilungsform  unserer^  besseren 
deutschen  Grammatiken  anzuschliessen ,  oder  vielmehr  eine  cönSe<][uentere 
Scheidung  des  einfachen  «Satzes  von  dem  zusammengesetzten,    dem  in 
Verbindung. mit  andern . gebrachten  und  dem  zusammengezogenen  Satze 
vorzunehmen ,  sowie  aus  den  rein  grammatischen  Sprachregeln  die  rheto- 
risciien  und  styHstischen  und  die  auf  einer  Vwtauschung  der  Fofm  und 
des  logischen  Begriffes  der  Wörter  und  Satzformen  beruhenden  Gesetze 


■ 

90  Sohai-  vad  UniTersitätSBaohriohten, 

scharfer  avazasoheid^.  Gerade  an  den  ersten  «yntaktUdien  Paragra- 
phen unserer  lateinisehen  Grammatiken  lasst  es'sich.reeht  deutlich  aeigen^ 
welche  grosse  Venhengung  rerschiedenartiger  ^prachgesetae  hier  noch 
stattfindet  y  und  wie  sehr  dieselbe  die  Erkenntniss  des  jungen  Anfängers 
erschwert,  ^ef«  bleibt  hier  bei  der  Krugerschen  Probe  stehen ,  um 
seine  Behauptung  daran  nachauweisen.  Nur  muss  er  dabei  gleich  erklä- 
ren^ dass  er  die  nachfolgenden  Ausstellungen  nicht  Hrn.  K.  zur  Last 
legen  wiM,  weil  dieser,  durch- die  Grotefendische  Anordnung  gebunden» 
eine  durchgreifende  Umstellung  nicht  vornehmen  konnte ,  sondern  dass  er 
in  ihnen  nur  auf  eineii  allgemein  herrschenden  Mangel  aufmerksam  zu 
machen  beabsichtigt.  Nach  dem  ersten  Paragraph  von  der  Congrueai 
des  Verbi  finiti  mit  dem  Snbject  in  Hinsicht  auf  Person  und  Numerus 
folgt  in  §  2*  und  3.  sofort'  die  Lehre  Yon  der  Verbindung  des  Verbi  fiüti 
mit  raehrem  Subjeeten ,  ohngeachtet  dieselbe  offenbar  erst  in  die  Lehre 
Ton  den  zusanunengesetzten  oder  vielmehr  von  den  zusammengezogenen 
Sätzen  gehört.  Bevor  man  dem  Schfiler  erklären  kann,  warum  nacb 
mehrern  Subjecten  das  Verbum  bald  im  Plural^  bald  im  Singular,  oder 

t  nach  anderem  Verhältniss  in  der  ersten,  zweiten  oder  dritten  Person 
steht,  muss  man  ihn  doch  erst  darüber  ins  Klare  gebracht  haben,  dass 
die  Verbindung  mehrerer  Substantiva  zu  einem  Begriffe ,  also  die  Zusann 
menstellung  mehrerer  Snbjecte  oder  Objecte,  bald  eine  coordinirte ,  bald 
eine  subordinirte  ist,  bald  ein  gemeinschaftliches  Zusamhienwitken  aller 
in  einer  Thätigkeit  und  nach  einem  Ziele,  bald  die  getrennte  und  isolirte 
Thätigkeit  vieler  in  einem  und  demselben  Geschäft  bezeichnet,  —  mit 
einem  Worte,  man  muss  snit  ihm  die  Lehre  von  der  Erweiterung  der 
Begriffe  durch  Verbindung  mehi^erer  Substantive  und  deren  verschiedene 
Abstufung  und  Classilicirnng  nach  Form  und  Bedeutung  erst  abgehandelt 
haben.  Allerdings  bringt  der  junge  angehende  Lateiner  dafür  schon 
einige  Kenntniss  aus  dem  deutschen  Sprachunterrichte  mit;  allein  dieselbe 
reicht  ^nm  Begreifen  der  Sache  schon  deswegen  nicht  aus,  weil' der 
Wechsel  des  Singulars  und  Plurals  im  Verbum  nach  mehreren  Subjecten 
im  Deutschen  viel  beschrankter  ist  >als  im  Lateinischen,  und  .weil  der 
lateinischen  Sprache  viel  mehr  Formabstufungen  zu  Gebote  stehen,  um^ 
die  verschiedene  Bedeutung  der  Sätze  in  der  Verbindung  mehrerer  Sab- 
jöcte  auch  äusserlich  zu  scheiden.  Die  von  Hrn.  K.  gegebenen  Regeln 
sind  mit  vieler  Sorgfalt  abgefasst,  bleiben  aber  für  den  Schüler  wahr- 
scheinlich eben  so  unklar,  als  die  Regeln  Anderer.  Derselbe  wird  schon 
die  Regeln  nicht  hinlänglich  vejrstehen ,  weil  eben  die  Entscheidung  mehr 
vom  logischen  Inhalte  als  von  -der  Form  der  Sätze  entnommen  ist,  und 
dann  werden  ihn  die  Beispiele  Conclamani  vir  paterque  und  Senatus  po- 
puluBque  Romanua  paoem  eomprobaverunt  sofort  wieder  verwirren ,  wenn 

'  er  in  der  nächsten  Regel  die  entgegenstehenden  Sätze  Dixü  hoc  Z/9dppuM 
et  IsmenioM  und  SentOm  populuaque  Romanus  intelUffU  erblickt.  Will 
man  überhaupt  das  ganze  Gesetz  nicht  auf  die  einfache  Regel  beschrän- 
ken, dass  nach  mehreren  Subjecten  das  Ver|inm  gewöhnlich  in  Plnral| 
seltener  im  Singular  stehe;  so  gehört  dessen  Erörterung  erst  üär  goreiftere 


» 

ScJ^oiei.     Hat  jQaa  dieien  erst  klar  gemacht,  dam  der  RSmer  bei  Zamn«^ 

menordnoog  mehrerer  Sabstantiva  durch  die  .Copida  €t  gewöhnlich  eio 

coordinirtesi ,  dorch  que  ein  (Uibördlniries ,  dorcb  olfue  ein  getrenntea^ 

entgegeagesetates   oder  gradiürtcfl   Verhältnlss  derselben  anaeigt,    nnd 

ihm  auch  die  verschiedeaeD  Clafl'seii  der  Subordination  und  Coordination 

und  die  Möglichkeit  einer  schärferen  Berrorfaebang  der  Vereinigung  oder 

Trennung  der  Subjecte  durch  Hülfe  der  Partikeln  et  — •  et,  out  —  aui 

^tc  erklärt ;  so  kann  man  durch  eine  recht  sorgfältige  ClasaificatioB  der 

Beispiele  Yielleicht  «niges  Lieht  in  die  Regel  bnngen.     Allein  immer 

muss  man  ihn  am  Ende  darauf  hinweisen ,  dass  er  vor  Allem  das  logiadw 

Yerhaltpiss  des  Satzes  zu  beachten  und  ans  der  Bedeutung  des  Verbi  za 

errathen  hat,  ob  die  Handlung  oder  der  Zustand  nur  durch  das  rereinta 

Wirken  Aller  erzielt  wird,  oder  ob  jeder  für  sich  die,  Handlung  rerrichtet 

ßn  dem  Zustande  sich  befindet],  oder  ob  endlich  die  dabei  obwaltende 

Theünahme  des  einen  Subjeets  sehen  auf  irgend  eine  Weise  in  der  des^ 

andern  enthalten  istt    Ist  aber  der  Satz  von  der  Art,  dass  keine  der  drd^ 

Untersch^idurigsraerkmale  scharf  hervortritt^  so  wirken  Individualitat  dea 

Schriftstellers  oder  der  Redegattung ,  höhere  oder  geritigere  Emphasia 

des  Satzes,  stärkere  oder  mindere  rhetori»obe  Ansdrucksweise  auf  die 

Wahl  des  Nnmerus  beim  Yerbum  ein.     Pichter  z«  B«  setzen ,  weil  sia 

gern  individualisiren ,   nach  mehreren  Subjeeten  häufiger  den  Singular, 

Historik»  dagegen ,  sobald  die  Subjecte  sich  nicht  einander  unterordnen^ 

den  Plural*     Noch  weniger ,  als  der  eben  besprochene  Fall ,  gehört  die 

Lehre  von  der  Yerbindnng  des  Nommis  coUeetivi   mit  dem  Plural  des 

Verbi  (in  §  4.)  unter  die  ersten  Regeln  der  Sjntax.     Streng  grammatisch 

verlangt  jedes  Nomen  collectivum  den  Singular  des  Yerbi,  und  dies  ist 

auch  herrschender  Sprachgebrauch.     Dass  aber  dafür  in  einzelnen  Fällen 

der  Plural  gesetzt  wird,  ^dass  namentlich  einzelne  Dichter  und  viele  Pro-* 

saiker  von  Livius  an  diesen  Plural  gern  wählen^und  dass  auch  die  friihe-« 

reu  Prosaiker  bei  der.  Yerbindnng  mehrerer  Satze  mit  einem  Nomen  col« 

lectivum  im  zweiten  Satz^  gewöhnlich  in  den  Plurat  übergehen ,    dieK 

beruht  wieder  auf  rhetorischen  und  stylistis6heh  G^nden ,   und  ist  daher 

ebenso ,  wie  der  folgende  Paragraph ,  welcher  die  Zertheilnng  des  Snb- 

jects  in  die  Distributivbegriffe  par»  —  pars,  alü —  tÜH  etc.  bespricht, 

in  spätere  Absdmitte  der  Syntax  zu  verweisen,  .damit  der  Schüler  gleich 

vom  Anfang  an  genau  unterscheiden  lerne ,  wo  das  grammatische  Gesetz 

rdn  nach  der  Form  der  Wörter  bestimmt  ist ,   wo  Constructionen  nutvet 

9WMIP  eingetreten  sind,  und  wo  durch  rhetorische  Einiüsse  eine  theil- 

weise  Umwandlang  des  grammatischen  Gesetzes  erfolgt  ist«    In  §  6.  n«  7« 

über  die  Behandlung  der  Adjective  und  Substantive  als  Satzprädicat  sind 

Mrieder  die  einfachen'  Satze  von  den  zusammengesetzten  und  «osammen« 

gezogeiien  zu  unterscheiden ,    und  die  Regeln  von*  Constructionen  nach 

dem  Sinne  und  vom  Gebrauch  des  Adverbiums  als  Prädicat  gehören  gar 

nicht   hierher,    sondern   in    ^e  Lehre   von   den'  Wortvertauschungen« 

Uebrigens  dehnt  sich  auch  die  Verbindung  der  Adverbia  mit  der  Copula 

esse  viel  weiter,  aus,  a)s  Hr»  K.  S.  9.  angiebt«    Adverbia  des  Ortes,  der 


t2  .  Sehiil-  nnd  UniT^rsitStsiimehrieliteiiy 

Zmt,  d«r  Vergleichong  iind  Bntgegeastellang  etc.  können  unbedingt  mit 
€98e  verbunden  werden,  nnd  nur  bei  Adrerbien  der  Eigenschaft  beschräikt 
sich  der  Gebrauch  yieneicht  auf  die  Wörter /riMtra,  abtmde  und  tmpune. 
Tgl.  Bach  SU  Tadt.  Ann.  I,  72.-  Ausserdem  kommt  hier  noch  in  Frage,  ob 
nicht  die  Regel  vom  Gebranch  des  Yerbi  esse  imd. seiner  Verbindung  mit- 
dem  Sjitzpradicat  vor  die  Regel  von  der  Congruenz  des  yolistandigen 
Verbi  zu  steilen  ist,'  und  wäre  es  auch  nur  darum,  um  dadurch  den  Vn- 
texschied  eines  vollständigen  Zeitwortes  von  der  Copiila  khir  zu  machen. 
Tgl.  NJbb.  25,  468  f.  Die  älteren  Grammatiker  begannen  die  Syntax 
gewöhnlich  damit,  dass  sie  zuerst  die  Verbindung  des  Attributs  mit  dem 
Substantiv,  dann  die  Copula  und  hierauf  erst  die.  CongmenlE  des  voll- 
ständigen Verbs  behandelten,  und  also  erst  die  Erweiterung  der  Begriffe 
(Satztheile)' besprachen,  bevor  sie-  zum  ganzen  Satze  gelangten.  Die 
Zuruckmfung  und  zweckmässige  Erweiterung  dieser  überhaupt  natur- 
gemässen  Anordnung  vrarde  den  Vortheil  bieten,  izBB  man  mit  den  Re- 
geln von  der  Congruenz  der  Wörter  gleich  auch  die  nothigen  Bestinunun- 
gen  über  die  grammatische  Wortstellung  verbinden  konnte.  Jedenfalls 
aämlich  muss  der  Schuler  in  der  Syntax  gleich  von  vom  herein ,  an  dem 
jedesmal  entsprechenden  Orte,  erfiüiren,  dass  im  Lateinischen  nacK  rein 
grammatischem  Gesetze  das  als  Attribut  gebrauchte  Adjectiv  und  Sub- 
stantiv hinter  das  Hauptwort,  ^as  Adverbium  vor  das  Verbum-  oder  Ad- 
jectivuni  gestellt  wird^  dass' der  rein  grammatische  Satz  mit  dem  Subjeet 
beginnt  und  mit  dem  Verbum  finitum  schliesst  [wo  nur"  die  Oopula  eoe 
Bisweilen  eine  kleine  Ausnahme  mapht] ,  dass  vor  dem  Verbum.  finitum 
zunächst  das  Object  oder  der  dasselbe  vertretende  Infinitiv  [wohl  auch 
die  Ortsbestimmung],  vov  diesem  der  Dativ  oder  überhaupt  der  Zweck - 
tind  Zieicasus,  vor  diesem  dann  die  Instrumental-,  Causal  -  und  Zeitcasus 
zu  stehen  pflegen ,  und  dass  alle  Abweichungen  von  diesen  Regeln  nicht 
fuider8,'als  entweder  durch ' eingetretene 'besondere  Hervorhebung  und 
Betonung  einzelner  Worter  [also  durc6.  rhetorische  Grfinde]  oder  durch 
Zusammenziehnng  mehrerer  Worter  in  einen  Satztheil,  oder  auch  durch 
einzelne  Wohlklangsgesetze  herbeigeführt  werden.  Die  Bestimmung  der- 
grammatischieii  Wortfolge  ist  also  sehr  leicht,' und  nur  die  rhetorische 
Umstellung  hat  wegen  des  grossen  Einflusses  der  Rhetorik  auf  den  lat^- 
nischen  Satzbatt  ihre  Schwierigkeiten;  jedoch  wird  ihre  Erkenhtnisa 
bedeutend  erieichtert,*  wenn  man  den  Schüler  möglichst  früh  auf  die 
Abweichungen  von '  der  grammatisch<fti  Wortfolge  aufmerksam  macht. 
Was  sich  in  den  folgenden  Paragraphen  gegen  die  getroffene  Anordnung 
des  Stoffes,  namentlich  gegen  -  das  HierheWersetzen  der  Lehre  von  der 
Verbindung  mehrerer  Verba'  passiva  mit  einem  Prädicatsnominativ ,  von 
der  Beiordnung  und  Einordnung  der  Adjectiva  [ohne  Unterscheidung  der 
rhetorischen  Einflüsse],  von  der  Vertauschung  des  AdjecUvs  mit  dem 
Adverbialbegriff,  von .  Attractionsverhältirissen ,  und  vom  Pronominal- 
gebrauch noch  einwenden  lässt,  das  möge  hier  übergangen  werden,  weil 
der* Raum  eine  weitere  specielle  Erörterung  nicht  gestattet,  und  weil  die 
ganze  Sache  nicht  sowohl  das  Krngersche  Programm  ^  als  vielmehr  die 


'Befojrdernngeii  ond  Bbreobeselgmig^ik  QB 

gegenwartig'  Benrsdiende  Anordnung  der  Gnonmatä.  aberlMUipt  angehti 
Was  hier  fiberhaapt  abzuändern  Bei,  -das  ergiebt  sieb  leicbt,  sobald  man 
festbait-,  dass  der  gegenyrärtige  Standpunkt  der  ^pncbforsebung  nament- 
licb  für  den  .Scbnlnnterricht  eine  stredge  Scbeidi^ng  der  einfachen ,  der 
an  einander  gereihten,  '  der  zusammengezogenen  und  der  znsammenge* 
setzten  Sätze-,  der  ans  der  reinen  aufserei^  Form  des  Satze^i  abstrahirten 
und  der  aus  BegrifiEsyertauschnngen  entstandenen  Regeln,  der  grammatU 
s<dien  und  der  styiisUsch- rhetorischen  Gesetze  durchaus  yerlangt  und 
gebietet.  .  Auch  wird  dadurch  der  grosse  pädagogische  VorÜieii  erreicht 
werden ,  dass  die  Regeln  von  dem  einfachen  Satze ,  weil  sie  sich  insge*  \ 
sammt  sehr  leicht  an  die  reine  äussere  Form  desselben  anlehnen  lassen^ 
Tornehmlich  dem.  Anschanungsyermogen  des  Knaben  zn&Uen ,  dass  die 
Regeln  von  den  verbundenen  und  zusammengesetzten  Sätzen  immer  meh|r 
ins  Abstracto  steigen,   und  dass  endlich. bei. der  Lehre  von. den  Wortver-  . 

• 

tanschunjgen  «und  von  den  rhetorischen  und  stylistischen  Abwandlungen 
der  grammatischen  Gesetze  bei  dem  Schuler  bereits  diejenige  Kraft  der 
logischen  Betrachtung  des  Satzes  .als  erzielt  vorausgesetzt  werden  darf^ 
■deren  man  zur  genauen  Eiitwickelnng  dieser  Gesetze  bedarf«  -^  Das 
Programm  des  Obergymnasiuras  vom  Jahr  1839  enthält  eine  beachtens- 
werthe  Abhandlung  über  Hie  BthandJung  der-Länderheiehreibung  in  den 
ebem  CZussen  der  Chfmnanen  von  dem  Coliaborator  D.  Gifhonu  [BramK 
schweig  gedr.  b.  Meyer.  31  (22)  S*  gr.  4.] '  Die  hohe  wissenschaftliche 
Ausbildung,  welche  die  Qeographie  in  der  neuem  Zeit,  als  Wissenschaft 
erlangt  htft ,  die  Sc^lieidiing  der  reinen  Geographie  von*  der  politischen « 
und  von  der-  Statistik ,  und  besonders .  die  dqrch  Ritters  Leistungen  eiiw 
getretene  Hervorhebung  der  physikalischen  Geographie  bat  nach  des 
Verf.  Beobachtung  für  den  geographischen  .Unterricht  in  Schulen  den 
Nachtheil  herbeigeführt,  dass  die  politische  Geographie  zn  sehr  zurück- 
gedrängt  wird ,  und  dass  man  über  der  Betrachtung  der  physikalisdien 
Bescha£Fenbeit  der  Erdräume,  welche  doch  nur  die'  ^senschaftlichd 
Grundlage  für  die  näher  liegende  Betraditnng  des  Menschen  in  seinen 
verscbiodenen  Zuständen  bilden  dürfe,*  die  politisdien •  und  statistischen 
Verhältnisse  und  den  physischen,  inteliectnellen,  moralischen  und  socia- 
len Znstand  der  Menschen  nicht  gehörig  beachtet«  Um  dieses  Missver-  , 
hältniss  auszugleichen,  versucht  er  in  vorliegender  Abhandlung^  weil 
bis  Jetzt  lioch  kons  der  vorhandenen  Lehrbucher  den  geographischen^ 
politischen*  und  statistischen  Stoff  für  das  Bedurfniss  der  Schule  in  aus- 
reichende Vereinigung  gelnracht  4iabe,  die  Hanptgegenstände  des  geo- 
graphischen Stofifo  für  den  Unterricht  in  den  obem  Gymnasialclassen  in 
allgemeinen  Umrissen  nachzuweisen«  Wenn  nändich  der  Schüler  in  den 
untern  GynlnasialcUuMen  bereits  eine  allgemeine  Kenntniss  von  deoL  Gan^ 
zen  der  Erile,  den  einzelnen  Welttheilen,  ihrer  Grosse  etc.  sich  erwor- 
ben hat ,  so  soll  nun  mit  dem  Beginn  der  detaillirten  Länderbeschreibung 
die  yergleicbende  Darstellung  eintreten  und  in  Bezug  auf  Methodik  nach 
den  Vorschrifteo  von  Guts  Muths  und  Selten  unterrichtet  werden..  Vor 
der  Be^chreibnhg.der  einzehien  Länder  09II  eine  allgemeine  Seschr^bung 


flilft  JBIt'livt'-»  imd  toniyefsItStfnaehriclite'ii, 

4m  WelttheUs  Toimiisgdieny  w«ldie  ia  weitereäi  Uafwife,  als  es  in  deii^ 
geograpluMheii  Lehrbüchern  gewdhnlidi  geschieht,  und  nach  der  von 
mtter  in  der  Einleitong  za  Asien  Bd.  IL  S«  1 — 84«  gegebenen  AnweiBtmg 
fiber  die  Stellnng  des  Erdtheils  in  den  Nachbarerdtheilen ,  seine  geogra- 
phische Lage,  Gestalt,  Grösse,  GHederong,  HalbinselbUdang,  Boden- 

'  erhebung,  klimatische  Zonen,  Produete,  Binwofaner  naeh  Abstanunnng,  * 
Religion  ond  Yerfassuni;,    und  ober  Lage  und  Grosse  der  wichtigsten 
Lander  sich  verbreiten  mass*     Detaillirter  wird  dann  von  &  7.  an  nach- 
gewiesen,  was  bei  der  Beschreibm^  der  einaelnen  Land«r  über  deren 

'  korisontale  Aasdehnong  [d.  h.  absidate  und  relative  Lage,  Grenzen  nnd 
die  daroh  sie  gewährten  jSohutzwehren  und  CooimQnioationsverlMndaBgeny 
Gestalt  und  Grösse] ,  vertieale  Bodenerhebung  [orographische  und  4iydro- 
graphisdie  Bildung],  Klima  [mit  Ausschliessung  der.  in  die  Naturgeschichte 
gehörigen  Aufiiahhing  der  Rohproducte  des  drdifiKshea  Naturreiehs} ,  Be- 
wohner [Einwohnerzahl,  Bevölkerungsvertheihing  und  die  daraus  hervor- 
gehenden I«rBchei|Muigen,  Abstanunong,  Bfiscbong,  filtändevOThältnisse, 
Religion,  Charakter  etc.],  Cnhnr  [Ackerbau,  Viehiueht,  Forstcaltw, 
Jagd,  Fischerei,  Bergbau,  €(ewerbs4hatigkeit,  Handel,  geistige  Cultar 
nnd  deren  Ferderun^imittel] ,  Verfassung  und  Verwaltung  nnd  Topogra- 
phie hauptsächlich  voi^etragen  werden  solL  In  allen  diesen  Bestimnni- 
gen  beweist  der  Verl  nicht  nur  eine  grosse  Vertrantbeit  mit  dem  gegen* 
wältigen  Standpunkte  der  Geographie,  sondern  hat  auch  in  ec^t  pridcti-» 
scher  Weise  den  Stoff  so  ausgewählt,  wie  er  zur  Erlangung  einer  Ineh» 
tigen  al^emeinen  Kenntniss  angemessen  erscheint.  «  An  der  VoflstSndig^ 
keit  der  Auswahl  durfte  dahor  nichts  Erhebliches  auszusetzen  sein,  wenn 
auch  der  einzehie  Lehrer  beim  Unterricht  hin  und  wieder  einige  Punkte' 
etwas  mehr  zu  beschränken  und  andere  '(z.  B.  die  Bthnegn^hie  «id  To- 
pographie) etwas  mehr  auszudehnen  haben  d&rlite.  Ueber  die  methodi- 
sche Verarbeitung  des  hi^r  üiv  den  geographischen  Sehuluntemcht  gel»- 
tonen  Stoffes  hat  der  Verl  üoht  schreiben  wollen ,  dadwch  aber  freiüch 
•einer  Abhandtnng  den  Naehthwüi  bereitet,  dass  dto  Stoff  sehr  zerrissen 
aiassieht,  und  dass  die  Frage,  wie  man  das  Vielerlei  zum  Gkumen  ver- 
einigen soll ,  ungelöst  bleib*.  Indess  £ehlt  es  nicht  an  einzelnen  metiK>- 
dlsehen  Winken ,  namentlich  in  Bezug  darauf,  wie  man  die  Betrachtung 
der  einzelnen  geographischen  Verhältnisse  bald  erweitern,  bald  verengem 
soll ,  nnd.  wie  man  sie  f&r  die  Anschauung  4%$  Schülers  am  best«i  leben* 
dig  machen  kann.  Bie  Schrift  bietet  daher  llir  den  geographisch«!  Leh- 
rer gmr  maneheriei  Belehrung ,  und  noch  mehr  Anregung ,  dber  die  Sachjs 
leeiter  naohnudenken.  Eine  Beantwortung  der  Gesammtfrage  fiber  dioBe* 
handhing  des  geographischen  Unterrichts  in  Gymnasien  darf  man  nbrigemi 
in  der  Schrift  nicht  suchen  $  sondern  Hr.  G.  hat  nur  einen  Pnnkt  derselben 
ins  Klare. brhigen  wollen.  Bekanntiieh  leiden  alle  geographisdien  Lehv- 
bucher,  welche  das  Rittersehe  System  in  die  Schulen  verpflanzen  woUen, 
an  dem  Mangel ,  dass  sie  mehr  oder  minder  auf  eine  willköriiche  Aaswahl 
des  Stoffeo  gehißt  aind^  und  bald  in  dieser,  bald  in  Jener  Ausdehnung 
eine  Summe  geographischer  K«intniBse  dari^ten,  wobei  man  fiber  die 
Rechtoiässigl^eit  des  Maasses  nnd  der  Methodik  zu  keinem  klaren  nnd 


B«f8vder«iig«n  and  Blif>eBbes«!giinf«m    -        ^ 

besdnunieä  EhidreMiiItat  kommt.     2iir  BeMitigniig*  d^^iM  Maiilgei»  Qm 
bat  Hr.  G,  in  seiner  Abbaädtung  bestuunty  was  vomebinlicb  aas  dam 
Ritterseben  Systeme  in  den  Sohiünntesricbt  aniziniebnien  nnd  wie  weit 
dieser  Stoff  nocb   durcb  Tbeile  dor  poÜtisdien  und  statistisehen  Geogra-/ 
phie  zu  erweitern  ist,  and  sein  Verdienst  besteht  darin,  dass  er  dadoreb 
eine  bestbnrate  Abgrenzung  des  Lehrmaterials  bietet   nnd  sogleich  die 
Nothwendigkeit  der  yorgescbiagenen  Aaswahl  an  begründen  snebt»    Frei« 
lieh  sind  aber  dadnroh  die  weit  grosseren  Schwierigkeiten,  welche  gegen-' 
wartig  den  geographischen  Schulunterricht  drucken,  nicht  beseitigt,  son-« 
dem  ober  vergrossert  worden.    'Ritlers  System  der  Geographie  bietet 
fnr  den  S^hulunterrieht  nnd  dessen  gegenwärtige  oder  überhaupt  nur  mog^ 
liehe  Ausdehnung  des  Stoffes  viel  zu  viel ,  und  da  nun  Hr.  G.  alle  we-> 
sentliehen  Theile  desselben  in  den  Gyranasiaiunterricht  aufnimmt  and  sie 
nodi  darch  andere  Theile  erweitert,   so  entsteht  allem  Ansehein  nach  ein 
noch  grosseres  Uebermaass ,   über  dessen  Bewältigung  und  Zusammen- 
drängung   der  Leser  in  Zweifel  bleibt.-    Allerdings  kann  man  leicht  ent« 
gegnen,    dass  das  Gymnasium  mit  <ler  Geographie  es  ebenso,  wie  mit 
jeder  andern  Wissenschaft ,  machen ,  d.  b.  aus  deren  Gesammtstoffe  das« 
Jenige  auswählen  soll,  was  lur  ihre  Zwecke,  far  die  gebotene  Zeit  and 
für  die  Fassungskraft  der  Schfiler  angemessen  ist.     Offenbar  aber  hat 
Hr.  G.  diese  Rücksieht  wenigstens  nicht  scharf  genug  im  Auge  behalten, 
weil  er  den  gebotenen  Lehrstoff  zu  sehr  als  wissensi^afÜidies  Ganze 
berechnet  und  ihm  ein  solches  Ziel  der  zu  erstrebenden  geograpJiischea 
Kenntnisse  stellt,  dessen  Erreichung  man  nachjen^r  Rncksicht  zweifele 
haft  finden  darf.     Ks  kommt  dazu,  dass  das  Rittersche  System  in  seinem 
wissenschaftlichen  Element  der  elementaren  Verarbeitung  für  die  Schule 
gar  sehr  widerstrebt  und  für  dieselbe  bis  jetzt  yieltmcht  nur  scheinbar 
popularisirt  worden  ist.     Will  man  alle  die  geographischen  Verhältnisse, 
deren  Beachtung  Ritter  fordert,  die  darauf  gebauten  Abstractionen  und 
deren  Anwendung  auf  die  Brkenniiüss  des  -Erdbaues  und  der  Entwidce« 
long  des  Volkerlebens  naeh^  dem  gebotenen  Umfange  den  Schülern  vor« 
fuhren  und  sie  selbst  nur  fir  die  obersten. Grymnasialclassen  hinlänglieb 
klar  und  begreiflich  machen;    so  scheint  dies  eine  Ausdehnung  des  Unter- 
richts za  fordern,  die  zu  den  'übrigen  Bedingungen  des  Gymnasiums  nicht 
passt.    Will  man  sich  aber  etwa  nur  an  die  gewonnenen  Resultate  halten^ 
und  jene  geographischen  Verhältnasse  und  deren  Wirkungen  den  Schülern 
nur  in  idlgemeinen  Gesamratbildem  yorfuhren;   so  scheint  es,^  als  müsse 
man  Ritters  Abstractionen  noch  mehr  ins  Abstracte  stellen  nnd  sie  dadurch 
for  den  Schüler  vollends  ganz  unvefständfioh  machen.     Nicht  so*  gar 
schwierig  ist  allerdings  diejenige  Popularisirung  Und  Einfahrung  der  Rit- 
ter8<£en  Lehren  in  die  Schule,  wodurch  man  den  Schüler  dahin  bringt, 
dass  er  auf  kurze  Zeit  die  mitgetheilten -Resultate  seinem  Gedächtniss 
einprägen  und  sie  mit  einer  gewissen  Treue  und  Vollständigkeit  wieder 
hersagen  kann.     Allein  das  ist  kein  geographischer  Unterrtclrt  für  Ge* 
iahrtenschulen ,    sondern  nur  ein  Ueberschütten  mit  einer  todten  Masse 
des  Wissens.  -  Was  man  den  Schüler  nicht  so  lehren  kann,  dass  <diO 
Sfkenntniss  in  seiner  Seele  lebendig  wird,  das  muss  man' lieber  gana 


Ofl^  Schill-  and  yniT«ra.ii&t9BAelirichtei||. 


weglaisen.  Der  geographische  Unterricht  in  deil  Gymnasien  aber  scheint 
gegenwärtig  schob  viel  zu  viel  an  Ueberladnng  mit  todter  Masse  zu  leiden» 
Es  ist  demnach  sehr  zu  wünschen,  dass  Hr.  G.  seiner  yoriiegenden  Ab- 
handlung aber  den  Lehrstoff ,  welcher  in  den  geographischen"  Scholonter- 
rieht  anfgenommen  werden  soll,  recht  bald  eine  zweite  folgen  lasse, 
worin  er  klar  nnd  bestimmt  diejenijge  Yerarbeitong  and  Behandlang  die- 
iies  Stoffes  nachweist,  wodurch  man  die  Schaler  zur  klaren  und  Tollstaa- 
digen  Erkenntniss  desselben  fuhrt  und  ihn^  zugleich  in  der  yon  der  Schale 
dafür  gegebenen  Zeit  yollstandigr  umfassen  kann.  Sollte  cties  nicht  zu 
erreichen  sein,  oder  wenigstens  (ar  die  Erfüllung  des  gestellten  Ziels 
eine  grossere  Ausdehnung  der  Unterrichtszeit  gefordert  werden -müssen ; 
dann  wird  man  freilich  auch  erst  i^och  specieller  zu  beweiseix  haben,  dass 
es  unabweislich  zur  Gymnasialbildung  gehört,  das  von  dem  Yerf»  gestellte 
Maass  geographischer  Erkenntniss  zu  erfüllen.  Die  Gründe,  womit  er 
in  der  gegenwärtigen  Abhandlung  die  Nothwendigkeit  der  angesetzten 
Ausdehnung  des  geographischen  Unterrichts  dairthpt,  •  sind  zu  sehr  Ton 
dem  Standpunkte  aus  genommen,  dass  er  die  Geographie  als  Wissen- 
schaft ,  nicht  als  blosses  Lehrmittel  der  Schule  betrachtet  hat*  Dieselbe 
Verwechselung  scheint  Leider  auch  den  meisten  geographischen  Lehrbü- 
chern nnd  .Methodiken  der  Gegenwart  zu  Grunde  zu  liegen,  nnd  da  es 
nun  jedenfalls  klar  ist,  'dass  die  Geo^aphie  als. reine  Wissensdkaft  nicht 
in  die.  Scholz  g^drt,  so  wurde  es  ein  recht  grosses  Verdienst  sein,' 
wenn  jemand  ntir  erst  .folgende  drei  Fragen  rech)  klar  U(id  überzeugend 
beiintworten  wollte:  .1)  Bis  wohin  bleibt  der  geographische  Unterricht 
auch  in  den  Gymnasien  blos  elementar,  und.  welches  ist  überhaupt  das- 
elementare  Maass  geogn^faj^cher.  Kenntnisse  y  dessen  der  Schaler  für  4^ 
künftige  praktische  Leben  nothwendig  bedarf  und  das  also  Ton  der  Schule 
allen  denen  mitzugeben  ist,  welche  künftig  eine  tveitere  wissenschafttliche 
Ausbildung  nicht  erstreben  wollen  ?  '  2)  Wie  weit  wjrd  dl»  Geographie 
Hülfs Wissenschaft  für  aadere  Lehrgegenstände  des  Gymnasiums,  nament- 
lich für  die  Geschichte,  und  wie^lässt  sich  auf  die  einfachste  nnd  kürzeste 
Weise  der  Einfluss  und  -Zus^^nmenhang  der  physischen  Beschaffenheit  der 
Länder  mit'  der  Cultur  und  der  physischen,  technischen  nnd  geistigen 
Entwickelupg  der  Volker  dem  Sdkuler  klar  mächen?  3).  Aeussert  etwa 
der  Unterricht  in  der  Geographie,  sobald  pan  sie  lucht  als  wissenschaft- 
liches System,  sondern  nur  als  Lehrmittel  der  Schule  betrfi,chtet,  ein^ 
yprherrschenden  und  höheren  Einfluss  auf  die .  Ausbildung  der,  geistigen 
Kräfte  und  Anlagen  der  Jugend,  -als  die  andern  Lehrobjecte  der  Gymna- 
sien, oder  füllt  sie  wohl  gar  eine  yon  jenen  gelassene  Lücke  dieser  gei- 
stigen Entwickelnng  aus?  Dieser  letztere  Punkt  ist  besonders  in  Betracht 
zu  ziehen )  und  er  «würde,  da  es  eben  Hauptziel  dw  Gymnasien  ist;  die 
aUgemeine  geistige  Ent^ickelung  der  Jugend  möglichst  allseitig  und  mög- 
lichst yollkommen  zn  erstf^ben,  im  Falle  der  Bejahung  die  zwingendste 
Nothignng  enthalten ,  den  bisherigea  Um&ng  dieses  Unterrichts  zu  er- 
weitern«. Es  kommt  hier  yomehmlicb  auf  ei&e  Prüfung  der  Behauptung' 
an,  ^9LM  die.  Geographie,  sejitdem  sie. yon  Ritter  zn  einer  so  tiefen  Er- 
kenntniss der  physischen  Verhäl^iisse  der-  Erde  und  des  Zosämmenhanges 


Befofiieraüfen  nad  Bkreiibtseifi;irng6ii» 


97 


derfl^ben  mSü  ^r  Bntwickriiq^g  der  YSlkw  hingeflSlirt  h^^  eine  fibemit 
hohe  hiideii4e  Kraft  auf  die  Erwedumg  mid  Scharfimg  der  Anschanniigi  * 
und  Eiiibildaiigflkraft  md  aqf  die  Anabildimg  de«  Yeratandet  and  UrtheOs 
ausübe ,  und  .es  ist  20  nnterSQcheny  ob  dies  nicht  etwa  blos  eine  Fmcht 
der  Brkeiutniss  des  gesammten  wi^senscHalUiehen  Systems  ist,  sondern 
ob  anck  die. niedere  Erkenntnis^,  welche  man  dem  Schaler  daT04  Ter« 
schaffen  kann,  bereits  einen  so  Torherrsehenden  Einflass  auf  jene  geisti» 
gen  Kräfte  hat,  der  durch  keinen  and^n  Lehrgegenstand  in  gleichem 
Grade  und  aof  leichterem  Wege  errangen  werden  kann.  Ebenso  ist  die 
Ton  Rongemont,  Lodw.  Volker  n.  A«  aufgestellte  Behauptung  in  Betracht 
zu  ziehen ,'  dass  die  Geographie  für  die  Erweckübg  des  religiösen  Gdstes 
und  für  die  Veredelung  des  Cremuths  überaus  bildend  sei,  weil  hier 
sdieinbar  ein  Unterstützungsmittel  der  religiösen  Ausbildung  geboten 
wird,  welebes,  wenn  es  sich  bewährte,  yon  der  Schule  mit  grösser 
Freude  aa%enommen  werden  musste*  [J.] 

CoiUBACH.  Das  dasige  furstl.  Waldeckische  Gymnasium,  über 
dessen  Gründung  (im  Jahr  1577)  und  Geschichte  der  Subconrectox  Pr* 
Karl  IFUhm  fietnr.  Curtze  in  dem  Programm:  Die  Gründung  des  Cfpßua- 
wuM  «M  Corbach  [1837.  17  (11)  S.  4.]  berichtet  hat,  ^ar  in  seinen  6 
Classen  wahrend  des  Sommers  1840  von  206  Schülern  [11  hi  Prima  ^  IS 
in  Secupda,  19  in  Tertia,  22  in  Quarta,  20  in  Quinta,  116  in  Sexta], 
im  WinteT  vorher  yon  180  Schülern  besucht,  welche  von  8  Lehrern, 
nämlich  von  dem  Kirchenrath  und  Rector  Karl  Fr,  fFeigel,  dem  Pro- 
rector  und  Bibliothekar  TA.  ff«  ScAotte,  dem  Conrector  Dr.  Louk  Er* 
Ckrm  Curtse\  dem  Subconr.  Dr.  Karl  W*  H.  Curtoe,  dem  Collaborator 
Karl  A4,  Xfc>  Hahn,  dem  Musikdirector  JoJL  Hemr,  fldbi,  dem  Hulfs- 
iehrer  für  Mathematik  und  Zeichnen  Oberlieutenant  Ferä*  von  Bheina 
und  deip  franz.  Sprachlehrer  Jcofi  €M^frmd  MaraUe  nach  folgendem 
Lelöpl«!!  mit0Exichtet  wordent 


I.         n.    m.  IV.    V.   VT. 


Latdn 

Griediiscfa 

Hebräisch 

FVanzosisch 

Deutsch 

Religion 

Philos*  Propädeutik  . 

Alterthumswissensch. 

Geschichte 
'  Geographie 
Mathematik 
Rechnen 

Naturkunde 

Schreiben 

Zeichnen 


3,   9 

1,     6 


l 

8, 

9,  9, 
3,    -, 

2, 

l 

2, 
l 

1'    T 

1:  t 

2,     % 

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2,      1, 

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•^. 

1, 

1, 

— ,  1, 
1,  -, 

6|  —    iNroeheatUche 

— i  —       Stunden. 

li\  ^ 

4,  11    . 
2,      3 


1,      3 


Gesang  & 

If.  Jahrb.  f.  PhiL  n.  Päd.  od,  KrU.  Bibl  Bd.  XXXIV.  ffft.  1.  7 


§S  -Schill*  tinH  Üi(i'T6r9ltSt»«ft«br4«1iteiiy 

Die  Sexta  Ut  reine  Elementiircksse  und  die  Öberpi4mttier  btf>en  die  8IK 
gegebenen  4  Lebrstunden  nur  sur  höheren  Ausbildung  in  den  ciasfiMhen 
Sprachen  durch  lateinWche  Interpretation  der  Schriftateilw  und  dttroh 
Uebnng  im  Lateinisch -Sprechen,  und  gemessen  übrigens  mit  der  Unter- 
prima geftteinsamen  Unterricht«  Der  lateinische  Sprachunterricht  steigt 
in  Prima  bis  sum  Lesen  der  philosophischen  Imd  rhetorischen  Schriften 
des  Cicero ,  des  Tacitns  und  Lirius,  des  Horax  und  Terenz,  im  Griecdiir 
sehen  bis  su  Plato,  Demosthenes  und  Sopholcles  auf.  Durch  Bestimmung 
des  fSrstl.  Consistoriums  ist  übrigens  seit  1840  angeordnet,  dass  die 
Schriftsteller  mehr  nach  einander  als  nebeneinander  gelesen,  und  dieselbe 
Abstufung  auch  so  Mreit  als  möglich  für  die  übrigen  Lehrgegenstfinde  W- 
mchtet  -vrerde.  Die  zur  Universität  abgehenden  Schuler,  deren  toii 
Ostern  1890  bis  dahin  1840  fiberhaupt  77  dahin  entlassett'^orden  sind, 
haben  ein  schriftliches  und  mundliches  MaturitStsexamen  zu  bestehen.  — 
Das  im  Herbst  1840  erschienene  Programm  des  Gymnasiums  etithält  eine 
auch  in  den  Buchhandel  gekommene.  Commentath  de  Horatn  €arm.  I,  12«, 
^oifi  seripsit  "Dt.  L,  Curtze,  [Mengeringhausen  gedr.  b.  WeigeL  1640. 
40  (3d)  S.'  gr.  4.]  und  bietet  eine  sehr  gründliche  und  beachtenswerthe 
Untersuchung  fiber  Abfassungszeit ,  Inhalt,  Zwedc^  Behandfittigsweise 
und  dichterischen  Werth'  dieses  Gedichts ,  durch  welche  das  VerstandnisS 
desselben  sehr  wesentlich  gefordert  und  eine  Anzahl  schöner  Erörterungen 
über  das  Einzelne  und  Ganze  gewonnen  ist.  1>er  Verf.  hat  mit  rieler 
Soi^alt,  grosser  Einsicht  und. ausgezeichnetem  Scharfsinn  den  Ideengang 
des  Ganken .  und  dessen  sprachKche  und  metrische  Einkleidung  allseitig 
betrachtet ,  und  so  entsprechend  entwickelt ,  dass  er  die  verschiedenarti- 
gen Meinungen  der  Erklärer  über  das  Gedicht  mit  Gluck  abweist  und 
berichtigt,  und  ein  Rei^ultat  gewinnt,  wodurch  der  Zweck  und  Weirth 
der  Ode  im  Allgemeinen  riclitig  bestimmt*  und  klar  gemacht  wird*  Aßein 
weil  er  so  verschiedenartige  Ansichten  über  dieselbe  voHtnd  «nd'  alle 
Meinungen  der  Erklärer  beachten  sm  müssen  glaubte;  so  ist  er,  durch 
die  Spitzfindigkeiten  einiger  neuem  Erklärer  verleitet,  in  ein  übertrie- 
benes Griibeht  verfallen,  darch  welches  zwar  die  Eroberung  desBinzel- 
nen  an  Scharfe  gewonnen  hat ,  allein  in  den  einzelnen  Ideeh  zuviel  ge- 
sucht ,  das  gefundene  Endresultat  -  etwas  getrübt  und  überhaupt  die  vor- 
urtheilsfreie  Untersuchung  gestSrt  worden  ist.  Die  Erörterung  beg;innt 
mit  der  Bestimmung  der  Abfassungszeit  des  Gedichts ,  wofür  das  J.  730 
n.  R.  E.  darum  als  das  wahrscheinlichste  gefunden  wird,  weil  der  im 
Gedicht  erwähnte^  Marcellus  schon  731  starb  und  erst  729  durch  die  Ver- 
heirathung  mit  der  Julia  und  durch  die  Erhebung  zum  Aedilis  curulis  däe 
Erwartung  zu  erregen  anfing,  dass  er  des  Augustus  Nachfolgerwerden 
werde,  und  weil  Augustus  selbst  erst  seitdem  J.  727  als  wahrer  Beherr- 
scher des  Romerreichs  genahnt  werden  konnte  und  eben  im  J.  730  den 
Aelius  Gallus  zu  einem  Kriegszoge  nach  Arabien  schickte,  für  welchen 
vielleicht  die  Nebenaufgabe  gestellt  war,  auch  die  Serer,  Indhr  und 
Pärther  zu  bekriegen,  vgl.  Horat.  Od.  I,  35,  31.  u.  29,  4,  Vorausge^ 
sdiickt  ist  eine  kiurze  Nachweisnng  der  Art  und  Weise ,  wie  Horaz  den 


Bof5rdemiicen  und  fibr^nboseigangen.  90 

Avgnst  in  dsn  tot  730  gettaobien  Godiditen  {«eist,  and  es  wird  gcfiin- 
den,  dafls  er  deneelben  hier  xam  entensml  als  den  allgewaltigen  «id  ya* 
teriichen  Behemcher  der  Erde  daMteUt  ond  mk  dem  Jbpiter  in  Yerglei- 
chnag  setzt.  Es  folgt  eine  Unteraucbang  de  oompoMlione  cnramit»,  8. 7  &) 
v«rin  der  Verf.  nacb  koner  Angabe  des  Ideenganges  auf' die  in  dem  Ge- 
dickt Torfaandene  Dreithmügkeit  hinweist ,  nber  schon  hier  etwas  zn  weit 
^ebt,  wenn-  er  sie  dnrdi  die  BintheUnng  der  besongenen  Personen  in 
OdttMT.,  Heroen  nnd  grosse  Remnr, -durch  die  fttnfinal  drei  Strophen^ 
Toa  denen  drei  der  Einleitimg,  drei  dem  Sddnssey  drei  dem  Preise  der 
Crdtter,  sw«imai  drei  den  Heroen  nnd  greisen  Römern  angehören ,  donh 
das  Itefassta  von  drei  PeisoAendasse*  in  der  entten,  Ton  drei  Oettem 
in  der  dritten,  von  dr^t  Heroen  in  der  siebenten  [wo  die  Diosknren  w<oU 
anch  nar  for  Ekis  sfiblen  könnten]  nnd'  Toia  drei  Mahnern  in  der  elfte, 
dnrcii  dse  drehaMtige  Anrtifling  des  Jupiter  in  der  letulen,  die  dr^  Berge 
in  der  «weiten,  die  drei  Fanüge  desOrphens  in  der  dritten,  die  drei 
Sigenschailben  des  Jupiter  in  der  vierten  und  fiinften ,  und  die  drei  Yol«- 
Icer  in  der  TielrsehAten  Strophe  begründet  sein  lasst.  IHe  Haupterortd- 
nmg  ist  dem  Abschnitte  de  qornmiM.  senlehfib,  S.»  8 — 36.,  gewidmet, 
imd  der  Yerf»  bespricht  der  Reihe  Aach  alle  mnzekie  Ideen  und  Gedanken 
des  Gedichts,  betrachtet  sie  im  Binsefaien  und  im  Zusammenhange  und 
findet  dadurch  als  Zweck  des  Gedichtes  Irarais,  däss  es  ein  LöUied  eak 
Aug^u»  sei ,  welcher  ebenso  als  väterlicher  und  gutiger  Beherrsdier 
d«B  Rdmehreichs  {oder  des  Erdkreues)  im  Frieden,  wie  als  mächtiger 
tind  megreicher  Bekampfer  der  Feinde  im  Kriege  gepriesen  und  in  beidei^ 
lei  Besiehung  mit  dem  glichen  Wirken  des  Jnpitet  im  Himmel  in  Paral- 
tele  gestelli  w^e.  Diese  Tendern,  des  Gedichtes  hat  Hr.  C.  in  so  kla- 
rer und  Bcharfinnuiger  AuseinandersetKung  naohgeliviesen ,  dass  man  Aber 
deren  Richtigkeit  weht  in  Zweifel .  bleiben  kann;  und  ebnnso  gesduckt 
hat  er  die  Hauptschwierigkeiten  der  emselnen  Stellen  beseitigt*  Allein 
es  tritt  eben  hier  das  übertriebene  Grnbefai  gane  besonderii  herror  und 
e^iibart  sich  yomehmlieh  in. dem  Streben,  in  jedem  emäselnen  Haupt- 
gedanken des  Oedicbi&  eine  speäelle  Besiehung  .auf  August  sn  finden, 
ttild  alle  B^iiipiele  der  Götter,  Heroen  Und  grossen  R^m«fr  nach^delr  Dop- 
pelbesiefanng  gewählt  sein  sn  lassen,  dass  6ich. entweder  In^der  Birwah- 
nnng  ihrer  grossen  kriegerischen  Thaten,  oder  in  ihHn  wohltha<^gen . 
Pitedenswerkea  eine  ahniicbe  Tugend  des  Angustus  abspiegele«  '  8o  soH 
stehen  in  4&t  Erwähnung  der  kfra,  als  des  Instruments  für  firiedliehe  und 
heitere  GesSnge  [vgl.  Od;  I,  6,  lOi  33,  18.  m,  ^  69.],  und  der  ttüäy  ab 
des  Instruments  für  Kxiegslieder  [s.  Art.  poet.  202.  Od.  I,  1,  SB.],  die 
Hinweisung  auf  das  zwiefiiche  Lob  der  Frfedens  •  und  Kriegestngenden 
des  August  enthalten  sefai*  Ueber  die  sweckmSssige  Erwähnung  dek 
Hämua' beben  den  beiden  Musenbergen  HeUcon  und  Piadu^  soll  Hora% 
wie  aus  dem  Gebrauch  der  Partikel  «e  hervorgehe,  selbst  in  Zweifei^^g»- 
wesen  »ein,  aber  diese  fi^wäfanung  durch  die  llUigere  Erzählung  vüm 
Oipheus  gerechtfertigt  haben,  in  wt^eher  folgende  Begehung  auf  den 
August  gefunden  whrd«  „utDrpheks  meratns  sit  flundnum  lapsns  eeletes» 

•     7* 


lOO  Schal-  and  UaiTerflitartflnAchriehtoD, 

^e  Teiltos ,  sie  domnisM  Angnatuii  Tirtnie  belli  hoste»  condtatos  ;  p«r- 
tenritos,  sine  ordine,  eum  illo»  seqnotos  esse:  at  Orph.  poeta  blande 
doxerit  qnereus  cantns  snaTitate  delenitos ,  sie  Aog.  iostitia  et  aeqoitate 
tempore  paös  ienire  excitatos  cives ,  ut  obedientissinu  sint«^'  Anch  die 
innlr  Gotter  sollen  in  der  Doppelbexiehong  zu  August  erwähnt  sein ,  dass 
der  lichter  den  Jupiter  und  die  Pallas  als  deos  rebus  pads  et  otii  tem- 
pore insignes  angefahrt  und  ihnen  die  übrigen  drei  als  deos  rebus  bellicia 
elaros  entgegengestellt  habe*  Jupiter .  sm  namUch  durch  die  Benennong 
purens  und  düreh  die  Wahl  des  Wortes  temperat  von  Seiten  seiner  nüldea 
«ad  Tätarlichen  Herrschaft,  durch  die  Worte  mare,,terTat  und  anmiiifi» 
In  Beeng  auf  seine  Albaacht  und^durch  unile  nÜ  manu  generatur  hinsfcht 
fich  seiner  Wurde  und  Ehre- gepriesen ,  und  weü  der  Pallas  pioximi  ho-^ 
nore»  gegeben  werden ,  so  könne  auch  sie  nur  uls  Gottin  der  Friedensaeit 
betrachtet  sein»  Aus  beiden  Annahmen  wird  dann  auch  der  Beweis  ab- 
geleitet, dass  man  unde  nicht  durch  a  9H0,  sondetn  durch  ^wire  wklareiiy 
«nd  die  Worte  proelm  audax  auf  den  Liber  beziehen  müsse.  Bei  dem 
Xsfter  selbst  hat  der  Verf.  übrigens  die  naheliegende  Vergleichung  seiner 
2äge  in  den  Orient  mit  des  Augustus  Kämpfen  gegen  die  Serer  und  Inder 
sn  erwähnen  vergessen.  Von  den  Heroen  soll  .Hercules  nur  wegen  der 
'firtus  bellica  [ —  nicht  auch  als  pacificator  orbis  terrarum?]  erwähnty 
bei  den  Dioskuren  aber  ebenso  deren  Kriegsmath ,  wie  ihr  wohlthatiges 
firiedliohes  Wirken  hervorgehoben  sein.  In  der  Stelle  von  den  grossen 
B^mem  aber  wird  zunächst  Tarqumius  von  dem  Tarquinins  Priscas  ge- 
dentety  CaUmü  nsbüe  Utum  gegen  die  versuchten  Conjectnren  und  Ver- 
änderungen geschützt  y  und  der  Beweis  gefuhrt ,  dass  nntex  Marcellus 
ucht  der  ältere,  sondern  der  Schwiegersohn  des  August,  unter  Julium 
sidus  der  Augustus  selbst  zu  verstehen  seL  Romulus  ist,  wie  der  Verf. 
meint,  wegen  seines  Kriegsmhmes,  Numa  wegen  sdner  Friedensthaten, 
Tar^ninius  nach  beiden  Beziehungen  (hello  et  pace  promptissimus)  auf- 
geführt; in  den  drei  folgenden  (Cato,  Regulas,  Paullus)  wird  die  edle 
Aufopferung  fürs  Vaterland  gepriesen,  und  da  man  einen  ähnlichen  Opfer- 
tod  bei  den  Scanren  nicht  nachweisen  kann,  so  ist  der  Name  vielleicht 
Hdt  Qraeehoa  zu  vertauschen ;  b^i  den  drei  letzten  endlich  tritt  wieder 
der  -Kriegsruhm  hervor.  Auf  dem  angefahrten  Erortemngswege  aber 
gelangt  der  Verf.  zu  folgendem  Bndresultat:  „In  prooemio  verbis  iyra  et 
tibia  ac  nairatione  de  Orpheo  significat  poeta  de  diversis  rebus,  de  rebus 
ad  bellum  et  de  rebus  ad  pa^cem  pertinentibus  se  v^le  canere ;  in  parte 
de  düs  duoB  primum  canit,  qui  omati  sunt  virtutibus  pads,  tum  tres, 
qui  laudibus  belli  abundant;  in  parte  de  heroibtts  celebrat  tres,  qui  laa- 
dem  fortitudinis  assecuti  sunt,  et  tres  qui  omati  sunt  lenioribus.  virtuti- 
bus (?),  eodemque  modo  deniqne  viris,  quos  canit,  tribnit  laudem  propter 
Tirtntes,  quibus  floruerint  vel  tempore  belli,  vel  otii  tempore.  lam  vero 
eum  dicat  inter  omnes  illos  vires  micare  Angastnm,  ut  Luna  inter  ignes 
-minores,  eademque  igitur  lande  eum  atque  ülos  oelebraverit,  necesse  est 
itatnamus ,  iisdem  etiam  virtutibus  dignum  eum  iudicasse,  Ac  cum  in 
exitii  carminis  comparaverit  enm  cum  love,  fiMÜe  iat^Higitnri  poetam  do 


B«fordernng.ea  und  Bhrenbeseignngea.  101, 


Ätignsio  lam  in  initio ,  cam  «andem  loTem  caneret,  cogftaMe.  Cni 
ibi  propter  lUlam  tantoni,  qna  cum  Pallade  oxiiatiis  sit,  yirtntem  eompa- 
rarerit  Augiutiini,  propter  alteram,  quam  in  exitii  sinral  com  leniori  tIt- 
tate  loyi  tilboit,  Libero,  iHanae  et  Apöllini  enm  comparat.  Heroas 
T«ro ,  cnm  üsdem  duobna  landis  generibus  ajffecti  sint,  ut  AagastOf  com 
iia  conferafor  nominatos  eMe,  praesertim  com  medii  ponti  sint  interdeoi 
et  TiroB,  non  est  qnod  possit  negari.  Qnod  quo  minns  fieri  ponnt  iia 
locis  ef&citiir,  in  qoibas  emn  iisdem  heroibaa  comparatar  Angnstna 
(Bp.  II,  1,  4;  Carm.  III,  3,  13.  IV,  8,  30.)$  <pA  loci  minime  negligendi 
aiint,  cnm  ettam  Liber  et  Romains,  unns  igitnr  de  diis  et  muis  de  ririay 
qnoa  hoc  carmine  landat  Horatins ,  nominati  «int  et  propter  eandem  vir- 
tntera«  Atqne  Ita  omnes  partes  aernimt  landi  Angnati.^'  Nachdem  nrni 
aber  auf  dem  angegebenen  Wege  ein  in  ^er  That  sehr  strenger  logischer 

^  Znsammenhang  mid  eine  poetische  Einheit  des  gancen  Gedichts  gewonnen, 
so  wird  es  Hrn.  C.  leicht,  im  dritten  Abschnitt:  De  tractadone  argn- 
nenti,  S.  26 — 33.,  das  Peerikampische  Verdammttngsnrtheil  der  Verse 
33 — 48.  zurückzuweisen ,  und  aneh  den  formellen  poetischen  Werth  dea 
Gedichts  durch  Hinweisnng  auf  die  Hanpteigentfafimßchkeiten  der  Sprache 
und  Einkleidongsform  zn  begründen:  welcher  Erörterung  zugleich  die 
kritische  Rechtfertigung  mehrerer  Lesarten,  wie  aumk,  reemet,  parentm^ 
temts'y  oceupavity  steüa  refiUsii,  quod  sie  t)o{uere,  reg^ty  eingewebt  ist. 

'  Bas  Scharfsinnige  der  ganzen  Erortenkng  ist  ans  dem  gegebenen  Inhalts* 
berichte  ersichtlich ,  und  auch  gegen  das  gewonnene  Resultat  aber  den 
Zweck  des  Gedichtes  wird  sich  nichts  Erhebliches  einwenden  lassen, 
sobald  man  von  der  allzu  angstlidien  Beziehung  der  einzelnen  aufgeführ- 
ten Personen  auf  Augustus  absieht.  Allerdings  muss  man  dem  Verf.  zu- 
gestehen ,  dass  Horaz  in  seinen  lyrischen  Gedichten  fest  überall  entschied  - 
den  refiectirender  Dichter  ist,  und  in  schärferer  Berechnung  und  stren- 
gerem logischen  Zusammeilhange  die  einzelnen  Ideen  der  Gedichte  mit 
einander  yerknupft,  als  man  es  bei  andem  lyrischen  Dichtem  findet. 
Dennoch  aber  bleibt  auch  in  seinen  Gedichten  vermöge  des  allgemeinen 
Wesens  aller  Poesie  die  Ideenverbindung  eine  viel  freier«^ ,  als  dass  man 
for  jeden  einzelnen  Gedanken  einen  so  specieilen  Zusammenhang  mit  der 
&auptidee  aufspüren  durfte,  wie  es  hier  Ttfrsucht  worden  ist.  Und  in 
dem  gegenwartigen  Gedichte  durfte  die  poetische  Emheit  des  Ganzen  anch 
gerettet  amn,  sobald  man  sich  zn  folgender  freierer  Betrachtung  desselben 
erhebt.  Horaz  ist  bekannt&ch  oft  veranlasst  worden.,  die  Thaten  ^ea 
Augustus  zu  besingen,  niid  nimmt  offenbar  in  gegenwärtigem  Gedichte  , 
einen  Anlauf  dazu.     Die  allgemeine  Anlage  desselben  hat  er  der  zweiten 

,  olympischen  Ode  des  Pindar  nachgebildet ,  aber  freilich  mit  der  Abwei- 
chung, dass  er  nicht  in  ein  detaillirtes  Lob  des  Augustus  übergeht,  son- 
dern sein  Gedicht  gewissermaassen  nur  als  Prolog  zu  einem  grossen  Hym<* 
nencydus  hinstellt,  in  welchem  er  eine  Anzahl  Gotter,  Heroen  und  grosse 
Roluer  (wahrscheinlich  in  einzahlen  Hymnen)  besingen  und  wo  er  am 
finde  mit  Lobgesängen  auf  den  Augustus  und  swn  Geschlecht  schliessen 
^^.    Die  ^nftählang  der  sa  beaiiigenden  Personen  also  und  die  allge*- 


lf& 


jlchol-  taii4  Univetsltat«naeliricliteii, 


DMiae  NEchwcisnug/  mamm  fie  betfmgen  werdea  söllett,   4«i»  kt  d«r 
all«]!»^  2v?e€k  des  GedicbU.     Di«  eisten  drei  Siropheii  gebea  ab.  Eio- 
leUung  nicht«  weiter  ali  die  Aorofiing  der  Muse,  nur  nacli  Pipdars  Mor- 
fiter  in  die  Frage  eingekleidet,   wen  die  Mane  besingen  woUe,  und  naeh 
dMselben  Weise,  wie  Pindar  seinen  Oden  oft  Mythen  ejuaifliclity  dar«li 
eine  gelelvte  Digression  über  Orpheus. erweitert,  welche  an  4em: folgen* 
den  Lobe  des  Augostns  in  keiner  Bex&dinng  steht ,  nbrigens  aber  fär  den 
Anfang  einer  alten  Hjmne  ganx  ai^emessen  ist,  somai  da  die  AafisahlaiBkg 
der  drei  Musensitae  den  Leser  von  dem  HeHeon^  als  dein  jongstea  Sitae 
des  griechisdien  6e<ian^s,  über  den  Pindias  aom  Hämiis,  in  das  älteste 
Vaterland  der  Hymnenpoesie ,    fainanff^irt*     Dergleichen  »ythoiogisclie . 
lind  hist<Mrische  Eioflechtangen,   toa  denen  eine  aweite  gleich  nachl\«r  in 
Vs«  27—32.  wiedtfkehrt,   sind  so  sehr  im  Charakter  der  alten.  Hymnen 
und  eben  so  eine  Bigßnthümlichkeii  der  lyrischen  Poesie  des  Pindar  und 
Horaz,  daas  inan  weder  über   ihren  Zusainmenhattg  ndt  dem  Gediehte 
noch  aber  ihre  poetische  AngemesseiBiheit  Tiei  grabein,  sondern  hochstena 
daran!  hinweisen  darf,  dass  sie  fnr  die  alten  Dichter  ein  Mittel  sind, 
ihre  Leser  ober  donkle  nnd  wenig  bekannte  religiöse  iknd  vaterlandisobe 
Sagen  an -belehren,  etwa  wie  es  bei  uns  epische,  BaUaden-  und  Legen* 
dendichter  bisweilen  zn  thnn  pflegen»     Von  Vs.  ISk  an  beginnt  nun  die 
Anf^äUnng  der  Gottw  und.  Personen,  welche  der  Dichter  in  seinien  Lie- 
dern feiern  wiU,   odex  welche  ihm  überhaupt  eines  Hymnos  würdig  zn 
s^n  scheinen*     Die  Rücksicht  auf  den  letzten  Zweck  des  ganzen  Ge- 
dichts,   den  August  als  Schütz^  und  Wohlthater  des  RSmerreichs  za 
'  feiern ,  hat  nun  allerdings  bei  der  Wahl  dahin  geführt ,  dass  nur  solche 
genannt  werden,  welche  in  ahnlicher  Weise,  wie  Angustus,  als  erhabene 
^  und  des  Hymnus  würdige  Wohlthäter  der  Menschheit  oder  dea  Vaterlan- 
des aufgetreten  sind ,  und  darum  mag  man  nach  di^er  Rücksicht  immer- 
hin die  getroffene  Wahl  beurtheilen;    allein   scbwcorUch  darf  nmn  bei 
jedem  Einzelnen  angstlich  'darnach  fragen ,  welche  speteielle  Eigeasdiaft 
es  sei,  durch  die  er  mit  Augustua  in  Vergleichuilg  tritt.     Im  Gegenthell 
liegt  eben  darin  das  Poetische  der  Anfimhlttug,  dass  Horaz  dar  Phantasie 
des  Lesers  freien,  Spieliaom  lasst,  bei  jed«si  Eänzelnen  die  Verdienste 
und  Wohltbaten  desselben  sich -anszumaJen.     Auch  mt  ja  offefd>ar  nur 
Jupiter  mit  dam  Angustus  in  nahe  Beziehung  gestellt;  und  nnr  bei  dea 
Dkiosknren  apedeUer  erwähnt,  Ton  weleher  S^te.  der  Dichter  sie  preisen 
wilL     Bei  allen  andern  genügt  es  ihm,  durch  blosse  Nenmuig  des  Na- 
mens odw  durch  ein  leise  andeutendes  Pradioat  erraten  zn  lassen ,  aus 
welchem  Grunde  er  sie  unter  die  Zahl  der  zn  Besuigenden  au%enemmea' 
hat;  ea  ist  ihm  genug,  klar  gemacht  zu  haben,  dass  die  genannten  Got« 
ter  und  Heroen  eben  midilage  SchnlsBer  und  woldthätige  Helfer  für  die 
Menschen  sind«  dass  die.  genannten  Römer  durch  irgend  dine  C^ssthat 
den  Dank  nnd  die  Bewuadenug  'des  Vaterlandes  efcrnngen  haben.  '  An 
sie  reiht  sich  MarceUus  als  junger  hoi&wagaTeller  ^pre^a  (ak  der  zu  er- 
wartende künftige  Wohltibater  des  Volks)  und  Angustus  seihat  ala  der 
gegenwärtige  erhabene  Ekurt.dea  Remerreiehea  Und  des  Erdkreises  an, 


Beförderungen  und  Blire.Bbev«)lgiin€«A»  UA 

4er. alle  ge«inn^  ildqper  aq  Qr«iM|^  und  VerdieiUBi  hoch  überrag  und 
darum  elicA  uur  depi  J^ter  yergUichhar  ist.  Scheu  diese  letzte  Wen- 
düng  deA  Gedichts  zeigt,  dass  au  eine  weitere  Fortführung  des  Ver- 
gleiches nicht  gedai^ht  werden  darf.  Dass  übrigens  die  Anlage  der  Ode 
aibcb  in  solcher  Wei«e  deo  poetischen  Forderungen  entspreche,  und  dass 
in  derselben  mch^ts  überflüssig  und  schleppend,  oder  gar  störend  und 
verieisKeiid  sei,  darüber  ist  wohl  Niemand  in  Zweifei,  der  das  Gedicht 
Yoructbeiisfrei  betrachtet  und  überhaupt  da^  Wesen  der  alten  Poesie 
kennte  ^  [J.] 

KaXi^NGfiN«     Dem  Jahresb^chte  von  der  dasigen  koau  Studienan> 
stak,  bekannt  gemacht  bei  der  öffentlichen  Preisrerthciinngden  TS.  Aug. 
1639,  ist  eine -sehr  beberzigenswerthe  Abhandlung  Ueber  dk  Aiifgabe  des 
üeb^rs^tmena  von  dem  Professor  Dr.  Karl  Schäfer  [Erlangen.  31  (24)  S.   * 
gr« 4.]  beigegeben, ,  wori|i  die  Frage  über  die  beste  Methode  der  Ueber- 
tragnng  fremder  Schriftsteller  in  unsere  Sprache  einsichtsvoll  und  tref- 
fend untersucht  mid  beantwortet  ist.     Je  mehr,  in  der  neueren  Zeit  die 
Yossisebe  Uebersetzungs weise  sich  ausgebildet  und  fast  zur  Manier  erho- 
,  ben ,  überhaupt  aber  die  Nachbildung'  fremder  Schriftsteller  in  die  Rich- 
tung sieb  umgestaltet  hat,    dem  Inhalte  entweder  die  Form  oder  der 
Form  den  Inhalt  aufzuopfern;  um  so  mehr  hat  Hr.  S.  sich  veranlasst  gese- 
hen, seine  Erörterung  mit  einer  PrufOng  von  SMciermacher^s  Abhandlung 
über  die  verschiedenen  Methoden  des  Ueb^rsetzeus  (in  den  AbhandlL  der 
philes.  Classe  der  kon.  Aksdemie  der  Wissensch.  Berlin  1816.  S.  143  ff.) 
zu  beginnen»   weil  Schleienuacber  eben  die  Bichtigkeit  der  Yo^sischen- 
.  Methode  zu  eryveisen  und  die  Yermittlnng  der  erwähnten  zwei  Extreme 
herbeizufiihren  bemüht  geyvepen  ist.     Treffend  und  überzeugend  ist  dar- 
gethan ,    dass  die  Schl^rmachersche  Yerinittelung  nicht  zum  Rechten, 
sondern  vielmebr  bei  conseqpenter  Durchführung  zu  etwas  sehr  Yerkehr- 
tem  führt,  und  eingewebt  sind  i^ierlei  Erorterangen  über  die  verschiede- 
nen Richtungen,  des  Uebersetzoa« ,  über  Paraphrase,   Nachbildung  und 
Ueberset^iWIg,.  über  die  notbwendig^  Bewahrung  der  Form  bei  ppetischen 
und  rhetoari)ieh.-.oratorisohen  Schriften,    über   den   Widerstreit  ^  unserer 
aocentuirendeu  Sprache  gegen  die.,  strenge  Prosodlk  der  griechi^hen  und 
römischen  Sprache  und  dergh  m.     Pies  führt  d,^nn  zu  einer :  treffenden 
Nachweisung  der\Qewaltthütigkeit,  -welche  durch,  die  Yossisebe  Ueber- 
setzungs weise  gegen  unsere  Sprache  geübt  wird,    und  der  spi^aehUch,-* 
stjhstisehen.  Mängel,  w^an  diese  Uebersetzungen  leiden,  wobei  zugleich 
Gdthe^s  Urtheil   über.Yoss  (in  den  Noten  und  Abhandi    zum  ivestostl* 
Bivan  Th.  6.  S.  239.).ünutirt,  das  Mangel-  und  Fehlerhafte  der  Klop«^ 
stockischen  Naehbildungsform  angedieutet   und  darauf  hingewiesen  ist, 
dass  schon  die  Alten,  z.  B.   Cicero  de  cpt.  gen.  orat.  c.  5.,   den  rechten 
Ueb»setzungs.weg  angedeutet  und  gelaroffen  haben.     Zum  Schlnss  sind 
^n  die  aHgffuein  .gültigeti  Grundsätze  und  Beduigungsn  einer  guten  Ue* 
hersetzttug  <  in  i^llgemeiae  Qesetze.  und  Regeln  zusammengelasst,  und  es 
wird  .verlangt ,   dass  eine  .Uebersetzung  vollkommen  deutsch  sei^  d.  h. 
dass.  «e  den  Charakter  und  die.  Form  unseres  volksthümliqhen  penkens 


104  dchnl-  und  Uairersiiati^iiachriQhteil} 

uod  Empfiiideiifl  nach  seiner  BägentltSmlicIikeit  rein  und  ktar  an^rSge^ 
dass  die  Sprache  in  ihr  nidit  bloB  correct^  sondern  auch  anmnthig,-  ge- 
fäiiig,  wohlthuend  und  harmonbch  sei;  dass  die  Uebersetznng  nicht  blos 
als  Surrogat  fSr  die  Unzogänglichkeit  des  Originals,,  soadeni  als  Bt was 
an  sich  erscheine,  was  man  fnr  sich  gemessen  könne  und  nicht  erst  ui 
die  Urschrift  znrückzuabersetsen  brauche ^  um  es  geniessbar  za  machen; 
dass  der  Uebersetzer  sich  ganz  in  die  Denk-  und  Anschauungsweise  de» 
Autors  hinemyersetze  und  mit  dessen  IndiTidualitat  seine  eigene  mög- 
lichst identificire,  um  eine  Nachbildung  zu  schaffen,  welche  bei  treuer 
Bewahrung  der  Spraciieigenthumlichkeiten  der  Mattersprache  dach  aadi 
die  alten  oder  überhaupt  die  fremden  Schriftsteller,  wie  sie  leibten  md 
lebten,  klar  erkennen  und  richtig  gemessen  lässt.  Droysens  Uebenetzmig 
^ea  Aristophanes  wird  hierbei  als  Muster  empfohlen  und  wegen  des  Wei* 
teren  überhaupt  auf  dessen  Vorrede  Thl.  I.  p.  XI— 'XVI.  Yorwiesen.  Die 
ganze  Abhandlung  ist  .eine  überaus  zeitgemässe  und  dankenswerthe,  da 
das  Uebersetzen  und  Nachbilden  fremder  Schriftwerke  fortwährend  einen 
so  wesentlichen  Theil  unserer  Literatur  ausmacht,  und  der  Verf.  nmdit 
sehr  richtig  darauf  aufmerksam,  dass  das  deutsche  Volk  nicht  nur  firuher- 
hin,  weil  seine  Bildung  gleich  vom  Anfiing  aii  auf  .die  griechisch -römi- 
sche gegründet  wurde  und  weil  Bedürfbiss  und  Achtung  des  Fremden  zn 
den  wissenschaftlichen  Erzeu^issen  der  in  Geistesbildung  vorangeeilten 
Nachbarrölker  hinzog^  sondern  auch  jetzt  noch  durch  seine  WeltsteUung 
und  seine  Lage  im  Herzen  Europas  zum  ununterbrocbenen  Verkehr  nach 
allen  Richtungen  hin  angewiesen  und  berufen  ist ,  und  also  ganz  natürlich 
die  Nachbildung  und  Aneignung  des  Fremden  mit  Fleiss  und  Vorliebe  nbt« 
Die  aufjgestellten  Uebersetzungsgrundsatze  aber  wird  man  unbedingt  for^ 
richtig  und  wahr  anerkennen,  und  sie  höchstens  in  einigen  Punkten  etwas 
eingeschränkt  wissen  wollen,  weil'  einige  Forderungen  doch  etwas  so 
^schroff  sind,  und  dieselbe  übertriebene  Deutung  und  Anwendung  zulassen, 
welche  der  Schleiermacherschen  Abhandlung  Schuld  gegeben  ist.  "Weil 
nämlich  der  Verf.  die  gewonnenen  Endresultate  etwas  zu  sei»  im  Allge- 
meinen gehalten  hat,  so  lässt  sich  aus  seinen  Grundsätzen  leicht  heraus-. 
deuten ,  dass  er  die  Uebersetzungen  zu  sehr  auf  das  Gebiet  freier  Naeh« 
bildungen  hinnberstelle  und  demnach  in  den  entgeg^gesetzten  Fehler  von 
Schleiermacher  gerathen  sei ,  welcher  den  Begriff  der  Uebenetznng  zu 
schroff  festgehalten  hat.  Durch  ein  etwas  specielleres  angehen  avf  die 
Sache,  welches  aber  vielleicht  der  Umfang  des  Programms  nicht  erlaubte, 
wurde  dieser  Uebelstand  vemdeden  worden  .sein.  Vielleicht  wäre  der 
Verf.  dieser  möglichen  Missdeutung  seiner  Ansichten  schon  dadurch  be- 
gegnet, wenn  er  bei  der  Betrachtung  der  Uebersetzungsrichtungen  der 
Vorzeit  den  Umstand  etwas  schärfer  herausgestellt  hätte,  dass  die  lei- 
tende Idee,  nach  welcher  ihan  die  Richtigkeit  4er  Nachbildung. fremder 
Sprachprodukte  zu  bestimmen  pflegt ,  jederz^t  von  dem  Bedfirfaiss  der 
Zeit  und  von  der  Beschaffenheit  und  Stellung  der  Sprachforsohnng  ab« 
hängig  ist.  Klopstocks  Leistungen  auf  diesem  Felde  z.  B.  sind  ganz  aus- 
serordentlich von  dem  Bedurfhiss,    den  Deutschen  erst  eiae- poetische 


Befdf^dmiigeii  und  Bkrenbeseigmigaa.  105 

fi^raebe  zu  schaffen,  nAd  tob  der  unklaren  Bewnndernng  der Tenneiiit- 
lieh  absoluten  nnd  nnabertreffbaren  Vollkommenheit  der  romischen  und 
griechischen  Literatnr  abhängig;  Yoss  and  Schleiermacher  aber  konnten' 
das  rechte  Greprage  einer  wahren  Uebersetzmig  dämm  nidit  allseitig 
erkennen,  yreil  das  grammatische  Studium  der  Sprachen  nodi  nicht  za 
der  klaren  Briremitniss  ihres  Wesens  ausgebildet  war,  vrie  gegenwärtig. 
Seitdem  man  aber  mehr  und  mehr  dahintergekommen  ist,  die  yerschiede-^ 
nen  Abstnfangen  der  Sprach-  und  Redeformen ,  ihre  Berührungen  und 
Unterschiede  in  den  einzelnen  Sprachen  und  ihren  EtnAnss  auf  das  Ge> 
präge  nnd  Colork  der  Gedanken  zu  unterscheiden,  die  grammatischen 
Sprachgeaetze  Ton  den  rhetorischen  und  stylistischen,  die  concreten  und 
abstracten  Ausdmcksweisen ,  die  ein&ehe ,  tropische  und  figurirte  Rede, 
den  prosaischen  tmd  poetischen,  den  historischen,  philosophischen  nnd 
oratorisclien  oder  den  epischen,  didactischen  und  lyrischen,  den  niedem, 
mittlen  nnd  hohem  Styl  bis  in  ihre  tieferen  Nuancen  und  nach  ihrer 
Gleichheit  und  Verschiedenheit  in  den  einzelnen  Sprachen  zu  trennen ; 
seitdem  man  bestimmter  weiss,  welchen  speciellen  und  Terschiedenartigen 
Einfluss  d^r  Verstand  und  die  Vernunft  auf  die  grammatischen  Gesetze, 
die  Phantasie  auf  tropische  ^pd  metaphorische  Ansdracksweise ,  die  Ge- 
mnthsregungen  auf  die  figurirte  Rede  ausüben,  welche  yerschiedenartigen 
Abstufungen  alle  diese  geistigen  Regungen  durch  coordinirtes  oder  snb- 
ör^nirtes  Zosamimenwirken  Jn  der  Sprache  henrorbringen,  auf  welehen 
Bedingungen  eine' einfach. kindliche,  leboidige,  ruhige,  phantastische, 
gemüth'V'olle'  u.  dergl«  Rede  bemht,  von  welchen  Bedingungen  des. Vol- 
kerlebens der  Zustand  und  die  Thätigkeit  der  geistigen  Kräfte  und  ihrer 
Schöpfungen  abhangt ,  wie  und  warum  z.  B«  bei  den  Griechen  die  ein- 
fach -  naturliche  und  sinnlich-  conci'ete  Anschauung  und  Sprachauspragung, 
bei  den  R5mem  die  praktisch -verständige,  phantasie-  nnd  gemuthlose, 
aber  würdevoll  erhabene  nnd  selbst  pomphafte  Ansdracksweise  vor- 
herrscht, dagegen  bei  den  Deutschen  das  höhere  und  reinere  Gemuths- 
leben  auch  in  der  Sprache  sich  offenbart;  seitdem  man  überhaupt  den 
Unterschied  der  antiken  Denk-  und  Gefühls  weise  von  der  modernen  ana 
den  Sprachformen  zu  erkennen  nnd  gewissermaassen  dieselbe  in  ihrer  un- 
mittelbaren Thatigkeit  zu  belauschen  angefangen  hat :  eeit  dieser  Zeit  ist 
auch  die  Feststellung  bestimmterer  und  klarerer  Gesetze  fSr  die  rechte 
Form  der  Uebersetzungen  ans  fremden  Sprachen  möglich  geworden«  Man 
weiss  jetzt  mit  klaren  Gründen  darzuthun,  warum  die  in  den  Vossiscben. 
Uebersetzungen  erstrebte  Wort  -  und  Satztrene  doch  keine  Gleichheit 
des  Colörits  hervorbringt ,  warum  man  überhaupt  die  wahre  Uebertra- 
gang  antiker  oder  überhaupt  fremder  Schriftwerke'  nicht  in  der  möglich- 
sten Gleiohmässigkeit  der  Worter  und  grammatischen  und  stylistischen 
Satzformen  suchen,  sondern  in  beiden  oft  bedeutendere  Abweichungen 
vom  Original  zulassen  mnss  und  doch  gleiche  Wirkung  hervorbringen 
kann ,  sobald  nur  die  Grundbedingungen  der  verschiedenen  Ausdrucks- 
weisen gleich  sind  nnd  die  eingetretene  Verschiedenartigkeit  rein  durch 
die  Individualität  der  fi^radie  bedingt  ist.     Ebenso  lernt  man  immer 


u» 


Bckül^  und  Universitaftsaac^ricbieaf 


m^Iur,  d40ft  4io  Gleiobartigkeit  dM  Tooo^  zwbchen  der  Ueb^fietznng 
imd  dem  Original  geni  be«ooders  von  dem  strengen  Festhalten  .und  treuen 
(natürlich  aber  mit  der  IndiTidualitat  der  Sprache  harmonirenden)  Wie- 
dergeben der  einfachen  und  erhabenen ,  concreten  und  abstracten,  oatür-, 
Uchen ,  tropischen  und  figurirteo  Begriffe  und  der  einfachen ,  erhabenen, 
geschmückten,  erregten  Formen  des  in  Worte  .eingekleideten  Gedanken» 
abhängt  und  dasii  darin  die  Hauptbedingung  einer  treuen  XJebersetaung 
ssn  suchen  ist,  \<reiche  i^  Wort*  und  Satobau  mehr  oder' minder  vom 
Original  abweichen  dfurf ,  dagegen  im  logischen  und  ästhetischen  Wie- 
dergeben des  Gedankens  durchaus  mit  dem  Original  harmoniren.  muss* 
Qa  nun  aber  die  antike  Denk-  und  Gefahlsweicfe  you  der  unsiigen  sehr 
wesentlich  abweicht,  so  kann  es  allerdings  kommen,  dass  die  ErfdUung 
a^er  dieser  Bedingungen  doch  ein  gewisses  griechisch  -  deutsches  u^4 
romisch -deutsches  Colorit  der  Uebersetzung  herbeiführt;  allein  es  wird 
dasselbe  nicht  dadurch  Terursacht  sein,  dass  man  die  Mutt^sprache 
selbst  KQ  sehr  gräcisirt  oder  romanisirt  hätte,  sondern  seinen  Grund  in 
dem  verschiedenartigen  geistigen  Denken  und  Fühlen  des  fremden  Volks, 
haben*  Ob  übrigens  die  {Erfüllung  aller  diesör  Bedingungen  bei  Ueber- 
setssnngen  überall  und  darchaus  möglich  seL  das  mag  mßa  für  viele  sp^ 
delie  FäUe  allerdings  noch  zweifelhaft  finden ,  weil  die  Sprachforschung 
zwar  angefangen  hat  9  auf  diese  Unterscheidung  und  Begründung  der 
Spracbgesetze  zu  achten,  aber  mit  deren  Erforschung  noch 'lange  nicht, 
zum  -Abschlttss  .ist.  Immer  aber  würde  die  Hinweisung  auf  die  bis  jetzt 
sebon  gewottuJsHen  Resultate  Hrn.  Schäfer  das  Mittel  an  die  Hand  gege- 
ben haben,  seine  Forderungen,  welche  er  an  eine  gute 'Uebersetzung 
macht,  klarer,  bestimmter  und  überzeugender  därzusteil^i»  ^  Gegenwär- 
tig beschränkt  sich  das  Hauptverdienst  seiner  Abhandlung  auf  die  Nach- 
weisuiig  dessen  y  was  man  in  der  Schleiennacherschen  Abhandlung  falsch 
verstehen  kann  oder  geradezu  für  falsch  erklären  mnsS,  und  wie  man  die 
Uebersetzungsgesetze  im  Allgemeinen  richtiger  aufzufassen  hat.  Dagegen 
lässt  er  über  die  Art  und  Weise,  wie  man  zur  Erfüllung  dieser. Gesetz» 
gelangen  kann ,  trotz  mehrerer  treffenden  Andeutungen  doch  noch.  Vieles 
unbestimmt.  [J.] 

Eni'AiTGEN.  Bei  der  dasigen  Universität  ist  in  der  theologischen 
Facultätder  bisherige  ordentl.  Professor  der  Dogmatik ,  Gonsistorialratb^ 
Dr.  Frdf,  Hßinr,  Bank«  [s.  NJbb.  30^  M%]  als  zweiter  C.onsiste<iakatli 
an  da^  protestantische  Consistorium  in  fi^YKBUXH  befördert^  und  der 
Repetent  und  Privatdoceat  Dr.  J,  Chr.  K.  Hofmann  zum  -auaserordend* 
Professor  der  Theologie  ernannt,  in  der  medicinischen  Facnltät  die  durch 
Siromejfir^  Beförderung  nach  MüncbBüi  erledigte  ordentl.  Professur  der 
Chirurgie  dem  fürstl.  Siegmaringischen  Leibarzte  Dr.  J.  F.  M.  Heyfeldat 
übertragen,  in  der  philosophischen  Facultät  der  ausserordentl.  Professoc 
Dr..  €hr*  M^.h,  J.  Dr^^hslßK  zum  ordentl.  Professor  der  orientalischeo 
Sprachen  ermannt,  und  der  Professor  Dr..ir.  A*  Fiaeher  aus  Tübingen 
als  osdentl.  Professor  der  theoret.  Philosophie  berufen  worden ,  dagegaa 
der  Professoif  De«  Friedr*  RiiQkeri  einem  Rnf«  ap  die  Umvessität  Berlin 


Q^M^    Im  ^em'PxQgramm  zw  Ai^ündi^ang  «ks  Pror^cix^atsiweefaaelai 
im  Not«  1$0  hat  der  Profeasof  iiqd  Akademiker  Dr.  hudw^  Doderlem 
GlosMom  Bomeri&i  ~9fßitimen  [E!rlapgen  gedr.  b.  Junge«  ll  S.  gr.  4.J  her- 
ausgegeben  und  darin  am  einem  .yorberelteten  Lexico^  Homeric;^  21  Ar- 
tikel mitgetbeilt.,  viona  er  von  etwa  40  homerischen  Worten^  die  etymo- 
logische Abstammnng  nadiweist  mid  d^ren  Bedeatnng  darnach  erörtert» 
Von  defOL  Etyiqologieen  sind  mehrere  höchst  treffend  9  andere  freilich  sehr 
kühn  y  al(e  ab«r  mit  dem  aii  d^m  Verf.  läi^st  bekannten ,  ausgezeichnetea 
Scharfsinii  an%efaniden  und  so  geistreich  |iad  gelehrt  begründet,    dasa, 
man  ubemll  der  tiefsten  Einsicht  in  die  Sprachbildungsgesetze  begegnet 
und.anch  da,  wo  lOAn  sich  yon  der  Richtigkeit  nic^t  überzeugen  kan% 
yielfach^  Bejehornng  und  geistige  Ajuregung  findet.     Sie  siod  nach  den- 
selben etymologisch w  Grundsätzen  gemacht»   welche  der  Verf.  seinen 
lateinischen  Synonymen  und  Etymologien   z^  Grunda   gelegt  hat,   und 
darum  findet  to»n  auch  mehrere  Ableitangep ,   welche  nicht.  Ton  einem 
bestimmten  griechischen  Worte  ausgehen,    sondern  einen  aus  der  Ver- 
wandtschaft der  griechischen,    lajbeii^^ch^  und*  deutschen  Sprache  her- 
genomoiuenen  Urwertstarom  stad^uij^en.    Bas  Letztere  ist  jedenfalls  bedenk- 
lich: denu  obschon  die  Stai^mverwandtschaft  dieser  drei  Sprachen  unbe- 
zweifelt  ist,    so  scheint  doch  ei^e  sichere  Ve^gleichung  derselben  unter- 
einander so  lange  noch  nicht  möglich  zu  sein ,  als  wir  noch  nicht  im 
iStande  sind,  die,  Wörter  jeder  einzehien  dnrph  die  yerschiedenen  Abwan- 
delungsstufen  bis  zu,'  ihren  Urstämmen  hinauf  zu  verfolgen»    Hr.  D.  sagt 
uns  z»  B.,    dass  inlnov^os  (der  helfende  Kriegsgenosse)  nach  derselbea 
Analogie ,  wie  ^orfiog  yon  Q^hiv  gebildet  sei ,   Yon  currer^d  herstamme, 
welches  letztere  aus  cursere  gebildet  und  mit  den  deutschen  Wörtern 
hurtig ,  hurten ,  und  dem  Substantiv  Horse  (Pferd)  verwandt  sei«     Aao;, 
die  Volksmasse,  wird*  von  iXcizvSj    TV^oinr  Homer  auch  Xacxvg  (Od.  IX, 
116. ^X,  509.)  gesagt  haben  soll,  abgeleitet  und  ilaxvg  durch  den  Stamm' 
Ze'^io,  legen  j   nicht  blos  mit  schleckt  Und  schlicht  ^  sondern  auch  mit  «ul- 
gtcs  und  Fojk  verwandt  gemacht.    Bei  dem  Adverbinm  avztog,  ^  vergeblich^ 
das  man  geneigt  sein  inochte  als  Adverbium  von  ccutog^  meder  der^  in 
der  Bedeutung  yi>n. wieder  da  auCinfassen,  weil  derjenige,  welcher  am. 
Ende  der  Handlung  wieder  da  ist,  von  wo  er  ausging,  ohne  Fortgang 
und  ohne  Erfolg  gebandelt  hat,  ^klär)^  der  Verf.,  dasii  ea , mit  G(vr«99 
und  ovxoitg  gar  nicht  staopnVerwandt  sei,  sondern  als  Adverbium  zu  WjdvTi 
(bei  Pindar.  Pyth.  H,  14.)  gebore,    nnd   dieses   avdr^    sammt  aazQg 
von  &971j  einem  mit  vitium  und  Wand^  (in  der  lutherischen  Bedeutung 
von  Fehler),  stammverwandten  lYorte,  h^rkomp^e«     D^s  Adjectiv  zu  ar9|. 
sei  €ivci9g ,  woraus  dprch  Reduplicf^tion  i^mchog  (wi^  #c3}r«;fi9gNVon  Irv- 
flog)  entstelle  und  mit  beiden  wieder  oüwny  und  oUosus  in  Verwandtschaft 
trete.     Von  CLxmxri  werden  dann  ferner  Tigv^to^  und  ovz^v  und  von  dem- 
letztem  wieder  mv^lii  abgeleitet,    ß^pvog  (ßhay  soll  von  ^vj^  stammen,^ 
gleichy^ie  ßqixQg  {Men$i^}  von  ji^^cpi,  ßgix^v  Ton  iBcrger«.,  pj^ov  von 
Melde  j  M^du^  von  ftslds^v.  kommen   .^0^<T9«t  (hiffysn)  samint  noX^^ 
^esxog  und  ad'B^zQg  sollen  mit  te^wn  zpBannnenhängen  und  von  deausel-  f 


10&  Scbnl-  und  Universitatänacliricliteiii 

ben  Wortstamme  aach  Otog  abgeleitet  werden,  ron  dessen  Stammfornr 
fhicog  (wie  ctt%80$  für  odm^g)  dann  9ic<pocxogy  ^^iamlog^  ^cmg, 
4^i9nietog  herkommen«  nsifiöHsnTog  soll  wegen  Odyss«  I,  426.  and  X, 
210«  a.  253.  nicht  von  eninTOfuu  kommen,  sondern  ünanacrog^  utkS^pie 
BoepUu  et  a  proceük  iutu$y  bedeuten  nnd  zum  Stamm  cninm  gehören, 
der  in  tnttnoaat  [Od.  XIII,  99.,  wo  avifiav  dvtfaifrov,  sciL  aivxafv,  Ge- 
nitiyi  absolati  sein  sollen]  noch  erkannt  werde.  Allerdings  aber  sei 
tfxeTrrofiai  mit  tniiitm  ebenso  stammverwandt,  wie  tutus  und  intueri  mit 
eavtre  und  Behauen.  In  allen  diesen  Ableitangen  ist  das  scharfsinnige 
Combinationstalent  unverkennbar,  and  ebenso  geschickt  ist  denselben 
durch  Beiiehung  auf  wirldich  vorhandene  BUdongsgesetze  ein  Schein  von 
Wahrscheinlichkeit  gegeben.  Wurde  aber  der  Verf.  an  sichern  und  kla- 
ren Spracherscheinungen  den  Beweis  zu  fuhren  suchen,  dass  sich  wirklich 
die  Yertauschung  der  Buchstaben  unter  einander  und  die  Einschiebung 
oder  Weglassang  der  durch  die  Aussprache  hervorgerufenen  Wohlklangs- 
und  Bindelaute  in  jeder  dieser  drei  Sprachen  so  weit  ausdehne ,  wie  er 
annimmt ;  so  würde  ihm  wahrscheinlich  Vieles  von  dem  Gegebenen  mehr 
als  bedenklich  erscheinen,  vgl«  Geist  in  Zeitschr.  f.  d.  Alterthumswiss. 
1841.  Nr.  19.  Compensirt  werden  übrigens  diese  zuschnellen  Combi- 
nationen,  zu  welchen  der  Verf.  durch  seinen  schonen  Eifer  und^sein 
glückliches 'Talent  fortgerissen  wird,  durch  andere  Etymologien,  wo  er 
in  wahrhaft  überraschender  Weise  Wortverwandtschaften  herauszustellen 
weiss.  So  ist  für  dctqSdnTeiv  durch  die  Ableitung  von  di^Hv  und  ddittttv 
die  Bedeutung  von  laniatum  comedere  gefunden ,  KsXotQvttiv  auf  TiXd^aiv 
(HsXccSog)  und  qvttiv,  T^yriXa^HV  auf  i^ysta^ttt  (aysiv)  und  iXaacciy  Bilvtpd- 
Hv  und  BlXv<päiHv  durch  das  Mittelwort  en&a^at  auf  BtX-viiv  Und  cnaVy 
^nsdavog  auf  «Trog  (Tidftatog  bei  Enrip.  Phoen.  851.)  zurückgeführt,  und 
Anderes  wird  der  Leser  sich  aus  den  hier  unberührten  Beispielen  heraus- 
lesen können.  Jedenfalls  verdient  die  Abhandlung  grosse  Beachtung, 
und  lässt  die  Mittheilnng  weiterer  ^Proben  um  so  mehr  wünschen ,  da 
die  Herausgabe  des  gesammten  Lexici  Homerici  noch  weit  hinausgescho- 
ben bleiben  soll,  — *  Voii  andern  Programmen  der  dasigen  Universität 
sind  dem  Ref.  nur  dem  Titel  nach  bekannt  geworden:  De  ParäUelismiin 
Boera  O^aeorum  paesi  natura  ae  genertbus '^yon  dem  Consistorialrath  und 
Professor  Dr.  Theoph.  Pk.  Chr.  Kayser  als  Ankündigungsschrift  der  Feier 
des  Weihnachtsfestes  1839  [19  S.  4.],  die  Lehre  des  Irenaua  vom  Opfer 
Ml  ehriaiUehen  CultuB  von  dem  Professor  und  Director  des  homiletischen 
and  katechetischeli  Seminars  Dr.  Joh,  Wüh,  Fr,  Höfling  zur  Ankündigung 
der  homiletischen  Preisvertheilung  [1840.  46  S.  gr.  8.] ,  und  das  Oster- 
programm  für  1841,  Doctrina  Originis  de  aaer^ciia  Christianorum^  Part.  IT., 
von  demselben  Verfasser.  Zur  Erlangung  der  iheologischen  Licentiaten- 
würde  vertheidigte  der  Repetent  Dr.  phil,  GusU^d.  Wiener:  De  prophe- 
Uca  indole  pstdmorum  [1840.  62  S.  gr.  8.] ,  und  der  Repetent  Dr.  phil. 
Heinr.  WUh.  Job,  ThkrBeh  seine  Diaserfatio  eritica  de  Pentateuchi  veraione 
Alexandrina  [1840.  46  S.  gr.  8.],  und  in  der  philosophischen  Facultat 
habißtirte  sich  der  Dr.  Rudolph  von  Raumer  mit  der  DisBertaHo  historiea 


Befordernaf  en  ntki  Shreabsieigangen^      '*    109 

de  Senm  TkO»  cemu.  [184D.  92  8.  gr.  8;  mit  2  liUiögr«  Tafela.]  Dmm 
letstgeaaimte,  allerdings  fleiMig  gearbeitete  Abhaadiong  steht  niit  den 
nettesten  Forschungen  über  diesen  Gegenstalid  nicht  recht  im  Ebenmaass^ 
weil  der  Verf.  nur  auf  die  Resultate  Niebiüurs  und  Walters  (in  der  roai. 
Rechtfigeschichte)  gebaut  hat  und  demnach  zu  Resultaten  kommt,  die 
entweder  schon  besser  begründet  oder  bereits  widerlegt  sind.  Zwedt 
der  Abhandlung  ist  die  Beweisführung,  dass  die  193  Centurien  nie  ver- 
mehrt^  sondern  der  Zahl  nach  immer  gleich  geblieben  sind.  Auch  dar- 
über haben  übrigens  schon  Francke,  Zumpt,  Boner  und  OrelU  Besseres 
und  Gründlicheres  vorgebracht.  [J.J 

KieXm     Die  dasige  UniTersitat  hat  im  Jahr  1840  die  bisherige  be« 
sdirankte  Wählbarkeit  des  Rectors  auf  einen  Vorschlag  des  akademischen 
Consistoiinms,  d.  i.  einer  Versammlung  aller  ordentlichen  Professoren  der 
UniTersitat,   aufgehoben,   und  die  Wahl  dahin  abgeändert,    dass  daa 
Wahlrecht  allen  ordentlichen  Professoren  zukommt  und  jeder,  der  seit 
aewei  Jahren  eine  ordentliche  Professur  begleitet ,    wählbar  ist.     Vom 
1.  Januar  1841  ist  der  bisherige  aus  Staatscassen  gewährte  Jahres  >  Etat 
d«r  UniTWsitat  von  50000  Reichsbankthalern  auf  66000  Reichsbankthaler 
(49500  Thlr.  Preuss«)  erhöht  worden,  und  der  Konig  hat  bei  seiner  An- 
wesenheit in -Kiel  (im  September-1840)  derselben  eine  Münzsammlung  von 
2568  Münzen,  von  denen  die  meisten  antike,  1698  römische  Kaisermün- 
sen  sind,   geschenkt,  welche  auf  der  UniTersitfitsbibliöthek  aufbewahrt 
.werden.     Seit  dem  Sommer  1841  ist  unter  der  Direction  des  Professors 
JFerchhammer  ein, Verein  zusammengetreten,  welcher  durch  Geldbeiträge 
cur  Bildung  einer  Sammlung  von  Gypsabgüssen  berühmter  Bildwerke  fSr 
die  Universität  wirken  solL     Auf  die  erste  Einladung  im  JuU  1841  kamen 
1000/Thlr.  zusammen,    «u  denen  die  Studenten  250  Thlr.  beigesteuert 
hatten.     Der  König  hat  Forderung  der  Sache  versprochen  und  die  ehe- 
malige Schiosscapelle  für  diese  Sammlung,  die  mit  Abdrucken  der  Elgin- 
schen  Sculpturen  erofinet  werd«i  soll,  einzurichten  befohlen.   Ueberhanpt 
scheint  für  die  Archäologie  auf  der, Universität  ein  besonderes  Interesse 
erweckt  werden  zu  sollen ,  indem  am  15;  Angust  1840  von  dem  Professor  ' 
Farchhammer  in  der  akademischen  Aula  auf  den  um  die  Archäologie  v«r- 
dienten  Fürsten  von  Canino,  Ludan  Bonaparte  ^  weü  er  ans  dem  franzö- 
sischen Institut  ausgestossen  und  des  ihm  gebührenden  Dankes  beraubt 
worden  sei,    eine  besondere  Gedächtniss -^   und  Dankrede  gehalten  und 
nachher  durch  den  Druck  bekannt  gemadit  [Kiel  1840.   30  S«  gr,  8.],^ 
sowie  am  9.  Dec.  1840  der  Geburtstag  Wint^lmanne  durch  eine  Rede 
des  Dr.  Otto  Jahn  und  durch  ein  Einladungsprogramm:, ufpo^/ons  Ahkutft 
m  Ddpki^  von  dem  Prof.  Forchhammer  [Kiel  1840.  29  S.  gr.  4.  mit  2 
lithogr.  Taff.]  gefeiert  worden  ist.     Die  Abhandlung  enthält  die  weitere 
Ausführung  einer  schon  in  den  Annalen  des  archäologischen  Instituts  gege- 
benen Erklärung  eines  etrus^chen  Spiegelbildes,  auf  welchem  man  aus- 
ser einigen  Ornamenten  zwei  Männer  mit  den  beigeschriebenen  Namen 
UaU  und  Nethuna  und   eine  Frau  mit  dw  Beischrift   Thesan  erblickt« 
Ob^eich'nim  nach  gewöhnlicher  Annahme  Theaan  der  Name  der  Mor- 


11^  «cliiil-  and  UAiir^flitit«iia«iiriiiki«ft, 

^enrüthe  <m  Vnl  der  Manie  den  Orion  oder  biliös  ist,  ao  eüceiiiit  doch 
Br.  F.  in  den  drei  Personen  den  Ni^tun^  ApoÜo  imd  die  Themu,  imd 
llndet,  unter  Zaciehtng  dreier  andern  BUdweike,.  ws£  dem  Spiiig;ei  eine 
IDunitelhuig  der  Uebergabe  des  delphischen  Orakeis  Yon  N^iun  an  den 
Apollo  onter  Vermitteliuig  der  Themis,  Rine  sehr  kunstiidie  Deatnng 
des  ganaen  Mythos  bildet  den  Haaptth«il  d^  firSrtexmg^  worin  der 
Verf.  den  schon  in  der  Schrift  HeUenSka  [Berfin  1837.]  eingesdiliigenen 
Weg  der  Mythendentmigy  nach  vreicbem  dieselben  peraomficirie  Darstel- 
iangeti  von  NatnrerSchemuagen  und  meteorologischen  Phänomenen  sihd 
ond  sich  wieder  in  solche  Erscheinungen  a'^Ssen  lassen ,  weiter  Yeirfoigt 
mid  durch  einen  nenen  Beleg  ftn  begründen  sudit.  Der  Drache  Rfthonj 
welcher  auch  Delphine  geheissen  haben  soll,  ist  nämlich  dife  Persoaifi.- 
cation  des  unterhalb  Delphis  fliessenden  Baches  Flewtoe ,  welcher  nur  im 
Winter  fliesst.  Im  Frt&hfing  kommt  ApoUö^  als  Gott  der  Entwässemng 
«nd  Yerdanq^&ng ,  und  todtet  dieses  -Wesen.  Indem  er  hnn  ais  JpoHo 
^fikioa  im  Frühlingsmonat  Pythios  durch  die  aus  der  Pythoneehlange  auf- 
.  steigenden  Dünste  -die  Ankunft  de6  Frühlings  Weissagt ,  so  ist  er  danh 
überhaupt  sttm  Gott  der  Orakel  auch  für  andere  Voransverknndigangen 
geworden,  und  er  w^sagt  in  Delphi  so  lange,  als  aus  dem  Bach  KassötiB 
^tioch  Dunste  aufsteigen.  Versiegt  derselbe  aber  im  Sommer^  so  kommt 
HerMeSy  als  der  JSoifamer  -  Heros  der  heilen  Luft,  und  raubt  den  Dtei- 
fuss,  bis  Zeus  mit  Blitz  und  Oewitterregen  dazwiscbeh  fihrt  und  dadurch 
dem  Apollo  seinen  Dreifuss,  d.  i.  ^asse  und  Dünste »  wiederversi^afft. 
Tor  Apeliö ,  in  der  2elt  der  wintertiehen  Ueberschweaünung  ^  sind  Gaa 
und  Poseiden,  d.  i.  der  -BrdbeWasserer ,  im  Beeits  dea  Orakels;  aücin 
der  BrAbewls»erer  giebt  nicht  Selbst  Orakel,  weil  er  nicht  entwnssemde 
Dünste  nuftteigen  lässt)  sondai|l  thut  dies  durch  sekien  Diener  lyipoii, 
d.  i.  F^oermaüin,  weleher  zugleieh  mit  der  Erdgottin  Orakel  giebt ^  d.  L 
Wärme*  maehtb  Da  auch  die  E]:de  Dunste  au{lM;eigen  lasst,  so  kommt  aie 
als  Themis,  d.  U  als  Göttin  der  dichtem  Dünste,  mit  dem  Orakel  in 
Yerbindüng«  Mass  Neptun  sammt  der  Themb  im  Sdmmer  vor  ApoUo 
welchen )  so  eirhält  er^  weii  in  dieser  Zeit  sein  WaUcn  mir  im  Meere 
iiilattf^den  kann  ^  die  wusselrairme  Insel  Kalauria  eum  Bigenthmn.  Die 
-gaMse  Erörterung,  deren  Resultate  hier- nur  in  den  Hauptcügen  mitge- 
theilt  sind^  Ist  überaus  scharfsinnig,  erinnert  in  ihrer  Tendena  an 
filöhweiggeri  Versuche  der  My thisttdentuii^ ,  und  wird  in  ihrer  Durcihfuh- 
rnhg  Und  spectelleh  Begründ«ig  audh  diejenigen  Leser  ergotsren,  welche 
^esen  Weg  der  Mylhenerkldrttng  nicht  für  den  rechten  zu  halten  geneigt 
sein  sollten.  Von  andern  UniTersitatsschriften  sind  dem  Ref.  noch  b^ 
Vamft  worden  die  wissenschafidiehen  Vorberiehte  des  Hrn.  Btatsrathes 
Prof.  Creorg-  J^.  NiUntk  fla  deh  Indices  lectiomun  für  das  Sommerhall^ähr 
1639  and  für  den  Winter  1840-^41,  welche  als  Fortsetzung  zu  der  Nar-, 
ratio  bl^efis  de  Lobecldi  Aglaophafne  im  Index  ieetii  per  söm.  hibem. 
1838^39  1$,  iSJbfi.  ä5,  340.j  weiter«  Bemerkungen  an  dem  Agioophamns 
iiringen,  «id  ds  Hesiiliat  herausstellen,  saoerdofces  in  Glraecia  inMli- 
gentia  rei«ii  ^viaarioa  waMqwm  eeteris  pntestitbme,  et  in  iptiB  saciis 


Beförderungen  «nd  SMirenbeselgiing^n«  tli 

niliil  exh^vtuin  esat  nisi  namtlDAeii  witriüs  et  spe<Stft(CiiIft  «td  eeji  ineprfteie»- 
tandfts  ornatft.  In  dem  Prograimn  tvar  Crebtotstagsfeier  dei  Koni^  BA 
18.  Septtiffl^iir  1840  hat  dier  Etätaratk  Nütseh  Abschnitte  «üb  2wei  Prele^ 
Schriften  z^veier  Studiosen ,  nänrfidi  aus  Dr.  €%r.  Nie,  €hrmitr*9  Abband^ 

.  Inng  de  re  munieipali  R&manorum  und  aas  Dr.  CJkr.  Alh,  Klander*»  Ab- , 
handlang  de  thöro  iSöphedeo  drucken  lassen  nnd  dieselben  dnrch  eine 
Vorrede  -eingelotet.  Zar  Todtenfeier  des  am  3.  Decetaiber  1^9  vei^ 
storbenen  Königs  Friedrich  VI.  hatte  der  [am  80.  März  1840  im  76/ Le- 
bensjahre rerstorbene  Senior  der  Universität]  Kirchenrath  Oeorg  Srnimtl 
Frtmcke  als  Einladangsprogramm  Qunedam  de  metiti»  rdigwnis  cllmfA»- 
nae  de  animae  humanne  immoriolitate  tttque  ömnino  de  spe  vUae  pot^' 
mortem  ttetemae  [1840.  26  S.  gr.  4.]  herausgegeben  uftd  auch  die  Ton 
dem  Etatsradi  Nie,  Fcück  bei  dieser  Feier  gehaltene  deutirche  Gedäeht>- 
nissrede  ist  [Kiel  1840.  23  S.  gr.  8.]  Jm  Drttck  erschienen.  Der  eben- 
erwähnte- Btatsrath  und  Ordinariae  der  Juristenfacult^  Dr.  N.  Falek  htt 
am  29.  Juni  1839*  sein  2&jähriges  Amtsjubilaum  gefeiert  und  ist  bei  dieser 
Gelegetiheit  im  Namen  der  Facoftat  von  deUi  Professor  Btcrchetrdi  n^ 
einem  Programm  De  lege  Att^rm  [16  S.  gr.  4.] ,  einer  Vertheidigang  deir 

<  SaTignys(;hen  Ansicht  ober  dieses  Gesetz  gegen  die  Deutungen  Ton  Pachta,  • 
Hiigo  und  Huschke  und  Nach  Weisung,  dass  die  Lex  de  Gallia  KÜstAp^a 
nicht  mit  der  lex  Rubria  identisch  sei,  und"  Ton  dem  Bibliothekar  und 
Professor  Rntjtn  mit  einer  Bestreitung  des  behaupteten  EitifiUsses,  der 
stoischen  ,l^hilo8ophie  auf  die  romische  Rechtswissenschaft  [16  S.  gr.  8»] 
beglückwünscht  worden.  Aus  der  Professorenzahl  wird  amser  dem  nach 
Leipzig  berufenen  Professer  der  Chirurgie  Dr.  Gilntfter  [s.  NJbb.  33,  93.] 
zu  Ostern  1842  auch  der  seit  dem  Sommer  1839  zum  ordentlichen  Pro- 
fessor ernannte  Dr.  Xteitff^  scbetden  und  als  Professor  des  Pandecten- 
rechts  an  die  Stelle  des  Prof!  Eüver»  nach  Restock  gehen.  [7.] 

küAKATT.     Die  dasige  jaigellonische  ÜniTersitat  hatte  im  Studienjahr 
1840->-41  27  akademische  Lehrer,  nämlich  in  der  theologischen  Factiltfit  ' 
di^  ordentlichen  Professoren  Dr.  LeD  LatetpaietDicg ,  Dr.  C  ^eUgo  und 

.  Dr.  Ign.  Penktt,'-  indem  d«r  Lehrstuhl  der  bibi.  Exegese  unbesetzt  war; 
in  der  jaristischen  die  6rdentl.  Professoren  Dr.  Ant,  Matäkiewicz,  Dr.  Ad» 
Ktzyzanowskiy  Dr.  Fei,  Sletmntki  und  Fd,  Köjskwicz;  in  der  medidni» 
sehen  die  ordentl.  Professoren  Dr.  i^or.  Sitwictensld^  Dt.  Ah.  Enttekker 
(Directdr  des  boten.  Gartens) ,  Dr.  Jds.  Brodouiez  (DIrector  des  Klini- 
kums) ,  Dr.  imdw.  BSefkowski  (Director  des  chirur^schen  Klinikums), 
Dr.  Fr»  Skohely  Dr.  Ant,  KvtubowtM^  Dr.  Jb».  Mt^er,  Dr.  Fr,  BeekiM 
und  Dr.  Joi.  Ewasniewihi;  in  der  philosophischen  die  ord.  Professoren 
Dr.  JFis'sntemskiy  Dr.  C.  BuhCj  Dr.  Jos,  Junkowskif  Dr.  Max,  ff^eisse^ 
Dr.  J,  C.  Th>Jan8ki,  Dr.  Fns,  Xav,  StachüwM^  Dr.  Jos,  MuaikomlH 
(zugleich  Bibliothekar)  und  Dr.  Lutdw,  Stepli,  Kuczgnshiy  den  Ddcent  und 
Adjunc£  bei  der  Sternwarte  Dr.  J.  Cant,  Steas^&ufsH  und  zwei  Leetoren 
der  franzosischen  und  russischen  Sprache.  Der  Index  lectiönum  für  dai 
Studienjahr  Tom  1.  Oct.  1840  bis  Mitte  JuK  1841  enthalt  als  Vorbericht 
eine  kurze  Biographie  und  Charaktexistik  des  ehemaligen  Krakauer  Pro- 


112  Sdiid*  0.  ÜBhwBwtStamdur»,  Beßvd«nr.  tu  Elumbeseicnngen* 

UUon  MmimtSUmkowk9  (f  1696)  und  ia  Index  lectionmn  für  du  Torher- 
gehende  Studienjahr  1839 — 40  ist  der  als  Canonicos  und  ProfeMor  sm  Za- 
Boac  1613  yentorbene  Dr.  Ja$*  ünmu»  geschüderi  und  namentlich  sein 
Bach  de  oaubiu  aiuiiihrlich  beschrieben* 

MiiifCHEN«  Die  daalge  Universität  hatte  im  Sommer  1841,  for  die 
anwesenden  1297  Studenten  68  akademische  Lehrer ,  nämlich  47  ordent- 
liche ^  7  ausserordentliche,  5  Khrenprofeasoren ,  7  Pdvatdocenten  und  2 
Leotoren.  Davon  gehorten  4  ordent^«  und  2  aosserordentl«  Professoren 
sur  theologischen,  7  ordentl.,  1  ausserordentl.  und  * 2  Ehrenprofessoren 
snr  juristischen ,  6  ordentL  Proff,  siir  staatswirthschaftlichen,  9  ordentl., 
2  ausserordentl.  und  2  Ehrenproff«  zur  medicinischen,  21  ordentL,  2  aus- 
•erordentL  und  1  Ehrenprof«  zur  philosophischen  Facultat«  Der  Privat- 
•docent  der  Jurisprudenz  Dr.  Breitenbaeh  ist  nach  WÜRZBUHO  versetzt  l|nd 
gegen  das  ^nde  des  Sommerhalbjahres  hat  auch  der  Grebeimerath  voit 
SekMng  Manchen  verlassen  und  sich  nach  Bebxjn  begeben.  In  der 
theologischen  Facultat  ist  der  Privatdocent  Priester  Dr.  Han^erg  zum 
ausserordentL  Professor  für  alttestamentliche  Exegese,  der  ausserordentL 
Professor  Dr.  Fr«  X.  ReUhmagr  zum  ordentl«  Professor  ernannt ,  und 
der  Professor  der  Moral  und  Dogmatik  am  Lyceum  in  FaBYSUO  Priester 
Dr.  M.  Siaddbmttr  zum  ordentl«  Professor  der  Moraltheologie  berufen, 
in  der  staatswirthschaftlichen  Facultat  der  ausserordentl.  Professor  Dr. 
Pmpku  zum  ordentl.  Professor  der  Fortswissenschaften,  und  der  Professor 
honorarius  und  Assessor  der  General -Bergwerk-  und  Steinen -Admini- 
stration Dr.  J«  J.  Lauk  zum  Ober -Berg-  und  Salinenrath  befordert,  dem 
Oberbergrath  Professor  Dr«  FueAs  vom  König  von  Preussen  der  rothe 
Adierorden  dritter  Classe  verliehen,  in  der  medidnischen  Facultat  der 
bisherige  Professor  der  Chirurgie  und  Augenheilkunde  in  Erlangen  Dr« 
L.  Strameger  als  Professor  der  Chirargie  und  chirargischen  Klinik  beru- 
fen, der  Professor  Fr.  Xm.  QieU  zum  Beisitzer  des  Obermedicinal- Aus- 
schusses und  an  des  yentorbenen  WUbeiuu  Stelle  zum  Director  des  idl- 
gemeinen  Krankenhauses ,  die  Privatdocenten  Dr.  M.  Erdl  (Adjunct  der 
anatomischen  Sammlung)  und  Dr,  Hqfmann  zu  ausserordentl.  Profesisoren 
ernannt,  dem  praktischen  Arzte  D>r..ScAneemonn  die  Erlaubniss  zu  Vor- 
lesungen gestattet,  dem  Director  des  botanisdien  Gartens  Hofirath  Dr« 
Marthu  vom  Konige  von  Danemark  das  Ritterkreuz  des  Danebrogordens 
verliehen,  in  der  philosophisehen  Facultat  der  ausserordentl«  Professor 
Dr«  C.  ft^ßer  zum  ordentl«  Professor  der  Geschichte  und  zum  ordentl« 
Mitgliede  der  Akademie  der  Wissenschaften,  der  ausserordentl.  Jhrofessor 
Dr.  Franz  Str^er  zum  ordentl.  Professor  und  Conserrator  des  Munzca- 
binets,  der  ausserordentl«  Professor  Dr«  J.  E.  Stkrl  zum  ordentL  Prof. 
der  Mathematik,  und  der  ausserordentL  Prof«  Dr«  Desberger  zum  ordentl« 
Professor  ernannt  worden.  —  Der  Gymnasiabrector  Joh.  6.  van  FrobUch 
hat  das  Ritterkreuz  des  Verdienstordens  vom  heiL  Michael  erhalten« 


HTeiie 

JAHBBÜOBER 

für 

JPliUolagie  und  Päedagoglk, 

oder 

Miritische  JBiMiotheU 

far  daß 

Scliul-  und  Viiterrlclilsweseii. 


In  Verbindiuig  mit  einem  Vereine  von  Gelelirten 

herausgegeben 
von 

ll«  Johann  Ohrisiiäu  JTahn 

ond 

Prof.  Meinhoia  WiMotm.^ 


zwdiiFTsaBt  xjUKmoAiir«. 

Vierunddreissigster  Band.     Zweites  Heft. 


Druck  und  Verlag  von  B.  G^Teubner. 


;  !•■ 


Kritische  Beurtheilnngen. 


A  eeeaud  aeries  of  the  Manners  and  Custom^  of 
tkq  Ancient  Egypiian^y  inclading  their  religion,  a^cul- 
iure  etc.  äerived  from  a  comparisoa  of  the  paintiags,  aoulpturea ,  a»d 
monaments /»|;ill;  existiog  ^  with  the  accauatfi  ofancient  aothors.  By 
Sir  J«  Cfam^«r  Wükin^Qn^  F«  R«  S.  etc,  Authotr  of  a  general  yiew  of 
Bgypt  and  Topogvy^hy  of  Tbebas  etc.  Two  Yolumes  and  a  Voiumo 
of  Pla$€$s.  London;  John  ^iirray,  Aibemarle  Street.  IHOCCCXLU 
YoL  l.  XXJX  a.  4^  8.  Vol.  II.  XXXV  u.  483  S,  «upplem^nt.  Index 
and  Piates.  XI  u,  Fl.  18—88.  Der  Index  37  B.  in  gr.  8. 

£«  ist  in  diesen  Jahrbüciiern,  Band  XXXI.  3.  Heft  p.  227  ff., 
bereits  Ton  diesem  Werke  in  seiner  ersten  damals  allein  ersehie^ 
neiicH  HäMte.  die  Rede  gewesen,  auch  dort. auf  diegvösse  Wich- 
tigkeit desselben  für  Alles,  was  die  Kande  des  alten  Pharaonen-» 
landes  betrifft ,  hingewiesen  worden;  nm  so  mehr  glanben  wir 
auch  einen  Berteht  von  der  andern  Hatfte  desselben  geben  ani 
matsen,  welche  aJs  ^^seeondiseriesti^  \\n^  gewissennaassen  als  ein 
eigenes  Werk  unter  dem  oben  angeführten  Titel ,  doch  eigentlich 
mir  eine  Foi^tsetiukig  oder  vielmehr  Vervollständigung  desselben 
ifi  alletf  den  Gegenständen  liefert,  v^^che  in  dem,  fvidieren  Werke 
entweder  gar  nidit  oder  doch  nur  knrs  berührt  werden  konnten, 
während  sie  doch  zn  dnem  ToUstohdigen  Gemälde  des  alten 
Aegyptens  und  vn  einer  genauen  Kunde  des  Lebens  und  Glaubens 
seiner  Bewohner  durchaus  gehören,  ja  als  nothwehdige  Theile 
einer  solvhen  Scluldening  anzusehen  sind.  Dass  aber  Acberbau 
und  Religion  Vorzugs wdse  dasu  gehören,  wird  Nieinand  in  Zwei- 
fel stellen;  beides  aber  bildet  den  Hauptinhalt  des  Werkes,  das- 
sich  auch  insofern,  sis-  eine  Art  von  Fortsetzung  des  frUhnren  an^- 
kündigt,  dass  der  Verf.  nicht  mit  hraen  Capitelzahlen  beginnt,* 
sondern  an  die  Capitel  des  früheren  Werkes  sich  nmnittelbar  an-, 
schiiessend,  seine  se^o^ad  Mrtss  im  ersten  Vol.  m\%'€tip*_XL 
eröffnet  unk  im  andern  Vol.  mit  Cap.  XVi.  beschliesst.  Denn  in 
sechs  Absclmitte  ist  der  Inhalt  des  Gänsen,  wie  wir  alsl^ild  näher 

8* 


116  Alterthumskunde. 

sehen  werden,  abgelheilt.  Sonst  ist  Binrichtnng  and  Anordnnog 
des  Staffes  und  dessen  Behandlung  sich  völlig  g^leich  «geblieben, 
und  kann  in  dieser  Beziehung  auf  das  verwiesen  werden,  was 
schon  in  der  früheren  Anzeige  des  Näheren  darüber  bemerkt 
worden  ist.  Die  Zahl  der  eingedruckten  Holzschnitte  ist  in  diesen 
beiden  Bänden  zwar  geringer :  aber  dafür  sind  zur  grössern  Be-r 
quemlichkeit  des  Drucks  die  Zeichnungen,  welche  den  Text  erläu- 
ternd und  ergänzend  begleiten,  auf  einer  namhaften  Anzahl  grös- 
serer Platten  in  einem  eigenen  Volumen  vereinigt,  das  somit  als 
dritter  Band  des  Ganzen  erscheint  und  auch  einen  eigenen  aus- 
führlichen 1ndei(:  sowohl  zu  den  drei  Bänden  des  früheren  Werkes 
oder  der fir 8t  series^  wie  zu  den  beiden  der  second  s<;rt es. enthält. 
Dass  die  Ausführung  der  Zeichnungen  und  Platten,  namentlich 
der  grösseren  colorirten,  hier  ebenfalls  ganz  vorzüglich  zu  nennen 
ist,  werden  die  Leser  ohnehin  erwartet  haben,  und  es  genüge 
auch  in  dieser  Beziehung  die  Versicherung,  dass  die  second  aeries 
der  fir 8t  series  in  Nichts  nachsteht.  Betrachten  wir  aber  den 
Inhalt  näher,  so  wird  sich  bald  daraus  ergeben^  dass  ausser  den 
beiden  bemerlcten  Hauptgegenständen,  welche  den  Inhalt  dieser 
second  series  bilden,  noch  gar' manches  Andere,  was  mehr  oder 
minder  damit  in  Verbindung  steht,  behandelt  und  in  gleicher 
Weise,  aus  den  alten  Denkmalen  zunächst,  erläutert  worden  ist. 
Denn  die  letztern  bilden  auch  hier  die  eigentliche  Grundlage  des 
Ganzen;  aus  ihrer  Anschauung^  Auffassung  und  Erörterung  bildet 
sich  die  übersichtliche  Darstellung  der  gesammten  ägyptischen 
Landwirthschaft,  welche,  m  Verbindung  mit  vielem  Andern,  was 
■ur  Botanik  und  Zoologie,  ja  zur  Naturgeschichte  des  alten  Ae- 
gyptens  überhaupt  gehört ,  Gegenstand  des  eilften  Cap.  ist,  eben 
so  die  Darstellung  der  Religion,  zunächst  der  verschiedenen  zahl- 
reichen Gottheiten  selbst,  nach  ihren  verschiedenen  Abstufungen 
und  Namen,  dann  der  eigentlichen  Göttesverehrung' oder  des 
Cultus,  der  Opfer,  der  heiligen  Thiere  und  ihrer  Einbalsamirung, 
der  verschiedenen  Feste  u.  dgl«,  sowie  Alles  dessen,  was  auf  dte 
Todtenbestattung  sich  bezieht:  lauter  Gegenstände,  welche  vom 
iwelften  Cap.  an  den  grössern  Theil  des  ersten  und  den  ganzen 
zweiten  Band  füllen'.  Die  Nachrichten  der  alten  Autoren  werden 
In  gleicher  Weise,  wie  dies  bei -der  ürst  series  der  Fall  war, 
überall  mit  der  Erklärung  verbunden ,  ohne  dass  jedoch  hier  der 
strenge  Unterschied  stets  gehörig  beachtet  wird,  der,  wie  wir 
glauben ,  zwischen  den  Nachrichten  vorchristlicher  Autoren  und 
den  Quellen  späterer  Zeit,  eines  Plutardius  und^ noch  weit  mehr 
eines  Jamblicfaus  und  anderer  Neuplatonlker  zu  machen  ist;  auch 
zeigt  sich  hier  wieder  dasselbe  ungünstige  Vorurtheil  gegen  den 
ältesten  Zeugen  Griechenlands  über  Aegypten^  wir  meinen  den 
Herodotos,  während  es  doch  auch  nicht  an  einer  grossen  Anzahl 
von  Stellen  fehlt,  wo  dessen  Urtheil  oder  dessen  Beschreibung 
als  allein  gültig  und  durchaus  wahr  befunden  wird.    Wir  werden 


•  WHkillÄoli  ofthe:  Mannen  and  Caatonus  of  the  ano.  Egyptians.   117 

spüter  einsehie  Beweise  daviui  vorlegen ;  sie  werden  zeigen,  wie 
der  über  Herodot  ausgesprochene  Tadel  nicht  immer  begründet 
erscheint*    An. den  Angaben   der  bibiischen  Urkunden  halt  der 
Verf.,   wie  die  meisten  Engländer,  mit  TolUger  Sicherheit  und  • 
Festigkeit;  er  sucht  das  Einzdne  ihrer  Angaben  nicht  selten  aus 
den  Sgyptischen  Denkmalen'  asu  bewahrheiten  und  su  bestätigen: 
wie  dies  auch  schon  bei  dem  froheren*  Werke  der  Fall  war,  von 
welchem  bereits  ein  beriihmter  Theolog  zur  Rechtfertigung  des 
Inhalts  einzelner  Stellen ,   wie  zum  Beweis  des  Alters  und  der 
Authenticität  d<er  mosaischen  Urkunden  den  erspriesslielisten  Ge*- 
brauch  gemacht  hat  *),    Die  zweite  Series  dürfte  ihm  der  Belege 
for  seine  Ansichten  und  Zwedce  eine  noch  reichere  Anzahl  liefern. 
Vergleichungen  mit  Griechenland,  griechischen  Sitten  und  Bell- 
giönsgebrauchen,  'griechischen  Kunstproducten  jeder  Art,  merden 
auch  in  diesen  Bänden  nicht  abgelehnt,  in  weichen  der  yön  dem 
Vorurtheil  deutseher  Gelehrsamkeit  ^o  ziemlich  freie  Engländer, 
den  ein  vieljähriger  Aufenthalt  imlizude  der  alten  Pharaonen  mit 
Leben  und  Kunst  des  alten  Aegyptens  so  vertraut  gemacht  hat, 
sich  ganz  unbefangen  über  die  Verbindung  zwischen  beiden  Län- 
dern, Griechenland  «nd.Aegy^ten,  ausspricht,  ohtae  freilich  zu 
ahnen,  wie  man  anderwärts,  es  bezweifeln  konnte,  die  ähnlichen, 
dem  Aegyptiscben  nachgebildeten  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete 
griechischer  Kunst  und  Religion ,  nicht  auf  Aegypten  zurüekzu- 
beziehen,  sondern  einen  TÖilig  entgegengesetzten  Weg  hier  ein- . 
zuschlagen,  im  Widerspruch  mit  der  historischen  Tradition^  wie 
mit  der  naturgemässen  Entwicklung,  die  das  jüngere  Product  auf 
das  ungleich  ältere  zurückbezieht  und  nicht  dieses  aus  jenem  zu 
erklären  versucht.    Vor  allen  solchen  MissgriflPen  hat  den  Verf. 
der  .dem  Engländer  meistens  einwohnende  gesunde  Takt,  eben 
sosehr  wie  die  unmittelbare  Anschauung  und  Betrachtung  der 
Denkmale  selbst,  die  doch  am  Ende  unsere  einzig  sichern  und 
unbestreitbaren  Zeugen  sind,  bewahrt;  und  die  glücklich,  zum 
Theil  wenigstens,   zumal  in  einzelnen  Namen  der  Götter,  der 
Regenten  u.  dgL  zu  Stande  gebrachte  Lesung  oder  Entzifferung 
so  mancher  faieröglyphischen  Zeichen  bat  ihn  darin  nur  bestätigen 
können,  sowie  sie  überhaupt  das  Ton  manchen  Skeptikern  bestrit- 
tene oder  doch  bezweifelte  hohe  Alter  der  Baudenkmale  Aegyp- 
tens nun  unwiderleglich  nachgewiesen  und  durch  die  Beziehung 
auf  den  Inhalt  der  manetiionischen  Königslisten   (wovon  in  der 
früheren  Anzeige  die  Rede  gewesen)  ausser  allen  Zweifel  gesetzt 
hat.    tJeberhaupt  wird  jetzt,  da  die  Denkmale  in  so  vielen  Und 
getreuen  Abbildungen  vorliegen  und  zugleich  das  Alter  und  die 
Zeit  ihres  Aufbaus  aus  den  hieroglyphischen  Legenden  sich  mei- 
stens mit  ziemlicher  Sicherheit  bestimmen  lässt,  kern  Zweifel. 


*)  8.  E.  W.  HengBtenberg:  die  Bacher  Moae's  und  Aegypten  nebst 
ebev  Beilage:  Mai^etho  uiid  die  H)rk8o%.  Berlin  1841.  8. 


118  Alterthumskiinde. 


mehr  ober  das  hohe  Alter  der  Rammten  igypihcheti  QMlia^foa 
und  CuUtir  mehr  aufkommen  können,  und  eben  ao,  wie  wir  hoffen, 
die  Beaiehung  der  relativ  ao  jun^eb  Cnltor  Griecbeniand's  auf 
Aegypten  ^  nicht  weiter  beanstandet  werden«  Und  dieses  grosse 
und  wichtige  Resoltat  der  bisherigen  Forschmig  ist  durch 
Hrn.  Wilkinson's  Werke  eigentlich  erst  recht  sicher  und  festge- 
atelU  worden;  wir  sind  ihm  daher,  auch  wenn  wir  mit  einzelnen 
•einer  Ansichten  oder  Deutungen  und  selbst  bisweBen  mit  der  gan- 
zen Art  und  Weise  der  Behandlimg,  die  eine  feste  und  bestimmte 
Methode  nicht  selten  vermissen  lasst  und  selbst  Verachiedenartf- 
ges  durch  einander  wirft,  nicht  immer  zufrieden  sein  sollten,  dodi 
ungemeinen  Dank  schuldig  'für  die  Bekanntmachung  und  Brlaute- 
rung  so  vieler  bisher  entweder  gar  lucht,  oder  höchstens  nur  In 
den  grössern  Werken,  und  auch  in  diesen  nicht  immer  mit  der  er- 
forderlichen Treue  und  Genauigkeit ,  abgebildeten  Denkmale,  die 
lins,  wir  können  diess  nidrt  oft  genug  wiederholen;  erst  die  wahren 
und  rechten  Aufschlüsse  über  das  Leben,  die  Sitten  und  den  Glau- 
ben der  alten  Aegypter  bringen  und  darum,  als  die  alten,  gleichzeitig 
gen  Zeugen,  höher  stüben  als  alle  die  schriftlich  tradirten  Zeugnisse 
einer  schon' mehr  oder  minder  späteren  Zeit,  weldie  oft  erat 
durch  die  Betrachtung  jener  Denknüale  ihren  rechten  Sinn  und 
ihre  wahre  Deutung  erhalten.  D»her  glauben  wir  auch  den  Ge- 
winn, welcher  für  die  richtige.  Auffassung  so  vieler  Steilen  grie- 
.chischer  und  römischer  Schriftsteller,  die  auf  Aegypten  sich  be- 
ziehen und  nun  erst  in  das  rechte  Licht  gesetzt  werden,  aus  Hrn. 
Wiikinson's  Werke  hervorgeht,  iiicht  gering  anschlagen  zu  kön- 
nen, abgesehen  von  dem  Licht,  das  auf  so mandie  Stellen  der 
biblischen  Urkunden  fiillt,  so  wie  auch  selbst  auf  die  riclrtige  Be- 
urtheiiung  so  mancher  Zustände  des  nenen  Aegyptens,  das  immer 
noch,  trotz  der  grossen,  im  Laufe  der  Zeit  hier  vorgegangen«!  Ver- 
Sodernngen,  so  manche  Analogien  mit  dem  alten  Sitze  der  Pha-' 
raonen  und  Ptolemäer  erkennen  läjist.  Wie  der  Verf.  über  die 
jetzigen  Zustände  denkt,  lässt  sieh  wohl  aus  einer  Aensserong 
Band  I.  S.  112.  entnehmen:  wir  glauben  darnach  den  Hrn.  Wil- 
kinson  nicht  den  bdcanuten  Lobrednern,  welche  die  NeoagyptischQ 
Despotie  in  Dentschldnd  und  Frankreich  gefunden  hat,  uikreihen 
zu  dürfen.  Im  Uebrigen  ist  die  Politik  und  Alles ,'  was  damit  zu- 
sammenhfingt,  durchaus  von  dem  Werke  ausgeschlossen ,  das  blös 
mit  dem  alten  Aegypten  es  zu  ihun  hat. 

Das  eilfte  Gap.  giebt,  wie  bereita  bemerirt  worden,  eine  Dar- 
stellung der  ägyptischen  Nationalökonomie,  und  zwar  mit  einer 
Ausführlichkeit  und  Vollständigkeit  des  Details,  wie  whr  diess  über 
kein  Volk  der  alten  Welt  besitzen:  da  Gegenstände  dw  Art  von 
den  alten  Sohriftatellem  meist  minder  berücksichtigt  oder  do«& 
nicht  in  der  Weise,  wie  wir  erwarten,  möglichst  genau  darfe- 
stellt  werdend  während  in  Aegypten  die  Monumente  über  und  un- 
ter der  Erde  mit  ihren  zahlreichen  und  bildlichen  DarsteUungea 


IVilkiiuoii  of  ihe  Maonera  and  CasiomB  of  th6  anc.  Egyptians.    119 

dafür  einen  Ersata  bieten,,  der  die  reichate  Auafceate  gewahrt, 
Ackerbau,  Viehzucht,  und  die  daraus  herrorgehende  Industrie  er* 
scheint  hier  in  einem  vorher  kaum  ^eahneten  Umfang,  und  in  ei- 
ner Bedeutung,  die  uns  staunen  macht,  da  sie  die  jetzigen  Za- 
stände  bei  weitem  überbietet  Dem  Verf.  ist  diese  Bedeutung 
nicht  entgangen :  er  spricht  sicli  darüber  gleich  am  Anfang  seines  v 
Werkes  (I.  p.  6.)  in  folgender  Wei^e  aus ,  die  uns  zugleich  den 
eigenen  Standpunkt  desselben  erkennen  lässt:  „Wenn  wir' die 
Lage  des  Ackerbaues  in  Aegypten  betrachten,  so  beschränken  wir 
seine  Wichtigkeit  nicht  auf .  die  direkten  und  handgreiflichen 
Wohlthaten ,-  die  er  jährlich  dem  Volke  zuweist  durch  die  ver* 
mehrte  Production  ded  Bodens^  denn  der  Einfluss,  den  er  auf  die 
Sitten  und  auf  die  wissenschaftlichen  Kenntnisse  („scientific  acqui- 
rements^^)  des  Volkes  äusserte,  tritt  als  ein  nicht  weniger  würdi« 
ger  Gegenstand  unserer  Betrachtung  hervor^^  u.  s.  w.  Da  der 
Ackerbau  des  Landes  von  der  jährliclien  Nüüberschwemmung  ab- 
hing ,  und  diese  wieder  in  ihrem  jährlichen  Eintritt  durch  aide- 
rische  Verhältnisse  bestimmt  war,  so  war  der  Aegypter  frühe 
schon  auf  richtige  Bemessung  des  Feldeci^nd  damit  auf  Geome- 
trie, so  wie  auch  auf  Astronomie  hingewiesen,  deren  frühe  Pflege 
und  Forderung  au«  diesen  natürlichen  Verhältnissen  des  Landes, 
so  wie  einmal  feste  Niederlassungen,  im  Gegensatz  zu  einer  ho-  , 
madischen  oder  troglodjtischen  Lebensweise,  und  damit  Acker- 
bau eingeführt  war,  sich  allerdings  wohl  erklären  lässt,  und  auch 
in  diesem  Sinne  schon  von  den  alten  Schriftstellern  aufgefasst 
worden  ist,  wenn  sie  den  Ursprung  dieser  beiden  Wissenschaften 
in  Aegypten  aufsudien.  Die  Zeit  dieses  Ursprungs  nachzuwei- 
sen, dürfte  freilich  ein  vergebliches  Bestreben  sein,  da  diess  über 
den  Bereich  der  Geschichte  hinausgeht ,  und  sehen  im  Zeitalter 
der  Patriarchen  Bemessung  des  Feldes  und  damit  doch  ein  An- 
fang Ton  Geometrie  und  mathematischer  Wissenschaft  bereits  ge- 
geben war.  Herodot  (II,  109.)  bringt  die  Erfindung  der  Geome- 
trie mit  der  .von  ^esostris,  aus  politischen  und  finanziellen  Grün« 
den,  wie  es  scheint,  vorgenommenen,  genauen  Abtheilung  der 
Felder  in  Verbindung ,  wiewohl  er  diess  nicht  als  wirkliches  Fa- 
ctum, sondern  bloss  als  seine  individuelle  und  persönliche  Ansicht 
(ioxest  di  jioi  hvtsv&av  ysoii^ZQlri^  avQB&alöoc  i^t^v^ElkXdda 
htavBX&$Lv)  hinstellt,  was  wohl  zu  beachten  ist.  Er  wurde  sich 
freilich  sehr  wundern,  wenn  er  sähe  und  hörte,  wie  jetzt  deut- 
sche und  französische  Gelehrte  den  Aegyptern  höchstens  eiipge 
rohe  Versuche  und  Anfänge  einer  Messkunst  zur  Bestimmung  des 
Eigeothnms  an  Feldern  zuerkennen,  und  dagegen  eine  Emfuhrung 
der  von  Griechen  erfundenen  und  aMsgebildeten  Wissenschaft  der 
Geometrie  nach  Aegypten  aufistellen  wollen "*"):  was  freilich,  zu« 


♦)  s  Journal  d.  Savans  1840  p.  749.  und  750. 


120  Alterthamsknnde. 

mal  fibr  die  frUiere  Periode  scliwerlich  Glaoben  finden  wird,  öder 
vielmehr  nberhaupt  finden  kann. 

Kehren  wir  ^u  unserem  Verf.  suruck,  ao  finden  wir  nach  eini- 
gen allgemeineren  Bemerkungen  nber  die  Wichtigkeit  der  Nifiibei^ 
Bchwemmung  für  das  Land,  bei  dem  Mangel  anderweitiger  Be- 
wässerung durch  den  höchst  selten  und  aucbdannnur  in  höchst  un- 
genügender Weise  fallenden  Regen,  suvörderst  eitae  Untersuchung 
über  das  älteste  ägyptische  Jahr  —  ursprünglich  ein  Mondenjahr, 
dann  umgetauscht  in  ein  Sonnenjahr;  auf  jenes,  das  ältere  finden 
sich  Beziehungen  in  den  Hieroglyphen,  die  demnach,  schliesst  der 
Yerf.  S.  13.,  in  ein  weit  höhere«  Alterthum  zuriickfallen,  als  man 
gemeinhin  annimmt,  insofern  sie  schon  vor  Annahme  des  Sonnen- 
jahres im  Gebrauch  gewesen  sein  mussten.     Die  nun  folgenden 
Bestimmungen  der  ägyptischen  Maasse  und  Lan^enbestimmungen 
sind  hier  naturlich  keines  Auszugs  fihig,  werden  aber  mit  Böckh'a 
Untersuchungen  (s.  metrologg.  Untersuch.  S.  222.  ff.)  nun  näher  zu  " 
vergleichen  sein,  da  die  letzteren  uns  jedenfalls  weit  genauer  und 
aprgfaltiger  geführt  erscheinen.    Die  ungenauen  Angaben  der  Al- 
ten, die  Schwierigkeit,  diese  Angaben  auf  die  alten  Baudenkmale 
selber,  bei  deren  gegenwärtigem,  zum  Theli  verschütteten  Zu- 
stande, anzuwenden,  macht  diesen  Gegenstand  zu  einem  der  ver« 
wickeltsten  in  der  Kunde  ägyptischen  Alterthum's.     Interessanter 
jedenfalls  wird  gewiss  den  meisten  Lesern  die  nun  folgende,  iü 
alle  Detail's  sich  vierbreitende  Darstellung  des  ägyptischen  Acker- 
baues sein,  zumal  da  sie  darcfa  mehrere 'bildliche  Darstellungen, 
welche  sich  «ingedruckt  finden,  veranschaulicht  wird.    Wir  erhal- 
ten damit  genaue  Nachricht  von  der  Art  und  Weise,  wie  und  um 
welche  Zeit  der  alte  Aegypter  säete,  wie  er  mit  Pflüg  und  E^ge 
den  Boden  bearbeitete,  die  Fracht  schnitt  und  die  Erndte  ein- 
that :  ja  der  Verf.  geht  noch  weiter,  indem  er  eine  Darstellung  des 
ägyptischen  Gewächsreichs  liefert,  und  über  alle  die  in  den  alten 
Schriftstellern  wie  auf  den  Monumenten  selber  vorkommenden 
Pflanzen,  welche  in  Aegypteii  Anbau  fanden,  "Sich  näher  verbrei« 
tet.    Insbesondere  suid  es  Stellen  des  Plinius,  die  auf  diese  Weise 
eine  Erörterung  und  ein  Licht  erhalten ,  das  auf  keinem  andern 
Wege  diesem  Schriftsteller  zufallen  konnte. 

Auf  den  Ackerbau  folgt  zunächst  die  V%eh%ueht,  Indessen 
Ist  die  Darstellung  dieses  Zweiges  der  ägyptischen  Landwirth- 
aöhaft  unterbrochen  durch  eine  Reihe  von  Bemerlcungen  und  Erör- 
terungen, welche  auf  das  Anschwellen  des  Nils  sich  beziehen,  und 
wohl  eher  am  Anfang,  vor  der  Darstellung  des  Ackerbaues,  als 
nach  diesem,  wie ^s  jetzt  der  Fall  ist,  zu  suchen  waren:  indessen, 
wie  schon  bemerkt  worden,  auf  eine  streng  systematische  Behand- 
lung des  Gegenstandes  und  eine  demgemäss  zu  treffende  Anord- 
nung des  Stoffes  scheint  der  Verf.  von  vorne  herein  verzichtet  za 
haben.  .Merkwürdig  ist,  was  über  die  firhebnng  des  NUwasser^s 
der  Verf.  S.  104.  als  Resultat  seiner  Untersuchungen  angiebt. 


WiIkinBon  of  tbe  Manners  fuid  Costoms  of  tlie  ahc.  Egyptians.    121 

Ai8g  die  Hohe,  welche  jetzt  der  Nil  bei  seiner  Üebers^hwem- 
mung  erreiche,  ganz  diesel1)e,  wie  in  früheren  Zeiten  sei,  und 
auch  hinsic^htlich  des  bewasserten  Landes  ganz  dasselbe  Ver« 
hältniss  obiivaite.  In  welcher  Weise  die  Erhöhung  des  Bodens, 
wie  des  Flusses,  statt  finde,  darüber  sind  gleichfalls  nähere  Eror* 
terimgen  tind  Berechnungen  gegeben ,  die  in  dem  Werke  selbst 
nachsusehen  sind..  Der  Abschnitt  &ber  die  Viehzucht;  wobei,  auch 
das  künstliche  Ausbrüten  der  Eier  vorkommt,  bietet  in  seinen  ein- 
zelnen Details ,  welche  hinwiederum  durch  einzelne  Hoizsdihltte 
anschaulich  werden,  ein  gleiches  Interesse.  So  sehen  wir  z.  B. 
auf  dem  mit  hierogljphischen  Inschriften  versehenen  Bilde  S.  139., 
wie  die  Gänse  gestopft,  oder,  nach-  des  Verf.  Deutung,  als  krank, 
gefüttert  werden ,  wie  das  kranke  Vieh,  Geisen,  Gazellen,  Kühc^ 
gepflegt  und  mit 'Nahrung  oder  Tielmehr  Medicin  durch  eigene 
Aufseher  oder  Aerzte,  welche  dieselbe  in  den  Mund  reichen,  ver- 
sehen "Wird:  so  dass  die  Veterinätkunde  allerdings  schon  als 
ein  Zweig  der  bei  den  Aegyptern  so  sorgföltig  geübten  und  ge- 
pflegten Heilkunde  sich  nachweisen  lässt  —  gewiss  die  älteste 
Spur  von  dem  Vorkommen  dieser  Wissenschaft  überhaupt  im  AI* 
terthum. 

Die  übrigen  Theile  des  Werkes  haben,  wie  bereits  bemerkt 
worden,  die  Religion  und  die  Götterwelt  des  alten  Aegjptens 
s^um  Gegenstande;  von  denheiden  Abschnitten,  welche  im  ersten 
Band  enthalten  sind ,  giebt  Cap.  XlII.  allgemeine  Erörterungen 
über  Wesen  und  Charakter  des  ägyptischen  Gottesdienstes^ 
Cap.  XlII.  beginnt  die  Darstellung  der  einzelnen  Gottheiten,  aus 
welchen  das  ägyptische  Pantheon  zusammengeisetzt  ist.  Man 
wird  hier,  besonders  in  der  allgemeinen  Erörterung,  welche  die 
Gruttdbegriff'e  und  die  Grundanschauung  der  ägyptischen  Religion 
festzustellen  sucht,  allerdings  in  Manchem  auf  eine  fühlbare,  ja 
oft  selbst  störende  Weise,  den  Mangel  systematischer  Ordnung 
und.  eines' itiethodischen  Zusammenhanges  wahrnehmen,  man  wird 
hier,  so  wie  auch  bei  der  Darstellung  der  einzelnen  Gottheiten 
eine  genauere  Scheidung  der  von  den  Alten. uns  überlieferten 
Nachrichten  und  damit  auch  eine  Kritik  vermissen,  die  hier  oft- 
mals nur  zu  sehr  nothwendig  ist,  um  nicht  Deutungen  und  Ansich- 
ten einer  späteren,  zum  Theii  schon  von  christlichen  Ideen  ange- 
regten Zeit.,  in  das  ägyptische  Pantheon  der  alten  Pharaonen  zn 
übertragen:  Ref.  legt  hauptsächlich  Werth  auf  das,  was  aus  den 
Denkmalen' selbst  zur  näheren  Kunde  der  ägyptischen  GötterweH 
beigebracht  und  durch  die  Hieroglyphen,  so  weit  bis  jetzt  deren 
Entzifferung  geführt  ist ,  auch  bestätigt  wird.  Und  hier  sind  al- 
lerdings die  so  gewonnenen  Resultate  bedeutend  genug,  um  unsere 
Ansichten  über  die  ägyptischen  Götter  und  den  Glauben  des  Volks 
wie  der  Gelehrten  und  Priester  ebenso  aufzuklären ,  als  anderer- 
seits theilweise  zn  berichtigen  und. zu  vervollständigen,  Yfft 
wollen  zuvörderst)  ehe  wur  in  das  Einzelne  eingehen,  einige  der 


122  Alterthamskande« 

Grundansichten  des  Verf.  Toranstellen ,  zur  näheren  Würdigung 
und  Vergleichung  mit  den  in  Deiitscliland  darüber  in  Umlauf  ge- 
setzten Ansichten  und  Meinungen.  . 

Der  Verf.  erklärt  sich  gleich  von  Torne  herein  (S.  171.  ff.) 
gegen  die  Ansicht., : —  sie  war  früher  zum  Theil  durch  Zoega  ver- 
breitet^ dessen  Schrift  übrigens  der  Verf.  nicht  zu  kennnen  scheint 
-^  weiche  in  den  ägyptischen  Göttern  wirkliche  Wesen ,  die  auf 
der  Erde  gelebt,  also  zu  höheren  Wesen,  zu  Göttern  erhobene 
Menschen  erkennen  will :  schon  die  äussere  Darstellung  der  Gott- 
heiten in  der  Verbindung  von  Menschen  und  Thiertheiien  wider- 
spreche einer  solchen  Behauptung  und  bezeuge  den  allegorischen 
Charakter  der  so  dargestellten  Gottheiten  f  denn  diese  selbst  sind 
nur  figürliche  Darstellungen  der  Attribute  des  einen  und  einzigen 
iGott^s ,  an  den  die  Priesterwelt  allein  glaubte  und  den  sie  allein 
verehrte;  jede  Gottheit,  sie  magAmun,  Pthah,  odc^r  wie  sonst 
nur  immer  heissen,  stellt  irgend  ein  Attribut  des  höchsten  We- 
sens in  einer  Person  und  in  einer  bestimmten  Form  dar:  gerade  wie 
wir  von  dem  Schöpfer,  von  dem  Allwissenden,  von  dem  Allmäch- 
tigen u,  dgl.  sprechen  und  damit  doch  immer  nur  ein  und  dasselbe 
höchste  Wesen  nach  seinen  verschiedenen  Eigenschaften  bezeich- 
nen ;  daher  denn  auch  der  Unterschied  zwischen  den  grossen  Göt- 
tern und  zwischen  denen  eines  niederen  Grades,  -welche  letztere 
physicalische  Gegenstände  waren,  wie  z.  B.  Sonne  und  Mond, 
oder  abstrakte  Begriffe  verschiedener  Art,  wie  Tapferl^eit,  Stärke 
u.  dgl.  m.  Die  äussere  Form  der  so^gebildeten  einzelnen  Gott- 
heiten war  durch  die  Zuthat  thierischer  Attribute  kenntlich  und 
unterschieden,  und  wenn  auch  der  Priester  diese  Götter  nicht  an- 
ders als  die  Attribute  des  Einen  höchsten  Wesen  in  einer  be- 
stimmten Form  darstellend,  betrachtete,  so  war  doch  das  Volk  von 
einer  solchen  höheren  Erkenntniss  durchaus  ausgeschlossen  und 
ihm  der  Glaube  an  die  wirkliche  Heiligkeit  des  Idols  und  die  wirk- 
liche Existenz  des  Gottes ,  dessen  äussere  Gestalt  seinen  Augen 
erschien,  überlasseh.  Diese  sichtbar  dargestellten  Götter  sind 
also  nur  die  deificirten  Attribute  des  höchstens  Wesens,  dessen 
Macht,  Güte,  Weisheit  u.  s.  w.  sie  anzeigen,  während  von  dem 
höchsten  Wesen- selbst,  wie  S.  1 79.  ausdrücklich  bemerkt  wird, 
in  den  Sculpturen  durchaus  keine  Darstelliuig  angetrjoifen  wird. 
Wenn  nun  aber' bei  diesen  Gottheiten,  zunächst  bei  der  ersten 
Reihe  der  acht  grossen  Götter,  das  Verhältniss  einer  Trias  /vgl. 
S.  185.)  in  der  Weise  angenommen  wird,  dass,  indem  die  eine 
Gottheit  zur  andern  in  ejne  Verbindung  tritt,  daraus,  zur  Bildung 
der  Trias,  eine  dritte  als  hervorgehend ,.  angenommen  wird  ,  wie 
4S.  B.  der  göttliche  Verstand,  in  Verbindung  mit  der  Materie,  diie 
W^elt,  oder  die  geschaffenen  Dinge ,  als  ein  drittes  hervorbringt« 
und  so  eine  Trias  entsteht  —  so  scheint  uns  diess  doch  viel  zu 
«ehr  eine  philosophische  Speculation  einer  sclion  weit  späteren 
!Seit,  um  für  aU-ägypüerjßhe  Priester  Weisheit  zu  gelten.     Wir 


\  - 


Wil^son  pf  the  IVUniiw»  i«d  Cttstoms*  of  thö  anc«  Egypüans.  128 

iHb^r^ben,  WB8  der  Verf.  bei  dieser  Gelegeiilieil  üier  die  Mokim^ 
und  über  Jehovak^  und  über  die  Trias  im  aiten  Testament  wie  in 
der  Zdilenlehre  der  Pytlia^reer  (S.  186— 199.)  des  Weiteren 
bemerkt,  um  so  lieb^,  als  wir  an  dem  BeMall  zweifeln  möebteii, 
den  diese  £rörterutigen  bei  deutschen  Lesern  finden  möcliteii; 
wir  verweilen  lieber  bei  einigen. andern  Beliauptungen^  die  lins 
mdbr  Aufiaerksamkeit  an  yerdieneB  scheinen.  Dahin  rechnen  wir 
den  auch  bei  den  alten  Ae^yptern  herrschenden  Glauben  an  eine 
Manifestation  der  Gottheiten,  an  ein  Erscheinen  derselben  auf  Er- 
d«D  und  ein  unmittelbares  Eintreten  und  Einwirken  derselben,  zum 
Heil  nad  Segen  der  Menschheit:  einen  Glauben,  den  der  Verf., 
weil  derselbe  allerwarts  imdsclion  in  den  ältesten  Zeiten  sich  fin- 
det, aus  einer  Art  von  Offenbarung,  die  den  ersten  Menschen  zn 
Theil  geworden,  weit  lieber  ableiten  möchte ,  als  aus  einer  zu- 
fällig an  verschiedenen  Orten  unternommenen  ^pecnlation  (S>  200); 
und  €»riLniipft  daran  folgende  Bemerkung,  die  wir  hier  ihrem  We- 
sen mach  mittheUen  woüen : 

,^Aus  welcher  Quelle  auch  ursprunglich  die  Aegypter  ihre 
Ideen  «her  diese  Gegenstände  geschöpft  haben  mögen ,  so  viel  ist 
sieber,  dass  sie  dieselben  weiter, ausbildeten  (refined  upon  them) 
und  dadurch  >ih^e  metaphysischen  Speadationen  so  complieiici 
machten ,  dass  es  von  Seiten  der  Eingeweiheten  grosser  Sorgfalt 
und  Aufmerksamkeit  bedurfte,  um  Verwirrung  zu  verhüten  und 
ein  vollkoflunepes  VerstSndntss  ihres  Sinn's  zu  erbalten.  'Daher 
kam  es  deim  aber  auch,  dass  diejenigen,  wdche  eine  nur  be- 
scbränkte  Einsicht  in  diese  intrlcaten  Gegenstände  erlangt  hatten, 
den  Sinn  und  die  Grundbedeutung  verkanntcfn,  wie  diess  nament* 
lieh  bei  Griechen  und  nömern  der  Fall  war,  welche,  weil  sie  nur 
zu  Einern  Theil  dieser  Geheimnisse  gelangt  waren,  dadurch  in  ein 
Labyrinth  von  Irrthiimern  greriethen,  welche  dem.  ganzen  System 
den  Cäiarakter  dner  absurden  Fabel  gaben.  CJeberdem  nahmen  sie 
gewisse  Ceremonien  (enigmatical  ceremonies)  allzu  wörtlich,  ver- 
kehrten abstrakte  und  speculative  Begriffe  in  physicalische  Reali- 
litäten,  und  erniedrigten  die  von  Aegypten  entlehnten  Religions- 
gebräuebedurcfh  die  schreiendsten  Excesse,  weldie  die  Religion 
nur  lächerlich  machen  und  ihren  wahren  Zweck  vereiteln  muss- 
t^n.  Denn  so  uicsprünglich  auch  die  Begriffe  der  AUen  in  dieser 
Beniehung  waren,  namentlich  in  Bezug  auf  das  Wesen  und  die  Na- 
tur der  Gottheit,  so  sehr  audi  die  Wahrheit  durch  die  Vereh- 
rung einer  Mdirbeit  von  Göttern  verdunkelt  war:  die  durch  ,die 
Religion  vorgeschriebene  und  auch  imn  guten  Menschen  geübte 
Moral  verdiente  Jknpfehlang,  und  wir  können  dämm  nur  diejenigen 
tadeln,  weiche  das,  was  gut  war,  berabwünügten  und  den  Irr- 
thum  noch  vermehret  haben  durch  faladbe  Auffassung  und  Anwen-^ 
düng  dieser  mysteriösen  Lehren.^^ 

Ueberhanpt  sucht  der  Verf.  die  agyptisclie  Friesterschaft  ^n 
manchen  Vorwurf en  zu  vertheidigeni  zu  welchen  irrige  Auffassung 


ISi  Alterthnmsknadek 

• 

ftier  Lehren  wie  ihrer  Reli^onsgebrSuche  Ton  Seiten  der  Griechen 
wie  der  Römer  Veranlassau^  gegeben  hat:  ohnehin  lallt  die  Ein- 
fihrung  ägyptischer  Götterdienste  zn  Rom  in  eine  Zeit  des  sitt- 
lichen Verfalls  uAd  der  Entartung,  die  nar  nach  dem  AusUndf- 
flchen  und  Fremdartigen  greift,  um  den  verwöhnten  Geschmack  sa 
befriedigen ,  und  einen  Vorwand  zur  Befriedigung  eigener  Gelöste 
in  finden.  Auch  den  griechischen  Philosophen  wird  eine  irrthnm- 
liehe  Auffassung  und  ein  Verkennen  der  wahren  Principien'  der 
ägyptischen  Religion  zugeschrieben ;  die  Abhängigkeit  der  griechi- 
schen Theogonie  von  ägyptischen  Gottheiten  daher  auch  auf  die 
Fälle  beschränkt,  wo  die  Denkmale  selbst  dazu  in  irgend  einer 
Weise  eine  Bestätigung  abgeben ,  wiewohl  in  Mandiem  ein  ge- 
meinsamer Ursprung  und  ein  und  dieselbe  Grundidee ,  wielche  die 
Attribute  hervorrief,,  nicht  abgewiesen  wird  (S.  204.  f.).  In  der 
griechischen  Mythologie,  so  stellt  der  Verf«  sich  die  Sache  dar, 
sind  manche  Mythen  allegorisch,  manche  moralisch,  manche  phy- 
sicalisch,  manche  historisch ,  änderte  dagegen  beruften  auf  rein 
metaphysischer  Speculation.  Diess  lässt  isich  anf  iie  Theogonie 
der  Aegyptier  nnr  zum  Theii  anwenden,  deren  Religion  anf  einer 
verschiedenen  Grundlage  basirt  War,  wo  das  physicalische  und 
historische  Element  untergeordnet  (subservient)  war;  und  wenn 
sie  ja  in  früherer  Zeit  geschichtliche  Elreignisse  in  ihre  Religion 
/eingeflochten  hatten,  so  merzten  sie  dieselben  späterhin  wieder 
voIUg  aus  und  gaben  ihrer  Religion  einen  metaphysischen  Charak- 
ter, der  mit  den  Sagen  von  ihrem  Ursprung  oder  von  der 
CSolonisation  des  Landes  in  gar  keiner  Verbindung  stand.  Ge- 
scliichte  scheint  in  der  That  so  gänzlich  ausgeschlossen  von  ihrem 
mythologischen  System  und  so  gänzlich  von  demselben  gesondert, 
dass  eine  Einführung  derselben  auch  für  die  frühestefieriode'niclit 
wohl  zulässig  ist;  selbst  die  Angaben  von  der  Regierunj^  gewisser 
Götter  auf  Erden  sind  nur  eine  allegorische  Weise  der  Erzählung 
gewisser  Facta/ die  sich  wirklich  zugetragen  habeA,  aber  ausser 
allem  Zusammenhang  mit  den  Lelirsätzen  ihrer  Religion  stehen. 

So  hätten  wir  also  mit  dem  Verf.  die  ägyptische  Religion  in 
ihrer  Grundlage  als  rein  speculativ  und  metaphysisch  anzusehen, 
mit  völligem  Ausschluss  aller  historitehen  Elemente  (von  den 
astronomischen ht  hier,  auffallend  genüge  gar  nicht  die  Rede); 
ganz  anders,  meint  er,  stellt  sich  aber  die  Sache  bei  den  Griechen; 
ihre  Religion  beruht  auf  Volkssagen  und  Mährchen-,  denen  später 
ein  Ueberblick  (superstructure) ,  entnommen  von  metapliysischer 
Speculation,  hinzugefügt  ward;  und  obschon  manche  ihrer  Gott* 
heiten  ägyptischen  Ursprungs  waren,  so  scheint  doch  das  Geschäft 
und  die  Bestimmung  von  Manchen  eher,  auf  einer  zufälligen,  in 
späterer  Zeit  entdeckten  Analogie  mit  den  Gottlidten  der  Aegyp^ 
tier  und  anderer  Völker^  deren  Religion  längst  in  eine  systema- 
tifthe  Form  gebracht  war,  zu  beruhen,  als  auf  positiven  Begriff 
fen^  welche  sie  vorher  darüber  jgehairty  u.  s.  ir. 


t  I 


Wilkinson  of  the  ManlieM  aad  Ciuioiiw  of  the  anc»^  Egyptiaiui*  125 

Als  chtrakteiiitisGh  .für  die  i^ptische  Religioii  hebt  der 
Verf.  (S.  209.)  insbesondere  den  Umstand  hervor,  dass  die  Aefyp« 
tier,  wenn  sie  änch  die  Mysterien  ihrer.  Religion  in  allegorische 
Mythen  eingekleidet,  doch  darum  nie  selbst  ihren  Ursprung  yoq 
Göttern  abgeleitet,  noch  deren  Wesen  dadurch  herabgewürdigt, 
dass  sie  dieselben  mit  der  Menschheit  auf  gleiche  Stufe  gesetat. 
Allegorische  und  moralische  Mythen  wurden  allewegs  Imgelassen^ 
physicah'sehe  Embleme  angenommen  zur  Darstellung  abstrakter  Be« 
griffe.  Denn  die  Gnmdlage  des  Ganzen  bildete  die  {)xistena  eines 
einigen  höchsten  Wesens,  dessen  Terschiedene  Attribute,  zu  Göt- 
tern umgeformt,  eine  Reihe  von  Gottheiten  bildeten,  von  welchen 
eine  jede  unter  einer  besondern  Form  und  Gestalt  verehrt  ward 
und  auch  ihr  besonderes  Geschäft  zugetheilt  erhalten  hatte.;  die 
Vergötterung  der  Sonne  und  des  Mondes  möchte  der  Verf.  fast 
als  einen  Rest  sabäischen  Dienstes  betrachten,  der  einstens  einen 
Theil  der  ägyptischen  Religion  gebildet  und  somit  als  ein  zweites 
Haoptelement  zu  betrachten  wäre,  wenn  gleich  im  Ganzen  von  ei- 
nem dem  ersten  nicht  gleich  stehenden<£iaflu8S.  Nach  unserem 
Ermessen  dürfte  jes  überhaupt  schwer  sein  ^  ans  dem  ägyptischen 
.Götterdienst  das  sabäische  Element  zu  elitfernen,  ja  wir  glauben, 
dasjs  ihm  selbst  ein  weit  grösserer  Einfluss  zugetheilt  werden  miiss, 
als  der  ist,  welchen  der  Vc^rf.  ihm  zn^utheilen  gesonnen  ist, 
der  übrigens  bei  einer  spätem  Gelegenheit  (L  S.  29 J«  u.  293.  vgi 
II.  p.  33.)  diess  zu  fühlen  scheint,  wenn  er  auch  gleich  dort  die 
Entscheidung  dieser  Frage  für  kaum  möglich  hält.  Darin  indes« 
möchte  man  schwerlich  dem  Verf.  entgegen  treten  können ,  wenn 
er  für  die  frühere  Perlode  Aegyptens  einen  weit  einfacheren 
Götterdienst,  der  noch  nicht  auf  die*grosse  Anzahl  von  Göttern^ 
die  später  vorkommen,  sich  ausgedehnt  hatte ,  anzunehmen  ge« 
neigt  ist  und  darum  als  die  einzigen  Gegenstände  der  Verehrung 
im  Nilthal  betrachtet  wissen  will:  1)  die  deificirten  Attribute  der 
schöpferischen  Macht  und  des  göttlichen  Verstandes;  2)  Sionne 
und  Siond,  deren  sichtbare  Mscht  ein  Gegenstand  der  Verehrung 
allgeniein  unter  der  Menschheit  in  den  frühesten  Zeiten  der  Welt 
schon  gewesen  war;  3)  der  Herr  des  Todtenreichs,  in  welches  die 
Seelen  der.  Abgeschiedenen  treten ,  nachdem  sie  ihre  Irdische 
Hülle  verlassen.  Mit  dem  letztern  frdlich  idrd  auch  der  frübd 
Glaube  an  die  Unsterblichkeit  der  Seele  postulirt,  wofür  dei; 
Verf.  In  den  Denkmalen  selbst  eine  Bestätigung  findet,  insofern 
sie,  und  zwar  aus  der  frühesten  Zeit,  etwa  zweitausend  Jahre 
vor  unserer  Zeitrechnung,  den  Osiris  als  Tpdtenrichter  nachweif 
sen.  Uebrigens  glaubt  der  Verf.,  dass,  wenn  die  Religion  Aegyp* 
tens  auch  ursprünglich  und  in  der  frühesten  Zeit  einen  verschie- 
denen.  Charakter  gt^abt,  und  später  ein  Wechsel  eingetreten^ 
dieser  jedenfalls.lange  vor  der  Zeit  der  Gründung  d^r  jetzt  vor- 
handenen Denkmale  statt  gefunden  haben  musste,  welche  uns  kei- 
nen Wechfld  bis  an  den  Zeiten  der  FtolemSer  uad  Römer  herab. 


126  Alterthumsknnde« 

erkennen  hssen.  Die  Vermehron^  des  a^ptkrehen  Panlheons 
mit  einigen  besondern  nnd  lolcalen  G<»ttlietten  ^  die  Zathat  eimel«- 
ner  Ceiimonien ,  die  aber  darnm  doch  nie  das  Wesen  und  öie  Forai 
des  ganzen  sicti  unverändert  gleichen  Götterdienstes  betraf,  kann 
hier  Ton  keinem  Belang  sein.  Insofern  freilich  bietet  uns  die 
ägyptische  Gotterwek  in  ihren  festen,  starren  und  uBTeränderteii 
Formen  und  Gestallen  eine  in  der  Geschichte  der  Religionen  des 
Alterthums  höchst  merkvtirdige  und  auffallende  Erscheianng, 
über  die  wir  freilich  noch  gar  manche  Anfschttisse  zu  erwarten  ha- 
ben, wenn  der  Schleier,  der  hier  nochanf  so  Manchem  ruht,  was  die 
gesammte  Cultur  dieses  Landes  betrifft,  dereinsifc  gelüftet  sein 
durfte,  und  wir  begreifen  wohl  die  Aensserung  ded  Verfs.,  weno 
er  eine  detaillirte  und  Toilständige  Darstellung  der  ägyptischen 
Götterwelt  schon  aus  dem  Grunde  ablehnt ,  weil  wir  dazu  durch 
die  keineswegs  genugenden  Vorlagen  noch  nicht  befähigt  seien, 
aul;h  die  stets  weiter  schreitende  Entzifferung  der  Hieroglyphen 
immer  weitere  und  neuere  Anfschlüsse  erwarten  lasse  (vgl.  S.  17.6. 
213.  u.  Frefac.  p.  IV.),  während  die  Angaben  der  griechischen 
Schriftsteller  eine  höchst  ungenügende  Belehrang  darüber  geben 
(vgl.  S.  215.  227.  229.  230.).  Um  so  weniger  konnte  man  erwar- 
ten, in  die  Darstellung  des  Verfs.  grössere  Auszüge  aus  den 
Schriften  des.  Plato,  des  Jamblichus  u.  A.  über  die  ägyptische 
£o8mogonie  hier  aufgenommen  zu  finden,  zumal  da  er  seibsl 
(Sc  226*)  nicht  verhehlt,  mit  welcher  Vorsicht  die  Erklärungen 
späterer  Schriftsteller,  eines  Porphyrias,  Jamblichus,  Frocius, 
tmd  anderer  Neuplatoniker  über  ägyptische 'Religionslehren  anzu- 
nehmen sind.  Obschon,  fugt  er  hinzu.  Manches  in  ihrer  Specn* 
lation  aus  ägyptischer  Quelle  abgeleitet  war/  so  war  doch  das  Ori- 
ginal oft  sogar  mehr  jils  parce  distorta,  und  keine  Lehre  kann  zur 
Erläuterung  der  ägyptischen  Reiigionsbegriffe  angenommen  wer- 
den, wenn  sie  nscbi  durch  die  Monumente  bestätigt  oder  ausdrucke 
lieh  als  entlehnt  ikr  Philosophie  Aegypten's  bezeichnet  ist. 

Mit  dem  dr^zefanten  Cap.  treten  wir  in  das  ägyptische 
Pantheon,  d.  h.  in  die  nähere  Darstellung  der  elnzeln^i  in  Aegyp* 
ten  verehrten  Ootthdten ,  nach  denen  Namen  find  Bedeutung, 
wie  nadi  ihrem  Cultus.  Es  kommt  hier  naturlich  zuerst  die  Reihe 
der  acht  grossen  Gitter,  wie  sie  Herodotus,  leider  ohne  nähere- 
Bezeichnung  im  Einzelnen  angiebt,  in  Betracht  Sie  sind  nach 
Hm.  Wilkinson^s  Ansicht,  die  er  auch  am  Schlnss  des  vorigen  Ab- 
schnittes S.  227.  schon  ausgesprochen  hatte:  Neph  oder^  Kneph^ 
Amun  oder  Amun-re^  Fihah^  Khem,  Sat^^  Maut  (oder  vielleidit 
Buto)^  Bübastis^  Neith.  Unter  jKnef^  versteht  er,  auch  der 
etymologischen  Deutung  nadi ,  den  göttlichen  Geist ,  gleichsam 
den  Athem  Gottes,  der  über  den  Wasser«  schwebt,  mit  dein  Attri-< 
but^er  Schlange.  Davon  unterscheidet  der  Verf.  den  Pihah^er 
Phthah,  als  die  scböpferiscke  Gotteskraft,  fwner  Amuuj  welcher 
dem  griechischen  Zens  entspreche,  Licht  und  Sonne,  Im  geistigen 


'    Wilkizuon  of  the  Mann«rs  and  Gastoms  of  the  anc.  Egyptians,   127 
•  - » 

Sinne  des  Worts,  bezeichne,  aber  TOti  den  Griechen  irrig  mit  dem 
Widderkopf  dargestellt  werde.  Hier  mag  allerdings  die  Annahme 
und  die  Deutung  des  Verf.  grossen  Bedenken  unterliegen,  die  wir 
hier  nicht  weiter  ausfuhren ,  indem  unlängst  dieser  Gegenstand  in 
einer  umfassenden  und  erschöpfenden  Monographie  behandelt 
worden  ist,  aufweiche  wir  um  so  mehr  verweisen  können,  als  alle 
Nachrichten  der  Alten  über  diesen  Gott,  seinen  Cultus  und  dessen 
Ausbreitung  hier  mit  Benutzung  dessen ,  was  neuere  Gelehrte  zur 
richtigen  Aufifassnng  und  Würdigung  dieser  Gottheit  beigebracht 
haben ,  darin  sich  vereinigt  finden :  d  e  J  o  v  e  Ha  m  m  o  n  e  Syn- 
tagma  I.  Conscripsit  et  gymnasii  Weilburgensis  lustrationem 
vernalem  anni  MDCCCXL.  habendam  indixit  Christianus*  Jac« 
Schmltthenner,  gymnasii  Professor.  Weilburgi,  ex  officina  L. 
Aem.  Lanzii.  58  S.  in  4. 

In  Bezug  auf  Pkthah  nimmt  der  Verf.  zwar  an,  dass  die  Grie- 
chen von  ihm  die  Idee  ihres  Hephästos  entnommen;  allein  er  be- 
merkt ausdrücklich ,  dass  es  ihm. scheine,  als  wenn  die  Griechen 
das  Wesen  des  ägyptischen  Gottes  verkannt,  indem  sfe  denselben 
zu  eintE^m  rein  physischen  Agens  herabgewürdigt.  Zweifelhaft 
mochte  e$  aber  sein,  wenn  die  Wurzel  des  griechischen  Götter- 
namens^  schon  in  der  ägyptischen  Benennung  enthalten  sein  soll^ 
wie  S.  252.  angedeutet  wird;  die  Veranlassung  zu  der  Lahmheit 
des  griechischen  Hephästos  wird  ebenfalls  (S.  255.)  in*  der  zwerg- 
artigen ParstelluDg  des  Fthah  zu  Memphis,  wo  er  als  Pthah-Sokari- 
Osiris  verehrt  werde,  erkannt ;  und  es  findet  sich  die  von  Herodot 
gegebene  Beschreibung  der  pygmäenartigefi  Gestalt  durch  viele 
Darstellungen,  welche  der  Verf.  antraf,  bestätigt.  Khem,  zu  Ghem- 
mis  oder  Panopolis  verehrt,  ist  das,  zunächst  von' der  Sonne  aus- 
gehende zeugende  Princip,  nicht  blos  in  Bezug  auf  die  Fortpüan- 
znng  und  firhaltuQg  des  Menschengeschlechts,  sondern  auch  über 
die  ganze  vegetabilische  Welt  ausgedehnt,  also  in  dieser  Beziehung 
die  Sonnen  Wärme ,- in  ihrem  Einfluss  auf  die  Menschen,  Thier- 
undPiSanzenwelt,  oder  in  noch  ausgedehntcser  Beziehung  das  zeu- 
gende Princip  der  Natur  selbst  (vgl.  S.  257,  265.).  Seine  Statue 
erscheint  begleitet  von  Bäumen  lind  Pfliinzen;  Könige  bieten  ihm 
die  Früchte  des  Feldes  dar,  schneiden  Korn  vob  ihm  ab,  oder 
pflügen  dfliB  Feld  und  bereiten,  es  vor,  damit  es  den  zeugenden 
Einflqss  dieser  Gottheit  empfange.  Darum  ist  der  Verf.  auch  ge-*^ 
neigt ,  den  Gärten  und  Felder  beschützenden  Priapus  der  Grie- 
chen und  Rthner  von  diesem  ägyptischen  Gotte  abzuleiten  und  ' 
selbst  die  Vorsieflung,  dass  er  die  Felddiebe  verscheuche,  von  der ' 
Peitsche,  welc|ie  die  in  die  H5be  gehaltene  Rechte  des  ägyptischen 
Gottes  trägt,  zu  erklären  (S.  $58.).  Ja  der  Verf.  geht  nodi  wei-  : 
ter,  indem  er  bei  dieser  Gelegenheit  selbst  die  Hermenbilder  in 
Griechenland  welche  an  öffentlichen  Strassen  und  Wegen  aufge- 
stellt waren ,  von  den  mumienartig  gebildeten  Göttern  Aegypten's 
ableitet,  tmd  den  Namen  Hermen  lüs  eine  allgemeine  Ben^onanj^ 


128  A.lte.rthiLm«knnde. 

ansieht,  die  allen  so  ^formten  Gotterbiideni.,  und  nicbt  bloa  ie^ 
nen  des  Hermes  oderMercur,  ertheilt  worden.  Bemerken  müs- 
sen wir  noch ,  dass  der  Verf.  die  von  Herodot  II,  46.  berichtete 
Darstellung  .  dieses  Gottes  mit  Ziegenkopf  und  Ziegenfüssea 
als  durchaus  irrig  und  wedei^  auf  diesen  noch  auf  irgend  einen  an- 
dern Gott,  an  wendbar  (*?)  bezeichnet.  (Dasselbe  wird  auch. Band 
n.  S.  32.  wiederholt  gegen  Herodptus  bemerkt)  Die  Göttin 
Sat^  soll  der  Juno  entsprechen ,  ohne  jedoch  in  der  ägyptischen 
Götterlehre  eine  gleiche  Bedeutung  zu  besitzen  und  eine  dersel- 
ben entsprechende  Rolle  zu  spielen.  Sie  ward  in^Oberägypten 
verehrt,  eben  so  wie  Maz^^,  über  welche  die  Griechen  ein  glei- 
ches Schweigen  beobachten ,  ohngeachte^  schon  der  Name  dieser 
Gottheit,  welf^her  nichts  Anderes  als  Matter  bezeichnet,  lueals 
die  Natur,  die  Mutter  des  Alls  darstellt  (S.  271)$  Pasht  oder 
Bubastia^  griechisch  als  Diana  bezeichnet^  erscheint  auf  den 
Denkmalen  al9  die  gewöhnliche  Begleiterin  des  Pthah ,  und  als 
Gegenstand  hoher  Verehrung  im  Delta,  wie  zu  Memphis  und  in 
den  untern  Theilen  Aegyptens  überhaupt;  Neith  oder  Minerva, 
deren  griechischer  Name  Athena  oder  Thena  auch  dem  Verf. 
von«  dem  ^ägyptischen  JVetYÄ  durch  Umstellung  der  Buchstaben 
gebildet  erscheint,  war  zu  Sais  insbesondere  verehrt s  und  dort 
eben  das,  was  Amun  zu  Theben.  Soweit  die.  Deutung  de» 
Verfasser's ,  die  wk  im  Wesentlichen  hier  mitzuÜieileii  versucht 
haben. 

Auf  diese  Darstellung  dei*  ersten  Götterreihe  folgt  nun  eine 
ahnliche  Darstellung  der  in  die  zweite  und  dritte  Ordnung  fallen- 
den Gottheiten^  Hier  schliesst  sich  der. Verf.  möglichst  an  die 
Ordnung,  die  er  bereits  in  einem  frühern  Werke,  welches  Indess 
Ref.  nicht  näher  kennt  —  die  Materia  hierpglyphica  —  getroffen 
hatte,  und  verbreitet  sich  zunächst  ausführlich  über  den  Gott  Re^ 
den  er  als  die  Darstellung  der  physischen  Sonne,  also  des  wirk- 
lichen Sonnenkörper's  oder  des  griechischen  Helios  betrachtet. 
Der  Cultus  dieses  Gottes  war  durch  ganz  Aegypten  verbreitet;  sein 
Name  jB^,  ausgesprochen  Ra^  bildet  mit  vorgesetztem  Artikel  Pi 
dasselbe  Wort,  was  als  PÄroA  oder  Pharaoh  zxi%  der  Bibel  uns 
sattsam  bekannt  ist  (S.  287.)  und  hiernach  als  ein  von  der  Gott- 
heit selbst  entnommener  Königstitei  sich  darstellt.  Dass  dieser 
Sonnengott  mit  dem  syrischen  i?ci/  eorrespondirt,  wird  man  dem 
Verf.  (S.  299.).  wohl  zugeben  können ,  der  in  diesem  Abschnitte 
auch  manches  Andere  zur  Sprache  gebracht  hat,  und  insbeson- 
dere über  die  Obelisken,  über  den  Phönix  sich  verbreitet,  ebenso  wie 
weiter  unten  (S.  347.  ff.)  über  den  Apis  (Hapi  in  den  Hierogly- 
phen), nachdem  er  zuvor  ausführlich  die  Nachrichten  der  Alten 
über  Osiria  zasammengestellt,  und  dieser  ausführjich^  Erörterung 
noch  einige  Angaben  über  den  Gott  Set  (Saturnuis,  Chronos)  lind 
die  GötimNetpe  oder  Netphe  (Rhea)  vorausgeschickt  hatte.  Dass 
der  Verf.  die  Ansicht,  welche  ia  Osiris  einen  um  seiner  dem. 


Wilkinson  of  the  Manners  and  Costoms  of  the  anc.  Egyptians.   129 

V 

Menschengeschlecht  erwiesenen  Wohlthaten  vergötterten  Men- 
schen, also  einen  Halbgott  erkennt,  Terwirft,  konnte  man  nach 
dem  schon  oben  mitgetheilten  Grundsatz  erwartea;  es  ist  vielmehr 
nach  seiner  Ansicht  die  gottliche  Güte,  als  ein  Attribut  des  höch- 
sten Wesens,  in  Osiris  dargcfstellt  und  darin  liegt  die  nächste  Ver« 
antassnng  seiner  grossen,  durch  ganz  Aegypten  ausgebreiteten 
Verehrung,  vermöge  der  er' selbst  über  den  acht  grossen  Göttern 
^er  ersten  Ordnung  steht,  namentlich  in  seiner  Manifestation, 
oder  in  seiner  die  Menschheit  beglückenden  Erscheinung  auf  Er- 
den; und  dieses  Erscheinen  des  Gottes  auf  Erden ,  das  die  Grund- 
lage einer  vielfach  ausgesponnenen,  mit  dem  unglücklichen  und  doch 
das  Menschengeschlecht  beglückenden  Tode  des  Gottes  endigen- 
den Lebensgeschichte  bildete,  betrachtet  daher  der  Verf.  für 
nichts^anderes  als  für  eine  speculativc  Theorie,  für  eine  Allegorie, 
durch  welche  der  Begriff  der  göttlichen  Ailgüte  dem  Menschen 
versinnbildlicht  werden  soll.  Micht  ganz  unähnlich  erscheint  al- 
lerdings die  Idee  der  Avatar's  des  indischen  Vischnu :  schwer- 
fich  aber  wird  man  darin  eine  Beziehung  auf  christliche  Lehren 
von  dein  Gottmenschen,  der  in  Jesus  Christus  nach  der  Verkündi- 
gung 9er  Propheten  des  alten  Bundes  in  die  Welt  lebendig  ein- 
tritt, lind  auf  Erden  leibhaftig  erscheint,  finden  wollen, -wie  der 
Verf.  fast  anzunehmen  geneigt  scheint,  zumal  wenn  wir  die  hier 

S.  826.^))   geäusserten  Worte  mit  früheren  Aeusserungen  (S. 

00.  ff.),  zusammenstellen,  obwohl'  diese  etwas  allgemeiner  gehal- 
ten sind.  Was  in  diesem  Abschnitt  weiter  über  die  Zusammen- 
stellung des  Osiris  mit  dem  griechischen  Bacchus  und  über  die 
Beziehung  des  Osiris  auf  die  Unterwelt,  indem  er  als  Herr  des 
Todtenrelchs  erscheint ,  -  bemerkt  ist,  mag  man  bei  dem  Verf. 
selbst  nachlesen ,  der  die  drei  bekannten  Richter  der  Unterwelt 
nach  der  griechischen  Mjfhe:  Minos,  Aeacus  und  Rhadamantus, 
sogar  ibren  Namen  nach ,  in  der  ägyptischen  Mythe  findet ,  und 
die  eleusinischen*  Fe^te,  wie  die  Thesmophorien ,  den  Zeugnissen 
griechischer  Schriftsteller  analog,  von  ähnlichen  griechischen 
Festen  zn  Ehren  des  Osiris,  wie  der  Isis  entnommen  erklärt: 
vgl.  S.  326.  327.  Im  Widerspruch  freilich  mit  manchen  früher 
ausgesprochenen  Ansichten  steht  es,  wenn  der  Verf.  die  ganze  my- 
thiscbe  Geschichte  des  Gottes  für  phantastische  Specnlation  erklärt,  ' 
welche  keinen  Tlieii  der  Glaubenslehre  gebildet,  sondern  wohl  nur 
in  der  Absicht  erfunden  worden,  um  die  Unwissenden  zu  amüsi-, 
ren  und  das  Volk  durch  eine  plausible  Geschichte  zu  befriedigen, 
während  der'wahre  Sinn  und  die  Bedeutung  des  Ganzen  nur  den 
in  die  Mysterien  Eingeweihten  vorbehalten  gewesen.    Der  Verf. 

*}  Dort  heisst  es  namlioh  wortlich:   „and    some  may  be  dlsposed 
to  ihink  that  the  Egyptians ,  being  aware  of  the  promises  of  the  real 
SaTionc,  häd  anticipated  that  event,  recording  it  as  thoagh  it  had  abready 
happered ,  and  introducing  that  mystery  in  to  their  religioos  System.'^ 
ZV.  Jakrb.  f,  Phil.  u.  Paed,  od^KriU  BibL  Dd.  XXXI V.  Uft.  2.         9 


2 


130 


Alterthuqiskatid'e. 


theilt  ans  Pltttarch  die  bekannte  mythisehje  Lebensgeschichte  des 
Osiris  mit  und  iässt  S.  336.  ff.  eine  Uebersicht  der  ihr  f;e^e|lienen 
Deutungen  feigen ,  Huf  weiche  wir  hiermit  verweisen  woliai. 
Merlcwürdig  ist  es,  dass^  wie  S.  344.  bemerlct  wird,  Reste  phäl- 
lischer  Darsteiiungen  sich  bis  auf  den  heutigen  Tag  in  Aegypten  er- 
halten haben.  Auch  Osiris  und  die  daran  sich  IcnüpFenden  Schluss- 
.  bemeriLuugen  über  Serapia  —  ein  aus  Apis-Osiris  oder  upigekehrt 
gebildeter  Name  einer  Gottheit,  die  eine  blosse  Modification  des 
Osiris  aus  dem  ptoiemäischen  Zeitalter  ist  —  folgt  natürlich  /m, 
an  weiehie  sich  die  Darstellung  der  mit  ihr  oft  in  Verbindung  ge- 
brachten und.  selbst  mit  ihr  Tcrwech^elten  Athor  knüpft;  dann 
Horua^  von  Herodot  II,  144.  mit  Apollo  identificirt,  wiew.ohl  auch 
jiroeris  das  Gleiche  anspricht,  und  die  Hieroglyphen  diese  An- 
sprüche unentschieden  lassen,  wie  wir  S.  397.  bei  dem  Verf.  le- 
sen, der  übrigens  die  griechische  Mythe  von  dem  Kampfe  des 
Apollo  mit  der  Schlange  Pytho  aus  der  ägyptischen  Mythologie 
ableitet  und  in  der  Darstellung  des  Horus .  auf  ägyptischen  Denk- 
malen, wie  er  eine  Schlange  mit  einem  Speer  durchbohrt,  eine 
Bestätigung  ündet  (S.395.  vgl.  435.  und  die  bildliche  DarsteUuftg 
anf  Bl.  42.  des  Supplem.).  Weiter  wird  von  Barpokrates^  von 
Ehöou^  dem  Tage,  »von  Hat  oder  dem  Agathodämon  gehün^elt^ 
worauf  die  Darstellung  des  bösen  Princips  {Ombte^  Ombo)  folgt, 
welches  die  griechischen  Schriftsteller  mit  dem  Namen  Typho  be- 
zeichnen und  zum  Sohne  der  Netpe,  wie  zum  Bruder  des  Osiris 
erheben.  *  Nach  den  hieroglyphischen  Legenden  aber.,  bemerkt 
unser  Verf,  S.  417.  seq. ,  wäre  Typhö  als  eine  weibliche  Gottheit 
anzusehen,  verschieden  von  dem  bösen  Wesen,- welches  Verfol* 
ger  des  Osiris  war,  und  nicht  den  Namen  Typho  führte.  Es 
scheine  nämlich  die  ägyptische  Mythologie  zwei  Gottheiten  aner- 
kannt zu  haben ,  welche  der  durch  die  Griechen  von  Typho  ge* 
gebenen. Beschreibung;  entsprächen:  die  eine,  als  Sohn  der  Netpe, 
entgegengesetzt  seinem  Bruder  Osiris,  als  das  schlechte Princip 
dem  guten;  die  andere,  ti-agend  den  Namen  Typho  und  entspre- 
chend dem  Theil  seines  Charakter's,  welcher  ihn  als  Gegner  des« 
Honis  darstelle.  Diese  Ansicht  ist  allerdings  ganz  neu ,  und  so 
weit  wir  wissen,  qoch  nirgends  ausgesprochen:  so  dass  wir  aller- 
dings Bedenken  tragen,  sie  zu  adoptiren^  zumal  da  die  Bestätigung 
aus  Denkmalen  hier  um  so  schwieriger  sein  dürfte ,  als  der  Name 
dieses  bösen  Princip's  nach  Versicherung  des.Yerfs.  auf  den 
bildlichen  Denkmalen  ausgekratzt  und  durch  den  des  Ämun  er- 
setzt ist:  eine  allerdings  auch  in  andern  Beziehungen  auffallende 
Erscheinung,  weil  «ie  auf  Aenderungen,  die  in  dem  ägyptischen 
Götterdienst  vorgekommen ,  schliessen  lässt.  Jedenfalls  scheint 
uns  die  Ansicht  des  Verf.  noch  gar  manchen  Bedenken  und  Zwei- 
feln unterworfen,  um  in  der  Weise,  wie  er  will;  Eingang  und 
Aufnahme  zu  finden.  Eine  ebenfalls  mit  der  gewöhnlichen;  durch 
die  Angaben  griechischer  und  römiscber  Schriftsteller  Jhervorge- 


Wilkinson  of  the  Manqers  and  Ca^ms  of  the  anc.  Egyptians«   131 

rufetten  Ansiicht  in  Widerpipruch  stehende  Behauptung  betrifft  den 
Anubü  oder  den  kundsköpfigen  Gott.  Denn  nach  des  Verf.  aas« 
drücklicher  und  einigeiQai  wiederholter  Versicherung-  ist  es  nicht 
des  Kopf  eines  Hundes^  sondern  der  eines  Schakals^  mit  welchem 
dieser  Gott  erscheint ,  ja  er  werde  sogar  ontcyr  der  Form  dieses 
ganzen  Thieres  dargestellt .,  weiche  in  den  Denkmälern  durchaas 
Tersehieden  von  dem  Hunde  dargestellt  sei,  mithin  die  Annahme 
einer  Verwechslung  beider  nicht  einmal  sulässig  seil  Vgl.  S.  440« 
ffr  und  insbesondere  11.  p.  142r  ff.  •  . 

Das  dreizehnte  Cap.,  womit  der  ztret79  Band  eröffhet  wird, 
bildet  eigentlich  nur  eine  Fortsetzung  des  vorhergehenden,  inso^ 
fern  es  die  Götter  zweiter  and  dritter  Ordnung  in  dem  ägypti* 
sehen  Pantheon,  welche  im  Vorhergehenden  noch  nicht  besprochen 
sind^  der  Reihe  nach,  in  derselben  Weise  nach  den  Berichten  der 
Alten,  wie  nach  den  bildlichen  Darstellungen  der  -  Monumente, 
behanddi ,  ohne  dass  jedoch  eine  strenge  Scheidung  vorgenom^ 
men  wird,  was  freilich  schwer,  wo  nicht  überhaupt  unmöglich 
sein  durfte,  da  hier  noch  so  manche  Unsicherheit  und  so  manches 
DunkeL  obwaltet,  wodurch  eine  vollständige,  in  sich  völlig  gcglie* 
dertß,  man  möchte  sagen,  systematische  Darstellung . der  ägypti- 
schen Götterw^lt  zu  den  Unmöglichkeiten  gehört,  die  uiir  durch 
spätere  Forschung  und  Entdeckung,  wie  durch  erweiterte  Lesung 
hieroglyphischer  Legenden  vielleicht  dereinst, noch  gehoben  wer«- 
den  können.  Der  Verf.  mag  diess  selbst  wohl  gefühlt  haben,  da 
er  am  Ende  dieses  Abschnittes,  das  Unvollkommene  seiner  .Dar- 
stellung wohl  fühlend,  die  ausdrückliche  Versicherung  beifügt 
(S.  89.),  das»  er  dieselbe  nur  mit  grossem  Mfsstraueü  (with  great 
diffidence)  vorzulegen  gewagt,  eben  so  wohl  wegen  der.  Ver- 
wicklung der  Frage  selbst,  als  wegen  der  ungenügenden  Beleh- 
rimg,  welche  von  den  Denkmalen  gewonnen  werde,  und  wegen 
der  zweifelhaften  Atictorität  griechischer  Schriftsteller;  er  habe 
ijch  daher  auf  einige  Angaben  über  die  Gestalt  .der  Götter  und 
ihren  wesentlichen  Charakter,  soweit  er  ihn  auszumitteln  verr 
mochte  lieber  beschränken  wollen  und  schliesse  mit  den  Worten, 
welche  Seneca  auf  •  eine  Bemerkung  des  Aristoteles  anwende: 
„Egregie  Aristoteles  alt  nnnquam  nos  verecundioresesse  debere, 
quam  cnih^  de  Diis  agitur'S  Wir  erkennen  gern  das  Vollgültige 
dieser* Erklärung  an,  hätten  aber  doch  von  dem  Verf.  eben  darum 
mehr  Rücksicht  und  Vorsicht  in  seiner  Beurthcilung  griechischer 
Schrtftsteller  erwartet,  die  er  oft  äusserst  wegwerfend  beban- 
delt, und  deren  Zeugniss  er  oft  geradezu  bei  Seite  zu  setzen  an- 
räth  (z.  B.  S.  33. ),  oder  höchstens  nur  da  für  gültig  ansehen  will, 
wo  die  bildlichen  Darstellungen  der  Monumente  es  bestätigen 
(g.  z.  B.  iL  p.  465.)v  ^iibi^end  er  selbst  hinwiederum  lange  Stellen 
griechischer  Autoren*  in  seine  Darstellung  aufgenommen  hat,  da  wo 
schwerlich  die  Monumente  Aufschlnss  gebenkönnen.  Wie  unge- 
recht er  den  Herodotus  behandelt,  haben  wir  schon  bei  der  ersten 

9* 


X32  *  Alterthamskunde. 

Anzeige  der  ersten  Series  erinnert.,  und  müssen  es  anch  hier  wiieder 
mit  Bedauern  wiederholen,  da  diess  eine  Schattenseite  des  Werkes 
bildet,  und  die  Kritik  wie  selbst  die  sprachliche  Kenntniss  des 
gelehrten  Verf.  nicht  im  besten  Lichte  erkennen  lässt.  Geht  der- 
selbe doch  ^80.  weit  zu  behaupten,  dass  Herodot  manchmal  die 
Wahrheit  aufgeopfert  dem  Bestreben  durch  amüsante,  mit  grie- 
chischen Sitten  und  Ansichten  im  schneidendsten  Contrast  stehende 
Angaben  seine  Leser  zu  ergötzen!  (vgl.  II.  p.  164; not.)  'Wir  fin- 
den darin  gerade  einen  Beweis  der  grossen  Sorgfalt  und  gewissen- 
haftesten Genauigkeit  des  Alt -Vaters  griechischer  Geschichte, 
dass  er  gerade  das  Unterschiedliche  zwischen  den  Sitten  fremder 
Völker  und  denen  seiner  Nation,  fiir  die  er  ja  zunächst  schrieb, 
fiberall  hervorzuheben  «und  bemerklich  zu  machen  sucht.  Ein 
eben  so  absprechendes  Urtheii  über  Herodot  lesen  wir  I,  249. 
'wegen  seiner  Erzählung  der  Stiftung  des  dodonä'ischen  Orakels, 
um  nicht  mehrere  Belege  weiter  zu  häufen:  während  wenige  Sei-, 
ten  zu  treffen  sind,  wo  nicht  des  Herodotus  Zeugniss  angerufen 
und  angewendet  wird,  ohne  alles  weitere  Bedenken,  weil  es  hier 
demr  Verf.  gute  Dienste  leistet. 

Wir  können ,  nachdem  wir  bereits  so  viel  Raum  in  Anspruch 
genommen  haben ,  dem  Verf.  nicht  weiter  in's  Einzelne  in  der 
Weise  folgen,  dass  wir  die  einzelnen  Gottheiten  nach  der  Ord- 
nung, in  der  sie  hier  der  Reihe  nach  aufgeführt  werden,  durch- 
gehen: wir  müssen  diess  denjenigen  übeHassen,  welche  iur  die 
ägyptische  Mythologie  ein .  näheres  und  specielles  Interesse  ha- 
ben; indessen  wollen  wir  doch  als  Probe  seine  Erklärung  des 
igyptischen  Thoth  hier  anfuhren.  Dieser  Gott  nämlich  verei- 
nigt nach  dem  Verf.  in  sich  einen  doppelten  Charakter  (vgl.  S.  9.) 
und  entspricht  darin  einerseits  dem  Mond,  andererseits  dem  Mer-, 
curius.  Einerseits  nämlich  stellt  er  die  wohlthätige  Eigenschaft 
dieses  Gestirnes  (the  beneficent  property  of  that  luminary)  dar, 
ordnend  und  bestionmend  die  Zeit ,  und  das  Schicksal  der  Men- 
schen wie  die  Ereignisse  ihres  Lebens  leitend ;  andrerseits  ist  er 
dier  Gott  der  Wissenschaften ,  der  Gelehrsamkeit ,  er  ist  das  Mit- 
tel (the  means  of  communication)  zwischen  den  Göttern  und  der 
Menschheit ;  durch  ihn-  werden  alle  geistigen  Gaben  dem  Men- 
schen mitgetheilt,  er  ist,  in  Kurzem,  eine  Deification  der  abstra- 
cten  Idee  des  Geistes  (intellect)  oder  eine  Personification  des  Gei- 
stes (intellect)  der  Gottheit.    Das  Nähere  vgl.  S.  9.  ff. 

Als  einen  äusserst  reichhaltigen  Abschnitt  betrachten  wir  die 
im  nächsten  Cap.  XIV.  enthaltene  Uebersicht  der  heiligen  Thiere 
Aegyptens,  die  in  gewissen  Beziehungen  selbst  für  eine  Art  von 
Zoologie  Aegypten's  gelten  könnte,  insofern  kaum  irgend  ein 
Thier  in  Aegypten  gefunden  wird,  das  nicht  in  irgend  einer  Weise 
Gegenstand  einer  Verehrung  oder  Heiiighaltnng  geworden  ist, 
mithin  von  dieser  Darstellung  nicht  wohl  irgend  eines  der  in 
Aegypten  vorkommenden  Tiiiere  ausgeschiossen  bleiben  l^onnte. 


/ 


Wllkinson  of  the  ManneM'&nd  Customs  of  the  anc.  Egyptians.  133 

Und  80  ist  es  denn  auch  in  der  That.  Fast  die  ganse  Xgyptiache 
Tbierwclt  wird  uns  hier  vorgeführt,  freilich  Eunficlist  nur  in  ihrer 
Beziehung  auf  die  Religion  und  den  Giauben  des  Vojks,  welches 
die  yerschiedenen  Thiere  bald  in  einem  höhern ,  bald  in  einem 
niederen  Grade  heilig  achtete,  und  sie  hier  mehr,  dort  minder 
verehrte,  fnsbesondere  aber  sie  auch  nach  ihrem  Tode,  gleich  dem 
Menschengeschlecht,  durch  Mumisirung  dauernd  zu  erhalten 
suchte*.  Und  wirklich  bildet  die  Sorge  für  die  Beerdigung  oder  Be- 
stattung dieser  Thiere ,  wenn  sie  gestorben  waren,  eine  eigen« 
thumllche  Erscheinung,  durch  welche  das  Auffallende,  das  in  der 
Heiligachtung  und  Verehrung  dieser  Thiere,  insbesondere  in  der 
ungemeinen  Sorge  und  Pflege,  die  auf  ihre  Futterung  und  Erhal- 
tung  verwendet  ward ,  schon  an  und  für  sich  liegt ,  noch  erhöht 
wird,  zumal  da  das  Ganze  kaum  durch  andere,  einigermaassen 
ähnliche  Analogien  sich  befriedigend  erklären  lässt.  Alle  diese 
Gegenstäpde,  die  Unterhaltung  der  heiligen  Thiere,  die  mit  un- 
gemeiner Sorgfalt  und  oft  mit  ungemeinem,  Kostenauf  wand  ver* 
knüpft  ^ar,  die  strengen  Verbote  gegen  ihre  Tödtung,  die  ge- 
wissenhafte Beerdigung  in  einer  Art  von  religiöser  Feier,  dies« 
und  Anderes  wird  von  dem  Verf.  ausfuhrlich  besprochen  und  dar- 
an auch  eine  Untersuchung  über  die  Grunde  und  den  Ursprung 
des  ägyptischen  Thierdienstes  geknüpft  (s.  besonders  S.  103.  f^). 
Es  werden  die  verschiedentlich  darüber  von  den  Alten  bezeichne- 
ten Gründe  angeführt ;  auch  mischt  der  Verf.  seine  eigene 
Ansicht  mehrmals  unter,  ohne  jedoch  eigentlich-  ein  festes 
und  bestimmtes  Princip  darüber  auszusprechen  oder  einer 
der  dariiber  aufgestellten  Theorien  sich  durchaus  anzuschlies- 
sen  9  -da  ihm ,  wenn  wir  anders  seine  nirgends  bestimmt  ausge- 
sprochene Ansicht  richtig  ermittelt  haben,  hier  mehrere  der  ge- 
wöhnlich angeführten  Gründe  theilweise  eingewirkt,  dann  auch 
wieder  andere  Rücksichten  und  Ursachen,  die  selbst  einen  will- 
kürlichen und  zufalligen  Charakter  an  sich  tragen,  die  Vereh- 
rung gewisser  Thiere  bestimmt  zu  haben  scheinen.  Man  vgl. 
z.  B.  S.  108.  109.  Ob  freilich  das,  was  der  Verf.  angiebt,  ge- 
nügen oder  überhaupt  nur  einen  neuen  beachtenawcrthen  Beitrag 
zur  Erklärung  dieses  Phänomen's,  das  in  der  Geschichte  der  Re^ 
ligionen  des  Aiterthum*s  nirgends  so  grell  wie  in  Aegypten  her- 
vortritt ,  abgeben  kann,  möchten  wir  wohl  bezweifeln,  so  grossen 
Werth  wir  auch  sonst  auf  das  reiche  Detail  legen ,  welches  von 
dem  Verf.  in  diesem  Abschnitt  beigebracht  worden  ist.  In  diesei^ 
Beziehung  machen  wir  besonders  aufmerksam  auf  die  tabellen- 
förmig zu  bequemer  Uebersicbt  angelegte  Liste  aller  der  in 
Aegypten'  verehrten  Thiere ,  mit  Angabe  des  Orts  ihrer  Vereh- 
rung wie  des  Ortes  ihrer  Einbalsamirun^ ,  der  Gottheit,  der  sie 
zunächst  geheiligt  waren ,  der  alten  Schriftsteller ,  die  von  ihnen 
spreehen  u.  dgl.  m  und  zwar  so,  dass  in  erster  Ordnung  die 
Säogethiere,   dann  Vögel  und  Reptilien,  dann  Fische  und  In- 


134  Alterthumskande« 

secten,  so  nie  einige  heilige  Pflanzen  folgen,  welche  letztere  4en 
ScIilttSB  bilden;  S.  116—  127.-.  Daran  fichliessen  sich  nun  weitere 
Bemerkungen  über  einzelne  dieser  Thiere,  inwiefern  ihre  Vereh- 
rung über  ga'nz  Aegypten  sich  erstreckte^  oder  auf  einzelne  Lan- 
destheile  und  Districte  sich  beschränkte,  und  in  wiefern  me  als 
Gottheiten  selber  oder  als  deren  Embleme  verehrt  wurden  und 
nach  ihrer  Verehrung  selbst  in  verschiedenen  Rangstufen  sich  ab« 
sonderten.  Es  füllen  diese  Bemerkungen  den  Rest  dieses  Ab* 
•Schnittes  Ton  Si  128  bis  269-9  ^'^^  ^^r  ausdrücklich  bemerken,  weil 
es  unmöglich  ist,  bei  dem  grossen  Umfang  dieser  Bemerkungen 
auf  Alles  Einzelne , '  was  darin  enthalten  ist ,  hier  naher'  einzu- 
gehen. VFir  müssen  uns  auf  Einiges  Wenige ,  das  wir  zur  Probe 
gewissermaassen  dtiraus  anführen,  beschränken.'  So  erscheint >a 
z.  B.  auffallend,  dass  die  Spitzmaus,  welche  als  das  der  Buto  ge- 
heiligte Thier  sogar  einbalsamirt  ward,  doch  bis  jetzt  nirgends  anf 
den  bildlichen  Denkmalen  Aegypteiis  angetroffen  worden  ist,  wie  der 
Verf.  S.  133.  anzuführen  nicht  unterlässt.  Bei  Gelegenheit  des 
Hundes,  der,  wenn  auch  nicht  selbst  Gegenstand  allgemeiner  Vereh- 
rung durch  Aegypten,  doch  zu  den  heiligeh  Thieren  gebort,  aller- 
wärts  im  Lande  unter  den  Hansthieren  eine  der  ersten  Stellen  ein- 
nahm und  mit  ungemeiner  Rücksicht  von  alten  Classen  und  Stän- 
den, als  deren  steter  Begleiter  er  erscheint,  behandelt  ward, 
Tersaumt  der  Verf.  nicht  anf  die  ganz  entgegiengesetzte,  unter  den. 
Moslem's  des  heutigen  Aegyptens  herrschende  Ansicht ,  die  den 
Hund  als  ein  volKg  unreines  Thier  verachtet^  hinzuweisen,  S.  143. 
144.  Anderes,  was.  in  grösserer  Ausführlichkeit  über  den  lehnen-, 
jnon,  die  Hyäne,  die  Katze  gesagt  ist,  mag  man. bei  dem  Verf. 
selbst  nachlesen,  eben  so  was  er  über  die  Löwen  bemerkt,  die  als 
ein  in  Aegypten  nicht  einheimisches  Thier,  bis  jetzt  auch  noch 
nicht  mumisirt  daselbst  angetroffen  worden  sind  (vgl.  S.  173.),  unge- 
achtet sie  so  oft  auf  den  Scnipturen  Aegyptens  vorkommen,  zunächst 
als  Symbol  d^r  Stärke  und  daher  als  Typus  des  ägyptischen  Herku- 
les ;  denn  in  diesem  Sinn  fasset  der  Verf  die  Bedeutung  dieses  Thiers 
in  der  ägyptischen  Religion  auf,  die  astronomische,  wie  es  uns 
scheinen  will,  allzu  sehr  ausser  Acht  lassend,  während  doch 
diese  allein  das  Vorkomnäen  dieses  Thieres ,  in  sehier  Stellung 
im  Thierkreis  und  in  so  vielen  andern  Bezieliungen ,  auch  in  den 
Religionen  anderer  Völker  des  Alterthum*s  hinreichend  zu  erklä- 
ren vermag.  Von  den  vielbesprochenen  Löwen  über  dem  Thor 
von  Mycenä  bemerkt  der  Verf.  (S.  178.),  dass  sie  manchen  von 
denen,  welche  auf  ägyptischen  JMonumenten  vorkommen,  ähnlieh 
sind.  Auch  über  das  Nilpferd ,  das  immerhin  in  einiger  Bezie- 
hung zum  bösen  Princip  gestanden  haben  muss,  .finden  wir  einige 
neue  Bemerkungen ,  welche  mit  dem,  was  darüber  schon  in  der 
Hrst  aeries  Vol.  III.  bemerkt  worden  war,  zu  verbinden  sind« 
Mumien  dieses  Thieres  sollen .  zu  Theben  gefunden  worden  sein  % 
eine  derselben  wird    sogar  im  britischen  Museum   aufbewahrt 


Wilkinson  of  the  Manners  uid  Cnstoms  o£  the  anc.  IS^gyptl^nB.   135 

(S.  181.);  Dagegen  flpdet  sicrh  keine  Spur  einer  Scbweins  -,  einer 
Pferds-  oder  einer  Sselsmumie.  Sdiweine  nnd  Esel  standen 
aUerdings  in  Beziehung  zu  dem  bösen  Princip ;  dem  Pferd  weist 
weder  die  geschiclitüche  Tradition  noch  die  Monumente  eine 
Stellung  nnter  den  heiligen  Thieren  Aegjptens  zu :  was  allerdings 
sehr  auffallend  erscheint.  Bei  dem  mythischen  Thiergebilde  der 
Sphins  unterscheidet  unser  Verf«  dreifach :  1)  die  Androsphinx^ 
mit  Menschenkopf  und  Löwenleib ^  anzudeuten  die  Verbindung 
geistiger  und  physischer  Kraft^  2)  Criosphins  mit  Widderkopf  und 
Löwenleib,  3)  Hieracosphinx  mit  Habichtkopf  und  Löwenleib; 
es  sind- aber  die  Sphinxen  sämmtlich  Darstellungen  des  Königs. 
Die-  Annahme  weiblicher  Sphinxe  wird  verworfen  (vgl.  S,  220.  ff.). 
Was  über  den  Ibis,  über  das  Krokodil  wie  liber  die  Schlange  ge- 
sagt ist  9  verdient  besondere  Aufmerksamkeit  schon  um  der  gros- 
sern  Bedeutung,  welche  diese  Thiere  für  Aegypten  besitzen.  Wo 
auf  Griechenland  eine  Beziehung  obwaltet  oder  eine  Nachahmung 
des  Aegyptischen  sich  nachweinten  lässt,  werden-  wir  Istets  darauf 
hingewiesen,  wie  z..  B.  bei  dem  Cerberus^  der  in  Aegypten  mit  dem 
Nilpferdskopf  dargestellt  erscheiht  (vgl.  iL  77. 179. 434  und  insbe- 
sondere die  Abbildungen  auf  Bl.  63.  des  Supplem.).  An  das  Vor- 
bild des*  griechischen  Charon  in  Aegypten  war  auch  schon  früher 
(L  p/398.  vgl.  IL  p.  434.)  bei  einer  andern  Gelegenheit  erinnert 
worden;  an  die  lo  im  ersten  Bande  S.  388.  .  Die  beiden  letz- 
ten Capp.  des  Werkes  befassen  sich  mit  Gegenständen ,  -  welche 
ebenfalls  einen  Bezug  auf  die  Religion  d.er  Aegypter,  haben;  das 
fünfzehnte  nämlich  «verbreitet  sich  über  die  verschiedenen  Feste, 
von  welchen  die  alten  -Schriftsteller,  meistens  freilich  nicht  in  der 
voii  uns  jetzt  gewünschten  Ausfiihrlichkeit,  Nachricht  geben  und 
auch  die  Monumente  Darstellungen  liefern:  was  hier  von  dem 
Verf.  in  eine  gewisse  Verbindung  gebracht  ist,  so  wenig  man  sonst 
eine  methodische  Behandlung  des  Gegenstandes  in  einer  festen, 
sichern  Ordnung  erwarten  darf.  Alle  diese  Feste  .haben  einen 
durchaus  religiösen ,  aber  auch  äusserst  pomphaften  Charakter, 
auch  wenn  sie  auf  Gegenstände,  wie  die  Geburtstagfeier  des  Kö- 
nigs oder  meinen  Regierungsantritt  und  die-  damit  verbundene  fest- 
liche Weihe  oder  Salbung  sich  bczijehen.  in  Bezug  auf  die  an- 
geblich detti  Osiris.und  der  Isis  zu  Ehren  gefeierten  Feste  macht 
der  Verf.  die  Bemerkung',  dass  hier  griechische  wie  römische 
Schriftsteller  diesen  beiden  Gottheiten,  die  ihnen  allein  näher  be- 
kannt waren,  wohl  manche  Feste  zugetheilt,  welche  zu  Ehr^en 
änderer ,  dem  Auslande  minder  bekannten  Gottheiten ,  eigentlich 
gefeiert  wurden  (S.  306.).  Hier  werden  freilich  die  bildlichen 
Darstellungen  solcher  Feste  auf  den  Baudenkmalen  und  in  den 
Gräbern  alleib  sichere  Auskunft' geben  können,  wenn  eine  solche 
überhaupt  jetzt  zu  gewinnen  steht.  Denn  der  mysteriöse.  Charak- 
ter, dieser  Feste,  erschwert  die  Forschung  ungemein  MH  vollem 
Recht  hebt  der  Verf.  die  grosse  Vorliebe  und  den  Hang  des  ägyp^ 


139  Altertliamskande. 

tischen  Volks  for  jede  Art  von  festlicher  Feier  berror :  denn  hier 
sprechen  hunderte  und  tansende  von  bildlichen  Darstellungen  zu 
laut,  um  nicht  dem,  was  Griechen  und  Römer  darüber  berichten^ 
ein  Toiies  Zeugniss  zu  geben,  und  deren  kurze ^  meist  ungena- 

'  gende  Berichte  weiter  auszuführen  imd  zu  Tervollständigen.  Auch 
von  den  religiösen  Gebräuchen ,  von  der  Opferung  wie  von  den 
verschiedlenen  Gegenständen ,  welche  als  Opfer  den  Göttern  dar- 
gebracht würden,  insbesondere  aus  der  Pflanzenwelt  u.  dgl.,  voa 
der  Art  und  Weise  des  Betens  u.  s.  w.  wird  in  ähnlicher  Weise  ge- 
handelt. In  Absicht  auf  Opfer  hemerken  wir,  dass^auch  unser 
Verf.,  wie  schon  vor  mehr  als  zweitausend  Jahren  Herodot,  sich 
gegen  die  Annahme  von  Menschenopfern ,  wenn  auch  nur  für  die 
früheste  Periode,  aufs  entschiedenste  ausspricht  (S.  843.);  da, 
wenn  solche  Opfer  je  statt  gefunden,  sie  in  eiore  Zeit  fallen  müss- 
ten,  die  den  jetzt  vorhandenen  Baudenkmalen.,  auf  deren  zahl- 
losen Bildwerken  auch  nicht  ein  einziges  Opfer  der  Art  vorkommt, 
vorausgeht !  So  Etwas  ist  aber  kaum  denkbar ;  so  auffallend  an- 
«lererseits  und  chrakteristisch  für  die  gesammte  Civilisation  Aegyp- 
len*s  es  freilich  ist,  dass  ^uch  nicht  eine  Spur  von  Menschen- 
opfern hier  vorkommt ,  wie  diess  doch  bei  fast  allen  Völkern  des 
Alterthum's  in  ihrer  früheren  Periode  mehr  oder  minder  der  Fall 
ist.  Das  ägyptische  Volk,  oder  vielmehr  die  Priesterschaft,  die 
es  leitete,  zeigt. darin  Etwas,  was  diejenigen  meist  zu  vergessen 
scheinen ,  welche  stets  von  hierarchischem  Druck  auch  im  Alter- 
thum  reden  und  in  einer  geschlossenen  Priesterschaft  nur  ein 
Hindcrniss,  einer  stets  fortschreitenden  CivilisatiQU  finden  wollen, 
die  gerade  hier  sich  in  ihren  wohlthätigen  Einflüssen  und  Wir- 

,  knngen  weit  früher,  ja  am  frühesten  gezeigt  hat.  Und  der  fröh- 
liche ,  heitere  Charakter  des  Volks ,  wie  er  sich  in  allen  deo^  von 
(|er  Priesterschaft  doch  geleitetem  und  veranstalteten  Festen 
sichtbarlich  ausspricht,  mag  am  besten  das  Vorurtheil  wider- 
legen, welches  dieses  Volk  unter  dem  Druck  einer  herrschsüchti- 
gen Priesterkaste  seufzen  lässt. 

Die  Todtenbestattung  und  was  damit  zusammenhängt ,  macht 
im's6cA«8eA72^e»Cap.  passend  denSchluss  des  Ganzen.  Auch  hier 
werden  die  Nachrichten  der  Alten ,  welche ,  was  die  Leicheuge- 
bräuche,  Todtenopfer,  Beisetzung  o.  dgl..  betrifft,  etwas  ausführ- 
licher sind ,  zusammengestellt ,  und  mit  erläuternden  Bemerkun- 
gen aus  den  bildlichen  Denkmalen  begleitet;  auch  das  Todten- 
gericht  und  die  Seelenwanderung  kommt  hier  vor,  insbesondere 
aber  das  Einbalsamiren  der  Körper,  worüber  Herodot's  und  Dio- 
dor*s  Berichte  neben  einandergestellt  und  dann  mit  verschiedenen 
Erläuterungen  oder  vielmehr  Berichtigungen^  die  unter  acht 
Hauptpunkte  gebracht  sind,  begleitet  werden :  auf  welche  bei  die- 
ser schwierigen,  in  neuerer  Zeit  noch  immer  so  viel  besprochenen 
Materie  um  so  mehr  zu  achten  sein  wird ,  als  diese  Bemerkungen 
auf  der  unmittelbarsten  Autopsie  des  Gegenstandes  selber  be- 


Wilklnson  of  the  Manners  and  Coatoms  of  the  anc.  Egypiians,   137 

rohen*  Was  über  die  Terscbiedenen  Arten  von  Mumien,  über  de- 
ren Beisetzung^  über  die  Gräber  selbst  und  deren  innere  Einrich- 
tung von  einem  Manne  gesagt  ist,  der  so  viele  Graber  besuchte, 
so  viele  Mumien  sah,  und  untersuchte,  das  wird,  das  muss  für 
uns  Gregenstand  besonderer  Beachtung  sein  und  kann  eine  grössere 
Bedeutung  ansprechen ,  als  viele  andere  Urtheiie,  Ansichten  oder 
auch  Deutungen  von  Gegenständen,  welche  mehr  in  den  Bereich 
gelehrter  kritischer  Forschung,  als  der  Erfahrung  und  der  un- 
mittelbaren Anschauung  fallen.  Dass  der  Verf.  auch  nach  dem 
Grunde  fragt,  der  die  ungemeine  Sorge  des  Aegypter's  für  Erhal- 
tung des  Körper's  nach  seinem  Tode ,  und  was  damit  Alles  Ver- 
bunden war,  hervorrief,  und  die  Einbalsamirung  der  gestorbenen 
Menschen,  wie  der  Thiere  veranlasste,  konnte  man  erwarten; 
man  findet  auch  S.  444.  AT.,  dass  ihn  diese  Frage  beschäftigt,  deren 
Beantwortung  freilich  nicht  so  leicht  ist,  und  bei  den  widerstre- 
benden Grundansichten  über  die  ägyptische  Religion  überhaupt 
noch  nicht  zu  einer  befriedigenden  Lösung  bis  jetzt  hat  gelangen 
können.  Auch  unser  Verf.  wagt  nicht  eine  bestinunte  Entschei- 
dung; er  sucht  auch  nicht,  wie  Manche  in  neuester  Zeit  vorge- 
schlagen haben,  das  Ganze  auf  eine  Art  von  Sanitätspblizei  zu  re- 
duciren,  die  freilich  dann  in  Aegypten  eine  Bedeutung  und  einen 
Einfluss  erlangt  haben  miisste ,  zu  dem  sie  selbst  in  neuerer  Zeit 
bei  keinem  Volke  hat  gelangen  können ;  er  glaubt  vielmehr  diese 
Erscheinung  aus  höheren  Motiven  ableiten  zu  müssen  und  hält  es 
immerhin  für  höchst  wahrscheinlich,  dass  die  grosse.  Sorge  für  die 
Erhaltung  des  Gestorbenen  durch  Einbalsamirung,  für  Begräbniss 
und  Leichenbestatiung  mit  dem  Glauben  von  der  Seelen^anderung 
und  von  der  Rückkehr  der  Seele  n»cli  vollendetem  Kreislauf  in  den 
zu  ihrer  Wiederaufnahme  no.ch  immer  bereiten  und  erhaltenen 
Körper  zusammenhing;  vgl.  S.  445. 

Dass  dielithographirten  Platten^in  einen  besondern  Band,  der  ab 
Supplement  der  beiden  andern  auf  dem  Titel  bezeichnet  ist,  ver- 
einigt sind ,  haben  wir  schon  am  Anfang  dieser  Anzeige  bemerkt. 
Die  Wichtigkeit  dieses  Supplements  springt  in  die  Augen.  Hier 
sind  nämlich  alle  die  einzelnen  Gottheiten ,  von  welchen  im  zwölf- 
ten und  dreizehnten  Cap^  eine  übersichtliche, Darstellung  gegeben 
war,  abgebildet,  wie  sie  auf  den  Monumenten  erscheinen,  in, 
möglichster  Treue  und  zwar  so,  dass  von  jeder  Gottheit  mehrere 
solcher  Abbildungen,  die  auf  einer  oder  auch  auf  mehrern  Tafein 
zusammengestellt  sind,  gegeben  werden.  Sie  bilden  auf  diese 
Weise  nicht  bloss  ein  Supplement,  sondern  einen  nothwendigen 
Beleg  zu  der  im  Texte  gegebenen  Erörterung,  um  so  mehr  als,  wie 
wir  oben  gesehen ,  der  Verf.  den  Angaben  der  Griechen  und  Rö- 
mer ,  aus  denen  doch  sein  Text  zu  -  einem  grossen  Theile  geflos- 
sen ist,  nur  dann  Glauben  geschenkt  wissen  will,  wenn  sie  aus 
den  bildlichen  Darstellungen  der  Monumente  sich  nachweisen  und 
bestätigen  lassen. 


133  X  Griechische  Literatur. 

An  diese  Abbildungen  einzelner  Gattheiten  mit  ihren  ver« 
schiedenen  Attributen  reihen  «ich  aber  auch  einige  grossere,  auf 
die  Feste  Aegyptens  sich  beziehende  Darstellungen ,  unter  Wel- 
chen wir  besonders  auf  die  beiden  grossen  colorirtea  Blätter 
nr.  83  und  84.,  an  welche  noch  das  uricojorirte  Nr.  85.  sich  anreiht, 
aufmerfcsam  vi  machen  haben.  Es  sind  hier  Leichenzüge  darge- 
stellt, mit  einer  Pracht  und  mit  einem  Pomp,  der. uns  einen 
Schinss  zu  machen  erlaubt  auf  die  Bedeutung  des  Ganzen  und  auf 
den  hohen  Werth ,  Avelchen  der  Aegyptilsr  auf  eine  solche  Feier 
legte,  während  wir  zugleich  das  Frische  und  Glänzende  der  Far- 
ben'und  die  TorzügliclTe  Ausführung  des  reichen,  Hunderte  von 
Personen  enthaltenden  Gemäldes ,  in  jeder  Hinsicht  nur  bewun- 
dern können.  Auch  die  überaus  reiche  Scene  der  Krönung  eines 
Königs ,  welche  nach  den  Sculptureii  von  Remeses  111.  zu  Medi- 
net Abu  (dem  alten  Theben)  auf  Bl.  76.  abgebildet  ist,  verdient 
ihrer  Ausfuhrung  und  des  reichen  DetaiFs  wegen,  gewiss  eine 
gleiche  Aufmerksamkeit :  eine  andere  Scene,  wo  die  Götter  die 
Doppelkrone  auf  das. Haupt  Remeses  des  Grossen  (Sesostris) 
setzen,  sehen  wir  auf  Bl.  78.  dargestellt:  eine  andere  Scene  einer 
Saibung  des  Königs  auf  Bl.  7?.;  eine  ähnliche  einer  Weihe  oder 
luTjestit^ir  auf  Bh  80.  Oen  Beschluss  machen  zwei  merkwürdige 
Darstellungen  des  Todtengerichts  und  der  darauf  erfolgten  Wan- 
derungder  Seele  in  thierische  Körper,  hier  zunächst  in  Schweine, 
auf  Bl.  87  und  88.  . 

Chr.  Bahr. 


A eschyli  Ch oephor t .  Ad optimorum libroram fidem recens. integra, 
lectionis  varietate  adiiotationibus  et  sqholiastä  instrujdt- Ferdirmndua 
Bamberger. '  Göttingae  ap.  Vandenh.  et  Rupr.  1840.  XVI  u. 
170  S.  in  8. 

Während  in  der  neuern  Zeit  die  Werke  des  Sophocles  lind 
Buripides  so  vielfach  commentirt  worden,  dass  nicht  selten  ein 
und.  derselbe  Messkatalog  verschiedene  neue  Bearbeitungen  der- 
selben ,  oft  sogar  in  zweiten  und  dritten  Auflagen.,  zur  Anzeige 
bringen  konnte,. im  Allgemeinen  also  ein  reges  Interesse  für  die 
tragische  Kunst  der  Griechen  sichtbar  war,  ist  die  vorliegende 
Ausgabe  der  Choephoren  seit  mehrern  Jahren  wieder  die-  erste 
auf  dem  Felde  der  Aeschylischen  Tragödie.  Nicht  dass  etwa  nach 
dem  bekannten ,  durch  die  Müllersche  Ausgabe  der  Eumeniden 
angeregten,  .von  den  verschiedenen  Seiten  nicht  ohne. Leiden- 
schaft geführten  Streite  die  philologischen  Kräfte  sich  der  Behand- 
lung dieses  Themas  entzogen  ^—  vielleicht  abgeschreckt  durch  die' 
Resultate  desselben,  die  eine  Vermittlung  unter  deii  oft  dia- 
metral entgegiengesetzten  Ansichten  nicht  zn  Wege  gebracht, 
oder  .der  steten ,  noch  durch  keine  Königsberger  oder  Breslauer 


I 

I 

1 


AeschTÜChoepboriy  vedeis.  Baftberger.  139 

ErkliruBg;  mrBekgmiesenen ,  Hoffnang  lebend,  es  4¥elde  der 
grosse  Kritiker  sein  einst  gegebenes  Versj^ediieii  bald  «sr  Avi- 
fthrung  brlngien:  es  4i]nd  Tielmebr  genug  GeiegeabttAtBohiJfMli 
erschienen,  die  irgend  welche  Theiie  des  gressen  Feldes  snm  Au- 
sbau und  mir  sorgiBltigen  Pflege  sieb  lierausgenMnnwn  ^Bli  bcMb- 
temfwerlhe  Rrlkihte  «rstelt  haben ,  sie  hallen  sich  aber  m^hr  w^ 
•4en  isHieiischen  öder  litteEarbislorisGhen  SUndfnnble,  der  diß 
Xnnst  der  TragSdie  von  ihren  ersten  Anfingen  bis  su  ihrer  VpU^i- 
düng  Terfsigt  -und  das  Wesen  4er  letatem^  vieriel  Antheü  .j/eAfiit 
der  drei  grossen  Traf^kar. daran  genommen,  au  ergrnnden  und 
nadizuweisen  >Mdk  bestrebt     Iftieht  ohne  Einfluss  konnten  Aimß 
langjährigen  Ilnteesuchaiigen  iUier  die  trilogischen  und  tetralo- 
gischen  Coupositionen  .«^  in  dem  .Sinne,  wie  Weicfcer  witeaacheid«t 
—  anf  den  Aan^  der  Aesdi^Usehen. Kritik  bleiben,  und  irirldisli 
aehen  wir,  dass  dieselbe  in  dem  letzten  Decenninm  sieh  —  w«nii 
wir  die  Sclineiderschen  Ausgaben  ndt  det^oben  Aaawuknngen 
wnsnelmien  ^—  fast  ausscUiessUoh  mit  der  Oresteia  beüssat«    Qa 
giebt's  eine  Ausgabe  des  Agamemnon  von  R.  H.  Kiauaen  1838  n. 
▼on  G.  6.  fianpt  (1837),  eine  Ausgabe  der  Eumeniden  von  K«  0« 
MßUer  (1834)  und  Ton  J.  Minckwita  (1838);  und  au  der  Auaphe 
der  Choephoren  Ton  Kiauaen  (1835)  iommt  jetst  die  obige«  Wenn 
wir  In  .der  Ovestds  das  «inaige  vollständige  Gadioht  dar  alteiii 
.tragisGlieh  Kanst  hesitaen ,  äo  moss  dä^elbe  gewiss  aUep.(Jnt(Qr- 
auchun^pen,  naneptlich  isher  dieComposition  des.Aeschyias  aan 
Grunde  gieiegt  werden,  jdass  also^due^esammtaasgabe  des  Dich- 
ters, wcSoImi  Kkusen  und  Minckwitajntendirten,  mit  deriOresteia 
beginne,  ist  :in  jeder  Hinneht  passend.    Am  Passendsten  moehle 
es  alleitfüigs  sein ,  auch  .hier  vom  Agamemnon  zu  den  ChoephoMi 
imd  Eameniden  überzugehen,  wie  es  Klausen  wollte ;i  dessen  in 
so  mancher  Bezldiun^^  namentlich  in  der  Nachweisvaig  des  innem 
Zusammenliangea   der  .ganacn  Trilogie  .treffliche  Arbeit  leidet! 
durch  einen  friihen  Tod  unterbrochen  /woadcn ;  andess  muss  muk 
ja  annehmen  ^i  wer  dcb  an  diefierausgabeaaoh.d^aMittebäickaa 
oder  Endstnckes  mache,  wesdezdardkipftpositiQn  Abb  Qanzen  recht 
Inne  zu  werden  sich  bestrebt  haben,  undiSeine  Annotation  in  allon 
Theilen  Rücksidit  auf  die  Neboastilcke  ndmuemlaasan. 

Hr.  Bamberger  ist  dem  philolfiigiseheli  PttbUkäm  hareits  dwöh 
swei  S'^riften,  welche  Oefsastsnde  4er  Acacfaylischen  Tragödie 
bdiandein,  bekannt:  durch  .die  Tinriiegende  Ausgabe  hat  er  die 
vortheühafteBIeinung,  die:  man  bereits  aas  jenen  Schriften  «i^on 
ihm  gewonnen  hatte,  nor  erhöbt.  Es  gereicht  uns  au  grossem 
Vergn&gen,  ^ne  Ausgabe  der  Choephoren\anr  Anaoige  an.  brin- 
gen, welche  sich  eben  so  sehr  diirdt>>kritiaahe  Btaanataheit-rfe 
durch  einen  sichern  Tact.in  4er  Auswahl: naler  dem-zariErklarang 
des  Stnckos  bereits  Vorhandenen ,  .ferner  dpreh  .eine>fMaeitigto, 
durah  dieiOesetze  deriragiaohea^IMohlkunst/shdiiSfilligibaBdhrfti- 
ken^lassande.GelehKsamkatt^SBeScbiiet«  * 


140  Griechische  Literatar« 

« 

Die  Vorrede  giebt  den  von  dem  Hrn.  HeAiiitgeb.  befoljg^en 
Plan  Bunlchat  dahin  an:  expulais  Turnebi  aliorum  conjecturis  me- 
Uonim  llbronini  lectionem  exhibere,  conjecluras  in  teitnin  recl- 
pere  nullaa,  nici  de  quibna  dubitari  non  posail.    Lectionum  integn 
Tarielate,  Virorum  doctorom  quae  bonae  fmgia  sint  conjeetnria, 
.Mholiaita  denique  adjectia  curare^  ut  qui  criUcam facUtare  velil, 
Bubiidiia  non  egeat    CommenUrio  addito  brevitatia  laadem  mereri 
ita,  ut  necesaaria  et  di^a  acitn  non  praetermittantur.    Diesa  Ver» 
sprechen  ist  getreuiidh  gehalten,  ja!  man  könnte  aütdemüm* 
Verf.  sogar  inweilen  darüber  rechten ,  daaa  er  in  l^arg  in  der  er- 
klärenden Adnotation  gewesen  sei.    bdeas  soll  eins  sdn  i  und  die 
Apspruche  sind  ja  so  verschieden  wie  die  Menschen,  so  sieben 
doch  auch  wir  diese  Kurse  bei  einem  nur  dem  gelehrten  Publikum 
bestimmten  Buche  vor.    Hr.  B.  sagt  in  Bezug  darauf,  quid  attinet 
^nut  reeoquere  atque  adeo  docte  refutare  quae  vana  atque  inutüla 
esse  hodle  omnes  sciunt  aut  fabulam  in  tironum  usum  adomare, 
quae  a  tirone  legi  non  debeati  Und  wenn  wir  das  erste  auch  nicht 
ganz  adoptbren  möchten,  wenigstens  nicht  ohne  eine  vor  dem 
•Scliein  einer   gewissen  Aristokratie  in  der  Littoratur  ^sicherdde 
Einschränkung,  so  ist  doch  das  zweite  unbedingt  richtig.    Es  int 
Wi  MissgrffT,  will  Jemand  den  Schillern  ein  Werk  vorlegen,  das 
mehr  als  irgend   eines  von  der  Conjecturalkritik  sein  Heif.  er- 
warten, dessen  Erklärung  aber  in  einer  solchen  Ausdehnung  sidi 
inuf  die  Nebenstöcke  der  Trilogie  stützen  muss,  wenn,  anders  der 
-  Organismus  des  Stücks  dem  Schüler  klar  vor  die  Augen  treten 
'soll,  dass  die  Aufgabe  einem  tiro  jedenfalls  zu  schwer  fallea 
dürfte.    Wir  haben  hier  demnach  eine.  Ausgabe  ad  modom  Her- 

•  mannt,  wenn  -wir  uns  so  ausdrücken  dürfen;  und  wenn  der  Aus- 
spruch, den  der  edle  Jacobs  bei  festlicher  Gelegenheit  über  Her- 

•mann  gethan,  cunctando  restitiiit  rem  auf  irgend  eine  den  Aeschy- 
ins  betreiTende  Arb;ßit  Bezug  nimmt,  so  darf  er*s  auch  auf  die  «vor- 
liegende Ausgabe  thun.    Doch  unterscheidet  sich  Aeselbe  von  än- 
>dern  dadurch,   dass  /sie  in  grosser  Bescheidenheit  keine  eigne 
'Conjectur  in  den  Text  aufgenommen,  vlelmelir  dieselben  nur  in 
(4er  Adttotation  aufgeführt  hat,   so  das  Alte,  als  Aeschyliscfa 
Ueberlieferte  von  dem  Neuen  trennend.    Nimiae  cautelae  malle 
'•quam  temeritatis  argui  ist  ein  ganz  richtiger  Grundsatz,  zumal  bei 
den  corroptelae.  ejus  generis,  ut  non  quid  dixerit  Aeschylus,  sed 

*  quid  potuerit  dici,  conjici  queat:  deren  Anzahl  aehr  gross.   Alle#- 
<  dings  lässt  sich  der  Text  nun  nicht  so  uno  tenore  fortlesen,  vid- 
'•mehr  bringt  Einen  der  zum  WsrnungszeiGhen  vor  falschen  Quin- 
ten zur  Seite  gesetzte  Asteriscus  gar  oft  in  die  Noten,  doch  ist 

'  das,  gfambcn  wir,  in  einer  solchen  Ausgabe  gar  nicht  zu  beklagea 
^nnd  schützt  doch  immer  weit  besser  davor,  dass  man  nicht  neue 
.Aanjectürenfar  ursprüngliche  Lesarten  der  Codd.  halte,  als  wena 
-die  letatern  nurin  den  Noten  verzeichnet  sind,  die  zu  lesen  mau 
etwa  keine  Anregung  erhilt. .  Zur  Vermeidung  *b«iliciien  Irrthums 


Aeschyli  Choephori,  receos*  BambeFger.  141 

fMshänt  auch  die  Einrichtangr  getroffen  ^u  gein,  die  in  den  Text  re- 
cipirten  EmendatipiieD  fremder  Gelehrten  als  solche  in  den  Noten 
mit  gesperrt  gedruckter  Schrift  hervorzuheben.  Deren  ist  aller- 
dings ebenfalls  eine  erkleckliche  Anzahl,  grosser  vielleicht  als  bei 
irgend  einer  andern  griecb.  Tragödie.  Die  der  Zeit  und  Bedeutung 
nach  Terschiedensten  Kräfte  haben  dazii  mitgewirkt.  Wir  noti- 
ren  Canterus  (z.  B.  176  u.  610.),  Salvinius  (213.),  Casaubonua. 
(124.),  Valckenaer-(517.),  Pauw  (346.  745.  751.),  Abresch  (587.) 
Stanley  (534.),  Wakefield  (629.),  Stephanus  (67-7.),  Heath  (566. 
590.),  Porson  (58.331.  566.),  Blomfield  (350.528.560.),  Er- 
furdt  (310.),  Emperius  (767.),  vor  Allem  Gottfr.  Hermann^  der 
wie  überall  so  auch  hier  mit  einer  glücklichen  Hand  emendirt  hat. 
Waren  einige  dieser  Emendatlonen  schon  durch  die  bisherigen 
Ausgaben  für  legitimirt  zu  halten,  so  musste  doch  bei  andern  die 
Entscheidung  des  Hrii.  Herausg.  zutreten.  Aber  auch  hier  nimmt 
man  kef n  besonderes  Hinneigen  zu  irgend  einer  Schule ,  Tielmehr 
nur  ein  Streben  wahr,  mit  gerechter  Waage  das  vorhandene 
Material  «abzuschätzen.  Wir  nehmen  ein  Beispiel  heraus,  von 
dessen  Bedeutsamkeit  man  indess'  nicht  auf  den  Zustand  aller 
übrigen  Emendatlonen  schliessen  wolle.  Vers  358.  (373.)  z.  B. 
ist  ^SL^ova  qicovBlg*  dvvaCai  ydg  in  den  Text  gesetzt,  statt  des 
vulgären ,  meist  in  Jdammern  gesetzten ,  oÖvvaöai  ydg.  .  Pors« 
hhiie  oövv^  yag^  Blomf.  oövva  0«,  LsLchmanwov  dvvaö'ai  yccQ 
geschrieben.  Dem  von  Herm.  in  diesen  Jahrb.  1838.  II.  p.  596. 
vorgeschlagenen  dvvaCai  yaQ  ist  der  Vorzug  gegeben  mit  Hinwei- 
sung  auf  Beispiele ,  wie  Homer.  Od.  IV,  827.  xoti;  yäg  srofisros 
afii  igxBtat^  iqvtt  Koi  aKKoi  dvigag  ijgi^öavto  nageöxduBVoiy 
övvatai  ydg^  naXXccg'A&ijvalij.  ib.  V,  25.  TrjXsfiaxov  de  0v 
ni^^ov  iniötafiBvcog ^  övvaöat  ydq.  Eur.  Iph.  Tanr.  62.  vvv 
ovv  dÖBXgico  ßovXofiai  öovvai  x^dg  nagovö'  &7t6vti^  tavxa  ydg 
dvvttl^B&'  av.  Auch  Emperius  hatte  dieselbe  Emendation  gemacht^), 
die  wenigstens  mit  der  angenommenen  Idee  des  ganzen  kommati- 
flchen  Gesanges  im  Einklänge  steht.  Nicht  mit  gleicher  Bereit- 
willigkeit kann  man  freilich  der  Erklärung  zustimmen :  Chorus 
Electram  castigat,  quod  nimiis  indulgeat,  optare  enim  quidem  eam 
posse.  Welchen  Grund  hat  dann  der  Chor ,  die  Electra  zu  casti*' 
gare,  wo  beweist  die  letztere,  dass  sie  nimiis  indulget?  'Hat  sie 
nicht  noch  eben  den,  einer  Züchtigung  eher  werthen,  trägen 
Wunsch  des  Orest  zurückgewiesen,  zuerst  von  den  Geschwistern 
in  diesem  Threnos  das  Wort  roi}g  TcrctvövTag  Sa^L^ai  ausgespro- 
chen? Wie  ungerecht  wäre  es,  wollte  der  Chor  sich  über  sie  in 
einer  so  ironischen  Weise  äussern ,  während  er  v.  340.  (354.) 
dem  Orest  gegenüber  jeden  Tadel  unterdrückte.    Wir  sprechen 

*)  Hr.  Bamb.  versichert  mehrfach ,  mit  Hermann  (zu  v»  31.),  Mar- 
tini (zu  y.  137.),  mit  Blomfield  (zu  473.)  in  denselben  Conjectnren  zusam- 
mengetroffen zu  sein. 


142  .Griechische  Literatur. 

von  dem  gansen  Kominos  noch  unten ,  hier  nuc  fioviel ,  dass  in 
8vva6ai  ydg  uns  zu  liegen  scheint ^,Du  bist  im  Stande,  diess 
XQitööova  XQVfSov^  (ibI^ovcc  ßiyaXfjg  tvxVS  9cal  vzioßoQBov  zu 
erreichen.^^  Es  ist  keine  Züchtigung ;  sondern  eine  flinweisun^, 
dass  es  nur  von  ihnen  abhänge,  dieses  Glückes  theiihaftig  zu  wer- 
den. Die  Nominative  sind  als  Accusati?e  zu  övvaeai,  yäg  zu  er- 
gänzen« Die  Partikel  ydg  ,•  die  in  den  responsionibus  so  viel  zu 
schaffen  macht,  ist  wohl  auch  hier  an  der  bisherigen  Auffassung 
Schuld«  Wir  vgl.  Pflugk  zu  Aicest.  42«  saepe  yag  in  respopsione 
usurpatur  suppressa  aliqua  acquiescentis  vel  probantis  antegressa 
significatione«  Nun  gewinnt  das  ydg  auch  des  folgenden  Verses 
erst  sBine  richtige  l^rkläruog.  Wir  finden  nämlich  in  dem  dXXä 
dmk'^g  xctg  rijgd^  jiagdyvtjg  Sovnog  iKVBltat  etc.  die  wieder  er- 
neuerte Absicht  des  Chors ,  zur  Rache  zii  entflammen :  Tod  des 
Agamemnon  von  Mörderhand:  das  eigne  daraus  hervorgegan- 
gene Elend  der  Kinder,  das  ist  die  dmki}  jiagccyvT].  Der  Chor 
konolmjbzu  dem,  was  Orest  oben  v«  293.  (301.)  als  dritten  Grund 
des  Sgyov  IgyaöTBov  aufgestellt:-  ;r^PSjri6g6*  %gi]pidtiDV  dxi]vla^ 
welchem  vorangegangen  yiür  nargog  stiv^og  fiByd  (v.  292.).  S. 
unten«  Das  naiöl  yBysvrjfiivov*)  soll  zur  Rache  anreizen  und 
thtit's  sogleich,  denti  Eiectra  ruft  roi;ro  dia^TCBglg  ovg  &£d*' 
änsg  TS  ßsXog*  -  • 

Nachdem  Hr«  B.  bei  der  Würdigung  der  Handschriften  den 
trefflichen  Untersuchungen  von  Ahrens  de  caiissjs  quibusdam 
Aeschyli'nondum  satis  emendati  gefolgt,  dabei  vor  ^er  von  Klan- 
aen  mit  besonderer  Vorliebe  benutzfen  zweiten  CoHation  des  co- 
dex Mediceus  bei  Weigei  warnend,  wie  auch  Roh.  Enger**)  ge- 
than,  föhrt  er  also  fort:  Nexui  carminum  explicando  praecipnam 
curam  impendimus.  Qnippe  quUm  multa  apud  Aeschyium  non  ob 
aliam  caussam  nondum  recte  cmendata  aut  intellecta  esse  pateat,. 
nisi  quod  interpretes  sententiarum  ordinem  et  riexum  iiegiexerint, 
tum  vero  in  Choephoris  ejus  rei  duo  sunt.exempia  iiisignia,  Carmen 
chodprimumet.celeberrimusille  inter.Orestem  Electram  Chdnim 
commus,  in  quibus  qimm  loci  multi  ihsint  aut  corrupti  aut  ad  in-r 
telligendam  difficilHmi,  eos  non  alio  modo  emendari  et  explicari 
posse  apparet,  nisi  unlversi  carminis  nexu  antea  constitnto.  QuI 
summis  diu  tenebris  opertus  ut  plane  apertus  esset,  ne  suromörnm 
Virornm.qnidem  curae  e'ffecerant»  Indem  wir' dem  Hrn.  Herausg. 
vollkommen  darin  beistimmen,  dass  bei  Aeschylus  noch  unendlich 
viel  versäumt,  ist,  dem  Innern  Zusammenhange  der  Gedanken 
nachzuforschen,  wollen  wir  die  von  ihm  selbst  gewählten  Pei- 

spiele  zur  Beleuchtung  anwenden,  ob  es  ihm  gelungen,  glückliche 

^ "■■■■'■  ■     '  -I  ■  ■  '■ 

*)  Parunter  versteht  -Klausen  zu  v.  362.  ipSis  liberis    omnia.  esse 
agendä.     Wir  sehen  nicht  ein',  wie  der  Sinn  den  Worten  und  dem  Znsam- 
'  mcnfaange  anzupassen  sei,  ^ 

**)  de  Aeschyliis  antistrophicorum  responsionibus.     Breslau  183$. 


AeBchyfi  Choephori  y  recens.  Bamberger.  143 

Reflttltate  diesem  Streben  absiigewinneh;  wir  begleiten  ihn  dem- 
nach zunächst  zur  Parodos  von  v.  22 — 75* 

Exponuntur ,  heisst  es  p.  6.,  qiiae  audienties  a  chora  post  fini- 
tam  Agamemnonem  primum  scenam  ingrediente  edoceri  par  est« 
Primum  caussam  viae,  dein  domus  regiae  post  interfectuni  Aga> 
memnonem,  denique  paucis  verbis  suam  ipsias  miseram  conditionem 
describit.  Was  sonst  hauptsäcbüch  Sache  des  Prologs  zu  sein  pflegt, 
>frird  hier,  wie  in  den  Pers.  u.  Suppf.,  wo  der  Chor  beginnt,  auch 
dem  ersten  Ghorgesange  mit  übertragen.  Schade  dass  hier  eine 
Lücke  im  Prologe  statt  findet,  dass  wir  nicht  einmal  bestimmt  wissen, 
ob  diejselbe  grösser  oder  geringer  gewesen.  Auch  im  Agam.  dient 
die  Parodus  zur  Exposition ,  die  Worte  des  Wächters  reichen 
dazu  nicht  aus ;  einen  deutlicherh  Begriflf  in  das  tragische  Gewebe 
der  Trilogie  giebt  erst  der  Chor.  In  den  Choephoren  Tcrmisst 
man,  i¥as  Hr.  B.  nicht  monirt,  zunächst  eine  Angabe,  wieviel 
Jahre  später  als  der  Agamemnon  das  Stüclc  spielt.  Man  bleibt 
auch  darüber  während  des  ganzen  Verlaufs  der  Tragödie,  in  Unge- 
wissheit.  Homer  sagt,  Orest  sei  zur  Zeit  der  Ermordung  des 
Agam.  noch  Kind  gewesen ,  sagt  ferner,  im  achten  Jahre  nach- 
her habe  derselbe,  den  Aegisth  getödtet ,  nnter  welchem  das  Volk 
geknechtet  gewesen  und  welcher  sniTaSTsg  ^va60B  nolvxQvöoio 
Mvxi^vfig*)*  Das  stnd  einzelne  Factoreii  zur  Berechnung,  die 
—  zusammengehalten  mit  Orests  Anwesenheit  in  Aulis  bei  Euripi- 
des  oder  auch  davon  ganz  abgesehen ,  etwa  ein  Alter  von  17  bis 
19  Jahren  für  Orest  herausbringt ;  aber  der  Dichter  pflegt  sonst 
nicht  zu  verlangen^  dass  der  Zuschauer  diess  erst  andern  Quellen 
entlehne.  Das  hat  er  auch  nicht  in  den  Eumeniden  gethan ,  denn 
wenn  am  Ende  der  Choephoren  dem  Orest  gerathen  wird ,  nach 
Delphi  zu  zielien,  die  Pjthias  aber  im  Prologe  der  Eum.  seine  An- 
kunft daselbst  meldet,  und  zwar  ganz  in  demselben  Zustande,  in 
welchem  er  dort  fortgegangen  war,  soist*sklar,  dass  nur  gerade 
soviel  Zeit  zwischen  beiden  Stücken  liegt ,  als  zur  Reise  von  My« 
cenae  nach  Delphi  ein  v.on  den  Furien  Gepeitschter  gebrauchen 
kann«  Hier  wird  aber  nicht  einmal  im  Verlaufe  des  Stücks  dar- 
auf hingedeutet ,  obwohl  es  doch  des  Aeschylüs  Gewohnheit  ist, 
.  die  übersprungenen  Begebenheiten ,  das  in  der  Zwischenzeit  Ge- 
schehene in  der  spätem  Handlung,  wenn  auch  nur  kurz,  zur  Auf« 
klärung  nachzuholen  '^).  Man  darf  also  wohl  vermuthen,  dass  die 
Lücke  im  Prologe  diese  Angabe  enthielt,  etwa  eine  Klage  des 
Orest,  dass  er  nun  schon  sieben  Jahre  das  ertragen,  oder  etwaa 
Aehnliches«  Man  vermisst  ferner  eine  genaue  Angabie ,  aus  wag 
für  Leuten  der  Chor  bestehe.  Das  hat  zu  manchen  Missverständ- 
nissen  der  Interpiheten  verleitet.  .  Während  in  d^n  Persern  schon 
durch  die, ersten  sieben  Verse  derChor  als  täv  €ig>vtSv  xal  noKv* 

♦)  Od.  in,  305. 

♦♦)  Vgl.  Herrn,  de  Danaid.  p.  IV.  Welcker  AeschyL  Tril.  L  p.  486. 


144  Grieohische  Literatur« 

IQvötav  idQavmv  qyvJ^cMsg  %ctxa  XQsgßslav  ovg  MghiS  bTXbto 
xdgag  ItpogevHV  dasteht,  in  den  Supplices  er  sich  in  den  ersten, 
«echfizehn  Versen,  in  den  Septem  schon  t.  111.,  ebenso  im  A^am. 
aich  sogleich  ieg;itimirt,  im  Prometheus  aber  weMg;8tens  durch 
die  Anrede  TtaiÖBg  nargog  'SlKsavov  v.  146.  sattsam  bezeichnet 
wird,  heisst  es  hier  nur  in  der  Epode 

Ifiol  d*  aväyKav  yäg  ayLtplnokov 
n^Boi  ngoQTjvBy^av  ^  bk  ydg  oXxcov 
navgcpGtv  dovUav  Iga^^oi/  alöav* 

Sonst  kommt  zwar  Ton  ihnen  vor  dficaal  yvvmicBg  dcDfiarav 
Bv&^fiovBg  V.  76.  (84.) ,  auch  q)Uiai  dficDtäsg  oiaav  678.  (719.), 
aber  Alles  diess  giebt  keine  Antwort  auf  die  Fragte,  wer  sind  diese 
Sclavinnen,  die  so  innigen  Antheil  an  dem  Schicksale  ihres  Herrn 
nehmen.  Man  hat  sie  zu  Trojknerinnen  gemacht ,  die  zugleich 
mit  der  Kassandra  in  den  Besitz  des  Agam.  und  im  vorigen  Stücke 
zugleich  mit  derselben  auf  die  Bühne  gekommen  seien.  So  ur- 
theilt  nach  Genelii  (das  Theater  zu  Athen  p.  190.)  nebst  Müller 
und  Klausen  davon  auch  der  Hr.  Herausgeber  in  der  Introdnctio 
p.XiV.  componitur  captivis  Trojanis  aetate  provectis  t.  163.'*'), 
quarum  mores  Asiaticos  poeta  diiigenter  descripsit  praesertim 
ea  commi  parte,  [qua  barbaro  ritu  ad  tumulum  ^  Aganiemnonis 
planctum  instituunt  v.  405. 

Ixo^a  KOniiov^ägLOV  £V  tb  Kidölag 
vopLoig  IfikBfiiCtgiag 

dxgixTOTclrjKxa  noXvnkavri  z  adi^v  ISbZv 
inaöövtBgotgißij  ta  (iBgog  6gBy(iara  sq. 

ßodem  pertinent,  quibus  v«  22.- sq.  Inctum  testantur,,  maxime 
genarum  iaceratio  quae  apud  Athenienses  Solonis  lege  vetita.  Plüt*^ 
Sbl.  2r.  Man  könnte  in  diesem  F^lle  sagen ,  durch  die  Klei- 
dung, der  im  vorigen  Stücke  getragenen  gleich,  seien  sie  als 
Trojanerinnen  erkenntlich  gewesen:  das  wäre  die  einzige  Aus- 
kunft. Hat  aber  Solon  ein  derartiges  Verbot  ergehen  lassen ,  so 
ist  dasselbe  gegen  einen  derartigen  Gebrauch  gerichtet  gewesen; 
und  wirklich  schildert  Euripides  uns  so  die  Hermioae  in  Androm. 
827«  wo  dieselbe  ausruft  6vvx(ov  xb  SaC*  diivyfiavu  di^dofcat, 
lind  lässt  in  Hec.  650.  sq.  die  Ansicht  aussprechen  öxivBL  dh  xai 
xig  JidxaLva  —  ÖgvxxBxal  xb  fcagBidv  Ölccifiov  ow^a  xtd'S^ 
fkiva  öTcagayfitolg.  Ja!  seine  Electra  lasst  er  sein:  icaxd  fiev 
q)lkav  ovv%i  xBfivoiiiva  dkgav.  El.  146.  Was  ferner  jene 
andre  Stelle  betrifft,  so  geht  daraus  —  abgesehen  davon,   dass 

^  Das  ist  richtig,  siehe  t.  171.:  nuXaid  na^d  vstotsQug  iid&at; 
Vgl.  Aesch.  Suppl.  v.  361.  Was  K.  O.  Müller  in  den  Euinen.  p.  74. 
aufstellt,  nur  die  Chor£uhrerin  sei  eine  Greisin,  die  übrigen  aber 
Frauen  und  Jungfrauen  gewesen,  ist  reine  Vermuthung. 


Aeschyli  Choephori,  reteiu.  Qamberger.  145 

iie  ErUarunf  und  Kritik  dieser  Vene  nicht  ricihti^  Ist,  dass.  die 
richtige  Tieimehr  ganz  Anderes  ergiebt,  wie  wir  unten  zeigen  —* 
für  die  trojanische  Abkunft  des  Chors  im,  Grunde  doch  nichts 
hervor,  ja  nicht  einmal  für  die  asiatische.  Es  kann  Jemand  qach 
arischer  und  kissischer  Weise  trauern,  ohne  Arier  oder  Kissier 
zu  seih.  Smd  es  Trojanerinnen,  so  kamen  sie  mit  Agam.  zurück; 
an  jenem  Tage  also,  w^  jener  fiel,  l^amen  sie  i|Is  Begleiieriunen 
der  Kassandra.  Müsste  es  dabei  nicht  auffallen ,  dass  sie  im  gan- 
zen Stücke  nicht  ein  einzig  Mal  dieser  ihrer  alten  Herrin  Erwäh- 
nung thun,  nie  Ton  der  Ermordung  derselben  einen  Anlass  zur 
Aufregung  der  Gemüth^r  suchen ,  sondern  stets  Jiur  vom  Agam. 
reden ,  für  den  Zerstörer  ihrer  eigenen  Stadt  *)  immer  fort  nach 
fiache  schreien?    Sagte  doch  selbst  Kass.  im  Ag.  ▼.  1286  sq. 

tt  ifft^  lym  xutotxog  p$  **)  dvaUxivan 
inA  to  i^mov  tliw*IUov  n&hv 
xga^Mav  dg  iTCgoisv}  dt  d'  slxav'Mk^v^ 
oitmg  dicaU.d66ov0tv  i»  demv  hqIöbi. 

Es  wurde  doch  eine  grosse  Selbstverleugnung  voraussetzen,  wenn 
ein  Ghor  froj.  Frauen  v.  935.  sänge  l/xoAe  fihv  dlxa  UgiaiUdaig 
XQovcp^  ßagvdiKog  noivä.  So  hat  der  Chor  der  myken^  Greise 
im  Agam.  oft  gesungen  (vgl.  z.  B.  747.) ,  auch  der  griech.  Herold 
V.  537.;  von  trojan.  Weibern  aber,  die  sieben  Jahre  in  arger  Scla- 
verei  gelebt,  würde  man  weit  eher  eine  Erinnerung  an  die  frühere 
glückliche  Zeit,  wo  Troja  unbesiegt  war,  erwarten,  wie  sich 
einer  solchen  auch  Kassandra  nicht  entschlug  im  Ag.  v.  1156  sq. 
Müsste  es  ferner  nicht  sonderbar  erscheinen,  wenn  Trojanerinnen 
hier  die  Griechin  v.  122.  griechische  Urgesetze  lehren  wollten  ? 
Denn  was  Genelli  p.  195.  meinte,  die  Vorschriften,  das  Opfer 
ganz  unumwunden  gegen  die  Sehderin  zu  richten ,  seieil  für  den 
Mund  der  Troerin  schicklicher,  begreifen  wir"  nicht.  Iliig  ov 
Tov  i^^'^oi;  dvta(islßBö9at  «axoeg,  womit  er  seinen  Rath  v.  123. 
abschiiesst^  ist  ganz  dasselbe,  was  Kljt.  im  Ag.  1374.  im  Deber- 
muthe  gesagt  hatte,  als  sie  nach  vollbrachtem  Morde  heraustrat: 
vc(Sg  yuQ  xiq  i%%Qolg  l%%Qd  noQ^viHQ^ ,  q>Uoig  ioHoveiv  üvai^ 
mi^ovr^v  dgavcttttov  (pgd^Buv^  tJ^og  xgBlööov  ixnijd^fiarog ; 
Die  beiden  Stellen  stehen  in  gegenseitiger  Beziehung,  wie  -so 
manche  andere,  von  denen  unten  noch  die  Rede  sein  wird.    Mit 


'*')  ^jfiioiv  imwta  nennen  sie  Um  V.  594.  (628.)- selbst/ freilich 
wiH'lb*,  B.  dort  d^otg  ktMqitf  coi  vel  hostes,  maiestatem  decemant. 
Fühlte  er,  wie  sonderbar  die  handschr.  Lesart  in  dem  Munde  der  Troja- 
nerinnen  klingen  wurde  ?  .  S.  darüber  noch  nnten. 

♦*)  So  schreiben  wir;  in  der  Vnig.  %iv6iyios  äS*  ist  jenes  ein  nner- 
traglich  müssiger  Zvsatz  ^jin  aedibns^'.  Wir  fassen  es  ,,wie  ein  ^am 
Hause  Gehorender^^,  Nicht  minder  ist  hinter  nqian  von  uns  das  Frage- 
zeichen gestrichen,  wii^  denkei\.,  im  Interesse  des  Si;ines. 

iV.  JoHrb.'r.  PhW^L  Päd.  ffd.  ttrü.  Blbl,  Bd.  XXXiV.  f^-^,       «IQ 


;l46  Griechische  Literatur. 

« 

tf  efer  Intention  lisst  der  Dichter  die  Morder  nach  den  ton  ihnen 
selbst  anfgesteliten  Grundsätzen  aburthelien.  Eljt.  und  Aegisth 
sterben  doXoi^s  äöXBQ  ovv  luT^iraöt,  vgl.  Ghoeph.  842.  (888.) 
Uebrigens  ist  die  hier  in  Frage  stehende  Sentenz  eine  Moral  des 
griechischen  Volkes,  Tgl.  Prom.  1041.  Eurip.  Andr.  437.  520. 
Herc.  für.  733.  Heracl.  881.  940.  965.  Ion  1046. 1333.  Orest 
1164.  Es  dünkt  uns  sonderbar,  wenn  das  Blutgesetz,  um  das 
sich  die  ganze  Trilogie  ilreht,  von  .Trojanerinnen  aufgestellt  wird. 
Von  Sciavinnen,  ja!  denn  in  der  2eit,  worin  das  Stück  spielt,  ist 
ausser  Aegisth  und  Klyt.  Alles  Sciav.  Was  aber  der  Chor  der 
Greise  im  Ag.  zuerst  in  banger  Furcht  gerufen :  x6  V  l%i  yäv 
nsöov^*  Saca^  ^avdöiiiov'xQondgoLd'*  dvägog  [lilav  alfia  tlg  äv 
nakii^  dyKctksöaix*  Inasldov  "v.  1018  sq.,  das  soll  hier  ein  Troja- 
ner-Chor wiederholen  v.  66  nq.  dk*  titiicct  iiC7Cod^iv9^  vnö  x^ovdg 
tQoq^Vj  tltag  (povog  nsnijyBV  öü'diaQQvS&vf  Er  tehrt  v.  123. . 
beten  Ik^Biv  tivd  dat^ovcc  oötig  dvtaaoxxBvsl^  die  Schülerin 
gehorcht  v.  144.  tovg  Htavovtag  dvttHctt9avBtv  dtxijv,  Chorus 
Ut  es  wieder  v.  309. ,  der  den  vaiiog  jetzt  in  seiner  ganzen  Aus- 
dehnung: hinstellt:  ai/tl  (aIv  ixd-gäg  ykcie^v^g  H^Q^  ylä06a  ts- 
XsU^fltG}'  dvtX  Sk  nkr^yfi^  ^oviag  tpovlav  nktiyTiiv  xwitm.  iga^ , 
6avti  xai^Biv,  tgiyiQov  ^v^og  tdäs  q)Ci)VBl —  der  v.  400.  wie- 
'  der  zur  rechten  Zeit  anschürt:  dkkd  vojAog  filv  (povlag  6tay6v€ig 
fy^väg  ig  nkdov  äkko  stgogaitBiv  alfioc.  ßa^  ydg  koiyog^Egi- 
vvv  nagd  täv  xgovBgov  fp&iftiv&vt  attpf  akkipp  lndyov6av  \m 
aty.  Was  hat  jeuer  trojanische  Chor  nur  für  Interesse  dabei, 
dass  die  Blutrache  in's  Werk  gesetzt  werde?  was  klagt  er  nur  so 
luLufig,  dass  das  Glück  des  Atrrdcnhsuses.  in  feindlichen  Händen 
sei?  Wo  hat  er  denn  diess  Glück  gesehen,  wenn  es  mit  jenem 
Tage,  wo  er\0ach  Mykenä  kam,  aufhörte?  Diess  6ißag  afiajrov, 
dödfiatov^  dftokB^ov  to  nglv  äi  ät0v  (pohvog  te  daiilag  srepat- 
.  vof^^  woTon  er  v.  55,  spricht  [wobei  q>gBvog  schon  daneben  steht, 
die  tiuscbeh  wollende  EJectra  soll  bei  Soph.  1437.  dt'  coro g 
navga  iwinBiv  ngog  Atyiö&öv],  wenn  schon  selbst  zur  Zeit  der 
Abwesenheit  des  Agamemnon  eine  Furcht,  bI  &ri(i69gov  dvag%la 
ßevkipf  xarap^^if^€t£i>  (Ag.  883.) ,  die  Gemüther  beschlich,  ein 
tp^ovBgov  akyogngoSlxoig'AtgBliuig?  (ib.  450.  sagt's  der  Chor.) 
Wie  passt  für  ihn  v.  360  Hf\,i  ßaCikiBvg  ydg  ^go^g'  ^ijs  \i6Q%yL0V' 
kdxog  nmkdvxcov  %Bgoiv  TCBiölfißgotov  xb  ßaKtgov^  wenn  er 
dessen  nie  Zeuge  gewesen?  Wie  der  Schluss  der  ganzen  Tra- 
gödie: od£  xoi  ßBkd&ooig  xolg  ßdöckBloLg  xglxog  av  xBifttov 
nvBv^ag  yovlßg  IxB^ö^n.  naidoßogoi  ^ibv  orpcSrov  fidj^oft 
@vi6tov'  SBvtBgov  dvdgog  ßa0lkBtcc  nd^i]  -^  vvv  tglxog  etc. 
Das  kann  Alles  erst  dann  im  Munde  des  Chors  passend  erscheinen, 
wemr  er  innigere  Beziehungen  zum  Königshause  hat,  als  wielche 
ihm  ein  siebenjähriger  Pruck  unter  Aegisth  hätte  geben  können. 
Seine  ruhrende  Anhänglichkeit  an  Orest  und  Electra,  so  innig 
und  muttertreu ,  Usst  auf  ein  yerschmolaensein  mit  den  Verhalt- 


AeschjrU  Choeph<|riy  receiis,  Bomberger«  .147 

nissen  de«  AgatDemnoiilsclien  Hanse»  sehUeaBeii,.  wie  das  bei  alten 
treuen  Dienern,  die  so  Leid  wie  Fre^de  mit  ertragen  haben ,  der 
Fall  zu  «ein.  pflegt.  Vgl.  den  Pädagogen  in  Soph.  EI.,  und  welch 
Zeugnisa  ihm. v. 23  sq.  Orest  ertheilt.  Hätte  der  Chor  nie  den 
Orest  gesehen,  woher  denn  diese  Anhänglichkeit  auch  für  ihn, 
diess  rührende  Gebet  m  dem  Gesänge  v.  740-^91.  (785—8370  ? 
wie  sonderbar  dann ,  dass  der  Dichter  dem  Chöre  in  den  Mund 
gelegt  f$B(iv^c^  'OgiiStov  Kai  ^vgalog  2^8*'  o(i(os  (115.),  dass  also 
Electra  von  ihm  muss  an  den  Bruder  erinnert  werden?  Wie 
kämen  femer  gerade  trojanische  Sclavinnen  lu  der  innigen  Ge- 
meinschaft mit  der  Electra?  Gab  es  doch  noch  andere  alte  Scla- 
vinn^n«.  i;  B.  die  Amme  des  Orest,  im  Hause»  zu  denen  sie  sich 
wohl  ehe.r  hii^fezogen  fühlte.  Nein!  der  Chor  besteht  aus  Scla^ 
Tinneq,  die  im  Hatse  des  Agw.  alt,  unter  deren  Augen  .die  Kin- 
der des  geKebt'en*)  Herrn  gross  geworden  sind,  die  gleichsam  ein 
Glied. der  Familie  ausmachen  und  alle  Vei^flichtungen  derselben 
thi)ilB{i,  sich  der  Sinder,  treu  annehmen,  die  tou  ihrem  Erbe  aus- 
geschlp99en  werben,  sollen.  Man  Vgl«  nur  das  ira^te  xaldegy.  264. 
tixvov  T.  323.  und  nat  372., ..womit  der  Chor  den  Orest  und  die 
Electra . anredet  Man  erwäge  ferner  die  Bereitwilligkeit,  mit 
welcher  Kilissa  auf  die  Worte  dieses  Chors  den  Befehl  der  Herrhi 
TergisBt  und  an  dessen  Stelle  den  Auftrag  des  Chors  übernimmt  *^. 
Man  berücksichtige  endlich  die  Beziehungen,  die  der  Dichter 
gewiss  nicht  ohne  Absicht  atattfinden  lässt.  Von  der  einen  war 
schon  oben  die  Rede,  die  Worte  einer  andern  und  einer  dritten 
haben  wir  auch  sthon  oben  niedergeschrieben.    Was  hat  der  erste 


*)  Däs8  er^s  war,  wie  giebt  'davon  die  einzige  Scene  des  vorigen 
Stacks,  wo  Agam.  kommt ^  solch. trenen  Beleg.  ' 

^)  Bei  Soph.  besteht  der  Chor  ans  eben  bo  treuen  Freundinnen, 
die  fiitriq  togBl  tiff  ntatu  (236.)  für  das  Beste  der  EI.  sorgen  wollen,  and 
1214«  80  svvövs  and  niatög  genannt  werdep,  dass  Orest  rör  ihnen  za 
reden  sich  nicht  zu  scheuen  brauche.  Auch  er  gebraucht  die  Anrede  <d 
tiüvov  V.  478.  Ein  8cIavenchor  ist's  dort  nicht ,  yspsd-lcc  y^waüov  ao- 
%i(ov  heissen  sie  v.  129.  —  aber  in  ihrer  Furcht  (z.  B.  v.  310 — 15.) 
spricht  sieh,  sattsam  ihr  6edracktsein  aus.  Wie  wir  oben  sagten ,  unter 
Aegisth  ist  Alles  Sclav  nX'^v  kvos^  Wir  hahen  firuher  in  dem  Chore  der 
Choäph«  za  Sqlaven  geworde^ne  Tpchtetr  des  Chors  des  .Ag«  sehen  mögen, 
ö  dass  aviynow  «xfMjp^oloyjiuf.Mjrk^qa  selbst  zn  beziehen  sei«  Gedenkt 
maii  der  I^pibangen;des.  A^g^sth  am  ^ch^usse  des  Agam«,  den  Chor  ia 
FeMln.aa  scUlagßa  (v^l620'-^4.)7  noch,  de«  lestzten  Worts  iXX'  iyci  a'  iv 
i6sciqmßi$t  ^(ißQ«i^  iii^iit  Irf,  so  mochte  die . Amuihnie  nicht  unpassend 
endheinen.«  8s  ist  ans  .nicht  mehr  g^enwärtig ,  weshalb  wir  diese  Ai;f- 
ÜMSOiif^  Ilaben  •  iail^  lassen.  ^  Bei^Bu^p..  besteht  der  Chor  ii  hti^faqitty 
ywoMüMTv  wiUirend  die  Uiyfiebung'^dar.  J^rrscher/iiffMivtds«  df(io«|  vu  315. 
•«•Dannt  wi*d,  vgl.  v.:  1QQ>,  ßAm%9  M  ««  V  ^^  «W?  «P?*>  ^lamÜch  den 
0»eat>v,631;      .     .,      ..:•.,      .     .  .;       ,••)::.•..,         ':-.]. 

10* 


148  Griechische  Literatnr« 

Thell  deg  vöftog  von  ▼.  309.  ^^avtl  ix^gSg  yka^^fig  ix^gd 
yXäööa^  für  eine  Bedeutung^,  wenn  er  nicht  in  Beziehung  steht 
KU  den  Ix^Q^^S  }^yoig  der  Kljt.  ia  der  letzten  Scene  dea  Agam. 
Dort  hatte  auf  das  freche  Eingeständniss  nokküSv  ndgot^s  «ore- 
glwg  BlgTjuivfOV  tävtxvtC  tlnnv  ovn  ijiaiöxw^ijöopim  Chorus 
T.  1399.  ausgesprochen:  d'avfialofiiv  öov  ylm66av  dg  0ga6v^ 
6to^og  6tc.  Wie  Kljt.  Heuchelei  und  Verstellung  angewandt,  so 
soll  diese  auch  Jetzt  nicht  fehlen.  Der  Chor  hat  die  ganze  Zelt 
des  ersten  Stückes  mit  durchlebt'  Daher  auch  sein  Wort  iga- 
öävtt  xaO'Siv  (313.)  gerade  so  klingt,  wie  das  der  Greise 
Im  Agam.  1560  sq.  filfsvei  ^aftslv  rdv  IplavToe,  die  eben- 
falls begonnen  SvBiitog  dW  ovsldovg.  Nun  ist  die  stete,  in  den 
Gedanken  des  Chors  der  Choeph.  statthabende  Wiederkehr  der 
Gedanken  des  Agamemn.  Chors  erklfirlich:  fon  ihnen  wird  aber 
die  ganze  Trilogie  getragen:  sie  helfen  zum  innigem  Verstindnisa 
des  inneren  Zusammenhangs.  Jenes  immer  wic^rkehrende  Lob 
der  ^Ufi  [Ag.  249  sq.  381  sq.  765—75.  749;]  ist  auch  hier  in 
den  Choephoren  das ,  worauf  die  Rückkehr  des  Orest,  die  Bidie 
rieh  stützen  muss,  Tgl.  640  sq.  950  sq. 

Eine  Uebereinstimmung  der  Gedanken  beiden  Chore  finden 
wir  auch  in  der  zweiten  Antistrophe  der  Parodus  mit  Agam. 
751  _  781.  Es  führt  uns  dieselbe  mitten  in  die  Kritik  und  Erkll- 
rung  des  Textes.    Die  Worte  lauten : 

öißag  d'  afiaxoPj  dÖdfiatoVf  dnokBiAOV  to  xglv 
d&  ßvfov  q>gBv6g  ta  da(ilag  mgaivov 
vvv  dq>l6vata$.  tpaßeltai  öi  ug*  t6  ö'  svtvxBiV^ 
toif  iv  ßootolg  dsög  ts  naX  dsoiJ  nXiov. 

%a%hia  tolg  (ihv  iv  g>dBi 
td  if  iv  fiBtaixf^lqf  iSKotov 
"^  lUvBL  XQOvl^ovt  Bvxq  ßgvBl* 
tovg  8  a9cgavtog  hsi  vvi* 
il  aiiiaz  i»7todiv^  v«6  x^ovog  tgotpav 
xltag  tpovog  «intjyBv  oi;  dia^fvdäv. 

So  ist  der  Text  bei  Hm.  B.  gedruckt  Die  Asterisci  weisen  auf 
die  Verdorbenheit  desselben  hin.  Eine  lange  Note  giebt  zunächst 
den  Scholiasten,  dann  die  gewöhnliche,  auch  von  Herm.  ange- 
nommene Interpretation :  ultionem  divinam  omnes  scelestos  coni- 
pere,  allos' celerius  dum  dies  adhuc  luceat,  alles  pauUo  securiua 
circa  crepusculum,  alles  vero  Tel  media  noote,  die  ffftr  falaeh 
erklärt  wird.  Darauf  werden  die  Terschiedenen  Erküniagen  von 
q>oßBltai  ding  angefßhrt:  interrogative:  nemo  timet;  vel  %tg 
obscure  innuit  Clytaemnestram,  wobei  Hr.  B.  sich  fdr  die  entere 
entscheidet.  ,,Non  video,  enr  ehorus  de  timore  Clytaemnestrae, 
qnatn  ipso  v.  34.  disertls  verbis  enarravit,  ioqaens  nomen  eliin 
reticerety  obscura  voce  tig  usus,  quum  cetera  verbis  miaime  ob- 


Aeschyli  Choephorl,  recens.  Bamberger«  .140 

scurifl  expressa  tint,  <?f.  ▼•  42.  ivg^Mog  ywa%  dann  den  neios 
dahin  anhebt:  ,,Co^itatioDe  sapplendum,  licet  Ae^isthos  et  Cljt 
exaerint  reverentiam  populo,  tainen  potiri  regt^o  idque  pliirimi 
facere ;  opes  enim  apad  homines  pro  Deo  esse.  Dein  seqnentibus 
admonetur  de  discrimine,  quod  denuo  domai  Agamemnonfs  immi- 
neat.  lamvero  coDditfo  eorum^  qui  ad  eam  pertinent,  triplex. 
Cljt.  et  Aeg.  reram  potiuBtar,  Or.  et  EI.  ut  oppressi  ita  non  sunt 
extineti ,  Agam.  plape  periit.  —  Diserimen  lastftiae  .dfyinae  in 
eos,  qui  in^mpla  luce  versantur)  h.  e.  qui  rerum  potiantnr,  spe 
celerius  ingruit;  contra  res  crepusculo  obscuratae,  h.  e.  eomm 
qui  oppressi  non  extineti  sunt,  tardos  dolores  germinant;  alios  nox 
infinita  öbtin^t.  Postrema  haec  rerba  twig  a  axgavtos  1%^^  '^ 
praeclaram  ad  aadientlnitf  anidios  commovendos  Wni  habent;  ad 
generaiem  sententi^m  non  snnt  neeessaria,  diserimen  enim  de  quo 
agitur  proprie  ad  eo0  tantum  pertinet  qoi  superis  auris  degant; 
aed  opportuno  loco  et  sumnia  cum  vi  Aegisthi  et  Orestis  cogi- 
tatione  chorus  in  memoriam  et  desiderium  Agamemnonis  delapsua 
miserrimi  quo  periit  fati  andientes  admonet^^  Nachdem  nun  noch 
die  MüUerscbe  Interpretation  angeführt,  dieselbe  dem  grösseren 
Theile  nach  verworfen  ist,  entscheidet  sich  Hr.  B.  fär  diu  ctg  ^  ^^ 
Beibehaltung  von  lxi,6xosuit  findet  einen  Gegensatis  zwischen 
vcLYBla  und  %ifovliovta  und  —  ,,8i  hariolandom  sit,  proponam  ti 
dav  fiitmmiqi  Oxoxov  ßgvH  xQOvl^ovta  y  &%q  vei  %govl^ov% 

Gewiss  muss  man  der  Zurückweisung  des  wie  so  oft  auch 
hier  falsch  auffassenden  Schoiiasten  beistimmen.  Was  aber  den 
nexos  anbetrifft  zwischen  (poßtltai  8s  ug  und  tiö  d'  bvtvxbiv  etc., 
fio  ist  derselbe  wohl  nicht  richtig^  angegeben.  Nicht  dass  die 
.Buhlen  diese  Bvtv%la  trotz  dem  Zustande  des  Ungehprsams  bei- 
behalten, liegt  darin,  vielmehr  eine  ironische  Hjn Weisung  auf  diess 
in  der  Weit  für  etwas  Göttliches  gehaltene  (Grluck.  Nach  dem 
beschriebenen  Zustande  ist^s  dafür  nicht  zu  halten.  Ueber  die 
Auffassung  von  (poßBlxa^  dt  xig  kommt' man  nicht  aufs  Reine. 
Allerdings  hat  es,  als  Frage  genommen,  seine  richtige  Besdehung, 
denn  der  Unterthan  soll  ^ojSog  haben,  wie  die  Furien  es  anspre- 
chen in  Eum.  v.  520  sq.  \vfLfpiQBh  ^aofpQOVBlv  vno  &tivBt*  xLg  di 
Hijdiv  iv  (paBi^nagälag  ttvaxgiqxov  ^  nöXig  ßgoxol  9'  iiiolag  Ex 
Sv  elßBi  dlxav ;  liijx*  avagxxov  oiv  ßlov  litfCB  dBgnioxov(iBVop 
etc. ,  wie  es  auch  Athena  in  einem  wohlorganisirten  Staate  haben 
wiU,  ib.  v.  607  sq.  *). 

To  fiift  avagxov  injxBdBgstoxovfavov 
iisxolg  nBgiöXBlXovöa  ßovlBva  hißBMP 
Hai  fAi|  x6  dBivov  n&v  nokB&g  l|(n  ßixXBlv^ 


*)  Chonw  in  Kür.  El.  743.  meint  auch:    tpoßf^l  d\  f  ^omV*  [li^Qi 
Kiqdog  n(fos  9Bmv.  9s^ttns£ag. 


15&  GriechiflcHe  Literatur« 

ttg  yAg  dsdoindg  fiTjilv  iv8iKog  ßgotßv; 
toidvds  tot  tagßovvTBs  ivöCxiog  6ißag 
iQVfid  XB  XfOQag  etc. 

Bei  Aegisthiis  Regiment  hat  aber  Niemand  q>6ßoQ,    Yerachtungs- 
YoU  rief  der  Chor  am  Schluss  des  vorigen  Stücks  .v.  1633.  ihm  zu : 

iog  in  0v  fiot  tvQocwog  ^Agystav  Möbi 
og  ovH^  insidi^  rwd*  ißoviiBvöäg  yiOQOV 
iga^M  toV  Sgyov  ov»  hXijg  avtonzovmg^  *) 

und  ebenso  sagt  hier  Orest  v.  302. 

%6  p^  xoXltag  sv%iBdatätavg  ßgotäv 
.  Tgolag  ävaözatijgag  bvöo^  ^gBvl 
dvolv  yvvamolp  cSd'  vnriMovg  nÜktiv^ 

eine  Stelle ,  die  zur  Erklärung  Ton  Ag".  t.  1625.  angewandt,  es 
ganz  ausser  Zweifel  setzt,  dass  mit  der  Anrede  yvvai  dort  der 
Aegisth  gemeint  sei.  Aber  zu  der  Besdireibnng  des  damaliges 
Zustandes  des  kbnigl.  Hauses  würde  auch  eine  Furcht  der  Herr- 
scher selbst  passen:  ilenn'  dass  dieselben  davon  erfüllt  sind,  ist 
theils  natürlich  ^'*') ,  theils  vom  Dichter  durch  den  Argwohn  der 
Klyt.  bezeichnet,  in  welchem  dieselbe  den  Aegisth  6vv  loxC^ 
taig  kommen  lässt,  in  deren  Begleitung  andererseits  ein  Beweift 
der  Furcht  des  Aeg.  liegt.  Es  ist  aber  eine  Beschrinkung  des 
Dichters,  von  ihm  zu  verlangen,  weil  er  dvg&Bog  yvv^  gesagt, 
könne  er  nachher  ron  derselben  Person  nicht  das  indefinite  zig 
gebrauchen.  Mit  dem  ironischen  Ausrufe  t6  d'  bvtvxsiv  toS*  ***) 
iv  ßgotolg  dBOg  xB  xal  t&tov  nXiov  ist  keineswegs  eine  Verach- 
tung dieser  Bvxvxta  überhaupt  verbunden,  denn  er  nimmt  dieselbe 
ja  für  Or.  und  El.  in  Anspruch  und  auch  der  Chor  im  Agare,  hatte 
nichts  dagegen  an  und  ftir  sich.  Was  ^r  etwa  im  zweiten  Oesange 
mochte  gesagt  haben,  das  widerlegt  er  im  dritten:  t.  7ö1  s^. 

.    iialttlq>axog  If  Iv  ßgoxolg  yegmv,  Xoyog 
xixvxxtti ,  (liyav  xbIbO^bwu  ^msog  oA^ov 
Tsxvovddai«  — 
ix  d*  aya9äg  xvxccg  yivBi    » 


♦)  Wie  El.  bei  Soph.  y.  30Ö.  schmäht: 

0  mXeivog  uvt^  vv/ttpiog  —  o  ndvv  &vahus  fivtogj  i] 
naau  ßldßri^  6  cvv  ywui^l  tctg  fidxots  7COiO'6(iBvog 

davon  sind  die  Gnmdzuge  auch  bei  Aesch.  Ag.  1224  sq.  mederznfinden. 
Vgl.  Kor.  El.  917  sq.  931.  6  «179  ywaMog^  ovxl  rotvdQog  ^  yvvij» 

**)  Vgl.  Yiie  Klyt.  selbst  diese  Furcht  beschreibt  bei  iSoph,  v.  780 
-—786.     Bei  Enrip.  t.  617.  heisst's  tpoßsttai  ydq  ob  %ov%  svdsi  aa^mg, 

***)    Denn  die  Interpunction  zwischea  evcvxBiv  and  toöb  ist  zu 
streichen. 


[ 


Aeflchyli  Choephori,  recens.  Bamberger.  1^1 

« 

> 
^  ßXaft^vsiv  aKÖQßöTOv  ol^vv, 

(lita  (JLBV  xkelova  ttxtB^^ 
6q>BTBQgi  d'  ilKora  yivvif 
oXkcov  yccQ  BV^vdlXiDV 
^alklnatg  notfiog  alsL 

Und  dabei  beharrt  er  im  Tierteo,  wenn  er  v.  1005  sq.  aingt,  des 
Glückes  könne  man  sich' entledigen ,  man  wirft  davon  in's  Meer 
hinab,  iro  d  ixt  yuv  &Kai  xiöov  iiHav  alfia  tls  av  naXiv  ayuu" 
Xiömt  ixaBldcav;  Der  Dichter  wird  den  Chor  nicht  wieder  hier 
SU  dem  Alten  aarückkehren  und  so  den  Zuschaner  in  stetem 
Schwanken  lassen.  Früher  verbanden  wir  g>oßattai  di  tig  ioi^ 
BvvvxBiv'^  Da  furchtet  man  die  sdzvxia'  die  ist's  aber  nicht;  die 
Hhtj  soll  man  furchten:  ob  des  verg^ossenen  Blutes  r/ra^  qpoi/og 
lUuijyBv  etc.  Doch  da  ist  der  Zwischensatz  to  d'  iv  ßgoToig  etc. 
Auffällig,  mag  der  Begriff  dsog  auch  noch  so  vielen  Gegenständen 
beigelegt  werden  f ) ;  da  es  dem  Chore  mit  dem  Ausspruche  nicht 
Ernst  sein  kann.  Man  müsste  sonst  o  d'  iv  ßgotolg  ^Bog  ta  Kfd 
&$ov  xlBov^^onii  y  imöKonBl  öUag  etc.  schreiben »  sodass  es 
eine  Apposition  von  dlxrj  wäre. 

Der  Uebergang  ^03C1^  d'  imieucjut  dlxag  ist  wie  Agam. 
V.  773.    Auf  die  oben  angeführten  Verse  v.  751  sq.  folgt  nämlich 

(ptAet  da  tIkxblv  vßgig  fisv  naX,uid  vaa^ovöav  Iv  ^axoXg 

.      '       -  .   ßQozmv  ßßgiv 

ZOT*  ^  x6^\  ors  z6  %vqiov  ^loky  ^  vaagä  q)aovg  Hotov. 
jdal^ovtt  zatov  an'ttToVt  aTtokaiiov^  ttvlagov 
^gaöog  i^akalvag  fiaka&gotöiv  azag 
alSo^ivav  zokbvöw. 

dl%u  Sb  XdiiuBi  (iav  iv  dvgKanvoig  Soifiuöiv, 
zov  d*  ivalöifiov  zlai  ßlov. 

Td  xQVöozaöza  ^  iöbkä  0vv  alvq)  x^gäv  JtuhvzgoiscoLg 
oniittöi  kmovö*  oüia  ngogißa^dvvainv  ov 
cißovöa  ukovzov  Ttagdöfifiov  atvfp* 
näv  df  inl  iigna  vmii^  *'^). 


*)  Vgl.  Ear.  Hei.  560.  «^sog  ya^  xo(l  to  yiyvtocnHv  tpiXovg  mit 
Pflagk'fl  Anmerkang  „mnltafl  res  in  deorum  numero  reponit  ut  Xi^d'rjv ,  Xv- 
nr^Vj  tpiXotipLlav^  svXaßsiaVf  älSä  etc.^',  welche  unserer  Note  zu  Iph. 
Aul.  ▼.  972.  zuzufügen. 

**)  Auch  in  den  Eumen.  530 — 552.  kehren  die  Gedanken  v^ieder. 
Also  in  allen  drei  Stücken.     Wir  heben  daraus  nur  hervor :  * 

dvaaBßlocg  (i\v  vßgis  tittoi  cag  hüyi>(og*  —  ßmiiov  atS.BCcci  ^i%ct^ 
litlih  mv  niifdog  I8mv  uftim  noSi  Xa|  drlays  •  nOLva  yotQ  ^nsatau    HVQiov       ^  \ 

nivBt  tiXos»    ^Ataiog  mv  qvh  SvoXßog  iaTott^   navaXe^^os  ^  ovnot  av  \ 

yivoito»     Vgl.  Soph.  El.  472  sq.  j 


152  Grieehifche  Literatur. 

Der  Hr.  HerauBgeber  nimmt  tlsp  an  unserer  Stelle  eine  dreifiiche 
Unterscheidung  an,  so  dass  Aeg.  und  Kljt,  Or.  und  EI.,  endlich 
Ag*  darin  bezeichnet  wurden.    Es  ist  nun  allerdings  nicht  daran 
au  sweifeln,  dass  unter  tolg  fiiv  iv  q>dei}enes  Isrste  Paar,  auch 
nicht ,  dass  unter  tovs  d*  l^et  vv^  Agam. ,  vielleicht  in  Gemein- 
schaft mit  Kass.  an  yerstehen:  wer  aber  sucht  in  dem  Ausdrucke 
td  ä*  Iv  fiBvaixfitip  ökotoV  das  Geschwijsterpaar!    Das  Neutrum 
hier,  wihrend  in 'den  beiden  andern  Fällen  das  Mascnl.    Wozn 
nur  diese  sich  in  solch  Dunkel  hüllende  Redel    Was  haben  deMi 
auch  jede  beiden  scKon  ^ethan,  dass  auch  sie  eine  dlxjj  bedrolf^? 
Anders  mit  den  Buhlen,  die  den  Agam.  gemordet,  anders  mit 
Agam. ,  der  die  eigene  Tochter  geschlachtet.    Denn  in  Beait^  auf 
diess  Opfer  hatte  Chorus  im  Ag.  250.  gerufen  ,JCxa  di  to^  filv 
na^ovöLV  fiai^slv  idi^^ine^  to  fiiXlw^  Vgl.  Slvph.  Bl.  528.,  und 
Kassandra  hatte  ihren  Tod  ebenwohl  für  eine  Strafe  dea  Gotten 
angesehen.  Darum  fährt  der  Chor  auch  fort  di^  atfiat  imoQ'ivtüi 
etc.,  just  wie  er  in  Ag.  des  Kalchaa  Ausäpruch  gidchaeittg  geann- 
gen  filiivBi  ydg  ^opBQä  ncdivogiog  olxov6(iog  dollä  ßvipicsv 
Ig'^vig  TBKVonoivog.  Unten  t.  785  (833.)  sq.  ruft  er  dem  Orest  su 
Tor$  d'  vxo   x^oi/dff  q>ikoi6vv  toig  %   &vm9sv  agongecfftf  mv 
XjdQig^  wie  Hr.  B.  richtig  emendirt.    Das  ist  derselbe  Gegefisata, 
wie  hier  ol  Iv  q>du  und  iv  vvxtL  Nnn  ist  auch  der  ganae  Sbhluaa 
tovg  d'  akgavtog  ^£t  vv^  nicht,  wie  Hr.  B.  anziuehmen  gezwun- 
gen ist,  ein  unnothiger  Zusatz,  sondern  innig  mit  dem.  Vorigen 
verbunden,  so  dass  das  Ganze  Ton  v.  53  —  60.  u.  s.  w.  vlm  habet 
ad  audientium  animos  commovendos,  ja!  percellendos.    Denn  wie 
der  Zuschauer  im  Agam.  gleich  durch  den  Chor  in  eine  tiefe 
Furcht  geaetzt  wird,  die  ihn  nie  yerlasst,  so  auch  hat's  der  Dich- 
ter hier  gewollt.    Den  Agam.  hat  die  81x7]  erreicht  ob  des  yer- 
gossenen  Blutes^  so  wird  sie  auch  die  Buhlen  jetit  treffen,  schnell, 
die  im  Sonnenlicht  Wandelnden  erreicht  am  Abend  noch  das  Weh. 
Diesen  Sinn  leeen  wir  den  Worten  bei,  die  wir  schreiben  rä  d*  iv 
[iztttLXfiltp  öxotov  [livH  xQovt^ovT  Ir  Sxf]*  Die  noch  säumenden 
ax'ij  harren  ihrer  Iv  (ibtuix(JlI(P  öxotov  *)> 

Wie  hier  der  Hr.  Herausgeber  dem  Scholiasten  nicht  gefolgt 
ist,  so  bat  er's  auch  nicht  einige  Verse  früher  gethan.  Die  zweite 
Strophe  der  Parodusheisst  nämlich: 


*^)  Wir  Tgl.  Soph.  EL  v.  476.  Als  der  Chor  da  Ton  dem  Tranme' 
gebort  y  80  singt  er  j^iinr^  fidtitüiv  ov  |MncQo0  xqovov  etc.  Die  Sopho- 
kleische  Electra  ist  aber  in  gar  mancher  Hinsicht  ein  Commentar  zu  der 
ganzen  Aeschylischen  Trilogie ,  namentlich  zu  den  Choephoren ,  nicht  so 
die  Rttripideische.  —  Man  konnte  durch  Soph.  ▼.  1494.  und  Eorip« 
▼.  960.  Terleitet ,  Cnotov-  noch  anders  auffassen.  Dort  sträubt  sich  Ao- 
gisth  in*s  Haus  zu  gehen :  ftmg  9%6tov  dst^  hier  aber  wird  befohlen  |  ihn 


Aeschyti  Choephori,  recenis.  Bambergert  153 

toidvdn  xoQtv  Sxagiv^  äii6t^onov  iWKäv 

wozu  Hr.  B.  schteibt;    Terba  t69  inog  schol.  ad  antecedentia 
ref ert ,  ut  non  sine  liaetu  suo  Chorus  reginam  impiam  se  praedi- 
caTisse  testetar;  ^od  falsum  essfe  nexiisr  eorum  qnae  aequuntar 
docet,  rnide  mandata  dytaemnestrae  quae  Chorus  proferre  yerea- 
tur  \ttie\1^^  apptnrel!.    Cfir.  tei^ba  Electrae  t.  85;  ^tovto  (pä6K(0 
xo'Snog  sq. .,  iroztr  tdtr^  ufebmen ,  was  p.  6.  in  der  Expotition  dea 
ganzen  Carmen  giesagt  ist,  Terelnr  Ciytaemnestrae  Terba  quae  pro 
impfid  habet,  prdferre,  aiqoidem  sanguis  semeL  et  fusus  piari 
nequeat.    Wii^  glauben,   der  nexus  könne  nidit,  zur  Verwerfung 
des  Schol.  aägerufeä  Verden,  denn  das  yuQ  in  dem  folgenden 
YerS0  kann  ebenso  gut  auf  den  einzelnen  Begriff  di/g&eog  gehen. 
Jedenfalls  wäre  tnog  toöb  doch  sehr  undeutnch.    lind  wie  sollte 
denn  jenes  inog  im  Munde  der  Klyt.  gelautet  habend    Wäre  von 
ihr  ein  bestimmte?  ^itog  ausgesprochen ,  so  würde  Electra  nicht 
erst  nachher  um  nähere  Bestimmungen  fragen  können.  Nein!  der 
Scholiast  hat  Recht.    ]>er  Chor  ist  laicht  Ton  einer  Furcht  frei- 
zusprechen im  Anfange  des(  Stücks*).    Bas  fUriblt  Electra  recht 
gut,  wenn  sie  gleich  nach  der  Farodus  zum  Chore  v,  94.  (102.) 
sagt:   fiig  x$v%^st*  iv&ov  kagdlag  q>6ßGi  iivog^  was  unserer 
Ansicht  nach  gerade^  auf  jenes  fpoßovßcct  jf  inog  toi*  iHßalstv 
geht.    Diese  Scheu ,  von  Klytaeriin.  zu  red^ ,  anerkennt  Hr.  B. 
zu  T.  103.,  wo  das  Auffällige  der  Antwort  ngStov  (ilv  avriqv  , 
X^^ti^  AXyiO%ov  (Stv^ü**)  dahin  erklärt  wird:  aptum,  matris 
odium  naturae  repugnans  silentio  premi.    Weit  entfernt,   anfangs 
zu  fordern,  dass  die  Kinder  sich  mit  dem  Blute  der  Mutter  be- 
flecken sollen,   giebt  der  Chor  die  Vorschrift  des  Gebets  ganz 
allgemein  dahin  an :  Vr  119.  Ik^hlv  riv*  uvroig  dotl(iova  ^  ßgotäv 
tiva ,  Sötig  dvtanoXTBvel^  singt  er  v.  150.  tlg  doQVö&ivijg  dvijQ 
dvcAvti^Q  doiimv.    Erst  v.  370.  (385.)  ruft  er : 

Bq)yiAV'^öai  yivoito  fiOL 
nevKuevT*  oXokvyfiLov  dvdQog 
&eLvoiiBVüv  yvvatKog  v 
dXlviiivag. 

Es  ist  derselbe  Wunsch,  den  er  ¥.  259«  (267.)  ausgesprochen: 


*)  Bei  Soph.  i«t  der  Chor  ebenso  fnrchtToD.  Vgl.  v.  310^15. 
Zwar  schent  er  sich  nicht ,  ▼.  125.  o[9imtätccs  fiatifog  sn  sagen ,  aber 
er  besteht  aach  nicht  ans  Sdayinhen;  dennoch  gebraucht  er  gleich  darauf 
eine  ahnliche  Einschränkung t  d  t^'^S  no^io^  SXct^  et  lioi  ^ifiig  ta'9* 
nvdäv.  . 

**)  Eyripides  spricht  einfacher  ▼.  683.  Stfor  ntvyo^civ  dvoüiovg 
fuaatoqasy  doch  wohl  mit  Rficksicht  auf  die  ChOephoren. 


1^4  Griechitfche  Liieratar« 

—  ngig  tovg  UQoxovviag'  ovg  läoifi  lyd  xota 

Aber  wahrend  dort  nnr  aligemein  stand  tci^g  Kgatovvtag^  anch 
vorher  überall  nur  Ton  toig  Htavovöi  die  Rede  war,  igt  hier  zuerst 
das  Wort  yvvaixog  offen  daxn^Betzt  Was  gleich  daneben  steht 
tl  yäg  xfivdcD  fpgevog  olov  i(inag  notätai  — •  iykotov  ötvyog^ 
drückt  es  geradezu  aus,  dass  er  bisher  sich  selbst  gescheut,  und 
die  Scheu  der  Kinder,  die  Mutter  zu  berühren,  anerkannt  haf*"). 
Zwischen  jenen  und  den  friiheren  Worten  liegt  aber  auch  die 
Erzählung  von  dem  Orakelspr.nche  des  Loxias.  Der  hebt  die 
Furcht  auf,  dje  sich  noch  t.  257.  (264.)  in  dön  Worten  cd  aatdsg 
0iyäd'*  5nmg  fii}  nhvdBxal  tig  sattsam  aussprach  **)  —  denn  dass 
der  Chor  zum  Schweigen  auffordert,  ist  doch  sehr  ungewöhnlich^ 
'während  das  umgekehrte  Verhältniss,  dass  Ton  ihm  Stillschweigen 
verlangt  wird ,  der  Tragödie  stereotyp  ist.  Vgl.  unten  v.  582. 
Soph.  EL  469.  und  unsere  Verdächtt.  p.  30.  Von  jetzt  an  ist  er 
TOQ  aller  Furcht,  frei,  nur  im  Aiigenblicke  der  Yoiiziehung  des 
Mordes  an  Aegisth  beschleicht  sie  ihn  wieder  und  zwar  dergestalt, 
idass  er  Reissaus  nimmt ,  oit(og  8oKä(iBV  tävS*  dvaitlai  %ax(av 
ilvai^  T.  ,827.  (873.)  Freilich  geht  auch  c(a  schon  der  Todeslaut 
des  Aegisth  Torher  II  1  orororot ,  solch  ein  Angstschrei  des  Ge- 
mordeten  vermag  schon,  wir  wissen  es  ans  unsern  Theatern,  die 
Seele  mit  tiefem  Entsetzen  zu  erfüllen.  Timore  hoc,  sagt  Hr.  B. 
p.  XIV.  der  Introductio,  nihil  aliud  quam  commune  serrorum  immo 
hominum  Ingenium  poeta  adumbravit.  Odium  in  tyrannos  aate 
caedem  saepe  testaiitur,  interfectos  eaedem,  quae  est  iudidi 
humani  inconstantia,  paene  lugent  v.  885. 

6tbvm  (UV  ovv  xal  tävös  öv^ipogotv  dmX'^v  sq. 

Das  letztere  ist  jedenfalls  falsch  aufgefasst.  Chorus  weiss  recht 
gut,  dass  auch  dieser  Mord  eiiie  Sühnung  erheische :  die  hat  er 
auch  schon  früher  versprochen  v.  773  (819.)  sq.: 

Hai  ZOT*  iqÖTi  stolw 

dcDfldtmV  XVT1]QIQV 

^kw  ovQioövävav 

OflOV  XQBKTOV  yoijxäv  VOfiOV 

lied'ijöoiASV'  xoXei 

t&y  SV*  ißmv^  iuäv 

Higdog  av^BZM  tod',  Stä  V  äxo6t(XTBv  q>lX(OV  *♦*). 


*)  Za  vgl.  ist  auch  hier  die  Nachahmung  des  Soph.  El.  957. :  onms 

fM}  %utoitviJ06tg  ütaveiv  Atyia&ov •  ovdlv  ydq  aa  dei  %(fvntaiv 

(!>'  Stu   Vorher  war  nur  von  iz^QOig  (454.)  geredet 

^)  Wie  hier  Chorus ,  ruft  in  Soph.  El.  1004.  (iij  rtff  rovsd*  dnov- 
CBvui  loyovs*  und  ib.  i238.  Or.  ifvySv  n^  xig  ßvSo&ev  nlvfi» 

'^**)  Neque  eniiU  chorum  de  suo  sed  de  amicojrum  suorflm  Incro  loqui 


Aeschj^U  CMpJKueiy  ree«iüu  BamiMrger.'  152^. 

Die  MfQI  er  jelst  in's  Werk  seti^.  27rly«fiA^(4enn  so  fat  mit 
Herrn,  m  gehreiben  *)) ,  nift  er  aus ,  «al  ^m^is  Mfiq>0Qdv  **)• 
Vielleicht  dass  aber  noch  ein:  tieferer  Grund  jenes  Beiseitetre« 
tens,  dessen  Dauer  nieht  recht  Uar  ist'*'^),  aufzufinden.  Sie 
wollen  dvauftaL  naxiSv  sein.  Der  Ausspruch  des  Loxias  f;iDg 
dahin  Tot;^  altlovg  (latuvm*  So  referirt  Orest  v.  273.  und  Euin. 
467.    Bleiben  sie,   so  gerathen  sie  in  Gefahr,    falls  Aegisth 


Goosentaneimi  est,  tagt  Hr.  B.  gans  recht  sor  Bflijj^fBlilung  seiner- Bmen- 
dation  TOn-  ifnop  statt  ipLOVm 

*y  i  Wie  mit  Herrn,  swei  Vene  spSter  ä^dfudfa*  Will  Ahrena  p..7. 
seiner  Dissertation  de  caussis  etc.  das  damit  xorfidcweisen,  „qaia  <ihoriui 
iii  seqneiiii  cantioo  neqnaqiiam  dolet  de '  Clytaiemn.  •  et  Aegistld  oaede;. 
Sindle  pirooeiäiQm  CÜori  fiept;'  y.  804.  sq.  abi  quam  ehorus  dabitet,  ntnmi 
gandeat^an  doieat,  in  ipse  caatico  nihil  nisi  iamentator^S  so  setzen  mir  ^ 
dem  das.  Beispiel  ans  Again;.  t.  B55  sq.  entgegen,  wo  CÜortts  Ovovs  irf  of* 
tiixitv  iv  nttQatfHBvätstai  ^  aber  seinen  Gesang  ndt  ganz  andern  Kagen 
anfüttt.  Der' AiifforderaDg',,las6t  uns  jammern'^  braucht  ja  nieht  sogleich 
die  That  nachzufolgen,  zumal  wenn,  wie  hier  der  F^all,  dieselbe  nicht 
Sache  des  Chors  allein  ist;   - 

**)  Was  hier  Chorus,  that  bei  Soph.  die  EÜectra:  ▼.  ]L487— 90« 
dx£  mg  vdxuft«  Htsüfs  %ccl  %zuyav  teffo^ig  rotipivtip  •  mg  iftol  xÜ  wß 
nanoSv  iiovov  yivoito  xmv  ndXon  Avrif^ioy« 

, **^)  Wir  sind  der  Ansiebt,  erst  ▼.  885.  (930.),  nachdem  Orest  die 
Klyt«  fortgeführt,  trete  der  Chor  ans  seinem  Schhipfwinkel  wieder  hervor. 
Da  erst  bort  der  Grand  seines  Beiseitetretens  auf.    Aber  er  beginnt  dann 
nicht  mit  stivmfiev,  sondern  sprach  yorher  noeb  zwei  Verse,  die  man  un- 
begreiflicher Weise  dem  Öinitrjg  gelassen,  nämlich  y,  837 — 8.  (8Ö3 — 4.) 
lolxs  vvv  avTf}g  etc.     Wir  reden  noch  unten  davon.  ^-—     Uebrigens  ist 
in  den  Aeschyl.  Dramen  diess  nicht  die  einzige  Stelle,  wo  num  über  den 
Moment  des  Auf-^  und  Abtretens  der  Personen  in  Üngewissheit  bleibt. 
In  den  Pers.  lassen  wir  den  Boten  nicht  y.  514.,  wo  er  zu  reden  aufhört, 
sondern  erst  y.  531.  am  Schlüsse  des  Akts ,  Darius  dort  y.  842.  abtreten, 
in  dem  Prom.  die  lo  y.  886.  >  Droysen  lasst  in  Suppl.  den  König  schon 
V.  965.  «bgehen  und  doch  sagt  zu  ihm  der  Chor  noch  y.  967.  niii^iffov  und 
der  Satz  dauert  bis  y.  974.     Wann  aber  tritt  KlyUemn.  iii  der  ersten 
Scene  des  Agam.  aus  dem  Hause?     Gemelli  p.  169.  behauptet  erst  y.255. 
und  hSt'die  Anrede  des  Chors  von  y.  102.  nur  fir  gesteigerte  Empha- 
sis  der  Ungeduld,    als  wollte  dieselbe  die  Königin  rufen.     Müller  im 
Nachtrage  p.  37.  nimmt  dagegen  ein  wirkliches  Befragen  an ,  was  auch 
uns  viel  passender  dankt.     Klytaemn.  veriässt  y.  612.  wieder  die  Buhne, 
wann  aber  kommt  sie  zurück?     Genelli  und  Droysen  sind  darüber  nicht 
emer  Meinurig.     Wh:  meinen,   yony.  jB30.  schreite  sie  langsam  auf  das 
Logeion.  —     In  den  Eumen»  stonen  die  Furien  y.  231.  schnell  fort;  rie 
hören  nicht  mehr  y.  232—;34/     Vgl.  was  whr  hl  der  Darmst.*Ztsch.  1840 
p.  152.   in  Bezug  auf  das  schnelle  Abtreten  des  Apollo  in  *Alce8ti  am 
Schlosse  des  Prologs  geschrieben  haben« 


ISi  GriechUclie -Literatur« 

hennskomnii,  und  bAm  Sffael  «ich  die  llAre  —  oder  wenn 
KljteemD.  iierbeikommt,  in*g  Handgemeoge  xu  rathen,  «elbst 
oZriOft  SU  werden,  selbst  die  Hand  mit  Piut  bu  beflecken.  Davoa 
mossen  sie  frei  bleiben,  wie  der  Dichter  auch  in  gleiclier  Absicht 
Eiectra  nicht  sngegen  sein,  ja  gar  nicht  wieder  auftreten  lässt  *)• 
Denn  sonst  würde  auch  diese  ein  ayog^  gleichwie,  den  Orest 
befallen,  das  gesühnt  werden  müsste.  Das  Verhalten  des  Chors 
ist  übrigens  in  allen  drei  Stücken  der  Trilogie  in  dieser  Beziehung 
ahnlich.  Dass  der  Clior  im  Agam.  bei  dem  Morde  seines  Herrn, 
nachdem  Kassandra  so  deutlich  gesprochen ,  er  aber  fortwährend 
den  ungläubigsten  Thomas  abgiebt,  in  Unthätigkeit  verliarrt,  nicht 
in's  Hans  stSrst,  kann  man  kaum  mit  einer  Sehen  ¥or  dem  Be- 
treten des  Palastes  und  tov  Gewaltthätigkeiten  entschnidigen« 
Dass  dendbe  Chor  su  Anfange  des  Agam.  über  Ij^ig.'s  Opfer 
und  Afam.s  Verhalten  so  strenge  urtbeiit,  nach  seinem  Tode, 
ja  fon  seinem  Auftreten  an  gans  andere  Gesinnungen  offenbaret; 
ist  eine  doplei  natura,  desselben ,  wie  sie  auch  beim  Chore  der 
Eumeniden  stattfindet :  wie  gans  anders  redet  der  vor  als  nach 
der  Versöhnung! 

An  einer  dritten  Stelle  der  Parodus,  wo  Hr.  B.  dem  Seholia- 
■ten^  folgt,  sind  wir  nicht  gleich  rwiliig,  wenn  auch  alle  übrigen 
Editoren  das  Scholion  billigen»  Die  dritte  Antistrophe  nämlich 
beginnt  v.  71,  bei  ihm : 

cffinfti  d*  ovra  w/ttpaiäv  idaXlav 

wosu  der  SchoL  to  ypvtuHBiov  aläoTov  Afyst«  Söubq  tiß  l«i- 
ßavTi  wiiLq>iM^g  xXlw^  ovx  Söuv  laüig  9q6s  dvanaQ^ipevöiv 
z^S  HOi^g  ovtmg  ovöh  %tß  qfovBi  nagtövi  nogog  itQog  uicsöiv  tov 
tpovev.  Was  soll  bei  laötg  der  Zusatz  vgog  dvanaQ9svBv6iv 
T^g  xoQfig?  Das  hat  sich  der  lüsterne  Scholiast  so  ausgedacht; 
gewiss  nicht  in  der  Seele  eines  Frauenchors.  Man  denke  nur: 
wie  dem,  der  das  Frauengemach  öffnet,  keine  Rettung,  dass  er 
nicht  sich  uh&c  die  vv^q>aL  hermache,  so  ist  dem  Mörder  keine 
Hülfe  zur  Heilung  des  Mordes.  Der  Vergleich  hinkt  ausserdem 
gewaltige  abgesehen  davon,  dass  die  Worte  den  angegebenen  Sinn 
nur  gezwungen  geben«  Denn  IdcoAia  ist  und  bleibt  doch  nur  das 
Gemach,  weder  to  ywaiatBlov  uldolov^  nach  vv^^xi^  %Uv^. 
Nvfiq>ix&  ideUUa  ist  das  dieliche  Gemach ,  darunter  Teratefaea 


*}  Aach  Ssjph*  l&wt  sie  nioht  beim  Morde  sngegen  sein*  Sie  tritt 
T.  1398.  heran«»  am  Wache  m  stehen^  wenn  Aegisth  kommen  sollte. 
Das  Geschäft  hat  dort  der  Chor. nioht ,  der  nberhaopt  so  wenig  in  die 
Haa^aag  «mgrdlti  wenn  wir  iho  mit  dem  der  Choeph.  Tergleichen. 
'Noch  weniger  der  Enripideische ,  der  eigentlich  nur  eine  mosikalisdie 
Zugabe  an  sein  scheint»  —  Bnripides  lasst  übrigens  seine  Eiectra  ganz 
anders  sein,  trotzig,  wild  und  nngestümen  Racheduntes. 


Aeie^li  Ofc^Sphoii,  reMM.  Baiil»eif«r»  197 

vir  das  de«  A«[«m.  und  der  Klytaenui.    Bcl&q^.  EL  1398..aielit 

nXovta  xäTQog  Big  iddkta.  Wer  diesg  geoffiiet,  bes&hrt 
hat ,  darüber  kann  kein  Zweifel  «ein.  Aegfitthu«  ist's,  der  BoUe, 
er  ist  oiymv  wfitpixmp  idmXlmv^  Der  Sals  ist  allerding«  allge- 
ipeln  gehalten:  für  ^inen  Verführer ,*  für  einen  Bnhien  giebt*« 
keine  Retlang:  «—  der  Gedanke  jedenisli«  für  den  Mnnd  der 
Franenchors  passlicher.  So  bie»  es  Agani:  369.  oiix  itpa  t\g 
^eovg  ßpotav  d^iovö%'m  tUksiv  oöoig  ad'lxtav  xiQ'^S  SM(- 
Totro*     So  steht  bei  Soph.  112  sq. 

<J  %%^vi  'Egiif^  Hcä  %6%v£  *AqA 

,  natdeg  ^Egivvvsg  dt  tovg 
ddlxmg  9vij6K0vrag  SgätB 
tovg  tag  zdväg  vnöKlzfttofiivovg 
MMbu  etc. 

Man  fasst  dort  vuoxX.  theils  mit  dem  SchoL  de«  Cod.  Jen«  acti- 
Tisch,  theils  passivisch.  In  beiden  Fillen  passt  die  Stelle  zur 
Erläutening  der  junsrigen.  Noch  mehr  v.  490  sq.,  denn  da  ist 
auch  der  Zusammenhang  ähnlich,  Indem  auch  dort  von  der  bald 
eintreffenden  dtx^  ausgegangen  wird,  ^^ei  xal  noXvnovg  xal 
nokvXBiQ  xcckxoaovg  *Egi,vvvg.  aXsxtg'  ävvptpa  yao 
iicißa  iitaiq>6vmv  yifkmv  aiiiXXjjfia^'  olüiv  ov 
9img. 

Nun  bleibt  aber  eine  Schwierigkeit,  der  Genitiv  bei  oJyovti* 
Schwerlich  durfte  man  auf  homerische  Stellen,  wie  äl^ByBgovtt 
sich  berufen,  etwa  um  die  Ergänzung  von  stvXotg  zu  fordern. 
Darum  ziehen  wir  dByovvt  vor,  was  Scallg.  und  Steph.  wollten. 
Der  Chor  redet  in  allgemeinen  Sentenzen ,  und  überlässt'  dabei 
die  Anwendung  auf  den  vorliegenden  Fall  dem  Zuhörer.  So  auch 
schon  Im  vorangehenden  Verse,  jitnog  vq0ov  *)  Ist  ganz  allge- 
mein gesagt!  d^r  Urheber  eine«  kraidchaften  Zustande«. '-—  Mer 
des  Hauses  — ,  unter  welchem  so  . Aegisth  wie  Klyt.  Terstanden 
werden  kann.  i)a  aber  die  Scheu,  Kly t^  hier  iVs  Spiel  sq  ziehen, 
nidit  wegzuleugnen  ist,  «o  denken  wiran  Aegjsth  vornehmlich. 
Dass  ovu  zu  belassen ,  ist  nun  klar.  Bothe's.  qvxb  griurfet  «ich 
nur  auf  des  SchoUasten  Thorheit. 

Wir  haben  in  dem  Vorhergehenden  mehrfach  den  Ausdruck 
„Buhlen  und  BuMerei^^  gebraucht,  als  sei  diess  hauptsachlich  da« 
Motiv  de«  Agamemnonischen  Mordes.  B3ar  ist's,  das  Recht  der 
Klyt  y  an  dem  Gatten  für  die  Opferung  der  Iphigenia  Rache  zu 


*)  D«a  Vers  bsi  nebsi  niehr««n  andern  fir«  B.  nngabdll  gelasflen? 
yyPlares  ob  caoMa«  locmn  <»!rTuptQm  babeaias'^  Wir  f^anben,  wenn 
«««ra^xiray  geschrieben  wird,  so  ist  Alles  gut;  navaqwta»  ß^mv  «lebt 
d«n  pSMendsten  Sinn. 


1({0  Gri«€liifclie  Literatur« 

SO  den  Trtinn  Terachtet,  Uin  fSr  Eindinrei  dem  Chore  gege&ftber 
gehalten  (v.  277.),  jetzt  datirt  sich  tod  eiqem  Traume  [und  [lä- 
xaiog  Ix  t^KTflSv  tpoßos  gehört  mit  zu  dem  von  Apollo  Gedroheten] 
der  Entaohluss  des  Orest«  —  Voce  xv0dii,Qxv  apposita,  sagt 
Hr.  B.  zu  V.  579.  y  necesse  est  aliquid  tangi,  quöd  et  hominum  et 
animalium  feminis  conveniat.  Igitur  ipsa  re  docente  praedicari 
«jpstimamuB,  quod  verum  esse  inter  omnes  constat,  feminarum 
amorem  quam  masculorum  Tehementiorem  esse  et  maiöre  libidine 
fitimulari.  Zv^vyovg  oyLfxvXlaq  de  ipsis  coniugibus  masculis, 
anigmog  Ipog  iofaustus  amor  intelligi  debet.  Wir  stimmen  die- 
ser Erklärung  bei  '*') ,  zumal  in  den  folgenden  Bespielen  gar  nicht 
Ton  adulterüs  die  Rede  ist«  AUhaea  und  Skylla  dienen  nur  zum 
Beweise  des  letztem  Gedankens,  den  Ovid.  a.  am.  I,  281.  im  Sinne 
der  Frauen  also  ausdruckt: 

fortior  in  nobis  nee  tarn  fariosa  libido ; 
legitimom'finem  flamma  Tiriܫ  habet; 

Ja,  derselbe  Ovid«  stellt  Ib.  ¥.  331  sq.  mehrcore  Beispiele,  wie 
hier ,  zusammen^  so  beginnend : 

filia  porpureos  NIbo  forata  capilios 
pobe  premit  rabidos  inguinibusque  canes. 
qni  Martern  terra,  Neptunnm  effpgit  in  undis 
coningifl  Atrides  rictima  dira  foit  ^*)y 

und  nachher  also  abschliessend : 

omnia  feminea  sant  isla  libidine  mota. 
acrior  est  npstra  plusque  furoris  habet, 

Hr.  B.  Ilhrt  fort:  Tamqnam  fastigfaim  imiMinit  Clj;taiwnestne 
Bcelus  in  coniugem  bellatorei|i.  Frimum  ^im*  teter  scdera  locum 
hominom  sermonibns  obtüiare  «cdos  Lemiiiarnm.mulierum,  quae 
quum  et'Jpsae  conEugesDcciderint,  innuitar  harum  aceleri  scelns 
Cljtaenoestrae'  aeqniparaMdnm  esse.  JBs  ateht.  im  Texte  bei 
Hni.B.: 

hthl  (f  imiivfjödfifiv  dfisiUxeSv 
*  xovmVf  aHalg&s  Sb  8vsq>iXBg  yan'qk&)ii  &%tvj[;etov  dofioig 
yvvttixoßovkovg  ts  fifitlöag  (pgsväv 
in  uvüqI  thvxB^ffOQfpy 


*)  Die  Ton  einer  Seite  aufgestellte  Behauptung ,  es  dürfe  Sv  bei 
Xtyoi  nicht  fehlen ,  übergeht  Hr.  B.,  wir  glauben,  mit  Recht.  Der  Fra- 
gesats  t^s  Xiyoi  ist  aus  einem  f>ptatiThanpt8atze  entstanden  X^oi  xtg. 
Wir  haben  darüber  zu  unserer  Ausgabe  der  Iphig.  Aul.  ▼.  619.  geredete 

^)  Eine  Nachahmung  rön  SQph..Electra  95.;  natiq  ov  wut«  ^Iv 
pd^ßaqov  atav  qtoCvios'^A^s  oim  i^iv^ßv^  V^'t^lff  d*  ^  *ft4  %^  %oivoU%rig 
Atyufevs  ax^ovei  W^tf  ipoi>p£a  »siiasu  .  So  ist  Ovidl  araor.  H,  11,  1 — 6. 
eine  offenbare  Nachahmung  des  ganzen  Anfangs  Ton  Bnrip.  Medea. 


•  •  • 

'       Aeschyli  Choepbori,  fecena.  Bamber^er.  161 

*  Tla^v  d'a&SQliavtov  Bötlav  iöliGiv.     .. 
yvvc^LXBlav  axolficv  alxficiv. 
Nur  Weilauer  hält  die  \u\g:  ligch  Eiuendiriing  Von  d-^otöivnn^ 
Tta>d' für  echt ^elne'Anakoluthieanoehnieiid^'aiif  welche  titich 
das  Schioi.  hinapjswill.     Hr.  B.  gkubt  in  cr^/e^pQg'df  siede  der 
Fehler',  qa^mquani  ne  hoc  quidem  eertum.  .  Fotest  eiitm  sane  hie 
nexusessc^,'ut  Altfaäeac  et  Scyllae  facinora  minus  apte  ciim  Clyt.  . 
faeiüore  comparari,    ut.  qnae  nullo  amore.  irretitae  peccaverint, 
aptius  öoiüparari  Leftmiärum  scelu's  dicatur.   Danu  .wurde; axälQCJQ 
,als0  mit  istBfiVTjCd^i^v  %\\  verbinden  seih^.wieF'roni.  1036.  Skuiqcc' 
Uyuv  11.  A.    Hr.  6.  schlägt  aber  vor  xa^cfi^co  djs  oder  ^xagavenila 
d.  n.  tarnquain  fastigium  impono  nefastuin  dicens  co^iugium,  uimmt 
alsa  ein  Verbund,  das^  wie  wenigstens  Passow  angiebt,  nur  noch 
zweimal  und  zwair  innerhalb  unserer  Tragödie  vorkommt  und  zwar 
in  den  Formen  xagaväCäitGi,  (705..)  mixaQavovzai.^OQ.  (528.)  , 
Das  in  mehrfacher  Hinsicht  .Missliehe'  dieser  Gobjectur  liegt  auf 
der  Hand:     Wir  glauben,  Blomfield  habe  bislang  das  Beste  ge- 
trolFenviiämlich  aTtBvic^kov^  wenn  man  nicht  geradezu  Sasvxo^at 
schreiben  will.     axix/^cDg.  würden  wir  aber  lieber  mit  6 vgq)LVEs 
yäfi'qksv^a  yßfhiaden.    Im;Agam.  808.*  heisst's  ttov  ^xa^pcD^  ho- 
liv  qlxovQovvTa, ,  Was  Klausen  meint,    iTtal  sei  £';r£ir£i^',   also 
iassfivTj^- . das  Verb.'  des  Hauptsatzes,  .Verwerfen  wir,   nicht  ob 
eines  «olchen  Gebrauchs  yon  l^sf,  sondern  ob  der  daraus  noth- 
wendig .  hervorgebenden  Annahme ,   e%  sei  das. Verb. . anfangs  mit 
Genit. ,  dann  mit  Accus,  construirt.     Die  ziim  tielege  solcher  ge- 
doppelten Construction  a\is  den  Dichtern,  gewöhnlich  angeführte 
Stelle  ans  Spph.  Ant.  850.  Stjfavöag  ikytLVptdtag  b(iöI  fiBglßvag,  ' 
natgog  olxvov  etc.  genügt  nicht,  da  ßagliivceg  äort  auch  Accus, 
seinlcann. ; —   Die  Conjectur  daot^  Irnngltcp  iSißäg  cui  vel  hostes 
maiestatem  decernaht  will  uns  sehr  kühn  erscheinen.    .Die  Pauw- 
sehe  S'^oipLV  hnixottp  soll  sich  weder  durch  Metrum  noch  Sinn 
empfehlen ,  doch  aber  hatHermann  sie  angenommen.  Dem  Sinne 
lässt  sich, wohl  anders  zu  Hülfe  kommen»    Wir  interpUngiren  hiur 
t^r  tBVXß0q)6g(p  und  cißag^  so  dass  .der  Satz  In'  dvägl  öyoiisiv 
hti,x6tq».  öißitg  füi^  sich  steht.    Der  Chor  redet  von  jener  Zeit, 
wo  Agam.  vor  Troja  war  und  Klyt.  ihn  verliess.     Mri'kByXB  rdv 
TCovövvi  U60  Hfc.9fj(iBVi^  ruft  Orest  der  Mutter  zu  v.  920.  und  kis 
sich  diese  so  entschuldet:    cilyqg  yvvai^lv  dviSgos  aXgyBö&at 
rkHVov\  ^iedetrum:   ^^sq?^^  d£  y  uvägog  ßoxd'og  ytiivocg  fow. 
Das  ist's,  das  Weib *soU0aß(rghahea  demMaupe,  der  gegen  den 
PeijA4  gezogen.    Num'^.)  schreiben  wir  weiter  tieo  d'  ä^igpLuvrov 
.etc.,  Worte,  deren  Erklärung  Hr.  B.  vor  allen  übrjgen  Interpreten 
gelungen  ist    Significari  arbitramur  focüm,    in  quo  nullua  vir 

*)  Wir  überlai^en  es  Andern,  ob  noch  besser  aißa^tico  r*,  so  dass 
oißccs  *^«>  and  ^öticcv  Tt<o  cönslruirt  wird.  - 

N.  Jahrb.  fj  PhiL  u.  Päd,  od,  KriK  BibL  Bd.  XXXIV.  Oft.  2.  H 


162  Griechische  Lite^atar, 

alienua  Igaem  suscitet.    Quem  sensam  baec  Terba  fta  habent, 
quia  respicitur  versus  Clytaemnestrae  Ag»  1409.  (1435.)  ov  [loc 

?o6ßov  ii£ka90ov  iXulg  ifiaarslv  amg  äv  aWij  nvg  hq)^  iotlag 
(i'^S  jiiytö^og  sq.  Chori  verba  eo  minas  obscura  sunt,  quod 
ipse  ea  explicat  additis  Terbis :  iaaudax  muliebre  Imperium*  ^  Der 
Chor  geht  also  in  der  Erinnerung  an  jene  Zeit  noch  weiter  als  in 
dem  öBßag  etc.  In  Abwesenheit  des  Hausherrn  ;ioll  tötla  adip- 
lAavtog  sein.  Beim  Abschiede  betet  Aicestis  ötäöa  ngoo^sv 
iötlccg  (Eur.  Ale.  162.),  bei  der  Rückkehr  des  Agam.  iioXovrog 
dtDfiatfuv  iötlav  (Ag.  968.),  wird  ein  Opfer  begonnen:  rä  iötlag 
^söoiKpäkov  SczijxBv  fiijXa  ngog  öq)ayäg  nvQog  (Ag.  1056.}.< 
Aber  in  Abwesenheit  des  Agam.  hat  Aegisth  an  dieser  i6zla  ge- 
opfert: das  ist's,  was  der  Chor  tadelt,  wie  der  des  Ag.  v.  428. 
tä  %a%  ol'xovg  Ifp  iötlag  axij-  Solche  Rückblicke  des  Dichters 
auf  das  vorangehende  Stück  [von  den  wiederkehrenden  Gedanken 
und  Beziehungen  in  den  Chorg^sängen  beider  Stücke  war  schon 
oben  die  Rede]  finden  wir  z.  B.  auch  v.  780.  ^Uet  &Boiötv  lavnsg 
äv  fiily  nigt  verglichen  mit  Agam.  974.  fiiXet  di  toi  öol  (nämlich 
dem  Zeus)  xövntg  äv  iiiXkjjg  tsXeiv.  Ferner  v.  845.  ij  xgog  yv- 
VttlKfDV  dsifiatovfiBvoL  koyoi  ntSdgiSiOi  d'gciöTtovöi  &vi^6K0VTsg 
fidtfjv;  mit  Agam.  477—487.,  wo  der  Chor  ahnlich  von  der 
Nachricht,  die  Klyt.  empfangen,  urtheilt;  Ch.  860  (906.)  mit 
Ag.  1446.^  Ch.940.  (987.)  mit  Ag.  1317.  und  1505.;  endlich 
Ch.  947—50.  (994— 7.)  mit  Ag.  1232  sq. 

Jetzt  zu  dem  Kommos,  auf  dessen  ErkISrung  der  Hr.  Her- 
ausg.  einen  besondem  Flciss  verwendet  hat.  In  der  Konstitut- 
rung  der  einzelnen  Systeme  ist  er  Lachmann  und  Müller  gefolgt, 
wie  zu  erwarten  stand,  in- der  Personenvertfaeilung  weicht  Hr.  B. 
dagegen  von  Lachm.,  Herrn,  und  Wellauer  vielfach,  von  MüUer 
wenigstens  im  fünften  Systeme  ab.  Es  ist  ein  recht  übel  iHng, 
dass  man  hier  nicht  an  die  Handschriften  appelliren  kann ,  die  in 
dieser  Beziehung  innisrhalb  der  ganzen  Tragödie  an  einer  merk- 
würdigen Verwirnuig  leiden.  Man  vgl.  nur  die  Noten  zu  t.  204. 
219. 238. 256.  405.  Zwischen  zwei  Schauspielern  und  dem  Chore 
wechselt  der  Gesapg.  Im  ersten  und  zweiten  Systeme  singen  nur 
jene  unter  sich,  der  Chor  aber  für  sich  antistrophisch;  im  dritten 
dagegen  wechselt  der  Chor  mit  den  Schauspielern.  So  ist  die 
gewöhnliche  Annahme  wenigstens ,  die  indess  durch  eine  andre 
Personenvertheilung  gleich  wieder  über  den  Hänfen  geworfen  » 
werden  kann,  wie  Grotefend^)  neuerdings  gethan,  der  in  den  Gesang 
dadurch  noch  mehr  Abwechselung  hilleinbringt,  dass  er  unter  xogög 
eine  dreifache  Gestalt  erblickt,  theils  den  Gesammtchör,  der  bei 
ihm  im  vierten  und  fünften  Systeme  agurt ,  theils  Hemichorien, 

*)  ,,VertheilQng  der  Stropben  zweier  Wechselgesänge  des  Aeschylus 
und  Horatius  anter  die  singenden  Personen^',  in  der  Zeitschr.  für'  Alter- 
thumswissenschaft  1841.  nr.  106  —  109. 


AeschyU  Choephori)  rccens«  Bamberger.  103 

),voa  scUvischen  Frauen  und  Jüngfrauen^%  tiicils  den  innerhalb 
der  ersten  drei  Systeme  ,^den  strophischen  Wechselgfesang  der 
Debrigen  durch  kürzere  oder  längere  Recitative  in  anapästischen 
Systemen  einleitenden,  unterbrechenden  und  beschliessenden'^ 
Chorführer.  Der  sicherste  Anhaltspunkt,  die  Auctorität  der 
Hdschr.  fehlt :  schwerJich  wird  man  sich  vereinigen ;  denn  zu  ei* 
hem  Grade  der  Wahrscheinh'chkcit  können  mehrere  der  aufgestell- 
ten Ansichten  gebracht  werden. 

Hr.  B.  giebt  zunächst  p.  42.  den  Inhalt  des  ganzen  Gedichts: 
Iamentatio~  ad  sepulcrum  Agamemnouis  eum  in  mbdum  instftuta^ 
ut  ea  re  altius  infigatur  Orestis  auimo  consilium  patrandae  caedla 
utque  divinae  justitiae  quae  talionem  flagitet,  eorumque  quae 
pater  indigna  passus  sit  sensu  ad  audendam  facinus  firmetur.  Dann 
im  vierten  Systeme  invocatio  Agamemnonis  et  Deörum  inferorum 
ut  opitulentur,  endlich  im  fünften  semichoria  (aut  singuli  choreu- 
tae)  quo  sensu  et  animo  audita  respicientes  affici  par  sit  descri- 
bentia«  Dann  wird  eine  Erklärung  gegeben ,  weshalb  im  dritten 
Systeme  der  Chor  den  Personen  der  Bühne  respondire:  prima  et 
secunda  carminis  parte  Chorus  lamentationis  ipse  expers  hortantis 
consolantis  instigantis  partes  sustinet;  tertia  et  ipse  ad  planctum 
accedit  enmque  hac  carminis  parte  praeit.  Eademque  canssa  est, 
qnod  ea  carm,  parte  nuili  sint  Chori  anapaesti,  sicut  in  antecedens 
tibus.  Es  liegt  auf  der  Hand,  dass  diese  Ansicht  von  der  Interpre- 
tation des  bekannten  l'xo^a  od.  Sko^s  xofifLOV  abhädgt,  sowie  von 
der  Auffassung  der  einzelnen  Charaktere.  Grotefend  giebt  den 
letztgenannten  Worten  die  Ueberschrift:  Erzählung  des  Chorfüh- 
rers, so  auch  diess  in  Einklang  bringend  mit  dem  Beginne  der 
früheren  Systeme,  deren  zweites  er  nämlich  von  dkkd  dtTcXrlß 
T.  359.  (374.)  beginnen  lässt.  Die  Anordnung  dieses  Gelehrten 
aucht  überhaupt  eine  noch  grössere  äussere  Gleichförmigkeit  zn 
erreichen,^  ohne  Scheu  vor  einer  noch  grössern  Willkur  in  der 
Personenvertheilung. 

Initio  carminis y  fahrt  Hr.  B.  fort,  Orestes  dejectus  animo 
et  despondens,  absoluto  carmine  idem  firmatus  animo  et  ad  ag- 
grediendum  facinuis  paratissimus«  Es  ist  durchaus  zu  billigen, 
dass  eine  Charakteristik  der  einzelnen  Theilnehmer  des  Gesanges 
voraufgeschickt  wird,  weil  daraus  das  alleinige  Kriterium  für  die 
Personenvertheilung  zu  schöpfen  ist ;  da  dieselbe  aber  natürlich 
nicht  nach  dem  in  Frage  stehenden  Kommos  allein,  sondern  nach 
dem  ganzen  Stücke  zu  construiren  sein  wird ,  so  ziehen  wir  hier- 
her den  Theil  der  Introductio,  welcher  den  Greift  bespridit 
p.  IX  —  XI.  Da  heisst  es:  Orestis  animus  interdum  dejectus, 
fluctuans  oneri  a  Deo  imposito  ferendo  tantum  non  impar.  Idem 
acer,  fortis,  impiger  in  flore  juventutis,  insigni  patris  amore  et 
Deorum  reverentia.  Nunquam  ille  matris  obtruncandae  facinus 
8uscepisset  nisl  a  Deo  gravissima  tormenta  et  supplicia  nisi  faceret 
minitante  jusaus.     Igitur  ubi  primum  cum  Electra  consilia  com- 

11* 


164.  Griechische  Literatur. 

■     •  ■ 

municat,  diligeniissime  oinnia  quibus.ad  facinus  tmpielli  debeat 
enumerat  änimum.  fortem  non  gerens  sed  simtilanfii,  qiiem.repeten^ 
dis  quae  se iii.matrem  instigare  debeantv acuat  etconfirmet  Idem 
lamentatione  ad  ttimiiiuni  patris  instituta  molliores  animl  sensus,. 
dolorem  disertisverbts  declarat.  Hier  fehlt  bislang  der  Schliissel 
zu  dieser  Erscheinung,  der  auch  nachher  nicht  vom  i9rn.  Her.- 
ausg.  gegeben  wird.  Er  liegt  in  der  Furcht  des  Orestes^  dasff 
wie  er  der  Rächer  des  Vaters,  so  Jemand  der  Rächer  der  Mutter 
seioi  dass  die  JSrinnyen  wie  kx  aatgcicpv  atfAatciv  ebenso  auch  Ix 
l$fjrQ(p0V  aliidz(ov  kommen  werden,  In  der  tiefen  Betrübnisitf, 
dasa  das  Haus  der  Atriden  seinem  gänzlichen  Einstürze  entgegen 
gehe.  Denn  fliehen  muss. er  nach  dem  Bforde,  wie  das  im  Ge- 
setze der  Blutschuld  liegt  [ygl.  Chor.  im.  Agam.  1410.  sq.,  weicher 
solche  Flucht  der  Klytaemn.  auferlegt],  wie  das  Apollo  selbst  ihm 
vorausgesagt  hat  [vgl.  Ch.  1038 1— 39.  tpsvymv  rdd*  alfia  xowßv* 
ovo*  l^  l6t^tav  akkijv  %Qank6%ai  Aoi^iaq  lq>Uto\^,  wie  das' die 
Erinnyen  für  nothwendig  halten.  So  sagen  diese,  den  Volksglau- 
ben repräsentirend,  In  Eunu  653.         . 

%6  (intgps  alß  o^ia^fiov  iicxBccg  nedip  -  \ 
SjcsIt  iv^Jgysi  äcifiat  oli^TJi^inarQogi  ' 
Tcoloi^öi  ßcD^otg  xQf^fi^vog  TotgStj^lois; 
.  nola  äh  %iQViip  q>,Q(XT6Qä>vnQvgds^^Tac; 
Das  ist's,  wajs  den  Orest  betrübt  mächt  bei  der  Rückkehr  zu  dem  ge- 
'  liebten  Vaterhause,  dasEf  der  Glanz  desselben  doch  erbleicht,  dass  er 
gelbst  keine  Stutze  desselben  wierden  kann,  dass  die  q>V'yi]  dofiixiv 
(▼.  254.),  die  er  bisher  gehabt,  mit  der  Rache  nicht  aufboren 
wird.  Denn  die  i(pBt(ial  deov  gehen  dahin :  ^stiivai  zov  nargog 
rovg  altlovg^  xqotcov  zov  autov  dvtaTCÖxtslvai  v.  273, 
Daher  seine  gedrückte  Stimmung  beim  Beginne  des  kbmmatischen 
Gesangs,  den  man übrigens  auch  in  seiner  Qualität  als  9tqi}vog 
inivv^ißiog  zu  betrachten  hat.  Orest  wurde  zu  Anfange  des 
Stücks  in  seinem.  Gebete  am  Grabe  des  Vaters  durch  die  Ankunft 
der Choephoren  yielleicht  gestört*):  hier  ergänzt  er,  was  er. oben 
iiicht  gekonnt,  wozu  ihn  aber  die  kindliche  Liebe  treibt,  also 
auch  daher  sind  die  molliores  animi  sensus  zu  erklären.  Endlich 
allerdings  ist  es  der  Gedanke  eines  Muttermords,  der  ilm  mit 
Schrecken  erfüllt,  wie  er  ihn  nachher,  in  einen  Wahnsinn  ver- 
setzt**). Perpetua  Chori  et  Electrae  adhortatione  tandem  firma- 
tus  quum  se  caedi  patrahdae  paratissimum  testetur,  addlt  verba 

*)  Ist  die  Vermuthung  richtig,  so  war  die  Lücke  im  Prologe  nicht 
sehr  gross«  Eiaem  merkwürdigen  Geschicke  yerdanken  wir  übrigens 
die  theilweise  Ergänzung  derselben.  W.  Dindorf  hat  jetzt  za  den 
bisherigen  noch  zwei  „doppelt  beglaubigte"  Versie  gegeben,  von  Hriu.B. 
indess  mit  Recht  noch  in  Klammem  eingeschlossen,  .  Weshalb  thut  Hr. 
Dindorf  nur  so  geheimnissvoll? 

**)  Die  Scheu  davor  ist  nicht  minder  bei  Soph.  wie  Eurip. 


Aeschyli  Choepbori,  recens.  Bamberger.  163 

f»r«eclajra^   quae  yel  sola   quo  füerit- animo  Aeclinre  poBsint,: 
neiT    iym  vodq)t&ag^  dkol^iuvi    Das  ist  wohl  zu  gesucht.    Auch 
Ae^isth  sagte  im  Ag.  1610.  :  . 

ovt&  Käkov  äi^^al  ro  }tat^avBTvip.ql, 
..  löövva  tovtvv  rijg  dlKijg  iv  SqksOlv 
und  der  Herold,   als  er  4i6  Helnbäth  wieder  erreicht  hat^'Ib. 

V.  539.  ;  ,       ,  ,         . 

%aiQm*  ti%v&yaL  ö'  ovx  It  ävtzgä  %tBOigm 
Eimstlich  nehmen  es  heide  mit  dem  Gedanken  nicht,  an*  einen 
witklfcfaeQ  Tod  denkt  Örest  keineswegs,  {ebensowenig  wie  der 
Alte  bei  Enrip.  663.  kZ  ^ag  9,ayoifjL%  trovr*  Id&v  hyd  nöts  oder 
Electra  ib.- 281.  d'ai^fliiiL  (ifiTQdg'alfi  ijt.t(S(p:i&iti*  l^^g]  vgl.  nur, 
wo  er  den  iamb.Trimeter  wieder  beginnt.  Wahr  ist's  dagegen, 
von  jenem  Augenblicke  aq  wird  er  fest^  er  kommt  endlich  dein  das 
schon  lange  ersehnenden ,  die  Zeit  des  festen  f^ntschlusseskauiü 
erwartenden ,  den  ^Q^vog  des  Örest  für  Verzagtheit  auslegenden 
Chore  entgegen,  der  nuii  nicht  ablasst,  ihü  in  dieser  Stimmung  zu 
erhalten.        .         •    .    * 

Elecrta,  so  heisst  es  bei  Hrn.  B.  p.  43.  weiter^  mnlfebriter 
nirbii»  indulgeiis,   quae  si  ejus  fieri  posset,  adeo 'spera  foveret, 
quae  jam'rata  esse  jiequit;  eadem  correpta  a,  Choro  eam  ob  causaäi 
ultionis  fratre  flagrantius   expetens.  '  In  der  Introdricfiö  ist  der 
Augenlyliclc,  von  welcheman  Eiectfa  6o  iiitigewandeU  wird,  nicht 
deutlich  .iTngegeben.  Die  gedrückte  Stimmung,  fn  welcher  sie  beim 
Beginne  des  Stücks  auftritt,  macht  einer  hoffnungsvolleren  Platz, 
von  dem  Aögenblicke,  wo  sie  die  Locke  gefunden.    Sie  drückt  das 
theils  durch  iht  Spiel  aus  ^  denn  Chor,  sagt  oQx^ltai  8h  ica08la 
g)6ßq}mit  Bezug  darauf  v.  159.  (167.);  theils  durch  ihre  Worte: 
^XSi.fiev  ^äffyaTCotövgXod^ncttiJQ' 
TtiJQv^  fdyi^öts  täv'&vfo  ri  xcu  xarco  — *) 
viov  dl  fiv&ov  tqvÖB  xotvcovijöate*  ' 

und  noch  deutlicher  in  Beziehung  auf  diesen  Moment  v.  176.  (184.) 
knotiöfhjv  d*  cagdLavtalc)  ßskei.  etc^  Jetzt  hofft  sie,  sich  Mnth 
eihs{ircchend :  sl  ös  xqtj  tvxbTv.  öcorrfglctg ,  CynxQöv  yivoif  Sv 
^Bgßctibg  (isyag  nvd'fii^v y  vfiß  .ähnlich  Orest  upten  V.-262.  und 
Electra  beii  Spph:  v.  415.     Indem  entdeckt  sie  die  Fossspuren; 

zweierlei  verschiedene^  sie  passen  zu  den  ihrigen:  ein  Argument, 

• «  •«..-.■•  . 

■'  '        ■  .    ■    .  . 

•  ♦)  Gottfr.Hfirmanii  hatte  den.  Vers  trahsponirt.  Es  ist*  aber  die 
Vertheidigung  seiner  hdschr.  Stellung  nicht  anfzügeben.  Wir  haben 
durch  Interpunctioa.  zu  helfen  gesucht.  Mit  dem  ersten  Verse  Ist  das 
Opfer  abgeschlossen.  In  dejn  Augenblicke  entdeckt  EI.  die  Locke  — 
der  Vers  .xij^vl  etc.  ist  der  Ausruf  des  höchsten  terstauhensi  der  Gedanken- 
strich deutet  die  Pause  danach  an.  Nun  kann  sife  mit  viov  8  h  fortfahren; 
Die  aschylische  Kritik  verlangt  sehr  oft:  ein  sich  ganz  in  4ie  Situationen 
der  handelnden  Personen  Versetzen,  wie  das  auchltr.  B.  an   vers<Jhie- 

üenen  Sto^llen- mit  Erfolg  gethan.. 

■.  •   '      *        •  *      '  •    ■  * 


166  Griechische  Iiiteratur* 

difts  man  nur  ibreruufgeregten  Stimmung  zu  Gute  halten  mnss*)^ 
die  nicht  Zeit  hat,   das  Unwahrscheiniiche '  desselben  so,  wie 

*)    Die  herbeste  Kritik  hat  Euripides   schon  gegeben    in  seiner 
Blectr*  527.  sq.     Er  will  von  den  Merkmalen ,  woran  'Electra  den  Bru- 
der  hier  erkennt,  nichts  wissen.     „Das  Haar?    Viele  Menschen  haben 
gleiches  Haar ,    ohne  desselben  Blutes  zu  sem'^      Aber   nicht  allein  die 
ähnliche  Farbe  des  Haars ,  sondern  dessen  Gewahrang  auf  dem  Grabe, 
wohin  nur  ein ,  Verwandter  die  Locke  legen  wird  —  ^otg  8s  nqog'qv^L 
zQiXl  TtBv&'^ccct  ix^Qoi  ausser  Orest  — ^erregt  bei  Aesch.  den   Schluss, 
den  Aristot.  poet.  XVI,  6.  anerkennt,  auch  wohl  nur  des  letzteren  ge- 
denkend.    i,J)ie  Fussspuren^    Wie  können  die  auf  steinigem  Boden  mög- 
lich sein?     Und  ist  denn  nicht  der  Mannesfuss  grosser  als  der  des  Mäd- 
ahens?^^     Eurip.  hätte  in  der  Weise  noch  hinzusetzen  können,  wie  unter- 
scheidet sie  die  doppelten  Fussspuren ,  die  des  Orest  von  denen  des  Py- 
iades?     Um  von  dem  Letzten  zu  heginnen,  so  war  Pylades  nicht  dem 
Qrabe  so  nah  getreten  wie  Orest.     Das  thun  hier  auch  die  Frauen  des 
Chors  nicht ,  sie  müssen  vielmehr  in  angemessner  Entfernung  verweilen : 
wie  sollten  sie  denn  nicht  selbst  entdecken,  was  El.  sieht,  oder  wenigstens, 
nachdem  die  Aufmerksamkeit  rege  ist,  auf  das  zweite  eher  achten?  Wie 
passte  für  sie  v.  159.  (166.) ,  wenn  sie  so  nahe  standen ,  dass  sie  die 
Locke   selbst  wahrzunehmen  im   Stande  gewesen?      Auch   aus  andern 
Gründen   neigen  wir  uns  aber  der  Hermannschen  Meinung  zu,  dass  das 
Grab  auf  der  Buhne  gewesen,  —     Sonst  hat  man  viel  vertheidigt  und 
verdammt,     At  de  ambitu  non  dicit  sed  de  forma  et  ratione,  qua  pes  in 
humo  exprimitur^^  ,  Klausen,  der  v.  210.  vergessen.     „Unter  Naturmen- 
schen wurden  sich  Geschwister  noch  heute  so  erkennen^'  Muller,  was  wir 
bezweifeln.     „Alterum  quod  objicit  absurdum;    solum  enim  apud  Aesch. 
intelligi  in  ^uo  vestigia  haereant,  sponte  patet^^     Hr.  B.  zu  v.  197.     An 
was  konnte  denn  Eurip.  sonst  gedacht  haben ,  als  an  den  solum?     Der 
aber  sei  fest ,  so  dass  keine  Fussspuren   daravff  zurückbleiben  konnten ! 
Das  ist  vom  Eurip.  sehr  malitiös.     Denn  wenn  Einer  in  solchen  Sachen 
auf  die  Illusion  des  Zuschauers  rechnet,    so  ist's  er.     Dass  Hr.  B.  die 
Hauptsache  des  Eurip.  Tadels  in  jener  Note  stehen  lässt,  daran  thnt  er 
ganz    Recht.      Nur   entschuldigen ,    nicht   rechtfertigen    darf  man    den 
Ausdruck  wollen.      So  hat's  schon  Genelli  p.  197.  gethan:  es  ist  ein 
Schluss    wunder  Sehnsucht'^      Gruppe  p.  61.   „Aesch.   steht  noch    auf 
dem  vorigen  Standpunkte  rein  poetisch:    bei   ihm   hat  noch    die   unbe- 
fangene Phantasie  B.aum,  die  Bühne  buhlt  noch  um  den  Schein  der  Wirk- 
lichkeit^^     Klausen  zu  v.  194.*     „Electrä  non  agit   ex  more  sophistae 
prudentis  et  jejuni  sed  e  more   püellae  piae  et  tenerae,  43uam  huc  illuc 
rapit  spes  et  laetitia,  quam  simul  perturbat  metus  et  dolor**.    ,',Das  Kleid? 
als  Orest  wegkam^  war  ich  ja  noch  jung,  und  hätte  ich  es  ihm  auch  damtda 
gewebt y  toie  konnte  das  jetzt  noch  passend  und  brauchbar  sein?     Von  der 
Haltbarkeit  der  alten  Zeuche  ein  locus  classicus  zum  ächten  Tröste  man- 
ches Schulmeisters ,  si  forte  subucula  pexae  trita  subest  tunicae.     Abge- 
schmackt aber  als  Einwurf.     S.  Klaus,  z«  v.  220.     Euripides  lässt  an  ei- 


Äeschyli  Choephori,  recens.  Bamberger.  167 

unsre  Kritiker  und  die  der  damaligen  Zeit  absuwagen,  briogt  sie 
zu  dem  Gestandnisse: 

£8  kommen  die  Männer,  zwei  sinds;  ist's  eine  List?  ist's  dena 
möglicli,  dass  Alles  so  Schlag  auf  Schlag  nach  ihrem  Wunsche 
eintrifft  7  Sie  zögert  —  dann  aber  wirft  sie  sich  mit  jugendlichem 
XJngestüm  an  des  Bruders  Brust*),  Ton  einem  Extreme  gleichsam 
zum  andern  übergehend,  ihren  Gefühlen  so  wenig  einen  Zügel  an« 
lebend ''''^) ,  däss  Orest,  der  noch  eben  ihre  Zurückhaltung  leise 
g^etadelt,  Jetzt  beschränkend  ausruft:. 

Eväov  ysvov  xagS  ds  (li^  'HuXayiJQ  g^pivag***). 
Das    ist   der  Moment .  ihrer  gänzlichen  Umwandlung.     Sie^  die 
schon  am  Grabe  gebetet,  die  Götter  möchten  Orest  zurücksenden, 
einen  Rächer  für  das  Haus,   sieht  nun  die  Erfüllung:  er  musa 
der  Rächer  sein ,  das  ist  ihr  klar  und  so  ist  sie  mehr  als  Orest  auf 
die  Vollziehung  des  Rache  gefasst.     Sie  hat  ja  auch  bereits  mit 
dem  Chor  sich  darüber  Terständigt,  drum  ist  sie  diesem  gegenüber 
weiter  als  Orestes:  drum  ist  sie  schon  |t.  365.  da,  dass  sie  tovs 
Tctavovzag  daiiijvat  fordert.    Zwar  sagt  Hr.  B.  in  prima  parte 
Cr.  et  El.  tum  patris  tum   suam  ipsorum  miseram  conditionem 
queruntar  tindictae  parum  memores ,  dem  aber  widerspricht  ge- 
rade ausser  vielem  Anderen  der  eben  angeführte  Vers.    Indess 
folgen  wir  dem  Hrn.  Herausgeb.  bei  der  Erklärung  und  Kritik  der 
ersten  drei  Systeme ,  wenigstens  der  wichtigern  Momente  darin. 
Zunächst  Str.  a  u.  ß\    ^^Orestes.non  respondet  Chori  precibus 
sed  demissum  animum  prodens  ad  patris  sepulcrum  conversus 

ner  Narbe ,  die  Orest  als  Kind  beim  Spielen  sieb  in  den  Kopf  gefallen, 
ihn  erkannt  werden :  das  ist  so  recht  familiär,  wie  die  Reden  und  Situa- 
tionen im  grössten  Theile  des  Stucks. 

^)  „Es  überwältigt  sie  die  Freude  dergestalt,  dass  ihm  angst  um 
ihre  Besinnung  wird  und  er  sie  in  seine  Arme  flössen  miiss''«  So  Genelli 
p.  197.  o  yaQ  (i^  dvvatOLi  yQucpsad'at  rovto  8l'  htüQcov  n^o^dnaiv  drjlovTaii 
schoL  zu  Orest  163.  Von  der  Noth wendigkeit ,  sich  einen  Gestus  zu 
denken,  auf  welchen  die  Rede  Bezug  nimmt,  kann  man  aliein  bei  Aeschy- 
lus  ein  Dutzend  Beweisstellen  liefern. 

**)  Wäre  Aeschylus  bereits  so  mitleidslosen  ästhetischen  Beurtheilem 
in  die  Hände  gefallen ,  wie  Euripides ,  hier  wäre  sicher  verdächtigt.  Sei- 
ner Iphig.  hat  man  eine  solche  Gefuhlsuberwälttgung  nicht  nachgesehen. 
Vgl.  Iph.  Aul.  V,  623.  sq.  Würde  man  ferner  nicht  längst  über  die  ün- 
thätigkeit  und  den  Unglauben  des  Chors  im  Agam.  gescholten  haben. 
Man  fürchtet  sich  hier  vor  dem  Schatten  des  erhabenen  Dichters;  den 
levioyis  notae  gemeinschaftlich  mit  Aristophanes  —  freilich  aus  verschie- 
denen Beweggründen  —  angreifen ,  warum  nicht? 

***)  Wie  lautet  das    bei  Eurip.  v.  596.  so  trocken  und   gemacht: 

9<i6ao[isv, 


168  Grijechisclie  Literatar. 

m  '  * 

quaeritV.qnam  oppiDixttin^in  gratiftm  Tcrbts  aut  flictifi  patri  ferre 
queät  apüd  iofero^  degenti.  Lucem  jsimilem  esse  tenebris«,  planetiira 
^  inglorium.^^    tVir  finden  iü  den  Worten  des  Orest  die  Betrubniss,- 
dass'er  mit  Allem^.  wiig. er  auch  thue,  doch  den  Agatn.  nicht  wie- 
der Ton  dem  Todten  zurück  zum  Leben  zii  fuhren. vermögef,  dass 
Alles ,  die  einzige  xctgig^  die  er  dem  Väter  erwei&en  könne ,  jetstt 
nur  ein  ydog  «ei,  ein  dp^vog  imtvitßit)g;  Indem  w  ti;;|jpt/Lit  mit 
qxüiiBvos  und  ^k^cfg,  (pdo'g  mit  odglöag  verbinden,  binter-sut/m  alsO, 
das  Fragezeichenwegnehmen  und  dasselbe  hinter  dwlfioigov  setzenj 
endlich  eyxkBäv  itQo6&oS6^ötg  '/^ir^£t(9$v  schreiben,  in  dvvlpLmQOV 
die  Präposition  in  der  Bedeutung  des  (Segentheiligen  öder  Stelirec* 
tretenden  urgiren^).  So  Tiel  uns  bekannt,  ist  diese  Auffassung  der 
Hauptsache  noch  neu;  siemuss  aber  zur  Basis  bei  der  Interpretatioa  . 
des  ganzen  Kommoä  dienen;  aus  den  Entgegnungen  des  Hrn.  B. 
auf  die  übrigen,  gehört  hierher  nur  diie  gegen  t^  ri5;^p^fi6.    Aber 
der  Optativ  in  Fragesätzen,  wie  dieser,  ist  gar  nicht  anzugreifen.. 
„O  möchte  ich's  vermögen,  wie  kann  ich's  nur'^S  Beides  ist  darin 
▼erschmolzen  r  Beides  hier  dem  Or.  sehr  angemessen.     Hr.  B. 
fasst,  bewogen  durch  den  Vers  der  Antistrophe,   eicottp  q>dog; 
äptl^oiQOv  xdgitsg  ö'  o^oiog  als  abgeschlossneh  Satz;  das  fol- 
gende sodann  als  Frage  (üngewiss  lassend,  oh jcBxkijvxai,  oder 
x^xXfjt'  äv  zu  schreiben).    Jenes  dfinkt  uns  sehr  unv.erständlich : 
desperat  patri  lucem   affqndi  posse  maternan)   caedem  t^nebris 
aequiparans.     Lucem  igitur  quae  jam  patris  esse  possit,  aequura 
cum  tenebrfs  momentum  habere  dich,'  idemque  esse  de  officiis, 
quibus  mörtuum  prosequantur.  Wie  liegt  das  ferner  in  avtlpo^gov? 
Wie  hangt  endlich  damit  der  folgende, Chor  zusammen?  Interjacft 
Chorus  jBrigere  studens  mo6rentem*  et  improb'ans  animum  demi$sum, 
mortuum  quidem  aniiiio  quo  vivus  elatus  esset  non  dejectum  iram 
madifestare  interfectoribus ;  patris  autem  caesi  justum  esse  plan- 
cStum,  qui  vindictam  expetat.     Da  wird  ^^oviy/i«  näirnh'ch  für  ela- 
tus animus  ausgegeben,  nicht  einfach  für  animus,  wie  das  schpl; 
und  die  übrigen  Interpreten  annehmen.    Das  ist  Alles  gezwungen; 
der  Zusammenhang;  mehr  von  der  Stimmung  als  von  den- Worten 
des  Oresi  hergeleitet,  wie  Hr.  B.  das  leider!  im  Verlaufe  des 

Saiizen  Kommog  thut,  ist  dennoch  nur.  ein  loser.  Und  doch  giebt 
er  Chor  eine  ganz  klare  Antwort  auf  die  Worte  deis  Orestes.  Er 
lebt  noch,  sagt  er,  das  q)g6v7jjjLß  roiJ  d'avovtog  wird  von  dem 
Feuer ♦♦) ,  das  den  Körper  verzehrt,  nicht  bewältigt.  Spater 
zeigtes  den  Ingrimm.  Der  Todte  wird  beklagt,  der  Mörder  tritt 
vor  die^Seele.  Ein  yoog  Svdixog  um  den  Vater  sucht  das  Gunze. 
So  berücksichtigt  der  erste  und  letzte  Theil  der  Strophe  &'  den 

*)  Wie  der  Schol.  Ivavxlov  fisv  ya^  to  qpco«  tf  a^OTOo, 
**)  nvq  wie  im  Soph.  El.  11,40.  bei  der  Klage,  d^ss  man  den  Tod- 
ten nicht  .habe  schmucken  können,  ovvs  ncc[npXi%tov  uvqos  ävstloft^v 


*     Aeschyti  Choephori,  recens.  Bamberger. .  169 

ersten  tinü  letzten  Theil  der  Str.  a.  Die  beiden  Satze 'cStovv^sv«« 
fiS^^  9vi]6ii(X)v_y  vivccfpalvsrav  d'  6  ßkaicx&i/  deuten-  iin,  wie  der 
ySog  besehäffen  sein ,  dtuss  dabei  der 'Mörder  vor  die  Atig^en  treten 
müsse.'  Nun  bedarf  man  auch  nicht  miehr  des  noiv^v  oder ^netiTj 
oder  Sinoiv\  was  man  art  die  Stelle  Ton  rd  srav  setzen  will.  Was 
diess  näv  seiv,  ist  theils  in  dem  Vorangehenden  ausgedrnclct, 
theils  von  selbst  klar:  die  ganze  Pflicbi^  nichts  Halbes.  Bekannt 
ist  Suppi.  692.  toin&v,  hc  deufjtoviov  X^ßoißt/^  Prom«  4^.  vnBQ 
yvw(ii]g.rd  näv  titQa(^6ov.  Dagegen  ist'atatt  Ats  acatiQfov  xb  xal 
XBmvx&v  .TJelleiebt  ^atiQ^ßm  Ökxmv  xBxovttov  (Mler  xaxivtmv  asa 
schreiben.  Dass  mit  den  Worten  ä(iq>tk€c(p^g  xagax^Blg  der  Chor 
sich  ^u  einem  vehem^ntior  planctus  anreize  ^ .  wiiß  er.  ihn  v,  405« 
(421)  anhebe  (Hr.  B.  zu  v.  320.),  gilt  uns  ftlr  eine  unglückliche 
Vermuthang;^ 'denn  der  Cjbor  ha|i  hier  gar  keinen  Antheii  an. 
diesem  pknctus^  den  Electra  sdbst  v.  322.  öinaignennL 
Vgl.  qnten.      ' 

Ganz  auf  gleiche  Weise  .antwortet  der  Chor  de.n  Worten  der 
£iectra,  wie  dort  d^n  ydog^^o  liier  den  Inixvpißiog  ig^vog  in  seine 
Antwort  aufnehmend.      El.  ist  aber  wie   gesagt  schon  weiter, 
erinnert  daran ^.dass  die  Mörder  im  H^iise  herrschen,  dass  idle 
£ri7  nclch  ccTQlctxxog  sei«  So  ist  in  ihrem  ersten  Worte  gteieh  eine 
indireete  Aufforderung  zur  Rache;  so  hilft  sie ilem* Chore  gleich 
Ton  Anfang  an^  det  deshalb  die  Hoffnung  äussern  dalf^  die  sich  eben 
auf  die  Ausübung  der  Blutrache  gründet,  statt  dea  Jammerge« 
satiges  würden  noc)l  wieder  Frehdenkliinge  in   dem  Palaste  »er- 
tönen.    Nicht  ohne  Absicht  erwähnt  er .  des  ^«og  XQ'^^bdv.    Erin- 
nern wir  uns  imr  desjenigen,  was  dem  ganzen  Kommöa  Vorangeht; 
ftoAAol  fäg-  elg  Sv  evfinlxvov&tv  ifiBQOt^ 
&aov,x'  iq)ST(ia\^  Tcalicax^og  niv&ogjiiya 
•     xal  TtQogitii^Bi  XQfjftätcDV  dpivla  . 
xd  p>'^  .^okltag  BvxlBSöxdtovg  ßgqxäv 
■     :.  dvolv  yvvaiKOtv^  eai'  VTtrjicqovg  niXsi^v, 
Diese  Worte  g^ben  den  Stoff  her:  Örest  nimmt  zu  seine?  Strophe 
den  Ttccrgog  nh^og  (ikya^  Eiectra  zu  der  Gegenstrophe,  die  noXig 
ivoiv  yvvai^oiv  vTtrjiiöog  ete.y  da  ruft  Chor,  den  dcdg  XQ'^^v 
wieder  in^i^  Gedächtniss.     Nun  beschäftigt  sich  Or.  wieder  mit 
dem  nuxtijp,  wieder  auch  den  Verlust  der  stfxAe^a  Iv  do^ot^tv  be- 
klagend, einen  raqpo^  d6(jLai0iv  bv  ipogijxog  herbeiwünschend; 
Eiectra  verweilt  wieder  bei  den  Mördern^  aber  schon  direct  zur 
\Anrei2ung  zum  Morde  übergehend.     Diese  finden  wir  häroÜch  m 
der  Antistrophe'/,  wo  wir  mit  Hermann  und  dem  Hrn.  Hcfrausgi  die 
Ahren8sche  Emendatidn  T.B^dfp^ai  in  den  Text  gern  aufnehmen, 
nicht  aber  in  dem  Wunsche  eine  nimia  fo^endi  cupido  ^li^eb. 
„Jetzt  nichts  von  ^em  Wunsche  eines  aolchen  xäq>ogi  zuvor  den, 
dass  die  Mörder  so  gebändigt  werden,  dafs  ihr  Todesgeschick  in 
die  Ferne  hio^  weit  bekannt  sei^S    Hr.  B.  will  in  xiva  mit  dem 
Schoiiasten  ifta  sehen  und  fragt  dann.:  at  cur^quaeso  e  longinquo 


170  Griechische  Literatur* 

Electra  audiat  mortem  1  cur  eos  procul  quam  Argis  occisos  mal^ 
letl  Darauf  Hesse  sich  antworten:  ,,nicht  mögen  wir  hören,  dasa 
sein  Grab  lader  Ferne  am  Skamander,  sondern  dass  der  Tod  sei* 
ner  Mörder  in  der  Ferne  sei^S  Sind  die  JMörder  fern  gefaileo, 
so  haben  sie  den  Atridenpalast  geräumt.  Aber  allerdings  ist  das 
gezwungener,  als  wenn  man  In  uva  Jtgoöda  zcavds  novcav  änstgov 
einen  versteht,  der  nicht  zur  Atridenfamiiie  gehört,  eiuQn  Fremden, 
der  diese  ardt^oi  nicht  Icennt.  ngoöi» ,  denn  auch  der  Skamander 
Ist  weit'*').  Was  Hr.  B.  vorschlägt:  tcqo  öov^  wurde  einen  uner- 
träglichen Uebergang'*'*)  aus  der  dritten  in  die  zweite  Person  dem 
Dichter  auf bürdeuv  unerträglich,  weil  er  in  einem  und  demselben 
noch  dazu  kleinen  Satze  statt  haben  würde,  ol  xzavovtBg  viv  — 
ngo  Cov*  Das  Schoiion,  auf  welches  sich  Hr.  B.  stützt,  dni- 
ÖZQBifB  rov  koyov  sig  tov  jtatSQU  besagt  ja  eben,  der  Dichter  habe 
die  Apostrophe  an  den  Vater,  die  vorhergegangen,  aufgegeben. 
,  Zur  Ergänzung  der  Lücke  scheint  uns  der  Vorschlag  Martini's, 
ngoöG)  zu  wiederholen,  noch  am  gerathensten. 

Von  den  nun  folgenden  Anapästen  des  Chors  haben  wir  schon 
oben  geredet.  Chorus  verfolgt  ganz  consequent  seine  Absicht. 
Wie  er  v.  340.  (354.)  sich  ganz  den  Worten  des  Orest  angeschmiegt, 
gleichsam  als  halte  er  diess  Verweilen  bei  dem  niv§og  nargog 
für  die  geeignetste  Art,  den  Orest  immer. mehr  zu  entflammen,  so 
benutzt  er  auch  hier  die  vorangegangenen  Worte  der  Electra  zu 
seinem  -Zwecke.  „Solch  einen  glücklichen  Zustand  könnt  ihr  er* 
langen^^  Mit  dem  Folgenden  nimmt  er  nun  die  xgijfidzav  dxijvla 
auf,  den  unglücklichen  Zustand  der  Kinder.  Er  schliesst  gleich- 
sam das  erste  System  ab:  agcDyol  naxä  yijg  (Orestes  Wort) 
xgatovvtsg  ötvyagol  (Electras  Wort) ,  nun  aber  zu  einem  neuen 
Argumente  übergehend : 

naiol  äi  fiSkkov  ysyivfjtai. 
Weil  innerhalb  des  Threnos  dieser  Gedanke  noch  nicht  vorgekom- 
men, hat  er  eine  starke  Wirkung:  hauptsächlich  auf  Electra,  weil 
deren  Worte  im  vorigen  Systeme  in  engerer  Verbindung  zu  ihm 
stehen ,  als  die  des  Orest  ^**).    Bei  dieser  Erklärung  ist  Ahrens 

Annahme,  nach  o6iaf^  zu  interpungiren,  unstatthaft/ die  Vulgata  in 

— ^ — 

*)  Vielleicht  ist  t.  350.  zu  lesen  naqd  ZHaiidcvÖQOv  «qqC(o  ts- 
9'dg>9'ccu  . 

**)  Bei  Aeschylus  notiren  wir  noch  folgende  Uebergänge :  ans  der 
dritten  in  die  zweite  Person  im  Agam.  878.,  während  nachher  (v.  896.)  es  in 
der  dritten  Person  fortgeht;  aus  der  ;Eweiten  in  die  dritte  Ag.  v.  1052. 
1062 ;  femer  y.  1129.  Uebrigens  sind  diese  sämmtlich  nicht  so  schroff 
und  aufs  ^efste  motivirt. 

♦**)  Grotef.  giebt  die  Strophe  d'  dem  Orest  und  die  Antistr.  der 
Electra.  Dem  steht  ausser  dem  Obigen  die  Antwort  des  Chors  dXkd 
voiMg  etc.  entgegen,  die  dem  Orest  nur,  nicht  der  Electra  gegeben 
werden  ranss.  * 


« 


•    Aeschyli  Choephori,  recofu.  Bloiberger.  171 

jeder  Beziehung  gerechtfertigt«  Es  fehlt  hei  Hrn.  B.  der  rechte 
innei^e  Zusammenhang.  Hören  wir  ihn  nur  sa  v.  361.,  wo  er 
ijötj  angreift.  Si  iidij  legas,  non  aiii  adjutores  posaunt  inteiligi 
quam  soins  Agam. ,  quem  jam  mortaum  queratur  quominus  Uberio 
o]^em  ferre  tIvus  possit.  At  paene  absurdum  dixerim ,  vivi  Agam. 
auxilium  desiderari;  yivo  enjm  Ag.  liberis  ne  opus  quidem  foret 
anxilio,  quippe  quörum  infortunhim  ex  caede  ejus  oriundum  sit« 
Immo- adjutores  sceleris  ulciscendi  intelliguntnr  Dii  ioferi  et  Ag. 
non  TiTUs  sed  mortuus-;  hi  CTocandi  ab  inferis  ad  opem  ferendam« 
Ist's  doch ,  als  sollten  ganz  verschiedene  Gedanken  zwischen  ein- 
ander geworfen  werden.  Es  wird  dem  Chore  eine  Theilnahme  ao 
dem  ^g-^vos  zugestanden ,  die  er ,  zumal  in  seinen  Anapästen,  / 
durchaus  nicht  hat.  Wir  lassen  auch  zoiitcov^  da  wir  eines  einzi- 
gen Begriffes  bedürfen,  den  z<3v  xQarovvtcav  CtvysQmv  tovtav 
grammatisch  genau  giebt;  wir  lassen  endlich  ysyivqtai  in  der 
oben  gegebenen ,  von  der  gewöhnlichen  Interpretation  freilich  ab- 
weichenden Erklärung.  Nur  Grotefend  hat  emen  ähnlichen  Ge- 
danken herausgeleaen. 

Das  zweite  System  beginnt  also  nach  Hrn.  B.  Annahme 
Electra ,  sie  will  vötsQonoivov  Svav  ßgotmv  tli](iovi  %a\ 
navovgycp  XBigl*)^  also  wieder  wie  oben  hei  den  Mördern  ver- 
weilend. '  Martini  hat  das  richtig  beachtet,  seine  Conjectur 
%omv0iv  OfiiSg  tBXsvra  ist  äusserst  passend :  patri  pariter  id  perfice. 
Hr.B.  will  toHBvöL  d'  ^(teog  tBksvta^  perfice,  licet  matri.  Wesshalb 
aber  hier  nicht  die  Mutter  von  der  Eiectra  erwähnt  sein  wird, 
haben  wir  oben  angegeben.  Das  thut  erst  der  Ghor  und  zwar  mit 
dem  Zusätze  tl  yag  TiBv^ca  q)gBvdg  etc.,  der  dadurch  seine  rechte 
Bedeutung  empfangt,  dem  Zusammenhange  zusagend  und  auf- 
helfend. Hr.  B.  schlägt  vor  statt  ^vfidg  (v.  376.)  ovgog  zu  lesen, 
nimmt  ausserdem  olot'  Sfinag^  das  letztere  Wort  durch  nihilominus, 
nicht  durch  omoino  übersetzend.  Grotefend  s  Svrog  sagt  uns  da- 
gegen noch  mehr  zu.  —  Orest  geht  ein  auf  die  Rede  der  Schwe- 
ster, welche  vom  Chore  unterstützt  war.  Beweis  ist  ZBvg  inl 
XBiga  ßaloi,  denn  Electra  hatte  Zeus  angerufen,  zu  rächen  die 
%Big  r^jj^ov  xctl  navovgyog.  Aber  wie  geht  er  darauf  eini 
Zurückweisend  ,  meint  Hr.  B.  zu  v.  377."  (392.):  neque  enim  almi 
Del  esse,  scelus  scelere  exagitare  sed  a  solis  Dils  inferis  spem 
sperandam.  Unde  apparet^,  interrogationem  Orestis  ad  demissum 
animuin  quem  omnia,  ejus  in  priore  carminis  parte  verba  ostendunt, 
pertinere.  Das. ist  falsch  —  eine  derartige  Kritik  würde  seinem 
frühern  Spiele  entgegenstehen ,  denn  er  hat  v.  18.  gleich  gerufen 
Zbv  dog  f(8  Tl(Sa0d^ai  (logov  nctigogt  yBVOv  dl  6v(ificcxog  Pikant 
lliol^  nicht  minder  v.  246.  sq.  *'^)  würde  auch  mehr  Selbstständig- 

*)  Nicht  zu  übersehen ,  dass  auch  der  Chor  im  Agam.  68.  aussprach 
uJiatJs  T*s,  'Anolkoav  ij  Zsve  vctBQonoivov  «e'fWMt  nocQaßäaLv'EQi^vvv,  , 
♦*)  Vgl.  auch  den  Chor  im  Ag.  1485. ,  der  in  ähnlicher  Situation 


172  '6»riechi 8 che  Literatur, 

keit  Toraassetzen,  als  er  bh  jetzü  im  Tbrenod  gezeigt..  Das  ja^ 
es  ebeH,  der  Mangel  an  Festigkeit^  üie  Unrubeder  Seele,  wag 
d^r  Dichter  ausdrücken  wili.     Drum  klaiDaiert.er  sich  dem  Gedan- 
ken  und  der  Form  nach  an  das.  Vorangehende' äii,  denn  xcxl,  womit- 
er  .beginnt^   will   an.  den  V^unsich.  des  Chors  einen'  .ähnlichen 
knüpfen.    Hätte  Electra  den  Zeus  um  Hülle  angerufen  und  der 
.  Chor  daran  g^kniopft:,, möchte  ich  können- ^9>t;ffi/^6a6  »£t;x£ifev«'.   - 
oiolvyßov  avdgog  &H:^Ofiivov^  yvvcciHog  z  okXviAevag  — '  .darin 
lag  der  Wunsdh,  wenn  man  die  Worte  nur  mit  dem  vorangehenden  ^ 
Anruf  des  Zeiis  zusammenhält,  d^sts^Zens  die  Mörder  mit  sdnem 
Blitze  zerschmettert  möge*),  ahnlich  wie  er  gewünscht  hatte 
Vi  267.  tov$-  XQAxodvxag  läelv  ^avovtag  Iv  -xi/xidt   mfföiJQBi 
^Xoyog  --^  90  ergreift  Or;  begierig  den  seiner  Seele  entsprechen-, 
den  Wunsch,  der  ihn  von  jeder  -Blutschuld '.rein -erhalten  würde.* 
So  möge  sie  Zeus  denn  endlich  treffen ,  die  Haupter  zerbchmet«- 
temd  [wie  bezeichnend- für  Or-esta  Stimmung  ist.  der  Zusatz  q>Bv 
q)Bv\]'  '  Es  ist*  ein  Wunsch,  wie  der  danach  folgende:    ni{i%a 
yivoixo  xfOQa  d.  h.  möge  so  dem  Laiide  sein  Recht   werden^ 
den  Ur>  B.    durch  einen   unpassendem  .verdrängen  will   ni^Tct 
rifioitö  'Xdigä  ,,niam.  principibus  sublatis  anticitiaefoediis  inter' 
regeis.  et  populnraconcHiet?'^^  Im  Gefühle^  wie  er  das  Verderben 
auf  die    Mutter  herab  beschworen,    setzt  Or.   hinzu  ^inav   S'. 
11^  aMncov  dxaita.    Aber  gerade  diiese  Worte  sind  es,  die  dem 
Chore  wieder  den  v^og  in  den  Mund  legen.    Denn  dlxfjv  will 
man  auch  vor  dem  Richter;  hier  aber  gilt  daaBlutge^etz,.  Bliit 
um.  Blut"*"*);  die  adversative -Partikel  dAAa  führt  die.  Zurechtwei- 
sung schön  ein:  der  vöfiog  steht  zu  Anfange  des  ganzen  Threnos 
vaid  hier  just  in  der. Mitte  wenigstens  dier  drei  Systeme, .die  einen 

und  denselben-  Zwieck- verfolgen. 

••     ■»  .  '  -  '  ■ 

Der  Erfolg  aber,  den  Choi*ttS  voll  der  erneuten  Yorfultf 
rung  des  Noliog  sicher  Erwartet,  bleibt  aii9.  Ist  er.  doch,  auch 
selbst  Schuld  daran.    In  dem  Zusätze  niimlich  ' 

ßoa  ydQ  koiyog'BQivifV  *   .. 

•  ■ •   •■ .  ■        •  .  '<.••-.•  ■       . .  •    ■  • 

■■  ■  .-. 

ausruft  1(0 y  tri  &ial  ^^^ß  nccvccniov  nuv^i^yita^'xC  yäq  ßQOzots  ävsv  ^äiog 
tBltltaii  •  •    • 

'  •     *  •  _       '  •  •  • 

.  .    '^)  Hr.  B.  richtig:  expUcant  de  rogo  e^s  piueis,  taedLs  conf^ctö^  quod  . 
fidsum;  praesentiii  enim-  '9'£iyoficyov  et  oXilv^.  ostendunt  oloXvyfMv -dici 
npn  inter  sepuituram  4Bed  in  ips^  caede  i^ublatum.     Aber  er  giebt  keine . 
neue  Erklärung,  sicli  begnügend,    das  Hermannsobe ,ffet;xaf vt    fctv  me- 
ttitfcb  unrichtig  za  erklären.     .Und  dennoch  proponiren  wit  nvQyMsvx, 

.  •  *4ey  Dumit  goU  :nieht  gesagt  sein ,  als  ha|ye  Oi:esi  das  mit  ^/xi}»  sä- 
gen wollen.  Denn  Apollo,  hatte  ihm  jsk  (vgl.  die  Note  des  Hm.  Herausg« 
ZVL  V.  267.  (275.)  diese  Verfolgung  der  Rache  untersagt.  \  Nur  konnte  ^ 
in  den  Worten  liegen:,  der  Chor  will  aber  Entschiedenheit  und  ofiEne 
Sprache ,  daher  diese  kraftvolle  VV^iederholung  des  Blutgesetzes.    . 


^  Aeschyll-Chüephori,  reeenä»  Bftmberger.  IJS 

t  •     '     .  -  ■        ■ 

,  ■•      äXli^v  inäyov'öav  In  ati^,   •  .   > 

liegt  mehr  Grund  zur  IClage  als  zum  itiuthf^en  Ergreifen-  de$>oni 
Orakel  Geboteuei^.  Eine  ^ri;  auf  die  andere,  das  ist'is  eben^  was . 
dem  Orest  keiii  glückliehes  Loqs  von  der  Ausübqirg  der  Rache  rer- 
hejsst.  Agam.,  sägt' Klyjt.  im  Ag.  1524.,  SöXlaV  ax^v  iofioig 
U^iqxBy  nämh'ch  durch  Iphig.  Opferuilg.  Klytaemn.  behauptet 
ihrerseits  Ag.  1433.,  den  Qatteii  der  Ate  und  Erinys  geopfert  za 
haben  .qiid  ihre  That  heisst  uhteh  v.  448.  (464.)  eine  nXa*^ä 
Ttagäfiovöogat  1]  g.  Von  Örest  prophezeiete  Eassandra  v.  1284« 
xatBiOLV  atag  rcCgds  %QtyKciaG}v\^Uoig.'  Das  ist's ,  was  den 
Orest  wieder  zu  der  Klage  bringt:-  XÖBd^*  ^AtgtiSciv  tä  Xötn 
ißrixdvQg  Sxovta,  icai  dco^dtfov  a%Lna.,7cä  zig  tganon  av,  cd 
ZbvI  In  den  Worten  druckt  er  so  ganz  eigentiiph  den  Zustand 
seiner  Sedd  aus' ,  denn  er.  selbst  ist  ayLT^xcivaig  %%öv,  Ei|  ist  wie 
Chorus  im  Ag.  1530.  sq.  ausruft  bei  Klyt«  Triumph: 

.&fiifl%a!Ȋ  q>Qiovxl8mv  ^x^^^hig    .   -  , 

.  :  onaxQU7C(i6^aif7Uxv.Qyxog<iXuovm     - 
.  didotx^q^  d'  Ofißgov  xxvnov  doiAÖ6(p.(Ki,ij 
.'■'••'   töv  at^axfjQqp»  il^BHag  äh  X^bu  ■ 

dtx'^  6*  lii  Skkp  ngäyfia  ^rjydvBi  ßXdßiig 
-ngog  akkat^&fiydvqit0iiiQlQ{x.: 

womit  iibereinstimmt  der  Chor  in  ChoSph;  610.  (647.)  sq;  — 
Hr«  B.  giebt  aber  diese  Verse  der  Electra:  fratri  ob^eciita  ab  in- 
feris  etiam  impensius'  ut  auxilium  feränt  ilagitat.  Dann  wäre  es 
so  ziemlich  eine  diirre  Wiiederholu'n^des  ton  ihr  schon  oben  t.  321. 
(333.}  sq.  Gesagten.  Aber  das  ist  gerade  öine  Schönheit  des  gan- 
zen Thren'os ,  die  Steigerung  der  Affeete  der  efnzelnen  Personen. 
Orest  ist  jetzt  erst  da,  wo  oben  schon  Electra  war.  .Electra 
klagt  nicht  mehr,  sie  reizt  mit  dem  Chore  gemeinschaftlich,  sie 
würde  schwerlich  aus  dem. Torgetra gen en  rd^offv  den*  sie  jetzt 
zum  dritten  Male  hört ,  diese  Betrachtung  tdd  den  noXry^QcctBlg ' 
dgal  (p^t^ivav  ableiten..  Uiizweifelhäft  aber,  dass  died&. Worte 
dem  Orest  gehören,  wird  es  aus  dem  folgenden  Chorus: 

-      nBJtaX^Hu  8' ^vxB  fi^i  iplXov  ...   ; 

~  i'      MccQ  tOv&B  Klvov0ap  ülxxfiVM , 

Nieht  wiürde  ein  oTxtog  der  Electra  den  Chor  «ar  FurehiteingeD, 
deim  sie  war  ja  lakige  mit  ihm  e{fi%  sehoii,  wohl  ab€f,  -daas'atatl; 
des  gehöfften  endlfchen  Eatsehlusseir  Orest  wieder iiurjaifimert. 
UhzwMfeliHifter  noch  ^rd  es  aua  EtectraV  dann'  felg««ier  Aa- 
ti^rophe.  Denn  nur  für  sie,  nicht  für  Orest,  der  da^on  keine 
Kunde  haben  kann,  da  er  seit^  des  Vateta  Morde  mit  ihr  gar 
nicht  zuisaminen  war,  passt  es  zu  sagen:  brachte  uns  Reden 
anderes ,  als  was  wir  an  Leiden-  schon  Von  der  Mutter  geduldet? 


174  Griechische  Literatur« 

Denn   gleich  dem  grausamen  Wolf  ist  immer  hartherzig  die 
Mutter*). 

Hr.  B.  scheint  das  auch  selbst  gefühlt  zu  haben ,  denn  zur 
Empfehlung  seiner  unnöthigen  Ckinjectar  xBlaivovz*  avdgog  laog 
icXvovöa  schreibt  er  zu  v.  396.  (4 14.):  Orestis  verba  demissa 
audientem  animo  se  cadere  dicit.  Der  aber  hat  nach  seiner  Per- 
sonenvertheilung  schon  lange  vorher  geredet  und  Chor  hat  ihm 
schon  früher  geantwortet.  Zwar  bekommen  wir  nun  im  zweiten 
Systeme  folgendes  Schema  El.  €h.  Or.  —  Anap.  —  Or.  Ch.  EI., 
aber  diese  Abwechslung  ist  eben  der  Steigerung  ganz  angemessen, 
zumal  hier  in  der  Mitte  der  drei  Innig  zusammenhängenden 
Systeme.  In  ähnlicher  Folge  hatte  El.  das  erste  System  beschlos- 
sen und  doch  das  zweite  wieder  begonnen. 

So  kommt  das  dritte  System^  wohl  das  schwierigste,  hei 
dessen  Erklärung,  so  neu  sie  auch  sein  mag,  wir  Firn.  B.  unsere 
Zustimmung  versagen  müssen,  schon  desshalb,  Nveil  sie  statt  dem 
inneren  Zusammenhange  nachzuspüren  an  einer  äusseren  Erschei- 
nung haftet.  Es  ist  Recht ,  dass  er  forscht  Orestis  animi  mutatio 
qua  ratione  subitum  paene  in  modom  effidiatiir;  denn  allerdings 
muss  dieselbe  motivirt  sein,  so  von  ungefähr  kann  sie  der  Dichter 
nicht  eintreten  lassen.  Das  Motiv  liegt  so  in  den  Worten  des 
Chors,  wie  der  Electnu  Jenes  sind  die  von  uns  schon  oben 
angeführten: 

inoifja  HOfAfiov  "Aqiov  hf  tb  Kiöölag  vofAots  etc. 
Hr.  B.  behält  iKoifa^  wie  Ahrens  und  Müller,  doch  fasst  er  den 
Aorist  in  prasentischer  Bedeutung ;  der  Chor  soll  in  dem  Augen- 
blicke nämlich  eine  Lamentatioii  beginnen.  So  sieht  sich  Hr.  B. 
nachher  genöthlgt,  statt  des  '^v  vorzuschlagen  Ttokvnkavfjt 
äöijVy  ferner  da«  xai  v.  410«  zu  verdächtigen,  und  glaubt  nun  das 
Motiv  zu  Orestes  plötzlicher  Umwandlung  gefunden  zu  haben. 
Quis  non  intelligat,  nihil  aptius  cogitari  posse,  quo  incitetor 
Orestes  ad  firmum  consiliumineundum,  quam  barbarus  ille  plaa- 
ctus  quo  animus  ejus  obtundatur  et  mens  quasi  sopiatur,  ut  omissa 
dubitatione  ad  facinus  protinus  parandum  se  accingat?  Quid 
aptius,  quam  Electram  quum  patri  d^bitum  honorem  haberi  videat, 
matris  contumeliam,  quae  planctum  prohibuerit,  reminisci;  Oi'e- 
stem  iis  quae  videt  anditque ,  ita  aflflci  ut  consilium  firmato  animo 
eloquatnr?  Uns  will  es  aber  dennoch  wunderbar  bedünken,  wena 
Orest  durch  diesen  barbarus  planctus  einen  Entschiusd  gewinnt, 
zn  dem  ihn  die  frühem  so  eindringlichen  Worte  zu  bringen  nicht 
vermocht  haben;  das  wäre  eine  gar  sonderbare  Natur!  Noch 
^änderbarer,  dass  der  Chor  sich  überhaupt  jetzt  zu  einem  plan- 
ctus anlässt,  da  man  nicht  einsieht,  wessbalb  er  dazu  übergehe. 

HIIIJ  «ll.l       I       11^ 

*)  Wie  bei  &Vfios  der  SchoUaft  an  Agam.  gedacht,  ist  ebenso  unbe- 
greiflich,.  wie  dass  Andere  ao  Orest  gedacht  haben.  Hr.  B.  ist  selbst 
zweifelhaft  y  ohne  sich  zu  entscheiden.    .  •  ,  - 


Aesch^fli  Choephori,  receiu.  Bamberger.  175 

In  den  beiden  Torliergehenden  Systemen  nimmt  er  an  d«m  eifent- 
liehen  Tlirenos  gar  nicht  Theil,  denn  er  hat  sein  Klagelied  be- 
reits v.  152.  sq.  gesangen,  und  hoch  heftiger. bei  seineni  ersten 
Auftreten  t.  28.  sq.  Wie  nun  dieser  unvermuthete  Anfang  eines  so 
gewaltigen  Pianotns^  der  aosserdem  keine  Fortsetzung  weder  vom 
Chore  noch  der  Electra  erhält,  sondern  so  vereinzelt  mitten.hinein 
gpeworfen  wird ,  noch  dazu  in  lamben  ?  Da  musste  eben  so  gut 
erst  einem  vernünftigen  6nmd  nachgeforscht  werden,  wesshaib 
der  Chor  seinen  frühern  Weg  verlasse.  Muthlos  ist  er  nicht  ge- 
worden, das  hat  er  selbst  ausgesprochen  v.  397.  (415.) :  eine  derar- 
tige Lamentaüon  wurde  ja  aber  auf  Orest  eine  durchaus  entgegenr- 
gesetzte  Wirkung  äussern  müssen,  als  Chorus  erzielt.  Einen 
yoog  bringt  man  zur  Sähnung  des  Unrechts  (s..  oben),  ist.  ein 
solcher  yoog  also  hier  am. Platze,  wo  der  so  lange  schon  sich 
straubende  Orest  soll  angereizt  werden  zur  That  ?  wo  ferner  der 
Chor  schon  im  Allgemeinen  mit  der  Anstellung  eines  solchen  unzu- 
frieden war. 

Wir  wenden  uns  der  alten  Erklärung  wieder  zu  und  schrei- 
ben Ixoips^  mft  Grotefend ,  wenn  auch  Gottfr.  Hermann  sich  jetzt 
desselben  ebenfalls  entscfalagen   (was  Hr.  B.  nicht  anführt)  Op. 
Vif.  p.  59.    Der  Chor  nimmt  den  letzten  Anlauf,  alle  Kräfte  sam- 
melnd, .die  ganze  Schmach  soll  vom  Anfange  bis  zu  Ende  noch 
einmal  dem  Orest  vorgeführt  werden.     Zunächst  der  Mord  selbst 
—  dann  das  unehrliche  Begräbniss ,  dann  die  Zerstückelung  des 
Leichnams  zu  Orestes  eigner  Schmach,  dann  die  schmähliche  Be* 
handlung  der  Königstochter:  so  ist  der  Angriff*  gut  ausgedacht. 
Manches  von  diesen  Dingen  hatte  Orest  noch  gar  nicht  gewusst 
z.  B*  das  ftaöxttXl^sad'aij  wie  aus  dem  Beisatze  dg  rdd'  eläyg  er- 
hellt.  Schon  nach  den  beiden  ersten  Momenten  ist  er  überwunden. 
Wie  aber  hat  auch  der  Dichter  Alles  aufgeboten:  Eine  Schilderung 
des  Mordes  war  noch  gar  nicht  da  gewesen,  wed^r  in  diesem 
Threnos   noch  im  ganzen  Stücke  :  hier  wird  sie  gleich  mit  stark 
aufgetragenen  Farben  gegeben:  nicht  ohne  Grund  die  vielfa^^hen 
Auflösungen  der  Langen  in  kurze  Silben :  das  Benehmen  der  Kljt. 
^ird  so  nnbändig  geschildert,  wie  das  eines  persischen  Kiagewejibi;: 
es  ist  den  Worten  nach  ähnlieh ,  wie  Kassandra  prophetischen 
Geistes  sah,  im  Ag.  1110.  xqoxbIvsi  ds  %bIq  kic  xsgog  OQByofABVff* 
Das  sind  td  XBQog  ogiyfjiceta.  wie  hier  steht '  Und  dims  keip  Zwei* 
fet  an  der  Richtigkeil  seiner  Erzählung  sei ,  fügt  der  Chor  hinzu, 
dass  er  dabei  gewesen:  xtmc^.  d'  knsQQÖ&si  (so  mit  Müller, 
wenn  nicht  vidieicbt  in  äfiov  aer  Fehler  steckt  trnd:  avtüv  zu 
schreiben)     xQOTfp:dv  dfiov   xal  nccvdtliov  lidga:  er  hat  da 
gleich   vor  Schmerz  ob  des  Mordes  des  geliebten  Kömgs  sich 
das  Haupt  zerschlagen/    Grot^end  führt  ausserdem  ricntig  «p,  . 
dass  aus  den  spütern  Worten  Sxgaöös  ascig  viv  mäa  ^ditzti  her- 
vorgehe, es  sei  zuvor  von  der  Ermordung  selbst  die  Rede  ge- 
wesen;   Wir  sdiliessen  däa  auch  aus  dem  ersten  Worte  ^  welches 


.176  GfiechiscKe  Literatur^ 

Oreii;  wicifler  im  -  iamb.  Trimeter  spriehf :  natSQ  TQoitOLöiv 
ov  tvQctvvi'Tiol^    &aviiv.     Der  Zvsatjfe.zei^    eben,  dass  ' 
diese  Arg^vaaent  auf  seiofiia  Bntschlu^s  .vor  allen  den  entschieden- 
fiten  EInflufis  gehabt  habe.   ■ 

Wje  wir.  aber  immer  im  Laufe;  des  jKÖncen  Kornmos  nacl|- 
gewiesen ^  dass.  die  Worte  des-VoraDgehenden  dem  Worte  des 
Folgenden  die  Brücke  bauen  und  so  der  .innigste  Zusammenhang 
Termittett  wird,  so  ist's  auch  hier.  Mebtira.  sang  znlet2t  — r- 
Sffe  $aQg  von  defA^t;fid«,*'der  MuMcu*,  der  Sfi6q)Q€av  aei^  XvHög 
tn^^der  wohl  schmeichle'^),  abeir  nicht  wahr  sei :  das . bringt 
dön  Chor  zu  dieser  Erzähhing:  denn  wo  hatte  Klyt.  dasMUehr 
gezeigt',  als  bei  der  That,  wo  sie  durch  Schniieieheiwort  das 
Opfer  in  die  Falle  ge|ockt.     So  hatte  Kass.  im  Ag.  1259.  gesagt; 

Aus  dieser  Interpretation  gewinnen  wir  nun  aber  einen  nentn 
Beleg,  dass  der  Chor  nicht  aus  Trojanevlunen ,  sondern  aus  alten 
schon  lange  in  Agam..Haus  aufgenommenen  Sclavinnen  bestehe. 
Waren  sie  irSmlich,  wie.  aus  dieser  Erzählung- herForgeht,  bei  dem 
Morde  dea'  Agam.  zugegen  -gewesen,  so  kann  man, doch  nicht  mit 
Klausen  glauben , .  e]sr  würden  die  erst  eben  angekommenen'  Scla^* 
Tinnen  zum  Dienst  bei  einer  solchen  That  commandirt  sein  •  wo 
man  sich  lieber  der  treuen,  an  Gehorsam  lange  gewöhnten  Scla- 
Tinoen  yersehen  mochte.  Jene  siroAAoi.  dovXot^  die*  bei  deitn  Opfer 
zugegen  waren,  wieKlyt.  sagt  im  Ag.'v.  1037.,  bestanden  nicht 
aus  Trojanerinnen,  denn  ihnen  kommt  keine  Theilnabme- daran  zii. 
^ur  Kasssndra,  di0  so  besonders  der  tCiyt.  anempföhlen  war,  wird 
der  Ehre  theilhaftig.  Uejlirigens  vergesse  man  nicht,  dass  Klyt. 
dort  sich  wiederum  Terstellt  und  lügt.  Zu  Urgiren  ist  der  Aus- 
drück  [istd  noXkäv  6ovkmv  keineswegs,  wie  Klausen  zu 
r,  424.  thut. 

Electra  untcrstlitzt  den  Chor«  Sie  ruft  2c9  daraTietrcp  etc., 
und  nun  folgen  Erzählungen,  glieichsam  zur,  Ergänzung  der  vori- 
gen Trag&die.  (So  wird  von  Klytaemnestra^s  Ermordung,  diejn 
den  ChoSphoren  geschieht^  eine  nachträgliche  Beschreibong  in 
den  Eumeniden-  gegeben*.  Von  derjenigen  des  Aegisth  ist  dort 
ebenso  wenig  die  Rede,  wie  im  Laufe  <der  Choephoren  von  der 


^)  Tid^BCti  9uCvBiv  j  schmeicheln  kann  sie  wohl.  £^choL  sagt  ganz 
redit  r ^  V''t^9  ^  (nämiich  ndqtüvi  aulvsiv)  t^if*A  y  « lii  ft  vo  v  ff.  Nicht 
za  glauben,  -dass  die  Kidder  hatten  .sebmeicheln  wollen,  da  gilt- was 
der  Chor  im  Ag.  1665.  sagte :  «^  av  'AqytiaM  to^/i^tt^  ipmim  icffO^^tiipHv 


%om6v. 


/  **)  Man  stosse  sich  nicht  daran,,  dass  hier  Iwta^  yam  Afgisth  und 
dort  Von  der  Klyt.  Darin  nimmt's  Atx  Dichter  so  genan  nicht.  Im  A^un. 
1224.  heisst  Aegisth  ein  lioav  u,K\yt,  XiuMfay  a.i]ii.  1259.  ebenso  Agamem- 
non, z/ptmcoi'  in  Klyt.  Traame  geht  auf  Or^st^  Aegisth  n.  Klyt*  heissen 
Ch.  1002.  (1047.)  d^awivtfgi  in  Extau  ▼.  129.- ^^aH«£sw  tob  den  Fmcien. 


Aesdbyli  Choepliori,  recens.  Bamberger.  177 

dbr  Ka^fitiiidrft.  fiarlßtdes  flagegen  giebt  fn  sdnet  Eliebira  v:  843. 
ein^  irölchfe,  die  niän  auch  bei  Soph.  vergeblich  soctit.)  ttiesö 
Erzähltahg  tön  der  itft/^faxJig  *)  des  Vaters  dringt  tieif  in  Ok'estes 
Herz.  Er  cbbrau^cht  zweimal  den  Ausdruck  atifiog.  ^^Sle  sotl  es 
büsseh!^^  Was  ist;  lüitÖHfch^r,  als  dass  der  Chor,  der  solch  eitlen 
endlicheii  iBrfolg  sfdht,  min  anf  diesem  Wege  fot-tgeht,  um  Orest 
in  diei^^r  Stimmung  tu  behalten?  Darum  erzählt  er  ihm,  wie  der 
Leichhatä  in  Stücke  zerschnitten  sei.  Das  muss  für  etwas  Schmäh- 
liches gelt)eh.  So  i^tni  Eicctt«  bd'Soph.  444.  vtff*  ^s  d^ccvdip 
RtLßog^  äiSis  SvQfisviijg,  iiiaöiaXlöd^ri,  Hr.  B.  schreibt  tn 
V,  421.  p^adxccki^fiv  est  extremaä  mairaitm  pedumque  partes  am« 
pntare,  et  snb  dccisi  alis  su^endere^  (pia  re  Tindfctä  ejus  debili- 
tari  credebatnt :  ^ie  das  aii6  dem  Schol.  zu  Söph.  1. 1 ,  aus  He^ych., 
Phot.  i!knd  Sufd.  üqd  aus  dem  roii  Hrn.  B.  sowie  von  Herm.  zu 
Soph.  |.  l  citirteh  EtyAi.  M.  p.  118.  hervorgeht.  Wir  möchten 
ftber^  dns^  atisserdem  Gottfr.  Herrn.  W0rte  herges'chrieben  wären: 
vbri  sfaniie  fest,  Sdphoclem  omnino  iitafn  eitremds  corporis  j^artes 
amputaindi  üTudelitcäem  eö  verbo  cömprehendiss'e  nt  in  eadem  re 
Aeschyinm  Chöeph.,  denn  allerdings  i^ur  Anreizendes  pisst  hier. 
Das  fkädxctk(t^i''0  afsSühhwerk  darf  Met*  gar  nicht  gedacht  iverden, 
nur  iii  dhfiia^  die  damit  verbunden  zu  sein  pfltegt,  i^nd  die  für 
alle  Aligeh'Srfg&ili  dkräii^  hervorgeht.  So  i^chliesst  der  Chor  auch 
hier  »Xvexg  katQöSovg  diiag  Atliiovg.  Wesshalb  das  Klyt  ge- 
thatf ,  litehi;  hi^r  ileutitch  dabei, 

lioQOV  Kxlöah  (iwiiiva 

ä^ZQtov  aUavt  6(p  **)» 
Sie  wollte  einen  so  schmählichen  Tod^  dass  er  deinem  ganzen  Leben 
unerträglich  sei;  sie  wollte  mit  der  Verstümmelung  also  dir  selbst 
ein  Leid  zufügen,  eilte  dtfpfdei'g  für  immer.  Hr.  B.  erklätt  sich 
ganz  rilchtf^  daftir,  utitetr/iJpog  den  Tod  des  Agam.  zu  verstehen. 
Eiectra  stimmt  Nieder  elh:  ,,auch  mein  Lbos  wafr  artuog." 
Hit  Recht  hSllt  es  Ht.  B.  für  einen  grosseh  Missgriff,  dlö  Worte 
deib  €hbre  zna^theiletr.  Was  könnte  seine  ^  dtificjötg  Auf  Orest 
für  eine  Wirkting  ätiisisern!  Das  wfre  \elhe  Steigerung',  wie  wir 
aie  überall  gefunden,  sondern  eine  durchaus  unpassend^  Einmi- 
schung^ des  eigiiütt  Looses^  Atta  Etide  soll  Orest  gar  den  Mord 
unternehmen ,  weil  die  Sclavinnen  geplagt  gewesen.  Denkt  man 
aber,  d^r  Chbjr  heiStehreiKe  in  ienlcn  Worten  das  Weitere  des  aga- 
memhischen  Mordes ,  so  hal  dein  ebenfalls  Hr.  B.  schon  richtig 
widersprochen.  Wie  würde  dabei  der  Ausdruck  än(jiog  etc. 
passen?    Ja,  da^  Gante  stände  ddiin  gleichsam  ilii  Widersipruche 


*)  Die  Bestattung  Svsv  leoXttav  (in  üebereinstiinmung  mit  Aga'm^ 
1551.),  uvoi[i(OHtog,     Und  doch  ist  der  Gebrauch:  firitqog  röd*  ^qyov  rl 
•    yvvumos  ij  tinvatv  %'untBW  noöiv.     Vgi,  Eur.  Hei.  1275. 

**)  Vgl«  ^^^  Orest  oben  gcwBnstht:  einen  tdtpog  Sci^ciaiv  Bvcpd- 
Qfitog» 

JV.  Jahrb.  f.  Phü,  u.  Päd.  od.  Krit.JRibL  Bd.  XXXIV.  #/lt.  2.  \2 


178  Griechische  Literatur. 

mit  V.  405  (423.)  sq.  —  „Quac  Elcctra  poist  caedem  nsque  ad 
adyentttoi  Orestig  indigna  passa  Bit  describuatur^^  Hr.  B.  tcf- 
gleicht  Soph.  Ei.  182.  278.  Auch  v.  960.  jenes  Stücks  war  nicht 
zu  vergessen.  Der  Ausdruclc  xalgovöa  stokvduKQVV  yoov  xs- 
mvmiva  ist  hei  der  Erzählung  der  Kilissa  ün  Gedächtniss  au 
behalten  v.  697.  (?38.):  ^^bxo  {^  ^to  B.)  öxv^Qfonwv  IVrog  o>- 
udzcDV  yiAov.  ^  Alle  diese  Worte  machen  den  grössten  Ein- 
druclE  auf  Orest.  In  den  nun  folgenden  des  Chors  ist  schoji  die 
Ermahnung:  '^avxfp  tpQBväv  ßaösi  vorwärts  zu  gehen  (worin 
wir  eine  ahnliche  Beschwichtigung  sehen,  wie  Orest  der  Electra 
oben  gab) ,  aber  auch  nun  zu  verharren  «xaft»r9i*iv6t.  Orest 
ruft,  was  oben  der  Chor:  ägijg  agsi  ^vfißdkoi t  dlxadlna;  der 
Chor,  wie  im  Beginn  de«  Stücices  Electra  gesprochen. v.  103,  x6 
fioQöiiiov  piivsi  nikah:  so  ist  eine  völlige  üebereinstimmung 
Aller.  Und  dennoch  tritt  noch  wieder  ein  Verzug -ein:  die  Ge- 
schwister treten ^u  dem  Grabe  zum  Abschiede;  sie  rufen  den 
Vater  an.  Die  That  ist  fest  beschlossen,  aber  die  Folgen  der- 
selben,  so  beten  sie  Beide,  möchten  für  sie  Beide  gute  sein.  Es 
ist  die  alte,  oben  erwähnte  Furcht.  Gieb  mir  x^aro^  tf^v  6äv 
86ii&v ,  fleht  Orest ;  lass  nach  Aegisthus  Mord  "*")  in  glucklicher 
Ehe  mich  leben,  bittet  Electra.  Wir  bringen  dir  dann  reichlich 
Opfer,  du  sollst  nicht  mehr  atißos  sein,  nicht  lass  uns,  die  letz^^ 
ten  des  Pelopidenstammes,  untergeheui  du  lebst  dann  in  uns  fort. 
Der  Chor  **)  frph ,  dass  sie  nun  geendet,  fordert  wieder  auf: 

,  tdd'  aXX  iitstdri  dg&v  xatdQ^aöM  g>QBvl^' 
SqSois  Sv  ^ötj  äalnavognsi^QciuBvogy 

♦)  Dafi8  Emperiufl  Conjectur  oÄccri'  f*«r  dvSQog  ^Bicav  Alyic&qi 
li^^QOv  richtig  sei,  schliesfien  wir  auch,  aus  Soph.  El.  962  sq.,  wo  dem 
Zustande,  dass  ßie^is  rocovSe  tov  xqovox;  aXsyitTf^a  Ynq^uaHeivdvvyLSvotid 
%Bj  der  Grund* beigegeben  ist,  Aegisth  wolle  nicht  yivog  pXctatsiv  ioiaat, 
nri\iQV7iv  ccvTtp  ooiq)TJ,  Die  Erwähnung  des  Aegisth  hat  auch  in  den 
Chaephoren  keinen  andern  Zweck«  Schon  y.  165.  hatte  Electra  bei 
Soph.  geklagt  arsuvogf  ccvvfi(pBVTO^  atkv  olxvm.  Der  Wunsch  im  Munde 
des  Mädchens  darf  nicht  auffallen.  So  ruft  Macaria  in  Heraclid.  v.  524« 
tCg  yaQ  }i6(fr}v  ^Qtniov  7}  SctiiaQt*  ^%Biv  ij  naiSönotsiv  IS  i/iov  ßovXrjastai; 
und  die  euripideische  Electra  t.  1198.  ttVa  ydfiov  £1(11  i  tlg  nocig  ^ 
Ss^Btcci  vv(tq)Mag  ig  avvdgy  — *  Hr.  B.  will  tvXBlv  {isz*  äv^^og^  unter 
fty?}^  den  Orest  verstehend. 

**)  Dem  Chore  hat  Herrn,  die  Verse  mit  Recht  restituirt,  ob  auch 
die  beiden  yorangehenden ,  ist  zweifelhafter.  Jatftovog  nsiqoofiBvog  ist 
wie  Agäm.1663.  der  Versschluss..  Uebrigens  wenn  alle  vier  Verse  dem 
Chore  gehören  sollen,  so  ist  tu  f  älka  ^(fSoig  an  Orest  gerichtet.  Das 
deutlich  zu  machen,  blieb  dem  Schauspieler  überlassen«  Wir  bemerken 
das  nur,  w6il  in  Iph.  Aul.  436.  man  einen  derartigen  Uebergang  als  un- 
deutlich beanstandete. 


Aeschyli  Cboephori ,  recens.  Bamberger.  179  ' 

Und  dennodi  kommt  nocb:  einmal  eine  Verzogerong:  Oreat^will 
erfahren,  was  die  Klyt.  zu  der  Choensendung  Teranlafist  hat.  ?Un- 
angenehm  muss  dieser  neue.  Aufschub  dem  Chore  sein.  Dlaher 
lässt  er  sich  Alles  einzeln  abfragen  [hier  hat  die  Stichomythie  wie 
an  manchejQ  andern  Stellen  ihren  guten  Gnind],  und  erst  als  er 
sieht,  wie  gross  derEinfluss  dieses 'fraümes  auf  Orest  ist,  w|e 
dieser,  getade  wie  bei  Soph.,  dadurch  noch  fester  wird,  expecto- 
rirt  er  sich  weitläufiger  *). 

Dieser  anfänglichen  Ungeduld  .  entspricht  nicht  die  von 
Hrn.  B.  angenommene  Lesart  nagij  in  v.  504.  (523.)  —  Denn 
schon  verlassen  wir  die  lyrischen  Partien  des  Stückes  und  wenden 
uns  noch  etwas  dem  Dialoge  im  Trimeter  zu.  Gottfr.  Herrn,  hat 
aus  nägsi^  was  die  Handschriften  geben,  das  .obige  hergestellt 
Das  enthält  die  grösste  Bereitwilligkeit  des  Chors ,  die  gar  nicht 
erwartet  wird.  Ein  Sträuben  wäre  passender.  Dßs  haben  wir, 
wenn  wir  die  Lesart  des  Guelph.^  die  Ton  dem  Schol.  ebenfalls 
als  Variante  angeführt  ist,  annehmen  und  den  Versanfang  statt 
ol6*  cS  tixvov  nuQ'^  yccQ  schreiben: 

War  Qrest  oben  zugegen  t.36.,  wo  ja  der.  Grund  derChoSn- 
Sendung  angegeben,  wa&fi^agte  er  hier. noch i  Dass  er  zuge- 
gen gewesen,  hatte  Chor,  theiis  an^  dem  Verstecke  abnehmen 
können,  äas  Orest  oben  verlassen,  theiis  aus  der  zuletzt no£h 
von  demselben  ausgesprochenen  Sentenz,  denn  es  ist  die  des 
Chors  von  v.  66i  her.  Darum  ruft  er  ihm*  den  verlangten  Qrund 
mit  denseiben  oder  ähnlichen  Worten  zu,  den  Ausdruck  8vg%Bog 
yvv^'  gerade  wie  oben  v.  45.  gi^brauchend.  ^^  als  II.  pers.  Im]perf. 
ist  auch  die  vulgare  Lesart  in  v.  345.  (359,) —  Bei  Soph.  heissts 
T.  1301  :dXk*  ölö&»(isv  tdvtivdt^  näg  yccg  ov;  xXvcov^ 

'  Doch  wir  wollen  nicht  Einzelnes- ans  dem  Zusammenhang:e 
herausreissen,' lieber  eine  ganze  Seen«  verfolgen,  zur  besserii 
Würdigung  des  von  dem  Hrn.  Herausgeber  Gegebenen.  Wir 
wählen  diejenige,  wo  Orest  und  Pyiades  „versa  pariter  cum  voce 
figura^^  nebst  ihren  Dienern  zurückkommen ,  und  die  eigentliche 
Handlung  des  Stückes  erst  beginnt:  v.  612  (653.)  sq.  Es  ist  eine 
Scene,  in  welcher  sich  die  agirenden  Personen  verstellen-:  hier  - 
sowohl  Orest  und  Pyiades,  wie  Klytaemnestra ,  wieEiectra;  ja, 
auch  der  Chor  muss  ein  Gleiches  thun.  Im  Laufe  des  torigen 
Stücks  spielte  Klytaemn.  lange  Zeit  diese  Rolle,  dass  aber  sämmt- 
liehe  Theilnehmer  einer  Scene ,  den  Chor  mit  eingeschlossen, 
sich  verstellen,  und  ?swar  nicht  blos  aus  verschiedenen  Motiven, 


r  *)  Bei  Earip.  wird  die  ganze  lange  Scene  des  Gebets,  des  Kommos 
in  wenig  Verse  zusammengezwängt ,  gewiss,  weil  zu  wenig  Handlang 
darin.  Dort  drängt  Electra  684. ,  denn  der  Chor  spielt  eine  zu  unter* 
geordnete  Rolle. 

12  * 


180  Griechifixhe  Literatur. 

sondern  auch  in  verschiedenen  Aeusserungen,  mochte  wohl  in 
der  uns  helLsnnten  ^iech.  Tragödie  das  einzige  Beispiel  sein. 

Es  ist  zur  richtigen  Auffassung  dieser  Scene  nothwendfg, 
sich  des  zwischen  den  Geschwistern  und  dem  Chore  vorher  bere- 
deten Planep  zu  erinnern,  denn  dieser  soii  jetzt  zur  Ausführung 
gelangen.  Danach  sollte  Electra  in^s  Haus  gehen  und  die  Dinge 
dort  abwarten,  dort  auch  das  Nothige  vorbereiten  560.  (579.)} 
Or.  wollte  mit  Pjlades  als  Gastfreund  des  Hauses  erscheinen,  mit 
der  cdyQ  belcleidet;  sie  wollten  sich  für  Phocenser  ausgeben  und 
auch  die  phbcische  Sprache  reden.  Der  Chor  sollte  von  dem 
Verabredeten  nichts  veriautbaren,  aber  zur  geeigneten  Zeit  auch 
sein  Wort  zu  machen  verstehen  *).  Electra  ist  also  auf  ihrem 
Posten  im  Hause.  Die  beiden  Männer  kommen,  es  wird  inzwi- 
schen Abend ,  Orest  klopft  mit  seinem  Spiesse  an  die  Pforten  des 
königlichen  Hauses ,  den  Thürhüter  dabei  rufend.  Da  er  voraus- 
setzte V.  546.  (565.) ,  es  würde  keiner  der  Thürhüter  sie  gern 
anmelden,  aber  für  den  Fall  beschlossen  hatte ,  so  lange  zu  war- 
ten, bis  Jemand  vorüberginge  (vgl.  Eur.  El.  104.),  so  Ist  sein 
heftiges  dreimaliges  Pochen  erklärliche  sowie  sein  Doppelruf  xai 
%aL    TqIzqvj  ruft  er,  to^,  ixKigafAU  i&iAdzmv  %akm 

hXmg  ipiX^hv  i6t\v^  Alytadov  ßi^. 
So  schreibt  Hr.  B.  im  Texte,  in  der  Note  aber  ßlav  vorschlagend, 
ut  duplex  accusativus  a  xaAco  pendeat.    Quem  evocat  bis  verbis 

• 

'•')  Dass  in  den  letzten  Worten  564.  (583.)  Oreat  auch  dem  Pylades 
einen  Auftrag  gebe  und  zwar  den  wichtigsten ,  nämlich  das  Ganze  au 
überwachen ,  bestreiten  wir  trotz  der  Antoritat  Gottfr.  H^maan'» ,  dem 
Hr.  B.  folgt.  ^Mirum  si  Pyiadem  adstantem  et  iidam  certaminia  sociam 
futamm  ojrätione  praetermitteret.^'  KeineawegSy  denn  Pylades  steht 
dem  Dichter  gar  nicht  mit  den^  übrigen  Personen  auf  gleicher  Stufe. 
Wäre  -er  der  oQd'otüocg  iupriqidQQvg  dytovag^  so  erl&ielte  er  eine  s<dche 
Wichtigkeit,  dass  er  onmöglich  im  ganzen  Yerlanfe  des  Stücks  —  die- 
bekannten  drei  Verse  aasgenoamien  -—  eine  stumme  Penon  abgeben 
konnte,  dass  es  ausserdem  lächerlich  erscheinen  wurde,  musste  er  vom 
Orest  eine  RoUe 'empfangen ,  da  deren  Austheilung  billiger  Weise  ihm 
zukäme.  Wer  hat  denn  die  iffpfjq>6Qovg  dywvug  geboten?  Doch  nicht 
Pylades?  Orest  sagt  es  vor  und  nach  der  That  genug,  um  die  Schuld 
von  sicli  abzuwenden:  der  Gott  ist's,  Apollo.  Mit  ihm  schliesst  er  aueh 
hier,  ihm  lässt  er  alles  Uebrige  anempfohlen  sein,  vet  aXla,  schon  ana 
V.  493.  (512.)  bekannt,  die  Ausführung.  Wellaner  hat  Recht,  ein  Ca- 
stus auf  die  Bildsäule  des  Apoll,  die  vor  dem  Palaste  steht,  Trie  aus 
dem  vorigen  Stücke  bekannt,  machte  Alles  deutlich.  —  Maller  konnte 
für  seine  ^Annahme ,  es  gehe  auf  Agam.,  den  Gebrauch  von  inomsvaui 
in  V.  470.  (489.)  anfahren !  —  Aber  der  letzte  Gedanke  vor  der  Aus- 
führung gehört  dem  Apollo ,  so  nur  ist  es  dem  oresteischen  Geiste  ange- 
messen. Vgl.  die  ähnliche  Situation  im  Agam.  v.  973.  Mit  dem  Anrufe 
des  Zeus  schliesst  der  Akt,  der  der  Ausführung  vorhergeht,   auch  dort. 


Aeschyli  Choephori ,  recens.  Bamberger.  181 

Or.  ex  aedibus ,  non  semifl  est  sed  domihns.  ef.  t.  622.  i^eX^ita 
riQ  dfO(i€iTG}v  xBXs6q>6Qog.  Dass  er  jetzt  den  Thürhuter  heraos 
haben  wolle  und  keinen  andern,  geht  aus  nalntxl  etc.  hervor) 
der  soll  erst  eine  Botschaft  empfangen ,  um  sie  an  Aegisth  zu 
bringen.  Der  Plan  war  ja  auch  gewesen,  in  das  Haus  zu  dringen^ 
um  den  Aegisth  Iv  ^govotg  natgog  zu  finden.  Qottfr.  Hermann 
nifunit  die  andere  Lesart  Mylö^ov  ölai^  siquidem  hospitäies  sunt 
propter  Aegisthum.  Hr.  B.  meint,  das  sei  sehr  matt:  eine  Kritik, 
die  für  diese  Scene  gar  nicht  passt  ,  Denn  dass  Orest  auch  seine 
ganze  Denk-  und  Ausdrucksweise,  nicht  blos  die  Aussprache, 
verstelle,  werden  wir  noch  gewahren.  Wir  glauben  aber  mit  der 
Belassung  von  dlai  lasse  sich ,  wenn  die  Interpunetion  vor  j^ly^ 
bleibt,  ein  noch  besserer  Sinn  gewinnen :  „es  ist  des  Aegisthus 
halber^  dass  ich  rufe^.  Zu  diesem  verlangt  er,  wie  ein  ^ivog 
nicht  des  agamemnonischen  Hauses ,  sondern  des  jetzigen  Herrn : 
das  Wort  soll  dem  Tbürhüter  alle  Furcht  benehmen  und  ihn.  ge- 
neigt machen ,  herauszutreten.  Auch  hei  Soph.  heissfs  v.  .1106. 
dijkmöovj  Sri  O&uyg  fAativovö*  avägsg  AXyiö^ov  tiv$g. 

Er  kommt  *)    und    fragt  %o8an6g  6  ^avog;    nod'Bv;   eine 
Frage,  die  Or.  zwar  aus  dem  Munde  des  Aegisth  erwartete,  die 
indess  wohl  in   der   Instruction   eines  jeden  Thürhiiters  liegt« 
Orestes  antwortet  darauf  nicht,    seine  Kleidang  und  Sprache 
konnte  schon  Jn  "Etwas  die  Antwort  geben.    Er  giebt  ihm  den 
Auftrag,  die  TtvQioi  da^(idrov  herauszurufen,    er  habe  für  sie 
eine  Botschaft,  nach  deren  Entledigung  er  im  allgastlichen  Hause 
Anker  zu .  werfen  gedenke.    !E|£Adir(D  rtg  dc^fiarov  ttXaöipoQog 
yvvTJ  TOTtaQx^S  *  o^f^Sga  d'  BVTtQBnaüxBQov 
alddg  fdg  Iv  Is^d'tläiv  evx  inagyifiove 
Xdyovg  tl^ri^iv. 
So  V.  632  (663.)  sq.    Hr.  B.  will  yvv^  ötiyoQxog^  indem  er  hin- 
zurügt:  per  omnem  scenam  verba  Orestis  ita  conformata  sunt,  ut 
arctioris  eins  quae  aedium  est  conditionis  notitlam  prodant,  hie 
illic  adeo  tectus  sensus  latcat,  maxime  in  fine  sententiarnm,  qua- 
lem  orationis  ambiguitatem  tragici  amant.     Quae  causa  est,  cur 
mullerem  qoae  aedium  Imperium  habeat,  prins  evocet  quam  do- 
minum.    Dein  quasi  se  cprrigens  cetera  addit,  ne  se  non  esse 
peregrinnm  prodat.    Pronomen- rig  v.  622.  (653.)  dictum  est,  qaia 
orationem  incipit  tanquam  nihil  dictnrus ,  nisi  ut  allquis  imperium 
habens  aedibus  procedat,  quod  deinde  arctius  definit  additis  ver- 
bis  yvvi^  ötiyaQxog  sq.     Quapropter  post  zeksöqfogog  pärnmper 
voce  subsistendura.  Hier  ist  Wahres  mit  Falschem  gemischt.  Man 


♦)  O.  Müller  p.  110.  not.  3.  meint,  der  Thürhüter  werde  nicht 
•icbtbar.  Würde  dann  Orest  wohl  zehn  Verse  ihm  zurufen  können?  Der 
lohalt ,  derselben  beweist  ausserdem ,  dass  sie  zu  einem  Gegenwärtigen 
gesprochen,,  den  der  Redende  von  Angesicht  zu  Angesicht  gesehen.  Es 
ist'dn  na(faxoQi^(t€i. 


182  Griechische  Liteiratüir. 

dürf  zunSchst  in  der  Gestattung  der  AmbigtiitSt,  bei  Aescfajios 
sümal,.. nicht  zu  nachgiebig  sein.  vgl.  unten.  Unüberlegtheiten, 
kann  sich  Or.  unmöglich  hier  zu  Schulden  kommen  lassen.  Für 
eine  solche  aber  müsste  man  es  erklären ,  wollte  er  Klyt.  hier 
aliein  heraus  haben^.  Er  hat  die  Todesnachricht  zu  bringen ,  an 
die  Eitern  —  denn  dass  er  selbst  den  Glauben-  affectirt,  als  sei 
Äegisth  des  Orestes  Vater,  kann  man  aus  v.  649.  (690.)  abneh- 
men «—  wie  kann  er  nur  dazu  die  Hausfrau  herbescheiden  1  Das 
würde  doch  Verdächt  erregen,  dön  er  zu  vermeiden  noth wendiger- 
Weise  sich  bestreben  mqss.  'Möchte  er  sich  nachher  auch  corri- 
giren,  es  wäre  der  Argwohn  doch  einmal,  angestaclielt.  Nein, 
es  passt  nur,  dass  er  es  in  die  Willkür  des  Dfeners  stellt,  weil 
er  rufe,  oder  vielmehr  es  durch  den  Dieiter  der  Herrschaft  an-> 
heimgebe,  wer  kommen  wolle.  Fw^  oder  Tonagxog^  lyer  es 
sei.  Dass  er  dann  fortfährt  avdga  d^  evTCQBnsöTSQOv^  giebt  sich 
so  ganz  als  wäre  es  Product  einer  augenblicklichen  Ueberlegnng, 
dass  es  den  Diener  ganz  arglos  machen  muss. 

Zu  schreiben  \ßt  yvvij  ij  roTcaQxpg ,  so  dass  die  Worte  per 
synizesin  zu  leaen.  Will  man  eine  Ambiguität,  so  liegt  dieselbe 
in  tBkB6q)6Qog^  welches  heisst  ,,zu  Ende  bringend^^.  Was?  der 
Diener  kann  nur  verstehen :  ,,den  Auftrages  Orest  aber  meint 
vielleicht:  ,,den  Planes  Indess  hier  tlint  grosse  Vorsicht  Moth ; 
man  darf  denoi  Aeschylüs  nicht  so  kurzweg  zuschreiben,  was 
bauptsächlich  erst  die  späteren  Tragiker,  namentlich  Euripides 
so  gern  gebraucht  hallen  *). 

Schwieriger!^  der  folgende  Satz:  aldag  ytig  etc.  Denn 
Hr.  B.  hat  so  unrecht  nicht,  wenn  er  die  gewöhnlichcvlnterpre- 
tationiür  contoi^ta  erklärt,  und  an  der  Wiederholmig  derselben 
Begriife  Iv  IexQ",  unA  koyovg  innerhalb  eines  so  kurzen  Satzes 
anstösst.  Indess  wer  nun  behaupten  wollte,  dass  gerade  all  diess 
.Ungewöhnlichie  der  Dichter  absichtlich  in  den  Mund  des  ^(inoQDq 
gelegt,  als  weicher  hier  Orest  erscheint?  Denn  es  wäre  thö- 
richt,  wollte  Orest  blos  durch  einen  angenommenen  Dialect  seine 
Persönlichkeit  verstecken:  nicht  blos  durch  die  Aussprache, 
durch  ganz  andere  Mittel  muss  er  der  Gefahr  der  Erkennung  ent^ 
gehen  wollen.    Ein  innoQog  redet,  denkt ^  verbindet  die  Worte 


*)    Wir  kennen  bei  Aeschylüs  nor  noch  ein  Beispiel,  im  Agamenuu 
v.  912 — 3.     Wenn  dort  Klyt.  schliesstTa  ^  &XXa  q)QOvtls  ovx  vnvn 
vtr.tofiivrj  d^ast  ötyiciloos' ^vv  Jd'sqig  stiiUQfiivay    so   versteht  sie   gewiss 
unter  dem  «ra  aXka  die  Ausfuhnmg  ihres  schon  bis  in^s  Einzelne  ^e&ssten 
Planes :  Agam.  aber  „alles  Weitere ,  ^as  nach  seiner  Ankunft  der  Ein- 
richtung oder  Sorge  bedarf  ^     Aber  es  kann  ebenso  gut  behauptet  wer- 
den ,  diese  Worte  habe  Klyt.  bei  S^te  geredet ,  wie  siö  das  auch  v»  973 
— ;74.  thut.     Freilich  kann  an  letzterer  Stelle  Agam.   bereits  liuf  dem 
Wege  zur  Wohnung  sein.  —     Von  der  Ambignität  in  Ch.  655  (696)  sq. 
sogleich. 


_« 


Aeachyli  Ghoephori,  recena^  Bamberger.  183 

anders  als  ein  Konigssohn:  die  Sprache  des  Gebildeten  wird  auch 
in  jenen  Zeiten  Ton  der  des  minder  Gebildeten  verschieden  gewe- 
sen sein.    Dass  auch  die  Traj^lcer  derartige  Abstände  in  ihren 
Dichtungen  ausgedruckt  haben,   davon   gicbt  der  Ph^lax  in  der 
sophokleischen  Antigone  und  der  h'ßnogog  im  Pbiloctet  einen  Be- 
weis, sowie  auch  schon  die  Zeugnisse  der  alten  Grammatilcer  für 
den  XSiög  xägaKtijQ  ciyysXc5v  *)  hierher  zu  .ziehen  wären,  nicht 
minder  die  aristoteiiscne  Forderung  tc'sqI  di  tov  TcaXaig  ri  p^  xa- 
^X(Ds  i^.^QtltaiiqTctnQaiitai  oü  fiovov  öxtmiov  slg  iavxo  ro  nS' 
nQay(£ivov  rj  slgrjfiivov  ^  sl  pstovSc^ov  ij  q)avXov^  dkXä  xal  alg 
tov  ngdztovra  ^  Xiyovxo^  nQog  ov  rj  ois  ij  otcp  rj  oi  Mvstcev  olöv 
^  (lel^ovogi  ayad-ov  tva  ysvfjtai  ^^isl^ovog  xccxoS^Lva  aTtoyi- 
vrjtai  '^*).-.  Der  sorgsame  Kritiicer  wurde  also  auch  hier  zunächst 
nachzusehen  haben,  ob  vielleicht  in  den  Worten  des  Sfinogog  — 
Orest  sonstige  Spuren  einer  minder  gebildeten  Sprache  vorkom- 
men ^^ur  den  Fall  durfte  wenigstens  weder  ein  contortum  dicendi 
genus,    noch  eine  Wiederholung  zweier  dasselbe  sagenden  Aus- 
drücke eliien  Grund  abgeben,  eine  Lesart  zurückzuweisen.   Wäh- 
rend Hr.  B.  mit  anzuerkennender  Sbrgsamkeit  sonst  bei  der  Hand- 
habung der  Kritik  die  Gemüthszustände  und  Verhältnisse  der  Re-  * 
denden  berücksichtigt. —  wir  erwähnen  z.  B.  die  Noten  zu  v.  184. 
und  189.-,  vor  Allem  die  Beurtheiiung  der  Sprache  der  Kilissa  zu 
V.  697.  711.  und  des  Olxhfig  zu  v.  837.  —'  hat  er  hier  mit  Un- 
recht dn  solches  Vc^rfahren  ausser  Acht  gelassen.  ~  Denn  wir 
glauben.,  dasselbe  würde  bestimmte  Aufschlüsse  gegeben  haben. 
Was  z.  B.  die  bemerkte  Wiederholung  derselben  Begriffe  inner- 
halb eines  kurzen  Satzes  betrifft ,  so  findet  dasselbe  und  Aehn- 
liches  V.  625  —  26.  (666-^67.),  634  —  35,  statt.    Es  ist  eine 
Weitschweifigkeit,   die  auch  bei  uns  für  Eigenthüm  der  Ungebil- 
deteren gilt,  wenn  es  an  letzterer  Stelle  heisst  6tti%ovta  ig^AQ- 
yog  — ^  äöjteg  dsvg  dicsivyfiv  xodag.     Das  ist  ein  Streben  nach 
Deutlichkeit,  wo  dasselbe  ganz  überflüssig.     Daher  auch  die  Bei- 
fügung von  Versicherungen,  die; den  möglichen  Fragen. des  Zuhö- 
rers halben.  Wegs  entgegenkommen ,  wie  v.  638.  (679.)  xsv9o(iai 
yag  iv  Xoytp^t  die  grosse  Umständlichkeit,  mit  welcher  er  gleich- 
sam ab  ovo  anfängt,  und  das  Wichtige  neben,  das  Unwichtige  setzt 
V.  634  —  39.  (675  —  80;),    weiter  die  Anführung  der  ipsissima 
vcrba   [Gharaicteristisches  jeder  Bottenerzählung]   des   Auftrags, 
hiier  unterbrochen  von  einer  Beurtheiiung  der  Einzelheiten  des« 
selben  in  navdlxoig  ^sftV7][ilBVog'    yVir  glauben  nämlich,  dazu  sei 

■     .  ■  *  \  ' 

*)  S.  in  unsern  „Verdächtigungen  Eurip.  Veree"  p.  89 — 90.  p.  78. 
und  im  Excuirs  VI.  ;eu  unserer  Ausg.  der  Iph.  Aul.  p.  291. 

♦*)  Ar.  poet.  XXV,  8i  —  Zu  vjgl.  ist  nochr,  was  in  Bezug  auf  den 
Wächter  und  den  Boten  in  der  Antigene  Aug.  Boeckh  in  der  Preussi 
Staatszeitung  geschrieben ,  gelegentlich  der  Beurtheiiung  von  der  neuen 
Aufttthmng  dieses  Stucks  in  Potsdam. 


1 


184  Griechische  Literatar. 

aus  4f:m .  Yoran^eheiide^  ^?^a  ^u  supoUren,  n^nMich  Str^ffbiofl: 
,^ejr  gedachte  der  EUerp  ganz  recht^^  T^um  A\ittrt\^e  gehören  die 
Worte  nicht,  sonst  würde  xavöUcDg  schwerlich  gereizt  sein.  Es 
ist  aber  Gewohnheit  der  Ungebildeteren,  den  Fi^s^  der  Rede  so 
mit  einer  eigenen  Bemerkung,  ni^mentlich  mit  e^n^m  Ürtheile  zu 
unterbrechen:  überhaupt  ziehen  sie  kürzere  Sätze  defi  längeren 
Tor,  wie  wir^s  hier  haben  v.  615.(656.)  MylöQqv  ßiaci,  und  Q19 
— 20.,  wo  hinter  öxoteivdv  Tollstäodig  zu  interpungiren.  Ander« 
ist  das  ÖS  nicht  zu  erklären,  womit  die  Rede  danach  wieder 
ai^hebt.  Die  mangelhafte  Verbindung  der  Sätze  kann  ebenfalls 
^in  Beweis  d?r  Sprache  der  Umgebildeten  sein.  Piese  pflegen 
die  Gedanken  nur  so  herauszus^ossen ,  um  die  Verbindung  mit 
dem  Folgenden  und  Voransteheoden  wenig  bekümmert.  Wir 
haben  hier  ein  Asyndeton  z.  B.  v.  625.  (666.) ,  v.  663^  (704.), 
das  keine  andere  Erledigupg  findet.  Schwi9r]\ger  ist's,  auch  in 
dem  Gebrauche  der  Worte  den  Ungebildeten  zu  erkennen.  Dass 
ayyeklB  lüer  ohne  Zusatz  dessen,  was  er  sagen  soll,  «teht,  wollen 
wiiT  nicht  urgiren;  denn  wir  sind.geneigter,  üi  y.  622.  d^n  Auftrag 
zu  sehen,  zu  dem  er  vor  andern  Gedanken,  di^  sich  ihm  häuften, 
nicht  früher  gelangen  konnte.  Ist  aber  akXtag  v.  639.  (680.)  nicht 
eigenthümlich  gesagt?  {jxa  xal  q>eQO  für  (pegoiv  könnte  vielleicht 
auch  herbeizuzieh^en  sein,  auch  die  Wiederkehr  yoji  bItcb  625« 
636.  641«  647.  und  die  Doppeiparticipia  innerhalb  eines  Verses, 
wie  h^ötoQijöas  xal  öatprivlcag  odov  637.  und  xtiLtaiviöavta 
Twl  xttte^bv&uBvov  T.  665«:  jedenfalls  verräth  das  Bild  ayxvQav 
(kiädvah  Iv  öp^iOLöL  so  recht  den  Kaufmann. 

Gehen  wir  nach  diesem  Excurs  zu  der  in  Frage  stehenden 
Stelle  zurück,  so  hat  Hr.  B.  aus  demnach  nicht  zu  billigenden 
Gründen  vorgeschlagen  alödg  yug  akkax^elöa  vov  xdfcagyiiiovg 
loyovg  Tl^fjöt^  pndor  sana  mente  commutatus,  in  locum  sanae 
mentis  succedens  orationem  etiam  obscuram  reddit.  Das  ist  viel 
zu  gesucht  und  zu  hoch  für  diesen  i^ixogog.  Soll  emendirt  wer- 
den, so  ist  der  Vorschlag  von  Bothe  und  Weliatker  ovif  doch  der 
beste.  Nöthig  halten  wir  keinerlei  Aenderung,  Man  konnte  auch 
den  Satz  fragweise  nehmen. 

Kljt.  kommt  aus  dem  Hause  *)  mit  der  Electra.  Nicht  dass 
«ie  bereits,  wie  Klausen  zu  v.  622.  glaubt,  bei  den  letzten  Wor- 
ten des  Orest  herausgetreten ;  es  hat  vielmehr  eine  Pause  statt- 
gefunden ,  in  welcher  der  Tbürhüter  den  Auftrag  ausgerichtet. 


*)  ÄU8  der  Gesindcwohnang;,  sagt  Genelli  p.  203.  Meint  er  damit 
die  ywamstbi  nvla^ ,  so  hat  er  Recht.  Dahin  kehrt  sie  nachher  zurück, 
wie  aoB  v.  832.  (878.)  hervorgeht.  Von  dorther  hatte  sie  den  Chor 
gleich  zu  Anfange  geschickt.  Vgl.  v.  36.  „Die  Mittelthar  i^t  verJ9^0| 
ihre  Rolle  liegt  im  Grabe: -der  Knecht  erscheint  an  ihrer  Stelle.'* 


Aeschyli  Ch^SpKori,  recens.  Bajoborger«  185 

ns^turH^  gan^  genai^,  wi^  d^geUbe  ertheilt  wfr  *)•  Dar^m  kann 
Kljt.  ^^a^^f  antwQrlen.  Q^  ^ex  Dichter  ^ie  P^i^oa  der  Kljt  nur 
aii|*  jci^rze  Zeit  vo^fühift,  %o  hat  er  sie  gl^eich  in  ihrer  g^uaea 
W^e  ft^ftret^n  la^^ep  ^  wi&  ini^q  s^e  noch  Tom  ^f  t^ten  Sti^pke  her 
keunf.  Da  ist  jeqe  Prunksucht,  ^ene  VersteUiing  und  Lüge« 
,^Si^gt  es  nur,  wess  ihr  he^V^^t,  was  sol^h  ^in  Palast  zu  habea 
gfl^^^,  it^r  ^nd^t's  hier^^  (u(i4  allerdings  ertöi^t  im  Stucke  ja  oft 
g^nyig  die  Kli^e,  dasi^  der  ^Ite  R^ichthuqi  in  solchen  Händen  sei), 
^.^)ik^(l¥(^i'9fV^Q.^  (^et^t ^erpichter  das  n^it  Ab^ichtüchkeit  vorauf 
i^  \jfM  giebi's  di^  (M^nn,  d§np  Agai]^.  fie^  in  e^nem  solchen,  vgL 
Ag-  4I07.  1127-  Enm.  460/633.  **)>  «dfl  mvmv  «4»^^^« 
ötQWfivi^  (wie  hatte  Agam.  sich  gegen  den  Gebrauch  derselben 
gewehr^:  fifj^*  ^^cc6l  Ctgdöae*  inlq>9ovov  mgovrl^s^Ag» 
921.%  äi^>ctic9V'  z  d/iffaTcov.arapovd/a.  Das  Letztere,  die  Anw^- 
^ei^he^t  ger^^t^E  Mei^hei^,  ist  eine  hitt<^e  Lüge,  mindesten^ 
eiQe  aus  To^igei;!^  S^cke  ]|i|ek^nnte  Verblendung.  Wir  folgen  in 
diei^er  Erklärung  dena  Sch^^o  indem  wiir  in  Bezug  auf  ofifia  uns 
au  /^^scbyl.  Pers.  l^^d.  erinnern ,  wq  Atossa  sagt :  ofLfia  yäg  dd- 
fi&v,  vQiii^cj,  $£(S7tQxov  Tpags^yölav»  Hr.  9.  sucht  nach  einer  Gon- 
jectur,  wes^halb  nur^  ^^n  Vorschlag  öi^altog^  Sminixfav  %a- 
QOV0la^  ißt  doch,  gegep  4^^  Vulg.  gehalten,  äusserst  matt. 

(iresA  schliesst  «eine  \lforte,  die  er  an  die  Klytaemnestra 
richtet)  also: 

%o6avz  a^ov^i^Lg  ünov,  iL  Sk  tvy%dviß 
%oIq  %vgl(yM<i^  3e^  %QogriKovOi*v  kiycoy 

Dazu  scbreibi^  Hr.  Q«  bIS^/du,  sunt  qui  ita  interf^retentur  ut  sup- 
pleaii^t :  d  zvy%avm  x^xlq  no^gT^^ov^iv  Kkyfov^  nescio  quo  sensu. 
Inest  verQ  acerbitas  quaedaim  quosd  Orestem  mortuum  esse  patrem 
eins  r^i^ci^ceire  pi^  ^s^e  ^it,  tan>qiuim  Agamemnonem  dudom 
occisujff  ipse  aescUt.  .  Da;9t  i$t  Tollkommeni  recht,  es  ist  zu  üHvai 
zu  suppliiren  ZQ0av%tx^  Dass  Orest  seine  Mutter  erkenne,  wer 
kann  daran  zweifeln,  du  Eieotra  mit  ihr  herausgetreten?  Also  es 
ist  Vecstellungy-mit  welcher  er  die  Klyt:  arglos  machen  wilL 
Nicht  ohne  Grund  setzte  er  v.  636.  (677.)  ayvmg  nQoq  uyvm\ 
er  will  d^n  Anschein  haben,  als  kenne  et  die  Verhältnisse  gsir 
nicht.  Strophius  hat  ihm  gesagt,  ngog  xovg  xBKOVtag  solle  er 
die  Nachricht  bringen,  daraus  kann  er  geschlossen  haben,  das 
Elternpa^r  sei  das  Herrsclierpaar  des  Hauses.  Man  kann  aber 
wohl  annehmen,  dass  bei  dieser  Nachricht,  die  ihrem  Traume 
der  verwichenen  Nacht  so  ganz  entgegen  eintrifft,  Klyt.  argwöhn!- 

*)  So  versichert  der  Alte  bei  Eurip.  667«  der  feleptra,    er  walle 
Alles  80  genau  überbringen,    £az'  ccvzd  y    i%  aov    ctoiuntos  Biifijc&ctt 

**)  Auch  bei  Eurip,  befiehlt  Aegisib  lovvq  äs  %a%usztt  zolg  ^vu% 
tifi  €ti{iina  V.  791.  ^ 


186  Griechisclie  Literatnr. 

scheii  Blickes  erscheint,  wie  sie  oft  in  dein  Torigen  Stucke  im 
bedeutsamen  Schweigen  dagestanden  hätte. .  Ihr  Argwohn  spricht 
sich  auch  nachher  dadurch  aus',  dass  sie  dem  Aegisth  4sagen  lässt, 
mit  bewaffneter  Begleitung  zu  kommen.  Zur  Abwendung  des-^ 
selben-  mires  Orest  schon  stark  auftragen.  Darum  können  wir 
kaum  glauben 4  er  werde  hier  eine  Ambiguität  beabsichtigen,  wie 
Hr.  B«  schreibt:  fortasse  ambigüitas  qua^dam  quaesita.  Verba 
enim  simul  intelligi  possunt ,  ut  Orestes  par  esse  dicat,  seCIy-. 
taemnestram  matrem  suam  nosse,  «ensü  a  Cljt.  non  percepto* 
Dieser  Sinn  liegt  auch  wohl  zu  versteckt,  als  dass  er  gefasst  wer- 
den könnte ,  zumal  6  xsHfov  doch  immer  der  Vater  und  nicht  die 
Mutter  ist. 

Einen  grossen  Missgriff  hat  Hr.  B.  darin  gethan.»  dass  er  die 
nun  folgenden  neun  Verse,  welche  nach  den  Handschriften  der 
Electra  gehören,  dem  Chore  zutheiit.  .  Nalla  prorsus  causa ,  cur 
eam  coiitra  fratris  mandatum  cum  matre  in  sqenam  regressam 
putemus.  Nicht  eine,  sondern  mehrere  nehmen  wir  wahr.  Was 
soll  El.. im  Hause,  wenn  darin  weder  Aegisth  noch  Klyt.  weilt? 
Wie  kann  sie  dort  dann ,  was  ihr  Auftrag  war ,  -sv  (pvkiöösvv  ? 
Wie  nun  weiter,  wenn  Klyt.  ihr .  befohlen ,  sie  zu  begleiten? 
Denn  sie  ist  ja  ävtldovXog^  wie  sie  y/ 136.  gesagt^  und  oydhy, 
äila  (415.)..  Wie  endlich,  wenn  El.  sich  dazu  drängte,  mit 
heraus  zu  gehen ,  theils  um  so  mit  Orest  wieder  zusammen  zu 
kommen  *)  —  das  erreicht  sie^  denn  schmählich  genug  empfingt 
,  sie  den  Auftrag ,  die  Fremden  in  die  Gastwohnung  zu  geleiten, 
just  als  wäre  sie  eine  Sclavin,.  nicht  die  Königstochter  — ^  theils 
um  diesem  zu  erkennen  zu  geben,  dass  die  mit  ihr  Heraustretende 
Klytaemnestra  sei?  Denn  diese  giebt  sich  nicht  als  solche  zu 
erkennen,  Terheimlicht  Tiehnehr,  wie  ans  v.  675  (717.)  sq.  her-, 
vorgeht,'  dass  sie  Orestes  Muttür  sei.  Es  kann  also  auch  ihr 
Anzug  nicht  ein  solcher  gewesen  sein,  der  in  ihr  die  Königin 
gezeigt.  Sie  erscheint  desshalb  auch  ohne  alle  weitere  Begleitung. 
Hr.  B.,  nachdem  er  dieTon  Martini  nnbegreiilicher  Weise  wieder 
aufgenommene  Idee  des  Portns,  dass  die  Verse  von  Klyt.  geredet 
:8eien,  zurückgewiesen,  —  wobei  er  jedoch  Manches  zugiebt, 
was  dem  Charakter  der  Aeschyleischen  Klyt.  widerspricht  "*"*")  — 


*)  „UnbevYUsst  sendet  Klyt.  die^niit,  die  dem  Bruder  am  Besten 
jedes  Hinderniss  wegräumt.''  Genelli  p.  204.  El.  muss  doch  wünschen, 
dem  Orest  zu  sagen,  dads  Aegisth  nicht  zu  Hause  sei,  dass  er  darnach 
seine  Maassregeln  treffe.  In  dem  auf  die  jungfräuliche  Schaam  keine 
Rücksicht  nehmenden  Auftrage,  der. Mutter  zeigt  sich  dieselbe  s&  hart 
gegen  die  Tochter ,  dass  die  Anschuldigungen  der  letztem  von  ▼«  415, 
und'  136.  nicht  mehr  für  übertrieben  gelten  können. 

^''')  Klyt.  ist,  wie  Hr.  B.  meint,  non  omni  matemi  in  liberos'amo- 
ris  senau,  non  humanitatis  sensu  destituta.  Sie  zeige  vielmdir  mitios 
reginae  Ingenium  in  einzelnen  Stellen  unseres  Stücks  und  des  Yorah- 


Aeschyli  Ch6eplioriyreceiis«  Bamberger.  187 

aticb  das  Schwelgten  der  Klyt.  gewürdigt  hat,  meint  also,  Chorus, 
eingedenk  des  Auftrags  öiyäv  ^'  oarov  öbl  koI  Xiyuv  xi  ualgia^ 
erfülle  den  letzten  Theil  desselben.  Wir  glauben,  das  würde 
von  ihm  sehr  axalgog  gesprochen  sein;  denn  eine  derartige 
Sprache  mochte  l^yt.  schwerlich  schon  von  einem  Sclavenchore 
gehört  haben,  der  es  oben  fürjtQinöv  hielt,  dlxaiä  xal  li'^'  dl-' 
Tcaia  alviöai  ^i&Qxag.  Die  Sonderbarkeit  der  Worte  im  Munde 
des  Chors  muss  bei  der^  Annahme,  dass  er  aus  Trojanerinnen 
bestehe,  noch  grosser  werden.  Wie  konnten  denn  diese  an  Orest 
solchen  Antheil  nehmen  und  von  diesem  so  Vieles  erhoffen,  wie 
von  einem  Freunde?  Wie  kann  der  Chor*  nur  den  Ausdruck 
ßaTcxslag  XixA^g  gebrauchen  v.  657.  (698.)  1  Nein!  wenn  auch 
Droysen  in  der  neuen  Auflage  seiner  Uebersetzung  diese  Auf- 
fassung theilt ,  sie  ist  ein  Missgriff.  Auch  schon  desshalb ,  weil 
dann  Electra  gar  nicht  wieder  auf  die  Buhne  kommen  würde,  der 
Zuschauer  also  von  der  Ausrichtung  ihres  Auftrags  gar  keine 
Kunde  erhielte.  Des  Chors  Pflicht  ist  zunächst  öiySv  onöv  dsu 
Den  andern  Theil  des  Auftrags  richtet  er  gleich  ans,  wo  er  die 
Kilissa  bearbeitet.  Electra  ist  die  für  die  Worte  passendste 
Person.  Sie  ist's  auch  bei  Sophocles  v.  674.,  die  auf  die  Todes- 
nachricht zuerst  in  die  Klage  ausbricht:  ol^ytü  xdXaiv  ok&Xa 
T^d'  Iv  fiixiga  —  anG)k6(iriv  övörtivog  ovdsv  eI[i  hi^  wShrend 
Klyt.  dazwiscbenwirft:  xt  ^i)$  co  ^slvs;  fii;  xävrrj^  xlvs.  ElectrH 
erkennt  wohl  den  argwöhnischen  Blick  der  Mutter:  sie  will  ihr 
durch  ihre  Klagen,  die  d<?n  Beweis  geben ,  dass  sie  in  die  Rich- 
tigkeit der  Nachricht  keinen  Zweifel  setze  j  allen  Verdacht 
nehmen. 

Hrn.  B.V Conjecf ur  xctr  ßxgag  sl^xag  tog  rtOQ^ovfiB^cc  sagt 
uns  sehr  zu,  liieht  so  seine  Empfehlung  von  ßaxxtlag  ^cfAi;^,'  wie 
Emperius  wolltef&r  ßttH%tlag  xaX'^g.  Warum  soll  in  dem  letzter^ 
Ausdrucke  nicht  eine  ironisch  ausgesprochene  Schmähung  der 
Klyt.  liegen  könnend  Auf  die  Ambiguität  in  den  letzten  Versen 
hat  Sohwenck  aufmerksam  gemacht:  „intelligit  de  Oreste  viva,. 
quod  Cljft.  de  cinere  mortui  accjpere  debet>^    Hr.  B.  will  das 


gehenden.  Das  ist  nicht  wahr.  Die  Stellen,  "worauf  sich  Martini  be- 
ruft, sind  theils  Vorstellung  (Ag.  877.,  wo  sie  sich  entschuldigt,  dass 
Orest  deif  Vater  nicht  mit  enipfange)^  theiis  die  bitterste  Ironie-  (Ag.  15ö5. 
von  der  dem  Vater  im'  Hades  entgegentretenden  jphig.).  Die  Aeschylei- 
sehe  Klyt,  ist  entschieden  schlecht,  so  hat  sie  sich  am  Ende  des  vorigen 
Stucks  gezeigt,  so  wird  sie  der  Dichter  auch  hier  darstellen,  -dass  des 
Zuschauers  Durst  if^ch'  Rache  nicht  nachlasse  und  so  das  Motiv  der  gan- 
zen Handlung  verschwinde.  Kilissa  beschreibt  sie  gleich ,  sie  freue  sicfa^ 
rie  lache  y  so  viel  sie's  auch  bnter' einem  trugen  Gesichte  zu  verbergen 
sich  bestrebe«  Wesshalb  verlangt  sie  denn  auch  im  entscheidenden  Au- 
genblicke wieder  nach  dem  Beile,  als  um  es  gegen  Örest  zu  zucken? 
Man  darf  nicht  die  Sophokleische'  hierher  ziehen  wollen ! 


188     '  Griechische  Literatur.  * 

allenfalls  gelten  lassen,  doch  fugt  er  hinzu:  subjectam  ad  iyyga^ 
<pBi,  aptius  non  Orestem  sed  8(0(idrci)v  dgccv  intellexeris,,  quae 
spem  ad  exitiim  duxisse  dicatur.  Quapropter  Tide  an  v,  655« 
interpangeiidum  xal  vvv  —  'Op.  ^v  yag  avßovkcog  ^xav^  y.  658. 
autem  cum  Heathio  iyygcifpHg  scribendum  sit  Das  ist  desshalb  su 
Terwerfen,  weil  da  der  Hauptbegrilf,  zu  desAn  Ankündigung  die 
vorigen  Verse  dienen ,  in  den'  Nebensatz  tritt.  Es  bedarf  auch 
der  Aenderung  nicht.  Electra  vollendet  nicht  den  angefangenen 
Flusa  d^r  Rede;  sie  nimmt  ihn  zwar  wieder  mit  vvv  de  *)  auf, 
^ber  —  wohl  absichtlich  zur  Erreichung  der  Ambignität  —  redet 
sie ,  als  brauchte  es  nicht  verheimlicht  au  werden,  dass  der  wirk- 
liche Orest  der  Ifiscopog  sei.  ,,Er  bezeichnet  als  gegenwärtig^ 
kann's  eigentlich  nur  von  dem  Boten  heissen.  Aber  von  dem 
Tode  des  Orest  soll  es  Klyt.  verstehen:  ein  ungewöhnlicherer 
zwar,  doch  keineswegs  unrichtiger  Ausdruck.  Nun  wird,  je 
pachdem  man  es  aus  dem  Sinne  des  Oreat  oder  der  Kljt.  auCfasst, 
ßa^x^lag  xal^g  als  Gen.  obj.  oder  subj.  zu  nehmen  sein.  „Orest 
ist  zugegen,  er  die  erwartete  Hiilfe  gegen  die  Kljt.^^ 

Hr,  B.  will  bei'  v.  666.  (707.)  mit  Wellauer  a|tW,  was  bei 
der  gewöhnlichen  Furcht  vor  den  absolute  posltis  verbis  allerdings 
noth wendig  ist;  v.  670.  fiaxQug  jccAavd'ovgy  v.  672.  dxiö^ozovg 
ta.  Wir  vermissen  bei  ihm  die  Bemerkung  am  Schlüsse  von 
Klyt.  Worten ,  dass  aus  ihnen  hervorgehe,  sie  wolle  nicht  iur  das 
erscheinen ,  was  sie  ist ,  wenigstens  nicht  für  zu  den  TtQatovvtBQ 
gehörig.  Am  Schluss  des  Agam.  sagte  sie  iya  xai  öu  9ij6onBv 
xgavQvvx»  tavSs  8a)fjbat<Dv  xalcjg.  Dass  mit  demot;  öxavl^ 
^ovTeg  (plkmv  den  Worten  der  Electra  eine  Antwort  gegeben 
werde,  hat  Hr.  B.  zu  v.  650.  sehr  richtig  bemerkt.  Verständlich 
wurde  das  dem  Chore,  der  Electra  und  dem  Orest;  dem  SpL%ogoq 
wäre  das  unverständlich.  Vor  den  beiden  andern  genirt  sich 
Klyt.  mcht.  Im  Agam.  1434  sq.  weist  sie  auf  gleiche  Weise  die 
Drohung  , des  Chors  von  v.  1429.  If^  öl  xQij  ötsgofnivav 
^Lka^v  Tvmf*a  tvf^|tutl,  xl^m  zurück  mit  den  Worten:  ov  (io& 
^oßoQ^  eoig  Sv  ai^  nvg  1^'  sövlag  ifi'^g  jiiyi69og*  Auoh 
Sophocles  legt  ihr  v.  652.  in  den  Mund  die  Hoffnung :  cxt^tcxqu 
iu(i<pBjt6(/v  q)Uoi6i  ^vvov0av  olg  ^vveifit  vvv* 

Eine  leichte  Emendation  hat  Hr.  B.  zu  v.  685  (726)  sq.  auf-* 
gefundei),  we  er  vorschlägt:  vvv  yäg  ax(iä^st^  IJei^a  doUa^ 
^vyHaxaß^vttt ,  %^6vft0v  ö  'Eggi'^v  xavtov  vvx^ov  tolgS  iipoSsv^ 
0at  ^L^o8itjXi^%OL6iv  äyäötVj  mit  der  Note :  n.  döX,  est  vocativus^ 
quam  precatur  ut  una  cum  Oreste  in  certamen  descendat  simul 
vero  lit  Mercur.  terre^ter  et  ipse  per  noctem  vel  noetumua  ad- 


**)  Ib  der  gleichen  Sceae  bei  Soph.  nacht^s  Kiyt.  v.  783 — 86. 
ebenso;  mit  vvv  Sh  begiant  sie,  und  nachdem  sie  sich  selbst  onterbrochen, 
fahrt  sie  mit  einem  wiederaufgenommenen  vvv  öh  wieder  fort«  Jene 
Scene  ist  dem  Wortlaute  nach  auch  sonst  der  onsrigen  ähnlich. 


Aeschyli  Choepbori  y  recens.  Bamberger.       '  189 

/ 
( 

Teniat.  Nvxioq  ea  refertur,  quod  res  nocturno  tempore  agitiir, 
fiimul  fortasse  ad  cognomen  Dei  alliidit.  Similia  habet  Soph.  El. 
1389.  6  Ma[ag  ds  naig  'Egfi'^g  eq)  aynSokov  Cxortp  9(Qvxl>ag, 

Zu  Y.  689.  (730.)  begnügt  sich  Hr.  B.  mit  der  Bemerkung 
des  Schol.  tevxeiv  xciTidv'  dvrl  rov  nsnotijTiBvaL  niv&og  riß 
^?XG)  dii  t^g  dyyBllag,  Wie  stände  dann  wohl  das  Träsens 
richtig  %  Ausserdem  wie  nichtsbedeutend  wäre  das,  auch  nicht 
xalgiov;-  denn  wenn  er  oben  die  Nachricht  von  Orest's  Tode 
gehört  und  den  Einflnss  derselben  auf  Klyt.  wahrgenommen, 
wozu  dann  diess  Wort?  Hier  will  die  Scene  gespielt  sein :  die 
Thüren  öffnen  sich ,  man  hört  ein  Schluchzen :  hat  Orest  schon 
den  Mord  gethan?  Denn  dass  Aegisth  abwesend  sei,  weiss  ja 
der  Chor  nicht.  Allerdings  ist  ^ivog  dabei  ein  Ausdruck  der  Vor* 
sieht,  eben  hervorgerufen  durch  die  geöffnete  Thür.  ^,Der  ^evog 
scheint  ein  Unglück  zu. beginnen,  denn  ich  sehe  hier  KU.  in 
Thränen.**^ 

J)ie  Vertheidigung  der  Scene ,  in  welcher  Kilissa  mit  treu- 
herz^er  Weitschweifigkeit  von  den  Sorgea  erzählt,  die  sie  um 
Orest,  als  er  noch  in  den  Windeln  gelegen,  wie  jede  Amme  um 
das  ihr  zur  Pflege  gegebene  Kind  gehabt ,  hat  Hr.  B.  in  der  Intro- 
ductio  p.  XV.  also  geführt:  Sunt  qui  poetam  reprehendend'um 
existiment,  quod  ea  quae  de  Orestis  infantia  memorantur,  cothurni 
dignitati  parum  conveniant,  v.  714  sq.' 

ov  ydg  rt  qi^vhl  ualg  Iz  eSv  Iv  fSnagydvoig 
^  kip>6g ,  ij  öiilf*  ij  Tig  bI  kii)0VQla 
1^81*  vitt  OB  vfjävg  «vtagK^g  ziKVfOV, 

Qaibus  versibus  fesiiTissimis  nuUo  modo  carere  velimus.  Ceteniin 
ut  sceDa  illa  festivitale  ipsa  soa  satfs  excusatur,  ita  landem  mere^ 
tur,  N  universam  fabulae  rattonem  re^exeris.  fitfiil  eilim  fere 
nisi  quae  horrorem  incutiant,  omni«  caedtom,  scelerDra^  vindictae, 
furiaram  plena,  atram  quasi  veluni  fabolae  obdactnm  videt.  A 
quibus  avocari  pauUisper  animum  poeta,  opinor,  irec^ssariam 
judlcavit.  Observandum  autem,  ubi  illas  nUtricia  fiicetias  poauerjt. 
Interpositae  enim  sunt  eo  loco ,  quo  oatniuni  iniitii  certamine  (ro- 
xime  ifnminente  quam  maxime  intendnntnr.  Unde  a^paret;,  poe- 
tam non  latuisse  magnam  vinti ,  quae  ad  pcreellendos  animos  in  eo 
Sita  est,  ut  quo  magts  moveas  audieutea,  res  plane  contrariae 
atque  inter  se  pugnantes  jungaQtur  eaedemque  opponaliCnr. 

.  Wir  sind  weit  entfernt,  diesen  Versuch  der  Rechtfertigung 
des  Dichters  zu  tadjeln,  zumal  allb  übrigen  Gelehrten  darin  an- 
stimmen *)  und  wir  bei  Euripides  ganz  Aehniiches  dorebzufQhren 
▼ersacht  haben  (vgl.  Darmst.  Zeitachr.  1840  nr.  18  ^  23.) ,  nnr 
können  wir  nicht  umhin ,  das  Glück  zd  belächeln ,  das  Aeschylna 
im  Vergleich  mit  Euripides  zu  haben  pflegt.    Was  mati  in  einer 


*)  Genelli.p.  205.  MSller  p.  195.  Proysen  p.  210«  ed.  L 

« 


190  Crriechigche  Literatat. 

Tragödie  des  Letztern  sogleich  zu  dem  Beweise  benutzt  haben 
würde,  dass  dieselbe  an's  Komische  streife ,  wahrscheinlich  also 
statt  eines  Satyrspiels  gegeben  sei,  wie  Alqestis  "*;),  das  sieht  man 
hier  dem  Aesdiylus  nach,  ja  findet  darin  grosse  Schönbeiten, 
weise  Berechnungen  des  Dichters ,  in  ,,d(en  Empfindüiigen  des 
Schauders  eine  Erholung  zu  gewähren^%  ,,den  Geist  der  Häus- 
lichkeit auszuzeichnen ,  der  in  diesem  Stücke  he'rrsche^S  ^»dnrch 
so  ganz  heterogene  Dinge  die  Erregung  der  tragischen  Geföhle 
tM  stärken^^  Wir  wollen  einem  Jeden  die  Präge  vorlegenv  wenn 
obige  drei  Verse  als  Bruchstück  bloss  bekannt  wären,  wurde  es 
wohl  Jemand  wagen ,  ihnen  einen  Platz  in  einer  Tragödie  ein- 
zuräiunen?  Ebenso  wenig,  wie  das  Fragment  aus  der  Niobe  bei 
Flut.  Q.  Symp.  YI^  6.  für  dasjenige  einer  Tragödie,  wenigstens 
bei  Hermann  op.  IlL  p.  39.,  gilt  So  unsicher  ist  das  den  Kriti- 
kern so  geläufige  Scbliess'en  ^'^)!  Uebrigens  halten  wir  die  Er- 
klärung, der  Dichter  habe  eine  Erholung  geben  und  aus  dem 
Kontraste  '*'^'*')  desto  grösseres  Interesse  für  die  tragischen  Perso- 
nen gewinnen  wollen,  um  so  mehr  für  richtig,  qls  wir  ent#tckt 
zu  haben  glauben^  dass  Aeschylus  auch  in  dem  Mittelstücke  einer 
andern  Trilogie  derartigen  an'^s  Lustige  grenzenden  Bxpectoratio- 
neu  nicht  abhold  gewesen.  Vgl.  wir  die*  Perser,  wo  der  Geist  des 
Dareios  verschwindet.    Sollte  man's  glauben,  dass'  seine  letzten 

Worte,  an  den  Chor  gerichtet,  dahingehen: 

'  ■  —    »  t 

"*)  Nach  and  nachkoxnmeB  immer  neue  Belege,  wie  unrecht  die 
Aiischoldigangen  \  auf  welctie  hin  ,man  das  Stück  für  ein  Ix  tqcLy i%ov  wüh 
(u%6v  erklären  mochte.  '  So  hatte  Wieland  auch  aU  lächerlich  hingesteilt, 
dass  Admet  sich  eine  marmorne  Statue  machen  bissen  und  diese  küssen 
wolle.  Nach  dem  von  Welcker  Griech.  Trag.  II.  p.  498.  Angefahrten, 
womit  Walz  rhet.  vol.  I.  p.  S92.  zu  vergleichen ,  mochte  der  Tadel  wohl 
verstummen.  Wir  bemerken  auch  noch,  dass  die  Parodieen  desAristo- 
phan^s  aus  der  Alcestis  ganz  ihren  Zweck  verfehlen  würden ,  w6nn  die 
letztere  keine  wahrhafte  Tragödie  hätte  sein  sollen.  Diess  noch  aU 
Nachtrag  za  1^l.8em  Vertheidigungs versuchen  in  der  Darmst.  Zeitschr. 
1837  nr.  50— 51.  1840  nr.  18--.23. 

**)  Gesetzt,  es  fände  sich  folgendes  Fragment! 

mal  (trjv  nsiconuog  y  mg  Q'Qcc6vvs.a9ai  nliov 
Heifiog  iv  ^6yL0ig  lt%u 
wer  wäre  nicht  geneigt ,  es  von  betrunkenen  Menschen  zn  verstehen  and 
einem  Satyrspiele  anzureihen  ?     Aber  man  vervollständige  es  aas  Agam. 
1188—9. ,  ^ie  nun  ?        ' 

***)  In  Eur.  EL  muss  der  Autorgos  diese  Rolle  übernehmen ,  der 
ein  guter ,  simpler  Mensch  ist  und  mit  seinem  hausbackenen  Verstände 
die  drolligsten  Reden  von  sich  giebt.  Eine  gewisse  Lascivitat  in  der 
steten  Wiederholung,  dass  Electra,  obwohl  verheirathet',  noch  immer 
nccQ&ivog  sei,  ist  nicht  unabsichtlich.  Die  jungen  Herren  in  Athen 
mochten  schön  lachen  bei  v*  50  sq.  257  sq.  und  v.  311« 


Aeschyli  Choephori,  recens.  Bamberger.  191 

viiBig  ds  Migßug  %alQhx^  lv%a%oiQ  opmg 

jd>g  tolg  %uvov6inXovTdg  ovShv  (Qq>hXtu 
Ist  das  ,,Hoheit  im  Schmerze  und  flrhabenhcit  in  DemuthiguDgf^\ 
was  Bode  Gesch.  der  Hell.  Difchtk.  IlL  p.  288.  not.  2.  ihm  beilegt? 
Man  erinnere  sichv^ie  man  über  die  Auffordiening  zum  Fröhlich- 
sein ,  nelche  H^cules  in  der  Gurip.  Alcestis  an  den  Diener  er- 
gehen lässt,  den  Stab  gebrochen.  Hercules,  weiss  dort  nichts  von 
dem  Unglücke,  das  den  Admet  betroffen,  hier  aber  weiss  Dareios 
Alles  und  giebt  dennoch  den  lustigen  Rath ,  dem  der  kurz  voran- 
gehende nichts  an  Lächerlichkeit  nachgiebt*).  Höre,  sagt  er 
zu  seiner  Frau,  geh  hihein  in's  Hans  und  hole  fiir  Xerxes  einen 
neuen  Rock ,  damit  er  ^  nicht  so  zerrissen  sei ,  —  und  kann  man's 
glauben  —  Alossa  ruft  aus,  o!  Dämon,  von  allem  Unglücke 
was  mich  betroffen,  ist  doch  das  das  Aergste,  dass  ich  hören 
inuss,  mein  Sohn  gdhe  in  zerrissenen  Kleidern: 

liältöta  d'  jjd£  0viiq)OQä  ödycvBi^ 
armlav  ye  jcaidog  ducpl  öduati 

Wk  haben  a.  a^  (X  *'^)  von  dem  Komischen  auch  in  der  äschyli- 
sehen  Tragödie  gehandelt;  wie  wir  dort  Manches  z.  6.  alles  Obige 
aü8geilass<en ,  so  gestehen  wir.  ieih ,  dort  auch  Einzelnes  ungerech- 
ter. Weise  herbeigezogen  zu  haben,  z.  B.  die  letzte  Scene  der  Per- 
ser^ so  weit  unsre  Auffassung  auf  einer  Verkennung  des  ethischen 
Dativs  beruht..  Gern  naöchten.  wir  hier  auf  die  Scene  des  Agam, 
anrückkommen ,  wo  der  Chor  der  Kassandra  gegenüber  nicht  sel- 
ten komisch  erscheint;  es. fehlt  aber  dazu  hier  der  Raum;  so  be- 
g;nü^en  wir  uns  hier  liur  anzugeben ,  dass  sowohl  v.  1083. ; —  wie 
T.  1312.  von  dem  komischen  Anstriche  nicht  frei  zi^  machen  sind, 
abgesehen  davon  ^  dass  sein  eignes  Geständniss  des  Mangels  an 
Fassungskraft  sowie  das  neugierige  Fragen,  ob  sie  mit  Apollo 
der  Liebe  gepflogen ,  ob  sie  der  Gott  nicht  ob  des  totam  per 
noctem  exspectare  bestraft  habe,  endlich  der  ganze  krasse  Unglau- 
ben des  Chors  manche  lächerliche  Seite  darbietet.  Manchmal 
scheint  es ,  als  wolle  er  Kass.  lächerlich  machen. 

In  der  Scene  zwischen  Kilissa  und  dem  Chore  hat  Hr.  B. 
V.  732.  (773.)  völlig  missverstanden.  „Sag  dem  Aegisth'S  heisst's 
dort,  „er  solle  allein  kommen,  damit  ihn  die  von  Klyt.  gebotene 
Vorsicht,  mit  bewaffneter  Begleitung  zu  kommen,  nicht  mit 
Furcht  erfülle,  das  sag  ihm  schnell  und  zwar  recht  freudigen 

-'•')  Amphitr.  in  Herc.  für.  504.  giebt  den  ähnUcheu  Rath : 
dX)^  o  ysQOvrss  fifuqd  fiiv  zct  xov^ßCov 
xovTOv  Ö*  OTnog  '^dtata  SiccTCSQaaoLtBy 
i^  r^^egas  ig  vv-nza  fii]  IviioviiBvoi. 
Gerade  als  hätten  die  Alten  ein  Recht  zu  derartigen  Lebensregehi. 
♦♦)  Darmst.  Ztschr.  1840  p.  180  sq. 


ld2  Griechiflche  Lkiteratur. 

Herzens:  hv  äyyika)  yag  TtQvievdg  og^ovttxi  Xoyög*  Hr.  B.  sieht 
in  diesem  Verse  den  Sinn:  nt  Aegistbum  solum  venire  jubeat, 
qiiia  cum  nuntio  occiiitum  colloquium  praestet,  während  es  doch 
faeisst  ,,in  dem  Boten  (dem  Orest)  ist  uns  eine  geheime  Nachricht 
geworden^^  Darauf  sagt  dann  die  Alte  dXX*  ^  q)Qovitg  sv  zoiSl 
vvv  fiyyiXiiivoiq ;  wie  ähnlich  bei  Soph.  El.  v.  390.,  Eur.  El. 
T.  568.  steht,  und  noch  deutlicher  nachher  Mx^ig  'H  tav  Xtlsy- 
fiiv&v  Ä/%a;  Dasswir  in  t.  739.  (780.)  einen  Rückblick  des  DIcIh 
ters  auf  Ag.  t.  974.  wahrnehmen,  so  dass  hier  dasselbe  Wort,* 
was  Klyt.  dort  in  Bezug  auf  Agam  sagte,  jetzt  in  B^zug  auf-tiie 
gilt ,  haben  wir  oben  angcföhrt. 

V.  883.  (929.)  ist  dem  Orest  zugeihefit,  ohne  dass  mit 
Wellauer  nachher  eine  Yerslücke  angenommen  wäre.  Das  büKgen 
wir,  Termissen  aber  die  Angabe  der  Gründe.  Da  Orest  dien 
Traum  kannte ,  ihn  sogar  seinem  endlichen  Einschlüsse  oben  gati^ 
eigentlich  zum  Grunde  legte ,  so  passt  der  Vers  fiir  seinen ,  1ifer 
Mantik  fromm  sich  hinneigenden  Geist,  Redete  Klyt.  den  Vers» 
80  würde  darin  eine  Hinneigung  zum  Göttlichen ,  eine  Umwand- 
lung ihres  Gemüths  liegen,  die,  was  der  Dichter  vor  Allem 
hier  am  Schlüsse  wird  vermieden  habend  ihr  das  Mitleid  der 
Zuschauer  verschaffen  könnten,  Klyt.  verachtet  .die  Träadrcs  Üi 
Ag.  276.,  siehe  oben. 

Dagegen  wundern  wir  uns,  dass  Hr.  B.  mit  den  uhrigen  Inteir- 

■  preten,  die  Verse  837  —  8.  (883  —  4.)  dem  OUstfig  belassen  hat. 
Dieser  kommt  mit  einem  Wehrufe  aus  deiti  Hiause,  geschickt  k^nii 
ihn  Niemand  haben,  aus  eignem  Antriebe  will  er  Klyt;  herbei  rufen. 
Er  ist  alt,  hier  bedai^s  ein^s  (idl*  '^ß'cSv  gegen  die  Mörder. 
Nicht  dass  ein  Solcher  noch  helfen  könnte,  da  di6  That  beireiits  ge- 
schehen*),-wie  sollte  das  also  angehen?  „Hebe!  Tanb  stnd 
sie  im  Haus,  sie  schlafen;  tch  schrie  vergeblich.  Wo  ist  Kly* 
tanmestra? 

ioixs  vvv  ä^tijg  ^vqov  nskceg 
avx^v  nedBLö^ai  ngog  dlTcrjv  UBicXiyiievog* 
Was  beisst  das  im  Munde  des  alten  Dienerst    Videtur  sr^Ai^  ita 

^  explicari  posse  ut  ad  imperfectum  loquend!  genus  et  pteoriä^ibbs 
referatur,  quibns  Aesch.  servörum  hominumque  humili  loco  oriun- 
dorum  orationem  pterumque  ornare  voluit;  6  avf^g  Inl  ivgöv^ 
nskag  sc.  rov  ^vqov  av^riv.  Das  ist  aber  nicht  illein  das  Sonder- 
bare, Woraus  schliesst  denn  mit  einem  Male  der  Alte,  iHk^ 
Klyt.  Leben  auf  dem  Spiele  stehe,  da  er  eben  die  Sache  rab  ab- 
gemacht ansah?  Woher  kommt  ihm  der  Gedanke ,  Orest  [denn  er 

.  bat  ihn  erkannt  s«  v.  840^  (886.)]  wolle  einen  Muttermord  begehen 

*)  8ian%7tqay(iivcov  cur  dicat,  vix  esse  videtur,  quum  res  nondum 
ad  summum  fineni  perducta  sit,  Clyt.  adhuc  viva.  Sb  Hr.  B.  zu  y.  834.; 
aber  allerdings  glaubt  der  Alte,  die  That  sei  vollbracht.  Zu  vgl.  ist  Ale. 
88.  xAvet  TIS  !^6qv  to^  mnqayykivfovy  wo  Pflugk  nachzusehen. 


Aescbyli  Choephori,  recens.  Bamberger.  193 

80  noan^regt?  Wie?  und  einen  Helfenhelfer  will  er  also  ab- 
^fbeli,  will  Klyt.  dazu  bewegen,  die  Tliur  zn  öffnen,  wo  diesel- 
ben besser  versdilossen  bliebe?  Wie  passt  denn  für  ihn  mit  ei- 
nßm  Male  der  Ausdriick  ngog  dUrjv?  Zur  Entschuldigung  reicht 
niclit  ans,  was  6eaelli.8agt,  er  setze  alle  Ehrerbietung  bei  Seite. 
Nur  Orest ,  Electra  oder  der  Chor  kann  so  reden.  Von  ihnen  ist 
aber  Keiner  anf  der  Bnhhe.  Die  Verse  sind  aus  ihrer  urspriing- 
liehen  Stellung  herausgerissen.  Wir  setzen  sie  wieder  dahin, 
nämlich  an  den  Schluss  der  ganzen  Scene,  vor  885.  (9«^1.)  Mit 
diesen  Worten  tritt  der  Chor  aus  seinem  Schlupfwinkel  wieder 
hervor,  der  Chorführer  ruft  sie  damit  gleichsam  wieder  zusammen. 
Nnn  ist  «iXäg  mit  Butler  de  loco  zu  fassen :  prope  Aegisthum,  und 
so  wird  das  xal  r<dvds  von  v.  885.  (931.)  erst  recht  verständh'ch. 
Wir  nelimen  also  an,  dass  nach  den  Worten  des  Alten:  noiKkvtai- 
fivijöt^ocf  rl  ögä;  die  gerufene  sogleich  aus  den  Pforten  der 
Frauen  Wohnung  trete,  und  nach  dem  Grunde  des  Geschreis  fraget 
Der  Alte  giebt  die  Antwort:. 

rov  gcDi/ra  xalvBiv  rovg  rt&vfjHOtag  Xiy(a, 
Also  bloss  die  Nachricht  von  dem  Morde  des  Aegisthus :  die  Ge- 
storbenen (d.h.  der  fär  todt  von  Euch  gehalten  wurde,  Orest) 
sind. die  Mörder  des  Lebenden.  Der  Singul.  tov  ^(ovta  ist  dabei 
zu  beachten^  der  mit  dem  Plural  hätte  vertauscht  werden  müssen, 
dächte .  er  wirklich  an  Gefahr  für  Kl jt.  Aber  diese  weiss  damit 
genug,  dass  au^h  sie  der  Mord  bedrohe:  doXoig  oXovfiB^'  Sifnsg 
ovv  iKTBivtfuBv  ist  die  Sprache  des  bösen  vom  Traume  geangste* 
ten  Gewissens,  der  Erinnrung  an  Kassandra^s  Prophezeihung. 
Schnell  will  sie  das  atte  Mordbeil  herbei  haben ,  sie  will  mit  dem 
Sohne  kämpfen  um  Leben  und  Tod. 

ivtav&u  yäg  dy  tovä'  ci^ixofifjv  Haxpv 
d.  h.  denn  so  weit  bin  ich  in  diesem  tckhov  gediehen.  Das  konnte 
für  eine  Sprache  der  Reue  gelten,  die,  wie  wir  oben  gesagt,  der 
Dichter  unmöglich  ihr  am  Schlüsse  noch  zutheiien  kann.  Wiel 
wenn  der  Vers  dem  Orest  gehört,  der  mit  deh  Worten  ans  dem 
Hause  tritt :    - 

ivtav9a  yoig  di^  vovd'  €iq)ix6uijv  xaxov, 
06  xal  fiativo} '  %(ß8s  d'  dgKovvrmg  l^sc. 
also  gleich  seine  zweifelnde  Stimmung  offenbarend,  vor  dem  Ver- 
brechen des  Muttermords  noch  immer  znrückbebend.  Das  ydg 
mochte  einem  Abschreiber  zu  auffallig  sein  —  der  Begründungs* 
Satz  dem  zu  begründenden  voraufgesetzt  —  in  der  ganzen  Scene 
ist  aber  viel  Verwirrung  im  Personenwechsel.  Dass  Oresi  seine 
That  eint  xaxov  nenne,  gestatten  wir  ihm  lieber,  als  der  Klyt. 
Er  thut»  auch  v.  980.  1041. 

Gern  begleiteten  wir  den>  gelehrten  Hm.^Herausgeber  noch 
eino/ Scene  hindurch,  müssten  wir  nidtt  furchten,  bereits  zu  sehr 
das  Maass  einer  Recension  überschritten  za  haben.  Vielleicht 
findet  sieh  bald  eine  andre  Gelegenheit,  über  mehrere  andre 

ZV.  Jahrb.  f.  Phif,  w.  Pää,  od.  Krit.  Bibl.  Bd,  XXXIV«  Hft.  2.       13 


194  Griechische  LiteratUT. 

Punkle  noch  su  sprechen,  namentiicb  ikfcer  die  letite  Seene  des 
Stucki,  die  bifliang  too  den  Interpreten  bu  kurz  ab^ef^rtlgft  l8t,faet 
ohne  Rficksicht  auf  das  folg^ende  Stück,  zu  weldiem  aie  doch  die 
Brücke  baut  Wir  halten  es  z.  B.  für  unmo^Uch,  dass  die  Furien 
am  Ende  des  Stücks  wirklich  erschienen,  wenn  auch  Genelli, 
Müller  und  Gruppe  also  ang^enommen.  Es  ist  nichts  als  eine 
Vision,  die  deutlich  Jedesmal  aus  den  voranstehenden  Worten  des 
Chors  hervorgeht.  Dieser  sagt  vrl002.  (1047.)  ikBvdigmöag  tijv 
n6kiv  dvolv  dgaxovtoLV  tsß^v  xaga*  Or.  hängt  an  diesem 
Begriffe,  er  sieht  Furien,  nfit  Drachen  im  flaare.  Der  Ausdruck 
bürgt  hinlänglich  dafür,  dass  es  nur  eine  Vision  sei.  In  den 
Eumeniden  fehlt  nämlich  diess  Drachengeschlinge  im  Haare  der 
Furien  gänzlich,  und  doch  wäre  es  sonderbar,  dass  diess  so  be- 
sonders Grassliche  in  der  SchUdemng  fehlte,  die  eben  darauf  aus- 
geht, auf  den  grauenhaften  Anblick  vorzubereiten«  Was  Fausair. 
I,  28,  6.  sagt,  MQWfog  ds  6q>L6tv  Al6%vlog  dQaxovtag  iMolij^eiv 
OfAOv  talg  Iv  ty  xBtpaky  dgt^lv  üvai,  bezieht  sich  zwar  anf  diese 
Stelle,  lief ert  aber  keinen  Beweis ,  dass  sie  wirklich  von  ihm.  so 
dargestellt  gewesen  wären.  Ebenso  sind  auch  die  bluttriefenden 
Augen  nichts  als  eine  Vision.  Chorus  hatte  gesagt  xotalviöv 
alßd  tfoi  xsQolv  Erl.  Es  ist  das  ganz  wörtlich  zu  nehmen,  er  hat 
wirklich  Blut  an  den  Händen,  wie  er  in  den  Eumen.  v.  42.  noch 
erscheint  ar^iare  ütä^ov  xslgag.  Vgl.  Eur.  El.  1173.  Von 
diesem  Blute  erhält  die  Vision  frische  Nahrung,  als  wären  sie 

Wir  berücksichtigten  nicht  minder  gern  Dindorf  s  von  Hrn.  B. 
richtig  zurückgewiesene  Verdächtigung  von  v.  568«  öLyäv  Q^ 
oaov  dsl  xal  XiyBLV  tu  HaCgta ,  um  bei  der  Gelegenheit  die  oft 
ganz  wörtlichen  Wiederholungen  von  Gedanken  und  Wendungen, 
ja!  ganzen  Versen  mitzutlieilen ,  die  sich  Aeschylus  innerhalb  der 
vorhandenen  Stucke  —  und  es  sind  deren  doch  nnr  sieben —  erlaubt 
hat.  Es  w-ilrde  daraus  hervorgehen,  wie  auch  hier  der  beliebte 
Schluss,  well  der  Dichter  an  einer  Stelle  so  geschrieben,  werde 
er  nicht  an  einer  andern  ebenso  geschrieben  haben ,  total  falsch 
sei.  Wir  müssen  auch  diess  auf  passendere  Gelegenheit  verschie- 
ben ,  so  wie  wir  es  uns  versagen  müssen ,  die  vielen  Stellen  anzu- 
führen, die  durch  die  Bemühungen  des  Hrn.  Herausgebers  theUa 
lesbar  thells  durch  eine  vernünftige  Erklärung  verständlich  gewor- 
den, Die  Sorgfalt  in  den  Versuchen,  die  in  den  Hdschr.  mono- 
strophisch geschriebenen  Lieder  antistrophisch  zu  constitairen, 
wobei  auch  die  abweichenden  Meinungen  anderer  Gelehrten  an- 
geführt werden,  nicht  selten  auch  von  Emperius,  dem  gelehrten 
Freunde  des  Hrn.  Herausgebers,  ist  .gleichfalls  rühmend  anzuer- 
kennen. Wir  adieiden  von  dem  gelehrten  Hrn.  Heransgeiier  mit 
der  Bitte,  unsere  Ausstellungen  nur  für  das  anzusehen,  was 'sie 
sein  sollen ,  ein  Schärflehi  zum  richtigen  Verständniss  des  Stnckz 
und  der  ganzen  Trilogie,  mit  dem  aufrichtigsten  Danke  für  dea 


Jahn :  Anleitang  zur  Abl^toag  georoetr.  Figuren.  105 

OeaiiM,  den  uns  die  Lectiire  seiner  Arbeit  gewfihrfc^  endlieh  mit 
dem  innigen  Wunsche,  er  möge  bald  eine  neue  Fmeht  seiner 
ischylischen  Stadien  der  gelehrten  Welt  schenken. 

Druck  und  Papier  sind  recht  gut;  das  angehängte  Druckfeh« 
lerverzeichniss  zeugt  von  grosser  Sorgfalt,  zumal  dabei  manches 
Frühere  zurückgenommen  und  ergänzt  ist 

Cassel.  O.  G.   Firnhaber. 


Anleitung  viehr  als  50  Mülionen  grossteniheila  neue  geometrische 
Figuren,  die  durch  eihen  in  'der  Ebene  sich  bewegenden  Punkt  nach 
gewissen  Verbindungen  zweier  Kegelschnitte  erzeugt  werden,  aus' einer 
allgemeinen  Konstruktion  herzuleiten  und  zu  entwerfen.  Nebst  allge- 
meinen Bemerkungen  über  die  Anwendung  dieser  Figuren  in  der  Zei- 
chenkunst und  Mechanik.  Ein  Beitrag  zur  Curvenlehre.  Von  Gustav 
Adolph  Jahn,  Dr.  Phil.  u.  Lehr.  d.  Math,  in  Leipzig.  Mit  14  Stein- 
drucktafein«  Leipzig,  Hinrichssche  Bnchhandl.  1836.  XU  u.  212  S. 
in  gr.  8. 

Der  Weg«)  welchen  Hr«  Jahn  verfolgt,  um  die  auf  dem  Titel 
angedeuteten  Figuren  abzuleiten ,  ist  im  allgemeinen  folgender. 
Er  gehet  aus  von  den  beiden  Gleichungen : 

Ay'»  +  Bx'y'  +  Cx'^  +  Dy'  -h  Ex'  +  F  =  0, 
A'y"*  +  B'x'y"  +  CV*  +  D'y"  +  BV  +  F'  =  0, 
welche  beide  auf  dasselbe  rechtwinklicfae  Koordinatensystem  sich 
bezieben;  die  durch  die  erste  Gleichung  bezeichnete  Linie  nennt 
er  die  primitive^  die  andere  die  aecundäre  Kurve.  Unter  der 
Voraussetzung  nun ,  dass  a,  b,  a^  c\  m  ß,  «^  yU  m,  n,  p,  q  Li* 
nearkonstanten ,,  und  r,  s,  r^,  a^,  q^  tf,  pi,  ö^  qt  Angulark^Histanten 
bedeuten,  welche  beliebig  aber  gegeben  sind,  und  AX  die  Abscis- 
senaxe ,  A  der  Anfangsptmkt  ist ,  giebt  er  folgende  Konstruktion 
an:  Im  Anfangspunkte  A  trage  man  eine  Linie  AB'  =zn+hx'  an, 
welche  mit  der  Abscissenaxe  AX  einen  Winkel  XAB'  s=  rx  +  8 
bilde,  ziehe  durch  B'  eine  Parallele  B'E"  mit  AX,  setze  an  B'  die 
Gerade  B'ß  =  a'  +  c'y' ,  welche  mit  B'E"  den  Winkel  BR'E"  = 


C'G^^mit  AX,  und  setze  in  C  die  Gerade  C'C  =  «'  +  /  y"  an, 
welche  mit  CG^^  den  Winkel  CC'G^^  =  (r  +  r^  +  p  +  g.yx  -f 
(s  -f-  Si  -f-  tf  +  öi)  bilde.  Ferner  ziehe  man  durch  C  die  CD' 
parallel  mit  AX,  und  ausserdem  von  C  die  Gerade  CD  =» 
m + nx'  +  py'  +  qy",  wdche  mit  CD'  den  Winkel  DCO'  =  <p  bilde, 
falle  von  D  auf  AX  die  Senkrecdhte  DA^^:  so  ist  för  den  Punkt  D 
offenbar  AA^^  =  x  die  Abseile  und  DA^^  =  y  die  Ordinate. 
Denkt  man  nur  der  Abscisse  x'  der  primitiven  und  seeimdären  ^ 
Kurve  hnmer  andere  und  andere  Wetthe  gegeben,  und  den  jedes* 

.  13* 


1     I 


196  Mathematik. 

mal  augebörig^en  Werth  der  Ordinaten  y'  und  y"  bestimint  (wel^^he . 
Werthe  aber  hier  iir  reinen  Zahlen  ausgedriickt  sein  müaBen)  und 
wiederholt  man  in  jedem  Falle  die  hier  angegebene  Konstruktion ; 
so  wird  man  für  D  immer  andere  und  andere  Funkte  finden,  und 
eben  diese  Punkte  sind^  Paukte  der  neuen'  krummen  Linie, 
und  es  kommt  darauf  an,  theils  die  Gleichung  dieser  Linie 
zu  finden,' theils  und  hauptsächlich  diese  Linie  selbst  zu  konstrui- 
ren.  Uebrigens  ist  einleuchtend ,  dass  es  nicht  möglich  ist,  die 
hier  angegebene  Konstruktion  gleich  anfangs  wirklich  auszuführen, 
weil  sie  tou  dem  Werthe  der  noch  unbekannten  Abscisse  x  ab- 
hängt ;  sie  dient  nur  dazu ,  um  im  Allgemeinen  die  Art  der  Ab- 
hängigkeit der  neuen  krummen  Linie  von  den  beiden  gegebenen 
anzudeuten.  Die  grosse  Mannichfaltigkeit  der  verschiedenen  Ar- 
ten von  krummen  Linien,  welche  auf  die  bezeichnete  Art  bestimmt 
werden,  ergiebt  sich  leicht,  wenn  man  erwäget,  dass  erstens 
jede  der  beiden  Gleichungen,  von  welchen  hier  ausgegangen  wird, , 
einen  der  fünf  Kegelschnitte  vorstellen  kann  (die  gerade  Linie  und 
den  Kreis  besonders  gezählt) ,  welches  im  Ganzen  25  Fälle  giebt, 
wonach  der  Verf.  sämmtllche  hier  betrachtete  Kurvep  in  25  Haupt- 
geschlechter  theilt;.und  dass  fener  von  den  21  oben  eingeführten 
Linear-  und  Winkelkonstanten  a,  b,  a^  . ••  rj,  Sj,  <5],  tp  entweder 
keine ,  oder  1,  oder  2,  oder  3,  u.  s.  w.  zusammen  gleich  Null  ge- 
setzt werden  können,  während  die  jedesmal  Uebrigbleibenden 
nicht  verfiTchwindende  positive  oder  negative  Werthe  haben;  hierauf 
begründet  sich  natürlich  die  grösste  Mannichfaltigkeit,  uad  es  wird 
nun  dem  Verf.  nicht  schwer,  die  auf  dem  Titel  angegebene  Anzahl 
▼on  möglichen  krummen  Linien  nachzuweisen.  Bei  dieser  grossen 
Anzahl  war  es  natürlich  dem  Verf.  nicht  möglich ,  alle  verschie- 
dene Arten  von  so  bestimmten  Kurven  durchzugehen.  Er  leitet 
zu  Anfange  eine  ganz  allgemeine  Gleichung  ab ,  welche  alle  denk* 
baren  Kurven  der  hier  betrachteten  Art  in  sich  schllesst,  giebt 
dann  die  besonderen  Modifikationen ,  welche  die  in .  dieser  Glei- 
ehnng  vorkommenden  oder  damit  in  Verbindung  stehenden  Grös- 
sen für  jedes  der  25  Hauptgeschlechter  erleiden,  theilt  die  Kurven 
jedes  Hauptgeschlechtes  zunächst  in  Familien  ein,' indem  er  zu 
derselben  Familie  alle  Figuren  desselben  Hauptgeschlechtes  zählt, 
für  welche  die  Winkel  r,  s,  rj  etc.  von  derselben  Beschaffenheit 
bleiben,  unterscheidet  dann  bei  jeder  Familie  wieder  verschie- 
dene Arten  von  Figuren ,  indem  er  unter  einer  Art  von  Kurvea 
alle  die  zu  derselben  Familie  gehörenden  verstehet ,  welche  aus 
der  Stammfigur  mit  der  nämlichen  Anzahl  derselben  nur  ihrem  nu- 
merischen Werthe  nach  sich  unterscheidenden  Linearkoeflicieniea 
a,  b,  ai  etc.  entstehen,  und  untersucht  nachher  näher  nur  gewisse  Fa- 
milien, wobei  er  einzelne  bestimmte  Beispiele  ganz  speciell  und  aus- 
führlich betrachtet.  Offenbar  bietet  dieser  hier  nur  ganz  kurz  ange- 
deutete Stoff  dem  eigentlichen  Mathematiker  ein  weites  Feld  zu  maii- 
nichfiiltigen  Untersuchungen  dar,  und  der  Verf.  hat  sich  daher  durch 


Jahn :  Anleitung  zur^Ableitang  geometr.[Figuren.  197 

die  hier  gesehene  Anregung  elu  wirkliches  Yerdtenst^im  dielWis- 
Seilschaft  erworben;  was  aber  die  Ton  ihm  g^ewählte  Behandlungs« 
weise  im  Einzelnen  betrifft,  so  hat  er  dabei  weniger  die  eigent- 
lichen Mathematiker,  als  gebildete  Techniker  und  Zeichner  be- 
rücksichtiget,  und  richtet  daher  bei  Betrachtung  der  einzelnen 
Kurven  seine  Thätigkeit  vornehmlich  auf  die  Konstruktion  dersel- 
ben^ d;  h.  er  zeigt,  wie  man  in  jedem  besonderen  Falle  auf  die 
bequemste  und  kürzeste  Weise  durch  Rechnung  oder  Zeichnung 
die  Koordinaten   einzelner  Punkte  der  gesuchten  Kurve   finden 
könne,  ohne  im  Uebrigen  die  besonderen  Eigenschaften  derselben 
auf  wissenschaftlichem  Wege  weiter  zn  untersuchen.     Zur  Unter> 
Stützung  der  leichteren  Berechnung  theilt  er  auch  einige  grössere 
und  kleinere  Flülfstafeln  mit,  deren  Gebrauch  er  ah  vollständiger 
Durchführung '  der  Rechnung   für    einzelne   Beispiele  erläutert; 
überhaupt  hat  der  Verf.  viel  Zeit  und  Fleiss  auf  die  Berechnung 
theils  mehr  specieller  Formeln,  theils  ganz  bestimmter  Beispiele 
gewendet,  und  während  er  durch  die  Letzteren  dem  Leser  die 
vorgetragenen  Berechnungsmethoden  verans^ihaulicht  und  so  deren 
Yerständniss  erleichtert,  findet  derselbe  in  der  Ausführung  des 
Uebrigen,  was  mehr  oder  weniger  kurz  nur  angedeutet  ist,  viel- 
fache Gelegenheit,  jene  Methoden  anzuwenden  und  im  Entwickeln 
und  Rechnen  sich  zu  üben,  in'  weicher  Beziehung  das  Buch  an- 
gehenden Mathematikern  und  höher  gebildeten  Technikern  aller- 
dings zu  empfehlen  ist. ,  Auch  ist  es  wahr,  dass  als  Resultate  eine 
sehr  grosse  Menge  von  neuen  Figuren  gewonnen  werden ,  davon 
viele  zu  Verzierungen  im  Praktischen  benutzt  werden  können ;  nur 
sind  wir  der  Meinung^  dass  gerade  für  die  Meisten  von  denen,  welche 
als  bloss  praktische  Arbeiter  des  Gebrauches  wegen  solche  neue 
Figuren  suchen,  der  Weg,  auf  welchem  dergleichen  hier  gefan- 
den werden,  zu  weitläufig  und  zu  wissenschaftlich  ist,  während 
von  der  anderen  Seite  für  Solche ,  welche  eine  gründlichere  Vor- 
.bildung  erhalten  haben,  und  auch  auf  ähnliche  Weise^  nämlich  gründ- 
lich, sich  weiter  zu  belehren  streben/der  hier  gewählte  VortragJiie 
und  da  insofern  nicht  wissenschaftlich  genug  ^erscheint,  als  manche 
wichtige  Formeln  und  Regeln  nur  unmittelbar  hingestellt  werden, 
ohne  dass  Etwas  über  den  Grund  und  die  Herleitungderselben  gesagt 
ist.  Wir  wollen  den  Leser  dieser  Blätter  in  den  Stand  setzen,  selbst, 
hieri'iber  zu  urtheilen,  indem  wir  den  Inhalt  des  Buches  nnd  den  darin 
befolgten  Gang  näher  angeben,  wobei  wir  zugleich  zur  Anknüpfung 
einzelner  Bemerkungen  hie  und  da  Gelegenheit  nehmen  werden« 

Das  ganze  Buch  enthält  ausser  der  Einleitung  acht  besondere 
Abschnitte;  der  Verf.  setzt  bei  seinen  Lesern  die  Kenntniss  der 
ebenen  Trigonometrie,  der  niederen  Algebra,  und  der  Lehre  von 
den  Kegelschnitten  voraus,  zur  bequemeren  Rückerinnerung  je- 
doch giebt  er  als  Einleitung  das  Nothw endigste  über  die  Koordi- 
naten eines  Punktes  in  der  Ebene  und  über  die  Kegelschnitte  im 
Allgemeinen  als  Linien  der  zweiten  Ordnung.     Er  erinnert  nämlich 


108  Mathematik. 

• 

siient  -daran,  wie  die  Lage  eines iPunktea  in  Beaiefaung  aof  zwei 
sich  rechtwinklich  darcbtchneidende  gerade  Linien  dnrch  positive 
•der  negative  Abscisse  und  Ordinate  bestimmt  werde;  dann  be- 
trachtet er  die  allgemeine  Olelcbung: 

Ay*  +  Bxy  +  Cx»  +  Dy  +  Ei  +  P  =  0 

von  welcher  er  zuerst  bemerklfch  macht,  dass  die  ihm  entspre- 
chende KuFTe  entweder  vollständig  begrenzt,  oder  einseitig  be- 
grenzt ,  oder  unbegrenzt  sei ,  und  dann  im  Einzelnen  nachweiset, 
dass  sie  eine  Ellipse,  Hyperbel,  oder  Parabel  vorstellt,  jenachdem 
B«  —  4AC  <  0,  oder  B«  —  4AC  >  0,  oder  B«  —  4AC  =  0  ist. 
Für  Leser,  welche  die  Lehre  von  den  Kegelschnitten  bereits 
kennen,  ist  das  hier  Mitgetheilte  genügend,  und  gewährt  eine 
kurze  Uebersicht;  nur  ist  ein  Versehen,  vielleicht  nur  ein  Druck- 
fehler zu  berichtigen  auf  S.  4. ,  wo  gesagt  wird ,  dass  für  B^  — 
4AC  =z  0  der  Werth  von  y  für -positive  und  negative  hinlänglich 
grosse  X  unmöglich  werde,  da  dieses  doch  nur  entweder  für  nega  • 
tire,  oder  für  positive  hinlänglich  grosse  x  geschiehet,  jenachdem 
BD  -7  2AE  positiv  oder  negativ  ist.  Ausserdem  ist  nicht  Alles  in 
Ordnung  auf  S.  8«  bei  der  Umwandlung  der  Gleichung: 

Bx  +  p    ,     K2(BD  — 2AB)  x  +  D*  —  4AF 

(i)y  =  --2A7^— -^^ 2Ä — ' — ; 

damit  gezeigt  werde,    dass  sie    eine  Parabel  vorstelle.     Setzt 

Bx  -4-  D 
man  nämlich  — ^ —  =  u ,  wo  also  u  die  Ordinate  für  eine  6e- 

D 

rade  (1)  bedeutet,  welche  die  Axe  der  x  in  dem  durch  x  =  —  — 

B 

bezeichneten  Punkte  (P)  schneidet,  und  gegen  diese  Axe  geneigt 

Ist  unter  einem  Winkel  9,  für  welchen  tgq)=:.^  ist,  und  nimmt 

man  nun  y'  =  y  +  u  an;  so  bedeutet  y',  den  Abschnitt  der  ur- 
sprünglichen y,  welcher  zwischen  der  Kurve  und  einer  Geraden* 
(X)  liegt,  die  auch  durch  (P)  gehet,  und  mit  der  Axe  der  x  einen 
Winkel  =  <p  bildet,  aber  auf  der  entgegengesetzten  Seite  dieser 
Axe  liegt  als  (1).    Aus  der  Gleichung  (I)  hat  man: 

^  _  D»  —  4AF  +  2  (BD  —  2AE)  x 


y '  = 


4A 


2 


Diese  Gleichung  soll  die  Form  y'^  =  px''  haben ,   daher  musa 

..,     ,       ,      ,,        D«  — 4F  +  2(BD  — 2AB)x 
überhaupt  px"  = '~Ta2 — 

sein.  Die  neuen  Ordinaten  y'  haben  ihren  Fuss  auf  der  Geraden 
(A),  welche  also  jetzt  als  Abscissenlinie  zu  nehmen  ist ,  und  be- 
zeichnet man  durch  x'  die  Abscissen^  welche  auf  (A)  von  dem 
(G)  ausgerechnet'werden,  in  welchem  (A)  die  ursprüngliche  Ordi- 
natenaxe  dnrdischncidet ;  so  findet  man  leicht,  dass  x = x'  cos  9  ist, 


Jahn :  Anleitung  snr  Ableitung  geomein  Figuren«  199 

D 

WO  nämlich  nur  für  9  die  Gleichung  tang  9  =  —  ^  gilt.     Ei  iet 

also  jctat 

niS  v'«  _  P'  — 4AF  +  2(BP  — 2AE)  x'  cos  <p 

Für  y-  ==  0  wirf  x-.=:=  -  ^        _  ^  ■«■«  »etoe  daher 

*    -  "^  +  2(BD)  _  2AB)co.9'  '" 

(in)  f*  =  2(BD-2AE)x^^co«y 

und  »etzt  man  dieses  =  pi",  so  fclgt  p  =^  ^"  ~  ^^f^""». 

1  2A 

.Aber  co8flD  =    ^/»^^    .    'ö   =    ^^  ==,;    daher-  d  =: 

BD— 2AE 

A  rrTTA'-   ^''^  ^")  ^'•'^^  *^'y"  ^  "*  ~  ^'^^  + 

2 (BD  —  2AE)  x'  4H>8  9);  au  Statt  dieser  Gleichung  stehet 
beim  Verf. 

4A'y'«  =  D'  —  4AF  —  2  (BD  —  2AE)  x'  cos/I 

wobei  bemerkt  ist,   dass  hier  y'  =  y  -j.  — "^ — ,  x'  cos/S  =  x, 

B      .       . 

und  tg  ß  :=  —  g^  sei.  Die  letzten  beiden  Gleichungen  zeigen,  dass 

der  Winkel  ß  des  Verf  s.  einertei  ist  mit  dem  hier  dnrch  g)  bezeich- 
neten, so  wie  x'  auch  bei  dem  Verf.  ganz  die  hier  geltende  Bedeu- 
tung hat,  nur  ist,  Tielleicht  durch  einen  Druckfehler  y'=:y4-   ^T 

Bx  +  D 

an  Statt   y'  r=  y  H — —   angegeben.     Zuletzt  aber  wird 

gL  ==  p  und  2x'  cos  jj  (2AB  —  BD)  +  D«  ^  4  AF  =  x''  aufge- 
führt, wag  offenbar  nicht  sein  kann,  da  hiemach  der  Parameter 
p  als  eine,  reine  Zahl ,  die  Abscisse  x^'  als  eine  Fiachengrösse  er- 
scheinen würde« 

Der  erste  Abschnitt  S.  11 — 41.  enthält  die  Entwickelung 
der  allgemeinen  Ausdrücke  für  die  Stammfigur  und  der  dazu 
gehörigen  Hüifsgrössen  in  Bezug  auf  die  25  Hauptgeschiechter. 
Au«  der  zuerst  angegebenen  oben  Ton  uns  mitgetheilten  Kon-  ' 
struktion,  wodurch  die  einzelnen  Punkte  der  neuen  Kurve  be- 
stiouiit  weirden,  folgen  nämlich  zuerst  die  beiden  Gleichungen: 
X  =  u  +  u^  4-u"  +  tt^°  +  u'^l     n\ 

y  =  V  +  yl  +  V»   +  V"V+  V^^(      ^^ 

in  weleh«!  die  Grössen  u,  uS  . . .  v^",  v^^  folgende  Werthe  haben  1 


200 


Mathematik. 


u 


u 
tt 

V 


tu 

IV 


,iv 


u    =  (a  +  bx')  €08  (rx  +  s) 

a'  +  c'  yO  cos  [(r  +  r,)  x  +  s  +  8,] 

a  +  ß  x')  cos  [(r  +  r,  +  p)  X  +  8  +  Äi  +ö] 

«'  +  y'y")co8[(r  +  r/+p  +  9,)*  +  «+8i  +  Ö+<J,) 

m  +  nx' +  py' +  qy")  cos  9  ^ 

a  +  bx')  sin  (rx  +  s) 

a'  +  cy)  sin  [(r  +  r,)  x  +  s  +  s,]       ' 

«'  +  ßx')  sin  [(  r  +  Fi  +  p)  X  +  8  +  8,  +  ci] 

«'  +  yV)  8»n  [(r  +  Ti  +  9  +  Pi)  X  +  s  +  s,  +  ö  +  0 J 

m  +  nx'  +  py'  +  qy")  sinqp 
Durch  Substitution  dieser  Werthe  in  den  Gleichungen  (!)  erge- 
ben  sich  nach  gehöriger  Ordnung  zwei  neue  Gleichungen  yon 
der  Form: 

X  ^  Gx'  +  Hy'  +  ly"  +  K  (  /n^ 
y  =  G'x'  +  Hy  +  ly  +  K'(  ^^) 
wo  die  KoeSicienten  G ,  H...K'  Funktionen  der  Grössen  a^  b^^ 
a' ...  0^  6i,  q)  und  der  (in  reinen  Zahlen  ^auszudrückenden)  Abscisse 
X  sind;  die  Ausdrücke  dieser  Werthe  der. gedachten  Koefficienten 
'sind  im  Buche  selbst  Tollständig  angegeben.     Aus  den  Gleichun- 
gen (2)  werden  die  Werthe  von  x'  und  y'  bestimmt,  wodurch  sich 
nach  Substitution  der  Werthe  von  G,  H.  •  • .  1'  K*  zwei  Gieichun« 
gen  von  der  Form  ergeben : 

x'  =  h  -  iy"  +  kx  -  ly  )  ,«. 
y'  ==  h'  +  i'y"  —  k'x  +  l'yi  ^^^ 
^  in  denen  h ,  i, . . .  k'  T  wieder  Funktionen  von  a,  b ,  a'  • . .  <f, ,  9> 
und  X  sind,  welche  im  Buche  sich  entwickelt  finden.      Diese 
Werthe  von  x'  und  y'  substituirt  der  Verf.  in  den  Gleichungen  der 
primitiven  und  secundären  Kurve,  und  giebt  dem  Resultate  fol- 
gende Form : 
a,y  "^  +  (ß,x  +  y,y  +  *,^y "  +  (sj*  +  g.xy  +  ^/x«  +  l,y  + 1 

«*y"*+(/J2x  +  y.y+«.)y"+(B2y^  +  &xy  +  iy,x»+A^y+l  W 

wo  «1)  ^i,  ..'...  ff 2*  V2  gewisse  Verbindungen  der  Grössen  A,  B,.. 
F,  A', ...  F',  h,  i,  .•«...  k^  1  bezeichnen,  welche  sämiiitlich  an- 
gegeben sind.  Aus  diesen  letzten  beiden  Gleichungen  endlich  eli« 
minirt  der  Verf.  y^' ,  und  gelangt  so  zu  einer  Gleichung  des  vier- 
ten Grades  zwischen  x  und  y,  welches  die  Gleichung  der  gesuch- 
ten neuen  Kurve  ist,  und  von  dem  Verf.  Stammfatmel  genannt 
wird.  Wir  sahen  uns  genöthiget,  den  vom  Verf.  befolgten 
Weg  hier  etwas  ausführlicher  anzugeben,  damit  wir  den  Gang  des 
Folgenden  in  möglichster  Kürze  und  doch  verstSndUeh  bezeichnen 
könnten. 

Die  Gleichungen  (1) ,  (2)  und  (3)  sind  unabhängig  ^on  der 
Art  des  Kegelschnittes ,  welche  gerade  durch  die  primitive  oder 
secundäre  Kurve  ausgedrückt  wird ,  dagegen  ändern  sich  die 
Koefficienten  der  Gleichung  (4)  zugleich  mit  der  Arl  j^er  Kur- 


Jahn :  Anleitung  nur  Ableitang  geometr.  Figuren.  201 

Ten ;  der  Verf.  giebt' daher  ztmichst  S.  17 — 19  die  Eotwidkelang  der 
Werthe  der  Grössen  a^^  ßf..  jUj^  v s  für  die  fünf  besonderen  Falle, 
wo  di&  zum  Grunde  gelegten  Linien  entweder  beide  gerade  Li- 
nien, oder  beide  Kreise,  oder  Ellipaen,  oder  Hyperbeln ,  oder 
Parabeln  sind.  Darauf  folgt  S.  20  —  39  die  Aufstellung  der 
Werthe  derselben  Grössen  f\jr  jedes  der  funfundzwansif  Haupt- 
geschlechter ,  wodurch  man  in  den  Stand  gesetzt  wird ,  aus  der 
Stammfdrmel  die  Gleichung  der  neuen  Kurve  für  jeden  dieser 
25  Fälle  abzuleiten.  Um  jedes  Hauptgeschlecht  kurz  zu  bezeich- 
nen, nennt  der  Verf.  z.  B.  die  neue  Kurve,  für  welche- die  pri- 
mitive Kurve  eine  gerade  Linie ,  die  sekundäre  aber  eine  Ellipse 
ist,  die  gerade  Ellipse^  dagegen  heisst  ellipiuche  Gerade  die 
aus 'Verbindung  einer  Ellipse  als  primitiver  Kurve  mit  einer  gera- 
den als  sekundären  Kurve  hervorgehende  neue  krumme  Linie, 
und  ähnlich  bei  den  Uebrigen ;  die  Wahl  dieser  Benennungen  ist 
wenigstens  kurz  und  bezeichnend. 

Achtet  man  auf  die  vom  Verf.  befolgte  Ableitung  der  Stamm- 
formel, d.  i.  der  Gleichung  für  die  gesuchte  neue  Kurve,  so  er- 
kennt man  leicht,  dass  die  Koefficienten  derselben  selbst  abhängig 
sind  Ton  der  Abscisse  x;  daher  kann  auch  diese  Gleichung  in  Be- 
ziehung auf  die  Abscisse  x  noch  nicht  eigentlich  entwickelt  ge- 
nannt werden,  und  wir  glauben,  dass  dieser  Umstand  manchen  der 
Leser,  die  der  Verf.  vorzüglich  im  Auge  hat,  das  Verständniss  d^ 
Buches  im  Anfange  erschweren  wird.  Wir  werden  bald  andeu- 
ten ,  welchen  Weg  der  Verf.  einschlägt,  um  dennoch  durch  Hülfe 
der  für  jeden  besondern  Fall  modificirten  Grundformel  einzelne 
Punkte  der  neuen  Kurve  zu  finden ;  am  Ende  des  ersten  Abschnittes 
aber  bemerkt  er,  dass  man  bei  der  übrigens  «ngeändert  bleiben- 
den Konstruktion  der  Stammfigur  (bei  der  im  Eingange  von  uns 
mitgetheilten  Konstruktion)  an  Statt  der  Winkel  rx  +  s,  r^x  +  s^, 
Q%+  6,  und  p,x  +  <j^  die  Winkel  rx'  +  s,  r^x'  +  s^,  px'  +  tf, 
Pix'  +  0i  einführen  könne,  wodurch  man  neue  von  den  vorigen 
meist  wesentlich  verschiedene  Figuren  erhält ,  die  sich  ohne  alle 
Rechnung  unmittelbar  durch  Zeichnung  bestimmen  lassen,  da 
ihrer  Entstehung  nur  von  der  bereits  bekannten  Grösse  x'  ab- 
hängige Winkel  zum  Grunde  lieg^.  Die  auf  die  letzte  Weise  be* 
stimmten  Figuren  nennt  der  Verf.  Kurven  vom  zweiten  Stamme^ 
während  die  zuerst  erhaltenen  Kurven  vom  ersten  Stamme  ge- 
nannt werden.  Einzelne  Punkte  einer  Kurve  vom  zweiten  Stamme 
werden,  wie  der  Verf.  gleich  jet^t  bemerkt,  gefunden,  wenn  man 
für  beliebige  Werthe  von  x'  der  primitiven  und  sekundären  Kurve 
aus  ihren  Gleichungen  die  zugehörigen  Werthe  von  y'  und  y'', 
dann  für  dieselben  Werthe  von  x'  die  Werthe  der  Grössen 
G,  H,  .r.  r,  K',  und  endlieh  die  Koordinaten  x  und  y  durch  Hülfe 
der  Gleiehungen  (2)  berechnet. 

In  dem  zweiten  Abschnitte  S.  42  —  60.  werden  allgemeine 
Ausdrücke  entwickelt  für  17  besondere  Familien;  in  Beziehung 


202    '      '  Mathematik. 

"^  _  '  * 

suf  die  Koiren  Tom  ersten  Stamme  entwickelt  nSmlich  der  Verf. 
fiir  jeden  der  betracliteten  Fälle  die  besonderen  Werthe  der 
Grössen  li,  i,  k,  ...k'  1',  für  die  Kurven  vom  zweiten  Stamme 
aber  .  ^ebt  er  die  entsprechenden  Werthe  der  KoeSicienten 
G,  H, .. .  r,  K'  an;  eines  weiteren  Auszuges  ist  dieser  Abschnitt 
nicht  wohl  fähig. 

Der  dritte  Abschnitt  S.  61  — 107.  behandelt  mehrere  allge- 
meine Aufgaben,  die  im  zweiten  Abschnitte  angeführten  17  Fami- 
lien der  kurven  vom  ersten  und  zweiten  Staname  betreffend,  be- 
gleitet von  besonderen  Beispielen.  Die  letzteren  sind  auf  be- 
stimmte primitive  und  sekundäre  Kurven  gegründet,  und  da  für 
jede  der  im  Vorausgehenden  betrachteten  17  Familien  die 
Werthe  von  h  und  h'  immer  =  0  gefunden  worden  sind;  so  lisst 
der  Verf.  znnächst  die  im  ersten  Abschnitte  S.  20—7  39.  für  die 
25  Hauptgeschlechter  in  Beziehung  auf  Kurven  vom  ersten 
Stamme  aufgestellten  allgemeinen  Tafeln  'der  Werthe  von  nr^, 
|3i^ •  «21  ßi^  •  •  ^^^-  modiiicirt  für  bestimmte  primitive  und  se- 
kundäre Kurven ,  und  für  den  Fall,  dass  b  =  0  und  h^  =  0  ist, 
Jiier  folgen  S.  61  —  69.  Für  Kurven  vom  zweiten  Stamme  giebt 
der  Veif.  unter  der  Annahme,  dass  sowohl  die  primitive  als  die 
sekundäre  Kurve  jede  entweder  eine  bestimmte  Gerade ,  oder  ein 
solcher  Kreis,  oder  eine  Ellipse,  oder  eine  Hyperbel  oder  eine 
Parabel  ist ,  eine  tabellarische  Zusammenstellung  der  in  jedem 
Falle  zu  gewissen  gegebenen  Werthen  der  Abscisse  %'  gehörenden 
.Werthe  der  Ordtnaten  y'  und  y!\—  (S.  69—72.).  Es  folgen 
.nun  S.  72 — 107.  einzelne  mehr  ode^  weniger  specielle  Aufgaben, 
welche  zur  Anwendung  und  näheren  Ausführung  des  Vorausgehen- 
den dienen ,  aber  eines  Auszuges  nicht  fähig  sind ;  um  jedoch 
überhaupt  die  Methode  des  Verfs.' näher  zu  bezeichnen,  theilen 
wir  die  Behandlung  einer  Aufgabe  mit,  für  welche  der  Verf.  ein 
Beispiel  vollständig  durchgeführt  hat.  Die  Aufgabe  ist  folgend^ 
(S.  78.) :  „Es  soll  sich  die  primitive  Kurve  um  den  Anfangspunkt 
ihrer  Abscissen  durch  den  veränderlichen  Winkel  rx  bewegen, 
und  vom  Endpunkte  der  Ordinate  an  jedesmal  die  Oi^inate  der 
sekundären  Kurve  parallel  mit  der  Abscissenaxe  liegend  ans- 
gehen^^.  Mit  Rucksicht  auf  das  Vorausgehende  findet  man,  dnss 
für  diesen  Fall  die  Werthe  gelten: 

h  =  0,  i  =  cosrx,  k  =  cosrx,  1  =  —  sinrx, 
h'.=  0,  i'  =  sinrx,  k'  =  sinrx,  1'  =  —  cosrx» 

Nimmt  man  z.  B.  an ,  dass  die  primitive  Kurve  der  Kreis 
.y'*  =  50x'  —  x",  die  sekundäre  die  Gerade- y"  =  Ox'  sei,  so  cr- 
giebt  sich  für  die  entsprechende  neue  Kurve,  welches  nach  des 
Verfs.  Benennung  eine  kreisförmige  Gerade  ist,  die  Gleichung: 

y*  +  3L*  —  SOsin rx  .  y  +  öOcosrx  .  x  =  0 
und  ähnlich  ffir  andere  Beispiele.      Der. Verf.   giebt  aber  hier 
imeh  folgenden  zweiten  Weg  an,  um  die  4iene  Kurve  den  ge- 
machten Bedingungen  gemäss  zu  bestimmen.    Sobald  der  Werth 


Jahn :  Anleitung  ^ax  AUeitung  geometn  Figoren. 


203 


von  r  gegegehesa  bt,  hesfimmt  man  die  Growen  iin  rx  und 
cos  rx  für  X  =  0, 1,  2,  3,  ... und  —  1,  —  2,  —  3, ...  — 

.,  und  berechnet  auf  diese  Weise  diejenigen  der  Grössen 

i,  k,  I,  i^  k'^  IV  welche  von  rx  abhangig  sind  ^  ein  für  alle  Mal,  da 
sie  periodisch  sind,  and  stellt  sie  in  einer  kleinen  Tabelle  zusam- 
men, dann  bestimmt  man  numerisch  und  ordnet  ebenfalls  tabel- 
larisch mit  Hülfe  jener  Tabelle  für  aUe  möglichen  x  die  Hülfs- 
grössen  ^i,  ß^,  ....  Aj,  ß^^...^  welche  in  der  dem  gewählten 
Hauptg^eschleqht  zugehörigen  Tafel  vorkommen,  fuhrt  diese  gefun- 
denen speciellen  Werthe  in  die  Stammformel  eii),  and  lost  letztere 
für  y.auf.  Um  die  hier  und  bei  ähnlichen  Beispielen  nöthig^n 
Rechnnngen  zu  erleichtern,  theilt  der  Verf.  zuerst  S.  80  —  84. 
eine  Tafel  mit,  welche  für  alle  Wüikei  von  0°  bis  3QW  den  Sinus 
und  Cosinus  auf  4  Decimaistellen  angiebt  (den  Halbmesser  =  1 
gesetzt).  Dann  nimmt  er  r  =  30  an ,  und  stellt  in  einer  kleinen 
Tafel  für  diese  Annahme  die  Werthe  von  sin  rx  und  cos  rx  fär  alle 
ganzen  positiven  und  negativen  Werthe  von  x  zusammen.  Eine 
neue  Tafel  enthält  hierauf  wieder  für  dieselben  Werthe  von  x  die 
zugehörigen  Werthe  der  Grössen  i,  k,  1,  i',  k',  1'.  In  der  Voraus- 
setzung nun,  dass  die  primitve  Kurve  den  Kreis  y'*  =  60x'  —  x'*, 
die  sekundäre  ebenfalls  ein  Kreis  y"*  r=  40x'  —  x'*  sei ,  berech- 
net der  Verf.  mit  Hiilfe  der  letzten  Tafel  die  jedem  Werthe  von 
X  entsprechenden  durch  Tafel  VII.  S.  63.  bestimmten  Werthe  der 
Grössen  «i,  ß^,  ....  «2,  ßs^  •••  etc.,  und  stellt  die  Resultate  wie- 
der tabellarisch  zusammen.  Substituirt  man  diese  Werthe  nebst 
dem  jedesmal  zugehörigen  Werthe  von  x  in  der  für  das  gegenwär- 
tige Beispiel  modificirten  Stammformel,  und  löst  das  Resultat  für  y 
auf;  so  erhalt  man  für  jeden  angenommenen  Werth  von  x  die  zu- 
gehörigen von  y ,  und  bestimmt  durch  beide  eben  so  viele  Punkte 
der  neuen  Kurve,  welche  in  dem  betrachteten  Falle  nach  des 
Verfs.  Benennung  ein  kreisförmiger  Kreis  ist.  Aus  dem  hier  Mit- 
getheilten  siebet  man,  wie  viele  in  der  That  weitläufige  Rechnun- 
gen man  anstellen  mnss,  um  einzelne  Punkte  für  eine  Kurve  vom 
ersten  Stamme' zu  finden,  und  dass  daher  die.  oben  von  uns  ge- 
machte Bemerkung  wohl  nicht  unbegriindet  ist,  dass  die  hier  ge- 
lehrte Methode  zur  Auffindung  neuer  Kurven  für  blosse  Techni- 
ker in  den  meisten  Fällen  zu  weitläufig  sein  werde.  Diese  Me- 
thode wird  öfter  angewendet,  aber  bei  der  einen  Aufgabe 
S.  88.  zeigt  sich  zuletzt  eine  Abweichung  davon ,  in  welche  wir 
uns  nicht  finden  können.  In  Beziehung  auf  diese  Aufgabe  näm- 
lich ergiebt  sich : 

h  =  0,  i  =  0,  k  =  ^  cosrx,  1  ^=  —  ^  sinrx, 
h'  =^  0,  i'  =  —  1,  k'  =:  sinrx,  1'  =  cosrx. 
Für  die  Annahme  nun ,  dass  r  =  45®  sei,  giebt  zuerst  eine  kleine 
Tabelle  die  Werthe  von  sinrx  und  cosrx  an,  welche  den-positl- 


204  Mathematik. 

Ten  und  negativen  Werfhen  Q,  1,  2,  3^ . .  •  etc.  von  x  entsprechen, 
darauf  folgt  eine  zweite  Tabelle  ^  welche  die  denselben  Werthen 
von  X  zugehörigen  Werthe  von  k,  1^  k\  und  V  enthält.  Setzt  man, 
dass  die  beiden  ursprünglichen  Kurven  die  Parabeln  y^^  =  4x'  und 
y^'*  =r  4x'  sind ;  so  ergiebt  sich  aus  dem  'Vorausgehenden  für  die 
neue  Kurve  die  Gleichung: 

(«1  y'  +  gl  xy  +  7i,  x^y  +  (ß,x  +  Y,yy  (A,y  +  f*,x)  =-  0  ...  (G) 
für  welche  die  Beziehungen  gelten : 
ß,  =  2k',  s,  =  l'S  f],  =  k'% 
y,  =  -  21',  g,  =  -  2kl',  A,  =  41,  fi,  =  -  4k* 
Es  folgt  daher  eine  dritte  Tafel ,  welche  die  den  verschiedenen 
Werthen  ton  x  zugehörigen  durch  Hülfe  der  zweiten  Tafel  be- 
stimmten Grössen  ßi^  yi^  •••  (it  angiebt.     Um  nun  verschiedene 
Punkte  der  neuen  Kurve  zu  finden,  muss  man  offenbar  für  x  nach  und 
nach  die  Werthe:  0,  1,2^....  — •  1,  —  2,  . .  etc.  und  für  jeden 
dieser  Fälle  die  zugehörigen  Werthe  der  Grössen  ßi ,  y„  ...  fii  In 
der  Gleichung  (G)  substituiren ,  und  das  jedesmalige  Resultat  für 
y  auflösen;  so  giebt  die  dritte  Tafel  z.  B.  für  a  =  8  die  Werthe: 
j3,  ^  0,  y,  ^  —  2,  «,  =  1,   e,  r^  0,  71,  =  0,  A,  r^  0,  fi,  = 
—  2 ;  durch  Substitution  dieser  Werthe  in  der  Gleichung  (G)  er- 
hält man : 

(y')'+  (-y)* .  (  -  2  .  8)  =:-  0,  d.  i.y*  -  46y»  =  0 
woraus  y  =  0  oder  y  =  +  8  folgt,  so  dass  also  hierdurch  im 
Ganzen  drei  Punkte  der  neuen  Kurve  bestimmt  werden,  welche 
beziehungsweise  bezeichnet  sind  durch  die  Koordinate :  1)  x  =  8 
und  y  zz=  0,  2)  x  =  8  und  y  =  8,  3)  x  =  8  und  y  z=r  --  8. 
An  Statt  dessen  aber  giebt  der  Verf.  aii,  dass  zu  dem  Werthe 
X  =  8  die  Gleichung  y*  (y*  —  8x)  =  0  als  Gleichung  der  ge- 
suchten Kurve  gehöre;  und  eben  so  wird  bei  jedem  anderen 
Werthe  von  x  eine  andere  Gleichung  als  die  zugehörige  der  neuen 
Kurre  angegeben ,  nämlich  immer  die  Gleichung,  welche  man  aus 
der  Gleichung  (G)  erhält,  indem  man  die  dem  gerade  angenom« 
menen  Werthe  von  x  entsprechenden  Werthe  von  ß, ,  yii  ••.  fii 
substituirt,  die  Abscisse  selbst  aber  imbestimmt  lässt,  welches 
Verfahren  mit  dem  Vorausgehenden  unvereiubar  ist.  Das  Bin* 
zige ,  woran  man  denken  kann ,  ist ,  der  Verf.  habe  nur  andeuten 
wollen ,  die  Gleichung  der  neuen  Kurve  nehme  z.  B.  für  x  =  8 
die  Form  y*  (y*  —  8x)  ^i=  0  an,  wo  aber  s  nicht  mehr ßviUkür- 
lich^  sondern  =^=:S  zu  setzen  sei;  aber  danO  hätte  er,  vorzüglich 
mit  Rücksicht  auf  die  Leser,  für  welche  er  vorzugsweise  geschrie- 
ben hat,  dieses  durchaus  besonders  erinnern  müssen. 

Im.  vierten  Abschnitte  S.  108  — 116.  erklärt  der  Verf.  eine 
indirekte  Methode,  die  numerischen 'Werthe  der  Abscissen  x  und 
Ordinaten  y  einer  zu  entwerfenden  Kurve  durch  einige  der 
Wahrheitsich  schnell  nähernde  Versuche  leicht  und  sicher  zn 
bestimmen.  Vorausgesetzt,  dass  man  für  beliebig  viele  Werthe 
von  x'  die  entsprschenden  von  y'  und  y"  berechnet  und  tabellarisch 


Jahn :  Anleitang  zur  Ableitcmg  geometr«  Figuren.  205 

zasamineiigestejlt  hat,  giebt  der  Verf.  der  unter  (2)  oben  angege- 
benen Gleichung  für  x  die  Form : 

.  X  —  (Gx'  +  Hy'  +  ly"  +  K)  =  0  . . .    (5) 

Setzt  man  nun  für  x  in  dieser  Gleichung  den  beliebigen  Werth  Xo, 
wodurch  der  Werth  der  Gleichung  nicht  =  0^  sondern  r=  w^  werde, 
und  giebt  ein  anderer  Werth  Xj  für  x  gesetzt  für  dieselbe  Glei- 
chung den  WertI)  =  w^ ;  so  hat  man ,  wie  bekannt ,  für  einen 
Näherungswerth  x^  von  x  die  Formel: 

^  =  ^-Wo(^^i)...     (6) 

Die  Substiti^tion  dieses  Werthes  in  (5)  gebe  für  diese  Gleichung 
den  Werth  r=  Wj;  so  wird  man  durch  Betrajchtung  der  drei  Feh- 
ler Wo,  Wj,  Wg  finden,  zwischen  welchen  der  drei  Werthe  Xo^ 
Xi,  X2  der  wahre  Werth  tou  x  liegen  müsse;  indem  man  nun  zwei 
neue  Hypothesen  aufstellt,  und  wieder  die  Formel  (6)  anwendet, 
kann  nau  einen  neuen  viel  mehr  genäherten  Werth  x»  von  x  fin- 
den u.  s.  w.  Ist  der  Werth  von  x  bekannt,  so  berechnet  man 
darausi  zunächst  die  Werthe  von  G',  H',  F,  K'  nach  den  früheren 
Formeln  und  dann  den  Werth  von  y  durch  die  Gleichung:  y  -— 
GV  4-  H'y'  +  ly  +  K'.  Zur  Erleichterung  der  hierbei  nöthi- 
gen  Rechnung  gicbt  der  Verf.  S.  111.  eine  Tafel,  in  welcher  man 
für  alle  Werthe  ?on  z  für  z  =  1  bis  z  ==  100  findet ,  wie  viel 

^  Minuten  und  Sekunden  der  Winkel  =  -j^x   Grad  betragt.      Das 

hier  angegebene  Verfahren  wird  besonders  dann  ^ehr  bequem, 
wenn  die  Werthe  der  Grössen  G,  H,  .  . .  l\  K*  von  der  Abscisse 
X  unabhängig  sich  zeigen.  So  findet  man  für  ein  vom  Verf.  zuerst 
betrachtetes  Beispiel  (S.  112.)  die  Werthe :  G  =:=  1  =^  H  =:  I 
=  H'  =  l\  und  K  =  0  =  G'  =:::.  K',  daher  x  =  x'  +  y'  -f  y", 
y  =  y'  +  y".  Legt  man  dem  betrachteten  Falle  als  primitive 
Kurve  die  Gerade  y'  =  0.x',  als  sekundäre  den  Kreis  y"*  = 
60x^  —  x'^  zum  Grunde,  so  findet  man  für  die  neue  Kurve  die 
Gleichung :    . 

y*  +  2  (30  —  x)  y»  +  2  (x«  —  60x  +  5)  y* 
+  2x  (45x  —  900  —  ^x«>  y  +  ^x^  (60  —  xf  =  0 

und  aur  Berechnung  von  x  und  y  jetzt  die  Formeln :  x  =  x' +  y", 
y  =  +  y".  Hiernach  berechnet  man  nun  sehr  leicht,  beliebig 
viele  zusaipmengehörige  x  und  y  durch  Hülfe  der  früher  (S.  70.) 
angegebenen  Tafel  der  Werthe  von  y",  welche  vermöge  der  Glei- 
chung y"*  ~  60x'  —  x'?  den  Werthen  0,  1,  2,  3,  . .  .  etc.  von  x' 
entsprechen.  '  - 

Im  fünften  Abschnitte  S.  117  —  142.  entwickelt  der  Verf. 
Ausdrücke  für  eine  besondere  Art  von  Kurven,  welche  zwar  nicht 
unmittelbar  durch  die  Sti^mfigur  erzeugt  wird ,  deren  Koordina- 
ten aber  doch  durch  das  Vorausgehende  sich  bestimmen  lassen. 
Der  Verf.  nennt  dieselben  Kurven  vom  dritten  Stamme^  das 


206  Mathematik. 

Wesentliche  denselben  aber  erhellet  tin  folgender  am  Aninife 
des  Abschnittes  aufgestellten  allgemeinen  Aufgabe.  Es  sei  ein 
unTeränderlicher  Punkt  durch  die  rechtwink  liehen  Koordinaten 
M  upd  N  und  eine  ruhende  primitive  Koordinate  (was  soll  eine 
Koordinate  sein?)  gegeben.'  Man  ziehe  ferner  vondem  unver- 
änderlichen Punkte  ans  eine  Gerade  nach  dem  Budpnnkte  der 
Ordinate  y'-der  primitiven  Kurve,  verlängere  aie^  und  betracdite 
diese  Verlängerung  so  als  die  Abscissenase  einer  gleichfalls  gege- 
benen sekundären  Kurve ,  dass  der  Endpunkt,  der  Ordinate  der 
,  primitiven  Kurve  den  jedesmaligen  Anfangspunkt  der  Abscissen 
von  der  sekundären  Kurve  abgiebt.  Endlich  laufe  vom  End- 
punkte der  Ordinate  y*'  der  sekundären  Kurve  ein  Leitstrahl  =1=  m 
*{-  nx'  -|-  py^  -f-  qy'^  so  aus,  dass  er  mit  der  Abscissenaxe  der  pri- 
mitiven Kurve  den  Winkel  =:=  q)  bilde.  Man  soll  die  Kurve  be- 
stimmen, irelche  der  geometrische  Ort  für  den  Endpunkt  des 
gedachten  Leitstrahles  ist  (im  Texte  steht  fälschlich :  dessen  geo- 
metrischer Ort  der  Endpunkt  des  gedachten  Leitstrahles  Ist). 
Durch  die  Modifikationen,  welche  das  früher  Entwickelte  in  Be- 
ziehung auf  diese  Aufgabe  erleidet,  findet  der  Verf.  zur  Bestim-r 
mung  der  gesuchten  neuen  Kurve  folgende  Formeln,  in  welchen 
y  =  (r  +  r^  -|-  ^)  X  +  (s  +  Sj  +  ö)  angenommen  ist: 

G  =  1  +  cos;i5  -f-  n  cos 9>,  G'  :=  sin;^  +  n  sin ^, 

H  =  p  cos 9,  H'  =  1  -f-  p  sinqp, 

I  =  —  »inx  +  qco8q>^  V   =  cos  jr  -f-  q  sin  q)^ 

K=:mcos9,  .  K^=i:m6in9>, 

X  =  Gx'  +  Hy'  +  ly"  +  K 

y  =  G  V  +  Hy  +  ly  H- K 

Diese  Formeln  werden  auch  noch  abgeander);  für  die  Fälle,  wo 
'  entweder  der  Leitstrahl  oder  die  sekundäre  Kurve  ganz  wegfallen 
soll.  Der  Verf.  weadet  nun  diese  allgemeinen  Formeln  isiuf  ge- 
wisse mehr  specielle  Fälle  an  und  betrachtet  zur  Erläuterang 
einige  ganz  bestimmte  Beispiele.  So  führt  er  zuerst  den  Fall  an, 
wo  der  unveränderliche  Punkt  im  Anfangspunkte  der  primitiven 
Kurve  4iegt,  und  4er  konstante  Leitstrahl  =  m,  vom  Endpunkte 
der  Ordinate  der  sekundären  Kurve  ausgehend  y  stets  mit  der  Ab- 
scissenaxe  der  primitiven  Kurve  parallel  bleibt  Man  hat  hier  znr 
Bestimmung  einzelner  Punkte  der  neuen  Kurve  die  Gleichungen : 

^SX  =  ^;  X  =  (1  +  cos;^) x'  —  y"  sin^  +  m;  y  =  3l'  sin^ 

+'y"  cos^.  Als  Beispiel  wird  nun  der  Kreis  y'*  =  60x'  -^  i'*  als 
primitive,  und  derselbe  Kreis  y'''  ^=  60x'  —  x'*  auch  als  sekon« 
däre  Kurve  angenommen;  dann  folgt  eine  erste  Tafel,  welehc 
ßr  verschiedene  Werthe  von  x'  die  zogehörigeh  von  +,yv  .+ «w  jr, 
und  cos  X  giebt ,  und  nachher  eine  zweite  Tafel ,  in.  welcher 


Jahn :  Anleitung  scnr  Ableitung  geometr«  Figuren.  207 

die  denselben  Werthen  Ton  x'  entsprechenden  Werdie  der  Gros* 
9&i:  (1  +  cosjf),  x'  (1  +  cosx),  y"  »«x,  (x  — m),  x,  x'sin^, 
(x'  sin;g  +  y),  +  y"  cos 3^  und  y  aufgestellt  findet.  Noch  für 
mehrere  andere  Beispiele  folgen  dann  ahnliche  Tafeln,  woraus 
man  sieht,  wie  Tiel  der  Verf.  selbst  gerechnet  hat,  und  der  Leser 
wird  hierdurch  vielfach  angeregt,  i^ch  selbst  im  Rechnen  zu 
üben,  tbeils  durch  Nachrechnung  der  hier  durchgeführten  Bei- 
spiele, theils  durch  Berechnung  anderer  ähnlicher  Fälle.  Nach 
Behandlung  dieser  Beispiele  sucht  der  Verf.  noch  eine  Erleichte-* 
ruttg  für  die  Berechnung  der  Koordinaten  verschiedener  Punkte 
der  neuen  KurVe  dadurch  zu  geben ,  dass  er  zwei  Methoden  er« 
klärt,  um  aus  einigen  mehr  von  einander  entfernten  nach  den  bis- 
her mitgetheilten  Formeln  unmittelbar  berecbncten  Werthen  zu* 
sammengehöriger  Koordinaten  noch  mehr  dazwischen  liegende 
durch  Interpolation  zu  bestimmen;  er  gicbt  aber  nur  die  anzn« 
webdenden  Formeln  unmittelbar  an  und  erläutert  ihren  Gebrauch 
an  Beispielen ,  ohne  auf  die  Ableitung  derselben  aus  ihren  Grrün« 
den  einzugehen.  Bedeutet  t^,  t^,  t,,  .  • .  tr . . .  eine  Reihe  von 
Werthen,  eine  Stammreihe,  welche  interpolirt  werden  soll,  und 
bezeiclinet  man  durch  "^^  das  rte  Glied  der  nten  Differenzreihe 
von  jener  Stammreihe,  durch  [k]„  aber  den  nten  Binomfalkoefft- 
cienten  der  kten  Potenz ;  90  hat  man  bekanntlich  die  Gleichungen: 

I)  t,  =  t,  +  [r  ~  1],  *Ai  +  [r  -  1].  'Ai  +  •  . .  + 

[r-l],-Zi, +  ... 

n)  "Ar  =-"Ai.  +  [1— i]i "^-^-^Ai  +  [r~l]« "+'Ai  +  ...  + 
ni)  Wj  =  ti  +  [r-ili  *A.  t  [r-hl  'Ai  +*...,+ 

[r — Jv  'Ai  "!".•• 
wo  nun  in)  als  Interpolationsformel  dient,  um  das  zwischen  den 
Gliedern  t^  und  t^^^  einzuschaltende  Glied  zu  berechnen.     Der 
Verf.  bezeichnet  durch  w  dieses  einzuschaltende  Glied  und  giebt  ' 
zur  Berechnung  desselben,  in  den  von  uns  hier  gewählten  Zeichen 
ausgedrückt,  die  Formel: 

W  =  ^  (t,  +  tr^^O  -  ^V  CAr-i  +  *Ar)  +  T^fy CAr^  +  'Ar-l) 

Entwickelt  man  aber  nach  den  Gleichungen  1)  und  II)  diesen 
Wertb  von  w ,  so  findet  sich  das  Resultat  in  den  fünf  erslen  Glie- 
dern übereinstimmend  mit  dem  Werthe  von  w  oder  t^j^,^  ^  welchen- 

die  Gleichung  III)  giebt.  Dieses  ist  die  erste  Interpolationsformel 
des  Verf.;  die  zweite,  welche  vornehmlich  auf  eine  Reibe  be- 
rechnet Ist,  deren  Glieder  anfangs  wachsen  und  dann  wieder  ab- 
nehmen,.  oder  umgekehrt,  beruht  im  Ailgemeineu  darauf ,  durch 
Hülfe  der  Methode  der  kleinsten  Quadrate  eine  einfachere ,  mehr 
symmetrische  Gleichung  zn  finden,  welche  die  Werthe  der  Reihe 
sehr  nahe  ausdrückt,  und  als  Interpolationsformei  gebraucht 
werden  kann;  wir  können  hier  nicht  pfiher  darauf  eingehen,  ohne 
zu  weitlänfig  zu  werden,  und  bemerken  daher  nur,  dass  der  Verf. 


208  Mathematik. 

die  betreffenden  Fonneln  aaa  dem  17.  Kapitel  des  zweiten  Theiies 
seiner  ^^praktischen  Astronomien^  (Ber)in  1835  bei  Reimer)  im 
Ausznge  entlehnt  hat. 

Der  sechste  Abschnitt  enthält  eine  meistens  nnr  kurze  Erklä* 
rang  Terschiedener  Kurven  vom  ersten,  zweiten  und  dritten 
Stamme,  welche  der  Verf.  auf  eilf  Tafeln  gezeichnet  und  dcna 
Buche  beigegeben  hat;  sie  beziehen  sich  auf  einzelne  im  Voratts* 
gehenden  behandelte  Aufgaben,  und  unter  ihnen  befinden  sich 
auch  solche,  weiche  ganz  ohne  Rechnung  durch  eine^  oft  sehr 
einfache  Konstruktion  gefunden  werden.  Nur  bei  der  Bestimmung 
einer  Kurve,  durch  Rechnung  das  Auftragen  vieler  berechneter 
Abscissen  und  Ordinaten  zu  erleichtern ,  .hat  der  Verf.  auf  einer 
besondern  Tafel  ejn  Gitter  von  Abscissen  und  Ordinaten  entwor- 
fen, nämlich  80  unter  einander  parallele  gerade  Linien,  deren 
je  zwei  immer  gleich  weit-  von  einander  abstehen,  und  welche 
durch  ungefähr  ebenso  viele  wieder  unter  sich  parallele  und  ebea 
80  weit  von  einander  abstehende  rechtwinklich  durchschnitten 
werden;  die  Anwendung. eines  solchen  Gitters  ist  einleuchtend, 
nur  mnss  man  es ,  um  es  recht  brauchbar  zu  machen ,  auf  Pappe 
aufkleben  lassen. 

Die  allgemeine  Gleichung  des  4.  Grades,  welche  gleich  zu 
Anfange  als  Gleichung  der  neuen  Kurve  gefunden  worden  ist, 
schllesst  natürlich  als  einen  besondern  Fall  auch  die  allgemeine 
Gleichuiig  des  dritten  Grades  mit  ein ,  sie  wird  nämlich  in  eine 
solche  übergehen,  wenn  zwischen  den  Koeflficienten  der  primiti- 
ven und  sekundären  Kurve  und  den  willkürlich  angenommenen. 
Grössen  a,  b,  a',  c'  etc.  eine  solche  Beziehung  stattfindet,  dass  in 
der  abgeleiteten  Gleichung  die  Koefficienten  von  y*,  y^x,  yV,  yi? 
und  X*  verschwinden^  während  von  den  Koefilcienten  von  y%  y*x, 
yx*,  x'  wenigstens  nicht  alle  =  0  werden.  Der  Verf.  betrachtet 
daher  im  siebenten  Abschnitte  S.  159 — 208.  noch  besonders  die 
Kurven  der  dritten  Ordnung  und  deren  Gleichung  des  dritten 
Grades,  wobei  er  Gelegenheit  nimmt,  über  die  Auffindang  der 
Grenzen,  zwischen  welchen  die  Wurzeln' einer  höheren  numeri- 
schen Gleichung  überhaupt  liegen ,  und  über  die  nähere  Bestim- 
mung dieser  Wurzeln  selbst  Einiges  mitzutheilen.  Auch  hier 
geht  er  nicht  ein  auf  die  Herlcitung  und  theoretische  Begründung 
dessen,  was  er  mittheilen  wijil,  sondern  stellt  nur  die  Resultate 
wissenschaftlicher  Uhtersuchungen  als  nackte  Regel  so  hin >  dass 
der  praktische  Rechner  sie  anwenden  und  darnach,  rechnen  kann, 
ohne  Etwas  über  den  Grund  der  Regel  zu  erfahren.  Eine  gründ- 
liche Entwickelung  des  hier  Vorgetragenen  würde  freilich  den 
Umfang  des  Buches  vergrössert  haben,  und  für  blos  mechanische 
Rechner  und  gewohnliche  Techniker  ohne  Interesse  gewesen  sein; 
allein  die  Meisten  von  denen,  die  überhaupt  um  genauere  Bestim- 
mung der  Wurzeln  höherer  numerischer  Gleichungen  sich  kom- 
mern ,  werden  woM  nicht  Uos  nach  mechanischen  Regeln  fragen, 


das»  die  Beding^ungen :  i  =  ■=;,  1  nicht  -=0,  1'  nicht  —  ^„7, 


Jahn :  Anleitnng  znr  Ableitung  geometr.  Fignren.  -  209 

«ondern  eine  grvkndlichere  Bdehning  BQch,en;  daher' hitie  Mich 
uiuerer ,  Ansicht  der  Verf.  hier  wohl  etwas  mehr  geben  sollen* 
Er  nimmt  an,  dass  für  die  primitire  und  sekundire  Kurve  die 
Gleichungen  gegeben  sind: 

.    Bxy  +  Ca"^  +  D/  +  Ex'  +  F  =  0 

Ay/2  ^  2'^Y  +  oy  +  EV  +  F  =  0 

worin  aber  B,  A'  imd  B'  nicht  =^  0  sein  dürfen;  danngieVt  er 
für  fa,  1,  k,  !<,  h^  \\  k\  V  gewisse  Wertbe  an  (sie  entspringen  aus 
den  S.  13,  für  dieselben  Buchstaben  gefundenen  Werthen ,  wenn 
man  darin  überall  x  =  0  setzt),  welche  übrigens  (durch  gehörige 
Wahl  der  willkürlichen  Grössen)  so  bestimmt  werden  müssen, 

^',  1  nicht  =  0,  f  nicht  =^ 

k'  =  -k  und  1'  =^1  erfüllt  werden.    Hierauf  folgt  eine  Auf- 
•  B  B  , 

Stellung  gewisser  Formeln  aenr  Bestimmung  der  Werthe  Ton^rt^ 
Pi^  •  •  •  fts^  ^3i  welche  aber  wieder  so  getroffen  werden  mnss, 
dass  gewissen  ebenfalls  angegebenen  Bedingungen  genügt  wird; 
mit  Hülfe  dieser  Grössen  ist  nun  ^ie  ToUstfindig  entwickelte 
Gleichung  des  3.  Grades  der  neuen  Kurve  gegeben.  In  einer 
Anmerkung  wird  noch  erinnert,  dass  auch  diese  Kurven  durch  die 
zu  Anfange  des  Buches  angegebene  Konstruktion  entstehen, 
wenn  man  nur  anstatt  der  veränderlichen  Winkel  rx  +  s, 
(r  +  i*!))^  +  (s  +  Si)  etc.  die  beständigen  s,  s  +  Bi  etc.  einführt. 
Hierauf  zeigt  der  Verf.,  wie  man  die  unmittelbare  Auflösung  «iner 
Gleichung  des  9.  Grades  umgehen  und  die  Entwerfung  der  ge^ 
suchten  Kurve  auch  hier  mittelst  der  früher  S.  109 — 112.  mit* 
getheilten  indirekten  Methode  bewerkstelligen  könne,  waa  hier 
um  so  leichter  wird ,  da  die  Veränderliche  x  in  den  zu  berechnen- 
den Werthen  hier  wegfallt.  Das  Ganze  wird  durdi  Betrachtung 
eines  Beispieles  erläutert.  —  Die  Methode  zur  Bestimmung  der 
Grenzen  für  die  Wurzeln  einer  Gleichung,  welche  dier  Verf. 
hierauf  erklärt  und  an  ein  paar  Beispielen  erläutert,  ist  die  von 
Faurier  herrührende,  welche  sich  stützt  auf  die  Beaclitung  der 
Zeicliwechsel  einer  ursprünglichen  Funktion  f  (x)  und  deren  abge- 
leiteten Funktionen  bei  Substitution  gewisser  beatimmter  Werthe 
anstatt  x.  Nach  dieser  Auseinandersetzung  wird  nun  noch  daa 
bekannte  Verfahren  erklärt,  wie  man  zuerst  ^inen  Werth  v  findet, 
der  noch  nicht  um  eine  Einheit  von  dem  wahren  Werthe  der 
Wurzel  y~  abweicht  und  dann  diesem  wahren  Werthe  sich  mehr 
nähert,  indem  man  y  =  v  +  ^y  setzt,  diesen  Werth  für  y  in 
der  Gleichung  substituirt,  in  dem  Resultate  aber  die  Glieder 
weglässt,  welche  die  zweite  und  höhern  Potenzen  von  Ar  ^n^ 
halten,  und  hieraus  der  Werth  von  ^^  bestimmt.  Noch  giebt 
der  Verf.  folgende  Methode  an,  die  reellen  Wurzeln  einer  Qtei- 
chnng  des  3.  oder  4.  Grades  annähernd  zu  berechnen.    Der  Glel« 

iV.  Jakrb,  f.  PhU.  w.  PM.  od,  Krü»  Bibl,  Bd.  XXXIV.  HfK%        14 


21Q  Mathematik. 

$hiiBg  des  S.  Giades  y^  +  ay*  +  by  +  c  =  0  giebt  er  die  Form 

f(j  +  »)  +  (c  +  by)  --=  0,  woraui  folgt:  y  ==  +    f-Tl+S 

Die  allgem.  Gleichung  des  4.  Grades  y*  +  ty'  +  by*  +  cy  +  d 
=  0  stellt  er  so  dar:  y*(y»  +  ay  +  b)  +  (d  +  cy)  =  0,  und 

erhiU  hieraus:   y  =  +    f  ^  +  ^^      .    Durch  Hülfe  die- 

"^       b  +  ay  +  yj 
ser  Formeln  kann  man  nun  allerdings  in  jedem  besondem  Falle 
leicht  finden,  welche  Werthe  von  y  die  Auflösung  unmöglich 
machen  wurden,  und  so  die  Grenzen  der  Wurzel,  also  annähernd 
diese  selbst  bestimmen,  was  ajach.  an  Beispielen  erläutert  wird« 
—     Im  letzten  Thelle  dieses  Abschnitts  bemerkt  der  Verf.  noch, 
das»  man  zwei  neue  Gattungen  von  Kurren,  analog  den  Kurven 
Tom  ersten  und  zweiten  Stamme,  ableiten  könne ,  indem  man  in 
den  tut  die  letzteren  gefundenen  Grundformeln  anstatt  der  Slnuii 
der  Winkel  diese  Winkel  selbst,   und  anstatt  der  Cosinus  die 
Einheit  setze  (von  Erzeugung  der  Kurve  durch  geometrische  Kon- 
struktioli  wird  hierbei  abgesehen).    Er  nennt  die  8l>  entstehenden 
Figuren  uneigentliche  Kurven  vom  ersten  und  zweiten  Stamme 
(wir  sehen  nicht  recht  ein,  wesshalb  sie  uneigentliche  Kurveb  hels- 
sen  sollen)  und  entwickelt  die  allgemeinen  Ausdriicke  erst  für  der- 
gleichen Kurven  vom  ersten ,  und  dann  für  solche  vom  zweiten 
Stamme.    In  Beziehung  auf  die  vom  ersten  Stamme  glebt  der 
Verfl  die  nötbigen  Formeln  und  sonstigen  Andeutungen,  wodurch 
man  in  den  Stand  gesetzt  wird,  die  Gleichung  der  gesuchten 
Kurve  zu  entwickein,    und  modificirt  nachher  die  allgemeinen 
Formeln  Tur  die  fünf  besonderen  Falle,  wo  beide  zum  Grunde 
gelegte  Linien  elitweder  Gerade,  oder  beide  Kreise,  oder  beide 
Ellipsen  u.  s.  w,  sind,  betrachtet  auch  zuletzt  ein  paar  Beispiele. 
bi  Betreff  der  uneigentlichen  Kurven  vom  zweiten  SUmme  zieht 
der  Vert  vor,  anstatt  die  Gleichung  derselben  voUltändig  zu  ent^ 
wjokela  und  nachher  aufzulösen,  auch  hier  wieder  auf  einem,  hidi* 
rektenW^e,  analog  dem  früher  gebrauchten ,  unmittelbar  ver- 
Bchiedene  Werthe  von  zusammengehörenden  Koordinaten  x  und  y 
der  nenen  Kurve  zu  berechnen,  was  allerdings  auch  wohl  der 
bequemste  Weg  ist,  aobald  es,  wie  hier,  nur  darauf  ankommt, 
durch  AufBndung  einzelner  Punkte  der  Kurve  dieselbe  zu  kon- 
^iren.     Die  gegebenen  Andeutungen  werden  an  einigen  aus- 
mjthch  behandelten  Beispielen  erläutert.     Aih  Schlüsse  des  Ab- 
schnittes befindet  sich  noch  eine  Tafel  der  Quadrat-  und  Kubik- 
aahlen  fiur  alle  ganze  Zahlen  von  1  bis  500,    und  eine  zweite  der 
Quadrat-  und  Kiiblkwurzehi  aus  denselben  Zahlen,  jede  auf  6 
»ecimaUiteUen  berechnet^  der  Gebrauch  beider  Tafeta  wird^ 
BeupieleQ  erlantert. 


Jahn!  Anleümig  wr  AbleÜang  geometr»  Figuren.  .211 

Nur  wenige  Seiten  enthält  der  letzte  achte  Abschnitt  S.  209 
— 212.,  in  weUhem  der  Verf.  allgemeine  Bemorkun^eir  macht 
über  die  Atiwendung'  der  betrachteten  Figuren«  Er  erinnert  niia- 
lieh,  dasa  der  Zeichner  und  Maler  hierdurch  Gelegenheit  erhalte, 
eine  grosse  Menge  neuer  Figuren  zu  finden,  weiche  zu  allerlei 
Bymmetrischen ,  einfachen  oder  zusammengesetzten  yerzierungen 
benutzt  werden  können ;  dass  dem  eigentlichen  Mathematiker  ein 
unübersehbares  Feld  dargeboten  werde  za  wissenschaftlichen  For- 
schungen ,  theils  nin  die  mannichfaltigen  Gebilde  von  Kurven  jeu 
bewerkstelligen,  theils  um  neue  analytische  Untersuchungen  für 
die  Differentialrechnung  in  Be:2ug  auf  die  Lehre  der  Sfaxima  und 
Miniina,  sowie  der  besondern  merkwürdigen  Punkte  der  Kurven 
anzustUIen,  dass  also  ebenso  dem  analytischen  Geometer,  als 
dem  eigentlich  praktischen  Arbeiter  hier  ?iei  Stoff  zu  lehrreichen 
und  anziehenden  Beschäftigungen  gegeben  werde,  jenem  durch 
wissenschaftliche  Untersuchungen ,  diesem  durch  das  Berechnen 
der  Koordinaten  einer  Kurve  und  durch  Zeichnen. derselben,  dass 
endlich  hier  auch  Gelegenheit  gegeben  werde  zur  Aufstellung  und 
Beantwortunff  von  mancherlei  Fragen  in  Betreff  .der  höheren  Me- 
chanik, da  die  meisten  4er  betrachteten  Figuren  durch  Bewegung 
eines  einzigen  Punktes  erzeugt  werden ,  also  eine  Anwendung 
dieser  Figuren  in  der  Mechanik  stattfinden  müsse.  Wir  sehen 
uns  ^enöthigt  zu  wiederholen,  dass  nach  unserer  Ansicht  wohl 
nur  von  geringerer  Bedeutung  der  Nutzen  ist,  welchen  gerade^ 
die  blos  mechanischen  Arbeiter  in  Betreff  der  Verzierungen  u.  dgl. 
aus  dem  Buche  ziehen  werden,  dass  dagegen  in  der  That  der 
eigentliche  mit  seiner  Wissenschaft  vertraute  Mathematiker 
manche  Anregung  zu  analytischen  Untersuchungen  darin  findet, 
d<er  ansehende  M^ihem9.iikerhh\^ge  Veranlassungr  erhält  zu  nütz« 
liehen  Uebungen,  wenn  er  die  hier  nur  im  Resultate  niitgetheilten 
Regeln  und  Formell^  aus  ihren  Gründen  zu  entwickeln  sucht  und 
überhaupt  das  nur  Angedeutete  ausführt,  dem  Techniker  aber, 
der  eine  gründliche  Vorbildung  erhalten  hat  und  nach  weiterer 
Belehrimg^sucht,  hier  vielföltige  Gelegenheit  sich  darbietet,  das 
bereits  Gelernte  zu  wiederholen  und  anzuwenden,  im  Rechnen 
und  Zeichnen  sich  zu  üben  und  in  mancher  Beziehung  seine 
Kenntnisse  zu  erweitern;  eben  desshalb  glauben  wir  Lesern  der 
letzten  Art,  sowie  angehenden  Mathematikern  das  Buch  vorzugs- 
weise empfehlen  zu  können. 

Meissen.  tj.  Gustav  Wunder. 


14* 


212       .  Bibliograpbisclie  Bericlite. 


Bibliographische   Berichte« 


Ein  Logo»  Protreptikoa ,  Schleiermacher  und  Flaton  hetrefendy  roü 
E.  F.  Yzem,  Prof.  am  Friedrich- Wilhelms -Gymn.  in  Berlin.  [Berlin, 
Besiter.  1841.  40  S.  8.]  Eine  in  die  breite  and  'weitschichtige  Form 
eines  Dialogs  eingekleidete  und^  mit  allerlei  •  Witzen  und  homoristischeii 
Redensarten  durchzogene  Untersuchung  über  die  EÜntheilung  der  Platoni- 
schen Dialogen,  "welche  mit  einer  phantastischen  Einleitung  von  Schleier- 
machers Forschungsmethode  über  Plato  und  von  seinem  Verhältniss  za 
Tennemanns  Forschungen  beginnt,  worin  etwa  4ler  Gedanke  durchgeführt 
wird,  dass  Schleiermacher  seine  Ideen  vom  Guten,  Wahren  und  Schonen 
in  den  Plato  hinein  getragen  habe,  statt  Piatos  Ideen  rein  objectiv  ans 
dessen  Schriften  zu  abstrahiren.  Die  eigentliche  Untersuchung  ist  in  die 
Form  einer  Phantasmagorie  eingekleidet , .  nach  welcher  der  Hr.  Verf  ans 
den  Zeiten  des  Kaisers  Tiberius  den  alten  griechischen  Philosoph  und 
Mathematiker  Thrasyllos  heraufbeschwört,,  welcher  nach  Diogenes 
Laertius  die  Schriften  des  Plato  und  Demokrit  in  Tetralogieen  eingetheUt 
haben  soll ,  —  eine  Eintheilung ,  welche  vielleicht  für  Plato  schon  älter 
war,  weil  nicht  nur  die  Anordnung  der  platonischen  Schriften  in  den 
Handschriften  darauf  fuhrt,  sondern  auch  Varro  einige  Worte  aus  dem 
Pbadon  als  aus  dem  vierten  Buche  citirt,  und  4er  Phädon  ebenfalls  in  der 
ersten  Tetralogie  des  Thrasyllos  die  vierte  Schrift  ist«  Dieser  Thras^rllos 
wird  in  Schleiermachers  Studirzimmer  citirt,  und  sucht  dort  demselben 
%n  beweisen ,  dass  die  Piatonischen  Dialogen  in  2  Hauptclasscn  zer&Qen, 
nämlich  1)  in  hyphegetische  oder  unterrichtende ,  a)  theorematische  über 
Physik  (Timaios)  und  Logik  (Politikos,  Kratylos,  Parmenides,  Sophi- 
stes),  b)  praktische  über  Ethik  (Apologie,  Kriton,  Phädon,  Phädros,- 
Symposion,  Menexenos,  Kleitophon,  Epistolae,  Philebos,  Hipparchos, 
Anterastae)  und  Politik  (Politeia,  Gesetze,  Minos,  Atlantikos,  Epinomia); 
2)  in  zetetische  oder  untersuchende,  a)  gymnastische,  die  wieder  maiea- 
tische  (Alkibiades  LH.,  Theages,  Lysis , .  .Laches)  und  peirastische 
(Eutyphron,  Menon,  Ion,  Charmides,  Theaitetos)  sind,  b)  agonistische, 
welche  sich  wieder  in  endeiktische  (Protagoras)  und  anatreptische  (En- 
thydemos,  Hippiasl.  H.,  Gorgias)  zertheilen.  Hr.  Y.  hat^  wie  man 
sieht,  auf  die  Tetralogieen  des  Thrasyllos  eine  neue  Zwei-  oder  Vierthei- 
ligkeit der  platonischen  Dialogen  gebaut ,  welche  der  alte  Thrasyllos  ans 
Diogenes  Laertios  und  andern  Stellen  dier  Alten,  wie  durch  andere 
Grande  und  durch  Beziehungen  auf  neuere  Forscher  vertheidigen  mnss« 
Die  Untersuchong,  soweit  sie  eben  die  gelehrte  Frage  angeht,  enthält 
mancherlei  Interessantes  and  Beachtenswerthes ,  ist  aber  durch  den  Dia- 
log unendlich  ins  Breite  gesponnen ,  und  wird  anstossig  durch  den  bor- 
schikosen  Ton  der  Unterredung,  nach  welchem  Thrasyll  z.  B«  den 
Schleiermacher  eoien  gottUehen  Kerl  nennt  und  ihn  bis  zum  Ersticken 
umhaUt.  Indess  sind  die  Ideen  des  Verf.  durch  diese  Einkleidangsform 
nicht  verdonkelt ,  sondenr  klar  and.  deutlich  heransgestellt  and  mach^ 


'  Bibliographische  Berichte«  21S 

weitere  Mittheilangen  von  seinen  platonischen  Forschungen  redit  wnn- 
schenswerth.  .^_  £j.] 

Christian    Wolffa   eigne  Lt^ensbeschreibung.      Berau$geg^en    mU 
einer  Abhandlung  über  Wolff  wm  Heinr.  Wutthre.    [Leipzig,  Weid- 
mannsche  Bnchh.  1841.  lY  u.  2Q3  S,  8.  1  Tbln]     Der  bekannte  Philo- 
soph Chr.  Wolff  in  Halle  hatte  bereits  im  Jahr  1734  dem  damaligen  Her- 
ausgeber der  Neuen  Leipziger  Zeitang,   J.  G.  Krause ^  versprochen,  er 
wolle 9  wenn  er  seine  lateinischen  Werke  beendigt  habe,  eine  Beschrei- 
bang  seines  Lebens  entwerfen.    Im  Jahr  1739  erschien  anonym  in  Leipzig 
nnd  Breslan  eine  Schrift:    Vitay  fata  et  scripta  ChrisUani  JfolXjßi^  Ter- 
fasst  TÖn  dem  Rector  des  Gymnasiums  in  Görlitz  M.  Fr,  Chr.  Baumeister^ 
welcher  in  der  Zeit,  wo  Wolff  ^fortwährend  Ton  den  Theologen  wegen 
seiner  Philosophie  rerketzert  wurde ,  nicht  gewagt  hatte ,  sich  öffentlich 
als  einen  Anhanger  Wolffs  zu  bekennen.     Die  Schrift  fand  Wolfis  Beifall, 
und  als  ein  paar  Jahre  nachher  eine  neue  Auflage  derselben  nÖtbig  wurde, 
so  liess  sich  derselbe  durch  Baumeisters  Bitten  bewegen,  far  die  neue 
Bearbeitung  eine  Selbstbiographie  aufzusetzen.     Er  sandte  auch  im  Jahr 
1743'  wirklich  eine  solche  an  den  Bürgermeister  Dr.  Gehler  in  Görlitz, 
welche  sich  ati  die  Baumeistersche  Schüft  anschliessen  sollte*     Allein  die 
neue  Ausgabe  erschien  nicht,    sondern  Baumeister  gab  nur  noch  eine 
kleine  lateinische  Abhandlung  heraus,  worin  er  Einiges  ans  der  Selbst- 
biographie benjitzte.     Nach  Wolffs  Tode  brauchte    Gottsched  dieselbe 
Selbstbiographie  für  seine  historische  Lobschr^  Chr.  Wolffs  (1755.),  uud 
Gehler  schenkte  endUch  1-760  das -JVIanuscript  sammt  9  Briefen  Wolffs  nnd 
einigen   Gedichten   auf  dessen  Rectorat   der   Milichschen  Bibliothek   in. 
Görlitz.     Von  da  erhielt  sie  nun  Hr.  JFutike  und  gab  zuerst  1840  in  den 
Schlesischen  ProvinzialbJättern  unter  dem  Titel:  Zur  Geschichte  des  Phi- 
losophen fFolffj  eine  Probe  davon ,  gewissermaassen  als  Denkschrift  zur 
hundertjährigen  Jubelfeier  des  Regierungsantritts  Friedrichs  des  Grossen, 
heraus,    weil    eben  von  diesem  Monarchen  Christian   Wolff  durch   die 
berühmte  Cabinetsordre  Tom  6.  Juni  1740  aus  der  Verbannung  nach  Halle 
zurückgerufen  worden  war.     Die  Toriiegende  Schrift  bringt  nun  den  voll- 
ständigen Abdruck  der  Autobiographie ,  vermehrt  mit  Wolffs  Briefen  an 
den  churfarsti.  sächs.  Gesandten ,  Freiherrn  E.  Chr.  von  Manteuffel,  in 
Berlin ,  welche  auf  der  Leipziger  Universitätsbibliothek  aufbewahrt  wer- 
den, und  mit  einer  eigenen  biographisch -kritischen  Abhandlung  des  Her- 
ausgebers.    Für  die  genauere  Kenntniss  von  Wolffs  äusserem  Leben  ist 
die  Schrift  von  Bedeutung,  für  dessen  Charakteristik  als  Gelehrter  aber 
bietet  sie  nach  der  schönen  Abhandlung  über  Wolff^s  Leben  und  Schriften: 
von  dem  verstorbenen  Rector  Kluge  in  Breslau  nicht  viel  erheblich  Neues. 
Die  in  grässlichem  Deutsch,  oder  vielmehr  in  einer  aus  Deutsch,  Fran- 
zösisch und  Lateinisch    zusammengesetzten '  Mischsprache    geschriebene 
Autobiographie  enthält  nur  eine  dürre  Aufzählung  d$r  äussern  Lebensver- 
hältnisse des  Mannes,  durchwebt  mit  vielen  Aeussernngen  der  unverschäm- 
testen Selbstüberschätzung,   mit  welcher  sich  Wolff  überall  Weihrauch 
streut   nnd  Leibnitzens   Verdienste   gegen    die   seinigen   herabzusetzen 
bemüht  ist.     Er  hält  sich  für  einen  wenigstens  ebenso  scharfen  Denkeri  . 


214  •        Bibliographische  Berichte. 

ab  Leibnitt  isty  giebt.  za  rerstehen,  dass'er  als  methodisclier  Denker 
tiod  eigentlicher  Philosoph  noch  weit  über  ihm  stehe  ^  und  denkt  sich 
überhaupt  so  einflussreich,  dass  er  sich  einst  in  einem  öfifentlichen  An- 
schlag am  schwarzen  Brete  der  UniTersität  Halle  als  Professor  generis 
homani  unterschrieben  hatte.     Er  kann  es  nicht  überwinden ,  dass  Leil)- 
nitz  von  ihm  nur  eine  Fortbildung  der  höhern  Mathematik  erwartet  und 
,  ihm  den  Beruf  zum  Philosophen  abgesprochen ,  dass  Bülfinger  der  neuen 
Philosophie  den  Namen  Leibnitio - Wolffiana  gegeben  hat,  und  spricht 
daher  ziemlich  wegwerfend  über  Leibnitzens  Theodicee,  weiss  nicht  ^  ob 
er  ihn  fiberhaupt  für  einen  rechten  Philosophen  halten  soll ,   und  giebt  zu 
verstehen,    dass  er  der  grosste  Philosoph  seiner  Zeit  sei  und  dass  er 
seine  Philosophie  selbststandig  und  unabhängig  von  Leibnitz  ausgebildet, 
ja  sich  nicht  einmal  die  Mühe  gegeben  habe,   sich  von  Leibnitz  für  seine 
'  Specnlationen  unterrichten  zu  lassen.     Eine  gleiche  Selbstüberschätzung 
und  dasselbe  Streben ,  Leibnitz  zu  verkleinem ,  zeigt  sich  auch  in  den 
Briefen,  wo  der  Hr.  Geheime  Rath  und  Baron  Christian  Wolff,  Excellenz, 
unter  dem  16.  Juli  1746  an  Manteuffel  unter  Anderem  die  Merkwürdig- 
keit  zu  berichten  weiss,  dass  Leibnitz  niemals  ein  Diploma  nobllitatis 
erhalten ,  niemals  sich  selbst  von  Leibnitz  geschrieben  habe  j ,  sondern  nur 
a  populo  geadelt  worden  sei.     Das  Wahre  ist,    dass  Leibnitz  in  seinen 
vertraulichen  Briefen  den  Barontitel  nicht  gebrauchte,  wohl  aber  in  amt* 
liehen  Schreiben  sich  B.  (Baron)  ff,  von  Le^nitss  unterzeichnete.  Unpar- 
teiischer und  richtiger^  als  es  Wolff  selbst  gethan,  hat  Hr.  Wuttke  in 
seiner  biographischen  Abhandlung  dessen  Leben  dargestellt,  seine  Ver- 
dienste und  Schwachen  gehörig  darzulegen  und  überhaupt  mit  möglichster 
Treue  denselben  zu  charakterisiren  gesucht.     Nur  hat  sich  derselbe  im 
Ganzen  ebenfalls  zu  sehr   mit  "Wolffs  äusserem  Leben  beschäftigt  und 
darüber  sein  wissenschaftliches  Wirken  zu  sehr  bei  Seite  liegen  lassen. 
Die  wissenschaftliche  Charakteristik  desselben  ist  überdem  zu  allgemein 
gehalten,   und  weder  dessen  wirkliches  Verdienst  um  die  Philosophie, 
noch  sein  Verhältniss  zu  Leibnitz  gehörig  klar  gemacht.     Wenn  nämlich 
in  Bezug  auf  das  Letztere  die  verschiedenen  Urtheile  von  Kant ,  Hegel, 
Michelet'u.  A,  ßber  WoIfF  angefahrt  und  einander  entgegengesetzt  wer- 
den; so  reicht  das  zur  Entscheidung  der  Sache  ebenso  wenig  ans,    als 
wenn  der  Verf.  darauf,   dass  Wolff  die  Philosophie  zuerst  deutsch  vor- 
trug,   ein   so   grosses   Gewicht  legt,    dass  er  die  deutsche  Philosophie 
gewissermaassen  mit  ihm  begonnen  sein  lässt.  Der  Les<ßr  wonscht-natürHch 
.  zu  erfiihren ,  welche  Fortschritte  die  Philosophie  durch  WoM  in  realer 
und  formaler  Hinsicht  gemacht  hat,    und  wie  sie  sich  gegen  die  Vor- 
.  ganger  und  Nachfolger  abgrenzt.     Dies  wird  ihm  aber  durch  das  von 
Hm.  W.  eingeschlagene  Verfahren  darum  nicht  klar,    weil  er  nur  die 
r^rschiedenen  Urtheile   späterer  Philosophen   einander   gegenüberstellt, 
und  die  charakteristischen  Meikmale   der  Wolffschen  Philosophie  nicht 
genug  hervorhebt.     Die  literarhistorische- Würdigung  Wolffs  wird  also 
dadurch  nicht  abgeschlossen.     Dagegen  hat  die  Schrift    das  Verdienst, 
dass   sie    über  WoHfs  äusseres  Leben    und  Charakter  sehr  reiche  und 
authentische  Aufschlüsse  gewährt.  »  [J.] 


Bibliographi'8cli6  Bericht«.  81A 

Cfimtliehes  Denkmal  von  Autun,  erklärt  Ton  Johanne«  Frans, 
ausserord.  Prof.  in  Berlin.  [Berlin,  Besser.  1841.  35  S.  gr.  8.  BOt  1  lith« 
Tafel.]    Die  franz.  Gelehrten  Bonnety  und  Pitra  gaben  in  den  jinnth 
les  de  phüosophic  ckrätienne  [Paris  1839.J  Nr.  lEf.  das  Facsimile  einer  chrisU. 
Inscbrift  heraas  /  welche  1839  auf  einem  zertrümmerten  Marm'orstein  In 
Autun«  gefunden  worden  war.  Weil  sie  die  fragmentarische  Inschrift  nicht 
za  ergänzen  und  gehörig  zu  erklären  vermochten,  so  hat  dies  Hr.  Fr.  in 
vorliegender  Schrift  versucht  und  folgende  Ergänzung  derselben  gefunden: 
IXBTOS  [ovifcivlov  9Byov  yhag^  ^ro^i  esftptS 
XQV  ^  aA^[y  nivsi]v  ufißgotov  ip  ßQOtioig 
^samaiav  '6Sd[t<o]v  •  ri}»  cijtr,  ipCXij  ^[(x]Xnio  ^v^^r 
vdactv  dsydot^g  nXovSoxörov  aotp{vig,  » 

[ff]a>r^^off  ttyioiv  fislti^[di]ä  IdiißoevB  ß[QiSüiV] 
iae-iSf  nCvSy  diov  IX&TN  ixmv  naläfiecig. 
ix^o  x'voi  yauxy  XiXctim  dianotet  amt[BQ]. 
av  st  [H]ot(Arjv^Q ,  el  XitttS[ofi]e  tpäg  ro  ^etvovtmv, 
«  av ,  a[v«|  c6ar]e(f ,  t&  (i&  l'n8x''^Q]iefieve  ^vem^ 
«/  awfi[dQrvQ6g  iori  x^9^  ^^^  r]oiaip  ifiotaiv 
[fkud'L  xttl  fffvx'^s]  fivrjifso  nt%zoQlov» 
Die  Krganzungen  werden  aus  ähnlichen  Inschriften  und  chrisil.  Doonmenten 
gerechtfertigt  und,  die  Härten  der  Sprache  und  Verse  sorgfältig  erörtert* 
Von  der  gewonnenen  Inschrift  ist  folgende  Uebersetzung  gegeben : 
Ichthys  des  himmlischen  göttlich  Geschlecht,  unsterblich  hienieden, 
Weihevollen  Gemüths  musst  du  von  anderem  C^uell 
Göttlichen  Wassers  dir  schöpfen.    Du  musst,  Freund,  laben  die  Seele 
Dir  aus  dem  ewigen  Born  strömender  Weisheit  des  Herrn. 
Von  dem  Erloser  der  Frommen  empfange  die  süsseste  Speise^ 
Speise  und  Trank,  Ichthys  tröstendes  Bild  in  der  H^d. 
Blnt  vergiesse  die  Erde,  ich  flehe  dich,  Herr  und  Erloser; 
Da  bringst  Ruhe  Ja  selber,  du  Licht  der  Todten  im  Grab«.  ' 

O,  du  Erlosungsmeisteif ,  au  Labsal  meines  Gemuthes,'^ 
Sind  dir  genehm  Mitzeugen,  so  sei  auch  gnädig  den  Meinen, 
.  Und  gedenke  der  SeeP  unseres  Pektorios! 
Zur  historischen  Erklärung  des  Ganzen  wird  berichtet ,  dsiss  die  ehriatl. 
Gemeinden  in  Lyon  und  Vienne,  von  Klcinasien  aus  gegründet,  schon  177  _ 
ein  Märtyrerthum  erlitten ,  sowie  die  von  Lyon  aus  gegründete  Gemeinde 
in  Autun  schon  180  den  Märtyrer  Symphorianus  hatte.  Die  Erzählung  von 
dem  letztem  in  den  actis  Syrophoriani  bei  Ruinart  bietet  manche  Aehntich« 
^keit  mit  obiger  Inschrift.  Diese  gallischen  Gemeinden  zeichneten  sich  anter 
Irenaus  durch  eine  antagonistische,  praktisch -christliche  Richtung  aas^  und 
namentlich  lehrt  die  Vergleichung  von  Irenäus  adv.  haer.  IV.  34«  mit  obi« 
gem  'Denkmal ,  dass  sie  einen  mystischen  Zusammenhang  der  Lehr«  v««i    ^ 
Abendmahl  und  der  Auferstehung  des  Fleisches  ausgebildet  hatten»     Da« 
Gedicht  weist  auf  die  Disciplina  arcani  hin,  und  darum  s^tzt  Hr.  Fr»  sein« 
Abfassungszeit  ins  3.  Jahrliundert  oder  auch  noch  hoher  hinauf,  und  Insat 
es  einen  Denkstein  zu  Ehren  de;s  Märtyrers  Pektorios  sein ,  bezüglich  auf 
eine  Todtenfeier  desselben,  wo  man  das  heil*  Abendmahl  genoss,  hn  Na- 
men des  Märtyrers  eine  Gabe  darbrachte  und  für  seine  Se«leiondie  betete« 


1 

216  I  Bibliographische  Berichte. 

F^TMidkmM  der  Bücher \  Landkarten  etc.,  weZcAe  vom  Januar  hia 
Juni  —  oder  in  der  zweiten  Abtheiiang :  vom  Juli  bi8  December  —  1841 
neu  erschienen  und  neu  mfgdegt  worden  sind ,  mit  Angabe  der  Bogen- 
aähly  der  Feriegery  der  Preise  im  20  Fl.-  und  14  TA(r.-Fim,  Uterari- 
»ohen  Nackweieungen  und  einer  wissensehafiUehen  Üeberstcht  etc.  Seehi- 
und  si^enachimigBte  Fortsetzung.  Angtferiigt  von  Joh.  Paul  Than« 
[Leipzig,  Hinrichs.  LX  u.  296  und  LVl  a.  300  S.  8.  Jede  Abthi.  15  Ngr.] 
und:  Wochentikhee  Verzeichniss  der  im  Jahr  1842  im  deutsehen  ßuch- 
handel  wirklich  erschienen^  neuen  BOchery  Landkarten  etc,  nebst  genauer 
Angabe  der  Bogenzahl ,  der  Verleger ,  der  Preise  zu  30  Neu  -  oder  SU- 
bergroschen  und  24  gOr»  .  In  unssenschtftUcher  Ordnung  angefertigt  und 
halhjShng  ndt  einem  alphabetischen  Begister  versehen  von  J.  P.  T  h  a  n. 
Nebst  Intelligenzblatt.  [Leipzig,  Hinrichs.  1—10.  Woche*  136  S.  8. 
Der  ganze  Jahrgang  kostet  1  Thlr.  12  gGr.]  Bibliographieen ,  welche 
nicht  Kataloge  von  Bibliotheken  oder  raisonnirendo  Verzeichnisse  gewis- 
ser besonderer  Gattungen  ron  Bachern,  z.  B.  von  Incunabeln,  Raritätea 
etc* ,  sind,  sondern  welche  eben  nar  das  Verzeichniss  der  in  irgend  einem 
Zeitraum  herausgegebenen  Bficher  bringen  ^wollen ,  zerfallen  jederzeit  in 
die  zwei  Abstufungen ,  daiss  sie  entweder  zur  Förderung  des  allgemeinen 
Bneherhandelsy  aUo  für  die  Bedürfnisse  der  Verkäufer  und  Käufer,  oder 
dass  sie  für  den  Gebrauch  des  Gelehrten  und  zur  Unterstützung  seiner 
wissenschaftlichen  Forschungen  gemacht  sind.  Eine  Bibliographie  für 
den  ersteren  Zweck  hat  in  mögUchst  bequemer  Uebersicht  alle  Bücher, 
welche  überhaupt  als  Waare  auf  dem  Büchermärkte  vorhanden  oderia 
irgend  einem  abgegrenzten  Zeiträume,  neu  auf  denselben  gekommen  sind, 
Bufisuzählen  und  alle  diejenigen  Merkmale  derselben  anzugeben,  welche 
der  Verkäufer  und  Käufer  für  das  zu  betreibende  Handelsgeschäft  wissen 
müssen.  Da  aber  der  deutsche  Buchhandel  so  eingerichtet  ist ,  dass  der 
Käufer  das  zu  kaufende  Buch  von  dem  Verkäufer  nicht  immer  vorher  zur 
Ansicht  erhalten  kann ,  son4ern'  dasselbe  öfters  unbesehen  kaufen  muss, 
80  wird  die  Aufzählung  jener  Merkmale  in  solcher  Ausdehnung  nöthig, 
dass  man  darauz  eine  vollkommene  äussere  K^nntniss  des  Buches  und  eine 
möglichst  genaue  .  seines  inneren  Werthes  abnehmen  kann.  Eine  Biblio- 
graphie für  den  Gelehrten  aber  muss  alle  Bucher ,  welche,  in  dem  ange~ 
noramenen  .  Zeitabschnitte  erschienen  sind ,  gleichviel  ob  sie  auf  den 
öffentlichen  Büchermarkt  gekommen  sind  oder  nicht,  in  einer  wissen- 
schaftlichen und  systematischen  Vertheilung  und  Anordnung  enthalten  und 
statt  dw  äusseren  Merkmale,  welche  den  Werth  des  einzelnen  Buches 
nur  als  Waare  bestimmen,  vielmehr  diejenigen  Merkmale  desselben  auf- 
sahlen,  aus  welchen- dessen  grossere  oder  geringere  Brauchbarkeit  für 
wissenschaftliche  Zwecke  und  sein  VerhältnisS  zu  anderen  homogenen 
Schriften  oder  zum  Ganzen  des  betreffenden  Literaturzweiges,  überhaupt 
aeia  innerer  wissenschaftlicher  Werth  hervorgeht.  Ist  eine  solche  nun 
ganz-allein  ztir  Unterstützung  der  wissenschaftlichen  Forschung  bestimmt, 
so  hat  sie  nur  diejenige  Charakteristik  der  Bücher  zu  geben ,  welche  die 
Braacbbariceit  derselben  als  Instrumente  für  irgend  ein  i  wissenschaftliches 
Bestreben  möglichst  klar  macht,  und   muss  jedenfalls  nachweisen,    wie 


Bibliographische  Berichte.  '  217 

weit  das  einxehie  Bach  für  einen  solchen  Zweck  ein  Hanpt  -  oder  Neb^n- 
werky  ein  nothwendiges  ond  anentbehrliches  oder,  ein  darcb  ander^ 
Schriften  ersetztes  ond  uberbotenes  ist  und  wie  weit  es  lur  den  betreffen- 
den Literatnrzweig  neae ,  selbstständige'  und  anderweit  nicht  gebotene 
Forschungen  und  Resultate  oder  nur  übersichtliche  Zusammenstellung  des 
von  Andern  Erforschten  bietet ,  wie  weit  es  ein  Product  sorgfaiUger  Be- 
arbeitung oder  ein  nachlässiges  und  einseitiges  Machwerk  ist  a.  dgl.m« 
Soll  sie  aber  etwa  auch  darauf  Rucksicht  nehmen ,  dass  der  einzelne  Ge- 
lehrte, insofern  er  sich  eine  Bibliothek  sammelt,  immerwährend  auch 
Bucherkäufer  bleibt,  oder  soll  sie  wohl  gar  auch  neben  dem  gelehrten 
Zwecke  noch  die  Bedürfnisse  der  Bibliothekare,  der  Bibliophilen,  der 
Dilettanten,,  der  Antiquare  u,  s.  w.  befriedigen;  so  wird  sie  naturlich 
auch  für  das  merkantile  Geschäft  Alles  angeben  'müssen,  was  der  Bucher- 
sammler za  wissen  nothig  hat.  Man  musa  also  dann  durch  sie  aach 
erfahren ,  ob  das  einzelne  Buch  eine  literarische  Seltenheit ,  eine  merk- 
würdige Erscheinung  der  Zeit,  ein  Prachtstuck  für  eine  Bibliothek,  ein 
seltenes  und  gesuchtes  oder  allgemein  zugängliches,  fin  in  yerschiedener 
Ausdehnung  oder  in  yerschiedenen,  äi^sserlich  oder  innerlich  von  einander 
abweiclienden  Ausgaben  vorhandenes  ist  etc.  Ist  ferner  ein  solches  auf 
dem  öfiTentlichen  Büchermärkte  nicht  mehr  vorhanden,  dann  wird  unter 
Umständen  auch  die  Angabe  notl^ig,  wie  man  dasselbe  sich  dennoch  käuf- 
lich verschaffen  oder  woher  man  es  geliehen  erhalten  kann.  Obschon  nun 
aber  in  diesem  letzteren  Falle  eine  Art  von  Vereinigung  der  merkantilen 
und  der  wissenschaftlichen  Bibliographie  eintritt,  so  ist  dieselbe  doch  im 
Ganzen  nur  scheinbar,  und  überhaupt  treten  die  beiden  genannten  Abstu- 
fungen derselben  in  ihrem  innem  Wesen  so  weit  auseinander,  dass  man 
zwar  die  eine  in  gewisser  Beziehung  als  Nebenwerk  zur  andern  hinzu- 
than ,  niemals  aber  beide  zu  einem  jorganischen  Ganzen  verbinden  k^nn« 
Namentlich  ist  es  die  äussere  Anordnung  und  der  Umfang  des  Stoffes, 
welche  beide  Richtungen  jederzeit  als  getrennte  ans  einander  halten. 
In.  der  Praxis  hat  sich  nun  die  zwiefache  Bearbeitung  der  Bibliographie 
ge wohnlich  und  im  Allgemeinen  sehr  richtig  dahin  gestaltet,  dass  die 
Bekanntmachung  der  neuen  literarischen  Erscheinungen  der  Bucherwelt 
.aus  der  Gegenwart  nach  der  zuerst  genatinten  merkantilen  Richtung  statt- 
findet ,  während  für  die  Kundmachung  der  Literatur  der  vorübergegange- 
nen Zeit  die  gelehrte  Richtung  die  vorherrschende  ist.  Die  merkantile 
Bibliographie  hat  hierbei,  zum  Hauptzweck ,  jederzeit  die  neue  Literatur 
des  laufenden  Jahres  bekannt  zu  machen,  dehnt  sich  aber  auch  in  den 
bekannten  Werken  von  Heinsius,  Kayser  u.  A.  dahin  aus,  die  gesammte 
Literatur  aufzuzählen , '  welche  noch  als  Waare  im  deutsdien  Buchhandel 
vorhanden  ist.  Hätten  sich  übrigens  unsre  deutschen  Bücherantiquare 
zu  einer  ähnlichen  Corporation  vereinigt,  wie  die  deutschen  Buchhändler, 
so  wurde  auch  eine  merkantile  Bibliographie  dieses  Zweiges  möglich  und 
füf  den  öffentlichen  Bucherverkehr  von  grossem  Nutzen  sein;  so  aber 
stehen  diese  alle  isolirt  da  und  machen  nur  einzeln  die  Yorräthe  ihres 
Waarenlagers  bekannt.  Unter  den  ebenerwähnten  merkantilen  Biblio- 
graph^een  Deutschlands  für  die  neu  erscheinende  Literatur  der  einzelnen 


218  Bibliographische  Berichte. 

Jahre  zeichnet  sich  nan  Tor  allen  durch  Zweckmasisigkeit  und  durch  die 
vollständigste  ErfuUang  des  hierbei  gestellten  Zieles  das  obenerwähnte 
halbjährlich  erscheinende  Verzeich niss  der  Hinrichsschen  Bnchhandhing  in 
Leipzig  aus,  und  hat  demnach  auch  rerdientermaassen  eine  solche  Vei"- 
breitqng  gefanden,  dass  es  alljährlich  in  16000  Exemplaren  ins  Pablicnm 
kommt«  Er  entstand  im  Jahr  1797  in  der  Weise,  dass  aus  dem  soge- 
nannten Leipziger  Messkatalog  die  Titel  der  wirklich  erschienenen  Bücher 
nebst  Angabe  des  Verlagsortes ,  Verlegers  und  Formats  und  mit  Hinzu- 
fagung  des  Preises  wieder  abgedruckt  wurden,  und  er  hatte  ursprünglich, 
ebenso  wie  mehrere  ähnliche  Kataloge  anderer  Buchhandlungen,  z.  B. 
der  J*  B.  6.  Fleischerschen  in  Leipzig,  keinen  andern  Zweck,  als  den. 
Sortimentsbuchhändlern  Deutschlands  einen  wohlfeilem  Katalog,  als  der 
Messkatalog  war,  für  ihren  Geschäftsverkehr  darzubieten,  indem  di«»- 
gelben  solche  Kataloge  in  grossem  oder  kleinem  Partien  kauften,  sie 
mit  dem  .  Titel  ihrer  Firma  versehen  Hessen  und  so  an  die  Bucher- 
käufer ihres  Geschäftskreises  zur  Ansicht  oder  als  Geschenk  ver^ 
schickten.  Als  aber  im  Jahr  1821  der  jetzige  Herausgeber,  Hn  J*  P« 
Thun,  die  Bearbeitung  dieses  Verzeichnisses  übernahm,  so  wurde  zwar 
die  Bestimmung  desselben  als  eines  Sortimentskatalogs  für  deutsche  Buch- 
handlungen beibehalten ,  aber  derselbe  wnsste  mit  kluger  und  verständiger 
Einsicht  eine  Reihe  Verbesserungen  anzubringdh,  wodurch  die  verschie- 
denen Forderungen ,  welche,  der  merkantile  Verkehr  an  ein  solches  Ver- 
aeichniss  macht,  immer  vollkommener  und  allseitiger  befriedigt  und  neben- 
bei auch  für  den  Gelehrten  Manches  geboten  wurde,  was  ihm' eine  ge- 
nauere Kenntniss  der  Bücher  und  die  erleichterte  Uebersicht  derselben 
nach  Literaturfächem  verschafEte.  Schon  von  der  zweiten  Hälfte  des 
Jahres  1821  an  wurden  die  Titel  nicht  mehr  aus  dem  Messkatalog  abge- 
schrieben, sondern  nach  Autopsie  von  den  vorliegenden  Büchern  selbst 
Gopirt ,  80  dass  von  da  an  nur  die  Titel  wirklich  erschienener  und  nach 
Leipzig  eingesandter,  also  in  den  Handelsverkehr  gekommener  Bücher 
Aufnahme  fanden.  Im  Jahr  1823  kam  die  Angabe  der  Bogenzahl  hinzu, 
und  seit  1830  wurden  den  Titeln  solcher  Bücher^  von  denen  einzelne 
Hefte  und  Bände  schon  in  frühern  Jahren  erschienen  waren,  die  nSthigen 
Nachweisungen  über  die  Erscheinungszeit ,  den  Verlagsort,  Verleger  und 
Preis  dieser  früheren  Bände  oder  über  sonstige  äussere  Veränderungen 
des  Buches  beigefugt.'  Im  Jahr  1828  aber  wurde  das  schon  vorher  unter 
dem  Titel  Repertorium  den  einzelnen  Heften  beigegebene  wissenschaft- 
liche Register  in  eine  vollständigere  und  brauchbarere  wissenschaftliche 
Uebersicht. umgestaltet.  In  diesem  Register  nämlich  sind  die  im  Ver- 
zeichniss  selbst  alphabetisch  aufgezählten  Bücher  der  untereinander  ge- 
mischten verschiedenen  Literaturzweige  wieder  in  21  Hauptrubriken  zer- 
theilt,  und  man  erhält  dadurch  euie  alphabetisch  geordnete  Speciatnber- 
sicht  davon,  was  von  den  gesammten  neuen  Büchern  der  Theologie,  der 
Jurisprudenz,  den  Staats-  und  Cameralwissenschaften ,  der  Medicin, 
Chemie ,  Philosophie ,  Literargeschichte ,  Pädagogik ,  Philologie ,  Ge- 
schichte, Geographie,  den  Naturwissenschaften,  der  Mathematik, 
Kriegs-  und  Handebwissenschaft ,   Technologie,  Oekonomie,  Forstwis- 


Bibliographische  Berichte.  219 

•  • 

senschaft,    den  schonen  Wissenschaften   etc.  zugehört,  wobei  mehrere 

dieser  Zweige  wieder  in  Unterabtheilungen   zertheilt  sind.     Früherhin 
wurde  in  diesem  Register  gewohnlich  nur  das  erste  Wort  des  einzelnen 
Titels  als  Stichwort  angeführt,  wo  man  dann  im  Yerzeichniss  aüemal  den 
Titel  erst  nachsehen  musste,    um  dessen  Bedeutung  zu  erkennen;    seit 
1828  aber  wird  darin  der  abgekürzte  Titel  wenigstens  soweit  mitgetheilt, 
dass  man  nur  in  seltneren  Fällen  über  deti  Inhalt  des  Buches  in  Zi/^eifel 
bleibt.     Natürlich  darf  man  in  dieser  wissenschaftlichen  Uebersicht  keine 
streng  systematische .  Rubricirung,  der  Titel  nach  den  yerschiedenen  Ab- 
stufungen der  einzelnen  Wissenschaften  erwarten ,  wie  man  sie  in  einer 
rein  wissenschaftlichen  Bibliographie  fordern  müsste;  allein  der  Vortheil 
ist  doch  err^eicht ,.  dass  man  die  überhaupt  zu  einer  allgemeinen  Wissen- 
schaft gehörigen  Bücher  leichter  übersieht,  als  wenn  man  sie' einzeln  ans 
dem   Yerzeichniss  zusammensuchen  müsste.     Die  Aufzählung  der  Titel 
geschieht  auch  hier  in  alphabetischer  Reihenfolge ,    aber  der  Ueberblick 
des  Ganzen  ist  dadurch  sehr  erleichtert,  dass -jeder  Titel  nur  den  Raum 
einer  halben  Zeile  füllt  und  dadurch  ein  schnelles  Ueberlaufen  der  ganzen 
Reihe  möglich  wird.     Mehrere  andere ,  kleinere  Verbesserungen  des  Ver- 
zeichnisses mögen  hier  unerwähnt  bleiben,  so  sehr  sie  auch  für  den  prakti- 
schen Blick  des  Hrn.  Herapsgebers  und  für  sein  unablässiges  Streben, 
demselben  immer  grossere  Vollkommenheit  zu  verscha£fen,  das  rühmlichste 
Zeugniss  geben.   Es  genügt  zu  yersichern ,  dass  die  Forderungen,  welche 
Verkäufer  und  Käufer,   und  unter  den  letztern  namentlich  auch  die  Ge- 
lehrten ,  an  einen  solchen  Katalog  machen  können ,  hier  in  vorzüglichem 
Grade  und  weit  mehr ,  als  in  anderen  ähnlichen  Büchern ,  erfüllt  und  be- 
friedigt sind.     Dabei  ist  dem  Herausgeber  noch  zum  besondern  Verdienst 
anzurechnen ,   dass  das  Yerzeichniss  jedesmal  sehr  pünktlich  am  Schluss 
des  Halbjahres  erscheint  und  nicht  über  den  festgesetzten  Termin  hinaas 
yerzogeft  wird.     Weil  übrigens  dieses  Verzeichnisse  die  nenerschienenen 
Bücher  erst  nach  Verlauf  eines  halben  Jahres  zur  o£fentlichen  Kunde 
bringt,  und  darum  bisher  z.  B.  die  Brockhausische  monatliche  Bibliogra* 
phie  immer  noch  den  Vorzug  des  schnelleren  Bekanntmachens  vor  ihm 
voraushatCe,  auch  das  von  Hrn.  Thun  in  das  Leipziger  Buchhändler« 
Wochenblatt  gelieferte  wöchentliche  Yerzeichniss   neuer  Bücher    diesen 
Mangel  nicht  beseitigen   konnte ,  da  dieses  Wochenblatt  für  gewohhiioh 
eben  nur  in  die  Hände  d^r  Buchhändler  kommt ;  so  hat  derselbe  mit  ge* 
genwärtigem  Jahre  ein  zweites  wöchentliches  >^erzeichniss  der  wirklich 
erschienenen  neuen  Bücher,   Landkarten  etc.   herauszugeben  begonnen, 
worin  er  die  Titel  mit  derselben  Vollständigkeit  und  Genauigkeit,  wie  in 
dem  ersteren  Yerzeichniss,  mittheilt,  dieselben  aber  nicht  in  allgemeine^ 
.  alphabetischer  Reihenfolge  aufzählt,  sondern  mehr  systematisch  unter  21 
Haüptrubriken   zusammen   ordnet,    wodurch   die  ganze  Literatur  in  die 
Wissenschaftsfächer :  Theologie  und  AndachUhücher ,  Rechtsvoissenschaft^ 
Staats-  und  Cameralwissenschaften ,  Heilkunde y  Chemie  und  Pharmacie^ 
Phütosophie^  Literaturwissenschaft  j  Pädagogik  und  Jugendsehr^ten  y  Fki- 
lologie,    Geschichte  und  Biographie,    Erd-   und  Reisebesckreibung  und 
\  Statistik  y    Naturwissenschcften  j  .  Math^aliadie  Wisiemchtfien  ^  Kriegs- 


220  Bibliographische  Berichte. 

wisaenschcßf  Bandda-y    Berg-  und  Münsgwkaenschttften^    Teeknologie^ 
Hau8'   und  Landwirthacheft ,    Forst-  und   Jagdwissenschttfteh,    schöne 
Wissenschaften  nnd  Schriften  vermischten  Inhcdts,  yertheilt  wird.    Sobald 
ein  Buch  unter  mehrere  Rubriken  gehört,  so  ist  es  zwar  nur  anter  einer 
Tollständig  aufgeführt,  aber  unter  den  andern  darauf  verwiesen.     Die 
systematische  Vertheilung  der  Bucher  unter  die  genannten  Wissenschafts- 
Sicher  geht  übrigens  auch  hier  nicht  auf  speciellere  Rubricirung  nach  dea 
einzelnen  Abstufungen  jedes  Faches  ein,  sondern  ordnet  Alles,  was, zu 
einer   Wissenschaft  gebort,    in    alphabetischer   Reihenfolge  zusammen; 
offenbar  sind  aber  auch   diese  specielleren  Unterabtheilungen  in  .einem 
solchen  Buche  weder  besonders  nöthig,  noch  auch  überhaupt  gut  möglich, 
wenn  man  nicht  dem  Hrn.  Herausg.  eine  Arbeit  zumuthen  will ,  welche 
über  die  nächste  Bestimmung  des  Buches  weit  hinausgeht.     Für  den  Ge- 
lehrten als  Käufer  ist  am  £hde  schon  hinlänglich  gesorgt,  wenn  er  über- 
haupt die  Bücher  seiner  allgemeinen  Wissenschaft  in  eine  Reihe  zusam-« 
mengestellt  erhält.     Weil  übrigens  aber  durch  die  einzelnen  Wochennum- 
mern, so  zweckmässig  dieselben  an  sich  für  die  schnelle  Bekanntmachung 
der  neuen  literarischen  Erscheinungen  genannt  werden  müssen,  doch  der 
Stoff  etwas  zerrissen  wird;  so  ist  für  grossere  Bequemlichkeit  noch  za 
wünschen,  dass   am   Schlüsse  jedes   Halbjahres  die   allgemeine  wissen- 
schaftliche Uebersicht  des  halbjährigen  Katalogs  auch  diesem  wöchent- 
lichen Verzeichnisse  mit  den  entsprechenden  Abänderungen  der  Seiten- 
zahlen beigegeben  werden  möge.     So  wird  derselbe  dann  ein  wahrhaft 
zweckmässiges    bibliographisches   Hüifsmittel   für    den    Gelehrten    sein, 
welches  ihn  mit  den  neuesten  Erscheinungen  der  Literatur  schnell  bekannt 
macht  und  ihm  zugleich  die  wissenschaftliche  Uebersicht  derselben  mög- 
lichst erleichtert.    Kleine  Irrungen,  welche  bei  der  Vertheilung  der  Titel 
'  unter  die  einzelnen  Rubriken  etwa  vorkommen ,  können  hier  ganz  unbe« 
achtet  bleiben ,  da  ihre  gänzliche  Vermeidung  in  einer  solchen  Bibliogra- 
phie überhaupt  nicht  möglich  ist ,   und  da  die  gewissenhafte  Genauigkeit 
und  Sorgfalt ,  mit  welcher  Hr.  Th.  beide  Verzeichnisse  arbeitet ,  ohnehin 
dergleichen  nur  selten  vorkommen  lässt.     Uebrigens  hat  dieses  wöchent- 
liche Verzeichniss  alle  die  Vorzüge '  nnd  Einrichtungen ,   welche  bereits 
oben  an  dem  halbjährigen  gerühmt  worden  sind,  und  wenn  wir  jenes  als 
die  beste  vorhandene  deutsche   Bibliographie  für  den  merkantilen  Ge- 
schäftsverkehr anerkannt  haben ,  so  gebührt  dieselbe  Auszeichnung  auch 
diesem,    nur  vielleicht  mit  dem  Unterschiede,  dass  es  in  Folge  der  wis- 
senschaftlichen Rubricirung  für  den  Gelehrten  bequemer  ist ,  als  für  den 
Buchhändler.     Dafür  .  gewährt  es  aber  dem  letzteren  durch  die  wöchent- 
liche Bekanntmachung  der  neu  erschienenen  Bücher  den  nicht  geringen 
Vortheil ,  dass  es  ihm ,  sobald  es  allgemeine  Verbreitung  unter  den  Ge- 
lehrten gewonnen  haben  wird,  die  besondern  Bekanntmachungen  über  das . 
eben  Erschienensein  eines   neuen   Buches   zum  grossen  Theile  erspart. 
Fragt  man  nun  aber,   wie  weit  die  beiden  Verzeichnisse  der  absoluten 
Idee  einer  allgemeinen   und  vollkommenen  merkantilen  Bibliographie  sich 
annähern ,  so  bleibt  dann  freilich  noch  mancherlei  zu  wünschen  übrig ; 
dennoch  aber  fällt  das  Urtheil  sehr  zu  ihrem  Gunsten~aus,  sobald  map 


.BibliogTaplii8€lie  Berichte.  S21 

die  bestellenden  Verhältnisse  des  Bncbhandels  in  Betracbt  ziebt,  und 
jedenfalls  leisten  sie  mit  geringen  Ansnabmen  alles  das,  was  nach  den 
obwaltenden'  Verhältnissen  geleistet  werden  kann.  Inwiefern  sie  blos 
deutsche  Bib?Tographieen  sind ,  so  umfassen  sie  natürlich  nur  diejenigen 
nenen  Bacher,  welche  aUjährlich  anf  den  deutschen  Büchermarkt  kommen, 
lassen  aber ,  da  der  deutsche  Buchhandel  nur  wenig  über  die  Lander 
deutscher  Zunge  hinausreicht ,  die  neuen  Bücher  des  Auslandes  grossten- 
tbeils  unbeachtet.  Dies  hat  auch  insofern  keinen  Nachtheil,  als  unter 
jedem  gebildeten  Volke  alljährtich  eine  grosse  Masse  Yon  Büchern  er« 
scheint,  welche  nur  far  die  speciellen  Bedürfnisse  des  Landes  oder  wohl 
gar  nur  für  den  Gebrauch  gewisser  Districte  desselben  bestimmt,  und 
deren  Vorhandensein  fiir  den  Bücherkaufer  eines  andern  Landes  durchaus 
gleichgültig  ist.  Anders  yerhält  es  sich  freilich  mit  Schriften  rein  wis- 
senschaftlicher Forschung,  welche,  sie  mögen  erschienen  sein  in  welchepi 
Lande  sie  wollen ,  jederzeit  ein  Gemeingut  der  gesammten  literarischen 
Welt  sind,  und  üeren  Bekanntmachung  für  Deutschland  um  so  wünschens- 
werther  ist,  da  eben  der  deutsche  Gelehrte  Tor  andern  Volkern  die  Tu- 
gend voraus  hat,  dass  er  auch  auf  das  wisseni^chaftliche  Leben  des  Aus- 
landes sorgfaltig  achtet  und  alle  Erzeugnisse  desselben  zu  umfassen  strebt. 
Das  Bedürfniss  einer  Bibliographie  der  neuen  Literatur  d^s  Auslandes  ist 
daher  auch  bei  uns  schon  oft  gefühlt  und  auf  mancherlei  Weise  zu  reali- , 
siren  versucht  worden ;  allein  die  eigenthümlichen  Verhältnisse  des  Buch« 
handeis  der  fremden  Lander  haben  derselben  gewohnlich  auch  soviel 
Schwierigkeiten  in  den  Weg  gestellt ,  dass  dergleichen  Unternehmungen 
nie  zu  einem  re'diten  Ziele  gelangten.  Der  neueste. Versuch  dieser  Xrt 
ist  bis  zum  Schluss  des  vorigen  Jahres  in  der  Duncker-Hnmblotschen 
üierariachen  Zeitung  in  Berlin  gemacht  worden,  wo  jeder  einzelnen  Num- 
mer Verzeichnisse  der  neuen  Literattar  des  In  -  nnd  Auslandes  beigefSgi 
waren.  Mit  dem  Jahrgang  1842  ,aber  haben  diese  Verzeichnisse  aufge- 
bort, nnd  man  hat  das  Weglassen  derselben  darum  nicht  gerade  sehr  zu 
bedauern ,  da  dieselben  überhaupt  zu  planlos  angelegt  wareh  und ,  abge- 
sehen von  der  UnvoUstandigkeit  des  Aufzählens  fremder  Bücher,  gewohn- 
lich die  Titel  derselben  so  mangelhaft  angegeben  wurden ,  dass  eine  ge- 
nügende Kundie  von  deren  Werthe  daraus  gar  nicht  entnommen  werden 
konnte,  dne  zweckmässige  Bibliographie  des  Auslandes  für  Deutschland 
scheint  überhaupt  noch  von  dem  Fortgange  der  Zeit  erwartet  werden  za 
müssen.  Sowie  nämlich  schon  jetzt. einige  Buchhandlungen  Frankreichs 
nnd  Englands  einzelne  wissenschaftliche  Bücher  ihres  Landes  auf  den 
deutschen  Büchermarkt  bringen ,  und  sowie  'die  Buchhandlungen  Hollands 
und  Dänemarks  alles  Wichtigere  ihrer  Literatur  hierher  schicken;  so 
steht  zu^  erwarten ,  dass  Sich  allmälig  dieser  Verkehr  immer  mehr  aus- 
dehnen werde.  Hr.  Tb.  hat  in  seinen  Verzeichnissen  für  diese  Bibliogra« 
phie  geleistet,  was  er  leisten  kann,  d.  h.  er  nimmt  die  Titel  aller  derje- 
nigen neuen  Bücher  Frankreichs,  Englands,  Hollands  etc.  in  dieselbe  ' 
auf,  wekhe  Auf  den  deutschen  Büchermarkt  geschickt  werden ;  ja  er  hat 
seit  dem  gegenwartigen  Jahre  angefangen,  auch  die  dänische  Lite- 
ratur vollständig  aufzunehmen.     Hoffen  wir  also ,  dass  es  ihm  mit  der 


-j 


99S  Bibliographiflobe  Beriohie» 

f 

Zeit  auch  möglich  sein  werde,  wenigstens  die  grosseren  *  wi88.ensGhaft- 
lichen  Werke  aach  anderer  Länder  mit  zu  umfassen.  Ein  zweiter  Mangel 
des  dentschen  Buchermarktes  ist  das  Nichtbeachten  der  an  den  Universi- 
täten and  Schalen  and  yon  einzelnen  wissenschaftlichen  Vereinen  erschei- 
nenden  kleinen  Gelegenheitsschriften ,  der  sogenannten  Programme,  Dis- 
putationen etc.  Diese  Schriften  waren  in  der  früheren  Zeit  allerdings 
gewohnlich  so  beschafien,  dass  sie  nur  selten  über  den  kleinen  Kreis  des 
Ortes,  wo  sie  erschienen,  hinaus  ein  Literesse  erregen  konnten ;  allein 
Bfiit  ein  paar  Decennien  haben  sie  einen  äussern  Umfang  und  eine  innere 
lYichtigkeit  gewonnen,  dass  der  Gelehrte  sie  durchaus  nicht  mehr  unbe- 
achtet lassen  kann.  Wahrscheinlich  würden  sie  wohl  auch  schon  längst 
^n  Gegenstand  grosserer  Beachtung  für  den  Buchhandel  geworden  sein, 
wenn  nicht  der  eingeführte  Programmentausch  ihren  Absatz  sehr, schmä- 
lerte. In  einer  merkantilen  Bibliographie  aber  können  sie  so  lange  nicht 
aufgeführt  werden ,  als  sie  nicht  auf  den  Buchermarkt  kommen.  Dagegen 
ist  freilich  sehr  zu  wünschen,  dass  sich  bald  jemand  fände,  der  alljährlich 
ein  möglichst  vollständiges  und  genaues  Verzeichniss  derselben  heraus- 
gäbe. Dem  obwaltenden  Mangel  haben  zwar  bisher  unsere  Jahrbücher, 
Gersdorf's  Repertorium  und  ein  paar  andere  2Seitschriften  insoweit  abzu- 
helfen gesucht,  als  sie  eben  auf  die  Aufzählung  dieser  kleinen  Schriftctt 
ein  besonderes  Augenmerk  richteten.  Allein  sie  sind  freilich  hierbei  von 
der  Bereitwilligkeit  abhängig,  dass  die  Herausgeber  solcher  kleinen 
Schriften  dieselben  an  die  Redaptionen  einsenden,  nnd  da  nicht  wenig« 
jei\er.  Anstalten  es  immer  noch  für  nnnöthig  halten ,  ihre  Gelegenheit»» 
Schriften  zur  öffentlichen  Kande  zu  bringen ,  so  lässt  sich  die  gehörige 
Yolbtändigkeit  nicht  erreichen  *)•  —     Für  die  Anordnung  .des  Stoffes 


*)  Yielleicfat  tragen  übrigens  die  Zeitschrifikcn  selbst  einen  Theil  'd«r 
Schuld,  dass  so  manche  Öffentliche  Anstalt  es  vermeidet,  ihre  offici^Uea 
Programme  einer  Beurtheilung  in  Zeitschriften  auszusetzen.  Es  hat  sich 
nämlich  in  der  neuesten  Zeit,  vornehmlich  durch  die  evangel.  Kirchenzeitung 
und  durch  die  vormals  Hatlischen,  jetzt  Dentschen  Jahrbücher,  die  unselige 
Kritik  aDsgebüdet,  dass  man  nicht  blos  die  wissenschaftlichen.  Producte  der 
Gelehrten ,  sondern  aach  deren  Persönlichkeit  und  amtliches  Wirken ,  sowia 
den  Zustand  öffentlicher  Staatsanstaüten  zum  Gegenstande  der  Beurtheilung 
in  öffentlichen  Blättern  zu  machen  angefangen  hat,  und  dass  man  berechtigt 
zu  sein  glaubt,  eine  öffentliche  Kritik  aber  Verhältnisse  zu  üben,  deren  Be- 
Brtheilong  eigentlich  nur  den  vorgesetzten  Staatsbehörden  obKegt.  Es  ist 
diese  Kritik   um  so  verderblicher  geworden,  je  häufiger  sie- von  Leuten 

Seabt  worden  ist,  welche  nur  nach  der  einseitigsten  und  kümmorlicfastea 
2insicht  in  die  Sache  den  Gegenstand  besprachen  und  deshalb  gewöhnlich 
in  Witzeleien  und  Schmähungen  sich  verloren,  und  je  weniger  man  dabei 
beachtet  hat ,  dass  jedm  solches  Antasten  der  amtliehen  Stellung  einer 
Person  oder  der  Würde  einer  öffentlichen  Anstalt,  selbst  wenn  es  auch 
wirkliche  Mängel  berühren  sollte,  selten  oder  ine  etwas  nützt,  wohl  aber 
unendlich  schadet,  und  dass  es  zugleich  eine  Verletzung  der  Würde  der 
wissens<;^aftlichen  Zeitschrift  selbst  ist  und  dieselbe  vom  Standpunkte 
der  WissenscbaftKchkeit  in  den  Schrnnz  der  Schmähung  und  niederen 

apionirerei  herabsetzt«    Wir  woBen  nicht   die  einzelnen  Bespiele,    wo 
niversitäten  und  öffentliche  Schulen  dergleichen  Unbill  erfahren  haben, 
hier  weiter  aa&ählon/  sondern  nur  darauf  hinweisen^  dass,  sowie*  die 


Bibliographische  Berichte.  SSü 

in  eiu6r  merkantilen  Bibliographie  hat  man  die  alphabetifldie  Reihenfolge 
der  Titel  als  die  zwbckmässigste  anerkannt,  weil  sie  gerade  so,  wie  in 

Anstalten  selbst,   ebenso  ancfa  ihre  amtlichen  Schriften  —  und  das  sind 
zum   grossen  Theil   auch   die  Programme  derselben  —  bei  •ffentlichcr 
Besprechung  in  Zeitschriften  die  höchste  and  'sorgfältigste  Beachtang  und 
Schonung  ihrer  öffentlichen  -Wnrde  mit  dem  grossten  Rechte  für  sich  in 
Ansprach  nehmen.    Allerdings  hat  die  grosse  Bewegung^    welche  in  das 
öffentliche  Unterrichtswesen  gekommen  ist,  nnd  die  Forderung  der  Zeit, 
dessen  allgemeine  und  besondere  Gestaltung  möglichst  allseitig  zu  erken- 
nen und   aus  dieser   ErkenntniSs   Mittel  zu  seiner  Fortbildung  und  Ver- 
▼ollkommnung   abzuleiten,    den  Zeitschriften  die  Pflicht  aafgelegt,    iiber 
Wesen   ond   Gestaltung  der   Unterrichtsanstalten  möglichst  viel  so    he^ 
-  nchten ,    und  io  d«r  That  ist  es  hier  sehr  schwer ,  die  Grenze  nicht  za 
überschreiten  und  das  zu  Besprechende  Ton  dem  Ungehörigen  immer  g^- 
nau  abzi^sondern.'    Die  Zeitschriften  müssen  für  dergleichen  Mittheilun- 
gen  natürlich  hauptsächlich   die  amtlichen  Schriften   der  Öffentlichen  An- 
stalten benutzen,  und  es  entsteht  daher  die  Frage,  wie  sie  dies  zu  thun 
haben,   um  dem  eben  genannten  Bedürfniss  zn  genügen,    und  doch  auch 
der  Anstalt  selbst  nicht  in  irgend  einer  Weise  zu  nahe  zu  treten*    Die  Norm 
des  rechten   Verfahrens  hierbei   hat  sich  noch  keineswegs  genug  ausge- 
bildet, sondern  muss  ziim  T^eil  noch 'erst  gefunden  werden.    Für  unsere 
Jahrbücher  suchen  wir  inzwischen,  bis  /diese  Norm  gefunden  sein  wird, 
80  streng  als  möglich  die  Richtang  festzuhalten  ,*  dassr  wir  zwar  über  die 
nassere  amtliche  Stellung  der  öffentlichen  Lehrer,    nicht  aber  über  ihr 
individuelles  Wirken  berichten;    da^s   wir  von    den   £inrichtungen  der 
öffentlichen  Anstalten  zwar  das  factisch  Bestehende,  soweit  dessen  öffent- 
liches Bekanntwerden  von  wissenschaftlichem  Interesse  ist,  erzählen^  aber 
eine   Beurtheitung  solcher  Einrichtungen  nur  dann   für  zulassig  halten, 
nvean  dieselbe  innerhalb  der  Grenzen  der  allgemeinen  wissenschaftlichen 
Theorie  gehalten  werden  kann  und  nicht  zu  einer  Antastung  des  persön- 
lichen Rechtes   des   Beamten   oder  der   öffentlichen  Würde   der  Anstalt 
fuhrt;  nnd  dass  wir  die  in  den  amtlichen  Programmen  erscheinenden  Ab- 
handlungen,   als  wissenschaftliche  Prodncte  eines  Gelehrten,  zwar  ohne 
Bedenken  der  wissenschafiblichen  Kritik  unterwerfen  zu  dürfen  meinen, 
ab^r  auch  hier  alles  das  bei  Seite' lassen,   was  die  amtliche  Stellung  des 
Verf.  berühren  kann«    Darum  pflegen  wir   bei   solchen  Abhandlungen  in 
Programmen,  welche  den  wissenschaftlichen  Forderungen  nicht  recht  ge- 
nügen,  und  bei  denen  sich  ergtebt,   dass  der  Verf.    sie  ohne  schriftstel-^ 
lerisehen  Beruf  nur   als  angestellter  Lehrer  zu  schreiben  genöthigt  war, 
gewöhnlich  nur  den  Inhalt  (£ne  weitere  Beurtheilung^  desselben  kurz  an- 
zugeben, um  nicht  durch  den  sonst  nöthigen  schärferen  Tadel  etwa  sein 
Ansehen  als  Lehrer  zu  verletzend    Es  kann  ja  jemand  ein  sehr  brauch- 
barer Lehrer  und.  doch  ein  schlechter  Schriftsteller  sein.    Bbenso  halten 
wir  es  nicht  für  angemessen,    d«i  schlechten  lateinischen  Styl  einer  soK- 
chen  Abhandlung  sdiarf  zu  tadeln :  denn  obgleich  derselbe  allerdings  ein. 
Makel  für  einen 'Gymnasiallehrer  ist,  so  glauben  wir  doch  nicht  berufen 
zu'  sein ,  einen  solchen  deshalb  öffentlich  anzugreifen,  um  nicht  etwa  das 
nöthige  Vertrauen  seiner 'Schüler  zu  ihm  zu  schwächen.    Wir  erwähnen 
diese  letzteren  Punkte  hier  besonders  deshalb,   um  nicht  bei  der  so  ge- 
stalteten Beurtheilung  solcher  Programme  in  den  Verdacht  zu  kommen, 
als  hätten  wir  durch  Verschweigung  von  gängeln  die  Ehrlichkeit  und 
Offenheit  der  Kritik  verletzt.    Vielmehr  lassen   wir  die  Kritik  nur  auf- 
hören, und  sparen  speciellere  Würdigung  für  solche  Programm  -  Abhand- 
lungen,   die  wissenschaftlich  tüchtig  und  wichtig  genug  sind»    dass  auch 
die  in  den  Schranken  der  Mässigung  dagegen  gemachten  Ausstellungen 
ihren  Worth  und  die  Wurde  ihres  Verfassers  nicht  beeinträchtigen  können. 


222 

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i^hte; 


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^Ävs^en  Bibliothek,  den  natnriich- 
^'^     jedes  Buch  uns  der  grossen  Masse 


^'*'*'"I»DDfl^  ^^^rir   '^^'  ^*'  ^iese  Anordnung  für  seinen 
^^^^^deB'    i°t  obnejtdoch  den  gewöhnlichen  Uebelstand 


rSbtt, 


hi  ''^^gtalog  ^^^f^eidea  zn  können.     Das  leitende  Wort  pflegt 
^^''^T^^mto*^'^^ Ifo^^  ^^  Bucher  der  Name  des  Verfassers  2n 
^/cA«/"        ^/«6«  ^^.  jv^eiid  eines  früheren  Antors  von  einem  andern 
M**       ^  ist  dBf  eesfi^^^  ^^^^  bearbeitet  worden ,  so  wird  nicht  des 
*^^^^„  neff*^^^  Jes  eigentlichen  Autors  Name  zn  dem  leitenden 
^^  gg^eh^^^'  ^ jßt  aber  nun  in  dem  Titel  der  Name  des  Verfassers 
^^\l0   S^'^x^g^    oder  hat  irgend  ein  Herausgeber  Werke  verschiedener^ 
wJf^  ^''^^^er  'angens-nnter  j  Verfasser  zusammendrucken  lassen,    dann 
^gfsfi'^^^^-ualidi  das  erste  oder  irgend  ein  anderes  Hauptwort  des  Titels 
^cd  ^f^  j^  Stichwort  gemacht.     Allein  sowie  in  diesem  letzteren  Falle 
Jim»  '^^**^0  di«  Schwierigkeit  eintritt ,  welches  Wort  des  Titels  gerade 
n^cbt  ^  ^^  £itichwort  sein  müsse;  so  findet  genau  genommen  hier  jeder-^ 
da*  ^\^  yertauschung  der  Nominal:- Anordnung  mit  der  Real -Anordnung 
,ei*  *  ^^^  ^  entsteht  bei  dem  Gebrauch  des  Katalogs  gar  häufig  die~Un- 
^  lÄsbeitr  noter   welchem  Stichworte    der  Titel  zu  suchen  sei.     Hat 
Yt  r  jemand  den  Titel  selbst  nicht  ganz  genau  im  Kopfe ,  dann  kommt  ea 
lil  ^nch  vor,  dass  er  denselben  gar  nicht  findet.     Allerdings  ist  dad 
e|pe  Schwierigkeit,  die  jeden  Nominalkatalog  irgend  einer  Büchersamm* 
long  drückt,  und  welche  nie*  ganz  wird  beseitigt  werden  können.     In  Be- 
sag auf  den  Thnnschen  Katalog  indess  lassen  sich  doch  vielleipht  zwei 
Erieichterungsmittel  nachweisen,  wodurch  diesem  Uebelstande  wenigstens 
zum  Theil  begegnet  werden  kann.     Einmal  nämlich  giebt  es  eine  Menge 
von  Büchertiteln ,   wo  man  nicht  den  eigentlichen  Namen  des  Verfassers 
oder  das  zn  Anfang  stehende  Hauptwort,  sondern  eine  andere  im  Titel 
als  leitender  Oberbegriff  enthaltene  Benennung  als  das  Stichwort  denkt, 
unter  dem  man  den  Titel  ta  suchen  geneigt  ist.     Lubkers  Commentar  zu 
Horazens,  Oden  z.  B.  oder  DUtrichs  Prolegomena  ad  Crattßuni  Platoru» 
werden  Viele  nicht  nnter  den  Namen  Lii6fcer  und  Dittriehy  sondern  unter 
Horaz  und  Plato  snchen.     Ein  Corpus  ptttrum  ecelesiasHcorumj  eine  Bt- 
hUoiheea  scriptarum  Latinorutny  Fragmenta  Comicorutn  Graecorumy  eine 
Sammlung  deutscher  Gedickte  etc.  sucht  man  vielleicht  nicht  unter  Cor- 
pus y   BibliothecOy  Fragmenta  y  Sammlung  y-  sondern  unter  Patres  eccLy 
Seriptores  LaUy  Comd  Graeciy  deutsche  GedichteM     Hier  hilft  nun,  wenn 


'Da  übrigens  in  nnsem  JahrbSchem  die  Besprechung  von  Programmen 
ans  anderen  Gründen  grosstentheils  in  die  Hand  Eines  Mitarbeiters  ge- 
legt ist;  so  müssen  wir  uns  hier  auch  noch  gegen  die  Folgerung  ver- 
wahren, als  ob  der  Leser  daraus,  dass  ein  Programm  in  den  Jahrbb. 
blos  angeführt  und  nicht  weiter  besprochen  wird,  einen  Schlnss  auf 
dessen  wissenschaftlichen  Unwerth  machen  dürfe.  Nein,  leider  müssen 
oft  die  tüchtigsten  Programme  nnbesprochen  bleiben,  weil  der  Referent 
sie  nur  dem.  Titel  nach  kennt  «der   weil  sie  über  einen  Gegenstand  sich 

'verbreiten,  in  welchem  er  liicht  urtheilsfähig  ist..  Dies  zugleich  als  bei- 
läufige Antwort  auf  einige  an  uns  gerichtete  Fragen,  wegen  ßeuvthei- 
long  von  Programmen.  [d.  Red.] 


BibHögtapliiBteli^  Berichte.  235 

•iNFahrö  ÖeqaeitiH(äik^i'fGt''da8  Aiiffindten  ensielt  Werden  «dl,  Au  einftdie 
Mittel  y  dteb  beidid  S^dkWorter  un  Noratiidkataldg  st^eii ,  •  dM  eiki^mit' 
dem  Toll8tSn^jg;eii  Tit6i  des  Budb«,  da^  ^ndeire  mit' Yerw«i«liiig  auf  den- 
selben.    Das  etwa  dagegen  <>bwaiteiid^  Bedenken,  dass  diese»  Veirfahren 
den'Umfatig^nnd  Preis  des  Katalogs  etwas  -vergrössere ,  kann  neben  dem 
boberen  Vortheil  der  Bequemlichkeit  gar  nicht  in  Betracht  kömineh,  sebald 
man  festhält,  dass  im  Geschäftsleben  Ersparnng  Ton  Zeit  utaendlieh  wicfat- 
tiger  ist,  als  Ersparnng  ¥on  Geld,  zaro'al  da  eben  hier  dieVermehmng  des 
Preises  überhaupt  nicht  bedeutend  sein  kann. '  Wo  übngeas  dlerös  Mittel 
noch  nicH  aüsi^leht,   da  ist  Hrn.  Thuii  dürcli  s<eine  sogtoännte  wimenr 
9chifükhe  Uebersickt,  welche  ja  neben  dem  Nominalkatatog  die  Stelle 
des  "Realkatalogs  vertreten  soll,  das  zweite  Mittel  geboten,  das  Aufedchen 
der  Titel  zu  erleichtern.     Esl>estebt  darin,  dsess  er  in 'die  alphabetisdie 
Reihenfolge  der  abgekürzten  Titel  nnter  den  dnz^lnen  'wissenschaftlichen 
Rubriken  gewisse  allgemein^  Gesainmttitel ,  z.  B;  unter  der  Rubrik  py- 
lologie '  die  allgemeinlin' Benennungen  i^rc^otogt« ,  Jnti^iaien,  Chrauk- 
moHky  Lexicographiey  IdtiBraturgesckiehte,  Sammekehrjften  ett'i  •eksraht 
und  dahinter  die  Stich^rter  der  bierher -gehörigen  Titel  «nffthrt.     Anch 
dies  ist  nicht  etwa  btos  ein  Vortheil  für  den 'Gelehrten  und  dessen  wis- 
senschi^Uiche  Forschungen,  «öndern  ebenso  eine  Erleichterung  des  ^Ge- 
schäftsTerkehrs ,   weil  iCanfer  und  Verkäufer)  sobald  sie  den  Titel  eines 
Buchs  nicht  genau  wissen,  doch  das  allgemeine  Stichwort  leicht' ^d^n, 
unter  dem  sie  ilin  daim  m  suchen  haben.  —  '  Bie  Hauptachwierigkeit 
einer  merkantÜen  Bibliographie  endlich  besteht- daiin,  dass  siie  über  ^en 
Wertk  jedes  einzelnen  Buchs  als  Waare  and  iber^e  Brauchbarkeit  dieser 
Waaird  dem  Ki^ufer  hui  Voraus  eine  m^güdbst  vollständige  Auskunft  geben 
soll.  Der  deatsohe  Buchhandel  ist  nämlidli  so  eingeriobtet,  dass  man  nicht 
wie  bei  andern  Wäaren  Jedes  Einzelne  Bach  vor  dem 'Ankauf  immer  erst 
besehen  k«nn,'  sondern  dass -man  oft  blos  auf  die  Angabe  des  Titels  kau> 
fen-mass.     Hier  hat  nun  die  Bibliographie  auf  alles  das  zu  achten,  wo- 
durch sie  dein  &'äafer  vor  möglichem  Betrug  tiach  Kräften  sicher  steÜt, 
oder  ihn'  anf  besondere'  Vorzüge  einzelner  Artikel  at^merksara- macht. 
Was  ab^  hierin  In  den'vbrfaandenenr  Bibliographien  noch  nachgeblMs^sirt 
werden  könne,  das  wird*  sieh' aus  folgenden  Andeutun^n  ergeben.     Den 
allgemeinen'  Inhalt  eines  Buchs  und  seine'  :l3.t^llttng  zum  Garizeu  der  Lite- 
ratur pfiegt  man-  gewülmlioh  aus  dem  TiteMEuerratheii,  sowie  maii  Von 
dem  Namen  des  V'er&ss'ers-  aus  gewohnUtih^  adf  dessen  wissensbhaftlidfen  - 
Werth  scfaüesst.     SergHltige'  und  ehrliche  Verfasser  piegen  bieirbel  attch 
in  den  fntdn  ihrer  Bücher  anznz^gen ,  ob  sie  ein  reih  wissensehaMiehes 
oder  i^raktischea  Werk,  ein  speculativ-gelehrtes^' oder  ein  populäres,  l^fn 
Band-  oder'  Schulbuch ,  ein  Product  der  Igelehrten''  Forschung,  'oder' eine 
SBsammenstellende  Compiiatioh  der  vorhandenen  Resultate,  eine  ephemere 
Schrift;  oder  «ne  fiir  die  Daner  brauchbare  und  dgL  gettefert  haben,  und  ^ 
Mk  cBoM'  Bez^ehnan^n  vo^  ihnen  weggelassen,   nun'  so  mÜgian  sie  sich 
es  s^lbsiPzBschfreiben^  wenn  derbehutsanAe  Käufer  ihre  Schriften  so  lange 
aabeachtet  lässt,  bis  er'anderwdt  Grelegenheit  geftmdea  hat,  sie  genauer 
N.  Jahrb.  f.  Phii.  u.  Päd.  od,  KrÜ.  Bibk  Bd.  XJLXW.  HfU  X       15 


S24  BibilögraphUche  Bericbte^ 

dem  sogenannten  Nominalkatalog  einer  grossen  Bibliothek ,  den  natSrliclf^ 
steh  Anhaltungspunkt  gewährt,  ipn  jedes  Buch  ß.n»  der  grossen  Masse 
leicht  heraaszufinden.  Auch  Hr.  Th.  hat  diese  Anordnung  für  seinen 
halbjähi^gen  Katalog  gewählt ,  ohne  jedoch  den  gewShnlichen  Uebelstand 
solcher  Nominalkataloge  vermeiden  zn  können.  Das  leitende  Wort  pflegt 
nämlich  für  solche  Reihenfolge  der  Bücher  der  Name  des  Verfassers  za 
sein,  und  ist  das  Werk  irgend  eines  früheren  Autors  von  einem  andern 
Gelehrten  neu  herausgegeben  oder  bearbeitet  worden ,  so  wird  nicht  des 
Herausgebers ,  sondern  des  eigentlichen  Autors  Name  zu  dem  leitenden 
Worte  gemacht.  Ist  aber  nun  in  dem  Titel  der  Name  des  Verfassers 
nicht  angegeben,  oder  hat  irgend  ein  Herausgeber  Werke  verschiedener, 
genannter  oder  ungenannter,  Verfasser  zusammendrucken  lassen,  dann 
vfird  gewöhnlich  das  erste  oder  irgjend  ein  anderes  Hauptwort  des  Titels 
zum  leitenden  Stichwort  gemacht.  Allein  sowie  in  diesem  letzteren  Falle 
nicht  selten  die  Schwierigkeit  eintritt ,  welches  Wort  des  Titels  gerade 
das  leitende  Stichwort  sein  müsse;  so  findet  genau  genommen  hier  jeder-^ 
zeit  eine  Vertauschung  der  Nominal^- Anordnung  mit  der  Real -Anordnung 
statt,  und  es  entsteht  bei  dem  Gebrauch  des  Katalogs  gar  häufig  die'Un- 
gewissheit ,  unter  welchem  Stichworte  der  Titel  zu  suchen  sei.  Hat 
aber  jemand  den  Titel  selbst  nicht  ganz  genau  im  Kopfe ,  dann  kommt  es 
'iivohl  auch  vor,  dass  er  denselben  gar  nicht  findet.  Allerdings  ist  dad 
eine  Schwierigkeit,  die  jeden  Nominalkatalog  irgend  einer  Büchersamm- 
lung drückt,  und  welche  nie*  ganz  wird  beseitigt  werden  können.  In  Be- 
zug auf  den  Thunschen  Katalog  indess  lassen  sich  doch  vieileipht  zwei 
Erleichterungsmittel  nachweisen,  wodurch  diesem  Uebelstande  wenigstens 
znm  Theil  begegnet  werden  kann.  Einmal  nämlich  giebt  es  eine- Menge 
von  Büchertiteln ,  wo  man  nicht  den  eigentlichen  Namen  des  Verfassers 
oder  das  zu  Anfang  stehende  Hauptwort,  sondern  eine  andere  im  Titel 
als  leitender  Oberbegriff  enthaltene  Benennung  als  das  Stichwort  denkt, 
unter  dem  man  den  Titel  zn  suchen  geneigt  ist.  Lubkers  Commentar  zu 
Horazens^  Oden  z.  B.  oder  DHtrich»  Prolegomena  ad  Cratylum  Platonis 
vireTden  Viele  nicht  unter  den  Namen  hühker  und  DUtrieh,  sondern  unter 
Horaz  und  PiaUf  suchen.  Ein  Corpus  patrum  ecelesiasticorumy  eine  Bi- 
hUoikeca  scriptorum  Latinorunij  Fragmenia  Comicorum  Gtaecorumy  eine 
Sammlung  deutscher  Gedickte  etc.  sucht  man  vielleicht  nicht  unter  Cor- 
pus ^  Bibliotheca^  FragmentOy  Sammlung  y-  sondern  unter  Patres  eccU, 
Soriptores  Lof.,  CDintct  Graect,  deutsche  Gedichte»     Hier  hilft  nun,  wenn 


'Da  übrigens  in  nnsem  Jahrbuchem  die  Besprechung  von  Programmen 
BUS  anderen  Gründen  grosstentheils  in  die  Hand  Eines  Mitarbeiters  ge- 
legt ist;  so  müssen  wir  uns  hier  auch  noch  gegen  die  Folgerung  ver- 
wahren, als  ob  der  Leser  daraus,  dass  ein  Programm  in  den  Jahrbb. 
blos  angeführt  und  nicht  weiter  besprochen  wird,  einen  Schluss  auf 
dessen  wissenschaftlichen  Unwerth  machen  dürfe.  Nein,  leider  müssen 
oft  die  tüchtigsten  Programme  unbesprochen  bleiben,  weil  der  Referent 
sie  nur  dem,  Titel  nach  kennt   oder  weil  sie  über  einen  Gegenstand  sich 

'verbreiten,  in  welchem  er  nicht  urtheilsfähig  ist..  Dies  zugleich  als  bei- 
läufige Antwort  auf  einige  an  uns  gerichtete  Fragen,  wegen  ßeufthei- 
lung  von  Programmen.  [d.  Red.J 


Bibliog'yapliiBblie  Bvrirclit«.  235 

•^valird  6e^fiieiiiH(iik<6ii'f6r  das  Anffindto  «rcielt  werden  «dl,  dM  eiAladie 
Mittel  y  dteci  beide  JS^diWorter  im  Nomincükataidg  st^e^ ,  •  da«  eiftie  mit ' 
dem  Tollst&idigen  Titel  des  Bacb« ,  dais  andere  mit'  YerweiAiiig  auf  den- 
selben. Das  etwa  dagegen  ebwaltende  Bedenken,  dass  dieses  Veirfahren 
den  Umfaiig'  nnd  Preis  des  Katalogs  etwas  vergrossere,  kann  neben  dem 
höheren  Vortheil  der  Bequemlichkeit  gar  nicht  in  Betracht  köminen,  sobald 
man  festhält,  dass  im 'Geschäftsleben  Ersparong  Ton  Zeit  utaendUeh  wicli- 
tiger  ist,  als  Ersparong  ¥on  Geld,  zumal  da  eben  hier  dieVermehmng  des 
Preises  überhaupt  nicht  bedeatend  sein  kann.  Wo  übiigens  dieses  Mittel 
noch  nichtr  aasi<6iebt,  da  ist  Hrn.  Thun  dürdi  seine  sogenannte  wissei^ 
mkufUkhe  UfherncMy  welche  ja  neben  dem  Neminalkataiog  die  €ltelle 
des  "Realkatalogs  vertreten  soU,  das  zweite  Mittel  geboten,  das  Auftiichen 
der  Titel  zn  erleichtern.  Es'besteht  darin,  diäis  er  in'^die  alphabelisdie 
Reihenfolge  der  abgekürzten  Titel  unter  den  einzelnen  wissenschaftlichen 
Rubriken  gewisse  allgemein^  Gresaibmttitel ,  z.  B.  unter  der  Rubrik  Pld- 
lologie '  die  allgemeinen' Benennungen  i^rc^0olog4e ,  Aniiqidlaitn  y  Chrati^ 
moHky  Lexicographie^  Idtigraturgesckichte ,  Sammekehrjften  eiti  ektreSlit 
mA  dahinter  die  iSitichWorter  der  hierher  gehörigen  Titel  anfuhrt.  Auch 
dies  ist  nicht  etwa  btoS  ein  Vortheil  för  den  Gelehrten  und  dessen  wis- 
senschaftliche Forschungen ,  sondern  ebenso  eine  Erleichterung  des  <9re- 
schäftsrerkehrs ,  weil  iCäufer  und  Verkäufer,  sobald  sie  den  Titel  eines 
Buchs  nicht  genau  wissen,  doch  das  allgemeine  Stichwort  leicht' finden, 
miter  dem  sie  ilin  daim  zu  suchen  haben.  —  '  Die  Hauptachwierigkeit 
einer  mevkantüen  Bibliographie  endlich  besteht  darin,  dass  sie  über  ^en 
Wertii  jedes  einzelnen  Buchs  als  Waare  und  uber^e  Brauchbarkeit  dieser 
Waare  dem  K^fer  im  Voraus  eine  möglichst  vollständige  Auskunft  geben 
soll«  Der  dentsohe  Buchhandel  ist  nämlieh  so  eingericbtet,  dass  man  nicht 
wie  bei  andern  Wäaren  Jedes  Einzelne  Buch  vor  dem  Ankauf  immer  erst 
besehen  kann,  sondern  dass -man  oft  blos  auf  die  Angabe  des  Tkels  kau- 
fen mnss.  Hier  hat  nun  die  Bibliographie  auf  alles  das  zu  achten,  wo- 
durch sie  den  Käufer  vor  möglichem  Betrug  Ikach  Kräften  sicher  stellt, 
oder  ihn*  auf  besondere-  Vorzüge  einzelner  Artikel  aufmerksam  macht. 
Was  aber  hierin  in  den  vörbaitdeneif  Bibliographien  noch  nachgebessert 
werden  könne,  das  wird'  sieh  aus  folgenden' Andeutunjgen  ergebeif.  Den 
allgemeinen  Inhalt  eines  Buchs  und  seine  Stellung  zum  Gaiizen  der  Lite« 
rator  pflegt  man-  gewöhnlich  aus  dem  Titel -zii  errathen,  sowie  maii  Von 
dem  Namen  des  Verfessers  aus  gewöhnliche  auf  dessen  wissensishäftlidien 
Werth  scbKesst.  Sorgfältige'  und  ehrliche  Verfasser  piegen  l^eirbei  auch 
in  dea  l^t^n  ihrer Bnehei'  anzuz^gen,  ob  liie  ein  reih  wissensehaMiches 
oder  praktisches  Werk,  ein  speculativ - gelehrties  od^r  eiii  populäres,  '^n 
Hand-  4»der  Schulbuch,  ein  Prodnct  der  gelehrten' Forschung,  'oder  eine 
■Bsammenstellende  Compilation  der  vorhandenen  Resultate,  eiine  ephemere 
Sdnrift  oder  eine  lur  die  Daner  brauchbare  und  dgL  geliefert  haben,  und  ^ 
sbd  diese' Bez^ehnungeii  von  ihnen  weggelassen,  nun'  so  m5gen  sie  sich 
es  s^lbstPznscbreibeb;  wenn  der  behutsame  Käufer  ihre  Schriften  so  lange 
inbeachtet  lässt,  bis  er'anderw^  Gelegenheit  gefunden  hat,  sie  genauer 
N.  Jahrb.  f.  Phil.  u.  Päd.  od,  £rii.  BihU  Bd.  XSXIV.  HfU  X      15 


224  Biblibgraphisehe  Bericbte^ 

dem  sogenannten  Nominalkatalog  einer  grossen  Bibliothek ,  den  natnrliclf^ 
steh  Anhaltnngspnnkt  gewährt,  um  jedes  Buch  aus  der  grossen  Masse 
leicht  heraaszofinden.  Auch  Hr.  Th.  hat  diese  Anordnung  für  seinen 
balbjähilgen  Katalog  gewählt  y  ohne  jedoch  den  gewöhnlichen  Uebelstand 
solcher  Nominalkataloge  Termeiden  zu  können.  Das  leitende  Wort  pflegt 
nämlich  für  solche  Reihenfolge  der  Bücher  der  Name  des  Verfassers  za 
sein,  nnd  ist  das  Werk  irgend  eines  früheren  Autors  von  einem  andern 
Crelehrten  neu  herausgegeben  oder  bearbeitet  worden ,  so  wird  nicht  des 
Herausgebers,  sondern  des  eigentlichen  Autors  Name  zu  dem  leitenden 
Worte  gemacht.  Ist  aber  nun  in  dem  Titel  der  Name  des  Verfassers 
nicht  angegeben,  oder  hat  irgend  ein  Herausgeber  Werke  yerschiedener, 
genannter  oder  ungenannter,  Verfasser  zusammendrucken  lassen,  dann 
iffird  gewohnlich  das  erste  oder  irg^end  ein  anderes  Hauptwort  des  Titels 
zum  leitenden  Stichwort  gemacht.  Allein  sowie  in  diesem  letzteren  Falle 
nicht  selten  die  Schwierigkeit  eintritt ,  welches  Wort  des  Titels  gerade 
das  leitende  Stichwort  sein  müsse;  so  findet  genan  genommen  hier  jeder-^ 
zeit  eine  Vertauschung  der  Nominal:- Anordnung  mit  der  Real -Anordnung 
statt,  und  es  entsteht  bei  dem  Gebrauch  des  Katalogs  gar  häufig  die'Un- 
gewissheit ,  unter  welchem  Stichworte  der  Titel  zu  suchen  sei.  Hat 
aber  jemand  den  Titel  selbst  nicht  ganz  genau  im  Kopfe,  dann  kommt  es 
'iivohl  auch  Tor,  dass  er  denselben  gar  nicht  findet.  Allerdings  ist  dad 
eine  Schwierigkeit,  die  jeden  Nominalkatalog  irgend  einer  Büchersamm- 
lung drückt,  und  welche  nie*  ganz  wird  beseitigt  werden  können.  In  Be- 
zug auf  den  Thnnschen  Katalog  indess  lassen  sich  doch  Tiellei|cht  zwei 
Erieichterungsmittel  nachweisen,  wodurch  diesem  Uebelstande  wenigsten^ 
zum  Theil  begegnet  werden  kann.  Einmal  nämlich  giebt  es  eine-  Menge 
von  Büchertiteln ,  wo  man  nicht  den  eigentUchen  Namen  des  Verfassers 
oder  das  zu  Anfang  stehende  Hauptwort,  sondern  eine  andere  im  Titel 
als  leitender  Oberbegriff  enthaltene  Benennung  als  das  Stichwort  denkt, 
unter  dem  man  den  Titel  zu  suchen  geneigt  ist.  Lübkers  Commtntar  zu 
Horazens^  Oden  z.  B.  oder  Dittrich»  Prolegomena  ad  Cratyluni  PlatonU 
werden  Viele  nicht  unter  den  Namen  Lii6Jker  und  Dittrichf  sondern  unter 
Horaz  nnd  Plato  suchen.  Ein  Corpus  ptttrum  ecclesiasticorum,  eine  Bh 
hUotheea  scripiorum  LaHnorutn ,  Fragmenia  Comicorum  Graecorum ,  eine 
Sammlung  deutscher  Gedichte  etc.  sucht  man  yielleicht  nicht  unter  Cor- 
pus, Bibliotheca^  Fragmenia ,  Sammlung  ^  sondern  unter  Patres  eccl,^ 
Soriptares  Lat^  Comici  Graect,  deutsche  Gedichte.     Hier  hilft  nun,  wenn 


'Da  übrigens  in  nnsem  Jahrbüchern  die  Besprechung  von  Programmen 
aus  anderen  Gründen  grÖsstentheils  in  die  Hand  Eines  Mitarbeiters  ge- 
legt ist;  so  müssen  wir  uns  hier  auch  noch  gegen  die  Fokerung  ver- 
wahren, als  ob  der  Leser  daraus,  dass  ein  Programm  in  den  Jahrbb. 
blos  angeführt  und  nicht  weiter  besprochen  wird,  einen  Schluss  auf 
dessen  wissenschaftlichen  Unwerth  machen  dürfe.  Nein,  leider  müssen 
oft  die  tüchtigsten  Programme  unbesprochen  bleiben,  weil  der  Referent 
sie  nur  dem,  Titel  nach  kennt   oder   weil  sie  über  einen  Gegenstand  sich 

'▼erbreiten,  in  welchem  er  nicht  urtheilsfahig  ist..  Dies  zugleich  als  bei- 
läufige Antwort  auf  einige  an  uns  gerichtete  Fragen,  wegen  ßeurthei- 
lung  von  Programmen.  [d.  Red.] 


BlbtiogVa^histfc^  Berichte.  225 

üralire  BeqaetttUiiikfeif  {8r  das  Auffinden  endelt  werden  soU^  diu  eiüfiidie 
Mittel  y  dteii  beide  SticIkWdrter  im  Nomhialkataldg  eteheti ,  *  du  eine  mit ' 
dem  ToUst&iidigen  Titel  des  Bnchfl ,  das  tpidere  mit' VerweiMiig  auf  den- 
selben* Das  etwa  dagegen  ebwaltende  Bedenken,  daaa  dieses  Verfahren 
den  Xfmfang^  nnd  Preis  des  Katalogs  etwas  vergrössere ,  kann  neben  dem 
höheren  Yortheil  der  Bequemlichkeit  gar  nicht  in  Betracht  könünen,  sobald 
man  festhält,  dass  im'Gbschäftsleben  Ersparong  yon  Zeit  unendlieh  wich- 
tiger ist,  als  Ersparang  m>n  Greld,  zamai  da  eben  hier  die  Yermehrong  des 
Preises  überhanpt  nicht  bedeatend  sein  kann,  "^o  übrigens  dieses  Mittel 
noch  nicht  ausi^iebt,  da  ist  Hm.  Thnn  dnreh  seine  sogenannte  wueeif 
9dkitflUehe  üeberncldy  welche  ja  neben  dem  Nemitialkatatog  die  Stelle 
des  "Realkatalogs  vertreten  Soll,  das  zweite  Mittel  geboten,  das  Anfeiichen 
der  Tiiel  zu  erleichtem.  Esl>e8teht  darin,  daiss  er  in^die  alphabetische 
Reihenfolge  der  abgekürzten  Titel  imter  den  ^zelnen  wissenschaftlichen 
Rnbriken  gewisse  allgemeine  Gesämmttitel ,  z.  B.  nnter  der  Rubrik  Phi- 
lologiediealigemeinen'Benennungen  itfrcAflotogie,  JntiijuhäUn,  Chrom" 
moHkj  Lexicographie  i  tMertUurgesekichte  ^  Safnmekcftrjften  ete*  einreiht 
und  dahinter  die  Idtichworter  der  hierher  gehörigen  Titel  «nföhrt.  Aach 
dies  ist  nicht  etwa  btoU  ein  Yortheil  für  ^en  'Gelehrten  und  dessen  wis- 
senschaftliche Forschungen,  sondem  ebenso  eine  Erleichterang  des  "Ge- 
sdiäitsrerkehrs ,  weil  ICaufer  nnd  Verkäufer)  sobald  sie  den  Titel  eines 
Buchs  nicht  genau  wissen,  doch  das  allgemeine  Stichwort  leicht' finden, 
nnter  dem  sie  ihn  daim  zu  suchen  haben.  -—  Die  Hauptsohwierigkeit 
einer  mericantilan  Bibliographie  endlich  besteht  darin,  dass  sie  Aber  'den 
Wertli 'jedes  einzelnen  Buchs  als  Waare  und  fflber  die  Brauchbarkeit  dieser 
Waare  dem  Kiffer  im  Voraus  eine  möglichst  Tollstandige  Auikunfb  geben 
solL  Der  dentsohe  Buchhandel  ist  namlieh  so  eingerichtet,  daiss  man  nicht 
wie  bei  andern  Waaren  jedes  einzelne  Buch  ror  dem  Ankauf  immer  erst 
besehen  kann, '  sondem  dass  man  oft  blos  auf  die  Angabe  des  Tkels  kau- 
fen-muss.  Hier  hat  nun  die  Bibliographie  auf  alles  das  zu  achten,  wo- 
durch sie  den  Käufer  vor  möglichem  Betrug  tech  Kräften  sicher  stdlt, 
oder  ihn»  auf  besondere'  Vorzuge  einzelner  Artikel  aufmerksam  macht. 
Was  aber  hierin  In  4en  'Vorhandenen  Bibliographien  noch  nachgebess«li; 
werden  könne, '  das  wird^  sich '  aus  folgenden'  Andentunjgen  ergeben.  Den 
allgemeinen  Inhalt  eines  Buchs  und  seine  Stellung  zum  Gaiizen  der  Lite« 
ratur  pflegt  man  ^wolnilioh  aus  dem  Titel  zderratheii,  sowie  man  Wn 
dem  Namen  des  Verfess'ers  aus  gewöhnliehl^  auf  dessen  wissensijhäftliehen ' 
Werth  scldiesst.  Sergfaltige' und  ehrliche  Verfasser  pflegen  hierbei  auch 
in  des  fHteln  ihrer  Bnehei'  anzuzeigen,'  ob  sie  ein  reih  wissensohaiUiehes 
oder  ]^ktische»  Werk ,  ein  speculatiy  -  gelehrtes  oder  eiii  populäres,  ein 
Haad-'  oder  Schulbuch ,  ein  Product  der  gelehrten'  Fots^hung,  oder  eilte 
zosanunenstellende  Compilatioh  der  Torhandenen  Resultate,  eine  epheAiere 
Schrift  oder  eine  für  die  Dauer  brauchbare  und  dgl.  geliefert  haben,  und  , 
sind  diese' 0ezeiehnangen  Ton  Urnen  weggelassen,  nun'  so  mögen  sie  sich 
es  a^bni'znschreiben,  wenn  derbehutsaDie  Käufer  ihre  Schriften  so  lange 
aabeachtet  lasst,  bis  er  anderweit  Gelegenheit  gefunden  hat,  sie  genauer 
IV;  /«Ar»,  f.  Phii.  u.  Päd.  od.  KrU.  Bibk  Bd.  XKXIY.  BfU  %       15 


224 


Bibliographische  Berichte; 


dem  sogenannten  Nominalkatalog  einer  grossen  Bibliothek ,  den  natorlich-« 
sten  Anhaltnngspnnkt  gewährt,  ipn  jedes  Bnoh  fins  der  grossen  Masse 
leicht  herauszufinden.  Auch  Hr.  Th.  hat  diese  Anordnung  für  seinen 
halbjäh/igen  Katalog  gewählt ,  ohne  jedoch  den  gewöhnlichen  Uebelstand 
solcher  Nominalkataloge  vermeiden  zu  können.  Das  leitende  Wort  pflegt 
nämlich  für  solche  Reihenfolge  der  Bücher  der  Name  des  Verfassers  za 
sein,  und  ist  das  Werk  irgend  eines  früheren  Autors  von  einem  andern 
Oelehrteu  neu  herausgegeben  oder  bearbeitet  worden ,  so  wird  nicht  des 
Heransgebers ,  sondern  des  eigentlichen  Autors  Name  zu  dem  leitenden 
Worte  gemacht.  Ist  aber  nun  in  dem  Titel  der  Name  des  Verfassers 
nicht  angegeben,  oder  hat  irgend  ein  Herausgeber  Werke  yerschiedener, 
genannter  oder  ungenannter,  Verfasser  zusammendrucken  lassen,  dann 
'vfird  gewohnlich  das  erste  oder  irg^end  ein  anderes  Hauptwort  des  Titels 
zum  leitenden  Stichwort  gemacht.  Allein  sowie  in  diesem  letzteren  Falle 
nicht  selten  die  Schwierigkeit  eintritt ,  welches  Wort  des  Titels  gerade 
das  leitende  Stichwort  sein  müsse;  so  findet  genau  genommen  hier  jeder*^ 
zeit  eine  Vertauschung  der  Nominal- Anordnung  mit  der  Real -Anordnung 
statt,  und  es  entsteht  bei  dem  Gebranch  des  Katalogs  gar  häufig  die'Un- 
gewissheit,  unter  welchem  Stichworte  der  Titel  zu  suchen  sei.  Hat 
aber  jemand  den  Titel  selbst  nicht  ganz  genau  im  Kopfe,  dann  kommt  es 
-Inrohl  auch  ror,  dass  er  denselben  gar  nicht  findet.  Allerdings  ist  das 
eine  Schwierigkeit,  die  jeden  Nominalkatalog  irgend  einer  Büchersamm* 
lung  drückt,  und  welche  nie* ganz  wird  beseitigt  werden  können.  In  Be- 
zug auf  den  Thunschen  Katalog  indess  lassen  sich  doch  vielleipht  zwei 
Erieichtcrungsmittel  nachweisen,  wodurch  diesem  Uebelstande  wenigstens 
zum  Theil  begegnet  werden  kann.  Einmal  nämlich  giebt  es  eine-  Menge 
Ton  Bttchertiteln ,  wo  man  nicht  den  eigentlichen  Namen  des  Verfassers 
oder  das  zu  Anfiing  stehende  Hauptwort,  sondern  eine  andere  im  Titel 
als  leitender  'Oberbegriff  enthaltene  Benennung  als  das  Stichwort  denkt, 
unter  dem  man  den  Titel  tüL  suchen  geneigt  ist.  Lubkers  Commentar  zu 
Horazens^  Oden  z.  B.  oder  Dittrich»  Prolegomena  ad  Cratylum  PlätonU 
werden  Viele  nicht  unter  den  Namen  I<M6fcer  und  Dktrieh,  sondern  unter 
Horaz  und  Flato  suchen.  E«in  Corpus  patrum  ecclesiasticorum ,  eine  B^ 
hUoikeea  scriptorum  Ltttinorum ,  Fragmenia  Comicorum  Crtaecorum ,  eine 
Sammlung  deutscher  Gedkhte  etc.  sucht  man  yieÜeicht  nicht  unter  Cor- 
ptf«,  BibUoikecay  Fragmenia  ^  Sammlung  y  sondern  unter  Patres  eccUj 
Suripiores  LaLj  CamMci  Graedy  deutsche  Gedichte.     Hier  hilft  nun,  wenn 


'Da  übrigens  in  nnsem  Jahrbüchern  die  Besprechung  von  Programmen 
aus  anderen  Gründen  grösstentheils  in  die  Hand  Eines  Mitarbeiter^  ge- 
legt ist;  so  müssen  wir  uns  hier  auch  noch  gegen  die  Folgerung  ver- 
wahren, als  ob  der  Leser  daraus,  dass  ein  Programm  in  den  Jahrbb. 
blos  angeführt  und  nicht  weiter  besprochen  wird ,  einen  Schluss  auf 
dessen  wissenschaftlichen  Unwerth  machen  dürfe.  Nein,  leider  müssen 
oft  die  tüchtigsten  Programme  unbesprochen  bleiben,  weil  der  Referent 
sie  nur  dem, Titel  nach  kennt  oder  weil  sie  über  einen  Gegenstand  sich 

'verbreiten,  in  welchem  er  liicht  urtheilsfahig  ist..  Dies  zugleich  als  bei- 
läufige Antwort  auf  einige  an  uns  gerichtete  Fragen,  wegen  ßeurthei- 
lung  von  Programmen.  [d.  Red.] 


Blbtidgifa^histfcö  Berichte.  225 

mllre  J^^etttliiiikyi'fBi*  das  Aiiffind^n  ensielt  werden  «oU,  &U  eiüftidiis 
Mittel  y  dteii  beide 'S^clkwdrter  im  Nomfhalkataidg  steiieji , '  du  eine  mit ' 
dem  TolLsCaii^igen  Titel  des  Bncbs,  da«  andere  mit' VeFweiamig  anf  den- 
selben. Das  etwa  dagegen  ebwaltende  Bedenken,  dass  diese»  Verfahren 
den  Umfang*  nnd  Preis  des  Katalogs  etwas  vergrdssere',  kann  neben  dem 
höheren  Vortheil  der  Bequemlichkeit  gar  nicht  in  Betracht  kommen,  sobald 
man  festhält,  dass  imG'eschäftsleben  Erspamng  yon  Zeit  unendlich  wich- 
tiger ist,  als  Ersparung  von  Geld,  zumal  da  eben  hier  die  Y wmehrung  des 
Preises  überhaupt  nicht  bedeutend  sein  kann.  Wo  übrigens  dieees  Blittel 
noch  nichtr  aiisi^ebt,  da  ist  Hrn.  Thun  durcii  seine  sogenannte  wiwenr 
9dkitftiiehe  üthtrmctk^  welche  ja  neben  dem  Nmninalkataieg  die  Stelle 
des  "Realkatalogs  vertreten  Soll,  das  zwieite  Mittel  gebeten,  das  Anfeüchen 
der  TÜel  zu  erleichtern,  Es*besteht  darin,  daiss  er  in^die  alphabetische 
Reihenfolge  der  abgekürzten  Titel  tönter  den  einzelnen  'wissenschaftHehen 
Rnbriken  gewisse  allgemeine  'Gesämmttitel ,  z.  B.  unter  der  Rubrik  Phi- 
lolegie  die  allgemeinen' Benennnngeii  itfrcAook^gie,  ^nti^ifalen,  Qram-' 
moHk^  Lexicograpkiei' lAteraturge$ckioJaey  SamvnekcftrjT^eii  ete;  ekfrieiht 
und  dahinter  die  Sticliwiorter  der  hierher  gdiorigen  Titel  «nfÖhxt.  Auch 
dies  Ud  nicht  etwa  b)oS  ein  Vortheil  für  den  Gelehrten  und  dessen  wis- 
senschaltliehe  Fersehungen,  sondern  ebenso  eine  Erleichterung  des^Gre- 
scbäitsTerkehrs,  weil  ICäufer  und  Verkäufer,  sebald  sie  den  Titel  eines 
Buchs  nicht  genau  wissen,  doch  das  allgemeine  Stichwort  leicht' finden, 
unter  dem  sie  ihn  daim  zu  suchen  haben.  —  Die  Hauptachwierigkeit 
einer  mericantilen  Bibliographie  endlidi  besteht* darin,  dass  sie  über  ^ea 
Wer<li*jedeB  einzelnen  Buchs  als  Waare  and  fflber  die  Brauchbarkeit  dieser 
Waare  dem  Käufer  im  Voraus  eine  möglichst  Tollständige  Auikunft  geben 
soll*  Der  dentsehe  Bnchhandd  ist  nämlieh  so  eingerichtet,  daäi  man  nicht 
wie  bei  andern  Waaien  Jedes  einzelne  Buch  Tor  dem  Ankauf  immer  erst 
besehen:  kann  y^  solidem  dässman  oft  blos  aiif  die  Angabe  des  Tftels  kau- 
fen-muss.  Hier  hat  nun  die  Bibliographie  auf  alles  das  zu  achten,  Wo- 
durch sie  den  Käufer  vor  möglichem  Betrug  iiach  Kräften  sicher  stellt, 
od^r  ihn*  anf  besondere- Vorzüge  einzelner  Artikel  aufmerksam  macht. 
Was  aber  hierin  In  den  vbrhaildeBen  Bibliographien  noch  nachgebessert 
werden  könne,  das  wird*  sich  aus  folgenden' Andeutunjgen  ergeben.  Den 
aligemeinen  Inhalt  eines  Buchs  und  seine  Stellung  zum  Gaiizen  der  Lite- 
ratur pAegt  man  •  gewolmlioh  aus  dem  TiteMnierrathen,  sowie  maii  Iren 
dem  Namen  des  Verfassers -aus  gewöhnli«h^  auf  deesed  wissensbhäftüclhen 
Werth  scldiesst.  Sorgfältige' und  ehrliche  Verfasser  pAegen  hierbei  atich 
in  d«a  l^tein  ihrer 'Bücher  anzuzeigeit , '  ob  sie  ein  rein  wissensohaMiehes 
oder  praktische»  Werk ,  ein  specnlativ  -  gelehrte»  oder  ein  populäres,,  ein 
Haad-oder  Schulbuch,  ein  Prodnet  der  gelebrten'Fots^hung,' oder  eine 
znsanimenstellende  Compilation  der  Torhandenen  Resultate,  eine  ephemere 
Schrift;  oder  eine  für  die  Dauer  brauchbare  und  dgL  geliefert  haben,  und  , 
sind  diese' Biezdehnuffgen  von  ihnen  weggelassen,  nun'  so  mögen  sie  sich 
es  s^lhsi'ZBSchreibenj  wenn  derbehutsake  Käufer  ihre  Schriften  so  lange 
m^eaditet  lässt^,  bis  er' anderweit  Gelegenheit  gefunden  hat,  sie  genauer 
IV;  Jahrb.  f.  PkU.  u.  Päd.  od.  KriU  Bibl,  Bd.  XXXIV.  Bft.  %       15 


824  Bibliographische  Beri'€lite# 

diBm  sogenannten  Nominalkatalog  einer  grossen  Bibliolhek ,  den  natnrlich^ 
Sien  Anbaltongspankt  gewährt,  qm  jedes  Bach  ans  der  grossen  Masse 
leicht  heranszofinden.  Auch  Hr.  Th.  hat  diese  Anordnung  für  seinen 
halbjah/igen  Katalog  gewählt ,  ohne  jedoch  den  gewöhnlichen  Uebelstand 
solche/  Nominalkataloge  yermeiden  zn  können.  Das  leitende  Wort  pflegt 
nämlich  für  solche  Reihenfolge  der  Bücher  der  Name  des  Verfassers  za 
sein,  nnd  ist  das  Werk  irgend  eines  früheren  Autors  von  einem  andern 
Crelehrten  neu  herausgegeben  oder  bearbeitet  worden ,  so  wird  nicht  des 
Herausgebers,  sondern  des  eigentlichen  Autors  Name  zu  dem  leitenden 
Worte  gemacht.  Ist  aber  nun  in  dem  Titel  der  Name  des  -Verfassers 
nicht  angegeben,  oder  hat  irgend  ein  Herausgeber  Werke  yerschiedener, 
genannter  oder  ungenannter,  Verfasser  zusammendrucken  lassen,  dann 
'vfird  gewöhnlich  das  erste  oder  irg^end  ein  anderes  Hauptwort  des  Titels 
zum  leitenden  Stichwort  gemacht.  Allein  sowie  in  diesem  letzteren  Falle 
nicht  selten  die  Schwierigkeit  eintritt ,  welches  Wort  des  Titels  gerade 
das  leitende  Stichwort  sein  müsse;  so  findet  genau  genommen  hier  jeder-^ 
zeit  eine  Vertauschung  der  Nominal- Anordnung  mit  der  Real -Anordnung 
statt,  und  es  entsteht  bei  dem  Gebranch  des  Katalogs  gar  häufig  die'Un- 
gewissheit,  unter  welchem  Stichworte  der  Titel  zu  suchen  sei.  Hat 
aber  jemand  den  Titel  selbst  nicht  ganz  genau  im  Kopfe ,  dann  kommt  es 
'^ohl  auch  Tor,  dass  er  denselben  gar  nicht  findet.  Allerdings  ist  däs 
eine  Schwierigkeit,  die  jeden  Nominalkatalog  irgend  einer  Büchersamm« 
Inng  drückt,  und  welche  nie* ganz  wird  beseitigt  werden  können.  In  Be- 
zug auf  den  Thunschen  Katalog  indess  lassen  sich  doch  yieUeipht  zwei 
Erleichterungsmittel  nachweisen,  wodurch  diesem  Uebelstande  wenigstens 
zum  Theil  begegnet  werden  kann.  Einmal  nämlich  giebt  es  eine-  Menge 
Ton  Büchertiteln ,  wo  man  nicht  den  eigentlichen  Namen  des  Verfassers 
oder  das  zu  Anfang  stehende  Hauptwort,  sondern  eine  andere  im  Titel 
als  leitender  'Oberbogriff  enthaltene  Benennung  als  das  Stichwort  denkt, 
unter  dem  man  den  Titel  zn  suchen  geneigt  ist.  Lubkers  Commentar  zu 
Horazens^  Oden  z.  B.  oder  DHtrkh»  Prolegomena  ad  Cratyluni  Platonis 
werden  Viele  nicht  unter  den  Namen  Lubker  und  Dittrieh^  sondern  unter 
Horaz  und  Piato  suchen.  Ein  Corpus  patrum  ecclesiasticorum,  eine  Bt- 
hUotheea  scriptorum  LtxHnorumy  Fragmenia  Comicorum  Graecarumy  eine 
Sammlung  deutscher  Gedickte  etc.  sucht  man  vieÜeicht  nicht  unter  Cor- 
pus ^  Bibliothecay  Fragmenia  y  &amnUungy  sondern  unter  Patres  eccLj 
Soripiores  Lat^  Comici  Graedy  deutsche  Gedkhte.     Hier  hilft  nun,  wenn 


'Da  übrigens  in  unsem  Jahrbuchem  die  Besprechung  von  Programmen 
ans  anderen  Gründen  grösstentheils  in  die  Hand  Eines  Mitarbeiter^  ge- 
legt ist;  so  müssen  wir  uns  hier  auch  noch  gegen  die  Folgerung  ver- 
wahren,  als  ob  der  Leser  daraus«  dass  ein  Programm  in  den  Jahrbb. 
blos  angeführt  und  nicht  weiter  besprochen  wird,  einen  Schluss  auf 
dessen  wissenschaftlichen  Unwerth  machen  dürfe.  Nein,  leider  müssen 
oft  die  tüchtigsten  Programme  unbesprochen  bleiben,  weil  der  Referent 
sie  nur  dem,  Titel  nach  kennt   oder  weil  sie  über  einen  Gegenstand  sich 

'verbreiten,  in  welchem  er  liicht  urtheilsfahig  ist..  Dies  zugleich  als  bei- 
läufige Antwort  auf  einige  an  uns  gerichtete  Fragen,  wegen  ßeuvthei- 
lung  von  Programmen.  [d.  Red.] 


BlbHog^a^histfce  Berichte. 


225 


'Walire-]fte^eiiiH<Jik^i'fGr'da8  Anffind^en  endek- Werden  soU,  daä  eli^lslie 
Büttel,  dftsü  beide  SticllWdrter  im  Noiafiialkataleg  steiieii ,  •  den  eilie  mit ' 
dem  ToUstfindigen  Titel  des  Bucbs ,  das  andere  mit'  Verweimiig  anf  den- 
selben. Das  etwa  dagegen  ebwaltende  Bedenken,  dass  dieses  Verfahren 
den  Umfang  nnd  Pj^eis  des  Katalogs  etwas  -vergrossere ,  kann  neben  dem 
höheren  Vortheil  der  Bequemlichkeit  gar  nicht  in  Betracht  korainen,  sobald 
man  festhält,  dass  imGlBSchäftsleben  Ersparong  yon  Zeit  uheiidlith  wich- 
tiger Ist,  als  Ersparong  ¥on  Greld,  zumal  da  eben  hier  die  Vermehrung  des 
Preises  überhaupt  nicht  bedeutend  sein  kann«  Wo  übrigens  dieses  Mittel 
noch  nicht  ausi^iefat,  da  ist  Hrn.  Thun  dureh  seine  sogenannte  «twen- 
9chitflHche  üeberskikt,  welche  ja  neben  dem  Nemlnalkatateg  die  Stelle 
des  "Realkatalogs  vertreten  Soll,  das  zweite  Mittel  geboten,  das  Aufeuchen 
der  Titel  zu  erleichtern.  Esl>esteht  darin,  dass  er  in^die  alphabetische 
Reihenfolge  der  abgekürzten  Titel  nnter  den  ^zelnen  'WissenschaftHehen 
Rubriken  gewisse  allgemeine  Gesammttitel ,  z.  B.  unter  der  Rubrik  Phi- 
lologie ^  die  allgemeinen*  Benennungen  itfrcAooltfgie,  jintiipdtaien  j  ehäm" 
mätik^  Lexicograpkiei  lAteraturge$ckie1Ue ,  SafnmekcftrgTten  etc'i  einreiht 
und  dahinter  die  Stichwörter  ^et  hierher  gdiorigen  Titel  «nf&lttt. '  Auch 
dies  ist  nicht  etwa  foloS  ein  Vortheil  für  den  Gelehrten  und  dessen  wis- 
senschaltliche  Forschungen ,  sondern  ebenso  eine  Erleichterung  des  ^Ge- 
schäftsTerkehrs ,  weil  Käufer  und  Verkäufer ,  sobald  sie  den  Titel  eines 
Buchs  nicht  genau  wissen,  doch  das  allgemeine  Sti^Wort  leicht' finden, 
unter  d'mn  sie  ihn  daim  zu  suchen  haben.  —  '  Die  Hauptachwierigkeit 
einer  mericantilen  Bibliographie  endlich  besteht  darin,  dass  sie  über  ^len 
Werth 'jedes  einzelnen  Buchs  als  Waare  and  aber  die  Brauchbark^t  dieser 
Waaire  dem  Käufer  im  Voraus  eine  möglichst  Tollständige  Auikunfb  geben 
soll*  Der  dentsche  Buchhandel  ist  nämlieh  so  eingerichtet,  daäi  man  nicht 
wie  bei  andern  Wäaren  jedes  ^nzelne  Buch  ror  dem  Ankauf  immer  erst 
besehen  kann,  sondern  dass  man  oft  blos  auf  die  Angabe  des  Titels  kau> 
fen'muss.  Hier  hat  hon  die  Bibliographie  auf  alles  das  zu  achten.  Wo- 
durch  sie  den  Käufer  vor  möglichem  Betrug  nach  Kräften  sicher  stellt, 
oder  ihn'  auf  besondere-  Vorzuge  einzelner  Artikel  aufmerksam  macht. 
Was  aber  hierin  In  den  'vorhandenen  Bibliographien  noch  nachgebessert 
werden  könne, '  das  wird'  sich '  aus  folgenden'  Andentun|gen  ergeben.  Den 
allgemeinen  Inhalt  eines  Buchs  und  seine  'Stellung  zum  Ganzen  der  Lite- 
ratur pfiegt  mau'  gewdhblioh  aus  dem  Titel »zii  errathen,  sowie  maii  Von 
dein  Namen  des  Verfassers' aus  gewohnlitth^  auf  dessen  wissens^haMdhen - 
Werth  schMesst.  SMirgfaltige' und  ehrliche  Verfasser  pflegen  hicHPbei  auch 
in  den  Titeln  ihrer Bneher  anzuzeigen,  ob  sie  ein  reüi  wissensohaiUiches 
oder  praktische»  Werk ,  ein  speculativ  -  gelehrtes  oder  eiii  populäres,  .ein 
Hand--  oder  Schulbuch ,  ein  Prodnct  der  ^elebrten'  Forschung,  'oder  eine 
zusammenstellende  Compilation  der  Torhandenen  Resultate,  eine  epheAiere 
Schrift  oder  eine  für  die  Dauer  brauchbare  und  dgl.  geliefert  haben,  und , 
sind  diese' Bfezeiehnun^n  von  ihnen  weggelassen,  nun'  so  mögen  sie  sich 
es'  s41b8i> zuschreiben;  wenn  derbdiutsanie  Käufer  ihre  Schrillten  so  lange 
unbeachtet  lässt,  bis  er' anderweit  Gelegenheit  gefunden  hat,  sie  genauer 
ZV,  JoArft.  f.  Phil.  M.  Päd.  od.  KrU.  Bibl.  Bd.  XXXIV.  Bft.  X       15 


886  .9ibU«girapkiMlie^9fK(4llt# 

lA««  «khte  yifik^t  tboA»  «U  dM«  «r  4mj  fi^l  4«r  V^cb^r  geiwA  «94  vi4l- 
«ttedifi  ijbKhf^ty  nn4  bei  dem  Namea  des  Veifufprs  die  hinzqeB^«^ 
Pradioate»  «»weit  fie  snr  ndtbigen  Brkeimang  de«  Minm^  dieu^,  niciit 
weglüMt«  lii  noB  in  dem  Titel  Uavoll8iän^li;eit  d^  Aiigf^bea  oder  cur 
eine  aUii^totidie  TaiiMstiong  enthaitep,  so  i«^  diiQ  ^rgaiufWli  odeit  M^- 
dedMing  mht  «eine  Sael«,  sonderii  Sache  dev  Kjrilikc^  i^ad  g9l4M«|i 
Zeitsduri^Uwu  Hfichstens  Ittoa  er  etwa  in  ein^eUieB  Fällen  den  9f4i% 
aaekweiflaa»  wo  ein  Buok  aU  neue  AnOae»  auftritt»  aber  «lebt»  al#  eilten 
aeufltn  TiM  «nd  TieUeifibt  ^Q  QQ^Q  Vorrede  erhalten  bat,  ]>age6q» 
ioUfte  e«  Q^ensltaBd  besonderer  Sorgfalt  der  SibKogf^pbey  «m,  djMf 
•ie  bei  Samni^lwfarkeQ  »~wo  der  Titel  da/i  Vefsebieden^Mrt^  de«  Inhültli 
niebt  bell otabaen  ba»a ,  «^cin  dem  allgemeinen  7iM  jedeczeit  dh  Sm* 
daltitel  der  elnsetodA  Abbandlangen  iuid  AnfsStie  dea  ^iiobs  aqmo- 
ben  und  dies  nwr  otwa  bei  ZoitscbriCten  iwd  solcben  SammdbdiriftoP 
«nteria44W»  wo  die  ganse  S^lnng  derselben  den  IikbAlt  schon  zieodiob 
sicboir  enatb^a  UM..  Bios  dnreh  das  MittheUen  der  Speoialtitel  konvuNi 
SammelMhiifitien  erst  «In  walirer  Gegenstand  dM  Handekvericehrs  weri^ 
weil  senil,  banfig  menand  wsoa  wird,  w«s.ef  in  Umo9  9tt  sncbiui  bivW 
nad  et  iet  dies  ^m  sq  n&tbigevr  da  kritischA'iMtaobriftan  ni^  a^Me»  %» 
die  BeortbeaAQBg  «oM^v  Scbrifben  yersobiedenartigfiH  InbaiU  geben»  mA 
da  ^e^a^Ui^  loblieha  Sitto  de«  Beek'sn^oa  l^efMwIonnJiMi »  gerade  "enn 
«elcben  Sdobefn  einm  baldigm  wfid  genauen  Iplüiilaheffifibt  srn  g^e«»  in 
dtp  nettem  rafowr^nden  2ieitiwhrifteii  ahnlMor  SteUnn«  «^  «wmeki^ 
drangt  wiNrd«ii  ist«  Bw  ««d«pei  Oeg^nstiwd  der  QMufibtong  dta  BIMmih 
kanfo«  ist  der  Frei«  dna  Bmtkm  m^  die  N«ebrecb«Dag,  qV  derselbfi  nt 
dMiKBn  Vinfaoge  nod  Wfiiftb«  in  aogemeeiAn«!  VertiaUniM  «tebt.  .IMo 
Bibliograi^en  bieten  ala  Ui«tei«lnt«iing  daftc,  dfMt  sia  nM>on  dem  Preise 
des  Bndies  dessen  Format  nnd  Boge«'^  odi^r.  Autnavakl  angeben:  w^iei» 
beiläufig  gesagt ,  die  Angabe  der  Seitewuiblen  de«  Vonng  Terdieai»  yn^äi 
sie  meistentbeUs  etwas  dieiitAicber  erkenn«!^  laa«^  ¥Rie  Tiel  Raum  für  Ikfh 
dioation»  Vorrede  und  «hnUcke  Kebendiago  "verwcAd^  worden  ist.  Zo« 
genauen  N«ehreebnung  langt  diea  abor  Ireillcb  noeb  lange  mebt  an% 
Sendern  oft  kommt  bier  ^e  Bnge  odev  W^te  dsADoracks»  die  AvxA 
sdmlttfiobo  2«U  d^  Zailea  Jeder  a<dte»  die  Besebaffenheit  des  Papien, 
der  Bnebdrnekerlsrbe  n»  dgl.  »t  in  Betraeb«;  Has  Aufimorken  des  Kiih 
fers  noi  die#e  nnd  abnticbe  XHnge  bat  gerade  in  der  neaeren  ZtoH  meh 
immer  maobtiger  anfgedrSngt,  ivell  sich  in  da«  eJbff^werthe  nnd  heckM^fa^ 
bär%  Gesehalt  des  dentsoben  BndibMidels  eine  Anaabi  unlauterer  Ble«i^i|n 
eingescbliohen  bbheny  welche  dfa  gegenseitige  VejrtiMien  swiachen  Kal^ 
fer  und  Verkänfor ,  das  elae  Grundhedingung.  dieses  Handels  sein  mass» 
gans  gewaltig  stören  nnd  antergraben.  Wer  kennt  nieht  die  eingerissene 
Fabrication  leichtfertiger  Biicher,  welche  die  grosse  Masse  unberufener 
Scbriltstellv  aHiabrIieh  auf  den  B&chenaaikt  liefert  und  dadurch  deai 
Erscheinen  und  dem  Ankaufe  manches  igediegenen  Werkes  in  den  Weg 
^ttl     Wer  weis»  nidit,  dasa  diese  fikbrikmassige  Bucbermacberei  d»» 


Bibliogra.plii0cli«  Berichte.  9SS 


4inreh  iSidi  Melgor^*  ^üs  ao  oft  Bücher^  weldiift  «iwa.^  alä  «idBeMrihiM 
der  Zelt  eesolieineay  W  4em  enten  beeten  Ai^eitar,  Aw  anpeeliiietlflteii 
fertig  m  tverdea  Tenpricht,  bestellt  werden,  und  üaee  diese.  P\ftb«ilaate« 
lifinfig  Veia'Jtfktei  Tevichmabea »  woomI  sie  de»  Yerleger  noi  d^  9«hlli 
Imn  tiiwerhen  t  Dean  koffimt  das  Jagen  nach  selehea  VMafsartikein, 
wekhe  gteioh  den  Waanen  der  Anssehnitt  »>  «nd  llfedehaiidlan^en  nav  als 
JMb5  Modeartikel  Waith  haben,  nach  «nem  Jakve  sehe»  TieiMgene  W^re 
mnd  vod,  wahrend  eia  anfimgs  wtt  einein  enennen  Preia»  alDsgeboteb  «nur» 
dkna^:  ha&d  nachher  nai  den  Spottpveis  des  Mahalatnnverthee  verkauft 
tieide^«  Dieeea  Uebel  lohrt-naii  aber  dne'Alpnge  anderer  1«  Gefolge^ 
qnodaach  die  SelidÜat  ipii  WGrde  de^  Bvchhenttela  iaunernehr  sma^nie«- 
dbri^en  IbAäergesohaili  heiabsnsteigen  dr»ht,  DaMki'  gehört  die  öbei^ 
«ü^fkeiia  fittcht;  Verla«aBii4lket  mogliehet  sohneBinä  Ctetdaasetaenv  und 
dnam  den  VieriagTonBiehern,,  welohe  swa^aMeff',  aber  langsam  sich 
^reskanfaD,  entweder  fibarhitapt  wm  Tetfohmihen ,  oder  den  schnelleren 
AhaniS'  dwreh  Hedeheetinnji^  disa  i^dsea,  doroh  YertMhmg  hi  AactMen 
und  4nti4iia^l^andlnngen  und  darch  ahnliche  |filtel  be<8adarii  «»•'«relleat 
Selbst  der  bei  den  übrigen  Waarengeschaften  Terbotene  Hansirhandel 
wird  nicht  rerschnaht^  nnd  Celpertems  aHer  Art  bestürmen  jeden,  der 
etwa  als  Käufer  gedacht  werden  kann ,  beschwatzen  ihn  zum  Ankauf  nn- 
nfitzer  Bucher ,,  ^e  #eist  in  Ücinen,  scheinbar  recU»  woUteilen  Heftchen 
gebracht  werden,  und  entziehen  ihn^  ile  Mittel  zum  Ankauf  des  Besseren. 
Anderswo  tauscht  man  durch  Pränumerationen  und  Snbscriptionen ,  wo 
&ee  ersten'  Hefte  recht  viel  Gutes  yerheissen ,  schnell  aber  i^öhlecbter 
werden^  %der  wo  der  Beendigmigstermin  deii  kränzen  gegen  das  gegebene 
Verspreeften  so  weit  hinausgerfickt^wird,  dass  der  Käufer  firSher  darüber 
athbt,  oder  die  Lust  zifm 'Wefterkauferi  yerüert,  inzwischeit  aber  um 
das  G^ld  betrogen  ist,  welches  die  angekauften  *  nnd 'wegen  Unvollendet- 
fteht  des  Crunzen  unbrandibaren  Hefte  gekostet  habeii«  '  Dazu  kornint  wohl 
niMh  RoMk  der PVibriratibflsbetmg  der  Drudrer,  wo  d!is  gebrauchte  Dr^- 
ckerfhrBe  'sehnen  rergelbt,  oder  das  nfH  Kalk  geblefchte  Pap!er  sich 
bald  selbst  yerzehrtund  in  Stficken  zerftlk«  EIrscheinungen  selcher  Art, 
deren  Liste  sich  leicht' noch  rermehren  l!^8se ,  zerstören  ifätifirlich  die 
Realität  des  BucM^andetsund  vemfchten  dasTertrctUeh  des  Kaufers.  Kein 
Wander  also,  dass  letzterer  anfBngt  an  die  merkamtiteBiMfo^aph}^;^  die  ihm 
Ja  gewissermaassen  im  Voraiis  eine  Art  TÖn  '€^arantie  f3r  den  ZtT  ItM^n- 
den  Artikel  leisten  wilt,  *noch'tillerlei  Forderungen  zd  linacl^eA,  an  deren 
Brfllfun^ '  bis  Jetzt  kein  Mensch  gedacht' hat. '  )9ie  wei'den  sich  mehren, 
Jem^r-^e  Oebrechen  des  Buchhandels  zunehmen,  und  Je  langsamer  dbr 
bm^hfin^erische  "VWkehr  durch  anderh  BHtte!  Jenen  AäeihtrSchti'gnn'g^n 
des  Kaufers  entgegentritt*  Wie  weit  übrigens'  der  Bibliograph  hier  itdt- 
nrfrfrken'  habe,  umr  dergMchen  Betrugfstersui^he  *  von  dem  Käufer  abzu- 
wenden, das  hier  uhtersftehen  zu  wollen,  >^Tlrde  "vief  zu  weit' fuhren. 
laden  meSstenPSHeii  'whnf' er' Oberhaupt  dafQr  gar  nicht  helfi&Ti  k^nnen^ 
rniddib  gaüze  eingeWebte  BiaMbo  über  die  Gebrochen  des  neuerti  Bhch- 
bi«d^te^  Mt  nur  etwa  darauf  änfiaerfalan  niach^;  dass  dle'ottto  mltge« 

15* 


228  T^detfäUe. 

tkeÜtoii  Wodidie  cnr  Veibeüernng  der  Bibliog;rapMe  ikth  nodi  sehr  meb- 
rea  nSnen  •  iff «nn  der  deattehe  Bachhandei  nicbt  za  der  alten  Solidität 
snrnckkefarty  in  welcher  er  sonst  bestand  und  in  welcher  ihn  nur  ZiNt 
allerdings  noch  eine  sehr  ansehntiche  Zahl  ehrenhafter  deutscher  Buch<- 
h&ndler  zu  erhalten  sucht.  Und  yielleicht  finden  diese  Ehi^enmanner  auch 
andere  Mittel,  jene  Gebrechen  zu  heilen,  dass  man  liicht  von  dem  Biblio- 
graphen zu  fordern  braucht  y.  darainf  nach  Kräften  aufmerksam  zu  machen; 
Hnu  Thun  wollen  wir  für  seine  Bibliographie  vor  der  Hand  nur  einige 
der  weiter  oben  erwähnten  Ponkte  znr  freundlichen  Beachtung  empfphien 
haben,  und  die  Erfüllung  ders^ben  wird  ihm  am  so  leichter  sein,  da  «r 
für  die  VerroUkommnung  der  merkantilen  Bibliographie'  so-  Vieles  und  ao^ 
Wesentliches  geleistet  hat,  dass  die  Torgeschlägenen  Nachbessernngea 
nur  noch  als  Kleinigkeiten  erscheinen.  Seine  halbjährige  Bibliographie 
ist,  wie  der  Absatz  lehrt,  ein  Gemeingut  des  dentschen  Volkes  gewor« 
den,  und  dem  angefangenen  wochentlidien  Verzeicfaniss  wünschen  wir  in 
Toller  Uebcfrzeugung  yon'.  dessen  Br&uchbarkeit  und  Zweckmässigkeit 
einen  gleich  gunstigen  Fmftgang.  [Jahn.] 


Todesfall 


De^  16.  Februar  1841  starb  zu  Nor  in  Wermlaiid  der  dasige  Probst 
und  Pfarrer  Dr.  theol  Joh.  Chut^  fToldenHromy  Ton  4316— rlSaO  Lector 
und  Adjunct  der  theol.  Facuitat  in  Lund  und  dann  mehrere  Jahre  hin- 
durch Lector  der  Theologie  am  Gymnasium  in  Carlstadt,  Ver&sser  einer 
Latinsk  Sjntaz  (2  VolL  1030.) ,  geboren  1793.       ... 

Den  15.  März  zu  Tierp  in  Upland  der  Probst  und  Pfarrer  M.  Jonas 
Arvid  Winbom^  von  1815—1830  Lehrer  an  der  Universität  in  Upsala,' 
als  Herausgeber  Yon  Möllers  Kjrkohistoria  und  Mitredacteur  der  JSedes. 
TWdfcrjf»  (1825— 30.)  bekannt,  geboren  am  27.  Sept.  1791. 

Den  3.  Juli  zu  Hildesheim  der  Präs^  des,  bischöfl.  CoUeginms  und 
Domvicar  Frans  Xav.  inuken^  Mitglied  des  Jesnitenordena  seit  1767, 
früher  NormaUehrer  und  Präfect  des  Gymnasii  Mariano -Josephini,  Ver£ 
einiger  Schulschriften ,  geboren  in  Paderborn  am  -3.  Februar  1750. 

Den  4.  Juli  zu  Trewitham  in  Comwales.Jo^  Hawkinga^  bekannt 
als  Sibthorpe's  Begleiter  auf  dessen  Reisen  nnd  Mitarbdter  an  dessen 
Flora  Graeca,  Verfasser  mehrerer  Aufeätee  über  das  alte  und  neue  Grier 
chenland  in  Walpole^s  Travels  und  Memoirs  of  European  and  Asiatin 
Tnrkey,  im  83.  Lebensjahre. 

Den  12.  Juli  zu  Hirschberg  in  Schlesien  der  emeritirte  Prorector 
des  Gymnasiums  C^ritioph  Besser  im  74.  Lebensjahre. 

Den  5.  August  in  Neustrelitz  der  grossherz.  mecklei|b.-^strelitzis€ha 
Obereonsistoriahrath  nnd  Oberplarrer  Joh.  Cftr.  Karl  Fi^keds^  geboren  za 
Deutsch  in  der  Altmark  1766,  seit  1795  Lehrerin  der  Schale  in  Neo- 


I 


SehnU  n*  Uaivandtitmaelinr^  B^vdenr.'a.  BhMiibes6if;angeii.  820- 

BtvelitB,  dann  Prediger  so  Stargard  elc«,  V^rftaser  ider  Schrift:  MHe 
'Hauptmomente  der  Reinheidiehen  Elementurpkäeeophße  in  BeaiAiiing;  ae^ 
die  Einwendmng''  de*  jienesidemus  unterenehi»  Leipa.  1794. 

Den,21.-l>ecam,beir  in  Wittenberg  der  Adjnnct  GtuUio  Weidlieh  aa 
-dangen  GymnaBiuBi«  ... 

Dto  27.  Deoember  in  Wien  der  emerithte  Reeior  Bkagnificna  der 
UniTenitaten  Prag  und  Olaiuta  Prof.  Dr.  pbil.  /•  L.  KnoU,  68  J.  alt.,    r 
>   Den  ^.  December  in  Dannetadt  der  in  Ruhestand  rereetzte  Rector 

Den  1%  Jannar  1843  in  Leipzig  de«  ProfinMor  der  Philosophie  Da. 
4lieol.,  inr.  et  philos«  fFOkdm  Traugeü  JKrug^  ,•  geboren  in  Radis  bei 
Grafenhainchen  an  21.  Jnni  1770,  als  klarer.,  besonnener  nnd  freimithi- 
^ger. Denker,  als  akad.  Lehrer  und  fleissiger  SohriHtsteller  hochferdieBt. 
J3r  lehrte  seit  1794  in  Wittenberg,  seit  1801  in  Frankftrrt  a.  d.  O.,  Sek 
WOb  in  Königsberg  und  seit  1809  in  Leip^g.  Tgf.  NJbb.  d3,  98.  ^  Ueber 
«ein-  lieben  giebt'  die  kunt  Tor  seinem  Tode  in  der  «weiten  Auflage  er^ 
aehleaene  Autobiographie,  Mtuge  JLekentreiae  in  »eehä  Stationen ^  [Leips« 
Bamigartnor.  1842.  d6dB.  8.]. die  beste  Auskunft. 

Den  12.  Januar  in  Bamberg  der  Domcapitniar  Dr.  Nuulin ,  früher  _ 
Professor  der  Philosophie  erat  an  der- Uisirersil&t ,  dann  am  Lyceum  in 
Banberg,  durch  einige  philosophisehe  fikshriften  im  Geiste  der  Kantisdien 
Sehnle  bekannt,  im  76»  Lebensfahre. 

Den  13.  Januar  in  Augsburg  der  Professor  A,  Kurz  an  der  dasigen 
polytechnisGhen  nnd  GewerbschuU.  •  . 

Den  13.  Jannar  in  Berlin  der  Geheime  Medidnalrath  und  Professor 
der  Medicin  Dr.  Emü  Oeunn,  Neffe  und  Schwiegersohn  des  berfihmtan 
Dr*  Hufeiand,  dessen  Bibliothek  er  geebbt  hatte,  ein  ausgeieiclineter 
akademischer  Leiurer,  geboren  in  Weimar  am  25.  Mai>  1787.  Tgl.  Yossir 
«che  Berlinische  Zeit,  yom  2^  Januar  1842. 

Den  9.  Februar  in  Hamburg  nach  längerer  Krankheit  der  dofoh 
seine  Uebersetzungän  spanischer  und  italienischer  GlasflSfcer  bekannte 
grossh.  Weimar.  Hofiath  Dr.  jnr.  J.  D.  Griee  im  68..  Jahre.  Er  lebte  firnher 
m  Jena  und  war  Yor  wenigen  Jahren  in  seine  Vaterstadt  auriidcgekehrt, 
um  hier  seine  Tage  zu  bescfaliessen. 

Den  14.  Februar  in  Heidelberg  der  Professor  der  Phanuude  and 
General- Apoithdcen -  Yiritator  Dr.  Maanmäiam  Prphet. 


Schul-  und  Unirersitätsnachrichten^   Befördemngeii 

und  Ehrenbezeigungen. 

ATBBlTr  Auf  der  dasigen  Universität  haben  far.  das  am  13.  Nov. 
begonnene  Studienjahr  1841-^42  36  akadeansche  Doeenten ,  namUeh  90 
ordentliche  und  11  ansserordeiiüicfae  Professoren  nnd  &  Privatdooentaa, 


J 


ttD.'  'A«ll4ri>*  Umd  -VAi««! BÜifttMMsbriQhleBy 


«ftd  :«iHtf  In  ^r  4ih«ftteii^h^  FVieritit  1  wr^Mlfielier  {AMiunlidik 
AT.  JpiomMKß]  iM  l  attMWPwdeaU.  Profowor  [ÜT»  K^ntögmm}^  im  dttr 
juristischen  1  OFAeiiitl..{Dlrw  E.  lil0nMr}9  ^  aÜMreidtatl.  [P.  j^^g^-iyäiifai]^ 
2:d«8f8ilim  [P.  P[^p^ar^iti0|N>tilds,  P.  iSlnwiipos]  «nd  4  ShrelipiwfelMoreii 
[G.  A.  RalUs,  Dr.  J>.  G.  Feder,  iS.  Pfaifcoe,  J.  Smtia»}^  m  dermtdid- 
Aiiclien.  6  ordenUkhe  [Dr;  Füiiroe,  Dr.  X  G.  LMia$^  De.  jl.  Pallis, 
Dr.  «» JDiMfitailM »  Dr«  /k  Qkßnpio$,  Dr.  N.  JTcitft^  oiid  T  EhnuipioiiB» 
flomi  ßDr«  N%  LitvmSm^'9  Vit*  B.  TYtiber]^  in  der  {thilMOjphiachfm  10  or- 
dentliche [J.  Benthyloa  altgriech.  Sprache  nnd  Literatur ,  Dr.  K*^  Doftf- 
tmndok  NiMHhiviss^nsohaftlon,  Dcw  A^  BoaB  latdn.  Spnushe  und  Mteratur 
«rid  AnAäolog»«,  Jh,.MkUbwk  latein.  ^practo  »ad  Literatar,  .  J.  J^ 
Fbiim  AstronoflBte  and  Phjvik,  Gl  Oetii^tttfÜM  alt^echisehe  Philotbeie^ 
Jk  Bmnb^  Philosophii»  «od  Rhetorik ,  K.  B,  MUrute  GesdäcfatO)  DK  X 
i^mdertr  Chemie,  JT.  Nt^rC^  Mathematik],  1  ofaseratdeatüeher  [De.  H. 
#>a«t  Botataik],  1  4.«ii(Siiirter  (!>.  AroumjNia  Physik}  imd  2  fihftea^praiM- 
aoren  {Dr.  ^«  flMfiiio«  Natotrecht  and  Moralphil6sot)hie,  Th*MmAom&m 
apedelle  Vöikerktndft]  Vorietongea  angekäidigt.  Deoane  der  oiaaoliiM 
$*acuitaten  sind  Archittandr«\<ifjiMl4iCtd&,  Ki  JBoMoa,  htvadim»  mmk  ik 
delrj  trist«  Fmt.  Dn  Georg^  MQur^kordiato$^  >nreteher  keine  Ydrieaaa^en  sni 
hakon  scheiiit.  Das  Mae  UaiveriStaisgebMide  ist  kt  seinom  Totderea 
Fligd  so  weit  yoUttidet,  'daM  loan  darin  bert&ts.  Yorlesan^tti  m  hakoii 
angefiuigen  hat.  Die  Zahl  der  StudlreBdeB  betrug  im  Torigeh  jOniimer 
gefliester  .298^  fuUiüük  ^3  Medicker,  20  Tiieoldgea^^dS  Phäettbphen, 
167  Juristen ,  von  welchen  letztem  114  niicht  iBMnülriiBalirie ,  d.  h-.  skillBhe 
fitodSreUd«  waren ^  w«kho  nar  ieitw«iae  di]6  Voirlesangen  bellickea^  ohne 
am  das  beistehende  Aeglelaent  gbbandea  zu  setn» 

CiAikSRilHB*  Dan  diesjährige  Prograstkn  finseres  LybeoM  «atbalt 
an  V^rteichnlas  tob  758  Schalem,  woTOn  jedoeh  hat  di<B  Baifte  nicht 
dem  Lycenm  als  solchem  angehört«  JMßt  dem  hiesigen  L^eetai  ist  nimlich 
ieiit  längte-er  Zeit  eine  Eienentto-  oder  «oi^toahnta  Fbrar^e  and  eine 
dleololflrfse  y^rbotiden«  Die  Elementar -(Veik«  ^)  Schule  oalilt  252^  die 
fieattdasM  50  Sehülel'«  Unter  obiger  Ge^mtttaahl  befinden  slsh  329 
K«tki6tikM  «od  56  IsraeRten^  die  iibrigen  sind  evangelischer  ConiesslQa. 
Bei  der  grossen  Schfilerzahl  des  Lyoeoms  itst  iih  Laolis  des  terfle^steaen 
fiohaijahres  eine  längst  nöthlteBdige  EittrisliiMn«,  aamii^  öj»  Brrifchtong 
von  Parallel -Classen  In  den  dM  ont^n  AbthMitmj^en  dte  l4yceate|  in's 
Leben  getreten;  au  diesem  Zwecke  wurden  zwei  weitere  Lehrer,  die 
Lehramtscandidaten  Bmm'ktd  and  Ftm  angesteUi.  ^-  Hofrath  Seeber^ 
der  bisher  in  der  obersten  Classe  den  Unterricht  in  der  Physik  und  ange- 
wandten Mathematik  beaergte^  wurde  p^tl<iemrt  and  an  aoine  StelW  Pf^ 
f essor  Eisenlohr ,  bisher  am  Lycenm  zu  Mannheim  angestellt ,  Verfasser 
eines  mit  Recht  geschätzten  Lesebuches  der  Physik,  berufen.  Eine 
wissenschaftliche  Abhandlung  zum  Programme  schrieb  in  deutscher  Spra- 
e4i0  Phifeaaor  X.  BoeM^  Oidinarios  in  Tertia.  Sk  handelt  mher  den 
^XiUi^mmmihimg  der  AeAHjf^hm,  -«(relsite  der  Pyihagetm«er  Ärt^m  Toft 
Talmii  biirtiBrlasaeii  kaben  mXL»     Dia  mit  Soddcetaat^s.  und  kkiiäseheM 


r 


^0t9t49tnngtfk  und  Shroiibei*lgliftg»«.  Sl 

Takt  ftMiolii<«frtM«  AMiuidhiiig  snekt  wfthvMliflMidi  m  MliHte,  4fafta  ^ 
niM»r  Ytonchtedenen  eiiiseiii«n  BeneaiMiiifMi  'VwkuniMniiMi  d^MftM  Ü^ 
t^s  Iterentkikch^ft  Preoades  Plato's  bot  «äs  Tll«fte  e&iaä  i^mmm  W«tlMb 
flr  dMbe'h  änfemM%en  seien.  -*  Za  bedatteni  ist ,  dast  «ine  viv^to  AIk 
händtimg  mber  dm  obiieietii  ZeUwort  iffdo  tiHfi  d^»en  FmMe^  die  d^ 
iHk^Yieitdielite  Wit&tMt  der  Anstalt,  Pirof.  aad  Geh.  fiofrath  0v.  taerCkBt 
&tm  PrograiMie  beigei»ea  wellte ,  ihrer  AnsdehnnDg  wegeh  W^gMeÜw» 
jniwste.  Möge  der  in  diesem  Faehe  so  aosgexeiehnetis  OelMitte  selM 
Porschnn^en  in  irgend  einer  andern  Weise' bald  dem  PubMcom  ftbet^benf 
Was  (Ale  IHenuristhe  Thatigkeit  der  Anstalt  betrifft^  'so  erschien  «ron 
Ktierehar  die  erste  Abtiieihing  (A  bis  I)  «eines  grSssem  Hrnn^wBrM^hMk 
äer  IgletnInB/ten  Sptatibe  ;  (Stuttgart  bei  MeUler);  die  sweil«  AbtheUanK 
(K  bis  Z)  ffieses  hoehst  iwe«kmasslgen  W<SxWrbiiohs  soll  tot  Oitem  1841 
Hodi  tinsig;eg;ebeta  i^erden.  [ß,] 

FtLEmutL^,  Das  die^ahrige  Pfo^pMunifls  unseres  Lyoeniu  fSfart  diu 
In  -dem  Programme  t&m  rongen  Jahte  VfegoaiMme  Gesehiobte  «nserer  An- 
iMt  in  niemüch  attsffihrtieher  Darsteitang  bib  «na  I.  1840  foH.  tm 
l^ünMhen  wir«  gewesen,  date,  nm  eine  volltt&ndige  BinsitAt  in  die 
hliiere  Forteotwiekehmg  der  Anstatt  M  gewinnen,  nach  toh  den  Lei« 
s%nngeii  dMr  i^aheren  Professorcna  Hk  Lehrer  und  Sdhrtflst^l^r  fiinig«s 
gemeldet  werden  wire.  Znr  Aenesteto  CAiMliik  der  Amtatt  beben  wi» 
Folgendes  heraas  t  Am  Eklde  des  Schnlf  abres  18d9— ^40  wurden  -mit  Ge^ 
nuhmigiing  der  obem  Behörde  15  Schale!-  der  ebem  Ordnnng  der  6«  ClasM 
auf  die  UniTorsiCit  entlassen.  Von  diesen  widmen  sich  5  dem  Stu^im 
der  Theologie ,  8  d«r  JurtsprudemB ,  1  denr  Mediein  nnd  1  dem  Studfu» 
der  Cameralwisseasebatten.  An  Ostern  1841  durften  nach  etntandenev 
Abiturientenprafong,  in  Folge  hoben  Edasses  des  grosshenegl.  Ober« 
studienralfas  rem  19.  A||yill  1841  Nr.  720 »  ifMell  fikMier  der  Obersext» 
das  Fachstudium  auf  der  Utaitersltlt  tottreten.  4  derselben  sind  sn^ 
Theologie ,  1  nur  Jurisprudenz  und  2  IMME:  Me^dn  fibergegnngen.  Den 
Unterricht  des  Lydeums  besucbten  im  Laufe  des  Jfabres  1841  398  #ch6lerw 
Von  diesen  shid  yor  dem  Schlüsse  desselben  dO  nuegelreten,  wonmtac 
auch  jene  begriffen  sind,  ^e  an  Ostem  enüa«sen  wurden«  Binige ,  di« 
nur  knnee  Zeit  an  dem  Unterrichte  Theil  uahnMü,  sind  fn  diese  Zahlen 
nicht  aufgenommen.  Das  hoch^^reisliche  Minlst^rittm  des  Innern  hat,  b«^ 
noglich  auf  die  im  §  2.  des  Lehrplans  und  der  Miulordnung  fBr  G«lebxc 
tenschulen  erwähnte  Mtaufsicht  der  KirobenbeMMe  iber  den  Religions- 
unterricht, durch  Briass  voin  82.  Februar  1810  Nr.  3108,  angeerdMit, 
dass  ^e  Kirchenbehorden  toti  den  jeweiligen  öffentlichen  PHMhngen  in 
Kenntniss  gesetzt  werden  solleti,  damit  ii«  ift  der  Lage  seieli,  Coftnis- 
saire  zur  Anwohnung  bei  den  Prüfungen  abzuordnen ,  und  sich  über  den 
Znstand  des  Religionsunterrichts  toü  defiselben  feucht  erstatten  tu  lassen« 
Nach  einer  MittheÜung  des  grossh^rz.  Oberstudienraths  Yom  "flS.  August 
Torigen  Jalnres  Nr.  1S35  Und  1326  wUrdeu  nun  ton  Seiten  der  Kixvben^ 
behorden  zur  Anwofchung  bei  der  ktisMU  Hei^tfn^fting  des  hiesigen  Ly«' 
ceums  bezüglich  auf  den  ReligtensuMMidht  der  Protestanten  Kfirthtnfuth 


SS2  JBeh^iiU  'ua^.Uniy«Tait£t9ii«fi|i«i<ciitAay 

nad  Stadtpfiirrer  EUetdokr  dwhier,'  und  der  KaMioliken  Pomcs^itolar  Dr. 
£iner  als  Commimwire  emaniit,  welche  hierauf ,  nebst  dem  iandeshenr* 
liehen  Conunisaair,  bei  den  Prüfungen  gegenwärtig  waren.    Durch  hohea 
Eri&ss  des  grossherz.  Oberstadieorathes  toiu  23.  November  vor.  Jahre« 
Nr.  1986  werden  die  Directionen  der  Lyqeen  und  Gymnasien  anfgefor- 
dert)  eine  besondere  Aufinerksamk«it  auf  diejenigen.  Zöglinge  zu  richten, 
welche  sich  dem  Lehriache  an  Gelehrten-  und  höhern  Bürgerschulen  wid- 
men wollen,  damit  so  Tiel  als  moglieh  yerhütet  werde,  dass  junge  Män- 
ner sich  diesem  Fache  widmen,  denen  die  Bedingungen  zu  demselben 
fehlen.    In  Bezug  auf  den  Unterricht  in  der  philosophischen  Propaevdentik 
wurde  durch  hohe  Yerfügung  des  grossherz.  Oberstudienraths  Tom  6.  Ja- 
nnar  d.  J.  Nr.  165  wiederholt  vorgeschrieben,  dass  unter  verschiedenea 
Theilen  dieses  Unterrichts  ein  besonderes  Gewicht  auf  die  Logik  sa  legen 
nnd  ihr ,  wie  früher  schon  bestimmt  wurde ,  ein  Jahr  zu  widmen ,  sowie 
dass  der  propaedeutische  Charakter  .  desselben  überall  festzuhalten  sei« 
Die  Schüler  sind  nach  dieser  Verfügung  zu  warnen  vor  der  Ansicht,  ahi 
sei  durch  diesen  propädeutischen  Unterricht  ihre^  philosophische  Bildung 
fertig  und  yoUlendet;  sie  sind  vielmehr  zu  fortgesetzten  philosophischen 
Stadien  anzuregen.     Nach.§  5.  dos  allgemeinen  Lehrplanes  ist  die  Erkla- 
mng  der  Odyssee  für  die  beiden  Ordnungen  der  5.  Ciasso  vorgeschrieben* 
Der  grossherz.  Oberstudienrath  hat  aber  durch  E^rlass  vom  1.  Februar 
d.  J.  Nr.  233  mit  Genehmigung  des  grossherz.   Ministeriums  des  Inneni 
verordnet,  dass  in  der  genannten  Ciasso  nebst  der  Erklärung  der  Odyssee 
auch  eine  geeignetijs  Chrestomathie  von  prosaischen,  besonders  histori- 
schen Stücken  der  griechischen  Literatur  gelesen  werden  dürfe.     Durch 
Erlass  vom  26.  April  d.  h  Nr.  779.  wird  die  grossherz*  Lyceumsdiroctioa 
benachrichtigt ,   dass  Lehrer  Dr.  Frtcfc  zum  Professor  an  der  hohem  Bür* 
gerschale  dahier  ernannt  und  mit  Yersehung  der  Vprstandsstelle  dieser 
Anstalt  beauftragt  sei.   .  Nach  derselben  Verfügung  .h^tte  Prof.   Frick 
jedoch .  bis  auf  weitere  Anordnung ,  soweit  thnnlich ,  seine  Lehrstunden 
am  Lycenm  fortzuversehen.     In  Folge    einer  weiteren  Resolution  des 
grossherz.  Öberstndienraths  vom  10.  Mai  d«  J.  Nr.  865    ertheilte  Fridt 
nach  Eröffnung  der  hohem  Bürgerschule  nur  noch  6  Stunden  wöchent- 
lichen Unterricht,  in. dem  Lyceum,  nämUch  2  Stunden  in  der  populären 
Naturiehre  den  Schülern  der  ob<era  Ordnung  der.  vierten  Clasi^e ,  4  Stun* 
den  in  der  angewandten  Mathematik  und  Physik  den  Schülern  der  obera 
Ordnung  der  Sexta.     Da  durch  den  theilweisen  Anstritt  desselben  eine 
Anzahl  wöchentlicher  Lehrstunden  von  einem  andern  Lehrer  übernommen 
werden  musste,  so  wurde  Can^didat  KreuJtz  zur  Aushülfe  dem  t^yc^vm  bei- 
gegeben. .  Dieser  übernahm  vom  7.  Juli  an  den  grössten-  Theil  der  Lehr- 
stunden der  Prima.  .  Die  Gesammtzahl  der  Schüler  des  Lyceums  betrug 
302,  die  unter  die  einzelnen  Classen  so  vertheilt  waren:  I.  37,  IL  36^ 
m.41,   IV.  untere  Abthl.  36,   obere  Abthl.  36,    V.  untere  Abtbl.  37, 
obere  Abthl.  16,   VL  untere  AbthL  26,  obere  Abthl.  27.     Zu  wünscheii 
ware^  dass,  da  unsere  Anstalt,  wiewohl  eine  katholische,  von  vielen  Sehn« 
lern  evangelischer  Confession  besucht  wird,  die  Confession  der  Scfiülev 


^    Befordirf.a'ageD  oad  B.lirenbeseic;,angeB«  238. 

künftig  ftngegel^  "Wflfdei  w^  für  die  Statiitik  einer  Lehxaiutait  w^ 
MAliidiüt  iß']      . 

'  :  Koiura.  Die  yon  dem«,  Lord  CSfu^ord  gegründete  und  mit  wiMen- 
eohsfilichen  Hiatfivnittebi  reich  ansgestattete  griechische  Akademie  bat 
wegen  IVIangel  nationaler  Interesfien  und  wissenjichafUicher  Theikahme 
gegen,  daa  Ende  des.  vorigen  Jahres  durch  einen  Senatabeschhiss  bis  anf 
Weiteres  geschlossen  werden  müssen* 

MAimHEDC.  Die  Gesammtzahl  der  Schüler  des  hiesigen  Lycenma 
betrag  im  Schaljahr  18^$-  243,  die  in  die  6  Classen  so  Tertheilt  waren: 
VI.  Kl.  27,  y,  47,  IV.  49,  JH.  45,  II.  38,  L  37;  darunter  120  Pro- 
testanten,..  114  Katholiken,  1^  Juden;  Auswärtige  57;  die  Uebrigen. ge- 
hörten sämmtiich  unserer  Stadt  an.  Das  Lehrerper/^onal  erlitt  in  diesem 
Jahre  nur  wenige  Veräqderangen.  Lyceumslebrer  Jahiuon ,  der  über  30 
Jahre  lang  den  Gesangnnterricht  an  der  Anstalt  leitete ,  wurde  auf  seine 
Bitte  desselben  enthoben.  .  Sein  Nachfolger  wurde,  der  ^oimusicus  Nehetf 
dem  va  seiner  Unterstütaung  zwei  Lehrer  an  der'hiesigen  katholischen 
nad  evangelischen  Volksschule  beigegeben  wurden.  Diese  Erweiterung 
erschien  besonders  für  Einübung  der  Kirchengesänge  nöthig ,  indem  man 
eine  Abtheilung  nach  Confessionön  für  passend  fand.  —  Dem  Lyceums- 
foads  wurden  durch  Beschluss  des  grossherz.  Ministeriams  aus  den  ▼en 
den  Laodstanden  -zur  Besserstellung  der  Lehrer  an  Mittelschulen  bewil» 
ligten  2000  Fl.  für  mehrere,  hauptsächlich  jüngere  gering  besoldete 
Lehrer  500  FL  als  Gehaltszulage  gnädigst .  zugewiesen ,  und  aus  deur 
selben-  Mittehi  360  Fl.  auch  dem  hiesigen  Lyceum  zur  Bestreitung  seir 
ner  nothigstea  Bedürfhiasei  .zuerkannt.  —  Das  Programm  enthält  diesmal 
keine  -wissenschaftliche  Abhandlung,  da  der  derzeitige  Director  der  An« 
stalt  Professor  Hofrath  Grwffy  dem  diesmal  diese  Auflage  oblag,  durch 
länger  dauernde  Krankheit  daran  gehindert  ward ;  dagegen  wird  derselbe 
eine  solche  später  nachliefern,  -r-  Nach  einer  löblichen  Verordnung  des 
grossherz.  Oberstudienrathes  wird  nun  in  Zukunft  auch  an  hiesigeir  Anstalt 
der  wissenschaftliche  Theil  des  Programmes  in  einem  Tamus  Ton  den 
ordentlichen  Professoren  ^  also  yon  den  Directoren  und  Hauptlehrern  ge- 
schrieben werden.  [/?.] 

NiEDE&LANDB.  Auf  den  dasigen  Universitäten  befanden  sich  gegen 
Ende  des  Jahres  1841  zusammen  1366  Studenten ,  nämlich  511  inLeyden, 
40^  in  Utrecht,  303  in  Groningen  und  150  in  Amsterdam.  Von  ihnen 
widmeten  sich  519  dem  Studium,  der  Rechte,  430  der  Medicin,  317  der 
Theologie  und  100  den  philosophischen  Wissenschaften. 

Oestbrreich.  Für  die  Kenntniss  des  gesammten  österreichischen 
höheren  Unterricbtswesens ,  mit  Ausnahme  Ton  Ungarn  und  der  damit  . 
Terbundenen  Landestheile ,'  ist  in  der  Systematkehen  Dmatellung  der  Ge- 
ietze  über  die  höheren  Studien  in  den  geaammien  deuUch-itaUenüchen 
Provinzen  der  otderreichischen  Monarchie  y  von  IFilh^  ünger  [Dr.  phiU  et 
jur. ,  Prof.  am  Lyceam  zu  Laibach.  Wien ,  Gerold.  1840.  1.  Tbl.  dUge- 
meine  Anordnungen,  'XXIJI  und  272  S.  2.  Tfal.  speckUe  Anordnungen. 
XV  und  ,703  S.  gr«  8.] ,  und  in  dem  dazu  gehörigen  Repertoriumjur  die 


£34  Selml.  «Bd  l7airelr8itStftft4«1iri^liteii, 

8^Uuua»$tk€  DfKTt^Jking  fle**  trMtaüb  ete^  von  iP^.  C%g«r  {Ebrndis« 
130  S.  gr.  8.J  eine  überaus  wichtige  Sammlong  erschienen ,  itelohe  ein» 
veltstandig«  KbBaMimeiiBtieüwig  «Uer  bifi^Eum  Jfthr^'1638  Gber  '4kB  höhere 
Stodieaweflieti  efscfrieiieiiea  Oes^^tse  «nd  ^«ihdlrdlMt*geh  9ä  veUstindigeiii 
and  tlreto<^  Akiätfiik  oMd  mit  er^^Hteiftdeii  Sufllitli^  ■«Hid  Bemericttngea  des 
HeftHrtg^^MTS  «nthftlli;  Die  dieist«n  dieser  G^tf^tzö  find  Verordnungen 
sind  in  deutscher  Sprache,  und  nn^  die  fuf  bttHhatleit  md  Ridlen  b«- 
WiMMteUi  itaäenifech  libgefiibslb  ]>eir  ersle  Bittid  ^thält  die  C6)r  ^  Uni- 
v«rsiUltett ,  LytreM  lAd  ^yrntaasien  gegeberfefa  g^s^tfeli^Aien  AestIhHMihgea 
fibteih  de^eü  Organisatien  und  Lehrgegenst&nd^,  die  Auftiabme^  Discipli- 
natYtltkSItolgat ,  Fraftiiigen,  Beugmase^  PyonMibheti  ^  iBtipendien,  PH- 
^rtoftndi^ta  'wA  FVrien  der  Stodirenden^  di«  IMahgung  d^  fo^rtor^radeSy 
die  AimtMiilng  trtid  Abstafting  der  Lelirer,  SMlküig  d«ft  E^tt^eiJtorB ,  Fiib- 
kittig  des  LeftramtSy  Gehalte,  PensioMn  «üd  BtttllAMKngcfii  der  Lebrer, 
dib  AusstdUnng  von  Eeii|^iBs«n  und  CenMi^n  bte.  Itt  ifw^ien  Theile 
lblg«ti  die  ^«delten  A^sirdkiungen  f&r  die  einlf6bl^  Fii^tSiasladiell  naeh 
den  einzehien  Lehrgeg^slanden  und  Vei^^!ffidi1»iig^n  der  Scfafiler  and 
Lelir€ir  tmd  !,aiiler  die  vi^  AbBtufonge^  dut  theoleg^bfeta,  der  juridisch -» 
politischen ,  der  medicitiischeft  und  der  phüesepld^en  Studien  yertheilt. 
Das  Repeitorium  giebt .  das  Regiert^  dafeu*  Diese  Gesetse  und  Verord* 
ntogen  geben  mcht  Mur  eine  so  gfenä«i<6,  Ircharfgegüed^rte  und  tohi  Alt> 
gemeinen  bis  zum  'Spefciellsten  herabst^ig^ide  Slndienordnung  und  Ver- 
fassung der  Lefaranstaitto , ,  dass  überall  ;ltehäH'  lyestimmt  ist,  was  Schuld 
md  Lehrer  zu  thun  und  zti  lassen  Ikab^sn  and  grosse  Freiheit  der  Wahl 
lurgends  gestattet  ist,  sendem  sie  lleTeM  eb«te  datdarch  auch  ehd  so  toH- 
sflandiges  Bild  von  der  ganieeii  Uhterriehtsvei^sttng ,  wie  man  es  niehl 
leicht  aas  den  Ges^zsammliingen  andet^r  Stiaaten  gewinnen  kann.  Das 
Schwankende,  weiches  in  den  Gesetzen  anderer  Lander  uber^eDisd- 
plinaroidnang,  die  Einheit  de«  Lehrpians,  die  Abstufilng  der  Lehrgegen- 
alande und  deiigleicheh  Ditoge  hervoHa'itt,  ist  hier  fiberall  dnrdi  dte 
genauesten  Bestiiamungen  gehoben,  und  eine  so  feste  Norm  vbrgeschHe^ 
beh,  dass  ein  Abweitiheti  kaum  gedacht  werden  liann.  Wiew«t  der 
Lehrer  lilerbei  noch  Freiheit  der  Bewegung  halie ,  das  geht  natSrlich  aus 
d6a  Gesetzen  nicht  hervor,  weil  dies  ir&ii  dem  Btnflusse  der  beau&ichti- 
blenden  Obeibehorde  abhfingt.  Do<)h'  eirc^eltt  man  «as  dem  Ganzen ,  dasa 
^ese  Freiheit  nicht  gross  sein  kahn^  Das  ganze  Ünterrichtswesen  ist 
fibrigans  streng  nach  dem  Princ&p  deif'  Erziehung  und  Aasbitdung  fSt 
Staatszwecke  geordnet,  und  darum  die  allgemein -menschKcbe  Ausbil- 
dung nur  nach  diesem  Grundsatz  gestaltet.  Bilien  weiteren  Inhaltsauszug 
gestattet  das  Buch  nicht,  ist  über  allen  denen  zur  besondern  Beachtung 
zu  empfehlen,  welche  dem  hfhifet^iii  Uttterrichtswesen  eine  höhere  Auf- 
merksamkeit schenken.  Nabhtrage  der  neuerscheinenden  Verordnungen 
in  angemessenen  Zeiträumeh  fefat  der  Herausgeber  rersprochen.     [J«] 

WBiMAfei.  Ab  £2inleitung  zu  einer  den  3L  October  1841  begange- 
nen Sehnlfei^iichkeit  ist  hier  das  Programm  erschienen^:  O.  ZeisBy  eom^ 
nitnUtUo  äe  lege  Thoriaf  welches  zum  Zweck  4iat,  die  Stellen  App.  B. 


Befllihi^viin^ett  tt«€  tabrenbeieigttkt|;8ta.  2S5 


Ck  f>  ST.  iMd  Ck*  ItMi,  86b  ftbisr  Au  iWi^cbe  Gesetz  imtef  «fttttttder 
tmd  tak  den  erbftliento  gfttt^irftS^en  ^Keses  ta^esetzes  in  U^^reinjMim- 
MMig  fca  bHngen.     JteMStefte  d^  Afplftn  ist  nSililifb  nach  d«tt  An. 
Vetfk^  Hbglc^  dttfellNl  BbtfM  '«tdht^  «uf  dai  TheriMlie  ^^eseiz  ctt  b^^^ 
ifteb%ll>     Dasselbe  birtl^  eSnen  "rermittefaiden  diaraktelr:  die  Vomebineil 
)H»lllAtt  ^ttto^eb  mit  dem  AfckMngesetc  det  Gracchen  ansgies^int  wurden» 
üt^m  ftMm  das,  was  «5e  ttMn  A^er  pnblidu  behielten,  ab  Piiratbeftitsi; 
znetkannl  waHe,  dife  Aftneh  liagegen  «ollten  statt  dessen,  was  sie  etwa 
«Mth  hofftti  ^oefateh,  dütch  C^eld  ientsehadigt  werden;  indem  die  |ßn- 
k&Mfte  det  -StaaislShderfeieti  IzAtefr  si«  tei^heSt  werden  seiften.  Bö  ^MlSti 
l!$«h-,  wM  €it;«)re  V^m  Tbeiitts  saig^t':  tt^ytti»  jm^Itt^m  vnNbsii  et  ümM 
Ugt  vefHigüiH  htulbitj  ^oidtn  der  Staat  Wirküch  durch  ihn  tfaells  dnteb 
die  Ümwandftfng  d^s  l^iMSnlairdes  in  Privatbesitz,  theils  dorch  die  Velr- 
tiieilfins  dessett,  Wiä  iiM%  betaMt  wttrde,  ah  Einkfinften  verior.     Niteht 
Iniiider  abelr  'tfAmt  ¥ifki  di6  Stelle  ätä  Appian ,    deren  lettte  Worte 
vielen  AftstMS  «tte^ft  blib«n.     Sie  lanten:   ^^str  iaintiftiop  hi  ^6Zli»p 
6(ie%  «eüit^  M  *ttl  i^ct^MitfeSV  itorl  '7^^  «r^ffdoo  «al  Bi$iivopS(v  «dsI 
W|tM^-,   M«9«tMK/9S)ite  i^AAftti  li^teV  ^ttio  Ti}g  Fvo^töt)  iföyLO%iela^  hA 
d^netit  ^  c^tt  yt^v^^^  Md  etnd  tran  etwtt  so  zn  erirUuren:  man  hatte 
nunmehr  <tiäelidem  Mll;li  die  T^rtheaoti^  Von  Geld  Wieder  ehrg«rtreHt 
woH%n)  \reiAe»  BSt^  l^häiidieh  mehr  als  bisher),  hoch  Soldaten,  noch 
Biiü(<lMft%  Y&ti  LSndereleii,  noch  €^eiletifte  (nimlich  Adcergeseize) ,  otid 
mait  Ih  lahre  lang  veh  &et  €reMtzg6bttii^  des  GMittchito  an  wegen  det 
Prozesse  un^^tig  gew^ieti.     So   ist  ifie  Stelle  «voUkommea  klar  mid 
bedairf  wedelr  iet  ^dt^dütt  Rndoffb,  noch  der  -gezwangenen  E?rkidmng 
GMl^gb,    g^eh  WekbtMi  letlfetisili  der  Vetf.  bemerkt  (S.  16.):    9,^ 
emktam  Idla^  <M  Hji  I\^x^  Ißöpf6l&t\9iktg  non  potest  signiftcare  „inde 
a  U  Mtedo  PhÜlppo^  f^ottUhjf  Hisst  haihlich  Appian  anf  die  15  Jahre 
Mndentefi-,  welche  Mit  ^  leti^n  tmdk  Gtäcchns  Vorgange  durch  L.  Mar- 
cus PbfHppns  gem«cbbi6ta  TSkitSm  bis  aitf  das  Tribnnat  desLifins  vorabeir& 
gegangen  waren)  fleqdtl  4NfltfAett<^{h^tf^if!tt  fipnf^ttq  cumgenitlvisillis  coh- 
iangi  iM^qne  mede  b>l)rKifcairi  potrsmit*^   Sb  weit  ist  der  Verf.  mit  C.  ¥ei» 
elMstimmig,  Wetche)h  deitSelbea  Gegenstand  in  seinen  Epochen  der  Ver^ 
faisufi^gtsf^fyfkte  ete.  B.  240  ff.  behandelt  hat,  welches  Bach  er  SndesS 
nicM  beaatzt  9iat.    0*gegen  Werden  ztct  n&herh  kestimraang  des  Oesetesei 
lim  den  fe^i^gmeirten  »efbst  noch  ehiig^  Folgerungen  gezogen,  die  abet 
llfebt  znlfissig  scheinen.     f>as  ifanptsacMichste  davon  ist ,  dass  nach  ihm 
dnrch  l*horki8  das  A*<fttogesetz  des  Gracchns  insoweit  festgehalten  ^sdil 
soll-,  ^k  aadi  jetfttden  Patriciern  nicht  gestattet  worden  sei,  mehr  als 
600  Jogtem  («md  tesp;  hoch  390)  zn  besitiseeli.     Nan  kommt  allerdhigs  in 
den  ^rsgmeMen  dc^  Ges«f(ftes  mit  vott  tg/uod  n&n  modus  mmor  fuHj  ^am 
^ttntum  unum  'kotul^nem  e»  iegt  pitlbth^  «t.  tibi  sumere  -^ ,  und  hierauf 
ist  jene  Bc^anptftiig  ^gHhidet.    Alleih  der  Nachsatz  lantet:  Ha  vtei  eefo» 
torwm  töMhim,  «jfriefnniiy  »^diflbunitm  frhfittomm  e8t\  esfo,  d.h.  also 
nur,  so  viel  Sotle  in  Pi^tbesitz  verwandelt  werden,   keineswegs  ist 
aber  damit  zugleich  gesagt,  dass  der  Reiche  nicht  audi  ausserdem  noch. 


^136  Schul-  0«  Unhrer8itat8naGlurr.|  B«lor4en%  n«  Ebreabeaeq^vigeii«  • 

Gemeinland  aU  Natsniiesser  haheii.dQrfe:  somp  anch,,  um  dies  sogleijck 
^pzuknüpfeiiy  weil  es  mit  dem  eben  Besprochenen  2asammenhängt^.  in  dec 
14.  Zeile  nicht  gesagt  ist,  dass  dem  A]?men  erlaobt  wojrden  sei^c  für  sich 
30  Jagern  zu  .nehmen^  sondern  nnr,-  dass  ihm  so  fiel  Ton  dem,  was  ihm  in 
der  letzten  Z^it.  dnrch  die  Yertheilungen  zugekommen  aei ,  als  PriTtttbo- 
sitz  gehören  solle«  Die  Worte  des  Gesetzes  sind  nämlich :  in  tun  agrum 
figri  iugera  non  ampliua  XXX  pqasidebH  haMüme^  M.  agerpruHäutt  etto» 
Es  sind  aber  diese  Distinctionen  keineswegs  so  unbedentend,  als  sie  yiel- 
leicht  scheinen  möchten.  Nach  Hm.  Zeiss'  Deutung  würde  nämlich  die 
Ackeryertheiluog  noch  haben  fortgesetzt  werden  müssen«  Dies  stimmt 
Aber  nicht  damit  überein .  dass  das  Gesetz  im  Wesentlichen  darauf 
abzweckte,  den  Streit  beizulegen:  ein  Zweck,  den  auch  Hr.  Z.  aner- 
kennt. Oder  man  müsste  denn  annehmen,  dass  das  Gracchische  Gesetz 
schon  insoweit  durch  die  Triumvirn  in  Ausführung  gebracht  gewesen  s«, 
dass  die  Reichen  schon  auf  jenes  Maximum  wirklich  beschrankt  gewesen 
wären.  Dann  wäre  ja  aber  sein :  Zweck  wirklich  erreicht  worden?! 
Appian  dagegen  geht  recht  eigentlich  in  jenem  Capitel  darauf  ans,  nach- 
zuweisen ,  wie  .derselbe  nach  und  nach  ganz  und  gar  vereitelt  worden 
sei.  Nämlich  erstens  wollte  Thorius  haben,  dass  das  Volk. dnrch  Geld 
sollte  entschädigt  werden,  darüber  wurde  die  Yertheilnng  von  Lände- 
rqien  aa%egeben ,  nachher  aber^  wurde  auch  die  GeldTertheilung  ange- 
hoben. £r  sagt,  wo  er  von  jener  ersten  Maassregel  spricht,  ausdrück- 
lich: vfiv  fjiiv  yr^v  (iTjTiiti  Sucvi(i^iVf  d]iX  bIv^i»  t(Sv  ij^difvmv  wkI  tpoifov^ 
VTtiQ  avtiig  naxat^d-^a^ai  %ai  ruds  tu  xqrjfuna  xtoQsiv  s/g  ducvofuiim 
Hr.  Z.  bezieht  das  t^v  y^v  urpiixi  dtccvifieiv  nur  auf  die  Bundesgenossen, 
denen  das ,  was  sie  rechtmässiger  Weise  hatten ,  habe  erhalten  werden 
sollen.  Allein  ist  es  nun  in  Verbindung  mit  den  oben  angeführten  Steilen 
des  Gesetzes  nicht  natürlicher^  anzunehmen,  dass  die  Nobiles  von  dem, 
waa  sie  über  das  Maximum  besassen,  hätten  angehalten  werden  sollen, 
den  Zehnten  zu  bezahlen,  was  bisher  immer  verabsäumt  worden  war, 
und  dass  sie  dafür  durch  die  Umwandlung  dessen,  ^as.  sie  nach  dem 
Gracchischen  Gesetz  besitzen  durften,  in  Privatbesitz  entschädigt  wor- 
den: seien?  Der  Arme  sollte,  dem  entsprechend,  sein  kleineres  in  der 
letzten  Zeit  empfangenes  Theil  auch  als  Privaieigentbum  besitzen  und 
ausserdem  noch  durch  die  Vertheilung- jener  Zehnten  eine  Geldspende  ^ 
bekommen.  —  Bemerkenswerth  ist  noch  die  Yertheidigung  der  beidiea 
Worte  Kai  v6{nov  an  der  oben  .ausgeschriebenen  Stelle  des  Appian.  Man 
hat  sie  bisher  immer  als;  eine  Dittographie  von  dem  vorausgehenden  d'Mr- 
vofimp  streichen  wollen.  Die  Erklärung  von  Hrn.  Z.  lässt  sidi  wohl 
halten.  Jene  Worte  wurden  das  Vorausgehende  zusammenfassen,  etw» 
wie  wenn  man  lateinisch  umschreibend,  sagen  würde:  omm  denifue  legum 
xigrartarum  fructu.  —  £s  bleiben  auch  nach  Hrn.  Z.'s  Arbeit  noch 
.manche  Punkte  in  der  lex  Thoria  zweifelhaft,  namentlich  ist  für  die  Err  - 
klärung  der  Fragmente  nach  Rudorffs  schätzbarer  Arbeit  noch  viel  zo 
thun.  Indess  kann  man  Hrn.  Z.  das  Anerkenntniss  nicht  versagen,  dass 
seine  Forschmig  gründlich  und  besonnen  ist«  [P«] 


.'  • 


Bntgegniing.  887 


Entgegnung* 


Efl  hat  ans  iiieht  wenig  befremdet,  in  Ihren  sonst  mit  so' genauen 
Nachriditen  .rersehenen  Jahrbnchem  zwei  mit  G«  B«  K.  nntersclfriebene 
Aufsätze  zu.  lesen,  welche  roll  Lrrthtmier  sind,  und  deren  Yerfosser, 
gewiss  kein  Waadtlander,  sich  nicht  _einmal  die  Mfihe  gegeben  hat,  die 
Cregenstande ,  über. welche  er  so  scharfe  Crtheile  fUlt,  in  der  Nahe  and 
snit  Gründlichkeit  zo  beobachten.  Der  warme  Antheil,  den  Sie  an  AUem 
-nehmenV  was  öffentlichen  Unterricht  angeht,  ron^woher  es  auch  komme^ 
lassi  uns  hoffen,  dass  Sie  in  Ihrem  achtbaren  Jonmal  nnserer  Erwiede- 
rung-einen  Platz  einranmen  werden'^),  da  wir; hier  isigentlich  nur  die  . 
Sadie  der  Wahrheit  rerfechten.  Der  erste  der  oben  erwähnten  Anf- 
«atsEe  erschien  im  29.  Bande  der  NJbh.  8.105.  nad-ist  aus  Lausanne 
-datirt.  N«r  einige  Tfaatsachen  wollen  wir. herausheben,  um  zu  zogen, 
dass  Ihr  Coirespondent  weder  die,  Geschichte  noch  den  Geist  unseres 
Erziehnngswesens  kennt*  Die  Lansanner  Akademie  war,  sagt  Hr.  Gw 
B.  K.,  bis  1806  f^toeiug  mehr  äU  ein  Gyrnnaamm^.  Das  ist  ganz  falseh« 
Sie  war.Tieimehr  eine  Art: theologisches  Seminar  ,^  in  welchem  die  Pfiurr- 
amtscandidaten  ihre  ToUstaadige  Biidong;  und  sogar  die  Ordinimng  er« 
hielten,  und  weldws,  kraft  der  ihm  yeriiehenea  wichtigen  Vorrechte^ 
auf  das  gesaflämte  waadtlandische  Schulwesen  und  -auf  den  Clems  einen 


'*')  Das  gesddehi  hiermit  um  so  bereltwilligef ,  je  mehr  6s  Unser 
eifriges  Bestreben  .ist,  in  Bezug  auf  öffentKcbe  Lehranstalten  Alles  Zu 
Tenneiden  oder  bei  eingetretenen  Versehen  möglichst  bald  zu  berichtigen, 
iRras  deren  Würde  und  Ansehen  irgendwie  zu  beeinträchtigen  scheint. 
Die  Richtigkeit  und  Wichtigkeit  disr  gegen  die  Berichte  des  Hm.  G."B. 
K.  gemachten  EinWendongen  können  wir,  weil  uns  dazo  das  waaddan« 
discne  Schidwesen  nicht  jinreichend  bekannt  ist,  nicht  benrtheilen,  und 
obgleich  es  nns\TQrkommen  will,  als  hättep  die  Herren  .Einsender  ein- 
zehie  Aensserongea  des  Hrn.  K.  zu  argwohnisch  und  zu  scharf  ftufge* 
fasst ;  so  gestatten  wir  doch  auch  gern ,  um  der  Wahrheit  und  Gerech- 
tigkeit willen ,  diesen  kleinen  Berichtigangen  einen  Platz  in  unserer  Zeit- 
scbräl.  Zugleich  erlauben  wir  uns  aber  bei^dieser  Gelegenheit,  diejemgen 
Herren,  welche  uns  mit.Ben^htfa  fiber  offentMche  Unterric^tsanstaJten 
bereitwillig  anterstützen  and  dadarch  einen  Hauptzweck  anserer  Zeit- 
schrift frenndlich  fordern  helfen,  darauf  aufmerKsam  zu  machen*,  wie 
sehr  es  rathsam  und  angemessen  ist,  dass'  sie  bei  Mittheilnngen  über 
Stellung,  Wesen  und  Verfassnng  öffentlicher  Unterrichtsanstalten  und 
über  die  Personalyerhältnisse  und  amtliche  Thatigkeit  der  Lehrer  sich 
streng  darauf  beschranken ,  nur  das  auszuwählen ,.  was  daron  für  die 
offenUiche  Kunde  und  für  das  allgemeine  Unterrichtswesdn  yon  Wichtig? 
keit  ist,  und  hierbei  nur  die  Thatsachen  treu  erzahle.n,  ohne  eigene  Ur- 
theite  darüber  einzuweben.  Der  vorliegende  Fall  zeigt  .deotlich,  wie 
l<^icht  auch  ein  behutsames  und  gemässigtes  Urthdl  missrerstaaden  oder 
for  yerletzend  gehalten  werden  kann ,  und  am  Ende  bedarf  es  ja  einea 
solchen. nicht,  wo  man  die  Thatsache  selbst  sprechen  lassen  kann..  Desr 
halb  eifapfehlen  wir  mit  gutem  Gronde  zur  freundlichen  und  eeneigten 
Qeaclitnng,  was  wir  oben  S.  222.  über  die  finssere  Haltung  sokher  Be- 
zidita  uns /Selbst  ab  aUgencdne  Nonn  gestellt  haben.  [d«  &ed.] 


%  , 


gro88«ii,  sowohl  directen  als  indirecten  Einflass  übte*  Dazu  wnrden  ia 
dieser  i^stalt  Juruprudqip^,,  pl^Uo^cq^bio^  Pliilologje  u«  s.  w.  durch  or- 
dentlicho  Professoren  gel<;hrt.  Gleich  auf  der  nämlichen  Seite  ist. eine 
Not«  m  lesen,  deren  Anfang  ala*  botet:  ^jAU  Cmrmmtäi  deha  hier^^ 
«•  s.  w« ,  nad  in  welcher  Hr..  O«  £•  K.  sich  daräier  wandest^  das«  Hr* 
ItedoT  Porehai  den  E^nflnss  4ep  Bevniachen  Herrschalt  auf  die  waad^ 
landiaohe  Idtei^tar  als  einen  höohst  schädlichen  heaesshnet'habe«  Gnrioa 
dvia  Ist  Mnr  das  Befrendco  livea  Correspondenten ;  denn  wSr«  es  nacht 
ganx  in  der  Ordnung ,  womi  ein  dentscher  litevatos  sich  über  den  alim  - 
grossen  Einflnss  beklag*« ,  d<n  ^e  iranaosisohe  Liteaator  auf  die  dent> 
aoka  Sprache  y  nnftev  Frtedndi  IL  Re^erwig,  flbte%  vFerner  heisal  es 
in  einer  Note  &  lO?..,  dass  die  d^ntaohe  Lehrevstette  am  GymnasimK  nn4 
an  der  Akademie  nach  nnheselzt  sei ,  was  nur  Ton  der  Akademie  wahr 
is*,  denn  Hr.  Nesiler  ist  sek  18Sft  ordentHoher  Lehier  dev  deatsohea 
Sprache  am  Gymnasiom  und  am  ooll^;e  infiSnemp.  6|ssen  Lrrthnsi  kdi^ 
nen  wir  uns  nnr  dadurch  erklären ,  dasa  Hn  €L  B;  1^.  wabrsdieinKch 
nicht  verstanden  hat»  dasa  das  Gymannimm  odcv» cill^»  snp^vrienv  und 
das  cottikge  inl6rleur  nichts  anderes  als  die  swepi'  Haifiten  einer  und  dop- 
seihen  Anstalt  sind«  Und  dodbi  hat  er  gelbst  im  l>BaDfce  den  Hrn.  Nessier 
ab  Lehrer  am  Gymnacanm  ant  ^gegeben |  davaas  sieht  man,  aof  welche 
Irrwege  Hr.  G.  E.  K.  gerath,  sobald  es 'den  gednmkten  Kalalo(t  "^"^ 
lasst»  Hr.  G«  £•  K.  verspricht,  dem  Uxtheil  der  Lese»  nidit  yorgveite 
m  wollen.  Doch  scheint  er  seinem  Vorsatz  nicht  treu  geblieben  bh-  sMa> 
wenn  er  sagt  p.  108.  i  „Pos  J^ntejn  hol  vufg^hSkt  iä  Ün^  praML  Qymno' 
sioIeioMe  Geg^rniand  deB  ünterricbU  zu  sem;^'  was  ganz  unrichtig  hk» 
Mick}ewicz  lehrte  damals  (18^0)  Latein  in  dieser  Class^,  und  seitdem  er 
nns  yerlasseq ,  haben  die  G(enren  Porchal  \m<i  £[isel]:  .^ese^  Uateiri^t 
ül^ernop^ea^  Xbid.:  ^ier^u  ^e^  Woe^em  lw$^  «pneMifld^  ^or 
.JcwenhioliBtt.^^  Daraus  koiiata  ama  schüessen,  dasa  es~  regelmässig  so 
geschieht,  und  dass  wir  in  unserra  Gymnasium  ^en  Zöglingen  keinen 
Unterricht  üb,er  griei;hische  Aec^ntnation  ertheile^,  1^$  dle^elbea  in  die  . 
«weite,  Cime,  Torg^r^dlfit  si^dt  Pi^f*eif  bescin^erf.  U^nricht.  ia  der 
mii«4eii  Claase  isnd  nnr  isa  Jähr  1S40  statt,  um  diia  L&cke  ansznlülett, 
welche  der  Uebergang  ans  dem  Alten  ins  Neue  gelassen  hatte.  Seit 
1838  nhnmt  im  coU^ge  inA^rieu^  die,  Accentuatfoii  die  ibi^  im  griechischen 
Unterricht  ge^inahvende  Stelle  ein.  -t-  Wir  kommen  i^jQfi  auf  dei^  zweiten, 
Has  YeTSor  dalirte^,  inisere.  p^dagegische  GeseHsohaft  betreffenden,  ia 
U.  Bandl»  dar  rahK  enthahenen  AüMtz.  Dde  Disci^lm,  bebaupteC 
Hr.  G.  B.  K.,  Ist  im' Waadth^de  schweb  zn  bandhi^ben,  „iped  d^  kleme   , 

M  Zeitßß  vmowfmr ,  iß^zt^^  tff  ^  mt  V^mmwfimSh^  iH»^    Dar 

kleinet  Vaadaia  ist  iwar  iianchmai  pwies^etar,  and  das  rührt  von  eigenen 
Umstäil^n  her,  welche  ^nem  n^^ref  Gesdhithte  idcht  vfillig  vnkandi^en 
Mi^nne  nicl^t  entgao^en  wSi:en.  Di^'s  hindert j'edqcl^  nicj^t^  das^  Waadt- 
land  ywhalti49Apassig  ehen  f^  T^ele  in  allein  Fäc(«%fiv  apsga?^<;b«fft« 
Maniier  attf«iiweisen  hat,  Mrie  ii^^i:  eifel  anderes  Land«,  ^t^.   I>ev  kleibe 


Vavdol«  ist  mweihn  fmt^mmmf  4#f  f^^M  ^  nvolv  *<U  A)^r  dMrdfe 
UnTeroobamtheit  «i|i  Zi^  dea  Chwd^^a  «nawiir  Zegtingi^  s^,  dM  leof- 
nea  wir  ai^f  das  Ei^tK)uede|i^te.  M^  Beweis  übrigens,  4a«s  ^  in  ansen^ 
Vatexbmde  mit  der  Pisci^Iin  aicht  so  scUeoht  steht,  bitten  wir  die  I^eser, 
eben  den  $1,  JBIaQd  der  NJbb«  3.  d2^  ai|fiiii#qblagea«  Bei  uns  wurd^ 
nie  eißem  Dire<^or  eder  I^ebr^r  die  Fenster  eingew4^cfei^;.  bei  ans  wurde 
.nie  eai  Lebreip  iai^  Wa«i|e^  geworfen;  bei  naß  hatten  me  die  Qeriqbte 
sich  aiit  uase^a  Schülern  an  beschäftigen  n.  iv  w«  (Man  glavbe  jedn«(i 
nicht,,  dass  4ie  eipz^lnen,  loc.  cit*  apgefoteteii  ^bü^  nns  daau  Tep- 
leitep,  den  Ziiftand  der  deutschen  3chaldisci(»iia^  heraban wardigen*)  W^ 
die  Strang  des  l<ehrersta^es  in  der  G^eHs9hafb  betrifft ,  sa  ist  es  ans 
sqhw4^  i^ns^u  erktaren,.  worai|f  die  Behaaßtn^ig  sich  gründet,  daM  ^ese 
Stelimg  t^ißoci^  Pßfit^  ^^ip»ig9  «t,.  4m  ikm  gtbükrU^^  In  Ciegsntheil 
knnn^  wir  versichern,  ,4sivb  die  geseii^chAftliche  Stellang  der  I^ehrer  iig 
Waadtlande  eine  ehre^vQlU  ist.  AJs  Beweis  mag  der  Umstand  4iene% 
dass  d](e  Lehrer,,  als  solche,  in  den  ersten  Familien  einer  fireuadschaltlichea 
Aufnahme  sich  an  freuen  h^en.  Finden  ikusna^^iep  statt,  und  vir  habe^ 
^is  jet^  Toq  keiner  geh^,  so  waren  sif  iedigU^h  der  Individnalität  def 
Aasnphmemachende»  jEnya^fJ^beii.  -r-^  Bs  wäre  uns  ein  Leichtes, 
JManches  noch  hi|izJ9«nlugenj  wir  glauben  indesa  geomg  gesagt  an  habep, 
xm  die  Tltatsfichen  in  ihr  wahres  Licht  aa  stellen  uadiuia  an  beweisen, 
dass  das  warnende  Beis^ie)  des  bwahoiten  Co.aNn  alle  Beriqhteratcjtter 
nQ«)h  iiiidht  gewitaigt  hi^ 

CA,  4«  Ifl  Harp0n 

(^ehrer  der  fipf^»  .@|MPache  und  Rhetor,  am 
Gymmasimn  ai^  Lausanne, 

Lehrer  d«  lateia.  Bpr*  am  Oell^e  oantonal. 


m 

In  Seboll's  SophoJiI^s  p,  92«  filida  ich  folgende  Anmerkung;  »»Oier* 
ubff  (dif^  politischen  Beaiehungen  der  Oresteia)  ^ann  ich  auf  Droysea 
des  A<^clodtQ4  Werke  2.  Auflage  Einleitung  verweisen.  Mein  Freund  hat 
darin  die  Beziehungen  dieser  Dichtung  ^auf  die  Zeitverhältnisse  in  allen 
hervorgehobenen  Stellen  so  gefasst,  wie  ich  es  ihm  vor  Jahren  aus  mei- 
nen Aufsätzen  mitgetheilt.  Und  es  sind  noch  mehr  dieser  Beziehungen 
zu  erkennen ,  deren  Srertepwig  ich  dawale  naehaieht  ausgeföhrt  hatte/^ 
Ich  mnss  befurchten,  dass  man  diesen  Worten  eine  für  mich  empfindliche 
Interpretation  geben  wird ;  daher  Folgendes  zur  Erklärung.  Jene  Blitthei* 
Inngen  fanden  1854  oder  35  statt:  Scholl  las  damals  mir  und  einem  Freunde 
seine  Aufsatze  über  die  Oresteia  vor,  welche  den  Inhalt  des  ersten  Thei- 
les  s«ner  „Beitrage^'  bilden  sollten,  aber  in  denselben  n6ch  keinen  Plati 


240  BrkrSmng. 

fanden.  In  Jenen  AnfsStsen  wtren  yor  Atlem  die  politischen  Beziehungen 
derOresteia,  die  ich  froher  schon  für  die  Bameniden  aufgefasst  hatte 
(des  Aeschylos  Werk^*l.  Ausg.  Tom.  T.  p.  177. 223.),  auseinandergesetzt; 
in  nnsern  frenndschaftlichen  Gesprächen  war  damals  nicht  selten  ein  oder 
der  andere  Punkt  Gegenstand  der  Erörterung.  Als  ich  im  Herbst  1810 
den  Aeschylos  zu  einer  neuen  Edition  durcharbeitete ,  war  ich  in  Kiel/ 
Scholl  in  Griechenland;  ich  glaube  ihm  damals  geschrieben  zu  haben, 
dass  ich  bedauerte,  nicht  ihn  oder  seine  Papiere  für  die  Oresteia  zu 
Rathe  ziehen  zu  können  und  versuchen  zu  müssen ,  auf  eigene  Hand  die 
Feziehungen  jenes  Gedichtes  nachzuweisen«  Nach  einer  in  dieser  Weise 
eigenen  und  selbstständigen  Durcharbeitung  erklärte  ich  (zweite  Ausgabe 
der  Uebersetzung  p.  &35,),  „dass  ich  Vieles  deii  Mittheünngen  meines 
Freundes  Scholl  Terdanke'^,  und  verwies  zugleich  auf  die  hoffentlich  bal- 
dige Veröffentlichung  seiner  Beobachtungen  über  die  Oresteia ;  letzteres 
um  so  mehr,  da  die  ganze  Fassung  der  Bearbeitung  des  Aeschylos  zeigt^ 
dass  sie  dem  Kreise  untersuchender  Gelehrsamkeit  fern  stehen  sollte. 
In  dem  im  Februar  1841  gedruckten  Aufisatz  über  Phrynichos  n.  s,  w» 
(Kieler  Studien  p.  15.)  schrieb  ich:  „in  Beziehnnjg;  Auf  die  Oresteia  wird 
dieses  (das  Politische)  hoffentlich  bald  Scholl  in  d^  Fortsetzung  seiner 
Beiträge  u.  s.  w.  nachweisen'',  und  verwies  zugleich  auf  die  neue  Aus- 
gabe der  Uebersetzung ,  „wo  die  Hauptpunkte  ihrer  politischen  ^edent^ 
samkeit*'  dargelegt  seien.-  Also  verschweigen  und  verhWmlichen  liabe  ich 
Schoirs  Verdienst  nicht  wollen,  ein  Verdacht,  vor  dem  mich  beiSchSU 
selbst  die  Erinnerung  an  eine  vieljährige  und  aufrichtige  Freundschaft 
schützen  wird.  Es  ergab  sich  mir  hiei  mein^  neuen  Bearbeitung  des 
Aeschylos  eine  Reihe  von  Bemerkungen,  Verbesserungen  und  Erklärungen, 
die  ich  mir  vorbeMert  in  philologischen  Blättern  mitzutheilen;  einige  der- 
selben ,  auf  die  Supplices^nnd  die  Bumeniden  bezuglich,  sind  in  der  Zeit- 
schrift f.  Alterth;  IMU  nr.  27.  mitgetheilt  und  werden  auch  wohl  von 
Sch^l  nicht  anders  als  für  una|)hangig  entstanden  anerkannt  werden.  — 
Gegen  die  mögliche  Deutung  der 'Worte:  „und  es  sind  noch  mehr  der 
Beziehungen  zii  erkennen,  deren  Erörterung  ich  damals  noch  nicht  aus- 
geführt hatte''  —  gegen  dl^  Dctetifkig' närali«;h ,  als  ob  sie  darum  in  mei- 
ner Darlegung  nicht  sind,  ^weÜ  sXe  Scholl  noch  nicht  aufgeschrieben  hatte 
-^  muss  ich  ebenso  energisch  prötestiren,  wie  ich  von  Schoirs.  offenem 
Charakter  erwarte,  dass  er  sie  selbsli  mit  Unwillen  znrGckweisen  wird. 
Kiely  im  Jan«  1842.  Dföyien^ 


mm 


KTene 

JAHRBÜCHER 

rar 

JPbllologie  und  IPoeüagogOi., 

,  oder 

für  das 

■ 

i^chul-  nnA  Unter rlclitswesen. 


In  Verbindung  mit  einem  Verisine  von  Gelehrten 

herausgegeben 
von 

Dr.  Gottfried  fäeehoüe, 
KI*  Jfohann  €!hrisaan  JTahn 

und 

Prof«  MU^inhoMS^  JRioiWm 


Vieninddreissigster  Band«     Drittes  Heft. 


I4elpzl§^f 

Druck  und  Verlag  voq  B.  G.  Teubner. 

184». 


r  t 


Hkritische  Benrtheilangen. 


Oratorea  ^ttieu  RecognoTarant,  adnotaüoaes  criticas  addide- 
rnnt  cett. .  lo.  Georgnu  Baiterw  et  Hermminui  Sauppma.  Fase«  III« 
Isaeus,  Lycurg^ns.  Aeschiiies«  Dinarchos.     Tnrici  I840. 

JLra  wir  ^onussetaeii^dlbrfea,  das«  keinem  iingrer  Leser  dieaefli 
bereits  im  Jahr  1838  beg[onnene  seU^emätse  Unternehmen  unb^ 
kannt  iat,  ao  haben  wir  nicht  nöthig,  Etwas  über  den  Zweck  und 
den  Plan  desselben  au  erinnern,  und  können  sogleich  zur  Losung 
der  Aulgabe,  die  wir  uns  gestellt  haben,  nämlich  aar  Kritik  dsir 
Bearbeitung  d€%  Aeschines,  übergehen.  Dass  wir  somit  einen 
kleinen  Theii  des  ganzen  Werkes  hersusn^hmen  und  unsrer  Beur- 
theilttBg  unterwerfen «  wird  uns  JNleraand  zum  Vorwurf  machen; 
eine  gründliche  Beurtheilung  des  ganzen  Werkes  liegt  nicht 
in  unsern  Kräften^  mit  einer  oberflächlichen  ist  weder  dar 
Wissenschaft  gedient,  noch  den  Herren  Herausgebern  ein  Ge&llen 
^ethan.  Davon  abgesehen,  so  verschieden  auch  der  beiden  Her- 
ausgeber Verdienste  um  die  yerschiedenen  Redner' je  nach  der 
grossem  oder  geringem  Verderbtheit  des  überlieferten  Textes 
Sind,  so  lässt  doch  die  Bearbeitung  des  einen  Redners  einen 
Schlnse  auf  den  Charakter  ^  den  die  Kritik  der  beiden  Herren 
Herausgeber  im  Attgemeinen  trägt,  zu:  dieser  ist  besonnenes, 
nidit  halsstarriges  Festhalten  an  den  Lesarten  der  aaerkanafc 
besten  Handschriften  ohne  die  Sehen  erkannte  Verderbnisse  durch 
eine  im  Ganzen  sehr  glüdEÜche  Coiqectaral«  Kritik  zu  beseitigen^ 
oder  wie  die  Hehren  Herausgeber  seihst  bemerken<:  iia  peto  ejfi- 
sihnanuts^  ut  et praväm  eotum  Ubiiinem  reapuamus^  quileviier 
iudemio  se  suaague  comedurae  maltmt  in  atriptor^s  inferre 
quam  eortlm  veria  aliena  aorde  tAUeram  in  priaiinam  intagri*- 
totem  vindicare^  et  eorum  triatem  ignaviamfu^iamua^  qui  manr  ^ 
e^paii  Hbrarüm  aerifiomm  liirariorumque  miaellorum  auctoris 
tuti  perperaa  emnia  defendant^  dummedo  in  libria  leganiur^ 
neqme  eiMrum  awietaiem  probemua^  qUi  eane  iudfoio  verwih 

16  * 


Griechische  lii^erainr. 

as$ecuii  in  adnoiationum  angulia  deliteseere  malunt  quam 
acriptoTt  et  vüqe  r edder e ,  Grundsätze ,  die  in  den  vorlieg^enden 
drei  Theilen ,  soweit  wir  dieselben  dnrehgeseheu  haben ,  conse- 
quent  durchgeführt  worden  sind.  Was  aber  insbesondere  den 
Aeschines  betriflft^  so  macht  der  Verleger  mit  Recht  darauf 
aufmerksam ,  dass  derselbe  hier  eine  wesentlich  veränderte  Ge- 
stalt bekommen  hat.  Bekanntlich  ist  saerst  von  Hrn.  Carl  Fried- 
rieh  Scheibe  in  seinen  trefflichen  ObserTationes  In  oratores  atti- 
cos,  Balis  Sax.  1836.  8.,  einer  Schrift,  deren  die  Herren  Her- 
ausgeber In  der  Vorrede  -ebenfalls  Erwähnung  thun  mussten, 
darauf  aufmerksam  gemacjit  worden,  das^  Imm,  Bekker^s  Recen- 
slon  des  Aescliiii^s'anifii  gt^lsern  Theil  anf  den  schlechlern  Hand- 
schriften basirt  ist  und  noch  dazu-  an  Inconaequenz  leidet:  der 
Unterzeichnete  hat  dies  in  seinen  Quaestiones  Aeschineae  (Acta 
80€.  gr.  Vol.  II.  Fase.  I.  Lipsiae  1840.  8.)  ausführlicher  dargethan 
und  in  der  Timarchea  (Cassel  bei  Fischer  1839)  gezeigt,  wie  der 
Text  nach  dem  vorhandenen  kritischen  Apparat  restitnirt  werden 
müsse.  Den  In  der  Vorrede  zur  Timarchea  aufgestellten  und  in 
der  Gonstituirung  des  Textes  befolgten  Grundsätzen  treten  nim 
iwar  die  Herren  Baiter  und  Sauppe  bei ,  indem  sie  ebenfalls  die. 
Handschriften  ab  (nebst  gmn)  für  die  relativ  besten  erklaren  und 
ihnen  folgen,  ohne  die  andern  Handschriften,  namentlich  die 
il teste  (/)  unberücksichtigt  zu  lassen;  aber  da  sie  ebenfalls 
sngeben,  dass  keine  Handschrift  des  Aeschines  unbedingt  gut 
und  werthToU  sei  {hi  Codices  ut  inier  se  diversimmi  euni  ^  iia 
a  veritate  et  inlegritate  omnes  longisaime  absuni) ,  so  mnss  man 
billig  fragen,  warum  die  Herren  nicht  den  Versuch  gemacht 
haben,  ob  sich  nicht  unter  den  bis  jetzt  noch  nicht  verglichenen 
Handschriften  (siehe  meine  praefatio  ad  Timarch.  p.  XVII  —  XX.,  * 
die  Zahl  der  Handschriften ,  welche  blos  die  Briefe  enthaUen, 
ist  noch  viel  grösser)  eine  oder  die  andere  bessere  finde.  Bei 
einem  grosiäartigen  Unternehmen ,  wie  dies  corpus  oratomm  ist, 
konnte  der  Verleger  die  Kosten  einer  Handschriften  -  CollatioB 
wohl  tragen,  und  es  war  aogar  seine  Pflicht  gegen  die  gelehrte 
Welt  dies  zu  thun,  indem  durch  dies  Unternehmen  eine  neue 
Ausgabe  der  Redner  jedem  Andern  auf  lange  Zeit  hin,  wenn  nicht 
unmdgtich  gemacht ,  doch  sehr  erschwert  ist.  Es  ist  diese  Untefw 
hssung  aber  um  so  mehr  zu  beklagen,  je  leichter  von  der  Schweiz 
«US  der  Verkehr  mit  Italien  und  mit  Frankreieh  ist.  So  ist  nicht 
einmal  über  das  VerhSItniss  der  Tnyorschen  regü  zu  den  Bek-- 
Är^rschen  (s.  meine  praef.  p.  XIII.  ^^)),  worüber  eine  eingehe  An» 
frage  in  Paris  sichere  Auskunft  verschaffen  konnte ,  Bdehrunf 
gegeben,  so  wenig  unwichtig  dies  auch  ist^  geschweige  dass  der 
trefiliche  Sarberimia^  den  Bekker  blos  zur  Timarchea  benutzt 
hat,  oder  eine  andere  noch  unbenutzte  HandschrM  vergUchen 
worden  wäre.  Bios  der  ih/ms/adiWiisüfist^eu  verglichen  wor- 
den«  jedoch  ohne  Aasbeate,    Wäre  dafikr  lieher  der  Go^Aomsm, 


Oratores  attiei ,  ed.  Bauer  et  Sanppe. 


^5 


in   wdkhem  die  erste  und  dritte  Bede  de?  Aegchlnea  stehen 
(s^  Müdiger^i  Demosthen.  I.  p.  VIL  *)) ,  benutzt  worden. 

'    E9  ist  die»  ein  grosser  Uebelstsnd,  sn  dem,  wie  wir  gianben, 
die  Herren  Herausgeber  selbst  nicht  Schuld  sind.    Denn  der 
Text  des  Aeschines  wird  niohi  eher  kritisch  festgestellt  werden 
können',  als  bis  die  säinrntUcben  vorhandenen  Handschriften  ver- 
^lichen,  genau  verglichen  worden  sind,  wenn  diese  Vergleichung 
auch  nur,  was  kaum  glaublich,  das  Resultat  haben  sollte,   dass 
keine  besseren  Codices  als  die  bereits  verglichenen  übrig  sind. 
Doch  lassen  wjr  das  und  wenden   wir  uns   zunächst  zur  Ti- 
naarchea.    Bei  der  Uebereinstimmung  in  dem  Urtheil  iib'er  den 
WeKh  der  verschiedenen  Handsiehriften  4var  es  natürlich,   dass 
diese^  Ausgabe  in  den  meisten  der  zahlreichen  Abweichungen  von 
dem  Bekk^*%§ih»ik  Text  mit  der  meinigen  zusammentrifft^    die 
Herren  Herausgeber   haben  aber  die  besten  Handschriften  an 
einer  ziem.Hcben  Anzahl  von  Stellea  noch  consequenter  befolgt, 
alfi  dies  von  mir  geschehen  war ,  nämlich  §  4,  1.  o^x  äyyota  da 
(für  ovx  iyvof^  öa  in  avdgeg'/i9iivaiol)»    8,  5.  vfiszigcDV  (fiir 
TJß^'^iQ^Vy  wie  ich  mit  Bremi  %ua  cod.  r  geschrieben  hattet 
14,  3.  iHBivos  tov  naidog  (für  ixHvog  inslvov).    14,  5.  ovk 
(statt  avHixi)'    17,  5«  iöstovdaxav  (st.  iöTtovdaöBv).    20,  3.  ftT^da 
ßi0&i9&Big^0vKoq>.  (st.  (itidl  6vxo(p.  fittf^co&ßig,  die  besten  codd. 
haben  nämlich  fii^ds  6  fno^w^slg  övKoq>.)*    21,  2.   tsgdöaö^ai 
(st.  tsQcoövvi^v  lagdödCdtti).    32,  4.  xoiovrov  (st.  tov  toiovvov). 
34,  7.  Kai  TOV  ^Bgl  v^g  scgoBÖgalag  {^ftinunnichiTtgosdgL'ag^ 
wie  III,  76.?)   T(Qv  q>vXiöv  vofiov  (das  letzte  Wort  verdächtigt 
Hr.  <S.  ohne  hinlänglichen  Grund) ,   ov  Tliiagxog  uxX.  statt  tov 
yaQ  —  voftov  Tlptagxog  %%X.  ,*  die  von  mir  beibehaltene  Vulgata 
rührt  von  einem  Abschreiber  her,  welcher  aus  den  Wortendes 
Redners  schloss,  das  Gesetz  sei  wirklich  auf  Timarch^s  Betrieb 
aufgehoben  worden  (siehe  dagegen  111,  4.)  und  könne  deshalb  von 
Aeschines  nicht  angeführt  worden  sein.    Vgl.  auch  H.  Sauppii 
epistola  critica  hi^odofr,  Hermannum  (Cipsiae  1841.  8.)  p.  126« 
—  §  35,  10.  bI  —  l6ti  statt  lav  —  ^,  was  in  /steht,  während 
in  allen  übrigen  Handschriften  lav  —  höti  steht.    57,  8.  %g6vov 
für  Xoyov  (was,  in  meiner  Ausgabe  durch  einen  Schreibfehler 
stehen  geblieben  ist).     64,  10.  1%bi,v  für  I&jkjb.    74,  2.  nagn' 
ialyfiata  für  ta  n:agc^d£ly(iata>    99,  8.   aaavta  fiir  ästaiftccg* 
99, 11.  naQaxsü^tD  für  nag9i0%Bö9m.     119^  4.  fiBfivijiiB^a  (aus  Ip 
und  der  Lesart  'iiispkvij(ia9a  in  agmor)  statt  fni(i,vriö&*>    167,  6. 
naQBiißdX'd  für  xdcgBfißdkXji.     189,  7.  nagl  tav  (iByl6%C9V  statt 
inl  Täv  iuy>    Ob  äno&Bv^yfie  die  Herren  Herausgeber^  oder   - 
aza&av'n   ^ie  Unterzeichneter  nach  den  besten  Handschriften 
gegeben  hat  (§  99. 147.  HI,  100. 123.)  richtig  sei;  ob  die  Form 
f^ika  den  Rednern  zu  gestatten  sei  und  mithin  kein  blosser  Zu-    ' 
fall  gewollt  habe,,  dass  wenigstens  bei  Aeschines  diese  Form  stets 
nach  ^iaem  Vocal  vorkommt,  oder  ob  *&ik(0  su  schreiben  sei 


246  '   Griechische  LUeratttr. 

(g  118.  n,  68.   in,  55«  57.)  1   m^asBen  wb  dthlnge«leIU  seio 
lassen. 

An  anderen  Stellen  haben  die  Herren  B.  und  S.  die  Lesart 
der  besten  Handschriften  mit  Recht  verworfen  ^  wührend  der  Un«- 
terzeichnete  dieselben  bdbdialten  h^e:  §22^  1.  fiiv  f&r  fiswoi« 
33,  4  f.  haben  sie  Tor  wiBQaiffxovtiptBg  ein  Connna  gesetat  und 
dann  yaQ  (nach  d/v)  nnd  die  Worte  voptov  ^ijHcitB  Haiivop  (nach. 
dfunA  dem  Sehol.),  bei  denen  die  Stellung  ebenso  anstösaig  ist, 
als  die  Wiederholung^  des  Wortes  xaivov,  gestrichen.    Vgl.  epist. 

^  crit.  p.  125  sq.  §  76,  4.  nQoavaUönovöiv  aus  im  (o  und  nach 
Beiake  auch  p)  für  jt(fo6ecvaXlihtov0iV.  Bei  der  aueh  in '  den 
besten  Codd.  häufigen 'Verwechselung  Ton  nQ6s  und  xpo  musa 
lediglich  der  Sinn  entscheiden  und  dieser  spricht  hier  für  ngö- 
avctX*  93,  10.  Svsxa  aus  bf  für  stifBxa*  Jenes  hatte  ich  eben* 
falls  in  den  act«  soc.  gr.  p.  27.  empfohlen.  96,  2«  *tcl  ov  fi6vov 
xaviq>aytv  fät  xal  ov  im6vov  xatitpetya  tit  natgSa.  129,  4.  wie 
II,  144:  Xttol  ytokkol  (dfh)  für  nokXol  Xaol.  143,  5.  Mnvfdxtw 
für  tov  Msvötuov^  und  ib.  y&Q  statt  yaQ  avtSv  und  inra|eev 
tov  IlatQOTcXov  f&r  dnd^eiv  tov  11,  (^tf  yuQ  *Onowtiog) ,  Alles 

^  nach  df,  146,  2.  rd  üatQOKlov  (q^  tov  ütttgoKkov  dfh) 
statt  natgSxXov.  176,  5.  avtdv  für  civtov  {ab) ,  welche  Lesart 
dem  vorhergehenden  Genit.  ihren  Ursprung  zu  verdalnken  sdieint. 
189,  5.  avtav  tolg  Egyotg  (die  bei  Aeschines  gewohnliche  Wort« 
Stellung)  för  toti  ävxmv  \gyoiq*  174,  1.  ist  mit  Recht  ans 
Suidas  ^tvyovtt  ftir  das  handschriftliche  ^vyovtt  aufgenommen 
worden. 

An  diesen  Stellen  hat  der  Text  durch  die  Herren  B,  und  5. 
gewönnen;  an  andern  Steilen  hingegen  haben  sie,  wie  es  scheint, 
nicht  wohl  gethan ,  tön  dem  Texte,  wie  derselbe  von  dem  Unter- 
zeichneten constituirt  war,  abzugehen,  theils  gegeif  die  lieaten 
Handschriften,  thdis  mit  denselben.  Die  Beispiele  fikr  den 
ersten  Fall  sind:  J,  l.rijv  tb  noXtv  fQr  rijv  noXiP  {abdlmp}^ 
welche  Lesart  auch  desshalb  vorzuziehen  ist,  #eil  es  namentlich 
beim  Eingang  angemesisener  ist,  den  Schaden,  den  der  Staat 
nimmt,  als  die  Hauptsache  darzustellen,  die  eigene  Beleidigung 
als  Nebensache  hinzuzufügen,  als  Beidem  (durch  zi  —  xal) 
gleiche  Wichtigkeit  beizulegeo.  §  6,  3.  ty  ftoXsi  statt  rg  sro- 
Xitf  Iq:.  14,  8.  'i^fistigäv  st  viiBtigav  (ab  und  auch  nr)^  ^gl^^^  5* 
§  17,  9.  ilg  owivovv  aus  Bern,  (also  hdchstwArscbeintidli  e^ie 
Conjectur ;  denn  ob  pr  r  wvivavv  oder  ovrcovv  hat,  ist  nnbe- 
kannt)  statt  Big  orcow,  was  Recensent  in  aeinem  specimen  novae 
editionis  Aescbinis  (Fuldae  1838)  p.  32.  hinlinglich  geschitit  m 

.  haben  glaubt    §  27,  9.  äXXa  tothovg  {dfhpq)  für  aUa  xftl 

^  toOtovg,  Die  hitention ,  die  Aeschines  dem  Gesetzgeber  beilegt, 
ist  ohne  na\  absurd.  §  47,  6.  haben  sie  das  oiFenbare  filloaseni 
IniogTtmv ,  wefehea  in  glmpr  und  pr  af  fehlt ,  in  zwei  Hand- 
schriften vor  hl^n^ügtif^wtmi,^   in  den  andern  nach  demselben 


tttidj  e<L  Balte  et  SM^pe. 


247 


mteikt  5  gegen  ilure  GoweMheU  btiildiiltafc  DM  f  Mfaerfbgiligtt- 
Ben.  Worte  i^fipvö^ttt  xäg  iiafiilag  leigen  hiidiiiglidii  welche 
Ali  des  ijguiiUQtneiruv  ds  iavtov  su  Tersteben  sei.  57,  8.  edurel^ 
ben  sie  SktnilmöB  (df)  ^  während  «ie  dotib  §  170.  avakmöB  geben. 
Ihid.  steht  untiäxUt  bles  m-  ^  ^  die  Lewfrt  aller  übrigen  Codd» 
BAnt<i%la  weist  aof  BeisWs  svnu^ida  hia^  was  uns  als  firldanuig 
▼on  Kos^  (xmfäa  ist  der  geniftrelle  Begriff,  BvneuPitm  der  spe- 
eielle)  anch  jeiat  noch  als  das  Richtige  erscheiot,  wenn  das  Wort 
mXMäh  sonst  nicht  weiter  TOrkommeD  sollte»  63,  4.  ist  rtg  ov  bei- 
bdmlten  worden.  Die  Lesarten  zig  (6  und  oorr  a)  und  %lg  6  (A) 
seilten,  wie  vlg  oti  entstehen  konnte.  Von  der  sprachlichen  Rjch<- 
tigfceit  dieser  doppelten  Negation  hat  sich  Rec.  nod|,  nicht  ober-» 
Beugen  können.  Vgl.  Acta  soc.  gr.  IL  p.  44  sqqf«  §  71^  4»  o/SsA- 
99^iug  Tvar  aßBlttigU^.  Warum  ?  73,  5«  niaKmg  oqu  Inr  das  iro« 
iii»dae  %ttkAg  uga  (n).     78,  5.  £ii<&i;^  (pv'r)  statt  si&vg  oluaif 

wissen  nicht  warum  1  Denn  mit  einem  Glossem  hat  otgiai 
die  geringste  Aehnlichkeit,  nnd  dass  das  Wort  im  folgenden 
Satz  wiederkehrt,  kommt  natürlich  gar  nicht  in  Betracht.  86,  4. 
zonriho  (dl)  und  180, 12.  aus  p  statt  totovtov,  dagegen  II,  155,5« 
TOtovvov  itpa^t  (d^v)  statt  roc^o^ro  ^rfd^a^  Warum?  88, 1. 
o^xig  iiiixQttigiföev  (df)  statt  Seng  äv  ifAaQVvoiiöBV.  Vgl.  Acta 
soe.  gr.  p.  36.  Ibid.  2.  x^v  inoÖB^iv^r)  fkt  oModBi^tv.  98,  5. 
haben  sie  die  Tulgata  t^  tdltid^  fiagtvgmvti  mit  Beziehung  auf 
§  45.  (und  46.)  50.  72.  90.  beibehalten,  während  in  den  besten 
Handschriften  (abglmo)  z^  dlij^'^  fjLaQtvgmvti  steht.  Allerdings 
8agt,Aeschines  gewohnlich  tcckij&^  iictQtv^Biv;  aber  wamm  soll 
er  nicht  auch  einmal  dkij^i}  fiaQtvQBiv  gessgt  haben?  Ebenso 
sagt  Aescbines  in  der  Regel  ort  äkri9^  kiym  (Tgl.  1, 89.  104. 115. 
11, 54:  73.  85. 107. 134.  143.  155. 170.  HI,  15,  22.  30.  46.  47.  68. 
70.  75.  93. 101. 112. 124. 177. 184. 188.)  und  doch  einmal  Sn 
%il9f%^  liym  (III,  105.)  und  sonst  rdlti^^  Uysiv  (I,  64.  II,  2. 
153.  111,9».  Tgl.  II,  70:  121.  122.),  nicht  alffiij  XiyBiv.  Wo 
beides  richtig  ist,  muss  die  Autorität  der  Handschriften  ent- 
scheiden. §  121,  5.  haben  sie  nach  i///^  iBysi^v  gestrichen.  Das 
Wort  kann  allerdings  entbehrt  werden;  aber  wenn  man  Alles 
streichen  will,  was  an  und  für  sich  nicht  gerade  nöthigist,  wo 
findet  man  dann  ein  Ende?  Warum  die  Herren  Herausgeber 
überall  (ansgenommen  §  47,  13.  und  die  Stelle  des  Buripides 
§  152,  13.) ylvBöd'Ki  und  yivtaöxBiv  schreiben,  währendsie  doch 
auch  im  Deraosthenes  die  Form  mit  yv  aufgenonunen  haben, 
wissen  wir  nicht  (vgl.  das  erwähnte  specimen  no?ae  ed.  p.  21.), 
ebenso  wenig,  warum  sie  §  15,  7.  icinolai*B  für  nBXoltjHBv  und 
110,  2.  ißovXBVB  für  hßovlfviv  geschrieben,  dagegen  61^  3.  und 
UI,  214,  6.  an  dem  v  iq>BkHVöiix6v  xor  h  und  x  keinen  Anstosa 
genommen  haben  (vgL  Mätzner's  krit  Noten  au  Antiphon  1,  16, 
4.  r, /J,  2.  V,  46,  3.). 

An  andern  Stellen-  mussten  sie  die  Lesart  der  besten  oder 


248  Grieckifche  Literttar. 

aoeh  dler  HiBdwhrifleB  aufgeben;  Wir  «aiea  hierher  §  2, 0^ 
VC  die  Leiart  iv  tolg  dtjftocloig  und  iiueifo^ovvtm  beiMiahen 
.  worden  ist.  Rec.  hatte  1^1  toig  diifi»  und  btmpoifiovöiy  wa«  in 
dfgf  bei  Hermofenes  und  zweimal  bei  dessen  Eriüärer  Oregonna 
(ßxavcf&ov6i  auch  bei  Stobäus)  steht ,  aufgenommen.  ■  Ea  ist  s« 
bedauern,  dasasich  die  Herren  Heraasgg.  so  haben  besohränken 
mussta,  dasa  sie  nicht  ein  paar  Wortq  zur  Erldarung  hinsufugen 
konnten,  denn  Rec.  yerniag  "weder  iv  noch  das  Medium  au 
erklaren»  Bedenkt  man  äber^  dass  lasl  und  iv  in  den  Hand^ 
Schriften  verwechselt  werden,  dass  isrl  die  sicheinbar  achwierigere 
Lesart  ist,  dass  ein  Vornrtheii  der  alten  Grammatücer  (ygh  mein 
spedm.  pl  2^.)  für  die  Aenderung  des  Acti?JB  ins  Medium  sprach, 
so  wird  man  kein  Bedenken  tragen,  die  vulgata,  die  keinen 
ertraglichen  Sinn  giebt,  gegen  die  andere  Lesart,  welche  einen 
ganz  passenden  Gedanken  giebt,  zu  vertauschen.  §  42, 12.  haben 
sie  die  sinnlose  Lesart  aller  Handschriften  opt^  lüiQ  smxgomp 
beibehalten,  statt  die  (erwähnte)  Conjectur  Wolfs' ovxBixtVQinfp 
in  dem  Texte  anfsuhehmen.  Es  ist  leicht  einzusdien ,  dass  die 
Präposition  zur  Erklärung  dea  Dativs  hinzugesetzt  worden  ist« 
§  45,  8.  schreiben  sie  aus  abglmopr  &  di  i6ttv  vfttv  dxovovöt 
yviOQtnix^  &Klvdvva  di  TtcA  fiij  x(p  fiagtvgovvti  cdöxgi  (für  die 
vuigata  ä  —  yvcigi^aj  aKlvdwa  dh  r«  iiagv.  Kai  fi^  aitiXQ^)* 
Es  ist  dies  eine  ganz  unerhörte  Wortstellung,  da  sich  axlvdvva 
auch  auf  ttp  ftagt.  bezieht,  wie  der  von  den  HH.  Hsgg.  citirte 
§  98.  zeigt.  Dass  Aeschines  46^  4.  nicht  övviöra  geschrieben 
haben  kann,  liegt  ziemlich  auf  derHaitd.  Die  Varianten  fuhren 
auf  övv^iSBtB^  welches  einen  aagemesseiien  Sinn  giebt.  §  62,  3. 
können  die  Worte  öni^aö^s  —  'Hyijöavdgov  eben  so  wenig  eine 
Parenthese  bilden,  als  §  58.,  denn  mit  den  Worten  oti  d'  iöiicd- 
{[«ro  ist  ^yev  alg  dovXilav  nicht  zu  verbinden,  so  wenig  als  §  58. 
öwitgtßov  mit  ort  dh  avtolg  i^vdxlH^  sondern  wie  dort  fi8^- 
ö^ivtsg  y&Q  folgt,  ebenso  konnte  hier  av^Qmxov  yig  folgen, 
und  es  ist  also  nach  'Hytjöavdgov  nicht  ein  Comma,  sondern  ein 
Colon  zu  setzen.  §  64,  1.  ist  die  vor  Beicker  gewohnliche  Lesart 
fUg  dl  nagijv  knl  xo  ß^^^ia  fi^r  dg  ii  nagyu  inX  xo  ß^fta{gim) 
hergestellt  worden  unter  Beziehung  auf  III,  71.  Demosth.  I,  -  8. 
Aristopih.  Eqq.  758.  Diese  Stellen ,  von  denen  die  beiden  ersten 
bereits  Bretni  anfuhrt,  und  andere  ähnliche  (vgl.  Xenoph.  Anab. 
7,  4,  6.  Jacobs  zu  Achilles  Tat.  S.  580.)  waren  d^m  Unterzeich- 
neten ,  als  er  sich  für  Beibehaltung  der  Lesart  nag'^Qti  entschied, 
wohl  bekannt ,  aber  er  wusste  auch',  dass  zwischen  beiden  Rede* 
weisen  ein  bedeutender  Unterschied  obwaltet:  mg  Sk  Ttugipf  l%\ 
xo  ß^fin  heisst:  als  er  sich  auf  der  Rednerbühne  ein- 
gefunden hatte  (stan^),  und  dies  ist  hier  unpassend; 
mg  dh  nagyu  inl  xo  ß^fiLahdsst:  bIb  er  die  Rednerbiihn^e 
bestieg,  i.  e.  als  er  angefangen  hatte  öffentlich  aufzutreten,  und 
dies  verlangt  hier  d«r  Siiin.    §85,  S.  wird  der  Vorschlag  des 


Oraünw«  attld ,  ed.  Baiter  et'  Sanppc. '  249 

DnteriEdchiieten,  Sp  Ar  ^  m  lesen,  gar  nicht  erwähnt,  obgleich 
^  ein  80  offenbarer  Schreibfehler  ist  (vgl.  §  130.),  daas  ov  unbe- 
.  ienklich  in  den  Text  gesetzt  werden  konnte.  90,  2.  masste  avt^ 
stehen  fßr'ctSri^,  was  Rehke  wk%p  anfGhrt;  Bekker  giebt  avtij 
stiltschweigend,  so  dass  wir  nicht  mit  Gewissheit  sagen  können, 
«»b  seine  Codieies  diese  Lesart  boten  oder  nicht.  104,3.  geben 
s{e  iuBttjQlaP  int  xal  tntti^Qlixv.  Welche  handschriftliche  Aucto-  - 
riüt  xal  auch  habe,  die  Grammatik  erfordert  hier  die  Verbitf* 
dang  der  beiden  Partieipien  durch  utaL  §  154,  6.  endlich  ist'  die 
^eM^'sche  Lesart  1$  äv  avxdv  nQo^avta^  die  sich  nicht  erklä« 
ren  lässt  (vgl.  Acta  soc.  gr.  II.  p.  30  sqq.))  beibehalten,  wofär 
ä  «pv  xgcn^avTu  aufzunehmen  war. 

Enie  bedeutende  Anzahl  von  Stellen  Jbaben  die  Herren  Her- 
aingeber  nach' Gonjecturen ,  thetls  nach  fremden,  theils  nach 
e^ioen^  verändert,  und  oft'  sehr  glückKch.  Namentlich  ist  es 
Hr.  Sauppe^  dessen  Scharfsinn  und  sicheren  Tact  wir  an  vielen 
Stellen  anerkennen  müssen,  wiewohl  auch  Rr*.  Bailer  ein  paar 
recht  glückliche  Einfälle  gehabt  hat.  Wir  wollen  zuerst  diejeni- 
gen Gonjecturen  *  anfuhren ,  welche  unsern  vollen  Beifall  haben. 
Dahin  gehören  zwei  vortreffliche  Emendationen  Sauppe'8  in 
Apoüon.  de  Aesch.^prat.  p.  13.  B.  xidagmixovta  für  naldag 
Sxovra  (cf.  Demoisth.  XVIU,  129.)  und  ib.  p.  15.  iv  *A6la  für  xal . 
Bvvolag  Tcal  (coli.  Aesch.  II,  147.).  Siehe  jetzt  JH.  Sauppii  epist. 
crit*  p.  110  sq.  Ferner  die  Conjectnr  Baiier^t  argum.  I,  35*  ü 
TUtgd  ^AvtixXBi*  sl  iv  xtA.  für  d  nagd  *A.  iv  xxX.;  Sauppe^a 
§  92,  2.  Ivexovg  st  Svayxog  (si^Aie  Mätzner  zu  Antiph.  S.  185.), 
eine  Conjectur,  die  im  Text  zu  stehen  vc^rdiente,  ebenso  wie  eine 
andere  von  demselben  §  124, 10.  av^ig  für  avt^g  (was  die  besten 
Codices  geben)  oder  sv&vg  (was  in  den  Ausgaben  steht).  Die 
genannten  Häuser  waren  schon  vorher  igyaöti^Qia  i.  e.  xogvsia 
(siehe  JT.  JFV.  Jiermann.de  Socratis  magistris  (Marburg!  1837) 
p«  38i,  98.).  Dass  übrigens  die  Herausgeber  die  Worte  oxov  psv 
—  olnlav  nicht  für  ein  Glossera  ansehen,  wofür  sie  bereits  von 
Valekenaer  erkannt  worden  sind ,  wundert  uns.  Ferner  habea' 
8ie"§  134,  i.  nach  Conjectur  doi^Biv  avxfß  (aus  doTiil  avxai  in 
abghlmapqr^  cog  öoxbZv  iavtm  vulg.)  und  §  138,  10«  tovt^  avtf^ 
(nach  Baiier'g  Vermuthung)  fiir  ta  avvfp  v6fL(p  (siehe  die  varr.) 
j;eschrieben.  §  43,  4.  vermuthet  Hr.  Sauppe  fi  noykniq  für  TCOfut^ 
(daiB  Citat  „Dem.  18,  52.^^  ist  falsch)  und  §114,9.  Hr.  Baiier 
i^ciliiav  für  t^v  i^mÜBiaVy  zwei  Vermuthuugen,  die  den  Sprach- 
gebrauch für  sich  haben.  179,  3.  vermuthet  Hr.  B,  l^nt* 
0ivTsg  (für  innsöovtBg) ,  was  bereits  Reiske  aus  p  anführt  und 
was  von  mir  bereits  in  den  Text  aufgenomi^en  worden  War. 
157,*  13.  ist  Sauppe' 8  Conj.  Mskfielov  för  Mikijölov  sehr  pro- 
babel« ,  162,  8.  haben  sie  nach  Rehke^e  Vermuthung  xatf^ogäv 
für  HütijyoQlav  {TUttrjyoQimv  in  dfh  zeigt  die  Entstdiung  der- 
Corruptel)  geschrieben  und  181, 1 J  •  mit  Bekker  nach  Poreotie 


S50  Griechiaehe  Literaiir. 

Vemiiilliiiiig  taxiu  y  äv  fät  taru  Y&q.  Die  Partftel  Sm  konnte 
wdhl  entbehrt  werden,  aber  yug  konnte  nicht  stehen^  detshaJIb 
bitte  Diiterzeichneter  von  Bekker  nieht  abgeben  sollen;  Fir  die 
eomipte  Stelle  §  80.  haben  die  HH.  Hfigf.  leidet'  auch  kein 
Mittel  gewusst.  Unbedentende  Einfalle  sind  94,  4.  ftmto^tiilltel 
tB  {Bauer)  für  nsnoQvsvö&a^.  107^  3.  fii^  diTCßlag  {Sof^ppe)  fka 
ov  imalmg.  Vielleicht  hat  Aeschines  so  geschrieben ,  vielleicht 
avch  nicht,  denn  Beides  ist  richtig.  Offenbar  war  in  der  Urhand« 
Schrift  ov  durch  ein  Versehen  ausgelassen  Worden ,  daher  haben 
diebesteil  Codices  JtxaicDg,  was  die  einen  in  döbt&g^p)^  die 
andern  in  ov  diuai&g  verSnderten.  176,  4b  i^txymvloig  nach 
Snidas  und  Anecdd.  Bekk.  (Sauppe)  für  £'gcj  tov  AySvog.  Die 
Vermothang  94,  2.  avtoig  fät  am^  (Sauppe)  scheint  nnnothig. 
8.  Mätzner  zu  Antiphon  S«  128  extr.  Missbiüigniig  aber  verdiie^ 
nen  nach  unserm  Dafürhalten  folgende  Veränderungen  des  hanA* 
sdiriftlichen  Textes:  5,  4.  xa  Sk  tav  wgawmv  Mtä  oXiyag^ 
%iKfav.  So  auch  Dindorf  nach  Tmylor'e  Verrauthaag.  iNe 
handschriftliche  Lesart  xal  okiyttQXi^v  ist  vom  Unt^zeidineteii 
im  Spec  novae  ed.  p.  24  sq.  zur  Genüge  gerechtfertigt  worden; 
es  mnsste  dort  noch  hinzugefügt  werden,  dass  oXiyoQXtxmv^ 
welches  sich  auf  die  Gesinnung« bezieht,  nicht  einmal  passend 
Ist.  Dass  ebendaselbst  xold^Biv  gestrichen  worden  ist,  missbilli- 
gen wir  ebenfalls.  Die  Demokratie  kann  sich  vor  solchen  Men* 
sehen  nicht  wohl  hüten,  aber  strafen  kann  sie  dieselben ,  lirv 
fitilHiti  —  17  Ttohg  (§  32.).  Die  Anomalie  der  Constmction'aber 
ist  schon  von  Klotz  zu  Cic.  Lael.^S.  193.  geschützt.  §  19,  5.  ist 
dar^h  die  Aufnahme  der  WolfacUen  Vermuthung  ^0t6iiati  fnr 
Hoifiavi  geradezu  verderbt  worden.  Der  G^etzgeber  kann  nidit 
eine  besondere  Art  der  Unzucht  (des  ylattodBifBiv  ^  was  Aeschi- 
nes seinem  Gegner  nicht  undeutlich  vorwirft  11,  23.  und  88. ,  wo 
Theo  ebenfalls  to  6t6fjtu  für  x&  6oi(iati  giebt) ,  nennen,  sondern 
muss,  allgemein  reden»  Für  ilie  handsdiriftüche  Lesart  zeugt 
aucir§  188.  xal  (&g  lotnBP  6  ttvtog  ovrog  ävtjg  Ugmöviniv  ßhv 
wiivog  d'ifSv  xkijQoiöstat^  i&g  oikc  äv  ixTinv  v6(i(ov  xa^gog 
to  (5(DfMr.  Bei  öiakiyBO^cci  denkt  der  Gesetzgeber  an  das  Haupte 
geschäft  der  Priester:  tag  Bvxccq  vjieq  tov  ii^(iov  ngog  zotJg 
»sovg  ^söda&  (ÜI,  19.) ,  und  ovde  erklart  sich,  wenn  man  be- 
denkt ,  dass  der  Priester  überhaupt  einen  makellosen  und  fehler- 
freien Körper  haben  mnsste.  §  29,  5.  vermnthet  Hr.  Bauer 
y  did  9sixlav  für  ^  did  ö:  Warum  überhaupt  Etwas  verändert 
werden  soll,  weiss  Rec.  nieht  (s.  Bremi  zu  dieser  Stelle,  vgl. 
§  ^7.  Schäfer  zu  Demosth.  S.  281,  22.  647,  13.  Nüzsch  zur 
Odyssee  2,  54.  n.  a.  m.);  wenn  aber  geändert  werden  sollte,  S9 
war  JReieke'M  ij  ^  dvd  d.  wenigstens  ebenso  gut.  Ohne  irgend 
einen  denkbaren  Grand  vermnthet  Hr.  B.  70,  d.  ovk  oUöV  fnr 
(^n  olofi^a,  nnd  80,  6.  ißovksvs  für  ißovksvas  (s.  meine  qoae-^ 
stiones  Aeschin.  Fuldae  184L  4.  p.  4.).    86, 8.  proponirt  Hr.  & 


Orator«!  attici)  ed«  Baiter  et  8aoppe.  251 

ft{  6V  f^oNfrh  «(  de  ii^£<fvfitf cv.  Diese  pedaiHiiäie  UBtenebei- 
duog  der  «ctAa»  und  der  v^m6%\  TiMrgd^oiiiiiienefl  Tt^löug  dünkt 
uns  sehr  im  unreehten  Orte*  AescluBes  kann  blas  sagen  wollen, 
dass  solche  xpfosig  schon  ^  fr&her  stattgefunden  haben  und  in  der 
nächsten  Zukunft  beTorstehen.  —  126.  haben  sie  nach  Doh'et*» 
Veminthong  cS^  i^dii^  ivi^  (für  opiIq)  nal  -^  yslotog  geschrieben 
und  das  Gänse  in  Parenthese  gesetst  als  eine  ironische  Zwischen- 
besserküng  des  Aeschines.  Viel  besser  ist  die  handschriftliche 
Lesart,  wernach  der  Gedanke  Tom  Demosthen^s  ist:  ,,er  fohr| 
sich  selbst  im  Scherz  zum  Beispiel  an  als  ein  joviakr  Mann,  der 
seinen  eignen  Lebenswandel  zun  Gegienstand  des  Spottes  iiimmt^% 
wobei  die  Zweideutigkeit  (lyM^  =  etiaf^p,  ^eAoiog  =^  uatayt- 
^&c^)  nicht  au  übersehen  ist.  —  Die  Interpunction,  welche 
§  183«  angewendet  worden  ist:  il  yag  ti^v tov  ömi^axog  svsrpi- 
n$unß^,  xavtfpß  xwhg  hzL^  glebt  der  Stelle  ein  unpassendes 
Pathos.  Aeschines  sagt:  'diese  Schönheit,  mit  Bezug  auf 
die  angeführten  Beispiele.  —  Für  die  Nothwendigkeit  einer  Con« 
jectiir  §  140,  4.  {ovtwa  tgoxov  statt  tgoxov  avtov)  können 
wir  keinen  plausibeln  Grund  entdecken;  ebenso  wenig  in  dem 
Ven  149, 12.        •  . 

ttXk'  Lva  niQ  ös^  xal  avtov  ofiotff  ytda  iaitBv%y^ 
woHr.^.  xfxsvdoi  conjidrt,  wir,  wenn  wir'xixfty'd'OiindenHand« 
Schriften  fänden,  den  Conj.  conjicirt  haben  würden.  —  §  152,  7. 
ist  mit  Unrecht  ein  Comraa  nach  vno  gesetzt  worden,  dagegen  mit 
Reche  nach  60ip6q  (statt  des  vom  Rec.  gesetzten  Colons)  und 
ebenso  nach  tdkri^iq^  indem  nach  Boissenaäe's  Vermuthung 
öl^itctv  0*'  für  dtattav  geschrieben  worden  ist;  das  Partie.  tf»o- 
xtSv  enthalt  die  Erklärung  zu  ovr«.  Vgl.  epist  crit.  p.  69. 
Gelegentlich  bemerke  ich ,  dass  sie  auch  §  35,  7.  mit  Recht  die 
Interpunction  Matthias  (das  Comma  vor  dtpnikkvri^  —  ^ovk^q 
statt  nach  diesen  Worten  zu  setzen)  der  gewöhnlichen  vorgezogen 
haben.  -^  §  153.  ist  auf  den  Vorschlag  des  Hrn.  &  ^di;  nolkäv 
für  ^dr^  Sk  %oXXmv  geschrieben  worden.  Dabei  ist  nicht  bedacht 
worden,  dass  Euripides'  Worte  ^di^  S\  noXkmv  lauten  und  dass 
Aeschines  dieses  8i  auch  gegen  die  Construction  beibehalten 
konnte.  Vgl.  Demosth.  19,  243.  Iktytq  xoLvw  xoxb  nQog  xovg 
dtiHißxdg  oxi  ^^dnöXoyi^östav  de  jdtmoC^tvfjg  xxk.  Ibid.  243» 
ovxovtL,  jilexlvf]^  xal  ös  ndvxBg  odxoi  zpi^fi^ta  ix  xijg  nQ6r 
öäBlag  g)a6lv  BUfi^>ivcu^  ß0xB  xal  xcsti  öov  dijnov&iv  q>ij(iil 
d  6v  xvg  nipkxav  dxokkvxai  xxk.  Vgl.  ibid.  181.  — 
lieber  ffr emt's  Conjectur  dg  für  mv  161,  8.,  weichere  Herren 
Heransgeber  in  den  Text  gesetzt  haben,  siehe  Acta  soc.gr.  IL 
p.  33  sq.  —  164,  3.  haben  sie  XByhm  itj  xagBkJdmv  6  6oq>6g 
Baxakogvnlp  avxov  (Ar  wtlg  wixov)  geschrieben.  Wir  wissen 
nicht,  wie  sie  dies  rechtfertigen  wollen,  denn  Demosthenes seil 
nieht  för  sich ,  sondern  für  Timarch  und  in  dessep  Namen  spre«^ 
eben,  wie  der  Zusammenhang  unwiderlegbar  beweist.  Ueberhanpt 


25S  Griechisclie  Literatur« 

werden  wir  se&eiC,  dass  die  HIL  Hsg^.  mit  dem  Reflexlram  eioi- 
gtn  Missliraaclf  getrieben  haben.. -^  Ge^pen  die  Conjector  Sattp^ 
fM'a  169, 4. 9Kp6$  i^fiffff  '^olg  Sgyoig  statt  iv  tovg  ngog.  '^fiäq  Sgyoig 
(weil  die  beaten  Handschritten  iv  tolg  MQog  ^fiäg  toigSgyo^g 
haben)  spricht  schon  der  Umstand,  dass  iv  hier  nicht  fehlen 
kann.  Uebei  ist  auch  die  Conjectur  desselben  §  177,  7.  %a  Ü 
^pflfplöfiata  tlvtti  %ä  T^g  srrfAsog  xaradsitfrcpa  (für  üvui  t^ 
9oL)y  denn  w  x^g  n6ks$9g  wurde  ein  ^ns  raussiger  Zusatx.aein. 
Der  Genitiv  t^g  nolfmg  hangt  von  xatiidsiöTeQaj  nicht  Ton  t& 
^ptffptöfiaw  ab. 

Bin  anderes  Verdienst,    welches  sich  die  HH.  Hsgg.  nn 
Aeschines  erworben  haben,  ist  die  Entdecicnng  und  Beseitigung 
Von  Glossemen.  Dass  die  Handschriften  des  Aeschines,  die  besten 
nicht  ausgenommen ,  mehr  oder  weniger  interpolirt  sind ,  ist  aus- 
gemacht; ßekker  hat  bereits  mehrere  Interpolationen  ausgemerst, 
wir  haben  einige  andere   oben  schon   erwähnt  (§  21,  2.  33,  4. 
47,  6.  96,  2.  143,  5.) ,  andere  sind  noch  übrig.    Es  ist  dies  frei- 
lich 9in  schlüpfriger  Boden  für  den  Herausgeber;  denn  wer  ein- 
mal Interpolationen  wittert  und  Jagd  daraufmacht,  fällt  gar  su 
leicht  in  den  Fehler,  auch  da  Glosseme  zu  seh^n,  wo  keine  sind* 
Die  beiden  HH.  Hsgg.  haben  diesen  Vorwurf  selbst  besorgt,  und 
begegnen  ihm  durch  die  Bemerkung :  sed  codieum  Aesohinis  ea 
est  ratio  ^  ut  multa  quidem  rede  nobis  videamur  resecuiste^  sed 
mtUto  plura  eiuadem  generis  nobis  invitis  putemus  relicta  esse. 
Das  meinen  wir  nun  eben  nicht.    Freilich,  wenn  man  Alles  atrel-» 
.eben  will,  was  nicht  durchaus  nöthig  ist,  so  könnte  Aeschines 
noch  um  ein  Bedeutendes  verkürzt  werden ;  aber  wenn  zur  Con« 
statirung  eines  Glossems  nöthig  ist,  dass  dasselbe  entweder  das 
gewöhnliche  und  nicht  leicht  zu  verkennende  Gepnige  der  Inter- 
polation an  sich  tragt,  wie   die  Worte  ov  (iovov  —  ^togmv 
§  8,  7.,  welche  die  UH.  Hsgg.  mit  Recht  weggelassen  haben  - 
(^$1*  §  7.),   oder  dass'es  entschieden  gegen  den  allgemeinen  oder 
besondern  Sprachgebrauch  verstösst,  wie  §  27,  4.  jti  ttg  fii;  srpo- 
yovfov  iavl  täv  iövgatf^yfjKÖviov  vlog  das  letzte  Wort,  welches 
auf  Baiier*s  Vorschlag  weggelassen   worden  ist,   oder  dass  es 
durch  den  Zusamnienhang  als  ein  fremdartiges  Einschiebsel  er- 
wiesen wir^,  wie  §  127,  8.  xegl  dh  tov  xmv  av^Qoixmv  ßlov  %al 
tov  koyov  xccl  tag  ngi^ug  die  Worte  xal  tov  Xoyov  (die  auch 
in  /  fehlen ,  in  dfh  keinen  Artikel  haben) ,  oder  endlich  dass  die 
Handschriften  selbst  den  Beweis  dafür  enthalten ,  wie  §  114,  2. 
hcl  tag  iv  totg  d^fioi^  dta^i^^^dacfi,   wo  alle  Handschriften 
(süsser  df)  das  falsche  inl  talg  dfißoölaig  dia^tiq>i6B6i  gf^enz 
wenn  dies  also  die  Kriterien  des  .Glossems  sind,  so  werden  wir 
finden,  dass  die  HH.  FIsgg.  eher  itu  viel  als  lu  wenig- verdachtigt 
oder  geradezu  gestrichen  haben.  So  haben  sie  §  8,  10*  die  Worte 
aspl  tTJg^noksmg  getilgt  mit  Besiehung  suf  §  37.  und  196.,  aus 
Aenen  Nichts  gefolgert  werden  kann.    Werden  die  obigen  Worte 


Oratores  attiel,  ed.  Baker  et  fiMüppe.  253  * 

gestrichen ,  cio  sagt  Aeschlnes  jetxt  gani  dasselbe ,  wes  er  soheo 
vorher  (sKpodtlls^fiA  —  tovq  vofzovg)  gesagt  hat;  er  will  aber 
(ftfia  de  xal  ßovloftmi  xtL)  und  musa  auch  jetzt  etwas  Anderes 
sagen.  Der  Unterzeichnete  glaubt  dnrch  seine  Erklärung  im  Spee. 
novae  ed.  p.  26  sq.  die.  handsehnfiliche  teamtt  geschützt  zu  haben. 
Aeschines  will  nicht  blos*die  Cfesetze  vorlesen  lassen ,  er  will  sie 
auch  eriiliiren  und  ihre  Zweclcmissigkeit,  ihren  Nutzen  für  den 
Staat  zetgjsn,  nnd  dann  erst  und  das  mit  um  so  grosserem  Erfolge 
das  Leben  Timarchs  darnach  rieliten.  —  Tifiaf^fp  %  18,  9.  kann 
Giossem  sein,  es  kann  auch  ans  TifiUffx^  verderbt  sein.  Um  aber 
30^  7.  6  vofioHtfig  (Bauer)  oder  75,6.  ^  tl  xq^  kiyMtv  (Sauppe^ 
oder  137,  4.  bIvoi  ^yovßmi  (&).oder.l59,  3.  Sgymv  (B.  und  S.) 
zu  verdiöhtigen  oder  31,  2.  nadi  Bekker's  Vorschlag  kifoqwx 

.  streichen  oder  58,  7.  %ul  ikXoi  tivig  statt  xal  täv  Cvyiwßevtäp 
ti,v$s  xal  &kko$  zu  sehreiben ,  dazu  mochten  sie  schwerlich  ihre 
Berechtigung  nachweisen  können ; .  noch  schwerer  mochte  es  ihnen  « 
werden,  die  Weglsssung  von  ävÖQag  52,  2.,  welches  in  sämmt- 
ücfaen  Handschriften  steht,  zn  rechtfertigen.  Sie  beziehen  sieh 
auf  Harpokration  und  Oregorins,  die  b^ide  nnsre  Stelle  ohne 
ft^^ftg  citiren,  aber  Gregor  lässt  auch  die  Worte  xcd  isudBlj^ 
avtoifg  Ikyrnv  weg  und  hat  auch  sonst  hin  und  wieder  Lesarten, 
welche  die  Hsgg.  nicht  geneigt  sein  möchte  «denen  der  Hand- 
schriften vorzuziehen ;  Harpokration  aber  citirt  die  Stelle  sehr 
oberflächlich  {vnhQßalvmv  %ov66b  roi^g  äygtovg  Kiiäavlöiiv),  . 
Statt  üvögag  hätten  sie  lieber  %al  .vor  fi^  fioi/ov  weglassen  sollen, 
weil  die  Stelle  sonst  unverständlich  bleibt,,  und  dabei  konnten  sie 
sich  ebenfalls  auf  Gregorius:  beziehen. 

Gehen  wir  zu  der  Bearbeitung  der  Rede  de  falsa  le-^ 
gatione  über,  so  finden  wir,  dass  die  Zahl  der  Stellen,  an 
denen  die  Herausgieber  die  Lesart  der  bessern  Handschriften  her- 
gestellt haben,  nicht  minder  gross  ist)  ak  in  der  Timan^hea,  wie 
sie,  denn  zum  Beispiel  allein  in  den  sedis  ersten  Paragraphen 
neunmal  vom  ^e^Arerschen  Text  abgegangen  sind.  Bass  sie 
häufig  auch  die  Lesart  der  bessern  Handschriften  aufgeben  und 
Bekker  folgen  mussten,  versteht  sieh  bei  der  Beschaffenheit 
dieser  Handschriften  von  selbst;  sie  haben  dies  mehrmals  mit 
Recht  auch  da  gethan,  wo  Bekker  den  bessern  Handschriften 

'  Folge  geleistet  hatte ,  wie  §  33.  dogiakmt&if  ( fm)  statt  doQvd-- 
Xmtavl  47,  4.  viitv  (hp)  statt  ^/iti/  (Bauers  Conjector  ^  liijv 
int  wunderbar).  68,  4.  aiütai  (l)  statt  avt^^  74,  7..  täv  uqo^ 
yovißv  (eklsv)  st..xal  x^v  ngoyovav,  115, 10.  xatätäv  IbqiSv 
(gkpv  und  pr  m)  st.  xatä  tav  iv  tip  Uptß*  138,  6.  ovnm  tta^a-^ 
dovzog  (b)  st.  (n^Tzm  nagadovtog*  150 ,1.  ds  huI  (0  «i*  6i» 
148,  6;^  wo  sie  das  Glossem  inl  täv  tgianovta  (^  fdUt  in 
eklms  und  pr  a,  stdbt  in  p  nach  slg  K6qiv9ov^  in  den  ^r%en 
Codd.  vor)  ,;und  180,  5.,  wo  sie  das  Glossem  Kaxm  om  (es.  fällt 
in  fhfkiqt)  streichen.    Dasselbe  mossten  sie  §  12^12.  ihnui  wo 


254  GrieckUcdi'e  LUeratut. 


7gQ048ÜL96t^  (d  und  eorr.  I)  beiBubehalten  war,  denn  mqobUbö^s^ 
wdcheB  mir  im  Vorrnns  oder  sum  Vorsag  wSbleii  hoisgen 
kann,  wird  dorcli  die  angesogene  Stelle  Plato'i  (Legg.  VI.  p.759.  c.) 
aiditgeschtttst,  da  AoriAaLfMä  UQO^aiQiM^maav  uiBii  xQoai- 
p%C69c96av  sa  selireiiien'  isl;  feni^r  93,  8.  xal  öSfLVoloyelg  tnilv 
iog  ov%  sldoö^twunf^  Srt  xtJL^'  wo  entweder  i^fiip  su  BtreSehea 
oder  Tieimebr  am  ip  und  dem  Sdiol«  tovto  tot  tovim»«^  au  schrei- 
ben war;  dassellie  87, 10«,  wo  sie  i^hj  irs  odroV.fur  ij^ff 
avtdv  {^ßpl9^  die  übrigen  haben  il^Xi]  t8  wMv)  schreiben. 
Wfe  die  HH.  Hsgg.  trs  erldaren  wollen  v  weiss  Uoterseichaeter 
nicbl;  eine  Versetsung  (st.  i^miai  avtov  ts)  werden  sie  nicht 
annehmen  wollen,  und  Analcolutlie  solcher  Art  finden  sich  aoeh 
bei  Aeschines  nicht.  Fttr  ovrdy  vgL  die  Stellen  bei  Mäizner  an 
Antiphon  V,  11.  S.  20&  —  98,  4.  haben  sie  die  Lesart  der 
Aldina  anrikclcgernfen:  «spl  Ks^oo^Alsnrqv  iqihi  fByeptjikivmp  cSy 
ägxUog  i^xovOars  für  die  Bekkerw^btt  täv  %^i  K»  ^dti  ysytwti' 
ff  iviDV,  sS  g  ägtCtag  r^xonSatu  Beide  Lesarten  geben  einen  guten 
Sinn,  und  man  mag  die  eine  oder  die  andere  wihlen,  einmal 
muss  man  dabei  den  schlechtem  Haadsehriften  fsigen,  denn  tiov 
fehlt  in  nt,  dag^en  steht  äv  in  efkü,    Bekker^t  Lssart  ist  jedoch 

.  unbedingt  Torsosiehen,  weil  hier  viel  mehr  darauf  ankommt,  die 
Zuhörer  daran  su  erinnern,  dass  ihnen  (kurx  vorher,  §90.)  die 
ZeitrerhiÜtnisse  dargelegt  worden  sind,  als  daran,  dass  sie  das 
Unglück  des  Cersobleptes  aus  dem  Monde  des  Redners  ter- 
nommen  heben.  —  129,  1.  mussten  sie  oHOVits  (d.  i.  aüditis, 
nicht  sudite),  was  Bekker  aus  t  aufgenommen  hatte,  der  Lessrt 
der  übrigen  Handschriften  «JcovOarc  (iJxovMts  e)  unbedenklich 

'  Torziehen,  denn  das  von  ihnen  in  den  Text  gesetxte  oKOVöat^ 
Ist  gegen  den  Sprachgebranch.  —  66,  6.  haben  sie  täv  xpot- 
dgmv  TcmXvovzmv  st  täv  di  ngoidg^v  moXvÖTnmv  dem  Anschein 
nach  den*besten  Handschriften  (pr  am)  aufolge  geschrieben,  was  ' 
denn  an  und' für  sich  recht  gut  ist.  Leider  bei'ul^  aber  der  Grund 
su  dieser  Veränderung  auf  einem  Versehen  in  der  ^eirA^erschen 
Ausgabe;  denn  die  Vergleichong  mit  der  ileMsschenVar.  lect. 
seigt,  dass  die  Vsrianten,  die  Bekker  zu  66,  6.  sngiebt,  zu  66, 7., 
nümlich  au  den  Worten  tl  9k  xäi  ßovlofnvogj  gehören,  so  dass 
sich  nun  folgende  var.  lect.  ergiebt:  tl^h  ^al]  tl  ual  pr  ans, 
tl  ff  av  xal  gip  et  rc  m,  tl  ih  eL  Hiernadi  nusste  tl  xal  für^ 
tL  ds  Kctl  geschrieben,  tiSv  ös  »goiigwv  aber  beibehalten  werden. 
—  136,  4.  hat  Bekker  die  lfb//sche  Gonjectnr  gegdben:  xal  t4ß 
fft^  ßovlsö^at^  die  HH.  Hsgg.  restituiren  die  handschriftliche 
Lessrt  xal  to  fii^  ßovXs6^ai  und  schlagen  In  den  Noten  entweder 
dUc  t6  (ii^  ß.  (B.)  oder  tucI  ja^  ß.  (S.)  vor,  swei  Gonjecturen^ 
die  an  Leichtigkeit  und  Gefaülgkeit  weit  hinter  der  ^oZ/schea 
furückstehen,  bei  der  Sauppeactea  giebt  aochdas  Praesens  An« 
sloss,  indem  nnn  das  Fotnram  erwarten  musste.  Unterzeich-  > 
neter  weiss  nicht,  warom  die  HB.  Hsgg.  Bedenken  getragen 


OratorM  attid,  edii  Baiter  et  Sanppe«  255 

haben,  Bekker*s  Beia|iiele  lu  folgen;  der  Acenaativ  ti  ß^  ß. 
kann  leicht  durch  4ei^e  Bmendation  der  Abachreiber,  welehe  den 
Dativ  nicht  veratmiden ,  weil  aie  ein  »weites  Objecl  zn  n^oöBÖo- 
TcuxB  erwarteten ,  in  die  Handachriften  ^kommen  aein ,  an  dem 
Wechsel  der  Gonatrnction  aber  (pgiovta  — ^al  t^  pt^  ßovlBü^ai) 
kann  ebenso  wenig  Anstoss  fenommen  werden ,  wie  HI,  167.  an 
den  Worten  Sa>Q*ittg  ahiißsig  nal  xgvöalg  6tBq>dvoi^  ötttpa" 
vovö^ai.  Bekker  mussjten  sie  auch  21,  7.  folgen  und  die  Les- 
art XfffAg  {tif  nicht  mit  Reiske's  Gonjectur  ntiyas  ta  dij  vertau- 
achen,  da  die  folgenden  Worte  xal  mgl  räv  diu.  Utk;  die  Erkll- 
mng  enthatten,  worin  die  nmal  Xöfcav  bestanden,  mithin. vs 
geradecu  falsch  ist.  Ebenso  o4,  8. ,  wo  n  nadi  tfxoTSivdv  nAt 
den  besieh  Handschriften  (aghmp)  wegsnlassen  war,  sumal  da 
d&s  mildernde  tc  hier  gair  nicht  pasisend  ist.  Ferner  57,  5.  mosste 
die  Lesart  fast  ailer  ilandschriften  ßntimiiup^ivttg  unangetastet 
bleiben.  Die  HH.  Hsgg.  haben  daflir  aus  e  den  Accusativ  gegeben« 
Warum  1  Weil  Demosthenes  XIX,  16*  sagt:  xal  ravd^  o  öxitliog 
9ial  avaidng  ovzog  ItoXfia  kiynv  ifpsörrjuStcav  tmv  xgiaßsapv 
Mal  axovovTcnv,  ovg  dxd  tmv  ^Elki^vav  fftSTSsrifi^ft^da  vno 
tovziw  Msuid'ßvtBg^  ox*  ovna  nsiCQwdg  amov  qiv.  Aber  aua 
dieser  Stelle  folgt  Nichts  für  dte  unsrige,  weil  in  dieser  ot^El- 
kip^sg  Subject  ist  und  weil  das  Partidpfam  namentlich  bei  aoldier 
Wortstellung  auf  das  Subject  bexogen  werden  musa  und  weil  an 
dem  Ausdruck  an  und  fOr  sich  kein  Anstoss  au  nehmen  ist,  da  es 
dch  Ton  selbst  versteht,  dass  man,  wenn  man  nach  den  Grie- 
chen schickte,  nur  nach  Gesandten  von  den  Griechen  schicken 
konnte.  Die  von  den.HH.  Hsgg.  vorgesogene  Lesart  scheint 
einen  mdur  lateinischen  als  griechischen  Satz  und  einen  schiefen 
Gedanken  an  geben:  coram  legatis,  quos  reliqui  Graeci  miserant 
n  populo  arceasitos.  —  161,  0.  durften  sie  die  Conjectur  Mark- 
land'a  ysvofihovg  nicht  aufnehmen.  Der  Sats  ist  ganz  im  Allge* 
meinen  gehalten,  und  äowie  Aeschines  €iq>6Xov(iBVog ,  nicht  d^B" 
kifiivtBg  sagt,  so  muss  er  auch  yiyvoftivovg  sagen.  Warum  sie 
26^  6.  gegen  alle  Handachriften  ji(ivvtov  [ihv  fäg  st.  'Aiiivtov 
likv  aus  Aristid.  ed.  Walz  IX.  p.  375»,  oder  warum  ide  156,  7. 
ifiMBXovQyla  (s  Harpocr.  Phot  Suid.)  statt  ciiinBk<yugyBl(p  (adef 
ghklmqo^  aiiXBkmvi  ip  Bekk*)  geschrieben  haben,  wiasen  wir 
nicht«  Wir  missbilligen  dagegen,  dass  sie  Bekker  an  folgenden 
Stellen  gefolgt  sind:  11,  8.  otnro  yug  {eikla  und  corr  a)  fßr 
0VVI9  ydg  äv.  Vgl.  meine  quaestiones  Aeschin.  (1841)  p.  6  sqq. 
Noch  weniger  Gmnd  war  vorhanden,  12,  1.  Sv  (mit  ikh)  zu 
atreichen.  —  50, 2«  haben  sie  figÖBi  to  ngay^ta  ylvsö&ai  statt 
üg  Ost  t6  ^gSyua  ^svto^ae,  was  ap  gc^en.  Der  Inf.  aor.  nach 
iel  ist  auch  bei  Aeschines  häufig.  Vgl.  III,  48.  dnodUunml  tfo^ 
taxog  oxiyu  iBt  Tothro  ysvitfdac.  Vgl.  L  79.  126.  II,  1.  146. 
m,  100. 168. 169.  208.  231.  -~  57, 4.  xgog  vpÄg  (deiklpa)  statt 
^6g  ^päg.-^  130^2.  Snmg  ~  efidoHip^CB$  (Conjectur  Bekker^e) 


256  Griechische  Literatur«  > 

Btatt  oißafg  —  Sfudoxtfii^fi.  —  147,  9.  ^Ixtftag  nseb  Brodäus^ 
Vermuthiing  för  das  handschrlfliiohe  gfotglag^  worüber  s.  Loieek 
Parallpp.  I.  p.  15.  ÜT.  Fr.  Hermann  in  Zeilaelur.  für  AlterthoasHT. 
1835.  S.  1147.  —  166  eztr.  xitvt  icxlv  statt  %ovt'i^\v  (ogm). 
Den  Piural  setsten  die  Abschreiber  wegeo  ta  tovtoig  Ofioccr, 
obgleich  am  Singular  ebenso  weihig  Anstosa  in  nehmen  ist  ab  Iki 
den  Formeln  T/JtfnTat^a;  und  ähnliehen.  —  177, 13.  iq  d^fio^ 
xi^arla  {ip)  für  dijfLOXpcnUt. 

Lobenswerthe  Verandernngen  des  Textes    sind  folgende: 
13,  10.  'jiyvovöiog  für  *Ayvov6i^os  (eben  so  155,  9.  III,*54.), 
wobei  nur  jin  bemerken  w«r,   dass  bereits  Bremi  die  aspirirte 
Form  gegeben  hat.  —    47,  7.^f  ^xvAoi;  nach  Aristoph.  und  den 
besten  Handseliriften  des  Demosthenes,  wahrend  alle  Codd.  des 
Aeschines  ^AßQuvlXov  geben  nnd  die  Form  mit  einem  A  §  140. 
und  155.  nur  in  d/,  wenn  auch  mit  falschem  Accent  sich  findet. 
—  65  extr.  Iv  ^.für  iv  ^  nadi  Bekkefß  Vorsoblag.  —    67,  5. 
Iv  ty  v6tiQa  {Bekker^s  Copj.)  f&r  kv  ty  vöu^q:*  Vgl.  Sintenia 
lu  Flut  Themist.  18,  29.  —    68,  3.  z6  ^mio^ivwg  (MarJtl.) 
für  JtinQ69hovi^  —    68,  4.  Isi^i^yfoaf  {Mgrkl.)  für  luv^ 
q>leaO&a$.  Vgl.  epist.  crit.  p.  126  sqq.  -^    116,  7.  Mdypfjtag 
[/^olonag]  nach  Tiitmann^s  Vermutbung.  —     124, 1.  ist  die  ror 
Beiske  gewöhnliche  Interpiinction  resütuirt,  .-r-   :134t  5.  iigacy^ 
yelloyttg  (B.  und  &)  tlär  i*ayyilloPtBg.  —   .177, 14.  toig  aro- 
i.Sf$oig  (Brodäui)  für  toig  xalsfiloig.    Die  Coiqecturen  Sauppe^» 
av^Qmnog  Rr^av^QUimog  106,5.  und  .^^9^9^  fnr  h^sy^dprig 
148,  8«  verdienten  in  den  Text  aufgenommiQn  xu  seip,  wo  manche 
weniger  sichere  ihren  PlaUs .  gefunden  h^hen.  '  Sbenfo  Iconnten 
die  HH.  Hsgg.  127,  2.  unbedenklich  ßci0aPii6lABvov  (nach  Bair 
ier^a  Vorschlag)  streichen^  denn  die  Stellung  Yocräth  di(B  Interpo- 
lation, und  169,  9.  xal  (nach  Sauppe*8  Vor^dibg),  Tgl.  epist 
crit.  p.  128.,  nur  musste  an  der  letzteren  Stelle  auch  ra'vor  %bqI 
(nach  agmv)  und  das  Cpipma  nach  xlvdwov  getilgt  werden  $ 
denn  die  Interpolation,  ist  an 'diesen.  Stelle«  nicht  mehr  9u  tot* 
kennen,  als.^  folgenden  Stellen,,  wo  die  HH.  Hsgg.  unbedenk- 
lich gestrichen  h^beh:  21,  5.  die  bereits  .von  Bremi  ond  Üindorf 
eingddammerten  Worte  ^ntäg  tßv  CvuMQiößswp  (nach  TatfUn-'s 
Vorschlag).  30,  3.  'A9mßttlmv  (Bauer),  4SI,  7.  iivovtsg  (Bremil 
68,  4.  T95  youftfiatBi.  104,  7-  Iv  t^  ^ijqKÜiMtk  (ffarlL).  105,  «• 
ptQtttijyog  und  142,  12.  zvQavwg  {uttch^Pobree^a  VorscUag); 
109, 1.  agätöv  {Sauppe).    156,.  2»  t^vMyca^v.    .179,. 8.  ^fuSv 
(vfiäg  Bekk.).    Dagegen  biUigen ^ir  nicht,. das«  die  Hd.  Bbfgg. 
30,  9.  Kar  avxQv  kiysiv  für  xaz'  avtov  üiyBtv  ^ALicnpv  ((Pl- 
Atear9  haben  adfghmsv^  ein  dur^h  KifBVif  veranlasstes  Versehen) 
geschrieben, haben,    denn  die  DeutUchkdt  und  der  NiMsfa^uck 
verlangen  den  Zusats;  diiss.eie  36, 1.  ol  ötf^^^ößBig  und  163, 5, 
evpngiößBav  (jcfiößsow.  defhkUp)  gestricheii  haben  (§  21,  2« 
war  es  do<di  weni|;stens  beim  blossen  Vorscblfv  geblieben);  das» 


Ojratore0  att{d ,  ed.  Balter  et  Sauppe. 


257 


sie  §  51,  5,  ntLch  Auger'M  Vorschlag  devvÖQ  tlväi  (Or  fivijßovtndg 
xal  dnvös  $lv(itt  gegeben  haben ;  denn  kura  vorher  (§  48.)  hat 
Aeiohines  ausdrücklich  erklart  in  der  Volksversammlang  vom  Phi- 
lipp gerühmt  zu  haben,  oti  uai  ßvrjfjkovixäg  xal  dvvatiSg  (i.  e. 
deivdig)  liyoi^  und  dies  konnte  hier  nicht  getrennt  werden.  Der 
Fehler  liegt  §  52.  io  fgvijptov^Hov,  S.  Zeitschr.  für  Alterthumsw. 
1837.  S.  258  ff.  —  Dadurch,  dass  154,  3.  die  Worte  i^fimv  ^Ig 
t^v  noliv  gestrichen  worden  sind  (warum?  doch  nicht  weil  eine 
Handschrift  (t)  iv  t^  xoIbi,  tiptiSv  giebt  und  diese  Worte  vor 
imdijuav  steiltl),  ist  die  Stelle  unverständiich  geworden.  Eiii 
genügender  Grund ,  §  177,  10.  in  den  Worten  slg  tovg  iöxcetovg 
ijfidv  xt^vdvvovg  tfjv  noXiv  iia^i,0t&6i,  (in  t  st^t  '^nSv  nach 
noKw)  das  Pronomen  zu  streichen ,  ist  ebenfalls  nicht  vorhanden ; 
denn  die  Wortstellung  ist  jedenfalls  nicht  auffallender,  als  §  183« 
aXXä  xoig  üg  %6v  yLiXX{>vta  avrtjß  xqovov  dvtBQOvvtag  ix" 
q>oßav.  An  andern  Stellen  haben  die  HH.  Hsgg.  wenigstens  die 
Vorsicht  gehabt,  das  angebliche  Glossem  einstweilen  noch  im 
Texte  zu  lassen ,  wie  §  32,  4.  die  Worte  ti^v  'A&fjvalciw  (es  ist 
zwar  Dobree*8  Vermuthung,  dass  diese  Worte  zu  streichen  ereien, 
tber  ^e  HH«  Hsgg«  führen  blos  solche  Vermuthungen  an,  denen 
sie  ihron  Beifall  schenken) ;  wie  33,  1.  6  ^lUnnov  nonriQ  (J^oi- 
ter) ;  76,  4.  q>vXd%aö^oii  {Bauer) ,  ein  Wort ,  -welches  gar  nicht 
entbehrt  werden  kann,  weil  ol^ie  dies  Aeachinea  q>vXatxt(i^aL  8% 
tijv  TB  —  Ctgatilav  —  xal  r^v  xBkwtalav  dßovXlav  geschriciben 
haben  musste;  92,4.  xal  17  kniövoX']^  {Baiter);  103^3.  Blnstv 
(Sttuppe)^  122,  6.  xeA  iLsgiozcigAtvog  {Sauppe  nach  pr  /); 
159,  8.  %av  xatfjyoQfifihav  {Sauppe) ',  177,  3.  yeysvriiiivot 
noXCxai  {B.  mit  Dobree), 

Nicht  weniger  müssen  wir  folgenden  Vermothungeu  unsre 
Zustimmung  versagen:  12,  6.  elgnvtjv  {B.)  statt  t^v  BlQi^vfiv, 
Vgl.  Sinlenia  zu  Plut.  Themistoki.  31,  1.  Perikl.  17,  12.  -^ 
86,  9.  iiftiöd^  {B.)  statt  ^qyrjg.  S.  Bremi  ad  h.  1.  —  128,  4. 
8ti  xal  ß$yaka  {S,)  für  oti  (uydka^  weil  in  agint^  £Frt  zet  us- 
yaka  steht.  —  136,  5.  i^tttvi^ötti  {S.)  für  inaöXfjöa^^  wie  bei 
'  Demosth.  III,  28.  ix&gdv  d'  ^qf  ^p^äg  avtovg  tijXtxovtov  ij^mq- 
dfttffsv  Valekenaer  rjfvl^rixttiihv  wollte.  An  beiden  Stellen  ist  der 
Begriff:  üben  und  dadurch  gross  und  mächtig  machen,  passend. 
—  140,  9.  iul  %ovg  *Ap,fpixxvovag  npiößeig  (Ä)  für  xal  xovg 
^A.  ng.  Schreibt  mah  so,  dann  sind  diese  Worte  ziemlich  über- 
flüssig^ denn  Aeschines  darf  hier  Nichts  weitersagen,^  als:  ehe 
wir  angekommen  waren.  Br  muss  unter  xovg  *A^(pixxvovag 
xglößBig  die  Gesandten  anderer  amphiktyonisoher  Staaten  ver-' 
Stehern  Phaläkos  war  abgezogen,  ehe.  die  AmphikWoniMi  sieh 
versanmielt  hatten.  .  Kanu  daher  ol  'Agiq>txtvt>vBSi  vgi^ßBiQ  niißUt;' 
gesagt  werden,  so  liegt  J7e/«Äre*4  Vermuthung  nffher;  —  153,4. 
haben  die  tlH.  H^gg.  nach  Weiske^a  Vermuthung  xc^ta  fttr  xai 
xa  und   aus  marg.   Bernard.  ci  yiyBvr^ulva  iSt  y^Bini^Lbra 

IV«  JoArA.  t  Phil.  u.  Pa^  od.  KrU.  BibL  Bd.  XXXIV.  Uft,  3.      17 


$58  '  Griocbisehe.  Literatur. 

gesehrlebeii,  und  ▼»•  6.  will  Hr.  S.  ywiüdui  «treiehen.  Da«  Letz- 
tere ist  fast  nicht  möglich ,  die  Negation  aber  nraaste  hinzugetbaa 
werden;  ob  ovy  ob  fii},  iat  sweifeihaft,  denn  das  ExemplaK 
Bernard 9  ist  keine  Auctoritat,  da  die  am  Rande  desselben  be- 
findlichen Varianten  iiim  grossteo  Theil  Conjecturen  sind;  mir 
scheint  fi^  vorgezogen  werden  zn  müssen  (Vgl-  §  160.  extr.,  wo 
xäv  ff^  doidvtmv  in  g  und  rcm^  xav  o  v  do^dvtoav  in  mg  Bern«, 
tßv  ioidvzmv  in  allen  übrigen  Handschriften  steht.  Vgl.  auch 
lU,  229.^,  besonders  wenn  naza  für  %al  xä  gelesen  wird,  aber  daza 
kann  weaer  ^yBtxm  einen  Grund  abgeben  noch  die  ähnliche  aber  doch 
nicht  ganz  gleiche  Stelle  HI,  99.  —  158,  3.  haben  sie  zwar  das  von 
A^itlrer  gestrichene  Söxs  mit  Recht  restituirt:  Uöbxb  ovv  avxov 
xov  toiovxov  avxov  XQoöxQoitatov  (^17  yag  d^  x^g  aroAscog), 
£6X8  iv  ^^nlv  dvaexgifpBöd'ai'j  aber  statt  xov  hätten  sie  besser 
mit  Bremi  aus  Harpokration  tö  geschrieben  (vgl.  Mätzner  zu  An- 
tiphon S.  166.) ,  wie  auch  später  von  Herrn  Sauppe  (epist.  crit« 
ff.  53.)  eingesehen  worden  ist.  —  Die  Vermuthung  167, 1.  Sh  xalnov 
S,)  statt  di  jcov  ist  nicht  übel,  aber  unnöihig.  —  173,  5.  schla- 
gen sie  xsxgaiioölovg  für  XQiaKoöiovg  mit  Beziehung  auf  Andoci- 
des  111,  5.  (wo  sie  jedoch  ebenfalls  xgtaKOölovg  gegeben  haben, 
ohne  der  Variante  im  cod.  Vatisl.  Erwähouog  zu  thun)  vor.  Nach 
derselben  Stelle  will  Hr.  S.  der  Lesart  KaxBöxBvaödfAS&pt  {dfh) 
vor  der  aufgenommenen  nQoöxaxBöKBvaödfiB&a  den  Vorzug  geben. 
Wir  können  dies  nicht  billigen.  Denn  gleichwie  die  100  Trieren  bei 
Andocides  an  die  Stelle  (dvxiyier  alten  und  unbrauch- 
baren, bei  Aeschines  su.den  vorhandenen  (also  noch 
brauchbaren)  hinzu  erbaut  werden,  so  kann  Aeschines,  dem  .mehr 
als  dem  Andocides  daran  liegen  musste  die  Wohlthaten  des  Frie- 
dens zu  vergrössern ,  300  Reiter  zu  den  bereits  vorhandenen  hin- 
zugefügt sein  lassen,  wenn  auch  nach  Andocides  damals  zuerst  die  ' 
Reiterei  auf  300  Mann  gebracht  worden  war. 

Dies  sind  die  sämmtlicheo  Veränderungen ,  die  der  Text  der 
zweiten  Rede  erfahren  hat ,  insofern  dieselben  nicht  durch  da« 
Urtheil  über  den  Werth  der  Handschriften  herbeigeführt  worden 
sind.  Wir  haben  dabei  die  Stellen  übergangen ,  an  weidien  die 
Hrn.  Heransg.  die  Form  avxov  aufgenommen  haben,  während 
entweder  die  besten  Handschriften  avxovj  die  schlechtem  iavxov 
feben  (vgl.  12, 10. 156, 7. ;  eben  soIH,  88, 9. 146, 3. 149,9.  mitJ^remt: 
163, 11.  163,  14.,  wo  Bekker  öavxov  giebt),  oder  alle  Hand- 
schriften das  Definitum  haben,  wie  H,  87,  9.  (avxip),  97,  6. 
{zSCiv  avxoig  mit  Taylor)^  120,  5.  (avxovg  für  Bekker" e  Les- 
art avx6g),  133,  12.  (avxoig  mit  Markl],  134,  4.  (avxfp  mit 
Markl.).  Gegen  die  Richtigkeit  dieser  Aenderung  kann  freilich 
an  mehreren  Stellen  ein  billiger . Zweifel  erhoben  werden,  wie 
ff*  ®'  "'  134,^  4.  %ai  x^g  ixiöxoX^g  ^kovbxb  x^g  Ugoiivov^ 
Hxi  <^m%Blg  ov  xaQadBdmKa0iv  avxtp  xd  xmgLa^  wo  man  geneig-. 
ter  sein  whrd  zu  übersetzen ,  dass  ihm  die  Ph.  die  festen  ""*'^- 


Oratores  atüci ,  ed.  Baiter  et  Sanppe.  259 

nicht  elngerilnint  baben  (avtfß) ,  als :  dass  ibm  ^-^  nicht  etnge- 
räumt  bStten  (avrcp)^  oder  HI,  163.  ot'  Big  t^v  aQx^v  ov  xdkai 
üa&i6tij%dg  'Aki^avÖQOS  änagaöxsvcav  avtm  tcSv  lilav  Svtaw 
Big  tfjv  'Aölav  diißf]^  wo  Ref.  nicht  weiss,  wie  er  avvtp  erklüren 
soll,  u.  a.  Bi.  Hingfegen  11:,  83,  3«  KgixQßovXog  6  ^afi^aKi^vd^ 
slns  xaQsX^dv^  8u  «sfiifHB  pilv  avvov  KBgöoßlsxtfjg  xrA.  ist 
das  Definitam  wahrscheinlich  durch  ein  Versehen  stehen  gfeblie- 
ben ,  denn  der  Optativ  Tcrlangt  das  Refleximm  und  Zweideutig- 
keit war  nicht  zu  besorgen.  Dass  endlich  nicht  alle  verderbten 
Stellen  Heilung  gefanden  haben,  ist  nicht  su  verwundern,  den 
Fehler  aber  in  §.  101 ,  2.  xtttBiJLijg>afii6V  (Acschinea  hat  wahr- 
scheinlich H(nBtXi]g)ei(iBV  geschrieben)  hätten  die  Hm.  Heransg. 
nicht  unbemerkt  lassen  sollen ;  diese  Stelle  scheint  aber  sonst 
corrupt,  da  Philipp  damals  gar  nicht  in  Macedonien  war  (§.  108.)« 
Auch  ober  90,  4..  (vgl.  VömeVs  prolegg«  ad  Dem.  de  pace  p.  25/, 
2.)  und  165,  6.  ist  nichts  bemerkt. 

In  der  dritten  Rede  finden  wir  dieselben  Eahlreichen  Ab- 
weichungen von  Bekker*8  Text  und  nach  denselben  Grundsfitsen, 
nnd  nicht  minder  zahlreiche  Conjecturen  theils  im  Text,  theils 
hl  den  Noten.  Zum  argum.  sind  zwei  Vermuthungen  von  Hm.  S. 
mitgetheilt ,  eine  sehr  unbedeutende  zn  vs,  1.  6xBfpaifü6al  tt  für 
6tBtpavmj3ai ,  weil  axBtpaväCui  x6  in  ab^  steht  (wahrscheinlich 
wollte  d^r  Abschreiber  xov  hinzusetzen ;  6xsq>avä6al  ts  scheint 
mir  unpassend,  da  die  beiden  Anträge. Ktesiphons,  wenn  auch  in 
einem  ^ij^ttffia  znsammengefasst,  doch  von  einander  unab* 
hfingig  sind),  und  eine  unverständliche  zu  vs.  51.  ort  xcxr',  avxov 
TXQog  *Jkij^ccv8Q0V  ovn  inokixBvöaxo  ^  denn  was  heisst  aroAt- 
tBvsö^ai  ngig  xiva  ?  Die  vnigata  (die  Hrn.  Herausg.  fuhren  blos 
p  fnr  dieselbe  an  ,  allein  s.  Bekker's  oratt.  att.  T.  V.  p«  698.)  o%b 
%ä  xaxä  xov  'AU^avdgov  6ij7C  InoXixsvöOcxo  ist  ebensowenig  ver- 
ständlich, als  Bekker:'sljeBBrt  oxi^xatä  xov  ngog  ^Aks^avögov 
ovx  ino^XBvöaxo  (a\  Der  Sinn  verlangt  ori  ua^  ^AlB^avdgov 
ovx  l7toXiXBV0axo>  Vgl.  §  163.  ff.  In  demselben  argum.  ist  wdir- 
scheinlich  vs.  22.>ov  yB  filr  xä  yB^  vs.  26.  bI  Sh  xal  för  bI  di  fii^, 
und  vs.  37.  natgov  xov  für  naigov  zu  schreiben. 

Ich  habe  schon  bemerkt,  dass  das  Verfahren  der  Hrn.  lierausg. 
sich  auch  in  dieser  Rede  gleich  geblieben  ist,  nur  haben  sie  in  der- 
selben fast  noch  mehr  gestrichen  oder  verdächtigt  als  in  den  beiden 
ersten.  Wir  billigen  54,  7.  stgäxov  (cafghm)  für  udvxiav  ngmxov 
(vgl.  29,  3.).  54,  9.  xovxov  d'  dq>ogliBxav  {ekl)  für  xovxov  6* 
dtpogli^xai,  xov  xgovov.  55,  1.  äs  q>ij6t  (§m)  für  ds  xatgov 
q>il6i  62,  2.  Blgijv^g  (ekl)  für  Blgijvijg  xal  <fv(ifiaxlasm  76« 
invB^av  für  dnyBöav  Big  @^ßag  und  xal  ngovnBfi^BV  i^  xal 
rovg  ngkößBig  ngovxBfiilfBv  (Beides  nach  Taylor^s  Gonj).  193,  2. 
l$BKevi^sxxai  ydg  für  (iBXBVi^ifBxvai  ydg  vßlv  (wie  Bekker  nach 
Markland's  Vermuthung,  ßBx.  ydg  ijiilv  ehk^  fisr.  ydg  ^pLcSv  die 
ikbrigen  Codd.).    206,  &  xal  fiiji  iaxB  avxov  I|c9  tov  xagavöiiov 

17* 


S60  Griechische  Llteraiiir« 

MBQiÜtttö^M  für  xal  ß^  iSts  avtov  slgtoig  (diese  iwd  Worte 
fehlen  ia  dett  besten' Handschriften)  I|cd  vov  nctgavoiiiw  Xofovq 
n9QU6ta69at  (nsch  ßobree's  und  meiner  Conj. ,  s.  Acta  loc.  gr. 
II.  p.  28.).    213,  3.  neigav  für  ntlgav  vgitov  (die  Handschriften 
iiaben  viiäv  an  drei  TjBrschiedenen  Stellen).    228,  7.  kaymv  für 
Iftfliv  il6)^a»v   (nach  i^auppe's  Yermuthung).     Es  konnte  auch 
86,  3«  iuBiö^  für  hteidti  taxi0ta  anf  Sauppe'a  Vorschlag  in  den 
Text  f  esetst  werden,  da  ixsidi^  xitxi6xa  an  dieser  Stelle  gana  und 
gar  unerträglich  ist;  ebenso  konnte  200,  3«  xai  ^or  x6  7lf^fpi6(ia 
auf  Sauppe'a  Vorschlag  gestrichen  werden;  auch  die  Worte  Tcgog 
%ovg  avxovg  208,  12.  durften  nach  Dobree's  Vorschlag  ans  dem 
Text  gestossen  werden,  und  §  121, 7.  die  Worte  Iv  xy  dgä  (Morlr/.), 
denn  Hr.  &  sucht  diese  Stelle  vergebens  durch  eine  Umstellung 
(yiygaMxai,  iv  ry  ägoi)  zu  heilen.  Weiter  aber  durfte  unsers  Er- 
achtens  nicht  gegangen  werden.    Die  Hrn.  Hausgeb.  sind  aber  viel 
weiter  gegangen  und  haben  noch  manche  Worte  als  Glosseme  be- 
seichnet  oder  ausgestossen,  zu  deren  Verdächtiffung  kein  genü- 
gender Grund  sich  auffinden  lässt,  die  zum  Theil  nicht  einmal  ohne 
Nachtheil  für  den  Sinn  ausgestossen  werden  können.    So  billigt 
Hr.  B.  die  Vermuthnng   Taylor's^    57,  7.  dic^  Worte  alxiov 
ysysvfjfihov  zu  streichen.    Warum  ?  Vgl.  93 ,  6.    Derselbe  will 
59,  5.  i»l  xovg  loyiößovg  (nach  Dobree)  und  ib.  6.  naxa  xmv 
lojuOficSiv  streichen.    Warum?  Derselbe  74»  4.  iv  tS  ysyQaxxm 
(nachlfarJr/.),  118,  7.  Ixl  rijv  yvafifjv^  130,  6.  ipvXd^aöf^Mj 
156,  3.  dq>*  vor  v^äv^  228,  4.  6g  i'otxe.    Warum  1    So-  hält 
Hr.  S.  126,  4.  di^f^ov  129,  10.  Inl  xovg'Aiiq>i06Hg,  155,  9. 
&S9canach  xal  aviQaya^lug^  250,  9.  i/fitv  für  Glosseme.    So 
▼erdächtigen  Beide  159,  10.  die  Worte  xara  ß\v  xövg  ng&xovg 

ggovovg  (mit  Taylor)^  196,2.  vfimvy  252,  8.  povov.  Ja  204, 11. 
aben  sie  kfya^  weil  es  in  edfg  fehlt,  gestrichen  (warum  streichen 
sie  nicht  auch  241,  lÖ,  dkov&v^  was  in  ghklmp  fehlt  1),  232, 10« 
acpiT«/,  was  zwar  in  agn  fehlt,  aber  nicht  entbehrt  werden  kann; 
132,  9.  Mgav^  welches  Wort  in  den  besten  Codd.  (agmn)  fehlt, 
aber  wegen  des  Gegensatzes  zu  xov  Cnifiaxog  ^seiner  eignen  Per« 
«on)  durchaus  unentbehrlich  ist;  247,  7.  i^/itap  nach  ftgoy6voigt 
weil  es  in  n  fehlt,  weil  in  h  vfuSv^  in  g  i^fitSv  atdit  (naturlich! 
Die  Abschreiber  bezogen  das  Pronomen  auf  «goyovoig))  252,  3* 
fiovovy  weil  es  in  i^^g  fehlt  (die  übrigen  Handschriften  haben 
fioVo^);  wie  soll  aber  dies  Glossem  entstanden  sein?  Die  Les- 
art fi6vog  verdankt  ihren  Ursprung/dem  vorhergehenden  og. 
254,  5.  iQßfSv  vor  ^  zroAig,  obgleich  es  in  acdfgtnn  steht«  Frei- 
lich ist  '^fiäv  auch  schon  von  Bekker  gestrichen  worden,  wir 
wissen  nicht,  warum?  Bei  solchem  Verfahren  müssen  wir  uns 
wundern  ,^  dass  die  HH.  Hsgg.  nicht  noch  viel  mehr  gestrichen 
haben,  wie  z.  B.,  was  uns  gerade^aufstösst,  mlavmv  §  100.,  ugog 
tovg  'Slgslxag  ib.,  Iv  ry  iaiöxokip  238,  7.,  u.  A. 

Von  den  anderweitigen  Veränderungen ,  welche  In  dieser 


Oratores  attici ,  ed.  Baiter  et  Sauppe.  261 

•Beje  mit  der  haAdfichriftlichen  Lesart  ^rgeDommen  word^  aind, 
billigen  wir  folgende:  §20,  3.  roV  ixsl  önv&gwnov  (Lambin's 
Conjeclnr  für  tav  iHit^Kvf^g&näv)  —  kvq  vov  (codd.)  —  ayu 
{Wolfs  Conj.  für  a^ii/)  statt  z^v  iaBi  öxvd'gcanov  —  Tcvglav  — . 
aysi  {Bekk.  na<$h  Reiske).  —  25 ,  7.  xal  vidgiov  (Dobree)  fiir 
xixl  VBfogl&v  cigxijv.  —   39 ,  4.  voiio^itaig  (Dobree)  für  i/o/cto- 
%evag*  —  60,  7.  nglv  av  &%ov6tq  {Reisig)  für  nglv  dxoviSjj^  was 
bei  einem  älteren  Attiker  yielleicht  nicht  zu  tadeln  wäre  (vgl.  Mä(%^ 
ner  zu  Antiphon  1,  29.).  —  91,  11.  nai  ri  ©ijßalcav  {Stephanus) 
far  xal  Gr^ßatcDV^  *-^  92,  7.  das  Gomma  nach  ävtl  tovxwv  statt, 
wie  bei  Bekker^  vor  diesen  Worten.  ^—    101,  2.  dfe  vortreffliche 
Conjectnr  Sauppe* s:  Inuxa  avafpalvtxai  nsgX  Saavt  äv  iv  tS 
il>riwl0[icttc  agos  rä  xlififtan ,  ygatfxxg  %a  nivxB  zdKavta  rodg 
ngsößsig  d^iovv  tovg  'Slgeltccg  (ai^  v^iv  äkXd  KaXXla  öidovai 
statt  fytsita  dvaq>alvsrai  nsgl  dndvttDv  iv  zip  '^rifplöfiari  ngog 
t(ß  xlififiecri  yga^ccg  xal  td  Tcivts  rdX*  xrA.,  wodurch  viel  Licht 
in  diese  verworrene  Stelle  gekommen  ist.    Für  negl  Snavtcc^  was 
hier  vorAllem  heissen  muss  (per  omnia  erklärt  es  Hr.  Sauppe  in 
der  epist.  crit.  p.  73.),  weiss  ich  keinen  Beleg.   Die  eben  daselbst  in 
den  Noten   ausgesprochene  Vermuthung  Sauppe^s  Unnt  av  für 
IxBitä  ist  gegen  Aeschines  Sprachgebranch,  der  av  überhaupt  nur 
e  i  n  Mal  in  der  Verbindung  mit  ndkiv  (Hl,  160.)  braucht  Nach  un- 
srer  Bf einung -ist  auch  xal  (auch)  nach  ygatf^ag^  obgleich  es  in 
adf  fehlt  (in  diesen  Handschriften  steht  aber  auch  Inl  für  iv  und 
d^ifov  für  altotJv),  beizubehalten.     Ferner  billigen  wir  die  Aen- 
derung  §  108.  110.  111.    *A&i]vä  ügovala  (nach  Harpokr.)  für 
'Jdfjvd  hgovola  (vgl.  jedoch  Creuser^s  Symbolik  und  Mythologie 
3.  Theil  S.  45^  ff.  2.  Aufl.).  —     109,  8.  nodl  xal  ip&vjj  statt 
nodl  nach  II,  115.  III,  120.  —    112,  5.  tBfjtivBi  nach  p  und  Pau- 
san.  X ,  37  y  6.  für  tsi$ivij ,  und  die  auf  Sauppe  s  Vorschlag  ge- 
machte Umstellung:  APA.  OPKOI  (worauf- auch  die  Lesart  des 
cod.  h  hinfuhrt),  statt  OPKOI.  APA\  sowie  dass  die  drei  Verse 
nach  Fr,  A.  Wolf  zur  Leptin.  S.  245 ,  6.  als  unecht  bezeichnet 
worden  sind.  —    115,  6.  Aixmov  (Fr.  A,  Wolf)  für  Aiaßtov.  — 
122,.  4.  ngoBk^cSv  (Markh)  für  ngoöBK&cjv.    Vgl.  154,  6.  -^ 
122,  9.  äftag  (Sauppe)  für  oficeg,  wo  zu  bemerken  war,   dass 
a^ag  in  der  ersten  Ausgabe  Bekker's  und  bei  Bremi  steht.  —  ^ 
144, 5.  tddwTJfiata  t  d  xovtov  für  tdöiTctiiiata  avtov  {taSiTir^fiata 
rovtov  agmnp)  mit  Beziehung  auf  die  Note  zu  Isäus  IX,  10.   Auch 
Aeschines  setzt  das  Demonstrativum  entwieder  mit  wiederholtem 
Artikel  nach  (vgl.  I,  65.  95.  III,  14.  152.  xov  tpovia  xov  ixBlvov 
l,  Üb.  II,  28.)  oder  zwischen  Artikel  und  Substantiv  <I,  47.  93. 
102.  177.  ni,  16.  157.).    Ferner  billigen  wir  folgende  in  den  No-  . 
tcn  enthaltenen  Vermuthungen :  44,  12.  firid"  vfi  dlXov  (Sauppe) 
Utatt  fcijd'  vie  aXlov.  —    99,  2.  (125,  7.  169,  8.)  6  Sv^gwnog 
nach  Markland  (und  Bekker  edit.  f.  oder  av^ganog  (was  Dindoff 
im  Teit  hat)  statt  äviS^gamog.  —  150, 10.  ßovkBvOai0&B  (Sauppe) 


262  Griechische  Literatur.   . 

für  ßovXsvöfjtf^E.  —  Dt88  &3, 10.  itiyBC9M  cornipt  &!,  Jenchlei- 
ein,  und  das  vmrgeschlagene  dnoUö^ai  gäbe  aiSerdinga  einen 
passenden  Sinn«  Aber  wie  soll  ans  dnoÜö9M  die  Lesart  ^i^^ifda* 
entstanden  sein  1 

Allen  übrigen  Veränderungen  und  Vermutbungen  können  wir 
keinen  Beifall  schenken.  Was  der  Optativ,  den  die  HH.  Hsgg« 
§  2,  5.  Torschiagen  (tv  iiBlij)^  soll,  weiss  Rec.  nicht.  Ist  der  Con- 
junctiv  falsch  (siehe  jedoch  Zeitschrift  für  Alterthnmsw.  1839. 

.p.  1245.  sq.),  so  ist  Bekker^ »  Conjeciwr  Iva  b^^v  in  jedem  Be- 
tracht vorzuziehen.  —  §•  27 ,  10.  haben  sie  nach  Reiske^s  Ver- 
mutliung  mit  Beziehung  auf  §  30*  kHu^zx^  aufgenommen.  Allein 
Demoshenes  ^i^tpic^a  schreibt  den  Phylen  Nichts  vor,  sondern 
bestimmt  den  d^fio^,  eine  Versammlung  der  Phylen  zu  veran- 
stalten (noi'^^oti)  und  aus  jeder  Phyle  den  Besorger  des  Mauer- 
banes  zu  nehmen.  Stände  vorher  ciyoQ4iv  noiij6ao9ai  zag  g)vkdg^ 
80  wäre  ^a<fv|7'noth  wendig. —  56 ,2  ff.  scheint  uns  von  den 
HH.  Hsgg.  geradezu  corrumpirt  worden  zu  sein,  indem  sie  mit 
ngoeiS^ts  den  Vordersatz  schliessen'und  dann  iy(o  für  das  hand- 
schriftliche eyci  TS  (iycjys  will  Hr.  S,)  und  d7tOKQlvo[iai  {dq)  für 
antniQlvißiiai  schreiben  und  sodann  diesen  Satz  nach  der  Paren- 
these durch  dnoxQlvöfiai  wieder  aufnehmen  lassen.  Diese  Art 
nach  derParenthense  wieder  anzuknüpfen  wäre  hier  viel  zu  pathe- 
tisch; sie  scheint  mir  auch  gegen  den  Sprachgebrauch  zu  sein. 
Die  ^eMer'sche  Lesart,  die  auf  den  Handschriften  beruht,  lasst 
Nichts  zu  wünschen  übrig  und  oiusste  unangetastet  bleiben.  — 
Warum  §  58,  6.  vor  [letaex^f^"^  ^^^-  ^^^  Gedankenstrich  gesetzt 
worden  ist ,  weiss  ich  nicbt.  Sollte  etwa^  dadurch  verhütet  wer- 
den, diese  Worte  mit  TcagaKccXovvzsi  ial  ^iM^nov  zu  verbinden  ? 
aber  von  naQaxaXoißvtBg  müssen  diese  Worte  abhangen  und 
nicht  von  i^syivsz^  ai/,  weil  in  dem  letzteren  Falle  eine  widrige 
Wiederholung  desselben  Gedankens   (tijv  algijvnv  TConiöaödfU 

.  fiBta  xoivov  öwBÖglov)  statt  fände ;  der  Satz  xal  nQo'Covrog  — 
^fBfiovlav  hängt  von  i^ByivBt  av  ab,  deshalb  konnten  sie  den 
Gedankenstrich  vor  xal  ngolövrog  setzen,  wenigstens  durfte  ein 
Comma  nicht  fehlen.  —  Die  Gonjectur  des  Hrn.  S.  §  64,  7. 
negifAslvai^xB  ist  ziemlich  überflüssig,  da,  wenn  zu  andern  ist, 
Stephanus*  nBQifiBVBltB  den  Vorzug  verdient  —  §  100,  13, 
schreiben  die  HH.  Hsgg.  ovtivBg  äByöovrai  avvolgtdv  av^v 
ji^rjvaloig  g>lköv  xal  bx9qqv  foft/geti/  slvai  {avrolg  geben  apdfgh 
mn^  xal  avtaig  p^  -in  den  übrigen  Handschriften  wie  in  d^n  Aus- 
gaben fehlt  das  Wort).  Soviel  Rec.  weiss ,  ist  dieser  Zui^atz  ge- 
gen den  allgemeinen  Sprachgebrauch;  er  ist  unnöthig  und  die 
Stellung  ist  fehlerhaft,  da  dieselbe  jeden  Leser  oder  Zuhörer 
nothigt  avroig  auf  das  in  SB^öovzai,  liegende  Subject  zu  bezie- 
hen. —  Die  107,4.  und  108, 12.  aufgenommene  Form  KgayaUdai 
scheint  uns  trotz  der  in  der  epistola  crit.  p«  54.  sq.  enthalteiien 
Rechtfertigung   no^h  nicht  gegen  alle  Zweifel   geschützt  — 


Oratores  attici|  ed.  Baiier  et  Sanppe.  SOS 

115,  1.  will  Hr.  B.  /lioyw^ov  tov/Avaq>Xv^lav^ßit  ^ioyPm 
^AvatpL  schreiben.  Hier  war  der  Artikel  nicht  nothig;  hätten  de 
dens^ben  nur  I,  65.  II,  67.  68. 155.  aufgenommen.  Vgl.  acta  soc 
•gr.  II.  p.  47.  Femer  haben  die  HH.  Hsgg.  ohne  genügenden 
Gnind  §  122,  10.  die  handachriftliche  Lesart  &vtHov  verindert 
und  0V6ZIOV  aus  Harpokration  geschrieben,  der  dies  nach  Didy- 
muB  for  eine  Stadt  in  Aetolien  erklärt  und  ausdrücklich  bemerkti 
dass  er  iv  toig  'Atmuavoli  (s.  epistola  crit.  p.  50.)  die  Schreib- 
art @vtsiov  {Svtiqv  Bekk.)  gefunden  habe.  —  In  der  Stelle 
Hesiods  §  135 ,  6.  vermnthet  Hr.  <S.  8ä%hv  ^iya  ^ijna  (für  (liya 
ntjfuii  d(3KBv),  Ohne  Zweifel  hat  auch  Aeschines  gegeben,  was  in  den 
Handschriften  Hesiod's  (auch  in  der  Aldina  des  Aeschines  und  im 
cod.  h,)  steht:  fis/  Inriyayt  nijfia.  Unleserlichkdt  mag  die 
-Corruption  veranlasst  haben,  daher  In  n  doxa  über  fiiya  x^fia 
steht.  —  152,  7.  Termuthet  Hr.  iS^.  nach  Gitaten  der  Rhetoren 
önavdaUi  xmv  l^^mv  andvtayv  für  öKovdala  navxmv  (vgl.  epist. 
crit.  p.  55.  sq.).  Wäre  auf  die  Citate  Gewicht  zu  legen,  so 
müsste  Cjioviala  tmv  ngayiiatav  anavtav  {pdf  und  vulg.  vor 
BekkJ)  gelesen  werden,  aber  eben  der  Gegensata  von  Iv  voig 
Koyotg  veranlasste  die  Rhetoren  sowie  die  Abschreiber  (in  edf) 
zu  dem  Einschiebsel  tc5v  Sgyav  oder  t(Sv  nQuypiitmv.  —  Keck 
ist  die  Veränderung  152,  9.  ini%HQiq6Hg  (nach  Reüke^s  Vor- 
schlag) fnr  i7ttxBiQ^0Biv  i&Bli^öBig^  denn  mit  demselben  Rechte 
konnte  lm%6iQri6Biv  gestrichen  und  ii&BkiJ68ig  gelassen  werden.. 
Vgl.  Dem.  VIII,  14.  ovrs  ßotfiijCHv  (2J)  avrolg  diidöBiv,  Maitk» 

Gr.  Gr.  §  506 Die  Vermuthnng  des  Hrn.  B.  (eigentlich  Sea- 

liger^s)  153 ,  2.  ry  diavolq^  für  z^^v  didvotav  widerlegt  Hr.  S. 
durch  Hinweisung  auf  I,  179.  Warum  vereinigten  sich  die  beiden 
HH.  Hsgg.  nicht  und  liesseh  die  ganz  unnutze  Vermuthung  weg) 
—  166,  8.  ist  nach  dem  Citat  bei  Diöys.  Hai.  VL  p.  1126,  9. 
^OQfioggaipovfiBiS^a^  ixl  tä  özBvä  ziPsgäöUBf  zdg  ßBkovag 
diBiQOVö^  st^tt' q>og(iqQQag>ovfiB&a  inlzd  öiBvä,  zivhg  ftgäzov 
Sönsg  zag  ß»  dtBigovöi  geschrieben  worden,  mit  welchem  Recht, 
lassen  wir  dahingestellt.  Die  Erklärung,  die  in  der  epist.  crit. 
p.  56.  sq.  gegeben  wird,  hat  uns  nicht  befriedigt.  Vgl.  auch 
Zeitschr.  für  Alterthumsw.  1837.  S.  256.  —  §  184, 12.  haben  die 
HH.  Hsgg.  aus  Plutarch  apLq)l  XBgl  ivvolg  statt  d(iq>l  ^wotöi 
emendirt  die  Verbindung  «ff  9)!  nBgl  ist  unsres  Erinnerns  nur  im 
eigentlichen  (localen)  Sinne  gebraucht  worden.  —  202,  6. 
scheint  uns  die  directe  Frage  ^  xaAi(f o  für  die  indirecte  bI  xaklöy 
{bI  haben  sämmtliche  Godd»,  xakiöix^  agmnp^  nakiöBi  cdfq^  nakkCBis 
ehkl^  naki^ot  Aid,)  sehr  unpassend  —  244, 1.  ist  auf  Sauppe^s  Vor^ 
schlag  AfjpLOöHvBt  d'  idv  zig  igixna  (statt  z/i7j»045dii^€i  o  dvzBgov 
Bekk.  aus  ehkl)  di^ä  zl  (für  iid  zl  ov  666bzb  acdfgmnp^  dta  zl  SaöazB 
Bk.  aus  eMcl.)  geschrieben  worden.  Wir  können  keinen  Grund 
sehen,  die  Worte  Std  zl  ov  d(o6BZB  zu  streichen,  ^f^tfcrs,  was 
nach  i66^%  in  efp  steht,  ist  allerdiugs  ein  Glossem  und  ist  be- 


S64  Griechiache  LUeratur. 

jrftita  TOS  Beih^  weggelafeiseii  wordeti.  —  Vor  üg  diiQXoyi0pL&v 
247^  3.  BoU  Etwas  aosgelasgen  sem.  Wir  wiBsen  nicht,  was?  dena 
Alles  hänfpt  gilt  ziigammen.  Die  Worte  üq  asroAo^^tfficiv  nzJU 
dienen  cur  Erklärung  von  ^BtOQOvyLhvoi:  gebt  eure  Stimme  nickt 
bloB  als  solche,  die  da  richten ,  sondern  auch  als  solche,  wdche 
beobachtet  werden,  damit  ihr  euch  bei  denen  rechtfertigen  kön-. 
net  u.  8.  w.  Eher  scheint  vor  §  256.  Etwas  zu  fehlen.  —  354,  2. 
Termuthet  Hr.  &  xal  x6v  xaiQov  ft^  ov  fAvi^i^d^re,  eine  indirecte 
Aufforderung,  die  dem  Redner  am  wenigsten  an  .dieser  Steile 
«lernte  und  von  der  sonst  bei  Aeschines  kein  Beispiel  vorkokinit« 
Im  Text  steht  fi^ifkvtjü&B  {ci^fn  Aldina);  Die  besten  Handschriften 
haben  §1^  fivi^tfd'i^rß ,  was  aus  fi^v  fiviiö&^ts  {p  und  Bekk,)  entr 
standen  zu  seid  sclieint« 

Ausser  den  im  Vorstehenden  angegebenen  zahlreichen  Verän- 
derungen sind  natürlich  noch  viele  andere  nach  Maassgabe  der  als 
die  besten  anerkannten  Handschriften  vorgenommen  worden,  die 
wir  nicht  auüeählen  können.  Dabei  versteht  es  sich  von  selbst, 
dass  auch  in  dieser  Rede  häufig  von  den  besten  Handschriften 
abgegangen  worden  ist,  auch  da,  wo  Bekker  denselben  Folge  ge- 
geben hat,  ttamtentlich  40,  3.  olfttti  für  ofofiat  (acdghmn)^  da 
Aeschines  In  der  Parenthese  immer  nur  die  kürzere  Form  braucht 
(vgl  I,  13.  19.  24.  47.  58.  71.  78  (zwei  Mal).  139.  147.  178. 
n,  89. 159.  in,  10. 33.  46. 137. 140. 180. 194.  211.  218. 233.).  — 
75 ,  8.  dnsS&kB  (ekl)  statt  l7dS(DHB»  —  82,  6.  Mv^tl^Ktiv  (k) 
statt  MovQjflöxtiv  und  ib.  8.  Big  (ce)  statt  ig  (wie  sie  auch  De- 
mostb.  IX,  72»  hätten  schreiben  fioUen).  —  116 ,  6.  avi^iiUB 
aus  Harpokrw  nnd  /,  wo  dvi&BHBv)  statt  avi^Bpisv.  Ibid.  7. 
i^agaöaö&c^  nach  el  (auch  hk)^  Harpokr«  und  dem  Schol.  statt 
iiBiQyci6%m.  —  122,  8.  dUng  (f)  staU  distig.  Vgl.  Göttling  vom 
Accent  S.  323  ffj  —  126,  &  xal  täv  itokkiSv  is  dq>Hi$ivaiv  statt 
x«l  täv  xokXcSv  8ia^>H(kirmv.  —  148,  4.  iHTCQiß  (kk)  statt 
öfiiKQjißn  denn  dies  ist  die  einzige  Stelle ,  wo  die  Form  tffAixpo^ 
von  den  Codd.  geboten  wird,  ausserdem  findet  sich  ßiitgog  bei 
Aeschines  acht  und  atwanaig  Mal  ohne  Variante.  Die  HH.  Hsgg. 
mussten  aber  noch  an  andern  Stellen  von  der  Auctorität  der  bessern 
Handschriften  absehen,  z.  B.  §  31,  9.,  wo  (i'^  orpptfd'elg,  da  fii} 
nicht  zu  erklaren  ist,  unbedenklich  mit  ov  ^goO^alg  (Bekk.  nach 
ekt)  SU  vertausche»  war,  oder  IQO,  3m  vi^o  iCBvotBQOV  aus  » 
{xaivÖTBQov  adfghkmp)  zu  schreiben  war,  wie  dies  auch  Dindorff/^. 
than  hat.  Zweifelhaft  ist,  ob  man  Aeschines  den  Gebrauch  von  mq 
für  mexB  (53,  7.  96,  4.  vgl.  Mätzner  zn  Antiphon  I,  28.)  su  ge- 
statten habe.  Dahingegen  durften  die  HH.  Hsgg.  an  folgenden 
Stellen  von  den  bessern  Handschriften  nicht  abweichen:  7,  3. 
liriShv  i^yBl^^ai  iiihqov  slvai  (egkl)  statt  nrjälv  liiTcgov  ^alö^ai 
tlvai^  was  nöthig  war,  weil  auf  fHK(Kiv  der  Ton  liegt;  diese  Les« 
art  erklärt  aiich ,  wie  yn^gov  in  amn  ausfallen  konnte.  —  17 , 4. 
haben  sie  ll^lgYMtm  für  da»  viel  angemessenere  ^^Uwa^uh 


Oratores  a^ci  >  ed.'Baiter  et  Sanppe«  265 

mm  Beiker  mfts  a  (wanim  dies  beiweifell  ^drd,  wisseti  wir  nicht) 
gegeben  bat.  —  24;  2.  fi^xPt  davgo  sihii  fitxQ^  rovös  (aj,  — 
25, 1.  siQOtBQov  statt  atgätov  (agmnp),  cf.  §  129.  C  Fr.  Scheibe 
ObservY.  p.  12.  *— -  27, 13.  Ix^v  (k)  für  dag  allein  richtige  Exy* 
Vgl.  Zeitschrift  für  Alterthiimsw.  1839.  Nr.  155«  §  12.  Vgi.de 
Halonneso  §38. —  77,11.  ntxgivoftu  sUti  naQTivoiiLBi  {adeU 
und  corr^),  b,  Bremiz.  d.  St.  —  111,9.  avtolg  statt  «vccoir 
{acegklnf^^  vgl.  §  121.  —  123,  8,  ixivdvvsvöafiBß^  av  statt 
iKtv5wB'66apiBV  (acdfgmn).  135, 1.  ^^lag  naldag  ovrag  fiir  nal- 
dag  ovxag  ^juccg  (a).  —  145,  7.  osot  statt  onov  (aeghlmnp),  — 
174,  2*  ditvwg  st.  ÖBiv6g  (acefklq  und  pr  ft) ;  für  nanrng  musste 
aus  ek  Hux6g  geschrieben  •werden,  die  Aendernng  des  Adjecti?8 
ins  Adverb  ist  durch  n(Sg  nsfpvHB  yeranlasst  worden.  —  181,  3. 
qts  dti'(edf  Aldin.)  statt  oxhiv  r^.  [Ibid«  ist  mit  Recht  EaXa' 
lilvi  (p)  fiir  negi  IJakaftiva  (efhkly  mgl  £akec(ilvi  acd^  xaga 
ISakttfilvi  ^m») . geschrieben  worden,  TCrgl.  Quaestt.  Aeschin» 
1841.  p^  4.]  —  196,  1.  dkkä  näv  (ehkl)  statt  dU!  anav.  — 
249,  4.  haben  die  HH.  Hsgg.  inccvdystv  c^vvoi;  xikivats  rä^ 
KoyiDV  (tov  koyov  ugkmpy  Kai  mv  kofonv  cdefkln^  xal  %6v 
kdypv  Bekk,)^äe9U,g  xal  (xirl  steht  in  oe^M/m/i)  vag  j3i/3a(«i- 
0Big  TiOP  »ttificctmv  6  v6(iog  xskivsi  srom^dae.  Big  ßlov  a|<6^ 
XgBiXiv  xul  tgokov  öcig>go^a  gegeben,  eine  Lesart,  die  schon 
lir»  SeJteiSe  (ObserTV.  p.  30.)  rorgeschlagen  und  erlclart  hat  und 
die  auch  Ton  dem  Unterzeichneten  (Zeitschrift  f.  Alterthumswiss. 
1837.  B.  261.)  gebilh'gt  worden  ist.  Bei  nüherer  Betrachtung  der 
Stelle  scheint  es  uns  jedoch  nicht  gut  gethan,  die  Lesart  der 
besten  Godd.  tov  koyov  aufxageben.  Der  ß^og  crleö^pccog  ocal 
tgoTtog  0wq)gc3v  ist  gewissermaassen 'wie  der  Verkäufer,  auf 
welchen  Denosthenes  seinen  koyog  zaröckführen  (s.  Attischer 
Proaess  S.  526.),  d.  6.  von  dem  er  sich  die  Bestätigung  desselben 
geben  lassen  soll,  der  die^rgschift  fnr  die  Richti^eit  des  koyog 
kistet.  Der  ZwischensatK  S4stBg  —  noietö^at  ist  dieser  £rlla* 
rung  nkht  hinderKdi :  wie  es  nach  dem  Gesetze  mit  der  Bestätir 
gimg  der  B'esitsungen  (des  durdi  Kauf  Erworbenen)  gehalten  wird^ 
nämlich 'fl3<5r 6  rdt^  xttf&AßBVOV  IxavdyBiv  {to  nf^fta)  ilg  TOli 
xgat^v  ßBßaimöovta.  Bei  der  von  Hm.  Scheibe  Torgeschlagenea 
-und  Ton  d^  HH.  Hsg^.  aufgenommenen  Lesart  steht  tdg  ßeßaid^ 
öBvg  felsch.  —  252.,  2.  inuss  es  Idmttjg  iKxkBVöccgj  nicht  in-« 
fckevöag  liicitiig  (ekkf)  heissen.  —  Die  Lesart  i^vox^ito  44,  4. 
(es  ist  dies  die  vulg.  vor  Bekk.)  kann  blos  aus  Versehen  im  Texte 
stehen  geblieben  sein»  und  ebenso  kfuin  es  blos  ein  Versehen  sein, 
dass  179,  8.  das  Comma  vor  nuyngatiov  fehlt,  wie  es  auch  hd 
Bekktft  fehlt,  und  dass  zu  220,  6.  die  Conjectur  Bekkefs  dfjfifj" 
fogBi^  welche  Bindorf  aufgenommen  hat ,  gar  nicht  erwähnt  ist, 
obgleich  die  handschriftliche  Lesart  xattjyogBt  zaveriässig  fdsch 
ist«  Ueberhaupt  finden  wir  mehrere  ähnliche  Versehen  in  allen 
drei  Reden.    Die  HH«  Hsgg.  wollten  (s.  Fasde.  L  p;  1.)  überall 


% 
% 


266  .«  Griechische  Literatnr. 

^naii  angeben,  wo  ihre  Lesart  von  der  Bekkerttehen  aBtheukhi;. 
9ie  haben  aber  Bekker*s  Lesart  öfters  stillschweigend  aufgegeben: 
ir,  87, 1.  UI,  23,  3.  179, 1.  {ovnow  Bekk.)  II,  144,  7.  {q>riyLllov6i 
Bekk.  aus  d).  III,  4.  X^qIvovöw  Bekk.).  76,  11,  93.,  und  sonst 
laßt  (Xcißs  Bekk.).  III,  82,  6.  (MovQylöKtiv^Bekk.Y  103,  5.  di  o 
YBre^fs  Verbesserung),  yro^Bekker  dio.  187,  9,  (aitmv  Bekk.). 
z46, 7.  und  11.  {Bekker  hat  das  Fragzeichen,  yergl.  Dissen  zu 
Demosth.  de  cor.  S.  284  ff.).  II,  1^3,  9.  u.  a«  Die  HH.  Hsgg. 
•wollten  ferner  überall  genau  angeben,  was  Conjector  und  was 
handschriftliche  Lesart  wäre;  dies  ist  ein  paar  Mal  nicht  gesche- 
hen :  I,  35,  13  (die  Conjectur  Sauppes  oxav  d'  l|Za)tft  findet  sich 
in  corr  o).  II,  lö5,  7.  (was  als  Conjectur  des  Unterzeichneten  an- 
geführt wird ,  xov  'Okvy%^tov ,  steht  in  t ).  Ueberhaupt  wollten 
sie  dafür  sorgen ,  dass  die  Leser  überall  wüssten ,  w  o  die  anfge« 
nommenen  Lesarten  sich  befinden.  Dies  ist  z.  B.  II,  156,  7. 
nicht  geschehen ,  wo  nicht  bemerkt  ist,  dass  dfiXtlovQylc)  ausser 
den  erwähnten  Lexikographen  blos  in  8  steht.  Endlich  pflegen 
die  HH.  Hsgg.  an  den  Stellen ,  wo  sie  von  Bekker  abweichen, 
den  kritischen  Apparat  Tollständig  mitsutheilen ,  wie  auch  nicht 
anders  zu  erwarten  war,  aber  sie  sind  hierbei  nicht  immer  mit 
der  gehörigen  Genauigkeit  Terfahren.  So  haben  sie  die  Lesarten 
des  Meadian.  (q)  oft  übergangen:  I,  5,  4.  16,  1.  17,  6.  19,  5^ 
46,4.  114,2.  143,6.  174,  1.  (wo  auch  die  Lesart  bei  Suidas 
»agaöx^^'^  zu  erwähnen  war).  II,  81,  4. 163,  8.  IIU  20,  3.  125,  1. 
145,  7.  155,  8.  189,  3. ;  des  Hamieneis  (o)  1, 104,  9.  124,  5. 
138,  10.;  des  Locker,  (r)  1, 124, 8.;  des  Harieyanua  (s)  II,  7, 3. 
52,  3.  163,  3.  173,  4.;  des  Vindoh.  {v)  II,  7,  13-  12,  12. 107,  3. 
Ferner  fehlen  e  und  corr  g  III,  77, 11.  und  die  I,  35,  13.  von 
dem  Unterzeichneten  aus  h  und  q  aufgenommene  Lesart  oxav  Sk 
dtB^ltoöi.  Wenn  zu  II,  163,  8.  die  dem  Exemplar  des  Ed*  Ber^ 
nard  beigeschriebene  Variante  avijXB^g  xig  angeführt  wird, 
welche  die  HH.  Hsgg.  der  handschriftlichen  Lesart  vorzuriehen 
geneigt  sind ,  so  mussten  auch  die  beiden  andern  eben  daselbst 
befindlichen  Varianten  avlXBag  und  dvsXsijfiiov  angefahrt  werden, 
damit  der  Leser  den  Werth  dieser  sogenannten  Varianten  taxiren 
konnte.  III,  1,  1.  musste  neben  Harpokration  auch  Clemens 
.Alexandr.  Strom«  VI.  p.  748, 15.  angeführt  werden.  Am  häufig- 
sten ist  die  Lesart  des  Helmstadieneis  nicht  erwähnt  worden, 
auch  da,  wo  an  der  Richtigkeit  der  altem  Collation  nicht  gezwei- 
felt werden  kann:  I,  76,  4.  {nQoavaU6ytov6iv  p).  II,  7,  3.  onig 
&v.  104,  11.  fiijxi.  107,  3.  äv  für  äv  av.  123,  IL  ci:  xi. 
1^9, 1.  avSgBs  äixa6xal.  III,  27,  11.  43,  4.  (ftBl^ovog  xifi^g^ 
84,  5.  100,  6. 118,  2.  u.  7.  121, 1.  125,  1.  126,^6.  139,  5. 189,  3. 
206,  3.  Von  D^ruckfehlern  ist  die  Ausgabe  rein,  wir  haben  nur 
zwei  bemerkt:  1, 128,  11.  xSv  statt  xdv  und  in  der  Note  zu  Hl, 
167,  9.  bI  für  slg.  'Ovofiaöt  für  6v6ii«6iv  III,  93.  Ist  ehi  Druck- 
fehler der  Bekkersehen  Ausgabe. 


/ 

f 

/  • 

OratoiE^  aitici^  ed.  Baiter  et  Sanppe.  267 

-  Deber  die  Briefe  haben  wir  wenig  in  bemerken.  Die  HH. 
Hsgg*  haben  anch  in  diesem  Machwerke  Vieles  theits  nach  Hand- 
schriften, theils  nach  Conjectoren- (siehe  Yorznglich  die  yortreff-  - 
liehen  Conjecturen  Sauppe^s  X,  10^  9.  W^  7,  5.  8,  4.)  verbessert. 
Manches  auch  gferade  nicht  zum  Bessern  verändert ,  wie  s.  B. 
xriv  aTCfi'^v  xa^f^zaiQrjxivai  VII,  3,  4.  xal  tt  für  ti  xal  X,  d,  8i 
n.  A.  Die  Kritik  wird  anch  hier  nicht  eher  einen  festen  Gnmd 
und  Boden  erhalten,  als  bis  die  handschriftlichen  Quellen,  welche 
fi^r  die  Briefe  ziemlich  reichlich  fliessen,  ToUig  erschöpft  worden 
sind ;  dann  wird  manche  Verbesserung  (wie  Scheibe  8  avtov  II, 
4,  2.,  welches  im  cod.  Palatin.  132.  steht,  s.  Kayser  zum  Philo- 
stratus  S.  186.)  ihre  Bestätigung,  manche  bis  jetzt  blos  in  einem 
oder  dem  andern  codex  gefundene  JiC^art  Unterstfitzung,  manche 
Corruptel  ihr  Heilmittel  finden.  Wir  wollen  daher  einige  von  den 
Handschriften,  in  welchen  die  Briefe  des  Pseudo-Aeschines  ent- 
halten sind,  namhaft  machen: 

1)  Ex  bibl.  Medicea  Laurentiana  Plut.  60.  cod.  28.  membran. 
12.  See.  XV.  foliis  scr.  29.,  welcher  neben  Anderem  die  12  Briefe 
(p.  5  —  27.)  enthält.  Dass  er  nach  dem  dritten  Briefe  das  Disti- 
chon enthält,  weiches  Bekker  in  seiner  besten  Handschrift  (a) 
gefunden  hat ,  aber  dasselbe  correcter  giebt : 

6(iiia6L  nvQöot6Hoi.6LV  äläötogsg  Binsts  ndvtBs  * 

ot;  (6V  a,  ovg  coni*  B,  und^  iS.)   ^iing  dvudiovg  Ibqov 

SOfLOV  dflLq>iXOlBVBlV, 

(oculis  quicunque  estis  ignivomis  sceleaii  omnea  ahite;  non 
decet  profanos  sacra  in  aede  versaru  Bandin.) ,  lasst  Tielleicht 
einen  Schloss  auf  die  Gütp  der  Handschrift  zu.  S.  Bandini  CataL 
Godd.  mss.  bibl.  Mediceae  Laurentinae  T.  II.  p.  617  8q[q. 

2)  Ib.  Plut.  70.  cod.  19.  membran.  4  mal.  See.  XV.  fol.  scr. 
52.  enthält  die  sämmtUchen  12  Briefe  ?on  p.  17  —  26.  S.  Bandini  - 
I;  0.  p.  678  sq. 

3)  Ib.  Plut.  57.  cod.  12.  chartac.  4  mai.  See  XV.  fol.  scr. 
158.  enthält  epp.  1.  3.  6.  7.  S.  Bandini  1.  c.  p.  350  ff. 

4)  Ib.  Plnt  59.  cod.  5.  membran.  4  mai.  See.  XV.  fol.  scr. 
110.  (s.  Bandini  1.  c.  p.  491  ff.  Montfaucan  bibl.  bibliotheGC.  ^ 
p.  355.  c).  Ueber  andere  Handschriften  s.  Montfaueon  1.  1, 
p.  506.  a.  560.  a.  Ausser  diesen  sieben  Pariser  Uandschriflen 
(s.  Montf.  1. 1.  p.  1010.  a.  Mellot  Catal.  mss.  bibl.  reg.  T.  IL), 
die  fast  sämmtlich  dem  15.  Jahrhundert  angehören : 

1.  Nr.  1760.  J 

4.  —  302l!  )    , 

f»    ^^   Qfi^o    I  ^nart. ,  4.,  sec.  j^vi. 

7 3054.      ^hart,  8.,  sec  XV. 


268  Griechische  LiteratlUr*      ir. 

von  denen  iwei  (2.  und  5.),  die  ehemaUi  zur  blbfldftik^VColbertiaa 
~  gehörten ,  ebenfalls  nur  vier  Briefje  (1.  3.  6.  7.),  die  ÜMl|tej]  jüe 
12  entlialten. 

Es  bleibt  mir  noch  ubri^,  die  oben  aufgestellte  Behauptung 
zu  rechtfertigeh ,  dass  eine  Vergieicbung  des  bis  jetzt  noch  nicht 
benutzten  cod.  Gothanus  wünschenswerther  gewesen  wäre,   als 
die  abermalige  Vergleichung  der  Heimatädter  Handschrift.     Die 
Gothaer  Handschrift  (Nr.  572.),    Ton   den  Erben  ihres  frühern 
Besitzers,  des  Archidiaconus  M.  Jos.  Bürger,  im  Jahr  1618  der 
fürstlichen  Bibliothek  geschenkt,  gehört  allerdings  weder  zu  den 
älteren ,  noch  zu  den  besseren  Handschriften ;  indess  schliesst  sie 
sich  doch  an  keine  der  bis  jetzt  verglichenen  Handschriften  des 
Aeschloes  so  an,  dass  sie  nicht  viel  Eigenthümliches  und  darunter 
manches  Beachtenswerthe  enthielte  und  eine  Vergleichung  ver> 
dient  hätte.  Die  Vergleichung  dürfte  sich  schon  durch  den  einen 
Fund,  %i^66ii%%a  (1,6,3.),  wie  von  mir  und  von  den  HH.  B.  u.  S. 
nach  Bekkefa  Gonjectur  statt  %ri6olyLt%a  geschrieben  worden  ist, 
oder  durch  avxal^  (III,  135,  8.)  statt  avrolq  belohnt  haben.    Ich 
habe  die  Handschrift  sorgfältig  nach  dem  Bekker^clxexk  Text  ver- 
glichen und  glaube  den  Lesern  der  Jahrbücher,  welche  sich  för 
die  Literatur  der  griechischen  Redner  interessiren ,  einen  kleinen 
Dienst  zu  erweisen,  wenn  ich  die  Resultate. dieser  CoUation  hier 
In  der  Kürze   mittheile.     Die  Handschrift  giebt  nadi  PogyLov 
iyKoiiiLOV 'Ekhnig  (p.  2 — 4.)  zuerst  die  Gtesiphontea  aaf  74^  S. 
(p.  4^41.),  und  dann  die  Timarchea  auf  48  S.  (p.  41  —  64.) 
bis  zu  den  Worten  6  da  xatijyoQog  hxglveto  (§  li5,  9.).     Die 
Timarchea  enthält  Schollen,  welche  bis  auf  ein  paar  unbedeu- 
iende,  wie  zu  övvdexd^aiv  p.  108.  Beiak,:  dvona^ato  dh  ro  öe- 
xa^Biv  dno  tov  dsKa  6vvi6Tafit»ovg  ^iff^agvelv  iv  sroAa  (vgl, 
Phot.  fragm.  Cantabrig.  ed.  Porson  p^  666, 12.) ,  und  in  ^ofpi- 
0VOV  §  125.:  iqyovv  6o^iiop.tvov  fqv  uXiq^iav^  schon  bekannt 
sind ;  ein  grosser  Theil  der  Schollen,  für  die  sich  der  Abschreiber 
bereits  Zeichen  mit  rother  Dinte  gemacht  hatte,  ist  weggelassen 
worden,  zu  der  *  Gtesiphontea  sind' keine  Schollen  hinzugefügt. 
Die  Abschrift  der  Reden  scheint  nach  verschiedenen  Handschriften 
gemacht  zu  sein ;  in  der  Gtesiphontea  schliesst  sie  sich  an  den 
werthlosen  Urbinas  (c)  an,  in  der  Timarehea  aa  den  ungleich 
bessern  Parlslensis  2947   (A).     Die  Gtesiphontea  aber  enthält 
durchgängig  Gorrecturen,  und  zwar  zweierlei,  die  einen  von  der- 
selben Hand,  welche  die  Handschrift  geschrieben  hat,  die  andere 
von  viel  späterer  Hand  mit  noch  ziemlich  frischer  Dinte,  wie  es 
scheint,  nach  einer  gedruckten  Ausgabe.    In  beiden  finden  sich 
zahlreiche  Auslassungen. 

Von  den  eigenthümllchen  Lesarten,  welche  unsre  Handschrift 
in  der  Gtesiphontea  giebt,  sind  folgende  lieachtenswerth :  §  15, 6. 
om  külL  ^    23,  3.  xcel  iä6ai  {h»\  AA  rc  m  ).  —    24, 1.  om  ew. 


j 


Oratores  fttUdy  ed.  Baiter  et.8«nppe.  209 

—  31,  9.  ii$lly^&»  —  42,  2.  Bv^Ttoti^  {BVQtifiivot.  mg).  — 
57,  5.  alxiov.  —  68,  6-  (^ovkivtö^au.  -^  72, 6.  om  filt/.  — 
75,3.  nQOhÖQoi.  —  78,6.  om  y«.  —  ßl,  5.  vt>6fiyLaxmv 
avx^'\  aixäv  vo6tf(icixiov,  ^-  89,  4.  I<p'  'iqftäg.  —  96,  3.  om 
xal  aXkovS'  —  100,  12.  dsijöovtai]  Ösijöovxm  xal  avtol 
avxoig»  —  102,  3.  xal  xf(v  navösltjvov  om  rc  mg.  —  105, 1. 
oxi  d'  dlrj^"^.  —  108,  2.  aTigayaildaLg.  —  115,  2.  co  q$» 
(wie  c) ,  aber  tS  ist  rc  m  diirchstrklieR.  Mir  scheint  dieses  A 
oder  CO  ein  Rest  der  nach  öKiil;a0&B  dtj  auch  sonst  gewöhnlichen, 
hier  ausgefallenen  Anrede  id  avdgsg^jidijvaLOi  zu  sein.  —  115,3. 
om  yap.  -^  116,  4.  i^fiaxigag*  —  116, 11.  om  xi.  ' —  118,  5« 
ovxa]  iyfD  ovxtag.  —  132,  6.  iv  am  pr.  —  134,  8.  6  nonj-- 
xT^g  om  pr.  —  135,  8.  &vxalg*  —  137,  6.  vfi&v.  —  Ibid.  ovSh 
Sid  xov  q)6ßov.  —  140,  5.  xal  xaxalaßmv.  r—  140, 11.  202, 
5.  und  8.  ^t^iioö&ivfjv.  —  142,  4.  om  fiiv*  —  143,  9.  v^s-. 
XBQOV.  —  144,  5.  xd  diLxi^naxa.  —  145,  5.  avxog  iavtiu.  — 
147, 10.  om  (Dg.  —  148,  5.  om  tjfv.  —  149,  7.  om  xovxo.  — 
156,  3.  om  avxciv.  —  158,  5.  «dppci,  rag  «opdftoi.  —  163,  9. 
VfiLäg.  —     164, 1.  xy  om  pr.  — ,    165,  5.  ovvBitißdXlovto  rc  mg. 

—  170,  2.  imglbig  (fiixQiov  rc  mg).  —  172,  7.  i^ßlv.  —  173,4. ' 
om  bIvu^  (add  rc  mg).  —    175,  2.  om  ydg.  —   177,  8.  ÖBi^m*  — 
178,  7.  ^v  ]  ovp  (171/  ovv  rc  mg).  —   183,  7.  om  xd  ante  iocvxBh^. 

—  184,  2.  y«p  ]  di.  —    187, 10.  6  jjpvöovg]  xQvöog  (rc  mg 

fgvöovg^  ebenfalls  ohne  Artikel).  —     188,  8.  et  d' Ixetvöi.  — 
91,. 7.  oß  ]  c5ß.  —    199,  7.  om  yap.  —    201, 1.  om  iöxlv,  — 
205,  6.  x^g  xBksvx'^g  (x^  xbXbvx'J  rc  mg).  —*    207, 1.  a  di}  ]  ov. 

—  209,  2,  om  cJ.  cf.  §  211.  —  211,  5.  om  ydg.  —  212,  9. 
9i€cl]  ^.  —  212,  10.  om  olfuu*  —  217, 1.  om  mg,  Daraos 
^erklärt  sich  erst  die  von  Bekker  aufei  cgmn  angeführte  Lesart  (iiX* 
A€»v,..di6  fiuth' iip  Goth.  steht.  — •  217,  3.  xa^iTcaöxa»  ^^ 
222,  3.  ox  ivofioQ^ix^Cag.  —  223,  2.  xaxä  om  pr.  —  228,  5» 
oi;d' om  pr  (oi}x  rc).  —  231,7.  xä  ftlv  Ivdo^a.  -^  234,4« 
dXlyoig]  dliyoQxoigy  scd  rc  m  corr.  -^  240,  6.  xatg  öav- 
Tov]  «^oi;.  —  247,  6»  om  «v.  —  248,  2,  und  4.  iav  O'öv  — 
9;vild|i}tfd'a,  Httkäg  71011^0 bxb*  —  25696.  dvcaiBiö^i^öBö&B  • — 
%Qiq)OvtBg»  —  260,  6.  am  2x.  Die  übrigen  üicht  zahlreichen 
Abwei€hu0gen  Tom  J^^Merschen  Text,  welche  sich  nicht  auch 
im  Urbinas  finden,  sind  offenbare  Schreibfaliler  und  hrandien 
nicht  ei^wähnt  zn  werden.  'Die  Abschrift  der  Timarchea  ist  nach 
einer  bessern  Handschrift  gemacht,  wofür  uns  schon  der  Umstand 
spricht,  dass,  wahrend  in  der  Ctesiphontea  fast  ohne  Ausnahme 
ylvB6%ai  und  yivdöxHv  geschrieben  ist ,  hier  ylyvofiai  (ausser 
83,  7.  161,  10.)  und  yiyvcieKo  (ausser  §  2.  44,^3.  104,  8.  149, 1. 
156,  2. 168,  7.)  geschrieben  wird;  sie  ist  auch  frei  von  spatern 
Correcturen.  Deahalb  will  ich  die  Varianten  derselben  hier  voll- 
standig  mittheilen.    Ich  habe  schon  obeii  ihre  ajoffalleod  grosse  . 


S70 


Griechisobe  Literatur« 


Uebereinstimmnng  mit  A  bemerkt;  aber  dafis  die  Abschrift  weder 
aus  h  noch  aus  derselben  Handschrift  mit  h  entnommen  worden 
ist,  ergiebt  sich  aus  den  tahireichen  Abweichungen  von  h.    Sie 
weicht  nämlich  von  A  ab,  wo  diese  Handschrift  aliein  (§  4,  4. 
9,  3.  15,  5.  18,  8.  20,  5.  23,  5.  24,  7.  25,  4.  u.  11.  29,  7.  30,  2. 
34,  4.  41,  6..  43, 12.  44,  8,  45,  3.  8.  46,  3.  47,  5.  {imoQTcmv 
l^afiaQtiiöstaL).  55,  4.  57,1.  (aq>^ovla  und  dg).  —  59,8.  61,7. 
62,  8.  64,  2.  5.  71, 1.  72,  10.  79,  9.  80,  6.  8.  81,  2.  82,  2.  84, 1. 
2.  87,  3.  96,  2.  97,  2.  (arsgog  iiiv).  100,  3.  {fiBtayiv^).  iOO,  10. 
(kBlxBt ,  nicht  slnBv  wie  h).   102,  6.  105,  7.  (ovx  aXÜ  ovöiv\ 
106,  1.   111,  10.   (iHfpiXkoqiOQiJ6aaa).    114,  o.  (xvdaO'Truatä). 
124,  7.  (luv  ds  xiKt(ov).  128,  1.  132,  1.  132,  6.  133,  3.  139,  8. 
IL   142,  3,   {(iBiif^(iivog).  144,  5.   149,  8,  152,  2.   154,  8.  10. 
(vicsQ  avtäv  ' —  5).  160,  8.  161,  10.  164,  10.  {ngatzBi).  165,  5. 
166,  6.  168, 1.  3.  (xQoifiv).  171,  7.  8.  173,  7.  174,  2.  4.)  oder 
auch  mit  einer  und  der  andern  Handschrift  (hl  22,  8.  hlm  9,  7. 
fh  29,  3.   174,  8.  hm  64,  6.  dfh  47,  6.  {Sötai  avttp).  dh  142,  3. 
168,  5.  bh  157,  6  {xcaXvxxä),  ghl  170,  5«)  eine  besondere  Lesart 
giebt;  sie  schliesst  sich  auch  sonst  häufig,  von  h  abweichend,  an 
die  bessern  Codices  an :    an  6  (36,  4.  123,  4.   bf  93,  9.   bgm 
117,  2.  149,  1.),   an  ab  (3,  3.  28,  4.  69,  5.  91,  5.  94,  7.  abgl 
77,  4.  abglm  26, 1.  47,  7.  55,  5.  115,  2.  169,  4.  ablm  118,  8. 
und  überall,  wo  dort  o  avÖQBg  ^Mt^valoi  steht,  abd  21, 1.  abf 
96,  6.  abfm  95,  6.  abdfg  9,  7.  abdfm  170,  5.),  an  g  (164,9. 
fyßdXXBi) ,  am  häufigsten  an  d  (77,  6.  101,  5.  105,  4.  (ta  dg- 
yvQia).   150, 3,  157,  4.   159,  7.  150, 10,  dg  154, 1.   dl  86,  4.) 
und  /,  mit  dem  sie  auch  darin  übereinstimmt,   dass  siQ  die  Dr- 
'   künden  (§  12.  16.  21.  35.  51.  66.  68. ,  nur  die  drei  ersten  sind 
an  den  Rand  geschrieben)  weglasst  (84,  5.  86,  5.  88,  8*  (in  mg  YQ 
ti«£vcyx€iv).  98,  1;  105,  4.  107,  9.  (cSt;  iyo)  ÖBvgo  naQCL%aX&\ 
109,  2.  (om  ie6%BV  ovxog).  110,  8.   152,  5.   159,*2.  (om  aXlit). 
rf/23,  2.  24, 12.  26,  3.  33,  4.  10.  38,  7.  39,  2.  44, 1.  53, 10. 
62,  8. 9.  64,  4.  89,  4.  97, 2.  98,  4.  99,  8. 102,  4a  103,  2. 107,  6. 
113,  4.  114,  2.  116,  8.  118, 1.  130,  3.  136,  6.  138,  3.  140,  4. 
142,  5.  143,  5. 160,  9. 168,  3.  dfg  13,  4. 18,  6.  22,  6.  dßm  57,  5. 
147,  5.) ,  selten  an  gans  schlechte  allein ,   nämlich  an  /  43,  8. 
70,  8.  86,  5.  113,  4.  139,  7.     An  allen  übrigen  Stellen  stimmt  sie 
mit  h  fiberein ,  ausser  an  folgenden ,  wo  sie  eigenthümliche  und 
darunter  einige  beachtenswerthe  Lesarten  giebt : 


§  1,   5.  om  zovxovL 
5, 10.  «m  %(d  ante  acntymi* 
6,  2.  vpL&g. 

8,  4. .  om  neQu 
10.  om  n^dg. 

9,  3.  om  ictiv. 


g   9,   7.  om  noöwvm 

10,  7«  a6xivug'\tivag. 

11,  5.  om  8L 

8,  BvQ'vg    Tijv    i^tW'  *0' 

12,  3.  om  n^v« 

10.  xs  a  a  sQUKOvvcc» 

15,   4.  om  fTov* 


Ocatores  attici^  ed.  Baiter  ei  Sattppe. 


271 


6. 
18,  7. 
20, 10. 

21,  4. 

7. 

22,  6. 
6. 

23,  4. 

24,  6. 
10. 

25,  9. 

26,  3. 
28,  3, 

31,  2. 

32,  1. 
3. 

33,  2. 

34,  6. 
'  38,  3. 

39,  4. 

7. 

40,  8. 

10. 

41,  2. 
6. 
7. 
8. 

^,  7. 
9. 

43,  4. 

44,  5. 

45,  2. 
47,  1. 

5. 

4o^    d. 

6. 


oni  rovs  T$$  noXeag  nal 

Tov  TQOTCOv  rc  ioter  lin 
habet. 

ivTog  rrjg  ayogäg, 
nsQiQQ,  —  iri(iiova^m  om« 
om  vftcfff. 

om  anov9aiotut(ov, 
om  [sQtSv, 

om  Halm 

om    eig  ZotXafi*  «cckI  te-, 

om  ly  To3i  Xoycif» 

nou 

Tialmg  wmicog» 

Cvv  ]  avTciv* 

Hai  (MjHiti,  —   rj  noXig 

om  pr. 
9r<^ayfuxrioy. 
itQOBdqtccg» 
xovxmU 

om  %a\  tot  —  iyivsto» 
ns^l]  inl. 
Xiuv  ffN^.    uTCCCvta  ] 

o  änecyo^BVBi]  an«- 

yOQBVSl» 

%ttX6g  Ttal  uya^og, 
^ex£y* 

om  «ijy« 

nofinevmv  If  iv  xavtm. 


om  OM  a 


S  49,  3. 

8. 

53,   & 

04,    D. 

56,   1. 
58,  3. 

7. 

60,  2. 

61,  5. 

62,  1. 
4. 
5. 

64,  3. 

67,  7. 

8. 
70,  1. 

5. 

9. 

10. 
72,   1. 

3. 


4. 

74,  2. 


TOV  Tt^oYiucTog  ovtog, 
om  [kiv, 
avTov» 

om  ovros  havz^, 
Ha&tcQOV  slvat  tov  ßiov 
.  tov  odtp^ovog  (om  xic^ 
et  livdQÖg)^ 


7. 

9. 

77,  ö. 

78,  5. 


7. 

79,  5. 
10. 

80,  5. 

81,  6. 
9, 


uXXijXap  ]^%£p  iXXmvm 
om  Ito(. 
om  ^. 

om.0*  ' 

lidxrjfv  äg  ys  fSero  toaov- 

tov  ttifyvQiov* 
neci  zmv  —  av]   xal 

aXXoi  tivhg  rnv  äv. 
^QXBtcct  ya^, 
nigeig  ]  x«}  ai(fccg, 
ßoi^ia» 
tovvavti'ov. 
xal  Tror^aAajJcoi'  ^£.     ^ 
Ti]V  Jv  TüS  dijfiO)  iqnBilri- 

asv  inayyBXlav, 
om  /Eiir. 
näaav^ 

TCQOs^ccxQ'fiaofiai, 
oiofiBd''  ]  olopLB^  av- 

tovg» 
initäyficcta    tovtm   im- 

xattBiv» 
TiBnq&x^otu 
ov  yocQ  olimi  iytoyB  viutg 

ovttog  iniX»  slvai, 
mv   oXtym  —  i)xoii- 

ifdcts]  oXCym  —  anov- 

catB. 
om  (uo^fovrjfcai  —   %^g 

Ittvtov, 
om  toig  tf^onoig  —  tov- 

xovül  xovg, 

äg 
i^fimv* 
rovQyov» 

om  ovtmg  iavl  —  vqoel(o, 
Bvd'vg    olnai    ^oq, 

vikBig]    vnBÜg  oliitct 

d-OQm 
avtog  auipmg  bISb» 
in  tov  ]  avtov» 
om  Tl. 
otav   ovtoval    iv  di}^ 

ävißij  inl  to  ß^fux. 
o  ovt»  bIq»]  bIq^  ovt, 
om  xffl  ante  CBii/vmg, 


S72 


Griechische  Lit^rainr« 


§8«, 

6. 

84, 

2. 

86, 

1. 

88, 

2. 

89, 

4. 

5. 

8. 

92, 

4. 

6. 

9. 

93, 

6. 

94, 

3. 

95, 

4. 

5. 

6. 

96, 

3. 

102, 

5. 

6. 

105, 

6. 

106, 

2. 

108, 

1. 

7. 

109, 

1. 

6. 

110, 

2. 

5. 

8. 

111, 

2. 

5. 

11. 

113, 

7. 

115, 

5. 

116, 

1. 

3. 

117,  1. 
7. 

120,  6. 

121,  7- 

124,  9. 

125,  1. 
8, 

128,  4. 

129,  4. 


om  8L 

J  f&  tt  9  r«  ]  Jcry  inagt. 

om  xal  ante  luiQrvQSs* 

om  liiv, 

om  x«^. 

om  slnovtag  —  aXovtag. 

om  cwidQtov. —  r^  noXsi, 
om  ««^l  TinaQXB  —  ^^- 

om  «vre»  dwatov. 

om  T^tfav« 

om  (liv. 

om  slnstv, 

om  ^ci^rs^og. 

TtfiaQXOV  zovtov, 

ov%iv. 

om  T«  lioivd.  " 

om  voV. 

om  ftsr. 

om  XÄ-Ö^  §1^  —  Ipco. 

om  Tjyijtfav^^og — 81  x^g, 

de]  yocQ» 

om  %otv^.  * 

om  xal  ante  yvvfj. 

ij  ds  yvvri  ]  ij  Ss. 

uvroig  ]  ocvzä» 

om  oiiaXoYtov  -—  -»öts  ^'y. 

n 

dXTi&oig, 

ölog  yByiptitai  lyS' 

tag    lone  (f9(6  Q  axe  ] 

nuQSciquHS. 
ora  uot. 
om  ju*^. 

om  diai^ißdg, 

yQ  ccvtrlg  mg. 

SzB^og  Xoyeg]  oUAdff. 

om'  filvfir». 

om  iiyovra. 

om  JtfTf. 


S  129,  9. 

130,  2. 
6. 

131,  2. 

133,  2. 
^  5. 

134,  2. 


135,  3. 

7. 

137,  6, 
11. 

139,  1. 

140,  5. 
142,  2. 
144,  3. 

8. 
149, 19. 

152,  8. 

154,  5. 

156,  5. 

157,  5. 
8. 

158,  3. 

159,  2. 

160,  6^ 
163,   4. 

166,  6. 
7. 

167,  4. 
6. 

169,  7. 

170,  1. 
6. 
9. 

171,  4. 

5. 

173,  8. 
9. 


om  A^dvttto¥  -^  ovvm 

om  IfiycTttf. 

i c  z  tv    J«&0x^'^o(- 

mvaidifxg. 

om  zoiv  ante  ^qcooudi'. 

|[t  72  d  £  TT  CO  ]   d^  ft77. 

yzyovozag  —    nai- 

BiaQ'ai, 
om  /Lift'  ^1^  ro?9. 

om  /ctov, 
om  Tovrcor. 
om  ItcA 

om  ZatB, 
zdttofim» 

om  dafa^cfos  —  a^ca 
(150,  1.). 

om  hl  ante  t(v(ov, 

om  Tdov  noXizmv  ^Xu  tuet, 

om  ''^j;  et  A^aA»;, 

om  S^yeiv» 

«om  TOwir'  —  ysvfftuu 
0  0    o  V  j  ort  a  ov« 
om  fim 
om  xat. 

s^gayd<^fe]  cafdQug» 
nsTtQccyfiivtt, 
8L&t9'BQ€asiV9W» 

om  vna  tovtov. 

SiexsiQiiB  9t^si, 

om  Big  zi^v  — -«r^otfxa- 

XiadfiBPog. 
iQyolceßstv» 
fHzäietg. 


Franz :  Fünf  Inscliriflen  und  fünf  Stfdte  in  Kleinasien.         273 

§  174,  2.  tmce^liix&ect>  — m-      §  174, 8.  bm  rag. 
q>oßrjad'cii]iH,  175,  2.  ij/Moir. 

Fulda.  Franeke. 


Fünf  Inschriften  und  fünf  Städte  in  Kleinasien, 

Eine  Abhandlung  topographischen  Inhalts  von  Johannes  Franz, 
Nebst  einer  Karte  von  Phrygien  und  einem  Entwürfe  nach  Ptole- 
maeos  [auch  dein  hierher  gehörigen  Stück  der  Tabala  Peutingeriana] 
gezeichnet  [und  erläutert]  von  H,  Kiepert.  .Berlin  1840,  Nicolaische 
Buchhandlung.     40  S.     4.     20  gGr. 

Welchen  AnfschwuDg  und  welche  mächtige  Fortschritte  das 
Studium  der  alten  Geographie  in  der  neueren  und  hesoqders 
neuesten  Zeit  genommen  hat^  hat  Niemand  wohl  verborgen  bleiben 
können.  Die  gewonnenen  Resultate  haben  aber  nicht  allein  auf 
die  alte  Geographie^  sondern  auch  die  andern  Theile  der  Alter- 
thumswissenachaft  höchst  nützlich  eingewirkt.  Der  unwillkürlich 
aus  derartigen  Untersuchungen  entspringende  Nutzen  muas  nun 
erstens  aufmuntern,  auf  der  betretenen  Bahn  rüstig  vorzuschrelten, 
zweitens  aber  auch  .jeden  Leser  derartiger  Schriften,  wenn  sie 
ihm  das  wahre  Ziel  erreicht  zu  haben  scheinen ,  anspornen ,  den 
Freunden  des  Alterthums  von  der  selbsteigen  gemachten  Erfah- 
rung Kunde  und  von  den  Leistungen  Rechenschaft  zu  geben.  Die 
oben  dem  Titel  nach  angezeigte  Schrift,  deren  genaue  Lesung 
wir  eben  beendigt  haben ,  machte  aber  einen  so  tiefen ,  nachhal- 
tigen Eindruck  auf  uns,  dass  wir  es  für  die  heiligste  Pflicht  erachr 
ten,  den  geehrten  Lesern  dieser  Zeitschrift  so  kurz  als^möglich 
die  Resultate  dieser  Schrift  mitzutheilen,  Es  ist  diese  Abhand- 
lung, wie  wir  frei  und  mnthig  behaupten  können,  von  der  Art, 
dass  sie  flire  Aufgabe  auf  das  Vollkommenste  löst:  sie  zeigt  spre- 
chend auf  jeder  Seite  Toii  der  grossen  Kenntniss,  Gelehrsamkeit« 
Umsicht  und  dem  Tfüent  der  beiden  Verfasser  und  erregt  nur  das 
sehnlichste  Verlangen,  bald  weitere  derartige  Forschungen  von 
den  geehrten  Männern  zu  erhalten.  Der  erste  oder  eigentliche 
Theii  der  Abhandlung  von  S.  1  —  23.  giebt  nebst  mehreren  sehr 
wichtigen  geographischen  Notizen,  der  Folge  neulichst  entdeckter 
und  jetzt  erst  widirhaft  gewlirdigter  Inschriften,  die  trelBfendsten 
Bemerkungen  zu  den  mitgetheilt^n  Inschriften,  so  z.  B.  S.  5.  in 
einer  Note  über  das  Wort  T^Qtoq  als  ein  in  der  spätem  Zeit  gewöhn- 
liches Prädicat  eines  verdienstvollen  Mannes;  S.  6.  und  7.  über 
weibliche  Archonten;  S.  8fgg.  über  den  Cult  einer  Demeter  sti* 
f^oöla  in  Phrygien  nebst  der  wahrscheinlichsten  Rechtfertigung 
der  sonst  unbekannten  Form  svßocLce-Uk  der  Note  auf  S.  9.;  doch 
wage  ich  über  die  Leistungen  des  rühmlichst  bekannten  Hrn.  Dr- 
Franz  in  der  Epigraphik  kein  Urtheil ,  wenn  mir  auch  einigemal 
eine  andere  Schreibung  gefallen  hatte,  da  ich,  frei  gestanden, 

iV.  Jahrb.  f.  PhU.  u.  Päd.  od.  Krit,  BÜbt.  Pd.  XXXIV.  Hfl.  3.         lg 


274  Aliertliiintkunde. 

.  in  dieser  Hinsicbt  mich  iiidit  mit  diesem  Gelehrien  meMdi  kann, 
überhaupt  mich  mich  nicht  so  lange  her  erst  mit  derartigen  Unter- 
suchungen und  Arbeiten  beschäftigt  habe.  Das  Feld  der  Epigra- 
phik  ist  wie  bekannt  eines  der  schwierigsten  zum  Bearbeiten,  und 
TordUge  Bemerkungen  schaden  zu  Tiel!  Allein  das,  was  mich 
zu  denr  aufrichtigsten  Dank  nach  dem  Lesen  dieser  Schrift  auf- 
forderte und  mich  zu  dieser  Anzeige  antrieb ,  sind  die  hier  reiche 
haltig  gegebenen  Aufklärungen  über  eine  Menge  geographischer 
Positionen,  die  bisher  in  argem  Dunkel  lagen.  Es  wäre  nicht 
allein  nicht  thunlich,  sondern  nicht  einmal  rathlich,  für  mich, 
der  ich  in  Allem  dem  gegebenen  Resultate  beistimme,  sogar  un- 
möglich ,  hier  eine  Widerlegung  dieser  oder  jener  Behauptung  zu 
geben.  Nur  kurz  mittheiien  will  ich  hier,  was  diese  anscheinend 
nicht  nmfaDgreiche  Abhandlung  Alles  in  sich  birgt,  indem  nun 
Jeder  das  Nähere  selbst  nadilesen  und  sich,- wie  ich  bestimmt 
hoffe,  YOH  der  Wahrheit  meines  Urtheils  überzeugen  mag. 

Wie  wahr  sagt  sofort  auf  der  ersten  Seite  Hr.  Dr.  Franz : 
„Die  älteren  Hülfsquellen,  welche  man  bisher  behufs  einer  ver- 
gleichenden Topographie  auszubeuten  .pflegte,  reichen  nicht  mehr 
hin,  den*  aus  dem  Alterthum  bekannten  Städten ,  namentlich  im 
Herzen  von  Kleinasien,  ihreb  geographischen  Werth  und  Bedeu- 
tung zurückzugeben.  An  die  Masse  von  Urkunden  und  Berichts- 
erstattungen ans  dem  Mittelalter  liat  sich  noch  Niemand  mit  Ernst- 
gewendet,  und  wenn  diese  gleich  nicht  überall  eine  erhebliche 
Ausbeute  zu  versprechen  scheinen,  so  dürften  Sie  schwerBch  die 
Gleichgültigkeit  verdienen,  mit  der  sie  bisher  betrachtet  worden 
sind.  An  Lücken  und  Zweifeln  wird 'es  auch  nach  Untersuchung 
dieser  Quellen  nicht  fehlen,  so  dass  ein  bedeutender  Fortschritt 
der  Topographie  nach  wie  vor  von  der  Entdeckung  schrift- 
licher. Denkmäler  abhängen  wird.^^  Die  nnumstossUche 
Wahrheit  dieser  Worte  hat  Hr.  Dr.  Franz  selbst  hier  eben 
gezeigt ,  indem  er  zuerst  ausführlich  fünf  Inschriften  besprichti 
S.  5.  6. 10  fgg.  16  fg.  und  S.  21  fg.  (ausser  denen  noch  einige 
andere,  für  Geographie  unwichtige,  behandelt  werden). 

Nächst  dem  verdienen  noch  folgende  Worte,  besonders  in^ 
Bezug  auf  die  vorliegende  Abhandlung,  volle  Beachtung  (S.  4.): 
„Auf  dem  Terrain,  mit  dem  wir  es  hier  zu  thun  haben«  kann  man 
Dorylaion  und  Axikjm,  als  die  zwei  Hauptpuncte  betrachten,  von 
den^i.  aus  sich  topographische  Bewegungen  machen  lassen.  Die 
Lage  dieser  beiden  Städte  ist  mit  vollkommener  Sicherheit  be- 
stimmt, indism  Ankyni  noch  den  Namen  Angura  führt,  Dorylaion 
aber  nach  sicheren  Zeugnissen  das  heutige  Eski  -  Shehr  ist  (siehe 
Leake  Journ.  of  a  Tour  in  Asia  min.  p.  19.).  Von  Dorylaion  laufen 
drei  römische  Strassen  südwärts,  wovon' die  westliche  nach  Phi- 
ladelphia (Allah-Shehr)  führt,  die  östliche  nach  Ikonion  (Koniah), 
die  mittlere  nach  Laodikeia  inl  Aviup  (Eski  -  Hissär).  Auf  der 
westlicfaen  Strasse  ist  die  Lage  von  Kotyaion  durch  den  hentigwi 


Franz:  Fanf  In8clirift«n  und  lauf  8tadte  in  Rleinasien.         275 

<  * 

Namen  Kutthfjah,  sowie  durch  Itinerarien  aiiBser  Zweifel  gesetst/^ 
Diese  ebenso  treffende  als  wahre  Bemerkung  ist  besonders  für  die 
Erjiiiiterungen  der  Karte  von  Hrn.  Dr.  Kiepert  von  hoher  Wich- 
tigkeit und  kann  auch  jedem  Anderen  als  Anhaltepunct  eigener 
Forschungen  gelten.  Hr.  Dr.  Franz  bestimmt  nun  in  Folge  der 
mitgethellten  und  speclell  besprochenen  Inschriften  mit  Zurathe- 
Ziehung  der  wichtigsten  neueren  ReisebeschreibungeA  und  hand- 
fichrlfUicher  Notizen  S.  4  fgg.  die  Lage  Ton  Prymnessos  oder 
Prymnesla,  weiches  er  im  jetzigen  Seid  -  el  -  Ghazi  wiederfindet; 
S.  o  fg.  die  Yon  Akmonia  ^^  dem  Jetzigen  Ahatkoi«  Nachdem  er 
S«  10  fg.  Eumeneia  --=::  dem  jetzigen  bhekli  und  S.  IS.  Apameia 
Kibotos  =:r  dem  jetzigen  Dineir  erwiesen  hat ,  bestimmt  er  8.  13^ 
nm  Ende  und  fg.  die  Lage  des  alten  Attuda,  dessen  Ruinen  im 
heutigen  Ipsili-Hlssar  zu  suchen  sind,  ferner  S«  14  fgg.  die  Lage 
von  'Gambreion  und ,  indem  er  S.  18.  beiläufig  Tavium  als  den 
jetzigen  Ruinen  Ton  Boghdzkoi  entsprechend  erwähnt,  endlich 
noch  ausführlicher  S.  18  fgg.  die  wahre  Lage  des  so  verschieden 
und  doch  immer  irrig  angesetzten  Pessinus ,  nämlich  in  den  aus- 
gedehnten Ruinen  der  alten  Stadt  Balahazar  oder  Balahissar  (d.  h. 
obere  Burg)  zwei  Stunden  südöstlich  von  Sevrihissar,  die  Rennell 
für  das  alte  Amorion,  Xeake  für  Abratola  hielt,  iind  nur  Texier 
erst  nebst  Hamilton  dem  altlsn  Pessinus  vindicirten.  Erörtert  wird 
hierbei  noch  S.  19.  die  Lage  von  Vindia  und  Papira ,  die  Schrei- 
bung des  Namens  ToXi&toßdyioi  (S.  20.) ,  und  über  das  Beiwort 
d^r  Städte  ^^Sebäste^'  eine  gute  Bemerkung  (S.  22.)  und  über  die 
Stadt  Akillion  (S.  23.)  eine  wohlzubeachtende  Vermuthung  ge- 
geben. 

Mit  S.  24«  beginnt  die  Erläuterung  der  beigegebenen  Karte 
Phiyglens  und  einiger  umliegender  Grenzgebiete  (Beides  die  ver- 
dienstliclie  Arbelt  des  Hm.  Dr.  Kiepert)  und  bietet  bis  zu  ihrem 
Schlüsse  S.  39.  einen  wahren  4Sehatz  der  gelialtTolkten  Bemer- 
kungen^ und  eine  Fülle  neuer  Bestimmungen  der  Lage  alter  Orte. 
Hr.  Dr.  Kiepert  nennt  in  Betreff  Kleinasiens  nur  die  Karten  Ren- 
nel's  und  Leake*s  (S.  24.)  werthvoU  und  beachtenswerth,  kann 
der  Lapie'schen  nur  eine  sehr  untergeordnete  Stelle  anweisen 
(S.  25.)  und  spricht  mit  Bedacht  über  Reichards  Karte  (S.  40.) 
das  Verdammnngsurtheil.  Unter  den  Reisewerken  in  Bezug  auf 
Kleinasien  rahmt  er  als  ausgezeichnet  Amndeirs,  Leake's,  Ren-* 
nel's,  0.  V.  RIchter's,  Keppel's,  Hamilton's  und  Fellpw's  Arbeiten. 
Als  Grenzen  sind  auf  der  Karte  (heisst  es  S.  26.)  diejenigen  ange- 
nommen, welche  sich  aus  der  Diadochenzeit  unter  dter  römischen 
Verwaltung  zum  Theil  bis  auf  Hadrian  und  noch  länger  erhalten 
haben ,  und  aus  Strabon ,  Plinius  und  Ptolemäos  mit  ziemlicher 
Genauigkeit  bekannt  sind.  Das  dennoch  Schwankende  hierbei 
.notirt  der  Verfasser  S.  26  fg.  —  Beachtenswerth  ist,  was  der- 
selbe S«  26.  über  Ptolemäos  sagt,  indem^  es  dort  heisst:  ,,Mit  den 
Itinerarien  steht  Ptolemäos  im  genauesten  Zusammenhange.  Denn 

18* 


276  AltertlmmskiindeJ 

natürlich  kSnnen  .seine  Langen*  und  Breitenangaben  nicht  anders 
als  durch  Eintragung  der  Zwischenörter  auf  den  Hauptstrassen 
s wischen  die  wenigen  durch  astronomische  Messung  belcannten 
Hauptorte  entstanden  sein.  Wenn  man,  von  diesem  Gesichtspunct 
ausgehend ,  in  eine  nach  den  ptolemäischen  Angaben  entworfene 
Karte  die  aus  den  Uinerarien  belcannten  Strassen  eintragt ,  so 
ergiebt  sich  durchweg  eine  überraschende  Uebereinstimmung  mit 
denselben,  was  die  Hauptriclitung  der  Wege  und  die  Distanzen 
im  Allgemeinen  anbetrifft ,  und  einzelne  Fehler  derCopisten  in 
den  Zahlen  lassen  sich  leicht  Terbesserh.  Mit  Hülfe  dieses  Ver- 
fahrens lassen  sich,  wenn  man  nur  nicht  mathematische  Genüuig^ 
keit  in  den  ptolemäischen  Angaben  sucht,  eine  grosse  Menge  Ton 
Orten ,  die  zwischen  TÖlIig  sichern  Puncten  liegen ,  mit  Leiditig- 
keit  und  ziemlicher  Bestimmtheit  ansetzen,  besonders  wenn  diese 
Angaben  noch  durch  die  Aufzählung  des  Hierokles  unterstützt 
werden.  Denn  auch  das  einfache  Namenregister  der  Städte  der 
Provinzen  des  oströmischen  Reichs  nach  Constantins  Bintheilung, 
das  wir  unter  Hierokles  Namen. besitzen,  kann  in  gewissem  Grade 
für  die  Topographie  als  Auctorität  dienen ,  indem  es  fast  inimer, 
wie  man  aus  den  Aufzählungen  derjenigen  Provinzen,  in  denen 
die  Lage  der  meisten  Orte  bekannt  ist,  z.  B.  Achaja,  Asia,  Karia 
Ui  a«,  ersieht,  eine  geographische  Ordnung,  wenn  auch  nicht 
ganz  streng,  beobachtet,  worin  auch  häufig  die  Anfzählnngen  der 
bischöflichen  Sitze  derselben  Provinzen,  die  unter  dem  Namen 
der  Notitiae  Episcopatuum  von  Jac.  Goar  (hinter  Codini  Officia) 
edirt  sind ,  damit  übereinstimmen.^^  In  den  nun  folgenden  Erläu- 
terungen werden  S.  28.  Not.  ♦*,  S.  29.  hebst  Note,  S.  30.,  S.  82. 
und  Note,  S.  35.  Note  **,  S.  36:  Note  1.  u.  3.  und  endlich  S.  39. 
Stellen  des  Ptolemäos  sehr  gut  emendirt.  Ein  Gleiches  wird  dem 
Strabon  auf  S.  26.  nebst  Note  ff,  dem  Livius  S.  29.  Note  *,  dem 
Itinerarium  Antonini  S.  19.  u.  23.,  der  Tabula  Pentingeriana 
S.  19.  22.  31.  32.  35.  Note  ♦,  36.  37.  38.  39.,  dem  Plinius  S.  36. 
und  dem  Geographns  Ravennas  S.  29.  31  fg.  —  wozu  man.  noch 
specielle  Bemerkungen  über  Stellen  des  Hierokles  S.  28.  32.  33. 
35.  Note,  36.  37.  38.  rechne. 

Was  Hr.  Dr.  Kiepert'  fiir  die  Bestimmung  der  Lage  der  ein- 
zelnen Orte  leistete,  ist  für  einen  grössern  Auszug  nicht  geeignet, 
doch  wird  man  schon  aus  dem  einfachen  Namensverzeichnisse, 
dem  wir  in  Pjrenthese  jedesmal  die  entsprechenden  neuem  Orte 
beifügen  wollen,  sich  von  der  Wichtigkeit  dieser  Schrift  über- 
zeugen können.  Es  wird  also  bestimmt  S.  28.  die  Lage  von  Mor 
syna  (in  der  Nahe  von  Ipsili-Hissar  an  den  Quellen  des  Flusses 
Moöwog)^  Trapezopolis  (Kisildscfaa-Buluk),  Kolossal  (3  Miles 
NW.  von  Chonas) ;  S.  29.  die  Lage  von  Phylakaion  (Kaihissar), 
Themisonion  (Kisilhissar) ;  S.  30.  die  Lage  von  Lagina  (wenige 
stens  so*  weit  möglich  zwischen  Thcmjsonion  und  Cormasa),  Con- 
vallis  Aulocrenis  (Thal  Dumbari  oder  Dombai -OvasSi),    Tabae 


Franz:  Fünf  Inschriften  und  fSnf  Städte  in  Kleinasien;         277 

nebst  Taßfjvov  nadCov  (Davas)  und  dem'Flnss  Orga«  (aswiacfaen 
I>ineir  und  der  Brücke  des  Maiandros  .bei  DigetziJ;    S.  31.  die 
Lage  Yon  KikXdviov  aadlov  (grosse  Ebene  von  Karajuk) ,  ad  Vi- 
cum  (Ruinen  unweit  Omai) ,  Tralles  (Dorf  Kuslar)  ^  Dionysopolis 
(in-  der  Nähe  des  vorigen);   S.  32.  die  Lage  von  Alydda,    auch 
FlaviopoHs  genannt  (Uschak  oder  nahe  dabei  Tschok-Koslar), 
Blaudos  am  Makestos  (Bolat)  und  Blaundos  nebst  Fluss  Hlppu- 
irlos;    S.  33.   die  Lage  von  Tiberiopolis  (Suleimanli) ,  Pepnza 
(Besoh-Soher),  Briana  (Kalinkesi)^  Sebaste  (SegikJar),   Kvgov 
nadlov  (beim  Flecken  Kureh) ,  Silandos  (Selendi),  Synaos  (Sima* 
wttl),  Kerge  oder  Kerte  (Kerteslek),  Alioi  (Ottorak-Köi),  Ky- 
dissos  (In  Oengi);  S.  34.  die  Lage  von  Diokleia  (Ruinen  und  Fel- 
sengräber zwischen  Kutahijah  und  In  Oengi) ,   Aizanoi  (Tschav- 
dere-Hissar),  Konnoi  (vielleicht  südlich  von  Altuntasch  bei  Evetet 
und  Tatahmer);  S.  35.  die  Lage  von  Apollonia  (Olubarlu),  An- 
tiocheia  ( Jalobatsch) ,  Neapolis  (Tutinek  und  Ejerkler)^  Limno- 
polis  oder  Ltmenai  (Galandos  am  Süd -Ostende  des  Sees  von 
Bjerdir),    Mistheia  (Sergi  3eraj),    Amblada  ^  (Reis  bei  Dogan* 
hlssar),  Philomelion  (Akschehr),  Archelais,  späterer  Name  dea 
älteren  Garsaura  (Akseraj) ,  Tyriaion  (Ilgfin) ;  S.  36.  die  Lage 
Ton  Vasada  (Chanum  Chanah) ,  Adrianopolis  (Arkutcban),  Peltai 
und  Ilsktfjvdv  nadlov  (8  Miles  südlich  von  Sandukli)^  Stekterion 
(Afijum  Karahissar)^  Druzon  oder  Bruzon  (etwa  bei  Sitschanli), 
Hierapolis  (Eiret  oder  Eriet) ,  Östrus  (7  Miles  südlich  von  Afijum 
Karahissar)  und,  Silbion  oder  Siblion,  Siblia  (etwa  bei  Sandukli); 
S.  37.  die  Lage  von  Dymae ,   Dimae ,   wohl  aus  Tymandos  ver-  , 
dorben,    Synnäda  (Eskikarahissar) ,    Dokimeion    (Seid -el^ Ar); 
S.  38.  die  Lage  von  Lysias  (Rirk-hinn),  Tribanta  (Imbasardchi 
Hinn),    Meros  (Duarslan),   Metropolis  (Pismesch  -  kalessi  oder 
Jasllikaja),  Amorion  (Cherjan  Kaleh),   und  endlich  S.  39.   die 
Lage  von  Beudos  Vetus  (Bejat),  Anabura  (Gumnkkoi),  Orkistos 
(Aiekian),  Tyscos  (westlich  von  Kümak),  Myrikion  (Mirgon)  und 
Eudoxias  (nördlich  von  Ferma  bei  Arslanskoi). 

Die  grosse  Karte,  von  Phrygia  ist  sehr  gut  gearbeitet  ^  und 
wir  haben  nur  einige  unbedeutende,  leicht  bemerkbare  Fehler  - 
bemerkt  ^  wie ,  dass  Blaundos ,  da  es  doch  nach  S.  27.  und  32.  zu 
Phryg\a  gehörte ,  noch  zu  Lydia  gezogen ,  KMavlov  statt  KtK- 
Iciviov  (vgl.  S.  31.),  Ottorak  statt  Ottorak-Köi,  Aslanskoi  statt 
Arslanskoi  und  SayyaQiov  nfjyccl  st.  ^ayyceglov  nriyal  geschrie- 
ben ist.  Die  Ausstattung  der  Schrift  von  Seiten  der  ehrenwerthe» 
Verlagsbuchhandlung  ist  sehr  rühmlich  und  lässt  wohl  Niemandem 
Etwas  zu  wünschen  übrig. 

B,  Fabriciüs* 


278  peutfch«  Literatur. 

Tr utz-'Ifochtigall  vtm  Friedetich  von  Spee»  Naoh  der  ersten 
Ausgabe  Yon  W.  Friessem,  Köln  1649.  Mit  Einleitung  und  Erklä- 
rungen Ton  B.  Büppe  und  fT»  Junkmann,     Ein  Anhang  enthalt  die 

"  Melodien  der  ersten  Ausgabe  bearbeitet  von  G.  Folmer.  Coesfeld, 
bei  B.  Wittncven.  Munster ,  in  der  Theissingschen  Buchh.  1841. 

Spee  ist  auch  dem  Philologen  merkwürdig,,  denn  seine 
Sprache  hat  manches  Eigenthümlidie.    Durch  seine  Zeit  steht  er 
dem  Mittelhochdeutschen,  durch  seine  Lebensverhältnisse  dem 
Niederdeutschen  nahe  genug,  um  Manches  daraus  aufaunehmen* 
So  sagt  er  S*  3. ;  den  leeren  Luft  vgl.  104.  (der  luft  ist  s6  heiter, 
86  rieh  und  s6  hreit ,  der  m^ne  schhiet  hlnte ,  des  bin  ich  gemeit 
—  Heldb.  Gudrun  V.  5385.  Ausg.  v.  Fr.  y.  d.  Hagen  und  B.); 
$1.:  manchen  Zähr  (zäher,  pL  aehere  masc);    156.:  ganaen 
OValt  (Endt  v.  H.  v.  Veldeke  V.  12207. :  Turnus  der  holt  halt 
vacht  mit  gr6ser  gewalt  —  doch  V.  12343. :  des  tuot  daz  iu  ge- 
falle den  gewaU  habt  ir  betalle;  Iweia  1607.:  ime  w$rt  nftcli  ir 
als6  w6,  daz  diu  minne  nie  gewän  groezern  gewalt  an  keinem 
man;  Aeg.  Tschudi  bei  Wackern.   3,  383, 16.:  under  Römischen 
gwalt) ;  in  stetem  Last  S.  25.  (Wig.  11576. :    Sus  trugen  si  den 
jamers  last;  Sebast.  Frank  bei  Pischon  S.  129.:  diese»  hat  von 
sich  werffen);  das  Honig  121.  u.  122.  (Reineke  de  Fos  f.  H.  v.  A. 
Kapit.  7. :  Möge  je  dal  Honnig  so  gerne  äten) ;  ob  seinem  Pracht 
158.;  reines  Trau'^rgesang  257.;  allen  Fried-  und  Kriegsger&st 
170.;    mancher  Traub  184.;   einen  Trauben  285.;   die  Purpur 
237.  und  233. ;  nach  vielgewünschtem  Lust  292. ;  65.  (Heinrich 
¥on  Nördlingen  bei  Pischon  S.  15.:  der  hochgebornen  Tochter 
des  himlischen  chunigs  entbuit  ir  frund  des  aller  mioigklichsten 
gruss  frowliche»  lual ,  den  • .  v  ) ;  auch  woi  Bildniss  weibl.  we- 
nigstens schöne  Bildniss  290.;  Blüh  119.  u.  183.  (fem.  mhd.  blue 
ataric  weibL) ;  Bluth  281.  fem.  wohl  mit  Unrecht  mit.  dem  Apo- 
stroph geschrieben  (mhd.  bluot  stark  weibl.,  doch  auch  bei  Dh- 
land,  Kind  u. -8.  w.).    In  meiner  Schooss  252.  ist  freilich  nach 
dem  Mhd.  (ow^ ,  dA  der  Hinde  bloot  nidergöz  den  verkolten  in 
die  schöz  —  Wernhers  6ed.  zu  Ehren.  d.J.  M.  Oetters  Ausg. 
etwa  S.  218.)  doch  auch  im  Nhd.  nicht  ungebrSuchlich.    Sieiie 
Götainger  die  deutsche  Sprache  L  S*  358.  und  ausser  dem  von 
uns  an  einem  andern  Orte  Beigebrachten  Weckherlin  (in  Müller's 
Bibl.  d.  D.  des  17.  Jh.)  4,33.:  die  Sehoosa;  Andr.  Tscherning 
di^s.  7,  38.:  die  Sehoosa  der  Erden;  Absch^tz  das.  6,  121.:  in 
Uefbter  Berge  finstrer  Schooss;  133.:  die  Schooss  .der  Erden;  — 
Beispiele,   welche   das  durchgängig  übliche  Gtochlecht  dieses 
Wortes  für  jene  Zeit  deutlich  bekunden.    „Von  der  Scheitel^^ 
281.  bietet  denselben  Fall,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  bei 
Scheitel  im  Nhd.  beide  Gesdilechter  fast  gleich  ubÜch  sind. 
Palm  als  Palmzweig   braucht  Spee  278.  m.  stark  (mhd.  schw. 
masc.) ,  als  Baum  schwach  manqL  2T9.    Die  Bach  215.  (doch 


Trati  -  NacIitigaU^von  Spee. 


279 


weh  der  Bach  223.)  gehört  wohl  dem  Nd.  an,   dodi  letea  wir 
aäch  In  dem  Klaggedicht  vom  unschoidigen  Loydeo  Christi  von 
P.  Fleunng  bei  Dilschneider:  An  dieser  stillen  ßack^    Da  kein 
Silyanua  iipringet,  vgl.  die  Katzbadi,   die  Amorbach  u.  A«    Das 
Augenblick  17L  muss  auch  im  Nd.  selten  sein.    Hierher  gehören 
auch  Tütten  =  Zitzen  (ubera)  178. 184. ;  Immen  116.  hat  auch 
Christ.  Lehman  bei  Wackern.  3,  546,  3.:  die  Imen  regirt  jhr 
Weisen,   und  Rnckert  (Agnes  Todtenfder)  11.  Sonett:   Du,  der 
du  dich  neigtest  unserm  Glanzgeflimme  so  schonend,    dass  du 
selbst  die  l'ustre  Imme  abwehrtest  unsem  zarten  Kelch  zu  nagen 
etc.  etc.   Fleuten  (tibiae)  132.;  oftermolen  (saepe)  197.;  gemoh- 
let  102. ;  gohn  (ire)  209.  264. ;    geit  (it)  231. ,  vgl.  Grimma  Gr. 
(2.  Ausg.)  1, 944.;  wogen  (andere)  241. 246.;  Strohlcn  252. 293.; 
strohlet  297.;   entlossen  271.;  hernocher  271.;   Troppen  298.; 
Summer  184.  möchte  ich  vorzüglich  dem  Einflüsse  des  Nd.  zu- 
schreiben.   Ueber  Kruft  (Kluft)  223.  (vgl.  S.  1.  u.  3.)  s.  Götig; 
a.  a.  O.  180.  und  vgl.  Tschudi  bei  Pischon  195.:  der  Kilchen;  des 
Rldiganges;   zoch  Er  ze  Kilchen;   197.:  i.n  der  Kilchen ;  203.:, 
umb  die  Kilchen ;   ferner  Wolfg.  Fabricius  Capito  bei  Wackern. 
8,  305, 19.:  die  kilchen  Diener,   und  Hei  weg  =  Heerweg,  itaf. 
albergo,  span.  albergue,  franz.  aöberge  =  Herberge.  — .  BenaueC 
360.  =^  beengt  (vgl.  272.  näulich)  ist  im  Münsterlande  sehr  ge« 
brauchlich.     Scharfen  Bolz  271.  ist  im  Mhd.  und  auch  wohl  im 
Nhd.  gerecht;  wahren  Fried  268.  für  w.  Friede  nhd.    Sonder« 
barer  scheint  268.  Edler  Herzenkast  und  ebend.  deinem  Herz; 
265.  meinen  Glieder  (Dat.);  doch  hat  auch  J.  P.  (Pai^iser  Ausg.  3. 
S.  142,1.):  im  Herz,  und  im  pl.  Wolf.  Fabr.  Capito  bei  Wackern. 
3,  288,  25^:   dann  gotlich  lleeht  ist  als  gross  und  wicdig,  daz 
darein  allain  reine  hertz  sehen  moegen,  wogegen  Wigal.  1335.: 
diu  herze.  —    Ein'n  Steck  202.  u.  301.  (mhd.  stecke,  schw.  m.) 
scheint  nach  der  Analogie  von  Fels  gebraucht  zu  sein  neben  ,,ein 
Stecken^'  182.;  vgl.  den  Grollen  164.;  den  Grimmen  ^3.    Den 
und  dem  Stammen  182.  233.  erklärt  sich  aus  dem  Mhd. ,  wo  sich 
auch  stamme  schw.  m.  findet.    Verbindungen,  wie:  die  weispe 
Ballen  176.,  das  schönes  Kind  181.,  zeigen  den  noch  nicht 'Un- 
Tcranderlich  festen  Sprachgebrauch,  und  man  würde  Irren,  wenn 
man  gianbte,  es  Hesse  sich  nicht  aus  dem  Nhd.  Aehnliches  dane- 
ben stellen,  z.  B.  J.  Jakob  Mascou  bei  Wackern.  3,  689,  20.:  die 
zurück  kommend«  Soldaten;  Rück.  Gesammelte  Gedichte  4, 10.: 
manches  Eingemachtes  (Reim:  beacht'  es);  J.P.  a  a.O.  3,155,1.: 
deine  erwiihnte  Wörter.     Der  PI.  Thürn  ]  70.  (mhd.  turne),  ihren 
Hirt  260.;  den  Held  39.  48.;  dem  Heide  47.50.;  meines  Herzen 
28.;  die  Schwanen  5.  6. 114. 148.;  Im  Märzen  11.  sind  im  Mhd. 
gerecht  und  auch  theils  dem  Nhd.  nicht  fremd ,  wie  wir  bereits 
anderswo  gezeigt  haben.    Vgl.  noch  besonders  Büt  bei  Müller 
(Bibl.  d.  D.  des  17.  Jh.)  8,  80.  u.  135.:  den  Held;  Morhof  das. 
179.' einen  Held;  Homburg  das.  7,  83.:  emen  Held;  92.:  den 


280  Deutsche  L'iteratnr. 

Lernen  Teijagt;  93.:  im  Lensen;  Absehatz  das.  6,  120.:  des 
Monden  Lauf^  und  das.:  wenn  sich  der  zwölfte  Monden  sohliesst; 
▼1^1.  auch  Jak.  Schwiger  das.  11,  47.  —  Formen,  wie  nussstalt 
dl.,  gewohn  103«,  sind  mhd.,  z.  B.  Iwein  V.  196.:  wir  wirens  an 
in  nngewon;  Wig.  3003. :  si  waren  siges  an  im  gewon;  vgl«  misse- 
Btalt  — ;  wüiien  176.  —  wüUcn'n  —  Gr.  Gr.  1,  747.  2.  Ausg. 
Seiner  Sternen.  16i3.  166.  80.  211.;  der  Dingen  196.;  der  Felden 
221.  (auch  Felder  37.) ;  die  Banden  (Tincula)  220. 294. ;  die  Ker- 
nen 249.;  der  Tagen  285.;  deine  Reimen  285.  (Reime  222. 122.) ; 
seiner  Haaren  42.;  der  Steinen  34;;  der  Kräften  28.;  die  Landen 
58.;  die  Sinnen  55.;  die  Wegen,  Pföden210.;  die  Nachten  52.; 
£)nglen  52. ;  Theilen  52.  erklären  sich  nur  zum  Theiie  aps  dem 
SIhd.,  sind  uns  aber  dennoch  nicht  so  sehr  auffallend,  denn  Ban- 
den (yincula)  findet  sich  auch  bei  Riickert  und  Jakobs  u.  A.,  Stn- 
yiefi  gar  häufig,  Stücken,  Halmen,  Strahlen,  Masten  u.  a:  kom- 
men ebenfalls  mehr  oder  minder  häufig  im  Nbd.  Tor.  Vgl.  noch 
ausser  dem  an  einem  andern  Orte  Angeführten  Veit  Webers  Lied 
von  dem  Stritt  Ton  M urten  bei  Fischon  5'4. :  Sin  Zelten  spien  er 
uff  den  Plan ;  Rist  a.  a.  0. 153.  u.  172. :  die  Sinnen ;  F.  Gerhard 
bei  Müller  7, 150.:  über  alle  Sternen;  170.:  alle  Sinnen;  Jakob 
Schwiger  das.  11,  97>:  meine  Sinnen;  Tauier  bei  Kunisch  3,  331.: 
die  Sternen ;  Wolfg.  Fabr.  Gapito  bei  Wackern.  3,  305,  40. :  die 
falschen  Aposteln;  306,  3.:  die  Apostel;  Job.  Mathesius  das. 
431,  25.:  der  Aposteln  Schriften;  432,  37.:  der  Aposteln; 
433,8.:  alle  Aposteln;  422,  20.:  etlichen  Geschleckten;  doch 
schon  Heinr..Ton  Nördlingen  bei  Fischon  14.:  aller  engel.  Da- 
gegen findet  sich  von  dem  im.Nhd.  wohl  nur  mit  schw.  Mehrzahl 
gebrauchten  „Strahl''  auch  die  Strahle  138,  240.  Die  Flur. 
Waide  37.,  Kinde  69. 130. 137.,  Lichte  145.  (Uchter  249. 126.) 
gehören  wieder  dem  Mhd.  an,  wozu  die  Dative  Gerten  119., 
Dörfen  180.,  Leiben  175.*,  Hörneu  191.  (Hörner  96.)  kommen. 
S.  Gr.  Gr.  1,  680.  und  vgl.  Tschudi  bei  Fischon  191.:  Teil,  wel- 
ches  unter  denen  Kinddn  ist  dir  das  liebst?  Das.  diner  Kin- 
dern (?)  „einem^';  Rück.  2,171.:  Felde.  —  „Aller  Orten^^  29.  ist 
jetzt  noch  recht.  Ueber  schlau  236. ,  han  238. ,  lan.^45.  (mhd.) 
a.  Grimms  Gr.  1,  934.  935.  und  sonst;  über  was  ==  war  226.  Gr. 
Gr.  Ij  938. ;  über  Kocher  (Kochaere  in  den  Nibel.)  das.  670. ; 

leinte  279.  (lehnete)  ist  mhd Herummer  184.,  heraber  218 , 

abe  225.  257.,  warumben  244. ,  eim  182.  (Peterm.  Etterlin  bei 
Waek.  ^,  70,  32.:  diner  kynder  eym;  ferner:  do  er  nuon  in  die 
wilde  wol  in  die  mitten  kau,  im  kam  auf  eim  gefilde  zwölff  unge- 
teuffte  man.  Heldb.),  keim  180.,  lützel  287. ,  von  fern  13.  (Iwein 
—  Ausg.  von  Beneke  und  Lachmann.  Berlin  1827.  V.  286. :  Dnde 
als  er  mich  von  verre  zuo  ime  sach  riten  etc.  etc.) ,  diekmals  119., 
or  (oder  vgl.  engl,  or)  191.  erklären  sich  aus  dem  Mhd.  und  den 
Dialekten..  Formen ,  wie  sieht  260.  (videt)  ^  geschieht  (Reim : 
zerbricht)  123.  240. ,  smd  dialektisch  zu  erklären  (Götzmger  a. 


Trotz 'Nachtigall  von  Spee.  281 

a.  O.  S.  197.)^  nhdrso  auch  Naat  (^  Aat)  35, 105.  (Oöts^.  181.), 
Flüitig  (==  Fittig)  6.,  Merge  52.  (Maria,  Merg^nbloimeken  ist  im 
Sauerlande  ein  Marieoblömchen) ,  Honigsam  271«,  unfehlber 
(Reim:  selber)  166. ,  Thranen  257«  (mhd.  trahen).  —  Wasen 
189.  ist  das  franz.  g^azon  und  mhd«;  Wieland  hat  ea  5,  22.;  merk- 
vmrdig  ist  die  dialektische  Form  Vrasen,  z.  B.  im  Sauerlande, 
woraus  Wasen  und  Rasen.  Unterdesset  285.  und  Aehniichea 
scheint  Verderbniss.  Auffallend  ist,  dass  Spee  überall  bei  Wör* 
lern  auf  e/v  ^^  ^^^  Bildung«  -  e  ansstösst  und  das  e  der  Endung 
behält  gegen  den  mhd.  und  nhd.  Gebrauch ;  s.  Gr.  Gr.  1,  951. 
988.  Vgl.  Spieglen  135.,  wirblet  121.,  Himmlen  139.,  Kuglen 
129.,  lächlen  141.  287.,  wicklet  132.,  manglet  133«,  brummlet 
194.,  sjnglen  136.  213.,  ziiglet  136.,  klinglen  137.,  zergrämm- 
let —  gestümmlet3Q6.,  umzinglet  177. ,  versammlen  191.,  be- 
zirklet 200«,  Facklen  219.  (doch  139.  Fackeln) ,  tummlet  230., 
zerge]s8let232.,  kuglen  147«;  —  die^Leirenl90«  259.,  trauren 

—  Mauren  170.  221. ,  Lauren  216.  226.  (der  Lauer  vgl.  Wie- 
land: Der  Stein  wird  nicht  durch  Wasser  weich,  der  LauV  nicht 
mild  durch  Höflichkeit),  trauret  —  vermauret  256.,  Regenschau« 
ren  260. ,  feiren  167.  292. ,  dauren  293.  —  Auch  in  der  Wort- 
hildung  hat  Spee  seine  Eigenheiten.  So  bildet  er  Diminutiva  auf 
ieln  mit  eingeschobenem  —  er — ,  eine  Form,  die  Grimm  Gr. 
1,  680.  '*')  der  hessischen  und  rheinischen  Volkssprache  zuschreibt 

—  vgl.  Lftmmerlein  44,  259. ,  doch  gewöhnlich  regelrecht  oder 
mit  eingeschobenem  e,  z.  B.  Liedelein,'  aber  auch  auf  — el  — , 
z.  B.  mit  ausgestossenem  e  der  Ableitung  Körnle  112.,  alle  Bach-» 
len  299.  Noch  kühner  ist  ,  Jauberlos^^  262. ,  etwa  wie  Ascher- 
mittwoch. Bereichen  (divitare)  35.  ist  gebildet  wie  "befeuchten 
und  findet  An'alogie  in  „verschönend^  neben  „verschönern^^  Be« 
lusten  steht  117.,  beleiden  211.  Warmen  ist  211.  gegen  daa 
Mhd.  und  die  nhd.  Analogie  transitiv  gebraucht  (Ach,  wer  dorten 
ihn  will  warmen  —  Reim:  Armen),  vgL  krausen  ==  kräuseln 
(Schau!  die  schöne  Sohn*  sich  strahlet,  krauset  ihre  gülden  Haar' 
297.).  Schönen  steht  244.'  im  Sinne  von  beschönigen ,  rechtfer- 
tigen; erhebt  für  erhoben  208.,  er  hat  vermeidet  S.  213.  I>ie 
auch  Goetheu  u.  A.  beliebte  Abtrennung  einer  blossen  Nachsilbe, 
80  dass  sie  zu  mehreren  Wörtern  gehören  kann,  hat  Spee  oft, 
z.  B.  den' weiss-  und  rothen  Schweiss  212.,  in  Luft-  und  WoI-> 
ken  213*9  schlecht-  und  frommer  Hirt,  das.  —  „Eim  Stein  es 
möcht'  erbarmen^'  207»  178.,  ist  gerade  construirt,  wie  Iwein 
V.  4740.:  Nu  erbarmt  ez  s^re  dem  riter  der  des.lewen  pflac; 
S.  240.:  O,  nit  wollest  mich  verdenken  (Akkus,  der  Person)  ist 
ebenfalls  mhd.  Sich  einer  Sache  gebrauchen  6,  256.,  sagen  auch 
wohl  andere' nhd.  Schriftsteller,  wenigstens  erinnern  wir  un^  j  es 
hei  J.  Görres  mehrmals  gelesen  zu  haben.  Ueherhaupt  lieäsen 
sich  zu  manchen  sprachlichen  Eigenheiten  Spees  aua  vielen  neuern 
anerkannten  Dichtem  leicht  Parallelen  beibringen»     Erschla'n 


282  Dentsche  Literator. 

(erschlagen)  sagt  Rückert  (Geaam.  Oedichte  3,  49&);  mau  setzte 
s'  in  ein  Schiffel  497* ;  Tom  Itd'schen  Bodem  437. ;  Herrem  4, 
203.;  die  Küche  (Reim:  Buche)  3,  447.;  in  der  Frühe  (Reim: 
Ruhe)  448.;  Nichte  ihr  bringe  Fahr  und  Sehr  200.  (Gefahr^ 
Sehr  mhd.  sdr  —  Iwein  6220.  st  mngen  mit  s^e  —  s^ren,  daher 
unversehrt  >^);  299«  Ruch,  —  gerade  wie  Spee  146.  Ruch  nnd 
145«  Web  (€krwebe).  Die  Diminutiva  mit  eingeschobenem  er 
hat  auch  Lessing,  i.  B.  (Sammtl.  W.  Beriin  1827.  B.  19.)  S.  50.: 
Gehuckte,  zitternde  Männerchen;  55.:  hundert  kleine  Bücher- 
chen  u.  s.  w.  Merkwürdig  konstruirt  Spee  das  Ve^bum  ,,las8en^S 
v.B.^5.3  £ya,  lasset  fröhlich  sein!  (lasst  uns  oder  lass  uns 
fröhlich  sein);  192.:  lasst  unser  Heerd'  nun  führen  heim  (lass 
uns  etc.  etc.).  Auch  den  acc.  c.  inf.  hat  unser  Dichter  S.  97.: 
Wann  Jesu  Pfdr  idi  fahle  zu  ächarf  und  hitzig  sein,  wie  ihn  auch 
auddre  Schriftsteller,  s.  B.  Abraham  a  Sanl^ta  Clara,  Herder,  Les* 
sing  n.  A. ,  besonders  Dichter  des  17.  Jahrb.,  haben  *)•  Weniger 
auffallend  ist^s,  ein  Kollektiv  mit  d^n  Plnr.  zu  konstruiren,  z.  B. 
223. :  Keinen  Grimmen  sparten  stark  bewehrte  Mörderschaar  . . . ; 
oft  zu  ihm  Gesellschaft  kamen,  das. ;  od^r  eine  Tmesis,  wie  280. : 
wann  die  Welt  mir  lUb  wiU  kosen,  oder  eine  umschreibende 
Konjugation ,  wie  291. :  Zu  dem  Kreuz  mich  setzen  thu.  Dass 
Spee  sagt:  Du  schnö<le  Babylon  290..,  hat  er  mit  vielen  unserer 
Dicliter  gemein,  welche  Städtenamen  oft  weiblich  gebrauchen, 
worauf  Gr.  Gr.  3, 419.  nicht  genug  geachtet  zu  haben  scheint. 
Der  partitive  Genitiv  steht  bei  Spee  113.:  Des  Obsi's  ich  schier 
ohn'  Zahl  erblick,  wie  Klopst  (Ode:  Mein  Vaterland):  Oft  nahm 
deiner  jungen  Baume  das  Reich  an  der  Rhone  .'. ,  du  sandtest 
deiner  Krieger  hin.  Sehr  geschickt  weiss  Spee  die  ausserlichen, 
freilich  aus  dem  fainem  erwachsenden  Hebel  der  Dichtkunst  anzu- 
wenden. Von  grosser  Wirkung  ist  der  im  Gedichte  210.  die  ein* 
seinen  Strophen  anhebende  Vers:  Weidet,  meine  Schäflein,  wei- 
det, und  ergreifender,  als  das  Currite,  dntentes  subtemina,  cur-- 
ritcf  fusi,  in  KatulFs  Epithal.  oder  als  das  Cras  amet ,  qni  nunquam 
etc.  im  pervig.  Veneris;  ebenso  der  Itefrain  101.:  O  Mensch 
ermess  im  Herzen  dein,  wie  wunder  mnss  der  Schöpfer  seih, 
und  ähnlich  108.:  O  Gott,  ich  sing'  von  Herzen  mein,  gelobet 
muss  der  Schöpfer  sein.  Auch  der  Stabreim  oder  die  Alliteration, 
wie  der  Stimmreim  oder  die  Assonanz  thun  oft  bei  ihm  liebliche 
Wirkung,  z.  B.  249.:  Dophnis,  hochberuhmter  Knabe,  ward  im 
trilden  fFaXä  ermord't;  43.:  Mich  gret'fet,  schleifet^  schlaget, 
ja,  mich  nun  schlachtet  gor;  74.:  Glanz  und  Glast,  ohn'  Ruh 
und  Rast  etc.    Auch  Binnenreime  hat  Spee  häufig ,  z.  B.  103. : 


'^)  Vgl.  unsere  Bemerkung  hierüber  in  der  dritten  Liefemng  einer 
in  diesen  Jahrbb.  mitgetheilten  Abhandlung  ^  die  überschrieben  ist ;  Be* 
merknngen  über  Geschlecht,  Mehrzahl  und  Deklinatioa  einiger  neohoch- 
deatschen  Hauptworter. 


Träte  -  NachUgftliTon  Spee.  283 

AU  S^h  und  Kraft;  imn  Suig  und  Qang;  130.:  Wind,  Saus  und 
Braus  in  Lüften.  Auch  Hsgel  weiss  ^  auch  Flocken  greis  ^  Ton 
Schnee  und  Eis  entzogen  etc.,  Toi^ugüch  S.  207. 251.  297.  u.  s.  w. 
Die  weiblichen  Reime  haben  nicht  inunmei:  das  schwache  e  in  der 
Endsilbe,  wie  dann  überhaupt  die  sinnliche  Gehörsmalerei  durch 
volle  oder  spitze  Fokale  u.  «•  w.  van  Spee  wohl  beachtet  scheint. 
So  findet  sich  260.  einzig — neunzig,  258.  reudig  —  freudig, 
272.  als  Binnenreime:  Kitzlein  —  Hitzlein;  neulich  —  gräulidi 
—  abscheulich;  273.  BöcUein  ~  Röcklein  —  Hirschiein  ~ 
Kirschlein;  274.  Hinnlehi  (tou  Hinde;  hn  Westf.  assimilirt  sich 
das  t  u.  d  häufig  oder  fallt  aus  —  z.  B.  Wione= Winde,  Brauer  :== 
Bruder,  Ya'ar = Vater,  Geboe  =z  Gebote^  Foler = Fuder,  mole  = 
müde) — Kinnlein ;  276. :  Lämmleiii — Hämmlein  (far  Hiimmellein) 
270.  Patämon  —  Phidämon,  238.  unbedachtsam  —  wachsam 
(wohl  wachtsam  zu  lesen).  Die  Verkleinerungswörter  liebt  Spee 
sehr.  Tgl.  das  letzte  Gedicht  der  Trutzn.  —  und  er  scheint  uns 
hierin,  wie  in  manchen  andern  Beziehungen  n^he  GdstesTerwandt- 
schaQi  mit  Rückert  zu  haben,  wie  sehr  sie  sich  auch  in  anderer 
Hinsicht  unterscheiden  mögen.  Die  Anaphora  wie  122,  31; 
Witzspiele,  wie  9«:  O  Süssigkeit  in  Schmeraen!  O  Schmerz  in 
Siissigkeit;  vgl.  S.  32.  80.  303.:  O  Brot,  mit  Brot  (etwas  anders: 
liiitf^Q  dfAtir&Q;  ttdmga  iäga^  no^fiog  ax6Asfiog^  fuoera  re- 
funera).  *  Homerisch -kindliche  Wiederholungen  wie  S.  40.; 
witzige  Anspielungen  wie  S.  303.  auf  Bxod.  10 ,  15.  mn  ^o  und 
Tieles  der  Art  zeugen  für  die  Meisterschaft  un^era  Dichters.  Un- 
ter den  Bildern  trifft  man  freilidi  bekannte,  wie  240.:  Wärest 
du  dann  . .  lauter  Stahl  und  Marmonteini  Wäre  dir  dann  je  ge^ 
schnitten  Herz  und  Muth  und  Ingeweid'  nur  tou  Felsen  ans  der  Mit« 
tenl  Oder  von  Metall  bereit?  Vgl.  jedoch  dieses  Bild  mit  der 
Terschiedenen  Anschauung  bei  den  Alten :  U.  16,  34.  ylavHfj  dl 
6s  tlxTS  %aka66tt  rcitgai  %  i^Ußatoi^  Aen.  4,  566«:  duris  gennit 
te  cautibus  horrens  Gaucasus  • .;  Tib.  3,  4,  85.:  Te  liec  vasti 
genuerunt  aequora  ponti .  •  •  ScyllaTe.  •;  Or.  trist.  3,11,3.:  natus 
es  e  scopulis,  nntritus  lacte  f eiino ;  met.  7,  33. :  hoc  ego  si  patiar, 
tiim  m€  de  tigride  natam,  tum  fermm  et  scapalos  gestare  in 
cor  de  fatebor;  9,  614«:  neque  enim  de  tigride  natus,  nee  rigidas 
eilices  solidumque  in  pectore  fermm  aut  adaiüanta  gerit  —  Die 
Schiffe  sind  Spee  96  hölzerne  Rosse,  die  über  Wellen  traben 
müssen,  die  Sonne  ist  eine  schnelle  Post  108,  im  Sommer  halten 
Feld  nnd  Wiesen  sie  durch  ihre  Schönheit  auf  111.,  die  Kchlefai 
wanken  hin  und  her  und  zanken  mit  den  Steinlein,  um  die  sie 
fiiessen  müssen  103  u.  s.  w«  u.  s.  w.  Der  Gegenstand  der  Spee- 
sehen  Gedichte  ist  stets  ein  religiöser,  al»er  alles  in  der  ganzen 
Natur  nährt  sehie  religiösen  Gef iiiile  und  wetteifert  mit  ihm  darin ;: 
seine  Liebe  ist  keine  gestakloee,  ins  Leere  verfliegende,  — '•  wie 
anschaulich  spricht  sie  sich  auch  in  seiner  Cantio  criminalis  z*  B» 
&  215.  L  aus!  «^    Und  in  der  That,  wenn  die  ewig»  Liel>e  uns 


S84  Deutsche  Liter-atvr.' 

in  Christus  sinnlich  wahrnehmbar  erschienen  ist,  muss  sie  sich 
liicht  ähnlich  Im  Herzen  des  gläubigen  Dichters  gestalten!  Oder 
darf  bloss  der  Wiederscheiu  der  Natui^nschauung  oder  der  6e- 
s'chichtbetnichtung  aus  dem  Dicht ergemüthe  hervorleuchten? 
Oder  sind  die  Mythen  der  Alten  fähig,  den  Dichter  zu  begeistern, 
nicht  aber  die  tiefen ,  sinnigen ,  liebeathmenden  Wahrheiten  des 
Christenthums?  Oder  wäre  bloss  irdische  Liebe  fähig,  tiefe  Sehn- 
sucht nach  Vereinigung  zu  erwecken  und  den  geliebten  Gegen- 
stand im  Herzen  zu  tragen,  nicht  aber  die  Liebe  zu  Christus? 
Doch  es  ist  nicht  unser  Wille,  die  religiöse  Dichtung  —  man  er- 
laube uns  diesen  Ausdruck  —  in  Schutz  zu  nehmen ,  —  sie  be- 
darf es  nicht  —  aber  bemerken  wollen  wir.es  noch ,  dass  man  in 
Spee  keine  kränkliche,  schwächliche»  pietistische  Spielerei  su- 
chen wolle.  Dieser  Mann  der  Kraft ,  der  durch  seine  Cautio  cri- 
minalis,  9,aas  männlichste  Buch^  das  je  ein  deutscher  Mann  ge^ 
sehrieben^^  (Vorrede  V.) ,  einen  so  inuthigen  gefährlichen  Kampf 
aufnahm,  ist  nicht  allein  zartfühlend,  sondern  auch  kräftig  in  sei- 
nen Gedichten.  Welche  Kraft  in  d^n  Gedichte  auf  den  h.  Xa- 
ver , "  als  er  in  Japan  schiffen  wollte  (S.  95.) !  Welch'  freudiges 
Vertrauen  und  welche  zarte  Innigkeit  in  dem  Gedichte  S*  92. ! 
Welcher  Ernst ,  welche  Ermuthigung,  welche  Theilnahme  in  der 
Elrmahnung  zur  Busse  S.  68.  Weiche  demüthige ,  sich  selbst  zur 
Gnade  überliefernde  Reue  und  welcher  ausdauernde,  kräftig- 
thätige  —  Busssinn  S.  77.  ff !  Welches  tiefe  Eindringen  in  das 
Leiden  und  die  Liebe  Christi  überall !  Welch^  Beharrlichkeit  in 
der  religiösen  Anschauung,*  welche  Individualisirung  der  Gefühle, 
welche  Kunst  in  Einfalt,  bei  diesen  Unterredungen  mit  dem  Echo- 
S.  11.!  Welche  Vielseitigkeit  in  den  Aufforderungen  zum  Lobe 
Gottes  und  Christi !  Möglich ,  dass  man  in  wenige^  Gedichten 
eine  für  die  Poesie  unfruchtbare  dogmatjsche  Paraphrase  mitunter 
findet,  aber  einmal  wird  man  Aehnliches  auch  bei  Waither  von 
der  Vogelweide  u.  A.  antreffen ,  und  ferner  sind  uns  neben  den 
Liedern  des  Glaubens  und  Vertrauens  und  4er  Gottergebenheit, 
des  Preises  und  Dankes,  der  Reue  und  des^ Schuldgefühles,  des 
Mitleids  und  der  Liebe  solche  docirenden  Lieder  eben  so  Heb,  lUs 
Gedichte,  worin  eine  endlose  Reihe  trockner  Sittenlehren,  in  völlig 
unpoetischem  Gewände  und  manchmal  mit  schielender  .Wahrheit 
vorgetragen  wird.  „Spee  ist  durchaus  lyrisch,  und  bei  aller  Gluth, 
Tiefe  und  Erhabenheit  seiner  Gedanken  und  Gefühle  liebt  er  in 

« 

seiner  Darstellung  das  Innige,  Zarte,  Anmuthige  und  Kindliche; 
als  wenn  er  die  Worte:  werdet  wie  die  Kinder!  wohl  erwogen 
hätte.  Er  neigt  sich  zur  Idylle,  wie  «r  denn  am  liebsten  in  der 
freien  Natur  sich  bewegt  und  sich  selbst  der  von  Liebe  getroffe- 
|ien  Nachtigall  vergleicht.  Aber  seine  Hirten  Dainon  und  Holton, 
Philamon  und  Phidämon,  vertreten  die  genze  Menschheit ,  dem 
^guten  Hirten^^  gegenfiber,  der  für  aeine  Heerde  sein  Lehen  ge* 
lassen*^^    XLI V.   —    ,,In  der  Trutzn.  erscheint  der  Gmnd  sei* 


Trntz-NatieallTon  Spee,  285 

nes  80  muthigen,  thatkraftlgen  Lebens :  die  Flamme  der  Liebe, 
die  alles  überwindet .  •  ^^  XLin. 

^,Um  die  Hohe  Gesinnung,  die  Kraft,  Scharfe  und  Klarheit 
seines  Geistes^S  sagen  die  Verf.  VK,^^  die  Iclassische  Bildung  und 
allseitige  Gelehrsamiteit  nnsers  Dichters  heller  zu  zeigen,  nnd  wo 
möglich  durch  seine  eigenen  Worte  die  danicbare  Erinnerung  an  die- 
sen Freund  des  Vaterlandes  und  der  Religion  lebendiger  unter  unszu 
machen^  wollen  wir  von  dieser  Gautio  criminalis  einen  Auszug  ver- 
suchen, obwohl  der  beschränkte  Raum  nur  in  geringerm  Maasse 
die  Durchdachtheit  der  Anlage,  die  Feinheit  und  Gewandtheit 
der  Durchfuhrung,  die  Kühnheit  und  rücksichtslose  Entschei'- 
düng  des  Kampfes  erkennen  lassen  wird^^.  Dieser  Auszug  von  VII 
—  XLL  ist  nicht  wieder  eines  Auszuges  fähig,  wir  sind  den  Hrn. 
Verf.  aber  Dank  dafür  schuldig,  da  er  mit  besonderem  Fleisse 
verfasst  ist.  Wir  haben  mehrere  Abschnitte  mit  dem.  Originale 
(Cautio  criminalis,  seu  de  processibus  contra  Sagas  Über.  Ad 
magistratns  Germaniae  hoc  tempore  necessarius ,  tum  autem  cbn- 
siliariis  et  confessariis  principum,  inquisitoribus,  iudicibus,  advo- 
catis,  confessariis  reorum^  concionatoribus  ceterisque  lectn  utilis» 
aimus.  'Auetore  incerto  theologo  Romano  —  edUio  secunda* 
CVancofurti,  sumptibus  Joannis  Gronaei  AnstrH.  AnnoMDGXX](II.) 
vergleichen  und  die  Miihe  nnd  Geschicklichkeit  bewundert,  womit 
das  Schlagendste  und  Wichtigste  eines  459  Seiten  haltenden  Bu- 
ches bald  in  gedrängtem  Auszuge ,  bald  in  treuer  Ueberseizunlp 
^edergegeben  ist.  Aber  wer  müsste  nicht  dien  Mann  lieb  gewin- 
nen, der  mit  einem  solchen  Gerechtigkeitsgefühle  und  so  tiefem 
christlichen  Sinne  sich  einer  herrschenden  Grausamkeit  entgegefi^ 
setzt  und  seine  Haare  dabei  vor  Gram  ergrauet  sieht  (Vorrede 
V.) !  Und  mit  welchem  Patriotismus  ruft  er  S.  101.  (Caut.  er.)  aus: 
Fudet  me  GermUniae,.  cum  non  melius  in  re  tanti  momenti  argn« 
mentari  novimus.  Quid  dioent  aliae  nationes,  quaejam  tum  aim* 
pUcUatem  noatram  ridere  soliiae  sunt!  Vergl.  Auszug  XIV. 
Freilich  theilt  uns  Grimm  (Deutsche Mythologie  S.  597. )  ein  auffal- 
lendes Beispiel  mit,  wie  praktisch  |äan  in  französischen  Gegenden 
im  15.  Jahrh.  mit  Hexen  zu  verkehren  wusste  (Cum  quaedani  vie- 
tula  volens  blandire  suo  sacerdoti  diceret  ei  in  ecciesia:  Domine, 
multum  me  debetis  diligere,  quia  liberavi  vos  a  morte:  quia  cum 
ego  vadebam  cum  bonis  rebus,  media  nocte  intravimus  domum 
vestram  lominaribus,  ego  videns  vos  dormientem  et  nudum  coo- 
perui  vos,  ne  dominae  nostrae  viderent  nuditatem  vestram,  quam 
si  vidissent,  ad  mortem  vos  flagellari  fecissent.  Quaesivit  siicer- 
dps,  qnomodo  intraverant  doinym  ejos  et  cameram,  cum  essent 
fortiter  seratae  ?  tunc  alt  illa ,  quod  bene  intrabant  domum  janui« 
clausis.  Sacerdos  autem  vocana  eam  intra  cancMum^  tlausQ 
ostio  verberavit  eam  cum  baculo»  crucis  dicensi  j^Esite  hinc^ 
demina  sacrilega  !^^  et  cum  non  passet  esire^  emisit  eam  sa- 
cerdos dicens :  ^^ModovidetiSy  qüamfatuaeestis^  quaesomnio^ 


Sd6  Detttsebe  Literatur. 

rum  ereditia  eamtätem^.) .  Die  Lebensbescbreibuiif  de«  Dichtere 
Jst,  wie  die  Verf.  sagen,  nicht  nur  mit  Benutzung  der  bekannten 
Werke  von  Placcius,  Sothwell,  Hartzheim  verfaast,  sondern  auch 
durch  schriftliche  Mittheiiungen  von  Paderborn  und  Trier  berei- 
chert. Die  Erkiirungen  sind  offenbar  von  dem  Gesichtspunkte 
aasgegangen ,  dass  sie  unsern  Dichter  jedem  Gebildeten  zugäng- 
lich machen  wollen.  Die  Hm.  Verf.  ihre  sorgfältige  KemUnisB 
der  ättern  Denkmale  unserer  Sprache  genugsam  erweisend^ 
haben  jedoch  auf  gelehrte  Sprachvergleichung  es  nicht  abgesehen, 
aber  man  wird  kaum  eine  Stelle  finden,  wo  die  Anmerkungen 
nicht  aushelfen ,  vielleicht  etwa  268.  L.  3.  lieber  das  „Zuviel^ 
lisst  sich  bei  dem  oben  angegebenen  Gesichtspunkte  nicht  rech- 
ten. Doch  fehlt  es  an  Fingerzeigen  für  den,  dem  es  um  die 
Sprache  zu  thun  ist,  keineswegs.  Manches  ist  gewandt  aus  dem 
Bihd.  erklärt  vgU  zwar  S. 22.  (ze  wäre  ==  in  Wahrheit);  schimpfen 
34.  (=  spaszen);  gewerden  (Ahd.  gawerdan=geni&gen)  43;  mir 
gesclHrindet42.(=^ich  werdelöhnmächtig! — mhd.);  schleissen  46. 
(einen  Weg  —  sUzen) ,  und  so  durchs  ganze  Buch ,  z.  B.  Dnter- 
schlag  130.  (=  underslac  =  Unterscheidung) ;  zwagen  (=  wa- 
schen —  mhd.  twahen)  S.  169.;  Unterschleif  120.  (=  Schlupf- 
loch) u.  s.  w.  Die  Heichthum  126.  wird  erklärt  durch  „Reich- 
lhiimer%  und  so  möchte  es  scheinen,  als  solle  «s  der  Fl.  Reich* 
Ihume  sein,  wie:  dann  neben'Andern  ein  neuerer  Dichter  An.  Grün 
(Sdiutt)  sagt:  In  des  Lichtes  Heiligthumen ;  doch  nehmen  wir 
d^  Sing.  w.  G.  an,  wie  Sebast.  Miinster  bei  Wackern.  S^,  599, 16. 
hat:  die  grosse  reichthumb  die  darin  gefunden  wird.  Vielleicht 
li^sse  sich  noch  über  die  Auffassung  eines  oder  des  andern  Wortes 
streiten  (z.B.  frei  S. 26.),  doch  ist  sie  immer  eine  wolilbegrundete. 
—  Der  Abdruck  ist  getreu ,  nur  mit  jenen  Ausnahmen ,  welche 
die  Umsetzung  der  Spee'schen  Orthographie  m  die  jetzige  veran- 
lasste, wobei  es  freilich  schwer  hielt,  sich  im  Einzelnen,  z.B. 
in  Setzung  der  Apostrophe  getren  zu  bleiben;  wir  haben  wenig- 
stens Vielefs  verglichen,  und  keine  Abweidiung  von  einiger  Ab- 
'deutung  gefunden.  —  Druck  und  Papier  sind  lobenswerth,  der 
Preis  -^  22^  Sgr.  —  für  das  geheftete  Exemplar  mit  Musitibei- 
lage  (S.  312.  Vorr.  XLVDI.  Musik  etwa  30  S.)  scheint  uns  nicht 
SU  hoch  zu  «ein.  Die  24  Chorale  der  ersten  Ausgabje  sind  von 
dem  Gesanglehrer  am  Gymnasium  zu  Coesfeld  G.  Fölmer  vierstim- 
mig gesetzt.  Und  so  möge  dieses  Buch  auch  neben  den  Bearbei- 
tungen der  Lieder  unsere  Dichtere  zahlreiche  Verehrer  finden, 
„denn  die  dgentliche  Melodie  der  alten  Verse,  der  geistige  Hauch, 
der  an.  den  ureprunglichen  Wörtern  und  SatzfEigungeh  haftet, 
kssen  «ich  nicht  fkbertngen  und  überarbeiten.^^  Das  Titelblatt 
der  dem  Gymnasium  an  Trier  gehörigen  Handschrift  ist  mitgetheUt. 
Coesfeld.  Teipel. 


Seyfferd  Aretalogns.  %7 


ARETAL06US  sive  Efiigrammaia  et  Senteniiae  No- 
stratium  Poetarum  Latine  Reddita.  EdidU  MaarUwM 
Seifferttts*  Brandenburg;].     Samptas  fecit  Adolphus  Mneller.  1841. 

'  Motto:  Qui  dadryulta« et  non  le^s  lata  libenter, 

Omnibiu»  invideas  9  LiTide,  neno  tibi* 

-  Martjal. 

Die  tFahl  des  Titeb  Aretalogas  beruht  auf  dnem  Sehen* 
Aretalogi  nimlich  hiessen  bei  den  Römern  gewisse  kurzweilige 
Philosophen  oder  philosophische  Spassmacher,  arme  Schlucker-:- 
^^Yexat  soES  aretalogos  maligna^^  — ,  die  an  der  reichen  Herren 
Tische  sassen  und  die  bonne  ch^re  durch  bons  mots,  meist  in  der 
Form  von  Sittensprüchen  Torgetr9gen ,  zu  würzen  und  zu  Tergei-* 
ten  pflegten.  Bescheiden  und  verbindlich  hat  Hr.  S.  selbst  die 
Rolle  eines  Aretalogus  übernommen ;  die  reichen  Herren,  denen  er 
seine  Aretalogien  mit  einen  höchst  eleganten  Dedicationsgedichte"^) 
darbringt,  sind  der  Herr  Oberbürgermeister  Ziegler  zu  Branden- 
burg, ein  Mann,  der  mit  seltener  Liberalität  die  Humanitatswis- 
senschaften  in  seinem  Kreise  au  hegen  und  zu  pflegen  weiss,  und 
der  Herr.  Director  Braut^  unter  de^en  Auspicien  das  Gymnasium 
zu  Brandenburg  zu  seiner  jetzigen  Celebrität  gelangt  ist.  So  viel 
glaubte  ich  über  die  Wahl  und  Bedeutung  des  Titels  voraus« 
schicken  zu  müssen,  der  auf  den  ersten  Blick  allerdings  etwas  be- 
fremdlich erscheinen  kann.  Nun  könnte  ich  mir  das  Vergnügen 
machen ,  zum  Eingang  unsrer  Anzeige  ein  wenig  gegen  solche  zu 
declamiren,  welche  das  heitre  Geistes^piel  der  lateinischen  Yersi- 
fication  überhaupt  als  eine  unnütze  Arbeit  verdammen  oder  alz 
eine  nichtsnutzige  Spielerei  verachten;  und  mancher  würde  diese 
Gcdegenheit  nicht  unbenutzt  vorüber  k^en;  aber  vor  diesem  Ge- 
meinplatze wollen  wir  uns  wohl  in  Acht  nehmen.  Dagegen  denke 
ich  gegen  diejenigen  zu  schreiben,  die  etwa  speciell  gegen  die  Ai* 
teinischen  Verse  des  Dr.  Sejffert  etwas  einzuwenden  haben  soll- 
ten, wie  ein  gewisser  „Lividus^^  gethan;  doch  nicht  in  einem  eln- 


*)  Quod  qaondam  coiait  genas  leporom 
Gentifl  Romuleae  beata  mensa, 
Quo  nee  maximus  Imperator  orbis 
Condimento  epolis  carere  novit: 
Hoc  qnidam  veteris  refector  aevi 
Vohia  nnnc  refero  diooqne  optfllain 
Saminis  assidaus  cliens  patronii. 
8ic  ^  paUperior  deoere  cnltos  — 
Vexat  sors  aretalogos  maligna  — 
Et  si  quid  triviale  cantÜena 
Boctae  sordidios  sonabit  anri, 
8i  tota  a  studio  venit  placendi, 
Vt9lm  Ine«  niteiM  plaoere  diseet« 


288  Nealateiniiche  Poesie. 

leitendeil  Vorworte,  sondern  durch  den  ^nzen  Inhalt  ungrer  An- 
zeige, meineich,  werden  die  etwaigen  Ansichten  dieser  bestrit- 
ten werden. 

Mit  welchem  Geschick  und  Gluck  —  denn  das  Geschick  allein 
Ihat's  freilich  nicht  —  S.  seine  Aufgabe  gelöst  hat,  springt  dann 
besonders  in  die  Augen,  wenn  man  seine  Uebersetzungen  mit  den 
Leistungen  anderer,  namentlich  mit  den  oft  wahrhaft  grässlichen 
lateinischen  Versen  Ton  Feuerlein  und  den  iibrigens  ganz  lobcns- 
"werthen  Bestrebungen  Welckers  vergleicht,  wo  diese  sich  an  eben- 
demselben- Stoffe  wie  Seyffert  versucht  haben.  Es  mögen  hier 
zum  Belege  einige  Proben  stehn. 

Theophanie  (p.  28.). 

Zeigt  sich  der  Gluckliche  mir,  ich  vergesse  die  Götter  des  Himmels ; 
Aber  sie  stehen  Tormir,  wenn  ich  den  Leidenden  s^h* 

Feuerlem :  S^um ,  cernens  faustuip ,  coetüs  oblitus  Olympi, 
Obvio  at  infausto ,  est  obvias  ille  mihi. 

(Wie  mag  wohl  F.  diesen  Pentamenter  gelesen  haben,  um  das 
Komma  hinter  dem  elidirten  o  hören  zu  lassen!?  — ) 

JFdoher:  Me,  iriso  felice,  tenent  obliria  Divinm; 

At ,  mihi  conspicitar  dum  miser ,  ecce  Dei ! 

Sesffert:  Öccurrat  felix ,  abennt  mihi  pectore  divi; 
Adsunt,  ut  miseri  se  obyia  imago  tulit. 

Inneres  und  Aeosseres.  (p.  28.). 

,',Gott  Bur  fliehet  das  Herz.''  —     Dram  eben,  weil  Gott  nur  das  Herz 

sieht, 
Sorge,  dass  wir  doch  auch  etwas  Ertagliches  sehn. 

F,i  „Corda  Dens  cernit''.    Qtiare,  "qnod  Hie  haec  modo  cemit, 
Cora,  ut,  quod  decet,  in  te  quoque  cemat  homo. 

(Wird  man  durch  das  Cura,  ut,  quod  decet,  in  nicht  an  den 
Reimvers  erinnert: '  „Hans  Sachs  war  ein  Schuh{macher  und  Poet 

dasBu'*?) 

W. :  „Cor  cernit  tantnm  Detu !"     En  age ,  propterea  fac, 

No8  quoque  cemamus  nü  mediocre,  precor.  ^ 

S,:   Ipse  deus  mentem,  quae  sit,  yidet«    Brgo  age,  nobis 
Nonnihii  ut  liceat  posse  yidere,  yide. 

Das  Distichon,    (p.  34.)  - 
Im  Hexameter  steigt  des  Springquells  flussige  Säule; 
Im  Pentameter  drauf  fällt  sie  melodisch  herab. 
F. :  Exsilit  hexametro  fontis  spumoea  columna, 

^  Pentametro  deorsum  deinde  sonora  cadit. 
^•:  Surgit  in  Hexametro  fontis  liquefacta  columna, 

Atque  in  Pentametro  consona  deinde  cadit. 
S,:  Emicat  hexametro  saliens  Heliconias  unda. 
Pentrametro  rursus  lapsa  sonora  cadit. 


fileyiera  ArlstAlogQs.  289 

(Obne  uDg  ianvi  e^suIaMeB,  He  Vorsüge  der  Ddi^etiutfg  voo 
Sejffert,  die  ja  auch  euieiB  bl&deo  Aoge  von  selbst  einleticht^n 
pQiseo,  et^ffFdn  naislMiiweiseD ,  machen  wir  nur  auf  das  sjtat^  des 
seWepyead^.  und,  niehjtssafendea  dei^de  cadit  so  g]U§i|i^f^  ge- 

.  Nun  möchte  ich  gern  noch  einige  vorzugsweise  gelwigene 
üebersetsungen  mittheilen,  muss  aber  offen  bekennen,  dass  mich 
die  zu  treffende  Auswahl  einigermassen  in  Verlegenheit  setzt. 
Nur  sehr  wenige  Verse  finden  sich  im  Jiretalogu»^  die  nicht  ihre 
eigenthiimüche  Schönheit  Initten  und  nicht  als  TorzUglich  gelun- 
gen bezeichnet  werden  könnten,  und  es  ist  gar  leicht  möglich, 
dassy  wenn  mir  das  eine  oder  das  andere  der  Spigramme  beson- 
ders ^iROblgell^Ut,  einem  andern  andere  noch  besser  gefallen. 
Diess  soll  mich  indessen  nicht  abhalten,  auf  gut  Glück  Giniges 
herauszuheben. 

S.  2« :  Wenn  einer  sich  wohl  im  Kleinen  deucht, 

So  denke ,  deir  hat  was  Grosses  erreicht. 
8i  quem  parva  tenent  animique  est  laetus  in  Ulis, 
lUe  mihi  magnam  magnas  adeptas  homo  est. 

(Ein  Anfänger  würde  statt  animiqixe  est  1.  gesetzt  haben  anhnua- 
qneest'l.y,  ■-'-•■••-  '.:.-'..'i  > 

S.  5.:  Zwischon  heut.und  morgen  »      .  * 

Liegt  eine  lange  Frist. 

Leriie  schnell  besorgen, 

Da  da  noch  munter  bist. 
Quam  longe  distant  hodiemae  crastina  luci. 
Disce  yigil  curas  deproperare  tuas. 

(Wie  schön  und  c^genthumlich  ist  das  deproperare  gesagt !) 

8*26.:   Orabschrift. 

Als  Knabe  verschlossen  und  trntzig, 

Als  JangHng  anmasslich  (Und  stateig, 
'      Als  Mann  za  Thaten  wütig,  •.       • 

Als  Greis  leichtsinnig  und  grillig.  .    '. 

Auf  deinem  Grabstein  wird  man  lesen: 

Das  ist  fürwahr  ein  Mensch  gewesen.  « 

,     Trux  puef  et  tectus,  juvcnis  arcectus  et  audax, 
Vir  gnatus^  tristis  curalevitate  senex: 
Illios  iiifcriptus  statuetur  cavmine  cippus? 
Hie  Situs  est  hominis  AkMUifie' dignos  homo. 

(Das  trus  puer  fRr  trutzig  ist  unübertrefflich  und  arrectus  dem 
s/fi^2t^  aufs  Haar  entsprechend.^  Beachtung  verdient  ferner  die 
Wendung  tristis  cum  lefitate  und  besonders  auch  das  iiiius.) 

S,  35.:  Das  Ecle^ment.  ... 

Bett  einen  Frosch  auf  einen  w^i^en  Stuhl,     .  s .  :  .      ^    . 
Br  hupft  doeh  nieder  Ja  den  schwarzen  Pfuhl.      - 
N.  Jahrb.  f.  Phil,  w.  Päd,  od,  KrU.  BibU  Bd.  XXXIV.  Hft,  3,  19 


290  Neulaieinische  Poesie« 

Qnamvifl  sablimem  solio  «plendente  reponas, 
DemlH  in  .nigram  rana  relapsa  lacam. 

(ht  Au  relapsa  nicht  zum  Lachen  schon  1 —  Man  hört  den 
Sampfhupfer  hiueinplatschen  in  das  Wasser ,  und  durch'  das  un* 
mittelbar  Torbergehende  rana  und  das  folgende  lacum  wird  die 
Wirkung  noch  Terstarkt.) 

8.38;  Leer  lärmt  am  meisten« 

StoMt  da  ein  leeres  Fass,  dröhnend  wälzt  sich's  um  und  om; 
Ist  mit  Wein  es  angefüllt  y  bleibt  es  liegen  fest  und  stumm. 

Oifendas  vacunm ,  sese  strepitumqae  Toiotat, 
Sin  plenus  Baecho  ,  stat  sine  Toce  cadus. 

(Das  sese  strepitumque  volutat  ist  eben  so  originell  als  schön  Ter« 
blinden  und  durchaas  probehaltig.) 

S.  40:  Schätzung  des  Lebens« 

Kein  schönes  Leben  wird  gefunden^ 
Zerlegst  du  es  in  Tag  und  Stunden« 
Si  solidam  frangas  horasque  diesque  secando, 
lUa  nihil  veneris  vita  joainuta  feret. 

(Das  solidam  frangere,  das  horasque  diesque  secare,  woför  ein  An- 
fanger in  horas  bringen  würde,  das  iiia  endlich  macht  dem  Ueber- 
setzer  alle  Ehre;  am  meisten  aber  hat  er  seine  Genialität  durch 
das  hinzugesetzte  minuta  bekundet.  Wie  schön  gehen  hier  die 
eigen^iche  und  die  tropische  Bedeutung  des  Wortes  in  einander!) 

S.  63:  Freunde. 
Freunde,  die  das  Glucke  macht,  sind  kein  rechtes  Meisterstucke, 
Wenn  sie  nicht  zuvor  beschaut  und  bewahrt  das  Ungelucke. 
.  Candida  quem  facinnt ,  non  factns  amicus  ad  unguem  est, 
Nttbila  ni  »pectent  tempore  et  ante  probent. 

(Ein  Meisterstuck  von  einem  Freunde  —  amicus  ad  unguem  f actus: 
ich  glaube  nicht ,  dass  eine  bessere  oder  auch  nur  eine  andere 
gleich  gute,  so  in  allen  Beziehungen  und  nach  allen  Richtungen 
bin  treffende  Uebersetzung  denkbar  warel) 

Ob  sich  im  Aretalogua  auch  weniger  Gelungenes  und  Feh- 
lerhaftes findet  1  —  Auch  damit  kann  er  dienen,  und  diejenigen, 
die  kein  Buch  lesen  können,  ohne  in  demselben  auf  Fehler  Jagd  zu 
machen  und  lieber  zehn  schöne  Stellen  als  einen  einzigen  Schnitzer 
missen  möchten,  auch  sie  mögen  sich  das  Büchlein  immerhin  an^ 
schaffen»  Vielleicht  finden  sie  noch  etwas ,  was  mir  entgangeo 
ist.    Was  ich  noch  anders  wünschte ,'  ist  etwa  Folgendes. 

.  Gleich  der  erste  Vers  (p.  1.)  Ecqua  mihi  merito  sit  leddita 
gratia,  quaeris?  leidet  an  einer  Zweideutigkeit,  insofern  meriYo 
entweder  Participium  oder  Substantkum  sein  kann;  im  zweiten 
FaUe  wäre  mihi  Dat.  ethicus.  SUtt  merito  war  merenii  zu  setzen : 
Ecqua  mihi,  quaeris,  sit  gratia  capta  merenti.  —  Die  Stelle  (p«l«): 


Mente  quid  iaventma  perfectnm  pectoris  ardor» 
QoaQ  discüy  constans.  scire  sed  illa  dabit« 

erinnert  dutcb  ihre  UnTerständlichkeit  an  du  alte  Rebare  fari  acio^ 
«t  f abare  nescio.    Da«  Deutscbe  heisst:    v 

Mit  I4i9.be  endigt  man ,  ^as  man  erfunden, 
Was  man  gelernt,  mit  Sicherheit, 

und  man  wird  folgendermaassen  constmiren  müssen :  Mente  quid 
(aliqnid)  inventum  perfectum  dabit  pectoris  ardor,  sed  illa,  quae 
jdiscis^  constans  scire  perfecta  dsbit;  docb  balte  ich  con^tane 
ßcire^  for  sicheres  Wissen  gesetzt,  für  ünlateinlsch.  •. —  In  dem 
ersten  Epigramm,  auf  S.  3.  ist  der  Gegensati  zwischen  dem  gros* 
een  Haufen  und  den  andern  einerseits  und  zwischen  gehen  lassen 
und  lavfen  lassen  andererseits  und  damit  meiner  Ansicht  nach  die 
eigentiiche  Pointe  Terloren  gegangen.  Auch  ist  es  eine  störende 
Härte,  dass  die  Ablatt.  absoll.  desertis  sodalicüs  nicht  auf  das 
grammatische  Subject  turba^  sondern  auf  das  logische  Subject  des 
Satzes  bezogen  werden  müssen.  —  S.  5.  lesen  wir :  Non  9eri 
quisquam,  magnus  at  esse  cupit;  aber  magnus  gehört  in  das  erste 
Crlied  zu  fieri^  zu  interpungiren  Non  fieri  quisquam  magnus,  at 
esse  cupit  ^-  ad  modum  Feuerleins  —  erlaubt  die  Cäsur  nichtf 
mair  wird  also  sagen  müssen:  ^      ' 

Non  neri  magnus,  quisque  sed  esse  cupit. 
Das  4octa  p*  6.  ist  wieder  zweideutig ,  man  weiss  nicht,  ob  es  als 
Attribut  oder  als  Prädicat  (==  edocta  est,  so  dass  es  dem  novit 
parallel  wäre!)  zu  dissertatio  geboren  soll.  —  S^  7.  ist  nosse 
deum  fugit  hunc^  um  nosse  deum  non  potest  hie  auszudrücken^ 
anvifoXfiycDg  gesagt.  -^  Petenti  p..  9.  soll  sicher  dem  Strebenden 
heissen;  gleichwohl  wird  jeder  durch  die  Verbindung,  in  der  69 
steht,  namentlich  durch  das  de  der  int  AW  geneigt  werden,  es  in  der 
Bedeutung  dßm  Bittenden  zu  fassen.  •^.  S.  10.  ist  durch  haec  — 
illa  fat  jene  ^ —  diese  {%\cX)  die  Beziehung,  wenn  auch  keineswegs 
Terkehjrt  geworden,  doch  umgekehrt  worden;  wir  fragen:  quo 
jurel ' —  Füjr  die  Syntaxe  fac  —  caveto  (p.  17.)  weiss  ich  keine 
Autorität  —  S.  20.  steht  ein  kurzer  Yocal  (age)  am  Schlüsse  des 
Pentameters,  ebenso. p.  28.  (tuä),  p.  35.  (pede),  p.  37.  (fugä), 
p.  44.  (fuge);\gegen  die  strengere  Regel  findet  sich  auch  einmal 
eine  Kürze  (volät)  am  Ende  des  ersten  Hemistichii  des  Pentame- 
ters (p.  67.)«  —  S.  22.  ist  das  substantivisch  gebrauchte  mea 
(meine  Siebensachen^  so  gesetzt,  dass  jedermann  gfeneigf  sein 
wird,  es  adjectiyisch  zu  fassen  und  aus  dem  Vorhergehenden 
decora  dazu  zu  nehmen.  —  Das  Epigramm  „Die  Sonntagsldnder^^ 
(p.  33.)  besieht  aus  «wei  Distichen ,  von  denen  jedes  einen  Ge- 
danken abschliesst.  Diese  Gonformitat^ist  in  der  Uebersetzimg 
zerstört,  indem  an  den  zweiten  Vers,  wo  ein  Punctum  steheo 
sollte,  noch  d^r  dritte  mit  einem  Relativum  angeleimt  wird.  — 
Perfida,amicUioefuga  für  perfide  fugiens  amidtia  (p,  37.)  ist  za 
8chwungl^lft  für  das  Epigramm.  —    S.  39.  heisst  es:   Si  servare 

19  ♦ 


292  Franrosisclie  Sprache. 

Tole8,ne  qm  sim  flamfae  lapaus  Qnaere,  «ed  hac  ocnloa,  gud 
modo  nier|;or,  habe.  Man  lese:  qua  modo  mer^or.  —  S.  43.  ist 
nach  exierat  das  den  Sinn  ginxlicb  entstellende  Komma  lu  strei- 
chen — •  ,, Ams  adest^^  Mario  Tates  cecinere  (p.  54.)  tarflnem 
ade98e  mochte  wohl  f&r  unlateinisch  sniialten  sein.  —  Dass  man 
p.  65.  zu  deest  acies  aquilae  aus  3em  Yorher^henden  eui  er^n- 
sen  muss,  erscheint  mir  als  eine  kaum  erträgliche  Härte, —  Fnr 
Et  stidtus  facile  et  sapiens  plus  meiite  regendus  (Leicht  Ist  ra 
lenken  der  Thor  und  leichter  mit  Gr&nden  der  Weise)  wird  xn 
setaensdn: 

Et  stultns  facile  et  sapiens  mage  mente  regetur. 

Der  Aretalogus  giebt  auf  76  Octav-Seiten  Epigramme  und 
Sentenzen  von  Goethe  (p.  1—25.),  Schiller  (26—34.),  Wilhefan 
MOUer  (35—45.),  Herder  (46^50.),  Lesshig  (51  —  55.),  Logau 
(56—68.)  und  Verschiedenen  (69—76.).  Die  von  Sejffert  ge- 
troffene Auswahl  ist  in  jeder  Hinsicht  höchst  glücklich  zu  nennen» 
Nur  ein  paar  Spruche  von  Adolph  Bube  sind  mit  untergelaufen, 
die  so  ,,triTiaI^^  sind,  dass  die  von  Sejffert  In  der  oben  üiitgetheil- 
ten  Dedication  ausgesprochene  «Hoffnung,  dass  sie  dOrch  die  i^lux*^ 
des  „snmmus  rerum  Brandenburgicarum  moderator^  und  des  andern 
,^8ummus  patronus^^  einigen  Glanz  gewinnen  werden ,  an  diesen 
schwachen  Sinnsprüchen  (um  nicht  „schwachsinnigen  Spruchen^^ 
zu  sagen)  schwerlich  in  Erfüllung  gehen  wird.  Papier  und 
Druck 9  "wie  Alles,  was  aus  der  Müllerschen  Officin  hervorgeht, 
splendid. 

Wir  wunsdien  vom  ganzen  Herzen ,  dass  das  Buchlein  die 
Erheiterung  und  den  Genuas,  den  wir  demselben  verdanken,  recht 
vielen  bereiten  möge,  und  dass  Sejffert  auch  fernerhin  die  Lust 
behalte,  seine  Musestunden  mit  jener  „animi  adversio  humanissima 
^t  liberalissima^^  auszuf&Uen^  zu  der  er  in  einem  so  ausgezeich- 
neten Grade  befähigt  ist. 

Nauok^ 


i$$enäehafiliehe     Sgntas     der     französischen 

Sprache    von  Dr.  Phüipp  Sch^n.     Essen,    G.  D.  Badeker. 
•  1840.    394  S.     8. 

Eine  begr&ndende  *)  Behandlong  der  firanzosbehen  Syntax 
ist  nicht  blos  eine  willkommene,  sondern,  ins^rfem  diese  in  ^e 


*)  Eine  solche  ist  die  yoriiegende,  keine  wiascM^itftlkhe^  wie  der 
Verf.  sie  nennt.  Die  wissenschaftliche  Sjntax  hat  die  Sprache,  als  die 
Manifestation  des  menschlichen  Geistes,  als  einheitliches  Ganzes  sowohl 
iii  ihren  historischen  Krisen,  wie  nach  ihrem  innem  Gehalte  an  b(^ 
trachten.  ,,Die  Tvissenschaftliche  Forschung ,  sagt  Bemkardg  (Wissen- 
schafUiche  Syhtax  der  ^echischen  Sprache  p.  1.) ,  erkennt  in  der  gnt^ 


Sclufflin:  IViiMiisch.  Syntax  der  franx.  Sprache.  ,  203 

Terhtkniiie  des  socialen  Lebens  so  tief  und  niielil%  eingreifsnde 
und  nach  allen  Richtung^en  hiü  so  unentbehrliche  Sprache  neben 
ihrem  materiellen  Einflasse  auch  eine  formelle  und  klassische 
Geisteseniwickelun;  ersielen  soll,  sum  Bedürfiiiss  gewordene  Er- 
scheinung in  der  päda^ogiBchen  Literatur.    Denn  dass  es  siir 
fründlichen  grammatischen  Ausbildung  nicht  ausschliesslich  der 
alten  Sprachen  bedürfe,  und  bei  richtiger  Methode  die  neueren 
mit  in  den  Kreis  derjenigen  Disciplinen  gesogen  werden  können, 
die  vorzugsweise  die  harmonische  Entwickelung  der  Seelenkrafte 
ho  Auge  haben,  hat  namentlich  der  mit  klassischem  Geiste  aus- 
gerüstete H^agner  in  seiner  neuen  englische^  Sprachlehre  bekun- 
det'*',)  und  aus  triftigen,    hier  nicht  weiter  zu  besprechenden 
Gründen  selbstauf  Gymnasien  mit  dieser  Sprache  den  Anfang  im 
Sprachstudiam  überhaupt  so  machen  in  Vorschlag  gebracht.    Für 
die  eigentliche  Begründung  der  franaösiscben  Syntax  ist  bisher  so 
gnt  wie  nichts  geschehen,  theils  weil  sich  Niemand  des  Bedürf- 
nisses einer  auf  allgemeine  Denkgesetse  zurückgeführten  Betrach- 
tungsweise dieser  Sprache  I>ewus8t  war,  theils  weil  man  die  bewei- 
sende Darstellung  einer  von  den  Schlackep  der  Zufälligkeit  nicht 
goreinigten  Sprache  in  Zweifel  gesogen  und  streitig  gemacht  hat: 
Auf  französischem  Boden  namentlich  seheint  man  keine  Ahiiang 
einer  solchen  begründenden  Sprachanschaoung  zu  haben,  und  die 
Nationalwerke;  Grammaire  des  grammaires,  und  neuerdings  noch 
die  grammaire  nationale ,  sehen  die  Grammatik  nur  als  den  Inbe- 
griif  einer  systematischen  Zusammenstellung  von  den  in  guten 
Schriftstellern  ungeordnet  sich  vorfindenden  grammatischen  Er- 
scheinungen an.    Spricht  doch  die  letztere  **)  ihre  Methode  bei 
der  Behandlung  unverholen  aus.    G'est  une  affaire  de  goüt  et 
d*harmonie,  heisst  es  bei  verschiedenen  Ausdrucksweisen;  ein  an- 
deres Mal:  Voulez-voHs  des  r^les^  observez  les  faits!    Und 
wiederum,  wo  von  en  beim  Gerondiv  die  Rede  ist:  Fanalogie 
seule  peut  instmire ,  et  l'uistinct  dirlge  mieux  ^ue  la  raisonne- 
ment*  —    C'est  surtout  ici 

.  •  •  LalMont  les  doctenrs  Ubrement  pratiquer 
L'art  de  ne  rien  comprendre  et  de  tout  expliqoer* 

Wenn  der  Unterzeichnete  Angesichts  solcher  Erscheinungen 
in  der  Behandlungsweise  der  eignen  Grammatik  von  französischer 


duflchen  Syntax  un  kmutreichea  and  in  umfassender  Anschauung  durcli- 
gebildetes  Ganzes,  dessen  Begriff^  und  Gesetze  nach  den  Grundlagen 
der  charakteristischien  Literatur -Perioden  auf  historischem  Wege  au  er- 
mitteln sind,  und  dessen  Inhalt  im  syntaktischen  Organismus  der  Substan- 
tiven und  attribntiTen  Redetheile  und  der  Satzlehre  erschöpft  isf 

*)  Vergl.  dessen  Vorwort'  zu  Melford^s  vereuifachter  englischer 
SpracUohre. 

*0  Vgl.  SMflm'B  Vorrede. 


204  PranzdffiBche  Sprache.* 

Sefte  ^as  Forschen  dentfteher  Sprtichkenrief  adf  diesem  GeMete 
ins  Atige  fasst,  so  Icann  er  slch^'eines  gewissen  unbehsglielieii  Eio- 
driic](S,  den  französisclie  Sj^i^acliforsclinng  gcgenufoef  den  ünter- 
snclinngen  in  der  alten  literatur  ton  jeher  auf  ihn  gemacht  hat, 
ton  Nenem  nicht  erwehren.  '  Wahrend  man  in  Franlcreich  jede 
ernstere  Forschung  mit  vornehmer  Geringschätzung  bespöttelt, 
treten  wir  in  die  Schrauicen  imd  suchen  den  Franzosen  die  Logik 
ihrer  Sprache  nachzuweisen !  —   Doch  wir  wollen  von  der  leicht- 
fertigen Methode  der  französischen  Grammatiicer.  absehen,  und 
ihrer  Sprache  wegen  ihrer  Wichfiglceit,  als  Organ  ikst  der  civili- 
sirten-Wett^  wegen  dei*  Bedebtsamiceit  ihrer  Literatur  und  ab 
geistigen  Biidungsmittels  überhaupt  volle  Gerechtigkeit  widerflih- 
ren  lassen.    Die  Sprache  hat  sich  als  der  Ausdruck  und  die  Offen- 
barung des  unmittelbaren   menschlichen  Bewusstseins  arganisdi 
und  nach  den  Kategorien  des  Verstandes  entwickelt  und  kann  sich 
insofern,   wenn  sie  auch  in  Ihrer  historischen  Entfaltung  unter 
iusserm  Einfluss  durch  Convenienz^  Willkür,  Laune,  atich  Misa- 
verstand,  den  Ansatz  von  Zufälligkeit  dulden  muss,  dem  Vto^udi 
einer  wissenschaftlichen  so  wenig  wie  einer  begründenden  Behand- 
lungsweise  hartnädtig  nnd  durchaus  entziehen.  —    Der  Verfasser 
des  hier  anzuzeigenden  Werkes  hat  ohne  namentliche  Verarbeiten 
und  ohne  Benutzung  etwaiger  Hüifsmittei  die  Muhe  nicht  ge- 
scheut, die  französische  Stmcturlehre  nach  den  Gesetzen  der 
Denkart  zu   betrachten,    nnd   die  Resuhate  mehijShriger   und 
schwieriger  Studien  hier  vorgelegt.  Schon  sein  rühmlichst  bekann- 
ter IName  und  selbe  nnzweldeutigen  Verdienste  um  Bef5rdemng 
des  französischen  Sprachstudiums  erwecken  von  vom  herein  eine 
günstige  Meinung  und  berechtigen  zu  der  Annahme  tüchtiger  nnd 
tirohldurehdachter  Leistungen.     Und  wirklich  liefert  die  ganze 
Arbeit  deii  Beweis  von  der  Selbstständigkeit  und  Eigenthumllch- 
keit  in  der  Auffassung  des  Verfassers ;    ein  nei<er  Geist  weht 
durch  die  ganze  Schrift  nnd  ist  über  fast  sämmtliche  Erscheinun- 
gen in  der  Sprache  gegossen ;  selten  findet  man  sieh  auf  heimi- 
schem Boden.  -^^    Indess  soll  doch  mit  dieser  allgemeinen  Cha- 
rakteristik des  Buches  nicht  sofort  ein  unbedingtes  Lob  zu  Gun- 
sten des  Verf.  ausgesprochen  sein;  es  bleibt  vielmehr,,  bevor  wir 
'  9ur  Darlegung  des  Inhaltes,  übergehen,  im  Interesse  der  Wahiv 
heit,  die  Frage  zu  erörtern  j  ob  demselben  die  in  Anspruch  ge- 
nommene Einräumung,  dass  sein  Versuch,  was  in  der  französi- 
schen Sprache  bisher  fut  zufällig  gehalten  wurde,  als  nothwendHg 
darzustellen,  und  so,  was  man  mit  dem  zur  Bequemlichkeit  ein- 
ladenden Worte  Spraohgefbrauch  benannte.  In  sprachlich  -  logi- 
fiches  Gesetz  zu  verwandeln ,  die  Möglichkeit  des  Gelingens  dar- 
gethan  habe,  so  unbedingt  zu  Theil  werden  könne,  als  ihm  Nie- 
mand streitig  machen  wird,  dass  der  Zweck  des  Versuches  werth 
war.     Wir  müssen  die  Möglichkeit  des  Gelingens  des  vom  Veef. 
angelegten  Planes  als  eine  Mos  postuUrte,  im  concreten  Falle  nie 


fifchifiQui:  'WisMoacii«  %atAZ  der  frans«  Sprache.  20^ 

mm  AhmMaw  kominenile  Auf|fabe  betrtushtoiy  und  «bid  im 
Qlmhens^  und  dinreh  die  LecISre  des  Torliegeoden  Bm^hes  nicht 
ton  der  Unrichtigkeit  unserer  Ansicht  ühenseugt,  dass  die  Sprache 
nicht  minder  wie  die  auf  dem  Boden  des  menschlichen  Geistes 
erwachsene  Religion  in  ihrer  geschichtlichen  Fortbifdung  sich 
allerdings  zufällig  entstandene  Anwüchse  —  insofern  wir  zufällig 
nennen,  was  wir  von  keinem  hinreichenden  Grunde  .abzuleiten 
vermögen  —  hat  gefallen  lassen  miissen.  Diese  haben  einen  histo- 
rischen. Charakter  angenommen,  sind  ein  traditionelles  Vermächt* 
niss  geworden  und  haben  ihre  durch  alle  Radien  der  Entfaltung 
erworbenen  Ansprache  an  die  Gegenwart,  so  dass  es  selbst  einem 
Sprachreiniger  nicht  gelingen .  möchte , .  sie .  alle   fortzuschaffen« 
Cnd  so  meinen  wir  denn,  dass  alle  bisher  «dem  Spracbgobrauck 
Tindicirten  Eigenheiten  in  logisch -noihwendige  Gesetze  umwan^r 
-dein  ifu  wollen,  ein  eitles  Beginnen  bleiben  dürfte.    Dem  Verf> 
wenigstens  ist  es  nicht  gelungen,  und  er  selbst  kann  hin  und  wie- 
der der  Annahme  einer  Sprachlaune  und  Spi^achwillkur  nicht  aus- 
weichen.   Nach  unserm  Dafürhalten  wird  sich  demnach  ein  be?- 
sonnener  Sprachlehrer   von  der. oben  berührten  französischen 
Leichtfertigkeit,  wie  von  dem  SchiffUnaeken  Rigorismus  als  zwei 
«eföhrlichen  Klippen  gleich  weit  entfernt  halten.    Für  die  Wis- 
senschaft ist  es  nothwendig,   auf  kritischem  Wege  die  Grenz- 
Irchejde  zwischen  dem,  was  als  unmittelbarer  Ausdruck  des  Gei* 
stes  rein  logischen  Charakter^  und  dem,   was>  sich  aus  irgend 
welchem  äussern  Grunde  zufallig  in  die  Sprache  eingeschlicheii 
hat , ,  auszumitteln  und  festzustellen ;  und  da  muss  man  mit  einer 
Strenge  verfahren ,   die  sich .  nimmer  selbst  genügt.    Die  vom 
Verf.  befolgte  Methode  des  begründenden  Verfahrens  ist  bei 
unverkennbaren  Irrthümern  für  die  endliche  Aufhellung  französi« 
scher  Sprachprobleme  ungemein  erspriessiich  geworden.    Seme 
Theorien  haben  zwar  bei  allem  Trefflichen  liin  und  wieder  nur 
eine  relative  Bedeutung;  sie  sind  zum  Theil  als  nicht  aus  der 
Sach^  mit  Nothwendigkeit  hervorgegangen  unzweckmässig ,  unzu- 
lässig und  irrig.    Bedenkt  man  aber,  dass  der  Verf  erst  eigent- 
lich die  Bahn  gebrochen  bat,  dass  die  Theorien  bei  sprachlichen 
Gestalten  überhaupt  nur  zu  oft  Irrlichter  sind,  und  sie  erst  ganz 
gelingeu,  wenn  man  das  ganze  Gebiet  alier  möglichen  Fälle  über*> 
schaut  und  das  gemeinsame,  oberste  Princip  zu  abstrahiren  ver- 
mocht hat:  so  wurde  es  undankbar  nein,  die  Frucht  tiefer  und 
ernster  Studien  wegen  einzelner  Mängel  und  Unvolikommenheiten 
nicht  freudig  willkommen  zu  heissen  und  wohlwollend  aufzu- 
nehmen. 

Wir  wollen  nach  diesen  einleitenden  Worten  das  über  den 
Werth  der  Schrift  kurz  Angedeutete  dadurch  näher  zu  begründen 
suchen ,  das«  wb  dem  Verf  ins  Einzelne  folgen ,  und  das  Buch 
seinem  Inhalte  nach  In  den  Haupt-  und  charakteristischen  Ziigen 
vorlegen  und  mit  unsem  Bemerkungen  begleiten  9  wobei  wir 


206  F««iiid:Bisoke  Sprache. 

Jedoch  'ii\M  Adi^die  Auf  Mifdite  VoOitimfiglntt  atdic^ii,  da 
Andere  Mehl  des  Lobene  ohd  des  Taddni  mehr  aufkiifiode«  im 
Stande  gein  werden.  UebrigeniB  werden  wir  nnaere  Ansichten  mit 
all  der  OiFenheit  und  Frelmüthigkeit  Tortrageq,  zu  der  efai  als 
wlsseetchaftUcii  sich>an1(Qndig[endes  Buch  überall  und  su  jeder. 
Zelt  befeehttgt,  und  die  der  Verf.  andi  in  seinem  eignen  Beducf- 
nlM  geltend  gemacht  hat  ^ 

Dto  gaase  Buch  ist  in  15  Ctfiitel  getheilt,  denea  ein  Anhang 
und  2üm  Sdiluss  ein  Register  beigefügt  ist,  das  mr  Aufsuchung 
des  durch  die  Arbea^  aerstreutea  Mataials  eine  erwiinaehle  fir- 
Idcfatemsg  gewahrt. 

Erstes  KapUel.  Haapiw^rt.  A.  Begriff  des  H.  §  1—8. 
0er  Verf.  geht  nach  einer  dürftigen  Definition  des  Substantivs, 
die  er  an  einem  Gattungsnamen  utschaulich  macht,  wo  wir  einen 
abstrakten  Begriff  mit  bericksichticht  wünschten ,  sofort  zur  Em- 
tfaeflmie  der  Hau|ltwdrter  hadi  den  Gegensätzen  des  Gleichen, 
Aehnlichen  und  Ungleichen  in  drei  Klassen  über,  und  giebt  die 
Fälle  an,  wenn  die  Gattungsnamen,  Eigennamen,  Abstreiten  nhd 
Sammelnamen  in  den  Gegensitzen  det  Gleichen,  Aehnlichen,und 
Ungleichen  stehen,  ohne  indess  nachzuweisen,  was  ihn  zu  solider 
Eintheilung  yeranlasse,  ob  sie  hotii wendig,  und  nach  welehem 
Princip  der  Gegensatz  zu  machen  sei.  Wir  gestehen  gar  nicht  zu 
wissen,  was  mit  ihr  bezweckt  werde.  Auffallead  wird  diese  Ge- 
gensatztheorie um  so  mehr,  wenn  man  weiterfaiu'liest,  dass  die 
*g;anze  Lehre  vom  Artikel  an  dieselbe  geknüpft,  die  Stellung  der 
Adjektive  mit  ihr  in  Verbindung  gebracht,  und' die  Prilposition 
de  z.  B.  in  ville  de  France  <§  6.  6.)  und  gar  beim  Infinitiv  nach 
einem  unpersönlichen  Zeitworte  (il  Importe  d'interpr^ter  etwa  im 
Gegensatz  von  de  juger),  wieder  anderer  Fälle,  die  unten  zur 
Sprache  kommen  sollen,  nicht  zu  gedenken,  von  ihr  abgeleitet 
wird.  M«n  sieht  leicht  ein,  dass  mit  solchen  Gegensätzen  AUoa 
anzufangen  ist,  und  dass,  wenn  man  so  geneigt  ist.  Alles  in  Be- 
zug auf  einen  möglichen  Gegensatz  zu  bringen,  es  wohl  kein 
Wort  in  der  Sprache  geben  magj  wo  er  nicht  bei  etwas  Scharf- 
sinn nsohzuweisen  wäre.  Auf  uns  hat  die  Aufsnchung  der  Gegen- 
sätze eitlen  sehr  unangenehmen  Eindruck  gemacht;  und  wir  glau- 
ben, dsss  viele  uns  beistimmen  werden,  wenrn  wir  bebaopten, 
man  müsse  bei  der  Betrachtung  sprachlicher  Formen  nicht  von 
dem  Hintergrunde,  aus  demuns  diese  mög^cherwekte:  erscheinen 
können,  ausgehen,  sondern  dass  man  nach  den  Verh'IMnlssett  und 
Beziehimgen,  in  denen  sie wiillich  auftreten,  das  gdstige  Auge 
zu  wenden  habe. 

Bv  Apposition.  §9—15.  Mit  Vergnügen  hat  Ref.  diese  §§ 
gelesen,  namentiich  §  12.,  wo  über  die  Leiehtigkeit  der  Franso- 
aen,  Merkmale,  die  durch  Hauptwörter  auszndrückeniiiiid,  durch 
Anwendung  der  Apposition  auf  einen  Gegenatand  zu  übertragen^ 
geredet  wird:  CJn  rol  enfant,  un  prinoe  philosophe.    Aehnliche 


■ 

Sdufilin:  WiaoeiiBcli.  Syntax  iier  frans.  Sprache«  297 

FUle  bil  mm  im  Ltteiidichen ,  po^ta  phUiMophat,  nfid'Bf^n 
Homer  kennt  einen  äv^Q  ßatülwg.    Wir  wui^en  die  letsteren 
Sachen )  die  doch  gar  tu.  bekannt  aind,  hier  nicht  erwibnen,  wenn 
nicht  neulich  die  Vennulhung  aufgestellt  wäre,  ßMiMvg  in  ael- 
cher  Besdehung  habe  su  Homers  Zeiten  noch  eine  adjektiTische 
Bedeutung.    Durch -die  Annahme  eines  Adjektivs  wird  dem  Sulr- 
Btnntivbegriff  ein  wesentliches  Ingrediens  der  Abgeschlossenheit 
entaogen ;.  erwird \,  wenn  wir  in  ihm  eine  Seele,  eine  Persönlich- 
keit mit  freier  Selbstbestimmung  gewahren  oder  vcnranssetsen, 
snni'  blossen  Moment  seiner  selbst  herabgesezt.  —    Dem  überaus 
kühnen  ysifiov  kipißog  aber  bei  Theoerit«  21, 12.  setsen  wir  das 
Shakspenresche  infmai  rind  im  Romeo  als  Analogon  tat  Seite. 
Leicht  wkrd  man  Sohifflin  «udi  beisttmmen,  wenn  er.§  13  f.  in 
mardiand  nngkis  das  AdjdEtiv  wie  aHe  Nation- Adjektive  in  ihn^ 
liehen  Vtobindungsw^eh  isher  für  Substantive  als  Adlditive  halt. 
Anders  ist  es  freilich ,  wenn  sokhe  Adjektive  (§  15.)  su  Sachen 
^fiigt  werden  als  livre  fran^is.    Wenn  der  Verf.  meint,  in  sol- 
chen. Fällen  bexeidme  dl»  Adjektiv  eine  nationeile  Eigenth&m- 
iichkeit,  wo  hingegen  von  Landes-  und  Kunstprodukten  die  Rede 
eei,  misne  man  de  mil  dem  Landesnamen  gebrauchen,  so  war 
die  Sache  doch  etwas* weiter  au  untersuchen,  und  das  Yerhiltnisa 
dies  Adjektivs  aum  Bestimihangswort  Im  €lenitlv  einer  imheren  Be- 
trächtnag  zu  imterweif en ;  jeglichenfalls  könnte  sie  an  interessan- 
ten Resultaten  führen.    d£b  Apposition  setzt  zwei  Substantive, 
von  denen  das  letztere  eine  Jm  Wesen  und  Umfang  des  erstem 
aufgehende  Untersdiiedsbezeichnung  enUiält ,   in  das  namlidie 
Verbaltniss,  und  gleicherweise  druckt  das  Adjektiv  eine  dem  Sub- 
atantiv  nothwendig   oder  zufällig  inhärirende  Eigenschaft  aus, 
wünread  der  Genitiv  nur  das  Verbaltniss  zwischen  verschiedenen 
SubstiMitiven  anglebt,  so  dass  das  eine  durch  die  Hinzufügimg  des 
ändern  näher  bestimmt  wird.    So  kann  unter  Umständen  das  in 
deii  Genitiv  gesetzte  Substantiv  die  Kraft  und  Natur  eines  Ad- 
jektivs annehmen,    wie   der  Vergleich  verschiedener  Sprachen 
lehrt.    Indess  fühlt  man  doch  einen  Unterschied  zwischen  Appo- 
aitions-,  Adjektiv-  und  Genitiwerhiltnissen.    Ein  ministre  fran* 
^is  ist  augleich  ein  Franzose,  ein  ministre  de  France  kann  ein 
Deutscher  scSn.    Bei  acier  d'Angleterre  denkt  man  nur  an  Eng- 
land als  den  Boden  imd  die  Heimath  des  Stahles,  bei  marchan- 
disea  anglatees,  die  Napoleon  prohibirte,  an  Waaren,  die  einen 
englischen  Cliarakter  an  sieh  tragen.    Der  Genitiv  druckt  also  ein 
Abhangigkeitsverhältniss,  das  Hervorgehen  des  einen  Snbstantiv- 
hegriifs  aus  dem  andern  aus,  oder  die  Kraftäusserung  des  einen 
an  dem  andern,  und  es  ist  nicht  einerlei,  welcher  Ausdruckswelse 
man  sich  bedient,  und  wenn  man  neben  vin  d*ltalie,  de  France 
auch  vin  grec  findet,  so  ist  die  Auffassung  und  Vorstellung  nicht 
dieselbe.  -—  . 

ZvHtUes  Xapiiel.    Artikel.    A.  Begriff  des  A«  §  16  — 21, 


298  Franz 0«  10 che  fi^praclue.    . 

Der  Verf.  zeigt,  wie  derselbe  den  Gefenwitz  des  Gleioien^  des 
AelinUchen  und  des  Ungleicbea.  lierveriiefyt.  Der  durch'  den  Ar- 
türel  bexelclmete  Gegensats  des  Gleichen  ist  asufäiiig  (Leihe  mir 
das  JBuchy  das  u.  s.  w.) ,  des  Aehnlichen  wesentlich  {dae  Eisen 
isi  härter  als  das  Ooid;  die  Deutschen  können  hier  auf  die  Her- 
Toiliebung  des  Gegensatzes  verzichten),  des  Ungleichen  neth- 
wendig  {die  vierfässigen  Thiere  gehen^  die  Würmer  kriechen; 
üUGh  hier  kann  der  Deutsche  den  Artikel  entbehren).  In  einer 
Anmerkung  macht  der  Verf.  darauf  aufmerksam ,  dass  die  ganze 
Theorie  des  Artikels,  wenn  auch  nach  versehiedenem  Grundsatz 
und  mit  Modificationen,  sich  auf  die  Hervorhebung  dieses  drei- 
Jachen  Gegensatzes  rednciren  lasse.  Wir  können  nicht  beistimnien. 
Der  Artikel  als  solcher,  .und  nicht  in  seiner  Identität  mit  dem 
Pronomen,  ist  ein  unwesentlicher  RedetheH,  und  hat  nicht  ein*- 
mal,  wie  der  Verf.  §  16.  meint,  die  Kraft,  den  im  Substantiv 
befindlichen  Gegenstand  hervorzuheben.  Wie  soll  iich  auch  die 
Schweiz  von  Deutschland  unterscheiden  1  Daher  kennt  die  latel^ 
nische  Sprache  notorisch,  und  die  altgriechischä  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  gar  keinen  Artikel.  Etwas  anderes  ist  es, 
wenn  derselbe  demonstrative  Kraft  hat«  In  dem  Falle  hat  er  ddi 
aus  dem  Pronomen ,  wie  man  dies  im  Griechischen  schon  längst 
gefühlt  hat,  entwidcelt,  und  im  Lateinischen  kann  man  des  Nach- 
druckes wegen  geradezu  das  Pronomen  gebrauchen  {gieb  mir  das 
Buchet  das  ü.  s.  w.).  Wo  der  Artikel  seine  demonstrative  Bedeu-^ 
tung  verloren  hat,  dient  er  dazu,  den  im  Substantiv  liegenden 
fiegriff  zu  modificiren ,  hat  abelr  mit  der,  Hervorhebung  eines  Ge- 
gensatzes gar  nichts  zu  thnn.  Daher  sagt  mau  das  Eisen  ist  här« 
ter  als  das  Gold  und  JEisen  i.  h.  a.  Gold;  er  bezieht  sich  also 
blos  auf  das  Substantiv.  D^r  Verf.  verfolgt  nun  seine  Theorie 
B.  bei  Gattungsnamen,  C.  bei  Eigennamen.  Diese- theilt  e^  in 
mobile  und  stabile ,  von  denen  die  erstem  Eigennamen  umfassen, 
di^an  und  för  sich  zu  unbestimmt  und  schwankend  sind,  als  das« 
darin  ausser  dem  Namen  noch  besondere  Mericmale  entdeckt 
werden  könnten,  die  tauglich  wären,  sie  einander  entgegenzu- 
setzen, die  andern  solche  begreifen,  deren  Gegenstände  schon 
dadurch ,  dass  sie  genannt  werden ,  ihre  Verschiedenheit  hervor« 
heben.  Die  mobilen  stehen  ohne  Artikel ,  die  stabilen  erfordern 
ihn.  Wir  können  diese  Unterscheidung  nicht  billigen,  und  sehen 
nicht  ein,  warum  man  Rousseau,  Guizot,  Napoleon  neben  la 
France,  TAngieterre  u.  s.  w.  sagt,  sind  vielmehr  der  Meinung, 
dass  alle  Eigennamen  an  und  für  ^ich  ohne  Artikel  stehen ,  der- 
sdbe  aber,  wo  er  sich  findet,  th^ils  —  jedoch  ohne  festen 
Grundsatz  -^  als  Artikel  der  Auszeichnung  dem  Eigennamen  sich 
zugesellt  (was  der  Verf.  §  28.  d.  von  Beispielen ,  wie  le  Fort, 
le  Sage,  annimmt^  will  nicht  genügen;  eher  könnten  la  Trdmonille 
[Claude, ^  duc  de  la  Trimouille]  und  andere  Fälle  hierher  gezogen 
werden) ,  tbeils  als  eigentliches  Gesehlechts^fovt  seinem  Hau^t- 


I 

Schifflin :  Wbsensch.  Sjötax  der  franz.  Sprache.         '    299 

> 

wotteronngeht,  \He:  ^a«  Frankreieh,  i2tV  Schweiz,  cft>  T^rk'ct, 
c/f>  Mongolei,  df&r  Rhein,  df>  Elbe,  /a  France,  /e  Portugal,  /e 
Japbn ,  ie  Mexique.     Nur  einer  Sprachlaune,  oder  einem  zufllli- 
geii  Grunde  kann  man  es  zuschreiben,  wenn  die   französische 
Sprache  ein  solches  Glied-  oder  Geachleehtsy^oTt  als  solches  an- 
erkennen  oder  ihm  die  Bedeutung  eines  Pronominal* Artikels 
leihen  will.    Daher  sagt  man:  Ie  Fort,  de  le  Fort;  Ie  Sage,  de 
Ie  Sage;  Ie  Tasse,  <f»  Tasse,  le  Dante,  du  Dante;  histoire  de 
France,  histoire  dff  Poftugal,  roi  de  Prusse,  roi  du  Hanovre, 
roi  d»  in  Gründe -Bretagne,  embassadeur  d'Espagne,  empereur 
de  ta  Chine,  roi  du  Japon.  Tgl.  zu  6  dieses  Kapitels.  —    Durch 
die  irrige  Ansicht,   die  sich  der  Verf.  Ton  mobilen  und  stabilen 
Eigennamen  gebildet  hat,  sind  §28.  die  JMi^diflcatlonen  veran- 
lasst, die  für  die  mobilen  eintreten  sollen»    Sie  Sind  alle  auf  fol- 
geuden  Satz  zu  rednciren:    Treten  die  Eigennamen  in  die  Kate- 
gorie der  Gattungsname,  so  erfordern  sie  wie  diese  den  Artikel. 
Daher  'sagt  man  le  grand  Charles ,  les  Bourbons ,  les  Turenne,  h 
Paris  d'ä  präsent  (was  der  Verf.  erst  §  3.1.  b.  als  Modification  der 
'Stabilen  Eigennamen  Torbringt),  so  gut  wie  Yoltaire  Henriade 
Yll,  1.  sagt:  Du  Dleu  qui  nous  cr^  la  clemence  infinie.  —   Dass 
man  (§  32.  r.)  mehr  Grund  h^en  soll,  die  Jahreszeiten  als  die 
Monate  und  Wochentage  von  einander  zu  unterscheiden,  weshalb 
man  die  erstem  mit  dem  Artikel  versehe,  die  andern  nicht,  kön- 
nen wir  nicht  so  leicht  zugeben,  als  der  Verf.  meint.    Uebrigens 
hätte  in  der  Anmerkung,  wo  über  la  bei  Festnamen  gesprochen 
wird,  der  Grund  für  das  Femininum  hinzugefügt  werden  können, 
den  schon  Knebel  in  seiner  franz.  Sprachl.  §  24.  angegeben  hat. 
Ebenso  scheint  la  ml  —  Juin  elliptisch  erklärt  werden  zu  müssen. 
Der  Verf.  rechnet  §  33.  d.  zu  den  Eigennamen  auch  die  Namen 
der  Krankheiten  und  §  36.  g.  die  abstrakten  Hauptwörter.    Wenn 
derselbe  meint  (§37.  h.),  der  Vocativ,   durch  einen  Gattungs- 
namen atisgedrückt,  ^erscheine  zuweilen  mit  dem  Artikel,   lind 
vielleicht  nur  dann ,  wenn  man  in  dem  Falle  sei ,  laut  zu  rufen, 
daher  namentlich  im  Freien,  wo  man  seine  Anrede  etwa  mit  einer 
Bewegung  der  Hand  begleite,  um  den  Angeredeten  von  andern 
Personen  zu  unterscheiden,   z.B.  Ho!  rami!  un  petit  mot,  sll 
vous  plait:  so  war  doch  zu  bedenken,  dass  man  ganz  gewöhnlich 
Monsfeur  le  comtc!  u.  s.  w.  sagt.    Man  könnte  deshalb  geneigt 
sein,  in  dem  Artikel  beim  Vocativ  eine  Art  von  nachdrucksvolier 
Auszeichnung  zu  erblicken. 

D.  Artikel  bei  dem  Theilungabegriff,  Dnbeslhnmier^  7%el- 
lungsartikeL  Wir  heben  hier  nur  aus,  was  wir  nicht  billigen 
können.  Wenn  Hauschilds  Theorie  des  französischen  Artikels 
p.  94.,  behauptet,  es  werde  immer  misslingen ,  einen  vernünfti- 
gen Grund  ausfindig  machen  zu  wollen ,  warum  beim  Theilungs- 
artikel ,  wenn  das  Hauptwort  ein  Adjektiv  vor  sich  habe,  der  Ar- 
tikel wegfalle :  so  sucht  ScbiSlin  aus  dem  Wesen  der  Adjektive, 


900  Französische  fiTpracke« 

die  al«  wesefUlieke  vor,  als  xufälUge  nmeh  dem-Hauiitwmrie  stehen 
sollen,  in  Verbindung  mit  dem  durch  die  wesentlichen  Adjektive 
bedingten  Gegensats  des  Ungleichen  die  Dnsuiässigkeit  des  Arti- 
kels nachzuweisen.  So  sage  man  de  bon  vin  wegen  des  Gegen- 
satzes de  maiivais  vin,  aber  du  ¥in  doux,  weil  hier  der  positive 
Gegensati  im  Gegentheile  fehle.  Abgesehen  von  den  wesent- 
lichen und  zufälligen  Adjektiven  ui|d  ihrer  Stellung,  wovon  unten 
gesprochen  werden  soll,  sieht  pian  doch  nicht  ein,  warum  nicht 
de  bon  vin  dem  übrigen  Qusntum  guten  Weins  entgegengesetzt, 
und  der  Gegensatz  des  Gleichen  bedingt  werden  soll ,  so  gut  wie 
in  du  vin  doux.  Warum  man  also  sage  de  höh  vIn  und  du  vin 
doux,  bleibt  noch  ein  Rathsel.  -*-  Dass  man  i^r  im  Theilungs- 
artikel  regelmässig  des  jeunes  gens ,  des  petits  —  fils,  des  petits 
•*-'  pols,  des  pelites  —  maisons  indet,  erledigt  sich  in  dem  durch 
Adjektiv  und  Substantiv  ungetheilten  Begriff. 

B.  Artikel  fehlend  hei  Hauptwörtern  ohne  UteUungsbegriff. 
Satze,  wie:  Gdndral  et  soldats,  chacnn  a  p^ri*  On  ne  voit  que 
grandeur,  ^clat  et  d^llces.  Pauvret^  n^est  pas  vice,  sind  mit 
Hiilfe  einer  Abwesenheit  von  Gegensätzen  erklärt.  Wie  mag  man 
denn  Chambres  k  louer  rechtfertigen  1 

F.  Artikel  fehlend  bei  Hauntwörtem  mit  dem  Theibtngs^ 
begriff.  §  47.  „In  den  Verneinungen  ne  —  pas,  ne  -^  point, 
ne  — Jamals,  ne  —  rien  u.  s.  w.  bildet  ne  die  reine  Verneinung 
(das  wird  §  1016.  in  Zweifel  gezogen,  §  1033.  geradezu  geleug- 
net und  gewiss  mit  Recht,  s.  unten  unsere  Bern.),  pas,  point 
sind  blosse  Modlficationen  der  Verneinung,  und  insofern  sie  mit 
einem  Hauptworte  verbunden  werden ,  modificirende  verneinjende 
Qoantumsbegriffe ,  wieassez,  beaucoup,  trop,  peu  u.  s.  w.  mo- 
dificirende bejahende  Quantuipsbegriffe  sind.  §  48.  Bei  einem 
verneinenden  Quantumsbegriff  bei  einem  Hauptwort  im  Thellungs- 
begriff  ist  der  Gegensatz  nicht  im  Gegenstande  des  Hauptwortes, 
sondern  (eher!)  im  Quantumsbegriff  zu  suchen,  weshalb  das 
Hauptwort  ohne  Artikel  steht.  So  sagt  man  §  49.  J'ai  de  l'argent 
wegen  des  Gegensatzes  des  Gleichen,  indem  ich  das  Geld,  das 
ich  habe,  dem,  das  ich  nicht  habe ,  entgegensetze;  dagegen:  Je 
n'ai  pas  d*argent,  weil  Geld  keinen  Gegensatz  huben  kann:  denn 
wo  ein  Gegenstand  fehlt,  muss  auch  der  Gegensatz  des  Gleichen 
fehlen  (Ist  es  denn  nöthig,  um  nach  Schifilin'scher  Manier  zu 
fragen,  dass  ich  alles  Geld  in  der  Welt  besitze  *i  warum  soll  denn 
je  n'ai  pas  d'argent  keinen  Gegensatz'  des  Gleichen  haben?). 
Ferner  aber,  meint  der  Verf.,  sage  man  —  pas  d'argent  wegen 
des  Gegensatzes  des  Qnantumsbe^iffs,  der  so  lange  stattfinde, 
als  nicht  das  Quantum  selbst  durch  niihere  Bestimmung  einem  an- 
dern Quantum  derselben  Art,  dem  jene  nähere  Bestimmung  fehle, 
entgegengesetzt  werde;  so  sei  der  Gegensatz  von  pas  d'argent 
etwa  pas  de  credit  §  52.  Natürlich  verhalt  es  sich  ebenso  mit 
allen  blähenden  Quantumsbegriffen.    J'ai  assez  de  farine.    J'ai 


Schlfflin ;  WlMenlieb.  Syntipc  der  frans«  Sprache.  301 

encore  assez.d«  1«  farfne  qne  Tons  ili*at«s  envajieS^  —    Wir 
nassen  di^se  gäwe  Demonstration  f&r  darehans  falsch  erktffren, 
und  sind  fest  überzeuget,  dass  Niemand  dem  Verf.  bdntimmen 
wird!  Die  Sache  verhält  sich  also:  Die  substantfTisch  gebrauditeii 
AdTerbia  der  Menge  erfordern  im  Französischen  wie  im  Lateini* 
sehen  den  Genitiv,  sowohl  des  bestimmten  als  des  Theilnn^- 
artikels.    Einen  bestimmten  Artikel  haben  wir,  wenn  derselbe 
«n  and  fBr  sich  im  Nominativ  und  andern  CasusverhUtnissen  auch 
erforderlich  ist;  daher:  j*ai  encore  assea  de  la  farine  que  vona 
m'avez  envoyde;  dagegen  steht  der  Genitiv  des  TheiiungsartikelSy 
wenn  ein  Hieilangsairtikel  auch  im  Nominativ  stehen  muss.  Dieser 
Genitiv  fordert  aber  nur  des  tFohllauta  wegen*)  und  zum  Unter- 
ßckied  vom  Nominativ  dun^aas  </«,  da  die  Regel  de  du,  de  de 
Ja,  de  des  erforderte.    Das  ist  also  der  Grund  von  assez  ^^^argent 
—    Ebenso  falsch  ist  es ,  wenn  der  Verf.  §  53.  es  unternimmt, 
den  Artikel  nach  bien.  dadurch  zu  rechtfertigen,  dass  bien  ur- 
sprünglich die  Function  habe ,  -  die  im  Zeitworte  ausgedruckte 
TUitlgkeit  zu  modificiren,   so  dass  es  gleich  sans  doute  wäre. 
Abgesehen  davon,  dass  die  übrigen  Adverbia  ebenso  gut  als  Mo- 
dUficationswörter  der  Verba  angesehen  werden  können.,  widerlegt 
sich  die  Ansicht  des  Verf.  durch  solche  Falle,  wo  bien  in  wirk- 
lichem Substantivverhältniss  steht:  ii  s'instrnit  de  bien  des  choses. 
Avec  bien  de  Ja  peine.  — .   Sobald  die  Verneinung  nicht  das  Sub- 
stantiv, sondern  das  Verbum  trifft,  kann  das  Hauptwort  auch 
nidit  von  dem  UQgirenden  Adverb  influenehrt  werden.    Tout  le 
■londe  ne  boit-il  pas  du  vin  et  de  feau^  {Knebel  §  76»  b.  fassC 
die  Sache  anders  auf;  der  Artikel  steht  nach  ihm,  weil  hier  dem 
Sinne  nach  nichts  verneint,  sondern  vielmehr  bejaht  wird»)    Je 
ne  vous  ferai  point  de  reproches  ist  der  Verneinung  nach  ver« 
sdiieden  von  Je  ne  vous  ferai  point  des  reproches  frivoles.    Eine 
solche  Negiruiig  des  Verbi  nehmen  wir  auch  vor  un,  une  an:  Tu 
n*as  pas  une  m^re  pour  te  soigner ,  tu  n'as  pas  un  amant  qui  tra- 
iraille  pour  toi,  tu'n*as  pas  d'amis  (anders  erklärt  Schifflin  §  51.). 
Ob  ne  —  Jamals  je  ein  Hauptwort  inflnendren  könne ,  müssen  wrir 
bezweifeln.    Ganz  natürlich  sagt  man  je  ne  vous  ferai  Jamals  des 
observatioQs  Inutiles;  aber  in  dem  Satze  Je  ne  vous  ferai  Jamals 
d*observations  scheint  doch  de  von  Jamals  abzuhängen.    Wir  kön- 
nen es  zu  unserm  Zwecke  ganz  dahin  gestellt  sein  lassen ,  bemer- 
ken Indess,  dass  man  gar  keinen  Grrund  hat,  de  als  Genitiv  zu 
betrachten ;  wie  man  auch  sagt  sans  perdre  de  temps.  Keinesfalb 
aber  können  wir  es  billigen ,  wenn  Schifflin  §  57.  Jamals  prince 


*)  So'  eben  lesen  wir  noch  bei  Seh^flin  Anleitnng  z\xt  Erlemimg 
der  franz.  Sprache  IT.  Cnrs.  2.  Aufl.  Vorr.  p.  XI. ,  dass  auch  Franeeson 
und  Dr.  Mager  den  partitiyen  Gen,  de  äbereinstimmend  mit  uns  erklaren, 
was  nns  herzlich  treaty  mag  auch  Schifflin  meinen ^  nnsre  Erklämng  sei 
zum  Todtlachen.  a 


30S  Fraazo0i0elie  Sprache^ 

ne  fot  plus  magnaiiime  so  erUirt:  ,,I>er  bter  besriehiiete  Fürst 
Ist  mcbt  der  ia  Rede  stehende »  sondern  nur  ein  gedachter  und 
gar  nicht  vorhandener.  Gegensats  und  Artilsel  fehlen  desshalb/^ 
Was  soll  hier  denn  ein  Theilnngsartikel?  Aber  man  erwartet  un, 
und  die  Antwort,  warum  un  nach  Jamals,  fehle ,  ist  uns  Schifinin 
schuldig  geblieben ;  ebenso  warum  maii  force  gens  sagt ;  auch 
genügt  §  55.  die.  Erklärung  Ton  fl  n'a  ni  argent  ni  cr^t  nicht 

G.  Artikel  fehlend  bei  artikelfähfgen  {stabilen)  Eigen- 
namen, Wir  beliehen  uns  atif  das^  was  wir  schon  oben  zu 
§  24  ff.  &ber  den  Artikel  bei  Eigennamen  gesagt  haben.  Damit 
der  Verf.  aber  nicht  glaube,  wir  gingen  leichtfertigen  Fusses  Qtber 
^elne  Lehren  hinweg,  so  wollen  wir  noch  Einiges  hinzufügen. 
Dass  es  ein  Kleines  sei ,  mit  Hülfe  eines  mögliehen  Gegensatzes 
in  jedem  einzelnen  Falle  die  An-  oder  Abwesenheit  des  Artikels 
bei  Eigennamen  z\i  erklären,  hat  Schifflin  gezeigt,  und  wollen 
wir  ihm  nicht  schlechthin  Unrecht  ^eben  wegen  sdlner  Unter- 
scheidungen; die  Franzosen  scheinen  sich  daran  gewohnt  zn 
haben;  nur  müssen  wir  durchaus  jede  absolute  Notibwendigkeit 
leugnen,  -den  Artikel  zn  setzen  oder  nicht.  In  Bezug  auf  §  64. 
fragen  wir,  warum  man  bei  FEgypte,  Ia  Falestitte,  la  Ferse, 'h 
Sibdrie,  la  Syrie  bloa  de  setze?  Ferner  wollen  wir  ihm  Anm.  % 
hei  Mnebel  §  72,  2.,  die  er  ganz  ausser  Acht  gelmsen  hat,  a«if^ 
geben,  an  seiner  Gegensatztheorie  zu  rechtfertigen:  „auch -einige 
Städtenamen  haben  den  bestimmten  Artikel  bei  sich ,  den  sie 
unter  allen  Verhältnissen  behalten,  namentlich:  le  €aire,  la  Ob* 
rogne,  la  Haje,  le  Havi«,  le  Mars,  la  Mecqne,  la  Rodieüe  eUk 
Sie  haben  daher  nicht  nur  immer  im  Gen.  tfnd  Abi.  du  Cairei,  dis 
la  Cbrogne  etc.,  sondern  auch  auf  die  Frage  wohin f- und  WO'I 
auCaire,  k  la  Corogne  etc.^* 

H.  Artikel  fehlend  bei  untheilbaren  Begriffen.  §  70.:  „Däss 
bei  abstrakten  Begriffen  d^r  Artikel  durch  den  Gegensatz  bedingt 
wird ,  ist  schon  oben  angegeben  worden  (§  36.).^^  Das  ist  aller- 
dings geschehen.  Aber  im  Deutschen  wird  dieser  Gegensatz  doch 
nicht  immer  berücksichtigt ,  wie  er  auch  angiebt,  und  im  Engli- 
schen stehen  die  Abstracta  an  und  für  sich  ohne  Artikel  (s.  Wag- 
ner Neue  engl.  Sprachl,  §  524.).  Was  der  Yerf.  weiterhin  über 
den  Theilungsbegriff  und  die  Untheilbarkeit  der  Abstracta  sagt, 
iB,t  im  Ganzen  richtig,  nur  wünschten  wir  hier  sowohl  als  fast  im 

tanzen  Buche  kurzen  und  bündigen  Ausdruck  statt  des  docirenden 
ichrcrtons,  wie  er  in  eine  Schulklässe  gehört.  ^    .    .      . 

I.  Artikel  stehend  und  fehlend  bei  der  Apposition,  Wer 
kann  es  billigen,  wenn  der  Verf.  §85»  sagt:  „In  dem  Satze 
Quinte  — Curce,  rhistprien  d* Alexandre,  .nons  a  dit  hien  des 
mensonges,  ist  auf  die  Apposition  ein  besonderes  Gewicht  gelegt, 
denn  a/s  Geschichtschreiber  Alexanders  hat  er  u.  s.  w.;  und  man 
Jiat  sich  als  Gegensatz  etwa  Fhistofien  de  Cfisar  zu  denken/^  .Aber 


Schifflin:  Wuseiuch.  Syntax  der  liraiuk  Sprache.  SOS 

■nch  da  Gesehiehtschreiber  Cisirti  koute  er  vide  L&geo  sag<ta. 
Le  heiaa^  'weiter  nidits  als  ce,  iüe. 

K.  Erläuterung  einiger  beaandem  Fälle  *ii.  a»  w.  ,,§  93» 
U  y  avait  le  sotrai^me  bal  che«  un  dea  premiera  banquiera  de 
Paria.  An  einen  Gegensatz  in  Ooncert,  Sehauapiel  n<  a.  w.  iat 
hier  nicht  211  denken.^^  Daa  mag  aein!  Aber  an  ein  Stüclc  toh. 
einem 'Balle  i^t  ^ar  nicht  zu  denlten;  deashalb  igt  gar  kein  Thei- 
Inogsartikel  denkbar.  §  97.  Der  Unterschied  zwischen  Tun.  de 
und  unde.iat  zu  einfach,  als  daaa  ea  wieder  einenreittSufigeii 
Gegensatzdemonatration  bedurft  hfitte.  §  100.  „Sowie  parier 
fran^ais,  parier. raison  daa  Sprechen  nur  seiner  Form  nach^  niclit 
aber  aeinen  Inhdte  nach  bezeichnet,  weshalb  auch  der  Artikel 
fehlt  u.  8.  w.^^  Daa  wäre  doch  etwaa  sonderbar !  —  Doch  wir 
.sind  es  müde,  dem  Verf.  in  alle  Ungereimtheiten,  die  er  an  Ge- 
gensätze u.  s.  w.  knüpft,  weiter  zu  folgen.  Viel  lieber  w5re  ek 
uns  gewesen,  wenn  er  hier  oder  schon  beim  Substantiv  eine 
gründliche  Beiehrung  über- die  Casusverhaltnisse  gegeben  hatte, 
die  er  bis  zu  einem  unpassenden  Orte  aufspart. 

Drittes  KapüeU  Fürwörter.  §108 — 117.  Die  Neuerungssucht 
des  Verf.  ist  hier  einer  Widerspruchsmanie  gewichen.  Nachdem 
er  die  gewöhnliche  Fassung  der  Fürwörter  als  Stellvertreter  von 
Hauptwörtern  oder  substantivisch  gebrauchten  Wörtern  bekämpft 
'^luit,  gelangt  er  zu  der  Entdeckung,  dasa  sämmtliche  Fürwörter 
uodificirte. Artikel  seien,  d.  h.  solche  Wörter,  die  dazu  da  seien, 
auf  mehr  oder,  weniger  bestimmte  Weise  Gegenstände  der  Rede 
WOL  bezeichuen  und  vor  andern  hervorz^ihe}»en,^^  Nun  war;  uns 
-wohl  umgekehrt  bekannt,  dass  der  Artikel  sicir  ans  dem  Frono- 
men demonstrativum  entwickelt  habe,  was  man  historisch  und 
rationell  nachweisen  kann, -aber  die  Schifflin'sche  Offenbarung 
kommt  una  doch  ganz  unerwartet.  Wenn  detseibe  sagt  §  109. 
„m  dem  Satze:  Heinrich  ist  krank ^  er  kann  nicht  ausgehen^ 
wiiC^  es  (auch  abgesehen  von  der  schleppenden  Wiederholung) 
nicht  einerlei  $«in,  ob  ich  er  oder  Heinrich  setze ;  denn  setze  ich 
Heinrich^  so  fragt,  sich  noch ,  ob  dieser  Heinrich  mit  dem  zuerst 
genannten  nothwendig  eine  und  dieselbe  Person  sein  müsse^S  ^^ 
können  wir  ihm  freilich  nur  entgegnen ,  dass  unsers  Wissens  kein 
vernünftiger  Mensch  in  dem  Falle  an  einen  andern  Heinrich 
denken  wird,  und  dass  im  Kanzleistil,  besonders  im  breiten  eng- 
lischen grade  der  Bestimmtheit  und  Unzweideutigkeit  wegen  der 
Eigenname  wiederholt  wird,  daaa  aber  die  Deutschen  sammt  und 
Benders  —  falls  sie  keinen  besondern  Grund  zur  Ausnahme  haben 
—  der  Kürze  und  Abrundung  wegen  statt  des  besprochenen  Hein- 
richs,  i*  e.  anstatt  eines  Hauptwortes^  wirklich  er  setzen-  Se^r 
besonnen  apricht  vom  Fronomen  Wagner  (Neue  englische  Sprachl. 
g  362.),. dessen  Worte  wir  hiefaer  setzen :  „Unter  Pronomen  oder 
.Fürwort  versteht  man  .eigentlich  d^^jenige  Wort,  welchea  die 
Stelle  einea  Siibstantiva  vertritt.    AUein  dieses  trifft  nicht  bei 


S04  Fran858i06he  Sprache. 

allen  WSrtem  «a,  die  man  hieher  rechnet  Ba  glebl  nlmlich 
unter  denselben  einige,  welche  nicht  blos  4ie  SteUe  eines  Süb« 
stantivs  vertreten,  sondern  auch,  wie  das  Adjektiv ,  mltdemSubr 
stantiv  in  Verbindung  gesetst  werden ;  nnd  nodi  andere  k'önnei»^ 
durchaus  nicht  anders  gebraaohi  werden,  als  wenn  sie  sich  unmit« 
telbar  an  ein  Substantiv  anschliesien.^^ 

Vieriea  KapiteL  Adjektk>,  Stellung  der  jädfekiwe.  §  118 ' 
— 144.  Wenn  der  Verf.  die  Adjektive  in  wesentUcbe  andxa* 
fillige  eintheilt,  insofern  man  entweder  einen  Klassenbegriff  mit 
Rücksicht  auf  einen  Gegensatz  bildet,  oder  da»  mit  dnem  Adjdctiv 
bezeichnete  Individuum  .von  allen  andern  Individuen  seiner  Gat* 
tung  unterscheidet,  so  ist  das  zu  billigen;  wenn  er  aber  §  120« 
als  Grundregel  aufstellt:  ^^JHe  Adjektive ^  die  eine  wesentliche 
Eigenschaft  bezeichnen^  stehen  tor  dem  Hauptwortes  die^ 
welche  eine  zufällige  Eigenschaft  bezeichnen^  nach  dem  Haupt" 
worte^,  so  ist  das  eine  ungegrundete  Behauptung.  SchiffiHn  iehrt^ 
man  müsse  bon  vin  und  vin  doux  sagen ,  weil  bon  seinen  poütiven 
Gegensatz  in  mauvais ,  doux  aber  nur  ein^n  negaUvett  Gegensatz 
habe.  Man  sagt»  heisst  es  §  122.,  chaise  hasse  und  bas  dtage, 
denn  man  theilt  nicht  die  Stühle,  wohl  aber  die  Stockwerke Ib 
hohe  und  niedrige.  Ref.  wire  begierig,  den  Grund  zn  ii&rea; 
Wenn  der  Verf.  meint,  die  Anwendung  seiner  Tiieorie  auf  Ffille, 
wie  style  bas,  hasse  naissance,  chemin  large,  ruban  large,  lai^ 
blessure,  large  base,  manteau  ample,  amplerepas  u.  s.w.,  nni 
leicht  zu  machen,  so  müssen  vf^ir  doch  gestehen,  dass  «na  adnn 
Erörterung  sehr  willkommen  gewiesen  wire.  §  123.  heisst  es^ 
,^Farben  haben  überall  nur  einen  negativen  Geg^ensatz  (dend  Ber- 
then steht  als  Farbe  nur  das  nicht  Rothe  entgegen),  daher  ist  es 
natürlich,  dass  Adjektive,  die  eine  Fwrbe  anzeigen,  wenn  sie 
ni(5ht8  als  diese  anzeigen  sollen ,  ihrem  Hanptworte  nachgesetzt 
werden.^^  Wir  fahren  mit  derselben  Consef^nedz  fort  in  Bezu^ 
auf  §  127.:  Ordinalzahlen  haben  uberaül  nur  einen  negativen  Ge- 
gensatz  (dem  Ersten  steht  als  Ordinalzahl  nur  der  nicht  Erste  ent- 
gegen), daher  u.  s.  w.  -  Und  doch  sa^gt  man:  J'i^  lu  le  premier 
volume  de  cet  ouvrage.  Unertrfiglic^  wird  der  Verf. ,  wenn  er 
kich  die  Miene  giebt,  als  habe  er  lauter  nachbetende  Sdiüler  vor 
sich,  die  unbedingt  auf  seftfe  Worte  schwören.  Certain,  «ertti«, 
steht^nach  dem  Hauptworte;  in^er  Bedeutung  von  ^quidam  steht 
es  vor.  Niemand  kann  leugnen,  dass  stoAer  seinen  positiven  Ge- 
gensatz in  unsicher  hat.  Nach  des  Verf.  Theode  mtuss  also  cer- 
tain,  certus,  vor  dem  Hauptworte  stehen.  Da  dies  aber  nielit 
der  Fall  ist,  so  lehr^  Schlfflia  §^  182.  aufs  GerathewoU  nnd  aUer 
Wahrheit  zum  Trotz:  „Un  certain  dv^nement,  eine  gewisse  jBe- 
gebenheit^  mit  positivem  Gegensatze  zu  solchen,  die  ich  unbe- 
achtet lasse;  un  dv^nement  certain,  eine  gewisse  (nicht  zu  be- 
zweifelnde) Begebenheit,  mit  negativem  Gegensätze  zu  solchen, 
die  nicht  g^e^iss  sfaid;  die  bezweifelt  werden  kdnnen.  — -^ .  Doch 


.  Schifflin :  Wi8Sen«ch.  Syntax  der  franz.  Sprache.  305 

^ir  konnteh  uns  viel  kürzer,  fassen  und  den  Verf.  Mos  fragen : 
warum  stehen  viele  ein  -  und  zweisylöige  Adjektivß  durchgängig 
vor  dem  Hanptworte?  warum  steht  bei  Eigennamen  das  A^ektiv 
immer  voran  ?  '  • 

.  .  Für^tes  Kapitel,  lieber  das  Zeitwort  im  Allgemeinen^  na- 
mentlich in,  Beziehung  auf  Casusverhältnisse.  Was  der  Verf. 
\in  den  Vorbemerkungen  (§  145  — 152.)  über  selbstsiändige  und 
unselbstständige  Zeitwörter  (§  153*-'155.),  über  luselbststän- 
dige  Zeitwörter  mit  Akkusativ  (§  157—159.),  über  unseibststän- 
dige  Zeitwörter  mit  Genitiv  (§  160  — 161.)  sagt ,  mag  im  Allge- 
meinen hingehen —  hin  und  wieder  kommen  wir  unten  auf  Ein- 
zelnes zurück  — ,  wenn  er  aber  in  der  Anm.  meint,  der  Genitiv 
könnte  vielleicht  eher  ein  Modus  als  ein  Casus  heissen ,  denn  er 
gebe  wenigier  au,  dass  sich  etwas  ereigne,  als  wie  es  sich  ereignl?, 
so  ist  das  seiner  Eurzsichtigkeit  zuzuschreiben.  (Man  erlaube 
uns  diesen  Ton;  er  soll  nur  dem  Schifflin' sehen  entsprechen!). 
Klar  und  deutlich  spricht  der  Verf.  über  haben  und  sein  bei  selbst- 
sfand igen  Zeitwörtern  (§  169 •— ^  182.)  und  besser,  als  es  in  den 
bekannten  Grammatiken  geschieht.  Wenn  §182.  die  Frage  er- 
örtert wird,  ob  es  sprachrichtiger  sei,  das  Zeitwort  sein  mit 
sein^  oder  wie  im  Französischen  mithaben  abzuwandeln,  so  wäre 
es  aiich  zweckmässig  gewesen ,  zu  untersuchen ,  warum  im  Franz. 
die  verbes  rdciptoques ,  die  sogar  zu  den  unselbstständigen  gehö- 
ren, mit  ^tre  conjugirt  werden.  §  183 — ^05.  folgen  selbst  Zeit- 
wörter mit  avoir  und  ^tre  mit  den  nöthigen  Erklärungen. 

Sechstes  Kapitel.  Casus  -  Präpositionen,  Ref.  hat  sich  ge- 
wundert, dieses  Kapitel  an  dieser  Stelle  zu  finden;  entweder  war 
es  beim  Substantiv  abzuhandeln,  nnd  der  Zusammenhang  zwischen 
Casus-  und  Pr&positionsverhältnissen  nachzuweisen,  und  zwar  um 
so  mehr,  da  der  Verf.  wirkliche  Casus  statuirt,  oder  die  Präpo- 
sitionen ä  und  de  waren  von  den  übrigen  im  Kap.  XIV.  nicht  zu 
trennen,  und  insofern  beim  Hauptwort  wie  beim  Zeitwort  von 
ihnen  ein  specieller  Gebrauch  gemacht  wird ,  konnte  anticipirend 
von  ihnen  geredet  werden.  Es  wäre  interessant  gewesen  <,  die 
Grundbedeutung  der  Präpositionen  aufzusuchen,  und  die  verschie-  . 
denen  Functionen  derselben  unter  einen  Gesichtspunkt  zu  brin- 
gen ;  dadurch  wäre  die  Sache  vereinfacht  .und  lichter  ins  Leben 
getreten;  nur  bezugsweise  und  im  Vergleich  mit  andern  Sprachen 
brauchten  Casus- Verhältnisse  statuirt  zu  werden.  Wir  folgen  dem 
•Verfasser. 

I.  Die  Präposition  ä.  Allgemeine  Bedeutung.  §  208.  „Die 
Präposition  ä  bezeichnet  zunächst  den  Dativ ,  dessen  Bedeutgng 
darin  besteht,  dass  man  vermittelst  desselben  eine  persönliche 
Verbindung  anknüpft.^^  Da  der  Verf.  es  vorzieht ,  statt  jeder  na- 
^  türlichen  und  gesunden  Auffassung  eine  erkünstelte  zu  erhaschen, 
so  wollen  wir  nicht  weiter  mit  ihm  wegen  seiner  Ansicht  vom  Da- 
tiv rechten;  wir  erlauben  uns  nur  Einiges  vorzulegen:  §212.: 

N.  Jahrb,  f,  PMl,  u.  Paed,  od,  KrU.  Bibl.  Bd.  XXXIV.  UfU  3.         20 


^  *_. 


806  >  FransosiBche  Sjprache» 


n 


.BbeiiBo,  wenn  Ich  eine  Sache  unter  den  Riaflata  eines  an  sich 
leblosen  Gegenstandes  stelle,  den  ich  aber  eben  dadurch  p«so-> 
nifidrt,  dass  Ich  in  ihm  Knft,'  einen  Einflnss  zu  üben,  Toraus- 
setze  und  80  jene  Sache  Ton  ihm  abhängig  mache.  Jeter  des 
papiers  aux  flammes ,  des  cendres  aux  rents.^'  Ich  -weiss  nicht, 
was  Andere  denl^en;  für  mich  bin  ich  fiberzeugt,  dass  aux  für  k 
(als  Ortspraposition)  mit  dem  Artikel  steht  Auch  der  Verf.  l^ann 
sich  dieser  Annahme  nicht  entdehen,  aber,  um  doch  die  erste 
Ansicht  nicht  zu  Terdrängen,  wird  §  256.  k*  mit  Bezug  auf  §  212. 
an  demselben  Beispiel  gelehrt:  „Häufig  wiricen  persönliches  Ver- 
haltniss,  sowie  andere,  die  k  erfördern,  und  örtlicher  Gegen« 
stand  zusammen.  Jeter  —  au  vent.^^  —  Wir  werden  zu  obiger 
Definition  Tom  Datiy  wenigstens  hinzugefügt  haben :  k  ist  die  Prä- 
position der  Richtung  Wohin?  und  insofern  man  sich  dieselbe  be- 
grenzt, abgefi(chlossen  denkt,  des  JFof  in  Bezug  auf  die  Zeit  des 
Bi8  wann^  Warm?  *)•  Dann  wäre  es  nicht  nöthig  gewesen,  der 
Präposition  k  als  Ortsbezeichnimg  die  Function  zu  leihen,  einen 
Gegenstand  von  sich  abhängig  zu  ms^chen,  und  (§  247.  a.)  in  aller 
^  Paris ;  monter  k  un  arbre  (vgl.  auch  §  957.  Anm.)  eine  geistige 
Beziehung  ±\x  entdecken,  welcher  grossen  Entdeckung  sich  der 
Verf.  noch  ^  810.  rühmt. 

n.  Die  Präposition  de.  A.  Allgemeine  Bedeutung.  Der 
Verf.  hat  diese  Präposition  durchaus  falsch  aufgefasst.  Sie  hat 
nach  ihm  §  282.  „die  Function,-  einen  Gegenstand  von  einem  an- 
dern Gegenstand  derselben  Art  zu  unterscheiden ,  und  stellt  sich 
somit  gleich  als  den  Darsteller  des  Gienitivs  heraus.  So  unter- 
scheide ich  in  dem  Ausdrucke:  le  llvre  de  mon  fils,  ein  Buch, 
das  meinem  Solme  gehört,  von  irgend  einem  Buche,  das  einen 
andern  Besitzer  hat.  Dass  (§  283.)  de  in  vielen  Fällen  einen  Be- 
sitz bezeichnet,  ist  zwar  unleugbar,  doch  ist  ihm  dieses  ebenso 
wenig,  als  dem  eigentlichen  Genitiv  an  sich  wesentlich,  und  man 
ist  daher  nicht  berechtigt,  de  und  den  Genitiv  als  Darsteller  eines 
Besitzes  zu  erklären.  Schou  in  den  Ausdrücken  la  porte  du  jardin, 
les  fleurs  du  champ  soll  kein  Besitz  bezeichnet,  sondern  es  sollen 
die  genannten  Gegenstände  nur  von.  andern  Gegenstanden  dersel- 
ben Art  unterschieden  werden.  §  284.:  In  den  Ausdrucken,  wie 
je  parle  de  lui,  scheint  die  Annahme,  dass  de  nur  dazu  dasei« 
eineu  Gegenstand  von  einem  andern  derselben  Gattung  zu  unter- 
scheiden ,  einige  Schwierigkeiten  zu  haben ;  allein  parier  hat  sein 
(verschwiegenes)  Sachobjekt  (§  215.)  in  dem  Gesprochenen ,  und 
dieses  kann  modificirt  werden,  so  gut  wie  jedes  andere  Sachobjekt« 
§  285.  In  Sätzen,  wie:  Je  viens  de  Paris,  je  suis  aUd  de  Paris 
k  Lyon,  ertheilt  man  der  Präposition  die  Kraft,  eine  Entfernung 


*)  ^g^*  ^6  bändige  und  treffende  Darstellong  des  Dativ»  bei  SaveU 
Uebersicht  der  vergleichenden  Lehre  vom  Gebrauch  der  Chsns  in  der 
deutschen,  franz.,  latein.  und  grieeh.  Sprache.  I.  and  II.  Abth.  p.  3  f. 


Schi£Eliii !  Wissensch.  Syntax  der  franz.  Sprache.  307 

% 

2u  b^elehnem  Allein  auißh  bier  wird  sich  die  oben  erwfihnte 
allg^emehie  Bedeutnn^  des  de  nachweisen  lassen.  —  Dass  de  an 
nnd  fnr  sich  die  Kraft  nicht  habe,  eine  Entfernung  zu  bezeichnen, 
ergiebt  sich  auch  schon  daraus ,  dass  da ,  wo  die  Entfernung  be- 
zeichnet werden  soll,  de  dazu  nicht  hinreicht,  wenn  nicht  der 
Begriff  der  Entfernung  in  dem  Zeitworte  selbst  liegt.  Die  Sätze: 
Cette  pens^e  est  de  Freiligrath  und  Cette  pens^e  est  loin  de 
Freiligrath,  i^önnen  dieses  beweisen,  des  Umstandes,  dass  de, 
von  dem  passenden  Worte  begleitet,  auch  Nfihe  und  AnnSherung 
.anzeigen  kann ,  pr^ff  de  moi ,  11  s'approche  de  moi ,  nicht  zu  ge  - 
denlcen.^^  Hier  wollen  wir  einmal  stehen  bleiben ,  nnd  gegen  das 
ganz  Terfehite  Ruisonnement  des  Verf.  unsere  Ansicht  kurz  an. 
geben.  Die  Präposition  de  bezeichnet  dds  Aus-  oder  Hervor- 
gehen^ und  ist  der  eigenste  Darsteller  d^s  Woher  f  Diese  Bedeu- 
tung  giebt  sie  nie  auf,'  und  wenn  sie  uns  nicht  überall  sofort  ein- 
leuchtet, so  müssen  wir  bedenken,  dass  die  Anschauung  des 
Woherl  nicht  nothwendig  bei  allen  Völkern  und  Individuen  nur 
Eine  ist.  Somit  ist  de  zunächst  Darsteller  des  Genitivs ,  als  des 
Casus,  der  bei  Nominibus  das  Hervorgehen  des  einen  Substantiv- 
begriffs aus  dem  andern  ausdrückt.  So  ist  le  livre  de  mon  fils  nur 
ein  Buch,  das  von  meinem  Sohne  ausgeht,  sei  derselbe  Besitzer 
oder  Verfasser;  ebenso  deutlich  Ist  de  in  la  porte  du  jardin,  los 
fleurs  du  champ,  crainte  de  Dien.  —  In  dem  Satze  je  parle  de 
lut  (wir  wollen  ganz  dem  Verfasser  folgen ,  da  wir  keine  vollstän- 
dige Theorie  von  der  Präp.  de  zu  geben  gesonnen  sind)  bezeich- 
net de  ebenfalls  nur  das  Ausgehen  des  Subjekts  von  einem  Ob- 
jekt, das  der  Thätigkeit  des  erstem  unterworfen  wird.  Der  Satz 
Je  viens  de  Paris,  je  suis  alld  de  Paris  k  Lyon  bedarf  gar  keinen 
Zusatzes,  ebenso  wenig  Cette  pens^e  est  de  Freiligrath;  pr^s  de 
moi  heisst  nahe  von  mir  aus,  und  ebenso  bei  il  s'approche  de  moi 
nehme  ich  die  Richtung  von  mir  aus  an.  In  dem  Satze  11  est  d*un 
caract^re  doux,  der  §  285.  Anm.  1.  angeführt  wird ,  kann  de  die 
oben  angegebene  Bedeutung  nicht  verleugnen.  Der  sanfte  Cha- 
rakter ist  der  Grund  und  die  Bedingung  seiner  Persönlichkeit. 

B.  De  ah  Bezeichnung  eines  Genitivs  nach  dem  Zeit- 
warte.  Auch  hier  können  wir  dem  Ver£  nicht  beistimmen.  §  288. 
„So  sagt  man  auch  wohl  im  Deutschen,  der  Unterscheidungs- 
theorie gemäss:  Hungers^  eines  frühzeitigen  Todes  sterben^ 
aber  auch  vor  Kälte  sterben  (berücksichtigend,  dass  man  gleich- 
sam im  Angesicht  [!]  der  Kälte  starb),  am  Fieber  sterben  (von 
einer  Annäherung  ausgehend  [!]);  der  Franzose  sieht  in  allen 
diesen  Todesarten  nur  die  Verschiedenheit  und  sagt  daher: 
mourir  de  faim,  mourir  d'iine  mort  pr^matar^e,  mourir  de  froid, 
monrir  de  la  fi^e.^  In  allen  diesen  Beispielen  ist  de  nur  Präpo- 
sition der  bewirkenden  Ursache.  Ebenso  denkt  der  Franzose  in' 
den  Ausdrückeil  cotivrir  de  la  miiin,  remplir  de  vin ,  tuer  de  sang 
froid  so  wenig  an  die  besondere  Weise,   wie  die  Handlung  ins 

20* 


308  Franzosische  Sprache« 

Leben  tritt,  im  Gegensatz  zu  einer  andern  Weise,  als  wenn  der 
Deutsche  sagt :  mit  der  Hand  bedecken  u.  s.  w.  —  Wir  wollen 
hier  nur  noch  einige  schwierigere  Punkte  zur  Sprache  bringen. 
§  300.  I.  ,,Zu  allen  genannten  Fällen,  die  sämmtlich  auf  Gegen- 
sätzen und  Unterscheidungen  beruhen,  kommen  noch  ?iele  zum 
TheO  adverbiale  Ausdriicke,  die  ebenso  zu  erklären  sind.  D'usage, 
de  coutume,  de  jour,  de  nuit,  de  bonne  heure,  de  grand  matifi. 
Du  temps  de  C^sar.  De  ma  vie  je  n'ai  ¥u  pareille  chose/^  Ajich 
liier  hat  de  die  von  uns  aufgestellte  Bedeutung./  D'usage ,  de 
coutume  heisst  von  Seiten ,  naci  dem  Gebrauche.  De  ma  vie  je 
n'ai  TU  pareille  chose,  d.  i.  aeit^  wie  noch  deutlicher  in  .de  me- 
moire d'homme,  9eit  Menschengedenk ,  de  tout  temps,  ebenso 
ist  zu  erklären  de  bonne  heure,  de  grand  matin,  de  jour,  de 
nuit  *). 

D.  De  unmiltelbar  zwischen  zwei  Hauptwörtern.  Abge- 
sehen von  der  anderweitigen  Theorie  des  Verf. ,  wollen  wir  hier 
blos  von  dem  Falle  sprechen  ,^  wo  zwei  Hauptwörter  zur  BezeicTi- 
uung  eines  und  desselben  Gegenstandes  verbunden  werden,  wovon 
das  erste  den  ailgeroeiuen  Namen,  das  zweite  den  besondern  ent- 
hält (§  310  ff.).  Sie  werden  gewöhnlich  durch  de  verbunden, 
viile  de  Paris;  aber  dieses  de  hat  nicht  die  Kraft  der  Unterschei- 
dung; dazu  reicht  der  blosse  zweite  Name  hin.  So  sagt  man  ohne 
vermittelndes  de:  mont-Vesuve,  mont-Etna  (§  312.).  „Die 
Auslassung  des  de,  meint  zwar  der  Verf.,  giebt  zu  erkennen, 
dass  man  die  Berge  mehr'  individuell  und  in  ihrer  Selbstständig- 
keit für  sich  als  in  Beziehung  auf  andere  und  in  ihrer  Verschie- 
denheit von  einander  betrachtet/^  Man  sagt  aber  doch  mont- 
d*Or.  Ferner  sagt  der  Verf :  „Warum  man  sage  Rue  Richelieu, 
place  Louis  quinze,  ist  leichter  einzusehen.  Strassen  und  Plätze 
werden  alle  als  gleich  betrachtet  (!);  es  liegt  kein  Grund  vor,  den 
einen  oder  den  andern  dieser  Gegenstände  einem  andern  vorzu- 
ziehen (!),  folglich  auch  nicht  sie  unter  einander  durch  de  zu 
untersclieiden/^  Dass  diese  Gründe  nichtig  sind,  wird  Jeder  ein- 
gestehen, und  de  kommt  auch  wirklich  hin  und  wieder  vor;  so 
kennt  man  eine  rue  de.  Grammont,  eine  rue  de^Harlay  (anders 
mag  allerdings  de  erklärt  werden  in  rue  des  bons  enfans,  rue 
du  mont-Blanc,  rue  de  la  Parcheminerie,  rue  de  la  Harpe). 
£benso  wenig  genügt,  was  der  Verf.  weiterhinsagt:  „Dass  man 
kleinere  Flüsse  und  Inseln  zuweilen  ohne  de  bezeichnet  findet, 
fivi^re  Pregel,  lies  -  Margu^rltes ,  mag  daher  rühren,  dass  man 
ihnen  wegen  ihrer  geringen  Bedeutsamkeit  nicht  die  Ehre  an- 
Ihut  (!),  sie  mit  grössern  Flüssen  und  Inseln  in  Vergleich  zu 
bringen  ^'  Wir  abstrahiren  desshalb  folgende  Regel:  Wenn  einem 
allgemeinen  Substäntivbegriff  der  besondere  als  Ergänzung  bel- 


'*')   Uebereinstimmend  mit   ans   erklart  die  S^che  SaveU  a.   a.  O» 
HI.  und  JV.  A/bth.  p.  349. 


SchifTlin:  Wissenscb.  Syntax  der  franz.  Spracire.  309 

gegeben  wird ,  so  kann  dies-  in  Form  der  Süsseren  Identiflcirung; 
(Apposition)  unmittelbar  geschahen,  oder  es  kann  das  sprachliche 
Band  des  Abhängigkeitsverhältnisses  de  hinzutreten» 

§  313.  Zusätze.  1.  Der  Satz:  ^Nous  t'avons  ^iu  pour'nous 
dire  qui  a  raison  de  moi  ou  de  ma  fiile ,  gegenüber  dem  ,Satzc : 
Qu!  des  deux  est  plus  foUy  le  prodigue  au  Favare?  veranlasst  fol- 
gende Regel:  i),Da,  wo  die  Ansprüche  zwischen  zwei  Gegenstän- 
den gleich  geachtet  werden,  wo  man  sich  aber  bestimmt  für  einen 
derselben  entschieden  hat^  so  dass  man  in  Bezug  auf  die  Gültig- 
keit der  Anspriiclie  einen  Unterschied  macht,  denkt  man  sich  den 
einen  Gegenstand  Im  Gegensatz  zum  andern,  und  versieht  beide 
mit  de;  da  hingegen,  wo  die  Entscheidung  entweder  gar  nicht 
zweifelhaft ,  oder  wo  die  Gültigkeit  der  Ansprüche  völlig  gleich 
ist,  findet  sich  kein  Grund,  einen  Gegensatz  zwischen  beiden 
Gegenständen  aufzustellen,   und  de  föilt  weg.^^     Wir  erklären  die 
Sache  also:  de  moi  ou  de  ma  fille  sind  die  Wertlie  von  de  nous, 
welches  dem  Schriftsteiler  als  Ergänzungsgenitiv  zu  ^ui   vor- 
schwebte.    Je  weniger  es  an  sidi  nothwendig  ist,  das  Verhältniss 
des  Gattungsbegriffs  zu  den  Ortbegriffen  (Rue  Richelieu)  auszu- 
drücken, desto  weniger  kann  man  sich  veranlasst  sehen,  de  zu 
gebrauchen  bei  Ortbegriffen  in  der  Appositionsform      Die  Sä'tze: 
Les  Fran9ais  avaient  deux  mille  de  tues,  und  —  apres  avoir  eu  six 
i  sept  mille  hommes  tuds,  bless^s  et  prisonniers,  sind  ebenso  zu 
beurtheilen.     3.  Yous  m'avez  payd  trois  ^cus  de  trop.  Hier  steht 
de  trop  nicht  wegen  des  Gegensatzes  de  trop  peu,  sondern  es  ist 
dem  latein.  Genitivus  pretii  oder  dem  Ablativ  des  Maasses  zu  ver- 
gleichen.    Mit  diesem  de  trop  scheint  zusammengestellt  werden 
zu  müssen  de  nach  plus  vor  Zahlwörtern,  worüber  der  Verf.  nicht 
gesprochen  hat ;  vgl.  uns  unten  zu  §  742. 

B.  De  zwischen  Adjektiv  und  Hauptivmt,  Wir  stimmen 
dem  Yerf.  nicht  bei,  da  er  eine  ganz  andere  Grundansicht  von  de 
hat  als  wir.  ' 

'  Siebentes  Kapitel.  Infinitiv  mit  vorhergehendem  de  und  ä 
UQch  Zeitwörtern,  A.  Zeitwörter  ,^  die  zur  Bezeichnung  eines 
Zweckes  dienen.  Die  vom  Verf.  aufgestellten  Regeln  sind  zwar 
scharfsinnig,  aber  nicht  durchaus  haltbar;  da  er  dies  selbst  ein- 
sieht, und  man  nicht  leicht  etwas  Besseres  als  er  entdecken  mag, 
so  wollen  wir  uns  gern  mit  dem  Dargebotenen  begnügen.  Es  fol- 
gen Beispiele  p.  105  —  114. 

'  B.  Zeitwörter  f  die  zu  dem  Infinitiv  in  einem  Kausal  -  Zu- 
sammenhang  stehen,  Aacli  hier  genügt  der  Verf.,  und  er  wird 
zugeben ,  dass  unsere  Auffassung  der  Präp.  de  seiner  Darstellung 
§  344.  genau  entspricht.     Beispiele  p  llö  — 123.  ^ 

•C.  Zeitwörter^   die  zur  objektiven  Umschreibung  dienen. 
Beispiele  p.  124  -  128. 

G.' Der  Infinitiv  mit  de  nach  unpersönlichen  Zeitwörtern. 
§.  366.  „In  dem  Satze  11  appartient  d'interpr^ter  wird  il  appartient 


310 


Franzosische  Sprache« 


durch  Beinen  Beisats  auf  eine  ihnliehe  Weise  moiÜfieirt  und  un- 
terschieden Ton  etwa  il  appartient  de  juger,  wie  la  vilie  de  Paris 
etwa  im  Gegensatz  zu  vUle  de  Lyon><  Wir  sagen:  Bin  Infinitiv 
als  Subjekt  im  Hauptsatze  steht  ohne  Präposition;  derselbe  in 
Form  eines  Erganzun^satzes  erfordert  de  als  vermittelndes  Wort 
des  äussern  Verhältnisses,  welches  als  solches  auch  fehlen  kann^ 
aber  nur  noch  in  wenigen  Resten  wirklich  ausgelassen  :wird: 
Travailler  et  faire  du  bien  Toccupait  et  le  reposait.  Promettre  et 
tenir  fönt  deux.  Peindre  est  un  art.  Travfdller  est  un  devoir  ii^- 
dispensable  k  Thomme  social  —  c^est  lui  devoir  iod.  k  Th.  (que) 
de  travailler,  il  me  tarde  de  Toir;  c'est  ä  la  vertu  d'^tre  intrdpide. 
Ohne  de  (vgl.  Mont-Etna)  steht  der  Infinitiv  n^ch  il  fiaut,  il 
vaut  mieux  (was  wir  bei  Schi£Flin  nicht  finden).  Was  hat  man 
aber  für  einen  iunem  Grund  für  de  und  ä  in  den  Sätzen:  Test 
a  moi  de  rdpondre  aux  voeux  de  mon  pays  und  Est-ce  au  penple, 
madame,  k  se  choisir  un  mattre?  Der  von  SchiSIin  (§  403.)  an- 
geführte Grund  reicht  nicht  hin.  —  Ueber  den  Infinitiy  mit  de 
nach  unpers.  Zeitw.  Beispiele  p«  138  — 140.  Darauf  folgt  H. 
ein  Yerzeichniss  von  Zeitwortern,  die  den  Infinitiv* bald  mit  doi, 
bald  mit  a  nach  sich  haben.  Da  es  uns  zu  weit  führen  wurde. 
Alles  zu  besprechen,  so  wollen  wir  von  Einzelnem  nur  die  Ueber- 
schrift  angeben. 

Achtes  Kapitel.   Zeitwörter  mit  dem  Infinitiv  ohne  Präpö- 
Hition.  §  460—495. 

Neuntes  Kapitel.  Haupttporter  und  jädjekiive  mit  de  und  ä 
und  dem  Infinitiv.  §  496  —  516« 

Zehntes  Kapitel,  Gerondiv.  Der  ,Verf.  spricht  klar  und 
richtig  über  en  beim  Gerondiv  und  reduzirt  das  ganze  Gebiet  der 
Gerondive,  deren  Gegenstand  derjenige  des  Hauptsalzes  ist,  auf 
5  Fälle,  die  wir  hier  mittheilen  wollen:  1)  Bei  der  Gleichseitige 
keit  geschieht  die  Thatsache  des  Nebensatzes  (dek  Gerondivs) 
genau  zu  derselben  Zeit,  wie  die  Thatsache  des  Hauptsatzes; 
und  die  beiden  Thatsachen  haben  eine  gleiche  Zjeitdauer.  Das 
Gerondiv  steht  mit  en»  2)  Bei  der  Ungleichzeitigkeit  geschieht 
die  Thatsache  im  Nebensatze  nicht  zu  derselben  Zeit,  wie  die 
Thatsache  im  Hauptsatze,  indem  die  eine  der  andern  vorangeht, 
die  beiden  Thatsachen  haben  also  nicht  eine  gleiche  Zeitdauer, 
vielmehr  .wird  die  eine  da  als  aufhörend  betrachtet,  wo  die  andere, 
anfängt.  Das  Gerondiv  steht  ohne  en.  3)  Bei  der  absoluten 
Ursache  erzeugt  die  Thatsache  des  Nebensatzes  die  Thatsache 
des  Hauptsatzes,  und  zwar  unabhängig  von  der  Meinung  ^  der 
Gesinnung  oder  dem  Zwecke  des  Gegenstandes.  Die  erzeugte 
Thatsache  gründet  sich  auf  die  Natar  der  Umstände,  sie  ist  eine 
{objektive)  Thatsache  der  Nothwendigkeit,  sie  ist  die  Wirkung, 
die  auf  eine  Ursache  folgt.  Das  Gerondiv  steht  mit  en,  4)  Bei 
der  relativen  Ursache  veranlasst  die  Thatsache  des  Nebensatzes 
die  Thatsache  des  Hauptsatzes,  jedoch  abhängig  von  der  Meinungi 


Schifflin :  WütBenfleli.  Syntax  der  franz.  Sprache.      ,   ^     311 

der  Geunnung«  dem  Zwecke  dea  GegeMtande».    Die  Teranhairte 
Tlnrtsache  gründet  sich  auf  die  Natur  des  Gegenstasdes^  aie  ist 
eine  (suhjekiive)  Thatsaclie  des  Zufalls,  sie  ist  die  Folge,   die 
sich  aus  einem  Gnmde  ergiebt.    Das  Gerondiv  steht  ohne  en. 
5)  Es  giebt  GeroDdive ,  die  man  su  denen  rechnen  kann ,  welche 
eine  reiatiTe  Ursache  darstellen  (4.  Fall) ,  mit  dieser  Beschrän- 
kung jedoch,  dass  die  relatiTC  Ursache  nicht  von  dem  Gegen- 
stände der  Rede  herrührt,   sondern  von  dem  Redenden  selbst. 
Insofern  der  Letztere  sich,  veranlasst  sieht,  Erläutemngssätze  auf, 
seinen  Gegenstand  zu  beziehen,  wie  sie  ihm  nach  den  Umstanden 
angemessen  erscheinen.  Zugleich  weist  er  nach  6.  (§  535—538.), 
dass  die  Gerondive,  die  mit  dem  Hauptsätze  nicht  einen  und  den- 
selben Gegenstand  haben,    zum  2.,  4.  oder  5.  Fall  gehören. 
D.  Gerondive,  deren  Gegenstand  in  dem  Häuptsatze  nicht  ge- 
nanntwird, sind  mit  en  zu  vOTsehen.    E.  Gerondive,  die  in  der 
Partidpialform  auftreten^  gehören  zum  2. ,  4.  oder  5.  Fall.    F. 
Uebergang  des  Gerondiv  in  das  Verbaladjektiv. 

Elftes  Kapitel,  Flexion  dea  Particips,  Wenn  Schifflin 
doch  Überali  mit  gehöriger  Ruhe  arbeitete  und  nicht  wegen  seines 
anmaslftenden  Tones  so  oft  zum  Unwillen  Anlass  gsrbel  .  Dass  man 
(§  581.)  le»  cbaleurs  qu'il  a  faites^  was  die  franzi>8ischen  Gram- 
matiker verlangen  (Grammaire  nationale  p«  504.),  durchaus  gelten 
lassen  könnte,  kann  Niemand  abstreiten;  upd  es  hat  uns  sehr 
gewandert,  dass  Schifflin  kühn  behaujj^tet,  das  Pronomen  in  den 
Ausdriickea:  es  donnert,  ee  regnet,  steile  kein  Bewirkendes  dar; 
auch  nur  eine  oberflächliche  Kenntniss  der  religiösen  Vorstellun- 
gen heidnischer  Völker  konnte  ihn  seines  Irrthums  überführen. 
Und  so  ist  seine  Vertheidigang  des  Sprachgebrauchs,  welcher 
qu'il  a  fait  fordert,  ganz  ungenügend.  Wir  glanben,  dass  faire 
zur  Bezeichnung  des  Wetterzustanded  intransitiv,  gebraucht  wird^ 
an  dem  Akkusativ  que  wird  man  sich  um  so  weniger  stossen ,  als 
ihn  selbst  ^tre  in  diesem  Falle  erfordern  wiirde. 

Zwölftes  Kapitel.  Zeitformen»  A.  lieber  Zeitverhälttmee 
im  Allgemeinen.  Der  Verf.  vergleicht  die  Zeit  mit  einer  Linie, 
mit  dem  Mittelpunkt  der  Gegenwart  und  meint  §  586. ,  da  die  • 
«eine  Gegenwart  nur  einen  Punkt  bezeichnen  könne,  der  lediglich 
dazu 'diene,*  die  Gegenwart  von  der  Vergangenheit  und  Zukunft 
zn  scheiden ,  und  der  folglich  gar  keine  Lange  oder  Ausdehnung . 
habe,  so  könne,  was  wir  in  der  Grammatik  Gegenwart  nannten, 
nicht  reine  Gegenwart  sein,  sondern  sie  müsse  aua  Gegenwart 
lind  Zukunft  bestehen,  die  bis  an  die  Gegenwart  reichen;  wenn 
wir  also  die  Zeit  nicht  als  reine  VorsteUting  betrachteten,  sondern 
sie  auf  Thatsachen  anwendeten,  so  könne  einereine  Gegenwart 
für  uns  nicht  vorhanden  sein/^  Da  eimnal  ein  alltägliches  Bild 
gebraucht  ist  —  womit  übrigens  in  der  Wissenschaft  Nichts  ge^ 
Wonnen  wJrd  — ,  so  wollen  wir  uns  eines  andern  bedienen^  das 
schon  banfig  und  mit  grosserem  Recht  gebraucht  ist    Die  Zeit 


312  Franzosische  Sprache». 

ist  ein  Strom,  wir  segeln  der  Quelle  entgegen.  Da  wir  aber  jede 
Strecke  erat  wirklich  berührt  haben  müssen^  bevor  sie  hinter  uns 
zu  liegen  kommt,  so  muss  auch  die  Zukunft  erst  Gregenwart  wer- 
den ,  um  zur  Vergangenheit  übergehen  zu  können.  Die  Gegen- 
wart ist  also  kein  unbeweglicher  Punkt  —  wie  die  Z6it  keine  fest- 
stehende Linie  —  sie  hat  reell  eine  Existenz,  so  gut  wie  die  Ver- 
gangenheit und  Zulninft,  ideell  greift  sie  in  die  Vergangenheit 
und  Zukunft.  Es  steht  demnach  von  des  Verf*  Behauptung,  die 
Gegenwart  bestehe  nur  aus  Vergangenheit  und  Zukunft,  för  die 
Reform  unserer  Grammatiken  nichts  welter  zn  hoffen  und  zu 
fürchten;  und  hat  es  mit  den  Folgerungen,  die  der  Verf.  ans 
seinen  Lehren  zieht.  Nichts  weiter  z>i  sagen. 

§  613.  Der  Verf  eifert  mit^Recht  —  wir  theilen  diesen  ein- 
zelnen §  nur  beispielsweise  mit  —  gegen  die  Theorie  von  einer 
ganz  verflossenen  und  einer  nicht  ganz  verflossenen  Zeit,  von  de- 
nen die  efste  durch  das  Parfait  ddfini,  die  zweite  durch  das  Par- 
fait  ind^fini  dargestellt  werden  soll.  Nach  dieser  Theorie  —  die 
in  den  französischen  Grammatiken  soviel  Berücksichtigung  gefun- 
den hat  —  gehören  zur  nicht  ganz  verflossenen  Zeit  die  Begeben- 
heiten desselben  Tages,  derselben  Woche,  desselben  Monats, 
desselben  Jahres,  ja  sogar  desselben  Jahrhunderts;  dagegen  zur 
ganz  verflossenen  Zeit  gehören,  was  den  vorigen  Tag,  die  vorige 
Woche  u.  s.  w.  geschehen  ist. 

F.  Fälle  verschiedener  Art.  „In  dem  Satze:  ich  toünschte^ 
daaa  dieses  wäre^  wird  das  Gewünschte,  als  in  der  Vergangenheit 
begründet  und  keine  Zukunft  habend  für  die  Gegenwart  als  be- 
deutungslos betrachtet.  Der  Aüsdrucl^y  der  den  Wunsch  ankün- 
digt, muss  sich  ebenfalls  in  die  Vergangenheit  versetzen,  denn 
für  solches ,  das  nur  in  der  Vergangenheit  erblickt  wird ,  kann 
der  Wille  nicht  gegenwärtig  sein,  und  es  ist  unmöglich  zu  sagen: 
Ich  will  gestern  schreiben.'^  An  eine  Begründung  in  der  Ver- 
'  gangenheit  ist  gar  nicht  zu  denken ;  der  deutsche  Satz  ist  vielmehr 
in  derselben  Art  hypothetisch ,  wie  der  französische  Je  voudrais 
que  cela  füt,  wobei  die  Ellipse  der  Grammaire  nationale:  s'il. 
^tait  perrais  de  le  vouloir  —  insofern  man  überhaupt  Ellipsen  in 
der  Sprache  statuiren  darf,  keineswegs  falsch  ist,  wie  der  Verf. 
§  644,  meint. 

Wie  gut  sich  der  Verf.  auf  die  Erklärung  der  Tempora  na- 
mentlich in  hypothetischen  Sätzen  versteht,  mag  noch  folgende 
Probe  lehren:  §  652.  Aus  demselben  Grunde  steht  auch  zuweilen 
das  Imparfait  Indicatif  für  Conditiouel  pass^  (11  mourait  für  il  se- 
rait  mort),  welche  Eonstruktionsweise  sich  auch  im  Deutschen 
findet.  Er  starb  (er  würde  gestorben  sein) ,  wenn  ich  nicht  zu 
seiner  Hülfe  herbeigeeilt  wäre.  —  Also  auch  hier  erscheint  die 
durch  das  Imparfait  dargestellte  Thatsache  als  eine  solche,  die 
Ihren  Anfangspunkt  bereits  genommen  (wirklich?  er  fing  also 
schon  an  zu  sterben!),   aber  wegen  eines  hinzugetretenen- Um- 


Schifflin ;  Wissenscb«  Syntax  der  franz.  Sprache.  313 

Standes  ihre  -Vonendang  nicht  erreicht  hat/^    Die  ^ache  ist  zu 
bekannt  und  einfach,  «mein  Wort,  hinzuzusetzen. 

Dreizehntes  KapkeU  Conjunctionen*  Die  Aasdehnung,  die 
der  Verf.  den  Conjnnctionen  gieht^  ist  an  sich  nicht  zu  tadeln ;  er 
geht  ^aber  offenbar  zu  weit ,  wenn  er  §  694.  auch  die  Casus  und, 
Flexion  (§  695.)  als  Gonjunctionsmittel  betrachtet;  wenigstens 
hätte  er  zwischen  Conjunctionen  im  sogenannten,  und  Gonjunctio- 
nen  im  weitern  Sinne  unterscheiden  sollen*  Im  Ganzen  ist  dieses 
Kapitel  sehr  belehrend ;  doch  hätten  wir  überall  statt  einer  lexikö- 
grapliischen  und  historischen  Aufzählung  der  Bedeutung  die  Er- 
mittelung der  Grundbezeichnung  der  Conjunctionen  gewünscht. 
Z.  B.  §  710. :  ,,Encore  dient  zur  Verbindung  von  Satztheilen  und 
Sätzen  und  bedeutet  i)  bis- jetzt  ^  2)  hat  es  die  Bedeutung  des 
Hinzufiigens.^^  Wir  glauben  nicht  zu  irren,  wenn  wir  dem  encore  ^ 
die  Kraft  zutheiien,^  die  Stetigkeit  der  Zunahme  bei  Handlungen, 
Zuständen,  Eigenschaften  auszudrücken;  deutsch  noc^.  Pias  en- 
core, womit  der  gegenwärtige  Moment  nebst  einer  verflossenen 
Zeit  negirt  wird;  encore  meilleur;  non  seulement  -r~  pais  encore 
sondern  «ocft  {dazu)}  encore  s'ii  voulait  me  payer  (auch)  noch 
{dazu).  So  war  §  719.  die  Bedeutung  von  mais  auf  eine  einzige, 
die  unser  aber  uni  sondern  in  sich  schliesst,  zurückzuführen, 
§  730  ff.  Es  ist  zu  rühmen,  dass  der  Verf.  (wie  es  Andere  auch 
schon  gethan)  die  Conjunction  que  mit  dem  relativen  Fürwort  im 
Französischen  wie  im  Deutschen  zusammenstellt,  aber  zu  tadeln, 
dass  er  im  deutschen  dass  mehr  den  Artikel  erblicken  und  selbst 
que  (§  732.)  für  einen  solchen  erklären  will.  J'entends  qu'il 
chante  heisst  auoh  nicht:  ich  höre,  welches  er  singt;  was  höch- 
stens auf  den  Gegenstand  des  Gesanges  bezogen  werden  könnte,^ 
das  nicht  einmal  im  Satze  liegt,  da  die  blosse  Thätigkeit  des  Sin- 
gens  bezeichnet  werden  soll;  vielmehr  ist  die  Bedeutung  der  Con- 
junction in  ihrer  Identität  mit  dem  Pronomen  aus  einem  vollstän- 
digen Satze  zu  erklären  {was  das  anbetrifft,  dass  er  arbeitet,  so* 
sehe  ich  es ;  so  auch :  c'est  un  grand  malheur  que  d'^tre  seul  au 
monde  §  734.),  oder  die  Conjunction  ist  ein  selbstständiger,  vom 
.Pronomen  gar  nicht  ausgegangener  Redetheil.  §  735.  Si  j^f^tais 
que  de  vous  wenn  ich  an  eurer  Stelle  wäre^  ist  so  zu  erklären: 
si  j'dtais  que  (est)  de  vous,  -wie  man  sagt  c'est  le  m^mc  de  vous 
und  in  der  Frage  Qu'est-ce  que  c'est  qu'un  philosophe?  können 
wir  "die  Artikelkraft  der  zwei  letzten  que  auch. nicht  anerkennen 
und  übersetzen  nicht:  Was  ist  es,  dieses  es  ist,  dieses  ein  Vh.  (!), 
wie  Schifflin  will,  sondern  es  heisst  nur:  >Waiä  ist  das,  was  das 
ist,  was  ein  Philosoph  (ist).  §  736.  Ce  que  vous  dites  est  vrai 
ist,  nicht  gleich  c'est  vrai  que  .vous  dites ,  denn  in  dem  ersten 
Satze  bezieht  sU;h  ce  nur  auf  das  Relativ,  im  zweiten  Kuf  den 
Satz  est  vrai.  Der  Grund  für  den  Indicativ  in  dem  Satze:  Je  suis 
surpris'  de  ce  qu'il  ne  vient  pas,  und  den  Conjunctivin  Je  suis 
surpris  qu'il  ne  vienne  pas,  ist  von  dem  citirten  Simon  Franz.  Gr. 


314  Fransotiflche  Spracke. 

p.  13L  im  GanzeD  richtig  SDfegeben,  SctufHiiM  Bemerlcniigen 
Uogen  nicbta.    §  741.:   ,,Der  SÄ:  Qaand  j'aarais  de  l'arg^ent, 
je  o'ach^teraia  pas  ce  livre,  kann  aach  so  gfegeben  werden:  J'aurais 
de  l'argent  qne  je  n'kchl^teraifl  pas  ce  liyre.    Der  Gedanke  ist: 
HäUe  ick  Geid^  so  würde  das  keine  andere  Folge  haben  ^  als 
dass  ick  das  Bück  nicht  kaufen  füärdej  so  dass  also  auch  liier 
qne  Init  dem  Folgenden  der  im  Hanptsatse  enthaltenen  Aussage 
ihre  Bedeutung  giebt,  d.  h.  sie  modificirt.^^     Qne  heisst  also 
so  dass  nnd  qne  ne  —  pas  so  dass  (doch)  nichi  =  sans  qne 
(dass  sans  qne  mit  dem  ConjunctiT  verbunden  wird ,  kommt  hier 
nicht  in  Betracht).    In  diese  Kategorie  gehört  nicht  der  andere 
vom  Verf.  angeführte  Sats:   la  vie  B^ach^?e  que  Von  a  k  peine 
dbanchd  son  ou?rage,  welcher  offenbar  nur  in  Folge  einer  InTer- 
sioa  steht   für  peine  qne  Ton  a  ^bauch^  son  ouTrage,  la  vie 
s'ach^Te.  Ob  das  que  nach  dem  Gomparativ  hieher  gehöre/  wagen 
wir  nicht  su  entscheiden^  es  wäre  auch  eigen,  wenn  que  durch 
die  ganze  Sprache  nur  Eine  Bedeutung  haben  konnte;   indess 
wollen  wir  es  nicht  leugnen  und  warten  eine  glückliche  und  ge- 
nügende Erklärung  ab. '  Da  der  Verf.  übrigens  in  der  Anm.  von 
de  nach  dem  Comparativ  mit  dem  Hinzufugen  spricht ,  dass  que 
das  Subjekt,  de  die  Handlung  modificire,  so  benutzen  wir  diese 
Gelegenheit,  auf  unsere  obige  Bemerkung  aufmerksam  zu  machen, 
wo  wir  von  de  trop,  de  plus  sprachen.    De  ist  nur  ein  Ablativ 
des  Maasses,  um  es  kurz  auszudrücken:  Oet  animal  a  mang^  plus 
d'une  brebis,  heisst  nur  um  ein  Schaf  mehr,  nämlich  qu!utt  antre 
animal  oder  sonst  etwas.    Dass  que  (§  743  ff.)  in  zusammenge- 
setzten Gonjunclionen  wieder  ArtikelkrafI  habe,  ist  nur  eine  Be- 
^hauptung  des  Verf.  in  Folge  der  Identität  von  Apr^  que  j'eus 
travailld  und  apr^s  le  travail.    Wir  sehen  in  diesem  que  nur  ein 
ursprüngliches  Pronomen  relativum,  gestehen  aber,  dass  sich  die 
ursprüngliche  Bedeutung  so  verwischt  und  abgelöst  hat,  dass  wir 
dieselbe  nur  noch  ahnen  können. 

Vierzehntes  Kapitel.  Die  Präpositfonen  sind  im  Ganzen 
genügend  behandelt,  besonders  zieht  die  Darstellung  von  dans, 
en,  k  an«  Wir  haben  uns  namentlich  §  862.  über  das  vernünftige 
Gestandniss  des  Verf.  gefreut :  „Man  kann  dieses  (dass  vor  le  nnd 
les  ausschliesslich  dans  steht,  wthrend  vor  1'  und  la  dans  und  en 
vorkommen)  nur  einer  Spracfalanne  zuschreiben,  indem  es  nidbt 
denkbar  ist,  dass  gerade  nur  vor  T  und  la  die  Angemessenheit 
der  Präposition  en  nachzuweisen  sein  sollte.^^  Am  wenigsten  mag 
der  Artikel  über  snr  genügen.  Wir  geben  folgende  Erklärung: 
Sar  bezeichnet  IJ sinnlich^  2)  geistig  nach  verschiedenen  Abstu- 
fungen, die  aber  alle  aus  Einer  ursprüng^ehen  Bedeutung  fliessen, 
das  ytuf'  und  Uebereinander  der  Mnge,  so  dass  das  eine  Basis 
des  andern  ist.  Beispiele  zu  1) :  Mre  assls  sur  un  banc^  un  poids 
rae  tombe  sur  le  coenr;  un  oiseau  plane  sur  la  rivi^re,  s^appiiyer 
sur  un  bftton;  ävoir  qc.  snr  soi,  se  Jeter  sur  qn. ,  graver  nur  le 


Sthifflin:  WisBensch;  Syntax  der  franz.  Sprache.  '  315    . 

marbre,  amasser  sou  anr  aou;  bieber  ist  sU  rechnen:  cel  appar^ 
tement  donn^  aur  le  jardin  (woKei  man  nicht,  wie  der  Verf.  meint 
§945.viBin  eine  Art  von  Ueberlegenheit  zu  denken  bat,  indem 
der  Garten  von  dem  Zimmer  aus  iiberaehen,  unter  Anfsicht  ge- 
halten, beherrscht  werde  (!) ;  sondern  die  Präposition  ist  aus  dem 
rein  raumlichen  VerhiOtniss  an  erklären) ;  b&tir  nne  ¥iUe  sur  nne 
riviftre.  (nicht,  wie  es  §  055.  beisst:  weil  man  entweder  dem 
Flusse  die  Kraft  antraut,  die  Stadt  zu* beschützen,  oder  man  den 
Fluss  von  der  Stadt  aus  auf  irgend  eine  Weise  «u  beherrschen 
gedenkt  (!):  Cologne  sur  le  Rhin;  sondern  räumlich,  weil  das 
Ufer  höher  liegt  als  die  Fläche  des  Flusses.  Eher  hatte  der  Verf 
diesen  Fall  unter  §  934.  bringen  können,  wornach  sur  zunächst 
das  Nahebringen  zweier  Flächen  bis  zur  Berührung  ausdrückt: 
coller  du  papier  sur  4a  muraille,  aber  auch  hier  ist  muraille  nur 
Basis«) 

2)  Copier  un  acte  sur  un  original,  ^tre  alarm^  sur  le  compte' 
de  qc,  ^tre  toujours  sur  les  livres,  s^accorder  sur  qc,  s'expliquer 
sur  une  matifere,    conqu^rir  des  provinces  sur  une  puissance, 
r^gner  sur  un  peuple  u.  s.  w.    Hieher  sind  auch  zti  rechnen :  sur  . 
le  point  de  partir;  sur  Theure  du  diner;  sur  le  midi;  sur  ces  ' 
entrefaites. 

^ 

In  der  Anm.  zu  §  957. ,  wo  fiber  die  Ausdrucke  ^tre  sltuä 
u.  dgl.,  sur  le  chemin,  dans,  en  u.  s.  w.  gesprochen  wird,  wäre 
auch  über  loger,  rue  u.  ähnl.  zu  reden  gewesen.  Die  2.  Anm. 
I](andelt  von  dem  Unterschiede  zwischen  monter  sur  un  arhre  und 
ii  un  arbre.  Bei  sur  soll  man  bios  das  örtliche  Verhältniss  /  bei  ä 
neben  diesem  auch  noch  die  geistige  Beziehung  im  Auge  behalten. 
Das  Letzte  kann  man  durchaus  nicht  zugeben.  Der  Unterschied 
ist  sehr  fein  und  für  den  Gebrauch  wohl  gar  nicht  zu  beachten. 
Bei  sur  denkt  man  blos  prägnant,  mit  Uebergehung  eines  Mittel- 
gliedes in  der  Vorstellung.  Ebenso  prägnant  ist  Philippe  Ten- 
▼oyait  sur  les  bords  de  la  Seine  bei  Voltaire  Henr. 

S.  339.  wird  die  mögliche  Zulässigkeit  der  Nichtwiederholung 
der  Präpositionen  ä,  de  und  en  vor  jedem  Gegenstande  gegen  die 
Gn  des  gr.  nachgewiesen. 

Fünfzehntes  KapileL  Adverb,  §  1005.  „Die  Adverbe  haben 
zum  Zweck,  Bestimmungen  auszudrücken,  die  die  durch  die 
Zeitwörter  angegeb^ien  Thatsachen  modificiren  sollen.^^  Und 
wirklich  liest  man  im  ganzen  Kapitel  nichts  davon,  dass  die  Ad- 
verbial auch  zur  Modification  der  Adjektiva  und  der  Adverbia 
selbst  dienen! 

Die  Untersdieidung,  die  der  Verf.  §  1008.  hinsichtlich  der 
Art  und  Weise,  wie  eine  Thatsache  ins  Leben  tritt,  macht,  ist 
nur  zu  Gunsten  der  Erklärungen,  die  im  Folgenden  gegeben 
werden,  veranlasst.  ^ Hätte  der  Verf.  nur  das  einzige  raisonner 
jnste,  faux  berücksichtigl,  ao  würde  er  in  Bezug  auf  §  1010.  gar 


316^    '  Franzosische  Sprache. 

nicht  SU  der  Annahme  gekommeh  sein,  dass  die  Adverbe  in  ad- 
jektivischer Form  eine  änssere  Beschaffenheit  bezeidineten. 

§  1016.  wird  in  vollem  Widerspruch  mit  §  47.  gelehrt ,  auf 
ne  scheine  zwar  die  Hauptkraft  der  Verneinung;  zu  beruhen ,  und 
die  Verneinnn^hälften  pas ,  poinf  u.  s.  w.  seien  Modificätionen 
der  Verneinung^' indem  jene  den  Inhalt  dieser  bestimmten.  Von 
der  andern  Seite  scheine  es  aber  doch  anch  wieder,  dass  ne  kn 
und  für  sich  nur  die  Kraft  habe ,  das  Schwankende ,  Unsichere 
einer  Behauptung  darzuthun.  Ne  an  und  für  sich  drückt  aller- 
dihgs  keine  factische  Verneinung  aus,  sondern  nur  die  Möglichkeit 
dier  Verneinung;  daher  reicht  es  nie  allein  zur  reinen  Negation 
hin ,  und  erst  durch  einen  ausdrücklichen  Zusatz  wird  die  M ög- 
Itchkeit  der  Verneinung  zur  wirklichen  und  unbedingten  erhoben. 
Da  der  Verf.  diese  Ansicht  selbst  im  weitern  Verlauf  seiner  Erör- . 
terung  verficht  und  sie  §  1033.  als  allein  richtig  ausspricht ,  so 
haben  wir  kein  Wort  mehr  hinzuzufügen. 

Anhang.  Einzelnes  über  Hauptwörter  und  Fürwörter, 
Es  wird  hier  viel  Interessantes  und  Belehrendes  geboten.  Wir 
beschränken  uns  auf  Einzelnes,  wo  wir  anderer  Meinung  sind. 
§  1048.  ,,Le,  la,  les  in  Verbindung  mit  ^tre  dienen  zur  Darstel- 
lung eines  Prädikates  von  Personen,  insofern  dasselbe  aus  dem 
Vorhergehenden  erkennbar  ist  (^tes- vous  ie  p^re,  la  m^re,  les 
fr^res?  Je  le  suis,  je  la  suis,  nous  les  sommes).  §  1049.  Le, 
la^  les  in  Verbindung  mit  dem  unpersönlichen  c'est  dienen  zur 
Darstellung  eines  Prädikates  von  Sachen,  insofern  dasselbe  aus 
dem  Vorhergehenden  erkennbar  ist  (est-ce  \k  votre  montre? 
Oui  ce  Test).'*  Hier  sollen  le,  la,  les  nach  dem  Verf  Fürwörter 
sein  mit  der  Kraft ,  den  Nominativ  darzustellen.  Das  geht  nicht 
an.  Wir  würden  jene  Wörtchen  unbedingt  für  Artikel  erklären, 
wenn  sie  nicht  als  solche  nach  der  Kopula  stehen  müssten ;  und 
nicht  ausserdem  der  Prädikatsnominativ  bei  ^tre  und  devenir  im 
nnverkennbaren  Akkusativ  ständen  (qu'est  -  ce  que  nous  sommes  1 
Qu'est-ce  ^f^e  vons  4tes  devenu?). 

§  1053.  Ob  man  sagen  müsse  je  le  veux  croire  oder  je  veux 
le  croire,  kann  auch  der  Verf.  nicht  genügend  entscheiden^  indess 
führt  er  Fälle  an,  wo  die  genannte  Abweichiuig  auf  Gründen  und 
nicht  auf  blosser  Willkür  beruht ! 

§  1056.  „J'ai  ä  la  porte  de  Luxembourg  un  mien  ami  qni 
d^sire  savoir  des  nouvelles  de  ma  charmante  compatriote.'^'  In 
diesem  Satze  muss  nach  Analogie  der  ganzen  Sprache  amI  als 
Apposition  mit  unterdrücktem  Artikel  angesehen  werden* 

§  1059.  „Dans  ce  moment,  trois  personnes  qui  marchaient 
dans  les  corridors  de  la  prison  k  une  heure  qui  n'dtait  pas  celle 
ordinaire  des  visites  • . .  '^  Damit  vgl.  im  Lateinischen  in  gewisser 
Hinsicht:  nemo  mortalis. 

§  1063.  Redensarten,  wie:  C'est  k  qui  apprendre  le  mieux 
la  le9on ,  sind  sdiwerlicb  aus  Ausdrüeken ,  wie :  c'est  k  lui  k 


Bibliographische  Berichte.       .  317 

apprendre,  zq  eFklSren,  was  eine  doppelte  Schwierigkeit  haben 
wurde.    Jedoch  wagen  wir  keine  L5|ung.  — 

Hiermit  wollen  wir  unsere  Anaeige  und  Beartheflung  schlies- 
sen,  können  jedoch  i'om  Leser  nnd  Verfa88.er  keinen  Abschied 
nehmen,  ohne  diesem  für  die  Tielfachen  Belehrungen,  die  wir 
aus  seiner  Arbeit  geschöpft  haben,  aufrichtigen  und  herzlichen 
Dank  abzustatten,  für  unsere  abweichenden  Ansichten  aber  die 
'Versicherung  zu  geben ,  dass  sie  aus  voller  Ueberzeugung  herror- 
gegangen  und  deshalb  berechtigt  sind ,  die  gütige  Aufnahme  des 
Publicums  und  des  Verfassers  zu  beanspruchen.  Was  endlich  flie 
äussere  Ausstattung  des  Buches  betrifft,  so  hat  die  ?erehrliche 
Verlagsbuchhandlung ,  wie  wir  dies  an  ihr  gelohnt  sind ,  nichts 
zu  wünschen  übrig  gelassen;  ein  kleines  DruckfehlerTerzeichniss 
berichtigt- im  Ganzen  unerhebliche  Versehen,  und  Sachen,  wie 
Cathegorie  p.  115.,  scheinen  auf  Kosten  des  Verf.  zu  kommen. 

Essen.  Dr.  Funcke. 


Bibliographische   Berichte. 

Veber  mehrere  för  den  Unterricht  in  der  Geschichte^  namentlich 
auf  Gelehrtenaehulen^  bestimmte  Lehrbücher. 

Die  Literatnr  hat  gegenwärtig  einen  fast  unübersehbaren  Reichthum 
an  Hand-  und  Lehrbüchern  der  Geschichte;  dazu  haben  die  raschen 
Fortschritte y  welche  in«  der  genannten  Wissenschaft  seit  den  letzten 
Decennien  gemacht  worden  sind  ^  unstreitig  viel  beigetragen ;  denn  viele 
vorher  ganz  brauchbare  Bücher  mussten ,  wenn  sie  nicht  in  rascher  Auf- 
einanderfolge wiederholt  neue  Auflagen  erlebten ^  bald  als  dem  Stand- 
punkte der  Wissenschaft  nicht  mehr  entsprechend  antiqüirt  und  durch 
neue  ersetzt  werden.  Zugleich  machte  die  grossere  Beachtung ,  welche 
die  Geschichte  als  Unterrichtsgegenstand  fand ,  und  die  Steigerung  der 
Anforderungen ,  welche  auch  in  dieser  Beziehung  an  die  Schulen  gestellt 
wurden,  das  Bedürfniss  passender  Hülfsmittel  fühlbarer,  als  sonst. 
Konnte  man  sich  nun  über  da»  auf  Gymnasien  in  der  Geschichte  zu  errei^ 
chende  Ziel  im  Allgemeinen  leicht  vereinigen;  so  blieb  doch  über  die 
Wege  zu  demselben  manche  Differenz  der  Meinungen  unausgeglichen ,  um 
AO  mehr,  als  die  grosse  Ungleichheit  der  innern  und  äussern  Verhältnisse 
in  den  einzelnen  Schulen,  die  unendliche  Verschiedenheit  in  der  Indivi- 
dualität der  Lehrenden  und  Lernenden ,  -vrelche  stets  auf  das  Maass  des 
Stoffes  und  die  Methode  des  Vortrags,  Einfluss  ausüben  muss ,  einer  voll- 
kommenen Verständigung  hemmend  und  störend  entgegentraten  und ,  was 
Ater  sich  brauchbar  und  nützlich  erwies,  dort  als  weniger  zweckmässig 
erscheinen  Hessen.  Rechnet  man  nun  die  Schreib  -  und  Drucklust  unsrer 
Zeit  hinzu,  so  wird  man  den  Reichthum  in  dieser  Gattung  der  Literatur 


318  BibliographiBclie  Berichte. 

leldii  erklärlich  finden.  BrfrenHch  mvM  er  erscheinen  ^  da  durch  ihn 
da«  rege  Streben  der  Zeit  sich  offenbart ,  bei  der  Mannicbfaltigkeit  der 
Bediirfiusae  die  Auswahl  erleichtert  wird ,  da  endlich  nor  durch  4ie  Viel- 
seitigkeit der  Bebandlong  die  Methode  des  Unterrichts  sich  bestimmter 
feststellen  kann«  Durdi  seinen  Beruf  darauf  hingewiesen  und  aufgefor- 
dert Ton  der  Terehrlichen  Redactien  der  NJbb. ,  hat  Ref.  es  nnternom- 
men,  die  ihm  sa  Gesicht  gekommenen  Bficher  der  bezeichneten  Art  kurz 
zu  besprechen ,  damit  die  in  ihnen  sich  offenbarenden  Richtungen  erkannt 
werden  mögen.  Auf  Vollständigkeit  konnte  er  -durchaus  sein  Absehen 
nicht  richten  nnd  bittet  daher,  wenn  dies  oder  jenes  Buch  übergangen 
wird,  Yon  seiner  Seite  keine  Abpichtlichkeit  Torauszusetzen.  Vorher 
glaubt  er  seine  Ansicht  aber  die  beim  Geschichtsunterrichte  nothwendigen 
Hnlftmittel  aussprechen  zn  müssen.  Wenn  die  Erfahrung  überhaupt  lehrt, 
dass  dfts  gesprochene  Wort  einen  tieferen  Eindruck  anf  jugendliche  Seelen 
macht,  als  die  Lecture  auch  des  besten  Buches,  so  muss  bei  dem  Gc- 
schichtsnnterrichte  der  mündliche  Vortrag  des  Ijehrers  als  das  Wichtigste 
angesehen-  werden.  Nur  ihm  wird  es  möglich  sein ,  das  Interesse  der 
Lernenden  zu  erregen  und  dauernd  zn  fesseln,  klare  und  lebendige  Bilder 
von  Personen,  Ereignissen^  Zuständen  vorzustellen,  Ehrfurcht  und  Stau- 
nen Yor  Tngendgrosse ,  Abscheu  und  Entsetzen  vor  Laster  und  Unsitt- 
lichkeit  zu  erregen.  Dass  er  gut  erzählen  und  darstellen  könne,  ist  daher 
die  erste  Forderung,  welche  ausgezeichnete  Pädagogen  an  die  Lehrer  der 
Gesdiichte  mit  Recht  gestellt  haben«  Aber  der  mundhche  Vortrag  kann' 
nicht  Alles  leisten«  Nicht  allein  Namen  nnd  ZaUen  müssen  unverwisch- 
lieh  dem  Gedächtnisse  eingeprägt  werden;  sondern  auch  der  Verlauf,  die 
Ursachen  und  Folgen  der  Begebenheiten,  die  Charakterbilder  der  han- 
delnden Personen,  die  Culturzustände  der  Volker  sollen  in  deutlichen 
Bildern  in  der  Seele  behalten  werden.  Dazu  Ist  der  Fleiss  des  Schülers 
nothwendig,  und  zu  dessen  Unterstützung  muss  er  etwas  Schwarz  auf 
Weiss  besitzen.  Das  Dictiren  ist  längst  verbannt;  gegen  das  Nachschrei- 
ben überfiaupt  hat  man  die  Unfähigkeit  des  Schülers  und  die  dadurch  fast 
nothwendig  werdende  Vernachlässigung  des  Vortrags  von  Seiten  des  Leh- 
rers eingewandt.  Ref.  ist  ebenso  sehr  gegen  ein  übertriebenes  Nach- 
schreiben, wie /ur  ein  in  vernünftigen  Schranken  gehaltenes.  Abgesehen 
davon,  dass  es  keine  bessere  Nothigung  zur  Aufmerksamkeit  giebt,  ist 
es  eine  gute  Geistesübung,  das  Gehorte  sogleich  kurz  zu  Papier,  zu 
bringen;  dasselbe  wird  im  Geiste  befestigt ,  indem  der  Schüler  es  selbst- 
thätig  sogleich  wiederzugeben  genothigt  wird ;  dem  Lehrer  aber  legt  es 
die  Pflicht  auf,  der  Fassungskraft  seiner  Schüler  gemäss  zu  sprechen; 
viel  Zeit  raubt  es  nicht,  weil  ohnehin  das  Wichtige  mehrmals  wiederholt 
und  hervorgehoben  werden  muss«  Hefte,  ausser  der  Lection  von  den 
Schülern  ausgearbeitet  (ein  Verfahreu ,  was  namentlich  auf  Realschulen 
bis*  zur  Ungebühr  angewendet  zu  werden  pflegt) ,  sind  gewiss  nutzlich ; 
allein  wird  nicht  auf  den  Gelehrtenschulen  dadurch  den  übrigen  Ünter- 
richtsgegenständen ,  namentlich  dem  wichtigsten ,  den  klassischen  Studien 
zu  viel  Zeit  entzogen  und,  kann  die  Zeit  erübrigt  werden,  wird  sie  nicht 
besser  auf  Einprägnng  und  Durchdenkung  des  gegebenen*  Stoffes,"  als  auf 


BibliographiBche  Beriehte.-  819 

du  immer  snm  Theil  mechaidsdie  Anfiieichnen  Twweiidet  werden ,  snmel 
weiHi  daa  nachgeschrieboie  Heft  m  jenem  Zwecke  genügt?  Was  lur  die 
Geographie  die  Karten,  das  und  .für.  die  Geschichte  Tabellen«  Solche 
mÜ9$en  nach  des  Ref.  Ansicht  in  den  Händen  der  Schaler  sein.  Dorch 
sie .  wird  er  in  den  Stand  gesetst  |  die  ungeheiire  Menge  der  Begeben* 
heitpn  nach  ihrem  zeitlichen  nnd  räumlichen  Yeihaltnisse  yor-  nnd  ruck* 
wärts  und  nach  allen  Seiten  hin  za  überschauen.  Man  hat  auch  hier  in 
neuerer  Zeit  yorgeschlagen,  solche  Tabellen  Ton  den  Schalem  selbst  fer- 
'ügen  zu  lassen f  Ref.  verkennt  den  Nutzen  dayon  nicht;  allein  da  eine 
Anfertigung  von  Tabellen  erst  nach  Beendigung  eines  ganzen  Zeitraums 
stattfinden  kann ,  der  Schüler  abo  wahrend  des  Unterrichts  dieses  Hülfs- 
mittels  noch  entbehren  mjiss ,  da  femer  dieselbe  durchaus  nicht  leicht  ist 
und  viel  Zeit  erfordert,  so  zieht  er  es  yor,  gedrackte  Tabellen  dem  Un- 
terrichte zu  Grande  zu  legen.  Fuglich  konnte  nun  der  Vortrag  des  Leh- 
rers, das  nachgeschriebene  Heft,,  der  Besitz  yon  Tabellen  zum  Geschichts- 
unterrichte genügen.  Gleichwohl  hält  Ref.  den  Gebrauch  eines  Lehr- 
oder  Handbuchs  yon  S^ten  der  Schüler  für  wünschenswerth.  Dadurch 
wird  der  Schüler  in  den  Stand  gesetzt,  nur  zu  leicht  entstehende  Lücken 
auszufüllen ,  falsch  Anfgefasstes  zu  berichtigen,  sich  neue  Gesichtspunkte 
zu  eröffnen,  die  empfangenen  Bilder  und  Eindrücke  zu  befestigen;  der 
Vortrag  des  Lehrers  kann  einem  solchen  sich  möglichst  eng  anschliessen, 
ohne  atme  Selbstständigkeit  zu  yerlieren;  das  Nachschreiben  kann  da» 
durch  beschränkt  werden;  ganz  überflüssig  durfte  es  schwerlich  sein. 
Kurz  Ref«^  spricht  seine  Ansicht  dahin  aus ,  dass  der  Gebrauch  eines 
Lehrbuchs  für  die  Repetition  yon  grosstem  Nutzen  sei,  wenn  er  ihn  auch 
nicht  für  absolut  nothwendig  erklären  kann.  Namentlich  gilt  dies  yon 
den  untern  Classen,  in  welchen  yon  dem  Nachschreiben  nur  ein  sehr 
beschrankter  Gebrauch  gemacht  werden  .kann,  die  sorgföltigste  und  wie- 
derholteste Repetition  in  der  Lectioi^  aber'  fidcherheit  des  Gcfdächtnisses 
bei  allen  Schülern  durchaus  nicht  yerburgt  Auch  in  anderer  Rücksicht 
ist  der  Nutzen  eines  Lehrbuchs  unyerkennbar.  Vermag  der  Lehrer, 
wenn  er  nur  frei  und  nach  Tabellen  yortragt ,  als  Vorbereitang  für  die 
Lection  von  dem  Schüler  nichts  weiter  zu  fordern,  als  Einprägung  des 
bereits  Behandelten,  so  kann  der  Schüler,  indem  er  eine  erst  noch  yor- 
zutragende  Partie  in  einem  Lehrbuche  vorher  genau  durchliest ,  für  die 
Auffassung  sich  noch  besser  vorbereiten;  ja  er  wird  eigentlich  erst  da- 
durch recht  fähig,  auf  gehörige  Weise  nachzuschreiben.  Frei  und  unab- 
hängig aber  muss  der  Vorlag  des  Lehrers  von  dem  Lehrbuche  dastehen, 
wenn  er  nicht  seinen  wesentlichsten  Nutzen  verlieren  soll.  Für  den 
Schuler  reicht  em  Lehrhueh  aus.  Der  Lehrer  wird  von  allen  den  bedeu- 
tenderen Erscheinungen  in  diesem  Gebiete  der  Literatur  Kenntniss  neh- 
men müssen,  nicht  um  den  Stoff  ans  ihnen  zu  entnehmen  (hier  muss  er 
immer  auf  die  Quellen  oder  doch  die  Geschichtsforscher  zurückgehen), 
sondem  um  aus  ihnen  für  seine  Methode  und  die  Behandlung  des  Stoffes 
zu  gewinnen.  So  stellen  sich  denn  die  Gesichtspuncte  fest,  welche  Ref. 
bei  sänem  Berichte  stets  im  Auge  haben  wird :  was  kann  der  Lehrer  aus 
dem  besprochenen  Buche  für  seine  Methode  gewinnen,   und   welchen 


320  ^Iblio'graphische  Berichte. 

Nnteen  kann  es  den.Sdinlem  bei  der  VorbereiUtng  und  mehr  noch  bei 
der  Repetiüon  gewähren?     Ref»  beginnt  mit  denjenigen  Bachern,  welche 
eine  zasammenhängende  Darstellung  der  Geschichte  enthaUen,  und  stellt 
unter  diesen  diejenigen  Toraa,  welche  als  Hand-  und  Hutfisbücher  zugleich 
das  Interesse  des  Lehrers  neben  dem  des  Schülers  zum-  Zwecke  haben« 
Die  Reihe  eroffne  das  Werk  des  ehrwürdigen  Jubelgreises  Stra89 ,  eines 
wegen  seiner  gründlidien  Gelehrsamkeit  und  seiner  vielfachen  Verdienste 
um  das  Schulwesen  gleich  achtungswerthen  Mannes.  Die  beiden  ersten,  die 
alte  Geschichte  enthaltenden  Theile  seines  Handbuchs  [Jena,  Frommann* 
1830.  410  u.  446  S.  8.  TgLNJbb.9,373.  Lpz.LZ.  183^  Nr.  39.  Blätter  f. 
liter.  Unterh.  1830  Nr.  297.   Beck's  Repert.  1830,  XU.  S.  398  f.]  liegen 
schon  vor  der  Zeitgrenze ,  wdche  wir  n^  bei  diesem  Berichte  gesteckt 
haben,  und  sind  schon  in  zu  vielen  Recensionen  besprochen  (s.  d.  Yorr. 
zum  3«  Theile),  a|s  dass  wir  hier  Etwas  zu  ihrem  Lobe  hinzufügen  sollten. 
.  Der  3.  Theil;  Handbuch  der  mittleren  GeschkMe  [Jena,  Frommann.  1837. 
X  n*  577  S.  gr.'8.]  ist  öne  würdige  Fortsetzung  des  Werkes.    Mit  scho- 
nen Worten  spricht  sich  der  Hr.  Verf.  in  der  Vorrede  über  seine  Absicht 
aus :  „nicht  mit  allgemeinen  philosophischen  Ansichten  über  noch  nicht 
entwickelte  Thatsachen  wollte  ich  meine  Leser  unterhalten ;  sie  sollten 
erst  in  den  Stand  gesetzt  werden,  die  Begebenheiten  in  ihrem  Zusammen- 
hange zu  begreifen  und  sich  ein  selbstständiges  Urtheil  zu  bilden«    Nicht 
in  hohlen  unverstandenen  Phrasen  sollten  sie  nachsprechen,  was  sie  seibat 
nie  gedacht;  nicht  als  todtes  Gedächtnisswerk  sollten  sie  lange. Reihen 
von  Namen  und  Jahrzahlen'auffassen ;  sondern  bei  dem  Vortrage  der  Ge- 
schichte mit  allen  Geisteskräften  thätig  sein;  es  sollte  kurz  und  bündig, 
aber  gleichwohl  so  erzählt  werden,  dass  sie  sich  mit  ihrer  Einbildungs- 
kraft in  die  Zeit-  und  Ortsverhältnisse  versetzen,  über  das  Zweckmässige 
oder  Unzweckmässige,    das  Sittliche   oder  Unsittliche   der  Handlungen 
urtheileii  und  die  Begebenheiten  in  ihren  Veranlassungen,  im  Fortgange 
und  in  den  näheren  und  entfernteren  Folgen  überschauen  konnten.^'    Der 
Stoff  ist  in  der  Weise  geordnet,  dass  Perioden  festgehalten ,  innerhalb 
derselben  aber  die  Geschichte  jedes  Staates  zusammenhängend  abgehan- 
delt, dann  Ueberblicke  über  die  Cultur,  den  ganzen  physischen  und  gei- 
stigen Zustand  der  Volker  gegeben  werden.     Die  Darstellung  ist  durch- 
weg klar  und  einfach,  vorurtheilsfrei,  aber  warm  und  lebendig  ohne  alle 
Affeetation ,  jnit  streng  moralisch  richtigem  Gefühle.     Vor  den  einzelnen 
Abscimitten  sind  immer  die  bedeutendsten  .Geschichtswerke  der  Neueren, 
aus  denen  weitere  Belehrung  geschöpft  werden  kann ,  unter  dem  Texte 
häufig  auch  die  Quellen  genannt.     Ein  vollständiges  Register  erhöht  die 
Brauchbarkeit  des  Buches,  welches  Lehrern  und  Schülern  mit  vollster 
Ueberzeugung  empfohlen  werden  kann.     Die  Fortsetzung  hat  der  schon 
durch  andere  Werke  *)  als  Geschichtsfälscher  rühmlichst  bekannte  Prof. 


*)  Ausser  der  Geschichte  der  italienischen  Kriege  erwähnt  Ref.  hier 
beiläufig:  Geschichte  der  Lande  Braunschweig  und  Lüneburg  für 
JSchule  und  Haus.  [Lüneburg,  Herold  und  Wahlstab.  1.  Bd^  1837.  %  Bd. 
1838.  gr.  8.]    Mit  .der  grundlichsten  Quellenforschung  ündet  sich  hier  die 


4 

I 


Bibliograpliische  Berichte«         v  821 

Dn  WilhelmHayemannin  Gottingea  ttbemommeii.  Von  dem  Uand- 
ftiMsAe  der  ntMWfin  G98ehkkt9  ist  bik  jetzt  der  ente  Theil  erschienen 
[1841.  d^\  B.  8.].  Der  Plan  ist  insofern  geändert,  als  der  Um&ng  des 
Gänsen  auf  3  Bande  beredinet  ist ,  die  Darstellnng  aber  sich  nicht  blos 
auf  das  Wichtigste  und  Herrortretendste  beschrankt ,  sondern  aach  aaf 
das  Specieilere  aber  den  Verlauf  der  Begebenheiten  und  die  Lebensver« 
lialtnisse  d«r  bedeutendsten  handelnden  Personen  eingeht.  In  Folge  davon 
konnte  die  Verweisung  anf  neuere  Geschichtswerke  und  die  Quellen  weg- 
bleiben, da  das  Buch  dieselben  gewissennaassen  ersetzt.  Im  Ganzen 
können  wir  uns  aber  die  Veränderung  des  Planes  nur  freuen,  da  die 
neuere  Geschichte  als  die  unserer  Zeit  am  nächsten  liegende  eine  spe- 
ciellere  Bekanntschaft  y erdient,  der  Vortrag  des  Lehrers  sich  aber  meist 
nur  auf  die  Hauptsachen  beschranken  muss,  die  Durcharbeitung  der  gros- 
sen Zahl  Yon  bedeutenden  Geschichtswerken  ausserdem  demselben  häufig 
unmöglich  ist.  Das  Buch  schildert  in  fast  durchaus  fliessender  Darstel- 
lung die  Tbatsachen  nach  den  grundlichsten  Studien  ohne  philosophisches 
Raisonnement  Jiebendig  und  wahr  und  charakterisirt  die  handelnden  Per- 
sonen Torurtbeilsfrei,  kurz  und  b€ndig,  aber  klar  und  Tollständig  in  ihren 
Bigenthumlichkeiten  und  den  Beweggründen  ihrer  Handlungen.  Nach 
einer  kurzen ,  aber  yolikommen  genügenden  Einleitung  folgt  I.  Zeitr. : 
Vom  Bude  des  15.  bis  Mitte  des  16.  Jahrb.  und  zwar  I.  Abth.  y.  E.  des 
15.  Ja|irh.  bis  zur  Kaiserwahl  Karfs  V.  1)  die  Kämpfe  in  Italien  1494 — 
1514 ,  2)  Deutschland  unter  Maximilian  I. ,  3)  Spanien  bis  zom  Tode 
Ferdinands  des  Katholischen ,  4)  Frankreich  bis  1519 ,  5)  England  1485 
—1518;  n.Abth.  yon  d.  Kaiserwahl  KarPs  V.  bis  zu  dessen  Abdankung, 
^1)  die  Kämpfe  zwischen  Karl  V.  und  Franz  L  in  2  Abschn.,  2)  Deutsch- 
land 1519-r-1530  u.  1530—1556,  3)  Spanien  unter  Karl  V.,  4)  Frank- 
reich 1519—1559,  5)  England  1519—1558.  H.  Zeitr.:  Von  der  Mitte 
des  16.  bis  Anfang  des  17.  Jahrh.  1)  Frankreich«  yon  1559 — 1584  und 
1584—1610,  2)  Niederlande  bis  1579  und  dann  bis  1609,  3)  Spanien 
1558—1609,   4)  England  unter  Elisabeth,  5)  Deutschland  1556—1608, 

6)  das  Reich  der  Osmanen  yom  Ende  des  15.  bis  Anfang  des  17.  Jahrh«, 

7)  Schweden  y.  E.  des  15.  Jahrh.  bis  1611,  8)  Dänemark  y.  E.  des  15. 
bis  gegen  Ende  des  16.  Jahrh.  Macht  diese  Eintheilnng  fuch  manche 
Antictpationen  und  Wiederiioinngen  nothig  und  hält  sie  Ref.  auch  für 
Schulen  nicht  fSr  praktisch  genug,  so  entspricht  sie  doch  dem  Zwecke 
des  Hm.  Verf.  yoUkommen  und  hindert  den  Gebrauch  des  Buches  nicht 
im  Geringsten.  IMit  freudiger  Erwartung  sieht  Ref.  der  Fortsetzung  und 
Vollendung  entgegen.  Druck  und.  Papier  yerdienen  Lob.  Es  folge  hier- 
auf: Die  iMgememe  Geschkhie  der  Volker  und  ikrerCuUar.  Ein'Hand- 
huchf  mä  Ru^sneht  mf  Fr.  Koblrauseh  chronologkehen  Ahriae  der  WM- 
geeckiehie  bearbeitet  yon  Dr.  Rud.   Lorentz.    [Elberfeld,  Boschler. 

interessanteste,  mehr  indess  für  den  gebildeten  Geschichtsfreund ^  als  für 
den  Schüler  und  das  Volk  berechnete  Darstellang  yereinigt,  und  das  Bach 
yerdient  die  weiteste  Veibreitung  als  ein  wichti{;er  Beitrajß  zur  deutschen 
Gesohichte,  in  welcher  die  Lande  Brannschweig  und  Lüneburg  eine  so 
bedeutsame  Rolle  spielen. 

If.  Jakrb.  f.  Phii.  «.  Md.  od.  KrU.  BibL  Bd.  XXXIV.  BfL  %       21 


322  BibHogrm^hiBclie  Bericbte. 

gr.  8.  I.  Th.  da»  ÄlterfSnm,  1837.  yiH  a.  904  ».  H.  Tfc.  tf«M  MUtdaUer. 
1837.  n  o.  319  8.  m.  Th.  ih  neuere  ZeH  hk  zwfranaSt.  Rewtlntimu 
1839.  n  n.  330  S.  IV.  Th.  die  neueete  ZeH.  1840.  IV  a.  275  S.  rgl- 
Hall.  LiU.  E.  B.  1840.  Novbr.  St.  99.  p.  187  sqq.  AUgem.  fiohtilz.  li837. 
Nr.  192.  1838.'Nr.  64.].  Die  charakteriBtUche  Sigenthoiniichkeit  ^eses 
Handbochs  besteht  in  der  steten  BerudcsSchtigtmg  der  Collnr  und  Lite» 
ratOT  in  ihrem  Zosammenhange  mit  den  politischen  Begebenheiten.  Dit 
Darsteliong  der  Cnltnrgeschichte  ist  nieht  ron  dor  politischen  gedrfingt^ 
dagegen  sind  die  Uebersichten  über  die  lAteraturgeschicbte  jedesmal  tm 
das  Ende  eines  Zeitraums  gestellt.  An  das  mit  Recht  allgemein  als  hödhdt 
'  nutzlich  anerkannte,  wenn  auch  dem  gegenwartigen  Stand  der  Gelehrten- 
schulen  nicht  yollkommen  entsprechende  Kohlraoschische  Bach  Schliesflt 
sich  das  Lorentzische  Handbuch  in  der  Weise  an ,  dass  die  Periodeneiit- 
iheilung  desselben  beibehalten  ist;  innerhalb  jedes  Zeitraumes  aber  die 
Geschichte  der  einzelnen  Volker  fortlaufend  erzählt  wird.  Der  Hr.  Verf. 
hat  sich  wohl  zu  streng  an  jene  Perioden^ntheihing  gehalten ;  wenigstenB 
findet  es  Ref.  nicht  angemessen ,  dass  in  der  ersten  Periode  des  Alter- 
thums  die  griechische  Geschichte  mit  Pisistratus,  nicht  mit  den  Perser- 
kfiegen ;  die  romische  mit  Serrius  Tnllitts,  nicht  mit  der  Vertreibung  der 
Konige  abgebrochen  wird,  und  dass  Luthers  erste  fid^itte  zur  Refor- 
mation bis  1519  bereits  im  2.,  die  ferneren  Vorgange  der  Reformation 
erst  im  3.' Bande  abgehandelt  werden.  Für  die  alte  Geschichte  halt 
Ref.,  da  die  Volker  in  derselben  noch  in  zu  wenig  Beziehung  zu  einander 
stehen,  Jedes  Tiefanehr  sich  selbstst^ndig  ans  sich  entipvickeit ,  die  ethno- 
graphische Methode  für  die  angemessenste ,  und  der  Hr.  Verf.  hätte  ihr 
um  »o  leichter  folgen  können,  als  er  eine  synchronistische  Darstellung 
der  Weltgeschichte  neben  seinem  Handbuche  voraussetzte.  Leicht  kott- 
neu  bei  einem  Werke  der  Art  im  Einzelnen  manche  Ausstellungen  ge- 
macht, wohl  -auch  ganze  Partieen  als  weniger  genügend  bezeichnet  wer- 
den (so  erscheint  dem  Ref.  namentlich  die  Volkerwanderung);  allein  der 
Werth  des  Buches  wird  dadurch  Tiicht  geschmälert,  und  die  Kürze  Ter- 
bietet  es  hier.  Ref.  erkennt  bei  dem  Hrn.  Verf.  auf  das  Freudigste  ah 
die  genaue  und  gründliche  Kenntniss  der  Thatsachen,  die  Fähigkeit,  das 
Mannichfaltige  unter  allgemeinen  Gesichtspunkten  zu  begreifen  und  den 
Zusammenhang  zu  entwickehi  (als  trefflich  sind  besonders  die  Binleitiin- 
gen  zu  den  grosseren  und  kleineren  Abschnitten  hervorzuheben) ;  die  mit 
Scharfe  und  Tiefe  gepaarte  Besonnenheit  des  Urtheils,  weiche  zwar  vom 
politischen  Raisonnement  weit  entfernt,  doch  stets  über  die  Thatsaühen 
Licht  verbreitet,  endlich  die  präcise,  mit  Lebendigkeit  und  Deutlichkeit 
v^bunden€  Kurze  der  I^arstellurtg.  Oft  freilich  ist  der  Hr.  Verf.  in  dem 
Streben  nach  Kurze  zu  weit  gegangen ;  erfreulich  aber*  ist  es  zu  seben, 
wie  er  eine  gewisse  Ae^gstlichkeit  in  dieser  Hinsicht,  die  sich  im  ersten 
Theile  kund  giebt,  später  immer  mehr  und  mehr  abstreift.  Der  2.  Theil 
tritt  vor  dem  ersten  bedeutend  hervor;  der  3.  steht  <fiesem  und  dem  letat- 
tea  etwas  nach ,  welche  Ungleichheit  indess  dem  Hnu  Verf.  nicht  zum 
Vorwurfe  genacbt  werden  kann.  Derselbe  hat  dKs,  watf  er, nach  der 
Vorrede  zum  L  Th.  beabsichtigte,   vollkommen  geleistet)    w  iiat  lir 


Biblid^vftpki««ke  B«vicJit«4 


S2S 


L^htir  efai  bequean^s  BaAdJ^iick,  föt  reifere  SchGIev  eia  nncnmoimnnfiii 
fiiUfiHitittel,  far  alle  Freunde  dar  Geachichto  eine  autasHche  UebeMcht. 
des  hijrtearifichea  Mateiials  :g:diefert.  fiiil  !RegUl0v.w«r4e  die  Braachbar-* 
l^it  4es  Ba€h«s  nodi  erhöhen*  IMe  8  letEtea  Bände  sind  weit  eeireeter 
gednlckt,  als  dier  erste  ^  yoli  Druddehlejipn  Dist  strotzende.  Aef.  sendet 
sich  zu  dem  LeAr&iiGft  der  allgemanen  ChtuhuMe  fwr  .höhere  Unterricht^' 
WMtälten  und  eum  SeWstunternekte  GelhÜdeter  Ton.  Dr*.  L  a  d.w.  F 1  a  t  h  e, 
Pro£  an  der  Univ.  Leipzig^«  [Leipidg,  Gebherd  and  Reisland.  gr.  6» 
1.  Bd»  1638^  237  S.  2.  Bd.  1839.  426  8.  3.  Bd.  1839.  480  8.]  Der 
erste  Theil  dieses  Buches  mnss  für  sich  betrachtet  werden,  da  er,  wie 
in4em  sehr  kurzen  Vorworte  berichtet  wird,  das. Werk  des  Grammati* 
keis  Ramshorn  ist,  weldien  der  Tod  vor  der  Heraasg^abe  einer  segens- 
reichen  Wirksamkeit  entriss»  Die  alte  Gesdiichte  wird  hier  nur  in  3 
Perioden  gotheilt^  welche  durch  Gyros,  die  Schlacht  bei  Actium  und  den 
Untergang  des  westronüschen  Reiches  begrenzt  werden;  diese  Einthei- 
Inng  ist  indess  nicht  so  starr  festgehalten,  dass  nicht  die  Gesdüchte  jedes 
Volkes  bis  zu  einem  in  ihr  Epoche  machenden. Ereignisse  fortgeführt 
wäre.  In  der  ersten  Periode  Werden  asiatische ,  africanisdie  und  euro- 
^paische  Volker  geschieden,  später  die  ostUche  und  westliche  Welt.  Die 
geographischen.  Uebersicbtea  p«  8.  und  p..  71.  sind  mehr  Orientirungen 
auf  der  Kurte  mit  Angabe  des  Merkwürdigen  bei  jedem  Orte;  der  Ein- 
jBbss  des  Bodens  und  Klimas  auf  Kultur  ist  an  anderen  /Stellen  berück- 
sichtigt. In  kleinerer  Schrift  wird  der  politischen  Geschichte  jedes 
Volkes  das  Wissenswfirdige  über  seine  Cnltnr,  Literatur  undJahresrech- 
irang  beigefügt,  in  Annaerkongen  unter  dem  Texte  finden  sich  theils  kri- 
tische Erörterungen,  tbeils  Verweisungen  auf  die  Quellen.  Diese  sind 
nicht  immer  den  Schalem  ^egangMohe  Sciffiftsteller ,  auch  ist  den  Ver- 
weisungen nidht  IsuBier  zu  trauen,  vgl.  Jen»  Litz*  1839.  Nr.  90.  Wenn 
wir  nun  in  der  Ablage  des  Plans  Und  der  Atts^tabl  des  Stoffes  den  Taot 
.des  erfahrnen  SchaJEmanns,  in  der  Darstellong  die  Klarheit  des  mit  dem 
Alterth^um  vertrauten  Forschers,  in  der  Beurtheilung  den  rooialisch  stren- 
gen, vor  Jedem  Bösen  zarackschreckenden  Charakter  erkennen,  so  ist 
auf  der  andern  Seite  7ia  bedauern,  dass  das  Werk,  nicht,  einmal  der  erste 
Theil  in  der  begonseiien  Welse  fortgeführt  ist«  .  Cultur  und  Literatur 
finden  in  der  letzten  Hälfte  gar  keine  Berücksichtigung  mehr;  die  Ueber^ 
Schrift  p.  71. :  j,Z weiter  Zeitraum  bis  aur  Schlacht  bei  Actium^^  gilt  für 
das  ganze  Folgende  und  wird  sog»  in  den  Colamnentitela  fortgeführt; 
am  Ende  ist  femet  nicht  wie  nach  der  ersten  Pedode  eiae  Zeittfifel  ange- 
fügt ,  und  während  in  der  ersten  Hälfte  sich  oft  harte  und  verschrobene 
Perioden  finden  ,^  sonst  aber  der  Stil  den  darauf  gewandten  Fleiss  des 
Verfi  beweist,  deigt  die  Vernachlässigung  dcsswlben  in  der  letzten  Hälfte, 
dass  Hr.  Flathe  diese  dem  unvollendeten  Werke  hinzufügte«  Wohl  kann 
.  man  hier  fragen :  warum  wurde  nicht  wenigstens  der  l.  Theil  ganz  in 
d^selben  Weise  fortgesetzt ,  wie  Ramdbborn  ihn  begpnaen  hatte ,  und 
warum  schweigt  die  Vorrede  ganz  davon?  Finden  sich  auch  in  den 
Sachen  einige  Fluchtigkeiten  und  Versehen,  so  ist^doch  trotz  der  gerüg- 
ten Mangel  das  Bndi  so  beschafien,  dass  es  Schülern  der  obem  Glassen 

21* 


S24  BibliogrtpbUclie  Berichte« 

snm  Gebraaehe  emipfolilea  werden  kann  (ygl.  Jen.  Lite.  1839.  Nr.  90.  II« 
9.  389  fgg*)*    ^®  beiden  folgenden  Bände  sind  gan^  das  Werk  des  schoA 
Tielfinch  nm  dSe  Gesohidite  rerdienten  Hrn.  Flathe.   Das  Mittelalter  wird' 
in  3  Biiehem  abgehandelt  t   1)  die  Zeit  bis  zum  Untergange  der  Karo« 
Uilger;  2)  yom  Bnde  des  9.  bis  xn  Ende  des  Id.  Jahrb.;  3)  das  £nde  des 
Blittelalters ;  die  neuere  Geschichte  zerfallt  in  4  Bücher :  1}  die  R^or- 
mation  bis  1655;  1)  die  katholische  Reaction  bis  1648 1  3)  die  Aatokratio 
bis  zom  Beginne  der  franzos.  Revolution;  4)  die  Revolution  bis  1836« 
Des  Hrn.  Verf.  Zweck  geht  weniger  auf  eine  genaue  und  ToUstandige 
Darstellung  des  Einzelnen  (Belehrung  darüber  kann  aus  den  unter  dem 
Texte  angefahrten  Geschichtswerken  geholt  werden) ,  als  auf  Unterord- 
nong  desselben  unter  allgemeine  Gesichtspunkte.     Welche  Richtungen  in 
Staat  und  Kirche  wahrend  der  einzelnen  Zeiträome  sich  herausstellten 
(die  Culturgeschichte  ist  mit  Ausnahme  einiger  gelegentlichen  Andeutun- 
gen ganz  übergangen)  y  in  welchem  Verhältnisse  zu- ihnen  die  einzelnen 
Begebenheiten,  Personen  und  Völker  stehen,  welches  die  Ursachen  zum 
Untergange  des  Bestehenden ,  zum  Auftauchen  des  Neuen  gewesen  sind» 
dies  wird  mit  grossem  Scharfblicke  und  vielem  Geiste  dem  Leser  vor 
Augen  geführt,    und  Rel  bekennt  dankbar,    dem  Hm.  Verf.  vielfache 
Belehrung  zu  verdanken.     In  Bezug  auf  die  kirchlichen  Augelegenheiten 
ist  der  Standpunkt  der  rein  protestantische ,  in  Bezug  auf  das  Politische 
,  das  monarchisch  -  constitntioneUe  Princip.     Daraus  geht  freilich  eine  ge- 
wisse Einseitigkeit  hervor,   und  das  Mittelalter  erscheint  namentlich  in 
der  trübsten  und  abschreckendsten  Gestalt;  die  Geschichte  hat  freilich 
ein  Recht ,  ja  sogar  die  Pflicht  zur  Anklage  gegen  das  Gewesene ;  aber 
sie  darf  die  lieiteren  Seiten,  die  helleren  Farben,  die  Nothwendigkeit 
des  Dunkeln  nicht  vergessen.     RncksichUich  der  Auswahl  des  Stoffes 
vermisst  Ref.  Gleichmassigkeit.     Mit  welcher  Genauigkeit  werden  die 
Verfassungen  selbst  entfernterer  und  unwichtigerer  Staaten  entwickelt^ 
wie  vollständig  werden  selbst  unbedeutende  Päpste  und  osmanische  Herr- 
scher aufgeführt,  und  wie  dürftig  dagegen  das  Ende  des  dreisslgjährigen 
Krieges  behandelt?     Ain  wenigsten  sagte  dem  Ref.  der  Sti(  des  Hnu 
Verf.  zu«     Es  finden  sich  in  demselben  so  viele  Abnormitäten ,  Dunkel- 
heiten, Härten,  kurz  ein  soldier  Mangel  an  Abrundung  und  Eleganz^ 
dass  auch  ohne  hohe.  Ansprüche,   auch  ohne  Verweichlichung  gegen  eine 
kernige  und  markige  Diction  gewiss  Jedermann  sich  eher  abgestossen  als 
angezogen  fehlen  wird.     Die  porrectur  ist  durch  das  ganze  Werk  sehr 
'  Twnachlässigt ,  und  es  finden  sich  manche  auffallende  Fehler,  von  denen 
ein  Theil  auch  dem  Hrn.  Verf.  zur  Last  fällt.     Druck  und  Papier  sind 
sonst  zu  loben ,  der  wohlfeile  Prds  anerkennungswerth.     Auf  Schalen 
kann  das  Buch  nur  von  den  gereiftesten  Schalern  mit  Nutzen  gebraucht 
werden ,  da  es  bereits  eine  höhere  Ansicht  und  tieferes  Denken  voraus- 
setzt, überhaupt  der  €harakter  academischer  Vorlesungen  zu  sehr  her- 
vortritt.    Auch  ermängdt  es  aller  bequemeren  Einrichtungen,  wie  häu- 
figerer Abschnitte ,  Ueberschriften  n.  dgl. ,  ohne  welche  sich  der  Sdiuler 
nur  schwer  mit  eineni  Creschichtsbuche  vertraut  machen  kann.     In  ganz 
anderer  Weise  ist  geschrieben :    Cfe9ekiekt€  d^  merkwürügsten  Staaten 


Bi-bliograpbische  Berichte.  S25 

niHifT  und  iMiwer  ZieH ,  ethnograpkiach  dargesteüu  Gm  Hiüfthi^  /Sr  4h 
regere  Jugend  und  sum  Sdbatunierrichie  Yon  P.  H  e  n  8  e  r.  In  2  AbtM' 
iungen..  [Elberfeld,  Bnsohler.  1840;  726  S.  gr.  8.]  Da  sich  der  Hr. 
Verf.  einzig  und  allein  zum  Zwecke  setzte,  Staatengeschichten  zn  sehrei- 
ben ,  so  darf  man  sich  nicht  wundern ,  dass  Ton  der  Yolkerwanderiuig, 

,  den  Kreuzztigea,  der  Hierarchie  und  andern  sich  über  die  ganze  -Weit 
erstreckenden  Begebenheiten  keine  zusammenhängende  Barstellung  in 
Buche  sich  findet;  dass  aber  der  Unterricht  auf  der  zweiten  Stufe  nicht 
so  beschränkt  ethnographisch  ertheilt  werden  könne ,  darüber  Sind  wohl 
Alle  einig.  Ref.  würde  dies  nicht  tadeln,  wenn  nicht  das  Bach  zugleich 
als  zum  Selbstunterrichte  bestimmt  sich  ankündigte.     Ein  anderer  Tadel 

,  ist  der,  dass  sich  Hr.  Heuser  meist  nur  die  gegenwärtigen  Staaten  zum 
Vorwurfe  wählte  und.  bei  ihnen  auch  die  untergegangenen  mit  behandelt* 
Alle  Geschichtsforscher  sind  einig,  dass  Frankreich  und  Deutwhland  erst 
seit  dem  Vertrage  zn  Verdun  existiren,  und  dass  das  grosse  Frankenreidi 
für  sich  zu  betrachten  sei;  Hr.  Heuser  aber  theilt  einen Theü  von  dessen 
Geschichte  zu  Frankreich  (Chlodwig  und  seine  Nachfolger) ,  den  andern 
(Karl  den  Grössen)  zu  Deutschland.  In  der  Ordnung  der  Staaten  folgt 
er  meist  geographischen  Rücksichten;  warum  aber  die  Schweiz  zwischea 
Schweden,  Dänemark  und  Russland  eingeschoben  sei,  dayon  bekennt 
Bef.'  keinen  Grund  finden  zu  können.  Gegen  den  in  der  Vorrede  aufge- 
stellten Grundsatz ,  dass  in  der  Menge  des  Stoffes  sorgfaltige  Auswahl 
und  Beschränkung  stattfinden  müsse,  ist  vielfiich  gefehlt.  Oder  ist  ea 
nicht  Ueberhäufung  des  Gedächtnisses,  wenn  p.  314.  die  Grafen  yon  Sa- 
voyen  yollständig  aufgezählt  werden  ?  und  wie  reimt  sich  mit  dieser  Voll- 
ständigkeit ,  dass  das  Reich  des  Islams  p.  31.  u.  32.  mit  2  Seiten  abge- 
than  wird  (die  Geschichte  der  Araber  in  Spanien  hat  indess  bei  diesem 
Lande  ausfShrliche  Behandlung  gefunden) ,  und  dass  yon  dem  altem  Bur- 
gnnderreiche  bei  Frankreich  gar  nicht  die  Rede  ist?  In  Bezug  auf  ^en 
Stil  stimmt  allerdings  Ref.  dem  Hrn.  Verf.  bei ,  dass  künstlerische  Dair- 
Stellung  in  einem  Schiilbuche  nicht  angemessen  sei;  fordert  aber  yon 
demselben  unbedingt  grammatische  Richtigkeit.  Demnach  kann  er  Dinge, 
wie  p»  35. :  „Um  diese  Zeit  bildeten  aucb  die  Engländer  eine  ostindische 
Compagnie,  welcher  1698  eine  neue  wetteifernd  folgte,  die  sich  aber 
1708  yereinigten  und  als  solche  noch  fortbesteht'^,  oder  p.  111. :  „des 
früher  hier  gelebten  Dichters  Pindar^',  p.  418. :  „den  seit  ö  Jahren  mit. 
sich  führenden  Kurfürsten^',  dergleichen  Verstösse  sich  gar  nicht  seken 
finden,  durchaus  nicht  billigen.  Dass*  die  Thatsachen  nicht  aus  den 
Quellen,  auch  nicht  aus  den  besten  Gesdiichtsfor^chnngen,'  sondern  mdst 
nur  aus  secnndären  Geschichtsdarstellungen  und  encyclopfidischen  Wor* 
terbnchem  geschopflb  wurden ,  würde  Niemand  tadeln  können ,  wenn  mur 
Alles  richtig  wäre ;  allein  überall ,  wo  yerworrene  Verbältnisse  zu  über- 
schauen sind ,  ist  die  Darstellung  nicht  genügend ,  und  im  Einzelnen  lese' 
man  nur ,  was  p.  76.  yon  Lycurgus,  p.  90.'  von  der  Vertreibung  der  Pi- 
sistratiden,  p.  93.  Von  der  Verrätherei  des  Pausanias,  p.  138«  yön  den 
12  Tafeln,  p.  262.  yon  Cäsar,  p.  269.  yon  Karl  dem  Dicken  (der  mit 
dem  Einfältigen  yerwechselt  ist)^  p.  24ö.  403.-^58.  408.  erzählt  ist ,  >aiid 


326  Bibliog.raphiselie  Beriohte. 

der  Gearlilditaknidige  wM  genug  Bewose  toh  Unkenntnus  und  Flnch- 

tig^dlt  kaben.    Aach  nicht  «inmal  richtig  geordnet  ist  dar  Stoff;  go  steht 

p.  166*  des  Sntaminas  TribnnUt  nach  dem  Bnrgerkriege ,   p.  170.  der 

Krieg  des  Porapejos  gegen  Mithridates  Tor  dem  Seeranberkrieg.     Anch 

wird  spater  manchmal  Btwas ,  woraber  Torher  keine  Rede  war,  genannt, 

wovon  p.  425.  der  geistliehe  Vorbehalt  (s.  p.  .418.)  and  p«  498.  der  Gen- 

tcr  Vertrag  Belege  sind.     Mehrmals  finden  sich  Wiederholnngen  ^  so 

p.  404.  543.  ö,  646. ,  am  aaflallendsten  p.  725* ,  wo  in  2  Sätzen  nnmit- 

tetbar  hinter  einander  fast  nor  dasselbe  steht.     Offenbar  tnrg  der  Hr. 

VerC  in  sein  Heft  ein,  ohne  zu  verarb^ten.     Die  den  einzelnen  Lindem 

▼oraosgesetiteu  geographischen  Uebendchten  enthalten  nar  statistische 

Notizen,  nichts  Ton  d«i  Veranderangen,   namentlich  in  der  BSntbeilong 

der  Lander.     Woher  soll  nnn  z.  B.  bei  -Schweden  der  sich  selbst  Unter- 

riohteDde  entnehmen,   was  die  Namen  Schoonen  nnd  Halland  bedeuten? 

2m  ragen  mnd  endlich  die  vielen  Drackfehies,  die  InconseqaenzeB  in  der 

Oiihographie  der  alten  Namen  nnd  Dinge ,  wie  p.  37. :  Antonios  fnr  An- 

tigesos;  p«  19^  Septindns  Veras  and  p.  524.  Septimus  Varas  fax;  Septi«- 

mion  Seyeras;  p«  63.  ein  Sphinx;  p.  179.  dreimal:  der  Idas.    Nach  allem 

äam  Cresagten  kann  R^.  es  Niemandem  zamatheh,  2  Thlr.  12  g€rr.  für 

dies  Bach  aaszngeben  *)*     Ref.  wendet  sich  zu  dem  Hilfrhuche  behn  Vn- 

lerrUee  m  der  OeBehiehte  Ton  Dr.  C.  C.  Hense,  auch  anter  dem  Titel: 

BbiomeAe  Bäder  ^  D&^Heüungen  der  denkwürdigsten  Ereignisse  und  aus- 

gezeishneUten  Fersonen  der  WeHtgesekuihte.  [fiisleben,  Reichardt.  gr.  8« 

Erster  Theii :    J>as  JHeHhum.    XH  a.  579  S.  1859.     Zweiter  Tholt 

Vtm,  den  ersten  rimiscben  Kaisem  bis  tmm  Tode  Friedrichs  des  Zweiten^ 

des  Hoienstaufen^  X  a.  700  S.  1840.]    Der  Hr.  Verf.  arbeitete  sein  Bach 

aas  dem  Gesiohtspankte ,   dass  der  Schüler ,  ehe  er  einem  Vortrage  der 

Weltgeschichte  folgen  könne ,  in  dem  die  Begebenheiten  als  geleitet  Ton 

der  ewigen  Weisheit  Gottes  dargelegt  werden ,  die  grossartigsten  Er» 

sidieinungen  nnd  hervorragendsten  Persönlichkeiten  in  deatlicben  Bildern 

anfge&sst  and  an  ünlen  die  BmpCinglichkeit  far  das  Erhabene,  Schone 

and  Gate  eingesogen  haben  roasse.    Za  diesem  Zwecke  hat  er  mit  vielem 

Fleisse  seine  Bilder  aas  den  bedeatendsten  neuem  Geschichtsforschern 

iMid  Gesehiohtschreibem  hier  and  da  fest  wortfieh  geschöpft,  doch  so, 

dass  er  stets  mit  grosster  Gewissenhaftigkeit  seine  Quellen  nennt.    Wenn 

nun  nach  nach  der  Verschiedenheit  dieser  eine  gewisse  Ungleiehartigkeit 

in  den  innaelnen  Büdenn  bemerkbar  wird ,  so  kann  man  doch  dem  Hrn. 

Vevf.  das  Lob  nicht  versagen,  dass  er  bei  der  Wahl  seiner  Vorgänger 

a^ststiindig  prüfend  verfahr  and  sieh  vor  ihren  Fehlem  za  hütoi  wasste! 

Freilich  hat  er  den  Charakter  and  Zweck  historischer  Bilder  nicht  überail 

eenug  im  Auge  gehabt.     Namentlich  ist  dies  mit  dem  An&nge  des  ersten 

Theils  bis  p.  21.  der  Fali,'WO  sioh  ausserdem  der  Hr.  Verf.  von  Leo 

• 

*>  Die  Üek€r8ß$kt  4er  merkwiirdigsUn  Beig^benkeitefi  aus  der  allge^ 
meinen  Geschickte^  für  die  unteren  und  mittleren  Klassen  höherer 
Anstalten  synchronistisch  dargestellt  von  P.  Heuser.  jElberfeld,  Busch- 
Itfr:  I8S5.  63  S.  4.]  kennt  Ref.  nicht  aus  eigner  Ansicht.  Nach  der 
flkhol^eUung  1886.*  Nr^  69;  p.  718.  ist  es  gans  gewöhnlicher  Art. 


BibliosrapbMche  Bericiitf.  327 

g«9  jltt  ftbJumgpg  gemacht  hat     Wie  in  6«inald«n  die  Parcteilung  4er 
Eracheinaog^iuiiner  das  HanptaächHchste  bleibt ,  wenn  auch  der  Maler 
niemals  unterlaasen  i^ird,  die  Motive  so  deutlich  wie  möglich  anzudenteo, 
«0  amsste  auch  in  den  historisohen  Bildern  die  Reflexion  mehr  in  de« 
Bintergrnnd  gedrängt  werden;  m  einigen  Parstelinogen  ist  dies  za- weni|[ 
der  Fall,  a.  B,  im  Bpaminondas.  ..  In  Folge  daron  sind  auch  viel  zn  yiel 
philosophipehe  Aoadrncke  und  Anschauungen  in  die  Darstellung  verwebt, 
und  auch  der  reifere  Schüler  wird  damit  nicht  immer  in's  Reine  kommeoi 
Sndess  gilt  dieser  Tadel  nur  Tom  ersten   Theil;    der  zweite  ist  weit 
gelungener,     Dass  hier  u^d  da  die  Darstellung  sich  in  das  Spedellste 
Yerliert,  ist  bei  dem  Zwecke  des  Buches  kein  erheblidier  Tadel.     Der 
Stil  ist  rein  und  lebendig«     Der  Druck  konnte  correcter  sein  (I*  p.  376. 
Spmmu  £ur  SidUen).     Red  spricht  mit  voller  Ueberzeugung  aus ,    daas 
das  Buch  lur  gereiftere  Schüler  oberer  Classen  sehr  nützlich  seL     Auch 
dfW  Lehrer,    welchem  bedeutendere  Geschichtswerke   nicht  immer  zp 
Gebote  stehen ,  werden^  diese  treuen  Auszüge  daraus  nicht  unwillkommen 
a^.     Wir  steJlen  mit  diesem  Buche  folgendes  zusammen:   Hktoriscb€9 
Lesebuch  j  enthaltend  Erzähiungen  und  Sehäderungen  aus  den  QueUef%- 
$0hrftst^Ü9rn  entieknt  und  für  die  Jugend  bearbeitet  von  Dr.  K.  W. 
Lanz,  Lehrer  am  Gymnasium  zu  Giessen.  [Leipzig,  Engehnann.  1838« 
1.  Theil:  Erzahkmgen  aus  der  «riten  Geschiehte^  XII  u.  352  S.   2.  Theil: 
Emäklungen  aus  der  Geschichte  des  Mittelalters.  XVI  u.  484  S.  gr.  8.] 
Wie  ai^ziehemd  Bod  weckend  für  die  Jugend  die  Lectare  trefflicher  Dar- 
stellongea  der  interessantesten  Begebenheiten  tind  Charaktere  sei^  darüber 
ist  nur  ein»  StinuBe;  eben, so  ^hr  aber  wird  man  wohl  damit  einverstan- 
den Sein 9  dasa  solche  airgefidsher  besser  entnommen  werden  können,  als 
aus  den  uni^bertroffenen  Mustern  der  Darstellung ,  aus  den  Schilderungen 
dar  Schriftsteller,  in  denen  sich  der  gesammte  Charakter  des  Geschil-' 
derten  anschaulich  und  treu,  hinreissend  und  entzückend  wiederspi<^elt. 
Sine  wer^che  Uebersetzung  freilich  würde  Manches  enthalten,  was  die 
Jugeud  noch  nicht  verarbeiten  koimte;  daher  mass  statt  derselben  eine 
den  Charakter  dea  Origioals  möglichst  treu  festhaltende  Bearbeitung  an 
ihre  Stelle  treten«     Dem  Hrn.  Lanz  muss  nun  das  Lob  ertheilt  werden, 
dasa  er  diese  schwi«nge  Aufgabe  mit  ebenso  grts&em  Glüeke,  als  richti- 
gem Tacte  gelest,  namentlich  aber  thatsächlich  den  Beweis  geliefert  hat, 
daas  auch  die  QaeUenschnftstell^  des  Bfittehilters  recht  wohl  zu  dem 
beceicfaneten  Zwecke  benutzt  werden  können.     Ref.  ist  in  dem  ganzen 
Buche  kMCMT  einzigen  Schilderung-  begegnet,  die  er  nicht  als  d»»  Gemath 
anaprecbeDidy  den  Geschmack  bildond,  d^  Urtheil  scharfeiijd  bezeichnen 
afissie^  lad  nirgends  hat  ei".,  soweit  ihm  eine  Yergleichung  aiogüch  war 
(bei  d«a  aaa  der  alten  Geschichte  gewählten  Partieen  geschah  dies  über-   . 
all)»  d»a  Charakter  des  Originals  verwischt  gefhaden,     DaaBuch  ver-. 
4fient  dMMhaib  die  basta^  Empibhiung  >  und  Ref.  siehjb  mit  Erwartung  der 
YoUendimg  des  Ganzen  entgegen  >   namentlich  aber  deai  ai^  die  deutsche 
Qeachiehte  baznglichen  Theüe,   ahne  welchen  das  Buch  «ehr  ^el  von 
.aeiaai  Bxaochbaxkeit  Tarlieran  wurde.     Einen  ähnlichen  Zweck ,  wie  die 
beiden  so  eben  besprochenen  Werke,  verfolgt  das  Buch:  Biographken 


S28  Bibliographisclie  Berlchter 

henikvUr  Orieehenp  in  genmur  VerUndimg  mk  lier  gUehtekigen  Ge- 
webkMe  Griechenland»  dargesUlU.  Nebtt  autfukrUehen  Naehrii^ien  über 
Erziehung y  hansUebe»  Lehen y  SUUung  der  Frauen^  Sitten,  Poeeiey 
EunH  u.  t«  w.  bei  den  Chrieehen*  Von  Tinette  Horaberg.  [Crefeld, 
J.  H.  Föncke.  Erster  Band :  lonier.  184a  XVI  n.  555  S.  kl.  8.]  Das- 
selbe ist  zwar  conacbst  für  das  weibliche  Geschlecht  bestimmt;  doch  Ter- 
wehrt  nichts  den  Gebranch  anch  der  mannlichen  Jngend.  Mit  grossem 
Fleisse  hat  die  Verf.  ans  den  Werken  der  bedeutendsten  Geschichtsfor- 
scher nnd  ans  [Uebersetsnngen  der]  Qneilen  Alles,  was  zn  ihrem  Zwecke 
erforderlich  schien,  snsammengetragen  nnd  in  geistreicher  Auf&ssong  «ind 
lebendig  ftiessender  Diction  dargestellt ;  aber  wir  vennissen  durchweg  die 
rechte  Methode.  Die  Yert  scheint  AUes ,  was  ihr  selbst  bei  der  Erler- 
nung Frende  machte,  zusammengepackt  zu  haben,  ohne  dabei  das  Ge* 
schlecht  und  das  Alter,  für  das  sie  schrieb,  fest  im  Auge  zn  behalten; 
wenigstens  Vrird  hier  jungen  Madchen  Vieles  geboten,  dessen  genaue 
Kenntniss  kaum  von  studirenden  Junglingen  gefordert  werden  kann.  Ref» 
^ann  sonst  aber  dem  Fielsse,  dem  Gaste  nnd  der  Cfelehxsamkeit  der 
Verfasserin  seine  Anerkennung  nicht  Tersagen. 

Sollten  die  bisher  besprochenen  Bücher  den  Unterricht  nur  unter- 
stutzen, so  hat  das  folgende  einen  noch  idel  weiteren  Zweck.  Unier 
dem  etwas  sonderlich  klingenden  Titel :  Chnanmig^ietdes  ge§ehkJdUt^ien 
Unterrichts j  hat  Hr.  K.  A.  Miiller  [Dresden  und  Leipzig  bei  Gerhard 
Fleischer.  I.  Bd.  1640.  XX  u.  430  8.  II.  Bd.  1841.  491  8.  gr.  8.]  ein 
Werk  begonnen,  das  eine,  ausgeführte  Darstellung  des  ogenüidien  ge<> 
schichtlichen  Unterrichts  In  seinem  ganzen  Umfange  und  nadi  den  Ter- 
schiedenen  Entwickelungsstufen  enthalten  soll,  und  gedenkt  dadurch  einem 
Bedurfnisse  abzuhelfen,  „das  gewiss  Tausende  von  wissbegierigen  Schü- 
lern nnd  Schülerinnen,  Tausende  von  angehenden  Lehrerii,  Tausende 
Ton  Eltern,  welche  ihren  Kindern  ein  nntzliches  geschichtliches  Wexk  in 
die  Hände  geben  wollten ,  bisher  bitter  gefühlt  haben.^^  Ueber  seinen 
Beruf  dazu  hatte  wohl  der  Hr.  Ver^  besser  das  Werk  selbst  reden  lassen 
sollen.  Die  Grundsätze,  welchen  «r  zu  folgen  gedenkt,  hat  er  schon 
fünf  Jahre  früher  in  seiner  Schrift :  „u6er  den  gesekiehUichen  fTiftemcAl 
mf  Schulen^^  [s.  NJbb.  17,  94  ff.]  weiter  entwickelt.  Da. dieselben  in 
den  Hauptsachen  mit  den  längst  als  richtig  anerkannten  übereinstimmen 
(womit  Ref.  keineswegs  dem  Hrn.  Verf.  die  Selbstständigkeit  der  Aufifiv- 
dung  verkümmern  will),  und  da  der  brauchbaren  Hnlfsmittel  zum  Unter- 
richte niemab  genug  sein  können ,  so  heisst  Ref.  dies  Unternehmen  will- 
kommen. Das  Werk  ist  auf  6  Curse  und  10 — 12  Bande  beredmet  Qeder 
Cursus  wird  auch  einzeln  zu  haben  sein),  nämlich:  I.  C.:  Dentsohe  Ge» 
schichten  für  Bürgerschulen,  Progymnasien  nnd  Realschulen  (2  Bande); 
II.  C:  Allgemeine  Geschichte  für  Schüler  derselben  Anstalten  (2  Bde); 
IH.  C:  Geschichte  der  Griechen;  IV.  C:  Geschichte  der  Römer  fSr 
Gymnasien;  V.  C:  Geschichte  der  Deutschen  ISr  mittlere  nnd  obere 
Classen  der  Gymnasien  und  Realschulen ;  VI.  C. :  Allgemeine  Geschichte 
für  dieselben  Anstalten.   Dem  1.  Bande  des  I.  Cure.  [1840.  XX  n.  460  B. 


Bibliograpliisclie  Bericht«.  329 

gr.  8*]  sind  die  Biograpideen  des  Cyms,  Alexander,  Julias  Cisar  nnd 
Golaffibas  Torangestellt,  damit  den  Schalem  ^e  Ifvichtigsten  Abschnitte 
der  aligemeinen  Weltgeschichte  sor  Anschaaung  gebracht  wurden.  IMe 
gewiss  richtige  Ansicht,  weiche  den  Hrn.  Yerf.  dabei  leitete,  hätte  ihn 
nach  des  Ref.  Meinung  ^noch  einen  Schritt  weiter  fuhren  und  dazu  bewe- 
gen sollen ,  dass  der  II.  C.  zum  ersten  gemacht  wurde.  Dass  die  deut- 
sche Geschichte  ohne  einen  UeberbHck  über  die  allgemeine  Weltgeschichte 
nicht  richtig  aufgefasst  werden  könne,  dafür  dienen  die  vielen  Einschal* 
tongen,  welche  der  Hr.  Verf.*  zu  machen  sich  genothigt  sah,  zum  Be- 
weise. Uebrigens  giebt  er  in  den  beiden  Bänden  die  deutsche  Geschichte 
▼em  ersten  Auftreten  der  Deutschen  an  bis  zur  deutschen  Bundesacte 
herab,  in  7  Bücher  und  91  Abschnitte  yertheilt.  Da  lebendige  Unmittel- 
barkeit demselben  der  Charakter  eines  selchen  Buches,  wie  er  zu  Kefem 
beabsichtigte,  sein  zu  müssen  schien,  so  Hess  er  das  nach  sorgföltiger 
Yorbereitung  in  der  Leotion  Vorgetragene  von  einem  geschickten  Steno- 
graphen nachschreiben,  unterwarf  aber  das  so  erhaltene  Manuscript  Yor 
dem  Abdrucke  erst  nochmaliger  sorgfaltiger  Prüfung  und  wiederholter 
ernstlicher  Feilung.  Ref.  muss  der  Darstellung  des  Hrn.  Verf.  grosse 
Bestimmtheit  und  Klarheit,  Ytobunden  mit  Lebendigkeit  und  AnschauUcb- 
keit,  nachrühmen,  und  ist  überzeugt,  dass  die  Jugend  durch  dieselbe 
sich  angezogen  fühlen  wird;  ob  aber  dasselbe  nicht  auch  ohne  jenes  Ver- 
fahren zu  erreichen  war,  lässt  er  dahin  gestellt  sein,  glaubt  aber  eine 
gewisse  Breite ,  welche  für  den  mündlichen  Vortrag  fast  nothwendlg,  fSr 
den  Lesenden  störend  wirkt,  auf  Rechnung  demselben  setzen  zu  müssen* 
In  Bezug  auf  die  Menge  des  Stoffes  sind  die  Grenzen  zu  weit  gesteckt. 
Manches  kann  für  Knaben  von  9 — 13  Jahren  (für  diese  ist  das  Buch  Be- 
stimmt) recht  interessant  sein;  ob  es  aber  noth wendig  und  erspriesslich, 
ist  eine  .andere  Frage.  So  wurde  Ref,  bei  der  Darstellung  dersältesten 
Staatsveriiäitnisse  (p.  75  fgg.)  und  der  ältesten  Verfassung  der  Stadt 
Zdrich  viel  Weniger  gegeben  haben.  Einige  Ausstellungen  im  Einzelnen 
Hessen  sich  wohl  auch  machen,  indess  sind  es  nur  wenige,  ygl.  Wagner 
in  Allgem.  Schulzeit.  1842.  Nr.  17.  Das  gute  Papier  und  der  scharfe 
fehlerfreie  Druck  gereichen  dem  Buche  'Zur  Empfehlung.  Ret,  kann  nach 
genauer  Leetüre  des  Buches  Ton  der  Fortsetzung  yieifachen  Nutzen  und 
mannichfaltige  Beförderung  d^s  Geschichtsstudiums  ▼eisprechen.  Die 
Kurse  ParHeUung  der  deutschen  Gestkichte  von  Friedrich  Kohl- 
r  ans  eh.  Vierte  verbesserte  und  vermehrte  Auflage.  pSlberfeld,  BSschler. 
1837.  15  Sgr^]  eignet  sich  tref&ich  für  Bürgerschulen  und  niedere  Gym- 
navialdassen  zu  einem  Lehr-  und  Handbucbe,  sowohl  wegen  seiner  Dar- 
stellung, als  wegen  der  sorgfaltigen  Auswahl  des  Stoffes.  Es  mögen  nun 
einige  Werke  folgen,  weiche  ebenso,  wie  das  vorhergehende,  die  Abstifr- 
fnng  des  Geschichtsunterrichts  darstellen.  Das  Lehrbuch  der  täten  Ge- 
dokichte  für  die  unteren  und  nutüeren  CUusen  geirrter  Schulen,  Ne&st 
emem  ftttferiseAen  j^rie»  und  spiehronietis^en  TabMen  der  aüen  G&- 
tcAleftte  von  Dr.  Karl  Haltaas.  (Leipzig,  Friese.  1839.  gr.  8.]  und 
dessen  Fortsetiong  iider  die  ndttkre  und  neuere  GesMMe  [1839] ,  sowie 


SSO  Bibliogffi|»hiACli«  Beriohte« 

d«aMib«ii  Verf.  AUgemdne  OeackUkte  von  Awfang  kkiarmhelr  M^enianka 
ku  mif  umere  ZmL     Für  höhere  iäßhranataUen  undGeaddehUfreunde» 
{Leipug,  Fest.  Bnter  Bd.  1810.  Zweiter  Bd.  1841.  gr.  8.]  haben  schon 
in  idelen  gelehrten  Zeitschriften  Besprechttag  gefanden.     Ref.  kenn  dem 
Hm.  Verf.  des  Lob  grossen  Fieisses  und  einer  lebendigen^  Dietion  nickt 
▼eraagen,  mnss  jedoch  eine  häufig  bemerlibAre  Unsicherheit  der  Darstel- 
long ,  weiche  sich  ansserdem  bei  dem  Streben  nach  lebendiger  und  erhe- 
bender Darstellung  sn  oft  in  hohlen-  rhetorischen  Phrasen  und  Bildern 
gefiUt,  und  den  Mangel  an  Methode ,  namentlidi  an  dem  ersten  Buche, 
tadeln«     Wer  wird,   um  nur  Eins  anznfnhren,   in  mittleren  und  sogar 
nnteren  Ctassen  eine  so  ausfiihrliche  Darstellung  der  Cultur-  und  Litera« 
tmgeschichte ,    in   welcher  sogar  die  Batwidcelung  der  verschiedenen 
fiicfatungen  in  der  TheoJogie  und  Philosophie  dargelegt  wird,  billigen. 
Die  ebenfalls  hieriier  gehörigen  Lehrhüeher  von  Y olger  sind  schon  zu 
bekannt,  als  dass  die  Titel  angeführt  werden  müssten.     Niemand  wird 
dem  tUitigen  Volger  einen  gewissen  Taet  und  Methode  abi^rechen ;  allein 
die  Bilfertigke&t  and  Flnditigkeit,  mit  welcher  derselbe  arbeitete,  lassen 
die  Brauchbarkeit  nur  eine  sehr  bedingte  sein.     Am  meisten  entspricht 
der  1.  Cursns  seinem  Zwecke;  am  wenigsten  kann  Ref.  nach  längerem 
Gebrauche  den  3.,    für  mittlere  Clasaen  berechneten  Cursus,  welcher, 
weil  er  nur  Angaben  Ton  Namen  und  Daten  enthält,  zu  der  später  zu 
besprechenden  Ciasse  ron  Büchern  gehöre,  yvegea  seiner  Anordnong  und 
Methode  und  wegen  vieler  Fehler  in  den  Angaben  für  brauchbar  erklären 
(▼gl.  Tob.  LBi.  1836.  Nr.  66.;  Pöiita  Jabrhb.  185X  13.  S.  557  f.;   1836. 
9.  S.  287  f. ;  Heidelb.  Jabrbb.  1852.  12.  8. 1M7  f.;  183^.  10.  S.  990  f. 
Schulz.  1832.  147. ;  1833.  30.;  1835.  83. ;  Jen.  Lz.  1834.  KB.  5.  S.  37  f. 
1836.  187.  S.  57  €;   Abendz.  1^5.  UN.  64.  S.  230.,  1836.  72.  287. 
Crott.  Anz.  1835.  162.  S.  1615.).     Zu  den  trefflichsten  Lehrbüchern  rech- 
net Ref.  nach  längerem  Gebrauche  beim  Unterrichte  den  Grundriss  der 
Weiigesehiehte  für  Gymnasien  und  andere  höhere  Lehranstaiten  und  zum 
SelAehinterrichte  für  Gebadete  von  Dr.  £.  A.  Schmidt.    [Pritte  veröea- 
•erto  Auflage,  Berlin,  Trautwein.  1838.  gr.  8.  in  3  Abtheilnngen,  welche 
ttndk  einzeln  zu  haben  sind.]     Es  gründet  sich  dies  Urtheil  zuerst  auf  die 
Reichhaltigkeit  des  Inhalts,    bei  welcher  keineswegs   die   Grenzet  jdes 
Nothwendigen  und  Nützlichen  überschritten  sind.     Die  Cuiturverfaältnisse 
haben  in  Ai^ängen ,  die  politischen  Bewegungen  innerhalb  der  ouu^en 
Staaten  im  1.  und  2.  Theile  (dem  Mittelalter)  in  Nachträgen  unter  dem 
Texte  die  gehörige  Berücksichtigung  gefunden.     Die  namhafteaten  €re- 
schiciitswerke  werden  überall  nnt  grosser  VdUiständii^eit  nachgewiesen, 
in '.der  alten  Geschichte  andi  die  bedeutsamsten  Stellen  oas  den  zugang- 
Hehsien  QueUenschriftsteUern  angefahrt.     Bei  der  alten  6eadlwA^  folgt 
der  Hr.  Verf.  der  ethnographischen  M^ode,  worüber  Ref.  schon  obefi 
seine  billigende  Meinung .  ausgesprochen  hat;  in  dem  Mittelalter  und  der 
notieren-  Zeit  ist  die  ethnographische  JÜetbode  recht  ^iserstätadig.  mit  der 
Hynchronistiscben  yerbunden.     Binen  Terznglidien  Werth  hat  das  Bnoh 
dhfdi  die  DnrstoBung,   wdohe  mit  der  piaeiBeataib  S^ursa  die  groiete 


Blbliograpkiftlie  Beriekte^  831 

Sorgfkit  in  der  Wahl  des  Avsdviicks  imd  die  SidieriMit  des  seiifeii  üieff 
▼ollkofflmen  beherrschenden  Geschiohtskemiers  Tereinigt.  Da  rieh  die- 
selbe meist  nur  auf  Darstellang  des  Crewesenen  beschränkt  und  sich  alles 
Urtheils  und  Raisonnements  entb&t,  »e  lässt  es  dem  Lehrer  Raum  genug 
zn  weiterer  Entwickeinng  und  legt  dem  Vortrage,  keine  zu  bindenden 
Fesseln  an;  den  Schülern  kann  rar  Repetition  fast  kein  besseres  HnlJEi- 
mittel  geboten  werden.  Binen  nicht  unwesentlichen  Mangel  bildet  na* 
mentlich  fSr  die  alte  Greschichte  die  Nichtberncksichtigttng  der  Greegva- 
phie  (Tgl.  Berl.  Jahrbb,  f.  wiss.  Kritik.  1836.  Nr.  96.  S.  777—780.; 
Schulz.  1856.  Nr.  dO.  S.  246.;  Gott.  Anzz.  1832.  St.  jI.  S.  7  f.)  Die 
dritte  Auflage  bietet  im  Verhaltnisse  zu  den  früheren  -vielfache  Veibesae-. 
mngen  und  Znsatze  im  Binzelnen  dar.  Daran-  scbliesst  sich  als  Torbe» 
reitender  Cnrsus  die  üeberncht  der  Wütgesehkihte  für  nättlere  Gpanor 
tialcl€U9en  und  höhere  Bürgerschulen  Ton  demselben  Verfasser. 
[Berlin  1891.  123  S.  gr.  8.]  Dieselbe  hat  ganz  dieselben  Eigenschaften, 
wie  das  vorher  erwähnte  grossere  Werk;  es  ist  nicht  ein  blosser  Auszug 
aus  demselben ,  sondern  eine  Bearbeitung  far  mittlere  Classen.  Die  Cn^ 
turgeschichte  ist  liier  ganz  weggelassen,  was  Ref.  nicht  missbilligen  kann ; 
dagegen  ist  in  einem  Anhange  tnr  alten  Geschichte  eine  zwar  kurze, 
aber  genügende  Uebersicht  über  die  alte  Geographie  gegeben.  Ref. 
wendet  sich  zu  dem  Lehrhuehe  der' mllgememen  GeeelmMefür  Sehahe  und 
Haus,  Von  Dr.  Job.  Beck,  Professor  zu  FVeiburg.  [Hannover,  bei 
Bahn.  Erster  Cursus :  Lehrhieh  der  aUgememen  OesekU^te  für  die  utile* 
ren  und  mittleren  Klassen  höherer  UnterruMsanstaiien^  MH  spichronisii' 
scJten  Tabellen.  1835.  16  B.  8.  Zweiter  Cursus:  Gesehuhte  der  Grie^ 
ehen  und  Römer  für  höhere  Unterriehtsantttdten»  MH  besonderer  iZwdb- 
meht  auf  Archäologie  und  lAter^Our^  1837.  IIB.  Dritter  Cursui^:  Ge- 
oehichte  der  Teutschen  und  der  vorzüglicheren  europaisehen  Staateni 
1.  Abth.  Teutsehe  Geschichte  des  Mktdalters.  1839.  ö-|  B. ;  2.  Abtk 
treuere  Geschichte  TeutscHands  (Oestreiehs^  Preussens),  FrankreißhOy 
Englands ,  Russlands,  1839*  &|  B.]  Wie  4Schon  aus  der  Anführung  der 
Titel  sich  ergiebt,  folgt  der  Hr.  Verf.  der  Ansicht,  dass  der  geschicht- 
liche Unterricht  mit  einer  Uebersicht  über  die  allgemeine  Weltgeschichte 
beginnen  und  an  diesen  sich  in  den  höheren  Classen  eine  detaillirl^re 
Schilderung  der  wichtigsten  Völker  anschUessen  soll.  Dabei  Ueibt  ala 
AbscMuss  des  Gymnitsiahmtenrichts  eine  auf  höherem  Standpunkte  gehal« 
tene  nochmalige  flebersicht  vthev  die  allgemeine  Weltgeschichte  nner- 
lässlich.  Die  in  der  Vorrede  ausgesprochene  Absicht,  dass  das  Walten 
Gottes  in  der  Weltgeschichte  «ju  der  Darstellung  ei^awit  werden  solle, 
wird  in  dem  Buche  zn  sehr  aus  dem  Sinne  gelassen ;  in  der  That  würde 
aber  auch  dann  die  Darsteltnng  des  Verlaufes  zu  sehr  tn  deA 'IBntergrnnd 
-gedrängt  worden  sein.  An  dem  1.  Cursus  ist  hauptsachlich  das  zu  tadeln, 
dass  des  Stoffes  (namentlich  in  der  Q^tur*  and,  liter^turgeschichte)  yiel 
zuviel  gebeten  wird,  welcher  Umitand  bei  einem  dem  Unterrichte  zu 
Grunde  zu  legenden  Buche  -für  Lehrer  und  Schaler  gleich  grossen  Nach- 
thfii)  )iat;  sonst  kann  man  die  Darstellung,  wenn  auch  manches  noch  Un[- 


882    .  Bibliographiselle  Berichte« 


nch«re  ftnfgenominen  ist,  nicht  ta^dn«  Angehängt  ist  in  6  $$  die  badische 
Landesgeschichte  *)•  Die  beigegebenen  synchronistischen  Tabellen  sind 
wegen  Mangels  an  Uebecsichtlichkeit ,  da  immer  mehrere  Staaten  in  eme 
Rubrik  ansammengestelit  sind,  nnd  wegen  manchoriei  Druckfehler  nicht 
als  branchbar  lu  empfehlen  (vgl.  Poiits  Jahrbb.  1836.  JnlL  S.  95  f.).  •'— 
In  dem  2«  Cnrs,  enthalten  die  geographischen  Uebersichten  zu  wenig  von 
den  Veränderungen  in  der  Zeit  und  von  dem  Binflusse  des  Bodens  nnd 
Klimas  auf  Cultur  und  Volksleben.  Vor  jedem  Abschnitte  werden  hier 
die  bedeutendsten  Hulfsmittel  genannt,  unter  dem  Texte  den  Schülern 
sugangliche  Quellen  zur  Lecture  nachgewiesen.  Dass  zu  Viel  des  Stoffes 
dargeboten  wird ,  ist  ein  Tadel,  welcher  wie  diesen,  so  auch  den  dritten 
Cnrsus  trifiEt.  Sonst  kann  dies  Lehrbuch  als  brauchbar  empfohlen  werden. 
— i-  Trefflich  in  jeder  Weise  sind  die  Lehrbucher  von  W.  Putz:  Grund- 
rka  der  Geographie  und  Gesphiekte  der  tdien,  miUlerenund  neueren  ZeU 
[3  Bde.  56^  B.  1.  Bandes  3.  Auflage] ,  und :  Chundrise  der  Geograplne 
und  GescUcMe  d.  o.,  m.  «•  n*  Znfür  die  wküeren  Klaeeen  der  Gffmnamn 
und  hSheren  BUrgerecInden*  [In  3  Abth.  22^  B.  Beide  Bacher  in  Coln 
bei  E.  Welter  **)  ].  Ihre  Trefflichkeit  ist  seit  ihrem  Erscheinen  bereits 
allgemein  nnd  neuerdings  von  Rospatt  NJbb.  XI,  33.  3.  p.  285 — 292. 
anerkannt  worden.  Tgl.  Schulzeit.  1836.  Nr.  13.  S.  110  f.  Sie  zeichnen 
sich  auf  das  Vortheilhafteste  aus  durch  die  Klarheit  und  Grewahitheit  des 
Ausdrucks,  durch  die  übersichtliche  Anordnung  des  Stoffes,  durch  die 
Richtigkeit  des  Gegebenen  (einzelne  unbedeutendere  Unrichtigkeiten  sind 
nicht  zu  hoch  anzuschlagen) ,  endlich  durch  die  Verbindung  der  Creogra- 
phie  mit  der  Greschicbte.  Den  hier  und  da  denselben  gemachten  Verwnr^ 
dass  sie  zu  wenig  Thatsachen  enthielten  (s.  Ellendt  in  der  Vorr.  zuir 
3«  Auflage  seines  Lehrbuchs),  halt  Ref.  nicht  far  begründet,  erkennt 
riehnehr  in  der  zweckmässigen  Auswahl  und  in  der  Beschränkung  auf  das 
Wichtigste  und  Hauptsächlichste  einen  eigenthümlichen  Vorzug«  Ebenso 
wenig  kann  er  dem  Tadel  Rospatts  beistimmen,-  dass  die  in  der  Geschichte 
der  neueren  Zdt  befolgte  Bintheilung  nicht  gut  und  zweckmassig  seL 


*^  Da  für  die  deutsche  Geschichte  die  Darstellungen  der  Eniwicke- 
lung  und  der  Schicksale,  welche  die  einzelnen  deutschen  Staaten  erfahren 
haben,  Yon  grosser  Wichtigkeit  sind,  so  erwähnt  Ref.  hier  gelegentlich 
die  Badieehe  htmdeegeeekiehte  von  den  SUetien  hU  auf  unsere  Zeiten 
▼on  Josef  Bader.  X^i'^^^'S  ^  Breispu,^ Herder.  1834  — 1836. 
7  Lieferungen.  618  S.  gr.  8.  Zweite  unveränderte  Auflage.]  Dieselbe 
giebt  eine  recht  lebendige  Anschauung  yon  den  Zustanden  und  Schick- 
salen der  jetzigen  Badenschen  Lande,  sowohl  unter  der  Romerherrschaft, 
als  auch  bis  auf  die  neuere  Zeit.  WerthTolle  historische  Karten  Tcran- 
schanlichen  die  Veränderungen  der  Gebietstheile.  Bin  Mangel  ist,  daas 
die  Quellen  nirgends  genannt  sind ;  auch  ist  der  Druck  nicht  eben  cor- 
rect.  Die  darnach  gearbeitete  Badische  Geschichte  für  die  Schuljugend 
kennt  Ref.  nur  aus  der  Bnchhandleranzeige. 

**)  Die  chronologisch 'tabeüarisehe  U^erdeht  der  GeeddMe  der 
Staaten  des  AUerthums  yon  W.  Pütz  [Coln,  B.  Welter.  2  Bde.]  kennt 
Ref.  nicht  aus  «gner  Ansicht.  Die  als  wissenschafUicfae  Abhandlung  bel^ 
einem  Programme  erschienene  U^bersicht  über  das  Bomerreieh  wird  an 
^nem  andern  Orte  besonders  besprochen  werden. 


Bibliograpkiflolie  Beridkte»  833 

Die  iteia  ethnogri^liuehe  Methode  hier  za  befol([;eii)  wird  Nienftndem  eia- 
fitUen  $  aber  am  einfiichsten  und  faMlicIuten  werden  die  Sachen  dai^e- 
stellt  y  weim  man  innerhalb  wichtigerer  Hauptabschnitte  -die  GeschiGhten 
einzelner  Staaten  znsammenhängend  erzählt.  Eine  Eiiftheilong,  wie  die 
Heerensche,  erscheint  for  den  Schüler  immer  zu  kunstlich.  Dass  bei  der 
Reformatiott  sogleich  ihrer  Verbreitung  über  andere  Lander  gedacht 
wurde ,  findet  Ref.  so  natürlich  und  nothwendig ,  dass  er  ^cii  wundert^ 
darüber  einen  Tadel  ausgesprochen  zu  finden.  In  den  gerügten  Antid- 
pationen  findet  er  durchaus  nicht  so  tUA  Störendes ,  als  dort  darin  gese- 
hen wird.  Dagegen  scheint  dem  Ref.  die  Abstufung  zwischen  dem  für 
mittlere  und  dem  für  höhere  Classen  bestimmten  Grundrisse  nicht  genug 
beachtet.  Der  erstere  ist  fast  nur  ein  Auszug  aus  dem  letzteren ,  wah- 
rend die  Bearbeitung  eine  ganz  andere  sein  sollte.  Druck  und  Papier 
und  zu  loben ;  ein  wohlfeilerer  Preis  wurde  zu  noch  weiterer  Verbret- 
tangy  welche  diese  Bücher  in  so  hohem  Grad«  verdienen,  noch  mehr 
beitragen. 

Ref.  geht  über  zu  mehreren,  nur  für  obere  Classen  bestimmten 
Lehrbüchern  und  sdiliesst  daran  einige  für  die  1.  und  2.  Stufe  bestimmte. 
Des  nun  bereits  längere  Zeit  zu  den  Vätern  heimgegangenen  treffli- 
chen Ludw.  Wachlers  Lehrbuch  der  Geschichte  sum  G^rauche  in 
Aofteren  üiOerrichUatutaUen,  von  welchem  dem  Ref.  die  6.  Aufl.  [Breslau, 
Grass,  Barth  u.  Comp.  183&  XXIX  u.  d60  S.]  yorliegt,  nimmt  in  der 
Literatur  immer  noch  einen  ebrenyollen  Platk  ein  durch  die  übersichtliche 
und  geschickte  Vertheilnng  des  sehr  reichen  Stoffes,  durch  die  trefflichen, 
freilich  mebt  nur  in  Epitheten  bestehenden  Winke  und  Andeutungen  zur 
Charakterisirung  der  Personen  und  Beleuchtung  der  Begebenheiten,  durch 
die  sorgfaltige  und  vollständige  Nachweisung  der  Literatur,  vgl.  Le^z. 
LZ.  1823  Nr.  289.  u»  1826  Nr.  224.  Becks  Report.  1826,  I.  S.  449.  und 
1828,  L  S.  467  f.  Leipz.  LZ.^  1828  Nn  208.  Die  rasch  auf  einander 
gefolgten' neuen  Auflagen  gaben  die  Möglichkeit,  es  immer  mit  den  Fort- 
schritten der  Wissenschaft  auf  gleichem  Stande  zu  erhalten.  Da  es  indess 
mehr  darauf  berechnet  ist,  dass  daran  weitere  und  tiefere  Studien  ge- 
knüpft werden  sollen,  so  kann  es  nach  des  Ref.  Ansicht  nur  den  gereifte- 
sten Schülern  der  ob.erstea  Classen  den  wahren  Nutzen  gewähren,  lieber 
das  I^hrhuch  der  ÜnwerndgeeMchte  aum  G^auehe  in  höheren  Unter- 
riehUangUüten  von  Dr.  Heinrich  Leo  XHalle,  Anton.  183öi—184L 
8.  bis  jetzt  4  Bände]  und  den  daran  sich  schliesscnden  heilfaden  für  den 
Unterricht  in  der  üniveraaigeschkhte  [Halle,  Anton.  1838-- 1840.  3  Thle. 
8.J  kann  Ref.  sich  kurz  fassen,  weil  es  hier  nur  darauf  ankommt,  zu  be- 
zeichnen, in  welchem  Verhältnisse  dieselben  zur  Schule  stehen.  Die 
schärfste  Combinationsgajbe ,  das  klarste  Bewusstsein,  energ^ch^s  Fest^ 
halten  einer  Idee  und  ungescheutes  Aussprechen  des  für  wahr  Erkannten, 
verbunden  mit  ungemeiner  Klarheit  und  Kraft  der  Diction,  bilden  di^ 
Hauptzüge  in  Leo's  hervorragendem  Geiste.  Alle  Erscheinungen  werden 
in  den  genannten  Büchern  streng  wissenschaftlich  von  dem  Gesichtspunkte 
ans  betrachtet,  dass  das  Suchen  nach  Gott,  das  Ringen  nach  wahrhafter 
Brkenntnlss  and  Nachbildung  des  Gottlicfaen  im  Glauben,  und  im  Handeln 


884  Blbli^gtfUpkiAO^e  B«Ti«lit«L 

dM  IfMMot  lir  4ie  WeUgMehkhte  bildet.     Dk  oontraquante  Don^fai* 
YSBg  diMes  €mes  Gedankent«  dfts  strenge  Denkea,  die  Klarheit  der  £ttt» 
mduBteng  nachen  jeden  Lehrer  ein  emstes  fitndiiiin  dieser  Bacher  rat 
einer  unerlaasUchen  Pflicht;    anders  iireilich  yeriiait  es   axk  wki  'dem 
Sehnkr.     Für   diesen  passt   nicht  die   nngleichartige  Behandlnng   des 
Stoffes  y   welche  oft  in  dem  Detail  Terweilt,  Hauptsaehen  dagegen  oft 
nor  knn  andeoiet  und  als  bekannt  Tpranssetat;   dann  wieder  oft  inter- 
eesante ,  aber  noch  nicht  hinlanglioh  begvnndeie  Resnitaite  der  Forschung 
bietet;  für  ihn  passt  nicht  die  Höhe  des  Standpunktes ,  welche  ein  schon 
ToUkommen  gebildetes  philosophisches  l>enken  ToraassetaEt ,  für  ihn  passt 
nicht  die  Einseitigkeit. der  Beurth^nng,  welche,  da  sie  nicht  die  Erdg^ 
nisse  für  sich  selbst  reden  lässt ,  die  Freiheit  des  Urtheils  zu  Gunstetf 
Ton  Parteiansichten  ge£uDgen  nimmt,    ipgl»  Stuhr  in  Hall«  Jahrbb.  18^9 
Nr.  3d—- 26*     Bei  der  grössten  Verehrung,    welche  Ref.  gegen  seinen 
ehemaligen  Lehrer  hegt,  bei  der  aufrichtigsten  Dankbarkeit  fiur  die  man- 
nichfaltige  Aafkl&rung ,  welche  er  dilrch  ihn  erhalten ,  trägt  er  doch  Be- 
denken, diese  Büdier  anderen,  als  den  gereiftesten  Schülern  der  Gym- 
'  namen ,  deren  immer  nur  wenige  sein  werden ,  in  die  Bände  zu  geben. 
Sehr  schatsenswertfa  ist  das  Lehrbuch  der  GeeMchtefur  die  oberen  JKlas- 
een  der  Gymnasien  yon  Dr.  Friedr.  -Ellen dt.  [Dritte y  vi^mehver^ 
mehrte  und  mim  Theü  umgeturbekete  Auflage»    Königsberg,  Gebr.  Bensk 
träger.  1841.  XIV  n.  592  S.  8.  ygl.  über  die  erste  1827  erschienene  Au^ 
läge  Krit.  Bibi.  1828,  IL  Nr.  59.    Schulzeit.  1828,  IH  Nr.  60.    Jen.  LZ. 
1828  Nr.  146.   Becks  Report.  1828, 1.  S.  277  i  Leipz.  LZ.  1830  Nr.  öd 
Hall.  LZ.  1830  EBI.  73.,    über  die  zweite  Ausgabe  NJbb.  XIV,  75  ff. 
Schulz.  1836  Nr.  3.  S.  25  f.   PöUtz  JaWbb.  1836  Juli  S.  94  f.]     Es  ent- 
halt  eine  zusammenhängende  Erzählung  der  wichtigsten  Begebenheiten  mit 
Darlegung  des  Specielleu,  soweit  es  zur  Deutlichkeit  des  Bildes  noth- 
wendig  ist,  und  mit  EntwicJcehing  der  stets  fortschreitenden  allgemdnen 
Bildung  des  Menschengeschlechts.     Die  Darstellung  zeichnet  sich  durch 
Klarheit  und  Bestimmtheit,  durch  angemessene  Beleuchtung  des  Zusamr- 
menhanges  ohne  unnothiges  Raiaennement ,  endlich  durch  zweckmässiga 
Periodeneintheilung  ans.     Die  neue  dritte  Auflage  bat,  obgleich  auch  in 
ihr  noch  einiges  weniger  Begründete,    einiges  nicht  ganz '  zweckmässig 
Creordnete  und  Hartes  und  Undeutsches  im  Ausdrucke  zuweilen  sich  ftndet^ 
gegen  die  früheren  durch  Streichung  vieles  Ueberflüssigen ,  durch  aber«* 
sichtlichere  Anordnung  des  Einzelnen,  welche  für  die  Zeit  Ton  löOO— 
1660  durch  gänzliche  Umarbeitung  erreicht  wurde,  sowie  durch  Erwei- 
terung der  Abschnitte  über  die  Kulturgeschichte   des  Mittelalters  und  der 
nisuerea  Zeit  und  durch  Fortführung  der  Erzählung  bis  1840,  endlich 
dttfch  cofrecteren  Druck  bedeutend  gewonnen«   Lehrer  und  Schüler  werden 
das  Bttch^  mit  gleich  grossem  Nutzen  gebrauchen.     An  dasselbe  schliesst 
sich  loix  Kurser  Ahrin  der  Geschiehte  der  oHen  W^  und  der  vOieriSndir- 
eehen  Geedmhie  nrit  Erwähnung  dee  Wimengumrdigeten  ans  der  G^eMMe 
der  dtueeerdeutseken  Saaten*     Ein  Lei^mden  beim  GeeekiMeuinteniehte 
mmaehet  in  den  ndtäerem  Klassen  der  Gymnasien  von  Dr.  Friedrich 
Schmalfcld.    [Eisleben,  Reiehardt.   1841.    XI  u.  381  S.   8.]      Dies 


Bibliograplii«€lie  Berichte»  335 

Bmdk  folgt  der  nicht  allei«  ür  raitÜere  CUfaen  gewisi  erapfehieniwertheii 
Methode,  die  griechische  nnd  ronitehe,  sowie  die  Tttteiliuidische  Ger 
Schichte  zu  dem  allein  leitenden  Feden  des  Unterrichts  xa  nehmen  nnd 
^e' CKßschiehte  der  übrigen  Staaten  nur  znr  Erklamng,  gldohsam  in  den 
ilintergrand  der  Ton  jenen  gegebenen  Bflder  za  stellin.  Die  Cnlturge- 
schicbte  ist  nicht  ausgeschlossen,  aber  in  zweckmSssiger  Beschranknng 
gegeben.  Da  es  zunächst  for  preussische  Gymnasien  besUmmt  ist,  «• 
findet  ^e  brandenbnvgf seh -preussische  Geschichte'  die  ausgedehnteste 
B^rückdchtigung,  Ja  vom  westphälischen  Frieden  an  tritt  selbst  die  aU* 
gemein  deutsebe  Geschichte  vor  Ihr  zu  sehr  zurück«  Die  Darstellung 
bezweckt  übrigens  die  Weckung  der  Vaterlandsliebe ;  sie  empfiehlt  sieh 
durch  Yerständige  Auswahl  und  übersichtliche  Anordnung  des  Stoffes^ 
indem  allenthalten  durch  Uebei^chriften  und  Abtheiiangen  die  Hanptsa^ 
eben  zweckmassig  hervorgehoben  werden.  Bei  dem  lobenswerthen  Btre* 
ben  nach  Präcision  and  Kürze  des  Ausdrucks  haben  sich  manche  Harten 
nnd  UngeMgigkeiten  im  Satzbau  und  Unbestimmtheiten  in  der  Darstellung 
eingescMichen.  In  den  Thatsachen  findet  sich  einiges  Zweifeihafte,  nicht 
genau  genug  Gegebene;  ja  einige  Unrichtigkeiten.  Die  im  Verzeichnisse 
nicht  vellständig  aufgeführten  Druckfehler  dürften  freilich  dem  Gebrauche 
in  Schulen  nicht  forderiich  sein ,  zu  dem  es  sonst  recht  wohl  empfohlen 
werden  darf.  Ebenfalls  für  die  zweite  Stofe  des  Unterrichts  ist  bestimmt« 
Ethnographischer  Ahrke  det  Geaehickte,  Für  den  Unterricht  mtf  Qffm* 
nasien  entworfen  von  Dr.  Reinhdld  Döring.  [Brieg,  L. Schwartz«' 
1837.  XX  u.  333  S.  8.  vgl.  Abendzeit.  1838.  Bl.  f.  L.'N.  63.  Schulzeit. 
1839.  Nr.  195.]  Sehr  richtig  fordert  in  der  Vorrede  der  Hr.  Verf. ,  sich 
auf- die  allmäiige  Erweiterung  des  Geselligkeitstriebes  bei  der  Jugend 
stutzend,  die  Gliederung  des  historischen  Unterrichts  in  3  Stufen t 
1)  biographisch,  2)  ethnographisch,  3)  synchronistisch -uniTersal;  warnt 
aber  zugleich  vor  der  schädlichen  zu  einseitigen  Durchführung  einer  oder 
der  anderen  Methode.  Die  %  Stufe  nun,  fSr  welche  der  Abriss  bestimmt 
ist,  soll  drei  Classen  umfiassen  und  in  diesen  immer  dasselbe  Pensum  mit 
allmaliger  Erweiterung  gelehrt  werden.  Sind  nun  auch  die  Pensa  der 
drei  Classen  meist  richtig  abgestuft  und  durch  Zeichen  kenntlich  gemacht, 
so  kann  doch  Ref.'  eine  Wiederholung  desselben  Penstim  in  3  Classen 
hintereinander,  zumal  bei  so  wenig  charakteristischen  Unterschieden 
durchaus  nicht  für  zweckmässig  erklären,  am  wenigsten  aber  den  G^ 
brauch  eines  einzigen  Lehrbuchs  dazu  praktisch  finden.  Ein  LehitMieh 
darf  durchaus  nicht  mehr  enthalten ,  als  so  Tiel ,  dass  der  Schüler  des 
gesammten  Stoffes  yollkommen  machtig  werden  kann.  Findet  er  mehr  in 
seinem  Lehrbnche ,  so  wird  nnwillknriich  seine  Aufmerksamkeit  Ton  dem 
Nothwendigen  abgezogen.  Abgesehen  davon ,  erscheint  uns  das  Buch  als 
recht  empfefalenswerth,  da  die  Thatsachen  nach  passlicher  Auswahl  meist 
richtig,  in  zweckmässiger  Kürze,  ohne  Raisonnement,  aber  klar  und 
deutlich  erzahlt  werden,  die  Oultur  gehörige  Berücksichtigung  findet^ 
eine  zweckmassige  Einleitung  Torausgeschickt  wird ,  den  Kreuzzügen  ein 
besonderer  Abschnitt  gewidmet  ist ,  und  da  endlich  die  griechische  und 
fomiflche,    sowie   die   deutsche  Geschichte  gebührender  Maasscfn   eiie 


836  Bibliographiselie  Bericht«. 

grofsere  Anafohriichkeit  gefondea  haben  (für  preneauche  Gymnailen  iat 
ein  Abries  der  prensaiBchen  Geacliichibe  hinxDgefagt).  Die  achon  im  Ver» 
leichniaae  ala  äbermäaaig  ecacheioenden ,  keineawega  aber  voUataadig 
angeführten  ]>rock£ehier  aollten  in  einem  Schulbnche  nicht  ▼orkoramen. 
Von  dem  jihri$8  der  WtUgeielackU ,  für  Schuien  und  amm  SMslunUr^ 
rkhU  bearbatet  Ton  P.  A.  Lieb  1er,  hat  Hr.'Dn  A.  ▼•  Phal  die  3.  Aufl. 
dea  1.  Theiiea  beaorgt.  [Mannheim,  Schwan  n.  Gota.  1840.  .kl.  8.]  G«ni 
eigenthomlich  rührt  von  dieaem  der  awefte,  daa  Bfittelalter  and  die  neuere 
Zeit  omfiEUMende ,  in  der  SU  Auflage  erachienene  Tbeil  her.  Im  eraten 
Theile  iat  die  Darateliang  ethnographiach ,  ao  daaa  daa  Ptoiemaer-  ond 
daa  Seleucidenreich  aogleich  hinter  dem  alten  Aegypten  und  Syrien  eine 
Stelle  finden,  wahrend  aie  doch  ana  dem  macedoiiiacben  Reiche  hervor- 
gegangen aind;  im  2.  Theiie  wird  die  Geachichte  der  einceinen  Staaten 
immer  innerhalb  allgemeiner  Abachnitte  im^Znaammenhang  erzahlt.  Die 
aynchroniatiachen  Tabellen  aind  genau ,  ermangeln  aber  der  Hanpteigen- 
aohaft,  der  UeberaichtUchkeit,  Die  Darateliang  ist  zaaammenhängend, 
nor  hier  und  da  finden  aich  bloaae  Andeatungen ;  der  Stil  hat  manche 
aaddentache  EigenthumUchkeiten ,  ea  finden  aich  aber  auch  zuweilen 
dnrch  Znaammenpackang  verachrobene  Satze,  z.  B.  11.  p.  72.:  „aber 
Herzog  Bernhard  Ton  Weimar  aetzt  die  Scbladbit  fort  and  verschafft 
aeinem  Heere  völligen  Sieg  über  Wallenatein ,  den  der  bedrängte  Kaiser 
(mit  angemessener  Gewalt)  wieder  angeatellt  hatte,  nachmals  jedoch 
(25.  Febr.  1634)  ana  Yerleumdnngen ,  aua  Furcht  vor  seiner  Macht  und 
wegen  Verdachts  «geheimer  Unterhandhingen  mit  Schweden  zu  figer  fiüien 
laaat  (?) ''  •  —  Die  Culturgeschichte  ist  in  einer  selbst  für  obere  Claa- 
aen  zu  weiten  Aoadehnong  behandelt,  waa  um  so  weniger  geeignet  er» 
acheint,  als  hier  meist  nor  Namen  and  Zahlen  gegeben  werden.  Die 
N  geog^phischen  Uebersichten  bei  der  alten  Geschichte  enthalten  nicht 
genug  zum  Verstandnisse  bei  der  Geschichte;  es  findet  sich  in  dem  diese 
behandelnden  Theile  manches  Unrichtige ,  manchea  falsch  Geordnete; ' 
den  kritischen  Untersuchungen  ist  hier  za  wenig  Recht  eingeräumt  (wie 
z*  B*  beim  Cimoniachen  Frieden,  welcher  nun  wohl  ala  aus  der  Geschichte 
gestrichen  zu  betrachten  ist).  Der  2.  Theil  ist  im  Allgemeinen  fehler- 
fireier,  als  der  1.;  in  demselben  aind  einige  genealogische  Tabellen  ein* 
geschoben,  welche  aber  hier  und  da  ebenso  gut.  wegbleiben  konnten, 
wahrend  man  an  anderen  Stellen  dergleichen  ungern  vermisat.  Im  Ganzen 
kann  das  Buch  zum  Schnlgebrauche  (für  mittlere  und  untere  Classen  ent- 
hält ea  aber  viel  zu  viel)  und  denen,  welche  mne  Jcurze  Zusammenstellung 
der  Thatsachen  neben  einer  ausführlichen  Darstellung  zu  besitzen  wün- 
schen, empfohlen  werden«  Der  wohlfeile  Preis,  daa  gute  Papier  und 
der  meist  correcte  Druck  gereichen  zur  Empfehlung.  Fnr  den  eraten 
Unterricht  auf  Gymnaaien  und  in  höheren  Borgerachulen  ist  berechnet 
der  Leitfaden  von  H.J.  Litzinger:  Die  merkwürdigsten  Begebenheiten 
au8  der  allgemeinen  WeUgeseUckte.  Nebet  einem  Anbange:  Die  aUge- 
metne  Geographie  in  Umrissen.  [Coblenz.  1836.  13  B.  8.]  Derselbe 
B^iesst  sich  rncksichtlich  des  Plaos  an  Bredow  and  Volger 
(1.  Curf.)  an,  hat  aber  ror  dem  letzteren  daa  voraas,  dasa  die  wichtigsteo 


Bibliographiflcha  fferielitfe.  t897 

Be0ri>epMit(Bii  1^^  mehr  im  ZaMmmAnkange  encheinßm     Di«  Darst«i^ 
Injigy  sonst  aiigenie^feDi'.fliclieint  doch  hier  imd  da  far  Kinder  zn  hodi 
\gehalten  zu  seivt     Porchaus  nidit  .bUIigeo  kann  Ref. ,  dass  in  der  bei- 
gefügten Zelttafel  mehr  I^^am^n  stehen ,  als  im  Texte  erwähnt  sind.  .  In 
den  Anhange  über  die  Geographie  ist  die  Zabl.deir  Namen  nnd  Sachen 
keineswegs  aof.das  für  d^n  ersten'  Unterri^t.NDthw^dige  befwhränkt* 
Die. Zahl  der  Druckfehler  ist  zi^mK^h' bedeutende  .  Sg^wU  :auf  die.  alte 
Geschichte  beschränkt  sich  df^  JMrbuth  dsr  äH^  Geichiehie  von  Dr. 
h nd w.  Gies eb r.e  cht* [BerjUn»  J^fauek«,  1339.  ,gr.  8.]   :  Dies  Budi  ver^ 
diei^  befK>ndere  Beachtqng,  weil,  in  ihm.  die  in^ie^e  J$ntwi^k?lung  d^ 
Staaten  eine  ausführlichere  Besprechung  als  anderswo  findet*  .  Sonst  i^t 
hauptsächlioh  nur  noch  die  j^litische  SiiejUlung  d^  Staaten  zu  einander 
Im  Kriege  und  im  Handelsrerkehr  berücksiefatig^;  Religion; ,  ^ul^WTy  14- 
.teratur  und  Kunst  sind  ganz  iins  dem  Gesichte  gelassen.  . .  Die  Darstelhnig 
Ist  recht  tre£Glicby  und  Ref.  kann  das  Buch  (obgleich  Manches ,.  worin 
.früheren  Forschungen  gefolgt  i«t,  namentlich  in  der  rdmiscben  Geschichte 
Jetzt  bereits  Widerlegung  gefunden  .hat)  ans  voller  Ueberzeugüng  Lehrern 
.«nd  Schulern  bestens  empfehlen»     vgl.  Blätter- f<  Iiterar.  Unterh*.183l. 
Nr.  135.  S.  555  f. 

Ref.  wendet  sich  nun  zu  .einer  Anzahl  solcher  Bücher,  über  weloh/e 
mir.  kurze  Andeutungen^  Pfamen  und  Data  gegeben,   deren  Ansfohrmig  . 
aber  den  Lehrern  überlassen  wird.     Im  Allgemeinen  scheinen  dieselben 
.zum  SchnlgebrauQlie  nicht  praotisch;  si9  legen  dem  Lehrer  die  oft  unan- 
genehme Nothwendigkeit  anf,   Alles  der  Besprechung  ^  unterwerfe^, 
was  im  Grundrisse  angedeutet  ist,  soll  anders  nicht  die  dur^  diese  ^afi  , 
jene  Andeutung  erregte  Wissbegierde  der  Schüler,  unbeüriedigt  und  ihnen 
das  Yerstandniss  imerschlossen  bleiben^     Solche  Bücher  bedürfen  also 
.eigentlich  eines  fortlaufenden  Commentars ,   während  die  zusammenhan- 
gende Darstellungen  enthaltenden  nur  das  Nachdenke^  in  Ansprudi  nehmen. 
Woher  soll  nun  der  Schüler,  wenn  er  einmal  den  Znsammenhang  nicht 
richtig  anfgefasst,  wenn  er  kein  anschauliches  Bild  gewonnen  hat,  dies, 
entnehmen  ?     Der  Leitfaden  lässt  ihn  im  Stic^ ,  er  musa  entweder  ein 
vollständiges  Heft  nachgeschrieben  haben  oder,  ein  Hülfisbuch  besitzen. 
Auss^pdem  mnd  diese  Bücher  meist  nur  Tabellen  im  grosseren  Alaassr 
Stabe;  aber  es  mangelt  ihnen,  was  diese  beysitzen;  denn  ^ie  gewähren 
,  nicht  den  Vortheil,   nach  der  Zeitfolge  Alletf .  sqgl^ch  finden  und  nbePr 
schauen  zu  können ,  und  zwingen  daher  den  Lehrer,  cpch  aufs  Strengst^ 
an  die  in  ihnen  beiolgte.Or4pQng  zubinden..   Für  den  Lehrer  indess 
haben  diese  Bacher  iinmer  einen  Werthj  sie  geben  ihm  den  Stoff,  woran«, 
nnd  die  Form ,  wom^ch  er  seinen  Vortrag  fonnen  kann ;  für  den  Schnlev  * 
zieht  Ref.  stets;  eine  zusammenhangende  Darstellung  vor.     Den  ChundrUi 
der  ällgememen  Gesokiehte  dßr  f'oüeer  und  Staaten  von  W.  Waehsmutli« 
[ZweUe  umgearb^ete j4u9gab€. ,  Leipzig^  Engelmann.  1839.  KVni  nnd 
3$4  S.  8.     Brste  Ausgabe;  bei  Karl  Tauchnitz.    1826.    XVI  u.  311  S; 
vgl.  Blätter  f.  Utet.  Unterh.  1,826  Nr.  285.    Leipz.  LZ.  1826  Nr.  244* 
Hall.  LZ.  1826  Nr.  284.    Herm^  Bd.  30.  S.  64—73.]  kann  Ref.  nicht 
erwähnen,   ohne   öffentlich  die  innigste  Dankbarkeit  und  aufrichtigste 
'     N.  Jahrb.  f.  Phil.  M.  Päd.  od.  Krit.  Bibl.  Bd.  XXXiy.  BfU  3.       22 


8tt  BibliogYtpMBclie  Berichte. 

V^tthrang  gef en  seinen  ihm  eteto  ffenndliehst  gesiiinten  Lehrer  almsa. 
■precfaen.  '  DSe  Vollttandigk^  dei  gesohicfattichen  MateriaU^  die  mei- 
«.iterbalte  karte  Charakteriiiiting  der  Personen ,  die  treffliehe  Andeatmig 
de«  Zneammenhangs,  die  fibersich^ehste  Periodeneintbeiiong ,  die  uoge- 
mem  reichhaltige  Anfohnuig  der  Literatur  —  dies  Altes  macht  das  Buch, 
namentttch  in  der  s weiten  Ansgahe,  in  welcher  die  Geschichte  des^  Mittel- 
alters  and  der  neneren  and  neuesten  Zeit  gänzlich  umgearbeitet  ist,  die 
Paragraphen  aber,  indem  der  Text  amplificirt  wurde,  die  Gesichtsponkte 
für  ^e  darauf  folgenden  karxen  Notixen  noch  fester  und  genauer  bestim- 
men als  in  der  «vsten  Auflage,  zu  e\n^  wahren  Schatze  für  den  Lehrer; 
Inr  den  Schuler  selbst  der  obersten  Ciassen  enthalt  es  zu  viel  Material 
|ud  setzt  einen  su  hohen  Standpunct  Toraus.     Fast  ebenso  reichhaltig  in 
Bezug  auf  die  Masse  des  Stoffes  ist  der  Ld^aden  zu  Vorlesungen  über 
dk  aUgemeine  fVeitgetekiekte  Ton  dems.  Verf.  [Leipz.,  Hinricbs.  1832« 
Yin  0.  993  S.  8.],  da  aber  der  blossen  Andeutungen  hier  noch  weit  mehr 
«als  im  Grundrisse  sind,  der  Charakter  academischer  Vorlesungen,  wie  schon 
der  Titelbesagt,  allein  festgehalten  ist,  bo  durfte  sein  Gebrauch  für  die  Schä- 
ler ebenfalls  sehr  beschränkt  werden  müssen  (Tgl.Gdtt.GeI.  Anz.l833St.öl« 
S.  504.  Lpz.  LZ.  1833  Nr.  92.  S.  733  f.).  Der  Lei^aden  zu  Vorträgen  über  die 
Mgeneme  fVeitgeiduekte  für  die  oberen  Gymnasialdassen  von  Dr.  Karl 
'Fried r.  Merleker.  [Königsberg,  Paschke.  1835.  XVIil  u.  323  S.  8.] 
hat  zwar  den  Tadel  erüihren,  dass  es  zu  viel  Detail  enthalte,  aber  doch 
auch  Lob  erhalten  (Gott.  Anz.  1836  St.  107.  S.  1063  f.  Beidelb.  Jahrbb. 
1836,  7.  S.  707.  Schulz.  1836  Nr.  177.  S.  1420--22.) ;  ja  wie  Ref.  hört, 
ist  schon  eine  zweite  Auflage  ersdiienen,    über   deren   Verhältniss  zur 
ersten  er  nichts  sagen  kann.    Es  yertbeiit  den  Stoff  unter  die  vier  Stufen 
der  alten ,  mittleren ,  neuen  und  neuesten  Geschichte ,  umfasst  neben  der 
politischen  Geschichte  auch    die  Geographie  und  Culturigeschichte ,  -— 
Alles  freilich  nur  in  Andeutungen  und  kurzen  Sätzen  —  ,    behandelt  die 
alte  Geschichte  ethnographisch,  die   mittlere   in    der  Gegenubersteliong 
des  Orients  und  Occidents,   die  neuere  nach  den  Perioden  des  europäi- 
schen Staatensystems.     Dass  bei  einem  Buche  der  Art  andere  benutet 
werden,  versteht  sich  yon  selbst;  dass  aber  in  dem  vorliegenden  über 
ein  Drittel  mit  allen ^  Druckfehlern  und  Eigenthümlichkeiten  aus  Wachs- 
Mnths  so  eben  erwähntem  Leit&den  wörtlich  abgeschrieben  Ist  (vgU  Hall. 
Jahrbb.  f.  d.  W.  n.  K.  1Ö41  Nr.  22.) ,  beweist  eine  solche  unverschämte 
Dreistigkeit,  dass  Kef.  sich  schämen  wurde,  es  auch  nur  im  Entferntesten 
■n  empfohlon.     Er  ^«"det  «i^h  ^aher  zur  ü^ermhi  der  aUgemeinen  Ge- 
m,AMte  für  die  oheren^"^^  ^  Gymnasien  mU  15  genealogischen  Ta^ 
Mienund  17  Ai^^^/^  ffCten  yon  Dr.  J.  Rup  p.   CKonigsberg,  Gebr. 
».rnerifger.  1837,  ^^V«;^!^  «•  8-  2Thlr.l2Gn]     Dies  Buch  enthält 
jRie  ^eraekmchtigaftf^^^  hi^^f^^^^^^^^n  Verhältnisse   sehr   detaüürte 
^TM  Andeutungeii  ^     Hinbii*^^^*^«»  ThatsacheÄ,    ihrer  Ursachen  und 
Wlfkmgen  mit  ^^^t^^  0^\if,ti  ^Z^^^  auf  die  Cultur.     In  Be?ug  aof  die 
ieeseore  werden  hf^fi^^^r^)   '^fj^^'^Wtep  Forscher  (namentlich  Johannes 
VOM  MHHers  und  ftaf^^f^^    ^^T    }^^  angeführt;  für  die  griechische  und 
'fimlBche  Geachi^^^    ^  ^^  zugänglichsten   QaeUen   verwiesen; 


Bibliographiselie  Bericht«.  839 

störend  ist,  dess  die  griechisdien  Worte  ohne  Accente  gedruckt  sind. 
IMe  Yertheiliing  des  Materials  ergcheint  dem  Ref.  als  xweckmässig;  sie 
ist  in  der  alten  Geschichte  ethnographisch  y  in  der  mittleren  nnd  neueren 
mehr  synchronistisch.  Die  beigegebenen  genealogischen  Tabellen  ent- 
sprechen ihrem  Zwecke  *),  die  historischen  Karten  dagegen  [welche  aadi 
einsein  for  1  Thlr.  4  Gr.  verkanft  werden]  sind  nicht  %n  empfehlen.  Die 
ans^erliche  Ausfiihrang  ist  schlecht,  die  Anlage  aber  hat  den  Fehler,  das« 
die  Karten  für  ganze  Zeiträume  bestimmt  sind;  aber  die  Yerioderungen 
innerhalb  derselben  nicht  angedeutet  werden,  was.  durch  andere  Schrift, 
blassere  Farben  u.  dgl.  leicht  zu  bewerkstelligen  war  (vgl.  Report.  1838. 
XVr^  2.  S.  154  f.  Schulz.  1839  Nr.  95.).  Den  Gründri8$  der  aUgememen 
Weltgesehiehte  für  die  taittleren  Klassen  der  Gymnasien  und  anderer  kS- 
herer  Lehransttdien  von  F«  Heinzelmano«  [Magdeburg,  Creutz.  1837* 
IV  u.  100  S.  8.]  kann  Ref.  im  Allgemeinen  nur  loben ;  warum  ging  aber 
der  Hr.  Verf.  nicht  einen  Schritt  weiter  und  fugte  den  Stoff  in  Tabellen- 
form?  Dann  würde  er  noch  mehr  Nutzen  gestiftet  haben.  Jedenfalls  ist 
sein  Buch  brauchbarer,  als  der  schon  oben  erwähnte  zweite  Cnrsus  Ton  . 
Volger. 

Ref.  hat  noch  einige  Bücher  über  die  alte  Geschichte  zu  besprechen, 
in  welchen  die  Hinweisung  auf  die  Quellen  %um  Hauptzwecke  gemacht 
ist.  Dass  die  Forderung,  welche  man  hier  und  da  (z.  B.  in  der  Ordnung 
für  die  Lande^sgymnasien  des-  Herzogth.  S.  Meiningen)  gestellt  hat,  in 
der  letzten  Classe  des  Gymnasium  müsse  der  Schüler  die  alte  Geschichte 
ans  den  Quellen  studiren  lernen,  nicht  allein  über  den  gegenwärtigen 
Standpunct,  sondern  auch  über  das  Ziel  der  Gymnasialbildung  hinaus- 
gehen, ist  wohl  nicht  zweifelhaft.  Das  Ziel  des  geschichtlichen  Unter- 
richts kann  nur  sein:  eine  nicht  nur  im  Allgemeinen,  sondern  auch  im 
Einzelnen  möglichst  genaue  Kenntniss  von  den  wichtigsten  Ereignissen  in 
ihrem  Verlaufe ,  sowie  in  ihren  Ursachen  und  Folgen  und  von  den  Zu- 
standen, wie  der  gesammten  Menschheit,  so  der  bedeutendsten  an  ihrer 
Spitze  stehenden  Volker;  Quellenstudium  fordert  dies  Ziel  nicht«  Etwas 
ganz  Anderes  ist  es,  wenn  man  dem  Schüler  hier  und  da  Quellen  bezeich- 
net, wenn  man  ihn  mündlich  und  schriftlich  diese  oder  jene  Partie  ans 
ihm  zuganglichen  Quellen  selbststandig  darstellen  lässt  ;^  Geschiditskennt- 
niss  ist  hier,  'wie  bei  der  öffentlichen  oder  Privatlectüre  von  Historikern, 
der  untergeordnete  Zweck ; .  Durchdringung  und  Anschauung  der'  Form  . 
und  Uebung  in  eigener  Darstellung  ist  und   bleibt  die  Hauptabaicht 


*)  Ref.  erwähnt  hier  noch:  Historisch- geneatogisehe  Tabellen  der 
wichtigsten  Regentenhäuser  in  dem  NHttelalter  und  der  neueren  Zeit^ 
besonders  für  den  historischen  Unterricht  in  Cfymnasien  und  Militärsehulen 
entworfen  von  Dr.  Fr.  Fiedler.  [Wesel,  Klonne.  1833.  LXXV  Taf.  4.] 
Sie  sind  recht  brauchbar,  entbehren  aber  zuweilen  der  Uebersichtlichkeit 
und  enthalten  auf  der  einen  Seite  zu  viel  (nach  des  Ref.  Ansicht  müssen 
nur  die  wirklich  bedeutsamen  Namen  aufgenommen  werden),  auf  der 
andern  fehlt  Manches.  So  vennisst  man. Taf.  VI.  den  Sohn  Chrimoalds 
(f  714)  und  Taf.  XVI.  Leopold  den  Bruder  Friedrichs  des  Schonen. 

22* 


t" 


S38  BibliogräpMsche  Berichte. 

Ve)re!iniiig  gegen  seinen  ihn  stets  freandliehst  gesinnten  Ldurer  a\ii»v- 
sprechen.  '  Die  Vollständigkeit  des  geschiebtlichen  Materials  ^  die  mei- 

«.sterbafte  kurze  Cltarakteri«^hg  der  Personen,  die  trefffliche  Andeatnng 
des  Zusammenhangs  y  die  fibersich^ichste  Periodeneintheiinng ,  die  unge- 
mein reiehhaltige  Anfuhrong  der  Literatur  —  dies  Altes  macht  das  Buch, 
namentiüeh  in  der  zweiten  Ausgabe,  in  weicher  die  Geschichte  des^  Mittel- 
alters  und  der  neueren  und  neuesten  Zeit  gänzlich  umgearbeitet  ist,  die 
Paragraphen  aber ,  indem  der  Text  amplificirt  wurde,  die  Gesichtspunkte 
für  die  darauf  folgenden  kurzen  Notizen  noch  fester  und  genauer  bestin- 
raen  ak  in  der  «rsten  Auflage,  zu  eii^m  wahren  Schatze  fär  den  Lehrer; 
für  den  Schüler  selbst  der  obersten  Classen  enthalt  es  zu  yiei  Material 
^nnd  setzt  einen  zu  hohen  Standpunct  voraus.  Fast  ebenso  reichhaltig  in 
Bezug  anf  die  Masse  des  Stoffes  ist  der  Lei^aden  zu  Vorlesungen  über 
die  aUgemeine  JFeltgesckiehte  von  dems.,  Y erf.  [Leipz.,  Hinrichs.  1832« 
Viri  u.  293  S.  8.],  da  aber  der  blossen  Andeutungen  hier  noch  weit  mehr 
«als  im  Grundrisse  sind,  der  Charakter  academischer  Vorlesungen,  wie  schon 
der  Titelbesagt,  aHein  festgehalten  ist,  so  durfte  sein  Gebrauch  für  die  Scha- 
ler ebenfalls  sehr  beschränkt  werden  müssen  (rgl.  Gott.  Gel.  Anz..l833  St.  51« 
S.  504.  Lpz.  hi.  1833  Nr.  92.  S.  733  f.).  Der  Leifaden  su  Vorträgen  über  die 
nügeiaeme  JVeltgesehichte  für  die  oberen  Gymnasialdassen  yon  Dr.  Karl 

'Fried r.Merleker.  [Königsberg,  Paschke.  1835.  XVIU  n.  323  S.  8.] 
hat  zwar  den  Tadel  erfahren,  dass  es  zu  Tiei  Detail  enthalte,  aber  doch 
auch  Lob  erhalten  (Gott  Anz.  1836  St.  107.  S.  1063  f,  Heidelb.  Jahrbb. 
1836,  7.  S.  707.  Schulz.  1836  Nr.  177.  S.  1420—22.) ;  ja  wie  Ref.  hört, 
'ist  schon  eine  zweite  Auflage  erschienen,  über  deren  Verhältniss  zur 
ersten  er  nichts  sagen  kann.  Es  vertheilt  den  Stoff  unter  die  vier  Stufen 
der  alten ,  mittleren ,  neuen  und  neuesten  Geschichte ,  umfasst  neben  der 
politischen  Geschichte  auch  die  Geographie  und  Culturgeschichte ,  — 
Alles  freilich  nur  in  Andeutungen  und  kurzen  Sätzen  —  ,  behandelt  die 
alte  Geschichte  ethnographisch,  die  mittlere  in  der  GegenubersteUung 
des  Orients  und  Occidents,  die  neuere  nach  den  Perioden  des  europäi- 
schen Staatensystems.  Dass  bei  einem  Buche  der  Art  andere  benutat 
werden,  versteht  sich  von  selbst;  dass  aber  in  dem  vorliegenden  über 
mn  Drittel  mit  allen^  Druckfehlem  und  Eigenthumlichkeiten  ans  Wach«» 
muths  so  eben  erwähntem  Leitfaden  wörtlich  abgeschrieben  Ist  (vgl.  Hall* 
Jahrbb.  f.  d.  W.  n.  K.  1841  Nr.  22.) ,  beweist  eine  solche  unverschämte 
Dreistigkeit,  dass  Ref.  sich  schämen  würde,  es  auch  nur  im  Entferntesten 
SU  empfehlen.  Er  wendet  sich  daher  zur  Ueberwsht  der  allgemeinen  Ge- 
echichte  für  die  oberen  Klassen  der  Gymnasien  nUt  15  genealogischen  Ta^ 
hellen  und  17  historischen  Ka^en  von  Dr.  J.  Rupp.  [Königsberg,  Gebr. 
Bomtrt^ger.  1837.  VH!  u.  398  S.  8.  2  Thir.  12  Gr.]  Dies  Buch  enthält 
mit  Berücksichtigung  der  geographischen  Verhältnisse  sehr  detaillirte 
kurze  Andeutungen  der  historischen  ThsTtsachen,  ihrer  Ursachen  und 
Wirkungen  mit  steten  -Hinblicken  anf  die  Cuitur.  In  Bezug  auf  die 
letztere  werden  häufig  Stellen  berühmter  Forscher  (namentlich  Johannes 
von  Müllers  und  Herders)  wörtlich  angeführt;  für  die  griechische  und 
römische  Geschichte  wird   anf  die  zugänglichsten   Quellen  verwiesen; 


Bibliographisch«  Berichte. 


839 


stSrend  ist,  das«  £e  griechigchen  Worte  ohne  Accente  gedrodct  sind. 
Die  Vertheilang  des  Materials  eradieint  dem  Ref.  als  zweckmässig;  sie 
ist  in  der  alten  Geschichte  ethnographisch  y  in  der  mittleren  und  neueren 
mehr  synchronistisch.  Die  beigegebenen  genealogischen  Tabellen  ent- 
sprechen ihrem  Zwecke  *),  die  historischen  Karten  dagegen  [welche  'auch 
elnsdn  für  1  Thlr.  4  Gr.  verkauft  werden]  sind  nicht  %^  empfehlen.  Die 
ansi^erliche  Ausführung  ist  schiecht,  die  Anlage  aber  hat  den  Fehler,  dass 
die  Karten  für  ganze  Zeiträume  bestimmt  sind;  aber  die  Veränderungen 
innerhalb  derselben  nicht  angedeutet  werden,  was.  durch  andere  Schrift, 
blassere  Farben  vl.  dgl.  leicht  zu  )»ewerkstelligen  war  (vgl.  Report  1838. 
XVI^  %  8,  154  t  Schulz.  4839  Nr.  95.).  Den  Grundriu  der  aUgememen 
WeHgesehiehle  für  die  mittleren  Klanen  der  Chfmnaaien  und  anderer  hö- 
herer LehriEmstaÜen  iron  F.  Heinz  e  Im  an  n.  [Magdeburg,  Creutz.  1837. 
IV  u.  100  S.  8.]  kann  Ref.  im  Allgemeinen  nur  loben ;  warum  ging  aber 
der  Hr.  YerL  nicht  einen  Schritt  weiter  und  fugte  den  Stoff  in  Tabellen- 
form?  Dann  wurde  er  noch  mehr  Nutzen  gestiftet  haben.  Jedenfalls  ist 
sein  Buch  brauchbarer,  als  der  schon  oben  erwähnte  zweite  Cursus  von 
Volger. 

Ref.  hat  noch  einige  Bücher  über  die  alte  Geschichte  zu  besprechen, 
in  welchen  die  Hinweisung  auf  die  Quellen  %um  Hauptzwecke  gemacht 
ist.  Dass  die  Forderung,  welche  man  hier  und  da  (z.  B.  in  der  Ordnung 
für  die  Landesgymnasien  des.  Herzogth.  S.  Meiningen)  gestellt  hat,  in 
der  letzten  Classe  des  Gymnasium  müsse  der  Schüler  die  alte  Geschichte 
aus  den  Quellen  studiren  lernen,  nicht  allein  über  den  gegenwärtigen 
Standpunct,  sondern  auch  über  das  Ziel  der  Gymnasialbildung  hinaus- 
gehen, ist  wohl  nicht  zweifelhaft.  Das  Ziel  des  geschichtlichen  Unter- 
richts kann  nur  sein:  eine  nicht  nur  im  Allgemeinen,  sondern  auch  im 
Einzelnen  möglichst  genaue  Kenntniss  von  den  wichtigsten  Ereignissen  in 
ihrem  Verlaufe ,  sowie  in  ihren  Ursachen  und  Folgen  und  von  den  Zu- 
standen ,  wie  der  gesammten  Menschheit ,  so  der  bedeutendsten  an  ihrer 
Spitze  stehenden  Volker ;  Quellenstudium  fordert  dies  Ziel  nicht.  Etwas 
ganz  Anderes  ist  es,  wenn  man  dem  Schüler  hier  und  da  Quellen  bezeich- 
net, wenn  man  ihn  mündlich  und  schriftlich  diese  oder  jene  Partie  ans 
ihm  zugänglichen  Quellen  selbstständig  darstellen  lässt ;  Geschichtskennt- 
niss  ist  hier,  'wie  bei  der  öffentlichen  oder  Privatlectüre  von  Historikern^ 
der  untergeordnete  Zweck ; .  Durchdringung  und  Anschauung  der'  Form 
und  Uebung  in  eigener  Darstellung  ist  und   bleibt  die  Hauptabsicht 


*)  Ref.  erwähnt  hier  noch:  HiftorUeh-geneahtgiaehe  Tabellen  der 
wichtigaien  Regentenhäu9er  in  dem  Nlittelälter  und  der  neueren  Zest^ 
besonders  für  den  hiatorigehen  ühierricht  in  Gymnasien  und  Militärschulen 
entworfen  von  Dr.  Fr.  Fiedler.  [Wesel,  KlSnne.  1833.  LXXV  Taf.  4.] 
Sie  sind  recht  brauchbar,  entbehren  aber  zuweilen  der  UebersichÜichkeit 
und  enthalten  auf  der  einen  Seite  zu  Viel .  (nach  des  Ref.  Ansicht  müssen 
nur  die  wirklich  bedeutsamen  Nainen  aufgenommen  werden),  auf  der 
andern  fehlt  Manches.  So  vermisst  man. Taf.  VI.  den  Snhn  Chrimoaldi 
(f  714)  und  Taf.  XVI.  Leopold  den  Bruder  Friedrichs  des  Schonen. 
^  22* 


(' 


838  BibliogtäpMsche  Berichte. 

Yelreluning  gegen  seinen  ihtt  stets  freundlichst  gesinnten  Lehrer  almEn. 
sprechen.  '  Die  Vollständigkeit  des  geschichtlichen  Materials^  die  mei- 
^sterhafte  kurze  GharakteriiÄrnng  der  Personen,,  die  treffliche  Andeatung 
des  Zusammenhangs,  die  nbersich^ichste  Periodeneintheilnng ,  die  unge- 
mein reichhaltige  Anführung  der  Literatur  -^  dies  Altes  macht  das  Buch, 
name'ntlich  in  der  zweiten  Ausgabe,  in  weicher  die  Gesciiichte  des- Mittel- 
alters  und  der  neueren  und  neuesten  Zeit  gänzlich  umgearbeitet  ist,  die 
Paragraphen  aber ,  indem  der  Text  amplificirt  wurde,  die  Gesichtspunkte 
für  die  darauf  folgenden  kurzen  Notizen  noch  fester  und  genauer  bestim- 
men ak  in  der  ersten  Auflage,  zu  eii^m  wahren  Schatze  für  den  Lehrer; 
fHr  den  Schüler  selbst  der  obersten  Ciassen  enthält  es  zu  yiei  Material 
^nnd  setzt  einen  zu  hohen  Standpunct  voraus.  Fast  ebenso  reichhaltig  in 
Bezug  auf  die  Masse  des  Stoffes  ist  der  lai^adjcn  zu  Forlesunffen  über  ' 
die  allgemeine  Weltgeschichte  von  dems.  Verf.  [Leipz.,  Hinrichs.  18S2« 
YIII  u.  293  S.  8j],  da  aber  der  blossen  Andeutungen  hier  noch  weit  mehr 
«als  im  Grundrisse  sind,  der  Charakter  academischer  Vorlesungen,  wie  schon 
der  Titel  besagt,  allein  festgehalten  ist,  so  dürfte  sein  Gebrauch  für  die  Schu- 
ler ebenfalls  sehr  beschränkt  werden  müssen  (vgl.  Gott.  Gel.  Anz..l833  St.  51« 
8. 504.  Lpz.  LZl  1833  Nr.  92.  S.  733  f.).  Der  Leiffaden  zu  Vorträgen  über  die 
allgefneine  Weltgeschichte  für  die  oberen  Cfymnasialdassen  von  Dr.  Karl 
'Fried r.Merleker.  [Königsberg,  Paschke.  1836.  XVIil  u.  323  S.  8.] 
hat  zwar  den  Tadel  erftthren,  dass  es  zu  viel  Detail  enthalte,  aber  doch 
auch  Lob  erhalten  (Gott.  Anz.  1836  St.  107.  S.  1063  f.  Heidelb.  Jahrbb. 
1836,  7.  S.  707.  Schulz.  1836  Nr.  177.  S.  1420—22.) ;  ja  wie  Ref.  hört, 
ist  schon  eine  zweite  Auflage  erschienen,  über  deren  Verhältniss  zur 
ersten  er  nichts  sagen  kann.  Es  vertheiit  den  Stoff  unter  die  vier  Stufen 
der  alten ,  mittleren ,  neuen  und  neuesten  Geschichte ,  umfasst  neben  der 
politischen  Geschichte  auch  die  Geographie  und  Cultargeschichte ,  —— 
Alles  freilich  nur  in  Andeutungen  und  kurzen  Sätzen  —  ,  behandelt  die 
alte  Geschichte  ethnographisch,  die  mittlere  in  der  GegenübersteUung 
des  Orients  und  Occidents,  die  neuere  nach  den  Perioden  des  europäi- 
schen Staatensystems.  DasS  bei  einem  Buche  der  Art  andere  benutet 
werden,  versteht  sich  von  selbst;  dass  aber  in  dem  vorliegenden  ube^ 
ein  Drittel  mit  allen ^  Druckfehlern  und  Eigenthümlichkeiten  aus  Wachs- 
mi|ths  so  eben  erwähntem  Leitfaden  wörtlich  abgeschrieben  Ist  (vgl;  Hall. 
Jahrbb.  f.  d.  W.  n.  K.  1^1  Nr.  22.) ,  beweist  eine  solche  unverschämte 
Dreistigkeit,  dass  Ref.  sich  sdiämen  würde,  es  auch  nur  im  Entferntesten 
KU  empfehlen.  Er  wendet  sich  daher  zur  Uebersieht  der  aügemeinen  Ge- 
8c/achte  für  die  oberen  Klassen  der  Gymnasien  mit  15  genealogischen  Ta- 
bellen und  17  historischen  Karten  von  Dr.  J.  Rupp.  [Königsberg,  Gebr. 
Bömtrtlger.  1837.  VUI  u.  398  S.  8.  2  Thlr.  12  Gn]  Dies  Buch  enthält 
mit  Berücksichtigung  der  geographischen  Verhältnisse  sehr  detaillirte 
kurze  Andeutungen  der  historischen  Tha^tsachen,  ihrer  Ursachen  und 
Wirkungen  mit  steten  Hinblicken  auf  die  Cultur.  In  Be^og  aof  die 
letztere  werden  häufig  Stellen  berühmtejr  Forscher  (namentlich  Johannes 
voll  Müllers  und  Herders)  wörtlich  angeführt;  für  die  griechische  und 
römische  Geschichte  wird   auf  die  zugänglichsten   Quellen   verwiesen; 


Bibliographisehe  Berichte.  839 

störend  list,  da»  die  griechisdieii  Worte  ohne  Accente  gedmdct  sind. 
Die  Vertheiliuig  des  M^tmals  erscheint  dem  Ref.  als  zweckmässig;  sie 
ist  in  der  alten  Geschichte  ethnographisch  y  in  der  mittleren  und  neueren 
mehr  synchronistisch.  Die  beigegebenen  genealogischen  Tabellen  ent- 
sprechen ihrem  Zwecke  *),  die  historischen  Karten  dagegen  [welche  'auch 
einsdn  für  1  Thhr.  4  Gr.  verkauft  werden]  sind  nicht  zq  empfehlen.  Die 
ans^erliche  Ausführung  ist' schlecht,  die  Anlage  aber  hat  den  Fehler,  dass 
die  Karten  für  ganze  Zeiträume  bestimmt  sind;  aber  die  Veränderungen 
innerhalb  derselben  nicht  angedeutet  werden,  was.  durch  andere  Schrift, 
blassere  Farben  n.  dgl.  leicht  zu  l»ewerkstelligen  war  (vgl.  Report.  1838. 
XVI,  %  8.  154  t  Schulz.  1839  Nr.  95.).  Den  Grundriß»  der  aUgemtmen 
WeUgeaehUikle  für  die  miUleren  Klasgen  der  Chfmnaaien  und  anderer  kS- 
herer  t^ekranstälten  xon  F.  H einzelmann.  [Magdeburg,  Crentz.  1837. 
IV  u.  100  S.  8.]  kann  Ref.  im  Allgemeinen  nur  loben;  warum  ging  aber 
der  Hr.  Ver£  nicht  einen  Schritt  weiter  und  fugte  den  Stoff  in  Tabellen- 
form?  Dann  wurde  er  noch  mdlir  Nutzen  gestiftet  haben.  Jedenfalls. ist 
sein  Buch  brauchbarer,  als  der  schon  oben  erwähnte  zweite  Cnrsns  von 
Volger. 

Ref.  hat  noch  einige  Bücher  über  die  alte  Geschichte  zu  besprechen, 
in  welchen  die  Hinweisung  auf  die  Quellen  %um  Hauptzwecke  gemacht 
ist.  Dass  die  Forderung,  welche  man  hier  und  da  (z.  B.  in  der  Ordnung 
für  die  Landesgymnasien  des  Herzogth.  S.  Meiningen)  gestellt  hat,  in 
der  letzten  Classe  des  Gymnasium  müsse  der  Schüler  die  alte  Geschichte 
aus  den  Quellen  studiren  lernen,  nicht  allein  über  den  gegenwärtigen 
Standpunct,  sondern  auch  über  das  Ziel  der  Gymnasialbildung  hinaus- 
gehen, ist  wohl  nicht  zweifelhaft.  Das  Ziel  des  geschichtlichen  Unter- 
richts kann  nur  sein:  eine  nicht  nur  im  Allgemeinen,  sondern  auch  im 
Einzelnen  möglichst  genaue  Kenntniss  von  den  wichtigsten  Ereignissen  in 
ihrem  Verlaufe ,  sowie  in  ihren  Ursachen  und  Folgen  und  von  den  Zu- 
standen ,  wie  der  gesammten  Menschheit ,  so  der  bedeutendsten  an  ihrer 
Spitze  stehenden  Volker;  Quellenstudium  fordert  dies  Ziel  nicht.  Etwas 
ganz  Anderes  ist  es,  wenn  man  dem  Schüler  hier  und  da  Quellen  bezeich- 
net, wenn  man  ihn  mündlich  und  schriftlich  diese  oder  jene  Partie  ans 
ihm  zugänglichen  Quellen  selbstständig  darstellen  lässt ;  Geschichtskennt- 
niss  ist  hier,  wie  bei  der  öffentlichen  oder  Privatlectüre  von  Histodkem, 
der  untergeordnete  Zweck ; .  Durchdringung  und  Anschauung  der'  Form 
und  Uebung  in  eigener  Darstellung  ist  und   bleibt  die  Hauptabsicht 


*)  Ref.  erwähnt  hier  noch:  Histori9ch''geneätogisehe  Tabellen  der 
wichtigsten  Regentenhäu^er  in  dem  NHttetalter  und  der  neueren  Zeit^ 
besonders  für  den  historischen  ühterrichUn  Gymnasien  und  Müitärschulen 
entworfen  von  Dr.  Fr.  Fiedler.  [Wesel,  Klonne.  1833.  LXXV  Taf.  4.] 
Sie  sind  recht  brauchbar,  entbehren  aber  zuweilen  der  Uebersichtlichkeit 
und  enthalten  auf  der  einen  Seite  zu  viel .  (nach  des  Ref.  Ansicht  müssen 
nur  die  wirklich  bedeutsamen  NaAien  aufgenommen  werden),  auf  der 
andern  fehlt  Manches.  So  vermisst  man. Taf.  VI.  den  Snhn  Chrimoalds 
(t  714)  und  Taf.  XVI.  Leopold  den  Bruder  Friedrichs  des  Schonen. 


»' 


838  BlbliogtapMsche  Bel*ichte. 

Yetrelniing  gegün  seinen  ihi»  stets  freundlichst  gesinnten  Lehrer  alwstu 
sprechen.  '  Die  VoIistäAdigkeit  des  geschichtlichen  Materials^  die  mn- 
...sterhafte  kützii  GharakterisSrang  der  Personen,,  die  trc(ffliche  Andentang 
des  Zusammenhangs ,  die  fibersich^ichste  Periodeneintheilnng ,  die  unge- 
mein reichhaltige  Anführung  der  Literatur  -^  dies  Altes  macht  das  Buch, 
namentlich  in  der  zweiten  Ausgabe,  in  welcher  die  Geschichte  des- Mittel- 
alters und  der  neueren  und  neuesten  Zeit  gänzlich  umgearbeitet  ist,  die 
Paragraphen  aber ,  indem  der  Text  amplificirt  wurde,  die  Gesichtspunkte 
fSr  die  darauf  folgenden  karzen  Notizen  noch  fester  und  genauer  bestira« 
men  als  in  der  ^ten  Auflage,  zu  eii^m  wahren  Schatze  fSr  den  Lehrer; 
ffir  den  Schüler  selbst  der  obersten  Classen  enthält  es  zu  yiei  Material 
^nnd  setzt  einen  zu  hohen  Standpunct  voraus.  Fast  ebenso  reichhaltig  in 
Bezug  auf  die  Masse  des  Stoffes  ist  der  Leitfaden  zu  Forlesungen  über 
die  allgemeine  WeligescHehie  von  dems.  Y erf.  [Leipz.,  Hinricbs.  1832« 
YIII  u.  293  S.  8;],  da  aber  der  blossen  Andeutungen  hier  noch  weit  mehr 
«als  im  Grundrisse  sind,  der  Charakter  academischer  Vorlesungen,  wie  schon 
der  Titel besagtj  allein  festgehalten  ist,  so  durfte  sein  Gebrauch  für  die  Scha- 
ler ebenfalls  sehr  beschränkt  werden  müssen  (vgl.  Gott.  Gel.  Anz..l833  St.  51« 
S.  504.  Lpz.  LZ!.  1833  Nr.  92.  S.  733  f.).  Der  Leitfaden  su  Vorträgen  über  die 
wdlgefneine  Weltgeschichte  für  die  oberen  Gpnnasialdassen  Ton  Dr.  Karl 
'Fried r.Merleker.  [Königsberg,  Paschke.  1835.  XYIil  u.  323  S.  8.] 
hat  zwar  den  Tadel  erfahren,  dass  es  zu  Ytei  Detail  enthalte,  aber  doch 
auch  Lob  erhalten  (Gott.  Anz.  1836  St.  107.  S.  1063  f.  Heidelb.  Jahrbb. 
1836,  7.  S.  707.  Schulz.  1836  Nr.  177.  S.  1420—22.) ;  ja  wie  Ref.  hört, 
'ist  schon  eine  zweite  Anflage  erschienen,  über  deren  Yerhältniss  zur 
ersten  er  nichts  sagen  kann.  Es  vertheilt  den  Stoff  unter  die  vier  Stufen 
der  alten ,  mittleren ,  neuen  und  neuesten  Geschichte ,  umfasst  neben  der 
politischen  Geschichte  auch  die  Geographie  und  Culturgeschichte ,  — - 
Alles  freilich  nur  in  Andeutungen  und  kurzen  Sätzen  —  ,  behandelt  die 
alte  Geschichte  ethnographisch ,  die  mittlere  in  der  Gegenüberstellung 
des  Orients  und  Occidents,  die  neuere  nach  den  Perioden  des  enropäi- 
schen  StaatlensyStems.  Dass  bei  einem  Buche  der  Art  andere  benutst 
werden,  versteht  sich  von  selbst;  dass  aber  in  dem  vorliegenden  über 
ein  Drittel  mit  allen^  Druckfehlern  und  Eigenthumlichkeiten  aus  Wachs- 
mi^ths  so  eben  erwähntem  Leitfaden  wörtlich  abgeschrieben  Ist  (vgl;  Hall. 
Jahrbb.  f.  d.  W.  n.  K.  1^1  Nr.  22.) ,  beweist  eine  solche  unverschämte 
Dreistigkeit,  dass  Ref.  sich  sdiämen  wurde,  es  auch  nur  im  Entferntesten 
SU  empfehlen.  Er  wendet  sich  daher  zur  Uebersieht  der  allgemeinen  Ch- 
schichte  für  die  oberen  Klassen  der  Gymnasien  mit  15  genealogischen  Ta^ 
bellen  und  17  historischen  Karten  von  Dr.  J.  Rupp.  [Königsberg,  Gebr. 
Bömtrtlger.  1837.  YHI  u.  398  S*  8.  2  Thlr.  12  Gr.]  Dies  Buch  enthält 
mit  Berficksichtigung  der  geographischen  Yerhältnisse  sehr  detaiUirte 
kurze  Andeutungen  der  historischen  Thaitsachen,  ihrer  UrsachW  und 
Wirkungen  mit  steten  «Hinblicken  auf  die  Cuitur.  In  Be^ug  auf  die 
letztere  werden  häufig  Stellen  berühmter  Forscher  (namentlich  Jobannes 
voll  Möllers  und  Herders)  wortlich  angeführt;  für  die  griechische  und 
römische  Geschichte   wird   auf  die  zugänglichsten   Quellen   verwiesen; 


Bibliographische  Berichte.  839 

stSrend  int,  däss  £e  griechigchen  Worte  ohne  Accente  gedmdct  sind. 
Die  Vertheilung  des  M^tearials  ersdkeint  dem  Ref.  als  zweckmässig;  sie 
ist  in  der  alten  Geschichte  ethnographisch  ^  in  der  mittleren  und  neueren 
mehr  synchronistisch.  Die  beigegebenen  genealogischen  Tabellen  ent- 
sprechen ihrem  Zwecke  *),  die  historischen  Karten  dagegen  [welche  aocih 
einsein  für  1  Thlr.  4  Gr.  yerkanft  werden]  sind  nicht  zi)  empfehlen.  Die 
ans^erliche  Ausführung  ist*  schiecht,  die  Anlage  aber  hat  den  F^ehler,  dass 
die  Karten  für  ganze  Zeitränme  bestimmt  sind ;  aber  die  Veränderungen 
innerhalb  derselben  nicht  angedeutet  werden,  was.  durch  andere  Schrift, 
blassere  Farben  n.  dgl.  leicht  zu  )»ewerkstelligen  war  (vgl.  Report.  1838. 
XVI^  2.  S.  154  f.  Schulz.  4839  Nr.  95.).  Den  Grundrin  der  aUgememen 
fFeltgegeJüehte  für  die  mittleren  Klassen  der  Chfmnasien  und  anderer  ho- 
kerer  LehrionstaUen  iron  F.  H  einzelmann.  [Magdeburg,  Creutz.  1837. 
IV  u.  100  S.  8.]  kann  Ref.  im  Allgemeinen  nur  loben ;  warum  ging  aber 
der  Hr.  Vcrfl  nicht  einen  Schritt  weiter  und  fugte  den  Stoff  in  Tabellen* 
form?  Dann  würde  er  noch  mdlir  Nutzen  gestiftet  haben.  Jedenfalls  ist 
sein  Buch  brauchbarer,  als  der  schon  oben  erwähnte  zweite  Cnrsus  Ton  . 
Volger. 

Ref.  hat  noch  einige  Bücher  über  die  alte  Geschichte  zu  besprechen, 
in  welchen  die  Hinweisung  auf  die  Quellen  %um  Hauptzwecke  gemacht 
ist.  Dass  die  Forderung,  welche  man  hier  und  da  (z.  B.  in  der  Ordnung 
für  die  Landesgymnasien  des  Herzogth.  S.  Meiningen)  gestellt  hat,  in 
der  letzten  Classe  des  Gymnasium  müsse  der  Schüler  die  alte  Geschichte 
aus  den  Quellen  studiren  lernen,  nicht  allein  über  den  gegenwärtigen 
Standpunct,  sondern  auch  über  das  Ziel  der  Gymnasialbildung  hinaus- 
gehen ,  ist  wohl  nicht  zweifelhaft.  Das  Ziel  des  geschichtlichen  Unter- 
richts kann  nur  sein:  eine  nicht  nur  im  Allgemeinen,  sondern  auch  im 
Einzelnen  radglichst  genaue  Kenntniss  von  den  wichtigsten  Ereignissen  in 
ihrem  Verlaufe ,  sowie  in  ihren  Ursachen  und  Folgen  und  von  den  Zu- 
standen ,  wie  der  gesammten  Menschheit ,  so  der  bedeutendsten  an  ihrer 
Spitze  stehenden  Volker ;  Quellenstudium  fordert  dies  Ziel  nicht.  Etwas 
ganz  Anderes  ist  es,  wenn  man  dem  Schüler  hier  und  da  Quellen  bezeich- 
net, wenn  man  ihn  mündlich  und  schriftlich  diese  oder  jene  Partie  ans 
ihm  zugänglichen  Quellen  selbststandig  darstellen  lässt;  Geschiditskennt- 
niss  ist  hier ,  'wie  bei  der  öffentlichen  oder  Privatlectüre  von  Historikern, 
der  untergeordnete  Zweck ; .  Durchdringung  und  Anschauung  der'  Form 
und  Uebung  in  eigener  Darstellung  ist  und   bleibt  die  Hauptabsicht 


*)  Ref.  erwähnt  hier  noch:  Historisch 'geneätogiseke  TiiheUen  der 
wichtigsten  Regentenhäusisr  in  dem  Niitteldlter  und  der  neueren  Zeit^ 
besonders  für  den  historischen  Unterricht  in  Gymnasien  und  MÜitärschulen 
entworfen  yon  Dr.  Fr.  Fiedler.  [Wesel,  Klünne.  1833.  LXXV  Taf.  4.] 
Sie  sind  recht  brauchbar,  entbehren  aber  zuweilen  der  Uebersichtlichkeit 
nnd  enthalten  auf  der  einen  Seite  zu  Viel  (nach  des  Ref.  Ansicht  müssen 
nur  d^  wirklich  bedentsamen  Namen  aufgenommen  werden),  auf  der 
andern  fehlt  Manches.  So  yermisst  man. Taf.  VI.  den  Sohn  Chrimoalds 
(t  714)  und  Taf.  XVI.  Leopold  den  Bruder  Friedrichs  des  Schonen. 

22* 


I' 


838  BlbliograpMscbe  Berichte. 

Yelreluniiig  gegen  seinen  ihtt  stets  freundlichst  gesinnten  Lehrer  a^su- 
sprechen.  '  l>ie   VoUständigkat  des  gesehichttichen  Materials  ^  die  m^- 

«sterhafte  karze  Charakterisirang  der  Personen,  die  trelBiehe  Andeatung 
des  Zusammenhangs ,  die  fibersich^ichste  Peiiodeneintbeiiong ,  die  unge- 
mein reicfahaltige  Anführung  der  Literatc^r  —  dies  Altes  macht  das  Buch, 
namentfich  in  der  «weiten  Ausgabe,  in  welcher  die  Geschichte  des- Mittel- 
alters  und  der  neueren  und  neuesten  Zeit  gänzlich  umgearbeitet  ist^  ^e 
Paragraphen  aber ,  indem  der  Text  araplificirt  wurde,  die  Gesichtspunkte 
lur  die  darauf  folgenden  karsen  Notizen  noch  fester  und  genauer  bestim- 
nen  ak  in  der  CHrsten  Auflage ,  zu  eiq^  wahren  Schatze  für  den  Lehrer; 
lur  den  Schuler  selbst  der  obersten  Classen  enthalt  es  zu  yiei  Material 
und  setzt  einen  zu  hohen  Standpunct  voraus.  Fast  ebenso  reichhaltig  in 
Bezug  auf  die  Masse  des  Stoffes  ist  der  Leitfaden  zu  Vorlesungen  über 
die  aUgemeine  WeHgesehichte  von  dems.  Verf.  [Leipz.,  Hinridis.  18^2. 
Vin  u.  293  S.  8.],  da  aber  der  blossen  Andeutungen  hier  noch  weit  mehr 
«als  im  Grundrisse  sind,  der  Charakter  academischer  Vorlesungen,  wie  schon 
der  Titel  besagt,  allein  festgehalten  ist,  so  durfte  sein  Gebrauch  für  die  Scha- 
ler ebenfalls  sehr  beschrankt  werden  müssen  (rgl.  Gott.  Gel.  Anz..l833  St.  51« 
S.  504.  Lpz.  LZl  1833  Nr.  92.  S.  733  £)•  Der  Leitfaden  zu  Vorträgen  über  die 
tMgemeine  Weltgeschichte  für  die  oberen  Gymnasialdassen  Ton  Dr.  Karl 

'Fried r.  Merleker.  [Königsberg,  Paschke.  1835.  XVIil  u.  323  S.  8.] 
hat  zwar  den  Tadel  erfahren,  dass  es  zu  viel  Detail  enthalte,  aber  doch 
auch  Lob  erhalten  (Gott.  Anz.  1836  St.  107.  S.  1063  f.  Heidelb.  Jahrbb. 
1836,  7.  S.  707,  Schulz.  1836  Nr.  177.  S.  1420—22.) ;  ja  wie  Ref.  hört, 
ist  schon  eine  zweite  Auflage  erschienen,  über  deren  Verhältniss  zur 
ersten  er  nichts  sagen  kann.  Es  vertheilt  den  Stoff  unter  die  vier  Stufen 
der  alten ,  mittleren ,  neuen  und  neuesten  Geschichte ,  ümfasst  neben  der 
politischen  Geschichte  auch  die  Geographie  und  Cultarjgeschichte ,  -— 
Alles  freilich  nur  in  Andeutungen  und  kurzen  Sätzen  —  ,  behandelt  die 
alte  Geschichte  ethnographisch,  die  mittlere  in  der  GegenubersteUong 
des  Orients  und  Occidents,  die  neuere  nach  den  Perioden  des  europäi- 
schen Staatensystems.  Dass  bei  einem  Buche  der  Art  andere  benutzt 
werden,  versteht  sich  von  selbst;  dass  aber  in  dem  vorliegenden  über 
ein  Drittel  mit  allen^  Druckfehlern  und  Eigenthumlichkeiten  aus  Wachs- 
muths  so  eben  erwähntem  Leitenden  wörtlich  abgeschrieben  Ist  (vgl.  HalU 
Jahrbb.  f.  d.  W.  n.  K.  1^1  Nr.  22.) ,  bev^eist  eine  solche  unverschämte 
Dreistigkeit,  dass  Ref.  sich  schämen  wurde,  es  auch  mir  im  Entferntiesten 
SU  empfehlen.  Er  wendet  sich  daher  zur  Uebersieht  der  allgemeinen  Ch- 
sekiekte  für  die  oberen  Klassen  der  Gymnasien  mit  15  genealogischen  Ta- 
helten  und  17  historischen  Karten  von  Dr.  J.  Rup  p.  [Königsberg,  Gebr. 
Bemtrilger.  1837.  YHI  u.  398  S.  8.  2  Thlr.  12  Gr.]  Dies  Buch  enthält 
■dt  Berücksichtigung  der  geographischen  Verhältnisse  sehr  detaillirte 
kurze  Andeutungen  der  historischen  Thätsachen,  ihrer  Ursach'eU  und 
Wiriningen  mit  steten  -Hinblicken  auf  die  Cultur.  In  Be^ug  auf  die 
letalere  werden  häufig  Stellen  berühmte^  Forscher  (namentlich  Johannes 
ven  Müllers  und  Herders)  wortlich  angeführt;  für  die  griechische  und 
r«Hulsche  Geschichte  wird   auf  die  zugänglichsten   Quellen   verwiesen; 


Bibliographische  Berichte.  839 

stSrend  ist,  dass  die  griechischen  Worte  ehne  Accente  gedmdct  sind. 
Die  Vertheilung  des  M^toriais  erscheint  dem  Ref.  als  SEweckmassig;  sie 
ist  in  der  alten  Geschichte  ethnographisch  ^  in  der  mittleren  nnd  neueren 
mehr  synchronistisch.  Die  beigegebenen  genealogischen  Tabellen  ent- 
sprechen ihrem  Zwecke  *),  die  historischen  Karten  dagegen  [welche  aach 
einsein  für  1  Thlr.  4  Gr.  yerkaoft  werden]  sind  nicht  zq  empfehlen.  Die 
ansi^erliche  Ansluhrong  ist' schlecht,  die  Anlage  aber  hat  den  F^ehler,  dass 
die  Karten  für  ganze  Zeiträume  bestimmt  sind;  aber  die  Veränderungen 
innerhalb  derselben  nicht  angedeutet  werden,  was.  durch  andere  Schrift, 
blassere  Farben  n.  dgl.  leicht  zu  Iwwerkstelligen  war  (vgl.  Report.  1838. 
XVI,  2.  S.  154  t  Schulz.  4839  Nr.  95.).  Den  Grundriu  der  aUgememen 
fFeltgescJuehte  für  die  nuUleren  Klassen  der  ChfmnaHen  und  anderer  hö- 
herer Lehranetalten  iron  F.  H einzelmann.  [Magdeburg,  Creutz.  1837. 
IV  u.  100  S.  8.]  kann  Ref.  im  Allgemeinen  ilur  loben;  warum  ging  aber 
der  Hr.  Verf.  nicht  einen  Schritt  weiter  und  fugte  den  Stoff  in  Tabellen- 
form? Dann  wurde  er  noch  mehr  Nutzen  gestiftet  haben.  Jedenfalls  ist 
sein  Buch  toiuchbarer,  als  der  schon  oben  erwähnte  zweite  Cnrsus  von 
Volger. 

Ref.  hat  noch  einige  Bücher  über  die  alte  Geschichte  zu  besprechen, 
in  welchen  die  Hinweisung  auf  die  Quellen  %um  Hauptzwecke  gemacht 
ist.  Dass  die  Forderung,  welche  man  hier  und  da  (z.  B.  in  der  Ordnung 
für  die  Lande'sgymnasien  des-  Herzogth.  S.  Meiningen)  gestellt  hat,  in 
der  letzten  Classe  des  Gymnasium  müsse  der  Schüler  die  alte  Geschichte 
aus  den  Quellen  studiren  lernen,  nicht  allein  über  den  gegenwärtigen 
Standpunct,  sondern  auch  über  das  Ziel  der  Gymnasialbildung  hinaus- 
gehen, ist  wohl  nicht  zweifelhaft.  Das  Ziel  des  geschichtlichen  Unter- 
richts kann  nur  sein:  eine  nicht  nur  im  Allgemeinen,  sondern  auch  im 
Einzelnen  radglichst  genaue  Kenntniss  von  den  wichtigsten  Ereignissen  in 
ihrem  Verlaufe ,  sowie  in  ihren  Ursachen  und  Folgen  und  Ton  den  Zu- 
standen ,  wie  der  gesammten  Menschheit ,  so  der  bedeutendsten  an  ihrer 
Spitze  stehenden  Völker;  Quellenstudium  fordert  dies  Ziel  nicht.  Etwas 
ganz  Anderes  ist  es,  wenn  man  dem  Schüler  hier  und  da  Quellen  bezeich- 
net, wenn  man  ihn  mündlich  und  schriftlich  diese  oder  jene  Partie  aus 
ihm  zugänglichen  Quellen  selbstständig  darstellen  lässt;  Geschichtskennt- 
niss  ist  hier,  wie  bei  der  öffentlichen  oder  Privatlectüre  Ton  Historikern, 
der  untergeordnete  Zweck ; .  Durchdringung  und  Anschauung  der'  Form 
und  Uebung  in  eigener  Darstellung  ist  und   bleibt  die   Hauptabsicht 


*)  Ref.  erwähnt  hier  noch:  Hutorisch^geneatogisehe  TühelUn  der 
wichtigsten  Regentenhäuser  in  dem  NHttelalter  und  der  neueren  Zeit^ 
besonders  für  den  historischen  Unterricht  in  Gymnasien  und  Müitärschulen 
entworfen  von  Dr.  Fr.  Fiedler.  [Wesel,  Klonne.  1833.  LXXV  Taf.  4.] 
Sie  sind  recht  brauchbar,  entbehren  aber  zuweilen  der  Uebersichtlichkeit 
und  enthalten  auf  der  einen  Seite  zu  viel .  (nach  des  Ref.  Ansicht  müssen 
nur  die  wirklich  bedeutsamen  NaAien  aufgenommen  werden),  auf  der 
andern  fehlt  Manches.  So  vermisst  man. Taf.  VI.  den  Sohn  Chrimoaldi 
(t  714)  nnd  Taf.  XVI.  Leopold  den  Bruder  Friedrichs  des  Schonen. 

22* 


8M  .BiMlogseapIlUcKe  fierielite. 

• 

.lUl»ei.*)j. daher  lallfiii  dekm  aoLcbe  AQfjgäbeii  nichii  den  gd9«ychtti«h«ii, 
Sondern  dem  gprachllfthen  Untertidiie  aiibfeim«  Der  Genehielitidelarcr 
kann  zwar  aacb.  daon  und  wQim  toa  deoi  fieholer  diese  oder  jene  QibeUe 
aachleaen  laMen;  .aber,  wenn  er  den  Haopfiiweck  .s^es  UaterrielitQiJ 
ttn  Auge  hat,  wird  er  es  nur  ia  sehr  besdbränktem  Maasse  thim«  Die 
hier  zur  Besprechung  komaietiden  Badles  sind  damacti  keineswegs  nuts- 
rlos^  fat:  den;  l^ehrer,  welcher  stets  ip  Beaug  auf  den  Steff  zu  den  QueUen 
aoruokgehen,  iA  Bezog  auf  die  Fona  seiaes  Vbrtvai^  aber  den.  onar- 
t^ebten  Meistern  der  DarsteUong  möglichst  nahe  zti  kämmen  suchen  masSy 
.sind  sie  die  branchbarsten  Huljknuttei^  und  für. den  JSfcbnler  haben  sie 
.bei  dan  varher  angegebenen  Zwecken,  .den  grSssteii  Nutzen.  Sehr  tieiF- 
tith  sind  zu  nenneü  die  Orundesuge^  zU  Verträgen  ti6er  die  G^schkhie  dier 
.VSIker.de»  MterikumSf  vorneftmiicA  der  .CrW^dteniend  Homer,  mJt  6e«on- 
■derer BerüdcMKtigung  der  Qaeiien  eAtwotfen  von  Dr.  Rad.  Loxentz* 
[Leipzig,  Yogelt  1833.  XXH  n.  4:28  8.  8.]  Hier  siad  nidit  aliem  die 
Itolilischen  Begebeoheiten,  sondern  auch  die  Geographie^  'die  Altertha- 
mer  uad  Sittengeschichte  und  Notizen  über  Literatur  und  Kunst  mit 
grosser  Vollständigkeit  in  kurzen  Andeutungen  und  in  einer  Auswahl  ge- 
geben, wie  sie  Yomehmlich  für  obere  Gymnasialclassen  tauglich  ist. 
Allenthalben  werden  ror  jedem  Abschnitte  die  Qnellenschrifisteller  kurz 
charakterisirt,  und  inuner  ist  für  eiilen  Hauptabschnitt  ein  solcher  zu 
Grunde  gelegt ,'  welche  Methode  die  Verknapfung  der  classischen  mit 
den  Geschichtsstudien  bei  den  Schülern  sehr  erleichtert.  Die  griechische 
und  romische  Geschichte  ist  natürlich  Torzugsweise  beachtet ,  und  die 
der  übrigen  Staaten  beschränkter  gehalten;  unsichere  Facta  sind  als 
solche  bemerklich  gemacht.  Möge  dem  Hm.  Verf.  bald  Gelegenhdt  wer- 
den ,  in  eiiier  2.  Ausgabe  dtirch  noch  grossere,  Sichtung  und  übersicht- 
fichere  Anordnung  des  Stoffes,  und  durch  grossere  Genauiigkeit  in  den 
chronologlischen  Angaben  die  Brauchbarkeit  seines  Buches  noch  mehr  zu 
erhohen  (vgl.  Bl.  f.  Hter.  Urtterh.  1833  Nr.  233.  S.  963  f.  Götting.  Anz. 
1833.  St.  152.  S.  1519  f.).  Zorn  Selbststudium  der  griech.  Gesch.  kann 
kaum  ein  besseres  Hülfsmittel  gefhnden  werden,  als  die  Zeittcfeln  der 
grieckisehen  Geschichte ,  als  Ürundlage  des  Vertrags  m  höheren  Ggmna- 
eicdclassen  mU  beständiger  Beziehung  auf  die  Q^uellen  Ton  C.  Peter. 
[Halle,  Waisetihaus.  1835.  VI  u.  92  S.  4.]  Ein  Hant»tmangel  daran  ist, 
dass  die  1.  Periode  auf  eine  für  Schüler  nicht  angemessene  Weise  behan- 
delt und  die  Cülturgesehichte  gar  nicht  berücksichtigt  ist,  UebeHroiEfen 
Vrerden  dieselben  noch  durch  die  Zeittefeln  der  rSmischen  Geschichte  «um 
Handgebrauche  und  als  Grundlage  des  Vortrags  m  hSheren  Gymnasial- 
classen mit  fortlaufenden  Belegen  und  Auszügen .  aus  den  Quellen  von 
ai^ms.  VeVf.  tfl^lle,  Waiseiih::'  184l.  VIÖ  ti.  2*8  S.  gr.  4.].  Diese 
hauen  vor  jenen, ypraus,  dass  ;ia  ihnei|  d\e  inner«  C^esdiichte.  von  .der 


^  *■ 


..  *}  Ke&  daitbfhicip  ibat  der  Ansicht,  ^'dchiB  van  Dr.  Adolph  Stahr 
ia:  diasen  Jahrbüchern  M:  Gelepnheft  der  Anzöig^  ton  Peterii  •  Zeit^ 
titeln:  :ddr  griediischen  Gdschichte  avsgasprodten  worden  ist,  uberain* 
zustifiMfeeti. 


Blbliögrapkliehe  Beri«hi41  Sit- 


äiMier«iv  gtttreont  Sst  und  in  der  leistermi  aoeh  die 
Bi»Hi<deiiohtiguiif  gvffmden  hat.  iMe  Goltor  als  4dn  GauMs  hat  fniiieb 
auch  hier  kwe  ■  geiiügeade  Bevacicficlitigang  gefütideiu  Vor  jadem . Ab» 
Mhnitte  iBt  hiei^  eine  Ueberttchi  über  die  'Qaeüen  gegebren,  waiei  in  A%n 
erslerwibnien  Zeittafeln  nicht  geechdie»  ist.  Mit  sehr  gresgerKenntnisa 
und  9orgf!«it  Ist  hier  der  Stoff  in  die  IPabellen  verttiellt  und  in  ddn  An- 
merictittgen  weiter  ansgefohrt  und  belegt«  Die  Ü^tate  bot  üef.  mit  geriii-«' 
ger  Ausnahme  richtig  gefunden«  ha  Kritik  nieht  Inr  den  Schnler  :gehdit 
und  höchstens  abvreichende  Meinungen  der  bedeutendsten  GesiAioht* 
Schreiber  und  Forseher  iiim  ängeHBirt  werden  ke$nnen ,  so  findet  -sitthin 
Aeeen  Anmerkungen,  wie  auch'  der  Hr.  Yeti,  m  der  Vorr.  selbst  ««ge- 
steht, manohes 'fIEk  den  SefaSl^  Unbravchbare*  Bessfaalb  irSgt  Ref.  Be- 
denken', sie  -dem  Unterrichte  geradezu  äu  Grund«  «u  legen ,  was  anek 
schon  wegen  der  fir  den  Werth  der  Bicher  freilich  nicht  au  hohen  Prdsa 
kaum  thunlich  ersehenen  kann;  Für  Lehrer  und  'Studirende  sind  die 
Bicher  Ton  entschiedenem- Wertbi.  •—  Von  T«beHen> erwähnt  Ref.  dier. 
äghifkroinMsüke  DantHelhing  dm  m^^fememen  'Gnaku^tei^m  K*  Pr«  Mer> 
1  ek  er:  [GmnbiMien ,  Melzer.  1639.  IS  Tiibb.  l^iA.  1  «*hir.}  fikie  sind 
nl^t  )^hne  Fleiss  gearbeitet,  «iMbaitjanlaber  der  i>ateh  sn  iriel.  Der^ätoff 
int^ttwar  nach  Jah(iinRdertengeovdbet,  hidesssind  dieBfoch«  maqbenftenr 
Beg«benhellien '  du»ch'  Unrterlegnng'  doppelter  »LisMii  kennlÜeh  tgenhofat» 
^ipi.  ilt/imt Nr.  Bd:«.  6600*  Noch  mebr  leiden  ^o«  (Jebepfuituiig* 
ii»> B^ht9mklüd^^4ttm9graphkiÄim  TaiMm  'd4r€emhkhl€  det  klten^ 
ikümä  «nd  meiner  Statur,  Nach  den  heften  und  mhMe^ffr  Himußemfng 
mtf'  ^Hrnntben  für  die  oberen^  Cliisnn<  geUhriw  ßoMen-  "hearbat^  Toh 
Fratitt  An 8 et m  B^fim^ling.  fCSln,  Eisen.  1607.  !I06  B.  gr.-4.] 
Fleiss  vM.  Sorgfhlt  in  der  Anordnung  «hid  -lucfat  -an  tarkenuen-;  doch 
a^ben  dem,  dioss  an  tM  Batea  anfgenenHaeh  tAnd,  £nden  sioh  noch  so 
yiel  zweifelhafte  inid  imnchtige  (was  freilich  sma  Theil  dem  Drucke  in- 
R^ehnnng  au  setzen  ist).  Bie  sind  daber  Inr  Schüler  fcmim  brauchfbar« 
Weniger  trifft  dieser  Vorwwf  die  als  Fortsetzung  in  demselben  Verfaga 
16i8  erschienenen  ToieKen  «der  die  neuere  tmd  mmegte  G^n^nokU  {114^* 
4^  18  Gr.  v^.  Report.  9CVI1I.  Nr.  1705.  XXI.  8.  77  f.  Bir.  1039.^  AasA 
gezeichnet  dnrch  Richtigkeit  dwr  Angi^n  und  Uebeiaichttichkeit  der  Ali-' 
ot^nang  sind  die  Ttib^len  yoa  F.  W.  Korb.  [Grimma,  'VelplagBi»nij[>tdv. 
1840.  4.]  Der  Tod  entriss  den  ITeif.  der  Welt  Vor  ihrer  Voilendiüig. 
Vtn»  üim  Mhren  die  clntNioiogiseha-Udb^ersicht  der  aUgemeinewOescMchte, 
^«he-ideM  Garnen  i^oi^hgestetlt  ist,  und  die  5  ersten  iber  did  alttf 
G^MObtehte  her ;  dle^iS;  tstvon  Hm.  Dr;  KäH'Ramyh'elrnlittt^^f&gtr 
Man  kann  an  £e^  nb^lten  bfiehsteos  das  itadein,  dass^derBaehen  m 
ttcAe  anfgeMAametoiiindt  dodi  ist  häer  atierälngs'dfl*Tiideki^ei<Aitmpd 
ktfsm  eine  bestimnft«  >  Gi^ze;  «n  al^hie»«  ^  A«  den  4lmmnmki4ie^  '*9^&dNM( 
(A^eAMM  Ge$Mslgt€'v6n  J%: Lohse  (Alboifa,>iIainmetich.  -grl'l^lv  ^^BiJ 
lM''das^)4^tkiBmch;  dass  dleBaeh^  in  #  Verslehittlena  C^^',  ^v>ib 
taibn"«in»r^  immer'  dm Worbargishenden  -^im^^std  «imd  =ergln^diil'>»dlt) 
««tihilÜMMi;  «nid^iksi  tdf^t^Me'^auf'^I^^Aimlflm^^ 
dalüBMiiüJb  Nattieii  hiltw.  eiiknder;  ^sonteitii  aachMrhihdeH^tJlatiK 


S42  Blbfiographisohe  Berichte.    ^ 

Br«iie  Beben  etnander  gestellt  geben.  Ref.  gesteht,  in  diesen  Tabell«» 
keinen  besondem  Nntnen  enthalten  sn  sehen ,  ja  dass  die  danuiter  ste- 
henden mnemonischen  Zeichen  ihm  nnr  als  eine  Spielerei  erscheinen.  -^ 
Ref.  schliesst  nodi  einige  auf  besondere  Theile  der  alten  Geschichte  nnd 
ihrer  Hiilfswissmischaften  bezügliche  Bncber  an;  xnerst  den  Entumrf  der 
aiten  Geographie  Ton  P.  F..  A.  Nitsch.  Ferbesaert  herausgegdfe»  von 
Conrad  Mannert.  lEUße,  sehr  vermehrte  und  verbesserte  Aufgabe, 
Lttpsig ,  ICrappe.  1837.  XVI  n.  588  S.  kl.  8.]  Dieses  Bnch  wird  dem 
Schuler  noch  immer,  namentlich  in  der  erwähnten  Ausgabe  bei  d& 
Lectitre  der  alten  Schriftsteller,  sowie  beim  Unterrichte  in  der  alten 
Geschichte,  Yon  mannich&ltigem  Nutzen  sein,  zumal  da  ein  Register 
das  Nachschlagen  erleichtert  Freilich  wird  eine  genugende  Auseinander- 
setzung darüber,  welchen  Binflnss  Böden ,  Klima  und  Lage  der  Lander 
auf  das  Leben  der  Volker  geübt  haben,  noch  zu  sehr  Terraiset«  Für  den 
Unterricht  in  der  romischen  Geschichte  mnss  als  Handbuch  erwähnt 
werden:  GescJUe&te  des  romsehen  Staates  und  Volkes,  Von  Dr.  Franz 
Fiedler.  [Leipzig,  Hinriciis.  1839.  Xu  n.  529  S.  8.  Dritte  berichtigte 
und  yermehrte  Ausgabe.]  Die  Zahl  der  Auflagen  hat  die  Brauchbarkeit 
^eses  Buches  wohl  bewiesen ; .  Ref.  glaubt  daher  nur  seine  Ausstellungen 
▼orbringen  zu  müssen.  Eine  tiefe,  eindringende  Betrachtang  darf  hier 
der  Ifcser  nicht  erwarten;  die  Sachen  werden  einfach  und  ohne  Schmuck, 
efk  trocken  erzahlt.  In  den  Anfangen  der  romischen  Geschichte  Ist  dar 
Hr.  Verf.  zu  sehr  von  Niebuhr  abhangig.  Hier  musste  das  in  den 
Quellen  Ueberlieferte  sorgfältig  von  den  Meinungen  und  Hypothesen  der 
Forscher  geschieden,  namentlich  aber  musste  den  nicht  unbedeutenden 
Gegnern  Niebuhrs  wenigstens  Erwähnung  gestattet  werden.  Auch  sonst 
findet  man  nicht  immer  gründliche  Belehrung. '  Wer  kann  z.  B,  p.  234. 
ans  den  Wörtern  „die  lex  Thoria  Temichtete  das  agrarische  Gesetz^', 
den  Inhalt  dieses  Gesetzes  errathen?  Hier  musste  deir  Hr.  Verf.  mehr 
geben.  Die  neuen  Einzelschriften  sind  übrigens  nicht  Tollstandig  aoge- 
führt.  So  vermisst  Ref.  »das  nicht  werthiose  Buch:  Die  drei  VoVkstnhu- 
nen  Tib.  Graeehusj  M.  Drusus  und  P.  Sulpicms  nach  ihren  politisehen 
Bestrafungen  dargestellt  Ton  E.  A.  J.  Ähren  s.  [Leipzig,  Krappe.  1836* 
kl.  8.]  '  Doch  das  Buch  ist  Schülern  und  anderen,  welche  über  die  römi- 
sche Geschichte  Belehmng  >pvünschen ,  trotz  dieser  Mängel  wohl  zu  em- 
pfehlen. Re£  fügt  bei,  dass  die  Berichtigung  und  Vermehrung  nicht 
blos  auf  dem  Titel  siehe.  Die  C^eschiehte' der  Romer  ^  ihrer  Herrschaft 
und  Cultur  von  Dr.  Franz  Fiedler.  [Leipzig,  Baumgärtner.  1836. 
Vm  u.  448  S.  8.]  unterscheidet  sich .  von  dem  vorigen  Werke  dadurch, 
dass  es  weniger  wissenschaftlich  gehalten  und  mehr  auf  die  Unterhaitang 
berechnet  ist.  Schülern  mittlerer  Classen  ist  sie  zu  etapfehien.  Desselben 
Verf.  Zmtkfdn  über  die  römische  Geschulte  [Cleve  18370  verdienen  als 
recht  praktisch  Anerkennung  und  Verbreitung*  Barth^toyV  unsterbli^ 
dies  Werk;  Reisen  des  jungen  Anacharsis',  hat  für  Rem  nachzuahmen 
gesucht  Gh.  Dezobry:  Borne  au  sieele  d'AttgUste  eu'Vogage  iTiMI 
G0M»  ^  Borne  a  Vepe^fiu  d^  T^Mru«  P«rMlj655.$  deutsek  hew^heket'Vem 
Th.  Hell»    [Leipiäg,  ^uridM«  1837-^)838,  4Bdcbn.]     Camnlefaiiea, 


Todesfälle.  S43 

dui  langer  GaUiery  reist  hier  nack  Ron  «nd '  rerw^il  dort  1 731  <^  778 
a.  n.  e. . ,  In.  seiaen  Briefen  in  die  Heimatii  und  .Tagebaoheni  werdeo  wm 
die  Sitten  oad  Gebrauche  des  alten  Roms  ^esohildert«  .  Piw.  Bach  halt 
dnrchans  keine  Yergfeidinng  mit  Barthelemy  ans,  weder,  in  Besig  anf 
die'  Kenntoiss  des  Stoffes ,  noch  in  Hinsicht  auf  den  Geist  und  i^e  {«eheiw 
digkeit  der  Auflassnng.  Bs  hat  die  Verdeutf^chMig  kau»  verdient  (Ra* 
eemlorien  s.  Abendzeit.  1837.  Bl.  f.  lit*  Unt.  Nr.  65.  Tnbing.  LBl.  1838 
Nr.  4.  nnd  1839  Nr.  29.  Krit  BU  d.  BorsenhaUe  1836  Nr.  111&}.  — 
Bine  Verfluchung  der  deotschen  Bearbeitiuig  mit  dem  fir^zdsiscben 
Werke  wer  dem  Ref.  nicht  mo^ch. 

'  Ueberschatie«  wir  non  noch  einmal  die  bespvoeheneq  Wecke,  so 
wird  sich  die  erfreuUche  Wahrnehmung  heraqsatellen^  wie  yiel  Gutes  und 
Branefabares  auf  diesem  Gebiete  der  Literatur  sich  findet,  und  wie  ditt 
Methode^des  Geschichtsnntemchts  immor  mehr  an  Feststellung  gewinnt» 
Büge  denn  gegenwaptigeif  Bericht  Etwas  sur  Anerkennung  dieser  Bestveh 
bnngen  und  der  Lmstungen  rerdienter  Manner  beitragen. . 

[Dietsch*] 


de   8   f   a   1    I   e. 


^  Dm;  I4w  NoYembto  1841  starb  iik  Paris  der  Lord  £Igi|i,  welcher 
sich  durch  die  Wtgffihmng  der  nach  deinem  Namen  benannten  Kunst* 
schätze  Griechenlands  einen  Namen  geB»a^chtrKat ,  76  Jahr.  alt. 

Den. 9.  Deeeqdier  zu  Friedrichstadt  mi  dor  Biddr  der  dasige  Pre- 
diger Dr.  phil.  Todes  y  früher  Rector  der  allgemeinen  Stadtschule  in 
Priedrichstadt  (rem  Ott.  1827  bis  Md  1841),  der  durch  seine  Sehrift.: 
4k  hokere  .Burger$ehide  [Schleswig  1836.]  >.  und  die  Herausgabe  d^> 
SeU^neiff'H&Uieingehen  SchuiblalU$  md  einiger  kldneren.Abhandlungea 
mch  den  Ruhm  eines  Torzugliehen  S^nlmannes  erworben  hat,  geboren 
Sn  Sehle^wig^am  4*  Oct.  1802.  vgl.  AOgfam.  Schulz.  1842  Nr.  394 

Den  14.  Deoember  in  Yrerdon  der  Dixectot  des  desigdn  ColHge  «mi 
Lehrer  der  alten  Sprachen  an  denselben,  AugtuA  IFttfüdk  aus' Wurteoe. 
b^g,  29  Jahr  idt,  in  der  gelehrUn^Welt  durch  eine  Disaertalion :  Mdea 
sür*  la:re%isn  ü^  äncien»  [Lausinne  1838.],  worin  er  iaa  ag^iseh-^ 
phonicische  und  ^  altpersische  NatuAr^gion  Von  der  idesAen  Rtfütgi^ 
der  Grieche« scheidet  und  nberbaupfrdie  ▼esscMedenen. Bntwickotungs- 
stufen- d^  iltett- Religionen  zn  b^ditenen  sucht,  durdi  einen- AuCiaAzJbee 
den  Verfasser.  desr.DiaAogns  de  oratoribus  in  unserem  Archiv  Bd..Yj 
p..aa8fr.  Ulid  einen  andern  über  HontzensxBritf  an  die  Pisionen  in  der 
Zeitaehlr.  f^  AlteMfiäimswiss.  1840  Nr.  96.  ala  tuchliger  Fdndier  bekimitf» 
(Mi  i  DeU:2u:Janimr  1842  in  Schwerin  der  ObojrMireridelrMathsaWtUF  .M 
Gymnasium  Adolf  fFeber,  nicht'  Mos  ala  Bi«theamtiker;,rMnderti,dlHKft 
smne  Abhandlung  De  war«  praeporittonw  apoeape  auch  als  philologischer 
Schriftsteller  bekannt 


00»  17k  Jartur  'üi'  Miigdebvrg  d#r  BUAi  -  SchidFatli  Georg  FHeMek 
0tH^j  blt  1818  Lekrer  am  Klostor' uumrer  lieben  PVanan,  69  J.  «lt. 

l>eii'23.  lanMor  in  Leobsehfita  der  Lebreor  Bunt  am  Gymnaiimii« 

Den  28.  Jtaamt  m  Johannisberg  in*  osterreicb,  SeUemen  der  Graf 
Offa  «^  ßaugv^y  geberen  am  ^.  Febir.  1767,  als  Dicbter  and  Schrift* 
stefier,  nataentlkb  doreh  eine  Ueberaetzang.  des  Horax  bekannt. 

fiien*2;  Pebraarin'  Düingen  der  Pk'ofessor  der  Theolegie  am  darfgen 
Lyoedm  Dr.  'Maurua  Hoffel. 

Den  8.  Febraar  in  Tabingen  der  Senior  der  evangel.  -  llieologischeti 
Facnlt&ty  Professor  Dr.  fem,  52  Jahr  alt. 

ben  10.  P!Bbmar  in  Dorpat  der  ordentl.  Profemof  der  Mineralogie, 
Staaterath  Dr.  Mortta  von  EngdharOty  dorch  sekte  ^vdssenschaltKf^ien 
Aeisen  im  68tlichen  Rassland  bekannt^  seit  1890 in  Folge  eingetretener 
Sehwldie  des  Gefaims  and  Geliebte,  wozn  ein  heftiger  Stoss  aaff  einer 
Reise  im  Jahr  1896  die  Yeranlassang  gegeben  hatte ,  in  den  Rahestand 
Tersetzti  Die  Unirersitat  Dorpat  verdankt  ihm  ihre  schone  Min^ralien- 
aammlong. 

In  der  ersten  Hälfte  des  Febroar  in  Warschan  der  jüdische  Gelehrte 
j/htm  Stem^  als  der  Erfinder  einer  zieiariich  ToUkommenen  Rechenmaschine 
bekannt. 

Den  17.  Febrna^  in. Weimar  'der  JMreetor^  der  dasigeA  Knnstanstali^ 
geh.  Hofrath  von  Sehom^  geboren  1793  zu  Castell  in  Franken.  Er  redi* 
gnrte  seit  1820  das  Tfibing«  Kunstblatt,  wurde  1826  Professor  der  Kunst- 
geschichte an  der  Akademie  der  beenden  Kfinste  in  Mftnchen^  und  dann 
«ach  Professor  der  Aestbetik  an  der  neuerrtchteten  Untveridtöt  und  ging 
1833  an  Meyef's  Stelle  nach  Weimar« 

Den  27^  Februar  in  Stettin  der  Professor  Dr.  W.  BSkmer  am 
C^ymaasium. 

Den  1.  Marx  in  Grei&wald  der  ausserofd.  Pi^fessor  der  Ghirargfe 
and  Aügenheilkande  und  Vorsteher  der  chirargischen  Klin&  Dr.  €•  A^ 
ikui  JTfw^,  in  der  Bliithe  seifier  JahreV  arst  seit  1833  bei  der  Uiofar- 
dtiit  habiUtirt  und  seit  1836  «am  aussevordentl.  Professor  ernamit. 

Den  6b  «Mara  in  Gottingen  der  Professor  der  Geschidite  und  kMg^ 
gMiisbrii.  Hofrath  Dr.  Arnold  Üermmm  Ludwig  Hoeron,  ^üomaoadear 
des  GaelpheHordens  und  Ritter '  der  ftasn.  Ehrenlegion  und  dM  «cbweidi» 
seiiea  Nerdstaraordem',  gdboibn  am  2$.  Oet.  1760  aa  Arbergen  beiBre- 
men^  in'  Gettahgen  «ett  17a7.imBserordentiicher,  seit  1794  «rdenü.  PreC 
der  PbaosopUev  »at  liSOl  NdadbalpMi^sor  der  GescASehte. 

•Den  31.: Mars  in  Manchen  =  der. Senini^' der  dasigeB'Vbfrersitötipvo» 
ftuMOrea  Hcfrath  Dt j  Späth  ^  ordentL  Mttgliad  der  imdilLeBiatiBdi  •^pfa:fA. 
kaÜM^n  Olaaifte  der  Aimdemie  iderWiMeaachaften,  im  82.  Jiabre* 
<  Den  idi'ApHl  m  Frmberg  ^der  Bergcommissionsrttth  und'  Püofessor 
der  Cheaue  und  Hottenkande  an«  der^^i^adeimie  WaOt»  Aag^-Immfith 
4fti8$  Ritter  des  kdn.  «»tii9i.'€lVilrhrdienseM(eas^^g4boffea  aa^BBUen  im 
BeiMgtlRui  Bra|UHidl)iaaig'aM^B.^AugoM  XTI^  .       .    .        \    uw'^ 


SchnU  vu  IMf&tMkaoMn*,  BefSidonr«  n*  EkreftWB«ii|iuigen.  S45 


Sdml  -  und  "Unrrersitätsnadirichteity  Beförderangen 

und  EhrenbezeigiingeiL 

:  j  .     ■      ■  ' 

'  ksIfäSfBMf  Zar  Hofinafinitfcbeii  Oedfiebtnissflbiflr  im  Gymnafliain  • 
wvrde  im  Jsmiftr  1841  als  Programm  ausgegeben :  CodUtig  LIpsienMi»  dä^ 
orepahieB  Bcriptmrät  m  Cfeenmlf  (hrat,  pro  rege  Ihhtaro  Partie,  IL  v^oii 
dem  RectiMT  viid  Prefessor  Dr.  Karl  Beinr.  FraUeker  [16  8.  gr.  8*],  wovfai 
die  Yttrianten  za  Capitel  7 — 15.  mHgetheilt  und  ragleieb  die  lieiatiMigeft 
der  neaesten  BeaiMtangen  der  Rede  yoh  Ki^te,  B^neke  and  Aeidan 
bespreclMii  sind,  w^  NJM>.  32,  4äOr 

BAueBir«  Baa  ▼orjäbifgo  Osterpregramm  de«  daaigen  GymMSiiuif 
«Dlihtltt  Ekreig.  Drmalerif  Coli.  VI.,  JXipuiaHo  de  Phäedrma  ^iMMmtm 
ftiMarum,  fuOB  veetmtf  origine  [28  8.  n.  12  S«  Scbalnaehilchteii«  gr«4.}^' 
eise  kiidaebe  Uhteniichwig ,  im  mehrere  neaaitligefimdeHe  Pabeki  des 
Pbftdma  ala  echt  m  erweisen«  In  den  Schnlnacbricbten  besprldit  det* 
R«cter  M.  C.  6.  SUhM  ^e  beronitebende  und  seitdem  eifolgte  [eiebe' 
^Jbbw  31,  390.}  Niederl«gttiig  ««Ines  Amtes  mnd  emfiblt,  dass  er  seil 
1894  das  R«ttorat  der  ^nnener  Sehnte  rerwaltet,  Übärhaafpt  42  Jahr 
Sdmlmmin  gewesen,  vor  seiner  Berafnng  nach  Baasen  6  Jahre  i^bgjdli 
ConrMtMT  an  der  8tift«ebale  in  Zeitz  gelehrt  y  als  Recter  in  Baonen  I77§ 
Bcbnler  aöfgenenmien  hat,  und  schÜesst  mR  etnism  Veneicllttiss  ider  aut 
der  Banscttier  SehtAe  hervorgegangenen  noeh  Lebenden  Beamten ,  prakti- 
schen belehrten  «nd  Bfilitairs«  Zn  Ostern  vorigen  Jahres  war  di<i  (bdtadm 
vwi  112  SchtHem  besneh«. 

DomPAT.  '  in  RifeOjifaiif  die  Mesige  Univendtit  «nd  a«f  ^  8ti 
WladimiriAiirttsItiit'in  Smw  hat  d«  Kaiser  befohlen,  di»s  der  WiicUmi 
Profivetör  imd  'dkl  i>ecane  fortan  auf  4  Jakre  «adi  den  Vorselirülwi 
gewählt  Vrerden  sollen,  welche  in 'dem  allgemeinen  Reglement  der  rassig 
sehen  Universitäten  vom  26.  Jlili  183&  gegeben  shid ,  and  dass  der  «aicli 
dem  ESlat  der  porpatsidien  Univmrsitat  jedem  der  5  Decane«  nnsgesetattf 
Zulage -Crehidt  mit  dem  Gehalte,  wdidker  auf  den  nbrigen  Universititeki 
n^t  diesem  Amte  vmrboiiden  ist,  gleichgesteHt  nnd  die  dami  ndthlge  &m 
ginmmgssnmme  ans  dem  R^chssehätae  entnommen  werde.  Die  hiesig« 
Univwüt&t  war  im  «weiten  filalbjahr  1841  ^ron  524  8tadenten  besnchik. 
IMe  T^rooenüa  sn  den  Verneidmissen  der  Yrnrleswigeii  in  den  beiden  Halb» 
Jahren  1840  enthidten  Pin^Ueri  de  via  ISmuhUa  disputat.  L  et  IL  [15  «Ml 
15  IBL  4.],  nnd  im  Dmdc  mnd  aneh  ersddeaen  die  Festreden* «nrFWicit 
des  Jidnrestages  der  Thronbesteignng  des  Kaisers  am  281.  Mev.  1840ff> 
ÜMfer  dee  Zukumß  der  Agiranmme  von  dem  Hofralh  nnd  Pvofosser  Di» 
J.  H.  BUkOer  {l^orpat,  Laakmann.  32  8.  gr.  8.],  nnd  inr  Peier'des  Kr6^ 
nongitagest  Bsftreg-  mir  morflitMften  Wü¥digvnjg  dm  Zmeaumfif'ei^''i'm 
dstm  Pimieetor  Pref«^  Dr*  A.  W.  VMmaim  [Bbendas.  iSdl^M^  gr»  8b]i( 
In  der  theologischen  Faenltat  wwde  im^  Adbfidur  18#a  4ir  Mether 
b<^^elle  Udent.  Ftieäf.  AdeHf/k  tl6Hppi'9Ai^e>td»M.ProieM&r4et  Dog- 
mstat  «id  Mnittl*  nngeit^lt  [vgl«  NM». S^ 4».],  te'd^  jalrüttsdimi 


S46  Schal-  aii4  UaiTersitäiftiachriekieay 

Paenltat  habilitii;^  sich  der  Candidat  Karl  von  Rummd  durch  die  ein- 
gtreichte  Pkt^betchrift :  JDm  FerhaUmu  de»  Fiatm  zu  den  hone  vüefmii» 
[Dorpat^  Scbunemann.  1840.  IV  u.  94  S.  gr.  8.]  and  darck  Vertheidigan^ 
der  Abbandlnng:  De  eollaUone  bonorum  a  descendefitibue  facienda  eeean- 
dum  turit  Romani  prmctpta  [Ebend.  1840.  51  S.  gr.  8.]  als  akademiBcher 
Pmatdoceat;  in  die  medicimiiche  Factiltet  warde  der  auisaerordentlicbe 
Prof,  «n  der^Umrersitat  Gibssbn  Dr.  Georg  B,  F«  Addmann  als  ok4« 
Prof.  4er  theor.  und  prakt.  Chijrargie  mit  dem  Prädicat  Hofrath  berafeB, 
und  dem  PriTatdocentep ,  Ritter  Dr%  0«  Mokier  das  Prädicat  Staatsrath 
beigelegt;  in  der  philosophischen  Faoaität  die  ordentl.  Professor  der 
Physik  dem  bishorigen  ordentU  Prof.  in  Hallb  Dr.  Lud».  Friedr.  Kumia 
Dnd  die  aasserordentliche  der  Civilbankonst  dem  Jcon»  Hofbauconduoteiur 
in  JÜUhhover  C^,  Konr.  Strenume  abertragen«  Zam  Professor  der  Mine- 
nilogie  an  des  verstorbenen  En^MardU  Stelle  .hat  das  Conseü  der.Uni^ 
rersitit  den  Professor  Dr.  Bktm  .von  der  Universität  in  HEiDBiLBKaa 
gewählt  and  seine  Berufung  bei  dem  Mug^st^um  des  Unterri<;tov,esens 
beantragt.  Zur  Briangang  der  philosophischen  IVIagisterwurde  gab  .der 
Oberlehrer  der  iatein.  Literatur  am*  Gymnasium  in  iUoA  Dr.  phtl.  /«  G. 
Mrokl  eine  Comment^io  de  legiambua  reipublhae  Bomanae.  [i84L  78  S* 
'  gr.  8.]  heraus,  und  der  Oberührer  am  Gymnasium'  in  Dorpat  Dt*  phU- 
.Aig".  Acnsen- erlangte  duri^  VerihdkdigQiig  der  Particola  U«  seiner IMs- 
eertatio  de  vita  Aetü  CUmdeniä  F.  [Derpat,  liaakmaon.  2840«  S8  $•  gr.  8p]. 
die  Wurde  eines  akademischen  Docenteft  in  der  phüosoph.  Facultat« 

Prpsdsn.  Die  Kreuzschnle  aählte  lu  Ostern  1841  in  ihren  h  Clas- 
•en  oder  10  ^bth^uagen  334  Schaler,  nnd  das  .aar  dieser  Zeit  faeraas- 
gegebene  Jahresprogramm  enthält  vor  >' den  Schulnachrichten:  HintonsfiA^ 
Bmnet^ngen  .tiier  de»  Werih  und  die  Sckätgung  der  Jüiuifc-  ypm  C&ntor 
und  Musikdirector.  Om  [28  (17)  S.  gr.  8J ;  eine  Sammlukig  vc^u  Zeugpiv 
sen  aber  den  Werth  der  Mosik,  weldheaiis  grieehisobsn  undreuHS^be^ 
utid  aus  mittelaltengen  Schriftstellern  .(bis  auf  Luther  herab)  zusaiamea-^ 
IßetiWjgeii  und. mit  eigenen  Erorternngea  durcbvfebt  sind*  >»  Auch  die 
technische  Biidungsanstait  und  Baagewerl^eoschul^^  welche  noch  Interioii« 
stisch  von  dem  Professor  Traug»  Frunfne, gel&t^t  wird,  uad  welche  als 
technische  BiUkings-.'UAd  öffentliche' Landesaiistalt  die  höhere  .Gewerb- 
sebuU  zu  den.  mittleren-  Gewerbschulen  in  ChemiutSi  Plauen  und  Zittan 
bildet,  als  Bi(ugew#tkenseha)c  ^inc  sweite  gleiche  Anstelt  ip  Le^»>ig 
neben  fach  hat,  son^ie  auch  kait  ded  Gew€ybs|shAle9  «u  Chemnitz,  Piauen 
«nd  Zittau  besdidere' Baugey^erks(^ukn  y^rhupd^iv:  sind,  hat  zu' Ostern 
1841  ein  Pregrwnm  heriuisgegeben,  w0lqhes:Mfte  A,hh9$i4\ta^  uber.^di^ Fai 
hrikalion  der  Stearinkeram.  von  dem  Prel^  JU  F«  /^(%M  nadNotiam^üier 
die-Ueknkcke  Büdfungemetal^und  Baugetfmkeni¥Mi^  von  d.  Prot  Tfougu 
Frauke  [40  (30)  3».  gr.  8,]  euthält. .  Naeh  den  let^i^m  wurde  der  L^hn-. 
cmriBus  in  der  tel4ini«ßhea.BilduQgianstaU\«u.  Ostern.  184Q  »it  186 ,  in  4er 
Baikgewerkevchukimi^l^  Schülern.  b^#umn  ^Vjand  dioiZiir  erst^^  Aa^ 
9lalt  ^hörige  )Sountiig»«<ihl4eL  zahlte  IQS;  3^ 

.    GSBs^BN.     Zu..demrSUtt.der;Uii^«)r9it$t,  .Ve^^ 

t«v:.vi«.«5  Sj»idft$tepr.1*im*J.Tt#r/  Ut/^«'^^*'»**^^^»^^'*'*^'«^ 


BefSr^eirnngeii  nad  Blis«ttbeseignngea« 


847 


di«  nSdiste  Flnanmperiode  ein  jährlicher  Zvschius  Ton  ^dOOO  Fl«  {7000  Fi, 
mehr  als  biBher]  bewilligt  werden ,  and  aian  erwartet,  dase-  aneh  noch 
die  Bewilligang  Yon  60000  FL  znm  Ban  eine«  nenen  Anatomie  -  Gebandea 
erfolgen  werde.  -  Aach  dem  Gymna«iiim  ist  ein  jahrlicher  Znschasi  ron 
900  Fl.  bewUHgt. 

GiBSSEN.  Der  ordenÜ.  Prof.  der  Theologie  Dr.  C  J.  A*  FrUMoke 
hat  Im  Tojngen  Jahre  zum  Antritte  seines  neuen  Lehramtes  [s.  NJbb.  d)% 
212.]  eine  Inangoraldispntation  De  conformatione  Nävi  TeätamenU  etidita^ 
quam.  Cmröl,  Laehmannus  edtdtt,  eoWunentaUo  i.  [Giessen  in  Commiss.  b* 
Heyer,  fiohn.  1841.  59  S.  8.]  herausgegeben,  welche  in  specie  aoTa 
Neue,  die  Grundsatze  und  Ergebnisse  der  von  Lachmann  herausgegebenen 
Teztesrecension  dos  Neaen  Testamentes,  und  awar  in  noch  schärferem 
ond  heftigerem  -Tone  als  froher  in  der  Hall.  LZ.  1833  Nr.  52—54.  and 
in  Rohrs  krit.  PredigerbibUoth.  1833,  XIV,  3.  S.  445--471.  bestreitet» 
Sn  genere  abw  als  Gegenschrift  gegen  diese  ganae  Richtung  der  Kritik 
betrachtet  werden  kann.  Seitdem  sich  in  der  Kritik  der  Grundsats 
Immer  sMhr  festgestellt  hat,  dass  es  znr  Gewinnung  einer  sicheren  diplo« 
matischen  Grundlage  der  Textesrerbessernng  alter  Schriftwerke  nnam» 
ganglich  nothig  sei ,  die  Toitendenen  Handschriften  moglidist  vollständig 
ttid  genan  sn  Tergleichen,  seit  dieselr  Zeit  ist  aKch  namentlich  bei  Schrift- 
weriAn,  Ton  denen  sehr  Tide  Bandschriften  Torhanden  sind,  sur  Be* 
aeitignng  der  tbergrossen  Masse  des  kritischen  Materials  das  Bedorfiiisa 
knmer  dringender  geworden,  die  Händschriftfon  za  sichten  ond  ihre  gene- 
tische Abstasimang  von  einander  zn  ermitteln,  damit  man  die  aus^mr- 
handenen  alteren  Codicibas  abgeschriebenen  bei  Seite  legen  und  deren 
bedeutangsTolle  Lesarten  in  die  Classe  der  Conjectaren  und  Grammatiker- 
Torbessernngen  Terweisen  kann.  Weil  aber  diese  Siditnng  gewohnlidi 
iberans  schwierig  ulid  in  Tielen  Fallen  noch  ganz  nnaasfnhrbar  ist;  «• 
hat  man  sich  die  Sache  dadurch  za  erleichtem  gesucht,  dass  man  nur  eine 
Sichtung  zweiten  Grades  Tomahm  und  aus  den  Tielen  Handschriftcm  eni^ 
weder  die  am  wenigst«»  Terderbteii  oder  die  vorhandenen  ältesten  aashob 
nnd  auf-sie  den  Text  begründete,  auch  wohl  bei  dem  Dasein' meh^rarAK 
Handsdiriftenfamilien  nur  den  ältesten  Text  der  einen  Familie  festaustel« 
len  sachte.  Diese,  ebengenannte  Eüischranknng  des  Ver&hrens  hat  aller- 
^gs  ihre  Bedenkliehkeiten,  weil  sie'Tor  der  Furcht  einer  gewissen  Will- 
knrlichkeit  und-  EinseitigiDeit  nicht  sichert;  alliun  welcher  bedeatendo 
Erfolg  dodi  auch  anf  dieiem  Wege  erreicht  werden  könne ,  dafür  giebl 
z.  B.  die  Zaruckfuhrnng  des  Textes  der  Virgilischen  Aeneia  auf  din* 
Grundlage  der  Mediceischen  Handschrift  \>der  die  Classificirang  der  Hand« 
Schriften 4n  mehreren  griechisdben  Rednern,  namentlich  nadi  der  neasteü 
Untersachung  in  Herm^  Sauppn  epUMm  erüka  ad  Godofr,  Hemumnumi^ 
Leipz.  1841,  sehr  schlagende  Beweise.  Uobrigiens  bebalt  diese  g«n^' 
Kritik  natfirli^  immer  nur  eine  Seenndire  Stelhug.  Gelotst  nanlid^ 
dass  man  aadi  bd  eiaem  Schriftwerk  die  älteste  Hanüchrift,  weMto 
die  Qttdle  aller  übrigen  geworden  ist,  Oaehlveisen  ktna;  ls6  wird^odi 
diesdbe  immeif  noch  Ton  der  Abfassangszeit  der  Schrift  sehr  Com  lie^geo 
ond'  ober  die  in  dieser  ZwisdUiMidt  eingetvetone  Venittrbliisii'des  ^[*b*tei 


M8  .«chiii-f  «vd'l^fti^isliatsnttoiirickti^fl 


UittMi  Anfii^liilUft  ^«ben*  In  ttänehm  Villen  kana  ma&disBe  LAdEÖ  nit 
WStSt  dbnr .  GrammatÜBttr  ii«cli  tfaeSftiveiM  nuliille^*^  Um  bier  di«  ün-fi»* 
iner  mo^ohe  Wiaderb^rsteUiing  der  Arütarcftiseliwi  oder  Zenodotuibttii 
Texieeveeeniion  niefat  fii  erwähnen;  so  IcanB  man  x.  B.  in  der  A^iMln 
yermoge  einzelner  Angaben  des  Servias  noch  zu  der  Brkemitiiifls  koiämettt^ 
dwa  der  OadexMedicens  ^e  Anzahl  Lesarten  hat,  welche  Ton  diesem 
ala  ■  GnmmaUkerfindernngen  bezeichnet  werden,  and  in  Hesiods  i^yocf 
Mcl.^jMQttCffy  von  denen  nur  sehr  Junge  Handschriften  Torhandeä  sind, 
Ist  von  Ranke  erwiesen  worden ,  dass  man  aus  Proklos  im  Wesentiidttn 
'  den  Text  wieder  auttnden  kann,  welchen  Plntarchos  tot  sich  gehabt  hat. 
Uebevall  bleibt  freilich  auch  hter  noch  die  ^ipmachliehe' (grammatisch  ««ftfy*- 
ttstleehe)  und  aathetisohe  Kritik  da»  höchste  und  letzte  PrSEungsnitfcel 
der  so  g^undenen  Texte :  denn  sie  hi^  erst  aus  der  afigemebien  Deidc « 
«nd  fipifeohweite  des  Schriftst^lers  und  seiner  £eit  zu  nntersudien ,  ob 
der  diplomatische  Text  im  Ganze«  und  Binzetnea  mit  derselben  znsam- 
aMBStaunt  oder  aidit.  Indess  da  sie  nur  negatir  deii  Beweis  zu  ührea 
renaag,  dass  ein  Toikaadener  Text  (im  Crailzen  oder  £inzeinea>  aidht 
mit  Jener  Denk*  und  Sprechweise  harnionirt,  positiTaber  nttteltft  derCe»* 
)fotavalkritik  bIcM  mit  Wahrseheialichfceiten  «ubelfen  kann;  48*4^0  tftnicr 
gegeä  alle  diejeüigen  Verderbnisae^  in  welehen  dei'->Ton  ihr  an  «aeheador 
Widerzpruch  nieht  sichtbar  wind,  kein  Aäf&ndängsmittel' ha*^  so  bleM^ 
liir  sie  Jenb  ^Uploiairtische  Kritik  idie  aÄabweÜbsMf  nalhwendige  Gmadlägey' 
auf  «eleher  sie'  mUem  zur  moglichstea  Siolievheiil  'Und  WuMioit  gelanga« 
^kaan.  Diede  iBemdrkuagen  mus«ten  wir  hier  voranssoUeken,  um  Hia. 
Ijachmaaa  gegen  den  auf  der  einen  Seite  ^s^ar  treiienden,  auf  der  «adeni 
tibmg  nieht  ganz'  gerechteji  Ail^rilf  des  Hrö;  Fritzsche  -zur  sdinlMSL  '  te 
llebea  Tentaa|ieiite>  näzfilich  '(hat:  man  seit  Be*gel  «ngefiingen,  die  grosse 
BiUSfr  ider  Uuidsehriftea  Inzwei  grosse  Mnüifefi,  "die  :o>i<entAlische  vaii 
SpfiBidantallsehe,  au.  zexiheHen ,  und  naoh  Ansiobeidohg  der  CodBces  mixü 
Jede  deMelben  wieder  in  cwiei  Unterabtlieilnngen ,  aimlic^  St  onentnfi- 
stiie  in  die  alexandriniaehe-  und  1>yzantini8cbe,  die  occidentaüsche  in  die 
ofricaaische  and-  itaUsehe  (fluniiia  latina)  zu  zerlBllen.  Atterdings  scheint 
aiaa  mit  -dleeer  Uatevscbeidong  nodi  nidit  so  wait  g^^mmnen  zu  seSa, 
disz  man  alle  Meribmaie  jeder  Paaniie  bis  ins  finsaelne  Tolletand^^  aaza- 
giiben  ir«nnM|te:  wodurch  namentlich  das  AbsMideni  der  Ck>dkes  zuati 
nMi'4i«hMi  ScUwierigkeit  bohäk«  Fhtmm:  M  eia  zu»  Votteadmig  daeseif 
Rieblnifg  der  MjoiSk  n^tiiigev^  AiSiiterwigspaiiki  noieh:  nicht  geäagend  «r* 
Migt'  Ba  nabiich  noch  die  äüestea  HandsehrUken' J«der  dieser  Pamffiea 
immeir  «och  sehr  wi^t  Vbn:  der  -  Abffassungs««!^  der  aentasiamgaWidieB 
Bi<Aav  entfehit  liegan  aad  z^Bi  selbst  der  inndte  Gadex  Vatia  H09., 
aaoh  wviohisin  oben  )dtot  ilM>  eiMta  getirapf»>ireite8dbditudk-  desNeueil 
'i^aHmeatabeniu^egdxen  halt,  .mt'iii  dazBnde  des  6;  JähiünndcM 
g^Aiiiitr  |Mr1>leilirt  innMV  n^h  >fia:w«itere  Untersudrang  nMdgi  «wie^ weit 
aii^  aas-  dm  »OtesIbn^Kilieheii^äthm  lfezt^^erindehiAg«a»naH*weisen 
)kmkn'y  iwekehe  «tth4nrtvor>duiriflhtst0h«a^9dt4er*fti«<lMett'lb^^ 
iKMMident  wären  ^lMd>%  ^tfiesdboii^aul^bbnQnifen'woiileaaind;  ^  'UdluMr 

A«'i69^idM4^  ddier^  >BiSrih»^»NnMiteilihiafenilidMiirKift4 


Ink  SK  i^Mmea,  so  hait^-sdioR  Qrm^mh  seme  Ausgabe  dff8jN»:Xr4Mlf 
die  fllexandriiiisbh«  HiiidsdirilteirfaiiiUie  gebmit,  «nd  4«  or  j^m^m  Miitffr 
Zeit  nocb  iMit  joit  zweididndAr  Conse^pltiui  und.  GdD^uifk^t  M.iUiiii 
bä  Stande  war,  so  hat  dann  David  S^mlm  in  der  aeuen  Ausgabe  mil.wlft- 
geaeichiietem  Erfolge:  nacbgebessert»  Ihm  trat  J.  Mar%  Aug*  .^ihoUi^mt 
«riner  Aosgiülra  des  N.  T.  [Vol.  L  II»  L^ips.  1890  tt.  I8a&  gr.  4.]  ont* 
gegen  «ad  erwarb  sich,  das  Verdien^  decsdiarfer^ti.fiieheidQdg  awiscfaen 
der  JtkxasdKk^chea  vad  eoiiBtaiitiii0peütaiiisehBa.«17ei^slreeeiisioki  «iid 
der  NaehWeisaog  Von  lBtarpelatiQiisqiiupeft.ki  der  AnaMrct*.  iadesanahin 
er  xa  siiuieil  &e  mit  dem  Textas  ree^as*  aüher:  veirvMUidta  doBatantiae- 
yeilitanisehe  R)toeBston«faa  die  iiehtigere  iilud  bessere  an,  ohgieichier.an- 
-  gestehen  muaste ,:  dass  die  i^escandriaisefae  It^censiea  ältere  Hhndaclwilibeii 
aa£BuWeisen iiabe^  and  verjdelh  in  seiher  Arbeit  uherhaafiit  euri^.Bd.gifoMliB 
PlJi^btigkeit,  als  dass  ikad  wül  ihr  edn  besoridereS'YeHraaen-  hatte  gfewilH 
■en  konpen.  It^ebea  Schob  saehte  WUk.  Ftiedr*  Biwsk  iit  4er  iMothrtOh 
erHüa  m  J9tm  jtfjwsMlorufli^  EpiitoUu  Catholkim  M  Fauihtäs  eto.  [Basel  - 
1830»  6«]  die  Untefsuohitag  dadmroh  zo^ förderte,  idaiM  er  die. FandHa  ea- 
dicom .  oecideataUa  in  4ie  Unterlassen  d«r  familia  Afncaaii  aad  L^tiia 
sdkied  and  ▼da  ihr  fibeshaapt  daffthua  weilte,-  wie  sib,  dbgleii^  uediiB 
aitestea  Huidscittifiien  aafanwiasea  habe,  jkch  weit  mehr  Ton  aihskht*  ' 
liehea  TezteSveräadeEimgea  gelitten  habe ,  ak  ^e  blos  dardi  Abseht^ 
berrersehtti  eatsteUtea  Handschriften  der  orientalischen  Fimike»  SfMi 
Urteatt.  vroilia  er  nna  äo. finden,  dass  er  ans  deil  Yaiianten  beider  FVou- 
tien  anf  diem  Wege  d6r  sprachlich -ästhetischen  .Kritik  aus  Innern  Gsä»- 
den  die  beste  LesArt  an  eraifttehi  l^emaht  war,  and  dass  er  eise  jene 
-diplomatiScho  Siehtmig  defc  Varianten  feilen  liess ,  bevor  er  sie  aar  nop- 
thigea  Sicherstellnng  seiner  Kritik  braocfabar  gemadit  hatte.  Die  D&Tev- 
gena  der  hi^or  erwähnten  Yersnche  aar  Anffindadg  eines  diplomatisch  ^Itt- 
sterischea  Textes  aetgt  hinlänglich ,  dass  amn  über  die  Sehindung  der 
f^nulien,  aber  ihr  VerhaHniss  an  einander  and  aber  die.  Gräade  des 
IJabei^ewidits  d»r  einen  od^  delr  andern  Faaulie-  noch  nicht  hndäilglieh 
im  Klaren  war. '  Da  suchte. .  ÜTiiri  LcBthmmnm  in  der  von  .ihm.  bedorgt^ 
fiMiereotyp- Ausgabe  des  N«  T.  [Berlin,  B>eSmer.  1831*  kL  8.}  aad  nach 
der  Ans^aadetseteang  seiaes  kritischen  Verfahrens  la  Uliamnns  aad 
Umbrefts  theoU  Stadien  nad  Kritiken  IfiQO,.  4.  ^&17.£Ei  einen  streng 
histoYisehen  Text  daeeh  Anfiiahaw  der  erweislich  älteeteai  Leeavteain  d^ 
Weise  att  gewinnen ,  dass  er  wiedelrnm  eine  orieatelisehe  aad.  cümb  ^deir 
denlalisdie  Urkandenfämilie,  .firbilieh  mit  mefarfhch  abweicheadeir  Vertiie)- 
lang  d^r  äa  Jeder  gehorehdeB  Bandsdirfift^a  und  Kirchearäter.^  andtBwh- 
sohea  beiden  eiae  Classe  geaMSchter- QaeUea  fitetsteUle;.dass  er  eiae 
wiikliehe  Verschiedenheit  beider  Familien  aar  ia  deti  'iStbllen  annähst 
wo  alle  an  Einer  Famiiie  gehörenden  Qaellea  £Sk  eine  besondere  Lesaft 
stimmten,  aber  Speeiabbweiehttngea  dazelner  Quellen  als  nagebSfig  Teff»> 
warf,  und  dass  er  mm  mit  gäaafioher  Verwerfung  des  Texttf»  rec'eptas 
aach  der  orientelisdien  FannHe  den  Text  der  orientalischen  Kirche  so 
hoFBustellen  sachte,  wie  ihn  etwa-Origiaes  gekannt  hat.  Um  hier  naH 
eben  das  streng  diplomatische  Prindp  seiner  Kvitik  reefat  seharf  heMi»- 


850 


Schill-  nad  UaiTersitfitsnaehricbteD, 


softAÜeiiy  ging  er  »eibst  so  weit,  dass  er  sogar  sianlose  Fehler  in  den 
Te:Kt  setste,  sobald  die  MehnaU  der  Handsofariften  der  orientalischen 
Familie  dies  gebot.  Natfirlich  rnnsste  dies  anch  geschehen,  wenn  er 
nicht  die  diplomatische  KritÜL  mit  der  andern  yermengen  und  so  eben 
seinen  Zweck  nur  Gewinnung  einer  festen  Basis  aerstoren  wollte«  Offen- 
bar ist  dieses  sdn  Verfahren  ein  nberaus  grosser  Fortschritt^  in  der  nen- 
testamentlichen  Kritik,  und  dämm  erklärte  LSusIge  in  den  Studien' nnd 
Kritiken  1831  S.  897.  diese  Ausgabe  mit  Recht  för  ein  wahrhaft  refonna- 
toiisches  Werk  in  derselben.  Einwendungen  blieben  natürlich  auch  nicht  aus, 
Bumal  da  Ladunann  bei  Tonuglicher  und  gtossartiger  Leistung  im  Gannen 
doch  im  Kinzeinen  noch  wesentUcbe  S<^wachen  seines  Ver&hrens  nicht  gana 
hatte  beseitigen  können.  Die  Sonderung  und  Grappirung  der  Quellen 
Back  Familien  ist  nicht  gegen  alle  Bedenken  und  Eiiiwendungen  gesichert; 
der  kritische  Apparat  der  orientalischen  Handschriften  hat  niäit  yollstan- 
£g  genug  zu  Gebote  gestanden  und  >  darum  sind  in  mehreren  Stel|en  aus 
wenigen  und  c&naekien  Handschriften  Lesarten  angenommen,  yon  denen 
man  nicht  wmss,  ob  sie  den  Text  der  ganzen  Familie  reprasentiren  oder 
doch  die  akeste  Lesart  derselben  geben;  die  Kirchenyäter,  deren  Be- 
nutzung gerade  eines  der  wichtigsten  Momente  namentlich  fiir  die  Be- 
stimmung .des  Aiters  der  einzelnen  Lesarten  sein  muss ,  sind  wed»  zu- 
reichend benutzt',  noch  hinsichtlich  ihrer  Auctorität  in  Bezug  auf  Ya 
riantenangaben  hinlänglich  geprüft,  und  so  bleibt  denn  noch  Vieles  zu 
Terbessem  und  zu  berichtigen,  vgl.  Gott.  Anzz.  1831  St.  67  f.  S.  657 — 
§76.  Hall.  LZ.  1834  Nr.  39.  Rettig  in  UUmanns  und  Umbreits  Studien 
und  Kritiken  1833  Hft.  4.  Eine  Rieihe  solcher  Fehler  hat  David  SchuUi 
in  dem  Breslauer  UniTersitätsprogramm  zum  Rectoratswecfasel  1833,  JWs- 
putatur  de  id^[iiot  2V.  T.  locarum  ledwne  et  interpretatione  [32  S«  4.], 
nachgewiesen.  Er  'ist  jedoch  auch  schon  auf  den  JEieartheilongsweg  ge- 
rathen ,  dass  er  in  dem  Lachmahnischen  Verfahren  eine  zu  mechanische 
Operation  bei  der  Bestimmung  der  Lesarten  finden  will.  Dieser  Vorwurf 
wurde  nur  dann  gerecht  sein,  wenn  es  Lachmanns  Au%abe  gewesen  wäre, 
einen  Text  zu  gewmnen,  '  welcher  den  Forderungen  der  sprachlichen  und 
ästhetischen  Kritik  entsprechen  rnnsste.  Zur  Begründung  eines  hbtori^ 
sehen  Tejites  aber  war  eben  das  mechanisch  aussehende  Festhalten  an 
den'  gebotenen  Lesarten  der  Quellen  durchaus  nothwendig.  Hr.  Fritzsche 
hat*  dies  noch  mehr  Terkannt  und  beginnt  im  obenerwähnten  Programm 
siine  Ererterangen  damit,  dass  er  Lachmanns  fiNareben,  den  Text  nach 
Ueberlieferung  üsstzusteUen  und  untw  den  erweislich  Terbreiteten  Les> 
arten  überall  die  iUteste,  gieichriel  ob  sie^  richtig  oder  fehlerhaft  ist, 
aufiEunehmen ,  -  ein  mechanisches  und  arithmetisches  nennt ,  das  nicht  mit 
dem  Namen  Kritik  bdegt  werden  könne.  Ja  er  mochte  sogar  die  ganze 
Arbttt  für  unnütz  erklaren,  weil  sich  ja  jeder  selbst  die  älteste  Lesart 
aus  dem  Apparatns  criticus  heraussuchen  könne ,  und  Lachmanns  Varian- 
ten keine 'Berichtigung  oder  Bereicherung  desselben  böten.  Ferner  habe 
Lachmann  die  Unterscheidungsmerkmale  der  orientalischen  und  ocddenta-* 
liichen  Handschriften  durchaus  nicht  klar  gemacht ,  ja  sogar  durch  Ver- 
werfimg der  Unterscheidungen  Anderer  die  Sache   wieder  verdunkelt. 


'     BefGi^derttdgen  4tiid  Blirenbeieigiiiig^n.'  Slß, 

■V  / 

Aadi*  gewinlnie  «r^niclii  d«ii  ältesten  T^art  des  N.  T«,   tvie  er  in  dtti 
ersten  christlioben'Gemeind«a  verbreitet  gewesen,  sondern. nur  die  nlfce- 
sten  Lesarten  der  im  Orient  am  meisten  verbreitet  gewesenen  Texte* 
Indes»  sei  auch  dies  m<jit  mit  Consequenz  erstrebt,  weil  Lacfamann  niclit 
genug  otientalisebe  Handscbriften  gehabt  ond  deshalb  seinen  Text  eit  aus 
.einer  einzigen  ^altern    oder  ans  jöngereii  Handschriften  habe  gestaiten 
müssen.     Und  daiss   nun  dieser  Text  der  verderbteste  Ton  allen  sei, 
vrelche  je  gedrnckt  worden  sind,    dies  wird  von  S«  18.. an  durch  eine 
selohe  Kjsitik  dex^  daiin  aufgenommenen  Lesarten  zu-  beweisen  gesockt, 
däss  diese  Lesarten  nach  ihrer  Mehrzahl  entweder  als  onverkennlbasB 
dder  doch  feile  wahrscheinliche  Sehreibfehler,  oder  als  CorreGtionen~ und 
Verirmngen  der  Abschreiber,  oder  als  Interpolationen  erscheinen,  sowie 
dass  Lachmann  in  mehreren  Stellen  verschiedene  Lesarten  mit  einander 
vermengt  oder  dastRichtige  durch  fehlerhafte  Trennung  und  Interpunction 
der   Wörter    verduÄWt   habe.     Unverkennbar  hat  Hr.^Prof.  Pr.  diese 
Verdammungsurtheile  der  Lachmannischen  Lesarten  so  schar&innig  erwie- 
sen ,  däss  man  der  Sa<^  nach  nicht  viel  dagegen  einweifden  kann ,  nnd 
sieht  man  seine  Abhandlung  als  einen  Beweis  dafir  an,  wie  weit  Lach- 
manns Text  noch  von  dem  muthmaasslich  echten  Onginaltexte  der  Bücher 
des  Neuen  Testaments  eiitlernt  steht,  so  darf  man  die  gemachten  Aue- 
stellnngen  sehr  erheblich  nennen.     Allein  ihr  Eindruck  wird  dadurch  sdar 
geschyrai^ht ,  dass  Hr- Fr,  ganz  entsdaeden  auf  der  Innern  Kritik,  steht, 
welche  von  der  atigenommenen  Vorstellung  eines  vollkommenen  Textes 
aus  die  LesaHert  beurtheilt,   während  Lachmanns  Kritik  erst  zur  Auffin- 
dung ^taeä  Textes  föbren  soll*  »nd  an  sich  gar  wohl  auf  Resoltate  fahren 
kann ,  wodurch  die  YorsteUlingen ,  weldie  man  sich  jetzt  von  dem  Origir 
naltexte  des  Neuen  Testamentes  macht,  vor  möglichen  Abänderungen 
nicht  gesichert  sind.     Darum  hätte  er  nicht  so  viel  auf  den  Omndrati 
bauen  sollen,  dass  der  Lächmannische  Text  durcbawf  kebi  Text  sei,  wie 
ihn  die  christliche  Kirche  brauche,   sondern  nur  untersuchen  mässen,  ob 
Lachmann  sisin  Ziel,  einen  historischen  Text  nach  den  oben  angegebenen 
Bichtungen  zu  gestalten,   erreicht  oder  doch  conseqnent  und  auf  richti* 
gem  Wege  verfolgt  habe-     Hat  derselbe  wirklich  den  Text  so  hergestellt, 
wie  ihn  Origines  i$  der  griechischen  Kirche  verfand,  so  ist. seine  An^ 
gäbe  erffilU,    und  man  darf  ihn  gar  nicht  tadeln,  wenn  sich  dieser  Text 
dann  durch  die  innere-  KHtik  als  ein  verdorbener  and  interpolirter  au»- 
iVeist.  Viefanebr  wurde  dadurch  eben  das  Resultat  um  so  sicherer  gefordert 
sein,  dass  man  mit  Hülfe  der  orientalischen  Handschriftenfamitie  die  Wie- 
derherstellung des  Originaltextes  nicht  suchen  dürfen    Bs  ist  sdir  schlide^ 
.dass  Hr.  Fr.  diesen  Punkt  nicht  festgehalten  und  sich  vielmehr  durch  die 
genommene  kritische  Stellung  den  Weg  zu  dieser  Prüfung  lum  weidgsten 
sehr  ^Schwert  hat.     Der  scharfe  Toi^,  mit  weichem  er  gegen  Lachmann 
spricht,  Sollte  übrigens  von  der  Untersuchung  g^ns  ferii  gehidien  sein. 

Zwickau.  Das  dasige  Gymnasium  war  im  Schuljahr  von  Osier% 
1840  })is  Ostern  1841  in  seinen  6  Cl^issen  von  101  Schülern  besucht  und 
entliess  2  Schüler  mit  der  zweiten  Censur  der  Reife  zur  Universität  und 


B8S  Sdml^  Ji>  V9hrmM^mfiAht.f  ftrfSBdtnp,  a»  KtoqallWiigimgen, 

<i  Minlslr  ni  der  «rite»  Ceoanr.  a«f  die  ehiEvrgiidi  -  nmdiwBJftche  Ai»de- 
■i«  ii^  Dvefldeit*  Im  LehrircoUegliim  wnrde  d«r  fptMSkttad  kxwake 
.Hanpt-  und  Religioiiitlehr«^  Bl.  BShmmm  naeh .  dem  Abgsege  des  inteii- 
^dbtiidiea  HoMslehren  Dr.  ThgiuU  DSh»^  [«.  NJbb.  30,  340«]  duxch  dm 
Candidateii  Diew  Marl  Imm*  KÜkstdt  Tertceleii.  Dieser  letxtgeiiaanie  junge 
iGelehrto  hat  >a  dem.  Jehresprogramm  [Zwickau  1841.  47  (29)  S.  gr.  8.] 
eiae  lateinluffh  geadiriebe&e  ktitkehe  U^ntermeliung  über  einige,  StdUn 
«M  Jf oftMit  IMe&ics  getiefett^  woria  er  eiaige  yienig  Steilen  dleaes 
Dialegs  mit  Tieier  Bioncht  .«nd  geswidem-  Urtib^.  nnd  in.  der  Weiae 
beiprieht^  das«  er  meiatentbeik  die  handachri&licbe  Leaart  gegen  4ji>- 
fMtbtungen  ai^ütit,  in  einigen  Stellen  aber  aucb  dnrcb  Conjecturen  und 
aelbat  dnoek  Umatellnng  der  Wörter. die  eingeichlidiene  VerderbmBa  an 
lieilen  sacht.  Bei  aorgfiUtiger  Beacbtwig  de^  Leistungen  der  neuem  Kri- 
tiker und  BrUarer,  und  mit  gereobter  Anerkennung  ihrer  Verdienste 
bestreitet  der  Ver£  ruhig  und  human  der^n  Ansicht^»  und  setst  die  sei- 
nigen  mit  der  nöthigen  Begründung  aus  dem  Zusammenhange  und  Sprach- 
gebrauche  entgegen^  wenn  .auch  in  letaterer  Begehung  meist  etwas  mehr 
AnsIGhitiehkeit  nnd  Deutlichkeit  au  wünschen  gewesen  wäre,  statt  dass 
Jetat  Mehreres  nur  nJÜ  apberistische  Andeutung  erscheint.  Lsdess  sind 
•die  gewonnenen  Resultate  meist  treffend  uld.  fördernd ,  und  die  Schrift 
▼erdient  daher  sorgfältige  Beachtung  yon  Seiten  der  Srklarer  des  Phi- 
Jfla»es«  Der  Raom  erlaubt  kdaen  yoUstandigen  Inbaitsaussog,  und 
daher  heben  wir  nur  ein  paar  ConJeeturalTerandemngea  als  Probe  aus. 
P.  16.  !>•  ist  nach  G«  Hermanns  Conjectur  geschrieben:  Nttl'  t£v  kvtSp 
huivmv  Siuinmf  niUv  (»cav%€$q  etc.;  p.  18.  B*  nadi  eigener  Coijectur: 
iXi  U  iifi^iiaw  ai  ttpu  n^i^^a^  buiatw  l%09  Idvtu  wnxmfosiPj  i.  e. 
proi^re^endum  est  ad  mukitudinem  unamquamque ,  quae  numerum  qneo^ 
dam  contineaty  eaque  multitudo  mente  comprehendenda  est.  P.  17.  Jm 
werden  die  schwierigen  Worte  wd  no3iXu  in  der  SteHe  %f  (Up^  o«ag  Sp 
ipv%i»9i  Koi  noKKa  ^dwop  x«l  ßi^dvtfQov  nouivci  %qv  $io»t09  heran»- 
gewctrfm  und  nach  vij  dl  (Uaa.  gesetzt.»  die  übrigen  Worte  aber  so  er- 
klart: peccant  in  eo,  quodilludlr,  ntounque  rc)s  secum  ferunt,  ponant 
idque  ita  quideoi)  ut  modo  velociorey  modo  tardiore  via  ad  iUad  penre- 
niant.  P.  17.  C.  ist  in  den  Worten  qEMoyi}  fftlv  tlov  xai.to  a*  i.  %•  %•  i. 
fi^tt.  h  «vs|7  das  %6  %al.  Jiach  Handschriften  gestrichen  und  h  witi  wird 
nach  ^oftsy  gesetaj*.  P.  31.  ü.  ist  Torgeschlagen:  %ut  osa  tovtmp 
adsA^ttv  fMitr.  fiij  die»  &  eoi.  P.  22.  A.  werden  die  Worte  laxi  9908 
9&vtot^.yB  als  am  fiUsoben  Orte  vom  Rande  her  eingeschoben  angesehen 
nftd  mit  Hermbnn  nach  B..  hinabgesteUti  (uiv  w»  k«!  «90$  trotivots  ys 
«rJK  vfiii^  \m  e.  n^oinne  etiam  praeterea,  qaod  nentmm  illornm  vivendi  ge- 
nerum  eniquam  exoptatnm  esse  potest»  etiam  illnd,  quod  ad  ista  pertinet, 
apertahi  est  9  utrnmque  non  ita  comparatum  ^6a^^  ut  summum  bonum  con- 
tinere  did  possit?»  und  gleich,  naphher  wird  ^vYoft  de  omnibus  quae 
genita  sunt  atque  virnnt  gedeutet  nnd  als  ein  hyperbolischer  Ausdruck 
^mgasehen. 


1ABBB0OHER 

lür 

JPlilltflog^e  und  PaedagosOi, 

oder 

MirUUehe  WmUoiheU 

far  das 

Schni»  vmA  Unterrichtswesen. 


In  Verbindung  mit  einem  Vereine  von  Gelehrten 

beniugegeben 


and 

Prof.  Mteinhoia  KMMm. 


Vieninddreissigster  Band.     Viertes  Heft 


DrucH  und  Verlag  von  B»  6.  Teubner. 

1849. 


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Kritische  Beurtheilun^en. 


Hpmeti  Ufas.  Mit  erklärenden  Anmerkungen  yon  Gottl,  Christ* 
CruwMf  Snbrector  am  Lyceom  in  Hannover.  Erstes  Heft.  1 — 4. 
Gesang.  Hannover,  im  Verlage  der  Jlahni^clien  Hofbuchhandiung. 
1840.  üi  8.  152  6.  Zweites  Heft.  5—8.  Gesang.  148  8.  Drittes 
^fU  9^12.  Geisang.  136  8.  Viertes  Heft.  13—16.  Gesang. 
184i.     155  S.  . 

JUeBMir  bat  für  die  geistige  BUdimg  dßt  Jagend  durch  das  gi;ie- 
«bische  Spracbelement  mit  Recbt  eine  ToraBÜglicbe  Steile  erbalten, 
.  da  die  gesummte  Eotwickelong  des  beUeniscben  Lejl^ens  auf  diesen 
^^Dicbletfiiarsten^^  gegründet  Ist,  und  demnach  das  vollkommene 
VeKSttedniss  d^r  spatern  Literatur  obne  gründliches  Eindringen 
in  den.deist  der  HoBneurischen  Gesänge  nicht  erai^lt  werden  kann. 
Von  dieser  Ueberseqgung  durchdrungen  haben  in  den  neuem 
ZeiIeD  Wanner,  vfvd  Hermann^  Vosa^  ^9\fy  Buttmann^  Thiernch^ 
Nitsuch^  Lektßy  Spüzner^  JVaegelsbacb  u.  A.  theils  die  Kennt- 
jriss  der.  Homerischen  Sprache  tiefer  begründet  und  weiter 
geOhrt,  tbefls  die  gesammte  Weltanschauung  des  Dichters  In 
seiner  JiQch  nicht  durch  Reflexion  hindurchgegangenen  Einheit 
lon  Natur  und  Kunst  ^)  genauer  entwickelt,  so  dass  man  In  dem 
iligentbünUiqben  Zauber  dieser  Poesie  immer  deutlicher  jene 
^^abgespiegelte  Wahrheit  einer  uralten  Gegenwart^^  betrachten 
Jkann.  ISacb  solchen  Leii^tungen  nun  sind  Andere  bemüht  gewe- 
sen, die  gewonnenen  Resultate  durch  Anmerkungen^  Vorschulen, 
Wörterbücfaer  und  besondere  Ausgaben  welter  .zu  verbreiten  und 
aneh  der  studirenden  Jugend  in  geeigneter  ^rach^  9um  Bewusst- 
eetn  zu  fuhren«  Zu  den  letztem  Bestrebungen  gehören  die 
■»■'1'     .  •  • 

*)  „Was  den  Homer  betrifft ,  ist  mies  wie  eine  Decke  von  den  Aa< 
gßm  ^fBi!Heay.fi\e.Bß»€\kreih{^Q^ny  die  Gleichnisse  kommen  aujg  poetisch 
xor  aad  ^ind  doch  luifl^glich  natürlich ,  aber  freilich  mit  einer  Reinheit 
«ad  iBpig^eit  gezeichnet,  vor  d^r  man  erschrickt^',  schrieb  Goethe  aus 
Neapel.  Tb,  28.  S.  m.  . 

23* 


356  Griechiflche  Literatur« 

Arbeiten  des  Hm.  Cmtlus.  Wie  derselbe  dareh  sein  Wörterbuch 
und  seine  Ausgabe  der  Odyssee  dem  Schulswecke  su  dienen 
gesucht  hat,  wori&ber  such  in  diesen  NJbb.  XXIV^  1.  ndt  Hu- 
msnitit  geurtheilt  worden  ist,  so  hat  er  jetat  in  gleicher  Absicht 
die  Bearbeitung  der  Ilias  unternommen,  von  welcher  die  ersten 
?ier  Hefte  dem  Ref.  aur  Beurtheilung  vorliegen. 

Etwas  Neues  ist  in  dieser  Ausgabe  nstürUch  nicht  lu  suchen, 
da  das  Streben  des  Verf.  nur  dahin  ging,  aus  dem,  was  bis  jetzt 
für  die  Erklärung  Homers  geleistet  worden  ist ,  eine  dem  Zwecke 
der  Schule  entsprechende  Auswahl  zu  liefern.  Die'Eiorichtung 
des  Buches  ist  ganz  dieselbe,  welche  der  Verf.  auch- bei  der 
Odyssee  getroffen  hat.  Als  Einleitung  ist  der  Inhalt  der  Iliade 
und  der  Gang  der  Erslhlung  nach  den  einzelnen  Gesangen  auf 
eine  für  die  erste  Kenntniss  des  Schülers  ausreichende  Weise 
gegeben  worden;  dann  folgt  der  Wolfische  Text,  in  welchen  riele 
Ton  Spitzner's  Verbcsserungen  aufgenommen  sind ,  mit  unterge« 
setzten  Anmerkungen ,  welche  die  Sprache  und  die  Sadken  be- 
treffen. Die  deutschen  Inhaltsanzeigen  sind  mitten  in  den  grie* 
chischen  Text  gesetzt,  wodurch  einige  Male  selbst  einzelne  Verse 
zerrissen  werden.  Besser  hatten  diesdben  in  den  Anmerkungen 
ihren  Platz  gefanden.  Sonst  aber  ist  gegen  diese  Einrichtung  im 
Ganzen  nichts  Wesentliches  einzuwenden,  wenn  nur  dieselbe  naich 
einem  bestimmten  Principe  conseqnent  durchgeführt  wäre.  Aber 
gerade  gegen  diesen  Funkt  lassen  sich  erhebliehe  Ansstellungen 
machen.  Erstens  sind  zwar  viele  Emendationen  von  Spitzner  mit 
Recht  in  den  Text  gesetzt,  aber  manche  andere,  welche  eben- 
&lls  Anfiiftbme  rerdienten,  sind  ganz  unbeachtet  geblieben.  Noch 
übler  ist,  dass  Hr.  Cr.  bei  derselben  Sache  an  den  verschiedenen 
Stellen  sfoh  nicht  gleich  bleibt.  Zweitens  wird  in  der  Erklärung 
hier  und  8a  noch  zu  viel  gegeben.  Zwar  hat  der  Hr.  Verf.  im 
Vergleich  zur  Odyssee  die  meisten  Einfiilie  Bothe*B  mit  Redit 
übergangen)  und  auch  in  anderer  Beziehung,  was  nur  su  loben 
ist,  Maass  gehalten,  aber  gleichwohl  findet  sich  noch  Manches, 
was  dem  Schuler  die'  Gelegenheit  zu  eignem  Nachdenken  und 
somit  die  Freude  der  eigenen  Entdeckung  raubt;  dagegen  ist 
mancher  Funkt,  der  für  Schuler  einer  Note  bedurft  hatte,  mit 
Stillschweigen  übergangen.  Hierzu  kommt,  dass  an  vielen  Stel- 
len verschiedene  Meinungen  ohne  Noth  nebeneinander  gestellt, 
und  ausser  der  richtigen  ErkUrang  auch  offenbar  falsche  BrkK- 
rungen,  die  heut  zu  Tage  Niemand  mehr  billigt,  noch  angeffUirt 
werden.  Das^  ist  ganz  überflüssig.  Wir  halten  es  bei  einer  der- 
artigen Ausgabe  für  notbwendig,  schwierige  Stellen  kurz  und  bin- 
dig zu  erklären,  und  die  falschen  Ansichten  gleich  zu  unterdrü- 
cken, überhaupt  aber  an  jeder  Stelle  in  der  £sgel  nnr  Eine  Mei- 
nung zu  sagen ,  selbst  auf  die  Ge&hr  hin ,  einmal  eine  ftlsche  in 
wählen.  Drittens  bemerken  wir,  dass  Hr.  Or.  einzelne  Schriflen, 
die  seiner  Ausgabe  sehr  nützlich  geworden  wiren,  gsr  nicht  oder 


Hoioeri  Ilias  von  jC^rnsiiii.  S57 

mmemig  beButit  htt    BniUch  finden  sieh  viele  titrenfc  Druck- 
fehler, was  besonders  bei  einer  Schnlausgabe  c3n  Uebelstand  ist. 

Doch  nngoicbtet .  dieser  Mangel  wird  diese  Ausgabe  von 
Schülern,  besonders  von  solchen,. deren  curtQ  twpp^lles  die  An« 
Schaffung  anderer  HSlfsmittel  verbietet,  mit  Nutsen  gebraucht 
werdrCn  können.  Auch  sind  wir  uberieugt,  dass  Hr.  Cr.  vermöge 
seiner  vieljihdgen  und  fleissigen  Beschäftigung  mit  diesem  Dichter 
wohl  geeignet  ist,  seine  Ausgabe  k&nfUg  lu  einer  für  Schüler 
noch  viel  brauchbareren*  umtugestalten,  wenn  er  die  Drtheiie. 
unparteiischer  Richter,  wie  er  sich  dieselben  in  der  Vorrede 
wünücht,  berücksichtigen  will.  Zu  diesem  Zwecke,  asugleich 
auch ,  um  die  gemachten  Ausstellungen  hinlinglich  zu  begründen, 
wollen  wir  jetst  mehrere  Unrichtigkeiten  nach  der  Ordnung  der 
Bucher  berühren  und  dabei  auf  die  von  Hrn.  Gr.  benutzten  oder 
nicht  benutzten  Quellen  die  gebührende  Röcksicht  nehmen. 

In  der  Einleitung  S.  8.  wird  des  Achilleus  Gefangene  Hippo- 
dameta  genannt.  Bei  Homer  wird  bekanntlich  nur  Briseis  ge- 
sagt —  V.  1.  muss  das  Citat  heissen:  Einleitung  S.  5.,  und 
dann:  R.  DiaL  8.  h.  —  V.  3.  bei  "Md^  ngotatlfBv  wird  ausser 
der  richtigen  Erklärung  auch  noch  eine  unrichtige  angeführt,  die 
besser  zu  übergehen  ist.  Dafür  war  hier  eine  kurze  Bemerkung 
SU  machen  über  den  Wechsel  der  Tempora  ^fjxsv^  tsvx^»  2^^- 
XbUto*  Ebisnso  werden  sehr  oft  mit  „unrichtig^^  oder  „falsch^^ 
eingeleitete  Erklärungen  erwähnt ,  wie  v.  78. 142.  283.  298.  306. 
325*  n,  339.  396.  III,  110. 166, 172. 180.  352.  IV,  453.  V,  249, 
263. 326.  337.  XIII,  504.  u.  s.  w.  —  Y.  8.  ist  nicht  richtig  er- 
Kutert.  Das  Richtige  hat  unstreitig  Naegelsbach.am  Ende.  — 
V.  9.  ist  Q  ydg  m  den  Text  genommen  und  bemerkt:  „o  i.  e.  oi- 
toßf  als  Pron.  demonstr,  wird  nach  den  Grammatikern  richtiger 
accentuirt.^^  Aber  gleichwohl  fehlt  der  Accent  in  dieser  Ausgabe 
V.  12.  47.  139. 191.  239.  382.  388.  404.  446.  472.  474.  483.  531. 
581. 11,  50.  52.  70.  85.  90.94. 105. 107. 136. 182.  268.  ?70.  481. 
515.  u.  s.  w.  Zu  Ende  des  zweiten  Heftes  wird  von  Neuem  be- 
merkt:  „Der  Artikel  als  Fron  demonstr.  ist  nach  dem  Vorgange 
der  Spitznerschen  Ausgabe  accentnirt,  was  einigemal  unterlassen 
ist^^,  worauf  einige  Stellen  berichtigt  werden.  Aber  es  sind  auch 
in  den  folgenden  Heften  noch  Stellen  imverbessert  geblieben, 
wie  V,  .142.  330.  390.  492.  XIH,  185.  XIV,  325.  —  V.  13.  heisst 
es:  ^ydvyatga  seine  Tochter  Asiynome^^  u.  s.  w.^  Da  ist  wenig- 
stens hinzuzufügen ,  dass  bei  Homer  sich  blos  das  Patronymicum 
XQVöiitg  findet,  und  dass  Astynome  erst  Ueberlieferung  des  Hygin 
und  der  Scholiasten  ist.  —  V.  15.  dvä  mit  dem  Dativ  hätte 
einer  Erklärung  bedurft,  nach  Herm.  Opusc.  V.  p.  37.  oder  Rost 
§  104.  A.  16.  -~  V.  27.  ist  das  Ausrufungszeichen  von  Wolf 
bdbehalten  worden.  *  Nach  dem ,  was  Spitzner  in  der  Epistola 
ad  Herm.  p.  7.,  Niizseh  an  verschiedenen  Stellen,  Naegelsbach 
n.  A.  bemerkt  haben ,  sollte  dasselbe  auch  in  einer  Schulausgabe 


S58  OriechUehe  Literatur; 

4 

ntdit  nicdii'  m  in^  stÜti.    lÜr.  Cr.  hat  ea  Um  ÜiMwthe  getDgt, 
daueren  aehr  oft  eelaaaen,  yrlt  r.  32.  85.  lt)6. 122. 146. 180.  292. 
254.  296.  452.  ÖM.  H,  157. 235.  272.  387.  »41.  III,  89.  488.  IV, 
182.  204.  350.  V,  31. 109. 455. 602.  685.  714.  VI,  486,  VH,  124. 
455.  IX,  197.  X,  159. 462.  XI,  816.  Xfl,  441.  Xm,  621.  XiV,  83. 
142. 330.  ^V,  104. 185.  — -  V.  32.  fieisat  es:  ,»t&^  8ehol.  &r&»c^. 
Ako  die  Teraltete  Lebte:  simples  pro  compo^üo;  aber  aelbat  efai 
SchGler  musa  einaehen,  daaa  in  aoilch^er  VerbindoBg  ein  dnfadea 
Geh  weit  gewichtiger  und  kraftvoller  klingt  als  ein  gehbfttrt  oder 
weg.    Ebenso  Ist  die  Brklärnng  dea&lniplei  dnrch  das  Conpo^ 
aitnm  zu  missbHHgen  In  den  Noten  au  II,  446.  III,  84.  IV,  SOS.  V, 
159.  VII,  434.  Vni,  229.  IX,  655.  XI,  755.  XIII,  292.  XVI,  501. 
— ^  V.  47.  Zu  wxÜ  iqiKtog  wird  bemerkt:  „Ver  Dichter  da<^e 
hier  ohne  Zweifbt  an  eliie  finstere  st&imlsche  Nacht,  und  diese 
Merkmale,  Stnriri,  JBchrecken  und  Entsetzen  eignet  er  dem  Apollo 
im  Gange  und  ftllcke  an.^*    Diese  Ton  Muhkopf  bei  Koppen  ohne 
Namennennung  entlehnte  Bemerkung  gehört  dem  Zeiteker  jener 
naturalistischen  Exegese  an,  die  dem  Dichter  gleichsam  verbietet, 
Dichter  zu  sein.    Daher  sind  Noten  wie  diese  und  die  zu  t.  222. 
399.  425.  n,  172.  446.  V,  30.  266.  802.  VI,  200.  VIf,  461;  XI, 
163.  XVI,  785.  nebst  Shnlichen  zu  streichen.    Bkie  bessere  Nota 
über  i'vxrl  ioiiccig  hat  Freytäg  p.  32.    Wenn  Hr.  Cr.  In'er  dber 
die  Darstellung  Etwas  bemerken  wollte,  so  hätte  er  die  Entwi^ce^ 
lung  Homerischer  Lebendigkeit  in  der  vorliegenden  Stelle,  wie 
sie  Lessing  im  Laokoon  gegeben  hat,  berücksichtigen  können. 
Dazu  gehört  auc^  das  ßakT!  v.  52.,  wejehes  zu  Anfang  des  Verses 
mit  Eimphase  gesetzt  unsenn  deutschen:  Er  irafi^  entspricht.  Die 
Erkläning  von  Naegelsbach  „er  schoss  sie^^  will  dafür  weniger 
passend  eretoheiAeti.    Peniär  komite  an  Virgii  Aen.  IV,  149.  tela 
aonänt  hutnerü  erihnert  werden.  —    V.  53.  Das  CStat  mniss  hef»- 
sen:  9,  470.   —    V.  59.  wird  xäXifinXayx^lvtag  erklärt:   ,,2» 
dBVTBQOV  nlavfi^ivtctg  Herum  erroribua  actas^^    Dagegen  ist 
einzuwendlBn.    Erstens:  Homer  hat  von  Irrfahrten  auf  dem  Znge 
nach  Troja  doch  nichta  erzihlt,  so  dass  Adiilles  jetzt  deren  Wie- 
derholung erwähnen  konnte.    Zweitens  hat  ndUv  bei  flotter  gat 
nicht  die  Bedeutung  „iteruiA^^,  sondern  retro*    \gl,^Lehr8  de 
Arist.  stnd.  Horo.  p.  1€0  sq.    Daher  kann  man  hier  dem  Sinne 
nach  nicht  anders  erklireik  als  mit'dein  Scholiasten:  unterrichte» 
ter  Sache  oxlöm  fidtfjv^  Vgl.  Naegehbaeh  zu  II,  132.  und  Orae^ 
kofitk  der  Zeitschrift  f.  Alterthmifiw.  1835.  S.  1050.  Not  31.  -^ 
V.  69.:  y,Sx  St.  i^ova  bei  weitem,  st^ts  vor  Superlativen.^   Aber 
doch  nur  Vor  ^em  Snperl.  S^törog.    Sodann  die  Brklirang  durch 
l^oxtc  hat  ja  sehoh  ButtHiann  hü  Lexil.  Lp.  19.  verworfen.  — 
.  V.  91.  Ist  hinter  der  Nvte  zu  ^^itm  slväi  das  Zeichen  ^olf 
ausgefeUen,  da  diesdbe  aus  dessen  Vermischten  Schriften  &  962. 
wörtHch  entlehnt  ist  -^    V.  104;  wird  gesagt:   „Sms  üC  ittatt 
866B  aitov^.    Dawelbe  keUi  wfeder  au  IVyä4.  M«.  V,  437. 


Honerl  niaB  tob  Cfoaiiu.  3M 

Xv&50.  XB,  174«  XIV,  40a    Für  Mdche  Koten  üelier  efu,  Citot 
to  Qjranmatik«.  «^  V.  114.  war  £&fiA  jm  inkUDiren.  Vfi^  Spüzner 
und  Freytag  z.  d.  SU  qiid  Zeir«  Quaefit  Ep.  p.  120.  -^   V.  123. 
Die  Bemerkttng:  vß^  fW^  ^^9  demif  yä^  dient  sur  VersISr- 
kuiig,  wie  im  Latetaic^eA  nam,  eulin,  mit  dem  Ausdrueke  4^8 
Befremdens^^  u.  9*  w«  [dasselbe  wird  wiederiiolt  «u  X,  61»]  ist 
ni^t  «^1  ricbti;.    Vgl  iS.  ÜT/ols  in  Adoott  in  Devi^.  p.  246. 
oder  NU%sch  in  Od.  X,  337.  —   V.  150.  Die  Note :  ,,to^  —  Ijrs- 
eiiy  «t.  Iffatfft  0o{^f,  8.  T.  24.^^  ist  insofern  unrichtig,  als  sich  die 
beiden  Steilen  gar  nicht  rergleichen  lassen.    Denn  tnh6i,v  ist  hier 
Apposition  in  toI,  dagegen  dtifi^  v.  24.  ist  eine  mit  dem  dativos 
localis  bexeiduie^  Redeweise.  — ;  V.  162.  wird  bemerkt:  ^io^av 
Sk  st,  o  iSoöaV'    So  fehlt  ^wöhnUch  das  ftelat  im  zweiiheiligen 
Relativsätze  im  aweiten  Gliede ,.  wenn  es  auch  in  einem  andern 
Casus  stehen  sollte, .a«  Od.  2,  54.  4,  737/'    Dieser  Erklärung  wi- 
derstreitet d^s  di,  welches  so  gesetst  einen  hier  nicht  stattfin- 
denden Gegensatz  voraussetzen  würde.    Sollte  die  Erklärung  des 
Sbrn.  Gr.  riditig  sein,  so  wäre  xal  erfordcarlich,  wie  in  den  beiden 
angeführten  Stellea  das  zweite  Satzglied  durch  a^ivl  dem  ersten 
sid^  iinterordnet.    Dagegen  an  unserer  Stelle  ist  doCav  di  (tci 
vlas  l^X^^^  ^^^  DemonstratiTsatz  aufzufassen,  wie  t.  7^m  ^^' 
Na^gelsbach  1)  a)  auch  dieses  Beispiel  hätte  anfahren  können.  — 
V.  170.  Da  Hr.  Gr,  denjenigen  beistimmt,  welche  iq  ovdi  (f  otca 
das  d*  für  den-BatiT  nehmen,  so  musste  er  statt  ovdi  ^9  wie  auch 
bei  Spitzner  minohtig  acoentuirt  ist,  ovd£  tf  schreiben«    Ebenso 
ist  aui^  T.  296.  das  in  den  Ausgaben  enklitisch  stehende  601  mit 
dem  Aceente  zu  rersehen.     Denn  das  «mklitische  Pronomen  der 
Epiker  ist  xot,  (Sol  dagegeii  o'^doTOff^Tiot/,  wie  auch  die  Schol. 
BL  zu  T.  294.:  ü  y&Q  ^v  iyKhjAK'^^  iyQÜg>Bzo  äp  did  tqv  r. 
Daher  musste  Hr.  Cr.  auch  v.  541«  dsl  uu^  statt  ciU  öoi  in  den 
Teaut  nehmen.  —  V.  171.  ist  zu  lesen  Nitzsch  z.  Od.  L  p.  20.  — 
V.  174.:  ^nal  aAAo«,  Tstdn.  deL^'    Das  liegt  ja  schon  im  Torher- 
gehenden  itaQ^  —    V.  202«:  ^tlm  av%^  d.  i.  ^novs^  warum 
denn  wieder^S    Richtiger  ist:  warum  (tC)  wieder  (ovrs)  einmal 
(«ov«).  —  V.  206«  Bei  dem  über  yXavKäuig  zum  Theil  unrichtig 
Bemerkten  wird  der  Schüler  noch  nicht  wisaen,  wie  er  das  Wort 
ubenelzen  aolle.    Es  war  daher  birz  zu  erwähnen ,  yKavn^fti^ 
bedeute  ßtrahlenäugig  oder  gluthäugig  und  beziehe  sich  ■  nicht 
auf  die  Farbe.    Vgl.  Luctiß  de  Blinerrae  cognomento  ylctufsccijcia 
etc.  Ponn  183L  und  besonders  dessen  Quaast  LexiL  Üb.  I,  p.  IIS 
sq^    Von  lUbnogel  an  Bekanntschaft  oder  Berücksichtigung  dieses 
Werkes  zeugen  ;iim^  die  Noten  zu  t.  482.  xvfiM  nogqyuQBoy  V»  83. 
XIV,  16.  u.  A«  —    V.  218.:  ,,fi«eAa  9'  ShXvov  avtov  sehr  an<ih 
hören  sie  den^'  etc.  statt  gern  etc.  nach  Naegelabßch  p.  231.  — 
V.  219.  Wenn  es  hier  heisst:  9,0x^9,  ep.  st.  I'0;(£.^S  so  ist  dies 
i¥cht  fi^nan  erklärt.    Denn  Iö^b  heisst:  er  hßtte  oder  hielte  da- 
gegfpn  4^^^  bezeichnel  zugleich  den  Anfang,4iPS  Haltens  iind,.die 


300  Griechische  Literator.  . 

F<Hrtdaiier ,  A.  h.  da»  Anlegen  der  Hand  an  den  Sckwertgriff 
und  das  lAegenlaaeen  derselben.    Vgl.  fTenixel:  Qua  ▼!  posnft 
Homerns  Terba,  qnae  cadant  in  d'o.  Breslau  1887.  p.  21  f.,  wo 
auch  Naegebbach  mit  gebtttireudeni  Lobe  erwähnt  wird.    Nach 
dieser  Theode,  die  auch  Lobeck  in  den  Zusitzen  xti  Bnttmann's 
Sprachlehre  Tortrigt,  hat  Hr.  Cr.  au  berichtigen  die  Noten  an 
II,  304-  m,  108.  [Wcnta.  p.  SO.]  231.  V,  147^  Vif,  188.  282. 
[Wenta.  p.  31.]  412.  [W.  p.  20]  X,  127.  419.  XI,  635.  702.  Xm, 
Ö08.  XV,  653.  [W.  p.  21.]  XVI,  260.  [W.  p.  15.]  519.  [W.  p.  35.] 
^-^  V.  230. :  nO^rig  —  els]}.  Vor  Seng  erpUiae  xovtov.  So  fehlt 
oft  das  DembnstratiT  Tor  dem  Relativ,  s.  7,  401.^^    In  der  ange- 
gebenen Stelle  steht  Sg^  und  da  mag  eip  ovro^  fnr  einzelne  Fälle 
wohl  angehen,  aber  bei  o<yreg.  erliutert  man  die  Sitae  riditiger 
so,  dass  man  mit  Zerlegung  dieses  Fronominalbegriffes  den  erfor- 
liehen  Casus  Ton  xig  aum  Torhergehenden  Satse  zieht,  also  h.  I. 
tiSga  Ttvo^,  Sg  xtl.    Aehnlich  zu  X,307.  —  ^  V.  231.  SUtt 
der  doppelten  Erklärung  Ton  itjiioßoQog  ßaöilBvg^  von  denen  die 
erste  verwerflich  erscheint,  genügte  eine  Anfuhrung  von  Rost 
§  103.  2.  er.  ^.  —    V.  244.  wird  ot  nach  der  gewöhnlichen  An- 
glicht durch  9,oir€y  quandoquidem^  erklart.    Dies  ist  jetzt  mit 
Recht ,  wie  Ref.  meint,  als  das  Unrichtige  dargelegt  worden  von 
Faesi  in  Act  soc.  Gr.  Vol.  11.  p.  341  sq.,  den  Hr.  Cr.  vergleichen 
mag,  auch  in  Betreff  seiner  Noten  zu  v.  412.  IV,  32.  VI,  126. 
X,  142.  [Faesi  p.  347.]  XIV,  72,  [Faesi  p.  330  sq.]  XV,  468.  [F. 
p.333.]    Auch  Freytag  %n  unserer  Stelle  erkennt  ort  an«  — 
V.  257.  Was  in  Beziehung  auf  Rost  bemerkt  wird,  das  ist  in  der 
neuen  Ausgabe  weggefallen-  —    V«  259.:  „d^  d.  i.  y&Q.^^   Diese 
auch  in  der  Ausgabe  der  Odyssee  oft  erscheinende  Note  i^t  dem 
Schüler  durch  die  zu  grosse  Kurze  unverstfindilch.    An  einer 
Stelle  rauss  die  Sache  ordentlich  erliutert  werden  (vgl.  StaUbaum 
zu  Fiat.  Görg.  cap.  16.  S.  103.  ed.  II.),  sei  es  hier,  oder  wo  die- 
selbe Bemerkung  zurückkehrt:  V,  89. 178.  391.  505.  XIV,  332. 
Dann  genügt  die  Verweisung  darauf.    Aehnlich  ist  die  Note  „8i 
c=  jcal*^  V,  8.  —    V.  260.  war  bei  ffintQ  v(iiv  die  Construction 
zu  erküren.    Fassend  erscheint  zu  dieser  Note  die  kurze  Regel 
von  Düsen  Kleüie  Schrift.  JS.  438.  —    V.  275.  steht  bn  Texte 
eine  falsche  Interpunction.    Ebenso  III,  100.  VI,  335.  IX,  218. 
X,  142.  213.  361.  XI,  470.  XIV,  124.  XVI,  35,  —    V.  278  f. 
wird  erkürt:  „ofto^qg,  TSiÜn/ry  rov^AyaiitifkVOVog.    Jeder 
König  hat  zwar  eine  Herrscherwürde,  aber  Agamemnon's  Herr- 
achaft  ist  die  grösste;  denn  er  gebietet  selbst  Eonigen.^^    Dies^ 
durch  falsche  Beziehung  der  Worte  erzeugte  Brklirung  wird  wi- 
derlegt durch  den  allgemeinen  Zusatz :  &tB  Zsvg  mdog  identsvy 
der  dann  ganz  mussig  w5re,  sodann  durch' die  Stellung  des  Kdnigs 
im  Homerische^  Staate,  Vgl.  Naegetsbaeh  Hom.  llieol.  S.  237. 
An  unserer  Stelle  ist  im  öxijmovxog  ßaöüisig  voiteug^ich  aueh 
Agamemnon  gemeint    Ein  solcher  (^rl  Zsdg  nvdog  tt§Mw) 


Hon«ri  Kias-  ▼on  Cnuioa. 


361 


•  - 

gc^tertngender  ESnig  (nimlich  wie  Agamenrooii  einer  ist)  ov* 
no9f  onolfjg  fyfiOQS  tifi^g.  'Oftolvig  sc.  rg  z&v  SlXonf  (wie  des 
Achilles  und  der  Ihäi  Gleichgestellten)  ^^äXXa  piBtiovog^  und  mv- 
dbg  ^^.  e.  illud  itvdog^  ut  ßaeiXavtatog  esset;  qaalis  Agimenino 
fuit/^  Worte  von  Poederlein  de  brachylo^a  etc.  p.  18.  —  V.  289. 
war  in  der  Note  hlnauzosetaen ,  dass  Agamemnon  mit  rtvcr  au- 
nichst  sich  selbst  verstehe,  —  Y.  292.:  ^^wtoßXijdriv  in  die  Rede 
fatUend.^^    Es  war  wiA'Hernumn  Opnsc.  Vol.  V.  p.  305.  an  be- 
riciwichtigen,    welcher  es  admanendo  oeeurrene  erklärt.   — 
V.306.  wird  gesagt:   ^^ag  itöag ^  Schoh  löotolxovg  gleich' 
eehwebend}^    Das  lisst  sich  aber  doch  nicht  als  gleichbedeutend- 
zusammenstellen.    Riditiger  war  hier  die  ErkUrung'des  Apoll« 
Soph.  sn  wihlen:  tig  l|  intuttpin)  (ligavg  t60g  nlsovöag. — 
Y.  823.  liest  man:  „Sj^sficv  d.  i.  SgxB  Sysiv*^^    Dann  mfisste  aber 
nadi  'Jx^X'^og  statt  Colon  nur  Gomma  stehen.    Bei  der  befolgten 
Inierpnn^ion  dagegen  steht  ayifisv  iraperatlTisch.  —    Y.  334. 
werden  die  ^i6g  ayytXoi  nach  Köpke  erläutert,  so  dass  die  He- 
rolde als  Diener  der  Konige  ,,im  besondem  Schutze  des  Zeus  ste-^ 
liend  gedacht  werden.^^    Das  ist  aber  erst  das  consequens  (was  in 
so  allgemeiner  Beziehung  auch  die  l^uif oi  mit  ihren  drei  Unter- 
arten trifft)  statt  des  hier  za  setzenden  antecedens ,  das  Naegels- 
bach  sdir  schdn  entwickelt  hat.    Dasselbe  scheint  auch  Hermann 
zu  meinen  zu  Soph. ,  Electr«  146«:  ,,Praecones  i^ud  Homefum 
Iliad.  «r.  334.  qunm  ^i/idg  &yy.  Tocantur,  präeees  et  rector  can- 
d&mnn  Juppiter  respici  videtur.^^  —    Y.  337.  heisst  es:  ,,27c»- 
rpdxAs^^  Yocat.  Ton  der  Nebenform  IltttQoxXifjg^^    Aber  dies 
fthrt  den  SchiUer  in  die  Irre ,  weil*  die  genannte  Nebenform  erat 
i>ei  Spätem  sich  findet,  Homer  dagegen  immer  nur  IlitQOTikog 
sagt.    Es  war  hier  Buttmann  Ausf.  Sprachl.  §  50.  Ankn.  3.  zn 
beachten.    Aehnlich  heisst  es  v.  423.:  ^^Jl&ionijagj  Ton  AU^io- 
%ivg,  ep.  .Nebenform  Yon  AWleup^^  wo  ebenfalls  zu  bemeiicen 
war,  dass  Al%i(Mv6g  bei  Homer  nicht  gefunden  werde.    Noch 
ftbler  Ist  die  Note  zu  t.  498.,  wo  Ton  stJpvoaca  als  Nominativ 
^^svpvio^^^  angeführt  wird,  ein  Irrthum,  den  Hr.  Cr.  allerdings 
mit  Wolf  und  Posbow  gemeinsam  hat.    Aber  vom  Accusativ  cv- 
pvoaca  könnte  der  Nomin.  nur  Bvffio^  lauten  (vgl.  Buttm.  §  41. 
Anm.  1.),  wiewohl  auch  diese  Nominativform  bei  Homer  nicht 
gdesen  wird.  —    Y.  340.  steht  hlnoft^  als  vereinigt  im  Texte 
gegen  die  Schreibart  und  Note  zu  v.  39.    Derselbe  Fehler  ist  zu 
verbessern  v.  394.  0, 195.  lU,  180.  Y,  116.  889.  XY,  372.  — 
Y.  342.  giebt  der  Text  d2oj>tfe  gegen  die  Note.    Efai  «lolcher  Wi- 
derspruch zwischen  Texl  und  Anmerkung  findet  sich  auch  v.  424. 
II,  396.  und  398.  (wo  nach  Xünu  und  di^iovto  liei  der  befolgten 
Erklärung  das  Comma  zu  tilgen  war.)  v.  690.  U,  670.  (wo  nach 
der  Note  die  Einschliessungszeidien  zu  tilgen  waren.)  lY,  214. 
Y,  567*  (wo  Spitzner's  Note  zu  XIU,  670.  beachtet  werden 
.)  Vü,  408.  X,  183.  XIY,  322.  XYI,  218. 810.  -  Y.  843.: 


368  6rle«lilsclie  Liteialsr. 

^^¥^m  Mf66&m  nmk  imlMm  !■  die  Zolniift  [«»ofili]  ud  In  de 

Vergangenheit  [6nU6ai]  aehen^^  etc. ,  wie  audi  Naegeiabadi  er- 

USrt.    Indeaa  aeheint  man  die  Bedeatoag  dev  Werter  bier  gern« 

den  umkehreii,  d.  h.  spÖ0<fo»  auf  die  Vergangeniieit  und  oaptotfa» 

anf  die  Zalcunft  besieiien  sn  mflsaen;    Vgl  die  grendliche  Ana* 

einanderaetning  von  Jmkn  in  diesen  NJbb.  XXVU,  4. 8.  421  S.  ^ 

Y.  344.  hätte  Hr.  Cr.  nicht  unbeachtet  humm  aoUen,  waa  Tom 

in  dea  Anmericungen  p.  14  bemeilit:  ^«^Statt  ptmzioiwto  ''A%iuo^ 

hitte  Homer  i^axBoUno  A%.  geaagt^S  eine  Coejeetur  von  Barnes^ 

die  Akren9  Ueber  die  Coojug.  auf  fM  kn  Hom*  Dia).  |k  12.  not» 

mA  wegen  des  Hiatw  fir  die  allein  ridmge  hält    Doch  hat  bhui 

wahrscheinlich  mit  Pors4m  und  VffM  hior  «nd  zii  U,  4.  pw%kMnuu. 

n  leaen«  eine  Vermothung,  die  der  sorgfäUige  Spitsner  wehl 

dicnao  got  ala  manche  andere  hätte  erwähnen  iLQnnea.  —  V.  368« 

ist  in  der  Anmeikung  bv  aitogefaUen.  —  V.  SOä.  besagt  die  Note: 

^%Hogy  nicht  i^og^  denn  es  ist  Genit»  von  ü^n  edel,  tapCer^^ 

n.  s*  w*   Blit  dem  apodiktischen  Nacli^red&en  dieser  Behauptung 

muas  man  Torsichtiger  aein ,  da  eine  ao  ^ewiebt^oUe  Aucteritäti 

wie  J^Ara  iat,  das  Gegentheil  durch  Gründe  an  erweisen  sucht. 

VgL  Zeitadir.  f.  Alterthumsw.  18S4  p.  141  f.  and  Quaeat.  Ep. 

p.  66  aqq.  — *    V.  396.:  ^^nokkatu  yip  4io^  dasFronomen  efo 

ateht  mit  Nachdruck  und  iat  daher  -asa  eitiietoniren:  wie  der 

firaaunalfter  Herodian  verlangte.^    Auch  hier  wie  an  mebrem 

« andern  Stellen  hätte  Hr.  Gr.  die  fielehrung  von  Lehra  (Ztschr.  t 

.  AllQiihi  a.  a.  Ow  p.  142  f.)  berücksichtigen  aoUen.   Auch  Freyiag 

endciieidet  sich  mit  Gründen  für  die  Snclitica.    Femer  wird  ¥on 

Hnki  Gr.  iw  fo  iiBydfItoiStv  bemerkt:  ^im  Paläste  dea  Peleus,  am 

Vorgebirge  Sepiaa.    IMoaer .  Palast  hiess  SüUIhov^''  e^c    Aber 

dieser  Irrthum  mauste  Kuppen  nicht  nachgeaehrieben  werdem 

Jeder  unbefangene  Leser  wird  bei  den  Worten  dea  Homer  nor  aa 

KhAia  dsnken.  ^  V.  404«:  „ßl^^  nach  Ariatardi  fihfi;'^  u.  a.  w. 

Btaemuaa  vor  ßhiv  Andere  9,ia»^fiS9Ütn  Min.  —    ¥.  419.  jst  in». 

Tbite.dAa  Comma  an  tilgen.    Derselbe  .Fehler  iait  a«  ^rerbeaaem 

%  35a  440.  471.  584.  611.  11»  5Q.  [vgl  Freytßg  au  I,  22.]  109. 

2.79. 334.  426.  446. 477.  III,  46,  72.  IV,  9. 129.  277. 500.  V,  25. 

35*  72. 107, 118.  [Nitoaeh  Od.  T.  10.  p.  60.]  135,  328.  357, 397. 

40U418. 424. 495.  575*.755.  793.  VI,  18»^«.  jw.  VW,  306.  37& 

394*  IX;,  491.  [S^isemi  a.  d.  St.  i«id  Ji;reAra^i|ae8t.£;|^ü«  273.  N.] 

X,  198.  XII,  13&  tt.  Ju  —    V.  429.  fateehsa  «itnt    fteagleichen 

y.  449.,  wo  es  heissea  mnBs  Od.  3^  439.  -r-  V.  449.  Amaer  Butt- 

uismn  war  audizu  beachten:  Si>erdaHfe  de  tierftAmm  evlel  et 

OiiJijoxvv^imfiiüaMmB.  Riga  18S4..al](gedruekt  in  AreM?  f«s 

PhiioK  and  ViAtg.  1836.  BdL 4.  H. 3^  _    V. 486.  MObeffdto 

SpiMw  nach  Koppen  gesagt.:  ^die  Qri«ahett'diieliteii)die.8dilffe 

um  und  Salaten  Stiften  ^  BaUeen  (£pfMMMx)  daranter^  danit  «e 

besaer  auetreafcneten.^^  Diese  würden  aber  das  Sanpfeq  awbehen 

den  sehr  nahe  bei-ehiander  atehendm  SoUffan  jehindert,  >«Mide 


Homen  lUai  Ton  Gnuiiw.  363 

dtt  BSadimdigekeB'  oder  Fshren  miiitt^li  t^maMi  htk».  D«- 
hei  erkliri  Graahöf^  Das  ScUff  bei  Homer  mld  HeäM  18^ 
p;  Sl.  diese  Spfioro:  nicft t  iiowabrsolicÜBiieb  duie^  )4^g«  BalkeD» 
die  man  uBlen  [dm,  h<  1.  toid  D,  154.]  neben  dem  Kidi  .entkuig 
hefi^^  nm  ein  ScbWanketi  naeb  den  Seiten  und  da»  Modern  aoC 
blotaer  Iföde  sn  bind^n^  wie  wlr^  um  Fäsaer  feataulegen  ^  unten 
an  den  Seiteb  entlanl^  gevrUnlieb  Höls^  leg«n.^'  —  V.  53ä.( 
^dr  9ri^9  dcifMr,  Tstdnb  ^9^  Waa  aus  iXto  faeraniaandbraen  iat.^^ 
Naegeleboeh  i.  d.  St  Iiat  ibnliite  Bdspide  gegeben,  crime  jedoeh 
einaein  au  trennen.  Ea  lassen  sieb,  wie  es  sebdint,  awei  Claas^n 
Ton  Stellen  «nlferscbeiden.  Entweder  namlicb  bat  man  aus  einem 
specielieh  Ansdruclce  ein^  andern  spedeUän  Ausdfusk^  der  ia 
dienaelben  Ideenbreiae  liegt,  an  entlebnen,  oder  aoa  derspedel* 
len  Bezeicbnong  bat  man  xum  zweiten  Satsgiiede  nur  den  allge^ 
ttoeinen  Begriff  binäuamiAmen.  So  bier.  —  V.  54&  Zu  x»^ 
9tol  t^i  i6ovx\  ak6%m  «sg  lw6Tg  beisst  die  Note:  ,,ScboL  /Sila** 
ß$^l  sebädlieb  d.  i.  dii  moebtest  etwas  erfahren,  was  ^ieb  auf-, 
brädite  nild  an  Reden  oder  Haadinagen  verleitete,  die  ich  abnden 
niusste.  IL  Andere:  „Ratbstbiüsse  Ton  mir  sind  für  deinen  Wei- 
benrerstand  zu  grosses  weil  nur  dann  der  Gegensats  akox^i  ne^ 
hov'&ia  Bedeutung  erbaite.^^  Das  erste  ist  toIi^  Koppen,  das  zweite 
von  Niigelsbadi  entlehnt.  Dass  Söppen^s  Erftlarong  nilsht  riebtigi 
sein  köiHie;,  dafür  hat  Naegelsbach  mit  Recht  den  Gegensatz  gel* 
tend  gemadit.  Aber  audb  fie  Auffassung  von  Naeg.  scheint  oft 
gebimstelt  au  sein  und  In  die  Worte  au  legen^  was  nicht  daiia 
liegt.  Wenn  Sberall  daa  Binfadiste  das  Beste  iat,  so  sehe  idk. 
Icefaien  Grund,  warum  man  von  der  ursprünglichen  Bedeutung  von 
Ißakkno^  schwer  hier  abgehen  soll.  Zeus  sagt  demnach:  Hoffn 
ttidit  daraaf,  alle  meine  Rathschläge  zu  erfahren:  es  trird  dir 
schwer  sein^  ac.  diiviu  (aus  dd^^tv)^  aietu  erfahren,  Daa 
ftüuniol  Sö^viU  iat  dante  ttaCh  dev  belcannten  Constnictien  (llhi* 
Ihii  $  535.  b.)  zu  erldären,  wo  wirerwarlen  ^Asirov  töi^S^ttät 
n.  s.  w»  —  V.  557.  Jm  Citate  ist  497.  st.  40.  und  V.  566.  28.  st« 
26.  m  lesen.  —  V.  567.  Das  iMov  t6vi&'  erklärt  Hr.  Cn  mit^ 
Andern  durdi:  „2<^ß,  näml.  Dual,  st  des  Plurals,  wie  5,  487.^^ 
Aber  an  der  angeführten  SteUe  (fo^  cajfUft  Uvov  äXovtB  «er«- 
wififev)  widorlegt.aieh  Hr.. Cr.  selbst;  denn  e^  bemerket  ^,Di6 
ncbfige  Erklfinkng  des  Dunls.aeigt  achsn  CSarke^  denn  dt  ist  voll 
Bwei  mit  einander  verbundenen  Gpegensünden  die  Rede,  nimticli 
dm^  und  dae  üMge  Velk>^  Mi<At  mit  Unrecht ;  nur  «ussi^'hiisr 
und  !an  andern  Stelkn  statt  CfaHrke^  m.  A.  die  Schtiien  beafthttea 
werden^  wo  dar  Dual  in  dieser  SteUe  richtiger  MdiiH  wud  dumh-t 
vf$Bli  9<iKl  ai  fvvaln^k^.  Daranf  führt  der  ummttelbar  vor«- 
kfergebeMe  Vers.  Also  von  dieser  Seite  liiist  sich  das  UvtzjMii 
Btntaen.  Sq  «(hid  auch  aUe  übrigen  für  die  Eaaliage  dea  Dual 
angeführten  fiteispiele  nur  scheinbar.  Naeg^bacb  vertheidigt 
otftfov  ioik^rs  als  'gdiöMnd  «u  dem,  was  Murn^:  geweräeniti* 


364  Grieelilselie  Liieratvn 

Du  lehefail  doeh  nidil  der  IUI  m  Mn^  lodem  i$0m  Uuiu  in 
den  einselnen  Stellen,  wo  es  Torkoniait,  eine  Tenchiedenartige 
Beiieliung  hat  nnd  aneh  ohne  näheren  Zosata  in  dem  dann  liier 
ndthigen  Sinne  .an  Hülfe  kommmi  bei  Homer  flieht  gefnoden  wird. 
Wenn  man  endlidi  einwendet,  was  aneh  Hr.  Gr.  wiederholt,  ea 
aei  diea  dann  ,,die  eiaaige  Stelle ,  wo  der  ahaa wehrende  Gtegen- 
atand  eine  Person  itt^,  ao  ist  diea  theiis  nicht  gewichtroO,  indem 
in  der  poetischen  Personification  Sache  und  Person  an  einander 
grenaen,  theila  nicht  gans  richtig,  inSem  IL  XIX,  30.  geleaen 
wird:  ilaXxHP  aygta  qwka^  fivlng.  Demnach  vereinigt  sich 
alles  fikr  die  Brl:lining  i6vt«t.  —  V.  599.  Das  Lachen  der  Götter 
wird  mit  Kappen  erklart  als  „das  Lschen  der  Frende  über  die 
gütmüihige  Aemsigkeii'^  etc«  Allein  nicht  darüber  sowohl,  ala 
vielmehr  Ikber  den  Contrast,  den  Hephistos  hier  als  Mondschenk 
an  der  bilUienden  Sdieokinn  Hebe  bildet,  die  sonst  dieses  Amt 
an  verrichten  pflegt  —  V.  604.  Hier  wird  dfLußoftwai  dordi 
„sich  antwortende^  ftbersetat,  nnd  dann  die  Noten  von.  Voss  bei- 
geschrieben.  Hr.  Gr.  möge  vergleichen,  was  gegen  diese  Note 
Welcher  der  epische  Gycius  S.  dl2.  bemerkt  hat ,  welcher  «fisi^. 
von  der  Mweekeelung  verstdit. 

Im  »weiten  Bnche  V.  6.  helast  es  ans  Voss:  „Zeus  jedoch 
'hat  vorbedentende  Traumgo^^er  um  aich  auf  dem  Olymp  I,  62.^ 
[63.]  Weder  die  angeführte,  noch  unsere  Stelle  spricht  von 
efaiem  Traun^ol^e.  Man  hat  überall  nur  an  eine  personificirt  ge- 
dachte jiri  um  SVmrm  au  denken ,  wie  Naegelsbach  trefflich  ge- 
neigt hat.  —  V.  13.  im  Scholion  ateht  d$%oyvmfiov&i  statt  di^o- 
fym[iWod6w.  —  V.  81.:  „ftoAiloi^,  gar  sehr^^  nach  Voss;  rich- 
tiger mit  Nitssch:  nur  um  eo  mehr,  nämlich  das  ^Bvdog^  das  er 
vorgebracht  hatte«  —  V.  24.  konnte  als  die  passendste  Nachah- 
mung angeführt  werden  Sil.  Ital.  HI,  172. :  turpe  duei  iatam 
eomno  conaumere  noetem.  -—  V.  87  f.  findet  man  die  Bemerikung: 
„Der  Oleichlaut  n$3Ua6amv  udivd€9v  igxoiievicjv^  verstärkt  den 
Begriff  der  Uävfi^keit.^^  Deutlicher  wurde  man  ssgen,  der  Reim 
diene  hier  als  malerische  Beseichnung  für  das  dichte  und  anhal- 
tende Hervorschwarmen  der  Bienen.  Nur  fuge  man  hinsu ,  ein 
solcher  Rhythmus  sei  nicht  absichtUeh  gesucht,  sondern  enthalte 
den  natirlichen  Ausdruck  des  poetischen  Gedankens,  und  wende 
«Iso  auch  hier  an ,  was  sdhon  Fi  A.  Wolf  Vermischte  Schriften 
&  356.  bemerkt:  „Dass  Homer  dadurch  habe  malen  widlen^  sage 
ich  keineswegs.^^  —  V.  90.:  „ssarovi^aTiei  st  aret^ovrm,  sber 
mit  Nächdruck:  sie  sind  entflogen,  s.  1,  221.''  Die  verglichene 
Stelle  ist  unähnlich;  nemötijatai  aber  ist  au  erklaren:  eie  sind 
im  Flmg^  nach  Wentael  Quaest.  de  dict  Homer,  fasc  II.  Ologau 

1840.  S.  19. V.  111.:  ,.^fya  5rg  ii^i^tfs,  verstrickte  mich 

hl  schwere  SehukL*'^  Richtiger:  hat  mich  in 'die  Bande  schwerer 
Betköning  verstrickt.  Vgl.  NaegeUbadi  Hom.  Tbeol.  S.  272. 
Nach  dieaem  shid  audi  au  veriiessem  die  Noten  an  VIII,  237. 


Homeri  Ilias  Ton  Ciuriiu.  865 

IX,  115.  T,  991.  —  V.  135.  Statt  Botbe^s  Note  Uier  die  Mab^l^ 
taue  (6itäifta)  wdrtlioh  auÜBundiiiien,  hatte  Hr.  Cr.  eine^beaaere 
Bemerkung  ana  Grashof  über  daa  Schiff  etc.  S.  29.  entlehneD 
können.  —  V,  143.  wird  srAi^^bloa  durch  Menge  und  an 
▼.  488.  durch  das  gan%e  Heer  uberaetat  Aber  deutlicher  wäre 
die  Erklärung  geweara,  dass  nXrfivs  iomier  im  Gegenaata  der 
^iyiivsg  und  uotgavoi  atehe  und  daher  die  gemeinen  Soldaten 
bedeute,,  wie  bei  Horat.  Ep.  I,  2,  21.:  nos numerus  smmus.  — 
^V.  144.  die  Bemerkung:  ,,9)17 . . .  will  Buttmann  hier  und  14,490. 
aufgenommen  wiaaen^^  kann  der  Schuler  ohne  Angabe  dea  Gmur 
dea  nicht  Teratehen.  Zweckmässiger  war  eine  kiirae  Angabe  dea 
Resultates  aus  SpUfsner's  Ekcuts  XXV.  —  V.  146.  hätte  der 
Singular. ijfpopa  und  hta^ag^  der  grammatisch  aufNotoa,  dem 
Sinne  nach  auf  beide  Winde  bezogen  werden  musa ,  einer  Erläu- 
terung bedurft  —  V.  160.  heisst  es  gana  kurz:  ^^tvxsi^l^^ 
Ruhm  f  Sdiol.  xavxfjöti^^^  alao  Terbindet  Hr.  Cr.  wahracbdnlidi 
mit  Koppen:  dem  Priamua  Ruhm  und  dea  Trojanern  die  Helena. 
Das  geht  aber  nicht  an.  Ba  ist  vielmehr  &ixmk^  hier  und  l\j 
173.  ala  Apposition  au  '^gy.  'BUv^  anfaufasaen.  Die  Helena 
aelbst  wird  hier  Bvxml^  gemannt  in  demaelben  Sinne ,  ala  Heetor 
XXn,  433.  Vgl.  MeUhom  de  appoaitione  p.  9.  Uehrfgens  hat 
hier  schon  der  SchoUut  so  «Mirt,  ireleher  sagt:   avtijv  t^ 

'EXiviiv  Havxw^'  "**  ^-  ^^^*  ^^  t^V  ^^  *^  trennen,  damit  das 
ti  au  Nfficoi/  gesogen  werden  könne,  wodurch  der  Gedanke  stärker 
wird.  Vgl.  IV,  362.  V,  374.  —  V.  204.  »att  der  Parallelatelle 
lieber  R.  §  100.  4.  e.  —  V.  212.  Was  über  Therntea,  diesen 
nichtswürdigen  D^nagogen ,  bemerkt  wird ,  klärt  die  Sache  noch 
nicht  hinlänglich  auf.  Ea  mnsste  Tor  Allem  i^.  Jacobs  und 
Lange  (Vermischte  Sehr.  S.  106  f.)  berfickaicbdgt  werden.  ^^ 
V.  215.  ist  Wolfs  Note  aufgenommen,  in  der  e»  heisst:  „aiU'  ist 
hart;  nicht  sondern^  eher. öesonders.'^  Aber  diea  ist  gegen  den 
Sprachgebrauch.  Das  dXXct  kann  hier  nur  den  Gegenaata  zu  ov 
iMLXtt  Tcoöiitov  bilden.  Von  der  einen  Seite  hängen  ^o^  dxoQ  ov 
%axtt  xoOfiot^,  und  von  der  andern  01;  %atä  »oöiiov  dXkä  »tl. 
zusammen.  Diese  beiden  Geg^nsätae  aind  nach  einer  gewiaaen 
Anakoluthie  mit  dnander  Toreinigt  worden.  Nach  o  rt  hi^  man 
aus  igi^ipkBvai  einen  Begriff  wie  f$v^s£69at  hinzuzafigen.  -— 
V.  220.  übersetzt  Hr.  Cr.  mit  Wolf:  ,^ix^L(Stog  inknieissimus.^' 
Richtiger  der  verhassteste  [invisissimus^  odiosissimus].  So  Bothe, 
Näegelsbach ,  Freytag  u.  A.  —  V.  222.  erwähnt  Hr;  Cr.  den 
Widerspruch,  den  die  Grammatiker  mitv.  423.  fiinden,  nnd  fahrt' 
die  zur  Lösung  desselben  Torgebrachten  Meinungen  an.  Er  halte 
auch  Naeke's'  Ansieht  ( jetat  Oposc  p.  264  sq.j  berudcaiGfatigen 
können,. wiewohl  Naeke's  Eintheiiong  des  ersten  Badlies  in  eibe 
M^pigunA  Tift,^  nur  eine  kühne,  nicht  wahrscheinliche  IQrpo* 
these  bleibt.  —  V.  237.  Zu  der  Note:  ^^yiga  usööiineif^  die 
Geschenke  ruhig  gemessen  und  gleichsam  verdauen''^^  war  wohl 


I 

9S6  Griochiflche  Literatur. 

hhwuoielMii ,  itm  «teüiv  bei  Homer  Imner  In  ttUer  Bedeo- 
Iii9f  stdie  «ni  daMlIe  BMüpInr  (wie  AmMniii  Opute.  VoL  ¥1. 
p.  6L  lehrt)  ,,voii  wlikBrfieB  Seuen,  irasSelt  eitedert,  um 
eiae  fiadie  recht  gst  mi  nMchea,  herkonmie.    Wir  nennen  das 
nk  einer  ihnUehen  Met^^  truien.^  —  V.  246.  »M  bemerkt: 
^vfb^^  IflDt  ¥1^  1, 848.  Lob  des  Badnen  int,  ist  JUer  von  tfaer- 
riteo  gesegt,  lUeL^   Allein  dieg  nM  wideriegt  theila  dnreh  die 
Paitftel  Mp,  AeHe  durch  die  HomeeialDiiö  Natornnadhanung, 
weUhe  edttiit  durch  die  Menge  hiaalicher  Bigauieliaften  sidi  den- 
oooh  "den  Qbns  einer  einaiyn  guten  nkht  •vwdankela  läaat;  TgL. 
1, 1^  DI,  S9.  Ba  gilt  demnach  aaeh  hier,  wenigateaa  thcllvraiae, 
die  aa  XI,  480.  Ton  Heyne  entlehnte  Bemerkung.  —    V.  252— 
256.  t  ,,iSnige  alte  GaamafHitiker  eifciarten^iesefilnf  Veme,  an- 
dere i  aad  swar  die  meiatea,  ri€htigttr  nur  die  «Ton  Wolf  eing&- 
fclaaunerten  drei  fftr  unecht.%  iat  eiae  uogenügende.Bemerkung. 
Ba  muaate  hier  ^oa  Allem  aaf  die  achaifiianif^  Br&rterang  von 
•Mugdablich  geaditetweadea.  ^    V.j967.iBt  ^^Mwk6vfi^  die 
Cfehwiele  erhob  aich  unter  «dem  Scepter:,  d.J.jrond€m  Seepter^^ 
•ungenau  erkUhi.    Ba  imr  an  aagea:   dUa  SkAtmfe  erhob  sieh 
{tötti)  om  der  Haut  See  MMtmns  (^)  ifuni^r  änt^wMend 
(iiare*  Wa.:  xatad^ep,  dnmi^n.htd^var^  der  Veiedtgert  Hcff^ oAt- 
f9v)  iH  die  Bähe  (opA).    Naegelabaeh  eridart^ach  Thieiach  imd 
meint:  „So  steht  .iSacd  aehr.oft  fSr  i^jj^^^    Das  kann  aber  auf 
diese  Stelle  schweriioh  Anwendung  finden,    {kenn  erstens  ist  i» 
achon  im  Verbo  il^peutviatTi  enthalten,  zweitens  hangt  Mifsaepov 
•Aso  x^.  mit  y^vjttaßiötfi  abf  das  Bligste  züsammea,  io  dass  diese 
Warte  keine  epraegetlscfae  Itehlaning  abgeben:  kaonen ;  drittens 
andlieh  findet  sich  beim  Dichter  keine  Stelle,  wo  solche  Ferba 
tQinkä  und  tetQeMka  eine  Epexegese  bekamen,  die  sich 
'Mos  auf  Eine  Prapoaitian  bezöge,  wie  es  naidi  dieser  Erklärung 
hier  stattfinden  warde  —    \.  269.  Das  dQ%ÜMf  Uhip  wird  nicht 
ganz  genau  eiklürt    Ba  war  aua  -DoederMn  Loct.  Hörn.  Spec.  I. 
und  Tüttnmn  de  SyiAn jmb  ia  S^  T.  Hb.  B.  p.  12.  zu  schöpfen. 
^  V..260. :  „s.  1, 174.'^    Da  steht  nichia  was  hierher  gehört.  — 
V.  aOl.  Statt  Uer  WaB^s  Note  zu  entlehnen ,  welche  dem  Scha- 
ler keine  klare  Einsfeht  in  dss .  grammatlsnhffi  Verstaadniss  giebt 
und  in  weicher  ^  /»^  «cd  .dHrch„sllerdings^^  statt,  durah /retftck 
teoA/  (als  Ansdrodc  eines  Zugestiadnisses)  übersetat  wird ,  war 
hier  die  riditlge  BridSning  an^ndunen  aus  dem,  was  €reiat  in  der 
Bdtsdur.  f.  Alterthnmsw.  1637.  S.  1266.  in  Besiehun«;  auf  Hm. 
Or.  nach  Lahrs  mit  gewohnter  BeutUcifteit  und  Binsic|it  entwi- 
doBltchat. .  Die  Stelle  bedeatet  demaachs  freäüh  hahm  adr  auch 
Beeeimmrden  %u  ertraget^  ^  eodaee  niußtuüateäüg  darüber  naeh 
Hmuee  smrihkkehren  möchte^  -^^    Y.  29B^2  „atvioy  mit  leeren 
fichifiPen ,  ohne  Beute.^<    Das  kann  nicht  der  Sinn  sein..    Denn  sie 
hatten  ja  schon  Stidte  erobert,  und  Beute  genug  (vfi.  I,  367  f.) 
^  unter  einander^  vertheüt    umdef»  ist  ^e  dafeetmd.  u  ohne  Tm^ 


Homeri  lUas  tob  OtpAm»  S67 

«rttolMd üeAdkena «lieder 'eijui0t m hakm. -^  V.  303. tAi 
Vkg.  Jen.  cMtt  statt  Sel«g.,  ein  DniekfeUer,  den  hierinmer 
Hbw  dem^Aadem^MchgeicMebeB'bat.  r^    V.  SOS.  Jukte  die 
Mjtiaimg  ^n  Naegehbach,  ^  nicM  gUM  dfbtig  angeg^fctn  wird, 
«da  die  walmdleiiiliGliflle  gdbilHgt  weideii  kÖHiifiB.    Statt  dmr 
Worte  vo»  Gr.:  %tiid  «a  wttl  ar^iDil'  iat  ,,eiii  Auadrack.  «der  alten 
Bpracke^  iete.  Uebet  dealBciier  mit  iBaaftr  an  fibfled.  II,  &i.: 
^^fNcotÄrMMIa  laci^o ,  foa^  etc.    Die  hat  Naegebbaiaii  angeillitte 
Stidle  U.  «^  asa  fat  DmcldEeliker  at.  28a  —    V.  314. :  ..ÜABwd 
•gdMirt  va  Kac«70^M^  nnmöglieh,   aondern  su  zt/rgtyäta^»  «— 
V.  318.  Ueber  dieae  Steile  hat  Finekh  ia  der  AUg.  Scliols.  1820. 
Alitli.  II.  Nr.  21.  sdir  ansfplirlidi  gehandelt,  waa  Naegelabafch 
nk^t  gcioannt  «i  liaben  adleint.  —    W^ua  V«  340.  an  i»  n^sfl 
i^ßovlstl  ywoLam  geaagt  wird.:  ,^e»  felitt  daa  hypotlielisclie  «^ 
ea  ist  eine  mildere  7onn  atatt  umsonst  aiMo.werd&i  9ie^Meia!*\  ao 
Iat  äbtraelien,  daaa  die  Werte  eine  unmllige  VerwMmebimg 
(beaeidmen,  «litbin  nicht' eine  ^mildecp^  nandern  leine  «tSifcflre 
jftedaform  enthalten,  und.daaa hei dcrglekhen.Sätnen.xi  Ader  £i; 
der  Regel  nadh  JeUcn  .muaa«  Vgl.  Hef}fn.  in  lUg.  p«  SIA,  ed«  W^ 
itm-mnAgen  ^^BmtmwlBin^  mit.  i.  snbacr»  nn  aetaen,  da  Hr^  Gr, 
i,  iG7.  ^  nmretanderikiaaat'  EbenaoiatiBnbacr«'8iidi.aen8tin 
t'Mimp  md  mutim^iiisimmmSagoaL    Hr^Cn  Imt.ea  in^deneirMen 
.Biehe^n  weggciHeeB^ .  «reil  er.Spiissner^s  Note  saXI^  IMu  Mtw- 
iBAeik  feu  l^hen  «eh^fint.    SpUitmr  bemerkt. an  1^.607.:  ^^quej^i 
'SB$9  'TOI  Smt]  f9tre4ua[ihmß9Aj  .^  conaentaneiun  ieaae  cndidttrimb^^ 
.ilagegentiu>II,.839.HMiiheidigt  er  daa  %  anbaer«  und  jiat  eaAhmll 
iaa%iaonmieBi  JBoBiist^iniWideiaprnGh.  ^    V.  346.  ^imJS.ikmh 
^u.Od..Kf  536.  ftmuii  is^Mm  verheaaertmsaen,  4,da£8.*keine;H]|i^ 
«reianng  mif  BeatiBiinte  lat^^  Sollte  aber  Jiicht  Adittl^  .Tecatanden 
Hoerden  icönnenS  •^.    V.36&  Znuxlaaö^ai^S'Eliw^  &Q^$^fita 
4f€.evoti«2if$/8i genügte,  iataitdreiEildirHqgen  der  Neuem :olMle 
flntaeheidang  ianfiaunäiiten ,  die  eiiAelie  Angalbe  der  Venodiger 
Sehofieau  'vipu»Qtia^  'laßuv  dv^  äv  iaz^mlißtiiav  tuA  ifmgmwj- 
6€ifu» ' tm^  ^Miiiw^g ,  .wiewohl  acspl  .überHuaaig.iat ,  da  .ach!^Q  der 
einfädle  Objadta^enkiv:  die  IMternehmungen  und  JÜageü  ufe- 
ren der  §^4mbten,H^ena  beaeiGhnet..^r^    Y.  371.  J>ie  Bemcr- 
Jknagi:  ^enofinebat'Alhene  «md.  Apollon  aind  beaendcm  dieifiot- 
Aer,  irekhe  EeteOiffldiittgen  lieidbeifiihiseo^.S  wiid  letatür.  Cr. 
.teffentUdi  ana  NaegfMaeh  M^m.  TheoL  S.  106  f.  naher  he- 
atiopmeaL'    Kae^dabacfa  hatte  ni.iseiner  achenea  Bntwidcelung 
noch den-^fiadrftcIrhinBufogen Uimen,  ea  seien. dieae  dsei  Gott- 
faditan.|^haam  'die  Homäshehe  >mnUät^  luki  JSuittnam  im 
]%Uialidr^.:)a9..dieaei8teUe.tnBiton  hehandelthat;  iNaegelahaah 
:aiaidint;ButAniattii?B  .B^merbuag  übenrehen^auJiaben..-*^  :V^3ft8. 
Heat  tnan:  ,,oi; .  .  of^xtoii  elgedtlich  nicht  genngend,  .Teratögerid, 
4*  i.  vnidit  mogäcfa ,  <YgL  Buttmann  Lexil.  2,  35/'     Aber  Jdaa  id- 
deeaydaht  aich  auf  aellsmne  Wciae!    Denn  BiHtmaaavWidedegt 


S68  Griechiaclie  Literatar. 

eben  die  angefUirte  Bedenliiiig  und  radit  su  bewehen,  daäi  iip- 
Uiog  den  BegrUF  Ton  rßtoi^tog^  suverlastigi  eidier^^  hebe..  Dage- 
gen war  f&r  die  Bedeutung  tdekt  gewachBen^  niehi  vermögend 
Lehre  Quaeat  Ep.  p.  240«  su  erwihnen.  Nach  Ldin  a.  a.  O.  Int 
auch  die  Note  su  XV,  502.  lu  ▼erbeaaem.  —  V.  408.  Die  gege- 
bene Bridirung:  „ovröfiflEfogv  Ton  aelbat,  d.  i.  er  war  ala  Bender 
nicht  beaondera  eingeUuien^,  wird  dureh  den  folgenden  Vera  wi- 
derlegte Dieaer  beweiat,  daaa  Bfenelaoa  von  aelbat  gekonunen 
war  9  um  %unäekit  bei  der  Bereitung  des  Mahlee  dem  jigamem- 
non  Mu  helfen.  —  V.  413  f.  Dieaer  Wunadi  erinnert  lebhaft  an 
die  Bitte  des  Joana  im  Buche  Joaua  10, 12  f.  -^  V.  415.  ateht 
B.  p.  590  at  530.  —  V.  420.  6(piXXsiv  kann  nicht  bedeuten 
^dedit,  immiait^S  aondem  iat  auch  hier  er  mehrte  ^  und  dfUyaQ- 
«ov  ateht  proleptiach.  Denn  nidht  jeder  novog  iat  nach  Hemeri- 
adier  Anachannng  an  und  für  aich  achen  dfdyoffi^og.  —  V.  ^7.: 
4L  at  L  —  V.  45L  Zu  bciöt^  kgadlja  kennte  ala  die  paaaend- 
ate  Pteillde  UnsugefBgt  werden  XI 4  11.  —  V.  459.:  „wie 
vovsdf«  T.  474*^^  Da  irtauagef allen:  das  t,ovg  v*  476.  Uebri- 
gena  war  hier  auf  B.  $  100.  A.  10.  nu  Tcrweiaen.  —  V.  463.: 
arpono^ifidwonr,  vatdn.  avainit^.^  abo  genittTi  abaoluti,  abor  die- 
aer ErkliruDg  wideratreitet  die  StdUung  der  folgenden  Partikeln 
8i  va,  ridiiiger  aagt  man  daher:  der  geidtiT  MQOWtlt.  fuhrt  der 
grammatiachen  Structur  nach  auf  ssvaqviny  surficL  —  V.  46K : 
,,iD(^g  im  FrfUilinge  =  iv  &Qjf  eloQivyJ^  Wo  daa  Epitheton  nicht 
dabdaleht,  darf  dne  genauere  Exegeae  daaadbe  nicht  hiniu- 
aetaen  wollen.  Der  Schuler  hat  lu  fiberaetsen:  ao  viel  Blumen 
entatehen  sa$  ihrer  Zeit.  Daaa  damit  der  Frühling  gemeint  aei, 
ergiebt  erat  der  Sum^  iat  aber  nicht  dea  Wortea  Bedeutung.  — 
V.  470.  Zu  der  Bemerkung,  dasa  die  Vergleichung  aidi  aitf  die 
Begierde  etc.  beaiehe^  wird  hinsugefügt:  ,^wie  EuatatUna  ricbt^ 
bemeriEt.^^  Allehi  daa  haben  achon  die  SdioL  BLV  bemerkt  — 
V.  477«:  yjp^ta  Adv.  darunter^  etc.  Da  muaa  nu  plvä  noch  daa 
folgende  Sk  UnaugeCIgt  werden,  weil  in  aoldien  Stellen  dl  oder 
uti  in  der  Regel  die  B^leiter  der  ala  Advecbia  gebrauchten  Prae- 
poaitionen  abd.  Daaaelbe  gUtTon den  Noten  lu IV,  330.  V,  307. 
Xi,  630.  Xm,  797.  XVI,  504.  --  V.  569.  wird:  ^Mv%nvaq  (poe- 
tiach  auch  Mvu^  4, 52.)^  bemeriEt.  Bhie  einfiiohe  ErkttruBg 
über  die  aingulaiiache  und  pluraliache  Formbildung,  die  rieh  aitf 
daa  alimäilge  Wachathum  der  einen  Stadt  au  swei  Stidten,  der 
auf  der  Akropolia  und  der  nach  der  Ebene  su »  gründet,  giebt 
ßoettling  Rhein.  Mua.  Neue  Folge  1841.  S.  162.  —  V*  597. 
wird  6%$vto  erklart :  „er  machte  bei  aidi  feat^  d.  L  er  maicherte.^^ 
Aehnlich  lu  Y,  832.  IX,  241.  Genauer  aagt  man  indeaa  nach  Ari- 
starch:  er  richtete  seinen  Sinn  datfürf^  gebahrte  eiUh*  \^Lekre 
de  Ailat.  p.  106.  und  Nüzseh  zu  Od.  XI,  582.  -  V.  626.  im  Ci- 
tate  505  at  535.  —  V.  692.  wird  zu  den  Worten  ud6  Sk  Mvvrit^ 
Sßaiep  bemerkt:  „i.  e^xarißaXs  er  tödtete  aiC'  Aber  in  aoldien 


Hoinori  Ilias  von  Crusiiu«  '     -369 

Stellen,  hindert  die  Termeintliche  Tmesis  beim  SchUer  mir  die 
richtige  Einsicht  in  das  Wesen  der  Praepositionen  nud  Casus. 
Hier  ist  ndd  ds  reines  Adverbiiim:  er  warf  darnieder.  Ebenso 
unrichtig  wird  durch  Tmesis  erläutert  n,  160.  III,  261.  V,  214. 
VU,  110.  XI,  53.  XIII,  577.  XIV,  240.  (6mö  dh  »(f^wv  xe^ 
ij0H^  wo  mit  Unrecht  „d.  i.  vsroöi^tffii,  eupptmel^^  erklärt  wird; 
denn  vxo  öh  ist  adrerbialisch  darunter^  und  noölv  als  Dativns 
commodi  gesetzt/,  wie  Hr.  Cr.  selbst  zu  Od.  1, 131.  ganz  richtig 
angegeben  hat.)  XV,  63.  —  V.  701.  Zu  dofiog  jfictsli^g  hätte 
Hr.  Gr.  nach  unserm  Dafurbaiten  bestimmter  für  diejenige  ErtJä* 
rung,  die  auch  die  Alten  für  besser  ansahen,  sich ' entscheiden 
sollen,  dass  nämlich  darunter  das  seines  Gebieters  und  Herrn 
beraubte  Haus '  zu  Tcrstehen  sei.  Die  wichtigsten  Belage  dafür 
nach.Heyne  und  Hemsterh.  giebt  auch  iS7o/s.  zu  Lucian's  Todten* 
gespracbe  XIX.  S.  96  f.  —  V.  703.:  „»o^eöv  yB  sie  vermissten 
freilich.^^  Ein  solches  „freiiich^^  l^ann  nach  keiner  Theorie  in 
yh  enthalten  sein.  Viel  besser  erklärt  diese  Stelle  Naegelsbach 
8.  15S.  —  V.  707.  und  709.  ist  die  Lesart  Aristarch's»  die 
Spitzner  in  den  Text  gesetzt  hat,  mit  Unrecht  verschmäht  worden. 
Dasselbe  lässt  sich  sagen  von  1, 520.  III,  367. 442.  FV,  147.  [Spituu 
in  den  Corrig.]  308.  321.  382.  385.  483.  V,  403.  857.  VU,  64. 
VIII,  482.  IX,  386.  454.  [vgl.  Herm.  Opusc.  VI,  2.  S.  200.]  680. 
X,  443.  XI,  455.  XII,  161.  218.  452.  465.  XV,  204.  272. 394. 631. 
633. 680.  XVI,  522.  633.  [ygl.  auch  Lehrs  Quaest.  Ep.  p.  294.]  — 
V.  733.  Tolg  ds  • .  .  l6ti%pfovto  wird  erläutert :  ^^tolg  d.  i.  äfia 
toig^^  Eine  ähnliche  ]g«rgänzung ,  die  der  richtigen  Auffassung 
der  Caaus  oder  des  ganzen  Satzverhältnisses  nur  hinderlich  ist, 
kehrt  wieder  lU,  61.  V,  223.  X,  539.  XV,  474.  Besser  ist,  in 
allen  solchen  Fällen  auf  die  Grammatik  zu  verweisen«  —  V.  754. 
Ueber  das  Getrenntsein  der  Fluthcn  des  Titaresius  und  Feneus 
wird  nach  Andern  bemerkt :  „Der  Dichter  legt  den  Grund  in  den 
Umstand ,  dass  er  ein  Ausfluss  (jxnoQQm^)  des  Styx ,  also  ein  un- 
terirdischer Fluss  ist.^^  Das  könnte  nur  richtig  seiu ,  wenn  der 
.Titaresius  unter  ^  nicht  über  dem  Feneus  wegflösse.  Richtig, 
wie  Ref.  meint,  bemerkt  über  diese  Stelle  Futsche  de  vi  et  natura 
juram.  Stygii.  Lips.  1832.  S.  28  sq. :  „Ejus  secretionis  causam 
poeta  in  Titar esii  rapiiiitoie  qusierit^  qua  placidas  argenteasque 
transcurrebat  Penei  undas.  Ipsam  autem  Titaresii  rapiditatem  e 
rapidissimo  Stygis  cursu  repetit.^^  Das  wird  geschlossen  aus  Od. 
X,  514.  und  11.  VllI,  369.:  alua  qU^qu  ^  ßuenta  rapida  i.  e.  tra- 
jectu  difficilla.  —  V  759.  Die  hier  angeführte  Gesammtzahl  der 
Achäer  widerspricht  der  Note  zu  v.  122.  —  V.  762.  steht  im 
Texte  ein  falscher  Accent.  Ebenso  1, 275.  [vgl.  Buttmann  §  105. 
Anm.  8.]  591.  II,  243.  IV,  5?0.  V,  69.  84.  88.  162.  213.  593.  643 
854.  VI,  21.  98.  206.  221.  463.  500.  50iß.  VUI,  331. 441.  IX,  471 
X,  232.  435.  XI,  104.  251.  375.  XR,  190.  413.  XIII,  15.  63.  235 
345.  559.  634.  XV,  85.  473.  XVI,  26.  99.  253.  451.  487.  816. 

N,  J^krb.  f.  PhU,  u.  Päd.  od.  KrÜ.  Bibl.  Bd.  XXXIV.  ffft,  4.  24 


870  Griechische  Literatur. 

897.  Falscher  Spiritus  ist  zn  finden  im  Texte  V,  169.  744.  Vl^ 
322.  Vin,  105.  IX,  478.  XI,  525.  XII,  20.  —  V.  785.  im  CiUte  V. 
st.  I.  —  V.  819.  stellt  naZg  st.  naC$  [bei  Spüzner  ist  es  in  den 
Corrigend.  verbessert].  Eben  so  IX,  57.  Xlf,  98.  XIV,  239.  — 
V.  838:  „Solche  Wiederholung^en  gebraucht  Homer  meistens  nur, 
um  den  Vers  zu  fullen>^  Bemerkungen  dieser  Art  sollten  heut  zu 
Tage  nicht  wiederholt  werden.  Einen  ähnlichen  Tadel  Homer  s 
hat  er  iltem  Erklärern  mit  Unrecht  nachgeschrieben  V,  278.  — 
Was  Hr.  Cr.  V.  867.  über  die  Kagäv  ßagßaQbipcivGiv  (iu  der  Note 
▼erdruckt)  bemerkt:  „fremdredend,  weil  sie  eine  ungewohnte 
fremdkliugende  Aussprache  hatten.  Eben  so  nennt  Homer  die 
Sintier  äygtotpovot^  —  das  möge  er  mit  einer  bessern  Note  aus 
Hermann'8  Griech.  Staatsalterth.  g  7.  Not.  19.  vertauschen. 

Ilias  IIF,  10.  Was  bemerkt  wird:  „svrs  h.  1.  wie  wenn  = 
i^T8  nach  Aristarchos.  Da  evts  sonst  überall  oys  bedeutet,  so 
will  Buttmann  . .  .  i/vr'  lesen^^  Das  kann  der  Schüler  ohne 
nähere  Motivirung  nicht  verstehen.  Es  war  Spitzn.  Exe.  XXVL 
§  3.  zu  beachten.  —  V.  23.  Die  Bemerkung:  „ocS/tia  von  einem 
Thiere,  wie  unser  Stück^^  war  ganz  zu  übergehen.  Was  sodann 
dem  Scholiast*  beigelegt  wird ,  das  hat  schon  Aristarch  bemerkt, 
dass' nämlich  öana.  bei  Honrer  nur  von  einem  todten  Körper  ge- 
braucht wird,  vom  Körper  eines  Lebenden  dagegen  öiiAttg^  Vgl. 
Lehrs.  de  Arist.  p.  95.  —  V.  99.  Zu  «ijtoaiS^e  fehlt  R.  Dial.  75. 
A.  1.  —  V.  100.  findet  sich  in  der  Erklärung:  ^^dgxns  ^^'  'i^^S 
igiSog  die  Ursache  (Urheber)  des  Streites ,  als  Exposition  bvsh« 
*AkB^avdgov.  So  heisst  Paris  vbIxsoq  appf  22,  116.^^  ein  zwei- 
facher Irrthum.  Erstens  steht  in  der  angeführten  Stelle  !jt  SxXsto 
vslxBog  dgxijn  was  sich  auf  die  Entführung  der  Helena  und  ihrer 
Schätze,  nicht  aber  auf  Paris  bezieht.  Zweitens  wird  an  unserer 
Stelle  schon  in  den  Vened.  Schol.  mit  Recht  verbunden  sPsxa 
ogx^S  ^AkB^dvdgov^  wegen  des  Anfangs  des  Alexander  d.  b.  weil 
dieser  den  Streit  zuerst  angefangen  hat  „ort  jcgoKattjg^Bv^ 
Vened.  Wollte  man  dagegen  dgx^g  als  Exposition  zu  bv.  'AIb^* 
verstehen ,  so  bedürfte  diess  der  Rechtfertigung  durch  ähnliche 
Stellen.  —  V.  103. 1,05.  kann  man  doch  oYöbxs  und  a^szB  jetzt 
nicht  mehr  erklären:  ,,bescheidene  Form  des  Futurs  st.  Imperat*,*^ 
da  diese  Mischlinge  sattsam  bekannt  sind.  —  V.  126.  Ueber  das 
Doppelgewand  (dlnka^)  sagt  schon  Aristarch :  ijv  l0tL  diTtkijv 
d^q>iBöa6^ai.  —  V.  128.  sdBv  ist  nicht  durch  „aiJr^s"'  sondern 
durch  savt^g  zu  erklären,  wie  schon  der  Accent  zeigt.  Die- 
selbe Erklärung  ist  anzuwenden  V,  96.  Vergl.  Spitzner  und 
Freitag  zu  1, 114.  —  V.  180.  wird  gesagt:  „e^wor  %r.  Diese 
Formel,  welche  mm. noch  11,  761.  Od.  15,  268. 19,  313.  [viel- 
mehr  315]  findet''  etc.  Es  ist  beizufügen  II.  24,  426.  und  Od. 
24,  289.  —  V.  203.  ist  im  Texte  die  Interpunction  ausgefallen. 
Ebenso  330.  [vgl.  äermann  de  Iteratis  apud  Homerum  p.  4.]  S35. 
413.  453.  IV,  274.  361.  V,  298.  300.  331.  840.  VI,  400.  IX,  645. 


'  Homeri  Ilias  von  Crnaias*       -  371 

XI,  3.  489.  [Hermann  de  Iteratis  p.  5.]  XUI,  705.  XYl,  gl5« 
828.  —  V.  262.  steht  ßi^Cato  im  Texte  gegen  die  Note  zu  I, 
428,  nach  welcher  auch  sonst  wie  II,  35.  48.  III,  312.  IV,  86. 
XV ,  120«  die  Form  ßijöBto  u«  s.  w.  nach  Spitzner  aufgenommen 
Ist.  Ausser  unserer  Stelle  stösst  man  auf  die  verwerfliche  Form 
mit  a  I,  496.  III,  328.  IX,  596.  X,  517.  529.  XI,  16.  XIV,  229.  — 
V.  278.  Die  unrichtige  Bemerkung  kann  jetzt  aus  JSitzsch  zur 
Od.  T.  III.  p.  185.  verbessert  werden.  —  V.  287.  werden  die 
Worte  ^ra  %ai  i60O(iivoi0L  ftsv'  dv^gentoiöi  nkXritai  nach  Andern 
erklärt:  ^^wovon  auch  bei  der  Nachwelt  grosse  Nachrede  sein  wird.^^ 
Dann  müsste  aber  noch  ein  Objectiv  wie  II.  Vi,  35^.  dazu  gesetzt 
sein.  Wie  die  Worte  hier  stehen,  können  sie  nur  bedeuten:  die 
auch  bei  der  Nachwelt  fortdauern  werde^  d.  h.  die  bei  ähnlichem 
Frevel  auch  von  den  Nachkommen  bezahlt  werde.  Für  diese 
Erklärung  spricht  Od.  VIII,  160:  —  V.  443.  war  der  eigenthum- 
liehe  Gebrauch  zu  erwähnen,  nach  welchem  ngatov  zu  relativen 
Zeitbestimmungen  (hier  zu  Sre)  gesetzt  wird,  um  das  zu  bezeich- 
nen, was  bei  einer  Sache  das  Erste  ist,  oder  womit  dieselbe  an- 
fängt, nicht  aber,  dass  damals  etwas  zuerst  und  dann  wieder  ge^ 
achehen  sei.  E^en  so  das  lat.  primum  vgL  T^iel  zu  Virg.  Aeu.  I, 
442^  —    V.  458.  im  Texte  'JqvbIt^  st.  'Jgyüriv.  — 

IV,  126.  hätte  eine  Bemerkung  über  die  Form  InMtkö^ai 
gegeben  werden  sollen.  Vgl.  Hermann  zu  Soph.  Oed.  R.  17.  — 
V*  123.  Die  hier  gegebene  Erklärung  der  Wörter  ^odTiJp,  ^Aiia^ 
dmkovq  ^copi^g,  kann  nicht  als  die  richtige  gelten.  Vgl.  Lehra 
de  Arist.  p.  125.  sqq.  Daher  sind  auch  die  zu  XI ,  15.  234.  ge- 
machten Noten  zu  verbessern.  —  V.  146.  Bei  ykivv^r^  war  vorzüg- 
lich auch  Ahrem  Ueber  die  Conjug.  auf  fit  S.  10.  und  36.  zu  beach- 
ten, der  die  Schreibart  ßiavd'tv  zu  begründen  sucht.  —  V.  155.  im 
Citate  2,  357.  st.  3,  357.  -^  V.  16L  erklärt  Hr.  Cr.  das  mixiöav 
mit  den  Grammatikern  (wie  Rost  §  116.  A.  8.)  so,  dass  der  Aorist  au 
der  Stelle  de^  Futurs  gesetzt  sei,  indem  der  Sprechende  zukünftige 
Dinge  als  schon  geschehen  darstelle.  Allein  dafür  vermisst  Ref. 
passende  Belegstellen ;  an  unserer  Steile  würde  noch  ausserdem ' 
für  eine  solchie  Erklärung  eine  Verbindung  wie  xal  zoxh  aber 
nicht  mit  xk  erforderlich  zu  sein  scheinen.  Höchst  wahrscheinlich 
haben  wir  in  anixiöav  ein  Beispiel  mit /(/Ze^e/i ,  der  zweite  Satz 
ist  nämlich  ganz  allgemein  ausgesprochen.  Dagegen  ist  IX»  415;, 
wo  Hr.  Cr.  auf  seine  Bemerkung  zu  dieser  Stelle  verweist,  ganz 
anderer  Natur.  Denn  da  wird  gesagt ,  dass  nach  der  Rückkehr 
des  Achilles  in  sein  Vaterland  auch  sein  edler  Ruhm  schon  ver- 
schwunden sei.  —  V.  177:  ^^iTU^gciCitGiV  aus  Verachtung 
Aerti/ospringend^S  Das  enL  kann  nicht  „herum^^  bedeuten ,  son- 
dern ist  einfach:  auf  den  Grabbügel.  —  V.  193.  war  otti  nicht 
zu  trennen.  Eben  so  IX,'659.  Dagegen  ist  es  mit  Unrecht  ver- 
emigt  VUI,  422.  —  V.  197.  zu  tm  ttiv9og  ist  jetzt  auf  R.  §  101. 
3.  d.  S.  487.  ed.  VI.  zu  verweisen.  —  V.  250.  steht  Slv  un  Texte 

24* 


372  Griechische  Literi&tar. 

statl'^g —  V.  257.  hat  Hr.  Cr.  das  Wolfische  icigt  anverindeit 
gelassen,  und  io  der  Note  bemerkt,  dass  es  Adverbiam  sei,  ua- 
geachtet  Spitzner  sovohl  in  der  Ausgabe,  als  auch  in  der  Recen- 
sion  Ton  Bothe's  Ausgabe  der  lUas  (Ztschr.  f.  Alterth.  1835 
S.  1074.)  das  Unstatthafte  einer  solchen  Betonung  erwiesen  haf. 
Dazu  k^mnit,  dass  Hr.  Cr«  auch  hierin  nicht  consequent  verfahrt; 
denn  in  gleicher  Verbindung  ist  XIH,  374.  wieder  nBQl  und  XVI, 
221.  dai6  sn  lesen.  Dieselbe  Inconsequenz  findet  man  auch  in  der 
Betonung  der  einsilbigen  Präpositionen.  Während  nämlich  in  eini- 
gen  Stellen ,  wie  II,  616.  V,  64.  ^mv  Ix ,  157.  i/^dxri^  Ix  vootiQ- 
Cavts^  VI,  100.  u.  a.  die  Präposition  richtig  betont  ist,  fehlt  da- 
gegen der  Accent  1 ,  125.  [was  Spitzn.  Epist  p«  13.  verändert, 
oder  i^iXQtt  ^ofisv  mit  Freitag  p.  68*]  222*  [Göttling  Ldire  vom 
Accent  S.  381.],  350.  [bei  SpUzner  ist  das  Fehlen  des  Accentes 
bloss  Druclcfehler,  wie  die  Note  zeigt.]  U,  150.  312.  351.  374. 
793.  IV,  508.  V,  763.  XV,  729.  XVI,  12.  252.  Auf  ahntiche 
Weise  wird  IX,  361. 1v  da  mit  Recht  gelesen ,  dagegen  VIf,  441. 
IX,  350.  die  gleiche  Verbindung  mit  Unrecht  ohne  Accrat  gefun* 
den.  —  V,  303«  wird ,  was  den  Uebergang  von  der  indirecten 
Rede  zur  directen  betrifft,  mit  Unrecht  gegen  Koppen  gesprochen. 
Denn  Köppen's  Bemerkung  richtig  verstanden,  hat  seinen  Grund 
im  innersten  Wesen  der  epischen  Poesie.  Vgl.  auch  Hermann 
de  Iteratis  apud  Hom.  p.  4.  —  V.  343. :  „sr^oiTO  [der  Accent  ist 
bei  Hm.  Cr.  verdruckt]  dxova^Bß^ov  l^sio  ihr  hört  zuerst  von 
meiner  Mahlzeit^^.  Das  musste  Koppen  nicht  nachgeschrieben 
werden.  Die  Worte  bedeuten  vielmehr:  ihr  höret  zuerst  von  mir 
vom  Mahle  d.  h.  ihr  Werdet  zuerst  von  mir  zum  Mahle  eingela- 
den. Denn  ifisZo  ist  nicht  als  possessivum  zu  fassen,  sondern  als 
Genitiv  der  Person ,  von  dem  der  Ruf  ausgeht.  —  V.  345: 
9^q>Ua  sc.  Itfn,  8.  V.  a  q)lkov  l0tlv^\  Mit  Unrecht.  Denn  dass  Stel- 
len, wie  diese,  zu  erklären  sind:  da  ist  euch  lieb  das  Fleisch^  es 
zu  essen^  das  haben  NägeUbaeh  und  Freytag  zu  1, 107.  gezeigt. 
Demnach  ist  hinter  q>lX  das  Comma  au  tilgen.  —  V.  357.  Zu 
den  angeführten  Stellen,  wo  yiv667ihiv  den  Genitiv  bei  sich  habe, 
lässt  sich  auch  U.  XXIU,  452.  rechnen.  —  V.  410.  wird  be- 
merkt: fiif  ^01  • . .  y^BO  tifity.  Der  Aorist.  Imperativ,  [es  ist 
wahrscheinlich  bei  ausgefallen]  fii^  nur  episch^^  Das  muss  aber 
wenigstens  heissen:  der  Imperat.  Aorist,  in  der  zweiten  Person. 
Doch  bedarf  bekanntlich  auch  das  '„nur  episch^^  einer  nähern' Be- 
stimmung. Uebrigens  konnte  hier  der  Anfänger  noch  an  Rost. 
§  3.  extr.  und  §  105.  A.  3.  erinnert  werden.  —  V.  483.  ist  bloB 
gesagt:  ^.Tgmg  vgl.  436.  Tgiomv,  eine  Anakoluthie,  s.  3,  211. 
2,  353'^  Das  kann  dem  Schüler  keine  klare  Einsicht  gewähren, 
zumal  da  die  augeführten  Stellen  verschiedener  Natur  siad.  Es 
war  hier  eine  kurze  Bemerkung  aus  Spitzner's  Bxcurs.  XXVI; 
p.  ^9,  zu  entlehnen.  —  V.  456.  war  statt  Wolfs.  Note  ansuföh- 
ren,  aus  Lehrs  de  Arist.  p.  90,  zu  schöpfen,  wo  nur  durch  einen 


Hoiiieri  Iliäs  yon  Cnuiw«  973 

Druckfehler  diese  SteHe  fiibcb  dtjrt  ist.  —  V.  485.  itt  v»  ht 
statt  vTtsx  ein  Ton  Spiizner  beibehaltener  Druckfehler,  d(|  bei  flr. 
Cr.  sonst,  wie  V,  854.  IX,  7.  und  anderwärts,  beide  Präpositionen 
vereinigt  sind.  Die  Trennung'  findet  man  noch  mit  Unredit  XIU, 
89.  XVI,  353.  699.  [bei  Spitzner  in  den  Addendis  verbessert].  — 
V.  535.  ht  xBlsfUx^  ganz  unrichtig  erklärt:,,, er  ward  so  heftig 
gestossen,  dass  er  niederstürzte^^.  Es  bedeutet  nur:  er  wurde 
zurückgedrängt.  Ans  der  ftlschen  Erklärung  des  Hrn  Cr.  ist  ein 
zweiter  Irrthum  entstanden ,  nämlich  dass  537.  6  (f  'Eaeiwv  ge* 
deutet  wird:  „i.  e.  ®6ag^  denn  die  Aetolier  gehörten  zum  VoUs- 
stamm  der  Epeier'^  Ohne  das  letztere  zu  berühren ,  genügt  die 
Bemerkung,  dass  hier  nicht  @6tts  m  den  Staub  gestreckt  ist, 
4a  er  VlI,  168.  sich  wieder  zum  Zweikampfe  meldet,  sondern 
^i&Qfig,  der  nach  II,  622.  einer  von  den  Anführern  der 
Epeier  war. 

V,  89.  war  statt  ovz  aQXS  vielmehr  i?^  zu  schreiben)  da  das 
erstere  bei. Homer  eben  so  ungebräuchlich  scheint,  als  bei  den 
Latdnem  nihilque  statt  nee  quidquam.  —    V.  310.  wird  zu  den 
Worten:  dfitpl  ds  o60b  xsAa^i/i^  vv^  ixakvijfev  bemerkt:  „hier 
und  11,  356.  bezeichnen  diese  Worte:  er  verlor 'alle  Besinnung>S 
Aber  ausser  der  angeführten  Stelle  giebt  es  noch  zwei  Stellen  der 
nias,  wo  in  vv^  der  Begriff  Besinnungeioetgkeit  liegt,  nämlich 
XIV,  438.  und  XXU ,  466.    Möge  Hr.  Cr.  diese  Bemerkung  auch 
in  seinem  Wörterbuche  zu  vv^  hinzufügen.    Es  hat  darauf  schon 
aufmerksam  gemacht  Oertel  de  Chronologia  Homerica.    Meissen 
1838.  Diss.  L  p.  28.  —    V.  387.  ist  das  nach  %aXiii(p  stehende 
de  zu  tilgen  nach  Lehrs  Quaest  Ep.  p.  266.     Der  Satz  steht  zum 
vorhergehenden  epexegetisch.  —     V.  492.  Hier  hätte  Hr.  Cr. 
zudra  verschiedenen  Meinungen,  deren  Aufzählung  wir  übrigens 
in  dieser  Ausgabe  nicht  billigen ,  noch  liinzufugen  müssen ,  dass 
Funke  bei  Fritzsche  Aristoph.  Thesmoph.  p.  490.  vermuthet: 
%alsxi^  d'  vxodsx9ai  ivixijv.  —  vTCOÖixaO^M   diSicilia  sub- 
eundo  probare,  was  Fritzsche  unter  Verweisung  auf  Herod.  VI, 
69.  und  m,  130.  gebilligt  hat.  —    V.  506.   Zu  den  Worten  o^  ds 
fuvog  xet^cpv  l^S  q>£Qov  heisst  es:  „dS  ds,  nämlich  die  Troer  $ 
oder  nach  Koppen  ot  iaißdtai^^.     Keins  von  beiden  ist  richtig. 
Der  Zusammenhang  verlangt  di  ds  u  e.  Tgäsg  xal  ^Armol .... 
g>iQOP  nämlich  dXki^Xoig.  —      Zu  V.  544.:  dtpvBiog  ßiotoio 
konnte  statt  des  angeführten  „div^s  auri^^  noch  passender  vergli- 
chen werden  divee  opum  bei  Ovid.  Fast.  II,  569.  oder  Virg.  Aen. 
1, 14.  oder  ditissimus  agri  Aen.  1 ,  343.  —    V,  744.  nenut  der 
Diditer  den  Helm  Atheners:  iaatov  9CoJUW  XQvUe0(^ ugagvlav. 
Die  hier  wiederiiolte  Erklärung:  „ein  Helm,  der  den  Streitern 
von  hundert  Städten  passt  etc.    Der  Dichter  gtc^t  seinen  Götteili 
eine  die  menschliche  weit  überstdgende  Korpergcösse  ^c.    An- 
dere Erklärungen,  z.  B.  ein  Helm,  mit  den  Bildern  der  Krieger 
V(tti  hundert  Städten  geziert ....  skid  gegen  den  Sprachgebrauch^^ 


874  Griechische  I^iteratnr. 

—  diera  ErUSnmg  beweist,  dassHr.  Cr.  die  TortrefflifAe  Sr- 
liatemng  tod  Hermann  (Opusc.  IV,  p.  286.  sqq.)  gar  nicht  ^e- 
kahnt  liat,  eine  ErlauteruDg,  die  auch  Nägehbachl^i^m.  Theal. 
S.  14.  als  die  ricliti^e  erlLennt.  Darnacli  ist  auch  die  Note  zu 
838,  und  XV,  517.  zu  ändern.  Für  den,  Sprachgebrauch  von 
iQa^^vlav  ISsst  sich  ausser  XIV,  181.  auch  XV,  737.  hierher- 
ziehen*  —  Zu  V.  772.  v^rixiig  tnnoL  wird  gesagt  ^^hochtönend, 
entweder  lantwiehernd  oder  iautstampfend^^.  Richtiger  war  hier 
mit  Virgil«  Aen.  XI,  496.  zu  erklären :  adrectis  frementia  cervi- 
cibua  äUe,  Vgl.  Döderiein.  VocabuL  Homer.  Etyma.  Erlangen 
1835.  S*  14.  —  Zu  V.  785.  xtxlKSoqxjivq}  möge  Hr.  Cr.  Goett- 
ling  zu  Hesiod.  Theog.  311.  vergleichen.  —  V.  845.  konnte  bei 
^A'^og  Kvviijv  hinzugefügt  werden,  dass  es  bloss  eine  spriichwöri- 
liche  Redensart  zu  sein  scheine  und  dass  es  mit  der  Nebelkappe 
oder  Tarnkappe  im  Niebelungenliede  zu  vergleichen  sei.  — 
V.  898.  wird  von  iviQtBQog  OvQaviävcov  die  gewöhnliche  Erklä- 
rung wiederholt:  „Tiefer  unten  als  die  Uranionen,  d.  i.  die  Kinder 
des  Uranös,  die  Titanen.^^  Da  aber  (higavlcoveg  im  Homer  sonst 
überall  die  Olympier  bedeuten,  so  wird  man  auch  hier  mit 
Goettling  im  Hermes  und  Naegehbach  in  Hom.  Theol.  p.  73. 
dieselben  anzuerkennen  und  die  Stelle  zu  übersetzen  haben: 
tiefer  ah  die  Olympier  d,  h.  bei  den  Titanen»  Nur  will  mir 
der  euphemistische  Ausdruck,  den  Nägelsbach  a.  a.  O.  gei- 
tend  macht,  nicht  recht  geeignet  erscheinen,  weil  Zeus  hier 
droht,  und  er  bei  solcher  Drohung  sonst  niemals  euphemistisch 
zu  sprechen  pflegt.  Desshalb  will  mir  hier  das  Zenodoteische 
kvigtarog  besser  gefallen,  wodurch  diese  Strafe  aiif  den  Ares 
allein  beschränkt,  und  der  Euphemismus  entfernt  würde. 

VI,  2.  Bei  IVO^a  xctl  ivft'  X9v68  (I&XV  ^^Sloio  ist  statt  der 
hier  gegebenen  Uebersetzung  der  Schüler  Heber  an  Schiiier  za 
erinnern:  Durch  Me  grüne  Ebene  schwankt  der  Marsch,  Eine 
solche  Vergleichung,  wozu  jetzt  Meyer  x  Wilhelm  Teil.  Nürnberg 
1840.  einigen  Stoff  giebt,  würde  in  der  nöthigen  Einschränkung 
gehalten,  in  dieser  Schulausgabe  auch  an  andern  Stellen  recht 
zweckmässig  sein.  —  Di^  Bemerkung  V.  149. :  ^^tpvhi  steht  in- 
transitiv nascitur ,  welche  Bedtg.  sonst  nur  der  Aor.  2.  und  das 
Ferfect  hat,^^  ist  bereits  widerlegt ,  und  die  intransitive  Bdtg.  des 
Präsens  auch  durch  andere  Stellen  erwiesen  worden  von  Meineke 
zu  Theocrit.  VII,  75.  ~  V.  169.  hat  die  Note  unter  andern: 
„muss  man  sich  zwei  kleine  Bretter  verstehen^^  st.  denken.  Aehn- 
liche  Verstösse  sind  zu  andern  v.  244.  zu  beiden  des  Hauses. 
VIII,  307.  rX,  29.  Nestor,  welcher  ihm  bestimmt,  und  gtebt 
502.:  von  der  Liten  XI,  125.  dieser  Gesandtschaft  ist  erwähnt. 
XII,  400:  über  die  Mauer  und  das  Thor  eindringen,  statt  durch 
das  Thor.  XIII,  460.:  er  st.  Aeneas.  XV,  656.:  daselbst  bei  den 
Schiffen  st.  Zelten.  —  V.  241.  ist  in  der  Anmerkung  (laX  aus- 
gefalle».  —     V.  386.  hat  der  Text  ^axav  st.  (liyav.  —     V.  456. 


'   Homeri  nias  von  Crnsius.  .    .  "  375 

wird  2U  fl^og  crAAi^g  tötdv  vq)alvQis  hemetkii  ,,bei.  einer  andern 
oder  nach  den  Schol.  vn  cii^ifjg  xbXevo(ibvi]J'^  Richtiger  sagt  man 
ijide8g:  zum  Yortheii  einer  Andcrii  Vgl.  Burchard  AnthoL  6r. 
p.  79.  —  V.  464.  %vzi]  yala  die  ausgeschüttete  Erde ,  d.  i.  der 
Gnbhügeb^  «•  Die  Deutlichkeit  verlangt  die  Hlnzufugung  der 
Wo^te:  bei  Homer  immer,  —  V.  509.  war  Naegelsbach  S.  294. 
zu  beachten. 

VII,  133.  möge  Hr.  Cr.  zur  Berichtigung  seiner  längern  Note 
Unger  Thebaiia  Farad.  Vol.  I.  p.  393.  sq  vergleichen.  —  V.  199. 
war,  da  Hr.  Cr.  IX,  40.  hierher  verweist,  doch  das  SknopiaL  za  er- 
klären, was  hier  gerade  wie  das  lateinische  sperare,  den  Begriff 
sibi  persuadere,  opiuari  i.  q.  öohbIv  enthält     So  schon  Eustathius 
p.  616.  rd  ÖS  l'Asro.ua^  tavtov  l(Sxt  tc5  doKsa ,  wie  Hiischke  in 
Wpifs  Anal.  Vol.  I.  p.  165.  bemerkt.  —    V.  298.  Der  Vers :  ahs 
fAOL  BvxofABvai  ^Btov  dvtSovtac  ayava  wird  mit  Spitzner  verstan- 
den ,9Von  dep  troischen  Frauen,  welche  für  .die  glückliche  Rück> 
kehr  Hectors  den  Göttern  Gelübde  darbringcn.^^     Da  indess  Ho- 
mer von  einer  Aufstellung  mehrerer  Götterbilder  in  einem  Tempel 
nirgends  etwas  erwähnt  hat,  so  wird  man  wohl  mit  Hermann 
(Ztschrft.  f.  Alterth«  1841  S.  541.)  die  Stelle  erklären  müssen: 
y^sie  werden  sich  mir  glückwiinachendauf  dem  Sammelplätze 
einfinden.    Mit  diesem  Sammelplatze  ist  gewiss  nur  ein  zu  Fest- 
lichkeiten   bestimmter   öiSentlicher   Platz   der   Stadt  gemeintes 
Wahrscheinlich  lag  dieser  Platz  auf  der  Burg  in  der  Nähe  der 
Tempel  des  Apollo  und  der  Minerva  und  wurde  deshalb  %Blog  ge- 
nannt.   So  etwas  hat  vielleicht  selbst  der  Scholiast  mit  seinem  rd 
t^v  9säv  a&QOiöfia  andeuten  wollen.     Mit  gewohnter  Besonnen^* 
heit  spricht  über  diese  Stelle  auph  Siebeiis  de  hominum  heroicae 
atque  homer.  aetatis  precibns  ad  deos  missis.  Badissae.  1800  p.  18., 
welcher  ^^rog  dycjv  erläutert:  „locus  ubi  rerum  sacrarum  causa 
conveniant^^ —     V.  3f^7.  wird  mit  Unrecht  gesagt:   „ovxm  st. 
ovH  ^'d^jam  non^S     Das  Richtige  ergiebt  sich  auch  für  diese 
Stelle  aus  den  Bemerkungen  von  Boederlein  Vocab.  Hom.  Etym. 
p.  10.   und  Nilzsch  Od.  T,  Ili.  p.  217.  —     Zu  V.  471.  ist  zu 
setzen  R,  §  104.  A.  10.  —    V.  479.  heisst  es :  „  x^^Qov  öiog 
blasse  Furcht,  weil  der.  Erschrockene  erblasst,   also  blass  ma- 
chend^^.    Aber  eine  so  frostige  Erklärung  muss  man  heut  zu  Tage 
nicht  mehr  aus  früheren  Commentatoren  wiederholen ,  -  so  wenig  , 
als  man  das  Horazische  pallida  Mors  noch  jetzt  so  erklären  darf. 
Vgl.  Lambin,  und  OrelH  zii  Horat.  I,  4,  13. 

VIII,  178.  wird  erklärt:  „ta  d.  i.  a^S  ^®  vielmehr  xavta  zu 
sagen  war ,  wie  schon  die  Interpunktion  zeigt.  —  V.  225.  Die 
hier  gegebene  Bemerkung  widerspricht  in  Betreff  der  Stellung 
der  Schiffe  des  Achilles  und  Ajas  der  Note  zu  I,  305.  — 
V.  266.  Von  nakivtova  xo^a  steht  hier  die  gewöhnliche  Erklä- 
rung, ohne  dass  Hr.  Cr.  die  Erläuterung  von  ^<9x  (Ztschrft.  f. 
d.  Altertbwsst.  1839  No.  145.)  beachtet  hat V.  307.  läatel 


376  GriechiBche  Literatur. 

die  Bemefkmig:  „ß(^Offiyq  sc.  iötlv.    Büoige  tlte  Erklärer  neli- 
men  nnrichtlg  an,  dass  das  Particlp  st.   des  Verbum  finitiun 
ßgU^^ai  Stehens    Ab^r  das  ist  ja  im  Grunde  dieselbe  ErlLlärun^, 
die  auch  Hr.  Gr.  mit  Unrecht  befolgt  hat     Denn  diejenigen  unter 
den  Alten ,  welche  h^ti  hinzugefügt  wissen  wollten ,'  dachten  das- 
selbe SU  ^V   M'«ffflrG>  hinzu  ^  nicht  aber  zu  ßgi^ofiivi],  ^  Zu 
ßQt9oiiivi]  darf  man  nämlich  l0rl  nicht  hinzusetzen  wollen,  weil 
die  umzuschreibende  Gonjugatioti  im  Passiv  bei  Homer  nur  mit  dem 
Particlp«  Perfecti  gefunden  wird.    Vgl.  das  Verzeichuiss  der  Stel- 
len bei  Lehrs  de  Arist.  p.  383.  sq.  ^  worauf  Hr.  Cr.  schon  darch 
Maegelsbach  S.  128.  hätte  aufmerksam  werden  sollen.     An  unse- 
rer Stelle  njnn  hat  man  entweder  aus  xägti  ßakav  ein  xdgij  ßdkksi 
auch  zum  Folgenden  dno  xoti/ov  zu  verstehen  wie  eXxBi  zu  ttQov 
Ifi^vv  11.  XVI,  407«  oder  ßgi^ofiivi]  mit  seiner  Begleitung  als 
Epexegese  zu  qte  sc.  iörl  aufzufassen.  Das  Erstere  verdient  ohne 
Zweifel  den  Vorzug.    Noch  erwähnen  wir,  dass  auch  ffann^waki 
Syntax.  Anom.  p.  226.  durch  die  Anführung  dieser  homerischen 
Stelle  «ich  selbst  widersprochen  hat.    Denn  da  er  p.  213.  die 
Entwickelung   von  Lehrs  mit  Recht  perfectam  atgue  omnUms 
mimeria  absolutam  nennt,  und  hinzufugt,  er  wolle  deshalb  im 
ganzen   Capitel  des  Homer   nicht   gedenken,    aber  gleichwohl 
p.  226.  zur  Begrfindung  «des  Gebrauchs,  nach  dem  das  Participiom 
in  relativen  Sätzen  für  das  tempus  finitum  gesetzt  ist ,  erwähnt : 
Fundus  construetionü  est  apud  'Homer.  IL  0  r.  3D7k  tjtB  ß^i^o- 
liivrii  so  leuchtet  ein,  dass  durch  diesen  Zusatz  das  Resultat  der 
Entwickelung  von  Lehrs,  die  eben  durch  diese  Stelle  hervorgeru- 
fen war,  wieder  aufgehoben  wird.  —    V.  466  —  68.  Hr.  Cr.  be- 
merkt die  Unächtheit  derselben.    Aber  bei  diesen  Noten  über  uns- 
achte Verse  hat  Hr.  Cr.  öfters  übersehen ,  was  Neuere  zur  Ver- 
theidigung  derselben  vorgebracht  haben;  z.  B.  Arndt  (de  liiadis 
compositione.   Lunaeburgi  1838),  welcher  S.  12.  Not.  über  vor- 
stehende drei  Verse  mit  Recht  bcmeilt:  „etsi  in  nonnullis  codd. 
Bon  leguntur,  abesse  non  possunt,  quod  sine  iis  Jnnonis  sermo 
mancus  esset  neque  quidquam  inesset ,  quod  Jovis  iram  moveret. 
Supra  quidem  v.  32 — 37«  iisdem  verbis  Minerva  Jovis  veniam 
imp.etraverat;  at  non  eadem  uxoris,    quae  filiae  gratia  est  apud 
Saturnium  et  jam  utraque  proelio  se  immiscere  ausa  fuerat^^  — 
V.  476.  wird  bemerkt:  ^^0tslvH  iv  alvoTaro)  in  der  schrecklich- 
sten Enge,  8. 15, 426.  oder:  im  grässlichsten  Gedränge^^   Mit  Un- 
recht.   Denn  da  in  diesen  Versen  vom  Kampfe  um  den  Leichnam 
des  Patroklns  die  Rede  ist,  so  können  die  Worte  nur  den  Raum 
»wischen  Graben  und  Mauer  (s.  oben  v.  213.)  bezeichnen,  in  wel- 
chen eben  um  den  gefallenen  Helden  am  heftigsten  gekämpft  wird. 
Vgl.  XVn,  394:  vlxvv  öUfy  Ivl  xdgy  bXxbov  dfAtpotegtH  «od  v. 
735.  ff.  XVin,  228.    Und  so  erklärt  schon  Eustathius  mit  Recht: 
ro  9tgo'£6togii98v  6mvog  rd  (israJ^v  t^srdq>gov  «al  «ov 
tBlxovst  o  KiA  alvotatov  Üysi  öut  ta^  hcet yavffiofihov^ ^6- 


Homeri  TKas  yon  Crasins.  377' 

vovg.  In  der  Bemerkung  über  dii;  Unaclitheft  der  Veme  475. 476. 
ist  noch  der  Hanpteinwurf  hinzuzufügen  ^  den  jetzt  O.  Müller 
Oesch»  der  griechischen  Ldteratür  1.  Bd.  S«  82.  in  der  Note  erwähnt. 
IX^  2.  ist  die  Note:  ^^tpiitec  poet.  st.  fpvyif^  an  dieser  Stelle 
nicht  richtig;  denn  die  Achäer  fliehen  ja  nicht;  es  war  daher 
q)i;ga^urch  fxsrAi^Sts  zu  erklären.  Yergl.  Lehm  de  Arist.  p.  91.  — 
V.  109.  ist  %vyi,&  cf|ag  durch  ,,deineni  Herren  nachgetiend  d.  i. 
Ton  deiner  Anmassung ,  deinem  Stolze  Terleitet'%  nicht  gründlich 
erklart.  Es  bedeutet  Tielmehr:  du  gabst  dem  muthigen  Dränge 
in  deiner  Brust  nach  etc.  Vgl.  die  schöne  Erläutening  dieses 
Wortes  von  K  Klotz  in  diesen  N.  Jahrbb.  XXI.  B.  2.  H.  zu  Soph. 
Antig.  718.  —  V.  133.  war  eine  Bemerkung  ober  das  Pronomen 
v^g  jener j  Ton  Buv^g  abhangig,  zu  machen,  damit  nicht  der  Schü^ 
Icr  t^g  ivv^g  als  Artikel  verbinde.  —  V.  14  "\  die  An- 
merkung über  die  drei  Töchter  des  Agamemnon  möge  Hr.  Cr. 
nach  Hermann  Eur.  Iphg.  Tanr.  praef.  p.  XXXVI.  genauer  ge- 
stalten. —  V.  180.  wird  ÖBvdlXXav  igSxaötov  auf  die  gewöhn- 
liche Art  erklärt:  jedem  noch  mit  dem  Augen  zuwinkendes 
Richtigeres  giebt  Doederlein  Vocab.  Hom.  Etym.  p.  5.  — 
V.  182.  wird  folgende  Bemerkung  gelesen :  ,,tcd  61  ßccrrjv.  Auf- 
fallend ist  hier  der  Dual ,  s.  v.  192.  197.  Wahrscheinlich  meint 
er  damit  den  Odysseus  und  Ajas,  denn  Phönix  war  Toraufgegan- 
gen,  s.  y.  192.  So  erklärten  es  meistens  die  Alten.  Koppen 
findet  dagegen  den  Grund  darin ,  dass  eigtl.  Od.  und  Ajas  nur  als 
Freunde  zum  Achilleus  gingen,  da  Phönix  mehr  als  sein  Haus- 
genoss  betrachtet  werden  konnte^S  -  Aber  warum  Hess  Hr.  Cr. 
Nilzsch  zn  Od.  2.  B.  S.'171.  unbeachtet?  Dieser  sagt  noch  deut- 
licher: „II.  IX,  182.  192. 196  f.  sondert  der  Dual  in  eigner  Weise 
die  eigentlichen  Abgeordneten ,  den  Ajax  und  Od jsseus ,  ron  den 
Begleitern;  so  dass  namentlich  Phönix  nur  als  befreundete  Neben- 
figur gilt^^  Nnr  will  dem  Ref.  bedünken,  als  könne  Phönix  hier 
nicht  blos  als  befreundete  Nebenfigur  aufgefasst  werden,  weil  er 
ja  ebenfalls  vor  Achilles  fnr  die  Achler  spricht,  nnd  gerade  die 
gewichtvollsten  Grunde  erwähnt,  die  der  ersten  Betrachtung  als 
geeignet  erscheinen  müssen,  um  den  Zorn  des  Achilles  beschwich- 
tigen zu  können.  Daher  will  es  dem  Ref.  vielmehr  scheinen,  als 
habe  der  Dichter  durch  den  Dual  in  dieser  Stelle  die  eigentlichen, 
ihr  Amt  durch  das  lebendige  Wort  verwaltenden  Abgeordneten, 
den  Odysseus  und  Ajax  und  Phönix,  von  den  blos  stummen  Be- 
gleitern, den  beiden  Herold<!n  Odios  imd  Enrybates,  absondern 
wollen.  Eine  andere  Ansicht  hat  G,  Blackert  in  seiner  verdienst* 
liehen  Abhandlung :  de  vi  usuqne  Dualis  numeri  etc.  fasc.  I. 
OassefÜB  1837.  S.  54  f.  Dieser  meint  nnmllch  „hunc  locum  (11, 
IX,  182  sqq.)  malam  et  perversam  imitationem  esse  lllius  primae 
legatioiiis,  de  qua  agitur  II.  I,  327  sqq.^^  Dort  stehe  nämlich  der 
Dual  richtig,  weil  von  swet  Herolden  die  Rede  sei,  und:  ^^Haec 
verba  In  locmn  fl.  IX,  182  sqq.  manu  iadoeta  tradncta  sont^j 


878  G  riechiscbe  Literatur. 

Aber  mr  Annahme  einer  solchen  manus  indocta  ist  nicht  der 
gerin^te  Grund  Torhanden  ^  Tielinehr  gehört  unsere  Stelle  ganz 
wesentlich  in   der  überlieferten  Form  zur  Einheit  des  Ganzen, 
runial  wenn  man  mit  Nitzsch  an  den  tragischen  Charakter  der 
Ilias  denkt.  —    V.  2o0. :  £2/  801^  6\  6aG)öi(itv  ^  aTtoXiö^av,  v^ag 
iviS0ikliovg  hat  folgende  Bemerkung  erhalten:  ^^Iv  äoi-j  sc.  iözi^ 
oder  nach  Eustath.  lößiv  —  die  Constructiou  hat  etwas  Hartes; 
He^e  ergänzt  den  Satz:  17  i^fiäs  Cadösiv  v^ag  ^  avrdg  ano- 
lia^ai  ob  wir  —  erhalten,  oder  ob  ü.  s.  w.  s.  10,  174.^^     Die 
angeführte  Parall^lstelie  ist  zwecklos.     Das  Vebrige  wird  den 
Schüler  io  Zweifel  lassen ,  wie  er  die  Construction  sich  erklären 
solle.     Demnach  war  zu  erwähnen,  die  Worte  ^  aTcakiö^aL  seien 
nach  dem  bekannten  Schema  diä  fiiöov  gesetzt,  so  das»  die  Con- 
stniktion  ist:    iv  doi^  (sc.  löxl)  öacaöifisv  vtjag  iv(S0sXftovg  ^ 
dzokh^au  Vgl.  Wex  bei  Poppe  zu  Thucyd.  VI,  12.  p.  55.  — 
V.  241.   musste   bei  der  Erläuterung  der  ÜTcga  xoQvnßa  nicht 
Heyne,  sondern  Ruhkopf  benutzt  werden,  welcher  sie  durch  ra 
aq>ka6vu  erkVkrt  ^  eine  Erklärung ,  die  auch  CrrasAo/ lieber  das 
Schiff  etc.  S.  15.  vorträgt.  —    V.  313.  hätte  bemerkt  werden 
sollen,  dass  stsgov  und  &kXo  einander  entsprechen,  wovon  Stall- 
baum zu  Fiat.  Alcib.  I.  c.  12.  viele  Beispiele  gesammelt  hat.  — • 
V*  378.  In  der  Aufzählung  der  Erklärungen  von  den  Worten  iv 
xagog  alcy  fehlt  die  Erklärung  des  Vened«:    ol  de  xdga  tov 
tp^slga^  pediculum,   was  Doederlein  Gioss.  Homer,  spec.  Er- 
langae  1840  p.  7.  als  das  Wahrscheinlichste  zu  erweisen  sucht. — 
V.  3S3.   Was  Hr.  Cr.  über  den  poetischen  Ausdruck  dieser  Stelle 
bemerkt,  das  kann  aus  Hermann  Opasc.  IV.  p.  295.  verdeutlicht 
werden.  —    V.  394.  Die  Bemerkung  über  yaiJLi60Bxai  ist  unge- 
nügend.     Möge  Hr.  Cr.  liber  diese  Stelle  Sander  Beitrage  zur 
Kritik  und  Erkl.  der  Griech.  Dramatiker.   I.Heft.  1837.  S.  18. 
vergleichen.  —    V.  435.   war  statt  ovSi  xi  hier  und  Xlf,  106. 
ovo  itl  zu  schreiben,  zumal  da  Hr.  Cr.  in  ganz  ähnlicher  Verbin- 
dung II,  179.  dasselbe  von  Spitzner  aufgenommen  hat«  ^-^  V.  502. 
Die  Bemerkung  über  Mordsühne  und  Reinigung,    welche  aus 
Koppen  geschöpft  ist ,  möge  mit  einer  bessern  aus  O.  Müller  zu 
Aescfaylos  Eumeniden  S.  136.  vertauscht  werden.   —    V.  592. 
liest  man  ttav  Sötv  aX<ptj.     Da  aber  der  vorhergehende  Indicativ 
niku  beweist,  dass  die  Sprachform  des  Satzes  keine  oratio  obli- 
qua  sei,   so  hat  man  höchst  wahrscheinlich  den  Conjunctiv  äkdy 
zu  schreiben  mit  Grashof  (Zeitschr.  f.  d.  Alterthumswiss.  1834. 
S.  250.),  eine  Verbesserung,  die  auch   V^ipii/s«/ Quaest.  de  dict. 
Hom.  fasc.  II.  p.  10.  [„quoniam  est  generalis  sententia^^]  für  nötblg 
erachtet,  -r-    V.  600.  wird  ivtav^a  durch  „sig  ravrcr,  zu  einem 
solchen  Gedanken^^  erklärt.     Es  ist  vielmehr  ganz  einfach  zu 
sagen:  ne  mentem  tüaih  huc  flectat  numen.  —     V.  648.  Statt  der 
aufgenommenen  Note  von  Koppen  ist  Bichtigeres  aus  Hermaniis 
Giieeh.  Staatsalterth.  §  9.  Not.  13.  zu  entlehnen.  —    V.  688.  ist 


1 

Homeri  Iliaa  Ton  CrosiaB.  379 

xq:  dlöl  x«l  otdi  xilf  thüp.^  imrichtif  bemeikt:  „d.  L,  ä6t% 
xiX  ilntlv^  et  eum  fdc  dixisse,  sunt  hice  s.  sunt  hi  testes^^ 
Denn  slni^uv  geht  nicht  zuDächst  auf  Achilles  ^,  sondern  auf  die 
Worte,  welche  Odysseus  so  eben  gesprochen  hat:  es  amd  auch 
diese  da  ^  um  dwss  (öder  dasselbe)  zu  sagen  ^  d.  b.  vm  meine 
W'orte  bestätigen  %u  können, 

X,  15.  ist  Köppens  Note  verstiinimelt  und  dadurch  ein  fal- 
scher Sinn  entstanden.  Es  heisst  bei  Hrn.  Cr. :  „Aber  TÖUigf  der 
Natur  gemäss  bricht  er  hier  nicht  in  die  Worte  aus,  wie  im  höhe^ 
ren  Grade  der  Erbitterung  gewöhnlich  ist^^ .  Aber  gerade  im  Au- 
genblicke der  höchsten  Noth  kann  die  Sprache  dem  durch  Geberde 
sich  kundgebenden'  Gefühle  nicht  folgen;  daher  sagt  Koppen: 
,,Aber  TÖilig  der  Natur  gemäss  bricht  diese  Klage  nicht  in  Wor- 
ten^ aus,  sondern  nur  durch  unwillkürliche  Geberden  ^  wie  etc.^ 
Uebrigens  hätte  Hr.  Cr.  seiner  sonstigen  Gewohnheit  gemäss  hier 
Cicero  Tusc.  Disp.  lU,  26.  berücksichtigen  sollen.  —  V.  79.  Zu 
Intl  ov  fiev  ivcBTQBTes  y^ga'C  kvygfß  wird  bemerkt :  ^^inttginsiv 
ohne  Accus,  nachgeben,  wie  das  latein.  cedere,  concedere«'^  *  Das 
kann  für  Homer  keine  Anwendung  finden ;  denn  hier  verlangt  der 
Sprachgebrauch  als  Ergänzung  das  Reflexivpronomen  iavvov:  er 
räumte  sieh  dem  Alter  nicht  ein,  d«  h.  er  verstattete  dem  Alter 
keine  Macht  üb^r  sich.  —  V.  99.  wird  gesagt ;  ^^vnvog  ist  nadh 
den  Scholiasten  i.  q.  äygvTtvla,  Heyne:  somnolentia,  SchlaflüSt.^^ 
Was  soll  der  Schüler  nun  wählen?  Der  bekannte  Sprachgebrauch, 
den  Heyne  hier  andeutet,  ist  bereits  genauer  erläutert  worden« 
vnvog  ist  ganz  einfach  Schlafe  aber  in  der  dermalen  vorhande- 
nen Beschaffenheit  seines  Begriffes  gedacht.  Vgl.  Jahn  in  die«- 
sen  NJbb.  XXVII.  B.  1.  H.  S.  110  f.  und  Lobeck  Act.  soc.  Gr. 
Yol.  IL  p.  311«  —  V.  20Ö.  hätte  ninrovrcov.,  das  nach  unserer 
Denkweise  den  Begriff  des  absoluten  Perfects  hat,  eine  Bemer* 
kung  verdient.  S.  Wunder  zu  Soph.  Oed.  R.  113.  —  V.  231. 
wird  tkr^itav  erklärt:  „etrroAfiOß  kühn,  muth)g^%  was  nicht  gut 
gewählt  ist.  Besser  rili^rixdg,  vnon%vrimi6q.  Vgl.^  Lehrs  de 
.Arist.  p.  99.  —  Y«  252.  war  in  Bezug  auf  die  grammatische  Er- 
.  klärnng  auch  auf  Bissen  Kl.  Schriften  S.  131.  Not.  Rücksicht  zu 
nehmen.  —  V.  278.  steht  falsches  Citat  st.  R.  §99.  A.  10.  a.  — 
V.  33 r.  Das  aykap;,i6^aL  erklart  Hermann  Opusc^VI.  p.  48.: 
seine  Freude  an  etwas  haben.  Ferner  ist  In  demselben  Verse 
statt  dkXtt  0e  qyijpi^  wie  auch  bei  ^o/f  und  Spitzner  steht,  viel- 
mehr dXla  öS  q>fiiii^  zu  schreiben ,  da  es  als  Gegensatz  zu  av^g 
aXXog  die  orthotonesis  verlangt,  und  demnach  den  Accent  nicht 
auf  dlkä  zurückwerfen  kann.  —  Y.  331.  In  die  Erklärutig  der 
Worte:  o66ov  x  Im  ovga  nikovtat  i^iovcjv  hat  Hi*«  Cr.  einen 
beim  Dichter  nicht  befindlichen  Zusatz  gebracht,  indem  er  sagt: 
9,So  weit  ein  Joch  Maulthiere  ackern  kann,  nämlich  in  der  Zeit^ 
dass  Od.  und  Diomedes  stehen  bleiben ,  so  weit  lief  Dolon  vor- 
aus.^^  Von  den  cursiv  gedruckten  Worten  steht  Nichts  bei  Homer, 


380  Griecliisohe  Literatur. 

Bondern  es  wird  Mos  dts  Mmm  der  Bntfeniiuig  bet^ichnet,  %u 
der  Zeii^  als  Od.  und  Diomede$  auf  Dolon  einstürmten  (ina- 
dQafiihfpf\  was  auch  Sfnixn^  Eic.  XX.  p.  88.  aagt:  „intenrallnm, 
quod  inter  Dolonem  atqoe  Achlvos  eo  temporU  momento^  quo  in 
iUum  hi  irruerunt^  faerit  interiectum.^^  Auch  musste  noch  an^e- 
fohrt  werden,  dass  iu\  mit  o6ov  xs  au  Terbinden  sei.  —   V.  361. 
Den  Bachstaben  entsprechender,  als  alle  Ton  Hrn.  Cr.  aufgezählte 
Bedeutungen  des  Wortes  «e/uag,  ist  die  Ton  DoederleinWoc,  Hom. 
Etym.  p.  8.  in  Vorschlag  gebrachte  Uebersctaung:  Gemse.  — 
V.  455.  stehen  in  der  Note  die  Worte:  ^^indem  Dolon  seine  JEViiee 
umfassen  will^  u«  s.  w. ,  was  Koppen  nicht  nachgeschrieben  wer- 
den durfte,   da  man  im  Homerischen  Texte  ysvBlov  chpccftivo^ 
liest.  —    Zu  V.  547.  wird  blos  gesagt:  ,,der  Dichter  ändert  die 
Construction ,  wie  oben  v.  437.^'     Das  wird   der  Schüler  nicht 
deutlich  verstehen,  wenn  nicht  hinxugesetst  wird,  es  sei  dies  ein 
Ausruf  der  Verwunderung,  die  stallt  des  Accus.,  den  hier  die  ruhige 
Sprache  verlangte,  den  Nominativ  setzt.  Vgl.  Lehrs  de  Ari8t.p.385. 
XI,  173.  wird  zu  Iv  wHtog  äpLoXyta  -nur  Buttmann's  Erklä- 
rung erwähnt,  wo  noch  hinzuftafngen  war ,  was  Hermann  Opnsc. 
III.  p.  138.  bemerkt :  „videtur  proprie  quod  mulgendo  oxpressum 
coagulatnr  spissum  et  pingue,  ita  dictum  fuisse;  inde  autem  trans- 
latnm    ad  crassum  caliginem^^,    eiiie  Erklärung,    welche  auch 
Dissen  Kl.  Sehr.  S.  132.  gebiUigt  hat  —    Zu  V.  191.:   öovqI 
ttmüg  ij  ßki^p^Bvog  liS  wird  aus  Heyne  entlehnt:  „rv^tsiv  ge- 
braucht Homer  besonders  von  den  Angriffswaffen  in  der  Nähe  etc., 
dagegen  ßaklstv  von  allen  Arten  von  Wuifwaffen.^^    Hier  ist  das 
„besonders'^  zu  tilgen,  und  statt  aus  Heyne  zu  schöpfen.  An- 
starch  zu  beachten.    Vgl.  Lehrs  de  Arist.  p.  61  f.  ^-^    V.  241. 
steht  og  im  Texte  statt  äg.  —    V.  404.  Das  bekannte  ä  fioi  Iyc9, 
tI  na9m;  wird  ungenau  erklärt  durch:  9,quid  mihi  eveniet?  qoid 
demefiet.^*     Genauer  sagt  man:  quid  agam  oder  quidfaciam. 
Vgl.  Fßugk  zu  Eur.  Hec  614.  —    V.  479.  wird  duQidxzHv 
Y,eiiie  verstärkte  Form  von  daarrciv^^  genannt,  was  aas  Doederlein 
Gloss.  Hom.  Bpec.  p.  4. :  „compositum  est  ex  dsQSiv  et  iinxsiv 
significatque  Imiatum  comedere^^  zu  berichUgen  ist.    Zum  vor- 
hergehenden Verse  ist  die  Note  von  Spitzner  nicht  richtig  ausge- 
druckt worden.  —    In  der  V.  480.  zu  diitQS6av  aufgenommenen 
Erklärung  des  Schol.  ist  die  Praeposition  iia  übergangen,  welche 
In  dergleichen  Compositis  das  lat.  dis  —  auseinander  bedeutet.  — 
V.  546«:  tQiöösSs  nanti^ag  Ifp  o^lkov.   Aus  der  Erklärung: 
^ytQiööß  d.  i.  vksxd^öB^^  wird  der  Schiller  keine  klare  Einsicht 
gewinnen.    Es  war  hier  die  Kraft  des  Aorists,  welcher  das  De* 
ginnen  der  Handlung  bezeichnet,  zu  beachten,  und  demnach  zu 
Sagen:  er  begann  sich  eiligst  zur  Flucht  %u  wenden^  umschauend 
im  Mäiinergewiihl.    IHe  zu  Ini  angefahrten  ParaUelstellen  I,  485. 
559.  sind  unpassend,  besonders  die  zweite,  wo  der  Dativ  dabei 
steht.  —    V.  6SL  war  über  die  AbMtang  von  iutn  audb  Qoea- 


Iioni«ri  lUaB  von  Criudns«  ,  381 

Ung  za  Res.  Sc.  290.  (bei  Spitnier  steht  ein  falsches  Citat)  und 
über  das  hier  beschriebene  Weinmus  Jahn  in  diesen  NJbb.  XXVI, 

I.  S.  83.  zu  berücksichtigen.  Bei  der  Note  über  den  Pokal  des 
Nestor  hätte  Hr.  Cr.  Aristarch  folgen  sollen,  dessen  Bemerkung 
Lekrs  de  Ärist.  p.  199  sq.  emendirt  hat.  —  "V.  670.  Nitzsch  Od. 

II.  p.  LIX.  und  S.  67.  hält  v.  664—762.  für  unecht,  und  wieder- 
holt dasselbe  in  den  Verhandle  der  dritten  Vers,  der  Fhilol.  hi 
Gotha  S.  54.  Bei  Hm.  Cr.  wird  anrichtig  citirt.  Was  für  die 
Echtheit  dieser  nicht  mit  Unrecht  bestrittenen  Stelle  hier  gesagt 
wird,  ist  nngenügend  ausgefallen,  da  Hr.  Cr.  die  Abhandlung  von 
A.  Pinzger:  De  Iliadis  interpolatione  XI,  655 — 803.  quaestlo  cri- 
tica.  Ratibor  1836,  woraus  auch  manche  Note  vervollständigt 
werden  konnte,  nicht  gekannt  hat.  Ebenso  ist  Hermann  de  Ite- 
ratis  apud  Hom.  p.  13.  zu  beachten.  Ferner  spricht  Hn  Cr.  mit 
Andern  von  einem  ^^Viergespann ^  das  Neleits  zum  Wettrennen 
nach  Elis  gesandt^^  habe.  Aber  der  Gebrauclr  des  Viergespanns 
bei  Homer  ist  mindestens  höchst  zweifelhaft,  von  Aristarchos 
wird  er  verworfen.  Vgl.  Lehra  de  Arist.  p.  196.  —  V.  706.  hKtte 
der  scheinbare  Artikel  eine  Bemerkung  verdient:  ta  sxaöta  die- 
ses  Alles ,  d.  h.  Punkt  für  Funkt.  —  V.  759.  wird  zu  kCstov  mit 
Unrecht  avtovg  supplirt«  Auch  das  Verbum  finitum  gehört  noch 
zu  Sväga  nvftarov,  —  V.  801.  Die  Worte :  oJUyrj  di  %  dvä- 
nvBv0Lg  Ttolifioio  werden  mit  Damm  erklärt:  „denn  wenig 
ist  jetzt  Erholung  vom  Kampfe.^  Aber  dBS  jetzt  ist  ein  beim 
Dichter  nicht  stehender  Zusatz,  der  als  entscheidend  für  den 
Sinn  dieser  Stelle  von  Homer  nicht  übergangen  sein  würde. 
Lucas  Meletemata  Homerica.  Bonnae  1839.  S.  22.  erklärt  die 
Stelle  durch  Ergänzung  des  BegriffSes  dvaxvsvöig ,  so  dass  der 
Gedanke  vollständig  lauten  müsste:  ^^ollyrj  di  x  avdavsvöig  zro- 
XsfAoio  iöuv  dvänvBvtSig ,  nam  si  pugna  vel  paululum  interpeüa- 
tur,  vires  non  mediocriter  recreantur  Ht  reficiuntur.*^  Die  Ergän- 
zung des  Pradicates  bestreitet  v,  Jan  in  der  Zeitschr.  f.  d.  Alter- 
thumswiss.  1841.  S.  690.  und  erläutert  unsere  Stelle  durch  Hin- 
zufügung der  einfachen  Copula  also:  „gering  aber  ist  die  Ruhe 
im  &iege,  d.  h.  sie  ist  als  etwas  Seltenes  und  kurze  Zeit  Dau- 
erndes von  besonderem  Werthe.^^  Ich  bezweifle  indess,  dass  taan 
den  Begriff  von  besonderem  Werthe  ohne  Weiteres  in  ollyri  hin« 
einlegen  dürfe ;  es  miisste  dann  wohl  ein  anderes  Wort  vom  Dich- 
ter gesetzt  sein.  Dagegen  scheint  die  graimmatische  Erklärung 
von  Lucas  gewissermliassen  sich  stützen  zu  lassen  durch  solche 
Stellen,  in  denen  man  ans  dem  Objecte  zugleich  auch  den  Prädi« 
catsbegriff  zu  entlehnen  hat;  %:  B.  Eurip,  Hec.  800.:  vojito  y&Q 
tovg  9sovg>i^yovp8^a  sc.  ^sovg>  Piat.  Meno  p.  89.  A.:  ü'$pvSSi 
ot  dya^oi  iylyvovvo  sc.  dya^ol,  .Protag.  p.  344.  D. :  v(ß  dh  naum 
oiSk  iyxagsl  ysviö^ai  sc.  nauip.  Vgl.  Stallt,  zu  Butjphron. 
p.  3.  B.  Nor  mochte  ich ,  durch  die  Wortstellung  unseres  Satzes 
Teranlasst,  den  Vorschlag  wagen «  ob  nicht  besser  oUyTii  als  Sob« 


882  Griechische  Literatatir 

> 
ject  tto  fawen,  nnd  aas  den  dann  als  Pridicat  zn  verstehenden 

Worten  uvaxvwöig  »olififlio  die  Veryollständigang  des  Subjects 

an  entnehmen  sei,  was  um  so  naher  zu  liegen  scheint,  als  der 

Hanptbe^iff  des   ganzen   Gedankens  ävaitvBvö&^i  unmittelbar 

vorhergeht,  und  selbst  aus' diesem  Verbo  das  zu  djlf}']^  nöthige 

snbstantivum  entlehnt  vrerden  konnte.    In  einer  andern  Stelle, 

die  Lucas  mit  dem  Obigen  verbindet,  Xin,  237.,  glaube  ich  der 

Erklirung,  die  v,  Jan  a.  a.  O.  geltend  gemacht  hat,  beistimmen 

tu  müssen: 

XII,  23«  heisst  es  einfach:   „^^fii^swv  ');evo$  dvSgav  d.  I. 

iJQmatg.^^    Es  hätte  aber  bemerkt  werden  sollen,   dass  dies  bei 

Homer  die  einzige  Stelle  ist,  wo  dieser- Ausdruck  gefunden  wird. 

—  V.  60.  und  V.  210.  hätte  elas  mit  dem  blossen  Acciisatlv  eine 
Note  verdient ,  wäre  es  auch  nur  eine  Verweisung  auf  R.  §  104. 
A.  2:  —  Y.  98.  Unter  den  xc5v  tevdQTGiV  sind  die  Dardaner  zu 
verstehen ,  nach  il,  819.  —  V.  106.  Zu  den  Worten  ovo*  sV 
Sq>avto  [TQiSeg]  o^ijöBö^*  will  Hr. Gr.  mit  einigen  Alten  die  Troer 
hinzugedacht  wissen.  Dies  wird  aber  durch  v.  125.  ganz  eut« 
schieden  widerlegt-^  Zu  öx^öhö^ai  kann  man  nach  dem  Sprach- 
gebraucbe  nur  6(päg  hinzusetzen  wollen:  und  die  Troer 
glaubten  nicht  weiter^  dass  die  Ach  der  sie  (die  Troer)  auf- 
halten würden.  Vgl.  Naegeisbach  S.  312.  —  V.  158.  ist  nach 
Gr.  das  Zeichen  §  64.  Anm.  2.  ausgefallen.  —  Y.  201.  Richtiger, 
als  die  angeführten  Erklärungen  sind ,  ist  die  Stelle  zu  verstehen: 
das  Yolk  linkshin  vom  Feinde  abschneidend.  —  Y.  -243.  sind  in 
den  Citaten  Druckfehler  zu  verbessern-;  auch  sollte  Epaminondas 
bei  DIodor  nicht  übergangen  sein.-  —  Y.  284.  lieber  die  Form 
UHzalg  war  beizufügen  R.  Dial.  27.  e.  —  Y.  340. :  näöai  ydg 
•ixaixato.  Da  hier  Hr.  Cr. :  snsxsiv  tag  xvXag  die  Thore  zuhal- 
ten, verschliessen ,  übersetzt,  so  scheint  er  übersehen  zu  haben, 
dass  nur  von  einem  Thore  die  Rede  ist,  und  das»  näöai  hier, 
wie  oft  in  der  Bedeutung  von  okai  steht,  was  schon  Aristarch 
bemerkt:  on  nd6ag  dvzl  tov  oAag,  ov  ydg  {dav  nokkal 
xvkai  dlXd  fiia.  —  Y«  312.  kann  die  Note:  „i/i}i;  d'  verbinde 
mit  Xo(iBV^'',  nicht  ausreichen.  Es  hätte  aufmerksam  gemacht 
.werden  sollen ,  dass  die  epischen  Dichter  öfters  gleich  nach  dem 
ersten  Worte  eine  Parenthese  hinzufügen ,  weiche  die  Erklärung 
der  erst  folgenden  Worte  enthält.  Ygi.  XXIY,  334.  Auch  die 
lateinischen  Dichter  haben  das  nachgeahmt.  YgL  Jahn  zu  Yirgil. 
Aen.  1,  65.  ed.  II.  —  Y.  349.  wird  dkkd  neg  nicht  gut  durch: 
,,doch  wenigstens^^  übersetzt ;  es  ist  das  lateinische  al  maxume. 

—  Y.  374.  werden  die  Worte  mBiyofiivoiöt  d'  Uövto  als  Nach- 
satz erklärt»  Aber  Naegeisbach  S.  262.  und  272.  hat  nach  der 
Ansicht  des  Ref.  zur  Genöge  bewiesen,  dass  der  Funkt  in  ein 
Gomma  zu  verwandeln,  und  der  Nachsatz  erst  mit  dem  folgenden ~ 
Verse  zu  beginoen  sei.  Hr.  Cr.  hat  dies  ganz  unbeachtet  gelassen« 
Ferner  war  zu  der  Bemerkung:  ^^Uic^at  tivl  ist  selten^^  die  Er* 


,  Homeri  Ilias  von  Cnisiiia.  883 

klSrung  za  geben  oder  wenigstens  auf  R.  §  105.  2.  2)  zu  Ter- 
weisen.  Ebenso  zu  XiV,  108.  —  V.  399.  wird  zu  nokesööi  dh 
^XB  xbXsv&ov  als  Subject  to  tslxog  vorgezogen.  Aliein  dann 
erwartete  man  statt  ds  vielmehr  r£^  in  welcliem  Falle  kein  Zwei- 
fel sein  könnte«.  So  aber  spricht  theils  dieses  da,  theils  v.  411. 
für- das  Subject  EuQitriddv*  —  V*  466.  ist  unter  dsd^st,  das  Iota 
subscr.  zu  tilgen« 

Xlir,  17  f.  wird  das  Erzittern  der  «Berge  und- Wälder  unter 
dem  Fusstritte  des  Neptunus  und  das  weite  Ausschreiten  des 
Gottes  wiederum  von  ,,der  kolossalen  Grösse  der  Götter^^  abge- 
leitet v  eine  Vorstellung,  welche,  wie  schon  oben  erwähnt  wurde, 
bereits  von  Hermann  Opusc«  IV,  297«  widerlegt  worden  ist«  — 
V«  42«  heisst  die  Note:  „Trtvp'  avtotpi  adverbialisch  statt  avtov 
daselbst,  s«  12,  302«^^  Das  ist  ^in  Widerspruch,  denn  in  der 
angeführten  Stelle  hat  Hr.  Cr«  mit  Recht  die  Erklärung  nag  av- 
Tolg  i«  e«  [ji^Xoig  befolgt.  Dieselbe  ist  auch  hier  anzuwenden: 
nag'  avtalg  d.  /«  bei  den  Schiffen;  das  vermeintliche  Adver- 
bium dagegen  ist,  wie  Lucas  Meletemata  Homerica  p.  11  ff. 
bereits  gezeigt  hat,  überall  zu  tilgen«  —  V«  47«  wird  ^liv  XB 
durch  videlicet  erklärt;  wogegen  aber  auch  auf  Naegelsbach 
S.  170.  zu  achten  war.  —  V.  58.  im  Citate  5,  415.  statt  4W.  — 
y.  59.  Mit  dem  6%rjn^vl(p  des  Neptun  wäre  ausser  dem  Ange- 
fahrten auch  der  Stab  des  Hermes  zu  vergleichen  gewesen.  Vgl. 
Putsche  de  variis  ^ei  Mercnrii  apud  Homerum  muneribus  etc. 
Vimariae  1833.  p«  12.,  wo  gegen  die  Bemerkung  von  Nitzsch  zu 
Od.  Vol.  II.  p.  11.  gesprochen  wird.  —  V.  71.  Die  Erklärung: 
„?%i/ia,  h.  1.  überhaupt  Gang,  Bewegung^^,  die  auch  Heyne  gege- 
ben hat,  ist  unnöthig,  da  die  ursprüngliche  Bedeutung  vestigia 
et  plantas  ganz  passend  ist.  Gerade  deshalb  ist  auch  die  Lesart 
idfiarcc^  zu  der  die  von  Hrn.  Cr.  befolgte  Erklärung  die  richtige 
wäre,  verworfen  worden.  Vgl.  auch  L.  Müller:  de  olfiog  et  oHfiij 
vocabulorum  orig. ,  signif.  et  usu  apud  Homerum.  Breslau  1840. 
p.  13.  —  V.  100.  tBksvTiJ0Bö9aL  steht  nicht,  wie  hier  bemerkt 
ist,  „reflexiv  oder  intransit.,  eventurum  esse^S  sondern  iir  passi- 
ver Bedeutung.  Rost  §  114.  A..  1.  Gleich  nachher  steht  aus  Kop- 
pen Horat.  Od.  IV,  5(X  st.  IV,  4,  50.  —  V.  106.  kann  man  ovk 
i^ilaönov  nicht  geradezu  durch  ovk  kdvvavzo  erklären,  sondern 
es  bedeutet  vielmehr  sustinere^  toXfiäv.  Vgl.  Rüchert  zu  Plat. 
Symp.  p.  179.  B.,  wo  auch  diese  Homerische  Stelle  erwähnt  wird« 
—  V«  127«  hätten  die  in  einem  Satze  vereinigten  Partikeln  av 
XBV  eine  Bemerkung  verdient.  —  V.  132«  ist  die  Erklärung  von 
Naegelsbach  S«  313«  übersehen  worden«  —  V«  135«  In  der  Be* 
merkung:  ,jl^g  q)Q6vBov ^  absol«  wie  sonst  l&vg  (iBficccSg  s«  12, 
124.^^  liegt  ein  Widerspruch  mit  der  Erklärung  zu  der  angeführ- 
ten Stelle«  Denn  dort  ist  I9vg  mit  Recht  zu  ^x^  gezogen  worden, 
an  dieser  Stelle  aber  ist  in  l^vg  q>Q6vBov  eine  auch  dem  Deut- 
schen (sie  dachten  vorwärts)  geläufige  Brachylogie  enthalten, 


S84  Griechiscbe-  Literatur. 

iadem  dem  Dichter  eio  Verbum  der  Bewegung  TiHPgeschwebt  hi^ 
—  V.  275.  Ueber  die  Verkürzaug  der  ersten  Silbe  ¥on  olos 
konnte  auf  R.  §  8.  extr.  verwiesen  werden.  —  V.  316.  hätte 
xal  sl^  worüber  Spit%ner  einen  gansen  Excurs.  geschrieben  hat, 
wenigstens  eine  kurse  Bemerkung  verdient.  —  V.  346«. hat  Hr. 
€r.  von  Spüzner  die  Form  'itivxatov  (u  e.  itBv%sti]v)  in  den 
Text  genommen.  Allein  ein  doppelter  Grund  steht  dieser  Lesart 
entgegen.  Erstens  pflegt  Homer  die  dritte  Person  der  Imperfecta 
und  Piusquamperfecta^  wenn  dieselbe  auf  — ov  ausgeht,  «<^to 
ohne  ^ugmetUum  syllabicum  zu  setzen,  und  dadurch  diese  For- 
men gewissermaassen  in  eine  äussere  Aehnlichkelt  mit  dem  Prae* 
sens  und  Perfect  zu  bringen.  Vgl.  difoxeroi/,  Xa(pv606tov,  do- 
QTjö^Bö^ov»  Also  müsste  es  hier  wenigstens  zBvxBtov  heissen. 
Zweitens  würde  hier  das  Imperfectum-an  unrechter  Stelle  stehen. 
Dienn  t'Bv%(D  ist  seiner  Natur  nach  ein  Verb,  inchoativum,  facere 
incipio  (und  zBtBvxu  facere  coepi  i.  e.  facio) ,  wovon  das  Imper- 
fectum  hier  nicht  passen  würde«  Ans  diesen  beiden  Gruoden, 
weiche  Fritzscke  zu  Aristoph.  Thesmoph.  p.  532.  geltend  macht, 
hat  man  an  der  Richtigkeit  der  Lesart,  welche  hier  die  meisten 
Handschriften  bieten,  x^Bv%axov  schwerlich  zu  zweifeln.  Es 
ist  diese  Form  das  Homerische  Plnsquamperfect  iii;tl  rov  izB- 
z%v%axtiv  (über  Victorii) ,  facere  coeperant  i.  e*  fadebant.  — 
V.352.  Zu  vscB^avaävg  wird  bemerkt:  „die  Präposition  und 
bezeichnet  hier  nach  Bustäth.  ^Qvq>aj  heimlich.^^  Aber  diese 
Bemerkung  ist  theils  häibrichtig,  theils  unrichtig:  halbrichtig, 
indem  Bustath.  sagt:  ^  f^hv  vno  hqo^bQi^  ii  x6  KQvq^a  drikol  ^ 
TÖ  vnonix&y  unrichtig,  indem  mir  die  letztere  Erklärung  die 
wahre  sein  kann,  wie  auch  Bekker's  Schollen  besagen,  es  bedeute 
tJzfo  xf^v  Kaxfo  6%b6iv,  was  für  das  allein  richtige  zuhalten 
ist,  weil  bei  Homer  kin^gy  unmittelbar  vorhergeht.  Auch  die 
beiden  andern  Praepo^itiouen  haben  die  genannten  Schollen,  so« 
wie  Eustathius  passend  erläutert.  Es  bedeutet  demnach  vKBia- 
Vttdvg  der  aus  dem  Meere  aufgetaucht  und  herauegestiegen  war, 
•— -  V.  378.  Statt  äolfiBv  d'  war  wenigstens  in  der  Note  zu  erwäh- 
nen die  Verbesserung  doluBv  k.  Vgl.  Naegehbach  S.  227.  — ' 
V.  409. 1iaQ^>akkov  8i  ot  aüztg  Im^QB^avxog  av0BV  S^eog. 
Statt  ijti^QB^avxog  scheinen  die  Schol.  BL  imyg^u^avxos 'i  was 
hier  viel  passender  wäre,  gelesen  zu  haben.  Zu  }iagq>aUov  oder 
ttvov  (v.  4^11.)  &V0BV  konnte  Virgil  Georg.  I,  357.  aridue  fragsr 
verglichen  werden.  —  V.  450.  Die  einfache  Erklärung:  ^hd- 
ovQOV  Schol.  (pvkaxtt^^  ist  ungenau  und  gewährt  keine. Einsicht 
in  das  Wesen  der  Praeposition.  Vgl.  Nüzsch  zu  Od.  IX,  270.  — 
V.  482.  wird  inlovxa^  og  iaoi  Sxsie^v  von  Hm*  Cr.  „tautologipeh^^ 
genannt  statt  epexegethch.  Vgl.  Bomemann  zu  Xenoph*  Anab« 
yil,  7, 36.  und  C^rop.  I,  2,  5.  —  V.  517.  Die  Worte  S^  ydQ  ol 
^XBv  xoroi/  können  sich  nicht  auf  etwas  kurz  Vorhergehendes 
bezi^en ,  wie  Hr.  Cr.  mit  Heyne  annimmt ,  sondern  sie  setzen 


Homcii  niu  ¥00  Criiito«  .  885 

nadi  dem  Spradigebniidke  eine  Uageitt  Zell  mtfalig.  D#ihi 
,,Coiiipo8itae  phrases  opy^  %xhiv^  kotov«  fiofc^ap  %liy  oon 
Bont  pares  BimplicHwfl  verfci«,  sed  sMiui  indicaat  vel  manentem 
dfiitiag  yel  gravioreiii  rimplid  verbo^^  etc.,  wie  Blfsssn  suDemeadi. 
CoroB.  p.  äS4.  mit  Redit  bemeriLt ,  und  derch  eine  Rdhe  ^00 
•  Beispielen  erliiitert  hat  —  Va  543«  Die  EriLÜrüDg  der  Form 
ia^phfi  itt  nicht  ganz  richtig  angegeliett.  SpUaner  Excurs.  §  2« 
Uliigt  ja  die  Erldäning  tou  lyraonio  und  Heyne  and  sucht  Ari* 
itarch,  der  es  von  grco  ableitet  ^  zu  widerlegen.  —  V.  581.  Im 
deatschen  Argnmente  mass  hinzugefügt  werden:  und  Euchenor 
vom  Paris,  — -  V.  622«  wird  zu  iuidsvsZg  mit  Unrecht  Sövb  aup- 
plirt,  da  es  an  dieser  Stelle  der  Vocatiy  ist.  —  V.  634.  Die 
Note:  li^Von  [st.  Vor]  dvvavtai  erganze  man  0I  qui  etc.^^  ist  un« 
genau.  Es  war  zu  sagen:  ovih  dvvavtai  L  e*  »al  ol  ov  dvvavtM 
R.  g  123.  A.  6.  —  V.  667.  steht  ^^lö^ai,  im  Texte ,  dsgegen 
1X^246.  mit  Recht  q>»i6d^tti.  —  V.  679.  wird  erklärt:  ^^Siiv 
intnnsit.  Enstath.  htiftsivBV  er  Standes  wo  der  richtige  Sprach- 
gebrauch die  auch  von  Koppen  bemeiitte  Ergänzung  des  Refle* 
xivpronomens  verlangte:  er  hielt  sich  d.  h.  er  Hieb,  -^  V.  727. 
war  Lehre  de  Arist.  p.  69.  Not.  zu  beachten. 

XIV,  87.  war  dier  zu  d^fslovtsg  gesetzte  Genitiv,  an  dessen 
Stelle  msn  den  Accvs.  erwarten  sollte,  wenigstens  kurz  zu  er- 
wähnen. Den  Grund  berUirt  auch  ^.  Matlhiä  Encycl.  und  Me- 
thod.  der  Philologie  S.  34.  —  V.  40.  ist  Spitsuer  genannt.  sUtt 
Heyne.  —  V.  183.  ist  von  (lOQOBvta  die  Erklärung:  ,,mühevoll, 
fleissig  gearbeitete^  anfgenonunen.  Aber  es  "vnure  doch  aulfallend, 
weAu  Homer  fihr  einen  so  gewöhnlidien  Begriff  ein  so  seltsames 
Wort  gewählt  haben  sollte.  Weit  wahrscheinlicher  ist  dlis  Erkiä- 
mng  maulbeerartig  ^  maulbeer  förmige  welche  jFViAt  in  einer 
grlmdllcben  Benrtheilung  in  diesen- NJbb.  XX,  4.  geltend  macht 
—  V.  199«  Wenn  irgend  eine  grammatische  Form,  so  war.  hier 
ditfivji  zu  erldären  änd  dabei  der  Hiatus  mit  Ahtene  Ueber  die 
Ooi^ttg.  auf  fiietc.  S.  11.  in  Erwägung  zu  ziehen.  —  V.  227. 
Die  AüDgabe  bestimmter  Namen  für  die  .^^t^Av  oqbu  vi^ozvta 
ist  ganz  überflüssige  da>  ißt  Dichter  selbst  «n  keine  bestbumten 
Berge  gedacht  hat;  denn  sonst  wurde  er  dieselben  genannt  habeil. 
_  V.  249..  In  der  Note  älXovs  st  äXlo.  —  V.  27&  Die  von 
Heinrieh  entlehnte  Bemerkung  über  die  Titanen  kann  nicht  mehr 
gebilligt  werden,  mag  man  nun  der  in  der  Zeitacbr.  fui'  d.  Alter- 
Ihnmswiss.  1837.  S.  813.  oder  d«  von  Naegeisbaeh  Hom.  TbeoL 
S.  76.  entwickelten  Theorie  seinen  Beifall  geben.  -^  -  V*  376.  ist 
für  die  Unediiheit  der  beiden  Verse  der  dritte  Anstoss  übergan^ 
gen,  der  in  ykhvi%aQfiog  liegt.  —  V.  490»  Ueber  den  vom  Her« 
mes  Salt  Heerdeo  gesegneten  Phorbas  wird  bemerkt:  ,,Als  Opfer* 
herold  ist  Hermes  auch  Beschützer  und  Mkhrer  des  Qpfenriehs, 
besonders  der  Schafheerden.^'  Attem  in  Stellen  dieser  Art  kann 
weder  vom  Opferheröld  Hermes  y  noch  vom  Opfervieh  die  Rede 

iV.  Jahrb.  f,  Phil,  u.  Päd.  od,  Krit.  Bibl.  Bd.  XXXIV.  Hft.  4.        25 


886-'  Grieehiteke  Literatnr. 

Mto.    Viel  bener  erUArt  diefie  Stehe  PuUehe  de  Terfb  del  Her« 
eorif  nraneribue  etc.  S.  13, 

XYy  1^  Die  BeraeAang:  ,,^xa  mki^  demüi^  Zeus  Uess  die 
Ambene  fiUen,  sobald  er  sie  angebunden  hatte^S  Icann  der  Sehn- 
1er  leicht  niinyerstdieD,  wenn  nicht  hinzugef&gt  wird:  darnU  8ie 
$ekupebend  hingen.  Bei  der  Form  iuQifim  war  auch  AhrenB  vhet 
die  Conjog.  auf  fu  S.  11.  zu  erwShnen ,  wo  ix^fia  als  das  Rich- 
tige Torgeschlagen  whrd.  —  V.  56  ff.  Zu  den  Verthtadigem  die- 
ser Verse  y  die  auch  Nitssch  au  Od.  Th.  UI.  S.  54.  für  unecht 
hllt ,  gehört  auner  den  angeführten  besonders  noch  Arndt :  de 
lliadis  composit.  p.  18.  —  V.  82.  Zu  den  Worten  ivd^  hXigv  ^ 
tv%a  ist  Spitzners  Note  excerpirt,  worin  Bif/v  au  «i|^t  eo  gezogen 
und  erlclirt  wird:  hw  iverim  vel  illio^  ohnedass  Lekrs  Quaest. 
Bp.  p.  207«  gelcannt  worden  ist,  der  mit  grösserer  Wahrschein- 
Nchiteit  die  Ericiarnng:  dort  möehf  ich  sein  und  dort  geltend 
gemacht  und  panend  Apoll,  ill,  771.:  d^tAi}  c/cd,  vvv  %v^a  %ar 
wvri  iv%a  yhaf^m;  Terglichen  hat«  Uebrigens  war  noch  auf- 
merknm  zu  machen,  dan  die  gegen  die  sonstige  Gewohnheit  des 
Dichters  von  einem  un^innlichen  Bilde  entlehnte  Vergleichung 
hier  jdeshaib  als  treffend  erscheint,  weil  nicht  von  einem  am»* 
Uehen  Wesen,  sondern  Ton  einer  Gottheit,  die  selbst  nicht  in  die 
Sinne  filit,  die  Rede  ist,  und  weil  dn  Bild  durch  den  weilge- 
reisten Mann  eine  gewisse  RJnmlichkeit  und  Materialilät  gewinnt. 
—  V«  87.  Die  Note:  „Die  Oonstruction  dix%6d'€d  ttvl «(,  einem 
etwas  abnehmen,  ist  blos  poetisch^'  ist  genauer  zu  bestimmen 
qach  Hermann  zu  Soph.  DL  434«:  „d^tf^a^  riw,  quum  is,  qol 
aodpit,  aceipiendo  facit  quod  gratum  sit  alterL^^  Auch  Rost 
§  105«  2.  Bemeric«  1).  -^  V;  IM.  Zu:  ^^xanov  qfvts66a&  platte 
tai^e  d«  i.  creare  dolorem^'  wire  aerere  hinzuzufuTgen ,  da  gerade 
dieses  Verbum.  ron  den  Lateinern  (vgl.  Cic.  Tusc  1, 14,  31«  und 
dnelbst  Kühner)  in  ähnlicher  Metapher  gebraucht  wird.  — 
V«  141«  ist  einfach  bemeriEt:  „i^vtfO'a»  d«  i«  ^tistf^a»  aerpare.^^ 
Es  war  nach  Homerischer  Ansii^t  vom  Schickml  hinzuzusetzen: 
'4.  h.  mortem  retardare^  wie  auch  Sehmalfeld  de  fato  Hom«  par- 
tic«  I.  Eideben  1836.  p.  6.  diese  SteUe  eiUart  hat  —  V.  144. 
wird  netiyysXog  mit  fJnrecht  ein  asra|  dgiifispov  genannt,  weil, 
wenn  Hr.  Gr.  hier  diese  Form  gebilUgt  hat,  er  dieselbe  audi 
XXin,  199.  in  den  Text  nehmen  muss.  —  V.  204.  Die  Note 
iiber  die  Brinnyen  ist  jetzt  nach  NaegeUbaeh  Hom.  Theol.  S,  99. 
214«  226«  zu  berichtigen.  Anders  werden  die  Erinnyen  gedeutet 
in  der  Zeitschr.  f.  d.  AUerthumswiss.  1837.  S.  813. :  „dem  Aelte- 
ren  folgen  die  Erinnyen,  um  ihn  Fehler  blieben  zu  linsen^,  eine 
Deutung,  die  Naegeisbach  nicht  beruci[sichtigt  hat.  —  V.  2S9. 
Ueber  die  Constroction  iv  x91q$66$  XaßsZv  ist  zu  Tergldchen 
Wunder  zu  Soph.  Oed«  R.  883.  —  V.  441.  heisst  es:  „vö|ov 
Ist  nach  den  SchoL  Ton  der  GeschicUicUeit  im  Bogensdüeaaen, 
nicht  Tom  Bogen  zn^  yerstehen.^^    Aber,  diese"  Note  des  Sdliol. 


.  HonMri  Illaa  von  GniflittB»  867 

betriA- Dicht  «owohl  das  einfiwfae  VfoH  vö|o#vM»  viefcn^r  dmk 
Untotand,  das«  dieser  Bogen  eia  Gescheide  des  A|^Üo  genannt 
wird«  —  V*  717.  awka^tov  bedeutet  nioht  sowohl  ,,da8  luninlme 
gebogene  Hinterthett  des  Sehiffes'S  als  Tielmefar  die  f^er%ienmg 
am  Hintertheile. 

XVI,  57-  Das  Citat  sa  itoktv  ninss  heiisen  I,  366.  Zm  fit va* 
vaöztjv  war  auf  R.  ^  104«  A.  0.  extr.  zu  erweisto.  —  V.  97  ff. 
Für  die  Echtheit  dieser  Tier  Verse  stimmt  auch  Naegelsbich  Honft^ 
Theol.  S.  283.  —  V*  124.  Das  t^  (liv  ist  demonstratiTum  in 
Beaiehuttg  auf  das  Torhergdbende  w^t  und  «piifii^v  nämiieh  da$ 
Steuernde  ist  die  nähere  Erklärung.  —  V.  481.:  iv»'^  aga  X9 
<pp£t^«6  iQ%axai  äpLqf  adwov  x^p.  Die  blosse  Erklärung  des  Scho*  - 
Basten:  v^iQ%atai  Schol.  tta^slgyvuvtai^^  wird  dem  Schuler  die 
Sache  noch  nicht  deutlich  machen.  Deutlicher  sagt  man:  nbl 
praecordia  ineiuaa  tenetUur  circum  densum  cor,  mit  C  Q.  U^Ung 
de  vi  et  usu  ▼ocabulomnr  ip^ivig^  %v^69  similiomque  apud  Ho- 
merum.  Drcadae  1840.  S.  6.  —  V.  498.  hätte  die  Bemerkung: 
y^naxriipUfi  mal  ovsidog^  Demüthigung  und  Schmach,  beides  wie- 
der verbunden  17,  536.^^  [st.  555.]  an  Gründlichkeit  gewonnen, 
wenn  hier  der  Gebrauch  des  Nominativs,  wofür  man  nach  der  . 
gewöhnlichen  'Structur  den  Dativ  erwarten  könnte,  in  der  K&rse 
erläutert  w§re.  Vgl«  die  Note  von  Benecke  zu  CIc. ,  orat.  pro 
Ligar.  cap.  IV.  —  V.  646. :  xav  avtovg  (xlhv  oga  ist  mit  Voss 
Randglossen  S«  16.  zu' erklaren  g^gen  sie  hin.  —  V.  660«  ist 
die  Bemerkung  von  Naegelsbach  S.  284.,  nach  welcher  die  Gom- 
mäta  zu  tilgen  sind ,  unbeachtet  geblieben.  —  V.  752.  heisst  die 
Note:  ^yol^ccy  verwandt  mit  oliAog^  ist  der  Angriff,  Anfall>'  Aber  . 
besser  leitet  man  das  Wort  mit  Buttmann  von  Uvai  ab  und  ver- 
steht es  vom  Gange  des  verwundeten  Löwen.  Dies  hat  L.  Mäfler 
de  olfiog  et  olfAfj  vocab.  origine,  signif.  et  usu  apud  Hom.  p.  9  sq. 
mit  Recht 9  wie  Ref.  meint,  zu  begründen  gesucht.  Femer  wird 
hier  die  Erklärung  des  Scholiasten  als  die  richtige  zu  billigen  sein. 
Denn  wenn  die  Vergleichung  sich  nicht  auf  den  nahe  bevorstehen- 
den Tod  des  Patroclus  bezöge,  so  wäre  nicht  abzusehen,  warum 
der.  Dichter  die  Worte  I17  ti  ptiv  äksösv  uIkij  gesetzt  und  nicht 
vielmehr  den  einfachen  Begriff  des  blossen  Gereiztseine  erwähnt 
haben  .sollte.  —  V.  789.  ist  in  den  Worten  xov  lovta  das  t6v 
demonstrativ:  ihn,  wie  er  einher  ging.  —  V.  811.  und  819. 
war  auf  Naegelsbach  S.  283.  Rücksicht  «a  nehmen.  —  V.  849. 
ist  besser  nach  Sckmaifeld  de  fato  Hom.  p.  9.  au.eikiaren:  y|boo 
didt»  Apollinem  accessum  Afo^pccg  accelerasse.'^ 

Doch  auch  wir  eilen  endlich  zum  Schlüsse ,  da  wir^den  für 
die  Beurtheilung  einet  Schulbuches  gestatteten  Raum  schon  über-  ^ 
sduritten.  liaben.  Wir  siad.aher  ausführlicher  gewesen,  um  das 
oben  gefällte  Urtheil  sattsam, zu  begründen,  und  besonders  die 
Mängel ,  an  denen  diese  Ausgabe  leidet,  hervorzustellen.  Möge 
Hr.  Cr«  die  Ausstellungen  mit  ebenso  ürenndlichem  Sinne »  als  wir 

?5* 


S88  Altcrthnmskaiide. 

lie  im  btereoe  der  Sidie  genadit  hftbeii,  «orfnoi  In  Ehrwig^^ 
gichen.  Befloaden  mdf e  er  bei  dner  oeoen  Aosfebe  des  Buches 
■ueh  auf  eine  genane  Correetnr  desselben  bedadit  sein.  Denn 
ausser  den  wdta^en ,  gelefentUch  an^sfUirten  DmddMilcm  Mes- 
sen sich  noch  selur  viele  aufaählen.  Bisweilen  fehlen  auch  ini 
Texte  die  Accente  gSnaHch,  wie  I,  6. 147.  200.  II,  801.  ^9.  10, 
83.  IV,  78.  2S0.  V,  817,  VI/41. 160.  X,  507.  XI,  20L  636.  XH^ 
406.  XIII,  32. 440.  XVI,  190.  440. 650. ;  oder  der  Spbilus  fehll, 
wie  1, 453.  XI,  234.  257.  XV,  66.;  oder  der  Apostroph,  wie  V, 
825.;  oder  das  Iota  subsnr.  wird  vennisst,  wie  V,  141.  495.  VI, 
104.  223.  267.  323.  377. 458.  [auch  bei  Spitzner  vgl.  406.]  Vif, 
183.  243.  XI,  77a  XH,  48.  XIU,  352.  357.  736.  XVI,  184.  283. 
805.  Ein  linderer  Uebelstand,  den  wir  noch  erwähnen,  ist  der, 
dass  die  Rosf^sche  Granunatüc  in  der  Regel  blos  nach  den  Seiten- 
nhlen  ciftirt  ist.  Da  man  aber  nicht  voranssetsen  darf,  dass  alle 
Schuler  einer  Kiasse  gerade  die  Ausgabe  besitsen,  nach  welcher 
hier  citirt  wird,  so  ist  die  Zahl  der  Paragraphen  nothwend^er 
Weise  hinsuzufägen. 

Huhlhausen.  jimetf» 


ff 

Encyclopädie  der  ilassischen  Alter thumsJcunde^ 

eio  Lehrbach  für  die  oberen  Klassen  gelehrter  Schulen,  Ton  Ludwig 
Sehwiff.,  Vierte  Ausgabe,  bearbeitet  von  Dr.  E.  Horrmann  und 
Dr.  J.  CA.  G.  Schinke.  Erster  Theil.  Geschichte  der  grie- 
chischen und  römischen  Liter atur  Yon  Dr.  Eduard 
Horrmann;  Mythologie  der  Griechen  und  Homer 
Tom  Herausgeber  bearbeitet,  [in  gr.  8.  XI  u.  160  die  griechische 
nnd  128  S.  die  romische  Literaturgeschichte.  X  u.  308  S.  die  My- 
thologie,] Zweiter  Theil.  Anti^qui täten  der  Griechen 
und  Homer  von  Dr.  Eduard  Horrmann;  Archäolosie 
der  Griechen  und  Römer  vom  Herausgeber  bearbeitet. 
Mit  einem  Vorbericht  an  den  Begründer  und  einem  Namen  >  und 
Sachregister  zu  allen  Abtheilungen  dieses  Werket  vom  Herausgeber 
[VI  u.  122  ^e  griech. ,  V  u.  132  die  rom.  Antiquit. ,  XU  und  155  S. 
die  Archäol.'  LIII  S.  die  Register],  Magdeburg, ,  Wilhelm  Hein- 
richshofeo.  1839.     8. 

'  SchaaTs  Eneyelopidie  hat  in  den  Voriesungen  von  F..A. 
Wolf  seine  erste  Batetehung  gefunden ,  hat  im  Verlaufe  der  Zeit 
an  den  Wericen  der  bedeutendsten  Alterthumsfonoher  sich  heran- 
gebildet uod  hat  euch  in  dieser  neuen  Bearbeitung  sich  üherail 
an  die  Quellen  gewandt,  aus  denen  mit  g&nstlgen  Erfolge  an 
schöpfen  war.  Da  der  erste  Begtfinder  dieses  Werkes  durch 
Mine  amtliehe  Stellung  der  philologischen  Praxis  entf^mdet  wor- 
den ist,  so  hatte  er  die  nöthig  gewordene  Unmrbeitung  des 
Buches  dem  nun  Terstorhenen  Pred%;er  Dr.  Sckitike  in  Wedlits 


Schaafiis  Bneyd^Ule  im  hbm»  Akerthnmskiinde.  '         '380 


ftbertrsgen,  einetn  Mtnne,  darfldne  von  dem  Tenbnmgs^&iit 
g&t  Siebelf 8  in  Bansen  geweekte  und  bekiiftifte  Liebe>  snr  klacu^ 
•chen  Literatnr  gchon  dnreh  andere,  fleissi^  gearbeitete  WerJce 
bethatigft  hatte.    Hr.  Dr.  Sehinke  aber  wUite  sich  Ar  die  anf 
dem  Titel  beseicbneten  Theile  den  Hrn.  Dr.  Harrmanm  aam  Mit«> 
arbdter.    Und  so  haben  diese  beiden  Männer,  eingedenk  dei 
Homeiisehen  2kiv  ts'  iv^kgxo^dvw^  wd  ts  itQo  S  tov  ive^m^ 
Sfiftmg  uigdog  %,  mit  gemeinsamen  Ertften  ein  Werk  geliefoft^ 
daa  miter  der  Menge  dtr  fOr  die  Gymnasialjiigend  iiestinimten 
LehHiHcher  einen  i^mlichen  Plata  behauptet.    Denn  sidit  man 
-—  ifonach  man  snerat  bei  einem  populären  Lehrbudbe  dieser  Art 
fragen  muss  -^  auf  das  Verhaltniss  ^  in  welchem  es  in  dem  j^ta^ 
gen  Standpndfcte  der  Wissenschaft  steht:  se  le(t  lobend  an  erwah«^ 
nen,  dass  die  Resultate  der  neueVn  Fonchnngen  übemll  nach 
dem  Zwedke  des  Buches  benutzt  worden  sind ,  und  dass  man  nur 
selten  auf  eine  gans  veraltete  oder  nicht  gann  richtig  dargiolegla 
An«i«^t  stosst;  aA  häufigsten  Ist  dies  noch  in  der  Archlologi^ 
der  Fall ,  die  im  Ailgekieinen  der  weniger  gelungene  Abschnitt 
ist.    Daau  kommt  ferner,  besonders  in  den  von  Hm.  Hermann 
bearbeiteten  Theilea  ein  richtiger  Tact  für  die  Bedürfnisse  der 
Gymnasien^  welcher  In  den,  in  der  Vorrede  auseinander  gesetalett 
und  überall  mit  ummhtigem  FIdsse  durchgeführten  Ornndsat»» 
auf  eine  Betfall  verdienende  Weise  hervortritt. 

Statt  nun  dieses  lobende  Gesammtnrtheii  inl  Einzelnen  mit 
gelungenen  Beispielen  au  begründen,  wollen  wir.  den  an  dieser 
Anzeige  (die  wir  übernahmen^  damit  dieses  Lehrbuch  auch  in 
diesen  NJbb.  nicht  ganz  unenHihnt  bldben  mochte)  ans  verstatte- 
ten Baum  lieber  dazu  benutzen ,  dass  wir  auf  einzelne  Unrichtige 
keiten  oder  Mängel,  die  sidi  gerade  beim  Lesen  uns  darboten« 
aufmerksam  machen,  jedoch  mit  Uebergehnng  alles  dessen,  was 
schon  in  andern  uns  bekannt  gewordenen  Beurtheilnngen  '^)  be« 
rührt  worden  ist«  Wir  wenden  uns  Zuvörderst  zur  griecfaisdien 
Literaturgeschichte.  Das  Muster,  welches  Bernhardy  hier  auf- 
gestellt hat,  ist  auch  auf  das  vorliegende  Buch  nicht  ganz  ohne 
nachhakigen  Einfluss  geblieben.  Die  mannigfisltigen  Schriften 
und  ihre  Verfasser  erischeinen  hier  nicht  als  ein  todtes  Gerippe 
vereinzelter  Notizen,  sondern  es  ist  von  Hrn.  H.  älieraU  eine 
zweckmässige  Andeutung  des  organischen  Lebens,  ddr  Literatur 
in  ihrem  Wechselverhältnisse  zu  dem  Ldben  des  Volkes  überhaupt 
gegeben  worden,  ohne-dass  die  Darrtellung  in  gelehrte  Abstractio^ 
nen  sich  verliert,  wie  solche  die  Fassungfskraft  der  Schüler  bei 
weitem^  übersteigen  wrürden.  Besondere  Erwfihnung  verdienea 
auch  die  mit  sichtbarer  Liebe  und  löblicher  Sorgfidt  verfassten 
CHharakteristiken  derjenigen  Schriftsteller,  welche  für  den  Gym- 


"*>  8.  AHg.  Literatur- Zeit.  1836  Nr.  138  f.    Janaisdie  AUg*  Liter. 
Zeh.  1899  Nr.  174.     GTsmaf ialoeit.  1840  Nr.  »f. 


890  Alterikiimskfiiide. 

DMMiratfliTldit  dto  bedenteniitten  sind.    Von  den  Ausgaben 
df  e  Editl.  princMwie  diejenigen,  welche  eine  Epoche  begründen, 
und  die,  welche  f&r  4en  Schulgebnnch  wichtig  sind,  angefahrt 
worden.  Dieaet  Princip  ist  als  beifallswerth  aniuerkennen.  Indean 
iat  bei  der  Dnrciif8hrung  desaelben  noch  Manches  su  bessern, 
indem  öfters  unbedeutende  Ausgaben  CTwibnt ,  dagegen  mandie 
wichtige  Leistungen  übergangen  sind.    Bei  dem  Nachweis  Ton 
cinnelnen  Beispielen  gehen  wir  billiger  Weise  blos  bis  zum  Jahre 
1837 ,  weil  spiter  erschienene  Werke  noch  nicht  haben  berück- 
feiditigt  werden  können,  und  Hr.  H.  sich  dieselben  für  eine  kfinf- 
tige  Bearbeitung  des  Bnches  schon  wird  angemerkt  haben.     Jetst 
SU  den  Bimelheiten.    S.  7.  werden  als  Verfasser  der  Naditrage 
SU  Snlser's  Theorie  nur  Dyk  und  Sehatz  genannt.     Die  Feh- 
lenden können  Jetst  ans  Fr.  Jacobs  Personalien  nadigetragen 
werden.    Bei  Fabrichis  von  Haries  fehlte  1790— 1809.    Beck's 
Accessiones  fbei  Hm.  H.  yerdrudct)  erschienen  1827  und  1828. 
Femer  sind  Fr.  Päeeow  Grundzuge  der  griech.  und  rSm.  Liter. 
2.  Auü.  Berlin  1829.  4.  und  Fr.  Ficker  Literatuigesch.  der  Gr. 
und  Ron.  Wien  1835.  8.  übergangen  wofdeo.  —    S.  10.  wird 
gesagt:  „die  äUeete  Form  der  Poesie  ist  die  epische  etc*^    Ge- 
nauer wäre  su  sagen:  die  tUteste  uns  erhaltene  Form  der  Poesie 
etc.    Denn  aus  der  iütesten  Zeit  liegt  keine  sichere  Andentong 
des  Epos  vor,  die  Namen  jener  der  Sage  nach  uralten  Sanger, 
sowie  die  ihnen  beigelegten  Dichtungen  fuhren  wohl  mehr  auf 
das  Lehrgedicht,  wie  des  Orpheus  Gesinge,  des  Musiius  hJ^etxt^ 
fftig  vööoav  n.  A.    Auch  die  im  Homer  selbst  sich  vorfindenden 
Spuren  von  vorhomerischeh  Gedichten  deuten  auf  didaktischen 
I^alt  hin,  wie  s.  B.  des  Thamyris  Streit  mit  den  Musen,  die 
gewiss  nicht  von  Heldenthaten  der  Menschen  sangen ,  und  denen 
Thamyris  wohl  nur  etwas  Verwandtes  entgegensetzen  konot^ 
ganz  deutlich  das  didaktische  Element  su  venrathen  scheint.    De- 
bereinstimmend  damit  ist  die  Sage  von  dem  ihm  beigelegten  Ge- 
dichte ^BoXoyla.    Auf  derselben  Seite  heisst  es  vom  Orpheus: 
^^Agyovavnxa  ...  in  seiner  jetzigen  Gestalt  wohl  erst  ans  dem 
6.  Jahrb.  nach  Ghr/^  und  -am  Ende  der  Seite:  „Ob.dle  unter  des 
Orpheus  Namen  jetfsi  vorhandenen  Werke  erst  «aus  christlicher 
Zeit   (Schneider,  Hermann),  oder  aus  früherer  (Heyne,  Voss, 
Wolf),  steht  nicht  fest^^    Aber  das  stimmt  nicht  genau  susam- 
men;  jedenfalls  war  auch  Lobeck  m  erwähnen  ^  der  im  Aglaoph. 
S.  395  f.  und  405  f.  geseigt  hat ,  dass  Alles  unter  seinem  Namen 
auf  uns  Gekommene  erst  spätere  Erfindung  sei,  und  dass  die 
Hymnen  blos  ein  antikes  Ansehen  haben.  —    S,  11.  bei  des  Mu- 
säos  erotischem  Gedichte  fehlt  die  Ausg.  ex  rec.  J.  Schraderi. 
Leuward.  1742;  wiederholt  von  Schäfer.   Leips.  1825.    Femer 
die  Ausg.  von  Heinrich  ist  nicht  1783,*  sondern  1793  erischfenen. 
—  Bei  Homer  möchten  die  neuern  Ansichten ,  welche  die  Wölfi- 
sche Ansicht  bestreiten,  genauer  su  berncksldbtigen  sdn,  und 


SchaaffB  Encydopadie  der  klass«  ÄlUathaiiuikiiiide.  801 

i 

da  dieser  Dichter  aucb  für  die  Jugend  eipe  Wicht%iceil  ImiI,  'wie 
kein  anderer,  ao  wäre  ein  etwas  tieferes  BIngelieB  in  das  Binaelne 
wohl  an  seiner  Stelle  gewesen;  a,  B.  S«  13.,  wo  Mos  gesagt  wird, 
Homer  erscheine  ,4n  höchster  künstlerischer  Schönheit/*    Dabei 
pflegt  aber,  der  Schüler  in  der  Regel  sich  nichts  Deutliches  sn 
denken;  darum  worden  wir  hier  angedeutet  haben ,  worin  diese 
künstlerische  Schönheit  bestehe,  vund  wie  sie  besonders  bei  dem 
gSoslichen  Zurücktreten  des  Dichters   robjectiver  Charakter) 
durch  Einfachheit  und  Verständlichkeit  hervortrete:  1)  in  der 
Ordmifig.  Einfache  Feriodologie,  so  dass  Ton  und  Rede  gleichen 
fichritt  halt.    2)  in  der  Gliederung.    Eine  Menge  Sachen  und . 
Personen  haben  ihre  stehenden  Epitheta  cur  festern  Auffassung 
der  Hauptcharaktere  und  Merkmale.    Ferner:   snerst  wird,  der 
Begriff  der  Sache  genannt,  dann  folgen  erst  nach  und  nach  die 
einxdneo  Prädicate,  wodurch  der  Begriff  ausgemalt  oder  verdeut- 
licht wird  [ein  Beispiel  wie  IL  III,  330.].   Die  natürlichen  aus  dem 
Leben  g^riffenen  Metsphem^  die  jsur  Gliederung  wesentlich  bei^ 
tragen y  wie  Zaun  der  Zähne,  schwaraes  Herz,,  zottige  Brust 
(vgl.  manches  treifflich  Erläuterte  bei  Axt  das  Gymnasium  und  - 
die  Realschule ,  wie  S.  42  ff.).    3)  in  der  Abwechselung  von  Le- 
ben und  Ruhe*    Zur  Lebendigkeit  auch  die  das  Allgemeine  indi- 
viduallsirenden  Vergldchungen.    Zur  Ruhe:  die  Beschreibungen, 
wo  die  Massen  in  ihren  einzelnen  Zügen  hell  vor  die  Augen  treten, 
und  derselbe  Zug  öfters  zurückkehrt,  um  das  Bild,  anschaulich 
und  eindrücklich  zu  machen  (Lessing  im  Laokoon ,  Herder  krit. 
Wälder.  1.  H.  S.  184.).    Mitten  in  die  lebendigste  Schilderung 
treten  die  Nebenhandlungen  ein  mit  ihren  eiozdnen  Zügen  .voll- 
ständig ausgeführt  [Beispiele  wie  mitten  in  der  Verfolgung  des 
Hektor  die  Schilderung  der  Quellen  des  Scamandros  II.  XXIL,  der 
Schild  des  Achilles,  der  Wagen  der  Juno«  II.  V.].'    Dies.e  Ruhe 
selbst  in  scheinbar  kleinlichen  Dingen  s  s.  Naegelsbach  zu  U.  I, 
246.  U,  183.    4)  in  der  Abrundung.    Jede  Beschreibung,  jeder 
Vergleich  fangt  mit  einem  vollen  Verse  an  and  schiiesst  mit  einem 
solchen,  selbst  die  Reden  werden  mit,dem  Verse  angefangen  und 
sind  durch  stehende  Formeln  eingeleitet.     Doch  genug;  wir  woU- 
ten  nur  andeuten,  nicht  ausführen.  —    S.  14.  die  Ableitung  der 
Rhapsoden  von  ^aßSog  und  cJddg,  die  hier  befolgt  wird,  dürfte 
schwerlich  als  die  richtige  Bidä  hinlänglich  erweisen  lassen.    Vgl. 
Bernhurdy  Griech.  Lit.  1.  B.  S.  217  f.    Weiter  unten  hat  Hr.  H. 
bei  Anführung  von  Wolfs  Ansicht  einen  Hauptgrund  übergangen, 
mimlich  dass  ein  so  langes  Epos  nicht  im  Geiste  und  in  der  Sitte 
jener  Zeit  gelegen  habe  etc.  —    S.  15.  wird  von  Payne-Knight 
Proieg.  die  ältere  Ausgabe  citirt;  vermehrt  und  verbessert  stehen 
diese  Prolegom.  in  der  zu  London,  Paris  und  Strassburg  182Q 
erschienenen  und  durch  das  ein  ewiges  Hauchen  und  Blasen  be- 
wbkende  Digamma  bekannten  Ausgabe,  welche  Bissen  El.  Sehr. 
S.  277  ff:  beurtheilt  hat.    Der  dann  folgende  Satz:  ^^m  Ganzen 


dSS  AltertknaiskaAde. 

di9  BmäickM  ineAr  für  ff^f^  die  Engl,  und  Fran«.  gegen  ikn^S 
liMt  «idi  jeUt  f  wo  der  Enthusiasniiis  for  Wolfs  Hypotheee  sich 
abgekoblt  hat,  wohl  nicht  mehr  als  richtig  erIcenneQ,  mag  man 
die  AutorlUlea  sahlen  oder  wägen.    Weiter.    Hinter  , Jnterpo* 
latioiieB^  wire  der  sonstigen  Gewohnheit  gemäss  adsTi^^Ecg  bo 
•etien.    Zu  den  etymologischen  Deutungen  „von  öfiw  und  £q(o^ 
wfire  auch  das  schon  Od.  XVI,  468.  Torl(ommende  ofiffgin  xaeam^ 
mvtdr^ffen^  begleiten ^  su  erwähnen,  abo  der  Gedichte  msaiiH 
»enfugt  oder  der  dieselben  mit  der  Cither  begleitet.    Die  Anmer- 
kung beginnt:  ,,Die  dem  Uerodot  beigelegte  Lebensbeschreibung 
Homers  ist  aus  sec.  2«  p.  c. ,  die  dem  Phitarchos  beigelegte  ist 
untergeschoben/^    Deutlicher  für  den  Schüler  wäre:  die  dem. H. 
beig«  Leb.  H.  ist  ein  elender  Eoman  aus  etc. ,  die  dem  PI.  beig« 
(fis  Emeeti'e  ^wgabe  des  Homer  T.  F.  befindliche)  ist  unter- 
geschoben, und  Wyttenbach  hat  sie  mit  Eeeht  in  %wei  besandere 
Stücke  getheilt.  —    8.  16.  in  dem  Absatse  ,,Urtheild  der  Alten 
und  Neuen'^  fehlt  unter  den  Alten  Longin  und  QuiniiUan^  unter 
den  Neuem  mancher  gewichtvolle  Name,  wie  Hegel  In  der  Ae- 
sÄctik,  Goethe  u.  A.    Bei  den  Ausgaben  würden  wir,  da  Hr.  H. 
bei  andern  minder  wichtigen  Schriften  dergleichen  Znsatne  macht, 
Bur  edit.  pr.  hinzuaufngen:  {ausgezeichnet  durch  ihre  JPorm,  da 
ihre  Lettern  ganz  die  Buchstaben  der  Handschriften  wieder-* 
geben).    Bei  der  Ausgabe  von  Wolf  heisst  es:  ,^LIps.  1804  (Ih'as) 
—  1807  (Odyssea).   Neue  Ausgabe  1817.''    Das  LeUtere  wird 
der  Schüler  missverstehen,  indem  er  es  entweder  auf  die  Odyssee 
oder  wenigstens  auf  beide  Gedichte  bezieht,  da  doch  nur  die 
Ilias  .in  erneuter  Bearbeitung  erschienen  ist.    Die  Ausgabe  von 
Heyne:  9,Llps.  1802—22.  9  voll.''  würde  genauer  so  heissent 
Lips.  1802.  8  voll.  voL  9.  1822:  index  von  Gräfenhan.  Die  5.  AufL 
von  Voss  ist  nicht  1834 ,  sondern  1833  erschienen«    In  der  An- 
gabe der  „Scholien"  Ist  hinter  Bekker.  Berlin  1825.  susgefallen  i 
3  Voll,  mit  Index.  4.    Letate  ZeUe  steht  1803  statt  1804.    Unter 
den  Erlluterungsscbriften  vermissen  wir  als  wichtige  und  nicht  zu 
ifaergehende;  Spohn  de  extr.  Od.  parte.   Lehrs  de  Arist.  stud« 
Hom.  Regim.  1833.   Dessen  Quaest.Epicae.  Ibid.  1837.  Seberi 
Index  Hom.  Oxon  1780  u.  1782.  —    S.  17.  §  25.  wire  der  Sati: 
„Sehr  geschätzt  war  die  verlorne  Parodie  der  Odyssee:  Mar* 
,    gites"  deutlicher  durch  den  Zusatz:  etin  Spottgedicht  auf  einen 
Kolophonier^    der  wegen  seiner  Dummheit  jenen   Beinamen 
,  erhielt.    Bei  der  Ausgabe  des  hymn.  in  Gerer.  von  Ruhnk.  wsrea 
auch  die  duae  Epist.  Criticae  au  erwähnen  nebst  der  Zshi  1782, 
iMch  der  Bemerkung ,  die  auf  der  Rückseite  des  Titelblattes  der 
Leipa.  Ausg.  steht.  --     Was  §  26.  über  den  „epischen  Kyklsi'' 
gesagt  wird,  möchte  wohl  etwas  zu  dürftig  sein^  es  war  wenige 
stens  über  die  HaoptqueOen,  daa^  Bruchstiidc  des  Fhotins  (ist 
Gtisfo^d'sdHNi  Hephistion  und  anderwfirts  afagedmckt)  und  über 
das  Schimon  su  Clem.  Alexandr.  Strom,  (ed.  Klotz.  Tom.  IV. 


Schaaffs  Encydop&dit  der  cbtti»  Attertkimskiinde.  B08 

p.  104.)  Einiges  ta  tagcn^  -*-  8. 18w  Deber  HerfodiM  w«rd<$il 
{mm  bei  den  «nd^rn  Dichten  angegeben ,  Ist)  die'  Urlheile  der 
Alten  Termiflst ;  des  AIcüih  (s.  bei  MUtcell  de  Eni.  Theag.  p.  379.% 
Velli^.  Faterc.  I,  7.,  Qninctii.  X,  l.,  Dionys. ;  der  angeführte  Inhalt 
der  Werke  und  Tage  dörfte  mehr  nach  dem  Ideengange  des  6e- 
dlclites  genauer  nn  gestalten  sdn^  mid  sn  dem  Schlusssatxc:  .,^deir 
Hauptsache  nach  edht^^  noch  hinnngefiigt  werden  die  Anssage  des  - 
Pausen.  flC^  31,  4  f.^  dass  nur  die  M^ya  uul  ^Ifai  in  Böotien) 
vro  man  sie  anf  sinnernen  Tafeln,  doch  dine  Prooendtun  geschrien 
ben  fand,  als  echt  anerkannt  wurden.  Von  den  Ausgaben  ist  die 
verraeintUehe  ^fid.  pn  mit  Theok.  (HedioL  1481  ?)  FoK'<  [?gL 
Bänke  m  AUg.  Liter.  ZeU.  1836.  Erginsungsbl.  Nr.  26.  S.  207.] 
in  diesem  Buche  lieber  in  tilgen  und  blos  1493 yb/.  sn  setzen; 
nach  dieser  aber  ist  auch  die  Ausg.  des  Trincavelins.  Venet  1537 
lu  erwflmen,  da  in  dieser  snerst  die  Schollen  erschienen.  Sonst 
ist  bei  der  angelGhrten  Literatur  als  bedeutend  nachzutragen: 
e.  J.C.  MwiseU  de  Emend.  Theog.  Hesiod.  Lips.  1833.  O.  MüU^ 
ler  Archäol.  Vindication  des  Hesiod.  Herakles -Schildes  lu  der 
Zdtschr.  f.  Alterthumsw.  1834  Nr.  110  ff.  Die  neuesten,  Epoche 
madienden  Leistungen  von  Lehrs  (Quaest.  Ep.)  und  iZaislr^^  sowie 
das  Werk  Ton  Marckseheffel  konnten  hier  noch  nicht  angefahrt 
werden.  —  S.  20.  Mimnermos  wird  statt  ,,c.  Ol.  46,  2.^^  genauer 
(nadi  N.  Bach)  in  die  Zeit  c^  Ol.  37.  gesetzt.  Der  Ausdruckt 
er  dichtete  ^Lieder  der  Liebe^,  ist  nicht  bestimmt  genug  und 
deshalb  zu  ündem  in  Kla^lieder  über  die  Bitterkeit  und  den 
Wankelmuth  der  Liehe  (in  Belebung  anf  die  seine  Liebe  rer-  * 
adunShende  Flötenspiderhi  Nanno).  —  S.  21.  Bei  Aikaeos  war 
ausser  Quint.  audi  Horat.  Od.  II,  13, 26.  zu  nennen.  Z.  18.  Bf  elno 
statt  M^Unno.  —  8.  24.  Z.  16.  v.  u.  Pocyl.  st.  Phocyl.  Ebend. 
§  40.  wird  die  Ldbenszdt  des  Xenopkanee  so  angegeben :  ,,c.  OL 
60.  54a  (gek  c.  Ol.  40.  610.)^  Abgesehen  davon ^  dass  beide 
Maie  die  Zahlen  der  Olympiaden  und  der  Jahre  Tor  Chr.  einander 
nicht  entsprechen,  kann  auch  diese  Angabe  des  fiebortsjidtfi, 
ob^eich  dieselbe  aligemdn  hergebracht  ist,  nicht  die  richtige 
sein,  weil  Xenophanes  noch  in  der  72.  Ol.  nach  den  Perserkriegen 
gelebt  hat,  wie  aus  einem  Fragmente  bei  Athen.  II.  p.  54«  B« 
erhelit:  Sivwpivfp  kv  üaffqidlais^  wo  es  ▼.  4  f.  heisst: 

tlsf  ne%w  ug  Jevdgävf  «66a  Tot  Sr^  iötl^  q>iQe&gB; 

MtiU%og^ö9^  o^'  6  Mfjdog  dtplTCBZö; 
JFemer  werden  hier  unter  seinen  Gedichten  besonders  anfgezShIt: 
„22UioV  ^btfißoh  TQoypilai  (lyrische).*'  Das  letztere  soll  i7i»- 
Q<f»IUin  hidssen;  allein  diese  drei  Wörter  sind  blos  Terschiedeue 
Namen  für  ein  und  dasselbe  Ctedicht  Bs  waren  diese  lamben 
(nach  Diog.  Laert.:  leefußoi  xaO^  'HdiMov  ^al  "Ofii^^ov  öder  Ilth 
QtjfdUti  nach  der  angeffihrten  Stdle  des  Athena^us,  oder  2ikloi 
nach  Btrabo  XIV.  p.  643.  und  Schol.  «  Arist.  Equit  4Ö6.),  wie 
es  schefait,  satfakche  Ctediiite^  in  welchen  wahnicheiidicli  die 


SM  Altertlinm'skiiBde. 

GStterlebre  des  Homer  und  Heiiod  «igegriffeii  wurde.  Bei  Ar- 
menides  ist  tiiniiigesettt:  ,,c.  Ol.  69 — 79.^*^  Den  Zwischenstrieh 
wird  der  SchQler  durch  his  deuten,  aber  Fuüehwm  in  der  (liier 
nieht  erzürnten)  Schrift:  UaQpiBvldavg  jiilifctva^  Parm.  Frag- 
mente etc.  ZlUliehan  1795.  hat  sehr  wahrsdidnlich  gemacht,  dass 
Parm.  mn  die  79«  Ol.  gelebt  habe,  weil  er  nack  der  aosdhrnck* 
liehen  Bemeiiung  des  -Plato  mit  dem  noch  jungen  Sokrates  m- 
sammen  gekommen  sei;  darum  war  Mos  die  letztere  Zahl-  aufim* 
nehmen.  Bei  Stesichoms  wäre  wohl  die  MuHtP^dla ,  die  J.  fifee/ 
im  Bh.  Mus.  Vi*  Jahrg.  p.  1  sqq.  und  F.  Fritzsche  im  index  lectt« 
SU  Rostock  1837  behandeln,  kun  su  erwähnen  gewesen«  Z.  8. 
V.  Q.  66q>og  statt  eotpog.  —  S.  26.  Z.  5. 1544  st.  1554.  Zu  §  43. 
iiber  Simonides  möge  fi.  Bach  de  lugubri  6r.  eleg.  spec  IL 
Fuldae  1836.  nachgetragen  und  daraus  Einiges  TQn  dem  Ange- 
fthrten,  besonders  die  Frage:  ,,seit  ihm  der  Name  Elegie?^ 
näher  bestimmt  werden.  —  8:  27.  hatten  bei  Pindaroe  auch 
G.  Hermanni  de  offic  interpretis  et  Emendatt  Pindar.  (wieder* 
holt  Opusc.  VII,  109  —  173.)  erwähnt  werd^  soUen.  —  S.  28. 
Den  Satx:  ^^die  Frage  über  die  dorisch  Lyrische  Tragödie  ist 
noch  lu  keiner  allgemein  angenommenen  Entscheidung  gdbmcht^, 
würden 'wir  nach  dem,  was  Lobeck  im  Aglaoph.  in  Beaiehung 
anf  diese  Termeintliche  Tragödie  entwickelt  hat,  im  Torliegenden 
Lehrbuche  gänzlich  streichen.  Was  gleich  darauf  von  Thespis 
gesagt  wird,  dass  ,,er  znerst  einen  Schauspieler  (wtoxQiziqg)  ein- 
Ahrte,  der  in  lamben  den  Gegenstand  der  Aufführung  mittheilte 
(Isrsigodiot^)  oder  einen  Dialog  mit  dem  singenden  Chore  einklei- 
dete (Hör.  Ep.  ad  Pis.  275.)^  — -  das  ist  lu  viel  behauptet.  Horas 
sagt  bekanntüch  nur  dieses;  dass  Thespis  seine  Gedichte  auf 
Wagen  umhergefahren  habe,  d.  h.  dass  er  das  scenische  Gerüste, 
das  er  anir  Auäuhrung  seiner  Gedichte  gebrauchte,  umhergefah- 
repi  habe,  und  dass  seine  Leute,  welche  sangen  und  agirten,  das 
Gesicht  mit  Hefen  geschminkt  haben;  Das  Uebrige^  was  hier 
angeführt  wird  (Namen  aus  Aristot.  Poet  C  12.  geschöpft  und 
hier  schon  auf  Thespis  unrichtig  fibergetragen),  gehört  erst  in 
die  Zeiten  des  Aeschylus  und  Sophokles.  Z<  13.  v.  u.  Meinedke 
^t.  Meineke.  Ebenso  S.  60.  85.  96.  —  S.  29.  entiialten  die  m 
der  Charakteristik  des  Aeschylus  stehenden  Worte:  ^^IlQoXoyog^ 
Exposition,  Ixugdd^ov^  gemächliche  Entwickeinng  der  Fabel, 
Uodog.  —  Arist  Poet.  4. 16.  [muss  12.  heissenj  Horat.  ad  Pis. 
270.  [st  278.]''  eine  Erklärung,  die  Niemand,  der  die  Sache 
noch  nicht  kennt,  verstehen  durfte.  Besser  ist,  wenn  die  Worte 
des  Aristot  C 12.  selbst  von  "Eöti  dh  XQoXoyog  bis  xoqoS  füXog 
aufgenommen  werden.  In  der  angefahrten  Literatur  ikber  Aeschy- 
lus vermissen  wir  die  Tielfachen  Forschungen  G.  Hermanns  in 
dessen  Opusc. ,  ferner  Petersen  de  Aeschyli  ^ita  et  fUbb*  Ha?n. 
1814.  G.  Blümner  fiber  die  Idee  des  Schicksals  etc.  Ldps.  1814. 
den  lu  HaUe  1832  hi  2  Voll  (von  Bitschi)  heransgegebenen  Ap- 


Schaaffs  Encyclopadie  der  class.  Alterthnnisknnde.  805 

parat.  Crit.  et  Ezeget. ;  und  unter  deo  Uebers^tsern  dnselner 
8lficke  den  Namen  Fr.  Jacobs.  Bei  Sophociea  O.  JP.  -Hermanni 
Quaest.  Oedip.  capfU  tria.  Marburg  1837.  S.  30.  Z.  18.  1827 
statt  1826.  —  S.  32.  §  50.  ist  awischen  der  dorischen  und  aiti" 
sehnen  Comödie  nicht  geschieden  worden.  In  1d6r  Literatar  war 
auch  Sioiie  de  comoediae  Graecae  generibns  Berlin  1834.  (der 
besonders  den  Einflnss  der  Zeit  ^escbildert  hat)  hier  zu  erwahr 
nen,  sowie  Grysar  de  Doriensium  co&oedia.  —  S.  33.  bei  Ari- 
stoph.  ist  Quint  X^  1,  66.  nber^n^en.  Z.  14.  v.  u.  Borrmann  st. 
Burmann.  Z.  5.  1836  st.  1838.  —  S.  34.  Z.  7.  6.  st  W.  In 
der  Literatur  des  Aristophanes  ist  besonders  C.  F^  Hermann  index 
Lectt.  Marburg  1833  und  1837.  4.  über  die  Wolken;  ferner  Q. 
Hermanni  Adnotata  ad  Ar.  Eqnites.  Zeitschr.  f.  Aiterth.  1837. 
Nr.  62  ff.  und  C.  F.  Hermanni  progymnasmatum  ad  Ar.  Equit. 
capita  tria.  Marburg  1835.  nachzutragen.  —  S.  34.  bei  Behand« 
Inng  der  mittleren  Co^iödie  ist  die  treffliche  Abhandlung  Ton 
Grauert  de  mediae  Graecorum  comoediae  natura  et  forma  im  Rh. 
Mus.  II.  Bd.  hinzuzufügen.  — ^  S.  35.  bei  den  Mimen  des  Sophroa 
möge  die  Abhandlung  Ton.  Grysar  de  Sophrone  mimographo.  K&ln 
1838.  nicht  übersehen  werden.  §  55.  wird  als  Geburtsort  der 
Fäntfasis  ,,Samos  oder  Halicarnassos^^  angegeben;  es  ist  da:  oder 
ThurU  hinzuzufügen.  Auch  war  zu  erwähnen ,  dass  er  ausser 
der  ^HgaxXsla  noch  Imvixd  (Geschichte  ionischer  Colonien)  ge- 
schrieben haben  soll.  Als  Werk  des  Choerilos  (Choeyli  Sam.  ist 
Druckfehler)  war  IIsQöfitg  oder  IIsQ^ticd  anzugeben.  Zu  seiner 
Ausgabe  hat  Naeke  nicht  blos  die  angeführten  ,^Additamenta« 
Bonn  1827^  geliefert,  sondern  auch  noch  zwei  andere  Nachtriige» 
'  Vgl.,  jetzt  dessen  Opusc.  Fhilol.  Vol.  I.  p.  27ä.  Von  dem  nun 
folgenden  Jtnlimaekus  wird  blos  die  ßi^ßatg  erwähnt.  Da  aber 
Antimachus  durch  diese  nicht  minder  als  durch  sein  Lyde  berühmt 
geworden  ist,  so  war  auch  das  letztere  Gedicht,  das  Hr.  H.  sonst 
nirgends  erwiOint  hat,  hier  nicht  zu  übergehen.  Und  wurde  von 
diesem  noch  die  Hauptstelle  hinzugefügt  Flut.  Gons.  ad  ApoU, 
p.  106.  B. ,  wo  es  heisst :  dno9avov6ijg  yäg  tijg  yvvaiHog  oedto'O 
jivÖTjg^  ngog  ^v  q>ikoötiifymg  slxs,  ütagafiv^iov  r^g  Xvnf^g 
ctvtw  l^olfj6s  Ti^v  hldyelaVy  ri]v  xaXovnivTiv  AvSrifv^  so  würde 
der  Schüler  beim  Lesen  dieser  Worte  sich  auch  an  die  Gaecüie 
des  gemüthvollen  Dichters  Ernst  Schulze  erinnern.  '  Unter  den 
Urtheilen  der  Alten  fehlt  das  des  Dionys.  Halic.  Zu  der  Frag- 
roentensammlung  von  Schellenberg  ist  hinzuzusetzen :  Blomfield' 
Diatribe  de  Antim.  Coloph.  im  Classic.  Journ.j  weiche  Abhiindlung 
Dindorf  in  den  Poet«  min.  von  Gaisford  Vol.  III.  hat  abdrucken 
lassen;  N,  Bach  de  Jniimachi  Lydia  in  Fhiletae  etc.  reliqniae 
p.  240—257.,  und  jetzt  noch:  H.  G,  Stoll  animadversiönes  in 
Antimacfai  Coloph.  Fragmenta.  Göttmgen  1840.  in  8.  —  S.  37. 
lieber  Herodotus  iässt  sich  Manches  mit  Hülfe  von  Bahr's  Com* 
mentatio  in  Vol.  IV:  p.  374  sqq.  etwas  besser  gestalten.  -  Unter 


896  lilteirthiiiiiskiiiide. 

den  HUftmitlclii  tF«rdieiiteii  nodi  der  Emihrang:  B^eiÜger  de 
Herodoti  historia  ad  cannioiB  epiei  indolem  propins^aecedente. 
Prolass.  II.  (in  dessen  Opnse.  p.  182— 206.);  G.  Boetticker  de 
»BÜp  Herodoto.  Berol.  1830.  .4.;   JT.  Hoffmeister  Sittlich -reif- 

?iöse  Lebensansicht  des  Herodotns.  Bssen  1832.  §.     Z.  4.  ▼•  n. 
833  st  1823.  —    8.  39.^  würde  neben  Quint.  auch  das  Lob  des 
deero  de  senect.  c.  17.  m  erwihnen  sein.  —    S.  40.  wird  twu 
Periphis  Hanne's  in  ,^der  griechischen  Uetyersetsiuig^^  gesprochen. 
Es  durfte  aber  nicht  unbeachtet  bleiben,,  dass  Andere,  wie  Bem^ 
hardy  Gr.  Liter.  1.  Th.  S.  348. ,  ihn  für  das  Werk  eines  Einge- 
bomen halten«  -^  S.  42.  bei  Antiphon  ist  beiarafugen  die  Abhand« 
hing  von  Ruhnken  de  Antiphonte  L.  B.  1763«  4.  (andi  in  dessen 
Oposc.  nnd  bei  Reiske  Oratt.  Graec  T.  VII.).     Des  Isokrates  P^- 
negyrikos  hat  den  Beisats:  ^,eine  Ermahnung  2ur  Eintracht  gegen 
die  Perser^S  was  dem  Schisiler  den  Namen  nicht  verdentHchen 
wird;  darnm  möchte  man  genauer  sagen:  Paneg.,  ein  rhetorisches 
Kunstwerk,  welches  theik  Lob  der  alten  Athener  wegen  ihrer 
Verdienste  um  Griechenland,  theüs  eine  Ermunterung  der  Zeit- 
genossen snm  gemeinschaftlichen  Kriege  gegen  die  Perser  ent- 
hilt. »»    S.  43.  §  69.  wird  Tom  Demosthenes  gehandelt.  Die  hier 
ais  ganz  znTerlassig  stehende  Behauptung,  er  sei  „gebildet  durch 
Piaton  Cic.  Or.  4.  [und  Brut.  31.],  Isokrates^^  u.  s.  w.,  kann  man 
wenigstens  nicht  in  dieser  Allgemeinheit  als  ausgemachte  Wahr- 
heit hinstellen.  Vgl.  C.  H.  Funkhaenel  in  Act.  Soc.  Gr.  I.  n.  287  ff. 
and  Zeitschr.  f.  Alterth.  1837.  S.  485  ff.    In  der  Anführung  der 
Ausgaben  und  Hnlfsmlttel  Termissen  wir  als  bedeutsrnhe  Leistun- 
gen: bei  der  Rede  de  Corona  die  grosse  Sammelausgabe  cum 
Taylori,  H.  WoUi,  J.  Mariclandi,  J.  Falmerii,   Reiskü  suisqne 
animadv.  von  Cr.  C.  Maries.  Ups.  1814.  augieich  mit  latein.  Ueber- 
setzung,  F,   Wtnniewski  €ommentarii  bist,  et  chronol.  Monast. 
1829.  nnd  jetzt  noch  die  Ausgabe  von  L.  Diesen.  Göttiog.  1837.$ 
ferner  im  Allgemeinen  Westermann* s  Quaestt.  Demosth.  und  bei 
Schaefer's  Apparat,  crit.  et  exeg.  den  Ton  Seiler  besorgten  Tora. 
VI.  Indices  continens.  Lips.  1833. —   S.  46.  wird  vom  Dinarehus 
gesagt:  ,^Ueber  ihn  als  Redner  urtheilten  die  Alten  mch^  eben 
günstig,  Dionys.  DIn.  8.^^,  ein  Urtheil  aus  früherer  Zeit ,  das  man 
jetzt  nicht  mehr  nachsprechen  darf.    Es  muss  heissen:  urtheilten 
die  Alten  meist  günstig.    Das  erhellt  deutlich  aus  der  genannten 
Charakteristik  Üis  Dionysius,  womit  die  sehr  gunstige  Beurthei- 
lung  bei  Hermogenes  de  form.  orat.  II,  11.  p.  494.  sich  Terglei- 
dien  lisst ,  welchem  Urtheile  auch  fTurm  in  äem  (von  Hrn.  H. 
ttbergangenen  und  deshalb  nachzutragenden)  Commentarius  in 
Plnarch.  Morimberg.  1828.  8.  praef.  p.  IX  sq.  ganz  und  gar  be^ie- 
treten  ist    Vgl.  auch  Westermann  Gesch.  der  griech.  Beredts. 
§  73.  —    §  70.  [27.  ist  Druckfehler]  werden  Bentl.  opusc.  phaoL 
Idps,  1823.  erwähnt  Diese  Ausgabe  ist  mir  uabd^annt,  ich  kenne 
nur  die  Ups.  1781.  ersehienene*  —    S.  49;  Zu  Arefarytas  wird  die 


Schaaffii- Bncyclopadie  der  klaM»  Aherthmnskiinde.  807 

BmMkang  gegebeD:  ,,Dm  Buch  xsqX  tav  nuptig  tfti^mg  bl 
iHMdif  Aber  ausser  dieMm  aoheint  noch  vieles  Aodere  nneclift 
lu  sein*  Vgl.  die  hier  nicht  angeführte  gründfiche  Sdinft  von 
Hartenstein  Be  Ardiyta  Dissertatio.  Ups.  1833. ,  wo  die  Frag;' 
mente  am  besten  nnd  vollständigsten  sind  5  and  wo  die  Ansicht 
angestellt  wird ,  Archytas  habe  nur  zwei  oder  drei  Ton.den  fM* 
lösopliischenSdiriften  geschrieben  {nsQl  ^avtog  und  siSQlp6fMp)^ 
Von  den  übrigen  aber  sden  Titel  und  Fragmente  erst  spater  er^ 
diditet  und  untergeschoben.  ^^  S.  51.  möge  die  harte  Wortstel« 
lung:  ,,tfls  hielte  er  sie  für  sich  überlegen^^  durch  andere  Perio* 
disirung  entfernt  wc»rden.  —  S.  53.  Auf  dem  Titel  der  genannten 
Ausgabe  stdit  iuBidovtog  otel  öiogtovvtog  A.  K,  [i.  e.  KoQa^g\ 
Bv  Üagialoiq.  A.  1825.  (Es  Ist  der  15.  Tbl.  der  Bibl.  Gr.)  — 
S.54.  In  den  Worten;  ,,swischen  Sekretes  und  Sophisten  oder 
dessen  Sehulern^^  soll  es  wohl  deren  heissen.  —  S.  55.  Unter 
den  Ausgaben  des  Flato  ist  die  von  C.  D.  Beck.  Lips.  1813 — 19« 
nicht  genau  angegeben.  Es  sind  nimlich  nur  die  ersten  drei  Voll, 
▼on  Beck  besorgt  worden ,  die  übrigen  fänf  Theile  enthalten  blos 
den  wörtlichen  Abdruck  des  Griechischen  aus  der  BIpontina,  Bei 
der  Ed.  pr.-  hätte. In  Parenthese  bemerkt  sein  können:  mit  Bei-- 
hälfe  des  M,  Musurui  aus  Creta.  Dann  fehlt  die  Ed.  pr.  der 
latdn.  Uebemetsimg  des  Ficfnus.  Florent.  1482.  Z:  28. :  1834 
St.  fiecL  I.  1833.  Sect  It  1834.  Z.  23.  ▼.  u.  bei  Wolfs  Ausgabe 
fdilt  cum  UU.  Interpret,  und  das  Format  4.  min.,  bei  Plato's  Gast- 
mahl :  Rötseher  das  Platonische  Gastmahl  etc.  Bromberg  1832. 4. 
Z.  7. 4.  Cars.  st.  3.  G. :  auch  enthalt  dieser  Tbl.  von  Jacobs  Le* 
sebucfa  nicht  blos  den  Crito,  sondern  auch  den  Laches  und  einen 
Theil  der  Apol.  und  des  Phlldo.  ~  S.  28.  Z.  1.  ,,Paris  1679. 
13  Voll.«'  st  des  genaueren:  Paris  1639—79.  Zugleich  mit  6a* 
len.  13  Voll.  —  S.  59.  §  83.  wird  von  der  Alexandrinischen  Bi- 
bliothek im  Brucheion  und  vom  Mnseion  bemerkt:  „Beide  An* 
stalten  hatte  schon  der  erste  Ptolemäer  Lagi  angelegt.^^  Aber 
^as  ist  jedenfalls  zu  determinirt  gesprochen ,  da  es  durch  be* 
stimmte  Zeugnisse  nicht  bestitigt  werden  kann)  vielmehr  wird  als 
wahrhafter  Begründer  allgemein  Philadelphus  angesehen.  Vgl. 
Bemha^dff  Gr.  Liter.  1.  B.  S.  367  ff.  und  denselben  in  den  BerL 
Jahrb.  1838.  April.  --  S.  6a  ist  auch  bei  Diphüos,  was  bd  den 
Torfaergehenden  KomikeiB  geschieht ,  su  erwähnen ,  wo  die  Frag« 
mente  gebammelt  sind ,  nimlich  Wa^le  fragm.  Comic.  Oraec. 
p.  50  ff.,  jctat  nun  forzüglich  Meineke:  bist  Grit,  com*  Graee. 
p. 449  ff.  -*-  8.  62.  werden  bei  Anf&hrongdes KalUmachos auch 
dessen  Nachahmer  unter  den  Römern  erwähnt  und  die  Stellen  des 
Ofid  angeführt,  mit  Ausnahme  des  /M«,  was  ebenfalls  erwähnt 
werden  musste,  da  Ovid  offenbar  nach  dem  Moster  und  Vorbilds 
des  Kallim.  Schmähgedichtes  "Ißig  gearbeitet  hat.  (Vgl.  Merkel 
in  Orid.  Trist  libr.  BeroL  18S7.  Einl.  §1  —  10.  Wie  das  Gedicht 
"I^^  so  hätten  auch  die  verlornen  Dichtungen  AUm  und  'Emkif 


808  ültertkuat knade. . 

mit  doi  Abhandliiiigea  von  Nscke  (Ae  jetit  den  2.  Tlieil  der 
Opotc.  aasmacheii  •oUen)  wenigstens  mit  ein  paar  Worten  genaiuit 
werden  aoUen.  ^  Der  Ed.  pr.^  worden,  wir  in  Par^ithese  bdfofen: 
mit  VneiaUmchatahen ;  und  der  Conseqaenz  wegen  durfte  nicbt 
fehlen  der  Zumtz  e.  achol.^  und  bei  Propertlua :  Eleg.  III,  1«  (vgL 
Herzberg  im  Pregramm  xu  Halberstadt  1836.).  Vom  AppUopius 
RhodiuB  lieisst  es:  „Wir  besitsen  von  ihm  ein  episches  Gedicht 
ete/*  Genauer  wäre  zu  sagen :  Wir  besitsen  von  ihm  nur  noch 
ein  etck,  um  das  Verlorengegangene,  das  sonst  nirgends  erwähnt 
ist,  wenigstens  anaudeuten.  Statt  der  Worte:  ^,Die  erhaltenen 
Schollen  sind  sehr  gut^^  lieber  gleich  bestimmter:  Die  erhaiie&ea 
SchoL  sind  unter  allen  bis  jetzt  bekannten  die  besten.  Zur  läte- 
ratur  ist  au  setzen :  Qerhard  Lectt«  Apoll.  Lips.  1816.  8.  (worin 
besonders  die  Sparen  der  beiden  Recensionen  mit  Sorgfalt  nacb^ 
gewlesen  werden).  —  S«  63.  Zu  den  beiden  über  Jthianos  ange- 
führten Sduriften  war  auch  die  Abhandlung  über  beide  von  jR  /o- 
eoAs  in  der  Scholaeit«  1833.  Nr.  14  ff.  zu  erwähnen,  sowie  die 
Vorlesung  von.^.  Meineke  in  d^  Berl.  Akademie  1832.  Das 
Werk  des  Aratus  wird  ohne  allen  Zusatz  Omvofuva  xal  ^ioöti" 
pLtia  genannt;  es  hätte  aber  kurz  bemerkt  werden  sollen,  was 
Qraueri  im  Rhein.  Mus.  Lp.  343  £  gezeigt  hat,  dass  der  Name 
^loOiifieia  nicht  einmal  griechisch  sei,  sondern  dass  er  z/ui^^- 
(Ulai  oder  — filai  helssen  musste  [in  deu  im  Londoner  St^han« 
angeführten  Belegstellen  ist  ÖLOö^fiucäv  zu  schreiben].  ,  Ferner 
lütte  bei  der  Uebersetzung  des  Germanicus  in  Parenthese  gesetzt 
werden  sollen :  oder  nach  Andern  Domitian^  was  Rutgers.  Var« 
.  Lect.  II,  9.  p.  122.  ¥on  der  Paraphrase  des.  Germ«  mit  guten  Grün- 
den gezeigt  hat.  Zu  Quint.  war  das  Urtheil  des  Cicero  de  orat 
1, 16.  de  Rep.  I,  14.  und  des  Ovid.  Amor«  1, 15,  16.  hinzuzufügen. 
In  dem  Verzeichnisse  der  Ausgaben  ist  bei  der  Ed.  pr«/oA  angge- 
£ülen,  und  bei  Matthiä  sind  die  Vornamen  verdruckt^  es  mnsa 
heissen  F.  Ch.  Die  Ansgabe.  ist.  nämlich  vom  Broder  des  ehema* 
ligen  Altenb.  Durectors«  Jetzt  kommt  ftoch  dazu  OreUi  Cieeronia 
Aratea.  —  S«  64.  Als  Geburtsort  des  Theokritos  ist  hier  in  Pa- 
renthese noch  von  Kos  beigefügt,  aber  das  ist  lilos  eine  aus  der 
7«  Idylle  geschöpfte  SchoUasten^eisheit,  die  jetzt  sattsam  wider- 
legt ist  Vgl«  die  nicht  angeführten  Scholae  Theoer.  ¥on  &.  Her- 
mann Opuse.  V,  78  sqq.  Weiter  ist  angegeben,  die  Idylle  des 
Theokr.  seien  „meistin  hexametrischer  Form^^;  vielmehr  alle  mit 
Ausnahme  der  zweiten  Hälfte  Im  8.  Id.  Unter  den  Ausgaben 
durften  drei  der  bedeutendsten  nicht  vergessen  werden ,  nämlich 
die  von  Warton  Oxon.  1770.  11  Voll«  4.,  von  Gaisford  mden 
Poet.  niin.  Lips«  1823.  II  Voll«,  von  Meineke  BeroL  1836.  — 
S«  65«  wird  bei  Bion  und  Mosdius  gesagt:  „In  den  Mm.  und  älte- 
sten Ausgaben  waren  B.  u«  Th.  Id.  vernascht ;  A,  [Ad«]  Meter  ch. 
sonderte  siV.  Allein  das  hat  schon  H.  Steph.  gethan«  VgL 
J«  A.  Jacobs  praef.  p.  XLV.    Es  muss  heissen:  Jd.  Mekerch  gab 


8duiafiBi  Bncyclopadie  der  klasa.  Alterthuniskiuide*  809 

$ie  ^amrgi  wfm  Theokr*  getremU  heraus*  Unter  den  Ansgftben 
de«  B.  und  M.  ist  als  Saimnelwerk  Härles,  Erlang.  1780.  nadiaiH 
tragen.  —  S.67.  Z«  17. 1.  ^iAofi  t^tiq.  §  94.  war  bei  Aristarchoa 
neben  Wolf  Prol.  anch  Lehrs  de  Ar.  stud.  Hom.  so  nennen.  — 
S.  70.  Za  den  von  Manethos  cebranchten  Worten:  ^^Spateren 
Uraprungg  • .  •  ist  das  Gedicht  jhcotilsöfiatiKä  in  6  Buchern^^ 
nmsate  hinsog^fugt  werden:  welche  nach  neuern  Untermchun-^ 
gen  verschiedenen  Verfassern  beigelegt  werden.  [Schon  Tyr* 
whitt  das  1.  u.  5.  B«,  worin  Hermann  zu  d.  Orphic.  ihm  beistimmt, 
die  v^rdienstTollen  Verfasser  der  genannten  Ausg.  Ait  und  BJgler 
nehmen  das  vierte  hinau.  Noch  weiter  auch  in  B^zielrong  auf.  das 
2. 3.  6.  B.  geht  Lehrs  in  diesen  NJhb.  1835.  2.  H.  S.  231  ff^l  — 
S.  72.  §  101.  handelt  iiber  Aristoteles.  Dieser,  wie  hier  gesägt 
wird,  „hatte  sich  im  17.  Jahre  nach  Athen  begeben,  um  hier 
den  Plateji  zu  hören^K  Aber  da  Plato  bei  der  Ankunft  des  Arist« 
in  Athen  sich  in  SIcilien  befand  oder  wenigstens  schon  auf  der 
Hii^reise  begriffen  war  (Tgl.  Stahr  Aristot.  1.  Th.  S.  43.)  und  drei 
Jahre  lang  dort  verweilte,  mithin  die  persönliche  Berührung  dea 
Aristot.  mit  Plato  erst  nach  der  Rückkehr  erfolgt  sein  kann:  so 
würde  man  richtiger  sagen :  hatte  sich  nach  Athen  begeben  und 
harte  hier  später  den  Plato.  Die  zweite  Ankunft  de^  Aristot.  in 
Athen  wird  gegen  die  hier  befolgte  Angabe  von  den- neuesten 
Forschern  in  Ol.  111,  2.  335«  gesetzt.  Die  verloren  gegangenen 
noXix%iai.  noXsary  haben  die  Erklärung  erhalten:  „Beschreibung 
der •  Verfassungen  vpn  158.^^  etc.  Genauer:  Beschr.  der  Veff. 
und  politischen  Einrichtungen,- spwie  der  Sitten  und  Gebriuche 
von  etc.  Z.  23.  v.  u.  yga^nnav  st.  ygaiifiav  und  beizufügen  van 
den  untheilbaren  Linien.  In  der  kurzen  Erzählung,  von  dem 
Schicksale  der  Aristotel.  Bibliothek  hätte  Hr.  H.  die  bekannten 
Belegstellen  Strabo  Xlll.  p.  608.  und  Flut.  Syll.  26.  nicht  weg- 
lassen aoUen,  wiewohl  die  ganze  Angabe  nach  Stahr's  gründlidier 
Forschung  noch  etwas  bestimmter  gehalten  werden  konnte.  Die 
jetzt  folgende  Aufzahlung  der  Ausgaben  bedarf  einiger  Berichte 
gungen  und  Zusätze.  Die  vollständigste  Ausgabe  wird  ungenau 
so  angeführt:  „ex  rec.  L  Bekkeri.  Berol.  1832.  voL  1 — Ul.  Es 
fehlt  noch  vol.  IV.^^  Genauer  war  anzugeben :  ex  rec.  Imm.  Bek- 
keri  ed.  Academ.  regia  Borussica.  Berol.  1831— 1836.  4.  4  Voll. 
(2  Voll.  Text,  1  VoL  latem.  Uebersetzung,  1  Vol.  Scholia  in  Ar. 
coUegit  Ch.  A.  Brandis.  Es  fehlt  noch  ein  Band  Schollen  VoL  V.) 
S.  74.  zur  Metaphysik  fehlt:  Scholia  gr.  in  Ar.  Metaphya.  Bd. 
Brandis.  BeroL  1837.  8.  Z.  3.  steht  in  der  Titelangabe  unrichtig 
mundo  st.  sensu.  Z.  6.  in  der  Rhetorik  fehlt  hinter  Berol.  1831. 
[vielmehr  1832.]  die  Angabe  2  VoU.  Zu  den  Ausgaben  der  Poe* 
tik  komme  hinzu:  ed.  Bekker.  BeroL  1832.  8.  Z.  22.  Vol.  I. 
statt  II.  Z.  28.  ist  der  Titel:  de  somno,  de  vigilia  etc.  diploma- 
tisch ungenau  angegeben;  er  heisst:  de  somno  et  vigilia ,  de  in- 
Bomnüs  et  dirinatione  per  somnum  libri.  Ed*  etc.    Unter  den 


400 


Alterthnniskniide« 


DabenetemgeD  f  Alt  gleich  so  Aalbnge  die  Debenetnmg  Act 
Setegerien  von  H^demuin.  BerHn  1834»,  der  Poetik  von  Welee. 
Menekurg  1824.  8. ,  Leasing  Drnmatvgie,  der  Politik  von  Stahr. 
Leipiig  1830.  in  der  Ausgabe.    Unter  den  BrlänternngssdiriftBa, 
die  schon  angefikhrt  sein  konnten,  Teradsst  onn  A.Siahr  Arist. 
bei  den  Rdmem.  Leipifg  1834.  &,   Hegel  Gesch.  der  Phüce. 
2.  Bd.  S.  312  ff«,  ^tese  Die  PhHos.  des  Ärist.  üi  ihrem  ünem 
ZussnHDenhsDge.  1.  B.  Berün  1835. ,   Trendelenburg  Etementa 
logiees  Aristot  Beroi.  1836.  8.  (vortreiaich  für  den  Sdiuige- 
braoch).  —    S.  75.    Bd  Tbeophrast's  Charakteren  durften  4ie 
bedeaträmen  Forschungen  von  Foee.  nicht  übergangen  werden. 
Auch  war  die  Aasgabe  von  Fischer,  Coburg  1763.  wegen  d<  s  er- 
Uiienden  Index  und  des  Commentars  von  Casaubonus  au  nennen. 
«.  S.  80.  Z.  1.  ist  der  Artikel  r^g  an  tilgen.    Z.  3.  steht  ßapmif 
statt  ßagienf.  —    S.  82.  steht  Dikäarchos  aus  Meseene  st.  Mes« 
Sana.    Uebrigens  möge  Hr.  H.  su  der  Stelle  besonders  Oeann 
Beitrige  nur  gri^ch.  und  röm.  Liter*  Gtesdi.  II.  S.  77  ^ — 106.  wer* 
gldcben.—    S.  83.  §  112. 1. 'ItfTop. -*-    S.  85.  §  11&:  ,,0b  30 
unter  den  Namen  eines  Archias  in  der  Anthologie  erhaltene  Bpi- 
gramme^^  etc.    Es  sind  nidit  30,  sondern  fünf  und  dreüsig.  — 
8.  86.  Bei  der  Ausgabe  des  Dionys  von  Bemhardy  ist  2  Foll.  Inn« 
nusulllgen.  —     Der  S.  87.  erwähnte  Markellos  fehlt  im  Register, 
sowie  auch  die  Abhandhingen  von  Kühn  nicht  erwIKhnt  sind.    Von 
dem  jetzt  folgenden  OppUmus  hat  die  Ed.  pr.  der  'AXuvt.  Mmu- 
tue  besorgt.   Unter  den  literarischen  Werken  ist  besonders  Lehre 
Qnaest.  Ep.  p.  303  sqq.  nadiautragen.  —    8.  88.  Die  vom  Diod. 
Sieuh  gebrauchten  Worte :  „das  Historische  ist  dem  Rhetorischen 
untergeordnet^^  sind  mir  uuTerstindlich ;  auf  die  Spradie  können 
A<e  sich  nicht  bexieben.    Unter  der  Anführung  der  Ausg.  steht 
Z.  3.  M«opoei  st.  Ops«,  und  die  auletzt  genannte  Uebersetarang 
ist  noch  nicht  ToHständig.  —    S.  89.  Z.  1.  78  st.  76.    Z.  5.  „bis 
sum  ersten  panischen  Kriege  312.  u.  e.'*  statt  490  u.  c.    Bei  der 
Aufseichautfg  der  Literatur  ist  die  Abhandlung  von  CL  J.  Weis* 
mann  De  Dionysii  Halic.  vita  et  scriptis.  Rintelii  1837.  4.  wohl 
noch  nicht  bekannt  gewesen.  —    S.  05.  würden  wir  den  vom  Dio 
Cassius  gebrauchten  Worten:  „Seine  Gesinniuig  ist  servil  und 
dadardi  «ein  Urtheil  befangenes  vor  servil  hiosufügen :  naeh  dem 
Geiete  der  Zeit^  um  dem  Schriftsteller  nicht  Unrecht  an  thun« 
Bei  den  liter.  HulfsmlUehi  vermissen  wir  JH.  WiUmannB  de  fonti- 
bns  et  auctorit.  Dionis  Cas^i.  Berol.  1835.  8.    Z.  27.  steht  Ben- 
ad  St.  PenaeL    Z.  26. 1.  Tb.  st.  3.  Tb.  —    8. 101.  ist  dem  Na- 
men des  FlaviQS  Philostratos  d.  Aelt.  In  Parenthese  (tob  Lemnos^) 
b^gesetst  worden.    Warum  nicht  lieber  bestimmter:  der  emnem 
Vaterltinde  nach  bald  ein  Lemnier^  bald  ein  Tyrier^  bald  ein 
Äikener  genannt  wird.    Dsgegen  war  dem  Namen  des  Jingem 
ein  Lemnier  beiaufugen.    In  der  Literatur  ist  die  trefttiche  Aush 
gäbe  der  Heroic  von  Boissonade.  Paris  1806.  mit  Unrecht  über- 


Schaaffs  Bncyclopadie  der  klaas.  Aherthnniskiiiide.  401 

fangen.  Z.  8.  ▼.  n.  1831  st.  1832.  —  8. 113.  ^10.  12  tt  8, 
oder  Tielmehr  ganz  ko  tilgend  Z.  11*  1829  st.  1819.  Man  hat 
▼00  Demophiloa  und  Demokr*  aueh  eine  deutsche  Debersetiang 
Ton  J.  M,  Fleischner  (mit  dem  er.  Texte).  Nürnberg  1827«  8*  — * 
8.  115.  Z.  27.  iTo^syrlen  st.  Koles.  —  S.  117.  Bei  Philo  waren 
Torzuglich  die  Forschungen  Ton  Chrossmann  su  beachten  und  ansa« 
fahren.  Tgl.  NJbb.  33,93  ff.  —  8.  122.  Z.  11.  t.  u.  stlavoiiivpnß  st. 
nXavafi.  —  8. 124.  Z.  18. 1.  Rhythmus.  —  8. 125.  Z.  7.  v%o($itif- 
§iettaatv«Ofiv.  —  8.126.  Was  hier  ober  den  Stil  AeBPausanias 
bemerkt  wird,  er  sei  nämlich  ^^hart  und  dunkel  durch  Kurse  oder 
Lockeres  und  CnToUkoramenes^^  u.  s.  w.,  das  möge  Hr.  H.  künf- 
tighin etwas  behutsamer  ausdrucken,  nach  Vergldchungder  Tor- 
trefflichen  Charakteristik  des  Paus,  von  C.  G.  Siebeiis  in  Erseh 
und  Gruber  Encyclop.  XIV.  p.  281  ff. —  &  131.  Die  Bemerkung 
über  das  Zeitalter  des  Quinius  Smyrn,  wurden  wir  so  gestalten: 
wahrscheinlich  gegen  das  Ende  des  4.  Jahrb.,  wie  man  wenigstens 
theiis  ans  dem  Metrum,  theils  aus  den  Anspielungen  (auf  die 
rbm.  Weltherrschaft  III,  335  ff. \  auf  die  K&mpfe  mit  den  wilden 
Thieren  im  Gircus  VI,  531.)  schliessen  kann.  Bei  der  Ausgabe 
Ton  Tychsen  war  statt  „Vol.  I.  (Text)^^  zu  sagen:  bios  Vol.  I« 
(Prolegom.  und  Text).  Die  Leistungen  des  scharfsinnigen  ^. 
Möckly^  an  dem  man  einen  zweiten  Rhodomainn  zu  erwarten  hat;, 
Bind  wohl  damals  Hrn.  H.-noch  nicht  bekannt  gewesen.  —  8.  172. 
werden  bei  Nonnos  auch  die  sprachlichen  Eigenthümlichkeiten  des« 
selben  aufgezahlt.  Wir  würden  aber,  um  die  8ache  nicht  als  gans 
ansserliche  Empirie  hinzustellen ,  noch  iii  der  Kürze  den  Grand 
derselben  hinzugefügt  und  in  der  Aufzählung  nichts  weggelassen 
haben.  So  wäre  z.  B.  zu  den  Worten:  „im  sechsten  Fusse  isC 
der  8pondeus  herrschend ,  nur  selten  findet  sich  hier  der  Tro-> 
chäus^S  in  Parenthese  htnsuzusetzen :  weil  am  Ende  des  Versei 
die  Stimme  angemessener  auf  einer  langen  als  auf  einer  kurzen 
Sylbe  ruht.  Ausgelassen  nun  sind  drei  Eigenthümlichkeiten  des 
Nonnns,  erstens:  es  folgen  nie  zwei  Spondeen  hinter  einander 
(wie  Wernicke  zum  Thryph.  bemerkt  hat);  die  beiden  andern 
wollen  wir  mit  den  Worten  Ton  6.  Hermann  ad  Orphic.  p.  690  sq. 
erwähnend  apostraphum  quantum  potuit  removit^  hitUus  non 
nisi  Homerieis  verborum  formulis  atqve  in  his  quoque  raris" 
simo  admisit.  Damit  aber  alle  diese  Einzelnheiten  ihre  gemein* 
salne Idee  gewinnen ,  so  wäre  am  Schlüsse  zu, sägen:  die  Absicht 
des  Nonnos  war  die ,  ein  Gedicht  au  liefern ,  welches  die  Gegen- 
stönde  nicht  blos  beschriebe,  sondern  auch  malte;  sein  Gedicht 
also  über  die  bacchischen  Begebenheiten  sollte  auch  einen  bacchi« 
sehen  Charakter  an  sich  tragen,  und  dies  hat  er  durch  das  stete 
Dahi^irollen  und  den  unaufhaltsamen  Fortschritt  seiner  Verse  zu 
bewirken  gesucht.  Was  sodann  Z.  2.  über  die  Paraphrase  des 
Evangeliums  von  Johannes  gesagt  wird,  dürfte  etwas  dunkel  sein« 
Deutlicher  wäre:  später  als  Christ,  um  den  Schein,  als  hinge  er 

iV.  Jakrb.  f.  PhiL  M.  Paed.  od.  Krit.  Bibi.  Bd.  XXXIV.  Oß,  4.   ,    25 


402  Alterthamskunde. 

aocb  dem  fleideiithaiiie.aii,  von  sich  la  entfernen,  tchrieb  er  etc. 
Unter  den  Ausgeben  fehlt  bd  der  Ed.  pr.  die  An^be  des  Formats 
in  4.  und  bei  den  Hulfsmitteln  A.  Koechly  in  Ztscbr.  f.  AtteHb. 
1836.  p.  642  %  und  Lehr^  Quaest.  Ep.  p.  253  sqq.    Bei  dem  Ns- 
men  des  Trfphioderon  vermisst  man  aus  Aegypten^   da  sonst 
überall  das  Vaterland  genannt  ist.   Bei  Kolutkwi  waren  Hermnnn's 
Bmendatt.  Colntbi  (In  Opusc.  IV.  p.  20&.)  zu  erwähnen  gewesen. 
Von  der  so  aiigefikhrten  Schaferschen  Ausgabe :  > JBdit,  noviorem 
ei  anet.  cur.^^  beisst  der  Titel:  Edit.  novam  auetiorem  cur.  etc. 
—  8.  135.  fehlt  bei  der  Ausgabe  des  Heliodorw  Ton  Kony  ^sLt 
JahresaaM  1804. ,  und  Tor  der  Ed.  pr.  des  Langö$  war  zu  erwäh- 
nen^ dass  Tor  dem  grieeh.  Texte  die  franz.  Uebersetiong  dessel- 
ben flurch  Amyot   zuerst  JParis  1559.  erschienen  sei     Dasselbe 
glll  von  der  lateinischen  Uebersetziin^  des  Achilles  Tatios,  bei 
welchem  überdies  beizufügen  Ist  aus  Alesandria,  —     S.  138. 
Z.  14,  T.  n.  ist  ,,2.  pari.  1831.^^  zu  tilgen;   denn  die  genannte 
Ausgabe  dos  Thomas  M.  ist^in  einem  Bande  1832.  erachienep.  — 
8.  139.   Die  Leipziger  Ausgabe  des  Stobaeos  von  Qaisford  ist 
1823  und  1824  erschienen.  --     S.  143    Z.  la.  v.  n.   Feyeyyq 
statt  Fiayyg. 

Mit  solchen  und  ähnlichen  Bemerkungen ,  die  bei  einem 
Werke  Ton  so  weitschichtigem  Stoffe,  das  aus  i^erlerlei  Quellen 
mit  prüfendem  Blicke  das  Zwedcdienliche  auszuwählen  hat,  Im 
Einzelnen  sich  leicht  darbieten,  ohne  dass  das  Ganze  Terwerflich. 
erscheint ,  mit  dergleidien  Bemerkungen  also  wollten  wir  Hm»  H. 
noch  "durch  einige  andere  Theile  hindurch  begleilcn,  nber  wir 
rfnd  schon  bis  jetzt  zu  aÜBfährlich  gewesen  und  kennen  daher 
billiger  Welse  nicht  mehr  Raum  in  Anspruch  nehmen.  Auch  wird 
das  Gesagte  zu  dem  angeführten  Zwecke  genügen,  dn  andere 
Absdinitte  des  Buches  schon  anderweitig  ausfiilwlidi  beurtheilft 
worden  sind.  So  haben  namentlich  die  Antiquitäten  der  Griechen 
in  der  Gynmaslalzeitnng  1840.  Nr.  36.  eine  ebenso  gründliche 
und  lehrreiche,  als  humane  Beiirtheilnng  durch  den  berühmten 
K.  Fr.  Hermann  erfahren,  der  auch  in  der  3.  Auflage  seines  aus- 
gezeichneten Lehrbuchs  der  grieeh.  Staatsalterth.  S.  6.  bemerkt, 
dass  ~  dieselben  „als  Compendium  empfohlen  werden  können^. 
In  ähnlichem  Geiste  haben  Andere  genrtheilt.  Wir  wünschen 
Hrn.  H.  Müsse  und  ausdauernde  Neigung,  damit  er  in  der  Ver- 
besserung dieses  Werkes ,  das  schon  jetzt  ihm  viel  Gutes  zu  Ter- 
danken  hat,  gleich  rüstig  forthbren ,  und  sein  Augenmerk  dabei 
aiiC  das  Sachliche  nicht  minder  ab  auf  das  Formelle  richten  möge. 

Mfihlhausen.  Ameis^ 


Biblid^mphlBcrho  Beri^sbifr  40S 


Bibliographische   Berichte. 


Vebersieht   der  neueren   Leietunjgen   at»f  dem  Oeiieie  der 

ItUeimeehen  Grammatik. 

Jo  gl^bma«siger  im  Ganzen  lange  Zeit,  fa«t  einige  Jahrhundejct^ 
bindarch,  die  Behandlang  der  lateinischen  GrammatUc  war,  wie  schon 
die  langdauernde  Herrschaft  elnzelaer  Lehrbücher  in  den  Torigen  und 
dem  Anfang  dieses  Jahrhunderts  zeigt;  um  so  mannigfaltiger  und  ver- 
schiedenartiger sind  die  Erscheinungen ,  welche  in  der  neuesten  Zeit  anf 
diesem  Gebiete  hervorgetreten  sind«  Doch  sqheint  ein  gemeinsames  Band 
diese  verschiedenartigen  Darstellungen  zusammenzuhalten  und  ein  Geist 
sie  mehr  oder  weniger  zu  dnrcbdringen.  *  Denn  so  wie  früher  die  empi- 
rische Auf&ssung  der  Sprache  sich  leicht  bei  gleichen  Principien  und 
gleicher  Methode  begnügte,  so  schlug  die  mehr  rationelle  Betrachtung 
derselben  in  der  neueren  Zeit  die  verschiedensten  Wege  ein,  um  zu 
einem  erwünschten  Resultate  zu  gelangen.  Seitdem  Hermann  diese 
rationelle  Behandlong  in  die  griechische  Grammatik  eingeführt  hat, 
konnte  sie  nicht  ohne  EinfiLuss  auf  die  lateinische  bleiben,  und  wurde 
durch  einige  besonders  in  den  letzten  Jahren  hervortretende  Richttmgen 
des  iSprachsjtudiums  bedeutend  untei)stutzt«  Es  waren  auf  der.  einen 
Seite  die  überrascheoden  Resultate  des  vergleichenden  Sprachstudiums, 
besonders  die  unübertroffene  Behandlung  der  deiitschen  Grammatik  durch 
J.  Grimm ,  welche  aufforderten ,  die  neuerofEheten  Hülfaquellea  auch  für 
die  DiisteUung  der  latein.  Grammatik  zu  benutzen.  Auf  der  andern 
Seite  war  es  die  geistreiche  und  scharfsinnige  AofBassong  der  deutschen 
Sprache ,  die  durch  Becker  und  Herling  begründet  wurde ,  welche  einen 
neiian  Weg  für -die  Behandlung  der  latein.  Grammatik  zeigte«  Dazu  kam, 
dass  die  Anforderungen  an  den  Unterricht  bei  beschränkter  Zeit  sich 
steigerten  und  eine  Methode,  zu  suchen  nöthigten ,  die  diesen  Forderun- 
gen Genüge  leisten  könnte,  diese  aber  ohne  gründliche  EUnsicht  und 
rationelle  Durchdringung  dss  Stoffes  nicht  gefunden  werden  kann»  Zudem 
wir  dieses  Streben  nach  wissenschaftlicher  Gestaltung  der  Grammatik  aU 
das  ]^genthümliche  bei  Weiten  der  meisten  neueren  Erscheinungen  auf 
diesem  Gebiete  betrachten,  stellen  wir  ein  Werk  an  die  Spitze^  dessep. 
Verfasser  sich  die  Aufgabe  gestellt,  eine  Wissenschaft  der  lateinischen 
$praofae  zu  gründen,  leider  aber  nur  einen. schwachen  und  ungenügenden 
Anfang  gemcM^t  hat,  nämlich:  Die  Wi6$€n8ch(tft  der  lateinischen  Oramf 
vuOik  dfirgefidlt  vqh  Dr.  G.  E.  Mühlmann,  MitgUßd' der  grkehisahen 
OeseUwckitft  zu  Leipzig,  Erste  Afttbeiluv^^  nebst  jobiem  Vorworte  über, 
das  FerMlinies  der  Fhihlogie  zur  Philosophie ,  Geschichte  ^  Oegemoart. 
tmd  Pädagogik,  [Leipzig,  Schumann.  18d9.  XIII  u.  104  S.  8.  s.  Gers< 
doif  ReperU>r.  XXIV.  p.  a32.]  Nachdem  der  Verf.  mit  Rpcht  Sprach- 
wissenscbalt  und  Sprachlehre  geschieden  hat,  spricht  er  von  der  Sprache 
selbst.     I%s»  ist  aa«h  ihm  eine  dreifache,  der  Ansdffuck  des  Innerei  der 

26* 


404  Bibliograpliische  Beriehte. 

M«iiiclilieity  der  Ausdnick  der  Natur,  der  Ansdrad^  eines  Wesens,  n^on 
dem  unsere  Yorfiibren  sagten ,   wir  mossten  es  nur  fuiilend  yerehren.^^ 
Die   Sprache  in  speciellem  Sinn,    s.  p.  31.,   erscheint   nach   Hm.  M« 
snnichst  als  „die  unbestimmte  Mittheilung   des  Gefühls  durch  Laute, 
durch  Verbindung  der  Laute  und  dem  aus  beiden  erzeugten  Ausdrucke 
dessen,  worauf  die  Mittheilung  sich  bezieht;  dann  in  der  Bestimmung 
dieser  unbestimmten  Mittheilung ,    in  der  sich  das  Streben  ausdruckt, 
durch  die  Verbindung  Jener  Ausdrücke  die  Beziehungen  derselben  mit 
Worten  auszudrucken.     Die  Tolligo  Mittheilung  des  Gefühls  ist  die  Be- 
stimmung und  Verbindung  jener  Ausdrucke  in  allen  Beziehungen.^'     Der 
erste  dieser  Theile  soll  in  der  Elementarwissenschaft,  der  zweite  in  der 
Lehre  ron  Ellipse  und  Pleonasmus ,  der  dritte  in  der  eigentlichen  Gram- 
matik behandelt  werden.     Diese  Aeusserpngen  reichen  hin,  um  zu  zeigen, 
wie  vage  und  unklare  Vorstellungen  über  das  Wesen  der  Sprache  und 
der  Sprachwissenschaft  und  das  Verhaltniss  ihrer  Theile  diese  Schrift 
enthält,  Ansichten,  die  man  bei  dem  jetzigen  Standpunkt  der  Wissen- 
schaft  nur   aus   der  Unkenntniss  desselben  sich  erklaren  kann.     Nicht 
besser  gestaltet  sich  das  Urtheil,    wenn   man   das  Einzelne  betrachtet. 
Hr.  M.  giebt  hier  seine  Ansicht  über  die  Entstehung  und  Bedeutung  der 
Casus  und  einiger  Pronomina,  denn  darauf  reducirt  sich  das,  was  bis 
jetzt  der  Verf.  von  der  mit  grosser  Confidenz  und  Verachtung  aller  bishe- 
rigen Leistungen  angekündigten  Sprachwissenschaft '  in  grosser  Breite^ 
ohne  die  nothlge  Klarheit ,  mit  zahllosen  Verweisungen  auf  das  noch  zu 
Erwartende  dargelegt  hat.     Der  Verf.  unterscheidet  nämlich  dru.  Ver- 
haltnisse, das  der  Gleichheit,  das  der  Verbindung  und  das  der  Selbst- 
ständigkeit, und  je  nachdem  nun  ein  Gegenstand  oder  ein  als  selbststan- 
dig  gedachter  Gegenstand  oder  mehrere  derselben  in  diese  Verhaltnisse 
treten ;  oder  die  Beziehung  auf  den  bestimmten  Gegenstand  oder  mehrere 
nach  denselben  ausgedruckt  werden  soll,  treten  entweder  die  Casus  oder, 
wo  diese  nicht  ausreichen  wollen,  gewisse  Pronomina  ein.     So  bezeich- 
net der  abl.  sing.,  denp  mit  diesem  beginnt  der  Verf. ,   das  Verhaltniss 
der  Gleichheit,  und  locus  est  Roma  (??),  s.  p.  52.,  heisst  ein  in  dem- 
selben Raum,  den  Rom  einnimmt,  bestimmt  abgegrenzter  Ort^  dieselbe 
Beziehung- zu  mehreren  Gegenstanden  wird  durch  den  Ablat.  des  Dualis 
(so  nennt  Hr.  M.,  was  seither  abl.  plur.  hiess,    ohne  einen  erheblichen 
Grund  anzugeben  oder  die  Zweiheit  und  Mehrheit  conseqnent  zu  schei- 
den ,  s.  p.  65.  83.  103.)  angezeigt ;  die  Bestimmung  des  als  selbststandig 
gedachten  Gegenstondes  durch  den  Ausdruck  der  Gleichheit  liegt  in  is, 
ea,  id;  der  Gegenstand  im  Verhaltniss  der  Verbindung  steht  im  Datir; 
die  Bestimmung   des  als   selbststandig   gedachten  Gegenstandes  durch 
Verbindung  ist  d«r  GenitiT.  •  Dann  erscheint  der  Nominativ  als  Bezeich- 
nung des  Gegenstandes,  der  mit  einem  andern  im  Verhaltniss  der  Selbst- 
ständigkeit steht;  die  Bestimmung  des  als  selbststandig  gedachten  Ge- 
genstandes durch  den  Ausdruck  der  Selbstständigkeit  (?)  erfolgt  durch 
tSe,  Irte,  ^e,  durch  den  Ausdruck  der  Gleichheit  zeigt  dieselbe  Bezie- 
hung idem  an,  durch  den  Ausdruck  der  Verbindung  der  Aceusatir,  durch 
den  Ausdruck  der  Selbstständigkeit  qmdam.     üin  ron  dem  Unrichtigen 


Bibliographische  Berielite.  405 

öder  Schiefen  vieler  dieser  Bestimmiingeii ,  von  dem  willkorlichen  Bin- 
zwingen  der  Casus  in  die  drei  Verhältnisse ,  von  der  Vemischnng  der 
Casus  mit  den  Pronom. ,  die  dann  in  ihren  cass«  oblL  eine  kaum  su  aber- 
sehende M«nge  von  Beziehungen  darstellen 'mnssten ,  zu  schweigen,  be- 
merken wir  nur  dieses,  dass  der  Verf.  die  Nothwendigkeit,  die  Bedeu- 
tung des  Casus  aus  der  rerschiedenen  Form  der  Thatigkeit,  wie  sie  da« 
Verbum  darstellt,   zu  entwickeln,    wenn  nicht   das  beiläufig  erwähnte 
habere  eine  schwache  Ahnung  derselben  ist,  gar  nicht  erkannt  hat.    Dooh 
ist  das ,    was  Hr.  M.  über  die  Bedeutung  der  behandelten  Formen  sagt, 
nicht  das  Schlechteste  an  seinem  Werke ;    in  seinen  Ansichten  über  ,die 
Entstehung  derselben  zeigt  sich  noch  weit  grossere  Willkür  und  Ungrfind- 
lichkeit,  und  man  würde,  wenn  man  die  Form  wie  sekedcy  tehede,  hudeif 
hodeiy  tikuia^  mehuisy  huikuis  u.  dgl.  liest,  kaum  glauben,   dass  von  der 
latein.  Sprache  die  Rede^sei,  wenn  nicht  die  Wörter,  die  aus  denselben 
entstanden   sein  .sollen ,    dazugesetzt  waren.     Am   sonderbarsten  nimmt 
sich  die  Behauptung  aus ,    dass  tum  ans  kuismi  entstanden ,  und  dieses 
Ajttü  eben   nur  die   Nominativform   des  Demonstrativstammes   sein  solL 
Hr.  M«  spricht  sich  oft  sehr  missbilligend  über  die  neuere  Sprachforschung 
aus,  weil  sie  sich  nur  mit  Buchstaben  beschäftige;  aber  ein  genaueres 
Studium  der  Methode  und  der  Resultate  derselben  mochte  ihm  am  ersten 
zeigen  können ,  wie  verderblich  und  unwissenschaftlich  ein  leeres  Spiel/  ' 
mit  blos  erdachten  Formen  sei. ,    Denn  dass  er  mit  denselben  unbekannt 
ist,  zeigt  die  ganze  Abhandlung:    wir  erwähnen  jedoch  nur  die  eine 
Aensserung  p.  76. ,  dass  die  Schwierigkeit  in  der  Erklärung  von  md,  toi 
etc.  in  neuerer  Zeit  zwar  angedetUety  aber  so  viel  er  wisse,  nicht  besei- 
tigt sei,  ans  der  hervorgeht,  dass  selbst  die  Abhandlung  von  M.  Schmidt 
de  pron.  gr.  et  lat. ,  der  diesen  Gegenstand  längst  erledigt  hat ,  nicht 
zur  Kenntniss  des  Verf.  gekommen  ist. 

Je  vornehmer  Hr.  M.  auf  seine^Vorganger  der  früheren  und  neneren 
Zeit  herabsieht,  um  so  erfreulicher' ist  es,  dass  die  Geschichte  der  latein. 
Grammatik  in  den  letzten  Jahren  der  Gegenstand  vielfacher  und  gründ- 

'  lieber  Untersuchungen  geworden  ist.  So  sind  besonders  in  der  Sprach- 
phüosophie  der  Alten  von  L.  Lorsch  [Bonn  1838 — 1841.  3  Th.]  und 
.  mehreren  anderen  Werken  [s.  NJbb.  32.  p.  230  ff.  Zeitschrift  f.  Alter* 
thumawiss«  1840  n.  12.  1841  n.  5  ff.]  die  Ansichten  der  alten  Philosophen 
und  Grammatiker  und  die  von  ihnen  bei  der  Behandlung  der  Grammatik 
zu  Qrunde  gelegten  Systeme ,  die  bis  in  die  neueste  Zeit  die  Basis  alles 
grammatischen  Studiums  gewesen  sind,  in  einer  Gründlichkeit  und  Voll- 
ständigkeit entwickelt  worden,  die  bis  jetzt  diesem  Gegenstände  noch 
nicht  zu  Theil  geworden  war.     Von  gleicher  Wichtigkeit  für  die.  neuere 

'  Zeit  ist  die  Historische  Uebersicht  des  Studiums  der  latein»  Chrammatik 
seit  der  Wiederherstellung  der  Wissenschcften  ^  nebst  einer  Einleitung 
über  das  allgemeine  Wesen  der  Sprache.  Ein  grammatischer  Versuch 
von  C.  Michelsen,  Candidat.  [Hamburg,  Perthes  -  Besser  und  Mauke. 
1837.  y  u.  138  S.  s.  Hall.  Allgem.  Lit.  Zeit.  1838.  Ergzgsbl.  n.  65.],' 
in  welcher  die  Fortbildung  der  in  den  vorher  erwähnten  Werken  darge-  - 
stellten  Ansichten  bis  in  die  neueste  Zeit  nachgiewiesen  wird,  so  dasa 


•406  Bibliographisch«  B#rleht#. 

j«(st^  wai  Mher  kwiin  «loglieh.  War,  alle  Phasen,  ^la  das  Sixidiam  der 
laleis.  GraMiBfltilc  darchUofen  imt,    konneti  mbeneben  werden.     Wie 
Baih^endig  dieses  sei,   wenn  niobt  alle  Deborsicht  über  die  allaiahlige 
Bildung  der  Wissenschaft  sich  vertieren  soll,    ist  «inleachiend ;     wie 
INrichtig  ide  gerade  }etKt  sei,   wo  eo  venohsedene  Ansichten  nnd  Behand- 
langen  der  latein«  Grammatik  hervortreten,  so  verschiedene  Richtungeo 
der  Sprachwissenschaft  Sberhaopt  dieselbe  besttminen ,  ist  von  Hm.  M. 
In  der  Vorrede  angedeutet«     Wohl  vertraut  mit  diesen  Bestrebangen  mid  . 
sich  aof  dieselben  stitaend,   Jedoch  selbststandig ,    hat  der  Verf.  seine 
Ansichten  fiber  die  Sprache  in  der  Einleitung  entwickelt,  die,  wenn  sie 
auch  anm  Theil  nur  kurz  angedeatet  sind  und  vielleicht  in  der  Annahme 
der  Gleichtahl  in  den  versohieden^en  grammatischen  Verbältnissen  und  der 
Verbindung  derselben  mit  ehiander  dem  System  e^was  zu  viel  einräumen, 
doch  viel  Treffliches  und  Beachtenswertbes  enthalten  und   den  Bewds 
geben ,  wie  aosgeristet  der  Verf.  sei ,  die  verschiedenen  grammatischea 
^Sterne  aufzufassen  und  gründlich  zn  beurtheilen.     Noch  d'entficher  geht 
dieses  aus  der  Bearbeitung  des  schwierigen,  vom  Verf.  zuerst  behandelten 
Stoffes  hervor«     Di6  bedeotendsten  £rscheinnngen  auf  dem  Gebiet  der 
ktein.  Grammatik  von  Laur.  Valla  bis   in  die  neueste  Zeit  werden  nach 
ihrer  Bigenthümlichkeit ,  nach  ihren  Liebt-   und  Schattenseiten  ebenso 
klar  als  mnsicbtig  dargestellt ,  manche   weniger  bekannte ,  wie  das  Werk 
von  Baden,    das  auch  Madvig  rühmend  anerkennt,  ans  Licht  gezogen, 
manches  zarßckgesetzte  nach  seinem  Verdienste  gewürdigt.    Namentlich 
Verweilt  Hr.  M.  lange   bei   dem  scharfsinnigen ,    aber   oft  verkannten 
Sftnetius  und  weist  nach ,  dass  seine  Ansichten  von  der  Sprache  in  man- 
«d»er  Beziehung  die  durch  die  neuere  Sprachforschung  gewonnenen  Re- 
sultate andeuten  und  grundlicher  und  tiefer  waren ,  als  die  seiner  Nach- 
folger,   welche   dieselben   oft  missverstanden  oder   übersahen.     Indess 
lleigt  doch  seine  Neigung  oder  die  Nothwendigkeit  zu  Ellipsen  seine  Zu- 
flucht zu  nehmen ,  die  lange  Zeit  die  richtige  AufÜEUssnng  vieler  gramma- 
tisehen  Verhfiltnisse  gebindert  bat,    dass  er  seine  richtigeren  Ansichten 
ntif  das  Eineeine    nicht    anzuwenden  vermochte.     Jedoch  stellt  Hr.  M. 
nicht  allein  die  Bearbeitungen  der  latein.  Grammatik  selbst  dar,  sondern 
er  weist  auch  die  Einflüsse. nach,  die  eine  Umgestaltung  derselben  her- 
~    Vorliefen.     So  wird  der  wachsende  Einfloss  der  Volkssprachen  auf  die 
Behandlung  der  latein.  Gramm,  nachgewiesen  an  der  englisi^en  Gram- 
matik von  Fearn.     Die  Bedeutung  der  comparativen   Sprachforschung, 
der  Ansichten  von  W.  v.  Hamboldt  nnd  Becker  wird  auf  das  Klarste  dai^ 
getegt.     Sollte  auch  Einiges   nicht  genug  hervortreten,   wie  die  Vei^ 
dienste  von  J.  C.  Scaliger,  der  besonders  durch  G.  Hermanns  Beispiel 
hrervorgerafene  Einflnss   der  Kantischen  Philosospie  auf  die  Gestaltung 
Aist  Grammatik  u.  A.,  so  findet  dieses  durch  die  auf  die  HadptmemeBte 
d^  Bnttvidcelong  berechnete  Anlage  des  Werkes  hinreichende  Entschnl^ 
dtgnng,  wie  auch  die  Nichtbeachtung  mancher  reichen  Sammlung,  z»  B. 
voi<  de  Monte  Latium  re.stiiutum.     Die  umsichtige  nnd  unparteiische  t>ar- 
tr  gnng  ttrtd   Würdigung  der  verschiedenen^  Ansichten  und  Bestrebungen 
.tfrtgt  den  Wkirtsch,  dsss  Hr.  M.  nach  der  Bearbeitung  seiner  lateinisdttn' 


BibiiogfapllUche  B«v4telilie.  4/0(1 

BytdKX  die  in  der  Yo^ede  yenproclieiie  Tollitaiidige  Geschiobto  des  94i- 
dioiDft  der  lateioisch^  Grammatik  in  gleicher  Weise  aasfahreti,  und  wa« 
«r  jetzt  nur  in  kleineren  Umrissen  darstellte,' ausfuhrlicher j  mit  den 
a«  a.  O.  schon  angedeateten ,  durch  die  Natur  der  Sache  gebotenen  Be- 
schrankungen and  Erweiterungen  behandeln  möge.     . 

Während  so  die  Entwickelnngsgescbicbte  der  latein.  Grammatik  die 
ihr  gebührende  Würdigung  gefunden  hat ,  zeigt  sich  eine  nicht  geringere 
Thätigkek,  den  Bildungsgang  der  latein.  Sprache  Selbst  zu  erforschen^ 
Nicht  aUein  in  den  sprachTergleicbenden  Werken  ist  dieser  Gegenstand 
mehrfach  behandelt,  und  die  Steile  bestiiointer  ermittelt,  welche  dieselbe 
in  der  Reihe  der  verwandten  Sprachen  einnimmt ;  son4eni  es  ist  auch  ein 
gründlicheres  Studium  der  Dialekte,  welche  neben  der  latein»  Sprühe 
wenigstens  bestandea,  eingeleitet,  durch  weiches  die  Kenntniss  des  Cha- 
rakteristischen und  der  Bildung  derselben  bedeutend  gefordert  wird.  Wie« 
Vieles  in  dieser  Beziehung,  seitdem  Niebuhr  die  Untersuchung  ai^geregt 

.  hat,  Ton  O.  Muller  geleistet  wurde,  ist  bekannt.  In  den  letzten  Jahren 
ist  besonders  die  nmbrische  Sprache  mehrfach  untersucht  worden  Toa 
Lassen  Beiirage  zur  Deutung  der  Eugubiniachen  Tc^eln.  [Erster  B&r 
trag»  Bonn  1835.],  von  R.  L<ep  sius  De  tahuUa  Eugubinis  [BcroL  1833.], 
am  ausführlichsten  und  sorgfaltigsten  von  G.  F.  Grotefend  Budimenta 
ümbrica  [Hanno Verae  1855 — 1639.  s.  NJbb.  16,  430*],  und  ganz  neuer- 
dings hat  diese  Untersuchung  durch  Lepsius  Inscriptiones  ümbrieae  et 
Oaeae  [s.  NJbb.  32,  364.]  eine  festere  Grundlage  erhalten«  Schwieriger 
nnd  Yon  geringerem  Erfolge  sind  die  Untersuchungen  anderer  Dialekte^ 
weil  in  denselben  geschriebene  Denkmäler  entweder  gar  nicht ,  oder  nur 
in  geringer  Zahl  yorhanden  sind.  Das  Erstere  gilt  bekanntlich  ¥am 
Sabinischen,  welcher  den  Ge^nstand  folgender  Schrift  bildet :  De  lingua 
Sabinu  scripsit  H.  J.  ff  c  n  o  p ,  Dr.  phil.  Pratfatua  est  Dr.  G.  F.  G  r  o  «^ 
tefend,  Lycei  Hannover ani  dir ector,  [Altonae,  typis  et  impensis  J.  F« 
Hammericb.  1837.  55  S.  8.  s.  Gersdorf  Report.  1837,  XII,  1.}  Hr.  H. 
sacht  zunächst  zu  bestimmen ,  welche  Laute  die  lingua  Sab.  gehabt  habe^ 
and  einige  ihr  eigenthnmiicbe  Bildungen  nachzuweisen,  dann  das  Verhält- 

"  niss  derselben  zum  Griechischen,  Tuskischen,  Umbrischen , ' Oskischeif 
Und  Lateinischen  z»  bestimmen ,  worauf  ein  VerZeicbniss  der  als  sabinisch' 
angegebenen  Wörter  folgt,  das  aber,  da  die  Götter-  und  geographischen 
Namen  fehlen ,  nicht  vollständig  ist.  Die  Untersuchung  ist  zum  Theil 
gegen  Grotefend^s,  in  der  Abhandlung  über  die  Sprtushen  Mittel- 
italiena  im  N.  Archiv  f.  Phil.  u.  Pädag.  1829  ausgesprochene  Ansicht  ge* 
richtet ,  dass  das  Sabinische  mit  dem  Tuskischen ,  nicht  mit  dem  Oski- 
schen  und  Umbrischen  verwandt  sei ,  der  jedoch  in  der  Vorrede  .dieselbe 
dahin  beschränilct ,  dass  das  Sabinische  allerdings  mit  den  zuletzt  genann- 
ten -Spratiien  gletehen  Stammes  sei,  aber  Vieles  aus  dem  Tuskischen  auf- 
genommen habe.  Die  Resultate  des  Verf^  sind  nur  sehr  allgemein  und 
mibestimmt,  was  theils  in  dem  Mangel  an  sicheren  Quellen,  theils  aber 
auch  darm  seinen  Grund  hat,  dass  Hr.  H.  diese  nicht  kritisdi  geprüft, 
Sendern  nvr  oberflächlich  am'  Ende  der  Schrift  berührt  hat,  obgleich  seine 
eigeueo  Abfobrongen  p«  41«  ihm  zeigen  mußten  ^  wie  schon  die  Alten  im 


406  Bibliographische  Berichte. 


der  Besilmmniig,  ob  tin  Wort  oakisch  oder  sebinisch  sei^  schwankteo, 
and  er  selbst  beweist,  dass  schon  so  Varro*s  Zeit  das  Sabinische  auage- 
sterben  gewesen  sei,  dann  aber  nicht  genügend  zeigt,  wie  Varro  die 
ihm  an  mehreren  Stellen  beigelegte  genaue  Kenntniss  des  Sabinischco 
habe  besitzen  können«  Am  wenigsten  genfigt,  was  Hr.  H.  über  das  Ver- 
baltniss  des  Sabinischen  zum  Lateinischen  sagt.  Jenes  soll  von  diesem 
nrspriinglich  (als  ob  wir  so  viel  Ton  der  Urgestait  des  Latein,  wnssten) 
▼erschieden,  aber  doch  auch  wieder  so  yerwandt  gewesen  sein,  dass 
Yiele  Worter,  die  p.  51  ff.  als  sabimsch  gelten,  auch  als  nrsprangUch 
lateinisch  betrachtet  werden ,  und  am  Ende  kaum  ein  und  das  andere  als 
echt  sabinisch  übrig  bleibt.  Wenn  Hr.  H.  p.  44.  als  Resultat  ausspricht: 
quin  immo  si  quis  linguam  lat.  ortam  pntet  ex  Osca,  emendatam  Tero,  ut 
ita  dicam,  sis  (et?)  auctam  lingua  Sabine,  non  contradicam,  so  setzt 
dieses  eine  eigenthnmliche  Ansicht  von  der  Sprache  voraus,  es  wird  nicht 
klar,  dass  dem  Lateinischen,  Oskischen,  Umbnschen,  Sabimschen  gleiche 
Wurzeln  und  Biidmigsgesetze  zu  Grunde  liegen,  dass  sich  dialektisch  wohl 
jene  Stamme  trennen  konnten,  wesentlich  aber  ni^ht  Verschieden  siad* 
Hr.  H.  geht  aber  von  der  Annahme  aus,  dass  das  Latein,  ans  dem  Griech. 
and  einem  andern  Elemente  bestehe ,  die  mit  Recht  in  Zweifel  gezogen 
ist  Ton  Doderlein  CommeniaHo  de  vocum  aliquat  LaUnarumy  Sdbina- 
rumy  ümhriearum^  TSucarum  cognatiane  graeea,  [1837.  s.  NJbb.  24. 
p.  339.]  Ueber  die  oskische  Sprache  finden  sich  mehrere  trefiSiche  Be- 
merkungen in  der  leider  unvollendeten  Abhandlung  von  K lenze  über  das 
oskkche  Gesetz  auf  der  BanHmschen  Ttfel  in  dessen :  Phäologwihe  Ab- 
handlungen y  herausgegeben  von  K*^  Lachmann.  [Berlin  1859.]  Es 
wird  hier  nachgewiesen ,  dass  die  oskische  Declination  denselben  Ge- 
setzen folgt,  wie  die  lateinische,  nur  hat  der  Nomin.  Sing,  in  der  ersten 
o  statt  a,  welches  im  Genit.  ae,  Acc.  Sing,  am,  Plur.  os,  Abi.  ad  wie- 
der hervortritt';  der  Abi.  Sing,  der  zweiten  ud,  aber  der  Nom.  ue  und 
e  (pm);  Gen.  ei^  Bat.  oder  Abi.  Plur.  ois  oder  eis;-  dieselbe, Aehnlichkeit 
hat  in  den  wenigen  nachweisbaren  Formen  der  dritten ,  und  besonders  in 
den  Interrogativ-  und  Relativ -Pronomen  statt.  Auch  die  folgende  Ab- 
handlung.: Zur  Geschichte  der  aHiitaUschen  Volksstämme,  beschäftigt  sich 
vorzuglich  mit  der  Sprache  der  Sabiner  und  Osker  und  weist  nach ,  dass 
die  geringen  Ueberreste  derselben  nicht  zweifeln  lassen,  dass  sie  wie  das 
Latein,  nur  Zweige  oder  Dialekte  derselben  Sprache  seien,  dais  Oskische 
^  nicht  für  den  von  Niebuhr  angenommenen ,  nicht  griechischen  Bestand- 
theii  des  Latein,  gehalten  werden  dürfe. 

Die  jetzt  mit  Recht  als  ein  Theil  der  Grammatik  anerkannte  Lehre 
von  dör  WortWdung,  welche  schon  die  Alten  vielfach  beschäftigt  hatte 
[s.  Lorsch  die  Sprachwissenschaft  der  Alten  dargestellt  an  ihrer  Ge- 
schichte der  Etymologie,  Bonn  1841.] ,  war  in  der  neueren  Zeit* nur  sehr 
unvollkommen  behandelt  worden.  Denn  wenn  auch  Ger.  Jo.  Voss  De 
anal.  U,  19r  und  Erasmus  Schmidt  Hypomen.  c.  25.  eine  grosse  Zahl  von 
Suffixen  ausgeschieden  haben ,  so  war  doch  dieses  mehr  eine  mechanische 
Operation,  als  eine  gründliche  Entwickelung  der  verschiedenen  Worte 
aus  ihren.  Wurzeln  und  Stammen«    Die  folgenden  Grammatiker  begnügten 


-Bibliographische  Berichte.  '  -409 

sich,  einige  Bildungen,  mehr  för  den  gewdhnliohen  Gebrancht  abr  nach  den 
Gesetzen,  nach  denen  sie  sich  gestalten,  zu  bebandehi.  Erst  als  durch 
Grimms  deutsche  Grammatik  und  das  vergleichende  Sprachstudium  die 
Unvollkommenheit  der  bisherigen  Leistungen  deutlicher  und  die  Mittel 
Vollkommneres  zu  leisten  geboten  wurden ,  traten  mehrere  Versuche  her-* 
vor,  um  dem  fühlbaren  Mangel  abzuhelfen.  Wenig  befriedigte  die  Lehre 
der  lateihiscken  Wortbildung  von  K.  Th.  Johannsen  [Altena  1832.]; 
gründlicher  und  umfassender,  auf  die  Resultate  der  neueren  Sprachfor- 
schung gestützt,  ist  das  Werk  von  D nutzer  die  Lehre  von  der  latein, 
WorthÜdung  und  ComposHion  p^öln  1836.  s.  Zimmermanns  Zeitschr.  für 
Alterthumswiss.  1836  Nr.  146  ff.  Hall.  Allg.  LZ.  1838  Sept.  Nr.  163  ff.]. 
Nach  anderen  Grundsätzen  und  in  anderer  Methode  als  von  den  genann- 
ten Gelehrten  ist  dieser  Gegenstand  behandelt  von  L.  I>öderlein  die 
lateinische  Worihüdung  [Leipzig,  Vogel.  1839.  XIV  u.  225  S.  8.  siehe 
Gersd.  Repert.  XXIII.  p.  552.  Zeitschr.  f.  Alterthumswiss.  1841  Nr.  24.]. 
l*fachdem  Hr.  D.  seine  frühere  Ansicht,  dass  das  Lateinische  nur  aus  si|;h 
selbst  erklärt  werden  dürfe,  aufgegeben  hat,  dringt  er  jetzt  mit  Recht 
auf  Sprachvergleichung ,  s.  p.  2. ;  allein  die  Methode ,  die  er  befolgt 
wissen  will  (s.  p.  208.),.  kann  kaum  für  die  richtige  gehalten  werden. 
Denn  da  es  jetzt  allgemein  anerkannt  ist,  dass  das  Sanskrit  sich  nicht 
als  Muttersprache  zu  dem  Lateinischen,  Griechischen  u.  s.  w.  verhalte, 
so  kann  es  auch  unmöglich  als  letzte  Instanz  über  die  anderen  Sprachen 
gestellt  werden.  Wie  sollte  auch  eine  von  mehreren  Schwestern  über 
die  übrigen  ttne  Art  von  Appellationsgericht  bilden ,  da  sie  alle  gleiche 
Rechte  haben  iwd  gleiche  Berücksichtigung  verdienen?  Hr.  D.  aber  hat 
nur .  das  Griechische  durchgängig ,  zuweilen  das  Deutsche ,  sehr  selten 
einmal  ein  Wort  aus  dem  Sanskrit  (s.  p.  161.)  gebraucht,  um  das  Latei- 
nische aufzuhellen.  Die  Wortbildung  einer  Sprache  kann  mit  genügen-' 
dem  Erfolge  erst  dann  behandelt  werden,  wenn  man  die  Wurzeln,  die  in 
derselben  verwendet  sind,  erkannt  hat,  wie  es  von  Grimm  für  das 
Deutsche  geschehen,  von  Benfey  für  das  Griechische  begonnen  ist,  weil 
sonst  überall  Gefahr  droht,  dass  Stämme  und  Sufßxe  nicht  richtig  ge- 
schieden^ werden.  Hr.  D.  aber  gesteht  p.  24.  selbst ,  „sich  häufig  von 
der  Aufgabe  dispensirt  zu  haben,  den  Urstamm  und  die  Wertwurzel 
nachzuweisen",  und  setzt  dadurch  den  Leserin  die  Noth wendigkeit,  oft 
an  verschiedenen  Stellen  aufzusuchen ,  von  welcher  Wurzel  er  ein  vor- 
liegendes Wort  abgeleitet  habe.  Aber  nicht  allein  die  Urstäoune  sind 
nachzuweisen,  sondern  es  muss  auch  gezeigt  werden,  wie  sich  dieselben 
durch  angefugte  Laute,  um  Nuancen  der  Begriffe  darzustellen,  erweitem, 
mit  andern  Wurzeln  oder  Präpositionen  verbinden  u.  s.  w.  s.  Diefenbach 
Ueber  Leben ,  Geschichte  und  Sprache  p.  92  ff.  Bei  Hrn.  D.  findet  sich 
Manches  der  A^  hier  und  da  zerstreut,  aber  ohne  Vollständigkeit,  Man- 
dies^  was  sehr  zweifelhaft  ist.  Bo  ist  schwer  zu  glauben,  dass  .die 
Verba  cemere,  aternere  etc.  durch  Nomina  mit  dem  Suffix  uns  vennittelt 
(s.  p.  72.),  u<f,  niti,faleri  (s.  p.  89.)  als  Fortbildungen  von  Nom.'nut  ius 
zu  betrachten  seien.  Ueber  die  Verbindung  der  Wurzel  mit  Präpositionen 
findet  sich  Manches  unter  der  Behandlung  der  Apharesis,  s.  p.  121  ff«; 


410  Bibliographische  Berichte.' 

aber  der  Verf.  geht  viel  %a  weit ,  wenn  er  z.  B*  p.  ISS.  stare  ans  hLzB- 
TcMttty  9pe8  ans  eospHere  n.  s.  w.  entrtehen  laMt,   oder  in  scrtto,  «eicljio 
das  t  als  ein  protheticnm  nnd  ans  ex  Terkurzt  betrachtet,  da  an  sich 
schon  die  »Yergleicbnng  mit  den  griechischen  Wörtern   (s.  Pott  EtymoL 
Untersnchnngen  T,  140.    Benfey  Griech.  Wurzellexicon  p.  206.  5^7.  618. 
n-  a.)  manches  Bedenkliche  hat.     Der  erste  de'r  oben  bezeichneten  Falle 
ist  vom  Vert  ebenso  wenig  beriihrt  als  der  letzte..     Vielmehr  stellt  der- 
selbe ,  wiewohl  erst  am  Ende  seiner  Untersuchungen  p.  196  ff. ,  die  An- 
sicht auf,  dass  nicht  ein  kurzer,  sondern  ein  möglichst  langer  Stamm  zn 
snchen  nnd  Alles ,  was  nicht  nachweisbar  Snffix  sei ,  dem  Stamm  zu  Tin- 
diciren,  die  weniger  rollen  Wörter  als  spätere  Verkürzungen  zu  betraditen 
seien.     Hr.  D.  sucht  dieses  nicht  durch  Grunde,  sondern  dnrch  einige 
Beispiele  zu  beweisen ,   die ,  sowie  die  Vermuthung  selbst ,    zum  grossen 
Theil  Zweifeln  unterliegen.     Namentlich  soll  sich  oft  der  letzte  Radical 
assimilirt,   dafür  der  Vocal  verlangerT  nnd   dann  verkürzt  haben.     So 
entsteht  nach  Hm.  D.  ans  aqarjy  durch  &^^v  und  stqriv  vir,  wodurch 
jedoch  weder  uQiniv  noch  vir  aufgehellt  wird ,  da  Hr.  D.  nicht  zeigt,  dass 
wirklich  eine  Wnrzel  zu  Grunde  liege,  was  in  diesem  Falle  sehr  unwahr- 
scheinlich ist.  s.  PoU  1, 224.  Benfey  315  S.  332.  Bopp  Vocalismns  p.  167. 
Ftragt)  wird  ron  vir  getrennt  nnd  p.  97.  mit  «pjfyiov,  das  allerdings  ver- 
schiedene dvT^Q  p.  71.  richtig  mit  tiero,  p.  68.  mit  nervus,  dieses  p.  125. 
mit  Schnur  verbuchen ,  die  wenigstens  mit  aviji^  kaum  verwandt  sind, 
da  nervus  eher  durch  Umstellang  vonvr  zu  erklären  ist.     Tn  ähnlicher 
Art  wird  aus  dem  dunkeln  xh^^S  durch  horrere  und  dxmQ  kara  abge-^ 
leitet,  ohne  die  Schwierigkeiten,  die  der  flerBeiziehung  der  heiden  Wör- 
ter entgegenstehen,  zu  beachten,  s.  Benfey  p.  385.,  ohne  das  a  in  dx^Q 
zn  erklären.     Mit  dem  letzten  wird  p.  147.  wieder  arere,    mit  xh^^9 
p.  170.    OTtt^Qos   willkürlich    (s.  Benfey  p.  40.)   zusammengestellt.     Das 
einfache  molere  Cs.  Grimm  2,  54.)  mnss  sich  durch  fmXd'Sy  luilXttP  ans 
mnlcere,  mit  denen  es  wohl  kanm  zusammengehört,  ohne  Rucksicht  auf 
die  Entstehung  von  (aoIXhv  selbst,  das  ursprüngliche  oXfifvti  dorch  ooXoff, 
oUvfu  ans  uletsci,    welches  p.  131.  mit  o>lcxico,    richtiger  p.  184.  mit 
aXinta  zusammengestellt  ist,  ableiten  lassen.     Aus  amicus  entsteht  amare, 
durch  das  deutsche-  rmeg  vermittelt;  aus  f^fixccvi^  durch  imago  imiiari^ 
also  imagitari.     Das  t  protheticnm  macht  Hrn.  D.  keine  Schwierigkeit; 
zn  (irixccvTJ  soll  auch  (s.  p.  199.)  (itfiog  gehören ,  was  sich  vielleicht  eher 
mit  im-ago  vergleichen  lässt ,  s.  Pott  1,  194. ,  wenn  nicht'  Benary's  An- 
sicht (s.  Römische  Lautlehre  p.  60.)  vor  dieser  und  der  von  Bopp  Ueber 
einige  Demonstrativstämme  p.  21.  den  Vorzug  verdient.     Das  zu  dem  in 
(trjx<^i}  liegenden  Stamme  gehörige  moles  wird  übergangen ,  aber  p.  .129. 
hnmanis  {diirixtxpos)  hierhergezogen ;  das  einfache  manea  ist  ttfi£vi]v«  ,* 
das  dazu  gehörige  maniis  p.  21.  dfiB^vmVy  das  von  imitari  nicht  wohl  zn 
trennende  aemulus  gehört  zu  aniXla,  s.  p.  117.     Ein  anderes  Mittel, 
recht  lange  Wnrzeln  zn  gewinnen ,  hat  Hr.  D.  §  174.  darin  gefunden, 
dass  er  einfache  Wörter  dnrch  den  Abfall  eines  s  oder  v,    eines  a  oder  u 
entstehen  lässt.     Auch  dieses  wird  nur  durch  Beispiele  unterstützt.     So 
ist  aefywadi  (s.  Grbam  %  27.>  die  voHe,  vi»,  pomuBj  seciuBj  segmkj 


Bibliographisoke  Beri4skiek  411 

^fK«)  ccitfi^  sind  rerkfirztei  Formen.     Die  ursprungKche  Bcdentong  des. 
deutschen  Wortes,  der  ^nsanrnnenhaRg  von  vaetm»  mit  vo-wusy.TOB  «£v 
(eine  Spur  mon  einem  mr  giebt  Hr.  D,  nicht  an)  mit  vk-U,'  -von  sectus 
mit  sec-us  wird  nicht  abgewiesen ,  also  freigelassen.     Das  ebenerwälmte 
vanus  wird  p.  94.  mit  wenig  (s.  Grimm  %  13.>,   p.  38.  (s.  p«  60.  302.) 
mit  axiT",  egenu»,  dtp^v  selbst  p.  56^  mit  inanUy  früher  von  Hrn.  D.  selbst 
anders  gefasst,  und  wohl  ebenso  wenig  als  vänüs  (s.  Pott.  1,  273.  Benfey 
124.  262.  Qenary  p.  178.)  hierher  gehörig,  egere  mit  exiguua  ssusammen* 
gestellt.    Ebenso  bunt  ist  folgende  Reihe/ wo  ans  tmaderej  äUduv,  vSsiv; , 
ans  suadiM,  «u««,  r^^vg;  avt^s  suavisj  vividuSy  aavtumy  ^vg  abgeleitet  wird« 
Seniire  gehört  nach  Hrn.  D.  nicht  zu  sinnen ,  sondern  sa  schmanen  ^  wahr 
nen;  schwär»  zu  viridis  ^  welches  sich  schwer  vom  wgeOy  Yom  Verf.  mit 
haqiinv  p.  186.  zasammengestellt/  trennen  lasst.     fildir  gemischt  ist  die 
Reihe:  vihrare,  sipmium^  vtptj;  p.  40,  84.  steht  neben  vibrare  wehen  $ 
p«  113*  neben  viirissae  J^imper;    p.  135.  otp^vg^  Braue;  neben  6(pqvg 
p.  18.  frons;   p.  40     findet   das  schwierige   vitfer  seine  Erklärung  in 
Weber,  s.  Hofer  Zur  Lautlehre  p.  335  f.;  auch  oqxfvg  nnd/rons  dürften 
fremdartig  sein ,  s.  Benfey  p.  100.     Mit  sonare  wird  richtig  auan  susam* 
mengestellt;  aber  in  dem  dazu  gehörenden  eun«  ist  nach  p«  100.  s  Theil 
des  Stammes,    weil  %v^oie^at  und  hnnths  existirt;  persona  ist  p.  71« 
^a^iumvy  p.  92.  ntt^iüafiou     Aus  i9cAw^e2,' welches  Hr.  D.  aller  Schwie- 
rigkeit ungeachtet   (s.  Benary  p.  144.  Hofer  p.  410.)  keiher  Eridarnng 
würdigt ,  wahrend  er  su^ur  noch  immer  (s.  p.  83.)  von  eekuatpaffeg  abr 
leitet,  kommen  vapfm^  arjttm,  saptfr,  welche  aaf  diese  Weise  kaum  eine 
Deutung  finden  und  unter  einander  verschieden  sind.   ■  Jn  glcicker  Weise 
werden  noch  manche  Vergleichuogen  migestellt ,    die  aber  ohne  tiefere 
Begründung  des  Zusammenhangs  Hrn.  D.'s  Ansidit  nur  aweifelhaft  machen 
kennen,  da  sie  selbst  nicht  sicher  sind»  -^     Die  Ansicht  ferner,  die 
Hri  D.  von  der  latein.  Spmche  sich  gebildet  hat,  gestattet  ihn  in  aeiltwtt 
Etymolo^eu,  wie  er  selbst  gesteht,  wülkürlich,  also  ohne  Grund  und 
Sicherheit  zu  verfahren.     Er  halt  dieselbe  p.  34.  für  eine  ^,reoht  eigent^ 
liehe  Mischsprache^',   für  ^^Mijotum  comfositum  aus  lauter  italischen  Diar 
lekten",  das  er  „bis  auf  einen  gewissem  Grad  von  dem  Charakter  eines 
Jargons  nicht  freizuspreFchen    vermag',',   der   sieb  zu  dem  Griechischen 
nicht  viel  anders  verhalt,  als  das  Franzosische  sinn  Latein.     Dass  denn 
doch  dieses  Verhaltniss  ein  ziemlich  verschiedenes  sei,  lehrt  ein  Blick. aaf 
die  französische  Formenlehre,    s.  Homboidt  Ueber  die  Verachiedenheit 
des  menschl.  Sprachbaues  p.  286  ff.  •  Gesetzt,  das  littekiische  wäre  aus 
Hnter  italischen  Dialekten  gemischt ,  tvieWobl  es  eher  als  esner  derselben 
zu  betrachten  ist,  so  würde  es,  wenn  nicht  etwa  der  Verf»  auch  das 
Neuhochdeatsobe  fSr  ein  solches  Mixtum  compositum  hakt ,  dennoch  nicht 
ein  Jargon  sein,'  wenn  dieselben  nur  Zweige  einer  gleichen  Stammspracbe, 
was  Hr.  D«  nicht  leugnet,  sind.-    Dass  es  wenigstens  keine  fremdartigeii 
Elemente  in  sich  aufgenommen  bat,  zeigt  der  Verfr  selbst  dadurch,  dasa 
er  mch  rühmt,  das  Lateinische  „in  allen  seinen  Erscheinongcn  aas  den 
Griechischen    theils   ableiteil,    theils    mit    demselben    paralletisiren   in 
können",   bis  auf  neun  Wörter*     Dioste  ist  nun  an  ikh  wohl  moht 


H  « 


412  BibliograpHische  Berichte. 

oinDogUGhy  in  der. Art  aber,  in  der  es  Hr*  D.  yollbringt,   nicht  einmal 
schwer  an  nennen,   lietaa  sich  aber  Tielieicht  in  gleicher  Weise  IGr  die 
germanischen  Dialekte  darchfohren ,    wenn,   wie  es  schon  geschehen  ist, 
Jemand  darthun  wollte,    dass  das  Lateinische  vom  Deutschen  abstamme. 
Wenigstens  wird  dadurch  nicht  bewiesen ,    dass  die  italischen  Dialekte, 
ans  denen  nach  Hm.  D.  das  Lateinische  besteht,   nichts   als  griechische 
Dialekte  sind.     Um  dieses  darznthun,  müsste  erst  gezeigt  werden,  dass 
das  Lantsystem  beider  and  die  Gesetze  der  Wortbildung  durchaos  gleich 
waren.     Dass  aber  das  Lateinische  sein  eigenes  Lautsystem  habe  (Ab- 
weichungen mögen  sich  immerhin  finden,    wie  dieses  nicht  minder  der 
Fall  ist  in  dem  von  Hm.  D.  mit  Recht  hochgestellten  Gesetz  der  Laut- 
verschiebung, s.  Raumer  Die  Aspirat.  und  Lautverschiebung  p«  1.  Hofer 
p.  434.  Hall:  Allgem.  LZ.  1841  p.  410  ff.);  dass  es  in  der  Wortbildung, 
Composition  und  Flexion  sich  nicht  allein  selbststandig  entwickelt,   son- 
dern in  mancher  Beziehung  selbst  treuer  als  das  Griechische  die  ur- 
sprüngliche Gestalt  bewahrt,    ist  so  allgemein  anerkannt,    zum  Theil 
von  Hrn.  D.  selbst  nicht  geleugnet,   dass  man  sich  nur  wundem  muss, 
wie  er  demungeachtet  in  demselben  kein  selbststandiges  Glied  des  gros- 
sen Sprachstammes,   dem  beide  als  Schwestern   angehören,   anerkennen 
will.     Die   geschichtlichen  Beweise  für  seine  Ansicht  hat  er  nicht  ent- 
wickelt, die  aus  dem  Lautisystem  entlehnten  hebt  er  selbst  auf  dadurch, 
dass  er  die  Consequenz  desselben  nachweist.    Wenn  er  darzathnn  such^ 
dass  eine  grosse  Zahl  griech.  Worter  in  doppelter  Gestalt  im  Latein, 
erscheinen,   so  ist  theils    manches    verschiedenartige  vermischt,  theils 
fibersehen,    dass  in  jeder  Sprache  aus  einer  Wurzel  ähnliche.  Worter, 
aber  selbststandig,   um   durch   geringe   Lautveranderung  Nuancen   der 
Vorstellung  zu  bezeichnen,    entstehen  können.     Wenn  man  daher  z.'  B. 
auch  einräumen  will,  dass  putere  xmdfoetere  mit  nvd'Biv  gleiche  Wurzel 
haben,  was  noch  gar  nicht  ausser  allem  Zweifel  ist,  so  ist  deshalb /oe- 
tere  noch  nicht  ein  blosser  Doppelgänger  von  putere ,  sondern  eine  auch ' 
sonst  bestätigte  stufenweise  Entwickelung,  und  selbst  pudere  (s^  Benary 
P*  66.  195.)  durfte  denselben  nicht  fremd  sein,'  welches  freüich  Hr.  D. 
mit  ipo&og  ohne  Weiteres  p.  156.  vereinigt.    '  Zweifelhafter  ist  schon,  ob 
puatula  (s.  p.  39.)  hierher  gehöre  und  nicht  vielmehr  zu  fpvaciVy    mit 
dem  p.  170.  Jümua  verglichen  wird,   welches   p»  144«   neben   ipafifutg, 
ipkpoq  steht.     Dass  ßvd'os   und  f ödere   zusammengehören,    ist  ebenso 
sicher,   als  dass  husium  kein  Doppelgänger  von  jenem  ist^  sondern  zu 
com-buro  gehört;  f ödere  nicht  mit  ßadvg,  welches  p.  132.  neben  ohesua 
erscheint,    zu  vereinigen,  und  puteus  nicht  von  demselben  getrennt  und 
zu  noTog  gezogen  werden  dürfe.     Regelmässig  wäre  die  Entwickelung 
von/ot-Mcefe,  nad'eZvy  pati,  wenn  andei^  das  erste  hierher   und  nicht 
zu  xatlifo  gehört.     Im  ersten  Falle  wurde  auch  /ottm  hierher  zu  ziehen 
sein ,  welches  Hr.  D.  p.  166.  mit  ^naXctxav ,  qffßUm  aber  p.  45u  143.  mit 
ig  tp^ovovy  dagegen  6,  123.  richtiger  mit  faUkcere  zusammenstellt,  ^cles 
andere  der  Art  nbergehend ,  bemerken  wir  nur  noch ,  zu  welchen  Resul- 
taten den  Verf.   seine  Andcht  nach  seinem   eigenen  Geständniss  p.  45. 
geführt  hat,  er  sagt:  „so  darf  ich  mk  anch  Worterklarungen  erlauben, 


BibliograpkiBche  Bericht«. 


413 


Tor  weldien  man  bei  Behandhmg  einer  «elbstatandigen,   dnrdiaiis  orga- 
nUoh  entwickelten  Sprache  erschrecken  moMte;''  und  es  lässt  sich  über 
Ableitungen,  Vie  nunc  demum  aus  vvv  dij  fiovop;   ne,  imm,  noti  av^ 
uvaivojt«i;   mUtere  aus  fAS<d'»V«i;   quoque  ans  noxi,  d.  h.  n^g  xovxtfn 
über  die  Annahme,   dass  ivu  in  antenna^  imcarvusj  smgtdtire,  vendere 
(nicht  von  dviofuuy    sondern  von  uvaSovvcci);    xatu  in  «onctdere,  oU- 
peUere^   nozl  in  aptiäy   posimoerhtm ;    naq>d  in  opor,  prae^  periurusj 
porUeus  Hege;    dass  (s.  p.  196.)  tuna  mit  xoxa;    quam  mit  oiidrSy  ob 
mit  in\  etc*  gleich  sei,    eben  nichts   anderes  sagen,  'als  dass  man  vor 
denselben  erschrecken  mnss,    nnd  sie  auch  dann  nicht  ohne  Bedenken 
betrachten  könnte,   wenn  nicht  schon  in  den  meisten  Fällen  Besseres, 
gefanden  wii^e«    -*-     In  der  Lehre  von  der  Wortbildung  geht  Hr.  D« 
mit  Recht  von  der  Zusammensetzung  aus;    aber  er  bestimmt  weder  das 
Gebiet  der  wahren  Composition  genau,    noch  erkennt  er  den  kaum  ab- 
zuweisenden Unterschied  der  pronominalen  Wurzeln  und  Stamme  von 
den  v^balen  an,  sofidern  sucht  überall  in  den  Suf&xen  verbale  Bestand« 
theile   nachzuweisen.     Die   Suffixe   selbst   sind  ihm   verbale   (aus   der. 
Verbalbildung  entlehnte)  und  nicht  verbale,  von  denen  jede  sich  an  das 
Particip  nnd  den  Infinitiv  anschliessen ,    indem  der   Verf.   die  Annahme 
festhält,   dass  das  Verbum  der  älteste  Kedetheil  sei.     Andere  Suffixe, 
in  denen  es  schwer  ist,    ein  verbales  Element  nachzuweisen,    wie  die 
auf  eiM,  «US  u«  s.  w.  sollen  sich  nach  Analogie  der  schwachen  .Verba 
gebildet  haben,  womit  sehr  wenig  gesagt  ist,  da  diese  selbst  aus  Nomi- 
nibüs  entstanden  sind   (die  Entstehung  aus  esse  scheint  Hr.  D.  selbst  zu 
missbiUigen),   nnd  jene  Analogie  die  Erklärung  nur  hinausschiebt.     Aus 
den  participialen  Suffixen'  ens,  ndu»,  tus  lässt  Hr.  D.  eine  Reihe  von 
anderen  entstehen,    wodurch  für  die  Erklärung  wenig  gewonnen  wird, 
da  ja  die  anders  gestalteten  Suffixe  sehr  wohl  auch  ganz  andere  sein 
können«     Auch   sind  die  Participialsuffixe   selbst  in  den  verschiedenen 
Sprachen  verschieden,   was  in  der  einen  Participialsuffix  ist,    ist  es  in 
der  anderen  nicht,    so  dass  sie  nicht  ursprunglich  für  diesen  Zweck 
können  gebildet,   sondern  ailmälig  verwendet   sein;    manche  derselben 
sind  höchst  wahrscheinlich  zusammengesetzt ;  endlich  bedarf  es  oft  vieler 
Kunst,  um  ein  Participialsuffix  in  einem  nominalen  nachzuweisen.   Hr.  D. 
würde  hierin  nicht  so  viel  geleistet  haben,  wenn  er  nicht,  was  bis  jetzt 
nur  als  Ausnahme  und  Verkennung  der  Analogie  betrachtet  wurde,    als 
allgemeine  Erscheinung  aufgestellt  hätte,    dass  der  Nominativ,  als  über 
den  anderen  Casus  stehend,  gleichsam  „als  Vater  derselben'*,  nicht  aber 
der  wahre  Stamm  bei  Ableitungen  zu  Grunde  gelegt  werde.     So  er- 
kennt er  in  dem  Participialsuffix  ens  die  Wurzel  ttg,  iv;  in  —  a>y,  ovos 
umUy   und  kann  nun    ohne  Schwierigkeit  das  Nominalsnffix  nus  daraus 
ableiten.  Nur  bleibt  so  die  Frage  unbeantwortet,  woher  t  in  den  übrigen 
Casus  gekommen  sei,  und  man  müsste  wohl  das  germanische  und  Sans- 
kritparticip ,    deren  Identität  gewiss  Niemand  bezweifeln  wird,  anders 
als  das  lateinische  und  griechische  erklären.     Indess  bedarf  es  dieser 
künstlichen  Annahme  des  Verf.  gar  nicht,   da  ein .  Partidpialsuffiz  na 
existirt  und  sich  im  Germanischen  erhal^n  hat»     Ebenso  nnd  aus  denn. 


414  BibliogrftpliiscIiQ  Berichte. 

0tilMn  Mtmä»  hmMk&äi  ist  die  AbldlMf  tM  m  (o)  tm  tt»  (<wt), 
■ad  die  Entotebong  Ton  otni«)  enma^  cnus  aiu  de»  grieciu  BfidQDgen  es 
■ad  it  nnd  den  SmS&x  rnuy  00  daes  ValcMMu  eiis  «Axae-nas,  Locanm 
aas  AnnuKg-niM  u«  dgU  »batammen ,  da  eiaa  nirgends  eine  Spar  des  den 
]^iietii  Fonnea  xa  Gmade  liegeaden  d  findet  und  eich  nicht  wohl  eifcli- 
ma  kum,  wie  die  Lateiner,  ohne  jenes  griediisehe  Suffiz  zu  haben ,  es 
doch  in  der  Wortbildung  benntsen  seUen*  Aas  dem  ßuffix  ftsvos,  wel- 
ches im  Laleiniscbsa  so  selten  ist,  hat  sich  mea,  mo^  z.  B*  tena«  ao^ 
9tlf6fi9PO£f  femo  ans  tMivofuvoSf  endlich  «ms,  ma  gebildet ,  wiewohl 
die  Vermuthong  nahe  liegt,  ^ass  jenes  fuvog  selbst  ans  den  Suffixen  ma 
and  na  zasaaunengesetat  ist.  Aas  tu« ,  welches  mit  Unrecht  Ton  den 
beiden  anderen  getrennt  ist.  Werden  nicht  nur  die  Nonüna  anf  tiw, 
sondern  anch  fönt,  ptUsy  axia  a.  v.  a.  abgeleitet,  während  in  anderen 
X  and  H  nar  Ersata  einer  griech.  Aspirata  %  and  ^  seia  sollen,  wo  es 
Batarlioh  an  geiwnngeaen  Btymologieen  nnd  ZwianmienAtelhingen^  wie 
ftasfam  mit  ßiMij  fiutis.Mdi  md^^g  n.  dgL  nicht  fehlen  kann.  Das 
Baffiz  fw  selbst^  obgleich  Hr«  D«  zugesteht,  dass.  es  anr  e^pAonisch 
▼on  sa«  Twschieden  sei,  wobei  jedoch  festzuhalten,  daas  I  in  s,  mcht 
s  in  <,  nach  den  Lantgesetzea  verändert  wird;  soll  die  Warzel  esse 
WeieHy  itog  enthalten,  womach  dann  freilich  jenes  Lautgesetz  «mge- 
kjelkrt  sein  amsste.  Alle  Suffixe,  die  r  haben,  werden  auf  den  lafinitiv 
zaröckgefufavt.  Dass  dieser  seibat  nur  ein  nora.  abstract*  sei,  wiid 
ebenso  wenig  erwähnt,  als  nachgewiesen,  in  weldwt  BegrüEBbeziehang 
selbst  persohUcbe  Nonana,  wi«  b'6er,  pater^  wo  nach  Hm.  D.  das  t  zum 
Stanmie  zu  gehören  scheint,  die  Nomina  aaf  tor,  die  erst  dofch  Fre- 
qaentatiya  Ternuttelt  seia  sollen,  u.  s.  w.  za  dem  Infiaitir  stehen  kooDen» 
Ueberhaupt  kann  der  Ansdrack  ^jäMs  Soffix  ms  ist  rerwaodt  mit  dem 
ktt«  Inf.  er&^  a.  a.  nichts  aar  Eridärmig  des  Wesens  dieses'  und  der  fol^ 
geaden  Suffixe  beitragen.  Die  nbngen  Suffixe  enthalten,  hm  ausgenom- 
men, welches  nur  eine  härtere  Auaspiadie  von  vtis  sein  soü,  dentlicher 
rerbale  Wurzeln.  Se  stammt  b§r  ron  /ero,  aUeia  in  rieJea  Worten 
wird  b  nur  als  „^erweichtes  9^  oder  als  Terhärtetes  v,  t  oder  Digamma 
betrachtet.  Se  seU  cerebrum  aa^ognj,  tcneftroe  ^^^SfSE^  sein,  «öüs  so 
anwafarscheinlicii  als  das  andene;  aiebria  soll  von  ikBvqov  kemmen,  als 
oh  nicht  aierc  mit  dem  Suffix  her  und  mm  nahe  genug  läge,  .eels6er  von 
zcAcvc»,  wo  nlios  tpi^vw  itohtiger  istf  stabftlum  wird  mit  stMien,  pati- 
bulum  mit  nitiv^ov  in  Yerinaduag  gemtzt.  Nicht  onwahnteheinHch  ist 
die  Ableitung  Toa  ctcs,  «eas  aus  hais^^  icuza,  s»  Benfey  p.  32S  £L,  Toa 
dem  nach  Hrn.  D.  esß  nur  ^eiae  andere  Fenn  ist  oder  den  Stcumn  %<» 
enthält,  die  auch  einigen  mit  ax  beigelegt  wird,  während  in  anderen, 
in  denen  die  Neigang,  Fähigkeit  ^eaeichnet  ist,  c  aam  Stamme  gekort, 
weil  nebaa  ropaa;  im  Oriech«  ein  c«f9ra{,  aeben  Iwqua»  UnmttiVf  neben 
mendax  fiawiietw  sich  findet,  die  ireüich  anch  wieder  ahigrieitet  sön 
mossen,  zugegeben,  dass  jene  Etyi^elegieen  richtig  wasen^  und  der  La- 
teiner loquax  nidht  scihstständig  Ten  loqai,  nf>ax  von  xapia  abgeleitet 
hätte.  Bin  Saffiz  gw  erkennt  Hr.  B»  nidst  aaf  die  W.  mit  gttM  sind 
ihm  wirkliche  ZasammenseUuagcn ,  s.  p.  ää.,   quüa  findcfr  swh  atar  ki 


Bibli«grapkis«hft  Beri«kta 


4|fi 


anMqoiuu     Im  'Suffix  du8y  idtia  ^kennt  er  i4dejrß  Idslv^,  ^er  Bedeatanc 
nacb  also  'wäre  es  yoA  ku9  nicht  verschieden«     «Schon  dieses,  daan  der 
Umstand,  dass  der  Verf.  selbst  zugestehen  imiss,  jene  Bedeutung  finde 
nur  bei  denen  statt,  die  neben  sich  eine  einfachere  Foiai  haben,  machen 
diese  Annahme   sehr  unwahrscheinlich,  die  Yermuthung,  dass  dw  der 
Wurzel  dere  &Blp€Ck  entspreche,  annehmlicher.     Noch  weniger  glaublich 
ist,   dass  »8  nur  ein  verküistes  ttfii»  sei,   dass  «ch  groMtu^  xsl  grauk 
rerhalte,   wie  Seneca  zu  smiex^    denn  da  keine  Spur  von  4  übrig  ist 
(dass  easMa  jieben  cassi-d-M  besteht,  kann  unmöglich  als  eine  solche 
geken),   so  muss  man  billig  fragen,   woher  Hr.  D.  wisse p   dasB  diese 
Wörter  es  gehabt  haben,   dass  nicht    dn  anderer  beliebiger  Lauit  (nnr 
gegen  c  verwahrt  sich  Hr«  D.)  ausgefallen  sei«     Dass  häam  stehe  für 
hämid-Sy  eomk  für  ^mid-a  u»  s.  w.,   kann  man  nur  annehmen^  wenn 
man ,   wie  der  Verf. ,    dem  Nominativ  eine  absolute  Gewalt  neben  allen 
übrigen  Casusfbrmen  einräumt  und  verkennt,  das»  dieselben  nicht  aus-, 
sondern  neben  einander  entstanden  sind.     Wenn  der  Verf.  p.  110.  an- 
mmmt,    dass  z.  B.  ntug  eigentlidi  7iaiä4g  heissen  solke,   weil  es  «tt^g* 
ntiiftg  sei;    daes    nee  oerts,  mos  moris  habe,    obgleich  jenes  mit  aföoy, 
dieses  mit  mod-us  zusammengehöre,  so  ist  nicht  zu  verwundern,    daas 
er  auch  jene  Behauptung  aufisteilt.     Nur  in  einigen  Wörtern  soll  i  eu- 
phonisch ahd  vis  statt  vs  stehen.     Die  Beminntivendung  eidus  wird  als 
•die  ursprungliche,  ulu9  als  die  abgestumpfte  betrachtet,  und  tioXqs  d.  b»   . 
verstümmelt,  wie  noloßog  hM^   als  der  lebendige  Stamm  angenommen. 
Allein  es  durfte  Hrn.  D.  schwer  werden,   zu  beweisen,   daas  c,    wo  es 
sich   nicht  findet,  abgeworfen   s^,    t>esonders   da  sich   im   Betitschen 
(s.  Grimm  3,  364  ff.)  beide  Suffixe  mit  c  und  2  selbststandig  zu  Demi- 
nntivbeaBeidmnugen   entwickelt   haben,    auch  im  l^aiein«  beide  Suffixe 
ohne  Deminutivbedentung  vorkcunmen.     Dass  der  Begriff  der  Verstum« 
melnng  nicht  der  einzige  jsci,    der  durch  die  Deminutiva  ausgedrückt 
wird ,  zeigt  Grimm  a.  a.  O.     Das  Suffix  Us  will  der  Ver€  nicht  als  aus 
Itetis  (s.  Benfey  p.  225  ff.)  entstanden  betraohten,   sondern  es  soll  bald  ^ 
eine  F<Hrtbildung   der  Deminativform  und  z.  B.  mmilk  das  griechische 
ofutlos  und  ^<y ,  bald  eine  kürzere  Form  von  temtaa  sein.     In  beiden 
Fällen  sieht  man  nicht,  wie  man  daui  frühere  Vorh«idensein  der  zweiten 
Bildungssylbe  wissen  könne,  besonders  da  Ha  kurz  bleibt.     Was  über 
die  Fortbildung  der  Su£äxn  bemerkt  wird,  ist  unvoUatändig,  sowie  ^meh- 
rere Suffixe  gar  nicht  berührt  werden      Ausserdem  vermisst  man  nn^nn 
die  Angabe,  durch  welche  Suffixe  von  Warzehi,  v4ii  Wortstammen,  von 
beiden  sogleich  Werter  gebildet,  in  welchi^  Kategorie  sie  durch  diese!« 
ben  versetzt  werden.     Aad^  ^e  Bedeutung,   weiche  die  Worte  durch 
einzelne  Suffixe  erhalten,    ist  nicht  immer  mit  gehöriger  Sdiavfia  ange*   . 
zeigt»  >    In  einem  Anhange   handelt  der  Verf.   von  der  Ausbildung  der 
Wörter  durch  Epentkeaen,  aamjüch  durch  Sinsetamiig  von  m  und  n  und 
Vocftlveistarkniig,  waa  swa  Theil  in  die  Lautlehre  ^hört.    Im  simitim 
Theile  Murd  die  ümbildnng  der  Wörter  nach  den  «nplMsuschea  Ctesetotti 
des  Lauts^fstens  oder  der  Licenz    des    Sprachf^efanuiGhs    dargest^t. 
AuMer  der  Apbäreaia,   Syncepe,,  Apocope,   der  Veriavsdinfijg;  und  dem 


416  Bibliographif  che  Berichte. 

AvffiUl  Ton  Coof onanteiiy  der  Greminatioiiy  werden  aiuföhrßcli  und  genan 
die  Ekphonesen  besprochen  und  einige  Gesetxe  der  YocalUation  aufge- 
stellt. Eine  Tollständige  Uebersieht  des  iatein.  Lantsystems  wird  durch 
die  BemeriLongen  des  Yer^  nicht  gewonnen,  namentlich  sind  die  fiigen- 
thnmlichkeiten  desselben  p.  17$.  nicht  genug  charakterisirt,  die  jedoch 
Tieles  SU  Beachtende,  cum  Theii  bis  jetzt  Uebersehene  enthalten.  Ueber- 
baQpt  zeigt  sich  in  deiii  ganzen  Werke  der  glänzende  Schaifsinn  nud 
die  ausgebreitete  Gelehrsamkeit  des  Vejrf.,  durch  welche  viele  entlegene 
Worter  herbeigezogen  und  beleuchtet,  und  viele  Btymologieen,  die  auch 
von  einem  anderen  Standpunkt  ans  betrachtet  als  richtig  erscheinen 
müssen,  aufgefitelit  werden.  Uebrigens  erfordert  der  Gebraudi  des 
Werkes  ebenso  viele  Vorsicht  als  Mühe^  da  das  Zusammengehörende 
oft  an  vielen^ Orten  zerstreut  ist,  und  die  Meinung  des  Verf.  oft  erst 
durch  Vergleichung  mit  den  in  früheren  Banden  gegebenen  Bemerkungen, 
die  aber  oft  auch  wieder  von  den  letzten  abweichen,  klar  wird,  z.  B. 
wenn  er  p.  23.  annus  und  Ivvoq ;  p.  160.  annus  lyvo$ ,  ixoq  zusammen- 
stellt (s.  Bd.  6,  21.)  und  daraus  senex  (s.  Grimm  3,  617.)  Und  vieles 
Andere  ableitet.  Selbst  in  dem  letzten  Bande  ist  sich  Hr.  D.  *nicht 
immer  gleich  geblieben;  so  wird  p.  87.  res  mit  (firij  ^  aber  p.  147.  mit 
Z/^iog  verglichen,  s.  Hofer  p.  8.  Pott  2,  438.;  p«  26.  ist  olor  Homonym 
von  ciXq>6s  und  olere;  p.  132.  ist  es  mit  Xaifogj  p.  201.  wieder  mit  a^us 
verbunden.  —  Von  Andern  sind  nur  einzelne  Bildungen  der  Wörter  be- 
handelt worden.  Wir  erwähnen  nur  die  gediegene  Abhandlung  von  G  r  y  - 
czewski  de  substaniiou  LaHnorum  dendnutivis  [Königsberg  1830.]  und 
von  Lingnau  de  arigine  et  natura  nominum  in  men  et  mentum  ex- 
euntnim  [Brannsberg  1836.  s.  NJbb.  22.  Bd.  p.  448.].  Dass  die  Lehre 
von  der  Wortbildung  auch  auf  dem  Gymnasium  nicht  vernachlässigt 
werden  dürfe  [s.  den  Aufsatz  von  Düntzer  Ueber  den  Nutzen  der 
Erkenntiuss  der  Wortbildung  auf  Gymnasien.  Zeitschr.  f.  Alterthnmsw. 
1839  p.  373  ff.],  haben  wohl  alle  die  Grammatiker  erkannt,  welche 
dieselbe  in  ihre  Lehrbucher  aufgenommen  haben.  Die  Art  der  Behand- 
lung zeigt  sich  als  eine  zwiefache,  indem  sie  entweder  als  ein  Ganzes 
nach  der  Formenlehre  behandelt,  oder  die  zu  den  einzelnen  RedeÜi^en 
gehörenden  Bildungen  bei  diesen  dargestellt  werden.  Die  letzte  Me- 
thode, etwas  anders  gestaltet  und  weiter  entwickelt,  wird  empfohlen 
von  P.  V  i  e  h  o  f  f  I7e6er  die  Behandlung  der  Wortbildungalehre  im  lotetn. 
Unterricht  [Emmerich  1841.].  Der  Verf.  räth  schon  in  der  Sexta  mit 
der  Deciination,  in  der  Quinta  mit  der  Conjugation  die  Lehre  von  der 
Bildung  der  Nomina  und  Verba  zu  verbinden;  in  den  Mittelciassen 
Wörterfamilien  zusammenstellen  .und  die  Vergleichung  mit  dem  Griechi- 
schen eintreten  zu  lassen,  in  den  oberen  die  weitere  Entwickelnng  an 
die  Interpretation  der  Classiker  zu  knüpfen.  .Obwohl  nicht  zu  lengneii 
ist,  dass  diese  Methode  manchen  Nutzen  haben  könnte,  so  ist  doch  zu 
iurditen,  dass  durch  diese  verschiedene  Richtung  der  Aufmerksamkeit 
gleich  beim  Beginn  des  Unterrichts  dieselbe  geschwächt  werde,  und 
erst  wenn  ein  gewisser  Wortvorrath  gewonnen  ist,  die  Gesetze,  nach 
denen  die  Wörter  gebildet  sind ,   entwickelt  und  so  das  bereits  JSrwor« 


Blbllographitche  Beri«htöi 

bette  belebt  und  •  befeetigt  werden  koniie.  '  Uebiigens  entliilt.'  ditee 
Sdkrift  noch  einige  «wecfcmamige  Ändentnigen  über  die  BeeBnatioa  und 
berichtigende  ZasaUe  xa  filchmalfeld«  flynonyink»*  '    < 

FGr  die  Lautlehre  der  latein.  filpraehe  waren  daröh  6,  J.  Vosa, 
8 e y f f a rth,  Schneider  aefair  ansehnliche  Sammhuigen  yeranatalteti 
£e  sich  jedoch  fast  nur-  auf  die  einzelnen  Laote  tmd  Bochstabeh.  beio*- 
gen,  wahrend  eine  tiefe»  Degrflndnng  der' Lantgesetxe,'  eine  wisseur 
achaftlidhe  Darstellong  der  Veranderongen  der  Laote ,  nnd  eine  genaue 
Darlegang  der  Eigenthömlichkeiten  der  latdn,'  Spraye  in  dieser  Ben!»- 
hang  Termisst  wurde.  Was  Iot  diese  Lehre  noch  geschehen  mSssd, 
wird  jedenj  Unparteiischen  die  Verglddiinig  des  Standes  der  griechi- 
schen, besonders  der  dentsohen  Orammatlky  'noch  mehr  die  Beacfatäng 
▼on  sprachTergleichenden  Werken  leigen.  Eine  Abhandlnng  von  Vie^ 
h  o  ff:  Die  Lehrt  tfon  der^  VerSndenmg  de^  Foeäle  und  Consonanten  ha 
Laieinigeken  [Emmerich  1833.]  ist  uns  nicbi  an  Gesicht  gekommen«  Baas 
auch  Doderlein  diesen  Gegenstand  in  seiner  Wortbildung  behandelt 
habe,  wurde  oben  bemerkt,  und  die  SteUe,'  die  er  derselbei)  nach  der 
Wortbildungslehre  giebt,  scheint  fax  die  regelmassige  Bntwickelhi%  der 
Sprachwissenschaft  iwecicmässiger.  Um&ssender- und  tiefer  ^eingehend . 
hat  A.  Benary,  die  randBehe  LoMtÜekre  tpraekoergielekend  dargeateütf 
1.  Band  [Berfin  1697.  s.  NJbb.  94.  p.  173  ff.,  Hall.  Jbb.  1838  Nr.  194  ff.] 
diesen  Gegenstand  au  behandeln  angefangen,  und  mit  Verlangen  steht 
man  der  B*ortsetsung  dieser  scharfsinnigen  uiri  grfinidlicben  Untersuchung 
entgegen.  Wir  erwähnen  noch  die' Abhandlung  ron  Grafft  Utber  den 
BucMo^en  Q'  (Qn).  On^eaen  in  der  Akademie  der'  WineneehtfUn  am  21. 
März  1839.  [16  S.  4.}  Während  man  Bis  in  die  neueste  Zeit,  um  die- 
sen rathselhaften  Laut  an  bestimmen,  immer  bemüht  war,  das  folgende 
H  SU  eridaren,  indem  man  e  (k)  dem  9  gleich  achtete,  gdit  Hr.  G.  Von 
der  Ansicht  ans ,  dass  q  eine  besondere  Modification  des  Kehllautes  sei, 
und  sucht  dieses  theils '  durch  die  Wahl  rersehiedener  Zeichen  selbst^ 
theils  durch  die  Vergleichnng  des  Latein,  mit  dem  Suiskrit,  da  dein 
reinen  k>Laute  e  (fe),  dagegen  q  den  palatalen  und  andern  k  yerwändten 
Lauten  entspricht,  darsuthun.  Um  die  Art  .dieser  Modification  näher 
SU  besdchnen,  geht  er  von  dem  griedh.  Koppa  ans.  Bei  den  Doriem 
scheine  dieses  durch  ein  folgendes  o  herbeigeführt  ta  sein,  was  theils 
der  Name  bestätige,  theils  durch  die  Tcrschiedene  Lage  der  Sprach^ 
Organe,  wenn  ein  Kelillant  vor  dem  o  oder  abgesprochen  werde,  sich 
als  wahrscheinfich  aeige.  Die  Rdmer  hätten  ausser  dem  reihen  Kehl- 
laut noch  einen  dem  Koppa  sich  nähernden  in  ihr«r  Sprache  wahrge- 
nommen, und  deshalb  «äas  demselben  rerwandte  q  beibehalten.  Indess 
kann  diese  Vergleichung  mit  dem  griech.  Zeichen  wenig  erklaren,  da 
Hr.  G;  selbst  ausfnhrfich  aeigt^-  dass  das  räorische  q  unabhängig  ron 
einem  folgenden  u  (oder  0)  efaitrete.  und  sich  ^or  jedem  Vocale  erzeuge, 
und  deshalb  annimmt,  q  beseiehne  einen  k-Laut,  der  mit  einem  Ansata 
2ur  Aussprache  eines-  «  oder  auch,  da  u  vor  Vocalen  leicht  in  ib  über- 
gehe, eines  10,  d.  h.  mit  einer  wehenden  oddr  labialen  Aspiration,  einem 
flatus  bchÜesse.  Hr.  G.  ninunt  nämlich  eine  gnttbrale,  labiale  und  den- 
iV.  JflArft.  f.  JRIO,  M.  Päd.  od.  KrU,  BibL  Bd.  XXXIV.  BfL  C       27 


ial6jAstin(dj»n  mi^-  ^oa  deoca.  «tte  rcMe  iiii4  Tiettciell  aii«li  ^e  leiste 
^«Im  ESoMrti  fehUV  ^  hhiito  aber  in  q^mfi^gv  nA-IMe.    fir  erkttUi 
daher  9  /Sr  eine  ant  loKoier  iltpiratioii  fte^Meto  gutlm^^e  TemtiSy   die 
Ton  den  SpracherlaiieB  genda  der  Yolkary   denen  die  haadieBde  Aspi- 
jmäan  der  ^iltaralen  Tenoia  leUt^.  erzeagt  würde  9  .and  entweder  «r- 
^pifinglichf  ohne  dmch  ninen  ihslidien  Imnt  «oer  frahwn  Spracbto  Ter- 
anlaflft  an  aein,  oder  statt  4er  pfdatalea  im- Sanikrit  einikrat.     So  er- 
acheiot  also  fiiy  indem  u .  nar  die  labiale  Afl^iratioji  boMcfanet,  nieht 
aia  eine  ConeenalitaaTerbindang ,   aondeni.  wie  %»  ^,  tft  ala  eineiitfaeher 
Lanty  and  der  Streit  aber  dae  feigende  u,  weichee  so  seüne  geoagende 
Biklarang  findet,   sdidnt  bdieilagt^     Auffallend  scheint  es  bei  dieser 
aehatftinaigen  litklaceng  des  qnJmntes  nur,  dass  die  Stimme ^ iiicbt  ibr 
o  Beben  k  benntateiiy  um  das  den  palatalen  aich  nähernde  nad  aUmahlig 
in  diese  iibergehende  von  k0>  gieicblhlls  sehr  yerschiedene  ce,  et  (siehe 
ftanmer  die  Aspiration  nad  die  Lantrerschiebang  p.  91«)  ansmidnieken. 
Dess  die  Scheidung  des  9M  Ton  k  nicht  gans  darchgeluhrt,  sondern  anm 
Tkeii  wieder  TerwiaGht  sei,  deutet  der  Verf.  p.  5  f.  an.     Den  n-Strich 
fittdet  LepsittS  Zwo  spradbverjflek/leiHie  AhhvmMmage»  [Berlin  1836.] 
p.  30  L  sehen'  in  dem  hebraisdien  Kof  oder  Kuf  angedeutet. 

Die  Lehre  Von  dem  Acoente  ist  in  den  loteten  Jahren  grändiicher 
als  froher  behandelt  Yon  Ritter  EUmentontm' grammaUiß^  Imt.  Ubb. 
Ai#  [Berol.  tSSl.  b,  NJbb.  3.  )>.l32ff0  und  Ton   Zeyss  üeber  den 
IßtMmfken  Aooma  [Raateiritorg  1835.  n«  37.  a.  NJbb.  19, 363.  21,  446.]. 
Als  eine  Ergaaanng.mnd  theüweise  Bedohtignng  der  iUttorschen  SchiUt 
kann  betrachtet , werden  die  Abhandtong  von  Reinhardt  JhvwMm- 
lemieiie  in  U»tg.  M.  [Berol.,*  Reimfr.  1888.  40  a  8J    Per  Verf.  geht 
Von  dea  drei  yon  Prisdan  angenbmmeneik  Beschaffenheiten   des  Wortes 
«ud  der.Sylbe,  der  akitudö,  loagitodef  und  erassHudo  oder.latitndo  ans, 
will. aber  die  erste  inteniio,   die  zweite  exteiitio  genannt  wissen,   jene 
soll  der  Qualität  (oh  mh  Rechte  Htsstisicb  sweifeln,  s.  Humboldt  Ueber 
d.  Versch.  d.  mensebl«  Sprachb.  p.  158.    Biadaml  Abhaadlongen  zur  all« 
gemeinen  vergleiehenden  Sprachlehre  p.  490.),   diese  dw  Quantität  ent- 
fpreohen.     Auch   die    dritte  BeacUaffienhint' nimmt  er  gegen  Ritter  in 
Sehu^  Wid  will  die  MedaUat  darin  erkennen.     Aber  was  Hr.  R.  hier- 
her aieht  (die  Ausspradie  von  Wc,  von  t  uibd  tt  u.  a.),   geht  nicht  die 
Sylbe  o^der  das  Wort,   sondern   die  einaeinen  Laute  an.     Das  Wesea 
des  Accents  wird  f.  4,  richtiger  ala  bm  Ritter  bestimmt,  ebenso  bemuht 
sich  der  Ycrf«  genauer  den  Grund  anaugeben,   warum  die  Lateiner  bei 
der  Betonung  nicht  Qbet  4ie  dritte  Sylbe  hinaasgingen ,   indem  er  an- 
ninnat,    dass  man  arsprangüch  au  den  einsylbigeii  Wurzeln  höchstens 
»wei  Selben,  die  aueh  Wtttzehi  gewesen  seien,  hinäugefögt  habe,  und 
dass  die  Lateiner,  hieriii  von  den  Giiechen  abweichend,  die  ewte  War- 
sei  als  die  wiohtigste  betrachtet  und  bet«at,   und  auch  spater  bei  lao- 
geren  Wor^  das  frfihere  Gesetz   beibehtdtea  hatten   C^s  durch  diese 
Behauptnag,  die  nur  als  eine  Hypothese  su  betrachten  ist.  Alles  aufgie. 
klart  werde,   ist  wohl  au  beawmfeln;   da  ja  auch  vdr  die  Wuttel  tre- 
tende Sylben,.  wie  ceeidit,  oeeimt»  betont  werden)^   nnd  dieses  GeseU 


Blbiiograpfaiselie  Berichte*  41tf 

arst^to  goM<meii  Zeitdter'  'durch  die  EiniOining  der  QuantitSt  gestört 
worden  wäre.  For  die  frühere  Zi^it  behauptet  Hr.  R.  vSffige  Unbe^ 
atimmtheit  der  Quantität,  und  die*  eirt^egenstehende  Behauptung  der 
Grammatikery  daaa  iange  Vocale  doppelt  seien  geschrieben  worden,  sucht 
er  durch  die  Annahme  zu  entkräften,  dass  früher  wirklich  zwei  Vocale 
seien  geschrieben  worden^  hebt  aber  dieses  selbst  wieder  auf  dnirch  die 
Aensserung  p.  19. :  id  certe  cohtendere  ausim  niediam  nominl^  aenatui 
syllabani  potius  (?) ,  quam  nos  solemus ,  proloquendo  distractam  esse« 
Den  Dichtern  wird  die  Längung  yieler  Sylben  zugeschrieben,  namentlich 
auch  die  der  Sndsylben ,  welche  gewohnlich  in  den'  Sprächet  rerkfirzt 
wfirden.  Wo  diese  Diphthonge  haben,  will  der  Verf.  nur  MIschlante 
erkennen ,  wie  in  puellae  etc. ,  was  i^ch  wenigstens  etymologisch  lUcht 
rechtfertigen  lässt.  Den  Gravis  verwirft  der' Verf.  für  das  Latein.,  das 
Erscheinen  der  circumflectiirten  Sylben  erklärt  er  zweckmässig  daraus',' 
^ass  eine  betonte  Sylbe ,  der  nur  eine  unbetonte  Sytbe  oder  gar  keine 
folge ,  mehr  in  die  Länge  gezogen  werden  müsse ,  als  wenn  noch  'zwei 
Sylben  folgten.  Von  den  nicht  betonten  Sylben  ist  nach  Hrn.  R.  die  äx& 
schwächsten,  welche  der  betonten  unmittelbar,  wie  die  Thesis  der  Arsis,' 
folgt;  und  allerdings  lassen  sich  daraus  manche  Erscheinungen  ei^kläreii^ 
kaum  jedoch,  wie  der  Verf.  annimmt,  die  alten  Formen,  wie  Cocassim 
n.  a.,  da,  um  Anderes  zu  Gbergehen,  faxim  n.  ä.  eine  andere  Ansicht 
begünstigen.  Dagegen  legt  der  Verf.  dem  Accente  die  Kraft  bei,  ein^ 
Sylbe  zu  einer  langen  zu  machen ,  die  er  jedoch  mit  Recht  auf  die  tadtt« 
leren  Sylben  beschränkt  und  mit  der  Position  Tergleicht,  indem  der  End-^ 
consonant  fast  doppelt  gesprochen  wird.  Auf  die  Erklärung  einzelne^ 
Erscheinungen,  wie  litera,  recido  u.  a.,  einzugehen,  verStattet  dei^ 
Raum  nicht. 

Wenden  wir  uns  zur  Formenlehre  im  engeren  Sinne,  zu  der  Flezionj 
so  zeigt  sich  ein  reges,  besonders  durch  die  vergleichendb  Sprachfor-^ 
schnng  hervorgerufenes'  Streben,  ^en  schon  lange  gesammefteil  Stotf 
durch  deutlichere  Einsicht  in  die  Bildungsgesetze  zu  beleben  und  den 
Untersuchungen  aber  die  Bedeutung  eine  festere  Grundlage  zu  geben« 
Zwar  herrscht  atif  diesem  Gebiete ,  was  bei  der  Schwierigkeit  des  Ge- 
genstandes und  der  Jugend  der  Wissenschaft  nicht  zu  verwundern  llt: 
noch  grosse  Meinungsverschiedenheit;  aber  leugnen  lässt  sich  auf  der 
andern  Seite  nidit,  dass  bereits  Vieles,  an  dessett  Erklärung  man  frahei^ 
kaum  dachte,  in  seiner  Bildnngsweise  erkannt,  und  ein  Weg  betreten' 
ist,  der  mit  Vorsicht  vierfolgt,  noch  zn  vielen  Resultaten  fähren  kann. 
Die  Entstehung  nnd  fiildungswdse  der  Casnsfortnen ,  um*  zu  diesen  über- 
zugehen, mag  wohl  Mancher  schon  frfiher  geahnt  halben,  aber  Fr.  Böpp 
in  der  berühmten  Abhandlung  üeber  die  Catus  ^erlin  1826.J  vermochte 
zuerst  nachzuweisen,  dassNsie  durch  Anfügung  pronominaler  Formen  ge* 
bildet  seien.  Was  theSls  selbstständig,  theils  durch  jene  Untersuchung 
angeregt,  Wnllner,  Härtung,  A;  GrotefSend  u.  A.  geleistet  haben,  ist 
anerkannt.  Wir  betrachten  nur  zwei  Schriften,  welche  den  jetzigen 
Stand  der  Untersuchung  erkennen  lasaen.  Hr.  D  u  n  tz  er ,  welcher  schon 
iii  -einer  f^eren  Abhandlune  fs.  NibK  Stipplementband  4.  Hft.  4.]  seine 

27* 


189  Bibliof  raphUche  Beri«liit. 

ApdciitoQ  aogedMitet  )m$A/^  eaiivid^elt  4ie9e  aii«fShd^jip«r  in  4^  Sirius 
DU  DedinmUfm  der  .mdogeta^imkekcn  Sfrackm  m  Form  und  Bedeutung 

[Koloy  EUeiu  1839.  112  S.  8.] ,  in  welcher  eine  aorgiaitige  und  klare 
UebersicUi  sowohl  der  Bildangsformen ,  aU  der  Yersiiche  #ie  au  erklärea, 
enthalten  iat*  Nach  einer  l^aren  Bettinunnng  .der  ^ammatincheii  Kate- 
gorie ttnd  der  Bildung  dea  Nomen  werden  die  Terschiedenen  Formen 
deaaelben  erklart.  In  den  Genasformen  erkennt  Hr.  D»  nicht,  den  Gegen- 
•ati  dea  Männlichen  und  Weiblichen,  «ondern  den  des  Lebendigen  und 
Leblosen  ala  den  ursprünglichen  an,  woran  sich  deshalb  zwei&ln  lässt, 
iveil  die  firuhere  Z^t,  wie  vieles  Andere  zeigt,  auch  das  Leblose  als 
belebt  darstellte,  und  an  die  B^eichnung  des  Männlichen  und  Weiblichen 
die  des  Selbstständigen  und  Schwächeren  sich  anschloss.  s.  Humboldt 
Ueber  die  Versch»  d.  m.  Sprachb.  p«  122*  Bindseii  Abhandlungen  ^ur 
ailgen.  Spracht  Hamburg  1838.  p.  496.  n.  656.  In  Rücksicht  auf  den 
Numerus  wird  auch  der  Dual  als  eine  naturliche  nur  in  einigen  Sprachen, 
wie  im  Latein.,  fiut  yerschwundene  Form  betracbitet*  Von  den  Casus 
•oUen  Nominativ  und  Yocativ  ausgeschlosscA  werden;  aber  dasa  jener 
den  G^nstand  in-  einem  bestimmten  Verhaitaiss  .zum  Verbum  darstelle 
and  eine  allgemeine  Bezeichnung  der  Nominalformen  wunschenswerth  sei, 
laast  sich  wohl  nicht  leugnen.  Die  Casus  obU.  betrachtet  der  YerCi 
weder  als  blos  örtlich ,  noch  billigt  er  Beckers  Ansicht,  von  der  jedoch 
die  seinige  weniger  dem  Wesen  als  der  Beziehung  nach.  Terscbieden  ist. 
Br.  D.  unterscheidet 'nämlich  zwei  Raumcasus  für  die  Richtung  Woher 
nnd  die  nicht  zu  trennende  des  Wo  und  Wohin  und  drei  indii  räum« 
liehe;  die  ersten  sind  ihm  adverbiale,  die  letzten  adnominaie;  nämlich 
der  Accus«  ab  Beziehungs-,  Wirkungs-,  Uebergangs- Casus;  der  Ge- 
nitiv (verschieden  von  dem  räumlichen  Genitiv,  der  das  Woher  bezeich- 
net) als  Casus  der  Abhängigkeit;  der  Ablativ  als  Trennungs-,  Verschie-^ 
denheits-,  Vergleichnngs- Casus.  .  Diese  drei  sollen  nicht  «um  Verbum, 
sondern  zum  JVomen  geboren,  und  z*  3,  der.  Vater  schlagt  den  Soha 
heissen:  der  Vater,  insofern  er  sich  am  Sohn  manifeslirty  schlagt;  aumm 
pretiosius  est  argento  bedeuten:  das  Gold  gedacht  in  seinem  Yerhältnisa 
zum  Silber  ist  kostbarer.  Aber  wenn  man  auch  zogiebt,  dass  der  Genit* 
und  zum  Theil  der  AbL  besonders  im  Lat«  zum  grossen  Theil  adnominaler 
Casus  ist,  wenigstens  geworden  ist,  so  wird  man  sich  schwer  entschliessen, 
4en  Accus,  und  AU«  vom  Verbum  zu  trennen,  um  sie  in  eine  lockere  Verbin> 
düng  mit  dem  Nomen  zu  setzen.  Denn  einmal  fiaden  sie  sich  nicht  wieder 
Genitiv  ohne  vorhandenes  oder  zu  ergänzendes  Verbum  (wenn  Hr*  D. 
o  me  miserum  anfuhrt,  sa  ist  übersehen,  dass  die  liiteijection  sUtt  des 
Verbum  die  Gemuthsbewegung  anzeigjt,  während  in  dem  p.  106.  ange- 
zogenen fcoiop  es  iftojs  ^pvyhv  üpKO«  iSov^mp  das  letotere  als  Epexegese 
in  gleichem  Verhältniss  zum  Verbum  steht  wie  os) ,  dann  lassen  sie  sich 
ohne  eine  Thätigkeit  g^  nicht'  verstehen »  wie  schon  die  Erklärung  dea 
Verf.  selbst  zeigt  Wenn  dieser  p.  45.  sagt:  der  Vater  wird  hier  erst 
durch  den  Beisatz  m»  Sohne  zu.  dem  vollständigen  Begriffe.,  der  hier 
erforderlich  ist,  nur  von  iler  Seite,  in  /welcher  er  J^ip  Sohne  erscheint, 
soll  er  betrachtet  werden.^  Also  geht  der  Vater  actiy  in  den  Sohn  über. 


BibliograpIiiscKe  Berichte  '421 

/ 

tihd  d6r  Söhn  pasisiv  in  den  TateT  etc. ,  so  scheint  uns  dieses  sehr  gekün- 
stelt;'der  Yatei^  wird  nicht  durch  den  Sohn  (das,  Verhaltniss  zp  diesem 
fiegt  schon  im  Begtilfb  Vater  und  Wnrde  den  Genitiv  fordern)  y  sondern    ' 
tftrrch   die  prädicirte  Thatigkeit  bestimmt,  diese  aber  wurde  ohne  e|h , 
^jganzendes  Object  nuTbllständi^'  sein ,  durch  diiese  erst  werden  beide 
mit   einander  in   Verbindung  'gesetzt ,  aber  nicht  so,   dass  der  Vater  in 
d^tk  Sohn  und  umgettrehrt  dbergeht^  weil  sie  so,  was  nicht  eintritt, ;«a 
t&ihem  Gegenstände  od<sr  Begriffe  werden  müssten.     Wenn  Hr«  D.  hinzu- 
fiigt:  das  Wesen  d6s  Accus,  besteht  darin,  dass  ei*  einen  Gegenstand 
bezeichnete  insofern  'er  inneren  Bezug  W  der  ^['hätigkeU  eines  anderen 
bat,  so  scheint  er  der  gewohnlichen  Ansicht  vom  Acdus.  beizupflichten. 
Ebenso  la^i^t  kUdtk  ita  beseitigen,  was  über  den  Abi. gesagt,   da  jede 
Trennung  eine  Bewegung,  folglich  ThStigkeit  voraussetzt«     Mit  Unrecht 
behauptet  der  Verf. ,    dass  nach  der  gewohnlichen  Ansicht  vom  Objecto 
di^r  Satz  ai^s  drei  Tbeilen  bestehe,  da  nach  dieser  Verbum  und  Object 
.  ebenso  ein  "Ganzes  bilden,  als  nadi  seiner  Ansicht  Nomen  und  Object* 
JBbenso  \fehig  k&nn  gebilligt  werden ,  wenn  'er  annimmt ,  die  Thatigkeit 
kdnh^  durch  Hinzufuguhg  des  Gegenstandes ,  der  ihre  Wirksamkeit  em- 
flfindet,  nicht  näher  bestimmt  werden,  wohl  aber  der  thatige  Gegenstand, 
da  ja  dieser  schon   durch  die  ausgesagte  Thatigkeit  bestimmt  ist,. diese 
selbst  aber,  wenn  sie  durch  ein  objectlves  Verbum  ausgedrückt  ist^  eine 
Ergänzung  fordert.  —     Im  zweiten  Theile  Entwickelt  Hr.  D.  seine  An- 
sicht ^on  der  Büdung  der  Nominaiformen  und  erkennt  iii  denselben  nicht 
Demonstraüvbildnngen ,  sondern  läs'st  sie  durch  die  angehängten  Perso- 
naipronoroina ,"  deren  ursprüngliches  Verbältniss.  zu  den  Demonstrativen 
noch  nicht  genug  aufgeklärt  ist,  entstehen,  hur  in  einigen  Fällen  (s.  p.  67» 
09.)  wird  (äA8  dem'onstnßive  t  zu  Hülfe  genommen.     So  soll  das  MascuL 
durch  die  Anfügung  von  s,  des  Prdn..  der  2.  Person;  das  Neutrum  durch 
d'(t),  Pron.  der  3.  P. ,  entstehen. '  Aber  diesem  steht  entgegen,    wa« 
.  Hr.  D.  selbst  gegen  Bopp  geltend  macht,    dass  das  t  der  zweiten  Person 
idch  in  s  müsstie  verwandelt  haben.    Wenn  sich  ferner  nicht  leugnen  lässt^ 
dass  die  Sprache  bei  der  Verdunkelang  der  Flexion  dieselbe  doch  mit 
richtigcnn  Gefühl  ersetzte ,  und  z.  'B.  zum  Verbum  die  verdunkelten  En- 
ddugen  durch  Personalpronomina  wieder  darstellte ,    so  sollte  man,  nach 
des  Verf.  Ansicht  diese   auch  vor  dem  Nomen  erwarten;   da  aber   hier 
durchaus  Demoiistrativa  erscheinen,  nie  ein  Personalpronöinen,  so  scheint 
dieses  für  B^pp's  Ansicht  zu  sprechen.    Als  den  Charakter  des  Dual  beim 
Verbum  beträchtet  Hr.  D.  p.  63  ff.  m  das  Proii.  der  1.  Person,  welches 
mit  >  dem  vorher  schon  angefügten  Pron.  die  Zweiheit  ich  und  Iph .  (also 
auch  dn  und  ich  etc.)  bedeute,  als  Charakter  des  Plur.  a  das  Pron.  der 
2.  Person  an ,  so  dass  du  und  ich ,  du  und  du  u.'  s.  w.  die  iVIehrheit  be- 
zeichne,  wie  es  für  den  Plural  in  ähnlicher  Weise  schon  Pott  2,  628. 
vermuthet  hat.     Schwierig  ist  hierbei  nur,  dass  die  zweite  Pers.  Dual«   v 
nnd  die  erste  Plur.  zusammenfallen,    und  für  diesen  nur  eine  Zweiheit, 
.nicht   eine  Vielheit  gewonnen  wird.     Daher  ist  Bopp's  Ansicht   (vgl. 
Crra'mm.  p.  47^  475.  634.)   wahrscheinlicher.     Wenn  nun  aber  Hr.  D.    . 
dieselbe  Bezeichnung  auf  das  Nomen  überträgt,  so  ist  die  bedeutende 


422  Bibliogra^phUcbd  Berichte. 

Vmehiedeiiheit-  ideht  beachtet ,  dans  hier  m  und  «  allnn,  dine  Verbin- 
dung mit  eiaem  anderen  Pron.,^  obgleich  sie  durqh  nichts  den  Begriff  der 
Zweiheit  oder  Mehrheit  andeuten,  diese  beseichnen  sollen«  Aach  wer- 
den  00  nicht  alle  Schwierigkeiten  entfernt ,  da  der  Verf»  selbst  anch  so 
dem  demonstratiYen  i  seine  Zuflucht  nehmen  mos^u  Noch  bedenklicher 
ist  die  Annahme,  dass  jene  drei  Pronominia  m,  s,  t  auch  zur  BUdnng  der 
adnominalen  Casus  sollen  verwendet  sein ,  da  es  an  sich  schon  unwahr- 
scheinlich ist,  dass  dieselben  Stamme  am  Yerbum  thätige  Personen,  am 
Nomen  alle  Personalbedeutung  aufgebend,  selbst  das  der  Tbatigkeit^  oa- 
terworfene  bezeichnen  sollen ,  dass  s*  B.  aus  dem  ich  ein  miok  gewor- 
den sei,  und  der  Verf«  p.  87.  die  ein&chen  Verhältnisse,  die  in  jenen 
l^on  liegen,  so  frei  deutet,  dass  man  Bedenken  tragt,  ihm  beizBstimmen* 
Noch  mehr  bt  dieses  der  Fall  in  Rücksicht  auf  den  Plural ,  wo  z.  B«  die 
Accnsativendung  ms  die  1«  und  2.  Person  zugleich  enthalten  müsste«  Die 
beiden  Raumcasus  lasst  Hr.  D.  durch  die  Anfügung  des  demonstrativen  • 
(Wocasus)  und  a  entstehen«  Hr.  D.  Terwirft  die  Unterscheidung  zwi- 
schen Dativ  und  Locativ,  berücksichtigt  aber  p.  110.  nur  den  letzteren 
und  erkennt  p»  81.  eine  besonldere  D^tivform  e  an,  als  aus  a  und  t  eat^ 
standen,  in  der  sich  also  Entgegengesetztes  müsste  verbunden  haben« 
Da  in  dem  ganzen  Sprachstamme  zwei  verschiedene  Genitivformen  reguH 
popüli  erscheinen ,  so  hat  Hr.  D.  beide  von  einander  getrennt,  und  die 
vocaEsche  für  den  Wohercasus,  die  mit  s  fSr  den  Abhangigkeitscasus 
erklart.  Dann  aber  käme  es  nur  auf  die  Gestalt  des  Nomen  an,  ob  die 
eine  oder  die  ändert  Form  eintreten  könnte.  Der  Wohercasus  soll  dur«^ 
a  gebildet  werden ,  aber  die  Annahme  dieses  Suf&xes  wird  nicht  genug 
durch  die  angegebenen  Grunde  geschützt,  denn  die  dunkeln  Genitive  im 
Sanskrit  mama,  tava  bedürfen  selbst  noch  der  Erklärung,  und  die  Form 
derselben  im  Littbauiscl^en  deutet  auf  einen  Verlust  der  Endung;  das  i 
des  Instrumentalis  erre^  schon  durch  seine  LSnge  Bedenken;  das  m  im 
Genit.  Plur.  macht  so  grosse  Schwierigkeit,  dass  der  Verfl  eine  Ver- 
wechslang des  Dual,  und  Plur.  annehmen  muss;  der  griech.  und  latein« 
Genit,  Sing,  endlich  lassen  eine  andere  Erklärung  zu ,  die  beide  Formen 
in  Einklang  bringt,  und  um  so  wahrscheinlicher  ist,  da  s  auch  sonst 
abfallt.  Ref.  hat  im  Obigen  nur  solche-  Punkte,  berührt ,  in  denen  er  ndt 
dem  Verf.  nicht  übereinstimmen  konnte ,  und  glaubt  daher  um  so  mehr 
bemerken  zu.  müssen,  dass  derselbe  ein  reiches  Material  (jetzt  wären 
etwa  Hofer  s  Ansichten  p.  82  ff.  nachzutragen)  gesammelt,  in  einer  licht- 
vollen Ordnung  dargestellt  und  vieles  Einzelne  mit  Scharfsinn  erklart  bat. 
Von  einem  höheren  Gesichtspunkte  aus  ist  dieser  Gegenstand  behan- 
delt voii  Hamann :  Die  Caaus  der  griechischen  und  lateinieehen  Sfraohe 
nocA  ihrem  Ferhaltniss  zur  Rection  der  Verha»  [Programm  des  Qjrmn.  zu 
Potsdam.  1841.  54  (44)  S.  4.]  Um  der  Unsicherheit,  die  noch  immer 
nber  die  Form  und  Bedeutung  der  Casus  herrscht,  ein  Ende  zu  machen, 
g^ebt  der  Verf.  hier  einen  Versuch ,  der  einem  grosseren  Werke  zum 
Vorläufer  dienen  soll,  indem  er  „einen  festeren  Boden  zu  einer  breiteren 
Grundlage  und  ein  Material  zu  finden,  welches  jeder  unpassenden  Stel- 
lung ungefügig,  ia  spröder  Form  nur  eine,  seinem  nrsprnoglichen  Wesen 


BibliografrhiBoke  Beriehte*  42f 


«ageoMweBe  GcM»littiig  xiiUeMe^,  beaWnlitiet»     Den  Gang  ond  die  If«* 
tAMKle,  die  cur  bi^lgt,-  boaeichnet  er  p.  2.  in  den  Worten:  ,,wenn  es  dos 
fögenaitf  Verdienst  des  nprachvergieiclienden  Forsohera  ist,  den  Urbnn 
d^^r  Sprache  Yon  «eineni  ersten  Anfange  an  nachzncotastrairen,  *-^  wama 
anBte.  er  es  da  nicht  wagen,  raii  dem  Auge  auf  die  Potte  gecicbtet,  aber 
nnt  der  Seei^  in  die  Sobopfungslorafit  des  arbildefhdeti»  fiinachgeisties  rer- 
setst^  aafridem  alle  jene  Gebilde. entsprangen,  es  nachfendenken'mad  naoh- 
larfubie»,  doröh  weiches  .Gesets  -^^  df  e  deii  Sinnen  dargebotene  £k!Schei-> 
nD^  in  einer  analogen.  Bewegong  oder  Kbrnnmag  der  Sprachweikiekige 
flieh,  eine,  adäquate  Darsteliang  gabY^     Naehdem  er  $  3-*- 21«  Ten  dem 
Gebrauch  dier  Casns  gehandelt,  Es8t:er  §  22.  eine  ^^Etymologuicbe  Be^ 
traolktnag  der  Casuslormen*'  folgen,  in  weicher :er  es  versncht,  dMidte* 
msÄ  dem  g^äffierigeken  SprmehgetMte.  mne  Rnttugwme  nmtkgi/M4kn/<^ 
Ob  ein  solcher  Versoch  geÜngän  könne,  ist  jedoch  «ehr  ra  b<teweiletii ( 
der^'gröi^Me  Penicher>^ttf  die^am  Gebiete,  W.  ron  Hooiboldt  Ueber  die 
Vexech.  d.  menseU»'  Sprachb.!p.  3ä.  k.  ftS. ,  erklart  esi  aus  den  trifiigstea- 
CMdden  lur  snmBgUcfa,  ond  Hr.  H.  gesteht  ^.  44«  selbst,  nur  <fie  aflge^ 
meinen  Gesetze  des  Unterschiedes  der  8prachmeiedi<icfn  (?),  der  Wftrter,  ^ 
nicht  aber  die  besondere  Genialität  ihres  S^hopfuhgsactesl  erklerdh  stt- 
köiHwn.     Er  geht  nämlich  Ton  der  SchaUnachahmuhgians  und  sucht  die' 
Bedentnng   der  eiilaelnen 'Laute  su  eifgruiid!en  \(sq  bbzeichnen  thih  ^m 
KehUante  nebst  o  die  Anregung,  *  das  Hervorbringen  einer  rBewegnil^, 
em  dem  Redenden  Nahes,    eine  Trennung  u.  s.  w«),  .n^d'betritti  den 
schwierigsteh  und  schlup&igsten'  Weg^,  deif.seH  Platö  zu  den  yerschie- 
densten,  nur. au  keinem  befriedigenden  Resultate  gefuhrt' hat ^  was  um  se 
meniger 'xd  Tekwnadem  ist,  da  uns  die.. Urgestak  der  Sprache  ebenso 
unbekannt  ist,  als  die  Anschauungsweise  des  schöpferischen  S^tnchg^tea» 
IRb  kann  daher  nichC  nnf&Ilen,  wenn  inanche  Ansichten  des  Verf. ,  die 
nedh  dazu  Jiur  krfrz  angedeutet  jsind^  bedenklich  ej^heihen.     So  soll  das 
angefügte  s  eine  Denionsiration  des  Lebendigen,   das -Teif stummende. m 
ein: -Zeichen  der  Dingheit  sein  (s.  Huinboidt  p.  139^  der  in  dicscB, Lauten, 
mu^' einen  syn^oHschen  Zusatz  findet),  wo  aber  das  denk  tetzterien.  en4^ 
q^chende  t  (d)  unerklärt  bleibt,  .weicheil  «n  so  SMhff  Beachtung -Ter-' 
dient,    da  nadi  p*  45.  s  selbst  grosisentheUs  eine  WohUantsnärändenrng 
des  t4iantes  ist.     Obglmh  schon  s  eine  Demonstration  des  Lebendigen', 
istf  so  sollen  doch  auch  wieder  die  Suffixe  mit  starren  Dentalen  (tds  etni)-. 
„die  Ldbendigkeit  od^r  Dinghe^  der  Erscheinung  in  'eindr  bis  t&r  De- 
monstration hintretenden  DBC8teUnHg.(jiZenti«  z.  B.  „eine  Erschehuing  der  ^ 
Fülle  Ven  määnliefaen  Wesen  bis  zur  \Nachweisbarkmt '  de  sich  darstel^ 
land'0-AU^®^^'^*    ^^^  fragt  hier  billig,  wie  n  unter  die  stanren  Dentäld 
komme}    jvrie  die   blosse   Lebendigkeit  plötzlich  .| zu  mannlicheh  Wefeeii 
werde  ^  wie  eä  um  vulnus  ete*  stehe.     Was  Hr.  H.  in  dieser  Besiehhng 
aber  die  Bildung  der  cass.   obll.  sagt,   kann  bei  der.  Kfirte  und  dem 
Schwanken  (m,  welches  vorher  Zeichen  der  Dingheit  war,  beneiohnet- 
im  Gen*  Plnr.  „eine  die  Mehrheit  coIlectiTiseh  zusammenfassende  Gegen*' 
sfeindlichfcmt'S  wo  der  Begriff  der  Mehrheit  hinfeiAomMt,  die  Fnncfion 
deB>  Genitiv»  nidit  angedeutet  wird  u.  s.wO  Wenig  b^fidedigmi.     Beden-^ 


4iA  Bibllograpliitcka  Berichte. 

teäder  idb,  wai  Hr«  H.  im  eittea  Thefl  Metet.  Br  faht  hkr  von  Am 
rfchllgen  GrimdBatBe  ans,  dass  eine  systematische  BaftwickeluDg  der 
GMBslehre  nur  Ton  der  Knimokelang  des  Thadgkeitsbegriffes  ausgehe^ 
wie  dieses  schon  Becker,  das  Wort  in  seiner  örgan«  Verwandlong  §  3ö«£, 
dargethan  hat.  Den  Begriff  der  Rection  bestimmt  er  so,  ^dass  jedes 
der  durch  begriffliohe  Wecbiselbesiehang  spnu^hlich  veibnndenen  Worter 
insoÜBrn  ein  regiertet  ist,  als  die  tpraeUkhe  Farm  denef^ei»  tkeH.dmrA 
den  IJinfrdt  m  disM  begr^Udke  CorreUOitm  hettimwt  »ird^^  wodnrch 
iQgieich  das  Yerhaltniss  der  Cöngruens  begriffen  ist.  Den  bedeateadea 
Untessdiied,  der  awisohen  dieser  nnd  der  Rection  in  engerem  Sinne  statt- 
findet, gÜBbt  Hr.  H.  selbst  p.  S.  nnd  9.  an ,  nnd  man  sieht  in  d»  That 
nicht  ein,  wanun  so  Terschiedene  Besiehmigen,  wie  „die  des  Trägers 
der- beiliegenden  Kraft,  nnd  des  durch  diese  Bewegten  oder  in  bestimmter 
Riohtnngsbezlehnng  xu  derselben  Stehenden*^,  Ton  denen  joner  gar  nicht 
durch  die  Art^der  Thäti^eit,  £ese  nur  durch  diese  bestinuHt  werden, 
jener  mit  dem  Verbnm  einen  Gedanken,  diese. nur  einen  Begriff  bilden, 
soUen  Tereinigt  werden«  Da  der  Verf.  von  dem  Begriffe  der  Thatigkeft 
an»  die  Rection  erklären  will ,  so  giebt  er  als  seine  Aufjg^be  an  1)  ans 
dem  Begriff  des  Verbi  die  Gesammthmt  der  einseinen  Yerba  des  Spradn 
schataea  der  ckssischen  Sprachen  herzuleiten  und  su  ordnen  (wie  diese 
aas  dem  blossen  Begriff  sollen  abgeleitet  werden,  ist  nicht  wohl  abso* 
sehen);  2)  die  Wechselbesiehnngen'nachxuweisen,  welche  xwtsdien 
besUmiUten  Objecten  und  gewissen  nach  Classen  geordneten  Verbaitba- 
tif^eiten  sich  ergeben;  8)  die  Vermischung  dieser  Correlationen  aii£nfc- 
finden;  4)  die  für  alle  Verbaldassen  möglichen  Wecfaselbesiehungen  in 
gewissen  Objecten  auCniseigen.  Er  geht  mit  Recht  b«l  der  Bintheiinng 
der  Verba  J  6.  von  der  immanenten  Bewegung  aus  nnd  sehliesst  mit  den 
objectiven ,  wo  nicht  passend  die ,  welche  Verinderung  der  Farbe  oder 
sonstigen  physischen  Qualität  von  denen ,  weiche  die  Veränderung  der 
Gestak  beseichnen,  getrennt  sind,  wahrend  die  Begriffe  machen,  hep- 
▼erbringen  unter  den  des  in  Bewegung  Setaens  untergeordnet  werden». 
Natürlicher  scheint  die  Kiatheilung  dieser  Verba  in  aolche,  durch  die  der 
Gegenstand  erst  entsteht,  durch  die  er  erstiebt  oder  berührt,  dnrdt  die 
er  umgestaltet  wird.  Obgleich  also  hier  schon  der  Bewegungsbegriff  als 
der  allen  Verben  zu  Grunde  liegende  betrachtet  ist,  so  wird  doch  eirt 
§  12.  die  snbjectiTe  Ausdehnung  der  Anschauung  der  Bewegung  aber  das 
gamtß  Gebiet  der  Verbalerscheinungen,  §  16.  die  Aqsdehnung  der  geisti- 
gen Bewegung  behandelt.  Dass  diese  Trennung  des  unter  ^^eiche  An- 
schauungsweise Fallenden  und  in  gleicher  Weise  Ursprunglichen  die  Bin* 
mht  und  Klarheit  der  Darstellung  fordere,  ist  sehr  zu  bezweifeln.  Der 
Vesf.  sucht  besonders  §  12.  darznthnn,  dass  das,  was  uns  als  Zustand 
erscheint,  von  „dem  sprachbildenden  Urgesehlechte^'  ab  Bewegung  be- 
trachtet und  durch  die  an  den  Verbalstamm  gefugte  Wurzel  t  als  soldie 
bezelcfanet  worden  sei.  Er  gründet  darauf  die  Behauptung,  dass,  da 
J^BM  99*'V  gehen  bedeute,  auch  alle  Objecte,  die  sich  an  sie  anfiigton, 
ein  Woher  oder  Wohhi  bezeicimen  mussten.  Man  kann  die  Entstehung 
der  schwach«!  Verba  in  der  bezeichneten  Weise  wohl  einraumcft,  und 


Bibliograpliischo  Berielite; 


426 


4i>di  an-der  Rtäitigkek  der  Foigenrng  zweifeln     ]>enn  wie  Hr.  H«  «elbst 
ngiebt ,  sind  jene  mit  t  gebUdete  Verba  meist  Denominativa  od^'  Can- 
aaürtLj  gehdren  also  nicht  dem  Urgescfalechte  an ;  der  Laut  t  konnte  anch 
moM  anderen  GMnden  gewählt  ^werden ,    &•  Homboldt  p,  257.,    wie  diä 
BMBitisGben  Sprachen  andere  Bettel  bq' diesem  Zwecke  anwenden!  edeir 
•a  konnte  das  Eingehen  des  Snbjeots  in  die  Thätigkeit  angedentetw^p«' 
doQ,  ohne  alle  Rfieksicht.  anf  das  Object,  wie  Hr;  H,  selbst  p.  7*  die 
isofirtä  Anffatsong  fnr  die  natürlichste  halt«.    JDazu  kommt,  das»  dnrdi 
deiiselben  Laut  das.Fntanim,  der  Coojnnctiy  p.  a.  gebildet  wird.     K^n 
ea  mocl(^  auf  den  Jetat  so  sohläpfiigea  and  nnsich^m  Boden  nicht  so  Tiel 
an  bauen  sein;'    Wie  das  Verbiim^  so  werden  «ach-^ie  Objecto  naok 
mebraren,  ob  Stufen  oder  Sntwickelongsperioden,  istnioht  überall  recht 
klar,  behandelt»    Zuerst  wird  §6,  das  Yefbältniss  des  Objects  zu  der 
^ttaiturlichen  Bewegnngskraft  (s.  §  13.)  angegeben.    Der  Accus.-  beaeichnet 
hier  dasselbe  im-VerbSlfaus  einer  unbedingten  Unterwerfting;  der  DatiT 
atelit  das  OVject  dar,  desseii  Nahe  durch  den  Verlauf  der  Bewegung  ret» 
■üttelt  wird ;  der  Abi.  (Genitiy)  das  unmittelbare  Obj.  ^  tqu  dem  -die  Be^ 
wegUBg  anhebt.    DaTon  werden  die  personlichen  Verhaltnisse  geschieden! 
der  Accus,  ist  hier  das  Obj.,  welches  von  der  Macht  der  Person  unter«* 
worfen  ist;  der  Genidv  die  Person',  ans  deren  Kreis  etwas  erscheint; 
de^DaÜT  die,  anf  deren  Kreis  die  Thätigkeit  gerichtet  ist.     Datir  und 
C^nitiT  sollen  zugleich  hier  den  Begriff  der  Totalitat  aller  Erscheinungen 
bezeichnen,    in  dem  sinnlichen  Verhaltniss  dagegen  nur  Tereinz'eite  Er^ 
scheinungen  vorliegen.     Eine  andere  Stufe  ist  die  geistige  AufPassung 
der  Bewegung,  die  wieder  als  auf  Sachen  und  Personen  gerichtet  und 
die  Verhältnisse  der  Objecte  etwas  modificirend  angegeben  wird«     !■ 
wieder  Teranderter  Beziehung   eirscheinen   Gegenstande  6nd  Personen^ 
wenn  die  Kraft  abstract,^  nicht  mehr  als  Bewegung,  sondern  als  Zustand 
anfgefesst  wird*     Zuletzt  erseheint  auch  die  abstracto  Auffiissung  des 
Ortsrerfclltnissesj    es  entsteht '  durch  die  Auffassung   einer  abetracte» 
Bichtung  der  abstracto  Begriff  des  terminus  a  quo  und  ad  qu^m  $   durcihf 
Abstraction  ans  der  Richtungsauffassung  (s.  p.  36.)  die  Raümbeziehung 
des  Wo.     Zuletzt  folgt  eine  concreto  Aitffassung  der  Absträcta  und  den 
AdVerbiaibegriffii ,    wohin  die  abll,  und  genitivi  absoU.  geboren;   dann 
eine  abstracto  Auffassung  der  Absfracta  und  des  Adverbiäli^egriffs,  wo 
der  GehitiT  als  Veranhissung,  Zweck,  der  Umstand,  die  Art  und  Weise 
angedeutet  wird.  Die  Präpositionen  werden  $  14.  zwischen  der  nnnlichett 
und  geistigen  Aufhssnng  behandelt.     Die  Zeitbeziefamig  ist  kaum  hier 
und  da  bdläufig  erwähnt.     Ob  durch  diese  neue ,  gewiss  scharfidmuge' 
Auffassung  und  DarsteUong  des  objectiyen  Verhältnisses  grossere  Klarheit 
und  Einsicht  erlangt  werde ,  lasst  sich  nach  der  durch  ihre  Knrze  nnd 
Abg^rissenheit  nicht  immet  leicht  zu  rerstehenden  Entwickelüng,  wie  M 
bis  jetzt  Torliegt,  schwer  beurtbeilen.^    Indess  scheinen  die  Torschieda-i 
neu  Stufen  nicht  für  alle  ObjectsTerhältnisse  nothwendig.     Sobkäbi  der 
Aoeus.  in   allen  sich  ziemlich  gldch,    die  angenommenen  Unterschiede 
S  S.  15.  18.  berühren  das  Wesen  desselben  nicht;    dagegen  wird  die 
ranmUcfae 'Anwendung  desselben  nicht  behandelt*    Bbenfo  .Segen  bei  dem, 


428 


Bibliographische  B^rickt«. 


wi«  §  90.  ober  die  eencrete  AufiEassniig  der  A^batoacta  getagt  iat,  gaaa 
dieselbeM  Aiuebaoiingeii  an  Gnmde  y  wie  §  8  if.,  eine  neue  Entwickelvig 
4ee  Thätigkeitebegriffes  wird  nicht  angedeutet,  von  dem  doch  alle  ob- 
JeetiTOD  VerhaltniMe  bestiaimt  werden  sollen.     Kon  mia  sieht  keinen 
GvHnd  der  Trennung,  da  in  der  verscfaiedenen  Beschaffl^oheit  der  Nottina 
ani  so  weniger  ein  solcher  liegen  kann,    als  die  Abstracta  als  «oncret 
ahfgdasst  dargesleUt  werden.     Nicht  sunder  kunstiieh  ist  die  Axt,   wie 
der  Verf*  überall  die  persönlichen  Verhältmsse  Ton  denen  der  Bachen 
■eheidet,  da  jene  dem  Wesen  nach  Ton  diesen  nicht  verschieden  sind, 
km  weoigsien  sMkhte  für  ^e  früheste  Zeit  diese  Scheidung  siilasBig  mm^ 
wo  die  Neigung  rar  Personification  vorherrschte  (aus  der  auch  die  Auf- 
iMsung  des  Genitiv  als  eines  Thatigen  wie  iit  petenitet  dum  facti  hervor- 
geht, was  Hr.  H.  in  Abrede  stellt),  und  d^r  Verf.  seihst  p«  25.  snge- 
steht,   dass  sie.  an  sich  gar  nicht  nothwendig  sei.     Zu  subtil  ist  die 
Trennung  der  Person  von  ihrem  äusseren,  ihrem  Gedanken-,  Wabnieh« 
mungs*,   SmpfiadttAgs-Krebe,    dem  einer  Personiiehkeit  Angehörigen, 
$  13.  17.  18.     Hr.  H.  erklart  selbst  p.  22; ,  dass  das  Leben  von  Anfiuig 
an  ein  geiitiges  gewesen  sei ;  und  schon  die  wenigen  angefahrten  Bei- 
spisle  aeigen,   wie  die  als   verschieden  angenommenen  VerhaUiusse  ,i4 
einander  fliessen.     Auch  manches  §  21.  Bemerkte  lasst  sich  kaum  von 
den  periinlichen  Besiehungen  treoaen.  •  Im  Lat»n.  (s.  p.  81«)  äoll  der 
Genitiv  und  Dativ  die  Persdiilichkeit  beeonders  bezeichnen,,  aber  diese 
wichtige  Bemerkung  wird  nicht  weiter' nachgie wiesen,. eoiidern  nur  bei- 
läufig lungeworfen.     Am  wenigsten  sieht  man  ein,  wie  ans  dem  pendle 
laben  VeriiältnisS'das  der  Totalität  sich.entwickela  konite,  welches  mnea 
anderen  Grund  hat,    s«  Humboldt  p.30ff.     Hr;  H.  ^ill -tei  ganse  obr 
jedive  Yerbaltniss '  ans  dem  Verbalbegriffe  entwidteln^  .aber  dass§.  2(^ 
Und  31.  mit  diesem  nicht  in  Beziehung  gesetzt  sind,   wurde  sehe»  oben 
bemerkte     Als.  aUgemeifie  BegrifiEsform  aller  Verba  vd^d  §  ö.  ange^^eben, 
dass  ein  Gegenstand  in  eine  individuaiisixte  Brschmnang  eidgehe;  aiietn 
dieee  musste  dOrcb  diorebstracte  Auffassung  $.18.,  nach  der  das  Sufeject' 
lischt  SMhr  in  dieselbe  eingeht,  sondern  in  derselben  rieht,  anigeheben 
seiki.    Hr«  H.  theUt  z^ntar  §  6.  die.Verba  in  sidi^ctive  und  obj^^üve, 
amischen  die  er  einige  V^rmitteind«  jClassen  einschiebt;  aber  wie.  mch 
auf  diese  Eintheilung,  die  nothwendig  zu  dem  so-  widitigen  Begriff  der 
Srgiilttong  fuhreti  muss,  den  der  Veif«  ausgeschlossen  hAt,  dt0 'folgende 
BarsteUilng  der.Gatue.  beziehe,   ist  nicht  deuitileh.     In  dieser,  geht  er 
davon-  «US,  d&ss  uuiere  Bewegnngskraft.  und -Süssere  Bevregungsrlchtimg 
«rsprOaigUch  verbunden  (s.  g  18.),  durch  Abstraeden  später  gescbijedta, 
QOd  so  abstracto  AufiGusung  der  Kmft  (so.  wird  der  Zustand  genannt) 
Und'  Mne  blos  abstracto  Richtung  entstanden,  seien  (wie  viel  bei  dem 
letzten  Begfiffe/i^on.domi  im  Verbo  UegendeR  energiidcheii  Attribute' übrig 
bkdbe,  istni^t.abluilehen);  aber.sohoiii  auf  dem  eisten  Stadium  Htat  elr 
de»  Acciks.  von  dc^bewi^enden  JCWift  abhängen,  Dativ  und  Genitiv  oder 
Ablätiv'vonder  bloaten  Bffweg«»^«     Die  ifatfirlibhe  Ausicht,    däss  dar 
Mensch  die  Natut^  als  belebt  Und  thätig,   wie  sich  selbst,  b^tracbtflt, 
Bttbject  Und  Objeat  iu  thatige  Weehaftliaiiknog^ gesetzt  habe»  findet  neb 


BitiHograpliische  Bericht«^  '487 

liBgeWiF«iideU  Die  <Aj«cte  erscfamnen  nur  $i»  Dinge,  deren  NSlw 
idnrdft  ^e  Bewegung  venidtteH>  wiird  ^  oder  von  denen  sie  %Qageh^  Diese 
Aüf&MSung  läset  sich  kanm  anders  denn  als  eine  örtliche  betrachten,  wie 
Hr.  H.  selbst  $  19.-  andeatet«  Um  so  mehr  ist  es  anffidlend,  4ass  4m 
.yerf.uit  grosseffi  Scharfsinn  d^rznthan  sqcht,  die  Beweisfilhmng  sinhit 
sich  fimt  dttsch  die  ganse  Abhandking,  daes  die  gewöhnlich  angenonune*- 
nen  drei  Ortsyerhattnvse  nur  eine, abstracto  AuffaSsimg  des  Raumes,  nmt 
nenUiob  das  Wodur^häns  eine  späte  Abstractien  sei.  Aach  Däntzer  will 
ttBr  zwei  Riebton^verhältnisse  anerkennen  und  hat.p.'d9ffi  das  Widhr 
ligste,  was  diese  Ansidit  in  sprachlicher  Bexiehnng  nnterstiitseB  •  kann^ 
KQsammengesteiit.  Aber  während  der  ietaitere  das  Wo  und  Wohin  ▼ex^ 
banden  denkt.,  Becker  wenigstens  £ar  die  ergänsenden  Casui^  'in.  deü 
Dativ  das  Woher  findet,  läsirt  -e»  Hr.  H;  aas  beiden  herrorgeheh*  :  So 
ntftq^ch  die  Ausschliessung  des  Wo  lur  die  kausalen  Verhältnisse,  schon 
der  Natur  der  $a<ehe  nach  ist,  so  bestimmt  wird  die  Annainne  deaiielbe« 
£ir>'die  rättmlieheii  durch  Sprache  Und  Bedarf aiss  gefordert,  .  Wiedaa^ 
was  bei  der  sinnUchen  Betrachtung  der  Natur  sieh  yon  selbst  aufdrängen 
nnsste,  för  das  sich  in  der  Sprache  Formen  ausgeprägt  finden,  erSl 
durch  AbstracUon  eitstehet!  solle ,  :ist  nioht  wohl  absttsehen.*  Wenn  der 
Verf^  bei  seiner  Ansitdkt-  von  den  mit  i  gebildeten  Verben  ausgeht,-  aä 
wurde  auf  die  Unsicherheit  des  Grundes  schon  oben  hingedenieti;  nicht 
mifider  unsicher  ist  die  kunstliche  Abscheidung  einer  blas  abstracCen  Be* 
weguagsdchtungk  '  Hr.  H.  sagt  selbst  p.  36. :  der  Mensch  sucht  und 
merkt  sich  nicht  eine  abstracte  Oertlichkeit;  allein  wenn  er  lorttalirtt 
dem  das  abstvactbe'  v?^^)'''  >•  B.  eines  blühenden  Baumes  ist  nur' 'der 
Raum,  den  der  Baum'  einninunt,  so  leuchtet  nicht  ein,  wie  gerade  diesö 
individuellste  Bezeichnung  des  Ortes  Tön  Seiten  des  Redenden  eine'«ab¥ 
stracte,  ein  inhtdUpeßrer  OtUpunkt,  der  wohl  bi  der  Wissenschallt' supl« 
ponirt,  aber  weder  angeschaut  noch  bezeichnet  wird,  und  wie  (s*  p*  4/^} 
der  abstracte  Ort  wieder  der  Raum  der  Totalhandinng  sein-korine«  ,Ue«i 
berhanpt  bezieht  sich,  was  Hr.  H.  p«  36.  sagt,  mehr  auf  die  DemenstHK 
tiva,  die  nach  ihm  eine  so- bedeutende  Rolle  in  der  Casusbildung' spielen^ 
als  auf  die  Bezeichnung  des  Wo,  und  wurde  auch- das  Woher  (susschliesselikf 
Da  das  Wo  sich  nicht  abweisen  lässt,  so  leitet  es  Hr.  H.  im  Grriech.  aikh. 
dem  W^hin,  im  Latein,  aus  dem  Woher  ab,  als  ob  ursprunglich  dasselbe 
gar  nicht  habe  wahrgenommen  nnd  bezeichnet  werden  können,  und  dedlü 
lässt  er  p,'  4c%  das  Substantiv  durch  ein  ^,da''  entstehen,  es  ist.  ihm  nrr! 
spröngtich  ein  „krach  da!'^  y^spnag  da!^<,  und  dieses  ist  gewiss  :dav 
Richtige,  insofern  ndt  jedem  Gegenstände  auch  die: Vorstellung  dies.*Ranr 
mes  (Ton  ehiem  abstracten  Ort,  einem  inhaltsleeren  Punkt  kann  bei  der 
Betrachtung  der  Anssenwelt,  die  von  Gegenständen  erfüllt  ist,  nicht  dief 
Rede  sein),  den  er  einnimmt,  gegeben  ist,  und  dieser  ist  immer  Ai 
,,wo'^;  dieses  mms  jedem  „woher  und  wohita^f  zn  Grunde  liegen,  welche^!, 
wenn  die  Thätigkei|ien  als  Bewegung  aufgefasst  werden,  .'den  canssien. 
Beziehungen  analog  sich  entwickehi«  Wie  grosse  Muhe  es: dem  V^rCi 
macht,  das  „W9'^  aus  der  sinnlichen  AnfXassung  zn  verbannen,  zei^ 
seiae  Behandloag. des  Gegeastande«. .  Er  muss  «letst  auldhaeri,  dast 


m  Bibliographisehe  B^rieht^ 

de  jetsig«-  Gestali  und  Bedentnng  der  Ca^  die  orspHhigKdie ;  kthtt 
y^nicfamelning  und   Vermia^hong  Tor  sich  gegangen  sei,   obgleich  -es 
ebenso  natürlich  als  historisch  nachweisbar  ist ,  man  denke  nnr  an  den 
deutschen  fnstmmentalis,    dass  nicht  allein  lantliche  Grande,    soadon 
Mch  die  reifere  Geisteskraft  (s.  Hifmboldt  p.  ä84  ff.)   solche  Yemisdnin- 
gea  herbeifahren.     Indem  daranf  keine  Rficksichtigenomnien  wird,  imiss 
MtiirKch  die  Bntwickeinng  des  Bkiselnen  oft  sehr  kfinstlich  werden«     80 
ist  in  9i%miU  tlttvi  der  Brapßnger  Ziel  and  Grenze  der  Totalbewegong^ 
wihrend  derselbe  doch  seibstth^tig  nehmen  soll;  in  töv  d\  ktai^oi  z^9^^ 
Jmi^mvt99  ipigop  soll  deir  Dativ  stehen ,   weil  im  Anfang  des  Hebens  der 
gehobene  Körper  oder  die  Thitigkeit  an  die  Hand  kommt;   aber  die 
Hand  mtfss  Ja  schon  vor  dem  Heben  an  den  Körper  gekommen  sein,  nnd 
■an  sieht  nicht,    wie  sich    dieses   der  Wahrnehmung  habe   entziehen 
können«     Um  diese  Vorstellang  rem  Accnsativ  zn  scheiden,  nimmt  Hr.  H. 
n,  <Be  Hand  selbst  Hossere  die  hebende  kraft;  dann  aber  worde  sie 
kanm  vom  Sabjecte  sich  unterscheiden.     Ebenso  beim  „woher'';  ibam 
Ibrte  via  sacra  steht,  weil  der  Theil,  woher  der  Gehende  kam,  auch 
▼ia  Sacra  sa  nennen  ist;  aber  dieser  ist  gerade  nicht  angedeutet,  der 
Qfohende  kann  auch  ans  einem  andern  Rattm  gekommen  sein,  -aber  er  war 
In  der  Tia  sacra*     Die  grosste  Schwierigkeit  madten  dem  Verf.  die  lat. 
Midtenamen  und  ähnliche  Locatiye.    Wilikfirlich  nimmt  er  a3a ,  dass  diese 
sich  einer  die  (toalitat  verwischenden  Bezeichnung  nahem,  dass  £ese 
Poimen  (s.  p.  32«)  durch  den  Gebrauch  geheiligte  Formeln,  ohne  Be* 
wasstsein  ihres  eigentlichen  Werthes,    gedankenlos   seien   angewendet 
worden ;  daiss  nicht  der  Unterschied  des  Sinnes,  sondern  eine  Gewdhnnng 
des  Ohres  aber  den  Unterschied  derselben  entschieden  habe.     Allein  so 
vHrd  der  Kno^n  zerbaven,  nicht  gelost,  und.  so  lange  diese  Formen, 
jdie  das  Gepräge  der  Alterthumlichkeit ,  folglich  auch  der  früheren  Anf- 
ftwsnngs weise,'  an  sich  tragen,  dorch  ähnliche  Brscheinungen  unterstützt 
dhid ,  nicht  genn-gender  erklart  werden ,   wird  man  ungern   die  Ansicht 
anfgeben,  dass  das  von  dem  „natürlichen  Menschen  verstände'*  geforderte 
Wo  in  der  Sprache  nicht  erst  ans  einer  Abstraction  entstanden,  nnd  als 
inhaltsleerer  Punkt-  aa%efiisst,   sondern-  voii^Auihng  an  bezeichnet,  erst 
alfanalig  verwisdit  und  mit  andern  Foimen  vereinigt  worden  sei.   '  In  das 
Einzelne  einzugeben  und  namentlich  dfe  von  Hrn.  DQntzer  p.  39.  ange- 
Ahrten  Erscheinahgen  von  einem  anderen  Gesichtspunkte  ans  zn  be-: 
leuchten,    verbietet  der  Raum«     Wir  hoffen,    dass  es  Hm. 'Q»  geling^i 
weirde^  Manches^  was  in  dieser  Abhandloag' dunkel  bleibt ,  anfinihellen, 
namentlich  die   zuletzt  ausgesprochenen  Zweifel  genügender  zn   losen, 
wenn  er  den  Gegenstand  in  grosiserer  Ausifibriichkeit ,  der  wir  nur  mehr 
Klarheit  in  der  Darstellung  ond  strenges  Festhalten  an  der  §  5«  gestellten 
Aufgabe  wünschen,  behandeln  wird.     Mehr-  an  die  voU  Bopp  gewonnenen 
Kesnltate  schliesst  «ich  die  Abhandlung  von  T  reg  der  De  easuali  nonU' 
naßmm  lati  deeUnMione.  [Haviiiae  1840;  s.  Zeitschr«  f.  Alterthumswisa. 
1840«  p.951.]  —     Die  Flexion  der  Brohomiiia  ist  grundlich  und  mit  Be- 
nutzung der  Resultate  der  neueren  Forschungen  behandelt  von  M  ajr. 
Scbmidt  ihmtneutatio  de  pronomine  jfNieeo  et  iutün^,  (Halls  1831 


BiVliagraj^kif«:]!.«' Bericht«. 

lUrNIMi«  &  ptM3&/  Minabtf  liftsdrar - GdMiigo  faiirtet  HenAtcke 
ja^Ml.  Skiz9W^,^  0.  |^Jbb..a5.  p,  454J  Dus  die  AdFeibia  al»  «elbai- 
«tindJig^lwprdMie  ,Qfi»niiforiiien  SR  keftrachfen  MieD,  iitjetsi  änerkannl« 
Niusk  4em9  wii«  ▼od  Härtung  ober  die  Casus,  Duntser  aber  d.  kteiä« 
l¥ortb«  geleistet  und  iti  den  spMichyergleiohendea  Weikeu  seratrevt  dar« 
gestellt  ist 9  ware^e  dieses,  sttsammeafiissetide  und  tiefer  hegruudeodie 
BebAnjituDg  d^r  Adjrerbia  sowohl,  a^  der  auf  gleichem  Biidungspriaeip 
mid  dea  Casus  b^rubefiden,  bie  jetst  noch  wenig  enthüllten  Präpositionen 
um  so  mehr  an  wünschen,  als  HaBd!s  Tursellinus  bei  aUen  obrigen  Vor- 
igen den  Anforderungen,  die  an  die  etymologischen  Forschungen  ge- 
macht wttden  müssen,  nicht  entspricht«  Dasselbe  lässt  sich  von  den 
Conjoactionen  sagen,  deren  etymologische  Gestalt  sieh  vielfach  an  die 
CasusforsMn.  anschliesst,  die  stber  in  Hinsicht  auf  ^re  Bildung  und  die 
daraus  hervorgehende  Grundbedeutung  noch  nicht  genügend  erforscht 
find*  Wie  die  Uatersuebungen  über  die  Nominalflexion,  so.  wurde  auch 
das  Streben ,  die  Conjugation  ao&uklaren  und  ihre  Bntwickehing  nach-» 
saweisen,  durch  Bopp  (besQuders  durch  das  Conjiigpafiimsigfvfent  dw 
iBonsIcrftspriicAe)  und  Grimm  angeregt  und  gefördert.  SSonächst  wurden 
die  Ton.^e#en  befolgten  Ansichten  auf  das  Latein,  und  Grieeb.  angewen« 
49t  To«  Wackerni^gel  ja  der  Abhandlang  I7e6<r  CopJugaUon  und 
WwttbSU^g  duriih  AbltM  im  Dmt^adien,  CMeek.  und  Lalnän.  [Archiv 
£;  PhiL  und  Pfid.  L  p.  17  fil]  und  yon  F.  A.  Landvoigt  I7e6er  die  Bsr* 
teilen  wi<i  Tempurformen  der  grieck*  und  latein,  Sprache»  Brite  AbtheiU 
[Merseburg  U^l.],  wel^jher  aaerst  genauer  die  Personaiformen  und  ihre 
Gleichheit  und  Verschiedettheit  in  den  beiden  Sprachen  untersucht;  die 
Ttfmpiisformen  in  primitive  und  sectindare,  durch  Agglutination  von 
Büi&verben  entstandene,  gesthieden,  die  mannichfiichien  Formen  dea 
Intein»  Ferfects  richtiger  gesondert  und,  was  vorher  kaum  beachtet  wov^ 
den  wsr,  die  Bedingungen  au&ufiaden  gesucht  hat,  unter  denen  jedn 
^jntreta«  Hat  er. hier  auch  in  manchen  Punkteii  geirrt,  s.  Pott  fi^ymoL 
Unters«  I.  p*  21  ff.  36»,  so  bleibt  ihm  doch  das  Verdienst,  diesen  Gegen» 
stand  anerst  der  blos  empirischen  Auffassung  entaogen  zu  haben.  Gleichn 
Veranlassung  bat  die 'Schrift  von  F.  Gr  aef  e,  dot  Sandait'-  Ferhum  tas 
Vergleick  mit  dem  €rriflehkchten»  Arn.  dem  GetuAttpunkie  der  Haeeieeken 
J^pfogie  dwgeetm.  {Peteraburg  1836.  122^8.  4.]  Der  Verf.  hatte 
den  i^weck,  lyden  schroffen  Gegensats,  in  den  die  neue  Sanskrit- Schul» 
Wt  def  aljten  klassischen  Philologie  gerathen  ist,  nach  Krüften  ausglichen 
in  helfjen",  und  da  diese  „o|t  dus  Griechische,  und  Lateinische  nur  mit 
Sanskrit 'Augen,  bisweilen  parteiisch  genug,  betrachte^,  so  betisachtet 
er  jene  Sprache  „aus  grieeh.  und  latein.  Gesichtspunkten.*'  Er  verwirft 
daher  die  Eintheilung  der  Cengngationsfonnen,  die  von  den'  indischen 
Grammat^ern  aufgestellt  ist,  liihrt  dieselben  auf  die  Anordnung,  die  ne 
in  der  griech.  Gramniatik  haben,  surfick  und  sucht  damihun,  dass  witf 
mngUeh  Alles,  .was  im  Sanskritverbum  sich  findet,  nach  griech.  Art  gn*« 
bildet  sei,  Rieses  aber  einen  grosseren  Beiehthum  ah  modalen  (s.  Hnsa^ 
boldt  p.  93  f.)  und  temporalen  Fömiea  und  grossere  Bestimmtheit  im  Ge« 
bravche  der  letstfioren.habe.    Dieses  .wird  Jeder  einranmen  und  dem  VerCi 


Bibliogi'ftphiscke*  B<ericlite« 

dü  VMdtaut,  dk  CMoUi^  der  BOdmg»  d«»  y^Mrb«Mbi*ai  ««eli  V«i 
gfliami  St«iid|^iiiiktiL  ani  aofdM  Dcntödifle  |s«ieigt  «a  iiabfln,  rtgcrtwhWi 
Ob  alle  ainMliien  AiMioklan  dwuMlben  fkblif  üind  Mi'prfifm,  kmwt  out 
kkr  IIB  ao  weniger  so,  da  der  groeete  Theil  der  Schrift  eidi  auf  daä 
Grieoli&iclia  beneht.  Waa  er  p*  103  ff«  aber  das  lateiniaohe  Vecbm 
•agt)  laeai  BaBctfaem  Zweifel  Raom»  Hr.  G.  nämlich  ab  ein  entaefaiedeoev 
Feind  der  ▼on  Bopp  anerst  gehend  gemachten  Agglotiiiationatheene,  sncbt 
alle  Vedhatfbrmen  aoa  Verlängerong  oder  iJmgestaltaing  Ton  Vocaleo  und 
yySufSgiuig  Ton  der  Zonge  Ton  seibat  als  -Nothbehelf  gebraachter^  Cons»^ 
nanten ,  namentlicb  des  ^a^uaa,  «^  ft,  s  zn  erklären.  So  ist  ihm  die 
Rednptication  symbolisdie  Andeotong  der  Vergangenheit,  indem  dardi 
dieselbe  die  Handlang  snrnckgescboben  werde  (dass  die  {Lediq^licatie 
einen  weit  grosseren  Wirkungskreis  hat,  s*  Hamboidt  p.  162.  Fett  fitjFm. 
Unten,  f.  p.  ö&  Hall.  LZ.  1836  Sept.  p.  99.^  ist  hierbei  nic&t  bedacht); 
die  Dehwmg  ^Wi,  welches  als  arspronglich^s  Tempat  betrachtet  wird, 
ist  ihm,  da  sie  Torwarts  eilt,  Andentong  dar  Zakonft.  IMeses  m  tKi* 
setat  sieb.,  eä  entsteht  ein  Nebenton ,  s«^  um  die  zwei  Laute  auseinaa- 
deraphaiten,  achiebt  die  Zunge  ein  Digamma  oder  h  daswiscben,  and 
wir  haben  4Nnii^  Bbonso  entsteht  s«  Im  nächsten  Zasanunenhange  mit 
nerlovnen  FaMorfermen  auf  so  stehen  die  Perfecta  aaf  si.  Ans  dem  Fnimr 
auf  bo  =z  f^i=s:  To  entsteht  das  Perfect  a-Ti,  e*vi,  i-tI,  uis  einem 
msichtbar  gewordenen  Fntnrnm  consonantisch  endigender  Wurzeln ,  die 
siatt  ebo  nur  bo  =  to  .anschlössen,  wie  colo,  oolbo  =£  oolvo  entsteht 
ooini  und  ebenso  die  äbrigen  Perfecta,  die  auf  tu*  ausgehen*  Im  Zosam* 
mienhange  mit  der  Form  auf  ho  steht  das  Imperf.  ftom,  aoich  der  Con- 
jonctiT  desselbaii  istfutoriscfa*  Das  Fotar  auf  am  ist  cdn  Praes.  LkBc, 
gteichsam  legami,  wie  ^dssf»,  und  Tertvkt  zugleich  den  ConjunctiT,  in 
der  ersten  Person  auch  das  Futnnmi  n«  s.  w«  Der  Verf.  bat  bei  dieser 
ganzen  Deduction  die  aus  der  Betrachtung  alter  Zweige  des  Spraehstaan 
mes,  der  hier  in  Betrachtung  koaunt,  sich  mit  Nothwendigkeit  aojfiinm-« 
gsnde  Thatsache  nnberncksichtigt  gelassen ,  dass  eine  doj^ite  Bildnngs- 
periode  de|  Sprachen  statthatte,  die  erste ,  wo  durch  den  inneren  Bil- 
ddngstrieb  die  Formen  herTeitraten,  die  zweite,  in  der  nach  Absobwa- 
ebnng  jener  inneren  Kraft.  Süssere  Hulfimiittel  und  Zusätze  angewendet 
wurden  $  er  hat  übersehen,  dass  das  Futurum  gerade,  wie  jich  jetzt 
wohl  kaum  letignen  lässt^  nicht  dar  ersten,  sondern  der  zweiten  Bil- 
dnngsperiodfr  angehört;  dass  die  Tempora  nicht  auseinander,  sondern 
neben  einander  entstehen,  däss  ans  einem  Futunim  nie  ^n  Perfectum 
oder  Imperfectum  werden  kann;  er  hat  den  Unterschied  der  Ursprung-^ 
liehen  und  abgeleiteten,  der  starken  und  schwachen  Vertm  nidit  beachtet, 
mid  mit  einer  Freiheit  Lante> entstehen  und  si^ch  Terwandeln  lassen,  ^e 
leicht  in  Willkür  kusarten  und  die  grosste  Verwirrung  anrichten  iraan« 
Die  scharfsinnigen  Bemerkungen  Pott's  L  p.  21  ff.  115.  u.  a.  sind  in  kei- 
ner Weise  berücksichtigt.  Die  alterthnmUchen  Formen  negassim,  fHohi- 
baasit  erklärt  der  Verf«.  für  synoophrte  Formen  ans  negaseflim  =3  negOr 
sevim.  Neue  Ansichten  und  scharMmige  Erortorungen  dieser  und  der 
Tervnuidten-  Formen  des  int.  exact.  mid  perf^  conl.  enthalten  zwei  Pro- 


Bibliogijapliiicli«  BerUkt^e.  tM 


gilmwJi  !f0Sb^  W^  MlftdT.ig  de  fanummm  qumnmiam  gmMLaiM  nm 

Imo  «t.  IHK  IjKfl»  ftfior.«  Hariüa«  lMd&, .  20  3.  4.    p«rt  poitoriarL .  1836k 

A2£l.  4.>     JKfadii  der  WideiJegiiBg.lkr.  aber  die  Entstehung  dieäer  JBüi;« 

dnogeni  anfgoiteUten  Meknuigen  snebt  Hr.  M*  danutliutt,  dasa/mco,  M» 

mampi  ette««  tob  denen,  emttjtopem  o.  a»  ab  durch  Byncope  entstanden ,  mit 

Becd^t.  geschieden  werden^  nicht  ron  dem  Perfsct  aiif  »y  aber  deaiaelben 

analpg  >  ducdh  Ansetsuag  yoa  s  .gebildet  seien.     Erst  allmalig  hätten  dia 

Terwaiiditen  Feroien  theüs  durch,  den  Gebrauch ,   theib  darch. andere 

Mittel  -bestimatave  Beamcbnttngen  und  Zusätze  ibre  verschiedene  Bedeiir 

Itmg  erti^l^n. :  .ßie  Formen  auf  so  seien  nicht  fot.  ^xact. ,  sondern  ein'» 

iicbci  Futära  gewesen  ^  aber  diese  Bedeutung  babe.  sich  ausser  der  ersten 

Beiüeo  in  ./tuco,:  dessen  Gebrauch-  bei  den  Komikern  ausführlich  uad 

aoharMnnig  ei^orteiti'Vflrdy  verloren,  und  es  sei  die  des  fiit»  exact.  ein«- 

getfeten.  .  Der.  Inf.  -dieser  Form  wird  als  einer  nur  von  den  Komikern 

ve«s«Gbte>   nicht  im.  I«eben  gebräuchliche  ^Form  betrachtet.     Ganz,  im 

Gegensätze  au  swono  habe  das  wirkliche  fuUexaet.,  dessen  Gebrauch 

Meit sorgfältiger ,  als  es  bis  dahin  geschehen  war,  erläutert  ist,  sowohl 

ia4e  er  sich  bei  den  Komikarn,  als  bei  den  übrigen  £lchriftstelleni  gestaltet 

)ittt,,aUmäMg.  di(».Bea^icluiimg  der  Vergangenheit  and  VoUendung  an%e* 

gabeik^und.sei  fast  .ohne .Unterschied  von  dem  fiit.  simples  gebraucht 

laoDden.  .  Wie  .d<^r  Form/.dlBiiMO  ab  Goi^'unctiv  amagdm  eattopreche,  so 

•^  amaverim  nicht  Conjonistiv  des.Perfects,  sondern  des  fot.  exact.,  eid 

ftrarde  wie  diei^es- gebraucht,.. gebe  aber  allmalig  die  Beziehung  •  auf  die 

VoUendung  ailf  und  stehe,  fast  .wde..^n  Conjunctiv  des  Präsena;  erseheina 

aber  aB<4t,.  ebne  dasa  sich  ider  Hergang  der  Sache  hinreichend  erklären 

Jasaay  als  ^Bj«.fterjf.;  eii^  wjabr^  Gonjuiictsv .  des  Perf^  existire  nichts 

Qm  abbavfisipnig  and'  geiebst  diese  Bebandlang  is^  and  so  sehr  sie  geeignet 

aeheinfe,.  einen  altan^  schon  von.  den  römischen  Gramamtikern  geführten 

S$Mt  JSH  «ebUebten,  so  drängen  sieb  doch  einige  Zweifel,  daran  anl 

Wemi;ea  Hidit  zu  .leugnen  iat,;  dasa  die  Fona  auf  so  oder  uo  die  Bt^ 

deiMmig:  dies  &t.  oxaet;i  bei^  weitem: in  den  ineisten  Fällen^  weah  auch, 

wiä;  Hf.  Mä  benkevkt»'  mit  eiiugor  Beschräaknng,  ihat,  so  dasa  nur.  faxo 

eine  Ausnahme '.macht;  wena;femer  dao  ^wohnliche  fat.  exact.  zum  fut. 

werden} kantig  warum  SoU  üär  .die^£rkläcung.  beider  Formen  .ein  so  «itge- 

(^■ngesatiler  Weg  etngi^cblagen  weiden  ?  liegt  nicht  die  Anmthme  näher, 

daäa,  wie.  das  angesetzte  vi  dem«  Verbalstamih  die  Bedeatnng  dar  Vex^ 

ga^gaahait  glebt,  so  nach  die  angefigte,  .Form  mit  so  ursprunglich  die-» 

selbe  B^eichnung  entlialten  babe^  das  fat.  exact.  des  Hilfavedbam  gewe^ 

san  sei.  .  Ferner  ist  die  Form  auf  sm»  nicht,  wie  man  hätte  wünschen 

mögen,,  abgjeaoadart  behandelt,    sondern  mit  der  auf  mm  verbunden« 

Ba  wird  aar  behauptet,  dasa  sie  niemals  die  Bedeutung  des  Präteritum 

habe  und: man  z,  B.  nicht  sage:,  quaero'  quid  fmäiy  statt ./eoerit;   aaehi 

dafür,  dass  es -die  Bedeutung  des  fut.  exact.  habe,  wird  nilr  eine  Stelle 

angeführt,  die^aucb  aadafs  an%ciust  werden  kann,  sovrie  bei  weitem. 

die  meisten  sich-  ohne  lllnhe.  alt.  praas^^conj.  5etrachten  lassen.    .Ist  aber 

dtsMs  der  Fall,  so  eotatebt  die  Frage,  ob  aberhanpa  die  Formen  so  und 

ans«a4ttapgebaxKfi,;ttad  nichtr  vielmehr  dia^latttere'^eiM  G6i^jaacM6nmi 


4aä  Bibliograpklieke  B«rieli««b 

te  FribaM  s«i,  ••  Beanry  Born.  Ln(i«hre  p.  37A«|  wie  MMk  ndboi  d« 
Forni  60  kein  .6mi  beiitelit.  Ebense  sekeuit  die  ZmaflaeeiistolliiDg  Tea 
mrim  alt  ero  nicht  eis  notkwendig  erwieeen,  and  ee  ist  waknckefailiiAery 
dass  eist  dnroh  Yerderbong  oder-  AbscMeifiwtg  die  Aehnlichkeit  der  Fer- 
nen entstanden  seL  Hr«  M«  gesteht  seihst,  dass  sieh  der  Ueber^uig 
dieser  Form  in  die  Bedeataag  des  Pr&ter»,  -die  es.anheawülelt  bat,  aidit 
geaogend  erklären  lasse;  dagegen  begreift  man  leicht,  wie  das  Perl 'statt 
des  futi  ezaet.  gebraucht  werden  konnte,  weon  schon  die  Zukonft  ange- 
deutet und  nur  die  VoUendong  an  heieichnen  war,  wo  ja  auch  der  Aorist 
Conj.  im  Griech.,  im  Deutschen  ,•  seltner  im  Latdn.  (s.  U.  p.  7.)t  *vdi 
das  Perf«  lad.  gebraucht  werden  kann.  Femer  ist  der  Verl  idckt  iam 
Stande,  die  entsprechende  passive  oder  Deponenitform  mit  der  activen  in 
Binklang  zu  bringen.  Endlich  spricht  für  das  Perf.  der  gans  analoge 
Gebrandi  des  Jnt  Prat.  bei  Verben  des  WoUens,  den  Hr.  M.  sribst  IL 
p«  3^  sehr  gründlich  behandelt  und  überhaupt  den  angenommeaett  Ge- 
branch des  Perf.  für  den  griech.  Aorist,  besonders  gegen  Waleb,  mit 
grosser  Scharfe  beschrankt  und  fester  stdilt,  als  es  gewöhotidr  gesohiekC 
—  Zam  grossen  Theil  für  praktische  Zwecke  iet  in  der  Schrift;  Die 
LeAre  «o»  iatemtieAe»  VerbMm,  leds  eine  VorUkferm  und  Piroke  einer  mtf 
wmemdufUkhsn  Frhudpien  gegründeten  Sekulgrammatät  von  Dr.  W« 
R.  M.  Fuhr.  [Dannstadt,  Heil.  1835.  196  S.  S.}  dieser  Gegenstand 
behandelt.  Der  Verl  geht  rön  dem  richtigen  Gittndsatse  ans,  dass  der 
Zweck  einer  Schalgramaatik  sowohl  die  Erlenumg  dar  Foroübildang  npid 
des  Satzgefüges,  aJi»  die  Nachweisang  and  BrUarang  schwieliger  and 
abweichender  Bildungen  and  Constructionen  aar  Brklaning  der  Schrift- 
steller bezwecken  müsse,  und  theilt  deshalb  djen  Abschnitt  des  Werkes, 
weidier  &  den  Untetricht  bestiamit  seih  soll,  in  zwei  Thdle,  von  denen 
-  der.  erste  eine  im  Ganzen  recht  zweckmässige  und  dem  Bedarfiiiss  des 
Anfimgers  genügende  Zasaamenstellang  der  regelmassigen  Verbalbildaa- 
gen  and  Uebangsstucke  an  denselben ,  der  zweite  eine  Sammlung  nage- 
wohnlicher  Formen  enthalt.  Manches,  was  in  den  ersten  Theil  aB%p- 
noaanenist,  durfte  rielieicht  besser  im  zweiten  seinen.  Platz  geftuidea 
haben,  und  die  Erlernung  der  Sapia-  und  PerÜBetformen  woki  darch 
eine  genauere  Schmdung  nach  den  verschiedenen  Bildungswdsen  und  den 
Stammen,  wa  diese  eintreten,  wie  es  schon  in  der  kleinen  Schrift:  fiil- 
dung  de»  Pn/eetem  und  dee  •SafttAum  in  der  laiMn.  Sprmke  {Zmsile  ilas- 
gahe.  Oppehi  183d.  s.  auch  Rinke  die  ZahoSrter  der  kd^n.  drittem 
Cot^ugaÜtfn  in  ihren  Fetfeclfärmen,  Heid^erg  1836«]  geschehen  ist, 
erleichtert  werden  können.  Bin  dritter  Theil  soll  die  wissenschaftiiehe 
Begrindung  der  Torhergehenden  Lehre  enthalten.  Dieser  bietet  aller- 
dings viMe  riditige  and. zweckmässige  Ansichten  dar,  w&de  aber  gewiss 
mehr  sdnem  Zweidce  entsprechen,  wenn:  Hr.  p.  4ie  einzelnen  B«|nerkan- 
gea  nicht  an  die  Paragraphen  der  vorhergehenden  Abschnitte  gelcnapft, 
sondera  das  Zasammengehorende  verbanden ,  JMaaches,  was  damals  schon 
gethan  War,  benutat  hatte;  und  statt  derPolenak  gegen  die  fost  schon 
vecachoUenon  and  so  oft  elies  Grandes  ermangelnden  Hypodiesen  ]tfan* 
kaidit^a,  tiefer  in  die  BiMungswaise  der  Formisn  dagedrangea  wam* 


Bibliographische  Bdrichtel  438 

0odi  ISsflt  sieh  hoffen,  dass^  wenn  der  Verf.  ^e  hohe  and  iehwienge 
Aufgabe,  die  er  sich  i^elbst  in  der  Vorrede' gestelit  hat,  gelöst  habeo 
wird ,  das,  was  man  bis  jetzt  noeh  Terraisst ^  am  so  vollständiger  behan* 
dein,  aneh  manche  bis  jetzt  schwankende  nnd  weniger  begrSnd^te  Ansicht 
dnreh  die-  richtige'  nnd  sichere  •ersetzen  werde.  »^  F«r  die  Lehre  toa 
den  l^empnsformen  und  ihre  Bedentang  ist  keine  £lchrift  wichtiger  ^s  die 
von  Herrn.  Schmidt:  Doctrin^e  iemparüm  verbi  Qronti et  Lalim 9aoij^ 
iHio  hirtoriea  [1836'-^39.  s.  NJbb.  33,  233.]*  Bäss  die  hidr  in  ihrer 
Entstehung  und  Fortbildang  mit' ausg^eichneter  Scharfe  nnd  Oelehrsam* 
keft  dargestellte  stoisch ^varreiiische  Lehre,  : ungeachtet  alles  Fleissci 
und  Scharfsinnes,  der  auf  dieselbe  Verwendet  ilt,  noch  nicht  nUe  Schwie- 
rigkeiten des  dunkeln  Gegenständes  beiieitigtl  und  mit  Evidenss  alle  Ei^ 
scheinungen  erkISrt  habe,^  «eigt  das  Herrorlärete»  so  mancher  dorchaos 
Ton  derselben  abweichender  Meinungen.  Wir  erwfihnen  als  sehr  bedeu- 
tend in  dieser  Beziehung  S. ü.  Ä.  H  er  ling.  Fergieiehende  DarHdbtMg 
der  Lehre  vom  Tempus  undMadua*  {Hannover,  Hahn.  18M.  170  S.  8.] 
Wie  wir  oben  sahen,  dass  in  den  dnrch  die  Casus  bezeichneten  Raflm«> 
rerhaitnissen  der  so  naturlichen  DreitheiUgkeit  eine  Zweitheiligkeit  cni^ 
gegengestellt  wurde,  so  geht  Hr.  H.,  was  aUch  von  Beck«r,  wiewohl 
in  etwas  anderer  Weise,*  -tfnd  von  Landvoigt  geschehen  war,  indem  er 
die  ESntheiiong  in  Tempora  der  Gegenwart ^  -Vergangenheit  nnd  Zukunft 
verwirft,  von  dem  Gedanken  aus,  dass  Un^rfinglich  nur  zwei  Grund* 
formen  der  Zeit  gebildet  worden  wären ,  und  sucht  nach  dieser  Picfaloto^ 
mie  den  ganzen  Gebrauch  4%r  Tempora  und  Modi  festzusteHen«  Die  eina 
dieser  FcNrmen  ist  ihm  ein  tempus  praesens,  welches  das  im  Satz«  ansga* 
druckte  UrtheÜ  anf  die  Gegenwart  des  Redenden  beäeht;  die  andern 
efn  t.  semotum ,  welches  das  Urtheil  aus  dieser  Beziehung  trennt  niid 
absondert;  jenes  g&ht  auf  Gegenwart  und  Zuknnfl,  dieses  im  Indio,  auf 
die  Vergangenheit,  im  Conj.  anf  Gegenwart  und  Z^nnft;  doch  enthäitea 
sie'  als  tempora  absoluta  an  sich  kerne  Zeitangabe,  s.  $  94.  Kebea^ 
diesen  entstehen  die  tempora  refaitiva,  welche  dnreh. nnmittslbare  flezivf-;* 
sehe  Ableitungen  öder  Verschmelzungen  oder  Znsammensetsnngen  ven 
jenen  verschieden  znr  Bezeichnung  der  Nebenihcta  als  der  begleitepden 
Bestimmungen  dienen.  Es  würde  hier  zu  weit  fuhren ,  warn  wir  in  die 
ein  grösseres  Gebiet  umfassenden  Ansicbtea  des  Verf*  genauw  eingehen 
vn>llten.  Auf  das  Latein,  angewendet,  wurden  nadh  dieaer  TlinorU:di# 
Tempora  so  zn  ordnen  sein ,  dass  das  Präs.  Ind.  praesens  ahsohitam,  daa 
Perf.  Ind.  Act;  semotnm  absolntnm,  iin  Activ  das  perf.  com.  ^in  FMsiv 
perf.  indi  nnd  com.) ,  fht;  relative  praeaenfcia,  dlas  imperfr  und  ^nsqtein» 
perf.  ind.  und  coni.  relative  semeta  wären.  Den  Grundgedanken  hatte 
'schon  F ritsch  in  der  ÜnÜk  der  hüherigm  Geam^aHk^  Ereter  neS^ 
von  Hm.  H.  entlehnt,  aber  ebenso  unklar  nüd  viel&ch  nnnehtig  [s.NJbbw' 
S5,  354  ff.  Beri.  Jbl^  1S40  p«  603^  ff.  HalL  LZ.  1840  Nr.  1220  dmi^e** 
stellt,  als  ihn  der  Verf.  mit  BeBOWlenheit  iknd  S^harUm  entwicteit. 
Es  ist  wohl  nicht  fett  leugnen,  dass  idas  von  Hm.  H.  aägenaminehe  Ver* 
hütntss  zwischen  dem  PrSsens  und  dem  rem  Ihm  «ö  genannten  aeniet<Mi> 
abaolntnm,  welches  eben  mnr  dernortttist^  beatabe^  aUain  iasa  daiÜaib' 
'  N.  Jokrb.  f.  PkU,  M.  Päd.  od.  KrU.  BibL  Bd.  XXXIV.  BfL  i.       28 


484  Bibli9grap1iii€lie  Bericht«; 

di«  so  nake  liegende  Dr^tlieiligkeit  der  Zeit  ufig^eben  worden 
folgt  daraus  nodi  nicht  mit  Noth.wendigk6it  Allerdingi  erachaint  dai 
Fatnram  aia  nidit  nrBpringliche  Form,  aber  daaa  dieae  überall  eatrtehl» 
leigt  daa  Bedorfoifls  des  menschlioben  Geistes ,  dieses  Verhaltmas  xabe- 
■odmeBy  und  wer  borgt  dafar,  dass  nicht  darch  das  sigmatisdie  Fat. 
eine  einlache,  Terdnnkelte  Form  ersetzt  ist«  Sehen  wir  dodi  anch  dsa 
aigmatischen  Aorist  mid  das  diesem  entsprechende  Per€  mit  n  im  Latein, 
■n  die  Stelle  der  ein&ehen,  msprnn^chcn  Fom. treten,  die  man  alldn 
•B  dieser  Stelle  erwarten  sollte.  Währeild  das  griech.  Perf.  IL,  welches 
gewiss  nidit  minder  nrsprunglidi  ist  als  aor.  II. ,  sQ  einem  relaÜTen 
Tempus  wird,  eine  aoffallende  Srscheinmig  in  der  Theorie  des  Verf.;  • 
aber  andbein  Beweis,  dass  die  Beziehmig  der  Vergangenheit  anf  ^e 
Gegenwart  dhie  nrsprangliche  ist,  wird'  das  latein.  Perfect,  das  out 
jenem  auf  glmchem  Prindp  beruht,  ein  tempos  absointam.  Wenn  dafor 
angeführt  wird ,  Jlast  die  romanischen  Sprachen  es  als  ein  solches  anfge- 
fasst  haben,  so  moss  man  doch  den  Lateinern  einen  tieferen  Sinn  imr 
die  Bigentfaiimlichkeit  ihrer  Sprache  zutrauen,  mid  dass  sie  es  als  e^ent- 
«cfaes  Perf.  betrachteten,  zeigt  deutüch  das  Pert  Cpnj.  und  Pass.,  die 
der  Vert  Tom  Port  Ind.  Act.  trennen  muss ;  zeigt  selbst  das  prasenüsche 
9nm$  der  Bndnng,  woraus  hervorgehen  wurde,  dass  seine  aoristische 
Bedeotnng  sidi  erst  aihnaüg  entwickelte,  oder  Tiehnehr  dass  der  Latei- 
ner diesen  Aorist  Tom  PerU  ebenso  wenig  sdded,  als  der  Deutsche  ihn 
▼om  Iraperf.  trennt  Dass  aber  die  Sprachen,  möge  auch  der  Anfang 
der  Bntwidcelnng  gewesen  sein ,  wie  ihn  Hr.  H.  auffasst,  sich  immer 
mehr  fiir.  die  Tridiotomie  eatsohieden  und  diese  ausgeprägt  haben, 
mochte  sich  kanm  bestreiten  lassen.  Uebrigens  enthalt  daa  Weric  so  Tiel 
TreflBiches  und  so  viele  scharfsinnige  Bemerkungen,  dass  es  keinem,  der 
diese  Gegenstände  behandelt,  unbekannt  bleiben  darf,  und  auf  die  Dar- 
•teflong  derselben  bedeutend  einwirken  wird.  Nicht  minder  wichtig 
aind  die  Ansichten,  die  Hr.  H;  über  den  Ckuijunctiv  und  den  in  heuerer 
Zeit  angenoaunenen ,  Tum  Verf.  aber,  weldier  glaubt,  dass  der  conditio- 
nale  Gebrauch  sieb  aus  der  gewohnüchen  Bedeutung  and  Anwendung  der* 
Tempora  erklaren  lasse,  hart  bekämpften  Condttionalis,  in  die  wir  jedoch 
hier  nidit  naher  eingehen  können. 

Sowie  hinge  Zdi  hindorch  der  et^ftodogSscbe  Theü  der  lat.  Gram- 
matik eine  tiefere  Begründung  und  organische  Entwidcdung  entbehrte, 
so  wurde  auch  die  Sjmtax  nur  ausserlich  an  diesdbe  angeschlossen,  nicht 
innerfich  mit  ihr  rerbmiden  durch  sie  gestntst  «J^d  aufgehellt.  Bs  konnte 
bd  diesem  Yerfiihren  nicht  fehlen,  dass  die  GrenzoQ  beider  Theile  mcht 
genau  gezogen  wurden,  und  in  bdden  sich  eine  Masse  fremdartigen 
Stelfes  anhatafte,  der '^e  klare  Uebeidcht  des  Ganzen .  störte  und  er- 
sdMrerte.  Däas  ein  Büttdgtied  zwischen  beiden  fehle,  dass  in  dnem 
beeondereft  Absdinitte  alles  dis,  was  Weder  die  f^nn  de^  Wortes,  noch 
des  Sataes  berührt,  behandelt  wmrden  mfisse^.  und  «o  erst  jeder  Gegen- 
stand die?  Ihs».  zukommende  Stelle  erhalten  könne,!  wurde  zners^  b«neriLt 
und  anageföhTt  tou  einem  Mannen  der  es  ddi  zur  Aulgabe  gemacbt  hatte» 
UMbH  Grammatik  als  WteensdM^  zn  behanddn»  und  bd  der  Bnejqgie 


BibliogvapliitclieBttrielKiak  485 

«eines  Geiites,  i^em  Scharfiriiui  und  Miier  Gelehriainkeity  wenn  ihm 
Tergoimt  gewesen  wäre,    i&iger  sein  Werk  tu  fordern,    gewiss  nodi 
Gi^g»eB  Wnrde  geleistet  haben,  von  C*  Reisig  in  seinen  VorMiUMge^ 
über  häemkehe  SpraehwiaseMdkafi.     HertnugegiBhen  ittU  Anmerkungvm 
Ton  De  Friedrich  Haas«,  Oberlehrer.  [Leipzig,  Lehnhold.  1^9. 
XVni  Q.  885  S.    s.  Zeitschr.  f.  AW.  1841  Nr.  21  ff.]     Dass  von  Reiog 
Jener  Gedanke  ausgegangen  ist ,  bezeugt  Benary  in  Jbb.  f.^wiss»  Kritik 
1884«  Jnli  8*  68.     Wie  verschiedenaTtig  sich  hon  auch  die  Ansichten 
ober  diesen  Gegenstand  gestaltet  haben  (s»  Beaary  a.  a.  O.  Pott  Etym* 
Forsch.  2,  376.  Haase  HalL  A.  LZ.  1838.  EBl.  6(6.  p.  526.  Hofer  Beitrr. 
s.  Etym.  I.  p.  34.  und  Tom  Infin^  bes.  im  Sanskrit  p.  8«) ,   und  so  wenig 
anf  der  anderen  Seite  das  von  R.  selbst  für  die  Semasiologie  oder  Bedeo- 
«tungsiehre  §  178 — 183.  Geleistete  geaogen  kann ,  indem  er  hier  ober  die 
Umgestaltung  der  Bedeutung  der  Worter ,  Synekdoche,  Metonymie,  Me- 
tapher, durch  die  Zusammensetzung  mit  Präpositionen;  von  der  VerlmD^ 
düng  der  transitiTen  und  intransitiven  Bedeutung  in  denselben  Verben; 
über  die  Wahl  der  Wörter  und  einige  styUstische  Eigenthumlichkeitea,- 
fiber  die  Redeweise  res  pro  rei  defectu,  wo  Hr.  H.  mit  Recht  sich  der 
Ansicht  R.'8,  dass  diese  ein  Zeichen  des  ideellen  Charakters  einer  Spraohe 
sei,  widersetzt,  s.  Kreyssig  T.  Liyii  lib.  XXXUI.  p«  16.    Köhler  de  ve^ 
temm  scriptorum  usu  in  ennntt.  rerbo  affirmantibus  re  negantibns  [Zwi- 
dcan  1839.  s.  NJbb.  27,  110  f.],  nicht  aber  von  der  Bedeutung  der  Wor« 
ter,  wie  sie  durch  ihre  Bildung,  ihre  Kategorie,  ihre  Suffixe  sich  ge^ 
staltet,  was  man  hier  erwartet:  so  verdient  doch  schon  ^eses  Gedan- 
kens wegen,,  durch  welchen,  wenn  er  erst  genug  entwickelt  und  begrenzt 
sein  wird,  die  latein.  Grammatik  eine  klare  und  wissenschaftliche  Dar- 
stellung erhalten  kann ,  dass  wir  R.'s  Werk  als  eine  der  wichtigsten  Er- 
seheinnngen  auf  diesem  Gebiete  betrachten«     Zwar  wurde  man  unrecht 
thun,  wenn  man  an  dib  Vorlesungen  R/s  den  Maassstab  legen  wollte^ 
den  andere  grossartige  Erscheinungen  unserer  Zeit  an  die  Hand  geben  $ 
denn,  sie  hatten  zunächst  eine  engere  Bestimmung,  sollten  mehr  anregen 
Qnfl  beleben ,  als.  das  Ganze  der  Sprachwissenschaft  bis  ins  Speciellste 
darlegen;   sie  sind  nicht  von  R.  selbst  herausgegeben ,  sondern  vielmehr 
der  Oeffentlichkeit  entzogen,  woraus  jedoch  dem  Herausgeber,  der  sieh 
selbst  in  der  Vorrede  genug  reditfertigt  und  für  seine  reiche  Ausstattung 
des  Werkes  Dank  und  Anerkennung  verdient,  kein  Vorwurf  erwachsen  soll; 
sie  sind' vor  fon&ehn  Jahren  gehalten  worden,  irad  es  lasst  sich  erwarten^ 
dass  R.  der  grossen  Bewegung,,  weichein  dieser  Zeit  dieSprachwissenschaft 
umgestaltet  'hat,  nicht,  würde  fern  geblieben  sein,  und  seine  Ansichten 
erweitert  und  tiefer  begründet  haben;  aber  sie  bieten  so  viel  Belehren- 
des, Anregendes,  Berichtigende,  «ine  so. lebendige  und  bestimmte  Auf- 
fiuwung  vieler  dnzelnen  Erscheinungen,  so  nAnche Berichtigung  und  fie- 
bere Beschrankung  oder  Begründung  gangbarer  Ansiditen  dar,-  d<lss  sie 
auch  in  dieser  Gestalt  sich  würdig  an  die  glänzenden  Leistungen  R;'s 
anreihen.     Dass  es  vorzdglioh  des  JBinzehle 'war,  worauf  R.  sich  richtete, 
wemi  er  stark  war,  bemerkt  "Btm  H.  :in  der  Vorrede,  und  in  der  Thai 
bestellt  das  wichtigste.  Verdluift.  dieser  Voriesimgen  in  dorbadegung  «nd 

28* 


486  BlbUto«tmp1lift<h«  Beviekt«. 


BitUrnig  4m  BpradigtbnMMlM  ia  seloiMi  teineUMiftMi.  Ab^r  Mif  der 
aodom  S«U  länt  Mk  iMit  Imgiien«  daM  R.  das  BsdozfiuM  fuhke,  die- 
MibMi4B  Gfrappea  sa  Testtnif  en  tuid  aUgemeiBereii  Grimdeatsea  uiena* 
«rdneii«  Bo  sediUt  die  ganie  Fornieiilelire  in  sweigrosse  Tbaile,  je 
ttacbdem  du  Orieoiu  Vorbild  dei  Lei*  ist,  oder  ^eaee  akh  otiabhan^f 
Ten  }eiiem  entwickelt  bat;  im  Binselnen'  zdigt  aieh>  dasselbe  Strebea, 
i«  B1  in  der  Bebwidliiog  des  genk.  plnr.  der  3.  DeeL  p.  03  ff^,  der  iieie> 
EoeL  nnd  abnndant.  $  75  ff«,  der  abweidieBden  Verba  in  dar  1.  Gcutjtag; 
p.  938.,  des  Deponens  f  160.,  der  PrSpos.  $  138.  Ebenso  JwrfiUt  die 
Syntax  in  mehrere  fressere,  in  sich  sUsanunenbängende  Theäe,  nnter ' 
denen  besonders  der  tber  die  Congmenz,  die  Pronomina,  i£e  €asas  nnd 
Modi  Tiel  EigenthnmÜcbes  darbieten.  Aber  eine  tiefere  Begrindnng  der 
fl^ehersciieinttngen  hat  R.  nur  hier  und  da  yersncht.  Zwar  spridit  er^ 
S  %  sMhrere  recht  wfirdige  Ansichten  über  das  Wesen  der  ^uracfae  ans, 
aber  die  Bntwiökeiang  im  Folgenden  «ntspricht  -denselben  ni<dit  dnrchans. 
liit  Mibe  nnd  Knnst  iverden  die  Rededieiie.nnd  ihre  Formen  auf  die 
Kategmieen,  wie  sie  Kant  aMigesteUt  hat,  znrvclt^eführt;  aber  saebrere 
erhalten  dadurch  nur  eine  sehr  unbestimmte  Brblärnng*.  HaacHtlinb  hat 
sieb  R.  die  wahre  synthetische  Natnr  des  Verbnra,  dieses  fi^rYa  der 
Rede,  entMgen.^  es  tritt  fast  nirgends  als  Verbnm  hervor,  aondi»n  nur 
nach  Zeit  und  Modnsfonnen.  Bs  ist  daher  nicht  znyerwnndem,  dass 
er  euch  das  Wesen  der  Pronondna  i^ht  erkannte ,  sondern  sie  iSr  blosse 
Bcfiildttngen  der  BeqnemKdikeit  erklärte;  dass  er  die  Bedentang  der 
Oenjunctionen,  welche  die  im  Verbe  liegende  Synäiesis  im  Verbiteiss 
dar*  fiatk^  darstellen ,  Terkannte  und  dieselben  nur  als  ^^eine  rfaetensebe 
Brfitadung  nnd  Beqoemlidikeit  des  Redens^  betrachtete.  L  Zwar  beceicb- 
net  Rk  die  Sprache  als  die  D^stellerih  der  Gedanken,  aber  jene  V«dcen- 
ating  der  Natnr  des*  Verbum  hinderte  ihn,  von  dem  Ausdruck  des  6e- 
*dnidcens  dvrch  dieselbe  ansangeben,  Ten  diesem  ans  die  eanaelnen  Tbeüe 
des  Sataes  an  entwickeln;  sowie  seine  Anndit  von.den  Cocjunctionen 
eine  tiefere  Anttunnng  des  VerhfiliniaMS  deir  Nebensätze  als  die  durch 
die  Versohiedanheit  des  Moduls  bedingte  ihm  ^versdbloss.  Die  lateinisnhe 
I^Noaiha  seihst  betnwhtete  R.  als  die  Verniisohung  einer  ven  einem  bar- 
batisdien  italischen  Volke  gesplrobbenen  Sprache  .und  ddr  eines  gtieoh. 
StaOMies  (s.  §  ld9.) ,  wie  nach  dein  Anhai^  die  griecb.  Sprashe  selbst 
eine  VerUHScfanng  der  PelasigiSchen  nnd  Heifteaisdien  ist.  Jener  giiech. 
Stamm  sind  die  Aeeler,  die  das  pelasgis^e  jBäemeritaedi.wbB&g  mit  den 
bnlllMiisefaen  teradseht  wkät  ftaBen  bringen.  Dodi  gehen  an  die  iateku 
Spmdbe  nur  ^e  j^dinntioMftMrinett,  wiew^  R.  den  niebt  griech.  Ur» 
sprang  i&iiger  FWmen  wenigstens  nieht  nu  ien^eni  wagt,  über,  die 
QsBfngaÜonsformcM  wnren  von  de»  itnii  Volke  ncboa  MWfi^det  und 
^«lirden  beibebalteB*  Sa  wenig  man  diese  Ansicbt  vnn  disn  alten  Spmehen 
iiAch  f  1..  nrwartat,  wo  nur  die  neMHen  ab  aus  Sprmola^ettger«  dereb 
Vennisebnng  dbr  Dinkicte  hecVoiieeMSgen/  b^tiacbtät  werden,  «o  wdnig^ 
bat  R.  sefaM  AnnahuM  4ureh^bistoriSchef>aritid»  (s.  $>3a.)  untsrsttot, 
oder  ienen  Biniluss  des  ioHsdieh  .Diai^ts  duRhgefihrt; .  oder  auf  ^ 
AbwwblHilBeA^  deSseibeH  <s.  €»«se  p.  i06.  HOL  aSf.  n»  a.) .  nbenll  Rdpk- 


Bibiiogvapkiaolie  B^richieü  487 

^dii  gMomnen.    Juttas  iba  dieMlbe  s»  nanoheii  Feblgrffltn'  verMlet^, 
bteMidttrs  4ft  er  nicht  .auf  die  Wuneln  (onr  aum ,  dem  e  alc  Onudiant 
gegeben  yvird  [e.  S  140.},  seil  mit  c4i^.ttbefeia8täBueeii,-§.142.ist  aoek 
die  fieraliruBg  deis  ¥«d,  auf  d  mit  dem  Aoriet  nadbgeholt)  Eudüiiclit 
dimmt.,  aeuldeni  tiar  die  JBadiingeQ  beiraditet,  iat  nieht  «i  leiigDeii«    S9 
leitet  er  S  126. ,'  oboe  zu  beaohien.,  daei  dem  XnteffogtutiFatty  RetatiTum, 
Indefiaittim  im  Lat.  der  gleicbe' Stamm  au  Grande. liegt,  gvs  aüiB  Sg ,  fiiii 
ans  4^/g.ab  nod  .tjerkenat  idie  .zweifache  BildiulgiweiM  der  BMiaten  prana^ 
miaa,  8.  .Sehmidt  p^.83.;   der  GttiitiT  uanet  eoil  sich  a^  ipog  gewdem 
(e.  S  lld.),  und  Ton  diesem  Worte  auf  die  iibisgen .  fiber|^etn|gen  iMiiu 
Schwankend  ist  die. Erklärung  ven  Hof  vrelehes  ans  Sys.eto.  Jiergelei^ei^ 
aber  deck  anoh  p«  190..  die  Moglidikeit  offen  gelassen  wizd,  ea  mit  ? 
oder  f.ca  Terbiaden,  oder  das  letztere  mit  i$  m  Terelnigeki  und  darana 
iSe>  abanlaten.     Das  ake  Substantivpron^.  wm^  aam,  dem  eher  o  eafr^ 
ipiicbt  (s.  Schmidt,  dfen  Hr..  H.  nkht  ecwahnt,  Bop^  Yergl.  Gr.  pu  492.| 
Feetoa  ed«  Linderaana  p.  668.),  ist  «y>«r8ehAa,  nns  iir  svus  genemmieni 
nod  f dieses  :§  130.  riehtig  mit  S^  ^r^eargUchen»     AUe  eigetitliehen  Prfiipeas, 
(nir  od  und  de-lassen  sich  nicht  mk  griech.  .yerei^igeny .SQÜea  grieabiscb^ 
die  aneigentiidien,  die  dodi^.  meist  ntw' Abieitangen  aaa.  Jenen  .odüirZlh 
nmmenaelsnngen  itai  denselben  sind,  wie  lapud,  poet,"  italisefaen  Ilnspm^ga 
s«ln»'  'Andere  Abweichangen,  yne  die  veasebiedette  Bildung  der  Oempa^ 
rafiibn,'  der  Ordinalzahlen,  mehrerer  -SofBxe  u;  a*,.  wird  nicht  betfikii» 
Wie- dieee  Ansicht  oder  ifVienigsteae  die  Art^  wSe  sie  lAifgelaisst  iist',  «all 
B^  «igitothumlich- betrachtM  w««dea^miiss,  so 'e^soheiklt er.  äack' fast  überall 
unabhängig  rem  fremder  Aiitorltit  «id'Spncht  mit  ^tilbfetvectraueat  ^el-* 
ches  iha;  a^mlen  izu  bartfcn  Urtheäen  nicht  lillain  über  .spätere.  GeMrtii, 
sondern  anch.aberalte  Schriftäteli«r  (si:  $!41v)  führt,.,  dit  EesalUU  seiner 
Feirschnngpn  aas.     Ja  es  scheint  fiist^  dasft'^  er  die  lieiatuHgen  sebier  Voc^ 
gfinger  nicht  'inmer  genug  gewürdigt  habe.     Baatf. wenigstens  die'  alte%, 
Griunmat&er  .bel'ihm  nicht  in  hohism  AiiseheA  atandea,  zfeigt  thailt  die 
GefieMofate=  der;6raaimadk  $  21  fil^  die  ^rchans  aasseriioh  ist^  ttodidi*   . 
eiazehieh-  gi^amm. .  Schriftsteller  »er.  nach  •  der  Qrdiutng ,  in  det  'jsie  bei 
Gotkofredos  und  Paibichiäs.  Meben,  anfahrt,   ehue,  auf  'die.  inneato.Gi»-' 
sdhickce  der  Gcammatik,  wie  sie  neQerlick  von  Leilsck,  .Osanti  ^s.  Freudd 
Seholien  p.  ItXVl  ff.)  behandelt  ist,  einzugehen ;.  theils;  seine  lUrkbeüe» 
über  dieseibett  und  die  Art,'  wie.  er  die  alten  und  die  apfteilen ' beautzS 
kat.«     Manckba  nämliefi,  wiis  bereits  gefunden  und'  att%efclart  war,  ist 
t9pn  R«  nicht'  so  behandelt^  wie  es  nach  diesen  Vanaabeiten  gesebeheft. 
kbnnte^  und  ein  Tfaeü  der  Bemerkmugen  des  Herausgeben  eaifaalt  var^ 
z6gUch  Naehweisnagen  des  Tcai  R«  Uebersehentei*   .  Um  mUr  Einiges  4ef 
Art  anznfihren ,  verweben  wir '  auf  Anm.  34,  aber  das  Aatarigme.,»  Wie 
von  R<  Schneider  nicht  benntzt  ist;  Ahm«  41«  aber  i^GenlÜjreDdang  lu^ 
kurz'  vorher  konnte  bemerkt  werden,  dass. selbst  die  NbaunatatendUngot 
sich  iti  der  idten  Formel  poricidat  ecto  bei  PauL  Diaa^  p.  121»  ed.  Lindi 
erhalten  bai$   A.  49.  über  die  lEndung  «t  sUtt.ait,  s.  LepMus  detabb.. 
Bttgab.  p.  74.;  A.  72.  aber  den  Dativ  auf«,  wa  s^e  Gesetze,  wie  die 
lesi^eryäl*,  das  Cenot  PU.,  auch  Schmidt  an  Bor«  Bp.  ly  3^  23i,  Hart.. 


4S8  Bibliograpkiseke  Beriekte. 

p.  IM.,  Pott  1,  11.  2,  635.  ra  bMd&ten  riod;  A.  73.  94.  ia>«r 
••  jMat  PalMit  VOL  Tac  Dial.  p.  10.  und  Tac  bist.  5,  5.  materS»  «ortoit- 
taf;  A.  ISL  ober  wet,  s.  Oarat.  s.  Cic  Pbil.  3,  4.,  Doederi.  Syn.  2,34.; 
p.  121.  ttber  aeribmi  marg&rHa;  A.  143.  aber  ovetiae;  A.  153.  aber  etUri^ 
plm^M«,  9mgM,  «.  Vom  ArlsL  ed.  Hat  p.  484.  (nor  kano  b<d  lAw.  ^ 

I,  2.  nullt  ▼•»  laebreren  oodd.  die  Rede  sefai);  A.  164.  aber  ceroicef ,  s. 
V^ii  aa  Ut.  23,  öl,  7.  and  FVeond  Schol.  p.  LXXXI.;  A.  165.  167. 168. 
b.  i.  }etst  Pabrt  a.  Tac  Dial.  p.5.  a.  Tac.  bist.  1,48, 3. 1,49, 1. 1, 82,3.$ 
A.  181.  Aber  die  adj.  abnndantia ,  s.  Forbiger  za  Lacr.  1,  341.  nnd  ad* 
denda',  ib.  2,  845.  nnd  Jetst  Bladv.  s.  Cic.  Fin.  p.  742.  Hoiog  8alf. 
Jof.  1.;  A.  173.  aber  die  Compar.  der  Adj.  aof  tu«,  «ict,  s.  Bjiditifli.  L 
p.'180.  NJbb.  13.  p.  151.;  A.  342.  aber  setKeee,  s.  Stdrenbnrg  p.  Ardu 
ed.  alt.  p.  101.  Madrig  1. 1.  5,  1,  3.  Herzog  1. 1.  31, 19.;  A.  267.  aber 
die  Wiederbolang  der  Rednplication  nacb  Präpos. ,  s.  NJbb.  Snpplem.  I. 
p.  435. 1  wo  R/0  Lebre,  üngeacbtet  eine  andere  Ansidit  von  nneigentL 
PripoM.  m  Grande  an  liegen  «cbeint,  doch  dorch  ^e  angefniirten  Stellen 
widerlegt  wir4,  s.  Plant.  Merc.  1,  2, 110.  Corte  an  Piin.  %p.  ^1^6* 
3^'  4^  2.  6,  6,  X  n.  a.  Jetst  auch  Schneider  Caes.  b.  g.  2, 19,  6.  21,  1.; 
A.  274.  nber  /pato,  wo  wohl  nicht  mit  Hm.  H.  anznnehmen  ist,  dass  in 
MftKU  n.  a.  der.  Perfectstanun  liege ,  da  e  der  gewohnlicbe  Uailaiit  Ton  a 
Tor  Bwei  Cons.  in  Compositb  ist,  nnd  cupst»  n.  a.,  sowie  dai|  oskische 

/(seiiff  (s.  landemann  an  Pest.  p.  446.)  für  das  Präs.  sprechen;  A«  272. 
waren  in  Rncksicht  anf  das  Perf.  ndt  n  ancfa  die  InschrÜten  an  beachten, 
s*  SC.  de  Bacch.  oiStMeni;  1.  Tbor.  vmkks  SC.  de  aed.  n.  dir.  dciiiie ; 
Or.  Corp.  Inscr.  563.  rtSalt;  3816.  oiÜft,  pefnl  n.  a.,  andi  sonst  findet 
sich  tÜ,  s.  C.  Farn.  15,  19,  3.  10,  30,  2.  11,  3, 1.  Att.  16,  3,  2.  Bmt.  84, 
290.  Caes.  b.  g.  1,  32.  28.  30.  n.  a.  Hnschke  TibnlL  p.  709.  Corte  Plin. 
Bpp^  5,  16,  8.  6,  4,  2.  n.  a.  O. ;  über  ü  statt  üt  Ritter  Eiern,  gr.  ist. 
^  1^  iL ;  ober  die  Zosammenziehnng  bei  Caes.  Schneider  b.  g.  4^  24,  4. 
29,  X  61, 1.  1,  44,  3. ;  bei  Tacit.  Pabst  z.  Dial.  p.  5.  6.  65.;  Anm.  273. 
aber  dheü  bei  Cicero  s.  Klotz  Vorrede  zn  Cic  Reden  J.  p.  XXXIV. 
NJbb.  22,  150.  MadWg  1.  1.  p.  153.  Mit  Unrecht  wird  p.  240.  behanptet, 
Horatins  branche  in  den  Oden  den  Inf.  anf  ler  nicht,  es  stebt  Od.  4, 

II,  8.  anch  Ep.  2,  1,  94.  Anffallend  ist  der  Wechsel  von  tcr  nnd  t  in 
den  alten  Gesetzen ,  s.  d.  Ref.  Sdinlgr.  p.  160.  Auch  die  Bemerkungen 
R.'s  über  die  Deponentia  und  Defectiva  sind  in  Vergleicb'  mit  dem  sdion 
Geleisteten  mangelhaft;  yieles  von  Hm.  H.  Bemerkte,  der  Ramsborn 
tfe  vtrhia  Ita,  depanentOms  1836  upd  Muthmaanrngen  über  den  Urtprwng 
der  Deponentia  in  der  lotetn.  Sprache  [Munster  1832.]  übersehen  bat, 
findet  sich  sehen  bei  Eckstein  au  Voss  Aristareh.  Trefflich  ist  A.  299. 
widi  behandelt.  Manches  Andere  ist  vom  Herausgeber  nicht  berührt, 
a.  B.  dass  p.  73.  eanephoroe  angefahrt  wird,  während  nur  von  Bacherti- 
teln die  Rede  sein  soll;  p.  79.  dass  der  Gen.  tt  habe,  aber  wenn  der 
Nom.  schon  anf  s  ausgehe,  nur  t  erhalte;  dass  mare  im  Gen.  sdn  e  ab- 
werfe; p.  81.  die  Annahme  Yon  Nominativformen,  wie  paUre^fam^ 
«UM,  eaputa  n.  a.,  da  die  Neatra  nie  das  Nominatir-s  haben;  dasa  no- 
mime  sufülig  ans  fiomem«  geworden,  da  Tiebnehr  »  in  der  Endung  regel- 


'    Biblio-graphische  Bericht«.  460 

^mäsalg  za  e  wird;  p.  83.  dus/nnd  ^  vor  •  nicht  TorVomme,  weil  ^«8  im 
Griecii.  sich  nicht  finde ;  p.  132.  die  Verwerfang  von  eo^^tiie«,  s.  FVeiuid 
n.  d.  W. ,  über  den  Plur.  d«  Abstracta  überhaupt  KUendt  so  C.  de  Or. 
p«  379  fr.;    p.  Iö4,  die  Annahme  eines  SaiBxes  uneuhuy  wo  nnr  itofnui»- 
culoj  nicht  ranuneulu»,  avunculu8  erwähnt  werden-,  eines  Suffixes  tntu« 
üi  d^3Btmu8  a.  a. ,  p.  170.  in  optimus;  dass  plus  Positiv-  sei  and  eigentlich 
jilttrta  habe ,  wogegen  schon  pleofes  spricht ;  dass  e  in  neeopinaUu  nnr, 
am  den  Hijitns  zu  yermeiden ,  eingesetzt  sei ,  ^  Härtung  Griech.  Part» 
%  90.  93.;  über  das  negirende  m  Jahn  Krit.  Bibl.  1828  p.  15i6.   lAr.  21, 
37,  7.  Ter.  Phorm.  1,  3,  3«  a.  s.  w.     Dagegen  hat  sieh  R«   in  anderen 
Punkten,  wo  man  grossere  Selbstständigkeit  erwartete^  an  die  6ramiiia> 
iScer  gehalten,  z.  9.  p.  177.  in  der  Lehre  von  den  Zahlwörtern,   was 
Hr«  H.  verbessert,    der  auch  mehrere   ungegrundete  Behauptungen  d^r 
alten  Grammatiker  in  Rücksicht  auf  das  Nichtrorkommen  van  Nominal«* 
and  Yerbalformen  zurückweist;  in  der  Lehre  rom  Accient  und  $  150»  Von 
der  Composition; 

Als  ein  entschiedener  Peind  aller  blos  empirischen  Auffiiissung  ist 
R.  bemuht,  jede  Yorkommende  Erscheinung  aus  iSriindeh  zu  erklären  und 
wenigitens  etwas  beizubringen,  was  ei^tweder  wirklich  Licht  giebt  od^ 
zu -geben  scheint.     Dass  ihn  hierbei  sein  Scharfsinn  zuweilen  Ton  der. 
einfachen  Wahrheit  abführte,  deutet  Hr.  H.  selbst  in  der  Vorrede  an; 
Ans  jenem  Streben  lassen  sieh  manche  nicht  sichere  Behauptungen  er- 
klai!«!!^'  z.  B.  $93.  die  Angabe  des  Grundes,   warum   von  ^^ttotw  der 
Nomin.  fehle;  $  104.  warum  es  tereHa  heisse;  $  106.  warum  manche  Adj. 
tis  und  is  haben;  §  113.  der  Compar.  mancher  Adj«  nicht  yorkommt,  s» 
RaA^hig  Zwickauer  Schjilprogr.  ron  1837;   nb«r  pimimvß  Haupt.  Quaest. 
Gatnll.  p.  20.;  über  magk  und  mamme  Hand  Tars.  3,  654  587*    Herzog" 
Sali«  Jug.  p.  39.  176. ,  und  besonders  Stellen ,  wo  die  einfiche  Form  des 
Oomp.  und  der  Positiv  mit  magüy  mmme  verbunden  Wird ,  s.  C.  Fin.  5, 
13,  37i  Lucr.  1,  731.  739.  4,  344.  Plant.  Tiin.  1,  %  163.  Asin.  1,  1,  106. 
Ter.  Eun.  5,  4,.  13.  u.  a»;    $  131.  die  Erklärung  von  0ppidö)    $  141.  die 
des  Unterschiedes  Ywpatam  und  patus  sum  (die  Stelle  ist*  übrigens  falsch^- 
interpungirt) ;    $125.  der  Grund,   warum  man  im  Nom.  nicht^ot  niid 
quam  gesagt  habe*     Eben  dahin  gebort  auch  wohl ,  dass  oft  der  Wbhi-' 
klang,  über  den  wir  so  selten  ortheilen  können,  als  der  Grund   einer 
Brscheinnng  angegeben  wird,  z.  B.  p.  119.,  dass  man /renbs  gesagt  habe, 
y^weil  dieser  Klang  etwas  mehr  Grossartiges  hat,  was  man  b^  Pferden 
m^r  denkt^S  s.  p.  105.  121.  135. ,  w<^  jetzt  Pabst  za  Tac.  Dial.  p.  52. 
zu  Tergleicheu  ist;  p.  146.  211.  252.  254.  256.  u.  a.;  oder  daSs  die  eine 
oder  andere  Form  als  geschichtlich  früher  oder  später  betraditet  wlrd,^ 
,K.  B.  dass  die  Endung  iua  später  sei  als  ivs,  wo  für  Clc  jetzt  EUendt  zu 
Cic*  de  Or.  1,  21,' 98.  n.  er,  nachzusehen  ist;  s.  p.  211.  n»  a.  -^     Da  R^ 
selbst  an  manchen  Stellen  andeutet  (s.  p.  127.  135.),  dsM  er  nicht  alle< 
speciellen  Fälle  angeben ,   namentlich  das  Bekannte  Voraussetzen  wolle,^ 
so  wird  man  Manches  yermissen,  Anderes  aosfnhrlidier  behandeli  wun-' 
sehen.     Vieles  hat  Hr.  H.  in  dieser  Beziehung  nachgetragen,  in^  andren 
Pillen  machte  dieses  die  Natur  der  Sache  unmöglich.     So  raodite,  um 


4iD  Blbliographif  olie  Berickta« 

—nictirf  bei  dar  Fonncnlehre  «tehea  sn  bleiben,  >die  Behandlung  der 
Bücliitaben,  mit  der  die  Bemerkmigen  über  Orthographie  $  167«  zn  Ter- 
bindeo  find,  kanai  f3r  den  gew$hiilicheD  Gebrauch  aoareichen,  da  weder 
daa  BigeothaiDliche  des  lai,  Laatayatems ,  noch  die  Veranderangen  der 
Ceatenanten  und  ein£Mben  Vocale,  die  achon  Schneider  ood  Strvre 
(ff.  p«  161  if«)  mam  Theii  angeben,  dargeatellt  wenden.  Der  Uebergang 
Ten  •  in  r  mltd  «war  erwähnt,  aber  nicht  in  «einer  ganzen  Aosdehnoog 
•nerkannt,  daher  S  143|  2.  eine  Verwandlung  ¥on  re  in  le,  p*  88^  93. 
eine  Hinneigung  Ton  r  ta  t  angenommen,  da,  sich  gerade  bei  f  .Tieimehr 
t  in  •  Terwandelt.  Der  Gebrauch  Ton  k  wird  S  ^^  W  aehr  beaclirank^ 
wie  Tiele  Inachriften  zeigen.  Ueber  g  war  auf  O.  MuUer  Etnuker  3, 
8l4k  Lepiiaa  de  tabb«  Eng.  p.  89«  zu  Terweisen.  Die  Lehre  Yon  der 
Wortbildung  iai  hier  and  da  zerstreut,  zum  Theil  sehr  acharfiunnig  (s. 
p.  160  ffOj  aum  Theil  ungenügend  (s.  $  156.)  behandelt;  wrüu  (a.  $  59.) 
aoU  allein  Abstammungsendung  der  zweiten  Declinaüon  sein ,  s.  Freund 
Schollen  p.  L  ff.  Getrennt  von  derselben  ist  $  158.  die  Lehre  von  der 
Compositum  ohne  tieferes  Eingehen  in  Bildongsweiae  ood  Bedeutoog 
derselben  dargestellt,  ein  Theil  der  zusammengesetzten  Yerba  in  die 
Bedeutungslehre  Terwiesen ,  s.  $  175«  Auffallend  ist  das  Fehlen  der 
pronominalen  und  anderer  schwieriger  Adverbia,  wie  mox,  craa  u.  a«; 
nur  hino  und  illinc  ^verden  $  157«  unter  den  Conjunctionen ,  von  denen 
nur  tametai  und  equidem  in  Rucksicht  auf  ihre  bildung  besprochen  wer- 
den, berGhrt.  — —  Als  ein  Verdienst  |l.V  ist  es  anziiefkennen  ^  dass  er 
nach  auf  das  Praktische  Rücksicht  nahm  und  nicht  allein  in  grosseren 
Abschnitten  (s.  S  43  ff,  $  178  ff.)  mit.  Einsicht  über  die  Kunst  des  Latein- 
achreibena  und  ^e  dabei  zn  befolgende  Methode  urtheilte,  sondern  anch 
Tiele  einzelne  dahin  gehörende  Bemerkungen  (s.  S  1^3.  70,  lia.  114.  u. 
▼•  a.)  mSttheilte* 

Nach  dem  früher  Erwähnten  können  die  Verzuge  yon  R«'a  Syntax 
lionlger  auf  der  wl&senschafiiichen  Deduction  der  ^Ipracherscbeinongen 
ans  einem  Prindp  und  d«r  Nachweisnng  ihrdr  organischen  Verbindung 
beruhen,  als  auf  der  eigenthumUchen  Gruppirung,  feinen  Bestimmung  nnd 
adiarfsinnigen  Begründung  des  in  jene  unter  sich  wenig  zusammenhan- 
genden, mehr  alz  Ganze  für  sich  erscheinenden  Gruppen  aufgenommenen 
Binzelnen«  Er  beginnt  dieselbe  mit  der  Constiucdon  des  Genus  und 
Nnmema  und  hat  den  immer  .et^aa  .verworren  behandelten  Stoff  bei 
weitem  scharfer  nnd  bestimmter  dargelegt  und  geschieden,  als  es  Ton 
seinen  Vorgängern  geschehen  war ;  nur  ist  zu  verwundern ,  dasa  er  den- 
selben nicht  noch  mehr  Yerein&chte,  da  mebrere  der  S  186.  aufgestellten 
Dbtinctionen  wenig  Anwendung  finden.  Manche  zu  enge  Bestimmung 
R.'«  bt  schon  .von  Hrn.  H.  bemerkt.  Anderes  ist  von  F  u  i  s  t  i  n  g  in  der 
Sgniaxu  CangruenHae  [a.  NJbb.  28,  297.]  genauer  erörtert  worden. 
S.  32a  wird  nnrichtig  behauptet,  dasa  die  Attraction  des  Genua  bei 
dem  Relat.  inuDer  eintrete,  wenn  ein  fremdef  Wort  Pradicat  sei,  s.  C. 
Brat.  17,  68.  33,  127.  Tnsc  4, 10, 23.  ü.  n.  Kruger  Gramm.  Untere.  HL 
5  112.  Dass  die  Bestimmungen  über  daa  Neutrum  p.  321.  nicht  aoa- 
reiehen,  feeigt  Br.  B^  auch  war  diese  Erscheinung  nicht  von  dem  Neutram 


Bibliographische  Bericht««  441 

des  Adj«  («•  S  Id^O  ^^  trennen,  s.  Wopkens  Lectt.  Tai!,  p«  42  ff.,  der 
auch,  da»  Eintreten  des  Neutr.  in  einem  folgenden  Satz  berührt^  s.  p« 
189.  237  f.  Oolisner  Eclogae  p.  364.  Madvig  zu  Cic.  Fin.  p.  588.  564^, 
•uod  Addjeoda  2«  d.  St.  Schneider  za  Caes.  b.  g,  1,  27,  4.  Der  Nume- 
ros dea  Pradicats  vfird^  was  man  nach  S  ^87-  nicht  erwarten  sollte, 
^Ht  nach  dem  Genvs  behandelt;  anch  sind  die  Verbindungen  der  Sub- 
j^cte  dnrch  neo  —  nee,  aut  —  aut  (s.  Hand  Turs.  1,  553.  Madyig  L  1« 
3|  21,  70.)  nicht  erwähnt,  selbst  die  durch  Fragpattikeln,  wie  Liv.  30, 
32,  Botaa  an,  Carthago  wra  gentiftii«  darent  sind  zu  beachten,  aber  nicht 
haröhrt.  Dass  nach  «tergue  Cicero  in  einem  folgenden  Satze  den  Plur«' 
«ntretßn  lasse»  bemerkt  Hr.  H.  Dasselbe  geschieht  bei  nemo,  ^uw^uain 
(a.  Sturenborg.'zu  Cic.  de  Off.  p.  188.  212«),  qwftuaqvkquß  (C.  Flacc« 
41,  104.)y  hei  Collectiren  (s.  Otto  zu  C.  Fin.  1,  7,  25.  Orell^  Addend. 
z.  d»  St.  C«  Phil«  14,  14,  38.  Acd.  2,  44,  139.)*  Dus  utrt jjfue  auch  Ton 
Zweien  bei  Cic.  stehe,  scheint  ausser  Verr.  3,  60,  140.  auch  Lig.  12, 
36.,  wo  nur  von  zwei  Brüdern  die  Rede  sein  kann  (s,  a«  C«  Farn«  11, 
21,  3.),  80  beweisen.  Ebenso  braucht  ei  Cael.  Fam.  8,  11,  1.,  Brntos 
ib..  11,  30,  3;,  Caes.  b.  g.  1,  53.  hat  Schneider  .utruque  aufgenommen. 
Mit  Ui|r<echt  wird  $  195«  der  Plural  als  durchgreifender  Sprachgebranch 
angenommen  bei  der  Verbindung  der  Substant.  durch  cum,  s.  Fui^ting 
p.  17.-.  Soldan  Quaest.  oritt.  in  Cic.  erat«  in  Dei.  p«  5.  Das»,  die  Be- 
nerknagen  R.'a   ober   den  Num^us   der   Copula  bei  substantivischem 

*  Pr&dicate  nicht  genügen ,  zeigt  eine  Vergleichüng  der  von  Fuisting 
p.  19  ff.  iMid.Ref.  Schulgr.  angeführten  Stellen«,  s.  auch  die  Ausleg»  zu 
Tac  bist  .1,  1^,  5^  Coi^  z.  Cic.  Fam.  6,  22,  3.  Auch  Hrn.  H.>  An- 
sicht ro&chte .  nicht  für  alle  Fälle  ausreichen.  Dasselbe  gilt  über  die 
Fonn  desiPräd*  nach  Personalpron*,  s*  Fuisting.  p.  34.  Tac.  DiaL  42^ 
aztr.  Manchea  ist  von  R*  nicht  berührt,  z.  B.  das  Genus  eines  Subst. 
im  Prädieat;  G«nus  ond  Nomems  der  Apposition  ist  §  185,  1.  nur  an- 
gedeutet, obwohl  diese  Lehre  ihre. Schwierigkeiten  hat,  s.  Jungclanssea 

*  de  appositione,  NJbb.  26,  336»  Ztsch.  f.  AW.  1839  Nr.  125.  Foiütipg 
p»  43*  Kläger  Synt.  convenientiae  p.  14  ff«  Der  prädicatiye  und  attri- 
botive  Gebrauch  der  Adj.  ist  nicht  geschieden,  der  scheinbar  adverbiale 
erst  S.22|5v  behandelt,  wo  auch  das  Subst.  in  dieser  Verbindung  und  die 
Gongrnenzverbaltn)sse  beider  zo  erörtern  waren,  s.  Fuisting^s  .i^tA*' 
hmndlung  üher  die  relatwt  Jppo$itS9n  in  den  Verhandl.  d,  zwfsiten  Vera» 
deatscher  PbUol.  p.  lOS.  Die  S  224.  bemerkte  Verbindung  der  Advar^ 
bia  mit  Sahst.,  ron  der  auch  Vechner  Hell«  p.  226.  viele  Beispiele  giebt,. 
Ist  bei  Cicero  nicht  ganz  ongebräuchlirii,  s.  poens  mjlet  Rep,  6,  II»  j^ 
Settt.  43,  93.  Or.  3,  52,  202.  Verr.  2,  22,  54.  5,  50,  131..  Madvig  zo^ 
Fin.  1,  2,  4.  Ein  Beispiel  von  $emper  hat  Propert.  1,  22,  2.  Die  Ver«; 
bl^ang  von  e^se  mit  Adverbien  ist  weder  von  R.,  noch  von  Hrn.  H., 
genügend  erörtert,  a.  Lfibker  Gramnr.  Stadien  p.  69.,  d.  Ref.  Sdiulgr«i 
p.  187«  i  über-  ,die  Anm.  396.  erwähnte  ^Vorbindung  von  ez  und  in-  vßü, 
Adj.  f.  Haad  Turs.  2,  654«  3,  255. ,  aach  pro  war  nicht  zu  übergehoK« 
Vom  Gabraueh  der  Neutra  der  3.  Ped.  üi  den  cass«  oblL  giebt  Roth  m 
T«6.  A|^.  p.  189»  Baispiel«)   toh  der  Verbindong  idarselban  mit  afidam 


442  Bibliographische  Berichte. 

Ad|.  Ref.  Sdiiilgr.  p.  328.     R.  behandelt  hier  mgleich  die  Gradation. 
Za  beiweifeln  ist,  ob  die  Anwendung  des  Cömparatirs  in  beiden  Gile- 
den  so  regelmässig  war,  wie  R.  S  226.  annhnmt  (s.  NJbb.  6,  36,),   da. 
er  Tielmehr  bei  Cicero  nicht  so  häafig  ist.     Aach  die  genaaeren  Bestim- 
anngen  Hm.  H.^s  smd  zum  Theil  nicht  richtig.     Mit  ^ner  Negation 
▼arbnnden  findet  sich  der  Compar.-  schon  bei  Lir.  31,  35,  4.   non  aerior 
«Mm  |»ertiRcieior,  cf.  32,  37,  2.  cf.  C.  MiL  29,  78. -Ochsner  K^.  p.  182. 
Ueber  mmor  natu  s.  Klotx  Vorrede  an  Cic.  Reden  L  p.  LXV.     Ueber . 
die  Verbindnng  von  plu»  nnd  magii  mit  Yerbis  s.  Klotz  Tose  3, 29,  72. 
Ueber  diesen  Gebranch  giebt  Hr.  H.  trefffiche  Andeutungen,  doch  wird 
seine  Ansidit  ober  den  Unterschied  Ton  magis  mit  dem  Positir  und  dem 
Compar.  nicht  gans  klar;   auch  vermisst  man  die  Behandlung  von  non 
magi$,  non  mmtit,   s.  Jen.  Allg.  LZ.  lB33  Nr.  10.  Hand  Tnrs.  S,  566. 
Ueber  idiquantum  mit  dem  Comp.  s.  Hand  1,  555. ;  über  fuanium  —  eo 
ib.  2,  413.   Drak.  au  Liy.  44,  7,  6.  8,  25,  12. ;    nmito  wudo  steht  auch 
C.  Verr«  2,  64,  155.   ad  Att.  15,  16.  extr.     ^e^ice  mit  dem  Comp,   be« 
rührt  Hand  1,  199.     Anm.  402.   wird  mit  Recht  die  Sifipse  roa  mt^u 
oder  poUua  Terworfen ;  es  konnte  auch  die  Verwandtschaft  der  negstiTen 
and  comparatiyen  Sätze  erwähnt  werden ,    ans  der  erst  klar  wird ,   wie 
quam  zugleich  die  Ausschliessung  bezeichnen  könne,   s.  Roth  zu  Tac 
Agr.  245  ff.     Der  Positiv   bei  fußnio  —  fonlo  steht  wenigstens  Tac. 
Ann.  4,  67.  in  den  codd.     Auch   die  Auslassung  der  den  Grad   bestioK 
meaden  Adrerbia  konnte  erwähnt,  die  den  Superlativ  rnnschreibeBden 
genauer  angegeben  werden ,   so  fehlt  mircndicm  (s.  Forbiger  zu  Lacr« 
4,  440.) ,  tumme  (ib<  4,  255.) ;    über  egregk  s.  zu  Lucr.  1^  736.    Ter. 
Andr.  3,  2,  45.;    quam  malta  steht  andi  C.  Farn.  8,  i5,  2.  afaidich  Att 
10,  10,  2«     Zwischen  der  Lehre   von  der  Congruenz  und  von  dem  Ge- 
brauch der  Adj.  und  Advefbia  behandelt  R.  die  Pronomina*     Br  sucht 
S  198.  die  Aufnahme   derselben  in  die  Syntax  zu  rechtfertigen,  durch 
die  Behauptung,  dass  sie  erst   durch  den  Zusammenhang  gehmg  yer- 
standlich  würden,   rerwechselt   aber  hier  den  syntactischen  Zusammen- 
hang, der  sich  nur  auf  die  ron  den  Snbst.  nicht  yerschiedene  Bedeutung 
der  Casus  beziehen  kann,   mit  der  Bedeutung  der  Pronomina  an  uch, 
Welche  die . Gegenstände  nicht  nach  ihren  Eigenschaften,    sondern  nach 
ihren  Verhältnissen  zu  dem  Redenden  bezeichnen,  und  daher  von  dieser 
Seite  in  der  Bedeutungslehre  zu  behandeln  waren.   Die  Abhandlung  selbst 
bietet,   wenn  man  auch  an  der  Ordnung  und  Bintheilung  in  mancher  Be- 
gehung Anstoss  nehmen  kann  (s.  Eggers  Ueber  Eintheilung  und  Bedeu- 
tung der  lat.  Pron.,  NJbb.  30,  412  ff.)  viel  Treffliches  dar.     Manches 
ist  Ton  Hrn.  H.  sehr  gründlich  und  genau  erörtert  worden,  z.  B.  der 
besondere  Gebrauch  ron  aUua^  der  sich  nach  R«,  welcher  altus  erklärt: 
ein  Anderer  von  einer  vervcfttedeiten  Gattung,   kaum  yon  dem  gew^kAUr- 
eben  unterscheiden  würde ,  und  zuweilen  auch  bei  reUqai  (s.  Caes«  c«  1, 
86,  2.)   und  cetm  (s.  Tac  Germ.  25,  2.)  eintritt;    die  Bedeutung  ron 
aligfttM,  wo  R.  nicht  genügt,  und  die  Stellen  für  oltas  oti^idb  und  den 
Crebrauch  ^dn  ^iquM  in  negativen  Sätzen    sich   leicht  noch-  vermehren 
Kessen.     Ueber  den  Unterschied  von  9hM'  in  Verbindung  init  Mob  oder 


Bibliographiseh«  Berichte.  44S 

« 

oiijidb  0«  Benecke  sn  Cic.  Manil.  13,  37.  Ware  ee  richtig,  wie  Hr.  EL 
«nnimnit,  dam  gi  qtua  nicht  gesagt  werden  kenne,  wenn  nicht  das  Sahst» 
den  Sinu  einer  Gattung  habe ,  die  in  mehrere  Individnea  seriegt  werden 
k«nne,  so  durfte  es  gar*  nicht  mit  Abstracten  (s.  C.  Rnill.  2,  14, 36«  si  qais 
pndor,  Div;  in  Caec,  5,18.  si  qna  spe«)  verbunden  werden.  Dagegen  ist 
inefat  xn  verkennen,  dass  die  enklitische  Natur. Ton  quis,  qui  die  Tonm^ 
gdiende  Partikel  starker,  als  es  bei  dem  selbststandigen  aliquü  der  Fall 
sein  kann ,  hervortreten  lasst*  Omaquam ,  über  welches  Hr.  H.  reiche 
Nacbweisungen  giebt,  findet  sich  mit  einem  Sachbegriffe  (s.  Anm.  361.) 
auch  Lucr.  2,  657.  3,  233.  Tac.  Dial.  29.  Neu  ist  die  Yermuthung  des 
Hemnsgebers,  dass  der  substantiyische  Gebrauch  von  nuBo  Yon  ^er  Ver* 
bindnng  desselben  mit  dem  part.  praes.  ausgegangen  sei ;  nnr  findet  ei 
sidi  bei  Cicero  (s.  Starenbnrg  zu  C.  Off.  p.  173.)  oft  ohne  dieses  Par- 
tie!^, und  dass.  nenUne  hier  so  selten  erscheint,  kann  nichts  beweisen, 
da  dieses  überhaupt  nach  geringer  Anwendung  in  der  Torclassischen  Zeit 
erst  im  silbernen  Zeitalter  mehr  gebräuchlich  ward.  Auch  dass  in  fuif- 
qumn  und  ttUns  selbst  die  Negation  liege,  ist  zweifelhaft,  da  es  in  nega- 
tiTen*8atzen  erst  wegen  seiner  6eseArafilrenden  Bedeutung,  in  der  es  auch 
absser  negatiren  Sätzen  in  mehr  Stellen  steht,  als  Hr.  H.  anfuhrt,  erscheint.' 
Tr^end  bemerkt  Hr.  H.  Anm.  362«,  dass  qui$que  nur  unter  gewissen 
Beschränkungen  mit  dem  Plural  des  Superlativs  vorkomme;  übersehen  ist 
Cic.  Lael.  10,  34.  optinUB  quMÖusque,  Sehr  genau  handelt  R.  iber  dia 
Znsammenstellung  der  pron«  demonstr.  $  216  ff.,  s.  Benec|ce  zu  C.  Manil. 
p.  255. ,  doch  geht  er  in  der  Beschränkung  bisweilen  zu  weit,  h  idem 
mmmt  Hr.  H.  in  Schutz,  ohne  es  Jedoch  zu  belegen;  ipse  idem  hat  Klots 
C.  Cinent.  65,  184.  aufgenommen;  Me  tlle  steht  TibulL  1,  3,  93.  vgU 
Jahn  zu  Virg.  Aen.  UI,  558.;  z?reifelhaft.  ist  C.  Att.  1,  18,  3.  Off.  3,  25^ 
95»,  wo  Sturenbnrg  eo  iUo  liest.  Am  wenigsten  genügt,  was  R.  über, 
daa  pron.  reflex.  $  220  iL  raittheilt;  weshalb  Hr.  H.  in  sehr  bedentendeii 
Anmerkungen  das  Gegebehe  verbessert.  Br  geht  Anm.  386«  von  dev 
Ansicht  ans,  dass  eine  subjective  und  bbjective  Abhängigkeit  der  Neben- 
sätze ,  die  schon  Krebs  §  393.  andeutet,  zu  schaden ,  und  darnach  der 
Gebranch  des  ReiL  zu  bestinmito  sa.  Da  aber  nur  wenige  Satzarten 
dnrch  ihre  Bedeutung  diese  subjective  Beziehung  haben,  und  doch  in 
sdlen  anderen  das  Refl.,  selbst  ohne  an  den  Conjunctiv  gebunden  zu  sein, 
sowie  in  jenen  tt  eintreten  kann,  so  muss  ein  anderes  Prindp  für  die 
Anwendung  des  Refl«  gesucht  werden.  Wo  dieses  erscheint,  ist  das 
logische  Sttbjeet,  mag  es  grammatisch  Snbject  oder  Objtoct,  besonders 
im  Genitiv,  Dativ  und  Abi.  mit  ab  sein,  als  thatig,  und  das  in  den  Ne- 
bensätzen 'Gesagte  selbst  auf  sich  beziehend,  sei  es  durch  eine  äussere 
ThStigkeit,  oder  durch  das  Wollen  und  Denken,  bezeidme^  und  sb  Bin-* 
heit  der  Beziehung  und  Darstellung  gewonnen;  wahrend  i»  eintritt,  wenn 
«n  anderes  Snbject  diese  Beziehung  vornimmt.  Wenn  daher  Hr.  Hi  be- 
merkt, dass  in  Relativsätzen,  in  denen  neben  dem  Indicativ  das  Reflex, 
steht,  dieses  deshalb  geschehe,  weil  der  Inhalt  derselben  nicht  vom 
Hanptsubjecte  abführe ,  so  findet  dieses  auch  in  anderen  Sätzen  statt ,  in 
denen  deuioeli  das  Demonitr.  staht^  und  ae  mnss  tm  besonderer  Qniid 


444  Bibliographische  Berichte. 

ob^vaMeBy  der  Uft weilen  des  RelL  heibeifilhrte ;  wacher  eben  m»  4w  m 
•ein  eeheiiit,  dau  durch  die  Anwendong  des  letiteiea  die  SelbsttUttif- 
keh  des  besprochenen  Gegenstandes  herroVgehoben  werden ,  bei  dir  An- 
weodong  Toa  U  dkser  saruck-,  das  redende  Subj.  hevrortreten ,  oder 
Undentlichkeit  Termiedett  werden  soll,  s.  Hand  Lehrb.  db  latoin.  fitils 
p.  188  ff.  Da 'der  Besitzer  am  leichtesten  als  seibstthatig  gedacht  wird, 
elf  seinen  Besiti  erhaltend  nnd  behemobend,  so  lasst  sich  ans  diesem 
Onind^  das  unabhängig  gebrauchte  stHct,  welches  Hr.  H.  Anm.  38^  384^ 
•ehr  grimdUch  behandelt,  erklären.  Die  Verlmkdong  ron  wut  mit  ficMgw^ 
wo  sidi  jenes  bisweilen  an  die  Form  von  diesem  anschliesst ,  oder  da« 
omgekehrte  Veriialtaiss  eintritt,  i^  nicht  berührt ,  s.  Bfadyig  m  C. 
Fin.  p.  o99» 

Nachdem  hieranf  R.  ausfuhrlich  $  232—279.  com  Theü  anf  eüe 
eigeothnmliche  Weise  (s.  $  261  ff.)  die  Conjnnctionen,  jedoch  cdme  die 
allerdings  bedeutende  Schddnag  in  bei-  und  onterordnende  (s.  Hnmboldt 
p.  S76.) ,  behandelt  hat ,  kommt  er  $  280.  auf  die  Lehre  rem  Tempus 
Bod  Modus.  In  Ruduicht  auf  die -Bedeutung  der  Tempora  fol^  er  bot 
um  Theil  der  Lehre  der  Stoiker,  indem  er  swar  9  Tempora  amnmmty 
aber  die  Beschaffenheit  der  Handlang  nicht  berücksichtigt,  lud  die  «elai» 
Temp.  nur  innerlich,  d.  h.  insofern  abhangig  sein'  lasst,  als  in  einer  \M» 
ein  Punkt  Yon  einem  andern  abbangt,*  ulid  diese  Abhängigkeit  aeUwl 
S  185.  in  eine  reine  and  unreine  scheidet«  Mit  Recht >  mHCht  iHr»  HL  .auf 
die  Unklarheit,  die  so  entsteht,  aufineriEsam  and  mitebiUigt  ^%  fimmf^ 
sehung  der  conj.  periphrast«,  die ,  ohne  di»  Nuancen  der  ZeitT^helliVMe 
tu  erschöpfen ,  sehr  wdt  (s  Schaddf  doctn  temp>  verb.  gr.  et  lati  IL 
p*  27.)  kann  ausgedehnt  werden.  Hr.  H.  Üieilt>dle  Tempora 'in  abaolnte 
^■nd  Telatire')  jine  md-  praes.  und  perfectom.  Allein  ein  absolutes 
Tempus  muss  so  beschaffen  sein,  dass  man  es^  ohne  tu  wissen,  wer  .der 
Redende  sei  und  wenn  er  rede,  ▼erstehen. kann.  Dass  dieses,  bei  dem 
Frasens  (selbst  wenn  aligemeine  Wahrheiten  in  demselben  ausgesprochen 
werden,  stehen  sie  in  diesem  Tempos  nor,  w^il^  sie  auch  in.  der. Gegen*' 
wart  des  Redenden  gelten)  niefat  der  Fall  sei,  da  man,  ohne  die  Zelt  d^ 
Redenden  zu  kennen,  ebetkso  wenig  wissen  kann,  ron  welcher  Zmt  er 
spricht,  als  sich  das  Hier  und  loh  ohne  Kenntmss  dessen,  der  sie  spricht^ 
▼entehen  lassen.  Die  Vergangenheit '  existirt  nur  von-  der  Gegenwuti 
aus,  sie  kanii  wohl  als  ein  selbststandigös  Gebiet  betrachtet  Bad  der  Ge» 
genwart  entgegeagesetit^  aber  auch  in  Besug«u£ditoe,  -"wie  das  Dort 
eine  Beziehung  auf  das  BSer  f(Ardeit ,  in  Bezug  auf  dieselbe  beteechtet 
werden.  Wo  in  einem  Tolke  das  ernte  Vcrhaltniss  zum  deutlichen  Bo- 
wusstsein  kommt,  wird  es  eine  bestimmte  Verbalferm  für  dasselbe  ent* 
weder  ausprägen  oder:  benutzen,  wie  ^m  griedkisohe  und  franfco*isChet 
wo  dieses  nicht  der  FtM  ist,  wird  das  Gebiet  der  Vergibigenhttt  nioht 
in  einer  sweiftichen  Beziehung' und  Form  dargestellt  werden  ^  wie  im 
Deutschen  und  Latein.  Dass  im  lat.  Perf.  die  Beziehung  auf  di#  Gegen» 
wart  die  Voihemohende  sei,  zeigt  deutUoh  seine  Bfldnng  sewoU  als  das 
Perf*  des  Pasait«  «id  Deponens  «nd  des  Conj.  AotiyL  Nhch  fiiiu  H»  soll 
das  P«rf.  «fs  hbterlsches  Tempos  abMlat,  dna  perC  legkmb  rafaifiT 


Bibiiogrftpkift«li«  Bericliiei 


446 


Dm  taMn»  liatftcf^  idioii  in  dlMte  Bsdeotiiiig  an^geitittt^  ti*BehiiIgr. 
5  16Tm  und  mdehte  dieM  als  die  Gmodbedeutiuig  betraclitaiy  .die  im 
üiftoritciie»  Ge&nmch  deeMlben  wohl-znriicktreten,  aber  kiuskt  gans  auf- 
gehoben werdeB'kann«  Auch.iil  iwkwer  ku  gkaben^  dasa  im  lebendigte 
CkibriMiieh  der  Sprache  ^dae  Deatadie  im  Vergleich  mit  dem  FranxeiifioheB 
Mete^eine  gans  ^idie  Bracheiniag-  dar)  eine  aa  atrenge  Scheidiuig  li 
perf*  haiCmid  logie« ,  die  erat  dnrch  den  griech.  AorSat  herbeigefohrt  iat» 
Ifemaeht' worden  aei^-  wie.  es  in  der  Grammatik  geschieht,  8.  Etxler 
#praäierfatertMgeii  p.  141*;  wie  adiwer  aber  es  iat,  dieselbe  dnrchin* 
ffibren^  aeigan  atanche  Anmerkongen  Hm.  H/a,  s.  Anm.  478.  480«  a«  fu 
Daaa  das  Fvtanm  iaimer  in  Bezog  iuif  cBe  Gegenwart  atehe,  ist  natSrlidiy 
und  aehen  dnreh  die  Form  gegeben ,  Hr*  H.  dedncirt  dieses  an  künstlich» 
denn  man  ai^  nicht,  was  nach  seiner  Darstellong  swischen  Conj^  und 
Pvtnnim  fnr.ein  Unterschied  sliatt. haben  soll«  Es  scheinefi  alao  im  Lat* 
ahsohitia  Tempora  mir  in  dem  Ainne  angenommen  werdeli  an  können ,  als 
aie  anmittelbar  tsit  der  Gegenwart  des  Redenden  in  Beziehang  stehen, 
«tihrend  die  rehtiren  nur  die  mittelbar,  d.  h«  durch  die  Beziehung  aaf 
ein  absolutes  (Perf.  oder  Fntnr.)  Termitteke  darstellen.  Diese  Beziehmig 
tiker  Tempora  auf  den  Redenden ,  welche  -Hr.  H.  leugnet ,  scbeiitt  schon 
deshalb  nethig,  weil  jeder,  sowie  <er  alle  Raumverhältnisse  Ton  seinem 
Standpaakte  ans  ordnet,  ao  auch  die  zeitlichen  -von  dem  Momente  der 
Rsde  aus  bestimmt.  In  Rficksioht  auf  dieturui  ero  S  ^7.  war  Schmidt 
lI)^fiS*  zu  erwähnen.  I>er  Gebrauch  von /^ero  mochte  sich, aus  der  andi 
aonst.hänfigen  Anwendung  des  fut.  exaot.  statt  des  fnt.  simplex  erklären 
lassen«  Sehr  trefilend  sind  manche  einzelne  Bemerkungen  ron  R« ,  z.  B* 
p#  499#  über  die  Tempora  bei  (Mm,  wenn  sich  auch  einzelne  abweicheilde 
atnllen  finden,  s.  z*  B.  C«  Rnll.  2,  36,  100«,  $  288.  über  das  PerL  bei 
dum  u.  a.  Dagegen  ist  der  inf.  praes.  nach  Verben ,  die  eine  Zukonft 
andeuten,  häufiger,  als  es  nach  R.*s  Bemericang  scheinen  könnte,  s.  Walch 
an  1?co.  Agr»  p.  418.  Herzog  n«  Held  zu  Caes.  b.  c.  3,  8.  Schneider  za 
b.'g.  %  35,  h  Sehr  scbarftinnig  ist  Hrn.  H/a  Bemerkung  über  posia, 
obf^atefa'  aueh  Comel.  14,  6.  futufumut  iwssent  sagt.  Das  imperf.  des 
eonatus  ist  dägef?en  nicht  genug  erörtert,  s.  Härtung  -Griech.  Part, 
fi,  9il3.$  -das  part.  praes;  in  diesem  Sinne  findet  sich  zuweilen  bei  Tacitos, 
s.'hist«  1, 9. 66.  %  49.  4,  36.  Ueber  die  Construetioa  von  memmt,  daa 
sehoK  Scanras  p.  2268.  2791.  behandelte,  urtheüt  Hr.  H.  gegen  R.  richtig, 
s.  anchifiaäecke  zu  €ic.  Dei.  14,  38.  des  Ret  Schulgr.  $  187.  A.  2.,  auch 
die  Verwandten  Vevba  (s.  C.  Cr.  7,  22.  Off..  1, 30.  Doederl.  Syn.  1, 170.) 
wann  zu  beachten..  Daa  fiit.  exaet.  und  mehreres  Andere  ist  genauer, 
ala  es  Ten  R/  geschieht,  Ton  Sehmifdt  and  Aladyig  mden  angefahrten. 
Schriften  dai^eatellt.  Was  Hr.  H.  anlGhrt^  nm  die  Von  ihm  selbst  ge» 
■dssblHigite  Brklarang  des  Phiaquamperf. ,  die  R.  giebt ,  zu  unteiatntaen» 
dasB  manche  Verba  amriatisch  eSnen  einaelnen  Moment  beseicbneten ,  dasa 
das  .▼oilendete' Sein  daa  Nicktaein  aei,  scheint  zn  snbtil,  als  dass  sie  wahr 
Min  könnt«.  Auch  die  adianbar  statt  des  Präs.  stehenden  part»  praeter, 
iaäsea  atch  einfiicher  als  Beaeiehnnngen  Toa  Zuatanden,  indiaeinGo* 
ganattod  ▼eorsatat  ist  und  in  dem  er  f«rharren  kann ,  betriehteBv 


M6  Bibliograpkiftohe  Berichte. 

Nv  selten  geht  R.  anf  4ie  in  der  Binleitmig  ,^  d^nstfidL^S  nie 
Hr.  H.  eagty  Toreusgeechickten  philofophiachen  GnmdbegiÜfe  sorack. 
Nor  in  der  I«elire  7001  Modoe  ond  Caeni  geeeliielit  es  mid,  "me  es  sdieui^ 
nicht  sn  f^ressem  Vortheil  der  Wissenschaft.     Wenigstens  ist  R.*s  Lehm 
Ten  dem  Grebnach  der  Modi,  dadurch  dass  er  Ton  den  phiiosophisdi«n 
Begrififen  der  Möglichkeit  a.  s.  w.  ausgeht,  ohne  darauf  Rncksidit  su 
nehmen,  dass  dieselben  nur  die  Benehung  des  Vorgestellten  nur  Yor^ 
steliung  anseigen ,  dass  er  mehr  die  griech.  Sprache  als  Norm  an  Grande 
legt,   als  den  lat.  Spradigebrauch  unabhängig  und  als  selbststandig  be- 
trachtet ,  SU  einem  sehr  knnsüichen  Sjrstem  geworden,  in  dem  man  aller- 
dings den  ausgeaeiohneten  Scharfsinn  des  Begründers  bewundern,  aber 
weniger  Einfachheit  in  der  Entwickeiung  des  Gebrauchs  nnd  Ton  aller 
Willkür  freie  Behandlung  der  Sprache  finden  wird.-   Denn. die  Terscfaie- 
denen  Arten  der  Möglichkeit,  die  R.  annimmt  (s.  $  293.),  nnd  die,  wie 
dch  später  (s«  §  326.)  seigt,  nicht  einmal  ausreichen,  indem  liier  eine 
blosse  SubjectiTitat  ohne  Andeutung  der  Möglichkeit  angenosunen  wird, 
liegen  ebenso  wenig  in  den  Modalfonuen,  als  diese  bald  die  eine,  JMJd 
die  andere  (s.  B.  beseichnen  alle  Tempora  des  Conj*  in  lo^scih-graaunn- 
tbch-frmen  Sätsen  subjective  Möglichkeit;  in  grammatisch -lof^sch* ab- 
hängigen die  Praesentia  objectiYe,   die  Praeterita  essem,  fiussem  Ton 
subjectiT  möglicher  Bedingung  abhangige  objectire  Möglichkeit;  in  den 
Bedingungssätzen  si  sum  objective  Möglichkeit  mit  der  Andeutung  der 
Wahrscheinlichkeit;    si  sim  objective  MÖgL   ohne  weitere  Bestimmung, 
oder  subjectiTe  Möglichkeit;   in  den  Finalsätzen  die  Praesentia  die  ob- 
jectiT  gedachte ;  die  Prat.  die  subjectiT  gedachte ;  in  Folgesatsen  alle  £e 
objectire  Möglichkeit)  in  gleidier  Form  darsteilen,    sondern  sie  nur, 
wenn  man  sie  hineintragen  will,  nufnehmen  müssen.    Hr.  H«  äussert  sieh 
zwar  nicht  im  Allgemeinen  über  dieses  Gebäude,  aber  er  deutet  A*  468. 
an,  dass  es  gefihrlidi  sei,  an  einem  Steine  zu  rühren,  damit  nicht  da^ 
Ganze  wankend  werde ,  und  sowie  er  hier  die  logische  Unabhängigkeit 
Ton  iurpe  eatet  bezweifelt,   so  wid^vpricht  er  A.  47S.  mit  Recht  der 
iScheidnng  der  Möglichkeit  in  den  Finalsätzen,  und  A.  498.  der  Annahme 
einer  Verschiedenheit  in  der  erat,  obl*     Obgleich  nun  die  spracUiohett 
Formen  kaum  die  ron  R.  in  dieselben  getragenen  feinen  Distinctaeaen 
enthalten ,  und  auf  der  andern  Seite  sich  schwerlich  leugnen  lasst,    dass 
der  ConjunctiT .  auch  andere  Erklarungsgrnnde  fordere  und  namentlich 
auch  zur  Bezeichnuug  der  grammatischen  Abhängigkeit  in  einigen  Fällen 
diene ;  so  ist  doch  als  ein  Verdienst  R.'s  zu  betrachten ,  dass  er  die  in 
manchen  Fällen  angenommenen  Ellipsen  durchaus  entfernt«    Auch  werden 
.in  der  Behandhing  des  Einzekien  üicht  immer  jene  feinen  Distinctbnen 
beachtet,  nnd  nicht  aliein  der  GonjunctiT,  sondern  auch  der  Indicadv, 
je  nachdem  die  unter  die  allgemeinen  Formen  untergeordneten  Partikeln 
es  erfordern,  behandelt.     Manche  Ansichten  R. 's  .sind  Ton  Hm.  H*  be- 
richtigt, bisweilen  konnte  auch  noch  Anderes .  berührt  werden,  s;  B. 
p.  515.  der  fast  regelmäsidge  Gebrauch  Ton/nlicnis/lii;  jfiieHm  mL  /tnitem, 
s.  Madrig  de  locis  quibasdam  gr.  lat.  admonitiones  p.  18l,  der  aber  die 
Ton  R.  angefSbrtr  Stelle  nicht  beachtet  hat.    $  300.  fehlt  die  Bemeilang. 


.  •  _  ••  " 

BibliographUche  Berickte«  447 

i0MB  «vdi  im,  bedUagenden  Satse  foteram  a.  &•  ttebten  krane^  s.  Sali.  J. 
14,.  d.  Jay.  32, 13.  C.  MiL  10.   A.  464.  war  besonders  auf  Etzl^r  Sprack- 
iorortenngen  p.  120  ff.  n  Terweisem     Die  Yerbindimg  m  sit «—  esset  ist 
nidit  so  sehr  seHen,  als  es  nach  p.  524.  scheinen  kann,  s.  Varro  LI. 
7,  4.  Plaut.  Mil.  4,  8,  46.  Aul.  3,  5,  49.  Lucr.  1,  357.  594.  5,  279.  Catull. 
23»  22.   über  Tadtos  s.  Walther  zu  Ann.  1, 19.   Ruperti  zu  bist.  2,  28. 
.3^  70«     Durch  das  hier  angegebene  Resultat  scheint  R.  wenigstens-fiir 
einen  bedentendea  Theil  ä&c  Gonditionalsatze  die  Modusform  des  einen 
Ton  der  des  anderen  abhangig  zu  machen.     Für  aniequam  und  prius^ptam 
ist  R«V  Regel  nicht  ausreichend,  er  hat  das  fiit.  exact.  (s.  Hand  Turs.  !• 
p»  397.)  nicht  beachtet ;  dass  sich  auch  ohne  Negation  das  praes.  conj« 
findet,  zeigt  derselbe  p.  397.,   s.  d.  ErkL  zu  Yirg.  G.  4,  306.  C.  Or.'S, 
42, 179.     Ueber  das  praes.  ind.  s.  Benecke  zu  C.  pro  Lig.  p.  90>  $    das 
aeHene  perf.  conj.  steht  ausser  den  bekannten  Stellen  bei  Comel.,  CaeSf 
b.  g.  3, 18.  G.  Or.  1,  69,  251.;  Gaes.  b.  g.  1,  53.  steht  jetzt  fervenerunt; 
fiber  das  noch  seltnere  imperf.  ind.  s.  Fabri  LiT.  23,  30,  4.    Die  Behand- 
lung Yon  cum  hat  manches  JBligenthümliche ,  doch  sind  die  Bedeutungen 
desselben  nicht  erschöpft,  s.  Trampheller  de  part.  cum  dissert.  Ge- 
bargi  1828.  Neukirch  de  ind.  et  coni.  modo  in  utenda  cum  purticula. 
•Bggers  de  part.  cum  comment.  gramm.  1838.  s.  NJbb.  23,  231.    I<irich^ 
richtig  ist  die  Behauptung  p.  534«,  dass  bei  cum  —  tum  immer  der  Conj. 
im  ersten  Gliede  stehe,  wenn  sich  dasselbe  Yerbum  in  beiden  Sätzen 
finde,    s.  Piin.  Epp.  4,  28,  3.   Corte  zu  7,  8,  3.    G.  Balb.  22,  51.   Caec. 
24,  67.  s.  Otto  Exe.  IV. .  zu  Cic  Fin.     Bei  der  Annahme  verschiedener 
Möglichkeit  in  den  Finalsätzen  scheint  R.  von  der  Ansicht  ausgegangen 
zu  sein,  dass  der.  Redende  ilhmer  auch  der  Beabsichtigende  sei,  wenn 
der  Hauptsatz  ein  Präsens  hat,  was  nicht  immer  stattfindet.     Hr.  H.  er- 
kennt in  allen  Sätzen  dieser  Art  mit  Recht  subjective  Abhängigkeit;  in 
den  Folgesätzen  aber  objecttve«  .  Allein  der  Conj.  in  diesen  Sätzen  zeigt 
wenigstens ,   dass  die  Folge  als  erst  durch  die  Vorstellung  des  Redenden 
gesetzt  vom  Lateiner  betrachtet  worden  ßu.     Aber  da  sie  einem  ent- 
fernten Accus*  entsprechen  und  äussere  Kräfte  .voraussetzen ,  so  erklärt 
#ich,   wie  ihre  Abhängigkeit  weniger  streng   (für  manche  Von  Hrn.  H« 
angenommene  Fälle  mochten  sich  schwerlich  viele  Beispiele  finden ,    siehe 
Etzler  p.  152  ,   und  das  A.  478.  angeführte  dubUem  scheint  ein  Druck- 
fehler zu  sein)  als  die  der  Finalsätze  ist.    Warum  Hr.  H.  einen  bedingten 
Satz  als  beabsichtigt  nicht  will  gelten  lassen,   ist  nicht  klar,   da  er  die 
Mögliehkeit  solcher  Sätze  für  subjectiv  abhängige  Sätze,   zu  denen  die 
Finalmtze  gehören,   einräumt,   im  Griecb.  solche  Sätze  kein  Bedenken 
erregen,   s.  Hermann  Viger.  p.  850.;    das  Imperf«  Conj.  in  Cpnditional- 
Sätzen  dem  Weaen  nach  ein  Präsens  ist ,    und  sich  einzelne  Beispiele  fin- 
den,  s*  pie  trieb  Quaest.  gramm*  p«  29.  C.  Rep.  2,  2,  4.  Tac.  Agr«  6. 
s«  Weber  Uebungsschule  p«  164.    d.  Ref.  Schulgr.  p^  403.     Ueber  die 
schwierige  Scheidung  des  perf.  bist,  und  log.  Anm»  478.  s.  Etzler  p*  150« 
A.  479«  weist  Hr.  H.  mit  vielem  Scharfisinne  nach ,    dass,    wenn  accidit, 
evenit  u«  s.  w.  ohne  nähere  Bestimmung  im  Perf.  stehen  und,  ihren  Inhalt 
essf)  dipicoh  den  Nebel^atz  erhalten,  sie  in  diesem  kein.  Perf^^mlassen^'  und 


448  Bibliographisolie  Berichte* 

es  d&rfte  ddt  bei  den  BeschrSnlmiigen,  die  er  hinsoffigt,  Vmam  «twM 
Widersprechendes  finden.  Wenn 'Hr.  H.  ak  Grand  dieser  Ersd^eftmag 
anseht ,  daiss  bei  dem  Eintreten  des  Per£  im  Nebensetke  die  2Mt  swei* 
mal  bezeichnet  werde,  so  mochte  dieses  nicht  ausreichen,  da,  wenn 
beide  Satse  im  Präs.  stehen,  diese  zweifache  Zeitbezeichnntog  kelnea 
Anstoss  erregt.  Vielmehr  scheinen  diese  SStze,  welche  die  Wirhnng, 
nicht  die  Folge  bezeichnen ,  von  diesen  getrennt  and  den  Finalsätzen, 
wie  es  rom  Ref.  (s.  Santax  p.  903.)  gesdiehen  ist ,  an  die  Seite^gesteüt 
werden  zu  müssen,  da  wie  in  dleseil  so  in  jenen  der  einmal  durch  das 
Perf.  gegebene  Standpunkt  festgehalten  wird , '  wahrend  in  den  freieren 
ConsecatirsStzen ,  besonders  wenn  der  Hauptsatz  die^Bestiminong  des 
Grades  enthalt,  auch  die  Betrachtung  von  dem  Standpunkt  des  Redenden, 

'  also  der  Gebrauch  des  Perf.,  den  Hr.~H.  genauer,  als  es  gewShnfich 
geschieht ,  bestimmt  (s.  auch  Madvig  zn  C.  Fin.  p.  SoS.) ,  erlaubt  ist. 
Was  Hr.  H.  A.  483.  gegen  R.  und  Wunder*  ober  die  Auffassung  Toa  ut 
nach  non  vemimüe  est  u.  a.  sagt,  ist  gewiss  richtig;  aber  die  Entstehung 
dieser  Construction  mochte  sich  leichter  erklSren  la^en,  wenn  man  bei 

^  allen  jenen  Ausdrucken  von  der  Vorstellang  der  Einränmung  ausgeht, 
s.  d.  Ref.  Schulgr.  §  414.  A.  1. ,  wie  auch  Madrig  1.  1.  p.  146.  dieses 
Verhaltniss  aufFasst.  'Dieses  lasst  sich  auch  anwenden  auf  ffficert ,  wel- 
ches ebensowohl  ein  ausserlich  sichtbares,  als  nur  dttrdi  den  Geist  wahr- 
nehmbares Bewiricen,  wie  in  putat  Caktm  vhrum  forierny  bezeichnen  kann. 
Das  Verzeicfaniss  you  Verben,  die  den  Inf.  nach  sich  haben,  während 
man  eine  CoAjunction  erwartet  (s.  p.  560.) ,  Hesse  sich  selbst- aus  Cicere 
noch  erweitern ;  so  steht  der  Inf.  nach  pösco  Parad.  1,  I,  6. ;  nadi  msto 
Verr.  3,  59,  136.;  Fin.  5,  23^  ^.;  pento  s.  Madrig  zn  Pin.  p.  326.; 
gutio  Att.  4,11,  1.;  Jkortari  steht  mit  dem  Inf.  auch  de  Inv.  1,  17.;  ad- 

'  manere  p.  Cael.  14,  34.;  monere  de  fato  3.  Ueber  curö  s.  Wolf  zn  p. 
dorn.  3,  5.  Neben  eogere  war  das  ebenso  häufige  impetUre  zn  erwähnen, 
s.  NJbb.  13,  299.  Nachdem  R.  die  ubrij^en  Absichtspartikeln  erörtert 
und  unter  der  blos  sobjectiren  Bedeutung  des  Conj.  die  orat.  obLy  die 
indirecten  Fragsätze ,  einige  Constractionen  mit  qaod  und  dem  pron.  rel.» 
die  kaum  alle  unter  einen  Gesichtspunkt  gebracht  werden  können,  behan- 
delt hat,  kommt  er  zu  der. Lehre  TOh  den  Casus.  In  dieser  geht  er  von 
der  Kategorie  der  Relation  aus  und  hält  die  ideelle  Bedeutung  der  Casus 
ffir  die  ursprungliche.  Da  er  jedoch  die  philosophischen  Begriffe  der 
Substantialität ,  CausaÜtät,  Communio  zu  Grunde  legt  und  aus  diesen  die 
locale  Bedeutung  der  Casus  ableitet,  so  sieht  er  sich  zn  manchen  Annah- 
men genothlgt,  die  der 'Niftur  der  Sache  nicht  sehr  angemessen  sind.  So 
wird  der  Dativ  und  AblatiT  unter  den  Begriff  der  Cansalität  gebradit; 
der  Accus,  soll  (s.  p.  613.)  zwei  Objecte  in  Wechselwirkung  darstellen, 
was  nicht,  wie  es  Hr.  H.  fasst,  sondern  nur  so  gedacht  werden  kann, 
dass  das  eine  activ,  das  ändere  passit  sich  Terhält,  weis  Jedoch  in  rlelen 
Fällen  nicht  dichtbar  ist,  am*  wenlgi^en  im -sogenannten  acöus.  abisol.,  mit. 
dem  R.  die  Lehre  rem  Accus,  beginnt.  So  nennt  R.*  §  348. 'das  nicht  im 
Genitir  stehende  Sahst,  das  attribudVe,  ofcrgleich  in  den  meisten' FäHen. 
das  ii&rGemtir  stehende  Ifomen  durch  dm  Adjectir  mit  geringer  Versdde- 


Bibliographische  Bericlite.  449 

deiiheitd«8  Sinnes, awsgedrückt  werden  kann,  anch  der  Genitiv  hanfi^r, 
als  es  nach  p.  635.  scheinen  könnte,  eine  Apposition  ersetzt,  s.  C.  Fi». 
2, 31,  99.  Uv.  2,  1.  Ovid.  Met.  2,  836.  6,  81.  8,  327.  9,  80,  11,  267.  u.  a. 
S  362.  wird  der  Genitiv  dem  Dativ  ziemlich  gleichgestellt,  s.  §  367;, 
dessen  Griuidbedeatung,  für  das  Lat.  wenigstens,  am  bestimmtesten  aas-, 
gedrüdLt  ist  von  Stern  Lehrb.  d.  allgero.  Gramm,  p.  135.  §  390.  wird 
die  Bezeichnung  der  Ursache  als  die  ursprüngliche  des  Ablat.  angegeben, 
und  aus  dieser  erst  vermitteist  des  abl.  instrumenti  die  Örtliche  Bedeutung 
deducirt  u.  s.  w.  Doeh  enthält  der  Abschnitt  vieles  Treffliche ,  und  na- 
onentiich  hat  R.  das  Verdienst,  die  Bezeichnung  der  Ortsbestimmung  §  347. 
auf  ein  Princip  zurückgeführt  zu  haben.  In  den  folgenden  Abschnitten 
iiv»den  die  Präpositionen,  denen  R.  materieiie  Bedeutung  giebt,  die  Lehre 
vom  Participium,  dem  Inf.,  Supin.,  Gerundium,  der  Ellipse  und  dem  Pleo- 
nasmus ,  yon  der  Stellung  der  Wörter  und  dem  Pertodenbau,  die  manches 
£»igenthümliche  enthält,  jedoch  von  Hand  Lehrb.  d.  lat.  St.  $  59  ff.  (s. 
Köae  Ueber  d.  Wortstellung  in  d.  lat.  Spr.  Münster  1831.)  abertroffen 
seiH  durfte,  dem  Anacoluth,  der  Parenthese  und  Interpunction ^  &st  alle 
ziemlich  kurz  behandelt.  Den  Beschloss  macht  eine  lat.  verfasste ,  von 
Ditfurt  in  der  Reisigschen  philoi,  Gesellschaft  nachgeschriebene  Äbhand- 
Imig  über  die  pelasgische  und  hellenische  Sprache ,  weiche  schon  deshalb 
interessant  ist,  weil  R»  so  Vieles  in  der  Etymologie  aus  der 'Abstammung 
des  Lat.  von  dem  Aeolischen  erklärt. 

Nur  mit  wenigen  Worten  können  wir  das^  Verhältniss  erwähnen ,  io 
welchem  die  Anroerkungen^  des  Heraasgebers  zu  dem  von  R.  Gegebeneil 
stehen.  Ur.  H.  hat  dieses  .selbst  in  der  Vorrede  bezeichnet  and  durch 
die  Ausführung  des  dort  bezeichneten  Planes  eben  so  sehr  seine  Pietät 
gegen  R«,  seinen  Lehrer ,  als  seine  Wahrheitsliebe,  ebenso  Seinen  gläa- 
zenden  Scharfsinn  aU  grosse  Belesenheit  in  den  verschiedensten  Arten 
vea  Schriftstellern  beurkundet.  Denn  nicht  allein  hat  er  durch  Vergiei* 
cbung  mehrerer  Hefte  und  genaue  Nach  Weisung  der  von  R.  citirten  Stel- 
len dessen  Ansichten  so  genau  als  möglich  dargelegt,  sondern ,  da  sich 
erwarten  liess ,  dass  R.  in  dem^^langen  Zeitraum  nach  der  Ausarbeitung 
seiner  Vorlesungen  Manches  würde  berichtigt,  erweitert  und  umgestaltet 
haben ,  hat  er  auch ,  wie  schon  oben  bemerkt  wurde ,  nidit  wenige  unbe- 
gründete Ansichten  R.^s  verbessert,  besonders  aber  dadurch  dem  Werke 
einen  bedeutenden  Werth  verliehen ,  dass  er  für  viele  Erschwungen  die 
Literatur  gesammelt  und  of^  durch  eigene  Zusätze  erweitert,  viele  auf 
eine  neue  Art,  oft  sehr  scharfsinnig,  zu  erklären  und  die  Gründe  dersotboa 
uaehzu weisen ,  sich  bemüht  hat.  Wir  erwähnen  von  jener  Art  von  Axt* 
merkungon  nur  ^ige ,  wie  Anm.  54.  über  den  Gen.  a&f  ti  (s.  Freund  zq 
Cic.  p.  Mil.  p.  2  ff.  Ellendt  zu  C.  Or.  1,  9,  35.  Jahn  sa  Virg.  Aen.  9» 
151.  der  2.  Aufl.);  A.  91.  über  ibua  und  uhua;  102.  über  den  gen.  auf  t 
in  der  3.  Decl.-;  118.  über  inscitia  und  tnsctenfla;  151.  über  den.  Plural 
der  Abstracta;  215.  über  den  gen.  nuUi:  225.  über  ^uw  und  ^1  (vgl. 
J^n  zu  Virg.  EcL  1,  19.1;  249.  über  eerte  und  cerfo  scto;  264.  über  a6t- 
qn»;  271.  u  272.  über  die  Gontraction  der  Verbalformen ;  275.  580.  593< 
über  die  Vertretung  des  Inf.  durch  ein  neatr.  part«  $  300«  über  erebrm» 
ßf,  Jahrb.  f.  Phil.  u.  Patd,  od,  ErU,  Bibl.  Bd.  XXXIV.  Uß,  4.       29 


450  BibliogTapbiaeb«  Berichte. 

B«  &.;  880l  jiber  2t  ^1;  405.  Aber  kmiul  and  fi^n;  432.  fiber  ntn  «mnI»; 
400.  über  n«  und  qufmimu;  493.  aber  91cm ;  496.  dbor  ne  ond  iteefimfem; 
MO*  über  niej  etc.  bei  Subst* ;  &90.  ober  die  abU  abss.  bei  gleichem  Sab- 
Jecte  oder  Objecto;  598.  über  daa  Sapinum;  605.  ober  den  nom.  cinL 
]>aM  hier  noch  Manches  TerTolUtandigt  werden  kann ,  liegt  in  der  Natar 
der  8a^e;  dast  Manches,  was  man  erwähnt  wünschte,  übergangen  ist, 
erklärt  sich  dorch  die  in  der  Vorrede  geschilderte  Entstehang  der  An* 
merknngen.  Bine  besondere  Erwähnung  yerdienen  noch  die,  welche  sich 
aaf  die  Terglelchende  Grammatik  beziehen ,  und  von  Hrn.  H.  in  der  Ue- 
berteugong,  tn  der  die  Vorlesungen  einigen  Grand  geben  (s.  p.  219.  238. 
844.) ,  während  R.  seihst  Grimms  dentsche  Grammatik ,  die  nach  Hr.  H. 
•elten  erwähnt,  nicht  beachtet  an  haben  scheint,  dass  R.  auch  der  neae- 
ren  Richtong  der  Sprachforschung  nicht  würde  Tremd  geblieben  sem, 
Unsüffigte.  In  der  anderen  Art  der  Anmerkungen  zeigt  sich  das  Streb», 
die  Spracherscheinungen  auf  ihre  Grunde  suräcksufohren ,  welches  so 
nanchen  trefBichen  Resultaten  gefahrt  hat,  Ton  denen  mehrere  schon  im 
Vorigen  erwähnt  sind.  Allein  auf  der  anderen  Seite  lisst  sich  nicht  rer- 
kennen,  dass  manche  Erklärung  Hm. -H.'s  zu  fein  und  künstlich  nnd  auf 
nicht  sichere ,  aber  als  Postulate  aufgestellte  Principien  gebaut.  Manches 

.  eis  logisch  nothwendig  oder  unmöglich  bezeichnet  ist,  was  nur  in  der 
eigenthumlichen  Auffassung  der  Lateiner  begründet  ist.  Wir  erwähnen 
nur  Einiges  dieser  Art.  80  sucht  Hr.  H.  Anm.  550.  den  ^Untersdiied  des 
GenitiTs  und  Datirs  bei  nmilis  dadurch  zu  erklären ,  dass  er ,  wie  er  das 
llir  proprtus  behauptet,  den  Gen.  nicht  als. eine  Beschränkung  tou  stanlit, 
wie  es  bei  anderen  AdJ.  angenommen  wird  (s.  Anm.  Ö2ö.),  sondern  dieses 
ab  eine  nähere  Bestimmung  des  zwischen  dem  Gen.  und  seinem  Nomen 
stattfindenden  Verhältnisses  der  Abhängigkeit  betrachtet,  so  dass  beides 
•usammen  das  Verhütniss  des  Abbildes  zu  seinem  Urbiide  enthalte  and  in 
Jenem  sich  das  Wesen  von  diesem  ausdrucke.  Allein  auch  zugegeben, 
dass  bei  propriui  der  Oen.  ans  eigener  MachtTollkommenheit  stehe,  ond 
frapriu9  nur  das  Verhältniss,  das  der  Casus  bezeichnet,  wiederhole,  was 
aehon  sdiwer  zu  glauben  ist,  so  ist  dieses  deshalb  noch  nicht  bei  snmlm 
der  Fall,  welches  nicht  wie  jenes  einer  spedellen  Bedeutung  des  Gen. 
entspricht,  sondern  ein  neues  Verhältniss  hinznbringt.  Ferner  ist  der 
BegrifF  won  iimüU  der  Art,  dass  er  för  sich  nicht  klar  ist  and  selbst  einer 
Bestimmung  bedarf  Wie  aus  der  Verbindung  der  Abhängigk^t  nnd 
Aehnlichkeit  die  VorsteUong  des  Abbildes  entstehe,  ist  nicht  klar.  Aber 
«aeh  zugegeben,'  dass  dieselbe  entstehen  könne,  so  sieht  man  wieder 
nicht  ein,  wie  das  Abbild  gleichsam  ein  Abdruck  des  J^esens  der  Sache 
ihr  weientUeh  gUMmrtig  sein  könne,  man  musste  denn  zugeben,  daas 
dieses  bei  jedem  Portrait,  auch  bei  der  Cic.  in  Pis.  38,  93.  erwähnten 
Statae  stattfinde.     Es  scheint,  dass  diese  Voraussetzongen  nicht  noth- 

Vendig  sind,  wenn  man  den  Begriff  von  simiiu  selbst  betrachtet.     IMeser 
beieichnet  keine  an  den  Diagen  selbst  haftende  Eigenschaft,  sondeni  eine 

^  mir  Ton  dem  Betrachtenden  durch  Vergleichnng  ron  mehreren  Objecten 
galiihdene  Eigenthimliohkeit,  weshalb  das  Wort  auch  wahrscheinlidi  tob 
Ftmmnrinaiitim«  gebildet  isl^  s.  Beafoy  Oriedi«  WonmlleK.  p.  887. 


PiVlIogruphificho  Aeric>t9*  .     451 

Der  Gegenstand  nnn ,  von  dem  der  Betiraehtende  ausgebt ,  dem  er  dif 
BigcntJiamUchkeit ,  die  «r  vergleichen  i/vill ,  entnimmt ,,  an  dem  sie  «emer 
gifuioht  nach  urspröliglich  ist,  steht  im  Genitiv;  der,  aof  den  er  sie 
iibertragty  im  Dativ  (die  Bede«ti9ig  dieses  Casus^  ist  von  Hrn.  H.  nicht 
bestimmt  genug  bezeifjhnet) ,  weil  sie  ihm  erst  gegeben  wird.  Dass  so 
oft  patHs,  dei,  überhaupt  Personennamen  im  Gen,  stehen  (s.  Madvig  zB 
O.  Fla.  p.  1S32.) ,  scheint  sida  hieraus  zn  erkläreu»  Der  Dativ  d^  Pet^ 
sonalproBomina  ist  nicht  so  unerhört,  als  es  nach  Hrn.  H. ,  der.  Cbarisins 
folgt,  sebeinen  kSnnte,  s.  C.  Farn«  11,  20,  1.  (wo  jedoch  der  Med.  sin 
hat) ;  Or.  3,  12»  4.  ndki  te  stmiUimum ;  Voll.  2,  91.  simUUfm  st^  Nach 
Hm>  H.^s  Theoirie  hätte  Cicero  N.  D.  2,  1§,  40«  nicht  sagen  dqrfen  ignk 
ßi  nmüU  ignu  Ebenso  künstlich  erklart  Hr.  H«  Anm«  ^9«  den  Ausdruck 
ae  humprotquB  deo  dmUi»  n.  a.  Gr  bemüht  sich  hier  darzuthun^  dass 
die  Accusative,  welche  deo  Gegenstand  angeben,  über  den  sich  eine 
Thitigkelt  oder  BescbafCenbeit  verbreitet '  (am^uZare  mare^  vixk  4ßeem 
Minos),  welche  den  Grund  oder  Zweck  derselben  anzeigen,  wie  hoe  sbf* 
deo,  «fo^ootc,  unter  gleichen  Gesichtspunkt  mit  denen  zu  steilen  seiefti 
welehe  das  Resultat  der  TMtigkeit ,  die  unnuttelbar  durch  dieselbe  eior 
tretende  Wiskung  bezeichnen ,  wie  ounum  murrerß.  Allein  so  wenig  die 
Wiricuog  dem  Zweck  uad  dem  der  Thätigkeit  unterworfenen  Gegenstande 
giekh  «st,  so  weai^  können  diese  Accuss.  gleicher  Art  sein.  In  «it^ere 
vkam  entsteht  das  Leben  durch  wfere,  aber  in  vivere  deeem  anno»  wird 
Niemand  diese  aus  jenem  hervorgeben  lassen,  wohl  aber  sie  als  den  Zelt* 
ranm,  über  den  sich  das  «Jret'e  verbreitet,  betrachten.  Ebenso  wenig 
si^er  ist  dmr  Grund,  auf  den  Hr«  H*  diese  Ansicht  baut;  denn  dass  htmm 
im  Arabischen  den  Accus«  hat,  pder  dass  ein  Norddeutscher,  wie  A,  509« 
bemerkt  wird ,  sagt:  „er  ist  einen  rechten  Schlingel^S  folgt  nicht,  dass 
ein  Lat.  jemals  gesagt  habe:  Caiu»  est  safhnstem»  Neeh  weniger  lasst 
sieh  einräumen,  'dass  in  waat  decem  4111110s,  turria  tUta  est  pedcB^ centum^ 
„das  iBein,  das  diesen  Ausdrucken  zu  Grunde  liege,  ein  bestimmtes  Maasi^ 
erfülle*^,  nicht  das  filein,  das  ja  in  allen  Verben  mit  einem  eoergpscbeil 
Attnbate  verbunden  ist,  wird  erfüllt,  sondern  eben  dieses  Attribut; 
denn  dasselbe  müsste  auch  von  currere  cursum  gelten  und  dieses  sich  auf- 
lesen lassen  in  turtum  est  eürrens  und  eursum  zu  est,  nicht  zu  eurren$ 
gehören.  Allein  hier  liegt  das  Object  (eurstm)  in  eurrere  selbst  s  in  fMt 
48e0m  4um0e  Ist  es  etwas  von  aussen  Hinzutretendes,  Da§»elhe  gilt  voa- 
k9c  studeof  hoe  doleo.  Zweck  und  Grund  können  nicht  „der  HaxptinhaUK 
der  Handlung'^  sein ,  da  sie  ausser  derselben  Megen,  und  diese  sehr  wohl 
elme  solche  Zusätze  gedaeht  werden  kann«  Dass  dagegen  die  Anm«.6öö« 
angeg<^>enen  Adje<itiva  im  Neutrum  (s.  Lucas  Quaest.  lex.  p.  3^  ff.)  als 
Aceuss.  der  Wirknng  zu  betrachten  seien,  ist  eioieucbtead.  Au^  dem 
eben  erwähnten  Postulate ,  dass  das  Seid  eineiv  Aco.  haben  Jconue,  beruht 
die  Anm.  601  b.  gegebene  Eridäru|9g  des  aoc.  c  inf. ,  nach  der  am  JBnd« 
sum  soviel  ist  als  fmdo  me,  wtd  ifi  Meo  te  o$se  mo^mem  kein  wirkliches 
$eiu  gedacht,  in  cupib  «e  esse  elomentem  nur  die  YorsteUung  davon,,  der 
Gedanke  daran  gewünscht  wird,  statt  dass  der  Wunsch  «i^  «n|t  dte 
Vorstelkog  verbindet,   s.  auch  Fuisting  de  iMftira  eiee»  e,  ptf^^ap^ 

29* 


45t  Bibliographische  Beribhte« 

Iiot«  p.  8.     Ebeoso  kanatlich  ist  der  Anm.  580/  gegebene  Beweis ,  dass 
das  fot.  part,  pass. ,  was  man  far  die  eass.  obll.  desselben  schon  lange 
angenommen  bat,  dorchaas  part«  praes.  pass.  sei.    'Hn  H.  geht  ron  dem 
Gedanken  ans,    dass  dnrch  est  lo^uetis  der  einem  Object  als  Bigensdiaft 
inwobnende  Verbalbegriff  beceichnet  werde  [was  nicht  wohl  mit  der  Be- 
deutung des  Verbum  au  rereinigen  ist,  da  der  Verbalbegriff  das  Pradicat 
als  Torubergehend ,  nicht  als  Eigenschaft  •  darstellt] ,  dass  diese   Eigen- 
Schaft  nur  gefasst  werden  könne  als  der  Ansdrnck  der  Bestimmung  an 
etwa«  [das  Kegt  nicht  in  ioquenM^  sondern  in  locuturu»],  welche  sich  als 
Vermögen  ond  als  Genothigtsein  zu  Etwas  modificirt,  d.  h.  zum  Ausdruck 
der  beiden  Formen  der  Modalitat  und  Nothwendigkeit ,  femer  des  P{Le> 
gens ,  Geneigtseins  n.  s.  w.     Auf  diese  breite  und  luftige  Gmndlage  nun, 
nach  der  das  part.  praes.  der  Inbegriff  aller  Modi  wird ,  gründet  Hr.  H. 
die  Annahme,  dass  das  part.  praes.  pass.  auch  nur  die  Möglichkeit  und 
Nothwendigkeit  ausdrucken  könne,  dass  vir  est  dieendu»  sich  zu  vir  dMcOur 
ebenso  rerhalte ,   wie  vir  est  dieens  zu  vir  dich ,  was  man  Hm.  H.  nidit 
eher  glauben  wird,  bis  er  wird  bewiesen  haben,  dass  entweder  est  dieenr 
dua  bedeute  er  wird  gesprochen,  oder  est  dieens  er  muss  sprechen.  Hr.  H. 
räumt  übrigens,  nachdem  er  vorher  gesagt  hat,  das  part.  auf  endusbe- 
seichne  Möglichkeit  und  Notkwendigkeity  selbst  ein,  dass  diese  nur  durch 
die  Periphrasis  mit  est  entsteht,  also  nicht  im  Particip  an  sich  liegt ,  wo* 
durch   die  ganze  Deduction  onnothig  wird,   die  auch  deshalb  leicht  rer- 
misst  werden  könnte,    da  wohl  Jeder  einräumt,  dass  der  gewöhnliche 
Name  part.  fut.  p>  unrichtig  sei ,  und  diese  Form  in  ihrer  Bildung  mchts 
bat,  was  auf  ein  Passiv  hinweist,    ihrer  Bedeutnng  nach  aber  zu  den 
Bildungen  gehört,    die  zwischen  Activ  und  Passiv  in  der  Mitte  stehen, 
vnd  wie  der  deutsche  Inf.  mit  zu,  nach  dem  verschiedenen  Standpunkt, 
den  der  Redende  nimmt  (s.  d.  Ref.  Scholgr.  p.  157.) ,  auf  beide  Weisen 
anfgefasst  werden  kann.     In  ähnlicher  Art  wird  der  Conjunctiv  nach  est 
fuiy  sunt  qui  Anm.  507.  erklart  aus  der  Voraussetzung,  dass,  wo  das 
Dasein  des  Sobjects  einer  Versicherung  [es  ist  einfache  Aussage]  bedürfe, 
das  Pradicat  nur  ein  problematisches  sein  könne.     Allein  das  wirkliche 
Bxistiren  des  Subjects  kann  niemals  hindern,  ihm  ein  wirkliches  Pradicat 
beizulegen,  sonst  wurden  nicht  so  viele  Schriftsteller  den  Indic.  brauchen. 
Denn  wenn  Hr.  H. ,  um  diese  von  einiam  logischen  Fehler  zu  befreien, 
behauptet,  -sunt  qui  bezeichne,  wie  im  Griech.  sletv  of,  bei  diesen  einen 
blossen  Zahlbegriff,  nonnolli ,  so  lässt  sich  nicht  einsehen ;  wie  dieselbe 
Wendung  im  Griech.  diese  Bedeutung  hat,  und  die  Modi,  die  ganz  andere 
Verhältnisse  anzeigen,  sie  ausdrucken  sollen,  da  vielmehr  <ler  Gebrauch 
des  Indic.  nach  elaiv  o?  gegen  die  von  Hm.  H.  angenommene  Nothwen- 
digkeit des  Conj.  spricht;  und  auf  der  anderen  Seite  far  das  Latein,  be- 
hauptet werden  kann,   dass  est  ^t  dtcaf  bedeute  dicat  aliquis.     Nicht  die 
Versicherung  der  Existenz,    sondern  die  Unbestimmtheit  des  Subjects, 
dessen  Pradicate  eben,  weil  es  unbestimmt  ist,  leicht  nur  als  angenom- 
men ,  eingeräumt  betraehtet  werden  können ,  durfte  den  Conjunctiv  ver- 
anlasst haben;   je  bestimmter  die  Sabjecte  werden,  desto  leichter  tritt 
der  Indicativ  ein.     Dass  aber  die  blosse  Existenz  nicht  der  Gmod  dfes 


Bibliographische  Berichte. 


4&3 


CooJ«  aei,  zeigt  auch  dieses,  das»  nach  häbeOf  imietilo,  wo  das  Objeet 
In  gleicher  Weise  unbestimmt  ist,  auch  der  Conj.  erscheint«     Auch  die 
gelehrte  und  scharfsinnige  Behandlung  der  Part,  quin  ^nm.  492.  enthält 
Manches ,  iwas  zu  kunstlich  zu  sein  scheint.     Ob  eine  Negation  vor  quin 
durch  logische  Nothwendigkeit  gefordert  werde ,   oder  diese  Verbindung 
erst  allmäUg  sich  gebildet  habe ,  mag  unentschieden  bleiben^  obgleich  der 
Ausdruck  des  Ciaud.  Quadrigarius  bei  Gellius  17,  13.,   Steilen  wie  Lucr., 
2f  372.,  das  häufige  mtpum  quin  (b,  Lindemann  zu  Plaut.'Trin.  4, 2, 127.), 
der  freiere  Gebrauch  von  ^uin  bei  Tacitus  fur.daa  Letztere  sprechen 
durften.     Wenn  aber  Hr.  H.  den  Satz  mit  quin  sowohl  nach  non  impedio 
o.  a.  als  nach  non  dubito  elliptisch  erklärt,  so  scheint  diese  Annahme 
nicht  nöthig.     Denn  in  prokibeo,  impedio  n.  a.  liegt  an  sich  nicht  die 
Absicht,  wie  der  Verf.  annimmt,  sondern  blos  der  Begritf  des  Thuns, 
lind  wenn  mit  diesem  die  Absicht  sich  verbinden  soll ,  so  rauss  es  beson* 
ders  (durch  ne,  quominus)  bezeichnet  werden,  während  der  blosse  Erfolg 
durch  qtdh  angedeutet  wird ,  und  non  prokibeo  eiitm,  quin  domum  eat  nur 
bedeutet:   wie  sollte  er  nicht  nach  Hause  gehen,  da  von  meiner  Seite 
nichts  in  den  Weg  gelegt  wird,  so  das»  eine  Ergänzung  von  non  prohibui 
eum  doiaum  ire^  quin  iret  nur  ein  Pleonasmus  sein  und  doch  nicht,    wie 
Br.  H.'Will,  die  Absicht,  die ^ im  Inf.  nicht  liegt,    bezeichnen   wurde» 
Noch  weniger  scheint  nach  non  dubito  eine  Ellipse  zulässig.     Hr.  H.  be- 
hauptet, da  dubito  eine  subjective  Wahrnehmung  bezeichlie,  so  könne, 
wenn  sie  durch  ein  inbärirendes  Prädicat  bestimmt  werden  solle,  das  Prä- 
dicat  nicht  das  Object,  sondern  es  müsse  eine  Modification  der  Wahrneh- 
mung sein ,  also  non  duinto  quin  verum  «tt  ergänzt  wsrden  durch  non  dU" 
bito  qmn  statuam  verum  eese.     Allein  diese  Nothwendigkeit  leuchtet  so 
m^enig  ein ,  dass  Ref.  -behaupten  zu  können  glaubt,  gerade  das  Object  der 
Wahrnehmung,  möge  es  durch  ein  Wort  oder  einen  Sati  ausgedruckt 
sein,  enthalte  bei  dubito  wie  bei  anderen  Verben  diese  Modification;  die 
Bestimmung  der  Wahrnehmung  durch  eine  andere,   die  nicht  einmal  so 
bestimmt  ist,  wie  dieses  bei  dubito  und  statuo  derFall  ist,  sei  überflussig. 
Finden  sich  Stellen,  wo  ein  solcher  A.usdruck  hinzugefugt  ist,  so  Ist  es 
eben  die  Wahrnehmung,  die  keinem  Zweifel  unterliegt  $  nach  non  deter- 
r^or  quin  vi4erim  u.  a.  ein  quin  credam  zu   ergänzen ,  scheint  ebenfalls 
nicht  notbwendig,   da  es  ebenso  wohl  sein  kann  non  efficiet  (deterrendoy 
tcl  dubitem  etc* ,  s.  perturbantut^  copiaa  ne  educerent  Caes.  b.  g.  4,  14« 
Alle  diese  Annahmen  scheinen  dadurch  entstanden  zu  sein,   dass  Hr.  H« 
erklären  wollte ,  wie  bei  nemo  est  quin  dieses  unmittelbar  auf  die-  Ne- 
gation,  bei  non  impedio  quiny  non  dubito  quin  die  Partikel  sich  auf  eine 
acheinbare  Affirmation  bezieht.     Allein  dem  Wesen  nach'  sind  beide  Fälle 
gleich«     Denn  sowohl  uUus^  unquam  als  dubitOy  impedio  u.  a.  sind  limitt- 
rende,    zwischen    Bejahung    und    Verneinung   schwankende   Ausdrucke, 
welche  durch '  non  oder  ne  negirt  werden.     Also  scheint  quin  eben  nach 
solchen  Ausdrucken  gebraucht  zu  werden,  um  die  Aufhebung  des  Schwan- 
kens auch  für  den  Nebensatz  anzuzeigen.     Nur  ein  Unterschied  findet 
statt,,  nemo  nämlich  bezeichnet  einen  Gegenstand,  was  anch  von  den  ad*. 
varblalen  Ausdrücken,  welche  die  Vorstellung  des  Ortes,  der  Zeit,  der 


454  Sibliogvapkluek«  B«riolit*. 

Aft  md  W«ife  «atlialten ,  gilt»  8«lloii  dieM  mit  eliMai  positiTeii  Merk- 
mal  ia  Verbindimg  treten  ^  bo  kann  dieses ,  nur  dnreh  die  Pom ,  welche 
iii  Gegenst&nde  sieb  ansehliesst^  dnreh  das  Relat«  erfolgen,  md  ^iijn  moss 
telatiTe  Bedeotong  haben.  Dagegen  sind  non  impedh^  non  diiMte  Be- 
k^ehnnngen  von  Thätigiielten ,  nnd  rerlangen  folglidi  objectiTe  Besün» 
mang ,  nnd  hier  liegt  die  interrogatire  Bedeutung  ron  911111  am  nächsten, 
wodureh  angeieigt  wird,  dass  es  wunderbar  wäre,  wenn  das  im  Neben- 
sati  Enthaltene  nicht  stattAnde  oder  eintrete,  da  ein  äusseres  oder  inneres 
Hindemiss  (ein  Thun  oder  Denken)  nicht  entgegenstehe.  Wie  nch  nemo 
est  qui  dkai  Terhält  an  nemo.  e*t  quin  ditat ,  so  yerhalt  sich  non  iftiMe 
mim  iquid)  dieam  (C.  Att.  10,  1,  2.  Fin.  4,  2L  a.)  zu  non  dubUo  fuin 
dkam.  Dass  eine  logische  Nothwendigkeit  quin  hier  herbeiführe ,  macht 
der  bei  to  Welen  Schriftstellern  yorkommende,  nicht  sowohl  der  Bedeu- 
tung als  der  yerschiedenen  Auffassung  von  dubito  nach  Terschiedene  acc« 
ۥ  Inf.  nnwahi^chtfnlich}  dass  die  Wahrnehmung  durch  das  Object  selbst 
•ine  ModificaÜon  erhalte ,  ist  durch  &aeo  'dubUo  u.  a«  klar.  Uebrigens 
hat  Bi'.  H,  nicht  alle  Bedeutungen  von  ^utn  berührt,  8.  Härtung  Gried^ 
Part.  1,  363.  374.;  auch  darf  bei  der  Behandlung  desselben  der  Ge- 
brauch d^i*  Partikel  qiä  ebenso  wenig  übergangen  werden,  als  das  Yer-^ 
hiltniss ,  in  welchem  sie  au  uH  steht. 

Sowie  Reisig  doreh  das  alte  System  nnd  die  seit  langer  Zeit  in  der 
Behandlung  der  latein.  Grammatik  befolgte  Methode,  welche  Znoipt 
[s.  NJbb.  24,  203.],  Otto  Schulz,  Krebs  U.  A.  festgehalten  nod  mit 
ebenso  viel  Fleiss  als  Binsicht  entwickelt  haben,  nicht  befriedigt,  na- 
mentlich in  der  Syntat  manche  Veränderungen  yorgenommen  hat,  so  hielt 
auch  Billroth  zuerst  in  seiner  Latein,  %itax  [Leipzig  1831.],  dann  in 
der  Lofein.  SohatgrammaHk  [Lieipzig  1834.  zweite  Ausg.,  yon  Ellen  dt 
besorgt  y  1838.],  obwohl  im  Ganzen  der  älteren  Methode  treu,  doch  eine 
mehr  systematische  Darstellung  der  Gesetze  der  ist.  Sprache  für  noth» 
wendig,  und  es  ist  anerkannt,  mit  welcher  Klarheit,  Binsicht  und  prakti- 
schem  Sinne  er  seine  Aufgabe  gelöst  habe,  s.  NJbb.  6,  26.  Hall.  AlJgem. 
LZ.  1832  Noyb.  Zeitschrift  f.  AW.  1836  Nr.  19.  1838  Nr.  153  ff.  Aus 
gleicher  Ansicht  gingen  die  Werke  .yon  Kd  ne  [si  NJbb.  28, 415.  ZUehr. 
f.  AW.  1835  Nr.  84.],  Biachoff  [s.  Zeitechr.  f.  AW.  1839  p.  499  ff. 
^NJbb..28,  131  ff.]  und  Blume  [s.  NJbb.  27,  285.  29,  262.]  hervor.  Bei 
weitem  weniger  lasst  sich  ein  solcher  Portschritt  in  der  Behandlung  der 
latein.  Gramm,  erkennen  in  folgendem  Werkes  Metkodkcke  Sekulgrtan- 
müük  der  latein,  Sprache  mtf  das  SMstfinden  des  Schülers  und  glekh- 
massige  Boschi^igung  des  selhstthatiffen  Nachdenkens  wie  des  Gedaeki- 
nisses  berechne  ^  aach  snm  Privat  -  und  Selbstunterricht  herausgegeben 
Ton  Dr.  Fr.  G.  Nagel,  Pastor  zu  Gatersleben  im  Haiberstadtischen. 
[Leipzig,  KoOmann.  1838.  XVI  u.  874  S.  8.  s.  Jen.  Allgem.  LZ.  1838. 
Nr.  237—239.  1839.  EBl.  Nr.  20.]  Hr.  N. ,  nicht  befriedigt  durch  die 
in  den  Grammatiken  befolgte  Methode  und  gestutzt  auf  eine  sechsund- 
zwanzigjährige. Brfkhrung,  will  an  die  Stelle  der  gewdhnlichen  eine 
pvaktisch*. heuristische  tretbn  lassen,  welche  besonders  das  £igenthnm- 
liche  hat,  dass  tor  der  Flexion  sehr  ausfilhriloh  p.  U-.78.  die  Woit- 


BiblUgr#phi«olie  Bericht«,  4M 

bUdongy  besonders  die  Zasammensetsimg  der  Verb»  mit  Prapesitio&es 
bebADd^Lty  in  der  Syntax  die  sogenannte  syntaxis  oonvenientiae  and  re- 
-  otionis*  als, gleich  und  äberall  in  dem  pradicativen  Satsverhältnisse  daü 
Sobjecty  im  attribatiyen  das  Beziehungswort  als  regierend,  Pradicat  und 
Attribut  als  regiert  betrachtet  werden.  Dass  die  erste  Veränderung  in 
der  von  Hm,  N.  befolgten  Weise  bei  dem  ersten  Unterrichte  durchaus 
anpraktisch  sei,  die  zweite  nur  Verwirrung  herbeiführen  müsse,  wird 
Jedermann  leicht  eingehen.  Dazu  kommt,  dass  die  Regeln  sehr  oft  zu 
weitläufig  .  ausgedrückt ,  nicht  klar  und  bestimmt ,  zuweilen  nicht  einmal 
ricihtig  sind,  oft  das  Zusammengehörende  zerreissen  oder  Fremdes  ver« 
binden,  überhaupt  aber,  zeigen,  dass  der  Verf.  mehr  den  guten  Willen 
gehabt  hat,  einem -auch  Ton  ihm  gefühlten  Mangel  abzuhelfen,  als  die 
Mittel  die  zur  Ueberwindung  der  einem  solchen  Unternehmen  sich  ent« 
gegenstellenden  Schwierigkeitzn  nothwendig  sind.  Dieaea  gebt  besonders 
daraus  iiervor,  dass-  yiele  Beispiele,  die  als  Muster  aufgestellt  werden, 
Qod  vom  Verf.  selbst  verfasst  sind,  die  einfachsten  grammatischen  Regeln 
Terletzen.  So  steht  p»  193.  hostßm  non  aggrediare;  p.  192.  quod  ntpra 
tftres  est  non  audeto:  p*  191.  Belgi  atque  Batavi;  p.  178«  fn»ertcor<^ 
etM»  nohia  etc. 

Weder  Billreth  noch  Nagel  haben  auf  die  durch  K.  F.  Becker 
und  S.  H.  A«  Berlin g  bewirkte  Umgestaltung  der  deutschen  Grammatik 
Aacksicht  genommen,  welche  so  bedeutend  ist,  dass  Becker  niqbt  mit 
Unrecht  diese  Gestalt  der  Grammatik  als  die  neue  der  älteren  entgegea« 
setzt.  Denn  während  in  der  letzteren  die  Spracherscheinungen  in  wen!«* 
ger  strengem  Zusammenhang  auftreten,  sind  sie  bei  Becker  alle  Theile 
eines  organischen  Ganzen;  während  in  jener  die  Form  des  Wortes  allein 
betrachtet  und  behandelt  wird,  ist  es  in  dieser  die  Bedeutung,  die  das 
Wort  im  Satze ,  als .  dem  Ausdruck  dos  Gedankens  gewinnt ,  von  der 
ausgegangen,  der  die  Form  untergeordnet  wird.  Je  natürlicher  dieser 
Weg  ist,  da  der  Sprachunterricht  nicht  von  einzelnen  BegrifiEen  und 
Verhältnissen,  sondern  vom  Gedanken  und'  dessen  Ausdruck  im  Satse^ 
aosgehen  und  nachweisen  soll,  wie  derselbe  durch  die  Formen  der 
Sprache  dargestellt  wird;  da  derselbe  hierdurch  erst  selbstständige  BiU 
dungskraft  erhält;  je  glänzender  die  Erfolge  sind,  welche  diese  neue 
Methode  in  dem  Unterricht  der  deutschen  Grammatik  hat;  um  so  wem-, 
ger  ist  es  zu  verwundern ,  dass  sie  bald  auch  Anwendung  auf  die  Be- 
handlung der  latein.  Sprachlehre  fand.  Sq  entstand  zunächt  die  iVsiif 
JDarHeUung  der  verachiedenen  Satzwten  und  Satzverbindungen  von  Dr« 
L.  Grieben  [Berlin  1831.];  auch  die  Schulgrammaiik  von  A.  Grote* 
fend  [Hannover  1833.],  der  in  seiner  Ausführlichen  Grammatik  der  lat, 
Sprache  [Hannover  182^.]  einen  eigenthümlichen  Weg  eingeschlagen 
hatte,  ist  nicht  ohne  bedeutenden  Einfluss  der  neuen  Ansichten  entstaa* 
den,  s.  NJbb.  13,  131.  .  Noch  mehr  Berücksichtignng  fanden  diese  in  der 
lurteihischen  Schulgrammatik  von  Dr.  L.  Eichhoff  und  Dr,  L.  Chr» 
Beltz.  [Elberfeld  1837.  s.  NJbb,  24,  185.  355.  Z^itscbr.  f.  AW.  1838. 
p«  721.]  Auch  Ref.  hat  sich  derselben  angeschlossen  in  der  Stfntax  der 
Msw.  Sprache  [Eisenach  1835.]  und  der  lateinischen  Sehulgrammat^ 


460  Bibliographische  Berichte. 

[Bbenach  1038.],    in  der  Formenlebre  jedoch  sich  bemoht,  den  Resnl- 
taten  der  neueren  Sprachforschung  in  der  lat.  Grammatik  Bingang-  za 
▼erschaffen,  s.  NJbb.  24,  192.  Ztsch.  f.  AW.  1838  p.  551  ff.  974  ff.  1839 
.  p.  1021.  8.  p.  607  ff.  Hall.  Jbb.  1838  p.  1567.   Hamburger  Corresp.  1838 
Nr.  74.    Hall.  Allg.  LZ.  1838  EBI.  Nr.  65.     Am  bestimmtesten  tritt  der 
Einfluss  der  neuen  Ansichten  hervor  in  der  Latehtisehen  Schulfframmal:9c 
für  die  mkütren  und  oberen  Gymnasialclassen  von  F.  S.  Feldbaust;h 
[Heidelberfr,  Groos.  VIII  u.  668  S.  gr.  8.    s.  Hall.  AUg.  LZ.  1838  BBl 
p.  65.],    indem    der  Verf.   das  Eigenthnmlicbe  seiner  Behandlung  der 
latein.  Grammatik  und  das  Unterscheidende  ton  ähnlichen  Werken  gerade 
in   die    Anwendung   der   Grundzüge    der    Satzlehre   von  Becker  setzt. 
Wenn  sich  nun  auch  nicht  leugnen  lasst,    dass  Hr.  F.  ein  reiches,   für 
den  Unterricht  yielleicbt  ein  zu  reiches  Material,  besonders  in  der  Syn* 
tax,    mit  grossem  Fleisse  gesammelt  und  im  Allgemeinen  nach  Beckers 
Grundsätzen  geordnet  hat,   so  ist  doch  auch  nicht  zu  verkennen ,    dass 
diese  den  Stoff  nicht  so  durchdrungen  und  mit  solcher  Kraft  gestaltet 
haben ,  dass  ein  so  wohlgegliedertes  und  abgerundetes  Ganze ,  wie  es  ia 
der  Beckerschcn  deutschen  Grammatik  yorliegt,  entstanden  wäre.   Hr.  F. 
scheint  nicht  zu  voller  Klarheit  gekommen  zu  sein,  in  wie  weit  die  Form 
des  Wortes,   die  bei  dem  Erlernen  einer   fremden  Sprache  bei  weitem 
mehr  Schwierigkeiten  darbieten  muss,  als  in  der  Muttersprache,  Berück- 
sichtigang  verdiene.     Nicht  als  ob,  wie  es  so  lange  geschehen  ist,  der' 
Gedanke  dem  Worte  untergeordnet  werden  mnsste ;  denn  nicht  die  Form 
der  Worte,  sondern  die  der  Gedanken  ist  das  den  Sprachen  Gemein- 
schaftliche,   und   aus   den  gleichen  Gesetzen  des  menschlichen  Geistes 
entsprangen ,  diese  wird  nicht  etwa  erst  in  der  fremden  Sprache  erlernt, 
sondern  als  ein  Kigentfaum  des  Geistes  schon  von  dem  Lernenden  hinza- 
gebracht,   der,    wenn  von  dem  Gedanken  und  seinen  Verhältnissen  aas- 
gegangen  wird,   von  dem   schon  Bekannten  'zu  dem  noch  Unbekannten 
fortschreitet,  dieses  an  Jenes  klarer  und  sicherer  anknüpft,  während  die 
umgekehrte   Methode   von   dem   Unbekannten   beginnen ,    mehr  das  jGe- 
dächtniss   als  den   Verstand  beschäftigen   muss;    auf  der  anderen  Seite 
aber  durch  die  allmälige  Erkenntniss  der  Mittel,  deren  sich  die  fremde 
Sprache  bedient,    um  den  Gedanken  auszudrücken,    das  Eigenthumliche 
derselben,    die  in   ihr   herrschende  Anschauungs-    und   Denkweise  mit 
lebendigem  Bewusstsein  sich  aneignet;  —  so  kann  es  doch  Fälle  geben, 
wo  es  zweckmässig  scheint,    um  das  Besondere   in -der  fremden   Auffas^ 
BUngs  -    und  Ausdrucksart  (Sichtbarer  werden  zu  lassen ,    der  Form  ein 
grosseres  Recht  einzuräumen  und  das  durch  sie  Verbundene,    in  der  Art 
der  Bezeichnung  Gleiche  nicht  zu  trennen.     Welches  diese  Fälle  seien, 
darober  scheint  Hr.  F.   nicht  zu   festen   Grundsätzen   gelangt  zu  sein. 
Denn  es  linden  sich  bei  ihm  manche  Abweichungen  von   der  Anordnung 
und  den  Grundsätzen  Beckers,  ohne  dass  man  das  Princip,  von  dem  er 
hierbei  ausgegangen  ist,  erkennen  kann.     Manches  entschuldigt  er  durch 
die  Bestimmung  des  Werkes  für  die  Schule ;  aber  er  hat  es  ja  nicht  für 
.den  ersten  Unterricht,  sondern  für  die  mittleren  und  oberen  Classen  ver- 
fasst ,   in  denen  sich-  schon  eine  ziemliche  Bekanntschaft,  mit  der  Form 


Bibliographische  Berichte.  457. 

imd  dem  Sprach stoffe  erwarten  lässt ;  Anderes  kann  nicht  einmal  auf  diese 
Weise  gerechtfertigt  werden.  So  behandelt  der  Verf.  die  indirecten 
Fragsälze  und  die  Vergleich angssätze  mit -^uam,  nm  sie  nicht  von  ver- 
vrandten  Erscheinungen  zu  trennen,  in  der  Lehre  vom  einfachen  Satze. 
Aber  wenn  er  dieses  Princip  hätte  durchfahren  wollen ,  so  hätte  er  mit 
gl<dchem  Rechte  die  Finalsätze  mit  dem  Infinitiv  und  Supinum ,  andere 
mit  anderen  Formen  des  einfachen  Satzes  vereinigen  können ,  da  in  dem 
zusammengesetzten  Satze  sich  immer  die  Verhältnisse  des  einfachen  wie- 
derholen ;  aber  dadurch  würde  jeder  Fortschritt  vom  Einfachen  zum  Zu- 
sämmen gesetzten  aufgehoben ,  -und  ausserdem  der  praktische  Vortheil  alle 
Gedankenverhältnise  durch  die  Anknüpfung  der  zusammengesetzten  Sätze 
an  die  des  einfachen ,  diese  in  lebendigem  Bewusstsein  zu  erhalten ,  ver- 
loren gehen.  Dagegen  werden  die  Sätze  mit  uty  quod,  cum,  obgleich  sich 
durch  ihre  Vereinigung  anschaulicher  machen  lässt,  wie  dieselbe  Anschan- 
Itngsweise  zum  Ausdruck  verschiedene^  Gedankenverhältnisse  verwendet 
werden  kann ,  an  verschiedenen  Stellen  behandelt.  Die  Annahme  eines 
Factitivs  wird  von  Hrn.  F.  verworfen ,  und  z.  B.  §  465.  der  zweite  Acc. 
nach  feto,  sumo  etc.  als  ein  erklärender  (?)  betrachtet,  obgleich  die  Auf- 
losung durch  ut  sich  von  selbst  aufdrängt;  aber  p.  527.  wird  von  factiti- 
Ten  Sätzen  gesprochen,  und  unter  diesen  erst  die  Lehre  vom  acc'.  c.  inf. 
behandelt;  auch  facio  mit  ut  wird  hierher  gezogen,  aber  nach  est,  accidUf 
ßt ,  iuätum  est  etc.  soll  nach  §  607.  "Ut  ein  modales  sein ,  obgleich  diese 
Fälle  an  sich  verschieden ,  und  die  ersten  nicht  von  facere  zu  trennen 
sind.  Die  Verhältnisse  des  Grandes  und  der  Ursache,  die  einer  das  Prä- 
dicat  begleitenden  Thätigkeit,  der  Art  und  Weise,  sind  nicht  so  bestimmt 
behandelt,  wie  bei  Becker  Deutsche  Gramm.  2,  259 — 268.  Auch  in  dem 
einfachen  Satze  ist  Hr.  F.  oft  ohne  genugenden  Grund  von  Becker  abge- 
"«richen.  So  wird  das  attributive  Verhältniss  erst  nach  dem  objectiven 
dargestellt,  obgleich  sowohl  seine  Entstehung  aus  dem  prädicativen  als 
die  in  beiden  herrschende  Congruenz  die  Anknüpfung  an  das  letztere  als 
durchaus  zweckmässig  erscheinen  lässt.'*  In  der  Bestimmung  der  Bedeu* 
tuAg  der  Casus  geht  Hr.  F;  abweichend  •  von  Becker  von  der  ränmlichen 
Beziehung'  aus ,  behandelt  aber  doch  diese ,  welche ,  wenn  er  hätte  con> 
sequent  sein  wollen,  zuerst  hätte  müssen  dargestellt  werden,  nach  der 
causalen  Bedeutung,  wahrend  Becker  selbst  (s.  %  117  ff.)  jetzt  manche 
Raumverhältnisse  als  ergänzende  betrachtet.  So  ausfuhrlich  das  objective 
Verhältniss  p.  359 — 480.  behandelt  wird,  so  sind  doch  die  Adverbien  des 
Orts,  der  Zeit,  ^der  Art  und  Weise  nirgends  als  besondere  Objectsforra 
in  der  Syntax  erwähnt,  nur  die  modalen  und  die  Negationen  finden  ihren 
Platz  §  428  ff.  Die  Pronomina  ,*  welche  Becker  in  Rücksicht  auf  ihre 
Bedeutung,  die  nicht  durch  syntactische  Verhältnisse  bedingt  ist,  im 
etymologischen  Theile  behandelt,  bat  der  Verf.  in  der  Syntax  nicht  wohl 
unterzubringen  gewusst,  denn^theils  behandelt  er  sie  unter  der  Lehre 
vom  Subject  §  343 — 365.,  wo  sie  die  leichte  und  klare  Uebersicht  stö- 
ren, da  ihre  Bedeutung  auf  die  Congruenz  keinen  Einüuss  hat;  theils  im 
attributiven  Verhältniss  §  568  ff.,  wo  sie  nach  den  Zahlwortern  folgen, 
die  hier  ebenfalls  nur  eine  zufällige  Stelle  erhalten  haben ,  theiis  §  547.  . 


4Si8  Biblioc^phisch«  Berichte. 

\m  el>|e«tiTen  VerhiltuM ,  wo  das  pron.  reflez»  mit  Recht  und  aehr  ao«- 
ührlich  behandelt  ist«  Dass  dagegen  Infin.,  Supinam  und  Genmdiiui 
ja  das  objectiTe,  das  Partidp  in  das  attribative  Verhältnisa  gezageo 
sindy  wird  man  nicht  ndssbiUigen.  Noch  weniger  finden  wir  die.Beckcr* 
.  sehen  Grandsatae  in  der  Formenlehre  dorcbgefuhrt.  Denn  Hr.  F.  be- 
ginnt nicht  mit  der  Wortbildungslehre ,  die ,  wenn  die  Sprache  als  Or- 
ganismus anfgefasst  werden  soll,  kaum  anderswo  als  am  Anfang  der 
Grammatik  ihre  Stelle  finden  kann ,  wo  man  sie  bei  Hrn.  F.  um  so  mehr 
vermisst,  da  sein  Werk  nicht  lar  den  ersten  Unterricht  bestiirnnt  ist. 
Die  Behandlung  selbst  ist  sehr  ausführlich  p.  199 — 237.;  doch  wurde 
■ich  'bei  Beachtung  der  Resultate  der  yergleichenden  Sprachforschimg 
Manches  anders  gestaltet  haben.  Uebrigens  handelt  Hr.  F.  von  Wur* 
sein  und  Stammen  schon  $  17.,  in  einer  Verbindung  mit  den  Silben, 
wohin  dieser  Gegenstand  gar  nicht  gehört.  Ueberhaupt  scheint  der 
Verf.  der  Formenlehre  nicht  die  Sorgfalt  und  den  neueren  Forschungen 
nicht  die  Beachtung  augewendet  zu  haben,  wie  der  Syntax,  denn  jene 
hat  durch  ihn  keine  wesentliche  Verbesserung  erhalten;  ja  es  werden 
selbst  lange  verbesserte  Irrthnmer,  z.  B.  p.  90.  supe2/ectüta  (s.  Schneider 
Formenlehre  I.  p.  111.);  p.  95.  os  ohne  Genitiv  Plur.;  p.  105.  er  als 
Comparativendung ;  p.  117.  hiceme;  itiicj  i{2tc,  als  gleichsam  ans  täte,  ille 
und  Aae  entstanden;  p.  27.  XPQ^'^  ^^  Billroth  u.  a.  wiederholt  und  man- 
cher neue  hinzugefügt.  So  ist  es  auf  keinen  Fall  zu  billigen ,  dass  z.  B. 
(  28.  etymologisch  bedeutsame  Elemente,  wie  s  in /or«,  dux;  .sc.  in  eretco, 
poKo  die  Reduplication  u.  s.  w. ;  §  36.  v  in  amavi  u.  a. ;  oder  zar  Wur- 
zel oder  zum  Wortstamm  gehörige  Laute ,  wie  $  36.  c  in  sicidn ,  olicubi 
a.-a.;  v  in  bomts  S  27.  v  in  viduua;  gin  gnatusy  als  blosse  lautliche 
Veränderungen  dargestellt  werden.  Ungenügend  sind  überhaupt  die  we- 
nigen, zum  Theil  zu  unbestimmten  Bemerkungen  über  die  Veränderungen 
der  Laute.  Anderes  ist  mit  grosser  Ausführlichkeit  besprochen,  z.  B. 
die  Lehre  von  der  Quantität  p.  24 — 41. ;  die  Casusbildung  in  der  dritten 
Declination  p.  66 — 75.,  wo  viele  Bemerkungen  nur  äusseriich  sind  und 
die  wahren  Gesetze  der  Bildung  nicht  berühren.  Dieselbe  Ausführlich* 
keit  findet  sich  auch  an  manchen  anderen  Stellen,  wo  die  allgemeinen 
Gesetze,  die  der  Verf.  befolgt,  dargelegt  werden,  z.  B.  p.  238 — 242, 
über  die  Bestandtheile  des  Satzes;  p.  359 — 364.  über  das  objective 
Satzvevhältniss ;  in  vielen  einzelnen  Fällen,  wo  eine  Regel  vorbereitet 
wird,  durch  eine  ziemlich  wortreiche  Einleitung.  Manche  dieser  an  sich 
recht  klaren  Erörterungen  konnten. wohl,  da  der  Verf.  oft  anf  Becker^s 
Schulgrammatik  verweist,  kürzer  gefasst  werden,  ohne  dass  man  etwas 
Wesentliches  vermissen  wurde,  was  um  so  wichtiger  war,  da  der  Stoff 
in  solcher  Fülle  gehäuft  ist,  dass- Hr.  F.  nur  durch  die  Scheidung  in 
Regeln ,  denen  oft  ein  NB.  beigegeben  wird ,  in  Anmerkungen  und  notae, 
ia  denen  eine  fast  zu  kleine  Schrift  gebraucht  ist,  für  den  Lernenden 
einigermaassen  übersichtlich  hat  machen  können.  Wie  in.  dieser  Bezie- 
hung der  Fleiss ,  so  verdient  in  Rückaicht  auf  viele  einzelne  Erscheinun- 
gen der  praktische  Takt  nnd  Scharfsinn  des  Verf.  in  Begründung  und 
Rntwickeiling  der  grammatischen  nnd  logischen  Verhaltnisse  volle  Aner- 


BibliegYaphische  B«rieh^t«.  459 

kemimg«  Wälnrend  ISt,  F.  darch  treoe«  Festhalten  an  den  Grandafttzen 
Beckers  seinem  Werke  einen  höheren  Werth  zu  geben  suchte ,  gla&bt  Hr. 
IHr*  nnd  Prof»  Krug  er  [s.  NJbb.  Supplementb«  6,  382.]  ^  dass  die  An- 
vrendöng  dwseiben  bei  der  Behandlung  der  Grammatik  einer  fremden 
Sprache  beschrankt  und  der  Form  grossere  Rechte  eingeräumt  werden, 
diese  das  leitende  Princip  sein  mösste.  Indess  bleibt  immer  die  Frage, 
wetehes  von  beiden  schwieriger  sei,  an  eine  schon  bekannte  Gedanken» 
ftrm  die  fremde,  in  ihrer  Anwendung  zu  lernende  Wortform  anzuknüpfen, 
oder  umgekehrt  von  der  in  ihrer  Bedeutung  noch  unbekannten  Wortform 
%n  dem  Gedanken  überzugehen.  'Welches  von  beiden  für  den  Geist  der 
Lernenden  bildender  sei,  welche  das  Nachdenken  mehr  wecke  nnd  das 
Gedichtnisft  kraftiger  unterstütze,  dem  .Studium  der  Grammatik  mehr 
tfelbstständigen  Werth  verleihe  und  auf  das  Lesen  der  Classiker  grundli* 
chör  vorbereite,  bedarf  gleichfalls  einer  besonderen  Untersuchung.  Dass 
übrigens  Hr.  Dir.  Krager  nicht  durchaus  zu  der  früheren  Methode  zurück* 
kehren  wolle ,  zeigt  seine  Abhandlung :  'Syntaxia  eongruentiae  der  latein^ 
6JpracAe  [Braunschweig  1840.],  in  welcher  eine  erfreuliche- Probe  vor- 
liegt, in  welcher  Art.  und  nach  welchen  Grundsätzen  Hr.  K.  die  Schul- 
grammatik von  A.  Grotefend  bearbeiten  und  vervollkommnen  wird.  Mit 
ausgezeichneter  Klarheit  und  Gründlichkeit,  mit  steter  Berücksichtigung 
der  Fassungskraft  der  Lernenden  stellt  der  Verf.  Jiier  das  pradicative  und 
attributive  Satzverhältniss ,  jedoch  nur  in  iso  weit  dar,  als  die  Erschei- 
nungen unter  das  Verhältniss  der  Congrnenz  fallen.  •  Schon  jene'  Schei- 
dung zeigt,  dass  Hr.  K.  auch  dem  Gedanken  sein  Recht  einräumt:  denn 
'hätte  er  nur  die  Form  der  Congrnenz  berücksichtigen  wollen,  sb  würde, 
da  für  diese  die  Erscheinung  eiites  Wortes  im  attributiven  oder  prädicat. 
Verhältniss  wenig  Unterschied  macht,  weshalb  auch  bei  Hrn.  K.  sich  die- 
selben Regeln  wiederholen,  jene  Trennung  eben  so  wenig  nothig  gewesen 
sein ,  als  die  Ausscheidung  des  Relativum ,  die  Vertheilung  der  Attraction 
an  mehrere  Stellen,  s.  $  6.  A.  4.  §  10.  A.  3.  4.  §  15.  §  16.  A.  6.  Dago* 
gen  «chliesst  nun  der  Verf.  Alles ,  wo  die  Congrnenz  flicht  eintritt ,  aus, 
z.  B.  die  verschiedenen  Formen  des  Prädicats  nnd  Attributs ,  die  nicht 
Adjectiva  oder  Verba  sind ,  obgleich ,  was  jene  betrifft ,  die  Auffassung, 
wenn  einmal  die  Natur  des  präd.  Verhältnisses  begriffen  ist,  nicht  schwie* 
rig ,  für  eine  schärfere ,  nicht  blos  äusserliche  Betrachtung  der  Erschei- 
nung forderlich  und  schon  durch  den  Gegenstand  bildend  scheinen  kann; 
die  Ausschliessung  des  attribut.  Genidvs  aber  wenigstens  den  Nachtheii 
hat ,  dass  die  nahe  Verwandtschaft  dieser  und  der  adjectivischen  Form 
des  Attributs  und  ihr  häufiger  Wechsel  durch  die  Trenrtung  verdunkelt 
wird.  An  dem  von  Hm.  K.  Gegebenen  lässt  sich  wenig  anders ,  wenig 
hinzugefügt  wünschen.  Vielleioht  wäre  die  Form  des  Präd.  nach  Coi« 
lectiven  bei  Cicero  §  4.  Anm.  zugleich  zu  erwähnen  gewesen;  §  3.  oder 
15.  die  Abweichung  in  aperite  aliquis  u.  dgl.  Die  Auslassung  der  copula 
§  6.  not.  4.  verdiente  wohl  eine  genauere  Darstellung,  s.  Seyffarth  PaL 
Ciceron.  p.  20. .  Der  WechseL  des  Numerus  oder  das  Eintreten  des  Neu«, 
trum  in  einem  folgenden  Satz  konnte  vielleicht  $  6.  erwähnt  werden ,  s« 
Wopkens  Leä;t.  Tuil.  p.  30,  23.  117.~  Ib.  2^  ^  ist  die  Stelle  C«  Ftn. 


480  Bibliocvapbifcke  Bericht«. 

6^  10^  SB.  ■luieher,  ••  UadTi^  s.  d.  8t»  and  R«iai{(  p.  320.  Mit  rwng- 
Heber  Sorgfalt  ist  die  Apposition  bebandelt.  Da  Hr.  K,  diese  aof  gleiche 
Weise  wie  die  attribotiTe  .Verbindung  des  Adj.  aus  dem  pradicatirea 
fiatsrerbaitnisse  benrOrgeben  lasst,  so  ist  nicht  gans  JcUir,  wie  bei  jener 
(a«  p.  14.  not.  1.)  ein  analytisches,  bei  dieser  ein  synthetisches  Verfahrea 
wa  Grunde  liegen  könne;  auch  ist  in  Bruiut  et  CaawiB  der  Begriff:  inUr^ 
fmiortt  CaeiüHa  eben  so  wenig  inroivirt,  als  in  aqua  liqnida  ein  nicht 
im  Snbst.  liegendes  Merkmal  hinzakommt*  Mit  Recht  betrachtet  der 
Verf.  S  14*  in  Cole  sene»  mmrtuu»  est  das  Wort  «enex  als  eine  Bestim* 
anng  des  Snbjects;  aber  die  Note  p.  30.  konnte  leicht  za  einer  andern 
Ansicht  fuhren«  Die  in  dieser  Verbindung  stehenden  Adj.  waren  wohl 
besonders  fdr  die  Prosa  (s.  Roth  Excors.  XXIII.  zu  Tac.  Agr.  Lubker 
Gramm.  Stadien  p.  42  ÜL)  genauer,  als  es  p.  21.  geschehen  ist,  anzugeben. 
Manches  in  den  Congrueozverhaltnissen  dieser  Verbindung  kann  yielleicht 
nach  der  schon  erwähnten  Abhandlung  Fuisting^s  Ueber  d.  appos.  reUtiva 
genauer  bestimmt  werden.     Vgl.  auch  NJbb.  34,  88. 

Es  wurde  nns  zu  weit  führen,  wenn  wir  aus  der  grossen  Zabi  vom 
Uebunghbuchem ,  oder  der  'nicht  unbedeutenden  Menge  zum  Thell  treff- 
licher Abhandlungen,  von  denen  überdies  die  meisten  schon  Berncksichtl- 
gong  in  den  NJbb.  gefunden  haben ,  auch  nur  einige ,  wie  auch  die  ver- 
gleichenden  Werke  von  Heidelberg  (s.  NJbb»  4,  243.) ,  yon  S a t e  1  s 
(s.  Jen.  Allg.  LZ.  1839  Nr.  160  ff.  1840  Nr.  173.  NJbb.  29,  321.  Gyana- 
sialzeit.  J841  Nr.  29.),  zu  denen  jetzt  noch  zu  zählen  ist  Dr.  W.  Mohr 
Dialektik  der  Sprache  j>der  das  System  ihrer  rein  ^  geistigen  Bestimmungen 
flttt  Naehweisu^gen  aus  dem  Gebiet  der  latein, ,  grieeh, ,  ileitlscAen  und 
Satukritspraehe  [Heidelberg  1840.],  berubren  wollten.  Wir  erwähnen 
daher  nur  noch  A.6.  Gernhardi,'  Dir.  gymn.  Wimar. ,  Opuscula  sea 
Commentationes  grammaticae  et  prolusiones  varii  argumenti  nunc  pt^um 
uno  volumine  eomprehensae  <,  emendataCf  locupietatae  [Lipsiae,  impensis 
Reiche nbacfliorum  fratrum.  1836.  418  S.  8.  s.  Ztsch.  f.  AW.  1836.  p.  79d. 
Allg.  LZ.  183S  EBl.  Nr.  65.],  deren  Sammlung  jedem  Freunde  grund- 
licher grammatischer  Forschung  willkommen  sein  muss«  Denn  eines  Theils 
sind  die  behandelten  Gegenstände  schwierig  und  bedeutend  (de  natura 
accc.  inf.  apud  Lat.;  de  formula  nescw  an  vei  haud  seio  ans  de  latino 
indicativo  et  german.  conj«  in  usu  verborum  deberCy  melius  esse  et^.;  de 
ri  et  usu  conj.  apud  Lat.;  de  usu  partic.  in  serm.  lat.;  de  constructione 
ennnciationum  in  serm.  lat« ;  de  coliocatione  yerborum  et  enunciatt.  in  s. 
lat.;  de  periodo  conditionali Lat. ;  de  vi  et  usu  coniunct.  ut;  die  übrigen 
Abhandlungen  beziehen  sich  auf  andere  philologische  Gegenstände,  oder 
aaf  Methodik  und  Pädagogik) ,  theils  verdient  das  Bestreben  des  Verf^ 
den  Sprachgebrauch  durch  trefflich  gewählte  Beispiele  zii  bestimmen,  und 
die  Erscheinungen,  die  er  behandelt,  rationell  zu  behandeln  und  aus  den 
Gesetzen  des  Denkens  abzuleiten ,  wenn  man-  auch  nicht  allen  Resultaten 
beistimmen  kann,  Yoile  Anerkennung.'  Die  zum  Theil  schon  vor  längerer 
Zeit  einzeln  erschienenen  Abhandlongen  sind  zum  grossen  Theil  unver* 
ändert  geblieben ;  aber^in  den  Anmerkungen  sind  die  abweichenden  oder 
bttstimmenden  Ansichten  der  heueren  Grammatiker  erwälMit,  oft  bekämpf! 


Bibliographiflch«  Berichte.  461 

oder  bericbttgt.     Wie  Hr.  €k  ^o  gewöhnlichen  Regeln  der  Grammatik 
elfter  strengen  Präfung  anter  wirft  und  rationeil  zu  begrOndeo  sucht,  so 
erhalten  aaeh  in:   Jo.  N.  -Madvigii,   prof.  litt.  latt. ,  de  locia  quibuB^ 
dam  grammatkae  taU  admoniUones  et  Observation^  [Havniae  1837.  26  S« 
4.]  mehrere  Lehrsatze  eine  gründliche,  auf  genaue  Kenntniss  des  Sprach- 
gehraocbs  gestützte  und  scharfsinnige  Verbesserang.    Den  grössten  Theil 
der  Abhandlang  nimmt  der  Beweis  ein ,  dass  die  Form  der  Fragsätze  in 
der  erat.  ebl.  aaf  einige  einfache  Gesetze  zurückgeführt  werden  könne« 
0enn  wenn  eine  directe  Frage  im  Indicativ  stehe,  so  gehe  sie,  wenn  die 
1.  oder  3.  Person  Snbject  sei,  in  der  erat.  obl.  in  den  acc.  c.  inf.  über; 
Hilden  Conjanctiv,  wenn  das  Snbj.  die  2.  Person  sei;  stehe  sie  im  Cooj., 
so  bleibe  dieser,  and  es  werde  nmr,  wo  es  nötbig  sei,  das  Tempos  ge^' 
ändert.     Dieses  wird  aus  dem  Sprachgebrauch  des  Cäsar,  Livius,  Ta- 
cltus ,  wo  sich  nnr  sehr  wenige  abweichende  Beispiele  finden ,  nachge- 
wiesen.    In  gleicher  Weise  wird  der  Unterschied  von  amatua  sum  und ' 
amattii  fuiy    der  durchgängige  Gebrauch  von  facturus  fui  {er am)  irtati 
fUissem  nach  vorhergehendem  st  mit  dem  plnsquamperf. ,    wovon  schon 
oben  die  Rede  war,  nachgewiesen  und  gezeigt,  dass  der  Gebrauch  von 
.  ^od  statt  des  acc.  c'  Inf.  nach  wenigen  Sparen  bei  den  Komikern  erst  in 
HadriansZeit  aufgekommen  sei.  Endlich  entfernt  Hr.  M.  die  Imperativform 
.  hortapiinor  und  erklärt  kortdmino  für  die  dem  Plural  hdrtamini  entspre- 
chende Plaralform  im  Passiv  und  Deponens,  welches  letztere  jedoch  nicht 
80  selten  im  Imperativ  die  passive  Form  aufgebe. 

Nicht  mit  Unrecht  Ist  mehrfach  in  neuerer  Zeit  die  Klage  ausge- 
sprochen worden ,  dass  der  Sprachgebranch  der  Dichter ,  dessen  Erfor- 
schung früher  so  viel  Fleiss  gewidmet  wurde,  jetzt  in  der  Grammatik  zu 
wenig  Beachtung  finde.  Indess  zeigen  mehrere  Erscheinungen  der  letzten 
Jahre^  dass  auch  diesem  Gegenstande  die  Wüi^digung ,  welche  er  ver- 
dient, wieder  zu  Theil  werde.  Während  in  der  Schrift  von  Kön  e  üe- 
her  die  Sprache  der  römischen  Epiker  [Munster  1840.  s.  NJbb.  29,  270. 
30,  449.  HalL-Allg.  LZ.  1841  Jan.  Nr.  ll.J  der  Einfluss,  den  das  dacty- 
Ijsche  Versmaass  auf  die  Sprache  überhaupt  gehabt  habe,  nachgewiesen 
wird ,  ist  vorzüglich  eine  Seite  des  poetischen .  Sprachgebrauchs ,  der 
Gebrauch  der  Epitheta  Gegenstand  mehrfacher  Untersuchungen  gewesen. 
So  suchte  Dr.  J.  Fr.  E.  Meyer  Commeniatio  de  epithetorum  omantium 
vi  et  natura  deque  eorum  usu,  apud  Graecorum  et  Latin,  pdetas  [Utini 
1837.  s.  NJbb.  20,  114.]  das  W€sen  und  die  Gebrauchsweisen  der  epith., 
oniantia  zu«  bestimmen;  Fr.  Lübker  Grammaiische  Studien.  Erste$ 
Heft.  [Parchim  und  Lud wigsinst  1837.  s.  NJbb.  22,  186.]  berücksichügte 
vielfach  den  -  dichterischen  Gebrauch  der  Adjectiva.  Ausführlicher  sind 
mehrere  Seiten  desselben,  behandelt  in  Quaestiones  epicae  aeu  symbolae  ad 
grammatieam  latinam  poetieam.  Seripsit  Car.  Georg.  Jacob,  AA. 
LL.  M.  Ph.  D.  Prof.  Port.  [Qnedlinburgi  et  Lipsiae,  sumtus  fecit  iß^flsius. 
1839.  XXII  u.  208  S.] ,  in  welchen  der  Verf.  den  Gebrauch  der  Epitheta 
bei  den  römischen  Epikern  überhaupt  in  derselben  Weise,  wie  er  es  in 
Rücksicht  auf  Virgil  in  JXsqmsUt.  Virgül.  Parh  L  [s.  Jbb.  f.  Phil.  u.  Päd. 
12,  80.]  begonnen  hatte ,  mit  grfindlidier  Kcnntniaa  und  aasgebreiteter 


462   '  Bibli(>grapliif0h«  Berichte» 

•       - 

BieleMuheit  io  den  ronuschen  IHehtern  lud  deren  Conmentatorea  beiMUi- 
delt.  Der  Verf.  ist  weniger  bemiUity  das  Wesen  nad  die  Ciaeeea  der 
Epitheta  an  ei:kiären  und  zn-bestiaunen^  und  es  iiefsen  sich  namentlich 
gegen  aeine  -Vertheilnag  des  Stoffes  oater  epitheta  propria  et  perpetua, 
^•translata,  epith.  geographica,  historica  et  mythologica  manche  Ein- 
wendungen  machen;  als  einmal  naehauweisen »  dass  die  Bedeutung  der 
Epith.  durch  den  Zusammenhang  bestimmt  werde,  welcher  oft  Ton  den 
Tadlern  der  .IMchter  nicht  genug  berücksichtigt  worden  sei ;  dann  an  eia* 
sekien  Wörtern  den  vielfachen  Crefoianchy  den. die  Dichter  von  denselben 
machen,  an  zeigen.  In  der  Einleitung  wird  der  homerische  Spcachge«- 
brauch,  besonders  in  Beziehung  auf  die  Beiworter  der  Götter,  die  von 
diesen  auf  die  Gegenstande  oder  von  diesen  auf  jene  übergetragen  weiv 
den,  behandelt,  und  die.  bedeutende,  durch  Antimachos  Yon-Kplophon 
bewirkte  Veränderung  berührt;  die  Alexandriner  dagegen,  die  so  bedea- 
tenden  Eiafinss  auf  die  Römer  hatten ,  kaum  erwähnt*  Ebenso  vermisst 
man  eine  Bericksichtignng  der  Fragmente  des  Bnnius.  Die  JSpitheta 
Yirgils  und  seiner  Nachahmer  iätet  Hr.  J.  theils  aus  der  SimpUcität  des 
homerischen  Zeitalters  ab  •  (s.  p.  18.)  nnd  rechnet  dahin  namentlich-  dia 
Beiwörter  der  Götter  und  viele  andere  Adjectiva,  die  man  gewöhnlich 
perpetaa  neimt,  deren  Bedeatung  aber  der  Verf.  aus  dem  Zusammenhang« 
der  einzelnen  Stellen  au  erklaren  sidi  bemüht.  Um  dieses  im  fi^zeiaea 
nachzuweisen ,  erörtert  Hr.  J.  im  ersten  Kapitel  den  vielAichen  Gebrauch 
der  Wörter  aliaB^  tnagnusy  levk,  horridus  und  pnru$  mit  grosser  Gelehr» 
sarakeit,  nur  vermisst  man  zuweilen  eine  passende  Entwickelang  des 
einen  Bedeutung  aus  der  andern*  Im  zweien  Kapitel  nimmt  d^  Verf» 
die  Dichter  gegen  die  Anwendung  scheinbar  uberfiussiger  Beiwörter  in 
Si^tz;  talia  epitheta,: sagt  er  p.  58«,  suam  habeot  commendationem  aa^ 
a  natura  looorum  aut  ab  antiquiiatis  consnetudiae  aut  ab  animo  narraatif 
ant  a  studio  pülcbrae  exomationis ,  verweilt  dann  aber  besonders  bei  dar 
Eigenthümlichkeit,.dass  die  Dichter  Adjectira  oft  absolut,  nee  relate  a4 
cum  foeum,  in  quo  legnntnr,  sed  sola  subiecti  eiusque  naturae  rationa 
habita  (s.  Meyer  p.  ö  ff.)  gebraucht  hatten.  Unter  dieser  Glasse  werden 
die,  Adj.  tng^its,  iemcis,  OKreus,  iJtves,  g^»du9,  wpor^er^  99gw^  olivs, 
mgratua  und  einige  andere  behandelt,  zum  Theii  jedoch  nur  künstUcb 
hierher  gezogen.  Das  dritte  Kapitel  enthalt  die  von  den  Farben  ent- 
lehnten Epi^eta ;  das  vierte  handelt  de  epithetb  ad  pictnrae  siaulitadi* 
nem  delecüs.  Während  der  erste  Theü  mehr  lezicalischer  Art  Ist,  berührt 
der  zweite  wenigstens'  zum  Theil  graramallsche  Verhäknlsse.  Es  werden 
hier  die  epitheta  translatOy  d.  b.  die  auf  einen  Gegenstand^  dem  sie  eigent- 
lich nicht  angeh<>ren,  übergetragenen ,  besprechen«  Der  erste  Abschnitt 
behandelt  die  Beziehung  eines  Adj«  auf  den  regierenden  CasuH ,  wo  «a 
aara  Genitiv,  oder  auf  diesen,  wo  es  jenem  angehörte»  Es  werden  jedaeh. 
nur  Stellen  angeführt  nnd  zum  Theil  erlaatort;  der  Grund  der  Erschei- 
nung ist  von  B'enlhardy  Synt.  d.  griech*  Spr.p.  427.  und  Meyer,  p.  l9  d 
aiigeg€ft>en.  Im  «weiten'  und  dritten  Kapitel  spricht  Hr.  Jm  von  Adjectcvan, 
die  sich  nieht  auf  den  einen  Begriff,  mit  dem  ifle  verbunden  waren,  ba- 
zögen:  4ta  ut  ad  totam  anunUaticaam  iateiligi  et  ad  Mngnla  vocabola 


Bibliographische  Berichte.  48S 

apnd  mentem  repeti  possent.  Indesfl  scheint  efn  solcher  Gebhlnch  des 
Adj.  Sehr  sweifeihaft.  Wenigstens  kann  in  den  drei  yom  Yerf.  angefahrten 
(s.  viele  ahnKche  Stellen  bei  Roth  Excnrs.  XXUI.  zu  Tac.  Agr.  Läbker 
p.  4!|fr.)»  Vlrg.  A.  5,  387.  hie  gravis  Entellom  dic^is  castigat  Acestes. 
ib.  3,  630.  3y  135.,  das  Adj.  sehr  v?ohl  auf  das  Subj.  bezogen  werden, 
dem  gerade  wegen  dieser  Beschaffenheit  das  Pradicat  zukommt ,  oder  das 
gerade  von  dieser  Seite  «betrachtet  wird.  Wie  wäre  es  anch  möglich, 
gravis  a.  a.  O*  zu  allen  Satztheilen  hinzuzudenken  ?  Noch  weniger  vnU 
es  einleochten ,  wie  auf  ein  solches  VerhäHniss  des  Adj.^  der  vom  Verf. 
besprochene  Gebranch  desselben ,  durch  den  dem  Menschen  zukommende 
Beschaffenheiten  auf  Orte ,  Wohnnngen,  Instrumente,  Korpertheile  bezo* 
gen  werden,  wie  insanum  forum,  moesta  effigies  etc.,  könne  zoruckge* 
fohrt  werden?  Dass  hier  von  keiner  Beziehung  des  Adj.  auf  den  ganzen  ' 
Satz ,  sondern  von  einer  Uebertragong  der  Beschaffenheiten  der  Person 
auf  die  mit  ihr  in  Beziehung  stehenden  Gegenstände,  wie  es  Hr.  J.  p.  12  f« 
far  die  Epitheta  der  Götter  annimmt,  die  Rede  seih  könne,  lässt  sich 
kanm  bezweifeln.  Was  p.  123.  von  medtits  gesagt  wird,  wurde  an  Deut- 
Kdikeit  gewonnen  haben ,  wenn  die  dnrchans  relative  Bedeutung  des  W. 
mehr  wäre  beachtet  worden ,  s.  Herzog  Observv.  part.  XIT.  Wenn  der 
Verf.  p.  123,  Tac.  bist.  1,  19.  medH  billigt,  so  tirerden  dadurch  nicht  alle 
Schwierigkeiten  entfernt;  da  auch  ac  änstossig  ist,  so  vermutfaete  Ref. 
9111  noluerant  modice,  pluriimi  etc.  Manches,  was  p.  130  ff.  erwähnt  ist, 
lasst  wohl  eine  andere  J>eutung  zu ;  die  Uebertragung  der  Eigenschaften 
des  Menschen  auf  Theile  des  Körpers  p.  132.  ist  um  so  natürlicher,  \V^ntt 
nch  in  diesen  gerade  der  Affect  ausspricht ,  oder  an  ihnen  sichtbar  wird ; 
die  aof  Gerathe ,  besonders  Schiffe,  setzt  oft  eine  Personification  voraus. 
Im  vierten  -Kap.  wird  der  proleptische  Gebrauch  der  Adj.  mit  grosser 
Genauigkeit  erörtert,  was  um  bo  erwünschter  war,  da  derselbe  für  das 
Latein,  weit  weniger  als  für  das  Griech.  (s.  anch  Koch  Lncian's  Gharon 
erste  Beilage  p.  52.)  noch  nicht  genügend  behandelt  war.  Hr.  J.  nimmt 
p,  137«  an ,  die  Prolepsis  trage  besonders  bei  ad  gravem  gignendam  bre- 
vitatem,  was  sehr  zu  bezweifeln  ist^  da  weit  mehr  eine  pleonastische 
Fülle  durch  dieselbe  entsteht,  s.  Bemhardy  p.  428.  Eben  so  wenig 
•cheint  die  Eintheilung  in  zwei  Arten  (ex  bis  generibus  unum  notionem 
«nticipatam  ita  cum  consequenti  notione  coniungit,  nt  una  fere  efficiatur 
notio ;  -*-  alterum  genus  est  hoc,  quod  particula  causae  seu  conseqnentiae 
i^d  mentem  addita  dniM  quasi  efficit  notiones  duasque  ennnciationes)  auf 
etilem  sicheren  Grunde  zu  beruhen ;  denn  in  allen  Fällen  der  Prol.  wird 
eine  erst  durch  die  Thatigkeit  zu  bewirkende  Beschaffenheit  von  der 
lebendigen  Phantasie  als  schon  an  demselben  haftend  äofgefasst,  und 
wenn  man  einmal  Auflosungen  will  eintreten  lassen,  so  kann  das  Adj. 
überall,  wie  der  Verf.  p.  146.  selbst  zeigt,  in  einen  Consecntivsatz  um- 
gewandelt werden,  s.  Me3f«r  p.  24. ,  sowie  auf  der  andern  Seite  die  enge 
Verbindung,  die  Hr.  J.  bei  der  erjiten  Gattung  annimmt,  in  gleicher 
Weise  in  der  zweiten  stattfindet,  was  schon  die  Vergleichong  von  Bei- 
spielen ,  wie  submersas  obrue  puppes  und  flexos  incurvant  arcus ,  zeigt. 
Eine  betendere ,  aber  von  der  hier  erwähnten  verschiedene  Art  der  Pro- 


464  Bibliogrmpliiscbo  Berichte. 

Uani  eifceiiiit  Hr«  H«  im  Gebrauch  yon  geographischen  and  historischea 
Naneo  (s.  p.  186  f.)  9  dio  er  im  dritten  Theile  behandelt»     So  geneigt 
«eost  der  Verf.  ist,  die  romischen  Dichter  in  Schatz  za  nehmen,  so  räamt 
er  doch  hier  ein ,  dass  namentlich  Ovid  in  dieser  Beziehung  manches  Un- 
passende sich  erlanbt  habe.     Im  Laufe  der  Untersuchungen  findet  Hr.  J. 
oft  Gelegenheit,  sch\'yierige  Stellen  zu  erläutern  oder  grammatische  Ver- 
hältnisse,  z.  B.  p.  143.  die  Vermeidung  von  is;  p.  102.  den  Gebrauch 
Ton  in;  p*  154.  den  von  suft;  p.  104.  seltene  Falle  des  gen.  quaUt.  u.  a«, 
an  besprechen.     Obgleich  der  Verf.  Torzüglich  den  Sprachgebrauch  der 
Epiker  darlegt ,  so  nimmt  er  doch  auch  nicht  selten  auf  den  der  Lyriker 
Rucksicht;  selbst  Prosaiker,  vorzuglich  jedoch  Tacitus,  während  andere 
Schriftsteller  des  silbernen  Zeitalters  weniger  beachtet  werden ,  sind  zu- 
weilen, und  es  hätte  wohl  noch  häufiger  geschehen  kÖntien,  zur  Verglei> 
chung  herbeigezogen.   Die  Darstellung  ist  klar,  zuweilen  etwas  wortreich 
und  nicht  rein  von  Wendungen,  wie  p.  46.  alios  idem  Bachius  landavit, 
qui  quoque  simÜem  Bropertii  locum  adhibuit;  p.  61.  sed  qnoque  ad  nito* 
rem;  p«  54.  dignum  esse  alicuius  rei;  p.  137.  qui  hoc  —  genas  il/ii^itra- 
rnnt ,  erantque  eorum  non  pauci  u.  a.     Nicht  um  sie  nach  ihrem  ganzen 
Inhalt,  der  zum  grossen  Theil  kritisch  ist,  darzulegen,  sondern  um  aii€ 
ihre  grosse  Bedeutung  für  einige  Eigenthümlichkeiten  des  dichteriacheB 
Sprachgebrauchs  hinzuweisen,  erwähnen  wir  noch  Mauricii  Hauptii 
Obstrvaliones  criticae,  [Lips.,  ap.  Weidmannos.  1841.  TOS.  8.  8.NJbb.  33^ 
243.],  die  sich  an  seine  Quaestiones  Catullianae,  welche,  um  dieses  beiläufig 
SU  ^erwähnen ,  von  den  Herausgg.  des  Dialogus  de  oratt.  bei*  der  Verbes^ 
serung  von  senes  c.  6.,  wo  Hr.  H.  p.  21»  Senator  es  vermulhet,  eben  so 
wenig  beachtet  sind,  als  von  denen  der  Historien  die  ähnliche  Vermuthung 
Madvig^s  zu  Ascon.  Ped.  (s.  Orell  p.  67.) ,  dass  4,  42.  ex  aenata  zu  lesen 
'   sei ,  würdig  anschliessen.    Der  gelehrte  Verf.  knüpft  hier  an  die  Behand- 
lung einiger  Stellen  des  Catull  mehrere  grammatische  Bemerkungen ,  die 
sich,  aus  einer  selbst  das  scheinbar  Geringfügigste  umfassenden  Lecture 
der  Dichter  hervorgegangen,  durch  Genauigkeit   und   Gründlichkeit  in 
jeder  Beziehung  auszeichnen,    und  die  gewöhnlichen  Ansichten  über  die 
behandelten   Gegenstände  berichtigen.     So  wird  p.  3  ff.  der  Gebrauch 
von  nullus  (bei  der  Bestimmung,   ob  Livius  nee  in  der  Bedeutung  nicht 
einmal  brauche,    war  Madyig  gegenüber  auch  Aischefski  Ueber-d.  krit. 
Behandlung  d.  Geschichtsbücher  des  Liv.  p.  28.  zu  beachten);  p.  8 — 10. 
die  Construction  von  manere  mit  dem  Dativ;  p.  12.  die  bei  mehreren 
Dichtern   sich  findende  Anwendung   von   qwtre  statt  proptorea  erörtert. 
Ausfuhrlich  wird  p.  15  ff.  die  Elision  eines  langen  Vocals  und  die  grossere 
oder  geringere  Sorgfalt  der  Dichter  bis  auf  Ovid  in  der  Vermeidung  der- 
selben besprochen.     In  Rücksicht  auf  die  p.  16.  erwähnte  Schreibart 
magno  opere  bei  Cicero  ist  zu  vergleichen  EUendt  zn  Cic.  de  er.  1,  35, 
164.  (s.  auch  Schneider  zu  Caes.  b.  g.  1,  13,  4.  2,  5,  2.)     Derselbe  sncht 
L  1.  2,  34,  145.   den  Prosaikern   die   Freiheit  zu   schützen ,    ein  drittes 
Glied  durch  die  Copulativpartikeln  anzuknüpfen ,  die  Hr.  H.  p.  31.  far 
die  älteren  Dichter  in  Anspruch  nimmt.     Dass  ac  vor  cg'q  sich  mit  Aus- 
nahme des  von  einigen  gebränchten  simul  ac,  wofür  andere  simnl  nt  haben, 


Sdiiil»  n.  UidvamtilMftclinr^  BeiM<rr«  n«  Bhrenbeseigiingeii.  465 

bei  den  Diditem  Ins  auf  Orid  herab ,  nicbt  finde,  erweist  fir.  H.  durdi 
evaie  ^priiiidlidie  Prfiliuig  nnd  Berichtij;ii]ig  der  schembar  entgegenstebeib* 
den-  Btellea*  Zu^ch  macht  er  darauf  aateerksam ,  dass  bei  dea  Siegt* 
kern  ae  gar.  nidit  oder  nnr  in  gewissen  Fbrmehi  yorkoaune.  An*  diese 
Untersadilmg  reiht  sich'  eine  nicht  minder  soigfaltige  aber  die  Nachstel«- 
long  der  GopalätiTpartikehi,  in  welcher  Hr.'H.  au  dem  Resuitate  gelangt^ 
dass  diese  den  älteren  Dichtem  anbekannt ,  zaerst,  obwohl  selten  bei 
LneretTos,  mit  grosserer ,  jedoch'  nicht  mit  gleicher  Freiheit  yon  den 
Dichtem  des  Aagosteischen  Zeitalters  zugelassen  worden  sei.  Hr.  H» 
sndit  diese  Brsdlieinnng  aas  der  bei  diesen  Diditera  sichtbaren  Nachah«- 
mong  der  Alexandriner,  die  sich,  mit  Ausnahme  weniger  Stellen  bei 
Pindar,  «lerst,  wie  der  Verf.  durch  eine  ausfohrliche  Untersnchung 
vber  die  8iellang  Ton  wti  darthnt,  im  Griechischen  diese  Freiheit  erlaubt 
haben ,  zu  erklaren. 

Durch  die  rerscfaiedenen  Bestrebungen,  die  sich  in  den  erwähnten 
Werken  kund  geben ,  ist  nicht  allein  das  Gebiet  der  lateon.  Grammatä 
nach  mehreren  Seiten  hin  erweitert,  sondern  auf  demselben  andi  vieles 
Treffliche  geleistety  so  dass  selbst  ein  bedeutender  Grammatiker  des  Aus- 
landes  rühmend  diese  Brfolge  anerkennt.  J.  J.  Burnouf  sagt  in  der 
Voirede  zu  seiner  MMoäe  pour  ^uäier  la  langue  latine:  „Nous  sommes 
mdme,  il  fant  en  coavenir,  rest^s.fort  en  amfere  de  TAUemagne» ,  Je  n^ai 
r^dig^  cette  Methode  qu'apr^s  ane  longne  et  s^rieuae  4tu'de  de  toutes  les 
grammaires  publikes  dan«  ce  p^ys.'^  AUein  je  dlvergirender  die  einge- 
schlagenen Richtungen  sind,  uro  so  mehr  ist  zu  wünschen  und^u  hoffen, 
dass  die  gewonnenen  Resultate  vereinigt,  das  Fehlende  ergänzt,  Alles  in 
einem  Geiftte  behandelt  ^erde,  nnd  da  die  Verfasser  von  mehreren  der 
besprochenen  Schriften  diesen  Plan  gefasst  haben ,  dass  es  einem  dersel- 
ben gelingen  möge,  ein  einfaches  und  festes,  dem  in  der  Bearbeitung  der 
deutschen  Grainmatik  gegebenen  Vorbilde  nicht  nachstehendes  Gebäude 
der  lateinischen  Sprachwissensdiaft  zu  begründen. 

Eisenach.  fF,  Weüsenbom» 


Schul-  und  Universitätsnaclirichten^   Beförderungen 

und  Ehrenbezeigungen. 


PLAtOBN*  Das  dasige  Gymnasium  war  gegen  Ostern  1841  von  95 
Schülern  besucht  und  das  zu  derselben  Zeit  erschienene  Jahresprogramm 
[16  S.  gr.  4.]  enthält  ausser  dem  Jahresbericht  dne  metrische  lieber- 
Setzung  der  vierten  Sylve  des  Statins ,  Dankopfer  für  die  Genesung  dtes 
AttfiZnis  OalUeuBf  von  dem  Rector  Joh>  Chttlob  DolUng  (S.  3 — 8.),  welche 
nch  an  die  frfiher  erschienene  Uebersetzung  der  drei  ersteh  Sylven  anreiht 
niid  wie  diese  durch  leichten  und  gewandten  Versbau  sich  auszeichnet, 
and  einlateinisi^es  Begrussungagedicbt  an  den  kon«  Staatsminister  von 
iV.  J«krb.  f,  PkU,  H.  Putd.  od.  MrU.  Bihl.  Bd.  XXXIV.  Bft.  4.       30 


4M  Sekäl-  nbd  Untrei^Biiitffttftelirieliteii,' 

WUknkem  yon  demselbe«  Yerfiusei^  (8.  9^1L)*.  9ia  küu  G«WMbf 
und  Bange wefekschule  unter  dem  Direci«mt  des  PrereoloiQs  stt.  OyttnaMta 
CftrMton 'Gotetteft.iyyeteidbiier  hat  im  Semäier  vongen  Jafates  iaiDteii 
eine  Yeranderatg  erlitten ,  ali  die  'Geweibachnle  ikr  Seliiiiiocal  an  diii 
BügewerkBchnle  abtrat  und  dalSr  mit  in  das  neue  Bfirgersclullgebaada 
mifgenonimen  wnrde.  Bei  der  BinweiKung  dieses  Gebindes  am  d.  Jini 
1841  biete  der  Proreetor  Ffretuolaier  eine  Rede :  AuA  die  GewnhsehuJk 
ht  €^  Bürgerschule  f  welcbe  tarn  Biesten  der  Stiftiuigslesebibiioibek 
gedrnokt  erschienen  ist.  [Pliaen,  Sdunidt  15*  S.  gr.  8.}  Fnr  die  samat- 
tidien  'Schulen  der  Stadt  bestebt  eiflb  grosse  Turnanstalt,  welcbe  im 
Jahr  1840  über  250  Tnmer  cabltie. 

BHEiNPREUSSBif«  Die  18  Gymnasiea  der  Proyins  waren  am  Scblnss 
des  Schuljahres  [d.  h.  im  Herbst]  1840  ren  3063,  oder  wenn  man  d&e 
Realschüler  der  Gymnasien  in  Daisburg  und  Saarbrücken  abrechnet ^  TOA 
3050  Schülern  besucht,  und  133  Sdküler  wurden  anr  Unirersitat  ent- 
lassen ^  wobd  die  unbekannten  Abiturienten  des  Gymnasiums  in  Kteuv- 
nach  nicht  mitgeaahlt  sind.  Im  Winter  1840  f— 41.  stieg  die  Scfaulenabl 
auf  3166  und  am  Scfaluss  des  Schuljahrs  1841  auf  3363  mit  142  Abituriea- 
ten,  Ton  denen  11  evangelische,  34  katholisdie' Theologie,  27  Jnris^nir 
denz,  8  Medicin,  3  Philosophie,  4  Philologie,  &  Cameralia  stufen 
wollten^  die  Studienzwecke  der  übrigen  unbekannt  sind.  EUnseln  geiedi- 
i}et  hatte  das  Gymnasium 


am 

Schlass  des  J.  1840 

im  Jahr  1841 

in  Aachen 

■ 

277  Schüler 

286  Seh. 

und  10  Abitur, 

in  BoKN 

175     ^ 

180 

—* 

—    7     — 

in  Clävb 

119     — 

114 

— . 

—    9     — 

in  COBLENZ 

306     -^ 

330 

— . 

^  11     — 

in  Duisburg 

124*)  —     ' 

138 

-— 

—    2     — 

«  in  Düren 

137     - 

144 

— 

—    4     — 

in  DUSHK1.D0RF 

213     — 

214 

— 

^15     — 

in  ELitERf  ELD 

102**)— 

113 

.» 

—    5     — 

in  Emmerich 

1 

87'  — 

114 

-^ 

—    5   "— 

in  E38RN 

85     -  ^ 

102 

... 

~    2     — 

in  KÖLN 

^>  Jesuiten  -  Gymi^, 

363     — 

381 

— 

—  17     — 

am  Friedr.-Wilh. 

.-G. 

194     — 

235 

— 

—  23     — 

.    in  Kreuznach 

150     — 

167 

— 

^    0     — 

in  MUNSTBREIFBL 

92     — 

115 

— 

—    6     — 

in  Saarbrücken 

110     — 

117 

.— 

—    1     — 

in  Trier 

330     —' 

382 

— . 

—  19     — 

in  Wesel 

125     — 

127 

— 

- 

in  Wetzlar 

78     — 

104 

/ 

^6    — 

'^)  In  Ovisbur|[  sind  eingerechnet  22  Realschüler  in  2  Classen,  Va/& 
den  110.  Schülern  in  Saarbrücken  geboren  25  der  Yorbereitungsclasse,  11 
den  beiden  Realclassen  an. 

**)  Ungerechnet  36  Schüler  der  Vorbereltutig^classe. 


Befordevnngeii  nn4  Khtttth^t^tignngen,  467 

Aii>ftHM  O^nmäsiea  iffaren  im  Jalir  1641  nebtn  den  ordentlichen  Lebr^m 
27  Sehniamtacan^aten  [19  katlioli&cbe  nnd  8  evangelische]  beschäftigt» 
Voü  denen  &  ttog^tellt  worden«  Am.  GymnaBiom^  in  Aacbkh  war  am 
Sdilaflfl  d^fi  Schnljahrds  1840  der  heken^  K^igktiff  an  des  mm  Schobath  ^ 
ernannten  Bte4*  Dr.  Körten  StieUe  g<etreten,  tind  es  unterrichteten  an  dem- 
selben der  Dir.  Dr.  SehSUf  die  Ob^iehrer  Dr.  Oebeke  n.  Dr.  Klapper,  di^ 
Lehrer  Dr.  Ja.  MüUer,  C^f.  Affilier,  KStfer  und  Ainchj  der  Mathe*  ^ 
natieiis  B&rAt ,  der  int^rimisdsch  angestellte  Schnlamtscandidat  Koniffkeff^ 
[spatelr  nadi  IMIünstbeeifkl  befordert],  die  Religionsiehrer  Caplan  Sehom 
BBd  thsbadh,  der  Zeichenlehrer  BOBtme  und  der  Kalligraph  Schmite.  Im 
Mars  des  Jahres  1841  vrorde  der  Oberlehrer  IWenJmtger  vom  Gymn.  in 
MtoitTERKiFEL  in  gleicher  BSgenschaft  hierher  versetzt ,  an  die  Lehrer 
575  Thlr.  Gratificationen  rertheUt  und  dem  Oberlehrer  Oebeke  100  Thlr., 
den  Lehr«m  J.  MtiUer  nnd  Ckr.  MüUer  je, 50  Thlr.  als  GehaltssUlage 
bewilligt,  vgl.  NJbb;  dl,  945.  In  Bonn  nnterrichteten  Ende  1840  de^ 
Director  Nie,  Joe,  Biedermann ,  der  Prof.  Dr.  Sehopen ,  der  Ober).  D»- 
flum^,  die  Lehr^  JTanne,  Werner i  Zirkel  und  Mockd  ^  die  Religionsieh'' 
rer  Reinkena  und  KitAd ,  der  Candidat  Dr.  Hoeh  als  Yicar  des  Prof.  Dr. 
Ideäsem  and-  der  Candidat  Qvossek ,  und  im  März  1841  wurde  dem  Ober« 
i^hrer  Freudenberg  vom  Gym^.  in  Mütr^TERisiFBL  £e  dnroh  des  FVof. 
Dr.  Lucas  [s.  NJbb.  dil,  346.»]  Weggang  erledigte  Oberlehrerstelle  nhef* 
tätigen.  In  CiiEVE  lehrten  1840  der  Director  Dr.  Ferd.  Hdutke,  der 
Prof.  Dur.  HnpfeMocky  die  Oberlehrer  Dr.  ftewcAer  und  Nie.  Feiten  [im 
Jahr  1840  statt  des  als  Oberlehrer  der  Matliematik  an  das  Jesuiten  •Gym- 
nasium in  K5LN  b^fSrderten  Dr.  Karl  Kieeei  vom  Gymn.  in  BssEN  hier-» 
h^r  veirf^tfet] ,  der  Rector  fledkm«Uft,  Conre«iler  Vierhaus,  Rector  Kölsch, 
Dechant  Botir,  Dr.  wm  Jaaravddt,  Candidat  Haentjes.  Vom  Gymn.  in 
CoBLENz  ging  im  Jahr  1840  der  zweite  Lehrer  der  YorberekangMchule 
J7.  Ste^  als  Lehrer  an  das  kathbl.  Sehvilebrerseminar  in  Kempen,  im' 
Jahr  1841  der  Oberl.  Prof.  Dr.  Ernst  Drmdte  als  Director  an  das  Gymr 
nasinm  in  Fchlda,  und  der  Oberlehrer  Setd  wurde  zma  Director  der  neu- 
errichteten Ritterakaddmie  In  BBDBima  ernannt.  Dagegen  ist  der  Prof. 
Dr.  2>e2fdb  mit  650  Thtm.  Gehalt,  100  Thlm.- Bfiethsentschadigmig  und 
50  Thirn.  jährlicher  RemnneraÜon  för  die  Besorgung  der  Bibliothekge-  - 
Schafte  in  die  4.  Obierlehf erstelle  aufgerückt,  und  die  Lehrer  Dr.  Capdl* 
mann  vom  Gymn.  in  Düsseldorf  und  EHtges  Tom  Progymn.  in  Neuss 
sind  als  Lehrer  neu  angestellt  worden.  Beim  Gymn.  in  DtnsBti&G  wurde 
der  Dir.  Dn  Lantg'ermmin  zum  Regienmgs'-  und  Schnlratfa  in  CeBtBtit 
berufen  und  zu  8«kiem  Nachfolger  im  Direeiorat  der  Oberl.  Dr.  KneM 
rom  Gymn.  in  K]iZBüZ9i»cH  ernttont»  Vgl.  NJbb.  31,  d46«  In  DöiiElr  wur-  - 
den  1841  dem  Direkstor  Me^rhtg  75  TMr.,  den  Oberldirem  Eheniek, 
Remaelg  und  PQtM  «id  den  Lehrern  Esvrn,  CldssM  ttttä  RUaefM  je 
30  Thfar. ,  dem  Lehrer  SAerti  lOi»  Thlr.  als  Graüfication  bewilligt.  .  Am 
Gymnasium  in  DüszbIiI^örf  worde  1811  der  Dr.  Drtiokenmjlaef  veiti 
Gymn.  in  Trier  statt  des  am '25.  Aug.  1840  Terstorbenen  Prof.  J.  JP. 
Brewer  als  zweiter  Lehrer  der  MathemaUk  i^gestellt»  Am  Gymn.  iri 
Elberfeld  lehrten  Bnde  1840  der  Prof.  Dr.  Joh.  K,  M>.  HafiUckke, 

30» 


468  Sclimi-  mad  UBiTertitattBaehriehieo, 

die  Oberlehrer  Dr.  EieU^  und  Dr.  Oautfefi,  die  Lehrer  Dr.  fMbcr, 
K.  NkdUdk^  Dr.  K.  Cht.  Beifaiy  H.  PirobH  [weicher  in  die  Steffe  tob 
Sd.  FMtftemier  einrfiekiey  ••  NJbh.  31,  d4S»]  aad  Eeg^^  der  Oaplan 
FrMerteiy  der  Monkdireetor  ^dbenutem,  der  Zeicheolehrer  iMUfjmg 
md  4er  Schreiblehrer  BoUnJbwg.  Der  Prof.  Dr.  HontMUse  ist  eutden 
Direcior  des  Gymn.  ia  Wbtzlae  gewoifden ,  und  der  zim  Director  in 
Biberfeld  emumte  Dir»  htm^erwumm.  wvde  ror  dem  Antritt  seines  Annies 
Ml  lc9ku  Regierong»-  and  Sehnlrath  in  Cobiens  erwählt.  Im  Bmhbbich 
lehren  der  Director  Pref.  Dr.  Lueuff,  der  OberL  Vkhoff^  die  Lehrer  De- 
derieh,  Mederrtem,  CToltenrelty  JBaehooen  can  Bch«,  Caplan  WoJSberg^ 
Mitliematioai  Aoad^i  Sdireiblehrer  tMin  ^eeZ;  in  BssSN  der  Direcior 
Dr.Sovelt,  die  Oberlehrer  Prof.  Dr.  WiO^gi  Cadeubaekf  Buädeberg 
«ad  IMumgtry  die  Lehrer  MäXh^er  [som  Bfiathematicns  an  FeUen»  Stelle 
eraanatjy  Dr.  BSder  and  Jahn^^  die  Reli^nslehrer  Pfiurrer  Maan  oad 
Caplan. fltdber,  der  Zechen-  and  Scbreiblehrer  Stäner  and  der  Gesang- 
lehrer  Jfdbenhoeh»  am  kathol.  Gynin«  in  Köln  der  Director  Prof.  Bim- 
htmm^  die  Oberlehrer  Prof.  Dr.  GoOety  Dr.  Grymit^  Jh^l^f  Dr.  Said, 
Dr.  DOidkmMer  and  Dr.  K.  Kktl  [seit  1840  statt  des  emeritirten  Ober- 
lehrers Dr.  IFtSfliimii  angestellt],  die  GoUaboratoren  roch,  Lehr,  Bhanr 
fCiÜer,  Sdbmtte,  ITreiwer,  Me^emann,  0.  Boim  [seit  1840  statt  Hou- 
palder  angestellt,  s.  NJbb»  31,  347.],  Dr.  Humperi^  fiourel,  JTrets, 
Lokmmmy  Sekugi^  die  Religionslehrer  Dr.  theol  C*  Martin  [seit  1841 
an  Dseftert*  Stelle  bernfen]  and  Candidat  FSrer.  Zum  Director  des 
Friedrich -ITnihefans-Gjnn«  ia  Köln  ist  nach  dem  Tode  des  ConsisU»- 
riafarathes  Dr.  K.  F.  Ä.  Qrodii^  [starb  am  4.  Mars.1841]  der  Director 
Dr.  JC  HtjfmmtUr  vom  Gyaih.  in  KxBOfOStACa  ernannt  worden  and  der- 
selbe hat  Ton  der  Prinaessin  von  Preossen,  in  Folge  «nes  bei  ihrer  An- 
wesenheit in  Köln  Teranstalteten  Schobctas  and  eines  Vortrags  aber 
Schillers  Gedichte,  einen  schonen  silbemen  Pokal  mit  Schillers  Bildniss 
und  einer  Inschrift  aas  dessen  Gedichten  als  Ehrengeschenk  erhalten. 
Dem  Lehrer  Dr.  fieimes  ist  aaf  ein  Jahr  Urlaab  von  seinem  Lehramte 
wtheilt  werden.  Bei  der  kon.  Regierang  in  Köln  werde  der  Divirnons* 
Prediger  Gratknf  als  Regierangs-  and  eyangeiisch  geistlicher  and  Schal- 
lath  angestellt,  and  der  kathol.  Domcapitolar  /•  üpen  erhielt  im  Yorigen 
Jahre,  als  ihn  der  Papst  lam  Gapitakunricar  statt  des  rem  Domcapitel 
gewählten  Capitolan  Aftiller  ernannt  hatte,  Yen  der  UniYexsitat  in  WuKaK- 
Bum«  das  Bhrendiplom  der  theoL  Doctorworde.  Am  Gynm.  in  Krbcz- 
HAGH  worde  nach  AqfVisiffert  Weggang  der  Director  Dr*  Jxt  Yom  Gym- 
nasinm  ia  W^raLAa  sam  Director  ernannt,  and  das  übrige  Lehreroolle- 
glam  bildeten  die  Professoren  Mr.  Von  and  Dr«  Qrabom  [für  Mathematik 
oad  Physik],  die  Oberlehrer  Dr.  SIemer  and  Dr.  JTfiehel  [smtdem  Di- 
rector in  DüiSBuao  geworden],  die  Lehrer  IV«i6er  nnd  Ft.  Dettman», 
der  Halftlehrer  l>u  Buddo,  die  Religionslehrer  Pfturer  EherU  and  Caplan 
^fler,  der  Schreib-  and  Singlehrer  Glmm  and  der  Zeichenlehrer.  Couer. 
T^  NJbb.  29,  327.  Am  Gymaasiam  in  Munstsrbifbl  wurde  im  JaU 
1841  stott  des  Oberlehrers  DUUnburgw  der  ScholamUcandidat  KBwghi^f 
yom  Gymn.  in  Aachsw  angestellt,   oad  stott  des  Oberl.  FrtwUnborg 


Baforderangen  and  EhreDbeieigiingeii.  469 

[8.  Boi^]  trat  anfangs  der  Candidat  Jak$u  interimiBtuch  ein,   und  aüi 
derselbe '  aU  Lellrer  an  das  6)riiina8iiim  in  Pab^bborn  befördert  worden 
war,  so  wurde    der  Dr.  HageUtken  rom  Progymnasium  in  Warbtjro 
Bom  ordentlidien  Lehrer  ernannt,  vgl.  NJbb.  31,  347.     In  Saarbrücken 
"war  schon  im  Jahr  1840  der  zweite  Lehrer  Nees  von  EBenbeek  in  die  erste 
ordentliche  Lehrerstelle  anfgerfickt  [s.  NJbb.  a.  a.  O.]  und  1841  wurde 
der  Pfiimrer  Sehirmer  als  Religionsiehrer  angestellt.     Von  den  Lehrern 
des  Qymn.  in  Trier  schieden  1841  der  Lehrer  Dr.  DiruckenmüUer  [siehe 
Düsseldorf]  und  der  kathol.  Religionslehrer  Knoodty  wofür  der  Capian 
Megers  eintrat,  und  es  blieben  als  Lehrer  die  Directoren  Prof.  J.  H* 
fFjfttet^iuh  und  Prof.  Dr.  FH»  i^ora ,  die  Oberlehrer  Steininger  [für  Ma^ 
thematik  und  Physik]  und  Sehneemann ,  die  Lehrer  Dr.  Hama^hery  Mar- 
tini ^  Simon  j  SekwendJLery  Servßiüf  Laoen  und  Sehi^erj    der    evangeL 
Religionsiehrer  DiTisionsprediger  RoehoU   [1840  statt  des  Consi8V>rial- 
rathes  Sehriever  eingetreten],   der  Zeichenlehrer  Rüben y  der  Schreib* 
lehrer  Sekommery  der  Musikdirector  J.  Schneider  [seit  1839  als  Gesang- 
lebrar  angestellt] ,  und  der  Director  des  Landarmenhauses  H.  Rumaehottel 
fSr  den  Turnunterricht.     In  Wesel  wurde  1841  dem  Lehrer  GeerUng 
das  Prfidicat  Oberlehrer  beigelegt  und  1840  hatte  statt  des  abgegangenen 
Candidaten  Dicke  der  Candidat  Werlemann  den  lateinischen  Unterricht 
in  Sexta  übernommen.     Zum  Director  des  G^rmn.  in  Wetzlar  wurde 
nach  dem  Weggange  des  Prof.  Dr.  Morüai  Axt  [s.  Kreuznach]  der  Prof. 
Dr.  Hanisehke  Tom  Gymn.  in  Elberfeld  ernannt,  und  ausserdem  unter- 
richten daselbst  die  Oberlehrer  Dr.  Ottomar  Friedr.  Kleine  [s.  NJbb.  3], 
346.],  Prof.  Dr.  SehüriHg  [zugleich  evangel.  Religionslehrer],  Dr.  Lambert 
[für  MaÜiematik  und  Physik],   Chrt^  und  Dr.  FrttocA,  der  Lehrer  Herry 
der  kathol.  Religionsiehrer  Pferrer  ^ojf ,  der  Zeichenlehrer  Deiker  und 
der  Gesanglehrer  Franke,     Das  Programm  des  Gymnasiums  in  Aachen 
rom  J.  1840  enthalt:   De  Scholiastae  in  TerenHum  arte  criHca  commen- 
taUo,  eonaeripsrt  J.  Koemgheff  [40  (26)  S.  gr.  4.],  eine  sorgfältige  Nach. 
Weisung,  dass  die  bei  Donatus  yorkommenden  Lesarten  und  kritischen 
Bemerkungen  meistentheils  falsch   oder  Ton  geringem  Belang  sind.     Die 
Kdagogiaehen  RefUxUmen  des  Directors  N.  J.  Biedermann  im  Programm 
des  Gymn.  zu  Bontt  vom  J.  1840  [34  (23)  S.  gr«  4.]  empfehlen  in  sehr 
eindringlicher  Weise  die  Wahrheit,  dass  die  Schule  nicht  blos  unterrich- 
ten und  belehren,   sondern  ganz  besonders  auch  religiös  und  sittlich 
bilden  soll.     Im  Programm  des  Gymn.  in  Cleve  von  1840  hat  der  Dir. 
Dr.  Heimke  üder  smeeiaeke  Sprache  und  Literatur  [30  (22)  S.  gr.  4.] 
geschrieben,  und  das  Programm  des  Gymn.  in  Coblenz  von  demselben 
Jahre  enthält:  Das  Matfeld  und  die  Kirche  %u  Lonnigy  eine  hiatoriacH- 
topographitehe  Untereuehung  Ton  dem  Gymnasialoberlehrer  Pet.  Jo8,  Seuij 
imd  jirehHektaimehe  Bemerkungen  über  die  Kkrehe  su  Lonnig  nebst  Zeich" 
nungen  TOn  dem  kon.  Bauinspector  isanaulx  [&6  (36)  S.  gr.  4.].     Das 
Programm  des  Gymn.  und  der  Realschnle  in  Duisburg  Tom  Jabic  1840 
ealliatt  vor  den  Scbulnachrichten  nur  eine  ^nsprocAe  des  Dbreeiors  Land- 
fermanm  an  die  vereammeUe  Schule  nach  der  l^aehrieht  von  dem  Tode 
Friedritk  WÜMma'ül  [19  (9)  8.  4.],  alteia  als  eigentlich  gelehrte  Ab- 


470  Schal-  a«d  UaltorsiUtiBAtflivicIitea, 


kandlimg  daso  iti  in  den  Sdudnadiriditen  erwähnt:  JXfiowMiki  Dm^hur- 
gama  AiitorJoa  e«  atUgr^pkk  codi*  mine  |iritttMB  aeeiir<#e  eXiia  a6  O. 
i.  Jßme,  Fasdic.  IL  Im  Progranm  m  BuwsN  hi^t  der  Ob«lehrer 
£lofiitdk  all  Abhandlmif  Forhüd^r  Jesu  ChrisH  ou«  tieH  SoAr^fien  de«  oben 
Bunde«  [1840*  34  (11)  S,  gr.  4.]  herausgegeben  und  duin  Melchiaedech, 
leaek,  loeeph  und  dae  Oyterlamai  der  Israeliten  in  Aegypten  als  die  pro- 
phetischen Vorbilder  Jesu  beteichnet*  In  DdsssxnoKF'  lieferte  der  Di- 
rector  Dr.  IFtillner  eine  Abhandiong  u&er  de«  ESmg  Oediput  dn  Sepfto- 
hUa  [1840.  18  (10)  S.  gr.  4.],  hanptsachUch  eine  Untersnchnog  ober  dU 
Charaktere  des  Oedipns  und  der  lokaste ,  welche  nur  an  wenig  ans  dem 
antiken  Gesichtsponkte  gehalten  ist  Das  Pregramm  in  JBlberfeld  ent- 
halt unter  dem  Titel:  De  Omomaerko  Mimhtui  eommeiiteCio  J.  Ten  dem 
Oberlehrer  Dr.  C.  Ekkkqf  [30  (16)  S.  gr.  4J  eine  fleis^jlge  und  stHrgfiütig 
gesichtete  Zasammensteltnng  der  über  Onomakiitos  bei  den  Alten  Tor- 
handenen  Nachrichten,  ndt  Beachtung  der  neuen  Forschungen  ^  Tomehm- 
lieh  in  Betug  auf  die  Wirksamkeit ,  welche  derselbe  für  die  Anordanag 
der  Orakelspruche  des  Masans  und  für  die  Sammlung  der  homerischen 
Gesänge  geübt  haben  soll.  In  Ehmbkich  hat  der  Oberlehrer  P.  Fiehqf 
üeher  dk  Bdkandlung  der  WerMdwngeUkrt  im  latem.  i/nlerricble  «n 
Gpimatkn  [1840.  ()0  (37)  8.  gr.  8.]  geschrieben,  in  Eassir  der  Lehrer 
Müih^er  eine  Theorie  der  Paraüelem  [1840.  20  (7)  8.  gr«  4.  nebst  einer 
Fignrentafei]  geliefert  und  darin  gegen  GrvnerU  Theorie  geltend  so 
machen  gesucht ,  dass  man  bei  der  Bestimmung  ihres  Westens  das  Piincip 
der  Abhängigkeit  derselben  von  Wi^elgrossen  durchaus  festhalten  mime. 
Beiläufig  möge  hier  auch  eine  Ton  dem  Gymnasiallehrer  Dr*  Rinder  in  der 
literarischen  Gesellschaft  su  Essen  gehauene  Yorlesmig  üier  dm  ifnter' 
aekied  der  antiken  Erziekungeweue  von  der  modernen  eorwihnt  werden, 
weil  sie  nach  dem  im  Elberfelder  Kreiablatt  rom  19*  Mars  1842  (Nr.  41.) 
mitgetheilten  Ansauge  über  die  häusliche  Eraiehung  iler  Jugend  recht 
treffende  und  beherzigenswerthe  BeneTkungen  en^ak.  Die'  sittliche 
Grdsse  der  Römer  und  ihre  häuslichen  und  öffentlichen  Tugenden  in  den 
früheren  Zeiten  der  Republik ,  wo  es  ii|  Rom  noch  keine  Schulen  gab 
und  wo  nicht  Schule  und  Lehre,  sondern  das  Beispiel  und  die  hinsliche 
Ersiehung  das  einaige  Mittel  waren  ^  die  Kinder,  zu  bilden  und  deren 
Triebe,  Geffihie  und  Willenskräfte. zu  wecken,  zu  leiten  und  zu  ver- 
edeln, sind  sehr  geschickt  benutzt,  um  den  wesentlichen  Einfluss  des 
sittlichen  Moments  in  der  hauslichen  Erziehung  heranszustellen  nnd  die 
Eltern  darauf  hinzuweisen,  .dass  ihre  eigene  sittliche  Tiichti^eit,  Ter- 
bunden  mit  treuer  PflichterfElllung,  am  besten  im  Stande  sei,  den  Jugend* 
Hohen  Neigungen  und  l^lensaUASerungen  di^enige  Richtung  sn  geben, 
durch  di^  sie  über  die  Gefhhren  einer  genusssichtigen  und  anf  das  Mate* 
rieUe  gerichteten  Seit  hinweggeföhrt  und  au  einer  ficewUgett  S^albatth»- 
tigkeit  hingewiesen  werd^  An  die  N^chweisnag,  daas  di«  Schule  die> 
een  Bildungseinflnss  der  haasliehen  Erstehung  nkht  ersetaett  kann,  knfi- 
pfen  sich  dann  Erörterungen  über  die  Art  und  Weise,  wie  im  ianerki  F«* 
anlienleben  die  moralisch -refigidse  und  die  inteUeetue|le  Bildni^s  über« 
wacht  werden  muss.     Unter  iteen  treten  munentUah  dip  AmMrifiangen 


BefQJrder&VfSen  und  Ekir^ilbeieigoiügen.  471 

fibor  dtn' häufig  TOtkoninMiideii  Mangel  an  Piatat  b«  unterer  Jugend 
herror,  welchen  der  Verf.  haoptaachficli  aas  der  in  dem  Benehmen  der 
filtern  bemerklidien  Seibattncht,  liebloBigkeit  und  kalt  beredinenden 
Kkigjkeit  und  ana  der  mangelhaften  Bean&ichtigung  der  Kinder  herieitet* 
Dm»  Programm  des  kathol.  Gymn.  in  Ke^v  bringt  eine  ComtMtäatm  d^ 
roltette,  quam  Plato  arUmathematieae  cum  ditdectUta  intervedere  volueritj 
Toa  Oberi.  Dr.  C.  Kiesel  [1840.  45  (^2)  8.  gr.  4.]  y  und  das  des  Fi;ied- 
rich-  Wilfaelffis-Gymn.  eine  Besehreibung  der  am  ^  Juni  1840  m  Gym- 
MflSNffli  Aeg-un^eneti  CfedSehtniufeier  Friedrieh  fFilhelm»  IIL  Tom  IHrector 
Consistorialrath  Dr.  Graaht^  [1840.  16  (8)  S.  gr.  4.],  worin  die  Mitthei- 
lang  der  rom  Director  gehaltenen  Tranerrede  und  Auszüge  ans  den  von 
den  beiden  Retigionslehrem  gehaltenen  Gredächtnisspredigten  den  Haupt- 
inhalt bilden.     Hr.  K.  findet  in  der  Dialektik  des  Plato  darum  eine  Ver- 
wandtseh^ft  mit  der  Mathematik,  weil  derselbe  die  gemeinschaftlichen 
Meikmale  und  Eigenschaften  der  besprochenen'  Gegenstände  sorgfaltig 
niuihweisty  ebenso  ihre  Verschiedenheit  genau  beachtet,  in  der  Entwidce- 
long  streng  methodisch  fortschreitet   und  b^  eingewebten  Digressionen 
den  wisseasdiaftlichen  Gesiditspunkt  nicht  aus  dem  Auge  rerliert.     In 
Krxozhach  reiht  sich  an  die  scharfsinnige  und  reichhaltige  Abhandlung 
üeher  die  Berüeksichtigung  der  IndimduaUiät  hei  ünterrichi  und  Erade- 
btmg  Yon  dem  Dir.  Dr.  K.  Heffmeiater  im  Progr.  von  1840  [28  (16)  8. 
ffr*  40  eine  gleich  tuchüge  nnd  in  anderer  Besiehung  wichtige  in  dem 
Programm  Ton  1841  an,  nämlich  Zoon.  GhitL  Steineri  De  Horalü  carmkte 
eaeeüXari  eomrnenUiHo  [1841.  36  (25)  8.  gr.  4.],  welche  auch  durch  einen 
benoadem  Abdruck  [Coblens  b.  Kdir.  25  S.  4.]  in  den  Buchhandel  ^e- 
knkamen  ist*     Die  in  der  jüngsten  Zät  erneuerten  Versuche,  das  Säcn- 
largedicht  unter  bestimmte  Gesangchore  au  yertheilen,  und  die  Ton  PeerU 
fcamp ,  Bidistadt  nnd  Gottfir.  Hermann  gegen  dessen  poetischen  Werth 
erhobenen  Zweifel  haben  den  VerCi  veranlasst,    eine  neue  Vertheilung 
Yonutjcagen  nnd  dann  in  den  einzelnen  Strophen  die  von  Hermann  u.  A. 
«rfaobenen  Bedenken ,  Tomehmlich  dinrch  genauere  sprachliche  Erörterung 
der  angefochtenen  Stellen  zurfickzuweisen.     Richtig  macht  er  ans  Zosi» 
nuu  U,  5.  und  ans  Vs.  65.   «nsws   Gedichtü  gegen  Schmelskopf  [vgl. 
NJbb.  »y  195  £F.]  geltend,   dass  das  Gedicht  in  dem  Tempel  des  ApeUo 
Palatinus»  nicht  aber  in  dem  Tempel  des  Jupiter  CapitoUnus  gesungen 
worden  ist;  und  da  Zosimns  Chore  Von  dreimal  neun  iJJiaben  und  eben 
ne  viel  Madehen  erwähnt  nnd  nach  Li^ans  (XXVIf,  S7.  nnd  XXXI,  12.) 
anch  bei  den  frühem  Sacnlarfesten  dreimal  nenn  Madehen  das  Gedicht 
gesangen  haben,  ao  lasst  er  die  27  Knaben  Jind  27  Mädchen  entweder  in 
2  gegenüberstehende  Ch5re  Ton  je  dreimal  neun  Personen  oder  jede  ein» 
seine  Abtheilnng  in  je  drei  Chore  Ton.  je  nenn  Personen  Tertheilt  sein." 
Noch  der  ersten  Eintfaeilung  werden  Strophe  1.  nnd  2.  als  Proodus, 
Strophe  9.  als  Mesodns  und  Strophe  lfi-^19«  als  Epodus  Ten  den  Torein» 
ten  Choren  der  Knaben  und  Mädchen  gesn^gCB,  doch  so,  dass  in  Str.  9. 
die  nwei  ersten  Verse  den  Knabeh,  die  beiden  lelzten  den  Mädchen  an- 
fiiUen,  nnd  Ten  den  abrigen  Strophen  abgt  der  Chor  der  Knaben  Strophe 
3.  $..7. 10. 12. 14.  und  der  Midchencher  «^tsophe  4.  6.  8.  11.  13.  Ij^. 


472  Sclml-  und  URitariitmitna^liricliten; 


Nach  dar  sweiten  BintKeUmig  bkiM  far  Str.  1.  2.  9.  16^19.  daaae&e 
VerhilteiM,  aber  Strophe  3.  und  10.  werden  Toni  ersten,  Str.  5.  und  12* 
▼em  sweiten ,  7.  nnd  14.  Yom  dritten  Knabenohor  nnd  ebenso  Tom  ersten 
Midchenc^or  Str.  4«  n*  11.,  Tom  sweiten  6.  n.  13.,  vom  dritten  8.  und  Ib, 
gesungen«     Diese  an  sich  einfache  Yertheiiang  wird  Ton  dem  Verf.  gnt 
gerechtfertigt  nnd  nach  der  letstem  Al^tnfnng  in  sweimal  drei  Chore  für 
angeaiessener  erkannt,  nnd  auch  in  den  einzelnen  Versen  hat  er  die  Ton 
Hermann  n.  A.  erhobenen  Bedenken  mit  Geschick  und  sprachlicher  JBin- 
sieht  ab  unerheblich  abgewiesen  nnd  die  Echtheit  der  Terdachtigten  finf^ 
ten  nnd  swölften  Strophe  zu  erwosen  gesncht.     Auch  hat  er  an  diese 
Rechtfertigungen  einige  beilanfige  Erorterungoi  angeknüpft,  weidie  seine 
^Vertrautheit  mit  den  Horazischen  Gediditen  beweisen,  nnd  z.  B<  über 
die  Stellung  der  A^jecdira  nnd  AdTcrbia  am  Schlüsse  des  Satzes,  über 
die  Euphonie  und  Kakophonie  beim  Zusammenstossen  gewisser  Buchsta- 
ben, über  tde  Syllepsis^  nach  welcher  ein  einmal  gesetztes  Wort  zu  zwei 
Begriffen  des  Satzes  gehört  y  und  über  die  Canidla  und  den  Vams  in  der 
&.  Bpode  mit  Tieler  Sorgfeit  Terhandelt.     Nur  haben  die  gewonnenen 
Resultate  fest  insgesanunt  ein  Torherrsdiend  negatives  Gepräge,  d*  h. 
der  Verf.  weiss  die  Bedenken  anderer  Erklarer,  gegen  welche  er  str^tet, 
geschidct  und  mmst  treffend  abzuweisen,  aber  seiner  Ansicht  nicht  immer 
die  Begründung  zu  geben,  welche  zur  entschiedenen  Ueberzeugung  fuhrt. 
In  den  Parergis  kann  man  sich  dies  gefallen  lassen,  obgleich  die  Erörte- 
rungen über  die  SyU^sis  und  .über  Cänidia  und  Varns  nodi  zu  mehr- 
fechem  "Widerspruche  Veranlassung  ^eben.     Ungern  aber  Termisst  man 
in  dem  Saculargedicht  selbst  die  tiefere  und  positivere  .Brorterang  der 
Sache.     Hier  galt  es  zunächst  den  Versuch  durch  ^e  sorgfältig^  bisto- 
risch  *  antiquarische  Untersuchung  festzustellen ,  was  wir  über  die  q>e- 
delle  Gestaltung  der  Säcutarfeier  ans  alten  Zeugnissen  wissen  und  nichi 
wissen,  und  warum  es  gerade  Apollo  nnd  Diana  sind,'   welche  in  dem 
Horazischen  Saculargedicht  besungen  werden,    vgl.  Jahn  z.  Virg.  £cL 
rv,  17.    Sodann  war  das  Gedicht  durchaus  aus  dem  Gesichtspnnicte  eines 
religiösen  Hymnus  zu  betrachten,  um  auf  diesem  Wege  sowohl  einzeke 
Formeln  und  Gedanken,  welche  an  sich  minder  poetisch  erscheinen,  aus 
dem  Wesen  der  heiligen  Poesie  zu.  rechtfertigen,  als  auch  die  reUgiosen 
Vorstellungen  der  Romer  von  Apollo  und  Diana  und  die  bei  dem  ganzen 
Feste  leitenden  Ideen  möglichst  bestimmt  aufzufinden.    Endlich  war  auch 
au  versuchen,  ob  man  nicht  ans  der  Vergleichung  derjenigen  Horazischen 
Oden,   welche  Anchersen  als  Carnnna  saecnlaria  zusammengestellt  ha^ 
aus  dem  Carmen  saliare  und  aus  alten .  Zeugnissen  von  religiösen  Fest- 
lidikeiten  der  Rdfi«r  über  das  Absingen  der  Festgedichte  bestimmtere 
Ergebnisse  ermitteln  kann,   ab  gegenwartig  vorhanden  sind,  we  auch 
Ur.  St  noch  seine  Zertheüung  des  €rediehtes  in  Proodus,  Strophe,  Anti- 
atrophe,  Mesodus  und  Bpedus  zu  sehr  nach  den  Grundsätzen  griechischer 
Sitte  gemacht  zu  haben  schdflit.     So  lange  dies  nicht  geschehen ,  darf 
man  seinen  Versuch,  das  Gedicht  an  die  einzelnen  Chore  zu  verthcüen, 
zwar  für  den  einfechsten  nnd  angemessensten  unter  den  vorhandenen, 
aber  keineswegs  för  den  nnumstosslich  wählen  halten.     In  Bezug  auf  die 


*  Befördern  Ufa»  und  Shrenbeseigiingeii.  478 

eiMelnea  Rrortenuigen  möge  liier  aoch  bemerkt  werden,  daes  rke  ia 
ys.13.  wohl  ans  «prachlicher  NotÜwendigkeit  zu  aperire  gehört  nad 
weder  guUg  noch  leiekt  und  gU^ekUeh  bedeatet ,  sondern  das  geaetcmaa- 
aige  Yerfiihren  beseichnety  weidiea  der  religioae  Glanbe  der  Diana  bei 
dem  Gfreadiaft.der  Entbindong  schwangerer  Frauen  zascfarieb ;  dass  Vs.  94« 
das  Adjectrrnm  fnquemteB  nicht  wegen  eines  besonderen  Nachdruckes  am 
Kode  steht ,  sondern  ans  rein  grammatisebem  Gmnde  den  Objectsbegriff 
lodos  ter  die  aocteqne  iremientes  abschliesst;  dass  Vs.  36.  die  Worte 
quod  9emei  dktumr  t$i  etc.  schwerlidi  an  nmgite  faiay  sondern  m  eeti- 
nJMe  gdl&oren,  ond  dass  der  erste  Theii  der  Strophe  die  WahrhafÜgkeit 
and  Untroglichkeit  der  Parsen,  mit  welcher  sie  die  Aussprache  des  Fa- 
toms  Teikunden,  anaeigt,  durch  die  Worte  bona  mngüefaia  aber  der 
Wonseh  ausgesprodien  wird,  dass  sie  auch  für  das  neue  Jahrhundert  ein 
gluGkUches  Geschick  [günstige  Aussprudle  des  Fatums]  yerknndigen 
mog«n.  Ist  Bwvat  richtige  Lesart,  so  hat  man,  da  dUxtum  eit  sicher  zu 
stehen  scheint,  eecmiMe  ala  reines  Perfect  au  fassen,  und  der  Gedanke 
ist:  „Ihr  Färsen,  die  ihr  bis  jetat  treu  und  wahrhaftig  Terkundet  habt, 
was  einmal  Tom  Fatum  ausgesprddien  ist  und  was  die  Weltordnung  nnab- 
and«dich  festhalt  [^  oder  ansh:  ihr  Parsen ,  als  wahr  ei^annt  in  der 
Vef^Lundigaag,  welche  einmal  ausgesprochen  ist  etc.  — ],  iuinpft  auch 
an  das  Vergangene  far  das  künftige  Jahrhundert  günstige  Ausspruche.^ 
Gebieten  aber  die  Handschriften  Bervet  cu  lesen,  so  wird  ceemtMe  mehr 
aeristisch,  und  es  entsteht  der  Gedanke:  „Ihr  Parzen,  die  ihr  treu  utad 
wahrhafiig  zu  Terkfin^gen  pflegt,  was  einmal  ausgesprochen  ist  und  was 
die  Weltordnung  in  fester  Weise  bewaluren  möge ,  iasst  audi  eure  Verr 
kundigangen  für  die  Zukunft  glficklich  sein.^'  Anderes  fibergehen  wir, 
da  die  Abhandlung  trotz  der  gemachten  Ausstellungen  doch  eia  sehr 
verdienatlicher  Beitrag  zur  bessern  Erklärung  der  Säcularode  und  der 
Horazischen  Gedichte  .überhaupt  ist,  und  den  Leser  über  mehrere  Punkte 
angemessen  belehrt,  Sber  andere  zu  weiterer  Forschung  anregt.  Im 
Programm  des  Gymnasiums  in  MÜKSTSBBtFEl.  vom  Jahr  1841  [Tgl.  NJbb. 
31,  347.]  hat  der  Oberlehrer  Joh»  Jo9.  Roipatt  als  Vorläufer  zu  einer 
grossem  Schrift,  aber  die  politischen  Parteien  -Griechenlands  bis  auf  die 
macedomschen  Zeiten  herab  Ckrowdognehe  Beiträge  fgur  grieekkohen 
Be§ekkkte  ewiaeken  den  Jahren  479*--431.  (20  (10)  S.  gr.  4.]  herauage- 
^ben,  worin  er  die  Ton  Clinton  und  Krnger  (in  dessen  historisdi- philo* 
logischen.  Studien,  Berlin  18360  gegebene  chronologische  Feststellung 
der  Begebenheiten  in  £eser  Zeit  Vielfach  berichtigt  und  eben  so  wie 
Krnger  den  Thukydides  zur  Grundlage  seiner  Untersudiungen  mächt, 
neben  welchem  IHodor  nur  überaus  behutsam  gebraucht  werden  dfirfe,« 
aber  die  Angaben  des  ersterdn  und  die  oft  unbestimmten  Aüsdrncke  be!^ 
den  Ztttangaben  genauer  und  sorgfölti^ec  erörtert  und  mit  andern  hist<H 
risebea  Daten  bessei^  in  Bii|klang  zu  bringen  weiss.  Was  geleistet  wer* 
den  sei,  kaiin  nmn  schon  aus  feigenden  chrenologistShen  Bestimmungen 
uqd  der  Vergleichusg  ihrer  Abweichung  Ton  Kruger  ersehen.  Da  die 
Gründung  der  athenieasbchen  Bundeagenossenschaft  unter  den  Archen 
AdeiBmntos4ff  y«  6hh  fallt,  so  iat  476  Elo«  und  Skyrof  erobert,  470 


474  fiTeJiBl-  mad  Unitersiiittiiftelirieliieii, 

NaxM  baltf  ect,  469  i^e  Schlacbt  am  Binryniedon  geliefat  wordeo.     479 
!■!  pMMums  fMtoib«i,  473  Thswitokles  am  Athen  Twbaiint  worden, 
471  Mt  Giiechtiiland  m  den  Peraeni  geflohen  vnd  evst  nach  470  ge- 
alorben.     Der  Anhng  dee  poBiisdien  Wiilceii0  des  Peiikles  in  Athen  filH 
anf  den  Herbat  469,  md  Aibtidea  war  in  dieser  Zeit  bereite  todt.     Ha 
dentelben  Jakre  469  trat  der  Konig  Arehidamaa  (f  on  427)  in  Sp«ta 
iMine  Regienmg  an,  nnd  somit  fiUit  auf  4|^  das  Brdbeben  in  Sparta, 
466  der  Ab&U  Ten  Thasos,  465  dessen  Wiedererobenmg  und  466  die 
Aaasendang  der  ersfjBn  CoIoom  nach  'Erritt  odoc     IMe  Ktepfe  bei  Nisaa 
md  Kekryphaieia  fallen  469»  die  Seeschlacht  gegen  die  Aegineten  458, 
die  Schlacht  bei  Tanagrn  in  den  Spatherbst  des  Jahres  457,  62  Tage 
spiter  die  SohJacht  bei  Oenephyta  ganz  im  Anfange  des.  Jahres  466,  im 
Sommer  456  die  Untemehmnngen  in  Bootien,  Phoina  nnd  Lokris,  465 
die  Bipedition  anter  Tefanidas  nnd  die  Uebergabe  Ton  Itbome ,  464  der 
2ag  nach  Theasafien,   4b3  der  Zug  des  Perikles,  460  der  erste  Waffen- 
itiUatand«     Die  weitem  Bestimmnngen  heben  wir  hier  nicht  aas,  d»  die 
ganse  Untersnchong  eine  Beilage  an  der  oben  erwähnten  grossem  Schrift 
bflden  wird,  sondern  beoMrken  nur,  dass  der  Verf.  diese  Bestimmang 
der  Zeiftdata  überall  ndt  so  ge^bickter  Benntsong  der  alten  Zengnisae 
imd  in  so  «msichtiger  nnd  nngenwangener  Weise  gemadit  hat,  dass  omodi 
•idi  gen  TOn  üyper  Wahriidt  nbeneagt  und  selten  ein  Bedenken  hat 
Aindi  weist  er  gewohnlich  aaeh ,  wodurch  Kroger  an  einem  andern  Re- 
snifeat  yerieitet  woiden  ist.     Ea  ist  denmach  recht  wimschenswertli,  dass 
derselbe  die  grossere  Sehrift  recht  bald  aas  Licht  treten  lasse.     Im  Pro- 
gramm des  Gymnasinms  an  Saarbrücken  Ton  1840  steht  ein  Beitrag  taw 
ErilMk  des  TaeUu»  vom  Leiurer  Sehrmmt  [19  (6)  S«  gr.  4.] ,  worin  nadi 
einer  breiten  Einleitung  in  Hiator.  II,  63.  Emeati's  Lesart  aijfcelaret 
gegen  Kiessling  nnd 'Walther  in  Schnta  genononen  ist.     In  Trier- er- 
seUen:   De  Diongrii  HaHeammssei  mdiBio  de  JRotomt  oroftone  «c  geliere 
dkentU  dSuerMi»  Ton  dem  aweiten  Dir.  Dr.  VU.  Lars  [1840.  42  (94)  S. 
gr*  4.],  eine  amfiusende  nnd  erfolgreiche  Rechtfertigung  des  Pinto  gegen 
das  nngnnstige  Urthett,  welches  Dionysins  in  der  Schrift  de  admiranda 
▼1  dicendi  in  Demosthene  über  dessoi  Sehreibweue  wid  namentUcb  über 
dessen  Menezenns  geiallt  hat ,  worin  das  Unbegründete  nnd  Falsehe  der 
Dionjnischen  BSttwendnagen  Toflkommen  klar  gemacht  ist.     Nor  begnügt 
sich   der  Verl   zn   sehr  mit  der  blossen  Abweisung  der  einadnen  Be- 
hauptungen nnd  unterlässt  die  Betrachtang  ans  den  hohem  Genchta- 
punkten  und  den  allgemeiaen  Principien  und  €resetaen  des  Stüs,  welche 
allerdings  an  ehasr  tieferen  inneren  Unteracbeidaag  der  DarstelfaingBlbim 
des  Demosthenes  nnd  Platogeföhrt,  die  Behauptung,  dass  |eder,in  smner 
Weise  Toranglieh  sc» ,  klarer  gemacht  und  die  einsdtigen  Ansichten  des 
Dionysins  vom  rechten  Creprage  oraterisdier  Darstdiung  mehr  offenbart 
haben  würde.     Das  Programm  in  WssEb  TOtn  Jahr  1840  bringt  eine  AIk 
handinng  J^e  aUeMfione  rniM  m  mieletoenlifleni»  nosfrarum  «igenttt  eaui- 
Umdm  emnSqtie  mede  eatoeiemdm  acdpsit  Dr.  E»  IPiwdsr  [28  (7)  S.  gr.  4.], 
und  im  Progiamm  an  Wbtxljöl  tou  demsdbea  Jahre  Imt  der  Direotwr 
Dr.  AM  eine  Ausgabe  iroa  rcdrdw  Spmimuie  igricue  reUgmiae  gelistet. 


Befordeimageii  ifiid  Bhrenbeioigttng«!!*  47S 

vgl.  NJbb.  33, 161  ff«    Dm  ProgranuB  dei  letetgcaMiiateii  GTiuiMWiiii 
Yom  Jfthr.1841  enthält  die  «charünnidge  Abbaadliuigt  GeUtutkaüg^m 
dar  Tkmnoüij  €»1  Beüh^ag  mw  P^^ehslogw  der  Thkre  Tom  GjuuMiial- 
l^rer  A*  Herr  [43  (^)  S.  gc*  4.],  worin  neben  dem  Iiutincie  der  TMera 
besonders  die  individuellen  SeelenänMerungen  denselben  oder  deren  sinn* 
liebes  Wahmebmeni   sinnliches  Vorstellen»    Crefahle,    Strebnngen   und 
Handlongen  erörtert  and  in  systematischer  Uebersicbt  entwickelt  werden« 
EUne  sehr  interessante  and  for  die  Gegenwart  sehr  behendgensweiihe 
Gelegenheitsschrift  derselben  Anstalt  isti  Das  Zkii  der  GjfmnamMädymg^ 
eine  Hede  von  Dr.  C.  A,  Moritz  A»t.  kon.  Prot  and  Director*     Zmm  Be- 
sNfi  der  SckulerbibUoihtk  dee  kon.  Gymnaemme*  [Wetslar  bei  BraonedE. 
1841.  34  S.  8.]     Es  ist  die  Rede,   welche  der  Ver£i  beim  Antritt  des 
Direetorats  des  Gymnasinms  in  Wetslar  am  25.  Oct.  1841  gehalten  hat, 
and  er  entwickelt  darin  in  geistreicher  Weise  and  mit  der  ihm  eigen- 
thumlichen  Kraft  and  Energie  der  Rede,  dass  die  Aufgabe  der  Gymnasien 
sei,  der  Jogend   die  möglichst  vollkommene  Vorweihe  cor  duristüchea 
Wissenschaft  za  verschaffen,  glühende,  vwige  Liebe  zor  Wahrheit  in  den 
Gemuthem  anzufachen,  aUerwarts  her,  wo. sich  Gott  offenbart  hat,  dem 
V  heiligen  Geiste  die -Bahn  in  die   Herzen  zu  bereiten,  sonderlich  aber 
durch  die  Vorhalle  des  dassischen  Alterthnms  in  die  Kirche  Christi  zn 
iuhren  and  in  ilmea  den  befreienden ,  eriosenden ,  beseligenden  Glauben 
an  Christus  in  aller  Lauterkeit  zu  entzünden;  dass  die  christliche  Lehre, 
seitdem  sie  erschollen ,  der  bestandige  Mittelpunkt  alles  geistigen  LebenS 
anf  Erden  geworden  ond  auf  ihr  die  ganze  Höhe  der  modernen  Caltöt 
beruhe;  dass  aber  anch  die  Weltanschauung  des  Evangeliums  und  ihre 
Darstellungsiotm  dem  Alterthnm  aus  geschichtlichen  Gründen  in.  vielfacher 
Hinsicht  sehr  verwandt,  der  modernen  Welt  in  vielfacher  Hinsicht  ganz- 
lich fremd  und  unverständlich  sei  and  dass  also  das  Aiterthom  zur  Ver-. 
standigung  diene«     Die  Art  und  Weise ,  wie  er  durch  solche  Erörterung 
die  Alterthnmsstndien  mit  dem  Christenthum  in  enge  Verbindung  bringt, 
ist  überraschend  und  wahrhaft  genial,  and  auf  die  Gemfither  der  Zuhprer 
moss  die  Rede    durch  die  Neuheit  und  Kraft  der  Gedanken  und  den 
Schwung  der  Darstellung  einen  tie£eB  Eindruck  gemacht  haben.     Doch 
dürften  die  meisten  derselben  die  Wahrheit  mehr  geahnet  als.  klur  erkannt 
haben,  weil  sich  der  Redner  zu  sehr  im  Allgemein«!  halt,  und  dem  Un- 
eingeweihten nicht  klar   und  bestammt  genug  erkennen  laset,   wie  der 
Gymaarialunterricht  die  lAtbe  zur  Wahrheit  in  dem  Gemüth  der  Jugend 
entzünden  könne  und  wirklich  einis  Vorweihe  zur  christlichen  Wissenschaft 
werde,   und  ob  ihn  das  G^mnasiom  bis  za  der  Hohe  fortfuhren  kann, 
dass  er  wirklich  zu  demjenigen  VerstandnisB  des  Alterthums  führt,  aus 
welchem  der  Zusammenhang  der  Weltanschaoong  des  Evangeliums  mit 
demselben  deutlic)|  erkannt  wird«     Ohne  eiae  concretere  Darlegung  der 
Büdungskraft  der  Sprachstudien  nsd  des  Grades  der  Anschauung,  weiche 
das  Gymnasium  vom  Aiterthum  bereiten  kann,-  dürfte  die  Sache  doch 
Vielen  dunkel  und  darum  eben  zw^elhaft  bleiben.     Gewiss  aber  wi^ 
die  Rede  ßSx  alle  diejenigen  vieJünch  hnregend  und  belehrend  sein,  welche 
•Ifih  mit  dem  wahren  Wesen,  and  den  gej^enwaiiigeo  St^dponkte  der 


476  Selisl-  ii«d  UniTertitlttiiaeiirichteii, 

dTWUMklbililiiiig  MnWngllch  Tertraat  gemacht  haben.  —  Vod  «len  Ver- 
fiigiiBgan  vad  Verordmmgen  des  Minlsterinma  irad  des  ProTintfiaischQl- 
coUegiafliS)  welche  in  den  beides  letiten  Jahren  an  die  Gymnasien  ergan- 
gen  tiady  heben  wir  hier  als  bemerkenswerth  herror,  dass  Gesuche*  ron 
Uahrem  an  das  ProviadaUchalcoUe^am  oder  an  den  Verwaltungsrath 
md  das  Cnratoriun  der  Schale  crniacbst  an  den  Dlrector  eingereiht 
werden  nnd  durch  diesen  an  die  obere  Behörde  gelangen  sollen ;  dass  in 
den  Paile,  wenn  ein  Vater  mehrere  Sohne  zugleich  auf  eine  Schule 
spickt  und  dieselben  nach  dem  Ermessen  des  Direotors  einer  Unter- 
slfitsung'  würdig  nnd  bedfirftig  sind ,  für  den  zweiten  und  die  folgenden 

•  nur  die  Hälfte  des  Schulgeldes  bezahlt  werden  soll,  dass  aber  auch 
ihnen,  wie  überhaupt  allen  FVeischulem  der  Genuas  Ton  ganzen  oder 
halben  Freistellen  nur  so  lange  rerbleiben  soll ,  als  sie  in  Fleiss  nnd  Be- 
tragen die  erste  oder  mindestens  die  zweite  Censur  erhalten ;  dass  zum 
einjährigen  freiwilligen  Mtlitairdienste  diejenigen'  Schaler  der  drei  obem 

'  Gymaasialclassen  Prima ,  Secnnda  und  Tertia  [wobei  die  Abtheiloogen  in 
Oberprima,  Unterprima  etc.  nicht  als  besondere  Classen  ziSden]  ohne 
fernere  Prüfung  Ton  den  Departementscomraissionen  qualifi«drt  sind, 
welche  yom  Director  ein  Zeugniss  eines  solchen  Grades  wissensdiaflMcher 
Vovbweitung  in  allen  Zwcfigen  des  Schulunterrichts  beibringen,  wenadi 
sie  eine  wissenschaftliche  Laufbahn  mit  Nutzen  betreten  dtonnen,  dass 
sie  aber  in  Ermangelung  eines  solchen  Zeugnisses  unbedingt  Ton  den 
Comnuasionen  geprüft  werden  sollen»  Schaler,  welche  sich  dem  Post-, 
Forst-  und  Baufinche  widmen  öder  in  den  subalternen  Staatsdienst  ein- 
traten wollen ,  müssen  nach  MinistexialTerfQgung  Tom  10.  Dec.  1840  das 
Zeugniss  des  Besuchs  der  Secunda  eines  Gymnasiums  oder  das  Entlas- 
sungszeugniss  einer  höheren  Bargerschule  beibringen,  in  welchem  die 
nach  dem  Reglement  Tom  8.  März  1832  erforderlichen  Kenntnisse  in  der 
latein.  %iraciie  nadtgewiesen  sind.  .  Für  den  PosCQienst  hatte  bereits 
eine  Verordnung  Tom  19.  März  1839  bestimmt,  dass  die  sogenannten 
Realschüler  der  Gymnasien ,  deren  Ausbildung  im  Latdnischen  mangel- 
hafte sei,  als  nicht  genügend  Torbereitet  für  diesen  Dienst  angesehen 
werden,  sondern  dass  die  Bewerber  um  Anstellung  in  demselben  in  schul- 
wissenschafäidier  Hinsicht  entweder  die  Reife  für  Prima  in  allen  Lehr- 
gegenstanden,  mit  alleiniger  Ausnahme  des  Griechischen,  nachweisett 
oder  die  Entlassungsprüfung  einer  höheren  Bürgerschule  nach  den  For- 
derongen  des  erwähnten  Reglements  bestanden  haben  müssen«  Zur  Br^ 
giazung  des  Abiturienten -Prüfhngs -Reglements  Tom  4.  Juni  1834  und 
seiner  Erläuterung  Tom  24.  Oct.  1837  war  schon  im  Februar  1838  Ter- 
ordnet  worden,  dass  das  lateinische  Extemporale  den  Abiturienten  deutsch 
als  Pensum  dictirt  and  Ton  ihnen  ohne  Hülfe  eines  Lexicons  ins  Lateini- 
sehe  übertragen  werden  solle,  nnd  unter  dem  26.  Juni  1839  wurde  be- 
kannt-gemacht: Um  Einheit  in  das  Verfehren  der  Abiturientenprühmgen 
au  bringen  und  um  zu  bewirken,  dass  in  dem  Schüler  bis  zum  Ende  seines 
SehuUebens  eine  lebendige  und  regelmSssige  Theilnahme  an  den  Unter- 
richtsgegenstanden  erhalten ,  der  tumultuarischen  Vorber^tnng  auf  das 
^Ki'^'ftn  ein  Ziel  gesetzt  und  durch  consequente  Richtung  desselben  attf 


'BefSräeruiigen  nttd  BiireAbefleigiiBg«iL  477 

diM  Wagentliche  und  Danerode  dem  nnnihigeii  fiUrdbrn  der  Büelkeift  und 
des  Bbrg«u(efl  ein  Zägel  angelegt  werde,  00  solle  aUjahrlicIi  Bfn  Mitglied 
des  kön.  ProTinaualacbolcoUeginmii  soTiel  Gymnttien  ala  mogUck  berdsen 
nnd  entweder  der  mündlichen  Profang  persdnlicb  beiwofanen  oder  Tor 
Abhaltung  derselben  mit  der  Coromission  nber  das  beim  mfindlichen  Exa* 
nen  sn  beobachtende  Verfahren  Rücksprache  nehmen.  Unter  dem  3.  Ittli  ^ 
1839  wnrde  den  Prufangscbmmissionen  an  den  Gymnasien  in  Enniierang 
gebracht,  dass  fremde  Schaler,  die  sich  aar  Prufnng  pro  immatricnlatione  ^ 
melden,  nicht  mit  zariel  Nachsicht,  sondein  mit  onnachsiGhtiictier  Strenge 
nach  den  Bestimmangen  des  Reglements  vom  4.  Jnni  1S34  xn  prüfen  sind; 
imd  nach  der  Verordnung  vom  7.  Noremb.  1839  sollen  die  jungen  LeatOi 
welche  vom  Gymnasium  abgehen ,  um  sich  durch  Privatunterricht  auf  die 
Abiturientenprufnng  vorbereiten  zu  lassen ,  auf  die  sie  betre£Fenden  Be* 
Stimmungen. in  $  41.  des  Reglements  vom  4*  Jnni  1834  und  auf  die  nach- 
theiligen  Folgen ,  welche  ein  in  früher  Abgang  vom  Gymnasium  für  sie 
haben  kann,  aufmerksam  gemacht  werden,  die  Direotoren  aber  sollen  anf 
die  Zeugnisse  solcher  fremden  Schüler  und  sonstigen  Individuen,  welche 
lieh  aar  Immatricalandenprfifung  melden ,  «ne  besondere  Aufmerksamkeit 
richten  nnd  keinen  zulassen,  der  sich  über  den  Gang  Seiner  wissensdbaft 
liehen  Vorbereitung,  besonders  über  seine  Verhältnisse  wahrend  der 
letzten  zwei  Jahre,  nicht  durch  vollständige  und  durchaus  glaubhafte 
Atteste  dahin  ausweisen  kann,  dass  seiner  Zulassung^  nach  dem  Prüfung»* 
reglement  Nichts  entgegensteht.  Durch  Verordnung  vom  30*  Nov.  1840 
wird  es  dem  Ermessen  des  kon.  Pxufangsconunissarius  überlassen,  die 
mundiiahe  Prüfung  in  der  deutschen  ^Sprache ,  in  der  Naturbeschreibung, 
in  der  Physik  und  in  der  philosophischen  Propädeutik  bei  solchen  AbHu-* 
rienten  aus&llen  zu  lassen,  die  in  den  übrigen  Gegenstanden  den  Forde- 
rungen des  Reglements  auch  in  der  mündlichen  Prüfung  volIstSndig  ge* 
nügt  haben ,  und  nur  diejenigen  in  den  genannten  Gegenständen  prüfen 
zu  lassen ,  die  mit  Beziehung  auf  §  28.  B.  und  C.  Vo^ügtiches  darin  le&» 
•ten  zu  können  glauben.  Um  übrigens  der  tumnltnarischen  Vorbereitung 
zu  der  Abiturienteaprüfung  und  der  Furcht  vor  derselben  immer  mehr  ein 
Ziel  zu  setzen,  nnd  eine  lebendige  und  geregelte  Theilnahme  der  Schüler 
an  den  Unterrichtsgegenstanden  immer  mehr  zn  wecken,  ist  hn' J.  1841 
noch  bestimmt  worden,  dass  auszeichnnngsweise  denjenigen  Abitnrieilteo, 
welche  nach  dem  durch  Censuren  und  Classen- Leistungen  belegten  Zeug- 
nisse  ihrer  Lehrer  mit  den  nothigen  Vorkenntnissen  in  Prima  eingetreten 
sind,  und  während  ihres  Aufenthaltes  in  derselben  in. allen  Lehrgegen» 
ständen  einen  regelmässigen  Fleiss  bethätigt  haben,  der  konigl.  Gommis- 
sarius,  wenn  ihre  schriftlichen  Prüfungsarbeiten  genügend  ausgefallen 
sind,  auf  den  einstimmigen  Antrag  der  übrigen  Mitglieder  der  Prüfung«- 
commission  und  auf  Gmnd  der  Bestimmung  in  $  24.  des  Reglements  die 
mündliche  Prüfung  in  den  FächeAi  erlassen  kann,  in  welchen  sie  währet 
ihres  Aufenthaltes  in  Prima  stets  vollständig  befriedigt  haben«  ^Weil 
übrigens  bei  den  Prüfungen  auf  manchen  Gymnasien  die  Mangelhaiki^eit 
namentlich  der  deutschen  und  lateinischen  Prob^Mrbeiten  bisweilen  des^ 
halb  Entschuldigung  gefunden  hat,  dass  der  betreffende  Lehrer  erklarte, 


47S  09li«li>  ««d  UniTersItfiUnftebriehteBy 

ftüif  kMbm  dtf  llindMiid«!  hSMm  dM  gMetriklM&  AnfoHfiraagiea 
«■tgprvciMn  iMd  das  MiiwHnyn  mI  dem  niflnsBe  momentuieT  Yeriiali^ 
■Im«  mnihNibt»!  ••  ist  noter  dem  98.  Febr.  1841  Tererdnet  worden, 
äuB  die  Obei^rimmier  «immtü ^a  wibreftd  de«  letiten  Sdralfabn  ange- 
totigtea  Sdralarbeitmi  y  so  wie  sie  dieflelben  Yon  dem  Lebrer  eeonort  s«* 
tiekerbalteo  baben^  sevgfiltig  «afbewabreii  sollen ,  damit  der  konigl* 
Ctmmiwari«  oadi  Befiaden  der  Umstiade  aas  denselben  sein  Urdteü 
ibar  die  LdsIrnigfsCUrigkeit  der  Abitmienteii  ergSnsen  und  bericbtigen 
kann«  IHne  .yerf9gDiig  Tom  fl.  Nor.  1840  bestimmt,  es  sei  wünscbens- 
w«rth ,  dass  das  Deutsebe  and  Lateiniseiie  in  den  antem  Classen  nickt 
getrennt  bebandett,  sondern  in  ein  näheres  TerhSItniss  gebracht  werde; 
aocb  in  den  mittlem  Classen;  sam  TbeU  aneb  das  Griechische.  In  den 
beiden  obem  Classen ,  namentlich  in  Prima ,  erscheine  es  rathlicfa ,  wo 
mdgttch  das  Deotscbe  mit  der  phÜosophiscben  PropSdentik  an  yermnigen. 
IKe  deatsehe  LSteratargesdudite  soll  sich  in  Secnnda  and  Prinm  an  die 
Lectfire  maaierbafter ,  ebarakteristiscber  SteHen  anschüessen ,  so  dasa  in 
Seennda  eiae  Uebersicbl  Tom  Anfiing  des  17.  Jahriianderts ,  in  Pgbaa.  roa 
der  iltesten  Ina  auf  die  oeneste  Zeit  gewonnen  werde.  In  der  Metbemar 
tik  darf  über  das  im  Reglement  Torgeschriebene  Ziel  nicbt  hinaosgegaa« 
gen  werden,  Tialmebr  ist  besonders  auf  ein  graadliches  Erlernen  der 
Btamentanaatbenatlk  an  dringen,  so  dass  die  kon.  Commissarien  ans- 
nabmsweise  lieber  eine  Brmassignng  hinsichtlich  des  Umfang»  der  Kennt-* 
tiisse  eintreten  lassen ,  als  Ton  der  Orondlichkeit  nnd  klaren  Einsiebt  der 
Beweise  and  des  Zosaanaenimagea  absehen  sollen.  [Als  IVBnimam  der 
auitbemaliaGhen  Vorbildung  ist  nach  Verordmmg  Tom  7*  April  1841  jeden- 
fdb  ausser  der  Fertigkeit  im  prakdschen  Rechnen  eine  grandliehe  Kennt- 
nia»  der  Planiaietrie  nnd  der  ersten  Elemente  der  idigemeinen  Arithmetik 
bei  der  Abitorientenpriilbng  aneiüssiieh ,  und  es  soll  andi  diese  Ermassi* 
gong  nor  aeitweiHg  gelten  and  narin  geeigneten  V^en*  ausnahmsweise 
.  eintreteok]  Far  die  pbilosophisebe  Propfid^atik  ist  als  Master  der  Be- 
griffiMntwickehmg  X  H.  Deinhardt's  Teriahren  in  der  Sdirift:  der  BegrilF 
der  0eele  etc.,  Haarinirg  1840. ,  an  empfehlen.  [Schon  fraberbin  war 
Deinbardt^a  Anliats  I/efrer  die  BeüMiung  der  pkOoBaph,  PropadeMc  im 
OfßmaauAtnterriekte  in  Brzoska's  Centralbibliotbek  Juni  1839  Ton  dem 
Ministeriam  den  Gymnasien  aar  Beachtong  empfohlen  worden.]  Zn  An« 
fange  eines  Jeden  Monats  soll  eine  Prüfung  Gber  die  im  Terflossenen  abgo» 
■bandelten  Lebrpensa  angestellt,  und  das  Brgebniss  in  die  CSassenbadier 
eingetragen  und  in  der  nächsten  Conferenz  besprochen  werden.      [J*] 

^  WeAur.  Das  dasige  GTnmasiam*  war  Tor  Ostern  1841  Ton  198, 
naeb  Ostern  Ton  137  Schalem  besacfat  und  hatte  wShrend  des  au  Ostern 
des'  gen«  Jahres  beendigten  Schuljahrs  11  Schaler  aar  Unirersftat  ent- 
lassen« Statt  das  ausgeschiedenen  Lehrers  deir  Geschichte  und  deatsdien 
Literatar,  Legationsrathes  und  Professors  Dr.  itarl  Ptmse  [s.  NJbb.  33, 
477.]  ist  im  April  1841  der  Candidat  der  Philologie  Dr.  Oust.  Aex.  Zme 
all  Lehmr  dieser  ITnteniditsfacber  in  den  beiden  obern  Classen  n«a  an* 
gestellt  nnd  dabei  sugleich  in  den  beiden  untern  Classen  der  Unterricht 
so  geordnet  wofiden,  dass  der  Tierte  CTassenlehrer  KtiSl  Chr.  Ad.  TMer- 


Befolrd^riBgftB  attd  Bhreiibtts^if mildem  479 

« 

6adb  den  Uaterrkhi  In  4«tf  änaMken.  Bpn^ »  GtMiUcbte  und  Ge^a- 
plde ,   der  CnUabOrator  Dr.  SrtmtWük,  Ferd.  I^efteriWJhn  4e^  Ujitenidit 

Sthmfff  den  'Untemeht  im  Latelnudie»  .in  beidea  Claasen  besorgt,   and 
dws  jeder. LibcoarsiM  in  der  vierten  CUmo  ia  einem  Jahre  voUendet  wer- 
den mns«#     Da«  eo  Ostem  IS^  enchiienene  Jahiesprogramm  der  Anstalt 
enükält:  De,  eomfmUiome.cQnftümm  BiMralU  fxpkmanda  partkula  i.  Toiy 
de»  Direetoif,  Confli«todalrath  Dr.  Jtug,  ChilMlf  Gemhmrd  [Weimar  gedr, 
b.  Albrecht.  16  <i3)  S.  gr.  4J,  eine  Art  von  Kritik  tob  Düni^er'B  KrUHf 
und  Krktärung.d^  Hor09  [Branoschweig  IBM.  8»],  worin  die  Ton  dei^ 
letstgenannten  Gelehrten  Tereachte  astlietitfche  Brklarungsweifle  der  H07 
.  raaisoiien  Odea  und  das  Zurackfohren  der  Hanptidee  jeder  'euiizelnen  aal 
die  abatracten  Begriffe  der  Gettesfiircht,  der  Selbftbesohränkmigy  dea 
Lebensgenanea ,  der  Liebe  imd  Fremidaehaü,  der  Diditkenst  and  dea 
tbatkräftigen  ^Itrebena  mit  kloger  Einaicht  oad  gliickliebem  £rfolg  be- 
kämpft tt^d  abgewieaen  wird.     Der  Verf.  bc^ginat  mit  kuraen  Bemerknn« 
gen  über  daa  eigenthöraliche  Gepräge  der  Irischen  Diehteraprache  and 
>dle  Art  und  Weiae,  wie  in  ihr  der  logiaehe  Grandgedanke  nnd  überhaupt 
der  materielle  Inhalt- durch  daa  Binwbken  der' Gelahle  und  Phantaaie 
poetiacli  anageaehmückt  wird  and  wie  man  dorch  umaiditige  und  behnt- 
same  Abtrennoilg  dea  poetiachen  Schmnckea  aar  Auffindung  dea  einfachea 
Gedankens  gelangt;  warnt  dann  Ter  dea  yerkefarten  Erklarangaweiaapi 
dea  Ailegoriairena  und  dea  Hineintragena  moderner  Ideen  und  Veratelo 
hmgaweiaen  in  die  lyriachen  Gedichte  dea  Alterthuma  und  giebt  dann  eine 
Oharakieriatik  dea  Ton  Däntaser  eingesehlageaea  Erklarungswegea.     Dm 
dafrihi  henrortretende  Grundkrthma  wird  erat  im  Allgemeinen  kora  ange^ 
deliliei.  and  dann  i^pedeller  an  einaelnen  $>äUen  nachgewieaen,  indem  HKt 
G.  die  Oden  Uly  92.,  I,  S5.  o.  21.,  HI,  1^.,  I,  %^vl.  28.  elTwaa  anafohr^ 
Meher  beaprieht,  die  darin  von  Dontaer  geaoehte  Grundidee  dea  Ganai^ 
abw^t ,  meiat  auch  aeine  eigene  Auffiiaanng  dieser  Oden  kurz  andeuta^ 
laad  em  paar  Mal .  Selbat  die  Erklirnng  einaelaer  Verse  und  Worte  her 
apiMMi     E^  brandit  nicht  Tersichert  zu  werden^,  daaa  sich  £far<  G.  faieria 
überall  als  eiialehia*  und  geschnHackyoIlen  Erklarer,  bewahrt,  .und  daaa 
mt  wiederholt  darauf  hinweist',  wie  aehr  die  Duntaersche  Deutung  dqt 
Griindadee  in  den  eiaaehien  Oden,  der  antiken  seiuiachea  Denk  weise,  und 
Lai^enBaaachauttng  wideraprioht.     AUmn  der  beachr&nkte  Raum  dea.Fr^ 
gramma  aoheint  den^Verf«  Teranlaaat  au  haben,  daaa  er  Sauaer  nur  bei 
der  nethwendigsten  BeweisfUtruag  stehen  bleibt,  und  eb^ich  <»  dadurch 
den  Widerrtreit  der  Duntzerachen  Annahme  gegen  die  antike  rdm&iche 
Denkweiae  erkennen  laaat,  so  macht  er  doch  daa  Wesen  dieser,  antiken 
Welt  -  und  Lebensanachauung  and  ihren  Gegensatz  zur  modernen  Denk- 
weise nicht  überzeugend  genug  klar.     Wer  sich  nun  selbst  schon  von 
diesem  Unterschiede  eine  klare  Erkenntniss  erworben   hat , "  den  wird 
die  Gemhardsche  Beweisführung  sofort  überzeugen;  andere  aber  werden 
doch  wiederholt  im  Zweifel  bleiben ,    ob  nicht  die  Düntzersche  Erklärung 
doch  sich  Tortheidigen  lasse ,  ja  hin  und  wieder  zu  weit  schärferer  Auf- 
fossung  des  Gedichts  führe,  als  was  Hr.  G«  dagegen  aufetellt«     Kurz  sie 


480  Schal-  B.  Vwirti^dtSUandar^  Beffcdcrr«  lu  Bbronbet elgmifeiL 

wefden  dfetcr  ■rklimig  swar  Sdiwiefigiwltea  la  den  Weg  geiehobea 
■ehen,  aber  defen  Beaeitfgaag  doch  für  aiekt  gar  so  cchwer  kalten.  Ba 
kam  alae  daraaf  an,  reeht  beetiiamt  aad  odt  sduurfer  HerrorhelMuig  and 
Abgrensnng  der  Meriuaale  festxastellen ,  dass  ^die  antike  Denkweiae  der 
Griechen  und  Romw  und  Ihr  gansee  Crefilhlsleben  dnrchans  innerhalh  der 
Gfemen  ginnlidi-concreter  Anechannng  nnd  praktischer  Benehnng  aof 
bestiauite  nnd  individnelle  Lebensrerhfiltnisse  stehen  bleibt,  rnid  dass  dn 
alter  IKchter  nad  Philesoph  wohl  fibw  diese  Dinge  reflectiren  and  sp»- 
coliren  kann,  aber  sich  nie  bis  au  so  raner  and  absolater  Betrachtnng 
abstracter  Begriffe,  wie  Gottesforcht ,  Seibstbeschrankang,  Thatkraft 
•tc  sindy  erhebt,  sondern  dieselben  immer  als  concretere  Begriffo  fes^ 

hfilt.     Bt»  Dontaer  hat  die  Gmntfdeen  der  Horazischen  Oden  an  sehr 

•  -  .  •  . 

ans  dem  Gresichtspankte  der  modernen  Romantiker  betrachtet,  weldie, 
seitdem  Fr.  Schlegel  auf  die  ans  unserer  Poesie  entschwundene  sjmboli- 
sehe  and  plastische  Natoransohammg  und  auf  das  Zoriicktreten  des  sinn- 
lidi- lebendigen  Bilderrrichthnms  und  der  .alles  Terkorpernden  Mythologie 
anfinerksam  gemacht  hat,  die  höchste  Ausprägung  der  Poesie  in  der  höbe- 
ren  und  ideaKsirten  Verkörperung  der  abstractesten  Verstandesbegriffb 
nnd  der  tiefsten  und  innerlichsten  Gemnths-  und  Gefuhlsbewegnngen 
oderj  wie  sie  sagen,  in  der  Identificirung  der  Natur  nnd  deB  Geistesy 
suchen  nnd  erstreben  wollen.  Diese  Ideen  nnd  JQmpfindnngen ,  welche 
im  tiefsten  Hintergründe  des  Geistes  frellidi  auch  der  alten  Mythologie 
nnd  Poesie  oder  nberiiaapt  der  Denk  -  und  Gefuhlsweise  dea  Aiterthums 
IQ  Grunde  liegen ,  aber  dort  nicht  zur  reinen  Entwickelang  und  Ausprä- 
gung gelangt,  sondern  immer  in  der  niederen  Sphäre  sinnlicherer  nnd 
koiperlicherer  (plastischerer)  Auffassung  stehen  geblieben  sind,  bilden 
eben  den  Gregensatz  der  alten  Welt  zur  neuen-,  nnd  die  klare  Bntwicke- 
lang  dieses  Unterschiedes  wurde  die  sdblagendste  Wideriegnng  des  Dun- 
taencben  BrklarungsTersnches  geworden  sdn.  Wollte  der  Verf.  diesen 
Weg  nicht  einschlagen,  so  würde  es  auch  cum  Ziele  gefithrt  haben, 
wenn  er  seine  Brklarung  der  einaelnen  Oden,  d«  h«  die  HeraussteUnag 
einer  concreteren  Grundidee,  bestinunter  und  positiver  der  Diintzersdiea 
entgegenstellt  hatte.  Ob  iibrigens  nicht  eine  von  beiden  Richtnngen  das 
Ziel  der  ganzen  Untersudiung  sei ,  lasst  sich  nicht  bestiaunt  sagen ,  iwfSk 
gegenwartig  nur  die  Particnla  prima- der  Abhandlung  vorliegt,  nnd  diese 
allerdings  blos  einleitende  Voribemerkungen  enthalten  kann.  Jedenfidls 
aber '  haben  diese  auch  in  ihrer  TorHegenden  Gestaltung  den  Werth,  anf 
das  Unsiefaere  der  neuen  Brkiarungsweise  aufmerksam  zu  macheii,  nnd  es 
ist  dies  ein  um  so  höheres  Verdienst,  da  diese  Deutungsrichtang  der  alten 
Poesie  und  Mythologie  in  unserer  Zeit  so  Tieifach  Tersncht  worden  ist. 

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