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JAHBBÜOBER
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In VerbindaD^.mä'ätf^m ¥.ii»iQe^ Gelehrten*
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Viernnddreissigster Band. £rstes Heft.
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Druck nnd Verlag von B. 6. Teubner.
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Kritiscke BeartheilnngeiL
üf. Atta Plauti Pseudöluß^ jRt^deriB^ TruculentuM.
Academiaram et scbolanuQ in nsiua denao recenioit «t expUcavit
Frid< Henr. Bothe^ Pr. Phil, et Mag. AA« hL»^ socistati, qua« leaae
est, Latinae, itemqiie Teutonicae BarolinenHium , hon. c. adfcriptiifl*'
Lipsiae, in libraria Hinrichsiana. IMO* VIXI u. 171 S« 8.- 14 g6r.
(174 Ngr.) . .
"lese Ausgabe wnrde^ wie es in der Vorrede (p. III.) heisst,
von dem Hrn. Verf. aof Veranlafittuii^ det Verlegern unternemmen,
upd er beabsichtigte damit eine der Liodteroamiischen Aasgabe der
3 Plaiitinisclien Stückes Captivi , . MUcs gftoriosus and Triqnaros,
ähnliche zu liefern. TiQua provincia suscepta, sagt er, id in-
primis studiii, ut verba poetae ad fidem antiquorum cedicum re-
stituerem, quam dese^ere confidentius coepit Lambinas, dux fere
gregis recentiorum editorum/^ Die Ausgabe selbst ist so ein-
gerichtet, dass^ unter dem Texte kritische Noten, meist den
Grund der Torgenommenen Aendenmgen und Abweichungen Ton
det Vulgata, doch keineswegs Yollstäqdig t enthaltend , mit ein-
gestreuten sachlichen Bemerkungen stehen. Zum Schlüsse folgt
ein Index rerum et Terborum memoräbHium.
Fragt man nun, ob in dieser Ausgabe der Text der 3 Plan-
tinischen Stucke im Vergleieh mit der Vuigatt wesentlich Ticrbes-
sert erscheint; so muss dies im Ailge^neineh geleugnet werden;
denn diese Ausgabe leidet an diftmselbca Gebrechen » andemdlie
fruhereti von fä&n Hrn. VehE. besorgten Ausgaben der römischen
Komiker sämmtUcl^ leiden: aa der grossen Willkürlichkeit wUn^
lieh , mit welcher dier Text des Düchters an anzähligen Stellen
entweder Terändeii oder umgestellt worden ist.« Dieses Verfahren
des Vert, welches, nicht scharf genug gerügt werden kann, hat,
wie schon ?on Ritschi in der Abhandlnng über die KritÜt des
Plautus im rhein. Museum Jahrgg. 4 fit bemerkt ist , seinen allei-
nigen Grund in den gäoElich Ton den ^^wöhnUehen und herge-
bracliten abweiclienden jnetrischen Grundsätam des Verfl y wer-'
1*
A
4 Romische Literatur.
nach er einestlieils einen Tiel za seltenen Gebrauch- von den
3 Hauptfreiheiten der Versmessun^ der aiten römischen Komiker^
namentiich des Plaatns: 1) der Verkürzung länger Syiben, 2) der
Verschmelzung zweier Syiben^in eine (Sj^naeresis , Synaloephe)^
und 3) dem Hiatus, macht, anderntheils aber eine viel zu grosse
Mannichfaltigkeit und einen viel zu häufigen Wechsel der Metra
in einer und derselben Scene annimmt , als man {anzunehmen für
gut finden darf. Wo sich nun in diese , oft nur fingirten metri-
schen Grundsätze des Verf. die uns durch die Mss. überlieferten
' Worte des Dichters nicht fugen wollen, da verändert er und stellt
die Worte um mit der grössten Willkürlichkeit, wie jede Seite
des von ihm gelieferten Textes aufs Deutlichste beweist. Freilich
ist auf der anderen Seite auch der Scharfsinn des Verf. nicht zu
verkennen, mit dem er manche schwierige und 'corrupte Stelle
anf'das Gföcfklichste emendirt hat.
Um nun das von uns ausgesprochene Urtheil näher zu bele-
gen und sowohl die Stellen anieufuhren , wo er eigenmächtig den
' Text verändert, als die, wo er uns das Währe getroffen zu haben
scheint: wird es am bequemsten sein, das Werk von vorn an
durchzugehen und die gichtigsten Stellen, worüber uns etwas'^zu
bemerken scheint, der Reihe nach anzuführen.
Schon in der Vorrede bespricht er einige von ihm veränderte
Stellen^ und erwähnt gleich anfangs, er iHibe die librarii nicht
immer getadelt ^ die die Worte dies Komikers versetzt halben«
Als Beleg dafür^führter an Bseud. I, 2, 37. 38», wo die Vulg« ist:
I , puere , prae : ne qaisqaam p^rtiuidät crumenaro,
cautio est.
Vel opperire: est, quod dorn! dicere paene fui oblitas,
und .wofür Hr. B. „et vividiore aratione, et modulatis versSbus^S
wieersagt^ schreibt: .
I, puere, pra^: crumenam ne quisquam pertundat,
. cautio^st.
Ve] opperire ; est quod domi fui dicere paene oblitus.
Worin nun aber die vividior öratfa und die besser modulirlto
Verse besteheii soUeii, gethiuen wir uns nicht zn entscheiden.
Immerhin bleibt es mttslicfa, seiiiemGdiöf, dessen Eingebungen
oft nur etwas Eingebildetes enthalten, so viel zn vertrauen, das^
man bios auf dasselbe hin die Worte des Dichters, wie sie uns
diplomatisch überliefert sind,' yersetzt; hodist tadelnswerth aber
ist es,"\t^eHn man diese seine eingebildeten Verbessenmgen^so-
. gleich in den Text setzt. — In der Note ztfr Vorr. p. Ifl. u. IV.,
wo Hr. B. von den Codd. ^richt, behauptet er» man wisse nicht,
was nach jener Plünderung der Universität Heidelberg im J. 1622
mit dem sog. Codex vetos des Gamerarins geworden sei , überein-
stimmend mit seiner 2. Aasgabe des Plautns, p. XXV not. Er
Plauü Pseudolutf, Rodebs^ Troculeatas» ed. Bothe« 5
bitte aber jetzt, durch Rltsdil (L 1. Jahrg. IV. p. 536. not,) be-
lehrt, wissen können, dass jenejr Codex nach Rom gesehieppl;
und der Vaticana einverleibt worden sei, woselbst er sich noch
heute befindet. — Mit grosser Wahrscheinlichkeit verwandelt
Hr. B. Rud. III, 4, 32. tuasj welches allerdings nicht passen will.
In duaa. — Ob Aenderongen, wie Rad. I, 3, 30., wo^Hr. B.
schreibt: me aomno abstinent^ statt dessen^ was Camerarius, .
Lambr und ihnen folgend Reiz geben : membra mi omnia tenent^
nöthig sind, Wagen wir nicht zn entscheiden, da uns die 2. Pa-
' reana nicht zur Hand ist, in der die Lesarten der Codd. Palat. an
voUstöndfgsten und genauesten gesammelt sind , und aus der man
sehen könnte, ob membra wiridioh die Palatt. haben, oder ob et
eine blosse Conjectur de^ Camer. ist. — Schön ist das. Supple-
ment IVuc. 1, 1, 30. — Pseud. II, ^ 22. u. 26. halt Hr. B. mit
Recht für iamb. tetram., nnr nicht, wie er p. VL angiebt, für
catal. 9 sondern für acatal., weil sie nur höchst gezwungen für
troch. tetram. catal. gehaUea werden könnten. Uciber t. 33.
schwanken wir , weil hier kein dringender Grund uns nöthigt,
diesen Vers für einen iambicng zu halten. — Pseud. II, 1, 8.
kann fraudulenti^ welches der Palat hat, audi beibehalten und
braucht nicht mit Hrn. B. in frmiduhata verwandelt zn werden.
Paeud. 1,1^17. versucht Hr. B. einen andern Weg, den
Hiatus zu vermeiden , als Herrn, epit. d. m. p. 39. — V. 27.
schreibt er habentque^ nach den Mss. statt habent quaque, —
V. 31. Utino statt )kiiic, welches die Codd. haben, weil das Me-
trum hinkt ; eben so gnt aber könnte man tu hinc stehen lassen,
so dasa tu nicht elidirt wird, w^gen des Naclidrucks , der darauf
ruht, sowie v. 29. redde.^ — V. 35. ändert Hr. B. des metri
wegQu quantua es in quanittm ^at^ allein man schreibe nurr
quantus'a) so ist das Metrum in Ordnung. — '- V. 38. hat er das
ergo^ das gewöhnlich zu den Worten des Calidorus gezogen wvd,
zu denen des Pseudplus gezogen und -nimmt ein H^^perbaton an,
weil er sich nidit erinnere gelesen zu haben : Ergo quin. Allein
1) passt das ergo dem Sinne nach weit besser zu den WotT^en des
Calldorus als zu denen des Pseudolus, und 2) wenn auch zufällig
eine Verbindung von Partikeln sonst nicht bei einem Alten vor-,
kommt, so kann dies kein Grund dafür sein , dass diese \erbin-
düng gar nicht statt haben sollte; denn bei jeder Verbindung vou
Partikeln behält doch jede allemal ihre eigenthömliche Bedeu^-
tung, selbst wenn sie anscheinend in einen einzigen Ausdruck
verschmelzen sollten; uni wie viel mehr muss dies der Fall sein,
wo jede Partikel so eiozeln. für sich dasteht ^ als dies bei qtun
ergo der Fall ist. — V.79. ist Paeudole^ weil es nicht in den
lambischen Trimeter geht, gestrichen worden. — Ohne Grund
hat der Verf. v. 80. die Worte: abducturua est mulier em craa^
so umgestellt: abd. muL craa est. Ebenso ist v. 81. statt adiutas
geschrieben admvaa. — Y. 86« ist die Vuig.: Sed quid ^ de
i
6 ' « Romische Litetaivr.
1 , •
draehma faeere vis. Cod. Fäl.hflt: Sed gtiidem a draekma f, r.,
wcnmus Hr. B. gewiss «hoe Zweifel riditig hergestellt Ii&t : Sed
quidnam draehma faeere vis? — V. 88y bat er die Worte:
ante tenebras per sequi tenebras so umgestellt: a. tenebras tene^
bras p. — V. 89. ist aus dem Pal. statt des vulg. s i dederitn
tüfi geschrieben: nan d. U -^ - Ebenso ist v. 96. die Lesart der
.alten Ausgaben: Neque ItheUaespes sit wiederhergestellt, nur
dass Hbellae^ welches nicht in das Metrum passt, in libeilaiwer'
wandelt ist. Die Vulg. dafiir ist: Neque cui libellae s. », —
V. 9S. ist gegen die Codd. lacrumis statt drachtnis oder draemis
gesehrieben: allerdings könnte dies wegen des im folgenden Verse
stehenden istis lacrumis des Gegensatzes wegen nicht unwahr-
scheinlich erscheinen ; auch konnte wohl aus tacrimis sehr leicht
draemis entstehen. -^ .V. 102. ist die Lesart der Handscfarffteiv;
bona Opera aut hac mea verändert in: bona operad kae med, —
Gut ist nach unserer^ Ansicht t. 104. hergestellt. — V. 108.,' wo^
die Lesart der Codd. und die Vulg. ist: Quopocto et quantas^
hat Hr. B. der bekannten Eleganz su- Liebe efgenmichtig «^ ge*
strichen. — ~ V. 109. ist die Vulg«: In ie nunc sunt omnes spes
aetati meae. Hr. B. schreibt: In ie nunc spes sunt omnes ae, m»
Es lässt sich nicht leugnen, dass so der Vers besser klingt, aber
mit welchem Rechte man so schreiben darf, muss dahin stehen. —
Sehr scharfsinnig hat Hr. B. die Stellung der Verse 119. und 126*
vertauscht , wo denn , wie man sich durch Lesen derselben über-
zeugen kann , alles weit besser passt. — V. 122. ikt mit Recht
für anne^ welches nicht in den Vers geht, an gesetzt; ebenHas.
nimis für minus. V. 123. edico für dico. ^rsteres steht auch
T. 125. — . V. 124. pubi für pube^ -welches letztere in der firii-
heren Ausgabe des Verf. beibehalten war«
Scena 2, v. 3. hat Hr. B. statt potest^ welches die Codd. ha-
ben , welches aber nicht in den Vers geht , mit Recht potis^^ wie
in seiner früheren Aukgabe/?o^^, geschrieben. — Mit Unrecht
ist zu Ende des 5. Verses ein Punct statt eines Komma gesetzt,
da der Schlass dieses Verseis ganz genau mit dem folgenden zu-
sammenhangt. -^ V. 6. endigt hei Hrn. B. schon mit occasio est^
80 dass er einen creticns trimeter erhält^; t. 7. aber fangt mit
^ape an, und in demselben ist es^bibe statt bibe^ es^ sowie Hoc
eorum opust st. hoc est eorum opus gesetzt , wedurch ein trime-
ter iamb. entsteht, -rr- V. 9. hSlt Hr. B. ht>chst gezwungenet
Weise für einen Asynartetus, besteh^ml ans einem trochaicus di-
raeter und iambicus dimeteir hypercatalectus, da^es doch weit ein-
facher war, ihn, wie den Torigen, für einen iambicus tetrameter
hypercatalectus zu nehmen, mit der Synizese eorum. -^ Der
folgende Ver» 10: ist für einen iamb. tetram^ brachycatal. zu heh-
^nen, auf folgende Weise : * ,
\ . sNone 4de{o hana ^|dictio]aem nisi a|aifflam äd|vortiti0 | obui^js«
Plaati Pseudolns, KudoM, TjruculeistKSy ed. Bothe.
7-
Hr. B. bidert uimotbigeT Wefe^ ud^ortUUm udvartelU QDd er-
häU einen trochaicus tetram. — , V 18, Fcflasst Hr. B, die Viilg.
und wählt die Lesart der von detn' Meursias benutzten alten Aus-
gabe (nicht Handschrift^ s. Ritöchl 1. K p. 499.} /behauptet aber
mit Unrecht, dass in der Vulgata die Worte atque me, die er jflk
ein Glos^em hielt ^ nicht in den Vers gehen; denn der Vers, wie
er in der Vulg. geschrieben ist, bildet einen nntadelhaften iamb»
tetram. acatal. — Mit Unrecht veclässt Hr. B. 1. 19. die Lesart
der Codd. Hoc vide si$^ ui xilias res agunt^ und streicht, üty
welches keineswegs. den Vers hindert^ wenn man nur atias pe^
syiiizesin 2sylbig liest y auf fofgende Wi^ise: Hoc vide Isis, ut
ajüas res | cett. (iamb. tetrameter) — '-^- Höchst willkörHch und
'zwar ohne dass Bich nar der genngste Chrund hierza ausfindig
machen li^esse, versetzt er wiederum .v. 21. die Worte voatrum
dmiüs tergum erit so: durius v. e. t. -^ Ohne Grund ist v. 26,
fuogue gestrichen^ welches in der früheren Ausgabe des XetC
(Halberst. 1821) betbehalten war. Der Vers ist ein tet^ram. iamb.
h jpercatal. - — V. 28^ist statt niieant aedes geschrieben : niieat
aed%9 jand propere st. propera. Aber auch niteant aedes geht
in den Vers, wenn man nur die ultima von Aa^es verkürzt. —
V. 31. folgt Hr. B. statt des prqesterga ^ welches die Codd. Pall«
haben, der Lesart des Acidalius: Vorsa^ sparsa^ tersa. —
V* 32. ist des Versmaasses wegen unnothig vos gestrichen , sowie
,v._34. vir 08^ wegen der nomeri asperrimi, die Rcc. durchaus
nicht finden kann. Beide Verse sind tetram. troch. hypercataf.
In. der früheren AusgaJ)e sind beide Worte stehen geblieben. -^
V. 35. ist ci7o gestrichen, weil es den Vers über die Gebühr ver-.
läugert, so.dass ein pentameter trochaicus catal. entstehen würde.
— ^ V. 42. war es nicht nöthig, suae^ welches die Codd.liabcn,
zu streichen; man lasse es stehen und der Vers ist dann ein hy-
percatalectus. — Ganz schlecht hat Hr. B, v, 45. die Worte:
penus annuus hodie convenit so umgestellt: annuus convenit
hodie peiius^ wodurch ein trochaicus pentameter brächy catal.
entstehen würde, während der Vers nach der Vulg. einen tetra-
meter aoatal. bildet auf folgende Weiset ,
Nim.jUÄi I p^nos an|mtus ho|die Gon|v6mt cras^ | pöpulo ) prö-
stltuläm Yos,
' ' -* .-
mit verkürzter ultima von oommdt, — Cnnöthig war ferner
V. 46. statt: sisiiis mihi diefß esse hunc zu setzen: h. d. nh e, sc.
Bei der Vnlg. ist der Vers eben so gut. ' — V. 47. war es unno-
thig, estis nach deliciae zn streichen ; mit Recht ist dagegen mam- .
milla in tnammilläe verwandelt. Estis bleibe i»tehen, und der V^rs
ist ein tetram. hypercatai. — V. 48. , der in der Vulg. so lautet:
Manipulatim mihi muiierigeriili facite ante aedis iain hie assint,
istdes mimeri trochaki wegfen SO umgesteltt:
I ,
8 Römische Literatar.
Maiiip^Iatim monerigenili fadte ante aedis iam hie mihi adalDÜ
V. 51. hat Hr. B. -ohne Grund Ate, welches die Handschriften
haben , gestrichen ; auch irrt er darin ^ dass er diesen Vers einen
iamb. tetram. faypercatal. sein lagst; sollte es ein jambicns sein,
60 müsste es jedenfalls ein pentameter brachycatal. sein; da die-
ser aber nicht Torkommt, «o ist nichts einfacher, als dass man
«ucli diesen Vers, wie die Torhergehenden , far einen trochaicus
tetrameter ftcatal. halt, wobei man nur Eo per sjnizesin einsilbig
zu l^sen hat. — V. 52. ist für factum geschrieben fäctu. /—
V. 56. hält Hr. B. acervi für ein erklärendes Einschiebsel von
vionte8 und schreibt ihn so :
Quibus eönctifi moates mas^umi domi sunt itramenti.
V. 58. ist er der Junt., Aid. und dem Longol. |;efolgt, die für
etiam schreiben ei^ da iam wahrscheinlich ''aas dem folgenden
Jam — entstanden sei. — V. 60 — 62. hat er so angeordnet, dass
der erste sich mit lasonem schjiesst und einen senarium iambicuot
ausmacht ; der zweite mit AudM anfangt , mit videtur schliesst
und einen troch. tetram. bildet, der dritte endlich mit Pol an-
fangt und mit gere schliesst, so dass ein iamb. tetram. entsteht,
wobei nur im letzten Verse-ts^^ in istic zu ändern war. — V. 64; .
ist unnöthiger Weise statt quaerunt rem gesetzt rem quaerunt^
80 dass ein troch. tetram. entsteht. Rec. behält die überlieferte
Wortstellung bei und hält den Vers für einen iamb. tetram. cataL
' — r- V. 65. sieht man nicht ein , warum Hr. B. grandia mit gra-
vida vertauscht hat, da jenes ebeiTso gut in den Vers geht. ^-
' y. 66 — 68. (r. 65^—67. bei Gronov.) sind die Verse anders ah-
ge^theilt und te^ welches gewöhnlich in dem ersten dieser Verse
nach cras steht , in den zweiten nach hodie gesetzt. Ebenso ist
in "den folgenden Versen niancherlei Teranderib und umgesetzt.
Wir können von jetzt an nur Einiges auswählen. — V. 79. ist
aus deid cod. Ambr. deporiatum efit^ und v. 83. aus demselbea
Ms. statt En gesetzt Mn\ ' '
Scenai^ v. 3. hat Ht. B. die Vf ottebene curassia oder, wie
er schreibt, bene cura sis^. mit Recht, jiicht, wie es früher ge-
ischah, dem Pseudolus, sondern dem Calidorus zuertheilt. —
, V. 6. hat er mit Recht, wie es scheint, statt quid opus est ge-
«elart qtfin opua eat. — Ebenso ist v. 12. mit Recht aus dem
Cod. Pal. concesao statt ceaso hergestellt. — Sehr verändert
hat Hr. B. , und , wie wir glauben , mit Glück , v. 13. — V. 16.
theilt er mit Recht das Moramur i^icht, wie gewöhnlich, dem
Psend., sondern dem Ballio zu, der «einen Sclaven, der etwas
zu langsam ging , antreibt. — V. 25. liest er mit Lipsius bitece
£ur vivere, — Mit Recht ist v. 27. aus den Codd. Palatt. inani-
Zog ts/ae. statt inanüogus es gesetzt. — V. 3L aber begreift man
nicht, warum statt mortua gesetzt ist mortuae, — V. 39» ist
Plauti Pseudoku, ^Radons , Ttncidentu« , ed. Bothe. 9
fitatt der Vid^ta pieiaie bsit'Beeht die Lesart der Mm* und des
hongoXiBs pieteai hergestdlt« — Sehr gut ist r. 48., wo* gewöhn-
lich zusammenhängeiid gelesen wird: Ei id, et hec quod te re^
vocamuSf quaeso animum advorte ^ in zwd Sätze zerlegt, wtin
denen der erste bis revocamus geht, .so dass. bei diesem ersten
das vorhergehende ro/foitW wieder zu ergänzen ist« -*-*-^ Mit wei-
chem Rechte r. 65. homines eingeschoben ist, ist Ref. unbekannt.
V. 69. folgt Hr. B. dem cod. Ambf os. — V. 74. ist mit Recht
nach dem Vorgange des Lipsiiis vicennaria für vgcenaria geschrien
^en, weiches hier niclit passt» V. 76. ist' 071 vor poeniiet gestri-
chen. — -V. 78. ist mit Recht aus dem cod. Pelat. und der ed.
vetus Medioi., die detgue haben, det gesetzt statt des VuJg.
datque. — V. 134. ist mit Recht ans dem Palat., der ee üia hat,
für haec iata gesetzt : eccista. — Y; 158. ist für effecta ge-
schrieben ecfecta (und so immer). — Richtig ist v. 163. für
uirimque^ weiches die Codd. haben, und welches ohne Sinn iit,
t^/cfm^tt« gesetzt.
'Scena 4, v. 1« hat Hr. B. hinc gestrichen, ^weil es der Yeru
verschmähe. Man lasse es aber stehen , verkürze die erste Sylbe
in älic^ und der Vers ist auch ganz richtig. — Ohne allen Grund
ist V. 16. mihi nach vos gesetzt. Man lasse es an seiner Stelle«
Auch V« 17» hat Hr^B. die Worte umgestellt und so geschrieben:
Herum eccam videod hoc Simonem nna simni.
Man lasse aber die alte Wortstellung und lese per synaloephen
Sitnonem 28ylbig S'monem^ v. Bentl. ad Hec. II, 1, 1^
Scena 5, v. 19. ist qui statt quid geschrieben. — V. 75. be-
reift man nicht , warum Hr. B. nicht der Wortstellung des Pa-
lat., tu ubi^ g^^ol^t ist^ sondern ubi tu geschrieben hat. — V. 128.
z. A. ist «t7, welches den Vers stört, weggelassen. Mit Recht ist
V. 140. Et 8i getrennt geschrieben. . .
. Act, II, 1, 2. ist quo statt quod wohl mit Recht geschrieben,
da sich dieses grammatisch auf keine Weise rechtfertigen lässt. —
V. 14. schreibt der Verf. Facüem hanc rem ego civibus faciam^
nimmt zwischen rem und^^^o einen Hiatus an ui^d betrachtet d)i8
Ganze als' einen trochaicus dimeter. Einfacher indess wäre es
doch, liest man einmal so, den Vers als. einen dimeter iamb. zu
betrachten, ohne den Hiatus anzunehmen. — Ohne zureichenden
Grnnd ist v. 22. hie gestrich^en. — V. 23. ist nach der Medioi. und
des Longolius Vorgange statt huic gesetzt hio.
Sc. 2, 8. schwankt Hr. B. zwischen der Vulg. hoc und huc^
woraus er> hoc durch Verwechselung/ der Buchs^ben 0 und u
entstanden glaabt. „Dedi toc% fährt* er fort, „tironum in-
prirois gratis ne. Hoc äd principio referrent." Welcher Grund-
satz der Kritik, dass man auf das leichtere Verständniss der
tirones Rücksicht nimmt ! — V. 22. hat er es nach milite einge-
schoben, wahrscheinlich weil er zwischen ^2^ und an einen Hiatus
1
t
»N
i
10 • Romitfche Literatar.
ngeiiainiiieit haue; dana wlbrde ein iamb. tetrani. bradbjcaialectua
entstehen. Man lasse aber dieses es weg, TerkünBe die Anfangs-
sylbe des Esue und man hat einen vollständigen iamb. senariiis. ^^
Ganz unnöthig war < y. 24. die Umstellung der Vulg. Qui argenti
kero tneo lenoni in Qui h. m^ L a. — Von v. 43. an hätte be-
selehneft werden sollen , dass der numerus trocfaaicus wieder an-
geht. Unnoibig sind Terner die Worte des v, 46. nmgesteill:. — -
Mit Recht ist v« 48. aus ifemPal. die Form. ensVer^ statt der vnlg.
iniicere aufgenommen , und t. 50 für negotiosus est xusammen-
gebogen negottosuet geschrieben. — V. 64. ist der Verf. der
Auctorkät Donaths zu Terent. Andr. IV9 4^ 31. gefolgt, und Hess
nach Grronov's Vorgange dpliarem^ gegenüber der des Palat. u. a.,
die diöbolarem geben«
Sc, 4, V., 19. ist mit Recht nach dien Spuren des yetus cpd.
Camerar. porge gesetzt iür porrige^ welches der Vers u'cht dul-
det. — V. 19. und 20. ist mit Recht die Vertheilnng der Personen,
wie sie sich in altern Ausgaben findet, wiederhergestellt. -*«
V.!23. Ist der Verf. mit Recht dem Pareus und Gronov gefolgt^
die schreiben:^ Tarn gratia est. -^ Mit Recht ist t. 25. dem Cod.
deeurtatus und Longolius zufolge tu^ welches den Vers st5rt,
weggelassen. — V. 29. wird wohl einfacher als iamb. tetraoa.
aoatal*, als mit Hrn. B. als trochaic. tetram. catal. aufgefasst« —
V. 40. ist unnöthiger Weise, da es nicht einmal der Ver^ ver-
langt, esHt ex aedibus' umgestellt in es aedibus exiit. -^—
Unnothig war ferner t. 49. die Aenderung von is hämo ia homo
iste. Uebrigens ist der Vers ein tetrameter iamb. brachycataU, Hr.
B. nimmt ihn na|;h seiner Umwandlung für einentrochaicus catal. —
V. 68. ist mit Unrecht iUi statt iUic gesetzt. Man lasse t^/ic, und der
'Vers ist ein tetram iamb. acatak — Richtige ist v» 7Q. perviatn
est^ welches die Codd. haben, statt des Tul^.pervium gesetzt. —
V. 72. ist liquide ohne alle Auctorität in den Text geatzt.
Man lasse es weg und der Vers ist ein iamb. tetram. .brachycatal.
Act.m^ sc. 2, f?. 13. ist sz/iit /ar^fis des Metri wegen in
fatius sum umgestellt. Sehr schön ist v. 28. hergestellt: Teritur
sinapi seeleratum ; iUis^ qui' tenent^ da die Cadd. geben: 21
sinapis Celera cum. — V. 46. ist mit grossem Reclit das omU^
weldies bei Gronov den folgenden Vers beginnt, noch zu diesetn
Verse gezogen worden, wodurch das Metrum hergestellt wird.
Unnöthig sind die Worte in v. 58, 78, 79, 82. umgesetzt. Un-
nöthig war ferner v. 70. die Umsetzung von ^uo Aiein hie quo^
sowie V. 83. die Weglassung von tu. Dagegen ist mit Rechjt v. lOO.
huc^ welches erst Neuern verdankt wird, werden weggelassen, so
wie V. 107. die' Lesart petivit 'wieder verdrängt und nach dea
Handschriften ecfecit gesetzt, wiewohl man nicht sieht, wmun
nicht ganz so, wie diese haben, nämlii^h /ect]f , geschrieben ist.
Act /F, sc. 1, «?. S.ist richtig aus den Mss. loquar füif das
vulg; ioquor gesetzt Gana unnöthig. war v. 13. die Uf^steU^Dg'
Plaut! Fsendolm^ 9.adQiMy TmedcntDi», ed. Botbe.' II
ronhomagui elu0är ifi ^1 eUi&Oi h&mo^ v. 20. von erii itte p&Hw
iD potior nie erit^ njun^ihlg ferner, wa» das Metnim. aabetrifit,
V. 39. die von te. Eben bo unnöthig ist v. 45. Nisi in nt Terwan-
delt, da der V^rs eben so'gput mit niat heraoBkommt. — V. 46.
ist richtig aus dem fieottrtatus sU aafgeiHmiiiien, iadessen mit
Unrecht am Schlusa des Verses aedium Weggelaasen , welches
ders: Codex hat. Der Vers ist ein iamb. tetram« aoatd- — Un-
nöthiger Weise ist v« 49« Pseudole eingeschoben. . Der Vers ist
ein tetram.« iamb. brachycatal. Der Ornnd , den Hr. B. anführt^
warum er die Worte iUiic — «o/e^ auch noch dem Simmia beilegt,
ist nicht hinreichend; denn warum kann Simmia nicht den leno
eine mala merx nennen , ohne den G/'nnd dazu ananfuhren ? —
V. 50» will er einen Hiatus zwischen verum und ex annehmen« Das
bat man a6er nicht nöthig, wenn man nur die .letzte Sylbe toA
yuaai als lang betrachtet. r
Sc. 2. Unndthig wareq die ümsteliungen t. 12. Ton asioB
barba in barba astaa^ v. 22. von es tiattio in Ballio es, v. 33.
¥on ftne rede in rede me , t. 53. Ton f s es in es is. — Rich^g
ist V. 14« die Lesart probi nach den Mss. beibehalten worden. —
Des Metri wegeh ist t. 32. fiir putuH est geschrieben putu«t^
und T. 35. IS gestrichen. V. 38. ist mit Recht ans dem Decnrta-
tns und den alten Ausgaben esty weldies gewöhnlich weggelassen
wird, zurückgc^führt. '
«Sc. 3; war unnöthfg t. 3. die Umstellung von ego iUum in
iüum'ego» Man Terknrze die erste Sylbc TOn illum, so dass —
gue iBgoHllum ho — • einen tribrachjs bildet. V. 13. ist auB dem
alten Cod. des Camerarfus statt adveniat geschrieben advenat.
Sc. 4. ist unnöthig res sit in sU res^ und y. 10. perconteris
me insidiia in p&rcontere, insidits med Terindert.
Sc, 6, V. 11. ünnöthig ist (denn der Vers verlangt sie
nicht^ die Veränderung des Rogato hercle obsecro in Roga o. A«
V. l7. ist richtig aus den alten Handsdiriften convenUiM hominem
^schrieben statt des vulg. höminem c. , so dass hominem mit
dem folgenden imo einen Hiatus biidet. — V. 38. ist ans Mss.
die alte Genitivform molas fnr molae , statt des vnlg. molarum
hergestellt.
Sc. 7, t). 2. ist nach der alten Handschrift des Camer. statt
des vulg. adeo monitus gesetzt admoniius.- In sc. 7. erreicht die
WiUkor In Weglassungen, Umstellungen und Veränderungen
den höchsten Grad, hidessen haben wir aiich hier mehreres
Gute hervorzuheben. V. 29. ist aus den alten Ausgaben ut
scelestua (sc. es) statt qui sie seelestus gesetzt. V. 31. ist rich-
tig aus den Handschriften datat gesetzt statt daL V. 54. ist rich-
tig aus dem Palat. tu geschrieben. -Ebenso ist v. 55; aus demsel-
ben Cod. und den alten Ausgaben Phoenidum statt Phoeniciumne
genetzt. V. 58. war es des Verses wegen nicht nothig, ^^ statt
fiel zu setzen'; man lese nvivfiet^ wie oft, ein^ylbig. V. 103«
^2 B^omiAcfae' Liter,atan
Hr. B. die onmeil a^gre ^xplipab!ie9, wenn itmii nidii herili
«CaCft heriiese.' Man lasse aber herinnA der Vers, ist ein iamb«
sepiebarius. V. 121. war die Umstfdiuug von id praemium in pr-
iti uDHÖthig^. Praemium erleidet die synacresig. Y. 128« ist rich-
tig nach deo alten Ausgaben geschrieben : Quid ego ? peregrinos
für Hodie e.p.
ISc. 8, 0. 3. war unnSthig die Umstellang von in aliia io
aliis in.
Act. V, Sc. 2, V. 26. ist aus den alten Ausgaben die Lesart:
MuUer hie facit cett. 9tatt M, haec feci zurüclcgefnhrt. - Hio
steht für ego. — Y. 36. liest Hr. B. auferes nunc für das'vulg.
auferrene. . Die Msa. und alten Ausgaben haben auferre non, .
welches er entstaiiden glaubt- aus auf. nc^ u e. nunc. — Y. 37.
war unnötbig die Umstellung von partem mihi in mihi partem.
Y. 48. hat Hr. fi. nach der Mailänder Ausgabe nach aoient die
Worte vocare^ neque ergo ego istos weggelassen. ^
Mudena. Sogar im Argument ändert Hr. B. eigenmächtig;
Sov. 1. und4.
Prolog* V. 3. ist ohne Grund statt Stella splendens geschrie-
ben spl. aiella: — Y. 5: verbindet Hr. B. die Worte Hie atque in
coelo mit dem Folgenden, Gronov und Reiz mit dem Vorhergehen-
den. Y. 7. ist es richtiger, mit Hrn. B. ambulod zu sel^reiben^ als
ambulo autem, welches Reiz in den Text gesetzt hat* Y. 10«
ist mit Recht a/ta beibehalten, so dass alium alia einen Hiatus
bildet. Reiz hat dafür aliuta gesetzt, welches beim Festus vor-
kommt, von dem aber JIr. B. wohl mit Recht behauptet, dass es
zu den Zeiten des Plautus schon verajtet war. Ebenso ist v*. 11.
mit Recht die Lesart der Codd.: Qui facta (wofür Hr. B. nur
factad setzt) hominum^ der eigenmächtigen Umstellung Lambin's:
Bominum q.f. vorgezogen worden. Y. 16. war unnöthig die Um-
stellung der Worte ille seit in sc. ille. Aber ebendaselbst ist mit
Recht die Lesart der Codd. quaerat für quaerit^ welches Schnei-
der giebt, nieder hergestellt, Y. 17. ist mit Recht gegen Gron.
imd R^iz, die ac/i>f«ci. schreiben, die Lesart des Palat. , Game-
rar, Lamb. und Pareus, apisci wiederhergestellt. Y. 22. folgt
Hr. B., wie schon früher, der Wortstellung des Yindob., der \
Princeps, des Carpentarins und Gronov. Anders Reiz. Y.^25.
und 68. ist mit Recht ei geschrieben, wofür Reiz eiV gesetzt hat.
V. 27. hat Hr. B. für inveniet gesetzt invenit^ weil .der Yers sa
besser sei. Aber die Syuaeresis ist ja nicht selten beim Plautus.
V. 34. hat er gegen, die Codd. ac für atque gesetzt, was nicht nö-
thig war, da hier die 1. Sylbe von agros verkürzt ist.- Unnöthig
war die Umstellung v. 35., da die Fetzte Sylbe von senes ver-
kürzt ist; eben so unnöthig die Umstellung v. 49. pnd 55. -~
y. 70. ist richtig die Stellung ArcLurus signum gegen Reiz bei-
behalten worden, der diese Worte umkehrt. Auch v. 72. ist mit
Recht, wiederum abweichend von Reiz, die Wortstellung der
Plaut! Pseudolusy Rudens, Trucufentiu, ed. Bothe. IS
Codd; belbehalien. Mit Unrecht Ist dagegen ▼• 79. iliie y die
Eesart der Godd., in ille verwandelt«
Act. /, 8c. 2. Hit Unrecht ist die gewöhnliche Wortstellang
verlassep ▼• L und 3., so wie y. 3* nequivi för neque quivi und
adprehendere för prehendere ^geschrieben. V. 8. ist mit- R^cht
die Lesart der Codd. Paiat. hinc dem gewöhnlichen Ate vorgeso-
gen, desgleichen v. 26. die von Reiz, der dafür Quiqtie giebt,
\erlas8ene Lesart "der Codd. , Autqui^ wiederhergestellt. Mit
Unrecht ist dagegen v. 30. den interpblirten Codd. gefolgt, die
«s^ weglassen« Mit Recht ist yf. 35. die Lesart der Codd, perte-
gamus statt der Reizlschen protegamus wieder hergestellt , eben
so V. 42. faciat stptt faoeret^ welches Reiz gegen die Codd.
gegeben hat. Y. 57. ist mit Unrecht die gewöhnliche Wortstel-
lung" Teriassen. Der Vers ist so zu schreiben:
/' Cererem te melius quam Venerem seetarier.
Eben «o hätte t. 58. die Lesart des Palatlnus und anderer
Codd. %imiorei7i stehen bleiben und nicht mit Sciopp. und Reiz
amori geschrieben werden solleii, v. Gronov. ad h. 1. Warum Ist
femer v. 60. die Lesart der Codd. dU terlassen und dafür dt ge-
schrieben? V. 69. ist mit Unrecht die Worlstellung der inter-
poilrten Codd« t^ sü der der bessern sit ü vorgezogen. ¥• 88«
musste td stehen bleiben , welches, wiewohl vor einem Consonan*
ten , zu verkurzen ist.
Sc. 3 , 0. 4. (v. 8. bei Schneider) lässt Hr. B. , weil er sieh
hier wieder seine eigenen Metra, geschaffen hat , gegen die Codd.
ego ans« Y. 5. (v. 10. Sehn.) liest er mi hoc statt hoc mihi.
V. 6« i^t me umgestelit. Allein Si ergo bildet einen Hiatus.
Eben^ so ist v^ 8. mi hoc statt hoc mihi geschri<^ben , wo tum hoc
einen Hiatus bildet. V. 10. hfhonos geschrieben statt honor.
V. 12« ist richtig aus den Codd. Palat. mei statt me aufgenommen.
V. 14. ist gar zu eigenmächtig un^gestaltet. Der Vers ist bei
Reiz (v. 22.) ein ganz untajjelhafter trimeter iamb., Hf. B. macht
daraus einen troch. dimeter. Sehr eigenmächtig sind auch v. 21.
die Worte nee — venit versetzt. V. 23* ist richtig nach den
Codd. cib'o und loco gesetzt, wofür Reiz cibum und locum
schreibt. Eigenmächtig ist verfohren y. 24. — Y« 27. war nicht
mi^ sondern mihi zu schreiben, und v. 27. nunc ego für ego nunc.
Richtig ist v. 2*^. aum mit einem Cod. Palat. weggelassen. Y« 31.
ist eigenmächtig geschrieben, jedoch ist t/a, welches der Decbr-
tatus, die ed. Mediol«, Longol. u; s. w« weglassen, mit Recht
gestrichen. Eigenmächtig ist verfahren v. 33; und 34.
Sc. 4, V. 1. ist mit Unrecht ut eingeschoben. Mit Recht ist
aber v. 2« mihi gelassen , wofür Reiz mi giebt. Y. 3. ist nunc
vor dein weggelassen, me aber musste bleiben, wofiir schon Reiz
und jetzt auch Hr. B. med gesetzt hat, ohne Auotorität der Hand-
schriften, me oblectatam bildet einen Hiatus* Efg^nraKebtig ist
14 Romidche Literatur« >
Torfabren t. 4^ r— V» 6» Ist mtt Kedkteam nach qus^räm weg:-
^classen, welches von Reiz gegen die Codd. eiogefiehoben ist.
Fttjr eai conmlium aber urar beiiubehallen coxs. est.^ V« 7« iat so z«
«cbreiben:
• Neqneqnem rogitem respcmsorem , quemqdam interea invenio^
SO dass er einen septensrios anapae^ticus bildet. V« 8. aber so:
Neque magis solae terrae quam haec loca atque liae regiones,
welches ein asjnartetus ist, snsamniengesetst ans einem iamb.
trioi« bracbycatal. und einem monometer trqphaicus* — V* 9. ist
mit Unrecht vivam^ welches kein Codex wegiistt, ausgelassen.
V. 10. und 12. sind unnothig verändert. \. 11. istmt^i, Welches
Reis wegliess, mit Recht beibehalten worden, V. 13, ist mit
Recht an eximes^ welches Gamerarlus giebt, dem eaimei iUa^
welches Reiz hat, vorgezogen worden. V. 14. ist richtig certo^
die Lesart der Palat. Codd. ^ dem certe des Reiz vorgezogen wor-
den. V. 17. ist mit Recht ^ua, welches Reiz einschaltet, weg-
gelassen worden. V. 22. ist mit Recht die Stellung Accede ad
me der« die Reiz giebt, ^d me ac, , vorgezogen worden. Ebenso
ist mit Recht v. 23« mihi und en^ welches Reiz hat, weggelassen
und die vivisne fkr vivin* die (so Reiz) geschrieben worden.
.JBbeil so.v. 24. ut_vivere für vivete ut^ welches Reiz hat. Y. 25.
ist die Conj. Q^om f^t qttam , welches die Handsdiriftcn haben,
gewiss richtig. Reiz giebt dafür quando. Auch ist richtig mihi
rstatt mt geschtseben, welches Reiz hat. Y. 31. ist ticbtig^iccf/ie
für das Reizische sici»^ geschrieben. Y. 35. ist mit Recht, video
,imd viderier ^ welches unter and^n Cameraricis hat, der Lesart*
von Reiz, Videor — =- tuerier vorgezogen worden. V. 37. ist mit
Recht dem Cod. Palat gefolgt, r y. 38. aber hatte ut aliquo fik
ßliquo ut stehen bleiben sollen.
Sc, 5, V. 14. ist richtig die Lesart^ der Codd. sf^mus ambne^
obsecro beibehalten Worden, wofür Reiz schreibt:' a/^i/^ae sumuB,^
te pbeecrtK Ebenso v. 18. Ut — iuo tecto^ v. 19» ambarum für
ambum^ v. 20. und v. 22., mihi für mt, welches Reiz hat Y. 28.
ist richtig nach dem Cod. Palat«. der nc hat, nunc in den Text
gesetzt. - ^ ,
4ct, 11^ »c, It, V. 2. musfete die Wortstellung nee didicerunt
ariem stehen bleiben. Y. 6« ist dem Caraerarius, Lambin nnd
Rei^.zufplge Quotidde. aufgejtomnenii welches die meisten Codd.
wegkiiseii«
•Sc, % Pn 16. ist unnothig die Wortstettnng verindert. Y. 19.
ist richtig nach dem Palat» und Reiz abU gesehricben för das
vulg. cjdit. V. 22« Ist richtig nach dem einen Cpd. Pal. iVieiiic qufd
fftr nuuqviid geschrieben, wie schon von. Reiz. Ferner ist die
Lesart der Codd. mihi für Jttt, welches Reiz giebt, mit Recht
vorgezogen, nur der Schlnss des Yersesist, wie die Wortstellung
V« 23., unnöthiger Weise verändert.
Plauti Pisea^oluBy RadeDs» Truteidentius, ed. Bpthe. 15
Se. d) f. 7. war Quidagiä tu iic ? zu I<Hien. Hie iisaea mir
die schlechtem Codd. aus. V. 8. lässt Hr. B« ^et swisclien con-
ferre und fäöülari aus , . v^eii der Gedanke etwas dunkel sei.
Aliein was kann klarer sein als die Vulg«? V. 10. musste guidem
huc stehen hleibeo. V< 21. war te nach oäsee/o beizubehalten.
V. 26. ist richtig atrferre^ welches alle Codd. haben, und wofür
Reis abrieb avehere^ wieder herge&tellt V. 31. war mit Came-
rarius perit oder vielmehr perü zu sehreiben. V. 40. ist richtig
iactaiae^ wofür Reiz iaciamur gab, wieder hergestellt. V. 45. ist
mit Recht e^o weggelassen, aber nnt Unrecht v. 52. die Wort-
stellung verändert; denn in gehört, wie es sich auch bei Reiz
findet, noch zum vorigen Verse« V. 53. ist iam unnöthig in
tarnen verändert. V. 55. ist mit Recht dum^ welches Reiz ein-
geschoben hat, weggelassen, und diagegcn Feneris beibehalten
ü'orden. Eben so ist richtig v. 57. die von Reiz verlassene Wort-
stellung der Codd. hoc sese Wieder hergestellt worden. V. 59. ist
mit Reiz statt der Lesart der Codd. passet gescliriebeo potesset.
V. 60. ist richtig die Wortstelhmg tMnam ea beibehalten worden.
\* 64. ist mit den Codd. abiisse geschriebea, wofür Reiz hat abivisse.
T. 79« ist richtig nach dea Codd. simus gegeben, wofür Reiz ea-
semus ichrieb. . , >
Sc. 4, V. 20. ist richtig die Wortstellung der Codd. , die n&n
ferripotest haben, gegen keiz, der/. n,p. hat, beibehalten worden.
V. 34. war nti beizubehalten , welches die bessern Codd. haben.
Sc, 5, t>. 4. ist ohne Grund die ' Wortstellung verändert. .
Auch ▼. 5. und 22. ist gegen die Codd. verändert. Richtig ist
aber T. 25. und 2?. dife Wortstellung der Codd. beibehalten.
'&. 6, r. 3. ist mit Unrecht die Wortstellung der interpolir-
ten Codd. cum eo quid dem quid cum eo vorgezogen worden.
V. 6. ist richtig die Lesart der räll. mecum her de dem vnlg. un-
TerständÜchen cum Hercule. vorgezogen worden , so wie v. 23.
die Wortstellung der Codd. d^r des Reiz. V. 38. ist richtig
cli>7}z/s gelassen, wofür Reiz unnöthiger Weise dignu*s gegeben hat.
V. 45. ist Ainnöthiger Welse die VuJg., so wie v. 49. die gewohn-
liche Wortstellung verändert. V. 53. sind die Worte Sed nunc,
die die Codd. Fall, weglassen, auch weggelassen, dafür aber modo
in den Vers eingeschoben. V. 54. ist' nach, der Aiictorität der
Cdd. quia und auderem^ wofür Reiz qui aususfuerim schreibt,
beibehalten worden.
Sc. 7, 0. 5. und v. 17. ist unnöthig die Wortstellung Terän«-
dert« V. 22. ist mit Recht die Lesaart der Codd», cjpungare^ bei-
behalten worden, wofür Reiz emungare gesetzt hat.
^et» III^ sc. 1, n. 13. ist unnöthig. ti22a in «0 Terändert.
V. 14. ist mit den Codd« animo beibehalten worden , wofür Reiz
nünio f iebt. V. 12. hatten d\e unbezweifelten Worte meae vid*
niae^ die Lamb. und Tomebos in ihrep alten fluidschnlteo ge-
/
fi
16
/
Römische Literatur.
f linden liaben, in den Text aufgenommen werden •ollen. Vgl.
Ritschi a. a. O. p. 532.
Sc, 2, V. 1. Hr. B. schreibt überall Pf oh. Die richtigere Form
aber, die auch die meisten Codd« geben, ist pro» V« 5. ist mit
Reiz innoeentvm stutt innocentium aufgenommen* V. 13* ist
richtig die Wortstellung des Palat. aufgenommen. Y. 16. unf 19«
^st unnöthig die Wortsteihing verändert. V. 23. ist ^richtig die
Lesart der Codd. esoptavi beibehalten worden, während Reb ge-
gen die Codd. optavi gab. Y. 36. ist richtig aus dem einen Pal.
statt parricidi plenus , periuriammus gegeben : periuri pienua^
Y. 48. ist richtig statt eccoß^ welches Reiz hat, ecce gegeben,
welches alle Ton Schneider angeführte Codd., unter ihnen auch
der Decurtatus, haben.
Sc, 3, V. 8. ist mit Recht die Lesart der Fall., praedpßs^ der
des GronoT und Reiz^ praecipem^ Torgezogcn worden. V* 19*
und 20. ist richtig die Lesart der Codjd., vis ne öpprimat , ^ae
via (so auch die Pall.) cett. statt des Reizischen : ut ne öpprimat
Via^ quae beibehalten worden, so wie t. 21. die Wortstellung der
Codd. miseram me, statt des Reizischen me miSm Eben so r. 33.
die Wortstellung der Codd. Venus, alma statt der Reizischen
alma Venus. Y. 38. ist gegen die Codd. stnas statt paiiare ge-
schrieben ^ dagegen richtig ambae , welches Reiz weglässt^ beibe-
halten worden. Y* 41. ist unnöthig das vulg. haace petere In
peiere hßs verändert. Auch t. 42. ist unnöthig verändert.
Sc. 4, V, 7. ist richtig die Lesart der Codd. eripia der Reizi-
schen eripuiati vorgezogen worden. Y. 10. ist richtig die Lesart
der Codd. neu , wofür Gronov und Reiz neve geben , wiederher«-
gestellt, und richtig die Wortstellung der Fall« in carcereni
compingi der des Reiz comp, in carc. vorgezogen ; nur ubnothlg
eat aequUm in aequom est verändert. Y. 23. ist richtig die
Wortstellung der Codd. aciaa meam der Reizischen Aenderubg
f?i. sc, vorgezogen. Y. 27. ist richtig item , welches Reiz gestri-
chen hat, beibehalten worden. Y. 39. ist richtig die. Lesart der
Codd. periit der Reizischen Aenderung periiati vorgezogen woi^-
den. Y. 45. ist richtig die Lesart^ der Codd. nam beibehalten, .
wofür Reiz namque gesetzt hat. Y. 52. ist mit Recht das exqiii-,
sitere opere faciundo^ welches auch Carpentarios, Camerarius uqd
Gruter geben , der Reizischen Aenderung operi f, vorgezogen
worden. Y. 62. ist richtig den Codd. Palat., so wie v. 64. der.
Wortstellung der Codd. gefolgt. Eben so ist richtig v. 68. die
' Interpunction beibehalten, womach schon nach sein* quid das
Fragezeichen gesetzt ist, welche Interpunction Reis geändert hat.
Y. 73. izt richtig für fatune^ welehes Reiz hat, huno gesetzt, wet^
ches die Palat. geben. Y. 89^ ist richtig^ die. Lesart der Co4d.
mihaciaa, .wofür Rdz ntinaa ge|;eben hat, wiederhergestellt woc-
< den. Y. 93. ist mit Recht sed ,. welches Camer. und Lamb« aus-
las^eli, die Palatt. aber haben, beibehalteii worden..^ Y. 97« musste
* i?laQt{P«eiidoiiif, R«d«niy T^ciÜMitof/ed^ Bothe. 17
nifib* fitatt »f bdiMliatteu nftd Hb ktsto %ibf in Utei MbUivI
Verden. Bb^ so i$t unnblbig ▼. 9& die WertateUiHig «emdMi
V. 122. durfte nl<(hi ut poie^t in Mi^ potit ««<• Temi^itt vrtirdw,
V. 123* iit neblig den PtSatt. gefe^ti» die 1^0^ ! 4«tm Mbrcdben^
wofür Rnt« mbU mm ^U Mit Uniroebt tei v. 13L die Wort;?'
steilupg Yeranderl
Se. df V. 5. Wir die Aenderon^* \9i\ 4n9^ctarer .tu üifieeiarei
nnnoibig. V. 9. isl riebtig die Le$arl der -Codd» p^ofeti^ma' beibe*
JiidU» y \W>f ilr Reis utmötfiiger Vfebii.profevius jBcbrieb. Y. l(h
durfte nunc nicht ausgelassen werden. V. 11^ ist Q0aö4b{0 ftfiä i7#
verwandelt. Y. 18. isjt gegen die AActori^t der Codd^.rn^ Ufhmn
verwandelt in urhe. Y. 23. ist «icbtig^mit Dousa das gmiitv wei-
ches die Fall, darbieten , qmti gea<shrieben. T* 27« «iebli Recv^
gar keinen GruBd^ warutn ^ft vortreffliche Lesart dor Fall. : qttUL
nuUo^ mit Reis in numquid m. verändert wetden. sidl» ÜnaÄtbig
ist V. 34. die WortstelkHi^^ v. 49, üUe in üU^ imd v. 50. tu in
miu verändert. Y. 52. ist. richtig die Lesart der Godd* opy dio
Keia in eii verändert ^ beibehalten worden; . .
Act, IF^ sc. li V» 9. hätte atatt reliamwil Reia nach den
Fall, retia gelesen werdf^n «allen. Y. 10. \$t unnötblf dif Wort?
Stellung verändert. Y. 14. ist richtig die.Lesart der Codd. vtinils^
fuentiü b^behaiten wordener
<Sc. 2, t% 9i ist richUg fto«, welches die PaMt. hab^iii bei«
behalten word^^ so wie v. 14. /«i\ welches. Re}z gejen.dieClodd.
wegiasst. Y. IS. ist mit Recht fnr tempore aua dea €Ddd.Palatl»
tempert aufgenommen worden. Y. 20« ist die richtige Wort-
stellung piger^ 8i velitn und die Form si^ au^.dßn Codd. ajiifge-
aommea. Y. 25. ist ritshtig ut für ju^i au^ den Palijitt. geeiehriebeq^
so wie V; 27« eben daher ui eiagesfshajl»«. Y« 29.. |^ fi^^ißm
weiches Reis ^psgen diiB Codd. einschob, woggelasseo, naj ^i(4f^
iRniii mu9 deifi Ptil demum geschrk^bon., . Y, 3g. ist rjclitigfsi^
nach ^/jyiMav welehes Reia g^gen dieCkid^^^ohob^ w^gfolaaaeii
worden. Yi 3&w ist richtig die WortsteAivi^fdec.Cgdd.^feifieMA^W
Sc, 3, V. 7. iat richtig die von Rei^ veiiassenfs Worbi^f Uimi§
der Codd., Emca$ iam me odie^ ^is^ie oTy beibehalten. wfiErt
den. Y. 12. ist richtig die Lesart der^cSodd. retrahie, wofiif,jR«i^
^ebt redractas^ beibebaüen. Y. 12. ist.richti|r id^ welphea^Reia^
gegen die Caddv säaachlebtf wisggalaaseyi- . V. Id^i8t:rifhtig,4if
von Reis ve^ksseae WortstelliMi« der .Codd.: fneiiodatk nriti^,ifi[
eett. wiederhergestellt» Y. 20. bt n0U^ wnkbe? ]^9 «^en /Miu
Codd. in nti verwandelt Iiot, < mit 9QlAt<ibe{bebai!M v^Hrd^n.«
Eben so v. 23b advorte , wofür Reia g#gf i| die Co4d. ßdv>9rti99^
Y. 36. ist mit Recht eeri» est (oder tierfou!^^ weicbea dje Cpddjr
haben, beibehalten worden« Keia i^eränderte ea in ^ei^twnat ^^
esstf. Y. 37« bitte miAt stehen- bleiben und nidit in mt yerwaii-.
delt werden aaUen. Richtig ist' dagegen y^. 38. commune, efit
stehen gebtfeben, welche ifeia gegen die Codd*. in eommmißt
19. Jakrb. f. PkiU w. Paed. od. B$U. BihL Bd. XXXIV. i/ft, 1. 2
\
I
18 Itofliiiche Liieratnr.
>
f «rwanddt litt. V. 46. bitte p&iüHmumH naeh den Codd., und
MbipötUmmwn eU gesdiriebeii werden ftoHen. Riehtif^ aber ist
Mt dem Deemrt. die altertbümliche Form nanttifar nacti aiifj^e-
Bomoien worden. V. 54. ist riebtif attf/trtig^tV welches Reis gegen
die Codd. in audisti verwandelt bat^ beibehalten. V. 59. durfte
0/rt, welches die Codd. haben , nicht in atro verwandelt werden.
V. 64. ist die gewöhnliche Interpunction geändert, das Frage-
seiehen sdion nach ila geietst, und Bnimvero auf das Folgende
besogen. Mit R^ht ist nicht, wie von Reis gegen die Codd.,
8 mal hinter einander ila geschrieben. V. 67. ist mit Recht at^
welches Reis gegen die Codd. weglfisst, beibehalten worden.
BUt Recht ist ▼• 75. ei, welches Reis gegen die Codd. vor guberno'
tor einsdiiebt, weggelassen worden. V. 76. ist gegen die Codd.
sts eingeschoben , und v. 84. gegen die Codd. et vor für wegge-
lassen. Blit Recht ist t. 86. üem^ welches Reis gegen die Codd.
in füdem veränderte, 'beibehalten worden. V. 88. ist ohne
Grund me in med verwandelt, so dass dieser Vers unter so vielen
uiunterbrocfaenen trochaicis der einzige iambicus wäre. Warum
•eilte man aber nicht me beibehalten und mit demselben den
versns trochaicust V. 97. ist ohne Grund die Wortstellung ver*
indert V. 99. ist gegen die Codd. hie In huc verändert, y. 100.
ist mit Recht die Form trioboium der, die Reis aus dem blossen
Cod. Lips. entnommen hat, triobulum vorgesogen worden.
Se. 4, r. 9. ist nach Carpent, Camer., Ldimb. und einigen
. geringmi Codd. sis einge9choben. -V. 13. ist gegen, die Codd.
hmn eingcf^choben. V. 14. hatte nach den Codd. quid negeiiU
geschHeben werden sollen. Femer ist ilUc in iUe verwandelt.
V. 18. ist tu eingeschoben. Y. 20. ist mit Recht en , welches
Bein gegen die. Handschriften einschob , weggelassen worden.
<Hme Grund ist v. 27. und 31. die Wortstellung verfiodert. Eben
so V. A3., woselbst auch mihi in ntt verwandelt ist. V. 39. mnsste
n8U9 est für unist stehen bleiben. V. 42. sagt er, er folge in der
Wortstellung {sid eo) 'dem Lamb. und Reis, Reis aber liest gerade
vmgekehrt: ea ei. V. 47. ist richtig die Wortstellung der Codd.
ien&nie eiue est beibehalten worden , wofiir Reis eiue est lenomk
' geschrieben hat. V. 48. ist richtig dem Palat und den alten Aus-
gaben gefolgt. Y. 56. 107. u; 121., ferner sc. 5, v. 9« 17. u. 18,
IVuc. 1, 1, 34. 45. 55. ist-obde Grund die Wortstelhing verindert,
Rud. lY, sc. 4, V. 67. ist richtig nach den Codd. quibmeum bei-
bebdten word^, wc^tit Reis quibu* cum schreibt Y. 80. hätte
nach den Palatt. die Form miHium statt miiäam geschrieben, wer-
den sollen. Y. 97. ist ri(ditig/9re^ nach dem Palatinos sec statt
riferi gesetst, welrJiesReis hat. Y. 103. ist richtig nadi dem
mdat., der ed. Mediol. und Longol. tarn in anguetum statt des
vulg. tu t. a. gesctirieben. Y. WS. ist richtig iniuriue^ welches
süe Codd. haben, und Wofbr Reis iniuriu's glebt, beibehalten
• irordäi. Y. 113« ist richtig die Lesart aller Handschriften eet fdr
^lauti Psetidolos , Rndens, Traculentiis , ed. Bothe« ^9
tU^ welches Reis gtb, hergestellt worden. V. 125. fttiiehlif
die Lesart aller Codd. afgenteolay welches Reis in urgentem TSir-
ändert hat, and vr 127. die Ton Reiz verluderte Wörtateilong der
€odd. beibehalten worden. Dagegen ist t. 1S&. ohne Grund di^
Wortstellung der Codd. yerindert«
Sc. 5, V. 10. ist nach einigen AIss» eius tervom in «• e* um*
gesteflt.
^ -ßc. B, r* 5. war mihi an lassen nnd nicht mi dafür zu sehrei-
hen, denn eins ist, wie oft, einsylbig su lesen.' V. 10. ist mÜ'
Recht die Wortstellung der meisten Handschriften ,^/itf/aoi/a der
Ton Reiz /ii0.^. Torgezogen worden.
Sd.liV. 8. ist mit Recht /»tVs, sowie v: 28. moleatus^ qild
Act. \, sc. 3, T. 30. ratU8^ welches- die Handschriften haben, und
woßr Reiz, wie gewöhnlich, piu's^ molestu^a und ro/ii's gege-
ben hat, beibehalten worden. IV, 7, 16., wie auch sc. 8, v« 1^
war wieder mihi beiänibehalteo und nicht mi dafür zu schreiben.
Unnothig ist auch sc. 7, t. 17. geändert. V. 19. war noster bei*
zubehalten und nicht vosler zu schreiben , weiches nur die den
faiterpolirten Handschriften folgenden Ausgaben haben. Unnothitf
ist T. 20. 29. und 30., sowie Act V, sc. 2, t. 68. und sc. 3, t. 17.
39; 40. die Wortstellung geändert. Dagegen ist mit Recht lY, 7,
V. 22. die Ton Reiz Teriassene Wortstellung der Handschrifteii
beibelialten worden. Uebrigens ist statt mihi geschrieben niA
V. 23. aber hat Hr. R. nach seinen bekannten metrischen Grund-
sitzen statt ad iMum modum mit Unrecht isL ad m« geschrielien.
Die erste Sylbe Ton ißtum ist zu Terkürzen.
Sc. 8, 9.4. ist opino statt opinor gesetzt und in dem Fol-
genden dem Pal. IL gefolgt, dfer mi (woför Hr. R». mihi) nuptura
09i hat, wahrend Reiz der Wortsteilting des Pai. I. folgt; n. tf»
mihi. Der Reachtung werth ist die Ton Hrn. B. Torgescfalsgen^
Emendatiott des v. 7. und 8. V. 14. war illam beizubehalten und
nicht dafür illanc zu schreiben.
^ct. V, sc. 1, Vm- 1. ist mit Unrecht est getilgt V. 4. ist mit
Recht isttc beibehalten worden, welchejs Reiz gegen die Codd. in
illit verwandelt Istic hat auch der Decurtatus.
So. 2, o. 13. ist mit flecht das vonRei« eingeschobene et^
weldieiB sich in keinem Cod.^ findet, weggelassen worden. V. 26.
int mit Recht die von Reiz 'Tcränderte Wortstellung der Coddi
wiederhergestellt? V. 20. ist mit Recht die Lesart djer Pall. : di
homines resptcism^fur dAs-^ulg, Di me resp. e^ Aooi. aufgenom-
men worden. . V. .50. ist mit Reclit tYfa»/welshe8 die Fall, und aa-
dere Codd. auslassen , weggelassen worden. Sehr glücklich ist
die Conjectur t. 66. . .
Sc, 3, t). 8. ist mit Recht die Lesart der Fall, quicquid der .
anderen, der Refr folgt, j^utc^^cre, vorgezogen, sowie v. 4. O«
wdj^hes alle Codd. haben, von Reiz aber weggelassen worden ist^
wiederhergestellt Ebenso mit Recht v. 5. Tuusne (oder Xkipsisoi,
8# Ronische liiieratar.
wie Hr* B. ichreibt) , «tatt destes Reh wieder gt^ jRe Codd.
9bif «1^ sohieifct BbenM t. 5. fuU ^ wofür Reis gegen die Codd«
fitvefUi \. 10. iit ebenfalls die WorUteUumg der (jM. facUe
n^n lieibebikeH , wefut Reis n. f. schrdlit. Mit Recht ist ?• 23.
est^ weiches Reiz g^gen die Cdd. etngdiiebt, weggelaneii Nvorde».
B^nso y. 25. ist nach den Cedd.^ auch den Fall., etiam dum
Seschrieben, wofür Reiz etiam hauddum giebt V. 28.i8tatis
em Recnrtatuc iniueor statt des gewbhnlichen /o^tfor geschrieben.
Y. 36. ist mit Recht nach den Fall. ^ Camer., Lamb. u. n. tuo fnr,
meo^ welches Reis hat , geschrieben. Mit Recht ist v. 44. nicht
. die nngeschiclcte Lambinische Brgänzangi commodasy die Reis
aufgenommen hat, in den Text gesetzt, sondern nach den Spnren
. der Fall. muUi modo geschrieben. Mit Recht ist t. 57, tu, wei-
ches Reis geg(^ die Codd. aufgenommen hat, we^geiassen worden.
Ohne Grimd ist v. 68. geändert ^ ' ^
Trucuienius, Argum. r. 3. hat Hr. R. , jedoch zum Nach*
theil des Metrums, utigue in tUque Tccwandelt.
Ptolog. V. 14. ist sum Naclitheit des Metrums die Wortstel-
lung Terilndert.
Act 1, 6e. 1, V. 3« Ist statt des Tulg. edocet geschrieben edo^
comt. V. 12. ist ohne Grond das erste atU in ad verwandelt. V.46.
ftrt eit ausgelassen. V. 70. ist eum in eo verwandelt. Auch v. 71.
Ist ve^ündert. V. 75. ist des Metri v^egen hine quo in q, h. ver-
setzt, sowie T. 76. est nach nm/ier gestrichen.
8e. 2, r. 51. ist mit Recht nach dem Falat., der melit» est
hat, meliust statt des vulg. melius geschrieben. V. 124. Quis^
quU teniat cett. hStte Hr. R. , wie in seiner 2. Ausgabe , nnver-
Indert lassen und für einen trochaicns tetrameter halten sollen^
dagegen den folgenden v. 125. umgekehrt fiir einen imnb tetram.
BCatai. Unndthig ist v. 126. geändert, der in der 2. Ausgab«
noch mit Pareus ubereinstimn^t. Mit Recht ist v. 131. die Vui^.
ohlitust wiederhergestellt, wofür in der 2. Ausgabe obütus' sit
geschrieben war. V. 136. hatte Hr. B. in seiner 2. Ausg. statt
des vulg. quaeso^ num qui cett. geschrieben: quaestuwn. Qui
cett. Jetzt schreibt er: quaesti. Nam qui cett. ?. 14S& hatte
er in der 2. Ausgabe aus dem demtis der Handschriften, welclies
die Vulg. in demunt verttadert hat, mit grösster Wahrscheinliclv*
keit domua gemaeht ; dieses *ber verändert er jetat wieder in da^
mtits, welches, wie er sugt, ferch daä Versmaass unterstiitat
werde. Aber in wiefern dadurch das Versmaass besser werde,
wünschten wir wohl von Hm. B. naher erörtert V. 145. ist an«
JMss. hac^ hocte st. des vulg. kanc noetem geschrieben.
Äc. d, «?. 6. ist mit Recht, wie schon In der 2. Aosgdbe^ statt
des vulg. td aus dem Cod. Falat at gegeben. V. IS. ist die Vul^.
maneipium qui aeHpias, die in der 2. Ausg. in quoa mmncupio «t
verändert war, wiederhergestellt worden. V. 60. ist tihne Nothr
die m del" ^. Attsg. beib^attene gewöhnliche WortsteWuiis
Plaatl Pseudolus, Anden«! Tmculenton, ti» Both«* 21
■
iri$iem In tt. e: verSodert worden, und ebenso .T. 04 ea^m, odkim
(go auch in der 2. Aus^.) in o. e.
Sc. 4, f. 1^« ist nnnölhig quid tarn, wekhcB tnch dfe 2. Aoi-
gnbe.hmtte, In qtMnam yerändert. Ebenso isl v« 14. mit UnreeM*
Terändert, während früher die Vul^ta beib^ialten war. Mit
Unrecht ist v. 28. das früher beibehaltene nunc festrichea
worden. Es ist b^isLubehaiten und die ersten Worte des Verses
Ego f8(09 bilden einen Anapäst, so dass die erste Syibe in is^os
TeAorzt wird. *
Sc. 5, r. 6. war die Urostdlnngf TOn ego nunc ganz unnothlg*,
w&hrend in der frühern Ausgabe ebenso unnöthfg hercle in her"
cule verwandelt war. Der Vers bildet in der Vnig. einen gans
nntadeligen senarius iamb. Ebenso nnnöthig ist die Yerwandlnng
T. 8. Ton hicne in biccincy wie schon in der 2. Ausg.' Hiene ht
beizubehalten, so dass quom advenis am Schluss des Verses einen
Hiatus bildet. Ebenso unnothig war die ebenfalls schon in der
2. Ausgabe vorgeifornmene Umstellung v. 9. und 49. — V. 18.
iät, wie schon In der 2. Ausgabe, mit Recht statt des Tulg. am-
hulavisli ans dem Dec\irt. ambulasti gesetzt. Unnothig war die
Umstellung t. 59. und 65., die in der 2. Ausg. unangetastet ge-
blieben waren. V. 70. ist mit Recht, wie sdion in der 2. Ausg.,
die alte Lesart post id dem Tulg. po9tidea rorgezogen worden,
V. 92. musste, wie in der 2. Ausg., Ego isti für /• e. stehen
bleiben.
Act, n, sc. 1, V, 8. ist mit Recht aus den alten Ausgaben hoc
eingeschoben worden , wie schon in der 2. Ausg. , nur dass dort
Quae in Q,uia verwandelt war. V. 10. ist mit Recht aupposivi
hergpestelit, während in der 2. Ausg. sti/;/;om stand.
Sc. 2, V* 19. ist mit Recht, wie schon in der 2. Ausg., dem
Cod. Palat. zufolge tu vor te weggelassen , worden. Mit Recht
ist V. 41. die in der 2. Ajusg. verlassene Vulg. wiederhergestellt
worden.
Sc. 3, V. 4. ist mit Recht die in der frühem Ausg. verlassene
Wortstellung der Vulg. Aique inprobU sese artibus cApoUai
(wofür sonst geschrieben wurde A, t. a. se esp.) wiederherge*
alellt worden. V. 28. hätte siäit heru\ wie in der 2.. Ausg., die
Vulg. hema stehen bleiben sollen* V» 32. ist aus>aUen Ausgaben
statt des vnlg. iubeo gesehrieben iube, Ebendas. hätte, wie in
der 2. 'Ausg. mit Recht, diev Lesart des Falat. und der alten AuS'^
gaben: Graiaque ecastor hobeo statt der Vulg. Grata qua0qu$
ec. A. aufgenommen werden sollen. Mit Unrecht ist v. 42. Aomov
welebes in der 2. Ausg. st^ht, weggelassen worden. V. 60. sind
ahne Noth die Worte ta Ate, wie sie auch in der 2. Ausg. 8i;i^9ii|
in Aie ted umgesetat. Anch v, 63. ist ohne Noth vei'ändert, wäh-
rend avch hier die 2. Ausg. die Vulg. beibehält. V. 64. ist mit
Vandit tstec, wekhJBs auch In der frühem Ausg. stfht. In isiud
t
2# • . Romische Literatar.
Wte Hr» B. fichreibt) , Btott deeMii Reis wieder g^geit £e Codd.
^ün' $pbtelbt BbcMo t. 5. /ti^, wofür Rdz gegen die Codd.
fuverit. V. 10. ist ebcnfiHs die -WorUtellufig der Codd. /iie»/e
19011 beibeliakeB , w^füt Ret« n, f. schreibt. Mit Recht ist ▼« 23.
est^ welches Reiz gegen die Cdd. einschiebt, weggelassen wcorden.
fifr^nso y. 25. ist nach den Codd. , auch den Fall. , eiiam dum
Seschrieben ^ wofür Reiz etiam hauddum giebt. V. 28. ist aus
em Becurtatus intueor statt des gewöhnlichen fateor geschrieben.
Y. 36. ist mit Recht nach den Fall. ^ Camer. , Lamb. u. a. tuo för
meo^ weiches Reiz hat\) geschrieben. Mit Recht ist v.M4* nicht
.die nngeschiclcte Lambinische Ergänzung i commoc/a«, die Reis
aufgenommen hat, in den Text gesetzt, sondern nach den Sparen
/ der Fall, midti modo geschrieben. Mit Recht ist t. 57, tu , wel-
ches Reiz geg(^ die Codd. aufgenommen hat, weggelassen worden.
Ohne Grimd ist v. 68. geändert ^ ~
Truculentus. Argum. v, 3. hat Hr. B. , jedoch zuoi Nach'*
iheil des Metrums, utique in utque Terwandelt.
- Prolog. V. 14. ist zum Naclitheil des Metrums die Wortstel«
lung verändert.
Act. I, 8€. 1, V. 3« ist statt des vulg. edocet geschrieben ede^
ceat. V. 12. ist ohne Grund das erste aut in ad verwandelt. V.46«
ht e$t ausgelassen. V. 70. ist eum in eö verwandelt Auch v. 71.
fet velrändert. V. 75. ist des Metri wegen hinc quo in q. A. ver«
setzt , sowie t. 76. est nach mii/ier gestrichen.
Sc. 2, V. 51. ist mit Recht nach dem Palat. , der melm» est
hat, meliust statt des vulg. m^ltti» geschrieben. Y. 124. Quis^
quü eeniat cett. hätte Hr. B., wie in seiner 2. Ausgabe, unver-
ändert lassen und -for einen trochaicns tetrameter halten sollen^
dagegen den folgenden v. 125. umgekehrt für einen iimüb tetram.
aeatat Unnöthig ist v. 126. geändert, der in der 2. Ausgabe
noch mk Pareus iibereinstinini^t. Mit Redit ist v. 131. die \vig.
oblitust wiederhergestellt, wofür in der 2. Ausgabe obliius' s^
geschrieben war. V. 136. hatte Hr. B. in seiner 2. Ausg. statt
des vulg. quäeso^ num qui cett. geschrieben: quaestuunu ^i
cett Jetzt schreibt er: quaesti. Nam qui cett. ¥. 14^ hatte-
er Iti der 2. Ausgabe aus dem demus der Handschriften, . welches
die Vulg. in derhunt verändert hat, mit grösster WahrsdieinUch*
k^ domus gemacht; dieses ^ber verändert er jetzt wieder in do*
mtifs, welches, wie er sagt, durch das Versraaass unterstütat
werd^. Aber in wrefem dadurch das Versmaass besser werde,
wünschten wir wohl von Hrn. B. näher erörtert V. 145. ist aus
.'9ls9. hac *^^ hocie st; des vulg. kanc noetem geschrieben.
Sc. 3, V. 6. ist mit Recht, wie schon in der 2« AuG^aibe, statt
des vulg. id aus d^m eod. Palat at gegeben. V» 18. ist die V-uig.
manefpiutA qui aeHpias^ die in der 2. Ausg. ini^uos mancupU^ ir.
verändert War, wiedertiergesteUt vrorden. V. &d^ iettihne Notlr
die ia der %Amg. beib^haltehe gewohoUeÜe WortisteWms .eaw
Plaati Pseudolus, Audeiuii Tmculeatus, eL Bothe* 21^
ifi$iem üd it. e: verändert worden, und ebenso j. 64 ee^mm^i^dium
(so auch in der 2. Ausgf«) in o. e«
Sc. 4, f. 12. ist nnnöthig quid tarn, wekhes anch die 2. Ans«
gsbe^ hatte, in qtddnam venindert. Ebenso ist v. 14. mit UnreeM*
verändert , während früher die Vulgata beibdialten war. Mit
Unrecht ist ▼. 28. das früher beibehaltene nunc gestrichen
worden. Es ist bi&izubehalten und die erst^i Worte des Verses
Ego istoa bilden ehien Anapäst, so dass die erste Sylbe in i9io$
verkSi«t wird, ' '^
Sc. 5, o. 6. war die Umstdlun^ von ego nunc ganz unnothig,
wahrend in der frühem Ausgabe ebenso nnnöthig hercle in Aer-
eule verwandeit war. Der Vers bildet in der Vnlg. einen gans
untadeligen senarius iamb. Ebenso annöthig ist die Verwandlang
T. 8. von hicne in kiccincy wie schon in der 2. Ausg.' HieneHt
beizubehalten, so dass quotn edvenis am Schluss des Verses einen
Hiatus bildet. Ebenso unnothig war die ebenfalls schon in der
2. Ausgabe vorffenommene Umstellung v. 9. und 49. — V« 18*
i^, wie schon in der 2. Ausgabe, mit Recht statt des Tulg. am-
hulavisti aus dem Dectirt. ambulasti gesetzt. Unnothig war die
Umstellung v. 59. und 65., die in der 2. Ausg. unangetastet ge-
blieben waren. V. 70. ist mit Recht , wie schon in der 2. Ausg.,
die alte Lesart post id dem vulg. postidea vorgezogen worden.
V. 92. musste> wie in der 2. Ausg., Ego isti für /• e. stehen
bleiben.
Act, n, sc. 1, V, 8. ist mit Recht aus den alten Ausgaben hoc
eingeschoben worden , wie schon in der 2. Ausg. , nur dass dort
Quae in ^uia verwandelt war. V. 10. ist mit Recht suppoaivt
hergestellt, während in der 2. Ausg. supposui ^tAikA, ^. .
Sc. 2, V. 19: ist mit Recht, wie schon in der 2. Ausg., dem
Cod. Faiat. zufolge tu vor 'te weggelassen , worden. Mit Recht
ist V. 44. die in der 2. Ajusg. verlassene Vulg. wiederhergestellt
worden.
Sc, 3, V. 4. ist mit Recht die in der frühern Ausg. verlassene
Wertstellung der Vlilg. Atque inprobis sese artUms ejfpoUai
(wofor sonst geschrieben wurde A., t. a. se esp.) wiederhei*ge-
stellt worden. V. 28. hätte sts(tt keru\ wie in der 2.. Ausg., die
Vnlg. herua stehen bleiben sollen» V. 32. ist aus alten Ausgaben
statt des vnlg. iubeo gesehrieben iube. Ebendas. lifitte, wie in
der 2. Ausg. mit Recht, die^ Lesart des Palat. und der alten Ans<^
gaben: Grataque ecaator habeo statt der Vulg. Grata quaoqu^
ec. k. aufgenomoien werden sollen. Mit Unrecht ist v. 42. h^mo^
welches in der 2. Ausg. st^ht, weggelassen worden. V. 60. sind
ohne Noth die Worte ie hic^ wie sie auch in der 2. Ausg. st^e^
m hie ted umgesetst. Auch v, 63. ist ohne Noth verändert, wäh«-
lend auch hier die 2. Ausg. die Vulg. beibehält. V. 64. ist mit
Uttiecht ütuc^ wekhes auch in der frühem Ausg. st^, in iHud
2# Römische Literatur.
wfe Hr» B. schreibt) v statt dMs^n Reiz wieder g^g^en üc Codd.
TkUff f^chteiht Ebeiwo t. 5. fuU^ wofür Reiz gegen die Codd.
fuverit: \. 10. ist ebenfsHs die Wortstellnag d«r Codd. /actYe
fiou beibelisiten , wöfiir Reiz n. f. schreibt. Mit Recht ist y* 23.
est^ welches Reiz gegen die Cdd. einschiebt^ weggelassen wonkn.
Ebenso y. 25. Ist nsch den Codd. <, auch den Fall. , etiam dum
geschrieben , wofür Reiz etiam hauddum giebt. V. 28. Ist am
mm Becurtatus intuear statt des gewöhnlichen /ii/^or geschrieben«
Y. 36. ist mit Recht nach den Fall. ^ Camer., Lamb. u. a. tuo für
meo^ weiches Reiz hat^ geschrieben. Mit Recht ist v.^44. nidit
. die ungeschicicte Lambinische Ergänzung« cammodas, die Reis
anfgenommen hat, in den Text gesetzt, sondern nach den Spuren
/ der Fall. muUi modo geschrieben. Mit Recht ist v. 57, tu , wel-
ches Reiz gegchi die Codd. aufgenommen hat, weggelassen worden.
Ohne Grjind ist r. 68. geändert ^ '
Truculentus. Argum. v. 3. hat Hr. B. , jedoch zun Nach*
theil des Metrums, utique in tUque verwandelt.
- Prolog. V, 14. ist zum Nachtheil des Metrums die Wortstel-
lung verindert.
Act. I, 8G. 1, V. 3* ist statt des Tulg. edocet geschrieben ede^
ceat. V. 12. ist ohne Grand das erste o»^ in ad Terwandelt. V.46*
i^t eii ausgelassen. V. 70. ist eum in eö verwandelt Auch v. 71.
ht velrandert. V. 75. ist des Metri Mcegen himc quo in q. h. ver-
setzt , sowie t. 76. est nach nt^h'er gestrichen.
8c. 2, V, 51. ist mit Recht nach dem Falat, der melüt» e9t
hat, meliust statt des vulg. fiteltiia geschrieben. V. 124. Qoas*
J7»f> verHat cett. hatte Hr. B. , wie in sehier 2« Ausglibe , unver-
indert lassen und -fnr einen trochaleus tetrameter halten sollen^
dagegen den folgenden v. 125. umgekehrt lilr einen iqinb tetram.
aeatal* Unnöthig ist t. 126. geändert, der in der 2. Ausgab«
noch mit Pareus übereüistiitini^t. Mit Recht ist v. 131. die Yvig.
oblitust wiederhergestellt, wofür in der 2. Ausgabe obütug' ni
geschrieben war. V. 136. hatte Hr. B. in seiner 2. Ausg. statt
des vulg. quüeso^ num qni cett. geschrieben: quaestuunu ^i
cett Jetzt schreibt er: quaestu Nam qui cett. ?. 14^ hatte
er in der 2. Ausgabe aus dem demus der Handschriften, , welches
die Vulg. in demunt verändert hat, mit grösster Wahrscheinliclv«
kelt domus gemacht ; dieses aber verändert et jetzt wied^fcr in da^
muts^ welches, wie er sagt, dnrch daä Versmaass unterstütat
werde. Aber in wiefern dadurch difs Versmaass besser werde,
wünschten wir wohl von Hm. B. näher erörtert V. 145. ist an»
Mss. hac *^^ hocte st; des vulg. httnc noetem geschrieben.
Sc. 3, V. 6. ist mit Recht, wie schon in der 2< AuG^aie^ atat^
des vulg. id aus dem Cod. Palat at gegeben. V. 19. Ist die Vulg.
maneipium qui aetipiaSy die in der 2. Ausg. in i$ifos mmncupio m
verändert War, wiedertiergestellt werden. V. 60. iattihne Nötfer
die in der %hmgi belb^haltciie gewohoUohe Wortate|h«s >''«^
Plaati Piseudolus, Audeiuii Tfoctüeatiu, eL Bothe* 21^
iri$t0m ta it. e: verSiiderl worden, und ebenso j. 64 earnnK^üum
(so aach ia der 2. Ausgf.) in o« e»
Sc. 4, V, 12. ist nnnöthlg gt^M iam^ wekhes anch die 2« Ana«^
gäbe, hatte, in qtädnam Terändert. Ebenso ist v. 14. mit UnreeM*
verändert , während früher die Vulgata beibehalten war. Mit
Unrecht ist ▼.28. das früher beibehaltene nunc gestrichen
worden. Es ist bj^izubehalten und die ersten Worte des Versea
Ego istos bilden ehien Anapäst, so daas die erste Sylbe in iHo$
Terknrat wird. * "^
Sc. 5, o. 6. war die Umstellung' TOn ego nunc ganz unn5thlg,
wahrend in der frühern Ausgabe ebenso unnöthig kercle in Aer-
cule Terwandelt war. Der Vers bildet in der Vulg. einen gans
untadeligen senarius iamb. Ebenso unnöthig ist die Verwandiang
T. 8. von hicne in kiccincy wie schon in der 2. Ausg. Hieneht
beizubehalten, so dass quom advenis am Schluss des Verses einen
Hiatus bildet. Ebenso unnöthig war die ebenfalls schon in der
2, Ausgabe vorgenommene Umstellung v. 9. und 49. — V« 18.
üt, wie schon in der 2. Ausgabe, mit Recht statt des vulg. am-
hulaviati aus dem Dectirt. ambulastt ^e&eizt. Unnöthig war die
Umstellung v. 59. und 65., die in der 2. Ausg. unangetastet ge-
blieben waren. V. 70. ist mit Recht , wie schon in der 2. Ausg.,
die alte Lesart post id dem vulg. po$tidea vorgezogen worden.
V. 92. musste^ wie in der 2. Ausg., Ego isti für /. e. stehen
bleiben.
AcU n, 8c. 1, V, 8. ist mit Recht aus den alten Ausgaben hoc
eingeschoben worden, wie schon in der 2. Ausg., nur dass dort
Quae in ^uia verwandelt war. V. 10. ist mit Recht supposivt
hergestellt^ während in der 2. Ausg. supposui ^iänA, ^. .
Sc. 2, Vm 19. ist mit Recht, wie schon in der 2. Ausg., dem
Cod« Falat. zufolge tu vor te weggelassen , worden. Mit Recht
ist V. 44. die in der 2. Ajusg. verlassene Vulg. wiederhergestellt
worden.
Sc. 3, V, 4. ist mit Recht die in der früh ern Ausg. verlassene
Wortstellung der VuJg. Atque inprobis sese artilms ejupoUai
(wofür sonst geschrieben wurde A> •'. 0. se esp.) wiederhei*ge*
aiellt worden. V. 28. hätte &iäii keru\ wie in der 2.. Ausg., die
Vulg. herua stehen bleiben sollen. V. 32. ist aus alten Ausgaben
Mtmtt des volg. iabeo gesehrieben iube. Ebendas. hfitte, wie in
der 2. 'Ausg. mit Recht, die. Lesart des Palat. und der alten Ans-»
gaben: Graiaquü ecaaior habeo statt der Vulg. Grata quacqu^
ec. k. aufgenomaien werden sollen» Mit Unrecht ist v. 42. A#9i«^
welebea in der 2. Ausg. st^ht, weggelassen worden* V. 60. sind
ohne Noth die Worte te Ate, wie sie auch in der 2. Ausg. st^e^
in Ate ted umgesetsrt. Auch v, 63. ist ohne Noth verändert, wäh«-
rend auch hier die 2. Ausg. 4ie Vulg. beibehält. V. 64. ist mit
Uaiecbt iUua^ wekbca auch in der f^ern Ausg. st$ht, in Mud
i
\
2A Romifche Literator.
wte Hfr B. schreibt) ^ statt dessen Reiz wieder gAg'ea die Codd.
Ihttn' li^obfeibt Bbenso t. 5. fuH ^ wofür Reiz gegen die Codd.
fuverit. V. 10. iat ebenfalls die Wortstellaag der Codd. facile
non beibehalten , wafur Reiz n. f. schreibt. Mit Recht ist ¥• 23.
est^ welches Reiz g^gen die Cdd, einschiebt, weggelassen wenkn.
Ebenso y. 25. Ist nach den Codd. <, auch den Fall. , eiiam dum
geschrieben , wofür Reiz etiam hauddum giebt. V. 28. ist aus
dem Becurtatus intueor statt des gewöhnlichen /ii/^or geschrieben.
Y. 36. ist mit Recht nach den Fall. ^ Camer., Lamb. u. a. tuo f%r
meo^ weiches Reiz hat ^ geschrieben. Mit Recht ist v/44. nicht
die ungeschiclcte Lambinische Ergünznng« commodas^ die Reis
aufgenommen hat^ in den Text gesetzt, sondern nach den Sporen
r der Fall. mtsUi modo geschrieben. Mit Recht ist v. 57, tu , wel-
ches Reiz gegchi die Codd. aufgenommen hat, weggelassen wordeir.
Ohne Grjind ist v. 68. geändert. ^
Truculenius, Argum, v. 3. bat Hr. B. , jedoch zun Nacli«*
theil des Metrums, utique in utque verwandelt.
- Prolog. V. 14. ist zum Nachtheil des Metrums die Wortstel-
lung verändert.
Act l^ sc. 1, V. 3* ist statt des vulg. edocet geschrieben ede^
ceat, V. 12. ist ohne Grund das erste aut in ad verwandelt. V.46.
i^t eit ausgelassen. V. 70. ist eum in eö verwandelt. Auch v. 71.
Ist velrändert. V. 75. ist des Metri Mcegen At^ic quo in q. h. ver-
setzt, sowie V. 76. est nach Vii»^*er gestrichen.
^ 8c. 2, r. 51. ist mit Recht nach dem Falat., der melkt» e9t
hat, meliust statt des vulg. fiteltiia geschrieben. V. 124. ^oas-
quiä veniat cett. hätte Hr. B. , wie in sehier 2. Ausglibe , unver-
ändert lassen und fnr einen trochaicns tetrameter halten sollen^
dagegen den folgenden v. 125. umgelcehrt für einen iqinb tetram.
aeatal* Unnöthlg ist v. 126. geändert, der in der 2. Ausgabe
noch mit Pareus übereiiistiitini.t. Mit Recht ist v. 131. die Vtt%.
oblitust wiederhergestellt , wofür in der 2. Ausgabe obUtusi ni
geschrieben war. V* 136. hatte Hr. B. in seiner 2. Ausg. statt
des vulg. quaeso^ num q'ui cett. geschrieben: quaestuum* ^1
cett. Jetzt schreibt er: quaesti, Nam qm cett« ?. 14^ hatta-
er in der 2. Ausgabe aus dem demtis der Handschriften, welches
die Vulg. in demunt verftadert hat, mit grösster Wahrscheintidv«
kelt domus gemacht ; dieses aber verändert er jetzt wieder in da^
muis^ welches, wie er sagt, durch das Versmaass nnterstütat
werde. Aber in wiefern dadurch das Versmaass besser werde,
wünschten wir wohl von Hm. B. näher ertotert V. 145. ist an»
Ms», hac *^^ Hocie st; des vulg. kanc noctem geschrieben.
Sc, 3, V, 6. ist mit Recht, wie schon in der 2« Aus^abev Stat^
des vulg. id aus d^m Cod. Palat at gegeben. V. 19. ist die Vulg.
manefpium qui aetipias^ die in der 2. Ausg. ini^ifos mmneupio m
verändert war, wiedertiergestellt werden. V. 60. istuhne Nötfer
die in dei* 2. Attsg. belb^halteiie gewilhaUohe Wortsteltaiig >sw
Plaut! Pseudolus, Audeiuii Truouleatn»» ed. Bothe* 21^
ifisiem flD it. e; verSnderl worden, und ebenso y. 64 eamm^^dium
(so aach ia der 2. Ausgf«) in o« e»
So. 4, f. Ht. ist nnnöthlg quid iam^ wekhes anch dfe 2« Ana«
gabe^liatte, in qtiidnam verändert. Ebenso ist v. 14. mit UnreeM*
verändert, während früher die Vulgata beibdialten war. Mit
Unrecht ist ▼. 28. das früher beib.ehaltene nunc gestrichen
worden. Es ist bisizubehalten und die ersten Worte des Versea
Ego istos bilden ehien Anapäst, so daas die erste Sylbe in i8io$
TeilcnrsEt wird.
Sc. 5, o. 6. war die Umstdlun^ Ton ego nunc ganz unnothig,
waiirend in der frühem Ausgabe ebenso unnöthig hercle in Aer-
cuU Terwandeit war. Der Vers bildet in der Vnig. einen gans
untadeligen senarius iamb. Ebenso unnöthig ist die Verwandlung
T. 8. von hicne in kiccincy wie schon in der 2, Ausg.' Hieneht
beizubehalten, so dass quom edvenis am Schluss des Verses einen
Hiatus bildet. Ebenso unnöthig war die ebenfalls schon in der
2. Ausgabe vorgenommeüe Umstellung v. 9. und 49. — V. 18.
1^, wie schon in der 2. Ausgabe, mit Recht statt des Tulg. am^
bulaviati aus dem Dectirt. ambulasti gesetzt. Unnöthig war die
Umstellung t. 59. und 65., die in der 2. Ausg. unangetastet ge-
blieben waren. V. 70. ist mit Recht, wie sdion in der 2. Ausg.,
iSii^ alte Lesart post id dem TuIg. postidea Torgezogen worden.
V. 92. musste^ wie in der 2. Ausg., Ego isti für /• e. stehen
bleiben.
jict. n, sc. 1, V, 8. ist mit Recht aus den alten Ausgaben hoc
eingeschoben worden, wie schon in der 2. Ausg., nur dass dort
Quae m Quia verwandelt war. V. 10. ist mit Recht auppoaivt
hergestellt, während in der 2. Ausg. supposui stand.
Sc. 2, V* 19: ist mit Recht, wie schon in der 2. Ausg., dem
Cod. Falat. zufolge tu vor te weggelassen , worden. Mit Recht
ist y. 44. die in der 2. Ajusg. verlassene Vulg. wiederhergestellt
worden.
Sc, 3, r. 4. ist mit Recht, die in der frühern Ausg. verlassene
Wortatelliing der Ytilg. Atgue inprobis sese artUma eA-poUai
(wofor sonst geschrieben wurde A. i, a, se esp.) wiederhei*ge*
atellt worden. V. 28. hätte stiiitt heru\ wie in der 2.. Ausg., die
Vulg. herua stehen bleiben sollen» V. 32. ist aus alten Ausgaben
Btätt des volg. iubeo geschrieben iube. Ebendas. h&tte, wie in
der 2.' Ausg. mit Recht, die^ Lesart des Palat. und der alten Ans«^
gaben: Graiaque ecaator habeo statt der Vulg. Grata qua^U0
ec. h. aufgenomoien werden sollen» Mit Unrecht ist v. 42. A#9i«^
welcbea in der 2. Ausg. st^ht, weggelassen worden. V. 60. sind
ohne Noth die Worte te hic^ wie sie auch in der 2. Ausg. atnohefll^
in hie ted umgesetst. Auch v^ 63. ist ohne Noth verändert, wäÜ^
rend auch liier die 2. Ausg. 4ie Vulg. beibehält. V. 64. ist mit
Uuedit üiuc^ wekbca auch In der frühem Ausg. st^ht, in üiud
s*
Römische Literator.
wfe Hn B« schreibt) , statt dMs^n Reiz wieder g^g'ea iic Codd.
Ihttn' f^obreibt. ßbeiwo t. 5. fuH^ wofär Reiz geg'en die Codd.
fuverit. V. 10. iat ebenfalls die Wortstellnag der Codd. fatsUe
non beibefasiten , wofür Reiz n. f. schreibt. Mit Recht ist ¥• 23.
est^ welches Reiz gegen die Cdd. einschiebt, weggelassen wodten.
Ebenso y. 25. ist nach den Codd. • auch den Pail. , etiam dum
geschrieben , wofür Reiz etiam hauddum giebt. V. 28. ist cns
dem Becurtatns intuear statt des gewöhnlichen /n^eor geschrieben.
Y. 36. ist mit Recht nach den Fall. ^ Camer., Lamb. u. a. tuo för.
weiches Reiz hat\, geschrieben. Mit Recht ist v. 44. nicht
meo,
die ungeschicicte Lambinische Ergünziingi commoi/a/, die Reis
aufgenommen hat, in den Text gesetzt, sondern nach den Spuren
' der Fall. muUi modo geschrieben. Mit Recht ist v. 57, tu , wels-
ches Reiz gegchi die Codd. aufgenommen hat, weggelassen worden.
Ohne Grjind ist v. 68. geändert. ^ ~ '
Truculefdu8. Argum» v, 3. hat Hr. B. , jedoch zum Naich*
theil des Metrums, utique in utgue verwandelt.
- Prolog. V, 14. ist zum Nachtheit des Metrums die Wortstel«
long verändert.
Act. I, 8G. 1, r. 3* ist statt des vulg. edocet geschrieben edo^
ceat. V. 12. ist ohne Grund das erste o»/ in ad verwandelt. V.46.
i^t est ausgelassen. V. 70. ist cum in eö verwandelt. Auch v. 71.
kt velrändert. V. 75. ist des Metri Mcegen kinc quo in q. A« ver*
setzt, sowie V. 76. est nach umfier gestrichen.
Sc. 2, r. 51. ist mit Recht nach dem Falat., der meliu» est
hat, meliust statt des vuig. fiteltiis geschrieben. V. 124. Qofs^
juis veniat cett. hätte Hr. B. , wie in seiner 2. Ausgabe , unver-
indert lassen und für einen trochaleus tetrameter halten sollen^
dagegen den folgenden v. 125. umgekehrt liir einen iiunfo tetram*
aeatal« Unnöfhig ist v« 126. geändert, der in der 2. Ausgab«
noch mit Pareus übereinstimni^t. Mit Recht ist v. 131. die Vvig.
oblitust wiederhergestellt , wofür in der 2. Ausgabe oblitus sit
geschrieben war. V. 136. hatte Hr. B. in seiner 2. Ausg. statt
des vulg. quaeso^ num qui cett. gesehrieben: ^saestuunu %ui
cett. Jetzt schreibt er: qnaesti. Nam qui cett. ?. 14^ hatte
er iti der 2. Ausgabe atis dem demus der Handschriften, . welches
die Vulg. in derhunt verändert hat, mit grdsster Wahrscheinlich^
kert domua gemacht ; dieses ^ber verändert er jetzt wieder in do^
fnuis^ weleltes, wie er sdgt^ durch das Versmaass unterstiätat
werde. Aber in wiefern dadurch dtfs Versmaass besser werde,
wfinsehten wir wohl vo» Hrn. B. näher er^tert. V. 145. ist aus
Mss. hac **— Mete st.' des^YUlg. kanc noctem geschrieben.
Sc, 3, V. 6. ist mit Recht, wie schon in der 2« AuG^abe^ statt
des vulg. id aus dem Cod. Palat. at gegeben. V. 19. ist die Vuig.
manefpium qui aetiptaB^ die in der 2. Ausg. in '%i08 mmwiupio m.
verändert War, wiedertiergestellt worden. V. 60. ist ohne Nötfer
die hl dei* %Amgi belb^altene gewdhaUolie Wortstellaiijg , «sw
Plaati Pseudolus, Aodeiuii TmcalMtiu, eL Bothe* 2L
irütem fin it. e: verSnderl worden, und ebenso j. 64 0C49UfKPdmm
(so auch in der 2. Ausg.) in o. e«
Sc. 4, o. 12. ist nnnöthig quid iam^ wekhes anch dfe 2. Ana«^
gäbe hatte, in qtddnam verändert. Ebenso ist v. 14. mit UnreeM
verändert, während früher die Vulgata beibehalten war. Mit
Unrecht ist v. 28. das früher beiitehaltene nunc gestrichen
worden. Es ist beizubehalten und die ersten Worte des Versea
Ego istos bilden ehien Anapäst, so daas die erste Sylbe in iHo9
verkürzt wird. * "
Sc. 5, V, 6. war die Umstdlun^ von ego nunc ganz unnSthIg,
wahrend in der frühern Ausgabe ebenso unnöthig hercle in Aer-
cule verwandelt war. Der Vers bildet in der Vulg. einen gans
untadeligen senarius iamb. Ebenso unnöthig ist die Verwandiang
V. 8. von hicne in kicciney wie schon in der 2. Ausg. Hieneht
beizubehalten, so dass quom advenis am Schluss des Veraes einen
Hiatus bildet. Ebenso unnöthig war die ebenfalls schon in der
2. Ausgabe vorgenommene Umstellung v. 9. und 49. — V. 18.
iät, wie schon in der 2. Ausgabe, mit Recht statt des vulg. am-
bulavisti aus dem Dectirt. ambulasti gesetzt. Unnöthig war die
Umstellung v. 59. und 65., die in der 2. Ausg. unangetastet ge-
blieben waren. V. 70. ist mit Recht , wie schon in der 2. Ausg.,
die alte Lesart post id dem vulg. postidea vorgezogen worden.
Y. 92. musste , wie in der 2. Ausg. , Ego isti für /. e. stehen
bleiben.
Act. n, sc. 1, V. 8. ist mit Recht aus den alten Ausgaben hoc
eingeschoben worden , wie schon in der 2. Ausg. , nur dass dort
Quae in Q,uia verwandelt war. V. 10. ist mit Recht suppoaivt
hergestellt , während in der 2. Ausg. suppoaui stand.
Sc. 2, V. 19. ist mit Recht, wie schon in der 2. Ausg., dem
Cod. Palat. zufolge tu vor te weggelassen , worden. Mit Recht
ist V. 44. die in der 2. Ausg. verlassene Vulg. wiederhergestellt
worden.
Sc, 3, V, 4. ist mit Recht, die in der frühern Ausg. verlassene
Wortstellung der VuJg. Atque inprobis sese artilma espoUai
(wofür sonst geschrieben wurde J. t. a. se esp.) wiederherge*
ateilt worden. V. 28. hätte stiitt keru\ wie in der 2.. Ausg., die
Vulg. berus stehen bleiben sollen, V. 32. ist aushalten Ausgaben
statt des vulg. iubeo geschrieben iube. Ebendas. hfitte, wie in
der 2.* Ausg. mit Recht, dle^ Lesart des Palat. und der alten Aus-
gaben: Grdtaque ecastor habeo statt der Vulg. Grata quaoqu^
ec. h, aufgenommen werden sollen. Mit Unrecht iat v. 42. hßmo^
welches in der 2. Ausg. st^ht, weggelassen worden. V. 60. sind
ohne Noth die Worte ie hic^ wie sie auch in der 2. Ausg. st^Oü^
in hie ted umgesetzt Auch v, 63. ist ohne Noth verändert, wäh«-
rend anch hier die 2. Ausg. die Vulg. beibehält. V. 64. ist mlfc
UnEecbt iaiuc^ wekhes auch in der ürilhern Ausg. st$ht, in u
1
33
Römische Literatar.
verwandelt Mit Rechf i»t ▼. 80., wie sdionja der 2. Am^be,
ans dem Pal. abisti st. des Tulg. abinti geschrieben*
jict in, «c. l, r. 13. fat mit Recht nunc , wofür in der frfi-
lieni Ausgabe nam geschrieben war, wiederhergestellt ^worden.
Ebenso v. 17. mettm matrem^ wofür früher matrem et potrem^
und ▼• 18. eequis^ wofür früher ecqui.
jieU IV, sc. 1, ▼. 5. ist mit Unrecht die Wortstellung in donä
deamaia verindert, da auch die 2. Ausgabe die Vulg. beibehalt«
Dasselbe gilt von den Veränderungen sc. 2, v. 3. u. 52., sc. 3, v. 45.
Dagegen ist sc. 2, t. 5. iste^ weiches in der 2. Ausg. in istic Ter-
wandelt war, wiederhergestellt worden« V. 7< musste hicdne^
welches auch die frühere Ausgabe hat, für hiccM stehen bleiben.
V. 11. ist mit Unrecht td, weiches in der 2, Ausg. weggeblieben
war, eingesdioben. V. 20. ist ünnöthig die Wortstellung der
Vulg., die auch die frühere Ausg. beibehäit, Teraadert worden.
V. So. ist die Lesart der alten Ausgaben hergesteiit« V. 46. ist
mit Unredit die Wortstellung der Vulg. ego tibi^ die auch die
2. Ausg. beibehält, in tibi ega verändert. Dasselbe gilt ?on ptte-
tum suppostris, wofür früher und in der Vulg. supp p. Mit
Unrecht ist v. 57. est, welches auch die frühere Ausgabe beibe-
hielt, gestrichen worden.
Sc. 3, V, 13. ist mit Rpcht die Vulg. ts^tic, die in der 2. Aus-
gabe in istac verwandelt worden war, wiederhergestellt wordei|.
Mit Unrecht ist t. 48. ego und v. 53. tu weggelassen. , V. 59.
musste inprobua für. malus stehe? bleiben. Mit Recht^ist v. 65.
das Tulg. tuae nach dem IPalat. , wie schon in . der 2. Ausgabe^
in tu verwandelt. V. 73. ist potest^ welches in der friiheren
Ausgabe in poti^ verwandelt war, mit Recht wiederhergestellt
worden.
Sc* 4, r. A ist mit Recht aus dem Pal. vis und aus den altea
Ausgaben postulas hergestellt worden, wofür die Vulg. veHs,
postutes. Ebenso mit Recht v. 17. qua für das valg. quia aus
dem Palat. Ohne Grund ist v. 29. die Vulg. interim^ die auch in
der 2. Ausg. beibehalten war, in interius verwandelt. V. 30. ist
mit Recht die alte Lesart facultas operae statt der Vulg. fac ra-
leas, operae hergestellt worden.^ Ebenso ist v. 3L mit Recht ans
den Spuren des Palat., der nccessit liest, ac cessit statt des vulg.-
abscessit gesetzt. V. 32. ist^ mit Recht , wie schon in der 2. Aus-
gabe, die Vulg. opus in opes verwandelt, nach dem Cod. vet*
Camer. und der ed. Paris. — V. 37. ist mit Recht die Lesart der
Codd. Adisst pu^i statt der in der 2. Ausg. gemachten Interpo-
lation pueri pater adest wiederhergestellt worden.
Jict. V, V. 7. ist statt des vulg. ego geschrieben ergo. V. 8.
Ist mit Recht nach den Handschriften, die rides pico hvben , ri»
des. Spiee! statt des vulg. espic^e geschrieben. V. 26. ist mit
Recht aus den alten Ausgaben ecastor statt der Vulg. mecastqr
geschrieben. Auch v. 35. ist mit Recht den älteren Ausgaben g$-
t-
I ,
Gerlacb: Hi«tMSs«litt8Ui4i«ii. SS
folgt V ebeMo v. ^. in 4«r WofMeUmif. Mit Rcdht ktr.4Sk
Dedid nach den slten Ausgaben geschrieben , die dedi habeni
nicht dedin\ wie die Yulg. — V. 4& ist mit Recht den Hand-
schriften gefolgt. V« 50. ist mit Redit die Lesart der alten Aui«
gaben dick dem TttJg. dicü vorgezogen. V. 52. istmit Vnrecht
gegen die Codd. mihi eingeschoben , sowie v. 60* Tu. Seltsamer
Weise ist v. 74. e« animatu8*8^ wthrscheinlich durch ein V^r«
sehen, für ea animaius geschrieben, wofür die Vulg. und dio
Lesart der 2. Ausg. animatus^s.
Die äussere Ausstattung des Werkes ist gut An Druekfeb-
lern ist uns nur p. VII. letzte Zeile Uli für Ute aufgestossen.
Naumburg. HvltMem
Historische S^tudien von Frans Dorotheus, Gerlaek» Hamburg
und Gotha , Perthes. 1841. XXV a. 434 S. 8.
Hr' Prof. tSerhch in Basel hat sich ausser seinen Ausgabe»
des Salnst durch eine Anzahl von Abhandlungen , welche sidi auf
das hellenische und römische Alterthum beziehen und sich gleich
sehr durch dieOrbndlichkeitder Forschung, wie durch die lebeno*
Tolle Darstellung empfehlen, einen grossen Kreis- von JFrenndien
erworben^ Diese beschenkt er jetzt mit einer Sammlung Jener,
zum Theii schwer zugänglichen Arbeiten, und Ref. zweifelt nieht,
dass gleich ihm viele Ändere in derselben eine angenehme mul
zugleich belehrende Unterhaltung finden werden.
l>ie einzelnen Abhandlungen - sind folgende: 1) Der Bond.
d^r Amphiktjonen, S. 1 — 47.; 2) Sokrates und die Sophisten,
S. 48 — 136.; '3) Ueber die hellige Geschichte des Euemeros,
S. 137 — 154. ; -4) Untergang der Eidsgenossenschaft von Acfaaja,
8,155—168..; 5) C. Cornelius Scipio und M. Porcius Gate«
S. 169 — 201.; 6) Der Tod des P. Com. Scipio AemiUanos,
S.. 202 — 254.; 7) Ueber Virgils Schilderung des Schattenreichs,
S. 255 — 270.; 8) Senecas Stellung zu seinem ZdtaUer^ S. 271
—285.; 9) C. Salu^tius Crispns der Geschichtschreiber, S. 286
—307. ; 10) Ueber die Idee von Tacitus Germania, S. 308—324.;
ll)Ba8ÜianndRauracum, S. 325 --342.; 12) Die Verfassung
des Servius TuUius in Ihrer Entwickelung, S. 343—434. Gewisa
sfimmtlich interessante Gegenstände I Diesen Abhandlungen vor-
aus geht die Vorrede^ welche einen von dem Hrn. Verf. in Nürn*
berg vor der Philologenversammlung.nber Niebnhr gehaltenen
Vortrag enthält und worin zugleich die Grundsätze dargelegt sind,
welche der Hr. Verf. selbst bei seinen Forschungen auf dem 6e*
biete der Geschichte festhalten zu mu9sen glaubt und denen Kef«
seine volleBeistimmung schenkt.
Ref. hat nun zwar', wie schon bemerkt , die sSmmtllchea
Abhandlungen mit eben eo grossem Mutzen als Vergnu|jen geleieik
^»
£4 G«»eli44»bte.
gen' Ifriibefte nicht beräfen ^ theila wiird^ eine gleichmiMlg^e , nur
cSnig^rniatiMn auf firlmdHchkeit Aneprucll mechende Berncksich-
^nfng aller eitlen au g^rasaeo Baum erfordern. Er hofft also
Smsdmldjgung zu fiaden^ weaa er sich auf eine Abhandlang, die
aein Interesse Torsugsweise in Anspruch genommen hat, he«
sahrSai^l. Es ist dies die letzte, ohnehin jedenfalls eine der
iviiphtjgateii 4 ^,i]foer die Verfassung des Servins Tuliios^^ weiche
auch deswe^n unsere Aufmericsamkeit in vorzüglichem Msaaae
auf deh nobt, weil sie, nachdem sie in ihrer ersten Gestalt viel
Beifall und grosse Verbreitung gefunden/, jetzt in vieler Beiae-
hong verandeirt und erweitert erscheint. Ref. bat dabei aueh ein
persönliches Interesse , und er fühlt sich gedrungen, hierüber
einige Worte vorauszuschicken, weil man leicht daran Anstoss neh-
men könnte, dass er hier und da für seine eigene Sache kämpfen
und die Polemik zu seiner eigenen Vertheidigung anwenden wird.
Allerdings kann dies nämlich dem Leser leicht lästig werden,
wenn ddr Streit sich um ein Mein und Dein dreht, welches nur
Sir die einzelnen Personen Werth hat: dies ist aber hier sicher*
licli nichtiger Fall. Sowie der Hr. Verf. in seiner Polemik gegen
den Ref. immer nur die Sache im Auge gehabt hat : so würde ea
audi dem letztem unmöglfdi sdn, anders als ebenso zu verfahren« .
Geschieht aber dies , so kann der Streit unmöglich in einer Zeit*
Schrift am unrechten Orte sein* Man erwartet ja von jedem Re-*
dansenten,. dass er, wenn nicht gerade den Verf. widerlegen^
aber doch eine und d^e andere von diesem unberücksiebtigte Seite
dea*6egedstandes hinzufügen und durch eine neue Betrachtungs-
weise äfm Leser nahe fuhren werde: wer sollte aber, ceteris pa-
ribus, hierzu geeigneter setn^ als ein solcher, der den Gegen-
stand gelbst in sdnem Stpdium sich erwählt und sich selbst auf
diesem Gebiete versucht hat?
Um aber nun zur iSache selbst zu kommen: so legt der Hr.
Verf. auf eiqe Ansicht der römischen Tribus grosses GewJcht,
die iif * der^ ersten Ausgabe der Abhandlung wenigstens nur halb
enthalten ist. Es ist dies aber folgende.. Zuerst wird vorausge-
aetzt, dass Scrvina TalUus 30 Tribus, 4 städtische iind 26 länd-
Udie dngericbtet habe» Es sind nur /aber dem Hm. Verf die
4 städtischen Tribus durchaus von anderer Art als die län^cben.
Nadidem nämlich das: römische Gebiet durch die Eroberongen
der . früheren Könige sich weit ansgedehat , so habe Sen ius die
. Patricier und diejenigen Nicht^atricier, welche sich in der Stadt
selbst niedergelassen , von denen geschieden , welche, urspräng-
Mab zu anderen Städten und Gemeinwesen gehörend, jetzt Rom
unterworfen werden seien, ohne doch ihren .Wohnsitz nach Rom
zu verlegen. Aus ersteren nun habe er di^ 4 städtischen^. aus
letzteren die 36 ländlidten Tribus gebildet. Drei der städtischen
Traras sotten nimliah iea ^triciBchen Stämmen entaprocben
Gerlach:
fitndien.
25
.Miia zäilt aber Ltvius ed der bannten Stelle (H^ 21.) be«^
kaluiUich nach HinauTüguog (oü^ Erneuerattg^) der iribus Cl«!*
dia mir^iTribus, und ce entelieht die Frage, wie diese Y«r^,
Baindernng au erklären sei, welche Frage Niebtthr dahia beanl*
wertet hat, daas die Stadt dureh Poraena -ein Dritlheil ihres 6fr<
btels' und somit auch 10 Tribiis Terlorea habe« Hr. 6. iäaat diese
Erklirung gelten oder bemerkt wenigstens, dass sie nooh nidit
als widerlegt ansusehen sei, legt indess wenig Werth daianfi
hebt aber dafnr den Umstand um so roehr hervor, dass naeh Li-
Tius jene 21. Tribus durch Attus Clausus und seine Clienteo ge^
bildet worden sei. }n diesen Worten sei nämlich eine Andeutung
des LitIus enthalten , dass damals überhaupt eine Aenderung mit
den Tribus vorgenommen worden sei and iwar eine Aenderaii^
der Art, dass die .Patricier nunmehr in den Tribns mit den Pie*
bgern gemischt und selbst , statt sich schroff von dem geringeres
Stande zu trennen , ihr Ansehn dadurch yü mehren bemuht gewe-
sen seien, dass sie in den Tribqs durch ihre Persönlichkeit auf
ihre geringeren Mittribulen einwirkten. Der Hr. Verf. gebrauehl
S. 406. von dieser .Verandernog folgende Worte: „S.eit der.2eity
dass die Patricier in ihrem eigenen wohlverstandenen Jnteresse
auf ihren Lsndgütern in den Laodbezirken lebten und dort durch
den täglichen VerJcehr mit dem Landvolk eine neue Grundlage der
llacht sich sdiufen und der Form nach als Glieder, dem Wesen
nach als Häupter der Land gemeinden sieh geltend machten u. 8«w»^
Und zwar bezieht sich diese Auffassung des Verhältnisses, wie
ans dem Zusammenhange hervorgeht, mit auf eine viel spätere
Zeit^ nämlich auf die ^it , wo man die städtischen Trtbus he»
Botzte, um die Freigelassenen in ih^en unterzubringen, was zu-*
erst 304 v. Qhr. geschsh , dano aber öfter wiederholt wurde«
Gemacht wurde aber jene Veränderung, wie bemerkt, achim
zu eben der Zeit, wo. die tribus Claudia neu gebildet oder nur
erneuert wurde, d. 1k (nach der gew. Zeitrechnung) 495 v. Chr.,
und der Hr»Verf. erklärt nun zunächst hierdurch die grossen
Fortschritte , welche die Plebejer in den näehsten Jahren duroh
das Volkstribunat, durch das Recht, Patricier vor die Tributcomilien
zu fordern, und durch änderte ähnliche Rechte und Befugnisse mach«
ten, und selbst die lex Terentilia wurde nach ihm durch die hieis
durch verbesserte Stellung der Plebejer entweder hervorgerufien
oder doch wesentlioh gefor^dert.
Fragen wjr aber nun zunächi^t, yon welcher Art die iqnere und
iussere Begründung diesem Aosicht sei, die nach des Hrn^ Verf.
eigner Erklärung einen Grundzug seiner Darstellung bildea soll a
so scheint diese dem Ref. freilich nicht ansrdchend zu sein.
Dass ursprünglich in der .Einriehtung des Servius Tellius ^ie
städtischen und ländlichen Tribus einen solcbei( Gegensatz gebU«
26 Gefckichte. '
det bitten , dsiron ist in den Naclirlchlen der Alten kein Bemiig
anfknfiflden; denn der Umstand, dass LiTius und AareUos^Victer
Mos die 4 stSdtlschen Tribos nennen, Icanii docti wolii Inum als
solcher ang-esehen werden. Man müsste nach des Hrn. VerC
Ansicht doch eigentlich die 4 stadtischen Tribas im Wesendichen
wiu die ^vXal yWAnial^ die übrigen als die toüvmccI ansehen ; denn
wenn auch bei jenen eine Rücksicht' auf das Stadtviertel, in dem
ein Jeder wohnte , genommen sein soll, so enthalten sie doch den
Mitgliedern der landlichen Tribus gegenüber den bevorrechteten
. Stand , denn es wird ausdrücklich in Betreff der tribas Esquilina
benierkt, dass diese aus Plebejern bestanden habe, die von den
Patridem herangezogen worden seien, und die nachherige Ver-
inderung soll ja ihrem Wesen nach eine Yerschmekung der bei-
den Stände gewesen sein, die dadurch hervorgebracht wurde,
dass jejier Gegensata der stadtischen und lindUdien Tribus auf-
gehoben wurde: so dass also dieser Gegensata der Tribus mit
dem Gegensatz der StSnde geradezu identificirt wird. Bs würde
hierdurch auch im Allgemeinen für Rom eine von Niebuhr nach
Dionysius (IV, 14.) mit Recht hervorgehobene , für die ganze alte
Geschichte sehr wichtige Principienverschicdenheit in der Bin-
theilung des Volkes vermischt werden : es ist nämlich ein grosser
Unterschied, ob die Eintheilung nach der Abstammung oder nach
dem Wohnort gemacht wird. J^ne Eintheilung ist durchaus ari-
atokratischer Natur , während die Eintheilung nach der Zufallig*
k^ des Wohnorts im Gegentheil -demokratisch ist und mit ihr
immer das demokratische Brincip in «incm Staate sich geltend zu
machen pflegt. Es scheint also dem Ref. richtiger und dem
Grundgedanken der Entwickelung der römischen Verfassung ge*
mässer zu sein, wenn hian annimmt, dass Servius, indem er jene
Eintheilimg nach den tpvXul toMinal neben der noch geltenden
Eintheilung der Patricier nach den drei (pvXal ysvixal einführte»
hiermit zugleich das demokratische Princip neben das aristokrati-
sche stellte: was ja überhaupt der Grundgedanke der Serviani-
sehen Verfassung ist Und dann:, wenn zweifelsohne die Be-
sitzungen der Patricier grossentheils ausser dem Weichbilde der
Stadt lagen , und wenn dies nachher von dem Hrn. Verf. selbst
nnm Beweis für die Aufnahme der Patricier in die ländlichen Tri--
hos benutzt wird: war dies nicht ebenfalls schon zur 2Seit des
Servius der Fall? und wenn also das ganze römische Gebiet in
regiones eingetheilt wurde, mussten dann nicht gleich Anfangs
die Patricier an den ausserhalb der Stadt befindliehen Bezirken
Atttheil haben?
Was nun aber weiter die mit dem Hinzutritt der Patricias zu
den lindlichen Tribus geschehene Verschmelzung beider Stände
,)in einer hohem Einheit^' anbetrifft: so hat auch diese weiter
keine Begriipdung durch die Quellen , als dass die tributf Claudia
ausser den Olienten des ChudUus auch den Claudius selbst enthielt.
Gerlacii: BSstÄrisohe Stadien. ST
, Vmi eher damit efngetretenen ¥erilii9enug M nifgeniM, die Beie^
und oMn lann selbst nur eiae Spur einer solchen lediglich aledana
io jener Nachricht finden , venn mvn innimmt, dass die Patricier
vorher. von den ländlichen Tribua ganx aus^eadüossen wpreiv
Du$ht mir insoweit, dass sie an den Versammlungen naid Abstina*'
BBungen derselben ieinen Theil nahmen , sondern dass sie dbeiw
hanpt gar ieinen Antheii daran hatten. Denn weiter wird Ja tos
Claudius nichts gesagt Dies ist aber nur eine Annabme, uaA
selbst diese Annahme zugegeben, so wurde eben nur eine sehr
unsichere Spur von einer solchen Deutung in der Stelle liegen»'
Dem Ref. scheint' es nun aber auch, als ob die Anwendung von
einem solchen ITebergaoge, der allerdings von der grössten poli- ,
tischen Wichtigkeit sein würde, nichts mit rechter Sicherheit und
Consequenz gemacht wäre. Nach jener oben aus S. 406« ana-
geschriebenen Stelle wurde man glauben müssen, der Hr. Verf.
suche den Gewinn dieser Aenderung vorzüglich auf d,er Seite der
Patricier, und dies wurde auch dem Ref. das Natürlicher»
acheinen. Denn die Politik der Patricier wurde doch wohl darauf
hinauslaufen müssen, dass sie auf diese Art die Plebejer hätten
umstricken und ihre Opposition niederdrücken wollen. Wie soll
man nun aber damit in Uebereinstimmung bringen, dass diese
Opposition unmittelbar darauf auf das Schärfste hervortritt, und
dass die Plebejer in offenem Kampfe deii Patriciem. «Ine BeHie
von Zugeständnissen abdringen? Der Hr. Verf. findet hierin aber
nicht nur keinen Widerspruch , sondern im Gegentheil wird dca
Plebejern nach S. 381. auf jene Art zu diesen Resultaten geradezu
"der Weg gebahnt. Das Einzige, was sich hier zur Erklärung
sagen lässt und was der Hr. Verf. denn auch wirklich bemerkt hat,
ist, dass die Pldrejer jene Absicht der Patricier wafargenommes
und sich dadurch zu einer lebhafteren Opposition hätten anregen
lassen. Sq wurde man also annehmen müssen, dass die Patrider
ihre Absicht ganz verfehlt hätten , und die ganze Wirkung der
Maassrcgel würde darauf hinauslaufen, dass die Plebejer hier-
durch eine Anregung.erhielten^ deren sie al&er in der That unter
den damahgen Verhältnissen kaum bedurften^ Die wirkliche Ver»
Schmelzung zu einer hohem Einheit würde ditnn immer^ gleieh«
viel ob die Patricier schon früher dem Nsmen nach zu den Tribun
gehörten oder nicht, in spätern Veränderungen zu suchen sein,
ujfd wenn man 4er Sache auf den Grund gebt, so scheint auch
der Hr. Verf. den Anfang dazu in den Gesetzen der ersten Con«
suln nachr dem Decemvirat zu finden, eben da, wo auch Ref. in
seinen Epochen der rom. Verf. die erste Grundlage der nachheri-
gen. Vereinigung anerkennen zu müssen geglaubt hat. Denn bia -
dahin ist ja auch dem Hrn. Verf. Bie Opposition zwischen beiden
Ständen schärfer als je, und wenn nachher ein Verhältniss, wio
das S. 406. geschilderte; eintrat, so konnte dies nur durch andere
SB
Geschiclite«
IDIftäl, wie eben devoh die wenenÜiGhen Z«lge8tandiiiiS6 dee
jlahrei 449, hefbeifefübrt werden«
E» durSie nach diesen Yorbenierkungnn übrigens hier am
Orte sein, sogleich über die Art und Weise der Theilnahme der
Patrieier an den Tributoomiden , namentlich in Besug auf die
Stelle LaT.il, 56. einige l¥orte hinsuzufügen. Die Patrieier ge-
horten nach des Ref. Ansicht allerdings von jeher au den regionea
und'tcibns; es ist aber leicht erklärlich, dass sie Ton ihrem Recht,
der Abstimroting wegen ihrer Terhältnissmä'ssig geringen Zahl kei-
nen Gebrauch machten , sondern nur erschienen , wenn wichti-
gere Verhandlungen darin voricamen , die gegen sie selbst gerich-
tet waren , um duVch allerhand Störungen etwa die Fassung eines
Beschlusses au hindern, wie ja. auch später nach Q. Cic. de pet.
cons. § 18. die Vornehmsten selbst bei d^n Centuriatcomitien aus
demselben Grunde nicht mitzustimmen pflegten. Daher heisst es
an .der angeführten Steile des Livius : Ccnsules nobilitasque ad
iBipediendam legem in concione consistunt, also nicht um mit-
suatiasmmen, sondern nur um die Fassung eines Beschlusses na
hindern« Die dsraüf bei Lirius folgenden Worte; summoverl
Laetorius iubet praeterquam qui suffragium ineant, weiden nun
gewohnlich so verstanden (auch von Hrif. G.), als habe der Tribun
damit nur einen Theil der Patrieier weggewiesen. Allein es heisst
ja. nicht: summoveri iubet patrieios praeterquam qui — , und es
sind vielmehr alle Patrieier gemeint, weil sie alle nicht des Abstim-
mens wegen da waren und weil dies überhaupt von ihnen nichi;
au geschehen pflegte. Dies geht auch aus den beal(glichen Wor-
ten: plus enim digoitatis comitiis detractum est partrieiis ex con-
cilio aummovendis, deutlich hervor, wo statt jenes praeterquam
qni auffiragiam ineant (worunter also nur die Plebejer zu ver«
atchen sind) geradezu die Patrieier genannt werden. Ehen diese
^^orte sind nun aber femer am natürlichsten sq au fassen ^ dasa
damit ein Resultat jener Versammlung bezeichnet wird : wonach
man also die Patrieier von jetzt an als von den Tributeomitiea
ausgeschlossen anzusehen hätte, waa freilich immer durch einen
Giewaltachritt geschah. Dass man übrigens nicht so schlechthin
, behaupten darf, die Patrieier hätten als Grundbesitzer nicht von
den aaf diesen gegründeten Comitien ausgeschlossen sein können,
geht z. B. daraus hervor, dass in England die Lords au den Ab-
stiaMnungen sur Wahl der Unlerhauamitglieder nicht Antheil
nehmen dürfen, wenn sie auch die vorgeschriebenen Bedingungen
erfüllen , weil, wie es in der^Entscheidung des revising barrister
in einem Streitfalle darüber heisst, ein Peer kein Commoner
ist Warum hätte sich also zur Zeit der schärfen Trennimg beider
Stände mcht auch die Ansicht feststellen sollen, dass die Tribut-
, eomitien die Gomiüen der rbndschen Commoners seien, an denen '
die Patrieier , als sehen in den andern Arten der Comitien theils
ausschliesslich theils überwiegend vertreten, keinen Antheil hätten«
Geriacht Kst(^clie /Stadien. 99
Wte Inder Am beifirothei&e» Aaddit filter einfe^Btffoifo der
Tribus, ^ flcbeint dem Ref. aber tiieh ferner Jli di^ Btriegong
der JSstwick^hing der GenturittTcrfaBnaif^ di^ polkitcile Bedbutang
der angenomnienen Verinderun^ nicbt sebkrf genuf BmfgtAaiait
' und durchgefübrt «ii ^eia. Wir baiteauns bei der ertflen Einrieb'*
tai^ ^ der CenüiuriafcoiBltien dürcb Aervins nicbft -aof. - Die
IhamtMnng dtmelben bietet nna Iteinen Aiiliai zu eindp
Beben Aiisd^li«og, im Qeg^ntbeil bat sie aocb jetat wieder
BindruclL grosser Kiarbcnt und AascbanHobfcejt adf ona gemaahtt
nur das Eine vermissen wir, daaa der Hr. Verf« auf die Böcfciiaehe
Aasicbt toIi den Censnsassitzen des Berritis keine Rlckaicbt ge»
tfonmen hat, wozu er mn ao raebr Anlasa liätte, dir er apiter auf
die dabei rorkonunenden Summen Gewicht legt. Auch in Betraff
der wesentlichen Veränderung, die in dem Anschlnaa der Centnriett
an die Tribns bestand, bemerken wir zur Erinnerung andie sclion in
der ersten Ausgabe der Abhandlung dargelegte Aasicb* ifur sa viel,
dasa er diese kurz tot dem zweiten punisdien Kqege geai^behen liaat
und dass nach ihm die Geaammtzahi 193 auch spitcr bcibebalteai
wurde. Von wekher Art war nun aber' diese VetSnderung ? 6e-
tebah me im Interesse der l>emtd(ratie oder der Aristaloratie Y Bio
richtigste, den Sinn des Hrn. Verf. am meiste» tn^ende Antwort
^Mte wohl sein, dasa weder daa eine nochdba andre IntereaaA
waamtlich gefördert worden seL Zwar ist die Zurückfuhrting der
ersten Klasse auf die Tribas (denn nur bei dieser fand nach ihm
eine aoiehe statt) „ein zu Gansten der Demoltratia gemacht^aZu^
gestandniBs^^ (S. 411), welclies aber ,^ wie ifogleich hinzugesetzt
whrd, mehr scheinbar ak in der Wirkilcbkeit eine Verschpwtlaupg
tfer Tribus- und Centurieligemeinde zu enthaften sebieo.^^ < Und
8* 412.. wird damit tiiereinstiiamend bemerkt: - ,,Demi wie odtf
diejenigen irren, weiche för die damalige Zeity d^ h. fär die FariöM
zwischen denK zweiten und dritten pomschen Krieg, eine Vt^et^
wiegcäide Neigiuig zur Demokratie annelmi^, daa Ireneiigt jeiaa
Blatt der Gesdiichte^^ Warum wurde denn aber nun unter dl^
sdb Verhitltnissen die Verfindernng überhaupt vorgenonmciif
WozH dient es nun, dass um die Annalmije,'dm8 Fiaminiua daa
Urheber derselben gewesen sei/ zu empfebleo, auf dessen ander-^
wekcf demagogische Maassregeih hingedeutet wirdT Die Aeadaronf
ierTermögen8aBsätze.fbr die Klassen, die nüt WabrtcheinUiiifceil
ft» dieselbe Zeit gelegt whrd , kann mit ihrer Bedeutung biabi
^eiohsam für jene VerindJerniig eintreten. Dehn einmlf wfll ndail
ja decbdne Bedeutung jiener Veiftnderung- seibat- babe»; «apd daim
adlne&det der Hr. Verf. alie Folgerungen aila der andern Aendew
vuilg dadurch ab , dasa er zugiebt, die Vermöf eMsanaitz^ aeiab
dft^ geändert worden, und daas er es. für unmöglkbi «nitUM^
etwas Oewifties iiber das Wie fostznstizen : denn nur wenn di^isea
feachtrii^n könnte, würde ea magHdi werden, FolgeningiBti daraua
M üaUnv
/
>
80 _ ,." Geacbiclite.
Vielleicbt tadit iber der Hr. Verf. fcn Grund sn der VerSode*
nmf ▼orsügHeh in dem 8. 401. il. anseinandergesetsten ünifttande,
dasa die TVibnt- und Dentnnatcomitien sich dadarcli, daaa anch
in crätem die Patrider grossen Einfluss gewonnen, sehr genättert
fafilten, und dass es demnach wunschenswerth erschienen wire,
den Gegensatz ganz aufzuheben. Jene Auseinandersetzung macht
flaaiich der Hr. Verf« aus seinem Sinne heraus, obgleich er nach*
ker auf diese Prämissen eine andere Ansiclit als die seinige folgen
Usst Sollte aber jenes wirklich für das Ton uns TCrmisste Motir
gelten: so würde auch dieses grossen Ausstellungen unterliegen.
Je grösser die Annäherung ohnehin, desto weniger bedarf es eines
weitem Mittels zur Beförderung derseiÜen und zur Auflösung ei*
nes bisher bestandenen Gegensatzes. Uebrigens citirt der Hr.
Verf, zum Beweise für jene Annäherung Stellen , die einer ganz
andern Zeit angehören, z. B. Liv. IV, 49., wo bemerkt ist, dasa
^in Theil der Tribunen keinen Beschhiss ohne die auctoritaa
aenatus habe durchgehen lassen Wollen : was, wie wir spater s^ea
werden , auf eine ganz andere Spur leitet.
Diese Ausstellungen wurden nun aber dennoch einen sefarge*
ringen Werth^haben, wenn es gegründet Wäre, was der Hr. Verf.
behauptet, dass bei dieser Ansicht erst d^n Zeugnissen der Alten
ilnr Reicht widerfif^e. Wir wurden nämlich dann die Sache seAbat
gdten lassen niüssen und nur eine andere Motivirung der Verän-\
demng zu suchen haben. Allein diese Behauptung kann Ref« dem
Hm. Verf. unmöglich zugestehen. Die Hauptauctoritäten sind dem
Hrn. Verf. nämlich LItius (I, 43.) und Cicero (de Rep. II, 22.).
Siieaen wird aber in der That, obgleich der Hr. Verf. wahrscheln-
lieli^ gegen diese Beschuldigung protestiren wird , nur ein Theil
ihrer Worte entnommen nnd darauf die Ansicht gegründet. Näm-^
lieh an der Stelle des Livius wird das ganze Gewicht auf die
Worte post expletas quinque triginta iribus gelegt, weil daraua
mü Nothwendjffkeit folge, dass die Veränderung erst nach der
Brfullnng der Tribnszahl 35 eingetreten sei. Ist dies aber wirk-
lich w» durchaus nothwendig? Kann diese Zeitbestimmung durch*
ausnicht darauf gehen, was denn doch Linus mit klaren Werten
sagt f dasa selt^die8er Zeit die Zahl der Oenturien nicht mehr mit
der u^qprftnglichen stimme , ohne dass man desswegen annehmen
müssfte , die Veränderung selbst sei erst dann geschehen % ¥an9
her dem Eintritt der Veränderung die Zahl nicht noch gestimmt
liabeii? Utes sind wenigstens Möglichkeiten^ die der Hr. Verf.
wird zugeben nkiiasen und durch die die Nothwendigkdt jener.
Folgerung bereits aufgehoben wird. Die darauf folgenden Worte:
dnplicato earum mimero centuriis iuniorum seniorumqne, aolleo
alch nur aluf die erste Klasse besahen, weil diese Torbcr erwähnt
mkn AUeiaLiTius spricht doch von dem ganzen qrdo, qni nunc
est, und selbst dass die erte Klasse zunächst erwilhnt weide, ist
nicht vollkommen gegiiindet , wie man sich aus eigner Einaicht
Geriaäi: BEbtoriMhe Stadien. 81
te die Stelle aögleidi Uieneii|eB wM« Ten der Steife det CS»
cm> i^rd aber gendeiu mir die ente Hilite benutit^.die aadere
> Häüle nur insoweit ^ dass daran« die Beibebaltuiig der Zabl 198
g^olgert wlrd;^ die weitere £r](lärung wird abgelelint nnd nnr
biningefögt, das« die der ersten Klaisse f^enöminenen'lO Centn-f
vien der zweiten möchten nberlassen worden sein. .Es wird auf
üieäe Art die spitere Einrichtung eines Theils eine doppeiartjf e^
weil sie halb auf die Tribus surückgefuhrt ist, halb nicht , und
andern Theils bleiben so die ConjunctiTen exduderetur^ — Taie?-
ret ein für den Ref. wenigstens unüberwindlicher Anstoss. Diese
Coi^unctiven setzen .einen Fall, der in der. Wirklichkeit nickt
statt findet, und gleichwohl sollen sie die zu der Zeit, in weldie
der Dialog fallt , noch bestehende Einrichtung bezeichnen.
IHe Stelle Dionys. IV, 21. wird beseitigt, weil esunmögUdi
8«, das, was Dionysius unter seiner ttxglßsia verstehe, mil
Sichei^heit zu deuten, und doch ist Dionysius in dieser Sache, wo
er die alte Verfassung im Ganzen richtig beschrieben hat und nmr-
die äeue, wie er selbst sagt, oft Ton ihm selbst beobachtete Ebi-^
richtsng jener entgegen setzt, ein sehr horenswerther Zeuge*
Der ür; Verf. verfahrt aber in dieser Weis^ nach einem Grundsatz,
der recht gnt und zweckmässig sein kann, der aber namentlicb
in einer Monographie nicht ganz an semer Stelle zu sein schdnt.
Er will nämlich solche Auctoritäten, welche zweifelhaft sein kön»
neu, lieber gär nicht benutzen, als die Untersuchung dadurch ver»
wirren oder w^iigstens die Uebersicht über dieselbe erschweren*
Demnacli hat er auch manche bei der fn Rede stehenden Untersv*
cdiung. hinzuzuziefaend^ Stellen aus Scholiasten und GrammatflEem
lieber gar nicht erwähnt. Er scheint hierbei von dem im Ganzen
richtigen Gefühl geleitet worden- zu sein , dass die rdmische Cfe»
schichte durch die jetzt seit langer Zeit hin und her sehwantai*
den Controversen leicht Vielen, die nicht eigentlich tom Faeh
sind^ yerleidet werden könne, wie dies denn bis auf einen- ge<^
wissen Grad wirklich der Fall zu sein scheint. .Allda, wie schoi|
bemerkt^ für eiae Monographie geht er hierin zu weit. Hier
sehen wir die Sachen einmal ganz in der Nähe an und, da kann es
nicht fehlen, dass auch die kleinsten Punkte bemerklich werden und;
an ihren Ort gestellt sein wollen. Etwas anderes würde es bei einens
Wei^ke sein, welches sieh eine umfassende römische Gesdiichte
znm Gegenstand genommen hätte« Hier würde jener Grundsalai
ToUkom^n gerechtfertigt sein; hier würde die Betrachtimg deit
Einzelnen wenn auch nicht für den Verf. erspart, aber doch Ton
dfsr Darstellung ausgeschlossen und die in ihnen liegende Beweis-
kraft durch andre Mittel ersetzt werden müssen.
Diesem Grundsatz gemäss ist denn nun auch der Hr. Ver£
nicht auf eine. Frage eingegangen, die dem Ref. von Wichtigkett
zn sein scheint , nämlich auf die Frage , wie es mit der Art und
Weise, der Abstimmung and mit dem Verlültniss desSelaats zn den
83 Gesckic^ie.
CmBÜten fm Terlmife 1er Zcü g«imtteD Morien iet, und atooh daM
VeffatitMiBs der Gu^iateoinltien au den. andern Arten der Gomktcn
tat niksht erörtert. Altea dies sind aber Fnnküe^ die für die Beur-
^theilüng der v^racbiedenen Entwiekelangastufeii der RepiiMik eise
uniieaireitbare ^Dichtigkeit halben. Der Hr. Verf. benierkt ejnmid
gdefentlidi, das» ea nicht atiläsaigr aei^ 350 oder mehr Centurien
anannehmen^ weil^ i?ie IViebuhr schon bewiesen habe, fiir so viele
die Zait^einea Tages nicht zur Abstimmung hinger^bt habe.
ftef • hat aber an einem anderif Orte nachzuweisen geaueht , das»;
eine sueeessive Abstimmung vorausgesetzt, diese Unmöglichkeit
Mrcb ftir eine geringere Centaricnzahi bleibe, und in der That
bleibt ja. die Volkszahi dieselbe und es kann an dem Zeitaufwand
keinen oder wenigstens nur einen geringen Unterschied machen^
WfUw einmal jeder einzeln in sein septnin hineinpassirt, ob dies
In 7Q oder in 195 oder in S^O oder in 420 Afotheilungen gesohieiit.
Mit der Frage über die Aiistimmungsweise hangt nun aber auch
die Einrichtung der praerogativa zusammen, auf die der Hr. Wert*
, ebenfalls nicht eingeht, obgleich in der Art und Weise) wie
livitis. ihrer gedenkt, sicherlich Spuren der in Rede stehenden
VerMidcrittig der Genturiatcomttien verborgen liegen. Er bettieriki
nur, dasa aus der Arjt nnd Weise, wie diese Centnrie benannt
werde ( Veturn seniorum n. dgl.) , hervorgehe , dasa nur die erste
Kladse Centiirien der Aeltern und Jüagern gehabt haben könne,
Alle|B 'dieser Beweis wird dadurch aufgehoben, dass die Friroga^
tbmif vrle iweh der Hr. Verl annimtit, nur aua der ersten Klasse
gewälilt w<»rden durfte. Woz« also dann noch die Bezeichnung
dat Usnae hinzufüge»,' wenn sich diese von seilest verstand^ Und
BoHba Wirklich diese EintheiiuDg, die ja von allem Ursprung an
«MI auf alle Klassen erstreckte, später bei der ersten Klasse bei-
hriiilten; heilten übrigen aufgehoben worden sein? Und eben
ao ist endlich das Bestätigungsrecht der Curiatcomttien fiir die
Üteste Zeit zwar erwihnt, aber%auch diesem Gegenstand für die
Vetfolgiing det Entwickelung der Verfassung keine wdtere Folg«
ge($eben worden.
' ' Bef. hat nun aber gerade auf diese Pmdcte in seinoi Epoefaen
der rönnschen Verftssungsgeschichte vorzüglich Rüekücht ge«
■nBUBen^ und er muss demnach gestehen, dass^er sich duroh des
Bifb. Ver£ Gegengrnnde , da sie hiennlf nicht näher eingehcili
niaht fant können überzeugen lassen. Er führt jetzt die hai^*
aädhüdh^en dieser Geg^ngründe auf, um daran noch zn» Schluaa
einige Bemerkungen anzuknüpfen.
Zunächst protestvt Ref. dagegen , dasa er durdi dii» Valeri-
schen Gesetze vom J. 449 dne gleiche Berechtigimg beidcr-^ändB
lä Bezug auf die Leitung und Verwaltung des GemeinweBeffis habe
eintreten lassen; ' Bües wird nämlich S; 426. so darjgestellt; bir
C^agentheil hat er diese Verfassungsreform so dargeateUt^ daan
dunah sie da», was Servioa schon beabai^htijB«e^ erat M Ldben
Gerlacht Hiat^iisobe 8tndi«n. . 8S .
«
^treten sei, und dats dies nMil so viel llei|8eii*idll,'ab «Mea
faierdurcli. beide ätiBde gleidi gestdlt worden;» geht, «cheint tAts
hinlänglieii darau8^1i«r?or, dtss dabei die Curlatooniilien immer
noch, um mit Cicero zu reden, das lua reprehenaiottift besassen«
Nicht minder protestfrt er dagegen, dass er ,,den Geiat der valeri-
sehen Gesetze im Einklang mit den Zeittafeln dargestellt^^ haben
soU. Seine Meinung ist nnr, daas die raleiiacfaen Geseta^ inso*
fem das, was die Bewegung der Plebes und £e Einsetzung der
Decemvirn faervorgwufen hatte, zum Abschlnss brachten, ala
sie das vodbandene, deutlich ausgesprochene Bedürfiiiss befriedig«
ten. Sdne Ansidit über^e Tribus, die er hier zu wiederholen
sich nicht erlaubt, wurde nur d^nn von der Widerlegung des
Hm, Yerf. getroffen werden , wenn' umgcltehrt dessen oben be-
sprochene Ansicht die richtige wire. Wenn die Tribus im engen
Zusammenhange mit den Regionen standen und wenn diese Regio-
nen die Feldflur Roms umfassten : so ist es wenigstens nicht unwahr-
scheinlich , dass die Patricier nicht nach itirer Wohnung in der
Stadt, sondern nach ihrem Grundbesitz ausser der Stadt ihre
Stelle erhielten, so dass für die tribus urbanae nur diejenigen zu-
rnckblieben, die keinen Grundbesitz hatten. Die Stellen endlich
wie LIt. V, 18. sind von dem Ref. als Beweis insofern benutzt
worden, als darin, wahrend nach des Hrn. Verfs. eigner Meinung
Ton Ccnturiatcomitien die Rede ist, als die Theile derselben die
tribus genannt werden , was , da die Centlirien ursprünglich nicht
mit den Tribus zusammenhängen , nur dann erklärlich wird, wenn
die Veränderung bereits eingetreten war. Auf diesen Umstand
hat der Hr. Verf., so viel Ref. findet, nicht Rücksicht genommen.
Die Erklärung, weiche Ref. Ton den einzelnen Stellen
giebt, hat nur in Bezug auf Li?. I, 43. von dem Hrn. Verf. eine
Ausstellung erfahren. Es wird von ihm entgegnet, dass diese
Stelle gar keinen Bezug auf die Centurien s a A / habe: allein
schon duplicato earum numero geht nur auf die Aenderung der
Zahl, die Abtheilung in Centurien der Aeltern und Jüngern
aelbst war ja bereits vorher da, und sagt nicht Livius darauf «d
institutäm a Servio Tnllio summam? Was soll summa andera her
deuten als die Gesammtzahl der Centurien. Dass convenire mit
dem Dativ construirt werden und das hinzugesetzte ad institii*
tarn etc. „nach der von Servius eingesetzten Summe^^ bedeuten
kann, getraut sich Ref. mit ParallelsteNeil au belegen, und end^
lieh das :' neque hae tribus ad centuriarum distHbutiohem numerun^
qne quldquam pertinuere^ was übrigens Ref. allerdings in Zusam^
menhimg mit der ganzen Stelle zu erklären gesucht hat« kann doch
wohl nidits Anderes bedeuten, als dass diese, nämlich die städtir
sehen Tribus, mit Eiurkbtutig und Zahl der Centurien nichts zd
schaffen hatten.
Es bleibt nun noch der Einwurf übrig, dass Uvitis:) wenn
die Veriinderung zur Zeit des Decemvirats geschehen ware,i ihrbit
m. Jahrb. f, Phil, «• Paed. od. Krit, BW. Dd, XXXIV. ffft, 1. 3
34 Antiquarische Reisen.
n^thwendig bitte gedenken nütten. Wenn aber die Verindernng
darin bestand^ dass die Centurien anf die Tribus surücicgfefnhrt
worden^ und Lifius batte dieser TrHbos ^i^eiliat gar nicht gedacbt:
darf man aich dann wundem , dass er auch diese Anwendnng der-
selben unerwähnt lisstl
Ref. Bchliesst hiermit diese Anzeige ohne' die Besorgniss,
den Hrn. Verf. dnrch den mannichfachen Widerspruch gereist
sn haben. Der Hr. Verf. wird, wie ich hoffe, auch darin die
Hocliachtung erkennen, von der ich gegen ihn erfüHt bin, und ohne
die ich den Drang, mich über Differenzen idit ihm nn besprechen,
nicht gefühlt und daher auch keine Veranlassung zu dieser An-
vseige gefunden haben wurde. ^
C. Peter.
. 1) A Journal wriiten during' an exaursionin Asia
Minor by Charles Feüowa 1838. London : Murray , Albemarle
Street, MDCCCXXXIX. X und 347 S. in kl. 4.
2) jin Account of Diseoveries in Lycia^ being a
Jüurnai kept durmg a aeeond exeursion in Asia Mmer by ChcuUss
Feüowa 1840. Iiondon: John Murray, Albemarle Street MDCCCXLl.
XIII nnd 542 S. in kl. 4.
i^) Description de V Asie mineure faite par ordre da
Gouvernement Ffan9ais de 1833 k 1837 et publice par le
ndnist^re de Tinstruction publique, Premiere Partie. Beaux-Arts/
Monuments hiatoriquea, Plan et Typographie dea Citea Anliques* Par
Charlea Teopier^ correspondant de rinstitut. Gravüre de Lemaitre.
Ouvrage dedi^ au Roi. .Premier Volume. Paris, typographie.de
Firmin Didot fr^res, libraires, imprimeurs de Pinstitut de France.
Rue Jacob Nr. 56. 1839. Bis jetzt siebzehn Lieferungen in gr. Folio.
Wenn die Terschiedencn Theile der kleinasiatisehen Halb*
insel für unsre Kunde des Alterthonis bisher mehr oder minder
, noch so demlich eine terra ineo^ita waren ^ so öffnet sich jetnt
durch die drei hier zusammeng^estellten Werke uns eine Aussicht,
auch mit diesen Theilen der alten Welt nHher bekannt au werden
und unsere Kunde dieser im Alterthum einst so blühenden und
reichen Gegenden in Jeder Besiehnng wesentlich su erweitern.
Namentlich sehen wir jetst, wie griechische Cnitur und griechi*
sehe Kunst frühe in diesen Theilen Asiens rerbreitet war und
uns hier sahlreichere und besser erhaltene Denkmale überliefert
hat als das griechische Mutterland selbst und andere Ton Griechen
bewohnte Gegenden — etwa mit einziger Ausnahme Siciliess —
aufzuweisen haben. 'Wir verdanken diese Knnde eben so sehr den
wiederholten' Reisen des gelehrten Dritten^ dessen -Werke wir
hier näher , Tom antiquarischen Standpunkt aus, durchgeben
Reisen in KleinftsieA yoU FelWtv« lüi Texter.
35
wdUeii) ala'de'ifdiiiigereti AiiffsntliftU «ine« gfilehriben luid kunttge^
biideteti Fransoaeti , deseen leider tUzu iMtbar und umfangreicli
«Bgelegtea Werk nach dem^.waa bis! jetzt davon erscbieneo
iat, in Mancheni mit Feiiowa suaammeDtrifft, noch Mehreres aber
noch erwarten lässl;, wenn einnial der .bis jetstt fehlende Text,
der die AbbildnDg^n begleiten und, erlStttem, so wie überhaupt
nähern Berieht über die ganae Reise und den Aufenthalt in
JKleinasien geben soU, im Druck erschienen sein wird. Wir kön«
neu daher in dieaem Bericht auf diese gewiss wichtige Ersehe!«
Dung noch nidit die Rücksieht nehmen, die wir gewünscht hätten,
find müssen uns daher hauptsächlich darauf besebränken, die
Punkte anzugeben, wo die in beiden Werken mitgetheilten Abbil-
dungen mit einaader jEUfi^mmentreffen oder sich ergänzen und ver-
vollständigen.
. Hrn. Fellmtv9 Werk über sein^ . erste Reise nach Kleinai^ien
im Jahre 1838 führt mit Recht den Titel einepi Journals. Denn
es ist im eigentlichsten Sinne des Wortei) ein Tagebuch, in wel-
ches die Begebnisse und Ergebnisse einer von Smyrna aua unter-
nommenen Reise , die zuerst nordwärts von da zum Tbeil länga
der Küste nach den Dardanellen und dann zu Wasser nach Con-
atantinopel sich erstreckte , von da aus aber in gerader Richtung
südwärta die kleinasiatische Halbinsel durchschneidend, dem Gotf
von Adania im alten Pamphylien sich zuwendete., und von hier
aus meist längs der südlichen Küste mit mehrern namhaften Ab-
atecherai in das Innere, wieder nach Smyrna sich zurückwendete^
Tag um Tag eingetragen sind und zwar mit der Genauigkeit^
welche briitlsche Reisende vor Andern auszuzeichnen scheint^
Sa ist sein Werk freilich kein bims antiquarisches Werk^ in .wel-
chem austcblieasiich Gegenstände des Alterthums besprochen und
berührt werden: im GegeAtheii der Verf giebt liu^h ein ßberaus
anschaufichea Bild der Natur und de» Lebens, wie es aich jetat in
diesen Gegenden gestaltet hat; er ist ao^r bis zu einem gewissen
Grade Naturferseher, der botanischen Gegenständen, insbesondere
aber der Geologie und Mineralogie viele Aufmerksamkeit geschenkt
hat und z« B. .mit grosser Sorgfalt überall 4ie Stein- und Felaarten
der Gebirge'' imd Strecken, die sein Fuss berührte, angiebt und
sich selbst hier und dort in weitere Untersuchungen darüber cin^
läsat ]>0€h diea und Anderes, was in der lebendigen und an-
genehm unterbauenden Dsrstellung des Verl. auf die. Sitten und
das Leben der jetzigen Bewohner, der Türken wie der Griechen,
aieh bezieht, liegt: uns hiei; fern: imd es wäre:wnhl zu wünschen,
daaa dieser Relsebeiricht auch in dieser Beziehung einen deutschen
Uebersetzer fände, wie ihn doch so manche andere weit schlechtea
geadiriebene .Reisen in den Orient bei uns gefimden haben: wie«
wohl die beigegebeaen , zum Vers^ändnisfl des Textes allerdings
unentbdbrliohen Abbildungen ein .solches Unternehmens erschwe-t
ran* Wir haben in dieser Anaelge bloss und zunächst daijenigi»
8*
S6 Antiqaariscli« Rdiien,
Im Auge , WM auf dal Atterthum Beiuf hat, and swar suitaclul
auf dag Griechische^ indem wir auf die neuen Entdeckungen und
Bereicherungen hinweisen wollen, welche die Alterthomskunde
überhaupt für diese Gegenden gewonnen hat. Auch bestehen die-
Beiben im Ganzen mehr aua allgemeinen Angalien und Nachwisisun^
gen , als aus einer erschöpfenden, unsere Kunde damit abschlies-
senden Darstellung ; im Gegentheil wir sehen ersi aus dem , was
der Ref. angiebt , wie Vieles hier noch über und unter der Erde
' unbekannt und verborgen liegt, und wie Vieles sich hier noch für
griechische Kunst und griechisches oder auch zum Theil römisehes
^ Alterthum gewinnen lässt , wenn Alles an Ort und Stelle naher
und.genauer im Einzelnen untersucht und durchforscht sein wird.
Von dem, was für lycische Sprache und Schrift gewonnen worden
ist, wird weiter unten noch die Rede sein.
Wie in Aegypten bilden Baudenkmale einer in die vorchrist-
liche Periode noch grösstentheils zurückgehenden Zeit , nament-
lich Tempelreste und GrSber, letztere meist hi Felsen ausgehatien,
und mit Sculpturen wie Inschriften l>edeckt, auch cyclopisches
Mauerwerk u. dgl. m. die Hsnptgegenslüude der Forschung: und
hier sind die Ergebnisse der Reise, namentlich auch in Bezug auf
die grosse Anzahl der griechischen Inschriften, wenn sie auch ztun
Theil in die Zeit der römischen Herrschaft fallen , allerdings be-
deutend zu nennen.
Schon in Smyrna macht Hr. Fellows die Bemerkung, wie in
dem oberen Theil der Stadt die Häuser fast überall aus Bausteinen
der alten Smyrna aufgeführt sind, und Säulenreste, zerschlagene
Blisten und ahnliche Reste des Alterthums hier mit dem gewöhn-
lichen Baustein der Gegend vermischt und durch einander an den
Gebäuden vorkommen \ insbesondere reich an solchen Resten er-
schien ihm der auf einer Anhöhe liegende Judenkirchhof, den er
muthmaasslich an die Stelle des alten Cerestempels setzt. Am
' 21. Februar verliess der Verf. Smyrna, über Maoser (das alte
Magnesia), den Sipylus übersteigend und den Hermus übersetzend,
nach dem alten Thyaiira^ oder wie es jetzt heisst Acsd^ das zwar
erbaut ans Steinen einer alten und selbst glänzenden Stadt, doch
keine bedeutenden Ruinen alter Zeit aufzuweisen hat (S. 23«).
Von da aus wandte sich der Verf. nach dem alten Pergamus (jetzt
B&gatna)^ nadidem er auf dem Wege dahin einige Grabschriften
iind andere, selbst grössere griechische Inschriften, die ersuch
raittheilt, entdeckt hatte. In Pergamus fand er dieselbe Erschei-
nung wie in Smyrna: die türkischen Wohnhäuser voll von Mar-
Biorresten und Ornamenten der herrlichsten griechischen Kunst;
das Amphitheater nennt er einen wundervollen Bau, Alles
ringsum mit Bauresten alter Zeit bedeckt, die, obschon so Man-
ches weggebracht worden ist, doch noch die Grösse und den Um-
fiing der alten Stadt erkennen lassen. Von hier nahm d«r Verf.
seine Rehe durch eine theilweise selbst wilde und pittoreske 6e-
Reisen in Kleinaaien Von Fellowtf und Teuer.
37
bfargsgegc^nd Dach dem alten \^4's808 (jetxt Beahrihin)^ diesaen Im«
ponireode La^e er ungemein hervorhebt, nicht minder wie die
ausgedehnte Fernsicht von der alten Akropole^ mitten unter den
grossartigsten Ruinen jeder Art, besonders an Saulenresten , Fei-»
sengrabern, Tempeln, dem Tlieater, das, wie der Verf. vermu-
thety durch ein Erdbeben gelitten ^ den gewaltigen Mauern, zum
Theil von der sogenannten cyclopischen Bauart (wie die Abbild
dnng S. 53. klar seigt), mithin ein sehr hohes Alter beurkundend«
In dem Werke des Hrn. Texier findet sich ausser einem sehr de-
taillirten Plan der Ruinen (PL 108. 109.) eine herrliche Ansicht
der Akropole von Assos mit ihren Felsen und den darin eingehaoe«
nen Grabern (PI. 115.), sowie eine andere Ansicht der Thore
der Stadt (PL 110. bis); auch steht noch Mehreres über Assos ia
diesem Werke zu erwarten.
Von Assos folgen wir dem Reisenden nach AUxandria
TroaSy jetzt Eski Stamhtd genannt, und kaam acht bis zehn
elende Häuser zahlend. . Im Allgemeinen wird auch hier der über
die Umgegend zerstreuten Steinreste alter Zeit gedacht: in eine
nähere Untersuchung über die trojanische Ebene und über die
Lage der alten Stadt Troja hat sich der Verf. weiter nicht einge-
lassen : die Schwierigkeit dieselbe zu bestimmen , findet er nicht
sowohl, wie er früher geglaubt, in dem Mangel Ton Resten des
Alterthums, als in der grossen Zahl der unordentlich und durch^
einander über die ganze Gegend hin zerstreuten Steinreste/
welche dieselbe auch für den Ackerbau unbrauchbar lassen; und
da ein Eichwald die Lage der alten Stadt bedecke, so sei es auch
unmöglich, einen Gesammtüberblick der Ruinen zu gewinnen,
die am bedeutendsten, eine (engl.) Melle von der See, wahr-
scheinlich nahe dem Centrtim der Stadt , hervortreten. Auch bei
dem Dorfe Sh^blac oder vielmehr bei den Hütten, welche auf
dem Grunde von Nen • llinm stehen sollen , entdeckte der Verf.
grosse Sanlenreste and Anderes der Art; im Uebrigen verfehlt er
mcht zu bemerken, wie eine Wanderung durch diesen Grund und
Boden wohl geeignet sei, uns die poetischen Ideen von Troja und
der trojanischen Ebene verschwinden . zu machen. So traurigi
öde und wüst ist der Anblick, den Alles do^ jetzt uns darbietet]
Von hier aus eilte der Reisende zu den Dardanellen und von
.hier mit dem Dampfboot nach Constantinopel, das er am 17. Mira
wieder verliess, um die Landreise in das Innere der kleinasiati*
sehen Halbinsel quer hindurch an die südliche Meeresküste anzn«
treten. Der erste Punkt, wo er auf Alterthümer stiess, war
Nicaa, das unter den Bauresten einer spatem christlichen Zeit
überall Denksteine einer frühern, vorchristlichen Periode bewahrt
und selbst Spuren des cyclopischen Mauerwerkes (vgL.S. 111 f.)
aufzuweisen hat, welche auch ita den Darstellungen der Thore
und Befestigungen, die Hrn. Texi^r's Werk liefert (s. PL 7—10.),
hervortreten. Die von Htn, Feliowa hier mitgetheilten loschriflen
38 Aiit)q«ari94:h6 Reisen.
•
Bind EtiiiiTbeil sehon toh Pocoke nnd von v.Htmmer bekannt ge-
macht werden« Der nächste Ponkt^ «nf welchem bedentcnde
Reste alter Zeit die Aufmerksamkeit unseres Rdsenden fana be-»
sonders auf sich so^en, ist das, auch von Texier besuchte nnd In
lahlrelchen Abbildungen dargestellte, vorher fast ganz unbekannte
Aegam (Jetzt Tji^^n), wohin sCr von dem alten Cotyainm aus
(jetzt Kootäja) , durch welches der Weg fährte, einob Abstechet^
in südwestlicher Richtung in der Entfernung von sechsunddreissig
i englischen) Meilen unternahm. Einige von Tnrken bewohnte
lütten zeigen «ich mitten unter den Trümmern dieser Stadt , die
über die Ebene hin zerstreut sind: insbesondere aber ragt ein
herrlicher, auch noch ziemlich wohl erhaltener Tempel mit seinen
ionischen Säulen, von welchen noch achtzehn aufgerichtet stehen,
auf einer Anhöhe, welche, der Verf. für die Akropole der Stadt
nimmt , hervor. Und wirklich , nach den beiden vom Verf. mit-
getheilten Abbildungen zu schliessen, haben wir hier ein Werk,
das zu den vorzüglicheren griechischer Baukunst gehört, vor uns:
wie denn der Verf. die Stadt , die gewöhnlich ttv eine römische
gilt, der Architektur wegen, wie sie in den zahlreichen Bauresten
sich noch erkennen lasst, für eine rein griechische halten möchte,
die spSter in den Besitz der Römer kam. In dem Innern der
Cella fanden sich vier längere Inschriften; die eine in schön ge^
formten griechischen Bachstäben und, wie der Verf. ausdrücklich
bemerkt, eben so alt, wie der Tempel selbst, ward copirt; wir
iehen, da sie einen durch den Kaiser (Hadrian) beendigten Streit
über ein zum Tempel gehöriges heiliges Stück Land betrifft, dins
der Tempel selbst dem Zeus geheiligt war, den auch Münzen-der
Stadt als Hauptgottheit erkenueh lassen. Leider ist der letzte
Theil der Inschrift «nicht ganz vollständig. Weiter befand sich
daselbst eine andere Inschrift in einer schiediteren griechischen
SchrlQ, und zwei in römischer, sowie auf der Aussenseite der
Cella ebenfalls drei oder vier Inschriften. Ungünstiges Wetter
und die Kürze des Aufenthaltes erlaubten dem Verf. nur von einer
dieser Inschriften eine Copie zu nehmen , die uns aber auch an
mehreren Punkten verstümmelt scheint. Es bezieht sich die In«
Schrift , ihrem Inhalt nach , auf feierliche Spiele ; sie ist ausge-
stellt von lason , dem Archen der Panhellenen , dem Priester des
Gottes Hadrianus Panhellenius und Agonotheten der grossen pan-
hetlenischeR Spiele. Wir sehen daraus, wie die Verehrung des
Hadrianus mit der des Zeus Panhellenios bei den griechischen
Bewohnern der Stadt zusammenfloss. Am Fusse der Akropolis^
welche diesen Tempel des Zeus enthält, standen Reste eines an^
dein Tempels, an einem Hügel nordwärts fand sich der colossale
Grundban wieder eines andern Tempels, wahrscheinlich mit Co^
rinthischen Säulen, und noch weiter nordöstlich fand sich ein
anderer Hügel mit Gräbern bedeckt nnd an seiner Seite ein herr«^
lidies griechisches Theater, dessen Sitae noch unverändert nmk
V.
Reuen in Kiei|uunen ti» KeUowt uiid Taxier« 99
uod um welch«« eine soldie M«a«e ir0ii Maleifol skli M%eliitift
findet, du8 der Verf. eine Zusammeiicetsiui^ des 6ans«B, «ko
eine voUkommeDe Restauratioo, für moflieh hält! Auch die
Gräber (die keine Spur christlicher Architektur leigten) lieferten
einige Inseliriften von der gewöhnlichen Art und den gefwöhn-
lichen Inhalt; noch standen drei quer über den Fluaa, der die
Stadt durcbkreust, führende Brücken; die Ufer desselben wäre«
mit Bauresten, voll der herrlichsten Sculpturen bedeckt, das
Ganze hatte so wenig von der Zerstörung spiterer Zeit gelitten,
dass uns hier ein anderes Ponip,eji über der Erd~e erstanden au
sein scheint *). Darin scheint auch wohl drCr Grund an liegen,
warum in Texier'a Werk dieser Ort gans besonders begünstigt
eracheint. Denn auf den Generalplan der Ruinen (PI. 23.) folgen
bis FL 50. lauter Abbildungen von Gegenständen, welche auf daa
alte Aegani sich beaiehett. Wir erhalten auf PL 34. eine Ansicht
der Gegend mit, ihren Ruinen yon der Rbyndacus- Brücke aus,
dann eine Reihe von Ansichten, welche den Zenstempel von sei-
nen Terschiedenen Seiten , wie nach seinen Terschledenen Thei*
len und Dimensionen , sowie nach den verschiedenen Ornamenten
d^ Säulen u. dgl. darstellen (s. PL 24. und die fggO- Nicht min*
der berücksichtigt sind die .Grabdenkmale (PL 37. 38.), sowie vor
Allem das Theater und Stadium, su welchen eine Reibe von Ab-
bildungen (PL 40. u. fgg.) gehören, die uns von Anlage und Aus-
führung des Ganzen, sowie von der jetsigen Gestalt desselben
einen deutlichen Begriff geben können«
Nach Kootaya zurückgekehrt, schlag der Verf. seinen Weg
in siemlich gerader Richtung (wie wir aus der seinen Relseaug
daratelienden Karte ersehen) nach Süden ein ; er beschreibt den
vor ihm wohl von wenig Europäern betretenen Pfad sehr genau,
namentlich auch In geologischer Hinsicht; er überstieg die Ber§-,
kette des Taurus, wo er, obwohl an Bergreisen der Art gewöhnt,
eine so schneidende Kälte und einen so heftigen Windsturm aus-
zuhalten hatte, wie er ihn noch nie sonstwo getroffen hatte;
mehrmals war es ihm, wie seiner Begleitung unmöglich, weiter
fort zu reiten; bis er nach glucklich überstandenem Schnee und
Eis und von einem Alles durchdringenden Regen durchnässt, in
dem Thal von Alaysoon anlangte. Wie sehr fand sich aber Hr.
Fellows äberrascht, als er in geringer Entfernung von wenigen
Meilen, auf einer Höhe, zu welcher er ansteigend durch eine furcht-
bare Wildniss gekommen war, die ausgedehnten Reste einer vordem
glänzenden Stadt entdeckte, mit sieben oder achl Tempeln, drei
andern ausgedehnten Gebäuden, und Säulen und Schmuck jeder
Art bedeckt. An der Seite eines hohen Hügels . fand aich eina
*) Der Verf. sagt am Schluvs seiner Besehreibimg 8* 148. : „l h^ve
•een no place so little plundered wt defaced by the people of after ages
and mach ioformation might be.gainod here to interest the antiquarian.^*
40
Antlqüariselie Reisen.
der sdiSiMBteii und vollkmafiroiiflilen Theater^ d«s.,der Verf. je
gescheit oder von dem er gehört hatte , indem die SItse und der
grössere Thell des Prosceniaros gans übrig waren, niir die Wände
der Fronte waren theiiweise gefallen, aber die Gornichen und das
Bildwerk nur wenig iieschadigt. Mit Beqiiemlichl^eit konnte man
das Gänse umgehen, ebenso in das Innere eintreten, hie ganie
Stadt sammt ihren {Machtvoll in den Felsen gehauenen Gittern
und deren Inschriften zeigte in Allem einen durchaus alt griechi-
achen Charakter, keine Spur von römischer oder christlicher
Enthat; sie bildete nur ein Ganses, einen Haufen Ton pracht-
Tollen Gebäuden , welche alle im herrlichsten Geschmai^ ange-
legt waren; auch erschienen die Ruinen, für einen so hohen
Punkt Susserst ausgedehnt, geeignet, in dieser wilden. Gebirga«
gegend einen eigenen Eindruck herrorzubringen. Es war, wie
der Verf. meint, die alte Stadt Sa^a/n^sffs.- Boodroöm heisst der
Punkt heutigentags bei den Türken. Leider hat uns der Verf.,
wahrscheinlich weil er sich eu kurz hier aufhielt, weder Abbil-
dungen des Ganzen oder einzelner Hauptreste mitgetheilt, noch
ist er auch in das Detail näher eingegangen, das wir von andern
ebenso kinhnen als gebildeten Reisenden noch zu erwarten haben.
Eine einzige, unbedeutende Inschrift, zu Ehren des Aurelius An-
toninus, ist Alles, was uns der Verf. mittheilt. Bei Texier findet
sich in dem bis jetzt Erschienenen Nichts über diesen Ort.
Von hier aus vier und zwanzig (englische) Meilen südöstlich
gelangte der Verf. zu dem Dorfe Boojak, 'von dem er aus einen
Abstecher unternahm, um Ruinen aufzusuchen, welche etwa
zehn (engllsobe) Meilen daton in nordöstlicher Richtung liegei^
sollten. Und er fand sich auch nicht getauscht« Nach einem
stets ansteigenden , als äusserst pittoresk geschilderten Wege ge-
langte er zu den auf einer herTorspringenden Höhe gelegenen
Ruinen einer der schönsten Städte, die er je gesehen zu haben
Tersichert. Ich ritt, schreibt er S. 172., wenigstens drei Meilen
durch einen Theil der Stadt, welche ein Haufe Toa Tempeln,
Theatern und Gebäuden war , die an Pracht mit einander wettel-
fern, deren Lage und Umfang sich kaum schildern lässt. Das
Material dieser Ruinen, ähnlich denen bei Alaysoon, hatte mehr
Ton dem Einflusa der Elemente gelitten , welche selbst Oberfläche
und Inschriften des Marmors zerstört hatten; aber die einfache
Grösse und die gleichförmige Schönheit des Styls bezeichnete sie
als Werke einer frühem griechischen Zeit, ^die nach den Sculpta-
ren Ton fechtenden Figuren , Waffen , Helmen u. dgl. den Aegi-
Aetischen Bildwerken zu München als gleichzeitig Tom Verf.'^ver-
.muthet werden. Der Baustyl der Tempel ist im Allgemeinen der
Corinth^sche, aber nicht so blühend, wie in weniger alten
Städten; die Gräber liegen zerstreut , etwa eine Meile Ton der
Stadt; sie sind meist in Felsen gehauen und von Terschiedenen
Formen, meist mit Inschriften und kriegerischen Ornamenten
tenAien. Die Zahl der Tempel oder der ndlSiiilen teiielieneii
Gebäude glaubt der Verf. kaum» mnthmaaalich beatimmen am
können; doch meint et aicherlich fünikig oder sechasig deren
geaehen su haben; und aelbst da, wo keine Reate »ich Ton der
Oberfläche dea Bodena erhoben,, erachienen die Grrundmweri\
anderer grOaaen und öffentlichen Gebäude. Die )¥äUe der Stadt,
die^iehon durch ihre Lage TÖilig aicherwar, zeigten eine unge-
meine Slärke und waren mit groaaen Werkateinen in cyclopiacher
Weiae sum Theil gebaut ,)I never, ruft hier der Yerfaaaer aua
(S. 173.) , concei?ed ao high an idea of the worka of the aiicienta
aa from my yiait to thia place, atanding aa ia doea in a aituation,
aa it were , above the world ! ^^ Eben mit Riickaicht auf die ge-
genwärtige Beschaffenheit, meint der Verf., aei es jedoch acbwef,
die genaue Lage der Stadt zu beatimmen, weiche in der Auf-
achdfi des Cap. muthmaasüch als daa alte Selge bezeichnet wird.
Nördlich liegt ein Schneegebirge, daa die Türken Dourras nen-
nen; Caatledar liegt nach Weat- Süd -West, Sparta in der Rieh«
tung nach Nordwest \¥ir mögen wohl auch hier ea beklagen,
dass der Reisiend.e, wahrscheinlich aua ähnlichen Rücksichten,
wie bei den Ruinen Ton Sagalaaans, una weder Abbildungen noch
detaillirte Angaben über diese von ihm so sehr bewunderten Bau-
denkmale hinterlassen hat; auch theilt er keine Inschriften mit,
aua weichen der Name der Stadt etwa entnommen werden könnte,
wiewohl die Vermuthung , dass hier iSe/^e, der bedeutendste Ort
Pisidiens, gestanden, durch die Angaben Strabo's (Xll, 8. p. 855.)
über die Grösse der Stadt und ihre Bevölkerung (er sagt von ihr:
" — i'fiSivav av^Tj^biöa Ix tov itoUtBvs^^ai voiilftag , S6tB xal
digfwglavÖQog nozB slvat)^ wie über ihre Lage und Festigkeit
eher bestätigt als verworfen wird. Denn was Strabo in Bezug auf
die letztere sagt : — Sxbi d' okl/yag nQogßaöug nsgi ri}i/ TtokiV
jxtti X7IV xtigalf xijf» EhXyimv oqhvi^v ^ KQi^ikvmv xal xagaSgäv
W6av nkiqgfi », r. A. und bald darauf weiter; Sioi f^ bqv^vo-
tffxa oHzB ngotsQov^ ovd^ vötsgov^ ovd^ &na^ ot I^Bkyilg vn
äkloig iyivovTO' dkki x'qv (liv aXXfjV xoigav dÖB^g iHagnovvto
X. T. L diese Angaben Strabo's passen ganz gut zu der Beachrei-
bung, welche der Verf. giebt,' aowie zu dem, was er von der
grossen Ausdehnung der Stadt sagt,, waa wir auf keine andere der
in diesen Strichen von den Alten genannten Städte. an wenden zu
dürfen glauben. Vgl. Mannert Geogr. der Gr. und Rom. VI, 2«
p. 163 aq. Sichere Auskunft wird freilich allein von Inschriften
zu erwarten sein, und zu deren Entdeckung wird, so hoffen wir
wenigstens, spätere und genauere Machforschung an Ort und
Stelle noch führen können. In Texier's Werke findet sich bis
jetzt Nichts. über Selge. Jedenfalls iat aber auf der Reichard-
achen Charte Selge ganz falsch, und zwar viel zu weit gegen
Süden angeaetzt; daaseibe iat^ dort auch mit Aegani der Fall,
4S , Antiqaariftcke Reisen.
das fiel am weit nSrÄicb gegctft ist; desgldehen nft dem ablMU
zu nennenden Isi&nda.
AeuMerst reisend wird das Herabsteigen von den Gebirgih*
rncken des Taums in die Ebenen der Käste Panipbyliens g esciäl«
dert: überall zu den Sdten des Weges fanden sich alterthwnlicbe
Reste von Sitzen, Sliulen n. dgi. , aneb Felsengrfiber n& verschie-
denem Sebmnck , Mauerwerk von der cyclopischen Art u. dgl« m.
Durch eine freundliche Aufnahme zu Adalia von Seiten des dorti-
gen Pascha war der Aufenthalt daselbst sehr angenehm: die Lage
der Stadt, insbesondere die Umgebungen derselben erschienen dem
Verf. äusserst reizend ; die Gebirge so schon, wie er sie kaum irgend*
wo sonst gesehen, ähniich etwa den Bergen bei Carrara auf dem
Wege nach Spezia und an einigen Orten Griechenlands. Die Ge«
gend ward immer schöner, als Hr. Feilows von Adaiia aus einen
Abstecher ostwirts nach dem alten. Perge unternahm. Hier fapd
derselbe ausser andern alten Bauresten ein sehr schönes, äusserst
ausgedehntes Theater, dessen Sitze roeistentheils noch nbrig wa-
ren , nahe dabei ein ganz wohl erhaltenes Stadium , das jetzt zum
Futterplatz der Kamcele dient ; dies und Anderes sämmtlich von
rein griechischer Arbeit, ohne irgend eine Spur späteren Ein-
flusses. Ausserhalb der Stadt in ziemlich beträchtlicher Entfer-
nung zu beiden Seiten befanden sich die Gräber. Weiter in der
Richtung nach Ost -Süd -Ost jenseits des Cestrus (jetzt Aksoo),
über weichen man auf einer Fähre setzte , zehn bis zwölf (engl.)
Meilen tod Perge , zeigten sich ähnliche Baureste ans einer frü-
hem Periode griechischer Kunst , über eine ausgedehnte Fläche,
in deren Mitte sich ehie Akropole erhob, zerstreut, hamentlich
Mauerwerk von zum Theil cyclopischer Art, ein Theater und
Stadium, ähnlich dem zu Perge, viele Säulenreste und ringsum
die Stadt zahlreiche Gräber. Eine nähere Untersuchung bei län-
gerem Aufenthalt war auch hier leider dem Reisenden nicht mög«.
Üch: er beschränkt sich auf einige allgemeine Angaben, denen
er die Vermüthong beifügt, dass hier die Stadt Isionda gestanden.
Wir möchten dies nach den Angaben der Alten über diese Stadt
(s. Mannert Geogr. d. Gr. VI, 2. p. 151.) bezweifeln, wagen in-
dess keine Entscheidung, da die Angaben unseres Reisenden hier
ziemlich allgemein gehalten, Insdiriften aber, welche zur Ent-
scheidung der Sache beitragen könnten, von ihm weder copirt
noch überhaupt nur erwähnt worden sind.
Von hier aus weiter zwanzig (engl.) Meilen ostwärts durch
ein äusserst waldreiches und. vögelreiches Land — sieben ver«
schiedene Arten von Eichen merkte der Verf. an — bei dem
Dorfe Bolcascoon fanden sich auf der Fläche eines Hügels und an
dessen Seiten ebenfalls weit ausgedehnte Ruinen, welche der
Verf. für Reste des alten PedaeUasus hält, indess ausdrücklich
dabei bemerkt,, dass ihr Styl untergeordneter Art, eine acfaoo
spätere römische. Periode verrathe. Uebrigens fand sich auch
Reisen in Kleimuden Ton ?ett»wt und Teilen ' 48
bier ela Slajüam, audi hier efn Theater, noch üirt gans and
▼orauf Uch erbalten und dämm höchst interessant $ Alles aber toii
roherer Aibeit und scbiecbterem Geschmack. Ausser einigen
Thhrmen und Sänienresten, in welchen der Verf. die Lage der
alten Stadt SyUium Termutbet, w^ren es noch zunächst die Rai-
nen des alten. iSVd^ (Esky Atälia), eine Stande von dem Dorfe
Lege Cahcbon^ welche die 'Aufmeri[samkeit des Verf. auf mch
sogen. Indessen fand er sich hier nicht ingleidiem Grade be-
friedigt, indem die noch Torfindiichen Rainen nur wenige Spuren
griechischer Kunst entdecken Hessen; das Meiste Terrieth römi-
schen Styl und zwar einer schon späteren Periode; das Theater,
wohl nett angelegt, war, mit Ausnahme der noch erträglich
erhaltenen Sitze , ganz in Ruinen ; die ganze Arena und. die nie-
deren Theüe mit Wald und Gebüsch dermaassen bedeckt, dass
es schwer ward, den Umfang zu bestimmen, der übrigens vier
bis fnnfraal geringer erschien, als der Ton andern bisher getroffe-
nen Theatern. Somit wären Beauforfs glänzende Schilderungen
dies^ Ruinen wohl in Etwas zii ermässigen, und unser Reisender
macht in dieser Hinsieht die ganz richtige Bemerkung , wie ganz
anders das Urtheii Beaufort's ausgefallen wäre, wenn er, statt
Ton der See aus atif einer Küstenfahrt diese Rnlnen anzuschauen,
in d^s Innere des Landes sich gewagt und hier die Torhin anfge-
zähiten Ueberreste einer weit reineren griechischen Baukunst , In
einem fast vollkommenen Zustande der Erhaltung erblickt hätte.
Ebenso klagt Hr. Fellows (und gewiss n}it Recht) über den Man-
gel alter Genauigkeit der bisherigen Karten , die es ihm z. B. un-
möglich machten, die Lage der alten Stadt Aspendua aufzufinden,
da bei dem jetzigen Dorfe Starus, wo man sie hinsetzt, durchaus
keine Ueberreste mehr sich finden ; vgl. S. 205. und insbesondere
S. 221. , wo der Reisende einer höchst unangenehmen Täuschung
unterlag.
l>ie Rückreise des Verf« war nicht minder reich an antiquari-
schen Entdeckungen, da sie einer bis jetzt kaum von Europäern
betretenen Richtung folgte , und mehr oder minder an die Küste
und deren Gebirgsstrecken sich haltend bis zu dem alten Ephe-
sus, von da aus landeinwärts -über das alte Ti alles (Idin Googal
HissA), Laodieea Hetzt Esky Hissa), HierapoHs (Tdmbook
Kälasy) und Sardes (Sart)_ in Smyrna endete. Wir haiyen beson-
i ders den ersten Theii dieser Reise bis Ephesus ins Auge zu fas-
sen, weil hier Torzügliche Werke altgriechischer Kunst die Mil-
ben einer beschwerlichen und oft selbst gefahrvollen Reise durch
Gegenden , die übrigens von Seiten ihrer natürlichen Schönheit,
ihres Reichtbums an Baumholz, ihrer geologischen und minera-
logisdien Eigenthümlichkeiten vom Verf. sehr erhoben und stel-
lenweise selbst zu den schönsten , die er in ganz Kleinasien an-
getroffen, gezählt werden^ reichlich belohnten. ^ Die Haupt-
punkte, wo solche Reste des Altertbirai« angetroffen wurden^
44 Antiquarische Reiien.
waten lUTorderst PhaäaHs (jetzt T^irova) , dts ron Adriitf ans m
Wasser erreicht ward. Der alte Hafen mit seinen Ueberresten,
die zwar icleine aber nett gebaute Stadt ^ sammt ihrem Theater,
Stadium und verschiedenen Tempeln, sowie zahlreiche Gräber
auf den um die Stadt sich herumziehenden Hngeln erregten aller-
dings die Aufmerksamkeit des Reisenden, der jedoch, was die
Anlage, den Umfang und die Ausdehnung dieäer alten Seestädte
betrifft, dieselben den im Innern gelegenen und Ton ihm besnoh«-
ten weit nachsetzt* Ginige, aber nicht bedeutende Inschriften
wurden hier wie in dem nahen Olympus (jetzt Ddliktash) , dessen
Ruinen geringere Bedeutung ansprachen, copirt. Grflber erschle-^
nen auch hier um die Stadt : doch weit bedeutender und kunst-
reicher zeigten sich die Gräber des alten Anliphellus^ das^ anf
einem Vorsprung der Gebirge (in der Nähe vdti Gafellorizzo) ge-
legen , ebenfalls ein Theater und andere alte Baureste Ton Tem-
peln u. s. w. enthält, und die von Feilows, wie auch bei Teuer
(PL 191 — 195., nebst der lycischen Inschrift auf PI. 196.) mit^
getheilten Abbildungen sprechen allerdings für die Bedeutung,
welche der Verf. auf diese Gräber , die dabei höchst zahlreich an
dem Felsengebirge erscheinen, legen zu müssen glaubte; auch
waren fast alle mit griechischen Inschriften versehen, welche
jedoch durch den Einfluss der Seeluft meist verwittert sind.
Reicher in jeder Beziehung war die Aasbeute in dem nicht sehr
fernen Patara^ unweit des jetzigen Dorfes Fbrnas, bei der Mün-
dung des Xanthus, dessen Sand in Verbindung mit den durch
die Winde verursachten Anhäufungen einen grossen Theil des
alten Jlieaters fast ganz bedeckt und vergraben hat. Die ganze
Umgegend ist voll von Felsengräbern ; insbesondere bei der strom-
aufwärts, in den^ vom Xanthus durchflossenen Thale, an diesem
Flusse gelegenen , gleichnamigen alten Stadt (anfern des Dorfes
Koonik). Hier zeigen sich Reste von Gebäuden , Mauern u. dgL
aus einer frühern Periode, zum Theil selbst von der cyclopischen
Bauart; und neben einigen, freilich nicht sehr bedeutenden In-
schriften, welche der Verf. mittheilt, wird auch eine eigene, auf
einem grossen Sarkophag entdeckte, von Charakteren^, die als
lycisch bezeichnet werden , uns aber fast wie altgriechische aus-
sehen, bestehende Inschrift mitgetheilt, deren Entzifferung wir
mit dem Verf. geübteren Paläographen überlassen wollen« Grie-
chische Kunst zeigt sich überall in Anlage und Form , wie in der
Ausschmückung dieser in den Felsen oder aus dem Felsen gehaue-
nen Gräber, die in dieser romantischen Gegend einen eigenthüm*
liehen Eindruck hervorbringen. Von der römischen oder christ-
lichen Zeit ist keine Spur anzutreffen, wie ausdrücklich von dem
Verf. bemerkt wird, dessen Abbildungen dieser im reinsten grie«
chischen Geschpiack ausgeführten Marmorgräber mit den schön-
sten Sculpturen und Reliefs, welche ganze Scenen griechlseben
Lebens, Kämpfe der Götter und Anderea.der Art bis ins geriagsie
Reisen in K^inaaiea yot\ Pell^ws vnd Texier. 46
Dettil aiifii Sch&nste ann^fohrt davatellen , ihdureh sowolil , wfe
auch durch die gewaltigen Masten des Gesteins unsere gerechte
Bewunderung erregen mässen. I>er grösste Theii der Sculpturen
ersdieint , wenn wir wenigstens nach den Darstellungen auf der
zu S. 237. mitgetheiJten Platte schiiessen dfirfen , mythologischer
Art, Darsteliiuigen der griechischen Oötterwelt in gkiechischer
Form und Kunst. Bei Texier ist bis jetst erst eine auf Patara
besiigliche Damtellang (Fi 187.) erschienen. Weiter aufwärts
im Tbale des Xanthus, in keiner namhaften Entfernung, aeigten
sich bei einem Dorfe Doover in einer prachtvollen Lage, umgeben
von Felsengräbern jeder Art, die ausgedehnten, auch noch ziem-
lich wohl erhaltenen Ruinen einer andern Stadt, deinen grosses
Theater der Verf. eins der am schönsten ausgearbeiteten und im
Detail aosgeföhrtesten nennt, die er je gesehen: die Sitze überall
Ton dem schönsten und polirten weissen Marmor, überall Sculptu-
ren und Figuren als Schmaek angebracht. Denselben Charakter
zeigten auch die übrigen Baureste ausgedehnter Gebfiude mit
Säulen u. dgl. m. Glücklicherweise gsben die^ entdeckten and
hier auch mitgetheilten Inschriften die Gewissheit, dass hier die
Stelle der von Strabo und einigen andern alten Autoren genannten
Stadt T/o« gewesen, deren Lage bis jetzt ebenso wenig bekannt
geblieben war, al» ihre namhafte Ausdehnung und Bedeutung^
worüber die genannten Schriftstener uns im Dtmkel gelassen
haben. Die ganze Umgegend, mit Berg und Thal in mannig*
facher Abwechslung, toU von äusserst pittoresken Punkten, wird
als eine der herrlichsten und schönsten von ganz Kleinasien ge-
priesen. Die Ruinen des nicht sehr fern von da gelegenen Te/-
messus (bei dem jetzigen Macri, wovon bei Texier PI. 166. eine
Ansicht) , zu dem sich nun der Verf wendete, sind nicht so zahl-
reich nach seiner Versicherung; doch ist das Theater, mit Aus-
nahme des Prosceniums, noch ziemlich wohl erhalten: es zeigt
in seinen architektonischen Verhältnissen Einfachheit der Stnictur
ohne die Künstelei später Zeit, ist auch ziemlich ausgedehnt
Indessen das Bedeutendste, was die Blicke des antiquarischen
Forschers auf sich zieht, sind auch hier wiederum die in den na^
hen Felsen ausgehauenen Gräber, von denen der Verf. eine ge*
naue, auch durch Abbildungen recht anschaulich gemachte Be-^
Schreibung liefert, die uns allerdings von der grossartigen Anlage
wie Ton der kunstvollen Ausfuhrung dieser Denkmale einen wür-
digen Begriff geben und allerdings in Staunen setzen mag. Das««
selbe gilt von der Abbildung auf PL 172. in Texier's Werk.
Die Weiterreise von hier führte durch Gegenden , deren pitr
toreskes Ansehen den Reisenden zu den grössten Lobsprüchen
veranlasst. Die. in antiquarischer Hinsicht bedeutenden Punkte,
welche der Zug bertihrte, waren zuerst Stratonicea (jetzt Esky
Hissi) mit bedeutenden Resten zum Theil prachtvoller Gebäude,
darunter fünf bis sechs Tempel ^ — die gewaltige Cella einea
• i
46
Antiqnariflche Reisen»
derselbea steht noch aulredit gsns tu der Mtf te iet Stadt —
«in Theater, andere« Mauerwerk mit ffriechischea loachriften^
▼en wdchen auch eine ^rässere hier mit^etheilt.wird, weiche an
'der erwähnten Ceiia sich fand ; viele andere finden sich nach der
Versicherung des Verf. daselbst,, zu deren Lesung mehr Zeit ge-
hörte^ als ihm vergönnt war. Dann folgt Mylaea (jetst Steiläsa),
von welchem keine besondern AUerthümer erwähnt werden, dann
Lahranda , unter dessen Ruinen , unfern des Dorfes- Jakly , su*
oachst ein schöner corinthischer Tempel, dessen Sauien zum
Theil noch aufgerichtet stehen (wie die beigefügte Abbiidung
zeigt), bemerklich ist; eine Inschrift, auf die Erhaltung einer
Siiule beziiglich, wird mitgetheilt. Was weiter von dem alten
Jdiletus (jetzt Pallitia), von Priene^ eine (engl.) Meile von dem
Jetzigen griechischen Dorfe Sansoon, das wie die altgriechische
Stadt auf einem herrlichen Punkte erbaut ist, von Ephesu^ (bei
Scala Nnova), sowie von TraUes (jetzt Idin oder Goozel Hiisi)
gesagt wird, ist im Ganzen nicht bedeutend und keine neuen
Aufschlüsse bringend. Aus dem Rest der Reise, die mit der
Ruckkehr nach Smyrna schloss , nennen wir noch die anziehende,
aber ziemlich im Allgemeinen sich haltende Beschreibung der
Ruinen von Laodieea (jetzt Esky His^ä), Hierapolia und Sardis;
der ganze Charakter der Gegend scheint öde und verlassen^ die
Vegetation dürr und ausgetrocknet, ganz das Gegcntheii von dem,
was der Reisende in den Landschaften des alten Famphyliens und
Lyciens erblickt hatte, die uns jetzt in ungleich grösserer Bedeu*
tung hervortreten und damit das Ansehen, das diese Provinzen
im griechischen und noch später im römischen Alterthum be-
haupteten , allerdings rechtfertigen können.
Am Schlüsse dieses Tagebuclis giebt der Verf. noch eine
sehr zweckmässige Anleitung für künftige Reisende über Alle«
das, womit sie sich bei einer Reise durch Kleinasien zu versehen
und wie sie überhaupt dieselbe einzurichten haben : hoffend da-
durch Andere zu ähnlichen Unternehmungen, zu Nutz und fVom«
men der Wissenschaft, aiizusporneiL Ueber die in dem Werke
selbst hier und dort mitgetbeiiten (fast sämmtlich neu entdeckten
und bisher unbekannten) griecJiischen kischriften, deren ^ahi an
fünfzig steigt, verbreitet sich ein als Appendix beigefugtes
Schreiben des Hrn« James Yates, eines Freundes des Verfasfta«,
die Lesung derselben, ihre theilweise Ergänzung und Erklämng
betreffend. Dass unsere Inschriftenkunde wesentlich bereichert
worden ist , und dass daraus mancher Gewinn in myttiologischer
wie antiquarischer Hinsicht zu ziehen ist , wird katim besonderer
Erwähnung bedürfen.
<. Nr. 2. Die reichen Ergebnisse dieser ersten Reise,' und der
Wunsch, über ein bisher ganz unbekanntes Land , das einen so
grossen Reichthum von wohlerhaltenen DenkmaleB alte^, zuniehst
griechischdr Kunst enthält, noch nähere) für die geaammte Alter-
Reisen in Rlewasiea Ton FeUoffs «ad Texier. 47
timiiisktiiidfe erspriei^ch^ AlifiMsUütfie bIi gtf#]iiiieli, wie «ie bei
der kurzen Datier -des ^sten Besuchs ineht wohl su g^mtmtn wa-
ren, beatimmlen den Hm. FeUows zu einer zweite Reim, und
diese «weite Reise ist , wie wir in diesen Tagen in öffentUchen
Blättern . gelesen haben *) , jefst yeranlaAsung sti einer dritten
geworden, welche, im Auftrag der englischen Regierung, die
daau d^h Gap. Graves nut einem Schiffe abgesendet hat, die
dnrch Hrn. FeUows entdeckten Gegensfönde griechischer Kunst
ihrem Boden entfuhren ndd nach England brlogea soll, das hier
ein würdiges Seitenstnck eu den Elgin'schen Marmorn su gewio^
nen und dadurch in den Besitz eines Schatzes sieh zu setzen ge»
wusst hat, der nirgends auf dem Gontinetit seitaes Gleichen fiodea
wird. Wir haben es hier nur mit der zweiten Reise des Hrn.
Feliüws zu thun, welche sich neben einigen Theileu des alten
Cariens spedell das alte Lyeien mit seinen Bauresten und andern
Denkmalen des Alterthnms zum Gegenstände gemacht hat. Sie
ward auch gliiclüich ausgeführt; ihre Ergebnisse, fast noch um^
fangreicher für alte griechische Kunst, Geschichte, Geographie
und Sprachkunde , da die Resultate der ersten Reise , liegen uns
In diesem Prachtwerke vor, das mit noch* weit mehr Abbildungen
alter Denkmale jeder Art, deren Ausliihrimg ganz Toraüglich zu
nennen ist» ausgestattet ist und in dieser Beziehung fast noch
mehr geeignet ist, uns einen Begriff von dem Umfang, von der
Grosse und der Tcurzüglichen Ausführung der Baudenkraale des
ttlten Lyciens zu geben. Griechisch sind grossentheils diese Bau-
denkmale , von denen einige allerdings 'bis In die römische Kaiser*
zeit herab reichen; andere aber in die früheste Periode der^
Kunst, mehrere Jahrhunderte vor Christi Geburt zurückgeben,
und ans darin den unumstösslicben Beweis liefern, wie frlih
schon in diesen Theilen Kleinasiens griechische Cultur, griechi*
«che Sprache und i[unst einheimisch war ^ die allerdings nur
durch eine griechische Bevölkerung hier eingeführt, eine- solche
feste Wurzel fassen konnte. Es geht uns hier eigentlich eine
gann neae griechische Welt auf; Denkmale jeder Art, Tempel^
Gymnasien, Stadien und dgl. wohlerhaltea und ausgedehnter«
als das, was der Boden des- griechischen Mutterlandes noch hie*
tet, CSräber, zum grossen Theil in höchst merkwürdiger Weise
in den Felsen gehauen, zum Theil auch frei stehend, in den
Bohnnaten Formen griechischer Architektur errichtet und mit den
schönsten Scniptnren ausgeschmückt, entsteigen hior zu Hunder*
ten , ja Tausenden einem Boden , den der Fuss gelehrter EarO'r
paer noch gar nicht betreten zn haben scheint. Dass auf diese
Weise unsere Kenntnisse, unsere Begriffe von grieahlseher Bau-:
knnst nicht wenig erweitert werden , liegt am Tage. Auch der
*) S^die Nachndit des Morniag Ciimikick in der.AUseiBk (Angsfe.)
Ssitsng vom 6. Novi 1641« nr. di2«
48 AntiqQarische'Reisen.
BVennd der alten Mfindcunde wird io der reichen Ausbeute eelte-
ner Mfinzen mit oft höchst merlcwürdigem Gepräge nnd Inschrift,
die dabei meist an Ort und Steile selbst gefunden oder gel^aoft
worden , sich belohnt Inden. Dem Sprachforscher wird in eii^er
Reihe von neu entdecl(ten Inschriften zugleich ein Materid ge-
liefert, an dem er seinen Scharfsinn versuchen kann, um eine
bisher wenig mehr als dem blossen Namen nach gekannte Sprache,
die Sprache des alten Lyciens , zu entziffern. Wie viel endiicli
im Allgemeinen für alte Geographie und Geschichte, för Mytho-
logie wie für die sogenannten Alterthümer, für die genauere
Kenntniss der Verwaltung der einzelnen Städte und deren Beam--
ten, für die Einrichtung der Gymnasien und der öffentlichea
Spiele u. dgl. m. gewonnen worden , bedarf kaum einer ausdrück-
lichen Erwähnung. Wir können daher auch in dieser unserer
Anzeige nur das thun, dass wir, den Reisebericht des Verf. durch-
gehend, die Hauptpunkte, sowie die Hauptgegenstände, welche
entdeckt wurden , näher andeuten und mit einigen Bemerkungen
begleiten, dann aber auch in der Kürze die Aufmerksamkeit un-
serer Leser auf das wenden , was ohne eigene Ansicht des Buchs
und Anschauung der dazu gehörigen Abbildungen und Copien
kaum näher erörtert werden kann.
Der Verf. hat seinen Bericht, Wie den der ersten Reise in
die Form eines mit dem 14. Februar beginnenden Tagebuchs ein-
gekleidet: worin wir ihm auch hier folgen woUen.' Den Ausgangs*
pnnkt bildete auch diesmal Smyrna, wo der Verf. zu einer Zeit
eingetroffen war, als dort die Flotten der verschiedenen europäi-
schen Grossmä^hte ihre Winterstation genommen hatten. Die
Indisciplin und freche Ausgelassenheit der französischen Seeleute
wird mit brittischem Ernste gerügt, das Betragen der einer stren-
geren Ordnung unterworfenen östr eichischen Seeleute gerühmt.
Von Smyrna aus nahm der Verf. diesmal seinen Weg in gerader
Richtung nach Süden ; er überschritt den Fluss Caystrus bei der
Stadt Thera, die jetzt an die Stelle der aken Stadt CayBtru9
(von welcher jedoch kairan eine Spur anzutreffen ist) getreten; er
überstieg dann das zu beiden Seiten in seinen sehroffen Abhängen
äusserst stelle Gebirge Messogis , von dessen kalten Höhen und
schneebedeckten Gipfeln eiiie weite Aussicht die Mühen und Be-
schwerden des Attfsteigens, wie des Herabsteigens reichlich be-
lohnte , und gelangte so in das vom Mäander durchflossene Thal
nach dem alten TraUes (jetzt Idln) , das er zwar auch schon auf
seiner ersten Rme berührt h^te, dessen Ruinen er aber noch-
mals näher untersuchte. Das Bedeutendste darunter ist dn Gym-
nasium, wo auch eine leider etwas verstümmelte griechische In-
schrift copirt ward, deren vollständige Entzifferuug, Wie so
manches Aehnliche der Art, was in diesem Werke vorkommt, wir
dem Studium unserer Paläographen überlassen müssen* Weiter
aufwärts in dem Thale des Mäander wurden unter andern alten
R<e!sen in Kleinasien Ton Pellews nnd Texter. 49
Bauresten auch die interessanten Huinen der alten Stadt Nysa
(bei Esky Hissa) entdeckt, darunter besonders ein Theater, auch
ward eine griechische Inschrift, die einem wahrscheinlich hief
gestorbenen römischen Senator von seiner Gattin gesetzt worden
war , copirt und n^itgetheilt. Naher nach Antiochia zu fanden
sich ebenfalls viele Reste alter Bauwerke, jedoch sehr Yielea
darunter aus einer späteren , römischen Zeit. Auch die angebli-
chen Ruinen Antiochias schienen dem Reisenden weder bedeutend
noch alt. Hier verliess der Verf. das Thal des MSander, um
dem Laufe des Mosynus, der sich dort in den Mäander mlindet,
zu folgen nach der alten Aphrodtsias, dem jetzigen Dorfe Yee-
rak , welchen Ort der Verf. auf seiner ersten Reise nicht berQhrt
hatte. Es ist aber, wie Ref. glaubt, dieses Yeerah (nach engl.
Schrift und Aussprache^ dasselbe Oertchen, welches bei Chandler
(cap. 64.) ^^Dscheyrä {Geyray^ heisst und ebenfalls fiir das alt^
Aphrodisias ausgegeben wird. Der Verf. giebt über die sehr
durch einander geworfenen und offenbar sehr verschiedenen 'Zeit-
alter, heidnisch griechischen und römischen, wie christlichea,
angehörenden Ruinen nähere Nachricht, die auch mit einer Ab-
bildung der Reste eines im Mittefpunkte der Stadt befindlichen '
Tempels (der Venus), von welchem noch fünfzehn herrliche Säu-
len weissen Marmors und ionischer Ordnung aufrecht stehen,
sowie auch mit einigen Inschriften begleitet ist» von deden zwei
auch im Corpus Inscript nr. 2746. und 2824. stehen, letztere
sogar dort vollständiger, als Hr. Fellows sie nach ihrem jetzigen
Zustande geben konnte — ein auch sonst noch einigemal in die«
aem Werke vorkommender Fall'^), der uns zeigt, wie sehr wir
bedacht sein müssen, alle und jede ajte Inschrift aufs Sorgfältigste
zu Gopiren , weil wir nicht wissen können , wie bald hier Verwit-
terung und Zerstörung das Ganze oder doch einzelne Theile un-
lesbar macht. Uebrigens hat der Verf. eine namhafte Zahl von
Inschriften, darunter (nach S. 35.) allein an fünfzig^ welche wohl
dn oder zwei Jahrhunderte vor unsrer Zeitrechnung zurückgehen,
copiict. Münzen, d« h. griechische, wurden nur wenige gewon-
nen , und auch diese waren nicht von Belang ; sie sind im Anhang
näher verzeichnet; dort (S. 301 — 361. oder nr. 13—74.) sind
auch die bemerkten Inschriften mitgetheilt und mit einzelnen,
die Lesung und die Bedeutung eihzelner Worte betreffenden Be-
merkungen begleitet. Wir finden darunter auch tiiehrere', Welche'
bereits in dem Corpus Inscriptt. Graec. publicirt forden siild!,
wie z, B. nr. 2747. 2743. 2744. 2776. 2779. 2781. 2820. 25805.
2793. 2829. 2845. 2830. 2836. 2846. und 2847. 2834. Dass die
{genauere Untersuchung an Ort und Stelle hier übet manche be-'
fitrittene Lesart, fiber manchen zweifelhaften oder unsichern
-♦) So z. B. bei der im Corpus Inscriptt. nr. 2829. befindlichen
InschriD^; ebenso bei nr. 2847.
iv. Jahrb. f. PhiU «. i*äd. od. Krit. Bibi, Bd. XXXIV. Bft. 1. 4
50 . Antiqnariscbe Reisen.
Buchstaben Licht verbreiten und so neue Aufschlüsse und selbst
Berichtigungen bieten kann, liegt am. Tage und wird daher eine
genaue Vergleichung des im Corpus Inscriptionum Gr. befindlichen
Abdruckes oder vielmehr eine Rerision desselben nach den hier
luitgetheilten Gopien allerdiogs jetzt nothwendig sein. Die neu
hinzugekommenen Inschriften sind ibrem Inhalte nach im Allge-
meinen ziemlich gleich den bereits bekannten; es sind auch mei-
stens Votivtafeln über einzelne Stiftungen oder Ausbesserungen
heiliger und öffentlicher Gebäude,^ oder Denkmale, zum ehren-
' den Gedächtniss und zum Lohne Solchen gesetzt, die um die
Stadt, um die öffentlichen Spiele u. dgl. sich verdient gemacht
oder auch , als Athleten , in eben derselben sich besonders aus-
gezeichnet ; sie gehören zum Theil der römischen Kaiserzeit an,
zum Theil aber auch einer früheren Periode; endlich finden sich
darunter auch die gewohnten Grabschriften.
Von Aphrodisias kehrte der, Verf. wieder zurück, um auf der
südlichen Seite des Mäander, stromabwärts seine Wanderung fort-
zusetzen, welche bei Yennibazar das Thal verlassend, zu den
Ruinen des alten Alahanda (jetzt Arab Hissa) bei dem Flnss
Marsyas (jetzt Cheena) führte. Ein unterwegs gefundener Stein
zeigte die Aufschrift '^^roAAoi/og akiv^eglov öaßaötov^ was der
Verf. als allerdings ungewöhnliche Epitheta des Apollo bezeich-
net ; s. S. 52. Die Lage des alten Alabanda ist mehr muthmass-
lieh als mit einer durch äussere Zeugnisse bestätigten Sicherheit
in den Ruinen gesucht, innerhalb deren die Hütten sich befinden,
welche jetzt den Namen Arab Hissa tragen. Pococke (vgl. bei
Chandler Cap. 60.) hielt diese Ruinen für die der Stadjt AUnda^
welche Hr. Fellows etwas weiter westwärts in eben den ausgedehn-
ten Ruinen wieder zu finden glaubt , welche bei Chandler
(Cap. 59.) für Reste von Alabanda, unfern des heutigen Kar-
pusali ausgegeben werden. Diesem (folgt auch Mannert Geogr.
d. Gr. u. Rom. VI, 3. p. 279. Die bisherigen Karten befriedigen
nicht, am wenigsten Rcicbard, wo Alinda auf die Westseite des
Marsyas (bei Arab Hissa) und Alabanda in geringer Entfernung
davon nordwärts, unfern des Marsyas gesetzt wird, überhaupt
. hat auch diese Reise des Hrn. Fellows wieder gezeigt, was frei-
lich Jeder, der näher mit alter Geographie sich beschäftigt, nnr
zu oft leider hat erfahren müssen, wie wenig verlässig unsere
meisten Karten der alten Geographie sind, und wie vieles hier
der neueren Forschung nachzuholen und zu bessern übrig ge-
lassen ist. Inschriften, welche den Streit über die Lage beider,
^tädte entscheiden könnten , sind nicht gefunden worden : denn
die verstümmelte Grabschrift, welche mit dem Namen der Aure-
lier beginnend, dann einen Alkibiades und sehi Weib. Kalliope nennt,
kann so wenig wie die paar andern auf zerstörten Inschriften noch
lesbaren Worte, welche S. 57. mitgetheilt werden, eine Entschei-
dung geben; die Aeusserung Strabo's aber über die Lage der
\
Reisen ia Kleinamen von *FeUaws und Texier. 51
Stadt (Bueh XtV. p. 97;5.) ist zu kurz, und nkht mehr bemrgead, eh
dass isie am Fusse zweier Hü^el liegt, uBd wie ein bepackter Last*
esel aussehe' {&6z oi^iv n9tQi%i0%ai itav^TjUav TcateiStQafiivov^
wo Andere KaxBötQamiBvov i s. Schneider im L^x. s. v. xav^i^Aftct).
Naph Hrn. Feilows^ der Strabo's Stelle sowenig wieChandlera
Angaben gekannt zu haben scheint i, liegen die Rainen Ton Arab
Hissa in dem Winkel der zwei Arme, in welche der Marsyas sich
hier theiit; die ganze Gegend, fährt er uumltt^bar fort, ist gebir-
gig, die Thäler aber sind sehr fruchtbar und ausgedehnt. Jene
Ruinen nennt der Verf. mysteriös; er hebt die Kühnheit, Einfachr
heit und das Massire in dem Bau der Maoern und des Tlieatera
hervor , welches der Zeit nach früher gqbant sein misse als die
¥on ihm zuletzt gesehenen Städte. Das Material daza ist ein
schiechter Granit, dessen Oberfläche mehrfach gelitten hat, so
dass auch die Inschriften, welche an mehreren Orten angebracht
waren, jetzt unlesbar geworden sind. Es lag übrigens auch dieses
Theater, wie fast alle die von Hrn. Fellows in diesen griechischen
Städten Kleiuasiens entdeckten Theater, an der Seite eines Hü-*
gels , und die gewaltigen Massen , aus welchen es gebildet ist,
zeigen grosse Regelmässigkeit des Baues und selbst eine gewisse
Schönheit. Das Proscenium ist zerstört; auch sind die Sitze ver-^
schwimden, nur die äussere AnUge des Ganzen nebst den bogen-
förmigen Eingängen für die Zuschauer sind noch übrig geblie-
ben. Nahe bei dem Theater kamen die Grundmauern eines an-
dern beträchtlichen Gebäudes zum Vorschein , ohne dass jedoch
über dessen ursprüngliche Bestimmung sich etwas Sicheres be«
stimmen lässt ; eben so fanden sich noch viele andere Reste und
Trümmer von Gebäuden, Innerhalb wie ausserhalb der Ring-
mauern, nur keine Inschriften, an deren Steilen die dem Verf.
hier zugekooEimeuen Münzen von AUibanda uns um so mehr ein
Zeugniss für. dld . vorhandenen Ruinen dieser alten Stadt geben
müssen, als schlechtes Wetter eine nähere Untersuchung der
Localitäten verhinderte. Nach einem fünfstündigen Ritt, von da
in der Richtung nach West -Süd -West, etwa sechzehn (englische)
Meilen fand sich der Verf. wieder mitten unter Ruinen , die weit
interessanter ala die eben verlassenen von Aiabanda erschienen;
die Lage dieser alten Stadt auf einem steilen Granitfelsen war
äusserst pittoresk: der Weg dahin zum Theil treppenartig in den*
Felsen gehauen, eingeschlossen auf beiden Seiten von Gräbern und
so sich hinauf windend. Diese Via sacra, wie sie der Verf. nennt,
hatte eine Art von Pflaster von ungehenren oblongen Steinen ; die
sie einsfihliessendea , meist aus dem Felsen heraus oder in den-
selben gehauenen Gräber erregten durch ihre grossartigeu For-V
meo das Staunen und die Bewunderung des Reisenden , der In
ihnen neue^Belege des vollendeten Künstgeschmacks der Griechen
zu erkennen glaidbte. Wo diese Strasse endete, erhob sich ein ge-
waltiges Gebäude von achöner Bauart v darüber stand das Theater)'
4*
52 Antiqnaritcho Reisen*
dessen weisie Sitze , noch Torbanden sind , so wie die iiisseren
Maaera ; weiter mitten unter den gewaltigen Mauerresten , Sau-*
l^n n. dgl. ward die Spitze des Ganzen oder die Akropole er«
kliiumt^ auf <welclier an der Nordseite ein vierecltiger Tburm mit
Fenstern ^nd Tiioren nocli stand : das Ganze von einer äusserst
' massiven griechisclien Arbeit , da einzelne Steine zwölf bis vier*
^ebn Fnss in die Lange messen. Diese Angaben passen zu dem,
wa^ Cbandler Cap. 59. anführt; dieser beziebt sie aber auf
Alabanda, nicbt auf Alinda^ dessen Namen übrigens fünf vom
Verf. bißc .erhaltene Münzen tragen. Jetzt liegen in dieser Ge^
gpnd die en^ einzelnen Hütten bestehenden Dörfer Demmeerge^
fi'^rßisy und etwas weiter weg Korpualee. Die nächsten Orte,
welche von hier aus besucht wurden , war^n Labranda und das
nahe Mylaaa (jetzt MeUasa), wo die ungünstige Witterung
nähere Untersuchung, namentlich das Gopiren einiger, zum Theil
auch schon im Corp. Inscript (s. nr. 2695 , b. 2693 , d. 2698.)
vorkommenden Inschriften , umgeroein erschwerte. Das Zeichen
des zu Labranda yerehrten Zeus, die doppcischneidige Axt, ent-
deckte der Verf. auf mehr als einem« Steine, so. wie auch auf dort
gefundenen Münzen der Stadt (welche auf PI. XXXV, nr. 4. 5.
abgebildet sind) ; eine darunter zeigt ein merkwürdiges Bild des
Gottes mit der Axt in der Hand, die der Darstellung auf Stein
völlig gleich aussieht. ^ (Vergl. meine Note zu Herodot V, 119.
und Böckh. Corp. Inscr. nr. 2750. T. IL p. 502.) Bin äusserst
schönes, frei stehendes Grabmal von der herrlichsten griechi- ,
sehen Arbeit im besten Geschmack, nahe bei Mylasa, ist eben-
falls in getreuer Abbildung beigefügt.
Durch Gegenden , deren pittoreske Lage der Verf. nicht ge^
mig erheben kann (vgl. z. B. S. 89.), ward die Reise fortgesetzt,
über die Ruinen der alten Siratoniceia^ von welcher Stadt auch
einige Inschriften copirt wurden , die zum Theil schon im Corp,
Inscript. (z. B. nr. 27 17,) vorkommen, dann üb^r die türkische
Stadt Afoo/aA , In der der Verf. ihrer Lage nach, ebenfalls eine
ursprünglich griedusche Stadt zu erkennen glaubt, wofür auch
zahlreiche Felsengräber in der Nähe aus einer früheren Zeit zu
sprechen scheinen, über das ebenfalls türkit^che Hoolah^ das wie
Maolah^ 2500 Fuas lH>ch über der Meeresfläche liegen soU, über
den Fiuss Calbis , (jetzt DoUomon) nach dem Golf von Macri^
meistens durch gebirgige Gegenden. Bemerkenswerth unter den
hier und dort gefundenen Resten erscheinen insbesondere die ge-
waltigen cycropischen Mauern , von welchen auf S. 103^ eine Ab-
bildung eingedruckt ist, welche die ungehenroB Dimensionen und
die gewaltigen Felsblöcke, die hier regellos über einander auf-
gethiirmt sind, uns recht anschaulich macht und einen deutlichen
Begriff des Ganzen verschafft. Sie liegen nicht sehr ^eitjvon
Macri oder dem alten Teimessus, in der Gegend Lycien's, welche
durch den grossen Aeichthum an alten Fekengräbern schon bei
Reisen in Kleinasien ron ^ollowi und Tcxier. 53
Her ersien Reise mit Recht die feesondere Anffnerlmmkeit de«
Reisenden auf sich gesogen hatte. Ein eigenthimiicher Typus
zeichnet sie vor Shnlichen Erscheinungen anderer Orte aus, und doch
▼ariiren sie selbst wieder in einer Welse, die jede Monotonie nnd
Steifheit in hergebrachten nnd conventioneli gewordenen Formen
entfernt gehaltet bat. Auf der Platte VI. werden Tier yerschie«
dene Style an solchen Grabmonumenten Ljcien^s, aus den Stsdten
Antiphelhis, Tlos nnd Xanthus, uns vorgeführt: in einem derselben
ericennen wir selbst etwas dem sogenannten gothischenSlyl christli-
cher Grabesdenkmale auffallend Aehnliches. Und diese Grabmonn*
mente L^cien^s haben ausser griechischen auch Inschriften in lyef«
scher Sprache) wie wir alsbald noch naher sehen werden. Solche
Grabmale in beträchtlicher Zahl umgaben auch den auf der Höhe
der Berge, welche den Golf von Macri nord westwärts einschllessen^
gelegenen Ort, in welchem der Verf. das alte Caiynda^ das als
Grensort bald zu Carlen, bald zu Lycien gezählt ward, gefunden
zu haben vermuthet. Herodot I, 172., den Hr. Felloil^s diesmal
anfuhrt, spricht allerdings von den Bergen Calynda's, als einem
Grenzpunkte; die andere Stelle desHerodotus VIII, 87., wo unter
der persischen Flotte In der Schlacht bei Salamis auch ein Schiff
der Caiyndier und sogar Ihr König Damasithymos genannt wird,
scheint er so wenig zu kennen, als die von Miliingen (Sylloge
of ancient nnedited colns London 1837 p. 72«) bekannt gemachte
Hönze dieser Stadt. Bei Strabo XIV. p. 963. erscheint Calynda
Im Kiistengebiete der Rhodier, sechzig Stadien vom Meere entfernt,
aber doch noch vor (d. h. ostwärts von) Caunus, dem Fluss Kalbis
und Pisilis : woraus sich jedenfalls die irrige Bezeichnung des Orte«
auf der ReiehardVchen Karte, auf der Westseite des Kaibisflusses,
also hinter (d. h. westlich von) Caunus ergiebt. ^ In so fern
scheint die Vermiithnng des Verf. nicht so unbegründet: nur
möchte nach Strabo's Angaben der Ort etwas weiter nach Westen
zu suchen sein»
Telmessus oder Macri, schon auf der ersten Reise berührt,
sollte diesmal der Ausgangspunkt für die Excursionen werden,
die der Verf. von hier aus in das Innere des zwar an Umfang nicht
sehr ausgedehnten , aber an Werken alter Zeit um so reicheren
Gebirgslandes von Lycien zu unternehmen gedachte. Der Aufent-
halt zu Telmessus selbst ward zu wiederholter Besichtigung der
Ruinen der Stadt wie der ihr zugehörigen Gräber, so wie zur-
Copirung von Inschriften , mit welchen diese alten Reste bedeckt
sind, benutzt, ungeachtet der ungünstigen Witterung und des an-
haltenden starken Regens. Die copirten Inschriften, so weit de*
ren Worte noch lesbar sind (s. Im Appendix No. 100 — 116. oder
p. 373 — 382.) — denn viele Inschriften sind durch Zeit und Um-
stände ganz unlesbar geworden — beziehen sich thells auf Ver-
storbene, denen sie von ihren Angehörigen gesetzt sind, theils auf
festliche Spiele ; einige davon sind auch früher durch Clarke lu des-
54 Anti<)nari8che Reisen.
ten TraVel» bekannt geworden; einige darunter «ind in lyrischer
Schrift. Was den . architectonischen Charakter dieser zum Theil
in Felsen gehauenen Baureate betriflft, so lassen dieselben, wie der
Verf. S. 109. (womit die Bemerkungen S. 129. ff. nnd die dort auf
¥ier Platten gegebenen Abbildungen von Felsengräbern der ver-
schiedenen Hauptorte Lyciens zu verbinden sind) ausdrücklich be-
merkt, die Nachahmung des Holzbaues deutlich erkennen und
geben uns durch die Natur der Bindqngsglieder, der Unterlagen
u. dgl. eine vollkommnä Einsicht in die Kenntniss der Construction
altgriechischer Gebäode; dabei zeigt Alles von eben so viel Ge-
schmack als Genauigkeit in der Ausführung. Auffallend ist es,
dass diese Grabmale mehr zur ionischen Ordnung und zwar in ih-
rer einfachsten Form sich neigen, während von ddr dorischen keine
Spur sich zeigt« Von der späteren Periode griechischer wie ro-^
mischer Kunst ist ebenfalls keine Spur anzutreffen , und selbst die
Münzen zeigen das reinste griechische Gepräge. Ein schönes
Denkmal mit Reliefs, die, wie es scheint, die Darstellung kriege-
rischer Kämpfe enthalten, steht «mit seiner Basis jetzt im Wasser:
nach der mitgetheilien Abbildung zu schliessen^ gehört es auch in
die beste Periode griechischer Kunst. Ehie Tagereise von Macri
landeinwärts mitten im Gebirge bei dem Dorfeiieozumlee, wohin
Hr. Fellows sich zuerst wendete , ward alsbald ein grosses Grab
entdeckt, das eben sowohl durch seine Form wie insbesondere
durch die darauf dargestellten Gruppen und Scenen von dem Verf.
(der davon eine getreue Abbildung giebt) mit allem Recht zu den
vorzüglichsten Schöpfungen griechischer Kunst, welche wir
kennen , gezählt wird. Es scheinen zum Theil Darstellungen ei-
nes grossen Gastmahles, Familienscenen, dann auckKä'mpfe u.dgl.
zu sein, wobei selbst Kinder und Säuglinge vorkommen; bei meh*
rern Personen ist der Name (wie auf den sogenannten etrurischen
Vasen dies öfters der Fall ist) beigeschrieben , und zwar in ly-
cischer, bei einigen ausserdem auch noch in griechischer Schrift,
was zur Erklärung der erstem nicht w^nig beitragen kann. Etwa
eine (englische) Meile von hier nach einem steilen Aufsteigen ge-
langte der Reisende^ mitten unter Ruinen von Gräbern, welche
in und aus Felsen gehauen waren , auf eine Höhe von 3500 Fuss
über der Meeresfläche, mit weit ausgedehnter Fernsicht nach
Süden , über das Meer hin. Hier nun wurden die ausgedehnten
und grossartigen Ruinen einer griechischen, mit Wällen cyclopi-
scher Art umschlossenen , mit Tempeln , Theater , Stadium , nnd
andern öffentlichen Gebäuden versehenen Stadt sichtbar, welche
nach zwei hier entdeckten Inschriften (daselbst o ötjfiog Kadvav-
Sißiv) keine andere als Cddyanda sein kann, dessen Lage mithia
ia den Ruinen, welche jetzt mit dem Berge den Namen Yeddy
Coppolee führen, gesichert ist. Die hier copirten Inschriften
(nr. 117 — 121. p. 383. ff.) sind sämmtlich von Gräbern und nennen
die Namen der hier Beigesetzten sammt den Angehörigen^ welche
Reisen in Kleinasien ron Fellow« und Texier.
55
die OrSber errichtet. Wir bitteii sonach wieder eine ron den
sechsnnddreissig Städten Ljcien's , auf welche nach Angabe des
Plinips (V, 28. 8. 27.) die frühere Zahl von siebenzig Städten
herabgesunken war, gewonnen, und zwar eine, wie der Umfang
^er Ruinen zeigt , keineswegs unbedeutende , die jedoch keiner
der alten Schriftstelier , so weit wir wenigstens wissen (denn wir
haben vergebh'ch darnach gesucht^, mit Namen ausdrücklich nennt.
Denn Cqndyba , was Piinius und Ptoiemäus nennen , ist offenbar^
ein anderer Ort. Indessen der bedeutende Umfang der Stadt mag'
uns wohl berechtigen, dieselbe für eine der dreinndzwanzig
Städte zu halten , welche zum alten Ijcischen Bunde (s. Strab.
XIV. p. 980.) gehörten, und hier eine oder zWei Stimmen hatten ;
leider hat uns Strabo nur die Namen der sechs bedeutendsten
darunter nach Artemidorus aufbehalten: Xanthua^ Patara^ Pi-
nara^ Olympus^ Myta^ Ttos.
Die weitere Fortsetzung der Reise führte in das obere Xan-
thusthal, wo bei dem Dorfe Hoorahn Felsengraber und dann wei-
ter Reste einer von cyclopischem Mauerwerk eingeschlosseneti
alten Stadt entdeckt wurden, welche nach einer verstrimmelteu
Inschrift, worauf die Buchstaben MACEl noch erkennbar sind,
der Verf. für die Stadt Massicytus zu halten scheint* Es ist dies
freilich kaum mehr als eine Vermuthnng, durch welche wieder
eine der uns bisher unbekannt gebliebenen Städte Lycicn's be-
kannt würde: denn eine Stadt dieses Namens kommt bei den Alten,
so weit wir wissen, nicht vor; den mons Massycitea^ und zwar
wie es scheint, nicht fern vom Meere, nennt Piinius am a. O.;
bei Ptoiemäus heisst der Berg Maötxvtrjg, . So ungewiss und
unsicher steht es bis jetzt noch mit unserer Kunde- des alten
Lycien's!
Von hier ans, das Tbal des Xanthns herab, wurden die^
Ruinen von Tlos zum zweitenmal besucht und dabei eine reiche
Ausbeute von Inschrifti&n gewonnen (ipi Appendix nr« 126 — 141.'
oder p. 387 — 400.), welche meist auf Begrabnisse oder auf Dank-
bezeugungen imd Belohnangen für Dienste, der Stadt und dem
Volke geleistet, sich beziehen. Sie sind sämmtlich griechisch;
von lycischer Schrift war hier keine Spur anzutreffen, was bei der
Nähe mit andern Orten, wo wir solche finden, allerdings auf-
fallend ist. Im Uebrigen war auch bei diesem zweiten Besuch
der frühere Eindruck und die hohe Meinung von allen diesen
herrlichen Werken griechischer Kanst nicht verringert, sondern
vielmehr erhöhet worden: hatten doch selbst manche Inschriften
theilweise noch das ursprüngliche Colorit der Buchstaben erhal-
ten; eben so fanden sich Spuren farbiger Blöthen und Kränze, die
als Schmuck in rother, gi'üner und weisser Farbe über Thorwegen
angebracht waren (ein neues Beispiel von der Anwendung der
Farben bei Werken der Sculptur — ein herrlich colorirtes Bas-
relief eines zu Myra getroffenen Grabes ist auf Platte 28. wieder*
m
56 ' ^ Antiquarische Reisen.
• X
r
f^egehen)] Gräber wie Tempel waren voll der herrliehstien und
wdil gearbeitetsten Sculp^turen; darunter auch Bellerophon auf
dem Pegasus itnd die von ihm besiegte Ghimära — eine acht ly-
cische Mythe ; s. PL 13.
Die nächste Entdeckung war die der Stadt Pinara^ eine von
' den §echs grossesten Städten des alten Lyciens , wie wir oben be-
merkt haben. Ihre Lage war bisher ganz unbekannt, nicht ein-
malJMünzen Ton ihr vorhanden; s. Mannert VI, 3. p. 177. 178.
Jetzt besitzen wir von ihr eine Anzahl Inschriften (im Appendix
nr. 142 — 150. p. 401 — 406.), an Ort und Stelle, meist aas Gra-
bern, copirt, mit dem Namen der alten Stadt, welche au einem
Abhänge des Cragusgebirges ,. dem Xanthiisthale zu gelegen, von
Drover oder Tios etwa neun (englische) Meilen abwärts entfernt,
in ihren grossartigen und. prachtvollen Ruinen , von welchen hier
nähere Nachricht , verbunden mit Abbildungen einiger herrlichen
Reliefs und der gewaltigen cyclopischen Mauern, gegeben wird,
allerdings noch heut zu Tage voii der Grösse und dem Reich«
thnm der Stadt Zeuguiss geben kann. Das nicht weit von den
Ruinen in der Niederung gelegene Dorf Minara lässt den Namea
der alten Stadt, mit Veränderung eines einzigen Buchstabens, leicht
erkennen. Pinara selbst lag, wie alle diese Städte Kleinasiens,
auf der Anhöhe. Auch lycische Inschriften kamen zum Vorschein,
deren Buchstaben meist colorirt, in dem schönsten Hellblau, Roth
uud andern Farben, wie eine Abbildung S. 146. erkennen lässt.
Ein von da in die wilde Gebirgswelt des Berges Gragus unter-
nommener Abstecher, führte zur Entdeckung der Ruinen der bls-
iher nur dem Namen nach aus Ptolemäus und Plinius bekannten
Stadt Sidyma unfern des Dorfes Trortoorcar Hissa; den Namen
der Stadt , deren Baureste den reinsten griechisohen Styl zeigen,
gaben Inschriften auf Gräbern zu erkennen ; nur fand sich nicht
das alte cyclopische Bauwerk vor, welches zu Pinara und in an-
dern Städten Lycien's vorkommt. Auf der Rcichard'schen Karte
finden wir Sidyma (das demnach , wenn man zwischen Telmessua
lind Xauthus eine gerade Linie ziehen würde, etwa In den Mittel-
punkt zu setzen wäre) ebenfalls durchaus irrig in die Nähe von
Tlos nordwärts verlegt!
Von Sidyma eilte der Verf. durch äusserst wilde Berggegen^
den^ in welchen Löwen, Wölfe und selbst Hyänen, wie versichert
ward, hausen, über Uslann, ein elendes Dorf , das von Eioigea
für die Stelle des alten Cydna gehalten wird (was jedoch unser
Verf. zu bezweifelu scheint, der ungefähr eine Meile davon, na-
her der See zu, Reste einer alten Festung entdeckte), nach dem
Fluss uud der Stadt Xanthusy die schon das erste Mal durch ihre
^Iten Bauwerke die Aufmerksamkeit des Reisenden in so hohem
Grade auf sich gezogen hatte. Und auch jetzt, zum zweiten Mai
fand er sich wieder belohnt, während eines melirtägigen Aufent*-
haltes, welchen er zur Besichtigung der ausgedehnten and zoin
Heisien in Kleinasien von FeUow« und Taxier. 57
4
grossen Theil Boeh siemlich erhdteneBRuiaeii, Tor AUen aber
2uin Copirea der Inschriften, uadr Abaeichnen einzelner atter
Denkmale, insbesondere mehrerer schönen Basreliefs, deren Dar-
stellungen hier mitgetheilt sind, verwendete. Hinderlich der
näheren Untersuchung, wie selbst einer genaueren Bestimmung
<des Umfang's der Stadt, welche hier in Inschriften als nfßQonokig
tov Av^ldov t&vovg (ein Titel, mit welchem übrigens auch Patara
in einer au Patara gefundenen Inschrift beehrt ward) erscheint,
waren allerdings Bäume und Buschwerk, das innerhalb der alten
Stadt überall sich erhob. Reich war demungeachtet die Ausbeute»
In Allem , namentlich in den Reliefs seigt] sich eine Kunst und
eine Reinheit des Stjls, wie sie der herrMchsten Periode griechi-
scher Kunst eigenthümiich ist, ganz erinnernd an attische Denk«*
male aus des Pericles und Phidias Zeiten; und in der That, was
uns davon hier- in Abbildungen mitgetheilt wird, kriegerische
Kämpfe, Wettspiele ^^ mythische und symbolische Darstellungeii,
Alles zeigt eine Reinheit der Zeichnung, Einfachheit der Formen
und einen Geschmack , wie er der besten Kunstepoche angehört.
Unter den Inschriften Ist besonders eine grössere in lycischer
Schrift, aus 250 Z^len bestehend, mit möglichs(<er Treue und
Genauigkeit vom Verf. copirt, anzuführen: sie wird all'erdinga
mit der oben erwähnten von Antiphellus das bedeutendste Denk-
mai und die Grundlage aller Untersuchung über diese ganz ver-
schwundene Sprache jetzt bilden müssen. Leider ist die Inschrift
nicht vollständig ; denn es war nicht möglich , die ganze Inschrift^
bei dem derroaligen Zustand und der Lage des Monuments , an
welchem sie sich findet^ zu copiren. Die griechischen Inschriften^
welche copirt wurden, beziehen sich theils auf öifcQtliche Spiele,
auf Ehrenbezeugungen und Errichtung von Monumenten , oder
sie gehören Gräbern an und beziehen siclT auf die in denselbW
beigesetzten Personen. Münzen konnten keine gewonnen werden.
Eine desto reichere Ausbeute daran bot Patara^ wohin sich nun
der Verf. ebenfalls zum zweiten Male wendete. Ueberhaupt sol-
len dort alte Münzen, wie wenigäytiens dem Reisenden versichert
ward, durchaus nicht selten sein, sondern im Gegentheil laicht
gefunden werden. Griechische Inschriften, meist Gr.abschriften
wurden hier mehrere copirt, von lycischer Schrift war nichts zu
entdecken. Von Patara eilte der Verf. nach Antiphellus^ zum
Theil auf einem anderen Wege, als das erste Mal; wobei er diq
Ruinen einer alten Stadt entdeckte, welche er für das ^Lite^Phellu»
hält, welches demnach etwas mehr nach Westen, als auf den ge-
wöhnlichen Karten der Fall ist, zu setzen wäre. Von Antiphellus
ward eine Fahrt nach der alten Insel Megiste^ wo jetzt die Stadt
Kastelorizo, unternommen und dann der Weg wieder landein^wärta
in die. Gebirge diigeschlagen, bis zu den Rnipen von Myra^ welche
auf der ersten Reise übergangen , nun Gegenstand einer näheren
Untersuchung bildeten, da sie Im Ganzen nur wenig von der Zeit
58 Antiquarische Reisen«
, -
gelitten za Iitben scheioeii. Di« an einen Feben gelehnte Stadt
Binss sich ntier die Ebene hinausgebreitet hiaben ; dem Felsen zu-
niiehst ist das Theater, das der Verf. unter die am besten gebau-
ten in Kleinasien rechnet, wiewohl ein Theil des Prosceninms so
wie die oberen Sitse jetzt verschwunden sind; die in den Felsen
gehauenen Gräber sind zwar im VerhSItniss zu der Grösse der
Stadt (angenommen ihre grössere Ausdehnung in die Ebene) nicht
so zahlreich , aber , wenn wir nach den beigefugten Abbildungen
einen Schluss machen dürfen^ äusserst bemerkenswerth und ausge-
zeichnet in jeder Hinsicht zu nennen ; sie sind nicht klein und wa-
ren offenbar Familiengräber , haben inwendig mehrere , in einan-
der f&brende kleine Kammern , und sind von Aussen mit Figuren^
Scuipturen u. dgl., die aus oder in -den Felsen gleichfalls gehauen
sind, geschmiickt, wobei gleichfalls die Spuren einer Bemainng und
Färbung erkennbar sind. Ja einige der am wohlerhaltensten zei-
gen noch ganz die alten Farben , mit welchen sie bemalt waren,
und tragen so zur Lösung eines in der neueren Zeit in Frankreich
wie in Deutschland unter den Archäologen so vielfach besproche-
nen Froblem*s nicht wenig bei ; dem Verf. sind wir aber insbeson^
dere Dank schuldig, dass ev eins dieser Basreliefs (welches, wie
es scheint, Badescenen darstellt) ganz genau in derselben Farbe,
i» welcher es sich noch vorfindet, hier colorirt mitgetheilt und
uns dadurch möglich gemacht hat, einen Begriff von dieser Be-
malung der Werke der Scupitur an einem in jeder Hinsieht ganz
vorzüglich ausgeführten Werke griechischer Kunst zu gewinnen.
Der Verf. bemerkt dabei ausdrücklich (S. 197) , dass ihm damit
jedef Zweifel , den er bisher noch über die Verbindung Lycien's
mit deu alten Bewohnern Etrurien's gehabt, verschwunden. (Auch
in dem weiter unten anzufiihrendeu Memoir des Hrn. Sharpe
wird p. 442. auf die grosse Aehnlichkeit der lycischen und etruri-
schen Buchstaben hingeweisen und die letztern sogar aus Klein-
asien geradezu abgeleitet.) Die Sitte die Statuen zu bemalen,
eben so wohl als die Art und Weise, in der dies geschah, die
Aehnlichkeit in der Action der Figuren, wird Jedem auffallen.
Die Buchstaben der Inschrift waren abwechselnd blau und ro^h
gemalt u. s. w. So urtheilt der Verf., der in einer Note (S, 199.)
seines Zusammentreffens mit dem ihm schon voHier bekannten
Ottfried Müller zu Athen (auf der Rückreise) gedenkt, dessen
frühen Tod er in folgenden Worten beklagt: ,,the immense loss,
which Europe has sustained by the death of one of her greatest
scholars in all the vigour of life^'. Ich wünschte, setzt er dann
hinzu, noch mich air der höchst schätzbaren Bemerkungen erin-
nern zu können, die er über den Gegenstand meiner Entde-
ckungen , an denen er ein so warmes Interesse nahm , mir mit«
getheilt hatte. Unter diesen Bemerkungen dürfte die folgende,
über die Bemalung der Werke der Scuiptur, zu welcher die An-
sicht jenes colorirtcn Basreliefs Veranlassnng gab , von beson-
Reisen in Kleinadien von FellowB vaiä Texier. 59
derem Interesse fiir uns sdn: ^,Die Alten bemalten (painted)
ihre Basreliefs; sie förbten (tinged) allein ihre Statuen^ sie
färbten nämlich die Draperie, Hessen aber die fleischigen Theiie
nncolorirt; Wunden und Blut waren ebenfalls durch Farben ange«-
deutet (stained)^ Ohrringe und anderer Schmuck vergoldet;
Ihre Tempel waren weiss gelassen , nur Theiie des Frieses und
architectonischer Schmuck waren colorirt, aber sehr schwadi
(verj minutelj). Bie Tempel Ton einem gewöhnlichen Material«
waren überzogen» und ganz colorirt. Am Parthenon waren dio
Friese colorirt, der Hintergrund der Basreliefs aber bematt
(painted)'S
So sprach sieh Ottfried Müller Aber diese wichtige Frage
am 26« Jnni 1840 zn Athen, Hm. Fello^s gegenfiber, aus: Ref.
hielt es fitr seine Pflicht, diese Aeusserung des zu froh Verstor^
benen hier Mförtlich anzufahren. Was Hrn. Fellows betriifl, se
erregen die von ihm mitgetheiiten Abbildungen dieser Felsen«*
gräber sowohl bei Myra '*') selbst, als in einiger Entfernung davon;
allerding» unsere volle Bewunderung , da wir ihnen , einige Aehn«?
lichkeit mit altpersischen Felsengräbern abgerechnet, nichts
Aehniiches ans griechischen Denkmalen, so weit wir deren bis
jetzt kennen, an die Seite zu setzen wussten und dadurch mit
einem ganz neuen Zweige griechischer Architectur und Sculptur
bekannt werden , der zu gar manchen weiteren Forschungen und
Kntdecknngen fuhren kann. Unser Verf. selbst beginnt aeia
Tagebuch am 1. Mai mit den Worten: „Bin neuer Monat hat be-*
gönnen, und wie wenig weiss ich noch von Lycten! Ich sehe
mich wohl genÖthigt, allein in diesem Distrikt schon eine reiche
Nachlese zurückzulassen , und noch weit mehr ist unentdeckt in
Famphjlien; aber Lycien, das nie durch den Einfinss eines römi«
sehen oder christlichen Baustyls gelitten und die einfache Si^hön-
heit des firuheren griechischen Styls beibehalten, zieht mich am
meisten an'' (S. 209.). Und in der That, auch die Weiterreise
von Myra , durch die längs der Ktiste sich hinziehende Gebirgs«
gegend, die sich an einigen Orten bis zu der Höhe* von ^mehreren
tausend Fuss erhebt, war äusserst lohnend, da sie mitten auf
diesen , oft schwer zu ersteigenden , an ihren Spitzen mit Schnee
bedeckten Höhen, überall Spuren der alten Bevölkerung,' in den
Rainen von Städten, Theatern, Mauerwerk, insbesondere aber
und vor Allem in den grossartig angelegten und gdiauenen Fel-
sengräbern entdecken liess. Besonders merkwürdig darunter er«
schienen die Ruinen des alten Lin^yra^ die in der Entfernung von
kaum einer Stunde nordostwärts von dem Derfe Phineka (dessen
*) Bei Hrn. Tcader iat bis jetzt nur ein Blatt, welches die Ansicht
eines solchen Felsengrabes giebt (PI. 225.) , nebst einem andern, welches
den Plan des Theaters von Myra giebt (Ph 21ö.) erschienen. Mehrere«
dorffce aber jedenfalls noch zu erwarten stehen.
60/ Antiquarische Reiien. ^
Name unwillk&rlich as alte Benennungen, wie Phönix, Pbonient^
erinnert) liegen. Ein mit einei' griechischen wie iyeischen Inschrift
geschmuclcter herrlicher Sat'lcophag war der * erste» Gegenstand,
der die Aufmericsamiceit der Reisenden 'auf sich zog: bald aber
kamen Hunderte von Felsengräbern zum Vorschein , deren schöne
Formen und Inschriften, meist iycische (die wenigen griechischea
schienen selbst in der Ausführung untergeordnet) und diese in
farbigen. Buchstaben, abwechselnd roth und blau oder auch grnn,
gelb und Voth , die Aufmerksamkeit in^weit höherem Grade fes-
selten! Von einigen der in den Stein gehauenen Basreliefs, mit
kriegerischen Kämpfen, mythologischen Darstellungen und dgi.
in der reinsten Form und dem besten Geschmack, hat uns der
Verf. Abbildungen mitgetheilt. Die Stadt selbst, um weiche
diese Ghräber sich hinziehen, ist durch manche Bauwerke und
durch eine lange mit Thurmen Tersehene Mauer kenntlich, sie
besitzt ein nettes, an Umfang aber kleineres Theater, als das
zn Myra, wahrend die grössere Zahl' der Gräber auf eine zahl*
reichere Bevölkerung sohliessen lasst. Strabo bezeichnet Limjra
als ein Städtchen (noUxvi^) ; indessen es könnte sich yielleicht^
nach seinerzeit die Bevölkerung der Stadt vermehrt haben und die
Stadt selbst zu grösserer Ausdehnung gelangt sein , da der Verf.
des andern Tages, getrennt von Limyra, etwa atwei (englische)
Meilen davon entfernt, an dem Fusse der Berge die herrliehen
Reste einer andern Gräberstadt entdeckte, ohne Mauern oder
sonstige Anzeigen einer andern Stadt : weshalb er diese Gräber
ebenfalls als eine zu Limyra gehörige oder spater dazu gefügte
Anlage betrachten möchte. Die dabei befindlichen Inschriften^
waren mit einer einzigen Ausnahme sämmtlich lycisch , die Buch-
staben hatten zum Theil ein den phönicischen ähnliches Ansehen.
Das alte Gagä glaubte der Verf. in den Biiinen bei dem Dorfe
Haggeealleh, ostwärts vom alten Limyra, zu entdecken. Von'
hier wandte sich Hr. Fellows nach dem Promontorium Sacrum
(jetzt Cap Chelidonia) und dem Berge Pkömcus^ jedoch ohne den
Punki zcr besuchen, wo ein feuriges Gas dem Felsen entquillt;
derselbe heisst jetzt Yanah - Dah , d. i. der brennende Berg^
und ist heutzutage noch wie im Alterthum Gegenstand vielfachen
Aberglaobens der Umwohner. Im Uebrigen wird das Wildroman^
tische der Gegend , die herrlichen Fernsichten , die schöne Be«
Waldung und Anderes ungemein gerlähmt. Hr. Fellows kehrte
wieder nach Limyra zurück und setzte von hier aus seine Reise,
den Fluss Arycaudus auf wärts ,. fort zu den ausgedehnten Ruinen
einer Stadt , über deren Namen eine merkwürdige Inschrift , die
zugleich den Namen Themistocles enthält, bald Sicherheit gab"^).
Es war das alte Atycanda , wie Stephanbs von Byzanz die Stadt
*) Die leider verstümmelte Inschrift hat blos die Worte: xm cturov
d'BfiiütoidBi 6CTTIH0V ft^inux^dn • . • •
Reisen k Kl^aa^eH ron FelKowB-nnd Texier. x 61
Deimt, welehe Pllnliit (V^ 25 n. 27.) ah eine Stadt der Miljer
beieichnet« Die uns Dur durch diese Autoren kaiini dem Nameil
nach bekannte Stadt muas nach der Schilderan^, die nna hier Ton
ihrer Aoadehonng, ihrer terrassenförmigen Anlage an einem
Berge, ihren cyclopischen Maoem und andern Bauwerken, sowie
ihren aahlreichen und schön ausgeführten Feiseograbern gegeben
wird , im Altertbnm immerhin an den bedeutenden Stidten des
alten Ljciens gehört haben.
Hier schliessen sich eigentlich die bedeutenden Bntdeeknn<«
geR) weiche wir dem Verf. verdanken, dessen Reise Ton Mer
nach Macri und von da, nach einem Abstecher auf die Insel
Rhodus, weiter nach Smyrna, das auch' jetzt wieder Endpunkt
der ganzen Reise ward, verhaifoissmfissig nur Weniges von Be^
lang darbot: so angenehm sich sonst auch, wie wir bereits früher
bemerkt haben, das auch die Gegenwart nicht unbeachtet lassende
Tagebuch liest. Sein Hauptzweck war, auch bei dieser zweiten
Reise» zunächst und hauptsächlich auf das alte Lycien gerichtet,
das selbst durch naturliche Grenzen ziemlich abgesdilossen von
den es umgebenden Landstrichen ist, und auch nur innerhalb
dieser natürlichen Grenzen diese grossartigen, nach Anlage und
Ausf&hruiig ziemlich gleichförmigen Reste einer Architectur und
Scttiptnr aufzuweisen hat, die in ihrer durch die lokalen Ver-
hältnisse bedingten Eigenthiimliehkeit mit dem älteren , einfachen
und edleren griechischen Kunststyl die meiste und nächste Aehn-*
lichkeit zeigen. Näher freilich das Alter und die Zeit zu bestini*
men , in welche diese Anlagen fallen , die wahrscheinlich das
Werk von Jahrhunderten sind, in denen ein gleicher Typus tra-
ditionell sich fortgepianzt hat, — das möchte schwer, wo nicht
nnmöglich sein : denn so unbedingt an die Zeiten des Herodotus
und des Homer zu erinnern und auf die der Eroberung des
Landes durch die Perser vorhergehende oder doch unmittel-
bar ihr nachfolgende Periode zurückzugehen, wie der Veff.
S. 252 ff. geneigt scheint, möchte nach der immer noch sehr un-
vollkommenen Kunde , die wir von diesen früher freHich gänzlich
unbekannten Monamenten griechischer Kunst jetzt besitzen,
schwerlich nustehen. Ja der Verf. geht nodi weiter, wenn er
(S. 275.) zwischen den durch griechische Colonisten etwa eint
Jahrhundert vor der Zelt des Herodotus angelegten Städten , wie
Patara, Sidymn n. A. und zwischen den einer früheren lycischen
Bevölkerung zugehörigen Städten einen .Unterschied machen will
und m den letztern dann theHs nach Milnzen , theils nach (lyci-
sehen) Inschriften solche Städte, wie Trooumene (d. i. Tlos),
ferner Pinara, M^rd (d. i. Myra), Ga^aga (d. i. Gagä), Trabala,
Erde, Pedassis, (oyalle ( — muthmaasslich der alte Name für
Xanthus) und ändere rechnet, während er in den von den Grfe«'
ehen benannten Städten Cafynda, Tehnessus, Massicytus, Anti-
phelks, Limyra, und in den Gräbern bei Cadyanda ebenfallr
$2 ' Antiquarisch« Reisen.
Spuren dar idten Bevölkerung^ xu erkeoiien gbiubt. Wir wa^n ia
der Tbat nicht, dem Hrn. Verf. hier zu folgen, wo sicherer Grund
und Boden der historischen Ueberliefer^ing uns gänzlich abgeht;
aber wir wollen auf einige Punkte noch aufmerksam machen , wo
die historische Tradition^ so spärlich sie auch in der That leider
ist, doch aus den neuen Entdeckungen, namentlich aus den In-
schriften eine merkwürdige und auffallende Bestätigung erhalten
hat. Es betrifft dies zunächst einige Angaben des Herodotus^
der nächst Homer doch der älteste Zeuge' dieses Landes ist, das
er, wie die gesammte Griechenwelt nach ihm% Lycien nenn^
welcher Name jedoch in dem nicht griechischen (also l^dscben)
Theile der Inschrift des Obelisken bei der Stadt Xanthus (wovon
bereits oben die Rede war) , so wenig wie in irgend einer andern
aogenannjten lycischen Inschrift vorkommt; dagegen kommt an
jenem Obelisken der Name Tiamüae als Bezeichnung des Volkes
vor, . was doch von dorn durch Herodotus (I, 173. VII, 92.) als
alten Landesnamen angegebenen TegfAlkm nicht sehr entfernt
steht, sondern am Ende doch wohl auf Eins hinausläuft. Bei
Stephanus von Byzanz (p. 282. ed. Westerm.) findet sich TgsfUk'q
als alte Benennung des Landes Lycien und auch Hecaiäus dafür
als Zeuge angeführt, dann aber auch wieder (p. 275.) Teg^taga
als eine Stadt Lyciens bezeichnet und dabei die eben genannte
Stelle Herodot*s I, 173. angeführt, die besser an den andern Platz
zu TgsfiUij gepasst hätte.
Dagegen wird die Verniuthung ^es Verf« (S. 274.) von zwei
Staaten oder Völkern, aus welchen das Land bestanden, aus dem
nördlichen Theile, wo Tlos ( Trpoes in den aUlycisqheii Inschriften)
und aus dem südlichen, wo Xanthua^ die Hauptstadt der Tramelä
gewesen, wohl auf sich beruhen müssen, indem sie keineswegs
näher begründet erscheint Desto auffallender erscheint die Ber^
stätigung, die Herodot's Nachricht (1, 173.) von den Lycierni
welche nach ihren Müttern und nicht nadi ihren Vätern sich be-
nennen, durch die Grabschriften gewinnt, in welchen die Ver-
wandten des Gestorbenen nach den JMLüttern aufgeführt werden 8
Nicht minder bestätigt wird seine Naobricht von Harpagus, dem
General des Gyrus , dessen Befehlen gemäss er Lycien eroberte,
durch den Umstand , dass in der erwähnten lycischen Inschrift vx
Xanthus, welche ein von dem Könige Persiens ausgegangenes;
vielleicht zur Regulirung der Landesverhältnisse n»ch der Erobe^
rung bestimmtes Decret enthält , nicht blos der groise Kjonig der
Könige (6 ^ihya^ ^aOLlhvg bei Xenoplion), sondern auch der
Name des Harpagua (hier Arppagoa) vorkommt, was gewiss
höchst auffallend ist. Ueberhaupt werden wir, wc^nn eininal die
völlige Entzifferung der in lypischer Sclirift geflissten Insidiriftcs^
die jedenfalls einer sel^r frühen vorchristlicben Periode angehe«
ren, geglückt ist, manchen nicht unwesentlichen Gewinn für die
duidde Geschichte Lyciens und wohl auch Persiens daraus «blei-
Reuen in Kleinasien' von Fellows ond Texier. Jßi
ten konaeiu Es ist unter AppeiNÜK B. (6. 427 ^ 510.) ^ ta».'
führliches Memoir des Hm. Daniel Shurpe über diese ly^fsefaeK
Insel^riften , und die mit gleiclier Sehpft versehenen Munsen d^
Landes beigefügt; es werden darin Unl^ersuebangien über die
Sprache selbst, die als ein Zweig des indogermanischen Sprach-
Stammes, und. dem Zend zunächst stehend und yerwandt b^ich^
net wird, eingeleitet, und daran knüpfen sich weitere Versnche,
jBus diesen Inschriften, mit Zuziehung' und Vergleichung des
Zend, ein Alphabet auszumitteln , um ^mit .Jossen Hülfe dann die
Lesung der Inschriften und das Ver^tändniss derselben möglieh
2a machen. In wie weit diese, dem Verf. von einem Freunde
mitgetheiiten y ersuche für gelungen zn halten sind, wagen, whr
keineswegs zu entscheiden, indem wir dies lieber Andern über*
lassen, welche, wie unter uns namentlich Grotefend, in dasStn*
dium der Keikchriften und der Zendspracbe tiefer eingedrungen
sind , als dies Ref. Ton sich sagen kann. Wir schliessen daher
unsern , vielleicht schou zu sehr ausgedehnten Bericht über ein
Werk , das schon seines hoben Preises wegen in nicht allaii viele
Hände gelangen kann, dessen Inhalt aber in Bezug auf Alterthumfh
künde uns von einer solchen Wichtigkeit erschien, um auch einem
grössern Publikum wenigstens im Allgemeinen etwas näher be-
kannt zu werden. Ist in diesem zweiten Reisebericht im Ganzen
noch mehr als im ersten auf Alterthümer Rücksicht gentmimefi«
so verdanken wir dies vielleicht mU dem Ein^uss eines deutschen
Gelehrten, den die Vorrede mit Dank erwähnt, des Hrn. ^er-*
mann Wiener^ der die Uebersetzung, sowie auch die nähere
Erklärung und Elrörterung der zahlreichen griechischen Inschriften,
theiis im Texte selbst^ theils in einem eigenen Appendix^ A«\
(S. 298—426.) übernahm. Für die Ahbiidung^n selbst rinfl wir
Hrn. Fejlows selber verpflichtet, der. als ein sehr geschickiter
Zeichner. Alles an Ort und Stelle selbst aufgenommen hat Ilie
beiden, wie Alles in diesem Buche,, äusserst nett gestocbeneft
üLärtchen , welche zum Verständuiss des Reiseberichts unentbehr«.
lieh sind , werden , wegen der* richtigeren Bezeichnung der Lage,
so mancher alten Städte, zur Berichtigung unserer bisherigen
Karten des alten Kleinasiens wesentlich dienen können: wenn
anders bei der fabrikmässigen Art und Weise, M^omit die Verfer«
tiguBg von Karten und Atlas der aliten Welt bisher meistens he<-
trieben worden ist, eine solche, wahrhaft förderliche Benulzung
^wartet werden kann«
: Nr. 3. Das Werk des Hrn. Texter^ dessen ivir bereits mehr-
fach im Vorhergehenden gedacht haben, wegsein Inhalt mit.Hrn*
Fellows Entdeckungen zusammenfiel,, ist' nach einem ungleich;
grosseren Maassstabe.ajDgelegt; es bildet ein eigentliGhes Prac^^
V^rk, Ton welchem, uitgeachtet dei^ bis jetzt erschieneiiftn sieb-
zehn Lieferungen (wovon jedte auf neun GvXitn 20 Kreuzer vhdo»
zu stehen k^npo^) , doch noch nic^ eimoni .die Hälfte des Gsnnen
64 Antiqnarlsehe Reisen.
▼•rliegt: nö dass dte Anadbaffahg desselbeti nar wenigen, beson-
ders begabten Bibliotheken möglich sein wird ; was im Interesse
der Wissenschaft gewiss nur zn beklagen ist, da durch eine 'solche
prachtToUe und oft auch allausehr ins D<italjl gehende Ausführung
die SU wUnscIiende, allgemeinere Verbreitung gehindert wird;
Ferner erstreckt sich das Werk des Hrn. Texier nicht Mos nber
das alte Lyclen oder Carlen, sondern über ganz Kleinasien^ dessen
Terschiedene Theile bei einem mehrJQ;hrigen Aufenthalt durch-
forscht wurden, Manches gewiss auch viel genauer, als es für
Hrn. FellowB bei einem kürzeren Aufenthalte möglich war. Dies
xeigen z. B. die auch im Interesse der Architectnr Torgcnommenen
Messungen n. dgl., sowie die zahlreichen Abbildungen eines und
desselben Gegenstandes nach seinen verschiedenen Seiten und
Bestandtheilen : wozu jedenfalls eine längere Zeit der Aufnahme
an Ort und Stelle erforderlich war. Wir erinnern nur an die
oben schon genannten Abbildungen und Pläne der verschiedenen
alten Bauwerke der Stadt jiegani. Dann aber hat sich Hr. Texier
auch nicht bjos auf das Alterthüm und di^ alte Kunst beschrankt;
er hat auch schöne Bauwerke der muhamedanischen Zeit berück-
aichtigt und in seinem Werke Abbildungen und Darstellungen von
Moscheert gegeben, welche den Freund und Kenner mittelalter^
lieber Arehitector allerdings anziehen müssen. Wir rechnen dahin
namentlich die Moscheen von Brussa (PL 16 — 22.), die Moschee
SU Nigd^ (PI. 96.), von Casarea (PI. 86. 87.), von Konieh (PI. 99.),
Ton Nicaa (PI. 2.) ; und dass noch Manches dieser Art im Laufe
des Werkes nachfolgen wird, Icann kaum bezweifelt werden.
Auch was von Ancyra mitgetheilt ist (PI. 64. u. fgg.), gehört
Bum Theil auch schon in eine spätere Zeit. Das Bedeutendste
bleibt inzwischen immer das , . was aus dem Alterthüm geliefert
Ist: denn dieses scheint doch auch zunächst und hauptsächlich
Gegenstand der Forschung gewesen zu sein, ^a bei weitem die^
iiiekten der bis jetzt gelieferten Abbildungen alterthümliche Ge-
genstände liefern und auch das dem Werke vorausgehende Aver-
iissement^ an das wir uns in Ermangelung alles und jeden Texte«
Ms jetzt allein halten können, darauf fast ausschliesslich hinweist.
Dieses Avertissement giebt nicht , wie wir erwartet hätten , eine
. nähere Nachricht von dem Reisezug des Verf. und den einzelnen,*
hier entdeckten Gegenständen von Bedeutung und Wichtigkeit,
sondern verbreitet sich nach der bekannten Weise der französi-
schen Prospectus, und in dem pomphaften, ihnen eigenthum-
lichen Ausdruck in allgemeinen Betrachtungen' liber die Wn^tig-
keit und Bedentang, welche die einzelnen Provinzen des alten
Kleinasiens, die hier der Reihenach aufgeführt werden, in Ab-
sieht auf ihre meist noch so wohl erhaltenen, aber wenige bekann-
ten Denkmale alter Kunst anzusprechen haben. So heisst es
Stf B. von Lycien: „Will man die hohen Bergriicken des Taurtis
tIbIMteigen, so kantt man jeden Tag auf den Ruinen irgend einer
Reisen in Kleinafllen ron Fellows tud Texier. 65
alten Stadt zubriofen. Sagalassaa , Se^a 9 Temiosanav, bfoiida/
80 wenig wie irgend eine* andere Stadt iat ginviich vertcbwunden.
Ueberali Paläste, Inachriften und diereiebsten Gräber: es scbeint^
ala wenn dieses Asien ^ wie ein bescbeidenes Grab, aitf eine kost-
bare Weise die Asche der Völker bewahren wollte, die einst sei-
nen Rnbm ausmaditen. Die einfachen Hirten, die heutigentags
ihre Zelte im Schatten einer alten Porticiis aufschlagen und ihre
Heerden in alte Tempel ohne Dach einschliessen, vermögen kaum
ZU' dem Gedanken sich su erheben, dass Menseben so kühne
Werii:e unternommen. Wenig empfänglich für die Harmonie der
Formen und den ernsten Reis schöner Verhältnisse, haben indess
die Turcomaimen doch einen geheimen Instinct, der ihnen sagt,
dftSB ein höherer Geist die Aufführung solcher Gebäude geleitet.
Es haben diese Städte nicht durch Verheerung und M enschen«
bände gelitten; verlassen ans unbekannten Ursachen sind ihre
Monumente aufrecht geblieben und haben nur gegen die Wirkun-
gen einer kräftigen Vegetation und einer Natur, welche die Orte,
die der Mensch verlassen , wieder gewinnen will, einen Kampf
2u bestehen.^^
Soviel als Probe des Inhalts dieses Avertissements, das sich
durchgängig in diesen allgemeinen Phrasen gefallj;, ohne in das
Einzelne näher und bestimmt einzugehen. Dies wird dem noch
zu erwartenden T^Lte, der die eigentliche Reisebeschreibung und
die Erklärung der gelieferten Abbildungen und Pläne liefern soll,
Tcnrbehalten sein: -und Ref. ist darauf nicht wenig gespannt« Er
kann eb^n darum auch hier noch nicht näher über den Inhalt und
die Tendenz des Ganzen berichten, und nur die vorzügliche Aus*
fubrnng der Pläne sowohl wie der Lithographien und der Kupfer-
stiche, welche allein bis jetzt vorliegen, rühmend hervorheben,
nachdem er der einzelnen Abbildungen bereits grossentheils ge-
dacht hiit. Diesen lassen sich noch hinzufugen die merkwürdigen
Felsengräber phrygischer Könige bei Nacolia auf PI. 59. . mit
einer der lyclschen ähnlichen Schrift, desgleichen auf PL 5&-^l.
abaUche Felsengriiher, darunter auch das Grab des Midaa (PL 56.).
Ärmliche Gräber zu Urgub erscheinen auf PI. 91. 9^., das Grab-
mal des Tantalu8 auf dem Herge Sipylus auf PL 129. ; die Necro-
pole von Docimia auf PL 63. Eine schöne Ansicht der Marmor-
bruche von Synnada giebt PI. 55., eine andere der von, Justin
über den Sanganus erbauten Brücke bei dem alten Sophon PL 4,
Insbesondere merkwürdig erscheinen uns auQh die aus Plertum
(Pompejopolis) entnommenen Darstellungen, von welchen PL 73.
u^d 74. einen Plan , PL 80. die Anlage eines Tempels , PL 81,
und 82*. ein Thor und cyclopisches Mauerwerk, PL 75. 76» 78. aber
äusserst interessante Basreliefs liefern, mit Figuren in phrygisch-
persischer Haltung und Kleidung: worüber wir nähere Aufechlüsse
m dem beschreibenden Texte mit Begierde erwarten. JSäne treffi
N. Jahrb, f. Phil, u. Päd, od, Krit, Bibl, Bd, XXX IV. Hß, 1. 5
66
' Griechische Lit»rator*
liehe Karte des alten Ljdens in grotaerem Maaaaatabe, als die
obenerwähnte in dem Werte des Hrn. Feii<»w8, findet sich PI. 165.
Und hoffentlich bringt uns die Fortsetzung; noch andere Karten
der Art über die einzelnen Tbeile und Lander der kieinasiatisdiiea
Halbinsel. Denn dass wir noch Vieles zu erwarten haben ^ Uaaft
sich schon aus der Numerirnng der einzelnen Platten entnehmen,
die (wie dies bei solchen grösseren Kupferwerken in Frankreich
öfters vorkommt) nicht mit fortlaufenden Nummern von Eins an
und so weiter bezeichnet sind , sondern durcheinander laufen,
wie gerade der Künstler seine Arbeit beendigt hatte: so dass wir
z. B. bereits Nr. 225. erhalten haben, während Ni*. 1. noch fehlt,
sowie weit mehr als die Hälfte der dazwischen liegenden Nuf»-
mern. So Etwas erregt leicht Unordnung , zumal wenn in solche
grosse , oft nicht sehr durch Ankauf begünstigte Untem^nmngen
ein Ilemmniss oder eine Stockung geräth, welche wir freiKch
bei diesem Werke am wenigsten wünschen möchten.
Chr. Bahr.
I
Sophociis Tra'goediae^ recensuit et explanarit Eduardm
WunderuB. VoL I. Sect. IV. continens Anügonam* Editio secunda
multis locis cinendata. Gothae 1840. 8»
Hr. Prof. Wunder hat sich durch die Bearbeitung der so^ho-
kleischen Dramen zum Schulgebranch ein grosses Verdienst er-
worben, und die schnelle Aufeinanderfolge der. Auflagen glebt
Ton der Anerkennung desselben ein in die Augen fallendes 2^ng-
niss. Der Text ist , soweit die jetzigen Hiilfsmittel reichen^ cor-^
rect ; die Anmerkungen stehen zwischen dem Zuvielund Zuwenig
In der rechten Mitte. Wünschenswerth wäre an manchen Stelten
eiii praciserer Ausdruck, statt der Umschreibung des sophoklei-
sehen Gedankens ; ferner Ausscheidung von Worterklirungen, ^e
'dem Lexikon entnommen werden konuten; endlich Uebersetziin-
gen längerer Stellen , ohne dass die Darlegung des Oedanken-
zusammenhanges es erheischte. Auf der anderen Seite wäre «ne
kurze Entwickelung der dem 'Drama zu Grunde liegenden Ideen
an ihrer Stelle gewesen. Daa jugendliche Gemüth wird nicht
leicht durch irgend ein antikes Kunstwerk so angesprochen, wie
durch die Antigene, und der erwirbt sich ein Verdienst, der dies
dunkle Gefühl analysirt und in den Bereich der Erkenntniss hin-
einzieht. In der Antigone liegt die tragische Idee zu Tage. Ba
isf der Kampf des ewigen^ göttlichen Gesetzes mit dem mensch-
lichen , wie es der Dichter selbst v. 448 n« fg. ausgesprochen hat.
Das göttliche Gesetz Tcrtritt Antigone , das menschlfche Kreon.
|n dem Kampfe geht zwar zu Grunde, was an Antigone sf erblieh
ist; das ewige Gesetz aber, das sie vertritt, der beste Tfaefl
Ihres Wesens, ersdieint siegrekh tmi TernMitet den Konig ron
Theben sohUmmer, ahi der Tod irgend f^^ichten kann. Vermil-
teil Act wird dieser Ansgang de» Kan^fes durch die- Liehe dea
Htmoti sar^Antigone, ^in Im Uaasischen Srama aeiteii angewen*
detes Motiv. ' . » . . . .
Verfolgen wir nnn die Kritik ond^Gtklirang im Elnaelaen^
Gleich In den erc^en Versen finden sid^ Schwierigkeiten:
dg olffS' Ott, Zevg xäv dn OlStnov xaxfSv
OTtöiov ovx} vipv Ire i(ji6cciv rtlat;
Hr. W; folgt Hemiami, der die Vnlgiata d, tl in £^ rerwandeR
hai. Do<^ wie jerklart er sicfc dies 1 i fis. habe, sagt er, Sopbo-
klea ohne.wesentilchen UntonBchied« aadi r£ oil;^^ statt 6xoiov
ovxl sagen können; dies sei eine lebhaftere Redeweise fir ^vteu
Uebcr diese etwas gebrechliche Prücke gelangt er zu der Mög*
lichkeity unsere Stelle mit solchen «n Tergleiehen, wie Oed. C.
1128. näg »1f a^Uog y$y»g i^iyitv ^siii^^mift dvSgdg^ 9 tlg
cvx fve xfjXlg HaxfSv |wo¥xos- Von dieser Art konnte er freii
lieh riele Stellen bei Dichtem wie Prosaikern, griedkiscfaen wie
rimris'chen,' finden. Sie. einxlge wirkliob ähnlkhe Steile, die
Ifr. W. anf&hrf, ist die schon von, Hermann Tergliohene, Oed;
B. 1491. ägd ft(yu fiipt^fiö^^* Stt^ oV Egfa* dga^txg. ifilv tha
ik&df inv.ox^l* ingme^w aifhg. - Alldo diese Stelle. ist tl^Uä
adgefpehteiR und leicht «likidäni, theils Usst sie sidli noch adf
udere Weise erkUhren; nätnlich durch' ein Asjndetenr „Brinnerl
ihr eneh, dass ich Tfaaten, und welche ich: ToUfehrtei^V Die
Vulgata S^ti würde Rec. fallen lassen, wenn sie nur auf die V4ni
Seidler empfohlene Weise sich er]dii»n liesse, als eine, durch
k^ine Partikel yerbundene Doj^pel&agev wie ^/^ xo&sv iööL
Denn ansser ^en ron Hermann angefahrten Gründen scheint auch
die Wortstdlung, die weite Trennung der b^den.Fragworter,
dagegen jsu i^rechen: Allein eis. ki üochstine andere firkiarnny
meg&di , wonach die Satsei nicht coordinirl, sondern von einander,
abhfiägig asa fairiBen sind: ig olMf o,Tt. {roio vtoV l^i\ , onolov
cett. Dabei, glaubt Rec., kann man aich. beruhigen.
Die Aufnahme ton ayvig fax azfig.iäk 4. V. kann Rec. nur.
biUigett.
,. Dagegen halt er es nidit für so ansgemadit, dass v. 20» E%og
9fiti^£vnv bedeute „propter aliquod dictum fliictnare animo siye
pintuirbartiHtt esse^^« Denn inog bezfoht sieb doch wohl auf ^s^
waif . Antigene sagen, will :oder sagen wird. Gesetzt also auch,
»mkj^alvBiv bedeute hier nicht, wie einer der Sdioliasten erklärt,
,«fiber etwas brüten^S sondern nm«hig.jiber etwas sein, so würde
doch Reo. ^,propter aliquid, >quod dii^im.es^^ erklaren. Denn
]smenö< anusB aus idem Varheijges9gten schlössen , dass ihr . Anti-
gooe eiwaa «tffenbiärto will;
5*
68 OrSeehiaeke Literator«
V« 21. Den Genittv td^pw macht Hr. W. nach Seidler fon
dgattöng abhaagi^. Dem Aec. scheiiit die andere ConstmLtion;
die eg Ton dtipäöag aMiangen lasst, die richtigere. Denn der
Hauptgedanke Ist offenbar die Nichtbestattung dea Polynicei, der
Nebeqgedanlce, der nur dazu dient, die gegen diesen geübte
Grausamkeit hervonoheben, die Bestattung des Eteodes. Dies
Ist nun auch durch die Form, der Rede ausgedruckt, wenn tov
IUP ngotlöag als ein ausserhalb der Construktion stehender Zwi-
Bchensata erscheint
Am V. 24. xQii^Mg dmala xal voiia. nutva %9oi^g sind alle
dem Rec. bekannt gewordenen Erklarungsrersudie gescheitert;
Hr. W. will ihn als ungehörig ausstossen ; doch giebt Rec. dUe
Hoffnung nicht auf, dass durch die Emendation der^Tcrdorbe-
nen Wörter %ff7^Ag dtnalf der Stelle H&lfe geschafik werden
könne.
V. 39. tlif m tۆLaig>QOV^ d taS* iv tofitoig^ iyd
Xvov^ av ^ 'q>a^tav6u XQogdsliitfjv nlkov.
Unstreitig fat kvsiv und ifpanthiv eini sprach wörtliche Redeweise,
▼ielleldit tom Weberhandwerk entlehnt. Man kann sie mit dem
deutschen: „Einen Knoten schürsen und lösen^, vergleldieQ.
Eben deshalb aber, weO es sprüchwörtlicher Ausdruck ist, wurde
"^ Rec. nicht, wie Hr. W* gethan hat, ItpistzBiv intransitiv fusen,
„rei allcuius agendae socium esse^% während er dodi Xvuv tran*
sitiT fasst (interponendo sedifficultates solvere); das widerspricht
der Natur solcher Redeweisen, welche für das dem Gedanken
nach Gleichstehende auch eine gleiche gramonatiscfae-Fonn er-
heischen.
V. 57* mikoietopovvts tä tttXaindQm [ioqop
XOiVOV 9MXXhl^i6ütVZ hi AJÜLt^koiv xßQoZv.
^ Mit -Recht hat man diese Stelle angefochten, theils wegen dea
ungewöhnlichen Ausdrucks ($6qov ioyo^Bö&ai, InL xivi^ theila
wegen des unerträglich nachschleppenden %tQolv. Hermami
schlag deshalb btaJJiiqkoiv vor, und obgleich iKakhikog^ aoriel
Rec. bekannt, nur in der Bedeutung „einer nach dem andem^^
Torkommt, so ist es an sich nicht unglaublich, dass es auch Im
Shine \^alkog Tcat &ULo^^ gebraudit sei. Hr. W. schlagt die
Versetaung von (ioqov und xiQolv vor. Indem er an „fiopoi^ iQya-
isc&at i»l xtvi^^ keinen Anstoss nimmt. Allein das von- Ihm cur
RechtfertIffung angeführte fujiEö&al ti ixl v^vi Ist ungleich,
weil in (itfidsö&at der Begriff des Absichtlichen vorherrschend,
der Begriff der Ausfuhrung nur secundär ist. Rec. glaubt, dass
Bxrfssonade der Wahrheit am nächsten gekommen ist ,. welcher
^' (iAAi^AoiV emendirte. Nur halt Rec. vn dlli^Xmv x$Qotv ans-
nahe liegenden GrSnden fir das Richtigere.
' T. 59. v6(iOV ßUc. Hr. W. „de hoc additamento qood salve
sensu omitti poterat', eonf. cett.^^ Dergleidien Bemerkungen
^ > Sophoeüs Aiitigdiia, ed* Wunder. 69
w&osehteD wir getilgt. Sophokles sagt nidits , quod sabo sensu
omiUi poterat Hitte Hr. W, Ton der, dem Drama zu Grunde
liegenden Idee sich gehörig Rechenschaft ^gegeben , so wurde
er gesehen haben, weshalb dieser Begriff gerade herrorgeho-
ben wird.
Y. 70. l/iov f UV ^diio$ dQ<piig lUta. Itr. W. umschreibt
dies folgendermaassen : ovx äv bXij iiot ijdv, bI hbt i^ov d^^i^g.
Pem Sinne nach gana richtig; aliein wozu dne solche Umschrei-
bung, i^dims heisst auf angenehme Weise, und wird sich in der
Jtegel auf das Subject 4os Satses beziehen. Hier ,ab^r. isti zu
i^dsms nicht ^ok sondern ifkol hinzuzudenken, was in dieser Ver-
bindung keine Schwierigkeit hat. Ebenso verhalt es sich mit der
von Hrn. W. angeführten Stelle Eurip. Bacch. 796. uod mit Plai
Theaet« p, 161. C. tu ßkv aXXa fioi naw ^ditog bZqiihbv* Dieses
einfache Sachverhältniss wird durch Hrn. W. Umschreibung dem
Auge detf Schülers entzogen.
V. 93. ix^aoBluBv l| l/iov
Ix&ga 8b t^ ^avövt^ tegogHBt^s^ diuy, *
Wir wünschten hier eine uns sehr wahrscheinliche Vermuthung
(wenn wir uns recht entsinuen des Hm. Lehrs) berücksichtigt,
ijfiQ§i auf öUff zu beziehen. * Denn d/xg schleppt ungefilKg nack
ixi^gä ilinj ist ins inimicomm ; i^lso „iure inimicorum spud mor-r
iuum eris^^ Aehnlich ist das ischyleische dlx^ Siialfteifv Sept.
«dTh.397.
V. 108. o^vtiQtp mw^^oiöa xakiv^. Hr. W. folgt hier der
Ecklamng Toa Musgrave: „Oeieiior reditns fuit, quam aecessus^.
Daran hat Sophokles schwerlich gedacht. Die geschlagenen Ar-
g^ver waren in der Nacht abgezogen. Die Strahlen der aufgehen-
den Sonne, die der Chor hier anredet, treiben d(ie Arglver zur
schnelleren Flucht, d.h. schneller als sie bisher, wahrend der
Nacht, geflohen $ denn die Gefahr, verfolgt zu werden, wurde
mit dem anbrechenden Tage drohender.
V. 130. xQvöoV'Xavaxijg WBQontlag, Auf den Scholiasten
sich stützend nimmt Hr. W. an, Sophokles habe etwa vXBQOMto^
xigovg geschrieben. Der Sinn aber sei vnegontotiQovg fj xatd
uavax^v. Diese letztere Meinang, obwohl Hr. W. darin an Neue
einen Vorgänger gefunden hat, ist sicher unrichtig. ^ xaxu
navax^i quam pro fragore, kann nur heissen „übermuthiger,
als ihnen vermöge des Goldgetönes znkam^^; als ob einem Krieger
der goldenen Waffen wegen Uebermuth zustande, oder wenn er
noch mehr Gold trüge, ihm ziemte, noch übermüthiger zu sein.
Hr. W. und N. haben wahrscheinlich etwas Anderes im Sinne
gehabt. Sie wollten xQ^^^ov wtvax^g nicht allgemein verstanden
wissen , sondern bezogen ^es auf das bestimmte Goldgerassel des
argivischen Heeres in diesem Sinne: „ihr Uebermuth über-
traf das (stolze) Gerassel ihrer goldenen Waffen^S Dieser Ge-
70 Griecilifckft Literatvr*
dnke aber fdhdbil dem Bec ai fioclif Kr ^waitetB «Ins
Fdgeades: ^
ratanmieiigezogeo ans vM^^MXjpvtag. .
V.138. $1x8 V äXX^ tä phf'
aJiXa if &i iAXoig hteißdfut ötvfptUfyiv piyas
Hr. W. ist hier Bockha Kritft gefolgt. Seine ErUirims ut fol-
geadle: Area lenirte dieses (das Driaen des Oapaneos) anderswo- >
hin, d« h. er wandte das Unheil Toh den Tliehaneni ab. IMeser
Ansicht stellt sieh dn doppeltes Bedenken entgegen. Znerst ein
metrisehes, die Kurze des piiv^ bei hoher Wahrseheinlichkeit der
Continnität des Numems. Femer wird ja so die Abwendung jenelto
vom Capaneas gedrohten Unheils dem Ares sngesdirieben, da
dies doch anf Rechnung des Zeus kam, wie eben erzählt ist*
Rec elaubt daher, dass die nrsprfingtiche Lesart dne andere,
etwa folgende gewesen sei:
aXha d* 1% aAAotg cett.
Die Cormptel entstand dadurdi, dass aXla — alXa durch xa
(dv — %ä di erklärt wurde. Ofec fiian ist: Ares wandte Einigea
ab; Anderes liess er Andere betreffen.
Y. 158. zieht Rec. die Hermannsche Lesart vlva 8^ fL^ti/tf
iQi600nf der Yulgata Tor. Nach dieser sagt der' Chor: Ich
sehliesse aus der Zusammenberufung .der Gerusia, dass er eihea
Plan hat. Nach Hermanns Aenderung «eigt der Chor den Wunsch^
zu erfahren I) weldben Plan er hegt. Dieser Wünsch aber wird
durch des Köuigs folgende Rede erfüllt/ so dass gleichsam iImig
'Antwort auf das tlpa durch diese erfolgt. Wir halten daher die
Lesart für richtiger, welche das Verhältnis« des Vorhergehendem-
zum Folgenden schärfer bezeichnet«
V. 186* dvti t^g 64otfjQlag. Rec. Tormisst hier eine Erklä-
rung. Der Sinn ist „um den Preis der el^en Rettung^^
V. 211. schreibt Hr. W« nach W. Dmdorf :
toi' tyds dvgvovv xdg tov &5[i&f^ xSlBiy
was sehr anspricht, da der blosse Accusaüv mehr als ungewöhn-
lich sein würde. Aach v. 212. halten, wir ndt Hm^Dlndorf die
Worte nopvl nov / ivactl öo^ für verdorben, da eine solche
Stellung der Partikel kaum erträglich ist, sei es nun, dass So-
phokles »avxl »Qv uaQiöu oder filTS^u geschrieben habe. Nicht
wem'ger ansprechend ist desselben Hrn. Dindwis «bnendation der
VttlgaU ▼. 215.
mag av iSuomol vv v iZva --*
fikr 09$ «V — {ta.
Sophoelia Antigona, ed. Wunder. 71
Die ftQgefuhrCen Aenderangen Diiiderf« bal kir. W. sSamtlidi
in den Text aufgenommen, was wir ihm keineaweg^a cum Vor-
wurfe machen. Weniger können wir es billigen , dass er t. 231.
iiwiov 6%ok^ ßgaövs an die Stelle der aus den Scliolien entlehn-
ten Lesart ^xoly raxvg gesetzt hat. Er beruft sich auf seine
Abhandlung de Schol. in Soph. Trag, auctoritate , die dem Ree.
nicht Eur Hand ist. Soviel ist gewiss , dass ein Oxymoron dem
Charakter des Redenden sehr angemessen ist, und jedenfalls kann
man die Lesart der Handschrift ßgaövg eher einem Erklärer, als
taxuQ zuschreiben.
V. 234. tkXog ys fili^tot Sbvq ivUrjöav fiolstv
öol' xel ro i^t^div B^BQtOj q>Qd6a) d' o(A(ag.
Hr. W. hält diese Worte für verdorben, weil 6oi durch seine
Stellung einen unangemessenen JNachdruck erhält, der dadurch
noeh auffallender wird, dass ötVQO vorhergeht, welches der
Sache nach dasselbe aussagt. Das von Ifrn. W. vorgeschlagene
6ol T , eI cett. ist schon wegen der dadurch nothwendig geworde-
nen Ausstossung des xal vor bI nicht zu billigen. Deni Rec
scheint aol von einem Erklärer herzurühren, und Sophokles etwa
ao geschrieben zu haben:
(D$, hbI to [iridlv il^BQfS, tpqa^fov ontog.
War dies die echte Lesart , so konnte ein des Sprachgebrauches
nicht ganz Kundiger auch an dem (og q>QuOiov Anstoss nehmen,
obwohl nach einem so weit Terbreiteten Gesetze der griechischen
Rede auch hier das grammatische Subject dem natürlichen ge-
vrichen sein würde, wie v. 260. und sonst häufig.
V. 239. Hr. W. hat hier und anderwärts die Form dnog)dQ'
yvvfAi aufgenommen. Rec« hätte eine Erklärung des Sintaes ge-
wünscht. Was heisst:
. ^ ys 6xo%afyi xdxoq>äQywöat xvxXip
. to HQäyfi« — 1
^toxdlBfl^ai ist bald etwas vermnthen , bald nach etwas trachten.
Beide Bedeutungen sind hier unpassend. Denn die vorhergehen-
den Worte:
0V7C av d^Tcattog ig xanov niöoinl xi —
enthalten nicht eine Vermuthung, sondern ein Urth^l; „Du
wurdest Unrecht thun, wenn d^mir ein Leid anthätest.^^ Noch
weniger verträgt sich die andere Bedeutung des Wortes mit dem
Zusammenhange. Rec. erwartete OrByd^Bi, oder ^nBicd^Bi^ welches
mit dnog)Qdyvv0ai ähnlicher Bedeatuug ist.
V. 250. wurde Rec unbedenklich Hermann gefolgt sein,
welcher %BQ6og als Adjectiv fasste. Denn was soll xigöog sub-
stantivisch nebjen yij?
74 Griechische Liteiraior, '
warum man uiebl ebm so gnl; Sfia nalog ntd a/M dfal^oif wie
MfLa XB Udtlog xal ayLa uytAdg gesagt baben iodUte.
V. 450. fü tovglf iv dv^Qoinoi6iv ßgi^av voiiovg, *
Es lisst sich die Steile allerdings durch die Annahme einer nach-
Itissigeren Oedankenvcrbindung vertheidigen ; allein in dieser
Rede, wo alles so klar und einfach ist, so dass die Ruhe der
Ueberseugung aus jedem Satze hervorleuchtet, würde jene unge-
füge Gedankenverbindung nieht an ihrer Stelle sein. Man konnte
nun zwar durch eine Emendation helfen, etwa xotovgS — wQi^w;
aber es ist kaum anzunehmen , dass eine so einfach gebaute und
verstandliche Periode verdorben sein würde. Daher stimmt Ree.
Hrn. Dindorf und W. bei , welche eine Interpolation dieses Verses
annehmen.
V. 483. HQcitTi erklärt der Schol. durch toXfiij(iaxa xal vUfi^
ohne dass Hr. W. dagegen Einspruch thut. Allein es bedeutet
das Machtgebot des Kreon ; daher auch xelöstai.
V. 426. atfLtttoBv bedurfte einer näheren Erklärung nach
Hermanns Anleitung. Denn purpureus wird jeder von einer schönen
Gesichtsfarbe verstehen. Offenbar aber ist es hier eine unnatür-
liche entstellende Röthe, eine Folge des ~ Weinens und der
Schaam. Dies lehrt theils die Bedeutung von aliiatoeig^ theihi
die Stellung der Worte. Der ganze Gegensatz wird den Worten
svoara naguav aufgespart.
V. 549. aXyov6a ^Iv d^, X82 yiXot' iv <^ol yeldi»
So schreibt Hr. W. nach einer Yermuthung W. Dindorfs; in den
HS. steht d^z* eL Unstreitig hat durch diese Aenderung der
Sinn gewonnen. Die einzelnen Theile des Gedankens treten da-
durch in ein bestimmteres Verhältniss; die Gegensätze liegen offe-
ner zu Tage.
V* 580 — 620. In diesem Chorliede ist Manches noch nieht
gehörig aufgeklärt. So kann man v. 585. zweifelhaft sein, ob in den
Worten oldfia iQeßog vq)aXov Intögafiig — oldficc Subject oder
Object von eitiÖQafi'g ist , da dieses Verbum häufig von Dingen
(Farben, Licht etc.) gesagt wird, welche die Oberfläche bedecken
oder berühren. ~ V. 589. glauben wir, dass die Construktion
durch die Stellung der Wörter hinlänglich vorgezeichnet ist.
AttßdaKtdäv oZk(ov^ vom Nominat. olxai A^ßäuKÜa^i gehört^
wie Hermann erinnert hat, zusammen; übrigens ist so zu con-
struiren: tä jdaßdaxid&v oinrnv xi]^ara ntnxbvta inl g^d'iriöv
ni^iiLMi. Sehr richtig hat Hr. W. auf die Stellung von aQxula vor
dem Artikel aufmerksam gemacht. Es muss also dQ%ütla prädika-
tisich gefasst werden: Ich sehe, dass die im Labikkidenhause den
Leiden der Dahingesehiedenen folgenden Leiden altherkömmlkh
sifid^ d* h« ich sehe, dass ea iluigst in diesem Geschlechte her-
*
/
Sophodis AatlgoiiA'j «4 Wunder« 75
kommUdi ist, da» sn dejalieidw der Todtea neue lieUen .«kk
gesellen« -^ V« 493. u. f.
qlia^ 0 xixaxo g>€iog hv OHItcov ddfio&s,.
xar' ccv viv cpoivla 9scjv xcSv
ViQxiQ0v dfA^ uoxls cett.
Die leieliieste EmendatioD diesor Stelle schdnt denr Rec. die
Veränderung von o xixöxo in ixhaxo ,- weraof auch Hr. Klots
£pi8tol. Crit ad 6. Herrn, p. 12* verfallen ist. Die Rede ge-
winnt dadurch an Nachdruck, und dar Uebelstand, daaa d^f
gnunmatisch auf <puog^ logisch auf ^l^a «ich. bezog, wird geho-
ben. Dass aber Hr. W« Konig für das handschrifcl. HÖv^g aufge-
nominen hat, Icann Rec. nur billigen; denn abmähender Staub ist
sicher keui passendes Bild.
V.'600. vnveg 6 aavxoyiig&g. Ret, kann sich nicht i^ber-
zeugen,. das Sophokles so geschrieben habe. Wer hat jemals^ in
alter oder neuer Zeit dem erquickenden Schlafe die Eigenschaft
beigelegt, das Alter herbeisufiyiren^ Und waram altem die
Gotter' nicht, die doch auch vom Schlafe bewältigt werden? Es,
scheint hier dn altes Abschreiberversehen sich eingeschiichen an
haben (die Scholiasten haben offenbar schon dieselbe Lesart ge-
habt).' Das Versehen scheint daher «u rühren, dass des Abschref-
bers Auge zu ayi^gmg^ welches als v. 1. neben dytJQtp geschrieben
war, sich verirrte. Sophokles schrieb wohl ütavxoSfiäxaQ^ wie
schon Homer den Schlaf nav9ttßdxG}Q genannt hat. Dieser Be-
griff ist -hier offenbar der passende.
Der metHsche Fehler des v. 601. ovt' dnduaxot 9t&v lässt
sich wohl am leichtesten so heben ; ovxs &B(Sv axfiaxoi.
Beachtungswerth Ist die Vermuthung des Hrn. W., dass In
der schwierigen Stelle 605-^608. ovdhv egnet aus v. 613. fälsch-
lich hierher gerathed sei« Verdachtig ist allerdings die Stelle,
doch möchte Rec. nicht mit solcher Bestimnitheit, wie Hr. W.
behaupten , dass sie nicht so von Sophokles geschrieben
sein könne. Er meint enccgnsTv könne nicht valere bedeu-
ten.' Es ist allerdings eigentlich sufficere, hinlängliche Kraft
haben; man würde also genauer satis valebit zu übersetzen
haben. Uebrigens lassen sich die Worte so schreiben und er-
klären *
vofioffoa*, OTJENEPHEl
iS^vaxmv ßtötc) nä^noXig, EKTOE JTAZ:
Durch diese Wo|:tstoIluQg wird dfsr Inhalt des. Gesetzes- stiarfc her^-
vorgeho^en , und ganz Aehnlicb^ findet sich bei Eurifädea; vgl.
Iphig. Aul. 1062* ndumoJUg ki 9q viet wie ko^o£, indem die ganäa
Menschheit als ein grosser Staat gedacht wird, ein Gedanke, dem
die Stoiker nachher. e|ne noch weiteire Ausd^nung gegeben hn-
76 Griechisclie Literatar. -
lien. Darauf deatel auch der SehoUast, welcher ndfu^okig durch
xayKOöfiiog erklärt
V. 622. scheint Rec t^g fisUoyiiiiov als Interpretamept
TOD talldog nach DIndorb Vorschlage mit Recht aosgestossen
XU sein.
Y. 632. 6v fioi yvdifiag Sxmv XQfj0tag äitoif^oig , alg ^coy
hpitlfOfitt^. Diese Worte bedeuten doch wohl : Du lenJcest meine
Entschlüsse wieder inm Guten, nai^dem'sie auf Abwege gerathen;
also XQijötdg dieoQ%'otg = dxoQ^ig cStfrs jrps^Oiras ytviö^ai.
Bei dieser Auffassung Ist aber das Sxc9v störend, da man genö-
thlgt ist yvdfiag XQriötig in ganz anderer Beasiehung liinsusu-
denken. Sollte nicht also Ex^iv zu schreiben sein?
V. 642. tag qfgipag ^ vq)* ^dovijg. Der Sinn ist offenbar:
Du mögest der Denkungskraft , die du eben ausgesprochen , dich
nicht entaussem. Dabei ist nun yi nicht zu verstehen ; doch
bilUgen wir die Vorsicht des Hrn. Verf., der nicht gleich an die
Stelle der Vulgata eine wahrscheinliche Yermuthung gesetzt hat,
und wiinschten nur, dasa er, um der Gldchmässigkeit willen, in
n^hreru andern FSUen eben so zurückhaltend gewesen wäre.
V. 653. iyysv^ q>u6Bi. Hr. W. wiederholt die Anmerkung
Schäfers: Dativum ^liöH Graeci scriptores sie usurpant, ut, si
omissus esset, nemp eum requlreret. Dergleichen Anmjerknngen
.wurde Re& nicht aufnehmen. Bei den griechischen Dichtern fin-
den wir allerdings manche Redeweisen, die uns tautplogisch er-
scheinen« weil derselbe Begriff mit geringer Modifikation durch
mehrere Wörter ausgedruckt ist Dies geschiebt aber nach bestimm-
ten Gesetzen; nämlich immer nur dann, wenn jener Begriff einen
besondern Nachdruck hat, wie hier der Begriff der Verwandtschafit.
Der Grund dieser Erscheinung liegt wohl darin , dass die griechi-
sche Sprache. dem Zustande einer bloss gesprochenen, nicht ge-
schriebenen, näher steht, als die neueren, die dergleichen Ver-
hindungen als tautologisch ablehnen wiirden. Man fürchtete, der
Hauptbegriff werde durch ein fl&chtiges Wort in der Seele des
Hörers nicht hinlänglich fixirt; dahec denn jene scheinbaren
Tautologieen nur bei solchen Begriffen vorkommen dürfen,
die fixirt werden sollen , d. h. welche Hauptbegriffe die
Sätze sind.
V. 658. zoig XQutvvovötv voev. So nach Hrn. Dindorfs Vermu-
thung, fikr die gewöhnliche Lesart toig HQcetovötv hfVoaC Hr. D.
ward zu dieser Vermuthung durch die L. des Cod« La. ^ar —
ov^tv vosi geführt. Es konnte hier ohne Zweifel beides gesägt
Werden; ausdrucksvoller aber ist gewiss iwoBi. t^oeri/ heisst wor-
auf bedadit sein ; iwouv etwas sich einfslleu j beigehn lassen,
-wodurch der Aasdruck einen angemessenen Anstrich von Tadel
^erhält.
V. 668« ovv (iäxg dopdg tQonug naia^^i^vöi. Wir billigen
Söphoelia Antigomi) ed. Wunder.' 77
dorähsiis Hm. Wn. EAVÜhmg ^^mmpeiido. (petra]ila ade) iagmm
efficit^^ Was das dvv fiirxi? betrifft , so war ea auch dem Bee.
aleta terdiditig. • Er glaubt daher, dasa 0^ pafiQ iogog eine alte,
atier ungMeklkhe Aendenin^ einea Metriken iat, der ^vv io^
pdxfig (SCMchfUilien fand; i. I. 6vv öoqh fiixfig* ,,Der Dngehoi^
man s^veisat mit der (feindlichen) i4anse sttf|;leicüb die Reihen ;
il. h. UÄgeborsaai trl^ an Niederlagen eben se viel bei , ah diei
Lanse des Feindea^^ In den nao£»ten Worten versteht Aee.
6^ov[iivw Hiebt ,,qtti erecti atant^S sondern ,,qui se regi patinn-
tnr^^ Dem cqQ^Aq wird in awei Beaiehungen gesagt , aufreehft
und gerade aoa; daher og^ovv = UhivHV. Dagegen glaubt See^
dasa Hr« W. v. 632. totg HOöfurupivoig richtig Tom Nobl uk
9to6iBOvpLSva hergeleitet habe.
V. 680. ovv av dw^alfiifp , fii^' i7ii6tal(i/ijv JLiyBiP.
Hr. W. begnügt sieh hier, au dem Gebraudie Ton ov und fis} Matth.
n citiren. Doch wurde gerade hier dne genauere Darlegung den
Sinnes willk<mimen gewesen sein. dvvaöd^aL beseichnet hßiflg
auch ein moralisches Können, a se impetrare aliqnid. Der ShiA
also Ist : Ich würde mich nicnt dasu entschliessen können, und
— - o möchte ich es nicht yerstehen. Darin liegt also, dass er ea
nicht für unmöglich hält, es au verstehen , 4ass er aber deaiiodh
aus kindlicher Ehrfurcht sich Aicht dazu entschliessen wurde. Iii
dem lüichsten Verse ist ^oito eide Emendation'Hm. W's. Allein
da nulßg Sx'^ ^^^ ganaen Zusammenhange nach deutlich genug
icalag BlQrjiiivoi> rt beaeichnet, sieht Ree«. keine Nothwendigbeil
der Aenderung. Dass dagegen* in dem folgenden Y. Hr^ W. dou
d'ovv »kpvxa^ die Lesart der Handschriften, einer var. 1. dea
Cod. La. tfi) d'ov xig^nctxg vorgezogen hat, kann Hec. nur billigeni
da an der Vnlg. nichts auszusetzen ist , u^d XQO0Konsii^ zu JeUec
Lesart des L. nicht recht zu passen scheint. Denn nicht Vom Vop-
auswissen , sondern vom Sehen überhaupt ist die Rede.
\. 690, i]t ig tov avt'^ avtaiiXq>üv ivtfiovätg
nmt&t u^amov (ii^* vn A\xrfit&v %w&v cett
Hr. W. macht hier darauf aufmerksam, dass eigentlich ovxt^ nicht
fti}t8 stehen musste. Er sagt: Eius rei cau9Sam facile appurel
haue fuisse, quod id imprinds animadverti , voluit, impedimenta
f uisse Antigonam , ne insepuUus iaceret Folynices, qunm sepul«
tnrae honore eum omaret^*. Diesen etwas dunkelen Ausdruck
kann man sich etwa. so deutUch machen: die beiden Redeweisen^.
w% äa09 oAicI'&at.ttttd kxoli]6s fii^ oAiod'a* sind auf eine etwas
befiremdliche Weise verschmolzen; denn aXatöi fc^ dAto^ai' kana
naturBch nidbit constrüfft werden. Diese Erklärung sc^idnt dem
Rec. nicht die richtige , vielmehr findet er die Rechtfertigung de»
§11^ in dem Hinüberspringen in eine allgemeine Seiitenz. ^t$g be^
zieht sich zwar auf Antigene , allein durch die zweite Apo-^
dosis (4enn wir haben hier ja die Figur protasis inter dupltonl
78
Crriechiflche Literatur.
•podöifai) erhilt der Oedhinke eine allgemdne WenSltiii;, otJ^
M$ cett
V. 711. Mit Reebt seheint nm Hr. W. die Volg. beibehalten
•II habeB xi Xoi/x&v. Dadareb wird die Irenie nodi bandgreff-
Uchert wie v^ 311. %v di&ttq -^ ro Xotit6p ap^raf^rs. Zu
xatm 0tgifpBvv würde Ree. lieber n^v vccvv als tä 6iXgi{xra er-
gfinien^d^ h. ergtaabt, dass xäta ötglfpsiit eben sowie noaer
„umwerfeB^ elliptiach gebraucht sei.
V. 730. XQfjyB hält Rec für richtig, da die Part, yi häufig
mit Wörtern, die eine Nothwendiglceit ausdrucken, sich verbu»-
den findet , um den Gegensatz zur Wirlcliehkeit stSrker herrotw
andielien.
Y. 753. x<^h^^ ^^i ijfoyoi^v dsvvidBig ifiL Man kann die
W. iffl tlfoyotöi auf 3 yerschiedene Arten erklären. 1) mit Beckh
kann man es mit ^ct/^om^ Terbinden; dies aber ist ungiswohnlich,
da xalgmv itf der Bedeutung „ungestMft^^ sich an das Verbmn
achliesst« — 2) Man kann inl il>6yot0i mit Hrn. W. reprehen«
dcädo, accusando übersetzen« Allein iiA ^6yoi6i kann doch !ivohl
Bor heissen'tadeinshalber, zum Tadel (so z. B. in der scheinbar
aefar ähnlichen St. filectr. 109. inl natxvrtp '^x^ nQoq>mvHv)»
Wer wird nun so reden: tadelnshalber Jemanden beschimpfen. —
Ettdiieh S) könnte ijii ^6yoi€i Iieissen: nachdem Du mich geta-«
ddt, wo denn dBifva^Bcv ein Stärkeres als ^oyo^ eusdrücken
würde. Allein so Terstanden würden diese Worte an der unrech-
ten SteUe st^en , da das zunächst Vorliei^eheade nur einen be-
scheidenen Tadel enthält. Nur etwa unmittelbar nach v. 749. ei
fpij näxi^ 7J0%^^ Blmifv &v ^ ovx s^ ^>QovBli9 könnte ein soldier
Oedanke angemessen erscheinen. Reo. glaubt daher, dass Ir« ffir
hxi zu lesen ist, wodurch die Ungeduld des Kreon ausgedruckt
wird; wie er denn auch wirklich nunmehr der Unterredung ein
Ende macht Auf diese Weise erhalten wir den natürlichen und
untadeligen. Ausdruck ^6yo%6i hBvvitfiw.
V. 768. 9rsrpi9d£* — HatdQvxi^- Wir hatten erwartet , dass
Hr. W» hier auf die Forschungen des Obristen Mure (vgl. BJiein*
Mna. 1839, Heft II. p. 265.) Rücksicht genommen. Er hat es in
hohevi Orade wahrscheinlich gemacht, dass hier wie in mehrem
andern Stellen des Dramas Ton einem s. g. iS^Tjöavgog die Rede
sei, dergleichen Bauwerke jetzt tou der Mehrzahl als Graber an^
erkannt sind. (Mfenbar werden manche Beaielrangen deutlicher«
wenn wir an ein Fandlienbegribniss zu deinen liaben, in weldies
jone eingeschlossen werden ^soil.
V. 775. Die W. o$ h mY^d6i itüttBiq hält Hec. auch nach den»
neuesten BrklänmgBTersQche Ton Hrn. Klotz, der. in xtijfMata Sfte-
ven oder Sdarinnen' sieht, für corriipt, weil ins Satzbut Cr^en-
Sätze sich zeigen , welche der Gedanki^ nicht fdiöirig recMr
So^lHwIii Ant^ona,' ed. Wunder. 79
V« 790. %mv ß$y6Xm^ Ofö%l nuQiSffos tMpäv.
Hr. W. ist auch hier Hm. W. Dindorf gefolgt, wie Re&
gkmbt, etwa« vorgcfaneli , obwohl er aelliat von der Cormptel der
8Mie übemectglr' tat. Ea iat hier der Begriff: de» Oeaettea
wideratrebend erforderlich* Diee aoll durch ovjfi ^tigtSgög be-
aeiciiDeft werden, weil ^«gsSpog ttvog siifianimenwirkeBd be«
deute. Allein gerade bei bildlichen AnadrUcken ist ein Rick-
sdiluaa Ten der Position auf die Negation bedenklieh« Z. B« In der
▼on Seidler angefUirten Stelle wird Sroa Beiätser der Sophia ge-
nannt, Dadnrd) erhalte ich ein den Chriechen geläufigea Bild toH
neben einander thronenden Oottheiten; alao ist der AuadmdE
dicfatmach und angemessen. Allein bei der negirendefr Rede Int
das mchl. der Fall, und ea wiivde sich ein soldher Anadrnck nnf
etwa dann entachnldigen bsaen^ wenn sapsd^og durch häufigen
Gebrauch abgeschliffui , und seiner bildliehen Kraft beraubt
wäre. Ree. glaubt daher, daaa man mit der Aufnahme jener Oan*
jectur wenigstens solange anstehen miiaae, bia bewiesen ist, daaa
daa Gegentheil, etwa täv iisyakmv ttovÖB n&QBdQog^.nkHit eben
90 gut, oder besser gesagt werden konnte«
y. 813. iiovii 6i^ ^vaxiDv. Hr. W. nach Süvem „aegregata ab
homtnibua^S Rec. 2(weifelt schon wegen d^s ^^ an der lUchtig-
keit dieser Erklänmg. Es soll Antigones Fall als ein aüsseror«
dentlicher dargestellt werden, und wenn auch Antigene Aehn-
Hcbes anführt, so leugnet der Chor doch die Tottige Aehnlichkeit.
Y. 824. ist nach Rec. Ansicht die Yermuthung Bothes xiyyu dl
für ri mit Recht aufgenommen. In den folgenden Worten hStte
wohl erwähnt werden können, dassog?^!;^ und isiQag gevnss nicht
ohne Absicht des Dichters zugleich Bergeshöhen und Theile dea
ipenschilchen Körpers beseichnen.
Y. 828. xQig loo^ioig SyKXtiga XaiHv. Es wire sehr auf-
iallend, wenn dieselbe Niobe, die ebeh ^(og und iS^sofBWijg ge-
nannt ist) nun wieder dorch l66%Bog bezeichnet würde. Auch
bedeutet ja fynkijgog^ wenngleich der Scholiast es so erktirt:
tofß uitov Ttki^gov xaltvxtig^ eigentlich: qni in partem alicuiua
rei Tenit, wie v. 806. , wo das Wort mit dem Genitiv verbunden
iat Reo. glaubt daher, dass^tfodioc^ vom Nom. icc löo^sa her*
sideiten, und ein j^ottähnUches Geschick gemeint sei.
V. 831. QVfc oMvfiivav. So schreibt Hr. W. mit Erfordt
nus Crod. Dresd. a. Allein, die beiden aus Euripides angefahrten
Steilen, wenn sie auch kritisch fest stiinden, würden doch f&r
die Perfektumsbedeotimg von oklvfiai keinen sicheren Beweis
ttefern. Beide beziehen sich auf die Wegfnhmng von Gefange-
nen ana Troja, wobei der Gedanke ,, während die Stadt zeint^
wird'^ ebenso passend ist, als ^^nachdem sie zerstört ist.*^ flfter
aber ist dXkvfiipag um so' anatosetfger, da das Präteritum dorch
den Znsammenhang hervorgdioben wfrd. Zu allem dem abe»
gO Grieehiscke Llteratiir.
kommt der be^niodete Zweifel Ober die io der Anliatro^be ent-
^precb^idea Worte.
V. 836. 1^^1X0. Rec* vermiMt bier eine BrkUbuiig dieses
Wortes; durch .deo sa erganseoden Gedanken; Wenn ich aach
sonst nichts dabei gewinne Hatte Hr. W. dies sich deotUch ge*
macht) so wurde er Tor der uonötbigen Emendation faeomdiifcat
siph geh&tet haben, iafixx&iiai setst det Dichter eben wegen
des w snpplirenden Gedankens: Etiamsi nihil alind iucror.
V. 841. wt* iv ßgotoTöiv o^v' iv vBicgoiötv. Bergk hielt
diese Worte för ein Glossem , und Hr. Dindorf hat diese Ansicht
gutgeheissen. Sie haben gewiss Recht, da schon das untadelige
Metrum der Antistn^he die Comiptel darthut, so wie auch dN^
filscfae Gegensats Ton vexgoie Q»d ßginols nicht vom Sophokles
herr&hren kann. Da nun Antigene nicht wohl etwas anderes ge-
sagt haben- kann, als dass sie weder unter den Todten noch den
Lebendigen heimisch sei, so mlissen die ausgefallenen Worte
dasselbe mit den folgenden ov ^möiv ov ^avovCiv bedeutet ha«
hen, etwa:
ovv iv toiöiv h* ovra tol6iv.
y. 867. hat Hr. W. des Metrums wegen Igov für tegov nach
eigner Vermuthnng geschrieben.
V. 875. bI xgBlrj, Die Bedeutung si utile sit passt hier nicht;
denn da das Jammern eben deswegen geschieht, um den Tod
zu verzögern, so ist es doch in sofern wirklich, nicht bloss hy-
pothetisch,' nutzlich. Man erwartet vielmehr den Gedanken
„siliceat^S
V. 874 kann Rec^. Hrn. W. nur bclstinimen, wenn er &q>tt^
jug^ (nach Dindorfs Vermuthung = jr^^gci) und tv[ißevspv in den
* Text au^eaommen hat.
In den folgenden Worten wünschten wir, Hr. W. hatte aus
Rücksicht auf die Mehrzahl seiner Leser bemerkt, dass ^t^soitUag
#V)Vf/ foig. den Gegensatz zu sJts — bUb bildet, wäbreund die W«
^ftti^:. — ^gf^v parenthetisch zu fassen sind« Der Zussmmenhang
iit dieser: Mag sie leben oder sterben wollen, so. soll sie doch
gewiss vom Verlcehre mit den Lebendigen auggeschlossen werden«
Kreon erklärt sich also mit tyrannischer Sophistik desshalb für un«
sdiuldjg, weil er der Aniigone die Wahl zwischen LebeQ und Tod
nberJIsssen hat.
Y. 917. TijvdB / iiQvaiv. Aneh hier vermissen wir eine
Erklärung der Part, yi^ zumal da leicht einer darauf ver&llen
kennte, T^Vd' iiU%ov0LV zu schreiben/ Allein das yi. giebt dem
Giedanken folgende Wendung: Diese wenigstens ist. noch .dien
selbe (doch vielleicht hat Kreon seip^n Siqp. geändert)» Dfete
Änssidit wird dem Chor durch KreoQs Worte abgeschnitten , nod
neu erst giebt derselbe sUe . Hebung auf. .
SophoeUb AnUgoift, ed« Wiiiid«r. .81
tifp ß'aövUäa liQVPfpf Xoim^»
Zeiii^e auch das Metrum die Conruptel nidit ^ so wfirde doch der
Sinn dan W. natQuvläak vecdamineo. Hr« W. beruft sich auf swd
SielLea des Oedlp. Rex, wo ava| tobi Kreon , ehe er König War^
und vom Tireaias gofiagl wird, v. 960. alber bcsiehl sich äva»r$g
wo nicht aqf Kreon alkiio, doch mit auf den König. Das abi^r be*
weist -noch nichts für «o/^avo^; beweist noeh weniger für ^a
solche Bezeichnung des Chores; und nun gar xöiQsoßldai, an die«
ser Stelle, wo Antigone sich mit gerechtem Stoiae als die. letzte
Tom königlichen Stamme darstellt. Es liegt . hier offenbar
eine alte'Comiptel vor, da auch der Sclidiast der falsjpfaen
Lesart gefolgt ist. Die Corruptel abv ist, wie so hänfig,
dureh ein in den Texli gesetites Glossem eotstuden. SophoUea
schrieb:
Offenbar ist hier noiQoviSAv richtiger als ^cr^d/d«, weil durch
jenes auch das Vorhandensein männlicher Sprösslinge geleugnet
wird. Dass aber dieser oder ein ähnlicher Gedanke nicht etwa
überhaupt überflüssig sei,, wie Hr. W. andeutet, beweist die Be-
zugnahme des Chors auf das Gesagte.
Y! 953. noiitoi ysvsä. Wir würden hier mit Herm. «a/rot seal
ysvsS geschrieben haben, da die spondeische Basis in diesen Ver-
sen Torherrscht , und der von Hrn. W. in der Antistrophe getilgte
Artikel (nach BruAk) untadüg ist.
'V. 944. ovrio tag fkccvlag dsivov dnoötälBv
jttv&ijQOV 'rs liivog . ^stvog iaiyva (i€ttlaig
ilfavav tov dsov kv xBQtofiloig yXciööatg.
Es ist hier theils die Wiederholung des W. (lavla^ theils diO Ver-
bindung der Gedanken ^nstössig. Ist die Vulg. richtig, so kann
man; nicht wohl umhin, in den Worten ovro — nivog einen all*
gemeinen Gedanken zu sehen Twie Hr. W. gethan), dem dann
durch xHvog der besondere Fall sübsumirt wird. Allein dage«
gen spricht deivpv und. ai/^i^pdv welches zu individuell des
Lycurgus Wahnsinn .bezeichne. Sollte daher nicht zu achrei-
ben sein : '
ovTfO t&f iiavlag Sbivov dnoötd^Bi
avi^flQOv tBjiivog xßlvogy l»iyv(od'dvla$g
cett. t „Er erkannte durch. Leiden , dass etc.^^ Das W. nBivog
erhält durch seine Stellung einen gewissen Nachdruck, wegen des
Gegensatsea zu den folgenden fid^ielen; aTtoötitB^ aber ist
aladann transitiv au fassen.
V. 955. bISbv dQatov Simg
«^«Xdiv l£ afQlag.i\
A. Jahrb. f. PhiL v; Paed, od. KHt. Bibl. Bd. X^XIV, Hft. I. ^ .
S9 Griechifch« Liierftinr.
So hat Hr. W. türtvq>XG>dip geiehiieben, ferner dieireffU<Ae
Conjeictur Hermanns avap^' ^yj^mv far dgetx^^iv^fyx^^'^ anfge-
nommen. Daaa vu9>iU»dii/ in dteaer Verbindung ungrieehisch seia
SQÜte^ kennen wir Hrn. W. nicht efurftomen* Vielmehr, neh-
men wir an ägatov Anaioss, fnr das wir auch nur eine Pa*
rmlieistelle beigebracht wünschten, und glauben mit Her-
mann, daM apffXTov, sh Terbinden mit TiVKlotg^ das Ur«
sprungliche sei. Dann würde aber tvq>ko9iv eine neue Bestäti-
gung gewinnen.
V. 1016. Mt' d' Mal yivovg. Ree, stimmt Hrn. W. heL,
wenn er es für unthunlich hält, diese Worte so au. erklären:
vmo ih tmv yivovg i. e. vno Sh xäv iyysvwv. Den Oesetsea
der Sprache gemäss könnten sie mir so gcfasst werden: abaliia
Tero, qul mei generis sunt. Allein auch diese Redewelse würde
an einer unerträglichen Härte leiden. Rec. nimmt desshaib mit
Hrn. W. eine Verderbniss an.
V. 1049. äv^\wv SxBig ftlv tm¥ avm ßaXmv HcittOj
Die unleugbaren Härten der Vulgata würden sich durch folgende
leichte Aenderung heben lassen:
äv%^ &v ^x^ig fiiv, x(5v Svco ßaXav xoTro»,
ifvxJjv dtintog iv xdq)q) xatOLxiöag^
wo ^x^tg auch dem Sinne nach sich passender an xaroix/tfag an-
schiiesst. Hatte einmal xattpKKSag sich eingeschlichen, so war
die Hlnzufügung der Copuia eine fast nothwendige Feige.
xatOiTtlöag hat übrigens der Gqd. Par. s.
V. 1061. Mit grosser Wahrscheinlichkeit erklärt Hr. W.
▼. 1061 — 1064. für nicht hierher gehörig; dabei aber nimmt es
uns Wunder, dass er mit so grösser Bestimmtheit Hermanna
Erklärung der W. Ix^gal 6vvxaQd0öovtai yerwirft. Denn dies
konnte doch wohl nur aus dem Zusammenhange, den er leugnet,
entschieden werdep.
V. 1071. x6v vovv T* dfABivm xäv q)QBVfSv^ ij vvv fpQQii*
Hr. W. glaubt, es sei 6 vwg x&v q>QSväu zu verbinden. Dagegen
muss Rec. sich erklären, indem die aus Homer angeführten
Stellen, wie voog Iv ipQs6lv>t wo (pgiveg körperlich zufassen,
schwerlich eine so ungewöhnliche Redeweise rechtfertigen kön-
nen. Rec. hält den Ausdruck für eine Art TOn Attraktion statt:
xov vovv diislvm, ^ vvv xug (pgivag q)OQBV. Es ist der griech.
Spraclie eigeiithümlich, Wörter aus dem Nebensatze in den Ilaupt^
satz hinüber zu ziehen.
.V. 1078. Unstreitig liegt in den Worten Iv dsivS aedg«^
Sxy natd^ai ^(aov eine Steigerung im Ver^ejche mit dem V^
herausgesprochenen. Denn Kreon wird dadurch bestimmt, das
zuerst genannte Uebel als das kleinere zu wählen. Nur ghuben
So^boeftä Antigona , ed. Wander. / 83
wir nlcht^ dass ^i; i$iv^ srcfp« heltseii kSirne; Bs konint za dem
Uebel des ^vrmt^v«» neish hinsu das Svy Ttatä^üi %vn6v. Denn
das wimöf^ai war fiii «nd filr atch kein Uebel ^ vielmehr, so ge-
wiss das ilnd^eiv unang;enehiii, etwas Angenehmes. Der Sinn ist
"Helmebrr Wenn ieh nieh sträabe, so ist alsdann im Umfange des
Bbwov auoh das Sn^ nut&itn <9t;/Erof' enthalten; d. f. das 8uv6v
lit dann schlimmer, wdl es Ae Möglichkeit des d, n. d. in sich
sohHesst.
V« 1135. ovH %6if Snoiov 6tivt<i. — onolov ifvävta kann
nach Rec. Meinung npr heissen : In quaiem cimque statum devene-
rft, da j9/o9 fHdg nicht mit e0tcig yerwechselt Verden darf.
Also : ovx löti toio'&tog &emg ßiog^ SnoZov etc. Wir könnei| da-
her die ErkiSi^ong Hrn. W*s. fwdelg yäg ßlog itfrlv, ovts ötäg
Sv &v alidöatpii, ovtB ^Bödv^ Sv Sv fisfi^Z/ii/i^arori nicht za der'
nnsrfgen machen.
V. 1188. Sicriiia mgißalvBi: ßo^g. Hr. W, hält das Yerbiim
für Terdorben, und will usginokel aa dessen Stelle setzen. Allein
wird nicht nsgißatvaiv und ä^tpißahsiv von analogen Erschein
nungien gebraucht? nBgi^lv9Bv aber hat schon Homer vom
Schalle gesagt.
V. 1151. dg l%G}v TB xal xBxtrjfiBvog. Hr. W« nach Böckh:
Wie der wahre Inhaber und Besitzer ^es Unglücks. Rec. glaubt
vielmehr, dass diese Worte nur zu dem ersten Thefle der Periode ^
gehören, des Nachdrucks halber aber vorangestellt sind, wodurch
es auf den erstern Blick den Anschein hat, als wenn sie zu beiden
Theilen des. Satzes gehörten. Der Sinn scheint dem Rec. folgen-
der: Indem du einen Theil deiner Leiden in den Händen trägst,
!n der Meinung, du hättest schon (was dir von Leiden beschiedeu
ist — es sei also nun damit vorbei) , wirst du bald den ändern
Theil erfahren. Wir nehmen also einen Gegensatz des mg Exfou
xa\ xBKT7iiJi,ivag unds der folgenden Futura an. So erhält auch
das dg eine genügende Erklärung.
V. 1260. tl & U6UV ai Ttäifiolf , i? HUKäv ?rt.
Sollte nicht zu schreiben sein:
V. 1269. Wenn ä icul hier richtig ist , so kann es nicht wohl
anders, als auf Hämon bezöge« werden. Dies geht an, sobald
man die Stelle so sehreibt :
«i ^g\ CD sruf, %tvu Xijf$i Coi v4€fv^
apitif, «^af«
ymmioimw' df$(fumaXN$i i$6qop.
Hier Ist iToe mit dgitptxBlötat zu verbinden; ^tpayiov iit* 6Xi&Q<p
al# Zwischensatz zu fassen. Die Apostrophe an den todten Sohn^
kann nieht unpassend erscheineir.
6*
84 Grieckif ehe Liierainr«
■
V. 1280.^ «* JlvO^jcto^ «»a jSlofi/« s<94
Diese Vene. haben b^deatende Schwierif^eiteii.^ und können eo
nlchi vom Dichter herrühren« Zuerst ist es swsr möglich^ dtjM
.O^ii'&ijxvog in übertragener Bedeutung von <riner heftigen Lieideii-
schaft gebraucht^ wäre ; allein schwerlich möchte .sich für dies
.Compositum ein Beispiel dieser Bedeutung finden. Doch lassen
wir .dies fallen , so ist die Gedankenverbindung ge?^iss. falach.
Die vom Boten vorher gesprochenen Wottß beziehen sid| alle auf
die Eurydice; wie kann er also, wenn hier ebenfalls Eurydice das
Subject ist, die Rede durch f} dl.an das Vorhergehende an-.
knüpfen? Ferner ist Xvsi uekatva ßkifpaQUf wenn es bedeuten
soll ,,6ie.giebt sich selbst den Tod^% sehr ungewöhnlich aäsge-
drückti Endlich ist ßafita n^Qi^y abgesehen von dem gekünstel-
ten Ausdrucke, auch dem Sinne nach nicht recht pateend. Warum
sollte die den Tod suchende Konigin gleidi einer Tänseria den
Altar umkreist haben?
Rec. zweifelt daher nicht, dass Siv^tpctog nicht auf die
Konigita sich beziehe, sondern auf ein vom Böten vorgewiesenes
Instrument, womit die Königin sich entleibt hst. Von diesem
Instrument (wohl dem Opfermesser vom Altäre) ist Avs» ßliq>aQa
passend gesägt. Den vom Rec. gewünschten. Sinn erhalten wir,
wenn für fl;^pi| ^ 9rr^pi;g geschrieben wird ^ ein Wort, das von
einem zweischneidigen Opfermesser sehr gut gebraucht werden
konnte, und in sehr ähnlichen Beziehungen gebraucht ist. Diese
Schreibung überbebt uns der Nothwendigkeit, eine Lücke anzu-
nehmen. Denn nach einem so vielfach ausgebildeten Sprftchge*
brauch der Griechen würde auch hier das grammatische Subject
dem natürlichen gewichen sein. Denn wenn in XvBi ßlitpaga das
Messer das grammatische Subject' ist^ so bleibt das eigenUiche
Subject die Königin, die das Messer führt, und der Bote kann
deshalb -fortfahren nmxuöaöa. ' Weil aber diese Worte des Bo-
ten noch etwas dunkel sind , reditfertigt sidi die Frage des
Kreon:-
leolqi dl xaTtüLihav iv (povaig tggzqi;
und die Antwort des Boten , die den Selbstmord mit' deutlichen
Worten ausspricht :
»al6a^ vqf ^nag avtoxsiQ avxifl cett. .
So weit die Betrachtung des ESnaelnen. Rec. wurde dabei von
der Hoffnung geleitet, zta der noch grösseren Brauchbarkeit eines
brauchbaren Buches einen Beitrag au Uefera. Er hat, bald der An-
sicht des- Hm. W. beipflichtend, bald sich ihr gegenüberstellend,
stets seine Gründe angeführt, um Hrn. W. selbst, so wie den Lesern
die Entscheidung su erleichtem* •— Die Veranderangen, die den
Text dieser Ausgabe von der früheren uhtersch^en, sind, .wie
Schnl- n. Unirenhitonadinr., Btfordörr. iL Khrenbezeiguiig^n.. 85
der Leser erkannt haben wird, grossfenthelb durch die Aufnahme
Ton Conjecturen des Hrn. W. Dindorf Terahlasst. Diese sind zum
Theii sehr angemessen, zum Theii aber verdiehten sie wolü nicl^,
gleich dem Texte eingeschaltet zu werden, zumai'da Hr. W. sich
sonst einer löblichen Bedachtsamkeit befleissigt. Rec. hat 'die
kühnste der Dindorf- Wunderschen Teltesanderungen im Verlaufe
der Recensicfn nicht berührt, nm hier durch eine Erörterung der-
selben die' ausgesprochene Aiisicbt zfi begründen. V. 575. ist die
Lesart- der Handschriften:
— fii} tQi^ßäg h\ aiXttviv
xofi/gsT sl6<Dy dumg' ix dl zovds X9^
yvydiKag hlym tägdsy (itid* clvBiiitifa$,
Dindorfsche Recensioii:
— dßßsg' Bv dl tagÖB XQy
Rec, hat die Londoner Ausgabe des Hrn. b. nicht zur .Hand, kann
ako. die. Rechtfertigung dieser Aenderung, worauf Hr. W. sich
beruft, .nicht berücksichtigen. Er nimmt an, das» Hr. D. die
dem Rec. .unbekannte Form ilXav belegt habe; aliein auch ao
wird er die Vulgi nicht aufgeben. Denn warum sollte man yvvat-
xag elvctL hier nicht in prägnantem Sinne fassen? „Sie sollen
. «ich wie Weiber betragen^^; d. h. fein im Hause bleiben , wie es^
.wenigstens in Athen, von Weibiern erwartet wurde, ävaiiiivog
aber bildet zu jenem prägnanten Sinne Ton yvvij einen richtigen *
Gegensatz , ' zumal wenn man die tadelnde Nebenbeziehimg der
Zögellosigkeit, die dem Worte anhaftet, erwägt. Es liegt ein
.bitterer Hohn in der Rede des Königs, der eine verderbliche 6e-
waltmaassi;egel, als Sorge für die Beobachtung der Qitte und des
Anstandes bezeichnet.
4* Emperiu$*
Schul- und UmyersitätsnaGhrichten^ BeförderuBgen
und Ehrenbezeigungen.
Bayern. Far die 8ta3ienaMtaHen der Pfalz ist- durch kenigl.
Befehl angeordnet worden , dass der bisher als nothwendiger Lehrgegen-
stand behandelte Unterricht in der französischen Sprache yom Schuljahr
1841—42 an seine obligatorische Eigenschaft verliere nnd ^rie in den
übrigen Regiemngsbeairken nqr za den facnltatiVen Lehrgegenstanden
gerechnet werde. Der bisherige Rector des Benedictinerstifta zu St.
4
86 Schal- ond UniTersitätAiiacliricfateD,
Stephan io Augsbdro Br. Bmtdki RkkUr ui itaeh Oestreich ztsSckn
berufen und auch das Ordenfimitglied desselben Stiftes Dr. KaHmann
nieber als k. k. Professor nach Judeuborg in Steiermark gegangen» Der
Priester Dr. F. Vogl ist Vorstand des Clerioalseminars in FaBTSUfO, der
Priester Jtf; Uchtenauer Rector der Stadienanstalt ia Landshut, der
Professor der Theologie Dr. Herd am Lyceum in RBGBVSBuaa Rector-
des Lyceums und Gymnasiums geworden.
Batkbuth. n Dem Jahresbericht tou der dasigen königl. Studien^
anstalt im Studienjahr 1838 — 39 sind als wissenschaftiicbe Abhandlung
beigegeben : Pädagogische Lebensbilder aia den Gedickten des Horatiu»
von dem Studienrector und Professor Dr. Hild» [Bayreuth gedr. b. BlTner.
1839. 17 S. gr. 4.] In derselben, Weise, wie Ad» Peacheck in der Ho-
miletica Horatiana [Leipz. gedr. b. B. Tauchnitz. 1840. 16 S. 8.] aus
der Epistola ad Pisones die vorkommenden: homilelJschen Regeln an einea
Art Homiletik vereinigt hat, so sind hier die Stellen des Dichters, worin -
er von der Jagend und Jugenderziehung spricht, benutzt, um daraus die
pädagogischen Ansichten und Vorschriften desselben zu einem Ganzen zu
vereinigen und in vier wohlgelnngenen, Gesammtbildem darzustellen«
Das erste Bild schildert nämlich , was Horaz Yon seiner eigenen Jugend-
erziehung erzahlt, und hebt namentlich hervor, mit wie grosser Sorgfalt
und nach welchen verständigen Grundsätzen der Vater Horaz die Erziehung
seines Sohnes forderte und leitete^und dessen Seele und Gemüth zu wei-
ser und vernünftiger Lebensweisheit auszubilden bemuht war, und mit.
welcher dankbaren Anerkennung der Sohn diese Sorgfalt des Vater»
ehrte. Das zweite Bild fasst zusammen, was der Dichter über die un-
verständige oder klnge Zärtlichkeit der Ehern gegen die Kinder, nament-
lich in, Sat. I, 3. und II, 3, 168 S. gesagt hat; im dritten sind aus Od.
IT, 3. in, 6. n. 24. und dem Carmen saeculare die Vorschriften über die
sittliche Bildung, womach die römische Jagend zu streben habe, zosam-«
mengestelH, unfl im vierten findet man, was über den Einflnss der Dich-
terlectore auf die Jngendbildnng ^ über die gründliche Betreibung der
Elementarerziefaung und die Nothwendigkeit der Sprechbildong und über
die Handhabnng und Ertheilung des Unterrichts in den romischen Scha-
len in verschiedenen Stellen der Satiren und Episteln sich findet. Der
Verf. hat alles dies so verstandig entwickelt und so geschickt zum Gan-
zen vereinigt, liasB diese pädagogischen Bilder eine sehr nützliche und
eindringliche Belehrung für Eltern und Schüler bieten; aber auch dem
Gelehrten werden sie als \ßin schöner Beitrag zur Charakteristik des
Dichters willkommen sein , zumal da sie eine grosse Vertrautheit mit
dessen Gedichten beweisen, und da der gewöhnliche Fehler solcher
Untersuchungen, znvieC zu folgern, glücklich vermieden ist, und nur
solche Stellen für die Erörterung benutzt sind , in denen wirklich ein«
specielie Beziehung auf die Jugendbildung sich findet Damm ist ancli
an den gewonnenen Resultateii im Allgemeinen nichts Erhebliches ans-
znsetzen , und nur etwa iif der S. & gegebenen Schilderung der Schale
des Flavios zu Vemisia wird man dem Verf. nicht gana beistonmen.
Beforderang«n und EJireabeieigongeii.
iDdem Horaz Sat» I, 6, 71* den in denellMn beinebMen Reobeniinterriclii
offenbar nieht deswegen erwähnt , am damit die maasa- und schranken-
toae Geld- and Gewinnsucht der Römer au tadeln , sondern blos um die
Schnle des Fiavius als reine Blementarsahale darzustellen. Die Anwen*
dang, welche der Dichter in den Briefen von diesem Verse macht, iM
eine gana andere und haagt mit dessen pädagogischen Grundsätaen wenig
snaanmiea. rgU NJbb. 27, 443. — Was aber den Zustand der Studien^
anstalt in dem erwähnten ' Schuljahr in dem Jakre$kerkhi [18 S. gr. 4.]
eraahlt wird-, davon ist das Wesentliche achon früher in unsern Jahrbb.
mitgetheilt worden; die neueren Pro|[pramme derselben aber sind nna
nicht sagekommen« [J.]
Braqnschweig« Am Collegihra Carolinum ist der Dr. Al^. v&m
Lemgerke aus Lübeck als Professor der Landwirthschaft and heraogL
Oekonomierath angestellt worden. Das Obergymnaaiam war in seinen
5 Classen Vor Ostern 1838 ren 110, Tor Michaelis Ton 116, Tor Ostern
1839 Ton 110, vor Michaelis von 108, vor Ostern 1840 von 102, vor
Michaelis von 97 und vor -Ostern 1841 von 94 8chulern besucht, und
enttiess in den drei erwähnten Schuljahren , deten jedes von Ostern^bia
zu Ostern läuft, 10, 13 und 8 Schüler sü den höheren Studien, tob
denen aber nur 21 die Abiturientenpräfiing bestanden, wahrend die übri-
gen ohpe Maturitatszenguiss auf das Collegium Carolinum äbergingen«
Aus dem Lehrercollegium [s. NJbb. 24, 119.] wurde am 1. October der
Lehrer, der französischen Spnche Paul Friedr, Karl Oaragnan in den
Ruhestand versetzt Und der Schulamtscandidat Dr« Herrig zu dessen
Nachfolger erwählt, zu Anfiange des Jahres 1839 der CoUaborator Dr^
ßamberger zum Oberlriirer ernannt, zu- Anfange des Jahres 1840 der
Religionslehrer Pastor Dataköhler auf sein Ansuchen aus^diesem Lehramt
entlassen und dasselbe dem Pastor Diakonus ErneHi übertragen , und von .
Michaelis 1640 bis dahin , 1841 hat der Schulamtscandidat Schreiber sein
Probejahr an der Anstalt bestanden. Das zu Ostern 1841 erschienene
Jabreaprogramm des Gymnasiums enthalt ausser dem jährlichen Scbulbe-
ricfat Fri4> Bamberger Coniectaneorum in poetas - Qraeeoe eafHu dmo
[Braunschw. gedr. b. Otto. 28(19) S« gr. 4.], d. h. Yerbesserungsvor-
sdUage zu einer Anzahl verdorbener Stellen , welche durch Cönjecturen
geheilt werden sollen. In dem ersten Capitel sind aos Aetehylns Enm*
103 ff., Suppl. 765., Eudk. 820 ff., 289 ff., 351. und Agam. 1455 ff., in
dem zweiten aber der Schlnse des sogenannten homerischen Schwalben-
liedes, Theogn. 259 ff., 731 ff. u. 897 ff., Simonid. fr. LIV. ed. Schnei-
dew. , Solen, fr. XI, 41. , Hennesian. fr. II, 21 u. 61 ff. , Sophocl. iu
209^ 377. 463. 481. 514. 675. 693. 757. und 704. ed. Dind. und Eurip^
iüppoL 665 ff. behandelt, meist solche Stellen, an denen schon andere
Gelehrte mit Cönjecturen sich versucht haben, welche Hr. B. durch
leichtere und angeraesaenere zu überbieten sucht. Dies ist ihm anch
meiatentheils gelangen , and überhaupt empfehlen sich die gedachten Vor*
schlage dorch Scharfsinn Und Einsicht in den Sprachgebrauch und in den
Zosammeohaog der Steile« Ueber beides hat auch der Verf. jedesmal die
88 ScliiiN und Unirerjüätf iiachricfatea,
«
Dothigen Brorteningen lud iBewdsgrande.b^efSgty and dies namentÜcli
.beiden Aeschy leuchen Steilen mit besonderer Aufmerksamkeit und gros-
serer Ausfohrlichkeit gethan. In dem Programm des Jahres 1840 hat der
Directbr und Professor Drv 6< T. A^ Krüger unter dem Titel : Syntaans
eongru9^Hae der laieinkehen Sprache ^ [ebendas. IV n. 36 (27) S. gr. 4.]
eine Probe einer neuen Bearbeitung . von Aug. GrotejTends latein« S'chul-
grammatik [HannoTer 1833»] herausgegeben, vrelcbeeine sehr glückliche
und gelungene Umiarbeitung dieses Schulbuchs v«rheisst« Er giebt darin
eine Bearbeitung des Anfanges der Syntax , beginnt sie aber nicht , 'wie
Grotefend, mit dem Abschnitt von der Entwickelang des Sataes in den
Formen des Verbi finiti (§ 163 — 188.) y sondern mit der Congruenzlehre
des SubjectSi Verbi, Pradicats und Attributs [was Fuiating SpittLida
convenientiae genannt hat] und theilt in 16 Paragraphen die Regeln Ton
den Verbindungen des einfachen und' mehrfachen Subjects mit dem Ver*
bum und Pradicat, Tom Attribut und 'der Apposition mit. Diese Para-
graphen sollen den Anfuig der Syntax in der neuen Bearbisitung bilden,
ihnen jedoch noch allgemeine Yorerinnerungen über das prädicaÜTe, attri*
butive und objective Satzrerhaltniss und über die Begr^e der Congruena
und Rection, der Nebenordnung, Unterordnung und Einordnung der
Satzglieder Toransgeschickt werden« Das Hauptstreben des Verf. ist
darauf gegangen, die* schwerfalligen und schwer rerstandliehen^Regeln
Grotefends in einfache Und klare Regeln umzuwandeln , sowie sie in Be-
zug auf ihren wissenschaftlichen Inhalt nach den neuesten Ergebiiissen
der lateinischen Sprachforschung zu berichtigen; Beides ist ihm auch in
sehr rorzuglichcon Grade gelungen. Seine Regeln , bei dienen mit Recht
die Eintheilung in Lehrsatze und Znsätze beibehalte« ist, sind klwr, be*
stimmt und übersichtlich , und lassen nur etwa noch wunsc)ien , dass sie
nach der Weise der früheren Grammatiker in kürzere und gedrängtere
Sätze zusammengefasst wären, weil dies in einer Schalgrammatik Inr
den Anfänger zum wortlichen Auswendiglernen der Regeln durchaus no-
. thig ist. Ebenso haben die aufgestellten 'Sprachgesetze an Richtigkeit
nnd wissenschaftlicher Genauigkeit bedeutend gewonnen , und beweisen
aufs Neue die Tüchtigkeit des Verf. als lateinischen Grammatikers, seine
Vertrautheit mit den Erscheinungen und Gesetzen der Sprache und Seine
Bekanntschaft mit den 'Forschungen der Gelelirten. Die Ausstellungen,
welche man an eiii paar Einzelheiten machen kann , sind geringfügig und
können mebt nur darauf gerichtet sein, dass man die und jene Ncb^n-
erortemng noch v'ermisst, welche 2um bessern Verständmss des Ganzen
nothig scheint. Am wenigsten befriedigt vielleicht die § 13. gegebene
Regel über die Verbindung, mehrerer Adjective mit dem Substantiv, na-
mentlich in dem Fälle der Einordnung, Wie z« B. privata natne oneraria
maxtMay weil sie der nothigen Classificimng der Adjectiva eriAangdt
und nicht klar machte dass die mehreren Adjectiva, welche man in uo-
mittelbarier Einordnung mit dem Sjubstantiv verbinden will, in ihrem
Wesen von einander verschieden sein , d. h*. verschiedenen Classen und
Relationen angehören müssen. In Jahns Anmerkung zu Virg. Georg.
Bciforderangen und Bhrenbeseignngen. 89
I, 920« der zweien Ausgabe sind dienothigen Andeatnngen darfibet
gegeben , ^elthe aber fteiUch' ^ noeh weiter ausgeführt w^den müsseh«
Die S. 19^ mitgetheüte Bemerkung , dass die Lateiner, wie die Griechen,
lieber mvltae et magnae res^ «oXld aal KciXd nQdypMtay als muU'ae met- .
lad res gesägt hätten , ist geradezu falsch , weil .ein ganz verschiedener
Sinn entsteht , je nachdeip- man muüae et magnae eogitatiotte» oder tnul-
tae magnae cogUationea sagt» , Jenes sind 2aA2re»cAe und zugieuih grosse
und toiehUge Gedanken und üeherlegungen^ die letzteren aber sahlreichd-
üeberlegungen aus der Classe der grossen ünß unehUgeH» Für die Ein-
kleidung der Regeln bat Hr. K. mit Recht die in der neueren Zelt-ao oft
beliebte , sogenannte philosophische Entwickelungs - und Deductionsfona
Terschmäbt, und eSh -vielmehr als rein lempirische fitfahrudgssätze hin-
gestellt. Auch hierin bietet er sehr wesentliche Verbesserungen des
iCrotefendscben Buchs , und hatte yielleicht in einzclinen Fällen , wie in
S 2. 6. 7. 13. 14. y selbst nocb weiter gehen können, weil die möglichst
concreto und dabei vifohl classiftcirte .Au&ählnng der Spracherscfaeinungen
für den Unterricht das sicherste Mittel ist , dem Schüler das empirische
Gesetz zur klaren Anschauung zu bringen und davon allmälig'zur ratio-
naleren Erkenntniss und. zur Entwickelnng des Grundes aufzusteigen«
In Bezug auf «die Eintheilnng und Anordnung 'des gesammten Stoffes hat
Hr; Kr. naturlich im Allgemeinen die Grotefendiscbe Einrichtung beibe-
halten müssen, und. erklärt zugleich, dass überhaupt die von Grotefend
gewählte ältere Anordnung der Syntax für die Grammatik einer fremden
Sprache* weit besser sei, als die von Becker gemachte Eintheilung tiach
prädicativen, attributiven und .objectiven Satzverhältnissen und die Zer-
fällung in Syntai^is -congruentifus et irectionis. Die Bemerkung ist sehr
lichtig, sobald der Verf. damit nur .andeuten will,* dass die Beckersche
Yertheilung und Behandiungsform des Stoffes zu sehr von logischen und
aprioristischen Prindpien ausgeht und die Sätze und Satzverbältnisse
mehr nach ihrem Inhalte als nath ihrer Form betrachtet, während es
Aufgabe ^iner Schulgrammatik sein mnss, vielmehr umgekehrt von der
Form zum logischen Grunde aufzusteigen, und also auch nach der Form
der Sätze die Anordnung der Regeln vorzunehmen. Uiid somit ist denn
aach in diesem Punkte den Anforderungen, welche man an eine neu^
Bearbeitung der Grotefendischen Granui^atik machen' darf, vollkommen
genügt , und die ganze Art der neuen Bearbeitung erregt den lebhaften
Wunsch, dass das ganze Buch nach .der vorgenommenen Umgestaltung
recht bald erscheinen möge. Hätte übrigens Hr.; K. in der Anordnmig
des Stoffes ganz fröie Wahl gehabt, dann durfte es allerdings besser
gewesen sein , sich etwas mehr an die Eintheilungsform unserer^ besseren
deutschen Grammatiken anzuschliessen , oder vielmehr eine cönSe<][uentere
Scheidung des einfachen «Satzes von dem zusammengesetzten, dem in
Verbindung. mit andern . gebrachten und dem zusammengezogenen Satze
vorzunehmen , sowie aus den rein grammatischen Sprachregeln die rheto-
risciien und styHstischen und die auf einer Vwtauschung der Fofm und
des logischen Begriffes der Wörter und Satzformen beruhenden Gesetze
■
90 Sohai- vad UniTersitätSBaohriohten,
scharfer avazasoheid^. Gerade an den ersten «yntaktUdien Paragra-
phen unserer lateinisehen Grammatiken lasst es'sich.reeht deutlich aeigen^
welche grosse Venhengung rerschiedenartiger ^prachgesetae hier noch
stattfindet y und wie sehr dieselbe die Erkenntniss des jungen Anfängers
erschwert, ^ef« bleibt hier bei der Krugerschen Probe stehen , um
seine Behauptung daran nachauweisen. Nur muss er dabei gleich erklä-
ren^ dass er die nachfolgenden Ausstellungen nicht Hrn. K. zur Last
legen wiM, weil dieser, durch- die Grotefendische Anordnung gebunden»
eine durchgreifende Umstellung nicht vornehmen konnte , sondern dass er
in ihnen nur auf eineii allgemein herrschenden Mangel aufmerksam zu
machen beabsichtigt. Nach dem ersten Paragraph von der Congrueai
des Verbi finiti mit dem Snbject in Hinsicht auf Person und Numerus
folgt in § 2* und 3. sofort' die Lehre Yon der Verbindung des Verbi fiüti
mit raehrem Subjeeten , ohngeachtet dieselbe offenbar erst in die Lehre
Ton den zusanunengesetzten oder vielmehr von den zusammengezogenen
Sätzen gehört. Bevor man dem Schfiler erklären kann, warum nacb
mehrern Subjecten das Verbum bald im Plural^ bald im Singular, oder
t nach anderem Verhältniss in der ersten, zweiten oder dritten Person
steht, muss man ihn doch erst darüber ins Klare gebracht haben, dass
die Verbindung mehrerer Substantiva zu einem Begriffe , also die Zusann
menstellung mehrerer Snbjecte oder Objecte, bald eine coordinirte , bald
eine subordinirte ist, bald ein gemeinschaftliches Zusamhienwitken aller
in einer Thätigkeit und nach einem Ziele, bald die getrennte und isolirte
Thätigkeit vieler in einem und demselben Geschäft bezeichnet, — mit
einem Worte, man muss snit ihm die Lehre von der Erweiterung der
Begriffe durch Verbindung mehi^erer Substantive und deren verschiedene
Abstufung und Classilicirnng nach Form und Bedeutung erst abgehandelt
haben. Allerdings bringt der junge angehende Lateiner dafür schon
einige Kenntniss aus dem deutschen Sprachunterrichte mit; allein dieselbe
reicht ^nm Begreifen der Sache schon deswegen nicht aus, weil' der
Wechsel des Singulars und Plurals im Verbum nach mehreren Subjecten
im Deutschen viel beschrankter ist >als im Lateinischen, und .weil der
lateinischen Sprache viel mehr Formabstufungen zu Gebote stehen, um^
die verschiedene Bedeutung der Sätze in der Verbindung mehrerer Sab-
jöcte auch äusserlich zu scheiden. Die von Hrn. K. gegebenen Regeln
sind mit vieler Sorgfalt abgefasst, bleiben aber für den Schüler wahr-
scheinlich eben so unklar, als die Regeln Anderer. Derselbe wird schon
die Regeln nicht hinlänglich vejrstehen , weil eben die Entscheidung mehr
vom logischen Inhalte als von -der Form der Sätze entnommen ist, und
dann werden ihn die Beispiele Conclamani vir paterque und Senatus po-
puluBque Romanua paoem eomprobaverunt sofort wieder verwirren , wenn
' er in der nächsten Regel die entgegenstehenden Sätze Dixü hoc Z/9dppuM
et IsmenioM und SentOm populuaque Romanus intelUffU erblickt. Will
man überhaupt das ganze Gesetz nicht auf die einfache Regel beschrän-
ken, dass nach mehreren Subjecten das Ver|inm gewöhnlich in Plnral|
seltener im Singular stehe; so gehört dessen Erörterung erst üär goreiftere
»
ScJ^oiei. Hat jQaa dieien erst klar gemacht, dam der RSmer bei Zamn«^
menordnoog mehrerer Sabstantiva durch die .Copida €t gewöhnlich eio
coordinirtesi , dorch que ein (Uibördlniries , dorcb olfue ein getrenntea^
entgegeagesetates oder gradiürtcfl Verhältnlss derselben anaeigt, nnd
ihm auch die verschiedeaeD Clafl'seii der Subordination und Coordination
und die Möglichkeit einer schärferen Berrorfaebang der Vereinigung oder
Trennung der Subjecte durch Hülfe der Partikeln et — • et, out — aui
^tc erklärt ; so kann man durch eine recht sorgfältige ClasaificatioB der
Beispiele Yielleicht «niges Lieht in die Regel bnngen. Allein immer
muss man ihn am Ende darauf hinweisen , dass er vor Allem das logiadw
Yerhaltpiss des Satzes zu beachten und ans der Bedeutung des Verbi za
errathen hat, ob die Handlung oder der Zustand nur durch das rereinta
Wirken Aller erzielt wird, oder ob jeder für sich die, Handlung rerrichtet
ßn dem Zustande sich befindet], oder ob endlich die dabei obwaltende
Theünahme des einen Subjeets sehen auf irgend eine Weise in der des^
andern enthalten istt Ist aber der Satz von der Art, dass keine der drd^
Untersch^idurigsraerkmale scharf hervortritt^ so wirken Individualitat dea
Schriftstellers oder der Redegattung , höhere oder geritigere Emphasia
des Satzes, stärkere oder mindere rhetori»obe Ansdrucksweise auf die
Wahl des Nnmerus beim Yerbum ein. Pichter z« B« setzen , weil sia
gern individualisiren , nach mehreren Subjeeten häufiger den Singular,
Historik» dagegen , sobald die Subjecte sich nicht einander unterordnen^
den Plural* Noch weniger , als der eben besprochene Fall , gehört die
Lehre von der Yerbindnng des Nommis coUeetivi mit dem Plural des
Verbi (in § 4.) unter die ersten Regeln der Sjntax. Streng grammatisch
verlangt jedes Nomen collectivum den Singular des Yerbi, und dies ist
auch herrschender Sprachgebrauch. Dass aber dafür in einzelnen Fällen
der Plural gesetzt wird, ^dass namentlich einzelne Dichter und viele Pro-*
saiker von Livius an diesen Plural gern wählen^und dass auch die friihe-«
reu Prosaiker bei der. Yerbindnng mehrerer Satze mit einem Nomen col«
lectivum im zweiten Satz^ gewöhnlich in den Plurat übergehen , dieK
beruht wieder auf rhetorischen und stylistis6heh G^nden , und ist daher
ebenso , wie der folgende Paragraph , welcher die Zertheilnng des Snb-
jects in die Distributivbegriffe par» — pars, alü — tÜH etc. bespricht,
in spätere Absdmitte der Syntax zu verweisen, .damit der Schüler gleich
vom Anfang an genau unterscheiden lerne , wo das grammatische Gesetz
rdn nach der Form der Wörter bestimmt ist , wo Constructionen nutvet
9WMIP eingetreten sind, und wo durch rhetorische Einiüsse eine theil-
weise Umwandlang des grammatischen Gesetzes erfolgt ist« In § 6. n« 7«
über die Behandlung der Adjective und Substantive als Satzprädicat sind
Mrieder die einfachen' Satze von den zusammengesetzten und «osammen«
gezogeiien zu unterscheiden , und die Regeln von* Constructionen nach
dem Sinne und vom Gebrauch des Adverbiums als Prädicat gehören gar
nicht hierher, sondern in ^e Lehre von den' Wortvertauschungen«
Uebrigens dehnt sich auch die Verbindung der Adverbia mit der Copula
esse viel weiter, aus, a)s Hr» K. S. 9. angiebt« Adverbia des Ortes, der
t2 . Sehiil- nnd UniT^rsitStsiimehrieliteiiy
Zmt, d«r Vergleichong iind Bntgegeastellang etc. können unbedingt mit
€98e verbunden werden, nnd nur bei Adrerbien der Eigenschaft beschräikt
sich der Gebrauch yieneicht auf die Wörter /riMtra, abtmde und tmpune.
Tgl. Bach SU Tadt. Ann. I, 72.- Ausserdem kommt hier noch in Frage, ob
nicht die Regel vom Gebranch des Yerbi esse imd. seiner Verbindung mit-
dem Sjitzpradicat vor die Regel von der Congruenz des yolistandigen
Verbi zu steilen ist,' und wäre es auch nur darum, um dadurch den Vn-
texschied eines vollständigen Zeitwortes von der Copiila khir zu machen.
Tgl. NJbb. 25, 468 f. Die älteren Grammatiker begannen die Syntax
gewöhnlich damit, dass sie zuerst die Verbindung des Attributs mit dem
Substantiv, dann die Copula und hierauf erst die. CongmenlE des voll-
ständigen Verbs behandelten, und also erst die Erweiterung der Begriffe
(Satztheile)' besprachen, bevor sie- zum ganzen Satze gelangten. Die
Zuruckmfung und zweckmässige Erweiterung dieser überhaupt natur-
gemässen Anordnung vrarde den Vortheil bieten, izBB man mit den Re-
geln von der Congruenz der Wörter gleich auch die nothigen Bestinunun-
gen über die grammatische Wortstellung verbinden konnte. Jedenfalls
aämlich muss der Schuler in der Syntax gleich von vom herein , an dem
jedesmal entsprechenden Orte, erfiüiren, dass im Lateinischen nacK rein
grammatischem Gesetze das als Attribut gebrauchte Adjectiv und Sub-
stantiv hinter das Hauptwort, ^as Adverbium vor das Verbum- oder Ad-
jectivuni gestellt wird^ dass' der rein grammatische Satz mit dem Subjeet
beginnt und mit dem Verbum finitum schliesst [wo nur" die Oopula eoe
Bisweilen eine kleine Ausnahme mapht] , dass vor dem Verbum. finitum
zunächst das Object oder der dasselbe vertretende Infinitiv [wohl auch
die Ortsbestimmung], vov diesem der Dativ oder überhaupt der Zweck -
tind Zieicasus, vor diesem dann die Instrumental-, Causal - und Zeitcasus
zu stehen pflegen , und dass alle Abweichungen von diesen Regeln nicht
fuider8,'als entweder durch ' eingetretene 'besondere Hervorhebung und
Betonung einzelner Worter [also durc6. rhetorische Grfinde] oder durch
Zusammenziehnng mehrerer Worter in einen Satztheil, oder auch durch
einzelne Wohlklangsgesetze herbeigeführt werden. Die Bestimmung der-
grammatischieii Wortfolge ist also sehr leicht,' und nur die rhetorische
Umstellung hat wegen des grossen Einflusses der Rhetorik auf den lat^-
nischen Satzbatt ihre Schwierigkeiten; jedoch wird ihre Erkenhtnisa
bedeutend erieichtert,* wenn man den Schüler möglichst früh auf die
Abweichungen von ' der grammatisch<fti Wortfolge aufmerksam macht.
Was sich in den folgenden Paragraphen gegen die getroffene Anordnung
des Stoffes, namentlich gegen - das HierheWersetzen der Lehre von der
Verbindung mehrerer Verba' passiva mit einem Prädicatsnominativ , von
der Beiordnung und Einordnung der Adjectiva [ohne Unterscheidung der
rhetorischen Einflüsse], von der Vertauschung des AdjecUvs mit dem
Adverbialbegriff, von . Attractionsverhältirissen , und vom Pronominal-
gebrauch noch einwenden lässt, das möge hier übergangen werden, weil
der* Raum eine weitere specielle Erörterung nicht gestattet, und weil die
ganze Sache nicht sowohl das Krngersche Programm ^ als vielmehr die
'Befojrdernngeii ond Bbreobeselgmig^ik QB
gegenwartig' Benrsdiende Anordnung der Gnonmatä. aberlMUipt angehti
Was hier fiberhaapt abzuändern Bei, -das ergiebt sieb leicbt, sobald man
festbait-, dass der gegenyrärtige Standpunkt der ^pncbforsebung nament-
licb für den .Scbnlnnterricht eine stredge Scbeidi^ng der einfachen , der
an einander gereihten, ' der zusammengezogenen und der znsammenge*
setzten Sätze-, der ans der reinen aufserei^ Form des Satze^i abstrahirten
und der aus BegrifiEsyertauschnngen entstandenen Regeln, der grammatU
s<dien und der styiisUsch- rhetorischen Gesetze durchaus yerlangt und
gebietet. . Auch wird dadurch der grosse pädagogische VorÜieii erreicht
werden , dass die Regeln von dem einfachen Satze , weil sie sich insge* \
sammt sehr leicht an die reine äussere Form desselben anlehnen lassen^
Tornehmlich dem. Anschanungsyermogen des Knaben zn&Uen , dass die
Regeln von den verbundenen und zusammengesetzten Sätzen immer meh|r
ins Abstracto steigen, und dass endlich. bei. der Lehre von. den Wortver- .
•
tanschunjgen «und von den rhetorischen und stylistischen Abwandlungen
der grammatischen Gesetze bei dem Schuler bereits diejenige Kraft der
logischen Betrachtung des Satzes .als erzielt vorausgesetzt werden darf^
■deren man zur genauen Eiitwickelnng dieser Gesetze bedarf« -^ Das
Programm des Obergymnasiuras vom Jahr 1839 enthält eine beachtens-
werthe Abhandlung über Hie BthandJung der-Länderheiehreibung in den
ebem CZussen der Chfmnanen von dem Coliaborator D. Gifhonu [BramK
schweig gedr. b. Meyer. 31 (22) S* gr. 4.] ' Die hohe wissenschaftliche
Ausbildung, welche die Qeographie in der neuem Zeit, als Wissenschaft
erlangt htft , die Sc^lieidiing der reinen Geographie von* der politischen «
und von der- Statistik , und besonders . die dqrch Ritters Leistungen eiiw
getretene Hervorhebung der physikalischen Geographie bat nach des
Verf. Beobachtung für den geographischen .Unterricht in Schulen den
Nachtheil herbeigeführt, dass die politische Geographie zn sehr zurück-
gedrängt wird , und dass man über der Betrachtung der physikalisdien
Bescha£Fenbeit der Erdräume, welche doch nur die' ^senschaftlichd
Grundlage für die näher liegende Betraditnng des Menschen in seinen
verscbiodenen Zuständen bilden dürfe,* die politisdien • und statistischen
Verhältnisse und den physischen, inteliectnellen, moralischen und socia-
len Znstand der Menschen nicht gehörig beachtet« Um dieses Missver- ,
hältniss auszugleichen, versucht er in vorliegender Abhandlung^ weil
bis Jetzt lioch kons der vorhandenen Lehrbucher den geographischen^
politischen* und statistischen Stoff für das Bedurfniss der Schule in aus-
reichende Vereinigung gelnracht 4iabe, die Hanptgegenstände des geo-
graphischen Stofifo für den Unterricht in den obem Gymnasialclassen in
allgemeinen Umrissen nachzuweisen« Wenn nändich der Schüler in den
untern GynlnasialcUuMen bereits eine allgemeine Kenntniss von deoL Gan^
zen der Erile, den einzelnen Welttheilen, ihrer Grosse etc. sich erwor-
ben hat , so soll nun mit dem Beginn der detaillirten Länderbeschreibung
die yergleicbende Darstellung eintreten und in Bezug auf Methodik nach
den Vorschrifteo von Guts Muths und Selten unterrichtet werden.. Vor
der Be^chreibnhg.der einzehien Länder 09II eine allgemeine Seschr^bung
flilft JBIt'livt'-» imd toniyefsItStfnaehriclite'ii,
4m WelttheUs Toimiisgdieny w«ldie ia weitereäi Uafwife, als es in deii^
geograpluMheii Lehrbüchern gewdhnlidi geschieht, und nach der von
mtter in der Einleitong za Asien Bd. IL S« 1 — 84« gegebenen AnweiBtmg
fiber die Stellnng des Erdtheils in den Nachbarerdtheilen , seine geogra-
phische Lage, Gestalt, Grösse, GHederong, HalbinselbUdang, Boden-
' erhebung, klimatische Zonen, Produete, Binwofaner naeh Abstanunnng, *
Religion ond Yerfassuni;, und ober Lage und Grosse der wichtigsten
Lander sich verbreiten mass* Detaillirter wird dann von & 7. an nach-
gewiesen, was bei der Beschreibm^ der einaelnen Land«r über deren
' korisontale Aasdehnong [d. h. absidate und relative Lage, Grenzen nnd
die daroh sie gewährten jSohutzwehren und CooimQnioationsverlMndaBgeny
Gestalt und Grösse] , vertieale Bodenerhebung [orographische und 4iydro-
graphisdie Bildung], Klima [mit Ausschliessung der. in die Naturgeschichte
gehörigen Aufiiahhing der Rohproducte des drdifiKshea Naturreiehs} , Be-
wohner [Einwohnerzahl, Bevölkerungsvertheihing und die daraus hervor-
gehenden I«rBchei|Muigen, Abstanunong, Bfiscbong, filtändevOThältnisse,
Religion, Charakter etc.], Cnhnr [Ackerbau, Viehiueht, Forstcaltw,
Jagd, Fischerei, Bergbau, €(ewerbs4hatigkeit, Handel, geistige Cultar
nnd deren Ferderun^imittel] , Verfassung und Verwaltung nnd Topogra-
phie hauptsächlich voi^etragen werden solL In allen diesen Bestimnni-
gen beweist der Verl nicht nur eine grosse Vertrantbeit mit dem gegen*
wältigen Standpunkte der Geographie, sondern hat auch in ec^t pridcti-»
scher Weise den Stoff so ausgewählt, wie er zur Erlangung einer Ineh»
tigen al^emeinen Kenntniss angemessen erscheint. « An der VoflstSndig^
keit der Auswahl durfte dahor nichts Erhebliches auszusetzen sein, wenn
auch der einzehie Lehrer beim Unterricht hin und wieder einige Punkte'
etwas mehr zu beschränken und andere '(z. B. die Bthnegn^hie «id To-
pographie) etwas mehr auszudehnen haben d&rlite. Ueber die methodi-
sche Verarbeitung des hi^r üiv den geographischen Sehuluntemcht gel»-
tonen Stoffes hat der Verl üoht schreiben wollen , dadwch aber freiüch
•einer Abhandtnng den Naehthwüi bereitet, dass dto Stoff sehr zerrissen
aiassieht, und dass die Frage, wie man das Vielerlei zum Gkumen ver-
einigen soll , ungelöst bleib*. Indess £ehlt es nicht an einzelnen metiK>-
dlsehen Winken , namentlich in Bezug darauf, wie man die Betrachtung
der einzelnen geographischen Verhältnisse bald erweitern, bald verengem
soll , nnd. wie man sie f&r die Anschauung 4%$ Schülers am best«i leben*
dig machen kann. Bie Schrift bietet daher llir den geographisch«! Leh-
rer gmr maneheriei Belehrung , und noch mehr Anregung , dber die Sachjs
leeiter naohnudenken. Eine Beantwortung der Gesammtfrage fiber dioBe*
handhing des geographischen Unterrichts in Gymnasien darf man nbrigemi
in der Schrift nicht suchen $ sondern Hr. G. hat nur einen Pnnkt derselben
ins Klare. brhigen wollen. Bekanntiieh leiden alle geographisdien Lehv-
bucher, welche das Rittersehe System in die Schulen verpflanzen woUen,
an dem Mangel , dass sie mehr oder minder auf eine willköriiche Aaswahl
des Stoffeo gehißt aind^ und bald in dieser, bald in Jener Ausdehnung
eine Summe geographischer K«intniBse dari^ten, wobei man fiber die
Rechtoiässigl^eit des Maasses nnd der Methodik zu keinem klaren nnd
B«f8vder«iig«n and Blif>eBbes«!giinf«m - ^
besdnunieä EhidreMiiItat kommt. 2iir BeMitigniig* d^^iM Maiilgei» Qm
bat Hr. G, in seiner Abbaädtung bestuunty was vomebinlicb aas dam
Ritterseben Systeme in den Sohiünntesricbt aniziniebnien nnd wie weit
dieser Stoff nocb durcb Tbeile dor poÜtisdien und statistisehen Geogra-/
phie zu erweitern ist, and sein Verdienst besteht darin, dass er dadoreb
eine bestbnrate Abgrenzung des Lehrmaterials bietet nnd sogleich die
Nothwendigkeit der yorgescbiagenen Aaswahl an begründen snebt» Frei«
lieh sind aber dadnroh die weit grosseren Schwierigkeiten, welche gegen-'
wartig den geographischen Schulunterricht drucken, nicht beseitigt, son-«
dem ober vergrossert worden. 'Ritlers System der Geographie bietet
fnr den S^hulunterrieht nnd dessen gegenwärtige oder überhaupt nur mog^
liehe Ausdehnung des Stoffes viel zu viel , und da nun Hr. G. alle we->
sentliehen Theile desselben in den Gyranasiaiunterricht aufnimmt and sie
nodi darch andere Theile erweitert, so entsteht allem Ansehein nach ein
noch grosseres Uebermaass , über dessen Bewältigung und Zusammen-
drängung der Leser in Zweifel bleibt.- Allerdings kann man leicht ent«
gegnen, dass das Gymnasium mit <ler Geographie es ebenso, wie mit
jeder andern Wissenschaft , machen , d. b. aus deren Gesammtstoffe das«
Jenige auswählen soll, was lur ihre Zwecke, far die gebotene Zeit and
für die Fassungskraft der Schfiler angemessen ist. Offenbar aber hat
Hr. G. diese Rücksieht wenigstens nicht scharf genug im Auge behalten,
weil er den gebotenen Lehrstoff zu sehr als wissensi^afÜidies Ganze
berechnet und ihm ein solches Ziel der zu erstrebenden geograpJiischea
Kenntnisse stellt, dessen Erreichung man nachjen^r Rncksicht zweifele
haft finden darf. Ks kommt dazu, dass das Rittersche System in seinem
wissenschaftlichen Element der elementaren Verarbeitung für die Schule
gar sehr widerstrebt und für dieselbe bis jetzt yieltmcht nur scheinbar
popularisirt worden ist. Will man alle die geographischen Verhältnisse,
deren Beachtung Ritter fordert, die darauf gebauten Abstractionen und
deren Anwendung auf die Brkenniiüss des -Erdbaues und der Entwidce«
long des Volkerlebens naeh^ dem gebotenen Umfange den Schülern vor«
fuhren und sie selbst nur fir die obersten. Grymnasialclassen hinlänglieb
klar und begreiflich machen; so scheint dies eine Ausdehnung des Unter-
richts za fordern, die zu den 'übrigen Bedingungen des Gymnasiums nicht
passt. Will man sich aber etwa nur an die gewonnenen Resultate halten^
und jene geographischen Verhältnasse und deren Wirkungen den Schülern
nur in idlgemeinen Gesamratbildem yorfuhren; so scheint es,^ als müsse
man Ritters Abstractionen noch mehr ins Abstracte stellen nnd sie dadurch
for den Schüler vollends ganz unvefständfioh machen. Nicht so* gar
schwierig ist allerdings diejenige Popularisirung Und Einfahrung der Rit-
ter8<£en Lehren in die Schule, wodurch man den Schüler dahin bringt,
dass er auf kurze Zeit die mitgetheilten -Resultate seinem Gedächtniss
einprägen und sie mit einer gewissen Treue und Vollständigkeit wieder
hersagen kann. Allein das ist kein geographischer Unterrtclrt für Ge*
iahrtenschulen , sondern nur ein Ueberschütten mit einer todten Masse
des Wissens. - Was man den Schüler nicht so lehren kann, dass <diO
Sfkenntniss in seiner Seele lebendig wird, das muss man' lieber gana
Ofl^ Schill- and yniT«ra.ii&t9BAelirichtei||.
weglaisen. Der geographische Unterricht in deil Gymnasien aber scheint
gegenwärtig schob viel zu viel an Ueberladnng mit todter Masse zu leiden»
Es ist demnach sehr zu wünschen, dass Hr. G. seiner yoriiegenden Ab-
handlung aber den Lehrstoff , welcher in den geographischen" Scholonter-
rieht anfgenommen werden soll, recht bald eine zweite folgen lasse,
worin er klar nnd bestimmt diejenijge Yerarbeitong and Behandlang die-
iies Stoffes nachweist, wodurch man die Schaler zur klaren und Tollstaa-
digen Erkenntniss desselben fuhrt und ihn^ zugleich in der yon der Schale
dafür gegebenen Zeit yollstandigr umfassen kann. Sollte cties nicht zu
erreichen sein, oder wenigstens (ar die Erfüllung des gestellten Ziels
eine grossere Ausdehnung der Unterrichtszeit gefordert werden -müssen ;
dann wird man freilich auch erst i^och specieller zu beweiseix haben, dass
es unabweislich zur Gymnasialbildung gehört, das von dem Yerf» gestellte
Maass geographischer Erkenntniss zu erfüllen. Die Gründe, womit er
in der gegenwärtigen Abhandlung die Nothwendigkeit der angesetzten
Ausdehnung des geographischen Unterrichts dairthpt, • sind zu sehr Ton
dem Standpunkte aus genommen, dass er die Geographie als Wissen-
schaft , nicht als blosses Lehrmittel der Schule betrachtet hat* Dieselbe
Verwechselung scheint Leider auch den meisten geographischen Lehrbü-
chern nnd .Methodiken der Gegenwart zu Grunde zu liegen, nnd da es
nun jedenfalls klar ist, 'dass die Geo^aphie als. reine Wissensdkaft nicht
in die. Scholz g^drt, so wurde es ein recht grosses Verdienst sein,'
wenn jemand ntir erst .folgende drei Fragen rech) klar U(id überzeugend
beiintworten wollte: .1) Bis wohin bleibt der geographische Unterricht
auch in den Gymnasien blos elementar, und. welches ist überhaupt das-
elementare Maass geogn^faj^cher. Kenntnisse y dessen der Schaler für 4^
künftige praktische Leben nothwendig bedarf und das also Ton der Schule
allen denen mitzugeben ist, welche künftig eine tveitere wissenschafttliche
Ausbildung nicht erstreben wollen ? ' 2) Wie weit wjrd dl» Geographie
Hülfs Wissenschaft für aadere Lehrgegenstände des Gymnasiums, nament-
lich für die Geschichte, und wie^lässt sich auf die einfachste nnd kürzeste
Weise der Einfluss und -Zus^^nmenhang der physischen Beschaffenheit der
Länder mit' der Cultur und der physischen, technischen nnd geistigen
Entwickelupg der Volker dem Sdkuler klar mächen? 3). Aeussert etwa
der Unterricht in der Geographie, sobald pan sie lucht als wissenschaft-
liches System, sondern nur als Lehrmittel der Schule betrfi,chtet, ein^
yprherrschenden und höheren Einfluss auf die . Ausbildung der, geistigen
Kräfte und Anlagen der Jugend, -als die andern Lehrobjecte der Gymna-
sien, oder füllt sie wohl gar eine yon jenen gelassene Lücke dieser gei-
stigen Entwickelnng aus? Dieser letztere Punkt ist besonders in Betracht
zu ziehen ) und er «würde, da es eben Hauptziel dw Gymnasien ist; die
aUgemeine geistige Ent^ickelung der Jugend möglichst allseitig und mög-
lichst yollkommen zn erstf^ben, im Falle der Bejahung die zwingendste
Nothignng enthalten , den bisherigea Um&ng dieses Unterrichts zu er-
weitern«. Es kommt hier yomehmlicb auf ei&e Prüfung der Behauptung'
an, ^9LM die. Geographie, sejitdem sie. yon Ritter zn einer so tiefen Er-
kenntniss der physischen Verhäl^iisse der- Erde und des Zosämmenhanges
Befofiieraüfen nad Bkreiibtseifi;irng6ii»
97
derfl^ben mSü ^r Bntwickriiq^g der YSlkw hingeflSlirt h^^ eine fibemit
hohe hiideii4e Kraft auf die Erwedumg mid Scharfimg der Anschanniigi *
und Eiiibildaiigflkraft md aqf die Anabildimg de« Yeratandet and UrtheOs
ausübe , und .es ist 20 nnterSQcheny ob dies nicht etwa blos eine Fmcht
der Brkeiutniss des gesammten wi^senscHalUiehen Systems ist, sondern
ob anck die. niedere Erkenntnis^, welche man dem Schaler daT04 Ter«
schaffen kann, bereits einen so Torherrsehenden Einflass auf jene geisti»
gen Kräfte hat, der durch keinen and^n Lehrgegenstand in gleichem
Grade und aof leichterem Wege errangen werden kann. Ebenso ist die
Ton Rongemont, Lodw. Volker n. A« aufgestellte Behauptung in Betracht
zu ziehen ,' dass die Geographie für die Erweckübg des religiösen Gdstes
und für die Veredelung des Cremuths überaus bildend sei, weil hier
sdieinbar ein Unterstützungsmittel der religiösen Ausbildung geboten
wird, welebes, wenn es sich bewährte, yon der Schule mit grösser
Freude aa%enommen werden musste* [J.]
CoiUBACH. Das dasige furstl. Waldeckische Gymnasium, über
dessen Gründung (im Jahr 1577) und Geschichte der Subconrectox Pr*
Karl IFUhm fietnr. Curtze in dem Programm: Die Gründung des Cfpßua-
wuM «M Corbach [1837. 17 (11) S. 4.] berichtet hat, ^ar in seinen 6
Classen wahrend des Sommers 1840 von 206 Schülern [11 hi Prima ^ IS
in Secupda, 19 in Tertia, 22 in Quarta, 20 in Quinta, 116 in Sexta],
im WinteT vorher yon 180 Schülern besucht, welche von 8 Lehrern,
nämlich von dem Kirchenrath und Rector Karl Fr, fFeigel, dem Pro-
rector und Bibliothekar TA. ff« ScAotte, dem Conrector Dr. Louk Er*
Ckrm Curtse\ dem Subconr. Dr. Karl W* H. Curtoe, dem Collaborator
Karl A4, Xfc> Hahn, dem Musikdirector JoJL Hemr, fldbi, dem Hulfs-
iehrer für Mathematik und Zeichnen Oberlieutenant Ferä* von Bheina
und deip franz. Sprachlehrer Jcofi €M^frmd MaraUe nach folgendem
Lelöpl«!! mit0Exichtet wordent
I. n. m. IV. V. VT.
Latdn
Griediiscfa
Hebräisch
FVanzosisch
Deutsch
Religion
Philos* Propädeutik .
Alterthumswissensch.
Geschichte
' Geographie
Mathematik
Rechnen
Naturkunde
Schreiben
Zeichnen
3, 9
1, 6
l
8,
9, 9,
3, -,
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6| — iNroeheatUche
— i — Stunden.
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4, 11 .
2, 3
1, 3
Gesang &
If. Jahrb. f. PhiL n. Päd. od, KrU. Bibl Bd. XXXIV. ffft. 1. 7
§S -Schill* tinH Üi(i'T6r9ltSt»«ft«br4«1iteiiy
Die Sexta Ut reine Elementiircksse und die Öberpi4mttier btf>en die 8IK
gegebenen 4 Lebrstunden nur sur höheren Ausbildung in den ciasfiMhen
Sprachen durch lateinWche Interpretation der Schriftateilw und dttroh
Uebnng im Lateinisch -Sprechen, und gemessen übrigens mit der Unter-
prima geftteinsamen Unterricht« Der lateinische Sprachunterricht steigt
in Prima bis sum Lesen der philosophischen Imd rhetorischen Schriften
des Cicero , des Tacitns und Lirius, des Horax und Terenz, im Griecdiir
sehen bis su Plato, Demosthenes und Sopholcles auf. Durch Bestimmung
des fSrstl. Consistoriums ist übrigens seit 1840 angeordnet, dass die
Schriftsteller mehr nach einander als nebeneinander gelesen, und dieselbe
Abstufung auch so Mreit als möglich für die übrigen Lehrgegenstfinde W-
mchtet -vrerde. Die zur Universität abgehenden Schuler, deren toii
Ostern 1890 bis dahin 1840 fiberhaupt 77 dahin entlassett'^orden sind,
haben ein schriftliches und mundliches MaturitStsexamen zu bestehen. —
Das im Herbst 1840 erschienene Programm des Gymnasiums etithält eine
auch in den Buchhandel gekommene. Commentath de Horatn €arm. I, 12«,
^oifi seripsit "Dt. L, Curtze, [Mengeringhausen gedr. b. WeigeL 1640.
40 (3d) S.' gr. 4.] und bietet eine sehr gründliche und beachtenswerthe
Untersuchung fiber Abfassungszeit , Inhalt, Zwedc^ Behandfittigsweise
und dichterischen Werth' dieses Gedichts , durch welche das VerstandnisS
desselben sehr wesentlich gefordert und eine Anzahl schöner Erörterungen
über das Einzelne und Ganze gewonnen ist. 1>er Verf. hat mit rieler
Soi^alt, grosser Einsicht und. ausgezeichnetem Scharfsinn den Ideengang
des Ganken . und dessen sprachKche und metrische Einkleidung allseitig
betrachtet , und so entsprechend entwickelt , dass er die verschiedenarti-
gen Meinungen der Erklärer über das Gedicht mit Gluck abweist und
berichtigt, und ein Rei^ultat gewinnt, wodurch der Zweck und Weirth
der Ode im Allgemeinen riclitig bestimmt* und klar gemacht wird* Aßein
weil er so verschiedenartige Ansichten über dieselbe voHtnd «nd' alle
Meinungen der Erklärer beachten sm müssen glaubte; so ist er, durch
die Spitzfindigkeiten einiger neuem Erklärer verleitet, in ein übertrie-
benes Griibeht verfallen, darch welches zwar die Eroberung desBinzel-
nen an Scharfe gewonnen hat , allein in den einzelnen Ideeh zuviel ge-
sucht , das gefundene Endresultat - etwas getrübt und überhaupt die vor-
urtheilsfreie Untersuchung gestSrt worden ist. Die Erörterung beg;innt
mit der Bestimmung der Abfassungszeit des Gedichts , wofür das J. 730
n. R. E. darum als das wahrscheinlichste gefunden wird, weil der im
Gedicht erwähnte^ Marcellus schon 731 starb und erst 729 durch die Ver-
heirathung mit der Julia und durch die Erhebung zum Aedilis curulis däe
Erwartung zu erregen anfing, dass er des Augustus Nachfolgerwerden
werde, und weil Augustus selbst erst seitdem J. 727 als wahrer Beherr-
scher des Romerreichs genahnt werden konnte und eben im J. 730 den
Aelius Gallus zu einem Kriegszoge nach Arabien schickte, für welchen
vielleicht die Nebenaufgabe gestellt war, auch die Serer, Indhr und
Pärther zu bekriegen, vgl. Horat. Od. I, 35, 31. u. 29, 4, Vorausge^
sdiickt ist eine kiurze Nachweisnng der Art und Weise , wie Horaz den
Bof5rdemiicen und fibr^nboseigangen. 90
Avgnst in dsn tot 730 gettaobien Godiditen {«eist, and es wird gcfiin-
den, dafls er deneelben hier xam entensml als den allgewaltigen «id ya*
teriichen Behemcher der Erde daMteUt ond mk dem Jbpiter in Yerglei-
chnag setzt. Es folgt eine Unteraucbang de oompoMlione cnramit», 8. 7 &)
v«rin der Verf. nacb koner Angabe des Ideenganges auf' die in dem Ge-
dickt Torfaandene Dreithmügkeit hinweist , nber schon hier etwas zn weit
^ebt, wenn- er sie dnrdi die BintheUnng der besongenen Personen in
OdttMT., Heroen nnd grosse Remnr, -durch die fttnfinal drei Strophen^
Toa denen drei der Einleitimg, drei dem Sddnssey drei dem Preise der
Crdtter, sw«imai drei den Heroen nnd greisen Römern angehören , donh
das Itefassta von drei PeisoAendasse* in der entten, Ton drei Oettem
in der dritten, von dr^t Heroen in der siebenten [wo die Diosknren w<oU
anch nar for Ekis sfiblen könnten] nnd' Toia drei Mahnern in der elfte,
dnrcii dse drehaMtige Anrtifling des Jupiter in der letulen, die dr^ Berge
in der «weiten, die drei Fanüge desOrphens in der dritten, die drei
Sigenschailben des Jupiter in der vierten und fiinften , und die drei Yol«-
Icer in der TielrsehAten Strophe begründet sein lasst. IHe Haupterortd-
nmg ist dem Abschnitte de qornmiM. senlehfib, S.» 8 — 36., gewidmet,
imd der Yerf» bespricht der Reihe Aach alle mnzekie Ideen und Gedanken
des Gedichts, betrachtet sie im Binsefaien und im Zusammenhange und
findet dadurch als Zweck des Gedichtes Irarais, däss es ein LöUied eak
Aug^u» sei , welcher ebenso als väterlicher und gutiger Beherrsdier
d«B Rdmehreichs {oder des Erdkreues) im Frieden, wie als mächtiger
tind megreicher Bekampfer der Feinde im Kriege gepriesen und in beidei^
lei Besiehung mit dem glichen Wirken des Jnpitet im Himmel in Paral-
tele gestelli w^e. Diese Tendern, des Gedichtes hat Hr. C. in so kla-
rer und Bcharfinnuiger AuseinandersetKung naohgeliviesen , dass man Aber
deren Richtigkeit weht in Zweifel . bleiben kann; und ebnnso gesduckt
hat er die Hauptschwierigkeiten der emselnen Stellen beseitigt* Allein
es tritt eben hier das übertriebene Grnbefai gane besonderii herror und
e^iibart sich yomehmlieh in. dem Streben, in jedem emäselnen Haupt-
gedanken des Oedicbi& eine speäelle Besiehung .auf August sn finden,
ttild alle B^iiipiele der Götter, Heroen Und grossen R^m«fr nach^delr Dop-
pelbesiefanng gewählt sein sn lassen, dass 6ich. entweder In^der Birwah-
nnng ihrer grossen kriegerischen Thaten, oder in ihHn wohltha<^gen .
Pitedenswerkea eine ahniicbe Tugend des Angustus abspiegele« ' 8o soH
stehen in 4&t Erwähnung der kfra, als des Instruments für firiedliehe und
heitere GesSnge [vgl. Od; I, 6, lOi 33, 18. m, ^ 69.], und der ttüäy ab
des Instruments für Kxiegslieder [s. Art. poet. 202. Od. I, 1, SB.], die
Hinweisung auf das zwiefiiche Lob der Frfedens • und Kriegestngenden
des August enthalten sefai* Ueber die sweckmSssige Erwähnung dek
Hämua' beben den beiden Musenbergen HeUcon und Piadu^ soll Hora%
wie aus dem Gebrauch der Partikel «e hervorgehe, selbst in Zweifei^^g»-
wesen »ein, aber diese fi^wäfanung durch die llUigere Erzählung vüm
Oipheus gerechtfertigt haben, in wt^eher folgende Begehung auf den
August gefunden whrd« „utDrpheks meratns sit flundnum lapsns eeletes»
• 7*
lOO Schal- and UaiTerflitartflnAchriehtoD,
^e Teiltos , sie domnisM Angnatuii Tirtnie belli hoste» condtatos ; p«r-
tenritos, sine ordine, eum illo» seqnotos esse: at Orph. poeta blande
doxerit qnereus cantns snaTitate delenitos , sie Aog. iostitia et aeqoitate
tempore paös ienire excitatos cives , ut obedientissinu sint«^' Anch die
innlr Gotter sollen in der Doppelbexiehong zu August erwähnt sein , dass
der lichter den Jupiter und die Pallas als deos rebus pads et otii tem-
pore insignes angefahrt und ihnen die übrigen drei als deos rebus bellicia
elaros entgegengestellt habe* Jupiter . sm namUch durch die Benennong
purens und düreh die Wahl des Wortes temperat von Seiten seiner nüldea
«ad Tätarlichen Herrschaft, durch die Worte mare,,terTat und anmiiifi»
In Beeng auf seine Albaacht und^durch unile nÜ manu generatur hinsfcht
fich seiner Wurde und Ehre- gepriesen , und weü der Pallas pioximi ho-^
nore» gegeben werden , so könne auch sie nur uls Gottin der Friedensaeit
betrachtet sein» Aus beiden Annahmen wird dann auch der Beweis ab-
geleitet, dass man unde nicht durch a 9H0, sondetn durch ^wire wklareiiy
«nd die Worte proelm audax auf den Liber beziehen müsse. Bei dem
Xsfter selbst hat der Verf. übrigens die naheliegende Vergleichung seiner
2äge in den Orient mit des Augustus Kämpfen gegen die Serer und Inder
sn erwähnen vergessen. Von den Heroen soll .Hercules nur wegen der
'firtus bellica [ — nicht auch als pacificator orbis terrarum?] erwähnty
bei den Dioskuren aber ebenso deren Kriegsmath , wie ihr wohlthatiges
firiedliohes Wirken hervorgehoben sein. In der Stelle von den grossen
B^mem aber wird zunächst Tarqumius von dem Tarquinins Priscas ge-
dentety CaUmü nsbüe Utum gegen die versuchten Conjectnren und Ver-
änderungen geschützt y und der Beweis gefuhrt , dass nntex Marcellus
ucht der ältere, sondern der Schwiegersohn des August, unter Julium
sidus der Augustus selbst zu verstehen seL Romulus ist, wie der Verf.
meint, wegen seines Kriegsmhmes, Numa wegen sdner Friedensthaten,
Tar^ninius nach beiden Beziehungen (hello et pace promptissimus) auf-
geführt; in den drei folgenden (Cato, Regulas, Paullus) wird die edle
Aufopferung fürs Vaterland gepriesen, und da man einen ähnlichen Opfer-
tod bei den Scanren nicht nachweisen kann, so ist der Name vielleicht
Hdt Qraeehoa zu vertauschen ; b^i den drei letzten endlich tritt wieder
der -Kriegsruhm hervor. Auf dem angefahrten Erortemngswege aber
gelangt der Verf. zu folgendem Bndresultat: „In prooemio verbis iyra et
tibia ac nairatione de Orpheo significat poeta de diversis rebus, de rebus
ad bellum et de rebus ad pa^cem pertinentibus se v^le canere ; in parte
de düs duoB primum canit, qui omati sunt virtutibus pads, tum tres,
qui laudibus belli abundant; in parte de heroibtts celebrat tres, qui laa-
dem fortitudinis assecuti sunt, et tres qui omati sunt lenioribus. virtuti-
bus (?), eodemque modo deniqne viris, quos canit, tribnit laudem propter
Tirtntes, quibus floruerint vel tempore belli, vel otii tempore. lam vero
eum dicat inter omnes illos vires micare Angastnm, ut Luna inter ignes
-minores, eademque igitur lande eum atque ülos oelebraverit, necesse est
itatnamus , iisdem etiam virtutibus dignum eum iudicasse, Ac cum in
exitii carminis comparaverit enm cum love, fiMÜe iat^Higitnri poetam do
B«fordernng.ea und Bhrenbeseignngea. 101,
Ätignsio lam in initio , cam «andem loTem caneret, cogftaMe. Cni
ibi propter lUlam tantoni, qna cum Pallade oxiiatiis sit, yirtntem eompa-
rarerit Augiutiini, propter alteram, quam in exitii sinral com leniori tIt-
tate loyi tilboit, Libero, iHanae et Apöllini enm comparat. Heroas
T«ro , cnm üsdem duobna landis generibus ajffecti sint, ut AagastOf com
iia conferafor nominatos eMe, praesertim com medii ponti sint interdeoi
et TiroB, non est qnod possit negari. Qnod quo minns fieri ponnt iia
locis ef&citiir, in qoibas emn iisdem heroibaa comparatar Angnstna
(Bp. II, 1, 4; Carm. III, 3, 13. IV, 8, 30.)$ <pA loci minime negligendi
aiint, cnm ettam Liber et Romains, unns igitnr de diis et muis de ririay
qnoa hoc carmine landat Horatins , nominati «int et propter eandem vir-
tntera« Atqne Ita omnes partes aernimt landi Angnati.^' Nachdem nrni
aber auf dem angegebenen Wege ein in ^er That sehr strenger logischer
^ Znsammenhang mid eine poetische Einheit des gancen Gedichts gewonnen,
so wird es Hrn. C. leicht, im dritten Abschnitt: De tractadone argn-
nenti, S. 26 — 33., das Peerikampische Verdammttngsnrtheil der Verse
33 — 48. zurückzuweisen , und aneh den formellen poetischen Werth dea
Gedichts durch Hinweisnng auf die Hanpteigentfafimßchkeiten der Sprache
und Einkleidongsform zn begründen: welcher Erörterung zugleich die
kritische Rechtfertigung mehrerer Lesarten, wie aumk, reemet, parentm^
temts'y oceupavity steüa refiUsii, quod sie t)o{uere, reg^ty eingewebt ist.
' Bas Scharfsinnige der ganzen Erortenkng ist ans dem gegebenen Inhalts*
berichte ersichtlich , und auch gegen das gewonnene Resultat aber den
Zweck des Gedichtes wird sich nichts Erhebliches einwenden lassen,
sobald man von der allzu angstlidien Beziehung der einzelnen aufgeführ-
ten Personen auf Augustus absieht. Allerdings muss man dem Verf. zu-
gestehen , dass Horaz in seinen lyrischen Gedichten fest überall entschied -
den refiectirender Dichter ist, und in schärferer Berechnung und stren-
gerem logischen Zusammeilhange die einzelnen Ideen der Gedichte mit
einander yerknupft, als man es bei andem lyrischen Dichtem findet.
Dennoch aber bleibt auch in seinen Gedichten vermöge des allgemeinen
Wesens aller Poesie die Ideenverbindung eine viel freier«^ , als dass man
for jeden einzelnen Gedanken einen so specieilen Zusammenhang mit der
&auptidee aufspüren durfte, wie es hier Ttfrsucht worden ist. Und in
dem gegenwartigen Gedichte durfte die poetische Emheit des Ganzen anch
gerettet amn, sobald man sich zn folgender freierer Betrachtung desselben
erhebt. Horaz ist bekannt&ch oft veranlasst worden., die Thaten ^ea
Augustus zu besingen, niid nimmt offenbar in gegenwärtigem Gedichte ,
einen Anlauf dazu. Die allgemeine Anlage desselben hat er der zweiten
, olympischen Ode des Pindar nachgebildet , aber freilich mit der Abwei-
chung, dass er nicht in ein detaillirtes Lob des Augustus übergeht, son-
dern sein Gedicht gewissermaassen nur als Prolog zu einem grossen Hym<*
nencydus hinstellt, in welchem er eine Anzahl Gotter, Heroen und grosse
Roluer (wahrscheinlich in einzahlen Hymnen) besingen und wo er am
finde mit Lobgesängen auf den Augustus und swn Geschlecht schliessen
^^. Die ^nftählang der sa beaiiigenden Personen also und die allge*-
lf&
jlchol- taii4 Univetsltat«naeliricliteii,
DMiae NEchwcisnug/ mamm fie betfmgen werdea söllett, 4«i» kt d«r
all«]!»^ 2v?e€k des GedicbU. Di« eisten drei Siropheii gebea ab. Eio-
leUung nicht« weiter ali die Aorofiing der Muse, nur nacli Pipdars Mor-
fiter in die Frage eingekleidet, wen die Mane besingen woUe, und naeh
dMselben Weise, wie Pindar seinen Oden oft Mythen ejuaifliclity dar«li
eine gelelvte Digression über Orpheus. erweitert, welche an 4em: folgen*
den Lobe des Augostns in keiner Bex&dinng steht , nbrigens aber fär den
Anfang einer alten Hjmne ganx ai^emessen ist, somai da die AafisahlaiBkg
der drei Musensitae den Leser von dem HeHeon^ als dein jongstea Sitae
des griechisdien 6e<ian^s, über den Pindias aom Hämiis, in das älteste
Vaterland der Hymnenpoesie , fainanff^irt* Dergleichen »ythoiogisclie .
lind hist<Mrische Eioflechtangen, toa denen eine aweite gleich nachl\«r in
Vs« 27—32. wiedtfkehrt, sind so sehr im Charakter der alten. Hymnen
und eben so eine Bigßnthümlichkeii der lyrischen Poesie des Pindar und
Horaz, daas inan weder über ihren Zusainmenhattg ndt dem Gediehte
noch aber ihre poetische AngemesseiBiheit Tiei grabein, sondern hochstena
daran! hinweisen darf, dass sie fnr die alten Dichter ein Mittel sind,
ihre Leser ober donkle nnd wenig bekannte religiöse iknd vaterlandisobe
Sagen an -belehren, etwa wie es bei uns epische, BaUaden- und Legen*
dendichter bisweilen zn thnn pflegen» Von Vs. ISk an beginnt nun die
Anf^äUnng der Gottw und. Personen, welche der Dichter in seinien Lie-
dern feiern wiU, odex welche ihm überhaupt eines Hymnos würdig zn
s^n scheinen* Die Rücksicht auf den letzten Zweck des ganzen Ge-
dichts, den August als Schütz^ und Wohlthater des RSmerreichs za
' feiern , hat nun allerdings bei der Wahl dahin geführt , dass nur solche
genannt werden, welche in ahnlicher Weise, wie Angustus, als erhabene
^ und des Hymnus würdige Wohlthäter der Menschheit oder dea Vaterlan-
des aufgetreten sind , und darum mag man nach di^er Rücksicht immer-
hin die getroffene Wahl beurtheilen; allein scbwcorUch darf nmn bei
jedem Einzelnen angstlich 'darnach fragen , welche speteielle Eigeasdiaft
es sei, durch die er mit Augustua in Vergleichuilg tritt. Im Gegenthell
liegt eben darin das Poetische der Anfimhlttug, dass Horaz dar Phantasie
des Lesers freien, Spieliaom lasst, bei jed«si Eänzelnen die Verdienste
und Wohltbaten desselben sich -anszumaJen. Auch mt ja offefd>ar nur
Jupiter mit dam Angustus in nahe Beziehung gestellt; und nnr bei dea
Dkiosknren apedeUer erwähnt, Ton weleher S^te. der Dichter sie preisen
wilL Bei allen andern genügt es ihm, durch blosse Nenmuig des Na-
mens odw durch ein leise andeutendes Pradioat erraten zn lassen , aus
welchem Grunde er sie unter die Zahl der zn Besuigenden au%enemmea'
hat; ea ist ihm genug, klar gemacht zu haben, dass die genannten Got«
ter und Heroen eben midilage SchnlsBer und woldthätige Helfer für die
Menschen sind« dass die. genannten Römer durch irgend dine C^ssthat
den Dank nnd die Bewuadenug 'des Vaterlandes efcrnngen haben. ' An
sie reiht sich MarceUus als junger hoi&wagaTeller ^pre^a (ak der zu er-
wartende künftige Wohltibater des Volks) und Angustus seihat ala der
gegenwärtige erhabene Ekurt.dea Remerreiehea Und des Erdkreises an,
Beförderungen und Blire.Bbev«)lgiin€«A» UA
4er. alle ge«inn^ ildqper aq Qr«iM|^ und VerdieiUBi hoch überrag und
darum elicA uur depi J^ter yergUichhar ist. Scheu diese letzte Wen-
düng deA Gedichts zeigt, dass au eine weitere Fortführung des Ver-
gleiches nicht gedai^ht werden darf. Dass übrigens die Anlage der Ode
aibcb in solcher Wei«e deo poetischen Forderungen entspreche, und dass
in derselben mch^ts überflüssig und schleppend, oder gar störend und
verieisKeiid sei, darüber ist wohl Niemand in Zweifei, der das Gedicht
Yoructbeiisfrei betrachtet und überhaupt da^ Wesen der alten Poesie
kennte ^ [J.]
KaXi^NGfiN« Dem Jahresb^chte von der dasigen koau Studienan>
stak, bekannt gemacht bei der öffentlichen Preisrerthciinngden TS. Aug.
1639, ist eine -sehr beberzigenswerthe Abhandlung Ueber dk Aiifgabe des
üeb^rs^tmena von dem Professor Dr. Karl Schäfer [Erlangen. 31 (24) S. *
gr« 4.] beigegeben, , wori|i die Frage über die beste Methode der Ueber-
tragnng fremder Schriftsteller in unsere Sprache einsichtsvoll und tref-
fend untersucht mid beantwortet ist. Je mehr, in der neueren Zeit die
Yossisebe Uebersetzungs weise sich ausgebildet und fast zur Manier erho-
, ben , überhaupt aber die Nachbildung' fremder Schriftsteller in die Rich-
tung sieb umgestaltet hat, dem Inhalte entweder die Form oder der
Form den Inhalt aufzuopfern; um so mehr hat Hr. S. sich veranlasst gese-
hen, seine Erörterung mit einer PrufOng von SMciermacher^s Abhandlung
über die verschiedenen Methoden des Ueb^rsetzeus (in den AbhandlL der
philes. Classe der kon. Aksdemie der Wissensch. Berlin 1816. S. 143 ff.)
zu beginnen» weil Schleienuacber eben die Bichtigkeit der Yo^sischen-
. Methode zu eryveisen und die Yermittlnng der erwähnten zwei Extreme
herbeizufiihren bemüht geyvepen ist. Treffend und überzeugend ist dar-
gethan , dass die Schl^rmachersche Yerinittelung nicht zum Rechten,
sondern vielmebr bei conseqpenter Durchführung zu etwas sehr Yerkehr-
tem führt, und eingewebt sind i^ierlei Erorterangen über die verschiede-
nen Richtungen, des Uebersetzoa« , über Paraphrase, Nachbildung und
Ueberset^iWIg,. über die notbwendig^ Bewahrung der Form bei ppetischen
und rhetoari)ieh.-.oratorisohen Schriften, über den Widerstreit ^ unserer
aocentuirendeu Sprache gegen die., strenge Prosodlk der griechi^hen und
römischen Sprache und dergh m. Pies führt d,^nn zu einer : treffenden
Nachweisung der\Qewaltthütigkeit, -welche durch, die Yossisebe Ueber-
setzungs weise gegen unsere Sprache geübt wird, und der spi^aehUch,-*
stjhstisehen. Mängel, w^an diese Uebersetzungen leiden, wobei zugleich
Gdthe^s Urtheil über.Yoss (in den Noten und Abhandi zum ivestostl*
Bivan Th. 6. S. 239.).ünutirt, das Mangel- und Fehlerhafte der Klop«^
stockischen Naehbildungsform angedieutet und darauf hingewiesen ist,
dass schon die Alten, z. B. Cicero de cpt. gen. orat. c. 5., den rechten
Ueb»setzungs.weg angedeutet und gelaroffen haben. Zum Schlnss sind
^n die aHgffuein .gültigeti Grundsätze und Beduigungsn einer guten Ue*
hersetzttug < in i^llgemeiae Qesetze. und Regeln zusammengelasst, und es
wird .verlangt , dass eine .Uebersetzung vollkommen deutsch sei^ d. h.
dass. «e den Charakter und die. Form unseres volksthümliqhen penkens
104 dchnl- und Uairersiiati^iiachriQhteil}
uod Empfiiideiifl nach seiner BägentltSmlicIikeit rein und ktar an^rSge^
dass die Sprache in ihr nidit bloB correct^ sondern auch anmnthig,- ge-
fäiiig, wohlthuend und harmonbch sei; dass die Uebersetznng nicht blos
als Surrogat fSr die Unzogänglichkeit des Originals,, soadeni als Bt was
an sich erscheine, was man fnr sich gemessen könne und nicht erst ui
die Urschrift znrückzuabersetsen brauche ^ um es geniessbar za machen;
dass der Uebersetzer sich ganz in die Denk- und Anschauungsweise de»
Autors hinemyersetze und mit dessen IndiTidualitat seine eigene mög-
lichst identificire, um eine Nachbildung zu schaffen, welche bei treuer
Bewahrung der Spraciieigenthumlichkeiten der Mattersprache dach aadi
die alten oder überhaupt die fremden Schriftsteller, wie sie leibten md
lebten, klar erkennen und richtig gemessen lässt. Droysens Uebenetzmig
^ea Aristophanes wird hierbei als Muster empfohlen und wegen des Wei*
teren überhaupt auf dessen Vorrede Thl. I. p. XI— 'XVI. Yorwiesen. Die
ganze Abhandlung ist .eine überaus zeitgemässe und dankenswerthe, da
das Uebersetzen und Nachbilden fremder Schriftwerke fortwährend einen
so wesentlichen Theil unserer Literatur ausmacht, und der Verf. nmdit
sehr richtig darauf aufmerksam, dass das deutsche Volk nicht nur firuher-
hin, weil seine Bildung gleich vom Anfiing aii auf .die griechisch -römi-
sche gegründet wurde und weil Bedürfbiss und Achtung des Fremden zn
den wissenschaftlichen Erzeu^issen der in Geistesbildung vorangeeilten
Nachbarrölker hinzog^ sondern auch jetzt noch durch seine WeltsteUung
und seine Lage im Herzen Europas zum ununterbrocbenen Verkehr nach
allen Richtungen hin angewiesen und berufen ist , und also ganz natürlich
die Nachbildung und Aneignung des Fremden mit Fleiss und Vorliebe nbt«
Die aufjgestellten Uebersetzungsgrundsatze aber wird man unbedingt for^
richtig und wahr anerkennen, und sie höchstens in einigen Punkten etwas
eingeschränkt wissen wollen, weil' einige Forderungen doch etwas so
^schroff sind, und dieselbe übertriebene Deutung und Anwendung zulassen,
welche der Schleiermacherschen Abhandlung Schuld gegeben ist. "Weil
nämlich der Verf. die gewonnenen Endresultate etwas zu sei» im Allge-
meinen gehalten hat, so lässt sich aus seinen Grundsätzen leicht heraus-.
deuten , dass er die Uebersetzungen zu sehr auf das Gebiet freier Naeh«
bildungen hinnberstelle und demnach in den entgeg^gesetzten Fehler von
Schleiermacher gerathen sei , welcher den Begriff der Uebenetznng zu
schroff festgehalten hat. Durch ein etwas specielleres angehen avf die
Sache, welches aber vielleicht der Umfang des Programms nicht erlaubte,
wurde dieser Uebelstand vemdeden worden .sein. Vielleicht wäre der
Verf. dieser möglichen Missdeutung seiner Ansichten schon dadurch be-
gegnet, wenn er bei der Betrachtung der Uebersetzungsrichtungen der
Vorzeit den Umstand etwas schärfer herausgestellt hätte, dass die lei-
tende Idee, nach welcher ihan die Richtigkeit 4er Nachbildung. fremder
Sprachprodukte zu bestimmen pflegt , jederz^t von dem Bedfirfaiss der
Zeit und von der Beschaffenheit und Stellung der Sprachforsohnng ab«
hängig ist. Klopstocks Leistungen auf diesem Felde z. B. sind ganz aus-
serordentlich von dem Bedurfhiss, den Deutschen erst eiae- poetische
Befdf^dmiigeii und Bkrenbeseigmigaa. 105
fi^raebe zu schaffen, nAd tob der unklaren Bewnndernng der Tenneiiit-
lieh absoluten nnd nnabertreffbaren Vollkommenheit der romischen und
griechischen Literatnr abhängig; Yoss and Schleiermacher aber konnten'
das rechte Greprage einer wahren Uebersetzmig dämm nidit allseitig
erkennen, yreil das grammatische Studium der Sprachen nodi nicht za
der klaren Briremitniss ihres Wesens ausgebildet war, vrie gegenwärtig.
Seitdem man aber mehr und mehr dahintergekommen ist, die yerschiede-^
nen Abstnfangen der Sprach- und Redeformen , ihre Berührungen und
Unterschiede in den einzelnen Sprachen und ihren EtnAnss auf das Ge>
präge nnd Colork der Gedanken zu unterscheiden, die grammatischen
Sprachgeaetze Ton den rhetorischen und stylistischen, die concreten und
abstracten Ausdmcksweisen , die ein&ehe , tropische und figurirte Rede,
den prosaischen tmd poetischen, den historischen, philosophischen nnd
oratorisclien oder den epischen, didactischen und lyrischen, den niedem,
mittlen nnd hohem Styl bis in ihre tieferen Nuancen und nach ihrer
Gleichheit und Verschiedenheit in den einzelnen Sprachen zu trennen ;
seitdem man bestimmter weiss, welchen speciellen und Terschiedenartigen
Einfluss d^r Verstand und die Vernunft auf die grammatischen Gesetze,
die Phantasie auf tropische ^pd metaphorische Ansdracksweise , die Ge-
mnthsregungen auf die figurirte Rede ausüben, welche yerschiedenartigen
Abstufungen alle diese geistigen Regungen durch coordinirtes oder snb-
ör^nirtes Zosamimenwirken Jn der Sprache henrorbringen, auf welehen
Bedingungen eine' einfach. kindliche, leboidige, ruhige, phantastische,
gemüth'V'olle' u. dergl« Rede bemht, von welchen Bedingungen des. Vol-
kerlebens der Zustand und die Thätigkeit der geistigen Kräfte und ihrer
Schöpfungen abhangt , wie und warum z. B« bei den Griechen die ein-
fach - naturliche und sinnlich- conci'ete Anschauung und Sprachauspragung,
bei den R5mem die praktisch -verständige, phantasie- nnd gemuthlose,
aber würdevoll erhabene nnd selbst pomphafte Ansdracksweise vor-
herrscht, dagegen bei den Deutschen das höhere und reinere Gemuths-
leben auch in der Sprache sich offenbart; seitdem man überhaupt den
Unterschied der antiken Denk- und Gefühls weise von der modernen ana
den Sprachformen zu erkennen nnd gewissermaassen dieselbe in ihrer un-
mittelbaren Thatigkeit zu belauschen angefangen hat : eeit dieser Zeit ist
auch die Feststellung bestimmterer und klarerer Gesetze fSr die rechte
Form der Uebersetzungen ans fremden Sprachen möglich geworden« Man
weiss jetzt mit klaren Gründen darzuthun, warum die in den Vossiscben.
Uebersetzungen erstrebte Wort - und Satztrene doch keine Gleichheit
des Colörits hervorbringt , warum man überhaupt die wahre Uebertra-
gang antiker oder überhaupt fremder Schriftwerke' nicht in der möglich-
sten Gleiohmässigkeit der Worter und grammatischen und stylistischen
Satzformen suchen, sondern in beiden oft bedeutendere Abweichungen
vom Original zulassen mnss und doch gleiche Wirkung hervorbringen
kann , sobald nur die Grundbedingungen der verschiedenen Ausdrucks-
weisen gleich sind nnd die eingetretene Verschiedenartigkeit rein durch
die Individualität der fi^radie bedingt ist. Ebenso lernt man immer
u»
Bckül^ und Universitaftsaac^ricbieaf
m^Iur, d40ft 4io Gleiobartigkeit dM Tooo^ zwbchen der Ueb^fietznng
imd dem Original geni be«ooders von dem strengen Festhalten .und treuen
(natürlich aber mit der IndiTidualitat der Sprache harmonirenden) Wie-
dergeben der einfachen und erhabenen , concreten und abstracten, oatür-,
Uchen , tropischen und figurirteo Begriffe und der einfachen , erhabenen,
geschmückten, erregten Formen des in Worte .eingekleideten Gedanken»
abhängt und dasii darin die Hauptbedingung einer treuen XJebersetaung
ssn suchen ist, \<reiche i^ Wort* und Satobau mehr oder' minder vom
Original abweichen dfurf , dagegen im logischen und ästhetischen Wie-
dergeben des Gedankens durchaus mit dem Original harmoniren. muss*
Qa nun aber die antike Denk- und Gefahlsweicfe you der unsiigen sehr
wesentlich abweicht, so kann es allerdings kommen, dass die ErfdUung
a^er dieser Bedingungen doch ein gewisses griechisch - deutsches u^4
romisch -deutsches Colorit der Uebersetzung herbeiführt; allein es wird
dasselbe nicht dadurch Terursacht sein, dass man die Mutt^sprache
selbst KQ sehr gräcisirt oder romanisirt hätte, sondern seinen Grund in
dem verschiedenartigen geistigen Denken und Fühlen des fremden Volks,
haben* Ob übrigens die {Erfüllung aller diesör Bedingungen bei Ueber-
setssnngen überall und darchaus möglich seL das mag mßa für viele sp^
delie FäUe allerdings noch zweifelhaft finden , weil die Sprachforschung
zwar angefangen hat 9 auf diese Unterscheidung und Begründung der
Spracbgesetze zu achten, aber mit deren Erforschung noch 'lange nicht,
zum -Abschlttss .ist. Immer aber würde die Hinweisung auf die bis jetzt
sebon gewottuJsHen Resultate Hrn. Schäfer das Mittel an die Hand gege-
ben haben, seine Forderungen, welche er an eine gute 'Uebersetzung
macht, klarer, bestimmter und überzeugender därzusteil^i» ^ Gegenwär-
tig beschränkt sich das Hauptverdienst seiner Abhandlung auf die Nach-
weisuiig dessen y was man in der Schleiennacherschen Abhandlung falsch
verstehen kann oder geradezu für falsch erklären mnsS, und wie man die
Uebersetzungsgesetze im Allgemeinen richtiger aufzufassen hat. Dagegen
lässt er über die Art und Weise, wie man zur Erfüllung dieser. Gesetz»
gelangen kann , trotz mehrerer treffenden Andeutungen doch noch. Vieles
unbestimmt. [J.]
Eni'AiTGEN. Bei der dasigen Universität ist in der theologischen
Facultätder bisherige ordentl. Professor der Dogmatik , Gonsistorialratb^
Dr. Frdf, Hßinr, Bank« [s. NJbb. 30^ M%] als zweiter C.onsiste<iakatli
an da^ protestantische Consistorium in fi^YKBUXH befördert^ und der
Repetent und Privatdoceat Dr. J, Chr. K. Hofmann zum -auaserordend*
Professor der Theologie ernannt, in der medicinischen Facnltät die durch
Siromejfir^ Beförderung nach MüncbBüi erledigte ordentl. Professur der
Chirurgie dem fürstl. Siegmaringischen Leibarzte Dr. J. F. M. Heyfeldat
übertragen, in der philosophischen Facultät der ausserordentl. Professoc
Dr.. €hr* M^.h, J. Dr^^hslßK zum ordentl. Professor der orientalischeo
Sprachen ermannt, und der Professor Dr..ir. A* Fiaeher aus Tübingen
als osdentl. Professor der theoret. Philosophie berufen worden , dagegaa
der Professoif De« Friedr* RiiQkeri einem Rnf« ap die Umvessität Berlin
Q^M^ Im ^em'PxQgramm zw Ai^ündi^ang «ks Pror^cix^atsiweefaaelai
im Not« 1$0 hat der Profeasof iiqd Akademiker Dr. hudw^ Doderlem
GlosMom Bomeri&i ~9fßitimen [E!rlapgen gedr. b. Junge« ll S. gr. 4.J her-
ausgegeben und darin am einem .yorberelteten Lexico^ Homeric;^ 21 Ar-
tikel mitgetbeilt., viona er von etwa 40 homerischen Worten^ die etymo-
logische Abstammnng nadiweist mid d^ren Bedeatnng darnach erörtert»
Von defOL Etyiqologieen sind mehrere höchst treffend 9 andere freilich sehr
kühn y al(e ab«r mit dem aii d^m Verf. läi^st bekannten , ausgezeichnetea
Scharfsinii an%efaniden und so geistreich |iad gelehrt begründet, dasa,
man ubemll der tiefsten Einsicht in die Sprachbildungsgesetze begegnet
und.anch da, wo lOAn sich yon der Richtigkeit nic^t überzeugen kan%
yielfach^ Bejehornng und geistige Ajuregung findet. Sie siod nach den-
selben etymologisch w Grundsätzen gemacht» welche der Verf. seinen
lateinischen Synonymen und Etymologien z^ Grunda gelegt hat, und
darum findet to»n auch mehrere Ableitangep , welche nicht. Ton einem
bestimmten griechischen Worte ausgehen, sondern einen aus der Ver-
wandtschaft der griechischen, lajbeii^^ch^ und* deutschen Sprache her-
genomoiuenen Urwertstarom stad^uij^en. Bas Letztere ist jedenfalls bedenk-
lich: denu obschon die Stai^mverwandtschaft dieser drei Sprachen unbe-
zweifelt ist, so scheint doch ei^e sichere Ve^gleichung derselben unter-
einander so lange noch nicht möglich zu sein , als wir noch nicht im
iStande sind, die, Wörter jeder einzehien dnrph die yerschiedenen Abwan-
delungsstufen bis zu,' ihren Urstämmen hinauf zu verfolgen» Hr. D. sagt
uns z» B., dass inlnov^os (der helfende Kriegsgenosse) nach derselbea
Analogie , wie ^orfiog yon Q^hiv gebildet sei , Yon currer^d herstamme,
welches letztere aus cursere gebildet und mit den deutschen Wörtern
hurtig , hurten , und dem Substantiv Horse (Pferd) verwandt sei« Aao;,
die Volksmasse, wird* von iXcizvSj TV^oinr Homer auch Xacxvg (Od. IX,
116. ^X, 509.) gesagt haben soll, abgeleitet und ilaxvg durch den Stamm'
Ze'^io, legen j nicht blos mit schleckt Und schlicht ^ sondern auch mit «ul-
gtcs und Fojk verwandt gemacht. Bei dem Adverbinm avztog, ^ vergeblich^
das man geneigt sein inochte als Adverbium von ccutog^ meder der^ in
der Bedeutung yi>n. wieder da auCinfassen, weil derjenige, welcher am.
Ende der Handlung wieder da ist, von wo er ausging, ohne Fortgang
und ohne Erfolg gebandelt hat, ^klär)^ der Verf., dasii ea , mit G(vr«99
und ovxoitg gar nicht staopnVerwandt sei, sondern als Adverbium zu WjdvTi
(bei Pindar. Pyth. H, 14.) gebore, nnd dieses avdr^ sammt aazQg
von &971j einem mit vitium und Wand^ (in der lutherischen Bedeutung
von Fehler), stammverwandten lYorte, h^rkomp^e« D^s Adjectiv zu ar9|.
sei €ivci9g , woraus dprch Reduplicf^tion i^mchog (wi^ #c3}r«;fi9gNVon Irv-
flog) entstelle und mit beiden wieder oüwny und oUosus in Verwandtschaft
trete. Von CLxmxri werden dann ferner Tigv^to^ und ovz^v und von dem-
letztem wieder mv^lii abgeleitet, ß^pvog (ßhay soll von ^vj^ stammen,^
gleichy^ie ßqixQg {Men$i^} von ji^^cpi, ßgix^v Ton iBcrger«., pj^ov von
Melde j M^du^ von ftslds^v. kommen .^0^<T9«t (hiffysn) samint noX^^
^esxog und ad'B^zQg sollen mit te^wn zpBannnenhängen und von deausel- f
10& Scbnl- und Universitatänacliricliteiii
ben Wortstamme aach Otog abgeleitet werden, ron dessen Stammfornr
fhicog (wie ctt%80$ für odm^g) dann 9ic<pocxogy ^^iamlog^ ^cmg,
4^i9nietog herkommen« nsifiöHsnTog soll wegen Odyss« I, 426. and X,
210« a. 253. nicht von eninTOfuu kommen, sondern ünanacrog^ utkS^pie
BoepUu et a proceük iutu$y bedeuten nnd zum Stamm cninm gehören,
der in tnttnoaat [Od. XIII, 99., wo avifiav dvtfaifrov, sciL aivxafv, Ge-
nitiyi absolati sein sollen] noch erkannt werde. Allerdings aber sei
tfxeTrrofiai mit tniiitm ebenso stammverwandt, wie tutus und intueri mit
eavtre und Behauen. In allen diesen Ableitangen ist das scharfsinnige
Combinationstalent unverkennbar, and ebenso geschickt ist denselben
durch Beiiehung auf wirldich vorhandene BUdongsgesetze ein Schein von
Wahrscheinlichkeit gegeben. Wurde aber der Verf. an sichern und kla-
ren Spracherscheinungen den Beweis zu fuhren suchen, dass sich wirklich
die Yertauschung der Buchstaben unter einander und die Einschiebung
oder Weglassang der durch die Aussprache hervorgerufenen Wohlklangs-
und Bindelaute in jeder dieser drei Sprachen so weit ausdehne , wie er
annimmt ; so würde ihm wahrscheinlich Vieles von dem Gegebenen mehr
als bedenklich erscheinen, vgl« Geist in Zeitschr. f. d. Alterthumswiss.
1841. Nr. 19. Compensirt werden übrigens diese zuschnellen Combi-
nationen, zu welchen der Verf. durch seinen schonen Eifer und^sein
glückliches 'Talent fortgerissen wird, durch andere Etymologien, wo er
in wahrhaft überraschender Weise Wortverwandtschaften herauszustellen
weiss. So ist für dctqSdnTeiv durch die Ableitung von di^Hv und ddittttv
die Bedeutung von laniatum comedere gefunden , KsXotQvttiv auf TiXd^aiv
(HsXccSog) und qvttiv, T^yriXa^HV auf i^ysta^ttt (aysiv) und iXaacciy Bilvtpd-
Hv und BlXv<päiHv durch das Mittelwort en&a^at auf BtX-viiv Und cnaVy
^nsdavog auf «Trog (Tidftatog bei Enrip. Phoen. 851.) zurückgeführt, und
Anderes wird der Leser sich aus den hier unberührten Beispielen heraus-
lesen können. Jedenfalls verdient die Abhandlung grosse Beachtung,
und lässt die Mittheilnng weiterer ^Proben um so mehr wünschen , da
die Herausgabe des gesammten Lexici Homerici noch weit hinausgescho-
ben bleiben soll, — * Voii andern Programmen der dasigen Universität
sind dem Ref. nur dem Titel nach bekannt geworden: De ParäUelismiin
Boera O^aeorum paesi natura ae genertbus '^yon dem Consistorialrath und
Professor Dr. Theoph. Pk. Chr. Kayser als Ankündigungsschrift der Feier
des Weihnachtsfestes 1839 [19 S. 4.], die Lehre des Irenaua vom Opfer
Ml ehriaiUehen CultuB von dem Professor und Director des homiletischen
and katechetischeli Seminars Dr. Joh, Wüh, Fr, Höfling zur Ankündigung
der homiletischen Preisvertheilung [1840. 46 S. gr. 8.] , und das Oster-
programm für 1841, Doctrina Originis de aaer^ciia Christianorum^ Part. IT.,
von demselben Verfasser. Zur Erlangung der iheologischen Licentiaten-
würde vertheidigte der Repetent Dr. phil, GusU^d. Wiener: De prophe-
Uca indole pstdmorum [1840. 62 S. gr. 8.] , und der Repetent Dr. phil.
Heinr. WUh. Job, ThkrBeh seine Diaserfatio eritica de Pentateuchi veraione
Alexandrina [1840. 46 S. gr. 8.], und in der philosophischen Facultat
habißtirte sich der Dr. Rudolph von Raumer mit der DisBertaHo historiea
Befordernaf en ntki Shreabsieigangen^ '* 109
de Senm TkO» cemu. [184D. 92 8. gr. 8; mit 2 liUiögr« Tafela.] Dmm
letstgeaaimte, allerdings fleiMig gearbeitete Abhaadiong steht niit den
nettesten Forschungen über diesen Gegenstalid nicht recht im Ebenmaass^
weil der Verf. nur auf die Resultate Niebiüurs und Walters (in der roai.
Rechtfigeschichte) gebaut hat und demnach zu Resultaten kommt, die
entweder schon besser begründet oder bereits widerlegt sind. Zwedt
der Abhandlung ist die Beweisführung, dass die 193 Centurien nie ver-
mehrt^ sondern der Zahl nach immer gleich geblieben sind. Auch dar-
über haben übrigens schon Francke, Zumpt, Boner und OrelU Besseres
und Gründlicheres vorgebracht. [J.J
KieXm Die dasige UniTersitat hat im Jahr 1840 die bisherige be«
sdirankte Wählbarkeit des Rectors auf einen Vorschlag des akademischen
Consistoiinms, d. i. einer Versammlung aller ordentlichen Professoren der
UniTersitat, aufgehoben, und die Wahl dahin abgeändert, dass daa
Wahlrecht allen ordentlichen Professoren zukommt und jeder, der seit
aewei Jahren eine ordentliche Professur begleitet , wählbar ist. Vom
1. Januar 1841 ist der bisherige aus Staatscassen gewährte Jahres > Etat
d«r UniTWsitat von 50000 Reichsbankthalern auf 66000 Reichsbankthaler
(49500 Thlr. Preuss«) erhöht worden, und der Konig hat bei seiner An-
wesenheit in -Kiel (im September-1840) derselben eine Münzsammlung von
2568 Münzen, von denen die meisten antike, 1698 römische Kaisermün-
sen sind, geschenkt, welche auf der UniTersitfitsbibliöthek aufbewahrt
.werden. Seit dem Sommer 1841 ist unter der Direction des Professors
JFerchhammer ein, Verein zusammengetreten, welcher durch Geldbeiträge
cur Bildung einer Sammlung von Gypsabgüssen berühmter Bildwerke fSr
die Universität wirken solL Auf die erste Einladung im JuU 1841 kamen
1000/Thlr. zusammen, «u denen die Studenten 250 Thlr. beigesteuert
hatten. Der König hat Forderung der Sache versprochen und die ehe-
malige Schiosscapelle für diese Sammlung, die mit Abdrucken der Elgin-
schen Sculpturen erofinet werd«i soll, einzurichten befohlen. Ueberhanpt
scheint für die Archäologie auf der, Universität ein besonderes Interesse
erweckt werden zu sollen , indem am 15; Angust 1840 von dem Professor '
Farchhammer in der akademischen Aula auf den um die Archäologie v«r-
dienten Fürsten von Canino, Ludan Bonaparte ^ weü er ans dem franzö-
sischen Institut ausgestossen und des ihm gebührenden Dankes beraubt
worden sei, eine besondere Gedächtniss -^ und Dankrede gehalten und
nachher durch den Druck bekannt gemadit [Kiel 1840. 30 S« gr, 8.],^
sowie am 9. Dec. 1840 der Geburtstag Wint^lmanne durch eine Rede
des Dr. Otto Jahn und durch ein Einladungsprogramm:, ufpo^/ons Ahkutft
m Ddpki^ von dem Prof. Forchhammer [Kiel 1840. 29 S. gr. 4. mit 2
lithogr. Taff.] gefeiert worden ist. Die Abhandlung enthält die weitere
Ausführung einer schon in den Annalen des archäologischen Instituts gege-
benen Erklärung eines etrus^chen Spiegelbildes, auf welchem man aus-
ser einigen Ornamenten zwei Männer mit den beigeschriebenen Namen
UaU und Nethuna und eine Frau mit dw Beischrift Thesan erblickt«
Ob^eich'nim nach gewöhnlicher Annahme Theaan der Name der Mor-
11^ «cliiil- and UAiir^flitit«iia«iiriiiki«ft,
^enrüthe <m Vnl der Manie den Orion oder biliös ist, ao eüceiiiit doch
Br. F. in den drei Personen den Ni^tun^ ApoÜo imd die Themu, imd
llndet, unter Zaciehtng dreier andern BUdweike,. ws£ dem Spiiig;ei eine
IDunitelhuig der Uebergabe des delphischen Orakeis Yon N^iun an den
Apollo onter Vermitteliuig der Themis, Rine sehr kunstiidie Deatnng
des ganaen Mythos bildet den Haaptth«il d^ firSrtexmg^ worin der
Verf. den schon in der Schrift HeUenSka [Berfin 1837.] eingesdiliigenen
Weg der Mythendentmigy nach vreicbem dieselben peraomficirie Darstel-
iangeti von NatnrerSchemuagen und meteorologischen Phänomenen sihd
ond sich wieder in solche Erscheinungen a'^Ssen lassen , weiter Yeirfoigt
mid durch einen nenen Beleg ftn begründen sudit. Der Drache Rfthonj
welcher auch Delphine geheissen haben soll, ist nämlich dife Persoaifi.-
cation des unterhalb Delphis fliessenden Baches Flewtoe , welcher nur im
Winter fliesst. Im Frt&hfing kommt ApoUö^ als Gott der Entwässemng
«nd Yerdanq^&ng , und todtet dieses -Wesen. Indem er hnn ais JpoHo
^fikioa im Frühlingsmonat Pythios durch die aus der Pythoneehlange auf-
. steigenden Dünste -die Ankunft de6 Frühlings Weissagt , so ist er danh
überhaupt sttm Gott der Orakel auch für andere Voransverknndigangen
geworden, und er w^sagt in Delphi so lange, als aus dem Bach KassötiB
^tioch Dunste aufsteigen. Versiegt derselbe aber im Sommer^ so kommt
HerMeSy als der JSoifamer - Heros der heilen Luft, und raubt den Dtei-
fuss, bis Zeus mit Blitz und Oewitterregen dazwiscbeh fihrt und dadurch
dem Apollo seinen Dreifuss, d. i. ^asse und Dünste » wiederversi^afft.
Tor Apeliö , in der 2elt der wintertiehen Ueberschweaünung ^ sind Gaa
und Poseiden, d. i. der -BrdbeWasserer , im Beeits dea Orakels; aücin
der BrAbewls»erer giebt nicht Selbst Orakel, weil er nicht entwnssemde
Dünste nuftteigen lässt) sondai|l thut dies durch sekien Diener lyipoii,
d. i. F^oermaüin, weleher zugleieh mit der Erdgottin Orakel giebt ^ d. L
Wärme* maehtb Da auch die E]:de Dunste au{lM;eigen lasst, so kommt aie
als Themis, d. U als Göttin der dichtem Dünste, mit dem Orakel in
Yerbindüng« Mass Neptun sammt der Themb im Sdmmer vor ApoUo
welchen ) so eirhält er^ weii in dieser Zeit sein WaUcn mir im Meere
iiilattf^den kann ^ die wusselrairme Insel Kalauria eum Bigenthmn. Die
-gaMse Erörterung, deren Resultate hier- nur in den Hauptcügen mitge-
theilt sind^ Ist überaus scharfsinnig, erinnert in ihrer Tendena an
filöhweiggeri Versuche der My thisttdentuii^ , und wird in ihrer Durcihfuh-
rnhg Und spectelleh Begründ«ig audh diejenigen Leser ergotsren, welche
^esen Weg der Mylhenerkldrttng nicht für den rechten zu halten geneigt
sein sollten. Von andern UniTersitatsschriften sind dem Ref. noch b^
Vamft worden die wissenschafidiehen Vorberiehte des Hrn. Btatsrathes
Prof. Creorg- J^. NiUntk fla deh Indices lectiomun für das Sommerhall^ähr
1639 and für den Winter 1840-^41, welche als Fortsetzung zu der Nar-,
ratio bl^efis de Lobecldi Aglaophafne im Index ieetii per söm. hibem.
1838^39 1$, iSJbfi. ä5, 340.j weiter« Bemerkungen an dem Agioophamns
iiringen, «id ds Hesiiliat herausstellen, saoerdofces in Glraecia inMli-
gentia rei«ii ^viaarioa waMqwm eeteris pntestitbme, et in iptiB saciis
Beförderungen «nd SMirenbeselgiing^n« tli
niliil exh^vtuin esat nisi namtlDAeii witriüs et spe<Stft(CiiIft «td eeji ineprfteie»-
tandfts ornatft. In dem Prograimn tvar Crebtotstagsfeier dei Koni^ BA
18. Septtiffl^iir 1840 hat dier Etätaratk Nütseh Abschnitte «üb 2wei Prele^
Schriften z^veier Studiosen , nänrfidi aus Dr. €%r. Nie, €hrmitr*9 Abband^
. Inng de re munieipali R&manorum und aas Dr. CJkr. Alh, Klander*» Ab- ,
handlang de thöro iSöphedeo drucken lassen nnd dieselben dnrch eine
Vorrede -eingelotet. Zar Todtenfeier des am 3. Decetaiber 1^9 vei^
storbenen Königs Friedrich VI. hatte der [am 80. März 1840 im 76/ Le-
bensjahre rerstorbene Senior der Universität] Kirchenrath Oeorg Srnimtl
Frtmcke als Einladangsprogramm Qunedam de metiti» rdigwnis cllmfA»-
nae de animae humanne immoriolitate tttque ömnino de spe vUae pot^'
mortem ttetemae [1840. 26 S. gr. 4.] herausgegeben uftd auch die Ton
dem Etatsradi Nie, Fcück bei dieser Feier gehaltene deutirche Gedäeht>-
nissrede ist [Kiel 1840. 23 S. gr. 8.] Jm Drttck erschienen. Der eben-
erwähnte- Btatsrath und Ordinariae der Juristenfacult^ Dr. N. Falek htt
am 29. Juni 1839* sein 2&jähriges Amtsjubilaum gefeiert und ist bei dieser
Gelegetiheit im Namen der Facoftat von deUi Professor Btcrchetrdi n^
einem Programm De lege Att^rm [16 S. gr. 4.] , einer Vertheidigang deir
< SaTignys(;hen Ansicht ober dieses Gesetz gegen die Deutungen Ton Pachta, •
Hiigo und Huschke und Nach Weisung, dass die Lex de Gallia KÜstAp^a
nicht mit der lex Rubria identisch sei, und" Ton dem Bibliothekar und
Professor Rntjtn mit einer Bestreitung des behaupteten EitifiUsses, der
stoischen ,l^hilo8ophie auf die romische Rechtswissenschaft [16 S. gr. 8»]
beglückwünscht worden. Aus der Professorenzahl wird amser dem nach
Leipzig berufenen Professer der Chirurgie Dr. Gilntfter [s. NJbb. 33, 93.]
zu Ostern 1842 auch der seit dem Sommer 1839 zum ordentlichen Pro-
fessor ernannte Dr. Xteitff^ scbetden und als Professor des Pandecten-
rechts an die Stelle des Prof! Eüver» nach Restock gehen. [7.]
küAKATT. Die dasige jaigellonische ÜniTersitat hatte im Studienjahr
1840->-41 27 akademische Lehrer, nämlich in der theologischen Factiltfit '
di^ ordentlichen Professoren Dr. LeD LatetpaietDicg , Dr. C ^eUgo und
. Dr. Ign. Penktt,'- indem d«r Lehrstuhl der bibi. Exegese unbesetzt war;
in der jaristischen die 6rdentl. Professoren Dr. Ant, Matäkiewicz, Dr. Ad»
Ktzyzanowskiy Dr. Fei, Sletmntki und Fd, Köjskwicz; in der medidni»
sehen die ordentl. Professoren Dr. i^or. Sitwictensld^ Dt. Ah. Enttekker
(Directdr des boten. Gartens) , Dr. Jds. Brodouiez (DIrector des Klini-
kums) , Dr. imdw. BSefkowski (Director des chirur^schen Klinikums),
Dr. Fr» Skohely Dr. Ant, KvtubowtM^ Dr. Jb». Mt^er, Dr. Fr, BeekiM
und Dr. Joi. Ewasniewihi; in der philosophischen die ord. Professoren
Dr. JFis'sntemskiy Dr. C. BuhCj Dr. Jos, Junkowskif Dr. Max, ff^eisse^
Dr. J, C. Th>Jan8ki, Dr. Fns, Xav, StachüwM^ Dr. Jos, MuaikomlH
(zugleich Bibliothekar) und Dr. Lutdw, Stepli, Kuczgnshiy den Ddcent und
Adjunc£ bei der Sternwarte Dr. J. Cant, Steas^&ufsH und zwei Leetoren
der franzosischen und russischen Sprache. Der Index lectiönum für dai
Studienjahr Tom 1. Oct. 1840 bis Mitte JuK 1841 enthalt als Vorbericht
eine kurze Biographie und Charaktexistik des ehemaligen Krakauer Pro-
112 Sdiid* 0. ÜBhwBwtStamdur», Beßvd«nr. tu Elumbeseicnngen*
UUon MmimtSUmkowk9 (f 1696) und ia Index lectionmn für du Torher-
gehende Studienjahr 1839 — 40 ist der als Canonicos und ProfeMor sm Za-
Boac 1613 yentorbene Dr. Ja$* ünmu» geschüderi und namentlich sein
Bach de oaubiu aiuiiihrlich beschrieben*
MiiifCHEN« Die daalge Universität hatte im Sommer 1841, for die
anwesenden 1297 Studenten 68 akademische Lehrer , nämlich 47 ordent-
liche ^ 7 ausserordentliche, 5 Khrenprofeasoren , 7 Pdvatdocenten und 2
Leotoren. Davon gehorten 4 ordent^« und 2 aosserordentl« Professoren
sur theologischen, 7 ordentl., 1 ausserordentl. und * 2 Ehrenprofessoren
snr juristischen , 6 ordentL Proff, siir staatswirthschaftlichen, 9 ordentl.,
2 ausserordentl. und 2 Ehrenproff« zur medicinischen, 21 ordentL, 2 aus-
•erordentL und 1 Ehrenprof« zur philosophischen Facultat« Der Privat-
•docent der Jurisprudenz Dr. Breitenbaeh ist nach WÜRZBUHO versetzt l|nd
gegen das ^nde des Sommerhalbjahres hat auch der Grebeimerath voit
SekMng Manchen verlassen und sich nach Bebxjn begeben. In der
theologischen Facultat ist der Privatdocent Priester Dr. Han^erg zum
ausserordentL Professor für alttestamentliche Exegese, der ausserordentL
Professor Dr. Fr« X. ReUhmagr zum ordentl« Professor ernannt , und
der Professor der Moral und Dogmatik am Lyceum in FaBYSUO Priester
Dr. M. Siaddbmttr zum ordentl« Professor der Moraltheologie berufen,
in der staatswirthschaftlichen Facultat der ausserordentl. Professor Dr.
Pmpku zum ordentl. Professor der Fortswissenschaften, und der Professor
honorarius und Assessor der General -Bergwerk- und Steinen -Admini-
stration Dr. J« J. Lauk zum Ober -Berg- und Salinenrath befordert, dem
Oberbergrath Professor Dr« FueAs vom König von Preussen der rothe
Adierorden dritter Classe verliehen, in der medidnischen Facultat der
bisherige Professor der Chirurgie und Augenheilkunde in Erlangen Dr«
L. Strameger als Professor der Chirargie und chirargischen Klinik beru-
fen, der Professor Fr. Xm. QieU zum Beisitzer des Obermedicinal- Aus-
schusses und an des yentorbenen WUbeiuu Stelle zum Director des idl-
gemeinen Krankenhauses , die Privatdocenten Dr. M. Erdl (Adjunct der
anatomischen Sammlung) und Dr, Hqfmann zu ausserordentl. Profesisoren
ernannt, dem praktischen Arzte D>r..ScAneemonn die Erlaubniss zu Vor-
lesungen gestattet, dem Director des botanisdien Gartens Hofirath Dr«
Marthu vom Konige von Danemark das Ritterkreuz des Danebrogordens
verliehen, in der philosophisehen Facultat der ausserordentl« Professor
Dr« C. ft^ßer zum ordentl« Professor der Geschichte und zum ordentl«
Mitgliede der Akademie der Wissenschaften, der ausserordentl. Jhrofessor
Dr. Franz Str^er zum ordentl. Professor und Conserrator des Munzca-
binets, der ausserordentl« Professor Dr« J. E. Stkrl zum ordentL Prof.
der Mathematik, und der ausserordentL Prof« Dr« Desberger zum ordentl«
Professor ernannt worden. — Der Gymnasiabrector Joh. 6. van FrobUch
hat das Ritterkreuz des Verdienstordens vom heiL Michael erhalten«
HTeiie
JAHBBÜOBER
für
JPliUolagie und Päedagoglk,
oder
Miritische JBiMiotheU
far daß
Scliul- und Viiterrlclilsweseii.
In Verbindiuig mit einem Vereine von Gelelirten
herausgegeben
von
ll« Johann Ohrisiiäu JTahn
ond
Prof. Meinhoia WiMotm.^
zwdiiFTsaBt xjUKmoAiir«.
Vierunddreissigster Band. Zweites Heft.
Druck und Verlag von B. G^Teubner.
; !•■
Kritische Beurtheilnngen.
A eeeaud aeries of the Manners and Custom^ of
tkq Ancient Egypiian^y inclading their religion, a^cul-
iure etc. äerived from a comparisoa of the paintiags, aoulpturea , a»d
monaments /»|;ill; existiog ^ with the accauatfi ofancient aothors. By
Sir J« Cfam^«r Wükin^Qn^ F« R« S. etc, Authotr of a general yiew of
Bgypt and Topogvy^hy of Tbebas etc. Two Yolumes and a Voiumo
of Pla$€$s. London; John ^iirray, Aibemarle Street. IHOCCCXLU
YoL l. XXJX a. 4^ 8. Vol. II. XXXV u. 483 S, «upplem^nt. Index
and Piates. XI u, Fl. 18—88. Der Index 37 B. in gr. 8.
£« ist in diesen Jahrbüciiern, Band XXXI. 3. Heft p. 227 ff.,
bereits Ton diesem Werke in seiner ersten damals allein ersehie^
neiicH HäMte. die Rede gewesen, auch dort. auf diegvösse Wich-
tigkeit desselben für Alles, was die Kande des alten Pharaonen-»
landes betrifft , hingewiesen worden; nm so mehr glanben wir
auch einen Berteht von der andern Hatfte desselben geben ani
matsen, welche aJs ^^seeondiseriesti^ \\n^ gewissennaassen als ein
eigenes Werk unter dem oben angeführten Titel , doch eigentlich
mir eine Foi^tsetiukig oder vielmehr Vervollständigung desselben
ifi alletf den Gegenständen liefert, v^^che in dem, fvidieren Werke
entweder gar nidit oder doch nur knrs berührt werden konnten,
während sie doch zn dnem ToUstohdigen Gemälde des alten
Aegyptens und vn einer genauen Kunde des Lebens und Glaubens
seiner Bewohner durchaus gehören, ja als nothwehdige Theile
einer solvhen Scluldening anzusehen sind. Dass aber Acberbau
und Religion Vorzugs wdse dasu gehören, wird Nieinand in Zwei-
fel stellen; beides aber bildet den Hauptinhalt des Werkes, das-
sich auch insofern, sis- eine Art von Fortsetzung des frUhnren an^-
kündigt, dass der Verf. nicht mit hraen Capitelzahlen beginnt,*
sondern an die Capitel des früheren Werkes sich nmnittelbar an-,
schiiessend, seine se^o^ad Mrtss im ersten Vol. m\%'€tip*_XL
eröffnet unk im andern Vol. mit Cap. XVi. beschliesst. Denn in
sechs Absclmitte ist der Inhalt des Gänsen, wie wir alsl^ild näher
8*
116 Alterthumskunde.
sehen werden, abgelheilt. Sonst ist Binrichtnng and Anordnnog
des Staffes und dessen Behandlung sich völlig g^leich «geblieben,
und kann in dieser Beziehung auf das verwiesen werden, was
schon in der früheren Anzeige des Näheren darüber bemerkt
worden ist. Die Zahl der eingedruckten Holzschnitte ist in diesen
beiden Bänden zwar geringer : aber dafür sind zur grössern Be-r
quemlichkeit des Drucks die Zeichnungen, welche den Text erläu-
ternd und ergänzend begleiten, auf einer namhaften Anzahl grös-
serer Platten in einem eigenen Volumen vereinigt, das somit als
dritter Band des Ganzen erscheint und auch einen eigenen aus-
führlichen 1ndei(: sowohl zu den drei Bänden des früheren Werkes
oder der fir 8t series^ wie zu den beiden der second s<;rt es. enthält.
Dass die Ausführung der Zeichnungen und Platten, namentlich
der grösseren colorirten, hier ebenfalls ganz vorzüglich zu nennen
ist, werden die Leser ohnehin erwartet haben, und es genüge
auch in dieser Beziehung die Versicherung, dass die second aeries
der fir 8t series in Nichts nachsteht. Betrachten wir aber den
Inhalt näher, so wird sich bald daraus ergeben^ dass ausser den
beiden bemerlcten Hauptgegenständen, welche den Inhalt dieser
second series bilden, noch gar' manches Andere, was mehr oder
minder damit in Verbindung steht, behandelt und in gleicher
Weise, aus den alten Denkmalen zunächst, erläutert worden ist.
Denn die letztern bilden auch hier die eigentliche Grundlage des
Ganzen; aus ihrer Anschauung^ Auffassung und Erörterung bildet
sich die übersichtliche Darstellung der gesammten ägyptischen
Landwirthschaft, welche, m Verbindung mit vielem Andern, was
■ur Botanik und Zoologie, ja zur Naturgeschichte des alten Ae-
gyptens überhaupt gehört , Gegenstand des eilften Cap. ist, eben
so die Darstellung der Religion, zunächst der verschiedenen zahl-
reichen Gottheiten selbst, nach ihren verschiedenen Abstufungen
und Namen, dann der eigentlichen Göttesverehrung' oder des
Cultus, der Opfer, der heiligen Thiere und ihrer Einbalsamirung,
der verschiedenen Feste u. dgl«, sowie Alles dessen, was auf dte
Todtenbestattung sich bezieht: lauter Gegenstände, welche vom
iwelften Cap. an den grössern Theil des ersten und den ganzen
zweiten Band füllen'. Die Nachrichten der alten Autoren werden
In gleicher Weise, wie dies bei -der ürst series der Fall war,
überall mit der Erklärung verbunden , ohne dass jedoch hier der
strenge Unterschied stets gehörig beachtet wird, der, wie wir
glauben , zwischen den Nachrichten vorchristlicher Autoren und
den Quellen späterer Zeit, eines Plutardius und^ noch weit mehr
eines Jamblicfaus und anderer Neuplatonlker zu machen ist; auch
zeigt sich hier wieder dasselbe ungünstige Vorurtheil gegen den
ältesten Zeugen Griechenlands über Aegypten^ wir meinen den
Herodotos, während es doch auch nicht an einer grossen Anzahl
von Stellen fehlt, wo dessen Urtheil oder dessen Beschreibung
als allein gültig und durchaus wahr befunden wird. Wir werden
• WHkillÄoli ofthe: Mannen and Caatonus of the ano. Egyptians. 117
spüter einsehie Beweise daviui vorlegen ; sie werden zeigen, wie
der über Herodot ausgesprochene Tadel nicht immer begründet
erscheint* An. den Angaben der bibiischen Urkunden halt der
Verf., wie die meisten Engländer, mit TolUger Sicherheit und •
Festigkeit; er sucht das Einzdne ihrer Angaben nicht selten aus
den Sgyptischen Denkmalen' asu bewahrheiten und su bestätigen:
wie dies auch schon bei dem froheren* Werke der Fall war, von
welchem bereits ein beriihmter Theolog zur Rechtfertigung des
Inhalts einzelner Stellen , wie zum Beweis des Alters und der
Authenticität d<er mosaischen Urkunden den erspriesslielisten Ge*-
brauch gemacht hat *), Die zweite Series dürfte ihm der Belege
for seine Ansichten und Zwedce eine noch reichere Anzahl liefern.
Vergleichungen mit Griechenland, griechischen Sitten und Bell-
giönsgebrauchen, 'griechischen Kunstproducten jeder Art, merden
auch in diesen Bänden nicht abgelehnt, in weichen der yön dem
Vorurtheil deutseher Gelehrsamkeit ^o ziemlich freie Engländer,
den ein vieljähriger Aufenthalt imlizude der alten Pharaonen mit
Leben und Kunst des alten Aegyptens so vertraut gemacht hat,
sich ganz unbefangen über die Verbindung zwischen beiden Län-
dern, Griechenland «nd.Aegy^ten, ausspricht, ohtae freilich zu
ahnen, wie man anderwärts, es bezweifeln konnte, die ähnlichen,
dem Aegyptiscben nachgebildeten Erscheinungen auf dem Gebiete
griechischer Kunst und Religion , nicht auf Aegypten zurüekzu-
beziehen, sondern einen TÖilig entgegengesetzten Weg hier ein- .
zuschlagen, im Widerspruch mit der historischen Tradition^ wie
mit der naturgemässen Entwicklung, die das jüngere Product auf
das ungleich ältere zurückbezieht und nicht dieses aus jenem zu
erklären versucht. Vor allen solchen MissgriflPen hat den Verf.
der .dem Engländer meistens einwohnende gesunde Takt, eben
sosehr wie die unmittelbare Anschauung und Betrachtung der
Denkmale selbst, die doch am Ende unsere einzig sichern und
unbestreitbaren Zeugen sind, bewahrt; und die glücklich, zum
Theil wenigstens, zumal in einzelnen Namen der Götter, der
Regenten u. dgL zu Stande gebrachte Lesung oder Entzifferung
so mancher faieröglyphischen Zeichen bat ihn darin nur bestätigen
können, sowie sie überhaupt das Ton manchen Skeptikern bestrit-
tene oder doch bezweifelte hohe Alter der Baudenkmale Aegyp-
tens nun unwiderleglich nachgewiesen und durch die Beziehung
auf den Inhalt der manetiionischen Königslisten (wovon in der
früheren Anzeige die Rede gewesen) ausser allen Zweifel gesetzt
hat. tJeberhaupt wird jetzt, da die Denkmale in so vielen Und
getreuen Abbildungen vorliegen und zugleich das Alter und die
Zeit ihres Aufbaus aus den hieroglyphischen Legenden sich mei-
stens mit ziemlicher Sicherheit bestimmen lässt, kern Zweifel.
*) 8. E. W. HengBtenberg: die Bacher Moae's und Aegypten nebst
ebev Beilage: Mai^etho uiid die H)rk8o%. Berlin 1841. 8.
118 Alterthumskiinde.
mehr ober das hohe Alter der Rammten igypihcheti QMlia^foa
und CuUtir mehr aufkommen können, und eben ao, wie wir hoffen,
die Beaiehung der relativ ao jun^eb Cnltor Griecbeniand's auf
Aegypten ^ nicht weiter beanstandet werden« Und dieses grosse
und wichtige Resoltat der bisherigen Forschmig ist durch
Hrn. Wilkinson's Werke eigentlich erst recht sicher und festge-
atelU worden; wir sind ihm daher, auch wenn wir mit einzelnen
•einer Ansichten oder Deutungen und selbst bisweBen mit der gan-
zen Art und Weise der Behandlimg, die eine feste und bestimmte
Methode nicht selten vermissen lasst und selbst Verachiedenartf-
ges durch einander wirft, nicht immer zufrieden sein sollten, dodi
ungemeinen Dank schuldig 'für die Bekanntmachung und Brlaute-
rung so vieler bisher entweder gar lucht, oder höchstens nur In
den grössern Werken, und auch in diesen nicht immer mit der er-
forderlichen Treue und Genauigkeit , abgebildeten Denkmale, die
lins, wir können diess nidrt oft genug wiederholen; erst die wahren
und rechten Aufschlüsse über das Leben, die Sitten und den Glau-
ben der alten Aegypter bringen und darum, als die alten, gleichzeitig
gen Zeugen, höher stüben als alle die schriftlich tradirten Zeugnisse
einer schon' mehr oder minder späteren Zeit, weldie oft erat
durch die Betrachtung jener Denknüale ihren rechten Sinn und
ihre wahre Deutung erhalten. D»her glauben wir auch den Ge-
winn, welcher für die richtige. Auffassung so vieler Steilen grie-
.chischer und römischer Schriftsteller, die auf Aegypten sich be-
ziehen und nun erst in das rechte Licht gesetzt werden, aus Hrn.
Wiikinson's Werke hervorgeht, iiicht gering anschlagen zu kön-
nen, abgesehen von dem Licht, das auf so mandie Stellen der
biblischen Urkunden fiillt, so wie auch selbst auf die riclrtige Be-
urtheiiung so mancher Zustände des nenen Aegyptens, das immer
noch, trotz der grossen, im Laufe der Zeit hier vorgegangen«! Ver-
Sodernngen, so manche Analogien mit dem alten Sitze der Pha-'
raonen und Ptolemäer erkennen läjist. Wie der Verf. über die
jetzigen Zustände denkt, lässt sieh wohl aus einer Aensserong
Band I. S. 112. entnehmen: wir glauben darnach den Hrn. Wil-
kinson nicht den bdcanuten Lobrednern, welche die NeoagyptischQ
Despotie in Dentschldnd und Frankreich gefunden hat, uikreihen
zu dürfen. Im Uebrigen ist die Politik und Alles ,' was damit zu-
sammenhfingt, durchaus von dem Werke ausgeschlossen , das blös
mit dem alten Aegypten es zu ihun hat.
Das eilfte Gap. giebt, wie bereita bemerirt worden, eine Dar-
stellung der ägyptischen Nationalökonomie, und zwar mit einer
Ausführlichkeit und Vollständigkeit des Details, wie whr diess über
kein Volk der alten Welt besitzen: da Gegenstände dw Art von
den alten Sohriftatellem meist minder berücksichtigt oder do«&
nicht in der Weise, wie wir erwarten, möglichst genau darfe-
stellt werdend während in Aegypten die Monumente über und un-
ter der Erde mit ihren zahlreichen und bildlichen DarsteUungea
IVilkiiuoii of ihe Maonera and CasiomB of th6 anc. Egyptians. 119
dafür einen Ersata bieten,, der die reichate Auafceate gewahrt,
Ackerbau, Viehzucht, und die daraus herrorgehende Industrie er*
scheint hier in einem vorher kaum ^eahneten Umfang, und in ei-
ner Bedeutung, die uns staunen macht, da sie die jetzigen Za-
stände bei weitem überbietet Dem Verf. ist diese Bedeutung
nicht entgangen : er spricht sicli darüber gleich am Anfang seines v
Werkes (I. p. 6.) in folgender Wei^e aus , die uns zugleich den
eigenen Standpunkt desselben erkennen lässt: „Wenn wir' die
Lage des Ackerbaues in Aegypten betrachten, so beschränken wir
seine Wichtigkeit nicht auf . die direkten und handgreiflichen
Wohlthaten ,- die er jährlich dem Volke zuweist durch die ver*
mehrte Production ded Bodens^ denn der Einfluss, den er auf die
Sitten und auf die wissenschaftlichen Kenntnisse („scientific acqui-
rements^^) des Volkes äusserte, tritt als ein nicht weniger würdi«
ger Gegenstand unserer Betrachtung hervor^^ u. s. w. Da der
Ackerbau des Landes von der jährliclien Nüüberschwemmung ab-
hing , und diese wieder in ihrem jährlichen Eintritt durch aide-
rische Verhältnisse bestimmt war, so war der Aegypter frühe
schon auf richtige Bemessung des Feldeci^nd damit auf Geome-
trie, so wie auch auf Astronomie hingewiesen, deren frühe Pflege
und Forderung au« diesen natürlichen Verhältnissen des Landes,
so wie einmal feste Niederlassungen, im Gegensatz zu einer ho- ,
madischen oder troglodjtischen Lebensweise, und damit Acker-
bau eingeführt war, sich allerdings wohl erklären lässt, und auch
in diesem Sinne schon von den alten Schriftstellern aufgefasst
worden ist, wenn sie den Ursprung dieser beiden Wissenschaften
in Aegypten aufsudien. Die Zeit dieses Ursprungs nachzuwei-
sen, dürfte freilich ein vergebliches Bestreben sein, da diess über
den Bereich der Geschichte hinausgeht , und sehen im Zeitalter
der Patriarchen Bemessung des Feldes und damit doch ein An-
fang Ton Geometrie und mathematischer Wissenschaft bereits ge-
geben war. Herodot (II, 109.) bringt die Erfindung der Geome-
trie mit der .von ^esostris, aus politischen und finanziellen Grün«
den, wie es scheint, vorgenommenen, genauen Abtheilung der
Felder in Verbindung , wiewohl er diess nicht als wirkliches Fa-
ctum, sondern bloss als seine individuelle und persönliche Ansicht
(ioxest di jioi hvtsv&av ysoii^ZQlri^ avQB&alöoc i^t^v^ElkXdda
htavBX&$Lv) hinstellt, was wohl zu beachten ist. Er wurde sich
freilich sehr wundern, wenn er sähe und hörte, wie jetzt deut-
sche und französische Gelehrte den Aegyptern höchstens eiipge
rohe Versuche und Anfänge einer Messkunst zur Bestimmung des
Eigeothnms an Feldern zuerkennen, und dagegen eine Emfuhrung
der von Griechen erfundenen und aMsgebildeten Wissenschaft der
Geometrie nach Aegypten aufistellen wollen "*"): was freilich, zu«
♦) s Journal d. Savans 1840 p. 749. und 750.
120 Alterthamsknnde.
mal fibr die frUiere Periode scliwerlich Glaoben finden wird, öder
vielmehr nberhaupt finden kann.
Kehren wir ^u unserem Verf. suruck, ao finden wir nach eini-
gen allgemeineren Bemerkungen nber die Wichtigkeit der Nifiibei^
Bchwemmung für das Land, bei dem Mangel anderweitiger Be-
wässerung durch den höchst selten und aucbdannnur in höchst un-
genügender Weise fallenden Regen, suvörderst eitae Untersuchung
über das älteste ägyptische Jahr — ursprünglich ein Mondenjahr,
dann umgetauscht in ein Sonnenjahr; auf jenes, das ältere finden
sich Beziehungen in den Hieroglyphen, die demnach, schliesst der
Yerf. S. 13., in ein weit höhere« Alterthum zuriickfallen, als man
gemeinhin annimmt, insofern sie schon vor Annahme des Sonnen-
jahres im Gebrauch gewesen sein mussten. Die nun folgenden
Bestimmungen der ägyptischen Maasse und Lan^enbestimmungen
sind hier naturlich keines Auszugs fihig, werden aber mit Böckh'a
Untersuchungen (s. metrologg. Untersuch. S. 222. ff.) nun näher zu "
vergleichen sein, da die letzteren uns jedenfalls weit genauer und
aprgfaltiger geführt erscheinen. Die ungenauen Angaben der Al-
ten, die Schwierigkeit, diese Angaben auf die alten Baudenkmale
selber, bei deren gegenwärtigem, zum Theli verschütteten Zu-
stande, anzuwenden, macht diesen Gegenstand zu einem der ver«
wickeltsten in der Kunde ägyptischen Alterthum's. Interessanter
jedenfalls wird gewiss den meisten Lesern die nun folgende, iü
alle Detail's sich vierbreitende Darstellung des ägyptischen Acker-
baues sein, zumal da sie darcfa mehrere 'bildliche Darstellungen,
welche sich «ingedruckt finden, veranschaulicht wird. Wir erhal-
ten damit genaue Nachricht von der Art und Weise, wie und um
welche Zeit der alte Aegypter säete, wie er mit Pflüg und E^ge
den Boden bearbeitete, die Fracht schnitt und die Erndte ein-
that : ja der Verf. geht noch weiter, indem er eine Darstellung des
ägyptischen Gewächsreichs liefert, und über alle die in den alten
Schriftstellern wie auf den Monumenten selber vorkommenden
Pflanzen, welche in Aegypteii Anbau fanden, "Sich näher verbrei«
tet. Insbesondere suid es Stellen des Plinius, die auf diese Weise
eine Erörterung und ein Licht erhalten , das auf keinem andern
Wege diesem Schriftsteller zufallen konnte.
Auf den Ackerbau folgt zunächst die V%eh%ueht, Indessen
Ist die Darstellung dieses Zweiges der ägyptischen Landwirth-
aöhaft unterbrochen durch eine Reihe von Bemerlcungen und Erör-
terungen, welche auf das Anschwellen des Nils sich beziehen, und
wohl eher am Anfang, vor der Darstellung des Ackerbaues, als
nach diesem, wie ^s jetzt der Fall ist, zu suchen waren: indessen,
wie schon bemerkt worden, auf eine streng systematische Behand-
lung des Gegenstandes und eine demgemäss zu treffende Anord-
nung des Stoffes scheint der Verf. von vorne herein verzichtet za
haben. .Merkwürdig ist, was über die firhebnng des NUwasser^s
der Verf. S. 104. als Resultat seiner Untersuchungen angiebt.
WiIkinBon of tbe Manners fuid Costoms of tlie ahc. Egyptians. 121
Ai8g die Hohe, welche jetzt der Nil bei seiner Üebers^hwem-
mung erreiche, ganz diesel1)e, wie in früheren Zeiten sei, und
auch hinsic^htlich des bewasserten Landes ganz dasselbe Ver«
hältniss obiivaite. In welcher Weise die Erhöhung des Bodens,
wie des Flusses, statt finde, darüber sind gleichfalls nähere Eror*
terimgen tind Berechnungen gegeben , die in dem Werke selbst
nachsusehen sind.. Der Abschnitt &ber die Viehzucht; wobei, auch
das künstliche Ausbrüten der Eier vorkommt, bietet in seinen ein-
zelnen Details , welche hinwiederum durch einzelne Hoizsdihltte
anschaulich werden, ein gleiches Interesse. So sehen wir z. B.
auf dem mit hierogljphischen Inschriften versehenen Bilde S. 139.,
wie die Gänse gestopft, oder, nach- des Verf. Deutung, als krank,
gefüttert werden , wie das kranke Vieh, Geisen, Gazellen, Kühc^
gepflegt und mit 'Nahrung oder Tielmehr Medicin durch eigene
Aufseher oder Aerzte, welche dieselbe in den Mund reichen, ver-
sehen "Wird: so dass die Veterinätkunde allerdings schon als
ein Zweig der bei den Aegyptern so sorgföltig geübten und ge-
pflegten Heilkunde sich nachweisen lässt — gewiss die älteste
Spur von dem Vorkommen dieser Wissenschaft überhaupt im AI*
terthum.
Die übrigen Theile des Werkes haben, wie bereits bemerkt
worden, die Religion und die Götterwelt des alten Aegjptens
s^um Gegenstande; von denheiden Abschnitten, welche im ersten
Band enthalten sind , giebt Cap. XlII. allgemeine Erörterungen
über Wesen und Charakter des ägyptischen Gottesdienstes^
Cap. XlII. beginnt die Darstellung der einzelnen Gottheiten, aus
welchen das ägyptische Pantheon zusammengeisetzt ist. Man
wird hier, besonders in der allgemeinen Erörterung, welche die
Gruttdbegriff'e und die Grundanschauung der ägyptischen Religion
festzustellen sucht, allerdings in Manchem auf eine fühlbare, ja
oft selbst störende Weise, den Mangel systematischer Ordnung
und. eines' itiethodischen Zusammenhanges wahrnehmen, man wird
hier, so wie auch bei der Darstellung der einzelnen Gottheiten
eine genauere Scheidung der von den Alten. uns überlieferten
Nachrichten und damit auch eine Kritik vermissen, die hier oft-
mals nur zu sehr nothwendig ist, um nicht Deutungen und Ansich-
ten einer späteren, zum Theii schon von christlichen Ideen ange-
regten Zeit., in das ägyptische Pantheon der alten Pharaonen zn
übertragen: Ref. legt hauptsächlich Werth auf das, was aus den
Denkmalen' selbst zur näheren Kunde der ägyptischen GötterweH
beigebracht und durch die Hieroglyphen, so weit bis jetzt deren
Entzifferung geführt ist , auch bestätigt wird. Und hier sind al-
lerdings die so gewonnenen Resultate bedeutend genug, um unsere
Ansichten über die ägyptischen Götter und den Glauben des Volks
wie der Gelehrten und Priester ebenso aufzuklären , als anderer-
seits theilweise zn berichtigen und. zu vervollständigen, Yfft
wollen zuvörderst) ehe wur in das Einzelne eingehen, einige der
122 Alterthamskande«
Grundansichten des Verf. Toranstellen , zur näheren Würdigung
und Vergleichung mit den in Deiitscliland darüber in Umlauf ge-
setzten Ansichten und Meinungen. .
Der Verf. erklärt sich gleich von Torne herein (S. 171. ff.)
gegen die Ansicht., : — sie war früher zum Theil durch Zoega ver-
breitet^ dessen Schrift übrigens der Verf. nicht zu kennnen scheint
-^ weiche in den ägyptischen Göttern wirkliche Wesen , die auf
der Erde gelebt, also zu höheren Wesen, zu Göttern erhobene
Menschen erkennen will : schon die äussere Darstellung der Gott-
heiten in der Verbindung von Menschen und Thiertheiien wider-
spreche einer solchen Behauptung und bezeuge den allegorischen
Charakter der so dargestellten Gottheiten f denn diese selbst sind
nur figürliche Darstellungen der Attribute des einen und einzigen
iGott^s , an den die Priesterwelt allein glaubte und den sie allein
verehrte; jede Gottheit, sie magAmun, Pthah, odc^r wie sonst
nur immer heissen, stellt irgend ein Attribut des höchsten We-
sens in einer Person und in einer bestimmten Form dar: gerade wie
wir von dem Schöpfer, von dem Allwissenden, von dem Allmäch-
tigen u, dgl. sprechen und damit doch immer nur ein und dasselbe
höchste Wesen nach seinen verschiedenen Eigenschaften bezeich-
nen ; daher denn auch der Unterschied zwischen den grossen Göt-
tern und zwischen denen eines niederen Grades, -welche letztere
physicalische Gegenstände waren, wie z. B. Sonne und Mond,
oder abstrakte Begriffe verschiedener Art, wie Tapferl^eit, Stärke
u. dgl. m. Die äussere Form der so^gebildeten einzelnen Gott-
heiten war durch die Zuthat thierischer Attribute kenntlich und
unterschieden, und wenn auch der Priester diese Götter nicht an-
ders als die Attribute des Einen höchsten Wesen in einer be-
stimmten Form darstellend, betrachtete, so war doch das Volk von
einer solchen höheren Erkenntniss durchaus ausgeschlossen und
ihm der Glaube an die wirkliche Heiligkeit des Idols und die wirk-
liche Existenz des Gottes , dessen äussere Gestalt seinen Augen
erschien, überlasseh. Diese sichtbar dargestellten Götter sind
also nur die deificirten Attribute des höchstens Wesens, dessen
Macht, Güte, Weisheit u. s. w. sie anzeigen, während von dem
höchsten Wesen- selbst, wie S. 1 79. ausdrücklich bemerkt wird,
in den Sculpturen durchaus keine Darstelliuig angetrjoifen wird.
Wenn nun aber' bei diesen Gottheiten, zunächst bei der ersten
Reihe der acht grossen Götter, das Verhältniss einer Trias /vgl.
S. 185.) in der Weise angenommen wird, dass, indem die eine
Gottheit zur andern in ejne Verbindung tritt, daraus, zur Bildung
der Trias, eine dritte als hervorgehend ,. angenommen wird , wie
4S. B. der göttliche Verstand, in Verbindung mit der Materie, diie
W^elt, oder die geschaffenen Dinge , als ein drittes hervorbringt«
und so eine Trias entsteht — so scheint uns diess doch viel zu
«ehr eine philosophische Speculation einer sclion weit späteren
!Seit, um für aU-ägypüerjßhe Priester Weisheit zu gelten. Wir
\ -
Wil^son pf the IVUniiw» i«d Cttstoms* of thö anc« Egypüans. 128
iHb^r^ben, WB8 der Verf. bei dieser Gelegeiilieil üier die Mokim^
und über Jehovak^ und über die Trias im aiten Testament wie in
der Zdilenlehre der Pytlia^reer (S. 186— 199.) des Weiteren
bemerkt, um so lieb^, als wir an dem BeMall zweifeln möebteii,
den diese £rörterutigen bei deutschen Lesern finden möcliteii;
wir verweilen lieber bei einigen. andern Beliauptungen^ die lins
mdbr Aufiaerksamkeit an yerdieneB scheinen. Dahin rechnen wir
den auch bei den alten Ae^yptern herrschenden Glauben an eine
Manifestation der Gottheiten, an ein Erscheinen derselben auf Er-
d«D und ein unmittelbares Eintreten und Einwirken derselben, zum
Heil nad Segen der Menschheit: einen Glauben, den der Verf.,
weil derselbe allerwarts imdsclion in den ältesten Zeiten sich fin-
det, aus einer Art von Offenbarung, die den ersten Menschen zn
Theil geworden, weit lieber ableiten möchte , als aus einer zu-
fällig an verschiedenen Orten unternommenen ^pecnlation (S> 200);
und €»riLniipft daran folgende Bemerkung, die wir hier ihrem We-
sen mach mittheUen woüen :
,^Aus welcher Quelle auch ursprunglich die Aegypter ihre
Ideen «her diese Gegenstände geschöpft haben mögen , so viel ist
sieber, dass sie dieselben weiter, ausbildeten (refined upon them)
und dadurch >ih^e metaphysischen Speadationen so complieiici
machten , dass es von Seiten der Eingeweiheten grosser Sorgfalt
und Aufmerksamkeit bedurfte, um Verwirrung zu verhüten und
ein vollkoflunepes VerstSndntss ihres Sinn's zu erbalten. 'Daher
kam es deim aber auch, dass diejenigen, wdche eine nur be-
scbränkte Einsicht in diese intrlcaten Gegenstände erlangt hatten,
den Sinn und die Grundbedeutung verkanntcfn, wie diess nament*
lieh bei Griechen und nömern der Fall war, welche, weil sie nur
zu Einern Theil dieser Geheimnisse gelangt waren, dadurch in ein
Labyrinth von Irrthiimern greriethen, welche dem. ganzen System
den Cäiarakter dner absurden Fabel gaben. CJeberdem nahmen sie
gewisse Ceremonien (enigmatical ceremonies) allzu wörtlich, ver-
kehrten abstrakte und speculative Begriffe in physicalische Reali-
litäten, und erniedrigten die von Aegypten entlehnten Religions-
gebräuebedurcfh die schreiendsten Excesse, weldie die Religion
nur lächerlich machen und ihren wahren Zweck vereiteln muss-
t^n. Denn so uicsprünglich auch die Begriffe der AUen in dieser
Beniehung waren, namentlich in Bezug auf das Wesen und die Na-
tur der Gottheit, so sehr audi die Wahrheit durch die Vereh-
rung einer Mdirbeit von Göttern verdunkelt war: die durch ,die
Religion vorgeschriebene und auch imn guten Menschen geübte
Moral verdiente Jknpfehlang, und wir können dämm nur diejenigen
tadeln, weiche das, was gut war, berabwünügten und den Irr-
thum noch vermehret haben durch faladbe Auffassung und Anwen-^
düng dieser mysteriösen Lehren.^^
Ueberhanpt sucht der Verf. die agyptisclie Friesterschaft ^n
manchen Vorwurf en zu vertheidigeni zu welchen irrige Auffassung
ISi Alterthnmsknadek
•
ftier Lehren wie ihrer Reli^onsgebrSuche Ton Seiten der Griechen
wie der Römer Veranlassau^ gegeben hat: ohnehin lallt die Ein-
fihrung ägyptischer Götterdienste zn Rom in eine Zeit des sitt-
lichen Verfalls uAd der Entartung, die nar nach dem AusUndf-
flchen und Fremdartigen greift, um den verwöhnten Geschmack sa
befriedigen , und einen Vorwand zur Befriedigung eigener Gelöste
in finden. Auch den griechischen Philosophen wird eine irrthnm-
liehe Auffassung und ein Verkennen der wahren Principien' der
ägyptischen Religion zugeschrieben ; die Abhängigkeit der griechi-
schen Theogonie von ägyptischen Gottheiten daher auch auf die
Fälle beschränkt, wo die Denkmale selbst dazu in irgend einer
Weise eine Bestätigung abgeben , wiewohl in Mandiem ein ge-
meinsamer Ursprung und ein und dieselbe Grundidee , wielche die
Attribute hervorrief,, nicht abgewiesen wird (S. 204. f.). In der
griechischen Mythologie, so stellt der Verf« sich die Sache dar,
sind manche Mythen allegorisch, manche moralisch, manche phy-
sicalisch, manche historisch , änderte dagegen beruften auf rein
metaphysischer Speculation. Diess lässt isich anf iie Theogonie
der Aegyptier nnr zum Theii anwenden, deren Religion anf einer
verschiedenen Grundlage basirt War, wo das physicalische und
historische Element untergeordnet (subservient) war; und wenn
sie ja in früherer Zeit geschichtliche Elreignisse in ihre Religion
/eingeflochten hatten, so merzten sie dieselben späterhin wieder
voIUg aus und gaben ihrer Religion einen metaphysischen Charak-
ter, der mit den Sagen von ihrem Ursprung oder von der
CSolonisation des Landes in gar keiner Verbindung stand. Ge-
scliichte scheint in der That so gänzlich ausgeschlossen von ihrem
mythologischen System und so gänzlich von demselben gesondert,
dass eine Einführung derselben auch für die frühestefieriode'niclit
wohl zulässig ist; selbst die Angaben von der Regierunj^ gewisser
Götter auf Erden sind nur eine allegorische Weise der Erzählung
gewisser Facta/ die sich wirklich zugetragen habeA, aber ausser
allem Zusammenhang mit den Lelirsätzen ihrer Religion stehen.
So hätten wir also mit dem Verf. die ägyptische Religion in
ihrer Grundlage als rein speculativ und metaphysisch anzusehen,
mit völligem Ausschluss aller historitehen Elemente (von den
astronomischen ht hier, auffallend genüge gar nicht die Rede);
ganz anders, meint er, stellt sich aber die Sache bei den Griechen;
ihre Religion beruht auf Volkssagen und Mährchen-, denen später
ein Ueberblick (superstructure) , entnommen von metapliysischer
Speculation, hinzugefügt ward; und obschon manche ihrer Gott*
heiten ägyptischen Ursprungs waren, so scheint doch das Geschäft
und die Bestimmung von Manchen eher, auf einer zufälligen, in
späterer Zeit entdeckten Analogie mit den Gottlidten der Aegyp^
tier und anderer Völker^ deren Religion längst in eine systema-
tifthe Form gebracht war, zu beruhen, als auf positiven Begriff
fen^ welche sie vorher darüber jgehairty u. s. ir.
t I
Wilkinson of the ManlieM aad Ciuioiiw of the anc»^ Egyptiaiui* 125
Als chtrakteiiitisGh .für die i^ptische Religioii hebt der
Verf. (S. 209.) insbesondere den Umstand hervor, dass die Aefyp«
tier, wenn sie änch die Mysterien ihrer. Religion in allegorische
Mythen eingekleidet, doch darum nie selbst ihren Ursprung yoq
Göttern abgeleitet, noch deren Wesen dadurch herabgewürdigt,
dass sie dieselben mit der Menschheit auf gleiche Stufe gesetat.
Allegorische und moralische Mythen wurden allewegs Imgelassen^
physicah'sehe Embleme angenommen zur Darstellung abstrakter Be«
griffe. Denn die Gnmdlage des Ganzen bildete die {)xistena eines
einigen höchsten Wesens, dessen Terschiedene Attribute, zu Göt-
tern umgeformt, eine Reihe von Gottheiten bildeten, von welchen
eine jede unter einer besondern Form und Gestalt verehrt ward
und auch ihr besonderes Geschäft zugetheilt erhalten hatte.; die
Vergötterung der Sonne und des Mondes möchte der Verf. fast
als einen Rest sabäischen Dienstes betrachten, der einstens einen
Theil der ägyptischen Religion gebildet und somit als ein zweites
Haoptelement zu betrachten wäre, wenn gleich im Ganzen von ei-
nem dem ersten nicht gleich stehenden<£iaflu8S. Nach unserem
Ermessen dürfte jes überhaupt schwer sein ^ ans dem ägyptischen
.Götterdienst das sabäische Element zu elitfernen, ja wir glauben,
dasjs ihm selbst ein weit grösserer Einfluss zugetheilt werden miiss,
als der ist, welchen der Vc^rf. ihm zn^utheilen gesonnen ist,
der übrigens bei einer spätem Gelegenheit (L S. 29 J« u. 293. vgi
II. p. 33.) diess zu fühlen scheint, wenn er auch gleich dort die
Entscheidung dieser Frage für kaum möglich hält. Darin indes«
möchte man schwerlich dem Verf. entgegen treten können , wenn
er für die frühere Perlode Aegyptens einen weit einfacheren
Götterdienst, der noch nicht auf die*grosse Anzahl von Göttern^
die später vorkommen, sich ausgedehnt hatte , anzunehmen ge«
neigt ist und darum als die einzigen Gegenstände der Verehrung
im Nilthal betrachtet wissen will: 1) die deificirten Attribute der
schöpferischen Macht und des göttlichen Verstandes; 2) Sionne
und Siond, deren sichtbare Mscht ein Gegenstand der Verehrung
allgeniein unter der Menschheit in den frühesten Zeiten der Welt
schon gewesen war; 3) der Herr des Todtenreichs, in welches die
Seelen der. Abgeschiedenen treten , nachdem sie ihre Irdische
Hülle verlassen. Mit dem letztern frdlich idrd auch der frübd
Glaube an die Unsterblichkeit der Seele postulirt, wofür dei;
Verf. In den Denkmalen selbst eine Bestätigung findet, insofern
sie, und zwar aus der frühesten Zeit, etwa zweitausend Jahre
vor unserer Zeitrechnung, den Osiris als Tpdtenrichter nachweif
sen. Uebrigens glaubt der Verf., dass, wenn die Religion Aegyp*
tens auch ursprünglich und in der frühesten Zeit einen verschie-
denen. Charakter gt^abt, und später ein Wechsel eingetreten^
dieser jedenfalls.lange vor der Zeit der Gründung d^r jetzt vor-
handenen Denkmale statt gefunden haben musste, welche uns kei-
nen Wechfld bis an den Zeiten der FtolemSer uad Römer herab.
126 Alterthumsknnde«
erkennen hssen. Die Vermehron^ des a^ptkrehen Panlheons
mit einigen besondern nnd lolcalen G<»ttlietten ^ die Zathat eimel«-
ner Ceiimonien , die aber darnm doch nie das Wesen und öie Forai
des ganzen sicti unverändert gleichen Götterdienstes betraf, kann
hier Ton keinem Belang sein. Insofern freilich bietet uns die
ägyptische Gotterwek in ihren festen, starren und uBTeränderteii
Formen und Gestallen eine in der Geschichte der Religionen des
Alterthums höchst merkvtirdige und auffallende Erscheianng,
über die wir freilich noch gar manche Anfschttisse zu erwarten ha-
ben, wenn der Schleier, der hier nochanf so Manchem ruht, was die
gesammte Cultur dieses Landes betrifft, dereinsifc gelüftet sein
durfte, und wir begreifen wohl die Aensserung ded Verfs., weno
er eine detaillirte und Toilständige Darstellung der ägyptischen
Götterwelt schon aus dem Grunde ablehnt , weil wir dazu durch
die keineswegs genugenden Vorlagen noch nicht befähigt seien,
aul;h die stets weiter schreitende Entzifferung der Hieroglyphen
immer weitere und neuere Anfschlüsse erwarten lasse (vgl. S. 17.6.
213. u. Frefac. p. IV.), während die Angaben der griechischen
Schriftsteller eine höchst ungenügende Belehrang darüber geben
(vgl. S. 215. 227. 229. 230.). Um so weniger konnte man erwar-
ten, in die Darstellung des Verfs. grössere Auszüge aus den
Schriften des. Plato, des Jamblichus u. A. über die ägyptische
£o8mogonie hier aufgenommen zu finden, zumal da er seibsl
(Sc 226*) nicht verhehlt, mit welcher Vorsicht die Erklärungen
späterer Schriftsteller, eines Porphyrias, Jamblichus, Frocius,
tmd anderer Neuplatoniker über ägyptische 'Religionslehren anzu-
nehmen sind. Obschon, fugt er hinzu. Manches in ihrer Specn*
lation aus ägyptischer Quelle abgeleitet war/ so war doch das Ori-
ginal oft sogar mehr jils parce distorta, und keine Lehre kann zur
Erläuterung der ägyptischen Reiigionsbegriffe angenommen wer-
den, wenn sie nscbi durch die Monumente bestätigt oder ausdrucke
lieh als entlehnt ikr Philosophie Aegypten's bezeichnet ist.
Mit dem dr^zefanten Cap. treten wir in das ägyptische
Pantheon, d. h. in die nähere Darstellung der elnzeln^i in Aegyp*
ten verehrten Ootthdten , nach denen Namen find Bedeutung,
wie nadi ihrem Cultus. Es kommt hier naturlich zuerst die Reihe
der acht grossen Gitter, wie sie Herodotus, leider ohne nähere-
Bezeichnung im Einzelnen angiebt, in Betracht Sie sind nach
Hm. Wilkinson^s Ansicht, die er auch am Schlnss des vorigen Ab-
schnittes S. 227. schon ausgesprochen hatte: Neph oder^ Kneph^
Amun oder Amun-re^ Fihah^ Khem, Sat^^ Maut (oder vielleidit
Buto)^ Bübastis^ Neith. Unter jKnef^ versteht er, auch der
etymologischen Deutung nadi , den göttlichen Geist , gleichsam
den Athem Gottes, der über den Wasser« schwebt, mit dein Attri-<
but^er Schlange. Davon unterscheidet der Verf. den Pihah^er
Phthah, als die scböpferiscke Gotteskraft, fwner Amuuj welcher
dem griechischen Zens entspreche, Licht und Sonne, Im geistigen
' Wilkizuon of the Mann«rs and Gastoms of the anc. Egyptians, 127
• - »
Sinne des Worts, bezeichne, aber TOti den Griechen irrig mit dem
Widderkopf dargestellt werde. Hier mag allerdings die Annahme
und die Deutung des Verf. grossen Bedenken unterliegen, die wir
hier nicht weiter ausfuhren , indem unlängst dieser Gegenstand in
einer umfassenden und erschöpfenden Monographie behandelt
worden ist, aufweiche wir um so mehr verweisen können, als alle
Nachrichten der Alten über diesen Gott, seinen Cultus und dessen
Ausbreitung hier mit Benutzung dessen , was neuere Gelehrte zur
richtigen Aufifassnng und Würdigung dieser Gottheit beigebracht
haben , darin sich vereinigt finden : d e J o v e Ha m m o n e Syn-
tagma I. Conscripsit et gymnasii Weilburgensis lustrationem
vernalem anni MDCCCXL. habendam indixit Christianus* Jac«
Schmltthenner, gymnasii Professor. Weilburgi, ex officina L.
Aem. Lanzii. 58 S. in 4.
In Bezug auf Pkthah nimmt der Verf. zwar an, dass die Grie-
chen von ihm die Idee ihres Hephästos entnommen; allein er be-
merkt ausdrücklich , dass es ihm. scheine, als wenn die Griechen
das Wesen des ägyptischen Gottes verkannt, indem sfe denselben
zu eintE^m rein physischen Agens herabgewürdigt. Zweifelhaft
mochte e$ aber sein, wenn die Wurzel des griechischen Götter-
namens^ schon in der ägyptischen Benennung enthalten sein soll^
wie S. 252. angedeutet wird; die Veranlassung zu der Lahmheit
des griechischen Hephästos wird ebenfalls (S. 255.) in* der zwerg-
artigen ParstelluDg des Fthah zu Memphis, wo er als Pthah-Sokari-
Osiris verehrt werde, erkannt ; und es findet sich die von Herodot
gegebene Beschreibung der pygmäenartigefi Gestalt durch viele
Darstellungen, welche der Verf. antraf, bestätigt. Khem, zu Ghem-
mis oder Panopolis verehrt, ist das, zunächst von' der Sonne aus-
gehende zeugende Princip, nicht blos in Bezug auf die Fortpüan-
znng und firhaltuQg des Menschengeschlechts, sondern auch über
die ganze vegetabilische Welt ausgedehnt, also in dieser Beziehung
die Sonnen Wärme ,- in ihrem Einfluss auf die Menschen, Thier-
undPiSanzenwelt, oder in noch ausgedehntcser Beziehung das zeu-
gende Princip der Natur selbst (vgl. S. 257, 265.). Seine Statue
erscheint begleitet von Bäumen lind Pfliinzen; Könige bieten ihm
die Früchte des Feldes dar, schneiden Korn vob ihm ab, oder
pflügen dfliB Feld und bereiten, es vor, damit es den zeugenden
Einflqss dieser Gottheit empfange. Darum ist der Verf. auch ge-*^
neigt , den Gärten und Felder beschützenden Priapus der Grie-
chen und Rthner von diesem ägyptischen Gotte abzuleiten und '
selbst die Vorsieflung, dass er die Felddiebe verscheuche, von der '
Peitsche, welc|ie die in die H5be gehaltene Rechte des ägyptischen
Gottes trägt, zu erklären (S. $58.). Ja der Verf. geht nodi wei- :
ter, indem er bei dieser Gelegenheit selbst die Hermenbilder in
Griechenland welche an öffentlichen Strassen und Wegen aufge-
stellt waren , von den mumienartig gebildeten Göttern Aegypten's
ableitet, tmd den Namen Hermen lüs eine allgemeine Ben^onanj^
128 A.lte.rthiLm«knnde.
ansieht, die allen so ^formten Gotterbiideni., und nicbt bloa ie^
nen des Hermes oderMercur, ertheilt worden. Bemerken müs-
sen wir noch , dass der Verf. die von Herodot II, 46. berichtete
Darstellung . dieses Gottes mit Ziegenkopf und Ziegenfüssea
als durchaus irrig und wedei^ auf diesen noch auf irgend einen an-
dern Gott, an wendbar (*?) bezeichnet. (Dasselbe wird auch. Band
n. S. 32. wiederholt gegen Herodptus bemerkt) Die Göttin
Sat^ soll der Juno entsprechen , ohne jedoch in der ägyptischen
Götterlehre eine gleiche Bedeutung zu besitzen und eine dersel-
ben entsprechende Rolle zu spielen. Sie ward in^Oberägypten
verehrt, eben so wie Maz^^, über welche die Griechen ein glei-
ches Schweigen beobachten , ohngeachte^ schon der Name dieser
Gottheit, welf^her nichts Anderes als Matter bezeichnet, lueals
die Natur, die Mutter des Alls darstellt (S. 271)$ Pasht oder
Bubastia^ griechisch als Diana bezeichnet^ erscheint auf den
Denkmalen al9 die gewöhnliche Begleiterin des Pthah , und als
Gegenstand hoher Verehrung im Delta, wie zu Memphis und in
den untern Theilen Aegyptens überhaupt; Neith oder Minerva,
deren griechischer Name Athena oder Thena auch dem Verf.
von« dem ^ägyptischen JVetYÄ durch Umstellung der Buchstaben
gebildet erscheint, war zu Sais insbesondere verehrt s und dort
eben das, was Amun zu Theben. Soweit die. Deutung de»
Verfasser's , die wk im Wesentlichen hier mitzuÜieileii versucht
haben.
Auf diese Darstellung dei* ersten Götterreihe folgt nun eine
ahnliche Darstellung der in die zweite und dritte Ordnung fallen-
den Gottheiten^ Hier schliesst sich der. Verf. möglichst an die
Ordnung, die er bereits in einem frühern Werke, welches Indess
Ref. nicht näher kennt — die Materia hierpglyphica — getroffen
hatte, und verbreitet sich zunächst ausführlich über den Gott Re^
den er als die Darstellung der physischen Sonne, also des wirk-
lichen Sonnenkörper's oder des griechischen Helios betrachtet.
Der Cultus dieses Gottes war durch ganz Aegypten verbreitet; sein
Name jB^, ausgesprochen Ra^ bildet mit vorgesetztem Artikel Pi
dasselbe Wort, was als PÄroA oder Pharaoh zxi% der Bibel uns
sattsam bekannt ist (S. 287.) und hiernach als ein von der Gott-
heit selbst entnommener Königstitei sich darstellt. Dass dieser
Sonnengott mit dem syrischen i?ci/ eorrespondirt, wird man dem
Verf. (S. 299.). wohl zugeben können , der in diesem Abschnitte
auch manches Andere zur Sprache gebracht hat, und insbeson-
dere über die Obelisken, über den Phönix sich verbreitet, ebenso wie
weiter unten (S. 347. ff.) über den Apis (Hapi in den Hierogly-
phen), nachdem er zuvor ausführlich die Nachrichten der Alten
über Osiria zasammengestellt, und dieser ausführjich^ Erörterung
noch einige Angaben über den Gott Set (Saturnuis, Chronos) lind
die GötimNetpe oder Netphe (Rhea) vorausgeschickt hatte. Dass
der Verf. die Ansicht, welche ia Osiris einen um seiner dem.
Wilkinson of the Manners and Costoms of the anc. Egyptians. 129
V
Menschengeschlecht erwiesenen Wohlthaten vergötterten Men-
schen, also einen Halbgott erkennt, Terwirft, konnte man nach
dem schon oben mitgetheilten Grundsatz erwartea; es ist vielmehr
nach seiner Ansicht die gottliche Güte, als ein Attribut des höch-
sten Wesens, in Osiris dargcfstellt und darin liegt die nächste Ver«
antassnng seiner grossen, durch ganz Aegypten ausgebreiteten
Verehrung, vermöge der er' selbst über den acht grossen Göttern
^er ersten Ordnung steht, namentlich in seiner Manifestation,
oder in seiner die Menschheit beglückenden Erscheinung auf Er-
den; und dieses Erscheinen des Gottes auf Erden , das die Grund-
lage einer vielfach ausgesponnenen, mit dem unglücklichen und doch
das Menschengeschlecht beglückenden Tode des Gottes endigen-
den Lebensgeschichte bildete, betrachtet daher der Verf. für
nichts^anderes als für eine speculativc Theorie, für eine Allegorie,
durch welche der Begriff der göttlichen Ailgüte dem Menschen
versinnbildlicht werden soll. Micht ganz unähnlich erscheint al-
lerdings die Idee der Avatar's des indischen Vischnu : schwer-
fich aber wird man darin eine Beziehung auf christliche Lehren
von dein Gottmenschen, der in Jesus Christus nach der Verkündi-
gung 9er Propheten des alten Bundes in die Welt lebendig ein-
tritt, lind auf Erden leibhaftig erscheint, finden wollen, -wie der
Verf. fast anzunehmen geneigt scheint, zumal wenn wir die hier
S. 826.^)) geäusserten Worte mit früheren Aeusserungen (S.
00. ff.), zusammenstellen, obwohl' diese etwas allgemeiner gehal-
ten sind. Was in diesem Abschnitt weiter über die Zusammen-
stellung des Osiris mit dem griechischen Bacchus und über die
Beziehung des Osiris auf die Unterwelt, indem er als Herr des
Todtenrelchs erscheint , - bemerkt ist, mag man bei dem Verf.
selbst nachlesen , der die drei bekannten Richter der Unterwelt
nach der griechischen Mjfhe: Minos, Aeacus und Rhadamantus,
sogar ibren Namen nach , in der ägyptischen Mythe findet , und
die eleusinischen* Fe^te, wie die Thesmophorien , den Zeugnissen
griechischer Schriftsteller analog, von ähnlichen griechischen
Festen zn Ehren des Osiris, wie der Isis entnommen erklärt:
vgl. S. 326. 327. Im Widerspruch freilich mit manchen früher
ausgesprochenen Ansichten steht es, wenn der Verf. die ganze my-
thiscbe Geschichte des Gottes für phantastische Specnlation erklärt, '
welche keinen Tlieii der Glaubenslehre gebildet, sondern wohl nur
in der Absicht erfunden worden, um die Unwissenden zu amüsi-,
ren und das Volk durch eine plausible Geschichte zu befriedigen,
während der'wahre Sinn und die Bedeutung des Ganzen nur den
in die Mysterien Eingeweihten vorbehalten gewesen. Der Verf.
*} Dort heisst es namlioh wortlich: „and some may be dlsposed
to ihink that the Egyptians , being aware of the promises of the real
SaTionc, häd anticipated that event, recording it as thoagh it had abready
happered , and introducing that mystery in to their religioos System.'^
ZV. Jakrb. f, Phil. u. Paed, od^KriU BibL Dd. XXXI V. Uft. 2. 9
2
130
Alterthuqiskatid'e.
theilt ans Pltttarch die bekannte mythisehje Lebensgeschichte des
Osiris mit und iässt S. 336. ff. eine Uebersicht der ihr f;e^e|lienen
Deutungen feigen , Huf weiche wir hiermit verweisen woliai.
Merlcwürdig ist es, dass^ wie S. 344. bemerlct wird, Reste phäl-
lischer Darsteiiungen sich bis auf den heutigen Tag in Aegypten er-
halten haben. Auch Osiris und die daran sich IcnüpFenden Schluss-
. bemeriLuugen über Serapia — ein aus Apis-Osiris oder upigekehrt
gebildeter Name einer Gottheit, die eine blosse Modification des
Osiris aus dem ptoiemäischen Zeitalter ist — folgt natürlich /m,
an weiehie sich die Darstellung der mit ihr oft in Verbindung ge-
brachten und. selbst mit ihr Tcrwech^elten Athor knüpft; dann
Horua^ von Herodot II, 144. mit Apollo identificirt, wiew.ohl auch
jiroeris das Gleiche anspricht, und die Hieroglyphen diese An-
sprüche unentschieden lassen, wie wir S. 397. bei dem Verf. le-
sen, der übrigens die griechische Mythe von dem Kampfe des
Apollo mit der Schlange Pytho aus der ägyptischen Mythologie
ableitet und in der Darstellung des Horus . auf ägyptischen Denk-
malen, wie er eine Schlange mit einem Speer durchbohrt, eine
Bestätigung ündet (S.395. vgl. 435. und die bildliche DarsteUuftg
anf Bl. 42. des Supplem.). Weiter wird von Barpokrates^ von
Ehöou^ dem Tage, »von Hat oder dem Agathodämon gehün^elt^
worauf die Darstellung des bösen Princips {Ombte^ Ombo) folgt,
welches die griechischen Schriftsteller mit dem Namen Typho be-
zeichnen und zum Sohne der Netpe, wie zum Bruder des Osiris
erheben. * Nach den hieroglyphischen Legenden aber., bemerkt
unser Verf, S. 417. seq. , wäre Typhö als eine weibliche Gottheit
anzusehen, verschieden von dem bösen Wesen,- welches Verfol*
ger des Osiris war, und nicht den Namen Typho führte. Es
scheine nämlich die ägyptische Mythologie zwei Gottheiten aner-
kannt zu haben , welche der durch die Griechen von Typho ge*
gebenen. Beschreibung; entsprächen: die eine, als Sohn der Netpe,
entgegengesetzt seinem Bruder Osiris, als das schlechte Princip
dem guten; die andere, ti-agend den Namen Typho und entspre-
chend dem Theil seines Charakter's, welcher ihn als Gegner des«
Honis darstelle. Diese Ansicht ist allerdings ganz neu , und so
weit wir wissen, qoch nirgends ausgesprochen: so dass wir aller-
dings Bedenken tragen, sie zu adoptiren^ zumal da die Bestätigung
aus Denkmalen hier um so schwieriger sein dürfte , als der Name
dieses bösen Princip's nach Versicherung des.Yerfs. auf den
bildlichen Denkmalen ausgekratzt und durch den des Ämun er-
setzt ist: eine allerdings auch in andern Beziehungen auffallende
Erscheinung, weil «ie auf Aenderungen, die in dem ägyptischen
Götterdienst vorgekommen , schliessen lässt. Jedenfalls scheint
uns die Ansicht des Verf. noch gar manchen Bedenken und Zwei-
feln unterworfen, um in der Weise, wie er will; Eingang und
Aufnahme zu finden. Eine ebenfalls mit der gewöhnlichen; durch
die Angaben griechischer und römiscber Schriftsteller Jhervorge-
Wilkinson of the Manqers and Ca^ms of the anc. Egyptians« 131
rufetten Ansiicht in Widerpipruch stehende Behauptung betrifft den
Anubü oder den kundsköpfigen Gott. Denn nach des Verf. aas«
drücklicher und einigeiQai wiederholter Versicherung- ist es nicht
des Kopf eines Hundes^ sondern der eines Schakals^ mit welchem
dieser Gott erscheint , ja er werde sogar ontcyr der Form dieses
ganzen Thieres dargestellt ., weiche in den Denkmälern durchaas
Tersehieden von dem Hunde dargestellt sei, mithin die Annahme
einer Verwechslung beider nicht einmal sulässig seil Vgl. S. 440«
ffr und insbesondere 11. p. 142r ff. • .
Das dreizehnte Cap., womit der ztret79 Band eröffhet wird,
bildet eigentlich nur eine Fortsetzung des vorhergehenden, inso^
fern es die Götter zweiter and dritter Ordnung in dem ägypti*
sehen Pantheon, welche im Vorhergehenden noch nicht besprochen
sind^ der Reihe nach, in derselben Weise nach den Berichten der
Alten, wie nach den bildlichen Darstellungen der - Monumente,
behanddi , ohne dass jedoch eine strenge Scheidung vorgenom^
men wird, was freilich schwer, wo nicht überhaupt unmöglich
sein durfte, da hier noch so manche Unsicherheit und so manches
DunkeL obwaltet, wodurch eine vollständige, in sich völlig gcglie*
dertß, man möchte sagen, systematische Darstellung . der ägypti-
schen Götterw^lt zu den Unmöglichkeiten gehört, die uiir durch
spätere Forschung und Entdeckung, wie durch erweiterte Lesung
hieroglyphischer Legenden vielleicht dereinst, noch gehoben wer«-
den können. Der Verf. mag diess selbst wohl gefühlt haben, da
er am Ende dieses Abschnittes, das Unvollkommene seiner .Dar-
stellung wohl fühlend, die ausdrückliche Versicherung beifügt
(S. 89.), das» er dieselbe nur mit grossem Mfsstraueü (with great
diffidence) vorzulegen gewagt, eben so wohl wegen der. Ver-
wicklung der Frage selbst, als wegen der ungenügenden Beleh-
rimg, welche von den Denkmalen gewonnen werde, und wegen
der zweifelhaften Atictorität griechischer Schriftsteller; er habe
ijch daher auf einige Angaben über die Gestalt .der Götter und
ihren wesentlichen Charakter, soweit er ihn auszumitteln verr
mochte lieber beschränken wollen und schliesse mit den Worten,
welche Seneca auf • eine Bemerkung des Aristoteles anwende:
„Egregie Aristoteles alt nnnquam nos verecundioresesse debere,
quam cnih^ de Diis agitur'S Wir erkennen gern das Vollgültige
dieser* Erklärung an, hätten aber doch von dem Verf. eben darum
mehr Rücksicht und Vorsicht in seiner Beurthcilung griechischer
Schrtftsteller erwartet, die er oft äusserst wegwerfend beban-
delt, und deren Zeugniss er oft geradezu bei Seite zu setzen an-
räth (z. B. S. 33. ), oder höchstens nur da für gültig ansehen will,
wo die bildlichen Darstellungen der Monumente es bestätigen
(g. z. B. iL p. 465.)v ^iibi^end er selbst hinwiederum lange Stellen
griechischer Autoren* in seine Darstellung aufgenommen hat, da wo
schwerlich die Monumente Aufschlnss gebenkönnen. Wie unge-
recht er den Herodotus behandelt, haben wir schon bei der ersten
9*
X32 * Alterthamskunde.
Anzeige der ersten Series erinnert., und müssen es anch hier wiieder
mit Bedauern wiederholen, da diess eine Schattenseite des Werkes
bildet, und die Kritik wie selbst die sprachliche Kenntniss des
gelehrten Verf. nicht im besten Lichte erkennen lässt. Geht der-
selbe doch ^80. weit zu behaupten, dass Herodot manchmal die
Wahrheit aufgeopfert dem Bestreben durch amüsante, mit grie-
chischen Sitten und Ansichten im schneidendsten Contrast stehende
Angaben seine Leser zu ergötzen! (vgl. II. p. 164; not.) 'Wir fin-
den darin gerade einen Beweis der grossen Sorgfalt und gewissen-
haftesten Genauigkeit des Alt -Vaters griechischer Geschichte,
dass er gerade das Unterschiedliche zwischen den Sitten fremder
Völker und denen seiner Nation, fiir die er ja zunächst schrieb,
fiberall hervorzuheben «und bemerklich zu machen sucht. Ein
eben so absprechendes Urtheii über Herodot lesen wir I, 249.
'wegen seiner Erzählung der Stiftung des dodonä'ischen Orakels,
um nicht mehrere Belege weiter zu häufen: während wenige Sei-,
ten zu treffen sind, wo nicht des Herodotus Zeugniss angerufen
und angewendet wird, ohne alles weitere Bedenken, weil es hier
demr Verf. gute Dienste leistet.
Wir können , nachdem wir bereits so viel Raum in Anspruch
genommen haben , dem Verf. nicht weiter in's Einzelne in der
Weise folgen, dass wir die einzelnen Gottheiten nach der Ord-
nung, in der sie hier der Reihe nach aufgeführt werden, durch-
gehen: wir müssen diess denjenigen übeHassen, welche iur die
ägyptische Mythologie ein . näheres und specielles Interesse ha-
ben; indessen wollen wir doch als Probe seine Erklärung des
igyptischen Thoth hier anfuhren. Dieser Gott nämlich verei-
nigt nach dem Verf. in sich einen doppelten Charakter (vgl. S. 9.)
und entspricht darin einerseits dem Mond, andererseits dem Mer-,
curius. Einerseits nämlich stellt er die wohlthätige Eigenschaft
dieses Gestirnes (the beneficent property of that luminary) dar,
ordnend und bestionmend die Zeit , und das Schicksal der Men-
schen wie die Ereignisse ihres Lebens leitend ; andrerseits ist er
dier Gott der Wissenschaften , der Gelehrsamkeit , er ist das Mit-
tel (the means of communication) zwischen den Göttern und der
Menschheit ; durch ihn- werden alle geistigen Gaben dem Men-
schen mitgetheilt, er ist, in Kurzem, eine Deification der abstra-
cten Idee des Geistes (intellect) oder eine Personification des Gei-
stes (intellect) der Gottheit. Das Nähere vgl. S. 9. ff.
Als einen äusserst reichhaltigen Abschnitt betrachten wir die
im nächsten Cap. XIV. enthaltene Uebersicht der heiligen Thiere
Aegyptens, die in gewissen Beziehungen selbst für eine Art von
Zoologie Aegypten's gelten könnte, insofern kaum irgend ein
Thier in Aegypten gefunden wird, das nicht in irgend einer Weise
Gegenstand einer Verehrung oder Heiiighaltnng geworden ist,
mithin von dieser Darstellung nicht wohl irgend eines der in
Aegypten vorkommenden Tiiiere ausgeschiossen bleiben l^onnte.
/
Wllkinson of the ManneM'&nd Customs of the anc. Egyptians. 133
Und 80 ist es denn auch in der That. Fast die ganse Xgyptiache
Tbierwclt wird uns hier vorgeführt, freilich Eunficlist nur in ihrer
Beziehung auf die Religion und den Giauben des Vojks, welches
die yerschiedenen Thiere bald in einem höhern , bald in einem
niederen Grade heilig achtete, und sie hier mehr, dort minder
verehrte, fnsbesondere aber sie auch nach ihrem Tode, gleich dem
Menschengeschlecht, durch Mumisirung dauernd zu erhalten
suchte*. Und wirklich bildet die Sorge für die Beerdigung oder Be-
stattung dieser Thiere , wenn sie gestorben waren, eine eigen«
thumllche Erscheinung, durch welche das Auffallende, das in der
Heiligachtung und Verehrung dieser Thiere, insbesondere in der
ungemeinen Sorge und Pflege, die auf ihre Futterung und Erhal-
tung verwendet ward , schon an und für sich liegt , noch erhöht
wird, zumal da das Ganze kaum durch andere, einigermaassen
ähnliche Analogien sich befriedigend erklären lässt. Alle diese
Gegenstäpde, die Unterhaltung der heiligen Thiere, die mit un-
gemeiner Sorgfalt und oft mit ungemeinem, Kostenauf wand ver*
knüpft ^ar, die strengen Verbote gegen ihre Tödtung, die ge-
wissenhafte Beerdigung in einer Art von religiöser Feier, dies«
und Anderes wird von dem Verf. ausfuhrlich besprochen und dar-
an auch eine Untersuchung über die Grunde und den Ursprung
des ägyptischen Thierdienstes geknüpft (s. besonders S. 103. f^).
Es werden die verschiedentlich darüber von den Alten bezeichne-
ten Gründe angeführt ; auch mischt der Verf. seine eigene
Ansicht mehrmals unter, ohne jedoch eigentlich- ein festes
und bestimmtes Princip darüber auszusprechen oder einer
der dariiber aufgestellten Theorien sich durchaus anzuschlies-
sen 9 -da ihm , wenn wir anders seine nirgends bestimmt ausge-
sprochene Ansicht richtig ermittelt haben, hier mehrere der ge-
wöhnlich angeführten Gründe theilweise eingewirkt, dann auch
wieder andere Rücksichten und Ursachen, die selbst einen will-
kürlichen und zufalligen Charakter an sich tragen, die Vereh-
rung gewisser Thiere bestimmt zu haben scheinen. Man vgl.
z. B. S. 108. 109. Ob freilich das, was der Verf. angiebt, ge-
nügen oder überhaupt nur einen neuen beachtenawcrthen Beitrag
zur Erklärung dieses Phänomen's, das in der Geschichte der Re^
ligionen des Aiterthum*s nirgends so grell wie in Aegypten her-
vortritt , abgeben kann, möchten wir wohl bezweifeln, so grossen
Werth wir auch sonst auf das reiche Detail legen , welches von
dem Verf. in diesem Abschnitt beigebracht worden ist. In diesei^
Beziehung machen wir besonders aufmerksam auf die tabellen-
förmig zu bequemer Uebersicbt angelegte Liste aller der in
Aegypten' verehrten Thiere , mit Angabe des Orts ihrer Vereh-
rung wie des Ortes ihrer Einbalsamirun^ , der Gottheit, der sie
zunächst geheiligt waren , der alten Schriftsteller , die von ihnen
spreehen u. dgl. m und zwar so, dass in erster Ordnung die
Säogethiere, dann Vögel und Reptilien, dann Fische und In-
134 Alterthumskande«
secten, so nie einige heilige Pflanzen folgen, welche letztere 4en
ScIilttSB bilden; S. 116— 127.-. Daran fichliessen sich nun weitere
Bemerkungen über einzelne dieser Thiere, inwiefern ihre Vereh-
rung über ga'nz Aegypten sich erstreckte^ oder auf einzelne Lan-
destheile und Districte sich beschränkte, und in wiefern me als
Gottheiten selber oder als deren Embleme verehrt wurden und
nach ihrer Verehrung selbst in verschiedenen Rangstufen sich ab«
sonderten. Es füllen diese Bemerkungen den Rest dieses Ab*
•Schnittes Ton Si 128 bis 269-9 ^'^^ ^^r ausdrücklich bemerken, weil
es unmöglich ist, bei dem grossen Umfang dieser Bemerkungen
auf Alles Einzelne , ' was darin enthalten ist , hier naher' einzu-
gehen. VFir müssen uns auf Einiges Wenige , das wir zur Probe
gewissermaassen dtiraus anführen, beschränken.' So erscheint >a
z. B. auffallend, dass die Spitzmaus, welche als das der Buto ge-
heiligte Thier sogar einbalsamirt ward, doch bis jetzt nirgends anf
den bildlichen Denkmalen Aegypteiis angetroffen worden ist, wie der
Verf. S. 133. anzuführen nicht unterlässt. Bei Gelegenheit des
Hundes, der, wenn auch nicht selbst Gegenstand allgemeiner Vereh-
rung durch Aegypten, doch zu den heiligeh Thieren gebort, aller-
wärts im Lande unter den Hansthieren eine der ersten Stellen ein-
nahm und mit ungemeiner Rücksicht von alten Classen und Stän-
den, als deren steter Begleiter er erscheint, behandelt ward,
Tersaumt der Verf. nicht anf die ganz entgegiengesetzte, unter den.
Moslem's des heutigen Aegyptens herrschende Ansicht , die den
Hund als ein volKg unreines Thier verachtet^ hinzuweisen, S. 143.
144. Anderes, was. in grösserer Ausführlichkeit über den lehnen-,
jnon, die Hyäne, die Katze gesagt ist, mag man. bei dem Verf.
selbst nachlesen, eben so was er über die Löwen bemerkt, die als
ein in Aegypten nicht einheimisches Thier, bis jetzt auch noch
nicht mumisirt daselbst angetroffen worden sind (vgl. S. 173.), unge-
achtet sie so oft auf den Scnipturen Aegyptens vorkommen, zunächst
als Symbol d^r Stärke und daher als Typus des ägyptischen Herku-
les ; denn in diesem Sinn fasset der Verf die Bedeutung dieses Thiers
in der ägyptischen Religion auf, die astronomische, wie es uns
scheinen will, allzu sehr ausser Acht lassend, während doch
diese allein das Vorkomnäen dieses Thieres , in sehier Stellung
im Thierkreis und in so vielen andern Bezieliungen , auch in den
Religionen anderer Völker des Alterthum*s hinreichend zu erklä-
ren vermag. Von den vielbesprochenen Löwen über dem Thor
von Mycenä bemerkt der Verf. (S. 178.), dass sie manchen von
denen, welche auf ägyptischen JMonumenten vorkommen, ähnlieh
sind. Auch über das Nilpferd , das immerhin in einiger Bezie-
hung zum bösen Princip gestanden haben muss, .finden wir einige
neue Bemerkungen , welche mit dem, was darüber schon in der
Hrst aeries Vol. III. bemerkt worden war, zu verbinden sind«
Mumien dieses Thieres sollen . zu Theben gefunden worden sein %
eine derselben wird sogar im britischen Museum aufbewahrt
Wilkinson of the Manners uid Cnstoms o£ the anc. IS^gyptl^nB. 135
(S. 181.); Dagegen flpdet sicrh keine Spur einer Scbweins -, einer
Pferds- oder einer Sselsmumie. Sdiweine nnd Esel standen
aUerdings in Beziehung zu dem bösen Princip ; dem Pferd weist
weder die geschiclitüche Tradition noch die Monumente eine
Stellung nnter den heiligen Thieren Aegjptens zu : was allerdings
sehr auffallend erscheint. Bei dem mythischen Thiergebilde der
Sphins unterscheidet unser Verf« dreifach : 1) die Androsphinx^
mit Menschenkopf und Löwenleib ^ anzudeuten die Verbindung
geistiger und physischer Kraft^ 2) Criosphins mit Widderkopf und
Löwenleib, 3) Hieracosphinx mit Habichtkopf und Löwenleib;
es sind- aber die Sphinxen sämmtlich Darstellungen des Königs.
Die- Annahme weiblicher Sphinxe wird verworfen (vgl. S, 220. ff.).
Was über den Ibis, über das Krokodil wie liber die Schlange ge-
sagt ist 9 verdient besondere Aufmerksamkeit schon um der gros-
sern Bedeutung, welche diese Thiere für Aegypten besitzen. Wo
auf Griechenland eine Beziehung obwaltet oder eine Nachahmung
des Aegyptischen sich nachweinten lässt, werden- wir Istets darauf
hingewiesen, wie z.. B. bei dem Cerberus^ der in Aegypten mit dem
Nilpferdskopf dargestellt erscheiht (vgl. iL 77. 179. 434 und insbe-
sondere die Abbildungen auf Bl. 63. des Supplem.). An das Vor-
bild des* griechischen Charon in Aegypten war auch schon früher
(L p/398. vgl. IL p. 434.) bei einer andern Gelegenheit erinnert
worden; an die lo im ersten Bande S. 388. . Die beiden letz-
ten Capp. des Werkes befassen sich mit Gegenständen , - welche
ebenfalls einen Bezug auf die Religion d.er Aegypter, haben; das
fünfzehnte nämlich «verbreitet sich über die verschiedenen Feste,
von welchen die alten -Schriftsteller, meistens freilich nicht in der
voii uns jetzt gewünschten Ausfiihrlichkeit, Nachricht geben und
auch die Monumente Darstellungen liefern: was hier von dem
Verf. in eine gewisse Verbindung gebracht ist, so wenig man sonst
eine methodische Behandlung des Gegenstandes in einer festen,
sichern Ordnung erwarten darf. Alle diese Feste .haben einen
durchaus religiösen , aber auch äusserst pomphaften Charakter,
auch wenn sie auf Gegenstände, wie die Geburtstagfeier des Kö-
nigs oder meinen Regierungsantritt und die- damit verbundene fest-
liche Weihe oder Salbung sich bczijehen. in Bezug auf die an-
geblich detti Osiris.und der Isis zu Ehren gefeierten Feste macht
der Verf. die Bemerkung', dass hier griechische wie römische
Schriftsteller diesen beiden Gottheiten, die ihnen allein näher be-
kannt waren, wohl manche Feste zugetheilt, welche zu Ehr^en
änderer , dem Auslande minder bekannten Gottheiten , eigentlich
gefeiert wurden (S. 306.). Hier werden freilich die bildlichen
Darstellungen solcher Feste auf den Baudenkmalen und in den
Gräbern alleib sichere Auskunft' geben können, wenn eine solche
überhaupt jetzt zu gewinnen steht. Denn der mysteriöse. Charak-
ter, dieser Feste, erschwert die Forschung ungemein MH vollem
Recht hebt der Verf. die grosse Vorliebe und den Hang des ägyp^
139 Altertliamskande.
tischen Volks for jede Art von festlicher Feier berror : denn hier
sprechen hunderte und tansende von bildlichen Darstellungen zu
laut, um nicht dem, was Griechen und Römer darüber berichten^
ein Toiies Zeugniss zu geben, und deren kurze ^ meist ungena-
' gende Berichte weiter auszuführen imd zu Tervollständigen. Auch
von den religiösen Gebräuchen , von der Opferung wie von den
verschiedlenen Gegenständen , welche als Opfer den Göttern dar-
gebracht würden, insbesondere aus der Pflanzenwelt u. dgl., voa
der Art und Weise des Betens u. s. w. wird in ähnlicher Weise ge-
handelt. In Absicht auf Opfer hemerken wir, dass^auch unser
Verf., wie schon vor mehr als zweitausend Jahren Herodot, sich
gegen die Annahme von Menschenopfern , wenn auch nur für die
früheste Periode, aufs entschiedenste ausspricht (S. 843.); da,
wenn solche Opfer je statt gefunden, sie in eiore Zeit fallen müss-
ten, die den jetzt vorhandenen Baudenkmalen., auf deren zahl-
losen Bildwerken auch nicht ein einziges Opfer der Art vorkommt,
vorausgeht ! So Etwas ist aber kaum denkbar ; so auffallend an-
«lererseits und chrakteristisch für die gesammte Civilisation Aegyp-
len*s es freilich ist, dass ^uch nicht eine Spur von Menschen-
opfern hier vorkommt , wie diess doch bei fast allen Völkern des
Alterthum's in ihrer früheren Periode mehr oder minder der Fall
ist. Das ägyptische Volk, oder vielmehr die Priesterschaft, die
es leitete, zeigt. darin Etwas, was diejenigen meist zu vergessen
scheinen , welche stets von hierarchischem Druck auch im Alter-
thum reden und in einer geschlossenen Priesterschaft nur ein
Hindcrniss, einer stets fortschreitenden CivilisatiQU finden wollen,
die gerade hier sich in ihren wohlthätigen Einflüssen und Wir-
, knngen weit früher, ja am frühesten gezeigt hat. Und der fröh-
liche , heitere Charakter des Volks , wie er sich in allen deo^ von
(|er Priesterschaft doch geleitetem und veranstalteten Festen
sichtbarlich ausspricht, mag am besten das Vorurtheil wider-
legen, welches dieses Volk unter dem Druck einer herrschsüchti-
gen Priesterkaste seufzen lässt.
Die Todtenbestattung und was damit zusammenhängt , macht
im's6cA«8eA72^e»Cap. passend denSchluss des Ganzen. Auch hier
werden die Nachrichten der Alten , welche , was die Leicheuge-
bräuche, Todtenopfer, Beisetzung o. dgl.. betrifft, etwas ausführ-
licher sind , zusammengestellt , und mit erläuternden Bemerkun-
gen aus den bildlichen Denkmalen begleitet; auch das Todten-
gericht und die Seelenwanderung kommt hier vor, insbesondere
aber das Einbalsamiren der Körper, worüber Herodot's und Dio-
dor*s Berichte neben einandergestellt und dann mit verschiedenen
Erläuterungen oder vielmehr Berichtigungen^ die unter acht
Hauptpunkte gebracht sind, begleitet werden : auf welche bei die-
ser schwierigen, in neuerer Zeit noch immer so viel besprochenen
Materie um so mehr zu achten sein wird , als diese Bemerkungen
auf der unmittelbarsten Autopsie des Gegenstandes selber be-
Wilklnson of the Manners and Coatoms of the anc. Egypiians, 137
rohen* Was über die Terscbiedenen Arten von Mumien, über de-
ren Beisetzung^ über die Gräber selbst und deren innere Einrich-
tung von einem Manne gesagt ist, der so viele Graber besuchte,
so viele Mumien sah, und untersuchte, das wird, das muss für
uns Gregenstand besonderer Beachtung sein und kann eine grössere
Bedeutung ansprechen , als viele andere Urtheiie, Ansichten oder
auch Deutungen von Gegenständen, welche mehr in den Bereich
gelehrter kritischer Forschung, als der Erfahrung und der un-
mittelbaren Anschauung fallen. Dass der Verf. auch nach dem
Grunde fragt, der die ungemeine Sorge des Aegypter's für Erhal-
tung des Körper's nach seinem Tode , und was damit Alles Ver-
bunden war, hervorrief, und die Einbalsamirung der gestorbenen
Menschen, wie der Thiere veranlasste, konnte man erwarten;
man findet auch S. 444. AT., dass ihn diese Frage beschäftigt, deren
Beantwortung freilich nicht so leicht ist, und bei den widerstre-
benden Grundansichten über die ägyptische Religion überhaupt
noch nicht zu einer befriedigenden Lösung bis jetzt hat gelangen
können. Auch unser Verf. wagt nicht eine bestinunte Entschei-
dung; er sucht auch nicht, wie Manche in neuester Zeit vorge-
schlagen haben, das Ganze auf eine Art von Sanitätspblizei zu re-
duciren, die freilich dann in Aegypten eine Bedeutung und einen
Einfluss erlangt haben miisste , zu dem sie selbst in neuerer Zeit
bei keinem Volke hat gelangen können ; er glaubt vielmehr diese
Erscheinung aus höheren Motiven ableiten zu müssen und hält es
immerhin für höchst wahrscheinlich, dass die grosse. Sorge für die
Erhaltung des Gestorbenen durch Einbalsamirung, für Begräbniss
und Leichenbestatiung mit dem Glauben von der Seelen^anderung
und von der Rückkehr der Seele n»cli vollendetem Kreislauf in den
zu ihrer Wiederaufnahme no.ch immer bereiten und erhaltenen
Körper zusammenhing; vgl. S. 445.
Dass dielithographirten Platten^in einen besondern Band, der ab
Supplement der beiden andern auf dem Titel bezeichnet ist, ver-
einigt sind , haben wir schon am Anfang dieser Anzeige bemerkt.
Die Wichtigkeit dieses Supplements springt in die Augen. Hier
sind nämlich alle die einzelnen Gottheiten , von welchen im zwölf-
ten und dreizehnten Cap^ eine übersichtliche, Darstellung gegeben
war, abgebildet, wie sie auf den Monumenten erscheinen, in,
möglichster Treue und zwar so, dass von jeder Gottheit mehrere
solcher Abbildungen, die auf einer oder auch auf mehrern Tafein
zusammengestellt sind, gegeben werden. Sie bilden auf diese
Weise nicht bloss ein Supplement, sondern einen nothwendigen
Beleg zu der im Texte gegebenen Erörterung, um so mehr als, wie
wir oben gesehen , der Verf. den Angaben der Griechen und Rö-
mer , aus denen doch sein Text zu - einem grossen Theile geflos-
sen ist, nur dann Glauben geschenkt wissen will, wenn sie aus
den bildlichen Darstellungen der Monumente sich nachweisen und
bestätigen lassen.
133 X Griechische Literatur.
An diese Abbildungen einzelner Gattheiten mit ihren ver«
schiedenen Attributen reihen «ich aber auch einige grossere, auf
die Feste Aegyptens sich beziehende Darstellungen , unter Wel-
chen wir besonders auf die beiden grossen colorirtea Blätter
nr. 83 und 84., an welche noch das uricojorirte Nr. 85. sich anreiht,
aufmerfcsam vi machen haben. Es sind hier Leichenzüge darge-
stellt, mit einer Pracht und mit einem Pomp, der. uns einen
Schinss zu machen erlaubt auf die Bedeutung des Ganzen und auf
den hohen Werth , Avelchen der Aegyptilsr auf eine solche Feier
legte, während wir zugleich das Frische und Glänzende der Far-
ben'und die TorzügliclTe Ausführung des reichen, Hunderte von
Personen enthaltenden Gemäldes , in jeder Hinsicht nur bewun-
dern können. Auch die überaus reiche Scene der Krönung eines
Königs , welche nach den Sculptureii von Remeses 111. zu Medi-
net Abu (dem alten Theben) auf Bl. 76. abgebildet ist, verdient
ihrer Ausfuhrung und des reichen DetaiFs wegen, gewiss eine
gleiche Aufmerksamkeit : eine andere Scene, wo die Götter die
Doppelkrone auf das. Haupt Remeses des Grossen (Sesostris)
setzen, sehen wir auf Bl. 78. dargestellt: eine andere Scene einer
Saibung des Königs auf Bl. 7?.; eine ähnliche einer Weihe oder
luTjestit^ir auf Bh 80. Oen Beschluss machen zwei merkwürdige
Darstellungen des Todtengerichts und der darauf erfolgten Wan-
derungder Seele in thierische Körper, hier zunächst in Schweine,
auf Bl. 87 und 88. .
Chr. Bahr.
A eschyli Ch oephor t . Ad optimorum libroram fidem recens. integra,
lectionis varietate adiiotationibus et sqholiastä instrujdt- Ferdirmndua
Bamberger. ' Göttingae ap. Vandenh. et Rupr. 1840. XVI u.
170 S. in 8.
Während in der neuern Zeit die Werke des Sophocles lind
Buripides so vielfach commentirt worden, dass nicht selten ein
und. derselbe Messkatalog verschiedene neue Bearbeitungen der-
selben , oft sogar in zweiten und dritten Auflagen., zur Anzeige
bringen konnte,. im Allgemeinen also ein reges Interesse für die
tragische Kunst der Griechen sichtbar war, ist die vorliegende
Ausgabe der Choephoren seit mehrern Jahren wieder die- erste
auf dem Felde der Aeschylischen Tragödie. Nicht dass etwa nach
dem bekannten , durch die Müllersche Ausgabe der Eumeniden
angeregten, .von den verschiedenen Seiten nicht ohne. Leiden-
schaft geführten Streite die philologischen Kräfte sich der Behand-
lung dieses Themas entzogen ^— vielleicht abgeschreckt durch die'
Resultate desselben, die eine Vermittlung unter deii oft dia-
metral entgegiengesetzten Ansichten nicht zn Wege gebracht,
oder .der steten , noch durch keine Königsberger oder Breslauer
I
I
1
AeschTÜChoepboriy vedeis. Baftberger. 139
ErkliruBg; mrBekgmiesenen , Hoffnang lebend, es 4¥elde der
grosse Kritiker sein einst gegebenes Versj^ediieii bald «sr Avi-
fthrung brlngien: es 4i]nd Tielmebr genug GeiegeabttAtBohiJfMli
erschienen, die irgend welche Theiie des gressen Feldes snm Au-
sbau und mir sorgiBltigen Pflege sieb lierausgenMnnwn ^Bli bcMb-
temfwerlhe Rrlkihte «rstelt haben , sie hallen sich aber m^hr w^
•4en isHieiischen öder litteEarbislorisGhen SUndfnnble, der diß
Xnnst der TragSdie von ihren ersten Anfingen bis su ihrer VpU^i-
düng Terfsigt -und das Wesen 4er letatem^ vieriel Antheü .j/eAfiit
der drei grossen Traf^kar. daran genommen, au ergrnnden und
nadizuweisen >Mdk bestrebt Iftieht ohne Einfluss konnten Aimß
langjährigen Ilnteesuchaiigen iUier die trilogischen und tetralo-
gischen Coupositionen .«^ in dem .Sinne, wie Weicfcer witeaacheid«t
— anf den Aan^ der Aesdi^Usehen. Kritik bleiben, und irirldisli
aehen wir, dass dieselbe in dem letzten Decenninm sieh — w«nii
wir die Sclineiderschen Ausgaben ndt det^oben Aaawuknngen
wnsnelmien ^— fast ausscUiessUoh mit der Oresteia beüssat« Qa
giebt's eine Ausgabe des Agamemnon von R. H. Kiauaen 1838 n.
▼on G. 6. fianpt (1837), eine Ausgabe der Eumeniden von K« 0«
MßUer (1834) und Ton J. Minckwita (1838); und au der Auaphe
der Choephoren Ton Kiauaen (1835) iommt jetst die obige« Wenn
wir In .der Ovestds das «inaige vollständige Gadioht dar alteiii
.tragisGlieh Kanst hesitaen , äo moss dä^elbe gewiss aUep.(Jnt(Qr-
auchun^pen, naneptlich isher dieComposition des.Aeschyias aan
Grunde gieiegt werden, jdass also^due^esammtaasgabe des Dich-
ters, wcSoImi Kkusen und Minckwitajntendirten, mit deriOresteia
beginne, ist :in jeder Hinneht passend. Am Passendsten moehle
es alleitfüigs sein , auch .hier vom Agamemnon zu den ChoephoMi
imd Eameniden überzugehen, wie es Klausen wollte ;i dessen in
so mancher Bezldiun^^ namentlich in der Nachweisvaig des innem
Zusammenliangea der .ganacn Trilogie .treffliche Arbeit leidet!
durch einen friihen Tod unterbrochen /woadcn ; andess muss muk
ja annehmen ^i wer dcb an diefierausgabeaaoh.d^aMittebäickaa
oder Endstnckes mache, wesdezdardkipftpositiQn Abb Qanzen recht
Inne zu werden sich bestrebt haben, undiSeine Annotation in allon
Theilen Rücksidit auf die Neboastilcke ndmuemlaasan.
Hr. Bamberger ist dem philolfiigiseheli PttbUkäm hareits dwöh
swei S'^riften, welche Oefsastsnde 4er Acacfaylischen Tragödie
bdiandein, bekannt: durch .die Tinriiegende Ausgabe hat er die
vortheühafteBIeinung, die: man bereits aas jenen Schriften «i^on
ihm gewonnen hatte, nor erhöbt. Es gereicht uns au grossem
Vergn&gen, ^ne Ausgabe der Choephoren\anr Anaoige an. brin-
gen, welche sich eben so sehr diirdt>>kritiaahe Btaanataheit-rfe
durch einen sichern Tact.in 4er Auswahl: naler dem-zariErklarang
des Stnckos bereits Vorhandenen , .ferner dpreh .eine>fMaeitigto,
durah dieiOesetze deriragiaohea^IMohlkunst/shdiiSfilligibaBdhrfti-
ken^lassande.GelehKsamkatt^SBeScbiiet« *
140 Griechische Literatar«
«
Die Vorrede giebt den von dem Hrn. HeAiiitgeb. befoljg^en
Plan Bunlchat dahin an: expulais Turnebi aliorum conjecturis me-
Uonim llbronini lectionem exhibere, conjecluras in teitnin recl-
pere nullaa, nici de quibna dubitari non posail. Lectionum integn
Tarielate, Virorum doctorom quae bonae fmgia sint conjeetnria,
.Mholiaita denique adjectia curare^ ut qui criUcam facUtare velil,
Bubiidiia non egeat CommenUrio addito brevitatia laadem mereri
ita, ut necesaaria et di^a acitn non praetermittantur. Diesa Ver»
sprechen ist getreuiidh gehalten, ja! man könnte aütdemüm*
Verf. sogar inweilen darüber rechten , daaa er in l^arg in der er-
klärenden Adnotation gewesen sei. bdeas soll eins sdn i und die
Apspruche sind ja so verschieden wie die Menschen, so sieben
doch auch wir diese Kurse bei einem nur dem gelehrten Publikum
bestimmten Buche vor. Hr. B. sagt in Bezug darauf, quid attinet
^nut reeoquere atque adeo docte refutare quae vana atque inutüla
esse hodle omnes sciunt aut fabulam in tironum usum adomare,
quae a tirone legi non debeati Und wenn wir das erste auch nicht
ganz adoptbren möchten, wenigstens nicht ohne eine vor dem
•Scliein einer gewissen Aristokratie in der Littoratur ^sicherdde
Einschränkung, so ist doch das zweite unbedingt richtig. Es int
Wi MissgrffT, will Jemand den Schillern ein Werk vorlegen, das
mehr als irgend eines von der Conjecturalkritik sein Heif. er-
warten, dessen Erklärung aber in einer solchen Ausdehnung sidi
inuf die Nebenstöcke der Trilogie stützen muss, wenn, anders der
- Organismus des Stücks dem Schüler klar vor die Augen treten
'soll, dass die Aufgabe einem tiro jedenfalls zu schwer fallea
dürfte. Wir haben hier demnach eine. Ausgabe ad modom Her-
• mannt, wenn -wir uns so ausdrücken dürfen; und wenn der Aus-
spruch, den der edle Jacobs bei festlicher Gelegenheit über Her-
•mann gethan, cunctando restitiiit rem auf irgend eine den Aeschy-
ins betreiTende Arb;ßit Bezug nimmt, so darf er*s auch auf die «vor-
liegende Ausgabe thun. Doch unterscheidet sich Aeselbe von än-
>dern dadurch, dass /sie in grosser Bescheidenheit keine eigne
'Conjectur in den Text aufgenommen, vlelmelir dieselben nur in
(4er Adttotation aufgeführt hat, so das Alte, als Aeschyliscfa
Ueberlieferte von dem Neuen trennend. Nimiae cautelae malle
'•quam temeritatis argui ist ein ganz richtiger Grundsatz, zumal bei
den corroptelae. ejus generis, ut non quid dixerit Aeschylus, sed
* quid potuerit dici, conjici queat: deren Anzahl aehr gross. Alle#-
< dings lässt sich der Text nun nicht so uno tenore fortlesen, vid-
'•mehr bringt Einen der zum WsrnungszeiGhen vor falschen Quin-
ten zur Seite gesetzte Asteriscus gar oft in die Noten, doch ist
' das, gfambcn wir, in einer solchen Ausgabe gar nicht zu beklagea
^nnd schützt doch immer weit besser davor, dass man nicht neue
.Aanjectürenfar ursprüngliche Lesarten der Codd. halte, als wena
-die letatern nurin den Noten verzeichnet sind, die zu lesen mau
etwa keine Anregung erhilt. . Zur Vermeidung *b«iliciien Irrthums
Aeschyli Choephori, receos* BambeFger. 141
fMshänt auch die Einrichtangr getroffen ^u gein, die in den Text re-
cipirten EmendatipiieD fremder Gelehrten als solche in den Noten
mit gesperrt gedruckter Schrift hervorzuheben. Deren ist aller-
dings ebenfalls eine erkleckliche Anzahl, grosser vielleicht als bei
irgend einer andern griecb. Tragödie. Die der Zeit und Bedeutung
nach Terschiedensten Kräfte haben dazii mitgewirkt. Wir noti-
ren Canterus (z. B. 176 u. 610.), Salvinius (213.), Casaubonua.
(124.), Valckenaer-(517.), Pauw (346. 745. 751.), Abresch (587.)
Stanley (534.), Wakefield (629.), Stephanus (67-7.), Heath (566.
590.), Porson (58.331. 566.), Blomfield (350.528.560.), Er-
furdt (310.), Emperius (767.), vor Allem Gottfr. Hermann^ der
wie überall so auch hier mit einer glücklichen Hand emendirt hat.
Waren einige dieser Emendatlonen schon durch die bisherigen
Ausgaben für legitimirt zu halten, so musste doch bei andern die
Entscheidung des Hrii. Herausg. zutreten. Aber auch hier nimmt
man kef n besonderes Hinneigen zu irgend einer Schule , Tielmehr
nur ein Streben wahr, mit gerechter Waage das vorhandene
Material «abzuschätzen. Wir nehmen ein Beispiel heraus, von
dessen Bedeutsamkeit man indess' nicht auf den Zustand aller
übrigen Emendatlonen schliessen wolle. Vers 358. (373.) z. B.
ist ^SL^ova qicovBlg* dvvaCai ydg in den Text gesetzt, statt des
vulgären , meist in Jdammern gesetzten , oÖvvaöai ydg. . Pors«
hhiie oövv^ yag^ Blomf. oövva 0«, LsLchmanwov dvvaö'ai yccQ
geschrieben. Dem von Herm. in diesen Jahrb. 1838. II. p. 596.
vorgeschlagenen dvvaCai yaQ ist der Vorzug gegeben mit Hinwei-
sung auf Beispiele , wie Homer. Od. IV, 827. xoti; yäg srofisros
afii igxBtat^ iqvtt Koi aKKoi dvigag ijgi^öavto nageöxduBVoiy
övvatai ydg^ naXXccg'A&ijvalij. ib. V, 25. TrjXsfiaxov de 0v
ni^^ov iniötafiBvcog ^ övvaöat ydq. Eur. Iph. Tanr. 62. vvv
ovv dÖBXgico ßovXofiai öovvai x^dg nagovö' &7t6vti^ tavxa ydg
dvvttl^B&' av. Auch Emperius hatte dieselbe Emendation gemacht^),
die wenigstens mit der angenommenen Idee des ganzen kommati-
flchen Gesanges im Einklänge steht. Nicht mit gleicher Bereit-
willigkeit kann man freilich der Erklärung zustimmen : Chorus
Electram castigat, quod nimiis indulgeat, optare enim quidem eam
posse. Welchen Grund hat dann der Chor , die Electra zu casti*'
gare, wo beweist die letztere, dass sie nimiis indulget? 'Hat sie
nicht noch eben den, einer Züchtigung eher werthen, trägen
Wunsch des Orest zurückgewiesen, zuerst von den Geschwistern
in diesem Threnos das Wort roi}g TcrctvövTag Sa^L^ai ausgespro-
chen? Wie ungerecht wäre es, wollte der Chor sich über sie in
einer so ironischen Weise äussern , während er v. 340. (354.)
dem Orest gegenüber jeden Tadel unterdrückte. Wir sprechen
*) Hr. Bamb. versichert mehrfach , mit Hermann (zu v» 31.), Mar-
tini (zu y. 137.), mit Blomfield (zu 473.) in denselben Conjectnren zusam-
mengetroffen zu sein.
142 .Griechische Literatur.
von dem gansen Kominos noch unten , hier nuc fioviel , dass in
8vva6ai ydg uns zu liegen scheint ^,Du bist im Stande, diess
XQitööova XQVfSov^ (ibI^ovcc ßiyaXfjg tvxVS 9cal vzioßoQBov zu
erreichen.^^ Es ist keine Züchtigung ; sondern eine flinweisun^,
dass es nur von ihnen abhänge, dieses Glückes theiihaftig zu wer-
den. Die Nominative sind als Accusati?e zu övvaeai, yäg zu er-
gänzen« Die Partikel ydg ,• die in den responsionibus so viel zu
schaffen macht, ist wohl auch hier an der bisherigen Auffassung
Schuld« Wir vgl. Pflugk zu Aicest. 42« saepe yag in respopsione
usurpatur suppressa aliqua acquiescentis vel probantis antegressa
significatione« Nun gewinnt das ydg auch des folgenden Verses
erst sBine richtige l^rkläruog. Wir finden nämlich in dem dXXä
dmk'^g xctg rijgd^ jiagdyvtjg Sovnog iKVBltat etc. die wieder er-
neuerte Absicht des Chors , zur Rache zii entflammen : Tod des
Agamemnon von Mörderhand: das eigne daraus hervorgegan-
gene Elend der Kinder, das ist die dmki} jiagccyvT]. Der Chor
konolmjbzu dem, was Orest oben v« 293. (301.) als dritten Grund
des Sgyov IgyaöTBov aufgestellt:- ;r^PSjri6g6* %gi]pidtiDV dxi]vla^
welchem vorangegangen yiür nargog stiv^og fiByd (v. 292.). S.
unten« Das naiöl yBysvrjfiivov*) soll zur Rache anreizen und
thtit's sogleich, denti Eiectra ruft roi;ro dia^TCBglg ovg &£d*'
änsg TS ßsXog* - •
Nachdem Hr« B. bei der Würdigung der Handschriften den
trefflichen Untersuchungen von Ahrens de caiissjs quibusdam
Aeschyli'nondum satis emendati gefolgt, dabei vor ^er von Klan-
aen mit besonderer Vorliebe benutzfen zweiten CoHation des co-
dex Mediceus bei Weigei warnend, wie auch Roh. Enger**) ge-
than, föhrt er also fort: Nexui carminum explicando praecipnam
curam impendimus. Qnippe quUm multa apud Aeschyium non ob
aliam caussam nondum recte cmendata aut intellecta esse pateat,.
nisi quod interpretes sententiarum ordinem et riexum iiegiexerint,
tum vero in Choephoris ejus rei duo sunt.exempia iiisignia, Carmen
chodprimumet.celeberrimusille inter.Orestem Electram Chdnim
commus, in quibus qimm loci multi ihsint aut corrupti aut ad in-r
telligendam difficilHmi, eos non alio modo emendari et explicari
posse apparet, nisi unlversi carminis nexu antea constitnto. QuI
summis diu tenebris opertus ut plane apertus esset, ne suromörnm
Virornm.qnidem curae e'ffecerant» Indem wir' dem Hrn. Herausg.
vollkommen darin beistimmen, dass bei Aeschylus noch unendlich
viel versäumt, ist, dem Innern Zusammenhange der Gedanken
nachzuforschen, wollen wir die von ihm selbst gewählten Pei-
spiele zur Beleuchtung anwenden, ob es ihm gelungen, glückliche
^ "■■■■'■ ■ ' -I ■ ■ '■
*) Parunter versteht -Klausen zu v. 362. ipSis liberis omnia. esse
agendä. Wir sehen nicht ein', wie der Sinn den Worten und dem Znsam-
' mcnfaange anzupassen sei, ^
**) de Aeschyliis antistrophicorum responsionibus. Breslau 183$.
AeBchyfi Choephori y recens. Bamberger. 143
Reflttltate diesem Streben absiigewinneh; wir begleiten ihn dem-
nach zunächst zur Parodos von v. 22 — 75*
Exponuntur , heisst es p. 6., qiiae audienties a chora post fini-
tam Agamemnonem primum scenam ingrediente edoceri par est«
Primum caussam viae, dein domus regiae post interfectuni Aga>
memnonem, denique paucis verbis suam ipsias miseram conditionem
describit. Was sonst hauptsäcbüch Sache des Prologs zu sein pflegt,
>frird hier, wie in den Pers. u. Suppf., wo der Chor beginnt, auch
dem ersten Ghorgesange mit übertragen. Schade dass hier eine
Lücke im Prologe statt findet, dass wir nicht einmal bestimmt wissen,
ob diejselbe grösser oder geringer gewesen. Auch im Agam. dient
die Parodus zur Exposition , die Worte des Wächters reichen
dazu nicht aus ; einen deutlicherh Begriflf in das tragische Gewebe
der Trilogie giebt erst der Chor. In den Choephoren Tcrmisst
man, i¥as Hr. B. nicht monirt, zunächst eine Angabe, wieviel
Jahre später als der Agamemnon das Stüclc spielt. Man bleibt
auch darüber während des ganzen Verlaufs der Tragödie, in Unge-
wissheit. Homer sagt, Orest sei zur Zeit der Ermordung des
Agam. noch Kind gewesen , sagt ferner, im achten Jahre nach-
her habe derselbe, den Aegisth getödtet , nnter welchem das Volk
geknechtet gewesen und welcher sniTaSTsg ^va60B nolvxQvöoio
Mvxi^vfig*)* Das stnd einzelne Factoreii zur Berechnung, die
— zusammengehalten mit Orests Anwesenheit in Aulis bei Euripi-
des oder auch davon ganz abgesehen , etwa ein Alter von 17 bis
19 Jahren für Orest herausbringt ; aber der Dichter pflegt sonst
nicht zu verlangen^ dass der Zuschauer diess erst andern Quellen
entlehne. Das hat er auch nicht in den Eumeniden gethan , denn
wenn am Ende der Choephoren dem Orest gerathen wird , nach
Delphi zu zielien, die Pjthias aber im Prologe der Eum. seine An-
kunft daselbst meldet, und zwar ganz in demselben Zustande, in
welchem er dort fortgegangen war, soist*sklar, dass nur gerade
soviel Zeit zwischen beiden Stücken liegt , als zur Reise von My«
cenae nach Delphi ein v.on den Furien Gepeitschter gebrauchen
kann« Hier wird aber nicht einmal im Verlaufe des Stücks dar-
auf hingedeutet , obwohl es doch des Aeschylüs Gewohnheit ist,
. die übersprungenen Begebenheiten , das in der Zwischenzeit Ge-
schehene in der spätem Handlung, wenn auch nur kurz, zur Auf«
klärung nachzuholen '^). Man darf also wohl vermuthen, dass die
Lücke im Prologe diese Angabe enthielt, etwa eine Klage des
Orest, dass er nun schon sieben Jahre das ertragen, oder etwaa
Aehnliches« Man vermisst ferner eine genaue Angabie , aus wag
für Leuten der Chor bestehe. Das hat zu manchen Missverständ-
nissen der Interpiheten verleitet. . Während in d^n Persern schon
durch die, ersten sieben Verse derChor als täv €ig>vtSv xal noKv*
♦) Od. in, 305.
♦♦) Vgl. Herrn, de Danaid. p. IV. Welcker AeschyL Tril. L p. 486.
144 Grieohische Literatur«
IQvötav idQavmv qyvJ^cMsg %ctxa XQsgßslav ovg MghiS bTXbto
xdgag ItpogevHV dasteht, in den Supplices er sich in den ersten,
«echfizehn Versen, in den Septem schon t. 111., ebenso im A^am.
aich sogleich ieg;itimirt, im Prometheus aber weMg;8tens durch
die Anrede TtaiÖBg nargog 'SlKsavov v. 146. sattsam bezeichnet
wird, heisst es hier nur in der Epode
Ifiol d* aväyKav yäg ayLtplnokov
n^Boi ngoQTjvBy^av ^ bk ydg oXxcov
navgcpGtv dovUav Iga^^oi/ alöav*
Sonst kommt zwar Ton ihnen vor dficaal yvvmicBg dcDfiarav
Bv&^fiovBg V. 76. (84.) , auch q)Uiai dficDtäsg oiaav 678. (719.),
aber Alles diess giebt keine Antwort auf die Fragte, wer sind diese
Sclavinnen, die so innigen Antheil an dem Schicksale ihres Herrn
nehmen. Man hat sie zu Trojknerinnen gemacht , die zugleich
mit der Kassandra in den Besitz des Agam. und im vorigen Stücke
zugleich mit derselben auf die Bühne gekommen seien. So ur-
theilt nach Genelii (das Theater zu Athen p. 190.) nebst Müller
und Klausen davon auch der Hr. Herausgeber in der Introdnctio
p.XiV. componitur captivis Trojanis aetate provectis t. 163.'*'),
quarum mores Asiaticos poeta diiigenter descripsit praesertim
ea commi parte, [qua barbaro ritu ad tumulum ^ Aganiemnonis
planctum instituunt v. 405.
Ixo^a KOniiov^ägLOV £V tb Kidölag
vopLoig IfikBfiiCtgiag
dxgixTOTclrjKxa noXvnkavri z adi^v ISbZv
inaöövtBgotgißij ta (iBgog 6gBy(iara sq.
ßodem pertinent, quibus v« 22.- sq. Inctum testantur,, maxime
genarum iaceratio quae apud Athenienses Solonis lege vetita. Plüt*^
Sbl. 2r. Man könnte in diesem F^lle sagen , durch die Klei-
dung, der im vorigen Stücke getragenen gleich, seien sie als
Trojanerinnen erkenntlich gewesen: das wäre die einzige Aus-
kunft. Hat aber Solon ein derartiges Verbot ergehen lassen , so
ist dasselbe gegen einen derartigen Gebrauch gerichtet gewesen;
und wirklich schildert Euripides uns so die Hermioae in Androm.
827« wo dieselbe ausruft 6vvx(ov xb SaC* diivyfiavu di^dofcat,
lind lässt in Hec. 650. sq. die Ansicht aussprechen öxivBL dh xai
xig JidxaLva — ÖgvxxBxal xb fcagBidv Ölccifiov ow^a xtd'S^
fkiva öTcagayfitolg. Ja! seine Electra lasst er sein: icaxd fiev
q)lkav ovv%i xBfivoiiiva dkgav. El. 146. Was ferner jene
andre Stelle betrifft, so geht daraus — abgesehen davon, dass
^ Das ist richtig, siehe t. 171.: nuXaid na^d vstotsQug iid&at;
Vgl. Aesch. Suppl. v. 361. Was K. O. Müller in den Euinen. p. 74.
aufstellt, nur die Chor£uhrerin sei eine Greisin, die übrigen aber
Frauen und Jungfrauen gewesen, ist reine Vermuthung.
Aeschyli Choephori, reteiu. Qamberger. 145
iie ErUarunf und Kritik dieser Vene nicht ricihti^ Ist, dass. die
richtige Tieimehr ganz Anderes ergiebt, wie wir unten zeigen —*
für die trojanische Abkunft des Chors im, Grunde doch nichts
hervor, ja nicht einmal für die asiatische. Es kann Jemand qach
arischer und kissischer Weise trauern, ohne Arier oder Kissier
zu seih. Smd es Trojanerinnen, so kamen sie mit Agam. zurück;
an jenem Tage also, w^ jener fiel, l^amen sie i|Is Begleiieriunen
der Kassandra. Müsste es dabei nicht auffallen , dass sie im gan-
zen Stücke nicht ein einzig Mal dieser ihrer alten Herrin Erwäh-
nung thun, nie Ton der Ermordung derselben einen Anlass zur
Aufregung der Gemüth^r suchen , sondern stets Jiur vom Agam.
reden , für den Zerstörer ihrer eigenen Stadt *) immer fort nach
fiache schreien? Sagte doch selbst Kass. im Ag. ▼. 1286 sq.
tt ifft^ lym xutotxog p$ **) dvaUxivan
inA to i^mov tliw*IUov n&hv
xga^Mav dg iTCgoisv} dt d' slxav'Mk^v^
oitmg dicaU.d66ov0tv i» demv hqIöbi.
Es wurde doch eine grosse Selbstverleugnung voraussetzen, wenn
ein Ghor froj. Frauen v. 935. sänge l/xoAe fihv dlxa UgiaiUdaig
XQovcp^ ßagvdiKog noivä. So hat der Chor der myken^ Greise
im Agam. oft gesungen (vgl. z. B. 747.) , auch der griech. Herold
V. 537.; von trojan. Weibern aber, die sieben Jahre in arger Scla-
verei gelebt, würde man weit eher eine Erinnerung an die frühere
glückliche Zeit, wo Troja unbesiegt war, erwarten, wie sich
einer solchen auch Kassandra nicht entschlug im Ag. v. 1156 sq.
Müsste es ferner nicht sonderbar erscheinen, wenn Trojanerinnen
hier die Griechin v. 122. griechische Urgesetze lehren wollten ?
Denn was Genelli p. 195. meinte, die Vorschriften, das Opfer
ganz unumwunden gegen die Sehderin zu richten , seieil für den
Mund der Troerin schicklicher, begreifen wir" nicht. Iliig ov
Tov i^^'^oi; dvta(islßBö9at «axoeg, womit er seinen Rath v. 123.
abschiiesst^ ist ganz dasselbe, was Kljt. im Ag. 1374. im Deber-
muthe gesagt hatte, als sie nach vollbrachtem Morde heraustrat:
vc(Sg yuQ xiq i%%Qolg l%%Qd noQ^viHQ^ , q>Uoig ioHoveiv üvai^
mi^ovr^v dgavcttttov (pgd^Buv^ tJ^og xgBlööov ixnijd^fiarog ;
Die beiden Stellen stehen in gegenseitiger Beziehung, wie -so
manche andere, von denen unten noch die Rede sein wird. Mit
'*') ^jfiioiv imwta nennen sie Um V. 594. (628.)- selbst/ freilich
wiH'lb*, B. dort d^otg ktMqitf coi vel hostes, maiestatem decemant.
Fühlte er, wie sonderbar die handschr. Lesart in dem Munde der Troja-
nerinnen klingen wurde ? . S. darüber noch nnten.
♦*) So schreiben wir; in der Vnig. %iv6iyios äS* ist jenes ein nner-
traglich müssiger Zvsatz ^jin aedibns^'. Wir fassen es ,,wie ein ^am
Hause Gehorender^^, Nicht minder ist hinter nqian von uns das Frage-
zeichen gestrichen, wii^ denkei\., im Interesse des Si;ines.
iV. JoHrb.'r. PhW^L Päd. ffd. ttrü. Blbl, Bd. XXXiV. f^-^, «IQ
;l46 Griechische Literatur.
«
tf efer Intention lisst der Dichter die Morder nach den ton ihnen
selbst anfgesteliten Grundsätzen aburthelien. Eljt. und Aegisth
sterben doXoi^s äöXBQ ovv luT^iraöt, vgl. Ghoeph. 842. (888.)
Uebrigens ist die hier in Frage stehende Sentenz eine Moral des
griechischen Volkes, Tgl. Prom. 1041. Eurip. Andr. 437. 520.
Herc. für. 733. Heracl. 881. 940. 965. Ion 1046. 1333. Orest
1164. Es dünkt uns sonderbar, wenn das Blutgesetz, um das
sich die ganze Trilogie ilreht, von .Trojanerinnen aufgestellt wird.
Von Sciavinnen, ja! denn in der 2eit, worin das Stück spielt, ist
ausser Aegisth und Klyt. Alles Sciav. Was aber der Chor der
Greise im Ag. zuerst in banger Furcht gerufen : x6 V l%i yäv
nsöov^* Saca^ ^avdöiiiov'xQondgoLd'* dvägog [lilav alfia tlg äv
nakii^ dyKctksöaix* Inasldov "v. 1018 sq., das soll hier ein Troja-
ner-Chor wiederholen v. 66 nq. dk* titiicct iiC7Cod^iv9^ vnö x^ovdg
tQoq^Vj tltag (povog nsnijyBV öü'diaQQvS&vf Er tehrt v. 123. .
beten Ik^Biv tivd dat^ovcc oötig dvtaaoxxBvsl^ die Schülerin
gehorcht v. 144. tovg Htavovtag dvttHctt9avBtv dtxijv, Chorus
Ut es wieder v. 309. , der den vaiiog jetzt in seiner ganzen Aus-
dehnung: hinstellt: ai/tl (aIv ixd-gäg ykcie^v^g H^Q^ ylä06a ts-
XsU^fltG}' dvtX Sk nkr^yfi^ ^oviag tpovlav nktiyTiiv xwitm. iga^ ,
6avti xai^Biv, tgiyiQov ^v^og tdäs q)Ci)VBl — der v. 400. wie-
' der zur rechten Zeit anschürt: dkkd vojAog filv (povlag 6tay6v€ig
fy^väg ig nkdov äkko stgogaitBiv alfioc. ßa^ ydg koiyog^Egi-
vvv nagd täv xgovBgov fp&iftiv&vt attpf akkipp lndyov6av \m
aty. Was hat jeuer trojanische Chor nur für Interesse dabei,
dass die Blutrache in's Werk gesetzt werde? was klagt er nur so
luLufig, dass das Glück des Atrrdcnhsuses. in feindlichen Händen
sei? Wo hat er denn diess Glück gesehen, wenn es mit jenem
Tage, wo er\0ach Mykenä kam, aufhörte? Diess 6ißag afiajrov,
dödfiatov^ dftokB^ov to nglv äi ät0v (pohvog te daiilag srepat-
. vof^^ woTon er v. 55, spricht [wobei q>gBvog schon daneben steht,
die tiuscbeh wollende EJectra soll bei Soph. 1437. dt' coro g
navga iwinBiv ngog Atyiö&öv], wenn schon selbst zur Zeit der
Abwesenheit des Agamemnon eine Furcht, bI &ri(i69gov dvag%la
ßevkipf xarap^^if^€t£i> (Ag. 883.) , die Gemüther beschlich, ein
tp^ovBgov akyogngoSlxoig'AtgBliuig? (ib. 450. sagt's der Chor.)
Wie passt für ihn v. 360 Hf\,i ßaCikiBvg ydg ^go^g' ^ijs \i6Q%yL0V'
kdxog nmkdvxcov %Bgoiv TCBiölfißgotov xb ßaKtgov^ wenn er
dessen nie Zeuge gewesen? Wie der Schluss der ganzen Tra-
gödie: od£ xoi ßBkd&ooig xolg ßdöckBloLg xglxog av xBifttov
nvBv^ag yovlßg IxB^ö^n. naidoßogoi ^ibv orpcSrov fidj^oft
@vi6tov' SBvtBgov dvdgog ßa0lkBtcc nd^i] -^ vvv tglxog etc.
Das kann Alles erst dann im Munde des Chors passend erscheinen,
wemr er innigere Beziehungen zum Königshause hat, als wielche
ihm ein siebenjähriger Pruck unter Aegisth hätte geben können.
Seine ruhrende Anhänglichkeit an Orest und Electra, so innig
und muttertreu , Usst auf ein yerschmolaensein mit den Verhalt-
AeschjrU Choeph<|riy receiis, Bomberger« .147
nissen de« AgatDemnoiilsclien Hanse» sehUeaBeii,. wie das bei alten
treuen Dienern, die so Leid wie Fre^de mit ertragen haben , der
Fall zu «ein. pflegt. Vgl. den Pädagogen in Soph. EI., und welch
Zeugnisa ihm. v. 23 sq. Orest ertheilt. Hätte der Chor nie den
Orest gesehen, woher denn diese Anhänglichkeit auch für ihn,
diess rührende Gebet m dem Gesänge v. 740-^91. (785—8370 ?
wie sonderbar dann , dass der Dichter dem Chöre in den Mund
gelegt f$B(iv^c^ 'OgiiStov Kai ^vgalog 2^8*' o(i(os (115.), dass also
Electra von ihm muss an den Bruder erinnert werden? Wie
kämen femer gerade trojanische Sclavinnen lu der innigen Ge-
meinschaft mit der Electra? Gab es doch noch andere alte Scla-
vinn^n«. i; B. die Amme des Orest, im Hause» zu denen sie sich
wohl ehe.r hii^fezogen fühlte. Nein! der Chor besteht aus Scla^
Tinneq, die im Hatse des Agw. alt, unter deren Augen .die Kin-
der des geKebt'en*) Herrn gross geworden sind, die gleichsam ein
Glied. der Familie ausmachen und alle Vei^flichtungen derselben
thi)ilB{i, sich der Sinder, treu annehmen, die tou ihrem Erbe aus-
geschlp99en werben, sollen. Man Vgl« nur das ira^te xaldegy. 264.
tixvov T. 323. und nat 372., ..womit der Chor den Orest und die
Electra . anredet Man erwäge ferner die Bereitwilligkeit, mit
welcher Kilissa auf die Worte dieses Chors den Befehl der Herrhi
TergisBt und an dessen Stelle den Auftrag des Chors übernimmt *^.
Man berücksichtige endlich die Beziehungen, die der Dichter
gewiss nicht ohne Absicht atattfinden lässt. Von der einen war
schon oben die Rede, die Worte einer andern und einer dritten
haben wir auch sthon oben niedergeschrieben. Was hat der erste
*) Däs8 er^s war, wie giebt 'davon die einzige Scene des vorigen
Stacks, wo Agam. kommt ^ solch. trenen Beleg. '
^) Bei Soph. besteht der Chor ans eben bo treuen Freundinnen,
die fiitriq togBl tiff ntatu (236.) für das Beste der EI. sorgen wollen, and
1214« 80 svvövs and niatög genannt werdep, dass Orest rör ihnen za
reden sich nicht zu scheuen brauche. Auch er gebraucht die Anrede <d
tiüvov V. 478. Ein 8cIavenchor ist's dort nicht , yspsd-lcc y^waüov ao-
%i(ov heissen sie v. 129. — aber in ihrer Furcht (z. B. v. 310 — 15.)
spricht sieh, sattsam ihr 6edracktsein aus. Wie wir oben sagten , unter
Aegisth ist Alles Sclav nX'^v kvos^ Wir hahen firuher in dem Chore der
Choäph« za Sqlaven geworde^ne Tpchtetr des Chors des .Ag« sehen mögen,
ö dass aviynow «xfMjp^oloyjiuf.Mjrk^qa selbst zn beziehen sei« Gedenkt
maii der I^pibangen;des. A^g^sth am ^ch^usse des Agam«, den Chor ia
FeMln.aa scUlagßa (v^l620'-^4.)7 noch, de« lestzten Worts iXX' iyci a' iv
i6sciqmßi$t ^(ißQ«i^ iii^iit Irf, so mochte die . Amuihnie nicht unpassend
endheinen.« 8s ist ans .nicht mehr g^enwärtig , weshalb wir diese Ai;f-
ÜMSOiif^ Ilaben • iail^ lassen. ^ Bei^Bu^p.. besteht der Chor ii hti^faqitty
ywoMüMTv wiUirend die Uiyfiebung'^dar. J^rrscher/iiffMivtds« df(io«| vu 315.
•«•Dannt wi*d, vgl. v.: 1QQ>, ßAm%9 M «« V ^^ «W? «P?*> ^lamÜch den
0»eat>v,631; . ., ..:•., . . .; ,••)::.•.., ':-.].
10*
148 Griechische Literatnr«
Thell deg vöftog von ▼. 309. ^^avtl ix^gSg yka^^fig ix^gd
yXäööa^ für eine Bedeutung^, wenn er nicht in Beziehung steht
KU den Ix^Q^^S }^yoig der Kljt. ia der letzten Scene dea Agam.
Dort hatte auf das freche Eingeständniss nokküSv ndgot^s «ore-
glwg BlgTjuivfOV tävtxvtC tlnnv ovn ijiaiöxw^ijöopim Chorus
T. 1399. ausgesprochen: d'avfialofiiv öov ylm66av dg 0ga6v^
6to^og 6tc. Wie Kljt. Heuchelei und Verstellung angewandt, so
soll diese auch Jetzt nicht fehlen. Der Chor hat die ganze Zelt
des ersten Stückes mit durchlebt' Daher auch sein Wort iga-
öävtt xaO'Siv (313.) gerade so klingt, wie das der Greise
Im Agam. 1560 sq. filfsvei ^aftslv rdv IplavToe, die eben-
falls begonnen SvBiitog dW ovsldovg. Nun ist die stete, in den
Gedanken des Chors der Choeph. statthabende Wiederkehr der
Gedanken des Agamemn. Chors erklfirlich: fon ihnen wird aber
die ganze Trilogie getragen: sie helfen zum innigem Verstindnisa
des inneren Zusammenhangs. Jenes immer wic^rkehrende Lob
der ^Ufi [Ag. 249 sq. 381 sq. 765—75. 749;] ist auch hier in
den Choephoren das , worauf die Rückkehr des Orest, die Bidie
rieh stützen muss, Tgl. 640 sq. 950 sq.
Eine Uebereinstimmung der Gedanken beiden Chore finden
wir auch in der zweiten Antistrophe der Parodus mit Agam.
751 _ 781. Es führt uns dieselbe mitten in die Kritik und Erkll-
rung des Textes. Die Worte lauten :
öißag d' afiaxoPj dÖdfiatoVf dnokBiAOV to xglv
d& ßvfov q>gBv6g ta da(ilag mgaivov
vvv dq>l6vata$. tpaßeltai öi ug* t6 ö' svtvxBiV^
toif iv ßootolg dsög ts naX dsoiJ nXiov.
%a%hia tolg (ihv iv g>dBi
td if iv fiBtaixf^lqf iSKotov
"^ lUvBL XQOvl^ovt Bvxq ßgvBl*
tovg 8 a9cgavtog hsi vvi*
il aiiiaz i»7todiv^ v«6 x^ovog tgotpav
xltag tpovog «intjyBv oi; dia^fvdäv.
So ist der Text bei Hm. B. gedruckt Die Asterisci weisen auf
die Verdorbenheit desselben hin. Eine lange Note giebt zunächst
den Scholiasten, dann die gewöhnliche, auch von Herm. ange-
nommene Interpretation : ultionem divinam omnes scelestos coni-
pere, allos' celerius dum dies adhuc luceat, alles pauUo securiua
circa crepusculum, alles vero Tel media noote, die ffftr falaeh
erklärt wird. Darauf werden die Terschiedenen Erküniagen von
q>oßBltai ding angefßhrt: interrogative: nemo timet; vel %tg
obscure innuit Clytaemnestram, wobei Hr. B. sich fdr die entere
entscheidet. ,,Non video, enr ehorus de timore Clytaemnestrae,
qnatn ipso v. 34. disertls verbis enarravit, ioqaens nomen eliin
reticerety obscura voce tig usus, quum cetera verbis miaime ob-
Aeschyli Choephorl, recens. Bamberger« .140
scurifl expressa tint, <?f. ▼• 42. ivg^Mog ywa% dann den neios
dahin anhebt: ,,Co^itatioDe sapplendum, licet Ae^isthos et Cljt
exaerint reverentiam populo, tainen potiri regt^o idque pliirimi
facere ; opes enim apad homines pro Deo esse. Dein seqnentibus
admonetur de discrimine, quod denuo domai Agamemnonfs immi-
neat. lamvero coDditfo eorum^ qui ad eam pertinent, triplex.
Cljt. et Aeg. reram potiuBtar, Or. et EI. ut oppressi ita non sunt
extineti , Agam. plape periit. — Diserimen lastftiae .dfyinae in
eos, qui in^mpla luce versantur) h. e. qui rerum potiantnr, spe
celerius ingruit; contra res crepusculo obscuratae, h. e. eomm
qui oppressi non extineti sunt, tardos dolores germinant; alios nox
infinita öbtin^t. Postrema haec rerba twig a axgavtos 1%^^ '^
praeclaram ad aadientlnitf anidios commovendos Wni habent; ad
generaiem sententi^m non snnt neeessaria, diserimen enim de quo
agitur proprie ad eo0 tantum pertinet qoi superis auris degant;
aed opportuno loco et sumnia cum vi Aegisthi et Orestis cogi-
tatione chorus in memoriam et desiderium Agamemnonis delapsua
miserrimi quo periit fati andientes admonet^^ Nachdem nun noch
die MüUerscbe Interpretation angeführt, dieselbe dem grösseren
Theile nach verworfen ist, entscheidet sich Hr. B. fär diu ctg ^ ^^
Beibehaltung von lxi,6xosuit findet einen Gegensatis zwischen
vcLYBla und %ifovliovta und — ,,8i hariolandom sit, proponam ti
dav fiitmmiqi Oxoxov ßgvH xQOvl^ovta y &%q vei %govl^ov%
Gewiss muss man der Zurückweisung des wie so oft auch
hier falsch auffassenden Schoiiasten beistimmen. Was aber den
nexos anbetrifft zwischen (poßtltai 8s ug und tiö d' bvtvxbiv etc.,
fio ist derselbe wohl nicht richtig^ angegeben. Nicht dass die
.Buhlen diese Bvtv%la trotz dem Zustande des Ungehprsams bei-
behalten, liegt darin, vielmehr eine ironische Hjn Weisung auf diess
in der Weit für etwas Göttliches gehaltene (Grluck. Nach dem
beschriebenen Zustande ist^s dafür nicht zu halten. Ueber die
Auffassung von (poßBlxa^ dt xig kommt' man nicht aufs Reine.
Allerdings hat es, als Frage genommen, seine richtige Besdehung,
denn der Unterthan soll ^ojSog haben, wie die Furien es anspre-
chen in Eum. v. 520 sq. \vfLfpiQBh ^aofpQOVBlv vno &tivBt* xLg di
Hijdiv iv (paBi^nagälag ttvaxgiqxov ^ nöXig ßgoxol 9' iiiolag Ex
Sv elßBi dlxav ; liijx* avagxxov oiv ßlov litfCB dBgnioxov(iBVop
etc. , wie es auch Athena in einem wohlorganisirten Staate haben
wiU, ib. v. 607 sq. *).
To fiift avagxov injxBdBgstoxovfavov
iisxolg nBgiöXBlXovöa ßovlBva hißBMP
Hai fAi| x6 dBivov n&v nokB&g l|(n ßixXBlv^
*) Chonw in Kür. El. 743. meint auch: tpoßf^l d\ f ^omV* [li^Qi
Kiqdog n(fos 9Bmv. 9s^ttns£ag.
15& GriechiflcHe Literatur«
ttg yAg dsdoindg fiTjilv iv8iKog ßgotßv;
toidvds tot tagßovvTBs ivöCxiog 6ißag
iQVfid XB XfOQag etc.
Bei Aegisthiis Regiment hat aber Niemand q>6ßoQ, Yerachtungs-
YoU rief der Chor am Schluss des vorigen Stücks .v. 1633. ihm zu :
iog in 0v fiot tvQocwog ^Agystav Möbi
og ovH^ insidi^ rwd* ißoviiBvöäg yiOQOV
iga^M toV Sgyov ov» hXijg avtonzovmg^ *)
und ebenso sagt hier Orest v. 302.
%6 p^ xoXltag sv%iBdatätavg ßgotäv
. Tgolag ävaözatijgag bvöo^ ^gBvl
dvolv yvvamolp cSd' vnriMovg nÜktiv^
eine Stelle , die zur Erklärung Ton Ag". t. 1625. angewandt, es
ganz ausser Zweifel setzt, dass mit der Anrede yvvai dort der
Aegisth gemeint sei. Aber zu der Besdireibnng des damaliges
Zustandes des kbnigl. Hauses würde auch eine Furcht der Herr-
scher selbst passen: ilenn' dass dieselben davon erfüllt sind, ist
theils natürlich ^'*') , theils vom Dichter durch den Argwohn der
Klyt. bezeichnet, in welchem dieselbe den Aegisth 6vv loxC^
taig kommen lässt, in deren Begleitung andererseits ein Beweift
der Furcht des Aeg. liegt. Es ist aber eine Beschrinkung des
Dichters, von ihm zu verlangen, weil er dvg&Bog yvv^ gesagt,
könne er nachher ron derselben Person nicht das indefinite zig
gebrauchen. Mit dem ironischen Ausrufe t6 d' bvtvxsiv toS* ***)
iv ßgotolg dBOg xB xal t&tov nXiov ist keineswegs eine Verach-
tung dieser Bvxvxta überhaupt verbunden, denn er nimmt dieselbe
ja für Or. und El. in Anspruch und auch der Chor im Agare, hatte
nichts dagegen an und ftir sich. Was ^r etwa im zweiten Oesange
mochte gesagt haben, das widerlegt er im dritten: t. 7ö1 s^.
. iialttlq>axog If Iv ßgoxolg yegmv, Xoyog
xixvxxtti , (liyav xbIbO^bwu ^msog oA^ov
Tsxvovddai« —
ix d* aya9äg xvxccg yivBi »
♦) Wie El. bei Soph. y. 30Ö. schmäht:
0 mXeivog uvt^ vv/ttpiog — o ndvv &vahus fivtogj i]
naau ßldßri^ 6 cvv ywui^l tctg fidxots 7COiO'6(iBvog
davon sind die Gnmdzuge auch bei Aesch. Ag. 1224 sq. mederznfinden.
Vgl. Kor. El. 917 sq. 931. 6 «179 ywaMog^ ovxl rotvdQog ^ yvvij»
**) Vgl. Yiie Klyt. selbst diese Furcht beschreibt bei iSoph, v. 780
-—786. Bei Enrip. t. 617. heisst's tpoßsttai ydq ob %ov% svdsi aa^mg,
***) Denn die Interpunction zwischea evcvxBiv and toöb ist zu
streichen.
[
Aeflchyli Choephori, recens. Bamberger. 1^1
«
>
^ ßXaft^vsiv aKÖQßöTOv ol^vv,
(lita (JLBV xkelova ttxtB^^
6q>BTBQgi d' ilKora yivvif
oXkcov yccQ BV^vdlXiDV
^alklnatg notfiog alsL
Und dabei beharrt er im Tierteo, wenn er v. 1005 sq. aingt, des
Glückes könne man sich' entledigen , man wirft davon in's Meer
hinab, iro d ixt yuv &Kai xiöov iiHav alfia tls av naXiv ayuu"
Xiömt ixaBldcav; Der Dichter wird den Chor nicht wieder hier
SU dem Alten aarückkehren und so den Zuschaner in stetem
Schwanken lassen. Früher verbanden wir g>oßattai di tig ioi^
BvvvxBiv'^ Da furchtet man die sdzvxia' die ist's aber nicht; die
Hhtj soll man furchten: ob des verg^ossenen Blutes r/ra^ qpoi/og
lUuijyBv etc. Doch da ist der Zwischensatz to d' iv ßgoToig etc.
Auffällig, mag der Begriff dsog auch noch so vielen Gegenständen
beigelegt werden f ) ; da es dem Chore mit dem Ausspruche nicht
Ernst sein kann. Man müsste sonst o d' iv ßgotolg ^Bog ta Kfd
&$ov xlBov^^onii y imöKonBl öUag etc. schreiben » sodass es
eine Apposition von dlxrj wäre.
Der Uebergang ^03C1^ d' imieucjut dlxag ist wie Agam.
V. 773. Auf die oben angeführten Verse v. 751 sq. folgt nämlich
(ptAet da tIkxblv vßgig fisv naX,uid vaa^ovöav Iv ^axoXg
. ' - . ßQozmv ßßgiv
ZOT* ^ x6^\ ors z6 %vqiov ^loky ^ vaagä q)aovg Hotov.
jdal^ovtt zatov an'ttToVt aTtokaiiov^ ttvlagov
^gaöog i^akalvag fiaka&gotöiv azag
alSo^ivav zokbvöw.
dl%u Sb XdiiuBi (iav iv dvgKanvoig Soifiuöiv,
zov d* ivalöifiov zlai ßlov.
Td xQVöozaöza ^ iöbkä 0vv alvq) x^gäv JtuhvzgoiscoLg
oniittöi kmovö* oüia ngogißa^dvvainv ov
cißovöa ukovzov Ttagdöfifiov atvfp*
näv df inl iigna vmii^ *'^).
*) Vgl. Ear. Hei. 560. «^sog ya^ xo(l to yiyvtocnHv tpiXovg mit
Pflagk'fl Anmerkang „mnltafl res in deorum numero reponit ut Xi^d'rjv , Xv-
nr^Vj tpiXotipLlav^ svXaßsiaVf älSä etc.^', welche unserer Note zu Iph.
Aul. ▼. 972. zuzufügen.
**) Auch in den Eumen. 530 — 552. kehren die Gedanken v^ieder.
Also in allen drei Stücken. Wir heben daraus nur hervor : *
dvaaBßlocg (i\v vßgis tittoi cag hüyi>(og* — ßmiiov atS.BCcci ^i%ct^
litlih mv niifdog I8mv uftim noSi Xa| drlays • nOLva yotQ ^nsatau HVQiov ^ \
nivBt tiXos» ^Ataiog mv qvh SvoXßog iaTott^ navaXe^^os ^ ovnot av \
yivoito» Vgl. Soph. El. 472 sq. j
152 Grieehifche Literatur.
Der Hr. HerauBgeber nimmt tlsp an unserer Stelle eine dreifiiche
Unterscheidung an, so dass Aeg. und Kljt, Or. und EI., endlich
Ag* darin bezeichnet wurden. Es ist nun allerdings nicht daran
au sweifeln, dass unter tolg fiiv iv q>dei}enes Isrste Paar, auch
nicht , dass unter tovs d* l^et vv^ Agam. , vielleicht in Gemein-
schaft mit Kass. an yerstehen: wer aber sucht in dem Ausdrucke
td ä* Iv fiBvaixfitip ökotoV das Geschwijsterpaar! Das Neutrum
hier, wihrend in 'den beiden andern Fällen das Mascnl. Wozn
nur diese sich in solch Dunkel hüllende Redel Was haben deMi
auch jede beiden scKon ^ethan, dass auch sie eine dlxjj bedrolf^?
Anders mit den Buhlen, die den Agam. gemordet, anders mit
Agam. , der die eigene Tochter geschlachtet. Denn in Beait^ auf
diess Opfer hatte Chorus im Ag. 250. gerufen ,JCxa di to^ filv
na^ovöLV fiai^slv idi^^ine^ to fiiXlw^ Vgl. Slvph. Bl. 528., und
Kassandra hatte ihren Tod ebenwohl für eine Strafe dea Gotten
angesehen. Darum fährt der Chor auch fort di^ atfiat imoQ'ivtüi
etc., just wie er in Ag. des Kalchaa Ausäpruch gidchaeittg geann-
gen filiivBi ydg ^opBQä ncdivogiog olxov6(iog dollä ßvipicsv
Ig'^vig TBKVonoivog. Unten t. 785 (833.) sq. ruft er dem Orest su
Tor$ d' vxo x^oi/dff q>ikoi6vv toig % &vm9sv agongecfftf mv
XjdQig^ wie Hr. B. richtig emendirt. Das ist derselbe Gegefisata,
wie hier ol Iv q>du und iv vvxtL Nnn ist auch der ganae Sbhluaa
tovg d' akgavtog ^£t vv^ nicht, wie Hr. B. anziuehmen gezwun-
gen ist, ein unnothiger Zusatz, sondern innig mit dem. Vorigen
verbunden, so dass das Ganze Ton v. 53 — 60. u. s. w. vlm habet
ad audientium animos commovendos, ja! percellendos. Denn wie
der Zuschauer im Agam. gleich durch den Chor in eine tiefe
Furcht geaetzt wird, die ihn nie yerlasst, so auch hat's der Dich-
ter hier gewollt. Den Agam. hat die 81x7] erreicht ob des yer-
gossenen Blutes^ so wird sie auch die Buhlen jetit treffen, schnell,
die im Sonnenlicht Wandelnden erreicht am Abend noch das Weh.
Diesen Sinn leeen wir den Worten bei, die wir schreiben rä d* iv
[iztttLXfiltp öxotov [livH xQovt^ovT Ir Sxf]* Die noch säumenden
ax'ij harren ihrer Iv (ibtuix(JlI(P öxotov *)>
Wie hier der Hr. Herausgeber dem Scholiasten nicht gefolgt
ist, so bat er's auch nicht einige Verse früher gethan. Die zweite
Strophe der Parodusheisst nämlich:
*^) Wir Tgl. Soph. EL v. 476. Als der Chor da Ton dem Tranme'
gebort y 80 singt er j^iinr^ fidtitüiv ov |MncQo0 xqovov etc. Die Sopho-
kleische Electra ist aber in gar mancher Hinsicht ein Commentar zu der
ganzen Aeschylischen Trilogie , namentlich zu den Choephoren , nicht so
die Rttripideische. — Man konnte durch Soph. ▼. 1494. und Eorip«
▼. 960. Terleitet , Cnotov- noch anders auffassen. Dort sträubt sich Ao-
gisth in*s Haus zu gehen : ftmg 9%6tov dst^ hier aber wird befohlen | ihn
Aeschyti Choephori, recenis. Bambergert 153
toidvdn xoQtv Sxagiv^ äii6t^onov iWKäv
wozu Hr. B. schteibt; Terba t69 inog schol. ad antecedentia
ref ert , ut non sine liaetu suo Chorus reginam impiam se praedi-
caTisse testetar; ^od falsum essfe nexiisr eorum qnae aequuntar
docet, rnide mandata dytaemnestrae quae Chorus proferre yerea-
tur \ttie\1^^ apptnrel!. Cfir. tei^ba Electrae t. 85; ^tovto (pä6K(0
xo'Snog sq. ., iroztr tdtr^ ufebmen , was p. 6. in der Expotition dea
ganzen Carmen giesagt ist, Terelnr Ciytaemnestrae Terba quae pro
impfid habet, prdferre, aiqoidem sanguis semeL et fusus piari
nequeat. Wii^ glauben, der nexus könne nidit, zur Verwerfung
des Schol. aägerufeä Verden, denn das yuQ in dem folgenden
YerS0 kann ebenso gut auf den einzelnen Begriff di/g&eog gehen.
Jedenfalls wäre tnog toöb doch sehr undeutnch. lind wie sollte
denn jenes inog im Munde der Klyt. gelautet habend Wäre von
ihr ein bestimmte? ^itog ausgesprochen , so würde Electra nicht
erst nachher um nähere Bestimmungen fragen können. Nein! der
Scholiast hat Recht. ]>er Chor ist laicht Ton einer Furcht frei-
zusprechen im Anfange des( Stücks*). Bas fUriblt Electra recht
gut, wenn sie gleich nach der Farodus zum Chore v, 94. (102.)
sagt: fiig x$v%^st* iv&ov kagdlag q>6ßGi iivog^ was unserer
Ansicht nach gerade^ auf jenes fpoßovßcct jf inog toi* iHßalstv
geht. Diese Scheu , von Klytaeriin. zu red^ , anerkennt Hr. B.
zu T. 103., wo das Auffällige der Antwort ngStov (ilv avriqv ,
X^^ti^ AXyiO%ov (Stv^ü**) dahin erklärt wird: aptum, matris
odium naturae repugnans silentio premi. Weit entfernt, anfangs
zu fordern, dass die Kinder sich mit dem Blute der Mutter be-
flecken sollen, giebt der Chor die Vorschrift des Gebets ganz
allgemein dahin an : Vr 119. Ik^hlv riv* uvroig dotl(iova ^ ßgotäv
tiva , Sötig dvtanoXTBvel^ singt er v. 150. tlg doQVö&ivijg dvijQ
dvcAvti^Q doiimv. Erst v. 370. (385.) ruft er :
Bq)yiAV'^öai yivoito fiOL
nevKuevT* oXokvyfiLov dvdQog
&eLvoiiBVüv yvvatKog v
dXlviiivag.
Es ist derselbe Wunsch, den er ¥. 259« (267.) ausgesprochen:
*) Bei Soph. i«t der Chor ebenso fnrchtToD. Vgl. v. 310^15.
Zwar schent er sich nicht , ▼. 125. o[9imtätccs fiatifog sn sagen , aber
er besteht aach nicht ans Sdayinhen; dennoch gebraucht er gleich darauf
eine ahnliche Einschränkung t d t^'^S no^io^ SXct^ et lioi ^ifiig ta'9*
nvdäv. .
**) Eyripides spricht einfacher ▼. 683. Stfor ntvyo^civ dvoüiovg
fuaatoqasy doch wohl mit Rficksicht auf die ChOephoren.
1^4 Griechitfche Liieratar«
— ngig tovg UQoxovviag' ovg läoifi lyd xota
Aber wahrend dort nnr aligemein stand tci^g Kgatovvtag^ anch
vorher überall nur Ton toig Htavovöi die Rede war, igt hier zuerst
das Wort yvvaixog offen daxn^Betzt Was gleich daneben steht
tl yäg xfivdcD fpgevog olov i(inag notätai — • iykotov ötvyog^
drückt es geradezu aus, dass er bisher sich selbst gescheut, und
die Scheu der Kinder, die Mutter zu berühren, anerkannt haf*").
Zwischen jenen und den friiheren Worten liegt aber auch die
Erzählung von dem Orakelspr.nche des Loxias. Der hebt die
Furcht auf, dje sich noch t. 257. (264.) in dön Worten cd aatdsg
0iyäd'* 5nmg fii} nhvdBxal tig sattsam aussprach **) — denn dass
der Chor zum Schweigen auffordert, ist doch sehr ungewöhnlich^
'während das umgekehrte Verhältniss, dass Ton ihm Stillschweigen
verlangt wird , der Tragödie stereotyp ist. Vgl. unten v. 582.
Soph. EL 469. und unsere Verdächtt. p. 30. Von jetzt an ist er
TOQ aller Furcht, frei, nur im Aiigenblicke der Yoiiziehung des
Mordes an Aegisth beschleicht sie ihn wieder und zwar dergestalt,
idass er Reissaus nimmt , oit(og 8oKä(iBV tävS* dvaitlai %ax(av
ilvai^ T. ,827. (873.) Freilich geht auch c(a schon der Todeslaut
des Aegisth Torher II 1 orororot , solch ein Angstschrei des Ge-
mordeten vermag schon, wir wissen es ans unsern Theatern, die
Seele mit tiefem Entsetzen zu erfüllen. Timore hoc, sagt Hr. B.
p. XIV. der Introductio, nihil aliud quam commune serrorum immo
hominum Ingenium poeta adumbravit. Odium in tyrannos aate
caedem saepe testaiitur, interfectos eaedem, quae est iudidi
humani inconstantia, paene lugent v. 885.
6tbvm (UV ovv xal tävös öv^ipogotv dmX'^v sq.
Das letztere ist jedenfalls falsch aufgefasst. Chorus weiss recht
gut, dass auch dieser Mord eiiie Sühnung erheische : die hat er
auch schon früher versprochen v. 773 (819.) sq.:
Hai ZOT* iqÖTi stolw
dcDfldtmV XVT1]QIQV
^kw ovQioövävav
OflOV XQBKTOV yoijxäv VOfiOV
lied'ijöoiASV' xoXei
t&y SV* ißmv^ iuäv
Higdog av^BZM tod', Stä V äxo6t(XTBv q>lX(OV *♦*).
*) Za vgl. ist auch hier die Nachahmung des Soph. El. 957. : onms
fM} %utoitviJ06tg ütaveiv Atyia&ov • ovdlv ydq aa dei %(fvntaiv
(!>' Stu Vorher war nur von iz^QOig (454.) geredet
^) Wie hier Chorus , ruft in Soph. El. 1004. (iij rtff rovsd* dnov-
CBvui loyovs* und ib. i238. Or. ifvySv n^ xig ßvSo&ev nlvfi»
'^**) Neque eniiU chorum de suo sed de amicojrum suorflm Incro loqui
Aeschj^U CMpJKueiy ree«iüu BamiMrger.' 152^.
Die MfQI er jelst in's Werk seti^. 27rly«fiA^(4enn so fat mit
Herrn, m gehreiben *)) , nift er aus , «al ^m^is Mfiq>0Qdv **)•
Vielleicht dass aber noch ein: tieferer Grund jenes Beiseitetre«
tens, dessen Dauer nieht recht Uar ist'*'^), aufzufinden. Sie
wollen dvauftaL naxiSv sein. Der Ausspruch des Loxias f;iDg
dahin Tot;^ altlovg (latuvm* So referirt Orest v. 273. und Euin.
467. Bleiben sie, so gerathen sie in Gefahr, falls Aegisth
Goosentaneimi est, tagt Hr. B. gans recht sor Bflijj^fBlilung seiner- Bmen-
dation TOn- ifnop statt ipLOVm
*y i Wie mit Herrn, swei Vene spSter ä^dfudfa* Will Ahrena p..7.
seiner Dissertation de caussis etc. das damit xorfidcweisen, „qaia <ihoriui
iii seqneiiii cantioo neqnaqiiam dolet de ' Clytaiemn. • et Aegistld oaede;.
Sindle pirooeiäiQm CÜori fiept;' y. 804. sq. abi quam ehorus dabitet, ntnmi
gandeat^an doieat, in ipse caatico nihil nisi iamentator^S so setzen mir ^
dem das. Beispiel ans Again;. t. B55 sq. entgegen, wo CÜortts Ovovs irf of*
tiixitv iv nttQatfHBvätstai ^ aber seinen Gesang ndt ganz andern Kagen
anfüttt. Der' AiifforderaDg',,las6t uns jammern'^ braucht ja nieht sogleich
die That nachzufolgen, zumal wenn, wie hier der F^all, dieselbe nicht
Sache des Chors allein ist; -
**) Was hier Chorus, that bei Soph. die EÜectra: ▼. ]L487— 90«
dx£ mg vdxuft« Htsüfs %ccl %zuyav teffo^ig rotipivtip • mg iftol xÜ wß
nanoSv iiovov yivoito xmv ndXon Avrif^ioy«
, **^) Wir sind der Ansiebt, erst ▼. 885. (930.), nachdem Orest die
Klyt« fortgeführt, trete der Chor ans seinem Schhipfwinkel wieder hervor.
Da erst bort der Grand seines Beiseitetretens auf. Aber er beginnt dann
nicht mit stivmfiev, sondern sprach yorher noeb zwei Verse, die man un-
begreiflicher Weise dem Öinitrjg gelassen, nämlich y, 837 — 8. (8Ö3 — 4.)
lolxs vvv avTf}g etc. Wir reden noch unten davon. ^-— Uebrigens ist
in den Aeschyl. Dramen diess nicht die einzige Stelle, wo num über den
Moment des Auf-^ und Abtretens der Personen in Üngewissheit bleibt.
In den Pers. lassen wir den Boten nicht y. 514., wo er zu reden aufhört,
sondern erst y. 531. am Schlüsse des Akts , Darius dort y. 842. abtreten,
in dem Prom. die lo y. 886. > Droysen lasst in Suppl. den König schon
V. 965. «bgehen und doch sagt zu ihm der Chor noch y. 967. niii^iffov und
der Satz dauert bis y. 974. Wann aber tritt KlyUemn. iii der ersten
Scene des Agam. aus dem Hause? Gemelli p. 169. behauptet erst y.255.
und hSt'die Anrede des Chors von y. 102. nur fir gesteigerte Empha-
sis der Ungeduld, als wollte dieselbe die Königin rufen. Müller im
Nachtrage p. 37. nimmt dagegen ein wirkliches Befragen an , was auch
uns viel passender dankt. Klytaemn. veriässt y. 612. wieder die Buhne,
wann aber kommt sie zurück? Genelli und Droysen sind darüber nicht
emer Meinurig. Wh: meinen, yony. jB30. schreite sie langsam auf das
Logeion. — In den Eumen» stonen die Furien y. 231. schnell fort; rie
hören nicht mehr y. 232—;34/ Vgl. was whr hl der Darmst.*Ztsch. 1840
p. 152. in Bezug auf das schnelle Abtreten des Apollo in *Alce8ti am
Schlosse des Prologs geschrieben haben«
ISi GriechUclie -Literatur«
hennskomnii, und bAm Sffael «ich die llAre — oder wenn
KljteemD. iierbeikommt, in*g Handgemeoge xu rathen, «elbst
oZriOft SU werden, selbst die Hand mit Piut bu beflecken. Davoa
mossen sie frei bleiben, wie der Dichter auch in gleiclier Absicht
Eiectra nicht sngegen sein, ja gar nicht wieder auftreten lässt *)•
Denn sonst würde auch diese ein ayog^ gleichwie, den Orest
befallen, das gesühnt werden müsste. Das Verhalten des Chors
ist übrigens in allen drei Stücken der Trilogie in dieser Beziehung
ahnlich. Dass der Clior im Agam. bei dem Morde seines Herrn,
nachdem Kassandra so deutlich gesprochen , er aber fortwährend
den ungläubigsten Thomas abgiebt, in Unthätigkeit verliarrt, nicht
in's Hans stSrst, kann man kaum mit einer Sehen ¥or dem Be-
treten des Palastes und tov Gewaltthätigkeiten entschnidigen«
Dass dendbe Chor su Anfange des Agam. über Ij^ig.'s Opfer
und Afam.s Verhalten so strenge urtbeiit, nach seinem Tode,
ja fon seinem Auftreten an gans andere Gesinnungen offenbaret;
ist eine doplei natura, desselben , wie sie auch beim Chore der
Eumeniden stattfindet : wie gans anders redet der vor als nach
der Versöhnung!
An einer dritten Stelle der Parodus, wo Hr. B. dem Seholia-
■ten^ folgt, sind wir nicht gleich rwiliig, wenn auch alle übrigen
Editoren das Scholion billigen» Die dritte Antistrophe nämlich
beginnt v. 71, bei ihm :
cffinfti d* ovra w/ttpaiäv idaXlav
wosu der SchoL to ypvtuHBiov aläoTov Afyst« Söubq tiß l«i-
ßavTi wiiLq>iM^g xXlw^ ovx Söuv laüig 9q6s dvanaQ^ipevöiv
z^S HOi^g ovtmg ovöh %tß qfovBi nagtövi nogog itQog uicsöiv tov
tpovev. Was soll bei laötg der Zusatz vgog dvanaQ9svBv6iv
T^g xoQfig? Das hat sich der lüsterne Scholiast so ausgedacht;
gewiss nicht in der Seele eines Frauenchors. Man denke nur:
wie dem, der das Frauengemach öffnet, keine Rettung, dass er
nicht sich uh&c die vv^q>aL hermache, so ist dem Mörder keine
Hülfe zur Heilung des Mordes. Der Vergleich hinkt ausserdem
gewaltige abgesehen davon, dass die Worte den angegebenen Sinn
nur gezwungen geben« Denn IdcoAia ist und bleibt doch nur das
Gemach, weder to ywaiatBlov uldolov^ nach vv^^xi^ %Uv^.
Nvfiq>ix& ideUUa ist das dieliche Gemach , darunter Teratefaea
*} Aach Ssjph* l&wt sie nioht beim Morde sngegen sein* Sie tritt
T. 1398. heran«» am Wache m stehen^ wenn Aegisth kommen sollte.
Das Geschäft hat dort der Chor. nioht , der nberhaopt so wenig in die
Haa^aag «mgrdlti wenn wir iho mit dem der Choeph. Tergleichen.
'Noch weniger der Enripideische , der eigentlich nur eine mosikalisdie
Zugabe an sein scheint» — Bnripides lasst übrigens seine Eiectra ganz
anders sein, trotzig, wild und nngestümen Racheduntes.
Aeie^li Ofc^Sphoii, reMM. Baiil»eif«r» 197
vir das de« A«[«m. und der Klytaenui. Bcl&q^. EL 1398..aielit
nXovta xäTQog Big iddkta. Wer diesg geoffiiet, bes&hrt
hat , darüber kann kein Zweifel «ein. Aegfitthu« ist's, der BoUe,
er ist oiymv wfitpixmp idmXlmv^ Der Sals ist allerding« allge-
ipeln gehalten: für ^inen Verführer ,* für einen Bnhien giebt*«
keine Retlang: «— der Gedanke jedenisli« für den Mnnd der
Franenchors passlicher. So bie» es Agani: 369. oiix itpa t\g
^eovg ßpotav d^iovö%'m tUksiv oöoig ad'lxtav xiQ'^S SM(-
Totro* So steht bei Soph. 112 sq.
<J %%^vi 'Egiif^ Hcä %6%v£ *AqA
, natdeg ^Egivvvsg dt tovg
ddlxmg 9vij6K0vrag SgätB
tovg tag zdväg vnöKlzfttofiivovg
MMbu etc.
Man fasst dort vuoxX. theils mit dem SchoL de« Cod. Jen« acti-
Tisch, theils passivisch. In beiden Fillen passt die Stelle zur
Erläutening der junsrigen. Noch mehr v. 490 sq., denn da ist
auch der Zusammenhang ähnlich, Indem auch dort von der bald
eintreffenden dtx^ ausgegangen wird, ^^ei xal noXvnovg xal
nokvXBiQ xcckxoaovg *Egi,vvvg. aXsxtg' ävvptpa yao
iicißa iitaiq>6vmv yifkmv aiiiXXjjfia^' olüiv ov
9img.
Nun bleibt aber eine Schwierigkeit, der Genitiv bei oJyovti*
Schwerlich durfte man auf homerische Stellen, wie äl^ByBgovtt
sich berufen, etwa um die Ergänzung von stvXotg zu fordern.
Darum ziehen wir dByovvt vor, was Scallg. und Steph. wollten.
Der Chor redet in allgemeinen Sentenzen , und überlässt' dabei
die Anwendung auf den vorliegenden Fall dem Zuhörer. So auch
schon Im vorangehenden Verse, jitnog vq0ov *) Ist ganz allge-
mein gesagt! d^r Urheber eine« kraidchaften Zustande«. '-— Mer
des Hauses — , unter welchem so . Aegisth wie Klyt. Terstanden
werden kann. i)a aber die Scheu, Kly t^ hier iVs Spiel sq ziehen,
nidit wegzuleugnen ist, «o denken wiran Aegjsth vornehmlich.
Dass ovu zu belassen , ist nun klar. Bothe's. qvxb griurfet «ich
nur auf des SchoUasten Thorheit.
Wir haben in dem Vorhergehenden mehrfach den Ausdruck
„Buhlen und BuMerei^^ gebraucht, als sei diess hauptsachlich da«
Motiv de« Agamemnonischen Mordes. B3ar ist's, das Recht der
Klyt y an dem Gatten für die Opferung der Iphigenia Rache zu
*) D«a Vers bsi nebsi niehr««n andern fir« B. nngabdll gelasflen?
yyPlares ob caoMa« locmn <»!rTuptQm babeaias'^ Wir f^anben, wenn
«««ra^xiray geschrieben wird, so ist Alles gut; navaqwta» ß^mv «lebt
d«n pSMendsten Sinn.
1({0 Gri«€liifclie Literatur«
SO den Trtinn Terachtet, Uin fSr Eindinrei dem Chore gege&ftber
gehalten (v. 277.), jetzt datirt sich tod eiqem Traume [und [lä-
xaiog Ix t^KTflSv tpoßos gehört mit zu dem von Apollo Gedroheten]
der Entaohluss des Orest« — Voce xv0dii,Qxv apposita, sagt
Hr. B. zu V. 579. y necesse est aliquid tangi, quöd et hominum et
animalium feminis conveniat. Igitur ipsa re docente praedicari
«jpstimamuB, quod verum esse inter omnes constat, feminarum
amorem quam masculorum Tehementiorem esse et maiöre libidine
fitimulari. Zv^vyovg oyLfxvXlaq de ipsis coniugibus masculis,
anigmog Ipog iofaustus amor intelligi debet. Wir stimmen die-
ser Erklärung bei '*') , zumal in den folgenden Bespielen gar nicht
Ton adulterüs die Rede ist« AUhaea und Skylla dienen nur zum
Beweise des letztem Gedankens, den Ovid. a. am. I, 281. im Sinne
der Frauen also ausdruckt:
fortior in nobis nee tarn fariosa libido ;
legitimom'finem flamma Tiriܫ habet;
Ja, derselbe Ovid« stellt Ib. ¥. 331 sq. mehrcore Beispiele, wie
hier , zusammen^ so beginnend :
filia porpureos NIbo forata capilios
pobe premit rabidos inguinibusque canes.
qni Martern terra, Neptunnm effpgit in undis
coningifl Atrides rictima dira foit ^*)y
und nachher also abschliessend :
omnia feminea sant isla libidine mota.
acrior est npstra plusque furoris habet,
Hr. B. Ilhrt fort: Tamqnam fastigfaim imiMinit Clj;taiwnestne
Bcelus in coniugem bellatorei|i. Frimum ^im* teter scdera locum
hominom sermonibns obtüiare «cdos Lemiiiarnm.mulierum, quae
quum et'Jpsae conEugesDcciderint, innuitar harum aceleri scelns
Cljtaenoestrae' aeqniparaMdnm esse. JBs ateht. im Texte bei
Hni.B.:
hthl (f imiivfjödfifiv dfisiUxeSv
* xovmVf aHalg&s Sb 8vsq>iXBg yan'qk&)ii &%tvj[;etov dofioig
yvvttixoßovkovg ts fifitlöag (pgsväv
in uvüqI thvxB^ffOQfpy
*) Die Ton einer Seite aufgestellte Behauptung , es dürfe Sv bei
Xtyoi nicht fehlen , übergeht Hr. B., wir glauben, mit Recht. Der Fra-
gesats t^s Xiyoi ist aus einem f>ptatiThanpt8atze entstanden X^oi xtg.
Wir haben darüber zu unserer Ausgabe der Iphig. Aul. ▼. 619. geredete
^) Eine Nachahmung rön SQph..Electra 95.; natiq ov wut« ^Iv
pd^ßaqov atav qtoCvios'^A^s oim i^iv^ßv^ V^'t^lff d* ^ *ft4 %^ %oivoU%rig
Atyufevs ax^ovei W^tf ipoi>p£a »siiasu . So ist Ovidl araor. H, 11, 1 — 6.
eine offenbare Nachahmung des ganzen Anfangs Ton Bnrip. Medea.
• • •
' Aeschyli Choepbori, fecena. Bamber^er. 161
* Tla^v d'a&SQliavtov Bötlav iöliGiv. ..
yvvc^LXBlav axolficv alxficiv.
Nur Weilauer hält die \u\g: ligch Eiuendiriing Von d-^otöivnn^
Tta>d' für echt ^elne'Anakoluthieanoehnieiid^'aiif welche titich
das Schioi. hinapjswill. Hr. B. gkubt in cr^/e^pQg'df siede der
Fehler', qa^mquani ne hoc quidem eertum. . Fotest eiitm sane hie
nexusessc^,'ut Altfaäeac et Scyllae facinora minus apte ciim Clyt. .
faeiüore comparari, ut. qnae nullo amore. irretitae peccaverint,
aptius öoiüparari Leftmiärum scelu's dicatur. Danu .wurde; axälQCJQ
,als0 mit istBfiVTjCd^i^v %\\ verbinden seih^.wieF'roni. 1036. Skuiqcc'
Uyuv 11. A. Hr. 6. schlägt aber vor xa^cfi^co djs oder ^xagavenila
d. n. tarnquain fastigium impono nefastuin dicens co^iugium, uimmt
alsa ein Verbund, das^ wie wenigstens Passow angiebt, nur noch
zweimal und zwair innerhalb unserer Tragödie vorkommt und zwar
in den Formen xagaväCäitGi, (705..) mixaQavovzai.^OQ. (528.) ,
Das in mehrfacher Hinsicht .Missliehe' dieser Gobjectur liegt auf
der Hand: Wir glauben, Blomfield habe bislang das Beste ge-
trolFenviiämlich aTtBvic^kov^ wenn man nicht geradezu Sasvxo^at
schreiben will. axix/^cDg. würden wir aber lieber mit 6 vgq)LVEs
yäfi'qksv^a yßfhiaden. Im;Agam. 808.* heisst's ttov ^xa^pcD^ ho-
liv qlxovQovvTa, , Was Klausen meint, iTtal sei £';r£ir£i^', also
iassfivTj^- . das Verb.' des Hauptsatzes, .Verwerfen wir, nicht ob
eines «olchen Gebrauchs yon l^sf, sondern ob der daraus noth-
wendig . hervorgebenden Annahme , e% sei das. Verb. . anfangs mit
Genit. , dann mit Accus, construirt. Die ziim tielege solcher ge-
doppelten Construction a\is den Dichtern, gewöhnlich angeführte
Stelle ans Spph. Ant. 850. Stjfavöag ikytLVptdtag b(iöI fiBglßvag, '
natgog olxvov etc. genügt nicht, da ßagliivceg äort auch Accus,
seinlcann. ; — Die Conjectur daot^ Irnngltcp iSißäg cui vel hostes
maiestatem decernaht will uns sehr kühn erscheinen. .Die Pauw-
sehe S'^oipLV hnixottp soll sich weder durch Metrum noch Sinn
empfehlen , doch aber hatHermann sie angenommen. Dem Sinne
lässt sich, wohl anders zu Hülfe kommen» Wir interpUngiren hiur
t^r tBVXß0q)6g(p und cißag^ so dass .der Satz In' dvägl öyoiisiv
hti,x6tq». öißitg füi^ sich steht. Der Chor redet von jener Zeit,
wo Agam. vor Troja war und Klyt. ihn verliess. Mri'kByXB rdv
TCovövvi U60 Hfc.9fj(iBVi^ ruft Orest der Mutter zu v. 920. und kis
sich diese so entschuldet: cilyqg yvvai^lv dviSgos aXgyBö&at
rkHVov\ ^iedetrum: ^^sq?^^ d£ y uvägog ßoxd'og ytiivocg fow.
Das ist's, das Weib *soU0aß(rghahea demMaupe, der gegen den
PeijA4 gezogen. Num'^.) schreiben wir weiter tieo d' ä^igpLuvrov
.etc., Worte, deren Erklärung Hr. B. vor allen übrjgen Interpreten
gelungen ist Significari arbitramur focüm, in quo nullua vir
*) Wir überlai^en es Andern, ob noch besser aißa^tico r*, so dass
oißccs *^«> and ^öticcv Tt<o cönslruirt wird. -
N. Jahrb. fj PhiL u. Päd, od, KriK BibL Bd. XXXIV. Oft. 2. H
162 Griechische Lite^atar,
alienua Igaem suscitet. Quem sensam baec Terba fta habent,
quia respicitur versus Clytaemnestrae Ag» 1409. (1435.) ov [loc
?o6ßov ii£ka90ov iXulg ifiaarslv amg äv aWij nvg hq)^ iotlag
(i'^S jiiytö^og sq. Chori verba eo minas obscura sunt, quod
ipse ea explicat additis Terbis : iaaudax muliebre Imperium* ^ Der
Chor geht also in der Erinnerung an jene Zeit noch weiter als in
dem öBßag etc. In Abwesenheit des Hausherrn ;ioll tötla adip-
lAavtog sein. Beim Abschiede betet Aicestis ötäöa ngoo^sv
iötlccg (Eur. Ale. 162.), bei der Rückkehr des Agam. iioXovrog
dtDfiatfuv iötlav (Ag. 968.), wird ein Opfer begonnen: rä iötlag
^söoiKpäkov SczijxBv fiijXa ngog öq)ayäg nvQog (Ag. 1056.}.<
Aber in Abwesenheit des Agam. hat Aegisth an dieser i6zla ge-
opfert: das ist's, was der Chor tadelt, wie der des Ag. v. 428.
tä %a% ol'xovg Ifp iötlag axij- Solche Rückblicke des Dichters
auf das vorangehende Stück [von den wiederkehrenden Gedanken
und Beziehungen in den Chorg^sängen beider Stücke war schon
oben die Rede] finden wir z. B. auch v. 780. ^Uet &Boiötv lavnsg
äv fiily nigt verglichen mit Agam. 974. fiiXet di toi öol (nämlich
dem Zeus) xövntg äv iiiXkjjg tsXeiv. Ferner v. 845. ij xgog yv-
VttlKfDV dsifiatovfiBvoL koyoi ntSdgiSiOi d'gciöTtovöi &vi^6K0VTsg
fidtfjv; mit Agam. 477—487., wo der Chor ahnlich von der
Nachricht, die Klyt. empfangen, urtheilt; Ch. 860 (906.) mit
Ag. 1446.^ Ch.940. (987.) mit Ag. 1317. und 1505.; endlich
Ch. 947—50. (994— 7.) mit Ag. 1232 sq.
Jetzt zu dem Kommos, auf dessen ErkISrung der Hr. Her-
ausg. einen besondem Flciss verwendet hat. In der Konstitut-
rung der einzelnen Systeme ist er Lachmann und Müller gefolgt,
wie zu erwarten stand, in- der Personenvertfaeilung weicht Hr. B.
dagegen von Lachm., Herrn, und Wellauer vielfach, von MüUer
wenigstens im fünften Systeme ab. Es ist ein recht übel iHng,
dass man hier nicht an die Handschriften appelliren kann , die in
dieser Beziehung innisrhalb der ganzen Tragödie an einer merk-
würdigen Verwirnuig leiden. Man vgl. nur die Noten zu t. 204.
219. 238. 256. 405. Zwischen zwei Schauspielern und dem Chore
wechselt der Gesapg. Im ersten und zweiten Systeme singen nur
jene unter sich, der Chor aber für sich antistrophisch; im dritten
dagegen wechselt der Chor mit den Schauspielern. So ist die
gewöhnliche Annahme wenigstens , die indess durch eine andre
Personenvertheilung gleich wieder über den Hänfen geworfen »
werden kann, wie Grotefend^) neuerdings gethan, der in den Gesang
dadurch noch mehr Abwechselung hilleinbringt, dass er unter xogög
eine dreifache Gestalt erblickt, theils den Gesammtchör, der bei
ihm im vierten und fünften Systeme agurt , theils Hemichorien,
*) ,,VertheilQng der Stropben zweier Wechselgesänge des Aeschylus
und Horatius anter die singenden Personen^', in der Zeitschr. für' Alter-
thumswissenschaft 1841. nr. 106 — 109.
AeschyU Choephori) rccens« Bamberger. 103
),voa scUvischen Frauen und Jüngfrauen^% tiicils den innerhalb
der ersten drei Systeme ,^den strophischen Wechselgfesang der
Debrigen durch kürzere oder längere Recitative in anapästischen
Systemen einleitenden, unterbrechenden und beschliessenden'^
Chorführer. Der sicherste Anhaltspunkt, die Auctorität der
Hdschr. fehlt : schwerJich wird man sich vereinigen ; denn zu ei*
hem Grade der Wahrscheinh'chkcit können mehrere der aufgestell-
ten Ansichten gebracht werden.
Hr. B. giebt zunächst p. 42. den Inhalt des ganzen Gedichts:
Iamentatio~ ad sepulcrum Agamemnouis eum in mbdum instftuta^
ut ea re altius infigatur Orestis auimo consilium patrandae caedla
utque divinae justitiae quae talionem flagitet, eorumque quae
pater indigna passus sit sensu ad audendam facinus firmetur. Dann
im vierten Systeme invocatio Agamemnonis et Deörum inferorum
ut opitulentur, endlich im fünften semichoria (aut singuli choreu-
tae) quo sensu et animo audita respicientes affici par sit descri-
bentia« Dann wird eine Erklärung gegeben , weshalb im dritten
Systeme der Chor den Personen der Bühne respondire: prima et
secunda carminis parte Chorus lamentationis ipse expers hortantis
consolantis instigantis partes sustinet; tertia et ipse ad planctum
accedit enmque hac carminis parte praeit. Eademque canssa est,
qnod ea carm, parte nuili sint Chori anapaesti, sicut in antecedens
tibus. Es liegt auf der Hand, dass diese Ansicht von der Interpre-
tation des bekannten l'xo^a od. Sko^s xofifLOV abhädgt, sowie von
der Auffassung der einzelnen Charaktere. Grotefend giebt den
letztgenannten Worten die Ueberschrift: Erzählung des Chorfüh-
rers, so auch diess in Einklang bringend mit dem Beginne der
früheren Systeme, deren zweites er nämlich von dkkd dtTcXrlß
T. 359. (374.) beginnen lässt. Die Anordnung dieses Gelehrten
aucht überhaupt eine noch grössere äussere Gleichförmigkeit zn
erreichen,^ ohne Scheu vor einer noch grössern Willkur in der
Personenvertheilung.
Initio carminis y fahrt Hr. B. fort, Orestes dejectus animo
et despondens, absoluto carmine idem firmatus animo et ad ag-
grediendum facinuis paratissimus« Es ist durchaus zu billigen,
dass eine Charakteristik der einzelnen Theilnehmer des Gesanges
voraufgeschickt wird, weil daraus das alleinige Kriterium für die
Personenvertheilung zu schöpfen ist ; da dieselbe aber natürlich
nicht nach dem in Frage stehenden Kommos allein, sondern nach
dem ganzen Stücke zu construiren sein wird , so ziehen wir hier-
her den Theil der Introductio, welcher den Greift bespridit
p. IX — XI. Da heisst es: Orestis animus interdum dejectus,
fluctuans oneri a Deo imposito ferendo tantum non impar. Idem
acer, fortis, impiger in flore juventutis, insigni patris amore et
Deorum reverentia. Nunquam ille matris obtruncandae facinus
8uscepisset nisl a Deo gravissima tormenta et supplicia nisi faceret
minitante jusaus. Igitur ubi primum cum Electra consilia com-
11*
164. Griechische Literatur.
■ • ■
municat, diligeniissime oinnia quibus.ad facinus tmpielli debeat
enumerat änimum. fortem non gerens sed simtilanfii, qiiem.repeten^
dis quae se iii.matrem instigare debeantv acuat etconfirmet Idem
lamentatione ad ttimiiiuni patris instituta molliores animl sensus,.
dolorem disertisverbts declarat. Hier fehlt bislang der Schliissel
zu dieser Erscheinung, der auch nachher nicht vom i9rn. Her.-
ausg. gegeben wird. Er liegt in der Furcht des Orestes^ dasff
wie er der Rächer des Vaters, so Jemand der Rächer der Mutter
seioi dass die JSrinnyen wie kx aatgcicpv atfAatciv ebenso auch Ix
l$fjrQ(p0V aliidz(ov kommen werden, In der tiefen Betrübnisitf,
dasa das Haus der Atriden seinem gänzlichen Einstürze entgegen
gehe. Denn fliehen muss. er nach dem Bforde, wie das im Ge-
setze der Blutschuld liegt [ygl. Chor. im. Agam. 1410. sq., weicher
solche Flucht der Klytaemn. auferlegt], wie das Apollo selbst ihm
vorausgesagt hat [vgl. Ch. 1038 1— 39. tpsvymv rdd* alfia xowßv*
ovo* l^ l6t^tav akkijv %Qank6%ai Aoi^iaq lq>Uto\^, wie das' die
Erinnyen für nothwendig halten. So sagen diese, den Volksglau-
ben repräsentirend, In Eunu 653. .
%6 (intgps alß o^ia^fiov iicxBccg nedip - \
SjcsIt iv^Jgysi äcifiat oli^TJi^inarQogi '
Tcoloi^öi ßcD^otg xQf^fi^vog TotgStj^lois;
. nola äh %iQViip q>,Q(XT6Qä>vnQvgds^^Tac;
Das ist's, wajs den Orest betrübt mächt bei der Rückkehr zu dem ge-
' liebten Vaterhause, dasEf der Glanz desselben doch erbleicht, dass er
gelbst keine Stutze desselben wierden kann, dass die q>V'yi] dofiixiv
(▼. 254.), die er bisher gehabt, mit der Rache nicht aufboren
wird. Denn die i(pBt(ial deov gehen dahin : ^stiivai zov nargog
rovg altlovg^ xqotcov zov autov dvtaTCÖxtslvai v. 273,
Daher seine gedrückte Stimmung beim Beginne des kbmmatischen
Gesangs, den man übrigens auch in seiner Qualität als 9tqi}vog
inivv^ißiog zu betrachten hat. Orest wurde zu Anfange des
Stücks in seinem. Gebete am Grabe des Vaters durch die Ankunft
der Choephoren yielleicht gestört*): hier ergänzt er, was er. oben
iiicht gekonnt, wozu ihn aber die kindliche Liebe treibt, also
auch daher sind die molliores animi sensus zu erklären. Endlich
allerdings ist es der Gedanke eines Muttermords, der ilm mit
Schrecken erfüllt, wie er ihn nachher, in einen Wahnsinn ver-
setzt**). Perpetua Chori et Electrae adhortatione tandem firma-
tus quum se caedi patrahdae paratissimum testetur, addlt verba
*) Ist die Vermuthung richtig, so war die Lücke im Prologe nicht
sehr gross« Eiaem merkwürdigen Geschicke yerdanken wir übrigens
die theilweise Ergänzung derselben. W. Dindorf hat jetzt za den
bisherigen noch zwei „doppelt beglaubigte" Versie gegeben, von Hriu.B.
indess mit Recht noch in Klammem eingeschlossen, . Weshalb thut Hr.
Dindorf nur so geheimnissvoll?
**) Die Scheu davor ist nicht minder bei Soph. wie Eurip.
Aeschyli Choepbori, recens. Bamberger. 163
f»r«eclajra^ quae yel sola quo füerit- animo Aeclinre poBsint,:
neiT iym vodq)t&ag^ dkol^iuvi Das ist wohl zu gesucht. Auch
Ae^isth sagte im Ag. 1610. : .
ovt& Käkov äi^^al ro }tat^avBTvip.ql,
.. löövva tovtvv rijg dlKijg iv SqksOlv
und der Herold, als er 4i6 Helnbäth wieder erreicht hat^'Ib.
V. 539. ; , , , .
%aiQm* ti%v&yaL ö' ovx It ävtzgä %tBOigm
Eimstlich nehmen es heide mit dem Gedanken nicht, an* einen
witklfcfaeQ Tod denkt Örest keineswegs, {ebensowenig wie der
Alte bei Enrip. 663. kZ ^ag 9,ayoifjL% trovr* Id&v hyd nöts oder
Electra ib.- 281. d'ai^fliiiL (ifiTQdg'alfi ijt.t(S(p:i&iti* l^^g] vgl. nur,
wo er den iamb.Trimeter wieder beginnt. Wahr ist's dagegen,
von jenem Augenblicke aq wird er fest^ er kommt endlich dein das
schon lange ersehnenden , die Zeit des festen f^ntschlusseskauiü
erwartenden , den ^Q^vog des Örest für Verzagtheit auslegenden
Chore entgegen, der nuii nicht ablasst, ihü in dieser Stimmung zu
erhalten. . • . *
Elecrta, so heisst es bei Hrn. B. p. 43. weiter^ mnlfebriter
nirbii» indulgeiis, quae si ejus fieri posset, adeo 'spera foveret,
quae jam'rata esse jiequit; eadem correpta a, Choro eam ob causaäi
ultionis fratre flagrantius expetens. ' In der Introdricfiö ist der
Augenlyliclc, von welcheman Eiectfa 6o iiitigewandeU wird, nicht
deutlich .iTngegeben. Die gedrückte Stimmung, fn welcher sie beim
Beginne des Stücks auftritt, macht einer hoffnungsvolleren Platz,
von dem Aögenblicke, wo sie die Locke gefunden. Sie drückt das
theils durch iht Spiel aus ^ denn Chor, sagt oQx^ltai 8h ica08la
g)6ßq}mit Bezug darauf v. 159. (167.); theils durch ihre Worte:
^XSi.fiev ^äffyaTCotövgXod^ncttiJQ'
TtiJQv^ fdyi^öts täv'&vfo ri xcu xarco — *)
viov dl fiv&ov tqvÖB xotvcovijöate* '
und noch deutlicher in Beziehung auf diesen Moment v. 176. (184.)
knotiöfhjv d* cagdLavtalc) ßskei. etc^ Jetzt hofft sie, sich Mnth
eihs{ircchend : sl ös xqtj tvxbTv. öcorrfglctg , CynxQöv yivoif Sv
^Bgßctibg (isyag nvd'fii^v y vfiß .ähnlich Orest upten V.-262. und
Electra beii Spph: v. 415. Indem entdeckt sie die Fossspuren;
zweierlei verschiedene^ sie passen zu den ihrigen: ein Argument,
• « •«..-.■• .
■' ' ■ . ■ . .
• ♦) Gottfr.Hfirmanii hatte den. Vers trahsponirt. Es ist* aber die
Vertheidigung seiner hdschr. Stellung nicht anfzügeben. Wir haben
durch Interpunctioa. zu helfen gesucht. Mit dem ersten Verse Ist das
Opfer abgeschlossen. In dejn Augenblicke entdeckt EI. die Locke —
der Vers .xij^vl etc. ist der Ausruf des höchsten terstauhensi der Gedanken-
strich deutet die Pause danach an. Nun kann sife mit viov 8 h fortfahren;
Die aschylische Kritik verlangt sehr oft: ein sich ganz in 4ie Situationen
der handelnden Personen Versetzen, wie das auchltr. B. an vers<Jhie-
üenen Sto^llen- mit Erfolg gethan..
■. • ' * • * ' • ■ *
166 Griechische Iiiteratur*
difts man nur ibreruufgeregten Stimmung zu Gute halten mnss*)^
die nicht Zeit hat, das Unwahrscheiniiche ' desselben so, wie
*) Die herbeste Kritik hat Euripides schon gegeben in seiner
Blectr* 527. sq. Er will von den Merkmalen , woran 'Electra den Bru-
der hier erkennt, nichts wissen. „Das Haar? Viele Menschen haben
gleiches Haar , ohne desselben Blutes zu sem'^ Aber nicht allein die
ähnliche Farbe des Haars , sondern dessen Gewahrang auf dem Grabe,
wohin nur ein , Verwandter die Locke legen wird — ^otg 8s nqog'qv^L
zQiXl TtBv&'^ccct ix^Qoi ausser Orest — ^erregt bei Aesch. den Schluss,
den Aristot. poet. XVI, 6. anerkennt, auch wohl nur des letzteren ge-
denkend. i,J)ie Fussspuren^ Wie können die auf steinigem Boden mög-
lich sein? Und ist denn nicht der Mannesfuss grosser als der des Mäd-
ahens?^^ Eurip. hätte in der Weise noch hinzusetzen können, wie unter-
scheidet sie die doppelten Fussspuren , die des Orest von denen des Py-
iades? Um von dem Letzten zu heginnen, so war Pylades nicht dem
Qrabe so nah getreten wie Orest. Das thun hier auch die Frauen des
Chors nicht , sie müssen vielmehr in angemessner Entfernung verweilen :
wie sollten sie denn nicht selbst entdecken, was El. sieht, oder wenigstens,
nachdem die Aufmerksamkeit rege ist, auf das zweite eher achten? Wie
passte für sie v. 159. (166.) , wenn sie so nahe standen , dass sie die
Locke selbst wahrzunehmen im Stande gewesen? Auch aus andern
Gründen neigen wir uns aber der Hermannschen Meinung zu, dass das
Grab auf der Buhne gewesen, — Sonst hat man viel vertheidigt und
verdammt, At de ambitu non dicit sed de forma et ratione, qua pes in
humo exprimitur^^ , Klausen, der v. 210. vergessen. „Unter Naturmen-
schen wurden sich Geschwister noch heute so erkennen^' Muller, was wir
bezweifeln. „Alterum quod objicit absurdum; solum enim apud Aesch.
intelligi in ^uo vestigia haereant, sponte patet^^ Hr. B. zu v. 197. An
was konnte denn Eurip. sonst gedacht haben , als an den solum? Der
aber sei fest , so dass keine Fussspuren daravff zurückbleiben konnten !
Das ist vom Eurip. sehr malitiös. Denn wenn Einer in solchen Sachen
auf die Illusion des Zuschauers rechnet, so ist's er. Dass Hr. B. die
Hauptsache des Eurip. Tadels in jener Note stehen lässt, daran thnt er
ganz Recht. Nur entschuldigen , nicht rechtfertigen darf man den
Ausdruck wollen. So hat's schon Genelli p. 197. gethan: es ist ein
Schluss wunder Sehnsucht'^ Gruppe p. 61. „Aesch. steht noch auf
dem vorigen Standpunkte rein poetisch: bei ihm hat noch die unbe-
fangene Phantasie B.aum, die Bühne buhlt noch um den Schein der Wirk-
lichkeit^^ Klausen zu v. 194.* „Electrä non agit ex more sophistae
prudentis et jejuni sed e more püellae piae et tenerae, 43uam huc illuc
rapit spes et laetitia, quam simul perturbat metus et dolor**. ,',Das Kleid?
als Orest wegkam^ war ich ja noch jung, und hätte ich es ihm auch damtda
gewebt y toie konnte das jetzt noch passend und brauchbar sein? Von der
Haltbarkeit der alten Zeuche ein locus classicus zum ächten Tröste man-
ches Schulmeisters , si forte subucula pexae trita subest tunicae. Abge-
schmackt aber als Einwurf. S. Klaus, z« v. 220. Euripides lässt an ei-
Äeschyli Choephori, recens. Bamberger. 167
unsre Kritiker und die der damaligen Zeit absuwagen, briogt sie
zu dem Gestandnisse:
£8 kommen die Männer, zwei sinds; ist's eine List? ist's dena
möglicli, dass Alles so Schlag auf Schlag nach ihrem Wunsche
eintrifft 7 Sie zögert — dann aber wirft sie sich mit jugendlichem
XJngestüm an des Bruders Brust*), Ton einem Extreme gleichsam
zum andern übergehend, ihren Gefühlen so wenig einen Zügel an«
lebend ''''^) , däss Orest, der noch eben ihre Zurückhaltung leise
g^etadelt, Jetzt beschränkend ausruft:.
Eväov ysvov xagS ds (li^ 'HuXayiJQ g^pivag***).
Das ist der Moment . ihrer gänzlichen Umwandlung. Sie^ die
schon am Grabe gebetet, die Götter möchten Orest zurücksenden,
einen Rächer für das Haus, sieht nun die Erfüllung: er musa
der Rächer sein , das ist ihr klar und so ist sie mehr als Orest auf
die Vollziehung des Rache gefasst. Sie hat ja auch bereits mit
dem Chor sich darüber Terständigt, drum ist sie diesem gegenüber
weiter als Orestes: drum ist sie schon |t. 365. da, dass sie tovs
Tctavovzag daiiijvat fordert. Zwar sagt Hr. B. in prima parte
Cr. et El. tum patris tum suam ipsorum miseram conditionem
queruntar tindictae parum memores , dem aber widerspricht ge-
rade ausser vielem Anderen der eben angeführte Vers. Indess
folgen wir dem Hrn. Herausgeb. bei der Erklärung und Kritik der
ersten drei Systeme , wenigstens der wichtigern Momente darin.
Zunächst Str. a u. ß\ ^^Orestes.non respondet Chori precibus
sed demissum animum prodens ad patris sepulcrum conversus
ner Narbe , die Orest als Kind beim Spielen sieb in den Kopf gefallen,
ihn erkannt werden : das ist so recht familiär, wie die Reden und Situa-
tionen im grössten Theile des Stucks.
^) „Es überwältigt sie die Freude dergestalt, dass ihm angst um
ihre Besinnung wird und er sie in seine Arme flössen miiss''« So Genelli
p. 197. o yaQ (i^ dvvatOLi yQucpsad'at rovto 8l' htüQcov n^o^dnaiv drjlovTaii
schoL zu Orest 163. Von der Noth wendigkeit , sich einen Gestus zu
denken, auf welchen die Rede Bezug nimmt, kann man aliein bei Aeschy-
lus ein Dutzend Beweisstellen liefern.
**) Wäre Aeschylus bereits so mitleidslosen ästhetischen Beurtheilem
in die Hände gefallen , wie Euripides , hier wäre sicher verdächtigt. Sei-
ner Iphig. hat man eine solche Gefuhlsuberwälttgung nicht nachgesehen.
Vgl. Iph. Aul. V, 623. sq. Würde man ferner nicht längst über die ün-
thätigkeit und den Unglauben des Chors im Agam. gescholten haben.
Man fürchtet sich hier vor dem Schatten des erhabenen Dichters; den
levioyis notae gemeinschaftlich mit Aristophanes — freilich aus verschie-
denen Beweggründen — angreifen , warum nicht?
***) Wie lautet das bei Eurip. v. 596. so trocken und gemacht:
9<i6ao[isv,
168 Grijechisclie Literatar.
m ' *
quaeritV.qnam oppiDixttin^in gratiftm Tcrbts aut flictifi patri ferre
queät apüd iofero^ degenti. Lucem jsimilem esse tenebris«, planetiira
^ inglorium.^^ tVir finden iü den Worten des Orest die Betrubniss,-
dass'er mit Allem^. wiig. er auch thue, doch den Agatn. nicht wie-
der Ton dem Todten zurück zum Leben zii fuhren. vermögef, dass
Alles , die einzige xctgig^ die er dem Väter erwei&en könne , jetstt
nur ein ydog «ei, ein dp^vog imtvitßit)g; Indem w ti;;|jpt/Lit mit
qxüiiBvos und ^k^cfg, (pdo'g mit odglöag verbinden, binter-sut/m alsO,
das Fragezeichenwegnehmen und dasselbe hinter dwlfioigov setzenj
endlich eyxkBäv itQo6&oS6^ötg '/^ir^£t(9$v schreiben, in dvvlpLmQOV
die Präposition in der Bedeutung des (Segentheiligen öder Stelirec*
tretenden urgiren^). So Tiel uns bekannt, ist diese Auffassung der
Hauptsache noch neu; siemuss aber zur Basis bei der Interpretatioa .
des ganzen Kommoä dienen; aus den Entgegnungen des Hrn. B.
auf die übrigen, gehört hierher nur diie gegen t^ ri5;^p^fi6. Aber
der Optativ in Fragesätzen, wie dieser, ist gar nicht anzugreifen..
„O möchte ich's vermögen, wie kann ich's nur'^S Beides ist darin
▼erschmolzen r Beides hier dem Or. sehr angemessen. Hr. B.
fasst, bewogen durch den Vers der Antistrophe, eicottp q>dog;
äptl^oiQOv xdgitsg ö' o^oiog als abgeschlossneh Satz; das fol-
gende sodann als Frage (üngewiss lassend, oh jcBxkijvxai, oder
x^xXfjt' äv zu schreiben). Jenes dfinkt uns sehr unv.erständlich :
desperat patri lucem affqndi posse maternan) caedem t^nebris
aequiparans. Lucem igitur quae jam patris esse possit, aequura
cum tenebrfs momentum habere dich,' idemque esse de officiis,
quibus mörtuum prosequantur. Wie liegt das ferner in avtlpo^gov?
Wie hangt endlich damit der folgende, Chor zusammen? Interjacft
Chorus jBrigere studens mo6rentem* et improb'ans animum demi$sum,
mortuum quidem aniiiio quo vivus elatus esset non dejectum iram
madifestare interfectoribus ; patris autem caesi justum esse plan-
cStum, qui vindictam expetat. Da wird ^^oviy/i« näirnh'ch für ela-
tus animus ausgegeben, nicht einfach für animus, wie das schpl;
und die übrigen Interpreten annehmen. Das ist Alles gezwungen;
der Zusammenhang; mehr von der Stimmung als von den- Worten
des Oresi hergeleitet, wie Hr. B. das leider! im Verlaufe des
Saiizen Kommog thut, ist dennoch nur. ein loser. Und doch giebt
er Chor eine ganz klare Antwort auf die Worte deis Orestes. Er
lebt noch, sagt er, das q)g6v7jjjLß roiJ d'avovtog wird von dem
Feuer ♦♦) , das den Körper verzehrt, nicht bewältigt. Spater
zeigtes den Ingrimm. Der Todte wird beklagt, der Mörder tritt
vor die^Seele. Ein yoog Svdixog um den Vater sucht das Gunze.
So berücksichtigt der erste und letzte Theil der Strophe &' den
*) Wie der Schol. Ivavxlov fisv ya^ to qpco« tf a^OTOo,
**) nvq wie im Soph. El. 11,40. bei der Klage, d^ss man den Tod-
ten nicht .habe schmucken können, ovvs ncc[npXi%tov uvqos ävstloft^v
* Aeschyti Choephori, recens. Bamberger. . 169
ersten tinü letzten Theil der Str. a. Die beiden Satze 'cStovv^sv««
fiS^^ 9vi]6ii(X)v_y vivccfpalvsrav d' 6 ßkaicx&i/ deuten- iin, wie der
ySog besehäffen sein , dtuss dabei der 'Mörder vor die Atig^en treten
müsse.' Nun bedarf man auch nicht miehr des noiv^v oder ^netiTj
oder Sinoiv\ was man art die Stelle Ton rd srav setzen will. Was
diess näv seiv, ist theils in dem Vorangehenden ausgedrnclct,
theils von selbst klar: die ganze Pflicbi^ nichts Halbes. Bekannt
ist Suppi. 692. toin&v, hc deufjtoviov X^ßoißt/^ Prom« 4^. vnBQ
yvw(ii]g.rd näv titQa(^6ov. Dagegen ist'atatt Ats acatiQfov xb xal
XBmvx&v .TJelleiebt ^atiQ^ßm Ökxmv xBxovttov (Mler xaxivtmv asa
schreiben. Dass mit den Worten ä(iq>tk€c(p^g xagax^Blg der Chor
sich ^u einem vehem^ntior planctus anreize ^ . wiiß er. ihn v, 405«
(421) anhebe (Hr. B. zu v. 320.), gilt uns ftlr eine unglückliche
Vermuthang;^ 'denn der Cjbor ha|i hier gar keinen Antheii an.
diesem pknctus^ den Electra sdbst v. 322. öinaignennL
Vgl. qnten. '
Ganz auf gleiche Weise .antwortet der Chor de.n Worten der
£iectra, wie dort d^n ydog^^o liier den Inixvpißiog ig^vog in seine
Antwort aufnehmend. El. ist aber wie gesagt schon weiter,
erinnert daran ^.dass die Mörder im H^iise herrschen, dass idle
£ri7 nclch ccTQlctxxog sei« So ist in ihrem ersten Worte gteieh eine
indireete Aufforderung zur Rache; so hilft sie ilem* Chore gleich
Ton Anfang an^ det deshalb die Hoffnung äussern dalf^ die sich eben
auf die Ausübung der Blutrache gründet, statt dea Jammerge«
satiges würden noc)l wieder Frehdenkliinge in dem Palaste »er-
tönen. Nicht ohne Absicht erwähnt er . des ^«og XQ'^^bdv. Erin-
nern wir uns imr desjenigen, was dem ganzen Kommöa Vorangeht;
ftoAAol fäg- elg Sv evfinlxvov&tv ifiBQOt^
&aov,x' iq)ST(ia\^ Tcalicax^og niv&ogjiiya
• xal TtQogitii^Bi XQfjftätcDV dpivla .
xd p>'^ .^okltag BvxlBSöxdtovg ßgqxäv
■ :. dvolv yvvaiKOtv^ eai' VTtrjicqovg niXsi^v,
Diese Worte g^ben den Stoff her: Örest nimmt zu seine? Strophe
den Ttccrgog nh^og (ikya^ Eiectra zu der Gegenstrophe, die noXig
ivoiv yvvai^oiv vTtrjiiöog ete.y da ruft Chor, den dcdg XQ'^^v
wieder in^i^ Gedächtniss. Nun beschäftigt sich Or. wieder mit
dem nuxtijp, wieder auch den Verlust der stfxAe^a Iv do^ot^tv be-
klagend, einen raqpo^ d6(jLai0iv bv ipogijxog herbeiwünschend;
Eiectra verweilt wieder bei den Mördern^ aber schon direct zur
\Anrei2ung zum Morde übergehend. Diese finden wir häroÜch m
der Antistrophe'/, wo wir mit Hermann und dem Hrn. Hcfrausgi die
Ahren8sche Emendatidn T.B^dfp^ai in den Text gern aufnehmen,
nicht aber in dem Wunsche eine nimia fo^endi cupido ^li^eb.
„Jetzt nichts von ^em Wunsche eines aolchen xäq>ogi zuvor den,
dass die Mörder so gebändigt werden, dafs ihr Todesgeschick in
die Ferne hio^ weit bekannt sei^S Hr. B. will in xiva mit dem
Schoiiasten ifta sehen und fragt dann.: at cur^quaeso e longinquo
170 Griechische Literatur*
Electra audiat mortem 1 cur eos procul quam Argis occisos mal^
letl Darauf Hesse sich antworten: ,,nicht mögen wir hören, dasa
sein Grab lader Ferne am Skamander, sondern dass der Tod sei*
ner Mörder in der Ferne sei^S Sind die JMörder fern gefaileo,
so haben sie den Atridenpalast geräumt. Aber allerdings ist das
gezwungener, als wenn man In uva Jtgoöda zcavds novcav änstgov
einen versteht, der nicht zur Atridenfamiiie gehört, eiuQn Fremden,
der diese ardt^oi nicht Icennt. ngoöi» , denn auch der Skamander
Ist weit'*'). Was Hr. B. vorschlägt: tcqo öov^ wurde einen uner-
träglichen Uebergang'*'*) aus der dritten in die zweite Person dem
Dichter auf bürdeuv unerträglich, weil er in einem und demselben
noch dazu kleinen Satze statt haben würde, ol xzavovtBg viv —
ngo Cov* Das Schoiion, auf welches sich Hr. B. stützt, dni-
ÖZQBifB rov koyov sig tov jtatSQU besagt ja eben, der Dichter habe
die Apostrophe an den Vater, die vorhergegangen, aufgegeben.
, Zur Ergänzung der Lücke scheint uns der Vorschlag Martini's,
ngoöG) zu wiederholen, noch am gerathensten.
Von den nun folgenden Anapästen des Chors haben wir schon
oben geredet. Chorus verfolgt ganz consequent seine Absicht.
Wie er v. 340. (354.) sich ganz den Worten des Orest angeschmiegt,
gleichsam als halte er diess Verweilen bei dem niv§og nargog
für die geeignetste Art, den Orest immer. mehr zu entflammen, so
benutzt er auch hier die vorangegangenen Worte der Electra zu
seinem -Zwecke. „Solch einen glücklichen Zustand könnt ihr er*
langen^^ Mit dem Folgenden nimmt er nun die xgijfidzav dxijvla
auf, den unglücklichen Zustand der Kinder. Er schliesst gleich-
sam das erste System ab: agcDyol naxä yijg (Orestes Wort)
xgatovvtsg ötvyagol (Electras Wort) , nun aber zu einem neuen
Argumente übergehend :
naiol äi fiSkkov ysyivfjtai.
Weil innerhalb des Threnos dieser Gedanke noch nicht vorgekom-
men, hat er eine starke Wirkung: hauptsächlich auf Electra, weil
deren Worte im vorigen Systeme in engerer Verbindung zu ihm
stehen , als die des Orest ^**). Bei dieser Erklärung ist Ahrens
Annahme, nach o6iaf^ zu interpungiren, unstatthaft/ die Vulgata in
— ^ —
*) Vielleicht ist t. 350. zu lesen naqd ZHaiidcvÖQOv «qqC(o ts-
9'dg>9'ccu .
**) Bei Aeschylus notiren wir noch folgende Uebergänge : ans der
dritten in die zweite Person im Agam. 878., während nachher (v. 896.) es in
der dritten Person fortgeht; aus der ;Eweiten in die dritte Ag. v. 1052.
1062 ; femer y. 1129. Uebrigens sind diese sämmtlich nicht so schroff
und aufs ^efste motivirt.
♦**) Grotef. giebt die Strophe d' dem Orest und die Antistr. der
Electra. Dem steht ausser dem Obigen die Antwort des Chors dXkd
voiMg etc. entgegen, die dem Orest nur, nicht der Electra gegeben
werden ranss. *
«
• Aeschyli Choephori, recofu. Bloiberger. 171
jeder Beziehung gerechtfertigt« Es fehlt hei Hrn. B. der rechte
innei^e Zusammenhang. Hören wir ihn nur sa v. 361., wo er
ijötj angreift. Si iidij legas, non aiii adjutores posaunt inteiligi
quam soins Agam. , quem jam mortaum queratur quominus Uberio
o]^em ferre tIvus possit. At paene absurdum dixerim , vivi Agam.
auxilium desiderari; yivo enjm Ag. liberis ne opus quidem foret
anxilio, quippe quörum infortunhim ex caede ejus oriundum sit«
Immo- adjutores sceleris ulciscendi intelliguntnr Dii ioferi et Ag.
non TiTUs sed mortuus-; hi CTocandi ab inferis ad opem ferendam«
Ist's doch , als sollten ganz verschiedene Gedanken zwischen ein-
ander geworfen werden. Es wird dem Chore eine Theilnahme ao
dem ^g-^vos zugestanden , die er , zumal in seinen Anapästen, /
durchaus nicht hat. Wir lassen auch zoiitcov^ da wir eines einzi-
gen Begriffes bedürfen, den z<3v xQarovvtcav CtvysQmv tovtav
grammatisch genau giebt; wir lassen endlich ysyivqtai in der
oben gegebenen , von der gewöhnlichen Interpretation freilich ab-
weichenden Erklärung. Nur Grotefend hat emen ähnlichen Ge-
danken herausgeleaen.
Das zweite System beginnt also nach Hrn. B. Annahme
Electra , sie will vötsQonoivov Svav ßgotmv tli](iovi %a\
navovgycp XBigl*)^ also wieder wie oben hei den Mördern ver-
weilend. ' Martini hat das richtig beachtet, seine Conjectur
%omv0iv OfiiSg tBXsvra ist äusserst passend : patri pariter id perfice.
Hr.B. will toHBvöL d' ^(teog tBksvta^ perfice, licet matri. Wesshalb
aber hier nicht die Mutter von der Eiectra erwähnt sein wird,
haben wir oben angegeben. Das thut erst der Ghor und zwar mit
dem Zusätze tl yag TiBv^ca q)gBvdg etc., der dadurch seine rechte
Bedeutung empfangt, dem Zusammenhange zusagend und auf-
helfend. Hr. B. schlägt vor statt ^vfidg (v. 376.) ovgog zu lesen,
nimmt ausserdem olot' Sfinag^ das letztere Wort durch nihilominus,
nicht durch omoino übersetzend. Grotefend s Svrog sagt uns da-
gegen noch mehr zu. — Orest geht ein auf die Rede der Schwe-
ster, welche vom Chore unterstützt war. Beweis ist ZBvg inl
XBiga ßaloi, denn Electra hatte Zeus angerufen, zu rächen die
%Big r^jj^ov xctl navovgyog. Aber wie geht er darauf eini
Zurückweisend , meint Hr. B. zu v. 377." (392.): neque enim almi
Del esse, scelus scelere exagitare sed a solis Dils inferis spem
sperandam. Unde apparet^, interrogationem Orestis ad demissum
animuin quem omnia, ejus in priore carminis parte verba ostendunt,
pertinere. Das. ist falsch — eine derartige Kritik würde seinem
frühern Spiele entgegenstehen , denn er hat v. 18. gleich gerufen
Zbv dog f(8 Tl(Sa0d^ai (logov nctigogt yBVOv dl 6v(ificcxog Pikant
lliol^ nicht minder v. 246. sq. *'^) würde auch mehr Selbstständig-
*) Nicht zu übersehen , dass auch der Chor im Agam. 68. aussprach
uJiatJs T*s, 'Anolkoav ij Zsve vctBQonoivov «e'fWMt nocQaßäaLv'EQi^vvv, ,
♦*) Vgl. auch den Chor im Ag. 1485. , der in ähnlicher Situation
172 '6»riechi 8 che Literatur,
keit Toraassetzen, als er bh jetzü im Tbrenod gezeigt.. Das ja^
es ebeH, der Mangel an Festigkeit^ üie Unrubeder Seele, wag
d^r Dichter ausdrücken wili. Drum klaiDaiert.er sich dem Gedan-
ken und der Form nach an das. Vorangehende' äii, denn xcxl, womit-
er .beginnt^ will an. den V^unsich. des Chors einen' .ähnlichen
knüpfen. Hätte Electra den Zeus um Hülle angerufen und der
. Chor daran g^kniopft:,, möchte ich können- ^9>t;ffi/^6a6 »£t;x£ifev«'. -
oiolvyßov avdgog &H:^Ofiivov^ yvvcciHog z okXviAevag — ' .darin
lag der Wunsdh, wenn man die Worte nur mit dem vorangehenden ^
Anruf des Zeiis zusammenhält, d^sts^Zens die Mörder mit sdnem
Blitze zerschmettert möge*), ahnlich wie er gewünscht hatte
Vi 267. tov$- XQAxodvxag läelv ^avovtag Iv -xi/xidt mfföiJQBi
^Xoyog --^ 90 ergreift Or; begierig den seiner Seele entsprechen-,
den Wunsch, der ihn von jeder -Blutschuld '.rein -erhalten würde.*
So möge sie Zeus denn endlich treffen , die Haupter zerbchmet«-
temd [wie bezeichnend- für Or-esta Stimmung ist. der Zusatz q>Bv
q)Bv\]' ' Es ist* ein Wunsch, wie der danach folgende: ni{i%a
yivoixo xfOQa d. h. möge so dem Laiide sein Recht werden^
den Ur> B. durch einen unpassendem .verdrängen will ni^Tct
rifioitö 'Xdigä ,,niam. principibus sublatis anticitiaefoediis inter'
regeis. et populnraconcHiet?'^^ Im Gefühle^ wie er das Verderben
auf die Mutter herab beschworen, setzt Or. hinzu ^inav S'.
11^ aMncov dxaita. Aber gerade diiese Worte sind es, die dem
Chore wieder den v^og in den Mund legen. Denn dlxfjv will
man auch vor dem Richter; hier aber gilt daaBlutge^etz,. Bliit
um. Blut"*"*); die adversative -Partikel dAAa führt die. Zurechtwei-
sung schön ein: der vöfiog steht zu Anfange des ganzen Threnos
vaid hier just in der. Mitte wenigstens dier drei Systeme, .die einen
und denselben- Zwieck- verfolgen.
•• ■» . ' - ' ■
Der Erfolg aber, den Choi*ttS voll der erneuten Yorfultf
rung des Noliog sicher Erwartet, bleibt aii9. Ist er. doch, auch
selbst Schuld daran. In dem Zusätze niimlich '
ßoa ydQ koiyog'BQivifV * ..
• ■ • •■ . ■ • . '<.••-.• ■ . . • ■ •
■■ ■ .-.
ausruft 1(0 y tri &ial ^^^ß nccvccniov nuv^i^yita^'xC yäq ßQOzots ävsv ^äiog
tBltltaii • • •
' • * • _ ' • • •
. . '^) Hr. B. richtig: expUcant de rogo e^s piueis, taedLs conf^ctö^ quod .
fidsum; praesentiii enim- '9'£iyoficyov et oXilv^. ostendunt oloXvyfMv -dici
npn inter sepuituram 4Bed in ips^ caede i^ublatum. Aber er giebt keine .
neue Erklärung, sicli begnügend, das Hermannsobe ,ffet;xaf vt fctv me-
ttitfcb unrichtig za erklären. .Und dennoch proponiren wit nvQyMsvx,
. • *4ey Dumit goU :nieht gesagt sein , als ha|ye Oi:esi das mit ^/xi}» sä-
gen wollen. Denn Apollo, hatte ihm jsk (vgl. die Note des Hm. Herausg«
ZVL V. 267. (275.) diese Verfolgung der Rache untersagt. \ Nur konnte ^
in den Worten liegen:, der Chor will aber Entschiedenheit und ofiEne
Sprache , daher diese kraftvolle VV^iederholung des Blutgesetzes. .
^ Aeschyll-Chüephori, reeenä» Bftmberger. IJS
t • ' . - ■ ■
, ■• äXli^v inäyov'öav In ati^, • . >
liegt mehr Grund zur IClage als zum itiuthf^en Ergreifen- de$>oni
Orakel Geboteuei^. Eine ^ri; auf die andere, das ist'is eben^ was .
dem Orest keiii glückliehes Loqs von der Ausübqirg der Rache rer-
hejsst. Agam., sägt' Klyjt. im Ag. 1524., SöXlaV ax^v iofioig
U^iqxBy nämh'ch durch Iphig. Opferuilg. Klytaemn. behauptet
ihrerseits Ag. 1433., den Qatteii der Ate und Erinys geopfert za
haben .qiid ihre That heisst uhteh v. 448. (464.) eine nXa*^ä
Ttagäfiovöogat 1] g. Von Örest prophezeiete Eassandra v. 1284«
xatBiOLV atag rcCgds %QtyKciaG}v\^Uoig.' Das ist's , was den
Orest wieder zu der Klage bringt:- XÖBd^* ^AtgtiSciv tä Xötn
ißrixdvQg Sxovta, icai dco^dtfov a%Lna.,7cä zig tganon av, cd
ZbvI In den Worten druckt er so ganz eigentiiph den Zustand
seiner Sedd aus' , denn er. selbst ist ayLT^xcivaig %%öv, Ei| ist wie
Chorus im Ag. 1530. sq. ausruft bei Klyt« Triumph:
.&fiifl%a!Ȋ q>Qiovxl8mv ^x^^^hig . - ,
. : onaxQU7C(i6^aif7Uxv.Qyxog<iXuovm -
. didotx^q^ d' Ofißgov xxvnov doiAÖ6(p.(Ki,ij
.'■'••' töv at^axfjQqp» il^BHag äh X^bu ■
dtx'^ 6* lii Skkp ngäyfia ^rjydvBi ßXdßiig
-ngog akkat^&fiydvqit0iiiQlQ{x.:
womit iibereinstimmt der Chor in ChoSph; 610. (647.) sq; —
Hr« B. giebt aber diese Verse der Electra: fratri ob^eciita ab in-
feris etiam impensius' ut auxilium feränt ilagitat. Dann wäre es
so ziemlich eine diirre Wiiederholu'n^des ton ihr schon oben t. 321.
(333.} sq. Gesagten. Aber das ist gerade öine Schönheit des gan-
zen Thren'os , die Steigerung der Affeete der efnzelnen Personen.
Orest ist jetzt erst da, wo oben schon Electra war. .Electra
klagt nicht mehr, sie reizt mit dem Chore gemeinschaftlich, sie
würde schwerlich aus dem. Torgetra gen en rd^offv den* sie jetzt
zum dritten Male hört , diese Betrachtung tdd den noXry^QcctBlg '
dgal (p^t^ivav ableiten.. Uiizweifelhäft aber, dass died&. Worte
dem Orest gehören, wird es aus dem folgenden Chorus:
- nBJtaX^Hu 8' ^vxB fi^i iplXov ... ;
~ i' MccQ tOv&B Klvov0ap ülxxfiVM ,
Nieht wiürde ein oTxtog der Electra den Chor «ar FurehiteingeD,
deim sie war ja lakige mit ihm e{fi% sehoii, wohl ab€f, -daas'atatl;
des gehöfften endlfchen Eatsehlusseir Orest wieder iiurjaifimert.
UhzwMfeliHifter noch ^rd es aua EtectraV dann' felg««ier Aa-
ti^rophe. Denn nur für sie, nicht für Orest, der da^on keine
Kunde haben kann, da er seit^ des Vateta Morde mit ihr gar
nicht zuisaminen war, passt es zu sagen: brachte uns Reden
anderes , als was wir an Leiden- schon Von der Mutter geduldet?
174 Griechische Literatur«
Denn gleich dem grausamen Wolf ist immer hartherzig die
Mutter*).
Hr. B. scheint das auch selbst gefühlt zu haben , denn zur
Empfehlung seiner unnöthigen Ckinjectar xBlaivovz* avdgog laog
icXvovöa schreibt er zu v. 396. (4 14.): Orestis verba demissa
audientem animo se cadere dicit. Der aber hat nach seiner Per-
sonenvertheilung schon lange vorher geredet und Chor hat ihm
schon früher geantwortet. Zwar bekommen wir nun im zweiten
Systeme folgendes Schema El. €h. Or. — Anap. — Or. Ch. EI.,
aber diese Abwechslung ist eben der Steigerung ganz angemessen,
zumal hier in der Mitte der drei Innig zusammenhängenden
Systeme. In ähnlicher Folge hatte El. das erste System beschlos-
sen und doch das zweite wieder begonnen.
So kommt das dritte System^ wohl das schwierigste, hei
dessen Erklärung, so neu sie auch sein mag, wir Firn. B. unsere
Zustimmung versagen müssen, schon desshalb, Nveil sie statt dem
inneren Zusammenhange nachzuspüren an einer äusseren Erschei-
nung haftet. Es ist Recht , dass er forscht Orestis animi mutatio
qua ratione subitum paene in modom effidiatiir; denn allerdings
muss dieselbe motivirt sein, so von ungefähr kann sie der Dichter
nicht eintreten lassen. Das Motiv liegt so in den Worten des
Chors, wie der Electnu Jenes sind die von uns schon oben
angeführten:
inoifja HOfAfiov "Aqiov hf tb Kiöölag vofAots etc.
Hr. B. behält iKoifa^ wie Ahrens und Müller, doch fasst er den
Aorist in prasentischer Bedeutung ; der Chor soll in dem Augen-
blicke nämlich eine Lamentatioii beginnen. So sieht sich Hr. B.
nachher genöthlgt, statt des '^v vorzuschlagen Ttokvnkavfjt
äöijVy ferner da« xai v. 410« zu verdächtigen, und glaubt nun das
Motiv zu Orestes plötzlicher Umwandlung gefunden zu haben.
Quis non intelligat, nihil aptius cogitari posse, quo incitetor
Orestes ad firmum consiliumineundum, quam barbarus ille plaa-
ctus quo animus ejus obtundatur et mens quasi sopiatur, ut omissa
dubitatione ad facinus protinus parandum se accingat? Quid
aptius, quam Electram quum patri d^bitum honorem haberi videat,
matris contumeliam, quae planctum prohibuerit, reminisci; Oi'e-
stem iis quae videt anditque , ita aflflci ut consilium firmato animo
eloquatnr? Uns will es aber dennoch wunderbar bedünken, wena
Orest durch diesen barbarus planctus einen Entschiusd gewinnt,
zn dem ihn die frühem so eindringlichen Worte zu bringen nicht
vermocht haben; das wäre eine gar sonderbare Natur! Noch
^änderbarer, dass der Chor sich überhaupt jetzt zu einem plan-
ctus anlässt, da man nicht einsieht, wessbalb er dazu übergehe.
HIIIJ «ll.l I 11^
*) Wie bei &Vfios der SchoUaft an Agam. gedacht, ist ebenso unbe-
greiflich,. wie dass Andere ao Orest gedacht haben. Hr. B. ist selbst
zweifelhaft y ohne sich zu entscheiden. . • , -
Aesch^fli Choephori, receiu. Bamberger. 175
In den beiden Torliergehenden Systemen nimmt er an d«m eifent-
liehen Tlirenos gar nicht Theil, denn er hat sein Klagelied be-
reits v. 152. sq. gesangen, und hoch heftiger. bei seineni ersten
Auftreten t. 28. sq. Wie nun dieser unvermuthete Anfang eines so
gewaltigen Pianotns^ der aosserdem keine Fortsetzung weder vom
Chore noch der Electra erhält, sondern so vereinzelt mitten.hinein
gpeworfen wird , noch dazu in lamben ? Da musste eben so gut
erst einem vernünftigen 6nmd nachgeforscht werden, wesshaib
der Chor seinen frühern Weg verlasse. Muthlos ist er nicht ge-
worden, das hat er selbst ausgesprochen v. 397. (415.) : eine derar-
tige Lamentaüon wurde ja aber auf Orest eine durchaus entgegenr-
gesetzte Wirkung äussern müssen, als Chorus erzielt. Einen
yoog bringt man zur Sähnung des Unrechts (s.. oben), ist. ein
solcher yoog also hier am. Platze, wo der so lange schon sich
straubende Orest soll angereizt werden zur That ? wo ferner der
Chor schon im Allgemeinen mit der Anstellung eines solchen unzu-
frieden war.
Wir wenden uns der alten Erklärung wieder zu und schrei-
ben Ixoips^ mft Grotefend , wenn auch Gottfr. Hermann sich jetzt
desselben ebenfalls entscfalagen (was Hr. B. nicht anführt) Op.
Vif. p. 59. Der Chor nimmt den letzten Anlauf, alle Kräfte sam-
melnd, .die ganze Schmach soll vom Anfange bis zu Ende noch
einmal dem Orest vorgeführt werden. Zunächst der Mord selbst
— dann das unehrliche Begräbniss , dann die Zerstückelung des
Leichnams zu Orestes eigner Schmach, dann die schmähliche Be*
handlung der Königstochter: so ist der Angriff* gut ausgedacht.
Manches von diesen Dingen hatte Orest noch gar nicht gewusst
z. B* das ftaöxttXl^sad'aij wie aus dem Beisatze dg rdd' eläyg er-
hellt. Schon nach den beiden ersten Momenten ist er überwunden.
Wie aber hat auch der Dichter Alles aufgeboten: Eine Schilderung
des Mordes war noch gar nicht da gewesen, wed^r in diesem
Threnos noch im ganzen Stücke : hier wird sie gleich mit stark
aufgetragenen Farben gegeben: nicht ohne Grund die vielfa^^hen
Auflösungen der Langen in kurze Silben : das Benehmen der Kljt.
^ird so nnbändig geschildert, wie das eines persischen Kiagewejibi;:
es ist den Worten nach ähnlieh , wie Kassandra prophetischen
Geistes sah, im Ag. 1110. xqoxbIvsi ds %bIq kic xsgog OQByofABVff*
Das sind td XBQog ogiyfjiceta. wie hier steht ' Und dims keip Zwei*
fet an der Richtigkeil seiner Erzählung sei , fügt der Chor hinzu,
dass er dabei gewesen: xtmc^. d' knsQQÖ&si (so mit Müller,
wenn nicht vidieicbt in äfiov aer Fehler steckt trnd: avtüv zu
schreiben) xQOTfp:dv dfiov xal nccvdtliov lidga: er hat da
gleich vor Schmerz ob des Mordes des geliebten Kömgs sich
das Haupt zerschlagen/ Grot^end führt ausserdem ricntig «p, .
dass aus den spütern Worten Sxgaöös ascig viv mäa ^ditzti her-
vorgehe, es sei zuvor von der Ermordung selbst die Rede ge-
wesen; Wir sdiliessen däa auch aus dem ersten Worte ^ welches
.176 GfiechiscKe Literatur^
Oreii; wicifler im - iamb. Trimeter spriehf : natSQ TQoitOLöiv
ov tvQctvvi'Tiol^ &aviiv. Der Zvsatjfe.zei^ eben, dass '
diese Arg^vaaent auf seiofiia Bntschlu^s .vor allen den entschieden-
fiten EInflufis gehabt habe. ■
Wje wir. aber immer im Laufe; des jKÖncen Kornmos nacl|-
gewiesen ^ dass. die Worte des-VoraDgehenden dem Worte des
Folgenden die Brücke bauen und so der .innigste Zusammenhang
Termittett wird, so ist's auch hier. Mebtira. sang znlet2t — r-
Sffe $aQg von defA^t;fid«,*'der MuMcu*, der Sfi6q)Q€av aei^ XvHög
tn^^der wohl schmeichle'^), abeir nicht wahr sei : das . bringt
dön Chor zu dieser Erzähhing: denn wo hatte Klyt. dasMUehr
gezeigt', als bei der That, wo sie durch Schniieieheiwort das
Opfer in die Falle ge|ockt. So hatte Kass. im Ag. 1259. gesagt;
Aus dieser Interpretation gewinnen wir nun aber einen nentn
Beleg, dass der Chor nicht aus Trojanevlunen , sondern aus alten
schon lange in Agam..Haus aufgenommenen Sclavinnen bestehe.
Waren sie irSmlich, wie. aus dieser Erzählung- herForgeht, bei dem
Morde dea' Agam. zugegen -gewesen, so kann man, doch nicht mit
Klausen glauben , . e]sr würden die erst eben angekommenen' Scla^*
Tinnen zum Dienst bei einer solchen That commandirt sein • wo
man sich lieber der treuen, an Gehorsam lange gewöhnten Scla-
Tinoen yersehen mochte. Jene siroAAoi. dovXot^ die* bei deitn Opfer
zugegen waren, wieKlyt. sagt im Ag.'v. 1037., bestanden nicht
aus Trojanerinnen, denn ihnen kommt keine Theilnabme- daran zii.
^ur Kasssndra, di0 so besonders der tCiyt. anempföhlen war, wird
der Ehre theilhaftig. Uejlirigens vergesse man nicht, dass Klyt.
dort sich wiederum Terstellt und lügt. Zu Urgiren ist der Aus-
drück [istd noXkäv 6ovkmv keineswegs, wie Klausen zu
r, 424. thut.
Electra untcrstlitzt den Chor« Sie ruft 2c9 daraTietrcp etc.,
und nun folgen Erzählungen, glieichsam zur, Ergänzung der vori-
gen Trag&die. (So wird von Klytaemnestra^s Ermordung, diejn
den ChoSphoren geschieht^ eine nachträgliche Beschreibong in
den Eumeniden- gegeben*. Von derjenigen des Aegisth ist dort
ebenso wenig die Rede, wie im Laufe <der Choephoren von der
^) Tid^BCti 9uCvBiv j schmeicheln kann sie wohl. £^choL sagt ganz
redit r ^ V''t^9 ^ (nämiich ndqtüvi aulvsiv) t^if*A y « lii ft vo v ff. Nicht
za glauben, -dass die Kidder hatten .sebmeicheln wollen, da gilt- was
der Chor im Ag. 1665. sagte : «^ av 'AqytiaM to^/i^tt^ ipmim icffO^^tiipHv
%om6v.
/ **) Man stosse sich nicht daran,, dass hier Iwta^ yam Afgisth und
dort Von der Klyt. Darin nimmt's Atx Dichter so genan nicht. Im A^un.
1224. heisst Aegisth ein lioav u,K\yt, XiuMfay a.i]ii. 1259. ebenso Agamem-
non, z/ptmcoi' in Klyt. Traame geht auf Or^st^ Aegisth n. Klyt* heissen
Ch. 1002. (1047.) d^awivtfgi in Extau ▼. 129.- ^^aH«£sw tob den Fmcien.
Aesdbyli Choepliori, recens. Bamberger. 177
dbr Ka^fitiiidrft. fiarlßtdes flagegen giebt fn sdnet Eliebira v: 843.
ein^ irölchfe, die niän auch bei Soph. vergeblich soctit.) ttiesö
Erzähltahg tön der itft/^faxJig *) des Vaters dringt tieif in Ok'estes
Herz. Er cbbrau^cht zweimal den Ausdruck atifiog. ^^Sle sotl es
büsseh!^^ Was ist; lüitÖHfch^r, als dass der Chor, der solch eitlen
endlicheii iBrfolg sfdht, min anf diesem Wege fot-tgeht, um Orest
in diei^^r Stimmung tu behalten? Darum erzählt er ihm, wie der
Leichhatä in Stücke zerschnitten sei. Das muss für etwas Schmäh-
liches gelt)eh. So i^tni Eicctt« bd'Soph. 444. vtff* ^s d^ccvdip
RtLßog^ äiSis SvQfisviijg, iiiaöiaXlöd^ri, Hr. B. schreibt tn
V, 421. p^adxccki^fiv est extremaä mairaitm pedumque partes am«
pntare, et snb dccisi alis su^endere^ (pia re Tindfctä ejus debili-
tari credebatnt : ^ie das aii6 dem Schol. zu Söph. 1. 1 , aus He^ych.,
Phot. i!knd Sufd. üqd aus dem roii Hrn. B. sowie von Herm. zu
Soph. |. l citirteh EtyAi. M. p. 118. hervorgeht. Wir möchten
ftber^ dns^ atisserdem Gottfr. Herrn. W0rte herges'chrieben wären:
vbri sfaniie fest, Sdphoclem omnino iitafn eitremds corporis j^artes
amputaindi üTudelitcäem eö verbo cömprehendiss'e nt in eadem re
Aeschyinm Chöeph., denn allerdings i^ur Anreizendes pisst hier.
Das fkädxctk(t^i''0 afsSühhwerk darf Met* gar nicht gedacht iverden,
nur iii dhfiia^ die damit verbunden zu sein pfltegt, i^nd die für
alle Aligeh'Srfg&ili dkräii^ hervorgeht. So i^chliesst der Chor auch
hier »Xvexg katQöSovg diiag Atliiovg. Wesshalb das Klyt ge-
thatf , litehi; hi^r ileutitch dabei,
lioQOV Kxlöah (iwiiiva
ä^ZQtov aUavt 6(p **)»
Sie wollte einen so schmählichen Tod^ dass er deinem ganzen Leben
unerträglich sei; sie wollte mit der Verstümmelung also dir selbst
ein Leid zufügen, eilte dtfpfdei'g für immer. Hr. B. erklätt sich
ganz rilchtf^ daftir, utitetr/iJpog den Tod des Agam. zu verstehen.
Eiectra stimmt Nieder elh: ,,auch mein Lbos wafr artuog."
Hit Recht hSllt es Ht. B. für einen grosseh Missgriff, dlö Worte
deib €hbre zna^theiletr. Was könnte seine ^ dtificjötg Auf Orest
für eine Wirkting ätiisisern! Das wfre \elhe Steigerung', wie wir
aie überall gefunden, sondern eine durchaus unpassend^ Einmi-
schung^ des eigiiütt Looses^ Atta Etide soll Orest gar den Mord
unternehmen , weil die Sclavinnen geplagt gewesen. Denkt man
aber, d^r Chbjr heiStehreiKe in ienlcn Worten das Weitere des aga-
memhischen Mordes , so hal dein ebenfalls Hr. B. schon richtig
widersprochen. Wie würde dabei der Ausdruck än(jiog etc.
passen? Ja, da^ Gante stände ddiin gleichsam ilii Widersipruche
*) Die Bestattung Svsv leoXttav (in üebereinstiinmung mit Aga'm^
1551.), uvoi[i(OHtog, Und doch ist der Gebrauch: firitqog röd* ^qyov rl
• yvvumos ij tinvatv %'untBW noöiv. Vgi, Eur. Hei. 1275.
**) Vgl« ^^^ Orest oben gcwBnstht: einen tdtpog Sci^ciaiv Bvcpd-
Qfitog»
JV. Jahrb. f. Phü, u. Päd. od. Krit.JRibL Bd. XXXIV. #/lt. 2. \2
178 Griechische Literatur.
mit V. 405 (423.) sq. — „Quac Elcctra poist caedem nsque ad
adyentttoi Orestig indigna passa Bit describuatur^^ Hr. B. tcf-
gleicht Soph. Ei. 182. 278. Auch v. 960. jenes Stücks war nicht
zu vergessen. Der Ausdruclc xalgovöa stokvduKQVV yoov xs-
mvmiva ist hei der Erzählung der Kilissa ün Gedächtniss au
behalten v. 697. (?38.): ^^bxo {^ ^to B.) öxv^Qfonwv IVrog o>-
udzcDV yiAov. ^ Alle diese Worte machen den grössten Ein-
druclE auf Orest. In den nun folgenden des Chors ist schoji die
Ermahnung: '^avxfp tpQBväv ßaösi vorwärts zu gehen (worin
wir eine ahnliche Beschwichtigung sehen, wie Orest der Electra
oben gab) , aber auch nun zu verharren «xaft»r9i*iv6t. Orest
ruft, was oben der Chor: ägijg agsi ^vfißdkoi t dlxadlna; der
Chor, wie im Beginn de« Stücices Electra gesprochen. v. 103, x6
fioQöiiiov piivsi nikah: so ist eine völlige üebereinstimmung
Aller. Und dennoch tritt noch wieder ein Verzug -ein: die Ge-
schwister treten ^u dem Grabe zum Abschiede; sie rufen den
Vater an. Die That ist fest beschlossen, aber die Folgen der-
selben, so beten sie Beide, möchten für sie Beide gute sein. Es
ist die alte, oben erwähnte Furcht. Gieb mir x^aro^ tf^v 6äv
86ii&v , fleht Orest ; lass nach Aegisthus Mord "*") in glucklicher
Ehe mich leben, bittet Electra. Wir bringen dir dann reichlich
Opfer, du sollst nicht mehr atißos sein, nicht lass uns, die letz^^
ten des Pelopidenstammes, untergeheui du lebst dann in uns fort.
Der Chor **) frph , dass sie nun geendet, fordert wieder auf:
, tdd' aXX iitstdri dg&v xatdQ^aöM g>QBvl^'
SqSois Sv ^ötj äalnavognsi^QciuBvogy
♦) Dafi8 Emperiufl Conjectur oÄccri' f*«r dvSQog ^Bicav Alyic&qi
li^^QOv richtig sei, schliesfien wir auch, aus Soph. El. 962 sq., wo dem
Zustande, dass ßie^is rocovSe tov xqovox; aXsyitTf^a Ynq^uaHeivdvvyLSvotid
%Bj der Grund* beigegeben ist, Aegisth wolle nicht yivog pXctatsiv ioiaat,
nri\iQV7iv ccvTtp ooiq)TJ, Die Erwähnung des Aegisth hat auch in den
Chaephoren keinen andern Zweck« Schon y. 165. hatte Electra bei
Soph. geklagt arsuvogf ccvvfi(pBVTO^ atkv olxvm. Der Wunsch im Munde
des Mädchens darf nicht auffallen. So ruft Macaria in Heraclid. v. 524«
tCg yaQ }i6(fr}v ^Qtniov 7} SctiiaQt* ^%Biv ij naiSönotsiv IS i/iov ßovXrjastai;
und die euripideische Electra t. 1198. ttVa ydfiov £1(11 i tlg nocig ^
Ss^Btcci vv(tq)Mag ig avvdgy — * Hr. B. will tvXBlv {isz* äv^^og^ unter
fty?}^ den Orest verstehend.
**) Dem Chore hat Herrn, die Verse mit Recht restituirt, ob auch
die beiden yorangehenden , ist zweifelhafter. Jatftovog nsiqoofiBvog ist
wie Agäm.1663. der Versschluss.. Uebrigens wenn alle vier Verse dem
Chore gehören sollen, so ist tu f älka ^(fSoig an Orest gerichtet. Das
deutlich zu machen, blieb dem Schauspieler überlassen« Wir bemerken
das nur, w6il in Iph. Aul. 436. man einen derartigen Uebergang als un-
deutlich beanstandete.
Aeschyli Cboephori , recens. Bamberger. 179 '
Und dennodi kommt nocb: einmal eine Verzogerong: Oreat^will
erfahren, was die Klyt. zu der Choensendung Teranlafist hat. ?Un-
angenehm muss dieser neue. Aufschub dem Chore sein. Dlaher
lässt er sich Alles einzeln abfragen [hier hat die Stichomythie wie
an manchejQ andern Stellen ihren guten Gnind], und erst als er
sieht, wie gross derEinfluss dieses 'fraümes auf Orest ist, w|e
dieser, getade wie bei Soph., dadurch noch fester wird, expecto-
rirt er sich weitläufiger *).
Dieser anfänglichen Ungeduld . entspricht nicht die von
Hrn. B. angenommene Lesart nagij in v. 504. (523.) — Denn
schon verlassen wir die lyrischen Partien des Stückes und wenden
uns noch etwas dem Dialoge im Trimeter zu. Gottfr. Herrn, hat
aus nägsi^ was die Handschriften geben, das .obige hergestellt
Das enthält die grösste Bereitwilligkeit des Chors , die gar nicht
erwartet wird. Ein Sträuben wäre passender. Dßs haben wir,
wenn wir die Lesart des Guelph.^ die Ton dem Schol. ebenfalls
als Variante angeführt ist, annehmen und den Versanfang statt
ol6* cS tixvov nuQ'^ yccQ schreiben:
War Qrest oben zugegen t.36., wo ja der. Grund derChoSn-
Sendung angegeben, wa&fi^agte er hier. noch i Dass er zuge-
gen gewesen, hatte Chor, theiis an^ dem Verstecke abnehmen
können, äas Orest oben verlassen, theiis aus der zuletzt no£h
von demselben ausgesprochenen Sentenz, denn es ist die des
Chors von v. 66i her. Darum ruft er ihm* den verlangten Qrund
mit denseiben oder ähnlichen Worten zu, den Ausdruck 8vg%Bog
yvv^' gerade wie oben v. 45. gi^brauchend. ^^ als II. pers. Im]perf.
ist auch die vulgare Lesart in v. 345. (359,) — Bei Soph. heissts
T. 1301 :dXk* ölö&»(isv tdvtivdt^ näg yccg ov; xXvcov^
' Doch wir wollen nicht Einzelnes- ans dem Zusammenhang:e
herausreissen,' lieber eine ganze Seen« verfolgen, zur besserii
Würdigung des von dem Hrn. Herausgeber Gegebenen. Wir
wählen diejenige, wo Orest und Pyiades „versa pariter cum voce
figura^^ nebst ihren Dienern zurückkommen , und die eigentliche
Handlung des Stückes erst beginnt: v. 612 (653.) sq. Es ist eine
Scene, in welcher sich die agirenden Personen verstellen-: hier -
sowohl Orest und Pyiades, wie Klytaemnestra , wieEiectra; ja,
auch der Chor muss ein Gleiches thun. Im Laufe des torigen
Stücks spielte Klytaemn. lange Zeit diese Rolle, dass aber sämmt-
liehe Theilnehmer einer Scene , den Chor mit eingeschlossen,
sich verstellen, und ?swar nicht blos aus verschiedenen Motiven,
r *) Bei Earip. wird die ganze lange Scene des Gebets, des Kommos
in wenig Verse zusammengezwängt , gewiss, weil zu wenig Handlang
darin. Dort drängt Electra 684. , denn der Chor spielt eine zu unter*
geordnete Rolle.
12 *
180 Griechifixhe Literatur.
sondern auch in verschiedenen Aeusserungen, mochte wohl in
der uns helLsnnten ^iech. Tragödie das einzige Beispiel sein.
Es ist zur richtigen Auffassung dieser Scene nothwendfg,
sich des zwischen den Geschwistern und dem Chore vorher bere-
deten Planep zu erinnern, denn dieser soii jetzt zur Ausführung
gelangen. Danach sollte Electra in^s Haus gehen und die Dinge
dort abwarten, dort auch das Nothige vorbereiten 560. (579.)}
Or. wollte mit Pjlades als Gastfreund des Hauses erscheinen, mit
der cdyQ belcleidet; sie wollten sich für Phocenser ausgeben und
auch die phbcische Sprache reden. Der Chor sollte von dem
Verabredeten nichts veriautbaren, aber zur geeigneten Zeit auch
sein Wort zu machen verstehen *). Electra ist also auf ihrem
Posten im Hause. Die beiden Männer kommen, es wird inzwi-
schen Abend , Orest klopft mit seinem Spiesse an die Pforten des
königlichen Hauses , den Thürhüter dabei rufend. Da er voraus-
setzte V. 546. (565.) , es würde keiner der Thürhüter sie gern
anmelden, aber für den Fall beschlossen hatte , so lange zu war-
ten, bis Jemand vorüberginge (vgl. Eur. El. 104.), so Ist sein
heftiges dreimaliges Pochen erklärliche sowie sein Doppelruf xai
%aL TqIzqvj ruft er, to^, ixKigafAU i&iAdzmv %akm
hXmg ipiX^hv i6t\v^ Alytadov ßi^.
So schreibt Hr. B. im Texte, in der Note aber ßlav vorschlagend,
ut duplex accusativus a xaAco pendeat. Quem evocat bis verbis
•
'•') Dass in den letzten Worten 564. (583.) Oreat auch dem Pylades
einen Auftrag gebe und zwar den wichtigsten , nämlich das Ganze au
überwachen , bestreiten wir trotz der Antoritat Gottfr. H^maan'» , dem
Hr. B. folgt. ^Mirum si Pyiadem adstantem et iidam certaminia sociam
futamm ojrätione praetermitteret.^' KeineawegSy denn Pylades steht
dem Dichter gar nicht mit den^ übrigen Personen auf gleicher Stufe.
Wäre -er der oQd'otüocg iupriqidQQvg dytovag^ so erl&ielte er eine s<dche
Wichtigkeit, dass er onmöglich im ganzen Yerlanfe des Stücks — die-
bekannten drei Verse aasgenoamien -— eine stumme Penon abgeben
konnte, dass es ausserdem lächerlich erscheinen wurde, musste er vom
Orest eine RoUe 'empfangen , da deren Austheilung billiger Weise ihm
zukäme. Wer hat denn die iffpfjq>6Qovg dywvug geboten? Doch nicht
Pylades? Orest sagt es vor und nach der That genug, um die Schuld
von sicli abzuwenden: der Gott ist's, Apollo. Mit ihm schliesst er aueh
hier, ihm lässt er alles Uebrige anempfohlen sein, vet aXla, schon ana
V. 493. (512.) bekannt, die Ausführung. Wellaner hat Recht, ein Ca-
stus auf die Bildsäule des Apoll, die vor dem Palaste steht, Trie aus
dem vorigen Stücke bekannt, machte Alles deutlich. — Maller konnte
für seine ^Annahme , es gehe auf Agam., den Gebrauch von inomsvaui
in V. 470. (489.) anfahren ! — Aber der letzte Gedanke vor der Aus-
führung gehört dem Apollo , so nur ist es dem oresteischen Geiste ange-
messen. Vgl. die ähnliche Situation im Agam. v. 973. Mit dem Anrufe
des Zeus schliesst der Akt, der der Ausführung vorhergeht, auch dort.
Aeschyli Choephori , recens. Bamberger. 181
Or. ex aedibus , non semifl est sed domihns. ef. t. 622. i^eX^ita
riQ dfO(i€iTG}v xBXs6q>6Qog. Dass er jetzt den Thürhuter heraos
haben wolle und keinen andern, geht aus nalntxl etc. hervor)
der soll erst eine Botschaft empfangen , um sie an Aegisth zu
bringen. Der Plan war ja auch gewesen, in das Haus zu dringen^
um den Aegisth Iv ^govotg natgog zu finden. Qottfr. Hermann
nifunit die andere Lesart Mylö^ov ölai^ siquidem hospitäies sunt
propter Aegisthum. Hr. B. meint, das sei sehr matt: eine Kritik,
die für diese Scene gar nicht passt , Denn dass Orest auch seine
ganze Denk- und Ausdrucksweise, nicht blos die Aussprache,
verstelle, werden wir noch gewahren. Wir glauben aber mit der
Belassung von dlai lasse sich , wenn die Interpunetion vor j^ly^
bleibt, ein noch besserer Sinn gewinnen : „es ist des Aegisthus
halber^ dass ich rufe^. Zu diesem verlangt er, wie ein ^ivog
nicht des agamemnonischen Hauses , sondern des jetzigen Herrn :
das Wort soll dem Tbürhüter alle Furcht benehmen und ihn. ge-
neigt machen , herauszutreten. Auch hei Soph. heissfs v. .1106.
dijkmöovj Sri O&uyg fAativovö* avägsg AXyiö^ov tiv$g.
Er kommt *) und fragt %o8an6g 6 ^avog; nod'Bv; eine
Frage, die Or. zwar aus dem Munde des Aegisth erwartete, die
indess wohl in der Instruction eines jeden Thürhiiters liegt«
Orestes antwortet darauf nicht, seine Kleidang und Sprache
konnte schon Jn "Etwas die Antwort geben. Er giebt ihm den
Auftrag, die TtvQioi da^(idrov herauszurufen, er habe für sie
eine Botschaft, nach deren Entledigung er im allgastlichen Hause
Anker zu . werfen gedenke. !E|£Adir(D rtg dc^fiarov ttXaöipoQog
yvvTJ TOTtaQx^S * o^f^Sga d' BVTtQBnaüxBQov
alddg fdg Iv Is^d'tläiv evx inagyifiove
Xdyovg tl^ri^iv.
So V. 632 (663.) sq. Hr. B. will yvv^ ötiyoQxog^ indem er hin-
zurügt: per omnem scenam verba Orestis ita conformata sunt, ut
arctioris eins quae aedium est conditionis notitlam prodant, hie
illic adeo tectus sensus latcat, maxime in fine sententiarnm, qua-
lem orationis ambiguitatem tragici amant. Quae causa est, cur
mullerem qoae aedium Imperium habeat, prins evocet quam do-
minum. Dein quasi se cprrigens cetera addit, ne se non esse
peregrinnm prodat. Pronomen- rig v. 622. (653.) dictum est, qaia
orationem incipit tanquam nihil dictnrus , nisi ut allquis imperium
habens aedibus procedat, quod deinde arctius definit additis ver-
bis yvvi^ ötiyaQxog sq. Quapropter post zeksöqfogog pärnmper
voce subsistendura. Hier ist Wahres mit Falschem gemischt. Man
♦) O. Müller p. 110. not. 3. meint, der Thürhüter werde nicht
•icbtbar. Würde dann Orest wohl zehn Verse ihm zurufen können? Der
lohalt , derselben beweist ausserdem , dass sie zu einem Gegenwärtigen
gesprochen,, den der Redende von Angesicht zu Angesicht gesehen. Es
ist'dn na(faxoQi^(t€i.
182 Griechische Liteiratüir.
dürf zunSchst in der Gestattung der AmbigtiitSt, bei Aescfajios
sümal,.. nicht zu nachgiebig sein. vgl. unten. Unüberlegtheiten,
kann sich Or. unmöglich hier zu Schulden kommen lassen. Für
eine solche aber müsste man es erklären , wollte er Klyt. hier
aliein heraus haben^. Er hat die Todesnachricht zu bringen , an
die Eitern — denn dass er selbst den Glauben- affectirt, als sei
Äegisth des Orestes Vater, kann man aus v. 649. (690.) abneh-
men «— wie kann er nur dazu die Hausfrau herbescheiden 1 Das
würde doch Verdächt erregen, dön er zu vermeiden noth wendiger-
Weise sich bestreben mqss. 'Möchte er sich nachher auch corri-
giren, es wäre der Argwohn doch einmal, angestaclielt. Nein,
es passt nur, dass er es in die Willkür des Dfeners stellt, weil
er rufe, oder vielmehr es durch den Dieiter der Herrschaft an->
heimgebe, wer kommen wolle. Fw^ oder Tonagxog^ lyer es
sei. Dass er dann fortfährt avdga d^ evTCQBnsöTSQOv^ giebt sich
so ganz als wäre es Product einer augenblicklichen Ueberlegnng,
dass es den Diener ganz arglos machen muss.
Zu schreiben \ßt yvvij ij roTcaQxpg , so dass die Worte per
synizesin zu leaen. Will man eine Ambiguität, so liegt dieselbe
in tBkB6q)6Qog^ welches heisst ,,zu Ende bringend^^. Was? der
Diener kann nur verstehen : ,,den Auftrages Orest aber meint
vielleicht: ,,den Planes Indess hier tlint grosse Vorsicht Moth ;
man darf denoi Aeschylüs nicht so kurzweg zuschreiben, was
bauptsächlich erst die späteren Tragiker, namentlich Euripides
so gern gebraucht hallen *).
Schwieriger!^ der folgende Satz: aldag ytig etc. Denn
Hr. B. hat so unrecht nicht, wenn er die gewöhnlichcvlnterpre-
tationiür contoi^ta erklärt, und an der Wiederholmig derselben
Begriife Iv IexQ", unA koyovg innerhalb eines so kurzen Satzes
anstösst. Indess wer nun behaupten wollte, dass gerade all diess
.Ungewöhnlichie der Dichter absichtlich in den Mund des ^(inoQDq
gelegt, als weicher hier Orest erscheint? Denn es wäre thö-
richt, wollte Orest blos durch einen angenommenen Dialect seine
Persönlichkeit verstecken: nicht blos durch die Aussprache,
durch ganz andere Mittel muss er der Gefahr der Erkennung ent^
gehen wollen. Ein innoQog redet, denkt ^ verbindet die Worte
*) Wir kennen bei Aeschylüs nor noch ein Beispiel, im Agamenuu
v. 912 — 3. Wenn dort Klyt. schliesstTa ^ &XXa q)QOvtls ovx vnvn
vtr.tofiivrj d^ast ötyiciloos' ^vv Jd'sqig stiiUQfiivay so versteht sie gewiss
unter dem «ra aXka die Ausfuhnmg ihres schon bis in^s Einzelne ^e&ssten
Planes : Agam. aber „alles Weitere , ^as nach seiner Ankunft der Ein-
richtung oder Sorge bedarf ^ Aber es kann ebenso gut behauptet wer-
den , diese Worte habe Klyt. bei S^te geredet , wie siö das auch v» 973
— ;74. thut. Freilich kann an letzterer Stelle Agam. bereits liuf dem
Wege zur Wohnung sein. — Von der Ambignität in Ch. 655 (696) sq.
sogleich.
_«
Aeachyli Ghoephori, recena^ Bamberger. 183
anders als ein Konigssohn: die Sprache des Gebildeten wird auch
in jenen Zeiten Ton der des minder Gebildeten verschieden gewe-
sen sein. Dass auch die Traj^lcer derartige Abstände in ihren
Dichtungen ausgedruckt haben, davon gicbt der Ph^lax in der
sophokleischen Antigone und der h'ßnogog im Pbiloctet einen Be-
weis, sowie auch schon die Zeugnisse der alten Grammatilcer für
den XSiög xägaKtijQ ciyysXc5v *) hierher zu .ziehen wären, nicht
minder die aristoteiiscne Forderung tc'sqI di tov TcaXaig ri p^ xa-
^X(Ds i^.^QtltaiiqTctnQaiitai oü fiovov öxtmiov slg iavxo ro nS'
nQay(£ivov rj slgrjfiivov ^ sl pstovSc^ov ij q)avXov^ dkXä xal alg
tov ngdztovra ^ Xiyovxo^ nQog ov rj ois ij otcp rj oi Mvstcev olöv
^ (lel^ovogi ayad-ov tva ysvfjtai ^^isl^ovog xccxoS^Lva aTtoyi-
vrjtai '^*).-. Der sorgsame Kritiicer wurde also auch hier zunächst
nachzusehen haben, ob vielleicht in den Worten des Sfinogog —
Orest sonstige Spuren einer minder gebildeten Sprache vorkom-
men ^^ur den Fall durfte wenigstens weder ein contortum dicendi
genus, noch eine Wiederholung zweier dasselbe sagenden Aus-
drücke eliien Grund abgeben, eine Lesart zurückzuweisen. Wäh-
rend Hr. B. mit anzuerkennender Sbrgsamkeit sonst bei der Hand-
habung der Kritik die Gemüthszustände und Verhältnisse der Re- *
denden berücksichtigt. — wir erwähnen z. B. die Noten zu v. 184.
und 189.-, vor Allem die Beurtheiiung der Sprache der Kilissa zu
V. 697. 711. und des Olxhfig zu v. 837. —' hat er hier mit Un-
recht dn solches Vc^rfahren ausser Acht gelassen. ~ Denn wir
glauben., dasselbe würde bestimmte Aufschlüsse gegeben haben.
Was z. B. die bemerkte Wiederholung derselben Begriffe inner-
halb eines kurzen Satzes betrifft , so findet dasselbe und Aehn-
liches V. 625 — 26. (666-^67.), 634 — 35, statt. Es ist eine
Weitschweifigkeit, die auch bei uns für Eigenthüm der Ungebil-
deteren gilt, wenn es an letzterer Stelle heisst 6tti%ovta ig^AQ-
yog — ^ äöjteg dsvg dicsivyfiv xodag. Das ist ein Streben nach
Deutlichkeit, wo dasselbe ganz überflüssig. Daher auch die Bei-
fügung von Versicherungen, die; den möglichen Fragen. des Zuhö-
rers halben. Wegs entgegenkommen , wie v. 638. (679.) xsv9o(iai
yag iv Xoytp^t die grosse Umständlichkeit, mit welcher er gleich-
sam ab ovo anfängt, und das Wichtige neben, das Unwichtige setzt
V. 634 — 39. (675 — 80;), weiter die Anführung der ipsissima
vcrba [Gharaicteristisches jeder Bottenerzählung] des Auftrags,
hiier unterbrochen von einer Beurtheiiung der Einzelheiten des«
selben in navdlxoig ^sftV7][ilBVog' yVir glauben nämlich, dazu sei
■ . ■ * \ '
*) S. in unsern „Verdächtigungen Eurip. Veree" p. 89 — 90. p. 78.
und im Excuirs VI. ;eu unserer Ausg. der Iph. Aul. p. 291.
♦*) Ar. poet. XXV, 8i — Zu vjgl. ist nochr, was in Bezug auf den
Wächter und den Boten in der Antigene Aug. Boeckh in der Preussi
Staatszeitung geschrieben , gelegentlich der Beurtheiiung von der neuen
Aufttthmng dieses Stucks in Potsdam.
1
184 Griechische Literatar.
aus 4f:m . Yoran^eheiide^ ^?^a ^u supoUren, n^nMich Str^ffbiofl:
,^ejr gedachte der EUerp ganz recht^^ T^um A\ittrt\^e gehören die
Worte nicht, sonst würde xavöUcDg schwerlich gereizt sein. Es
ist aber Gewohnheit der Ungebildeteren, den Fi^s^ der Rede so
mit einer eigenen Bemerkung, ni^mentlich mit e^n^m Ürtheile zu
unterbrechen: überhaupt ziehen sie kürzere Sätze defi längeren
Tor, wie wir^s hier haben v. 615.(656.) MylöQqv ßiaci, und Q19
— 20., wo hinter öxoteivdv Tollstäodig zu interpungiren. Ander«
ist das ÖS nicht zu erklären, womit die Rede danach wieder
ai^hebt. Die mangelhafte Verbindung der Sätze kann ebenfalls
^in Beweis d?r Sprache der Umgebildeten sein. Piese pflegen
die Gedanken nur so herauszus^ossen , um die Verbindung mit
dem Folgenden und Voransteheoden wenig bekümmert. Wir
haben hier ein Asyndeton z. B. v. 625. (666.) , v. 663^ (704.),
das keine andere Erledigupg findet. Schwi9r]\ger ist's, auch in
dem Gebrauche der Worte den Ungebildeten zu erkennen. Dass
ayyeklB lüer ohne Zusatz dessen, was er sagen soll, «teht, wollen
wiiT nicht urgiren; denn wir sind.geneigter, üi y. 622. d^n Auftrag
zu sehen, zu dem er vor andern Gedanken, di^ sich ihm häuften,
nicht früher gelangen konnte. Ist aber akXtag v. 639. (680.) nicht
eigenthümlich gesagt? {jxa xal q>eQO für (pegoiv könnte vielleicht
auch herbeizuzieh^en sein, auch die Wiederkehr yoji bItcb 625«
636. 641« 647. und die Doppeiparticipia innerhalb eines Verses,
wie h^ötoQijöas xal öatprivlcag odov 637. und xtiLtaiviöavta
Twl xttte^bv&uBvov T. 665«: jedenfalls verräth das Bild ayxvQav
(kiädvah Iv öp^iOLöL so recht den Kaufmann.
Gehen wir nach diesem Excurs zu der in Frage stehenden
Stelle zurück, so hat Hr. B. aus demnach nicht zu billigenden
Gründen vorgeschlagen alödg yug akkax^elöa vov xdfcagyiiiovg
loyovg Tl^fjöt^ pndor sana mente commutatus, in locum sanae
mentis succedens orationem etiam obscuram reddit. Das ist viel
zu gesucht und zu hoch für diesen i^ixogog. Soll emendirt wer-
den, so ist der Vorschlag von Bothe und Weliatker ovif doch der
beste. Nöthig halten wir keinerlei Aenderung, Man konnte auch
den Satz fragweise nehmen.
Kljt. kommt aus dem Hause *) mit der Electra. Nicht dass
«ie bereits, wie Klausen zu v. 622. glaubt, bei den letzten Wor-
ten des Orest herausgetreten ; es hat vielmehr eine Pause statt-
gefunden , in welcher der Tbürhüter den Auftrag ausgerichtet.
*) ÄU8 der Gesindcwohnang;, sagt Genelli p. 203. Meint er damit
die ywamstbi nvla^ , so hat er Recht. Dahin kehrt sie nachher zurück,
wie aoB v. 832. (878.) hervorgeht. Von dorther hatte sie den Chor
gleich zu Anfange geschickt. Vgl. v. 36. „Die Mittelthar i^t verJ9^0|
ihre Rolle liegt im Grabe: -der Knecht erscheint an ihrer Stelle.'*
Aeschyli Ch^SpKori, recens. Bajoborger« 185
ns^turH^ gan^ genai^, wi^ d^geUbe ertheilt wfr *)• Dar^m kann
Kljt. ^^a^^f antwQrlen. Q^ ^ex Dichter ^ie P^i^oa der Kljt nur
aii|* jci^rze Zeit vo^fühift, %o hat er sie gl^eich in ihrer g^uaea
W^e ft^ftret^n la^^ep ^ wi& ini^q s^e noch Tom ^f t^ten Sti^pke her
keunf. Da ist jeqe Prunksucht, ^ene VersteUiing und Lüge«
,^Si^gt es nur, wess ihr he^V^^t, was sol^h ^in Palast zu habea
gfl^^^, it^r ^nd^t's hier^^ (u(i4 allerdings ertöi^t im Stucke ja oft
g^nyig die Kli^e, dasi^ der ^Ite R^ichthuqi in solchen Händen sei),
^.^)ik^(l¥(^i'9fV^Q.^ (^et^t ^erpichter das n^it Ab^ichtüchkeit vorauf
i^ \jfM giebi's di^ (M^nn, d§np Agai]^. fie^ in e^nem solchen, vgL
Ag- 4I07. 1127- Enm. 460/633. **)> «dfl mvmv «4»^^^«
ötQWfivi^ (wie hatte Agam. sich gegen den Gebrauch derselben
gewehr^: fifj^* ^^cc6l Ctgdöae* inlq>9ovov mgovrl^s^Ag»
921.% äi^>ctic9V' z d/iffaTcov.arapovd/a. Das Letztere, die Anw^-
^ei^he^t ger^^t^E Mei^hei^, ist eine hitt<^e Lüge, mindesten^
eiQe aus To^igei;!^ S^cke ]|i|ek^nnte Verblendung. Wir folgen in
diei^er Erklärung dena Sch^^o indem wiir in Bezug auf ofifia uns
au /^^scbyl. Pers. l^^d. erinnern , wq Atossa sagt : ofLfia yäg dd-
fi&v, vQiii^cj, $£(S7tQxov Tpags^yölav» Hr. 9. sucht nach einer Gon-
jectur, wes^halb nur^ ^^n Vorschlag öi^altog^ Sminixfav %a-
QOV0la^ ißt doch, gegep 4^^ Vulg. gehalten, äusserst matt.
(iresA schliesst «eine \lforte, die er an die Klytaemnestra
richtet) also:
%o6avz a^ov^i^Lg ünov, iL Sk tvy%dviß
%oIq %vgl(yM<i^ 3e^ %QogriKovOi*v kiycoy
Dazu scbreibi^ Hr. Q« bIS^/du, sunt qui ita interf^retentur ut sup-
pleaii^t : d zvy%avm x^xlq no^gT^^ov^iv Kkyfov^ nescio quo sensu.
Inest verQ acerbitas quaedaim quosd Orestem mortuum esse patrem
eins r^i^ci^ceire pi^ ^s^e ^it, tan>qiuim Agamemnonem dudom
occisujff ipse aescUt. . Da;9t i$t Tollkommeni recht, es ist zu üHvai
zu suppliiren ZQ0av%tx^ Dass Orest seine Mutter erkenne, wer
kann daran zweifeln, du Eieotra mit ihr herausgetreten? Also es
ist Vecstellungy-mit welcher er die Klyt: arglos machen wilL
Nicht ohne Grund setzte er v. 636. (677.) ayvmg nQoq uyvm\
er will d^n Anschein haben, als kenne et die Verhältnisse gsir
nicht. Strophius hat ihm gesagt, ngog xovg xBKOVtag solle er
die Nachricht bringen, daraus kann er geschlossen haben, das
Elternpa^r sei das Herrsclierpaar des Hauses. Man kann aber
wohl annehmen, dass bei dieser Nachricht, die ihrem Traume
der verwichenen Nacht so ganz entgegen eintrifft, Klyt. argwöhn!-
*) So versichert der Alte bei Eurip. 667« der feleptra, er walle
Alles 80 genau überbringen, £az' ccvzd y i% aov ctoiuntos Biifijc&ctt
**) Auch bei Eurip, befiehlt Aegisib lovvq äs %a%usztt zolg ^vu%
tifi €ti{iina V. 791. ^
186 Griechisclie Literatnr.
scheii Blickes erscheint, wie sie oft in dein Torigen Stucke im
bedeutsamen Schweigen dagestanden hätte. . Ihr Argwohn spricht
sich auch nachher dadurch aus', dass sie dem Aegisth 4sagen lässt,
mit bewaffneter Begleitung zu kommen. Zur Abwendung des-^
selben- mires Orest schon stark auftragen. Darum können wir
kaum glauben 4 er werde hier eine Ambiguität beabsichtigen, wie
Hr. B« schreibt: fortasse ambigüitas qua^dam quaesita. Verba
enim simul intelligi possunt , ut Orestes par esse dicat, seCIy-.
taemnestram matrem suam nosse, «ensü a Cljt. non percepto*
Dieser Sinn liegt auch wohl zu versteckt, als dass er gefasst wer-
den könnte , zumal 6 xsHfov doch immer der Vater und nicht die
Mutter ist.
Einen grossen Missgriff hat Hr. B. darin gethan.» dass er die
nun folgenden neun Verse, welche nach den Handschriften der
Electra gehören, dem Chore zutheiit. . Nalla prorsus causa , cur
eam coiitra fratris mandatum cum matre in sqenam regressam
putemus. Nicht eine, sondern mehrere nehmen wir wahr. Was
soll El.. im Hause, wenn darin weder Aegisth noch Klyt. weilt?
Wie kann sie dort dann , was ihr Auftrag war , -sv (pvkiöösvv ?
Wie nun weiter, wenn Klyt. ihr . befohlen , sie zu begleiten?
Denn sie ist ja ävtldovXog^ wie sie y/ 136. gesagt^ und oydhy,
äila (415.).. Wie endlich, wenn El. sich dazu drängte, mit
heraus zu gehen , theils um so mit Orest wieder zusammen zu
kommen *) — das erreicht sie^ denn schmählich genug empfingt
, sie den Auftrag , die Fremden in die Gastwohnung zu geleiten,
just als wäre sie eine Sclavin,. nicht die Königstochter — ^ theils
um diesem zu erkennen zu geben, dass die mit ihr Heraustretende
Klytaemnestra sei? Denn diese giebt sich nicht als solche zu
erkennen, Terheimlicht Tiehnehr, wie ans v. 675 (717.) sq. her-,
vorgeht,' dass sie Orestes Muttür sei. Es kann also auch ihr
Anzug nicht ein solcher gewesen sein, der in ihr die Königin
gezeigt. Sie erscheint desshalb auch ohne alle weitere Begleitung.
Hr. B., nachdem er dieTon Martini nnbegreiilicher Weise wieder
aufgenommene Idee des Portns, dass die Verse von Klyt. geredet
:8eien, zurückgewiesen, — wobei er jedoch Manches zugiebt,
was dem Charakter der Aeschyleischen Klyt. widerspricht "*"*") —
*) „UnbevYUsst sendet Klyt. die^niit, die dem Bruder am Besten
jedes Hinderniss wegräumt.'' Genelli p. 204. El. muss doch wünschen,
dem Orest zu sagen, dads Aegisth nicht zu Hause sei, dass er darnach
seine Maassregeln treffe. In dem auf die jungfräuliche Schaam keine
Rücksicht nehmenden Auftrage, der. Mutter zeigt sich dieselbe s& hart
gegen die Tochter , dass die Anschuldigungen der letztem von ▼« 415,
und' 136. nicht mehr für übertrieben gelten können.
^''') Klyt. ist, wie Hr. B. meint, non omni matemi in liberos'amo-
ris senau, non humanitatis sensu destituta. Sie zeige vielmdir mitios
reginae Ingenium in einzelnen Stellen unseres Stücks und des Yorah-
Aeschyli Ch6eplioriyreceiis« Bamberger. 187
aticb das Schwelgten der Klyt. gewürdigt hat, meint also, Chorus,
eingedenk des Auftrags öiyäv ^' oarov öbl koI Xiyuv xi ualgia^
erfülle den letzten Theil desselben. Wir glauben, das würde
von ihm sehr axalgog gesprochen sein; denn eine derartige
Sprache mochte l^yt. schwerlich schon von einem Sclavenchore
gehört haben, der es oben fürjtQinöv hielt, dlxaiä xal li'^' dl-'
Tcaia alviöai ^i&Qxag. Die Sonderbarkeit der Worte im Munde
des Chors muss bei der^ Annahme, dass er aus Trojanerinnen
bestehe, noch grosser werden. Wie konnten denn diese an Orest
solchen Antheil nehmen und von diesem so Vieles erhoffen, wie
von einem Freunde? Wie kann der Chor* nur den Ausdruck
ßaTcxslag XixA^g gebrauchen v. 657. (698.) 1 Nein! wenn auch
Droysen in der neuen Auflage seiner Uebersetzung diese Auf-
fassung theilt , sie ist ein Missgriff. Auch schon desshalb , weil
dann Electra gar nicht wieder auf die Buhne kommen würde, der
Zuschauer also von der Ausrichtung ihres Auftrags gar keine
Kunde erhielte. Des Chors Pflicht ist zunächst öiySv onöv dsu
Den andern Theil des Auftrags richtet er gleich ans, wo er die
Kilissa bearbeitet. Electra ist die für die Worte passendste
Person. Sie ist's auch bei Sophocles v. 674., die auf die Todes-
nachricht zuerst in die Klage ausbricht: ol^ytü xdXaiv ok&Xa
T^d' Iv fiixiga — anG)k6(iriv övörtivog ovdsv eI[i hi^ wShrend
Klyt. dazwiscbenwirft: xt ^i)$ co ^slvs; fii; xävrrj^ xlvs. ElectrH
erkennt wohl den argwöhnischen Blick der Mutter: sie will ihr
durch ihre Klagen, die d<?n Beweis geben , dass sie in die Rich-
tigkeit der Nachricht keinen Zweifel setze j allen Verdacht
nehmen.
Hrn. B.V Conjecf ur xctr ßxgag sl^xag tog rtOQ^ovfiB^cc sagt
uns sehr zu, liieht so seine Empfehlung von ßaxxtlag ^cfAi;^,' wie
Emperius wolltef&r ßttH%tlag xaX'^g. Warum soll in dem letzter^
Ausdrucke nicht eine ironisch ausgesprochene Schmähung der
Klyt. liegen könnend Auf die Ambiguität in den letzten Versen
hat Sohwenck aufmerksam gemacht: „intelligit de Oreste viva,.
quod Cljft. de cinere mortui accjpere debet>^ Hr. B. will das
gehenden. Das ist nicht wahr. Die Stellen, "worauf sich Martini be-
ruft, sind theils Vorstellung (Ag. 877., wo sie sich entschuldigt, dass
Orest deif Vater nicht mit enipfange)^ theiis die bitterste Ironie- (Ag. 15ö5.
von der dem Vater im' Hades entgegentretenden jphig.). Die Aeschylei-
sehe Klyt, ist entschieden schlecht, so hat sie sich am Ende des vorigen
Stucks gezeigt, so wird sie der Dichter auch hier darstellen, -dass des
Zuschauers Durst if^ch' Rache nicht nachlasse und so das Motiv der gan-
zen Handlung verschwinde. Kilissa beschreibt sie gleich , sie freue sicfa^
rie lache y so viel sie's auch bnter' einem trugen Gesichte zu verbergen
sich bestrebe« Wesshalb verlangt sie denn auch im entscheidenden Au-
genblicke wieder nach dem Beile, als um es gegen Örest zu zucken?
Man darf nicht die Sophokleische' hierher ziehen wollen !
188 ' Griechische Literatur. *
allenfalls gelten lassen, doch fugt er hinzu: subjectam ad iyyga^
<pBi, aptius non Orestem sed 8(0(idrci)v dgccv intellexeris,, quae
spem ad exitiim duxisse dicatur. Quapropter Tide an v, 655«
interpangeiidum xal vvv — 'Op. ^v yag avßovkcog ^xav^ y. 658.
autem cum Heathio iyygcifpHg scribendum sit Das ist desshalb su
Terwerfen, weil da der Hauptbegrilf, zu desAn Ankündigung die
vorigen Verse dienen , in den' Nebensatz tritt. Es bedarf auch
der Aenderung nicht. Electra vollendet nicht den angefangenen
Flusa d^r Rede; sie nimmt ihn zwar wieder mit vvv de *) auf,
^ber — wohl absichtlich zur Erreichung der Ambignität — redet
sie , als brauchte es nicht verheimlicht au werden, dass der wirk-
liche Orest der Ifiscopog sei. ,,Er bezeichnet als gegenwärtig^
kann's eigentlich nur von dem Boten heissen. Aber von dem
Tode des Orest soll es Klyt. verstehen: ein ungewöhnlicherer
zwar, doch keineswegs unrichtiger Ausdruck. Nun wird, je
pachdem man es aus dem Sinne des Oreat oder der Kljt. auCfasst,
ßa^x^lag xal^g als Gen. obj. oder subj. zu nehmen sein. „Orest
ist zugegen, er die erwartete Hiilfe gegen die Kljt.^^
Hr, B. will bei' v. 666. (707.) mit Wellauer a|tW, was bei
der gewöhnlichen Furcht vor den absolute posltis verbis allerdings
noth wendig ist; v. 670. fiaxQug jccAavd'ovgy v. 672. dxiö^ozovg
ta. Wir vermissen bei ihm die Bemerkung am Schlüsse von
Klyt. Worten , dass aus ihnen hervorgehe, sie wolle nicht iur das
erscheinen , was sie ist , wenigstens nicht für zu den TtQatovvtBQ
gehörig. Am Schluss des Agam. sagte sie iya xai öu 9ij6onBv
xgavQvvx» tavSs 8a)fjbat<Dv xalcjg. Dass mit demot; öxavl^
^ovTeg (plkmv den Worten der Electra eine Antwort gegeben
werde, hat Hr. B. zu v. 650. sehr richtig bemerkt. Verständlich
wurde das dem Chore, der Electra und dem Orest; dem SpL%ogoq
wäre das unverständlich. Vor den beiden andern genirt sich
Klyt. mcht. Im Agam. 1434 sq. weist sie auf gleiche Weise die
Drohung , des Chors von v. 1429. If^ öl xQij ötsgofnivav
^Lka^v Tvmf*a tvf^|tutl, xl^m zurück mit den Worten: ov (io&
^oßoQ^ eoig Sv ai^ nvg 1^' sövlag ifi'^g jiiyi69og* Auoh
Sophocles legt ihr v. 652. in den Mund die Hoffnung : cxt^tcxqu
iu(i<pBjt6(/v q)Uoi6i ^vvov0av olg ^vveifit vvv*
Eine leichte Emendation hat Hr. B. zu v. 685 (726) sq. auf-*
gefundei), we er vorschlägt: vvv yäg ax(iä^st^ IJei^a doUa^
^vyHaxaß^vttt , %^6vft0v ö 'Eggi'^v xavtov vvx^ov tolgS iipoSsv^
0at ^L^o8itjXi^%OL6iv äyäötVj mit der Note : n. döX, est vocativus^
quam precatur ut una cum Oreste in certamen descendat simul
vero lit Mercur. terre^ter et ipse per noctem vel noetumua ad-
**) Ib der gleichen Sceae bei Soph. nacht^s Kiyt. v. 783 — 86.
ebenso; mit vvv Sh begiant sie, und nachdem sie sich selbst onterbrochen,
fahrt sie mit einem wiederaufgenommenen vvv öh wieder fort« Jene
Scene ist dem Wortlaute nach auch sonst der onsrigen ähnlich.
Aeschyli Choepbori y recens. Bamberger. ' 189
/
(
Teniat. Nvxioq ea refertur, quod res nocturno tempore agitiir,
fiimul fortasse ad cognomen Dei alliidit. Similia habet Soph. El.
1389. 6 Ma[ag ds naig 'Egfi'^g eq) aynSokov Cxortp 9(Qvxl>ag,
Zu Y. 689. (730.) begnügt sich Hr. B. mit der Bemerkung
des Schol. tevxeiv xciTidv' dvrl rov nsnotijTiBvaL niv&og riß
^?XG) dii t^g dyyBllag, Wie stände dann wohl das Träsens
richtig % Ausserdem wie nichtsbedeutend wäre das, auch nicht
xalgiov;- denn wenn er oben die Nachricht von Orest's Tode
gehört und den Einflnss derselben auf Klyt. wahrgenommen,
wozu dann diess Wort? Hier will die Scene gespielt sein : die
Thüren öffnen sich , man hört ein Schluchzen : hat Orest schon
den Mord gethan? Denn dass Aegisth abwesend sei, weiss ja
der Chor nicht. Allerdings ist ^ivog dabei ein Ausdruck der Vor*
sieht, eben hervorgerufen durch die geöffnete Thür. ^,Der ^evog
scheint ein Unglück zu. beginnen, denn ich sehe hier KU. in
Thränen.**^
J)ie Vertheidigung der Scene , in welcher Kilissa mit treu-
herz^er Weitschweifigkeit von den Sorgea erzählt, die sie um
Orest, als er noch in den Windeln gelegen, wie jede Amme um
das ihr zur Pflege gegebene Kind gehabt , hat Hr. B. in der Intro-
ductio p. XV. also geführt: Sunt qui poetam reprehendend'um
existiment, quod ea quae de Orestis infantia memorantur, cothurni
dignitati parum conveniant, v. 714 sq.'
ov ydg rt qi^vhl ualg Iz eSv Iv fSnagydvoig
^ kip>6g , ij öiilf* ij Tig bI kii)0VQla
1^81* vitt OB vfjävg «vtagK^g ziKVfOV,
Qaibus versibus fesiiTissimis nuUo modo carere velimus. Ceteniin
ut sceDa illa festivitale ipsa soa satfs excusatur, ita landem mere^
tur, N universam fabulae rattonem re^exeris. fitfiil eilim fere
nisi quae horrorem incutiant, omni« caedtom, scelerDra^ vindictae,
furiaram plena, atram quasi veluni fabolae obdactnm videt. A
quibus avocari pauUisper animum poeta, opinor, irec^ssariam
judlcavit. Observandum autem, ubi illas nUtricia fiicetias poauerjt.
Interpositae enim sunt eo loco , quo oatniuni iniitii certamine (ro-
xime ifnminente quam maxime intendnntnr. Unde a^paret;, poe-
tam non latuisse magnam vinti , quae ad pcreellendos animos in eo
Sita est, ut quo magts moveas audieutea, res plane contrariae
atque inter se pugnantes jungaQtur eaedemque opponaliCnr.
. Wir sind weit entfernt, diesen Versuch der Rechtfertigung
des Dichters zu tadjeln, zumal allb übrigen Gelehrten darin an-
stimmen *) und wir bei Euripides ganz Aehniiches dorebzufQhren
▼ersacht haben (vgl. Darmst. Zeitachr. 1840 nr. 18 ^ 23.) , nnr
können wir nicht umhin , das Glück zd belächeln , das Aeschylna
im Vergleich mit Euripides zu haben pflegt. Was mati in einer
*) Genelli.p. 205. MSller p. 195. Proysen p. 210« ed. L
«
190 Crriechigche Literatat.
Tragödie des Letztern sogleich zu dem Beweise benutzt haben
würde, dass dieselbe an's Komische streife , wahrscheinlich also
statt eines Satyrspiels gegeben sei, wie Alqestis "*;), das sieht man
hier dem Aesdiylus nach, ja findet darin grosse Schönbeiten,
weise Berechnungen des Dichters , in ,,d(en Empfindüiigen des
Schauders eine Erholung zu gewähren^% ,,den Geist der Häus-
lichkeit auszuzeichnen , der in diesem Stücke he'rrsche^S ^»dnrch
so ganz heterogene Dinge die Erregung der tragischen Geföhle
tM stärken^^ Wir wollen einem Jeden die Präge vorlegenv wenn
obige drei Verse als Bruchstück bloss bekannt wären, wurde es
wohl Jemand wagen , ihnen einen Platz in einer Tragödie ein-
zuräiunen? Ebenso wenig, wie das Fragment aus der Niobe bei
Flut. Q. Symp. YI^ 6. für dasjenige einer Tragödie, wenigstens
bei Hermann op. IlL p. 39., gilt So unsicher ist das den Kriti-
kern so geläufige Scbliess'en ^'^)! Uebrigens halten wir die Er-
klärung, der Dichter habe eine Erholung geben und aus dem
Kontraste '*'^'*') desto grösseres Interesse für die tragischen Perso-
nen gewinnen wollen, um so mehr für richtig, qls wir ent#tckt
zu haben glauben^ dass Aeschylus auch in dem Mittelstücke einer
andern Trilogie derartigen an'^s Lustige grenzenden Bxpectoratio-
neu nicht abhold gewesen. Vgl. wir die* Perser, wo der Geist des
Dareios verschwindet. Sollte man's glauben, dass' seine letzten
Worte, an den Chor gerichtet, dahingehen:
' ■ — » t
"*) Nach and nachkoxnmeB immer neue Belege, wie unrecht die
Aiischoldigangen \ auf welctie hin ,man das Stück für ein Ix tqcLy i%ov wüh
(u%6v erklären mochte. ' So hatte Wieland auch aU lächerlich hingesteilt,
dass Admet sich eine marmorne Statue machen bissen und diese küssen
wolle. Nach dem von Welcker Griech. Trag. II. p. 498. Angefahrten,
womit Walz rhet. vol. I. p. S92. zu vergleichen , mochte der Tadel wohl
verstummen. Wir bemerken auch noch, dass die Parodieen desAristo-
phan^s aus der Alcestis ganz ihren Zweck verfehlen würden , w6nn die
letztere keine wahrhafte Tragödie hätte sein sollen. Diess noch aU
Nachtrag za 1^l.8em Vertheidigungs versuchen in der Darmst. Zeitschr.
1837 nr. 50— 51. 1840 nr. 18--.23.
**) Gesetzt, es fände sich folgendes Fragment!
mal (trjv nsiconuog y mg Q'Qcc6vvs.a9ai nliov
Heifiog iv ^6yL0ig lt%u
wer wäre nicht geneigt , es von betrunkenen Menschen zn verstehen and
einem Satyrspiele anzureihen ? Aber man vervollständige es aas Agam.
1188—9. , ^ie nun ? '
***) In Eur. EL muss der Autorgos diese Rolle übernehmen , der
ein guter , simpler Mensch ist und mit seinem hausbackenen Verstände
die drolligsten Reden von sich giebt. Eine gewisse Lascivitat in der
steten Wiederholung, dass Electra, obwohl verheirathet', noch immer
nccQ&ivog sei, ist nicht unabsichtlich. Die jungen Herren in Athen
mochten schön lachen bei v* 50 sq. 257 sq. und v. 311«
Aeschyli Choephori, recens. Bamberger. 191
viiBig ds Migßug %alQhx^ lv%a%oiQ opmg
jd>g tolg %uvov6inXovTdg ovShv (Qq>hXtu
Ist das ,,Hoheit im Schmerze und flrhabenhcit in DemuthiguDgf^\
was Bode Gesch. der Hell. Difchtk. IlL p. 288. not. 2. ihm beilegt?
Man erinnere sichv^ie man über die Auffordiening zum Fröhlich-
sein , nelche H^cules in der Gurip. Alcestis an den Diener er-
gehen lässt, den Stab gebrochen. Hercules, weiss dort nichts von
dem Unglücke, das den Admet betroffen, hier aber weiss Dareios
Alles und giebt dennoch den lustigen Rath , dem der kurz voran-
gehende nichts an Lächerlichkeit nachgiebt*). Höre, sagt er
zu seiner Frau, geh hihein in's Hans und hole fiir Xerxes einen
neuen Rock , damit er ^ nicht so zerrissen sei , — und kann man's
glauben — Alossa ruft aus, o! Dämon, von allem Unglücke
was mich betroffen, ist doch das das Aergste, dass ich hören
inuss, mein Sohn gdhe in zerrissenen Kleidern:
liältöta d' jjd£ 0viiq)OQä ödycvBi^
armlav ye jcaidog ducpl öduati
Wk haben a. a^ (X *'^) von dem Komischen auch in der äschyli-
sehen Tragödie gehandelt; wie wir dort Manches z. 6. alles Obige
aü8geilass<en , so gestehen wir. ieih , dort auch Einzelnes ungerech-
ter. Weise herbeigezogen zu haben, z. B. die letzte Scene der Per-
ser^ so weit unsre Auffassung auf einer Verkennung des ethischen
Dativs beruht.. Gern naöchten. wir hier auf die Scene des Agam,
anrückkommen , wo der Chor der Kassandra gegenüber nicht sel-
ten komisch erscheint; es. fehlt aber dazu hier der Raum; so be-
g;nü^en wir uns hier liur anzugeben , dass sowohl v. 1083. ; — wie
T. 1312. von dem komischen Anstriche nicht frei zi^ machen sind,
abgesehen davon ^ dass sein eignes Geständniss des Mangels an
Fassungskraft sowie das neugierige Fragen, ob sie mit Apollo
der Liebe gepflogen , ob sie der Gott nicht ob des totam per
noctem exspectare bestraft habe, endlich der ganze krasse Unglau-
ben des Chors manche lächerliche Seite darbietet. Manchmal
scheint es , als wolle er Kass. lächerlich machen.
In der Scene zwischen Kilissa und dem Chore hat Hr. B.
V. 732. (773.) völlig missverstanden. „Sag dem Aegisth'S heisst's
dort, „er solle allein kommen, damit ihn die von Klyt. gebotene
Vorsicht, mit bewaffneter Begleitung zu kommen, nicht mit
Furcht erfülle, das sag ihm schnell und zwar recht freudigen
-'•') Amphitr. in Herc. für. 504. giebt den ähnUcheu Rath :
dX)^ o ysQOvrss fifuqd fiiv zct xov^ßCov
xovTOv Ö* OTnog '^dtata SiccTCSQaaoLtBy
i^ r^^egas ig vv-nza fii] IviioviiBvoi.
Gerade als hätten die Alten ein Recht zu derartigen Lebensregehi.
♦♦) Darmst. Ztschr. 1840 p. 180 sq.
ld2 Griechiflche Lkiteratur.
Herzens: hv äyyika) yag TtQvievdg og^ovttxi Xoyög* Hr. B. sieht
in diesem Verse den Sinn: nt Aegistbum solum venire jubeat,
qiiia cum nuntio occiiitum colloquium praestet, während es doch
faeisst ,,in dem Boten (dem Orest) ist uns eine geheime Nachricht
geworden^^ Darauf sagt dann die Alte dXX* ^ q)Qovitg sv zoiSl
vvv fiyyiXiiivoiq ; wie ähnlich bei Soph. El. v. 390., Eur. El.
T. 568. steht, und noch deutlicher nachher Mx^ig 'H tav Xtlsy-
fiiv&v Ä/%a; Dasswir in t. 739. (780.) einen Rückblick des DIcIh
ters auf Ag. t. 974. wahrnehmen, so dass hier dasselbe Wort,*
was Klyt. dort in Bezug auf Agam sagte, jetzt in B^zug auf-tiie
gilt , haben wir oben angcföhrt.
V. 883. (929.) ist dem Orest zugeihefit, ohne dass mit
Wellauer nachher eine Yerslücke angenommen wäre. Das büKgen
wir, Termissen aber die Angabe der Gründe. Da Orest dien
Traum kannte , ihn sogar seinem endlichen Einschlüsse oben gati^
eigentlich zum Grunde legte , so passt der Vers fiir seinen , 1ifer
Mantik fromm sich hinneigenden Geist, Redete Klyt. den Vers»
80 würde darin eine Hinneigung zum Göttlichen , eine Umwand-
lung ihres Gemüths liegen, die, was der Dichter vor Allem
hier am Schlüsse wird vermieden habend ihr das Mitleid der
Zuschauer verschaffen könnten, Klyt. verachtet .die Träadrcs Üi
Ag. 276., siehe oben.
Dagegen wundern wir uns, dass Hr. B. mit den uhrigen Inteir-
■ preten, die Verse 837 — 8. (883 — 4.) dem OUstfig belassen hat.
Dieser kommt mit einem Wehrufe aus deiti Hiause, geschickt k^nii
ihn Niemand haben, aus eignem Antriebe will er Klyt; herbei rufen.
Er ist alt, hier bedai^s ein^s (idl* '^ß'cSv gegen die Mörder.
Nicht dass ein Solcher noch helfen könnte, da di6 That beireiits ge-
schehen*),-wie sollte das also angehen? „Hebe! Tanb stnd
sie im Haus, sie schlafen; tch schrie vergeblich. Wo ist Kly*
tanmestra?
ioixs vvv ä^tijg ^vqov nskceg
avx^v nedBLö^ai ngog dlTcrjv UBicXiyiievog*
Was beisst das im Munde des alten Dienerst Videtur sr^Ai^ ita
^ explicari posse ut ad imperfectum loquend! genus et pteoriä^ibbs
referatur, quibns Aesch. servörum hominumque humili loco oriun-
dorum orationem pterumque ornare voluit; 6 avf^g Inl ivgöv^
nskag sc. rov ^vqov av^riv. Das ist aber nicht illein das Sonder-
bare, Woraus schliesst denn mit einem Male der Alte, iHk^
Klyt. Leben auf dem Spiele stehe, da er eben die Sache rab ab-
gemacht ansah? Woher kommt ihm der Gedanke , Orest [denn er
. bat ihn erkannt s« v. 840^ (886.)] wolle einen Muttermord begehen
*) 8ian%7tqay(iivcov cur dicat, vix esse videtur, quum res nondum
ad summum fineni perducta sit, Clyt. adhuc viva. Sb Hr. B. zu y. 834.;
aber allerdings glaubt der Alte, die That sei vollbracht. Zu vgl. ist Ale.
88. xAvet TIS !^6qv to^ mnqayykivfovy wo Pflugk nachzusehen.
Aescbyli Choephori, recens. Bamberger. 193
80 noan^regt? Wie? und einen Helfenhelfer will er also ab-
^fbeli, will Klyt. dazu bewegen, die Tliur zn öffnen, wo diesel-
ben besser versdilossen bliebe? Wie passt denn für ihn mit ei-
nßm Male der Ausdriick ngog dUrjv? Zur Entschuldigung reicht
niclit ans, was 6eaelli.8agt, er setze alle Ehrerbietung bei Seite.
Nur Orest , Electra oder der Chor kann so reden. Von ihnen ist
aber Keiner anf der Bnhhe. Die Verse sind aus ihrer urspriing-
liehen Stellung herausgerissen. Wir setzen sie wieder dahin,
nämlich an den Schluss der ganzen Scene, vor 885. (9«^1.) Mit
diesen Worten tritt der Chor aus seinem Schlupfwinkel wieder
hervor, der Chorführer ruft sie damit gleichsam wieder zusammen.
Nnn ist «iXäg mit Butler de loco zu fassen : prope Aegisthum, und
so wird das xal r<dvds von v. 885. (931.) erst recht verständh'ch.
Wir nelimen also an, dass nach den Worten des Alten: noiKkvtai-
fivijöt^ocf rl ögä; die gerufene sogleich aus den Pforten der
Frauen Wohnung trete, und nach dem Grunde des Geschreis fraget
Der Alte giebt die Antwort:.
rov gcDi/ra xalvBiv rovg rt&vfjHOtag Xiy(a,
Also bloss die Nachricht von dem Morde des Aegisthus : die Ge-
storbenen (d.h. der fär todt von Euch gehalten wurde, Orest)
sind. die Mörder des Lebenden. Der Singul. tov ^(ovta ist dabei
zu beachten^ der mit dem Plural hätte vertauscht werden müssen,
dächte . er wirklich an Gefahr für Kl jt. Aber diese weiss damit
genug, dass au^h sie der Mord bedrohe: doXoig oXovfiB^' Sifnsg
ovv iKTBivtfuBv ist die Sprache des bösen vom Traume geangste*
ten Gewissens, der Erinnrung an Kassandra^s Prophezeihung.
Schnell will sie das atte Mordbeil herbei haben , sie will mit dem
Sohne kämpfen um Leben und Tod.
ivtav&u yäg dy tovä' ci^ixofifjv Haxpv
d. h. denn so weit bin ich in diesem tckhov gediehen. Das konnte
für eine Sprache der Reue gelten, die, wie wir oben gesagt, der
Dichter unmöglich ihr am Schlüsse noch zutheiien kann. Wiel
wenn der Vers dem Orest gehört, der mit deh Worten ans dem
Hause tritt : -
ivtav9a yoig di^ vovd' €iq)ix6uijv xaxov,
06 xal fiativo} ' %(ß8s d' dgKovvrmg l^sc.
also gleich seine zweifelnde Stimmung offenbarend, vor dem Ver-
brechen des Muttermords noch immer znrückbebend. Das ydg
mochte einem Abschreiber zu auffallig sein — der Begründungs*
Satz dem zu begründenden voraufgesetzt — in der ganzen Scene
ist aber viel Verwirrung im Personenwechsel. Dass Oresi seine
That eint xaxov nenne, gestatten wir ihm lieber, als der Klyt.
Er thut» auch v. 980. 1041.
Gern begleiteten wir den> gelehrten Hm.^Herausgeber noch
eino/ Scene hindurch, müssten wir nidtt furchten, bereits zu sehr
das Maass einer Recension überschritten za haben. Vielleicht
findet sieh bald eine andre Gelegenheit, über mehrere andre
ZV. Jahrb. f. Phif, w. Pää, od. Krit. Bibl. Bd, XXXIV« Hft. 2. 13
194 Griechische LiteratUT.
Punkle noch su sprechen, namentiicb ikfcer die letite Seene des
Stucki, die bifliang too den Interpreten bu kurz ab^ef^rtlgft l8t,faet
ohne Rficksicht auf das folg^ende Stück, zu weldiem aie doch die
Brücke baut Wir halten es z. B. für unmo^Uch, dass die Furien
am Ende des Stücks wirklich erschienen, wenn auch Genelli,
Müller und Gruppe also ang^enommen. Es ist nichts als eine
Vision, die deutlich Jedesmal aus den voranstehenden Worten des
Chors hervorgeht. Dieser sagt vrl002. (1047.) ikBvdigmöag tijv
n6kiv dvolv dgaxovtoLV tsß^v xaga* Or. hängt an diesem
Begriffe, er sieht Furien, nfit Drachen im flaare. Der Ausdruck
bürgt hinlänglich dafür, dass es nur eine Vision sei. In den
Eumeniden fehlt nämlich diess Drachengeschlinge im Haare der
Furien gänzlich, und doch wäre es sonderbar, dass diess so be-
sonders Grassliche in der SchUdemng fehlte, die eben darauf aus-
geht, auf den grauenhaften Anblick vorzubereiten« Was Fausair.
I, 28, 6. sagt, MQWfog ds 6q>L6tv Al6%vlog dQaxovtag iMolij^eiv
OfAOv talg Iv ty xBtpaky dgt^lv üvai, bezieht sich zwar anf diese
Stelle, lief ert aber keinen Beweis , dass sie wirklich von ihm. so
dargestellt gewesen wären. Ebenso sind auch die bluttriefenden
Augen nichts als eine Vision. Chorus hatte gesagt xotalviöv
alßd tfoi xsQolv Erl. Es ist das ganz wörtlich zu nehmen, er hat
wirklich Blut an den Händen, wie er in den Eumen. v. 42. noch
erscheint ar^iare ütä^ov xslgag. Vgl. Eur. El. 1173. Von
diesem Blute erhält die Vision frische Nahrung, als wären sie
Wir berücksichtigten nicht minder gern Dindorf s von Hrn. B.
richtig zurückgewiesene Verdächtigung von v. 568« öLyäv Q^
oaov dsl xal XiyBLV tu HaCgta , um bei der Gelegenheit die oft
ganz wörtlichen Wiederholungen von Gedanken und Wendungen,
ja! ganzen Versen mitzutlieilen , die sich Aeschylus innerhalb der
vorhandenen Stucke — und es sind deren doch nnr sieben — erlaubt
hat. Es w-ilrde daraus hervorgehen, wie auch hier der beliebte
Schluss, well der Dichter an einer Stelle so geschrieben, werde
er nicht an einer andern ebenso geschrieben haben , total falsch
sei. Wir müssen auch diess auf passendere Gelegenheit verschie-
ben , so wie wir es uns versagen müssen , die vielen Stellen anzu-
führen, die durch die Bemühungen des Hrn. Herausgebers theUa
lesbar thells durch eine vernünftige Erklärung verständlich gewor-
den, Die Sorgfalt in den Versuchen, die in den Hdschr. mono-
strophisch geschriebenen Lieder antistrophisch zu constitairen,
wobei auch die abweichenden Meinungen anderer Gelehrten an-
geführt werden, nicht selten auch von Emperius, dem gelehrten
Freunde des Hrn. Herausgebers, ist .gleichfalls rühmend anzuer-
kennen. Wir adieiden von dem gelehrten Hrn. Heransgeiier mit
der Bitte, unsere Ausstellungen nur für das anzusehen, was 'sie
sein sollen , ein Schärflehi zum richtigen Verständniss des Stnckz
und der ganzen Trilogie, mit dem aufrichtigsten Danke für dea
Jahn : Anleitang zur Abl^toag georoetr. Figuren. 105
OeaiiM, den uns die Lectiire seiner Arbeit gewfihrfc^ endlieh mit
dem innigen Wunsche, er möge bald eine neue Fmeht seiner
ischylischen Stadien der gelehrten Welt schenken.
Druck und Papier sind recht gut; das angehängte Druckfeh«
lerverzeichniss zeugt von grosser Sorgfalt, zumal dabei manches
Frühere zurückgenommen und ergänzt ist
Cassel. O. G. Firnhaber.
Anleitung viehr als 50 Mülionen grossteniheila neue geometrische
Figuren, die durch eihen in 'der Ebene sich bewegenden Punkt nach
gewissen Verbindungen zweier Kegelschnitte erzeugt werden, aus' einer
allgemeinen Konstruktion herzuleiten und zu entwerfen. Nebst allge-
meinen Bemerkungen über die Anwendung dieser Figuren in der Zei-
chenkunst und Mechanik. Ein Beitrag zur Curvenlehre. Von Gustav
Adolph Jahn, Dr. Phil. u. Lehr. d. Math, in Leipzig. Mit 14 Stein-
drucktafein« Leipzig, Hinrichssche Bnchhandl. 1836. XU u. 212 S.
in gr. 8.
Der Weg«) welchen Hr« Jahn verfolgt, um die auf dem Titel
angedeuteten Figuren abzuleiten , ist im allgemeinen folgender.
Er gehet aus von den beiden Gleichungen :
Ay'» + Bx'y' + Cx'^ + Dy' -h Ex' + F = 0,
A'y"* + B'x'y" + CV* + D'y" + BV + F' = 0,
welche beide auf dasselbe rechtwinklicfae Koordinatensystem sich
bezieben; die durch die erste Gleichung bezeichnete Linie nennt
er die primitive^ die andere die aecundäre Kurve. Unter der
Voraussetzung nun , dass a, b, a^ c\ m ß, «^ yU m, n, p, q Li*
nearkonstanten ,, und r, s, r^, a^, q^ tf, pi, ö^ qt Angulark^Histanten
bedeuten, welche beliebig aber gegeben sind, und AX die Abscis-
senaxe , A der Anfangsptmkt ist , giebt er folgende Konstruktion
an: Im Anfangspunkte A trage man eine Linie AB' =zn+hx' an,
welche mit der Abscissenaxe AX einen Winkel XAB' s= rx + 8
bilde, ziehe durch B' eine Parallele B'E" mit AX, setze an B' die
Gerade B'ß = a' + c'y' , welche mit B'E" den Winkel BR'E" =
C'G^^mit AX, und setze in C die Gerade C'C = «' + / y" an,
welche mit CG^^ den Winkel CC'G^^ = (r + r^ + p + g.yx -f
(s -f- Si -f- tf + öi) bilde. Ferner ziehe man durch C die CD'
parallel mit AX, und ausserdem von C die Gerade CD =»
m + nx' + py' + qy", wdche mit CD' den Winkel DCO' = <p bilde,
falle von D auf AX die Senkrecdhte DA^^: so ist för den Punkt D
offenbar AA^^ = x die Abseile und DA^^ = y die Ordinate.
Denkt man nur der Abscisse x' der primitiven und seeimdären ^
Kurve hnmer andere und andere Wetthe gegeben, und den jedes*
. 13*
1 I
196 Mathematik.
mal augebörig^en Werth der Ordinaten y' und y" bestimint (wel^^he .
Werthe aber hier iir reinen Zahlen ausgedriickt sein müaBen) und
wiederholt man in jedem Falle die hier angegebene Konstruktion ;
so wird man für D immer andere und andere Funkte finden, und
eben diese Punkte sind^ Paukte der neuen' krummen Linie,
und es kommt darauf an, theils die Gleichung dieser Linie
zu finden,' theils und hauptsächlich diese Linie selbst zu konstrui-
ren. Uebrigens ist einleuchtend , dass es nicht möglich ist, die
hier angegebene Konstruktion gleich anfangs wirklich auszuführen,
weil sie tou dem Werthe der noch unbekannten Abscisse x ab-
hängt ; sie dient nur dazu , um im Allgemeinen die Art der Ab-
hängigkeit der neuen krummen Linie von den beiden gegebenen
anzudeuten. Die grosse Mannichfaltigkeit der verschiedenen Ar-
ten von krummen Linien, welche auf die bezeichnete Art bestimmt
werden, ergiebt sich leicht, wenn man erwäget, dass erstens
jede der beiden Gleichungen, von welchen hier ausgegangen wird, ,
einen der fünf Kegelschnitte vorstellen kann (die gerade Linie und
den Kreis besonders gezählt) , welches im Ganzen 25 Fälle giebt,
wonach der Verf. sämmtllche hier betrachtete Kurvep in 25 Haupt-
geschlechter theilt;.und dass fener von den 21 oben eingeführten
Linear- und Winkelkonstanten a, b, a^ . •• rj, Sj, <5], tp entweder
keine , oder 1, oder 2, oder 3, u. s. w. zusammen gleich Null ge-
setzt werden können, während die jedesmal Uebrigbleibenden
nicht verfiTchwindende positive oder negative Werthe haben; hierauf
begründet sich natürlich die grösste Mannichfaltigkeit, uad es wird
nun dem Verf. nicht schwer, die auf dem Titel angegebene Anzahl
▼on möglichen krummen Linien nachzuweisen. Bei dieser grossen
Anzahl war es natürlich dem Verf. nicht möglich , alle verschie-
dene Arten von so bestimmten Kurven durchzugehen. Er leitet
zu Anfange eine ganz allgemeine Gleichung ab , welche alle denk*
baren Kurven der hier betrachteten Art in sich schllesst, giebt
dann die besonderen Modifikationen , welche die in . dieser Glei-
ehnng vorkommenden oder damit in Verbindung stehenden Grös-
sen für jedes der 25 Hauptgeschlechter erleiden, theilt die Kurven
jedes Hauptgeschlechtes zunächst in Familien ein,' indem er zu
derselben Familie alle Figuren desselben Hauptgeschlechtes zählt,
für welche die Winkel r, s, rj etc. von derselben Beschaffenheit
bleiben, unterscheidet dann bei jeder Familie wieder verschie-
dene Arten von Figuren , indem er unter einer Art von Kurvea
alle die zu derselben Familie gehörenden verstehet , welche aus
der Stammfigur mit der nämlichen Anzahl derselben nur ihrem nu-
merischen Werthe nach sich unterscheidenden Linearkoeflicieniea
a, b, ai etc. entstehen, und untersucht nachher näher nur gewisse Fa-
milien, wobei er einzelne bestimmte Beispiele ganz speciell und aus-
führlich betrachtet. Offenbar bietet dieser hier nur ganz kurz ange-
deutete Stoff dem eigentlichen Mathematiker ein weites Feld zu maii-
nichfiiltigen Untersuchungen dar, und der Verf. hat sich daher durch
Jahn : Anleitung zur^Ableitang geometr.[Figuren. 197
die hier gesehene Anregung elu wirkliches Yerdtenst^im dielWis-
Seilschaft erworben; was aber die Ton ihm g^ewählte Behandlungs«
weise im Einzelnen betrifft, so hat er dabei weniger die eigent-
lichen Mathematiker, als gebildete Techniker und Zeichner be-
rücksichtiget, und richtet daher bei Betrachtung der einzelnen
Kurven seine Thätigkeit vornehmlich auf die Konstruktion dersel-
ben^ d; h. er zeigt, wie man in jedem besonderen Falle auf die
bequemste und kürzeste Weise durch Rechnung oder Zeichnung
die Koordinaten einzelner Punkte der gesuchten Kurve finden
könne, ohne im Uebrigen die besonderen Eigenschaften derselben
auf wissenschaftlichem Wege weiter zn untersuchen. Zur Unter>
Stützung der leichteren Berechnung theilt er auch einige grössere
und kleinere Flülfstafeln mit, deren Gebrauch er ah vollständiger
Durchführung ' der Rechnung für einzelne Beispiele erläutert;
überhaupt hat der Verf. viel Zeit und Fleiss auf die Berechnung
theils mehr specieller Formeln, theils ganz bestimmter Beispiele
gewendet, und während er durch die Letzteren dem Leser die
vorgetragenen Berechnungsmethoden verans^ihaulicht und so deren
Yerständniss erleichtert, findet derselbe in der Ausführung des
Uebrigen, was mehr oder weniger kurz nur angedeutet ist, viel-
fache Gelegenheit, jene Methoden anzuwenden und im Entwickeln
und Rechnen sich zu üben, in' weicher Beziehung das Buch an-
gehenden Mathematikern und höher gebildeten Technikern aller-
dings zu empfehlen ist. , Auch ist es wahr, dass als Resultate eine
sehr grosse Menge von neuen Figuren gewonnen werden , davon
viele zu Verzierungen im Praktischen benutzt werden können ; nur
sind wir der Meinung^ dass gerade für die Meisten von denen, welche
als bloss praktische Arbeiter des Gebrauches wegen solche neue
Figuren suchen, der Weg, auf welchem dergleichen hier gefan-
den werden, zu weitläufig und zu wissenschaftlich ist, während
von der anderen Seite für Solche , welche eine gründlichere Vor-
.bildung erhalten haben, und auch auf ähnliche Weise^ nämlich gründ-
lich, sich weiter zu belehren streben/der hier gewählte VortragJiie
und da insofern nicht wissenschaftlich genug ^erscheint, als manche
wichtige Formeln und Regeln nur unmittelbar hingestellt werden,
ohne dass Etwas über den Grund und die Herleitungderselben gesagt
ist. Wir wollen den Leser dieser Blätter in den Stand setzen, selbst,
hieri'iber zu urtheilen, indem wir den Inhalt des Buches nnd den darin
befolgten Gang näher angeben, wobei wir zugleich zur Anknüpfung
einzelner Bemerkungen hie und da Gelegenheit nehmen werden«
Das ganze Buch enthält ausser der Einleitung acht besondere
Abschnitte; der Verf. setzt bei seinen Lesern die Kenntniss der
ebenen Trigonometrie, der niederen Algebra, und der Lehre von
den Kegelschnitten voraus, zur bequemeren Rückerinnerung je-
doch giebt er als Einleitung das Nothw endigste über die Koordi-
naten eines Punktes in der Ebene und über die Kegelschnitte im
Allgemeinen als Linien der zweiten Ordnung. Er erinnert nämlich
108 Mathematik.
•
siient -daran, wie die Lage eines iPunktea in Beaiefaung aof zwei
sich rechtwinklich darcbtchneidende gerade Linien dnrch positive
•der negative Abscisse und Ordinate bestimmt werde; dann be-
trachtet er die allgemeine Olelcbung:
Ay* + Bxy + Cx» + Dy + Ei + P = 0
von welcher er zuerst bemerklfch macht, dass die ihm entspre-
chende KuFTe entweder vollständig begrenzt, oder einseitig be-
grenzt , oder unbegrenzt sei , und dann im Einzelnen nachweiset,
dass sie eine Ellipse, Hyperbel, oder Parabel vorstellt, jenachdem
B« — 4AC < 0, oder B« — 4AC > 0, oder B« — 4AC = 0 ist.
Für Leser, welche die Lehre von den Kegelschnitten bereits
kennen, ist das hier Mitgetheilte genügend, und gewährt eine
kurze Uebersicht; nur ist ein Versehen, vielleicht nur ein Druck-
fehler zu berichtigen auf S. 4. , wo gesagt wird , dass für B^ —
4AC =z 0 der Werth von y für -positive und negative hinlänglich
grosse X unmöglich werde, da dieses doch nur entweder für nega •
tire, oder für positive hinlänglich grosse x geschiehet, jenachdem
BD -7 2AE positiv oder negativ ist. Ausserdem ist nicht Alles in
Ordnung auf S. 8« bei der Umwandlung der Gleichung:
Bx + p , K2(BD — 2AB) x + D* — 4AF
(i)y = --2A7^— -^^ 2Ä — ' — ;
damit gezeigt werde, dass sie eine Parabel vorstelle. Setzt
Bx -4- D
man nämlich — ^ — = u , wo also u die Ordinate für eine 6e-
D
rade (1) bedeutet, welche die Axe der x in dem durch x = — —
B
bezeichneten Punkte (P) schneidet, und gegen diese Axe geneigt
Ist unter einem Winkel 9, für welchen tgq)=:.^ ist, und nimmt
man nun y' = y + u an; so bedeutet y', den Abschnitt der ur-
sprünglichen y, welcher zwischen der Kurve und einer Geraden*
(X) liegt, die auch durch (P) gehet, und mit der Axe der x einen
Winkel = <p bildet, aber auf der entgegengesetzten Seite dieser
Axe liegt als (1). Aus der Gleichung (I) hat man:
^ _ D» — 4AF + 2 (BD — 2AE) x
y ' =
4A
2
Diese Gleichung soll die Form y'^ = px'' haben , daher musa
.., , , ,, D« — 4F + 2(BD — 2AB)x
überhaupt px" = '~Ta2 —
sein. Die neuen Ordinaten y' haben ihren Fuss auf der Geraden
(A), welche also jetzt als Abscissenlinie zu nehmen ist , und be-
zeichnet man durch x' die Abscissen^ welche auf (A) von dem
(G) ausgerechnet'werden, in welchem (A) die ursprüngliche Ordi-
natenaxe dnrdischncidet ; so findet man leicht, dass x = x' cos 9 ist,
Jahn : Anleitung snr Ableitung geomein Figuren« 199
D
WO nämlich nur für 9 die Gleichung tang 9 = — ^ gilt. Ei iet
also jctat
niS v'« _ P' — 4AF + 2(BP — 2AE) x' cos <p
Für y- == 0 wirf x-.=:= - ^ _ ^ ■«■« »etoe daher
* - "^ + 2(BD) _ 2AB)co.9' '"
(in) f* = 2(BD-2AE)x^^co«y
und »etzt man dieses = pi", so fclgt p =^ ^" ~ ^^f^""».
1 2A
.Aber co8flD = ^/»^^ . 'ö = ^^ ==,; daher- d =:
BD— 2AE
A rrTTA'- ^''^ ^") ^'•'^^ *^'y" ^ "* ~ ^'^^ +
2 (BD — 2AE) x' 4H>8 9); au Statt dieser Gleichung stehet
beim Verf.
4A'y'« = D' — 4AF — 2 (BD — 2AE) x' cos/I
wobei bemerkt ist, dass hier y' = y -j. — "^ — , x' cos/S = x,
B . .
und tg ß := — g^ sei. Die letzten beiden Gleichungen zeigen, dass
der Winkel ß des Verf s. einertei ist mit dem hier dnrch g) bezeich-
neten, so wie x' auch bei dem Verf. ganz die hier geltende Bedeu-
tung hat, nur ist, Tielleicht durch einen Druckfehler y'=:y4- ^T
Bx + D
an Statt y' r= y H — — angegeben. Zuletzt aber wird
gL == p und 2x' cos jj (2AB — BD) + D« ^ 4 AF = x'' aufge-
führt, wag offenbar nicht sein kann, da hiemach der Parameter
p als eine, reine Zahl , die Abscisse x^' als eine Fiachengrösse er-
scheinen würde«
Der erste Abschnitt S. 11 — 41. enthält die Entwickelung
der allgemeinen Ausdrücke für die Stammfigur und der dazu
gehörigen Hüifsgrössen in Bezug auf die 25 Hauptgeschiechter.
Au« der zuerst angegebenen oben Ton uns mitgetheilten Kon- '
struktion, wodurch die einzelnen Punkte der neuen Kurve be-
stiouiit weirden, folgen nämlich zuerst die beiden Gleichungen:
X = u + u^ 4-u" + tt^° + u'^l n\
y = V + yl + V» + V"V+ V^^( ^^
in weleh«! die Grössen u, uS . . . v^", v^^ folgende Werthe haben 1
200
Mathematik.
u
u
tt
V
tu
IV
,iv
u = (a + bx') €08 (rx + s)
a' + c' yO cos [(r + r,) x + s + 8,]
a + ß x') cos [(r + r, + p) X + 8 + Äi +ö]
«' + y'y")co8[(r + r/+p + 9,)* + «+8i + Ö+<J,)
m + nx' + py' + qy") cos 9 ^
a + bx') sin (rx + s)
a' + cy) sin [(r + r,) x + s + s,] '
«' + ßx') sin [( r + Fi + p) X + 8 + 8, + ci]
«' + yV) 8»n [(r + Ti + 9 + Pi) X + s + s, + ö + 0 J
m + nx' + py' + qy") sinqp
Durch Substitution dieser Werthe in den Gleichungen (!) erge-
ben sich nach gehöriger Ordnung zwei neue Gleichungen yon
der Form:
X ^ Gx' + Hy' + ly" + K ( /n^
y = G'x' + Hy + ly + K'( ^^)
wo die KoeSicienten G , H...K' Funktionen der Grössen a^ b^^
a' ... 0^ 6i, q) und der (in reinen Zahlen ^auszudrückenden) Abscisse
X sind; die Ausdrücke dieser Werthe der. gedachten Koefficienten
'sind im Buche selbst Tollständig angegeben. Aus den Gleichun-
gen (2) werden die Werthe von x' und y' bestimmt, wodurch sich
nach Substitution der Werthe von G, H. • • . 1' K* zwei Gieichun«
gen von der Form ergeben :
x' = h - iy" + kx - ly ) ,«.
y' == h' + i'y" — k'x + l'yi ^^^
^ in denen h , i, . . . k' T wieder Funktionen von a, b , a' • . . <f, , 9>
und X sind, welche im Buche sich entwickelt finden. Diese
Werthe von x' und y' substituirt der Verf. in den Gleichungen der
primitiven und secundären Kurve, und giebt dem Resultate fol-
gende Form :
a,y "^ + (ß,x + y,y + *,^y " + (sj* + g.xy + ^/x« + l,y + 1
«*y"*+(/J2x + y.y+«.)y"+(B2y^ + &xy + iy,x»+A^y+l W
wo «1) ^i, ..'... ff 2* V2 gewisse Verbindungen der Grössen A, B,..
F, A', ... F', h, i, .•«... k^ 1 bezeichnen, welche sämiiitlich an-
gegeben sind. Aus diesen letzten beiden Gleichungen endlich eli«
minirt der Verf. y^' , und gelangt so zu einer Gleichung des vier-
ten Grades zwischen x und y, welches die Gleichung der gesuch-
ten neuen Kurve ist, und von dem Verf. Stammfatmel genannt
wird. Wir sahen uns genöthiget, den vom Verf. befolgten
Weg hier etwas ausführlicher anzugeben, damit wir den Gang des
Folgenden in möglichster Kürze und doch verstSndUeh bezeichnen
könnten.
Die Gleichungen (1) , (2) und (3) sind unabhängig ^on der
Art des Kegelschnittes , welche gerade durch die primitive oder
secundäre Kurve ausgedrückt wird , dagegen ändern sich die
Koefficienten der Gleichung (4) zugleich mit der Arl j^er Kur-
Jahn : Anleitung nur Ableitang geometr. Figuren. 201
Ten ; der Verf. giebt' daher ztmichst S. 17 — 19 die Eotwidkelang der
Werthe der Grössen a^^ ßf.. jUj^ v s für die fünf besonderen Falle,
wo di& zum Grunde gelegten Linien entweder beide gerade Li-
nien, oder beide Kreise, oder Ellipaen, oder Hyperbeln , oder
Parabeln sind. Darauf folgt S. 20 — 39 die Aufstellung der
Werthe derselben Grössen f\jr jedes der funfundzwansif Haupt-
geschlechter , wodurch man in den Stand gesetzt wird , aus der
Stammfdrmel die Gleichung der neuen Kurve für jeden dieser
25 Fälle abzuleiten. Um jedes Hauptgeschlecht kurz zu bezeich-
nen, nennt der Verf. z. B. die neue Kurve, für welche- die pri-
mitive Kurve eine gerade Linie , die sekundäre aber eine Ellipse
ist, die gerade Ellipse^ dagegen heisst ellipiuche Gerade die
aus 'Verbindung einer Ellipse als primitiver Kurve mit einer gera-
den als sekundären Kurve hervorgehende neue krumme Linie,
und ähnlich bei den Uebrigen ; die Wahl dieser Benennungen ist
wenigstens kurz und bezeichnend.
Achtet man auf die vom Verf. befolgte Ableitung der Stamm-
formel, d. i. der Gleichung für die gesuchte neue Kurve, so er-
kennt man leicht, dass die Koefficienten derselben selbst abhängig
sind Ton der Abscisse x; daher kann auch diese Gleichung in Be-
ziehung auf die Abscisse x noch nicht eigentlich entwickelt ge-
nannt werden, und wir glauben, dass dieser Umstand manchen der
Leser, die der Verf. vorzüglich im Auge hat, das Verständniss d^
Buches im Anfange erschweren wird. Wir werden bald andeu-
ten , welchen Weg der Verf. einschlägt, um dennoch durch Hülfe
der für jeden besondern Fall modificirten Grundformel einzelne
Punkte der neuen Kurve zu finden ; am Ende des ersten Abschnittes
aber bemerkt er, dass man bei der übrigens «ngeändert bleiben-
den Konstruktion der Stammfigur (bei der im Eingange von uns
mitgetheilten Konstruktion) an Statt der Winkel rx + s, r^x + s^,
Q%+ 6, und p,x + <j^ die Winkel rx' + s, r^x' + s^, px' + tf,
Pix' + 0i einführen könne, wodurch man neue von den vorigen
meist wesentlich verschiedene Figuren erhält , die sich ohne alle
Rechnung unmittelbar durch Zeichnung bestimmen lassen, da
ihrer Entstehung nur von der bereits bekannten Grösse x' ab-
hängige Winkel zum Grunde lieg^. Die auf die letzte Weise be*
stimmten Figuren nennt der Verf. Kurven vom zweiten Stamme^
während die zuerst erhaltenen Kurven vom ersten Stamme ge-
nannt werden. Einzelne Punkte einer Kurve vom zweiten Stamme
werden, wie der Verf. gleich jet^t bemerkt, gefunden, wenn man
für beliebige Werthe von x' der primitiven und sekundären Kurve
aus ihren Gleichungen die zugehörigen Werthe von y' und y'',
dann für dieselben Werthe von x' die Werthe der Grössen
G, H, .r. r, K', und endlieh die Koordinaten x und y durch Hülfe
der Gleiehungen (2) berechnet.
In dem zweiten Abschnitte S. 42 — 60. werden allgemeine
Ausdrücke entwickelt für 17 besondere Familien; in Beziehung
202 ' ' Mathematik.
"^ _ ' *
suf die Koiren Tom ersten Stamme entwickelt nSmlich der Verf.
fiir jeden der betracliteten Fälle die besonderen Werthe der
Grössen li, i, k, ...k' 1', für die Kurven vom zweiten Stamme
aber . ^ebt er die entsprechenden Werthe der KoeSicienten
G, H, .. . r, K' an; eines weiteren Auszuges ist dieser Abschnitt
nicht wohl fähig.
Der dritte Abschnitt S. 61 — 107. behandelt mehrere allge-
meine Aufgaben, die im zweiten Abschnitte angeführten 17 Fami-
lien der kurven vom ersten und zweiten Staname betreffend, be-
gleitet von besonderen Beispielen. Die letzteren sind auf be-
stimmte primitive und sekundäre Kurven gegründet, und da für
jede der im Vorausgehenden betrachteten 17 Familien die
Werthe von h und h' immer = 0 gefunden worden sind; so lisst
der Verf. znnächst die im ersten Abschnitte S. 20—7 39. für die
25 Hauptgeschlechter in Beziehung auf Kurven vom ersten
Stamme aufgestellten allgemeinen Tafeln 'der Werthe von nr^,
|3i^ • «21 ßi^ • • ^^^- modiiicirt für bestimmte primitive und se-
kundäre Kurven , und für den Fall, dass b = 0 und h^ = 0 ist,
Jiier folgen S. 61 — 69. Für Kurven vom zweiten Stamme giebt
der Veif. unter der Annahme, dass sowohl die primitive als die
sekundäre Kurve jede entweder eine bestimmte Gerade , oder ein
solcher Kreis, oder eine Ellipse, oder eine Hyperbel oder eine
Parabel ist , eine tabellarische Zusammenstellung der in jedem
Falle zu gewissen gegebenen Werthen der Abscisse %' gehörenden
.Werthe der Ordtnaten y' und y!\— (S. 69—72.). Es folgen
.nun S. 72 — 107. einzelne mehr ode^ weniger specielle Aufgaben,
welche zur Anwendung und näheren Ausführung des Vorausgehen-
den dienen , aber eines Auszuges nicht fähig sind ; um jedoch
überhaupt die Methode des Verfs.' näher zu bezeichnen, theilen
wir die Behandlung einer Aufgabe mit, für welche der Verf. ein
Beispiel vollständig durchgeführt hat. Die Aufgabe ist folgend^
(S. 78.) : „Es soll sich die primitive Kurve um den Anfangspunkt
ihrer Abscissen durch den veränderlichen Winkel rx bewegen,
und vom Endpunkte der Ordinate an jedesmal die Oi^inate der
sekundären Kurve parallel mit der Abscissenaxe liegend ans-
gehen^^. Mit Rucksicht auf das Vorausgehende findet man, dnss
für diesen Fall die Werthe gelten:
h = 0, i = cosrx, k = cosrx, 1 = — sinrx,
h'.= 0, i' = sinrx, k' = sinrx, 1' = — cosrx»
Nimmt man z. B. an , dass die primitive Kurve der Kreis
.y'* = 50x' — x", die sekundäre die Gerade- y" = Ox' sei, so cr-
giebt sich für die entsprechende neue Kurve, welches nach des
Verfs. Benennung eine kreisförmige Gerade ist, die Gleichung:
y* + 3L* — SOsin rx . y + öOcosrx . x = 0
und ähnlich ffir andere Beispiele. Der. Verf. giebt aber hier
imeh folgenden zweiten Weg an, um die 4iene Kurve den ge-
machten Bedingungen gemäss zu bestimmen. Sobald der Werth
Jahn : Anleitung ^ax AUeitung geometn Figoren.
203
von r gegegehesa bt, hesfimmt man die Growen iin rx und
cos rx für X = 0, 1, 2, 3, ... und — 1, — 2, — 3, ... —
., und berechnet auf diese Weise diejenigen der Grössen
i, k, I, i^ k'^ IV welche von rx abhangig sind ^ ein für alle Mal, da
sie periodisch sind, and stellt sie in einer kleinen Tabelle zusam-
men, dann bestimmt man numerisch und ordnet ebenfalls tabel-
larisch mit Hülfe jener Tabelle für aUe möglichen x die Hülfs-
grössen ^i, ß^, .... Aj, ß^^...^ welche in der dem gewählten
Hauptg^eschleqht zugehörigen Tafel vorkommen, fuhrt diese gefun-
denen speciellen Werthe in die Stammformel eii), and lost letztere
für y.auf. Um die hier und bei ähnlichen Beispielen nöthig^n
Rechnnngen zu erleichtern, theilt der Verf. zuerst S. 80 — 84.
eine Tafel mit, welche für alle Wüikei von 0° bis 3QW den Sinus
und Cosinus auf 4 Decimaistellen angiebt (den Halbmesser = 1
gesetzt). Dann nimmt er r = 30 an , und stellt in einer kleinen
Tafel für diese Annahme die Werthe von sin rx und cos rx fär alle
ganzen positiven und negativen Werthe von x zusammen. Eine
neue Tafel enthält hierauf wieder für dieselben Werthe von x die
zugehörigen Werthe der Grössen i, k, 1, i', k', 1'. In der Voraus-
setzung nun, dass die primitve Kurve den Kreis y'* = 60x' — x'*,
die sekundäre ebenfalls ein Kreis y"* r= 40x' — x'* sei , berech-
net der Verf. mit Hiilfe der letzten Tafel die jedem Werthe von
X entsprechenden durch Tafel VII. S. 63. bestimmten Werthe der
Grössen «i, ß^, .... «2, ßs^ ••• etc., und stellt die Resultate wie-
der tabellarisch zusammen. Substituirt man diese Werthe nebst
dem jedesmal zugehörigen Werthe von x in der für das gegenwär-
tige Beispiel modificirten Stammformel, und löst das Resultat für y
auf; so erhalt man für jeden angenommenen Werth von x die zu-
gehörigen von y , und bestimmt durch beide eben so viele Punkte
der neuen Kurve, welche in dem betrachteten Falle nach des
Verfs. Benennung ein kreisförmiger Kreis ist. Aus dem hier Mit-
getheilten siebet man, wie viele in der That weitläufige Rechnun-
gen man anstellen mnss, um einzelne Punkte für eine Kurve vom
ersten Stamme' zu finden, und dass daher die. oben von uns ge-
machte Bemerkung wohl nicht unbegriindet ist, dass die hier ge-
lehrte Methode zur Auffindung neuer Kurven für blosse Techni-
ker in den meisten Fällen zu weitläufig sein werde. Diese Me-
thode wird öfter angewendet, aber bei der einen Aufgabe
S. 88. zeigt sich zuletzt eine Abweichung davon , in welche wir
uns nicht finden können. In Beziehung auf diese Aufgabe näm-
lich ergiebt sich :
h = 0, i = 0, k = ^ cosrx, 1 ^= — ^ sinrx,
h' =^ 0, i' = — 1, k' =: sinrx, 1' = cosrx.
Für die Annahme nun , dass r = 45® sei, giebt zuerst eine kleine
Tabelle die Werthe von sinrx und cosrx an, welche den-positl-
204 Mathematik.
Ten und negativen Werfhen Q, 1, 2, 3^ . . • etc. von x entsprechen,
darauf folgt eine zweite Tabelle ^ welche die denselben Werthen
von X zugehörigen Werthe von k, 1^ k\ und V enthält. Setzt man,
dass die beiden ursprünglichen Kurven die Parabeln y^^ = 4x' und
y^'* =r 4x' sind ; so ergiebt sich aus dem 'Vorausgehenden für die
neue Kurve die Gleichung:
(«1 y' + gl xy + 7i, x^y + (ß,x + Y,yy (A,y + f*,x) =- 0 ... (G)
für welche die Beziehungen gelten :
ß, = 2k', s, = l'S f], = k'%
y, = - 21', g, = - 2kl', A, = 41, fi, = - 4k*
Es folgt daher eine dritte Tafel , welche die den verschiedenen
Werthen ton x zugehörigen durch Hülfe der zweiten Tafel be-
stimmten Grössen ßi^ yi^ ••• (it angiebt. Um nun verschiedene
Punkte der neuen Kurve zu finden, muss man offenbar für x nach und
nach die Werthe: 0, 1,2^.... — • 1, — 2, . . etc. und für jeden
dieser Fälle die zugehörigen Werthe der Grössen ßi , y„ ... fii In
der Gleichung (G) substituiren , und das jedesmalige Resultat für
y auflösen; so giebt die dritte Tafel z. B. für a = 8 die Werthe:
j3, ^ 0, y, ^ — 2, «, = 1, e, r^ 0, 71, = 0, A, r^ 0, fi, =
— 2 ; durch Substitution dieser Werthe in der Gleichung (G) er-
hält man :
(y')'+ (-y)* . ( - 2 . 8) =:- 0, d. i.y* - 46y» = 0
woraus y = 0 oder y = + 8 folgt, so dass also hierdurch im
Ganzen drei Punkte der neuen Kurve bestimmt werden, welche
beziehungsweise bezeichnet sind durch die Koordinate : 1) x = 8
und y zz= 0, 2) x = 8 und y = 8, 3) x = 8 und y z=r -- 8.
An Statt dessen aber giebt der Verf. aii, dass zu dem Werthe
X = 8 die Gleichung y* (y* — 8x) = 0 als Gleichung der ge-
suchten Kurve gehöre; und eben so wird bei jedem anderen
Werthe von x eine andere Gleichung als die zugehörige der neuen
Kurre angegeben , nämlich immer die Gleichung, welche man aus
der Gleichung (G) erhält, indem man die dem gerade angenom«
menen Werthe von x entsprechenden Werthe von ß, , yii ••. fii
substituirt, die Abscisse selbst aber imbestimmt lässt, welches
Verfahren mit dem Vorausgehenden unvereiubar ist. Das Bin*
zige , woran man denken kann , ist , der Verf. habe nur andeuten
wollen , die Gleichung der neuen Kurve nehme z. B. für x = 8
die Form y* (y* — 8x) ^i= 0 an, wo aber s nicht mehr ßviUkür-
lich^ sondern =^=:S zu setzen sei; aber danO hätte er, vorzüglich
mit Rücksicht auf die Leser, für welche er vorzugsweise geschrie-
ben hat, dieses durchaus besonders erinnern müssen.
Im. vierten Abschnitte S. 108 — 116. erklärt der Verf. eine
indirekte Methode, die numerischen 'Werthe der Abscissen x und
Ordinaten y einer zu entwerfenden Kurve durch einige der
Wahrheitsich schnell nähernde Versuche leicht und sicher zn
bestimmen. Vorausgesetzt, dass man für beliebig viele Werthe
von x' die entsprschenden von y' und y" berechnet und tabellarisch
Jahn : Anleitang zur Ableitcmg geometr« Figuren. 205
zasamineiigestejlt hat, giebt der Verf. der unter (2) oben angege-
benen Gleichung für x die Form :
. X — (Gx' + Hy' + ly" + K) = 0 . . . (5)
Setzt man nun für x in dieser Gleichung den beliebigen Werth Xo,
wodurch der Werth der Gleichung nicht = 0^ sondern r= w^ werde,
und giebt ein anderer Werth Xj für x gesetzt für dieselbe Glei-
chung den WertI) = w^ ; so hat man , wie bekannt , für einen
Näherungswerth x^ von x die Formel:
^ = ^-Wo(^^i)... (6)
Die Substiti^tion dieses Werthes in (5) gebe für diese Gleichung
den Werth r= Wj; so wird man durch Betrajchtung der drei Feh-
ler Wo, Wj, Wg finden, zwischen welchen der drei Werthe Xo^
Xi, X2 der wahre Werth tou x liegen müsse; indem man nun zwei
neue Hypothesen aufstellt, und wieder die Formel (6) anwendet,
kann nau einen neuen viel mehr genäherten Werth x» von x fin-
den u. s. w. Ist der Werth von x bekannt, so berechnet man
darausi zunächst die Werthe von G', H', F, K' nach den früheren
Formeln und dann den Werth von y durch die Gleichung: y -—
GV 4- H'y' + ly + K'. Zur Erleichterung der hierbei nöthi-
gen Rechnung gicbt der Verf. S. 111. eine Tafel, in welcher man
für alle Werthe ?on z für z = 1 bis z == 100 findet , wie viel
^ Minuten und Sekunden der Winkel = -j^x Grad betragt. Das
hier angegebene Verfahren wird besonders dann ^ehr bequem,
wenn die Werthe der Grössen G, H, . . . l\ K* von der Abscisse
X unabhängig sich zeigen. So findet man für ein vom Verf. zuerst
betrachtetes Beispiel (S. 112.) die Werthe : G =:= 1 =^ H =: I
= H' = l\ und K = 0 = G' =:::. K', daher x = x' + y' -f y",
y = y' + y". Legt man dem betrachteten Falle als primitive
Kurve die Gerade y' = 0.x', als sekundäre den Kreis y"* =
60x^ — x'^ zum Grunde, so findet man für die neue Kurve die
Gleichung : .
y* + 2 (30 — x) y» + 2 (x« — 60x + 5) y*
+ 2x (45x — 900 — ^x«> y + ^x^ (60 — xf = 0
und aur Berechnung von x und y jetzt die Formeln : x = x' + y",
y = + y". Hiernach berechnet man nun sehr leicht, beliebig
viele zusaipmengehörige x und y durch Hülfe der früher (S. 70.)
angegebenen Tafel der Werthe von y", welche vermöge der Glei-
chung y"* ~ 60x' — x'? den Werthen 0, 1, 2, 3, . . . etc. von x'
entsprechen. ' -
Im fünften Abschnitte S. 117 — 142. entwickelt der Verf.
Ausdrücke für eine besondere Art von Kurven, welche zwar nicht
unmittelbar durch die Sti^mfigur erzeugt wird , deren Koordina-
ten aber doch durch das Vorausgehende sich bestimmen lassen.
Der Verf. nennt dieselben Kurven vom dritten Stamme^ das
206 Mathematik.
Wesentliche denselben aber erhellet tin folgender am Aninife
des Abschnittes aufgestellten allgemeinen Aufgabe. Es sei ein
unTeränderlicher Punkt durch die rechtwink liehen Koordinaten
M upd N und eine ruhende primitive Koordinate (was soll eine
Koordinate sein?) gegeben.' Man ziehe ferner vondem unver-
änderlichen Punkte ans eine Gerade nach dem Budpnnkte der
Ordinate y'-der primitiven Kurve, verlängere aie^ und betracdite
diese Verlängerung so als die Abscissenase einer gleichfalls gege-
benen sekundären Kurve , dass der Endpunkt, der Ordinate der
, primitiven Kurve den jedesmaligen Anfangspunkt der Abscissen
von der sekundären Kurve abgiebt. Endlich laufe vom End-
punkte der Ordinate y*' der sekundären Kurve ein Leitstrahl =1= m
*{- nx' -|- py^ -f- qy'^ so aus, dass er mit der Abscissenaxe der pri-
mitiven Kurve den Winkel =:= q) bilde. Man soll die Kurve be-
stimmen, irelche der geometrische Ort für den Endpunkt des
gedachten Leitstrahles ist (im Texte steht fälschlich : dessen geo-
metrischer Ort der Endpunkt des gedachten Leitstrahles Ist).
Durch die Modifikationen, welche das früher Entwickelte in Be-
ziehung auf diese Aufgabe erleidet, findet der Verf. zur Bestim-r
mung der gesuchten neuen Kurve folgende Formeln, in welchen
y = (r + r^ -|- ^) X + (s + Sj + ö) angenommen ist:
G = 1 + cos;i5 -f- n cos 9>, G' := sin;^ + n sin ^,
H = p cos 9, H' = 1 -f- p sinqp,
I = — »inx + qco8q>^ V = cos jr -f- q sin q)^
K=:mcos9, . K^=i:m6in9>,
X = Gx' + Hy' + ly" + K
y = G V + Hy + ly H- K
Diese Formeln werden auch noch abgeander); für die Fälle, wo
' entweder der Leitstrahl oder die sekundäre Kurve ganz wegfallen
soll. Der Verf. weadet nun diese allgemeinen Formeln isiuf ge-
wisse mehr specielle Fälle an und betrachtet zur Erläuterang
einige ganz bestimmte Beispiele. So führt er zuerst den Fall an,
wo der unveränderliche Punkt im Anfangspunkte der primitiven
Kurve 4iegt, und 4er konstante Leitstrahl = m, vom Endpunkte
der Ordinate der sekundären Kurve ausgehend y stets mit der Ab-
scissenaxe der primitiven Kurve parallel bleibt Man hat hier znr
Bestimmung einzelner Punkte der neuen Kurve die Gleichungen :
^SX = ^; X = (1 + cos;^) x' — y" sin^ + m; y = 3l' sin^
+'y" cos^. Als Beispiel wird nun der Kreis y'* = 60x' -^ i'* als
primitive, und derselbe Kreis y''' ^= 60x' — x'* auch als sekon«
däre Kurve angenommen; dann folgt eine erste Tafel, welehc
ßr verschiedene Werthe von x' die zogehörigeh von +,yv .+ «w jr,
und cos X giebt , und nachher eine zweite Tafel , in. welcher
Jahn : Anleitung scnr Ableitung geometr« Figuren. 207
die denselben Werthen Ton x' entsprechenden Werdie der Gros*
9&i: (1 + cosjf), x' (1 + cosx), y" »«x, (x — m), x, x'sin^,
(x' sin;g + y), + y" cos 3^ und y aufgestellt findet. Noch für
mehrere andere Beispiele folgen dann ahnliche Tafeln, woraus
man sieht, wie Tiel der Verf. selbst gerechnet hat, und der Leser
wird hierdurch vielfach angeregt, i^ch selbst im Rechnen zu
üben, tbeils durch Nachrechnung der hier durchgeführten Bei-
spiele, theils durch Berechnung anderer ähnlicher Fälle. Nach
Behandlung dieser Beispiele sucht der Verf. noch eine Erleichte-*
ruttg für die Berechnung der Koordinaten verschiedener Punkte
der neuen KurVe dadurch zu geben , dass er zwei Methoden er«
klärt, um aus einigen mehr von einander entfernten nach den bis-
her mitgetheilten Formeln unmittelbar berecbncten Werthen zu*
sammengehöriger Koordinaten noch mehr dazwischen liegende
durch Interpolation zu bestimmen; er gicbt aber nur die anzn«
webdenden Formeln unmittelbar an und erläutert ihren Gebrauch
an Beispielen , ohne auf die Ableitung derselben aus ihren Grrün«
den einzugehen. Bedeutet t^, t^, t,, . • . tr . . . eine Reihe von
Werthen, eine Stammreihe, welche interpolirt werden soll, und
bezeiclinet man durch "^^ das rte Glied der nten Differenzreihe
von jener Stammreihe, durch [k]„ aber den nten Binomfalkoefft-
cienten der kten Potenz ; 90 hat man bekanntlich die Gleichungen:
I) t, = t, + [r ~ 1], *Ai + [r - 1]. 'Ai + • . . +
[r-l],-Zi, + ...
n) "Ar =-"Ai. + [1— i]i "^-^-^Ai + [r~l]« "+'Ai + ... +
ni) Wj = ti + [r-ili *A. t [r-hl 'Ai +*...,+
[r — Jv 'Ai "!".••
wo nun in) als Interpolationsformel dient, um das zwischen den
Gliedern t^ und t^^^ einzuschaltende Glied zu berechnen. Der
Verf. bezeichnet durch w dieses einzuschaltende Glied und giebt '
zur Berechnung desselben, in den von uns hier gewählten Zeichen
ausgedrückt, die Formel:
W = ^ (t, + tr^^O - ^V CAr-i + *Ar) + T^fy CAr^ + 'Ar-l)
Entwickelt man aber nach den Gleichungen 1) und II) diesen
Wertb von w , so findet sich das Resultat in den fünf erslen Glie-
dern übereinstimmend mit dem Werthe von w oder t^j^,^ ^ welchen-
die Gleichung III) giebt. Dieses ist die erste Interpolationsformel
des Verf.; die zweite, welche vornehmlich auf eine Reibe be-
rechnet Ist, deren Glieder anfangs wachsen und dann wieder ab-
nehmen,. oder umgekehrt, beruht im Ailgemeineu darauf , durch
Hülfe der Methode der kleinsten Quadrate eine einfachere , mehr
symmetrische Gleichung zn finden, welche die Werthe der Reihe
sehr nahe ausdrückt, und als Interpolationsformei gebraucht
werden kann; wir können hier nicht pfiher darauf eingehen, ohne
zu weitlänfig zu werden, und bemerken daher nur, dass der Verf.
208 Mathematik.
die betreffenden Fonneln aaa dem 17. Kapitel des zweiten Theiies
seiner ^^praktischen Astronomien^ (Ber)in 1835 bei Reimer) im
Ausznge entlehnt hat.
Der sechste Abschnitt enthält eine meistens nnr kurze Erklä*
rang Terschiedener Kurven vom ersten, zweiten und dritten
Stamme, welche der Verf. auf eilf Tafeln gezeichnet und dcna
Buche beigegeben hat; sie beziehen sich auf einzelne im Voratts*
gehenden behandelte Aufgaben, und unter ihnen befinden sich
auch solche, weiche ganz ohne Rechnung durch eine^ oft sehr
einfache Konstruktion gefunden werden. Nur bei der Bestimmung
einer Kurve, durch Rechnung das Auftragen vieler berechneter
Abscissen und Ordinaten zu erleichtern , .hat der Verf. auf einer
besondern Tafel ejn Gitter von Abscissen und Ordinaten entwor-
fen, nämlich 80 unter einander parallele gerade Linien, deren
je zwei immer gleich weit- von einander abstehen, und welche
durch ungefähr ebenso viele wieder unter sich parallele und ebea
80 weit von einander abstehende rechtwinklich durchschnitten
werden; die Anwendung. eines solchen Gitters ist einleuchtend,
nur mnss man es , um es recht brauchbar zu machen , auf Pappe
aufkleben lassen.
Die allgemeine Gleichung des 4. Grades, welche gleich zu
Anfange als Gleichung der neuen Kurve gefunden worden ist,
schllesst natürlich als einen besondern Fall auch die allgemeine
Gleichuiig des dritten Grades mit ein , sie wird nämlich in eine
solche übergehen, wenn zwischen den Koeflficienten der primiti-
ven und sekundären Kurve und den willkürlich angenommenen.
Grössen a, b, a', c' etc. eine solche Beziehung stattfindet, dass in
der abgeleiteten Gleichung die Koefficienten von y*, y^x, yV, yi?
und X* verschwinden^ während von den Koefilcienten von y% y*x,
yx*, x' wenigstens nicht alle = 0 werden. Der Verf. betrachtet
daher im siebenten Abschnitte S. 159 — 208. noch besonders die
Kurven der dritten Ordnung und deren Gleichung des dritten
Grades, wobei er Gelegenheit nimmt, über die Auffindang der
Grenzen, zwischen welchen die Wurzeln' einer höheren numeri-
schen Gleichung überhaupt liegen , und über die nähere Bestim-
mung dieser Wurzeln selbst Einiges mitzutheilen. Auch hier
geht er nicht ein auf die Herlcitung und theoretische Begründung
dessen, was er mittheilen wijil, sondern stellt nur die Resultate
wissenschaftlicher Uhtersuchungen als nackte Regel so hin > dass
der praktische Rechner sie anwenden und darnach, rechnen kann,
ohne Etwas über den Grund der Regel zu erfahren. Eine gründ-
liche Entwickelung des hier Vorgetragenen würde freilich den
Umfang des Buches vergrössert haben, und für blos mechanische
Rechner und gewohnliche Techniker ohne Interesse gewesen sein;
allein die Meisten von denen, die überhaupt um genauere Bestim-
mung der Wurzeln höherer numerischer Gleichungen sich kom-
mern , werden woM nicht Uos nach mechanischen Regeln fragen,
das» die Beding^ungen : i = ■=;, 1 nicht -=0, 1' nicht — ^„7,
Jahn : Anleitnng znr Ableitung geometr. Fignren. - 209
«ondern eine grvkndlichere Bdehning BQch,en; daher' hitie Mich
uiuerer , Ansicht der Verf. hier wohl etwas mehr geben sollen*
Er nimmt an, dass für die primitire und sekundire Kurve die
Gleichungen gegeben sind:
. Bxy + Ca"^ + D/ + Ex' + F = 0
Ay/2 ^ 2'^Y + oy + EV + F = 0
worin aber B, A' imd B' nicht =^ 0 sein dürfen; danngieVt er
für fa, 1, k, !<, h^ \\ k\ V gewisse Wertbe an (sie entspringen aus
den S. 13, für dieselben Buchstaben gefundenen Werthen , wenn
man darin überall x = 0 setzt), welche übrigens (durch gehörige
Wahl der willkürlichen Grössen) so bestimmt werden müssen,
^', 1 nicht = 0, f nicht =^
k' = -k und 1' =^1 erfüllt werden. Hierauf folgt eine Auf-
• B B ,
Stellung gewisser Formeln aenr Bestimmung der Werthe Ton^rt^
Pi^ • • • fts^ ^3i welche aber wieder so getroffen werden mnss,
dass gewissen ebenfalls angegebenen Bedingungen genügt wird;
mit Hülfe dieser Grössen ist nun ^ie ToUstfindig entwickelte
Gleichung des 3. Grades der neuen Kurve gegeben. In einer
Anmerkung wird noch erinnert, dass auch diese Kurven durch die
zu Anfange des Buches angegebene Konstruktion entstehen,
wenn man nur anstatt der veränderlichen Winkel rx + s,
(r + i*!))^ + (s + Si) etc. die beständigen s, s + Bi etc. einführt.
Hierauf zeigt der Verf., wie man die unmittelbare Auflösung «iner
Gleichung des 9. Grades umgehen und die Entwerfung der ge^
suchten Kurve auch hier mittelst der früher S. 109 — 112. mit*
getheilten indirekten Methode bewerkstelligen könne, waa hier
um so leichter wird , da die Veränderliche x in den zu berechnen-
den Werthen hier wegfallt. Das Ganze wird durdi Betrachtung
eines Beispieles erläutert. — Die Methode zur Bestimmung der
Grenzen für die Wurzeln einer Gleichung, welche dier Verf.
hierauf erklärt und an ein paar Beispielen erläutert, ist die von
Faurier herrührende, welche sich stützt auf die Beaclitung der
Zeicliwechsel einer ursprünglichen Funktion f (x) und deren abge-
leiteten Funktionen bei Substitution gewisser beatimmter Werthe
anstatt x. Nach dieser Auseinandersetzung wird nun noch daa
bekannte Verfahren erklärt, wie man zuerst ^inen Werth v findet,
der noch nicht um eine Einheit von dem wahren Werthe der
Wurzel y~ abweicht und dann diesem wahren Werthe sich mehr
nähert, indem man y = v + ^y setzt, diesen Werth für y in
der Gleichung substituirt, in dem Resultate aber die Glieder
weglässt, welche die zweite und höhern Potenzen von Ar ^n^
halten, und hieraus der Werth von ^^ bestimmt. Noch giebt
der Verf. folgende Methode an, die reellen Wurzeln einer Qtei-
chnng des 3. oder 4. Grades annähernd zu berechnen. Der Glel«
iV. Jakrb, f. PhU. w. PM. od, Krü» Bibl, Bd. XXXIV. HfK% 14
21Q Mathematik.
$hiiBg des S. Giades y^ + ay* + by + c = 0 giebt er die Form
f(j + ») + (c + by) --= 0, woraui folgt: y == + f-Tl+S
Die allgem. Gleichung des 4. Grades y* + ty' + by* + cy + d
= 0 stellt er so dar: y*(y» + ay + b) + (d + cy) = 0, und
erhiU hieraus: y = + f ^ + ^^ . Durch Hülfe die-
"^ b + ay + yj
ser Formeln kann man nun allerdings in jedem besondem Falle
leicht finden, welche Werthe von y die Auflösung unmöglich
machen wurden, und so die Grenzen der Wurzel, also annähernd
diese selbst bestimmen, was ajach. an Beispielen erläutert wird«
— Im letzten Thelle dieses Abschnitts bemerkt der Verf. noch,
das» man zwei neue Gattungen von Kurren, analog den Kurven
Tom ersten und zweiten Stamme, ableiten könne , indem man in
den tut die letzteren gefundenen Grundformeln anstatt der Slnuii
der Winkel diese Winkel selbst, und anstatt der Cosinus die
Einheit setze (von Erzeugung der Kurve durch geometrische Kon-
struktioli wird hierbei abgesehen). Er nennt die 8l> entstehenden
Figuren uneigentliche Kurven vom ersten und zweiten Stamme
(wir sehen nicht recht ein, wesshalb sie uneigentliche Kurveb hels-
sen sollen) und entwickelt die allgemeinen Ausdriicke erst für der-
gleichen Kurven vom ersten , und dann für solche vom zweiten
Stamme. In Beziehung auf die vom ersten Stamme glebt der
Verfl die nötbigen Formeln und sonstigen Andeutungen, wodurch
man in den Stand gesetzt wird, die Gleichung der gesuchten
Kurve zu entwickein, und modificirt nachher die allgemeinen
Formeln Tur die fünf besonderen Falle, wo beide zum Grunde
gelegte Linien elitweder Gerade, oder beide Kreise, oder beide
Ellipsen u. s. w, sind, betrachtet auch zuletzt ein paar Beispiele.
bi Betreff der uneigentlichen Kurven vom zweiten SUmme zieht
der Vert vor, anstatt die Gleichung derselben voUltändig zu ent^
wjokela und nachher aufzulösen, auch hier wieder auf einem, hidi*
rektenW^e, analog dem früher gebrauchten , unmittelbar ver-
Bchiedene Werthe von zusammengehörenden Koordinaten x und y
der nenen Kurve zu berechnen, was allerdings auch wohl der
bequemste Weg ist, aobald es, wie hier, nur darauf ankommt,
durch AufBndung einzelner Punkte der Kurve dieselbe zu kon-
^iren. Die gegebenen Andeutungen werden an einigen aus-
mjthch behandelten Beispielen erläutert. Aih Schlüsse des Ab-
schnittes befindet sich noch eine Tafel der Quadrat- und Kubik-
aahlen fiur alle ganze Zahlen von 1 bis 500, und eine zweite der
Quadrat- und Kiiblkwurzehi aus denselben Zahlen, jede auf 6
»ecimaUiteUen berechnet^ der Gebrauch beider Tafeta wird^
BeupieleQ erlantert.
Jahn! Anleümig wr AbleÜang geometr» Figuren. .211
Nur wenige Seiten enthält der letzte achte Abschnitt S. 209
— 212., in weUhem der Verf. allgemeine Bemorkun^eir macht
über die Atiwendung' der betrachteten Figuren« Er erinnert niia-
lieh, dasa der Zeichner und Maler hierdurch Gelegenheit erhalte,
eine grosse Menge neuer Figuren zu finden, weiche zu allerlei
Bymmetrischen , einfachen oder zusammengesetzten yerzierungen
benutzt werden können ; dass dem eigentlichen Mathematiker ein
unübersehbares Feld dargeboten werde za wissenschaftlichen For-
schungen , theils nin die mannichfaltigen Gebilde von Kurven jeu
bewerkstelligen, theils um neue analytische Untersuchungen für
die Differentialrechnung in Be:2ug auf die Lehre der Sfaxima und
Miniina, sowie der besondern merkwürdigen Punkte der Kurven
anzustUIen, dass also ebenso dem analytischen Geometer, als
dem eigentlich praktischen Arbeiter hier ?iei Stoff zu lehrreichen
und anziehenden Beschäftigungen gegeben werde, jenem durch
wissenschaftliche Untersuchungen , diesem durch das Berechnen
der Koordinaten einer Kurve und durch Zeichnen. derselben, dass
endlich hier auch Gelegenheit gegeben werde zur Aufstellung und
Beantwortunff von mancherlei Fragen in Betreff .der höheren Me-
chanik, da die meisten 4er betrachteten Figuren durch Bewegung
eines einzigen Punktes erzeugt werden , also eine Anwendung
dieser Figuren in der Mechanik stattfinden müsse. Wir sehen
uns ^enöthigt zu wiederholen, dass nach unserer Ansicht wohl
nur von geringerer Bedeutung der Nutzen ist, welchen gerade^
die blos mechanischen Arbeiter in Betreff der Verzierungen u. dgl.
aus dem Buche ziehen werden, dass dagegen in der That der
eigentliche mit seiner Wissenschaft vertraute Mathematiker
manche Anregung zu analytischen Untersuchungen darin findet,
d<er ansehende M^ihem9.iikerhh\^ge Veranlassungr erhält zu nütz«
liehen Uebungen, wenn er die hier nur im Resultate niitgetheilten
Regeln und Formell^ aus ihren Gründen zu entwickeln sucht und
überhaupt das nur Angedeutete ausführt, dem Techniker aber,
der eine gründliche Vorbildung erhalten hat und nach weiterer
Belehrimg^sucht, hier vielföltige Gelegenheit sich darbietet, das
bereits Gelernte zu wiederholen und anzuwenden, im Rechnen
und Zeichnen sich zu üben und in mancher Beziehung seine
Kenntnisse zu erweitern; eben desshalb glauben wir Lesern der
letzten Art, sowie angehenden Mathematikern das Buch vorzugs-
weise empfehlen zu können.
Meissen. tj. Gustav Wunder.
14*
212 . Bibliograpbisclie Bericlite.
Bibliographische Berichte«
Ein Logo» Protreptikoa , Schleiermacher und Flaton hetrefendy roü
E. F. Yzem, Prof. am Friedrich- Wilhelms -Gymn. in Berlin. [Berlin,
Besiter. 1841. 40 S. 8.] Eine in die breite and 'weitschichtige Form
eines Dialogs eingekleidete und^ mit allerlei • Witzen und homoristischeii
Redensarten durchzogene Untersuchung über die EÜntheilung der Platoni-
schen Dialogen, "welche mit einer phantastischen Einleitung von Schleier-
machers Forschungsmethode über Plato und von seinem Verhältniss za
Tennemanns Forschungen beginnt, worin etwa 4ler Gedanke durchgeführt
wird, dass Schleiermacher seine Ideen vom Guten, Wahren und Schonen
in den Plato hinein getragen habe, statt Piatos Ideen rein objectiv ans
dessen Schriften zu abstrahiren. Die eigentliche Untersuchung ist in die
Form einer Phantasmagorie eingekleidet , . nach welcher der Hr. Verf ans
den Zeiten des Kaisers Tiberius den alten griechischen Philosoph und
Mathematiker Thrasyllos heraufbeschwört,, welcher nach Diogenes
Laertius die Schriften des Plato und Demokrit in Tetralogieen eingetheUt
haben soll , — eine Eintheilung , welche vielleicht für Plato schon älter
war, weil nicht nur die Anordnung der platonischen Schriften in den
Handschriften darauf fuhrt, sondern auch Varro einige Worte aus dem
Pbadon als aus dem vierten Buche citirt, und 4er Phädon ebenfalls in der
ersten Tetralogie des Thrasyllos die vierte Schrift ist« Dieser Thras^rllos
wird in Schleiermachers Studirzimmer citirt, und sucht dort demselben
%n beweisen , dass die Piatonischen Dialogen in 2 Hauptclasscn zer&Qen,
nämlich 1) in hyphegetische oder unterrichtende , a) theorematische über
Physik (Timaios) und Logik (Politikos, Kratylos, Parmenides, Sophi-
stes), b) praktische über Ethik (Apologie, Kriton, Phädon, Phädros,-
Symposion, Menexenos, Kleitophon, Epistolae, Philebos, Hipparchos,
Anterastae) und Politik (Politeia, Gesetze, Minos, Atlantikos, Epinomia);
2) in zetetische oder untersuchende, a) gymnastische, die wieder maiea-
tische (Alkibiades LH., Theages, Lysis , . .Laches) und peirastische
(Eutyphron, Menon, Ion, Charmides, Theaitetos) sind, b) agonistische,
welche sich wieder in endeiktische (Protagoras) und anatreptische (En-
thydemos, Hippiasl. H., Gorgias) zertheilen. Hr. Y. hat^ wie man
sieht, auf die Tetralogieen des Thrasyllos eine neue Zwei- oder Vierthei-
ligkeit der platonischen Dialogen gebaut , welche der alte Thrasyllos ans
Diogenes Laertios und andern Stellen dier Alten, wie durch andere
Grande und durch Beziehungen auf neuere Forscher vertheidigen mnss«
Die Untersuchong, soweit sie eben die gelehrte Frage angeht, enthält
mancherlei Interessantes and Beachtenswerthes , ist aber durch den Dia-
log unendlich ins Breite gesponnen , und wird anstossig durch den bor-
schikosen Ton der Unterredung, nach welchem Thrasyll z. B« den
Schleiermacher eoien gottUehen Kerl nennt und ihn bis zum Ersticken
umhaUt. Indess sind die Ideen des Verf. durch diese Einkleidangsform
nicht verdonkelt , sondenr klar and. deutlich heransgestellt and mach^
' Bibliographische Berichte« 21S
weitere Mittheilangen von seinen platonischen Forschungen redit wnn-
schenswerth. .^_ £j.]
Christian Wolffa eigne Lt^ensbeschreibung. Berau$geg^en mU
einer Abhandlung über Wolff wm Heinr. Wutthre. [Leipzig, Weid-
mannsche Bnchh. 1841. lY u. 2Q3 S, 8. 1 Tbln] Der bekannte Philo-
soph Chr. Wolff in Halle hatte bereits im Jahr 1734 dem damaligen Her-
ausgeber der Neuen Leipziger Zeitang, J. G. Krause ^ versprochen, er
wolle 9 wenn er seine lateinischen Werke beendigt habe, eine Beschrei-
bang seines Lebens entwerfen. Im Jahr 1739 erschien anonym in Leipzig
nnd Breslan eine Schrift: Vitay fata et scripta ChrisUani JfolXjßi^ Ter-
fasst TÖn dem Rector des Gymnasiums in Görlitz M. Fr, Chr. Baumeister^
welcher in der Zeit, wo Wolff ^fortwährend Ton den Theologen wegen
seiner Philosophie rerketzert wurde , nicht gewagt hatte , sich öffentlich
als einen Anhanger Wolffs zu bekennen. Die Schrift fand Wolfis Beifall,
und als ein paar Jahre nachher eine neue Auflage derselben nÖtbig wurde,
so liess sich derselbe durch Baumeisters Bitten bewegen, far die neue
Bearbeitung eine Selbstbiographie aufzusetzen. Er sandte auch im Jahr
1743' wirklich eine solche an den Bürgermeister Dr. Gehler in Görlitz,
welche sich ati die Baumeistersche Schüft anschliessen sollte* Allein die
neue Ausgabe erschien nicht, sondern Baumeister gab nur noch eine
kleine lateinische Abhandlung heraus, worin er Einiges ans der Selbst-
biographie benjitzte. Nach Wolffs Tode brauchte Gottsched dieselbe
Selbstbiographie für seine historische Lobschr^ Chr. Wolffs (1755.), uud
Gehler schenkte endUch 1-760 das -JVIanuscript sammt 9 Briefen Wolffs nnd
einigen Gedichten auf dessen Rectorat der Milichschen Bibliothek in.
Görlitz. Von da erhielt sie nun Hr. JFutike und gab zuerst 1840 in den
Schlesischen ProvinzialbJättern unter dem Titel: Zur Geschichte des Phi-
losophen fFolffj eine Probe davon , gewissermaassen als Denkschrift zur
hundertjährigen Jubelfeier des Regierungsantritts Friedrichs des Grossen,
heraus, weil eben von diesem Monarchen Christian Wolff durch die
berühmte Cabinetsordre Tom 6. Juni 1740 aus der Verbannung nach Halle
zurückgerufen worden war. Die Toriiegende Schrift bringt nun den voll-
ständigen Abdruck der Autobiographie , vermehrt mit Wolffs Briefen an
den churfarsti. sächs. Gesandten , Freiherrn E. Chr. von Manteuffel, in
Berlin , welche auf der Leipziger Universitätsbibliothek aufbewahrt wer-
den, und mit einer eigenen biographisch -kritischen Abhandlung des Her-
ausgebers. Für die genauere Kenntniss von Wolffs äusserem Leben ist
die Schrift von Bedeutung, für dessen Charakteristik als Gelehrter aber
bietet sie nach der schönen Abhandlung über Wolff^s Leben und Schriften:
von dem verstorbenen Rector Kluge in Breslau nicht viel erheblich Neues.
Die in grässlichem Deutsch, oder vielmehr in einer aus Deutsch, Fran-
zösisch und Lateinisch zusammengesetzten ' Mischsprache geschriebene
Autobiographie enthält nur eine dürre Aufzählung d$r äussern Lebensver-
hältnisse des Mannes, durchwebt mit vielen Aeussernngen der unverschäm-
testen Selbstüberschätzung, mit welcher sich Wolff überall Weihrauch
streut nnd Leibnitzens Verdienste gegen die seinigen herabzusetzen
bemüht ist. Er hält sich für einen wenigstens ebenso scharfen Denkeri .
214 • Bibliographische Berichte.
ab Leibnitt isty giebt. za rerstehen, dass'er als methodisclier Denker
tiod eigentlicher Philosoph noch weit über ihm stehe ^ und denkt sich
überhaupt so einflussreich, dass er sich einst in einem öfifentlichen An-
schlag am schwarzen Brete der UniTersität Halle als Professor generis
homani unterschrieben hatte. Er kann es nicht überwinden , dass Leil)-
nitz von ihm nur eine Fortbildung der höhern Mathematik erwartet und
, ihm den Beruf zum Philosophen abgesprochen , dass Bülfinger der neuen
Philosophie den Namen Leibnitio - Wolffiana gegeben hat, und spricht
daher ziemlich wegwerfend über Leibnitzens Theodicee, weiss nicht ^ ob
er ihn fiberhaupt für einen rechten Philosophen halten soll , und giebt zu
verstehen, dass er der grosste Philosoph seiner Zeit sei und dass er
seine Philosophie selbststandig und unabhängig von Leibnitz ausgebildet,
ja sich nicht einmal die Mühe gegeben habe, sich von Leibnitz für seine
' Specnlationen unterrichten zu lassen. Eine gleiche Selbstüberschätzung
und dasselbe Streben , Leibnitz zu verkleinem , zeigt sich auch in den
Briefen, wo der Hr. Geheime Rath und Baron Christian Wolff, Excellenz,
unter dem 16. Juli 1746 an Manteuffel unter Anderem die Merkwürdig-
keit zu berichten weiss, dass Leibnitz niemals ein Diploma nobllitatis
erhalten , niemals sich selbst von Leibnitz geschrieben habe j , sondern nur
a populo geadelt worden sei. Das Wahre ist, dass Leibnitz in seinen
vertraulichen Briefen den Barontitel nicht gebrauchte, wohl aber in amt*
liehen Schreiben sich B. (Baron) ff, von Le^nitss unterzeichnete. Unpar-
teiischer und richtiger^ als es Wolff selbst gethan, hat Hr. Wuttke in
seiner biographischen Abhandlung dessen Leben dargestellt, seine Ver-
dienste und Schwachen gehörig darzulegen und überhaupt mit möglichster
Treue denselben zu charakterisiren gesucht. Nur hat sich derselbe im
Ganzen ebenfalls zu sehr mit "Wolffs äusserem Leben beschäftigt und
darüber sein wissenschaftliches Wirken zu sehr bei Seite liegen lassen.
Die wissenschaftliche Charakteristik desselben ist überdem zu allgemein
gehalten, und weder dessen wirkliches Verdienst um die Philosophie,
noch sein Verhältniss zu Leibnitz gehörig klar gemacht. Wenn nämlich
in Bezug auf das Letztere die verschiedenen Urtheile von Kant , Hegel,
Michelet'u. A, ßber WoIfF angefahrt und einander entgegengesetzt wer-
den; so reicht das zur Entscheidung der Sache ebenso wenig ans, als
wenn der Verf. darauf, dass Wolff die Philosophie zuerst deutsch vor-
trug, ein so grosses Gewicht legt, dass er die deutsche Philosophie
gewissermaassen mit ihm begonnen sein lässt. Der Les<ßr wonscht-natürHch
. zu erfiihren , welche Fortschritte die Philosophie durch WoM in realer
und formaler Hinsicht gemacht hat, und wie sie sich gegen die Vor-
. ganger und Nachfolger abgrenzt. Dies wird ihm aber durch das von
Hm. W. eingeschlagene Verfahren darum nicht klar, weil er nur die
r^rschiedenen Urtheile späterer Philosophen einander gegenüberstellt,
und die charakteristischen Meikmale der Wolffschen Philosophie nicht
genug hervorhebt. Die literarhistorische- Würdigung Wolffs wird also
dadurch nicht abgeschlossen. Dagegen hat die Schrift das Verdienst,
dass sie über WoHfs äusseres Leben und Charakter sehr reiche und
authentische Aufschlüsse gewährt. » [J.]
Bibliographi'8cli6 Bericht«. 81A
Cfimtliehes Denkmal von Autun, erklärt Ton Johanne« Frans,
ausserord. Prof. in Berlin. [Berlin, Besser. 1841. 35 S. gr. 8. BOt 1 lith«
Tafel.] Die franz. Gelehrten Bonnety und Pitra gaben in den jinnth
les de phüosophic ckrätienne [Paris 1839.J Nr. lEf. das Facsimile einer chrisU.
Inscbrift heraas / welche 1839 auf einem zertrümmerten Marm'orstein In
Autun« gefunden worden war. Weil sie die fragmentarische Inschrift nicht
za ergänzen und gehörig zu erklären vermochten, so hat dies Hr. Fr. in
vorliegender Schrift versucht und folgende Ergänzung derselben gefunden:
IXBTOS [ovifcivlov 9Byov yhag^ ^ro^i esftptS
XQV ^ aA^[y nivsi]v ufißgotov ip ßQOtioig
^samaiav '6Sd[t<o]v • ri}» cijtr, ipCXij ^[(x]Xnio ^v^^r
vdactv dsydot^g nXovSoxörov aotp{vig, »
[ff]a>r^^off ttyioiv fislti^[di]ä IdiißoevB ß[QiSüiV]
iae-iSf nCvSy diov IX&TN ixmv naläfiecig.
ix^o x'voi yauxy XiXctim dianotet amt[BQ].
av st [H]ot(Arjv^Q , el XitttS[ofi]e tpäg ro ^etvovtmv,
« av , a[v«| c6ar]e(f , t& (i& l'n8x''^Q]iefieve ^vem^
«/ awfi[dQrvQ6g iori x^9^ ^^^ r]oiaip ifiotaiv
[fkud'L xttl fffvx'^s] fivrjifso nt%zoQlov»
Die Krganzungen werden aus ähnlichen Inschriften und chrisil. Doonmenten
gerechtfertigt und, die Härten der Sprache und Verse sorgfältig erörtert*
Von der gewonnenen Inschrift ist folgende Uebersetzung gegeben :
Ichthys des himmlischen göttlich Geschlecht, unsterblich hienieden,
Weihevollen Gemüths musst du von anderem C^uell
Göttlichen Wassers dir schöpfen. Du musst, Freund, laben die Seele
Dir aus dem ewigen Born strömender Weisheit des Herrn.
Von dem Erloser der Frommen empfange die süsseste Speise^
Speise und Trank, Ichthys tröstendes Bild in der H^d.
Blnt vergiesse die Erde, ich flehe dich, Herr und Erloser;
Da bringst Ruhe Ja selber, du Licht der Todten im Grab«. '
O, du Erlosungsmeisteif , au Labsal meines Gemuthes,'^
Sind dir genehm Mitzeugen, so sei auch gnädig den Meinen,
. Und gedenke der SeeP unseres Pektorios!
Zur historischen Erklärung des Ganzen wird berichtet , dsiss die ehriatl.
Gemeinden in Lyon und Vienne, von Klcinasien aus gegründet, schon 177 _
ein Märtyrerthum erlitten , sowie die von Lyon aus gegründete Gemeinde
in Autun schon 180 den Märtyrer Symphorianus hatte. Die Erzählung von
dem letztem in den actis Syrophoriani bei Ruinart bietet manche Aehntich«
^keit mit obiger Inschrift. Diese gallischen Gemeinden zeichneten sich anter
Irenaus durch eine antagonistische, praktisch -christliche Richtung aas^ und
namentlich lehrt die Vergleichung von Irenäus adv. haer. IV. 34« mit obi«
gem 'Denkmal , dass sie einen mystischen Zusammenhang der Lehr« v««i ^
Abendmahl und der Auferstehung des Fleisches ausgebildet hatten» Da«
Gedicht weist auf die Disciplina arcani hin, und darum s^tzt Hr. Fr» sein«
Abfassungszeit ins 3. Jahrliundert oder auch noch hoher hinauf, und Insat
es einen Denkstein zu Ehren de;s Märtyrers Pektorios sein , bezüglich auf
eine Todtenfeier desselben, wo man das heil* Abendmahl genoss, hn Na-
men des Märtyrers eine Gabe darbrachte und für seine Se«leiondie betete«
1
216 I Bibliographische Berichte.
F^TMidkmM der Bücher \ Landkarten etc., weZcAe vom Januar hia
Juni — oder in der zweiten Abtheiiang : vom Juli bi8 December — 1841
neu erschienen und neu mfgdegt worden sind , mit Angabe der Bogen-
aähly der Feriegery der Preise im 20 Fl.- und 14 TA(r.-Fim, Uterari-
»ohen Nackweieungen und einer wissensehafiUehen Üeberstcht etc. Seehi-
und si^enachimigBte Fortsetzung. Angtferiigt von Joh. Paul Than«
[Leipzig, Hinrichs. LX u. 296 und LVl a. 300 S. 8. Jede Abthi. 15 Ngr.]
und: Wochentikhee Verzeichniss der im Jahr 1842 im deutsehen ßuch-
handel wirklich erschienen^ neuen BOchery Landkarten etc, nebst genauer
Angabe der Bogenzahl , der Verleger , der Preise zu 30 Neu - oder SU-
bergroschen und 24 gOr» . In unssenschtftUcher Ordnung angefertigt und
halhjShng ndt einem alphabetischen Begister versehen von J. P. T h a n.
Nebst Intelligenzblatt. [Leipzig, Hinrichs. 1—10. Woche* 136 S. 8.
Der ganze Jahrgang kostet 1 Thlr. 12 gGr.] Bibliographieen , welche
nicht Kataloge von Bibliotheken oder raisonnirendo Verzeichnisse gewis-
ser besonderer Gattungen ron Bachern, z. B. von Incunabeln, Raritätea
etc* , sind, sondern welche eben nar das Verzeichniss der in irgend einem
Zeitraum herausgegebenen Bficher bringen ^wollen , zerfallen jederzeit in
die zwei Abstufungen , daiss sie entweder zur Förderung des allgemeinen
Bneherhandelsy aUo für die Bedürfnisse der Verkäufer und Käufer, oder
dass sie für den Gebrauch des Gelehrten und zur Unterstützung seiner
wissenschaftlichen Forschungen gemacht sind. Eine Bibliographie für
den ersteren Zweck hat in mögUchst bequemer Uebersicht alle Bücher,
welche überhaupt als Waare auf dem Büchermärkte vorhanden oderia
irgend einem abgegrenzten Zeiträume, neu auf denselben gekommen sind,
Bufisuzählen und alle diejenigen Merkmale derselben anzugeben, welche
der Verkäufer und Käufer für das zu betreibende Handelsgeschäft wissen
müssen. Da aber der deutsche Buchhandel so eingerichtet ist , dass der
Käufer das zu kaufende Buch von dem Verkäufer nicht immer vorher zur
Ansicht erhalten kann , son4ern' dasselbe öfters unbesehen kaufen muss,
80 wird die Aufzählung jener Merkmale in solcher Ausdehnung nöthig,
dass man darauz eine vollkommene äussere K^nntniss des Buches und eine
möglichst genaue . seines inneren Werthes abnehmen kann. Eine Biblio-
graphie für den Gelehrten aber muss alle Bucher , welche, in dem ange~
noramenen . Zeitabschnitte erschienen sind , gleichviel ob sie auf den
öffentlichen Büchermarkt gekommen sind oder nicht, in einer wissen-
schaftlichen und systematischen Vertheilung und Anordnung enthalten und
statt dw äusseren Merkmale, welche den Werth des einzelnen Buches
nur als Waare bestimmen, vielmehr diejenigen Merkmale desselben auf-
sahlen, aus welchen- dessen grossere oder geringere Brauchbarkeit für
wissenschaftliche Zwecke und sein VerhältnisS zu anderen homogenen
Schriften oder zum Ganzen des betreffenden Literaturzweiges, überhaupt
aeia innerer wissenschaftlicher Werth hervorgeht. Ist eine solche nun
ganz-allein ztir Unterstützung der wissenschaftlichen Forschung bestimmt,
so hat sie nur diejenige Charakteristik der Bücher zu geben , welche die
Braacbbariceit derselben als Instrumente für irgend ein i wissenschaftliches
Bestreben möglichst klar macht, und muss jedenfalls nachweisen, wie
Bibliographische Berichte. ' 217
weit das einxehie Bach für einen solchen Zweck ein Hanpt - oder Neb^n-
werky ein nothwendiges ond anentbehrliches oder, ein darcb ander^
Schriften ersetztes ond uberbotenes ist und wie weit es lur den betreffen-
den Literatnrzweig neae , selbstständige' und anderweit nicht gebotene
Forschungen und Resultate oder nur übersichtliche Zusammenstellung des
von Andern Erforschten bietet , wie weit es ein Product sorgfaiUger Be-
arbeitung oder ein nachlässiges und einseitiges Machwerk ist a. dgl.m«
Soll sie aber etwa auch darauf Rucksicht nehmen , dass der einzelne Ge-
lehrte, insofern er sich eine Bibliothek sammelt, immerwährend auch
Bucherkäufer bleibt, oder soll sie wohl gar auch neben dem gelehrten
Zwecke noch die Bedürfnisse der Bibliothekare, der Bibliophilen, der
Dilettanten,, der Antiquare u, s. w. befriedigen; so wird sie naturlich
auch für das merkantile Geschäft Alles angeben 'müssen, was der Bucher-
sammler za wissen nothig hat. Man musa also dann durch sie aach
erfahren , ob das einzelne Buch eine literarische Seltenheit , eine merk-
würdige Erscheinung der Zeit, ein Prachtstuck für eine Bibliothek, ein
seltenes und gesuchtes oder allgemein zugängliches, fin in yerschiedener
Ausdehnung oder in yerschiedenen, äi^sserlich oder innerlich von einander
abweiclienden Ausgaben vorhandenes ist etc. Ist ferner ein solches auf
dem öfiTentlichen Büchermärkte nicht mehr vorhanden, dann wird unter
Umständen auch die Angabe notl^ig, wie man dasselbe sich dennoch käuf-
lich verschaffen oder woher man es geliehen erhalten kann. Obschon nun
aber in diesem letzteren Falle eine Art von Vereinigung der merkantilen
und der wissenschaftlichen Bibliographie eintritt, so ist dieselbe doch im
Ganzen nur scheinbar, und überhaupt treten die beiden genannten Abstu-
fungen derselben in ihrem innem Wesen so weit auseinander, dass man
zwar die eine in gewisser Beziehung als Nebenwerk zur andern hinzu-
than , niemals aber beide zu einem jorganischen Ganzen verbinden k^nn«
Namentlich ist es die äussere Anordnung und der Umfang des Stoffes,
welche beide Richtungen jederzeit als getrennte ans einander halten.
In. der Praxis hat sich nun die zwiefache Bearbeitung der Bibliographie
ge wohnlich und im Allgemeinen sehr richtig dahin gestaltet, dass die
Bekanntmachung der neuen literarischen Erscheinungen der Bucherwelt
.aus der Gegenwart nach der zuerst genatinten merkantilen Richtung statt-
findet , während für die Kundmachung der Literatur der vorübergegange-
nen Zeit die gelehrte Richtung die vorherrschende ist. Die merkantile
Bibliographie hat hierbei, zum Hauptzweck , jederzeit die neue Literatur
des laufenden Jahres bekannt zu machen, dehnt sich aber auch in den
bekannten Werken von Heinsius, Kayser u. A. dahin aus, die gesammte
Literatur aufzuzählen , ' welche noch als Waare im deutsdien Buchhandel
vorhanden ist. Hätten sich übrigens unsre deutschen Bücherantiquare
zu einer ähnlichen Corporation vereinigt, wie die deutschen Buchhändler,
so wurde auch eine merkantile Bibliographie dieses Zweiges möglich und
füf den öffentlichen Bucherverkehr von grossem Nutzen sein; so aber
stehen diese alle isolirt da und machen nur einzeln die Yorräthe ihres
Waarenlagers bekannt. Unter den ebenerwähnten merkantilen Biblio-
graph^een Deutschlands für die neu erscheinende Literatur der einzelnen
218 Bibliographische Berichte.
Jahre zeichnet sich nan Tor allen durch Zweckmasisigkeit und durch die
vollständigste ErfuUang des hierbei gestellten Zieles das obenerwähnte
halbjährlich erscheinende Verzeich niss der Hinrichsschen Bnchhandhing in
Leipzig aus, und hat demnach auch rerdientermaassen eine solche Vei"-
breitqng gefanden, dass es alljährlich in 16000 Exemplaren ins Pablicnm
kommt« Er entstand im Jahr 1797 in der Weise, dass aus dem soge-
nannten Leipziger Messkatalog die Titel der wirklich erschienenen Bücher
nebst Angabe des Verlagsortes , Verlegers und Formats und mit Hinzu-
fagung des Preises wieder abgedruckt wurden, und er hatte ursprünglich,
ebenso wie mehrere ähnliche Kataloge anderer Buchhandlungen, z. B.
der J* B. 6. Fleischerschen in Leipzig, keinen andern Zweck, als den.
Sortimentsbuchhändlern Deutschlands einen wohlfeilem Katalog, als der
Messkatalog war, für ihren Geschäftsverkehr darzubieten, indem di«»-
gelben solche Kataloge in grossem oder kleinem Partien kauften, sie
mit dem . Titel ihrer Firma versehen Hessen und so an die Bucher-
käufer ihres Geschäftskreises zur Ansicht oder als Geschenk ver^
schickten. Als aber im Jahr 1821 der jetzige Herausgeber, Hn J* P«
Thun, die Bearbeitung dieses Verzeichnisses übernahm, so wurde zwar
die Bestimmung desselben als eines Sortimentskatalogs für deutsche Buch-
handlungen beibehalten , aber derselbe wnsste mit kluger und verständiger
Einsicht eine Reihe Verbesserungen anzubringdh, wodurch die verschie-
denen Forderungen , welche, der merkantile Verkehr an ein solches Ver-
aeichniss macht, immer vollkommener und allseitiger befriedigt und neben-
bei auch für den Gelehrten Manches geboten wurde, was ihm' eine ge-
nauere Kenntniss der Bücher und die erleichterte Uebersicht derselben
nach Literaturfächem verschafEte. Schon von der zweiten Hälfte des
Jahres 1821 an wurden die Titel nicht mehr aus dem Messkatalog abge-
schrieben, sondern nach Autopsie von den vorliegenden Büchern selbst
Gopirt , 80 dass von da an nur die Titel wirklich erschienener und nach
Leipzig eingesandter, also in den Handelsverkehr gekommener Bücher
Aufnahme fanden. Im Jahr 1823 kam die Angabe der Bogenzahl hinzu,
und seit 1830 wurden den Titeln solcher Bücher^ von denen einzelne
Hefte und Bände schon in frühern Jahren erschienen waren, die nSthigen
Nachweisungen über die Erscheinungszeit , den Verlagsort, Verleger und
Preis dieser früheren Bände oder über sonstige äussere Veränderungen
des Buches beigefugt.' Im Jahr 1828 aber wurde das schon vorher unter
dem Titel Repertorium den einzelnen Heften beigegebene wissenschaft-
liche Register in eine vollständigere und brauchbarere wissenschaftliche
Uebersicht. umgestaltet. In diesem Register nämlich sind die im Ver-
zeichniss selbst alphabetisch aufgezählten Bücher der untereinander ge-
mischten verschiedenen Literaturzweige wieder in 21 Hauptrubriken zer-
theilt, und man erhält dadurch euie alphabetisch geordnete Speciatnber-
sicht davon, was von den gesammten neuen Büchern der Theologie, der
Jurisprudenz, den Staats- und Cameralwissenschaften , der Medicin,
Chemie , Philosophie , Literargeschichte , Pädagogik , Philologie , Ge-
schichte, Geographie, den Naturwissenschaften, der Mathematik,
Kriegs- und Handebwissenschaft , Technologie, Oekonomie, Forstwis-
Bibliographische Berichte. 219
• •
senschaft, den schonen Wissenschaften etc. zugehört, wobei mehrere
dieser Zweige wieder in Unterabtheilungen zertheilt sind. Früherhin
wurde in diesem Register gewohnlich nur das erste Wort des einzelnen
Titels als Stichwort angeführt, wo man dann im Yerzeichniss aüemal den
Titel erst nachsehen musste, um dessen Bedeutung zu erkennen; seit
1828 aber wird darin der abgekürzte Titel wenigstens soweit mitgetheilt,
dass man nur in seltneren Fällen über deti Inhalt des Buches in Zi/^eifel
bleibt. Natürlich darf man in dieser wissenschaftlichen Uebersicht keine
streng systematische . Rubricirung, der Titel nach den yerschiedenen Ab-
stufungen der einzelnen Wissenschaften erwarten , wie man sie in einer
rein wissenschaftlichen Bibliographie fordern müsste; allein der Vortheil
ist doch err^eicht ,. dass man die überhaupt zu einer allgemeinen Wissen-
schaft gehörigen Bücher leichter übersieht, als wenn man sie' einzeln ans
dem Yerzeichniss zusammensuchen müsste. Die Aufzählung der Titel
geschieht auch hier in alphabetischer Reihenfolge , aber der Ueberblick
des Ganzen ist dadurch sehr erleichtert, dass -jeder Titel nur den Raum
einer halben Zeile füllt und dadurch ein schnelles Ueberlaufen der ganzen
Reihe möglich wird. Mehrere andere , kleinere Verbesserungen des Ver-
zeichnisses mögen hier unerwähnt bleiben, so sehr sie auch für den prakti-
schen Blick des Hrn. Herapsgebers und für sein unablässiges Streben,
demselben immer grossere Vollkommenheit zu verscha£fen, das rühmlichste
Zeugniss geben. Es genügt zu yersichern , dass die Forderungen, welche
Verkäufer und Käufer, und unter den letztern namentlich auch die Ge-
lehrten , an einen solchen Katalog machen können , hier in vorzüglichem
Grade und weit mehr , als in anderen ähnlichen Büchern , erfüllt und be-
friedigt sind. Dabei ist dem Herausgeber noch zum besondern Verdienst
anzurechnen , dass das Yerzeichniss jedesmal sehr pünktlich am Schluss
des Halbjahres erscheint und nicht über den festgesetzten Termin hinaas
yerzogeft wird. Weil übrigens dieses Verzeichnisse die nenerschienenen
Bücher erst nach Verlauf eines halben Jahres zur o£fentlichen Kunde
bringt, und darum bisher z. B. die Brockhausische monatliche Bibliogra*
phie immer noch den Vorzug des schnelleren Bekanntmachens vor ihm
voraushatCe, auch das von Hrn. Thun in das Leipziger Buchhändler«
Wochenblatt gelieferte wöchentliche Yerzeichniss neuer Bücher diesen
Mangel nicht beseitigen konnte , da dieses Wochenblatt für gewohhiioh
eben nur in die Hände d^r Buchhändler kommt ; so hat derselbe mit ge*
genwärtigem Jahre ein zweites wöchentliches >^erzeichniss der wirklich
erschienenen neuen Bücher, Landkarten etc. herauszugeben begonnen,
worin er die Titel mit derselben Vollständigkeit und Genauigkeit, wie in
dem ersteren Yerzeichniss, mittheilt, dieselben aber nicht in allgemeine^
. alphabetischer Reihenfolge aufzählt, sondern mehr systematisch unter 21
Haüptrubriken zusammen ordnet, wodurch die ganze Literatur in die
Wissenschaftsfächer : Theologie und AndachUhücher , Rechtsvoissenschaft^
Staats- und Cameralwissenschaften , Heilkunde y Chemie und Pharmacie^
Phütosophie^ Literaturwissenschaft j Pädagogik und Jugendsehr^ten y Fki-
lologie, Geschichte und Biographie, Erd- und Reisebesckreibung und
\ Statistik y Naturwissenschcften j . Math^aliadie Wisiemchtfien ^ Kriegs-
220 Bibliographische Berichte.
wisaenschcßf Bandda-y Berg- und Münsgwkaenschttften^ Teeknologie^
Hau8' und Landwirthacheft , Forst- und Jagdwissenschttfteh, schöne
Wissenschaften nnd Schriften vermischten Inhcdts, yertheilt wird. Sobald
ein Buch unter mehrere Rubriken gehört, so ist es zwar nur anter einer
Tollständig aufgeführt, aber unter den andern darauf verwiesen. Die
systematische Vertheilung der Bucher unter die genannten Wissenschafts-
Sicher geht übrigens auch hier nicht auf speciellere Rubricirung nach dea
einzelnen Abstufungen jedes Faches ein, sondern ordnet Alles, was, zu
einer Wissenschaft gebort, in alphabetischer Reihenfolge zusammen;
offenbar sind aber auch diese specielleren Unterabtheilungen in .einem
solchen Buche weder besonders nöthig, noch auch überhaupt gut möglich,
wenn man nicht dem Hrn. Herausg. eine Arbeit zumuthen will , welche
über die nächste Bestimmung des Buches weit hinausgeht. Für den Ge-
lehrten als Käufer ist am £hde schon hinlänglich gesorgt, wenn er über-
haupt die Bücher seiner allgemeinen Wissenschaft in eine Reihe zusam-«
mengestellt erhält. Weil übrigens aber durch die einzelnen Wochennum-
mern, so zweckmässig dieselben an sich für die schnelle Bekanntmachung
der neuen literarischen Erscheinungen genannt werden müssen, doch der
Stoff etwas zerrissen wird; so ist für grossere Bequemlichkeit noch za
wünschen, dass am Schlüsse jedes Halbjahres die allgemeine wissen-
schaftliche Uebersicht des halbjährigen Katalogs auch diesem wöchent-
lichen Verzeichnisse mit den entsprechenden Abänderungen der Seiten-
zahlen beigegeben werden möge. So wird derselbe dann ein wahrhaft
zweckmässiges bibliographisches Hüifsmittel für den Gelehrten sein,
welches ihn mit den neuesten Erscheinungen der Literatur schnell bekannt
macht und ihm zugleich die wissenschaftliche Uebersicht derselben mög-
lichst erleichtert. Kleine Irrungen, welche bei der Vertheilung der Titel
' unter die einzelnen Rubriken etwa vorkommen , können hier ganz unbe«
achtet bleiben , da ihre gänzliche Vermeidung in einer solchen Bibliogra-
phie überhaupt nicht möglich ist , und da die gewissenhafte Genauigkeit
und Sorgfalt , mit welcher Hr. Th. beide Verzeichnisse arbeitet , ohnehin
dergleichen nur selten vorkommen lässt. Uebrigens hat dieses wöchent-
liche Verzeichniss alle die Vorzüge ' nnd Einrichtungen , welche bereits
oben an dem halbjährigen gerühmt worden sind, und wenn wir jenes als
die beste vorhandene deutsche Bibliographie für den merkantilen Ge-
schäftsverkehr anerkannt haben , so gebührt dieselbe Auszeichnung auch
diesem, nur vielleicht mit dem Unterschiede, dass es in Folge der wis-
senschaftlichen Rubricirung für den Gelehrten bequemer ist , als für den
Buchhändler. Dafür . gewährt es aber dem letzteren durch die wöchent-
liche Bekanntmachung der neu erschienenen Bücher den nicht geringen
Vortheil , dass es ihm , sobald es allgemeine Verbreitung unter den Ge-
lehrten gewonnen haben wird, die besondern Bekanntmachungen über das .
eben Erschienensein eines neuen Buches zum grossen Theile erspart.
Fragt man nun aber, wie weit die beiden Verzeichnisse der absoluten
Idee einer allgemeinen und vollkommenen merkantilen Bibliographie sich
annähern , so bleibt dann freilich noch mancherlei zu wünschen übrig ;
dennoch aber fällt das Urtheil sehr zu ihrem Gunsten~aus, sobald map
.BibliogTaplii8€lie Berichte. S21
die bestellenden Verhältnisse des Bncbhandels in Betracbt ziebt, und
jedenfalls leisten sie mit geringen Ansnabmen alles das, was nach den
obwaltenden' Verhältnissen geleistet werden kann. Inwiefern sie blos
deutsche Bib?Tographieen sind , so umfassen sie natürlich nur diejenigen
nenen Bacher, welche aUjährlich anf den deutschen Büchermarkt kommen,
lassen aber , da der deutsche Buchhandel nur wenig über die Lander
deutscher Zunge hinausreicht , die neuen Bücher des Auslandes grossten-
tbeils unbeachtet. Dies hat auch insofern keinen Nachtheil, als unter
jedem gebildeten Volke alljährtich eine grosse Masse Yon Büchern er«
scheint, welche nur far die speciellen Bedürfnisse des Landes oder wohl
gar nur für den Gebrauch gewisser Districte desselben bestimmt, und
deren Vorhandensein fiir den Bücherkaufer eines andern Landes durchaus
gleichgültig ist. Anders yerhält es sich freilich mit Schriften rein wis-
senschaftlicher Forschung, welche, sie mögen erschienen sein in welchepi
Lande sie wollen , jederzeit ein Gemeingut der gesammten literarischen
Welt sind, und üeren Bekanntmachung für Deutschland um so wünschens-
werther ist, da eben der deutsche Gelehrte Tor andern Volkern die Tu-
gend voraus hat, dass er auch auf das wisseni^chaftliche Leben des Aus-
landes sorgfaltig achtet und alle Erzeugnisse desselben zu umfassen strebt.
Das Bedürfniss einer Bibliographie der neuen Literatur d^s Auslandes ist
daher auch bei uns schon oft gefühlt und auf mancherlei Weise zu reali- ,
siren versucht worden ; allein die eigenthümlichen Verhältnisse des Buch«
handeis der fremden Lander haben derselben gewohnlich auch soviel
Schwierigkeiten in den Weg gestellt , dass dergleichen Unternehmungen
nie zu einem re'diten Ziele gelangten. Der neueste. Versuch dieser Xrt
ist bis zum Schluss des vorigen Jahres in der Duncker-Hnmblotschen
üierariachen Zeitung in Berlin gemacht worden, wo jeder einzelnen Num-
mer Verzeichnisse der neuen Literattar des In - nnd Auslandes beigefSgi
waren. Mit dem Jahrgang 1842 ,aber haben diese Verzeichnisse aufge-
bort, nnd man hat das Weglassen derselben darum nicht gerade sehr zu
bedauern , da dieselben überhaupt zu planlos angelegt wareh und , abge-
sehen von der UnvoUstandigkeit des Aufzählens fremder Bücher, gewohn-
lich die Titel derselben so mangelhaft angegeben wurden , dass eine ge-
nügende Kundie von deren Werthe daraus gar nicht entnommen werden
konnte, dne zweckmässige Bibliographie des Auslandes für Deutschland
scheint überhaupt noch von dem Fortgange der Zeit erwartet werden za
müssen. Sowie nämlich schon jetzt. einige Buchhandlungen Frankreichs
nnd Englands einzelne wissenschaftliche Bücher ihres Landes auf den
deutschen Büchermarkt bringen , und sowie 'die Buchhandlungen Hollands
und Dänemarks alles Wichtigere ihrer Literatur hierher schicken; so
steht zu^ erwarten , dass Sich allmälig dieser Verkehr immer mehr aus-
dehnen werde. Hr. Tb. hat in seinen Verzeichnissen für diese Bibliogra«
phie geleistet, was er leisten kann, d. h. er nimmt die Titel aller derje-
nigen neuen Bücher Frankreichs, Englands, Hollands etc. in dieselbe '
auf, wekhe Auf den deutschen Büchermarkt geschickt werden ; ja er hat
seit dem gegenwartigen Jahre angefangen, auch die dänische Lite-
ratur vollständig aufzunehmen. Hoffen wir also , dass es ihm mit der
-j
99S Bibliographiflobe Beriohie»
f
Zeit auch möglich sein werde, wenigstens die grosseren * wi88.ensGhaft-
lichen Werke aach anderer Länder mit zu umfassen. Ein zweiter Mangel
des dentschen Buchermarktes ist das Nichtbeachten der an den Universi-
täten and Schalen and yon einzelnen wissenschaftlichen Vereinen erschei-
nenden kleinen Gelegenheitsschriften , der sogenannten Programme, Dis-
putationen etc. Diese Schriften waren in der früheren Zeit allerdings
gewohnlich so beschafien, dass sie nur selten über den kleinen Kreis des
Ortes, wo sie erschienen, hinaus ein Literesse erregen konnten ; allein
Bfiit ein paar Decennien haben sie einen äussern Umfang und eine innere
lYichtigkeit gewonnen, dass der Gelehrte sie durchaus nicht mehr unbe-
achtet lassen kann. Wahrscheinlich würden sie wohl auch schon längst
^n Gegenstand grosserer Beachtung für den Buchhandel geworden sein,
wenn nicht der eingeführte Programmentausch ihren Absatz sehr, schmä-
lerte. In einer merkantilen Bibliographie aber können sie so lange nicht
aufgeführt werden , als sie nicht auf den Buchermarkt kommen. Dagegen
ist freilich sehr zu wünschen, dass sich bald jemand fände, der alljährlich
ein möglichst vollständiges und genaues Verzeichniss derselben heraus-
gäbe. Dem obwaltenden Mangel haben zwar bisher unsere Jahrbücher,
Gersdorf's Repertorium und ein paar andere 2Seitschriften insoweit abzu-
helfen gesucht, als sie eben auf die Aufzählung dieser kleinen Schriftctt
ein besonderes Augenmerk richteten. Allein sie sind freilich hierbei von
der Bereitwilligkeit abhängig, dass die Herausgeber solcher kleinen
Schriften dieselben an die Redaptionen einsenden, nnd da nicht wenig«
jei\er. Anstalten es immer noch für nnnöthig halten , ihre Gelegenheit»»
Schriften zur öffentlichen Kande zu bringen , so lässt sich die gehörige
Yolbtändigkeit nicht erreichen *)• — Für die Anordnung .des Stoffes
*) Yielleicfat tragen übrigens die Zeitschrifikcn selbst einen Theil 'd«r
Schuld, dass so manche Öffentliche Anstalt es vermeidet, ihre offici^Uea
Programme einer Beurtheilung in Zeitschriften auszusetzen. Es hat sich
nämlich in der neuesten Zeit, vornehmlich durch die evangel. Kirchenzeitung
und durch die vormals Hatlischen, jetzt Dentschen Jahrbücher, die unselige
Kritik aDsgebüdet, dass man nicht blos die wissenschaftlichen. Producte der
Gelehrten , sondern aach deren Persönlichkeit und amtliches Wirken , sowia
den Zustand öffentlicher Staatsanstaüten zum Gegenstande der Beurtheilung
in öffentlichen Blättern zu machen angefangen hat, und dass man berechtigt
zu sein glaubt, eine öffentliche Kritik aber Verhältnisse zu üben, deren Be-
Brtheilong eigentlich nur den vorgesetzten Staatsbehörden obKegt. Es ist
diese Kritik um so verderblicher geworden, je häufiger sie- von Leuten
Seabt worden ist, welche nur nach der einseitigsten und kümmorlicfastea
2insicht in die Sache den Gegenstand besprachen und deshalb gewöhnlich
in Witzeleien und Schmähungen sich verloren, und je weniger man dabei
beachtet hat , dass jedm solches Antasten der amtliehen Stellung einer
Person oder der Würde einer öffentlichen Anstalt, selbst wenn es auch
wirkliche Mängel berühren sollte, selten oder ine etwas nützt, wohl aber
unendlich schadet, und dass es zugleich eine Verletzung der Würde der
wissens<;^aftlichen Zeitschrift selbst ist und dieselbe vom Standpunkte
der WissenscbaftKchkeit in den Schrnnz der Schmähung und niederen
apionirerei herabsetzt« Wir woBen nicht die einzelnen Bespiele, wo
niversitäten und öffentliche Schulen dergleichen Unbill erfahren haben,
hier weiter aa&ählon/ sondern nur darauf hinweisen^ dass, sowie* die
Bibliographische Berichte. SSü
in eiu6r merkantilen Bibliographie hat man die alphabetifldie Reihenfolge
der Titel als die zwbckmässigste anerkannt, weil sie gerade so, wie in
Anstalten selbst, ebenso ancfa ihre amtlichen Schriften — und das sind
zum grossen Theil auch die Programme derselben — bei •ffentlichcr
Besprechung in Zeitschriften die höchste and 'sorgfältigste Beachtang und
Schonung ihrer öffentlichen -Wnrde mit dem grossten Rechte für sich in
Ansprach nehmen. Allerdings hat die grosse Bewegung^ welche in das
öffentliche Unterrichtswesen gekommen ist, nnd die Forderung der Zeit,
dessen allgemeine und besondere Gestaltung möglichst allseitig zu erken-
nen und aus dieser ErkenntniSs Mittel zu seiner Fortbildung und Ver-
▼ollkommnung abzuleiten, den Zeitschriften die Pflicht aafgelegt, iiber
Wesen ond Gestaltung der Unterrichtsanstalten möglichst viel so he^
- nchten , und io d«r That ist es hier sehr schwer , die Grenze nicht za
überschreiten und das zu Besprechende Ton dem Ungehörigen immer g^-
nau abzi^sondern.' Die Zeitschriften müssen für dergleichen Mittheilun-
gen natürlich hauptsächlich die amtlichen Schriften der Öffentlichen An-
stalten benutzen, und es entsteht daher die Frage, wie sie dies zu thun
haben, um dem eben genannten Bedürfniss zn genügen, und doch auch
der Anstalt selbst nicht in irgend einer Weise zu nahe zu treten* Die Norm
des rechten Verfahrens hierbei hat sich noch keineswegs genug ausge-
bildet, sondern muss ziim T^eil noch 'erst gefunden werden. Für unsere
Jahrbücher suchen wir inzwischen, bis /diese Norm gefunden sein wird,
80 streng als möglich die Richtang festzuhalten ,* dassr wir zwar über die
nassere amtliche Stellung der öffentlichen Lehrer, nicht aber über ihr
individuelles Wirken berichten; da^s wir von den £inrichtungen der
öffentlichen Anstalten zwar das factisch Bestehende, soweit dessen öffent-
liches Bekanntwerden von wissenschaftlichem Interesse ist, erzählen^ aber
eine Beurtheitung solcher Einrichtungen nur dann für zulassig halten,
nvean dieselbe innerhalb der Grenzen der allgemeinen wissenschaftlichen
Theorie gehalten werden kann und nicht zu einer Antastung des persön-
lichen Rechtes des Beamten oder der öffentlichen Würde der Anstalt
fuhrt; nnd dass wir die in den amtlichen Programmen erscheinenden Ab-
handlungen, als wissenschaftliche Prodncte eines Gelehrten, zwar ohne
Bedenken der wissenschafiblichen Kritik unterwerfen zu dürfen meinen,
ab^r auch hier alles das bei Seite' lassen, was die amtliche Stellung des
Verf. berühren kann« Darum pflegen wir bei solchen Abhandlungen in
Programmen, welche den wissenschaftlichen Forderungen nicht recht ge-
nügen, und bei denen sich ergtebt, dass der Verf. sie ohne schriftstel-^
lerisehen Beruf nur als angestellter Lehrer zu schreiben genöthigt war,
gewöhnlich nur den Inhalt (£ne weitere Beurtheilung^ desselben kurz an-
zugeben, um nicht durch den sonst nöthigen schärferen Tadel etwa sein
Ansehen als Lehrer zu verletzend Es kann ja jemand ein sehr brauch-
barer Lehrer und. doch ein schlechter Schriftsteller sein. Bbenso halten
wir es nicht für angemessen, d«i schlechten lateinischen Styl einer soK-
chen Abhandlung sdiarf zu tadeln : denn obgleich derselbe allerdings ein.
Makel für einen 'Gymnasiallehrer ist, so glauben wir doch nicht berufen
zu' sein , einen solchen deshalb öffentlich anzugreifen, um nicht etwa das
nöthige Vertrauen seiner 'Schüler zu ihm zu schwächen. Wir erwähnen
diese letzteren Punkte hier besonders deshalb, um nicht bei der so ge-
stalteten Beurtheilung solcher Programme in den Verdacht zu kommen,
als hätten wir durch Verschweigung von gängeln die Ehrlichkeit und
Offenheit der Kritik verletzt. Vielmehr lassen wir die Kritik nur auf-
hören, und sparen speciellere Würdigung für solche Programm - Abhand-
lungen, die wissenschaftlich tüchtig und wichtig genug sind» dass auch
die in den Schranken der Mässigung dagegen gemachten Ausstellungen
ihren Worth und die Wurde ihres Verfassers nicht beeinträchtigen können.
222
Ze
d
ß^n
i^hte;
m
i
^Ävs^en Bibliothek, den natnriich-
^'^ jedes Buch uns der grossen Masse
^'*'*'"I»DDfl^ ^^^rir '^^' ^*' ^iese Anordnung für seinen
^^^^^deB' i°t obnejtdoch den gewöhnlichen Uebelstand
rSbtt,
hi ''^^gtalog ^^^f^eidea zn können. Das leitende Wort pflegt
^^''^T^^mto*^'^^ Ifo^^ ^^ Bucher der Name des Verfassers 2n
^/cA«/" ^/«6« ^^. jv^eiid eines früheren Antors von einem andern
M** ^ ist dBf eesfi^^^ ^^^^ bearbeitet worden , so wird nicht des
*^^^^„ neff*^^^ Jes eigentlichen Autors Name zn dem leitenden
^^ gg^eh^^^' ^ jßt aber nun in dem Titel der Name des Verfassers
^^\l0 S^'^x^g^ oder hat irgend ein Herausgeber Werke verschiedener^
wJf^ ^''^^^er 'angens-nnter j Verfasser zusammendrucken lassen, dann
^gfsfi'^^^^-ualidi das erste oder irgend ein anderes Hauptwort des Titels
^cd ^f^ j^ Stichwort gemacht. Allein sowie in diesem letzteren Falle
Jim» '^^**^0 di« Schwierigkeit eintritt , welches Wort des Titels gerade
n^cbt ^ ^^ £itichwort sein müsse; so findet genau genommen hier jeder-^
da* ^\^ yertauschung der Nominal:- Anordnung mit der Real -Anordnung
,ei* * ^^^ ^ entsteht bei dem Gebrauch des Katalogs gar häufig die~Un-
^ lÄsbeitr noter welchem Stichworte der Titel zu suchen sei. Hat
Yt r jemand den Titel selbst nicht ganz genau im Kopfe , dann kommt ea
lil ^nch vor, dass er denselben gar nicht findet. Allerdings ist dad
e|pe Schwierigkeit, die jeden Nominalkatalog irgend einer Büchersamm*
long drückt, und welche nie* ganz wird beseitigt werden können. In Be-
sag auf den Thnnschen Katalog indess lassen sich doch vielleipht zwei
Erieichterungsmittel nachweisen, wodurch diesem Uebelstande wenigstens
zum Theil begegnet werden kann. Einmal nämlich giebt es eine Menge
von Büchertiteln , wo man nicht den eigentlichen Namen des Verfassers
oder das zn Anfang stehende Hauptwort, sondern eine andere im Titel
als leitender Oberbegriff enthaltene Benennung als das Stichwort denkt,
unter dem man den Titel ta suchen geneigt ist. Lubkers Commentar zu
Horazens, Oden z. B. oder DUtrichs Prolegomena ad Crattßuni Platoru»
werden Viele nicht nnter den Namen Lii6fcer und Dittriehy sondern unter
Horaz und Plato snchen. Ein Corpus ptttrum ecelesiasHcorumj eine Bt-
hUoiheea scriptarum Latinorutny Fragmenta Comicorutn Graecorumy eine
Sammlung deutscher Gedickte etc. sucht man vielleicht nicht unter Cor-
pus y BibliothecOy Fragmenta y Sammlung y- sondern unter Patres eccLy
Seriptores LaUy Comd Graeciy deutsche GedichteM Hier hilft nun, wenn
'Da übrigens in nnsem JahrbSchem die Besprechung von Programmen
ans anderen Gründen grosstentheils in die Hand Eines Mitarbeiters ge-
legt ist; so müssen wir uns hier auch noch gegen die Folgerung ver-
wahren, als ob der Leser daraus, dass ein Programm in den Jahrbb.
blos angeführt und nicht weiter besprochen wird, einen Schlnss auf
dessen wissenschaftlichen Unwerth machen dürfe. Nein, leider müssen
oft die tüchtigsten Programme nnbesprochen bleiben, weil der Referent
sie nur dem. Titel nach kennt «der weil sie über einen Gegenstand sich
'verbreiten, in welchem er liicht urtheilsfähig ist.. Dies zugleich als bei-
läufige Antwort auf einige an uns gerichtete Fragen, wegen ßeuvthei-
long von Programmen. [d. Red.]
BibHögtapliiBteli^ Berichte. 235
•iNFahrö ÖeqaeitiH(äik^i'fGt''da8 Aiiffindten ensielt Werden «dl, Au einftdie
Mittel y dteb beidid S^dkWorter un Noratiidkataldg st^eii , • dM eiki^mit'
dem Toll8tSn^jg;eii Tit6i des Budb«, da^ ^ndeire mit' Yerw«i«liiig auf den-
selben. Das etwa dagegen <>bwaiteiid^ Bedenken, dass diese» Veirfahren
den'Umfatig^nnd Preis des Katalogs etwas -vergrössere , kann neben dem
boberen Vortheil der Bequemlichkeit gar nicht in Betracht kömineh, sebald
man festhält, dass im Geschäftsleben Ersparnng Ton Zeit utaendlieh wicfat-
tiger ist, als Ersparnng ¥on Geld, zaro'al da eben hier dieVermehmng des
Preises überhaupt nicht bedeutend sein kann. ' Wo übngeas dlerös Mittel
noch nicH aüsi^leht, da ist Hrn. Thuii dürcli s<eine sogtoännte wimenr
9chifükhe Uebersickt, welche ja neben dem Nominalkatatog die Stelle
des "Realkatalogs vertreten soll, das zweite Mittel geboten, das Aufedchen
der Titel zu erleichtern. Esl>estebt darin, dsess er in 'die alphabetisdie
Reihenfolge der abgekürzten Titel nnter den dnz^lnen 'wissenschaftlichen
Rubriken gewisse allgemein^ Gesainmttitel , z. B; unter der Rubrik py-
lologie ' die allgemeinlin' Benennungen i^rc^otogt« , Jnti^iaien, Chrauk-
moHky Lexicographiey IdtiBraturgesckiehte, Sammekehrjften ett'i •eksraht
und dahinter die Stich^rter der bierher -gehörigen Titel «nffthrt. Anch
dies ist nicht etwa btos ein Vortheil für den 'Gelehrten und dessen wis-
senschi^Uiche Forschungen, «öndern ebenso eine Erleichterung des ^Ge-
schäftsTerkehrs , weil iCanfer und Verkäufer) sobald sie den Titel eines
Buchs nicht genau wissen, doch das allgemeine Stichwort leicht' ^d^n,
unter dem sie ilin daim m suchen haben. — ' Bie Hauptachwierigkeit
einer merkantÜen Bibliographie endlich besteht- daiin, dass siie über ^en
Wertk jedes einzelnen Buchs als Waare and iber^e Brauchbarkeit dieser
Waaird dem Ki^ufer hui Voraus eine m^güdbst vollständige Auskunft geben
soll. Der deatsohe Buchhandel ist nämlidli so eingeriobtet, dass man nicht
wie bei andern Wäaren Jedes Einzelne Bach vor dem 'Ankauf immer erst
besehen k«nn,' sondern dass -man oft blos auf die Angabe des Titels kau>
fen-mass. Hier hat nun die Bibliographie auf alles das zu achten, wo-
durch sie dein &'äafer vor möglichem Betrug tiach Kräften sicher steÜt,
oder ihn' anf besondere' Vorzüge einzelner Artikel at^merksara- macht.
Was ab^ hierin In den'vbrfaandenenr Bibliographien noch nachgeblMs^sirt
werden könne, das wird* sieh' aus folgenden Andeutun^n ergeben. Den
allgemeinen' Inhalt eines Buchs und seine' :l3.t^llttng zum Garizeu der Lite-
ratur pfiegt man- gewülmlioh aus dem TiteMEuerratheii, sowie maii Von
dem Namen des V'er&ss'ers- aus gewohnUtih^ adf dessen wissensbhaftlidfen -
Werth scfaüesst. SergHltige' und ehrliche Verfasser piegen bieirbel attch
in den fntdn ihrer Bücher anznz^gen , ob sie ein reih wissensehaMiehes
oder i^raktischea Werk, ein speculativ-gelehrtes^' oder ein populäres, l^fn
Band- oder' Schulbuch , ein Product der Igelehrten'' Forschung, 'oder' eine
SBsammenstellende Compiiatioh der vorhandenen Resultate, eine ephemere
Schrift; oder «ne fiir die Daner brauchbare und dgL gettefert haben, und ^
Mk cBoM' Bez^ehnan^n vo^ ihnen weggelassen, nun' so mÜgian sie sich
es s^lbsiPzBschfreiben^ wenn derbehutsanAe Käufer ihre Schriften so lange
aabeachtet lässt, bis er'anderwdt Grelegenheit geftmdea hat, sie genauer
N. Jahrb. f. Phii. u. Päd. od, KrÜ. Bibk Bd. XJLXW. HfU X 15
S24 BibilögraphUche Bericbte^
dem sogenannten Nominalkatalog einer grossen Bibliothek , den natSrliclf^
steh Anhaltungspunkt gewährt, ipn jedes Buch ß.n» der grossen Masse
leicht heraaszufinden. Auch Hr. Th. hat diese Anordnung für seinen
halbjähi^gen Katalog gewählt , ohne jedoch den gewShnlichen Uebelstand
solcher Nominalkataloge vermeiden zn können. Das leitende Wort pflegt
nämlich für solche Reihenfolge der Bücher der Name des Verfassers za
sein, und ist das Werk irgend eines früheren Autors von einem andern
Gelehrten neu herausgegeben oder bearbeitet worden , so wird nicht des
Herausgebers , sondern des eigentlichen Autors Name zu dem leitenden
Worte gemacht. Ist aber nun in dem Titel der Name des Verfassers
nicht angegeben, oder hat irgend ein Herausgeber Werke verschiedener,
genannter oder ungenannter, Verfasser zusammendrucken lassen, dann
vfird gewöhnlich das erste oder irgjend ein anderes Hauptwort des Titels
zum leitenden Stichwort gemacht. Allein sowie in diesem letzteren Falle
nicht selten die Schwierigkeit eintritt , welches Wort des Titels gerade
das leitende Stichwort sein müsse; so findet genau genommen hier jeder-^
zeit eine Vertauschung der Nominal^- Anordnung mit der Real -Anordnung
statt, und es entsteht bei dem Gebrauch des Katalogs gar häufig die'Un-
gewissheit , unter welchem Stichworte der Titel zu suchen sei. Hat
aber jemand den Titel selbst nicht ganz genau im Kopfe , dann kommt es
'iivohl auch vor, dass er denselben gar nicht findet. Allerdings ist dad
eine Schwierigkeit, die jeden Nominalkatalog irgend einer Büchersamm-
lung drückt, und welche nie* ganz wird beseitigt werden können. In Be-
zug auf den Thunschen Katalog indess lassen sich doch vieileipht zwei
Erleichterungsmittel nachweisen, wodurch diesem Uebelstande wenigstens
znm Theil begegnet werden kann. Einmal nämlich giebt es eine- Menge
von Büchertiteln , wo man nicht den eigentlichen Namen des Verfassers
oder das zu Anfang stehende Hauptwort, sondern eine andere im Titel
als leitender Oberbegriff enthaltene Benennung als das Stichwort denkt,
unter dem man den Titel zn suchen geneigt ist. Lubkers Commentar zu
Horazens^ Oden z. B. oder DHtrich» Prolegomena ad Cratylum Platonis
vireTden Viele nicht unter den Namen hühker und DUtrieh, sondern unter
Horaz und PiaUf suchen. Ein Corpus patrum ecelesiasticorumy eine Bi-
hUoikeca scriptorum Latinorunij Fragmenia Comicorum Gtaecorumy eine
Sammlung deutscher Gedickte etc. sucht man vielleicht nicht unter Cor-
pus ^ Bibliotheca^ FragmentOy Sammlung y- sondern unter Patres eccU,
Soriptores Lof., CDintct Graect, deutsche Gedichte» Hier hilft nun, wenn
'Da übrigens in nnsem Jahrbuchem die Besprechung von Programmen
BUS anderen Gründen grosstentheils in die Hand Eines Mitarbeiters ge-
legt ist; so müssen wir uns hier auch noch gegen die Folgerung ver-
wahren, als ob der Leser daraus, dass ein Programm in den Jahrbb.
blos angeführt und nicht weiter besprochen wird, einen Schluss auf
dessen wissenschaftlichen Unwerth machen dürfe. Nein, leider müssen
oft die tüchtigsten Programme unbesprochen bleiben, weil der Referent
sie nur dem, Titel nach kennt oder weil sie über einen Gegenstand sich
'verbreiten, in welchem er nicht urtheilsfähig ist.. Dies zugleich als bei-
läufige Antwort auf einige an uns gerichtete Fragen, wegen ßeufthei-
lung von Programmen. [d. Red.J
Bibliog'yapliiBblie Bvrirclit«. 235
•^valird 6e^fiieiiiH(iik<6ii'f6r das Anffindto «rcielt werden «dl, dM eiAladie
Mittel y dteci beide JS^diWorter im Nomincükataidg st^e^ , • da« eiftie mit '
dem Tollst&idigen Titel des Bacb« , dais andere mit' YerweiAiiig auf den-
selben. Das etwa dagegen ebwaltende Bedenken, dass dieses Veirfahren
den Umfaiig' nnd Preis des Katalogs etwas vergrossere, kann neben dem
höheren Vortheil der Bequemlichkeit gar nicht in Betracht köminen, sobald
man festhält, dass im 'Geschäftsleben Ersparong Ton Zeit utaendUeh wicli-
tiger ist, als Ersparong ¥on Geld, zumal da eben hier dieVermehmng des
Preises überhaupt nicht bedeatend sein kann. Wo übiigens dieses Mittel
noch nichtr aasi<6iebt, da ist Hrn. Thun dürdi seine sogenannte wissei^
mkufUkhe UfherncMy welche ja neben dem Neminalkataiog die €ltelle
des "Realkatalogs vertreten soU, das zweite Mittel geboten, das Auftiichen
der Titel zn erleichtern. Es'besteht darin, diäis er in'^die alphabelisdie
Reihenfolge der abgekürzten Titel unter den einzelnen wissenschaftlichen
Rubriken gewisse allgemein^ Gresaibmttitel , z. B. unter der Rubrik Pld-
lologie ' die allgemeinen' Benennungen i^rc^0olog4e , Aniiqidlaitn y Chrati^
moHky Lexicographie^ Idtigraturgesckichte , Sammekehrjften eiti ektreSlit
mA dahinter die iSitichWorter der hierher gehörigen Titel anfuhrt. Auch
dies ist nicht etwa btoS ein Vortheil för den Gelehrten und dessen wis-
senschaftliche Forschungen , sondern ebenso eine Erleichterung des <9re-
schäftsrerkehrs , weil iCäufer und Verkäufer, sobald sie den Titel eines
Buchs nicht genau wissen, doch das allgemeine Stichwort leicht' finden,
miter dem sie ilin daim zu suchen haben. — ' Die Hauptachwierigkeit
einer mevkantüen Bibliographie endlich besteht darin, dass sie über ^en
Wertii jedes einzelnen Buchs als Waare und uber^e Brauchbarkeit dieser
Waare dem K^fer im Voraus eine möglichst vollständige Auskunft geben
soll« Der dentsohe Buchhandel ist nämlieh so eingericbtet, dass man nicht
wie bei andern Wäaren Jedes Einzelne Buch vor dem Ankauf immer erst
besehen kann, sondern dass -man oft blos auf die Angabe des Tkels kau-
fen mnss. Hier hat nun die Bibliographie auf alles das zu achten, wo-
durch sie den Käufer vor möglichem Betrug Ikach Kräften sicher stellt,
oder ihn* auf besondere- Vorzüge einzelner Artikel aufmerksam macht.
Was aber hierin in den vörbaitdeneif Bibliographien noch nachgebessert
werden könne, das wird' sieh aus folgenden' Andeutunjgen ergebeif. Den
allgemeinen Inhalt eines Buchs und seine Stellung zum Gaiizen der Lite«
rator pflegt man- gewöhnlich aus dem Titel -zii errathen, sowie maii Von
dem Namen des Verfessers aus gewöhnliche auf dessen wissensishäftlidien
Werth scbKesst. Sorgfältige' und ehrliche Verfasser piegen l^eirbei auch
in dea l^t^n ihrer Bnehei' anzuz^gen, ob liie ein reih wissensehaMiches
oder praktisches Werk, ein speculativ - gelehrties od^r eiii populäres, '^n
Hand- 4»der Schulbuch, ein Prodnct der gelehrten' Forschung, 'oder eine
■Bsammenstellende Compilation der vorhandenen Resultate, eiine ephemere
Sdnrift oder eine lur die Daner brauchbare und dgL geliefert haben, und ^
sbd diese' Bez^ehnungeii von ihnen weggelassen, nun' so m5gen sie sich
es s^lbstPznscbreibeb; wenn der behutsame Käufer ihre Schriften so lange
inbeachtet lässt, bis er'anderw^ Gelegenheit gefunden hat, sie genauer
N. Jahrb. f. Phil. u. Päd. od, £rii. BihU Bd. XSXIV. HfU X 15
224 Biblibgraphisehe Bericbte^
dem sogenannten Nominalkatalog einer grossen Bibliothek , den natnrliclf^
steh Anhaltnngspnnkt gewährt, um jedes Buch aus der grossen Masse
leicht heraaszofinden. Auch Hr. Th. hat diese Anordnung für seinen
balbjähilgen Katalog gewählt y ohne jedoch den gewöhnlichen Uebelstand
solcher Nominalkataloge Termeiden zu können. Das leitende Wort pflegt
nämlich für solche Reihenfolge der Bücher der Name des Verfassers za
sein, nnd ist das Werk irgend eines früheren Autors von einem andern
Crelehrten neu herausgegeben oder bearbeitet worden , so wird nicht des
Herausgebers, sondern des eigentlichen Autors Name zu dem leitenden
Worte gemacht. Ist aber nun in dem Titel der Name des Verfassers
nicht angegeben, oder hat irgend ein Herausgeber Werke yerschiedener,
genannter oder ungenannter, Verfasser zusammendrucken lassen, dann
iffird gewohnlich das erste oder irg^end ein anderes Hauptwort des Titels
zum leitenden Stichwort gemacht. Allein sowie in diesem letzteren Falle
nicht selten die Schwierigkeit eintritt , welches Wort des Titels gerade
das leitende Stichwort sein müsse; so findet genan genommen hier jeder-^
zeit eine Vertauschung der Nominal:- Anordnung mit der Real -Anordnung
statt, und es entsteht bei dem Gebrauch des Katalogs gar häufig die'Un-
gewissheit , unter welchem Stichworte der Titel zu suchen sei. Hat
aber jemand den Titel selbst nicht ganz genau im Kopfe, dann kommt es
'iivohl auch Tor, dass er denselben gar nicht findet. Allerdings ist dad
eine Schwierigkeit, die jeden Nominalkatalog irgend einer Büchersamm-
lung drückt, und welche nie* ganz wird beseitigt werden können. In Be-
zug auf den Thnnschen Katalog indess lassen sich doch Tiellei|cht zwei
Erieichterungsmittel nachweisen, wodurch diesem Uebelstande wenigsten^
zum Theil begegnet werden kann. Einmal nämlich giebt es eine- Menge
von Büchertiteln , wo man nicht den eigentUchen Namen des Verfassers
oder das zu Anfang stehende Hauptwort, sondern eine andere im Titel
als leitender Oberbegriff enthaltene Benennung als das Stichwort denkt,
unter dem man den Titel zu suchen geneigt ist. Lübkers Commtntar zu
Horazens^ Oden z. B. oder Dittrich» Prolegomena ad Cratyluni PlatonU
werden Viele nicht unter den Namen Lii6Jker und Dittrichf sondern unter
Horaz nnd Plato suchen. Ein Corpus ptttrum ecclesiasticorum, eine Bh
hUotheea scripiorum LaHnorutn , Fragmenia Comicorum Graecorum , eine
Sammlung deutscher Gedichte etc. sucht man yielleicht nicht unter Cor-
pus, Bibliotheca^ Fragmenia , Sammlung ^ sondern unter Patres eccl,^
Soriptares Lat^ Comici Graect, deutsche Gedichte. Hier hilft nun, wenn
'Da übrigens in nnsem Jahrbüchern die Besprechung von Programmen
aus anderen Gründen grÖsstentheils in die Hand Eines Mitarbeiters ge-
legt ist; so müssen wir uns hier auch noch gegen die Fokerung ver-
wahren, als ob der Leser daraus, dass ein Programm in den Jahrbb.
blos angeführt und nicht weiter besprochen wird, einen Schluss auf
dessen wissenschaftlichen Unwerth machen dürfe. Nein, leider müssen
oft die tüchtigsten Programme unbesprochen bleiben, weil der Referent
sie nur dem, Titel nach kennt oder weil sie über einen Gegenstand sich
'▼erbreiten, in welchem er nicht urtheilsfahig ist.. Dies zugleich als bei-
läufige Antwort auf einige an uns gerichtete Fragen, wegen ßeurthei-
lung von Programmen. [d. Red.]
BlbtiogVa^histfc^ Berichte. 225
üralire BeqaetttUiiikfeif {8r das Auffinden endelt werden soU^ diu eiüfiidie
Mittel y dteii beide SticIkWdrter im Nomhialkataldg eteheti , * du eine mit '
dem ToUst&iidigen Titel des Bnchfl , das tpidere mit' VerweiMiig auf den-
selben* Das etwa dagegen ebwaltende Bedenken, daaa dieses Verfahren
den Xfmfang^ nnd Preis des Katalogs etwas vergrössere , kann neben dem
höheren Yortheil der Bequemlichkeit gar nicht in Betracht könünen, sobald
man festhält, dass im'Gbschäftsleben Ersparong yon Zeit unendlieh wich-
tiger ist, als Ersparang m>n Greld, zamai da eben hier die Yermehrong des
Preises überhanpt nicht bedeatend sein kann, "^o übrigens dieses Mittel
noch nicht ausi^iebt, da ist Hm. Thnn dnreh seine sogenannte wueeif
9dkitflUehe üeberncldy welche ja neben dem Nemitialkatatog die Stelle
des "Realkatalogs vertreten Soll, das zweite Mittel geboten, das Anfeiichen
der Tiiel zu erleichtem. Esl>e8teht darin, daiss er in^die alphabetische
Reihenfolge der abgekürzten Titel imter den ^zelnen wissenschaftlichen
Rnbriken gewisse allgemeine Gesämmttitel , z. B. nnter der Rubrik Phi-
lologiediealigemeinen'Benennungen itfrcAflotogie, JntiijuhäUn, Chrom"
moHkj Lexicographie i tMertUurgesekichte ^ Safnmekcftrjften ete* einreiht
und dahinter die Idtichworter der hierher gehörigen Titel «nföhrt. Aach
dies ist nicht etwa btoU ein Yortheil für ^en 'Gelehrten und dessen wis-
senschaftliche Forschungen, sondem ebenso eine Erleichterang des "Ge-
sdiäitsrerkehrs , weil ICaufer nnd Verkäufer) sobald sie den Titel eines
Buchs nicht genau wissen, doch das allgemeine Stichwort leicht' finden,
nnter dem sie ihn daim zu suchen haben. -— Die Hauptsohwierigkeit
einer mericantilan Bibliographie endlich besteht darin, dass sie Aber 'den
Wertli 'jedes einzelnen Buchs als Waare und fflber die Brauchbarkeit dieser
Waare dem Kiffer im Voraus eine möglichst Tollstandige Auikunfb geben
solL Der dentsohe Buchhandel ist namlieh so eingerichtet, daiss man nicht
wie bei andern Waaren jedes einzelne Buch ror dem Ankauf immer erst
besehen kann, ' sondem dass man oft blos auf die Angabe des Tkels kau-
fen-muss. Hier hat nun die Bibliographie auf alles das zu achten, wo-
durch sie den Käufer vor möglichem Betrug tech Kräften sicher stdlt,
oder ihn» auf besondere' Vorzuge einzelner Artikel aufmerksam macht.
Was aber hierin In 4en 'Vorhandenen Bibliographien noch nachgebess«li;
werden könne, ' das wird^ sich ' aus folgenden' Andentunjgen ergeben. Den
allgemeinen Inhalt eines Buchs und seine Stellung zum Gaiizen der Lite«
ratur pflegt man ^wolnilioh aus dem Titel zderratheii, sowie man Wn
dem Namen des Verfess'ers aus gewöhnliehl^ auf dessen wissensijhäftliehen '
Werth scldiesst. Sergfaltige' und ehrliche Verfasser pflegen hierbei auch
in des fHteln ihrer Bnehei' anzuzeigen,' ob sie ein reih wissensohaiUiehes
oder ]^ktische» Werk , ein speculatiy - gelehrtes oder eiii populäres, ein
Haad-' oder Schulbuch , ein Product der gelehrten' Fots^hung, oder eilte
zosanunenstellende Compilatioh der Torhandenen Resultate, eine epheAiere
Schrift oder eine für die Dauer brauchbare und dgl. geliefert haben, und ,
sind diese' 0ezeiehnangen Ton Urnen weggelassen, nun' so mögen sie sich
es a^bni'znschreiben, wenn derbehutsaDie Käufer ihre Schriften so lange
aabeachtet lasst, bis er anderweit Gelegenheit gefunden hat, sie genauer
IV; /«Ar», f. Phii. u. Päd. od. KrU. Bibk Bd. XKXIY. BfU % 15
224
Bibliographische Berichte;
dem sogenannten Nominalkatalog einer grossen Bibliothek , den natorlich-«
sten Anhaltnngspnnkt gewährt, ipn jedes Bnoh fins der grossen Masse
leicht herauszufinden. Auch Hr. Th. hat diese Anordnung für seinen
halbjäh/igen Katalog gewählt , ohne jedoch den gewöhnlichen Uebelstand
solcher Nominalkataloge vermeiden zu können. Das leitende Wort pflegt
nämlich für solche Reihenfolge der Bücher der Name des Verfassers za
sein, und ist das Werk irgend eines früheren Autors von einem andern
Oelehrteu neu herausgegeben oder bearbeitet worden , so wird nicht des
Heransgebers , sondern des eigentlichen Autors Name zu dem leitenden
Worte gemacht. Ist aber nun in dem Titel der Name des Verfassers
nicht angegeben, oder hat irgend ein Herausgeber Werke yerschiedener,
genannter oder ungenannter, Verfasser zusammendrucken lassen, dann
'vfird gewohnlich das erste oder irg^end ein anderes Hauptwort des Titels
zum leitenden Stichwort gemacht. Allein sowie in diesem letzteren Falle
nicht selten die Schwierigkeit eintritt , welches Wort des Titels gerade
das leitende Stichwort sein müsse; so findet genau genommen hier jeder*^
zeit eine Vertauschung der Nominal- Anordnung mit der Real -Anordnung
statt, und es entsteht bei dem Gebranch des Katalogs gar häufig die'Un-
gewissheit, unter welchem Stichworte der Titel zu suchen sei. Hat
aber jemand den Titel selbst nicht ganz genau im Kopfe, dann kommt es
-Inrohl auch ror, dass er denselben gar nicht findet. Allerdings ist das
eine Schwierigkeit, die jeden Nominalkatalog irgend einer Büchersamm*
lung drückt, und welche nie* ganz wird beseitigt werden können. In Be-
zug auf den Thunschen Katalog indess lassen sich doch vielleipht zwei
Erieichtcrungsmittel nachweisen, wodurch diesem Uebelstande wenigstens
zum Theil begegnet werden kann. Einmal nämlich giebt es eine- Menge
Ton Bttchertiteln , wo man nicht den eigentlichen Namen des Verfassers
oder das zu Anfiing stehende Hauptwort, sondern eine andere im Titel
als leitender 'Oberbegriff enthaltene Benennung als das Stichwort denkt,
unter dem man den Titel tüL suchen geneigt ist. Lubkers Commentar zu
Horazens^ Oden z. B. oder Dittrich» Prolegomena ad Cratylum PlätonU
werden Viele nicht unter den Namen I<M6fcer und Dktrieh, sondern unter
Horaz und Flato suchen. E«in Corpus patrum ecclesiasticorum , eine B^
hUoikeea scriptorum Ltttinorum , Fragmenia Comicorum Crtaecorum , eine
Sammlung deutscher Gedkhte etc. sucht man yieÜeicht nicht unter Cor-
ptf«, BibUoikecay Fragmenia ^ Sammlung y sondern unter Patres eccUj
Suripiores LaLj CamMci Graedy deutsche Gedichte. Hier hilft nun, wenn
'Da übrigens in nnsem Jahrbüchern die Besprechung von Programmen
aus anderen Gründen grösstentheils in die Hand Eines Mitarbeiter^ ge-
legt ist; so müssen wir uns hier auch noch gegen die Folgerung ver-
wahren, als ob der Leser daraus, dass ein Programm in den Jahrbb.
blos angeführt und nicht weiter besprochen wird , einen Schluss auf
dessen wissenschaftlichen Unwerth machen dürfe. Nein, leider müssen
oft die tüchtigsten Programme unbesprochen bleiben, weil der Referent
sie nur dem, Titel nach kennt oder weil sie über einen Gegenstand sich
'verbreiten, in welchem er liicht urtheilsfahig ist.. Dies zugleich als bei-
läufige Antwort auf einige an uns gerichtete Fragen, wegen ßeurthei-
lung von Programmen. [d. Red.]
Blbtidgifa^histfcö Berichte. 225
mllre J^^etttliiiikyi'fBi* das Aiiffind^n ensielt werden «oU, &U eiüftidiis
Mittel y dteii beide 'S^clkwdrter im Nomfhalkataidg steiieji , ' du eine mit '
dem TolLsCaii^igen Titel des Bncbs, da« andere mit' VeFweiamig anf den-
selben. Das etwa dagegen ebwaltende Bedenken, dass diese» Verfahren
den Umfang* nnd Preis des Katalogs etwas vergrdssere', kann neben dem
höheren Vortheil der Bequemlichkeit gar nicht in Betracht kommen, sobald
man festhält, dass imG'eschäftsleben Erspamng yon Zeit unendlich wich-
tiger ist, als Ersparung von Geld, zumal da eben hier die Y wmehrung des
Preises überhaupt nicht bedeutend sein kann. Wo übrigens dieees Blittel
noch nichtr aiisi^ebt, da ist Hrn. Thun durcii seine sogenannte wiwenr
9dkitftiiehe üthtrmctk^ welche ja neben dem Nmninalkataieg die Stelle
des "Realkatalogs vertreten Soll, das zwieite Mittel gebeten, das Anfeüchen
der TÜel zu erleichtern, Es*besteht darin, daiss er in^die alphabetische
Reihenfolge der abgekürzten Titel tönter den einzelnen 'wissenschaftHehen
Rnbriken gewisse allgemeine 'Gesämmttitel , z. B. unter der Rubrik Phi-
lolegie die allgemeinen' Benennnngeii itfrcAook^gie, ^nti^ifalen, Qram-'
moHk^ Lexicograpkiei' lAteraturge$ckioJaey SamvnekcftrjT^eii ete; ekfrieiht
und dahinter die Sticliwiorter der hierher gdiorigen Titel «nfÖhxt. Auch
dies Ud nicht etwa b)oS ein Vortheil für den Gelehrten und dessen wis-
senschaltliehe Fersehungen, sondern ebenso eine Erleichterung des^Gre-
scbäitsTerkehrs, weil ICäufer und Verkäufer, sebald sie den Titel eines
Buchs nicht genau wissen, doch das allgemeine Stichwort leicht' finden,
unter dem sie ihn daim zu suchen haben. — Die Hauptachwierigkeit
einer mericantilen Bibliographie endlidi besteht* darin, dass sie über ^ea
Wer<li*jedeB einzelnen Buchs als Waare and fflber die Brauchbarkeit dieser
Waare dem Käufer im Voraus eine möglichst Tollständige Auikunft geben
soll* Der dentsehe Bnchhandd ist nämlieh so eingerichtet, daäi man nicht
wie bei andern Waaien Jedes einzelne Buch Tor dem Ankauf immer erst
besehen: kann y^ solidem dässman oft blos aiif die Angabe des Tftels kau-
fen-muss. Hier hat nun die Bibliographie auf alles das zu achten, Wo-
durch sie den Käufer vor möglichem Betrug iiach Kräften sicher stellt,
od^r ihn* anf besondere- Vorzüge einzelner Artikel aufmerksam macht.
Was aber hierin In den vbrhaildeBen Bibliographien noch nachgebessert
werden könne, das wird* sich aus folgenden' Andeutunjgen ergeben. Den
aligemeinen Inhalt eines Buchs und seine Stellung zum Gaiizen der Lite-
ratur pAegt man • gewolmlioh aus dem TiteMnierrathen, sowie maii Iren
dem Namen des Verfassers -aus gewöhnli«h^ auf deesed wissensbhäftüclhen
Werth scldiesst. Sorgfältige' und ehrliche Verfasser pAegen hierbei atich
in d«a l^tein ihrer 'Bücher anzuzeigeit , ' ob sie ein rein wissensohaMiehes
oder praktische» Werk , ein specnlativ - gelehrte» oder ein populäres,, ein
Haad-oder Schulbuch, ein Prodnet der gelebrten'Fots^hung,' oder eine
znsanimenstellende Compilation der Torhandenen Resultate, eine ephemere
Schrift; oder eine für die Dauer brauchbare und dgL geliefert haben, und ,
sind diese' Biezdehnuffgen von ihnen weggelassen, nun' so mögen sie sich
es s^lhsi'ZBSchreibenj wenn derbehutsake Käufer ihre Schriften so lange
m^eaditet lässt^, bis er' anderweit Gelegenheit gefunden hat, sie genauer
IV; Jahrb. f. PkU. u. Päd. od. KriU Bibl, Bd. XXXIV. Bft. % 15
824 Bibliographische Beri'€lite#
diBm sogenannten Nominalkatalog einer grossen Bibliolhek , den natnrlich^
Sien Anbaltongspankt gewährt, qm jedes Bach ans der grossen Masse
leicht heranszofinden. Auch Hr. Th. hat diese Anordnung für seinen
halbjah/igen Katalog gewählt , ohne jedoch den gewöhnlichen Uebelstand
solche/ Nominalkataloge yermeiden zn können. Das leitende Wort pflegt
nämlich für solche Reihenfolge der Bücher der Name des Verfassers za
sein, nnd ist das Werk irgend eines früheren Autors von einem andern
Crelehrten neu herausgegeben oder bearbeitet worden , so wird nicht des
Herausgebers, sondern des eigentlichen Autors Name zu dem leitenden
Worte gemacht. Ist aber nun in dem Titel der Name des -Verfassers
nicht angegeben, oder hat irgend ein Herausgeber Werke yerschiedener,
genannter oder ungenannter, Verfasser zusammendrucken lassen, dann
'vfird gewöhnlich das erste oder irg^end ein anderes Hauptwort des Titels
zum leitenden Stichwort gemacht. Allein sowie in diesem letzteren Falle
nicht selten die Schwierigkeit eintritt , welches Wort des Titels gerade
das leitende Stichwort sein müsse; so findet genau genommen hier jeder-^
zeit eine Vertauschung der Nominal- Anordnung mit der Real -Anordnung
statt, und es entsteht bei dem Gebranch des Katalogs gar häufig die'Un-
gewissheit, unter welchem Stichworte der Titel zu suchen sei. Hat
aber jemand den Titel selbst nicht ganz genau im Kopfe , dann kommt es
'^ohl auch Tor, dass er denselben gar nicht findet. Allerdings ist däs
eine Schwierigkeit, die jeden Nominalkatalog irgend einer Büchersamm«
Inng drückt, und welche nie* ganz wird beseitigt werden können. In Be-
zug auf den Thunschen Katalog indess lassen sich doch yieUeipht zwei
Erleichterungsmittel nachweisen, wodurch diesem Uebelstande wenigstens
zum Theil begegnet werden kann. Einmal nämlich giebt es eine- Menge
Ton Büchertiteln , wo man nicht den eigentlichen Namen des Verfassers
oder das zu Anfang stehende Hauptwort, sondern eine andere im Titel
als leitender 'Oberbogriff enthaltene Benennung als das Stichwort denkt,
unter dem man den Titel zn suchen geneigt ist. Lubkers Commentar zu
Horazens^ Oden z. B. oder DHtrkh» Prolegomena ad Cratyluni Platonis
werden Viele nicht unter den Namen Lubker und Dittrieh^ sondern unter
Horaz und Piato suchen. Ein Corpus patrum ecclesiasticorum, eine Bt-
hUotheea scriptorum LtxHnorumy Fragmenia Comicorum Graecarumy eine
Sammlung deutscher Gedickte etc. sucht man vieÜeicht nicht unter Cor-
pus ^ Bibliothecay Fragmenia y &amnUungy sondern unter Patres eccLj
Soripiores Lat^ Comici Graedy deutsche Gedkhte. Hier hilft nun, wenn
'Da übrigens in unsem Jahrbuchem die Besprechung von Programmen
ans anderen Gründen grösstentheils in die Hand Eines Mitarbeiter^ ge-
legt ist; so müssen wir uns hier auch noch gegen die Folgerung ver-
wahren, als ob der Leser daraus« dass ein Programm in den Jahrbb.
blos angeführt und nicht weiter besprochen wird, einen Schluss auf
dessen wissenschaftlichen Unwerth machen dürfe. Nein, leider müssen
oft die tüchtigsten Programme unbesprochen bleiben, weil der Referent
sie nur dem, Titel nach kennt oder weil sie über einen Gegenstand sich
'verbreiten, in welchem er liicht urtheilsfahig ist.. Dies zugleich als bei-
läufige Antwort auf einige an uns gerichtete Fragen, wegen ßeuvthei-
lung von Programmen. [d. Red.]
BlbHog^a^histfce Berichte.
225
'Walire-]fte^eiiiH<Jik^i'fGr'da8 Anffind^en endek- Werden soU, daä eli^lslie
Büttel, dftsü beide SticllWdrter im Noiafiialkataleg steiieii , • den eilie mit '
dem ToUstfindigen Titel des Bucbs , das andere mit' Verweimiig anf den-
selben. Das etwa dagegen ebwaltende Bedenken, dass dieses Verfahren
den Umfang nnd Pj^eis des Katalogs etwas -vergrossere , kann neben dem
höheren Vortheil der Bequemlichkeit gar nicht in Betracht korainen, sobald
man festhält, dass imGlBSchäftsleben Ersparong yon Zeit uheiidlith wich-
tiger Ist, als Ersparong ¥on Greld, zumal da eben hier die Vermehrung des
Preises überhaupt nicht bedeutend sein kann« Wo übrigens dieses Mittel
noch nicht ausi^iefat, da ist Hrn. Thun dureh seine sogenannte «twen-
9chitflHche üeberskikt, welche ja neben dem Nemlnalkatateg die Stelle
des "Realkatalogs vertreten Soll, das zweite Mittel geboten, das Aufeuchen
der Titel zu erleichtern. Esl>esteht darin, dass er in^die alphabetische
Reihenfolge der abgekürzten Titel nnter den ^zelnen 'WissenschaftHehen
Rubriken gewisse allgemeine Gesammttitel , z. B. unter der Rubrik Phi-
lologie ^ die allgemeinen* Benennungen itfrcAooltfgie, jintiipdtaien j ehäm"
mätik^ Lexicograpkiei lAteraturge$ckie1Ue , SafnmekcftrgTten etc'i einreiht
und dahinter die Stichwörter ^et hierher gdiorigen Titel «nf<tt. ' Auch
dies ist nicht etwa foloS ein Vortheil für den Gelehrten und dessen wis-
senschaltliche Forschungen , sondern ebenso eine Erleichterung des ^Ge-
schäftsTerkehrs , weil Käufer und Verkäufer , sobald sie den Titel eines
Buchs nicht genau wissen, doch das allgemeine Sti^Wort leicht' finden,
unter d'mn sie ihn daim zu suchen haben. — ' Die Hauptachwierigkeit
einer mericantilen Bibliographie endlich besteht darin, dass sie über ^len
Werth 'jedes einzelnen Buchs als Waare and aber die Brauchbark^t dieser
Waaire dem Käufer im Voraus eine möglichst Tollständige Auikunfb geben
soll* Der dentsche Buchhandel ist nämlieh so eingerichtet, daäi man nicht
wie bei andern Wäaren jedes ^nzelne Buch ror dem Ankauf immer erst
besehen kann, sondern dass man oft blos auf die Angabe des Titels kau>
fen'muss. Hier hat hon die Bibliographie auf alles das zu achten. Wo-
durch sie den Käufer vor möglichem Betrug nach Kräften sicher stellt,
oder ihn' auf besondere- Vorzuge einzelner Artikel aufmerksam macht.
Was aber hierin In den 'vorhandenen Bibliographien noch nachgebessert
werden könne, ' das wird' sich ' aus folgenden' Andentun|gen ergeben. Den
allgemeinen Inhalt eines Buchs und seine 'Stellung zum Ganzen der Lite-
ratur pfiegt mau' gewdhblioh aus dem Titel »zii errathen, sowie maii Von
dein Namen des Verfassers' aus gewohnlitth^ auf dessen wissens^haMdhen -
Werth schMesst. SMirgfaltige' und ehrliche Verfasser pflegen hicHPbei auch
in den Titeln ihrer Bneher anzuzeigen, ob sie ein reüi wissensohaiUiches
oder praktische» Werk , ein speculativ - gelehrtes oder eiii populäres, .ein
Hand-- oder Schulbuch , ein Prodnct der ^elebrten' Forschung, 'oder eine
zusammenstellende Compilation der Torhandenen Resultate, eine epheAiere
Schrift oder eine für die Dauer brauchbare und dgl. geliefert haben, und ,
sind diese' Bfezeiehnun^n von ihnen weggelassen, nun' so mögen sie sich
es' s41b8i> zuschreiben; wenn derbdiutsanie Käufer ihre Schrillten so lange
unbeachtet lässt, bis er' anderweit Gelegenheit gefunden hat, sie genauer
ZV, JoArft. f. Phil. M. Päd. od. KrU. Bibl. Bd. XXXIV. Bft. X 15
886 .9ibU«girapkiMlie^9fK(4llt#
lA«« «khte yifik^t tboA» «U dM« «r 4mj fi^l 4«r V^cb^r geiwA «94 vi4l-
«ttedifi ijbKhf^ty nn4 bei dem Namea des Veifufprs die hinzqeB^«^
Pradioate» «»weit fie snr ndtbigen Brkeimang de« Minm^ dieu^, niciit
weglüMt« lii noB in dem Titel Uavoll8iän^li;eit d^ Aiigf^bea oder cur
eine aUii^totidie TaiiMstiong enthaitep, so i«^ diiQ ^rgaiufWli odeit M^-
dedMing mht «eine Sael«, sonderii Sache dev Kjrilikc^ i^ad g9l4M«|i
Zeitsduri^Uwu Hfichstens Ittoa er etwa in ein^eUieB Fällen den 9f4i%
aaekweiflaa» wo ein Buok aU neue AnOae» auftritt» aber «lebt» al# eilten
aeufltn TiM «nd TieUeifibt ^Q QQ^Q Vorrede erhalten bat, ]>age6q»
ioUfte e« Q^ensltaBd besonderer Sorgfalt der SibKogf^pbey «m, djMf
•ie bei Samni^lwfarkeQ »~wo der Titel da/i Vefsebieden^Mrt^ de« Inhültli
niebt bell otabaen ba»a , «^cin dem allgemeinen 7iM jedeczeit dh Sm*
daltitel der elnsetodA Abbandlangen iuid AnfsStie dea ^iiobs aqmo-
ben und dies nwr otwa bei ZoitscbriCten iwd solcben SammdbdiriftoP
«nteria44W» wo die ganse S^lnng derselben den IikbAlt schon zieodiob
sicboir enatb^a UM.. Bios dnreh das MittheUen der Speoialtitel konvuNi
SammelMhiifitien erst «In walirer Gegenstand dM Handekvericehrs weri^
weil senil, banfig menand wsoa wird, w«s.ef in Umo9 9tt sncbiui bivW
nad et iet dies ^m sq n&tbigevr da kritischA'iMtaobriftan ni^ a^Me» %»
die BeortbeaAQBg «oM^v Scbrifben yersobiedenartigfiH InbaiU geben» mA
da ^e^a^Ui^ loblieha Sitto de« Beek'sn^oa l^efMwIonnJiMi » gerade "enn
«elcben Sdobefn einm baldigm wfid genauen Iplüiilaheffifibt srn g^e«» in
dtp nettem rafowr^nden 2ieitiwhrifteii ahnlMor SteUnn« «^ «wmeki^
drangt wiNrd«ii ist« Bw ««d«pei Oeg^nstiwd der QMufibtong dta BIMmih
kanfo« ist der Frei« dna Bmtkm m^ die N«ebrecb«Dag, qV derselbfi nt
dMiKBn Vinfaoge nod Wfiiftb« in aogemeeiAn«! VertiaUniM «tebt. .IMo
Bibliograi^en bieten ala Ui«tei«lnt«iing daftc, dfMt sia nM>on dem Preise
des Bndies dessen Format nnd Boge«'^ odi^r. Autnavakl angeben: w^iei»
beiläufig gesagt , die Angabe der Seitewuiblen de« Vonng Terdieai» yn^äi
sie meistentbeUs etwas dieiitAicber erkenn«!^ laa«^ ¥Rie Tiel Raum für Ikfh
dioation» Vorrede und «hnUcke Kebendiago "verwcAd^ worden ist. Zo«
genauen N«ehreebnung langt diea abor Ireillcb noeb lange mebt an%
Sendern oft kommt bier ^e Bnge odev W^te dsADoracks» die AvxA
sdmlttfiobo 2«U d^ Zailea Jeder a<dte» die Besebaffenheit des Papien,
der Bnebdrnekerlsrbe n» dgl. »t in Betraeb«; Has Aufimorken des Kiih
fers noi die#e nnd abnticbe XHnge bat gerade in der neaeren ZtoH meh
immer maobtiger anfgedrSngt, ivell sich in da« eJbff^werthe nnd heckM^fa^
bär% Gesehalt des dentsoben BndibMidels eine Anaabi unlauterer Ble«i^i|n
eingescbliohen bbheny welche dfa gegenseitige VejrtiMien swiachen Kal^
fer und Verkänfor , das elae Grundhedingung. dieses Handels sein mass»
gans gewaltig stören nnd antergraben. Wer kennt nieht die eingerissene
Fabrication leichtfertiger Biicher, welche die grosse Masse unberufener
Scbriltstellv aHiabrIieh auf den B&chenaaikt liefert und dadurch deai
Erscheinen und dem Ankaufe manches igediegenen Werkes in den Weg
^ttl Wer weis» nidit, dasa diese fikbrikmassige Bucbermacberei d»»
Bibliogra.plii0cli« Berichte. 9SS
4inreh iSidi Melgor^* ^üs ao oft Bücher^ weldiift «iwa.^ alä «idBeMrihiM
der Zelt eesolieineay W 4em enten beeten Ai^eitar, Aw anpeeliiietlflteii
fertig m tverdea Tenpricht, bestellt werden, und üaee diese. P\ftb«ilaate«
lifinfig Veia'Jtfktei Tevichmabea » woomI sie de» Yerleger noi d^ 9«hlli
Imn tiiwerhen t Dean koffimt das Jagen nach selehea VMafsartikein,
wekhe gteioh den Waanen der Anssehnitt »> «nd llfedehaiidlan^en nav als
JMb5 Modeartikel Waith haben, nach «nem Jakve sehe» TieiMgene W^re
mnd vod, wahrend eia anfimgs wtt einein enennen Preia» alDsgeboteb «nur»
dkna^: ha&d nachher nai den Spottpveis des Mahalatnnverthee verkauft
tieide^« Dieeea Uebel lohrt-naii aber dne'Alpnge anderer 1« Gefolge^
qnodaach die SelidÜat ipii WGrde de^ Bvchhenttela iaunernehr sma^nie«-
dbri^en IbAäergesohaili heiabsnsteigen dr»ht, DaMki' gehört die öbei^
«ü^fkeiia fittcht; Verla«aBii4lket mogliehet sohneBinä Ctetdaasetaenv und
dnam den VieriagTonBiehern,, welohe swa^aMeff', aber langsam sich
^reskanfaD, entweder fibarhitapt wm Tetfohmihen , oder den schnelleren
AhaniS' dwreh Hedeheetinnji^ disa i^dsea, doroh YertMhmg hi AactMen
und 4nti4iia^l^andlnngen und darch ahnliche |filtel be<8adarii «»•'«relleat
Selbst der bei den übrigen Waarengeschaften Terbotene Hansirhandel
wird nicht rerschnaht^ nnd Celpertems aHer Art bestürmen jeden, der
etwa als Käufer gedacht werden kann , beschwatzen ihn zum Ankauf nn-
nfitzer Bucher ,, ^e #eist in Ücinen, scheinbar recU» woUteilen Heftchen
gebracht werden, und entziehen ihn^ ile Mittel zum Ankauf des Besseren.
Anderswo tauscht man durch Pränumerationen und Snbscriptionen , wo
&ee ersten' Hefte recht viel Gutes yerheissen , schnell aber i^öhlecbter
werden^ %der wo der Beendigmigstermin deii kränzen gegen das gegebene
Verspreeften so weit hinausgerfickt^wird, dass der Käufer firSher darüber
athbt, oder die Lust zifm 'Wefterkauferi yerüert, inzwischeit aber um
das G^ld betrogen ist, welches die angekauften * nnd 'wegen Unvollendet-
fteht des Crunzen unbrandibaren Hefte gekostet habeii« ' Dazu kornint wohl
niMh RoMk der PVibriratibflsbetmg der Drudrer, wo d!is gebrauchte Dr^-
ckerfhrBe 'sehnen rergelbt, oder das nfH Kalk geblefchte Pap!er sich
bald selbst yerzehrtund in Stficken zerftlk« EIrscheinungen selcher Art,
deren Liste sich leicht' noch rermehren l!^8se , zerstören ifätifirlich die
Realität des BucM^andetsund vemfchten dasTertrctUeh des Kaufers. Kein
Wander also, dass letzterer anfBngt an die merkamtiteBiMfo^aph}^;^ die ihm
Ja gewissermaassen im Voraiis eine Art TÖn '€^arantie f3r den ZtT ItM^n-
den Artikel leisten wilt, *noch'tillerlei Forderungen zd linacl^eA, an deren
Brfllfun^ ' bis Jetzt kein Mensch gedacht' hat. ' )9ie wei'den sich mehren,
Jem^r-^e Oebrechen des Buchhandels zunehmen, und Je langsamer dbr
bm^hfin^erische "VWkehr durch anderh BHtte! Jenen AäeihtrSchti'gnn'g^n
des Kaufers entgegentritt* Wie weit übrigens' der Bibliograph hier itdt-
nrfrfrken' habe, umr dergMchen Betrugfstersui^he * von dem Käufer abzu-
wenden, das hier uhtersftehen zu wollen, >^Tlrde "vief zu weit' fuhren.
laden meSstenPSHeii 'whnf' er' Oberhaupt dafQr gar nicht helfi&Ti k^nnen^
rniddib gaüze eingeWebte BiaMbo über die Gebrochen des neuerti Bhch-
bi«d^te^ Mt nur etwa darauf änfiaerfalan niach^; dass dle'ottto mltge«
15*
228 T^detfäUe.
tkeÜtoii Wodidie cnr Veibeüernng der Bibliog;rapMe ikth nodi sehr meb-
rea nSnen • iff «nn der deattehe Bachhandei nicbt za der alten Solidität
snrnckkefarty in welcher er sonst bestand und in welcher ihn nur ZiNt
allerdings noch eine sehr ansehntiche Zahl ehrenhafter deutscher Buch<-
h&ndler zu erhalten sucht. Und yielleicht finden diese Ehi^enmanner auch
andere Mittel, jene Gebrechen zu heilen, dass man liicht von dem Biblio-
graphen zu fordern braucht y. darainf nach Kräften aufmerksam zu machen;
Hnu Thun wollen wir für seine Bibliographie vor der Hand nur einige
der weiter oben erwähnten Ponkte znr freundlichen Beachtung empfphien
haben, und die Erfüllung ders^ben wird ihm am so leichter sein, da «r
für die VerroUkommnung der merkantilen Bibliographie' so- Vieles und ao^
Wesentliches geleistet hat, dass die Torgeschlägenen Nachbessernngea
nur noch als Kleinigkeiten erscheinen. Seine halbjährige Bibliographie
ist, wie der Absatz lehrt, ein Gemeingut des dentschen Volkes gewor«
den, und dem angefangenen wochentlidien Verzeicfaniss wünschen wir in
Toller Uebcfrzeugung yon'. dessen Br&uchbarkeit und Zweckmässigkeit
einen gleich gunstigen Fmftgang. [Jahn.]
Todesfall
De^ 16. Februar 1841 starb zu Nor in Wermlaiid der dasige Probst
und Pfarrer Dr. theol Joh. Chut^ fToldenHromy Ton 4316— rlSaO Lector
und Adjunct der theol. Facuitat in Lund und dann mehrere Jahre hin-
durch Lector der Theologie am Gymnasium in Carlstadt, Ver&sser einer
Latinsk Sjntaz (2 VolL 1030.) , geboren 1793. ...
Den 15. März zu Tierp in Upland der Probst und Pfarrer M. Jonas
Arvid Winbom^ von 1815—1830 Lehrer an der Universität in Upsala,'
als Herausgeber Yon Möllers Kjrkohistoria und Mitredacteur der JSedes.
TWdfcrjf» (1825— 30.) bekannt, geboren am 27. Sept. 1791.
Den 3. Juli zu Hildesheim der Präs^ des, bischöfl. CoUeginms und
Domvicar Frans Xav. inuken^ Mitglied des Jesnitenordena seit 1767,
früher NormaUehrer und Präfect des Gymnasii Mariano -Josephini, Ver£
einiger Schulschriften , geboren in Paderborn am -3. Februar 1750.
Den 4. Juli zu Trewitham in Comwales.Jo^ Hawkinga^ bekannt
als Sibthorpe's Begleiter auf dessen Reisen nnd Mitarbdter an dessen
Flora Graeca, Verfasser mehrerer Aufeätee über das alte und neue Grier
chenland in Walpole^s Travels und Memoirs of European and Asiatin
Tnrkey, im 83. Lebensjahre.
Den 12. Juli zu Hirschberg in Schlesien der emeritirte Prorector
des Gymnasiums C^ritioph Besser im 74. Lebensjahre.
Den 5. August in Neustrelitz der grossherz. mecklei|b.-^strelitzis€ha
Obereonsistoriahrath nnd Oberplarrer Joh. Cftr. Karl Fi^keds^ geboren za
Deutsch in der Altmark 1766, seit 1795 Lehrerin der Schale in Neo-
I
SehnU n* Uaivandtitmaelinr^ B^vdenr.'a. BhMiibes6if;angeii. 820-
BtvelitB, dann Prediger so Stargard elc«, V^rftaser ider Schrift: MHe
'Hauptmomente der Reinheidiehen Elementurpkäeeophße in BeaiAiiing; ae^
die Einwendmng'' de* jienesidemus unterenehi» Leipa. 1794.
Den,21.-l>ecam,beir in Wittenberg der Adjnnct GtuUio Weidlieh aa
-dangen GymnaBiuBi« ...
Dto 27. Deoember in Wien der emerithte Reeior Bkagnificna der
UniTenitaten Prag und Olaiuta Prof. Dr. pbil. /• L. KnoU, 68 J. alt., r
> Den ^. December in Dannetadt der in Ruhestand rereetzte Rector
Den 1% Jannar 1843 in Leipzig de« ProfinMor der Philosophie Da.
4lieol., inr. et philos« fFOkdm Traugeü JKrug^ ,• geboren in Radis bei
Grafenhainchen an 21. Jnni 1770, als klarer., besonnener nnd freimithi-
^ger. Denker, als akad. Lehrer und fleissiger SohriHtsteller hochferdieBt.
J3r lehrte seit 1794 in Wittenberg, seit 1801 in Frankftrrt a. d. O., Sek
WOb in Königsberg und seit 1809 in Leip^g. Tgf. NJbb. d3, 98. ^ Ueber
«ein- lieben giebt' die kunt Tor seinem Tode in der «weiten Auflage er^
aehleaene Autobiographie, Mtuge JLekentreiae in »eehä Stationen ^ [Leips«
Bamigartnor. 1842. d6dB. 8.]. die beste Auskunft.
Den 12. Januar in Bamberg der Domcapitniar Dr. Nuulin , früher _
Professor der Philosophie erat an der- Uisirersil&t , dann am Lyceum in
Banberg, durch einige philosophisehe fikshriften im Geiste der Kantisdien
Sehnle bekannt, im 76» Lebensfahre.
Den 13. Januar in Augsburg der Professor A, Kurz an der dasigen
polytechnisGhen nnd GewerbschuU. • .
Den 13. Jannar in Berlin der Geheime Medidnalrath und Professor
der Medicin Dr. Emü Oeunn, Neffe und Schwiegersohn des berfihmtan
Dr* Hufeiand, dessen Bibliothek er geebbt hatte, ein ausgeieiclineter
akademischer Leiurer, geboren in Weimar am 25. Mai> 1787. Tgl. Yossir
«che Berlinische Zeit, yom 2^ Januar 1842.
Den 9. Februar in Hamburg nach längerer Krankheit der dofoh
seine Uebersetzungän spanischer und italienischer GlasflSfcer bekannte
grossh. Weimar. Hofiath Dr. jnr. J. D. Griee im 68.. Jahre. Er lebte firnher
m Jena und war Yor wenigen Jahren in seine Vaterstadt auriidcgekehrt,
um hier seine Tage zu bescfaliessen.
Den 14. Februar in Heidelberg der Professor der Phanuude and
General- Apoithdcen - Yiritator Dr. Maanmäiam Prphet.
Schul- und Unirersitätsnachrichten^ Befördemngeii
und Ehrenbezeigungen.
ATBBlTr Auf der dasigen Universität haben far. das am 13. Nov.
begonnene Studienjahr 1841-^42 36 akadeansche Doeenten , namUeh 90
ordentliche und 11 ansserordeiiüicfae Professoren nnd & Privatdooentaa,
J
ttD.' 'A«ll4ri>* Umd -VAi««! BÜifttMMsbriQhleBy
«ftd :«iHtf In ^r 4ih«ftteii^h^ FVieritit 1 wr^Mlfielier {AMiunlidik
AT. JpiomMKß] iM l attMWPwdeaU. Profowor [ÜT» K^ntögmm}^ im dttr
juristischen 1 OFAeiiitl..{Dlrw E. lil0nMr}9 ^ aÜMreidtatl. [P. j^^g^-iyäiifai]^
2:d«8f8ilim [P. P[^p^ar^iti0|N>tilds, P. iSlnwiipos] «nd 4 ShrelipiwfelMoreii
[G. A. RalUs, Dr. J>. G. Feder, iS. Pfaifcoe, J. Smtia»}^ m dermtdid-
Aiiclien. 6 ordenUkhe [Dr; Füiiroe, Dr. X G. LMia$^ De. jl. Pallis,
Dr. «» JDiMfitailM » Dr« /k Qkßnpio$, Dr. N. JTcitft^ oiid T EhnuipioiiB»
flomi ßDr« N% LitvmSm^'9 Vit* B. TYtiber]^ in der {thilMOjphiachfm 10 or-
dentliche [J. Benthyloa altgriech. Sprache nnd Literatur , Dr. K*^ Doftf-
tmndok NiMHhiviss^nsohaftlon, Dcw A^ BoaB latdn. Spnushe und Mteratur
«rid AnAäolog»«, Jh,.MkUbwk latein. ^practo »ad Literatar, . J. J^
Fbiim AstronoflBte and Phjvik, Gl Oetii^tttfÜM alt^echisehe Philotbeie^
Jk Bmnb^ Philosophii» «od Rhetorik , K. B, MUrute GesdäcfatO) DK X
i^mdertr Chemie, JT. Nt^rC^ Mathematik], 1 ofaseratdeatüeher [De. H.
#>a«t Botataik], 1 4.«ii(Siiirter (!>. AroumjNia Physik} imd 2 fihftea^praiM-
aoren {Dr. ^« flMfiiio« Natotrecht and Moralphil6sot)hie, Th*MmAom&m
apedelle Vöikerktndft] Vorietongea angekäidigt. Deoane der oiaaoliiM
$*acuitaten sind Archittandr«\<ifjiMl4iCtd&, Ki JBoMoa, htvadim» mmk ik
delrj trist« Fmt. Dn Georg^ MQur^kordiato$^ >nreteher keine Ydrieaaa^en sni
hakon scheiiit. Das Mae UaiveriStaisgebMide ist kt seinom Totderea
Fligd so weit yoUttidet, 'daM loan darin bert&ts. Yorlesan^tti m hakoii
angefiuigen hat. Die Zahl der StudlreBdeB betrug im Torigeh jOniimer
gefliester .298^ fuUiüük ^3 Medicker, 20 Tiieoldgea^^dS Phäettbphen,
167 Juristen , von welchen letztem 114 niicht iBMnülriiBalirie , d. h-. skillBhe
fitodSreUd« waren ^ w«kho nar ieitw«iae di]6 Voirlesangen bellickea^ ohne
am das beistehende Aeglelaent gbbandea zu setn»
CiAikSRilHB* Dan diesjährige Prograstkn finseres LybeoM «atbalt
an V^rteichnlas tob 758 Schalem, woTOn jedoeh hat di<B Baifte nicht
dem Lycenm als solchem angehört« JMßt dem hiesigen L^eetai ist nimlich
ieiit längte-er Zeit eine Eienentto- oder «oi^toahnta Fbrar^e and eine
dleololflrfse y^rbotiden« Die Elementar -(Veik« ^) Schule oalilt 252^ die
fieattdasM 50 Sehülel'« Unter obiger Ge^mtttaahl befinden slsh 329
K«tki6tikM «od 56 IsraeRten^ die iibrigen sind evangelischer ConiesslQa.
Bei der grossen Schfilerzahl des Lyoeoms itst iih Laolis des terfle^steaen
fiohaijahres eine längst nöthlteBdige EittrisliiMn«, aamii^ öj» Brrifchtong
von Parallel -Classen In den dM ont^n AbthMitmj^en dte l4yceate| in's
Leben getreten; au diesem Zwecke wurden zwei weitere Lehrer, die
Lehramtscandidaten Bmm'ktd and Ftm angesteUi. ^- Hofrath Seeber^
der bisher in der obersten Classe den Unterricht in der Physik und ange-
wandten Mathematik beaergte^ wurde p^tl<iemrt and an aoine StelW Pf^
f essor Eisenlohr , bisher am Lycenm zu Mannheim angestellt , Verfasser
eines mit Recht geschätzten Lesebuches der Physik, berufen. Eine
wissenschaftliche Abhandlung zum Programme schrieb in deutscher Spra-
e4i0 Phifeaaor X. BoeM^ Oidinarios in Tertia. Sk handelt mher den
^XiUi^mmmihimg der AeAHjf^hm, -«(relsite der Pyihagetm«er Ärt^m Toft
Talmii biirtiBrlasaeii kaben mXL» Dia mit Soddcetaat^s. und kkiiäseheM
r
^0t9t49tnngtfk und Shroiibei*lgliftg»«. Sl
Takt ftMiolii<«frtM« AMiuidhiiig snekt wfthvMliflMidi m MliHte, 4fafta ^
niM»r Ytonchtedenen eiiiseiii«n BeneaiMiiifMi 'VwkuniMniiMi d^MftM Ü^
t^s Iterentkikch^ft Preoades Plato's bot «äs Tll«fte e&iaä i^mmm W«tlMb
flr dMbe'h änfemM%en seien. -* Za bedatteni ist , dast «ine viv^to AIk
händtimg mber dm obiieietii ZeUwort iffdo tiHfi d^»en FmMe^ die d^
iHk^Yieitdielite Wit&tMt der Anstalt, Pirof. aad Geh. fiofrath 0v. taerCkBt
&tm PrograiMie beigei»ea wellte , ihrer AnsdehnnDg wegeh W^gMeÜw»
jniwste. Möge der in diesem Faehe so aosgexeiehnetis OelMitte selM
Porschnn^en in irgend einer andern Weise' bald dem PubMcom ftbet^benf
Was (Ale IHenuristhe Thatigkeit der Anstalt betrifft^ 'so erschien «ron
Ktierehar die erste Abtiieihing (A bis I) «eines grSssem Hrnn^wBrM^hMk
äer IgletnInB/ten Sptatibe ; (Stuttgart bei MeUler); die sweil« AbtheUanK
(K bis Z) ffieses hoehst iwe«kmasslgen W<SxWrbiiohs soll tot Oitem 1841
Hodi tinsig;eg;ebeta i^erden. [ß,]
FtLEmutL^, Das die^ahrige Pfo^pMunifls unseres Lyoeniu fSfart diu
In -dem Programme t&m rongen Jahte VfegoaiMme Gesehiobte «nserer An-
iMt in niemüch attsffihrtieher Darsteitang bib «na I. 1840 foH. tm
l^ünMhen wir« gewesen, date, nm eine volltt&ndige BinsitAt in die
hliiere Forteotwiekehmg der Anstatt M gewinnen, nach toh den Lei«
s%nngeii dMr i^aheren Professorcna Hk Lehrer und Sdhrtflst^l^r fiinig«s
gemeldet werden wire. Znr Aenesteto CAiMliik der Amtatt beben wi»
Folgendes heraas t Am Eklde des Schnlf abres 18d9— ^40 wurden -mit Ge^
nuhmigiing der obem Behörde 15 Schale!- der ebem Ordnnng der 6« ClasM
auf die UniTorsiCit entlassen. Von diesen widmen sich 5 dem Stu^im
der Theologie , 8 d«r JurtsprudemB , 1 denr Mediein nnd 1 dem Studfu»
der Cameralwisseasebatten. An Ostern 1841 durften nach etntandenev
Abiturientenprafong, in Folge hoben Edasses des grosshenegl. Ober«
studienralfas rem 19. A||yill 1841 Nr. 720 » ifMell fikMier der Obersext»
das Fachstudium auf der Utaitersltlt tottreten. 4 derselben sind sn^
Theologie , 1 nur Jurisprudenz und 2 IMME: Me^dn fibergegnngen. Den
Unterricht des Lydeums besucbten im Laufe des Jfabres 1841 398 #ch6lerw
Von diesen shid yor dem Schlüsse desselben dO nuegelreten, wonmtac
auch jene begriffen sind, ^e an Ostem enüa«sen wurden« Binige , di«
nur knnee Zeit an dem Unterrichte Theil uahnMü, sind fn diese Zahlen
nicht aufgenommen. Das hoch^^reisliche Minlst^rittm des Innern hat, b«^
noglich auf die im § 2. des Lehrplans und der Miulordnung fBr G«lebxc
tenschulen erwähnte Mtaufsicht der KirobenbeMMe iber den Religions-
unterricht, durch Briass voin 82. Februar 1810 Nr. 3108, angeerdMit,
dass ^e Kirchenbehorden toti den jeweiligen öffentlichen PHMhngen in
Kenntniss gesetzt werden solleti, damit ii« ift der Lage seieli, Coftnis-
saire zur Anwohnung bei den Prüfungen abzuordnen , und sich über den
Znstand des Religionsunterrichts toü defiselben feucht erstatten tu lassen«
Nach einer MittheÜung des grossh^rz. Oberstudienraths Yom "flS. August
Torigen Jalnres Nr. 1S35 Und 1326 wUrdeu nun ton Seiten der Kixvben^
behorden zur Anwofchung bei der ktisMU Hei^tfn^fting des hiesigen Ly«'
ceums bezüglich auf den ReligtensuMMidht der Protestanten Kfirthtnfuth
SS2 JBeh^iiU 'ua^.Uniy«Tait£t9ii«fi|i«i<ciitAay
nad Stadtpfiirrer EUetdokr dwhier,' und der KaMioliken Pomcs^itolar Dr.
£iner als Commimwire emaniit, welche hierauf , nebst dem iandeshenr*
liehen Conunisaair, bei den Prüfungen gegenwärtig waren. Durch hohea
Eri&ss des grossherz. Oberstadieorathes toiu 23. November vor. Jahre«
Nr. 1986 werden die Directionen der Lyqeen und Gymnasien anfgefor-
dert) eine besondere Aufinerksamk«it auf diejenigen. Zöglinge zu richten,
welche sich dem Lehriache an Gelehrten- und höhern Bürgerschulen wid-
men wollen, damit so Tiel als moglieh yerhütet werde, dass junge Män-
ner sich diesem Fache widmen, denen die Bedingungen zu demselben
fehlen. In Bezug auf den Unterricht in der philosophischen Propaevdentik
wurde durch hohe Yerfügung des grossherz. Oberstudienraths Tom 6. Ja-
nnar d. J. Nr. 165 wiederholt vorgeschrieben, dass unter verschiedenea
Theilen dieses Unterrichts ein besonderes Gewicht auf die Logik sa legen
nnd ihr , wie früher schon bestimmt wurde , ein Jahr zu widmen , sowie
dass der propaedeutische Charakter . desselben überall festzuhalten sei«
Die Schüler sind nach dieser Verfügung zu warnen vor der Ansicht, ahi
sei durch diesen propädeutischen Unterricht ihre^ philosophische Bildung
fertig und yoUlendet; sie sind vielmehr zu fortgesetzten philosophischen
Stadien anzuregen. Nach.§ 5. dos allgemeinen Lehrplanes ist die Erkla-
mng der Odyssee für die beiden Ordnungen der 5. Ciasso vorgeschrieben*
Der grossherz. Oberstudienrath hat aber durch E^rlass vom 1. Februar
d. J. Nr. 233 mit Genehmigung des grossherz. Ministeriums des Inneni
verordnet, dass in der genannten Ciasso nebst der Erklärung der Odyssee
auch eine geeignetijs Chrestomathie von prosaischen, besonders histori-
schen Stücken der griechischen Literatur gelesen werden dürfe. Durch
Erlass vom 26. April d. h Nr. 779. wird die grossherz* Lyceumsdiroctioa
benachrichtigt , dass Lehrer Dr. Frtcfc zum Professor an der hohem Bür*
gerschale dahier ernannt und mit Yersehung der Vprstandsstelle dieser
Anstalt beauftragt sei. . Nach derselben Verfügung .h^tte Prof. Frick
jedoch . bis auf weitere Anordnung , soweit thnnlich , seine Lehrstunden
am Lycenm fortzuversehen. In Folge einer weiteren Resolution des
grossherz. Öberstndienraths vom 10. Mai d« J. Nr. 865 ertheilte Fridt
nach Eröffnung der hohem Bürgerschule nur noch 6 Stunden wöchent-
lichen Unterricht, in. dem Lyceum, nämUch 2 Stunden in der populären
Naturiehre den Schülern der ob<era Ordnung der. vierten Clasi^e , 4 Stun*
den in der angewandten Mathematik und Physik den Schülern der obera
Ordnung der Sexta. Da durch den theilweisen Anstritt desselben eine
Anzahl wöchentlicher Lehrstunden von einem andern Lehrer übernommen
werden musste, so wurde Can^didat KreuJtz zur Aushülfe dem t^yc^vm bei-
gegeben. . Dieser übernahm vom 7. Juli an den grössten- Theil der Lehr-
stunden der Prima. . Die Gesammtzahl der Schüler des Lyceums betrug
302, die unter die einzelnen Classen so vertheilt waren: I. 37, IL 36^
m.41, IV. untere Abthl. 36, obere Abthl. 36, V. untere Abtbl. 37,
obere Abthl. 16, VL untere AbthL 26, obere Abthl. 27. Zu wünscheii
ware^ dass, da unsere Anstalt, wiewohl eine katholische, von vielen Sehn«
lern evangelischer Confession besucht wird, die Confession der Scfiülev
^ Befordirf.a'ageD oad B.lirenbeseic;,angeB« 238.
künftig ftngegel^ "Wflfdei w^ für die Statiitik einer Lehxaiutait w^
MAliidiüt iß'] .
' : Koiura. Die yon dem«, Lord CSfu^ord gegründete und mit wiMen-
eohsfilichen Hiatfivnittebi reich ansgestattete griechische Akademie bat
wegen IVIangel nationaler Interesfien und wissenjichafUicher Theikahme
gegen, daa Ende des. vorigen Jahres durch einen Senatabeschhiss bis anf
Weiteres geschlossen werden müssen*
MAimHEDC. Die Gesammtzahl der Schüler des hiesigen Lycenma
betrag im Schaljahr 18^$- 243, die in die 6 Classen so Tertheilt waren:
VI. Kl. 27, y, 47, IV. 49, JH. 45, II. 38, L 37; darunter 120 Pro-
testanten,.. 114 Katholiken, 1^ Juden; Auswärtige 57; die Uebrigen. ge-
hörten sämmtiich unserer Stadt an. Das Lehrerper/^onal erlitt in diesem
Jahre nur wenige Veräqderangen. Lyceumslebrer Jahiuon , der über 30
Jahre lang den Gesangnnterricht an der Anstalt leitete , wurde auf seine
Bitte desselben enthoben. . Sein Nachfolger wurde, der ^oimusicus Nehetf
dem va seiner Unterstütaung zwei Lehrer an der'hiesigen katholischen
nad evangelischen Volksschule beigegeben wurden. Diese Erweiterung
erschien besonders für Einübung der Kirchengesänge nöthig , indem man
eine Abtheilung nach Confessionön für passend fand. — Dem Lyceums-
foads wurden durch Beschluss des grossherz. Ministeriams aus den ▼en
den Laodstanden -zur Besserstellung der Lehrer an Mittelschulen bewil»
ligten 2000 Fl. für mehrere, hauptsächlich jüngere gering besoldete
Lehrer 500 FL als Gehaltszulage gnädigst . zugewiesen , und aus deur
selben- Mittehi 360 Fl. auch dem hiesigen Lyceum zur Bestreitung seir
ner nothigstea Bedürfhiasei .zuerkannt. — Das Programm enthält diesmal
keine -wissenschaftliche Abhandlung, da der derzeitige Director der An«
stalt Professor Hofrath Grwffy dem diesmal diese Auflage oblag, durch
länger dauernde Krankheit daran gehindert ward ; dagegen wird derselbe
eine solche später nachliefern, -r- Nach einer löblichen Verordnung des
grossherz. Oberstudienrathes wird nun in Zukunft auch an hiesigeir Anstalt
der wissenschaftliche Theil des Programmes in einem Tamus Ton den
ordentlichen Professoren ^ also yon den Directoren und Hauptlehrern ge-
schrieben werden. [/?.]
NiEDE&LANDB. Auf den dasigen Universitäten befanden sich gegen
Ende des Jahres 1841 zusammen 1366 Studenten , nämlich 511 inLeyden,
40^ in Utrecht, 303 in Groningen und 150 in Amsterdam. Von ihnen
widmeten sich 519 dem Studium, der Rechte, 430 der Medicin, 317 der
Theologie und 100 den philosophischen Wissenschaften.
Oestbrreich. Für die Kenntniss des gesammten österreichischen
höheren Unterricbtswesens , mit Ausnahme Ton Ungarn und der damit .
Terbundenen Landestheile ,' ist in der Systematkehen Dmatellung der Ge-
ietze über die höheren Studien in den geaammien deuUch-itaUenüchen
Provinzen der otderreichischen Monarchie y von IFilh^ ünger [Dr. phiU et
jur. , Prof. am Lyceam zu Laibach. Wien , Gerold. 1840. 1. Tbl. dUge-
meine Anordnungen, 'XXIJI und 272 S. 2. Tfal. speckUe Anordnungen.
XV und ,703 S. gr« 8.] , und in dem dazu gehörigen Repertoriumjur die
£34 Selml. «Bd l7airelr8itStftft4«1iri^liteii,
8^Uuua»$tk€ DfKTt^Jking fle** trMtaüb ete^ von iP^. C%g«r {Ebrndis«
130 S. gr. 8.J eine überaus wichtige Sammlong erschienen , itelohe ein»
veltstandig« KbBaMimeiiBtieüwig «Uer bifi^Eum Jfthr^'1638 Gber '4kB höhere
Stodieaweflieti efscfrieiieiiea Oes^^tse «nd ^«ihdlrdlMt*geh 9ä veUstindigeiii
and tlreto<^ Akiätfiik oMd mit er^^Hteiftdeii Sufllitli^ ■«Hid Bemericttngea des
HeftHrtg^^MTS «nthftlli; Die dieist«n dieser G^tf^tzö find Verordnungen
sind in deutscher Sprache, und nn^ die fuf bttHhatleit md Ridlen b«-
WiMMteUi itaäenifech libgefiibslb ]>eir ersle Bittid ^thält die C6)r ^ Uni-
v«rsiUltett , LytreM lAd ^yrntaasien gegeberfefa g^s^tfeli^Aien AestIhHMihgea
fibteih de^eü Organisatien und Lehrgegenst&nd^, die Auftiabme^ Discipli-
natYtltkSItolgat , Fraftiiigen, Beugmase^ PyonMibheti ^ iBtipendien, PH-
^rtoftndi^ta 'wA FVrien der Stodirenden^ di« IMahgung d^ fo^rtor^radeSy
die AimtMiilng trtid Abstafting der Lelirer, SMlküig d«ft E^tt^eiJtorB , Fiib-
kittig des LeftramtSy Gehalte, PensioMn «üd BtttllAMKngcfii der Lebrer,
dib AusstdUnng von Eeii|^iBs«n und CenMi^n bte. Itt ifw^ien Theile
lblg«ti die ^«delten A^sirdkiungen f&r die einlf6bl^ Fii^tSiasladiell naeh
den einzehien Lehrgeg^slanden und Vei^^!ffidi1»iig^n der Scfafiler and
Lelir€ir tmd !,aiiler die vi^ AbBtufonge^ dut theoleg^bfeta, der juridisch -»
politischen , der medicitiischeft und der phüesepld^en Studien yertheilt.
Das Repeitorium giebt . das Regiert^ dafeu* Diese Gesetse und Verord*
ntogen geben mcht Mur eine so gfenä«i<6, Ircharfgegüed^rte und tohi Alt>
gemeinen bis zum 'Spefciellsten herabst^ig^ide Slndienordnung und Ver-
fassung der Lefaranstaitto , , dass überall ;ltehäH' lyestimmt ist, was Schuld
md Lehrer zu thun und zti lassen Ikab^sn and grosse Freiheit der Wahl
lurgends gestattet ist, sendem sie lleTeM eb«te datdarch auch ehd so toH-
sflandiges Bild von der ganieeii Uhterriehtsvei^sttng , wie man es niehl
leicht aas den Ges^zsammliingen andet^r Stiaaten gewinnen kann. Das
Schwankende, weiches in den Gesetzen anderer Lander uber^eDisd-
plinaroidnang, die Einheit de« Lehrpians, die Abstufilng der Lehrgegen-
alande und deiigleicheh Ditoge hervoHa'itt, ist hier fiberall dnrdi dte
genauesten Bestiiamungen gehoben, und eine so feste Norm vbrgeschHe^
beh, dass ein Abweitiheti kaum gedacht werden liann. Wiew«t der
Lehrer lilerbei noch Freiheit der Bewegung halie , das geht natSrlich aus
d6a Gesetzen nicht hervor, weil dies ir&ii dem Btnflusse der beau&ichti-
blenden Obeibehorde abhfingt. Do<)h' eirc^eltt man «as dem Ganzen , dasa
^ese Freiheit nicht gross sein kahn^ Das ganze Ünterrichtswesen ist
fibrigans streng nach dem Princ&p deif' Erziehung und Aasbitdung fSt
Staatszwecke geordnet, und darum die allgemein -menschKcbe Ausbil-
dung nur nach diesem Grundsatz gestaltet. Bilien weiteren Inhaltsauszug
gestattet das Buch nicht, ist über allen denen zur besondern Beachtung
zu empfehlen, welche dem hfhifet^iii Uttterrichtswesen eine höhere Auf-
merksamkeit schenken. Nabhtrage der neuerscheinenden Verordnungen
in angemessenen Zeiträumeh fefat der Herausgeber rersprochen. [J«]
WBiMAfei. Ab £2inleitung zu einer den 3L October 1841 begange-
nen Sehnlfei^iichkeit ist hier das Programm erschienen^: O. ZeisBy eom^
nitnUtUo äe lege Thoriaf welches zum Zweck 4iat, die Stellen App. B.
Befllihi^viin^ett tt«€ tabrenbeieigttkt|;8ta. 2S5
Ck f> ST. iMd Ck* ItMi, 86b ftbisr Au iWi^cbe Gesetz imtef «fttttttder
tmd tak den erbftliento gfttt^irftS^en ^Keses ta^esetzes in U^^reinjMim-
MMig fca bHngen. JteMStefte d^ Afplftn ist nSililifb nach d«tt An.
Vetfk^ Hbglc^ dttfellNl BbtfM '«tdht^ «uf dai TheriMlie ^^eseiz ctt b^^^
ifteb%ll> Dasselbe birtl^ eSnen "rermittefaiden diaraktelr: die Vomebineil
)H»lllAtt ^ttto^eb mit dem AfckMngesetc det Gracchen ansgies^int wurden»
üt^m ftMm das, was «5e ttMn A^er pnblidu behielten, ab Piiratbeftitsi;
znetkannl waHe, dife Aftneh liagegen «ollten statt dessen, was sie etwa
«Mth hofftti ^oefateh, dütch C^eld ientsehadigt werden; indem die |ßn-
k&Mfte det -StaaislShderfeieti IzAtefr si« tei^heSt werden seiften. Bö ^MlSti
l!$«h-, wM €it;«)re V^m Tbeiitts saig^t': tt^ytti» jm^Itt^m vnNbsii et ümM
Ugt vefHigüiH htulbitj ^oidtn der Staat Wirküch durch ihn tfaells dnteb
die Ümwandftfng d^s l^iMSnlairdes in Privatbesitz, theils dorch die Velr-
tiieilfins dessett, Wiä iiM% betaMt wttrde, ah Einkfinften verior. Niteht
Iniiider abelr 'tfAmt ¥ifki di6 Stelle ätä Appian , deren lettte Worte
vielen AftstMS «tte^ft blib«n. Sie lanten: ^^str iaintiftiop hi ^6Zli»p
6(ie% «eüit^ M *ttl i^ct^MitfeSV itorl '7^^ «r^ffdoo «al Bi$iivopS(v «dsI
W|tM^-, M«9«tMK/9S)ite i^AAftti li^teV ^ttio Ti}g Fvo^töt) iföyLO%iela^ hA
d^netit ^ c^tt yt^v^^^ Md etnd tran etwtt so zn erirUuren: man hatte
nunmehr <tiäelidem Mll;li die T^rtheaoti^ Von Geld Wieder ehrg«rtreHt
woH%n) \reiAe» BSt^ l^häiidieh mehr als bisher), hoch Soldaten, noch
Biiü(<lMft% Y&ti LSndereleii, noch €^eiletifte (nimlich Adcergeseize) , otid
mait Ih lahre lang veh &et €reMtzg6bttii^ des GMittchito an wegen det
Prozesse un^^tig gew^ieti. So ist ifie Stelle «voUkommea klar mid
bedairf wedelr iet ^dt^dütt Rndoffb, noch der -gezwangenen E?rkidmng
GMl^gb, g^eh WekbtMi letlfetisili der Vetf. bemerkt (S. 16.): 9,^
emktam Idla^ <M Hji I\^x^ Ißöpf6l&t\9iktg non potest signiftcare „inde
a U Mtedo PhÜlppo^ f^ottUhjf Hisst haihlich Appian anf die 15 Jahre
Mndentefi-, welche Mit ^ leti^n tmdk Gtäcchns Vorgange durch L. Mar-
cus PbfHppns gem«cbbi6ta TSkitSm bis aitf das Tribnnat desLifins vorabeir&
gegangen waren) fleqdtl 4NfltfAett<^{h^tf^if!tt fipnf^ttq cumgenitlvisillis coh-
iangi iM^qne mede b>l)rKifcairi potrsmit*^ Sb weit ist der Verf. mit C. ¥ei»
elMstimmig, Wetche)h deitSelbea Gegenstand in seinen Epochen der Ver^
faisufi^gtsf^fyfkte ete. B. 240 ff. behandelt hat, welches Bach er SndesS
nicM beaatzt 9iat. 0*gegen Werden ztct n&herh kestimraang des Oesetesei
lim den fe^i^gmeirten »efbst noch ehiig^ Folgerungen gezogen, die abet
llfebt znlfissig scheinen. f>as ifanptsacMichste davon ist , dass nach ihm
dnrch l*horki8 das A*<fttogesetz des Gracchns insoweit festgehalten ^sdil
soll-, ^k aadi jetfttden Patriciern nicht gestattet worden sei, mehr als
600 Jogtem («md tesp; hoch 390) zn besitiseeli. Nan kommt allerdhigs in
den ^rsgmeMen dc^ Ges«f(ftes mit vott tg/uod n&n modus mmor fuHj ^am
^ttntum unum 'kotul^nem e» iegt pitlbth^ «t. tibi sumere -^ , und hierauf
ist jene Bc^anptftiig ^gHhidet. Alleih der Nachsatz lantet: Ha vtei eefo»
torwm töMhim, «jfriefnniiy »^diflbunitm frhfittomm e8t\ esfo, d.h. also
nur, so viel Sotle in Pi^tbesitz verwandelt werden, keineswegs ist
aber damit zugleich gesagt, dass der Reiche nicht audi ausserdem noch.
^136 Schul- 0« Unhrer8itat8naGlurr.| B«lor4en% n« Ebreabeaeq^vigeii« •
Gemeinland aU Natsniiesser haheii.dQrfe: somp anch,, um dies sogleijck
^pzuknüpfeiiy weil es mit dem eben Besprochenen 2asammenhängt^. in dec
14. Zeile nicht gesagt ist, dass dem A]?men erlaobt wojrden sei^c für sich
30 Jagern zu .nehmen^ sondern nnr,- dass ihm so fiel Ton dem, was ihm in
der letzten Z^it. dnrch die Yertheilungen zugekommen aei , als PriTtttbo-
sitz gehören solle« Die Worte des Gesetzes sind nämlich : in tun agrum
figri iugera non ampliua XXX pqasidebH haMüme^ M. agerpruHäutt etto»
Es sind aber diese Distinctionen keineswegs so unbedentend, als sie yiel-
leicht scheinen möchten. Nach Hm. Zeiss' Deutung würde nämlich die
Ackeryertheiluog noch haben fortgesetzt werden müssen« Dies stimmt
Aber nicht damit überein . dass das Gesetz im Wesentlichen darauf
abzweckte, den Streit beizulegen: ein Zweck, den auch Hr. Z. aner-
kennt. Oder man müsste denn annehmen, dass das Gracchische Gesetz
schon insoweit durch die Triumvirn in Ausführung gebracht gewesen s«,
dass die Reichen schon auf jenes Maximum wirklich beschrankt gewesen
wären. Dann wäre ja aber sein : Zweck wirklich erreicht worden?!
Appian dagegen geht recht eigentlich in jenem Capitel darauf ans, nach-
zuweisen , wie .derselbe nach und nach ganz und gar vereitelt worden
sei. Nämlich erstens wollte Thorius haben, dass das Volk. dnrch Geld
sollte entschädigt werden, darüber wurde die Yertheilnng von Lände-
rqien aa%egeben , nachher aber^ wurde auch die GeldTertheilung ange-
hoben. £r sagt, wo er von jener ersten Maassregel spricht, ausdrück-
lich: vfiv fjiiv yr^v (iTjTiiti Sucvi(i^iVf d]iX bIv^i» t(Sv ij^difvmv wkI tpoifov^
VTtiQ avtiig naxat^d-^a^ai %ai ruds tu xqrjfuna xtoQsiv s/g ducvofuiim
Hr. Z. bezieht das t^v y^v urpiixi dtccvifieiv nur auf die Bundesgenossen,
denen das , was sie rechtmässiger Weise hatten , habe erhalten werden
sollen. Allein ist es nun in Verbindung mit den oben angeführten Steilen
des Gesetzes nicht natürlicher^ anzunehmen, dass die Nobiles von dem,
waa sie über das Maximum besassen, hätten angehalten werden sollen,
den Zehnten zu bezahlen, was bisher immer verabsäumt worden war,
und dass sie dafür durch die Umwandlung dessen, ^as. sie nach dem
Gracchischen Gesetz besitzen durften, in Privatbesitz entschädigt wor-
den: seien? Der Arme sollte, dem entsprechend, sein kleineres in der
letzten Zeit empfangenes Theil auch als Privaieigentbum besitzen und
ausserdem noch durch die Vertheilung- jener Zehnten eine Geldspende ^
bekommen. — Bemerkenswerth ist noch die Yertheidigung der beidiea
Worte Kai v6{nov an der oben .ausgeschriebenen Stelle des Appian. Man
hat sie bisher immer als; eine Dittographie von dem vorausgehenden d'Mr-
vofimp streichen wollen. Die Erklärung von Hrn. Z. lässt sidi wohl
halten. Jene Worte wurden das Vorausgehende zusammenfassen, etw»
wie wenn man lateinisch umschreibend, sagen würde: omm denifue legum
xigrartarum fructu. — £s bleiben auch nach Hrn. Z.'s Arbeit noch
.manche Punkte in der lex Thoria zweifelhaft, namentlich ist für die Err -
klärung der Fragmente nach Rudorffs schätzbarer Arbeit noch viel zo
thun. Indess kann man Hrn. Z. das Anerkenntniss nicht versagen, dass
seine Forschmig gründlich und besonnen ist« [P«]
.' •
Bntgegniing. 887
Entgegnung*
Efl hat ans iiieht wenig befremdet, in Ihren sonst mit so' genauen
Nachriditen .rersehenen Jahrbnchem zwei mit G« B« K. nntersclfriebene
Aufsätze zu. lesen, welche roll Lrrthtmier sind, und deren Yerfosser,
gewiss kein Waadtlander, sich nicht _einmal die Mfihe gegeben hat, die
Cregenstande , über. welche er so scharfe Crtheile fUlt, in der Nahe and
snit Gründlichkeit zo beobachten. Der warme Antheil, den Sie an AUem
-nehmenV was öffentlichen Unterricht angeht, ron^woher es auch komme^
lassi uns hoffen, dass Sie in Ihrem achtbaren Jonmal nnserer Erwiede-
rung-einen Platz einranmen werden'^), da wir; hier isigentlich nur die .
Sadie der Wahrheit rerfechten. Der erste der oben erwähnten Anf-
«atsEe erschien im 29. Bande der NJbh. 8.105. nad-ist aus Lausanne
-datirt. N«r einige Tfaatsachen wollen wir. herausheben, um zu zogen,
dass Ihr Coirespondent weder die, Geschichte noch den Geist unseres
Erziehnngswesens kennt* Die Lansanner Akademie war, sagt Hr. Gw
B. K., bis 1806 f^toeiug mehr äU ein Gyrnnaamm^. Das ist ganz falseh«
Sie war.Tieimehr eine Art: theologisches Seminar ,^ in welchem die Pfiurr-
amtscandidaten ihre ToUstaadige Biidong; und sogar die Ordinimng er«
hielten, und weldws, kraft der ihm yeriiehenea wichtigen Vorrechte^
auf das gesaflämte waadtlandische Schulwesen und -auf den Clems einen
'*') Das gesddehi hiermit um so bereltwilligef , je mehr 6s Unser
eifriges Bestreben .ist, in Bezug auf öffentKcbe Lehranstalten Alles Zu
Tenneiden oder bei eingetretenen Versehen möglichst bald zu berichtigen,
iRras deren Würde und Ansehen irgendwie zu beeinträchtigen scheint.
Die Richtigkeit und Wichtigkeit disr gegen die Berichte des Hm. G."B.
K. gemachten EinWendongen können wir, weil uns dazo das waaddan«
discne Schidwesen nicht jinreichend bekannt ist, nicht benrtheilen, und
obgleich es nns\TQrkommen will, als hättep die Herren .Einsender ein-
zehie Aensserongea des Hrn. K. zu argwohnisch und zu scharf ftufge*
fasst ; so gestatten wir doch auch gern , um der Wahrheit und Gerech-
tigkeit willen , diesen kleinen Berichtigangen einen Platz in unserer Zeit-
scbräl. Zugleich erlauben wir uns aber bei^dieser Gelegenheit, diejemgen
Herren, welche uns mit.Ben^htfa fiber offentMche Unterric^tsanstaJten
bereitwillig anterstützen and dadarch einen Hauptzweck anserer Zeit-
schrift frenndlich fordern helfen, darauf aufmerKsam zu machen*, wie
sehr es rathsam und angemessen ist, dass' sie bei Mittheilnngen über
Stellung, Wesen und Verfassnng öffentlicher Unterrichtsanstalten und
über die Personalyerhältnisse und amtliche Thatigkeit der Lehrer sich
streng darauf beschranken , nur das auszuwählen ,. was daron für die
offenUiche Kunde und für das allgemeine Unterrichtswesdn yon Wichtig?
keit ist, und hierbei nur die Thatsachen treu erzahle.n, ohne eigene Ur-
theite darüber einzuweben. Der vorliegende Fall zeigt .deotlich, wie
l<^icht auch ein behutsames und gemässigtes Urthdl missrerstaaden oder
for yerletzend gehalten werden kann , und am Ende bedarf es ja einea
solchen. nicht, wo man die Thatsache selbst sprechen lassen kann.. Desr
halb eifapfehlen wir mit gutem Gronde zur freundlichen und eeneigten
Qeaclitnng, was wir oben S. 222. über die finssere Haltung sokher Be-
zidita uns /Selbst ab aUgencdne Nonn gestellt haben. [d« &ed.]
% ,
gro88«ii, sowohl directen als indirecten Einflass übte* Dazu wnrden ia
dieser i^stalt Juruprudqip^,, pl^Uo^cq^bio^ Pliilologje u« s. w. durch or-
dentlicho Professoren gel<;hrt. Gleich auf der nämlichen Seite ist. eine
Not« m lesen, deren Anfang ala* botet: ^jAU Cmrmmtäi deha hier^^
«• s. w« , nad in welcher Hr.. O« £• K. sich daräier wandest^ das« Hr*
ItedoT Porehai den E^nflnss 4ep Bevniachen Herrschalt auf die waad^
landiaohe Idtei^tar als einen höohst schädlichen heaesshnet'habe« Gnrioa
dvia Ist Mnr das Befrendco livea Correspondenten ; denn wSr« es nacht
ganx in der Ordnung , womi ein dentscher litevatos sich über den alim -
grossen Einflnss beklag*« , d<n ^e iranaosisohe Liteaator auf die dent>
aoka Sprache y nnftev Frtedndi IL Re^erwig, flbte% vFerner heisal es
in einer Note & lO?.., dass die d^ntaohe Lehrevstette am GymnasimK nn4
an der Akademie nach nnheselzt sei , was nur Ton der Akademie wahr
is*, denn Hr. Nesiler ist sek 18Sft ordentHoher Lehier dev deatsohea
Sprache am Gymnasiom und am ooll^;e infiSnemp. 6|ssen Lrrthnsi kdi^
nen wir uns nnr dadurch erklären , dasa Hn €L B; 1^. wabrsdieinKch
nicht verstanden hat» dasa das Gymannimm odcv» cill^» snp^vrienv und
das cottikge inl6rleur nichts anderes als die swepi' Haifiten einer und dop-
seihen Anstalt sind« Und dodbi hat er gelbst im l>BaDfce den Hrn. Nessier
ab Lehrer am Gymnacanm ant ^gegeben | davaas sieht man, aof welche
Irrwege Hr. G. E. K. gerath, sobald es 'den gednmkten Kalalo(t "^"^
lasst» Hr. G« £• K. verspricht, dem Uxtheil der Lese» nidit yorgveite
m wollen. Doch scheint er seinem Vorsatz nicht treu geblieben bh- sMa>
wenn er sagt p. 108. i „Pos J^ntejn hol vufg^hSkt iä Ün^ praML Qymno'
sioIeioMe Geg^rniand deB ünterricbU zu sem;^' was ganz unrichtig hk»
Mick}ewicz lehrte damals (18^0) Latein in dieser Class^, und seitdem er
nns yerlasseq , haben die G(enren Porchal \m<i £[isel]: .^ese^ Uateiri^t
ül^ernop^ea^ Xbid.: ^ier^u ^e^ Woe^em lw$^ «pneMifld^ ^or
.JcwenhioliBtt.^^ Daraus koiiata ama schüessen, dasa es~ regelmässig so
geschieht, und dass wir in unserra Gymnasium ^en Zöglingen keinen
Unterricht üb,er griei;hische Aec^ntnation ertheile^, 1^$ dle^elbea in die .
«weite, Cime, Torg^r^dlfit si^dt Pi^f*eif bescin^erf. U^nricht. ia der
mii«4eii Claase isnd nnr isa Jähr 1S40 statt, um diia L&cke ansznlülett,
welche der Uebergang ans dem Alten ins Neue gelassen hatte. Seit
1838 nhnmt im coU^ge inA^rieu^ die, Accentuatfoii die ibi^ im griechischen
Unterricht ge^inahvende Stelle ein. -t- Wir kommen i^jQfi auf dei^ zweiten,
Has YeTSor dalirte^, inisere. p^dagegische GeseHsohaft betreffenden, ia
U. Bandl» dar rahK enthahenen AüMtz. Dde Disci^lm, bebaupteC
Hr. G. B. K., Ist im' Waadth^de schweb zn bandhi^ben, „iped d^ kleme ,
M Zeitßß vmowfmr , iß^zt^^ tff ^ mt V^mmwfimSh^ iH»^ Dar
kleinet Vaadaia ist iwar iianchmai pwies^etar, and das rührt von eigenen
Umstäil^n her, welche ^nem n^^ref Gesdhithte idcht vfillig vnkandi^en
Mi^nne nicl^t entgao^en wSi:en. Di^'s hindert j'edqcl^ nicj^t^ das^ Waadt-
land ywhalti49Apassig ehen f^ T^ele in allein Fäc(«%fiv apsga?^<;b«fft«
Maniier attf«iiweisen hat, Mrie ii^^i: eifel anderes Land«, ^t^. I>ev kleibe
Vavdol« ist mweihn fmt^mmmf 4#f f^^M ^ nvolv *<U A)^r dMrdfe
UnTeroobamtheit «i|i Zi^ dea Chwd^^a «nawiir Zegtingi^ s^, dM leof-
nea wir ai^f das Ei^tK)uede|i^te. M^ Beweis übrigens, 4a«s ^ in ansen^
Vatexbmde mit der Pisci^Iin aicht so scUeoht steht, bitten wir die I^eser,
eben den $1, JBIaQd der NJbb« 3. d2^ ai|fiiii#qblagea« Bei uns wurd^
nie eißem Dire<^or eder I^ebr^r die Fenster eingew4^cfei^;. bei ans wurde
.nie eai Lebreip iai^ Wa«i|e^ geworfen; bei naß hatten me die Qeriqbte
sich aiit uase^a Schülern an beschäftigen n. iv w« (Man glavbe jedn«(i
nicht,, dass 4ie eipz^lnen, loc. cit* apgefoteteii ^bü^ nns daau Tep-
leitep, den Ziiftand der deutschen 3chaldisci(»iia^ heraban wardigen*) W^
die Strang des l<ehrersta^es in der G^eHs9hafb betrifft , sa ist es ans
sqhw4^ i^ns^u erktaren,. worai|f die Behaaßtn^ig sich gründet, daM ^ese
Stelimg t^ißoci^ Pßfit^ ^^ip»ig9 «t,. 4m ikm gtbükrU^^ In Ciegsntheil
knnn^ wir versichern, ,4sivb die geseii^chAftliche Stellang der I^ehrer iig
Waadtlande eine ehre^vQlU ist. AJs Beweis mag der Umstand 4iene%
dass d](e Lehrer,, als solche, in den ersten Familien einer fireuadschaltlichea
Aufnahme sich an freuen h^en. Finden ikusna^^iep statt, und vir habe^
^is jet^ Toq keiner geh^, so waren sif iedigU^h der Individnalität def
Aasnphmemachende» jEnya^fJ^beii. -r-^ Bs wäre uns ein Leichtes,
JManches noch hi|izJ9«nlugenj wir glauben indesa geomg gesagt an habep,
xm die Tltatsfichen in ihr wahres Licht aa stellen uadiuia an beweisen,
dass das warnende Beis^ie) des bwahoiten Co.aNn alle Beriqhteratcjtter
nQ«)h iiiidht gewitaigt hi^
CA, 4« Ifl Harp0n
(^ehrer der fipf^» .@|MPache und Rhetor, am
Gymmasimn ai^ Lausanne,
Lehrer d« lateia. Bpr* am Oell^e oantonal.
m
In Seboll's SophoJiI^s p, 92« filida ich folgende Anmerkung; »»Oier*
ubff (dif^ politischen Beaiehungen der Oresteia) ^ann ich auf Droysea
des A<^clodtQ4 Werke 2. Auflage Einleitung verweisen. Mein Freund hat
darin die Beziehungen dieser Dichtung ^auf die Zeitverhältnisse in allen
hervorgehobenen Stellen so gefasst, wie ich es ihm vor Jahren aus mei-
nen Aufsätzen mitgetheilt. Und es sind noch mehr dieser Beziehungen
zu erkennen , deren Srertepwig ich dawale naehaieht ausgeföhrt hatte/^
Ich mnss befurchten, dass man diesen Worten eine für mich empfindliche
Interpretation geben wird ; daher Folgendes zur Erklärung. Jene Blitthei*
Inngen fanden 1854 oder 35 statt: Scholl las damals mir und einem Freunde
seine Aufsatze über die Oresteia vor, welche den Inhalt des ersten Thei-
les s«ner „Beitrage^' bilden sollten, aber in denselben n6ch keinen Plati
240 BrkrSmng.
fanden. In Jenen AnfsStsen wtren yor Atlem die politischen Beziehungen
derOresteia, die ich froher schon für die Bameniden aufgefasst hatte
(des Aeschylos Werk^*l. Ausg. Tom. T. p. 177. 223.), auseinandergesetzt;
in nnsern frenndschaftlichen Gesprächen war damals nicht selten ein oder
der andere Punkt Gegenstand der Erörterung. Als ich im Herbst 1810
den Aeschylos zu einer neuen Edition durcharbeitete , war ich in Kiel/
Scholl in Griechenland; ich glaube ihm damals geschrieben zu haben,
dass ich bedauerte, nicht ihn oder seine Papiere für die Oresteia zu
Rathe ziehen zu können und versuchen zu müssen , auf eigene Hand die
Feziehungen jenes Gedichtes nachzuweisen« Nach einer in dieser Weise
eigenen und selbstständigen Durcharbeitung erklärte ich (zweite Ausgabe
der Uebersetzung p. &35,), „dass ich Vieles deii Mittheünngen meines
Freundes Scholl Terdanke'^, und verwies zugleich auf die hoffentlich bal-
dige Veröffentlichung seiner Beobachtungen über die Oresteia ; letzteres
um so mehr, da die ganze Fassung der Bearbeitung des Aeschylos zeigt^
dass sie dem Kreise untersuchender Gelehrsamkeit fern stehen sollte.
In dem im Februar 1841 gedruckten Aufisatz über Phrynichos n. s, w»
(Kieler Studien p. 15.) schrieb ich: „in Beziehnnjg; Auf die Oresteia wird
dieses (das Politische) hoffentlich bald Scholl in d^ Fortsetzung seiner
Beiträge u. s. w. nachweisen'', und verwies zugleich auf die neue Aus-
gabe der Uebersetzung , „wo die Hauptpunkte ihrer politischen ^edent^
samkeit*' dargelegt seien.- Also verschweigen und verhWmlichen liabe ich
Schoirs Verdienst nicht wollen, ein Verdacht, vor dem mich beiSchSU
selbst die Erinnerung an eine vieljährige und aufrichtige Freundschaft
schützen wird. Es ergab sich mir hiei mein^ neuen Bearbeitung des
Aeschylos eine Reihe von Bemerkungen, Verbesserungen und Erklärungen,
die ich mir vorbeMert in philologischen Blättern mitzutheilen; einige der-
selben , auf die Supplices^nnd die Bumeniden bezuglich, sind in der Zeit-
schrift f. Alterth; IMU nr. 27. mitgetheilt und werden auch wohl von
Sch^l nicht anders als für una|)hangig entstanden anerkannt werden. —
Gegen die mögliche Deutung der 'Worte: „und es sind noch mehr der
Beziehungen zii erkennen, deren Erörterung ich damals noch nicht aus-
geführt hatte'' — gegen dl^ Dctetifkig' närali«;h , als ob sie darum in mei-
ner Darlegung nicht sind, ^weÜ sXe Scholl noch nicht aufgeschrieben hatte
-^ muss ich ebenso energisch prötestiren, wie ich von Schoirs. offenem
Charakter erwarte, dass er sie selbsli mit Unwillen znrGckweisen wird.
Kiely im Jan« 1842. Dföyien^
mm
KTene
JAHRBÜCHER
rar
JPbllologie und IPoeüagogOi.,
, oder
für das
■
i^chul- nnA Unter rlclitswesen.
In Verbindung mit einem Verisine von Gelehrten
herausgegeben
von
Dr. Gottfried fäeehoüe,
KI* Jfohann €!hrisaan JTahn
und
Prof« MU^inhoMS^ JRioiWm
Vieninddreissigster Band« Drittes Heft.
I4elpzl§^f
Druck und Verlag voq B. G. Teubner.
184».
r t
Hkritische Benrtheilangen.
Oratorea ^ttieu RecognoTarant, adnotaüoaes criticas addide-
rnnt cett. . lo. Georgnu Baiterw et Hermminui Sauppma. Fase« III«
Isaeus, Lycurg^ns. Aeschiiies« Dinarchos. Tnrici I840.
JLra wir ^onussetaeii^dlbrfea, das« keinem iingrer Leser dieaefli
bereits im Jahr 1838 beg[onnene seU^emätse Unternehmen unb^
kannt iat, ao haben wir nicht nöthig, Etwas über den Zweck und
den Plan desselben au erinnern, und können sogleich zur Losung
der Aulgabe, die wir uns gestellt haben, nämlich aar Kritik dsir
Bearbeitung d€% Aeschines, übergehen. Dass wir somit einen
kleinen Theii des ganzen Werkes hersusn^hmen und unsrer Beur-
theilttBg unterwerfen « wird uns JNleraand zum Vorwurf machen;
eine gründliche Beurtheilung des ganzen Werkes liegt nicht
in unsern Kräften^ mit einer oberflächlichen ist weder dar
Wissenschaft gedient, noch den Herren Herausgebern ein Ge&llen
^ethan. Davon abgesehen, so verschieden auch der beiden Her-
ausgeber Verdienste um die yerschiedenen Redner' je nach der
grossem oder geringem Verderbtheit des überlieferten Textes
Sind, so lässt doch die Bearbeitung des einen Redners einen
Schlnse auf den Charakter ^ den die Kritik der beiden Herren
Herausgeber im Attgemeinen trägt, zu: dieser ist besonnenes,
nidit halsstarriges Festhalten an den Lesarten der aaerkanafc
besten Handschriften ohne die Sehen erkannte Verderbnisse durch
eine im Ganzen sehr glüdEÜche Coiqectaral« Kritik zu beseitigen^
oder wie die Hehren Herausgeber seihst bemerken<: iia peto ejfi-
sihnanuts^ ut et praväm eotum Ubiiinem reapuamus^ quileviier
iudemio se suaague comedurae maltmt in atriptor^s inferre
quam eortlm veria aliena aorde tAUeram in priaiinam intagri*-
totem vindicare^ et eorum triatem ignaviamfu^iamua^ qui manr ^
e^paii Hbrarüm aerifiomm liirariorumque miaellorum auctoris
tuti perperaa emnia defendant^ dummedo in libria leganiur^
neqme eiMrum awietaiem probemua^ qUi eane iudfoio verwih
16 *
Griechische lii^erainr.
as$ecuii in adnoiationum angulia deliteseere malunt quam
acriptoTt et vüqe r edder e , Grundsätze , die in den vorlieg^enden
drei Theilen , soweit wir dieselben dnrehgeseheu haben , conse-
quent durchgeführt worden sind. Was aber insbesondere den
Aeschines betriflft^ so macht der Verleger mit Recht darauf
aufmerksam , dass derselbe hier eine wesentlich veränderte Ge-
stalt bekommen hat. Bekanntlich ist saerst von Hrn. Carl Fried-
rieh Scheibe in seinen trefflichen ObserTationes In oratores atti-
cos, Balis Sax. 1836. 8., einer Schrift, deren die Herren Her-
ausgeber In der Vorrede -ebenfalls Erwähnung thun mussten,
darauf aufmerksam gemacjit worden, das^ Imm, Bekker^s Recen-
slon des Aescliiii^s'anifii gt^lsern Theil anf den schlechlern Hand-
schriften basirt ist und noch dazu- an Inconaequenz leidet: der
Unterzeichnete hat dies in seinen Quaestiones Aeschineae (Acta
80€. gr. Vol. II. Fase. I. Lipsiae 1840. 8.) ausführlicher dargethan
und in der Timarchea (Cassel bei Fischer 1839) gezeigt, wie der
Text nach dem vorhandenen kritischen Apparat restitnirt werden
müsse. Den In der Vorrede zur Timarchea aufgestellten und in
der Gonstituirung des Textes befolgten Grundsätzen treten nim
iwar die Herren Baiter und Sauppe bei , indem sie ebenfalls die.
Handschriften ab (nebst gmn) für die relativ besten erklaren und
ihnen folgen, ohne die andern Handschriften, namentlich die
il teste (/) unberücksichtigt zu lassen; aber da sie ebenfalls
sngeben, dass keine Handschrift des Aeschines unbedingt gut
und werthToU sei {hi Codices ut inier se diversimmi euni ^ iia
a veritate et inlegritate omnes longisaime absuni) , so mnss man
billig fragen, warum die Herren nicht den Versuch gemacht
haben, ob sich nicht unter den bis jetzt noch nicht verglichenen
Handschriften (siehe meine praefatio ad Timarch. p. XVII — XX., *
die Zahl der Handschriften , welche blos die Briefe enthaUen,
ist noch viel grösser) eine oder die andere bessere finde. Bei
einem grosiäartigen Unternehmen , wie dies corpus oratomm ist,
konnte der Verleger die Kosten einer Handschriften - CollatioB
wohl tragen, und es war aogar seine Pflicht gegen die gelehrte
Welt dies zu thun, indem durch dies Unternehmen eine neue
Ausgabe der Redner jedem Andern auf lange Zeit hin, wenn nicht
unmdgtich gemacht , doch sehr erschwert ist. Es ist diese Untefw
hssung aber um so mehr zu beklagen, je leichter von der Schweiz
«US der Verkehr mit Italien und mit Frankreieh ist. So ist nicht
einmal über das VerhSItniss der Tnyorschen regü zu den Bek--
Är^rschen (s. meine praef. p. XIII. ^^)), worüber eine eingehe An»
frage in Paris sichere Auskunft verschaffen konnte , Bdehrunf
gegeben, so wenig unwichtig dies auch ist^ geschweige dass der
trefiliche Sarberimia^ den Bekker blos zur Timarchea benutzt
hat, oder eine andere noch unbenutzte HandschrM vergUchen
worden wäre. Bios der ih/ms/adiWiisüfist^eu verglichen wor-
den« jedoch ohne Aasbeate, Wäre dafikr lieher der Go^Aomsm,
Oratores attiei , ed. Bauer et Sanppe.
^5
in wdkhem die erste und dritte Bede de? Aegchlnea stehen
(s^ Müdiger^i Demosthen. I. p. VIL *)) , benutzt worden.
' E9 ist die» ein grosser Uebelstsnd, sn dem, wie wir gianben,
die Herren Herausgeber selbst nicht Schuld sind. Denn der
Text des Aeschines wird niohi eher kritisch festgestellt werden
können', als bis die säinrntUcben vorhandenen Handschriften ver-
^lichen, genau verglichen worden sind, wenn diese Vergleichung
auch nur, was kaum glaublich, das Resultat haben sollte, dass
keine besseren Codices als die bereits verglichenen übrig sind.
Doch lassen wjr das und wenden wir uns zunächst zur Ti-
naarchea. Bei der Uebereinstimmung in dem Urtheil iib'er den
WeKh der verschiedenen Handsiehriften 4var es natürlich, dass
diese^ Ausgabe in den meisten der zahlreichen Abweichungen von
dem Bekk^*%§ih»ik Text mit der meinigen zusammentrifft^ die
Herren Herausgeber haben aber die besten Handschriften an
einer ziem.Hcben Anzahl von Stellea noch consequenter befolgt,
alfi dies von mir geschehen war , nämlich § 4, 1. o^x äyyota da
(für ovx iyvof^ öa in avdgeg'/i9iivaiol)» 8, 5. vfiszigcDV (fiir
TJß^'^iQ^Vy wie ich mit Bremi %ua cod. r geschrieben hattet
14, 3. iHBivos tov naidog (für ixHvog inslvov). 14, 5. ovk
(statt avHixi)' 17, 5« iöstovdaxav (st. iöTtovdaöBv). 20, 3. ftT^da
ßi0&i9&Big^0vKoq>. (st. (itidl 6vxo(p. fittf^co&ßig, die besten codd.
haben nämlich fii^ds 6 fno^w^slg övKoq>.)* 21, 2. tsgdöaö^ai
(st. tsQcoövvi^v lagdödCdtti). 32, 4. xoiovrov (st. tov toiovvov).
34, 7. Kai TOV ^Bgl v^g scgoBÖgalag {^ftinunnichiTtgosdgL'ag^
wie III, 76.?) T(Qv q>vXiöv vofiov (das letzte Wort verdächtigt
Hr. <S. ohne hinlänglichen Grund) , ov Tliiagxog uxX. statt tov
yaQ — voftov Tlptagxog %%X. ,* die von mir beibehaltene Vulgata
rührt von einem Abschreiber her, welcher aus den Wortendes
Redners schloss, das Gesetz sei wirklich auf Timarch^s Betrieb
aufgehoben worden (siehe dagegen 111, 4.) und könne deshalb von
Aeschines nicht angeführt worden sein. Vgl. auch H. Sauppii
epistola critica hi^odofr, Hermannum (Cipsiae 1841. 8.) p. 126«
— § 35, 10. bI — l6ti statt lav — ^, was in /steht, während
in allen übrigen Handschriften lav — höti steht. 57, 8. %g6vov
für Xoyov (was, in meiner Ausgabe durch einen Schreibfehler
stehen geblieben ist). 64, 10. 1%bi,v für I&jkjb. 74, 2. nagn'
ialyfiata für ta n:agc^d£ly(iata> 99, 8. aaavta fiir ästaiftccg*
99, 11. naQaxsü^tD für nag9i0%Bö9m. 119^ 4. fiBfivijiiB^a (aus Ip
und der Lesart 'iiispkvij(ia9a in agmor) statt fni(i,vriö&*> 167, 6.
naQBiißdX'd für xdcgBfißdkXji. 189, 7. nagl tav (iByl6%C9V statt
inl Täv iuy> Ob äno&Bv^yfie die Herren Herausgeber^ oder -
aza&av'n ^ie Unterzeichneter nach den besten Handschriften
gegeben hat (§ 99. 147. HI, 100. 123.) richtig sei; ob die Form
f^ika den Rednern zu gestatten sei und mithin kein blosser Zu- '
fall gewollt habe,, dass wenigstens bei Aeschines diese Form stets
nach ^iaem Vocal vorkommt, oder ob *&ik(0 su schreiben sei
246 ' Griechische LUeratttr.
(g 118. n, 68. in, 55« 57.) 1 m^asBen wb dthlnge«leIU seio
lassen.
An anderen Stellen haben die Herren B. und S. die Lesart
der besten Handschriften mit Recht verworfen ^ wührend der Un«-
terzeichnete dieselben bdbdialten h^e: §22^ 1. fiiv f&r fiswoi«
33, 4 f. haben sie Tor wiBQaiffxovtiptBg ein Connna gesetat und
dann yaQ (nach d/v) nnd die Worte voptov ^ijHcitB Haiivop (nach.
dfunA dem Sehol.), bei denen die Stellung ebenso anstösaig ist,
als die Wiederholung^ des Wortes xaivov, gestrichen. Vgl. epist.
^ crit. p. 125 sq. § 76, 4. nQoavaUönovöiv aus im (o und nach
Beiake auch p) für jt(fo6ecvaXlihtov0iV. Bei der aueh in ' den
besten Codd. häufigen 'Verwechselung Ton nQ6s und xpo musa
lediglich der Sinn entscheiden und dieser spricht hier für ngö-
avctX* 93, 10. Svsxa aus bf für stifBxa* Jenes hatte ich eben*
falls in den act« soc. gr. p. 27. empfohlen. 96, 2« *tcl ov fi6vov
xaviq>aytv fät xal ov im6vov xatitpetya tit natgSa. 129, 4. wie
II, 144: Xttol ytokkol (dfh) für nokXol Xaol. 143, 5. Mnvfdxtw
für tov Msvötuov^ und ib. y&Q statt yaQ avtSv und inra|eev
tov IlatQOTcXov f&r dnd^eiv tov 11, (^tf yuQ *Onowtiog) , Alles
^ nach df, 146, 2. rd üatQOKlov (q^ tov ütttgoKkov dfh)
statt natgSxXov. 176, 5. avtdv für civtov {ab) , welche Lesart
dem vorhergehenden Genit. ihren Ursprung zu verdalnken sdieint.
189, 5. avtav tolg Egyotg (die bei Aeschines gewohnliche Wort«
Stellung) för toti ävxmv \gyoiq* 174, 1. ist mit Recht ans
Suidas ^tvyovtt ftir das handschriftliche ^vyovtt aufgenommen
worden.
An diesen Stellen hat der Text durch die Herren B, und 5.
gewönnen; an andern Steilen hingegen haben sie, wie es scheint,
nicht wohl gethan , tön dem Texte, wie derselbe von dem Unter-
zeichneten constituirt war, abzugehen, theils gegeif die lieaten
Handschriften, thdis mit denselben. Die Beispiele fikr den
ersten Fall sind: J, l.rijv tb noXtv fQr rijv noXiP {abdlmp}^
welche Lesart auch desshalb vorzuziehen ist, #eil es namentlich
beim Eingang angemesisener ist, den Schaden, den der Staat
nimmt, als die Hauptsache darzustellen, die eigene Beleidigung
als Nebensache hinzuzufügen, als Beidem (durch zi — xal)
gleiche Wichtigkeit beizulegeo. § 6, 3. ty ftoXsi statt rg sro-
Xitf Iq:. 14, 8. 'i^fistigäv st viiBtigav (ab und auch nr)^ ^gl^^^ 5*
§ 17, 9. ilg owivovv aus Bern, (also hdchstwArscbeintidli e^ie
Conjectur ; denn ob pr r wvivavv oder ovrcovv hat, ist nnbe-
kannt) statt Big orcow, was Recensent in aeinem specimen novae
editionis Aescbinis (Fuldae 1838) p. 32. hinlinglich geschitit m
. haben glaubt § 27, 9. äXXa tothovg {dfhpq) für aUa xftl
^ toOtovg, Die hitention , die Aeschines dem Gesetzgeber beilegt,
ist ohne na\ absurd. § 47, 6. haben sie das oiFenbare filloaseni
IniogTtmv , wefehea in glmpr und pr af fehlt , in zwei Hand-
schriften vor hl^n^ügtif^wtmi,^ in den andern nach demselben
tttidj e<L Balte et SM^pe.
247
mteikt 5 gegen ilure GoweMheU btiildiiltafc DM f Mfaerfbgiligtt-
Ben. Worte i^fipvö^ttt xäg iiafiilag leigen hiidiiiglidii welche
Ali des ijguiiUQtneiruv ds iavtov su Tersteben sei. 57, 8. edurel^
ben sie SktnilmöB (df) ^ während «ie dotib § 170. avakmöB geben.
Ihid. steht untiäxUt bles m- ^ ^ die Lewfrt aller übrigen Codd»
BAnt<i%la weist aof BeisWs svnu^ida hia^ was uns als firldanuig
▼on Kos^ (xmfäa ist der geniftrelle Begriff, BvneuPitm der spe-
eielle) anch jeiat noch als das Richtige erscheiot, wenn das Wort
mXMäh sonst nicht weiter TOrkommeD sollte» 63, 4. ist rtg ov bei-
bdmlten worden. Die Lesarten zig (6 und oorr a) und %lg 6 (A)
seilten, wie vlg oti entstehen konnte. Von der sprachlichen Rjch<-
tigfceit dieser doppelten Negation hat sich Rec. nod|, nicht ober-»
Beugen können. Vgl. Acta soc. gr. IL p. 44 sqqf« § 71^ 4» o/SsA-
99^iug Tvar aßBlttigU^. Warum ? 73, 5« niaKmg oqu Inr das iro«
iii»dae %ttkAg uga (n). 78, 5. £ii<&i;^ (pv'r) statt si&vg oluaif
wissen nicht warum 1 Denn mit einem Glossem hat otgiai
die geringste Aehnlichkeit, nnd dass das Wort im folgenden
Satz wiederkehrt, kommt natürlich gar nicht in Betracht. 86, 4.
zonriho (dl) und 180, 12. aus p statt totovtov, dagegen II, 155,5«
TOtovvov itpa^t (d^v) statt roc^o^ro ^rfd^a^ Warum? 88, 1.
o^xig iiiixQttigiföev (df) statt Seng äv ifAaQVvoiiöBV. Vgl. Acta
soe. gr. p. 36. Ibid. 2. x^v inoÖB^iv^r) fkt oModBi^tv. 98, 5.
haben sie die Tulgata t^ tdltid^ fiagtvgmvti mit Beziehung auf
§ 45. (und 46.) 50. 72. 90. beibehalten, während in den besten
Handschriften (abglmo) z^ dlij^'^ fjLaQtvgmvti steht. Allerdings
8agt,Aeschines gewohnlich tcckij&^ iictQtv^Biv; aber wamm soll
er nicht auch einmal dkij^i} fiaQtvQBiv gessgt haben? Ebenso
sagt Aescbines in der Regel ort äkri9^ kiym (Tgl. 1, 89. 104. 115.
11, 54: 73. 85. 107. 134. 143. 155. 170. HI, 15, 22. 30. 46. 47. 68.
70. 75. 93. 101. 112. 124. 177. 184. 188.) und doch einmal Sn
%il9f%^ liym (III, 105.) und sonst rdlti^^ Uysiv (I, 64. II, 2.
153. 111,9». Tgl. II, 70: 121. 122.), nicht alffiij XiyBiv. Wo
beides richtig ist, muss die Autorität der Handschriften ent-
scheiden. § 121, 5. haben sie nach i///^ iBysi^v gestrichen. Das
Wort kann allerdings entbehrt werden; aber wenn man Alles
streichen will, was an und für sich nicht gerade nöthigist, wo
findet man dann ein Ende? Warum die Herren Herausgeber
überall (ansgenommen § 47, 13. und die Stelle des Buripides
§ 152, 13.) ylvBöd'Ki und yivtaöxBiv schreiben, währendsie doch
auch im Deraosthenes die Form mit yv aufgenonunen haben,
wissen wir nicht (vgl. das erwähnte specimen no?ae ed. p. 21.),
ebenso wenig, warum sie § 15, 7. icinolai*B für nBXoltjHBv und
110, 2. ißovXBVB für hßovlfviv geschrieben, dagegen 61^ 3. und
UI, 214, 6. an dem v iq>BkHVöiix6v xor h und x keinen Anstosa
genommen haben (vgL Mätzner's krit Noten au Antiphon 1, 16,
4. r, /J, 2. V, 46, 3.).
An andern Stellen- mussten sie die Lesart der besten oder
248 Grieckifche Literttar.
aoeh dler HiBdwhrifleB aufgeben; Wir «aiea hierher § 2, 0^
VC die Leiart iv tolg dtjftocloig und iiueifo^ovvtm beiMiahen
. worden ist. Rec. hatte 1^1 toig diifi» und btmpoifiovöiy wa« in
dfgf bei Hermofenes und zweimal bei dessen Eriüärer Oregonna
(ßxavcf&ov6i auch bei Stobäus) steht , aufgenommen. ■ Ea ist s«
bedauern, dasasich die Herren Heraasgg. so haben besohränken
mussta, dasa sie nicht ein paar Wortq zur Erldarung hinsufugen
konnten, denn Rec. yerniag "weder iv noch das Medium au
erklaren» Bedenkt man äber^ dass lasl und iv in den Hand^
Schriften verwechselt werden, dass isrl die sicheinbar achwierigere
Lesart ist, dass ein Vornrtheii der alten Grammatücer (ygh mein
spedm. pl 2^.) für die Aenderung des Acti?JB ins Medium sprach,
so wird man kein Bedenken tragen, die vulgata, die keinen
ertraglichen Sinn giebt, gegen die andere Lesart, welche einen
ganz passenden Gedanken giebt, zu vertauschen. § 42, 12. haben
sie die sinnlose Lesart aller Handschriften opt^ lüiQ smxgomp
beibehalten, statt die (erwähnte) Conjectur Wolfs' ovxBixtVQinfp
in dem Texte anfsuhehmen. Es ist leicht einzusdien , dass die
Präposition zur Erklärung dea Dativs hinzugesetzt worden ist«
§ 45, 8. schreiben sie aus abglmopr & di i6ttv vfttv dxovovöt
yviOQtnix^ &Klvdvva di TtcA fiij x(p fiagtvgovvti cdöxgi (für die
vuigata ä — yvcigi^aj aKlvdwa dh r« iiagv. Kai fi^ aitiXQ^)*
Es ist dies eine ganz unerhörte Wortstellung, da sich axlvdvva
auch auf ttp ftagt. bezieht, wie der von den HH. Hsgg. citirte
§ 98. zeigt. Dass Aeschines 46^ 4. nicht övviöra geschrieben
haben kann, liegt ziemlich auf derHaitd. Die Varianten fuhren
auf övv^iSBtB^ welches einen aagemesseiien Sinn giebt. § 62, 3.
können die Worte öni^aö^s — 'Hyijöavdgov eben so wenig eine
Parenthese bilden, als § 58., denn mit den Worten oti d' iöiicd-
{[«ro ist ^yev alg dovXilav nicht zu verbinden, so wenig als § 58.
öwitgtßov mit ort dh avtolg i^vdxlH^ sondern wie dort fi8^-
ö^ivtsg y&Q folgt, ebenso konnte hier av^Qmxov yig folgen,
und es ist also nach 'Hytjöavdgov nicht ein Comma, sondern ein
Colon zu setzen. § 64, 1. ist die vor Beicker gewohnliche Lesart
fUg dl nagijv knl xo ß^^^ia fi^r dg ii nagyu inX xo ß^fta{gim)
hergestellt worden unter Beziehung auf III, 71. Demosth. I, - 8.
Aristopih. Eqq. 758. Diese Stellen , von denen die beiden ersten
bereits Bretni anfuhrt, und andere ähnliche (vgl. Xenoph. Anab.
7, 4, 6. Jacobs zu Achilles Tat. S. 580.) waren d^m Unterzeich-
neten , als er sich für Beibehaltung der Lesart nag'^Qti entschied,
wohl bekannt , aber er wusste auch', dass zwischen beiden Rede*
weisen ein bedeutender Unterschied obwaltet: mg Sk Ttugipf l%\
xo ß^fin heisst: als er sich auf der Rednerbühne ein-
gefunden hatte (stan^), und dies ist hier unpassend;
mg dh nagyu inl xo ß^fiLahdsst: bIb er die Rednerbiihn^e
bestieg, i. e. als er angefangen hatte öffentlich aufzutreten, und
dies verlangt hier d«r Siiin. §85, S. wird der Vorschlag des
Oraünw« attld , ed. Baiter et' Sanppc. ' 249
DnteriEdchiieten, Sp Ar ^ m lesen, gar nicht erwähnt, obgleich
^ ein 80 offenbarer Schreibfehler ist (vgl. § 130.), daas ov unbe-
. ienklich in den Text gesetzt werden konnte. 90, 2. masste avt^
stehen fßr'ctSri^, was Rehke wk%p anfGhrt; Bekker giebt avtij
stiltschweigend, so dass wir nicht mit Gewissheit sagen können,
«»b seine Codieies diese Lesart boten oder nicht. 104,3. geben
s{e iuBttjQlaP int xal tntti^Qlixv. Welche handschriftliche Aucto- -
riüt xal auch habe, die Grammatik erfordert hier die Verbitf*
dang der beiden Partieipien durch utaL § 154, 6. endlich ist' die
^eM^'sche Lesart 1$ äv avxdv nQo^avta^ die sich nicht erklä«
ren lässt (vgl. Acta soc. gr. II. p. 30 sqq.)) beibehalten, wofär
ä «pv xgcn^avTu aufzunehmen war.
Enie bedeutende Anzahl von Stellen Jbaben die Herren Her-
aingeber nach' Gonjecturen , thetls nach fremden, theils nach
e^ioen^ verändert, und oft' sehr glückKch. Namentlich ist es
Hr. Sauppe^ dessen Scharfsinn und sicheren Tact wir an vielen
Stellen anerkennen müssen, wiewohl auch Rr*. Bailer ein paar
recht glückliche Einfälle gehabt hat. Wir wollen zuerst diejeni-
gen Gonjecturen * anfuhren , welche unsern vollen Beifall haben.
Dahin gehören zwei vortreffliche Emendationen Sauppe'8 in
Apoüon. de Aesch.^prat. p. 13. B. xidagmixovta für naldag
Sxovra (cf. Demoisth. XVIU, 129.) und ib. p. 15. iv *A6la für xal .
Bvvolag Tcal (coli. Aesch. II, 147.). Siehe jetzt JH. Sauppii epist.
crit* p. 110 sq. Ferner die Conjectnr Baiier^t argum. I, 35* ü
TUtgd ^AvtixXBi* sl iv xtA. für d nagd *A. iv xxX.; Sauppe^a
§ 92, 2. Ivexovg st Svayxog (si^Aie Mätzner zu Antiph. S. 185.),
eine Conjectur, die im Text zu stehen vc^rdiente, ebenso wie eine
andere von demselben § 124, 10. av^ig für avt^g (was die besten
Codices geben) oder sv&vg (was in den Ausgaben steht). Die
genannten Häuser waren schon vorher igyaöti^Qia i. e. xogvsia
(siehe JT. JFV. Jiermann.de Socratis magistris (Marburg! 1837)
p« 38i, 98.). Dass übrigens die Herausgeber die Worte oxov psv
— olnlav nicht für ein Glossera ansehen, wofür sie bereits von
Valekenaer erkannt worden sind , wundert uns. Ferner habea'
8ie"§ 134, i. nach Conjectur doi^Biv avxfß (aus doTiil avxai in
abghlmapqr^ cog öoxbZv iavtm vulg.) und § 138, 10« tovt^ avtf^
(nach Baiier'g Vermuthung) fiir ta avvfp v6fL(p (siehe die varr.)
j;eschrieben. § 43, 4. vermuthet Hr. Sauppe fi noykniq für TCOfut^
(daiB Citat „Dem. 18, 52.^^ ist falsch) und §114,9. Hr. Baiier
i^ciliiav für t^v i^mÜBiaVy zwei Vermuthuugen, die den Sprach-
gebrauch für sich haben. 179, 3. vermuthet Hr. B, l^nt*
0ivTsg (für innsöovtBg) , was bereits Reiske aus p anführt und
was von mir bereits in den Text aufgenomi^en worden War.
157,* 13. ist Sauppe' 8 Conj. Mskfielov för Mikijölov sehr pro-
babel« , 162, 8. haben sie nach Rehke^e Vermuthung xatf^ogäv
für HütijyoQlav {TUttrjyoQimv in dfh zeigt die Entstdiung der-
Corruptel) geschrieben und 181, 1 J • mit Bekker nach Poreotie
S50 Griechiaehe Literaiir.
Vemiiilliiiiig taxiu y äv fät taru Y&q. Die Partftel Sm konnte
wdhl entbehrt werden, aber yug konnte nicht stehen^ detshaJIb
bitte Diiterzeichneter von Bekker nieht abgeben sollen; Fir die
eomipte Stelle § 80. haben die HH. Hfigf. leidet' auch kein
Mittel gewusst. Unbedentende Einfalle sind 94, 4. ftmto^tiilltel
tB {Bauer) für nsnoQvsvö&a^. 107^ 3. fii^ diTCßlag {Sof^ppe) fka
ov imalmg. Vielleicht hat Aeschines so geschrieben , vielleicht
avch nicht, denn Beides ist richtig. Offenbar war in der Urhand«
Schrift ov durch ein Versehen ausgelassen Worden , daher haben
diebesteil Codices JtxaicDg, was die einen in döbt&g^p)^ die
andern in ov diuai&g verSnderten. 176, 4b i^txymvloig nach
Snidas und Anecdd. Bekk. (Sauppe) für £'gcj tov AySvog. Die
Vermothang 94, 2. avtoig fät am^ (Sauppe) scheint nnnothig.
8. Mätzner zu Antiphon S« 128 extr. Missbiüigniig aber verdiie^
nen nach unserm Dafürhalten folgende Veränderungen des hanA*
sdiriftlichen Textes: 5, 4. xa Sk tav wgawmv Mtä oXiyag^
%iKfav. So auch Dindorf nach Tmylor'e Verrauthaag. iNe
handschriftliche Lesart xal okiyttQXi^v ist vom Unt^zeidineteii
im Spec novae ed. p. 24 sq. zur Genüge gerechtfertigt worden;
es mnsste dort noch hinzugefügt werden, dass oXiyoQXtxmv^
welches sich auf die Gesinnung« bezieht, nicht einmal passend
Ist. Dass ebendaselbst xold^Biv gestrichen worden ist, missbilli-
gen wir ebenfalls. Die Demokratie kann sich vor solchen Men*
sehen nicht wohl hüten, aber strafen kann sie dieselben , lirv
fitilHiti — 17 Ttohg (§ 32.). Die Anomalie der Constmction'aber
ist schon von Klotz zu Cic. Lael.^S. 193. geschützt. § 19, 5. ist
dar^h die Aufnahme der WolfacUen Vermuthung ^0t6iiati fnr
Hoifiavi geradezu verderbt worden. Der G^etzgeber kann nidit
eine besondere Art der Unzucht (des ylattodBifBiv ^ was Aeschi-
nes seinem Gegner nicht undeutlich vorwirft 11, 23. und 88. , wo
Theo ebenfalls to 6t6fjtu für x& 6oi(iati giebt) , nennen, sondern
muss, allgemein reden» Für ilie handsdiriftüche Lesart zeugt
aucir§ 188. xal (&g lotnBP 6 ttvtog ovrog ävtjg Ugmöviniv ßhv
wiivog d'ifSv xkijQoiöstat^ i&g oikc äv ixTinv v6(i(ov xa^gog
to (5(DfMr. Bei öiakiyBO^cci denkt der Gesetzgeber an das Haupte
geschäft der Priester: tag Bvxccq vjieq tov ii^(iov ngog zotJg
»sovg ^söda& (ÜI, 19.) , und ovde erklart sich, wenn man be-
denkt , dass der Priester überhaupt einen makellosen und fehler-
freien Körper haben mnsste. § 29, 5. vermnthet Hr. Bauer
y did 9sixlav für ^ did ö: Warum überhaupt Etwas verändert
werden soll, weiss Rec. nieht (s. Bremi zu dieser Stelle, vgl.
§ ^7. Schäfer zu Demosth. S. 281, 22. 647, 13. Nüzsch zur
Odyssee 2, 54. n. a. m.); wenn aber geändert werden sollte, S9
war JReieke'M ij ^ dvd d. wenigstens ebenso gut. Ohne irgend
einen denkbaren Grand vermnthet Hr. B. 70, d. ovk oUöV fnr
(^n olofi^a, nnd 80, 6. ißovksvs für ißovksvas (s. meine qoae-^
stiones Aeschin. Fuldae 184L 4. p. 4.). 86, 8. proponirt Hr. &
Orator«! attici) ed« Baiter et 8aoppe. 251
ft{ 6V f^oNfrh «( de ii^£<fvfitf cv. Diese pedaiHiiäie UBtenebei-
duog der «ctAa» und der v^m6%\ TiMrgd^oiiiiiienefl Tt^löug dünkt
uns sehr im unreehten Orte* AescluBes kann blas sagen wollen,
dass solche xpfosig schon ^ fr&her stattgefunden haben und in der
nächsten Zukunft beTorstehen. — 126. haben sie nach Doh'et*»
Veminthong cS^ i^dii^ ivi^ (für opiIq) nal -^ yslotog geschrieben
und das Gänse in Parenthese gesetst als eine ironische Zwischen-
besserküng des Aeschines. Viel besser ist die handschriftliche
Lesart, wernach der Gedanke Tom Demosthen^s ist: ,,er fohr|
sich selbst im Scherz zum Beispiel an als ein joviakr Mann, der
seinen eignen Lebenswandel zun Gegienstand des Spottes iiimmt^%
wobei die Zweideutigkeit (lyM^ = etiaf^p, ^eAoiog =^ uatayt-
^&c^) nicht au übersehen ist. — Die Interpunction, welche
§ 183« angewendet worden ist: il yag ti^v tov ömi^axog svsrpi-
n$unß^, xavtfpß xwhg hzL^ glebt der Stelle ein unpassendes
Pathos. Aeschines sagt: 'diese Schönheit, mit Bezug auf
die angeführten Beispiele. — Für die Nothwendigkeit einer Con«
jectiir § 140, 4. {ovtwa tgoxov statt tgoxov avtov) können
wir keinen plausibeln Grund entdecken; ebenso wenig in dem
Ven 149, 12. • .
ttXk' Lva niQ ös^ xal avtov ofiotff ytda iaitBv%y^
woHr.^. xfxsvdoi conjidrt, wir, wenn wir'xixfty'd'OiindenHand«
Schriften fänden, den Conj. conjicirt haben würden. — § 152, 7.
ist mit Unrecht ein Comraa nach vno gesetzt worden, dagegen mit
Reche nach 60ip6q (statt des vom Rec. gesetzten Colons) und
ebenso nach tdkri^iq^ indem nach Boissenaäe's Vermuthung
öl^itctv 0*' für dtattav geschrieben worden ist; das Partie. tf»o-
xtSv enthalt die Erklärung zu ovr«. Vgl. epist crit. p. 69.
Gelegentlich bemerke ich , dass sie auch § 35, 7. mit Recht die
Interpunction Matthias (das Comma vor dtpnikkvri^ — ^ovk^q
statt nach diesen Worten zu setzen) der gewöhnlichen vorgezogen
haben. -^ § 153. ist auf den Vorschlag des Hrn. & ^di; nolkäv
für ^dr^ Sk %oXXmv geschrieben worden. Dabei ist nicht bedacht
worden, dass Euripides' Worte ^di^ S\ noXkmv lauten und dass
Aeschines dieses 8i auch gegen die Construction beibehalten
konnte. Vgl. Demosth. 19, 243. Iktytq xoLvw xoxb nQog xovg
dtiHißxdg oxi ^^dnöXoyi^östav de jdtmoC^tvfjg xxk. Ibid. 243»
ovxovtL, jilexlvf]^ xal ös ndvxBg odxoi zpi^fi^ta ix xijg nQ6r
öäBlag g)a6lv BUfi^>ivcu^ ß0xB xal xcsti öov dijnov&iv q>ij(iil
d 6v xvg nipkxav dxokkvxai xxk. Vgl. ibid. 181. —
lieber ffr emt's Conjectur dg für mv 161, 8., weichere Herren
Heransgeber in den Text gesetzt haben, siehe Acta soc.gr. IL
p. 33 sq. — 164, 3. haben sie XByhm itj xagBkJdmv 6 6oq>6g
Baxakogvnlp avxov (Ar wtlg wixov) geschrieben. Wir wissen
nicht, wie sie dies rechtfertigen wollen, denn Demosthenes seil
nieht för sich , sondern für Timarch und in dessep Namen spre«^
eben, wie der Zusammenhang unwiderlegbar beweist. Ueberhanpt
25S Griechisclie Literatur«
werden wir se&eiC, dass die HIL Hsg^. mit dem Reflexlram eioi-
gtn Missliraaclf getrieben haben.. -^ Ge^pen die Conjector Sattp^
fM'a 169, 4. 9Kp6$ i^fiffff '^olg Sgyoig statt iv tovg ngog. '^fiäq Sgyoig
(weil die beaten Handschritten iv tolg MQog ^fiäg toigSgyo^g
haben) spricht schon der Umstand, dass iv hier nicht fehlen
kann. Uebei ist auch die Conjectur desselben § 177, 7. %a Ü
^pflfplöfiata tlvtti %ä T^g srrfAsog xaradsitfrcpa (für üvui t^
9oL)y denn w x^g n6ks$9g wurde ein ^ns raussiger Zusatx.aein.
Der Genitiv t^g nolfmg hangt von xatiidsiöTeQaj nicht Ton t&
^ptffptöfiaw ab.
Bin anderes Verdienst, welches sich die HH. Hsgg. nn
Aeschines erworben haben, ist die Entdecicnng und Beseitigung
Von Glossemen. Dass die Handschriften des Aeschines, die besten
nicht ausgenommen , mehr oder weniger interpolirt sind , ist aus-
gemacht; ßekker hat bereits mehrere Interpolationen ausgemerst,
wir haben einige andere oben schon erwähnt (§ 21, 2. 33, 4.
47, 6. 96, 2. 143, 5.) , andere sind noch übrig. Es ist dies frei-
lich 9in schlüpfriger Boden für den Herausgeber; denn wer ein-
mal Interpolationen wittert und Jagd daraufmacht, fällt gar su
leicht in den Fehler, auch da Glosseme zu seh^n, wo keine sind*
Die beiden HH. Hsgg. haben diesen Vorwurf selbst besorgt, und
begegnen ihm durch die Bemerkung : sed codieum Aesohinis ea
est ratio ^ ut multa quidem rede nobis videamur resecuiste^ sed
mtUto plura eiuadem generis nobis invitis putemus relicta esse.
Das meinen wir nun eben nicht. Freilich, wenn man Alles atrel-»
.eben will, was nicht durchaus nöthig ist, so könnte Aeschines
noch um ein Bedeutendes verkürzt werden ; aber wenn zur Con«
statirung eines Glossems nöthig ist, dass dasselbe entweder das
gewöhnliche und nicht leicht zu verkennende Gepnige der Inter-
polation an sich tragt, wie die Worte ov (iovov — ^togmv
§ 8, 7., welche die UH. Hsgg. mit Recht weggelassen haben -
(^$1* § 7.), oder dass'es entschieden gegen den allgemeinen oder
besondern Sprachgebrauch verstösst, wie § 27, 4. jti ttg fii; srpo-
yovfov iavl täv iövgatf^yfjKÖviov vlog das letzte Wort, welches
auf Baiier*s Vorschlag weggelassen worden ist, oder dass es
durch den Zusamnienhang als ein fremdartiges Einschiebsel er-
wiesen wir^, wie § 127, 8. xegl dh tov xmv av^Qoixmv ßlov %al
tov koyov xccl tag ngi^ug die Worte xal tov Xoyov (die auch
in / fehlen , in dfh keinen Artikel haben) , oder endlich dass die
Handschriften selbst den Beweis dafür enthalten , wie § 114, 2.
hcl tag iv totg d^fioi^ dta^i^^^dacfi, wo alle Handschriften
(süsser df) das falsche inl talg dfißoölaig dia^tiq>i6B6i gf^enz
wenn dies also die Kriterien des .Glossems sind, so werden wir
finden, dass die HH. FIsgg. eher itu viel als lu wenig- verdachtigt
oder geradezu gestrichen haben. So haben sie § 8, 10* die Worte
aspl tTJg^noksmg getilgt mit Besiehung suf § 37. und 196., aus
Aenen Nichts gefolgert werden kann. Werden die obigen Worte
Oratores attiel, ed. Baker et fiMüppe. 253 *
gestrichen , cio sagt Aeschlnes jetxt gani dasselbe , wes er soheo
vorher (sKpodtlls^fiA — tovq vofzovg) gesagt hat; er will aber
(ftfia de xal ßovloftmi xtL) und musa auch jetzt etwas Anderes
sagen. Der Unterzeichnete glaubt dnrch seine Erklärung im Spee.
novae ed. p. 26 sq. die. handsehnfiliche teamtt geschützt zu haben.
Aeschines will nicht blos*die Cfesetze vorlesen lassen , er will sie
auch eriiliiren und ihre Zweclcmissigkeit, ihren Nutzen für den
Staat zetgjsn, nnd dann erst und das mit um so grosserem Erfolge
das Leben Timarchs darnach rieliten. — Tifiaf^fp % 18, 9. kann
Giossem sein, es kann auch ans TifiUffx^ verderbt sein. Um aber
30^ 7. 6 vofioHtfig (Bauer) oder 75,6. ^ tl xq^ kiyMtv (Sauppe^
oder 137, 4. bIvoi ^yovßmi (&).oder.l59, 3. Sgymv (B. und S.)
zu verdiöhtigen oder 31, 2. nadi Bekker's Vorschlag kifoqwx
. streichen oder 58, 7. %ul ikXoi tivig statt xal täv Cvyiwßevtäp
ti,v$s xal &kko$ zu sehreiben , dazu mochten sie schwerlich ihre
Berechtigung nachweisen können ; . noch schwerer mochte es ihnen «
werden, die Weglsssung von ävÖQag 52, 2., welches in sämmt-
ücfaen Handschriften steht, zn rechtfertigen. Sie beziehen sieh
auf Harpokration und Oregorins, die b^ide nnsre Stelle ohne
ft^^ftg citiren, aber Gregor lässt auch die Worte xcd isudBlj^
avtoifg Ikyrnv weg und hat auch sonst hin und wieder Lesarten,
welche die Hsgg. nicht geneigt sein möchte «denen der Hand-
schriften vorzuziehen ; Harpokration aber citirt die Stelle sehr
oberflächlich {vnhQßalvmv %ov66b roi^g äygtovg Kiiäavlöiiv), .
Statt üvögag hätten sie lieber %al .vor fi^ fioi/ov weglassen sollen,
weil die Stelle sonst unverständlich bleibt,, und dabei konnten sie
sich ebenfalls auf Gregorius: beziehen.
Gehen wir zu der Bearbeitung der Rede de falsa le-^
gatione über, so finden wir, dass die Zahl der Stellen, an
denen die Herausgieber die Lesart der bessern Handschriften her-
gestellt haben, nicht minder gross ist) ak in der Timan^hea, wie
sie, denn zum Beispiel allein in den sedis ersten Paragraphen
neunmal vom ^e^Arerschen Text abgegangen sind. Bass sie
häufig auch die Lesart der bessern Handschriften aufgeben und
Bekker folgen mussten, versteht sieh bei der Beschaffenheit
dieser Handschriften von selbst; sie haben dies mehrmals mit
Recht auch da gethan, wo Bekker den bessern Handschriften
' Folge geleistet hatte , wie § 33. dogiakmt&if ( fm) statt doQvd--
Xmtavl 47, 4. viitv (hp) statt ^/iti/ (Bauers Conjector ^ liijv
int wunderbar). 68, 4. aiütai (l) statt avt^^ 74, 7.. täv uqo^
yovißv (eklsv) st..xal x^v ngoyovav, 115, 10. xatätäv IbqiSv
(gkpv und pr m) st. xatä tav iv tip Uptß* 138, 6. ovnm tta^a-^
dovzog (b) st. (n^Tzm nagadovtog* 150 ,1. ds huI (0 «i* 6i»
148, 6;^ wo sie das Glossem inl täv tgianovta (^ fdUt in
eklms und pr a, stdbt in p nach slg K6qiv9ov^ in den ^r%en
Codd. vor) ,;und 180, 5., wo sie das Glossem Kaxm om (es. fällt
in fhfkiqt) streichen. Dasselbe mossten sie § 12^12. ihnui wo
254 GrieckUcdi'e LUeratut.
7gQ048ÜL96t^ (d und eorr. I) beiBubehalten war, denn mqobUbö^s^
wdcheB mir im Vorrnns oder sum Vorsag wSbleii hoisgen
kann, wird dorcli die angesogene Stelle Plato'i (Legg. VI. p.759. c.)
aiditgeschtttst, da AoriAaLfMä UQO^aiQiM^maav uiBii xQoai-
p%C69c96av sa selireiiien' isl; feni^r 93, 8. xal öSfLVoloyelg tnilv
iog ov% sldoö^twunf^ Srt xtJL^' wo entweder i^fiip su BtreSehea
oder Tieimebr am ip und dem Sdiol« tovto tot tovim»«^ au schrei-
ben war; dassellie 87, 10«, wo sie i^hj irs odroV.fur ij^ff
avtdv {^ßpl9^ die übrigen haben il^Xi] t8 wMv) schreiben.
Wfe die HH. Hsgg. trs erldaren wollen v weiss Uoterseichaeter
nicbl; eine Versetsung (st. i^miai avtov ts) werden sie nicht
annehmen wollen, und Analcolutlie solcher Art finden sich aoeh
bei Aeschines nicht. Fttr ovrdy vgL die Stellen bei Mäizner an
Antiphon V, 11. S. 20& — 98, 4. haben sie die Lesart der
Aldina anrikclcgernfen: «spl Ks^oo^Alsnrqv iqihi fByeptjikivmp cSy
ägxUog i^xovOars für die Bekkerw^btt täv %^i K» ^dti ysytwti'
ff iviDV, sS g ägtCtag r^xonSatu Beide Lesarten geben einen guten
Sinn, und man mag die eine oder die andere wihlen, einmal
muss man dabei den schlechtem Haadsehriften fsigen, denn tiov
fehlt in nt, dag^en steht äv in efkü, Bekker^t Lssart ist jedoch
. unbedingt Torsosiehen, weil hier viel mehr darauf ankommt, die
Zuhörer daran su erinnern, dass ihnen (kurx vorher, §90.) die
ZeitrerhiÜtnisse dargelegt worden sind, als daran, dass sie das
Unglück des Cersobleptes aus dem Monde des Redners ter-
nommen heben. — 129, 1. mussten sie oHOVits (d. i. aüditis,
nicht sudite), was Bekker aus t aufgenommen hatte, der Lessrt
der übrigen Handschriften «JcovOarc (iJxovMts e) unbedenklich
' Torziehen, denn das von ihnen in den Text gesetxte oKOVöat^
Ist gegen den Sprachgebranch. — 66, 6. haben sie täv xpot-
dgmv TcmXvovzmv st täv di ngoidg^v moXvÖTnmv dem Anschein
nach den*besten Handschriften (pr am) aufolge geschrieben, was '
denn an und' für sich recht gut ist. Leider bei'ul^ aber der Grund
su dieser Veränderung auf einem Versehen in der ^eirA^erschen
Ausgabe; denn die Vergleichong mit der ileMsschenVar. lect.
seigt, dass die Vsrianten, die Bekker zu 66, 6. sngiebt, zu 66, 7.,
nümlich au den Worten tl 9k xäi ßovlofnvogj gehören, so dass
sich nun folgende var. lect. ergiebt: tl^h ^al] tl ual pr ans,
tl ff av xal gip et rc m, tl ih eL Hiernadi nusste tl xal für^
tL ds Kctl geschrieben, tiSv ös »goiigwv aber beibehalten werden.
— 136, 4. hat Bekker die lfb//sche Gonjectnr gegdben: xal t4ß
fft^ ßovlsö^at^ die HH. Hsgg. restituiren die handschriftliche
Lessrt xal to fii^ ßovXs6^ai und schlagen In den Noten entweder
dUc t6 (ii^ ß. (B.) oder tucI ja^ ß. (S.) vor, swei Gonjecturen^
die an Leichtigkeit und Gefaülgkeit weit hinter der ^oZ/schea
furückstehen, bei der Sauppeactea giebt aochdas Praesens An«
sloss, indem nnn das Fotnram erwarten musste. Unterzeich- >
neter weiss nicht, warom die HB. Hsgg. Bedenken getragen
OratorM attid, edii Baiter et Sanppe« 255
haben, Bekker*s Beia|iiele lu folgen; der Acenaativ ti ß^ ß.
kann leicht durch 4ei^e Bmendation der Abachreiber, welehe den
Dativ nicht veratmiden , weil aie ein »weites Objecl zn n^oöBÖo-
TcuxB erwarteten , in die Handachriften ^kommen aein , an dem
Wechsel der Gonatrnction aber (pgiovta — ^al t^ pt^ ßovlBü^ai)
kann ebenso wenig Anstoss fenommen werden , wie HI, 167. an
den Worten Sa>Q*ittg ahiißsig nal xgvöalg 6tBq>dvoi^ ötttpa"
vovö^ai. Bekker mussjten sie auch 21, 7. folgen und die Les-
art XfffAg {tif nicht mit Reiske's Gonjectur ntiyas ta dij vertau-
achen, da die folgenden Worte xal mgl räv diu. Utk; die Erkll-
mng enthatten, worin die nmal Xöfcav bestanden, mithin. vs
geradecu falsch ist. Ebenso o4, 8. , wo n nadi tfxoTSivdv nAt
den besieh Handschriften (aghmp) wegsnlassen war, sumal da
d&s mildernde tc hier gair nicht pasisend ist. Ferner 57, 5. mosste
die Lesart fast ailer ilandschriften ßntimiiup^ivttg unangetastet
bleiben. Die HH. Hsgg. haben daflir aus e den Accusativ gegeben«
Warum 1 Weil Demosthenes XIX, 16* sagt: xal ravd^ o öxitliog
9ial avaidng ovzog ItoXfia kiynv ifpsörrjuStcav tmv xgiaßsapv
Mal axovovTcnv, ovg dxd tmv ^Elki^vav fftSTSsrifi^ft^da vno
tovziw Msuid'ßvtBg^ ox* ovna nsiCQwdg amov qiv. Aber aua
dieser Stelle folgt Nichts für dte unsrige, weil in dieser ot^El-
kip^sg Subject ist und weil das Partidpfam namentlich bei aoldier
Wortstellung auf das Subject bexogen werden musa und weil an
dem Ausdruck an und fOr sich kein Anstoss au nehmen ist, da es
dch Ton selbst versteht, dass man, wenn man nach den Grie-
chen schickte, nur nach Gesandten von den Griechen schicken
konnte. Die von den.HH. Hsgg. vorgesogene Lesart scheint
einen mdur lateinischen als griechischen Satz und einen schiefen
Gedanken an geben: coram legatis, quos reliqui Graeci miserant
n populo arceasitos. — 161, 0. durften sie die Conjectur Mark-
land'a ysvofihovg nicht aufnehmen. Der Sats ist ganz im Allge*
meinen gehalten, und äowie Aeschines €iq>6Xov(iBVog , nicht d^B"
kifiivtBg sagt, so muss er auch yiyvoftivovg sagen. Warum sie
26^ 6. gegen alle Handachriften ji(ivvtov [ihv fäg st. 'Aiiivtov
likv aus Aristid. ed. Walz IX. p. 375», oder warum ide 156, 7.
ifiMBXovQyla (s Harpocr. Phot Suid.) statt ciiinBk<yugyBl(p (adef
ghklmqo^ aiiXBkmvi ip Bekk*) geschrieben haben, wiasen wir
nicht« Wir missbilligen dagegen, dass sie Bekker an folgenden
Stellen gefolgt sind: 11, 8. otnro yug {eikla und corr a) fßr
0VVI9 ydg äv. Vgl. meine quaestiones Aeschin. (1841) p. 6 sqq.
Noch weniger Gmnd war vorhanden, 12, 1. Sv (mit ikh) zu
atreichen. — 50, 2« haben sie figÖBi to ngay^ta ylvsö&ai statt
üg Ost t6 ^gSyua ^svto^ae, was ap gc^en. Der Inf. aor. nach
iel ist auch bei Aeschines häufig. Vgl. III, 48. dnodUunml tfo^
taxog oxiyu iBt Tothro ysvitfdac. Vgl. L 79. 126. II, 1. 146.
m, 100. 168. 169. 208. 231. -~ 57, 4. xgog vpÄg (deiklpa) statt
^6g ^päg.-^ 130^2. Snmg ~ efidoHip^CB$ (Conjectur Bekker^e)
256 Griechische Literatur« >
Btatt oißafg — Sfudoxtfii^fi. — 147, 9. ^Ixtftag nseb Brodäus^
Vermuthiing för das handschrlfliiohe gfotglag^ worüber s. Loieek
Parallpp. I. p. 15. ÜT. Fr. Hermann in Zeilaelur. für AlterthoasHT.
1835. S. 1147. — 166 eztr. xitvt icxlv statt %ovt'i^\v (ogm).
Den Piural setsten die Abschreiber wegeo ta tovtoig Ofioccr,
obgleich am Singular ebenso weihig Anstosa in nehmen ist ab Iki
den Formeln T/JtfnTat^a; und ähnliehen. — 177, 13. iq d^fio^
xi^arla {ip) für dijfLOXpcnUt.
Lobenswerthe Verandernngen des Textes sind folgende:
13, 10. 'jiyvovöiog für *Ayvov6i^os (eben so 155, 9. III,*54.),
wobei nur jin bemerken w«r, dass bereits Bremi die aspirirte
Form gegeben hat. — 47, 7.^f ^xvAoi; nach Aristoph. und den
besten Handseliriften des Demosthenes, wahrend alle Codd. des
Aeschines ^AßQuvlXov geben nnd die Form mit einem A § 140.
und 155. nur in d/, wenn auch mit falschem Accent sich findet.
— 65 extr. Iv ^.für iv ^ nadi Bekkefß Vorsoblag. — 67, 5.
Iv ty v6tiQa {Bekker^s Copj.) f&r kv ty vöu^q:* Vgl. Sintenia
lu Flut Themist. 18, 29. — 68, 3. z6 ^mio^ivwg (MarJtl.)
für JtinQ69hovi^ — 68, 4. Isi^i^yfoaf {Mgrkl.) für luv^
q>leaO&a$. Vgl. epist. crit. p. 126 sqq. -^ 116, 7. Mdypfjtag
[/^olonag] nach Tiitmann^s Vermutbung. — 124, 1. ist die ror
Beiske gewöhnliche Interpiinction resütuirt, .-r- :134t 5. iigacy^
yelloyttg (B. und &) tlär i*ayyilloPtBg. — .177, 14. toig aro-
i.Sf$oig (Brodäui) für toig xalsfiloig. Die Coiqecturen Sauppe^»
av^Qmnog Rr^av^QUimog 106,5. und .^^9^9^ fnr h^sy^dprig
148, 8« verdienten in den Text aufgenommiQn xu seip, wo manche
weniger sichere ihren PlaUs . gefunden h^hen. ' Sbenfo Iconnten
die HH. Hsgg. 127, 2. unbedenklich ßci0aPii6lABvov (nach Bair
ier^a Vorschlag) streichen^ denn die Stellung Yocräth di(B Interpo-
lation, und 169, 9. xal (nach Sauppe*8 Vor^dibg), Tgl. epist
crit. p. 128., nur musste an der letzteren Stelle auch ra'vor %bqI
(nach agmv) und das Cpipma nach xlvdwov getilgt werden $
denn die Interpolation, ist an 'diesen. Stelle« nicht mehr 9u tot*
kennen, als.^ folgenden Stellen,, wo die HH. Hsgg. unbedenk-
lich gestrichen h^beh: 21, 5. die bereits .von Bremi ond Üindorf
eingddammerten Worte ^ntäg tßv CvuMQiößswp (nach TatfUn-'s
Vorschlag). 30, 3. 'A9mßttlmv (Bauer), 4SI, 7. iivovtsg (Bremil
68, 4. T95 youftfiatBi. 104, 7- Iv t^ ^ijqKÜiMtk (ffarlL). 105, «•
ptQtttijyog und 142, 12. zvQavwg {uttch^Pobree^a VorscUag);
109, 1. agätöv {Sauppe). 156,. 2» t^vMyca^v. .179,. 8. ^fuSv
(vfiäg Bekk.). Dagegen biUigen ^ir nicht,. das« die Hd. Bbfgg.
30, 9. Kar avxQv kiysiv für xaz' avtov üiyBtv ^ALicnpv ((Pl-
Atear9 haben adfghmsv^ ein dur^h KifBVif veranlasstes Versehen)
geschrieben, haben, denn die DeutUchkdt und der NiMsfa^uck
verlangen den Zusats; diiss.eie 36, 1. ol ötf^^^ößBig und 163, 5,
evpngiößBav (jcfiößsow. defhkUp) gestricheii haben (§ 21, 2«
war es do<di weni|;stens beim blossen Vorscblfv geblieben); das»
Ojratore0 att{d , ed. Balter et Sauppe.
257
sie § 51, 5, ntLch Auger'M Vorschlag devvÖQ tlväi (Or fivijßovtndg
xal dnvös $lv(itt gegeben haben ; denn kura vorher (§ 48.) hat
Aeiohines ausdrücklich erklart in der Volksversammlang vom Phi-
lipp gerühmt zu haben, oti uai ßvrjfjkovixäg xal dvvatiSg (i. e.
deivdig) liyoi^ und dies konnte hier nicht getrennt werden. Der
Fehler liegt § 52. io fgvijptov^Hov, S. Zeitschr. für Alterthumsw.
1837. S. 258 ff. — Dadurch, dass 154, 3. die Worte i^fimv ^Ig
t^v noliv gestrichen worden sind (warum? doch nicht weil eine
Handschrift (t) iv t^ xoIbi, tiptiSv giebt und diese Worte vor
imdijuav steiltl), ist die Stelle unverständiich geworden. Eiii
genügender Grund , § 177, 10. in den Worten slg tovg iöxcetovg
ijfidv xt^vdvvovg tfjv noXiv iia^i,0t&6i, (in t st^t '^nSv nach
noKw) das Pronomen zu streichen , ist ebenfalls nicht vorhanden ;
denn die Wortstellung ist jedenfalls nicht auffallender, als § 183«
aXXä xoig üg %6v yLiXX{>vta avrtjß xqovov dvtBQOvvtag ix"
q>oßav. An andern Stellen haben die HH. Hsgg. wenigstens die
Vorsicht gehabt, das angebliche Glossem einstweilen noch im
Texte zu lassen , wie § 32, 4. die Worte ti^v 'A&fjvalciw (es ist
zwar Dobree*8 Vermuthung, dass diese Worte zu streichen ereien,
tber ^e HH« Hsgg« führen blos solche Vermuthungen an, denen
sie ihron Beifall schenken) ; wie 33, 1. 6 ^lUnnov nonriQ (J^oi-
ter) ; 76, 4. q>vXd%aö^oii {Bauer) , ein Wort , -welches gar nicht
entbehrt werden kann, weil ol^ie dies Aeachinea q>vXatxt(i^aL 8%
tijv TB — Ctgatilav — xal r^v xBkwtalav dßovXlav geschriciben
haben musste; 92,4. xal 17 kniövoX']^ {Baiter); 103^3. Blnstv
(Sttuppe)^ 122, 6. xeA iLsgiozcigAtvog {Sauppe nach pr /);
159, 8. %av xatfjyoQfifihav {Sauppe) ', 177, 3. yeysvriiiivot
noXCxai {B. mit Dobree),
Nicht weniger müssen wir folgenden Vermothungeu unsre
Zustimmung versagen: 12, 6. elgnvtjv {B.) statt t^v BlQi^vfiv,
Vgl. Sinlenia zu Plut. Themistoki. 31, 1. Perikl. 17, 12. -^
86, 9. iiftiöd^ {B.) statt ^qyrjg. S. Bremi ad h. 1. — 128, 4.
8ti xal ß$yaka {S,) für oti (uydka^ weil in agint^ £Frt zet us-
yaka steht. — 136, 5. i^tttvi^ötti {S.) für inaöXfjöa^^ wie bei
' Demosth. III, 28. ix&gdv d' ^qf ^p^äg avtovg tijXtxovtov ij^mq-
dfttffsv Valekenaer rjfvl^rixttiihv wollte. An beiden Stellen ist der
Begriff: üben und dadurch gross und mächtig machen, passend.
— 140, 9. iul %ovg *Ap,fpixxvovag npiößeig (Ä) für xal xovg
^A. ng. Schreibt mah so, dann sind diese Worte ziemlich über-
flüssig^ denn Aeschines darf hier Nichts weitersagen,^ als: ehe
wir angekommen waren. Br muss unter xovg *A^(pixxvovag
xglößBig die Gesandten anderer amphiktyonisoher Staaten ver-'
Stehern Phaläkos war abgezogen, ehe. die AmphikWoniMi sieh
versanmielt hatten. . Kanu daher ol 'Agiq>txtvt>vBSi vgi^ßBiQ niißUt;'
gesagt werden, so liegt J7e/«Äre*4 Vermuthung nffher; — 153,4.
haben die tlH. H^gg. nach Weiske^a Vermuthung xc^ta fttr xai
xa und aus marg. Bernard. ci yiyBvr^ulva iSt y^Bini^Lbra
IV« JoArA. t Phil. u. Pa^ od. KrU. BibL Bd. XXXIV. Uft, 3. 17
$58 ' Griocbisehe. Literatur.
gesehrlebeii, und ▼»• 6. will Hr. S. ywiüdui «treiehen. Da« Letz-
tere ist fast nicht möglich , die Negation aber nraaste hinzugetbaa
werden; ob ovy ob fii}, iat sweifeihaft, denn das ExemplaK
Bernard 9 ist keine Auctoritat, da die am Rande desselben be-
findlichen Varianten iiim grossteo Theil Conjecturen sind; mir
scheint fi^ vorgezogen werden zn müssen (Vgl- § 160. extr., wo
xäv ff^ doidvtmv in g und rcm^ xav o v do^dvtoav in mg Bern«,
tßv ioidvzmv in allen übrigen Handschriften steht. Vgl. auch
lU, 229.^, besonders wenn naza für %al xä gelesen wird, aber daza
kann weaer ^yBtxm einen Grund abgeben noch die ähnliche aber doch
nicht ganz gleiche Stelle HI, 99. — 158, 3. haben sie zwar das von
A^itlrer gestrichene Söxs mit Recht restituirt: Uöbxb ovv avxov
xov toiovxov avxov XQoöxQoitatov (^17 yag d^ x^g aroAscog),
£6X8 iv ^^nlv dvaexgifpBöd'ai'j aber statt xov hätten sie besser
mit Bremi aus Harpokration tö geschrieben (vgl. Mätzner zu An-
tiphon S. 166.) , wie auch später von Herrn Sauppe (epist. crit«
ff. 53.) eingesehen worden ist. — Die Vermuthung 167, 1. Sh xalnov
S,) statt di jcov ist nicht übel, aber unnöihig. — 173, 5. schla-
gen sie xsxgaiioölovg für XQiaKoöiovg mit Beziehung auf Andoci-
des 111, 5. (wo sie jedoch ebenfalls xgtaKOölovg gegeben haben,
ohne der Variante im cod. Vatisl. Erwähouog zu thun) vor. Nach
derselben Stelle will Hr. S. der Lesart KaxBöxBvaödfAS&pt {dfh)
vor der aufgenommenen nQoöxaxBöKBvaödfiB&a den Vorzug geben.
Wir können dies nicht billigen. Denn gleichwie die 100 Trieren bei
Andocides an die Stelle (dvxiyier alten und unbrauch-
baren, bei Aeschines su.den vorhandenen (also noch
brauchbaren) hinzu erbaut werden, so kann Aeschines, dem .mehr
als dem Andocides daran liegen musste die Wohlthaten des Frie-
dens zu vergrössern , 300 Reiter zu den bereits vorhandenen hin-
zugefügt sein lassen, wenn auch nach Andocides damals zuerst die '
Reiterei auf 300 Mann gebracht worden war.
Dies sind die sämmtlicheo Veränderungen , die der Text der
zweiten Rede erfahren hat , insofern dieselben nicht durch da«
Urtheil über den Werth der Handschriften herbeigeführt worden
sind. Wir haben dabei die Stellen übergangen , an weidien die
Hrn. Heransg. die Form avxov aufgenommen haben, während
entweder die besten Handschriften avxovj die schlechtem iavxov
feben (vgl. 12, 10. 156, 7. ; eben soIH, 88, 9. 146, 3. 149,9. mitJ^remt:
163, 11. 163, 14., wo Bekker öavxov giebt), oder alle Hand-
schriften das Definitum haben, wie H, 87, 9. (avxip), 97, 6.
{zSCiv avxoig mit Taylor)^ 120, 5. (avxovg für Bekker" e Les-
art avx6g), 133, 12. (avxoig mit Markl], 134, 4. (avxfp mit
Markl.). Gegen die Richtigkeit dieser Aenderung kann freilich
an mehreren Stellen ein billiger . Zweifel erhoben werden, wie
ff* ®' "' 134,^ 4. %ai x^g ixiöxoX^g ^kovbxb x^g Ugoiivov^
Hxi <^m%Blg ov xaQadBdmKa0iv avxtp xd xmgLa^ wo man geneig-.
ter sein whrd zu übersetzen , dass ihm die Ph. die festen ""*'^-
Oratores atüci , ed. Baiter et Sanppe. 259
nicht elngerilnint baben (avtfß) , als : dass ibm ^-^ nicht etnge-
räumt bStten (avrcp)^ oder HI, 163. ot' Big t^v aQx^v ov xdkai
üa&i6tij%dg 'Aki^avÖQOS änagaöxsvcav avtm tcSv lilav Svtaw
Big tfjv 'Aölav diißf]^ wo Ref. nicht weiss, wie er avvtp erklüren
soll, u. a. Bi. Hingfegen 11:, 83, 3« KgixQßovXog 6 ^afi^aKi^vd^
slns xaQsX^dv^ 8u «sfiifHB pilv avvov KBgöoßlsxtfjg xrA. ist
das Definitam wahrscheinlich durch ein Versehen stehen gfeblie-
ben , denn der Optativ Tcrlangt das Refleximm und Zweideutig-
keit war nicht zu besorgen. Dass endlich nicht alle verderbten
Stellen Heilung gefanden haben, ist nicht su verwundern, den
Fehler aber in §. 101 , 2. xtttBiJLijg>afii6V (Acschinea hat wahr-
scheinlich H(nBtXi]g)ei(iBV geschrieben) hätten die Hm. Heransg.
nicht unbemerkt lassen sollen ; diese Stelle scheint aber sonst
corrupt, da Philipp damals gar nicht in Macedonien war (§. 108.)«
Auch ober 90, 4.. (vgl. VömeVs prolegg« ad Dem. de pace p. 25/,
2.) und 165, 6. ist nichts bemerkt.
In der dritten Rede finden wir dieselben Eahlreichen Ab-
weichungen von Bekker*8 Text und nach denselben Grundsfitsen,
nnd nicht minder zahlreiche Conjecturen theils im Text, theils
hl den Noten. Zum argum. sind zwei Vermuthungen von Hm. S.
mitgetheilt , eine sehr unbedeutende zn vs, 1. 6xBfpaifü6al tt für
6tBtpavmj3ai , weil axBtpaväCui x6 in ab^ steht (wahrscheinlich
wollte d^r Abschreiber xov hinzusetzen ; 6xsq>avä6al ts scheint
mir unpassend, da die beiden Anträge. Ktesiphons, wenn auch in
einem ^ij^ttffia znsammengefasst, doch von einander unab*
hfingig sind), und eine unverständliche zu vs. 51. ort xcxr', avxov
TXQog *Jkij^ccv8Q0V ovn inokixBvöaxo ^ denn was heisst aroAt-
tBvsö^ai ngig xiva ? Die vnigata (die Hrn. Herausg. fuhren blos
p fnr dieselbe an , allein s. Bekker's oratt. att. T. V. p« 698.) o%b
%ä xaxä xov 'AU^avdgov 6ij7C InoXixsvöOcxo ist ebensowenig ver-
ständlich, als Bekker:'sljeBBrt oxi^xatä xov ngog ^Aks^avögov
ovx ino^XBvöaxo (a\ Der Sinn verlangt ori ua^ ^AlB^avdgov
ovx l7toXiXBV0axo> Vgl. § 163. ff. In demselben argum. ist wdir-
scheinlich vs. 22.>ov yB filr xä yB^ vs. 26. bI Sh xal för bI di fii^,
und vs. 37. natgov xov für naigov zu schreiben.
Ich habe schon bemerkt, dass das Verfahren der Hrn. lierausg.
sich auch in dieser Rede gleich geblieben ist, nur haben sie in der-
selben fast noch mehr gestrichen oder verdächtigt als in den beiden
ersten. Wir billigen 54, 7. stgäxov (cafghm) für udvxiav ngmxov
(vgl. 29, 3.). 54, 9. xovxov d' dq>ogliBxav {ekl) für xovxov 6*
dtpogli^xai, xov xgovov. 55, 1. äs q>ij6t (§m) für ds xatgov
q>il6i 62, 2. Blgijv^g (ekl) für Blgijvijg xal <fv(ifiaxlasm 76«
invB^av für dnyBöav Big @^ßag und xal ngovnBfi^BV i^ xal
rovg ngkößBig ngovxBfiilfBv (Beides nach Taylor^s Gonj). 193, 2.
l$BKevi^sxxai ydg für (iBXBVi^ifBxvai ydg vßlv (wie Bekker nach
Markland's Vermuthung, ßBx. ydg ijiilv ehk^ fisr. ydg ^pLcSv die
ikbrigen Codd.). 206, & xal fiiji iaxB avxov I|c9 tov xagavöiiov
17*
S60 Griechische Llteraiiir«
MBQiÜtttö^M für xal ß^ iSts avtov slgtoig (diese iwd Worte
fehlen ia dett besten' Handschriften) I|cd vov nctgavoiiiw Xofovq
n9QU6ta69at (nsch ßobree's und meiner Conj. , s. Acta loc. gr.
II. p. 28.). 213, 3. neigav für ntlgav vgitov (die Handschriften
iiaben viiäv an drei TjBrschiedenen Stellen). 228, 7. kaymv für
Iftfliv il6)^a»v (nach i^auppe's Yermuthung). Es konnte auch
86, 3« iuBiö^ für hteidti taxi0ta anf Sauppe'a Vorschlag in den
Text f esetst werden, da ixsidi^ xitxi6xa an dieser Stelle gana und
gar unerträglich ist; ebenso konnte 200, 3« xai ^or x6 7lf^fpi6(ia
auf Sauppe'a Vorschlag gestrichen werden; auch die Worte Tcgog
%ovg avxovg 208, 12. durften nach Dobree's Vorschlag ans dem
Text gestossen werden, und § 121, 7. die Worte Iv xy dgä (Morlr/.),
denn Hr. & sucht diese Stelle vergebens durch eine Umstellung
(yiygaMxai, iv ry ägoi) zu heilen. Weiter aber durfte unsers Er-
achtens nicht gegangen werden. Die Hrn. Hausgeb. sind aber viel
weiter gegangen und haben noch manche Worte als Glosseme be-
seichnet oder ausgestossen, zu deren Verdächtiffung kein genü-
gender Grund sich auffinden lässt, die zum Theil nicht einmal ohne
Nachtheil für den Sinn ausgestossen werden können. So billigt
Hr. B. die Vermuthnng Taylor's^ 57, 7. dic^ Worte alxiov
ysysvfjfihov zu streichen. Warum ? Vgl. 93 , 6. Derselbe will
59, 5. i»l xovg loyiößovg (nach Dobree) und ib. 6. naxa xmv
lojuOficSiv streichen. Warum? Derselbe 74» 4. iv tS ysyQaxxm
(nachlfarJr/.), 118, 7. Ixl rijv yvafifjv^ 130, 6. ipvXd^aöf^Mj
156, 3. dq>* vor v^äv^ 228, 4. 6g i'otxe. Warum 1 So- hält
Hr. S. 126, 4. di^f^ov 129, 10. Inl xovg'Aiiq>i06Hg, 155, 9.
&S9canach xal aviQaya^lug^ 250, 9. i/fitv für Glosseme. So
▼erdächtigen Beide 159, 10. die Worte xara ß\v xövg ng&xovg
ggovovg (mit Taylor)^ 196,2. vfimvy 252, 8. povov. Ja 204, 11.
aben sie kfya^ weil es in edfg fehlt, gestrichen (warum streichen
sie nicht auch 241, lÖ, dkov&v^ was in ghklmp fehlt 1), 232, 10«
acpiT«/, was zwar in agn fehlt, aber nicht entbehrt werden kann;
132, 9. Mgav^ welches Wort in den besten Codd. (agmn) fehlt,
aber wegen des Gegensatzes zu xov Cnifiaxog ^seiner eignen Per«
«on) durchaus unentbehrlich ist; 247, 7. i^/itap nach ftgoy6voigt
weil es in n fehlt, weil in h vfuSv^ in g i^fitSv atdit (naturlich!
Die Abschreiber bezogen das Pronomen auf «goyovoig)) 252, 3*
fiovovy weil es in i^^g fehlt (die übrigen Handschriften haben
fioVo^); wie soll aber dies Glossem entstanden sein? Die Les-
art fi6vog verdankt ihren Ursprung/dem vorhergehenden og.
254, 5. iQßfSv vor ^ zroAig, obgleich es in acdfgtnn steht« Frei-
lich ist '^fiäv auch schon von Bekker gestrichen worden, wir
wissen nicht, warum? Bei solchem Verfahren müssen wir uns
wundern ,^ dass die HH. Hsgg. nicht noch viel mehr gestrichen
haben, wie z. B., was uns gerade^aufstösst, mlavmv § 100., ugog
tovg 'Slgslxag ib., Iv ry iaiöxokip 238, 7., u. A.
Von den anderweitigen Veränderungen , welche In dieser
Oratores attici , ed. Baiter et Sauppe. 261
•Beje mit der haAdfichriftlichen Lesart ^rgeDommen word^ aind,
billigen wir folgende: §20, 3. roV ixsl önv&gwnov (Lambin's
Conjeclnr für tav iHit^Kvf^g&näv) — kvq vov (codd.) — ayu
{Wolfs Conj. für a^ii/) statt z^v iaBi öxvd'gcanov — Tcvglav — .
aysi {Bekk. na<$h Reiske). — 25 , 7. xal vidgiov (Dobree) fiir
xixl VBfogl&v cigxijv. — 39 , 4. voiio^itaig (Dobree) für i/o/cto-
%evag* — 60, 7. nglv av &%ov6tq {Reisig) für nglv dxoviSjj^ was
bei einem älteren Attiker yielleicht nicht zu tadeln wäre (vgl. Mä(%^
ner zu Antiphon 1, 29.). — 91, 11. nai ri ©ijßalcav {Stephanus)
far xal Gr^ßatcDV^ *-^ 92, 7. das Gomma nach ävtl tovxwv statt,
wie bei Bekker^ vor diesen Worten. ^— 101, 2. dfe vortreffliche
Conjectnr Sauppe* s: Inuxa avafpalvtxai nsgX Saavt äv iv tS
il>riwl0[icttc agos rä xlififtan , ygatfxxg %a nivxB zdKavta rodg
ngsößsig d^iovv tovg 'Slgeltccg (ai^ v^iv äkXd KaXXla öidovai
statt fytsita dvaq>alvsrai nsgl dndvttDv iv zip '^rifplöfiari ngog
t(ß xlififiecri yga^ccg xal td Tcivts rdX* xrA., wodurch viel Licht
in diese verworrene Stelle gekommen ist. Für negl Snavtcc^ was
hier vorAllem heissen muss (per omnia erklärt es Hr. Sauppe in
der epist. crit. p. 73.), weiss ich keinen Beleg. Die eben daselbst in
den Noten ausgesprochene Vermuthung Sauppe^s Unnt av für
IxBitä ist gegen Aeschines Sprachgebranch, der av überhaupt nur
e i n Mal in der Verbindung mit ndkiv (Hl, 160.) braucht Nach un-
srer Bf einung -ist auch xal (auch) nach ygatf^ag^ obgleich es in
adf fehlt (in diesen Handschriften steht aber auch Inl für iv und
d^ifov für altotJv), beizubehalten. Ferner billigen wir die Aen-
derung § 108. 110. 111. *A&i]vä ügovala (nach Harpokr.) für
'Jdfjvd hgovola (vgl. jedoch Creuser^s Symbolik und Mythologie
3. Theil S. 45^ ff. 2. Aufl.). — 109, 8. nodl xal ip&vjj statt
nodl nach II, 115. III, 120. — 112, 5. tBfjtivBi nach p und Pau-
san. X , 37 y 6. für tsi$ivij , und die auf Sauppe s Vorschlag ge-
machte Umstellung: APA. OPKOI (worauf- auch die Lesart des
cod. h hinfuhrt), statt OPKOI. APA\ sowie dass die drei Verse
nach Fr, A. Wolf zur Leptin. S. 245 , 6. als unecht bezeichnet
worden sind. — 115, 6. Aixmov (Fr. A, Wolf) für Aiaßtov. —
122,. 4. ngoBk^cSv (Markh) für ngoöBK&cjv. Vgl. 154, 6. -^
122, 9. äftag (Sauppe) für oficeg, wo zu bemerken war, dass
a^ag in der ersten Ausgabe Bekker's und bei Bremi steht. — ^
144, 5. tddwTJfiata t d xovtov für tdöiTctiiiata avtov {taSiTir^fiata
rovtov agmnp) mit Beziehung auf die Note zu Isäus IX, 10. Auch
Aeschines setzt das Demonstrativum entwieder mit wiederholtem
Artikel nach (vgl. I, 65. 95. III, 14. 152. xov tpovia xov ixBlvov
l, Üb. II, 28.) oder zwischen Artikel und Substantiv <I, 47. 93.
102. 177. ni, 16. 157.). Ferner billigen wir folgende in den No- .
tcn enthaltenen Vermuthungen : 44, 12. firid" vfi dlXov (Sauppe)
Utatt fcijd' vie aXlov. — 99, 2. (125, 7. 169, 8.) 6 Sv^gwnog
nach Markland (und Bekker edit. f. oder av^ganog (was Dindoff
im Teit hat) statt äviS^gamog. — 150, 10. ßovkBvOai0&B (Sauppe)
262 Griechische Literatur. .
für ßovXsvöfjtf^E. — Dt88 &3, 10. itiyBC9M cornipt &!, Jenchlei-
ein, und das vmrgeschlagene dnoUö^ai gäbe aiSerdinga einen
passenden Sinn« Aber wie soll ans dnoÜö9M die Lesart ^i^^ifda*
entstanden sein 1
Allen übrigen Veränderungen und Vermutbungen können wir
keinen Beifall schenken. Was der Optativ, den die HH. Hsgg«
§ 2, 5. Torschiagen (tv iiBlij)^ soll, weiss Rec. nicht. Ist der Con-
junctiv falsch (siehe jedoch Zeitschrift für Alterthnmsw. 1839.
.p. 1245. sq.), so ist Bekker^ » Conjeciwr Iva b^^v in jedem Be-
tracht vorzuziehen. — §• 27 , 10. haben sie nach Reiske^s Ver-
mutliung mit Beziehung auf § 30* kHu^zx^ aufgenommen. Allein
Demoshenes ^i^tpic^a schreibt den Phylen Nichts vor, sondern
bestimmt den d^fio^, eine Versammlung der Phylen zu veran-
stalten (noi'^^oti) und aus jeder Phyle den Besorger des Mauer-
banes zu nehmen. Stände vorher ciyoQ4iv noiij6ao9ai zag g)vkdg^
80 wäre ^a<fv|7'noth wendig. — 56 ,2 ff. scheint uns von den
HH. Hsgg. geradezu corrumpirt worden zu sein, indem sie mit
ngoeiS^ts den Vordersatz schliessen'und dann iy(o für das hand-
schriftliche eyci TS (iycjys will Hr. S,) und d7tOKQlvo[iai {dq) für
antniQlvißiiai schreiben und sodann diesen Satz nach der Paren-
these durch dnoxQlvöfiai wieder aufnehmen lassen. Diese Art
nach derParenthense wieder anzuknüpfen wäre hier viel zu pathe-
tisch; sie scheint mir auch gegen den Sprachgebrauch zu sein.
Die ^eMer'sche Lesart, die auf den Handschriften beruht, lasst
Nichts zu wünschen übrig und oiusste unangetastet bleiben. —
Warum § 58, 6. vor [letaex^f^"^ ^^^- ^^^ Gedankenstrich gesetzt
worden ist , weiss ich nicbt. Sollte etwa^ dadurch verhütet wer-
den, diese Worte mit TcagaKccXovvzsi ial ^iM^nov zu verbinden ?
aber von naQaxaXoißvtBg müssen diese Worte abhangen und
nicht von i^syivsz^ ai/, weil in dem letzteren Falle eine widrige
Wiederholung desselben Gedankens (tijv algijvnv TConiöaödfU
. fiBta xoivov öwBÖglov) statt fände ; der Satz xal nQo'Covrog —
^fBfiovlav hängt von i^ByivBt av ab, deshalb konnten sie den
Gedankenstrich vor xal ngolövrog setzen, wenigstens durfte ein
Comma nicht fehlen. — Die Gonjectur des Hrn. S. § 64, 7.
negifAslvai^xB ist ziemlich überflüssig, da, wenn zu andern ist,
Stephanus* nBQifiBVBltB den Vorzug verdient — § 100, 13,
schreiben die HH. Hsgg. ovtivBg äByöovrai avvolgtdv av^v
ji^rjvaloig g>lköv xal bx9qqv foft/geti/ slvai {avrolg geben apdfgh
mn^ xal avtaig p^ -in den übrigen Handschriften wie in d^n Aus-
gaben fehlt das Wort). Soviel Rec. weiss , ist dieser Zui^atz ge-
gen den allgemeinen Sprachgebrauch; er ist unnöthig und die
Stellung ist fehlerhaft, da dieselbe jeden Leser oder Zuhörer
nothigt avroig auf das in SB^öovzai, liegende Subject zu bezie-
hen. — Die 107,4. und 108, 12. aufgenommene Form KgayaUdai
scheint uns trotz der in der epistola crit. p« 54. sq. enthalteiien
Rechtfertigung no^h nicht gegen alle Zweifel geschützt —
Oratores attici| ed. Baiier et Sanppe. SOS
115, 1. will Hr. B. /lioyw^ov tov/Avaq>Xv^lav^ßit ^ioyPm
^AvatpL schreiben. Hier war der Artikel nicht nothig; hätten de
dens^ben nur I, 65. II, 67. 68. 155. aufgenommen. Vgl. acta soc
•gr. II. p. 47. Femer haben die HH. Hsgg. ohne genügenden
Gnind § 122, 10. die handachriftliche Lesart &vtHov verindert
und 0V6ZIOV aus Harpokration geschrieben, der dies nach Didy-
muB for eine Stadt in Aetolien erklärt und ausdrücklich bemerkti
dass er iv toig 'Atmuavoli (s. epistola crit. p. 50.) die Schreib-
art @vtsiov {Svtiqv Bekk.) gefunden habe. — In der Stelle
Hesiods § 135 , 6. vermnthet Hr. <S. 8ä%hv ^iya ^ijna (für (liya
ntjfuii d(3KBv), Ohne Zweifel hat auch Aeschines gegeben, was in den
Handschriften Hesiod's (auch in der Aldina des Aeschines und im
cod. h,) steht: fis/ Inriyayt nijfia. Unleserlichkdt mag die
-Corruption veranlasst haben, daher In n doxa über fiiya x^fia
steht. — 152, 7. Termuthet Hr. iS^. nach Gitaten der Rhetoren
önavdaUi xmv l^^mv andvtayv für öKovdala navxmv (vgl. epist.
crit. p. 55. sq.). Wäre auf die Citate Gewicht zu legen, so
müsste Cjioviala tmv ngayiiatav anavtav {pdf und vulg. vor
BekkJ) gelesen werden, aber eben der Gegensata von Iv voig
Koyotg veranlasste die Rhetoren sowie die Abschreiber (in edf)
zu dem Einschiebsel tc5v Sgyav oder t(Sv nQuypiitmv. — Keck
ist die Veränderung 152, 9. ini%HQiq6Hg (nach Reüke^s Vor-
schlag) fnr i7ttxBiQ^0Biv i&Bli^öBig^ denn mit demselben Rechte
konnte lm%6iQri6Biv gestrichen und ii&BkiJ68ig gelassen werden..
Vgl. Dem. VIII, 14. ovrs ßotfiijCHv (2J) avrolg diidöBiv, Maitk»
Gr. Gr. § 506 Die Vermuthnng des Hrn. B. (eigentlich Sea-
liger^s) 153 , 2. ry diavolq^ für z^^v didvotav widerlegt Hr. S.
durch Hinweisung auf I, 179. Warum vereinigten sich die beiden
HH. Hsgg. nicht und liesseh die ganz unnutze Vermuthung weg)
— 166, 8. ist nach dem Citat bei Diöys. Hai. VL p. 1126, 9.
^OQfioggaipovfiBiS^a^ ixl tä özBvä ziPsgäöUBf zdg ßBkovag
diBiQOVö^ st^tt' q>og(iqQQag>ovfiB&a inlzd öiBvä, zivhg ftgäzov
Sönsg zag ß» dtBigovöi geschrieben worden, mit welchem Recht,
lassen wir dahingestellt. Die Erklärung, die in der epist. crit.
p. 56. sq. gegeben wird, hat uns nicht befriedigt. Vgl. auch
Zeitschr. für Alterthumsw. 1837. S. 256. — § 184, 12. haben die
HH. Hsgg. aus Plutarch apLq)l XBgl ivvolg statt d(iq>l ^wotöi
emendirt die Verbindung «ff 9)! nBgl ist unsres Erinnerns nur im
eigentlichen (localen) Sinne gebraucht worden. — 202, 6.
scheint uns die directe Frage ^ xaAi(f o für die indirecte bI xaklöy
{bI haben sämmtliche Godd», xakiöix^ agmnp^ nakiöBi cdfq^ nakkCBis
ehkl^ naki^ot Aid,) sehr unpassend — 244, 1. ist auf Sauppe^s Vor^
schlag AfjpLOöHvBt d' idv zig igixna (statt z/i7j»045dii^€i o dvzBgov
Bekk. aus ehkl) di^ä zl (für iid zl ov 666bzb acdfgmnp^ dta zl SaöazB
Bk. aus eMcl.) geschrieben worden. Wir können keinen Grund
sehen, die Worte Std zl ov d(o6BZB zu streichen, ^f^tfcrs, was
nach i66^% in efp steht, ist allerdiugs ein Glossem und ist be-
S64 Griechiache LUeratur.
jrftita TOS Beih^ weggelafeiseii wordeti. — Vor üg diiQXoyi0pL&v
247^ 3. BoU Etwas aosgelasgen sem. Wir wiBsen nicht, was? dena
Alles hänfpt gilt ziigammen. Die Worte üq asroAo^^tfficiv nzJU
dienen cur Erklärung von ^BtOQOvyLhvoi: gebt eure Stimme nickt
bloB als solche, die da richten , sondern auch als solche, wdche
beobachtet werden, damit ihr euch bei denen rechtfertigen kön-.
net u. 8. w. Eher scheint vor § 256. Etwas zu fehlen. — 354, 2.
Termuthet Hr. & xal x6v xaiQov ft^ ov fAvi^i^d^re, eine indirecte
Aufforderung, die dem Redner am wenigsten an .dieser Steile
«lernte und von der sonst bei Aeschines kein Beispiel vorkokinit«
Im Text steht fi^ifkvtjü&B {ci^fn Aldina); Die besten Handschriften
haben §1^ fivi^tfd'i^rß , was aus fi^v fiviiö&^ts {p und Bekk,) entr
standen zu seid sclieint«
Ausser den im Vorstehenden angegebenen zahlreichen Verän-
derungen sind natürlich noch viele andere nach Maassgabe der als
die besten anerkannten Handschriften vorgenommen worden, die
wir nicht auüeählen können. Dabei versteht es sich von selbst,
dass auch in dieser Rede häufig von den besten Handschriften
abgegangen worden ist, auch da, wo Bekker denselben Folge ge-
geben hat, ttamtentlich 40, 3. olfttti für ofofiat (acdghmn)^ da
Aeschines In der Parenthese immer nur die kürzere Form braucht
(vgl I, 13. 19. 24. 47. 58. 71. 78 (zwei Mal). 139. 147. 178.
n, 89. 159. in, 10. 33. 46. 137. 140. 180. 194. 211. 218. 233.). —
75 , 8. dnsS&kB (ekl) statt l7dS(DHB» — 82, 6. Mv^tl^Ktiv (k)
statt MovQjflöxtiv und ib. 8. Big (ce) statt ig (wie sie auch De-
mostb. IX, 72» hätten schreiben fioUen). — 116 , 6. avi^iiUB
aus Harpokrw nnd /, wo dvi&BHBv) statt avi^Bpisv. Ibid. 7.
i^agaöaö&c^ nach el (auch hk)^ Harpokr« und dem Schol. statt
iiBiQyci6%m. — 122, 8. dUng (f) staU distig. Vgl. Göttling vom
Accent S. 323 ffj — 126, & xal täv itokkiSv is dq>Hi$ivaiv statt
x«l täv xokXcSv 8ia^>H(kirmv. — 148, 4. iHTCQiß (kk) statt
öfiiKQjißn denn dies ist die einzige Stelle , wo die Form tffAixpo^
von den Codd. geboten wird, ausserdem findet sich ßiitgog bei
Aeschines acht und atwanaig Mal ohne Variante. Die HH. Hsgg.
mussten aber noch an andern Stellen von der Auctorität der bessern
Handschriften absehen, z. B. § 31, 9., wo (i'^ orpptfd'elg, da fii}
nicht zu erklaren ist, unbedenklich mit ov ^goO^alg (Bekk. nach
ekt) SU vertausche» war, oder IQO, 3m vi^o iCBvotBQOV aus »
{xaivÖTBQov adfghkmp) zu schreiben war, wie dies auch Dindorff/^.
than hat. Zweifelhaft ist, ob man Aeschines den Gebrauch von mq
für mexB (53, 7. 96, 4. vgl. Mätzner zn Antiphon I, 28.) su ge-
statten habe. Dahingegen durften die HH. Hsgg. an folgenden
Stellen von den bessern Handschriften nicht abweichen: 7, 3.
liriShv i^yBl^^ai iiihqov slvai (egkl) statt nrjälv liiTcgov ^alö^ai
tlvai^ was nöthig war, weil auf fHK(Kiv der Ton liegt; diese Les«
art erklärt aiich , wie yn^gov in amn ausfallen konnte. — 17 , 4.
haben sie ll^lgYMtm für da» viel angemessenere ^^Uwa^uh
Oratores a^ci > ed.'Baiter et Sanppe« 265
mm Beiker mfts a (wanim dies beiweifell ^drd, wisseti wir nicht)
gegeben bat. — 24; 2. fi^xPt davgo sihii fitxQ^ rovös (aj, —
25, 1. siQOtBQov statt atgätov (agmnp), cf. § 129. C Fr. Scheibe
ObservY. p. 12. *— - 27, 13. Ix^v (k) für dag allein richtige Exy*
Vgl. Zeitschrift für Alterthiimsw. 1839. Nr. 155« § 12. Vgi.de
Halonneso §38. — 77,11. ntxgivoftu sUti naQTivoiiLBi {adeU
und corr^), b, Bremiz. d. St. — 111,9. avtolg statt «vccoir
{acegklnf^^ vgl. § 121. — 123, 8, ixivdvvsvöafiBß^ av statt
iKtv5wB'66apiBV (acdfgmn). 135, 1. ^^lag naldag ovrag fiir nal-
dag ovxag ^juccg (a). — 145, 7. osot statt onov (aeghlmnp), —
174, 2* ditvwg st. ÖBiv6g (acefklq und pr ft) ; für nanrng musste
aus ek Hux6g geschrieben •werden, die Aendernng des Adjecti?8
ins Adverb ist durch n(Sg nsfpvHB yeranlasst worden. — 181, 3.
qts dti'(edf Aldin.) statt oxhiv r^. [Ibid« ist mit Recht EaXa'
lilvi (p) fiir negi IJakaftiva (efhkly mgl £akec(ilvi acd^ xaga
ISakttfilvi ^m») . geschrieben worden, TCrgl. Quaestt. Aeschin»
1841. p^ 4.] — 196, 1. dkkä näv (ehkl) statt dU! anav. —
249, 4. haben die HH. Hsgg. inccvdystv c^vvoi; xikivats rä^
KoyiDV (tov koyov ugkmpy Kai mv kofonv cdefkln^ xal %6v
kdypv Bekk,)^äe9U,g xal (xirl steht in oe^M/m/i) vag j3i/3a(«i-
0Big TiOP »ttificctmv 6 v6(iog xskivsi srom^dae. Big ßlov a|<6^
XgBiXiv xul tgokov öcig>go^a gegeben, eine Lesart, die schon
lir» SeJteiSe (ObserTV. p. 30.) rorgeschlagen und erlclart hat und
die auch Ton dem Unterzeichneten (Zeitschrift f. Alterthumswiss.
1837. B. 261.) gebilh'gt worden ist. Bei nüherer Betrachtung der
Stelle scheint es uns jedoch nicht gut gethan, die Lesart der
besten Godd. tov koyov aufxageben. Der ß^og crleö^pccog ocal
tgoTtog 0wq)gc3v ist gewissermaassen 'wie der Verkäufer, auf
welchen Denosthenes seinen koyog zaröckführen (s. Attischer
Proaess S. 526.), d. 6. von dem er sich die Bestätigung desselben
geben lassen soll, der die^rgschift fnr die Richti^eit des koyog
kistet. Der ZwischensatK S4stBg — noietö^at ist dieser £rlla*
rung nkht hinderKdi : wie es nach dem Gesetze mit der Bestätir
gimg der B'esitsungen (des durdi Kauf Erworbenen) gehalten wird^
nämlich 'fl3<5r 6 rdt^ xttf&AßBVOV IxavdyBiv {to nf^fta) ilg TOli
xgat^v ßBßaimöovta. Bei der von Hm. Scheibe Torgeschlagenea
-und Ton d^ HH. Hsg^. aufgenommenen Lesart steht tdg ßeßaid^
öBvg felsch. — 252., 2. inuss es Idmttjg iKxkBVöccgj nicht in-«
fckevöag liicitiig (ekkf) heissen. — Die Lesart i^vox^ito 44, 4.
(es ist dies die vulg. vor Bekk.) kann blos aus Versehen im Texte
stehen geblieben sein» und ebenso kfuin es blos ein Versehen sein,
dass 179, 8. das Comma vor nuyngatiov fehlt, wie es auch hd
Bekktft fehlt, und dass zu 220, 6. die Conjectur Bekkefs dfjfifj"
fogBi^ welche Bindorf aufgenommen hat , gar nicht erwähnt ist,
obgleich die handschriftliche Lesart xattjyogBt zaveriässig fdsch
ist« Ueberhaupt finden wir mehrere ähnliche Versehen in allen
drei Reden. Die HH« Hsgg. wollten (s. Fasde. L p; 1.) überall
%
%
266 .« Griechische Literatnr.
^naii angeben, wo ihre Lesart von der Bekkerttehen aBtheukhi;.
9ie haben aber Bekker*s Lesart öfters stillschweigend aufgegeben:
ir, 87, 1. UI, 23, 3. 179, 1. {ovnow Bekk.) II, 144, 7. {q>riyLllov6i
Bekk. aus d). III, 4. X^qIvovöw Bekk.). 76, 11, 93., und sonst
laßt (Xcißs Bekk.). III, 82, 6. (MovQylöKtiv^Bekk.Y 103, 5. di o
YBre^fs Verbesserung), yro^Bekker dio. 187, 9, (aitmv Bekk.).
z46, 7. und 11. {Bekker hat das Fragzeichen, yergl. Dissen zu
Demosth. de cor. S. 284 ff.). II, 1^3, 9. u. a« Die HH. Hsgg.
•wollten ferner überall genau angeben, was Conjector und was
handschriftliche Lesart wäre; dies ist ein paar Mal nicht gesche-
hen : I, 35, 13 (die Conjectur Sauppes oxav d' l|Za)tft findet sich
in corr o). II, lö5, 7. (was als Conjectur des Unterzeichneten an-
geführt wird , xov 'Okvy%^tov , steht in t ). Ueberhaupt wollten
sie dafür sorgen , dass die Leser überall wüssten , w o die anfge«
nommenen Lesarten sich befinden. Dies ist z. B. II, 156, 7.
nicht geschehen , wo nicht bemerkt ist, dass dfiXtlovQylc) ausser
den erwähnten Lexikographen blos in 8 steht. Endlich pflegen
die HH. Hsgg. an den Stellen , wo sie von Bekker abweichen,
den kritischen Apparat Tollständig mitsutheilen , wie auch nicht
anders zu erwarten war, aber sie sind hierbei nicht immer mit
der gehörigen Genauigkeit Terfahren. So haben sie die Lesarten
des Meadian. (q) oft übergangen: I, 5, 4. 16, 1. 17, 6. 19, 5^
46,4. 114,2. 143,6. 174, 1. (wo auch die Lesart bei Suidas
»agaöx^^'^ zu erwähnen war). II, 81, 4. 163, 8. IIU 20, 3. 125, 1.
145, 7. 155, 8. 189, 3. ; des Hamieneis (o) 1, 104, 9. 124, 5.
138, 10.; des Locker, (r) 1, 124, 8.; des Harieyanua (s) II, 7, 3.
52, 3. 163, 3. 173, 4.; des Vindoh. {v) II, 7, 13- 12, 12. 107, 3.
Ferner fehlen e und corr g III, 77, 11. und die I, 35, 13. von
dem Unterzeichneten aus h und q aufgenommene Lesart oxav Sk
dtB^ltoöi. Wenn zu II, 163, 8. die dem Exemplar des Ed* Ber^
nard beigeschriebene Variante avijXB^g xig angeführt wird,
welche die HH. Hsgg. der handschriftlichen Lesart vorzuriehen
geneigt sind , so mussten auch die beiden andern eben daselbst
befindlichen Varianten avlXBag und dvsXsijfiiov angefahrt werden,
damit der Leser den Werth dieser sogenannten Varianten taxiren
konnte. III, 1, 1. musste neben Harpokration auch Clemens
.Alexandr. Strom« VI. p. 748, 15. angeführt werden. Am häufig-
sten ist die Lesart des Helmstadieneis nicht erwähnt worden,
auch da, wo an der Richtigkeit der altem Collation nicht gezwei-
felt werden kann: I, 76, 4. {nQoavaU6ytov6iv p). II, 7, 3. onig
&v. 104, 11. fiijxi. 107, 3. äv für äv av. 123, IL ci: xi.
1^9, 1. avSgBs äixa6xal. III, 27, 11. 43, 4. (ftBl^ovog xifi^g^
84, 5. 100, 6. 118, 2. u. 7. 121, 1. 125, 1. 126,^6. 139, 5. 189, 3.
206, 3. Von D^ruckfehlern ist die Ausgabe rein, wir haben nur
zwei bemerkt: 1, 128, 11. xSv statt xdv und in der Note zu Hl,
167, 9. bI für slg. 'Ovofiaöt für 6v6ii«6iv III, 93. Ist ehi Druck-
fehler der Bekkersehen Ausgabe.
/
f
/ •
OratoiE^ aitici^ ed. Baiter et Sanppe. 267
- Deber die Briefe haben wir wenig in bemerken. Die HH.
Hsgg* haben anch in diesem Machwerke Vieles theits nach Hand-
schriften, theils nach Conjectoren- (siehe Yorznglich die yortreff- -
liehen Conjecturen Sauppe^s X, 10^ 9. W^ 7, 5. 8, 4.) verbessert.
Manches auch gferade nicht zum Bessern verändert , wie s. B.
xriv aTCfi'^v xa^f^zaiQrjxivai VII, 3, 4. xal tt für ti xal X, d, 8i
n. A. Die Kritik wird anch hier nicht eher einen festen Gnmd
und Boden erhalten, als bis die handschriftlichen Quellen, welche
fi^r die Briefe ziemlich reichlich fliessen, ToUig erschöpft worden
sind ; dann wird manche Verbesserung (wie Scheibe 8 avtov II,
4, 2., welches im cod. Palatin. 132. steht, s. Kayser zum Philo-
stratus S. 186.) ihre Bestätigung, manche bis jetzt blos in einem
oder dem andern codex gefundene JiC^art Unterstfitzung, manche
Corruptel ihr Heilmittel finden. Wir wollen daher einige von den
Handschriften, in welchen die Briefe des Pseudo-Aeschines ent-
halten sind, namhaft machen:
1) Ex bibl. Medicea Laurentiana Plut. 60. cod. 28. membran.
12. See. XV. foliis scr. 29., welcher neben Anderem die 12 Briefe
(p. 5 — 27.) enthält. Dass er nach dem dritten Briefe das Disti-
chon enthält, weiches Bekker in seiner besten Handschrift (a)
gefunden hat , aber dasselbe correcter giebt :
6(iiia6L nvQöot6Hoi.6LV äläötogsg Binsts ndvtBs *
ot; (6V a, ovg coni* B, und^ iS.) ^iing dvudiovg Ibqov
SOfLOV dflLq>iXOlBVBlV,
(oculis quicunque estis ignivomis sceleaii omnea ahite; non
decet profanos sacra in aede versaru Bandin.) , lasst Tielleicht
einen Schloss auf die Gütp der Handschrift zu. S. Bandini CataL
Godd. mss. bibl. Mediceae Laurentinae T. II. p. 617 8q[q.
2) Ib. Plut. 70. cod. 19. membran. 4 mal. See. XV. fol. scr.
52. enthält die sämmtUchen 12 Briefe ?on p. 17 — 26. S. Bandini -
I; 0. p. 678 sq.
3) Ib. Plut. 57. cod. 12. chartac. 4 mai. See XV. fol. scr.
158. enthält epp. 1. 3. 6. 7. S. Bandini 1. c. p. 350 ff.
4) Ib. Plnt 59. cod. 5. membran. 4 mai. See. XV. fol. scr.
110. (s. Bandini 1. c. p. 491 ff. Montfaucan bibl. bibliotheGC. ^
p. 355. c). Ueber andere Handschriften s. Montfaueon 1. 1,
p. 506. a. 560. a. Ausser diesen sieben Pariser Uandschriflen
(s. Montf. 1. 1. p. 1010. a. Mellot Catal. mss. bibl. reg. T. IL),
die fast sämmtlich dem 15. Jahrhundert angehören :
1. Nr. 1760. J
4. — 302l! ) ,
f» ^^ Qfi^o I ^nart. , 4., sec. j^vi.
7 3054. ^hart, 8., sec XV.
268 Griechische LiteratlUr* ir.
von denen iwei (2. und 5.), die ehemaUi zur blbfldftik^VColbertiaa
~ gehörten , ebenfalls nur vier Briefje (1. 3. 6. 7.), die ÜMl|tej] jüe
12 entlialten.
Es bleibt mir noch ubri^, die oben aufgestellte Behauptung
zu rechtfertigeh , dass eine Vergieicbung des bis jetzt noch nicht
benutzten cod. Gothanus wünschenswerther gewesen wäre, als
die abermalige Vergleichung der Heimatädter Handschrift. Die
Gothaer Handschrift (Nr. 572.), Ton den Erben ihres frühern
Besitzers, des Archidiaconus M. Jos. Bürger, im Jahr 1618 der
fürstlichen Bibliothek geschenkt, gehört allerdings weder zu den
älteren , noch zu den besseren Handschriften ; indess schliesst sie
sich doch an keine der bis jetzt verglichenen Handschriften des
Aeschloes so an, dass sie nicht viel Eigenthümliches und darunter
manches Beachtenswerthe enthielte und eine Vergleichung ver>
dient hätte. Die Vergleichung dürfte sich schon durch den einen
Fund, %i^66ii%%a (1,6,3.), wie von mir und von den HH. B. u. S.
nach Bekkefa Gonjectur statt %ri6olyLt%a geschrieben worden ist,
oder durch avxal^ (III, 135, 8.) statt avrolq belohnt haben. Ich
habe die Handschrift sorgfältig nach dem Bekker^clxexk Text ver-
glichen und glaube den Lesern der Jahrbücher, welche sich för
die Literatur der griechischen Redner interessiren , einen kleinen
Dienst zu erweisen, wenn ich die Resultate. dieser CoUation hier
In der Kürze mittheile. Die Handschrift giebt nadi PogyLov
iyKoiiiLOV 'Ekhnig (p. 2 — 4.) zuerst die Gtesiphontea aaf 74^ S.
(p. 4^41.), und dann die Timarchea auf 48 S. (p. 41 — 64.)
bis zu den Worten 6 da xatijyoQog hxglveto (§ li5, 9.). Die
Timarchea enthält Schollen, welche bis auf ein paar unbedeu-
iende, wie zu övvdexd^aiv p. 108. Beiak,: dvona^ato dh ro öe-
xa^Biv dno tov dsKa 6vvi6Tafit»ovg ^iff^agvelv iv sroAa (vgl,
Phot. fragm. Cantabrig. ed. Porson p^ 666, 12.) , und in ^ofpi-
0VOV § 125.: iqyovv 6o^iiop.tvov fqv uXiq^iav^ schon bekannt
sind ; ein grosser Theil der Schollen, für die sich der Abschreiber
bereits Zeichen mit rother Dinte gemacht hatte, ist weggelassen
worden, zu der * Gtesiphontea sind' keine Schollen hinzugefügt.
Die Abschrift der Reden scheint nach verschiedenen Handschriften
gemacht zu sein ; in der Gtesiphontea schliesst sie sich an den
werthlosen Urbinas (c) an, in der Timarehea aa den ungleich
bessern Parlslensis 2947 (A). Die Gtesiphontea aber enthält
durchgängig Gorrecturen, und zwar zweierlei, die einen von der-
selben Hand, welche die Handschrift geschrieben hat, die andere
von viel späterer Hand mit noch ziemlich frischer Dinte, wie es
scheint, nach einer gedruckten Ausgabe. In beiden finden sich
zahlreiche Auslassungen.
Von den eigenthümllchen Lesarten, welche unsre Handschrift
in der Gtesiphontea giebt, sind folgende lieachtenswerth : § 15, 6.
om külL ^ 23, 3. xcel iä6ai {h»\ AA rc m ). — 24, 1. om ew.
j
Oratores fttUdy ed. Baiter et.8«nppe. 209
— 31, 9. ii$lly^&» — 42, 2. Bv^Ttoti^ {BVQtifiivot. mg). —
57, 5. alxiov. — 68, 6- (^ovkivtö^au. -^ 72, 6. om filt/. —
75,3. nQOhÖQoi. — 78,6. om y«. — ßl, 5. vt>6fiyLaxmv
avx^'\ aixäv vo6tf(icixiov, ^- 89, 4. I<p' 'iqftäg. — 96, 3. om
xal aXkovS' — 100, 12. dsijöovtai] Ösijöovxm xal avtol
avxoig» — 102, 3. xal xf(v navösltjvov om rc mg. — 105, 1.
oxi d' dlrj^"^. — 108, 2. aTigayaildaLg. — 115, 2. co q$»
(wie c) , aber tS ist rc m diirchstrklieR. Mir scheint dieses A
oder CO ein Rest der nach öKiil;a0&B dtj auch sonst gewöhnlichen,
hier ausgefallenen Anrede id avdgsg^jidijvaLOi zu sein. — 115,3.
om yap. -^ 116, 4. i^fiaxigag* — 116, 11. om xi. ' — 118, 5«
ovxa] iyfD ovxtag. — 132, 6. iv am pr. — 134, 8. 6 nonj--
xT^g om pr. — 135, 8. &vxalg* — 137, 6. vfi&v. — Ibid. ovSh
Sid xov q)6ßov. — 140, 5. xal xaxalaßmv. r— 140, 11. 202,
5. und 8. ^t^iioö&ivfjv. — 142, 4. om fiiv* — 143, 9. v^s-.
XBQOV. — 144, 5. xd diLxi^naxa. — 145, 5. avxog iavtiu. —
147, 10. om (Dg. — 148, 5. om tjfv. — 149, 7. om xovxo. —
156, 3. om avxciv. — 158, 5. «dppci, rag «opdftoi. — 163, 9.
VfiLäg. — 164, 1. xy om pr. — , 165, 5. ovvBitißdXlovto rc mg.
— 170, 2. imglbig (fiixQiov rc mg). — 172, 7. i^ßlv. — 173,4. '
om bIvu^ (add rc mg). — 175, 2. om ydg. — 177, 8. ÖBi^m* —
178, 7. ^v ] ovp (171/ ovv rc mg). — 183, 7. om xd ante iocvxBh^.
— 184, 2. y«p ] di. — 187, 10. 6 jjpvöovg] xQvöog (rc mg
fgvöovg^ ebenfalls ohne Artikel). — 188, 8. et d' Ixetvöi. —
91,. 7. oß ] c5ß. — 199, 7. om yap. — 201, 1. om iöxlv, —
205, 6. x^g xBksvx'^g (x^ xbXbvx'J rc mg). —* 207, 1. a di} ] ov.
— 209, 2, om cJ. cf. § 211. — 211, 5. om ydg. — 212, 9.
9i€cl] ^. — 212, 10. om olfuu* — 217, 1. om mg, Daraos
^erklärt sich erst die von Bekker aufei cgmn angeführte Lesart (iiX*
A€»v,..di6 fiuth' iip Goth. steht. — • 217, 3. xa^iTcaöxa» ^^
222, 3. ox ivofioQ^ix^Cag. — 223, 2. xaxä om pr. — 228, 5»
oi;d' om pr (oi}x rc). — 231,7. xä ftlv Ivdo^a. -^ 234,4«
dXlyoig] dliyoQxoigy scd rc m corr. -^ 240, 6. xatg öav-
Tov] «^oi;. — 247, 6» om «v. — 248, 2, und 4. iav O'öv —
9;vild|i}tfd'a, Httkäg 71011^0 bxb* — 25696. dvcaiBiö^i^öBö&B • —
%Qiq)OvtBg» — 260, 6. am 2x. Die übrigen üicht zahlreichen
Abwei€hu0gen Tom J^^Merschen Text, welche sich nicht auch
im Urbinas finden, sind offenbare Schreibfaliler und hrandien
nicht ei^wähnt zn werden. 'Die Abschrift der Timarchea ist nach
einer bessern Handschrift gemacht, wofür uns schon der Umstand
spricht, dass, wahrend in der Ctesiphontea fast ohne Ausnahme
ylvB6%ai und yivdöxHv geschrieben ist , hier ylyvofiai (ausser
83, 7. 161, 10.) und yiyvcieKo (ausser § 2. 44,^3. 104, 8. 149, 1.
156, 2. 168, 7.) geschrieben wird; sie ist auch frei von spatern
Correcturen. Deahalb will ich die Varianten derselben hier voll-
standig mittheilen. Ich habe schon obeii ihre ajoffalleod grosse .
S70
Griechisobe Literatur«
Uebereinstimmnng mit A bemerkt; aber dafis die Abschrift weder
aus h noch aus derselben Handschrift mit h entnommen worden
ist, ergiebt sich aus den tahireichen Abweichungen von h. Sie
weicht nämlich von A ab, wo diese Handschrift aliein (§ 4, 4.
9, 3. 15, 5. 18, 8. 20, 5. 23, 5. 24, 7. 25, 4. u. 11. 29, 7. 30, 2.
34, 4. 41, 6.. 43, 12. 44, 8, 45, 3. 8. 46, 3. 47, 5. {imoQTcmv
l^afiaQtiiöstaL). 55, 4. 57,1. (aq>^ovla und dg). — 59,8. 61,7.
62, 8. 64, 2. 5. 71, 1. 72, 10. 79, 9. 80, 6. 8. 81, 2. 82, 2. 84, 1.
2. 87, 3. 96, 2. 97, 2. (arsgog iiiv). 100, 3. {fiBtayiv^). iOO, 10.
(kBlxBt , nicht slnBv wie h). 102, 6. 105, 7. (ovx aXÜ ovöiv\
106, 1. 111, 10. (iHfpiXkoqiOQiJ6aaa). 114, o. (xvdaO'Truatä).
124, 7. (luv ds xiKt(ov). 128, 1. 132, 1. 132, 6. 133, 3. 139, 8.
IL 142, 3, {(iBiif^(iivog). 144, 5. 149, 8, 152, 2. 154, 8. 10.
(vicsQ avtäv ' — 5). 160, 8. 161, 10. 164, 10. {ngatzBi). 165, 5.
166, 6. 168, 1. 3. (xQoifiv). 171, 7. 8. 173, 7. 174, 2. 4.) oder
auch mit einer und der andern Handschrift (hl 22, 8. hlm 9, 7.
fh 29, 3. 174, 8. hm 64, 6. dfh 47, 6. {Sötai avttp). dh 142, 3.
168, 5. bh 157, 6 {xcaXvxxä), ghl 170, 5«) eine besondere Lesart
giebt; sie schliesst sich auch sonst häufig, von h abweichend, an
die bessern Codices an : an 6 (36, 4. 123, 4. bf 93, 9. bgm
117, 2. 149, 1.), an ab (3, 3. 28, 4. 69, 5. 91, 5. 94, 7. abgl
77, 4. abglm 26, 1. 47, 7. 55, 5. 115, 2. 169, 4. ablm 118, 8.
und überall, wo dort o avÖQBg ^Mt^valoi steht, abd 21, 1. abf
96, 6. abfm 95, 6. abdfg 9, 7. abdfm 170, 5.), an g (164,9.
fyßdXXBi) , am häufigsten an d (77, 6. 101, 5. 105, 4. (ta dg-
yvQia). 150, 3, 157, 4. 159, 7. 150, 10, dg 154, 1. dl 86, 4.)
und /, mit dem sie auch darin übereinstimmt, dass siQ die Dr-
' künden (§ 12. 16. 21. 35. 51. 66. 68. , nur die drei ersten sind
an den Rand geschrieben) weglasst (84, 5. 86, 5. 88, 8* (in mg YQ
ti«£vcyx€iv). 98, 1; 105, 4. 107, 9. (cSt; iyo) ÖBvgo naQCL%aX&\
109, 2. (om ie6%BV ovxog). 110, 8. 152, 5. 159,*2. (om aXlit).
rf/23, 2. 24, 12. 26, 3. 33, 4. 10. 38, 7. 39, 2. 44, 1. 53, 10.
62, 8. 9. 64, 4. 89, 4. 97, 2. 98, 4. 99, 8. 102, 4a 103, 2. 107, 6.
113, 4. 114, 2. 116, 8. 118, 1. 130, 3. 136, 6. 138, 3. 140, 4.
142, 5. 143, 5. 160, 9. 168, 3. dfg 13, 4. 18, 6. 22, 6. dßm 57, 5.
147, 5.) , selten an gans schlechte allein , nämlich an / 43, 8.
70, 8. 86, 5. 113, 4. 139, 7. An allen übrigen Stellen stimmt sie
mit h fiberein , ausser an folgenden , wo sie eigenthümliche und
darunter einige beachtenswerthe Lesarten giebt :
§ 1, 5. om zovxovL
5, 10. «m %(d ante acntymi*
6, 2. vpL&g.
8, 4. . om neQu
10. om n^dg.
9, 3. om ictiv.
g 9, 7. om noöwvm
10, 7« a6xivug'\tivag.
11, 5. om 8L
8, BvQ'vg Tijv i^tW' *0'
12, 3. om n^v«
10. xs a a sQUKOvvcc»
15, 4. om fTov*
Ocatores attici^ ed. Baiter ei Sattppe.
271
6.
18, 7.
20, 10.
21, 4.
7.
22, 6.
6.
23, 4.
24, 6.
10.
25, 9.
26, 3.
28, 3,
31, 2.
32, 1.
3.
33, 2.
34, 6.
' 38, 3.
39, 4.
7.
40, 8.
10.
41, 2.
6.
7.
8.
^, 7.
9.
43, 4.
44, 5.
45, 2.
47, 1.
5.
4o^ d.
6.
oni rovs T$$ noXeag nal
Tov TQOTCOv rc ioter lin
habet.
ivTog rrjg ayogäg,
nsQiQQ, — iri(iiova^m om«
om vftcfff.
om anov9aiotut(ov,
om [sQtSv,
om Halm
om eig ZotXafi* «cckI te-,
om ly To3i Xoycif»
nou
Tialmg wmicog»
Cvv ] avTciv*
Hai (MjHiti, — rj noXig
om pr.
9r<^ayfuxrioy.
itQOBdqtccg»
xovxmU
om %a\ tot — iyivsto»
ns^l] inl.
Xiuv ffN^. uTCCCvta ]
o änecyo^BVBi] an«-
yOQBVSl»
%ttX6g Ttal uya^og,
^ex£y*
om «ijy«
nofinevmv If iv xavtm.
om OM a
S 49, 3.
8.
53, &
04, D.
56, 1.
58, 3.
7.
60, 2.
61, 5.
62, 1.
4.
5.
64, 3.
67, 7.
8.
70, 1.
5.
9.
10.
72, 1.
3.
4.
74, 2.
TOV Tt^oYiucTog ovtog,
om [kiv,
avTov»
om ovros havz^,
Ha&tcQOV slvat tov ßiov
. tov odtp^ovog (om xic^
et livdQÖg)^
7.
9.
77, ö.
78, 5.
7.
79, 5.
10.
80, 5.
81, 6.
9,
uXXijXap ]^%£p iXXmvm
om Ito(.
om ^.
om.0* '
lidxrjfv äg ys fSero toaov-
tov ttifyvQiov*
neci zmv — av] xal
aXXoi tivhg rnv äv.
^QXBtcct ya^,
nigeig ] x«} ai(fccg,
ßoi^ia»
tovvavti'ov.
xal Tror^aAajJcoi' ^£. ^
Ti]V Jv TüS dijfiO) iqnBilri-
asv inayyBXlav,
om /Eiir.
näaav^
TCQOs^ccxQ'fiaofiai,
oiofiBd'' ] olopLB^ av-
tovg»
initäyficcta tovtm im-
xattBiv»
TiBnq&x^otu
ov yocQ olimi iytoyB viutg
ovttog iniX» slvai,
mv oXtym — i)xoii-
ifdcts] oXCym — anov-
catB.
om (uo^fovrjfcai — %^g
Ittvtov,
om toig tf^onoig — tov-
xovül xovg,
äg
i^fimv*
rovQyov»
om ovtmg iavl — vqoel(o,
Bvd'vg olnai ^oq,
vikBig] vnBÜg oliitct
d-OQm
avtog auipmg bISb»
in tov ] avtov»
om Tl.
otav ovtoval iv di}^
ävißij inl to ß^fux.
o ovt» bIq»] bIq^ ovt,
om xffl ante CBii/vmg,
S72
Griechische Lit^rainr«
§8«,
6.
84,
2.
86,
1.
88,
2.
89,
4.
5.
8.
92,
4.
6.
9.
93,
6.
94,
3.
95,
4.
5.
6.
96,
3.
102,
5.
6.
105,
6.
106,
2.
108,
1.
7.
109,
1.
6.
110,
2.
5.
8.
111,
2.
5.
11.
113,
7.
115,
5.
116,
1.
3.
117, 1.
7.
120, 6.
121, 7-
124, 9.
125, 1.
8,
128, 4.
129, 4.
om 8L
J f& tt 9 r« ] Jcry inagt.
om xal ante luiQrvQSs*
om liiv,
om x«^.
om slnovtag — aXovtag.
om cwidQtov. — r^ noXsi,
om ««^l TinaQXB — ^^-
om «vre» dwatov.
om T^tfav«
om (liv.
om slnstv,
om ^ci^rs^og.
TtfiaQXOV zovtov,
ov%iv.
om T« lioivd. "
om voV.
om ftsr.
om XÄ-Ö^ §1^ — Ipco.
om Tjyijtfav^^og — 81 x^g,
de] yocQ»
om %otv^. *
om xal ante yvvfj.
ij ds yvvri ] ij Ss.
uvroig ] ocvzä»
om oiiaXoYtov -— -»öts ^'y.
n
dXTi&oig,
ölog yByiptitai lyS'
tag lone (f9(6 Q axe ]
nuQSciquHS.
ora uot.
om ju*^.
om diai^ißdg,
yQ ccvtrlg mg.
SzB^og Xoyeg] oUAdff.
om' filvfir».
om iiyovra.
om JtfTf.
S 129, 9.
130, 2.
6.
131, 2.
133, 2.
^ 5.
134, 2.
135, 3.
7.
137, 6,
11.
139, 1.
140, 5.
142, 2.
144, 3.
8.
149, 19.
152, 8.
154, 5.
156, 5.
157, 5.
8.
158, 3.
159, 2.
160, 6^
163, 4.
166, 6.
7.
167, 4.
6.
169, 7.
170, 1.
6.
9.
171, 4.
5.
173, 8.
9.
om A^dvttto¥ -^ ovvm
om IfiycTttf.
i c z tv J«&0x^'^o(-
mvaidifxg.
om zoiv ante ^qcooudi'.
|[t 72 d £ TT CO ] d^ ft77.
yzyovozag — nai-
BiaQ'ai,
om /Lift' ^1^ ro?9.
om /ctov,
om Tovrcor.
om ItcA
om ZatB,
zdttofim»
om dafa^cfos — a^ca
(150, 1.).
om hl ante t(v(ov,
om Tdov noXizmv ^Xu tuet,
om ''^j; et A^aA»;,
om S^yeiv»
«om TOwir' — ysvfftuu
0 0 o V j ort a ov«
om fim
om xat.
s^gayd<^fe] cafdQug»
nsTtQccyfiivtt,
8L&t9'BQ€asiV9W»
om vna tovtov.
SiexsiQiiB 9t^si,
om Big zi^v — -«r^otfxa-
XiadfiBPog.
iQyolceßstv»
fHzäietg.
Franz : Fünf Inscliriflen und fünf Stfdte in Kleinasien. 273
§ 174, 2. tmce^liix&ect> — m- § 174, 8. bm rag.
q>oßrjad'cii]iH, 175, 2. ij/Moir.
Fulda. Franeke.
Fünf Inschriften und fünf Städte in Kleinasien,
Eine Abhandlung topographischen Inhalts von Johannes Franz,
Nebst einer Karte von Phrygien und einem Entwürfe nach Ptole-
maeos [auch dein hierher gehörigen Stück der Tabala Peutingeriana]
gezeichnet [und erläutert] von H, Kiepert. .Berlin 1840, Nicolaische
Buchhandlung. 40 S. 4. 20 gGr.
Welchen AnfschwuDg und welche mächtige Fortschritte das
Studium der alten Geographie in der neueren und hesoqders
neuesten Zeit genommen hat^ hat Niemand wohl verborgen bleiben
können. Die gewonnenen Resultate haben aber nicht allein auf
die alte Geographie^ sondern auch die andern Theile der Alter-
thumswissenachaft höchst nützlich eingewirkt. Der unwillkürlich
aus derartigen Untersuchungen entspringende Nutzen muas nun
erstens aufmuntern, auf der betretenen Bahn rüstig vorzuschrelten,
zweitens aber auch .jeden Leser derartiger Schriften, wenn sie
ihm das wahre Ziel erreicht zu haben scheinen , anspornen , den
Freunden des Alterthums von der selbsteigen gemachten Erfah-
rung Kunde und von den Leistungen Rechenschaft zu geben. Die
oben dem Titel nach angezeigte Schrift, deren genaue Lesung
wir eben beendigt haben , machte aber einen so tiefen , nachhal-
tigen Eindruck auf uns, dass wir es für die heiligste Pflicht erachr
ten, den geehrten Lesern dieser Zeitschrift so kurz als^möglich
die Resultate dieser Schrift mitzutheilen, Es ist diese Abhand-
lung, wie wir frei und mnthig behaupten können, von der Art,
dass sie flire Aufgabe auf das Vollkommenste löst: sie zeigt spre-
chend auf jeder Seite Toii der grossen Kenntniss, Gelehrsamkeit«
Umsicht und dem Tfüent der beiden Verfasser und erregt nur das
sehnlichste Verlangen, bald weitere derartige Forschungen von
den geehrten Männern zu erhalten. Der erste oder eigentliche
Theii der Abhandlung von S. 1 — 23. giebt nebst mehreren sehr
wichtigen geographischen Notizen, der Folge neulichst entdeckter
und jetzt erst widirhaft gewlirdigter Inschriften, die trelBfendsten
Bemerkungen zu den mitgetheilt^n Inschriften, so z. B. S. 5. in
einer Note über das Wort T^Qtoq als ein in der spätem Zeit gewöhn-
liches Prädicat eines verdienstvollen Mannes; S. 6. und 7. über
weibliche Archonten; S. 8fgg. über den Cult einer Demeter sti*
f^oöla in Phrygien nebst der wahrscheinlichsten Rechtfertigung
der sonst unbekannten Form svßocLce-Uk der Note auf S. 9.; doch
wage ich über die Leistungen des rühmlichst bekannten Hrn. Dr-
Franz in der Epigraphik kein Urtheil , wenn mir auch einigemal
eine andere Schreibung gefallen hatte, da ich, frei gestanden,
iV. Jahrb. f. PhU. u. Päd. od. Krit, BÜbt. Pd. XXXIV. Hfl. 3. lg
274 Aliertliiintkunde.
. in dieser Hinsicbt mich iiidit mit diesem Gelehrien meMdi kann,
überhaupt mich mich nicht so lange her erst mit derartigen Unter-
suchungen und Arbeiten beschäftigt habe. Das Feld der Epigra-
phik ist wie bekannt eines der schwierigsten zum Bearbeiten, und
TordUge Bemerkungen schaden zu Tiel! Allein das, was mich
zu denr aufrichtigsten Dank nach dem Lesen dieser Schrift auf-
forderte und mich zu dieser Anzeige antrieb , sind die hier reiche
haltig gegebenen Aufklärungen über eine Menge geographischer
Positionen, die bisher in argem Dunkel lagen. Es wäre nicht
allein nicht thunlich, sondern nicht einmal rathlich, für mich,
der ich in Allem dem gegebenen Resultate beistimme, sogar un-
möglich , hier eine Widerlegung dieser oder jener Behauptung zu
geben. Nur kurz mittheiien will ich hier, was diese anscheinend
nicht nmfaDgreiche Abhandlung Alles in sich birgt, indem nun
Jeder das Nähere selbst nadilesen und sich,- wie ich bestimmt
hoffe, YOH der Wahrheit meines Urtheils überzeugen mag.
Wie wahr sagt sofort auf der ersten Seite Hr. Dr. Franz :
„Die älteren Hülfsquellen, welche man bisher behufs einer ver-
gleichenden Topographie auszubeuten .pflegte, reichen nicht mehr
hin, den* aus dem Alterthum bekannten Städten , namentlich im
Herzen von Kleinasien, ihreb geographischen Werth und Bedeu-
tung zurückzugeben. An die Masse von Urkunden und Berichts-
erstattungen ans dem Mittelalter liat sich noch Niemand mit Ernst-
gewendet, und wenn diese gleich nicht überall eine erhebliche
Ausbeute zu versprechen scheinen, so dürften Sie schwerBch die
Gleichgültigkeit verdienen, mit der sie bisher betrachtet worden
sind. An Lücken und Zweifeln wird 'es auch nach Untersuchung
dieser Quellen nicht fehlen, so dass ein bedeutender Fortschritt
der Topographie nach wie vor von der Entdeckung schrift-
licher. Denkmäler abhängen wird.^^ Die nnumstossUche
Wahrheit dieser Worte hat Hr. Dr. Franz selbst hier eben
gezeigt , indem er zuerst ausführlich fünf Inschriften besprichti
S. 5. 6. 10 fgg. 16 fg. und S. 21 fg. (ausser denen noch einige
andere, für Geographie unwichtige, behandelt werden).
Nächst dem verdienen noch folgende Worte, besonders in^
Bezug auf die vorliegende Abhandlung, volle Beachtung (S. 4.):
„Auf dem Terrain, mit dem wir es hier zu thun haben« kann man
Dorylaion und Axikjm, als die zwei Hauptpuncte betrachten, von
den^i. aus sich topographische Bewegungen machen lassen. Die
Lage dieser beiden Städte ist mit vollkommener Sicherheit be-
stimmt, indism Ankyni noch den Namen Angura führt, Dorylaion
aber nach sicheren Zeugnissen das heutige Eski - Shehr ist (siehe
Leake Journ. of a Tour in Asia min. p. 19.). Von Dorylaion laufen
drei römische Strassen südwärts, wovon' die westliche nach Phi-
ladelphia (Allah-Shehr) führt, die östliche nach Ikonion (Koniah),
die mittlere nach Laodikeia inl Aviup (Eski - Hissär). Auf der
westlicfaen Strasse ist die Lage von Kotyaion durch den hentigwi
Franz: Fanf In8clirift«n und lauf 8tadte in Rleinasien. 275
< *
Namen Kutthfjah, sowie durch Itinerarien aiiBser Zweifel gesetst/^
Diese ebenso treffende als wahre Bemerkung ist besonders für die
Erjiiiiterungen der Karte von Hrn. Dr. Kiepert von hoher Wich-
tigkeit und kann auch jedem Anderen als Anhaltepunct eigener
Forschungen gelten. Hr. Dr. Franz bestimmt nun in Folge der
mitgethellten und speclell besprochenen Inschriften mit Zurathe-
Ziehung der wichtigsten neueren ReisebeschreibungeA und hand-
fichrlfUicher Notizen S. 4 fgg. die Lage Ton Prymnessos oder
Prymnesla, weiches er im jetzigen Seid - el - Ghazi wiederfindet;
S. o fg. die Yon Akmonia ^^ dem Jetzigen Ahatkoi« Nachdem er
S« 10 fg. Eumeneia --=:: dem jetzigen bhekli und S. IS. Apameia
Kibotos =:r dem jetzigen Dineir erwiesen hat , bestimmt er 8. 13^
nm Ende und fg. die Lage des alten Attuda, dessen Ruinen im
heutigen Ipsili-Hlssar zu suchen sind, ferner S« 14 fgg. die Lage
von 'Gambreion und , indem er S. 18. beiläufig Tavium als den
jetzigen Ruinen Ton Boghdzkoi entsprechend erwähnt, endlich
noch ausführlicher S. 18 fgg. die wahre Lage des so verschieden
und doch immer irrig angesetzten Pessinus , nämlich in den aus-
gedehnten Ruinen der alten Stadt Balahazar oder Balahissar (d. h.
obere Burg) zwei Stunden südöstlich von Sevrihissar, die Rennell
für das alte Amorion, Xeake für Abratola hielt, iind nur Texier
erst nebst Hamilton dem altlsn Pessinus vindicirten. Erörtert wird
hierbei noch S. 19. die Lage von Vindia und Papira , die Schrei-
bung des Namens ToXi&toßdyioi (S. 20.) , und über das Beiwort
d^r Städte ^^Sebäste^' eine gute Bemerkung (S. 22.) und über die
Stadt Akillion (S. 23.) eine wohlzubeachtende Vermuthung ge-
geben.
Mit S. 24« beginnt die Erläuterung der beigegebenen Karte
Phiyglens und einiger umliegender Grenzgebiete (Beides die ver-
dienstliclie Arbelt des Hm. Dr. Kiepert) und bietet bis zu ihrem
Schlüsse S. 39. einen wahren 4Sehatz der gelialtTolkten Bemer-
kungen^ und eine Fülle neuer Bestimmungen der Lage alter Orte.
Hr. Dr. Kiepert nennt in Betreff Kleinasiens nur die Karten Ren-
nel's und Leake*s (S. 24.) werthvoU und beachtenswerth, kann
der Lapie'schen nur eine sehr untergeordnete Stelle anweisen
(S. 25.) und spricht mit Bedacht über Reichards Karte (S. 40.)
das Verdammnngsurtheil. Unter den Reisewerken in Bezug auf
Kleinasien rahmt er als ausgezeichnet Amndeirs, Leake's, Ren-*
nel's, 0. V. RIchter's, Keppel's, Hamilton's und Fellpw's Arbeiten.
Als Grenzen sind auf der Karte (heisst es S. 26.) diejenigen ange-
nommen, welche sich aus der Diadochenzeit unter dter römischen
Verwaltung zum Theil bis auf Hadrian und noch länger erhalten
haben , und aus Strabon , Plinius und Ptolemäos mit ziemlicher
Genauigkeit bekannt sind. Das dennoch Schwankende hierbei
.notirt der Verfasser S. 26 fg. — Beachtenswerth ist, was der-
selbe S« 26. über Ptolemäos sagt, indem^ es dort heisst: ,,Mit den
Itinerarien steht Ptolemäos im genauesten Zusammenhange. Denn
18*
276 AltertlmmskiindeJ
natürlich kSnnen .seine Langen* und Breitenangaben nicht anders
als durch Eintragung der Zwischenörter auf den Hauptstrassen
s wischen die wenigen durch astronomische Messung belcannten
Hauptorte entstanden sein. Wenn man, von diesem Gesichtspunct
ausgehend , in eine nach den ptolemäischen Angaben entworfene
Karte die aus den Uinerarien belcannten Strassen eintragt , so
ergiebt sich durchweg eine überraschende Uebereinstimmung mit
denselben, was die Hauptriclitung der Wege und die Distanzen
im Allgemeinen anbetrifft , und einzelne Fehler derCopisten in
den Zahlen lassen sich leicht Terbesserh. Mit Hülfe dieses Ver-
fahrens lassen sich, wenn man nur nicht mathematische Genüuig^
keit in den ptolemäischen Angaben sucht, eine grosse Menge Ton
Orten , die zwischen TÖlIig sichern Puncten liegen , mit Leiditig-
keit und ziemlicher Bestimmtheit ansetzen, besonders wenn diese
Angaben noch durch die Aufzählung des Hierokles unterstützt
werden. Denn auch das einfache Namenregister der Städte der
Provinzen des oströmischen Reichs nach Constantins Bintheilung,
das wir unter Hierokles Namen. besitzen, kann in gewissem Grade
für die Topographie als Auctorität dienen , indem es fast inimer,
wie man aus den Aufzählungen derjenigen Provinzen, in denen
die Lage der meisten Orte bekannt ist, z. B. Achaja, Asia, Karia
Ui a«, ersieht, eine geographische Ordnung, wenn auch nicht
ganz streng, beobachtet, worin auch häufig die Anfzählnngen der
bischöflichen Sitze derselben Provinzen, die unter dem Namen
der Notitiae Episcopatuum von Jac. Goar (hinter Codini Officia)
edirt sind , damit übereinstimmen.^^ In den nun folgenden Erläu-
terungen werden S. 28. Not. ♦*, S. 29. hebst Note, S. 30., S. 82.
und Note, S. 35. Note **, S. 36: Note 1. u. 3. und endlich S. 39.
Stellen des Ptolemäos sehr gut emendirt. Ein Gleiches wird dem
Strabon auf S. 26. nebst Note ff, dem Livius S. 29. Note *, dem
Itinerarium Antonini S. 19. u. 23., der Tabula Pentingeriana
S. 19. 22. 31. 32. 35. Note ♦, 36. 37. 38. 39., dem Plinius S. 36.
und dem Geographns Ravennas S. 29. 31 fg. — wozu man. noch
specielle Bemerkungen über Stellen des Hierokles S. 28. 32. 33.
35. Note, 36. 37. 38. rechne.
Was Hr. Dr. Kiepert' fiir die Bestimmung der Lage der ein-
zelnen Orte leistete, ist für einen grössern Auszug nicht geeignet,
doch wird man schon aus dem einfachen Namensverzeichnisse,
dem wir in Pjrenthese jedesmal die entsprechenden neuem Orte
beifügen wollen, sich von der Wichtigkeit dieser Schrift über-
zeugen können. Es wird also bestimmt S. 28. die Lage von Mor
syna (in der Nahe von Ipsili-Hissar an den Quellen des Flusses
Moöwog)^ Trapezopolis (Kisildscfaa-Buluk), Kolossal (3 Miles
NW. von Chonas) ; S. 29. die Lage von Phylakaion (Kaihissar),
Themisonion (Kisilhissar) ; S. 30. die Lage von Lagina (wenige
stens so* weit möglich zwischen Thcmjsonion und Cormasa), Con-
vallis Aulocrenis (Thal Dumbari oder Dombai -OvasSi), Tabae
Franz: Fünf Inschriften und fSnf Städte in Kleinasien; 277
nebst Taßfjvov nadCov (Davas) und dem'Flnss Orga« (aswiacfaen
I>ineir und der Brücke des Maiandros .bei DigetziJ; S. 31. die
Lage Yon KikXdviov aadlov (grosse Ebene von Karajuk) , ad Vi-
cum (Ruinen unweit Omai) , Tralles (Dorf Kuslar) ^ Dionysopolis
(in- der Nähe des vorigen); S. 32. die Lage von Alydda, auch
FlaviopoHs genannt (Uschak oder nahe dabei Tschok-Koslar),
Blaudos am Makestos (Bolat) und Blaundos nebst Fluss Hlppu-
irlos; S. 33. die Lage von Tiberiopolis (Suleimanli) , Pepnza
(Besoh-Soher), Briana (Kalinkesi)^ Sebaste (SegikJar), Kvgov
nadlov (beim Flecken Kureh) , Silandos (Selendi), Synaos (Sima*
wttl), Kerge oder Kerte (Kerteslek), Alioi (Ottorak-Köi), Ky-
dissos (In Oengi); S. 34. die Lage von Diokleia (Ruinen und Fel-
sengräber zwischen Kutahijah und In Oengi) , Aizanoi (Tschav-
dere-Hissar), Konnoi (vielleicht südlich von Altuntasch bei Evetet
und Tatahmer); S. 35. die Lage von Apollonia (Olubarlu), An-
tiocheia ( Jalobatsch) , Neapolis (Tutinek und Ejerkler)^ Limno-
polis oder Ltmenai (Galandos am Süd -Ostende des Sees von
Bjerdir), Mistheia (Sergi 3eraj), Amblada ^ (Reis bei Dogan*
hlssar), Philomelion (Akschehr), Archelais, späterer Name dea
älteren Garsaura (Akseraj) , Tyriaion (Ilgfin) ; S. 36. die Lage
Ton Vasada (Chanum Chanah) , Adrianopolis (Arkutcban), Peltai
und Ilsktfjvdv nadlov (8 Miles südlich von Sandukli)^ Stekterion
(Afijum Karahissar)^ Druzon oder Bruzon (etwa bei Sitschanli),
Hierapolis (Eiret oder Eriet) , Östrus (7 Miles südlich von Afijum
Karahissar) und, Silbion oder Siblion, Siblia (etwa bei Sandukli);
S. 37. die Lage von Dymae , Dimae , wohl aus Tymandos ver- ,
dorben, Synnäda (Eskikarahissar) , Dokimeion (Seid -el^ Ar);
S. 38. die Lage von Lysias (Rirk-hinn), Tribanta (Imbasardchi
Hinn), Meros (Duarslan), Metropolis (Pismesch - kalessi oder
Jasllikaja), Amorion (Cherjan Kaleh), und endlich S. 39. die
Lage von Beudos Vetus (Bejat), Anabura (Gumnkkoi), Orkistos
(Aiekian), Tyscos (westlich von Kümak), Myrikion (Mirgon) und
Eudoxias (nördlich von Ferma bei Arslanskoi).
Die grosse Karte, von Phrygia ist sehr gut gearbeitet ^ und
wir haben nur einige unbedeutende, leicht bemerkbare Fehler -
bemerkt ^ wie , dass Blaundos , da es doch nach S. 27. und 32. zu
Phryg\a gehörte , noch zu Lydia gezogen , KMavlov statt KtK-
Iciviov (vgl. S. 31.), Ottorak statt Ottorak-Köi, Aslanskoi statt
Arslanskoi und SayyaQiov nfjyccl st. ^ayyceglov nriyal geschrie-
ben ist. Die Ausstattung der Schrift von Seiten der ehrenwerthe»
Verlagsbuchhandlung ist sehr rühmlich und lässt wohl Niemandem
Etwas zu wünschen übrig.
B, Fabriciüs*
278 peutfch« Literatur.
Tr utz-'Ifochtigall vtm Friedetich von Spee» Naoh der ersten
Ausgabe Yon W. Friessem, Köln 1649. Mit Einleitung und Erklä-
rungen Ton B. Büppe und fT» Junkmann, Ein Anhang enthalt die
" Melodien der ersten Ausgabe bearbeitet von G. Folmer. Coesfeld,
bei B. Wittncven. Munster , in der Theissingschen Buchh. 1841.
Spee ist auch dem Philologen merkwürdig,, denn seine
Sprache hat manches Eigenthümlidie. Durch seine Zeit steht er
dem Mittelhochdeutschen, durch seine Lebensverhältnisse dem
Niederdeutschen nahe genug, um Manches daraus aufaunehmen*
So sagt er S* 3. ; den leeren Luft vgl. 104. (der luft ist s6 heiter,
86 rieh und s6 hreit , der m^ne schhiet hlnte , des bin ich gemeit
— Heldb. Gudrun V. 5385. Ausg. v. Fr. y. d. Hagen und B.);
$1.: manchen Zähr (zäher, pL aehere masc); 156.: ganaen
OValt (Endt v. H. v. Veldeke V. 12207. : Turnus der holt halt
vacht mit gr6ser gewalt — doch V. 12343. : des tuot daz iu ge-
falle den gewaU habt ir betalle; Iweia 1607.: ime w$rt nftcli ir
als6 w6, daz diu minne nie gewän groezern gewalt an keinem
man; Aeg. Tschudi bei Wackern. 3, 383, 16.: under Römischen
gwalt) ; in stetem Last S. 25. (Wig. 11576. : Sus trugen si den
jamers last; Sebast. Frank bei Pischon S. 129.: diese» hat von
sich werffen); das Honig 121. u. 122. (Reineke de Fos f. H. v. A.
Kapit. 7. : Möge je dal Honnig so gerne äten) ; ob seinem Pracht
158.; reines Trau'^rgesang 257.; allen Fried- und Kriegsger&st
170.; mancher Traub 184.; einen Trauben 285.; die Purpur
237. und 233. ; nach vielgewünschtem Lust 292. ; 65. (Heinrich
¥on Nördlingen bei Pischon S. 15.: der hochgebornen Tochter
des himlischen chunigs entbuit ir frund des aller mioigklichsten
gruss frowliche» lual , den • . v ) ; auch woi Bildniss weibl. we-
nigstens schöne Bildniss 290.; Blüh 119. u. 183. (fem. mhd. blue
ataric weibL) ; Bluth 281. fem. wohl mit Unrecht mit. dem Apo-
stroph geschrieben (mhd. bluot stark weibl., doch auch bei Dh-
land, Kind u. -8. w.). In meiner Schooss 252. ist freilich nach
dem Mhd. (ow^ , dA der Hinde bloot nidergöz den verkolten in
die schöz — Wernhers 6ed. zu Ehren. d.J. M. Oetters Ausg.
etwa S. 218.) doch auch im Nhd. nicht ungebrSuchlich. Sieiie
Götainger die deutsche Sprache L S* 358. und ausser dem von
uns an einem andern Orte Beigebrachten Weckherlin (in Müller's
Bibl. d. D. des 17. Jh.) 4,33.: die Sehoosa; Andr. Tscherning
di^s. 7, 38.: die Sehoosa der Erden; Absch^tz das. 6, 121.: in
Uefbter Berge finstrer Schooss; 133.: die Schooss .der Erden; —
Beispiele, welche das durchgängig übliche Gtochlecht dieses
Wortes für jene Zeit deutlich bekunden. „Von der Scheitel^^
281. bietet denselben Fall, nur mit dem Unterschiede, dass bei
Scheitel im Nhd. beide Gesdilechter fast gleich ubÜch sind.
Palm als Palmzweig braucht Spee 278. m. stark (mhd. schw.
masc.) , als Baum schwach manqL 2T9. Die Bach 215. (doch
Trati - NacIitigaU^von Spee.
279
weh der Bach 223.) gehört wohl dem Nd. an, dodi letea wir
aäch In dem Klaggedicht vom unschoidigen Loydeo Christi von
P. Fleunng bei Dilschneider: An dieser stillen ßack^ Da kein
Silyanua iipringet, vgl. die Katzbadi, die Amorbach u. A« Das
Augenblick 17L muss auch im Nd. selten sein. Hierher gehören
auch Tütten = Zitzen (ubera) 178. 184. ; Immen 116. hat auch
Christ. Lehman bei Wackern. 3, 546, 3.: die Imen regirt jhr
Weisen, und Rnckert (Agnes Todtenfder) 11. Sonett: Du, der
du dich neigtest unserm Glanzgeflimme so schonend, dass du
selbst die l'ustre Imme abwehrtest unsem zarten Kelch zu nagen
etc. etc. Fleuten (tibiae) 132.; oftermolen (saepe) 197.; gemoh-
let 102. ; gohn (ire) 209. 264. ; geit (it) 231. , vgl. Grimma Gr.
(2. Ausg.) 1, 944.; wogen (andere) 241. 246.; Strohlcn 252. 293.;
strohlet 297.; entlossen 271.; hernocher 271.; Troppen 298.;
Summer 184. möchte ich vorzüglich dem Einflüsse des Nd. zu-
schreiben. Ueber Kruft (Kluft) 223. (vgl. S. 1. u. 3.) s. Götig;
a. a. O. 180. und vgl. Tschudi bei Pischon 195.: der Kilchen; des
Rldiganges; zoch Er ze Kilchen; 197.: i.n der Kilchen ; 203.:,
umb die Kilchen ; ferner Wolfg. Fabricius Capito bei Wackern.
8, 305, 19.: die kilchen Diener, und Hei weg = Heerweg, itaf.
albergo, span. albergue, franz. aöberge = Herberge. — . BenaueC
360. =^ beengt (vgl. 272. näulich) ist im Münsterlande sehr ge«
brauchlich. Scharfen Bolz 271. ist im Mhd. und auch wohl im
Nhd. gerecht; wahren Fried 268. für w. Friede nhd. Sonder«
barer scheint 268. Edler Herzenkast und ebend. deinem Herz;
265. meinen Glieder (Dat.); doch hat auch J. P. (Pai^iser Ausg. 3.
S. 142,1.): im Herz, und im pl. Wolf. Fabr. Capito bei Wackern.
3, 288, 25^: dann gotlich lleeht ist als gross und wicdig, daz
darein allain reine hertz sehen moegen, wogegen Wigal. 1335.:
diu herze. — Ein'n Steck 202. u. 301. (mhd. stecke, schw. m.)
scheint nach der Analogie von Fels gebraucht zu sein neben ,,ein
Stecken^' 182.; vgl. den Grollen 164.; den Grimmen ^3. Den
und dem Stammen 182. 233. erklärt sich aus dem Mhd. , wo sich
auch stamme schw. m. findet. Verbindungen, wie: die weispe
Ballen 176., das schönes Kind 181., zeigen den noch nicht 'Un-
Tcranderlich festen Sprachgebrauch, und man würde Irren, wenn
man gianbte, es Hesse sich nicht aus dem Nhd. Aehnliches dane-
ben stellen, z. B. J. Jakob Mascou bei Wackern. 3, 689, 20.: die
zurück kommend« Soldaten; Rück. Gesammelte Gedichte 4, 10.:
manches Eingemachtes (Reim: beacht' es); J.P. a a.O. 3,155,1.:
deine erwiihnte Wörter. Der PI. Thürn ] 70. (mhd. turne), ihren
Hirt 260.; den Held 39. 48.; dem Heide 47.50.; meines Herzen
28.; die Schwanen 5. 6. 114. 148.; Im Märzen 11. sind im Mhd.
gerecht und auch theils dem Nhd. nicht fremd , wie wir bereits
anderswo gezeigt haben. Vgl. noch besonders Büt bei Müller
(Bibl. d. D. des 17. Jh.) 8, 80. u. 135.: den Held; Morhof das.
179.' einen Held; Homburg das. 7, 83.: emen Held; 92.: den
280 Deutsche L'iteratnr.
Lernen Teijagt; 93.: im Lensen; Absehatz das. 6, 120.: des
Monden Lauf^ und das.: wenn sich der zwölfte Monden sohliesst;
▼1^1. auch Jak. Schwiger das. 11, 47. — Formen, wie nussstalt
dl., gewohn 103«, sind mhd., z. B. Iwein V. 196.: wir wirens an
in nngewon; Wig. 3003. : si waren siges an im gewon; vgl« misse-
Btalt — ; wüiien 176. — wüUcn'n — Gr. Gr. 1, 747. 2. Ausg.
Seiner Sternen. 16i3. 166. 80. 211.; der Dingen 196.; der Felden
221. (auch Felder 37.) ; die Banden (Tincula) 220. 294. ; die Ker-
nen 249.; der Tagen 285.; deine Reimen 285. (Reime 222. 122.) ;
seiner Haaren 42.; der Steinen 34;; der Kräften 28.; die Landen
58.; die Sinnen 55.; die Wegen, Pföden210.; die Nachten 52.;
£)nglen 52. ; Theilen 52. erklären sich nur zum Theiie aps dem
SIhd., sind uns aber dennoch nicht so sehr auffallend, denn Ban-
den (yincula) findet sich auch bei Riickert und Jakobs u. A., Stn-
yiefi gar häufig, Stücken, Halmen, Strahlen, Masten u. a: kom-
men ebenfalls mehr oder minder häufig im Nbd. Tor. Vgl. noch
ausser dem an einem andern Orte Angeführten Veit Webers Lied
von dem Stritt Ton M urten bei Fischon 5'4. : Sin Zelten spien er
uff den Plan ; Rist a. a. 0. 153. u. 172. : die Sinnen ; F. Gerhard
bei Müller 7, 150.: über alle Sternen; 170.: alle Sinnen; Jakob
Schwiger das. 11, 97>: meine Sinnen; Tauier bei Kunisch 3, 331.:
die Sternen ; Wolfg. Fabr. Gapito bei Wackern. 3, 305, 40. : die
falschen Aposteln; 306, 3.: die Apostel; Job. Mathesius das.
431, 25.: der Aposteln Schriften; 432, 37.: der Aposteln;
433,8.: alle Aposteln; 422, 20.: etlichen Geschleckten; doch
schon Heinr..Ton Nördlingen bei Fischon 14.: aller engel. Da-
gegen findet sich von dem im.Nhd. wohl nur mit schw. Mehrzahl
gebrauchten „Strahl'' auch die Strahle 138, 240. Die Flur.
Waide 37., Kinde 69. 130. 137., Lichte 145. (Uchter 249. 126.)
gehören wieder dem Mhd. an, wozu die Dative Gerten 119.,
Dörfen 180., Leiben 175.*, Hörneu 191. (Hörner 96.) kommen.
S. Gr. Gr. 1, 680. und vgl. Tschudi bei Fischon 191.: Teil, wel-
ches unter denen Kinddn ist dir das liebst? Das. diner Kin-
dern (?) „einem^'; Rück. 2,171.: Felde. — „Aller Orten^^ 29. ist
jetzt noch recht. Ueber schlau 236. , han 238. , lan.^45. (mhd.)
a. Grimms Gr. 1, 934. 935. und sonst; über was == war 226. Gr.
Gr. Ij 938. ; über Kocher (Kochaere in den Nibel.) das. 670. ;
leinte 279. (lehnete) ist mhd Herummer 184., heraber 218 ,
abe 225. 257., warumben 244. , eim 182. (Peterm. Etterlin bei
Waek. ^, 70, 32.: diner kynder eym; ferner: do er nuon in die
wilde wol in die mitten kau, im kam auf eim gefilde zwölff unge-
teuffte man. Heldb.), keim 180., lützel 287. , von fern 13. (Iwein
— Ausg. von Beneke und Lachmann. Berlin 1827. V. 286. : Dnde
als er mich von verre zuo ime sach riten etc. etc.) , diekmals 119.,
or (oder vgl. engl, or) 191. erklären sich aus dem Mhd. und den
Dialekten.. Formen , wie sieht 260. (videt) ^ geschieht (Reim :
zerbricht) 123. 240. , smd dialektisch zu erklären (Götzmger a.
Trotz 'Nachtigall von Spee. 281
a. O. S. 197.)^ nhdrso auch Naat (^ Aat) 35, 105. (Oöts^. 181.),
Flüitig (== Fittig) 6., Merge 52. (Maria, Merg^nbloimeken ist im
Sauerlande ein Marieoblömchen) , Honigsam 271«, unfehlber
(Reim: selber) 166. , Thranen 257« (mhd. trahen). — Wasen
189. ist das franz. g^azon und mhd«; Wieland hat ea 5, 22.; merk-
vmrdig ist die dialektische Form Vrasen, z. B. im Sauerlande,
woraus Wasen und Rasen. Unterdesset 285. und Aehniichea
scheint Verderbniss. Auffallend ist, dass Spee überall bei Wör*
lern auf e/v ^^ ^^^ Bildung« - e ansstösst und das e der Endung
behält gegen den mhd. und nhd. Gebrauch ; s. Gr. Gr. 1, 951.
988. Vgl. Spieglen 135., wirblet 121., Himmlen 139., Kuglen
129., lächlen 141. 287., wicklet 132., manglet 133«, brummlet
194., sjnglen 136. 213., ziiglet 136., klinglen 137., zergrämm-
let — gestümmlet3Q6., umzinglet 177. , versammlen 191., be-
zirklet 200«, Facklen 219. (doch 139. Fackeln) , tummlet 230.,
zerge]s8let232., kuglen 147«; — die^Leirenl90« 259., trauren
— Mauren 170. 221. , Lauren 216. 226. (der Lauer vgl. Wie-
land: Der Stein wird nicht durch Wasser weich, der LauV nicht
mild durch Höflichkeit), trauret — vermauret 256., Regenschau«
ren 260. , feiren 167. 292. , dauren 293. — Auch in der Wort-
hildung hat Spee seine Eigenheiten. So bildet er Diminutiva auf
ieln mit eingeschobenem — er — , eine Form, die Grimm Gr.
1, 680. '*') der hessischen und rheinischen Volkssprache zuschreibt
— vgl. Lftmmerlein 44, 259. , doch gewöhnlich regelrecht oder
mit eingeschobenem e, z. B. Liedelein,' aber auch auf — el — ,
z. B. mit ausgestossenem e der Ableitung Körnle 112., alle Bach-»
len 299. Noch kühner ist , Jauberlos^^ 262. , etwa wie Ascher-
mittwoch. Bereichen (divitare) 35. ist gebildet wie "befeuchten
und findet An'alogie in „verschönend^ neben „verschönern^^ Be«
lusten steht 117., beleiden 211. Warmen ist 211. gegen daa
Mhd. und die nhd. Analogie transitiv gebraucht (Ach, wer dorten
ihn will warmen — Reim: Armen), vgL krausen == kräuseln
(Schau! die schöne Sohn* sich strahlet, krauset ihre gülden Haar'
297.). Schönen steht 244.' im Sinne von beschönigen , rechtfer-
tigen; erhebt für erhoben 208., er hat vermeidet S. 213. I>ie
auch Goetheu u. A. beliebte Abtrennung einer blossen Nachsilbe,
80 dass sie zu mehreren Wörtern gehören kann, hat Spee oft,
z. B. den' weiss- und rothen Schweiss 212., in Luft- und WoI->
ken 213*9 schlecht- und frommer Hirt, das. — „Eim Stein es
möcht' erbarmen^' 207» 178., ist gerade construirt, wie Iwein
V. 4740.: Nu erbarmt ez s^re dem riter der des.lewen pflac;
S. 240.: O, nit wollest mich verdenken (Akkus, der Person) ist
ebenfalls mhd. Sich einer Sache gebrauchen 6, 256., sagen auch
wohl andere' nhd. Schriftsteller, wenigstens erinnern wir un^ j es
hei J. Görres mehrmals gelesen zu haben. Ueherhaupt lieäsen
sich zu manchen sprachlichen Eigenheiten Spees aua vielen neuern
anerkannten Dichtem leicht Parallelen beibringen» Erschla'n
282 Dentsche Literator.
(erschlagen) sagt Rückert (Geaam. Oedichte 3, 49&); mau setzte
s' in ein Schiffel 497* ; Tom Itd'schen Bodem 437. ; Herrem 4,
203.; die Küche (Reim: Buche) 3, 447.; in der Frühe (Reim:
Ruhe) 448.; Nichte ihr bringe Fahr und Sehr 200. (Gefahr^
Sehr mhd. sdr — Iwein 6220. st mngen mit s^e — s^ren, daher
unversehrt >^); 299« Ruch, — gerade wie Spee 146. Ruch nnd
145« Web (€krwebe). Die Diminutiva mit eingeschobenem er
hat auch Lessing, i. B. (Sammtl. W. Beriin 1827. B. 19.) S. 50.:
Gehuckte, zitternde Männerchen; 55.: hundert kleine Bücher-
chen u. s. w. Merkwürdig konstruirt Spee das Ve^bum ,,las8en^S
v.B.^5.3 £ya, lasset fröhlich sein! (lasst uns oder lass uns
fröhlich sein); 192.: lasst unser Heerd' nun führen heim (lass
uns etc. etc.). Auch den acc. c. inf. hat unser Dichter S. 97.:
Wann Jesu Pfdr idi fahle zu ächarf und hitzig sein, wie ihn auch
auddre Schriftsteller, s. B. Abraham a Sanl^ta Clara, Herder, Les*
sing n. A. , besonders Dichter des 17. Jahrb., haben *)• Weniger
auffallend ist^s, ein Kollektiv mit d^n Plnr. zu konstruiren, z. B.
223. : Keinen Grimmen sparten stark bewehrte Mörderschaar . . . ;
oft zu ihm Gesellschaft kamen, das. ; od^r eine Tmesis, wie 280. :
wann die Welt mir lUb wiU kosen, oder eine umschreibende
Konjugation , wie 291. : Zu dem Kreuz mich setzen thu. Dass
Spee sagt: Du schnö<le Babylon 290.., hat er mit vielen unserer
Dicliter gemein, welche Städtenamen oft weiblich gebrauchen,
worauf Gr. Gr. 3, 419. nicht genug geachtet zu haben scheint.
Der partitive Genitiv steht bei Spee 113.: Des Obsi's ich schier
ohn' Zahl erblick, wie Klopst (Ode: Mein Vaterland): Oft nahm
deiner jungen Baume das Reich an der Rhone .'. , du sandtest
deiner Krieger hin. Sehr geschickt weiss Spee die ausserlichen,
freilich aus dem fainem erwachsenden Hebel der Dichtkunst anzu-
wenden. Von grosser Wirkung ist der im Gedichte 210. die ein*
seinen Strophen anhebende Vers: Weidet, meine Schäflein, wei-
det, und ergreifender, als das Currite, dntentes subtemina, cur--
ritcf fusi, in KatulFs Epithal. oder als das Cras amet , qni nunquam
etc. im pervig. Veneris; ebenso der Itefrain 101.: O Mensch
ermess im Herzen dein, wie wunder mnss der Schöpfer seih,
und ähnlich 108.: O Gott, ich sing' von Herzen mein, gelobet
muss der Schöpfer sein. Auch der Stabreim oder die Alliteration,
wie der Stimmreim oder die Assonanz thun oft bei ihm liebliche
Wirkung, z. B. 249.: Dophnis, hochberuhmter Knabe, ward im
trilden fFaXä ermord't; 43.: Mich gret'fet, schleifet^ schlaget,
ja, mich nun schlachtet gor; 74.: Glanz und Glast, ohn' Ruh
und Rast etc. Auch Binnenreime hat Spee häufig , z. B. 103. :
'^) Vgl. unsere Bemerkung hierüber in der dritten Liefemng einer
in diesen Jahrbb. mitgetheilten Abhandlung ^ die überschrieben ist ; Be*
merknngen über Geschlecht, Mehrzahl und Deklinatioa einiger neohoch-
deatschen Hauptworter.
Träte - NachUgftliTon Spee. 283
AU S^h und Kraft; imn Suig und Qang; 130.: Wind, Saus und
Braus in Lüften. Auch Hsgel weiss ^ auch Flocken greis ^ Ton
Schnee und Eis entzogen etc., Toi^ugüch S. 207. 251. 297. u. s. w.
Die weiblichen Reime haben nicht inunmei: das schwache e in der
Endsilbe, wie dann überhaupt die sinnliche Gehörsmalerei durch
volle oder spitze Fokale u. «• w. van Spee wohl beachtet scheint.
So findet sich 260. einzig — neunzig, 258. reudig — freudig,
272. als Binnenreime: Kitzlein — Hitzlein; neulich — gräulidi
— abscheulich; 273. BöcUein ~ Röcklein — Hirschiein ~
Kirschlein; 274. Hinnlehi (tou Hinde; hn Westf. assimilirt sich
das t u. d häufig oder fallt aus — z. B. Wione= Winde, Brauer :==
Bruder, Ya'ar = Vater, Geboe =z Gebote^ Foler = Fuder, mole =
müde) — Kinnlein ; 276. : Lämmleiii — Hämmlein (far Hiimmellein)
270. Patämon — Phidämon, 238. unbedachtsam — wachsam
(wohl wachtsam zu lesen). Die Verkleinerungswörter liebt Spee
sehr. Tgl. das letzte Gedicht der Trutzn. — und er scheint uns
hierin, wie in manchen andern Beziehungen n^he GdstesTerwandt-
schaQi mit Rückert zu haben, wie sehr sie sich auch in anderer
Hinsicht unterscheiden mögen. Die Anaphora wie 122, 31;
Witzspiele, wie 9«: O Süssigkeit in Schmeraen! O Schmerz in
Siissigkeit; vgl. S. 32. 80. 303.: O Brot, mit Brot (etwas anders:
liiitf^Q dfAtir&Q; ttdmga iäga^ no^fiog ax6Asfiog^ fuoera re-
funera). * Homerisch -kindliche Wiederholungen wie S. 40.;
witzige Anspielungen wie S. 303. auf Bxod. 10 , 15. mn ^o und
Tieles der Art zeugen für die Meisterschaft un^era Dichters. Un-
ter den Bildern trifft man freilidi bekannte, wie 240.: Wärest
du dann . . lauter Stahl und Marmonteini Wäre dir dann je ge^
schnitten Herz und Muth und Ingeweid' nur tou Felsen ans der Mit«
tenl Oder von Metall bereit? Vgl. jedoch dieses Bild mit der
Terschiedenen Anschauung bei den Alten : U. 16, 34. ylavHfj dl
6s tlxTS %aka66tt rcitgai % i^Ußatoi^ Aen. 4, 566«: duris gennit
te cautibus horrens Gaucasus • .; Tib. 3, 4, 85.: Te liec vasti
genuerunt aequora ponti . • • ScyllaTe. •; Or. trist. 3,11,3.: natus
es e scopulis, nntritus lacte f eiino ; met. 7, 33. : hoc ego si patiar,
tiim m€ de tigride natam, tum fermm et scapalos gestare in
cor de fatebor; 9, 614«: neque enim de tigride natus, nee rigidas
eilices solidumque in pectore fermm aut adaiüanta gerit — Die
Schiffe sind Spee 96 hölzerne Rosse, die über Wellen traben
müssen, die Sonne ist eine schnelle Post 108, im Sommer halten
Feld nnd Wiesen sie durch ihre Schönheit auf 111., die Kchlefai
wanken hin und her und zanken mit den Steinlein, um die sie
fiiessen müssen 103 u. s. w« u. s. w. Der Gegenstand der Spee-
sehen Gedichte ist stets ein religiöser, al»er alles in der ganzen
Natur nährt sehie religiösen Gef iiiile und wetteifert mit ihm darin ;:
seine Liebe ist keine gestakloee, ins Leere verfliegende, — '• wie
anschaulich spricht sie sich auch in seiner Cantio criminalis z* B»
& 215. L aus! «^ Und in der That, wenn die ewig» Liel>e uns
S84 Deutsche Liter-atvr.'
in Christus sinnlich wahrnehmbar erschienen ist, muss sie sich
liicht ähnlich Im Herzen des gläubigen Dichters gestalten! Oder
darf bloss der Wiederscheiu der Natui^nschauung oder der 6e-
s'chichtbetnichtung aus dem Dicht ergemüthe hervorleuchten?
Oder sind die Mythen der Alten fähig, den Dichter zu begeistern,
nicht aber die tiefen , sinnigen , liebeathmenden Wahrheiten des
Christenthums? Oder wäre bloss irdische Liebe fähig, tiefe Sehn-
sucht nach Vereinigung zu erwecken und den geliebten Gegen-
stand im Herzen zu tragen, nicht aber die Liebe zu Christus?
Doch es ist nicht unser Wille, die religiöse Dichtung — man er-
laube uns diesen Ausdruck — in Schutz zu nehmen , — sie be-
darf es nicht — aber bemerken wollen wir.es noch , dass man in
Spee keine kränkliche, schwächliche» pietistische Spielerei su-
chen wolle. Dieser Mann der Kraft , der durch seine Cautio cri-
minalis, 9,aas männlichste Buch^ das je ein deutscher Mann ge^
sehrieben^^ (Vorrede V.) , einen so inuthigen gefährlichen Kampf
aufnahm, ist nicht allein zartfühlend, sondern auch kräftig in sei-
nen Gedichten. Welche Kraft in d^n Gedichte auf den h. Xa-
ver , " als er in Japan schiffen wollte (S. 95.) ! Welch' freudiges
Vertrauen und welche zarte Innigkeit in dem Gedichte S* 92. !
Welcher Ernst , welche Ermuthigung, welche Theilnahme in der
Elrmahnung zur Busse S. 68. Weiche demüthige , sich selbst zur
Gnade überliefernde Reue und welcher ausdauernde, kräftig-
thätige — Busssinn S. 77. ff ! Welches tiefe Eindringen in das
Leiden und die Liebe Christi überall ! Welch^ Beharrlichkeit in
der religiösen Anschauung,* welche Individualisirung der Gefühle,
welche Kunst in Einfalt, bei diesen Unterredungen mit dem Echo-
S. 11.! Welche Vielseitigkeit in den Aufforderungen zum Lobe
Gottes und Christi ! Möglich , dass man in wenige^ Gedichten
eine für die Poesie unfruchtbare dogmatjsche Paraphrase mitunter
findet, aber einmal wird man Aehnliches auch bei Waither von
der Vogelweide u. A. antreffen , und ferner sind uns neben den
Liedern des Glaubens und Vertrauens und 4er Gottergebenheit,
des Preises und Dankes, der Reue und des^ Schuldgefühles, des
Mitleids und der Liebe solche docirenden Lieder eben so Heb, lUs
Gedichte, worin eine endlose Reihe trockner Sittenlehren, in völlig
unpoetischem Gewände und manchmal mit schielender .Wahrheit
vorgetragen wird. „Spee ist durchaus lyrisch, und bei aller Gluth,
Tiefe und Erhabenheit seiner Gedanken und Gefühle liebt er in
«
seiner Darstellung das Innige, Zarte, Anmuthige und Kindliche;
als wenn er die Worte: werdet wie die Kinder! wohl erwogen
hätte. Er neigt sich zur Idylle, wie «r denn am liebsten in der
freien Natur sich bewegt und sich selbst der von Liebe getroffe-
|ien Nachtigall vergleicht. Aber seine Hirten Dainon und Holton,
Philamon und Phidämon, vertreten die genze Menschheit , dem
^guten Hirten^^ gegenfiber, der für aeine Heerde sein Lehen ge*
lassen*^^ XLI V. — ,,In der Trutzn. erscheint der Gmnd sei*
Trntz-NatieallTon Spee, 285
nes 80 muthigen, thatkraftlgen Lebens : die Flamme der Liebe,
die alles überwindet . • ^^ XLin.
^,Um die Hohe Gesinnung, die Kraft, Scharfe und Klarheit
seines Geistes^S sagen die Verf. VK,^^ die Iclassische Bildung und
allseitige Gelehrsamiteit nnsers Dichters heller zu zeigen, nnd wo
möglich durch seine eigenen Worte die danicbare Erinnerung an die-
sen Freund des Vaterlandes und der Religion lebendiger unter unszu
machen^ wollen wir von dieser Gautio criminalis einen Auszug ver-
suchen, obwohl der beschränkte Raum nur in geringerm Maasse
die Durchdachtheit der Anlage, die Feinheit und Gewandtheit
der Durchfuhrung, die Kühnheit und rücksichtslose Entschei'-
düng des Kampfes erkennen lassen wird^^. Dieser Auszug von VII
— XLL ist nicht wieder eines Auszuges fähig, wir sind den Hrn.
Verf. aber Dank dafür schuldig, da er mit besonderem Fleisse
verfasst ist. Wir haben mehrere Abschnitte mit dem. Originale
(Cautio criminalis, seu de processibus contra Sagas Über. Ad
magistratns Germaniae hoc tempore necessarius , tum autem cbn-
siliariis et confessariis principum, inquisitoribus, iudicibus, advo-
catis, confessariis reorum^ concionatoribus ceterisque lectn utilis»
aimus. 'Auetore incerto theologo Romano — edUio secunda*
CVancofurti, sumptibus Joannis Gronaei AnstrH. AnnoMDGXX](II.)
vergleichen und die Miihe nnd Geschicklichkeit bewundert, womit
das Schlagendste und Wichtigste eines 459 Seiten haltenden Bu-
ches bald in gedrängtem Auszuge , bald in treuer Ueberseizunlp
^edergegeben ist. Aber wer müsste nicht dien Mann lieb gewin-
nen, der mit einem solchen Gerechtigkeitsgefühle und so tiefem
christlichen Sinne sich einer herrschenden Grausamkeit entgegefi^
setzt und seine Haare dabei vor Gram ergrauet sieht (Vorrede
V.) ! Und mit welchem Patriotismus ruft er S. 101. (Caut. er.) aus:
Fudet me GermUniae,. cum non melius in re tanti momenti argn«
mentari novimus. Quid dioent aliae nationes, quaejam tum aim*
pUcUatem noatram ridere soliiae sunt! Vergl. Auszug XIV.
Freilich theilt uns Grimm (Deutsche Mythologie S. 597. ) ein auffal-
lendes Beispiel mit, wie praktisch |äan in französischen Gegenden
im 15. Jahrh. mit Hexen zu verkehren wusste (Cum quaedani vie-
tula volens blandire suo sacerdoti diceret ei in ecciesia: Domine,
multum me debetis diligere, quia liberavi vos a morte: quia cum
ego vadebam cum bonis rebus, media nocte intravimus domum
vestram lominaribus, ego videns vos dormientem et nudum coo-
perui vos, ne dominae nostrae viderent nuditatem vestram, quam
si vidissent, ad mortem vos flagellari fecissent. Quaesivit siicer-
dps, qnomodo intraverant doinym ejos et cameram, cum essent
fortiter seratae ? tunc alt illa , quod bene intrabant domum janui«
clausis. Sacerdos autem vocana eam intra cancMum^ tlausQ
ostio verberavit eam cum baculo» crucis dicensi j^Esite hinc^
demina sacrilega !^^ et cum non passet esire^ emisit eam sa-
cerdos dicens : ^^ModovidetiSy qüamfatuaeestis^ quaesomnio^
Sd6 Detttsebe Literatur.
rum ereditia eamtätem^.) . Die Lebensbescbreibuiif de« Dichtere
Jst, wie die Verf. sagen, nicht nur mit Benutzung der bekannten
Werke von Placcius, Sothwell, Hartzheim verfaast, sondern auch
durch schriftliche Mittheiiungen von Paderborn und Trier berei-
chert. Die Erkiirungen sind offenbar von dem Gesichtspunkte
aasgegangen , dass sie unsern Dichter jedem Gebildeten zugäng-
lich machen wollen. Die Hm. Verf. ihre sorgfältige KemUnisB
der ättern Denkmale unserer Sprache genugsam erweisend^
haben jedoch auf gelehrte Sprachvergleichung es nicht abgesehen,
aber man wird kaum eine Stelle finden, wo die Anmerkungen
nicht aushelfen , vielleicht etwa 268. L. 3. lieber das „Zuviel^
lisst sich bei dem oben angegebenen Gesichtspunkte nicht rech-
ten. Doch fehlt es an Fingerzeigen für den, dem es um die
Sprache zu thun ist, keineswegs. Manches ist gewandt aus dem
Bihd. erklärt vgU zwar S. 22. (ze wäre == in Wahrheit); schimpfen
34. (= spaszen); gewerden (Ahd. gawerdan=geni&gen) 43; mir
gesclHrindet42.(=^ich werdelöhnmächtig! — mhd.); schleissen 46.
(einen Weg — sUzen) , und so durchs ganze Buch , z. B. Dnter-
schlag 130. (= underslac = Unterscheidung) ; zwagen (= wa-
schen — mhd. twahen) S. 169.; Unterschleif 120. (= Schlupf-
loch) u. s. w. Die Heichthum 126. wird erklärt durch „Reich-
lhiimer% und so möchte es scheinen, als solle «s der Fl. Reich*
Ihume sein, wie: dann neben'Andern ein neuerer Dichter An. Grün
(Sdiutt) sagt: In des Lichtes Heiligthumen ; doch nehmen wir
d^ Sing. w. G. an, wie Sebast. Miinster bei Wackern. S^, 599, 16.
hat: die grosse reichthumb die darin gefunden wird. Vielleicht
li^sse sich noch über die Auffassung eines oder des andern Wortes
streiten (z.B. frei S. 26.), doch ist sie immer eine wolilbegrundete.
— Der Abdruck ist getreu , nur mit jenen Ausnahmen , welche
die Umsetzung der Spee'schen Orthographie m die jetzige veran-
lasste, wobei es freilich schwer hielt, sich im Einzelnen, z.B.
in Setzung der Apostrophe getren zu bleiben; wir haben wenig-
stens Vielefs verglichen, und keine Abweidiung von einiger Ab-
'deutung gefunden. — Druck und Papier sind lobenswerth, der
Preis -^ 22^ Sgr. — für das geheftete Exemplar mit Musitibei-
lage (S. 312. Vorr. XLVDI. Musik etwa 30 S.) scheint uns nicht
SU hoch zu «ein. Die 24 Chorale der ersten Ausgabje sind von
dem Gesanglehrer am Gymnasium zu Coesfeld G. Fölmer vierstim-
mig gesetzt. Und so möge dieses Buch auch neben den Bearbei-
tungen der Lieder unsere Dichtere zahlreiche Verehrer finden,
„denn die dgentliche Melodie der alten Verse, der geistige Hauch,
der an. den ureprunglichen Wörtern und SatzfEigungeh haftet,
kssen «ich nicht fkbertngen und überarbeiten.^^ Das Titelblatt
der dem Gymnasium an Trier gehörigen Handschrift ist mitgetheUt.
Coesfeld. Teipel.
Seyfferd Aretalogns. %7
ARETAL06US sive Efiigrammaia et Senteniiae No-
stratium Poetarum Latine Reddita. EdidU MaarUwM
Seifferttts* Brandenburg;]. Samptas fecit Adolphus Mneller. 1841.
' Motto: Qui dadryulta« et non le^s lata libenter,
Omnibiu» invideas 9 LiTide, neno tibi*
- Martjal.
Die tFahl des Titeb Aretalogas beruht auf dnem Sehen*
Aretalogi nimlich hiessen bei den Römern gewisse kurzweilige
Philosophen oder philosophische Spassmacher, arme Schlucker-:-
^^Yexat soES aretalogos maligna^^ — , die an der reichen Herren
Tische sassen und die bonne ch^re durch bons mots, meist in der
Form von Sittensprüchen Torgetr9gen , zu würzen und zu Tergei-*
ten pflegten. Bescheiden und verbindlich hat Hr. S. selbst die
Rolle eines Aretalogus übernommen ; die reichen Herren, denen er
seine Aretalogien mit einen höchst eleganten Dedicationsgedichte"^)
darbringt, sind der Herr Oberbürgermeister Ziegler zu Branden-
burg, ein Mann, der mit seltener Liberalität die Humanitatswis-
senschaften in seinem Kreise au hegen und zu pflegen weiss, und
der Herr. Director Braut^ unter de^en Auspicien das Gymnasium
zu Brandenburg zu seiner jetzigen Celebrität gelangt ist. So viel
glaubte ich über die Wahl und Bedeutung des Titels voraus«
schicken zu müssen, der auf den ersten Blick allerdings etwas be-
fremdlich erscheinen kann. Nun könnte ich mir das Vergnügen
machen , zum Eingang unsrer Anzeige ein wenig gegen solche zu
declamiren, welche das heitre Geistes^piel der lateinischen Yersi-
fication überhaupt als eine unnütze Arbeit verdammen oder alz
eine nichtsnutzige Spielerei verachten; und mancher würde diese
Gcdegenheit nicht unbenutzt vorüber k^en; aber vor diesem Ge-
meinplatze wollen wir uns wohl in Acht nehmen. Dagegen denke
ich gegen diejenigen zu schreiben, die etwa speciell gegen die Ai*
teinischen Verse des Dr. Sejffert etwas einzuwenden haben soll-
ten, wie ein gewisser „Lividus^^ gethan; doch nicht in einem eln-
*) Quod qaondam coiait genas leporom
Gentifl Romuleae beata mensa,
Quo nee maximus Imperator orbis
Condimento epolis carere novit:
Hoc qnidam veteris refector aevi
Vohia nnnc refero diooqne optfllain
Saminis assidaus cliens patronii.
8ic ^ paUperior deoere cnltos —
Vexat sors aretalogos maligna —
Et si quid triviale cantÜena
Boctae sordidios sonabit anri,
8i tota a studio venit placendi,
Vt9lm Ine« niteiM plaoere diseet«
288 Nealateiniiche Poesie.
leitendeil Vorworte, sondern durch den ^nzen Inhalt ungrer An-
zeige, meineich, werden die etwaigen Ansichten dieser bestrit-
ten werden.
Mit welchem Geschick und Gluck — denn das Geschick allein
Ihat's freilich nicht — S. seine Aufgabe gelöst hat, springt dann
besonders in die Augen, wenn man seine Uebersetzungen mit den
Leistungen anderer, namentlich mit den oft wahrhaft grässlichen
lateinischen Versen Ton Feuerlein und den iibrigens ganz lobcns-
"werthen Bestrebungen Welckers vergleicht, wo diese sich an eben-
demselben- Stoffe wie Seyffert versucht haben. Es mögen hier
zum Belege einige Proben stehn.
Theophanie (p. 28.).
Zeigt sich der Gluckliche mir, ich vergesse die Götter des Himmels ;
Aber sie stehen Tormir, wenn ich den Leidenden s^h*
Feuerlem : S^um , cernens faustuip , coetüs oblitus Olympi,
Obvio at infausto , est obvias ille mihi.
(Wie mag wohl F. diesen Pentamenter gelesen haben, um das
Komma hinter dem elidirten o hören zu lassen!? — )
JFdoher: Me, iriso felice, tenent obliria Divinm;
At , mihi conspicitar dum miser , ecce Dei !
Sesffert: Öccurrat felix , abennt mihi pectore divi;
Adsunt, ut miseri se obyia imago tulit.
Inneres und Aeosseres. (p. 28.).
,',Gott Bur fliehet das Herz.'' — Dram eben, weil Gott nur das Herz
sieht,
Sorge, dass wir doch auch etwas Ertagliches sehn.
F,i „Corda Dens cernit''. Qtiare, "qnod Hie haec modo cemit,
Cora, ut, quod decet, in te quoque cemat homo.
(Wird man durch das Cura, ut, quod decet, in nicht an den
Reimvers erinnert: ' „Hans Sachs war ein Schuh{macher und Poet
dasBu'*?)
W. : „Cor cernit tantnm Detu !" En age , propterea fac,
No8 quoque cemamus nü mediocre, precor. ^
S,: Ipse deus mentem, quae sit, yidet« Brgo age, nobis
Nonnihii ut liceat posse yidere, yide.
Das Distichon, (p. 34.) -
Im Hexameter steigt des Springquells flussige Säule;
Im Pentameter drauf fällt sie melodisch herab.
F. : Exsilit hexametro fontis spumoea columna,
^ Pentametro deorsum deinde sonora cadit.
^•: Surgit in Hexametro fontis liquefacta columna,
Atque in Pentametro consona deinde cadit.
S,: Emicat hexametro saliens Heliconias unda.
Pentrametro rursus lapsa sonora cadit.
fileyiera ArlstAlogQs. 289
(Obne uDg ianvi e^suIaMeB, He Vorsüge der Ddi^etiutfg voo
Sejffert, die ja auch euieiB bl&deo Aoge von selbst einleticht^n
pQiseo, et^ffFdn naislMiiweiseD , machen wir nur auf das sjtat^ des
seWepyead^. und, niehjtssafendea dei^de cadit so g]U§i|i^f^ ge-
. Nun möchte ich gern noch einige vorzugsweise gelwigene
üebersetsungen mittheilen, muss aber offen bekennen, dass mich
die zu treffende Auswahl einigermassen in Verlegenheit setzt.
Nur sehr wenige Verse finden sich im Jiretalogu»^ die nicht ihre
eigenthiimüche Schönheit Initten und nicht als TorzUglich gelun-
gen bezeichnet werden könnten, und es ist gar leicht möglich,
dassy wenn mir das eine oder das andere der Spigramme beson-
ders ^iROblgell^Ut, einem andern andere noch besser gefallen.
Diess soll mich indessen nicht abhalten, auf gut Glück Giniges
herauszuheben.
S. 2« : Wenn einer sich wohl im Kleinen deucht,
So denke , deir hat was Grosses erreicht.
8i quem parva tenent animique est laetus in Ulis,
lUe mihi magnam magnas adeptas homo est.
(Ein Anfänger würde statt animiqixe est 1. gesetzt haben anhnua-
qneest'l.y, ■-'-•■••- '.:.-'..'i >
S. 5.: Zwischon heut.und morgen » . *
Liegt eine lange Frist.
Leriie schnell besorgen,
Da da noch munter bist.
Quam longe distant hodiemae crastina luci.
Disce yigil curas deproperare tuas.
(Wie schön und c^genthumlich ist das deproperare gesagt !)
8*26.: Orabschrift.
Als Knabe verschlossen und trntzig,
Als JangHng anmasslich (Und stateig,
' Als Mann za Thaten wütig, •. •
Als Greis leichtsinnig und grillig. . '.
Auf deinem Grabstein wird man lesen:
Das ist fürwahr ein Mensch gewesen. «
, Trux puef et tectus, juvcnis arcectus et audax,
Vir gnatus^ tristis curalevitate senex:
Illios iiifcriptus statuetur cavmine cippus?
Hie Situs est hominis AkMUifie' dignos homo.
(Das trus puer fRr trutzig ist unübertrefflich und arrectus dem
s/fi^2t^ aufs Haar entsprechend.^ Beachtung verdient ferner die
Wendung tristis cum lefitate und besonders auch das iiiius.)
S, 35.: Das Ecle^ment. ...
Bett einen Frosch auf einen w^i^en Stuhl, . s . : . ^ .
Br hupft doeh nieder Ja den schwarzen Pfuhl. -
N. Jahrb. f. Phil, w. Päd, od, KrU. BibU Bd. XXXIV. Hft, 3, 19
290 Neulaieinische Poesie«
Qnamvifl sablimem solio «plendente reponas,
DemlH in .nigram rana relapsa lacam.
(ht Au relapsa nicht zum Lachen schon 1 — Man hört den
Sampfhupfer hiueinplatschen in das Wasser , und durch' das un*
mittelbar Torbergehende rana und das folgende lacum wird die
Wirkung noch Terstarkt.)
8.38; Leer lärmt am meisten«
StoMt da ein leeres Fass, dröhnend wälzt sich's um und om;
Ist mit Wein es angefüllt y bleibt es liegen fest und stumm.
Oifendas vacunm , sese strepitumqae Toiotat,
Sin plenus Baecho , stat sine Toce cadus.
(Das sese strepitumque volutat ist eben so originell als schön Ter«
blinden und durchaas probehaltig.)
S. 40: Schätzung des Lebens«
Kein schönes Leben wird gefunden^
Zerlegst du es in Tag und Stunden«
Si solidam frangas horasque diesque secando,
lUa nihil veneris vita joainuta feret.
(Das solidam frangere, das horasque diesque secare, woför ein An-
fanger in horas bringen würde, das iiia endlich macht dem Ueber-
setzer alle Ehre; am meisten aber hat er seine Genialität durch
das hinzugesetzte minuta bekundet. Wie schön gehen hier die
eigen^iche und die tropische Bedeutung des Wortes in einander!)
S. 63: Freunde.
Freunde, die das Glucke macht, sind kein rechtes Meisterstucke,
Wenn sie nicht zuvor beschaut und bewahrt das Ungelucke.
. Candida quem facinnt , non factns amicus ad unguem est,
Nttbila ni »pectent tempore et ante probent.
(Ein Meisterstuck von einem Freunde — amicus ad unguem f actus:
ich glaube nicht , dass eine bessere oder auch nur eine andere
gleich gute, so in allen Beziehungen und nach allen Richtungen
bin treffende Uebersetzung denkbar warel)
Ob sich im Aretalogua auch weniger Gelungenes und Feh-
lerhaftes findet 1 — Auch damit kann er dienen, und diejenigen,
die kein Buch lesen können, ohne in demselben auf Fehler Jagd zu
machen und lieber zehn schöne Stellen als einen einzigen Schnitzer
missen möchten, auch sie mögen sich das Büchlein immerhin an^
schaffen» Vielleicht finden sie noch etwas , was mir entgangeo
ist. Was ich noch anders wünschte ,' ist etwa Folgendes.
. Gleich der erste Vers (p. 1.) Ecqua mihi merito sit leddita
gratia, quaeris? leidet an einer Zweideutigkeit, insofern meriYo
entweder Participium oder Substantkum sein kann; im zweiten
FaUe wäre mihi Dat. ethicus. SUtt merito war merenii zu setzen :
Ecqua mihi, quaeris, sit gratia capta merenti. — Die Stelle (p«l«):
Mente quid iaventma perfectnm pectoris ardor»
QoaQ discüy constans. scire sed illa dabit«
erinnert dutcb ihre UnTerständlichkeit an du alte Rebare fari acio^
«t f abare nescio. Da« Deutscbe heisst: v
Mit I4i9.be endigt man , ^as man erfunden,
Was man gelernt, mit Sicherheit,
und man wird folgendermaassen constmiren müssen : Mente quid
(aliqnid) inventum perfectum dabit pectoris ardor, sed illa, quae
jdiscis^ constans scire perfecta dsbit; docb balte ich con^tane
ßcire^ for sicheres Wissen gesetzt, für ünlateinlsch. •. — In dem
ersten Epigramm, auf S. 3. ist der Gegensati zwischen dem gros*
een Haufen und den andern einerseits und zwischen gehen lassen
und lavfen lassen andererseits und damit meiner Ansicht nach die
eigentiiche Pointe Terloren gegangen. Auch ist es eine störende
Härte, dass die Ablatt. absoll. desertis sodalicüs nicht auf das
grammatische Subject turba^ sondern auf das logische Subject des
Satzes bezogen werden müssen. — S. 5. lesen wir : Non 9eri
quisquam, magnus at esse cupit; aber magnus gehört in das erste
Crlied zu fieri^ zu interpungiren Non fieri quisquam magnus, at
esse cupit ^- ad modum Feuerleins — erlaubt die Cäsur nichtf
mair wird also sagen müssen: ^ '
Non neri magnus, quisque sed esse cupit.
Das 4octa p* 6. ist wieder zweideutig , man weiss nicht, ob es als
Attribut oder als Prädicat (== edocta est, so dass es dem novit
parallel wäre!) zu dissertatio geboren soll. — S^ 7. ist nosse
deum fugit hunc^ um nosse deum non potest hie auszudrücken^
anvifoXfiycDg gesagt. -^ Petenti p.. 9. soll sicher dem Strebenden
heissen; gleichwohl wird jeder durch die Verbindung, in der 69
steht, namentlich durch das de der int AW geneigt werden, es in der
Bedeutung dßm Bittenden zu fassen. •^. S. 10. ist durch haec —
illa fat jene ^ — diese {%\cX) die Beziehung, wenn auch keineswegs
Terkehjrt geworden, doch umgekehrt worden; wir fragen: quo
jurel ' — Füjr die Syntaxe fac — caveto (p. 17.) weiss ich keine
Autorität — S. 20. steht ein kurzer Yocal (age) am Schlüsse des
Pentameters, ebenso. p. 28. (tuä), p. 35. (pede), p. 37. (fugä),
p. 44. (fuge);\gegen die strengere Regel findet sich auch einmal
eine Kürze (volät) am Ende des ersten Hemistichii des Pentame-
ters (p. 67.)« — S. 22. ist das substantivisch gebrauchte mea
(meine Siebensachen^ so gesetzt, dass jedermann gfeneigf sein
wird, es adjectiyisch zu fassen und aus dem Vorhergehenden
decora dazu zu nehmen. — Das Epigramm „Die Sonntagsldnder^^
(p. 33.) besieht aus «wei Distichen , von denen jedes einen Ge-
danken abschliesst. Diese Gonformitat^ist in der Uebersetzimg
zerstört, indem an den zweiten Vers, wo ein Punctum steheo
sollte, noch d^r dritte mit einem Relativum angeleimt wird. —
Perfida,amicUioefuga für perfide fugiens amidtia (p, 37.) ist za
8chwungl^lft für das Epigramm. — S. 39. heisst es: Si servare
19 ♦
292 Franrosisclie Sprache.
Tole8,ne qm sim flamfae lapaus Qnaere, «ed hac ocnloa, gud
modo nier|;or, habe. Man lese: qua modo mer^or. — S. 43. ist
nach exierat das den Sinn ginxlicb entstellende Komma lu strei-
chen — • ,, Ams adest^^ Mario Tates cecinere (p. 54.) tarflnem
ade98e mochte wohl f&r unlateinisch sniialten sein. — Dass man
p. 65. zu deest acies aquilae aus 3em Yorher^henden eui er^n-
sen muss, erscheint mir als eine kaum erträgliche Härte, — Fnr
Et stidtus facile et sapiens plus meiite regendus (Leicht Ist ra
lenken der Thor und leichter mit Gr&nden der Weise) wird xn
setaensdn:
Et stultns facile et sapiens mage mente regetur.
Der Aretalogus giebt auf 76 Octav-Seiten Epigramme und
Sentenzen von Goethe (p. 1—25.), Schiller (26—34.), Wilhefan
MOUer (35—45.), Herder (46^50.), Lesshig (51 — 55.), Logau
(56—68.) und Verschiedenen (69—76.). Die von Sejffert ge-
troffene Auswahl ist in jeder Hinsicht höchst glücklich zu nennen»
Nur ein paar Spruche von Adolph Bube sind mit untergelaufen,
die so ,,triTiaI^^ sind, dass die von Sejffert In der oben üiitgetheil-
ten Dedication ausgesprochene «Hoffnung, dass sie dOrch die i^lux*^
des „snmmus rerum Brandenburgicarum moderator^ und des andern
,^8ummus patronus^^ einigen Glanz gewinnen werden , an diesen
schwachen Sinnsprüchen (um nicht „schwachsinnigen Spruchen^^
zu sagen) schwerlich in Erfüllung gehen wird. Papier und
Druck 9 "wie Alles, was aus der Müllerschen Officin hervorgeht,
splendid.
Wir wunsdien vom ganzen Herzen , dass das Buchlein die
Erheiterung und den Genuas, den wir demselben verdanken, recht
vielen bereiten möge, und dass Sejffert auch fernerhin die Lust
behalte, seine Musestunden mit jener „animi adversio humanissima
^t liberalissima^^ auszuf&Uen^ zu der er in einem so ausgezeich-
neten Grade befähigt ist.
Nauok^
i$$enäehafiliehe Sgntas der französischen
Sprache von Dr. Phüipp Sch^n. Essen, G. D. Badeker.
• 1840. 394 S. 8.
Eine begr&ndende *) Behandlong der firanzosbehen Syntax
ist nicht blos eine willkommene, sondern, ins^rfem diese in ^e
*) Eine solche ist die yoriiegende, keine wiascM^itftlkhe^ wie der
Verf. sie nennt. Die wissenschaftliche Sjntax hat die Sprache, als die
Manifestation des menschlichen Geistes, als einheitliches Ganzes sowohl
iii ihren historischen Krisen, wie nach ihrem innem Gehalte an b(^
trachten. ,,Die Tvissenschaftliche Forschung , sagt Bemkardg (Wissen-
schafUiche Syhtax der ^echischen Sprache p. 1.) , erkennt in der gnt^
Sclufflin: IViiMiisch. Syntax der franx. Sprache. , 203
Terhtkniiie des socialen Lebens so tief und niielil% eingreifsnde
und nach allen Richtung^en hiü so unentbehrliche Sprache neben
ihrem materiellen Einflasse auch eine formelle und klassische
Geisteseniwickelun; ersielen soll, sum Bedürfiiiss gewordene Er-
scheinung in der päda^ogiBchen Literatur. Denn dass es siir
fründlichen grammatischen Ausbildung nicht ausschliesslich der
alten Sprachen bedürfe, und bei richtiger Methode die neueren
mit in den Kreis derjenigen Disciplinen gesogen werden können,
die vorzugsweise die harmonische Entwickelung der Seelenkrafte
ho Auge haben, hat namentlich der mit klassischem Geiste aus-
gerüstete H^agner in seiner neuen englische^ Sprachlehre bekun-
det'*',) und aus triftigen, hier nicht weiter zu besprechenden
Gründen selbstauf Gymnasien mit dieser Sprache den Anfang im
Sprachstudiam überhaupt so machen in Vorschlag gebracht. Für
die eigentliche Begründung der franaösiscben Syntax ist bisher so
gnt wie nichts geschehen, theils weil sich Niemand des Bedürf-
nisses einer auf allgemeine Denkgesetse zurückgeführten Betrach-
tungsweise dieser Sprache I>ewus8t war, theils weil man die bewei-
sende Darstellung einer von den Schlackep der Zufälligkeit nicht
goreinigten Sprache in Zweifel gesogen und streitig gemacht hat:
Auf französischem Boden namentlich seheint man keine Ahiiang
einer solchen begründenden Sprachanschaoung zu haben, und die
Nationalwerke; Grammaire des grammaires, und neuerdings noch
die grammaire nationale , sehen die Grammatik nur als den Inbe-
griif einer systematischen Zusammenstellung von den in guten
Schriftstellern ungeordnet sich vorfindenden grammatischen Er-
scheinungen an. Spricht doch die letztere **) ihre Methode bei
der Behandlung unverholen aus. G'est une affaire de goüt et
d*harmonie, heisst es bei verschiedenen Ausdrucksweisen; ein an-
deres Mal: Voulez-voHs des r^les^ observez les faits! Und
wiederum, wo von en beim Gerondiv die Rede ist: Fanalogie
seule peut instmire , et l'uistinct dirlge mieux ^ue la raisonne-
ment* — C'est surtout ici
. • • LalMont les doctenrs Ubrement pratiquer
L'art de ne rien comprendre et de tout expliqoer*
Wenn der Unterzeichnete Angesichts solcher Erscheinungen
in der Behandlungsweise der eignen Grammatik von französischer
duflchen Syntax un kmutreichea and in umfassender Anschauung durcli-
gebildetes Ganzes, dessen Begriff^ und Gesetze nach den Grundlagen
der charakteristischien Literatur -Perioden auf historischem Wege au er-
mitteln sind, und dessen Inhalt im syntaktischen Organismus der Substan-
tiven und attribntiTen Redetheile und der Satzlehre erschöpft isf
*) Vergl. dessen Vorwort' zu Melford^s vereuifachter englischer
SpracUohre.
*0 Vgl. SMflm'B Vorrede.
204 PranzdffiBche Sprache.*
Sefte ^as Forschen dentfteher Sprtichkenrief adf diesem GeMete
ins Atige fasst, so Icann er slch^'eines gewissen unbehsglielieii Eio-
driic](S, den französisclie Sj^i^acliforsclinng gcgenufoef den ünter-
snclinngen in der alten literatur ton jeher auf ihn gemacht hat,
ton Nenem nicht erwehren. ' Wahrend man in Franlcreich jede
ernstere Forschung mit vornehmer Geringschätzung bespöttelt,
treten wir in die Schrauicen imd suchen den Franzosen die Logik
ihrer Sprache nachzuweisen ! — Doch wir wollen von der leicht-
fertigen Methode der französischen Grammatiicer. absehen, und
ihrer Sprache wegen ihrer Wichfiglceit, als Organ ikst der civili-
sirten-Wett^ wegen dei* Bedebtsamiceit ihrer Literatur und ab
geistigen Biidungsmittels überhaupt volle Gerechtigkeit widerflih-
ren lassen. Die Sprache hat sich als der Ausdruck und die Offen-
barung des unmittelbaren menschlichen Bewusstseins arganisdi
und nach den Kategorien des Verstandes entwickelt und kann sich
insofern, wenn sie auch in Ihrer historischen Entfaltung unter
iusserm Einfluss durch Convenienz^ Willkür, Laune, atich Misa-
verstand, den Ansatz von Zufälligkeit dulden muss, dem Vto^udi
einer wissenschaftlichen so wenig wie einer begründenden Behand-
lungsweise hartnädtig nnd durchaus entziehen. — Der Verfasser
des hier anzuzeigenden Werkes hat ohne namentliche Verarbeiten
und ohne Benutzung etwaiger Hüifsmittei die Muhe nicht ge-
scheut, die französische Stmcturlehre nach den Gesetzen der
Denkart zu betrachten, nnd die Resuhate mehijShriger und
schwieriger Studien hier vorgelegt. Schon sein rühmlichst bekann-
ter IName und selbe nnzweldeutigen Verdienste um Bef5rdemng
des französischen Sprachstudiums erwecken von vom herein eine
günstige Meinung und berechtigen zu der Annahme tüchtiger nnd
tirohldurehdachter Leistungen. Und wirklich liefert die ganze
Arbeit deii Beweis von der Selbstständigkeit und Eigenthumllch-
keit in der Auffassung des Verfassers ; ein nei<er Geist weht
durch die ganze Schrift nnd ist über fast sämmtliche Erscheinun-
gen in der Sprache gegossen ; selten findet man sieh auf heimi-
schem Boden. -^^ Indess soll doch mit dieser allgemeinen Cha-
rakteristik des Buches nicht sofort ein unbedingtes Lob zu Gun-
sten des Verf. ausgesprochen sein; es bleibt vielmehr,, bevor wir
' 9ur Darlegung des Inhaltes, übergehen, im Interesse der Wahiv
heit, die Frage zu erörtern j ob demselben die in Anspruch ge-
nommene Einräumung, dass sein Versuch, was in der französi-
schen Sprache bisher fut zufällig gehalten wurde, als nothwendHg
darzustellen, und so, was man mit dem zur Bequemlichkeit ein-
ladenden Worte Spraohgefbrauch benannte. In sprachlich - logi-
fiches Gesetz zu verwandeln , die Möglichkeit des Gelingens dar-
gethan habe, so unbedingt zu Theil werden könne, als ihm Nie-
mand streitig machen wird, dass der Zweck des Versuches werth
war. Wir müssen die Möglichkeit des Gelingens des vom Veef.
angelegten Planes als eine Mos postuUrte, im concreten Falle nie
fifchifiQui: 'WisMoacii« %atAZ der frans« Sprache. 20^
mm AhmMaw kominenile Auf|fabe betrtushtoiy und «bid im
Qlmhens^ und dinreh die LecISre des Torliegeoden Bm^hes nicht
ton der Unrichtigkeit unserer Ansicht ühenseugt, dass die Sprache
nicht minder wie die auf dem Boden des menschlichen Geistes
erwachsene Religion in ihrer geschichtlichen Fortbifdung sich
allerdings zufällig entstandene Anwüchse — insofern wir zufällig
nennen, was wir von keinem hinreichenden Grunde .abzuleiten
vermögen — hat gefallen lassen miissen. Diese haben einen histo-
rischen. Charakter angenommen, sind ein traditionelles Vermächt*
niss geworden und haben ihre durch alle Radien der Entfaltung
erworbenen Ansprache an die Gegenwart, so dass es selbst einem
Sprachreiniger nicht gelingen . möchte , . sie . alle fortzuschaffen«
Cnd so meinen wir denn, dass alle bisher «dem Spracbgobrauck
Tindicirten Eigenheiten in logisch -noihwendige Gesetze umwan^r
-dein ifu wollen, ein eitles Beginnen bleiben dürfte. Dem Verf>
wenigstens ist es nicht gelungen, und er selbst kann hin und wie-
der der Annahme einer Sprachlaune und Spi^achwillkur nicht aus-
weichen. Nach unserm Dafürhalten wird sich demnach ein be?-
sonnener Sprachlehrer von der. oben berührten französischen
Leichtfertigkeit, wie von dem SchiffUnaeken Rigorismus als zwei
«eföhrlichen Klippen gleich weit entfernt halten. Für die Wis-
senschaft ist es nothwendig, auf kritischem Wege die Grenz-
Irchejde zwischen dem, was als unmittelbarer Ausdruck des Gei*
stes rein logischen Charakter^ und dem, was> sich aus irgend
welchem äussern Grunde zufallig in die Sprache eingeschlicheii
hat , , auszumitteln und festzustellen ; und da muss man mit einer
Strenge verfahren , die sich . nimmer selbst genügt. Die vom
Verf. befolgte Methode des begründenden Verfahrens ist bei
unverkennbaren Irrthümern für die endliche Aufhellung französi«
scher Sprachprobleme ungemein erspriessiich geworden. Seme
Theorien haben zwar bei allem Trefflichen liin und wieder nur
eine relative Bedeutung; sie sind zum Theil als nicht aus der
Sach^ mit Nothwendigkeit hervorgegangen unzweckmässig , unzu-
lässig und irrig. Bedenkt man aber, dass der Verf erst eigent-
lich die Bahn gebrochen bat, dass die Theorien bei sprachlichen
Gestalten überhaupt nur zu oft Irrlichter sind, und sie erst ganz
gelingeu, wenn man das ganze Gebiet alier möglichen Fälle über*>
schaut und das gemeinsame, oberste Princip zu abstrahiren ver-
mocht hat: so wurde es undankbar nein, die Frucht tiefer und
ernster Studien wegen einzelner Mängel und Unvolikommenheiten
nicht freudig willkommen zu heissen und wohlwollend aufzu-
nehmen.
Wir wollen nach diesen einleitenden Worten das über den
Werth der Schrift kurz Angedeutete dadurch näher zu begründen
suchen , das« wb dem Verf ins Einzelne folgen , und das Buch
seinem Inhalte nach In den Haupt- und charakteristischen Ziigen
vorlegen und mit unsem Bemerkungen begleiten 9 wobei wir
206 F««iiid:Bisoke Sprache.
Jedoch 'ii\M Adi^die Auf Mifdite VoOitimfiglntt atdic^ii, da
Andere Mehl des Lobene ohd des Taddni mehr aufkiifiode« im
Stande gein werden. UebrigeniB werden wir nnaere Ansichten mit
all der OiFenheit und Frelmüthigkeit Tortrageq, zu der efai als
wlsseetchaftUcii sich>an1(Qndig[endes Buch überall und su jeder.
Zelt befeehttgt, und die der Verf. andi in seinem eignen Beducf-
nlM geltend gemacht hat ^
Dto gaase Buch ist in 15 Ctfiitel getheilt, denea ein Anhang
und 2üm Sdiluss ein Register beigefügt ist, das mr Aufsuchung
des durch die Arbea^ aerstreutea Mataials eine erwiinaehle fir-
Idcfatemsg gewahrt.
Erstes KapUel. Haapiw^rt. A. Begriff des H. § 1—8.
0er Verf. geht nach einer dürftigen Definition des Substantivs,
die er an einem Gattungsnamen utschaulich macht, wo wir einen
abstrakten Begriff mit bericksichticht wünschten , sofort zur Em-
tfaeflmie der Hau|ltwdrter hadi den Gegensätzen des Gleichen,
Aehnlichen und Ungleichen in drei Klassen über, und giebt die
Fälle an, wenn die Gattungsnamen, Eigennamen, Abstreiten nhd
Sammelnamen in den Gegensitzen det Gleichen, Aehnlichen,und
Ungleichen stehen, ohne indess nachzuweisen, was ihn zu solider
Eintheilung yeranlasse, ob sie hotii wendig, und nach welehem
Princip der Gegensatz zu machen sei. Wir gestehen gar nicht zu
wissen, was mit ihr bezweckt werde. Auffallead wird diese Ge-
gensatztheorie um so mehr, wenn man weiterfaiu'liest, dass die
*g;anze Lehre vom Artikel an dieselbe geknüpft, die Stellung der
Adjektive mit ihr in Verbindung gebracht, und' die Prilposition
de z. B. in ville de France <§ 6. 6.) und gar beim Infinitiv nach
einem unpersönlichen Zeitworte (il Importe d'interpr^ter etwa im
Gegensatz von de juger), wieder anderer Fälle, die unten zur
Sprache kommen sollen, nicht zu gedenken, von ihr abgeleitet
wird. M«n sieht leicht ein, dass mit solchen Gegensätzen AUoa
anzufangen ist, und dass, wenn man so geneigt ist. Alles in Be-
zug auf einen möglichen Gegensatz zu bringen, es wohl kein
Wort in der Sprache geben magj wo er nicht bei etwas Scharf-
sinn nsohzuweisen wäre. Auf uns hat die Aufsnchung der Gegen-
sätze eitlen sehr unangenehmen Eindruck gemacht; und wir glau-
ben, dsss viele uns beistimmen werden, wenrn wir bebaopten,
man müsse bei der Betrachtung sprachlicher Formen nicht von
dem Hintergrunde, aus demuns diese mög^cherwekte: erscheinen
können, ausgehen, sondern dass man nach den Verh'IMnlssett und
Beziehimgen, in denen sie wiillich auftreten, das gdstige Auge
zu wenden habe.
Bv Apposition. §9—15. Mit Vergnügen hat Ref. diese §§
gelesen, namentiich § 12., wo über die Leiehtigkeit der Franso-
aen, Merkmale, die durch Hauptwörter auszndrückeniiiiid, durch
Anwendung der Apposition auf einen Gegenatand zu übertragen^
geredet wird: CJn rol enfant, un prinoe philosophe. Aehnliche
■
Sdufilin: WiaoeiiBcli. Syntax iier frans. Sprache« 297
FUle bil mm im Ltteiidichen , po^ta phUiMophat, nfid'Bf^n
Homer kennt einen äv^Q ßatülwg. Wir wui^en die letsteren
Sachen ) die doch gar tu. bekannt aind, hier nicht erwibnen, wenn
nicht neulich die Vennulhung aufgestellt wäre, ßMiMvg in ael-
cher Besdehung habe su Homers Zeiten noch eine adjektiTische
Bedeutung. Durch -die Annahme eines Adjektivs wird dem Sulr-
Btnntivbegriff ein wesentliches Ingrediens der Abgeschlossenheit
entaogen ;. erwird \, wenn wir in ihm eine Seele, eine Persönlich-
keit mit freier Selbstbestimmung gewahren oder vcnranssetsen,
snni' blossen Moment seiner selbst herabgesezt. — Dem überaus
kühnen ysifiov kipißog aber bei Theoerit« 21, 12. setsen wir das
Shakspenresche infmai rind im Romeo als Analogon tat Seite.
Leicht wkrd man Sohifflin «udi beisttmmen, wenn er.§ 13 f. in
mardiand nngkis das AdjdEtiv wie aHe Nation- Adjektive in ihn^
liehen Vtobindungsw^eh isher für Substantive als Adlditive halt.
Anders ist es freilich , wenn sokhe Adjektive (§ 15.) su Sachen
^fiigt werden als livre fran^is. Wenn der Verf. meint, in sol-
chen. Fällen bexeidme dl» Adjektiv eine nationeile Eigenth&m-
iichkeit, wo hingegen von Landes- und Kunstprodukten die Rede
eei, misne man de mil dem Landesnamen gebrauchen, so war
die Sache doch etwas* weiter au untersuchen, und das Yerhiltnisa
dies Adjektivs aum Bestimihangswort Im €lenitlv einer imheren Be-
trächtnag zu imterweif en ; jeglichenfalls könnte sie an interessan-
ten Resultaten führen. d£b Apposition setzt zwei Substantive,
von denen das letztere eine Jm Wesen und Umfang des erstem
aufgehende Untersdiiedsbezeichnung enUiält , in das namlidie
Verbaltniss, und gleicherweise druckt das Adjektiv eine dem Sub-
atantiv nothwendig oder zufällig inhärirende Eigenschaft aus,
wünread der Genitiv nur das Verbaltniss zwischen verschiedenen
SubstiMitiven anglebt, so dass das eine durch die Hinzufügimg des
ändern näher bestimmt wird. So kann unter Umständen das in
deii Genitiv gesetzte Substantiv die Kraft und Natur eines Ad-
jektivs annehmen, wie der Vergleich verschiedener Sprachen
lehrt. Indess fühlt man doch einen Unterschied zwischen Appo-
aitions-, Adjektiv- und Genitiwerhiltnissen. Ein ministre fran*
^is ist augleich ein Franzose, ein ministre de France kann ein
Deutscher scSn. Bei acier d'Angleterre denkt man nur an Eng-
land als den Boden imd die Heimath des Stahles, bei marchan-
disea anglatees, die Napoleon prohibirte, an Waaren, die einen
englischen Cliarakter an sieh tragen. Der Genitiv druckt also ein
Abhangigkeitsverhältniss, das Hervorgehen des einen Snbstantiv-
hegriifs aus dem andern aus, oder die Kraftäusserung des einen
an dem andern, und es ist nicht einerlei, welcher Ausdruckswelse
man sich bedient, und wenn man neben vin d*ltalie, de France
auch vin grec findet, so ist die Auffassung und Vorstellung nicht
dieselbe. -— .
ZvHtUes Xapiiel. Artikel. A. Begriff des A« § 16 — 21,
298 Franz 0« 10 che fi^praclue. .
Der Verf. zeigt, wie derselbe den Gefenwitz des Gleioien^ des
AelinUchen und des Ungleicbea. lierveriiefyt. Der durch' den Ar-
türel bexelclmete Gegensats des Gleichen ist asufäiiig (Leihe mir
das JBuchy das u. s. w.) , des Aehnlichen wesentlich {dae Eisen
isi härter als das Ooid; die Deutschen können hier auf die Her-
Toiliebung des Gegensatzes verzichten), des Ungleichen neth-
wendig {die vierfässigen Thiere gehen^ die Würmer kriechen;
üUGh hier kann der Deutsche den Artikel entbehren). In einer
Anmerkung macht der Verf. darauf aufmerksam , dass die ganze
Theorie des Artikels, wenn auch nach versehiedenem Grundsatz
und mit Modificationen, sich auf die Hervorhebung dieses drei-
Jachen Gegensatzes rednciren lasse. Wir können nicht beistimnien.
Der Artikel als solcher, .und nicht in seiner Identität mit dem
Pronomen, ist ein unwesentlicher RedetheH, und hat nicht ein*-
mal, wie der Verf. § 16. meint, die Kraft, den im Substantiv
befindlichen Gegenstand hervorzuheben. Wie soll iich auch die
Schweiz von Deutschland unterscheiden 1 Daher kennt die latel^
nische Sprache notorisch, und die altgriechischä aller Wahr-
scheinlichkeit nach gar keinen Artikel. Etwas anderes ist es,
wenn derselbe demonstrative Kraft hat« In dem Falle hat er ddi
aus dem Pronomen , wie man dies im Griechischen schon längst
gefühlt hat, entwidcelt, und im Lateinischen kann man des Nach-
druckes wegen geradezu das Pronomen gebrauchen {gieb mir das
Buchet das ü. s. w.). Wo der Artikel seine demonstrative Bedeu-^
tung verloren hat, dient er dazu, den im Substantiv liegenden
fiegriff zu modificiren , hat abelr mit der, Hervorhebung eines Ge-
gensatzes gar nichts zu thnn. Daher sagt mau das Eisen ist här«
ter als das Gold und JEisen i. h. a. Gold; er bezieht sich also
blos auf das Substantiv. D^r Verf. verfolgt nun seine Theorie
B. bei Gattungsnamen, C. bei Eigennamen. Diese- theilt e^ in
mobile und stabile , von denen die erstem Eigennamen umfassen,
di^an und för sich zu unbestimmt und schwankend sind, als das«
darin ausser dem Namen noch besondere Mericmale entdeckt
werden könnten, die tauglich wären, sie einander entgegenzu-
setzen, die andern solche begreifen, deren Gegenstände schon
dadurch , dass sie genannt werden , ihre Verschiedenheit hervor«
heben. Die mobilen stehen ohne Artikel , die stabilen erfordern
ihn. Wir können diese Unterscheidung nicht billigen, und sehen
nicht ein, warum man Rousseau, Guizot, Napoleon neben la
France, TAngieterre u. s. w. sagt, sind vielmehr der Meinung,
dass alle Eigennamen an und für ^ich ohne Artikel stehen , der-
sdbe aber, wo er sich findet, th^ils — jedoch ohne festen
Grundsatz -^ als Artikel der Auszeichnung dem Eigennamen sich
zugesellt (was der Verf. § 28. d. von Beispielen , wie le Fort,
le Sage, annimmt^ will nicht genügen; eher könnten la Trdmonille
[Claude, ^ duc de la Trimouille] und andere Fälle hierher gezogen
werden) , tbeils als eigentliches Gesehlechts^fovt seinem Hau^t-
I
Schifflin : Wbsensch. Sjötax der franz. Sprache. ' 299
>
wotteronngeht, \He: ^a« Frankreieh, i2tV Schweiz, cft> T^rk'ct,
c/f> Mongolei, df&r Rhein, df> Elbe, /a France, /e Portugal, /e
Japbn , ie Mexique. Nur einer Sprachlaune, oder einem zufllli-
geii Grunde kann man es zuschreiben, wenn die französische
Sprache ein solches Glied- oder Geachleehtsy^oTt als solches an-
erkennen oder ihm die Bedeutung eines Pronominal* Artikels
leihen will. Daher sagt man: Ie Fort, de le Fort; Ie Sage, de
Ie Sage; Ie Tasse, <f» Tasse, le Dante, du Dante; histoire de
France, histoire dff Poftugal, roi de Prusse, roi du Hanovre,
roi d» in Gründe -Bretagne, embassadeur d'Espagne, empereur
de ta Chine, roi du Japon. Tgl. zu 6 dieses Kapitels. — Durch
die irrige Ansicht, die sich der Verf. Ton mobilen und stabilen
Eigennamen gebildet hat, sind §28. die JMi^diflcatlonen veran-
lasst, die für die mobilen eintreten sollen» Sie Sind alle auf fol-
geuden Satz zu rednciren: Treten die Eigennamen in die Kate-
gorie der Gattungsname, so erfordern sie wie diese den Artikel.
Daher 'sagt man le grand Charles , les Bourbons , les Turenne, h
Paris d'ä präsent (was der Verf. erst § 3.1. b. als Modification der
'Stabilen Eigennamen Torbringt), so gut wie Yoltaire Henriade
Yll, 1. sagt: Du Dleu qui nous cr^ la clemence infinie. — Dass
man (§ 32. r.) mehr Grund h^en soll, die Jahreszeiten als die
Monate und Wochentage von einander zu unterscheiden, weshalb
man die erstem mit dem Artikel versehe, die andern nicht, kön-
nen wir nicht so leicht zugeben, als der Verf. meint. Uebrigens
hätte in der Anmerkung, wo über la bei Festnamen gesprochen
wird, der Grund für das Femininum hinzugefügt werden können,
den schon Knebel in seiner franz. Sprachl. § 24. angegeben hat.
Ebenso scheint la ml — Juin elliptisch erklärt werden zu müssen.
Der Verf. rechnet § 33. d. zu den Eigennamen auch die Namen
der Krankheiten und § 36. g. die abstrakten Hauptwörter. Wenn
derselbe meint (§37. h.), der Vocativ, durch einen Gattungs-
namen atisgedrückt, ^erscheine zuweilen mit dem Artikel, lind
vielleicht nur dann , wenn man in dem Falle sei , laut zu rufen,
daher namentlich im Freien, wo man seine Anrede etwa mit einer
Bewegung der Hand begleite, um den Angeredeten von andern
Personen zu unterscheiden, z.B. Ho! rami! un petit mot, sll
vous plait: so war doch zu bedenken, dass man ganz gewöhnlich
Monsfeur le comtc! u. s. w. sagt. Man könnte deshalb geneigt
sein, in dem Artikel beim Vocativ eine Art von nachdrucksvolier
Auszeichnung zu erblicken.
D. Artikel bei dem Theilungabegriff, Dnbeslhnmier^ 7%el-
lungsartikeL Wir heben hier nur aus, was wir nicht billigen
können. Wenn Hauschilds Theorie des französischen Artikels
p. 94., behauptet, es werde immer misslingen , einen vernünfti-
gen Grund ausfindig machen zu wollen , warum beim Theilungs-
artikel , wenn das Hauptwort ein Adjektiv vor sich habe, der Ar-
tikel wegfalle : so sucht ScbiSlin aus dem Wesen der Adjektive,
900 Französische fiTpracke«
die al« wesefUlieke vor, als xufälUge nmeh dem-Hauiitwmrie stehen
sollen, in Verbindung mit dem durch die wesentlichen Adjektive
bedingten Gegensats des Ungleichen die Dnsuiässigkeit des Arti-
kels nachzuweisen. So sage man de bon vin wegen des Gegen-
satzes de maiivais vin, aber du ¥in doux, weil hier der positive
Gegensati im Gegentheile fehle. Abgesehen von den wesent-
lichen und zufälligen Adjektiven ui|d ihrer Stellung, wovon unten
gesprochen werden soll, sieht pian doch nicht ein, warum nicht
de bon vin dem übrigen Qusntum guten Weins entgegengesetzt,
und der Gegensatz des Gleichen bedingt werden soll , so gut wie
in du vin doux. Warum man also sage de höh vIn und du vin
doux, bleibt noch ein Rathsel. -*- Dass man i^r im Theilungs-
artikel regelmässig des jeunes gens , des petits — fils, des petits
•*-' pols, des pelites — maisons indet, erledigt sich in dem durch
Adjektiv und Substantiv ungetheilten Begriff.
B. Artikel fehlend hei Hauptwörtern ohne UteUungsbegriff.
Satze, wie: Gdndral et soldats, chacnn a p^ri* On ne voit que
grandeur, ^clat et d^llces. Pauvret^ n^est pas vice, sind mit
Hiilfe einer Abwesenheit von Gegensätzen erklärt. Wie mag man
denn Chambres k louer rechtfertigen 1
F. Artikel fehlend bei Hauntwörtem mit dem Theibtngs^
begriff. § 47. „In den Verneinungen ne — pas, ne -^ point,
ne — Jamals, ne — rien u. s. w. bildet ne die reine Verneinung
(das wird § 1016. in Zweifel gezogen, § 1033. geradezu geleug-
net und gewiss mit Recht, s. unten unsere Bern.), pas, point
sind blosse Modlficationen der Verneinung, und insofern sie mit
einem Hauptworte verbunden werden , modificirende verneinjende
Qoantumsbegriffe , wieassez, beaucoup, trop, peu u. s. w. mo-
dificirende bejahende Quantuipsbegriffe sind. § 48. Bei einem
verneinenden Quantumsbegriff bei einem Hauptwort im Thellungs-
begriff ist der Gegensatz nicht im Gegenstande des Hauptwortes,
sondern (eher!) im Quantumsbegriff zu suchen, weshalb das
Hauptwort ohne Artikel steht. So sagt man § 49. J'ai de l'argent
wegen des Gegensatzes des Gleichen, indem ich das Geld, das
ich habe, dem, das ich nicht habe , entgegensetze; dagegen: Je
n'ai pas d*argent, weil Geld keinen Gegensatz huben kann: denn
wo ein Gegenstand fehlt, muss auch der Gegensatz des Gleichen
fehlen (Ist es denn nöthig, um nach Schifilin'scher Manier zu
fragen, dass ich alles Geld in der Welt besitze *i warum soll denn
je n'ai pas d'argent keinen Gegensatz' des Gleichen haben?).
Ferner aber, meint der Verf., sage man — pas d'argent wegen
des Gegensatzes des Qnantumsbe^iffs, der so lange stattfinde,
als nicht das Quantum selbst durch niihere Bestimmung einem an-
dern Quantum derselben Art, dem jene nähere Bestimmung fehle,
entgegengesetzt werde; so sei der Gegensatz von pas d'argent
etwa pas de credit § 52. Natürlich verhalt es sich ebenso mit
allen blähenden Quantumsbegriffen. J'ai assez de farine. J'ai
Schlfflin ; WlMenlieb. Syntipc der frans« Sprache. 301
encore assez.d« 1« farfne qne Tons ili*at«s envajieS^ — Wir
nassen di^se gäwe Demonstration f&r darehans falsch erktffren,
und sind fest überzeuget, dass Niemand dem Verf. bdntimmen
wird! Die Sache verhält sich also: Die substantfTisch gebrauditeii
AdTerbia der Menge erfordern im Französischen wie im Lateini*
sehen den Genitiv, sowohl des bestimmten als des Theilnn^-
artikels. Einen bestimmten Artikel haben wir, wenn derselbe
«n and fBr sich im Nominativ und andern CasusverhUtnissen auch
erforderlich ist; daher: j*ai encore assea de la farine que vona
m'avez envoyde; dagegen steht der Genitiv des TheiiungsartikelSy
wenn ein Hieilangsairtikel auch im Nominativ stehen muss. Dieser
Genitiv fordert aber nur des tFohllauta wegen*) und zum Unter-
ßckied vom Nominativ dun^aas </«, da die Regel de du, de de
Ja, de des erforderte. Das ist also der Grund von assez ^^^argent
— Ebenso falsch ist es , wenn der Verf. § 53. es unternimmt,
den Artikel nach bien. dadurch zu rechtfertigen, dass bien ur-
sprünglich die Function habe , - die im Zeitworte ausgedruckte
TUitlgkeit zu modificiren, so dass es gleich sans doute wäre.
Abgesehen davon, dass die übrigen Adverbia ebenso gut als Mo-
dUficationswörter der Verba angesehen werden können., widerlegt
sich die Ansicht des Verf. durch solche Falle, wo bien in wirk-
lichem Substantivverhältniss steht: ii s'instrnit de bien des choses.
Avec bien de Ja peine. — . Sobald die Verneinung nicht das Sub-
stantiv, sondern das Verbum trifft, kann das Hauptwort auch
nidit von dem UQgirenden Adverb influenehrt werden. Tout le
■londe ne boit-il pas du vin et de feau^ {Knebel § 76» b. fassC
die Sache anders auf; der Artikel steht nach ihm, weil hier dem
Sinne nach nichts verneint, sondern vielmehr bejaht wird») Je
ne vous ferai point de reproches ist der Verneinung nach ver«
sdiieden von Je ne vous ferai point des reproches frivoles. Eine
solche Negiruiig des Verbi nehmen wir auch vor un, une an: Tu
n*as pas une m^re pour te soigner , tu n'as pas un amant qui tra-
iraille pour toi, tu'n*as pas d'amis (anders erklärt Schifflin § 51.).
Ob ne — Jamals je ein Hauptwort inflnendren könne , müssen wrir
bezweifeln. Ganz natürlich sagt man je ne vous ferai Jamals des
observatioQs Inutiles; aber in dem Satze Je ne vous ferai Jamals
d*observations scheint doch de von Jamals abzuhängen. Wir kön-
nen es zu unserm Zwecke ganz dahin gestellt sein lassen , bemer-
ken Indess, dass man gar keinen Grrund hat, de als Genitiv zu
betrachten ; wie man auch sagt sans perdre de temps. Keinesfalb
aber können wir es billigen , wenn Schifflin § 57. Jamals prince
*) So' eben lesen wir noch bei Seh^flin Anleitnng z\xt Erlemimg
der franz. Sprache IT. Cnrs. 2. Aufl. Vorr. p. XI. , dass auch Franeeson
und Dr. Mager den partitiyen Gen, de äbereinstimmend mit uns erklaren,
was nns herzlich treaty mag auch Schifflin meinen ^ nnsre Erklämng sei
zum Todtlachen. a
30S Fraazo0i0elie Sprache^
ne fot plus magnaiiime so erUirt: ,,I>er bter besriehiiete Fürst
Ist mcbt der ia Rede stehende » sondern nur ein gedachter und
gar nicht vorhandener. Gegensats und Artilsel fehlen desshalb/^
Was soll hier denn ein Theilnngsartikel? Aber man erwartet un,
und die Antwort, warum un nach Jamals, fehle , ist uns Schifinin
schuldig geblieben ; ebenso warum maii force gens sagt ; auch
genügt § 55. die. Erklärung Ton fl n'a ni argent ni cr^t nicht
G. Artikel fehlend bei artikelfähfgen {stabilen) Eigen-
namen, Wir beliehen uns atif das^ was wir schon oben zu
§ 24 ff. &ber den Artikel bei Eigennamen gesagt haben. Damit
der Verf. aber nicht glaube, wir gingen leichtfertigen Fusses Qtber
^elne Lehren hinweg, so wollen wir noch Einiges hinzufügen.
Dass es ein Kleines sei , mit Hülfe eines mögliehen Gegensatzes
in jedem einzelnen Falle die An- oder Abwesenheit des Artikels
bei Eigennamen z\i erklären, hat Schifflin gezeigt, und wollen
wir ihm nicht schlechthin Unrecht ^eben wegen sdlner Unter-
scheidungen; die Franzosen scheinen sich daran gewohnt zn
haben; nur müssen wir durchaus jede absolute Notibwendigkeit
leugnen, -den Artikel zn setzen oder nicht. In Bezug auf § 64.
fragen wir, warum man bei FEgypte, Ia Falestitte, la Ferse, 'h
Sibdrie, la Syrie bloa de setze? Ferner wollen wir ihm Anm. %
hei Mnebel § 72, 2., die er ganz ausser Acht gelmsen hat, a«if^
geben, an seiner Gegensatztheorie zu rechtfertigen: „auch -einige
Städtenamen haben den bestimmten Artikel bei sich , den sie
unter allen Verhältnissen behalten, namentlich: le €aire, la Ob*
rogne, la Haje, le Havi«, le Mars, la Mecqne, la Rodieüe eUk
Sie haben daher nicht nur immer im Gen. tfnd Abi. du Cairei, dis
la Cbrogne etc., sondern auch auf die Frage wohin f- und WO'I
auCaire, k la Corogne etc.^*
H. Artikel fehlend bei untheilbaren Begriffen. § 70.: „Däss
bei abstrakten Begriffen d^r Artikel durch den Gegensatz bedingt
wird , ist schon oben angegeben worden (§ 36.).^^ Das ist aller-
dings geschehen. Aber im Deutschen wird dieser Gegensatz doch
nicht immer berücksichtigt , wie er auch angiebt, und im Engli-
schen stehen die Abstracta an und für sich ohne Artikel (s. Wag-
ner Neue engl. Sprachl, § 524.). Was der Yerf. weiterhin über
den Theilungsbegriff und die Untheilbarkeit der Abstracta sagt,
iB,t im Ganzen richtig, nur wünschten wir hier sowohl als fast im
tanzen Buche kurzen und bündigen Ausdruck statt des docirenden
ichrcrtons, wie er in eine Schulklässe gehört. ^ . . .
I. Artikel stehend und fehlend bei der Apposition, Wer
kann es billigen, wenn der Verf. §85» sagt: „In dem Satze
Quinte — Curce, rhistprien d* Alexandre, .nons a dit hien des
mensonges, ist auf die Apposition ein besonderes Gewicht gelegt,
denn a/s Geschichtschreiber Alexanders hat er u. s. w.; und man
Jiat sich als Gegensatz etwa Fhistofien de Cfisar zu denken/^ .Aber
Schifflin: Wuseiuch. Syntax der liraiuk Sprache. SOS
■nch da Gesehiehtschreiber Cisirti koute er vide L&geo sag<ta.
Le heiaa^ 'weiter nidits als ce, iüe.
K. Erläuterung einiger beaandem Fälle *ii. a» w. ,,§ 93»
U y avait le sotrai^me bal che« un dea premiera banquiera de
Paria. An einen Gegensatz in Ooncert, Sehauapiel n< a. w. iat
hier nicht 211 denken.^^ Daa mag aein! Aber an ein Stüclc toh.
einem 'Balle i^t ^ar nicht zu denlten; deashalb igt gar kein Thei-
Inogsartikel denkbar. § 97. Der Unterschied zwischen Tun. de
und unde.iat zu einfach, als daaa ea wieder einenreittSufigeii
Gegensatzdemonatration bedurft hfitte. § 100. „Sowie parier
fran^ais, parier. raison daa Sprechen nur seiner Form nach^ niclit
aber aeinen Inhdte nach bezeichnet, weshalb auch der Artikel
fehlt u. 8. w.^^ Daa wäre doch etwaa sonderbar ! — Doch wir
.sind es müde, dem Verf. in alle Ungereimtheiten, die er an Ge-
gensätze u. s. w. knüpft, weiter zu folgen. Viel lieber w5re ek
uns gewesen, wenn er hier oder schon beim Substantiv eine
gründliche Beiehrung über- die Casusverhaltnisse gegeben hatte,
die er bis zu einem unpassenden Orte aufspart.
Drittes KapüeU Fürwörter. §108 — 117. Die Neuerungssucht
des Verf. ist hier einer Widerspruchsmanie gewichen. Nachdem
er die gewöhnliche Fassung der Fürwörter als Stellvertreter von
Hauptwörtern oder substantivisch gebrauchten Wörtern bekämpft
'^luit, gelangt er zu der Entdeckung, dasa sämmtliche Fürwörter
uodificirte. Artikel seien, d. h. solche Wörter, die dazu da seien,
auf mehr oder, weniger bestimmte Weise Gegenstände der Rede
WOL bezeichuen und vor andern hervorz^ihe}»en,^^ Nun war; uns
-wohl umgekehrt bekannt, dass der Artikel sicir ans dem Frono-
men demonstrativum entwickelt habe, was man historisch und
rationell nachweisen kann, -aber die Schifflin'sche Offenbarung
kommt una doch ganz unerwartet. Wenn detseibe sagt § 109.
„m dem Satze: Heinrich ist krank ^ er kann nicht ausgehen^
wiiC^ es (auch abgesehen von der schleppenden Wiederholung)
nicht einerlei $«in, ob ich er oder Heinrich setze ; denn setze ich
Heinrich^ so fragt, sich noch , ob dieser Heinrich mit dem zuerst
genannten nothwendig eine und dieselbe Person sein müsse^S ^^
können wir ihm freilich nur entgegnen , dass unsers Wissens kein
vernünftiger Mensch in dem Falle an einen andern Heinrich
denken wird, und dass im Kanzleistil, besonders im breiten eng-
lischen grade der Bestimmtheit und Unzweideutigkeit wegen der
Eigenname wiederholt wird, daaa aber die Deutschen sammt und
Benders — falls sie keinen besondern Grund zur Ausnahme haben
— der Kürze und Abrundung wegen statt des besprochenen Hein-
richs, i* e. anstatt eines Hauptwortes^ wirklich er setzen- Se^r
besonnen apricht vom Fronomen Wagner (Neue englische Sprachl.
g 362.),. dessen Worte wir hiefaer setzen : „Unter Pronomen oder
.Fürwort versteht man .eigentlich d^^jenige Wort, welchea die
Stelle einea Siibstantiva vertritt. AUein dieses trifft nicht bei
S04 Fran858i06he Sprache.
allen WSrtem «a, die man hieher rechnet Ba glebl nlmlich
unter denselben einige, welche nicht blos 4ie SteUe eines Süb«
stantivs vertreten, sondern auch, wie das Adjektiv , mltdemSubr
stantiv in Verbindung gesetst werden ; nnd nodi andere k'önnei»^
durchaus nicht anders gebraaohi werden, als wenn sie sich unmit«
telbar an ein Substantiv anschliesien.^^
Vieriea KapiteL Adjektk>, Stellung der jädfekiwe. § 118 '
— 144. Wenn der Verf. die Adjektive in wesentUcbe andxa*
fillige eintheilt, insofern man entweder einen Klassenbegriff mit
Rücksicht auf einen Gegensatz bildet, oder da» mit dnem Adjdctiv
bezeichnete Individuum .von allen andern Individuen seiner Gat*
tung unterscheidet, so ist das zu billigen; wenn er aber § 120«
als Grundregel aufstellt: ^^JHe Adjektive ^ die eine wesentliche
Eigenschaft bezeichnen^ stehen tor dem Hauptwortes die^
welche eine zufällige Eigenschaft bezeichnen^ nach dem Haupt"
worte^, so ist das eine ungegrundete Behauptung. SchiffiHn iehrt^
man müsse bon vin und vin doux sagen , weil bon seinen poütiven
Gegensatz in mauvais , doux aber nur ein^n negaUvett Gegensatz
habe. Man sagt» heisst es § 122., chaise hasse und bas dtage,
denn man theilt nicht die Stühle, wohl aber die Stockwerke Ib
hohe und niedrige. Ref. wire begierig, den Grund zn ii&rea;
Wenn der Verf. meint, die Anwendung seiner Tiieorie auf Ffille,
wie style bas, hasse naissance, chemin large, ruban large, lai^
blessure, large base, manteau ample, amplerepas u. s.w., nni
leicht zu machen, so müssen vf^ir doch gestehen, dass «na adnn
Erörterung sehr willkommen gewiesen wire. § 123. heisst es^
,^Farben haben überall nur einen negativen Geg^ensatz (dend Ber-
then steht als Farbe nur das nicht Rothe entgegen), daher ist es
natürlich, dass Adjektive, die eine Fwrbe anzeigen, wenn sie
ni(5ht8 als diese anzeigen sollen , ihrem Hanptworte nachgesetzt
werden.^^ Wir fahren mit derselben Consef^nedz fort in Bezu^
auf § 127.: Ordinalzahlen haben uberaül nur einen negativen Ge-
gensatz (dem Ersten steht als Ordinalzahl nur der nicht Erste ent-
gegen), daher u. s. w. - Und doch sa^gt man: J'i^ lu le premier
volume de cet ouvrage. Unertrfiglic^ wird der Verf. , wenn er
kich die Miene giebt, als habe er lauter nachbetende Sdiüler vor
sich, die unbedingt auf seftfe Worte schwören. Certain, «ertti«,
steht^nach dem Hauptworte; in^er Bedeutung von ^quidam steht
es vor. Niemand kann leugnen, dass stoAer seinen positiven Ge-
gensatz in unsicher hat. Nach des Verf. Theode mtuss also cer-
tain, certus, vor dem Hauptworte stehen. Da dies aber nielit
der Fall ist, so lehr^ Schlfflia §^ 182. aufs GerathewoU nnd aUer
Wahrheit zum Trotz: „Un certain dv^nement, eine gewisse jBe-
gebenheit^ mit positivem Gegensatze zu solchen, die ich unbe-
achtet lasse; un dv^nement certain, eine gewisse (nicht zu be-
zweifelnde) Begebenheit, mit negativem Gegensätze zu solchen,
die nicht g^e^iss sfaid; die bezweifelt werden kdnnen. — -^ . Doch
. Schifflin : Wi8Sen«ch. Syntax der franz. Sprache. 305
^ir konnteh uns viel kürzer, fassen und den Verf. Mos fragen :
warum stehen viele ein - und zweisylöige Adjektivß durchgängig
vor dem Hanptworte? warum steht bei Eigennamen das A^ektiv
immer voran ? ' •
. . Für^tes Kapitel, lieber das Zeitwort im Allgemeinen^ na-
mentlich in, Beziehung auf Casusverhältnisse. Was der Verf.
\in den Vorbemerkungen (§ 145 — 152.) über selbstsiändige und
unselbstständige Zeitwörter (§ 153*-'155.), über luselbststän-
dige Zeitwörter mit Akkusativ (§ 157—159.), über unseibststän-
dige Zeitwörter mit Genitiv (§ 160 — 161.) sagt , mag im Allge-
meinen hingehen — hin und wieder kommen wir unten auf Ein-
zelnes zurück — , wenn er aber in der Anm. meint, der Genitiv
könnte vielleicht eher ein Modus als ein Casus heissen , denn er
gebe wenigier au, dass sich etwas ereigne, als wie es sich ereignl?,
so ist das seiner Eurzsichtigkeit zuzuschreiben. (Man erlaube
uns diesen Ton; er soll nur dem Schifflin' sehen entsprechen!).
Klar und deutlich spricht der Verf. über haben und sein bei selbst-
sfand igen Zeitwörtern (§ 169 •— ^ 182.) und besser, als es in den
bekannten Grammatiken geschieht. Wenn §182. die Frage er-
örtert wird, ob es sprachrichtiger sei, das Zeitwort sein mit
sein^ oder wie im Französischen mithaben abzuwandeln, so wäre
es aiich zweckmässig gewesen , zu untersuchen , warum im Franz.
die verbes rdciptoques , die sogar zu den unselbstständigen gehö-
ren, mit ^tre conjugirt werden. § 183 — ^05. folgen selbst Zeit-
wörter mit avoir und ^tre mit den nöthigen Erklärungen.
Sechstes Kapitel. Casus - Präpositionen, Ref. hat sich ge-
wundert, dieses Kapitel an dieser Stelle zu finden; entweder war
es beim Substantiv abzuhandeln, nnd der Zusammenhang zwischen
Casus- und Pr&positionsverhältnissen nachzuweisen, und zwar um
so mehr, da der Verf. wirkliche Casus statuirt, oder die Präpo-
sitionen ä und de waren von den übrigen im Kap. XIV. nicht zu
trennen, und insofern beim Hauptwort wie beim Zeitwort von
ihnen ein specieller Gebrauch gemacht wird , konnte anticipirend
von ihnen geredet werden. Es wäre interessant gewesen <, die
Grundbedeutung der Präpositionen aufzusuchen, und die verschie- .
denen Functionen derselben unter einen Gesichtspunkt zu brin-
gen ; dadurch wäre die Sache vereinfacht .und lichter ins Leben
getreten; nur bezugsweise und im Vergleich mit andern Sprachen
brauchten Casus- Verhältnisse statuirt zu werden. Wir folgen dem
•Verfasser.
I. Die Präposition ä. Allgemeine Bedeutung. § 208. „Die
Präposition ä bezeichnet zunächst den Dativ , dessen Bedeutgng
darin besteht, dass man vermittelst desselben eine persönliche
Verbindung anknüpft.^^ Da der Verf. es vorzieht , statt jeder na-
^ türlichen und gesunden Auffassung eine erkünstelte zu erhaschen,
so wollen wir nicht weiter mit ihm wegen seiner Ansicht vom Da-
tiv rechten; wir erlauben uns nur Einiges vorzulegen: §212.:
N. Jahrb, f, PMl, u. Paed, od, KrU. Bibl. Bd. XXXIV. UfU 3. 20
^ *_.
806 > FransosiBche Sjprache»
n
.BbeiiBo, wenn Ich eine Sache unter den Riaflata eines an sich
leblosen Gegenstandes stelle, den ich aber eben dadurch p«so->
nifidrt, dass Ich in ihm Knft,' einen Einflnss zu üben, Toraus-
setze und 80 jene Sache Ton ihm abhängig mache. Jeter des
papiers aux flammes , des cendres aux rents.^' Ich -weiss nicht,
was Andere denl^en; für mich bin ich fiberzeugt, dass aux für k
(als Ortspraposition) mit dem Artikel steht Auch der Verf. l^ann
sich dieser Annahme nicht entdehen, aber, um doch die erste
Ansicht nicht zu Terdrängen, wird § 256. k* mit Bezug auf § 212.
an demselben Beispiel gelehrt: „Häufig wiricen persönliches Ver-
haltniss, sowie andere, die k erfördern, und örtlicher Gegen«
stand zusammen. Jeter — au vent.^^ — Wir werden zu obiger
Definition Tom Datiy wenigstens hinzugefügt haben : k ist die Prä-
position der Richtung Wohin? und insofern man sich dieselbe be-
grenzt, abgefi(chlossen denkt, des JFof in Bezug auf die Zeit des
Bi8 wann^ Warm? *)• Dann wäre es nicht nöthig gewesen, der
Präposition k als Ortsbezeichnimg die Function zu leihen, einen
Gegenstand von sich abhängig zu ms^chen, und (§ 247. a.) in aller
^ Paris ; monter k un arbre (vgl. auch § 957. Anm.) eine geistige
Beziehung ±\x entdecken, welcher grossen Entdeckung sich der
Verf. noch ^ 810. rühmt.
n. Die Präposition de. A. Allgemeine Bedeutung. Der
Verf. hat diese Präposition durchaus falsch aufgefasst. Sie hat
nach ihm § 282. „die Function,- einen Gegenstand von einem an-
dern Gegenstand derselben Art zu unterscheiden , und stellt sich
somit gleich als den Darsteller des Gienitivs heraus. So unter-
scheide ich in dem Ausdrucke: le llvre de mon fils, ein Buch,
das meinem Solme gehört, von irgend einem Buche, das einen
andern Besitzer hat. Dass (§ 283.) de in vielen Fällen einen Be-
sitz bezeichnet, ist zwar unleugbar, doch ist ihm dieses ebenso
wenig, als dem eigentlichen Genitiv an sich wesentlich, und man
ist daher nicht berechtigt, de und den Genitiv als Darsteller eines
Besitzes zu erklären. Schou in den Ausdrücken la porte du jardin,
les fleurs du champ soll kein Besitz bezeichnet, sondern es sollen
die genannten Gegenstände nur von. andern Gegenstanden dersel-
ben Art unterschieden werden. § 284.: In den Ausdrucken, wie
je parle de lui, scheint die Annahme, dass de nur dazu dasei«
eineu Gegenstand von einem andern derselben Gattung zu unter-
scheiden , einige Schwierigkeiten zu haben ; allein parier hat sein
(verschwiegenes) Sachobjekt (§ 215.) in dem Gesprochenen , und
dieses kann modificirt werden, so gut wie jedes andere Sachobjekt«
§ 285. In Sätzen, wie: Je viens de Paris, je suis aUd de Paris
k Lyon, ertheilt man der Präposition die Kraft, eine Entfernung
*) ^g^* ^6 bändige und treffende Darstellong des Dativ» bei SaveU
Uebersicht der vergleichenden Lehre vom Gebrauch der Chsns in der
deutschen, franz., latein. und grieeh. Sprache. I. and II. Abth. p. 3 f.
Schi£Eliii ! Wissensch. Syntax der franz. Sprache. 307
%
2u b^elehnem Allein auißh bier wird sich die oben erwfihnte
allg^emehie Bedeutnn^ des de nachweisen lassen. — Dass de an
nnd fnr sich die Kraft nicht habe, eine Entfernung zu bezeichnen,
ergiebt sich auch schon daraus , dass da , wo die Entfernung be-
zeichnet werden soll, de dazu nicht hinreicht, wenn nicht der
Begriff der Entfernung in dem Zeitworte selbst liegt. Die Sätze:
Cette pens^e est de Freiligrath und Cette pens^e est loin de
Freiligrath, i^önnen dieses beweisen, des Umstandes, dass de,
von dem passenden Worte begleitet, auch Nfihe und AnnSherung
.anzeigen kann , pr^ff de moi , 11 s'approche de moi , nicht zu ge -
denlcen.^^ Hier wollen wir einmal stehen bleiben , nnd gegen das
ganz Terfehite Ruisonnement des Verf. unsere Ansicht kurz an.
geben. Die Präposition de bezeichnet dds Aus- oder Hervor-
gehen^ und ist der eigenste Darsteller d^s Woher f Diese Bedeu-
tung giebt sie nie auf,' und wenn sie uns nicht überall sofort ein-
leuchtet, so müssen wir bedenken, dass die Anschauung des
Woherl nicht nothwendig bei allen Völkern und Individuen nur
Eine ist. Somit ist de zunächst Darsteller des Genitivs , als des
Casus, der bei Nominibus das Hervorgehen des einen Substantiv-
begriffs aus dem andern ausdrückt. So ist le livre de mon fils nur
ein Buch, das von meinem Sohne ausgeht, sei derselbe Besitzer
oder Verfasser; ebenso deutlich Ist de in la porte du jardin, los
fleurs du champ, crainte de Dien. — In dem Satze je parle de
lut (wir wollen ganz dem Verfasser folgen , da wir keine vollstän-
dige Theorie von der Präp. de zu geben gesonnen sind) bezeich-
net de ebenfalls nur das Ausgehen des Subjekts von einem Ob-
jekt, das der Thätigkeit des erstem unterworfen wird. Der Satz
Je viens de Paris, je suis alld de Paris k Lyon bedarf gar keinen
Zusatzes, ebenso wenig Cette pens^e est de Freiligrath; pr^s de
moi heisst nahe von mir aus, und ebenso bei il s'approche de moi
nehme ich die Richtung von mir aus an. In dem Satze 11 est d*un
caract^re doux, der § 285. Anm. 1. angeführt wird , kann de die
oben angegebene Bedeutung nicht verleugnen. Der sanfte Cha-
rakter ist der Grund und die Bedingung seiner Persönlichkeit.
B. De ah Bezeichnung eines Genitivs nach dem Zeit-
warte. Auch hier können wir dem Ver£ nicht beistimmen. § 288.
„So sagt man auch wohl im Deutschen, der Unterscheidungs-
theorie gemäss: Hungers^ eines frühzeitigen Todes sterben^
aber auch vor Kälte sterben (berücksichtigend, dass man gleich-
sam im Angesicht [!] der Kälte starb), am Fieber sterben (von
einer Annäherung ausgehend [!]); der Franzose sieht in allen
diesen Todesarten nur die Verschiedenheit und sagt daher:
mourir de faim, mourir d'iine mort pr^matar^e, mourir de froid,
monrir de la fi^e.^ In allen diesen Beispielen ist de nur Präpo-
sition der bewirkenden Ursache. Ebenso denkt der Franzose in'
den Ausdrückeil cotivrir de la miiin, remplir de vin , tuer de sang
froid so wenig an die besondere Weise, wie die Handlung ins
20*
308 Franzosische Sprache«
Leben tritt, im Gegensatz zu einer andern Weise, als wenn der
Deutsche sagt : mit der Hand bedecken u. s. w. — Wir wollen
hier nur noch einige schwierigere Punkte zur Sprache bringen.
§ 300. I. ,,Zu allen genannten Fällen, die sämmtlich auf Gegen-
sätzen und Unterscheidungen beruhen, kommen noch ?iele zum
TheO adverbiale Ausdriicke, die ebenso zu erklären sind. D'usage,
de coutume, de jour, de nuit, de bonne heure, de grand matifi.
Du temps de C^sar. De ma vie je n'ai ¥u pareille chose/^ Ajich
liier hat de die von uns aufgestellte Bedeutung./ D'usage , de
coutume heisst von Seiten , naci dem Gebrauche. De ma vie je
n'ai TU pareille chose, d. i. aeit^ wie noch deutlicher in .de me-
moire d'homme, 9eit Menschengedenk , de tout temps, ebenso
ist zu erklären de bonne heure, de grand matin, de jour, de
nuit *).
D. De unmiltelbar zwischen zwei Hauptwörtern. Abge-
sehen von der anderweitigen Theorie des Verf. , wollen wir hier
blos von dem Falle sprechen ,^ wo zwei Hauptwörter zur BezeicTi-
uung eines und desselben Gegenstandes verbunden werden, wovon
das erste den ailgeroeiuen Namen, das zweite den besondern ent-
hält (§ 310 ff.). Sie werden gewöhnlich durch de verbunden,
viile de Paris; aber dieses de hat nicht die Kraft der Unterschei-
dung; dazu reicht der blosse zweite Name hin. So sagt man ohne
vermittelndes de: mont-Vesuve, mont-Etna (§ 312.). „Die
Auslassung des de, meint zwar der Verf., giebt zu erkennen,
dass man die Berge mehr' individuell und in ihrer Selbstständig-
keit für sich als in Beziehung auf andere und in ihrer Verschie-
denheit von einander betrachtet/^ Man sagt aber doch mont-
d*Or. Ferner sagt der Verf : „Warum man sage Rue Richelieu,
place Louis quinze, ist leichter einzusehen. Strassen und Plätze
werden alle als gleich betrachtet (!); es liegt kein Grund vor, den
einen oder den andern dieser Gegenstände einem andern vorzu-
ziehen (!), folglich auch nicht sie unter einander durch de zu
untersclieiden/^ Dass diese Gründe nichtig sind, wird Jeder ein-
gestehen, und de kommt auch wirklich hin und wieder vor; so
kennt man eine rue de. Grammont, eine rue de^Harlay (anders
mag allerdings de erklärt werden in rue des bons enfans, rue
du mont-Blanc, rue de la Parcheminerie, rue de la Harpe).
£benso wenig genügt, was der Verf. weiterhinsagt: „Dass man
kleinere Flüsse und Inseln zuweilen ohne de bezeichnet findet,
fivi^re Pregel, lies - Margu^rltes , mag daher rühren, dass man
ihnen wegen ihrer geringen Bedeutsamkeit nicht die Ehre an-
Ihut (!), sie mit grössern Flüssen und Inseln in Vergleich zu
bringen ^' Wir abstrahiren desshalb folgende Regel: Wenn einem
allgemeinen Substäntivbegriff der besondere als Ergänzung bel-
'*') Uebereinstimmend mit ans erklart die S^che SaveU a. a. O»
HI. und JV. A/bth. p. 349.
SchifTlin: Wissenscb. Syntax der franz. Spracire. 309
gegeben wird , so kann dies- in Form der Süsseren Identiflcirung;
(Apposition) unmittelbar geschahen, oder es kann das sprachliche
Band des Abhängigkeitsverhältnisses de hinzutreten»
§ 313. Zusätze. 1. Der Satz: ^Nous t'avons ^iu pour'nous
dire qui a raison de moi ou de ma fiile , gegenüber dem ,Satzc :
Qu! des deux est plus foUy le prodigue au Favare? veranlasst fol-
gende Regel: i),Da, wo die Ansprüche zwischen zwei Gegenstän-
den gleich geachtet werden, wo man sich aber bestimmt für einen
derselben entschieden hat^ so dass man in Bezug auf die Gültig-
keit der Anspriiclie einen Unterschied macht, denkt man sich den
einen Gegenstand Im Gegensatz zum andern, und versieht beide
mit de; da hingegen, wo die Entscheidung entweder gar nicht
zweifelhaft , oder wo die Gültigkeit der Ansprüche völlig gleich
ist, findet sich kein Grund, einen Gegensatz zwischen beiden
Gegenständen aufzustellen, und de föilt weg.^^ Wir erklären die
Sache also: de moi ou de ma fille sind die Wertlie von de nous,
welches dem Schriftsteiler als Ergänzungsgenitiv zu ^ui vor-
schwebte. Je weniger es an sidi nothwendig ist, das Verhältniss
des Gattungsbegriffs zu den Ortbegriffen (Rue Richelieu) auszu-
drücken, desto weniger kann man sich veranlasst sehen, de zu
gebrauchen bei Ortbegriffen in der Appositionsform Die Sä'tze:
Les Fran9ais avaient deux mille de tues, und — apres avoir eu six
i sept mille hommes tuds, bless^s et prisonniers, sind ebenso zu
beurtheilen. 3. Yous m'avez payd trois ^cus de trop. Hier steht
de trop nicht wegen des Gegensatzes de trop peu, sondern es ist
dem latein. Genitivus pretii oder dem Ablativ des Maasses zu ver-
gleichen. Mit diesem de trop scheint zusammengestellt werden
zu müssen de nach plus vor Zahlwörtern, worüber der Verf. nicht
gesprochen hat ; vgl. uns unten zu § 742.
B. De zwischen Adjektiv und Hauptivmt, Wir stimmen
dem Yerf. nicht bei, da er eine ganz andere Grundansicht von de
hat als wir. '
' Siebentes Kapitel. Infinitiv mit vorhergehendem de und ä
UQch Zeitwörtern, A. Zeitwörter ,^ die zur Bezeichnung eines
Zweckes dienen. Die vom Verf. aufgestellten Regeln sind zwar
scharfsinnig, aber nicht durchaus haltbar; da er dies selbst ein-
sieht, und man nicht leicht etwas Besseres als er entdecken mag,
so wollen wir uns gern mit dem Dargebotenen begnügen. Es fol-
gen Beispiele p. 105 — 114.
' B. Zeitwörter f die zu dem Infinitiv in einem Kausal - Zu-
sammenhang stehen, Aacli hier genügt der Verf., und er wird
zugeben , dass unsere Auffassung der Präp. de seiner Darstellung
§ 344. genau entspricht. Beispiele p llö — 123. ^
•C. Zeitwörter^ die zur objektiven Umschreibung dienen.
Beispiele p. 124 - 128.
G.' Der Infinitiv mit de nach unpersönlichen Zeitwörtern.
§. 366. „In dem Satze 11 appartient d'interpr^ter wird il appartient
310
Franzosische Sprache«
durch Beinen Beisats auf eine ihnliehe Weise moiÜfieirt und un-
terschieden Ton etwa il appartient de juger, wie la vilie de Paris
etwa im Gegensatz zu vUle de Lyon>< Wir sagen: Bin Infinitiv
als Subjekt im Hauptsatze steht ohne Präposition; derselbe in
Form eines Erganzun^satzes erfordert de als vermittelndes Wort
des äussern Verhältnisses, welches als solches auch fehlen kann^
aber nur noch in wenigen Resten wirklich ausgelassen :wird:
Travailler et faire du bien Toccupait et le reposait. Promettre et
tenir fönt deux. Peindre est un art. Travfdller est un devoir ii^-
dispensable k Thomme social — c^est lui devoir iod. k Th. (que)
de travailler, il me tarde de Toir; c'est ä la vertu d'^tre intrdpide.
Ohne de (vgl. Mont-Etna) steht der Infinitiv n^ch il fiaut, il
vaut mieux (was wir bei Schi£Flin nicht finden). Was hat man
aber für einen iunem Grund für de und ä in den Sätzen: Test
a moi de rdpondre aux voeux de mon pays und Est-ce au penple,
madame, k se choisir un mattre? Der von SchiSIin (§ 403.) an-
geführte Grund reicht nicht hin. — Ueber den Infinitiy mit de
nach unpers. Zeitw. Beispiele p« 138 — 140. Darauf folgt H.
ein Yerzeichniss von Zeitwortern, die den Infinitiv* bald mit doi,
bald mit a nach sich haben. Da es uns zu weit führen wurde.
Alles zu besprechen, so wollen wir von Einzelnem nur die Ueber-
schrift angeben.
Achtes Kapitel. Zeitwörter mit dem Infinitiv ohne Präpö-
Hition. § 460—495.
Neuntes Kapitel. Haupttporter und jädjekiive mit de und ä
und dem Infinitiv. § 496 — 516«
Zehntes Kapitel, Gerondiv. Der ,Verf. spricht klar und
richtig über en beim Gerondiv und reduzirt das ganze Gebiet der
Gerondive, deren Gegenstand derjenige des Hauptsalzes ist, auf
5 Fälle, die wir hier mittheilen wollen: 1) Bei der Gleichseitige
keit geschieht die Thatsache des Nebensatzes (dek Gerondivs)
genau zu derselben Zeit, wie die Thatsache des Hauptsatzes;
und die beiden Thatsachen haben eine gleiche Zjeitdauer. Das
Gerondiv steht mit en» 2) Bei der Ungleichzeitigkeit geschieht
die Thatsache im Nebensatze nicht zu derselben Zeit, wie die
Thatsache im Hauptsatze, indem die eine der andern vorangeht,
die beiden Thatsachen haben also nicht eine gleiche Zeitdauer,
vielmehr .wird die eine da als aufhörend betrachtet, wo die andere,
anfängt. Das Gerondiv steht ohne en. 3) Bei der absoluten
Ursache erzeugt die Thatsache des Nebensatzes die Thatsache
des Hauptsatzes, und zwar unabhängig von der Meinung ^ der
Gesinnung oder dem Zwecke des Gegenstandes. Die erzeugte
Thatsache gründet sich auf die Natar der Umstände, sie ist eine
{objektive) Thatsache der Nothwendigkeit, sie ist die Wirkung,
die auf eine Ursache folgt. Das Gerondiv steht mit en, 4) Bei
der relativen Ursache veranlasst die Thatsache des Nebensatzes
die Thatsache des Hauptsatzes, jedoch abhängig von der Meinungi
Schifflin : WütBenfleli. Syntax der franz. Sprache. , ^ 311
der Geunnung« dem Zwecke dea GegeMtande». Die Teranhairte
Tlnrtsache gründet sich auf die Natur des Gegenstasdes^ aie ist
eine (suhjekiive) Thatsaclie des Zufalls, sie ist die Folge, die
sich aus einem Gnmde ergiebt. Das Gerondiv steht ohne en.
5) Es giebt GeroDdive , die man su denen rechnen kann , welche
eine reiatiTe Ursache darstellen (4. Fall) , mit dieser Beschrän-
kung jedoch, dass die relatiTC Ursache nicht von dem Gegen-
stände der Rede herrührt, sondern von dem Redenden selbst.
Insofern der Letztere sich, veranlasst sieht, Erläutemngssätze auf,
seinen Gegenstand zu beziehen, wie sie ihm nach den Umstanden
angemessen erscheinen. Zugleich weist er nach 6. (§ 535—538.),
dass die Gerondive, die mit dem Hauptsätze nicht einen und den-
selben Gegenstand haben, zum 2., 4. oder 5. Fall gehören.
D. Gerondive, deren Gegenstand in dem Häuptsatze nicht ge-
nanntwird, sind mit en zu vOTsehen. E. Gerondive, die in der
Partidpialform auftreten^ gehören zum 2. , 4. oder 5. Fall. F.
Uebergang des Gerondiv in das Verbaladjektiv.
Elftes Kapitel, Flexion dea Particips, Wenn Schifflin
doch Überali mit gehöriger Ruhe arbeitete und nicht wegen seines
anmaslftenden Tones so oft zum Unwillen Anlass gsrbel . Dass man
(§ 581.) le» cbaleurs qu'il a faites^ was die franzi>8ischen Gram-
matiker verlangen (Grammaire nationale p« 504.), durchaus gelten
lassen könnte, kann Niemand abstreiten; upd es hat uns sehr
gewandert, dass Schifflin kühn behaujj^tet, das Pronomen in den
Ausdriickea: es donnert, ee regnet, steile kein Bewirkendes dar;
auch nur eine oberflächliche Kenntniss der religiösen Vorstellun-
gen heidnischer Völker konnte ihn seines Irrthums überführen.
Und so ist seine Vertheidigang des Sprachgebrauchs, welcher
qu'il a fait fordert, ganz ungenügend. Wir glanben, dass faire
zur Bezeichnung des Wetterzustanded intransitiv, gebraucht wird^
an dem Akkusativ que wird man sich um so weniger stossen , als
ihn selbst ^tre in diesem Falle erfordern wiirde.
Zwölftes Kapitel. Zeitformen» A. lieber Zeitverhälttmee
im Allgemeinen. Der Verf. vergleicht die Zeit mit einer Linie,
mit dem Mittelpunkt der Gegenwart und meint § 586. , da die •
«eine Gegenwart nur einen Punkt bezeichnen könne, der lediglich
dazu 'diene,* die Gegenwart von der Vergangenheit und Zukunft
zn scheiden , und der folglich gar keine Lange oder Ausdehnung .
habe, so könne, was wir in der Grammatik Gegenwart nannten,
nicht reine Gegenwart sein, sondern sie müsse aua Gegenwart
lind Zukunft bestehen, die bis an die Gegenwart reichen; wenn
wir also die Zeit nicht als reine VorsteUting betrachteten, sondern
sie auf Thatsachen anwendeten, so könne einereine Gegenwart
für uns nicht vorhanden sein/^ Da eimnal ein alltägliches Bild
gebraucht ist — womit übrigens in der Wissenschaft Nichts ge^
Wonnen wJrd — , so wollen wir uns eines andern bedienen^ das
schon banfig und mit grosserem Recht gebraucht ist Die Zeit
312 Franzosische Sprache».
ist ein Strom, wir segeln der Quelle entgegen. Da wir aber jede
Strecke erat wirklich berührt haben müssen^ bevor sie hinter uns
zu liegen kommt, so muss auch die Zukunft erst Gregenwart wer-
den , um zur Vergangenheit übergehen zu können. Die Gegen-
wart ist also kein unbeweglicher Punkt — wie die Z6it keine fest-
stehende Linie — sie hat reell eine Existenz, so gut wie die Ver-
gangenheit und Zulninft, ideell greift sie in die Vergangenheit
und Zukunft. Es steht demnach von des Verf* Behauptung, die
Gegenwart bestehe nur aus Vergangenheit und Zukunft, för die
Reform unserer Grammatiken nichts welter zn hoffen und zu
fürchten; und hat es mit den Folgerungen, die der Verf. ans
seinen Lehren zieht. Nichts weiter z>i sagen.
§ 613. Der Verf eifert mit^Recht — wir theilen diesen ein-
zelnen § nur beispielsweise mit — gegen die Theorie von einer
ganz verflossenen und einer nicht ganz verflossenen Zeit, von de-
nen die efste durch das Parfait ddfini, die zweite durch das Par-
fait ind^fini dargestellt werden soll. Nach dieser Theorie — die
in den französischen Grammatiken soviel Berücksichtigung gefun-
den hat — gehören zur nicht ganz verflossenen Zeit die Begeben-
heiten desselben Tages, derselben Woche, desselben Monats,
desselben Jahres, ja sogar desselben Jahrhunderts; dagegen zur
ganz verflossenen Zeit gehören, was den vorigen Tag, die vorige
Woche u. s. w. geschehen ist.
F. Fälle verschiedener Art. „In dem Satze: ich toünschte^
daaa dieses wäre^ wird das Gewünschte, als in der Vergangenheit
begründet und keine Zukunft habend für die Gegenwart als be-
deutungslos betrachtet. Der Aüsdrucl^y der den Wunsch ankün-
digt, muss sich ebenfalls in die Vergangenheit versetzen, denn
für solches , das nur in der Vergangenheit erblickt wird , kann
der Wille nicht gegenwärtig sein, und es ist unmöglich zu sagen:
Ich will gestern schreiben.'^ An eine Begründung in der Ver-
' gangenheit ist gar nicht zu denken ; der deutsche Satz ist vielmehr
in derselben Art hypothetisch , wie der französische Je voudrais
que cela füt, wobei die Ellipse der Grammaire nationale: s'il.
^tait perrais de le vouloir — insofern man überhaupt Ellipsen in
der Sprache statuiren darf, keineswegs falsch ist, wie der Verf.
§ 644, meint.
Wie gut sich der Verf. auf die Erklärung der Tempora na-
mentlich in hypothetischen Sätzen versteht, mag noch folgende
Probe lehren: § 652. Aus demselben Grunde steht auch zuweilen
das Imparfait Indicatif für Conditiouel pass^ (11 mourait für il se-
rait mort), welche Eonstruktionsweise sich auch im Deutschen
findet. Er starb (er würde gestorben sein) , wenn ich nicht zu
seiner Hülfe herbeigeeilt wäre. — Also auch hier erscheint die
durch das Imparfait dargestellte Thatsache als eine solche, die
Ihren Anfangspunkt bereits genommen (wirklich? er fing also
schon an zu sterben!), aber wegen eines hinzugetretenen- Um-
Schifflin ; Wissenscb« Syntax der franz. Sprache. 313
Standes ihre -Vonendang nicht erreicht hat/^ Die ^ache ist zu
bekannt und einfach, «mein Wort, hinzuzusetzen.
Dreizehntes KapkeU Conjunctionen* Die Aasdehnung, die
der Verf. den Conjnnctionen gieht^ ist an sich nicht zu tadeln ; er
geht ^aber offenbar zu weit , wenn er § 694. auch die Casus und,
Flexion (§ 695.) als Gonjunctionsmittel betrachtet; wenigstens
hätte er zwischen Conjunctionen im sogenannten, und Gonjunctio-
nen im weitern Sinne unterscheiden sollen* Im Ganzen ist dieses
Kapitel sehr belehrend ; doch hätten wir überall statt einer lexikö-
grapliischen und historischen Aufzählung der Bedeutung die Er-
mittelung der Grundbezeichnung der Conjunctionen gewünscht.
Z. B. § 710. : ,,Encore dient zur Verbindung von Satztheilen und
Sätzen und bedeutet i) bis- jetzt ^ 2) hat es die Bedeutung des
Hinzufiigens.^^ Wir glauben nicht zu irren, wenn wir dem encore ^
die Kraft zutheiien,^ die Stetigkeit der Zunahme bei Handlungen,
Zuständen, Eigenschaften auszudrücken; deutsch noc^. Pias en-
core, womit der gegenwärtige Moment nebst einer verflossenen
Zeit negirt wird; encore meilleur; non seulement -r~ pais encore
sondern «ocft {dazu)} encore s'ii voulait me payer (auch) noch
{dazu). So war § 719. die Bedeutung von mais auf eine einzige,
die unser aber uni sondern in sich schliesst, zurückzuführen,
§ 730 ff. Es ist zu rühmen, dass der Verf. (wie es Andere auch
schon gethan) die Conjunction que mit dem relativen Fürwort im
Französischen wie im Deutschen zusammenstellt, aber zu tadeln,
dass er im deutschen dass mehr den Artikel erblicken und selbst
que (§ 732.) für einen solchen erklären will. J'entends qu'il
chante heisst auoh nicht: ich höre, welches er singt; was höch-
stens auf den Gegenstand des Gesanges bezogen werden könnte,^
das nicht einmal im Satze liegt, da die blosse Thätigkeit des Sin-
gens bezeichnet werden soll; vielmehr ist die Bedeutung der Con-
junction in ihrer Identität mit dem Pronomen aus einem vollstän-
digen Satze zu erklären {was das anbetrifft, dass er arbeitet, so*
sehe ich es ; so auch : c'est un grand malheur que d'^tre seul au
monde § 734.), oder die Conjunction ist ein selbstständiger, vom
.Pronomen gar nicht ausgegangener Redetheil. § 735. Si j^f^tais
que de vous wenn ich an eurer Stelle wäre^ ist so zu erklären:
si j'dtais que (est) de vous, -wie man sagt c'est le m^mc de vous
und in der Frage Qu'est-ce que c'est qu'un philosophe? können
wir "die Artikelkraft der zwei letzten que auch. nicht anerkennen
und übersetzen nicht: Was ist es, dieses es ist, dieses ein Vh. (!),
wie Schifflin will, sondern es heisst nur: >Waiä ist das, was das
ist, was ein Philosoph (ist). § 736. Ce que vous dites est vrai
ist, nicht gleich c'est vrai que .vous dites , denn in dem ersten
Satze bezieht sU;h ce nur auf das Relativ, im zweiten Kuf den
Satz est vrai. Der Grund für den Indicativ in dem Satze: Je suis
surpris' de ce qu'il ne vient pas, und den Conjunctivin Je suis
surpris qu'il ne vienne pas, ist von dem citirten Simon Franz. Gr.
314 Fransotiflche Spracke.
p. 13L im GanzeD richtig SDfegeben, SctufHiiM Bemerlcniigen
Uogen nicbta. § 741.: ,,Der SÄ: Qaand j'aarais de l'arg^ent,
je o'ach^teraia pas ce livre, kann aach so gfegeben werden: J'aurais
de l'argent qne je n'kchl^teraifl pas ce liyre. Der Gedanke ist:
HäUe ick Geid^ so würde das keine andere Folge haben ^ als
dass ick das Bück nicht kaufen füärdej so dass also auch liier
qne Init dem Folgenden der im Hanptsatse enthaltenen Aussage
ihre Bedeutung giebt, d. h. sie modificirt.^^ Qne heisst also
so dass nnd qne ne — pas so dass (doch) nichi = sans qne
(dass sans qne mit dem ConjunctiT verbunden wird , kommt hier
nicht in Betracht). In diese Kategorie gehört nicht der andere
vom Verf. angeführte Sats: la vie B^ach^?e que Von a k peine
dbanchd son ou?rage, welcher offenbar nur in Folge einer InTer-
sioa steht für peine qne Ton a ^bauch^ son ouTrage, la vie
s'ach^Te. Ob das que nach dem Gomparativ hieher gehöre/ wagen
wir nicht su entscheiden^ es wäre auch eigen, wenn que durch
die ganze Sprache nur Eine Bedeutung haben konnte; indess
wollen wir es nicht leugnen und warten eine glückliche und ge-
nügende Erklärung ab. ' Da der Verf. übrigens in der Anm. von
de nach dem Comparativ mit dem Hinzufugen spricht , dass que
das Subjekt, de die Handlung modificire, so benutzen wir diese
Gelegenheit, auf unsere obige Bemerkung aufmerksam zu machen,
wo wir von de trop, de plus sprachen. De ist nur ein Ablativ
des Maasses, um es kurz auszudrücken: Oet animal a mang^ plus
d'une brebis, heisst nur um ein Schaf mehr, nämlich qu!utt antre
animal oder sonst etwas. Dass que (§ 743 ff.) in zusammenge-
setzten Gonjunclionen wieder ArtikelkrafI habe, ist nur eine Be-
^hauptung des Verf. in Folge der Identität von Apr^ que j'eus
travailld und apr^s le travail. Wir sehen in diesem que nur ein
ursprüngliches Pronomen relativum, gestehen aber, dass sich die
ursprüngliche Bedeutung so verwischt und abgelöst hat, dass wir
dieselbe nur noch ahnen können.
Vierzehntes Kapitel. Die Präpositfonen sind im Ganzen
genügend behandelt, besonders zieht die Darstellung von dans,
en, k an« Wir haben uns namentlich § 862. über das vernünftige
Gestandniss des Verf. gefreut : „Man kann dieses (dass vor le nnd
les ausschliesslich dans steht, wthrend vor 1' und la dans und en
vorkommen) nur einer Spracfalanne zuschreiben, indem es nidbt
denkbar ist, dass gerade nur vor T und la die Angemessenheit
der Präposition en nachzuweisen sein sollte.^^ Am wenigsten mag
der Artikel über snr genügen. Wir geben folgende Erklärung:
Sar bezeichnet IJ sinnlich^ 2) geistig nach verschiedenen Abstu-
fungen, die aber alle aus Einer ursprüng^ehen Bedeutung fliessen,
das ytuf' und Uebereinander der Mnge, so dass das eine Basis
des andern ist. Beispiele zu 1) : Mre assls sur un banc^ un poids
rae tombe sur le coenr; un oiseau plane sur la rivi^re, s^appiiyer
sur un bftton; ävoir qc. snr soi, se Jeter sur qn. , graver nur le
Sthifflin: WisBensch; Syntax der franz. Sprache. ' 315 .
marbre, amasser sou anr aou; bieber ist sU rechnen: cel appar^
tement donn^ aur le jardin (woKei man nicht, wie der Verf. meint
§945.viBin eine Art von Ueberlegenheit zu denken bat, indem
der Garten von dem Zimmer aus iiberaehen, unter Anfsicht ge-
halten, beherrscht werde (!) ; sondern die Präposition ist aus dem
rein raumlichen VerhiOtniss an erklären) ; b&tir nne ¥iUe sur nne
riviftre. (nicht, wie es § 055. beisst: weil man entweder dem
Flusse die Kraft antraut, die Stadt zu* beschützen, oder man den
Fluss von der Stadt aus auf irgend eine Weise «u beherrschen
gedenkt (!): Cologne sur le Rhin; sondern räumlich, weil das
Ufer höher liegt als die Fläche des Flusses. Eher hatte der Verf
diesen Fall unter § 934. bringen können, wornach sur zunächst
das Nahebringen zweier Flächen bis zur Berührung ausdrückt:
coller du papier sur 4a muraille, aber auch hier ist muraille nur
Basis«)
2) Copier un acte sur un original, ^tre alarm^ sur le compte'
de qc, ^tre toujours sur les livres, s^accorder sur qc, s'expliquer
sur une matifere, conqu^rir des provinces sur une puissance,
r^gner sur un peuple u. s. w. Hieher sind auch zti rechnen : sur .
le point de partir; sur Theure du diner; sur le midi; sur ces '
entrefaites.
^
In der Anm. zu § 957. , wo fiber die Ausdrucke ^tre sltuä
u. dgl., sur le chemin, dans, en u. s. w. gesprochen wird, wäre
auch über loger, rue u. ähnl. zu reden gewesen. Die 2. Anm.
I](andelt von dem Unterschiede zwischen monter sur un arhre und
ii un arbre. Bei sur soll man bios das örtliche Verhältniss / bei ä
neben diesem auch noch die geistige Beziehung im Auge behalten.
Das Letzte kann man durchaus nicht zugeben. Der Unterschied
ist sehr fein und für den Gebrauch wohl gar nicht zu beachten.
Bei sur denkt man blos prägnant, mit Uebergehung eines Mittel-
gliedes in der Vorstellung. Ebenso prägnant ist Philippe Ten-
▼oyait sur les bords de la Seine bei Voltaire Henr.
S. 339. wird die mögliche Zulässigkeit der Nichtwiederholung
der Präpositionen ä, de und en vor jedem Gegenstande gegen die
Gn des gr. nachgewiesen.
Fünfzehntes KapileL Adverb, § 1005. „Die Adverbe haben
zum Zweck, Bestimmungen auszudrücken, die die durch die
Zeitwörter angegeb^ien Thatsachen modificiren sollen.^^ Und
wirklich liest man im ganzen Kapitel nichts davon, dass die Ad-
verbial auch zur Modification der Adjektiva und der Adverbia
selbst dienen!
Die Untersdieidung, die der Verf. § 1008. hinsichtlich der
Art und Weise, wie eine Thatsache ins Leben tritt, macht, ist
nur zu Gunsten der Erklärungen, die im Folgenden gegeben
werden, veranlasst. ^ Hätte der Verf. nur das einzige raisonner
jnste, faux berücksichtigl, ao würde er in Bezug auf § 1010. gar
316^ ' Franzosische Sprache.
nicht SU der Annahme gekommeh sein, dass die Adverbe in ad-
jektivischer Form eine änssere Beschaffenheit bezeidineten.
§ 1016. wird in vollem Widerspruch mit § 47. gelehrt , auf
ne scheine zwar die Hauptkraft der Verneinung; zu beruhen , und
die Verneinnn^hälften pas , poinf u. s. w. seien Modificätionen
der Verneinung^' indem jene den Inhalt dieser bestimmten. Von
der andern Seite scheine es aber doch anch wieder, dass ne kn
und für sich nur die Kraft habe , das Schwankende , Unsichere
einer Behauptung darzuthun. Ne an und für sich drückt aller-
dihgs keine factische Verneinung aus, sondern nur die Möglichkeit
dier Verneinung; daher reicht es nie allein zur reinen Negation
hin , und erst durch einen ausdrücklichen Zusatz wird die M ög-
Itchkeit der Verneinung zur wirklichen und unbedingten erhoben.
Da der Verf. diese Ansicht selbst im weitern Verlauf seiner Erör- .
terung verficht und sie § 1033. als allein richtig ausspricht , so
haben wir kein Wort mehr hinzuzufügen.
Anhang. Einzelnes über Hauptwörter und Fürwörter,
Es wird hier viel Interessantes und Belehrendes geboten. Wir
beschränken uns auf Einzelnes, wo wir anderer Meinung sind.
§ 1048. ,,Le, la, les in Verbindung mit ^tre dienen zur Darstel-
lung eines Prädikates von Personen, insofern dasselbe aus dem
Vorhergehenden erkennbar ist (^tes- vous ie p^re, la m^re, les
fr^res? Je le suis, je la suis, nous les sommes). § 1049. Le,
la^ les in Verbindung mit dem unpersönlichen c'est dienen zur
Darstellung eines Prädikates von Sachen, insofern dasselbe aus
dem Vorhergehenden erkennbar ist (est-ce \k votre montre?
Oui ce Test).'* Hier sollen le, la, les nach dem Verf Fürwörter
sein mit der Kraft , den Nominativ darzustellen. Das geht nicht
an. Wir würden jene Wörtchen unbedingt für Artikel erklären,
wenn sie nicht als solche nach der Kopula stehen müssten ; und
nicht ausserdem der Prädikatsnominativ bei ^tre und devenir im
nnverkennbaren Akkusativ ständen (qu'est - ce que nous sommes 1
Qu'est-ce ^f^e vons 4tes devenu?).
§ 1053. Ob man sagen müsse je le veux croire oder je veux
le croire, kann auch der Verf. nicht genügend entscheiden^ indess
führt er Fälle an, wo die genannte Abweichiuig auf Gründen und
nicht auf blosser Willkür beruht !
§ 1056. „J'ai ä la porte de Luxembourg un mien ami qni
d^sire savoir des nouvelles de ma charmante compatriote.'^' In
diesem Satze muss nach Analogie der ganzen Sprache amI als
Apposition mit unterdrücktem Artikel angesehen werden*
§ 1059. „Dans ce moment, trois personnes qui marchaient
dans les corridors de la prison k une heure qui n'dtait pas celle
ordinaire des visites • . . '^ Damit vgl. im Lateinischen in gewisser
Hinsicht: nemo mortalis.
§ 1063. Redensarten, wie: C'est k qui apprendre le mieux
la le9on , sind sdiwerlicb aus Ausdrüeken , wie : c'est k lui k
Bibliographische Berichte. . 317
apprendre, zq eFklSren, was eine doppelte Schwierigkeit haben
wurde. Jedoch wagen wir keine L5|ung. —
Hiermit wollen wir unsere Anaeige und Beartheflung schlies-
sen, können jedoch i'om Leser nnd Verfa88.er keinen Abschied
nehmen, ohne diesem für die Tielfachen Belehrungen, die wir
aus seiner Arbeit geschöpft haben, aufrichtigen und herzlichen
Dank abzustatten, für unsere abweichenden Ansichten aber die
'Versicherung zu geben , dass sie aus voller Ueberzeugung herror-
gegangen und deshalb berechtigt sind , die gütige Aufnahme des
Publicums und des Verfassers zu beanspruchen. Was endlich flie
äussere Ausstattung des Buches betrifft, so hat die ?erehrliche
Verlagsbuchhandlung , wie wir dies an ihr gelohnt sind , nichts
zu wünschen übrig gelassen; ein kleines DruckfehlerTerzeichniss
berichtigt- im Ganzen unerhebliche Versehen, und Sachen, wie
Cathegorie p. 115., scheinen auf Kosten des Verf. zu kommen.
Essen. Dr. Funcke.
Bibliographische Berichte.
Veber mehrere för den Unterricht in der Geschichte^ namentlich
auf Gelehrtenaehulen^ bestimmte Lehrbücher.
Die Literatnr hat gegenwärtig einen fast unübersehbaren Reichthum
an Hand- und Lehrbüchern der Geschichte; dazu haben die raschen
Fortschritte y welche in« der genannten Wissenschaft seit den letzten
Decennien gemacht worden sind ^ unstreitig viel beigetragen ; denn viele
vorher ganz brauchbare Bücher mussten , wenn sie nicht in rascher Auf-
einanderfolge wiederholt neue Auflagen erlebten ^ bald als dem Stand-
punkte der Wissenschaft nicht mehr entsprechend antiqüirt und durch
neue ersetzt werden. Zugleich machte die grossere Beachtung , welche
die Geschichte als Unterrichtsgegenstand fand , und die Steigerung der
Anforderungen , welche auch in dieser Beziehung an die Schulen gestellt
wurden, das Bedürfniss passender Hülfsmittel fühlbarer, als sonst.
Konnte man sich nun über da» auf Gymnasien in der Geschichte zu errei^
chende Ziel im Allgemeinen leicht vereinigen; so blieb doch über die
Wege zu demselben manche Differenz der Meinungen unausgeglichen , um
AO mehr, als die grosse Ungleichheit der innern und äussern Verhältnisse
in den einzelnen Schulen, die unendliche Verschiedenheit in der Indivi-
dualität der Lehrenden und Lernenden , -vrelche stets auf das Maass des
Stoffes und die Methode des Vortrags, Einfluss ausüben muss , einer voll-
kommenen Verständigung hemmend und störend entgegentraten und , was
Ater sich brauchbar und nützlich erwies, dort als weniger zweckmässig
erscheinen Hessen. Rechnet man nun die Schreib - und Drucklust unsrer
Zeit hinzu, so wird man den Reichthum in dieser Gattung der Literatur
318 BibliographiBclie Berichte.
leldii erklärlich finden. BrfrenHch mvM er erscheinen ^ da durch ihn
da« rege Streben der Zeit sich offenbart , bei der Mannicbfaltigkeit der
Bediirfiusae die Auswahl erleichtert wird , da endlich nor durch 4ie Viel-
seitigkeit der Bebandlong die Methode des Unterrichts sich bestimmter
feststellen kann« Durdi seinen Beruf darauf hingewiesen und aufgefor-
dert Ton der Terehrlichen Redactien der NJbb. , hat Ref. es nnternom-
men, die ihm sa Gesicht gekommenen Bficher der bezeichneten Art kurz
zu besprechen , damit die in ihnen sich offenbarenden Richtungen erkannt
werden mögen. Auf Vollständigkeit konnte er -durchaus sein Absehen
nicht richten nnd bittet daher, wenn dies oder jenes Buch übergangen
wird, Yon seiner Seite keine Abpichtlichkeit Torauszusetzen. Vorher
glaubt er seine Ansicht aber die beim Geschichtsunterrichte nothwendigen
Hnlftmittel aussprechen zn müssen. Wenn die Erfahrung überhaupt lehrt,
dass dfts gesprochene Wort einen tieferen Eindruck anf jugendliche Seelen
macht, als die Lecture auch des besten Buches, so muss bei dem Gc-
schichtsnnterrichte der mündliche Vortrag des Ijehrers als das Wichtigste
angesehen- werden. Nur ihm wird es möglich sein , das Interesse der
Lernenden zu erregen und dauernd zn fesseln, klare und lebendige Bilder
von Personen, Ereignissen^ Zuständen vorzustellen, Ehrfurcht und Stau-
nen Yor Tngendgrosse , Abscheu und Entsetzen vor Laster und Unsitt-
lichkeit zu erregen. Dass er gut erzählen und darstellen könne, ist daher
die erste Forderung, welche ausgezeichnete Pädagogen an die Lehrer der
Gesdiichte mit Recht gestellt haben« Aber der mundhche Vortrag kann'
nicht Alles leisten« Nicht allein Namen nnd ZaUen müssen unverwisch-
lieh dem Gedächtnisse eingeprägt werden; sondern auch der Verlauf, die
Ursachen und Folgen der Begebenheiten, die Charakterbilder der han-
delnden Personen, die Culturzustände der Volker sollen in deutlichen
Bildern in der Seele behalten werden. Dazu Ist der Fleiss des Schülers
nothwendig, und zu dessen Unterstützung muss er etwas Schwarz auf
Weiss besitzen. Das Dictiren ist längst verbannt; gegen das Nachschrei-
ben überfiaupt hat man die Unfähigkeit des Schülers und die dadurch fast
nothwendig werdende Vernachlässigung des Vortrags von Seiten des Leh-
rers eingewandt. Ref. ist ebenso sehr gegen ein übertriebenes Nach-
schreiben, wie /ur ein in vernünftigen Schranken gehaltenes. Abgesehen
davon, dass es keine bessere Nothigung zur Aufmerksamkeit giebt, ist
es eine gute Geistesübung, das Gehorte sogleich kurz zu Papier, zu
bringen; dasselbe wird im Geiste befestigt , indem der Schüler es selbst-
thätig sogleich wiederzugeben genothigt wird ; dem Lehrer aber legt es
die Pflicht auf, der Fassungskraft seiner Schüler gemäss zu sprechen;
viel Zeit raubt es nicht, weil ohnehin das Wichtige mehrmals wiederholt
und hervorgehoben werden muss« Hefte, ausser der Lection von den
Schülern ausgearbeitet (ein Verfahreu , was namentlich auf Realschulen
bis* zur Ungebühr angewendet zu werden pflegt) , sind gewiss nutzlich ;
allein wird nicht auf den Gelehrtenschulen dadurch den übrigen Ünter-
richtsgegenständen , namentlich dem wichtigsten , den klassischen Studien
zu viel Zeit entzogen und, kann die Zeit erübrigt werden, wird sie nicht
besser auf Einprägnng und Durchdenkung des gegebenen* Stoffes," als auf
BibliographiBche Beriehte.- 819
du immer snm Theil mechaidsdie Anfiieichnen Twweiidet werden , snmel
weiHi daa nachgeschrieboie Heft m jenem Zwecke genügt? Was lur die
Geographie die Karten, das und .für. die Geschichte Tabellen« Solche
mÜ9$en nach des Ref. Ansicht in den Händen der Schaler sein. Dorch
sie . wird er in den Stand gesetst | die ungeheiire Menge der Begeben*
heitpn nach ihrem zeitlichen nnd räumlichen Yeihaltnisse yor- nnd ruck*
wärts und nach allen Seiten hin za überschauen. Man hat auch hier in
neuerer Zeit yorgeschlagen, solche Tabellen Ton den Schalem selbst fer-
'ügen zu lassen f Ref. verkennt den Nutzen dayon nicht; allein da eine
Anfertigung von Tabellen erst nach Beendigung eines ganzen Zeitraums
stattfinden kann , der Schüler abo wahrend des Unterrichts dieses Hülfs-
mittels noch entbehren mjiss , da femer dieselbe durchaus nicht leicht ist
und viel Zeit erfordert, so zieht er es yor, gedrackte Tabellen dem Un-
terrichte zu Grande zu legen. Fuglich konnte nun der Vortrag des Leh-
rers, das nachgeschriebene Heft,, der Besitz yon Tabellen zum Geschichts-
unterrichte genügen. Gleichwohl hält Ref. den Gebrauch eines Lehr-
oder Handbuchs yon S^ten der Schüler für wünschenswerth. Dadurch
wird der Schüler in den Stand gesetzt, nur zu leicht entstehende Lücken
auszufüllen , falsch Anfgefasstes zu berichtigen, sich neue Gesichtspunkte
zu eröffnen, die empfangenen Bilder und Eindrücke zu befestigen; der
Vortrag des Lehrers kann einem solchen sich möglichst eng anschliessen,
ohne atme Selbstständigkeit zu yerlieren; das Nachschreiben kann da»
durch beschränkt werden; ganz überflüssig durfte es schwerlich sein.
Kurz Ref«^ spricht seine Ansicht dahin aus , dass der Gebrauch eines
Lehrbuchs für die Repetition yon grosstem Nutzen sei, wenn er ihn auch
nicht für absolut nothwendig erklären kann. Namentlich gilt dies yon
den untern Classen, in welchen yon dem Nachschreiben nur ein sehr
beschrankter Gebrauch gemacht werden .kann, die sorgföltigste und wie-
derholteste Repetition in der Lectioi^ aber' fidcherheit des Gcfdächtnisses
bei allen Schülern durchaus nicht yerburgt Auch in anderer Rücksicht
ist der Nutzen eines Lehrbuchs unyerkennbar. Vermag der Lehrer,
wenn er nur frei und nach Tabellen yortragt , als Vorbereitang für die
Lection von dem Schüler nichts weiter zu fordern, als Einprägung des
bereits Behandelten, so kann der Schüler, indem er eine erst noch yor-
zutragende Partie in einem Lehrbuche vorher genau durchliest , für die
Auffassung sich noch besser vorbereiten; ja er wird eigentlich erst da-
durch recht fähig, auf gehörige Weise nachzuschreiben. Frei und unab-
hängig aber muss der Vorlag des Lehrers von dem Lehrbuche dastehen,
wenn er nicht seinen wesentlichsten Nutzen verlieren soll. Für den
Schuler reicht em Lehrhueh aus. Der Lehrer wird von allen den bedeu-
tenderen Erscheinungen in diesem Gebiete der Literatur Kenntniss neh-
men müssen, nicht um den Stoff ans ihnen zu entnehmen (hier muss er
immer auf die Quellen oder doch die Geschichtsforscher zurückgehen),
sondem um aus ihnen für seine Methode und die Behandlung des Stoffes
zu gewinnen. So stellen sich denn die Gesichtspuncte fest, welche Ref.
bei sänem Berichte stets im Auge haben wird : was kann der Lehrer aus
dem besprochenen Buche für seine Methode gewinnen, und welchen
320 ^Iblio'graphische Berichte.
Nnteen kann es den.Sdinlem bei der VorbereiUtng und mehr noch bei
der Repetiüon gewähren? Ref» beginnt mit denjenigen Bachern, welche
eine zasammenhängende Darstellung der Geschichte enthaUen, und stellt
unter diesen diejenigen Toraa, welche als Hand- und Hutfisbücher zugleich
das Interesse des Lehrers neben dem des Schülers zum- Zwecke haben«
Die Reihe eroffne das Werk des ehrwürdigen Jubelgreises Stra89 , eines
wegen seiner gründlidien Gelehrsamkeit und seiner vielfachen Verdienste
um das Schulwesen gleich achtungswerthen Mannes. Die beiden ersten, die
alte Geschichte enthaltenden Theile seines Handbuchs [Jena, Frommann*
1830. 410 u. 446 S. 8. TgLNJbb.9,373. Lpz.LZ. 183^ Nr. 39. Blätter f.
liter. Unterh. 1830 Nr. 297. Beck's Repert. 1830, XU. S. 398 f.] liegen
schon vor der Zeitgrenze , wdche wir n^ bei diesem Berichte gesteckt
haben, und sind schon in zu vielen Recensionen besprochen (s. d. Yorr.
zum 3« Theile), a|s dass wir hier Etwas zu ihrem Lobe hinzufügen sollten.
. Der 3. Theil; Handbuch der mittleren GeschkMe [Jena, Frommann. 1837.
X n* 577 S. gr.'8.] ist öne würdige Fortsetzung des Werkes. Mit scho-
nen Worten spricht sich der Hr. Verf. in der Vorrede über seine Absicht
aus : „nicht mit allgemeinen philosophischen Ansichten über noch nicht
entwickelte Thatsachen wollte ich meine Leser unterhalten ; sie sollten
erst in den Stand gesetzt werden, die Begebenheiten in ihrem Zusammen-
hange zu begreifen und sich ein selbstständiges Urtheil zu bilden« Nicht
in hohlen unverstandenen Phrasen sollten sie nachsprechen, was sie seibat
nie gedacht; nicht als todtes Gedächtnisswerk sollten sie lange. Reihen
von Namen und Jahrzahlen'auffassen ; sondern bei dem Vortrage der Ge-
schichte mit allen Geisteskräften thätig sein; es sollte kurz und bündig,
aber gleichwohl so erzählt werden, dass sie sich mit ihrer Einbildungs-
kraft in die Zeit- und Ortsverhältnisse versetzen, über das Zweckmässige
oder Unzweckmässige, das Sittliche oder Unsittliche der Handlungen
urtheileii und die Begebenheiten in ihren Veranlassungen, im Fortgange
und in den näheren und entfernteren Folgen überschauen konnten.^' Der
Stoff ist in der Weise geordnet, dass Perioden festgehalten , innerhalb
derselben aber die Geschichte jedes Staates zusammenhängend abgehan-
delt, dann Ueberblicke über die Cultur, den ganzen physischen und gei-
stigen Zustand der Volker gegeben werden. Die Darstellung ist durch-
weg klar und einfach, vorurtheilsfrei, aber warm und lebendig ohne alle
Affeetation , jnit streng moralisch richtigem Gefühle. Vor den einzelnen
Abscimitten sind immer die bedeutendsten .Geschichtswerke der Neueren,
aus denen weitere Belehrung geschöpft werden kann , unter dem Texte
häufig auch die Quellen genannt. Ein vollständiges Register erhöht die
Brauchbarkeit des Buches, welches Lehrern und Schülern mit vollster
Ueberzeugung empfohlen werden kann. Die Fortsetzung hat der schon
durch andere Werke *) als Geschichtsfälscher rühmlichst bekannte Prof.
*) Ausser der Geschichte der italienischen Kriege erwähnt Ref. hier
beiläufig: Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg für
JSchule und Haus. [Lüneburg, Herold und Wahlstab. 1. Bd^ 1837. % Bd.
1838. gr. 8.] Mit .der grundlichsten Quellenforschung ündet sich hier die
4
I
Bibliograpliische Berichte« v 821
Dn WilhelmHayemannin Gottingea ttbemommeii. Von dem Uand-
ftiMsAe der ntMWfin G98ehkkt9 ist bik jetzt der ente Theil erschienen
[1841. d^\ B. 8.]. Der Plan ist insofern geändert, als der Um&ng des
Gänsen auf 3 Bande beredinet ist , die Darstellnng aber sich nicht blos
auf das Wichtigste und Herrortretendste beschrankt , sondern aach aaf
das Specieilere aber den Verlauf der Begebenheiten und die Lebensver«
lialtnisse d«r bedeutendsten handelnden Personen eingeht. In Folge davon
konnte die Verweisung anf neuere Geschichtswerke und die Quellen weg-
bleiben, da das Buch dieselben gewissennaassen ersetzt. Im Ganzen
können wir uns aber die Veränderung des Planes nur freuen, da die
neuere Geschichte als die unserer Zeit am nächsten liegende eine spe-
ciellere Bekanntschaft y erdient, der Vortrag des Lehrers sich aber meist
nur auf die Hauptsachen beschranken muss, die Durcharbeitung der gros-
sen Zahl Yon bedeutenden Geschichtswerken ausserdem demselben häufig
unmöglich ist. Das Buch schildert in fast durchaus fliessender Darstel-
lung die Tbatsachen nach den grundlichsten Studien ohne philosophisches
Raisonnement Jiebendig und wahr und charakterisirt die handelnden Per-
sonen Torurtbeilsfrei, kurz und b€ndig, aber klar und Tollständig in ihren
Bigenthumlichkeiten und den Beweggründen ihrer Handlungen. Nach
einer kurzen , aber yolikommen genügenden Einleitung folgt I. Zeitr. :
Vom Bude des 15. bis Mitte des 16. Jahrb. und zwar I. Abth. y. E. des
15. Ja|irh. bis zur Kaiserwahl Karfs V. 1) die Kämpfe in Italien 1494 —
1514 , 2) Deutschland unter Maximilian I. , 3) Spanien bis zom Tode
Ferdinands des Katholischen , 4) Frankreich bis 1519 , 5) England 1485
—1518; n.Abth. yon d. Kaiserwahl KarPs V. bis zu dessen Abdankung,
^1) die Kämpfe zwischen Karl V. und Franz L in 2 Abschn., 2) Deutsch-
land 1519-r-1530 u. 1530—1556, 3) Spanien unter Karl V., 4) Frank-
reich 1519—1559, 5) England 1519—1558. H. Zeitr.: Von der Mitte
des 16. bis Anfang des 17. Jahrh. 1) Frankreich« yon 1559 — 1584 und
1584—1610, 2) Niederlande bis 1579 und dann bis 1609, 3) Spanien
1558—1609, 4) England unter Elisabeth, 5) Deutschland 1556—1608,
6) das Reich der Osmanen yom Ende des 15. bis Anfang des 17. Jahrh«,
7) Schweden y. E. des 15. Jahrh. bis 1611, 8) Dänemark y. E. des 15.
bis gegen Ende des 16. Jahrh. Macht diese Eintheilnng fuch manche
Antictpationen und Wiederiioinngen nothig und hält sie Ref. auch für
Schulen nicht fSr praktisch genug, so entspricht sie doch dem Zwecke
des Hm. Verf. yoUkommen und hindert den Gebrauch des Buches nicht
im Geringsten. IMit freudiger Erwartung sieht Ref. der Fortsetzung und
Vollendung entgegen. Druck und. Papier yerdienen Lob. Es folge hier-
auf: Die iMgememe Geschkhie der Volker und ikrerCuUar. Ein'Hand-
huchf mä Ru^sneht mf Fr. Koblrauseh chronologkehen Ahriae der WM-
geeckiehie bearbeitet yon Dr. Rud. Lorentz. [Elberfeld, Boschler.
interessanteste, mehr indess für den gebildeten Geschichtsfreund ^ als für
den Schüler und das Volk berechnete Darstellang yereinigt, und das Bach
yerdient die weiteste Veibreitung als ein wichti{;er Beitrajß zur deutschen
Gesohichte, in welcher die Lande Brannschweig und Lüneburg eine so
bedeutsame Rolle spielen.
If. Jakrb. f. Phii. «. Md. od. KrU. BibL Bd. XXXIV. BfL % 21
322 BibHogrm^hiBclie Bericbte.
gr. 8. I. Th. da» ÄlterfSnm, 1837. yiH a. 904 ». H. Tfc. tf«M MUtdaUer.
1837. n o. 319 8. m. Th. ih neuere ZeH hk zwfranaSt. Rewtlntimu
1839. n n. 330 S. IV. Th. die neueete ZeH. 1840. IV a. 275 S. rgl-
Hall. LiU. E. B. 1840. Novbr. St. 99. p. 187 sqq. AUgem. fiohtilz. li837.
Nr. 192. 1838.'Nr. 64.]. Die charakteriBtUche Sigenthoiniichkeit ^eses
Handbochs besteht in der steten BerudcsSchtigtmg der Collnr und Lite»
ratOT in ihrem Zosammenhange mit den politischen Begebenheiten. Dit
Darsteliong der Cnltnrgeschichte ist nieht ron dor politischen gedrfingt^
dagegen sind die Uebersichten über die lAteraturgeschicbte jedesmal tm
das Ende eines Zeitraums gestellt. An das mit Recht allgemein als hödhdt
' nutzlich anerkannte, wenn auch dem gegenwartigen Stand der Gelehrten-
schulen nicht yollkommen entsprechende Kohlraoschische Bach Schliesflt
sich das Lorentzische Handbuch in der Weise an , dass die Periodeneiit-
iheilung desselben beibehalten ist; innerhalb jedes Zeitraumes aber die
Geschichte der einzelnen Volker fortlaufend erzählt wird. Der Hr. Verf.
hat sich wohl zu streng an jene Perioden^ntheihing gehalten ; wenigstenB
findet es Ref. nicht angemessen , dass in der ersten Periode des Alter-
thums die griechische Geschichte mit Pisistratus, nicht mit den Perser-
kfiegen ; die romische mit Serrius Tnllitts, nicht mit der Vertreibung der
Konige abgebrochen wird, und dass Luthers erste fid^itte zur Refor-
mation bis 1519 bereits im 2., die ferneren Vorgange der Reformation
erst im 3.' Bande abgehandelt werden. Für die alte Geschichte halt
Ref., da die Volker in derselben noch in zu wenig Beziehung zu einander
stehen, Jedes Tiefanehr sich selbstst^ndig ans sich entipvickeit , die ethno-
graphische Methode für die angemessenste , und der Hr. Verf. hätte ihr
um »o leichter folgen können, als er eine synchronistische Darstellung
der Weltgeschichte neben seinem Handbuche voraussetzte. Leicht kott-
neu bei einem Werke der Art im Einzelnen manche Ausstellungen ge-
macht, wohl -auch ganze Partieen als weniger genügend bezeichnet wer-
den (so erscheint dem Ref. namentlich die Volkerwanderung); allein der
Werth des Buches wird dadurch Tiicht geschmälert, und die Kürze Ter-
bietet es hier. Ref. erkennt bei dem Hrn. Verf. auf das Freudigste ah
die genaue und gründliche Kenntniss der Thatsachen, die Fähigkeit, das
Mannichfaltige unter allgemeinen Gesichtspunkten zu begreifen und den
Zusammenhang zu entwickehi (als trefflich sind besonders die Binleitiin-
gen zu den grosseren und kleineren Abschnitten hervorzuheben) ; die mit
Scharfe und Tiefe gepaarte Besonnenheit des Urtheils, weiche zwar vom
politischen Raisonnement weit entfernt, doch stets über die Thatsaühen
Licht verbreitet, endlich die präcise, mit Lebendigkeit und Deutlichkeit
v^bunden€ Kurze der I^arstellurtg. Oft freilich ist der Hr. Verf. in dem
Streben nach Kurze zu weit gegangen ; erfreulich aber* ist es zu seben,
wie er eine gewisse Ae^gstlichkeit in dieser Hinsicht, die sich im ersten
Theile kund giebt, später immer mehr und mehr abstreift. Der 2. Theil
tritt vor dem ersten bedeutend hervor; der 3. steht <fiesem und dem letat-
tea etwas nach , welche Ungleichheit indess dem Hnu Verf. nicht zum
Vorwurfe genacbt werden kann. Derselbe hat dKs, watf er, nach der
Vorrede zum L Th. beabsichtigte, vollkommen geleistet) w iiat lir
Biblid^vftpki««ke B«vicJit«4
S2S
L^htir efai bequean^s BaAdJ^iick, föt reifere SchGIev eia nncnmoimnnfiii
fiiUfiHitittel, far alle Freunde dar Geachichto eine autasHche UebeMcht.
des hijrtearifichea Mateiials :g:diefert. fiiil !RegUl0v.w«r4e die Braachbar-*
l^it 4es Ba€h«s nodi erhöhen* IMe 8 letEtea Bände sind weit eeireeter
gednlckt, als dier erste ^ yoli Druddehlejipn Dist strotzende. Aef. sendet
sich zu dem LeAr&iiGft der allgemanen ChtuhuMe fwr .höhere Unterricht^'
WMtälten und eum SeWstunternekte GelhÜdeter Ton. Dr*. L a d.w. F 1 a t h e,
Pro£ an der Univ. Leipzig^« [Leipidg, Gebherd and Reisland. gr. 6»
1. Bd» 1638^ 237 S. 2. Bd. 1839. 426 8. 3. Bd. 1839. 480 8.] Der
erste Theil dieses Buches mnss für sich betrachtet werden, da er, wie
in4em sehr kurzen Vorworte berichtet wird, das. Werk des Grammati*
keis Ramshorn ist, weldien der Tod vor der Heraasg^abe einer segens-
reichen Wirksamkeit entriss» Die alte Gesdiichte wird hier nur in 3
Perioden gotheilt^ welche durch Gyros, die Schlacht bei Actium und den
Untergang des westronüschen Reiches begrenzt werden; diese Einthei-
Inng ist indess nicht so starr festgehalten, dass nicht die Gesdüchte jedes
Volkes bis zu einem in ihr Epoche machenden. Ereignisse fortgeführt
wäre. In der ersten Periode Werden asiatische , africanisdie und euro-
^paische Volker geschieden, später die ostUche und westliche Welt. Die
geographischen. Uebersicbtea p« 8. und p.. 71. sind mehr Orientirungen
auf der Kurte mit Angabe des Merkwürdigen bei jedem Orte; der Ein-
jBbss des Bodens und Klimas auf Kultur ist an anderen /Stellen berück-
sichtigt. In kleinerer Schrift wird der politischen Geschichte jedes
Volkes das Wissenswfirdige über seine Cnltnr, Literatur undJahresrech-
irang beigefügt, in Annaerkongen unter dem Texte finden sich theils kri-
tische Erörterungen, tbeils Verweisungen auf die Quellen. Diese sind
nicht immer den Schalem ^egangMohe Sciffiftsteller , auch ist den Ver-
weisungen nidht IsuBier zu trauen, vgl. Jen» Litz* 1839. Nr. 90. Wenn
wir nun in der Ablage des Plans Und der Atts^tabl des Stoffes den Taot
.des erfahrnen SchaJEmanns, in der Darstellong die Klarheit des mit dem
Alterth^um vertrauten Forschers, in der Beurtheilung den rooialisch stren-
gen, vor Jedem Bösen zarackschreckenden Charakter erkennen, so ist
auf der andern Seite 7ia bedauern, dass das Werk, nicht, einmal der erste
Theil in der begonseiien Welse fortgeführt ist« . Cultur und Literatur
finden in der letzten Hälfte gar keine Berücksichtigung mehr; die Ueber^
Schrift p. 71. : j,Z weiter Zeitraum bis aur Schlacht bei Actium^^ gilt für
das ganze Folgende und wird sog» in den Colamnentitela fortgeführt;
am Ende ist femet nicht wie nach der ersten Pedode eiae Zeittfifel ange-
fügt , und während in der ersten Hälfte sich oft harte und verschrobene
Perioden finden ,^ sonst aber der Stil den darauf gewandten Fleiss des
Verfi beweist, deigt die Vernachlässigung dcsswlben in der letzten Hälfte,
dass Hr. Flathe diese dem unvollendeten Werke hinzufügte« Wohl kann
. man hier fragen : warum wurde nicht wenigstens der l. Theil ganz in
d^selben Weise fortgesetzt , wie Ramdbborn ihn begpnaen hatte , und
warum schweigt die Vorrede ganz davon? Finden sich auch in den
Sachen einige Fluchtigkeiten und Versehen, so ist^doch trotz der gerüg-
ten Mangel das Bndi so beschafien, dass es Schülern der obem Glassen
21*
S24 BibliogrtpbUclie Berichte«
snm Gebraaehe emipfolilea werden kann (ygl. Jen. Lite. 1839. Nr. 90. II«
9. 389 fgg*)* ^® beiden folgenden Bände sind gan^ das Werk des schoA
Tielfinch nm dSe Gesohidite rerdienten Hrn. Flathe. Das Mittelalter wird'
in 3 Biiehem abgehandelt t 1) die Zeit bis zum Untergange der Karo«
Uilger; 2) yom Bnde des 9. bis xn Ende des Id. Jahrb.; 3) das £nde des
Blittelalters ; die neuere Geschichte zerfallt in 4 Bücher : 1} die R^or-
mation bis 1655; 1) die katholische Reaction bis 1648 1 3) die Aatokratio
bis zom Beginne der franzos. Revolution; 4) die Revolution bis 1836«
Des Hrn. Verf. Zweck geht weniger auf eine genaue und ToUstandige
Darstellung des Einzelnen (Belehrung darüber kann aus den unter dem
Texte angefahrten Geschichtswerken geholt werden) , als auf Unterord-
nong desselben unter allgemeine Gesichtspunkte. Welche Richtungen in
Staat und Kirche wahrend der einzelnen Zeiträome sich herausstellten
(die Culturgeschichte ist mit Ausnahme einiger gelegentlichen Andeutun-
gen ganz übergangen) y in welchem Verhältnisse zu- ihnen die einzelnen
Begebenheiten, Personen und Völker stehen, welches die Ursachen zum
Untergange des Bestehenden , zum Auftauchen des Neuen gewesen sind»
dies wird mit grossem Scharfblicke und vielem Geiste dem Leser vor
Augen geführt, und Rel bekennt dankbar, dem Hm. Verf. vielfache
Belehrung zu verdanken. In Bezug auf die kirchlichen Augelegenheiten
ist der Standpunkt der rein protestantische , in Bezug auf das Politische
, das monarchisch - constitntioneUe Princip. Daraus geht freilich eine ge-
wisse Einseitigkeit hervor, und das Mittelalter erscheint namentlich in
der trübsten und abschreckendsten Gestalt; die Geschichte hat freilich
ein Recht , ja sogar die Pflicht zur Anklage gegen das Gewesene ; aber
sie darf die lieiteren Seiten, die helleren Farben, die Nothwendigkeit
des Dunkeln nicht vergessen. RncksichUich der Auswahl des Stoffes
vermisst Ref. Gleichmassigkeit. Mit welcher Genauigkeit werden die
Verfassungen selbst entfernterer und unwichtigerer Staaten entwickelt^
wie vollständig werden selbst unbedeutende Päpste und osmanische Herr-
scher aufgeführt, und wie dürftig dagegen das Ende des dreisslgjährigen
Krieges behandelt? Ain wenigsten sagte dem Ref. der Sti( des Hnu
Verf. zu« Es finden sich in demselben so viele Abnormitäten , Dunkel-
heiten, Härten, kurz ein soldier Mangel an Abrundung und Eleganz^
dass auch ohne hohe. Ansprüche, auch ohne Verweichlichung gegen eine
kernige und markige Diction gewiss Jedermann sich eher abgestossen als
angezogen fehlen wird. Die porrectur ist durch das ganze Werk sehr
' Twnachlässigt , und es finden sich manche auffallende Fehler, von denen
ein Theil auch dem Hrn. Verf. zur Last fällt. Druck und Papier sind
sonst zu loben , der wohlfeile Prds anerkennungswerth. Auf Schalen
kann das Buch nur von den gereiftesten Schalern mit Nutzen gebraucht
werden , da es bereits eine höhere Ansicht und tieferes Denken voraus-
setzt, überhaupt der €harakter academischer Vorlesungen zu sehr her-
vortritt. Auch ermängdt es aller bequemeren Einrichtungen, wie häu-
figerer Abschnitte , Ueberschriften n. dgl. , ohne welche sich der Sdiuler
nur schwer mit eineni Creschichtsbuche vertraut machen kann. In ganz
anderer Weise ist geschrieben : Cfe9ekiekt€ d^ merkwürügsten Staaten
Bi-bliograpbische Berichte. S25
niHifT und iMiwer ZieH , ethnograpkiach dargesteüu Gm Hiüfthi^ /Sr 4h
regere Jugend und sum Sdbatunierrichie Yon P. H e n 8 e r. In 2 AbtM'
iungen.. [Elberfeld, Bnsohler. 1840; 726 S. gr. 8.] Da sich der Hr.
Verf. einzig und allein zum Zwecke setzte, Staatengeschichten zn sehrei-
ben , so darf man sich nicht wundern , dass Ton der Yolkerwanderiuig,
, den Kreuzztigea, der Hierarchie und andern sich über die ganze -Weit
erstreckenden Begebenheiten keine zusammenhängende Barstellung in
Buche sich findet; dass aber der Unterricht auf der zweiten Stufe nicht
so beschränkt ethnographisch ertheilt werden könne , darüber Sind wohl
Alle einig. Ref. würde dies nicht tadeln, wenn nicht das Bach zugleich
als zum Selbstunterrichte bestimmt sich ankündigte. Ein anderer Tadel
, ist der, dass sich Hr. Heuser meist nur die gegenwärtigen Staaten zum
Vorwurfe wählte und. bei ihnen auch die untergegangenen mit behandelt*
Alle Geschichtsforscher sind einig, dass Frankreich und Deutwhland erst
seit dem Vertrage zn Verdun existiren, und dass das grosse Frankenreidi
für sich zu betrachten sei; Hr. Heuser aber theilt einen Theü von dessen
Geschichte zu Frankreich (Chlodwig und seine Nachfolger) , den andern
(Karl den Grössen) zu Deutschland. In der Ordnung der Staaten folgt
er meist geographischen Rücksichten; warum aber die Schweiz zwischea
Schweden, Dänemark und Russland eingeschoben sei, dayon bekennt
Bef.' keinen Grund finden zu können. Gegen den in der Vorrede aufge-
stellten Grundsatz , dass in der Menge des Stoffes sorgfaltige Auswahl
und Beschränkung stattfinden müsse, ist vielfiich gefehlt. Oder ist ea
nicht Ueberhäufung des Gedächtnisses, wenn p. 314. die Grafen yon Sa-
voyen yollständig aufgezählt werden ? und wie reimt sich mit dieser Voll-
ständigkeit , dass das Reich des Islams p. 31. u. 32. mit 2 Seiten abge-
than wird (die Geschichte der Araber in Spanien hat indess bei diesem
Lande ausfShrliche Behandlung gefunden) , und dass yon dem altem Bur-
gnnderreiche bei Frankreich gar nicht die Rede ist? In Bezug auf ^en
Stil stimmt allerdings Ref. dem Hrn. Verf. bei , dass künstlerische Dair-
Stellung in einem Schiilbuche nicht angemessen sei; fordert aber yon
demselben unbedingt grammatische Richtigkeit. Demnach kann er Dinge,
wie p» 35. : „Um diese Zeit bildeten aucb die Engländer eine ostindische
Compagnie, welcher 1698 eine neue wetteifernd folgte, die sich aber
1708 yereinigten und als solche noch fortbesteht'^, oder p. 111. : „des
früher hier gelebten Dichters Pindar^', p. 418. : „den seit ö Jahren mit.
sich führenden Kurfürsten^', dergleichen Verstösse sich gar nicht seken
finden, durchaus nicht billigen. Dass* die Thatsachen nicht aus den
Quellen, auch nicht aus den besten Gesdiichtsfor^chnngen,' sondern mdst
nur aus secnndären Geschichtsdarstellungen und encyclopfidischen Wor*
terbnchem geschopflb wurden , würde Niemand tadeln können , wenn mur
Alles richtig wäre ; allein überall , wo yerworrene Verbältnisse zu über-
schauen sind , ist die Darstellung nicht genügend , und im Einzelnen lese'
man nur , was p. 76. yon Lycurgus, p. 90.' von der Vertreibung der Pi-
sistratiden, p. 93. Von der Verrätherei des Pausanias, p. 138« yön den
12 Tafeln, p. 262. yon Cäsar, p. 269. yon Karl dem Dicken (der mit
dem Einfältigen yerwechselt ist)^ p. 24ö. 403.-^58. 408. erzählt ist , >aiid
326 Bibliog.raphiselie Beriohte.
der Gearlilditaknidige wM genug Bewose toh Unkenntnus und Flnch-
tig^dlt kaben. Aach nicht «inmal richtig geordnet ist dar Stoff; go steht
p. 166* des Sntaminas TribnnUt nach dem Bnrgerkriege , p. 170. der
Krieg des Porapejos gegen Mithridates Tor dem Seeranberkrieg. Anch
wird spater manchmal Btwas , woraber Torher keine Rede war, genannt,
wovon p. 425. der geistliehe Vorbehalt (s. p. .418.) and p« 498. der Gen-
tcr Vertrag Belege sind. Mehrmals finden sich Wiederholnngen ^ so
p. 404. 543. ö, 646. , am aaflallendsten p. 725* , wo in 2 Sätzen nnmit-
tetbar hinter einander fast nor dasselbe steht. Offenbar tnrg der Hr.
VerC in sein Heft ein, ohne zu verarb^ten. Die den einzelnen Lindem
▼oraosgesetiteu geographischen Uebendchten enthalten nar statistische
Notizen, nichts Ton d«i Veranderangen, namentlich in der BSntbeilong
der Lander. Woher soll nnn z. B. bei -Schweden der sich selbst Unter-
riohteDde entnehmen, was die Namen Schoonen nnd Halland bedeuten?
2m ragen mnd endlich die vielen Drackfehies, die InconseqaenzeB in der
Oiihographie der alten Namen nnd Dinge , wie p. 37. : Antonios fnr An-
tigesos; p« 19^ Septindns Veras and p. 524. Septimus Varas fax; Septi«-
mion Seyeras; p« 63. ein Sphinx; p. 179. dreimal: der Idas. Nach allem
äam Cresagten kann R^. es Niemandem zamatheh, 2 Thlr. 12 g€rr. für
dies Bach aaszngeben *)* Ref. wendet sich zu dem Hilfrhuche behn Vn-
lerrUee m der OeBehiehte Ton Dr. C. C. Hense, auch anter dem Titel:
BbiomeAe Bäder ^ D&^Heüungen der denkwürdigsten Ereignisse und aus-
gezeishneUten Fersonen der WeHtgesekuihte. [fiisleben, Reichardt. gr. 8«
Erster Theii : J>as JHeHhum. XH a. 579 S. 1859. Zweiter Tholt
Vtm, den ersten rimiscben Kaisem bis tmm Tode Friedrichs des Zweiten^
des Hoienstaufen^ X a. 700 S. 1840.] Der Hr. Verf. arbeitete sein Bach
aas dem Gesiohtspankte , dass der Schüler , ehe er einem Vortrage der
Weltgeschichte folgen könne , in dem die Begebenheiten als geleitet Ton
der ewigen Weisheit Gottes dargelegt werden , die grossartigsten Er»
sidieinungen nnd hervorragendsten Persönlichkeiten in deatlicben Bildern
anfge&sst and an ünlen die BmpCinglichkeit far das Erhabene, Schone
and Gate eingesogen haben roasse. Za diesem Zwecke hat er mit vielem
Fleisse seine Bilder aas den bedeatendsten neuem Geschichtsforschern
iMid Gesehiohtschreibem hier and da fest wortfieh geschöpft, doch so,
dass er stets mit grosster Gewissenhaftigkeit seine Quellen nennt. Wenn
nun nach nach der Verschiedenheit dieser eine gewisse Ungleiehartigkeit
in den innaelnen Büdenn bemerkbar wird , so kann man doch dem Hrn.
Vevf. das Lob nicht versagen, dass er bei der Wahl seiner Vorgänger
a^ststiindig prüfend verfahr and sieh vor ihren Fehlem za hütoi wasste!
Freilich hat er den Charakter and Zweck historischer Bilder nicht überail
eenug im Auge gehabt. Namentlich ist dies mit dem An&nge des ersten
Theils bis p. 21. der Fali,'WO sioh ausserdem der Hr. Verf. von Leo
•
*> Die Üek€r8ß$kt 4er merkwiirdigsUn Beig^benkeitefi aus der allge^
meinen Geschickte^ für die unteren und mittleren Klassen höherer
Anstalten synchronistisch dargestellt von P. Heuser. jElberfeld, Busch-
Itfr: I8S5. 63 S. 4.] kennt Ref. nicht aus eigner Ansicht. Nach der
flkhol^eUung 1886.* Nr^ 69; p. 718. ist es gans gewöhnlicher Art.
BibliosrapbMche Bericiitf. 327
g«9 jltt ftbJumgpg gemacht hat Wie in 6«inald«n die Parcteilung 4er
Eracheinaog^iuiiner das HanptaächHchste bleibt , wenn auch der Maler
niemals unterlaasen i^ird, die Motive so deutlich wie möglich anzudenteo,
«0 amsste auch in den historisohen Bildern die Reflexion mehr in de«
Bintergrnnd gedrängt werden; m einigen Parstelinogen ist dies za- weni|[
der Fall, a. B, im Bpaminondas. .. In Folge daron sind auch viel zn yiel
philosophipehe Aoadrncke und Anschauungen in die Darstellung verwebt,
und auch der reifere Schüler wird damit nicht immer in's Reine kommeoi
Sndess gilt dieser Tadel nur Tom ersten Theil; der zweite ist weit
gelungener, Dass hier u^d da die Darstellung sich in das Spedellste
Yerliert, ist bei dem Zwecke des Buches kein erheblidier Tadel. Der
Stil ist rein und lebendig« Der Druck konnte correcter sein (I* p. 376.
Spmmu £ur SidUen). Red spricht mit voller Ueberzeugung aus , daas
das Buch lur gereiftere Schüler oberer Classen sehr nützlich seL Auch
dfW Lehrer, welchem bedeutendere Geschichtswerke nicht immer zp
Gebote stehen , werden^ diese treuen Auszüge daraus nicht unwillkommen
a^. Wir steJlen mit diesem Buche folgendes zusammen: Hktoriscb€9
Lesebuch j enthaltend Erzähiungen und Sehäderungen aus den QueUef%-
$0hrftst^Ü9rn entieknt und für die Jugend bearbeitet von Dr. K. W.
Lanz, Lehrer am Gymnasium zu Giessen. [Leipzig, Engehnann. 1838«
1. Theil: Erzahkmgen aus der «riten Geschiehte^ XII u. 352 S. 2. Theil:
Emäklungen aus der Geschichte des Mittelalters. XVI u. 484 S. gr. 8.]
Wie ai^ziehemd Bod weckend für die Jugend die Lectare trefflicher Dar-
stellongea der interessantesten Begebenheiten tind Charaktere sei^ darüber
ist nur ein» StinuBe; eben, so ^hr aber wird man wohl damit einverstan-
den Sein 9 dasa solche airgefidsher besser entnommen werden können, als
aus den uni^bertroffenen Mustern der Darstellung , aus den Schilderungen
dar Schriftsteller, in denen sich der gesammte Charakter des Geschil-'
derten anschaulich und treu, hinreissend und entzückend wiederspi<^elt.
Sine wer^che Uebersetzung freilich würde Manches enthalten, was die
Jugeud noch nicht verarbeiten koimte; daher mass statt derselben eine
den Charakter dea Origioals möglichst treu festhaltende Bearbeitung an
ihre Stelle treten« Dem Hrn. Lanz muss nun das Lob ertheilt werden,
dasa er diese schwi«nge Aufgabe mit ebenso grts&em Glüeke, als richti-
gem Tacte gelest, namentlich aber thatsächlich den Beweis geliefert hat,
daas auch die QaeUenschnftstell^ des Bfittehilters recht wohl zu dem
beceicfaneten Zwecke benutzt werden können. Ref. ist in dem ganzen
Buche kMCMT einzigen Schilderung- begegnet, die er nicht als d»» Gemath
anaprecbeDidy den Geschmack bildond, d^ Urtheil scharfeiijd bezeichnen
afissie^ lad nirgends hat ei"., soweit ihm eine Yergleichung aiogüch war
(bei d«a aaa der alten Geschichte gewählten Partieen geschah dies über- .
all)» d»a Charakter des Originals verwischt gefhaden, DaaBuch ver-.
4fient dMMhaib die basta^ Empibhiung > und Ref. siehjb mit Erwartung der
YoUendimg des Ganzen entgegen > namentlich aber deai ai^ die deutsche
Qeachiehte baznglichen Theüe, ahne welchen das Buch «ehr ^el von
.aeiaai Bxaochbaxkeit Tarlieran wurde. Einen ähnlichen Zweck , wie die
beiden so eben besprochenen Werke, verfolgt das Buch: Biographken
S28 Bibliographisclie Berlchter
henikvUr Orieehenp in genmur VerUndimg mk lier gUehtekigen Ge-
webkMe Griechenland» dargesUlU. Nebtt autfukrUehen Naehrii^ien über
Erziehung y hansUebe» Lehen y SUUung der Frauen^ Sitten, Poeeiey
EunH u. t« w. bei den Chrieehen* Von Tinette Horaberg. [Crefeld,
J. H. Föncke. Erster Band : lonier. 184a XVI n. 555 S. kl. 8.] Das-
selbe ist zwar conacbst für das weibliche Geschlecht bestimmt; doch Ter-
wehrt nichts den Gebranch anch der mannlichen Jngend. Mit grossem
Fleisse hat die Verf. ans den Werken der bedeutendsten Geschichtsfor-
scher nnd ans [Uebersetsnngen der] Qneilen Alles, was zn ihrem Zwecke
erforderlich schien, snsammengetragen nnd in geistreicher Auf&ssong «ind
lebendig ftiessender Diction dargestellt ; aber wir vennissen durchweg die
rechte Methode. Die Yert scheint AUes , was ihr selbst bei der Erler-
nung Frende machte, zusammengepackt zu haben, ohne dabei das Ge*
schlecht und das Alter, für das sie schrieb, fest im Auge zn behalten;
wenigstens Vrird hier jungen Madchen Vieles geboten, dessen genaue
Kenntniss kaum von studirenden Junglingen gefordert werden kann. Ref»
^ann sonst aber dem Fielsse, dem Gaste nnd der Cfelehxsamkeit der
Verfasserin seine Anerkennung nicht Tersagen.
Sollten die bisher besprochenen Bücher den Unterricht nur unter-
stutzen, so hat das folgende einen noch idel weiteren Zweck. Unier
dem etwas sonderlich klingenden Titel : Chnanmig^ietdes ge§ehkJdUt^ien
Unterrichts j hat Hr. K. A. Miiller [Dresden und Leipzig bei Gerhard
Fleischer. I. Bd. 1640. XX u. 430 8. II. Bd. 1841. 491 8. gr. 8.] ein
Werk begonnen, das eine, ausgeführte Darstellung des ogenüidien ge<>
schichtlichen Unterrichts In seinem ganzen Umfange und nadi den Ter-
schiedenen Entwickelungsstufen enthalten soll, und gedenkt dadurch einem
Bedurfnisse abzuhelfen, „das gewiss Tausende von wissbegierigen Schü-
lern nnd Schülerinnen, Tausende von angehenden Lehrerii, Tausende
Ton Eltern, welche ihren Kindern ein nntzliches geschichtliches Wexk in
die Hände geben wollten , bisher bitter gefühlt haben.^^ Ueber seinen
Beruf dazu hatte wohl der Hr. Ver^ besser das Werk selbst reden lassen
sollen. Die Grundsätze, welchen «r zu folgen gedenkt, hat er schon
fünf Jahre früher in seiner Schrift : „u6er den gesekiehUichen fTiftemcAl
mf Schulen^^ [s. NJbb. 17, 94 ff.] weiter entwickelt. Da. dieselben in
den Hauptsachen mit den längst als richtig anerkannten übereinstimmen
(womit Ref. keineswegs dem Hrn. Verf. die Selbstständigkeit der Aufifiv-
dung verkümmern will), und da der brauchbaren Hnlfsmittel zum Unter-
richte niemab genug sein können , so heisst Ref. dies Unternehmen will-
kommen. Das Werk ist auf 6 Curse und 10 — 12 Bande beredmet Qeder
Cursus wird auch einzeln zu haben sein), nämlich: I. C.: Dentsohe Ge»
schichten für Bürgerschulen, Progymnasien nnd Realschulen (2 Bande);
II. C: Allgemeine Geschichte für Schüler derselben Anstalten (2 Bde);
IH. C: Geschichte der Griechen; IV. C: Geschichte der Römer fSr
Gymnasien; V. C: Geschichte der Deutschen ISr mittlere nnd obere
Classen der Gymnasien und Realschulen ; VI. C. : Allgemeine Geschichte
für dieselben Anstalten. Dem 1. Bande des I. Cure. [1840. XX n. 460 B.
Bibliograpliisclie Bericht«. 329
gr. 8*] sind die Biograpideen des Cyms, Alexander, Julias Cisar nnd
Golaffibas Torangestellt, damit den Schalem ^e Ifvichtigsten Abschnitte
der aligemeinen Weltgeschichte sor Anschaaung gebracht wurden. IMe
gewiss richtige Ansicht, weiche den Hrn. Yerf. dabei leitete, hätte ihn
nach des Ref. Meinung ^noch einen Schritt weiter fuhren und dazu bewe-
gen sollen , dass der II. C. zum ersten gemacht wurde. Dass die deut-
sche Geschichte ohne einen UeberbHck über die allgemeine Weltgeschichte
nicht richtig aufgefasst werden könne, dafür dienen die vielen Einschal*
tongen, welche der Hr. Verf.* zu machen sich genothigt sah, zum Be-
weise. Uebrigens giebt er in den beiden Bänden die deutsche Geschichte
▼em ersten Auftreten der Deutschen an bis zur deutschen Bundesacte
herab, in 7 Bücher und 91 Abschnitte yertheilt. Da lebendige Unmittel-
barkeit demselben der Charakter eines selchen Buches, wie er zu Kefem
beabsichtigte, sein zu müssen schien, so Hess er das nach sorgföltiger
Yorbereitung in der Leotion Vorgetragene von einem geschickten Steno-
graphen nachschreiben, unterwarf aber das so erhaltene Manuscript Yor
dem Abdrucke erst nochmaliger sorgfaltiger Prüfung und wiederholter
ernstlicher Feilung. Ref. muss der Darstellung des Hrn. Verf. grosse
Bestimmtheit und Klarheit, Ytobunden mit Lebendigkeit und AnschauUcb-
keit, nachrühmen, und ist überzeugt, dass die Jugend durch dieselbe
sich angezogen fühlen wird; ob aber dasselbe nicht auch ohne jenes Ver-
fahren zu erreichen war, lässt er dahin gestellt sein, glaubt aber eine
gewisse Breite , welche für den mündlichen Vortrag fast nothwendlg, fSr
den Lesenden störend wirkt, auf Rechnung demselben setzen zu müssen*
In Bezug auf die Menge des Stoffes sind die Grenzen zu weit gesteckt.
Manches kann für Knaben von 9 — 13 Jahren (für diese ist das Buch Be-
stimmt) recht interessant sein; ob es aber noth wendig und erspriesslich,
ist eine .andere Frage. So wurde Ref, bei der Darstellung dersältesten
Staatsveriiäitnisse (p. 75 fgg.) und der ältesten Verfassung der Stadt
Zdrich viel Weniger gegeben haben. Einige Ausstellungen im Einzelnen
Hessen sich wohl auch machen, indess sind es nur wenige, ygl. Wagner
in Allgem. Schulzeit. 1842. Nr. 17. Das gute Papier und der scharfe
fehlerfreie Druck gereichen dem Buche 'Zur Empfehlung. Ret, kann nach
genauer Leetüre des Buches Ton der Fortsetzung yieifachen Nutzen und
mannichfaltige Beförderung d^s Geschichtsstudiums ▼eisprechen. Die
Kurse ParHeUung der deutschen Gestkichte von Friedrich Kohl-
r ans eh. Vierte verbesserte und vermehrte Auflage. pSlberfeld, BSschler.
1837. 15 Sgr^] eignet sich tref&ich für Bürgerschulen und niedere Gym-
navialdassen zu einem Lehr- und Handbucbe, sowohl wegen seiner Dar-
stellung, als wegen der sorgfaltigen Auswahl des Stoffes. Es mögen nun
einige Werke folgen, weiche ebenso, wie das vorhergehende, die Abstifr-
fnng des Geschichtsunterrichts darstellen. Das Lehrbuch der täten Ge-
dokichte für die unteren und nutüeren CUusen geirrter Schulen, Ne&st
emem ftttferiseAen j^rie» und spiehronietis^en TabMen der aüen G&-
tcAleftte von Dr. Karl Haltaas. (Leipzig, Friese. 1839. gr. 8.] und
dessen Fortsetiong iider die ndttkre und neuere GesMMe [1839] , sowie
SSO Bibliogffi|»hiACli« Beriohte«
d«aMib«ii Verf. AUgemdne OeackUkte von Awfang kkiarmhelr M^enianka
ku mif umere ZmL Für höhere iäßhranataUen undGeaddehUfreunde»
{Leipug, Fest. Bnter Bd. 1810. Zweiter Bd. 1841. gr. 8.] haben schon
in idelen gelehrten Zeitschriften Besprechttag gefanden. Ref. kenn dem
Hm. Verf. des Lob grossen Fieisses und einer lebendigen^ Dietion nickt
▼eraagen, mnss jedoch eine häufig bemerlibAre Unsicherheit der Darstel-
long , weiche sich ansserdem bei dem Streben nach lebendiger und erhe-
bender Darstellung sn oft in hohlen- rhetorischen Phrasen und Bildern
gefiUt, und den Mangel an Methode , namentlidi an dem ersten Buche,
tadeln« Wer wird, um nur Eins anznfnhren, in mittleren und sogar
nnteren Ctassen eine so ausfiihrliche Darstellung der Cultur- und Litera«
tmgeschichte , in welcher sogar die Batwidcelung der verschiedenen
fiicfatungen in der TheoJogie und Philosophie dargelegt wird, billigen.
Die ebenfalls hieriier gehörigen Lehrhüeher von Y olger sind schon zu
bekannt, als dass die Titel angeführt werden müssten. Niemand wird
dem tUitigen Volger einen gewissen Taet und Methode abi^rechen ; allein
die Bilfertigke&t and Flnditigkeit, mit welcher derselbe arbeitete, lassen
die Brauchbarkeit nur eine sehr bedingte sein. Am meisten entspricht
der 1. Cursns seinem Zwecke; am wenigsten kann Ref. nach längerem
Gebrauche den 3., für mittlere Clasaen berechneten Cursus, welcher,
weil er nur Angaben Ton Namen und Daten enthält, zu der später zu
besprechenden Ciasse ron Büchern gehöre, yvegea seiner Anordnong und
Methode und wegen vieler Fehler in den Angaben für brauchbar erklären
(▼gl. Tob. LBi. 1836. Nr. 66.; Pöiita Jabrhb. 185X 13. S. 557 f.; 1836.
9. S. 287 f. ; Heidelb. Jabrbb. 1852. 12. 8. 1M7 f.; 183^. 10. S. 990 f.
Schulz. 1832. 147. ; 1833. 30.; 1835. 83. ; Jen. Lz. 1834. KB. 5. S. 37 f.
1836. 187. S. 57 €; Abendz. 1^5. UN. 64. S. 230., 1836. 72. 287.
Crott. Anz. 1835. 162. S. 1615.). Zu den trefflichsten Lehrbüchern rech-
net Ref. nach längerem Gebrauche beim Unterrichte den Grundriss der
Weiigesehiehte für Gymnasien und andere höhere Lehranstaiten und zum
SelAehinterrichte für Gebadete von Dr. £. A. Schmidt. [Pritte veröea-
•erto Auflage, Berlin, Trautwein. 1838. gr. 8. in 3 Abtheilnngen, welche
ttndk einzeln zu haben sind.] Es gründet sich dies Urtheil zuerst auf die
Reichhaltigkeit des Inhalts, bei welcher keineswegs die Grenzet jdes
Nothwendigen und Nützlichen überschritten sind. Die Cuiturverfaältnisse
haben in Ai^ängen , die politischen Bewegungen innerhalb der ouu^en
Staaten im 1. und 2. Theile (dem Mittelalter) in Nachträgen unter dem
Texte die gehörige Berücksichtigung gefunden. Die namhafteaten €re-
schiciitswerke werden überall nnt grosser VdUiständii^eit nachgewiesen,
in '.der alten Geschichte andi die bedeutsamsten Stellen oas den zugang-
Hehsien QueUenschriftsteUern angefahrt. Bei der alten 6eadlwA^ folgt
der Hr. Verf. der ethnographischen M^ode, worüber Ref. schon obefi
seine billigende Meinung . ausgesprochen hat; in dem Mittelalter und der
notieren- Zeit ist die ethnographische JÜetbode recht ^iserstätadig. mit der
Hynchronistiscben yerbunden. Binen Terznglidien Werth hat das Bnoh
dhfdi die DnrstoBung, wdohe mit der piaeiBeataib S^ursa die groiete
Blbliograpkiftlie Beriekte^ 831
Sorgfkit in der Wahl des Avsdviicks imd die SidieriMit des seiifeii üieff
▼ollkofflmen beherrschenden Geschiohtskemiers Tereinigt. Da rieh die-
selbe meist nur auf Darstellang des Crewesenen beschränkt und sich alles
Urtheils und Raisonnements entb&t, »e lässt es dem Lehrer Raum genug
zn weiterer Entwickeinng und legt dem Vortrage, keine zu bindenden
Fesseln an; den Schülern kann rar Repetition fast kein besseres HnlJEi-
mittel geboten werden. Binen nicht unwesentlichen Mangel bildet na*
mentlich fSr die alte Greschichte die Nichtberncksichtigttng der Greegva-
phie (Tgl. Berl. Jahrbb, f. wiss. Kritik. 1836. Nr. 96. S. 777—780.;
Schulz. 1856. Nr. dO. S. 246.; Gott. Anzz. 1832. St. jI. S. 7 f.) Die
dritte Auflage bietet im Verhaltnisse zu den früheren -vielfache Veibesae-.
mngen und Znsatze im Binzelnen dar. Daran- scbliesst sich als Torbe»
reitender Cnrsus die üeberncht der Wütgesehkihte für nättlere Gpanor
tialcl€U9en und höhere Bürgerschulen Ton demselben Verfasser.
[Berlin 1891. 123 S. gr. 8.] Dieselbe hat ganz dieselben Eigenschaften,
wie das vorher erwähnte grossere Werk; es ist nicht ein blosser Auszug
aus demselben , sondern eine Bearbeitung far mittlere Classen. Die Cn^
turgeschichte ist liier ganz weggelassen, was Ref. nicht missbilligen kann ;
dagegen ist in einem Anhange tnr alten Geschichte eine zwar kurze,
aber genügende Uebersicht über die alte Geographie gegeben. Ref.
wendet sich zu dem Lehrhuehe der' mllgememen GeeelmMefür Sehahe und
Haus, Von Dr. Job. Beck, Professor zu FVeiburg. [Hannover, bei
Bahn. Erster Cursus : Lehrhieh der aUgememen OesekU^te für die utile*
ren und mittleren Klassen höherer UnterruMsanstaiien^ MH spichronisii'
scJten Tabellen. 1835. 16 B. 8. Zweiter Cursus: Gesehuhte der Grie^
ehen und Römer für höhere Unterriehtsantttdten» MH besonderer iZwdb-
meht auf Archäologie und lAter^Our^ 1837. IIB. Dritter Cursui^: Ge-
oehichte der Teutschen und der vorzüglicheren europaisehen Staateni
1. Abth. Teutsehe Geschichte des Mktdalters. 1839. ö-| B. ; 2. Abtk
treuere Geschichte TeutscHands (Oestreiehs^ Preussens), FrankreißhOy
Englands , Russlands, 1839* &| B.] Wie 4Schon aus der Anführung der
Titel sich ergiebt, folgt der Hr. Verf. der Ansicht, dass der geschicht-
liche Unterricht mit einer Uebersicht über die allgemeine Weltgeschichte
beginnen und an diesen sich in den höheren Classen eine detaillirl^re
Schilderung der wichtigsten Völker anschUessen soll. Dabei Ueibt ala
AbscMuss des Gymnitsiahmtenrichts eine auf höherem Standpunkte gehal«
tene nochmalige flebersicht vthev die allgemeine Weltgeschichte nner-
lässlich. Die in der Vorrede ausgesprochene Absicht, dass das Walten
Gottes in der Weltgeschichte «ju der Darstellung ei^awit werden solle,
wird in dem Buche zn sehr aus dem Sinne gelassen ; in der That würde
aber auch dann die Darsteltnng des Verlaufes zu sehr tn deA 'IBntergrnnd
-gedrängt worden sein. An dem 1. Cursus ist hauptsachlich das zu tadeln,
dass des Stoffes (namentlich in der Q^tur* and, liter^turgeschichte) yiel
zuviel gebeten wird, welcher Umitand bei einem dem Unterrichte zu
Grunde zu legenden Buche -für Lehrer und Schaler gleich grossen Nach-
thfii) )iat; sonst kann man die Darstellung, wenn auch manches noch Un[-
882 . Bibliographiselle Berichte«
nch«re ftnfgenominen ist, nicht ta^dn« Angehängt ist in 6 $$ die badische
Landesgeschichte *)• Die beigegebenen synchronistischen Tabellen sind
wegen Mangels an Uebecsichtlichkeit , da immer mehrere Staaten in eme
Rubrik ansammengestelit sind, nnd wegen manchoriei Druckfehler nicht
als branchbar lu empfehlen (vgl. Poiits Jahrbb. 1836. JnlL S. 95 f.). •'—
In dem 2« Cnrs, enthalten die geographischen Uebersichten zu wenig von
den Veränderungen in der Zeit und von dem Binflusse des Bodens nnd
Klimas auf Cultur und Volksleben. Vor jedem Abschnitte werden hier
die bedeutendsten Hulfsmittel genannt, unter dem Texte den Schülern
sugangliche Quellen zur Lecture nachgewiesen. Dass zu Viel des Stoffes
dargeboten wird , ist ein Tadel, welcher wie diesen, so auch den dritten
Cnrsus trifiEt. Sonst kann dies Lehrbuch als brauchbar empfohlen werden.
— i- Trefflich in jeder Weise sind die Lehrbucher von W. Putz: Grund-
rka der Geographie und Gesphiekte der tdien, miUlerenund neueren ZeU
[3 Bde. 56^ B. 1. Bandes 3. Auflage] , und : Chundrise der Geograplne
und GescUcMe d. o., m. «• n* Znfür die wküeren Klaeeen der Gffmnamn
und hSheren BUrgerecInden* [In 3 Abth. 22^ B. Beide Bacher in Coln
bei E. Welter **) ]. Ihre Trefflichkeit ist seit ihrem Erscheinen bereits
allgemein nnd neuerdings von Rospatt NJbb. XI, 33. 3. p. 285 — 292.
anerkannt worden. Tgl. Schulzeit. 1836. Nr. 13. S. 110 f. Sie zeichnen
sich auf das Vortheilhafteste aus durch die Klarheit und Grewahitheit des
Ausdrucks, durch die übersichtliche Anordnung des Stoffes, durch die
Richtigkeit des Gegebenen (einzelne unbedeutendere Unrichtigkeiten sind
nicht zu hoch anzuschlagen) , endlich durch die Verbindung der Creogra-
phie mit der Greschicbte. Den hier und da denselben gemachten Verwnr^
dass sie zu wenig Thatsachen enthielten (s. Ellendt in der Vorr. zuir
3« Auflage seines Lehrbuchs), halt Ref. nicht far begründet, erkennt
riehnehr in der zweckmässigen Auswahl und in der Beschränkung auf das
Wichtigste und Hauptsächlichste einen eigenthümlichen Vorzug« Ebenso
wenig kann er dem Tadel Rospatts beistimmen,- dass die in der Geschichte
der neueren Zdt befolgte Bintheilung nicht gut und zweckmassig seL
*^ Da für die deutsche Geschichte die Darstellungen der Eniwicke-
lung und der Schicksale, welche die einzelnen deutschen Staaten erfahren
haben, Yon grosser Wichtigkeit sind, so erwähnt Ref. hier gelegentlich
die Badieehe htmdeegeeekiehte von den SUetien hU auf unsere Zeiten
▼on Josef Bader. X^i'^^^'S ^ Breispu,^ Herder. 1834 — 1836.
7 Lieferungen. 618 S. gr. 8. Zweite unveränderte Auflage.] Dieselbe
giebt eine recht lebendige Anschauung yon den Zustanden und Schick-
salen der jetzigen Badenschen Lande, sowohl unter der Romerherrschaft,
als auch bis auf die neuere Zeit. WerthTolle historische Karten Tcran-
schanlichen die Veränderungen der Gebietstheile. Bin Mangel ist, daas
die Quellen nirgends genannt sind ; auch ist der Druck nicht eben cor-
rect. Die darnach gearbeitete Badische Geschichte für die Schuljugend
kennt Ref. nur aus der Bnchhandleranzeige.
**) Die chronologisch 'tabeüarisehe U^erdeht der GeeddMe der
Staaten des AUerthums yon W. Pütz [Coln, B. Welter. 2 Bde.] kennt
Ref. nicht aus «gner Ansicht. Die als wissenschafUicfae Abhandlung bel^
einem Programme erschienene U^bersicht über das Bomerreieh wird an
^nem andern Orte besonders besprochen werden.
Bibliograpkiflolie Beridkte» 833
Die iteia ethnogri^liuehe Methode hier za befol([;eii) wird Nienftndem eia-
fitUen $ aber am einfiichsten und faMlicIuten werden die Sachen dai^e-
stellt y weim man innerhalb wichtigerer Hauptabschnitte -die GeschiGhten
einzelner Staaten znsammenhängend erzählt. Eine Eiiftheilong, wie die
Heerensche, erscheint for den Schüler immer zu kunstlich. Dass bei der
Reformatiott sogleich ihrer Verbreitung über andere Lander gedacht
wurde , findet Ref. so natürlich und nothwendig , dass er ^cii wundert^
darüber einen Tadel ausgesprochen zu finden. In den gerügten Antid-
pationen findet er durchaus nicht so tUA Störendes , als dort darin gese-
hen wird. Dagegen scheint dem Ref. die Abstufung zwischen dem für
mittlere und dem für höhere Classen bestimmten Grundrisse nicht genug
beachtet. Der erstere ist fast nur ein Auszug aus dem letzteren , wah-
rend die Bearbeitung eine ganz andere sein sollte. Druck und Papier
und zu loben ; ein wohlfeilerer Preis wurde zu noch weiterer Verbret-
tangy welche diese Bücher in so hohem Grad« verdienen, noch mehr
beitragen.
Ref. geht über zu mehreren, nur für obere Classen bestimmten
Lehrbüchern und sdiliesst daran einige für die 1. und 2. Stufe bestimmte.
Des nun bereits längere Zeit zu den Vätern heimgegangenen treffli-
chen Ludw. Wachlers Lehrbuch der Geschichte sum G^rauche in
Aofteren üiOerrichUatutaUen, von welchem dem Ref. die 6. Aufl. [Breslau,
Grass, Barth u. Comp. 183& XXIX u. d60 S.] yorliegt, nimmt in der
Literatur immer noch einen ebrenyollen Platk ein durch die übersichtliche
und geschickte Vertheilnng des sehr reichen Stoffes, durch die trefflichen,
freilich mebt nur in Epitheten bestehenden Winke und Andeutungen zur
Charakterisirung der Personen und Beleuchtung der Begebenheiten, durch
die sorgfaltige und vollständige Nachweisung der Literatur, vgl. Le^z.
LZ. 1823 Nr. 289. u» 1826 Nr. 224. Becks Report. 1826, I. S. 449. und
1828, L S. 467 f. Leipz. LZ.^ 1828 Nn 208. Die rasch auf einander
gefolgten' neuen Auflagen gaben die Möglichkeit, es immer mit den Fort-
schritten der Wissenschaft auf gleichem Stande zu erhalten. Da es indess
mehr darauf berechnet ist, dass daran weitere und tiefere Studien ge-
knüpft werden sollen, so kann es nach des Ref. Ansicht nur den gereifte-
sten Schülern der ob.erstea Classen den wahren Nutzen gewähren, lieber
das I^hrhuch der ÜnwerndgeeMchte aum G^auehe in höheren Unter-
riehUangUüten von Dr. Heinrich Leo XHalle, Anton. 183öi—184L
8. bis jetzt 4 Bände] und den daran sich schliesscnden heilfaden für den
Unterricht in der üniveraaigeschkhte [Halle, Anton. 1838-- 1840. 3 Thle.
8.J kann Ref. sich kurz fassen, weil es hier nur darauf ankommt, zu be-
zeichnen, in welchem Verhältnisse dieselben zur Schule stehen. Die
schärfste Combinationsgajbe , das klarste Bewusstsein, energ^ch^s Fest^
halten einer Idee und ungescheutes Aussprechen des für wahr Erkannten,
verbunden mit ungemeiner Klarheit und Kraft der Diction, bilden di^
Hauptzüge in Leo's hervorragendem Geiste. Alle Erscheinungen werden
in den genannten Büchern streng wissenschaftlich von dem Gesichtspunkte
ans betrachtet, dass das Suchen nach Gott, das Ringen nach wahrhafter
Brkenntnlss and Nachbildung des Gottlicfaen im Glauben, und im Handeln
884 Blbli^gtfUpkiAO^e B«Ti«lit«L
dM IfMMot lir 4ie WeUgMehkhte bildet. Dk oontraquante Don^fai*
YSBg diMes €mes Gedankent« dfts strenge Denkea, die Klarheit der £ttt»
mduBteng nachen jeden Lehrer ein emstes fitndiiiin dieser Bacher rat
einer unerlaasUchen Pflicht; anders iireilich yeriiait es axk wki 'dem
Sehnkr. Für diesen passt nicht die nngleichartige Behandlnng des
Stoffes y welche oft in dem Detail Terweilt, Hauptsaehen dagegen oft
nor knn andeoiet und als bekannt Tpranssetat; dann wieder oft inter-
eesante , aber noch nicht hinlanglioh begvnndeie Resnitaite der Forschung
bietet; für ihn passt nicht die Höhe des Standpunktes , welche ein schon
ToUkommen gebildetes philosophisches l>enken ToraassetaEt , für ihn passt
nicht die Einseitigkeit. der Beurth^nng, welche, da sie nicht die Erdg^
nisse für sich selbst reden lässt , die Freiheit des Urtheils zu Gunstetf
Ton Parteiansichten ge£uDgen nimmt, ipgl» Stuhr in Hall« Jahrbb. 18^9
Nr. 3d—- 26* Bei der grössten Verehrung, welche Ref. gegen seinen
ehemaligen Lehrer hegt, bei der aufrichtigsten Dankbarkeit fiur die man-
nichfaltige Aafkl&rung , welche er dilrch ihn erhalten , trägt er doch Be-
denken, diese Büdier anderen, als den gereiftesten Schülern der Gym-
' namen , deren immer nur wenige sein werden , in die Bände zu geben.
Sehr schatsenswertfa ist das Lehrbuch der GeeMchtefur die oberen JKlas-
een der Gymnasien yon Dr. Friedr. -Ellen dt. [Dritte y vi^mehver^
mehrte und mim Theü umgeturbekete Auflage» Königsberg, Gebr. Bensk
träger. 1841. XIV n. 592 S. 8. ygl. über die erste 1827 erschienene Au^
läge Krit. Bibi. 1828, IL Nr. 59. Schulzeit. 1828, IH Nr. 60. Jen. LZ.
1828 Nr. 146. Becks Report. 1828, 1. S. 277 i Leipz. LZ. 1830 Nr. öd
Hall. LZ. 1830 EBI. 73., über die zweite Ausgabe NJbb. XIV, 75 ff.
Schulz. 1836 Nr. 3. S. 25 f. PöUtz JaWbb. 1836 Juli S. 94 f.] Es ent-
halt eine zusammenhängende Erzählung der wichtigsten Begebenheiten mit
Darlegung des Specielleu, soweit es zur Deutlichkeit des Bildes noth-
wendig ist, und mit EntwicJcehing der stets fortschreitenden allgemdnen
Bildung des Menschengeschlechts. Die Darstellung zeichnet sich durch
Klarheit und Bestimmtheit, durch angemessene Beleuchtung des Zusamr-
menhanges ohne unnothiges Raiaennement , endlich durch zweckmässiga
Periodeneintheilung ans. Die neue dritte Auflage bat, obgleich auch in
ihr noch einiges weniger Begründete, einiges nicht ganz ' zweckmässig
Creordnete und Hartes und Undeutsches im Ausdrucke zuweilen sich ftndet^
gegen die früheren durch Streichung vieles Ueberflüssigen , durch aber«*
sichtlichere Anordnung des Einzelnen, welche für die Zeit Ton löOO—
1660 durch gänzliche Umarbeitung erreicht wurde, sowie durch Erwei-
terung der Abschnitte über die Kulturgeschichte des Mittelalters und der
nisuerea Zeit und durch Fortführung der Erzählung bis 1840, endlich
dttfch cofrecteren Druck bedeutend gewonnen« Lehrer und Schüler werden
das Bttch^ mit gleich grossem Nutzen gebrauchen. An dasselbe schliesst
sich loix Kurser Ahrin der Geschiehte der oHen W^ und der vOieriSndir-
eehen Geedmhie nrit Erwähnung dee Wimengumrdigeten ans der G^eMMe
der dtueeerdeutseken Saaten* Ein Lei^mden beim GeeekiMeuinteniehte
mmaehet in den ndtäerem Klassen der Gymnasien von Dr. Friedrich
Schmalfcld. [Eisleben, Reiehardt. 1841. XI u. 381 S. 8.] Dies
Bibliograplii«€lie Berichte» 335
Bmdk folgt der nicht allei« ür raitÜere CUfaen gewisi erapfehieniwertheii
Methode, die griechische nnd ronitehe, sowie die Tttteiliuidische Ger
Schichte zu dem allein leitenden Feden des Unterrichts xa nehmen nnd
^e' CKßschiehte der übrigen Staaten nur znr Erklamng, gldohsam in den
ilintergrand der Ton jenen gegebenen Bflder za stellin. Die Cnlturge-
schicbte ist nicht ausgeschlossen, aber in zweckmSssiger Beschranknng
gegeben. Da es zunächst for preussische Gymnasien besUmmt ist, «•
findet ^e brandenbnvgf seh -preussische Geschichte' die ausgedehnteste
B^rückdchtigung, Ja vom westphälischen Frieden an tritt selbst die aU*
gemein deutsebe Geschichte vor Ihr zu sehr zurück« Die Darstellung
bezweckt übrigens die Weckung der Vaterlandsliebe ; sie empfiehlt sieh
durch Yerständige Auswahl und übersichtliche Anordnung des Stoffes^
indem allenthalten durch Uebei^chriften und Abtheiiangen die Hanptsa^
eben zweckmassig hervorgehoben werden. Bei dem lobenswerthen Btre*
ben nach Präcision and Kürze des Ausdrucks haben sich manche Harten
nnd UngeMgigkeiten im Satzbau und Unbestimmtheiten in der Darstellung
eingescMichen. In den Thatsachen findet sich einiges Zweifeihafte, nicht
genau genug Gegebene; ja einige Unrichtigkeiten. Die im Verzeichnisse
nicht vellständig aufgeführten Druckfehler dürften freilich dem Gebrauche
in Schulen nicht forderiich sein , zu dem es sonst recht wohl empfohlen
werden darf. Ebenfalls für die zweite Stofe des Unterrichts ist bestimmt«
Ethnographischer Ahrke det Geaehickte, Für den Unterricht mtf Qffm*
nasien entworfen von Dr. Reinhdld Döring. [Brieg, L. Schwartz«'
1837. XX u. 333 S. 8. vgl. Abendzeit. 1838. Bl. f. L.'N. 63. Schulzeit.
1839. Nr. 195.] Sehr richtig fordert in der Vorrede der Hr. Verf. , sich
auf- die allmäiige Erweiterung des Geselligkeitstriebes bei der Jugend
stutzend, die Gliederung des historischen Unterrichts in 3 Stufen t
1) biographisch, 2) ethnographisch, 3) synchronistisch -uniTersal; warnt
aber zugleich vor der schädlichen zu einseitigen Durchführung einer oder
der anderen Methode. Die % Stufe nun, fSr welche der Abriss bestimmt
ist, soll drei Classen umfiassen und in diesen immer dasselbe Pensum mit
allmaliger Erweiterung gelehrt werden. Sind nun auch die Pensa der
drei Classen meist richtig abgestuft und durch Zeichen kenntlich gemacht,
so kann doch Ref.' eine Wiederholung desselben Penstim in 3 Classen
hintereinander, zumal bei so wenig charakteristischen Unterschieden
durchaus nicht für zweckmässig erklären, am wenigsten aber den G^
brauch eines einzigen Lehrbuchs dazu praktisch finden. Ein LehitMieh
darf durchaus nicht mehr enthalten , als so Tiel , dass der Schüler des
gesammten Stoffes yollkommen machtig werden kann. Findet er mehr in
seinem Lehrbnche , so wird nnwillknriich seine Aufmerksamkeit Ton dem
Nothwendigen abgezogen. Abgesehen davon , erscheint uns das Buch als
recht empfefalenswerth, da die Thatsachen nach passlicher Auswahl meist
richtig, in zweckmässiger Kürze, ohne Raisonnement, aber klar und
deutlich erzahlt werden, die Oultur gehörige Berücksichtigung findet^
eine zweckmassige Einleitung Torausgeschickt wird , den Kreuzzügen ein
besonderer Abschnitt gewidmet ist , und da endlich die griechische und
fomiflche, sowie die deutsche Geschichte gebührender Maasscfn eiie
836 Bibliographiselie Bericht«.
grofsere Anafohriichkeit gefondea haben (für preneauche Gymnailen iat
ein Abries der prensaiBchen Geacliichibe hinxDgefagt). Die achon im Ver»
leichniaae ala äbermäaaig ecacheioenden , keineawega aber voUataadig
angeführten ]>rock£ehier aollten in einem Schulbnche nicht ▼orkoramen.
Von dem jihri$8 der WtUgeielackU , für Schuien und amm SMslunUr^
rkhU bearbatet Ton P. A. Lieb 1er, hat Hr.'Dn A. ▼• Phal die 3. Aufl.
dea 1. Theiiea beaorgt. [Mannheim, Schwan n. Gota. 1840. .kl. 8.] G«ni
eigenthomlich rührt von dieaem der awefte, daa Bfittelalter and die neuere
Zeit omfiEUMende , in der SU Auflage erachienene Tbeil her. Im eraten
Theile iat die Darateliang ethnographiach , ao daaa daa Ptoiemaer- ond
daa Seleucidenreich aogleich hinter dem alten Aegypten und Syrien eine
Stelle finden, wahrend aie doch ana dem macedoiiiacben Reiche hervor-
gegangen aind; im 2. Theiie wird die Geachichte der einceinen Staaten
immer innerhalb allgemeiner Abachnitte im^Znaammenhang erzahlt. Die
aynchroniatiachen Tabellen aind genau , ermangeln aber der Hanpteigen-
aohaft, der UeberaichtUchkeit, Die Darateliang ist zaaammenhängend,
nor hier und da finden aich bloaae Andeatungen ; der Stil hat manche
aaddentache EigenthumUchkeiten , ea finden aich aber auch zuweilen
dnrch Znaammenpackang verachrobene Satze, z. B. 11. p. 72.: „aber
Herzog Bernhard Ton Weimar aetzt die Scbladbit fort and verschafft
aeinem Heere völligen Sieg über Wallenatein , den der bedrängte Kaiser
(mit angemessener Gewalt) wieder angeatellt hatte, nachmals jedoch
(25. Febr. 1634) ana Yerleumdnngen , aua Furcht vor seiner Macht und
wegen Verdachts «geheimer Unterhandhingen mit Schweden zu figer fiüien
laaat (?) '' • — Die Culturgeschichte ist in einer selbst für obere Claa-
aen zu weiten Aoadehnong behandelt, waa um so weniger geeignet er»
acheint, als hier meist nor Namen and Zahlen gegeben werden. Die
N geog^phischen Uebersichten bei der alten Geschichte enthalten nicht
genug zum Verstandnisse bei der Geschichte; es findet sich in dem diese
behandelnden Theile manches Unrichtige , manchea falsch Geordnete; '
den kritischen Untersuchungen ist hier za wenig Recht eingeräumt (wie
z* B* beim Cimoniachen Frieden, welcher nun wohl ala aus der Geschichte
gestrichen zu betrachten ist). Der 2. Theil ist im Allgemeinen fehler-
fireier, als der 1.; in demselben aind einige genealogische Tabellen ein*
geschoben, welche aber hier und da ebenso gut. wegbleiben konnten,
wahrend man an anderen Stellen dergleichen ungern vermisat. Im Ganzen
kann das Buch zum Schnlgebrauche (für mittlere und untere Classen ent-
hält ea aber viel zu viel) und denen, welche mne Jcurze Zusammenstellung
der Thatsachen neben einer ausführlichen Darstellung zu besitzen wün-
schen, empfohlen werden« Der wohlfeile Preis, daa gute Papier und
der meist correcte Druck gereichen zur Empfehlung. Fnr den eraten
Unterricht auf Gymnaaien und in höheren Borgerachulen ist berechnet
der Leitfaden von H.J. Litzinger: Die merkwürdigsten Begebenheiten
au8 der allgemeinen WeUgeseUckte. Nebet einem Anbange: Die aUge-
metne Geographie in Umrissen. [Coblenz. 1836. 13 B. 8.] Derselbe
B^iesst sich rncksichtlich des Plaos an Bredow and Volger
(1. Curf.) an, hat aber ror dem letzteren daa voraas, dasa die wichtigsteo
Bibliographiflcha fferielitfe. t897
Be0ri>epMit(Bii 1^^ mehr im ZaMmmAnkange encheinßm Di« Darst«i^
Injigy sonst aiigenie^feDi'.fliclieint doch hier imd da far Kinder zn hodi
\gehalten zu seivt Porchaus nidit .bUIigeo kann Ref. , dass in der bei-
gefügten Zelttafel mehr I^^am^n stehen , als im Texte erwähnt sind. . In
den Anhange über die Geographie ist die Zabl.deir Namen nnd Sachen
keineswegs aof.das für d^n ersten' Unterri^t.NDthw^dige befwhränkt*
Die. Zahl der Druckfehler ist zi^mK^h' bedeutende . Sg^wU :auf die. alte
Geschichte beschränkt sich df^ JMrbuth dsr äH^ Geichiehie von Dr.
h nd w. Gies eb r.e cht* [BerjUn» J^fauek«, 1339. ,gr. 8.] : Dies Budi ver^
diei^ befK>ndere Beachtqng, weil, in ihm. die in^ie^e J$ntwi^k?lung d^
Staaten eine ausführlichere Besprechung als anderswo findet* . Sonst i^t
hauptsächlioh nur noch die j^litische SiiejUlung d^ Staaten zu einander
Im Kriege und im Handelsrerkehr berücksiefatig^; Religion; , ^ul^WTy 14-
.teratur und Kunst sind ganz iins dem Gesichte gelassen. . . Die Darstelhnig
Ist recht tre£Glicby und Ref. kann das Buch (obgleich Manches ,. worin
.früheren Forschungen gefolgt i«t, namentlich in der rdmiscben Geschichte
Jetzt bereits Widerlegung gefunden .hat) ans voller Ueberzeugüng Lehrern
.«nd Schulern bestens empfehlen» vgl. Blätter- f< Iiterar. Unterh*.183l.
Nr. 135. S. 555 f.
Ref. wendet sich nun zu .einer Anzahl solcher Bücher, über weloh/e
mir. kurze Andeutungen^ Pfamen und Data gegeben, deren Ansfohrmig .
aber den Lehrern überlassen wird. Im Allgemeinen scheinen dieselben
.zum SchnlgebrauQlie nicht praotisch; si9 legen dem Lehrer die oft unan-
genehme Nothwendigkeit anf, Alles der Besprechung ^ unterwerfe^,
was im Grundrisse angedeutet ist, soll anders nicht die dur^ diese ^afi ,
jene Andeutung erregte Wissbegierde der Schüler, unbeüriedigt und ihnen
das Yerstandniss imerschlossen bleiben^ Solche Bücher bedürfen also
.eigentlich eines fortlaufenden Commentars , während die zusammenhan-
gende Darstellungen enthaltenden nur das Nachdenke^ in Ansprudi nehmen.
Woher soll nun der Schüler, wenn er einmal den Znsammenhang nicht
richtig anfgefasst, wenn er kein anschauliches Bild gewonnen hat, dies,
entnehmen ? Der Leitfaden lässt ihn im Stic^ , er musa entweder ein
vollständiges Heft nachgeschrieben haben oder, ein Hülfisbuch besitzen.
Auss^pdem mnd diese Bücher meist nur Tabellen im grosseren Alaassr
Stabe; aber es mangelt ihnen, was diese beysitzen; denn ^ie gewähren
, nicht den Vortheil, nach der Zeitfolge Alletf . sqgl^ch finden und nbePr
schauen zu können , und zwingen daher den Lehrer, cpch aufs Strengst^
an die in ihnen beiolgte.Or4pQng zubinden.. Für den Lehrer indess
haben diese Bacher iinmer einen Werthj sie geben ihm den Stoff, woran«,
nnd die Form , wom^ch er seinen Vortrag fonnen kann ; für den Schnlev *
zieht Ref. stets; eine zusammenhangende Darstellung vor. Den ChundrUi
der ällgememen Gesokiehte dßr f'oüeer und Staaten von W. Waehsmutli«
[ZweUe umgearb^ete j4u9gab€. , Leipzig^ Engelmann. 1839. KVni nnd
3$4 S. 8. Brste Ausgabe; bei Karl Tauchnitz. 1826. XVI u. 311 S;
vgl. Blätter f. Utet. Unterh. 1,826 Nr. 285. Leipz. LZ. 1826 Nr. 244*
Hall. LZ. 1826 Nr. 284. Herm^ Bd. 30. S. 64—73.] kann Ref. nicht
erwähnen, ohne öffentlich die innigste Dankbarkeit und aufrichtigste
' N. Jahrb. f. Phil. M. Päd. od. Krit. Bibl. Bd. XXXiy. BfU 3. 22
8tt BibliogYtpMBclie Berichte.
V^tthrang gef en seinen ihm eteto ffenndliehst gesiiinten Lehrer almsa.
■precfaen. ' DSe Vollttandigk^ dei gesohicfattichen MateriaU^ die mei-
«.iterbalte karte Charakteriiiiting der Personen , die treffliehe Andeatmig
de« Zneammenhangs, die fibersich^ehste Periodeneintbeiiong , die uoge-
mem reichhaltige Anfohnuig der Literatur — dies Altes macht das Buch,
namentttch in der s weiten Ansgahe, in welcher die Geschichte des^ Mittel-
alters and der neneren and neuesten Zeit gänzlich umgearbeitet ist, die
Paragraphen aber, indem der Text amplificirt wurde, die Gesichtsponkte
für ^e darauf folgenden karxen Notixen noch fester und genauer bestim-
men als in der «vsten Auflage, zu e\n^ wahren Schatze für den Lehrer;
Inr den Schuler selbst der obersten Ciassen enthalt es zu viel Material
|ud setzt einen su hohen Standpunct Toraus. Fast ebenso reichhaltig in
Bezug auf die Masse des Stoffes ist der Ld^aden zu Vorlesungen über
dk aUgemeine fVeitgetekiekte Ton dems. Verf. [Leipz., Hinricbs. 1832«
Yin 0. 993 S. 8.], da aber der blossen Andeutungen hier noch weit mehr
«als im Grundrisse sind, der Charakter academischer Vorlesungen, wie schon
der Titelbesagt, allein festgehalten ist, bo durfte sein Gebrauch für die Schä-
ler ebenfalls sehr beschränkt werden müssen (Tgl.Gdtt.GeI. Anz.l833St.öl«
S. 504. Lpz. LZ. 1833 Nr. 92. S. 733 f.). Der Lei^aden zu Vorträgen über die
Mgeneme fVeitgeiduekte für die oberen Gymnasialdassen von Dr. Karl
'Fried r. Merleker. [Königsberg, Paschke. 1835. XVIil u. 323 S. 8.]
hat zwar den Tadel erüihren, dass es zu viel Detail enthalte, aber doch
auch Lob erhalten (Gott. Anz. 1836 St. 107. S. 1063 f. Beidelb. Jahrbb.
1836, 7. S. 707. Schulz. 1836 Nr. 177. S. 1420--22.) ; ja wie Ref. hört,
ist schon eine zweite Auflage ersdiienen, über deren Verhältniss zur
ersten er nichts sagen kann. Es yertbeiit den Stoff unter die vier Stufen
der alten , mittleren , neuen und neuesten Geschichte , umfasst neben der
politischen Geschichte auch die Geographie und Culturigeschichte , -—
Alles freilich nur in Andeutungen und kurzen Sätzen — , behandelt die
alte Geschichte ethnographisch, die mittlere in der Gegenubersteliong
des Orients und Occidents, die neuere nach den Perioden des europäi-
schen Staatensystems. Dass bei einem Buche der Art andere benutet
werden, versteht sich yon selbst; dass aber in dem vorliegenden über
ein Drittel mit allen ^ Druckfehlern und Eigenthümlichkeiten aus Wachs-
Mnths so eben erwähntem Leit&den wörtlich abgeschrieben Ist (vgU Hall.
Jahrbb. f. d. W. n. K. 1Ö41 Nr. 22.) , beweist eine solche unverschämte
Dreistigkeit, dass Kef. sich schämen wurde, es auch nur im Entferntesten
■n empfohlon. Er ^«"det «i^h ^aher zur ü^ermhi der aUgemeinen Ge-
m,AMte für die oheren^"^^ ^ Gymnasien mU 15 genealogischen Ta^
Mienund 17 Ai^^^/^ ffCten yon Dr. J. Rup p. CKonigsberg, Gebr.
».rnerifger. 1837, ^^V«;^!^ «• 8- 2Thlr.l2Gn] Dies Buch enthält
jRie ^eraekmchtigaftf^^^ hi^^f^^^^^^^^n Verhältnisse sehr detaüürte
^TM Andeutungeii ^ Hinbii*^^^*^«» ThatsacheÄ, ihrer Ursachen und
Wlfkmgen mit ^^^t^^ 0^\if,ti ^Z^^^ auf die Cultur. In Be?ug aof die
ieeseore werden hf^fi^^^r^) '^fj^^'^Wtep Forscher (namentlich Johannes
VOM MHHers und ftaf^^f^^ ^^T }^^ angeführt; für die griechische und
'fimlBche Geachi^^^ ^ ^^ zugänglichsten QaeUen verwiesen;
Bibliographiselie Bericht«. 839
störend ist, dess die griechisdien Worte ohne Accente gedruckt sind.
IMe Yertheiliing des Materials ergcheint dem Ref. als xweckmässig; sie
ist in der alten Geschichte ethnographisch y in der mittleren nnd neueren
mehr synchronistisch. Die beigegebenen genealogischen Tabellen ent-
sprechen ihrem Zwecke *), die historischen Karten dagegen [welche aadi
einsein for 1 Thlr. 4 Gr. verkanft werden] sind nicht %n empfehlen. Die
ans^erliche Ausfiihrang ist schlecht, die Anlage aber hat den Fehler, das«
die Karten für ganze Zeiträume bestimmt sind; aber die Yerioderungen
innerhalb derselben nicht angedeutet werden, was. durch andere Schrift,
blassere Farben u. dgl. leicht zu bewerkstelligen war (vgl. Report. 1838.
XVr^ 2. S. 154 f. Schulz. 1839 Nr. 95.). Den Gründri8$ der aUgememen
Weltgesehiehte für die taittleren Klassen der Gymnasien und anderer kS-
herer Lehransttdien von F« Heinzelmano« [Magdeburg, Creutz. 1837*
IV u. 100 S. 8.] kann Ref. im Allgemeinen nur loben ; warum ging aber
der Hr. Verf. nicht einen Schritt weiter und fugte den Stoff in Tabellen-
form? Dann würde er noch mehr Nutzen gestiftet haben. Jedenfalls ist
sein Buch brauchbarer, als der schon oben erwähnte zweite Cnrsus Ton .
Volger.
Ref. hat noch einige Bücher über die alte Geschichte zu besprechen,
in welchen die Hinweisung auf die Quellen %um Hauptzwecke gemacht
ist. Dass die Forderung, welche man hier und da (z. B. in der Ordnung
für die Lande^sgymnasien des- Herzogth. S. Meiningen) gestellt hat, in
der letzten Classe des Gymnasium müsse der Schüler die alte Geschichte
ans den Quellen studiren lernen, nicht allein über den gegenwärtigen
Standpunct, sondern auch über das Ziel der Gymnasialbildung hinaus-
gehen, ist wohl nicht zweifelhaft. Das Ziel des geschichtlichen Unter-
richts kann nur sein: eine nicht nur im Allgemeinen, sondern auch im
Einzelnen möglichst genaue Kenntniss von den wichtigsten Ereignissen in
ihrem Verlaufe , sowie in ihren Ursachen und Folgen und von den Zu-
standen, wie der gesammten Menschheit, so der bedeutendsten an ihrer
Spitze stehenden Volker; Quellenstudium fordert dies Ziel nicht« Etwas
ganz Anderes ist es, wenn man dem Schüler hier und da Quellen bezeich-
net, wenn man ihn mündlich und schriftlich diese oder jene Partie ans
ihm zuganglichen Quellen selbststandig darstellen lässt ;^ Geschiditskennt-
niss ist hier, 'wie bei der öffentlichen oder Privatlectüre von Historikern,
der untergeordnete Zweck ; . Durchdringung und Anschauung der' Form .
und Uebung in eigener Darstellung ist und bleibt die Hauptabaicht
*) Ref. erwähnt hier noch: Historisch- geneatogisehe Tabellen der
wichtigsten Regentenhäuser in dem NHttelalter und der neueren Zeit^
besonders für den historischen Unterricht in Cfymnasien und Militärsehulen
entworfen von Dr. Fr. Fiedler. [Wesel, Klonne. 1833. LXXV Taf. 4.]
Sie sind recht brauchbar, entbehren aber zuweilen der Uebersichtlichkeit
und enthalten auf der einen Seite zu viel (nach des Ref. Ansicht müssen
nur die wirklich bedeutsamen Namen aufgenommen werden), auf der
andern fehlt Manches. So vennisst man. Taf. VI. den Sohn Chrimoalds
(f 714) und Taf. XVI. Leopold den Bruder Friedrichs des Schonen.
22*
t"
S38 BibliogräpMsche Berichte.
Ve)re!iniiig gegen seinen ihn stets freandliehst gesinnten Ldurer a\ii»v-
sprechen. ' Die Vollständigkeit des geschiebtlichen Materials ^ die mei-
«.sterbafte kurze Cltarakteri«^hg der Personen, die trefffliche Andeatnng
des Zusammenhangs y die fibersich^ichste Periodeneintheiinng , die unge-
mein reiehhaltige Anfuhrong der Literatur — dies Altes macht das Buch,
namentiüeh in der zweiten Ausgabe, in weicher die Geschichte des^ Mittel-
alters und der neueren und neuesten Zeit gänzlich umgearbeitet ist, die
Paragraphen aber , indem der Text amplificirt wurde, die Gesichtspunkte
für die darauf folgenden kurzen Notizen noch fester und genauer bestin-
raen ak in der «rsten Auflage, zu eii^m wahren Schatze fär den Lehrer;
für den Schüler selbst der obersten Classen enthalt es zu yiei Material
^nnd setzt einen zu hohen Standpunct voraus. Fast ebenso reichhaltig in
Bezug anf die Masse des Stoffes ist der Lei^aden zu Vorlesungen über
die aUgemeine JFeltgesckiehte von dems., Y erf. [Leipz., Hinrichs. 1832«
Viri u. 293 S. 8.], da aber der blossen Andeutungen hier noch weit mehr
«als im Grundrisse sind, der Charakter academischer Vorlesungen, wie schon
der Titelbesagt, aHein festgehalten ist, so durfte sein Gebrauch für die Scha-
ler ebenfalls sehr beschränkt werden müssen (rgl. Gott. Gel. Anz..l833 St. 51«
S. 504. Lpz. hi. 1833 Nr. 92. S. 733 f.). Der Leifaden su Vorträgen über die
nügeiaeme JVeltgesehichte für die oberen Gymnasialdassen yon Dr. Karl
'Fried r.Merleker. [Königsberg, Paschke. 1835. XVIU n. 323 S. 8.]
hat zwar den Tadel erfahren, dass es zu Tiei Detail enthalte, aber doch
auch Lob erhalten (Gott Anz. 1836 St. 107. S. 1063 f, Heidelb. Jahrbb.
1836, 7. S. 707. Schulz. 1836 Nr. 177. S. 1420—22.) ; ja wie Ref. hört,
'ist schon eine zweite Auflage erschienen, über deren Verhältniss zur
ersten er nichts sagen kann. Es vertheilt den Stoff unter die vier Stufen
der alten , mittleren , neuen und neuesten Geschichte , umfasst neben der
politischen Geschichte auch die Geographie und Culturgeschichte , —
Alles freilich nur in Andeutungen und kurzen Sätzen — , behandelt die
alte Geschichte ethnographisch, die mittlere in der GegenubersteUung
des Orients und Occidents, die neuere nach den Perioden des europäi-
schen Staatensystems. Dass bei einem Buche der Art andere benutat
werden, versteht sich von selbst; dass aber in dem vorliegenden über
mn Drittel mit allen^ Druckfehlem und Eigenthumlichkeiten ans Wach«»
muths so eben erwähntem Leitfaden wörtlich abgeschrieben Ist (vgl. Hall*
Jahrbb. f. d. W. n. K. 1841 Nr. 22.) , beweist eine solche unverschämte
Dreistigkeit, dass Ref. sich schämen würde, es auch nur im Entferntesten
SU empfehlen. Er wendet sich daher zur Ueberwsht der allgemeinen Ge-
echichte für die oberen Klassen der Gymnasien nUt 15 genealogischen Ta^
hellen und 17 historischen Ka^en von Dr. J. Rupp. [Königsberg, Gebr.
Bomtrt^ger. 1837. VH! u. 398 S. 8. 2 Thir. 12 Gr.] Dies Buch enthält
mit Berücksichtigung der geographischen Verhältnisse sehr detaillirte
kurze Andeutungen der historischen ThsTtsachen, ihrer Ursachen und
Wirkungen mit steten -Hinblicken anf die Cuitur. In Bezug auf die
letztere werden häufig Stellen berühmter Forscher (namentlich Johannes
von Müllers und Herders) wörtlich angeführt; für die griechische und
römische Geschichte wird anf die zugänglichsten Quellen verwiesen;
Bibliographisch« Berichte.
839
stSrend ist, das« £e griechigchen Worte ohne Accente gedrodct sind.
Die Vertheilang des Materials eradieint dem Ref. als zweckmässig; sie
ist in der alten Geschichte ethnographisch y in der mittleren und neueren
mehr synchronistisch. Die beigegebenen genealogischen Tabellen ent-
sprechen ihrem Zwecke *), die historischen Karten dagegen [welche 'auch
elnsdn für 1 Thlr. 4 Gr. verkauft werden] sind nicht %^ empfehlen. Die
ansi^erliche Ausführung ist schiecht, die Anlage aber hat den Fehler, dass
die Karten für ganze Zeiträume bestimmt sind; aber die Veränderungen
innerhalb derselben nicht angedeutet werden, was. durch andere Schrift,
blassere Farben vl. dgl. leicht zu )»ewerkstelligen war (vgl. Report 1838.
XVI^ % 8, 154 t Schulz. 4839 Nr. 95.). Den Grundriu der aUgememen
WeHgesehiehle für die mittleren Klanen der Chfmnaaien und anderer hö-
herer LehriEmstaÜen iron F. Heinz e Im an n. [Magdeburg, Creutz. 1837.
IV u. 100 S. 8.] kann Ref. im Allgemeinen nur loben ; warum ging aber
der Hr. YerL nicht einen Schritt weiter und fugte den Stoff in Tabellen-
form? Dann wurde er noch mehr Nutzen gestiftet haben. Jedenfalls ist
sein Buch brauchbarer, als der schon oben erwähnte zweite Cursus von
Volger.
Ref. hat noch einige Bücher über die alte Geschichte zu besprechen,
in welchen die Hinweisung auf die Quellen %um Hauptzwecke gemacht
ist. Dass die Forderung, welche man hier und da (z. B. in der Ordnung
für die Landesgymnasien des. Herzogth. S. Meiningen) gestellt hat, in
der letzten Classe des Gymnasium müsse der Schüler die alte Geschichte
aus den Quellen studiren lernen, nicht allein über den gegenwärtigen
Standpunct, sondern auch über das Ziel der Gymnasialbildung hinaus-
gehen, ist wohl nicht zweifelhaft. Das Ziel des geschichtlichen Unter-
richts kann nur sein: eine nicht nur im Allgemeinen, sondern auch im
Einzelnen möglichst genaue Kenntniss von den wichtigsten Ereignissen in
ihrem Verlaufe , sowie in ihren Ursachen und Folgen und von den Zu-
standen , wie der gesammten Menschheit , so der bedeutendsten an ihrer
Spitze stehenden Volker ; Quellenstudium fordert dies Ziel nicht. Etwas
ganz Anderes ist es, wenn man dem Schüler hier und da Quellen bezeich-
net, wenn man ihn mündlich und schriftlich diese oder jene Partie ans
ihm zugänglichen Quellen selbstständig darstellen lässt ; Geschichtskennt-
niss ist hier, 'wie bei der öffentlichen oder Privatlectüre von Historikern^
der untergeordnete Zweck ; . Durchdringung und Anschauung der' Form
und Uebung in eigener Darstellung ist und bleibt die Hauptabsicht
*) Ref. erwähnt hier noch: HiftorUeh-geneahtgiaehe Tabellen der
wichtigaien Regentenhäu9er in dem Nlittelälter und der neueren Zest^
besonders für den hiatorigehen ühierricht in Gymnasien und Militärschulen
entworfen von Dr. Fr. Fiedler. [Wesel, KlSnne. 1833. LXXV Taf. 4.]
Sie sind recht brauchbar, entbehren aber zuweilen der UebersichÜichkeit
und enthalten auf der einen Seite zu Viel . (nach des Ref. Ansicht müssen
nur die wirklich bedeutsamen Nainen aufgenommen werden), auf der
andern fehlt Manches. So vermisst man. Taf. VI. den Snhn Chrimoaldi
(f 714) und Taf. XVI. Leopold den Bruder Friedrichs des Schonen.
^ 22*
('
838 BibliogtäpMsche Berichte.
Yelreluning gegen seinen ihtt stets freundlichst gesinnten Lehrer almEn.
sprechen. ' Die Vollständigkeit des geschichtlichen Materials^ die mei-
^sterhafte kurze GharakteriiÄrnng der Personen,, die treffliche Andeatung
des Zusammenhangs, die nbersich^ichste Periodeneintheilnng , die unge-
mein reichhaltige Anführung der Literatur -^ dies Altes macht das Buch,
name'ntlich in der zweiten Ausgabe, in weicher die Gesciiichte des- Mittel-
alters und der neueren und neuesten Zeit gänzlich umgearbeitet ist, die
Paragraphen aber , indem der Text amplificirt wurde, die Gesichtspunkte
für die darauf folgenden kurzen Notizen noch fester und genauer bestim-
men ak in der ersten Auflage, zu eii^m wahren Schatze für den Lehrer;
fHr den Schüler selbst der obersten Ciassen enthält es zu yiei Material
^nnd setzt einen zu hohen Standpunct voraus. Fast ebenso reichhaltig in
Bezug auf die Masse des Stoffes ist der lai^adjcn zu Forlesunffen über '
die allgemeine Weltgeschichte von dems. Verf. [Leipz., Hinrichs. 18S2«
YIII u. 293 S. 8j], da aber der blossen Andeutungen hier noch weit mehr
«als im Grundrisse sind, der Charakter academischer Vorlesungen, wie schon
der Titel besagt, allein festgehalten ist, so dürfte sein Gebrauch für die Schu-
ler ebenfalls sehr beschränkt werden müssen (vgl. Gott. Gel. Anz..l833 St. 51«
8. 504. Lpz. LZl 1833 Nr. 92. S. 733 f.). Der Leiffaden zu Vorträgen über die
allgefneine Weltgeschichte für die oberen Cfymnasialdassen von Dr. Karl
'Fried r.Merleker. [Königsberg, Paschke. 1836. XVIil u. 323 S. 8.]
hat zwar den Tadel erftthren, dass es zu viel Detail enthalte, aber doch
auch Lob erhalten (Gott. Anz. 1836 St. 107. S. 1063 f. Heidelb. Jahrbb.
1836, 7. S. 707. Schulz. 1836 Nr. 177. S. 1420—22.) ; ja wie Ref. hört,
ist schon eine zweite Auflage erschienen, über deren Verhältniss zur
ersten er nichts sagen kann. Es vertheiit den Stoff unter die vier Stufen
der alten , mittleren , neuen und neuesten Geschichte , umfasst neben der
politischen Geschichte auch die Geographie und Cultargeschichte , ——
Alles freilich nur in Andeutungen und kurzen Sätzen — , behandelt die
alte Geschichte ethnographisch, die mittlere in der GegenübersteUung
des Orients und Occidents, die neuere nach den Perioden des europäi-
schen Staatensystems. DasS bei einem Buche der Art andere benutet
werden, versteht sich von selbst; dass aber in dem vorliegenden ube^
ein Drittel mit allen ^ Druckfehlern und Eigenthümlichkeiten aus Wachs-
mi|ths so eben erwähntem Leitfaden wörtlich abgeschrieben Ist (vgl; Hall.
Jahrbb. f. d. W. n. K. 1^1 Nr. 22.) , beweist eine solche unverschämte
Dreistigkeit, dass Ref. sich sdiämen würde, es auch nur im Entferntesten
KU empfehlen. Er wendet sich daher zur Uebersieht der aügemeinen Ge-
8c/achte für die oberen Klassen der Gymnasien mit 15 genealogischen Ta-
bellen und 17 historischen Karten von Dr. J. Rupp. [Königsberg, Gebr.
Bömtrtlger. 1837. VUI u. 398 S. 8. 2 Thlr. 12 Gn] Dies Buch enthält
mit Berücksichtigung der geographischen Verhältnisse sehr detaillirte
kurze Andeutungen der historischen Tha^tsachen, ihrer Ursachen und
Wirkungen mit steten Hinblicken auf die Cultur. In Be^og aof die
letztere werden häufig Stellen berühmtejr Forscher (namentlich Johannes
voll Müllers und Herders) wörtlich angeführt; für die griechische und
römische Geschichte wird auf die zugänglichsten Quellen verwiesen;
Bibliographisehe Berichte. 839
störend list, da» die griechisdieii Worte ohne Accente gedmdct sind.
Die Vertheiliuig des M^tmals erscheint dem Ref. als zweckmässig; sie
ist in der alten Geschichte ethnographisch y in der mittleren und neueren
mehr synchronistisch. Die beigegebenen genealogischen Tabellen ent-
sprechen ihrem Zwecke *), die historischen Karten dagegen [welche 'auch
einsdn für 1 Thhr. 4 Gr. verkauft werden] sind nicht zq empfehlen. Die
ans^erliche Ausführung ist' schlecht, die Anlage aber hat den Fehler, dass
die Karten für ganze Zeiträume bestimmt sind; aber die Veränderungen
innerhalb derselben nicht angedeutet werden, was. durch andere Schrift,
blassere Farben n. dgl. leicht zu l»ewerkstelligen war (vgl. Report. 1838.
XVI, % 8. 154 t Schulz. 1839 Nr. 95.). Den Grundriß» der aUgemtmen
WeUgeaehUikle für die miUleren Klasgen der Chfmnaaien und anderer kS-
herer t^ekranstälten xon F. H einzelmann. [Magdeburg, Crentz. 1837.
IV u. 100 S. 8.] kann Ref. im Allgemeinen nur loben; warum ging aber
der Hr. Ver£ nicht einen Schritt weiter und fugte den Stoff in Tabellen-
form? Dann wurde er noch mdlir Nutzen gestiftet haben. Jedenfalls. ist
sein Buch brauchbarer, als der schon oben erwähnte zweite Cnrsns von
Volger.
Ref. hat noch einige Bücher über die alte Geschichte zu besprechen,
in welchen die Hinweisung auf die Quellen %um Hauptzwecke gemacht
ist. Dass die Forderung, welche man hier und da (z. B. in der Ordnung
für die Landesgymnasien des Herzogth. S. Meiningen) gestellt hat, in
der letzten Classe des Gymnasium müsse der Schüler die alte Geschichte
aus den Quellen studiren lernen, nicht allein über den gegenwärtigen
Standpunct, sondern auch über das Ziel der Gymnasialbildung hinaus-
gehen, ist wohl nicht zweifelhaft. Das Ziel des geschichtlichen Unter-
richts kann nur sein: eine nicht nur im Allgemeinen, sondern auch im
Einzelnen möglichst genaue Kenntniss von den wichtigsten Ereignissen in
ihrem Verlaufe , sowie in ihren Ursachen und Folgen und von den Zu-
standen , wie der gesammten Menschheit , so der bedeutendsten an ihrer
Spitze stehenden Volker; Quellenstudium fordert dies Ziel nicht. Etwas
ganz Anderes ist es, wenn man dem Schüler hier und da Quellen bezeich-
net, wenn man ihn mündlich und schriftlich diese oder jene Partie ans
ihm zugänglichen Quellen selbstständig darstellen lässt ; Geschichtskennt-
niss ist hier, wie bei der öffentlichen oder Privatlectüre von Histodkem,
der untergeordnete Zweck ; . Durchdringung und Anschauung der' Form
und Uebung in eigener Darstellung ist und bleibt die Hauptabsicht
*) Ref. erwähnt hier noch: Histori9ch''geneätogisehe Tabellen der
wichtigsten Regentenhäu^er in dem NHttetalter und der neueren Zeit^
besonders für den historischen ühterrichUn Gymnasien und Müitärschulen
entworfen von Dr. Fr. Fiedler. [Wesel, Klonne. 1833. LXXV Taf. 4.]
Sie sind recht brauchbar, entbehren aber zuweilen der Uebersichtlichkeit
und enthalten auf der einen Seite zu viel . (nach des Ref. Ansicht müssen
nur die wirklich bedeutsamen NaAien aufgenommen werden), auf der
andern fehlt Manches. So vermisst man. Taf. VI. den Snhn Chrimoalds
(t 714) und Taf. XVI. Leopold den Bruder Friedrichs des Schonen.
»'
838 BlbliogtapMsche Bel*ichte.
Yetrelniing gegün seinen ihi» stets freundlichst gesinnten Lehrer alwstu
sprechen. ' Die VoIistäAdigkeit des geschichtlichen Materials^ die mn-
...sterhafte kützii GharakterisSrang der Personen,, die trc(ffliche Andentang
des Zusammenhangs , die fibersich^ichste Periodeneintheilnng , die unge-
mein reichhaltige Anführung der Literatur -^ dies Altes macht das Buch,
namentlich in der zweiten Ausgabe, in welcher die Geschichte des- Mittel-
alters und der neueren und neuesten Zeit gänzlich umgearbeitet ist, die
Paragraphen aber , indem der Text amplificirt wurde, die Gesichtspunkte
fSr die darauf folgenden karzen Notizen noch fester und genauer bestira«
men als in der ^ten Auflage, zu eii^m wahren Schatze fSr den Lehrer;
ffir den Schüler selbst der obersten Classen enthält es zu yiei Material
^nnd setzt einen zu hohen Standpunct voraus. Fast ebenso reichhaltig in
Bezug auf die Masse des Stoffes ist der Leitfaden zu Forlesungen über
die allgemeine WeligescHehie von dems. Y erf. [Leipz., Hinricbs. 1832«
YIII u. 293 S. 8;], da aber der blossen Andeutungen hier noch weit mehr
«als im Grundrisse sind, der Charakter academischer Vorlesungen, wie schon
der Titel besagtj allein festgehalten ist, so durfte sein Gebrauch für die Scha-
ler ebenfalls sehr beschränkt werden müssen (vgl. Gott. Gel. Anz..l833 St. 51«
S. 504. Lpz. LZ!. 1833 Nr. 92. S. 733 f.). Der Leitfaden su Vorträgen über die
wdlgefneine Weltgeschichte für die oberen Gpnnasialdassen Ton Dr. Karl
'Fried r.Merleker. [Königsberg, Paschke. 1835. XYIil u. 323 S. 8.]
hat zwar den Tadel erfahren, dass es zu Ytei Detail enthalte, aber doch
auch Lob erhalten (Gott. Anz. 1836 St. 107. S. 1063 f. Heidelb. Jahrbb.
1836, 7. S. 707. Schulz. 1836 Nr. 177. S. 1420—22.) ; ja wie Ref. hört,
'ist schon eine zweite Anflage erschienen, über deren Yerhältniss zur
ersten er nichts sagen kann. Es vertheilt den Stoff unter die vier Stufen
der alten , mittleren , neuen und neuesten Geschichte , umfasst neben der
politischen Geschichte auch die Geographie und Culturgeschichte , — -
Alles freilich nur in Andeutungen und kurzen Sätzen — , behandelt die
alte Geschichte ethnographisch , die mittlere in der Gegenüberstellung
des Orients und Occidents, die neuere nach den Perioden des enropäi-
schen StaatlensyStems. Dass bei einem Buche der Art andere benutst
werden, versteht sich von selbst; dass aber in dem vorliegenden über
ein Drittel mit allen^ Druckfehlern und Eigenthumlichkeiten aus Wachs-
mi^ths so eben erwähntem Leitfaden wörtlich abgeschrieben Ist (vgl; Hall.
Jahrbb. f. d. W. n. K. 1^1 Nr. 22.) , beweist eine solche unverschämte
Dreistigkeit, dass Ref. sich sdiämen wurde, es auch nur im Entferntesten
SU empfehlen. Er wendet sich daher zur Uebersieht der allgemeinen Ch-
schichte für die oberen Klassen der Gymnasien mit 15 genealogischen Ta^
bellen und 17 historischen Karten von Dr. J. Rupp. [Königsberg, Gebr.
Bömtrtlger. 1837. YHI u. 398 S* 8. 2 Thlr. 12 Gr.] Dies Buch enthält
mit Berficksichtigung der geographischen Yerhältnisse sehr detaiUirte
kurze Andeutungen der historischen Thaitsachen, ihrer UrsachW und
Wirkungen mit steten «Hinblicken auf die Cuitur. In Be^ug auf die
letztere werden häufig Stellen berühmter Forscher (namentlich Jobannes
voll Möllers und Herders) wortlich angeführt; für die griechische und
römische Geschichte wird auf die zugänglichsten Quellen verwiesen;
Bibliographische Berichte. 839
stSrend int, däss £e griechigchen Worte ohne Accente gedmdct sind.
Die Vertheilung des M^tearials ersdkeint dem Ref. als zweckmässig; sie
ist in der alten Geschichte ethnographisch ^ in der mittleren und neueren
mehr synchronistisch. Die beigegebenen genealogischen Tabellen ent-
sprechen ihrem Zwecke *), die historischen Karten dagegen [welche aocih
einsein für 1 Thlr. 4 Gr. yerkanft werden] sind nicht zi) empfehlen. Die
ans^erliche Ausführung ist* schiecht, die Anlage aber hat den F^ehler, dass
die Karten für ganze Zeitränme bestimmt sind ; aber die Veränderungen
innerhalb derselben nicht angedeutet werden, was. durch andere Schrift,
blassere Farben n. dgl. leicht zu )»ewerkstelligen war (vgl. Report. 1838.
XVI^ 2. S. 154 f. Schulz. 4839 Nr. 95.). Den Grundrin der aUgememen
fFeltgegeJüehte für die mittleren Klassen der Chfmnasien und anderer ho-
kerer LehrionstaUen iron F. H einzelmann. [Magdeburg, Creutz. 1837.
IV u. 100 S. 8.] kann Ref. im Allgemeinen nur loben ; warum ging aber
der Hr. Vcrfl nicht einen Schritt weiter und fugte den Stoff in Tabellen*
form? Dann würde er noch mdlir Nutzen gestiftet haben. Jedenfalls ist
sein Buch brauchbarer, als der schon oben erwähnte zweite Cnrsus Ton .
Volger.
Ref. hat noch einige Bücher über die alte Geschichte zu besprechen,
in welchen die Hinweisung auf die Quellen %um Hauptzwecke gemacht
ist. Dass die Forderung, welche man hier und da (z. B. in der Ordnung
für die Landesgymnasien des Herzogth. S. Meiningen) gestellt hat, in
der letzten Classe des Gymnasium müsse der Schüler die alte Geschichte
aus den Quellen studiren lernen, nicht allein über den gegenwärtigen
Standpunct, sondern auch über das Ziel der Gymnasialbildung hinaus-
gehen , ist wohl nicht zweifelhaft. Das Ziel des geschichtlichen Unter-
richts kann nur sein: eine nicht nur im Allgemeinen, sondern auch im
Einzelnen radglichst genaue Kenntniss von den wichtigsten Ereignissen in
ihrem Verlaufe , sowie in ihren Ursachen und Folgen und von den Zu-
standen , wie der gesammten Menschheit , so der bedeutendsten an ihrer
Spitze stehenden Volker ; Quellenstudium fordert dies Ziel nicht. Etwas
ganz Anderes ist es, wenn man dem Schüler hier und da Quellen bezeich-
net, wenn man ihn mündlich und schriftlich diese oder jene Partie ans
ihm zugänglichen Quellen selbststandig darstellen lässt; Geschiditskennt-
niss ist hier , 'wie bei der öffentlichen oder Privatlectüre von Historikern,
der untergeordnete Zweck ; . Durchdringung und Anschauung der' Form
und Uebung in eigener Darstellung ist und bleibt die Hauptabsicht
*) Ref. erwähnt hier noch: Historisch 'geneätogiseke TiiheUen der
wichtigsten Regentenhäusisr in dem Niitteldlter und der neueren Zeit^
besonders für den historischen Unterricht in Gymnasien und MÜitärschulen
entworfen yon Dr. Fr. Fiedler. [Wesel, Klünne. 1833. LXXV Taf. 4.]
Sie sind recht brauchbar, entbehren aber zuweilen der Uebersichtlichkeit
nnd enthalten auf der einen Seite zu Viel (nach des Ref. Ansicht müssen
nur d^ wirklich bedentsamen Namen aufgenommen werden), auf der
andern fehlt Manches. So yermisst man. Taf. VI. den Sohn Chrimoalds
(t 714) und Taf. XVI. Leopold den Bruder Friedrichs des Schonen.
22*
I'
838 BlbliograpMscbe Berichte.
Yelreluniiig gegen seinen ihtt stets freundlichst gesinnten Lehrer a^su-
sprechen. ' l>ie VoUständigkat des gesehichttichen Materials ^ die m^-
«sterhafte karze Charakterisirang der Personen, die trelBiehe Andeatung
des Zusammenhangs , die fibersich^ichste Peiiodeneintbeiiong , die unge-
mein reicfahaltige Anführung der Literatc^r — dies Altes macht das Buch,
namentfich in der «weiten Ausgabe, in welcher die Geschichte des- Mittel-
alters und der neueren und neuesten Zeit gänzlich umgearbeitet ist^ ^e
Paragraphen aber , indem der Text araplificirt wurde, die Gesichtspunkte
lur die darauf folgenden karsen Notizen noch fester und genauer bestim-
nen ak in der CHrsten Auflage , zu eiq^ wahren Schatze für den Lehrer;
lur den Schuler selbst der obersten Classen enthalt es zu yiei Material
und setzt einen zu hohen Standpunct voraus. Fast ebenso reichhaltig in
Bezug auf die Masse des Stoffes ist der Leitfaden zu Vorlesungen über
die aUgemeine WeHgesehichte von dems. Verf. [Leipz., Hinridis. 18^2.
Vin u. 293 S. 8.], da aber der blossen Andeutungen hier noch weit mehr
«als im Grundrisse sind, der Charakter academischer Vorlesungen, wie schon
der Titel besagt, allein festgehalten ist, so durfte sein Gebrauch für die Scha-
ler ebenfalls sehr beschrankt werden müssen (rgl. Gott. Gel. Anz..l833 St. 51«
S. 504. Lpz. LZl 1833 Nr. 92. S. 733 £)• Der Leitfaden zu Vorträgen über die
tMgemeine Weltgeschichte für die oberen Gymnasialdassen Ton Dr. Karl
'Fried r. Merleker. [Königsberg, Paschke. 1835. XVIil u. 323 S. 8.]
hat zwar den Tadel erfahren, dass es zu viel Detail enthalte, aber doch
auch Lob erhalten (Gott. Anz. 1836 St. 107. S. 1063 f. Heidelb. Jahrbb.
1836, 7. S. 707, Schulz. 1836 Nr. 177. S. 1420—22.) ; ja wie Ref. hört,
ist schon eine zweite Auflage erschienen, über deren Verhältniss zur
ersten er nichts sagen kann. Es vertheilt den Stoff unter die vier Stufen
der alten , mittleren , neuen und neuesten Geschichte , ümfasst neben der
politischen Geschichte auch die Geographie und Cultarjgeschichte , -—
Alles freilich nur in Andeutungen und kurzen Sätzen — , behandelt die
alte Geschichte ethnographisch, die mittlere in der GegenubersteUong
des Orients und Occidents, die neuere nach den Perioden des europäi-
schen Staatensystems. Dass bei einem Buche der Art andere benutzt
werden, versteht sich von selbst; dass aber in dem vorliegenden über
ein Drittel mit allen^ Druckfehlern und Eigenthumlichkeiten aus Wachs-
muths so eben erwähntem Leitenden wörtlich abgeschrieben Ist (vgl. HalU
Jahrbb. f. d. W. n. K. 1^1 Nr. 22.) , bev^eist eine solche unverschämte
Dreistigkeit, dass Ref. sich schämen wurde, es auch mir im Entferntiesten
SU empfehlen. Er wendet sich daher zur Uebersieht der allgemeinen Ch-
sekiekte für die oberen Klassen der Gymnasien mit 15 genealogischen Ta-
helten und 17 historischen Karten von Dr. J. Rup p. [Königsberg, Gebr.
Bemtrilger. 1837. YHI u. 398 S. 8. 2 Thlr. 12 Gr.] Dies Buch enthält
■dt Berücksichtigung der geographischen Verhältnisse sehr detaillirte
kurze Andeutungen der historischen Thätsachen, ihrer Ursach'eU und
Wiriningen mit steten -Hinblicken auf die Cultur. In Be^ug auf die
letalere werden häufig Stellen berühmte^ Forscher (namentlich Johannes
ven Müllers und Herders) wortlich angeführt; für die griechische und
r«Hulsche Geschichte wird auf die zugänglichsten Quellen verwiesen;
Bibliographische Berichte. 839
stSrend ist, dass die griechischen Worte ehne Accente gedmdct sind.
Die Vertheilung des M^toriais erscheint dem Ref. als SEweckmassig; sie
ist in der alten Geschichte ethnographisch ^ in der mittleren nnd neueren
mehr synchronistisch. Die beigegebenen genealogischen Tabellen ent-
sprechen ihrem Zwecke *), die historischen Karten dagegen [welche aach
einsein für 1 Thlr. 4 Gr. yerkaoft werden] sind nicht zq empfehlen. Die
ansi^erliche Ansluhrong ist' schlecht, die Anlage aber hat den F^ehler, dass
die Karten für ganze Zeiträume bestimmt sind; aber die Veränderungen
innerhalb derselben nicht angedeutet werden, was. durch andere Schrift,
blassere Farben n. dgl. leicht zu Iwwerkstelligen war (vgl. Report. 1838.
XVI, 2. S. 154 t Schulz. 4839 Nr. 95.). Den Grundriu der aUgememen
fFeltgescJuehte für die nuUleren Klassen der ChfmnaHen und anderer hö-
herer Lehranetalten iron F. H einzelmann. [Magdeburg, Creutz. 1837.
IV u. 100 S. 8.] kann Ref. im Allgemeinen ilur loben; warum ging aber
der Hr. Verf. nicht einen Schritt weiter und fugte den Stoff in Tabellen-
form? Dann wurde er noch mehr Nutzen gestiftet haben. Jedenfalls ist
sein Buch toiuchbarer, als der schon oben erwähnte zweite Cnrsus von
Volger.
Ref. hat noch einige Bücher über die alte Geschichte zu besprechen,
in welchen die Hinweisung auf die Quellen %um Hauptzwecke gemacht
ist. Dass die Forderung, welche man hier und da (z. B. in der Ordnung
für die Lande'sgymnasien des- Herzogth. S. Meiningen) gestellt hat, in
der letzten Classe des Gymnasium müsse der Schüler die alte Geschichte
aus den Quellen studiren lernen, nicht allein über den gegenwärtigen
Standpunct, sondern auch über das Ziel der Gymnasialbildung hinaus-
gehen, ist wohl nicht zweifelhaft. Das Ziel des geschichtlichen Unter-
richts kann nur sein: eine nicht nur im Allgemeinen, sondern auch im
Einzelnen radglichst genaue Kenntniss von den wichtigsten Ereignissen in
ihrem Verlaufe , sowie in ihren Ursachen und Folgen und Ton den Zu-
standen , wie der gesammten Menschheit , so der bedeutendsten an ihrer
Spitze stehenden Völker; Quellenstudium fordert dies Ziel nicht. Etwas
ganz Anderes ist es, wenn man dem Schüler hier und da Quellen bezeich-
net, wenn man ihn mündlich und schriftlich diese oder jene Partie aus
ihm zugänglichen Quellen selbstständig darstellen lässt; Geschichtskennt-
niss ist hier, wie bei der öffentlichen oder Privatlectüre Ton Historikern,
der untergeordnete Zweck ; . Durchdringung und Anschauung der' Form
und Uebung in eigener Darstellung ist und bleibt die Hauptabsicht
*) Ref. erwähnt hier noch: Hutorisch^geneatogisehe TühelUn der
wichtigsten Regentenhäuser in dem NHttelalter und der neueren Zeit^
besonders für den historischen Unterricht in Gymnasien und Müitärschulen
entworfen von Dr. Fr. Fiedler. [Wesel, Klonne. 1833. LXXV Taf. 4.]
Sie sind recht brauchbar, entbehren aber zuweilen der Uebersichtlichkeit
und enthalten auf der einen Seite zu viel . (nach des Ref. Ansicht müssen
nur die wirklich bedeutsamen NaAien aufgenommen werden), auf der
andern fehlt Manches. So vermisst man. Taf. VI. den Sohn Chrimoaldi
(t 714) nnd Taf. XVI. Leopold den Bruder Friedrichs des Schonen.
22*
8M .BiMlogseapIlUcKe fierielite.
•
.lUl»ei.*)j. daher lallfiii dekm aoLcbe AQfjgäbeii nichii den gd9«ychtti«h«ii,
Sondern dem gprachllfthen Untertidiie aiibfeim« Der Genehielitidelarcr
kann zwar aacb. daon und wQim toa deoi fieholer diese oder jene QibeUe
aachleaen laMen; .aber, wenn er den Haopfiiweck .s^es UaterrielitQiJ
ttn Auge hat, wird er es nur ia sehr besdbränktem Maasse thim« Die
hier zur Besprechung komaietiden Badles sind damacti keineswegs nuts-
rlos^ fat: den; l^ehrer, welcher stets ip Beaug auf den Steff zu den QueUen
aoruokgehen, iA Bezog auf die Fona seiaes Vbrtvai^ aber den. onar-
t^ebten Meistern der DarsteUong möglichst nahe zti kämmen suchen masSy
.sind sie die branchbarsten Huljknuttei^ und für. den JSfcbnler haben sie
.bei dan varher angegebenen Zwecken, .den grSssteii Nutzen. Sehr tieiF-
tith sind zu nenneü die Orundesuge^ zU Verträgen ti6er die G^schkhie dier
.VSIker.de» MterikumSf vorneftmiicA der .CrW^dteniend Homer, mJt 6e«on-
■derer BerüdcMKtigung der Qaeiien eAtwotfen von Dr. Rad. Loxentz*
[Leipzig, Yogelt 1833. XXH n. 4:28 8. 8.] Hier siad nidit aliem die
Itolilischen Begebeoheiten, sondern auch die Geographie^ 'die Altertha-
mer uad Sittengeschichte und Notizen über Literatur und Kunst mit
grosser Vollständigkeit in kurzen Andeutungen und in einer Auswahl ge-
geben, wie sie Yomehmlich für obere Gymnasialclassen tauglich ist.
Allenthalben werden ror jedem Abschnitte die Qnellenschrifisteller kurz
charakterisirt, und inuner ist für eiilen Hauptabschnitt ein solcher zu
Grunde gelegt ,' welche Methode die Verknapfung der classischen mit
den Geschichtsstudien bei den Schülern sehr erleichtert. Die griechische
und romische Geschichte ist natürlich Torzugsweise beachtet , und die
der übrigen Staaten beschränkter gehalten; unsichere Facta sind als
solche bemerklich gemacht. Möge dem Hm. Verf. bald Gelegenhdt wer-
den , in eiiier 2. Ausgabe dtirch noch grossere, Sichtung und übersicht-
fichere Anordnung des Stoffes, und durch grossere Genauiigkeit in den
chronologlischen Angaben die Brauchbarkeit seines Buches noch mehr zu
erhohen (vgl. Bl. f. Hter. Urtterh. 1833 Nr. 233. S. 963 f. Götting. Anz.
1833. St. 152. S. 1519 f.). Zorn Selbststudium der griech. Gesch. kann
kaum ein besseres Hülfsmittel gefhnden werden, als die Zeittcfeln der
grieckisehen Geschichte , als Ürundlage des Vertrags m höheren Ggmna-
eicdclassen mU beständiger Beziehung auf die Q^uellen Ton C. Peter.
[Halle, Waisetihaus. 1835. VI u. 92 S. 4.] Ein Hant»tmangel daran ist,
dass die 1. Periode auf eine für Schüler nicht angemessene Weise behan-
delt und die Cülturgesehichte gar nicht berücksichtigt ist, UebeHroiEfen
Vrerden dieselben noch durch die Zeittefeln der rSmischen Geschichte «um
Handgebrauche und als Grundlage des Vortrags m hSheren Gymnasial-
classen mit fortlaufenden Belegen und Auszügen . aus den Quellen von
ai^ms. VeVf. tfl^lle, Waiseiih::' 184l. VIÖ ti. 2*8 S. gr. 4.]. Diese
hauen vor jenen, ypraus, dass ;ia ihnei| d\e inner« C^esdiichte. von .der
^ *■
.. *} Ke& daitbfhicip ibat der Ansicht, ^'dchiB van Dr. Adolph Stahr
ia: diasen Jahrbüchern M: Gelepnheft der Anzöig^ ton Peterii • Zeit^
titeln: :ddr griediischen Gdschichte avsgasprodten worden ist, uberain*
zustifiMfeeti.
Blbliögrapkliehe Beri«hi41 Sit-
äiMier«iv gtttreont Sst und in der leistermi aoeh die
Bi»Hi<deiiohtiguiif gvffmden hat. iMe Goltor als 4dn GauMs hat fniiieb
auch hier kwe ■ geiiügeade Bevacicficlitigang gefütideiu Vor jadem . Ab»
Mhnitte iBt hiei^ eine Ueberttchi über die 'Qaeüen gegebren, waiei in A%n
erslerwibnien Zeittafeln nicht geechdie» ist. Mit sehr gresgerKenntnisa
und 9orgf!«it Ist hier der Stoff in die IPabellen verttiellt und in ddn An-
merictittgen weiter ansgefohrt und belegt« Die Ü^tate bot üef. mit geriii-«'
ger Ausnahme richtig gefunden« ha Kritik nieht Inr den Schnler :gehdit
und höchstens abvreichende Meinungen der bedeutendsten GesiAioht*
Schreiber und Forseher iiim ängeHBirt werden ke$nnen , so findet -sitthin
Aeeen Anmerkungen, wie auch' der Hr. Yeti, m der Vorr. selbst ««ge-
steht, manohes 'fIEk den SefaSl^ Unbravchbare* Bessfaalb irSgt Ref. Be-
denken', sie -dem Unterrichte geradezu äu Grund« «u legen , was anek
schon wegen der fir den Werth der Bicher freilich nicht au hohen Prdsa
kaum thunlich ersehenen kann; Für Lehrer und 'Studirende sind die
Bicher Ton entschiedenem- Wertbi. •— Von T«beHen> erwähnt Ref. dier.
äghifkroinMsüke DantHelhing dm m^^fememen 'Gnaku^tei^m K* Pr« Mer>
1 ek er: [GmnbiMien , Melzer. 1639. IS Tiibb. l^iA. 1 «*hir.} fikie sind
nl^t )^hne Fleiss gearbeitet, «iMbaitjanlaber der i>ateh sn iriel. Der^ätoff
int^ttwar nach Jah(iinRdertengeovdbet, hidesssind dieBfoch« maqbenftenr
Beg«benhellien ' du»ch' Unrterlegnng' doppelter »LisMii kennlÜeh tgenhofat»
^ipi. ilt/imt Nr. Bd:«. 6600* Noch mebr leiden ^o« (Jebepfuituiig*
ii»> B^ht9mklüd^^4ttm9graphkiÄim TaiMm 'd4r€emhkhl€ det klten^
ikümä «nd meiner Statur, Nach den heften und mhMe^ffr Himußemfng
mtf' ^Hrnntben für die oberen^ Cliisnn< geUhriw ßoMen- "hearbat^ Toh
Fratitt An 8 et m B^fim^ling. fCSln, Eisen. 1607. !I06 B. gr.-4.]
Fleiss vM. Sorgfhlt in der Anordnung «hid -lucfat -an tarkenuen-; doch
a^ben dem, dioss an tM Batea anfgenenHaeh tAnd, £nden sioh noch so
yiel zweifelhafte inid imnchtige (was freilich sma Theil dem Drucke in-
R^ehnnng au setzen ist). Bie sind daber Inr Schüler fcmim brauchfbar«
Weniger trifft dieser Vorwwf die als Fortsetzung in demselben Verfaga
16i8 erschienenen ToieKen «der die neuere tmd mmegte G^n^nokU {114^*
4^ 18 Gr. v^. Report. 9CVI1I. Nr. 1705. XXI. 8. 77 f. Bir. 1039.^ AasA
gezeichnet dnrch Richtigkeit dwr Angi^n und Uebeiaichttichkeit der Ali-'
ot^nang sind die Ttib^len yoa F. W. Korb. [Grimma, 'VelplagBi»nij[>tdv.
1840. 4.] Der Tod entriss den ITeif. der Welt Vor ihrer Voilendiüig.
Vtn» üim Mhren die clntNioiogiseha-Udb^ersicht der aUgemeinewOescMchte,
^«he-ideM Garnen i^oi^hgestetlt ist, und die 5 ersten iber did alttf
G^MObtehte her ; dle^iS; tstvon Hm. Dr; KäH'Ramyh'elrnlittt^^f>r
Man kann an £e^ nb^lten bfiehsteos das itadein, dass^derBaehen m
ttcAe anfgeMAametoiiindt dodi ist häer atierälngs'dfl*Tiideki^ei<Aitmpd
ktfsm eine bestimnft« > Gi^ze; «n al^hie»« ^ A« den 4lmmnmki4ie^ '*9^&dNM(
(A^eAMM Ge$Mslgt€'v6n J%: Lohse (Alboifa,>iIainmetich. -grl'l^lv ^^BiJ
lM''das^)4^tkiBmch; dass dleBaeh^ in # Verslehittlena C^^', ^v>ib
taibn"«in»r^ immer' dm Worbargishenden -^im^^std «imd =ergln^diil'>»dlt)
««tihilÜMMi; «nid^iksi tdf^t^Me'^auf'^I^^Aimlflm^^
dalüBMiiüJb Nattieii hiltw. eiiknder; ^sonteitii aachMrhihdeH^tJlatiK
S42 Blbfiographisohe Berichte. ^
Br«iie Beben etnander gestellt geben. Ref. gesteht, in diesen Tabell«»
keinen besondem Nntnen enthalten sn sehen , ja dass die danuiter ste-
henden mnemonischen Zeichen ihm nnr als eine Spielerei erscheinen. -^
Ref. schliesst nodi einige auf besondere Theile der alten Geschichte nnd
ihrer Hiilfswissmischaften bezügliche Bncber an; xnerst den Entumrf der
aiten Geographie Ton P. F.. A. Nitsch. Ferbesaert herausgegdfe» von
Conrad Mannert. lEUße, sehr vermehrte und verbesserte Aufgabe,
Lttpsig , ICrappe. 1837. XVI n. 588 S. kl. 8.] Dieses Bnch wird dem
Schuler noch immer, namentlich in der erwähnten Ausgabe bei d&
Lectitre der alten Schriftsteller, sowie beim Unterrichte in der alten
Geschichte, Yon mannich<igem Nutzen sein, zumal da ein Register
das Nachschlagen erleichtert Freilich wird eine genugende Auseinander-
setzung darüber, welchen Binflnss Böden , Klima und Lage der Lander
auf das Leben der Volker geübt haben, noch zu sehr Terraiset« Für den
Unterricht in der romischen Geschichte mnss als Handbuch erwähnt
werden: GescJUe&te des romsehen Staates und Volkes, Von Dr. Franz
Fiedler. [Leipzig, Hinriciis. 1839. Xu n. 529 S. 8. Dritte berichtigte
und yermehrte Ausgabe.] Die Zahl der Auflagen hat die Brauchbarkeit
^eses Buches wohl bewiesen ; . Ref. glaubt daher nur seine Ausstellungen
▼orbringen zu müssen. Eine tiefe, eindringende Betrachtang darf hier
der Ifcser nicht erwarten; die Sachen werden einfach und ohne Schmuck,
efk trocken erzahlt. In den Anfangen der romischen Geschichte Ist dar
Hr. Verf. zu sehr von Niebuhr abhangig. Hier musste das in den
Quellen Ueberlieferte sorgfältig von den Meinungen und Hypothesen der
Forscher geschieden, namentlich aber musste den nicht unbedeutenden
Gegnern Niebuhrs wenigstens Erwähnung gestattet werden. Auch sonst
findet man nicht immer gründliche Belehrung. ' Wer kann z. B, p. 234.
ans den Wörtern „die lex Thoria Temichtete das agrarische Gesetz^',
den Inhalt dieses Gesetzes errathen? Hier musste deir Hr. Verf. mehr
geben. Die neuen Einzelschriften sind übrigens nicht Tollstandig aoge-
führt. So vermisst Ref. »das nicht werthiose Buch: Die drei VoVkstnhu-
nen Tib. Graeehusj M. Drusus und P. Sulpicms nach ihren politisehen
Bestrafungen dargestellt Ton E. A. J. Ähren s. [Leipzig, Krappe. 1836*
kl. 8.] ' Doch das Buch ist Schülern und anderen, welche über die römi-
sche Geschichte Belehmng >pvünschen , trotz dieser Mängel wohl zu em-
pfehlen. Re£ fügt bei, dass die Berichtigung und Vermehrung nicht
blos auf dem Titel siehe. Die C^eschiehte' der Romer ^ ihrer Herrschaft
und Cultur von Dr. Franz Fiedler. [Leipzig, Baumgärtner. 1836.
Vm u. 448 S. 8.] unterscheidet sich . von dem vorigen Werke dadurch,
dass es weniger wissenschaftlich gehalten und mehr auf die Unterhaitang
berechnet ist. Schülern mittlerer Classen ist sie zu etapfehien. Desselben
Verf. Zmtkfdn über die römische Geschulte [Cleve 18370 verdienen als
recht praktisch Anerkennung und Verbreitung* Barth^toyV unsterbli^
dies Werk; Reisen des jungen Anacharsis', hat für Rem nachzuahmen
gesucht Gh. Dezobry: Borne au sieele d'AttgUste eu'Vogage iTiMI
G0M» ^ Borne a Vepe^fiu d^ T^Mru« P«rMlj655.$ deutsek hew^heket'Vem
Th. Hell» [Leipiäg, ^uridM« 1837-^)838, 4Bdcbn.] Camnlefaiiea,
Todesfälle. S43
dui langer GaUiery reist hier nack Ron «nd ' rerw^il dort 1 731 <^ 778
a. n. e. . , In. seiaen Briefen in die Heimatii und .Tagebaoheni werdeo wm
die Sitten oad Gebrauche des alten Roms ^esohildert« . Piw. Bach halt
dnrchans keine Yergfeidinng mit Barthelemy ans, weder, in Besig anf
die' Kenntoiss des Stoffes , noch in Hinsicht auf den Geist und i^e {«eheiw
digkeit der Auflassnng. Bs hat die Verdeutf^chMig kau» verdient (Ra*
eemlorien s. Abendzeit. 1837. Bl. f. lit* Unt. Nr. 65. Tnbing. LBl. 1838
Nr. 4. nnd 1839 Nr. 29. Krit BU d. BorsenhaUe 1836 Nr. 111&}. —
Bine Verfluchung der deotschen Bearbeitiuig mit dem fir^zdsiscben
Werke wer dem Ref. nicht mo^ch.
' Ueberschatie« wir non noch einmal die bespvoeheneq Wecke, so
wird sich die erfreuUche Wahrnehmung heraqsatellen^ wie yiel Gutes und
Branefabares auf diesem Gebiete der Literatur sich findet, und wie ditt
Methode^des Geschichtsnntemchts immor mehr an Feststellung gewinnt»
Büge denn gegenwaptigeif Bericht Etwas sur Anerkennung dieser Bestveh
bnngen und der Lmstungen rerdienter Manner beitragen. .
[Dietsch*]
de 8 f a 1 I e.
^ Dm; I4w NoYembto 1841 starb iik Paris der Lord £Igi|i, welcher
sich durch die Wtgffihmng der nach deinem Namen benannten Kunst*
schätze Griechenlands einen Namen geB»a^chtrKat , 76 Jahr. alt.
Den. 9. Deeeqdier zu Friedrichstadt mi dor Biddr der dasige Pre-
diger Dr. phil. Todes y früher Rector der allgemeinen Stadtschule in
Priedrichstadt (rem Ott. 1827 bis Md 1841), der durch seine Sehrift.:
4k hokere .Burger$ehide [Schleswig 1836.] >. und die Herausgabe d^>
SeU^neiff'H&Uieingehen SchuiblalU$ md einiger kldneren.Abhandlungea
mch den Ruhm eines Torzugliehen S^nlmannes erworben hat, geboren
Sn Sehle^wig^am 4* Oct. 1802. vgl. AOgfam. Schulz. 1842 Nr. 394
Den 14. Deoember in Yrerdon der Dixectot des desigdn ColHge «mi
Lehrer der alten Sprachen an denselben, AugtuA IFttfüdk aus' Wurteoe.
b^g, 29 Jahr idt, in der gelehrUn^Welt durch eine Disaertalion : Mdea
sür* la:re%isn ü^ äncien» [Lausinne 1838.], worin er iaa ag^iseh-^
phonicische und ^ altpersische NatuAr^gion Von der idesAen Rtfütgi^
der Grieche« scheidet und nberbaupfrdie ▼esscMedenen. Bntwickotungs-
stufen- d^ iltett- Religionen zn b^ditenen sucht, durdi einen- AuCiaAzJbee
den Verfasser. desr.DiaAogns de oratoribus in unserem Archiv Bd..Yj
p..aa8fr. Ulid einen andern über HontzensxBritf an die Pisionen in der
Zeitaehlr. f^ AlteMfiäimswiss. 1840 Nr. 96. ala tuchliger Fdndier bekimitf»
(Mi i DeU:2u:Janimr 1842 in Schwerin der ObojrMireridelrMathsaWtUF .M
Gymnasium Adolf fFeber, nicht' Mos ala Bi«theamtiker;,rMnderti,dlHKft
smne Abhandlung De war« praeporittonw apoeape auch als philologischer
Schriftsteller bekannt
00» 17k Jartur 'üi' Miigdebvrg d#r BUAi - SchidFatli Georg FHeMek
0tH^j blt 1818 Lekrer am Klostor' uumrer lieben PVanan, 69 J. «lt.
l>eii'23. lanMor in Leobsehfita der Lebreor Bunt am Gymnaiimii«
Den 28. Jtaamt m Johannisberg in* osterreicb, SeUemen der Graf
Offa «^ ßaugv^y geberen am ^. Febir. 1767, als Dicbter and Schrift*
stefier, nataentlkb doreh eine Ueberaetzang. des Horax bekannt.
fiien*2; Pebraarin' Düingen der Pk'ofessor der Theolegie am darfgen
Lyoedm Dr. 'Maurua Hoffel.
Den 8. Febraar in Tabingen der Senior der evangel. - llieologischeti
Facnlt&ty Professor Dr. fem, 52 Jahr alt.
ben 10. P!Bbmar in Dorpat der ordentl. Profemof der Mineralogie,
Staaterath Dr. Mortta von EngdharOty dorch sekte ^vdssenschaltKf^ien
Aeisen im 68tlichen Rassland bekannt^ seit 1890 in Folge eingetretener
Sehwldie des Gefaims and Geliebte, wozn ein heftiger Stoss aaff einer
Reise im Jahr 1896 die Yeranlassang gegeben hatte , in den Rahestand
Tersetzti Die Unirersitat Dorpat verdankt ihm ihre schone Min^ralien-
aammlong.
In der ersten Hälfte des Febroar in Warschan der jüdische Gelehrte
j/htm Stem^ als der Erfinder einer zieiariich ToUkommenen Rechenmaschine
bekannt.
Den 17. Febrna^ in. Weimar 'der JMreetor^ der dasigeA Knnstanstali^
geh. Hofrath von Sehom^ geboren 1793 zu Castell in Franken. Er redi*
gnrte seit 1820 das Tfibing« Kunstblatt, wurde 1826 Professor der Kunst-
geschichte an der Akademie der beenden Kfinste in Mftnchen^ und dann
«ach Professor der Aestbetik an der neuerrtchteten Untveridtöt und ging
1833 an Meyef's Stelle nach Weimar«
Den 27^ Februar in Stettin der Professor Dr. W. BSkmer am
C^ymaasium.
Den 1. Marx in Grei&wald der ausserofd. Pi^fessor der Ghirargfe
and Aügenheilkande und Vorsteher der chirargischen Klin& Dr. €• A^
ikui JTfw^, in der Bliithe seifier JahreV arst seit 1833 bei der Uiofar-
dtiit habiUtirt und seit 1836 «am aussevordentl. Professor ernamit.
Den 6b «Mara in Gottingen der Professor der Geschidite und kMg^
gMiisbrii. Hofrath Dr. Arnold Üermmm Ludwig Hoeron, ^üomaoadear
des GaelpheHordens und Ritter ' der ftasn. Ehrenlegion und dM «cbweidi»
seiiea Nerdstaraordem', gdboibn am 2$. Oet. 1760 aa Arbergen beiBre-
men^ in' Gettahgen «ett 17a7.imBserordentiicher, seit 1794 «rdenü. PreC
der PbaosopUev »at liSOl NdadbalpMi^sor der GescASehte.
•Den 31.: Mars in Manchen = der. Senini^' der dasigeB'Vbfrersitötipvo»
ftuMOrea Hcfrath Dt j Späth ^ ordentL Mttgliad der imdilLeBiatiBdi •^pfa:fA.
kaÜM^n Olaaifte der Aimdemie iderWiMeaachaften, im 82. Jiabre*
< Den idi'ApHl m Frmberg ^der Bergcommissionsrttth und' Püofessor
der Cheaue und Hottenkande an« der^^i^adeimie WaOt» Aag^-Immfith
4fti8$ Ritter des kdn. «»tii9i.'€lVilrhrdienseM(eas^^g4boffea aa^BBUen im
BeiMgtlRui Bra|UHidl)iaaig'aM^B.^AugoM XTI^ . . . \ uw'^
SchnU vu IMf&tMkaoMn*, BefSidonr« n* EkreftWB«ii|iuigen. S45
Sdml - und "Unrrersitätsnadirichteity Beförderangen
und EhrenbezeigiingeiL
: j . ■ ■ '
' ksIfäSfBMf Zar Hofinafinitfcbeii Oedfiebtnissflbiflr im Gymnafliain •
wvrde im Jsmiftr 1841 als Programm ausgegeben : CodUtig LIpsienMi» dä^
orepahieB Bcriptmrät m Cfeenmlf (hrat, pro rege Ihhtaro Partie, IL v^oii
dem RectiMT viid Prefessor Dr. Karl Beinr. FraUeker [16 8. gr. 8*], wovfai
die Yttrianten za Capitel 7 — 15. mHgetheilt und ragleieb die lieiatiMigeft
der neaesten BeaiMtangen der Rede yoh Ki^te, B^neke and Aeidan
bespreclMii sind, w^ NJM>. 32, 4äOr
BAueBir« Baa ▼orjäbifgo Osterpregramm de« daaigen GymMSiiuif
«Dlihtltt Ekreig. Drmalerif Coli. VI., JXipuiaHo de Phäedrma ^iMMmtm
ftiMarum, fuOB veetmtf origine [28 8. n. 12 S« Scbalnaehilchteii« gr«4.}^'
eise kiidaebe Uhteniichwig , im mehrere neaaitligefimdeHe Pabeki des
Pbftdma ala echt m erweisen« In den Schnlnacbricbten besprldit det*
R«cter M. C. 6. SUhM ^e beronitebende und seitdem eifolgte [eiebe'
^Jbbw 31, 390.} Niederl«gttiig ««Ines Amtes mnd emfiblt, dass er seil
1894 das R«ttorat der ^nnener Sehnte rerwaltet, Übärhaafpt 42 Jahr
Sdmlmmin gewesen, vor seiner Berafnng nach Baasen 6 Jahre i^bgjdli
ConrMtMT an der 8tift«ebale in Zeitz gelehrt y als Recter in Baonen I77§
Bcbnler aöfgenenmien hat, und schÜesst mR etnism Veneicllttiss ider aut
der Banscttier SehtAe hervorgegangenen noeh Lebenden Beamten , prakti-
schen belehrten «nd Bfilitairs« Zn Ostern vorigen Jahres war di<i (bdtadm
vwi 112 SchtHem besneh«.
DomPAT. ' in RifeOjifaiif die Mesige Univendtit «nd a«f ^ 8ti
WladimiriAiirttsItiit'in Smw hat d« Kaiser befohlen, di»s der WiicUmi
Profivetör imd 'dkl i>ecane fortan auf 4 Jakre «adi den Vorselirülwi
gewählt Vrerden sollen, welche in 'dem allgemeinen Reglement der rassig
sehen Universitäten vom 26. Jlili 183& gegeben shid , and dass der «aicli
dem ESlat der porpatsidien Univmrsitat jedem der 5 Decane« nnsgesetattf
Zulage -Crehidt mit dem Gehalte, wdidker auf den nbrigen Universititeki
n^t diesem Amte vmrboiiden ist, gleichgesteHt nnd die dami ndthlge &m
ginmmgssnmme ans dem R^chssehätae entnommen werde. Die hiesig«
Univwüt&t war im «weiten filalbjahr 1841 ^ron 524 8tadenten besnchik.
IMe T^rooenüa sn den Verneidmissen der Yrnrleswigeii in den beiden Halb»
Jahren 1840 enthidten Pin^Ueri de via ISmuhUa disputat. L et IL [15 «Ml
15 IBL 4.], nnd im Dmdc mnd aneh ersddeaen die Festreden* «nrFWicit
des Jidnrestages der Thronbesteignng des Kaisers am 281. Mev. 1840ff>
ÜMfer dee Zukumß der Agiranmme von dem Hofralh nnd Pvofosser Di»
J. H. BUkOer {l^orpat, Laakmann. 32 8. gr. 8.], nnd inr Peier'des Kr6^
nongitagest Bsftreg- mir morflitMften Wü¥digvnjg dm Zmeaumfif'ei^''i'm
dstm Pimieetor Pref«^ Dr* A. W. VMmaim [Bbendas. iSdl^M^ gr» 8b]i(
In der theologischen Faenltat wwde im^ Adbfidur 18#a 4ir Mether
b<^^elle Udent. Ftieäf. AdeHf/k tl6Hppi'9Ai^e>td»M.ProieM&r4et Dog-
mstat «id Mnittl* nngeit^lt [vgl« NM». S^ 4».], te'd^ jalrüttsdimi
S46 Schal- aii4 UaiTersitäiftiachriekieay
Paenltat habilitii;^ sich der Candidat Karl von Rummd durch die ein-
gtreichte Pkt^betchrift : JDm FerhaUmu de» Fiatm zu den hone vüefmii»
[Dorpat^ Scbunemann. 1840. IV u. 94 S. gr. 8.] and darck Vertheidigan^
der Abbandlnng: De eollaUone bonorum a descendefitibue facienda eeean-
dum turit Romani prmctpta [Ebend. 1840. 51 S. gr. 8.] als akademiBcher
Pmatdoceat; in die medicimiiche Factiltet warde der auisaerordentlicbe
Prof, «n der^Umrersitat Gibssbn Dr. Georg B, F« Addmann als ok4«
Prof. 4er theor. und prakt. Chijrargie mit dem Prädicat Hofrath berafeB,
und dem PriTatdocentep , Ritter Dr% 0« Mokier das Prädicat Staatsrath
beigelegt; in der philosophischen Faoaität die ordentl. Professor der
Physik dem bishorigen ordentU Prof. in Hallb Dr. Lud». Friedr. Kumia
Dnd die aasserordentliche der Civilbankonst dem Jcon» Hofbauconduoteiur
in JÜUhhover C^, Konr. Strenume abertragen« Zam Professor der Mine-
nilogie an des verstorbenen En^MardU Stelle .hat das Conseü der.Uni^
rersitit den Professor Dr. Bktm .von der Universität in HEiDBiLBKaa
gewählt and seine Berufung bei dem Mug^st^um des Unterri<;tov,esens
beantragt. Zur Briangang der philosophischen IVIagisterwurde gab .der
Oberlehrer der iatein. Literatur am* Gymnasium in iUoA Dr. phtl. /« G.
Mrokl eine Comment^io de legiambua reipublhae Bomanae. [i84L 78 S*
' gr. 8.] heraus, und der Oberührer am Gymnasium' in Dorpat Dt* phU-
.Aig". Acnsen- erlangte duri^ VerihdkdigQiig der Particola U« seiner IMs-
eertatio de vita Aetü CUmdeniä F. [Derpat, liaakmaon. 2840« S8 $• gr. 8p].
die Wurde eines akademischen Docenteft in der phüosoph. Facultat«
Prpsdsn. Die Kreuzschnle aählte lu Ostern 1841 in ihren h Clas-
•en oder 10 ^bth^uagen 334 Schaler, nnd das .aar dieser Zeit faeraas-
gegebene Jahresprogramm enthält vor >' den Schulnachrichten: HintonsfiA^
Bmnet^ngen .tiier de» Werih und die Sckätgung der Jüiuifc- ypm C&ntor
und Musikdirector. Om [28 (17) S. gr. 8J ; eine Sammlukig vc^u Zeugpiv
sen aber den Werth der Mosik, weldheaiis grieehisobsn undreuHS^be^
utid aus mittelaltengen Schriftstellern .(bis auf Luther herab) zusaiamea-^
IßetiWjgeii und. mit eigenen Erorternngea durcbvfebt sind* >» Auch die
technische Biidungsanstait und Baagewerl^eoschul^^ welche noch Interioii«
stisch von dem Professor Traug» Frunfne, gel&t^t wird, uad welche als
technische BiUkings-.'UAd öffentliche' Landesaiistalt die höhere .Gewerb-
sebuU zu den. mittleren- Gewerbschulen in ChemiutSi Plauen und Zittan
bildet, als Bi(ugew#tkenseha)c ^inc sweite gleiche Anstelt ip Le^»>ig
neben fach hat, son^ie auch kait ded Gew€ybs|shAle9 «u Chemnitz, Piauen
«nd Zittau besdidere' Baugey^erks(^ukn y^rhupd^iv: sind, hat zu' Ostern
1841 ein Pregrwnm heriuisgegeben, w0lqhes:Mfte A,hh9$i4\ta^ uber.^di^ Fai
hrikalion der Stearinkeram. von dem Prel^ JU F« /^(%M nadNotiam^üier
die-Ueknkcke Büdfungemetal^und Baugetfmkeni¥Mi^ von d. Prot Tfougu
Frauke [40 (30) 3». gr. 8,] euthält. . Naeh den let^i^m wurde der L^hn-.
cmriBus in der tel4ini«ßhea.BilduQgianstaU\«u. Ostern. 184Q »it 186 , in 4er
Baikgewerkevchukimi^l^ Schülern. b^#umn ^Vjand dioiZiir erst^^ Aa^
9lalt ^hörige )Sountiig»«<ihl4eL zahlte IQS; 3^
. GSBs^BN. Zu..demrSUtt.der;Uii^«)r9it$t, .Ve^^
t«v:.vi«.«5 Sj»idft$tepr.1*im*J.Tt#r/ Ut/^«'^^*'»**^^^»^^'*'*^'«^
BefSr^eirnngeii nad Blis«ttbeseignngea«
847
di« nSdiste Flnanmperiode ein jährlicher Zvschius Ton ^dOOO Fl« {7000 Fi,
mehr als biBher] bewilligt werden , and aian erwartet, dase- aneh noch
die Bewilligang Yon 60000 FL znm Ban eine« nenen Anatomie - Gebandea
erfolgen werde. - Aach dem Gymna«iiim ist ein jahrlicher Znschasi ron
900 Fl. bewUHgt.
GiBSSEN. Der ordenÜ. Prof. der Theologie Dr. C J. A* FrUMoke
hat Im Tojngen Jahre zum Antritte seines neuen Lehramtes [s. NJbb. d)%
212.] eine Inangoraldispntation De conformatione Nävi TeätamenU etidita^
quam. Cmröl, Laehmannus edtdtt, eoWunentaUo i. [Giessen in Commiss. b*
Heyer, fiohn. 1841. 59 S. 8.] herausgegeben, welche in specie aoTa
Neue, die Grundsatze und Ergebnisse der von Lachmann herausgegebenen
Teztesrecension dos Neaen Testamentes, und awar in noch schärferem
ond heftigerem -Tone als froher in der Hall. LZ. 1833 Nr. 52—54. and
in Rohrs krit. PredigerbibUoth. 1833, XIV, 3. S. 445--471. bestreitet»
Sn genere abw als Gegenschrift gegen diese ganae Richtung der Kritik
betrachtet werden kann. Seitdem sich in der Kritik der Grundsats
Immer sMhr festgestellt hat, dass es znr Gewinnung einer sicheren diplo«
matischen Grundlage der Textesrerbessernng alter Schriftwerke nnam»
ganglich nothig sei , die Toitendenen Handschriften moglidist vollständig
ttid genan sn Tergleichen, seit dieselr Zeit ist aKch namentlich bei Schrift-
weriAn, Ton denen sehr Tide Bandschriften Torhanden sind, sur Be*
aeitignng der tbergrossen Masse des kritischen Materials das Bedorfiiisa
knmer dringender geworden, die Händschriftfon za sichten ond ihre gene-
tische Abstasimang von einander zn ermitteln, damit man die aus^mr-
handenen alteren Codicibas abgeschriebenen bei Seite legen und deren
bedeutangsTolle Lesarten in die Classe der Conjectaren und Grammatiker-
Torbessernngen Terweisen kann. Weil aber diese Siditnng gewohnlidi
iberans schwierig ulid in Tielen Fallen noch ganz nnaasfnhrbar ist; «•
hat man sich die Sache dadurch za erleichtem gesucht, dass man nur eine
Sichtung zweiten Grades Tomahm und aus den Tielen Handschriftcm eni^
weder die am wenigst«» Terderbteii oder die vorhandenen ältesten aashob
nnd auf-sie den Text begründete, auch wohl bei dem Dasein' meh^rarAK
Handsdiriftenfamilien nur den ältesten Text der einen Familie festaustel«
len sachte. Diese, ebengenannte Eüischranknng des Ver&hrens hat aller-
^gs ihre Bedenkliehkeiten, weil sie'Tor der Furcht einer gewissen Will-
knrlichkeit und- EinseitigiDeit nicht sichert; alliun welcher bedeatendo
Erfolg dodi auch anf dieiem Wege erreicht werden könne , dafür giebl
z. B. die Zaruckfuhrnng des Textes der Virgilischen Aeneia auf din*
Grundlage der Mediceischen Handschrift \>der die Classificirang der Hand«
Schriften 4n mehreren griechisdben Rednern, namentlich nadi der neasteü
Untersachung in Herm^ Sauppn epUMm erüka ad Godofr, Hemumnumi^
Leipz. 1841, sehr schlagende Beweise. Uobrigiens bebalt diese g«n^'
Kritik natfirli^ immer nur eine Seenndire Stelhug. Gelotst nanlid^
dass man aadi bd eiaem Schriftwerk die älteste Hanüchrift, weMto
die Qttdle aller übrigen geworden ist, Oaehlveisen ktna; ls6 wird^odi
diesdbe immeif noch Ton der Abfassangszeit der Schrift sehr Com lie^geo
ond' ober die in dieser ZwisdUiMidt eingetvetone Venittrbliisii'des ^[*b*tei
M8 .«chiii-f «vd'l^fti^isliatsnttoiirickti^fl
UittMi Anfii^liilUft ^«ben* In ttänehm Villen kana ma&disBe LAdEÖ nit
WStSt dbnr . GrammatÜBttr ii«cli tfaeSftiveiM nuliille^*^ Um bier di« ün-fi»*
iner mo^ohe Wiaderb^rsteUiing der Arütarcftiseliwi oder Zenodotuibttii
Texieeveeeniion niefat fii erwähnen; so IcanB man x. B. in der A^iMln
yermoge einzelner Angaben des Servias noch zu der Brkemitiiifls koiämettt^
dwa der OadexMedicens ^e Anzahl Lesarten hat, welche Ton diesem
ala ■ GnmmaUkerfindernngen bezeichnet werden, and in Hesiods i^yocf
Mcl.^jMQttCffy von denen nur sehr Junge Handschriften Torhandeä sind,
Ist von Ranke erwiesen worden , dass man aus Proklos im Wesentiidttn
' den Text wieder auttnden kann, welchen Plntarchos tot sich gehabt hat.
Uebevall bleibt freilich auch hter noch die ^ipmachliehe' (grammatisch ««ftfy*-
ttstleehe) und aathetisohe Kritik da» höchste und letzte PrSEungsnitfcel
der so g^undenen Texte : denn sie hi^ erst aus der afigemebien Deidc «
«nd fipifeohweite des Schriftst^lers und seiner £eit zu nntersudien , ob
der diplomatische Text im Ganze« und Binzetnea mit derselben znsam-
aMBStaunt oder aidit. Indess da sie nur negatir deii Beweis zu ührea
renaag, dass ein Toikaadener Text (im Crailzen oder £inzeinea> aidht
mit Jener Denk* und Sprechweise harnionirt, positiTaber nttteltft derCe»*
)fotavalkritik bIcM mit Wahrseheialichfceiten «ubelfen kann; 48*4^0 tftnicr
gegeä alle diejeüigen Verderbnisae^ in welehen dei'->Ton ihr an «aeheador
Widerzpruch nieht sichtbar wind, kein Aäf&ndängsmittel' ha*^ so bleM^
liir sie Jenb ^Uploiairtische Kritik idie aÄabweÜbsMf nalhwendige Gmadlägey'
auf «eleher sie' mUem zur moglichstea Siolievheiil 'Und WuMioit gelanga«
^kaan. Diede iBemdrkuagen mus«ten wir hier voranssoUeken, um Hia.
Ijachmaaa gegen den auf der einen Seite ^s^ar treiienden, auf der «adeni
tibmg nieht ganz' gerechteji Ail^rilf des Hrö; Fritzsche -zur sdinlMSL ' te
llebea Tentaa|ieiite> näzfilich '(hat: man seit Be*gel «ngefiingen, die grosse
BiUSfr ider Uuidsehriftea Inzwei grosse Mnüifefi, "die :o>i<entAlische vaii
SpfiBidantallsehe, au. zexiheHen , und naoh Ansiobeidohg der CodBces mixü
Jede deMelben wieder in cwiei Unterabtlieilnngen , aimlic^ St onentnfi-
stiie in die alexandriniaehe- und 1>yzantini8cbe, die occidentaüsche in die
ofricaaische and- itaUsehe (fluniiia latina) zu zerlBllen. Atterdings scheint
aiaa mit -dleeer Uatevscbeidong nodi nidit so wait g^^mmnen zu seSa,
disz man alle Meribmaie jeder Paaniie bis ins finsaelne Tolletand^^ aaza-
giiben ir«nnM|te: wodurch namentlich das AbsMideni der Ck>dkes zuati
nMi'4i«hMi ScUwierigkeit bohäk« Fhtmm: M eia zu» Votteadmig daeseif
Rieblnifg der MjoiSk n^tiiigev^ AiSiiterwigspaiiki noieh: nicht geäagend «r*
Migt' Ba nabiich noch die äüestea HandsehrUken' J«der dieser Pamffiea
immeir «och sehr wi^t Vbn: der - Abffassungs««!^ der aentasiamgaWidieB
Bi<Aav entfehit liegan aad z^Bi selbst der inndte Gadex Vatia H09.,
aaoh wviohisin oben )dtot ilM> eiMta getirapf»>ireite8dbditudk- desNeueil
'i^aHmeatabeniu^egdxen halt, .mt'iii dazBnde des 6; JähiünndcM
g^Aiiiitr |Mr1>leilirt innMV n^h >fia:w«itere Untersudrang nMdgi «wie^ weit
aii^ aas- dm »OtesIbn^Kilieheii^äthm lfezt^^erindehiAg«a»naH*weisen
)kmkn'y iwekehe «tth4nrtvor>duiriflhtst0h«a^9dt4er*fti«<lMett'lb^^
iKMMident wären ^lMd>% ^tfiesdboii^aul^bbnQnifen'woiileaaind; ^ 'UdluMr
A«'i69^idM4^ ddier^ >BiSrih»^»NnMiteilihiafenilidMiirKift4
Ink SK i^Mmea, so hait^-sdioR Qrm^mh seme Ausgabe dff8jN»:Xr4Mlf
die fllexandriiiisbh« HiiidsdirilteirfaiiiUie gebmit, «nd 4« or j^m^m Miitffr
Zeit nocb iMit joit zweididndAr Conse^pltiui und. GdD^uifk^t M.iUiiii
bä Stande war, so hat dann David S^mlm in der aeuen Ausgabe mil.wlft-
geaeichiietem Erfolge: nacbgebessert» Ihm trat J. Mar% Aug* .^ihoUi^mt
«riner Aosgiülra des N. T. [Vol. L II» L^ips. 1890 tt. I8a& gr. 4.] ont*
gegen «ad erwarb sich, das Verdien^ decsdiarfer^ti.fiieheidQdg awiscfaen
der JtkxasdKk^chea vad eoiiBtaiitiii0peütaiiisehBa.«17ei^slreeeiisioki «iid
der NaehWeisaog Von lBtarpelatiQiisqiiupeft.ki der AnaMrct*. iadesanahin
er xa siiuieil &e mit dem Textas ree^as* aüher: veirvMUidta doBatantiae-
yeilitanisehe R)toeBston«faa die iiehtigere iilud bessere an, ohgieichier.an-
- gestehen muaste ,: dass die i^escandriaisefae It^censiea ältere Hhndaclwilibeii
aa£BuWeisen iiabe^ and verjdelh in seiher Arbeit uherhaafiit euri^.Bd.gifoMliB
PlJi^btigkeit, als dass ikad wül ihr edn besoridereS'YeHraaen- hatte gfewilH
■en konpen. It^ebea Schob saehte WUk. Ftiedr* Biwsk iit 4er iMothrtOh
erHüa m J9tm jtfjwsMlorufli^ EpiitoUu Catholkim M Fauihtäs eto. [Basel -
1830» 6«] die Untefsuohitag dadmroh zo^ förderte, idaiM er die. FandHa ea-
dicom . oecideataUa in 4ie Unterlassen d«r familia Afncaaii aad L^tiia
sdkied and ▼da ihr fibeshaapt daffthua weilte,- wie sib, dbgleii^ uediiB
aitestea Huidscittifiien aafanwiasea habe, jkch weit mehr Ton aihskht* '
liehea TezteSveräadeEimgea gelitten habe , ak ^e blos dardi Abseht^
berrersehtti eatsteUtea Handschriften der orientalischen Fimike» SfMi
Urteatt. vroilia er nna äo. finden, dass er ans deil Yaiianten beider FVou-
tien anf diem Wege d6r sprachlich -ästhetischen .Kritik aus Innern Gsä»-
den die beste LesArt an eraifttehi l^emaht war, and dass er eise jene
-diplomatiScho Siehtmig defc Varianten feilen liess , bevor er sie aar nop-
thigea Sicherstellnng seiner Kritik braocfabar gemadit hatte. Die D&Tev-
gena der hi^or erwähnten Yersnche aar Anffindadg eines diplomatisch ^Itt-
sterischea Textes aetgt hinlänglich , dass amn über die Sehindung der
f^nulien, aber ihr VerhaHniss an einander and aber die. Gräade des
IJabei^ewidits d»r einen od^ delr andern Faaulie- noch nicht hndäilglieh
im Klaren war. ' Da suchte. . ÜTiiri LcBthmmnm in der von .ihm. bedorgt^
fiMiereotyp- Ausgabe des N« T. [Berlin, B>eSmer. 1831* kL 8.} aad nach
der Ans^aadetseteang seiaes kritischen Verfahrens la Uliamnns aad
Umbrefts theoU Stadien nad Kritiken IfiQO,. 4. ^&17.£Ei einen streng
histoYisehen Text daeeh Anfiiahaw der erweislich älteeteai Leeavteain d^
Weise att gewinnen , dass er wiedelrnm eine orieatelisehe aad. cümb ^deir
denlalisdie Urkandenfämilie, .firbilieh mit mefarfhch abweicheadeir Vertiie)-
lang d^r äa Jeder gehorehdeB Bandsdirfift^a und Kirchearäter.^ andtBwh-
sohea beiden eiae Classe geaMSchter- QaeUea fitetsteUle;.dass er eiae
wiikliehe Verschiedenheit beider Familien aar ia deti 'iStbllen annähst
wo alle an Einer Famiiie gehörenden Qaellea £Sk eine besondere Lesaft
stimmten, aber Speeiabbweiehttngea dazelner Quellen als nagebSfig Teff»>
warf, und dass er mm mit gäaafioher Verwerfung des Texttf» rec'eptas
aach der orientelisdien FannHe den Text der orientalischen Kirche so
hoFBustellen sachte, wie ihn etwa-Origiaes gekannt hat. Um hier naH
eben das streng diplomatische Prindp seiner Kvitik reefat seharf heMi»-
850
Schill- nad UaiTersitfitsnaehricbteD,
softAÜeiiy ging er »eibst so weit, dass er sogar sianlose Fehler in den
Te:Kt setste, sobald die MehnaU der Handsofariften der orientalischen
Familie dies gebot. Natfirlich rnnsste dies anch geschehen, wenn er
nicht die diplomatische KritÜL mit der andern yermengen und so eben
seinen Zweck nur Gewinnung einer festen Basis aerstoren wollte« Offen-
bar ist dieses sdn Verfahren ein nberaus grosser Fortschritt^ in der nen-
testamentlichen Kritik, und dämm erklärte LSusIge in den Studien' nnd
Kritiken 1831 S. 897. diese Ausgabe mit Recht för ein wahrhaft refonna-
toiisches Werk in derselben. Einwendungen blieben natürlich auch nicht aus,
Bumal da Ladunann bei Tonuglicher und gtossartiger Leistung im Gannen
doch im Kinzeinen noch wesentUcbe S<^wachen seines Ver&hrens nicht gana
hatte beseitigen können. Die Sonderung und Grappirung der Quellen
Back Familien ist nicht gegen alle Bedenken und Eiiiwendungen gesichert;
der kritische Apparat der orientalischen Handschriften hat niäit yollstan-
£g genug zu Gebote gestanden und > darum sind in mehreren Stel|en aus
wenigen und c&naekien Handschriften Lesarten angenommen, yon denen
man nicht wmss, ob sie den Text der ganzen Familie reprasentiren oder
doch die akeste Lesart derselben geben; die Kirchenyäter, deren Be-
nutzung gerade eines der wichtigsten Momente namentlich fiir die Be-
stimmung .des Aiters der einzelnen Lesarten sein muss , sind wed» zu-
reichend benutzt', noch hinsichtlich ihrer Auctorität in Bezug auf Ya
riantenangaben hinlänglich geprüft, und so bleibt denn noch Vieles zu
Terbessem und zu berichtigen, vgl. Gott. Anzz. 1831 St. 67 f. S. 657 —
§76. Hall. LZ. 1834 Nr. 39. Rettig in UUmanns und Umbreits Studien
und Kritiken 1833 Hft. 4. Eine Rieihe solcher Fehler hat David SchuUi
in dem Breslauer UniTersitätsprogramm zum Rectoratswecfasel 1833, JWs-
putatur de id^[iiot 2V. T. locarum ledwne et interpretatione [32 S« 4.],
nachgewiesen. Er 'ist jedoch auch schon auf den JEieartheilongsweg ge-
rathen , dass er in dem Lachmahnischen Verfahren eine zu mechanische
Operation bei der Bestimmung der Lesarten finden will. Dieser Vorwurf
wurde nur dann gerecht sein, wenn es Lachmanns Au%abe gewesen wäre,
einen Text zu gewmnen, ' welcher den Forderungen der sprachlichen und
ästhetischen Kritik entsprechen rnnsste. Zur Begründung eines hbtori^
sehen Tejites aber war eben das mechanisch aussehende Festhalten an
den' gebotenen Lesarten der Quellen durchaus nothwendig. Hr. Fritzsche
hat* dies noch mehr Terkannt und beginnt im obenerwähnten Programm
siine Ererterangen damit, dass er Lachmanns fiNareben, den Text nach
Ueberlieferung üsstzusteUen und untw den erweislich Terbreiteten Les>
arten überall die iUteste, gieichriel ob sie^ richtig oder fehlerhaft ist,
aufiEunehmen , - ein mechanisches und arithmetisches nennt , das nicht mit
dem Namen Kritik bdegt werden könne. Ja er mochte sogar die ganze
Arbttt für unnütz erklaren, weil sich ja jeder selbst die älteste Lesart
aus dem Apparatns criticus heraussuchen könne , und Lachmanns Varian-
ten keine 'Berichtigung oder Bereicherung desselben böten. Ferner habe
Lachmann die Unterscheidungsmerkmale der orientalischen und ocddenta-*
liichen Handschriften durchaus nicht klar gemacht , ja sogar durch Ver-
werfimg der Unterscheidungen Anderer die Sache wieder verdunkelt.
' BefGi^derttdgen 4tiid Blirenbeieigiiiig^n.' Slß,
■V /
Aadi* gewinlnie «r^niclii d«ii ältesten T^art des N. T«, tvie er in dtti
ersten christlioben'Gemeind«a verbreitet gewesen, sondern. nur die nlfce-
sten Lesarten der im Orient am meisten verbreitet gewesenen Texte*
Indes» sei auch dies m<jit mit Consequenz erstrebt, weil Lacfamann niclit
genug otientalisebe Handscbriften gehabt ond deshalb seinen Text eit aus
.einer einzigen ^altern oder ans jöngereii Handschriften habe gestaiten
müssen. Und daiss nun dieser Text der verderbteste Ton allen sei,
vrelche je gedrnckt worden sind, dies wird von S« 18.. an durch eine
selohe Kjsitik dex^ daiin aufgenommenen Lesarten zu- beweisen gesockt,
däss diese Lesarten nach ihrer Mehrzahl entweder als onverkennlbasB
dder doch feile wahrscheinliche Sehreibfehler, oder als CorreGtionen~ und
Verirmngen der Abschreiber, oder als Interpolationen erscheinen, sowie
dass Lachmann in mehreren Stellen verschiedene Lesarten mit einander
vermengt oder dastRichtige durch fehlerhafte Trennung und Interpunction
der Wörter verduÄWt habe. Unverkennbar hat Hr.^Prof. Pr. diese
Verdammungsurtheile der Lachmannischen Lesarten so schar&innig erwie-
sen , däss man der Sa<^ nach nicht viel dagegen einweifden kann , nnd
sieht man seine Abhandlung als einen Beweis dafir an, wie weit Lach-
manns Text noch von dem muthmaasslich echten Onginaltexte der Bücher
des Neuen Testaments eiitlernt steht, so darf man die gemachten Aue-
stellnngen sehr erheblich nennen. Allein ihr Eindruck wird dadurch sdar
geschyrai^ht , dass Hr- Fr, ganz entsdaeden auf der Innern Kritik, steht,
welche von der atigenommenen Vorstellung eines vollkommenen Textes
aus die LesaHert beurtheilt, während Lachmanns Kritik erst zur Auffin-
dung ^taeä Textes föbren soll* »nd an sich gar wohl auf Resoltate fahren
kann , wodurch die YorsteUlingen , weldie man sich jetzt von dem Origir
naltexte des Neuen Testamentes macht, vor möglichen Abänderungen
nicht gesichert sind. Darum hätte er nicht so viel auf den Omndrati
bauen sollen, dass der Lächmannische Text durcbawf kebi Text sei, wie
ihn die christliche Kirche brauche, sondern nur untersuchen mässen, ob
Lachmann sisin Ziel, einen historischen Text nach den oben angegebenen
Bichtungen zu gestalten, erreicht oder doch conseqnent und auf richti*
gem Wege verfolgt habe- Hat derselbe wirklich den Text so hergestellt,
wie ihn Origines i$ der griechischen Kirche verfand, so ist. seine An^
gäbe erffilU, und man darf ihn gar nicht tadeln, wenn sich dieser Text
dann durch die innere- KHtik als ein verdorbener and interpolirter au»-
iVeist. Viefanebr wurde dadurch eben das Resultat um so sicherer gefordert
sein, dass man mit Hülfe der orientalischen Handschriftenfamitie die Wie-
derherstellung des Originaltextes nicht suchen dürfen Bs ist sdir schlide^
.dass Hr. Fr. diesen Punkt nicht festgehalten und sich vielmehr durch die
genommene kritische Stellung den Weg zu dieser Prüfung lum weidgsten
sehr ^Schwert hat. Der scharfe Toi^, mit weichem er gegen Lachmann
spricht, Sollte übrigens von der Untersuchung g^ns ferii gehidien sein.
Zwickau. Das dasige Gymnasium war im Schuljahr von Osier%
1840 })is Ostern 1841 in seinen 6 Cl^issen von 101 Schülern besucht und
entliess 2 Schüler mit der zweiten Censur der Reife zur Universität und
B8S Sdml^ Ji> V9hrmM^mfiAht.f ftrfSBdtnp, a» KtoqallWiigimgen,
<i Minlslr ni der «rite» Ceoanr. a«f die ehiEvrgiidi - nmdiwBJftche Ai»de-
■i« ii^ Dvefldeit* Im LehrircoUegliim wnrde d«r fptMSkttad kxwake
.Hanpt- und Religioiiitlehr«^ Bl. BShmmm naeh . dem Abgsege des inteii-
^dbtiidiea HoMslehren Dr. ThgiuU DSh»^ [«. NJbb. 30, 340«] duxch dm
Candidateii Diew Marl Imm* KÜkstdt Tertceleii. Dieser letxtgeiiaanie junge
iGelehrto hat >a dem. Jehresprogramm [Zwickau 1841. 47 (29) S. gr. 8.]
eiae lateinluffh geadiriebe&e ktitkehe U^ntermeliung über einige, StdUn
«M Jf oftMit IMe&ics getiefett^ woria er eiaige yienig Steilen dleaes
Dialegs mit Tieier Bioncht .«nd geswidem- Urtib^. nnd in. der Weiae
beiprieht^ das« er meiatentbeik die handachri&licbe Leaart gegen 4ji>-
fMtbtungen ai^ütit, in einigen Stellen aber aucb dnrcb Conjecturen und
aelbat dnoek Umatellnng der Wörter. die eingeichlidiene VerderbmBa an
lieilen sacht. Bei aorgfiUtiger Beacbtwig de^ Leistungen der neuem Kri-
tiker und BrUarer, und mit gereobter Anerkennung ihrer Verdienste
bestreitet der Ver£ ruhig und human der^n Ansicht^» und setst die sei-
nigen mit der nöthigen Begründung aus dem Zusammenhange und Sprach-
gebrauche entgegen^ wenn .auch in letaterer Begehung meist etwas mehr
AnsIGhitiehkeit nnd Deutlichkeit au wünschen gewesen wäre, statt dass
Jetat Mehreres nur nJÜ apberistische Andeutung erscheint. Lsdess sind
•die gewonnenen Resultate meist treffend uld. fördernd , und die Schrift
▼erdient daher sorgfältige Beachtung yon Seiten der Srklarer des Phi-
Jfla»es« Der Raom erlaubt kdaen yoUstandigen Inbaitsaussog, und
daher heben wir nur ein paar ConJeeturalTerandemngea als Probe aus.
P. 16. !>• ist nach G« Hermanns Conjectur geschrieben: Nttl' t£v kvtSp
huivmv Siuinmf niUv (»cav%€$q etc.; p. 18. B* nadi eigener Coijectur:
iXi U iifi^iiaw ai ttpu n^i^^a^ buiatw l%09 Idvtu wnxmfosiPj i. e.
proi^re^endum est ad mukitudinem unamquamque , quae numerum qneo^
dam contineaty eaque multitudo mente comprehendenda est. P. 17. Jm
werden die schwierigen Worte wd no3iXu in der SteHe %f (Up^ o«ag Sp
ipv%i»9i Koi noKKa ^dwop x«l ßi^dvtfQov nouivci %qv $io»t09 heran»-
gewctrfm und nach vij dl (Uaa. gesetzt.» die übrigen Worte aber so er-
klart: peccant in eo, quodilludlr, ntounque rc)s secum ferunt, ponant
idque ita quideoi) ut modo velociorey modo tardiore via ad iUad penre-
niant. P. 17. C. ist in den Worten qEMoyi} fftlv tlov xai.to a* i. %• %• i.
fi^tt. h «vs|7 das %6 %al. Jiach Handschriften gestrichen und h witi wird
nach ^oftsy gesetaj*. P. 31. ü. ist Torgeschlagen: %ut osa tovtmp
adsA^ttv fMitr. fiij die» & eoi. P. 22. A. werden die Worte laxi 9908
9&vtot^.yB als am fiUsoben Orte vom Rande her eingeschoben angesehen
nftd mit Hermbnn nach B.. hinabgesteUti (uiv w» k«! «90$ trotivots ys
«rJK vfiii^ \m e. n^oinne etiam praeterea, qaod nentmm illornm vivendi ge-
nerum eniquam exoptatnm esse potest» etiam illnd, quod ad ista pertinet,
apertahi est 9 utrnmque non ita comparatum ^6a^^ ut summum bonum con-
tinere did possit?» und gleich, naphher wird ^vYoft de omnibus quae
genita sunt atque virnnt gedeutet nnd als ein hyperbolischer Ausdruck
^mgasehen.
1ABBB0OHER
lür
JPlilltflog^e und PaedagosOi,
oder
MirUUehe WmUoiheU
far das
Schni» vmA Unterrichtswesen.
In Verbindung mit einem Vereine von Gelehrten
beniugegeben
and
Prof. Mteinhoia KMMm.
Vieninddreissigster Band. Viertes Heft
DrucH und Verlag von B» 6. Teubner.
1849.
$~
I 'L
it ..•>.■
iV:
* ■ t •. .
\
. fc ' »*. '"
Kritische Beurtheilun^en.
Hpmeti Ufas. Mit erklärenden Anmerkungen yon Gottl, Christ*
CruwMf Snbrector am Lyceom in Hannover. Erstes Heft. 1 — 4.
Gesang. Hannover, im Verlage der Jlahni^clien Hofbuchhandiung.
1840. üi 8. 152 6. Zweites Heft. 5—8. Gesang. 148 8. Drittes
^fU 9^12. Geisang. 136 8. Viertes Heft. 13—16. Gesang.
184i. 155 S. .
JUeBMir bat für die geistige BUdimg dßt Jagend durch das gi;ie-
«bische Spracbelement mit Recbt eine ToraBÜglicbe Steile erbalten,
. da die gesummte Eotwickelong des beUeniscben Lejl^ens auf diesen
^^Dicbletfiiarsten^^ gegründet Ist, und demnach das vollkommene
VeKSttedniss d^r spatern Literatur obne gründliches Eindringen
in den.deist der HoBneurischen Gesänge nicht erai^lt werden kann.
Von dieser Ueberseqgung durchdrungen haben in den neuem
ZeiIeD Wanner, vfvd Hermann^ Vosa^ ^9\fy Buttmann^ Thiernch^
Nitsuch^ Lektßy Spüzner^ JVaegelsbacb u. A. theils die Kennt-
jriss der. Homerischen Sprache tiefer begründet und weiter
geOhrt, tbefls die gesammte Weltanschauung des Dichters In
seiner JiQch nicht durch Reflexion hindurchgegangenen Einheit
lon Natur und Kunst ^) genauer entwickelt, so dass man In dem
iligentbünUiqben Zauber dieser Poesie immer deutlicher jene
^^abgespiegelte Wahrheit einer uralten Gegenwart^^ betrachten
Jkann. ISacb solchen Leii^tungen nun sind Andere bemüht gewe-
sen, die gewonnenen Resultate durch Anmerkungen^ Vorschulen,
Wörterbücfaer und besondere Ausgaben welter .zu verbreiten und
aneh der studirenden Jugend in geeigneter ^rach^ 9um Bewusst-
eetn zu fuhren« Zu den letztem Bestrebungen gehören die
■»■'1' . • •
*) „Was den Homer betrifft , ist mies wie eine Decke von den Aa<
gßm ^fBi!Heay.fi\e.Bß»€\kreih{^Q^ny die Gleichnisse kommen aujg poetisch
xor aad ^ind doch luifl^glich natürlich , aber freilich mit einer Reinheit
«ad iBpig^eit gezeichnet, vor d^r man erschrickt^', schrieb Goethe aus
Neapel. Tb, 28. S. m. .
23*
356 Griechiflche Literatur«
Arbeiten des Hm. Cmtlus. Wie derselbe dareh sein Wörterbuch
und seine Ausgabe der Odyssee dem Schulswecke su dienen
gesucht hat, wori&ber such in diesen NJbb. XXIV^ 1. ndt Hu-
msnitit geurtheilt worden ist, so hat er jetat in gleicher Absicht
die Bearbeitung der Ilias unternommen, von welcher die ersten
?ier Hefte dem Ref. aur Beurtheilung vorliegen.
Etwas Neues ist in dieser Ausgabe nstürUch nicht lu suchen,
da das Streben des Verf. nur dahin ging, aus dem, was bis jetzt
für die Erklärung Homers geleistet worden ist , eine dem Zwecke
der Schule entsprechende Auswahl zu liefern. Die'Eiorichtung
des Buches ist ganz dieselbe, welche der Verf. auch- bei der
Odyssee getroffen hat. Als Einleitung ist der Inhalt der Iliade
und der Gang der Erslhlung nach den einzelnen Gesangen auf
eine für die erste Kenntniss des Schülers ausreichende Weise
gegeben worden; dann folgt der Wolfische Text, in welchen riele
Ton Spitzner's Verbcsserungen aufgenommen sind , mit unterge«
setzten Anmerkungen , welche die Sprache und die Sadken be-
treffen. Die deutschen Inhaltsanzeigen sind mitten in den grie*
chischen Text gesetzt, wodurch einige Male selbst einzelne Verse
zerrissen werden. Besser hatten diesdben in den Anmerkungen
ihren Platz gefanden. Sonst aber ist gegen diese Einrichtung im
Ganzen nichts Wesentliches einzuwenden, wenn nur dieselbe naich
einem bestimmten Principe conseqnent durchgeführt wäre. Aber
gerade gegen diesen Funkt lassen sich erhebliehe Ansstellungen
machen. Erstens sind zwar viele Emendationen von Spitzner mit
Recht in den Text gesetzt, aber manche andere, welche eben-
&lls Anfiiftbme rerdienten, sind ganz unbeachtet geblieben. Noch
übler ist, dass Hr. Cr. bei derselben Sache an den verschiedenen
Stellen sfoh nicht gleich bleibt. Zweitens wird in der Erklärung
hier und 8a noch zu viel gegeben. Zwar hat der Hr. Verf. im
Vergleich zur Odyssee die meisten Einfiilie Bothe*B mit Redit
übergangen) und auch in anderer Beziehung, was nur su loben
ist, Maass gehalten, aber gleichwohl findet sich noch Manches,
was dem Schuler die' Gelegenheit zu eignem Nachdenken und
somit die Freude der eigenen Entdeckung raubt; dagegen ist
mancher Funkt, der für Schuler einer Note bedurft hatte, mit
Stillschweigen übergangen. Hierzu kommt, dass an vielen Stel-
len verschiedene Meinungen ohne Noth nebeneinander gestellt,
und ausser der richtigen ErkUrang auch offenbar falsche BrkK-
rungen, die heut zu Tage Niemand mehr billigt, noch angeffUirt
werden. Das^ ist ganz überflüssig. Wir halten es bei einer der-
artigen Ausgabe für notbwendig, schwierige Stellen kurz und bin-
dig zu erklären, und die falschen Ansichten gleich zu unterdrü-
cken, überhaupt aber an jeder Stelle in der £sgel nnr Eine Mei-
nung zu sagen , selbst auf die Ge&hr hin , einmal eine ftlsche in
wählen. Drittens bemerken wir, dass Hr. Or. einzelne Schriflen,
die seiner Ausgabe sehr nützlich geworden wiren, gsr nicht oder
Hoioeri Ilias von jC^rnsiiii. S57
mmemig beButit htt BniUch finden sieh viele titrenfc Druck-
fehler, was besonders bei einer Schnlausgabe c3n Uebelstand ist.
Doch nngoicbtet . dieser Mangel wird diese Ausgabe von
Schülern, besonders von solchen,. deren curtQ twpp^lles die An«
Schaffung anderer HSlfsmittel verbietet, mit Nutsen gebraucht
werdrCn können. Auch sind wir uberieugt, dass Hr. Cr. vermöge
seiner vieljihdgen und fleissigen Beschäftigung mit diesem Dichter
wohl geeignet ist, seine Ausgabe k&nfUg lu einer für Schüler
noch viel brauchbareren* umtugestalten, wenn er die Drtheiie.
unparteiischer Richter, wie er sich dieselben in der Vorrede
wünücht, berücksichtigen will. Zu diesem Zwecke, asugleich
auch , um die gemachten Ausstellungen hinlinglich zu begründen,
wollen wir jetst mehrere Unrichtigkeiten nach der Ordnung der
Bucher berühren und dabei auf die von Hrn. Gr. benutzten oder
nicht benutzten Quellen die gebührende Röcksicht nehmen.
In der Einleitung S. 8. wird des Achilleus Gefangene Hippo-
dameta genannt. Bei Homer wird bekanntlich nur Briseis ge-
sagt — V. 1. muss das Citat heissen: Einleitung S. 5., und
dann: R. DiaL 8. h. — V. 3. bei "Md^ ngotatlfBv wird ausser
der richtigen Erklärung auch noch eine unrichtige angeführt, die
besser zu übergehen ist. Dafür war hier eine kurze Bemerkung
SU machen über den Wechsel der Tempora ^fjxsv^ tsvx^» 2^^-
XbUto* Ebisnso werden sehr oft mit „unrichtig^^ oder „falsch^^
eingeleitete Erklärungen erwähnt , wie v. 78. 142. 283. 298. 306.
325* n, 339. 396. III, 110. 166, 172. 180. 352. IV, 453. V, 249,
263. 326. 337. XIII, 504. u. s. w. — Y. 8. ist nicht richtig er-
Kutert. Das Richtige hat unstreitig Naegelsbach.am Ende. —
V. 9. ist Q ydg m den Text genommen und bemerkt: „o i. e. oi-
toßf als Pron. demonstr, wird nach den Grammatikern richtiger
accentuirt.^^ Aber gleichwohl fehlt der Accent in dieser Ausgabe
V. 12. 47. 139. 191. 239. 382. 388. 404. 446. 472. 474. 483. 531.
581. 11, 50. 52. 70. 85. 90.94. 105. 107. 136. 182. 268. ?70. 481.
515. u. s. w. Zu Ende des zweiten Heftes wird von Neuem be-
merkt: „Der Artikel als Fron demonstr. ist nach dem Vorgange
der Spitznerschen Ausgabe accentnirt, was einigemal unterlassen
ist^^, worauf einige Stellen berichtigt werden. Aber es sind auch
in den folgenden Heften noch Stellen imverbessert geblieben,
wie V, .142. 330. 390. 492. XIH, 185. XIV, 325. — V. 13. heisst
es: ^ydvyatga seine Tochter Asiynome^^ u. s. w.^ Da ist wenig-
stens hinzuzufügen , dass bei Homer sich blos das Patronymicum
XQVöiitg findet, und dass Astynome erst Ueberlieferung des Hygin
und der Scholiasten ist. — V. 15. dvä mit dem Dativ hätte
einer Erklärung bedurft, nach Herm. Opusc. V. p. 37. oder Rost
§ 104. A. 16. -~ V. 27. ist das Ausrufungszeichen von Wolf
bdbehalten worden. * Nach dem , was Spitzner in der Epistola
ad Herm. p. 7., Niizseh an verschiedenen Stellen, Naegelsbach
n. A. bemerkt haben , sollte dasselbe auch in einer Schulausgabe
S58 OriechUehe Literatur;
4
ntdit nicdii' m in^ stÜti. lÜr. Cr. hat ea Um ÜiMwthe getDgt,
daueren aehr oft eelaaaen, yrlt r. 32. 85. lt)6. 122. 146. 180. 292.
254. 296. 452. ÖM. H, 157. 235. 272. 387. »41. III, 89. 488. IV,
182. 204. 350. V, 31. 109. 455. 602. 685. 714. VI, 486, VH, 124.
455. IX, 197. X, 159. 462. XI, 816. Xfl, 441. Xm, 621. XiV, 83.
142. 330. ^V, 104. 185. — - V. 32. fieisat es: ,»t&^ 8ehol. &r&»c^.
Ako die Teraltete Lebte: simples pro compo^üo; aber aelbat efai
SchGler musa einaehen, daaa in aoilch^er VerbindoBg ein dnfadea
Geh weit gewichtiger und kraftvoller klingt als ein gehbfttrt oder
weg. Ebenso Ist die Brklärnng dea&lniplei dnrch das Conpo^
aitnm zu missbHHgen In den Noten au II, 446. III, 84. IV, SOS. V,
159. VII, 434. Vni, 229. IX, 655. XI, 755. XIII, 292. XVI, 501.
— ^ V. 47. Zu wxÜ iqiKtog wird bemerkt: „Ver Dichter da<^e
hier ohne Zweifbt an eliie finstere st&imlsche Nacht, und diese
Merkmale, Stnriri, JBchrecken und Entsetzen eignet er dem Apollo
im Gange und ftllcke an.^* Diese Ton Muhkopf bei Koppen ohne
Namennennung entlehnte Bemerkung gehört dem Zeiteker jener
naturalistischen Exegese an, die dem Dichter gleichsam verbietet,
Dichter zu sein. Daher sind Noten wie diese und die zu t. 222.
399. 425. n, 172. 446. V, 30. 266. 802. VI, 200. VIf, 461; XI,
163. XVI, 785. nebst Shnlichen zu streichen. Bkie bessere Nota
über i'vxrl ioiiccig hat Freytäg p. 32. Wenn Hr. Cr. In'er dber
die Darstellung Etwas bemerken wollte, so hätte er die Entwi^ce^
lung Homerischer Lebendigkeit in der vorliegenden Stelle, wie
sie Lessing im Laokoon gegeben hat, berücksichtigen können.
Dazu gehört auc^ das ßakT! v. 52., wejehes zu Anfang des Verses
mit Eimphase gesetzt unsenn deutschen: Er irafi^ entspricht. Die
Erkläning von Naegelsbach „er schoss sie^^ will dafür weniger
passend eretoheiAeti. Peniär komite an Virgii Aen. IV, 149. tela
aonänt hutnerü erihnert werden. — V. 53. Das CStat mniss hef»-
sen: 9, 470. — V. 59. wird xäXifinXayx^lvtag erklärt: ,,2»
dBVTBQOV nlavfi^ivtctg Herum erroribua actas^^ Dagegen ist
einzuwendlBn. Erstens: Homer hat von Irrfahrten auf dem Znge
nach Troja doch nichta erzihlt, so dass Adiilles jetzt deren Wie-
derholung erwähnen konnte. Zweitens hat ndUv bei flotter gat
nicht die Bedeutung „iteruiA^^, sondern retro* \gl,^Lehr8 de
Arist. stnd. Horo. p. 1€0 sq. Daher kann man hier dem Sinne
nach nicht anders erklireik als mit'dein Scholiasten: unterrichte»
ter Sache oxlöm fidtfjv^ Vgl. Naegehbaeh zu II, 132. und Orae^
kofitk der Zeitschrift f. Alterthmifiw. 1835. S. 1050. Not 31. -^
V. 69.: y,Sx St. i^ova bei weitem, st^ts vor Superlativen.^ Aber
doch nur Vor ^em Snperl. S^törog. Sodann die Brklirang durch
l^oxtc hat ja sehoh ButtHiann hü Lexil. Lp. 19. verworfen. —
. V. 91. Ist hinter der Nvte zu ^^itm slväi das Zeichen ^olf
ausgefeUen, da diesdbe aus dessen Vermischten Schriften & 962.
wörtHch entlehnt ist -^ V. 104; wird gesagt: „Sms üC ittatt
866B aitov^. Dawelbe keUi wfeder au IVyä4. M«. V, 437.
Honerl niaB tob Cfoaiiu. 3M
Xv&50. XB, 174« XIV, 40a Für Mdche Koten üelier efu, Citot
to Qjranmatik«. «^ V. 114. war £&fiA jm inkUDiren. Vfi^ Spüzner
und Freytag z. d. SU qiid Zeir« Quaefit Ep. p. 120. -^ V. 123.
Die Bemerkttng: vß^ fW^ ^^9 demif yä^ dient sur VersISr-
kuiig, wie im Latetaic^eA nam, eulin, mit dem Ausdrueke 4^8
Befremdens^^ u. 9* w« [dasselbe wird wiederiiolt «u X, 61»] ist
ni^t «^1 ricbti;. Vgl iS. ÜT/ols in Adoott in Devi^. p. 246.
oder NU%sch in Od. X, 337. — V. 150. Die Note : ,,to^ — Ijrs-
eiiy «t. Iffatfft 0o{^f, 8. T. 24.^^ ist insofern unrichtig, als sich die
beiden Steilen gar nicht rergleichen lassen. Denn tnh6i,v ist hier
Apposition in toI, dagegen dtifi^ v. 24. ist eine mit dem dativos
localis bexeiduie^ Redeweise. — ; V. 162. wird bemerkt: ^io^av
Sk st, o iSoöaV' So fehlt ^wöhnUch das ftelat im zweiiheiligen
Relativsätze im aweiten Gliede ,. wenn es auch in einem andern
Casus stehen sollte, .a« Od. 2, 54. 4, 737/' Dieser Erklärung wi-
derstreitet d^s di, welches so gesetst einen hier nicht stattfin-
denden Gegensatz voraussetzen würde. Sollte die Erklärung des
Sbrn. Gr. riditig sein, so wäre xal erfordcarlich, wie in den beiden
angeführten Stellea das zweite Satzglied durch a^ivl dem ersten
sid^ iinterordnet. Dagegen an unserer Stelle ist doCav di (tci
vlas l^X^^^ ^^^ DemonstratiTsatz aufzufassen, wie t. 7^m ^^'
Na^gelsbach 1) a) auch dieses Beispiel hätte anfahren können. —
V. 170. Da Hr. Gr, denjenigen beistimmt, welche iq ovdi (f otca
das d* für den-BatiT nehmen, so musste er statt ovdi ^9 wie auch
bei Spitzner minohtig acoentuirt ist, ovd£ tf schreiben« Ebenso
ist aui^ T. 296. das in den Ausgaben enklitisch stehende 601 mit
dem Aceente zu rersehen. Denn das «mklitische Pronomen der
Epiker ist xot, (Sol dagegeii o'^doTOff^Tiot/, wie auch die Schol.
BL zu T. 294.: ü y&Q ^v iyKhjAK'^^ iyQÜg>Bzo äp did tqv r.
Daher musste Hr. Cr. auch v. 541« dsl uu^ statt ciU öoi in den
Teaut nehmen. — V. 171. ist zu lesen Nitzsch z. Od. L p. 20. —
V. 174.: ^nal aAAo«, Tstdn. deL^' Das liegt ja schon im Torher-
gehenden itaQ^ — V. 202«: ^tlm av%^ d. i. ^novs^ warum
denn wieder^S Richtiger ist: warum (tC) wieder (ovrs) einmal
(«ov«). — V. 206« Bei dem über yXavKäuig zum Theil unrichtig
Bemerkten wird der Schüler noch nicht wisaen, wie er das Wort
ubenelzen aolle. Es war daher birz zu erwähnen , yKavn^fti^
bedeute ßtrahlenäugig oder gluthäugig und beziehe sich ■ nicht
auf die Farbe. Vgl. Luctiß de Blinerrae cognomento ylctufsccijcia
etc. Ponn 183L und besonders dessen Quaast LexiL Üb. I, p. IIS
sq^ Von lUbnogel an Bekanntschaft oder Berücksichtigung dieses
Werkes zeugen ;iim^ die Noten zu t. 482. xvfiM nogqyuQBoy V» 83.
XIV, 16. u. A« — V. 218.: ,,fi«eAa 9' ShXvov avtov sehr an<ih
hören sie den^' etc. statt gern etc. nach Naegelabßch p. 231. —
V. 219. Wenn es hier heisst: 9,0x^9, ep. st. I'0;(£.^S so ist dies
i¥cht fi^nan erklärt. Denn Iö^b heisst: er hßtte oder hielte da-
gegfpn 4^^^ bezeichnel zugleich den Anfang,4iPS Haltens iind,.die
300 Griechische Literator. .
F<Hrtdaiier , A. h. da» Anlegen der Hand an den Sckwertgriff
und das lAegenlaaeen derselben. Vgl. fTenixel: Qua ▼! posnft
Homerns Terba, qnae cadant in d'o. Breslau 1887. p. 21 f., wo
auch Naegebbach mit gebtttireudeni Lobe erwähnt wird. Nach
dieser Theode, die auch Lobeck in den Zusitzen xti Bnttmann's
Sprachlehre Tortrigt, hat Hr. Cr. au berichtigen die Noten an
II, 304- m, 108. [Wcnta. p. SO.] 231. V, 147^ Vif, 188. 282.
[Wenta. p. 31.] 412. [W. p. 20] X, 127. 419. XI, 635. 702. Xm,
Ö08. XV, 653. [W. p. 21.] XVI, 260. [W. p. 15.] 519. [W. p. 35.]
^-^ V. 230. : nO^rig — els]}. Vor Seng erpUiae xovtov. So fehlt
oft das DembnstratiT Tor dem Relativ, s. 7, 401.^^ In der ange-
gebenen Stelle steht Sg^ und da mag eip ovro^ fnr einzelne Fälle
wohl angehen, aber bei o<yreg. erliutert man die Sitae riditiger
so, dass man mit Zerlegung dieses Fronominalbegriffes den erfor-
liehen Casus Ton xig aum Torhergehenden Satse zieht, also h. I.
tiSga Ttvo^, Sg xtl. Aehnlich zu X,307. — ^ V. 231. SUtt
der doppelten Erklärung Ton itjiioßoQog ßaöilBvg^ von denen die
erste verwerflich erscheint, genügte eine Anfuhrung von Rost
§ 103. 2. er. ^. — V. 244. wird ot nach der gewöhnlichen An-
glicht durch 9,oir€y quandoquidem^ erklart. Dies ist jetzt mit
Recht , wie Ref. meint, als das Unrichtige dargelegt worden von
Faesi in Act soc. Gr. Vol. 11. p. 341 sq., den Hr. Cr. vergleichen
mag, auch in Betreff seiner Noten zu v. 412. IV, 32. VI, 126.
X, 142. [Faesi p. 347.] XIV, 72, [Faesi p. 330 sq.] XV, 468. [F.
p.333.] Auch Freytag %n unserer Stelle erkennt ort an« —
V. 257. Was in Beziehung auf Rost bemerkt wird, das ist in der
neuen Ausgabe weggefallen- — V« 259.: „d^ d. i. y&Q.^^ Diese
auch in der Ausgabe der Odyssee oft erscheinende Note i^t dem
Schüler durch die zu grosse Kurze unverstfindilch. An einer
Stelle rauss die Sache ordentlich erliutert werden (vgl. StaUbaum
zu Fiat. Görg. cap. 16. S. 103. ed. II.), sei es hier, oder wo die-
selbe Bemerkung zurückkehrt: V, 89. 178. 391. 505. XIV, 332.
Dann genügt die Verweisung darauf. Aehnlich ist die Note „8i
c= jcal*^ V, 8. — V. 260. war bei ffintQ v(iiv die Construction
zu erküren. Fassend erscheint zu dieser Note die kurze Regel
von Düsen Kleüie Schrift. JS. 438. — V. 275. steht bn Texte
eine falsche Interpunction. Ebenso III, 100. VI, 335. IX, 218.
X, 142. 213. 361. XI, 470. XIV, 124. XVI, 35, — V. 278 f.
wird erkürt: „ofto^qg, TSiÜn/ry rov^AyaiitifkVOVog. Jeder
König hat zwar eine Herrscherwürde, aber Agamemnon's Herr-
achaft ist die grösste; denn er gebietet selbst Eonigen.^^ Dies^
durch falsche Beziehung der Worte erzeugte Brklirung wird wi-
derlegt durch den allgemeinen Zusatz : &tB Zsvg mdog identsvy
der dann ganz mussig w5re, sodann durch' die Stellung des Kdnigs
im Homerische^ Staate, Vgl. Naegetsbaeh Hom. llieol. S. 237.
An unserer Stelle ist im öxijmovxog ßaöüisig voiteug^ich aueh
Agamemnon gemeint Ein solcher (^rl Zsdg nvdog tt§Mw)
Hon«ri Kias- ▼on Cnuioa.
361
• -
gc^tertngender ESnig (nimlich wie Agamenrooii einer ist) ov*
no9f onolfjg fyfiOQS tifi^g. 'Oftolvig sc. rg z&v SlXonf (wie des
Achilles und der Ihäi Gleichgestellten) ^^äXXa piBtiovog^ und mv-
dbg ^^. e. illud itvdog^ ut ßaeiXavtatog esset; qaalis Agimenino
fuit/^ Worte von Poederlein de brachylo^a etc. p. 18. — V. 289.
war in der Note hlnauzosetaen , dass Agamemnon mit rtvcr au-
nichst sich selbst verstehe, — Y. 292.: ^^wtoßXijdriv in die Rede
fatUend.^^ Es war wiA'Hernumn Opnsc. Vol. V. p. 305. an be-
riciwichtigen, welcher es admanendo oeeurrene erklärt. —
V.306. wird gesagt: ^^ag itöag ^ Schoh löotolxovg gleich'
eehwebend}^ Das lisst sich aber doch nicht als gleichbedeutend-
zusammenstellen. Riditiger war hier die ErkUrung'des Apoll«
Soph. sn wihlen: tig l| intuttpin) (ligavg t60g nlsovöag. —
Y. 823. liest man: „Sj^sficv d. i. SgxB Sysiv*^^ Dann mfisste aber
nadi 'Jx^X'^og statt Colon nur Gomma stehen. Bei der befolgten
Inierpnn^ion dagegen steht ayifisv iraperatlTisch. — Y. 334.
werden die ^i6g ayytXoi nach Köpke erläutert, so dass die He-
rolde als Diener der Konige ,,im besondem Schutze des Zeus ste-^
liend gedacht werden.^^ Das ist aber erst das consequens (was in
so allgemeiner Beziehung auch die l^uif oi mit ihren drei Unter-
arten trifft) statt des hier za setzenden antecedens , das Naegels-
bach sdir schdn entwickelt hat. Dasselbe scheint auch Hermann
zu meinen zu Soph. , Electr« 146«: ,,Praecones i^ud Homefum
Iliad. «r. 334. qunm ^i/idg &yy. Tocantur, präeees et rector can-
d&mnn Juppiter respici videtur.^^ — Y. 337. heisst es: ,,27c»-
rpdxAs^^ Yocat. Ton der Nebenform IltttQoxXifjg^^ Aber dies
fthrt den SchiUer in die Irre , weil* die genannte Nebenform erat
i>ei Spätem sich findet, Homer dagegen immer nur IlitQOTikog
sagt. Es war hier Buttmann Ausf. Sprachl. § 50. Ankn. 3. zn
beachten. Aehnlich heisst es v. 423.: ^^Jl&ionijagj Ton AU^io-
%ivg, ep. .Nebenform Yon AWleup^^ wo ebenfalls zu bemeiicen
war, dass Al%i(Mv6g bei Homer nicht gefunden werde. Noch
ftbler Ist die Note zu t. 498., wo Ton stJpvoaca als Nominativ
^^svpvio^^^ angeführt wird, ein Irrthum, den Hr. Cr. allerdings
mit Wolf und Posbow gemeinsam hat. Aber vom Accusativ cv-
pvoaca könnte der Nomin. nur Bvffio^ lauten (vgl. Buttm. § 41.
Anm. 1.), wiewohl auch diese Nominativform bei Homer nicht
gdesen wird. — Y. 340. steht hlnoft^ als vereinigt im Texte
gegen die Schreibart und Note zu v. 39. Derselbe Fehler ist zu
verbessern v. 394. 0, 195. lU, 180. Y, 116. 889. XY, 372. —
Y. 342. giebt der Text d2oj>tfe gegen die Note. Efai «lolcher Wi-
derspruch zwischen Texl und Anmerkung findet sich auch v. 424.
II, 396. und 398. (wo nach Xünu und di^iovto liei der befolgten
Erklärung das Comma zu tilgen war.) v. 690. U, 670. (wo nach
der Note die Einschliessungszeidien zu tilgen waren.) lY, 214.
Y, 567* (wo Spitzner's Note zu XIU, 670. beachtet werden
.) Vü, 408. X, 183. XIY, 322. XYI, 218. 810. - Y. 843.:
368 6rle«lilsclie Liteialsr.
^^¥^m Mf66&m nmk imlMm !■ die Zolniift [«»ofili] ud In de
Vergangenheit [6nU6ai] aehen^^ etc. , wie audi Naegeiabadi er-
USrt. Indeaa aeheint man die Bedeatoag dev Werter bier gern«
den umkehreii, d. h. spÖ0<fo» auf die Vergangeniieit und oaptotfa»
anf die Zalcunft besieiien sn mflsaen; Vgl die grendliche Ana*
einanderaetning von Jmkn in diesen NJbb. XXVU, 4. 8. 421 S. ^
Y. 344. hätte Hr. Cr. nicht unbeachtet humm aoUen, waa Tom
in dea Anmericungen p. 14 bemeilit: ^«^Statt ptmzioiwto ''A%iuo^
hitte Homer i^axBoUno A%. geaagt^S eine Coejeetur von Barnes^
die Akren9 Ueber die Coojug. auf fM kn Hom* Dia). |k 12. not»
mA wegen des Hiatw fir die allein ridmge hält Doch hat bhui
wahrscheinlich mit Pors4m und VffM hior «nd zii U, 4. pw%kMnuu.
n leaen« eine Vermothung, die der sorgfäUige Spitsner wehl
dicnao got ala manche andere hätte erwähnen iLQnnea. — V. 368«
ist in der Anmeikung bv aitogefaUen. — V. SOä. besagt die Note:
^%Hogy nicht i^og^ denn es ist Genit» von ü^n edel, tapCer^^
n. s* w* Blit dem apodiktischen Nacli^red&en dieser Behauptung
muas man Torsichtiger aein , da eine ao ^ewiebt^oUe Aucteritäti
wie J^Ara iat, das Gegentheil durch Gründe an erweisen sucht.
VgL Zeitadir. f. Alterthumsw. 18S4 p. 141 f. and Quaeat. Ep.
p. 66 aqq. — * V. 396.: ^^nokkatu yip 4io^ dasFronomen efo
ateht mit Nachdruck und iat daher -asa eitiietoniren: wie der
firaaunalfter Herodian verlangte.^ Auch hier wie an mebrem
« andern Stellen hätte Hr. Gr. die fielehrung von Lehra (Ztschr. t
. AllQiihi a. a. Ow p. 142 f.) berücksichtigen aoUen. Auch Freyiag
endciieidet sich mit Gründen für die Snclitica. Femer wird ¥on
Hnki Gr. iw fo iiBydfItoiStv bemerkt: ^im Paläste dea Peleus, am
Vorgebirge Sepiaa. IMoaer . Palast hiess SüUIhov^'' e^c Aber
dieser Irrthum mauste Kuppen nicht nachgeaehrieben werdem
Jeder unbefangene Leser wird bei den Worten dea Homer nor aa
KhAia dsnken. ^ V. 404«: „ßl^^ nach Ariatardi fihfi;'^ u. a. w.
Btaemuaa vor ßhiv Andere 9,ia»^fiS9Ütn Min. — ¥. 419. jst in».
Tbite.dAa Comma an tilgen. Derselbe .Fehler iait a« ^rerbeaaem
% 35a 440. 471. 584. 611. 11» 5Q. [vgl Freytßg au I, 22.] 109.
2.79. 334. 426. 446. 477. III, 46, 72. IV, 9. 129. 277. 500. V, 25.
35* 72. 107, 118. [Nitoaeh Od. T. 10. p. 60.] 135, 328. 357, 397.
40U418. 424. 495. 575*.755. 793. VI, 18»^«. jw. VW, 306. 37&
394* IX;, 491. [S^isemi a. d. St. i«id Ji;reAra^i|ae8t.£;|^ü« 273. N.]
X, 198. XII, 13& tt. Ju — V. 429. fateehsa «itnt fteagleichen
y. 449., wo es heissea mnBs Od. 3^ 439. -r- V. 449. Amaer Butt-
uismn war audizu beachten: Si>erdaHfe de tierftAmm evlel et
OiiJijoxvv^imfiiüaMmB. Riga 18S4..al](gedruekt in AreM? f«s
PhiioK and ViAtg. 1836. BdL 4. H. 3^ _ V. 486. MObeffdto
SpiMw nach Koppen gesagt.: ^die Qri«ahett'diieliteii)die.8dilffe
um und Salaten Stiften ^ BaUeen (£pfMMMx) daranter^ danit «e
besaer auetreafcneten.^^ Diese würden aber das Sanpfeq awbehen
den sehr nahe bei-ehiander atehendm SoUffan jehindert, >«Mide
Homen lUai Ton Gnuiiw. 363
dtt BSadimdigekeB' oder Fshren miiitt^li t^maMi htk». D«-
hei erkliri Graahöf^ Das ScUff bei Homer mld HeäM 18^
p; Sl. diese Spfioro: nicft t iiowabrsolicÜBiieb duie^ )4^g« BalkeD»
die man uBlen [dm, h< 1. toid D, 154.] neben dem Kidi .entkuig
hefi^^ nm ein ScbWanketi naeb den Seiten und da» Modern aoC
blotaer Iföde sn bind^n^ wie wlr^ um Fäsaer feataulegen ^ unten
an den Seiteb entlanl^ gevrUnlieb Höls^ leg«n.^' — V. 53ä.(
^dr 9ri^9 dcifMr, Tstdnb ^9^ Waa aus iXto faeraniaandbraen iat.^^
Naegeleboeh i. d. St Iiat ibnliite Bdspide gegeben, crime jedoeh
einaein au trennen. Ea lassen sieb, wie es sebdint, awei Claas^n
Ton Stellen «nlferscbeiden. Entweder namlicb bat man aus einem
specielieh Ansdruclce ein^ andern spedeUän Ausdfusk^ der ia
dienaelben Ideenbreiae liegt, an entlebnen, oder aoa derspedel*
len Bezeicbnong bat man xum zweiten Satsgiiede nur den allge^
ttoeinen Begriff binäuamiAmen. So bier. — V. 54& Zu x»^
9tol t^i i6ovx\ ak6%m «sg lw6Tg beisst die Note: ,,ScboL /Sila**
ß$^l sebädlieb d. i. dii moebtest etwas erfahren, was ^ieb auf-,
brädite nild an Reden oder Haadinagen verleitete, die ich abnden
niusste. IL Andere: „Ratbstbiüsse Ton mir sind für deinen Wei-
benrerstand zu grosses weil nur dann der Gegensats akox^i ne^
hov'&ia Bedeutung erbaite.^^ Das erste ist toIi^ Koppen, das zweite
von Niigelsbadi entlehnt. Dass Söppen^s Erftlarong nilsht riebtigi
sein köiHie;, dafür hat Naegelsbach mit Recht den Gegensatz gel*
tend gemadit. Aber audb fie Auffassung von Naeg. scheint oft
gebimstelt au sein und In die Worte au legen^ was nicht daiia
liegt. Wenn Sberall daa Binfadiste das Beste iat, so sehe idk.
Icefaien Grund, warum man von der ursprünglichen Bedeutung von
Ißakkno^ schwer hier abgehen soll. Zeus sagt demnach: Hoffn
ttidit daraaf, alle meine Rathschläge zu erfahren: es trird dir
schwer sein^ ac. diiviu (aus dd^^tv)^ aietu erfahren, Daa
ftüuniol Sö^viU iat dante ttaCh dev belcannten Constnictien (llhi*
Ihii $ 535. b.) zu erldären, wo wirerwarlen ^Asirov töi^S^ttät
n. s. w» — V. 557. Jm Citate ist 497. st. 40. und V. 566. 28. st«
26. m lesen. — V. 567. Das iMov t6vi&' erklärt Hr. Cn mit^
Andern durdi: „2<^ß, näml. Dual, st des Plurals, wie 5, 487.^^
Aber an der angeführten SteUe (fo^ cajfUft Uvov äXovtB «er«-
wififev) widorlegt.aieh Hr.. Cr. selbst; denn e^ bemerket ^,Di6
ncbfige Erklfinkng des Dunls.aeigt achsn CSarke^ denn dt ist voll
Bwei mit einander verbundenen Gpegensünden die Rede, nimticli
dm^ und dae üMge Velk>^ Mi<At mit Unrecht ; nur «ussi^'hiisr
und !an andern Stelkn statt CfaHrke^ m. A. die Schtiien beafthttea
werden^ wo dar Dual in dieser SteUe richtiger MdiiH wud dumh-t
vf$Bli 9<iKl ai fvvaln^k^. Daranf führt der ummttelbar vor«-
kfergebeMe Vers. Also von dieser Seite liiist sich das UvtzjMii
Btntaen. Sq «(hid auch aUe übrigen für die Eaaliage dea Dual
angeführten fiteispiele nur scheinbar. Naeg^bacb vertheidigt
otftfov ioik^rs als 'gdiöMnd «u dem, was Murn^: geweräeniti*
364 Grieelilselie Liieratvn
Du lehefail doeh nidil der IUI m Mn^ lodem i$0m Uuiu in
den einselnen Stellen, wo es Torkoniait, eine Tenchiedenartige
Beiieliung hat nnd aneh ohne näheren Zosata in dem dann liier
ndthigen Sinne .an Hülfe kommmi bei Homer flieht gefnoden wird.
Wenn man endlidi einwendet, was aneh Hr. Gr. wiederholt, ea
aei diea dann ,,die eiaaige Stelle , wo der ahaa wehrende Gtegen-
atand eine Person itt^, ao ist diea theiis nicht gewichtroO, indem
in der poetischen Personification Sache und Person an einander
grenaen, theila nicht gans richtig, inSem IL XIX, 30. geleaen
wird: ilaXxHP aygta qwka^ fivlng. Demnach vereinigt sich
alles fikr die Brl:lining i6vt«t. — V. 599. Das Lachen der Götter
wird mit Kappen erklart als „das Lschen der Frende über die
gütmüihige Aemsigkeii'^ etc« Allein nicht darüber sowohl, ala
vielmehr Ikber den Contrast, den Hephistos hier als Mondschenk
an der bilUienden Sdieokinn Hebe bildet, die sonst dieses Amt
an verrichten pflegt — V. 604. Hier wird dfLußoftwai dordi
„sich antwortende^ ftbersetat, nnd dann die Noten von. Voss bei-
geschrieben. Hr. Gr. möge vergleichen, was gegen diese Note
Welcher der epische Gycius S. dl2. bemerkt hat , welcher «fisi^.
von der Mweekeelung verstdit.
Im »weiten Bnche V. 6. helast es ans Voss: „Zeus jedoch
'hat vorbedentende Traumgo^^er um aich auf dem Olymp I, 62.^
[63.] Weder die angeführte, noch unsere Stelle spricht von
efaiem Traun^ol^e. Man hat überall nur an eine personificirt ge-
dachte jiri um SVmrm au denken , wie Naegelsbach trefflich ge-
neigt hat. — V. 13. im Scholion ateht d$%oyvmfiov&i statt di^o-
fym[iWod6w. — V. 81.: „ftoAiloi^, gar sehr^^ nach Voss; rich-
tiger mit Nitssch: nur um eo mehr, nämlich das ^Bvdog^ das er
vorgebracht hatte« — V. 24. konnte als die passendste Nachah-
mung angeführt werden Sil. Ital. HI, 172. : turpe duei iatam
eomno conaumere noetem. -— V. 87 f. findet man die Bemerikung:
„Der Oleichlaut n$3Ua6amv udivd€9v igxoiievicjv^ verstärkt den
Begriff der Uävfi^keit.^^ Deutlicher wurde man ssgen, der Reim
diene hier als malerische Beseichnung für das dichte und anhal-
tende Hervorschwarmen der Bienen. Nur fuge man hinsu , ein
solcher Rhythmus sei nicht absichtUeh gesucht, sondern enthalte
den natirlichen Ausdruck des poetischen Gedankens, und wende
«Iso auch hier an , was sdhon Fi A. Wolf Vermischte Schriften
& 356. bemerkt: „Dass Homer dadurch habe malen widlen^ sage
ich keineswegs.^^ — V. 90.: „ssarovi^aTiei st aret^ovrm, sber
mit Nächdruck: sie sind entflogen, s. 1, 221.'' Die verglichene
Stelle ist unähnlich; nemötijatai aber ist au erklaren: eie sind
im Flmg^ nach Wentael Quaest. de dict Homer, fasc II. Ologau
1840. S. 19. V. 111.: ,.^fya 5rg ii^i^tfs, verstrickte mich
hl schwere SehukL*'^ Richtiger: hat mich in 'die Bande schwerer
Betköning verstrickt. Vgl. NaegeUbadi Hom. Tbeol. S. 272.
Nach dieaem shid audi au veriiessem die Noten an VIII, 237.
Homeri Ilias Ton Ciuriiu. 865
IX, 115. T, 991. — V. 135. Statt Botbe^s Note Uier die Mab^l^
taue (6itäifta) wdrtlioh auÜBundiiiien, hatte Hr. Cr. eine^beaaere
Bemerkung ana Grashof über daa Schiff etc. S. 29. entlehneD
können. — V, 143. wird srAi^^bloa durch Menge und an
▼. 488. durch das gan%e Heer uberaetat Aber deutlicher wäre
die Erklärung geweara, dass nXrfivs iomier im Gegenaata der
^iyiivsg und uotgavoi atehe und daher die gemeinen Soldaten
bedeute,, wie bei Horat. Ep. I, 2, 21.: nos numerus smmus. —
^V. 144. die Bemerkung: ,,9)17 . . . will Buttmann hier und 14,490.
aufgenommen wiaaen^^ kann der Schuler ohne Angabe dea Gmur
dea nicht Teratehen. Zweckmässiger war eine kiirae Angabe dea
Resultates aus SpUfsner's Ekcuts XXV. — V. 146. hätte der
Singular. ijfpopa und hta^ag^ der grammatisch aufNotoa, dem
Sinne nach auf beide Winde bezogen werden musa , einer Erläu-
terung bedurft — V. 160. heisst es gana kurz: ^^tvxsi^l^^
Ruhm f Sdiol. xavxfjöti^^^ alao Terbindet Hr. Cr. wahracbdnlidi
mit Koppen: dem Priamua Ruhm und dea Trojanern die Helena.
Das geht aber nicht an. Ba ist vielmehr &ixmk^ hier und l\j
173. ala Apposition au '^gy. 'BUv^ anfaufasaen. Die Helena
aelbst wird hier Bvxml^ gemannt in demaelben Sinne , ala Heetor
XXn, 433. Vgl. MeUhom de appoaitione p. 9. Uehrfgens hat
hier schon der SchoUut so «Mirt, ireleher sagt: avtijv t^
'EXiviiv Havxw^' "** ^- ^^^* ^^ t^V ^^ *^ trennen, damit das
ti au Nfficoi/ gesogen werden könne, wodurch der Gedanke stärker
wird. Vgl. IV, 362. V, 374. — V. 204. »att der Parallelatelle
lieber R. § 100. 4. e. — V. 212. Was über Therntea, diesen
nichtswürdigen D^nagogen , bemerkt wird , klärt die Sache noch
nicht hinlänglich auf. Ea mnsste Tor Allem i^. Jacobs und
Lange (Vermischte Sehr. S. 106 f.) berfickaicbdgt werden. ^^
V. 215. ist Wolfs Note aufgenommen, in der e» heisst: „aiU' ist
hart; nicht sondern^ eher. öesonders.'^ Aber diea ist gegen den
Sprachgebrauch. Das dXXct kann hier nur den Gegenaata zu ov
iMLXtt Tcoöiitov bilden. Von der einen Seite hängen ^o^ dxoQ ov
%axtt xoOfiot^, und von der andern 01; %atä »oöiiov dXkä »tl.
zusammen. Diese beiden Geg^nsätae aind nach einer gewiaaen
Anakoluthie mit dnander Toreinigt worden. Nach o rt hi^ man
aus igi^ipkBvai einen Begriff wie f$v^s£69at hinzuzafigen. -—
V. 220. übersetzt Hr. Cr. mit Wolf: ,^ix^L(Stog inknieissimus.^'
Richtiger der verhassteste [invisissimus^ odiosissimus]. So Bothe,
Näegelsbach , Freytag u. A. — V. 222. erwähnt Hr; Cr. den
Widerspruch, den die Grammatiker mitv. 423. fiinden, nnd fahrt'
die zur Lösung desselben Torgebrachten Meinungen an. Er halte
auch Naeke's' Ansieht ( jetat Oposc p. 264 sq.j berudcaiGfatigen
können,. wiewohl Naeke's Eintheiiong des ersten Badlies in eibe
M^pigunA Tift,^ nur eine kühne, nicht wahrscheinliche IQrpo*
these bleibt. — V. 237. Zu der Note: ^^yiga usööiineif^ die
Geschenke ruhig gemessen und gleichsam verdauen''^^ war wohl
I
9S6 Griochiflche Literatur.
hhwuoielMii , itm «teüiv bei Homer Imner In ttUer Bedeo-
Iii9f stdie «ni daMlIe BMüpInr (wie AmMniii Opute. VoL ¥1.
p. 6L lehrt) ,,voii wlikBrfieB Seuen, irasSelt eitedert, um
eiae fiadie recht gst mi nMchea, herkonmie. Wir nennen das
nk einer ihnUehen Met^^ truien.^ — V. 246. »M bemerkt:
^vfb^^ IflDt ¥1^ 1, 848. Lob des Badnen int, ist JUer von tfaer-
riteo gesegt, lUeL^ Allein dieg nM wideriegt theila dnreh die
Paitftel Mp, AeHe durch die HomeeialDiiö Natornnadhanung,
weUhe edttiit durch die Menge hiaalicher Bigauieliaften sidi den-
oooh "den Qbns einer einaiyn guten nkht •vwdankela läaat; TgL.
1, 1^ DI, S9. Ba gilt demnach aaeh hier, wenigateaa thcllvraiae,
die aa XI, 480. Ton Heyne entlehnte Bemerkung. — V. 252—
256. t ,,iSnige alte GaamafHitiker eifciarten^iesefilnf Veme, an-
dere i aad swar die meiatea, ri€htigttr nur die «Ton Wolf eing&-
fclaaunerten drei fftr unecht.% iat eiae uogenügende.Bemerkung.
Ba muaate hier ^oa Allem aaf die achaifiianif^ Br&rterang von
•Mugdablich geaditetweadea. ^ V.j967.iBt ^^Mwk6vfi^ die
Cfehwiele erhob aich unter «dem Scepter:, d.J.jrond€m Seepter^^
•ungenau erkUhi. Ba imr an aagea: dUa SkAtmfe erhob sieh
{tötti) om der Haut See MMtmns (^) ifuni^r änt^wMend
(iiare* Wa.: xatad^ep, dnmi^n.htd^var^ der Veiedtgert Hcff^ oAt-
f9v) iH die Bähe (opA). Naegelabaeh eridart^ach Thieiach imd
meint: „So steht .iSacd aehr.oft fSr i^jj^^^ Das kann aber auf
diese Stelle schweriioh Anwendung finden, {kenn erstens ist i»
achon im Verbo il^peutviatTi enthalten, zweitens hangt Mifsaepov
•Aso x^. mit y^vjttaßiötfi abf das Bligste züsammea, io dass diese
Warte keine epraegetlscfae Itehlaning abgeben: kaonen ; drittens
andlieh findet sich beim Dichter keine Stelle, wo solche Ferba
tQinkä und tetQeMka eine Epexegese bekamen, die sich
'Mos auf Eine Prapoaitian bezöge, wie es naidi dieser Erklärung
hier stattfinden warde — \. 269. Das dQ%ÜMf Uhip wird nicht
ganz genau eiklürt Ba war aua -DoederMn Loct. Hörn. Spec. I.
und Tüttnmn de SyiAn jmb ia S^ T. Hb. B. p. 12. zu schöpfen.
^ V..260. : „s. 1, 174.'^ Da steht nichia was hierher gehört. —
V. aOl. Statt Uer WaB^s Note zu entlehnen , welche dem Scha-
ler keine klare Einsfeht in dss . grammatlsnhffi Verstaadniss giebt
und in weicher ^ /»^ «cd .dHrch„sllerdings^^ statt, durah /retftck
teoA/ (als Ansdrodc eines Zugestiadnisses) übersetat wird , war
hier die riditlge BridSning an^ndunen aus dem, was €reiat in der
Bdtsdur. f. Alterthnmsw. 1637. S. 1266. in Besiehun«; auf Hm.
Or. nach Lahrs mit gewohnter BeutUcifteit und Binsic|it entwi-
doBltchat. . Die Stelle bedeatet demaachs freäüh hahm adr auch
Beeeimmrden %u ertraget^ ^ eodaee niußtuüateäüg darüber naeh
Hmuee smrihkkehren möchte^ -^^ Y. 29B^2 „atvioy mit leeren
fichifiPen , ohne Beute.^< Das kann nicht der Sinn sein.. Denn sie
hatten ja schon Stidte erobert, und Beute genug (vfi. I, 367 f.)
^ unter einander^ vertheüt umdef» ist ^e dafeetmd. u ohne Tm^
Homeri lUas tob OtpAm» S67
«rttolMd üeAdkena «lieder 'eijui0t m hakm. -^ V. 303. tAi
Vkg. Jen. cMtt statt Sel«g., ein DniekfeUer, den hierinmer
Hbw dem^Aadem^MchgeicMebeB'bat. r^ V. SOS. Jukte die
Mjtiaimg ^n Naegehbach, ^ nicM gUM dfbtig angeg^fctn wird,
«da die walmdleiiiliGliflle gdbilHgt weideii kÖHiifiB. Statt dmr
Worte vo» Gr.: %tiid «a wttl ar^iDil' iat ,,eiii Auadrack. «der alten
Bpracke^ iete. Uebet dealBciier mit iBaaftr an fibfled. II, &i.:
^^fNcotÄrMMIa laci^o , foa^ etc. Die hat Naegebbaiaii angeillitte
Stidle U. «^ asa fat DmcldEeliker at. 28a — V. 314. : ..ÜABwd
•gdMirt va Kac«70^M^ nnmöglieh, aondern su zt/rgtyäta^» «—
V. 318. Ueber dieae Steile hat Finekh ia der AUg. Scliols. 1820.
Alitli. II. Nr. 21. sdir ansfplirlidi gehandelt, waa Naegelabafch
nk^t gcioannt «i liaben adleint. — W^ua V« 340. an i» n^sfl
i^ßovlstl ywoLam geaagt wird.: ,^e» felitt daa hypotlielisclie «^
ea ist eine mildere 7onn atatt umsonst aiMo.werd&i 9ie^Meia!*\ ao
Iat äbtraelien, daaa die Werte eine unmllige VerwMmebimg
(beaeidmen, «litbin nicht' eine ^mildecp^ nandern leine «tSifcflre
jftedaform enthalten, und.daaa hei dcrglekhen.Sätnen.xi Ader £i;
der Regel nadh JeUcn .muaa« Vgl. Hef}fn. in lUg. p« SIA, ed« W^
itm-mnAgen ^^BmtmwlBin^ mit. i. snbacr» nn aetaen, da Hr^ Gr,
i, iG7. ^ nmretanderikiaaat' EbenaoiatiBnbacr«'8iidi.aen8tin
t'Mimp md mutim^iiisimmmSagoaL Hr^Cn Imt.ea in^deneirMen
.Biehe^n weggciHeeB^ . «reil er.Spiissner^s Note saXI^ IMu Mtw-
iBAeik feu l^hen «eh^fint. SpUitmr bemerkt. an 1^.607.: ^^quej^i
'SB$9 'TOI Smt] f9tre4ua[ihmß9Aj .^ conaentaneiun ieaae cndidttrimb^^
.ilagegentiu>II,.839.HMiiheidigt er daa % anbaer« und jiat eaAhmll
iaa%iaonmieBi JBoBiist^iniWideiaprnGh. ^ V. 346. ^imJS.ikmh
^u.Od..Kf 536. ftmuii is^Mm verheaaertmsaen, 4,da£8.*keine;H]|i^
«reianng mif BeatiBiinte lat^^ Sollte aber Jiicht Adittl^ .Tecatanden
Hoerden icönnenS •^. V.36& Znuxlaaö^ai^S'Eliw^ &Q^$^fita
4f€.evoti«2if$/8i genügte, iataitdreiEildirHqgen der Neuem :olMle
flntaeheidang ianfiaunäiiten , die eiiAelie Angalbe der Venodiger
Sehofieau 'vipu»Qtia^ 'laßuv dv^ äv iaz^mlißtiiav tuA ifmgmwj-
6€ifu» ' tm^ ^Miiiw^g , .wiewohl acspl .überHuaaig.iat , da .ach!^Q der
einfädle Objadta^enkiv: die IMternehmungen und JÜageü ufe-
ren der §^4mbten,H^ena beaeiGhnet..^r^ Y. 371. J>ie Bemcr-
Jknagi: ^enofinebat'Alhene «md. Apollon aind beaendcm dieifiot-
Aer, irekhe EeteOiffldiittgen lieidbeifiihiseo^.S wiid letatür. Cr.
.teffentUdi ana NaegfMaeh M^m. TheoL S. 106 f. naher he-
atiopmeaL' Kae^dabacfa hatte ni.iseiner achenea Bntwidcelung
noch den-^fiadrftcIrhinBufogen Uimen, ea seien. dieae dsei Gott-
faditan.|^haam 'die Homäshehe >mnUät^ luki JSuittnam im
]%Uialidr^.:)a9..dieaei8teUe.tnBiton hehandelthat; iNaegelahaah
:aiaidint;ButAniattii?B .B^merbuag übenrehen^auJiaben..-*^ :V^3ft8.
Heat tnan: ,,oi; . . of^xtoii elgedtlich nicht genngend, .Teratögerid,
4* i. vnidit mogäcfa , <YgL Buttmann Lexil. 2, 35/' Aber Jdaa id-
deeaydaht aich auf aellsmne Wciae! Denn BiHtmaaavWidedegt
S68 Griechiaclie Literatar.
eben die angefUirte Bedenliiiig und radit su bewehen, daäi iip-
Uiog den BegrUF Ton rßtoi^tog^ suverlastigi eidier^^ hebe.. Dage-
gen war f&r die Bedeutung tdekt gewachBen^ niehi vermögend
Lehre Quaeat Ep. p. 240« su erwihnen. Nach Ldin a. a. O. Int
auch die Note su XV, 502. lu ▼erbeaaem. — V. 408. Die gege-
bene Bridirung: „ovröfiflEfogv Ton aelbat, d. i. er war ala Bender
nicht beaondera eingeUuien^, wird dureh den folgenden Vera wi-
derlegte Dieaer beweiat, daaa Bfenelaoa von aelbat gekonunen
war 9 um %unäekit bei der Bereitung des Mahlee dem jigamem-
non Mu helfen. — V. 413 f. Dieaer Wunadi erinnert lebhaft an
die Bitte des Joana im Buche Joaua 10, 12 f. -^ V. 415. ateht
B. p. 590 at 530. — V. 420. 6(piXXsiv kann nicht bedeuten
^dedit, immiait^S aondem iat auch hier er mehrte ^ und dfUyaQ-
«ov ateht proleptiach. Denn nidht jeder novog iat nach Hemeri-
adier Anachannng an und für aich achen dfdyoffi^og. — V. ^7.:
4L at L — V. 45L Zu bciöt^ kgadlja kennte ala die paaaend-
ate Pteillde UnsugefBgt werden XI 4 11. — V. 459.: „wie
vovsdf« T. 474*^^ Da irtauagef allen: das t,ovg v* 476. Uebri-
gena war hier auf B. $ 100. A. 10. nu Tcrweiaen. — V. 463.:
arpono^ifidwonr, vatdn. avainit^.^ abo genittTi abaoluti, abor die-
aer ErkliruDg wideratreitet die StdUung der folgenden Partikeln
8i va, ridiiiger aagt man daher: der geidtiT MQOWtlt. fuhrt der
grammatiachen Structur nach auf ssvaqviny surficL — V. 46K :
,,iD(^g im FrfUilinge = iv &Qjf eloQivyJ^ Wo daa Epitheton nicht
dabdaleht, darf dne genauere Exegeae daaadbe nicht hiniu-
aetaen wollen. Der Schuler hat lu fiberaetsen: ao viel Blumen
entatehen sa$ ihrer Zeit. Daaa damit der Frühling gemeint aei,
ergiebt erat der Sum^ iat aber nicht dea Wortea Bedeutung. —
V. 470. Zu der Bemerkung, dasa die Vergleichung aidi aitf die
Begierde etc. beaiehe^ wird hinsugefügt: ,^wie EuatatUna ricbt^
bemeriEt.^^ Allehi daa haben achon die SdioL BLV bemerkt —
V. 477«: yjp^ta Adv. darunter^ etc. Da muaa nu plvä noch daa
folgende Sk UnaugeCIgt werden, weil in aoldien Stellen dl oder
uti in der Regel die B^leiter der ala Advecbia gebrauchten Prae-
poaitionen abd. Daaaelbe gUtTon den Noten lu IV, 330. V, 307.
Xi, 630. Xm, 797. XVI, 504. -- V. 569. wird: ^Mv%nvaq (poe-
tiach auch Mvu^ 4, 52.)^ bemeriEt. Bhie einfiiohe ErkttruBg
über die aingulaiiache und pluraliache Formbildung, die rieh aitf
daa alimäilge Wachathum der einen Stadt au swei Stidten, der
auf der Akropolia und der nach der Ebene su » gründet, giebt
ßoettling Rhein. Mua. Neue Folge 1841. S. 162. — V* 597.
wird 6%$vto erklart : „er machte bei aidi feat^ d. L er maicherte.^^
Aehnlich lu Y, 832. IX, 241. Genauer aagt man indeaa nach Ari-
starch: er richtete seinen Sinn datfürf^ gebahrte eiUh* \^Lekre
de Ailat. p. 106. und Nüzseh zu Od. XI, 582. - V. 626. im Ci-
tate 505 at 535. — V. 692. wird zu den Worten ud6 Sk Mvvrit^
Sßaiep bemerkt: „i. e^xarißaXs er tödtete aiC' Aber in aoldien
Hoinori Ilias von Crusiiu« ' -369
Stellen, hindert die Termeintliche Tmesis beim SchUer mir die
richtige Einsicht in das Wesen der Praepositionen nud Casus.
Hier ist ndd ds reines Adverbiiim: er warf darnieder. Ebenso
unrichtig wird durch Tmesis erläutert n, 160. III, 261. V, 214.
VU, 110. XI, 53. XIII, 577. XIV, 240. (6mö dh »(f^wv xe^
ij0H^ wo mit Unrecht „d. i. vsroöi^tffii, eupptmel^^ erklärt wird;
denn vxo öh ist adrerbialisch darunter^ und noölv als Dativns
commodi gesetzt/, wie Hr. Cr. selbst zu Od. 1, 131. ganz richtig
angegeben hat.) XV, 63. — V. 701. Zu dofiog jfictsli^g hätte
Hr. Gr. nach unserm Dafurbaiten bestimmter für diejenige ErtJä*
rung, die auch die Alten für besser ansahen, sich ' entscheiden
sollen, dass nämlich darunter das seines Gebieters und Herrn
beraubte Haus ' zu Tcrstehen sei. Die wichtigsten Belage dafür
nach.Heyne und Hemsterh. giebt auch iS7o/s. zu Lucian's Todten*
gespracbe XIX. S. 96 f. — V. 703.: „»o^eöv yB sie vermissten
freilich.^^ Ein solches „freiiich^^ l^ann nach keiner Theorie in
yh enthalten sein. Viel besser erklärt diese Stelle Naegelsbach
8. 15S. — V. 707. und 709. ist die Lesart Aristarch's» die
Spitzner in den Text gesetzt hat, mit Unrecht verschmäht worden.
Dasselbe lässt sich sagen von 1, 520. III, 367. 442. FV, 147. [Spituu
in den Corrig.] 308. 321. 382. 385. 483. V, 403. 857. VU, 64.
VIII, 482. IX, 386. 454. [vgl. Herm. Opusc. VI, 2. S. 200.] 680.
X, 443. XI, 455. XII, 161. 218. 452. 465. XV, 204. 272. 394. 631.
633. 680. XVI, 522. 633. [ygl. auch Lehrs Quaest. Ep. p. 294.] —
V. 733. Tolg ds • . . l6ti%pfovto wird erläutert : ^^tolg d. i. äfia
toig^^ Eine ähnliche ]g«rgänzung , die der richtigen Auffassung
der Caaus oder des ganzen Satzverhältnisses nur hinderlich ist,
kehrt wieder lU, 61. V, 223. X, 539. XV, 474. Besser ist, in
allen solchen Fällen auf die Grammatik zu verweisen« — V. 754.
Ueber das Getrenntsein der Fluthcn des Titaresius und Feneus
wird nach Andern bemerkt : „Der Dichter legt den Grund in den
Umstand , dass er ein Ausfluss (jxnoQQm^) des Styx , also ein un-
terirdischer Fluss ist.^^ Das könnte nur richtig seiu , wenn der
.Titaresius unter ^ nicht über dem Feneus wegflösse. Richtig,
wie Ref. meint, bemerkt über diese Stelle Futsche de vi et natura
juram. Stygii. Lips. 1832. S. 28 sq. : „Ejus secretionis causam
poeta in Titar esii rapiiiitoie qusierit^ qua placidas argenteasque
transcurrebat Penei undas. Ipsam autem Titaresii rapiditatem e
rapidissimo Stygis cursu repetit.^^ Das wird geschlossen aus Od.
X, 514. und 11. VllI, 369.: alua qU^qu ^ ßuenta rapida i. e. tra-
jectu difficilla. — V 759. Die hier angeführte Gesammtzahl der
Achäer widerspricht der Note zu v. 122. — V. 762. steht im
Texte ein falscher Accent. Ebenso 1, 275. [vgl. Buttmann § 105.
Anm. 8.] 591. II, 243. IV, 5?0. V, 69. 84. 88. 162. 213. 593. 643
854. VI, 21. 98. 206. 221. 463. 500. 50iß. VUI, 331. 441. IX, 471
X, 232. 435. XI, 104. 251. 375. XR, 190. 413. XIII, 15. 63. 235
345. 559. 634. XV, 85. 473. XVI, 26. 99. 253. 451. 487. 816.
N, J^krb. f. PhU, u. Päd. od. KrÜ. Bibl. Bd. XXXIV. ffft, 4. 24
870 Griechische Literatur.
897. Falscher Spiritus ist zn finden im Texte V, 169. 744. Vl^
322. Vin, 105. IX, 478. XI, 525. XII, 20. — V. 785. im CiUte V.
st. I. — V. 819. stellt naZg st. naC$ [bei Spüzner ist es in den
Corrigend. verbessert]. Eben so IX, 57. Xlf, 98. XIV, 239. —
V. 838: „Solche Wiederholung^en gebraucht Homer meistens nur,
um den Vers zu fullen>^ Bemerkungen dieser Art sollten heut zu
Tage nicht wiederholt werden. Einen ähnlichen Tadel Homer s
hat er iltem Erklärern mit Unrecht nachgeschrieben V, 278. —
Was Hr. Cr. V. 867. über die Kagäv ßagßaQbipcivGiv (iu der Note
▼erdruckt) bemerkt: „fremdredend, weil sie eine ungewohnte
fremdkliugende Aussprache hatten. Eben so nennt Homer die
Sintier äygtotpovot^ — das möge er mit einer bessern Note aus
Hermann'8 Griech. Staatsalterth. g 7. Not. 19. vertauschen.
Ilias IIF, 10. Was bemerkt wird: „svrs h. 1. wie wenn =
i^T8 nach Aristarchos. Da evts sonst überall oys bedeutet, so
will Buttmann . . . i/vr' lesen^^ Das kann der Schüler ohne
nähere Motivirung nicht verstehen. Es war Spitzn. Exe. XXVL
§ 3. zu beachten. — V. 23. Die Bemerkung: „ocS/tia von einem
Thiere, wie unser Stück^^ war ganz zu übergehen. Was sodann
dem Scholiast* beigelegt wird , das hat schon Aristarch bemerkt,
dass' nämlich öana. bei Honrer nur von einem todten Körper ge-
braucht wird, vom Körper eines Lebenden dagegen öiiAttg^ Vgl.
Lehrs. de Arist. p. 95. — V. 99. Zu «ijtoaiS^e fehlt R. Dial. 75.
A. 1. — V. 100. findet sich in der Erklärung: ^^dgxns ^^' 'i^^S
igiSog die Ursache (Urheber) des Streites , als Exposition bvsh«
*AkB^avdgov. So heisst Paris vbIxsoq appf 22, 116.^^ ein zwei-
facher Irrthum. Erstens steht in der angeführten Stelle !jt SxXsto
vslxBog dgxijn was sich auf die Entführung der Helena und ihrer
Schätze, nicht aber auf Paris bezieht. Zweitens wird an unserer
Stelle schon in den Vened. Schol. mit Recht verbunden sPsxa
ogx^S ^AkB^dvdgov^ wegen des Anfangs des Alexander d. b. weil
dieser den Streit zuerst angefangen hat „ort jcgoKattjg^Bv^
Vened. Wollte man dagegen dgx^g als Exposition zu bv. 'AIb^*
verstehen , so bedürfte diess der Rechtfertigung durch ähnliche
Stellen. — V. 103. 1,05. kann man doch oYöbxs und a^szB jetzt
nicht mehr erklären: ,,bescheidene Form des Futurs st. Imperat*,*^
da diese Mischlinge sattsam bekannt sind. — V. 126. Ueber das
Doppelgewand (dlnka^) sagt schon Aristarch : ijv l0tL diTtkijv
d^q>iBöa6^ai. — V. 128. sdBv ist nicht durch „aiJr^s"' sondern
durch savt^g zu erklären, wie schon der Accent zeigt. Die-
selbe Erklärung ist anzuwenden V, 96. Vergl. Spitzner und
Freitag zu 1, 114. — V. 180. wird gesagt: „e^wor %r. Diese
Formel, welche mm. noch 11, 761. Od. 15, 268. 19, 313. [viel-
mehr 315] findet'' etc. Es ist beizufügen II. 24, 426. und Od.
24, 289. — V. 203. ist im Texte die Interpunction ausgefallen.
Ebenso 330. [vgl. äermann de Iteratis apud Homerum p. 4.] S35.
413. 453. IV, 274. 361. V, 298. 300. 331. 840. VI, 400. IX, 645.
' Homeri Ilias von Crnaias* - 371
XI, 3. 489. [Hermann de Iteratis p. 5.] XUI, 705. XYl, gl5«
828. — V. 262. steht ßi^Cato im Texte gegen die Note zu I,
428, nach welcher auch sonst wie II, 35. 48. III, 312. IV, 86.
XV , 120« die Form ßijöBto u« s. w. nach Spitzner aufgenommen
Ist. Ausser unserer Stelle stösst man auf die verwerfliche Form
mit a I, 496. III, 328. IX, 596. X, 517. 529. XI, 16. XIV, 229. —
V. 278. Die unrichtige Bemerkung kann jetzt aus JSitzsch zur
Od. T. III. p. 185. verbessert werden. — V. 287. werden die
Worte ^ra %ai i60O(iivoi0L ftsv' dv^gentoiöi nkXritai nach Andern
erklärt: ^^wovon auch bei der Nachwelt grosse Nachrede sein wird.^^
Dann müsste aber noch ein Objectiv wie II. Vi, 35^. dazu gesetzt
sein. Wie die Worte hier stehen, können sie nur bedeuten: die
auch bei der Nachwelt fortdauern werde^ d. h. die bei ähnlichem
Frevel auch von den Nachkommen bezahlt werde. Für diese
Erklärung spricht Od. VIII, 160: — V. 443. war der eigenthum-
liehe Gebrauch zu erwähnen, nach welchem ngatov zu relativen
Zeitbestimmungen (hier zu Sre) gesetzt wird, um das zu bezeich-
nen, was bei einer Sache das Erste ist, oder womit dieselbe an-
fängt, nicht aber, dass damals etwas zuerst und dann wieder ge^
achehen sei. E^en so das lat. primum vgL T^iel zu Virg. Aeu. I,
442^ — V. 458. im Texte 'JqvbIt^ st. 'Jgyüriv. —
IV, 126. hätte eine Bemerkung über die Form InMtkö^ai
gegeben werden sollen. Vgl. Hermann zu Soph. Oed. R. 17. —
V* 123. Die hier gegebene Erklärung der Wörter ^odTiJp, ^Aiia^
dmkovq ^copi^g, kann nicht als die richtige gelten. Vgl. Lehra
de Arist. p. 125. sqq. Daher sind auch die zu XI , 15. 234. ge-
machten Noten zu verbessern. — V. 146. Bei ykivv^r^ war vorzüg-
lich auch Ahrem Ueber die Conjug. auf fit S. 10. und 36. zu beach-
ten, der die Schreibart ßiavd'tv zu begründen sucht. — V. 155. im
Citate 2, 357. st. 3, 357. -^ V. 16L erklärt Hr. Cr. das mixiöav
mit den Grammatikern (wie Rost § 116. A. 8.) so, dass der Aorist au
der Stelle de^ Futurs gesetzt sei, indem der Sprechende zukünftige
Dinge als schon geschehen darstelle. Allein dafür vermisst Ref.
passende Belegstellen ; an unserer Steile würde noch ausserdem '
für eine solchie Erklärung eine Verbindung wie xal zoxh aber
nicht mit xk erforderlich zu sein scheinen. Höchst wahrscheinlich
haben wir in anixiöav ein Beispiel mit /(/Ze^e/i , der zweite Satz
ist nämlich ganz allgemein ausgesprochen. Dagegen ist IX» 415;,
wo Hr. Cr. auf seine Bemerkung zu dieser Stelle verweist, ganz
anderer Natur. Denn da wird gesagt , dass nach der Rückkehr
des Achilles in sein Vaterland auch sein edler Ruhm schon ver-
schwunden sei. — V. 177: ^^iTU^gciCitGiV aus Verachtung
Aerti/ospringend^S Das enL kann nicht „herum^^ bedeuten , son-
dern ist einfach: auf den Grabbügel. — V. 193. war otti nicht
zu trennen. Eben so IX,'659. Dagegen ist es mit Unrecht ver-
emigt VUI, 422. — V. 197. zu tm ttiv9og ist jetzt auf R. § 101.
3. d. S. 487. ed. VI. zu verweisen. — V. 250. steht Slv un Texte
24*
372 Griechische Literi&tar.
statl'^g — V. 257. hat Hr. Cr. das Wolfische icigt anverindeit
gelassen, und io der Note bemerkt, dass es Adverbiam sei, ua-
geachtet Spitzner sovohl in der Ausgabe, als auch in der Recen-
sion Ton Bothe's Ausgabe der lUas (Ztschr. f. Alterth. 1835
S. 1074.) das Unstatthafte einer solchen Betonung erwiesen haf.
Dazu k^mnit, dass Hr. Cr« auch hierin nicht consequent verfahrt;
denn in gleicher Verbindung ist XIH, 374. wieder nBQl und XVI,
221. dai6 sn lesen. Dieselbe Inconsequenz findet man auch in der
Betonung der einsilbigen Präpositionen. Während nämlich in eini-
gen Stellen , wie II, 616. V, 64. ^mv Ix , 157. i/^dxri^ Ix vootiQ-
Cavts^ VI, 100. u. a. die Präposition richtig betont ist, fehlt da-
gegen der Accent 1 , 125. [was Spitzn. Epist p« 13. verändert,
oder i^iXQtt ^ofisv mit Freitag p. 68*] 222* [Göttling Ldire vom
Accent S. 381.], 350. [bei SpUzner ist das Fehlen des Accentes
bloss Druclcfehler, wie die Note zeigt.] U, 150. 312. 351. 374.
793. IV, 508. V, 763. XV, 729. XVI, 12. 252. Auf ahntiche
Weise wird IX, 361. 1v da mit Recht gelesen , dagegen VIf, 441.
IX, 350. die gleiche Verbindung mit Unrecht ohne Accrat gefun*
den. — V, 303« wird , was den Uebergang von der indirecten
Rede zur directen betrifft, mit Unrecht gegen Koppen gesprochen.
Denn Köppen's Bemerkung richtig verstanden, hat seinen Grund
im innersten Wesen der epischen Poesie. Vgl. auch Hermann
de Iteratis apud Hom. p. 4. — V. 343. : „sr^oiTO [der Accent ist
bei Hm. Cr. verdruckt] dxova^Bß^ov l^sio ihr hört zuerst von
meiner Mahlzeit^^. Das musste Koppen nicht nachgeschrieben
werden. Die Worte bedeuten vielmehr: ihr höret zuerst von mir
vom Mahle d. h. ihr Werdet zuerst von mir zum Mahle eingela-
den. Denn ifisZo ist nicht als possessivum zu fassen, sondern als
Genitiv der Person , von dem der Ruf ausgeht. — V. 345:
9^q>Ua sc. Itfn, 8. V. a q)lkov l0tlv^\ Mit Unrecht. Denn dass Stel-
len, wie diese, zu erklären sind: da ist euch lieb das Fleisch^ es
zu essen^ das haben NägeUbaeh und Freytag zu 1, 107. gezeigt.
Demnach ist hinter q>lX das Comma au tilgen. — V. 357. Zu
den angeführten Stellen, wo yiv667ihiv den Genitiv bei sich habe,
lässt sich auch U. XXIU, 452. rechnen. — V. 410. wird be-
merkt: fiif ^01 • . . y^BO tifity. Der Aorist. Imperativ, [es ist
wahrscheinlich bei ausgefallen] fii^ nur episch^^ Das muss aber
wenigstens heissen: der Imperat. Aorist, in der zweiten Person.
Doch bedarf bekanntlich auch das '„nur episch^^ einer nähern' Be-
stimmung. Uebrigens konnte hier der Anfänger noch an Rost.
§ 3. extr. und § 105. A. 3. erinnert werden. — V. 483. ist bloB
gesagt: ^.Tgmg vgl. 436. Tgiomv, eine Anakoluthie, s. 3, 211.
2, 353'^ Das kann dem Schüler keine klare Einsicht gewähren,
zumal da die augeführten Stellen verschiedener Natur siad. Es
war hier eine kurze Bemerkung aus Spitzner's Bxcurs. XXVI;
p. ^9, zu entlehnen. — V. 456. war statt Wolfs. Note ansuföh-
ren, aus Lehrs de Arist. p. 90, zu schöpfen, wo nur durch einen
Hoiiieri Iliäs yon Cnuiw« 973
Druckfehler diese SteHe fiibcb dtjrt ist. — V. 485. itt v» ht
statt vTtsx ein Ton Spiizner beibehaltener Druckfehler, d(| bei flr.
Cr. sonst, wie V, 854. IX, 7. und anderwärts, beide Präpositionen
vereinigt sind. Die Trennung' findet man noch mit Unredit XIU,
89. XVI, 353. 699. [bei Spitzner in den Addendis verbessert]. —
V. 535. ht xBlsfUx^ ganz unrichtig erklärt:,,, er ward so heftig
gestossen, dass er niederstürzte^^. Es bedeutet nur: er wurde
zurückgedrängt. Ans der ftlschen Erklärung des Hrn Cr. ist ein
zweiter Irrthum entstanden , nämlich dass 537. 6 (f 'Eaeiwv ge*
deutet wird: „i. e. ®6ag^ denn die Aetolier gehörten zum VoUs-
stamm der Epeier'^ Ohne das letztere zu berühren , genügt die
Bemerkung, dass hier nicht @6tts m den Staub gestreckt ist,
4a er VlI, 168. sich wieder zum Zweikampfe meldet, sondern
^i&Qfig, der nach II, 622. einer von den Anführern der
Epeier war.
V, 89. war statt ovz aQXS vielmehr i?^ zu schreiben) da das
erstere bei. Homer eben so ungebräuchlich scheint, als bei den
Latdnem nihilque statt nee quidquam. — V. 310. wird zu den
Worten: dfitpl ds o60b xsAa^i/i^ vv^ ixakvijfev bemerkt: „hier
und 11, 356. bezeichnen diese Worte: er verlor 'alle Besinnung>S
Aber ausser der angeführten Stelle giebt es noch zwei Stellen der
nias, wo in vv^ der Begriff Besinnungeioetgkeit liegt, nämlich
XIV, 438. und XXU , 466. Möge Hr. Cr. diese Bemerkung auch
in seinem Wörterbuche zu vv^ hinzufügen. Es hat darauf schon
aufmerksam gemacht Oertel de Chronologia Homerica. Meissen
1838. Diss. L p. 28. — V. 387. ist das nach %aXiii(p stehende
de zu tilgen nach Lehrs Quaest Ep. p. 266. Der Satz steht zum
vorhergehenden epexegetisch. — V. 492. Hier hätte Hr. Cr.
zudra verschiedenen Meinungen, deren Aufzählung wir übrigens
in dieser Ausgabe nicht billigen , noch liinzufugen müssen , dass
Funke bei Fritzsche Aristoph. Thesmoph. p. 490. vermuthet:
%alsxi^ d' vxodsx9ai ivixijv. — vTCOÖixaO^M diSicilia sub-
eundo probare, was Fritzsche unter Verweisung auf Herod. VI,
69. und m, 130. gebilligt hat. — V. 506. Zu den Worten o^ ds
fuvog xet^cpv l^S q>£Qov heisst es: „dS ds, nämlich die Troer $
oder nach Koppen ot iaißdtai^^. Keins von beiden ist richtig.
Der Zusammenhang verlangt di ds u e. Tgäsg xal ^Armol ....
g>iQOP nämlich dXki^Xoig. — Zu V. 544.: dtpvBiog ßiotoio
konnte statt des angeführten „div^s auri^^ noch passender vergli-
chen werden divee opum bei Ovid. Fast. II, 569. oder Virg. Aen.
1, 14. oder ditissimus agri Aen. 1 , 343. — V, 744. nenut der
Diditer den Helm Atheners: iaatov 9CoJUW XQvUe0(^ ugagvlav.
Die hier wiederiiolte Erklärung: „ein Helm, der den Streitern
von hundert Städten passt etc. Der Dichter gtc^t seinen Götteili
eine die menschliche weit überstdgende Korpergcösse ^c. An-
dere Erklärungen, z. B. ein Helm, mit den Bildern der Krieger
V(tti hundert Städten geziert .... skid gegen den Sprachgebrauch^^
874 Griechische I^iteratnr.
— diera ErUSnmg beweist, dassHr. Cr. die TortrefflifAe Sr-
liatemng tod Hermann (Opusc. IV, p. 286. sqq.) gar nicht ^e-
kahnt liat, eine ErlauteruDg, die auch Nägehbachl^i^m. Theal.
S. 14. als die ricliti^e erlLennt. Darnacli ist auch die Note zu
838, und XV, 517. zu ändern. Für den, Sprachgebrauch von
iQa^^vlav ISsst sich ausser XIV, 181. auch XV, 737. hierher-
ziehen* — Zu V. 772. v^rixiig tnnoL wird gesagt ^^hochtönend,
entweder lantwiehernd oder iautstampfend^^. Richtiger war hier
mit Virgil« Aen. XI, 496. zu erklären : adrectis frementia cervi-
cibua äUe, Vgl. Döderiein. VocabuL Homer. Etyma. Erlangen
1835. S* 14. — Zu V. 785. xtxlKSoqxjivq} möge Hr. Cr. Goett-
ling zu Hesiod. Theog. 311. vergleichen. — V. 845. konnte bei
^A'^og Kvviijv hinzugefügt werden, dass es bloss eine spriichwöri-
liche Redensart zu sein scheine und dass es mit der Nebelkappe
oder Tarnkappe im Niebelungenliede zu vergleichen sei. —
V. 898. wird von iviQtBQog OvQaviävcov die gewöhnliche Erklä-
rung wiederholt: „Tiefer unten als die Uranionen, d. i. die Kinder
des Uranös, die Titanen.^^ Da aber (higavlcoveg im Homer sonst
überall die Olympier bedeuten, so wird man auch hier mit
Goettling im Hermes und Naegehbach in Hom. Theol. p. 73.
dieselben anzuerkennen und die Stelle zu übersetzen haben:
tiefer ah die Olympier d, h. bei den Titanen» Nur will mir
der euphemistische Ausdruck, den Nägelsbach a. a. O. gei-
tend macht, nicht recht geeignet erscheinen, weil Zeus hier
droht, und er bei solcher Drohung sonst niemals euphemistisch
zu sprechen pflegt. Desshalb will mir hier das Zenodoteische
kvigtarog besser gefallen, wodurch diese Strafe aiif den Ares
allein beschränkt, und der Euphemismus entfernt würde.
VI, 2. Bei IVO^a xctl ivft' X9v68 (I&XV ^^Sloio ist statt der
hier gegebenen Uebersetzung der Schüler Heber an Schiiier za
erinnern: Durch Me grüne Ebene schwankt der Marsch, Eine
solche Vergleichung, wozu jetzt Meyer x Wilhelm Teil. Nürnberg
1840. einigen Stoff giebt, würde in der nöthigen Einschränkung
gehalten, in dieser Schulausgabe auch an andern Stellen recht
zweckmässig sein. — Di^ Bemerkung V. 149. : ^^tpvhi steht in-
transitiv nascitur , welche Bedtg. sonst nur der Aor. 2. und das
Ferfect hat,^^ ist bereits widerlegt , und die intransitive Bdtg. des
Präsens auch durch andere Stellen erwiesen worden von Meineke
zu Theocrit. VII, 75. ~ V. 169. hat die Note unter andern:
„muss man sich zwei kleine Bretter verstehen^^ st. denken. Aehn-
liche Verstösse sind zu andern v. 244. zu beiden des Hauses.
VIII, 307. rX, 29. Nestor, welcher ihm bestimmt, und gtebt
502.: von der Liten XI, 125. dieser Gesandtschaft ist erwähnt.
XII, 400: über die Mauer und das Thor eindringen, statt durch
das Thor. XIII, 460.: er st. Aeneas. XV, 656.: daselbst bei den
Schiffen st. Zelten. — V. 241. ist in der Anmerkung (laX aus-
gefalle». — V. 386. hat der Text ^axav st. (liyav. — V. 456.
' Homeri nias von Crnsius. . . " 375
wird 2U fl^og crAAi^g tötdv vq)alvQis hemetkii ,,bei. einer andern
oder nach den Schol. vn cii^ifjg xbXevo(ibvi]J'^ Richtiger sagt man
ijide8g: zum Yortheii einer Andcrii Vgl. Burchard AnthoL 6r.
p. 79. — V. 464. %vzi] yala die ausgeschüttete Erde , d. i. der
Gnbhügeb^ «• Die Deutlichkeit verlangt die Hlnzufugung der
Wo^te: bei Homer immer, — V. 509. war Naegelsbach S. 294.
zu beachten.
VII, 133. möge Hr. Cr. zur Berichtigung seiner längern Note
Unger Thebaiia Farad. Vol. I. p. 393. sq vergleichen. — V. 199.
war, da Hr. Cr. IX, 40. hierher verweist, doch das SknopiaL za er-
klären, was hier gerade wie das lateinische sperare, den Begriff
sibi persuadere, opiuari i. q. öohbIv enthält So schon Eustathius
p. 616. rd ÖS l'Asro.ua^ tavtov l(Sxt tc5 doKsa , wie Hiischke in
Wpifs Anal. Vol. I. p. 165. bemerkt. — V. 298. Der Vers : ahs
fAOL BvxofABvai ^Btov dvtSovtac ayava wird mit Spitzner verstan-
den ,9Von dep troischen Frauen, welche für .die glückliche Rück>
kehr Hectors den Göttern Gelübde darbringcn.^^ Da indess Ho-
mer von einer Aufstellung mehrerer Götterbilder in einem Tempel
nirgends etwas erwähnt hat, so wird man wohl mit Hermann
(Ztschrft. f. Alterth« 1841 S. 541.) die Stelle erklären müssen:
y^sie werden sich mir glückwiinachendauf dem Sammelplätze
einfinden. Mit diesem Sammelplatze ist gewiss nur ein zu Fest-
lichkeiten bestimmter öiSentlicher Platz der Stadt gemeintes
Wahrscheinlich lag dieser Platz auf der Burg in der Nähe der
Tempel des Apollo und der Minerva und wurde deshalb %Blog ge-
nannt. So etwas hat vielleicht selbst der Scholiast mit seinem rd
t^v 9säv a&QOiöfia andeuten wollen. Mit gewohnter Besonnen^*
heit spricht über diese Stelle auph Siebeiis de hominum heroicae
atque homer. aetatis precibns ad deos missis. Badissae. 1800 p. 18.,
welcher ^^rog dycjv erläutert: „locus ubi rerum sacrarum causa
conveniant^^ — V. 3f^7. wird mit Unrecht gesagt: „ovxm st.
ovH ^'d^jam non^S Das Richtige ergiebt sich auch für diese
Stelle aus den Bemerkungen von Boederlein Vocab. Hom. Etym.
p. 10. und Nilzsch Od. T, Ili. p. 217. — Zu V. 471. ist zu
setzen R, § 104. A. 10. — V. 479. heisst es : „ x^^Qov öiog
blasse Furcht, weil der. Erschrockene erblasst, also blass ma-
chend^^. Aber eine so frostige Erklärung muss man heut zu Tage
nicht mehr aus früheren Commentatoren wiederholen , - so wenig ,
als man das Horazische pallida Mors noch jetzt so erklären darf.
Vgl. Lambin, und OrelH zii Horat. I, 4, 13.
VIII, 178. wird erklärt: „ta d. i. a^S ^® vielmehr xavta zu
sagen war , wie schon die Interpunktion zeigt. — V. 225. Die
hier gegebene Bemerkung widerspricht in Betreff der Stellung
der Schiffe des Achilles und Ajas der Note zu I, 305. —
V. 266. Von nakivtova xo^a steht hier die gewöhnliche Erklä-
rung, ohne dass Hr. Cr. die Erläuterung von ^<9x (Ztschrft. f.
d. Altertbwsst. 1839 No. 145.) beachtet hat V. 307. läatel
376 GriechiBche Literatur.
die Bemefkmig: „ß(^Offiyq sc. iötlv. Büoige tlte Erklärer neli-
men nnrichtlg an, dass das Particlp st. des Verbum finitiun
ßgU^^ai Stehens Ab^r das ist ja im Grunde dieselbe ErlLlärun^,
die auch Hr. Gr. mit Unrecht befolgt hat Denn diejenigen unter
den Alten , welche h^ti hinzugefügt wissen wollten ,' dachten das-
selbe SU ^V M'«ffflrG> hinzu ^ nicht aber zu ßgi^ofiivi], ^ Zu
ßQt9oiiivi] darf man nämlich l0rl nicht hinzusetzen wollen, weil
die umzuschreibende Gonjugatioti im Passiv bei Homer nur mit dem
Particlp« Perfecti gefunden wird. Vgl. das Verzeichuiss der Stel-
len bei Lehrs de Arist. p. 383. sq. ^ worauf Hr. Cr. schon darch
Maegelsbach S. 128. hätte aufmerksam werden sollen. An unse-
rer Stelle njnn hat man entweder aus xägti ßakav ein xdgij ßdkksi
auch zum Folgenden dno xoti/ov zu verstehen wie eXxBi zu ttQov
Ifi^vv 11. XVI, 407« oder ßgi^ofiivi] mit seiner Begleitung als
Epexegese zu qte sc. iörl aufzufassen. Das Erstere verdient ohne
Zweifel den Vorzug. Noch erwähnen wir, dass auch ffann^waki
Syntax. Anom. p. 226. durch die Anführung dieser homerischen
Stelle «ich selbst widersprochen hat. Denn da er p. 213. die
Entwickelung von Lehrs mit Recht perfectam atgue omnUms
mimeria absolutam nennt, und hinzufugt, er wolle deshalb im
ganzen Capitel des Homer nicht gedenken, aber gleichwohl
p. 226. zur Begrfindung «des Gebrauchs, nach dem das Participiom
in relativen Sätzen für das tempus finitum gesetzt ist , erwähnt :
Fundus construetionü est apud 'Homer. IL 0 r. 3D7k tjtB ß^i^o-
liivrii so leuchtet ein, dass durch diesen Zusatz das Resultat der
Entwickelung von Lehrs, die eben durch diese Stelle hervorgeru-
fen war, wieder aufgehoben wird. — V. 466 — 68. Hr. Cr. be-
merkt die Unächtheit derselben. Aber bei diesen Noten über uns-
achte Verse hat Hr. Cr. öfters übersehen , was Neuere zur Ver-
theidigung derselben vorgebracht haben; z. B. Arndt (de liiadis
compositione. Lunaeburgi 1838), welcher S. 12. Not. über vor-
stehende drei Verse mit Recht bcmeilt: „etsi in nonnullis codd.
Bon leguntur, abesse non possunt, quod sine iis Jnnonis sermo
mancus esset neque quidquam inesset , quod Jovis iram moveret.
Supra quidem v. 32 — 37« iisdem verbis Minerva Jovis veniam
imp.etraverat; at non eadem uxoris, quae filiae gratia est apud
Saturnium et jam utraque proelio se immiscere ausa fuerat^^ —
V. 476. wird bemerkt: ^^0tslvH iv alvoTaro) in der schrecklich-
sten Enge, 8. 15, 426. oder: im grässlichsten Gedränge^^ Mit Un-
recht. Denn da in diesen Versen vom Kampfe um den Leichnam
des Patroklns die Rede ist, so können die Worte nur den Raum
»wischen Graben und Mauer (s. oben v. 213.) bezeichnen, in wel-
chen eben um den gefallenen Helden am heftigsten gekämpft wird.
Vgl. XVn, 394: vlxvv öUfy Ivl xdgy bXxbov dfAtpotegtH «od v.
735. ff. XVin, 228. Und so erklärt schon Eustathius mit Recht:
ro 9tgo'£6togii98v 6mvog rd (israJ^v t^srdq>gov «al «ov
tBlxovst o KiA alvotatov Üysi öut ta^ hcet yavffiofihov^ ^6-
Homeri TKas yon Crasins. 377'
vovg. In der Bemerkung über dii; Unaclitheft der Veme 475. 476.
ist noch der Hanpteinwurf hinzuzufügen ^ den jetzt O. Müller
Oesch» der griechischen Ldteratür 1. Bd. S« 82. in der Note erwähnt.
IX^ 2. ist die Note: ^^tpiitec poet. st. fpvyif^ an dieser Stelle
nicht richtig; denn die Achäer fliehen ja nicht; es war daher
q)i;ga^urch fxsrAi^Sts zu erklären. Yergl. Lehm de Arist. p. 91. —
V. 109. ist %vyi,& cf|ag durch ,,deineni Herren nachgetiend d. i.
Ton deiner Anmassung , deinem Stolze Terleitet'% nicht gründlich
erklart. Es bedeutet Tielmehr: du gabst dem muthigen Dränge
in deiner Brust nach etc. Vgl. die schöne Erläutening dieses
Wortes von K Klotz in diesen N. Jahrbb. XXI. B. 2. H. zu Soph.
Antig. 718. — V. 133. war eine Bemerkung ober das Pronomen
v^g jener j Ton Buv^g abhangig, zu machen, damit nicht der Schü^
Icr t^g ivv^g als Artikel verbinde. — V. 14 "\ die An-
merkung über die drei Töchter des Agamemnon möge Hr. Cr.
nach Hermann Eur. Iphg. Tanr. praef. p. XXXVI. genauer ge-
stalten. — V. 180. wird ÖBvdlXXav igSxaötov auf die gewöhn-
liche Art erklärt: jedem noch mit dem Augen zuwinkendes
Richtigeres giebt Doederlein Vocab. Hom. Etym. p. 5. —
V. 182. wird folgende Bemerkung gelesen : ,,tcd 61 ßccrrjv. Auf-
fallend ist hier der Dual , s. v. 192. 197. Wahrscheinlich meint
er damit den Odysseus und Ajas, denn Phönix war Toraufgegan-
gen, s. y. 192. So erklärten es meistens die Alten. Koppen
findet dagegen den Grund darin , dass eigtl. Od. und Ajas nur als
Freunde zum Achilleus gingen, da Phönix mehr als sein Haus-
genoss betrachtet werden konnte^S - Aber warum Hess Hr. Cr.
Nilzsch zn Od. 2. B. S.'171. unbeachtet? Dieser sagt noch deut-
licher: „II. IX, 182. 192. 196 f. sondert der Dual in eigner Weise
die eigentlichen Abgeordneten , den Ajax und Od jsseus , ron den
Begleitern; so dass namentlich Phönix nur als befreundete Neben-
figur gilt^^ Nnr will dem Ref. bedünken, als könne Phönix hier
nicht blos als befreundete Nebenfigur aufgefasst werden, weil er
ja ebenfalls vor Achilles fnr die Achler spricht, nnd gerade die
gewichtvollsten Grunde erwähnt, die der ersten Betrachtung als
geeignet erscheinen müssen, um den Zorn des Achilles beschwich-
tigen zu können. Daher will es dem Ref. vielmehr scheinen, als
habe der Dichter durch den Dual in dieser Stelle die eigentlichen,
ihr Amt durch das lebendige Wort verwaltenden Abgeordneten,
den Odysseus und Ajax und Phönix, von den blos stummen Be-
gleitern, den beiden Herold<!n Odios imd Enrybates, absondern
wollen. Eine andere Ansicht hat G, Blackert in seiner verdienst*
liehen Abhandlung : de vi usuqne Dualis numeri etc. fasc. I.
OassefÜB 1837. S. 54 f. Dieser meint nnmllch „hunc locum (11,
IX, 182 sqq.) malam et perversam imitationem esse lllius primae
legatioiiis, de qua agitur II. I, 327 sqq.^^ Dort stehe nämlich der
Dual richtig, weil von swet Herolden die Rede sei, und: ^^Haec
verba In locmn fl. IX, 182 sqq. manu iadoeta tradncta sont^j
878 G riechiscbe Literatur.
Aber mr Annahme einer solchen manus indocta ist nicht der
gerin^te Grund Torhanden ^ Tielinehr gehört unsere Stelle ganz
wesentlich in der überlieferten Form zur Einheit des Ganzen,
runial wenn man mit Nitzsch an den tragischen Charakter der
Ilias denkt. — V. 2o0. : £2/ 801^ 6\ 6aG)öi(itv ^ aTtoXiö^av, v^ag
iviS0ikliovg hat folgende Bemerkung erhalten: ^^Iv äoi-j sc. iözi^
oder nach Eustath. lößiv — die Constructiou hat etwas Hartes;
He^e ergänzt den Satz: 17 i^fiäs Cadösiv v^ag ^ avrdg ano-
lia^ai ob wir — erhalten, oder ob ü. s. w. s. 10, 174.^^ Die
angeführte Parall^lstelie ist zwecklos. Das Vebrige wird den
Schüler io Zweifel lassen , wie er die Construction sich erklären
solle. Demnach war zu erwähnen, die Worte ^ aTcakiö^aL seien
nach dem bekannten Schema diä fiiöov gesetzt, so das» die Con-
stniktion ist: iv doi^ (sc. löxl) öacaöifisv vtjag iv(S0sXftovg ^
dzokh^au Vgl. Wex bei Poppe zu Thucyd. VI, 12. p. 55. —
V. 241. musste bei der Erläuterung der ÜTcga xoQvnßa nicht
Heyne, sondern Ruhkopf benutzt werden, welcher sie durch ra
aq>ka6vu erkVkrt ^ eine Erklärung , die auch CrrasAo/ lieber das
Schiff etc. S. 15. vorträgt. — V. 313. hätte bemerkt werden
sollen, dass stsgov und &kXo einander entsprechen, wovon Stall-
baum zu Fiat. Alcib. I. c. 12. viele Beispiele gesammelt hat. — •
V* 378. In der Aufzählung der Erklärungen von den Worten iv
xagog alcy fehlt die Erklärung des Vened«: ol de xdga tov
tp^slga^ pediculum, was Doederlein Gioss. Homer, spec. Er-
langae 1840 p. 7. als das Wahrscheinlichste zu erweisen sucht. —
V. 3S3. Was Hr. Cr. über den poetischen Ausdruck dieser Stelle
bemerkt, das kann aus Hermann Opasc. IV. p. 295. verdeutlicht
werden. — V. 394. Die Bemerkung über yaiJLi60Bxai ist unge-
nügend. Möge Hr. Cr. liber diese Stelle Sander Beitrage zur
Kritik und Erkl. der Griech. Dramatiker. I.Heft. 1837. S. 18.
vergleichen. — V. 435. war statt ovSi xi hier und Xlf, 106.
ovo itl zu schreiben, zumal da Hr. Cr. in ganz ähnlicher Verbin-
dung II, 179. dasselbe von Spitzner aufgenommen hat« ^-^ V. 502.
Die Bemerkung über Mordsühne und Reinigung, welche aus
Koppen geschöpft ist , möge mit einer bessern aus O. Müller zu
Aescfaylos Eumeniden S. 136. vertauscht werden. — V. 592.
liest man ttav Sötv aX<ptj. Da aber der vorhergehende Indicativ
niku beweist, dass die Sprachform des Satzes keine oratio obli-
qua sei, so hat man höchst wahrscheinlich den Conjunctiv äkdy
zu schreiben mit Grashof (Zeitschr. f. d. Alterthumswiss. 1834.
S. 250.), eine Verbesserung, die auch V^ipii/s«/ Quaest. de dict.
Hom. fasc. II. p. 10. [„quoniam est generalis sententia^^] für nötblg
erachtet, -r- V. 600. wird ivtav^a durch „sig ravrcr, zu einem
solchen Gedanken^^ erklärt. Es ist vielmehr ganz einfach zu
sagen: ne mentem tüaih huc flectat numen. — V. 648. Statt der
aufgenommenen Note von Koppen ist Bichtigeres aus Hermaniis
Giieeh. Staatsalterth. § 9. Not. 13. zu entlehnen. — V. 688. ist
1
Homeri Iliaa Ton CrosiaB. 379
xq: dlöl x«l otdi xilf thüp.^ imrichtif bemeikt: „d. L, ä6t%
xiX ilntlv^ et eum fdc dixisse, sunt hice s. sunt hi testes^^
Denn slni^uv geht nicht zuDächst auf Achilles ^, sondern auf die
Worte, welche Odysseus so eben gesprochen hat: es amd auch
diese da ^ um dwss (öder dasselbe) zu sagen ^ d. b. vm meine
W'orte bestätigen %u können,
X, 15. ist Köppens Note verstiinimelt und dadurch ein fal-
scher Sinn entstanden. Es heisst bei Hrn. Cr. : „Aber TÖUigf der
Natur gemäss bricht er hier nicht in die Worte aus, wie im höhe^
ren Grade der Erbitterung gewöhnlich ist^^ . Aber gerade im Au-
genblicke der höchsten Noth kann die Sprache dem durch Geberde
sich kundgebenden' Gefühle nicht folgen; daher sagt Koppen:
,,Aber TÖilig der Natur gemäss bricht diese Klage nicht in Wor-
ten^ aus, sondern nur durch unwillkürliche Geberden ^ wie etc.^
Uebrigens hätte Hr. Cr. seiner sonstigen Gewohnheit gemäss hier
Cicero Tusc. Disp. lU, 26. berücksichtigen sollen. — V. 79. Zu
Intl ov fiev ivcBTQBTes y^ga'C kvygfß wird bemerkt : ^^inttginsiv
ohne Accus, nachgeben, wie das latein. cedere, concedere«'^ * Das
kann für Homer keine Anwendung finden ; denn hier verlangt der
Sprachgebrauch als Ergänzung das Reflexivpronomen iavvov: er
räumte sieh dem Alter nicht ein, d« h. er verstattete dem Alter
keine Macht üb^r sich. — V. 99. wird gesagt ; ^^vnvog ist nadh
den Scholiasten i. q. äygvTtvla, Heyne: somnolentia, SchlaflüSt.^^
Was soll der Schüler nun wählen? Der bekannte Sprachgebrauch,
den Heyne hier andeutet, ist bereits genauer erläutert worden«
vnvog ist ganz einfach Schlafe aber in der dermalen vorhande-
nen Beschaffenheit seines Begriffes gedacht. Vgl. Jahn in die«-
sen NJbb. XXVII. B. 1. H. S. 110 f. und Lobeck Act. soc. Gr.
Yol. IL p. 311« — V. 20Ö. hätte ninrovrcov., das nach unserer
Denkweise den Begriff des absoluten Perfects hat, eine Bemer*
kung verdient. S. Wunder zu Soph. Oed. R. 113. — V. 231.
wird tkr^itav erklärt: „etrroAfiOß kühn, muth)g^% was nicht gut
gewählt ist. Besser rili^rixdg, vnon%vrimi6q. Vgl.^ Lehrs de
.Arist. p. 99. — Y« 252. war in Bezug auf die grammatische Er-
. klärnng auch auf Bissen Kl. Schriften S. 131. Not. Rücksicht zu
nehmen. — V. 278. steht falsches Citat st. R. §99. A. 10. a. —
V. 33 r. Das aykap;,i6^aL erklart Hermann Opusc^VI. p. 48.:
seine Freude an etwas haben. Ferner ist In demselben Verse
statt dkXtt 0e qyijpi^ wie auch bei ^o/f und Spitzner steht, viel-
mehr dXla öS q>fiiii^ zu schreiben , da es als Gegensatz zu av^g
aXXog die orthotonesis verlangt, und demnach den Accent nicht
auf dlkä zurückwerfen kann. — Y. 331. In die Erklärutig der
Worte: o66ov x Im ovga nikovtat i^iovcjv hat Hi*« Cr. einen
beim Dichter nicht befindlichen Zusatz gebracht, indem er sagt:
9,So weit ein Joch Maulthiere ackern kann, nämlich in der Zeit^
dass Od. und Diomedes stehen bleiben , so weit lief Dolon vor-
aus.^^ Von den cursiv gedruckten Worten steht Nichts bei Homer,
380 Griecliisohe Literatur.
Bondern es wird Mos dts Mmm der Bntfeniiuig bet^ichnet, %u
der Zeii^ als Od. und Diomede$ auf Dolon einstürmten (ina-
dQafiihfpf\ was auch Sfnixn^ Eic. XX. p. 88. aagt: „intenrallnm,
quod inter Dolonem atqoe Achlvos eo temporU momento^ quo in
iUum hi irruerunt^ faerit interiectum.^^ Auch musste noch an^e-
fohrt werden, dass iu\ mit o6ov xs au Terbinden sei. — V. 361.
Den Bachstaben entsprechender, als alle Ton Hrn. Cr. aufgezählte
Bedeutungen des Wortes «e/uag, ist die Ton DoederleinWoc, Hom.
Etym. p. 8. in Vorschlag gebrachte Uebersctaung: Gemse. —
V. 455. stehen in der Note die Worte: ^^indem Dolon seine JEViiee
umfassen will^ u« s. w. , was Koppen nicht nachgeschrieben wer-
den durfte, da man im Homerischen Texte ysvBlov chpccftivo^
liest. — Zu V. 547. wird blos gesagt: ,,der Dichter ändert die
Construction , wie oben v. 437.^' Das wird der Schüler nicht
deutlich verstehen, wenn nicht hinxugesetst wird, es sei dies ein
Ausruf der Verwunderung, die stallt des Accus., den hier die ruhige
Sprache verlangte, den Nominativ setzt. Vgl. Lehrs de Ari8t.p.385.
XI, 173. wird zu Iv wHtog äpLoXyta -nur Buttmann's Erklä-
rung erwähnt, wo noch hinzuftafngen war , was Hermann Opnsc.
III. p. 138. bemerkt : „videtur proprie quod mulgendo oxpressum
coagulatnr spissum et pingue, ita dictum fuisse; inde autem trans-
latnm ad crassum caliginem^^, eiiie Erklärung, welche auch
Dissen Kl. Sehr. S. 132. gebiUigt hat — Zu V. 191.: öovqI
ttmüg ij ßki^p^Bvog liS wird aus Heyne entlehnt: „rv^tsiv ge-
braucht Homer besonders von den Angriffswaffen in der Nähe etc.,
dagegen ßaklstv von allen Arten von Wuifwaffen.^^ Hier ist das
„besonders'^ zu tilgen, und statt aus Heyne zu schöpfen. An-
starch zu beachten. Vgl. Lehrs de Arist. p. 61 f. ^-^ V. 241.
steht og im Texte statt äg. — V. 404. Das bekannte ä fioi Iyc9,
tI na9m; wird ungenau erklärt durch: 9,quid mihi eveniet? qoid
demefiet.^* Genauer sagt man: quid agam oder quidfaciam.
Vgl. Fßugk zu Eur. Hec 614. — V. 479. wird duQidxzHv
Y,eiiie verstärkte Form von daarrciv^^ genannt, was aas Doederlein
Gloss. Hom. Bpec. p. 4. : „compositum est ex dsQSiv et iinxsiv
significatque Imiatum comedere^^ zu berichUgen ist. Zum vor-
hergehenden Verse ist die Note von Spitzner nicht richtig ausge-
druckt worden. — In der V. 480. zu diitQS6av aufgenommenen
Erklärung des Schol. ist die Praeposition iia übergangen, welche
In dergleichen Compositis das lat. dis — auseinander bedeutet. —
V. 546«: tQiöösSs nanti^ag Ifp o^lkov. Aus der Erklärung:
^ytQiööß d. i. vksxd^öB^^ wird der Schiller keine klare Einsicht
gewinnen. Es war hier die Kraft des Aorists, welcher das De*
ginnen der Handlung bezeichnet, zu beachten, und demnach zu
Sagen: er begann sich eiligst zur Flucht %u wenden^ umschauend
im Mäiinergewiihl. IHe zu Ini angefahrten ParaUelstellen I, 485.
559. sind unpassend, besonders die zweite, wo der Dativ dabei
steht. — V. 6SL war über die AbMtang von iutn audb Qoea-
Iioni«ri lUaB von Criudns« , 381
Ung za Res. Sc. 290. (bei Spitnier steht ein falsches Citat) und
über das hier beschriebene Weinmus Jahn in diesen NJbb. XXVI,
I. S. 83. zu berücksichtigen. Bei der Note über den Pokal des
Nestor hätte Hr. Cr. Aristarch folgen sollen, dessen Bemerkung
Lekrs de Ärist. p. 199 sq. emendirt hat. — "V. 670. Nitzsch Od.
II. p. LIX. und S. 67. hält v. 664—762. für unecht, und wieder-
holt dasselbe in den Verhandle der dritten Vers, der Fhilol. hi
Gotha S. 54. Bei Hm. Cr. wird anrichtig citirt. Was für die
Echtheit dieser nicht mit Unrecht bestrittenen Stelle hier gesagt
wird, ist nngenügend ausgefallen, da Hr. Cr. die Abhandlung von
A. Pinzger: De Iliadis interpolatione XI, 655 — 803. quaestlo cri-
tica. Ratibor 1836, woraus auch manche Note vervollständigt
werden konnte, nicht gekannt hat. Ebenso ist Hermann de Ite-
ratis apud Hom. p. 13. zu beachten. Ferner spricht Hn Cr. mit
Andern von einem ^^Viergespann ^ das Neleits zum Wettrennen
nach Elis gesandt^^ habe. Aber der Gebrauclr des Viergespanns
bei Homer ist mindestens höchst zweifelhaft, von Aristarchos
wird er verworfen. Vgl. Lehra de Arist. p. 196. — V. 706. hKtte
der scheinbare Artikel eine Bemerkung verdient: ta sxaöta die-
ses Alles , d. h. Punkt für Funkt. — V. 759. wird zu kCstov mit
Unrecht avtovg supplirt« Auch das Verbum finitum gehört noch
zu Sväga nvftarov, — V. 801. Die Worte : oJUyrj di % dvä-
nvBv0Lg Ttolifioio werden mit Damm erklärt: „denn wenig
ist jetzt Erholung vom Kampfe.^ Aber dBS jetzt ist ein beim
Dichter nicht stehender Zusatz, der als entscheidend für den
Sinn dieser Stelle von Homer nicht übergangen sein würde.
Lucas Meletemata Homerica. Bonnae 1839. S. 22. erklärt die
Stelle durch Ergänzung des BegriffSes dvaxvsvöig , so dass der
Gedanke vollständig lauten müsste: ^^ollyrj di x avdavsvöig zro-
XsfAoio iöuv dvänvBvtSig , nam si pugna vel paululum interpeüa-
tur, vires non mediocriter recreantur Ht reficiuntur.*^ Die Ergän-
zung des Pradicates bestreitet v, Jan in der Zeitschr. f. d. Alter-
thumswiss. 1841. S. 690. und erläutert unsere Stelle durch Hin-
zufügung der einfachen Copula also: „gering aber ist die Ruhe
im &iege, d. h. sie ist als etwas Seltenes und kurze Zeit Dau-
erndes von besonderem Werthe.^^ Ich bezweifle indess, dass taan
den Begriff von besonderem Werthe ohne Weiteres in ollyri hin«
einlegen dürfe ; es miisste dann wohl ein anderes Wort vom Dich-
ter gesetzt sein. Dagegen scheint die graimmatische Erklärung
von Lucas gewissermliassen sich stützen zu lassen durch solche
Stellen, in denen man ans dem Objecte zugleich auch den Prädi«
catsbegriff zu entlehnen hat; %: B. Eurip, Hec. 800.: vojito y&Q
tovg 9sovg>i^yovp8^a sc. ^sovg> Piat. Meno p. 89. A.: ü'$pvSSi
ot dya^oi iylyvovvo sc. dya^ol, .Protag. p. 344. D. : v(ß dh naum
oiSk iyxagsl ysviö^ai sc. nauip. Vgl. Stallt, zu Butjphron.
p. 3. B. Nor mochte ich , durch die Wortstellung unseres Satzes
Teranlasst, den Vorschlag wagen « ob nicht besser oUyTii als Sob«
882 Griechische Literatatir
>
ject tto fawen, nnd aas den dann als Pridicat zn verstehenden
Worten uvaxvwöig »olififlio die Veryollständigang des Subjects
an entnehmen sei, was um so naher zu liegen scheint, als der
Hanptbe^iff des ganzen Gedankens ävaitvBvö&^i unmittelbar
vorhergeht, und selbst aus' diesem Verbo das zu djlf}']^ nöthige
snbstantivum entlehnt vrerden konnte. In einer andern Stelle,
die Lucas mit dem Obigen verbindet, Xin, 237., glaube ich der
Erklirung, die v, Jan a. a. O. geltend gemacht hat, beistimmen
tu müssen:
XII, 23« heisst es einfach: „^^fii^swv ');evo$ dvSgav d. I.
iJQmatg.^^ Es hätte aber bemerkt werden sollen, dass dies bei
Homer die einzige Stelle ist, wo dieser- Ausdruck gefunden wird.
— V. 60. und V. 210. hätte elas mit dem blossen Acciisatlv eine
Note verdient , wäre es auch nur eine Verweisung auf R. § 104.
A. 2: — Y. 98. Unter den xc5v tevdQTGiV sind die Dardaner zu
verstehen , nach il, 819. — V. 106. Zu den Worten ovo* sV
Sq>avto [TQiSeg] o^ijöBö^* will Hr. Gr. mit einigen Alten die Troer
hinzugedacht wissen. Dies wird aber durch v. 125. ganz eut«
schieden widerlegt-^ Zu öx^öhö^ai kann man nach dem Sprach-
gebraucbe nur 6(päg hinzusetzen wollen: und die Troer
glaubten nicht weiter^ dass die Ach der sie (die Troer) auf-
halten würden. Vgl. Naegeisbach S. 312. — V. 158. ist nach
Gr. das Zeichen § 64. Anm. 2. ausgefallen. — Y. 201. Richtiger,
als die angeführten Erklärungen sind , ist die Stelle zu verstehen:
das Yolk linkshin vom Feinde abschneidend. — Y. -243. sind in
den Citaten Druckfehler zu verbessern-; auch sollte Epaminondas
bei DIodor nicht übergangen sein.- — Y. 284. lieber die Form
UHzalg war beizufügen R. Dial. 27. e. — Y. 340. : näöai ydg
•ixaixato. Da hier Hr. Cr. : snsxsiv tag xvXag die Thore zuhal-
ten, verschliessen , übersetzt, so scheint er übersehen zu haben,
dass nur von einem Thore die Rede ist, und das» näöai hier,
wie oft in der Bedeutung von okai steht, was schon Aristarch
bemerkt: on nd6ag dvzl tov oAag, ov ydg {dav nokkal
xvkai dlXd fiia. — Y« 312. kann die Note: „i/i}i; d' verbinde
mit Xo(iBV^'', nicht ausreichen. Es hätte aufmerksam gemacht
.werden sollen , dass die epischen Dichter öfters gleich nach dem
ersten Worte eine Parenthese hinzufügen , weiche die Erklärung
der erst folgenden Worte enthält. Ygi. XXIY, 334. Auch die
lateinischen Dichter haben das nachgeahmt. YgL Jahn zu Yirgil.
Aen. 1, 65. ed. II. — Y. 349. wird dkkd neg nicht gut durch:
,,doch wenigstens^^ übersetzt ; es ist das lateinische al maxume.
— Y. 374. werden die Worte mBiyofiivoiöt d' Uövto als Nach-
satz erklärt» Aber Naegeisbach S. 262. und 272. hat nach der
Ansicht des Ref. zur Genöge bewiesen, dass der Funkt in ein
Gomma zu verwandeln, und der Nachsatz erst mit dem folgenden ~
Verse zu beginoen sei. Hr. Cr. hat dies ganz unbeachtet gelassen«
Ferner war zu der Bemerkung: ^^Uic^at tivl ist selten^^ die Er*
, Homeri Ilias von Cnisiiia. 883
klSrung za geben oder wenigstens auf R. § 105. 2. 2) zu Ter-
weisen. Ebenso zu XiV, 108. — V. 399. wird zu nokesööi dh
^XB xbXsv&ov als Subject to tslxog vorgezogen. Aliein dann
erwartete man statt ds vielmehr r£^ in welcliem Falle kein Zwei-
fel sein könnte«. So aber spricht theils dieses da, theils v. 411.
für- das Subject EuQitriddv* — V* 466. ist unter dsd^st, das Iota
subscr. zu tilgen«
Xlir, 17 f. wird das Erzittern der «Berge und- Wälder unter
dem Fusstritte des Neptunus und das weite Ausschreiten des
Gottes wiederum von ,,der kolossalen Grösse der Götter^^ abge-
leitet v eine Vorstellung, welche, wie schon oben erwähnt wurde,
bereits von Hermann Opusc« IV, 297« widerlegt worden ist« —
V« 42« heisst die Note: „Trtvp' avtotpi adverbialisch statt avtov
daselbst, s« 12, 302«^^ Das ist ^in Widerspruch, denn in der
angeführten Stelle hat Hr. Cr« mit Recht die Erklärung nag av-
Tolg i« e« [ji^Xoig befolgt. Dieselbe ist auch hier anzuwenden:
nag' avtalg d. /« bei den Schiffen; das vermeintliche Adver-
bium dagegen ist, wie Lucas Meletemata Homerica p. 11 ff.
bereits gezeigt hat, überall zu tilgen« — V« 47« wird ^liv XB
durch videlicet erklärt; wogegen aber auch auf Naegelsbach
S. 170. zu achten war. — V. 58. im Citate 5, 415. statt 4W. —
y. 59. Mit dem 6%rjn^vl(p des Neptun wäre ausser dem Ange-
fahrten auch der Stab des Hermes zu vergleichen gewesen. Vgl.
Putsche de variis ^ei Mercnrii apud Homerum muneribus etc.
Vimariae 1833. p« 12., wo gegen die Bemerkung von Nitzsch zu
Od. Vol. II. p. 11. gesprochen wird. — V. 71. Die Erklärung:
„?%i/ia, h. 1. überhaupt Gang, Bewegung^^, die auch Heyne gege-
ben hat, ist unnöthig, da die ursprüngliche Bedeutung vestigia
et plantas ganz passend ist. Gerade deshalb ist auch die Lesart
idfiarcc^ zu der die von Hrn. Cr. befolgte Erklärung die richtige
wäre, verworfen worden. Vgl. auch L. Müller: de olfiog et oHfiij
vocabulorum orig. , signif. et usu apud Homerum. Breslau 1840.
p. 13. — V. 100. tBksvTiJ0Bö9aL steht nicht, wie hier bemerkt
ist, „reflexiv oder intransit., eventurum esse^S sondern iir passi-
ver Bedeutung. Rost § 114. A.. 1. Gleich nachher steht aus Kop-
pen Horat. Od. IV, 5(X st. IV, 4, 50. — V. 106. kann man ovk
i^ilaönov nicht geradezu durch ovk kdvvavzo erklären, sondern
es bedeutet vielmehr sustinere^ toXfiäv. Vgl. Rüchert zu Plat.
Symp. p. 179. B., wo auch diese Homerische Stelle erwähnt wird«
— V« 127« hätten die in einem Satze vereinigten Partikeln av
XBV eine Bemerkung verdient. — V. 132« ist die Erklärung von
Naegelsbach S« 313« übersehen worden« — V« 135« In der Be*
merkung: ,jl^g q)Q6vBov ^ absol« wie sonst l&vg (iBficccSg s« 12,
124.^^ liegt ein Widerspruch mit der Erklärung zu der angeführ-
ten Stelle« Denn dort ist I9vg mit Recht zu ^x^ gezogen worden,
an dieser Stelle aber ist in l^vg q>Q6vBov eine auch dem Deut-
schen (sie dachten vorwärts) geläufige Brachylogie enthalten,
S84 Griechiscbe- Literatur.
iadem dem Dichter eio Verbum der Bewegung TiHPgeschwebt hi^
— V. 275. Ueber die Verkürzaug der ersten Silbe ¥on olos
konnte auf R. § 8. extr. verwiesen werden. — V. 316. hätte
xal sl^ worüber Spit%ner einen gansen Excurs. geschrieben hat,
wenigstens eine kurse Bemerkung verdient. — V. 346«. hat Hr.
€r. von Spüzner die Form 'itivxatov (u e. itBv%sti]v) in den
Text genommen. Allein ein doppelter Grund steht dieser Lesart
entgegen. Erstens pflegt Homer die dritte Person der Imperfecta
und Piusquamperfecta^ wenn dieselbe auf — ov ausgeht, «<^to
ohne ^ugmetUum syllabicum zu setzen, und dadurch diese For-
men gewissermaassen in eine äussere Aehnlichkelt mit dem Prae*
sens und Perfect zu bringen. Vgl. difoxeroi/, Xa(pv606tov, do-
QTjö^Bö^ov» Also müsste es hier wenigstens zBvxBtov heissen.
Zweitens würde hier das Imperfectum-an unrechter Stelle stehen.
Dienn t'Bv%(D ist seiner Natur nach ein Verb, inchoativum, facere
incipio (und zBtBvxu facere coepi i. e. facio) , wovon das Imper-
fectum hier nicht passen würde« Ans diesen beiden Gruoden,
weiche Fritzscke zu Aristoph. Thesmoph. p. 532. geltend macht,
hat man an der Richtigkeit der Lesart, welche hier die meisten
Handschriften bieten, x^Bv%axov schwerlich zu zweifeln. Es
ist diese Form das Homerische Plnsquamperfect iii;tl rov izB-
z%v%axtiv (über Victorii) , facere coeperant i. e* fadebant. —
V.352. Zu vscB^avaävg wird bemerkt: „die Präposition und
bezeichnet hier nach Bustäth. ^Qvq>aj heimlich.^^ Aber diese
Bemerkung ist theils häibrichtig, theils unrichtig: halbrichtig,
indem Bustath. sagt: ^ f^hv vno hqo^bQi^ ii x6 KQvq^a drikol ^
TÖ vnonix&y unrichtig, indem mir die letztere Erklärung die
wahre sein kann, wie auch Bekker's Schollen besagen, es bedeute
tJzfo xf^v Kaxfo 6%b6iv, was für das allein richtige zuhalten
ist, weil bei Homer kin^gy unmittelbar vorhergeht. Auch die
beiden andern Praepo^itiouen haben die genannten Schollen, so«
wie Eustathius passend erläutert. Es bedeutet demnach vKBia-
Vttdvg der aus dem Meere aufgetaucht und herauegestiegen war,
•— - V. 378. Statt äolfiBv d' war wenigstens in der Note zu erwäh-
nen die Verbesserung doluBv k. Vgl. Naegehbach S. 227. — '
V. 409. 1iaQ^>akkov 8i ot aüztg Im^QB^avxog av0BV S^eog.
Statt ijti^QB^avxog scheinen die Schol. BL imyg^u^avxos 'i was
hier viel passender wäre, gelesen zu haben. Zu }iagq>aUov oder
ttvov (v. 4^11.) &V0BV konnte Virgil Georg. I, 357. aridue fragsr
verglichen werden. — V. 450. Die einfache Erklärung: ^hd-
ovQOV Schol. (pvkaxtt^^ ist ungenau und gewährt keine. Einsicht
in das Wesen der Praeposition. Vgl. Nüzsch zu Od. IX, 270. —
V. 482. wird inlovxa^ og iaoi Sxsie^v von Hm* Cr. „tautologipeh^^
genannt statt epexegethch. Vgl. Bomemann zu Xenoph* Anab«
yil, 7, 36. und C^rop. I, 2, 5. — V. 517. Die Worte S^ ydQ ol
^XBv xoroi/ können sich nicht auf etwas kurz Vorhergehendes
bezi^en , wie Hr. Cr. mit Heyne annimmt , sondern sie setzen
Homcii niu ¥00 Criiito« . 885
nadi dem Spradigebniidke eine Uageitt Zell mtfalig. D#ihi
,,Coiiipo8itae phrases opy^ %xhiv^ kotov« fiofc^ap %liy oon
Bont pares BimplicHwfl verfci«, sed sMiui indicaat vel manentem
dfiitiag yel gravioreiii rimplid verbo^^ etc., wie Blfsssn suDemeadi.
CoroB. p. äS4. mit Redit bemeriLt , und derch eine Rdhe ^00
• Beispielen erliiitert hat — Va 543« Die EriLÜrüDg der Form
ia^phfi itt nicht ganz richtig angegeliett. SpUaner Excurs. § 2«
Uliigt ja die Erldäning tou lyraonio und Heyne and sucht Ari*
itarch, der es von grco ableitet ^ zu widerlegen. — V. 581. Im
deatschen Argnmente mass hinzugefügt werden: und Euchenor
vom Paris, — - V. 622« wird zu iuidsvsZg mit Unrecht Sövb aup-
plirt, da es an dieser Stelle der Vocatiy ist. — V. 634. Die
Note: li^Von [st. Vor] dvvavtai erganze man 0I qui etc.^^ ist un«
genau. Es war zu sagen: ovih dvvavtai L e* »al ol ov dvvavtM
R. g 123. A. 6. — V. 667. steht ^^lö^ai, im Texte , dsgegen
1X^246. mit Recht q>»i6d^tti. — V. 679. wird erklärt: ^^Siiv
intnnsit. Enstath. htiftsivBV er Standes wo der richtige Sprach-
gebrauch die auch von Koppen bemeiitte Ergänzung des Refle*
xivpronomens verlangte: er hielt sich d. h. er Hieb, -^ V. 727.
war Lehre de Arist. p. 69. Not. zu beachten.
XIV, 87. war dier zu d^fslovtsg gesetzte Genitiv, an dessen
Stelle msn den Accvs. erwarten sollte, wenigstens kurz zu er-
wähnen. Den Grund berUirt auch ^. Matlhiä Encycl. und Me-
thod. der Philologie S. 34. — V. 40. ist Spitsuer genannt. sUtt
Heyne. — V. 183. ist von (lOQOBvta die Erklärung: ,,mühevoll,
fleissig gearbeitete^ anfgenonunen. Aber es "vnure doch aulfallend,
weAu Homer fihr einen so gewöhnlidien Begriff ein so seltsames
Wort gewählt haben sollte. Weit wahrscheinlicher ist dlis Erkiä-
mng maulbeerartig ^ maulbeer förmige welche jFViAt in einer
grlmdllcben Benrtheilung in diesen- NJbb. XX, 4. geltend macht
— V. 199« Wenn irgend eine grammatische Form, so war. hier
ditfivji zu erldären änd dabei der Hiatus mit Ahtene Ueber die
Ooi^ttg. auf fiietc. S. 11. in Erwägung zu ziehen. — V. 227.
Die AüDgabe bestimmter Namen für die .^^t^Av oqbu vi^ozvta
ist ganz überflüssige da> ißt Dichter selbst «n keine bestbumten
Berge gedacht hat; denn sonst wurde er dieselben genannt habeil.
_ V. 249.. In der Note älXovs st äXlo. — V. 27& Die von
Heinrieh entlehnte Bemerkung über die Titanen kann nicht mehr
gebilligt werden, mag man nun der in der Zeitacbr. fui' d. Alter-
Ihnmswiss. 1837. S. 813. oder d« von Naegeisbaeh Hom. TbeoL
S. 76. entwickelten Theorie seinen Beifall geben. -^ - V* 376. ist
für die Unediiheit der beiden Verse der dritte Anstoss übergan^
gen, der in ykhvi%aQfiog liegt. — V. 490» Ueber den vom Her«
mes Salt Heerdeo gesegneten Phorbas wird bemerkt: ,,Als Opfer*
herold ist Hermes auch Beschützer und Mkhrer des Qpfenriehs,
besonders der Schafheerden.^' Attem in Stellen dieser Art kann
weder vom Opferheröld Hermes y noch vom Opfervieh die Rede
iV. Jahrb. f, Phil, u. Päd. od, Krit. Bibl. Bd. XXXIV. Hft. 4. 25
886-' Grieehiteke Literatnr.
Mto. Viel bener erUArt diefie Stehe PuUehe de Terfb del Her«
eorif nraneribue etc. S. 13,
XYy 1^ Die BeraeAang: ,,^xa mki^ demüi^ Zeus Uess die
Ambene fiUen, sobald er sie angebunden hatte^S Icann der Sehn-
1er leicht niinyerstdieD, wenn nicht hinzugef> wird: darnU 8ie
$ekupebend hingen. Bei der Form iuQifim war auch AhrenB vhet
die Conjog. auf fu S. 11. zu erwShnen , wo ix^fia als das Rich-
tige Torgeschlagen whrd. — V. 56 ff. Zu den Verthtadigem die-
ser Verse y die auch Nitssch au Od. Th. UI. S. 54. für unecht
hllt , gehört auner den angeführten besonders noch Arndt : de
lliadis composit. p. 18. — V. 82. Zu den Worten ivd^ hXigv ^
tv%a ist Spitzners Note excerpirt, worin Bif/v au «i|^t eo gezogen
und erlclirt wird: hw iverim vel illio^ ohnedass Lekrs Quaest.
Bp. p. 207« gelcannt worden ist, der mit grösserer Wahrschein-
Nchiteit die Ericiarnng: dort möehf ich sein und dort geltend
gemacht und panend Apoll, ill, 771.: d^tAi} c/cd, vvv %v^a %ar
wvri iv%a yhaf^m; Terglichen hat« Uebrigens war noch auf-
merknm zu machen, dan die gegen die sonstige Gewohnheit des
Dichters von einem un^innlichen Bilde entlehnte Vergleichung
hier jdeshaib als treffend erscheint, weil nicht von einem am»*
Uehen Wesen, sondern Ton einer Gottheit, die selbst nicht in die
Sinne filit, die Rede ist, und weil dn Bild durch den weilge-
reisten Mann eine gewisse RJnmlichkeit und Materialilät gewinnt.
— V« 87. Die Note: „Die Oonstruction dix%6d'€d ttvl «(, einem
etwas abnehmen, ist blos poetisch^' ist genauer zu bestimmen
qach Hermann zu Soph. DL 434«: „d^tf^a^ riw, quum is, qol
aodpit, aceipiendo facit quod gratum sit alterL^^ Auch Rost
§ 105« 2. Bemeric« 1). -^ V; IM. Zu: ^^xanov qfvts66a& platte
tai^e d« i. creare dolorem^' wire aerere hinzuzufuTgen , da gerade
dieses Verbum. ron den Lateinern (vgl. Cic. Tusc 1, 14, 31« und
dnelbst Kühner) in ähnlicher Metapher gebraucht wird. —
V« 141« ist einfach bemeriEt: „i^vtfO'a» d« i« ^tistf^a» aerpare.^^
Es war nach Homerischer Ansii^t vom Schickml hinzuzusetzen:
'4. h. mortem retardare^ wie auch Sehmalfeld de fato Hom« par-
tic« I. Eideben 1836. p. 6. diese SteUe eiUart hat — V. 144.
wird netiyysXog mit fJnrecht ein asra| dgiifispov genannt, weil,
wenn Hr. Gr. hier diese Form gebilUgt hat, er dieselbe audi
XXin, 199. in den Text nehmen muss. — V. 204. Die Note
iiber die Brinnyen ist jetzt nach NaegeUbaeh Hom. Theol. S, 99.
214« 226« zu berichtigen. Anders werden die Erinnyen gedeutet
in der Zeitschr. f. d. AUerthumswiss. 1837. S. 813. : „dem Aelte-
ren folgen die Erinnyen, um ihn Fehler blieben zu linsen^, eine
Deutung, die Naegeisbach nicht beruci[sichtigt hat. — V. 2S9.
Ueber die Constroction iv x91q$66$ XaßsZv ist zu Tergldchen
Wunder zu Soph. Oed« R. 883. — V. 441. heisst es: „vö|ov
Ist nach den SchoL Ton der GeschicUicUeit im Bogensdüeaaen,
nicht Tom Bogen zn^ yerstehen.^^ Aber, diese" Note des Sdliol.
. HonMri Illaa von GniflittB» 867
betriA- Dicht «owohl das einfiwfae VfoH vö|o#vM» viefcn^r dmk
Untotand, das« dieser Bogen eia Gescheide des A|^Üo genannt
wird« — V* 717. awka^tov bedeutet nioht sowohl ,,da8 luninlme
gebogene Hinterthett des Sehiffes'S als Tielmefar die f^er%ienmg
am Hintertheile.
XVI, 57- Das Citat sa itoktv ninss heiisen I, 366. Zm fit va*
vaöztjv war auf R. ^ 104« A. 0. extr. zu erweisto. — V. 97 ff.
Für die Echtheit dieser Tier Verse stimmt auch Naegelsbich Honft^
Theol. S. 283. — V* 124. Das t^ (liv ist demonstratiTum in
Beaiehuttg auf das Torhergdbende w^t und «piifii^v nämiieh da$
Steuernde ist die nähere Erklärung. — V. 481.: iv»'^ aga X9
<pp£t^«6 iQ%axai äpLqf adwov x^p. Die blosse Erklärung des Scho* -
Basten: v^iQ%atai Schol. tta^slgyvuvtai^^ wird dem Schuler die
Sache noch nicht deutlich machen. Deutlicher sagt man: nbl
praecordia ineiuaa tenetUur circum densum cor, mit C Q. U^Ung
de vi et usu ▼ocabulomnr ip^ivig^ %v^69 similiomque apud Ho-
merum. Drcadae 1840. S. 6. — V. 498. hätte die Bemerkung:
y^naxriipUfi mal ovsidog^ Demüthigung und Schmach, beides wie-
der verbunden 17, 536.^^ [st. 555.] an Gründlichkeit gewonnen,
wenn hier der Gebrauch des Nominativs, wofür man nach der .
gewöhnlichen 'Structur den Dativ erwarten könnte, in der K&rse
erläutert w§re. Vgl« die Note von Benecke zu CIc. , orat. pro
Ligar. cap. IV. — V. 646. : xav avtovg (xlhv oga ist mit Voss
Randglossen S« 16. zu' erklaren g^gen sie hin. — V. 660« ist
die Bemerkung von Naegelsbach S. 284., nach welcher die Gom-
mäta zu tilgen sind , unbeachtet geblieben. — V. 752. heisst die
Note: ^yol^ccy verwandt mit oliAog^ ist der Angriff, Anfall>' Aber .
besser leitet man das Wort mit Buttmann von Uvai ab und ver-
steht es vom Gange des verwundeten Löwen. Dies hat L. Mäfler
de olfiog et olfAfj vocab. origine, signif. et usu apud Hom. p. 9 sq.
mit Recht 9 wie Ref. meint, zu begründen gesucht. Femer wird
hier die Erklärung des Scholiasten als die richtige zu billigen sein.
Denn wenn die Vergleichung sich nicht auf den nahe bevorstehen-
den Tod des Patroclus bezöge, so wäre nicht abzusehen, warum
der. Dichter die Worte I17 ti ptiv äksösv uIkij gesetzt und nicht
vielmehr den einfachen Begriff des blossen Gereiztseine erwähnt
haben .sollte. — V. 789. ist in den Worten xov lovta das t6v
demonstrativ: ihn, wie er einher ging. — V. 811. und 819.
war auf Naegelsbach S. 283. Rücksicht «a nehmen. — V. 849.
ist besser nach Sckmaifeld de fato Hom. p. 9. au.eikiaren: y|boo
didt» Apollinem accessum Afo^pccg accelerasse.'^
Doch auch wir eilen endlich zum Schlüsse , da wir^den für
die Beurtheilung einet Schulbuches gestatteten Raum schon über- ^
sduritten. liaben. Wir siad.aher ausführlicher gewesen, um das
oben gefällte Urtheil sattsam, zu begründen, und besonders die
Mängel , an denen diese Ausgabe leidet, hervorzustellen. Möge
Hr. Cr« die Ausstellungen mit ebenso ürenndlichem Sinne » als wir
?5*
S88 Altcrthnmskaiide.
lie im btereoe der Sidie genadit hftbeii, «orfnoi In Ehrwig^^
gichen. Befloaden mdf e er bei dner oeoen Aosfebe des Buches
■ueh auf eine genane Correetnr desselben bedadit sein. Denn
ausser den wdta^en , gelefentUch an^sfUirten DmddMilcm Mes-
sen sich noch selur viele aufaählen. Bisweilen fehlen auch ini
Texte die Accente gSnaHch, wie I, 6. 147. 200. II, 801. ^9. 10,
83. IV, 78. 2S0. V, 817, VI/41. 160. X, 507. XI, 20L 636. XH^
406. XIII, 32. 440. XVI, 190. 440. 650. ; oder der Spbilus fehll,
wie 1, 453. XI, 234. 257. XV, 66.; oder der Apostroph, wie V,
825.; oder das Iota subsnr. wird vennisst, wie V, 141. 495. VI,
104. 223. 267. 323. 377. 458. [auch bei Spitzner vgl. 406.] Vif,
183. 243. XI, 77a XH, 48. XIU, 352. 357. 736. XVI, 184. 283.
805. Ein linderer Uebelstand, den wir noch erwähnen, ist der,
dass die Rosf^sche Granunatüc in der Regel blos nach den Seiten-
nhlen ciftirt ist. Da man aber nicht voranssetsen darf, dass alle
Schuler einer Kiasse gerade die Ausgabe besitsen, nach welcher
hier citirt wird, so ist die Zahl der Paragraphen nothwend^er
Weise hinsuzufägen.
Huhlhausen. jimetf»
ff
Encyclopädie der ilassischen Alter thumsJcunde^
eio Lehrbach für die oberen Klassen gelehrter Schulen, Ton Ludwig
Sehwiff., Vierte Ausgabe, bearbeitet von Dr. E. Horrmann und
Dr. J. CA. G. Schinke. Erster Theil. Geschichte der grie-
chischen und römischen Liter atur Yon Dr. Eduard
Horrmann; Mythologie der Griechen und Homer
Tom Herausgeber bearbeitet, [in gr. 8. XI u. 160 die griechische
nnd 128 S. die romische Literaturgeschichte. X u. 308 S. die My-
thologie,] Zweiter Theil. Anti^qui täten der Griechen
und Homer von Dr. Eduard Horrmann; Archäolosie
der Griechen und Römer vom Herausgeber bearbeitet.
Mit einem Vorbericht an den Begründer und einem Namen > und
Sachregister zu allen Abtheilungen dieses Werket vom Herausgeber
[VI u. 122 ^e griech. , V u. 132 die rom. Antiquit. , XU und 155 S.
die Archäol.' LIII S. die Register], Magdeburg, , Wilhelm Hein-
richshofeo. 1839. 8.
' SchaaTs Eneyelopidie hat in den Voriesungen von F..A.
Wolf seine erste Batetehung gefunden , hat im Verlaufe der Zeit
an den Wericen der bedeutendsten Alterthumsfonoher sich heran-
gebildet uod hat euch in dieser neuen Bearbeitung sich üherail
an die Quellen gewandt, aus denen mit g&nstlgen Erfolge an
schöpfen war. Da der erste Begtfinder dieses Werkes durch
Mine amtliehe Stellung der philologischen Praxis entf^mdet wor-
den ist, so hatte er die nöthig gewordene Unmrbeitung des
Buches dem nun Terstorhenen Pred%;er Dr. Sckitike in Wedlits
Schaafiis Bneyd^Ule im hbm» Akerthnmskiinde. ' '380
ftbertrsgen, einetn Mtnne, darfldne von dem Tenbnmgs^&iit
g&t Siebelf 8 in Bansen geweekte und bekiiftifte Liebe> snr klacu^
•chen Literatnr gchon dnreh andere, fleissi^ gearbeitete WerJce
bethatigft hatte. Hr. Dr. Sehinke aber wUite sich Ar die anf
dem Titel beseicbneten Theile den Hrn. Dr. Harrmanm aam Mit«>
arbdter. Und so haben diese beiden Männer, eingedenk dei
Homeiisehen 2kiv ts' iv^kgxo^dvw^ wd ts itQo S tov ive^m^
Sfiftmg uigdog %, mit gemeinsamen Ertften ein Werk geliefoft^
daa miter der Menge dtr fOr die Gymnasialjiigend iiestinimten
LehHiHcher einen i^mlichen Plata behauptet. Denn sidit man
-— ifonach man snerat bei einem populären Lehrbudbe dieser Art
fragen muss -^ auf das Verhaltniss ^ in welchem es in dem j^ta^
gen Standpndfcte der Wissenschaft steht: se le(t lobend an erwah«^
nen, dass die Resultate der neueVn Fonchnngen übemll nach
dem Zwedke des Buches benutzt worden sind , und dass man nur
selten auf eine gans veraltete oder nicht gann richtig dargiolegla
An«i«^t stosst; aA häufigsten Ist dies noch in der Archlologi^
der Fall , die im Ailgekieinen der weniger gelungene Abschnitt
ist. Daau kommt ferner, besonders in den von Hm. Hermann
bearbeiteten Theilea ein richtiger Tact für die Bedürfnisse der
Gymnasien^ welcher In den, in der Vorrede auseinander gesetalett
und überall mit ummhtigem FIdsse durchgeführten Ornndsat»»
auf eine Betfall verdienende Weise hervortritt.
Statt nun dieses lobende Gesammtnrtheii inl Einzelnen mit
gelungenen Beispielen au begründen, wollen wir. den an dieser
Anzeige (die wir übernahmen^ damit dieses Lehrbuch auch in
diesen NJbb. nicht ganz unenHihnt bldben mochte) ans verstatte-
ten Baum lieber dazu benutzen , dass wir auf einzelne Unrichtige
keiten oder Mängel, die sidi gerade beim Lesen uns darboten«
aufmerksam machen, jedoch mit Uebergehnng alles dessen, was
schon in andern uns bekannt gewordenen Beurtheilnngen '^) be«
rührt worden ist« Wir wenden uns Zuvörderst zur griecfaisdien
Literaturgeschichte. Das Muster, welches Bernhardy hier auf-
gestellt hat, ist auch auf das vorliegende Buch nicht ganz ohne
nachhakigen Einfluss geblieben. Die mannigfisltigen Schriften
und ihre Verfasser erischeinen hier nicht als ein todtes Gerippe
vereinzelter Notizen, sondern es ist von Hrn. H. älieraU eine
zweckmässige Andeutung des organischen Lebens, ddr Literatur
in ihrem Wechselverhältnisse zu dem Ldben des Volkes überhaupt
gegeben worden, ohne-dass die Darrtellung in gelehrte Abstractio^
nen sich verliert, wie solche die Fassungfskraft der Schüler bei
weitem^ übersteigen wrürden. Besondere Erwfihnung verdienea
auch die mit sichtbarer Liebe und löblicher Sorgfidt verfassten
CHharakteristiken derjenigen Schriftsteller, welche für den Gym-
"*> 8. AHg. Literatur- Zeit. 1836 Nr. 138 f. Janaisdie AUg* Liter.
Zeh. 1899 Nr. 174. GTsmaf ialoeit. 1840 Nr. »f.
890 Alterikiimskfiiide.
DMMiratfliTldit dto bedenteniitten sind. Von den Ausgaben
df e Editl. princMwie diejenigen, welche eine Epoche begründen,
und die, welche f&r 4en Schulgebnnch wichtig sind, angefahrt
worden. Dieaet Princip ist als beifallswerth aniuerkennen. Indean
iat bei der Dnrciif8hrung desaelben noch Manches su bessern,
indem öfters unbedeutende Ausgaben CTwibnt , dagegen mandie
wichtige Leistungen übergangen sind. Bei dem Nachweis Ton
cinnelnen Beispielen gehen wir billiger Weise blos bis zum Jahre
1837 , weil spiter erschienene Werke noch nicht haben berück-
feiditigt werden können, und Hr. H. sich dieselben für eine kfinf-
tige Bearbeitung des Bnches schon wird angemerkt haben. Jetst
SU den Bimelheiten. S. 7. werden als Verfasser der Naditrage
SU Snlser's Theorie nur Dyk und Sehatz genannt. Die Feh-
lenden können Jetst ans Fr. Jacobs Personalien nadigetragen
werden. Bei Fabrichis von Haries fehlte 1790— 1809. Beck's
Accessiones fbei Hm. H. yerdrudct) erschienen 1827 und 1828.
Femer sind Fr. Päeeow Grundzuge der griech. und rSm. Liter.
2. Auü. Berlin 1829. 4. und Fr. Ficker Literatuigesch. der Gr.
und Ron. Wien 1835. 8. übergangen wofdeo. — S. 10. wird
gesagt: „die äUeete Form der Poesie ist die epische etc*^ Ge-
nauer wäre su sagen: die tUteste uns erhaltene Form der Poesie
etc. Denn aus der iütesten Zeit liegt keine sichere Andentong
des Epos vor, die Namen jener der Sage nach uralten Sanger,
sowie die ihnen beigelegten Dichtungen fuhren wohl mehr auf
das Lehrgedicht, wie des Orpheus Gesinge, des Musiius hJ^etxt^
fftig vööoav n. A. Auch die im Homer selbst sich vorfindenden
Spuren von vorhomerischeh Gedichten deuten auf didaktischen
I^alt hin, wie s. B. des Thamyris Streit mit den Musen, die
gewiss nicht von Heldenthaten der Menschen sangen , und denen
Thamyris wohl nur etwas Verwandtes entgegensetzen konot^
ganz deutlich das didaktische Element su venrathen scheint. De-
bereinstimmend damit ist die Sage von dem ihm beigelegten Ge-
dichte ^BoXoyla. Auf derselben Seite heisst es vom Orpheus:
^^Agyovavnxa ... in seiner jetzigen Gestalt wohl erst ans dem
6. Jahrb. nach Ghr/^ und -am Ende der Seite: „Ob.dle unter des
Orpheus Namen jetfsi vorhandenen Werke erst «aus christlicher
Zeit (Schneider, Hermann), oder aus früherer (Heyne, Voss,
Wolf), steht nicht fest^^ Aber das stimmt nicht genau susam-
men; jedenfalls war auch Lobeck m erwähnen ^ der im Aglaoph.
S. 395 f. und 405 f. geseigt hat , dass Alles unter seinem Namen
auf uns Gekommene erst spätere Erfindung sei, und dass die
Hymnen blos ein antikes Ansehen haben. — S, 11. bei des Mu-
säos erotischem Gedichte fehlt die Ausg. ex rec. J. Schraderi.
Leuward. 1742; wiederholt von Schäfer. Leips. 1825. Femer
die Ausg. von Heinrich ist nicht 1783,* sondern 1793 erischfenen.
— Bei Homer möchten die neuern Ansichten , welche die Wölfi-
sche Ansicht bestreiten, genauer su berncksldbtigen sdn, und
SchaaffB Encydopadie der klass« ÄlUathaiiuikiiiide. 801
i
da dieser Dichter aucb für die Jugend eipe Wicht%iceil ImiI, 'wie
kein anderer, ao wäre ein etwas tieferes BIngelieB in das Binaelne
wohl an seiner Stelle gewesen; a, B. S« 13., wo Mos gesagt wird,
Homer erscheine ,4n höchster künstlerischer Schönheit/* Dabei
pflegt aber, der Schüler in der Regel sich nichts Deutliches sn
denken; darum worden wir hier angedeutet haben , worin diese
künstlerische Schönheit bestehe, vund wie sie besonders bei dem
gSoslichen Zurücktreten des Dichters robjectiver Charakter)
durch Einfachheit und Verständlichkeit hervortrete: 1) in der
Ordmifig. Einfache Feriodologie, so dass Ton und Rede gleichen
fichritt halt. 2) in der Gliederung. Eine Menge Sachen und .
Personen haben ihre stehenden Epitheta cur festern Auffassung
der Hauptcharaktere und Merkmale. Ferner: snerst wird, der
Begriff der Sache genannt, dann folgen erst nach und nach die
einxdneo Prädicate, wodurch der Begriff ausgemalt oder verdeut-
licht wird [ein Beispiel wie IL III, 330.]. Die natürlichen aus dem
Leben g^riffenen Metsphem^ die jsur Gliederung wesentlich bei^
tragen y wie Zaun der Zähne, schwaraes Herz,, zottige Brust
(vgl. manches treifflich Erläuterte bei Axt das Gymnasium und -
die Realschule , wie S. 42 ff.). 3) in der Abwechselung von Le-
ben und Ruhe* Zur Lebendigkeit auch die das Allgemeine indi-
viduallsirenden Vergldchungen. Zur Ruhe: die Beschreibungen,
wo die Massen in ihren einzelnen Zügen hell vor die Augen treten,
und derselbe Zug öfters zurückkehrt, um das Bild, anschaulich
und eindrücklich zu machen (Lessing im Laokoon , Herder krit.
Wälder. 1. H. S. 184.). Mitten in die lebendigste Schilderung
treten die Nebenhandlungen ein mit ihren eiozdnen Zügen .voll-
ständig ausgeführt [Beispiele wie mitten in der Verfolgung des
Hektor die Schilderung der Quellen des Scamandros II. XXIL, der
Schild des Achilles, der Wagen der Juno« II. V.].' Dies.e Ruhe
selbst in scheinbar kleinlichen Dingen s s. Naegelsbach zu U. I,
246. U, 183. 4) in der Abrundung. Jede Beschreibung, jeder
Vergleich fangt mit einem vollen Verse an and schiiesst mit einem
solchen, selbst die Reden werden mit,dem Verse angefangen und
sind durch stehende Formeln eingeleitet. Doch genug; wir woU-
ten nur andeuten, nicht ausführen. — S. 14. die Ableitung der
Rhapsoden von ^aßSog und cJddg, die hier befolgt wird, dürfte
schwerlich als die richtige Bidä hinlänglich erweisen lassen. Vgl.
Bernhurdy Griech. Lit. 1. B. S. 217 f. Weiter unten hat Hr. H.
bei Anführung von Wolfs Ansicht einen Hauptgrund übergangen,
mimlich dass ein so langes Epos nicht im Geiste und in der Sitte
jener Zeit gelegen habe etc. — S. 15. wird von Payne-Knight
Proieg. die ältere Ausgabe citirt; vermehrt und verbessert stehen
diese Prolegom. in der zu London, Paris und Strassburg 182Q
erschienenen und durch das ein ewiges Hauchen und Blasen be-
wbkende Digamma bekannten Ausgabe, welche Bissen El. Sehr.
S. 277 ff: beurtheilt hat. Der dann folgende Satz: ^^m Ganzen
dSS AltertknaiskaAde.
di9 BmäickM ineAr für ff^f^ die Engl, und Fran«. gegen ikn^S
liMt «idi jeUt f wo der Enthusiasniiis for Wolfs Hypotheee sich
abgekoblt hat, wohl nicht mehr als richtig erIcenneQ, mag man
die AutorlUlea sahlen oder wägen. Weiter. Hinter , Jnterpo*
latioiieB^ wire der sonstigen Gewohnheit gemäss adsTi^^Ecg bo
•etien. Zu den etymologischen Deutungen „von öfiw und £q(o^
wfire auch das schon Od. XVI, 468. Torl(ommende ofiffgin xaeam^
mvtdr^ffen^ begleiten ^ su erwähnen, abo der Gedichte msaiiH
»enfugt oder der dieselben mit der Cither begleitet. Die Anmer-
kung beginnt: ,,Die dem Uerodot beigelegte Lebensbeschreibung
Homers ist aus sec. 2« p. c. , die dem Phitarchos beigelegte ist
untergeschoben/^ Deutlicher für den Schüler wäre: die dem. H.
beig« Leb. H. ist ein elender Eoman aus etc. , die dem PI. beig«
(fis Emeeti'e ^wgabe des Homer T. F. befindliche) ist unter-
geschoben, und Wyttenbach hat sie mit Eeeht in %wei besandere
Stücke getheilt. — 8. 16. in dem Absatse ,,Urtheild der Alten
und Neuen'^ fehlt unter den Alten Longin und QuiniiUan^ unter
den Neuem mancher gewichtvolle Name, wie Hegel In der Ae-
sÄctik, Goethe u. A. Bei den Ausgaben würden wir, da Hr. H.
bei andern minder wichtigen Schriften dergleichen Znsatne macht,
Bur edit. pr. hinzuaufngen: {ausgezeichnet durch ihre JPorm, da
ihre Lettern ganz die Buchstaben der Handschriften wieder-*
geben). Bei der Ausgabe von Wolf heisst es: ,^LIps. 1804 (Ih'as)
— 1807 (Odyssea). Neue Ausgabe 1817.'' Das LeUtere wird
der Schüler missverstehen, indem er es entweder auf die Odyssee
oder wenigstens auf beide Gedichte bezieht, da doch nur die
Ilias .in erneuter Bearbeitung erschienen ist. Die Ausgabe von
Heyne: 9,Llps. 1802—22. 9 voll.'' würde genauer so heissent
Lips. 1802. 8 voll. voL 9. 1822: index von Gräfenhan. Die 5. AufL
von Voss ist nicht 1834 , sondern 1833 erschienen« In der An-
gabe der „Scholien" Ist hinter Bekker. Berlin 1825. susgefallen i
3 Voll, mit Index. 4. Letate ZeUe steht 1803 statt 1804. Unter
den Erlluterungsscbriften vermissen wir als wichtige und nicht zu
ifaergehende; Spohn de extr. Od. parte. Lehrs de Arist. stud«
Hom. Regim. 1833. Dessen Quaest.Epicae. Ibid. 1837. Seberi
Index Hom. Oxon 1780 u. 1782. — S. 17. § 25. wire der Sati:
„Sehr geschätzt war die verlorne Parodie der Odyssee: Mar*
, gites" deutlicher durch den Zusatz: etin Spottgedicht auf einen
Kolophonier^ der wegen seiner Dummheit jenen Beinamen
, erhielt. Bei der Ausgabe des hymn. in Gerer. von Ruhnk. wsrea
auch die duae Epist. Criticae au erwähnen nebst der Zshi 1782,
iMch der Bemerkung , die auf der Rückseite des Titelblattes der
Leipa. Ausg. steht. -- Was § 26. über den „epischen Kyklsi''
gesagt wird, möchte wohl etwas zu dürftig sein^ es war wenige
stens über die HaoptqueOen, daa^ Bruchstiidc des Fhotins (ist
Gtisfo^d'sdHNi Hephistion und anderwfirts afagedmckt) und über
das Schimon su Clem. Alexandr. Strom, (ed. Klotz. Tom. IV.
Schaaffs Encydop&dit der cbtti» Attertkimskiinde. B08
p. 104.) Einiges ta tagcn^ -*- 8. 18w Deber HerfodiM w«rd<$il
{mm bei den «nd^rn Dichten angegeben , Ist) die' Urlheile der
Alten Termiflst ; des AIcüih (s. bei MUtcell de Eni. Theag. p. 379.%
Velli^. Faterc. I, 7., Qninctii. X, l., Dionys. ; der angeführte Inhalt
der Werke und Tage dörfte mehr nach dem Ideengange des 6e-
dlclites genauer nn gestalten sdn^ mid sn dem Schlusssatxc: .,^deir
Hauptsache nach edht^^ noch hinnngefiigt werden die Anssage des -
Pausen. flC^ 31, 4 f.^ dass nur die M^ya uul ^Ifai in Böotien)
vro man sie anf sinnernen Tafeln, doch dine Prooendtun geschrien
ben fand, als echt anerkannt wurden. Von den Ausgaben ist die
verraeintUehe ^fid. pn mit Theok. (HedioL 1481 ?) FoK'< [?gL
Bänke m AUg. Liter. ZeU. 1836. Erginsungsbl. Nr. 26. S. 207.]
in diesem Buche lieber in tilgen und blos 1493 yb/. sn setzen;
nach dieser aber ist auch die Ausg. des Trincavelins. Venet 1537
lu erwflmen, da in dieser snerst die Schollen erschienen. Sonst
ist bei der angelGhrten Literatur als bedeutend nachzutragen:
e. J.C. MwiseU de Emend. Theog. Hesiod. Lips. 1833. O. MüU^
ler Archäol. Vindication des Hesiod. Herakles -Schildes lu der
Zdtschr. f. Alterthumsw. 1834 Nr. 110 ff. Die neuesten, Epoche
madienden Leistungen von Lehrs (Quaest. Ep.) und iZaislr^^ sowie
das Werk Ton Marckseheffel konnten hier noch nicht angefahrt
werden. — S. 20. Mimnermos wird statt ,,c. Ol. 46, 2.^^ genauer
(nadi N. Bach) in die Zeit c^ Ol. 37. gesetzt. Der Ausdruckt
er dichtete ^Lieder der Liebe^, ist nicht bestimmt genug und
deshalb zu ündem in Kla^lieder über die Bitterkeit und den
Wankelmuth der Liehe (in Belebung anf die seine Liebe rer- *
adunShende Flötenspiderhi Nanno). — S. 21. Bei Aikaeos war
ausser Quint. audi Horat. Od. II, 13, 26. zu nennen. Z. 18. Bf elno
statt M^Unno. — 8. 24. Z. 16. v. u. Pocyl. st. Phocyl. Ebend.
§ 40. wird die Ldbenszdt des Xenopkanee so angegeben : ,,c. OL
60. 54a (gek c. Ol. 40. 610.)^ Abgesehen davon ^ dass beide
Maie die Zahlen der Olympiaden und der Jahre Tor Chr. einander
nicht entsprechen, kann auch diese Angabe des fiebortsjidtfi,
ob^eich dieselbe aligemdn hergebracht ist, nicht die richtige
sein, weil Xenophanes noch in der 72. Ol. nach den Perserkriegen
gelebt hat, wie aus einem Fragmente bei Athen. II. p. 54« B«
erhelit: Sivwpivfp kv üaffqidlais^ wo es ▼. 4 f. heisst:
tlsf ne%w ug Jevdgävf «66a Tot Sr^ iötl^ q>iQe&gB;
MtiU%og^ö9^ o^' 6 Mfjdog dtplTCBZö;
JFemer werden hier unter seinen Gedichten besonders anfgezShIt:
„22UioV ^btfißoh TQoypilai (lyrische).*' Das letztere soll i7i»-
Q<f»IUin hidssen; allein diese drei Wörter sind blos Terschiedeue
Namen für ein und dasselbe Ctedicht Bs waren diese lamben
(nach Diog. Laert.: leefußoi xaO^ 'HdiMov ^al "Ofii^^ov öder Ilth
QtjfdUti nach der angeffihrten Stdle des Athena^us, oder 2ikloi
nach Btrabo XIV. p. 643. und Schol. « Arist. Equit 4Ö6.), wie
es schefait, satfakche Ctediiite^ in welchen wahnicheiidicli die
SM Altertlinm'skiiBde.
GStterlebre des Homer und Heiiod «igegriffeii wurde. Bei Ar-
menides ist tiiniiigesettt: ,,c. Ol. 69 — 79.^*^ Den Zwischenstrieh
wird der SchQler durch his deuten, aber Fuüehwm in der (liier
nieht erzürnten) Schrift: UaQpiBvldavg jiilifctva^ Parm. Frag-
mente etc. ZlUliehan 1795. hat sehr wahrsdidnlich gemacht, dass
Parm. mn die 79« Ol. gelebt habe, weil er nack der aosdhrnck*
liehen Bemeiiung des -Plato mit dem noch jungen Sokrates m-
sammen gekommen sei; darum war Mos die letztere Zahl- aufim*
nehmen. Bei Stesichoms wäre wohl die MuHtP^dla , die J. fifee/
im Bh. Mus. Vi* Jahrg. p. 1 sqq. und F. Fritzsche im index lectt«
SU Rostock 1837 behandeln, kun su erwähnen gewesen« Z. 8.
V. Q. 66q>og statt eotpog. — S. 26. Z. 5. 1544 st. 1554. Zu § 43.
iiber Simonides möge fi. Bach de lugubri 6r. eleg. spec IL
Fuldae 1836. nachgetragen und daraus Einiges TQn dem Ange-
fthrten, besonders die Frage: ,,seit ihm der Name Elegie?^
näher bestimmt werden. — 8: 27. hatten bei Pindaroe auch
G. Hermanni de offic interpretis et Emendatt Pindar. (wieder*
holt Opusc. VII, 109 — 173.) erwähnt werd^ soUen. — S. 28.
Den Satx: ^^die Frage über die dorisch Lyrische Tragödie ist
noch lu keiner allgemein angenommenen Entscheidung gdbmcht^,
würden 'wir nach dem, was Lobeck im Aglaoph. in Beaiehung
anf diese Termeintliche Tragödie entwickelt hat, im Torliegenden
Lehrbuche gänzlich streichen. Was gleich darauf von Thespis
gesagt wird, dass ,,er znerst einen Schauspieler (wtoxQiziqg) ein-
Ahrte, der in lamben den Gegenstand der Aufführung mittheilte
(Isrsigodiot^) oder einen Dialog mit dem singenden Chore einklei-
dete (Hör. Ep. ad Pis. 275.)^ — - das ist lu viel behauptet. Horas
sagt bekanntüch nur dieses; dass Thespis seine Gedichte auf
Wagen umhergefahren habe, d. h. dass er das scenische Gerüste,
das er anir Auäuhrung seiner Gedichte gebrauchte, umhergefah-
repi habe, und dass seine Leute, welche sangen und agirten, das
Gesicht mit Hefen geschminkt haben; Das Uebrige^ was hier
angeführt wird (Namen aus Aristot. Poet C 12. geschöpft und
hier schon auf Thespis unrichtig fibergetragen), gehört erst in
die Zeiten des Aeschylus und Sophokles. Z< 13. v. u. Meinedke
^t. Meineke. Ebenso S. 60. 85. 96. — S. 29. entiialten die m
der Charakteristik des Aeschylus stehenden Worte: ^^IlQoXoyog^
Exposition, Ixugdd^ov^ gemächliche Entwickeinng der Fabel,
Uodog. — Arist Poet. 4. 16. [muss 12. heissenj Horat. ad Pis.
270. [st 278.]'' eine Erklärung, die Niemand, der die Sache
noch nicht kennt, verstehen durfte. Besser ist, wenn die Worte
des Aristot C 12. selbst von "Eöti dh XQoXoyog bis xoqoS füXog
aufgenommen werden. In der angefahrten Literatur ikber Aeschy-
lus vermissen wir die Tielfachen Forschungen G. Hermanns in
dessen Opusc. , ferner Petersen de Aeschyli ^ita et fUbb* Ha?n.
1814. G. Blümner fiber die Idee des Schicksals etc. Ldps. 1814.
den lu HaUe 1832 hi 2 Voll (von Bitschi) heransgegebenen Ap-
Schaaffs Encyclopadie der class. Alterthnnisknnde. 805
parat. Crit. et Ezeget. ; und unter deo Uebers^tsern dnselner
8lficke den Namen Fr. Jacobs. Bei Sophociea O. JP. -Hermanni
Quaest. Oedip. capfU tria. Marburg 1837. S. 30. Z. 18. 1827
statt 1826. — S. 32. § 50. ist awischen der dorischen und aiti"
sehnen Comödie nicht geschieden worden. In 1d6r Literatar war
auch Sioiie de comoediae Graecae generibns Berlin 1834. (der
besonders den Einflnss der Zeit ^escbildert hat) hier zu erwahr
nen, sowie Grysar de Doriensium co&oedia. — S. 33. bei Ari-
stoph. ist Quint X^ 1, 66. nber^n^en. Z. 14. v. u. Borrmann st.
Burmann. Z. 5. 1836 st. 1838. — S. 34. Z. 7. 6. st W. In
der Literatur des Aristophanes ist besonders C. F^ Hermann index
Lectt. Marburg 1833 und 1837. 4. über die Wolken; ferner Q.
Hermanni Adnotata ad Ar. Eqnites. Zeitschr. f. Aiterth. 1837.
Nr. 62 ff. und C. F. Hermanni progymnasmatum ad Ar. Equit.
capita tria. Marburg 1835. nachzutragen. — S. 34. bei Behand«
Inng der mittleren Co^iödie ist die treffliche Abhandlung Ton
Grauert de mediae Graecorum comoediae natura et forma im Rh.
Mus. II. Bd. hinzuzufügen. — ^ S. 35. bei den Mimen des Sophroa
möge die Abhandlung Ton. Grysar de Sophrone mimographo. K&ln
1838. nicht übersehen werden. § 55. wird als Geburtsort der
Fäntfasis ,,Samos oder Halicarnassos^^ angegeben; es ist da: oder
ThurU hinzuzufügen. Auch war zu erwähnen , dass er ausser
der ^HgaxXsla noch Imvixd (Geschichte ionischer Colonien) ge-
schrieben haben soll. Als Werk des Choerilos (Choeyli Sam. ist
Druckfehler) war IIsQöfitg oder IIsQ^ticd anzugeben. Zu seiner
Ausgabe hat Naeke nicht blos die angeführten ,^Additamenta«
Bonn 1827^ geliefert, sondern auch noch zwei andere Nachtriige»
' Vgl., jetzt dessen Opusc. Fhilol. Vol. I. p. 27ä. Von dem nun
folgenden Jtnlimaekus wird blos die ßi^ßatg erwähnt. Da aber
Antimachus durch diese nicht minder als durch sein Lyde berühmt
geworden ist, so war auch das letztere Gedicht, das Hr. H. sonst
nirgends erwiOint hat, hier nicht zu übergehen. Und wurde von
diesem noch die Hauptstelle hinzugefügt Flut. Gons. ad ApoU,
p. 106. B. , wo es heisst : dno9avov6ijg yäg tijg yvvaiHog oedto'O
jivÖTjg^ ngog ^v q>ikoötiifymg slxs, ütagafiv^iov r^g Xvnf^g
ctvtw l^olfj6s Ti^v hldyelaVy ri]v xaXovnivTiv AvSrifv^ so würde
der Schüler beim Lesen dieser Worte sich auch an die Gaecüie
des gemüthvollen Dichters Ernst Schulze erinnern. ' Unter den
Urtheilen der Alten fehlt das des Dionys. Halic. Zu der Frag-
roentensammlung von Schellenberg ist hinzuzusetzen : Blomfield'
Diatribe de Antim. Coloph. im Classic. Journ.j weiche Abhiindlung
Dindorf in den Poet« min. von Gaisford Vol. III. hat abdrucken
lassen; N, Bach de Jniimachi Lydia in Fhiletae etc. reliqniae
p. 240—257., und jetzt noch: H. G, Stoll animadversiönes in
Antimacfai Coloph. Fragmenta. Göttmgen 1840. in 8. — S. 37.
lieber Herodotus iässt sich Manches mit Hülfe von Bahr's Com*
mentatio in Vol. IV: p. 374 sqq. etwas besser gestalten. - Unter
896 lilteirthiiiiiskiiiide.
den HUftmitlclii tF«rdieiiteii nodi der Emihrang: B^eiÜger de
Herodoti historia ad cannioiB epiei indolem propins^aecedente.
Prolass. II. (in dessen Opnse. p. 182— 206.); G. Boetticker de
»BÜp Herodoto. Berol. 1830. .4.; JT. Hoffmeister Sittlich -reif-
?iöse Lebensansicht des Herodotns. Bssen 1832. §. Z. 4. ▼• n.
833 st 1823. — 8. 39.^ würde neben Quint. auch das Lob des
deero de senect. c. 17. m erwihnen sein. — S. 40. wird twu
Periphis Hanne's in ,^der griechischen Uetyersetsiuig^^ gesprochen.
Es durfte aber nicht unbeachtet bleiben,, dass Andere, wie Bem^
hardy Gr. Liter. 1. Th. S. 348. , ihn für das Werk eines Einge-
bomen halten« -^ S. 42. bei Antiphon ist beiarafugen die Abhand«
hing von Ruhnken de Antiphonte L. B. 1763« 4. (andi in dessen
Oposc. nnd bei Reiske Oratt. Graec T. VII.). Des Isokrates P^-
negyrikos hat den Beisats: ^,eine Ermahnung 2ur Eintracht gegen
die Perser^S was dem Schisiler den Namen nicht verdentHchen
wird; darnm möchte man genauer sagen: Paneg., ein rhetorisches
Kunstwerk, welches theik Lob der alten Athener wegen ihrer
Verdienste um Griechenland, theüs eine Ermunterung der Zeit-
genossen snm gemeinschaftlichen Kriege gegen die Perser ent-
hilt. »» S. 43. § 69. wird Tom Demosthenes gehandelt. Die hier
ais ganz znTerlassig stehende Behauptung, er sei „gebildet durch
Piaton Cic. Or. 4. [und Brut. 31.], Isokrates^^ u. s. w., kann man
wenigstens nicht in dieser Allgemeinheit als ausgemachte Wahr-
heit hinstellen. Vgl. C. H. Funkhaenel in Act. Soc. Gr. I. n. 287 ff.
and Zeitschr. f. Alterth. 1837. S. 485 ff. In der Anführung der
Ausgaben und Hnlfsmlttel Termissen wir als bedeutsrnhe Leistun-
gen: bei der Rede de Corona die grosse Sammelausgabe cum
Taylori, H. WoUi, J. Mariclandi, J. Falmerii, Reiskü suisqne
animadv. von Cr. C. Maries. Ups. 1814. augieich mit latein. Ueber-
setzung, F, Wtnniewski €ommentarii bist, et chronol. Monast.
1829. nnd jetzt noch die Ausgabe von L. Diesen. Göttiog. 1837.$
ferner im Allgemeinen Westermann* s Quaestt. Demosth. und bei
Schaefer's Apparat, crit. et exeg. den Ton Seiler besorgten Tora.
VI. Indices continens. Lips. 1833. — S. 46. wird vom Dinarehus
gesagt: ,^Ueber ihn als Redner urtheilten die Alten mch^ eben
günstig, Dionys. DIn. 8.^^, ein Urtheil aus früherer Zeit , das man
jetzt nicht mehr nachsprechen darf. Es muss heissen: urtheilten
die Alten meist günstig. Das erhellt deutlich aus der genannten
Charakteristik Üis Dionysius, womit die sehr gunstige Beurthei-
lung bei Hermogenes de form. orat. II, 11. p. 494. sich Terglei-
dien lisst , welchem Urtheile auch fTurm in äem (von Hrn. H.
ttbergangenen und deshalb nachzutragenden) Commentarius in
Plnarch. Morimberg. 1828. 8. praef. p. IX sq. ganz und gar be^ie-
treten ist Vgl. auch Westermann Gesch. der griech. Beredts.
§ 73. — § 70. [27. ist Druckfehler] werden Bentl. opusc. phaoL
Idps, 1823. erwähnt Diese Ausgabe ist mir uabd^annt, ich kenne
nur die Ups. 1781. ersehienene* — S. 49; Zu Arefarytas wird die
Schaaffii- Bncyclopadie der klaM» Aherthmnskiinde. 807
BmMkang gegebeD: ,,Dm Buch xsqX tav nuptig tfti^mg bl
iHMdif Aber ausser dieMm aoheint noch vieles Aodere nneclift
lu sein* Vgl. die hier nicht angeführte gründfiche Sdinft von
Hartenstein Be Ardiyta Dissertatio. Ups. 1833. , wo die Frag;'
mente am besten nnd vollständigsten sind 5 and wo die Ansicht
angestellt wird , Archytas habe nur zwei oder drei Ton.den fM*
lösopliischenSdiriften geschrieben {nsQl ^avtog und siSQlp6fMp)^
Von den übrigen aber sden Titel und Fragmente erst spater er^
diditet und untergeschoben. ^^ S. 51. möge die harte Wortstel«
lung: ,,tfls hielte er sie für sich überlegen^^ durch andere Perio*
disirung entfernt wc»rden. — S. 53. Auf dem Titel der genannten
Ausgabe stdit iuBidovtog otel öiogtovvtog A. K, [i. e. KoQa^g\
Bv Üagialoiq. A. 1825. (Es Ist der 15. Tbl. der Bibl. Gr.) —
S.54. In den Worten; ,,swischen Sekretes und Sophisten oder
dessen Sehulern^^ soll es wohl deren heissen. — S. 55. Unter
den Ausgaben des Flato ist die von C. D. Beck. Lips. 1813 — 19«
nicht genau angegeben. Es sind nimlich nur die ersten drei Voll,
▼on Beck besorgt worden , die übrigen fänf Theile enthalten blos
den wörtlichen Abdruck des Griechischen aus der BIpontina, Bei
der Ed. pr.- hätte. In Parenthese bemerkt sein können: mit Bei--
hälfe des M, Musurui aus Creta. Dann fehlt die Ed. pr. der
latdn. Uebemetsimg des Ficfnus. Florent. 1482. Z: 28. : 1834
St. fiecL I. 1833. Sect It 1834. Z. 23. ▼. u. bei Wolfs Ausgabe
fdilt cum UU. Interpret, und das Format 4. min., bei Plato's Gast-
mahl : Rötseher das Platonische Gastmahl etc. Bromberg 1832. 4.
Z. 7. 4. Cars. st. 3. G. : auch enthalt dieser Tbl. von Jacobs Le*
sebucfa nicht blos den Crito, sondern auch den Laches und einen
Theil der Apol. und des Phlldo. ~ S. 28. Z. 1. ,,Paris 1679.
13 Voll.«' st des genaueren: Paris 1639—79. Zugleich mit 6a*
len. 13 Voll. — S. 59. § 83. wird von der Alexandrinischen Bi-
bliothek im Brucheion und vom Mnseion bemerkt: „Beide An*
stalten hatte schon der erste Ptolemäer Lagi angelegt.^^ Aber
^as ist jedenfalls zu determinirt gesprochen , da es durch be*
stimmte Zeugnisse nicht bestitigt werden kann) vielmehr wird als
wahrhafter Begründer allgemein Philadelphus angesehen. Vgl.
Bemha^dff Gr. Liter. 1. B. S. 367 ff. und denselben in den BerL
Jahrb. 1838. April. -- S. 6a ist auch bei Diphüos, was bd den
Torfaergehenden KomikeiB geschieht , su erwähnen , wo die Frag«
mente gebammelt sind , nimlich Wa^le fragm. Comic. Oraec.
p. 50 ff., jctat nun forzüglich Meineke: bist Grit, com* Graee.
p. 449 ff. -*- 8. 62. werden bei Anf&hrongdes KalUmachos auch
dessen Nachahmer unter den Römern erwähnt und die Stellen des
Ofid angeführt, mit Ausnahme des /M«, was ebenfalls erwähnt
werden musste, da Ovid offenbar nach dem Moster und Vorbilds
des Kallim. Schmähgedichtes "Ißig gearbeitet hat. (Vgl. Merkel
in Orid. Trist libr. BeroL 18S7. Einl. §1 — 10. Wie das Gedicht
"I^^ so hätten auch die verlornen Dichtungen AUm und 'Emkif
808 ültertkuat knade. .
mit doi Abhandliiiigea von Nscke (Ae jetit den 2. Tlieil der
Opotc. aasmacheii •oUen) wenigstens mit ein paar Worten genaiuit
werden aoUen. ^ Der Ed. pr.^ worden, wir in Par^ithese bdfofen:
mit VneiaUmchatahen ; und der Conseqaenz wegen durfte nicbt
fehlen der Zumtz e. achol.^ und bei Propertlua : Eleg. III, 1« (vgL
Herzberg im Pregramm xu Halberstadt 1836.). Vom AppUopius
RhodiuB lieisst es: „Wir besitsen von ihm ein episches Gedicht
ete/* Genauer wäre zu sagen : Wir besitsen von ihm nur noch
ein etck, um das Verlorengegangene, das sonst nirgends erwähnt
ist, wenigstens anaudeuten. Statt der Worte: ^,Die erhaltenen
Schollen sind sehr gut^^ lieber gleich bestimmter: Die erhaiie&ea
SchoL sind unter allen bis jetzt bekannten die besten. Zur läte-
ratur ist au setzen : Qerhard Lectt« Apoll. Lips. 1816. 8. (worin
besonders die Sparen der beiden Recensionen mit Sorgfalt nacb^
gewlesen werden). — S« 63. Zu den beiden über Jthianos ange-
führten Sduriften war auch die Abhandlung über beide von jR /o-
eoAs in der Scholaeit« 1833. Nr. 14 ff. zu erwähnen, sowie die
Vorlesung von.^. Meineke in d^ Berl. Akademie 1832. Das
Werk des Aratus wird ohne allen Zusatz Omvofuva xal ^ioöti"
pLtia genannt; es hätte aber kurz bemerkt werden sollen, was
Qraueri im Rhein. Mus. Lp. 343 £ gezeigt hat, dass der Name
^loOiifieia nicht einmal griechisch sei, sondern dass er z/ui^^-
(Ulai oder — filai helssen musste [in deu im Londoner St^han«
angeführten Belegstellen ist ÖLOö^fiucäv zu schreiben]. , Ferner
lütte bei der Uebersetzung des Germanicus in Parenthese gesetzt
werden sollen : oder nach Andern Domitian^ was Rutgers. Var«
. Lect. II, 9. p. 122. ¥on der Paraphrase des. Germ« mit guten Grün-
den gezeigt hat. Zu Quint. war das Urtheil des Cicero de orat
1, 16. de Rep. I, 14. und des Ovid. Amor« 1, 15, 16. hinzuzufügen.
In dem Verzeichnisse der Ausgaben ist bei der Ed. pr«/oA angge-
£ülen, und bei Matthiä sind die Vornamen verdruckt^ es mnsa
heissen F. Ch. Die Ansgabe. ist. nämlich vom Broder des ehema*
ligen Altenb. Durectors« Jetzt kommt ftoch dazu OreUi Cieeronia
Aratea. — S« 64. Als Geburtsort des Theokritos ist hier in Pa-
renthese noch von Kos beigefügt, aber das ist lilos eine aus der
7« Idylle geschöpfte SchoUasten^eisheit, die jetzt sattsam wider-
legt ist Vgl« die nicht angeführten Scholae Theoer. ¥on &. Her-
mann Opuse. V, 78 sqq. Weiter ist angegeben, die Idylle des
Theokr. seien „meistin hexametrischer Form^^; vielmehr alle mit
Ausnahme der zweiten Hälfte Im 8. Id. Unter den Ausgaben
durften drei der bedeutendsten nicht vergessen werden , nämlich
die von Warton Oxon. 1770. 11 Voll« 4., von Gaisford mden
Poet. niin. Lips« 1823. II Voll«, von Meineke BeroL 1836. —
S« 65« wird bei Bion und Mosdius gesagt: „In den Mm. und älte-
sten Ausgaben waren B. u« Th. Id. vernascht ; A, [Ad«] Meter ch.
sonderte siV. Allein das hat schon H. Steph. gethan« VgL
J« A. Jacobs praef. p. XLV. Es muss heissen: Jd. Mekerch gab
8duiafiBi Bncyclopadie der klasa. Alterthuniskiuide* 809
$ie ^amrgi wfm Theokr* getremU heraus* Unter den Ansgftben
de« B. und M. ist als Saimnelwerk Härles, Erlang. 1780. nadiaiH
tragen. — S.67. Z« 17. 1. ^iAofi t^tiq. § 94. war bei Aristarchoa
neben Wolf Prol. anch Lehrs de Ar. stud. Hom. so nennen. —
S. 70. Za den von Manethos cebranchten Worten: ^^Spateren
Uraprungg • . • ist das Gedicht jhcotilsöfiatiKä in 6 Buchern^^
nmsate hinsog^fugt werden: welche nach neuern Untermchun-^
gen verschiedenen Verfassern beigelegt werden. [Schon Tyr*
whitt das 1. u. 5. B«, worin Hermann zu d. Orphic. ihm beistimmt,
die v^rdienstTollen Verfasser der genannten Ausg. Ait und BJgler
nehmen das vierte hinau. Noch weiter auch in B^zielrong auf. das
2. 3. 6. B. geht Lehrs in diesen NJhb. 1835. 2. H. S. 231 ff^l —
S. 72. § 101. handelt iiber Aristoteles. Dieser, wie hier gesägt
wird, „hatte sich im 17. Jahre nach Athen begeben, um hier
den Plateji zu hören^K Aber da Plato bei der Ankunft des Arist«
in Athen sich in SIcilien befand oder wenigstens schon auf der
Hii^reise begriffen war (Tgl. Stahr Aristot. 1. Th. S. 43.) und drei
Jahre lang dort verweilte, mithin die persönliche Berührung dea
Aristot. mit Plato erst nach der Rückkehr erfolgt sein kann: so
würde man richtiger sagen : hatte sich nach Athen begeben und
harte hier später den Plato. Die zweite Ankunft de^ Aristot. in
Athen wird gegen die hier befolgte Angabe von den- neuesten
Forschern in Ol. 111, 2. 335« gesetzt. Die verloren gegangenen
noXix%iai. noXsary haben die Erklärung erhalten: „Beschreibung
der • Verfassungen vpn 158.^^ etc. Genauer: Beschr. der Veff.
und politischen Einrichtungen,- spwie der Sitten und Gebriuche
von etc. Z. 23. v. u. yga^nnav st. ygaiifiav und beizufügen van
den untheilbaren Linien. In der kurzen Erzählung, von dem
Schicksale der Aristotel. Bibliothek hätte Hr. H. die bekannten
Belegstellen Strabo Xlll. p. 608. und Flut. Syll. 26. nicht weg-
lassen aoUen, wiewohl die ganze Angabe nach Stahr's gründlidier
Forschung noch etwas bestimmter gehalten werden konnte. Die
jetzt folgende Aufzahlung der Ausgaben bedarf einiger Berichte
gungen und Zusätze. Die vollständigste Ausgabe wird ungenau
so angeführt: „ex rec. L Bekkeri. Berol. 1832. voL 1 — Ul. Es
fehlt noch vol. IV.^^ Genauer war anzugeben : ex rec. Imm. Bek-
keri ed. Academ. regia Borussica. Berol. 1831— 1836. 4. 4 Voll.
(2 Voll. Text, 1 VoL latem. Uebersetzung, 1 Vol. Scholia in Ar.
coUegit Ch. A. Brandis. Es fehlt noch ein Band Schollen VoL V.)
S. 74. zur Metaphysik fehlt: Scholia gr. in Ar. Metaphya. Bd.
Brandis. BeroL 1837. 8. Z. 3. steht in der Titelangabe unrichtig
mundo st. sensu. Z. 6. in der Rhetorik fehlt hinter Berol. 1831.
[vielmehr 1832.] die Angabe 2 VoU. Zu den Ausgaben der Poe*
tik komme hinzu: ed. Bekker. BeroL 1832. 8. Z. 22. Vol. I.
statt II. Z. 28. ist der Titel: de somno, de vigilia etc. diploma-
tisch ungenau angegeben; er heisst: de somno et vigilia , de in-
Bomnüs et dirinatione per somnum libri. Ed* etc. Unter den
400
Alterthnniskniide«
DabenetemgeD f Alt gleich so Aalbnge die Debenetnmg Act
Setegerien von H^demuin. BerHn 1834», der Poetik von Welee.
Menekurg 1824. 8. , Leasing Drnmatvgie, der Politik von Stahr.
Leipiig 1830. in der Ausgabe. Unter den BrlänternngssdiriftBa,
die schon angefikhrt sein konnten, Teradsst onn A.Siahr Arist.
bei den Rdmem. Leipifg 1834. &, Hegel Gesch. der Phüce.
2. Bd. S. 312 ff«, ^tese Die PhHos. des Ärist. üi ihrem ünem
ZussnHDenhsDge. 1. B. Berün 1835. , Trendelenburg Etementa
logiees Aristot Beroi. 1836. 8. (vortreiaich für den Sdiuige-
braoch). — S. 75. Bd Tbeophrast's Charakteren durften 4ie
bedeaträmen Forschungen von Foee. nicht übergangen werden.
Auch war die Aasgabe von Fischer, Coburg 1763. wegen d< s er-
Uiienden Index und des Commentars von Casaubonus au nennen.
«. S. 80. Z. 1. ist der Artikel r^g an tilgen. Z. 3. steht ßapmif
statt ßagienf. — S. 82. steht Dikäarchos aus Meseene st. Mes«
Sana. Uebrigens möge Hr. H. su der Stelle besonders Oeann
Beitrige nur gri^ch. und röm. Liter* Gtesdi. II. S. 77 ^ — 106. wer*
gldcben.— S. 83. § 112. 1. 'ItfTop. -*- S. 85. § 11&: ,,0b 30
unter den Namen eines Archias in der Anthologie erhaltene Bpi-
gramme^^ etc. Es sind nidit 30, sondern fünf und dreüsig. —
8. 86. Bei der Ausgabe des Dionys von Bemhardy ist 2 Foll. Inn«
nusulllgen. — Der S. 87. erwähnte Markellos fehlt im Register,
sowie auch die Abhandhingen von Kühn nicht erwIKhnt sind. Von
dem jetzt folgenden OppUmus hat die Ed. pr. der 'AXuvt. Mmu-
tue besorgt. Unter den literarischen Werken ist besonders Lehre
Qnaest. Ep. p. 303 sqq. nadiautragen. — 8. 88. Die vom Diod.
Sieuh gebrauchten Worte : „das Historische ist dem Rhetorischen
untergeordnet^^ sind mir uuTerstindlich ; auf die Spradie können
A<e sich nicht bexieben. Unter der Anführung der Ausg. steht
Z. 3. M«opoei st. Ops«, und die auletzt genannte Uebersetarang
ist noch nicht ToHständig. — S. 89. Z. 1. 78 st. 76. Z. 5. „bis
sum ersten panischen Kriege 312. u. e.'* statt 490 u. c. Bei der
Aufseichautfg der Literatur ist die Abhandlung von CL J. Weis*
mann De Dionysii Halic. vita et scriptis. Rintelii 1837. 4. wohl
noch nicht bekannt gewesen. — S. 05. würden wir den vom Dio
Cassius gebrauchten Worten: „Seine Gesinniuig ist servil und
dadardi «ein Urtheil befangenes vor servil hiosufügen : naeh dem
Geiete der Zeit^ um dem Schriftsteller nicht Unrecht an thun«
Bei den liter. HulfsmlUehi vermissen wir JH. WiUmannB de fonti-
bns et auctorit. Dionis Cas^i. Berol. 1835. 8. Z. 27. steht Ben-
ad St. PenaeL Z. 26. 1. Tb. st. 3. Tb. — 8. 101. ist dem Na-
men des FlaviQS Philostratos d. Aelt. In Parenthese (tob Lemnos^)
b^gesetst worden. Warum nicht lieber bestimmter: der emnem
Vaterltinde nach bald ein Lemnier^ bald ein Tyrier^ bald ein
Äikener genannt wird. Dsgegen war dem Namen des Jingem
ein Lemnier beiaufugen. In der Literatur ist die trefttiche Aush
gäbe der Heroic von Boissonade. Paris 1806. mit Unrecht über-
Schaaffs Bncyclopadie der klaas. Aherthnniskiiiide. 401
fangen. Z. 8. ▼. n. 1831 st. 1832. — 8. 113. ^10. 12 tt 8,
oder Tielmehr ganz ko tilgend Z. 11* 1829 st. 1819. Man hat
▼00 Demophiloa und Demokr* aueh eine deutsche Debersetiang
Ton J. M, Fleischner (mit dem er. Texte). Nürnberg 1827« 8* — *
8. 115. Z. 27. iTo^syrlen st. Koles. — S. 117. Bei Philo waren
Torzuglich die Forschungen Ton Chrossmann su beachten und ansa«
fahren. Tgl. NJbb. 33,93 ff. — 8. 122. Z. 11. t. u. stlavoiiivpnß st.
nXavafi. — 8. 124. Z. 18. 1. Rhythmus. — 8. 125. Z. 7. v%o($itif-
§iettaatv«Ofiv. — 8.126. Was hier ober den Stil AeBPausanias
bemerkt wird, er sei nämlich ^^hart und dunkel durch Kurse oder
Lockeres und CnToUkoramenes^^ u. s. w., das möge Hr. H. künf-
tighin etwas behutsamer ausdrucken, nach Vergldchungder Tor-
trefflichen Charakteristik des Paus, von C. G. Siebeiis in Erseh
und Gruber Encyclop. XIV. p. 281 ff. — & 131. Die Bemerkung
über das Zeitalter des Quinius Smyrn, wurden wir so gestalten:
wahrscheinlich gegen das Ende des 4. Jahrb., wie man wenigstens
theiis ans dem Metrum, theils aus den Anspielungen (auf die
rbm. Weltherrschaft III, 335 ff. \ auf die K&mpfe mit den wilden
Thieren im Gircus VI, 531.) schliessen kann. Bei der Ausgabe
Ton Tychsen war statt „Vol. I. (Text)^^ zu sagen: bios Vol. I«
(Prolegom. und Text). Die Leistungen des scharfsinnigen ^.
Möckly^ an dem man einen zweiten Rhodomainn zu erwarten hat;,
Bind wohl damals Hrn. H.-noch nicht bekannt gewesen. — 8. 172.
werden bei Nonnos auch die sprachlichen Eigenthümlichkeiten des«
selben aufgezahlt. Wir würden aber, um die 8ache nicht als gans
ansserliche Empirie hinzustellen , noch iii der Kürze den Grand
derselben hinzugefügt und in der Aufzählung nichts weggelassen
haben. So wäre z. B. zu den Worten: „im sechsten Fusse isC
der 8pondeus herrschend , nur selten findet sich hier der Tro->
chäus^S in Parenthese htnsuzusetzen : weil am Ende des Versei
die Stimme angemessener auf einer langen als auf einer kurzen
Sylbe ruht. Ausgelassen nun sind drei Eigenthümlichkeiten des
Nonnns, erstens: es folgen nie zwei Spondeen hinter einander
(wie Wernicke zum Thryph. bemerkt hat); die beiden andern
wollen wir mit den Worten Ton 6. Hermann ad Orphic. p. 690 sq.
erwähnend apostraphum quantum potuit removit^ hitUus non
nisi Homerieis verborum formulis atqve in his quoque raris"
simo admisit. Damit aber alle diese Einzelnheiten ihre gemein*
salne Idee gewinnen , so wäre am Schlüsse zu, sägen: die Absicht
des Nonnos war die , ein Gedicht au liefern , welches die Gegen-
stönde nicht blos beschriebe, sondern auch malte; sein Gedicht
also über die bacchischen Begebenheiten sollte auch einen bacchi«
sehen Charakter an sich tragen, und dies hat er durch das stete
Dahi^irollen und den unaufhaltsamen Fortschritt seiner Verse zu
bewirken gesucht. Was sodann Z. 2. über die Paraphrase des
Evangeliums von Johannes gesagt wird, dürfte etwas dunkel sein«
Deutlicher wäre: später als Christ, um den Schein, als hinge er
iV. Jakrb. f. PhiL M. Paed. od. Krit. Bibi. Bd. XXXIV. Oß, 4. , 25
402 Alterthamskunde.
aocb dem fleideiithaiiie.aii, von sich la entfernen, tchrieb er etc.
Unter den Ausgeben fehlt bd der Ed. pr. die An^be des Formats
in 4. und bei den Hulfsmitteln A. Koechly in Ztscbr. f. AtteHb.
1836. p. 642 % und Lehr^ Quaest. Ep. p. 253 sqq. Bei dem Ns-
men des Trfphioderon vermisst man aus Aegypten^ da sonst
überall das Vaterland genannt ist. Bei Kolutkwi waren Hermnnn's
Bmendatt. Colntbi (In Opusc. IV. p. 20&.) zu erwähnen gewesen.
Von der so aiigefikhrten Schaferschen Ausgabe : > JBdit, noviorem
ei anet. cur.^^ beisst der Titel: Edit. novam auetiorem cur. etc.
— 8. 135. fehlt bei der Ausgabe des Heliodorw Ton Kony ^sLt
JahresaaM 1804. , und Tor der Ed. pr. des Langö$ war zu erwäh-
nen^ dass Tor dem grieeh. Texte die franz. Uebersetiong dessel-
ben flurch Amyot zuerst JParis 1559. erschienen sei Dasselbe
glll von der lateinischen Uebersetziin^ des Achilles Tatios, bei
welchem überdies beizufügen Ist aus Alesandria, — S. 138.
Z. 14, T. n. ist ,,2. pari. 1831.^^ zu tilgen; denn die genannte
Ausgabe dos Thomas M. ist^in einem Bande 1832. erachienep. —
8. 139. Die Leipziger Ausgabe des Stobaeos von Qaisford ist
1823 und 1824 erschienen. -- S. 143 Z. la. v. n. Feyeyyq
statt Fiayyg.
Mit solchen und ähnlichen Bemerkungen , die bei einem
Werke Ton so weitschichtigem Stoffe, das aus i^erlerlei Quellen
mit prüfendem Blicke das Zwedcdienliche auszuwählen hat, Im
Einzelnen sich leicht darbieten, ohne dass das Ganze Terwerflich.
erscheint , mit dergleidien Bemerkungen also wollten wir Hm» H.
noch "durch einige andere Theile hindurch begleilcn, nber wir
rfnd schon bis jetzt zu aÜBfährlich gewesen und kennen daher
billiger Welse nicht mehr Raum in Anspruch nehmen. Auch wird
das Gesagte zu dem angeführten Zwecke genügen, dn andere
Absdinitte des Buches schon anderweitig ausfiilwlidi beurtheilft
worden sind. So haben namentlich die Antiquitäten der Griechen
in der Gynmaslalzeitnng 1840. Nr. 36. eine ebenso gründliche
und lehrreiche, als humane Beiirtheilnng durch den berühmten
K. Fr. Hermann erfahren, der auch in der 3. Auflage seines aus-
gezeichneten Lehrbuchs der grieeh. Staatsalterth. S. 6. bemerkt,
dass ~ dieselben „als Compendium empfohlen werden können^.
In ähnlichem Geiste haben Andere genrtheilt. Wir wünschen
Hrn. H. Müsse und ausdauernde Neigung, damit er in der Ver-
besserung dieses Werkes , das schon jetzt ihm viel Gutes zu Ter-
danken hat, gleich rüstig forthbren , und sein Augenmerk dabei
aiiC das Sachliche nicht minder ab auf das Formelle richten möge.
Mfihlhausen. Ameis^
Biblid^mphlBcrho Beri^sbifr 40S
Bibliographische Berichte.
Vebersieht der neueren Leietunjgen at»f dem Oeiieie der
ItUeimeehen Grammatik.
Jo gl^bma«siger im Ganzen lange Zeit, fa«t einige Jahrhundejct^
bindarch, die Behandlang der lateinischen GrammatUc war, wie schon
die langdauernde Herrschaft elnzelaer Lehrbücher in den Torigen und
dem Anfang dieses Jahrhunderts zeigt; um so mannigfaltiger und ver-
schiedenartiger sind die Erscheinungen , welche in der neuesten Zeit anf
diesem Gebiete hervorgetreten sind« Doch sqheint ein gemeinsames Band
diese verschiedenartigen Darstellungen zusammenzuhalten und ein Geist
sie mehr oder weniger zu dnrcbdringen. * Denn so wie früher die empi-
rische Auf&ssung der Sprache sich leicht bei gleichen Principien und
gleicher Methode begnügte, so schlug die mehr rationelle Betrachtung
derselben in der neueren Zeit die verschiedensten Wege ein, um zu
einem erwünschten Resultate zu gelangen. Seitdem Hermann diese
rationelle Behandlong in die griechische Grammatik eingeführt hat,
konnte sie nicht ohne EinfiLuss auf die lateinische bleiben, und wurde
durch einige besonders in den letzten Jahren hervortretende Richttmgen
des iSprachsjtudiums bedeutend untei)stutzt« Es waren auf der. einen
Seite die überrascheoden Resultate des vergleichenden Sprachstudiums,
besonders die unübertroffene Behandlung der deiitschen Grammatik durch
J. Grimm , welche aufforderten , die neuerofEheten Hülfaquellea auch für
die DiisteUung der latein. Grammatik zu benutzen. Auf der andern
Seite war es die geistreiche und scharfsinnige AofBassong der deutschen
Sprache , die durch Becker und Herling begründet wurde , welche einen
neiian Weg für -die Behandlung der latein. Grammatik zeigte« Dazu kam,
dass die Anforderungen an den Unterricht bei beschränkter Zeit sich
steigerten und eine Methode, zu suchen nöthigten , die diesen Forderun-
gen Genüge leisten könnte, diese aber ohne gründliche EUnsicht und
rationelle Durchdringung dss Stoffes nicht gefunden werden kann» Zudem
wir dieses Streben nach wissenschaftlicher Gestaltung der Grammatik aU
das ]^genthümliche bei Weiten der meisten neueren Erscheinungen auf
diesem Gebiete betrachten, stellen wir ein Werk an die Spitze^ dessep.
Verfasser sich die Aufgabe gestellt, eine Wissenschaft der lateinischen
$praofae zu gründen, leider aber nur einen. schwachen und ungenügenden
Anfang gemcM^t hat, nämlich: Die Wi6$€n8ch(tft der lateinischen Oramf
vuOik dfirgefidlt vqh Dr. G. E. Mühlmann, MitgUßd' der grkehisahen
OeseUwckitft zu Leipzig, Erste Afttbeiluv^^ nebst jobiem Vorworte über,
das FerMlinies der Fhihlogie zur Philosophie , Geschichte ^ Oegemoart.
tmd Pädagogik, [Leipzig, Schumann. 18d9. XIII u. 104 S. 8. s. Gers<
doif ReperU>r. XXIV. p. a32.] Nachdem der Verf. mit Rpcht Sprach-
wissenscbalt und Sprachlehre geschieden hat, spricht er von der Sprache
selbst. I%s» ist aa«h ihm eine dreifache, der Ansdffuck des Innerei der
26*
404 Bibliograpliische Beriehte.
M«iiiclilieity der Ausdnick der Natur, der Ansdrad^ eines Wesens, n^on
dem unsere Yorfiibren sagten , wir mossten es nur fuiilend yerehren.^^
Die Sprache in speciellem Sinn, s. p. 31., erscheint nach Hm. M«
snnichst als „die unbestimmte Mittheilung des Gefühls durch Laute,
durch Verbindung der Laute und dem aus beiden erzeugten Ausdrucke
dessen, worauf die Mittheilung sich bezieht; dann in der Bestimmung
dieser unbestimmten Mittheilung , in der sich das Streben ausdruckt,
durch die Verbindung Jener Ausdrücke die Beziehungen derselben mit
Worten auszudrucken. Die Tolligo Mittheilung des Gefühls ist die Be-
stimmung und Verbindung jener Ausdrucke in allen Beziehungen.^' Der
erste dieser Theile soll in der Elementarwissenschaft, der zweite in der
Lehre ron Ellipse und Pleonasmus , der dritte in der eigentlichen Gram-
matik behandelt werden. Diese Aeusserpngen reichen hin, um zu zeigen,
wie vage und unklare Vorstellungen über das Wesen der Sprache und
der Sprachwissenschaft und das Verhaltniss ihrer Theile diese Schrift
enthält, Ansichten, die man bei dem jetzigen Standpunkt der Wissen-
schaft nur aus der Unkenntniss desselben sich erklaren kann. Nicht
besser gestaltet sich das Urtheil, wenn man das Einzelne betrachtet.
Hr. M. giebt hier seine Ansicht über die Entstehung und Bedeutung der
Casus und einiger Pronomina, denn darauf reducirt sich das, was bis
jetzt der Verf. von der mit grosser Confidenz und Verachtung aller bishe-
rigen Leistungen angekündigten Sprachwissenschaft ' in grosser Breite^
ohne die nothlge Klarheit , mit zahllosen Verweisungen auf das noch zu
Erwartende dargelegt hat. Der Verf. unterscheidet nämlich dru. Ver-
haltnisse, das der Gleichheit, das der Verbindung und das der Selbst-
ständigkeit, und je nachdem nun ein Gegenstand oder ein als selbststan-
dig gedachter Gegenstand oder mehrere derselben in diese Verhaltnisse
treten ; oder die Beziehung auf den bestimmten Gegenstand oder mehrere
nach denselben ausgedruckt werden soll, treten entweder die Casus oder,
wo diese nicht ausreichen wollen, gewisse Pronomina ein. So bezeich-
net der abl. sing., denp mit diesem beginnt der Verf. , das Verhaltniss
der Gleichheit, und locus est Roma (??), s. p. 52., heisst ein in dem-
selben Raum, den Rom einnimmt, bestimmt abgegrenzter Ort^ dieselbe
Beziehung- zu mehreren Gegenstanden wird durch den Ablat. des Dualis
(so nennt Hr. M., was seither abl. plur. hiess, ohne einen erheblichen
Grund anzugeben oder die Zweiheit und Mehrheit conseqnent zu schei-
den , s. p. 65. 83. 103.) angezeigt ; die Bestimmung des als selbststandig
gedachten Gegenstondes durch den Ausdruck der Gleichheit liegt in is,
ea, id; der Gegenstand im Verhaltniss der Verbindung steht im Datir;
die Bestimmung des als selbststandig gedachten Gegenstandes durch
Verbindung ist d«r GenitiT. • Dann erscheint der Nominativ als Bezeich-
nung des Gegenstandes, der mit einem andern im Verhaltniss der Selbst-
ständigkeit steht; die Bestimmung des als selbststandig gedachten Ge-
genstandes durch den Ausdruck der Selbstständigkeit (?) erfolgt durch
tSe, Irte, ^e, durch den Ausdruck der Gleichheit zeigt dieselbe Bezie-
hung idem an, durch den Ausdruck der Verbindung der Aceusatir, durch
den Ausdruck der Selbstständigkeit qmdam. üin ron dem Unrichtigen
Bibliographische Berielite. 405
öder Schiefen vieler dieser Bestimmiingeii , von dem willkorlichen Bin-
zwingen der Casus in die drei Verhältnisse , von der Vemischnng der
Casus mit den Pronom. , die dann in ihren cass« oblL eine kaum su aber-
sehende M«nge von Beziehungen darstellen 'mnssten , zu schweigen, be-
merken wir nur dieses, dass der Verf. die Nothwendigkeit, die Bedeu-
tung des Casus aus der rerschiedenen Form der Thatigkeit, wie sie da«
Verbum darstellt, zu entwickeln, wenn nicht das beiläufig erwähnte
habere eine schwache Ahnung derselben ist, gar nicht erkannt hat. Dooh
ist das , was Hr. M. über die Bedeutung der behandelten Formen sagt,
nicht das Schlechteste an seinem Werke ; in seinen Ansichten über ,die
Entstehung derselben zeigt sich noch weit grossere Willkür und Ungrfind-
lichkeit, und man würde, wenn man die Form wie sekedcy tehede, hudeif
hodeiy tikuia^ mehuisy huikuis u. dgl. liest, kaum glauben, dass von der
latein. Sprache die Rede^sei, wenn nicht die Wörter, die aus denselben
entstanden sein .sollen , dazugesetzt waren. Am sonderbarsten nimmt
sich die Behauptung aus , dass tum ans kuismi entstanden , und dieses
Ajttü eben nur die Nominativform des Demonstrativstammes sein solL
Hr. M« spricht sich oft sehr missbilligend über die neuere Sprachforschung
aus, weil sie sich nur mit Buchstaben beschäftige; aber ein genaueres
Studium der Methode und der Resultate derselben mochte ihm am ersten
zeigen können , wie verderblich und unwissenschaftlich ein leeres Spiel/ '
mit blos erdachten Formen sei. , Denn dass er mit denselben unbekannt
ist, zeigt die ganze Abhandlung: wir erwähnen jedoch nur die eine
Aensserung p. 76. , dass die Schwierigkeit in der Erklärung von md, toi
etc. in neuerer Zeit zwar angedetUety aber so viel er wisse, nicht besei-
tigt sei, ans der hervorgeht, dass selbst die Abhandlung von M. Schmidt
de pron. gr. et lat. , der diesen Gegenstand längst erledigt hat , nicht
zur Kenntniss des Verf. gekommen ist.
Je vornehmer Hr. M. auf seine^Vorganger der früheren und neneren
Zeit herabsieht, um so erfreulicher' ist es, dass die Geschichte der latein.
Grammatik in den letzten Jahren der Gegenstand vielfacher und gründ-
' lieber Untersuchungen geworden ist. So sind besonders in der Sprach-
phüosophie der Alten von L. Lorsch [Bonn 1838 — 1841. 3 Th.] und
. mehreren anderen Werken [s. NJbb. 32. p. 230 ff. Zeitschrift f. Alter*
thumawiss« 1840 n. 12. 1841 n. 5 ff.] die Ansichten der alten Philosophen
und Grammatiker und die von ihnen bei der Behandlung der Grammatik
zu Qrunde gelegten Systeme , die bis in die neueste Zeit die Basis alles
grammatischen Studiums gewesen sind, in einer Gründlichkeit und Voll-
ständigkeit entwickelt worden, die bis jetzt diesem Gegenstände noch
nicht zu Theil geworden war. Von gleicher Wichtigkeit für die. neuere
' Zeit ist die Historische Uebersicht des Studiums der latein» Chrammatik
seit der Wiederherstellung der Wissenschcften ^ nebst einer Einleitung
über das allgemeine Wesen der Sprache. Ein grammatischer Versuch
von C. Michelsen, Candidat. [Hamburg, Perthes - Besser und Mauke.
1837. y u. 138 S. s. Hall. Allgem. Lit. Zeit. 1838. Ergzgsbl. n. 65.],'
in welcher die Fortbildung der in den vorher erwähnten Werken darge- -
stellten Ansichten bis in die neueste Zeit nachgiewiesen wird, so dasa
•406 Bibliographisch« B#rleht#.
j«(st^ wai Mher kwiin «loglieh. War, alle Phasen, ^la das Sixidiam der
laleis. GraMiBfltilc darchUofen imt, konneti mbeneben werden. Wie
Baih^endig dieses sei, wenn niobt alle Deborsicht über die allaiahlige
Bildung der Wissenschaft sich vertieren soll, ist «inleachiend ; wie
INrichtig ide gerade }etKt sei, wo eo venohsedene Ansichten nnd Behand-
langen der latein« Grammatik hervortreten, so verschiedene Richtungeo
der Sprachwissenschaft Sberhaopt dieselbe besttminen , ist von Hm. M.
In der Vorrede angedeutet« Wohl vertraut mit diesen Bestrebangen mid .
sich aof dieselben stitaend, Jedoch selbststandig , hat der Verf. seine
Ansichten fiber die Sprache in der Einleitung entwickelt, die, wenn sie
auch anm Theil nur kurz angedeatet sind und vielleicht in der Annahme
der Gleichtahl in den versohieden^en grammatischen Verbältnissen und der
Verbindung derselben mit ehiander dem System e^was zu viel einräumen,
doch viel Treffliches und Beachtenswertbes enthalten und den Bewds
geben , wie aosgeristet der Verf. sei , die verschiedenen grammatischea
^Sterne aufzufassen und gründlich zn beurtheilen. Noch d'entficher geht
dieses aus der Bearbeitung des schwierigen, vom Verf. zuerst behandelten
Stoffes hervor« Di6 bedeotendsten £rscheinnngen auf dem Gebiet der
ktein. Grammatik von Laur. Valla bis in die neueste Zeit werden nach
ihrer Bigenthümlichkeit , nach ihren Liebt- und Schattenseiten ebenso
klar als mnsicbtig dargestellt , manche weniger bekannte , wie das Werk
von Baden, das auch Madvig rühmend anerkennt, ans Licht gezogen,
manches zarßckgesetzte nach seinem Verdienste gewürdigt. Namentlich
Verweilt Hr. M. lange bei dem scharfsinnigen , aber oft verkannten
Sftnetius und weist nach , dass seine Ansichten von der Sprache in man-
«d»er Beziehung die durch die neuere Sprachforschung gewonnenen Re-
sultate andeuten und grundlicher und tiefer waren , als die seiner Nach-
folger, welche dieselben oft missverstanden oder übersahen. Indess
lleigt doch seine Neigung oder die Nothwendigkeit zu Ellipsen seine Zu-
flucht zu nehmen , die lange Zeit die richtige AufÜEUssnng vieler gramma-
tisehen Verhfiltnisse gebindert bat, dass er seine richtigeren Ansichten
ntif das Eineeine nicht anzuwenden vermochte. Jedoch stellt Hr. M.
nicht allein die Bearbeitungen der latein. Grammatik selbst dar, sondern
er weist auch die Einflüsse. nach, die eine Umgestaltung derselben her-
~ Vorliefen. So wird der wachsende Einfloss der Volkssprachen auf die
Behandlung der latein. Gramm, nachgewiesen an der englisi^en Gram-
matik von Fearn. Die Bedeutung der comparativen Sprachforschung,
der Ansichten von W. v. Hamboldt nnd Becker wird auf das Klarste dai^
getegt. Sollte auch Einiges nicht genug hervortreten, wie die Vei^
dienste von J. C. Scaliger, der besonders durch G. Hermanns Beispiel
hrervorgerafene Einflnss der Kantischen Philosospie auf die Gestaltung
Aist Grammatik u. A., so findet dieses durch die auf die HadptmemeBte
d^ Bnttvidcelong berechnete Anlage des Werkes hinreichende Entschnl^
dtgnng, wie auch die Nichtbeachtung mancher reichen Sammlung, z» B.
voi< de Monte Latium re.stiiutum. Die umsichtige nnd unparteiische t>ar-
tr gnng ttrtd Würdigung der verschiedenen^ Ansichten und Bestrebungen
.tfrtgt den Wkirtsch, dsss Hr. M. nach der Bearbeitung seiner lateinisdttn'
BibiiogfapllUche B«v4telilie. 4/0(1
BytdKX die in der Yo^ede yenproclieiie Tollitaiidige Geschiobto des 94i-
dioiDft der lateioisch^ Grammatik in gleicher Weise aasfahreti, und wa«
«r jetzt nur in kleineren Umrissen darstellte,' ausfuhrlicher j mit den
a« a. O. schon angedeateten , durch die Natur der Sache gebotenen Be-
schrankungen and Erweiterungen behandeln möge. .
Während so die Entwickelnngsgescbicbte der latein. Grammatik die
ihr gebührende Würdigung gefunden hat , zeigt sich eine nicht geringere
Thätigkek, den Bildungsgang der latein. Sprache Selbst zu erforschen^
Nicht aUein in den sprachTergleicbenden Werken ist dieser Gegenstand
mehrfach behandelt, und die Steile bestiiointer ermittelt, welche dieselbe
in der Reihe der verwandten Sprachen einnimmt ; son4eni es ist auch ein
gründlicheres Studium der Dialekte, welche neben der latein» Sprühe
wenigstens bestandea, eingeleitet, durch weiches die Kenntniss des Cha-
rakteristischen und der Bildung derselben bedeutend gefordert wird. Wie«
Vieles in dieser Beziehung, seitdem Niebuhr die Untersuchung ai^geregt
. hat, Ton O. Muller geleistet wurde, ist bekannt. In den letzten Jahren
ist besonders die nmbrische Sprache mehrfach untersucht worden Toa
Lassen Beiirage zur Deutung der Eugubiniachen Tc^eln. [Erster B&r
trag» Bonn 1835.], von R. L<ep sius De tahuUa Eugubinis [BcroL 1833.],
am ausführlichsten und sorgfaltigsten von G. F. Grotefend Budimenta
ümbrica [Hanno Verae 1855 — 1639. s. NJbb. 16, 430*], und ganz neuer-
dings hat diese Untersuchung durch Lepsius Inscriptiones ümbrieae et
Oaeae [s. NJbb. 32, 364.] eine festere Grundlage erhalten« Schwieriger
nnd Yon geringerem Erfolge sind die Untersuchungen anderer Dialekte^
weil in denselben geschriebene Denkmäler entweder gar nicht , oder nur
in geringer Zahl yorhanden sind. Das Erstere gilt bekanntlich ¥am
Sabinischen, welcher den Ge^nstand folgender Schrift bildet : De lingua
Sabinu scripsit H. J. ff c n o p , Dr. phil. Pratfatua est Dr. G. F. G r o «^
tefend, Lycei Hannover ani dir ector, [Altonae, typis et impensis J. F«
Hammericb. 1837. 55 S. 8. s. Gersdorf Report. 1837, XII, 1.} Hr. H.
sacht zunächst zu bestimmen , welche Laute die lingua Sab. gehabt habe^
and einige ihr eigenthnmiicbe Bildungen nachzuweisen, dann das Verhält-
" niss derselben zum Griechischen, Tuskischen, Umbrischen , ' Oskischeif
Und Lateinischen z» bestimmen , worauf ein VerZeicbniss der als sabinisch'
angegebenen Wörter folgt, das aber, da die Götter- und geographischen
Namen fehlen , nicht vollständig ist. Die Untersuchung ist zum Theil
gegen Grotefend^s, in der Abhandlung über die Sprtushen Mittel-
italiena im N. Archiv f. Phil. u. Pädag. 1829 ausgesprochene Ansicht ge*
richtet , dass das Sabinische mit dem Tuskischen , nicht mit dem Oski-
schen und Umbrischen verwandt sei , der jedoch in der Vorrede .dieselbe
dahin beschränilct , dass das Sabinische allerdings mit den zuletzt genann-
ten -Spratiien gletehen Stammes sei, aber Vieles aus dem Tuskischen auf-
genommen habe. Die Resultate des Verf^ sind nur sehr allgemein und
mibestimmt, was theils in dem Mangel an sicheren Quellen, theils aber
auch darm seinen Grund hat, dass Hr. H. diese nicht kritisdi geprüft,
Sendern nvr oberflächlich am' Ende der Schrift berührt hat, obgleich seine
eigeueo Abfobrongen p« 41« ihm zeigen mußten ^ wie schon die Alten im
406 Bibliographische Berichte.
der Besilmmniig, ob tin Wort oakisch oder sebinisch sei^ schwankteo,
and er selbst beweist, dass schon so Varro*s Zeit das Sabinische auage-
sterben gewesen sei, dann aber nicht genügend zeigt, wie Varro die
ihm an mehreren Stellen beigelegte genaue Kenntniss des Sabinischco
habe besitzen können« Am wenigsten genfigt, was Hr. H. über das Ver-
baltniss des Sabinischen zum Lateinischen sagt. Jenes soll von diesem
nrspriinglich (als ob wir so viel Ton der Urgestait des Latein, wnssten)
▼erschieden, aber doch auch wieder so yerwandt gewesen sein, dass
Yiele Worter, die p. 51 ff. als sabimsch gelten, auch als nrsprangUch
lateinisch betrachtet werden , und am Ende kaum ein und das andere als
echt sabinisch übrig bleibt. Wenn Hr. H. p. 44. als Resultat ausspricht:
quin immo si quis linguam lat. ortam pntet ex Osca, emendatam Tero, ut
ita dicam, sis (et?) auctam lingua Sabine, non contradicam, so setzt
dieses eine eigenthnmliche Ansicht von der Sprache voraus, es wird nicht
klar, dass dem Lateinischen, Oskischen, Umbnschen, Sabimschen gleiche
Wurzeln und Biidmigsgesetze zu Grunde liegen, dass sich dialektisch wohl
jene Stamme trennen konnten, wesentlich aber ni^ht Verschieden siad*
Hr. H. geht aber von der Annahme aus, dass das Latein, ans dem Griech.
and einem andern Elemente bestehe , die mit Recht in Zweifel gezogen
ist Ton Doderlein CommeniaHo de vocum aliquat LaUnarumy Sdbina-
rumy ümhriearum^ TSucarum cognatiane graeea, [1837. s. NJbb. 24.
p. 339.] Ueber die oskische Sprache finden sich mehrere trefiSiche Be-
merkungen in der leider unvollendeten Abhandlung von K lenze über das
oskkche Gesetz auf der BanHmschen Ttfel in dessen : Phäologwihe Ab-
handlungen y herausgegeben von K*^ Lachmann. [Berlin 1859.] Es
wird hier nachgewiesen , dass die oskische Declination denselben Ge-
setzen folgt, wie die lateinische, nur hat der Nomin. Sing, in der ersten
o statt a, welches im Genit. ae, Acc. Sing, am, Plur. os, Abi. ad wie-
der hervortritt'; der Abi. Sing, der zweiten ud, aber der Nom. ue und
e (pm); Gen. ei^ Bat. oder Abi. Plur. ois oder eis;- dieselbe, Aehnlichkeit
hat in den wenigen nachweisbaren Formen der dritten , und besonders in
den Interrogativ- und Relativ -Pronomen statt. Auch die folgende Ab-
handlung.: Zur Geschichte der aHiitaUschen Volksstämme, beschäftigt sich
vorzuglich mit der Sprache der Sabiner und Osker und weist nach , dass
die geringen Ueberreste derselben nicht zweifeln lassen, dass sie wie das
Latein, nur Zweige oder Dialekte derselben Sprache seien, dais Oskische
^ nicht für den von Niebuhr angenommenen , nicht griechischen Bestand-
theii des Latein, gehalten werden dürfe.
Die jetzt mit Recht als ein Theil der Grammatik anerkannte Lehre
von dör WortWdung, welche schon die Alten vielfach beschäftigt hatte
[s. Lorsch die Sprachwissenschaft der Alten dargestellt an ihrer Ge-
schichte der Etymologie, Bonn 1841.] , war in der neueren Zeit* nur sehr
unvollkommen behandelt worden. Denn wenn auch Ger. Jo. Voss De
anal. U, 19r und Erasmus Schmidt Hypomen. c. 25. eine grosse Zahl von
Suffixen ausgeschieden haben , so war doch dieses mehr eine mechanische
Operation, als eine gründliche Entwickelung der verschiedenen Worte
aus ihren. Wurzeln und Stammen« Die folgenden Grammatiker begnügten
-Bibliographische Berichte. ' -409
sich, einige Bildungen, mehr för den gewdhnliohen Gebrancht abr nach den
Gesetzen, nach denen sie sich gestalten, zu bebandehi. Erst als durch
Grimms deutsche Grammatik und das vergleichende Sprachstudium die
Unvollkommenheit der bisherigen Leistungen deutlicher und die Mittel
Vollkommneres zu leisten geboten wurden , traten mehrere Versuche her-*
vor, um dem fühlbaren Mangel abzuhelfen. Wenig befriedigte die Lehre
der lateihiscken Wortbildung von K. Th. Johannsen [Altena 1832.];
gründlicher und umfassender, auf die Resultate der neueren Sprachfor-
schung gestützt, ist das Werk von D nutzer die Lehre von der latein,
WorthÜdung und ComposHion p^öln 1836. s. Zimmermanns Zeitschr. für
Alterthumswiss. 1836 Nr. 146 ff. Hall. Allg. LZ. 1838 Sept. Nr. 163 ff.].
Nach anderen Grundsätzen und in anderer Methode als von den genann-
ten Gelehrten ist dieser Gegenstand behandelt von L. I>öderlein die
lateinische Worihüdung [Leipzig, Vogel. 1839. XIV u. 225 S. 8. siehe
Gersd. Repert. XXIII. p. 552. Zeitschr. f. Alterthumswiss. 1841 Nr. 24.].
l*fachdem Hr. D. seine frühere Ansicht, dass das Lateinische nur aus si|;h
selbst erklärt werden dürfe, aufgegeben hat, dringt er jetzt mit Recht
auf Sprachvergleichung , s. p. 2. ; allein die Methode , die er befolgt
wissen will (s. p. 208.),. kann kaum für die richtige gehalten werden.
Denn da es jetzt allgemein anerkannt ist, dass das Sanskrit sich nicht
als Muttersprache zu dem Lateinischen, Griechischen u. s. w. verhalte,
so kann es auch unmöglich als letzte Instanz über die anderen Sprachen
gestellt werden. Wie sollte auch eine von mehreren Schwestern über
die übrigen ttne Art von Appellationsgericht bilden , da sie alle gleiche
Rechte haben iwd gleiche Berücksichtigung verdienen? Hr. D. aber hat
nur . das Griechische durchgängig , zuweilen das Deutsche , sehr selten
einmal ein Wort aus dem Sanskrit (s. p. 161.) gebraucht, um das Latei-
nische aufzuhellen. Die Wortbildung einer Sprache kann mit genügen-'
dem Erfolge erst dann behandelt werden, wenn man die Wurzeln, die in
derselben verwendet sind, erkannt hat, wie es von Grimm für das
Deutsche geschehen, von Benfey für das Griechische begonnen ist, weil
sonst überall Gefahr droht, dass Stämme und Sufßxe nicht richtig ge-
schieden^ werden. Hr. D. aber gesteht p. 24. selbst , „sich häufig von
der Aufgabe dispensirt zu haben, den Urstamm und die Wertwurzel
nachzuweisen", und setzt dadurch den Leserin die Noth wendigkeit, oft
an verschiedenen Stellen aufzusuchen , von welcher Wurzel er ein vor-
liegendes Wort abgeleitet habe. Aber nicht allein die Urstäoune sind
nachzuweisen, sondern es muss auch gezeigt werden, wie sich dieselben
durch angefugte Laute, um Nuancen der Begriffe darzustellen, erweitem,
mit andern Wurzeln oder Präpositionen verbinden u. s. w. s. Diefenbach
Ueber Leben , Geschichte und Sprache p. 92 ff. Bei Hrn. D. findet sich
Manches der A^ hier und da zerstreut, aber ohne Vollständigkeit, Man-
dies^ was sehr zweifelhaft ist. Bo ist schwer zu glauben, dass .die
Verba cemere, aternere etc. durch Nomina mit dem Suffix uns vennittelt
(s. p. 72.), u<f, niti,faleri (s. p. 89.) als Fortbildungen von Nom.'nut ius
zu betrachten seien. Ueber die Verbindung der Wurzel mit Präpositionen
findet sich Manches unter der Behandlung der Apharesis, s. p. 121 ff«;
410 Bibliographische Berichte.'
aber der Verf. geht viel %a weit , wenn er z. B* p. ISS. stare ans hLzB-
TcMttty 9pe8 ans eospHere n. s. w. entrtehen laMt, oder in scrtto, «eicljio
das t als ein protheticnm nnd ans ex Terkurzt betrachtet, da an sich
schon die »Yergleicbnng mit den griechischen Wörtern (s. Pott EtymoL
Untersnchnngen T, 140. Benfey Griech. Wurzellexicon p. 206. 5^7. 618.
n- a.) manches Bedenkliche hat. Der erste de'r oben bezeichneten Falle
ist vom Vert ebenso wenig beriihrt als der letzte.. Vielmehr stellt der-
selbe , wiewohl erst am Ende seiner Untersuchungen p. 196 ff. , die An-
sicht auf, dass nicht ein kurzer, sondern ein möglichst langer Stamm zn
snchen nnd Alles , was nicht nachweisbar Snffix sei , dem Stamm zu Tin-
diciren, die weniger rollen Wörter als spätere Verkürzungen zu betraditen
seien. Hr. D. sucht dieses nicht durch Grunde, sondern dnrch einige
Beispiele zu beweisen , die , sowie die Vermuthung selbst , zum grossen
Theil Zweifeln unterliegen. Namentlich soll sich oft der letzte Radical
assimilirt, dafür der Vocal verlangerT nnd dann verkürzt haben. So
entsteht nach Hm. D. ans aqarjy durch &^^v und stqriv vir, wodurch
jedoch weder uQiniv noch vir aufgehellt wird , da Hr. D. nicht zeigt, dass
wirklich eine Wnrzel zu Grunde liege, was in diesem Falle sehr unwahr-
scheinlich ist. s. PoU 1, 224. Benfey 315 S. 332. Bopp Vocalismns p. 167.
Ftragt) wird ron vir getrennt nnd p. 97. mit «pjfyiov, das allerdings ver-
schiedene dvT^Q p. 71. richtig mit tiero, p. 68. mit nervus, dieses p. 125.
mit Schnur verbuchen , die wenigstens mit aviji^ kaum verwandt sind,
da nervus eher durch Umstellang vonvr zu erklären ist. Tn ähnlicher
Art wird aus dem dunkeln xh^^S durch horrere und dxmQ kara abge-^
leitet, ohne die Schwierigkeiten, die der flerBeiziehung der heiden Wör-
ter entgegenstehen, zu beachten, s. Benfey p. 385., ohne das a in dx^Q
zn erklären. Mit dem letzten wird p. 147. wieder arere, mit xh^^9
p. 170. OTtt^Qos willkürlich (s. Benfey p. 40.) zusammengestellt. Das
einfache molere Cs. Grimm 2, 54.) mnss sich durch fmXd'Sy luilXttP ans
mnlcere, mit denen es wohl kanm zusammengehört, ohne Rucksicht auf
die Entstehung von (aoIXhv selbst, das ursprüngliche oXfifvti dorch ooXoff,
oUvfu ans uletsci, welches p. 131. mit o>lcxico, richtiger p. 184. mit
aXinta zusammengestellt ist, ableiten lassen. Aus amicus entsteht amare,
durch das deutsche- rmeg vermittelt; aus f^fixccvi^ durch imago imiiari^
also imagitari. Das t protheticnm macht Hrn. D. keine Schwierigkeit;
zn (irixccvTJ soll auch (s. p. 199.) (itfiog gehören , was sich vielleicht eher
mit im-ago vergleichen lässt , s. Pott 1, 194. , wenn nicht' Benary's An-
sicht (s. Römische Lautlehre p. 60.) vor dieser und der von Bopp Ueber
einige Demonstrativstämme p. 21. den Vorzug verdient. Das zu dem in
(trjx<^i} liegenden Stamme gehörige moles wird übergangen , aber p. .129.
hnmanis {diirixtxpos) hierhergezogen ; das einfache manea ist ttfi£vi]v« ,*
das dazu gehörige maniis p. 21. dfiB^vmVy das von imitari nicht wohl zn
trennende aemulus gehört zu aniXla, s. p. 117. Ein anderes Mittel,
recht lange Wnrzeln zn gewinnen , hat Hr. D. § 174. darin gefunden,
dass er einfache Wörter dnrch den Abfall eines s oder v, eines a oder u
entstehen lässt. Auch dieses wird nur durch Beispiele unterstützt. So
ist aefywadi (s. Grbam % 27.> die voHe, vi», pomuBj seciuBj segmkj
Bibliographisoke Beri4skiek 411
^fK«) ccitfi^ sind rerkfirztei Formen. Die ursprungKche Bcdentong des.
deutschen Wortes, der ^nsanrnnenhaRg von vaetm» mit vo-wusy.TOB «£v
(eine Spur mon einem mr giebt Hr. D, nicht an) mit vk-U,' -von sectus
mit sec-us wird nicht abgewiesen , also freigelassen. Das ebenerwälmte
vanus wird p. 94. mit wenig (s. Grimm % 13.>, p. 38. (s. p« 60. 302.)
mit axiT", egenu», dtp^v selbst p. 56^ mit inanUy früher von Hrn. D. selbst
anders gefasst, und wohl ebenso wenig als vänüs (s. Pott. 1, 273. Benfey
124. 262. Qenary p. 178.) hierher gehörig, egere mit exiguua ssusammen*
gestellt. Ebenso bunt ist folgende Reihe/ wo ans tmaderej äUduv, vSsiv; ,
ans suadiM, «u««, r^^vg; avt^s suavisj vividuSy aavtumy ^vg abgeleitet wird«
Seniire gehört nach Hrn. D. nicht zu sinnen , sondern sa schmanen ^ wahr
nen; schwär» zu viridis ^ welches sich schwer vom wgeOy Yom Verf. mit
haqiinv p. 186. zasammengestellt/ trennen lasst. fildir gemischt ist die
Reihe: vihrare, sipmium^ vtptj; p. 40, 84. steht neben vibrare wehen $
p« 113* neben viirissae J^imper; p. 135. otp^vg^ Braue; neben 6(pqvg
p. 18. frons; p. 40 findet das schwierige vitfer seine Erklärung in
Weber, s. Hofer Zur Lautlehre p. 335 f.; auch oqxfvg nnd/rons dürften
fremdartig sein , s. Benfey p. 100. Mit sonare wird richtig auan susam*
mengestellt; aber in dem dazu gehörenden eun« ist nach p« 100. s Theil
des Stammes, weil %v^oie^at und hnnths existirt; persona ist p. 71«
^a^iumvy p. 92. ntt^iüafiou Aus i9cAw^e2,' welches Hr. D. aller Schwie-
rigkeit ungeachtet (s. Benary p. 144. Hofer p. 410.) keiher Eridarnng
würdigt , wahrend er su^ur noch immer (s. p. 83.) von eekuatpaffeg abr
leitet, kommen vapfm^ arjttm, saptfr, welche aaf diese Weise kaum eine
Deutung finden und unter einander verschieden sind. ■ Jn glcicker Weise
werden noch manche Vergleichuogen migestellt , die aber ohne tiefere
Begründung des Zusammenhangs Hrn. D.'s Ansidit nur aweifelhaft machen
kennen, da sie selbst nicht sicher sind» -^ Die Ansicht ferner, die
Hri D. von der latein. Spmche sich gebildet hat, gestattet ihn in aeiltwtt
Etymolo^eu, wie er selbst gesteht, wülkürlich, also ohne Grund und
Sicherheit zu verfahren. Er halt dieselbe p. 34. für eine ^,reoht eigent^
liehe Mischsprache^', für ^^Mijotum comfositum aus lauter italischen Diar
lekten", das er „bis auf einen gewissem Grad von dem Charakter eines
Jargons nicht freizuspreFchen vermag',', der sieb zu dem Griechischen
nicht viel anders verhalt, als das Franzosische sinn Latein. Dass denn
doch dieses Verhaltniss ein ziemlich verschiedenes sei, lehrt ein Blick. aaf
die französische Formenlehre, s. Homboidt Ueber die Verachiedenheit
des menschl. Sprachbaues p. 286 ff. • Gesetzt, das littekiische wäre aus
Hnter italischen Dialekten gemischt , tvieWobl es eher als esner derselben
zu betrachten ist, so würde es, wenn nicht etwa der Verf» auch das
Neuhochdeatsobe fSr ein solches Mixtum compositum hakt , dennoch nicht
ein Jargon sein,' wenn dieselben nur Zweige einer gleichen Stammspracbe,
was Hr. D« nicht leugnet, sind.- Dass es wenigstens keine fremdartigeii
Elemente in sich aufgenommen bat, zeigt der Verfr selbst dadurch, dasa
er mch rühmt, das Lateinische „in allen seinen Erscheinongcn aas den
Griechischen theils ableiteil, theils mit demselben paralletisiren in
können", bis auf neun Wörter* Dioste ist nun an ikh wohl moht
H «
412 BibliograpHische Berichte.
oinDogUGhy in der. Art aber, in der es Hr* D. yollbringt, nicht einmal
schwer an nennen, lietaa sich aber Tielieicht in gleicher Weise IGr die
germanischen Dialekte darchfohren , wenn, wie es schon geschehen ist,
Jemand darthun wollte, dass das Lateinische vom Deutschen abstamme.
Wenigstens wird dadurch nicht bewiesen , dass die italischen Dialekte,
ans denen nach Hm. D. das Lateinische besteht, nichts als griechische
Dialekte sind. Um dieses darznthun, müsste erst gezeigt werden, dass
das Lantsystem beider and die Gesetze der Wortbildung durchaos gleich
waren. Dass aber das Lateinische sein eigenes Lautsystem habe (Ab-
weichungen mögen sich immerhin finden, wie dieses nicht minder der
Fall ist in dem von Hm. D. mit Recht hochgestellten Gesetz der Laut-
verschiebung, s. Raumer Die Aspirat. und Lautverschiebung p« 1. Hofer
p. 434. Hall: Allgem. LZ. 1841 p. 410 ff.); dass es in der Wortbildung,
Composition und Flexion sich nicht allein selbststandig entwickelt, son-
dern in mancher Beziehung selbst treuer als das Griechische die ur-
sprüngliche Gestalt bewahrt, ist so allgemein anerkannt, zum Theil
von Hrn. D. selbst nicht geleugnet, dass man sich nur wundem muss,
wie er demungeachtet in demselben kein selbststandiges Glied des gros-
sen Sprachstammes, dem beide als Schwestern angehören, anerkennen
will. Die geschichtlichen Beweise für seine Ansicht hat er nicht ent-
wickelt, die aus dem Lautisystem entlehnten hebt er selbst auf dadurch,
dass er die Consequenz desselben nachweist. Wenn er darzathnn such^
dass eine grosse Zahl griech. Worter in doppelter Gestalt im Latein,
erscheinen, so ist theils manches verschiedenartige vermischt, theils
fibersehen, dass in jeder Sprache aus einer Wurzel ähnliche. Worter,
aber selbststandig, um durch geringe Lautveranderung Nuancen der
Vorstellung zu bezeichnen, entstehen können. Wenn man daher z.' B.
auch einräumen will, dass putere xmdfoetere mit nvd'Biv gleiche Wurzel
haben, was noch gar nicht ausser allem Zweifel ist, so ist deshalb /oe-
tere noch nicht ein blosser Doppelgänger von putere , sondern eine auch '
sonst bestätigte stufenweise Entwickelung, und selbst pudere (s^ Benary
P* 66. 195.) durfte denselben nicht fremd sein,' welches freüich Hr. D.
mit ipo&og ohne Weiteres p. 156. vereinigt. ' Zweifelhafter ist schon, ob
puatula (s. p. 39.) hierher gehöre und nicht vielmehr zu fpvaciVy mit
dem p. 170. Jümua verglichen wird, welches p» 144« neben ipafifutg,
ipkpoq steht. Dass ßvd'os und f ödere zusammengehören, ist ebenso
sicher, als dass husium kein Doppelgänger von jenem ist^ sondern zu
com-buro gehört; f ödere nicht mit ßadvg, welches p. 132. neben ohesua
erscheint, zu vereinigen, und puteus nicht von demselben getrennt und
zu noTog gezogen werden dürfe. Regelmässig wäre die Entwickelung
von/ot-Mcefe, nad'eZvy pati, wenn andei^ das erste hierher und nicht
zu xatlifo gehört. Im ersten Falle wurde auch /ottm hierher zu ziehen
sein , welches Hr. D. p. 166. mit ^naXctxav , qffßUm aber p. 45u 143. mit
ig tp^ovovy dagegen 6, 123. richtiger mit faUkcere zusammenstellt, ^cles
andere der Art nbergehend , bemerken wir nur noch , zu welchen Resul-
taten den Verf. seine Andcht nach seinem eigenen Geständniss p. 45.
geführt hat, er sagt: „so darf ich mk anch Worterklarungen erlauben,
BibliograpkiBche Bericht«.
413
Tor weldien man bei Behandhmg einer «elbstatandigen, dnrdiaiis orga-
nUoh entwickelten Sprache erschrecken moMte;'' und es lässt sich über
Ableitungen, Vie nunc demum aus vvv dij fiovop; ne, imm, noti av^
uvaivojt«i; mUtere aus fAS<d'»V«i; quoque ans noxi, d. h. n^g xovxtfn
über die Annahme, dass ivu in antenna^ imcarvusj smgtdtire, vendere
(nicht von dviofuuy sondern von uvaSovvcci); xatu in «onctdere, oU-
peUere^ nozl in aptiäy posimoerhtm ; naq>d in opor, prae^ periurusj
porUeus Hege; dass (s. p. 196.) tuna mit xoxa; quam mit oiidrSy ob
mit in\ etc* gleich sei, eben nichts anderes sagen, 'als dass man vor
denselben erschrecken mnss, nnd sie auch dann nicht ohne Bedenken
betrachten könnte, wenn nicht schon in den meisten Fällen Besseres,
gefanden wii^e« -*- In der Lehre von der Wortbildung geht Hr. D«
mit Recht von der Zusammensetzung aus; aber er bestimmt weder das
Gebiet der wahren Composition genau, noch erkennt er den kaum ab-
zuweisenden Unterschied der pronominalen Wurzeln und Stamme von
den v^balen an, sofidern sucht überall in den Suf&xen verbale Bestand«
theile nachzuweisen. Die Suffixe selbst sind ihm verbale (aus der.
Verbalbildung entlehnte) und nicht verbale, von denen jede sich an das
Particip nnd den Infinitiv anschliessen , indem der Verf. die Annahme
festhält, dass das Verbum der älteste Kedetheil sei. Andere Suffixe,
in denen es schwer ist, ein verbales Element nachzuweisen, wie die
auf eiM, «US u« s. w. sollen sich nach Analogie der schwachen .Verba
gebildet haben, womit sehr wenig gesagt ist, da diese selbst aus Nomi-
nibüs entstanden sind (die Entstehung aus esse scheint Hr. D. selbst zu
missbiUigen), nnd jene Analogie die Erklärung nur hinausschiebt. Aus
den participialen Suffixen' ens, ndu», tus lässt Hr. D. eine Reihe von
anderen entstehen, wodurch für die Erklärung wenig gewonnen wird,
da ja die anders gestalteten Suffixe sehr wohl auch ganz andere sein
können« Auch sind die Participialsuffixe selbst in den verschiedenen
Sprachen verschieden, was in der einen Participialsuffix ist, ist es in
der anderen nicht, so dass sie nicht ursprunglich für diesen Zweck
können gebildet, sondern ailmälig verwendet sein; manche derselben
sind höchst wahrscheinlich zusammengesetzt ; endlich bedarf es oft vieler
Kunst, um ein Participialsuffix in einem nominalen nachzuweisen. Hr. D.
würde hierin nicht so viel geleistet haben, wenn er nicht, was bis jetzt
nur als Ausnahme und Verkennung der Analogie betrachtet wurde, als
allgemeine Erscheinung aufgestellt hätte, dass der Nominativ, als über
den anderen Casus stehend, gleichsam „als Vater derselben'*, nicht aber
der wahre Stamm bei Ableitungen zu Grunde gelegt werde. So er-
kennt er in dem Participialsuffix ens die Wurzel ttg, iv; in — a>y, ovos
umUy und kann nun ohne Schwierigkeit das Nominalsnffix nus daraus
ableiten. Nur bleibt so die Frage unbeantwortet, woher t in den übrigen
Casus gekommen sei, und man müsste wohl das germanische und Sans-
kritparticip , deren Identität gewiss Niemand bezweifeln wird, anders
als das lateinische und griechische erklären. Indess bedarf es dieser
künstlichen Annahme des Verf. gar nicht, da ein . Partidpialsuffiz na
existirt und sich im Germanischen erhal^n hat» Ebenso nnd aus denn.
414 BibliogrftpliiscIiQ Berichte.
0tilMn Mtmä» hmMk&äi ist die AbldlMf tM m (o) tm tt» (<wt),
■ad die Entotebong Ton otni«) enma^ cnus aiu de» grieciu BfidQDgen es
■ad it nnd den SmS&x rnuy 00 daes ValcMMu eiis «Axae-nas, Locanm
aas AnnuKg-niM u« dgU »batammen , da eiaa nirgends eine Spar des den
]^iietii Fonnea xa Gmade liegeaden d findet und eich nicht wohl eifcli-
ma kum, wie die Lateiner, ohne jenes griediisehe Suffiz zu haben , es
doch in der Wortbildung benntsen seUen* Aas dem ßuffix ftsvos, wel-
ches im Laleiniscbsa so selten ist, hat sich mea, mo^ z. B* tena« ao^
9tlf6fi9PO£f femo ans tMivofuvoSf endlich «ms, ma gebildet , wiewohl
die Vermuthong nahe liegt, ^ass jenes fuvog selbst ans den Suffixen ma
and na zasaaunengesetat ist. Aas tu« , welches mit Unrecht Ton den
beiden anderen getrennt ist. Werden nicht nur die Nonüna anf tiw,
sondern anch fönt, ptUsy axia a. v. a. abgeleitet, während in anderen
X and H nar Ersata einer griech. Aspirata % and ^ seia sollen, wo es
Batarlioh an geiwnngeaen Btymologieen nnd ZwianmienAtelhingen^ wie
ftasfam mit ßiMij fiutis.Mdi md^^g n. dgL nicht fehlen kann. Das
Baffiz fw selbst^ obgleich Hr« D« zugesteht, dass. es anr e^pAonisch
▼on sa« Twschieden sei, wobei jedoch festzuhalten, daas I in s, mcht
s in <, nach den Lantgesetzea verändert wird; soll die Warzel esse
WeieHy itog enthalten, womach dann freilich jenes Lautgesetz «mge-
kjelkrt sein amsste. Alle Suffixe, die r haben, werden auf den lafinitiv
zaröckgefufavt. Dass dieser seibat nur ein nora. abstract* sei, wiid
ebenso wenig erwähnt, als nachgewiesen, in weldwt BegrüEBbeziehang
selbst persohUcbe Nonana, wi« b'6er, pater^ wo nach Hm. D. das t zum
Stanmie zu gehören scheint, die Nomina aaf tor, die erst dofch Fre-
qaentatiya Ternuttelt seia sollen, u. s. w. za dem Infiaitir stehen kooDen»
Ueberhaupt kann der Ansdrack ^jäMs Soffix ms ist rerwaodt mit dem
ktt« Inf. er&^ a. a. nichts aar Eridärmig des Wesens dieses' und der fol^
geaden Suffixe beitragen. Die nbngen Suffixe enthalten, hm ausgenom-
men, welches nur eine härtere Auaspiadie von vtis sein soü, dentlicher
rerbale Wurzeln. Se stammt b§r ron /ero, aUeia in rieJea Worten
wird b nur als „^erweichtes 9^ oder als Terhärtetes v, t oder Digamma
betrachtet. Se seU cerebrum aa^ognj, tcneftroe ^^^SfSE^ sein, «öüs so
anwafarscheinlicii als das andene; aiebria soll von ikBvqov kemmen, als
oh nicht aierc mit dem Suffix her und mm nahe genug läge, .eels6er von
zcAcvc», wo nlios tpi^vw itohtiger istf stabftlum wird mit stMien, pati-
bulum mit nitiv^ov in Yerinaduag gemtzt. Nicht onwahnteheinHch ist
die Ableitung Toa ctcs, «eas aus hais^^ icuza, s» Benfey p. 32S £L, Toa
dem nach Hrn. D. esß nur ^eiae andere Fenn ist oder den Stcumn %<»
enthält, die auch einigen mit ax beigelegt wird, während in anderen,
in denen die Neigang, Fähigkeit ^eaeichnet ist, c aam Stamme gekort,
weil nebaa ropaa; im Oriech« ein c«f9ra{, aeben Iwqua» UnmttiVf neben
mendax fiawiietw sich findet, die ireüich anch wieder ahigrieitet sön
mossen, zugegeben, dass jene Etyi^elegieen richtig wasen^ und der La-
teiner loquax nidht scihstständig Ten loqai, nf>ax von xapia abgeleitet
hätte. Bin Saffiz gw erkennt Hr. B» nidst aaf die W. mit gttM sind
ihm wirkliche ZasammenseUuagcn , s. p. ää., quüa findcfr swh atar ki
Bibli«grapkis«hft Beri«kta
4|fi
anMqoiuu Im 'Suffix du8y idtia ^kennt er i4dejrß Idslv^, ^er Bedeatanc
nacb also 'wäre es yoA ku9 nicht verschieden« «Schon dieses, daan der
Umstand, dass der Verf. selbst zugestehen imiss, jene Bedeutung finde
nur bei denen statt, die neben sich eine einfachere Foiai haben, machen
diese Annahme sehr unwahrscheinlich, die Yermuthung, dass dw der
Wurzel dere &Blp€Ck entspreche, annehmlicher. Noch weniger glaublich
ist, dass »8 nur ein verküistes ttfii» sei, dass «ch groMtu^ xsl grauk
rerhalte, wie Seneca zu smiex^ denn da keine Spur von 4 übrig ist
(dass easMa jieben cassi-d-M besteht, kann unmöglich als eine solche
geken), so muss man billig fragen, woher Hr. D. wisse p dasB diese
Wörter es gehabt haben, dass nicht dn anderer beliebiger Lauit (nnr
gegen c verwahrt sich Hr« D.) ausgefallen sei« Dass häam stehe für
hämid-Sy eomk für ^mid-a u» s. w., kann man nur annehmen^ wenn
man , wie der Verf. , dem Nominativ eine absolute Gewalt neben allen
übrigen Casusfbrmen einräumt und verkennt, das» dieselben nicht aus-,
sondern neben einander entstanden sind. Wenn der Verf. p. 110. an-
mmmt, dass z. B. ntug eigentlidi 7iaiä4g heissen solke, weil es «tt^g*
ntiiftg sei; daes nee oerts, mos moris habe, obgleich jenes mit aföoy,
dieses mit mod-us zusammengehöre, so ist nicht zu verwundern, daas
er auch jene Behauptung aufisteilt. Nur in einigen Wörtern soll i eu-
phonisch ahd vis statt vs stehen. Die Beminntivendung eidus wird als
•die ursprungliche, ulu9 als die abgestumpfte betrachtet, und tioXqs d. b» .
verstümmelt, wie noloßog hM^ als der lebendige Stamm angenommen.
Allein es durfte Hrn. D. schwer werden, zu beweisen, daas c, wo es
sich nicht findet, abgeworfen s^, t>esonders da sich im Betitschen
(s. Grimm 3, 364 ff.) beide Suffixe mit c und 2 selbststandig zu Demi-
nntivbeaBeidmnugen entwickelt haben, auch im l^aiein« beide Suffixe
ohne Deminutivbedentung vorkcunmen. Dass der Begriff der Verstum«
melnng nicht der einzige jsci, der durch die Deminutiva ausgedrückt
wird , zeigt Grimm a. a. O. Das Suffix Us will der Ver€ nicht als aus
Itetis (s. Benfey p. 225 ff.) entstanden betraohten, sondern es soll bald ^
eine F<Hrtbildung der Deminativform und z. B. mmilk das griechische
ofutlos und ^<y , bald eine kürzere Form von temtaa sein. In beiden
Fällen sieht man nicht, wie man daui frühere Vorh«idensein der zweiten
Bildungssylbe wissen könne, besonders da Ha kurz bleibt. Was über
die Fortbildung der Su£äxn bemerkt wird, ist unvoUatändig, sowie ^meh-
rere Suffixe gar nicht berührt werden Ausserdem vermisst man nn^nn
die Angabe, durch welche Suffixe von Warzehi, v4ii Wortstammen, von
beiden sogleich Werter gebildet, in welchi^ Kategorie sie durch diese!«
ben versetzt werden. Aad^ ^e Bedeutung, weiche die Worte durch
einzelne Suffixe erhalten, ist nicht immer mit gehöriger Sdiavfia ange* .
zeigt» > In einem Anhange handelt der Verf. von der Ausbildung der
Wörter durch Epentkeaen, aamjüch durch Sinsetamiig von m und n und
Vocftlveistarkniig, waa swa Theil in die Lautlehre ^hört. Im simitim
Theile Murd die ümbildnng der Wörter nach den «nplMsuschea Ctesetotti
des Lauts^fstens oder der Licenz des Sprachf^efanuiGhs dargest^t.
AuMer der Apbäreaia, Syncepe,, Apocope, der Veriavsdinfijg; und dem
416 Bibliographif che Berichte.
AvffiUl Ton Coof onanteiiy der Greminatioiiy werden aiuföhrßcli und genan
die Ekphonesen besprochen und einige Gesetxe der YocalUation aufge-
stellt. Eine Tollständige Uebersieht des iatein. Lantsystems wird durch
die BemeriLongen des Yer^ nicht gewonnen, namentlich sind die fiigen-
thnmlichkeiten desselben p. 17$. nicht genug charakterisirt, die jedoch
Tieles SU Beachtende, cum Theii bis jetzt Uebersehene enthalten. Ueber-
baQpt zeigt sich in deiii ganzen Werke der glänzende Schaifsinn nud
die ausgebreitete Gelehrsamkeit des Vejrf., durch welche viele entlegene
Worter herbeigezogen und beleuchtet, und viele Btymologieen, die auch
von einem anderen Standpunkt ans betrachtet als richtig erscheinen
müssen, aufgefitelit werden. Uebrigens erfordert der Gebraudi des
Werkes ebenso viele Vorsicht als Mühe^ da das Zusammengehörende
oft an vielen^ Orten zerstreut ist, und die Meinung des Verf. oft erst
durch Vergleichung mit den in früheren Banden gegebenen Bemerkungen,
die aber oft auch wieder von den letzten abweichen, klar wird, z. B.
wenn er p. 23. annus und Ivvoq ; p. 160. annus lyvo$ , ixoq zusammen-
stellt (s. Bd. 6, 21.) und daraus senex (s. Grimm 3, 617.) Und vieles
Andere ableitet. Selbst in dem letzten Bande ist sich Hr. D. *nicht
immer gleich geblieben; so wird p. 87. res mit (firij ^ aber p. 147. mit
Z/^iog verglichen, s. Hofer p. 8. Pott 2, 438.; p« 26. ist olor Homonym
von ciXq>6s und olere; p. 132. ist es mit Xaifogj p. 201. wieder mit a^us
verbunden. — Von Andern sind nur einzelne Bildungen der Wörter be-
handelt worden. Wir erwähnen nur die gediegene Abhandlung von G r y -
czewski de substaniiou LaHnorum dendnutivis [Königsberg 1830.] und
von Lingnau de arigine et natura nominum in men et mentum ex-
euntnim [Brannsberg 1836. s. NJbb. 22. Bd. p. 448.]. Dass die Lehre
von der Wortbildung auch auf dem Gymnasium nicht vernachlässigt
werden dürfe [s. den Aufsatz von Düntzer Ueber den Nutzen der
Erkenntiuss der Wortbildung auf Gymnasien. Zeitschr. f. Alterthnmsw.
1839 p. 373 ff.], haben wohl alle die Grammatiker erkannt, welche
dieselbe in ihre Lehrbucher aufgenommen haben. Die Art der Behand-
lung zeigt sich als eine zwiefache, indem sie entweder als ein Ganzes
nach der Formenlehre behandelt, oder die zu den einzelnen RedeÜi^en
gehörenden Bildungen bei diesen dargestellt werden. Die letzte Me-
thode, etwas anders gestaltet und weiter entwickelt, wird empfohlen
von P. V i e h o f f I7e6er die Behandlung der Wortbildungalehre im lotetn.
Unterricht [Emmerich 1841.]. Der Verf. räth schon in der Sexta mit
der Deciination, in der Quinta mit der Conjugation die Lehre von der
Bildung der Nomina und Verba zu verbinden; in den Mittelciassen
Wörterfamilien zusammenstellen .und die Vergleichung mit dem Griechi-
schen eintreten zu lassen, in den oberen die weitere Entwickelnng an
die Interpretation der Classiker zu knüpfen. .Obwohl nicht zu lengneii
ist, dass diese Methode manchen Nutzen haben könnte, so ist doch zu
iurditen, dass durch diese verschiedene Richtung der Aufmerksamkeit
gleich beim Beginn des Unterrichts dieselbe geschwächt werde, und
erst wenn ein gewisser Wortvorrath gewonnen ist, die Gesetze, nach
denen die Wörter gebildet sind , entwickelt und so das bereits JSrwor«
Blbllographitche Beri«htöi
bette belebt und • befeetigt werden koniie. ' Uebiigens entliilt.' ditee
Sdkrift noch einige «wecfcmamige Ändentnigen über die BeeBnatioa und
berichtigende ZasaUe xa filchmalfeld« flynonyink»* ' <
FGr die Lautlehre der latein. filpraehe waren daröh 6, J. Vosa,
8 e y f f a rth, Schneider aefair ansehnliche Sammhuigen yeranatalteti
£e sich jedoch fast nur- auf die einzelnen Laote tmd Bochstabeh. beio*-
gen, wahrend eine tiefe» Degrflndnng der' Lantgesetxe,' eine wisseur
achaftlidhe Darstellong der Veranderongen der Laote , nnd eine genaue
Darlegang der Eigenthömlichkeiten der latdn,' Spraye in dieser Ben!»-
hang Termisst wurde. Was Iot diese Lehre noch geschehen mSssd,
wird jedenj Unparteiischen die Verglddiinig des Standes der griechi-
schen, besonders der dentsohen Orammatlky 'noch mehr die Beacfatäng
▼on sprachTergleichenden Werken leigen. Eine Abhandlnng von Vie^
h o ff: Die Lehrt tfon der^ VerSndenmg de^ Foeäle und Consonanten ha
Laieinigeken [Emmerich 1833.] ist uns nicbi an Gesicht gekommen« Baas
auch Doderlein diesen Gegenstand in seiner Wortbildung behandelt
habe, wurde oben bemerkt, und die SteUe,' die er derselbei) nach der
Wortbildungslehre giebt, scheint fax die regelmassige Bntwickelhi% der
Sprachwissenschaft iwecicmässiger. Um&ssender- und tiefer ^eingehend .
hat A. Benary, die randBehe LoMtÜekre tpraekoergielekend dargeateütf
1. Band [Berfin 1697. s. NJbb. 94. p. 173 ff., Hall. Jbb. 1838 Nr. 194 ff.]
diesen Gegenstand au behandeln angefangen, und mit Verlangen steht
man der B*ortsetsung dieser scharfsinnigen uiri grfinidlicben Untersuchung
entgegen. Wir erwähnen noch die' Abhandlung ron Grafft Utber den
BucMo^en Q' (Qn). On^eaen in der Akademie der' WineneehtfUn am 21.
März 1839. [16 S. 4.} Während man Bis in die neueste Zeit, um die-
sen rathselhaften Laut an bestimmen, immer bemüht war, das folgende
H SU eridaren, indem man e (k) dem 9 gleich achtete, gdit Hr. G. Von
der Ansicht ans , dass q eine besondere Modification des Kehllautes sei,
und sucht dieses theils ' durch die Wahl rersehiedener Zeichen selbst^
theils durch die Vergleichnng des Latein, mit dem Suiskrit, da dein
reinen k>Laute e (fe), dagegen q den palatalen und andern k yerwändten
Lauten entspricht, darsuthun. Um die Art .dieser Modification näher
SU besdchnen, geht er von dem griedh. Koppa ans. Bei den Doriem
scheine dieses durch ein folgendes o herbeigeführt ta sein, was theils
der Name bestätige, theils durch die Tcrschiedene Lage der Sprach^
Organe, wenn ein Kelillant vor dem o oder abgesprochen werde, sich
als wahrscheinfich aeige. Die Rdmer hätten ausser dem reihen Kehl-
laut noch einen dem Koppa sich nähernden in ihr«r Sprache wahrge-
nommen, und deshalb «äas demselben rerwandte q beibehalten. Indess
kann diese Vergleichung mit dem griech. Zeichen wenig erklaren, da
Hr. G; selbst ausfnhrfich aeigt^- dass das räorische q unabhängig ron
einem folgenden u (oder 0) efaitrete. und sich ^or jedem Vocale erzeuge,
und deshalb annimmt, q beseiehne einen k-Laut, der mit einem Ansata
2ur Aussprache eines- « oder auch, da u vor Vocalen leicht in ib über-
gehe, eines 10, d. h. mit einer wehenden oddr labialen Aspiration, einem
flatus bchÜesse. Hr. G. ninunt nämlich eine gnttbrale, labiale und den-
iV. JflArft. f. JRIO, M. Päd. od. KrU, BibL Bd. XXXIV. BfL C 27
ial6jAstin(dj»n mi^- ^oa deoca. «tte rcMe iiii4 Tiettciell aii«li ^e leiste
^«Im ESoMrti fehUV ^ hhiito aber in q^mfi^gv nA-IMe. fir erkttUi
daher 9 /Sr eine ant loKoier iltpiratioii fte^Meto gutlm^^e TemtiSy die
Ton den SpracherlaiieB genda der Yolkary denen die haadieBde Aspi-
jmäan der ^iltaralen Tenoia leUt^. erzeagt würde 9 .and entweder «r-
^pifinglichf ohne dmch ninen ihslidien Imnt «oer frahwn Spracbto Ter-
anlaflft an aein, oder statt 4er pfdatalea im- Sanikrit einikrat. So er-
acheiot also fiiy indem u . nar die labiale Afl^iratioji boMcfanet, nieht
aia eine ConeenalitaaTerbindang , aondeni. wie %» ^, tft ala eineiitfaeher
Lanty and der Streit aber dae feigende u, weichee so seüne geoagende
Biklarang findet, sdidnt bdieilagt^ Auffallend scheint es bei dieser
aehatftinaigen litklaceng des qnJmntes nur, dass die Stimme ^ iiicbt ibr
o Beben k benntateiiy um das den palatalen aich nähernde nad aUmahlig
in diese iibergehende von k0> gieicblhlls sehr yerschiedene ce, et (siehe
ftanmer die Aspiration nad die Lantrerschiebang p. 91«) ansmidnieken.
Dess die Scheidung des 9M Ton k nicht gans darchgeluhrt, sondern anm
Tkeii wieder TerwiaGht sei, deutet der Verf. p. 5 f. an. Den n-Strich
fittdet LepsittS Zwo spradbverjflek/leiHie AhhvmMmage» [Berlin 1836.]
p. 30 L sehen' in dem hebraisdien Kof oder Kuf angedeutet.
Die Lehre Von dem Acoente ist in den loteten Jahren grändiicher
als froher behandelt Yon Ritter EUmentontm' grammaUiß^ Imt. Ubb.
Ai# [Berol. tSSl. b, NJbb. 3. )>.l32ff0 und Ton Zeyss üeber den
IßtMmfken Aooma [Raateiritorg 1835. n« 37. a. NJbb. 19, 363. 21, 446.].
Als eine Ergaaanng.mnd theüweise Bedohtignng der iUttorschen SchiUt
kann betrachtet , werden die Abhandtong von Reinhardt JhvwMm-
lemieiie in U»tg. M. [Berol.,* Reimfr. 1888. 40 a 8J Per Verf. geht
Von dea drei yon Prisdan angenbmmeneik Beschaffenheiten des Wortes
«ud der.Sylbe, der akitudö, loagitodef und erassHudo oder.latitndo ans,
will. aber die erste inteniio, die zweite exteiitio genannt wissen, jene
soll der Qualität (oh mh Rechte Htsstisicb sweifeln, s. Humboldt Ueber
d. Versch. d. mensebl« Sprachb. p. 158. Biadaml Abhaadlongen zur all«
gemeinen vergleiehenden Sprachlehre p. 490.), diese dw Quantität ent-
fpreohen. Auch die dritte BeacUaffienhint' nimmt er gegen Ritter in
Sehu^ Wid will die MedaUat darin erkennen. Aber was Hr. R. hier-
her aieht (die Ausspradie von Wc, von t uibd tt u. a.), geht nicht die
Sylbe o^der das Wort, sondern die einaeinen Laute an. Das Wesea
des Accents wird f. 4, richtiger ala bm Ritter bestimmt, ebenso bemuht
sich der Ycrf« genauer den Grund anaugeben, warum die Lateiner bei
der Betonung nicht Qbet 4ie dritte Sylbe hinaasgingen , indem er an-
ninnat, dass man arsprangüch au den einsylbigeii Wurzeln höchstens
»wei Selben, die aueh Wtttzehi gewesen seien, hinäugefögt habe, und
dass die Lateiner, hieriii von den Giiechen abweichend, die ewte War-
sei als die wiohtigste betrachtet und bet«at, und auch spater bei lao-
geren Wor^ das frfihere Gesetz beibehtdtea hatten C^s durch diese
Behauptnag, die nur als eine Hypothese su betrachten ist. Alles aufgie.
klart werde, ist wohl au beawmfeln; da ja auch vdr die Wuttel tre-
tende Sylben,. wie ceeidit, oeeimt» betont werden)^ nnd dieses GeseU
Blbiiograpfaiselie Berichte* 41tf
arst^to goM<meii Zeitdter' 'durch die EiniOining der QuantitSt gestört
worden wäre. For die frühere Zi^it behauptet Hr. R. vSffige Unbe^
atimmtheit der Quantität, und die* eirt^egenstehende Behauptung der
Grammatikery daaa iange Vocale doppelt seien geschrieben worden, sucht
er durch die Annahme zu entkräften, dass früher wirklich zwei Vocale
seien geschrieben worden^ hebt aber dieses selbst wieder auf dnirch die
Aensserung p. 19. : id certe cohtendere ausim niediam nominl^ aenatui
syllabani potius (?) , quam nos solemus , proloquendo distractam esse«
Den Dichtern wird die Längung yieler Sylben zugeschrieben, namentlich
auch die der Sndsylben , welche gewohnlich in den' Sprächet rerkfirzt
wfirden. Wo diese Diphthonge haben, will der Verf. nur MIschlante
erkennen , wie in puellae etc. , was i^ch wenigstens etymologisch lUcht
rechtfertigen lässt. Den Gravis verwirft der' Verf. für das Latein., das
Erscheinen der circumflectiirten Sylben erklärt er zweckmässig daraus','
^ass eine betonte Sylbe , der nur eine unbetonte Sytbe oder gar keine
folge , mehr in die Länge gezogen werden müsse , als wenn noch 'zwei
Sylben folgten. Von den nicht betonten Sylben ist nach Hrn. R. die äx&
schwächsten, welche der betonten unmittelbar, wie die Thesis der Arsis,'
folgt; und allerdings lassen sich daraus manche Erscheinungen ei^kläreii^
kaum jedoch, wie der Verf. annimmt, die alten Formen, wie Cocassim
n. a., da, um Anderes zu Gbergehen, faxim n. ä. eine andere Ansicht
begünstigen. Dagegen legt der Verf. dem Accente die Kraft bei, ein^
Sylbe zu einer langen zu machen , die er jedoch mit Recht auf die tadtt«
leren Sylben beschränkt und mit der Position Tergleicht, indem der End-^
consonant fast doppelt gesprochen wird. Auf die Erklärung einzelne^
Erscheinungen, wie litera, recido u. a., einzugehen, verStattet dei^
Raum nicht.
Wenden wir uns zur Formenlehre im engeren Sinne, zu der Flezionj
so zeigt sich ein reges, besonders durch die vergleichendb Sprachfor-^
schnng hervorgerufenes' Streben, ^en schon lange gesammefteil Stotf
durch deutlichere Einsicht in die Bildungsgesetze zu beleben und den
Untersuchungen aber die Bedeutung eine festere Grundlage zu geben«
Zwar herrscht atif diesem Gebiete , was bei der Schwierigkeit des Ge-
genstandes und der Jugend der Wissenschaft nicht zu verwundern llt:
noch grosse Meinungsverschiedenheit; aber leugnen lässt sich auf der
andern Seite nidit, dass bereits Vieles, an dessett Erklärung man frahei^
kaum dachte, in seiner Bildnngsweise erkannt, und ein Weg betreten'
ist, der mit Vorsicht vierfolgt, noch zn vielen Resultaten fähren kann.
Die Entstehung nnd fiildungswdse der Casnsfortnen , um* zu diesen über-
zugehen, mag wohl Mancher schon frfiher geahnt halben, aber Fr. Böpp
in der berühmten Abhandlung üeber die Catus ^erlin 1826.J vermochte
zuerst nachzuweisen, dassNsie durch Anfügung pronominaler Formen ge*
bildet seien. Was theSls selbstständig, theils durch jene Untersuchung
angeregt, Wnllner, Härtung, A; GrotefSend u. A. geleistet haben, ist
anerkannt. Wir betrachten nur zwei Schriften, welche den jetzigen
Stand der Untersuchung erkennen lasaen. Hr. D u n tz er , welcher schon
iii -einer f^eren Abhandlune fs. NibK Stipplementband 4. Hft. 4.] seine
27*
189 Bibliof raphUche Beri«liit.
ApdciitoQ aogedMitet )m$A/^ eaiivid^elt 4ie9e aii«fShd^jip«r in 4^ Sirius
DU DedinmUfm der .mdogeta^imkekcn Sfrackm m Form und Bedeutung
[Koloy EUeiu 1839. 112 S. 8.] , in welcher eine aorgiaitige und klare
UebersicUi sowohl der Bildangsformen , aU der Yersiiche #ie au erklärea,
enthalten iat* Nach einer l^aren Bettinunnng .der ^ammatincheii Kate-
gorie ttnd der Bildung dea Nomen werden die Terschiedenen Formen
deaaelben erklart. In den Genasformen erkennt Hr. D» nicht, den Gegen-
•ati dea Männlichen und Weiblichen, «ondern den des Lebendigen und
Leblosen ala den ursprünglichen an, woran sich deshalb zwei&ln lässt,
iveil die firuhere Z^t, wie vieles Andere zeigt, auch das Leblose als
belebt darstellte, und an die B^eichnung des Männlichen und Weiblichen
die des Selbstständigen und Schwächeren sich anschloss. s. Humboldt
Ueber die Versch» d. m. Sprachb. p« 122* Bindseii Abhandlungen ^ur
ailgen. Spracht Hamburg 1838. p. 496. n. 656. In Rücksicht auf den
Numerus wird auch der Dual als eine naturliche nur in einigen Sprachen,
wie im Latein., fiut yerschwundene Form betracbitet* Von den Casus
•oUen Nominativ und Yocativ ausgeschlosscA werden; aber dasa jener
den G^nstand in- einem bestimmten Verhaitaiss .zum Verbum darstelle
and eine allgemeine Bezeichnung der Nominalformen wunschenswerth sei,
laast sich wohl nicht leugnen. Die Casus obU. betrachtet der YerCi
weder als blos örtlich , noch billigt er Beckers Ansicht, von der jedoch
die seinige weniger dem Wesen als der Beziehung nach. Terscbieden ist.
Br. D. unterscheidet 'nämlich zwei Raumcasus für die Richtung Woher
nnd die nicht zu trennende des Wo und Wohin und drei indii räum«
liehe; die ersten sind ihm adverbiale, die letzten adnominaie; nämlich
der Accus« ab Beziehungs-, Wirkungs-, Uebergangs- Casus; der Ge-
nitiv (verschieden von dem räumlichen Genitiv, der das Woher bezeich-
net) als Casus der Abhängigkeit; der Ablativ als Trennungs-, Verschie-^
denheits-, Vergleichnngs- Casus. . Diese drei sollen nicht «um Verbum,
sondern zum JVomen geboren, und z* 3, der. Vater schlagt den Soha
heissen: der Vater, insofern er sich am Sohn manifeslirty schlagt; aumm
pretiosius est argento bedeuten: das Gold gedacht in seinem Yerhältnisa
zum Silber ist kostbarer. Aber wenn man auch zogiebt, dass der Genit*
und zum Theil der AbL besonders im Lat« zum grossen Theil adnominaler
Casus ist, wenigstens geworden ist, so wird man sich schwer entschliessen,
4en Accus, und AU« vom Verbum zu trennen, um sie in eine lockere Verbin>
düng mit dem Nomen zu setzen. Denn einmal fiaden sie sich nicht wieder
Genitiv ohne vorhandenes oder zu ergänzendes Verbum (wenn Hr* D.
o me miserum anfuhrt, sa ist übersehen, dass die liiteijection sUtt des
Verbum die Gemuthsbewegung anzeigjt, während in dem p. 106. ange-
zogenen fcoiop es iftojs ^pvyhv üpKO« iSov^mp das letotere als Epexegese
in gleichem Verhältniss zum Verbum steht wie os) , dann lassen sie sich
ohne eine Thätigkeit g^ nicht' verstehen » wie schon die Erklärung dea
Verf. selbst zeigt Wenn dieser p. 45. sagt: der Vater wird hier erst
durch den Beisatz m» Sohne zu. dem vollständigen Begriffe., der hier
erforderlich ist, nur von iler Seite, in /welcher er J^ip Sohne erscheint,
soll er betrachtet werden.^ Also geht der Vater actiy in den Sohn über.
BibliograpIiiscKe Berichte '421
/
tihd d6r Söhn pasisiv in den TateT etc. , so scheint uns dieses sehr gekün-
stelt;'der Yatei^ wird nicht durch den Sohn (das, Verhaltniss zp diesem
fiegt schon im Begtilfb Vater und Wnrde den Genitiv fordern) y sondern '
tftrrch die prädicirte Thatigkeit bestimmt, diese aber wurde ohne e|h ,
^jganzendes Object nuTbllständi^' sein , durch diiese erst werden beide
mit einander in Verbindung 'gesetzt , aber nicht so, dass der Vater in
d^tk Sohn und umgettrehrt dbergeht^ weil sie so, was nicht eintritt, ;«a
t&ihem Gegenstände od<sr Begriffe werden müssten. Wenn Hr« D. hinzu-
fiigt: das Wesen d6s Accus, besteht darin, dass ei* einen Gegenstand
bezeichnete insofern 'er inneren Bezug W der ^['hätigkeU eines anderen
bat, so scheint er der gewohnlichen Ansicht vom Acdus. beizupflichten.
Ebenso la^i^t kUdtk ita beseitigen, was über den Abi. gesagt, da jede
Trennung eine Bewegung, folglich ThStigkeit voraussetzt« Mit Unrecht
behauptet der Verf. , dass nach der gewohnlichen Ansicht vom Objecto
di^r Satz ai^s drei Tbeilen bestehe, da nach dieser Verbum und Object
. ebenso ein "Ganzes bilden, als nadi seiner Ansicht Nomen und Object*
JBbenso \fehig k&nn gebilligt werden , wenn 'er annimmt , die Thatigkeit
kdnh^ durch Hinzufuguhg des Gegenstandes , der ihre Wirksamkeit em-
flfindet, nicht näher bestimmt werden, wohl aber der thatige Gegenstand,
da ja dieser schon durch die ausgesagte Thatigkeit bestimmt ist,. diese
selbst aber, wenn sie durch ein objectlves Verbum ausgedrückt ist^ eine
Ergänzung fordert. — Im zweiten Theile Entwickelt Hr. D. seine An-
sicht ^on der Büdung der Nominaiformen und erkennt iii denselben nicht
Demonstraüvbildnngen , sondern läs'st sie durch die angehängten Perso-
naipronoroina ," deren ursprüngliches Verbältniss. zu den Demonstrativen
noch nicht genug aufgeklärt ist, entstehen, hur in einigen Fällen (s. p. 67»
09.) wird (äA8 dem'onstnßive t zu Hülfe genommen. So soll das MascuL
durch die Anfügung von s, des Prdn.. der 2. Person; das Neutrum durch
d'(t), Pron. der 3. P. , entstehen. ' Aber diesem steht entgegen, wa«
. Hr. D. selbst gegen Bopp geltend macht, dass das t der zweiten Person
idch in s müsstie verwandelt haben. Wenn sich ferner nicht leugnen lässt^
dass die Sprache bei der Verdunkelang der Flexion dieselbe doch mit
richtigcnn Gefühl ersetzte , und z. 'B. zum Verbum die verdunkelten En-
ddugen durch Personalpronomina wieder darstellte , so sollte man, nach
des Verf. Ansicht diese auch vor dem Nomen erwarten; da aber hier
durchaus Demoiistrativa erscheinen, nie ein Personalpronöinen, so scheint
dieses für B^pp's Ansicht zu sprechen. Als den Charakter des Dual beim
Verbum beträchtet Hr. D. p. 63 ff. m das Proii. der 1. Person, welches
mit > dem vorher schon angefügten Pron. die Zweiheit ich und Iph . (also
auch dn und ich etc.) bedeute, als Charakter des Plur. a das Pron. der
2. Person an , so dass du und ich , du und du u.' s. w. die iVIehrheit be-
zeichne, wie es für den Plural in ähnlicher Weise schon Pott 2, 628.
vermuthet hat. Schwierig ist hierbei nur, dass die zweite Pers. Dual« v
nnd die erste Plur. zusammenfallen, und für diesen nur eine Zweiheit,
.nicht eine Vielheit gewonnen wird. Daher ist Bopp's Ansicht (vgl.
Crra'mm. p. 47^ 475. 634.) wahrscheinlicher. Wenn nun aber Hr. D. .
dieselbe Bezeichnung auf das Nomen überträgt, so ist die bedeutende
422 Bibliogra^phUcbd Berichte.
Vmehiedeiiheit- ideht beachtet , dans hier m und « allnn, dine Verbin-
dung mit eiaem anderen Pron.,^ obgleich sie durqh nichts den Begriff der
Zweiheit oder Mehrheit andeuten, diese beseichnen sollen« Aach wer-
den 00 nicht alle Schwierigkeiten entfernt , da der Verf» selbst anch so
dem demonstratiYen i seine Zuflucht nehmen mos^u Noch bedenklicher
ist die Annahme, dass jene drei Pronominia m, s, t auch zur BUdnng der
adnominalen Casus sollen verwendet sein , da es an sich schon unwahr-
scheinlich ist, dass dieselben Stamme am Yerbum thätige Personen, am
Nomen alle Personalbedeutung aufgebend, selbst das der Tbatigkeit^ oa-
terworfene bezeichnen sollen , dass s* B. aus dem ich ein miok gewor-
den sei, und der Verf« p. 87. die ein&chen Verhältnisse, die in jenen
l^on liegen, so frei deutet, dass man Bedenken tragt, ihm beizBstimmen*
Noch mehr bt dieses der Fall in Rücksicht auf den Plural , wo z. B« die
Accnsativendung ms die 1« und 2. Person zugleich enthalten müsste« Die
beiden Raumcasus lasst Hr. D. durch die Anfügung des demonstrativen •
(Wocasus) und a entstehen« Hr. D. Terwirft die Unterscheidung zwi-
schen Dativ und Locativ, berücksichtigt aber p. 110. nur den letzteren
und erkennt p» 81. eine besonldere D^tivform e an, als aus a und t eat^
standen, in der sich also Entgegengesetztes müsste verbunden haben«
Da in dem ganzen Sprachstamme zwei verschiedene Genitivformen reguH
popüli erscheinen , so hat Hr. D. beide von einander getrennt, und die
vocaEsche für den Wohercasus, die mit s fSr den Abhangigkeitscasus
erklart. Dann aber käme es nur auf die Gestalt des Nomen an, ob die
eine oder die ändert Form eintreten könnte. Der Wohercasus soll dur«^
a gebildet werden , aber die Annahme dieses Suf&xes wird nicht genug
durch die angegebenen Grunde geschützt, denn die dunkeln Genitive im
Sanskrit mama, tava bedürfen selbst noch der Erklärung, und die Form
derselben im Littbauiscl^en deutet auf einen Verlust der Endung; das i
des Instrumentalis erre^ schon durch seine LSnge Bedenken; das m im
Genit. Plur. macht so grosse Schwierigkeit, dass der Verfl eine Ver-
wechslang des Dual, und Plur. annehmen muss; der griech. und latein«
Genit, Sing, endlich lassen eine andere Erklärung zu , die beide Formen
in Einklang bringt, und um so wahrscheinlicher ist, da s auch sonst
abfallt. Ref. hat im Obigen nur solche- Punkte, berührt , in denen er ndt
dem Verf. nicht übereinstimmen konnte , und glaubt daher um so mehr
bemerken zu. müssen, dass derselbe ein reiches Material (jetzt wären
etwa Hofer s Ansichten p. 82 ff. nachzutragen) gesammelt, in einer licht-
vollen Ordnung dargestellt und vieles Einzelne mit Scharfsinn erklart bat.
Von einem höheren Gesichtspunkte aus ist dieser Gegenstand behan-
delt voii Hamann : Die Caaus der griechischen und lateinieehen Sfraohe
nocA ihrem Ferhaltniss zur Rection der Verha» [Programm des Qjrmn. zu
Potsdam. 1841. 54 (44) S. 4.] Um der Unsicherheit, die noch immer
nber die Form und Bedeutung der Casus herrscht, ein Ende zu machen,
g^ebt der Verf. hier einen Versuch , der einem grosseren Werke zum
Vorläufer dienen soll, indem er „einen festeren Boden zu einer breiteren
Grundlage und ein Material zu finden, welches jeder unpassenden Stel-
lung ungefügig, ia spröder Form nur eine, seinem nrsprnoglichen Wesen
BibliografrhiBoke Beriehte* 42f
«ageoMweBe GcM»littiig xiiUeMe^, beaWnlitiet» Den Gang ond die If«*
tAMKle, die cur bi^lgt,- boaeichnet er p. 2. in den Worten: ,,wenn es dos
fögenaitf Verdienst des nprachvergieiclienden Forsohera ist, den Urbnn
d^^r Sprache Yon «eineni ersten Anfange an nachzncotastrairen, *-^ wama
anBte. er es da nicht wagen, raii dem Auge auf die Potte gecicbtet, aber
nnt der Seei^ in die Sobopfungslorafit des arbildefhdeti» fiinachgeisties rer-
setst^ aafridem alle jene Gebilde. entsprangen, es nachfendenken'mad naoh-
larfubie», doröh weiches .Gesets -^^ df e deii Sinnen dargebotene £k!Schei->
nD^ in einer analogen. Bewegong oder Kbrnnmag der Sprachweikiekige
flieh, eine, adäquate Darsteliang gabY^ Naehdem er $ 3-*- 21« Ten dem
Gebrauch dier Casns gehandelt, Es8t:er § 22. eine ^^Etymologuicbe Be^
traolktnag der Casuslormen*' folgen, in weicher :er es versncht, dMidte*
msÄ dem g^äffierigeken SprmehgetMte. mne Rnttugwme nmtkgi/M4kn/<^
Ob ein solcher Versoch geÜngän könne, ist jedoch «ehr ra b<teweiletii (
der^'gröi^Me Penicher>^ttf die^am Gebiete, W. ron Hooiboldt Ueber die
Vexech. d. menseU»' Sprachb.!p. 3ä. k. ftS. , erklart esi aus den trifiigstea-
CMdden lur snmBgUcfa, ond Hr. H. gesteht ^. 44« selbst, nur <fie aflge^
meinen Gesetze des Unterschiedes der 8prachmeiedi<icfn (?), der Wftrter, ^
nicht aber die besondere Genialität ihres S^hopfuhgsactesl erklerdh stt-
köiHwn. Er geht nämlich Ton der SchaUnachahmuhgians und sucht die'
Bedentnng der eiilaelnen 'Laute su eifgruiid!en \(sq bbzeichnen thih ^m
KehUante nebst o die Anregung, * das Hervorbringen einer rBewegnil^,
em dem Redenden Nahes, eine Trennung u. s. w«), .n^d'betritti den
schwierigsteh und schlup&igsten' Weg^, deif.seH Platö zu den yerschie-
densten, nur. au keinem befriedigenden Resultate gefuhrt' hat ^ was um se
meniger 'xd Tekwnadem ist, da uns die.. Urgestak der Sprache ebenso
unbekannt ist, als die Anschauungsweise des schöpferischen S^tnchg^tea»
IRb kann daher nichC nnf&Ilen, wenn inanche Ansichten des Verf. , die
nedh dazu Jiur krfrz angedeutet jsind^ bedenklich ej^heihen. So soll das
angefügte s eine Denionsiration des Lebendigen, das -Teif stummende. m
ein: -Zeichen der Dingheit sein (s. Huinboidt p. 139^ der in dicscB, Lauten,
mu^' einen syn^oHschen Zusatz findet), wo aber das denk tetzterien. en4^
q^chende t (d) unerklärt bleibt, .weicheil «n so SMhff Beachtung -Ter-'
dient, da nadi p* 45. s selbst grosisentheUs eine WohUantsnärändenrng
des t4iantes ist. Obglmh schon s eine Demonstration des Lebendigen',
istf so sollen doch auch wieder die Suffixe mit starren Dentalen (tds etni)-.
„die Ldbendigkeit od^r Dinghe^ der Erscheinung in 'eindr bis t&r De-
monstration hintretenden DBC8teUnHg.(jiZenti« z. B. „eine Erschehuing der ^
Fülle Ven määnliefaen Wesen bis zur \Nachweisbarkmt ' de sich darstel^
land'0-AU^®^^'^* ^^^ fragt hier billig, wie n unter die stanren Dentäld
komme} jvrie die blosse Lebendigkeit plötzlich .| zu mannlicheh Wefeeii
werde ^ wie eä um vulnus ete* stehe. Was Hr. H. in dieser Besiehhng
aber die Bildung der cass. obll. sagt, kann bei der. Kfirte und dem
Schwanken (m, welches vorher Zeichen der Dingheit war, beneiohnet-
im Gen* Plnr. „eine die Mehrheit coIlectiTiseh zusammenfassende Gegen*'
sfeindlichfcmt'S wo der Begriff der Mehrheit hinfeiAomMt, die Fnncfion
deB> Genitiv» nidit angedeutet wird u. s.wO Wenig b^fidedigmi. Beden-^
4iA Bibllograpliitcka Berichte.
teäder idb, wai Hr« H. im eittea Thefl Metet. Br faht hkr von Am
rfchllgen GrimdBatBe ans, dass eine systematische BaftwickeluDg der
GMBslehre nur Ton der Knimokelang des Thadgkeitsbegriffes ausgehe^
wie dieses schon Becker, das Wort in seiner örgan« Verwandlong § 3ö«£,
dargethan hat. Den Begriff der Rection bestimmt er so, ^dass jedes
der durch begriffliohe Wecbiselbesiehang spnu^hlich veibnndenen Worter
insoÜBrn ein regiertet ist, als die tpraeUkhe Farm denef^ei» tkeH.dmrA
den IJinfrdt m disM begr^Udke CorreUOitm hettimwt »ird^^ wodnrch
iQgieich das Yerhaltniss der Cöngruens begriffen ist. Den bedeateadea
Untessdiied, der awisohen dieser nnd der Rection in engerem Sinne statt-
findet, gÜBbt Hr. H. selbst p. S. nnd 9. an , nnd man sieht in d» That
nicht ein, wanun so Terschiedene Besiehmigen, wie „die des Trägers
der- beiliegenden Kraft, nnd des durch diese Bewegten oder in bestimmter
Riohtnngsbezlehnng xu derselben Stehenden*^, Ton denen joner gar nicht
durch die Art^der Thäti^eit, £ese nur durch diese bestinuHt werden,
jener mit dem Verbnm einen Gedanken, diese. nur einen Begriff bilden,
soUen Tereinigt werden« Da der Verf. von dem Begriffe der Thatigkeft
an» die Rection erklären will , so giebt er als seine Aufjg^be an 1) ans
dem Begriff des Verbi die Gesammthmt der einseinen Yerba des Spradn
schataea der ckssischen Sprachen herzuleiten und su ordnen (wie diese
aas dem blossen Begriff sollen abgeleitet werden, ist nicht wohl abso*
sehen); 2) die Wechselbesiehnngen'nachxuweisen, welche xwtsdien
besUmiUten Objecten und gewissen nach Classen geordneten Verbaitba-
tif^eiten sich ergeben; 8) die Vermischung dieser Correlationen aii£nfc-
finden; 4) die für alle Verbaldassen möglichen Wecfaselbesiehungen in
gewissen Objecten auCniseigen. Er geht mit Recht b«l der Bintheiinng
der Verba J 6. von der immanenten Bewegung aus nnd sehliesst mit den
objectiven , wo nicht passend die , welche Verinderung der Farbe oder
sonstigen physischen Qualität von denen , weiche die Veränderung der
Gestak beseichnen, getrennt sind, wahrend die Begriffe machen, hep-
▼erbringen unter den des in Bewegung Setaens untergeordnet werden».
Natürlicher scheint die Kiatheilung dieser Verba in aolche, durch die der
Gegenstand erst entsteht, durch die er erstiebt oder berührt, dnrdt die
er umgestaltet wird. Obgleich also hier schon der Bewegungsbegriff als
der allen Verben zu Grunde liegende betrachtet ist, so wird doch eirt
§ 12. die snbjectiTe Ausdehnung der Anschauung der Bewegung aber das
gamtß Gebiet der Verbalerscheinungen, § 16. die Aqsdehnung der geisti-
gen Bewegung behandelt. Dass diese Trennung des unter ^^eiche An-
schauungsweise Fallenden und in gleicher Weise Ursprunglichen die Bin*
mht und Klarheit der Darstellung fordere, ist sehr zu bezweifeln. Der
Vesf. sucht besonders § 12. darznthnn, dass das, was uns als Zustand
erscheint, von „dem sprachbildenden Urgesehlechte^' ab Bewegung be-
trachtet und durch die an den Verbalstamm gefugte Wurzel t als soldie
bezelcfanet worden sei. Er gründet darauf die Behauptung, dass, da
J^BM 99*'V gehen bedeute, auch alle Objecte, die sich an sie anfiigton,
ein Woher oder Wohhi bezeicimen mussten. Man kann die Entstehung
der schwach«! Verba in der bezeichneten Weise wohl einraumcft, und
Bibliograpliischo Berielite;
426
4i>di an-der Rtäitigkek der Foigenrng zweifeln ]>enn wie Hr. H« «elbst
ngiebt , sind jene mit t gebUdete Verba meist Denominativa od^' Can-
aaürtLj gehdren also nicht dem Urgescfalechte an ; der Laut t konnte anch
moM anderen GMnden gewählt ^werden , &• Homboldt p, 257., wie diä
BMBitisGben Sprachen andere Bettel bq' diesem Zwecke anwenden! edeir
•a konnte das Eingehen des Snbjeots in die Thätigkeit angedentetw^p«'
doQ, ohne alle Rfieksicht. anf das Object, wie Hr; H, selbst p. 7* die
isofirtä Anffatsong fnr die natürlichste halt«. JDazu kommt, das» dnrdi
deiiselben Laut das.Fntanim, der Coojnnctiy p. a. gebildet wird. K^n
ea mocl(^ auf den Jetat so sohläpfiigea and nnsich^m Boden nicht so Tiel
an bauen sein;' Wie das Verbiim^ so werden «ach-^ie Objecto naok
mebraren, ob Stufen oder Sntwickelongsperioden, istnioht überall recht
klar, behandelt» Zuerst wird §6, das Yefbältniss des Objects zu der
^ttaiturlichen Bewegnngskraft (s. § 13.) angegeben. Der Accus.- beaeichnet
hier dasselbe im-VerbSlfaus einer unbedingten Unterwerfting; der DatiT
atelit das OVject dar, desseii Nahe durch den Verlauf der Bewegung ret»
■üttelt wird ; der Abi. (Genitiy) das unmittelbare Obj. ^ tqu dem -die Be^
wegUBg anhebt. DaTon werden die personlichen Verhaltnisse geschieden!
der Accus, ist hier das Obj., welches von der Macht der Person unter«*
worfen ist; der Genidv die Person', ans deren Kreis etwas erscheint;
de^DaÜT die, anf deren Kreis die Thätigkeit gerichtet ist. Datir und
C^nitiT sollen zugleich hier den Begriff der Totalitat aller Erscheinungen
bezeichnen, in dem sinnlichen Verhaltniss dagegen nur Tereinz'eite Er^
scheinungen vorliegen. Eine andere Stufe ist die geistige AufPassung
der Bewegung, die wieder als auf Sachen und Personen gerichtet und
die Verhältnisse der Objecte etwas modificirend angegeben wird« !■
wieder Teranderter Beziehung eirscheinen Gegenstande 6nd Personen^
wenn die Kraft abstract,^ nicht mehr als Bewegung, sondern als Zustand
anfgefesst wird* Zuletzt erseheint auch die abstracto Auffiissung des
Ortsrerfclltnissesj es entsteht ' durch die Auffassung einer abetracte»
Bichtung der abstracto Begriff des terminus a quo und ad qu^m $ durcihf
Abstraction ans der Richtungsauffassung (s. p. 36.) die Raümbeziehung
des Wo. Zuletzt folgt eine concreto Aitffassung der Absträcta und den
AdVerbiaibegriffii , wohin die abll, und genitivi absoU. geboren; dann
eine abstracto Auffassung der Absfracta und des Adverbiäli^egriffs, wo
der GehitiT als Veranhissung, Zweck, der Umstand, die Art und Weise
angedeutet wird. Die Präpositionen werden $ 14. zwischen der nnnlichett
und geistigen Aufhssnng behandelt. Die Zeitbeziefamig ist kaum hier
und da bdläufig erwähnt. Ob durch diese neue , gewiss scharfidmuge'
Auffassung und DarsteUong des objectiyen Verhältnisses grossere Klarheit
und Einsicht erlangt werde , lasst sich nach der durch ihre Knrze nnd
Abg^rissenheit nicht immet leicht zu rerstehenden Entwickelüng, wie M
bis jetzt Torliegt, schwer beurtbeilen.^ Indess scheinen die Torschieda-i
neu Stufen nicht für alle ObjectsTerhältnisse nothwendig. Sobkäbi der
Aoeus. in allen sich ziemlich gldch, die angenommenen Unterschiede
S S. 15. 18. berühren das Wesen desselben nicht; dagegen wird die
ranmUcfae 'Anwendung desselben nicht behandelt* Bbenfo .Segen bei dem,
428
Bibliographische B^rickt«.
wi« § 90. ober die eencrete AufiEassniig der A^batoacta getagt iat, gaaa
dieselbeM Aiuebaoiingeii an Gnmde y wie § 8 if., eine neue Entwickelvig
4ee Thätigkeitebegriffes wird nicht angedeutet, von dem doch alle ob-
JeetiTOD VerhaltniMe bestiaimt werden sollen. Kon mia sieht keinen
GvHnd der Trennung, da in der verscfaiedenen Beschaffl^oheit der Nottina
ani so weniger ein solcher liegen kann, als die Abstracta als «oncret
ahfgdasst dargesleUt werden. Nicht sunder kunstiieh ist die Axt, wie
der Verf* überall die persönlichen Verhältmsse Ton denen der Bachen
■eheidet, da jene dem Wesen nach Ton diesen nicht verschieden sind,
km weoigsien sMkhte für ^e früheste Zeit diese Scheidung siilasBig mm^
wo die Neigung rar Personification vorherrschte (aus der auch die Auf-
iMsung des Genitiv als eines Thatigen wie iit petenitet dum facti hervor-
geht, was Hr. H. in Abrede stellt), und d^r Verf. seihst p« 25. snge-
steht, dass sie. an sich gar nicht nothwendig sei. Zu subtil ist die
Trennung der Person von ihrem äusseren, ihrem Gedanken-, Wabnieh«
mungs*, SmpfiadttAgs-Krebe, dem einer Personiiehkeit Angehörigen,
$ 13. 17. 18. Hr. H. erklart selbst p. 22; , dass das Leben von Anfiuig
an ein geiitiges gewesen sei ; und schon die wenigen angefahrten Bei-
spisle aeigen, wie die als verschieden angenommenen VerhaUiusse ,i4
einander fliessen. Auch manches § 21. Bemerkte lasst sich kaum von
den periinlichen Besiehungen treoaen. • Im Lat»n. (s. p. 81«) äoll der
Genitiv und Dativ die Persdiilichkeit beeonders bezeichnen,, aber diese
wichtige Bemerkung wird nicht weiter' nachgie wiesen,. eoiidern nur bei-
läufig lungeworfen. Am wenigsten sieht man ein, wie ans dem pendle
laben VeriiältnisS'das der Totalität sich.entwickela konite, welches mnea
anderen Grund hat, s« Humboldt p.30ff. Hr; H. ^ill -tei ganse obr
jedive Yerbaltniss ' ans dem Verbalbegriffe entwidteln^ .aber dass§. 2(^
Und 31. mit diesem nicht in Beziehung gesetzt sind, wurde sehe» oben
bemerkte Als. aUgemeifie BegrifiEsform aller Verba vd^d § ö. ange^^eben,
dass ein Gegenstand in eine individuaiisixte Brschmnang eidgehe; aiietn
dieee musste dOrcb diorebstracte Auffassung $.18., nach der das Sufeject'
lischt SMhr in dieselbe eingeht, sondern in derselben rieht, anigeheben
seiki. Hr« H. theUt z^ntar § 6. die.Verba in sidi^ctive und obj^^üve,
amischen die er einige V^rmitteind« jClassen einschiebt; aber wie. mch
auf diese Eintheilung, die nothwendig zu dem so- widitigen Begriff der
Srgiilttong fuhreti muss, den der Veif« ausgeschlossen hAt, dt0 'folgende
BarsteUilng der.Gatue. beziehe, ist nicht deuitileh. In dieser, geht er
davon- «US, d&ss uuiere Bewegnngskraft. und -Süssere Bevregungsrlchtimg
«rsprOaigUch verbunden (s. g 18.), durch Abstraeden später gescbijedta,
QOd so abstracto AufiGusung der Kmft (so. wird der Zustand genannt)
Und' Mne blos abstracto Richtung entstanden, seien (wie viel bei dem
letzten Begfiffe/i^on.domi im Verbo UegendeR energiidcheii Attribute' übrig
bkdbe, istni^t.abluilehen); aber.sohoiii auf dem eisten Stadium Htat elr
de» Acciks. von dc^bewi^enden JCWift abhängen, Dativ und Genitiv oder
Ablätiv'vonder bloaten Bffweg«»^« Die ifatfirlibhe Ausicht, däss dar
Mensch die Natut^ als belebt Und thätig, wie sich selbst, b^tracbtflt,
Bttbject Und Objeat iu thatige Weehaftliaiiknog^ gesetzt habe» findet neb
BitiHograpliische Bericht«^ '487
liBgeWiF«iideU Die <Aj«cte erscfamnen nur $i» Dinge, deren NSlw
idnrdft ^e Bewegung venidtteH> wiird ^ oder von denen sie %Qageh^ Diese
Aüf&MSung läset sich kanm anders denn als eine örtliche betrachten, wie
Hr. H. selbst $ 19.- andeatet« Um so mehr ist es anffidlend, 4ass 4m
.yerf.uit grosseffi Scharfsinn d^rznthan sqcht, die Beweisfilhmng sinhit
sich fimt dttsch die ganse Abhandking, daes die gewöhnlich angenonune*-
nen drei Ortsyerhattnvse nur eine, abstracto AuffaSsimg des Raumes, nmt
nenUiob das Wodur^häns eine späte Abstractien sei. Aach Däntzer will
ttBr zwei Riebton^verhältnisse anerkennen und hat.p.'d9ffi das Widhr
ligste, was diese Ansidit in sprachlicher Bexiehnng nnterstiitseB • kann^
KQsammengesteiit. Aber während der ietaitere das Wo und Wohin ▼ex^
banden denkt., Becker wenigstens £ar die ergänsenden Casui^ 'in. deü
Dativ das Woher findet, läsirt -e» Hr. H; aas beiden herrorgeheh* : So
ntftq^ch die Ausschliessung des Wo lur die kausalen Verhältnisse, schon
der Natur der $a<ehe nach ist, so bestimmt wird die Annainne deaiielbe«
£ir>'die rättmlieheii durch Sprache Und Bedarf aiss gefordert, . Wiedaa^
was bei der sinnUchen Betrachtung der Natur sieh yon selbst aufdrängen
nnsste, för das sich in der Sprache Formen ausgeprägt finden, erSl
durch AbstracUon eitstehet! solle , :ist nioht wohl absttsehen.* Wenn der
Verf^ bei seiner Ansitdkt- von den mit i gebildeten Verben ausgeht,- aä
wurde auf die Unsicherheit des Grundes schon oben hingedenieti; nicht
mifider unsicher ist die kunstliche Abscheidung einer blas abstracCen Be*
weguagsdchtungk ' Hr. H. sagt selbst p. 36. : der Mensch sucht und
merkt sich nicht eine abstracte Oertlichkeit; allein wenn er lorttalirtt
dem das abstvactbe' v?^^)''' >• B. eines blühenden Baumes ist nur' 'der
Raum, den der Baum' einninunt, so leuchtet nicht ein, wie gerade diesö
individuellste Bezeichnung des Ortes Tön Seiten des Redenden eine'«ab¥
stracte, ein inhtdUpeßrer OtUpunkt, der wohl bi der Wissenschallt' supl«
ponirt, aber weder angeschaut noch bezeichnet wird, und wie (s* p* 4/^}
der abstracte Ort wieder der Raum der Totalhandinng sein-korine« ,Ue«i
berhanpt bezieht sich, was Hr. H. p« 36. sagt, mehr auf die DemenstHK
tiva, die nach ihm eine so- bedeutende Rolle in der Casusbildung' spielen^
als auf die Bezeichnung des Wo, und wurde auch- das Woher (susschliesselikf
Da das Wo sich nicht abweisen lässt, so leitet es Hr. H. im Grriech. aikh.
dem W^hin, im Latein, aus dem Woher ab, als ob ursprunglich dasselbe
gar nicht habe wahrgenommen nnd bezeichnet werden können, und dedlü
lässt er p,' 4c% das Substantiv durch ein ^,da'' entstehen, es ist. ihm nrr!
spröngtich ein „krach da!'^ y^spnag da!^<, und dieses ist gewiss :dav
Richtige, insofern ndt jedem Gegenstände auch die: Vorstellung dies.*Ranr
mes (Ton ehiem abstracten Ort, einem inhaltsleeren Punkt kann bei der
Betrachtung der Anssenwelt, die von Gegenständen erfüllt ist, nicht dief
Rede sein), den er einnimmt, gegeben ist, und dieser ist immer Ai
,,wo'^; dieses mms jedem „woher und wohita^f zn Grunde liegen, welche^!,
wenn die Thätigkei|ien als Bewegung aufgefasst werden, .'den canssien.
Beziehungen analog sich entwickehi« Wie grosse Muhe es: dem V^rCi
macht, das „W9'^ aus der sinnlichen AnfXassung zn verbannen, zei^
seiae Behandloag. des Gegeastande«. . Er muss «letst auldhaeri, dast
m Bibliographisehe B^rieht^
de jetsig«- Gestali und Bedentnng der Ca^ die orspHhigKdie ; kthtt
y^nicfamelning und Vermia^hong Tor sich gegangen sei, obgleich -es
ebenso natürlich als historisch nachweisbar ist , man denke nnr an den
deutschen fnstmmentalis, dass nicht allein lantliche Grande, soadon
Mch die reifere Geisteskraft (s. Hifmboldt p. ä84 ff.) solche Yemisdnin-
gea herbeifahren. Indem daranf keine Rficksichtigenomnien wird, imiss
MtiirKch die Bntwickeinng des Bkiselnen oft sehr kfinstlich werden« 80
ist in 9i%miU tlttvi der Brapßnger Ziel and Grenze der Totalbewegong^
wihrend derselbe doch seibstth^tig nehmen soll; in töv d\ ktai^oi z^9^^
Jmi^mvt99 ipigop soll deir Dativ stehen , weil im Anfang des Hebens der
gehobene Körper oder die Thitigkeit an die Hand kommt; aber die
Hand mtfss Ja schon vor dem Heben an den Körper gekommen sein, nnd
■an sieht nicht, wie sich dieses der Wahrnehmung habe entziehen
können« Um diese Vorstellang rem Accnsativ zn scheiden, nimmt Hr. H.
n, <Be Hand selbst Hossere die hebende kraft; dann aber worde sie
kanm vom Sabjecte sich unterscheiden. Ebenso beim „woher''; ibam
Ibrte via sacra steht, weil der Theil, woher der Gehende kam, auch
▼ia Sacra sa nennen ist; aber dieser ist gerade nicht angedeutet, der
Qfohende kann auch ans einem andern Rattm gekommen sein, -aber er war
In der Tia sacra* Die grosste Schwierigkeit madten dem Verf. die lat.
Midtenamen und ähnliche Locatiye. Wilikfirlich nimmt er a3a , dass diese
sich einer die (toalitat verwischenden Bezeichnung nahem, dass £ese
Poimen (s. p. 32«) durch den Gebrauch geheiligte Formeln, ohne Be*
wasstsein ihres eigentlichen Werthes, gedankenlos seien angewendet
worden ; daiss nicht der Unterschied des Sinnes, sondern eine Gewdhnnng
des Ohres aber den Unterschied derselben entschieden habe. Allein so
vHrd der Kno^n zerbaven, nicht gelost, und. so lange diese Formen,
jdie das Gepräge der Alterthumlichkeit , folglich auch der früheren Anf-
ftwsnngs weise,' an sich tragen, dorch ähnliche Brscheinungen unterstützt
dhid , nicht genn-gender erklart werden , wird man ungern die Ansicht
anfgeben, dass das von dem „natürlichen Menschen verstände'* geforderte
Wo in der Sprache nicht erst ans einer Abstraction entstanden, nnd als
inhaltsleerer Punkt- aa%efiisst, sondern- voii^Auihng an bezeichnet, erst
alfanalig verwisdit und mit andern Foimen vereinigt worden sei. ' In das
Einzelne einzugeben und namentlich dfe von Hrn. DQntzer p. 39. ange-
Ahrten Erscheinahgen von einem anderen Gesichtspunkte ans zn be-:
leuchten, verbietet der Raum« Wir hoffen, dass es Hm. 'Q» geling^i
weirde^ Manches^ was in dieser Abhandloag' dunkel bleibt , anfinihellen,
namentlich die zuletzt ausgesprochenen Zweifel genügender zn losen,
wenn er den Gegenstand in grosiserer Ausifibriichkeit , der wir nur mehr
Klarheit in der Darstellung ond strenges Festhalten an der § 5« gestellten
Aufgabe wünschen, behandeln wird. Mehr- an die voU Bopp gewonnenen
Kesnltate schliesst «ich die Abhandlung von T reg der De easuali nonU'
naßmm lati deeUnMione. [Haviiiae 1840; s. Zeitschr« f. Alterthumswisa.
1840« p.951.] — Die Flexion der Brohomiiia ist grundlich und mit Be-
nutzung der Resultate der neueren Forschungen behandelt von M ajr.
Scbmidt ihmtneutatio de pronomine jfNieeo et iutün^, (Halls 1831
BiVliagraj^kif«:]!.«' Bericht«.
lUrNIMi« & ptM3&/ Minabtf liftsdrar - GdMiigo faiirtet HenAtcke
ja^Ml. Skiz9W^,^ 0. |^Jbb..a5. p, 454J Dus die AdFeibia al» «elbai-
«tindJig^lwprdMie ,Qfi»niiforiiien SR keftrachfen MieD, iitjetsi änerkannl«
Niusk 4em9 wii« ▼od Härtung ober die Casus, Duntser aber d. kteiä«
l¥ortb« geleistet und iti den spMichyergleiohendea Weikeu seratrevt dar«
gestellt ist 9 ware^e dieses, sttsammeafiissetide und tiefer hegruudeodie
BebAnjituDg d^r Adjrerbia sowohl, a^ der auf gleichem Biidungspriaeip
mid dea Casus b^rubefiden, bie jetst noch wenig enthüllten Präpositionen
um so mehr an wünschen, als HaBd!s Tursellinus bei aUen obrigen Vor-
igen den Anforderungen, die an die etymologischen Forschungen ge-
macht wttden müssen, nicht entspricht« Dasselbe lässt sich von den
Conjoactionen sagen, deren etymologische Gestalt sieh vielfach an die
CasusforsMn. anschliesst, die stber in Hinsicht auf ^re Bildung und die
daraus hervorgehende Grundbedeutung noch nicht genügend erforscht
find* Wie die Uatersuebungen über die Nominalflexion, so. wurde auch
das Streben , die Conjugation ao&uklaren und ihre Bntwickehing nach-»
saweisen, durch Bopp (besQuders durch das Conjiigpafiimsigfvfent dw
iBonsIcrftspriicAe) und Grimm angeregt und gefördert. SSonächst wurden
die Ton.^e#en befolgten Ansichten auf das Latein, und Grieeb. angewen«
49t To« Wackerni^gel ja der Abhandlang I7e6<r CopJugaUon und
WwttbSU^g duriih AbltM im Dmt^adien, CMeek. und Lalnän. [Archiv
£; PhiL und Pfid. L p. 17 fil] und yon F. A. Landvoigt I7e6er die Bsr*
teilen wi<i Tempurformen der grieck* und latein, Sprache» Brite AbtheiU
[Merseburg U^l.], wel^jher aaerst genauer die Personaiformen und ihre
Gleichheit und Verschiedettheit in den beiden Sprachen untersucht; die
Ttfmpiisformen in primitive und sectindare, durch Agglutination von
Büi&verben entstandene, gesthieden, die mannichfiichien Formen dea
Intein» Ferfects richtiger gesondert und, was vorher kaum beachtet wov^
den wsr, die Bedingungen au&ufiaden gesucht hat, unter denen jedn
^jntreta« Hat er. hier auch in manchen Punkteii geirrt, s. Pott fi^ymoL
Unters« I. p* 21 ff. 36», so bleibt ihm doch das Verdienst, diesen Gegen»
stand anerst der blos empirischen Auffassung entaogen zu haben. Gleichn
Veranlassung bat die 'Schrift von F. Gr aef e, dot Sandait'- Ferhum tas
Vergleick mit dem €rriflehkchten» Arn. dem GetuAttpunkie der Haeeieeken
J^pfogie dwgeetm. {Peteraburg 1836. 122^8. 4.] Der Verf. hatte
den i^weck, lyden schroffen Gegensats, in den die neue Sanskrit- Schul»
Wt def aljten klassischen Philologie gerathen ist, nach Krüften ausglichen
in helfjen", und da diese „o|t dus Griechische, und Lateinische nur mit
Sanskrit 'Augen, bisweilen parteiisch genug, betrachte^, so betisachtet
er jene Sprache „aus grieeh. und latein. Gesichtspunkten.*' Er verwirft
daher die Eintheilung der Cengngationsfonnen, die von den' indischen
Grammat^ern aufgestellt ist, liihrt dieselben auf die Anordnung, die ne
in der griech. Gramniatik haben, surfick und sucht damihun, dass witf
mngUeh Alles, .was im Sanskritverbum sich findet, nach griech. Art gn*«
bildet sei, Rieses aber einen grosseren Beiehthum ah modalen (s. Hnsa^
boldt p. 93 f.) und temporalen Fömiea und grossere Bestimmtheit im Ge«
bravche der letstfioren.habe. Dieses .wird Jeder einranmen und dem VerCi
Bibliogi'ftphiscke* B<ericlite«
dü VMdtaut, dk CMoUi^ der BOdmg» d«» y^Mrb«Mbi*ai ««eli V«i
gfliami St«iid|^iiiiktiL ani aofdM Dcntödifle |s«ieigt «a iiabfln, rtgcrtwhWi
Ob alle ainMliien AiMioklan dwuMlben fkblif üind Mi'prfifm, kmwt out
kkr IIB ao weniger so, da der groeete Theil der Schrift eidi auf daä
Grieoli&iclia beneht. Waa er p* 103 ff« aber das lateiniaohe Vecbm
•agt) laeai BaBctfaem Zweifel Raom» Hr. G. nämlich ab ein entaefaiedeoev
Feind der ▼on Bopp anerst gehend gemachten Agglotiiiationatheene, sncbt
alle Vedhatfbrmen aoa Verlängerong oder iJmgestaltaing Ton Vocaleo und
yySufSgiuig Ton der Zonge Ton seibat als -Nothbehelf gebraachter^ Cons»^
nanten , namentlicb des ^a^uaa, «^ ft, s zn erklären. So ist ihm die
Rednptication symbolisdie Andeotong der Vergangenheit, indem dardi
dieselbe die Handlang snrnckgescboben werde (dass die {Lediq^licatie
einen weit grosseren Wirkungskreis hat, s* Hamboidt p. 162. Fett fitjFm.
Unten, f. p. ö& Hall. LZ. 1836 Sept. p. 99.^ ist hierbei nic&t bedacht);
die Dehwmg ^Wi, welches als arspronglich^s Tempat betrachtet wird,
ist ihm, da sie Torwarts eilt, Andentong dar Zakonft. IMeses m tKi*
setat sieb., eä entsteht ein Nebenton , s«^ um die zwei Laute auseinaa-
deraphaiten, achiebt die Zunge ein Digamma oder h daswiscben, and
wir haben 4Nnii^ Bbonso entsteht s« Im nächsten Zasanunenhange mit
nerlovnen FaMorfermen auf so stehen die Perfecta aaf si. Ans dem Fnimr
auf bo =z f^i=s: To entsteht das Perfect a-Ti, e*vi, i-tI, uis einem
msichtbar gewordenen Fntnrnm consonantisch endigender Wurzeln , die
siatt ebo nur bo = to .anschlössen, wie colo, oolbo =£ oolvo entsteht
ooini und ebenso die äbrigen Perfecta, die auf tu* ausgehen* Im Zosam*
mienhange mit der Form auf ho steht das Imperf. ftom, aoich der Con-
jonctiT desselbaii istfutoriscfa* Das Fotar auf am ist cdn Praes. LkBc,
gteichsam legami, wie ^dssf», und Tertvkt zugleich den ConjunctiT, in
der ersten Person auch das Futnnmi n« s. w« Der Verf. bat bei dieser
ganzen Deduction die aus der Betrachtung alter Zweige des Spraehstaan
mes, der hier in Betrachtung koaunt, sich mit Nothwendigkeit aojfiinm-«
gsnde Thatsache nnberncksichtigt gelassen , dass eine doj^ite Bildnngs-
periode de| Sprachen statthatte, die erste , wo durch den inneren Bil-
ddngstrieb die Formen herTeitraten, die zweite, in der nach Absobwa-
ebnng jener inneren Kraft. Süssere Hulfimiittel und Zusätze angewendet
wurden $ er hat übersehen, dass das Futurum gerade, wie jich jetzt
wohl kaum letignen lässt^ nicht dar ersten, sondern der zweiten Bil-
dnngsperiodfr angehört; dass die Tempora nicht auseinander, sondern
neben einander entstehen, däss ans einem Futunim nie ^n Perfectum
oder Imperfectum werden kann; er hat den Unterschied der Ursprung-^
liehen und abgeleiteten, der starken und schwachen Vertm nidit beachtet,
mid mit einer Freiheit Lante> entstehen und si^ch Terwandeln lassen, ^e
leicht in Willkür kusarten und die grosste Verwirrung anrichten iraan«
Die scharfsinnigen Bemerkungen Pott's L p. 21 ff. 115. u. a. sind in kei-
ner Weise berücksichtigt. Die alterthnmUchen Formen negassim, fHohi-
baasit erklärt der Verf«. für synoophrte Formen ans negaseflim =3 negOr
sevim. Neue Ansichten und scharMmige Erortorungen dieser und der
Tervnuidten- Formen des int. exact. mid perf^ conl. enthalten zwei Pro-
Bibliogijapliiicli« BerUkt^e. tM
gilmwJi !f0Sb^ W^ MlftdT.ig de fanummm qumnmiam gmMLaiM nm
Imo «t. IHK IjKfl» ftfior.« Hariüa« lMd&, . 20 3. 4. p«rt poitoriarL . 1836k
A2£l. 4.> JKfadii der WideiJegiiBg.lkr. aber die Entstehung dieäer JBüi;«
dnogeni anfgoiteUten Meknuigen snebt Hr. M* danutliutt, dasa/mco, M»
mampi ette«« tob denen, emttjtopem o. a» ab durch Byncope entstanden , mit
Becd^t. geschieden werden^ nicht ron dem Perfsct aiif »y aber deaiaelben
analpg > ducdh Ansetsuag yoa s .gebildet seien. Erst allmalig hätten dia
Terwaiiditen Feroien theüs durch, den Gebrauch , theib darch. andere
Mittel -bestimatave Beamcbnttngen und Zusätze ibre verschiedene Bedeiir
Itmg erti^l^n. : .ßie Formen auf so seien nicht fot. ^xact. , sondern ein'»
iicbci Futära gewesen ^ aber diese Bedeutung babe. sich ausser der ersten
Beiüeo in ./tuco,: dessen Gebrauch- bei den Komikern ausführlich uad
aoharMnnig ei^orteiti'Vflrdy verloren, und es sei die des fiit» exact. ein«-
getfeten. . Der. Inf. -dieser Form wird als einer nur von den Komikern
ve«s«Gbte> nicht im. I«eben gebräuchliche ^Form betrachtet. Ganz, im
Gegensätze au swono habe das wirkliche fuUexaet., dessen Gebrauch
Meit sorgfältiger , als es bis dahin geschehen war, erläutert ist, sowohl
ia4e er sich bei den Komikarn, als bei den übrigen £lchriftstelleni gestaltet
)ittt,,aUmäMg. di(».Bea^icluiimg der Vergangenheit and VoUendung an%e*
gabeik^und.sei fast .ohne .Unterschied von dem fiit. simples gebraucht
laoDden. . Wie .d<^r Form/.dlBiiMO ab Goi^'unctiv amagdm eattopreche, so
•^ amaverim nicht Conjonistiv des.Perfects, sondern des fot. exact., eid
ftrarde wie diei^es- gebraucht,.. gebe aber allmalig die Beziehung • auf die
VoUendung ailf und stehe, fast .wde..^n Conjunctiv des Präsena; erseheina
aber aB<4t,. ebne dasa sich ider Hergang der Sache hinreichend erklären
Jasaay als ^Bj«.fterjf.; eii^ wjabr^ Gonjuiictsv . des Perf^ existire nichts
Qm abbavfisipnig and' geiebst diese Bebandlang is^ and so sehr sie geeignet
aeheinfe,. einen altan^ schon von. den römischen Gramamtikern geführten
S$Mt JSH «ebUebten, so drängen sieb doch einige Zweifel, daran anl
Wemi;ea Hidit zu .leugnen iat,; dasa die Fona auf so oder uo die Bt^
deiMmig: dies &t. oxaet;i bei^ weitem: in den ineisten Fällen^ weah auch,
wiä; Hf. Mä benkevkt»' mit eiiugor Beschräaknng, ihat, so dasa nur. faxo
eine Ausnahme '.macht; wena;femer dao ^wohnliche fat. exact. zum fut.
werden} kantig warum SoU üär .die^£rkläcung. beider Formen .ein so «itge-
(^■ngesatiler Weg etngi^cblagen weiden ? liegt nicht die Anmthme näher,
daäa, wie. das angesetzte vi dem« Verbalstamih die Bedeatnng dar Vex^
ga^gaahait glebt, so nach die angefigte, .Form mit so ursprunglich die-»
selbe B^eichnung entlialten babe^ das fat. exact. des Hilfavedbam gewe^
san sei. . Ferner ist die Form auf sm» nicht, wie man hätte wünschen
mögen,, abgjeaoadart behandelt, sondern mit der auf mm verbunden«
Ba wird aar behauptet, dasa sie niemals die Bedeutung des Präteritum
habe und: man z, B. nicht sage:, quaero' quid fmäiy statt ./eoerit; aaehi
dafür, dass es -die Bedeutung des fut. exact. habe, wird nilr eine Stelle
angeführt, die^aucb aadafs an%ciust werden kann, sovrie bei weitem.
die meisten sich- ohne lllnhe. alt. praas^^conj. 5etrachten lassen. .Ist aber
dtsMs der Fall, so eotatebt die Frage, ob aberhanpa die Formen so und
ans«a4ttapgebaxKfi,;ttad nichtr vielmehr dia^latttere'^eiM G6i^jaacM6nmi
4aä Bibliograpklieke B«rieli««b
te FribaM s«i, •• Beanry Born. Ln(i«hre p. 37A«| wie MMk ndboi d«
Forni 60 kein .6mi beiitelit. Ebense sekeuit die ZmaflaeeiistolliiDg Tea
mrim alt ero nicht eis notkwendig erwieeen, and ee ist waknckefailiiAery
dass eist dnroh Yerderbong oder- AbscMeifiwtg die Aehnlichkeit der Fer-
nen entstanden seL Hr« M« gesteht seihst, dass sieh der Ueber^uig
dieser Form in die Bedeataag des Pr&ter», -die es.anheawülelt bat, aidit
geaogend erklären lasse; dagegen begreift man leicht, wie das Perl 'statt
des futi ezaet. gebraucht werden konnte, weon schon die Zukonft ange-
deutet und nur die VoUendong an heieichnen war, wo ja auch der Aorist
Conj. im Griech., im Deutschen ,• seltner im Latdn. (s. U. p. 7.)t *vdi
das Perf« lad. gebraucht werden kann. Femer ist der Verl idckt iam
Stande, die entsprechende passive oder Deponenitform mit der activen in
Binklang zu bringen. Endlich spricht für das Perf. der gans analoge
Gebrandi des Jnt Prat. bei Verben des WoUens, den Hr. M. sribst IL
p« 3^ sehr gründlich behandelt und überhaupt den angenommeaett Ge-
branch des Perf. für den griech. Aorist, besonders gegen Waleb, mit
grosser Scharfe beschrankt und fester stdilt, als es gewöhotidr gesohiekC
— Zam grossen Theil für praktische Zwecke iet in der Schrift; Die
LeAre «o» iatemtieAe» VerbMm, leds eine VorUkferm und Piroke einer mtf
wmemdufUkhsn Frhudpien gegründeten Sekulgrammatät von Dr. W«
R. M. Fuhr. [Dannstadt, Heil. 1835. 196 S. S.} dieser Gegenstand
behandelt. Der Verl geht rön dem richtigen Gittndsatse ans, dass der
Zweck einer Schalgramaatik sowohl die Erlenumg dar Foroübildang npid
des Satzgefüges, aJi» die Nachweisang and BrUarang schwieliger and
abweichender Bildungen and Constructionen aar Brklaning der Schrift-
steller bezwecken müsse, und theilt deshalb djen Abschnitt des Werkes,
weidier & den Untetricht bestiamit seih soll, in zwei Thdle, von denen
- der. erste eine im Ganzen recht zweckmässige und dem Bedarfiiiss des
Anfimgers genügende Zasaamenstellang der regelmassigen Verbalbildaa-
gen and Uebangsstucke an denselben , der zweite eine Sammlung nage-
wohnlicher Formen enthalt. Manches, was in den ersten Theil aB%p-
noaanenist, durfte rielieicht besser im zweiten seinen. Platz geftuidea
haben, und die Erlernung der Sapia- und PerÜBetformen woki darch
eine genauere Schmdung nach den verschiedenen Bildungswdsen und den
Stammen, wa diese eintreten, wie es schon in der kleinen Schrift: fiil-
dung de» Pn/eetem und dee •SafttAum in der laiMn. Sprmke {Zmsile ilas-
gahe. Oppehi 183d. s. auch Rinke die ZahoSrter der kd^n. drittem
Cot^ugaÜtfn in ihren Fetfeclfärmen, Heid^erg 1836«] geschehen ist,
erleichtert werden können. Bin dritter Theil soll die wissenschaftiiehe
Begrindung der Torhergehenden Lehre enthalten. Dieser bietet aller-
dings viMe riditige and. zweckmässige Ansichten dar, w&de aber gewiss
mehr sdnem Zweidce entsprechen, wenn: Hr. p. 4ie einzelnen B«|nerkan-
gea nicht an die Paragraphen der vorhergehenden Abschnitte gelcnapft,
sondera das Zasammengehorende verbanden , JMaaches, was damals schon
gethan War, benutat hatte; und statt derPolenak gegen die fost schon
vecachoUenon and so oft elies Grandes ermangelnden Hypodiesen ]tfan*
kaidit^a, tiefer in die BiMungswaise der Formisn dagedrangea wam*
Bibliographische Bdrichtel 438
0odi ISsflt sieh hoffen, dass^ wenn der Verf. ^e hohe and iehwienge
Aufgabe, die er sich i^elbst in der Vorrede' gestelit hat, gelöst habeo
wird , das, was man bis jetzt noeh Terraisst ^ am so vollständiger behan*
dein, aneh manche bis jetzt schwankende nnd weniger begrSnd^te Ansicht
dnreh die- richtige' nnd sichere •ersetzen werde. »^ F«r die Lehre toa
den l^empnsformen und ihre Bedentang ist keine £lchrift wichtiger ^s die
von Herrn. Schmidt: Doctrin^e iemparüm verbi Qronti et Lalim 9aoij^
iHio hirtoriea [1836'-^39. s. NJbb. 33, 233.]* Bäss die hidr in ihrer
Entstehung und Fortbildang mit' ausg^eichneter Scharfe nnd Oelehrsam*
keft dargestellte stoisch ^varreiiische Lehre, : ungeachtet alles Fleissci
und Scharfsinnes, der auf dieselbe Verwendet ilt, noch nicht nUe Schwie-
rigkeiten des dunkeln Gegenständes beiieitigtl und mit Evidenss alle Ei^
scheinungen erkISrt habe,^ «eigt das Herrorlärete» so mancher dorchaos
Ton derselben abweichender Meinungen. Wir erwfihnen als sehr bedeu-
tend in dieser Beziehung S. ü. Ä. H er ling. Fergieiehende DarHdbtMg
der Lehre vom Tempus undMadua* {Hannover, Hahn. 18M. 170 S. 8.]
Wie wir oben sahen, dass in den dnrch die Casus bezeichneten Raflm«>
rerhaitnissen der so naturlichen DreitheiUgkeit eine Zweitheiligkeit cni^
gegengestellt wurde, so geht Hr. H., was aUch von Beck«r, wiewohl
in etwas anderer Weise,* -tfnd von Landvoigt geschehen war, indem er
die ESntheiiong in Tempora der Gegenwart ^ -Vergangenheit nnd Zukunft
verwirft, von dem Gedanken aus, dass Un^rfinglich nur zwei Grund*
formen der Zeit gebildet worden wären , und sucht nach dieser Picfaloto^
mie den ganzen Gebrauch 4%r Tempora und Modi festzusteHen« Die eina
dieser FcNrmen ist ihm ein tempus praesens, welches das im Satz« ansga*
druckte UrtheÜ anf die Gegenwart des Redenden beäeht; die andern
efn t. semotum , welches das Urtheil aus dieser Beziehung trennt niid
absondert; jenes g&ht auf Gegenwart und Zuknnfl, dieses im Indio, auf
die Vergangenheit, im Conj. anf Gegenwart und Z^nnft; doch enthäitea
sie' als tempora absoluta an sich kerne Zeitangabe, s. $ 94. Kebea^
diesen entstehen die tempora refaitiva, welche dnreh. nnmittslbare flezivf-;*
sehe Ableitungen öder Verschmelzungen oder Znsammensetsnngen ven
jenen verschieden znr Bezeichnung der Nebenihcta als der begleitepden
Bestimmungen dienen. Es würde hier zu weit fuhren , warn wir in die
ein grösseres Gebiet umfassenden Ansicbtea des Verf* genauw eingehen
vn>llten. Auf das Latein, angewendet, wurden nadh dieaer TlinorU:di#
Tempora so zn ordnen sein , dass das Präs. Ind. praesens ahsohitam, daa
Perf. Ind. Act; semotnm absolntnm, iin Activ das perf. com. ^in FMsiv
perf. indi nnd com.) , fht; relative praeaenfcia, dlas imperfr und ^nsqtein»
perf. ind. und coni. relative semeta wären. Den Grundgedanken hatte
'schon F ritsch in der ÜnÜk der hüherigm Geam^aHk^ Ereter neS^
von Hm. H. entlehnt, aber ebenso unklar nüd viel&ch nnnehtig [s.NJbbw'
S5, 354 ff. Beri. Jbl^ 1S40 p« 603^ ff. HalL LZ. 1840 Nr. 1220 dmi^e**
stellt, als ihn der Verf. mit BeBOWlenheit iknd S^harUm entwicteit.
Es ist wohl nicht fett leugnen, dass idas von Hm. H. aägenaminehe Ver*
hütntss zwischen dem PrSsens und dem rem Ihm «ö genannten aeniet<Mi>
abaolntnm, welches eben mnr dernortttist^ beatabe^ aUain iasa daiÜaib'
' N. Jokrb. f. PkU, M. Päd. od. KrU. BibL Bd. XXXIV. BfL i. 28
484 Bibli9grap1iii€lie Bericht«;
di« so nake liegende Dr^tlieiligkeit der Zeit ufig^eben worden
folgt daraus nodi nicht mit Noth.wendigk6it Allerdingi erachaint dai
Fatnram aia nidit nrBpringliche Form, aber daaa dieae überall eatrtehl»
leigt daa Bedorfoifls des menschlioben Geistes , dieses Verhaltmas xabe-
■odmeBy und wer borgt dafar, dass nicht darch das sigmatisdie Fat.
eine einlache, Terdnnkelte Form ersetzt ist« Sehen wir dodi anch dsa
aigmatischen Aorist mid das diesem entsprechende Per€ mit n im Latein,
■n die Stelle der ein&ehen, msprnn^chcn Fom. treten, die man alldn
•B dieser Stelle erwarten sollte. Währeild das griech. Perf. IL, welches
gewiss nidit minder nrsprunglidi ist als aor. II. , sQ einem relaÜTen
Tempus wird, eine aoffallende Srscheinmig in der Theorie des Verf.; •
aber andbein Beweis, dass die Beziehmig der Vergangenheit anf ^e
Gegenwart dhie nrsprangliche ist, wird' das latein. Perfect, das out
jenem auf glmchem Prindp beruht, ein tempos absointam. Wenn dafor
angeführt wird , Jlast die romanischen Sprachen es als ein solches anfge-
fasst haben, so moss man doch den Lateinern einen tieferen Sinn imr
die Bigentfaiimlichkeit ihrer Sprache zutrauen, mid dass sie es als e^ent-
«cfaes Perf. betrachteten, zeigt deutüch das Pert Cpnj. und Pass., die
der Vert Tom Port Ind. Act. trennen muss ; zeigt selbst das prasenüsche
9nm$ der Bndnng, woraus hervorgehen wurde, dass seine aoristische
Bedeotnng sidi erst aihnaüg entwickelte, oder Tiehnehr dass der Latei-
ner diesen Aorist Tom PerU ebenso wenig sdded, als der Deutsche ihn
▼om Iraperf. trennt Dass aber die Sprachen, möge auch der Anfang
der Bntwidcelnng gewesen sein , wie ihn Hr. H. auffasst, sich immer
mehr fiir. die Tridiotomie eatsohieden und diese ausgeprägt haben,
mochte sich kanm bestreiten lassen. Uebrigens enthalt daa Weric so Tiel
TreflBiches und so viele scharfsinnige Bemerkungen, dass es keinem, der
diese Gegenstände behandelt, unbekannt bleiben darf, und auf die Dar-
•teflong derselben bedeutend einwirken wird. Nicht minder wichtig
aind die Ansichten, die Hr. H; über den Ckuijunctiv und den in heuerer
Zeit angenoaunenen , Tum Verf. aber, weldier glaubt, dass der conditio-
nale Gebrauch sieb aus der gewohnüchen Bedeutung and Anwendung der*
Tempora erklaren lasse, hart bekämpften Condttionalis, in die wir jedoch
hier nidit naher eingehen können.
Sowie hinge Zdi hindorch der et^ftodogSscbe Theü der lat. Gram-
matik eine tiefere Begründung und organische Entwidcdung entbehrte,
so wurde auch die Sjmtax nur ausserlich an diesdbe angeschlossen, nicht
innerfich mit ihr rerbmiden durch sie gestntst «J^d aufgehellt. Bs konnte
bd diesem Yerfiihren nicht fehlen, dass die GrenzoQ beider Theile mcht
genau gezogen wurden, und in bdden sich eine Masse fremdartigen
Stelfes anhatafte, der '^e klare Uebeidcht des Ganzen . störte und er-
sdMrerte. Däas ein Büttdgtied zwischen beiden fehle, dass in dnem
beeondereft Absdinitte alles dis, was Weder die f^nn de^ Wortes, noch
des Sataes berührt, behandelt wmrden mfisse^. und «o erst jeder Gegen-
stand die? Ihs». zukommende Stelle erhalten könne,! wurde zners^ b«neriLt
und anageföhTt tou einem Mannen der es ddi zur Aulgabe gemacbt hatte»
UMbH Grammatik als WteensdM^ zn behanddn» und bd der Bnejqgie
BibliogvapliitclieBttrielKiak 485
«eines Geiites, i^em Scharfiriiui und Miier Gelehriainkeity wenn ihm
Tergoimt gewesen wäre, i&iger sein Werk tu fordern, gewiss nodi
Gi^g»eB Wnrde geleistet haben, von C* Reisig in seinen VorMiUMge^
über häemkehe SpraehwiaseMdkafi. HertnugegiBhen ittU Anmerkungvm
Ton De Friedrich Haas«, Oberlehrer. [Leipzig, Lehnhold. 1^9.
XVni Q. 885 S. s. Zeitschr. f. AW. 1841 Nr. 21 ff.] Dass von Reiog
Jener Gedanke ausgegangen ist , bezeugt Benary in Jbb. f.^wiss» Kritik
1884« Jnli 8* 68. Wie verschiedenaTtig sich hon auch die Ansichten
ober diesen Gegenstand gestaltet haben (s» Beaary a. a. O. Pott Etym*
Forsch. 2, 376. Haase HalL A. LZ. 1838. EBl. 6(6. p. 526. Hofer Beitrr.
s. Etym. I. p. 34. und Tom Infin^ bes. im Sanskrit p. 8«) , und so wenig
anf der anderen Seite das von R. selbst für die Semasiologie oder Bedeo-
«tungsiehre § 178 — 183. Geleistete geaogen kann , indem er hier ober die
Umgestaltung der Bedeutung der Worter , Synekdoche, Metonymie, Me-
tapher, durch die Zusammensetzung mit Präpositionen; von der VerlmD^
düng der transitiTen und intransitiven Bedeutung in denselben Verben;
über die Wahl der Wörter und einige styUstische Eigenthumlichkeitea,-
fiber die Redeweise res pro rei defectu, wo Hr. H. mit Recht sich der
Ansicht R.'8, dass diese ein Zeichen des ideellen Charakters einer Spraohe
sei, widersetzt, s. Kreyssig T. Liyii lib. XXXUI. p« 16. Köhler de ve^
temm scriptorum usu in ennntt. rerbo affirmantibus re negantibns [Zwi-
dcan 1839. s. NJbb. 27, 110 f.], nicht aber von der Bedeutung der Wor«
ter, wie sie durch ihre Bildung, ihre Kategorie, ihre Suffixe sich ge^
staltet, was man hier erwartet: so verdient doch schon ^eses Gedan-
kens wegen,, durch welchen, wenn er erst genug entwickelt und begrenzt
sein wird, die latein. Grammatik eine klare und wissenschaftliche Dar-
stellung erhalten kann , dass wir R.'s Werk als eine der wichtigsten Er-
seheinnngen auf diesem Gebiete betrachten« Zwar wurde man unrecht
thun, wenn man an dib Vorlesungen R/s den Maassstab legen wollte^
den andere grossartige Erscheinungen unserer Zeit an die Hand geben $
denn, sie hatten zunächst eine engere Bestimmung, sollten mehr anregen
Qnfl beleben , als. das Ganze der Sprachwissenschaft bis ins Speciellste
darlegen; sie sind nicht von R. selbst herausgegeben , sondern vielmehr
der Oeffentlichkeit entzogen, woraus jedoch dem Herausgeber, der sieh
selbst in der Vorrede genug reditfertigt und für seine reiche Ausstattung
des Werkes Dank und Anerkennung verdient, kein Vorwurf erwachsen soll;
sie sind' vor fon&ehn Jahren gehalten worden, irad es lasst sich erwarten^
dass R. der grossen Bewegung,, weichein dieser Zeit dieSprachwissenschaft
umgestaltet 'hat, nicht, würde fern geblieben sein, und seine Ansichten
erweitert und tiefer begründet haben; aber sie bieten so viel Belehren-
des, Anregendes, Berichtigende, «ine so. lebendige und bestimmte Auf-
fiuwung vieler dnzelnen Erscheinungen, so nAnche Berichtigung und fie-
bere Beschrankung oder Begründung gangbarer Ansiditen dar,- d<lss sie
auch in dieser Gestalt sich würdig an die glänzenden Leistungen R;'s
anreihen. Dass es vorzdglioh des JBinzehle 'war, worauf R. sich richtete,
wemi er stark war, bemerkt "Btm H. :in der Vorrede, und in der Thai
bestellt das wichtigste. Verdluift. dieser Voriesimgen in dorbadegung «nd
28*
486 BlbUto«tmp1lift<h« Beviekt«.
BitUrnig 4m BpradigtbnMMlM ia seloiMi teineUMiftMi. Ab^r Mif der
aodom S«U länt Mk iMit Imgiien« daM R. das BsdozfiuM fuhke, die-
MibMi4B Gfrappea sa Testtnif en tuid aUgemeiBereii Grimdeatsea uiena*
«rdneii« Bo sediUt die ganie Fornieiilelire in sweigrosse Tbaile, je
ttacbdem du Orieoiu Vorbild dei Lei* ist, oder ^eaee akh otiabhan^f
Ten }eiiem entwickelt bat; im Binselnen' zdigt aieh> dasselbe Strebea,
i« B1 in der Bebwidliiog des genk. plnr. der 3. DeeL p. 03 ff^, der iieie>
EoeL nnd abnndant. $ 75 ff«, der abweidieBden Verba in dar 1. Gcutjtag;
p. 938., des Deponens f 160., der PrSpos. $ 138. Ebenso JwrfiUt die
Syntax in mehrere fressere, in sich sUsanunenbängende Theäe, nnter '
denen besonders der tber die Congmenz, die Pronomina, i£e €asas nnd
Modi Tiel EigenthnmÜcbes darbieten. Aber eine tiefere Begrindnng der
fl^ehersciieinttngen hat R. nur hier und da yersncht. Zwar spridit er^
S % sMhrere recht wfirdige Ansichten über das Wesen der ^uracfae ans,
aber die Bntwiökeiang im Folgenden «ntspricht -denselben ni<dit dnrchans.
liit Mibe nnd Knnst iverden die Rededieiie.nnd ihre Formen auf die
Kategmieen, wie sie Kant aMigesteUt hat, znrvclt^eführt; aber saebrere
erhalten dadurch nur eine sehr unbestimmte Brblärnng*. HaacHtlinb hat
sieb R. die wahre synthetische Natnr des Verbnra, dieses fi^rYa der
Rede, entMgen.^ es tritt fast nirgends als Verbnm hervor, aondi»n nur
nach Zeit und Modnsfonnen. Bs ist daher nicht znyerwnndem, dass
er euch das Wesen der Pronondna i^ht erkannte , sondern sie iSr blosse
Bcfiildttngen der BeqnemKdikeit erklärte; dass er die Bedentang der
Oenjunctionen, welche die im Verbe liegende Synäiesis im Verbiteiss
dar* fiatk^ darstellen , Terkannte und dieselben nur als ^^eine rfaetensebe
Brfitadung nnd Beqoemlidikeit des Redens^ betrachtete. L Zwar beceicb-
net Rk die Sprache als die D^stellerih der Gedanken, aber jene V«dcen-
ating der Natnr des* Verbum hinderte ihn, von dem Ausdruck des 6e-
*dnidcens dvrch dieselbe ansangeben, Ten diesem ans die eanaelnen Tbeüe
des Sataes an entwickeln; sowie seine Anndit von.den Cocjunctionen
eine tiefere Anttunnng des VerhfiliniaMS deir Nebensätze als die durch
die Versohiedanheit des Moduls bedingte ihm ^versdbloss. Die lateinisnhe
I^Noaiha seihst betnwhtete R. als die Verniisohung einer ven einem bar-
batisdien italischen Volke gesplrobbenen Sprache .und ddr eines gtieoh.
StaOMies (s. § ld9.) , wie nach dein Anhai^ die griecb. Sprashe selbst
eine VerUHScfanng der PelasigiSchen nnd Heifteaisdien ist. Jener giiech.
Stamm sind die Aeeler, die das pelasgis^e jBäemeritaedi.wbB&g mit den
bnlllMiisefaen teradseht wkät ftaBen bringen. Dodi gehen an die iateku
Spmdbe nur ^e j^dinntioMftMrinett, wiew^ R. den niebt griech. Ur»
sprang i&iiger FWmen wenigstens nieht nu ien^eni wagt, über, die
QsBfngaÜonsformcM wnren von de» itnii Volke ncboa MWfi^det und
^«lirden beibebalteB* Sa wenig man diese Ansicbt vnn disn alten Spmehen
iiAch f 1.. nrwartat, wo nur die neMHen ab aus Sprmola^ettger« dereb
Vennisebnng dbr Dinkicte hecVoiieeMSgen/ b^tiacbtät werden, «o wdnig^
bat R. sefaM AnnahuM 4ureh^bistoriSchef>aritid» (s. $>3a.) untsrsttot,
oder ienen Biniluss des ioHsdieh .Diai^ts duRhgefihrt; . oder auf ^
AbwwblHilBeA^ deSseibeH <s. €»«se p. i06. HOL aSf. n» a.) . nbenll Rdpk-
Bibiiogvapkiaolie B^richieü 487
^dii gMomnen. Juttas iba dieMlbe s» nanoheii Feblgrffltn' verMlet^,
bteMidttrs 4ft er nicht .auf die Wuneln (onr aum , dem e alc Onudiant
gegeben yvird [e. S 140.}, seil mit c4i^.ttbefeia8täBueeii,-§.142.ist aoek
die fieraliruBg deis ¥«d, auf d mit dem Aoriet nadbgeholt) Eudüiiclit
dimmt., aeuldeni tiar die JBadiingeQ beiraditet, iat nieht «i leiigDeii« S9
leitet er S 126. ,' oboe zu beaohien., daei dem XnteffogtutiFatty RetatiTum,
Indefiaittim im Lat. der gleicbe' Stamm au Grande. liegt, gvs aüiB Sg , fiiii
ans 4^/g.ab nod .tjerkenat idie .zweifache BildiulgiweiM der BMiaten prana^
miaa, 8. .Sehmidt p^.83.; der GttiitiT uanet eoil sich a^ ipog gewdem
(e. S lld.), und Ton diesem Worte auf die iibisgen . fiber|^etn|gen iMiiu
Schwankend ist die. Erklärung ven Hof vrelehes ans Sys.eto. Jiergelei^ei^
aber deck anoh p« 190.. die Moglidikeit offen gelassen wizd, ea mit ?
oder f.ca Terbiaden, oder das letztere mit i$ m Terelnigeki und darana
iSe> abanlaten. Das ake Substantivpron^. wm^ aam, dem eher o eafr^
ipiicbt (s. Schmidt, dfen Hr.. H. nkht ecwahnt, Bop^ Yergl. Gr. pu 492.|
Feetoa ed« Linderaana p. 668.), ist «y>«r8ehAa, nns iir svus genemmieni
nod f dieses :§ 130. riehtig mit S^ ^r^eargUchen» AUe eigetitliehen Prfiipeas,
(nir od und de-lassen sich nicht mk griech. .yerei^igeny .SQÜea grieabiscb^
die aneigentiidien, die dodi^. meist ntw' Abieitangen aaa. Jenen .odüirZlh
nmmenaelsnngen itai denselben sind, wie lapud, poet," italisefaen Ilnspm^ga
s«ln»' 'Andere Abweichangen, yne die veasebiedette Bildung der Oempa^
rafiibn,' der Ordinalzahlen, mehrerer -SofBxe u; a*,. wird nicht betfikii»
Wie- dieee Ansicht oder ifVienigsteae die Art^ wSe sie lAifgelaisst iist', «all
B^ «igitothumlich- betrachtM w««dea^miiss, so 'e^soheiklt er. äack' fast überall
unabhängig rem fremder Aiitorltit «id'Spncht mit ^tilbfetvectraueat ^el-*
ches iha; a^mlen izu bartfcn Urtheäen nicht lillain über .spätere. GeMrtii,
sondern anch.aberalte Schriftäteli«r (si: $!41v) führt,., dit EesalUU seiner
Feirschnngpn aas. Ja es scheint fiist^ dasft'^ er die lieiatuHgen sebier Voc^
gfinger nicht 'inmer genug gewürdigt habe. Baatf. wenigstens die' alte%,
Griunmat&er .bel'ihm nicht in hohism AiiseheA atandea, zfeigt thailt die
GefieMofate= der;6raaimadk $ 21 fil^ die ^rchans aasseriioh ist^ ttodidi* .
eiazehieh- gi^amm. . Schriftsteller »er. nach • der Qrdiutng , in det 'jsie bei
Gotkofredos und Paibichiäs. Meben, anfahrt, ehue, auf 'die. inneato.Gi»-'
sdhickce der Gcammatik, wie sie neQerlick von Leilsck, .Osanti ^s. Freudd
Seholien p. ItXVl ff.) behandelt ist, einzugehen ;. theils; seine lUrkbeüe»
über dieseibett und die Art,' wie. er die alten und die apfteilen ' beautzS
kat.« Manckba nämliefi, wiis bereits gefunden und' att%efclart war, ist
t9pn R« nicht' so behandelt^ wie es nach diesen Vanaabeiten gesebeheft.
kbnnte^ und ein Tfaeü der Bemerkmugen des Herausgeben eaifaalt var^
z6gUch Naehweisnagen des Tcai R« Uebersehentei* . Um mUr Einiges 4ef
Art anznfihren , verweben wir ' auf Anm. 34, aber das Aatarigme.,» Wie
von R< Schneider nicht benntzt ist; Ahm« 41« aber i^GenlÜjreDdang lu^
kurz' vorher konnte bemerkt werden, dass. selbst die NbaunatatendUngot
sich iti der idten Formel poricidat ecto bei PauL Diaa^ p. 121» ed. Lindi
erhalten bai$ A. 49. über die lEndung «t sUtt.ait, s. LepMus detabb..
Bttgab. p. 74.; A. 72. aber den Dativ auf«, wa s^e Gesetze, wie die
lesi^eryäl*, das Cenot PU., auch Schmidt an Bor« Bp. ly 3^ 23i, Hart..
4S8 Bibliograpkiseke Beriekte.
p. IM., Pott 1, 11. 2, 635. ra bMd&ten riod; A. 73. 94. ia>«r
•• jMat PalMit VOL Tac Dial. p. 10. und Tac bist. 5, 5. materS» «ortoit-
taf; A. ISL ober wet, s. Oarat. s. Cic Pbil. 3, 4., Doederi. Syn. 2,34.;
p. 121. ttber aeribmi marg&rHa; A. 143. aber ovetiae; A. 153. aber etUri^
plm^M«, 9mgM, «. Vom ArlsL ed. Hat p. 484. (nor kano b<d lAw. ^
I, 2. nullt ▼•» laebreren oodd. die Rede sefai); A. 164. aber ceroicef , s.
V^ii aa Ut. 23, öl, 7. and FVeond Schol. p. LXXXI.; A. 165. 167. 168.
b. i. }etst Pabrt a. Tac Dial. p.5. a. Tac. bist. 1,48, 3. 1,49, 1. 1, 82,3.$
A. 181. Aber die adj. abnndantia , s. Forbiger za Lacr. 1, 341. nnd ad*
denda', ib. 2, 845. nnd Jetst Bladv. s. Cic. Fin. p. 742. Hoiog 8alf.
Jof. 1.; A. 173. aber die Compar. der Adj. aof tu«, «ict, s. Bjiditifli. L
p.'180. NJbb. 13. p. 151.; A. 342. aber setKeee, s. Stdrenbnrg p. Ardu
ed. alt. p. 101. Madrig 1. 1. 5, 1, 3. Herzog 1. 1. 31, 19.; A. 267. aber
die Wiederbolang der Rednplication nacb Präpos. , s. NJbb. Snpplem. I.
p. 435. 1 wo R/0 Lebre, üngeacbtet eine andere Ansidit von nneigentL
PripoM. m Grande an liegen «cbeint, doch dorch ^e angefniirten Stellen
widerlegt wir4, s. Plant. Merc. 1, 2, 110. Corte an Piin. %p. ^1^6*
3^' 4^ 2. 6, 6, X n. a. Jetst auch Schneider Caes. b. g. 2, 19, 6. 21, 1.;
A. 274. nber /pato, wo wohl nicht mit Hm. H. anznnehmen ist, dass in
MftKU n. a. der. Perfectstanun liege , da e der gewohnlicbe Uailaiit Ton a
Tor Bwei Cons. in Compositb ist, nnd cupst» n. a., sowie dai| oskische
/(seiiff (s. landemann an Pest. p. 446.) für das Präs. sprechen; A« 272.
waren in Rncksicht anf das Perf. ndt n ancfa die InschrÜten an beachten,
s* SC. de Bacch. oiStMeni; 1. Tbor. vmkks SC. de aed. n. dir. dciiiie ;
Or. Corp. Inscr. 563. rtSalt; 3816. oiÜft, pefnl n. a., andi sonst findet
sich tÜ, s. C. Farn. 15, 19, 3. 10, 30, 2. 11, 3, 1. Att. 16, 3, 2. Bmt. 84,
290. Caes. b. g. 1, 32. 28. 30. n. a. Hnschke TibnlL p. 709. Corte Plin.
Bpp^ 5, 16, 8. 6, 4, 2. n. a. O. ; über ü statt üt Ritter Eiern, gr. ist.
^ 1^ iL ; ober die Zosammenziehnng bei Caes. Schneider b. g. 4^ 24, 4.
29, X 61, 1. 1, 44, 3. ; bei Tacit. Pabst z. Dial. p. 5. 6. 65.; Anm. 273.
aber dheü bei Cicero s. Klotz Vorrede zn Cic Reden J. p. XXXIV.
NJbb. 22, 150. MadWg 1. 1. p. 153. Mit Unrecht wird p. 240. behanptet,
Horatins branche in den Oden den Inf. anf ler nicht, es stebt Od. 4,
II, 8. anch Ep. 2, 1, 94. Anffallend ist der Wechsel von tcr nnd t in
den alten Gesetzen , s. d. Ref. Sdinlgr. p. 160. Auch die Bemerkungen
R.'s über die Deponentia und Defectiva sind in Vergleicb' mit dem sdion
Geleisteten mangelhaft; yieles von Hm. H. Bemerkte, der Ramsborn
tfe vtrhia Ita, depanentOms 1836 upd Muthmaanrngen über den Urtprwng
der Deponentia in der lotetn. Sprache [Munster 1832.] übersehen bat,
findet sich sehen bei Eckstein au Voss Aristareh. Trefflich ist A. 299.
widi behandelt. Manches Andere ist vom Herausgeber nicht berührt,
a. B. dass p. 73. eanephoroe angefahrt wird, während nur von Bacherti-
teln die Rede sein soll; p. 79. dass der Gen. tt habe, aber wenn der
Nom. schon anf s ausgehe, nur t erhalte; dass mare im Gen. sdn e ab-
werfe; p. 81. die Annahme Yon Nominativformen, wie paUre^fam^
«UM, eaputa n. a., da die Neatra nie das Nominatir-s haben; dasa no-
mime sufülig ans fiomem« geworden, da Tiebnehr » in der Endung regel-
' Biblio-graphische Bericht«. 460
^mäsalg za e wird; p. 83. dus/nnd ^ vor • nicht TorVomme, weil ^«8 im
Griecii. sich nicht finde ; p. 132. die Verwerfang von eo^^tiie«, s. FVeiuid
n. d. W. , über den Plur. d« Abstracta überhaupt KUendt so C. de Or.
p« 379 fr.; p. Iö4, die Annahme eines SaiBxes uneuhuy wo nnr itofnui»-
culoj nicht ranuneulu», avunculu8 erwähnt werden-, eines Suffixes tntu«
üi d^3Btmu8 a. a. , p. 170. in optimus; dass plus Positiv- sei and eigentlich
jilttrta habe , wogegen schon pleofes spricht ; dass e in neeopinaUu nnr,
am den Hijitns zu yermeiden , eingesetzt sei , ^ Härtung Griech. Part»
% 90. 93.; über das negirende m Jahn Krit. Bibl. 1828 p. 15i6. lAr. 21,
37, 7. Ter. Phorm. 1, 3, 3« a. s. w. Dagegen hat sieh R« in anderen
Punkten, wo man grossere Selbstständigkeit erwartete^ an die 6ramiiia>
iScer gehalten, z. 9. p. 177. in der Lehre von den Zahlwörtern, was
Hr« H. verbessert, der auch mehrere ungegrundete Behauptungen d^r
alten Grammatiker in Rücksicht auf das Nichtrorkommen van Nominal«*
and Yerbalformen zurückweist; in der Lehre rom Accient und $ 150» Von
der Composition;
Als ein entschiedener Peind aller blos empirischen Auffiiissung ist
R. bemuht, jede Yorkommende Erscheinung aus iSriindeh zu erklären und
wenigitens etwas beizubringen, was ei^tweder wirklich Licht giebt od^
zu -geben scheint. Dass ihn hierbei sein Scharfsinn zuweilen Ton der.
einfachen Wahrheit abführte, deutet Hr. H. selbst in der Vorrede an;
Ans jenem Streben lassen sieh manche nicht sichere Behauptungen er-
klai!«!!^' z. B. $93. die Angabe des Grundes, warum von ^^ttotw der
Nomin. fehle; $ 104. warum es tereHa heisse; $ 106. warum manche Adj.
tis und is haben; § 113. der Compar. mancher Adj« nicht yorkommt, s»
RaA^hig Zwickauer Schjilprogr. ron 1837; nb«r pimimvß Haupt. Quaest.
Gatnll. p. 20.; über magk und mamme Hand Tars. 3, 654 587* Herzog"
Sali« Jug. p. 39. 176. , und besonders Stellen , wo die einfiche Form des
Oomp. und der Positiv mit magüy mmme verbunden Wird , s. C. Fin. 5,
13, 37i Lucr. 1, 731. 739. 4, 344. Plant. Tiin. 1, % 163. Asin. 1, 1, 106.
Ter. Eun. 5, 4,. 13. u. a»; $ 131. die Erklärung von 0ppidö) $ 141. die
des Unterschiedes Ywpatam und patus sum (die Stelle ist* übrigens falsch^-
interpungirt) ; $125. der Grund, warum man im Nom. nicht^ot niid
quam gesagt habe* Eben dahin gebort auch wohl , dass oft der Wbhi-'
klang, über den wir so selten ortheilen können, als der Grund einer
Brscheinnng angegeben wird, z. B. p. 119., dass man /renbs gesagt habe,
y^weil dieser Klang etwas mehr Grossartiges hat, was man b^ Pferden
m^r denkt^S s. p. 105. 121. 135. , w<^ jetzt Pabst za Tac. Dial. p. 52.
zu Tergleicheu ist; p. 146. 211. 252. 254. 256. u. a.; oder daSs die eine
oder andere Form als geschichtlich früher oder später betraditet wlrd,^
,K. B. dass die Endung iua später sei als ivs, wo für Clc jetzt EUendt zu
Cic* de Or. 1, 21,' 98. n. er, nachzusehen ist; s. p. 211. n» a. -^ Da R^
selbst an manchen Stellen andeutet (s. p. 127. 135.), dsM er nicht alle<
speciellen Fälle angeben , namentlich das Bekannte Voraussetzen wolle,^
so wird man Manches yermissen, Anderes aosfnhrlidier behandeli wun-'
sehen. Vieles hat Hr. H. in dieser Beziehung nachgetragen, in^ andren
Pillen machte dieses die Natur der Sache unmöglich. So raodite, um
4iD Blbliographif olie Berickta«
—nictirf bei dar Fonncnlehre «tehea sn bleiben, >die Behandlung der
Bücliitaben, mit der die Bemerkmigen über Orthographie $ 167« zn Ter-
bindeo find, kanai f3r den gew$hiilicheD Gebrauch aoareichen, da weder
daa BigeothaiDliche des lai, Laatayatems , noch die Veranderangen der
Ceatenanten und ein£Mben Vocale, die achon Schneider ood Strvre
(ff. p« 161 if«) mam Theii angeben, dargeatellt wenden. Der Uebergang
Ten • in r mltd «war erwähnt, aber nicht in «einer ganzen Aosdehnoog
•nerkannt, daher S 143| 2. eine Verwandlung ¥on re in le, p* 88^ 93.
eine Hinneigung Ton r ta t angenommen, da, sich gerade bei f .Tieimehr
t in • Terwandelt. Der Gebrauch Ton k wird S ^^ W aehr beaclirank^
wie Tiele Inachriften zeigen. Ueber g war auf O. MuUer Etnuker 3,
8l4k Lepiiaa de tabb« Eng. p. 89« zu Terweisen. Die Lehre Yon der
Wortbildung iai hier and da zerstreut, zum Theil sehr acharfiunnig (s.
p. 160 ffOj aum Theil ungenügend (s. $ 156.) behandelt; wrüu (a. $ 59.)
aoU allein Abstammungsendung der zweiten Declinaüon sein , s. Freund
Schollen p. L ff. Getrennt von derselben ist $ 158. die Lehre von der
Compositum ohne tieferes Eingehen in Bildongsweiae ood Bedeutoog
derselben dargestellt, ein Theil der zusammengesetzten Yerba in die
Bedeutungslehre Terwiesen , s. $ 175« Auffallend ist das Fehlen der
pronominalen und anderer schwieriger Adverbia, wie mox, craa u. a«;
nur hino und illinc ^verden $ 157« unter den Conjunctionen , von denen
nur tametai und equidem in Rucksicht auf ihre bildung besprochen wer-
den, berGhrt. — — Als ein Verdienst |l.V ist es anziiefkennen ^ dass er
nach auf das Praktische Rücksicht nahm und nicht allein in grosseren
Abschnitten (s. S 43 ff, $ 178 ff.) mit. Einsicht über die Kunst des Latein-
achreibena und ^e dabei zn befolgende Methode urtheilte, sondern anch
Tiele einzelne dahin gehörende Bemerkungen (s. S 1^3. 70, lia. 114. u.
▼• a.) mSttheilte*
Nach dem früher Erwähnten können die Verzuge yon R«'a Syntax
lionlger auf der wl&senschafiiichen Deduction der ^Ipracherscbeinongen
ans einem Prindp und d«r Nachweisnng ihrdr organischen Verbindung
beruhen, als auf der eigenthumUchen Gruppirung, feinen Bestimmung nnd
adiarfsinnigen Begründung des in jene unter sich wenig zusammenhan-
genden, mehr alz Ganze für sich erscheinenden Gruppen aufgenommenen
Binzelnen« Er beginnt dieselbe mit der Constiucdon des Genus und
Nnmema und hat den immer .et^aa .verworren behandelten Stoff bei
weitem scharfer nnd bestimmter dargelegt und geschieden, als es Ton
seinen Vorgängern geschehen war ; nur ist zu verwundern , dasa er den-
selben nicht noch mehr Yerein&chte, da mebrere der S 186. aufgestellten
Dbtinctionen wenig Anwendung finden. Manche zu enge Bestimmung
R.'« bt schon .von Hrn. H. bemerkt. Anderes ist von F u i s t i n g in der
Sgniaxu CangruenHae [a. NJbb. 28, 297.] genauer erörtert worden.
S. 32a wird nnrichtig behauptet, dasa die Attraction des Genua bei
dem Relat. inuDer eintrete, wenn ein fremdef Wort Pradicat sei, s. C.
Brat. 17, 68. 33, 127. Tnsc 4, 10, 23. ü. n. Kruger Gramm. Untere. HL
5 112. Dass die Bestimmungen über daa Neutrum p. 321. nicht aoa-
reiehen, feeigt Br. B^ auch war diese Erscheinung nicht von dem Neutram
Bibliographische Bericht«« 441
des Adj« («• S Id^O ^^ trennen, s. Wopkens Lectt. Tai!, p« 42 ff., der
auch, da» Eintreten des Neutr. in einem folgenden Satz berührt^ s. p«
189. 237 f. Oolisner Eclogae p. 364. Madvig zu Cic. Fin. p. 588. 564^,
•uod Addjeoda 2« d. St. Schneider za Caes. b. g, 1, 27, 4. Der Nume-
ros dea Pradicats vfird^ was man nach S ^87- nicht erwarten sollte,
^Ht nach dem Genvs behandelt; anch sind die Verbindungen der Sub-
j^cte dnrch neo — nee, aut — aut (s. Hand Turs. 1, 553. Madyig L 1«
3| 21, 70.) nicht erwähnt, selbst die durch Fragpattikeln, wie Liv. 30,
32, Botaa an, Carthago wra gentiftii« darent sind zu beachten, aber nicht
haröhrt. Dass nach «tergue Cicero in einem folgenden Satze den Plur«'
«ntretßn lasse» bemerkt Hr. H. Dasselbe geschieht bei nemo, ^uw^uain
(a. Sturenborg.'zu Cic. de Off. p. 188. 212«), qwftuaqvkquß (C. Flacc«
41, 104.)y hei Collectiren (s. Otto zu C. Fin. 1, 7, 25. Orell^ Addend.
z. d» St. C« Phil« 14, 14, 38. Acd. 2, 44, 139.)* Dus utrt jjfue auch Ton
Zweien bei Cic. stehe, scheint ausser Verr. 3, 60, 140. auch Lig. 12,
36., wo nur von zwei Brüdern die Rede sein kann (s, a« C« Farn« 11,
21, 3.), 80 beweisen. Ebenso braucht ei Cael. Fam. 8, 11, 1., Brntos
ib.. 11, 30, 3;, Caes. b. g. 1, 53. hat Schneider .utruque aufgenommen.
Mit Ui|r<echt wird $ 195« der Plural als durchgreifender Sprachgebranch
angenommen bei der Verbindung der Substant. durch cum, s. Fui^ting
p. 17.-. Soldan Quaest. oritt. in Cic. erat« in Dei. p« 5. Das», die Be-
nerknagen R.'a ober den Num^us der Copula bei substantivischem
* Pr&dicate nicht genügen , zeigt eine Vergleichüng der von Fuisting
p. 19 ff. iMid.Ref. Schulgr. angeführten Stellen«, s. auch die Ausleg» zu
Tac bist .1, 1^, 5^ Coi^ z. Cic. Fam. 6, 22, 3. Auch Hrn. H.> An-
sicht ro&chte . nicht für alle Fälle ausreichen. Dasselbe gilt über die
Fonn desiPräd* nach Personalpron*, s* Fuisting. p. 34. Tac. DiaL 42^
aztr. Manchea ist von R* nicht berührt, z. B. das Genus eines Subst.
im Prädieat; G«nus ond Nomems der Apposition ist § 185, 1. nur an-
gedeutet, obwohl diese Lehre ihre. Schwierigkeiten hat, s. Jungclanssea
* de appositione, NJbb. 26, 336» Ztsch. f. AW. 1839 Nr. 125. Foiütipg
p» 43* Kläger Synt. convenientiae p. 14 ff« Der prädicatiye und attri-
botive Gebrauch der Adj. ist nicht geschieden, der scheinbar adverbiale
erst S.22|5v behandelt, wo auch das Subst. in dieser Verbindung und die
Gongrnenzverbaltn)sse beider zo erörtern waren, s. Fuisting^s .i^tA*'
hmndlung üher die relatwt Jppo$itS9n in den Verhandl. d, zwfsiten Vera»
deatscher PbUol. p. lOS. Die S 224. bemerkte Verbindung der Advar^
bia mit Sahst., ron der auch Vechner Hell« p. 226. viele Beispiele giebt,.
Ist bei Cicero nicht ganz ongebräuchlirii, s. poens mjlet Rep, 6, II» j^
Settt. 43, 93. Or. 3, 52, 202. Verr. 2, 22, 54. 5, 50, 131.. Madvig zo^
Fin. 1, 2, 4. Ein Beispiel von $emper hat Propert. 1, 22, 2. Die Ver«;
bl^ang von e^se mit Adverbien ist weder von R., noch von Hrn. H.,
genügend erörtert, a. Lfibker Gramnr. Stadien p. 69., d. Ref. Sdiulgr«i
p. 187« i über- ,die Anm. 396. erwähnte ^Vorbindung von ez und in- vßü,
Adj. f. Haad Turs. 2, 654« 3, 255. , aach pro war nicht zu übergehoK«
Vom Gabraueh der Neutra der 3. Ped. üi den cass« oblL giebt Roth m
T«6. A|^. p. 189» Baispiel«) toh der Verbindong idarselban mit afidam
442 Bibliographische Berichte.
Ad|. Ref. Sdiiilgr. p. 328. R. behandelt hier mgleich die Gradation.
Za beiweifeln ist, ob die Anwendung des Cömparatirs in beiden Gile-
den so regelmässig war, wie R. S 226. annhnmt (s. NJbb. 6, 36,), da.
er Tielmehr bei Cicero nicht so häafig ist. Aach die genaaeren Bestim-
anngen Hm. H.^s smd zum Theil nicht richtig. Mit ^ner Negation
▼arbnnden findet sich der Compar.- schon bei Lir. 31, 35, 4. non aerior
«Mm |»ertiRcieior, cf. 32, 37, 2. cf. C. MiL 29, 78. -Ochsner K^. p. 182.
Ueber mmor natu s. Klotx Vorrede an Cic. Reden L p. LXV. Ueber .
die Verbindnng von plu» nnd magii mit Yerbis s. Klotz Tose 3, 29, 72.
Ueber diesen Gebranch giebt Hr. H. trefffiche Andeutungen, doch wird
seine Ansidit ober den Unterschied Ton magis mit dem Positir und dem
Compar. nicht gans klar; auch vermisst man die Behandlung von non
magi$, non mmtit, s. Jen. Allg. LZ. lB33 Nr. 10. Hand Tnrs. S, 566.
Ueber idiquantum mit dem Comp. s. Hand 1, 555. ; über fuanium — eo
ib. 2, 413. Drak. au Liy. 44, 7, 6. 8, 25, 12. ; nmito wudo steht auch
C. Verr« 2, 64, 155. ad Att. 15, 16. extr. ^e^ice mit dem Comp, be«
rührt Hand 1, 199. Anm. 402. wird mit Recht die Sifipse roa mt^u
oder poUua Terworfen ; es konnte auch die Verwandtschaft der negstiTen
and comparatiyen Sätze erwähnt werden , ans der erst klar wird , wie
quam zugleich die Ausschliessung bezeichnen könne, s. Roth zu Tac
Agr. 245 ff. Der Positiv bei fußnio — fonlo steht wenigstens Tac.
Ann. 4, 67. in den codd. Auch die Auslassung der den Grad bestioK
meaden Adrerbia konnte erwähnt, die den Superlativ rnnschreibeBden
genauer angegeben werden , so fehlt mircndicm (s. Forbiger zu Lacr«
4, 440.) , tumme (ib< 4, 255.) ; über egregk s. zu Lucr. 1^ 736. Ter.
Andr. 3, 2, 45.; quam malta steht andi C. Farn. 8, i5, 2. afaidich Att
10, 10, 2« Zwischen der Lehre von der Congruenz und von dem Ge-
brauch der Adj. und Advefbia behandelt R. die Pronomina* Br sucht
S 198. die Aufnahme derselben in die Syntax zu rechtfertigen, durch
die Behauptung, dass sie erst durch den Zusammenhang gehmg yer-
standlich würden, rerwechselt aber hier den syntactischen Zusammen-
hang, der sich nur auf die ron den Snbst. nicht yerschiedene Bedeutung
der Casus beziehen kann, mit der Bedeutung der Pronomina an uch,
Welche die . Gegenstände nicht nach ihren Eigenschaften, sondern nach
ihren Verhältnissen zu dem Redenden bezeichnen, und daher von dieser
Seite in der Bedeutungslehre zu behandeln waren. Die Abhandlung selbst
bietet, wenn man auch an der Ordnung und Bintheilung in mancher Be-
gehung Anstoss nehmen kann (s. Eggers Ueber Eintheilung und Bedeu-
tung der lat. Pron., NJbb. 30, 412 ff.) viel Treffliches dar. Manches
ist Ton Hrn. H. sehr gründlich und genau erörtert worden, z. B. der
besondere Gebrauch ron aUua^ der sich nach R«, welcher altus erklärt:
ein Anderer von einer vervcfttedeiten Gattung, kaum yon dem gew^kAUr-
eben unterscheiden würde , und zuweilen auch bei reUqai (s. Caes« c« 1,
86, 2.) und cetm (s. Tac Germ. 25, 2.) eintritt; die Bedeutung ron
aligfttM, wo R. nicht genügt, und die Stellen für oltas oti^idb und den
Crebrauch ^dn ^iquM in negativen Sätzen sich leicht noch- vermehren
Kessen. Ueber den Unterschied von 9hM' in Verbindung init Mob oder
Bibliographiseh« Berichte. 44S
«
oiijidb 0« Benecke sn Cic. Manil. 13, 37. Ware ee richtig, wie Hr. EL
«nnimnit, dam gi qtua nicht gesagt werden kenne, wenn nicht das Sahst»
den Sinu einer Gattung habe , die in mehrere Individnea seriegt werden
k«nne, so durfte es gar* nicht mit Abstracten (s. C. Rnill. 2, 14, 36« si qais
pndor, Div; in Caec, 5,18. si qna spe«) verbunden werden. Dagegen ist
inefat xn verkennen, dass die enklitische Natur. Ton quis, qui die Tonm^
gdiende Partikel starker, als es bei dem selbststandigen aliquü der Fall
sein kann , hervortreten lasst* Omaquam , über welches Hr. H. reiche
Nacbweisungen giebt, findet sich mit einem Sachbegriffe (s. Anm. 361.)
auch Lucr. 2, 657. 3, 233. Tac. Dial. 29. Neu ist die Yermuthung des
Hemnsgebers, dass der substantiyische Gebrauch von nuBo Yon ^er Ver*
bindnng desselben mit dem part. praes. ausgegangen sei ; nnr findet ei
sidi bei Cicero (s. Starenbnrg zu C. Off. p. 173.) oft ohne dieses Par-
tie!^, und dass. nenUne hier so selten erscheint, kann nichts beweisen,
da dieses überhaupt nach geringer Anwendung in der Torclassischen Zeit
erst im silbernen Zeitalter mehr gebräuchlich ward. Auch dass in fuif-
qumn und ttUns selbst die Negation liege, ist zweifelhaft, da es in nega-
tiTen*8atzen erst wegen seiner 6eseArafilrenden Bedeutung, in der es auch
absser negatiren Sätzen in mehr Stellen steht, als Hr. H. anfuhrt, erscheint.'
Tr^end bemerkt Hr. H. Anm. 362«, dass qui$que nur unter gewissen
Beschränkungen mit dem Plural des Superlativs vorkomme; übersehen ist
Cic. Lael. 10, 34. optinUB quMÖusque, Sehr genau handelt R. iber dia
Znsammenstellung der pron« demonstr. $ 216 ff., s. Benec|ce zu C. Manil.
p. 255. , doch geht er in der Beschränkung bisweilen zu weit, h idem
mmmt Hr. H. in Schutz, ohne es Jedoch zu belegen; ipse idem hat Klots
C. Cinent. 65, 184. aufgenommen; Me tlle steht TibulL 1, 3, 93. vgU
Jahn zu Virg. Aen. UI, 558.; z?reifelhaft. ist C. Att. 1, 18, 3. Off. 3, 25^
95», wo Sturenbnrg eo iUo liest. Am wenigsten genügt, was R. über,
daa pron. reflex. $ 220 iL raittheilt; weshalb Hr. H. in sehr bedentendeii
Anmerkungen das Gegebehe verbessert. Br geht Anm. 386« von dev
Ansicht ans, dass eine subjective und bbjective Abhängigkeit der Neben-
sätze , die schon Krebs § 393. andeutet, zu schaden , und darnach der
Gebranch des ReiL zu bestinmito sa. Da aber nur wenige Satzarten
dnrch ihre Bedeutung diese subjective Beziehung haben, und doch in
sdlen anderen das Refl., selbst ohne an den Conjunctiv gebunden zu sein,
sowie in jenen tt eintreten kann, so muss ein anderes Prindp für die
Anwendung des Refl« gesucht werden. Wo dieses erscheint, ist das
logische Sttbjeet, mag es grammatisch Snbject oder Objtoct, besonders
im Genitiv, Dativ und Abi. mit ab sein, als thatig, und das in den Ne-
bensätzen 'Gesagte selbst auf sich beziehend, sei es durch eine äussere
ThStigkeit, oder durch das Wollen und Denken, bezeidme^ und sb Bin-*
heit der Beziehung und Darstellung gewonnen; wahrend i» eintritt, wenn
«n anderes Snbject diese Beziehung vornimmt. Wenn daher Hr. Hi be-
merkt, dass in Relativsätzen, in denen neben dem Indicativ das Reflex,
steht, dieses deshalb geschehe, weil der Inhalt derselben nicht vom
Hanptsubjecte abführe , so findet dieses auch in anderen Sätzen statt , in
denen deuioeli das Demonitr. staht^ und ae mnss tm besonderer Qniid
444 Bibliographische Berichte.
ob^vaMeBy der Uft weilen des RelL heibeifilhrte ; wacher eben m» 4w m
•ein eeheiiit, dau durch die Anwendong des letiteiea die SelbsttUttif-
keh des besprochenen Gegenstandes herroVgehoben werden , bei dir An-
weodong Toa U dkser saruck-, das redende Subj. hevrortreten , oder
Undentlichkeit Termiedett werden soll, s. Hand Lehrb. db latoin. fitils
p. 188 ff. Da 'der Besitzer am leichtesten als seibstthatig gedacht wird,
elf seinen Besiti erhaltend nnd behemobend, so lasst sich ans diesem
Onind^ das unabhängig gebrauchte stHct, welches Hr. H. Anm. 38^ 384^
•ehr grimdUch behandelt, erklären. Die Verlmkdong ron wut mit ficMgw^
wo sidi jenes bisweilen an die Form von diesem anschliesst , oder da«
omgekehrte Veriialtaiss eintritt, i^ nicht berührt , s. Bfadyig m C.
Fin. p. o99»
Nachdem hieranf R. ausfuhrlich $ 232—279. com Theü anf eüe
eigeothnmliche Weise (s. $ 261 ff.) die Conjnnctionen, jedoch cdme die
allerdings bedeutende Schddnag in bei- und onterordnende (s. Hnmboldt
p. S76.) , behandelt hat , kommt er $ 280. auf die Lehre rem Tempus
Bod Modus. In Ruduicht auf die -Bedeutung der Tempora fol^ er bot
um Theil der Lehre der Stoiker, indem er swar 9 Tempora amnmmty
aber die Beschaffenheit der Handlang nicht berücksichtigt, lud die «elai»
Temp. nur innerlich, d. h. insofern abhangig sein' lasst, als in einer \M»
ein Punkt Yon einem andern abbangt,* ulid diese Abhängigkeit aeUwl
S 185. in eine reine and unreine scheidet« Mit Recht > mHCht iHr» HL .auf
die Unklarheit, die so entsteht, aufineriEsam and mitebiUigt ^% fimmf^
sehung der conj. periphrast«, die , ohne di» Nuancen der ZeitT^helliVMe
tu erschöpfen , sehr wdt (s Schaddf doctn temp> verb. gr. et lati IL
p* 27.) kann ausgedehnt werden. Hr. H. Üieilt>dle Tempora 'in abaolnte
^■nd Telatire') jine md- praes. und perfectom. Allein ein absolutes
Tempus muss so beschaffen sein, dass man es^ ohne tu wissen, wer .der
Redende sei und wenn er rede, ▼erstehen. kann. Dass dieses, bei dem
Frasens (selbst wenn aligemeine Wahrheiten in demselben ausgesprochen
werden, stehen sie in diesem Tempos nor, w^il^ sie auch in. der. Gegen*'
wart des Redenden gelten) niefat der Fall sei, da man, ohne die Zelt d^
Redenden zu kennen, ebetkso wenig wissen kann, ron welcher Zmt er
spricht, als sich das Hier und loh ohne Kenntmss dessen, der sie spricht^
▼entehen lassen. Die Vergangenheit ' existirt nur von- der Gegenwuti
aus, sie kanii wohl als ein selbststandigös Gebiet betrachtet Bad der Ge»
genwart entgegeagesetit^ aber auch in Besug«u£ditoe, -"wie das Dort
eine Beziehung auf das BSer f(Ardeit , in Bezug auf dieselbe beteechtet
werden. Wo in einem Tolke das ernte Vcrhaltniss zum deutlichen Bo-
wusstsein kommt, wird es eine bestimmte Verbalferm für dasselbe ent*
weder ausprägen oder: benutzen, wie ^m griedkisohe und franfco*isChet
wo dieses nicht der FtM ist, wird das Gebiet der Vergibigenhttt nioht
in einer sweiftichen Beziehung' und Form dargestellt werden ^ wie im
Deutschen und Latein. Dass im lat. Perf. die Beziehung auf di# Gegen»
wart die Voihemohende sei, zeigt deutUoh seine Bfldnng sewoU als das
Perf* des Pasait« «id Deponens «nd des Conj. AotiyL Nhch fiiiu H» soll
das P«rf. «fs hbterlsches Tempos abMlat, dna perC legkmb rafaifiT
Bibiiogrftpkift«li« Bericliiei
446
Dm taMn» liatftcf^ idioii in dlMte Bsdeotiiiig an^geitittt^ ti*BehiiIgr.
5 16Tm und mdehte dieM als die Gmodbedeutiuig betraclitaiy .die im
üiftoritciie» Ge&nmch deeMlben wohl-znriicktreten, aber kiuskt gans auf-
gehoben werdeB'kann« Auch.iil iwkwer ku gkaben^ dasa im lebendigte
CkibriMiieh der Sprache ^dae Deatadie im Vergleich mit dem FranxeiifioheB
Mete^eine gans ^idie Bracheiniag- dar) eine aa atrenge Scheidiuig li
perf* haiCmid logie« , die erat dnrch den griech. AorSat herbeigefohrt iat»
Ifemaeht' worden aei^- wie. es in der Grammatik geschieht, 8. Etxler
#praäierfatertMgeii p. 141*; wie adiwer aber es iat, dieselbe dnrchin*
ffibren^ aeigan atanche Anmerkongen Hm. H/a, s. Anm. 478. 480« a« fu
Daaa das Fvtanm iaimer in Bezog iuif cBe Gegenwart atehe, ist natSrlidiy
und aehen dnreh die Form gegeben , Hr* H. dedncirt dieses an künstlich»
denn man ai^ nicht, was nach seiner Darstellong swischen Conj^ und
Pvtnnim fnr.ein Unterschied sliatt. haben soll« Es scheinefi alao im Lat*
ahsohitia Tempora mir in dem Ainne angenommen werdeli an können , als
aie anmittelbar tsit der Gegenwart des Redenden in Beziehang stehen,
«tihrend die rehtiren nur die mittelbar, d. h« durch die Beziehung aaf
ein absolutes (Perf. oder Fntnr.) Termitteke darstellen. Diese Beziehmig
tiker Tempora auf den Redenden , welche -Hr. H. leugnet , scbeiitt schon
deshalb nethig, weil jeder, sowie <er alle Raumverhältnisse Ton seinem
Standpaakte ans ordnet, ao auch die zeitlichen -von dem Momente der
Rsde aus bestimmt. In Rficksioht auf dieturui ero S ^7. war Schmidt
lI)^fiS* zu erwähnen. I>er Gebrauch von /^ero mochte sich, aus der andi
aonst.hänfigen Anwendung des fut. exaot. statt des fnt. simplex erklären
lassen« Sehr trefilend sind manche einzelne Bemerkungen ron R« , z. B*
p# 499# über die Tempora bei (Mm, wenn sich auch einzelne abweicheilde
atnllen finden, s. z* B. C« Rnll. 2, 36, 100«, $ 288. über das PerL bei
dum u. a. Dagegen ist der inf. praes. nach Verben , die eine Zukonft
andeuten, häufiger, als es nach R.*s Bemericang scheinen könnte, s. Walch
an 1?co. Agr» p. 418. Herzog n« Held zu Caes. b. c. 3, 8. Schneider za
b.'g. % 35, h Sehr scbarftinnig ist Hrn. H/a Bemerkung über posia,
obf^atefa' aueh Comel. 14, 6. futufumut iwssent sagt. Das imperf. des
eonatus ist dägef?en nicht genug erörtert, s. Härtung -Griech. Part,
fi, 9il3.$ -das part. praes; in diesem Sinne findet sich zuweilen bei Tacitos,
s.'hist« 1, 9. 66. % 49. 4, 36. Ueber die Construetioa von memmt, daa
sehoK Scanras p. 2268. 2791. behandelte, urtheüt Hr. H. gegen R. richtig,
s. anchifiaäecke zu €ic. Dei. 14, 38. des Ret Schulgr. $ 187. A. 2., auch
die Verwandten Vevba (s. C. Cr. 7, 22. Off.. 1, 30. Doederl. Syn. 1, 170.)
wann zu beachten.. Daa fiit. exaet. und mehreres Andere ist genauer,
ala es Ten R/ geschieht, Ton Sehmifdt and Aladyig mden angefahrten.
Schriften dai^eatellt. Was Hr. H. anlGhrt^ nm die Von ihm selbst ge»
■dssblHigite Brklarang des Phiaquamperf. , die R. giebt , zu unteiatntaen»
dasB manche Verba amriatisch eSnen einaelnen Moment beseicbneten , dasa
das .▼oilendete' Sein daa Nicktaein aei, scheint zn snbtil, als dass sie wahr
Min könnt«. Auch die adianbar statt des Präs. stehenden part» praeter,
iaäsea atch einfiicher als Beaeiehnnngen Toa Zuatanden, indiaeinGo*
ganattod ▼eorsatat ist und in dem er f«rharren kann , betriehteBv
M6 Bibliograpkiftohe Berichte.
Nv selten geht R. anf 4ie in der Binleitmig ,^ d^nstfidL^S nie
Hr. H. eagty Toreusgeechickten philofophiachen GnmdbegiÜfe sorack.
Nor in der I«elire 7001 Modoe ond Caeni geeeliielit es mid, "me es sdieui^
nicht sn f^ressem Vortheil der Wissenschaft. Wenigstens ist R.*s Lehm
Ten dem Grebnach der Modi, dadurch dass er Ton den phiiosophisdi«n
Begrififen der Möglichkeit a. s. w. ausgeht, ohne darauf Rncksidit su
nehmen, dass dieselben nur die Benehung des Vorgestellten nur Yor^
steliung anseigen , dass er mehr die griech. Sprache als Norm an Grande
legt, als den lat. Spradigebrauch unabhängig und als selbststandig be-
trachtet , SU einem sehr knnsüichen Sjrstem geworden, in dem man aller-
dings den ausgeaeiohneten Scharfsinn des Begründers bewundern, aber
weniger Einfachheit in der Entwickeiung des Gebrauchs nnd Ton aller
Willkür freie Behandlung der Sprache finden wird.- Denn. die Terscfaie-
denen Arten der Möglichkeit, die R. annimmt (s. $ 293.), nnd die, wie
dch später (s« § 326.) seigt, nicht einmal ausreichen, indem liier eine
blosse SubjectiTitat ohne Andeutung der Möglichkeit angenosunen wird,
liegen ebenso wenig in den Modalfonuen, als diese bald die eine, JMJd
die andere (s. B. beseichnen alle Tempora des Conj* in lo^scih-graaunn-
tbch-frmen Sätsen subjective Möglichkeit; in grammatisch -lof^sch* ab-
hängigen die Praesentia objectiYe, die Praeterita essem, fiussem Ton
subjectiT möglicher Bedingung abhangige objectire Möglichkeit; in den
Bedingungssätzen si sum objective Möglichkeit mit der Andeutung der
Wahrscheinlichkeit; si sim objective MÖgL ohne weitere Bestimmung,
oder subjectiTe Möglichkeit; in den Finalsätzen die Praesentia die ob-
jectiT gedachte ; die Prat. die subjectiT gedachte ; in Folgesatsen alle £e
objectire Möglichkeit) in gleidier Form darsteilen, sondern sie nur,
wenn man sie hineintragen will, nufnehmen müssen. Hr. H« äussert sieh
zwar nicht im Allgemeinen über dieses Gebäude, aber er deutet A* 468.
an, dass es gefihrlidi sei, an einem Steine zu rühren, damit nicht da^
Ganze wankend werde , und sowie er hier die logische Unabhängigkeit
Ton iurpe eatet bezweifelt, so wid^vpricht er A. 47S. mit Recht der
iScheidnng der Möglichkeit in den Finalsätzen, und A. 498. der Annahme
einer Verschiedenheit in der erat, obl* Obgleich nun die spracUiohett
Formen kaum die ron R. in dieselben getragenen feinen Distinctaeaen
enthalten , und auf der andern Seite sich schwerlich leugnen lasst, dass
der ConjunctiT . auch andere Erklarungsgrnnde fordere und namentlich
auch zur Bezeichnuug der grammatischen Abhängigkeit in einigen Fällen
diene ; so ist doch als ein Verdienst R.'s zu betrachten , dass er die in
manchen Fällen angenommenen Ellipsen durchaus entfernt« Auch werden
.in der Behandhing des Einzekien üicht immer jene feinen Distinctbnen
beachtet, nnd nicht aliein der GonjunctiT, sondern auch der Indicadv,
je nachdem die unter die allgemeinen Formen untergeordneten Partikeln
es erfordern, behandelt. Manche Ansichten R. 's .sind Ton Hm. H* be-
richtigt, bisweilen konnte auch noch Anderes . berührt werden, s; B.
p. 515. der fast regelmäsidge Gebrauch Ton/nlicnis/lii; jfiieHm mL /tnitem,
s. Madrig de locis quibasdam gr. lat. admonitiones p. 18l, der aber die
Ton R. angefSbrtr Stelle nicht beachtet hat. $ 300. fehlt die Bemeilang.
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BibliographUche Berickte« 447
i0MB «vdi im, bedUagenden Satse foteram a. &• ttebten krane^ s. Sali. J.
14,. d. Jay. 32, 13. C. MiL 10. A. 464. war besonders auf Etzl^r Sprack-
iorortenngen p. 120 ff. n Terweisem Die Yerbindimg m sit «— esset ist
nidit so sehr seHen, als es nach p. 524. scheinen kann, s. Varro LI.
7, 4. Plaut. Mil. 4, 8, 46. Aul. 3, 5, 49. Lucr. 1, 357. 594. 5, 279. Catull.
23» 22. über Tadtos s. Walther zu Ann. 1, 19. Ruperti zu bist. 2, 28.
.3^ 70« Durch das hier angegebene Resultat scheint R. wenigstens-fiir
einen bedentendea Theil ä&c Gonditionalsatze die Modusform des einen
Ton der des anderen abhangig zu machen. Für aniequam und prius^ptam
ist R«V Regel nicht ausreichend, er hat das fiit. exact. (s. Hand Turs. !•
p» 397.) nicht beachtet ; dass sich auch ohne Negation das praes. conj«
findet, zeigt derselbe p. 397., s. d. ErkL zu Yirg. G. 4, 306. C. Or.'S,
42, 179. Ueber das praes. ind. s. Benecke zu C. pro Lig. p. 90> $ das
aeHene perf. conj. steht ausser den bekannten Stellen bei Comel., CaeSf
b. g. 3, 18. G. Or. 1, 69, 251.; Gaes. b. g. 1, 53. steht jetzt fervenerunt;
fiber das noch seltnere imperf. ind. s. Fabri LiT. 23, 30, 4. Die Behand-
lung Yon cum hat manches JBligenthümliche , doch sind die Bedeutungen
desselben nicht erschöpft, s. Trampheller de part. cum dissert. Ge-
bargi 1828. Neukirch de ind. et coni. modo in utenda cum purticula.
•Bggers de part. cum comment. gramm. 1838. s. NJbb. 23, 231. I<irich^
richtig ist die Behauptung p. 534«, dass bei cum — tum immer der Conj.
im ersten Gliede stehe, wenn sich dasselbe Yerbum in beiden Sätzen
finde, s. Piin. Epp. 4, 28, 3. Corte zu 7, 8, 3. G. Balb. 22, 51. Caec.
24, 67. s. Otto Exe. IV. . zu Cic Fin. Bei der Annahme verschiedener
Möglichkeit in den Finalsätzen scheint R. von der Ansicht ausgegangen
zu sein, dass der. Redende ilhmer auch der Beabsichtigende sei, wenn
der Hauptsatz ein Präsens hat, was nicht immer stattfindet. Hr. H. er-
kennt in allen Sätzen dieser Art mit Recht subjective Abhängigkeit; in
den Folgesätzen aber objecttve« . Allein der Conj. in diesen Sätzen zeigt
wenigstens , dass die Folge als erst durch die Vorstellung des Redenden
gesetzt vom Lateiner betrachtet worden ßu. Aber da sie einem ent-
fernten Accus* entsprechen und äussere Kräfte .voraussetzen , so erklärt
#ich, wie ihre Abhängigkeit weniger streng (für manche Von Hrn. H«
angenommene Fälle mochten sich schwerlich viele Beispiele finden , siehe
Etzler p. 152 , und das A. 478. angeführte dubUem scheint ein Druck-
fehler zu sein) als die der Finalsätze ist. Warum Hr. H. einen bedingten
Satz als beabsichtigt nicht will gelten lassen, ist nicht klar, da er die
Mögliehkeit solcher Sätze für subjectiv abhängige Sätze, zu denen die
Finalmtze gehören, einräumt, im Griecb. solche Sätze kein Bedenken
erregen, s. Hermann Viger. p. 850.; das Imperf« Conj. in Cpnditional-
Sätzen dem Weaen nach ein Präsens ist , und sich einzelne Beispiele fin-
den, s* pie trieb Quaest. gramm* p« 29. C. Rep. 2, 2, 4. Tac. Agr« 6.
s« Weber Uebungsschule p« 164. d. Ref. Schulgr. p^ 403. Ueber die
schwierige Scheidung des perf. bist, und log. Anm» 478. s. Etzler p* 150«
A. 479« weist Hr. H. mit vielem Scharfisinne nach , dass, wenn accidit,
evenit u« s. w. ohne nähere Bestimmung im Perf. stehen und, ihren Inhalt
essf) dipicoh den Nebel^atz erhalten, sie in diesem kein. Perf^^mlassen^' und
448 Bibliographisolie Berichte*
es d&rfte ddt bei den BeschrSnlmiigen, die er hinsoffigt, Vmam «twM
Widersprechendes finden. Wenn 'Hr. H. ak Grand dieser Ersd^eftmag
anseht , daiss bei dem Eintreten des Per£ im Nebensetke die 2Mt swei*
mal bezeichnet werde, so mochte dieses nicht ausreichen, da, wenn
beide Satse im Präs. stehen, diese zweifache Zeitbezeichnntog kelnea
Anstoss erregt. Vielmehr scheinen diese SStze, welche die Wirhnng,
nicht die Folge bezeichnen , von diesen getrennt and den Finalsätzen,
wie es rom Ref. (s. Santax p. 903.) gesdiehen ist , an die Seite^gesteüt
werden zu müssen, da wie in dleseil so in jenen der einmal durch das
Perf. gegebene Standpunkt festgehalten wird , ' wahrend in den freieren
ConsecatirsStzen , besonders wenn der Hauptsatz die^Bestiminong des
Grades enthalt, auch die Betrachtung von dem Standpunkt des Redenden,
' also der Gebrauch des Perf., den Hr.~H. genauer, als es gewShnfich
geschieht , bestimmt (s. auch Madvig zn C. Fin. p. SoS.) , erlaubt ist.
Was Hr. H. A. 483. gegen R. und Wunder* ober die Auffassung Toa ut
nach non vemimüe est u. a. sagt, ist gewiss richtig; aber die Entstehung
dieser Construction mochte sich leichter erklSren la^en, wenn man bei
^ allen jenen Ausdrucken von der Vorstellang der Einränmung ausgeht,
s. d. Ref. Schulgr. § 414. A. 1. , wie auch Madrig 1. 1. p. 146. dieses
Verhaltniss aufFasst. 'Dieses lasst sich auch anwenden auf ffficert , wel-
ches ebensowohl ein ausserlich sichtbares, als nur dttrdi den Geist wahr-
nehmbares Bewiricen, wie in putat Caktm vhrum forierny bezeichnen kann.
Das Verzeicfaniss you Verben, die den Inf. nach sich haben, während
man eine CoAjunction erwartet (s. p. 560.) , Hesse sich selbst- aus Cicere
noch erweitern ; so steht der Inf. nach pösco Parad. 1, I, 6. ; nadi msto
Verr. 3, 59, 136.; Fin. 5, 23^ ^.; pento s. Madrig zn Pin. p. 326.;
gutio Att. 4,11, 1.; Jkortari steht mit dem Inf. auch de Inv. 1, 17.; ad-
' manere p. Cael. 14, 34.; monere de fato 3. Ueber curö s. Wolf zn p.
dorn. 3, 5. Neben eogere war das ebenso häufige impetUre zn erwähnen,
s. NJbb. 13, 299. Nachdem R. die ubrij^en Absichtspartikeln erörtert
und unter der blos sobjectiren Bedeutung des Conj. die orat. obLy die
indirecten Fragsätze , einige Constractionen mit qaod und dem pron. rel.»
die kaum alle unter einen Gesichtspunkt gebracht werden können, behan-
delt hat, kommt er zu der. Lehre TOh den Casus. In dieser geht er von
der Kategorie der Relation aus und hält die ideelle Bedeutung der Casus
ffir die ursprungliche. Da er jedoch die philosophischen Begriffe der
Substantialität , CausaÜtät, Communio zu Grunde legt und aus diesen die
locale Bedeutung der Casus ableitet, so sieht er sich zn manchen Annah-
men genothlgt, die der 'Niftur der Sache nicht sehr angemessen sind. So
wird der Dativ und AblatiT unter den Begriff der Cansalität gebradit;
der Accus, soll (s. p. 613.) zwei Objecte in Wechselwirkung darstellen,
was nicht, wie es Hr. H. fasst, sondern nur so gedacht werden kann,
dass das eine activ, das ändere passit sich Terhält, weis Jedoch in rlelen
Fällen nicht dichtbar ist, am* wenlgi^en im -sogenannten acöus. abisol., mit.
dem R. die Lehre rem Accus, beginnt. So nennt R.* § 348. 'das nicht im
Genitir stehende Sahst, das attribudVe, ofcrgleich in den meisten' FäHen.
das ii&rGemtir stehende Ifomen durch dm Adjectir mit geringer Versdde-
Bibliographische Bericlite. 449
deiiheitd«8 Sinnes, awsgedrückt werden kann, anch der Genitiv hanfi^r,
als es nach p. 635. scheinen könnte, eine Apposition ersetzt, s. C. Fi».
2, 31, 99. Uv. 2, 1. Ovid. Met. 2, 836. 6, 81. 8, 327. 9, 80, 11, 267. u. a.
S 362. wird der Genitiv dem Dativ ziemlich gleichgestellt, s. § 367;,
dessen Griuidbedeatung, für das Lat. wenigstens, am bestimmtesten aas-,
gedrüdLt ist von Stern Lehrb. d. allgero. Gramm, p. 135. § 390. wird
die Bezeichnung der Ursache als die ursprüngliche des Ablat. angegeben,
und aus dieser erst vermitteist des abl. instrumenti die Örtliche Bedeutung
deducirt u. s. w. Doeh enthält der Abschnitt vieles Treffliche , und na-
onentiich hat R. das Verdienst, die Bezeichnung der Ortsbestimmung § 347.
auf ein Princip zurückgeführt zu haben. In den folgenden Abschnitten
iiv»den die Präpositionen, denen R. materieiie Bedeutung giebt, die Lehre
vom Participium, dem Inf., Supin., Gerundium, der Ellipse und dem Pleo-
nasmus , yon der Stellung der Wörter und dem Pertodenbau, die manches
£»igenthümliche enthält, jedoch von Hand Lehrb. d. lat. St. $ 59 ff. (s.
Köae Ueber d. Wortstellung in d. lat. Spr. Münster 1831.) abertroffen
seiH durfte, dem Anacoluth, der Parenthese und Interpunction ^ &st alle
ziemlich kurz behandelt. Den Beschloss macht eine lat. verfasste , von
Ditfurt in der Reisigschen philoi, Gesellschaft nachgeschriebene Äbhand-
Imig über die pelasgische und hellenische Sprache , weiche schon deshalb
interessant ist, weil R» so Vieles in der Etymologie aus der 'Abstammung
des Lat. von dem Aeolischen erklärt.
Nur mit wenigen Worten können wir das^ Verhältniss erwähnen , io
welchem die Anroerkungen^ des Heraasgebers zu dem von R. Gegebeneil
stehen. Ur. H. hat dieses .selbst in der Vorrede bezeichnet and durch
die Ausführung des dort bezeichneten Planes eben so sehr seine Pietät
gegen R«, seinen Lehrer , als seine Wahrheitsliebe, ebenso Seinen gläa-
zenden Scharfsinn aU grosse Belesenheit in den verschiedensten Arten
vea Schriftstellern beurkundet. Denn nicht allein hat er durch Vergiei*
cbung mehrerer Hefte und genaue Nach Weisung der von R. citirten Stel-
len dessen Ansichten so genau als möglich dargelegt, sondern , da sich
erwarten liess , dass R. in dem^^langen Zeitraum nach der Ausarbeitung
seiner Vorlesungen Manches würde berichtigt, erweitert und umgestaltet
haben , hat er auch , wie schon oben bemerkt wurde , nidit wenige unbe-
gründete Ansichten R.^s verbessert, besonders aber dadurch dem Werke
einen bedeutenden Werth verliehen , dass er für viele Erschwungen die
Literatur gesammelt und of^ durch eigene Zusätze erweitert, viele auf
eine neue Art, oft sehr scharfsinnig, zu erklären und die Gründe dersotboa
uaehzu weisen , sich bemüht hat. Wir erwähnen von jener Art von Axt*
merkungon nur ^ige , wie Anm. 54. über den Gen. a&f ti (s. Freund zq
Cic. p. Mil. p. 2 ff. Ellendt zu C. Or. 1, 9, 35. Jahn sa Virg. Aen. 9»
151. der 2. Aufl.); A. 91. über ibua und uhua; 102. über den gen. auf t
in der 3. Decl.-; 118. über inscitia und tnsctenfla; 151. über den. Plural
der Abstracta; 215. über den gen. nuUi: 225. über ^uw und ^1 (vgl.
J^n zu Virg. EcL 1, 19.1; 249. über eerte und cerfo scto; 264. über a6t-
qn»; 271. u 272. über die Gontraction der Verbalformen ; 275. 580. 593<
über die Vertretung des Inf. durch ein neatr. part« $ 300« über erebrm»
ßf, Jahrb. f. Phil. u. Patd, od, ErU, Bibl. Bd. XXXIV. Uß, 4. 29
450 BibliogTapbiaeb« Berichte.
B« &.; 880l jiber 2t ^1; 405. Aber kmiul and fi^n; 432. fiber ntn «mnI»;
400. über n« und qufmimu; 493. aber 91cm ; 496. dbor ne ond iteefimfem;
MO* über niej etc. bei Subst* ; &90. ober die abU abss. bei gleichem Sab-
Jecte oder Objecto; 598. über daa Sapinum; 605. ober den nom. cinL
]>aM hier noch Manches TerTolUtandigt werden kann , liegt in der Natar
der 8a^e; dast Manches, was man erwähnt wünschte, übergangen ist,
erklärt sich dorch die in der Vorrede geschilderte Entstehang der An*
merknngen. Bine besondere Erwähnung yerdienen noch die, welche sich
aaf die Terglelchende Grammatik beziehen , und von Hrn. H. in der Ue-
berteugong, tn der die Vorlesungen einigen Grand geben (s. p. 219. 238.
844.) , während R. seihst Grimms dentsche Grammatik , die nach Hr. H.
•elten erwähnt, nicht beachtet an haben scheint, dass R. auch der neae-
ren Richtong der Sprachforschung nicht würde Tremd geblieben sem,
Unsüffigte. In der anderen Art der Anmerkungen zeigt sich das Streb»,
die Spracherscheinungen auf ihre Grunde suräcksufohren , welches so
nanchen trefBichen Resultaten gefahrt hat, Ton denen mehrere schon im
Vorigen erwähnt sind. Allein auf der anderen Seite lisst sich nicht rer-
kennen, dass manche Erklärung Hm. -H.'s zu fein und künstlich nnd auf
nicht sichere , aber als Postulate aufgestellte Principien gebaut. Manches
. eis logisch nothwendig oder unmöglich bezeichnet ist, was nur in der
eigenthumlichen Auffassung der Lateiner begründet ist. Wir erwähnen
nur Einiges dieser Art. 80 sucht Hr. H. Anm. 550. den ^Untersdiied des
GenitiTs und Datirs bei nmilis dadurch zu erklären , dass er , wie er das
llir proprtus behauptet, den Gen. nicht als. eine Beschränkung tou stanlit,
wie es bei anderen AdJ. angenommen wird (s. Anm. Ö2ö.), sondern dieses
ab eine nähere Bestimmung des zwischen dem Gen. und seinem Nomen
stattfindenden Verhältnisses der Abhängigkeit betrachtet, so dass beides
•usammen das Verhütniss des Abbildes zu seinem Urbiide enthalte and in
Jenem sich das Wesen von diesem ausdrucke. Allein auch zugegeben,
dass bei propriui der Oen. ans eigener MachtTollkommenheit stehe, ond
frapriu9 nur das Verhältniss, das der Casus bezeichnet, wiederhole, was
aehon sdiwer zu glauben ist, so ist dieses deshalb noch nicht bei snmlm
der Fall, welches nicht wie jenes einer spedellen Bedeutung des Gen.
entspricht, sondern ein neues Verhältniss hinznbringt. Ferner ist der
BegrifF won iimüU der Art, dass er för sich nicht klar ist and selbst einer
Bestimmung bedarf Wie aus der Verbindung der Abhängigk^t nnd
Aehnlichkeit die VorsteUong des Abbildes entstehe, ist nicht klar. Aber
«aeh zugegeben,' dass dieselbe entstehen könne, so sieht man wieder
nicht ein, wie das Abbild gleichsam ein Abdruck des J^esens der Sache
ihr weientUeh gUMmrtig sein könne, man musste denn zugeben, daas
dieses bei jedem Portrait, auch bei der Cic. in Pis. 38, 93. erwähnten
Statae stattfinde. Es scheint, dass diese Voraussetzongen nicht noth-
Vendig sind, wenn man den Begriff von simiiu selbst betrachtet. IMeser
beieichnet keine an den Diagen selbst haftende Eigenschaft, sondeni eine
^ mir Ton dem Betrachtenden durch Vergleichnng ron mehreren Objecten
galiihdene Eigenthimliohkeit, weshalb das Wort auch wahrscheinlidi tob
Ftmmnrinaiitim« gebildet isl^ s. Beafoy Oriedi« WonmlleK. p. 887.
PiVlIogruphificho Aeric>t9* . 451
Der Gegenstand nnn , von dem der Betiraehtende ausgebt , dem er dif
BigcntJiamUchkeit , die «r vergleichen i/vill , entnimmt ,, an dem sie «emer
gifuioht nach urspröliglich ist, steht im Genitiv; der, aof den er sie
iibertragty im Dativ (die Bede«ti9ig dieses Casus^ ist von Hrn. H. nicht
bestimmt genug bezeifjhnet) , weil sie ihm erst gegeben wird. Dass so
oft patHs, dei, überhaupt Personennamen im Gen, stehen (s. Madvig zB
O. Fla. p. 1S32.) , scheint sida hieraus zn erkläreu» Der Dativ d^ Pet^
sonalproBomina ist nicht so unerhört, als es nach Hrn. H. , der. Cbarisins
folgt, sebeinen kSnnte, s. C. Farn« 11, 20, 1. (wo jedoch der Med. sin
hat) ; Or. 3, 12» 4. ndki te stmiUimum ; Voll. 2, 91. simUUfm st^ Nach
Hm> H.^s Theoirie hätte Cicero N. D. 2, 1§, 40« nicht sagen dqrfen ignk
ßi nmüU ignu Ebenso künstlich erklart Hr. H« Anm« ^9« den Ausdruck
ae humprotquB deo dmUi» n. a. Gr bemüht sich hier darzuthun^ dass
die Accusative, welche deo Gegenstand angeben, über den sich eine
Thitigkelt oder BescbafCenbeit verbreitet ' (am^uZare mare^ vixk 4ßeem
Minos), welche den Grund oder Zweck derselben anzeigen, wie hoe sbf*
deo, «fo^ootc, unter gleichen Gesichtspunkt mit denen zu steilen seiefti
welehe das Resultat der TMtigkeit , die unnuttelbar durch dieselbe eior
tretende Wiskung bezeichnen , wie ounum murrerß. Allein so wenig die
Wiricuog dem Zweck uad dem der Thätigkeit unterworfenen Gegenstande
giekh «st, so weai^ können diese Accuss. gleicher Art sein. In «it^ere
vkam entsteht das Leben durch wfere, aber in vivere deeem anno» wird
Niemand diese aus jenem hervorgeben lassen, wohl aber sie als den Zelt*
ranm, über den sich das «Jret'e verbreitet, betrachten. Ebenso wenig
si^er ist dmr Grund, auf den Hr« H* diese Ansicht baut; denn dass htmm
im Arabischen den Accus« hat, pder dass ein Norddeutscher, wie A, 509«
bemerkt wird , sagt: „er ist einen rechten Schlingel^S folgt nicht, dass
ein Lat. jemals gesagt habe: Caiu» est safhnstem» Neeh weniger lasst
sieh einräumen, 'dass in waat decem 4111110s, turria tUta est pedcB^ centum^
„das iBein, das diesen Ausdrucken zu Grunde liege, ein bestimmtes Maasi^
erfülle*^, nicht das filein, das ja in allen Verben mit einem eoergpscbeil
Attnbate verbunden ist, wird erfüllt, sondern eben dieses Attribut;
denn dasselbe müsste auch von currere cursum gelten und dieses sich auf-
lesen lassen in turtum est eürrens und eursum zu est, nicht zu eurren$
gehören. Allein hier liegt das Object (eurstm) in eurrere selbst s in fMt
48e0m 4um0e Ist es etwas von aussen Hinzutretendes, Da§»elhe gilt voa-
k9c studeof hoe doleo. Zweck und Grund können nicht „der HaxptinhaUK
der Handlung'^ sein , da sie ausser derselben Megen, und diese sehr wohl
elme solche Zusätze gedaeht werden kann« Dass dagegen die Anm«.6öö«
angeg<^>enen Adje<itiva im Neutrum (s. Lucas Quaest. lex. p. 3^ ff.) als
Aceuss. der Wirknng zu betrachten seien, ist eioieucbtead. Au^ dem
eben erwähnten Postulate , dass das Seid eineiv Aco. haben Jconue, beruht
die Anm. 601 b. gegebene Eridäru|9g des aoc. c inf. , nach der am JBnd«
sum soviel ist als fmdo me, wtd ifi Meo te o$se mo^mem kein wirkliches
$eiu gedacht, in cupib «e esse elomentem nur die YorsteUung davon,, der
Gedanke daran gewünscht wird, statt dass der Wunsch «i^ «n|t dte
Vorstelkog verbindet, s. auch Fuisting de iMftira eiee» e, ptf^^ap^
29*
45t Bibliographische Beribhte«
Iiot« p. 8. Ebeoso kanatlich ist der Anm. 580/ gegebene Beweis , dass
das fot. part, pass. , was man far die eass. obll. desselben schon lange
angenommen bat, dorchaas part« praes. pass. sei. 'Hn H. geht ron dem
Gedanken ans, dass dnrch est lo^uetis der einem Object als Bigensdiaft
inwobnende Verbalbegriff beceichnet werde [was nicht wohl mit der Be-
deutung des Verbum au rereinigen ist, da der Verbalbegriff das Pradicat
als Torubergehend , nicht als Eigenschaft • darstellt] , dass diese Eigen-
Schaft nur gefasst werden könne als der Ansdrnck der Bestimmung an
etwa« [das Kegt nicht in ioquenM^ sondern in locuturu»], welche sich als
Vermögen ond als Genothigtsein zu Etwas modificirt, d. h. zum Ausdruck
der beiden Formen der Modalitat und Nothwendigkeit , femer des P{Le>
gens , Geneigtseins n. s. w. Auf diese breite und luftige Gmndlage nun,
nach der das part. praes. der Inbegriff aller Modi wird , gründet Hr. H.
die Annahme, dass das part. praes. pass. auch nur die Möglichkeit und
Nothwendigkeit ausdrucken könne, dass vir est dieendu» sich zu vir dMcOur
ebenso rerhalte , wie vir est dieens zu vir dich , was man Hm. H. nidit
eher glauben wird, bis er wird bewiesen haben, dass entweder est dieenr
dua bedeute er wird gesprochen, oder est dieens er muss sprechen. Hr. H.
räumt übrigens, nachdem er vorher gesagt hat, das part. auf endusbe-
seichne Möglichkeit und Notkwendigkeity selbst ein, dass diese nur durch
die Periphrasis mit est entsteht, also nicht im Particip an sich liegt , wo*
durch die ganze Deduction onnothig wird, die auch deshalb leicht rer-
misst werden könnte, da wohl Jeder einräumt, dass der gewöhnliche
Name part. fut. p> unrichtig sei , und diese Form in ihrer Bildung mchts
bat, was auf ein Passiv hinweist, ihrer Bedeutnng nach aber zu den
Bildungen gehört, die zwischen Activ und Passiv in der Mitte stehen,
vnd wie der deutsche Inf. mit zu, nach dem verschiedenen Standpunkt,
den der Redende nimmt (s. d. Ref. Scholgr. p. 157.) , auf beide Weisen
anfgefasst werden kann. In ähnlicher Art wird der Conjunctiv nach est
fuiy sunt qui Anm. 507. erklart aus der Voraussetzung, dass, wo das
Dasein des Sobjects einer Versicherung [es ist einfache Aussage] bedürfe,
das Pradicat nur ein problematisches sein könne. Allein das wirkliche
Bxistiren des Subjects kann niemals hindern, ihm ein wirkliches Pradicat
beizulegen, sonst wurden nicht so viele Schriftsteller den Indic. brauchen.
Denn wenn Hr. H. , um diese von einiam logischen Fehler zu befreien,
behauptet, -sunt qui bezeichne, wie im Griech. sletv of, bei diesen einen
blossen Zahlbegriff, nonnolli , so lässt sich nicht einsehen ; wie dieselbe
Wendung im Griech. diese Bedeutung hat, und die Modi, die ganz andere
Verhältnisse anzeigen, sie ausdrucken sollen, da vielmehr <ler Gebrauch
des Indic. nach elaiv o? gegen die von Hm. H. angenommene Nothwen-
digkeit des Conj. spricht; und auf der anderen Seite far das Latein, be-
hauptet werden kann, dass est ^t dtcaf bedeute dicat aliquis. Nicht die
Versicherung der Existenz, sondern die Unbestimmtheit des Subjects,
dessen Pradicate eben, weil es unbestimmt ist, leicht nur als angenom-
men , eingeräumt betraehtet werden können , durfte den Conjunctiv ver-
anlasst haben; je bestimmter die Sabjecte werden, desto leichter tritt
der Indicativ ein. Dass aber die blosse Existenz nicht der Gmod dfes
Bibliographische Berichte.
4&3
CooJ« aei, zeigt auch dieses, das» nach häbeOf imietilo, wo das Objeet
In gleicher Weise unbestimmt ist, auch der Conj. erscheint« Auch die
gelehrte und scharfsinnige Behandlung der Part, quin ^nm. 492. enthält
Manches , iwas zu kunstlich zu sein scheint. Ob eine Negation vor quin
durch logische Nothwendigkeit gefordert werde , oder diese Verbindung
erst allmäUg sich gebildet habe , mag unentschieden bleiben^ obgleich der
Ausdruck des Ciaud. Quadrigarius bei Gellius 17, 13., Steilen wie Lucr.,
2f 372., das häufige mtpum quin (b, Lindemann zu Plaut.'Trin. 4, 2, 127.),
der freiere Gebrauch von ^uin bei Tacitus fur.daa Letztere sprechen
durften. Wenn aber Hr. H. den Satz mit quin sowohl nach non impedio
o. a. als nach non dubito elliptisch erklärt, so scheint diese Annahme
nicht nöthig. Denn in prokibeo, impedio n. a. liegt an sich nicht die
Absicht, wie der Verf. annimmt, sondern blos der Begritf des Thuns,
lind wenn mit diesem die Absicht sich verbinden soll , so rauss es beson*
ders (durch ne, quominus) bezeichnet werden, während der blosse Erfolg
durch qtdh angedeutet wird , und non prokibeo eiitm, quin domum eat nur
bedeutet: wie sollte er nicht nach Hause gehen, da von meiner Seite
nichts in den Weg gelegt wird, so das» eine Ergänzung von non prohibui
eum doiaum ire^ quin iret nur ein Pleonasmus sein und doch nicht, wie
Br. H.'Will, die Absicht, die ^ im Inf. nicht liegt, bezeichnen wurde»
Noch weniger scheint nach non dubito eine Ellipse zulässig. Hr. H. be-
hauptet, da dubito eine subjective Wahrnehmung bezeichlie, so könne,
wenn sie durch ein inbärirendes Prädicat bestimmt werden solle, das Prä-
dicat nicht das Object, sondern es müsse eine Modification der Wahrneh-
mung sein , also non duinto quin verum «tt ergänzt wsrden durch non dU"
bito qmn statuam verum eese. Allein diese Nothwendigkeit leuchtet so
m^enig ein , dass Ref. -behaupten zu können glaubt, gerade das Object der
Wahrnehmung, möge es durch ein Wort oder einen Sati ausgedruckt
sein, enthalte bei dubito wie bei anderen Verben diese Modification; die
Bestimmung der Wahrnehmung durch eine andere, die nicht einmal so
bestimmt ist, wie dieses bei dubito und statuo derFall ist, sei überflussig.
Finden sich Stellen, wo ein solcher A.usdruck hinzugefugt ist, so Ist es
eben die Wahrnehmung, die keinem Zweifel unterliegt $ nach non deter-
r^or quin vi4erim u. a. ein quin credam zu ergänzen , scheint ebenfalls
nicht notbwendig, da es ebenso wohl sein kann non efficiet (deterrendoy
tcl dubitem etc* , s. perturbantut^ copiaa ne educerent Caes. b. g. 4, 14«
Alle diese Annahmen scheinen dadurch entstanden zu sein, dass Hr. H«
erklären wollte , wie bei nemo est quin dieses unmittelbar auf die- Ne-
gation, bei non impedio quiny non dubito quin die Partikel sich auf eine
acheinbare Affirmation bezieht. Allein dem Wesen nach' sind beide Fälle
gleich« Denn sowohl uUus^ unquam als dubitOy impedio u. a. sind limitt-
rende, zwischen Bejahung und Verneinung schwankende Ausdrucke,
welche durch ' non oder ne negirt werden. Also scheint quin eben nach
solchen Ausdrucken gebraucht zu werden, um die Aufhebung des Schwan-
kens auch für den Nebensatz anzuzeigen. Nur ein Unterschied findet
statt,, nemo nämlich bezeichnet einen Gegenstand, was anch von den ad*.
varblalen Ausdrücken, welche die Vorstellung des Ortes, der Zeit, der
454 Sibliogvapkluek« B«riolit*.
Aft md W«ife «atlialten , gilt» 8«lloii dieM mit eliMai positiTeii Merk-
mal ia Verbindimg treten ^ bo kann dieses , nur dnreh die Pom , welche
iii Gegenst&nde sieb ansehliesst^ dnreh das Relat« erfolgen, md ^iijn moss
telatiTe Bedeotong haben. Dagegen sind non impedh^ non diiMte Be-
k^ehnnngen von Thätigiielten , nnd rerlangen folglidi objectiTe Besün»
mang , nnd hier liegt die interrogatire Bedeutung ron 911111 am nächsten,
wodureh angeieigt wird, dass es wunderbar wäre, wenn das im Neben-
sati Enthaltene nicht stattAnde oder eintrete, da ein äusseres oder inneres
Hindemiss (ein Thun oder Denken) nicht entgegenstehe. Wie nch nemo
est qui dkai Terhält an nemo. e*t quin ditat , so yerhalt sich non iftiMe
mim iquid) dieam (C. Att. 10, 1, 2. Fin. 4, 2L a.) zu non dubUo fuin
dkam. Dass eine logische Nothwendigkeit quin hier herbeiführe , macht
der bei to Welen Schriftstellern yorkommende, nicht sowohl der Bedeu-
tung als der yerschiedenen Auffassung von dubito nach Terschiedene acc«
ۥ Inf. nnwahi^chtfnlich} dass die Wahrnehmung durch das Object selbst
•ine ModificaÜon erhalte , ist durch &aeo 'dubUo u. a« klar. Uebrigens
hat Bi'. H, nicht alle Bedeutungen von ^utn berührt, 8. Härtung Gried^
Part. 1, 363. 374.; auch darf bei der Behandlung desselben der Ge-
brauch d^i* Partikel qiä ebenso wenig übergangen werden, als das Yer-^
hiltniss , in welchem sie au uH steht.
Sowie Reisig doreh das alte System nnd die seit langer Zeit in der
Behandlung der latein. Grammatik befolgte Methode, welche Znoipt
[s. NJbb. 24, 203.], Otto Schulz, Krebs U. A. festgehalten nod mit
ebenso viel Fleiss als Binsicht entwickelt haben, nicht befriedigt, na-
mentlich in der Syntat manche Veränderungen yorgenommen hat, so hielt
auch Billroth zuerst in seiner Latein, %itax [Leipzig 1831.], dann in
der Lofein. SohatgrammaHk [Lieipzig 1834. zweite Ausg., yon Ellen dt
besorgt y 1838.], obwohl im Ganzen der älteren Methode treu, doch eine
mehr systematische Darstellung der Gesetze der ist. Sprache für noth»
wendig, und es ist anerkannt, mit welcher Klarheit, Binsicht und prakti-
schem Sinne er seine Aufgabe gelöst habe, s. NJbb. 6, 26. Hall. AlJgem.
LZ. 1832 Noyb. Zeitschrift f. AW. 1836 Nr. 19. 1838 Nr. 153 ff. Aus
gleicher Ansicht gingen die Werke .yon Kd ne [si NJbb. 28, 415. ZUehr.
f. AW. 1835 Nr. 84.], Biachoff [s. Zeitechr. f. AW. 1839 p. 499 ff.
^NJbb..28, 131 ff.] und Blume [s. NJbb. 27, 285. 29, 262.] hervor. Bei
weitem weniger lasst sich ein solcher Portschritt in der Behandlung der
latein. Gramm, erkennen in folgendem Werkes Metkodkcke Sekulgrtan-
müük der latein, Sprache mtf das SMstfinden des Schülers und glekh-
massige Boschi^igung des selhstthatiffen Nachdenkens wie des Gedaeki-
nisses berechne ^ aach snm Privat - und Selbstunterricht herausgegeben
Ton Dr. Fr. G. Nagel, Pastor zu Gatersleben im Haiberstadtischen.
[Leipzig, KoOmann. 1838. XVI u. 874 S. 8. s. Jen. Allgem. LZ. 1838.
Nr. 237—239. 1839. EBl. Nr. 20.] Hr. N. , nicht befriedigt durch die
in den Grammatiken befolgte Methode und gestutzt auf eine sechsund-
zwanzigjährige. Brfkhrung, will an die Stelle der gewdhnlichen eine
pvaktisch*. heuristische tretbn lassen, welche besonders das £igenthnm-
liche hat, dass tor der Flexion sehr ausfilhriloh p. U-.78. die Woit-
BiblUgr#phi«olie Bericht«, 4M
bUdongy besonders die Zasammensetsimg der Verb» mit Prapesitio&es
bebADd^Lty in der Syntax die sogenannte syntaxis oonvenientiae and re-
- otionis* als, gleich und äberall in dem pradicativen Satsverhältnisse daü
Sobjecty im attribatiyen das Beziehungswort als regierend, Pradicat und
Attribut als regiert betrachtet werden. Dass die erste Veränderung in
der von Hm, N. befolgten Weise bei dem ersten Unterrichte durchaus
anpraktisch sei, die zweite nur Verwirrung herbeiführen müsse, wird
Jedermann leicht eingehen. Dazu kommt, dass die Regeln sehr oft zu
weitläufig . ausgedrückt , nicht klar und bestimmt , zuweilen nicht einmal
ricihtig sind, oft das Zusammengehörende zerreissen oder Fremdes ver«
binden, überhaupt aber, zeigen, dass der Verf. mehr den guten Willen
gehabt hat, einem -auch Ton ihm gefühlten Mangel abzuhelfen, als die
Mittel die zur Ueberwindung der einem solchen Unternehmen sich ent«
gegenstellenden Schwierigkeitzn nothwendig sind. Dieaea gebt besonders
daraus iiervor, dass- yiele Beispiele, die als Muster aufgestellt werden,
Qod vom Verf. selbst verfasst sind, die einfachsten grammatischen Regeln
Terletzen. So steht p» 193. hostßm non aggrediare; p. 192. quod ntpra
tftres est non audeto: p* 191. Belgi atque Batavi; p. 178« fn»ertcor<^
etM» nohia etc.
Weder Billreth noch Nagel haben auf die durch K. F. Becker
und S. H. A« Berlin g bewirkte Umgestaltung der deutschen Grammatik
Aacksicht genommen, welche so bedeutend ist, dass Becker niqbt mit
Unrecht diese Gestalt der Grammatik als die neue der älteren entgegea«
setzt. Denn während in der letzteren die Spracherscheinungen in wen!«*
ger strengem Zusammenhang auftreten, sind sie bei Becker alle Theile
eines organischen Ganzen; während in jener die Form des Wortes allein
betrachtet und behandelt wird, ist es in dieser die Bedeutung, die das
Wort im Satze , als . dem Ausdruck dos Gedankens gewinnt , von der
ausgegangen, der die Form untergeordnet wird. Je natürlicher dieser
Weg ist, da der Sprachunterricht nicht von einzelnen BegrifiEen und
Verhältnissen, sondern vom Gedanken und' dessen Ausdruck im Satse^
aosgehen und nachweisen soll, wie derselbe durch die Formen der
Sprache dargestellt wird; da derselbe hierdurch erst selbstständige BiU
dungskraft erhält; je glänzender die Erfolge sind, welche diese neue
Methode in dem Unterricht der deutschen Grammatik hat; um so wem-,
ger ist es zu verwundern , dass sie bald auch Anwendung auf die Be-
handlung der latein. Sprachlehre fand. Sq entstand zunächt die iVsiif
JDarHeUung der verachiedenen Satzwten und Satzverbindungen von Dr«
L. Grieben [Berlin 1831.]; auch die Schulgrammaiik von A. Grote*
fend [Hannover 1833.], der in seiner Ausführlichen Grammatik der lat,
Sprache [Hannover 182^.] einen eigenthümlichen Weg eingeschlagen
hatte, ist nicht ohne bedeutenden Einfluss der neuen Ansichten entstaa*
den, s. NJbb. 13, 131. . Noch mehr Berücksichtignng fanden diese in der
lurteihischen Schulgrammatik von Dr. L. Eichhoff und Dr, L. Chr»
Beltz. [Elberfeld 1837. s. NJbb, 24, 185. 355. Z^itscbr. f. AW. 1838.
p« 721.] Auch Ref. hat sich derselben angeschlossen in der Stfntax der
Msw. Sprache [Eisenach 1835.] und der lateinischen Sehulgrammat^
460 Bibliographische Berichte.
[Bbenach 1038.], in der Formenlebre jedoch sich bemoht, den Resnl-
taten der neueren Sprachforschung in der lat. Grammatik Bingang- za
▼erschaffen, s. NJbb. 24, 192. Ztsch. f. AW. 1838 p. 551 ff. 974 ff. 1839
. p. 1021. 8. p. 607 ff. Hall. Jbb. 1838 p. 1567. Hamburger Corresp. 1838
Nr. 74. Hall. Allg. LZ. 1838 EBI. Nr. 65. Am bestimmtesten tritt der
Einfluss der neuen Ansichten hervor in der Latehtisehen Schulfframmal:9c
für die mkütren und oberen Gymnasialclassen von F. S. Feldbaust;h
[Heidelberfr, Groos. VIII u. 668 S. gr. 8. s. Hall. AUg. LZ. 1838 BBl
p. 65.], indem der Verf. das Eigenthnmlicbe seiner Behandlung der
latein. Grammatik und das Unterscheidende ton ähnlichen Werken gerade
in die Anwendung der Grundzüge der Satzlehre von Becker setzt.
Wenn sich nun auch nicht leugnen lasst, dass Hr. F. ein reiches, für
den Unterricht yielleicbt ein zu reiches Material, besonders in der Syn*
tax, mit grossem Fleisse gesammelt und im Allgemeinen nach Beckers
Grundsätzen geordnet hat, so ist doch auch nicht zu verkennen , dass
diese den Stoff nicht so durchdrungen und mit solcher Kraft gestaltet
haben , dass ein so wohlgegliedertes und abgerundetes Ganze , wie es ia
der Beckerschcn deutschen Grammatik yorliegt, entstanden wäre. Hr. F.
scheint nicht zu voller Klarheit gekommen zu sein, in wie weit die Form
des Wortes, die bei dem Erlernen einer fremden Sprache bei weitem
mehr Schwierigkeiten darbieten muss, als in der Muttersprache, Berück-
sichtigang verdiene. Nicht als ob, wie es so lange geschehen ist, der'
Gedanke dem Worte untergeordnet werden mnsste ; denn nicht die Form
der Worte, sondern die der Gedanken ist das den Sprachen Gemein-
schaftliche, und aus den gleichen Gesetzen des menschlichen Geistes
entsprangen , diese wird nicht etwa erst in der fremden Sprache erlernt,
sondern als ein Kigentfaum des Geistes schon von dem Lernenden hinza-
gebracht, der, wenn von dem Gedanken und seinen Verhältnissen aas-
gegangen wird, von dem schon Bekannten 'zu dem noch Unbekannten
fortschreitet, dieses an Jenes klarer und sicherer anknüpft, während die
umgekehrte Methode von dem Unbekannten beginnen , mehr das jGe-
dächtniss als den Verstand beschäftigen muss; auf der anderen Seite
aber durch die allmälige Erkenntniss der Mittel, deren sich die fremde
Sprache bedient, um den Gedanken auszudrücken, das Eigenthumliche
derselben, die in ihr herrschende Anschauungs- und Denkweise mit
lebendigem Bewusstsein sich aneignet; — so kann es doch Fälle geben,
wo es zweckmässig scheint, um das Besondere in -der fremden Auffas^
BUngs - und Ausdrucksart (Sichtbarer werden zu lassen , der Form ein
grosseres Recht einzuräumen und das durch sie Verbundene, in der Art
der Bezeichnung Gleiche nicht zu trennen. Welches diese Fälle seien,
darober scheint Hr. F. nicht zu festen Grundsätzen gelangt zu sein.
Denn es linden sich bei ihm manche Abweichungen von der Anordnung
und den Grundsätzen Beckers, ohne dass man das Princip, von dem er
hierbei ausgegangen ist, erkennen kann. Manches entschuldigt er durch
die Bestimmung des Werkes für die Schule ; aber er hat es ja nicht für
.den ersten Unterricht, sondern für die mittleren und oberen Classen ver-
fasst , in denen sich- schon eine ziemliche Bekanntschaft, mit der Form
Bibliographische Berichte. 457.
imd dem Sprach stoffe erwarten lässt ; Anderes kann nicht einmal auf diese
Weise gerechtfertigt werden. So behandelt der Verf. die indirecten
Fragsälze und die Vergleich angssätze mit -^uam, nm sie nicht von ver-
vrandten Erscheinungen zu trennen, in der Lehre vom einfachen Satze.
Aber wenn er dieses Princip hätte durchfahren wollen , so hätte er mit
gl<dchem Rechte die Finalsätze mit dem Infinitiv und Supinum , andere
mit anderen Formen des einfachen Satzes vereinigen können , da in dem
zusammengesetzten Satze sich immer die Verhältnisse des einfachen wie-
derholen ; aber dadurch würde jeder Fortschritt vom Einfachen zum Zu-
sämmen gesetzten aufgehoben , -und ausserdem der praktische Vortheil alle
Gedankenverhältnise durch die Anknüpfung der zusammengesetzten Sätze
an die des einfachen , diese in lebendigem Bewusstsein zu erhalten , ver-
loren gehen. Dagegen werden die Sätze mit uty quod, cum, obgleich sich
durch ihre Vereinigung anschaulicher machen lässt, wie dieselbe Anschan-
Itngsweise zum Ausdruck verschiedene^ Gedankenverhältnisse verwendet
werden kann , an verschiedenen Stellen behandelt. Die Annahme eines
Factitivs wird von Hrn. F. verworfen , und z. B. § 465. der zweite Acc.
nach feto, sumo etc. als ein erklärender (?) betrachtet, obgleich die Auf-
losung durch ut sich von selbst aufdrängt; aber p. 527. wird von factiti-
Ten Sätzen gesprochen, und unter diesen erst die Lehre vom acc'. c. inf.
behandelt; auch facio mit ut wird hierher gezogen, aber nach est, accidUf
ßt , iuätum est etc. soll nach § 607. "Ut ein modales sein , obgleich diese
Fälle an sich verschieden , und die ersten nicht von facere zu trennen
sind. Die Verhältnisse des Grandes und der Ursache, die einer das Prä-
dicat begleitenden Thätigkeit, der Art und Weise, sind nicht so bestimmt
behandelt, wie bei Becker Deutsche Gramm. 2, 259 — 268. Auch in dem
einfachen Satze ist Hr. F. oft ohne genugenden Grund von Becker abge-
"«richen. So wird das attributive Verhältniss erst nach dem objectiven
dargestellt, obgleich sowohl seine Entstehung aus dem prädicativen als
die in beiden herrschende Congruenz die Anknüpfung an das letztere als
durchaus zweckmässig erscheinen lässt.'* In der Bestimmung der Bedeu*
tuAg der Casus geht Hr. F; abweichend • von Becker von der ränmlichen
Beziehung' aus , behandelt aber doch diese , welche , wenn er hätte con>
sequent sein wollen, zuerst hätte müssen dargestellt werden, nach der
causalen Bedeutung, wahrend Becker selbst (s. % 117 ff.) jetzt manche
Raumverhältnisse als ergänzende betrachtet. So ausfuhrlich das objective
Verhältniss p. 359 — 480. behandelt wird, so sind doch die Adverbien des
Orts, der Zeit, ^der Art und Weise nirgends als besondere Objectsforra
in der Syntax erwähnt, nur die modalen und die Negationen finden ihren
Platz § 428 ff. Die Pronomina ,* welche Becker in Rücksicht auf ihre
Bedeutung, die nicht durch syntactische Verhältnisse bedingt ist, im
etymologischen Theile behandelt, bat der Verf. in der Syntax nicht wohl
unterzubringen gewusst, denn^theils behandelt er sie unter der Lehre
vom Subject § 343 — 365., wo sie die leichte und klare Uebersicht stö-
ren, da ihre Bedeutung auf die Congruenz keinen Einüuss hat; theils im
attributiven Verhältniss § 568 ff., wo sie nach den Zahlwortern folgen,
die hier ebenfalls nur eine zufällige Stelle erhalten haben , theiis § 547. .
4Si8 Biblioc^phisch« Berichte.
\m el>|e«tiTen VerhiltuM , wo das pron. reflez» mit Recht und aehr ao«-
ührlich behandelt ist« Dass dagegen Infin., Supinam und Genmdiiui
ja das objectiTe, das Partidp in das attribative Verhältnisa gezageo
sindy wird man nicht ndssbiUigen. Noch weniger finden wir die.Beckcr*
. sehen Grandsatae in der Formenlehre dorcbgefuhrt. Denn Hr. F. be-
ginnt nicht mit der Wortbildungslehre , die , wenn die Sprache als Or-
ganismus anfgefasst werden soll, kaum anderswo als am Anfang der
Grammatik ihre Stelle finden kann , wo man sie bei Hrn. F. um so mehr
vermisst, da sein Werk nicht lar den ersten Unterricht bestiirnnt ist.
Die Behandlung selbst ist sehr ausführlich p. 199 — 237.; doch wurde
■ich 'bei Beachtung der Resultate der yergleichenden Sprachforschimg
Manches anders gestaltet haben. Uebrigens handelt Hr. F. von Wur*
sein und Stammen schon $ 17., in einer Verbindung mit den Silben,
wohin dieser Gegenstand gar nicht gehört. Ueberhaupt scheint der
Verf. der Formenlehre nicht die Sorgfalt und den neueren Forschungen
nicht die Beachtung augewendet zu haben, wie der Syntax, denn jene
hat durch ihn keine wesentliche Verbesserung erhalten; ja es werden
selbst lange verbesserte Irrthnmer, z. B. p. 90. supe2/ectüta (s. Schneider
Formenlehre I. p. 111.); p. 95. os ohne Genitiv Plur.; p. 105. er als
Comparativendung ; p. 117. hiceme; itiicj i{2tc, als gleichsam ans täte, ille
und Aae entstanden; p. 27. XPQ^'^ ^^ Billroth u. a. wiederholt und man-
cher neue hinzugefügt. So ist es auf keinen Fall zu billigen , dass z. B.
( 28. etymologisch bedeutsame Elemente, wie s in /or«, dux; .sc. in eretco,
poKo die Reduplication u. s. w. ; § 36. v in amavi u. a. ; oder zar Wur-
zel oder zum Wortstamm gehörige Laute , wie $ 36. c in sicidn , olicubi
a.-a.; v in bomts S 27. v in viduua; gin gnatusy als blosse lautliche
Veränderungen dargestellt werden. Ungenügend sind überhaupt die we-
nigen, zum Theil zu unbestimmten Bemerkungen über die Veränderungen
der Laute. Anderes ist mit grosser Ausführlichkeit besprochen, z. B.
die Lehre von der Quantität p. 24 — 41. ; die Casusbildung in der dritten
Declination p. 66 — 75., wo viele Bemerkungen nur äusseriich sind und
die wahren Gesetze der Bildung nicht berühren. Dieselbe Ausführlich*
keit findet sich auch an manchen anderen Stellen, wo die allgemeinen
Gesetze, die der Verf. befolgt, dargelegt werden, z. B. p. 238 — 242,
über die Bestandtheile des Satzes; p. 359 — 364. über das objective
Satzvevhältniss ; in vielen einzelnen Fällen, wo eine Regel vorbereitet
wird, durch eine ziemlich wortreiche Einleitung. Manche dieser an sich
recht klaren Erörterungen konnten. wohl, da der Verf. oft anf Becker^s
Schulgrammatik verweist, kürzer gefasst werden, ohne dass man etwas
Wesentliches vermissen wurde, was um so wichtiger war, da der Stoff
in solcher Fülle gehäuft ist, dass- Hr. F. nur durch die Scheidung in
Regeln , denen oft ein NB. beigegeben wird , in Anmerkungen und notae,
ia denen eine fast zu kleine Schrift gebraucht ist, für den Lernenden
einigermaassen übersichtlich hat machen können. Wie in. dieser Bezie-
hung der Fleiss , so verdient in Rückaicht auf viele einzelne Erscheinun-
gen der praktische Takt nnd Scharfsinn des Verf. in Begründung und
Rntwickeiling der grammatischen nnd logischen Verhaltnisse volle Aner-
BibliegYaphische B«rieh^t«. 459
kemimg« Wälnrend ISt, F. darch treoe« Festhalten an den Grandafttzen
Beckers seinem Werke einen höheren Werth zu geben suchte , gla&bt Hr.
IHr* nnd Prof» Krug er [s. NJbb. Supplementb« 6, 382.] ^ dass die An-
vrendöng dwseiben bei der Behandlung der Grammatik einer fremden
Sprache beschrankt und der Form grossere Rechte eingeräumt werden,
diese das leitende Princip sein mösste. Indess bleibt immer die Frage,
wetehes von beiden schwieriger sei, an eine schon bekannte Gedanken»
ftrm die fremde, in ihrer Anwendung zu lernende Wortform anzuknüpfen,
oder umgekehrt von der in ihrer Bedeutung noch unbekannten Wortform
%n dem Gedanken überzugehen. 'Welches von beiden für den Geist der
Lernenden bildender sei, welche das Nachdenken mehr wecke nnd das
Gedichtnisft kraftiger unterstütze, dem .Studium der Grammatik mehr
tfelbstständigen Werth verleihe und auf das Lesen der Classiker grundli*
chör vorbereite, bedarf gleichfalls einer besonderen Untersuchung. Dass
übrigens Hr. Dir. Krager nicht durchaus zu der früheren Methode zurück*
kehren wolle , zeigt seine Abhandlung : 'Syntaxia eongruentiae der latein^
6JpracAe [Braunschweig 1840.], in welcher eine erfreuliche- Probe vor-
liegt, in welcher Art. und nach welchen Grundsätzen Hr. K. die Schul-
grammatik von A. Grotefend bearbeiten und vervollkommnen wird. Mit
ausgezeichneter Klarheit und Gründlichkeit, mit steter Berücksichtigung
der Fassungskraft der Lernenden stellt der Verf. Jiier das pradicative und
attributive Satzverhältniss , jedoch nur in iso weit dar, als die Erschei-
nungen unter das Verhältniss der Congrnenz fallen. • Schon jene' Schei-
dung zeigt, dass Hr. K. auch dem Gedanken sein Recht einräumt: denn
'hätte er nur die Form der Congrnenz berücksichtigen wollen, sb würde,
da für diese die Erscheinung eiites Wortes im attributiven oder prädicat.
Verhältniss wenig Unterschied macht, weshalb auch bei Hrn. K. sich die-
selben Regeln wiederholen, jene Trennung eben so wenig nothig gewesen
sein , als die Ausscheidung des Relativum , die Vertheilung der Attraction
an mehrere Stellen, s. $ 6. A. 4. § 10. A. 3. 4. § 15. § 16. A. 6. Dago*
gen «chliesst nun der Verf. Alles , wo die Congrnenz flicht eintritt , aus,
z. B. die verschiedenen Formen des Prädicats nnd Attributs , die nicht
Adjectiva oder Verba sind , obgleich , was jene betrifft , die Auffassung,
wenn einmal die Natur des präd. Verhältnisses begriffen ist, nicht schwie*
rig , für eine schärfere , nicht blos äusserliche Betrachtung der Erschei-
nung forderlich und schon durch den Gegenstand bildend scheinen kann;
die Ausschliessung des attribut. Genidvs aber wenigstens den Nachtheii
hat , dass die nahe Verwandtschaft dieser und der adjectivischen Form
des Attributs und ihr häufiger Wechsel durch die Trenrtung verdunkelt
wird. An dem von Hm. K. Gegebenen lässt sich wenig anders , wenig
hinzugefügt wünschen. Vielleioht wäre die Form des Präd. nach Coi«
lectiven bei Cicero § 4. Anm. zugleich zu erwähnen gewesen; § 3. oder
15. die Abweichung in aperite aliquis u. dgl. Die Auslassung der copula
§ 6. not. 4. verdiente wohl eine genauere Darstellung, s. Seyffarth PaL
Ciceron. p. 20. . Der WechseL des Numerus oder das Eintreten des Neu«,
trum in einem folgenden Satz konnte vielleicht $ 6. erwähnt werden , s«
Wopkens Leä;t. Tuil. p. 30, 23. 117.~ Ib. 2^ ^ ist die Stelle C« Ftn.
480 Bibliocvapbifcke Bericht«.
6^ 10^ SB. ■luieher, •• UadTi^ s. d. 8t» and R«iai{( p. 320. Mit rwng-
Heber Sorgfalt ist die Apposition bebandelt. Da Hr. K, diese aof gleiche
Weise wie die attribotiTe .Verbindung des Adj. aus dem pradicatirea
fiatsrerbaitnisse benrOrgeben lasst, so ist nicht gans JcUir, wie bei jener
(a« p. 14. not. 1.) ein analytisches, bei dieser ein synthetisches Verfahrea
wa Grunde liegen könne; auch ist in Bruiut et CaawiB der Begriff: inUr^
fmiortt CaeiüHa eben so wenig inroivirt, als in aqua liqnida ein nicht
im Snbst. liegendes Merkmal hinzakommt* Mit Recht betrachtet der
Verf. S 14* in Cole sene» mmrtuu» est das Wort «enex als eine Bestim*
anng des Snbjects; aber die Note p. 30. konnte leicht za einer andern
Ansicht fuhren« Die in dieser Verbindung stehenden Adj. waren wohl
besonders fdr die Prosa (s. Roth Excors. XXIII. zu Tac. Agr. Lubker
Gramm. Stadien p. 42 ÜL) genauer, als es p. 21. geschehen ist, anzugeben.
Manches in den Congrueozverhaltnissen dieser Verbindung kann yielleicht
nach der schon erwähnten Abhandlung Fuisting^s Ueber d. appos. reUtiva
genauer bestimmt werden. Vgl. auch NJbb. 34, 88.
Es wurde nns zu weit führen, wenn wir aus der grossen Zabi vom
Uebunghbuchem , oder der 'nicht unbedeutenden Menge zum Thell treff-
licher Abhandlungen, von denen überdies die meisten schon Berncksichtl-
gong in den NJbb. gefunden haben , auch nur einige , wie auch die ver-
gleichenden Werke von Heidelberg (s. NJbb» 4, 243.) , yon S a t e 1 s
(s. Jen. Allg. LZ. 1839 Nr. 160 ff. 1840 Nr. 173. NJbb. 29, 321. Gyana-
sialzeit. J841 Nr. 29.), zu denen jetzt noch zu zählen ist Dr. W. Mohr
Dialektik der Sprache j>der das System ihrer rein ^ geistigen Bestimmungen
flttt Naehweisu^gen aus dem Gebiet der latein, , grieeh, , ileitlscAen und
Satukritspraehe [Heidelberg 1840.], berubren wollten. Wir erwähnen
daher nur noch A.6. Gernhardi,' Dir. gymn. Wimar. , Opuscula sea
Commentationes grammaticae et prolusiones varii argumenti nunc pt^um
uno volumine eomprehensae <, emendataCf locupietatae [Lipsiae, impensis
Reiche nbacfliorum fratrum. 1836. 418 S. 8. s. Ztsch. f. AW. 1836. p. 79d.
Allg. LZ. 183S EBl. Nr. 65.], deren Sammlung jedem Freunde grund-
licher grammatischer Forschung willkommen sein muss« Denn eines Theils
sind die behandelten Gegenstände schwierig und bedeutend (de natura
accc. inf. apud Lat.; de formula nescw an vei haud seio ans de latino
indicativo et german. conj« in usu verborum deberCy melius esse et^.; de
ri et usu conj. apud Lat.; de usu partic. in serm. lat.; de constructione
ennnciationum in serm. lat« ; de coliocatione yerborum et enunciatt. in s.
lat.; de periodo conditionali Lat. ; de vi et usu coniunct. ut; die übrigen
Abhandlungen beziehen sich auf andere philologische Gegenstände, oder
aaf Methodik und Pädagogik) , theils verdient das Bestreben des Verf^
den Sprachgebrauch durch trefflich gewählte Beispiele zii bestimmen, und
die Erscheinungen, die er behandelt, rationell zu behandeln und aus den
Gesetzen des Denkens abzuleiten , wenn man- auch nicht allen Resultaten
beistimmen kann, Yoile Anerkennung.' Die zum Theil schon vor längerer
Zeit einzeln erschienenen Abhandlongen sind zum grossen Theil unver*
ändert geblieben ; aber^in den Anmerkungen sind die abweichenden oder
bttstimmenden Ansichten der heueren Grammatiker erwälMit, oft bekämpf!
Bibliographiflch« Berichte. 461
oder bericbttgt. Wie Hr. €k ^o gewöhnlichen Regeln der Grammatik
elfter strengen Präfung anter wirft und rationeil zu begrOndeo sucht, so
erhalten aaeh in: Jo. N. -Madvigii, prof. litt. latt. , de locia quibuB^
dam grammatkae taU admoniUones et Observation^ [Havniae 1837. 26 S«
4.] mehrere Lehrsatze eine gründliche, auf genaue Kenntniss des Sprach-
gehraocbs gestützte und scharfsinnige Verbesserang. Den grössten Theil
der Abhandlang nimmt der Beweis ein , dass die Form der Fragsätze in
der erat. ebl. aaf einige einfache Gesetze zurückgeführt werden könne«
0enn wenn eine directe Frage im Indicativ stehe, so gehe sie, wenn die
1. oder 3. Person Snbject sei, in der erat. obl. in den acc. c. inf. über;
Hilden Conjanctiv, wenn das Snbj. die 2. Person sei; stehe sie im Cooj.,
so bleibe dieser, and es werde nmr, wo es nötbig sei, das Tempos ge^'
ändert. Dieses wird aus dem Sprachgebrauch des Cäsar, Livius, Ta-
cltus , wo sich nnr sehr wenige abweichende Beispiele finden , nachge-
wiesen. In gleicher Weise wird der Unterschied von amatua sum und '
amattii fuiy der durchgängige Gebrauch von facturus fui {er am) irtati
fUissem nach vorhergehendem st mit dem plnsquamperf. , wovon schon
oben die Rede war, nachgewiesen und gezeigt, dass der Gebrauch von
. ^od statt des acc. c' Inf. nach wenigen Sparen bei den Komikern erst in
HadriansZeit aufgekommen sei. Endlich entfernt Hr. M. die Imperativform
. hortapiinor und erklärt kortdmino für die dem Plural hdrtamini entspre-
chende Plaralform im Passiv und Deponens, welches letztere jedoch nicht
80 selten im Imperativ die passive Form aufgebe.
Nicht mit Unrecht Ist mehrfach in neuerer Zeit die Klage ausge-
sprochen worden , dass der Sprachgebranch der Dichter , dessen Erfor-
schung früher so viel Fleiss gewidmet wurde, jetzt in der Grammatik zu
wenig Beachtung finde. Indess zeigen mehrere Erscheinungen der letzten
Jahre^ dass auch diesem Gegenstande die Wüi^digung , welche er ver-
dient, wieder zu Theil werde. Während in der Schrift von Kön e üe-
her die Sprache der römischen Epiker [Munster 1840. s. NJbb. 29, 270.
30, 449. HalL-Allg. LZ. 1841 Jan. Nr. ll.J der Einfluss, den das dacty-
Ijsche Versmaass auf die Sprache überhaupt gehabt habe, nachgewiesen
wird , ist vorzüglich eine Seite des poetischen . Sprachgebrauchs , der
Gebrauch der Epitheta Gegenstand mehrfacher Untersuchungen gewesen.
So suchte Dr. J. Fr. E. Meyer Commeniatio de epithetorum omantium
vi et natura deque eorum usu, apud Graecorum et Latin, pdetas [Utini
1837. s. NJbb. 20, 114.] das W€sen und die Gebrauchsweisen der epith.,
oniantia zu« bestimmen; Fr. Lübker Grammaiische Studien. Erste$
Heft. [Parchim und Lud wigsinst 1837. s. NJbb. 22, 186.] berücksichügte
vielfach den - dichterischen Gebrauch der Adjectiva. Ausführlicher sind
mehrere Seiten desselben, behandelt in Quaestiones epicae aeu symbolae ad
grammatieam latinam poetieam. Seripsit Car. Georg. Jacob, AA.
LL. M. Ph. D. Prof. Port. [Qnedlinburgi et Lipsiae, sumtus fecit iß^flsius.
1839. XXII u. 208 S.] , in welchen der Verf. den Gebrauch der Epitheta
bei den römischen Epikern überhaupt in derselben Weise, wie er es in
Rücksicht auf Virgil in JXsqmsUt. Virgül. Parh L [s. Jbb. f. Phil. u. Päd.
12, 80.] begonnen hatte , mit grfindlidier Kcnntniaa und aasgebreiteter
462 ' Bibli(>grapliif0h« Berichte»
• -
BieleMuheit io den ronuschen IHehtern lud deren Conmentatorea beiMUi-
delt. Der Verf. ist weniger bemiUity das Wesen nad die Ciaeeea der
Epitheta an ei:kiären und zn-bestiaunen^ und es iiefsen sich namentlich
gegen aeine -Vertheilnag des Stoffes oater epitheta propria et perpetua,
^•translata, epith. geographica, historica et mythologica manche Ein-
wendungen machen; als einmal naehauweisen » dass die Bedeutung der
Epith. durch den Zusammenhang bestimmt werde, welcher oft Ton den
Tadlern der .IMchter nicht genug berücksichtigt worden sei ; dann an eia*
sekien Wörtern den vielfachen Crefoianchy den. die Dichter von denselben
machen, an zeigen. In der Einleitung wird der homerische Spcachge«-
brauch, besonders in Beziehung auf die Beiworter der Götter, die von
diesen auf die Gegenstande oder von diesen auf jene übergetragen weiv
den, behandelt, und die. bedeutende, durch Antimachos Yon-Kplophon
bewirkte Veränderung berührt; die Alexandriner dagegen, die so bedea-
tenden Eiafinss auf die Römer hatten , kaum erwähnt* Ebenso vermisst
man eine Bericksichtignng der Fragmente des Bnnius. Die JSpitheta
Yirgils und seiner Nachahmer iätet Hr. J. theils aus der SimpUcität des
homerischen Zeitalters ab • (s. p. 18.) nnd rechnet dahin namentlich- dia
Beiwörter der Götter und viele andere Adjectiva, die man gewöhnlich
perpetaa neimt, deren Bedeatung aber der Verf. aus dem Zusammenhang«
der einzelnen Stellen au erklaren sidi bemüht. Um dieses im fi^zeiaea
nachzuweisen , erörtert Hr. J. im ersten Kapitel den vielAichen Gebrauch
der Wörter aliaB^ tnagnusy levk, horridus und pnru$ mit grosser Gelehr»
sarakeit, nur vermisst man zuweilen eine passende Entwickelang des
einen Bedeutung aus der andern* Im zweien Kapitel nimmt d^ Verf»
die Dichter gegen die Anwendung scheinbar uberfiussiger Beiwörter in
Si^tz; talia epitheta,: sagt er p. 58«, suam habeot commendationem aa^
a natura looorum aut ab antiquiiatis consnetudiae aut ab animo narraatif
ant a studio pülcbrae exomationis , verweilt dann aber besonders bei dar
Eigenthümlichkeit,.dass die Dichter Adjectira oft absolut, nee relate a4
cum foeum, in quo legnntnr, sed sola subiecti eiusque naturae rationa
habita (s. Meyer p. ö ff.) gebraucht hatten. Unter dieser Glasse werden
die, Adj. tng^its, iemcis, OKreus, iJtves, g^»du9, wpor^er^ 99gw^ olivs,
mgratua und einige andere behandelt, zum Theii jedoch nur künstUcb
hierher gezogen. Das dritte Kapitel enthalt die von den Farben ent-
lehnten Epi^eta ; das vierte handelt de epithetb ad pictnrae siaulitadi*
nem delecüs. Während der erste Theü mehr lezicalischer Art Ist, berührt
der zweite wenigstens' zum Theil graramallsche Verhäknlsse. Es werden
hier die epitheta translatOy d. b. die auf einen Gegenstand^ dem sie eigent-
lich nicht angeh<>ren, übergetragenen , besprechen« Der erste Abschnitt
behandelt die Beziehung eines Adj« auf den regierenden CasuH , wo «a
aara Genitiv, oder auf diesen, wo es jenem angehörte» Es werden jedaeh.
nur Stellen angeführt nnd zum Theil erlaatort; der Grund der Erschei-
nung ist von B'enlhardy Synt. d. griech* Spr.p. 427. und Meyer, p. l9 d
aiigeg€ft>en. Im «weiten' und dritten Kapitel spricht Hr. Jm von Adjectcvan,
die sich nieht auf den einen Begriff, mit dem ifle verbunden waren, ba-
zögen: 4ta ut ad totam anunUaticaam iateiligi et ad Mngnla vocabola
Bibliographische Berichte. 48S
apnd mentem repeti possent. Indesfl scheint efn solcher Gebhlnch des
Adj. Sehr sweifeihaft. Wenigstens kann in den drei yom Yerf. angefahrten
(s. viele ahnKche Stellen bei Roth Excnrs. XXUI. zu Tac. Agr. Läbker
p. 4!|fr.)» Vlrg. A. 5, 387. hie gravis Entellom dic^is castigat Acestes.
ib. 3, 630. 3y 135., das Adj. sehr v?ohl auf das Subj. bezogen werden,
dem gerade wegen dieser Beschaffenheit das Pradicat zukommt , oder das
gerade von dieser Seite «betrachtet wird. Wie wäre es anch möglich,
gravis a. a. O* zu allen Satztheilen hinzuzudenken ? Noch weniger vnU
es einleochten , wie auf ein solches VerhäHniss des Adj.^ der vom Verf.
besprochene Gebranch desselben , durch den dem Menschen zukommende
Beschaffenheiten auf Orte , Wohnnngen, Instrumente, Korpertheile bezo*
gen werden, wie insanum forum, moesta effigies etc., könne zoruckge*
fohrt werden? Dass hier von keiner Beziehung des Adj. auf den ganzen '
Satz , sondern von einer Uebertragong der Beschaffenheiten der Person
auf die mit ihr in Beziehung stehenden Gegenstände, wie es Hr. J. p. 12 f«
far die Epitheta der Götter annimmt, die Rede seih könne, lässt sich
kanm bezweifeln. Was p. 123. von medtits gesagt wird, wurde an Deut-
Kdikeit gewonnen haben , wenn die dnrchans relative Bedeutung des W.
mehr wäre beachtet worden , s. Herzog Observv. part. XIT. Wenn der
Verf. p. 123, Tac. bist. 1, 19. medH billigt, so tirerden dadurch nicht alle
Schwierigkeiten entfernt; da auch ac änstossig ist, so vermutfaete Ref.
9111 noluerant modice, pluriimi etc. Manches, was p. 130 ff. erwähnt ist,
lasst wohl eine andere J>eutung zu ; die Uebertragung der Eigenschaften
des Menschen auf Theile des Körpers p. 132. ist um so natürlicher, \V^ntt
nch in diesen gerade der Affect ausspricht , oder an ihnen sichtbar wird ;
die aof Gerathe , besonders Schiffe, setzt oft eine Personification voraus.
Im vierten -Kap. wird der proleptische Gebrauch der Adj. mit grosser
Genauigkeit erörtert, was um bo erwünschter war, da derselbe für das
Latein, weit weniger als für das Griech. (s. anch Koch Lncian's Gharon
erste Beilage p. 52.) noch nicht genügend behandelt war. Hr. J. nimmt
p, 137« an , die Prolepsis trage besonders bei ad gravem gignendam bre-
vitatem, was sehr zu bezweifeln ist^ da weit mehr eine pleonastische
Fülle durch dieselbe entsteht, s. Bemhardy p. 428. Eben so wenig
•cheint die Eintheilung in zwei Arten (ex bis generibus unum notionem
«nticipatam ita cum consequenti notione coniungit, nt una fere efficiatur
notio ; -*- alterum genus est hoc, quod particula causae seu conseqnentiae
i^d mentem addita dniM quasi efficit notiones duasque ennnciationes) auf
etilem sicheren Grunde zu beruhen ; denn in allen Fällen der Prol. wird
eine erst durch die Thatigkeit zu bewirkende Beschaffenheit von der
lebendigen Phantasie als schon an demselben haftend äofgefasst, und
wenn man einmal Auflosungen will eintreten lassen, so kann das Adj.
überall, wie der Verf. p. 146. selbst zeigt, in einen Consecntivsatz um-
gewandelt werden, s. Me3f«r p. 24. , sowie auf der andern Seite die enge
Verbindung, die Hr. J. bei der erjiten Gattung annimmt, in gleicher
Weise in der zweiten stattfindet, was schon die Vergleichong von Bei-
spielen , wie submersas obrue puppes und flexos incurvant arcus , zeigt.
Eine betendere , aber von der hier erwähnten verschiedene Art der Pro-
464 Bibliogrmpliiscbo Berichte.
Uani eifceiiiit Hr« H« im Gebrauch yon geographischen and historischea
Naneo (s. p. 186 f.) 9 dio er im dritten Theile behandelt» So geneigt
«eost der Verf. ist, die romischen Dichter in Schatz za nehmen, so räamt
er doch hier ein , dass namentlich Ovid in dieser Beziehung manches Un-
passende sich erlanbt habe. Im Laufe der Untersuchungen findet Hr. J.
oft Gelegenheit, sch\'yierige Stellen zu erläutern oder grammatische Ver-
hältnisse, z. B. p. 143. die Vermeidung von is; p. 102. den Gebrauch
Ton in; p* 154. den von suft; p. 104. seltene Falle des gen. quaUt. u. a«,
an besprechen. Obgleich der Verf. Torzüglich den Sprachgebrauch der
Epiker darlegt , so nimmt er doch auch nicht selten auf den der Lyriker
Rucksicht; selbst Prosaiker, vorzuglich jedoch Tacitus, während andere
Schriftsteller des silbernen Zeitalters weniger beachtet werden , sind zu-
weilen, und es hätte wohl noch häufiger geschehen kÖntien, zur Verglei>
chung herbeigezogen. Die Darstellung ist klar, zuweilen etwas wortreich
und nicht rein von Wendungen, wie p. 46. alios idem Bachius landavit,
qui quoque simÜem Bropertii locum adhibuit; p. 61. sed qnoque ad nito*
rem; p« 54. dignum esse alicuius rei; p. 137. qui hoc — genas il/ii^itra-
rnnt , erantque eorum non pauci u. a. Nicht um sie nach ihrem ganzen
Inhalt, der zum grossen Theil kritisch ist, darzulegen, sondern um aii€
ihre grosse Bedeutung für einige Eigenthümlichkeiten des dichteriacheB
Sprachgebrauchs hinzuweisen, erwähnen wir noch Mauricii Hauptii
Obstrvaliones criticae, [Lips., ap. Weidmannos. 1841. TOS. 8. 8.NJbb. 33^
243.], die sich an seine Quaestiones Catullianae, welche, um dieses beiläufig
SU ^erwähnen , von den Herausgg. des Dialogus de oratt. bei* der Verbes^
serung von senes c. 6., wo Hr. H. p. 21» Senator es vermulhet, eben so
wenig beachtet sind, als von denen der Historien die ähnliche Vermuthung
Madvig^s zu Ascon. Ped. (s. Orell p. 67.) , dass 4, 42. ex aenata zu lesen
' sei , würdig anschliessen. Der gelehrte Verf. knüpft hier an die Behand-
lung einiger Stellen des Catull mehrere grammatische Bemerkungen , die
sich, aus einer selbst das scheinbar Geringfügigste umfassenden Lecture
der Dichter hervorgegangen, durch Genauigkeit und Gründlichkeit in
jeder Beziehung auszeichnen, und die gewöhnlichen Ansichten über die
behandelten Gegenstände berichtigen. So wird p. 3 ff. der Gebrauch
von nullus (bei der Bestimmung, ob Livius nee in der Bedeutung nicht
einmal brauche, war Madyig gegenüber auch Aischefski Ueber-d. krit.
Behandlung d. Geschichtsbücher des Liv. p. 28. zu beachten); p. 8 — 10.
die Construction von manere mit dem Dativ; p. 12. die bei mehreren
Dichtern sich findende Anwendung von qwtre statt proptorea erörtert.
Ausfuhrlich wird p. 15 ff. die Elision eines langen Vocals und die grossere
oder geringere Sorgfalt der Dichter bis auf Ovid in der Vermeidung der-
selben besprochen. In Rücksicht auf die p. 16. erwähnte Schreibart
magno opere bei Cicero ist zu vergleichen EUendt zn Cic. de er. 1, 35,
164. (s. auch Schneider zu Caes. b. g. 1, 13, 4. 2, 5, 2.) Derselbe sncht
L 1. 2, 34, 145. den Prosaikern die Freiheit zu schützen , ein drittes
Glied durch die Copulativpartikeln anzuknüpfen , die Hr. H. p. 31. far
die älteren Dichter in Anspruch nimmt. Dass ac vor cg'q sich mit Aus-
nahme des von einigen gebränchten simul ac, wofür andere simnl nt haben,
Sdiiil» n. UidvamtilMftclinr^ BeiM<rr« n« Bhrenbeseigiingeii. 465
bei den Diditem Ins auf Orid herab , nicbt finde, erweist fir. H. durdi
evaie ^priiiidlidie Prfiliuig nnd Berichtij;ii]ig der schembar entgegenstebeib*
den- Btellea* Zu^ch macht er darauf aateerksam , dass bei dea Siegt*
kern ae gar. nidit oder nnr in gewissen Fbrmehi yorkoaune. An* diese
Untersadilmg reiht sich' eine nicht minder soigfaltige aber die Nachstel«-
long der GopalätiTpartikehi, in welcher Hr.'H. au dem Resuitate gelangt^
dass diese den älteren Dichtem anbekannt , zaerst, obwohl selten bei
LneretTos, mit grosserer , jedoch' nicht mit gleicher Freiheit yon den
Dichtem des Aagosteischen Zeitalters zugelassen worden sei. Hr. H»
sndit diese Brsdlieinnng aas der bei diesen Diditera sichtbaren Nachah«-
mong der Alexandriner, die sich, mit Ausnahme weniger Stellen bei
Pindar, «lerst, wie der Verf. durch eine ausfohrliche Untersnchung
vber die 8iellang Ton wti darthnt, im Griechischen diese Freiheit erlaubt
haben , zu erklaren.
Durch die rerscfaiedenen Bestrebungen, die sich in den erwähnten
Werken kund geben , ist nicht allein das Gebiet der lateon. Grammatä
nach mehreren Seiten hin erweitert, sondern auf demselben andi vieles
Treffliche geleistety so dass selbst ein bedeutender Grammatiker des Aus-
landes rühmend diese Brfolge anerkennt. J. J. Burnouf sagt in der
Voirede zu seiner MMoäe pour ^uäier la langue latine: „Nous sommes
mdme, il fant en coavenir, rest^s.fort en amfere de TAUemagne» , Je n^ai
r^dig^ cette Methode qu'apr^s ane longne et s^rieuae 4tu'de de toutes les
grammaires publikes dan« ce p^ys.'^ AUein je dlvergirender die einge-
schlagenen Richtungen sind, uro so mehr ist zu wünschen und^u hoffen,
dass die gewonnenen Resultate vereinigt, das Fehlende ergänzt, Alles in
einem Geiftte behandelt ^erde, nnd da die Verfasser von mehreren der
besprochenen Schriften diesen Plan gefasst haben , dass es einem dersel-
ben gelingen möge, ein einfaches und festes, dem in der Bearbeitung der
deutschen Grainmatik gegebenen Vorbilde nicht nachstehendes Gebäude
der lateinischen Sprachwissensdiaft zu begründen.
Eisenach. fF, Weüsenbom»
Schul- und Universitätsnaclirichten^ Beförderungen
und Ehrenbezeigungen.
PLAtOBN* Das dasige Gymnasium war gegen Ostern 1841 von 95
Schülern besucht und das zu derselben Zeit erschienene Jahresprogramm
[16 S. gr. 4.] enthält ausser dem Jahresbericht dne metrische lieber-
Setzung der vierten Sylve des Statins , Dankopfer für die Genesung dtes
AttfiZnis OalUeuBf von dem Rector Joh> Chttlob DolUng (S. 3 — 8.), welche
nch an die frfiher erschienene Uebersetzung der drei ersteh Sylven anreiht
niid wie diese durch leichten und gewandten Versbau sich auszeichnet,
and einlateinisi^es Begrussungagedicbt an den kon« Staatsminister von
iV. J«krb. f, PkU, H. Putd. od. MrU. Bihl. Bd. XXXIV. Bft. 4. 30
4M Sekäl- nbd Untrei^Biiitffttftelirieliteii,'
WUknkem yon demselbe« Yerfiusei^ (8. 9^1L)*. 9ia küu G«WMbf
und Bange wefekschule unter dem Direci«mt des PrereoloiQs stt. OyttnaMta
CftrMton 'Gotetteft.iyyeteidbiier hat im Semäier vongen Jafates iaiDteii
eine Yeranderatg erlitten , ali die 'Geweibachnle ikr Seliiiiiocal an diii
BügewerkBchnle abtrat und dalSr mit in das neue Bfirgersclullgebaada
mifgenonimen wnrde. Bei der BinweiKung dieses Gebindes am d. Jini
1841 biete der Proreetor Ffretuolaier eine Rede : AuA die GewnhsehuJk
ht €^ Bürgerschule f welcbe tarn Biesten der Stiftiuigslesebibiioibek
gedrnokt erschienen ist. [Pliaen, Sdunidt 15* S. gr. 8.} Fnr die samat-
tidien 'Schulen der Stadt bestebt eiflb grosse Turnanstalt, welcbe im
Jahr 1840 über 250 Tnmer cabltie.
BHEiNPREUSSBif« Die 18 Gymnasiea der Proyins waren am Scblnss
des Schuljahres [d. h. im Herbst] 1840 ren 3063, oder wenn man d&e
Realschüler der Gymnasien in Daisburg und Saarbrücken abrechnet ^ TOA
3050 Schülern besucht, und 133 Sdküler wurden anr Unirersitat ent-
lassen ^ wobd die unbekannten Abiturienten des Gymnasiums in Kteuv-
nach nicht mitgeaahlt sind. Im Winter 1840 f— 41. stieg die Scfaulenabl
auf 3166 und am Scfaluss des Schuljahrs 1841 auf 3363 mit 142 Abituriea-
ten, Ton denen 11 evangelische, 34 katholisdie' Theologie, 27 Jnris^nir
denz, 8 Medicin, 3 Philosophie, 4 Philologie, & Cameralia stufen
wollten^ die Studienzwecke der übrigen unbekannt sind. EUnseln geiedi-
i}et hatte das Gymnasium
am
Schlass des J. 1840
im Jahr 1841
in Aachen
■
277 Schüler
286 Seh.
und 10 Abitur,
in BoKN
175 ^
180
—*
— 7 —
in Clävb
119 —
114
— .
— 9 —
in COBLENZ
306 -^
330
— .
^ 11 —
in Duisburg
124*) — '
138
-—
— 2 —
« in Düren
137 -
144
—
— 4 —
in DUSHK1.D0RF
213 —
214
—
^15 —
in ELitERf ELD
102**)—
113
.»
— 5 —
in Emmerich
1
87' —
114
-^
— 5 "—
in E38RN
85 - ^
102
...
~ 2 —
in KÖLN
^> Jesuiten - Gymi^,
363 —
381
—
— 17 —
am Friedr.-Wilh.
.-G.
194 —
235
—
— 23 —
. in Kreuznach
150 —
167
—
^ 0 —
in MUNSTBREIFBL
92 —
115
—
— 6 —
in Saarbrücken
110 —
117
.—
— 1 —
in Trier
330 —'
382
— .
— 19 —
in Wesel
125 —
127
—
-
in Wetzlar
78 —
104
/
^6 —
'^) In Ovisbur|[ sind eingerechnet 22 Realschüler in 2 Classen, Va/&
den 110. Schülern in Saarbrücken geboren 25 der Yorbereitungsclasse, 11
den beiden Realclassen an.
**) Ungerechnet 36 Schüler der Vorbereltutig^classe.
Befordevnngeii nn4 Khtttth^t^tignngen, 467
Aii>ftHM O^nmäsiea iffaren im Jalir 1641 nebtn den ordentlichen Lebr^m
27 Sehniamtacan^aten [19 katlioli&cbe nnd 8 evangelische] beschäftigt»
Voü denen & ttog^tellt worden« Am. GymnaBiom^ in Aacbkh war am
Sdilaflfl d^fi Schnljahrds 1840 der heken^ K^igktiff an des mm Schobath ^
ernannten Bte4* Dr. Körten StieUe g<etreten, tind es unterrichteten an dem-
selben der Dir. Dr. SehSUf die Ob^iehrer Dr. Oebeke n. Dr. Klapper, di^
Lehrer Dr. Ja. MüUer, C^f. Affilier, KStfer und Ainchj der Mathe* ^
natieiis B&rAt , der int^rimisdsch angestellte Schnlamtscandidat Koniffkeff^
[spatelr nadi IMIünstbeeifkl befordert], die Religionsiehrer Caplan Sehom
BBd thsbadh, der Zeichenlehrer BOBtme und der Kalligraph Schmite. Im
Mars des Jahres 1841 vrorde der Oberlehrer IWenJmtger vom Gymn. in
MtoitTERKiFEL in gleicher BSgenschaft hierher versetzt , an die Lehrer
575 Thlr. Gratificationen rertheUt und dem Oberlehrer Oebeke 100 Thlr.,
den Lehr«m J. MtiUer nnd Ckr. MüUer je, 50 Thlr. als GehaltssUlage
bewilligt, vgl. NJbb; dl, 945. In Bonn nnterrichteten Ende 1840 de^
Director Nie, Joe, Biedermann , der Prof. Dr. Sehopen , der Ober). D»-
flum^, die Lehr^ JTanne, Werner i Zirkel und Mockd ^ die Religionsieh''
rer Reinkena und KitAd , der Candidat Dr. Hoeh als Yicar des Prof. Dr.
Ideäsem and- der Candidat Qvossek , und im März 1841 wurde dem Ober«
i^hrer Freudenberg vom Gym^. in Mütr^TERisiFBL £e dnroh des FVof.
Dr. Lucas [s. NJbb. dil, 346.»] Weggang erledigte Oberlehrerstelle nhef*
tätigen. In CiiEVE lehrten 1840 der Director Dr. Ferd. Hdutke, der
Prof. Dur. HnpfeMocky die Oberlehrer Dr. ftewcAer und Nie. Feiten [im
Jahr 1840 statt des als Oberlehrer der Matliematik an das Jesuiten •Gym-
nasium in K5LN b^fSrderten Dr. Karl Kieeei vom Gymn. in BssEN hier-»
h^r veirf^tfet] , der Rector fledkm«Uft, Conre«iler Vierhaus, Rector Kölsch,
Dechant Botir, Dr. wm Jaaravddt, Candidat Haentjes. Vom Gymn. in
CoBLENz ging im Jahr 1840 der zweite Lehrer der YorberekangMchule
J7. Ste^ als Lehrer an das kathbl. Sehvilebrerseminar in Kempen, im'
Jahr 1841 der Oberl. Prof. Dr. Ernst Drmdte als Director an das Gymr
nasinm in Fchlda, und der Oberlehrer Setd wurde zma Director der neu-
errichteten Ritterakaddmie In BBDBima ernannt. Dagegen ist der Prof.
Dr. 2>e2fdb mit 650 Thtm. Gehalt, 100 Thlm.- Bfiethsentschadigmig und
50 Thirn. jährlicher RemnneraÜon för die Besorgung der Bibliothekge- -
Schafte in die 4. Obierlehf erstelle aufgerückt, und die Lehrer Dr. Capdl*
mann vom Gymn. in Düsseldorf und EHtges Tom Progymn. in Neuss
sind als Lehrer neu angestellt worden. Beim Gymn. in DtnsBti&G wurde
der Dir. Dn Lantg'ermmin zum Regienmgs'- und Schnlratfa in CeBtBtit
berufen und zu 8«kiem Nachfolger im Direeiorat der Oberl. Dr. KneM
rom Gymn. in K]iZBüZ9i»cH ernttont» Vgl. NJbb. 31, d46« In DöiiElr wur- -
den 1841 dem Direkstor Me^rhtg 75 TMr., den Oberldirem Eheniek,
Remaelg und PQtM «id den Lehrern Esvrn, CldssM ttttä RUaefM je
30 Thfar. , dem Lehrer SAerti lOi» Thlr. als Graüfication bewilligt. . Am
Gymnasium in DüszbIiI^örf worde 1811 der Dr. Drtiokenmjlaef veiti
Gymn. in Trier statt des am '25. Aug. 1840 Terstorbenen Prof. J. JP.
Brewer als zweiter Lehrer der MathemaUk i^gestellt» Am Gymn. iri
Elberfeld lehrten Bnde 1840 der Prof. Dr. Joh. K, M>. HafiUckke,
30»
468 Sclimi- mad UBiTertitattBaehriehieo,
die Oberlehrer Dr. EieU^ und Dr. Oautfefi, die Lehrer Dr. fMbcr,
K. NkdUdk^ Dr. K. Cht. Beifaiy H. PirobH [weicher in die Steffe tob
Sd. FMtftemier einrfiekiey •• NJbh. 31, d4S»] aad Eeg^^ der Oaplan
FrMerteiy der Monkdireetor ^dbenutem, der Zeicheolehrer iMUfjmg
md 4er Schreiblehrer BoUnJbwg. Der Prof. Dr. HontMUse ist eutden
Direcior des Gymn. ia Wbtzlae gewoifden , und der zim Director in
Biberfeld emumte Dir» htm^erwumm. wvde ror dem Antritt seines Annies
Ml lc9ku Regierong»- and Sehnlrath in Cobiens erwählt. Im Bmhbbich
lehren der Director Pref. Dr. Lueuff, der OberL Vkhoff^ die Lehrer De-
derieh, Mederrtem, CToltenrelty JBaehooen can Bch«, Caplan WoJSberg^
Mitliematioai Aoad^i Sdireiblehrer tMin ^eeZ; in BssSN der Direcior
Dr.Sovelt, die Oberlehrer Prof. Dr. WiO^gi Cadeubaekf Buädeberg
«ad IMumgtry die Lehrer MäXh^er [som Bfiathematicns an FeUen» Stelle
eraanatjy Dr. BSder and Jahn^^ die Reli^nslehrer Pfiurrer Maan oad
Caplan. fltdber, der Zechen- and Scbreiblehrer Stäner and der Gesang-
lehrer Jfdbenhoeh» am kathol. Gynin« in Köln der Director Prof. Bim-
htmm^ die Oberlehrer Prof. Dr. GoOety Dr. Grymit^ Jh^l^f Dr. Said,
Dr. DOidkmMer and Dr. K. Kktl [seit 1840 statt des emeritirten Ober-
lehrers Dr. IFtSfliimii angestellt], die GoUaboratoren roch, Lehr, Bhanr
fCiÜer, Sdbmtte, ITreiwer, Me^emann, 0. Boim [seit 1840 statt Hou-
palder angestellt, s. NJbb» 31, 347.], Dr. Humperi^ fiourel, JTrets,
Lokmmmy Sekugi^ die Religionslehrer Dr. theol C* Martin [seit 1841
an Dseftert* Stelle bernfen] and Candidat FSrer. Zum Director des
Friedrich -ITnihefans-Gjnn« ia Köln ist nach dem Tode des ConsisU»-
riafarathes Dr. K. F. Ä. Qrodii^ [starb am 4. Mars.1841] der Director
Dr. JC HtjfmmtUr vom Gyaih. in KxBOfOStACa ernannt worden and der-
selbe hat Ton der Prinaessin von Preossen, in Folge «nes bei ihrer An-
wesenheit in Köln Teranstalteten Schobctas and eines Vortrags aber
Schillers Gedichte, einen schonen silbemen Pokal mit Schillers Bildniss
und einer Inschrift aas dessen Gedichten als Ehrengeschenk erhalten.
Dem Lehrer Dr. fieimes ist aaf ein Jahr Urlaab von seinem Lehramte
wtheilt werden. Bei der kon. Regierang in Köln werde der Divirnons*
Prediger Gratknf als Regierangs- and eyangeiisch geistlicher and Schal-
lath angestellt, and der kathol. Domcapitolar /• üpen erhielt im Yorigen
Jahre, als ihn der Papst lam Gapitakunricar statt des rem Domcapitel
gewählten Capitolan Aftiller ernannt hatte, Yen der UniYexsitat in WuKaK-
Bum« das Bhrendiplom der theoL Doctorworde. Am Gynm. in Krbcz-
HAGH worde nach AqfVisiffert Weggang der Director Dr* Jxt Yom Gym-
nasinm ia W^raLAa sam Director ernannt, and das übrige Lehreroolle-
glam bildeten die Professoren Mr. Von and Dr« Qrabom [für Mathematik
oad Physik], die Oberlehrer Dr. SIemer and Dr. JTfiehel [smtdem Di-
rector in DüiSBuao geworden], die Lehrer IV«i6er nnd Ft. Dettman»,
der Halftlehrer l>u Buddo, die Religionslehrer Pfturer EherU and Caplan
^fler, der Schreib- and Singlehrer Glmm and der Zeichenlehrer. Couer.
T^ NJbb. 29, 327. Am Gymaasiam in Munstsrbifbl wurde im JaU
1841 stott des Oberlehrers DUUnburgw der ScholamUcandidat KBwghi^f
yom Gymn. in Aachsw angestellt, oad stott des Oberl. FrtwUnborg
Baforderangen and EhreDbeieigiingeii. 469
[8. Boi^] trat anfangs der Candidat Jak$u interimiBtuch ein, und aüi
derselbe ' aU Lellrer an das 6)riiina8iiim in Pab^bborn befördert worden
war, so wurde der Dr. HageUtken rom Progymnasium in Warbtjro
Bom ordentlidien Lehrer ernannt, vgl. NJbb. 31, 347. In Saarbrücken
"war schon im Jahr 1840 der zweite Lehrer Nees von EBenbeek in die erste
ordentliche Lehrerstelle anfgerfickt [s. NJbb. a. a. O.] und 1841 wurde
der Pfiimrer Sehirmer als Religionsiehrer angestellt. Von den Lehrern
des Qymn. in Trier schieden 1841 der Lehrer Dr. DiruckenmüUer [siehe
Düsseldorf] und der kathol. Religionslehrer Knoodty wofür der Capian
Megers eintrat, und es blieben als Lehrer die Directoren Prof. J. H*
fFjfttet^iuh und Prof. Dr. FH» i^ora , die Oberlehrer Steininger [für Ma^
thematik und Physik] und Sehneemann , die Lehrer Dr. Hama^hery Mar-
tini ^ Simon j SekwendJLery Servßiüf Laoen und Sehi^erj der evangeL
Religionsiehrer DiTisionsprediger RoehoU [1840 statt des Consi8V>rial-
rathes Sehriever eingetreten], der Zeichenlehrer Rüben y der Schreib*
lehrer Sekommery der Musikdirector J. Schneider [seit 1839 als Gesang-
lebrar angestellt] , und der Director des Landarmenhauses H. Rumaehottel
fSr den Turnunterricht. In Wesel wurde 1841 dem Lehrer GeerUng
das Prfidicat Oberlehrer beigelegt und 1840 hatte statt des abgegangenen
Candidaten Dicke der Candidat Werlemann den lateinischen Unterricht
in Sexta übernommen. Zum Director des G^rmn. in Wetzlar wurde
nach dem Weggange des Prof. Dr. Morüai Axt [s. Kreuznach] der Prof.
Dr. Hanisehke Tom Gymn. in Elberfeld ernannt, und ausserdem unter-
richten daselbst die Oberlehrer Dr. Ottomar Friedr. Kleine [s. NJbb. 3],
346.], Prof. Dr. SehüriHg [zugleich evangel. Religionslehrer], Dr. Lambert
[für MaÜiematik und Physik], Chrt^ und Dr. FrttocA, der Lehrer Herry
der kathol. Religionsiehrer Pferrer ^ojf , der Zeichenlehrer Deiker und
der Gesanglehrer Franke, Das Programm des Gymnasiums in Aachen
rom J. 1840 enthalt: De Scholiastae in TerenHum arte criHca commen-
taUo, eonaeripsrt J. Koemgheff [40 (26) S. gr. 4.], eine sorgfältige Nach.
Weisung, dass die bei Donatus yorkommenden Lesarten und kritischen
Bemerkungen meistentheils falsch oder Ton geringem Belang sind. Die
Kdagogiaehen RefUxUmen des Directors N. J. Biedermann im Programm
des Gymn. zu Bontt vom J. 1840 [34 (23) S. gr« 4.] empfehlen in sehr
eindringlicher Weise die Wahrheit, dass die Schule nicht blos unterrich-
ten und belehren, sondern ganz besonders auch religiös und sittlich
bilden soll. Im Programm des Gymn. in Cleve von 1840 hat der Dir.
Dr. Heimke üder smeeiaeke Sprache und Literatur [30 (22) S. gr. 4.]
geschrieben, und das Programm des Gymn. in Coblenz von demselben
Jahre enthält: Das Matfeld und die Kirche %u Lonnigy eine hiatoriacH-
topographitehe Untereuehung Ton dem Gymnasialoberlehrer Pet. Jo8, Seuij
imd jirehHektaimehe Bemerkungen über die Kkrehe su Lonnig nebst Zeich"
nungen TOn dem kon. Bauinspector isanaulx [&6 (36) S. gr. 4.]. Das
Programm des Gymn. und der Realschnle in Duisburg Tom Jabic 1840
ealliatt vor den Scbulnachrichten nur eine ^nsprocAe des Dbreeiors Land-
fermanm an die vereammeUe Schule nach der l^aehrieht von dem Tode
Friedritk WÜMma'ül [19 (9) 8. 4.], alteia als eigentlich gelehrte Ab-
470 Schal- a«d UaltorsiUtiBAtflivicIitea,
kandlimg daso iti in den Sdudnadiriditen erwähnt: JXfiowMiki Dm^hur-
gama AiitorJoa e« atUgr^pkk codi* mine |iritttMB aeeiir<#e eXiia a6 O.
i. Jßme, Fasdic. IL Im Progranm m BuwsN hi^t der Ob«lehrer
£lofiitdk all Abhandlmif Forhüd^r Jesu ChrisH ou« tieH SoAr^fien de« oben
Bunde« [1840* 34 (11) S, gr. 4.] herausgegeben und duin Melchiaedech,
leaek, loeeph und dae Oyterlamai der Israeliten in Aegypten als die pro-
phetischen Vorbilder Jesu beteichnet* In DdsssxnoKF' lieferte der Di-
rector Dr. IFtillner eine Abhandiong u&er de« ESmg Oediput dn Sepfto-
hUa [1840. 18 (10) S. gr. 4.], hanptsachUch eine Untersnchnog ober dU
Charaktere des Oedipns und der lokaste , welche nur an wenig ans dem
antiken Gesichtsponkte gehalten ist Das Pregramm in JBlberfeld ent-
halt unter dem Titel: De Omomaerko Mimhtui eommeiiteCio J. Ten dem
Oberlehrer Dr. C. Ekkkqf [30 (16) S. gr. 4J eine fleis^jlge und stHrgfiütig
gesichtete Zasammensteltnng der über Onomakiitos bei den Alten Tor-
handenen Nachrichten, ndt Beachtung der neuen Forschungen ^ Tomehm-
lieh in Betug auf die Wirksamkeit , welche derselbe für die Anordanag
der Orakelspruche des Masans und für die Sammlung der homerischen
Gesänge geübt haben soll. In Ehmbkich hat der Oberlehrer P. Fiehqf
üeher dk Bdkandlung der WerMdwngeUkrt im latem. i/nlerricble «n
Gpimatkn [1840. ()0 (37) 8. gr. 8.] geschrieben, in Eassir der Lehrer
Müih^er eine Theorie der Paraüelem [1840. 20 (7) 8. gr« 4. nebst einer
Fignrentafei] geliefert und darin gegen GrvnerU Theorie geltend so
machen gesucht , dass man bei der Bestimmung ihres Westens das Piincip
der Abhängigkeit derselben von Wi^elgrossen durchaus festhalten mime.
Beiläufig möge hier auch eine Ton dem Gymnasiallehrer Dr* Rinder in der
literarischen Gesellschaft su Essen gehauene Yorlesmig üier dm ifnter'
aekied der antiken Erziekungeweue von der modernen eorwihnt werden,
weil sie nach dem im Elberfelder Kreiablatt rom 19* Mars 1842 (Nr. 41.)
mitgetheilten Ansauge über die häusliche Eraiehung iler Jugend recht
treffende und beherzigenswerthe BeneTkungen en^ak. Die' sittliche
Grdsse der Römer und ihre häuslichen und öffentlichen Tugenden in den
früheren Zeiten der Republik , wo es ii| Rom noch keine Schulen gab
und wo nicht Schule und Lehre, sondern das Beispiel und die hinsliche
Ersiehung das einaige Mittel waren ^ die Kinder, zu bilden und deren
Triebe, Geffihie und Willenskräfte. zu wecken, zu leiten und zu ver-
edeln, sind sehr geschickt benutzt, um den wesentlichen Einfluss des
sittlichen Moments in der hauslichen Erziehung heranszustellen nnd die
Eltern darauf hinzuweisen, .dass ihre eigene sittliche Tiichti^eit, Ter-
bunden mit treuer PflichterfElllung, am besten im Stande sei, den Jugend*
Hohen Neigungen und l^lensaUASerungen di^enige Richtung sn geben,
durch di^ sie über die Gefhhren einer genusssichtigen und anf das Mate*
rieUe gerichteten Seit hinweggeföhrt und au einer ficewUgett S^albatth»-
tigkeit hingewiesen werd^ An die N^chweisnag, daas di« Schule die>
een Bildungseinflnss der haasliehen Erstehung nkht ersetaett kann, knfi-
pfen sich dann Erörterungen über die Art und Weise, wie im ianerki F«*
anlienleben die moralisch -refigidse und die inteUeetue|le Bildni^s über«
wacht werden muss. Unter iteen treten munentUah dip AmMrifiangen
BefQJrder&VfSen und Ekir^ilbeieigoiügen. 471
fibor dtn' häufig TOtkoninMiideii Mangel an Piatat b« unterer Jugend
herror, welchen der Verf. haoptaachficli aas der in dem Benehmen der
filtern bemerklidien Seibattncht, liebloBigkeit und kalt beredinenden
Kkigjkeit und ana der mangelhaften Bean&ichtigung der Kinder herieitet*
Dm» Programm des kathol. Gymn. in Ke^v bringt eine ComtMtäatm d^
roltette, quam Plato arUmathematieae cum ditdectUta intervedere volueritj
Toa Oberi. Dr. C. Kiesel [1840. 45 (^2) 8. gr. 4.] y und das des Fi;ied-
rich- Wilfaelffis-Gymn. eine Besehreibung der am ^ Juni 1840 m Gym-
MflSNffli Aeg-un^eneti CfedSehtniufeier Friedrieh fFilhelm» IIL Tom IHrector
Consistorialrath Dr. Graaht^ [1840. 16 (8) S. gr. 4.], worin die Mitthei-
lang der rom Director gehaltenen Tranerrede und Auszüge ans den von
den beiden Retigionslehrem gehaltenen Gredächtnisspredigten den Haupt-
inhalt bilden. Hr. K. findet in der Dialektik des Plato darum eine Ver-
wandtseh^ft mit der Mathematik, weil derselbe die gemeinschaftlichen
Meikmale und Eigenschaften der besprochenen' Gegenstände sorgfaltig
niuihweisty ebenso ihre Verschiedenheit genau beachtet, in der Entwidce-
long streng methodisch fortschreitet und b^ eingewebten Digressionen
den wisseasdiaftlichen Gesiditspunkt nicht aus dem Auge rerliert. In
Krxozhach reiht sich an die scharfsinnige und reichhaltige Abhandlung
üeher die Berüeksichtigung der IndimduaUiät hei ünterrichi und Erade-
btmg Yon dem Dir. Dr. K. Heffmeiater im Progr. von 1840 [28 (16) 8.
ffr* 40 eine gleich tuchüge nnd in anderer Besiehung wichtige in dem
Programm Ton 1841 an, nämlich Zoon. GhitL Steineri De Horalü carmkte
eaeeüXari eomrnenUiHo [1841. 36 (25) 8. gr. 4.], welche auch durch einen
benoadem Abdruck [Coblens b. Kdir. 25 S. 4.] in den Buchhandel ^e-
knkamen ist* Die in der jüngsten Zät erneuerten Versuche, das Säcn-
largedicht unter bestimmte Gesangchore au yertheilen, und die Ton PeerU
fcamp , Bidistadt nnd Gottfir. Hermann gegen dessen poetischen Werth
erhobenen Zweifel haben den VerCi veranlasst, eine neue Vertheilung
Yonutjcagen nnd dann in den einzelnen Strophen die von Hermann u. A.
«rfaobenen Bedenken , Tomehmlich dinrch genauere sprachliche Erörterung
der angefochtenen Stellen zurfickzuweisen. Richtig macht er ans Zosi»
nuu U, 5. und ans Vs. 65. «nsws Gedichtü gegen Schmelskopf [vgl.
NJbb. »y 195 £F.] geltend, dass das Gedicht in dem Tempel des ApeUo
Palatinus» nicht aber in dem Tempel des Jupiter CapitoUnus gesungen
worden ist; und da Zosimns Chore Von dreimal neun iJJiaben und eben
ne viel Madehen erwähnt nnd nach Li^ans (XXVIf, S7. nnd XXXI, 12.)
anch bei den frühem Sacnlarfesten dreimal nenn Madehen das Gedicht
gesangen haben, ao lasst er die 27 Knaben Jind 27 Mädchen entweder in
2 gegenüberstehende Ch5re Ton je dreimal neun Personen oder jede ein»
seine Abtheilnng in je drei Chore Ton. je nenn Personen Tertheilt sein."
Noch der ersten Eintfaeilung werden Strophe 1. nnd 2. als Proodus,
Strophe 9. als Mesodns und Strophe lfi-^19« als Epodus Ten den Torein»
ten Choren der Knaben und Mädchen gesn^gCB, doch so, dass in Str. 9.
die nwei ersten Verse den Knabeh, die beiden lelzten den Mädchen an-
fiiUen, nnd Ten den abrigen Strophen abgt der Chor der Knaben Strophe
3. $..7. 10. 12. 14. und der Midchencher «^tsophe 4. 6. 8. 11. 13. Ij^.
472 Sclml- und URitariitmitna^liricliten;
Nach dar sweiten BintKeUmig bkiM far Str. 1. 2. 9. 16^19. daaae&e
VerhilteiM, aber Strophe 3. und 10. werden Toni ersten, Str. 5. und 12*
▼em sweiten , 7. nnd 14. Yom dritten Knabenohor nnd ebenso Tom ersten
Midchenc^or Str. 4« n* 11., Tom sweiten 6. n. 13., vom dritten 8. und Ib,
gesungen« Diese an sich einfache Yertheiiang wird Ton dem Verf. gnt
gerechtfertigt nnd nach der letstem Al^tnfnng in sweimal drei Chore für
angeaiessener erkannt, nnd auch in den einzelnen Versen hat er die Ton
Hermann n. A. erhobenen Bedenken mit Geschick und sprachlicher JBin-
sieht ab unerheblich abgewiesen nnd die Echtheit der Terdachtigten finf^
ten nnd swölften Strophe zu erwosen gesncht. Auch hat er an diese
Rechtfertigungen einige beilanfige Erorterungoi angeknüpft, weidie seine
^Vertrautheit mit den Horazischen Gediditen beweisen, nnd z. B< über
die Stellung der A^jecdira nnd AdTcrbia am Schlüsse des Satzes, über
die Euphonie und Kakophonie beim Zusammenstossen gewisser Buchsta-
ben, über tde Syllepsis^ nach welcher ein einmal gesetztes Wort zu zwei
Begriffen des Satzes gehört y und über die Canidla und den Vams in der
&. Bpode mit Tieler Sorgfeit Terhandelt. Nur haben die gewonnenen
Resultate fest insgesanunt ein Torherrsdiend negatives Gepräge, d* h.
der Verf. weiss die Bedenken anderer Erklarer, gegen welche er str^tet,
geschidct und mmst treffend abzuweisen, aber seiner Ansicht nicht immer
die Begründung zu geben, welche zur entschiedenen Ueberzeugung fuhrt.
In den Parergis kann man sich dies gefallen lassen, obgleich die Erörte-
rungen über die SyU^sis und .über Cänidia und Varns nodi zu mehr-
fechem "Widerspruche Veranlassung ^eben. Ungern aber Termisst man
in dem Saculargedicht selbst die tiefere und positivere .Brorterang der
Sache. Hier galt es zunächst den Versuch durch ^e sorgfältig^ bisto-
risch * antiquarische Untersuchung festzustellen , was wir über die q>e-
delle Gestaltung der Säcutarfeier ans alten Zeugnissen wissen und nichi
wissen, und warum es gerade Apollo nnd Diana sind,' welche in dem
Horazischen Saculargedicht besungen werden, vgl. Jahn z. Virg. £cL
rv, 17. Sodann war das Gedicht durchaus aus dem Gesichtspnnicte eines
religiösen Hymnus zu betrachten, um auf diesem Wege sowohl einzeke
Formeln und Gedanken, welche an sich minder poetisch erscheinen, aus
dem Wesen der heiligen Poesie zu. rechtfertigen, als auch die reUgiosen
Vorstellungen der Romer von Apollo und Diana und die bei dem ganzen
Feste leitenden Ideen möglichst bestimmt aufzufinden. Endlich war auch
au versuchen, ob man nicht ans der Vergleichung derjenigen Horazischen
Oden, welche Anchersen als Carnnna saecnlaria zusammengestellt ha^
aus dem Carmen saliare und aus alten . Zeugnissen von religiösen Fest-
lidikeiten der Rdfi«r über das Absingen der Festgedichte bestimmtere
Ergebnisse ermitteln kann, ab gegenwartig vorhanden sind, we auch
Ur. St noch seine Zertheüung des €rediehtes in Proodus, Strophe, Anti-
atrophe, Mesodus und Bpedus zu sehr nach den Grundsätzen griechischer
Sitte gemacht zu haben schdflit. So lange dies nicht geschehen , darf
man seinen Versuch, das Gedicht an die einzelnen Chore zu verthcüen,
zwar für den einfechsten nnd angemessensten unter den vorhandenen,
aber keineswegs för den nnumstosslich wählen halten. In Bezug auf die
* Befördern Ufa» und Shrenbeseigiingeii. 478
eiMelnea Rrortenuigen möge liier aoch bemerkt werden, daes rke ia
ys.13. wohl ans «prachlicher NotÜwendigkeit zu aperire gehört nad
weder guUg noch leiekt und gU^ekUeh bedeatet , sondern das geaetcmaa-
aige Yerfiihren beseichnety weidiea der religioae Glanbe der Diana bei
dem Gfreadiaft.der Entbindong schwangerer Frauen zascfarieb ; dass Vs. 94«
das Adjectrrnm fnquemteB nicht wegen eines besonderen Nachdruckes am
Kode steht , sondern ans rein grammatisebem Gmnde den Objectsbegriff
lodos ter die aocteqne iremientes abschliesst; dass Vs. 36. die Worte
quod 9emei dktumr t$i etc. schwerlidi an nmgite faiay sondern m eeti-
nJMe gdl&oren, ond dass der erste Theii der Strophe die WahrhafÜgkeit
and Untroglichkeit der Parsen, mit welcher sie die Aussprache des Fa-
toms Teikunden, anaeigt, durch die Worte bona mngüefaia aber der
Wonseh ausgesprodien wird, dass sie auch für das neue Jahrhundert ein
gluGkUches Geschick [günstige Aussprudle des Fatums] yerknndigen
mog«n. Ist Bwvat richtige Lesart, so hat man, da dUxtum eit sicher zu
stehen scheint, eecmiMe ala reines Perfect au fassen, und der Gedanke
ist: „Ihr Färsen, die ihr bis jetat treu und wahrhaftig Terkundet habt,
was einmal Tom Fatum ausgesprddien ist und was die Weltordnung nnab-
and«dich festhalt [^ oder ansh: ihr Parsen , als wahr ei^annt in der
Vef^Lundigaag, welche einmal ausgesprochen ist etc. — ], iuinpft auch
an das Vergangene far das künftige Jahrhundert günstige Ausspruche.^
Gebieten aber die Handschriften Bervet cu lesen, so wird ceemtMe mehr
aeristisch, und es entsteht der Gedanke: „Ihr Parzen, die ihr treu utad
wahrhafiig zu Terkfin^gen pflegt, was einmal ausgesprochen ist und was
die Weltordnung in fester Weise bewaluren möge , iasst audi eure Verr
kundigangen für die Zukunft glficklich sein.^' Anderes fibergehen wir,
da die Abhandlung trotz der gemachten Ausstellungen doch eia sehr
verdienatlicher Beitrag zur bessern Erklärung der Säcularode und der
Horazischen Gedichte .überhaupt ist, und den Leser über mehrere Punkte
angemessen belehrt, Sber andere zu weiterer Forschung anregt. Im
Programm des Gymnasiums in MÜKSTSBBtFEl. vom Jahr 1841 [Tgl. NJbb.
31, 347.] hat der Oberlehrer Joh» Jo9. Roipatt als Vorläufer zu einer
grossem Schrift, aber die politischen Parteien -Griechenlands bis auf die
macedomschen Zeiten herab Ckrowdognehe Beiträge fgur grieekkohen
Be§ekkkte ewiaeken den Jahren 479*--431. (20 (10) S. gr. 4.] herauage-
^ben, worin er die Ton Clinton und Krnger (in dessen historisdi- philo*
logischen. Studien, Berlin 18360 gegebene chronologische Feststellung
der Begebenheiten in £eser Zeit Vielfach berichtigt und eben so wie
Krnger den Thukydides zur Grundlage seiner Untersudiungen mächt,
neben welchem IHodor nur überaus behutsam gebraucht werden dfirfe,«
aber die Angaben des ersterdn und die oft unbestimmten Aüsdrncke be!^
den Ztttangaben genauer und sorgfölti^ec erörtert und mit andern hist<H
risebea Daten bessei^ in Bii|klang zu bringen weiss. Was geleistet wer*
den sei, kaiin nmn schon aus feigenden chrenologistShen Bestimmungen
uqd der Vergleichusg ihrer Abweichung Ton Kruger ersehen. Da die
Gründung der athenieasbchen Bundeagenossenschaft unter den Archen
AdeiBmntos4ff y« 6hh fallt, so iat 476 Elo« und Skyrof erobert, 470
474 fiTeJiBl- mad Unitersiiittiiftelirieliieii,
NaxM baltf ect, 469 i^e Schlacbt am Binryniedon geliefat wordeo. 479
!■! pMMums fMtoib«i, 473 Thswitokles am Athen Twbaiint worden,
471 Mt Giiechtiiland m den Peraeni geflohen vnd evst nach 470 ge-
alorben. Der Anhng dee poBiisdien Wiilceii0 des Peiikles in Athen filH
anf den Herbat 469, md Aibtidea war in dieser Zeit bereite todt. Ha
dentelben Jakre 469 trat der Konig Arehidamaa (f on 427) in Sp«ta
iMine Regienmg an, nnd somit fiUit auf 4|^ das Brdbeben in Sparta,
466 der Ab&U Ten Thasos, 465 dessen Wiedererobenmg und 466 die
Aaasendang der ersfjBn CoIoom nach 'Erritt odoc IMe Ktepfe bei Nisaa
md Kekryphaieia fallen 469» die Seeschlacht gegen die Aegineten 458,
die Schlacht bei Tanagrn in den Spatherbst des Jahres 457, 62 Tage
spiter die SohJacht bei Oenephyta ganz im Anfange des. Jahres 466, im
Sommer 456 die Untemehmnngen in Bootien, Phoina nnd Lokris, 465
die Bipedition anter Tefanidas nnd die Uebergabe Ton Itbome , 464 der
2ag nach Theasafien, 4b3 der Zug des Perikles, 460 der erste Waffen-
itiUatand« Die weitem Bestimmnngen heben wir hier nicht aas, d» die
ganse Untersnchong eine Beilage an der oben erwähnten grossem Schrift
bflden wird, sondern beoMrken nur, dass der Verf. diese Bestimmang
der Zeiftdata überall ndt so ge^bickter Benntsong der alten Zengnisae
imd in so «msichtiger nnd nngenwangener Weise gemadit hat, dass omodi
•idi gen TOn üyper Wahriidt nbeneagt und selten ein Bedenken hat
Aindi weist er gewohnlich aaeh , wodurch Kroger an einem andern Re-
snifeat yerieitet woiden ist. Ea ist denmach recht wimschenswertli, dass
derselbe die grossere Sehrift recht bald aas Licht treten lasse. Im Pro-
gramm des Gymnasinms an Saarbrücken Ton 1840 steht ein Beitrag taw
ErilMk des TaeUu» vom Leiurer Sehrmmt [19 (6) S« gr. 4.] , worin nadi
einer breiten Einleitung in Hiator. II, 63. Emeati's Lesart aijfcelaret
gegen Kiessling nnd 'Walther in Schnta genononen ist. In Trier- er-
seUen: De Diongrii HaHeammssei mdiBio de JRotomt oroftone «c geliere
dkentU dSuerMi» Ton dem aweiten Dir. Dr. VU. Lars [1840. 42 (94) S.
gr* 4.], eine amfiusende nnd erfolgreiche Rechtfertigung des Pinto gegen
das nngnnstige Urthett, welches Dionysins in der Schrift de admiranda
▼1 dicendi in Demosthene über dessoi Sehreibweue wid namentUcb über
dessen Menezenns geiallt hat , worin das Unbegründete nnd Falsehe der
Dionjnischen BSttwendnagen Toflkommen klar gemacht ist. Nor begnügt
sich der Verl zn sehr mit der blossen Abweisung der einadnen Be-
hauptungen nnd unterlässt die Betrachtang ans den hohem Genchta-
punkten und den allgemeiaen Principien und €resetaen des Stüs, welche
allerdings an ehasr tieferen inneren Unteracbeidaag der DarstelfaingBlbim
des Demosthenes nnd Platogeföhrt, die Behauptung, dass |eder,in smner
Weise Toranglieh sc» , klarer gemacht und die einsdtigen Ansichten des
Dionysins vom rechten Creprage oraterisdier Darstdiung mehr offenbart
haben würde. Das Programm in WssEb TOtn Jahr 1840 bringt eine AIk
handinng J^e aUeMfione rniM m mieletoenlifleni» nosfrarum «igenttt eaui-
Umdm emnSqtie mede eatoeiemdm acdpsit Dr. E» IPiwdsr [28 (7) S. gr. 4.],
und im Progiamm an Wbtxljöl tou demsdbea Jahre Imt der Direotwr
Dr. AM eine Ausgabe iroa rcdrdw Spmimuie igricue reUgmiae gelistet.
Befordeimageii ifiid Bhrenbeioigttng«!!* 47S
vgl. NJbb. 33, 161 ff« Dm ProgranuB dei letetgcaMiiateii GTiuiMWiiii
Yom Jfthr.1841 enthält die «charünnidge Abbaadliuigt GeUtutkaüg^m
dar Tkmnoüij €»1 Beüh^ag mw P^^ehslogw der Thkre Tom GjuuMiial-
l^rer A* Herr [43 (^) S. gc* 4.], worin neben dem Iiutincie der TMera
besonders die individuellen SeelenänMerungen denselben oder deren sinn*
liebes Wahmebmeni sinnliches Vorstellen» Crefahle, Strebnngen und
Handlongen erörtert and in systematischer Uebersicbt entwickelt werden«
EUne sehr interessante and for die Gegenwart sehr behendgensweiihe
Gelegenheitsschrift derselben Anstalt isti Das Zkii der GjfmnamMädymg^
eine Hede von Dr. C. A, Moritz A»t. kon. Prot and Director* Zmm Be-
sNfi der SckulerbibUoihtk dee kon. Gymnaemme* [Wetslar bei BraonedE.
1841. 34 S. 8.] Es ist die Rede, welche der Ver£i beim Antritt des
Direetorats des Gymnasinms in Wetslar am 25. Oct. 1841 gehalten hat,
and er entwickelt darin in geistreicher Weise and mit der ihm eigen-
thumlichen Kraft and Energie der Rede, dass die Aufgabe der Gymnasien
sei, der Jogend die möglichst vollkommene Vorweihe cor duristüchea
Wissenschaft za verschaffen, glühende, vwige Liebe zor Wahrheit in den
Gemuthem anzufachen, aUerwarts her, wo. sich Gott offenbart hat, dem
V heiligen Geiste die -Bahn in die Herzen zu bereiten, sonderlich aber
durch die Vorhalle des dassischen Alterthnms in die Kirche Christi zn
iuhren and in ilmea den befreienden , eriosenden , beseligenden Glauben
an Christus in aller Lauterkeit zu entzünden; dass die christliche Lehre,
seitdem sie erschollen , der bestandige Mittelpunkt alles geistigen LebenS
anf Erden geworden ond auf ihr die ganze Höhe der modernen Caltöt
beruhe; dass aber anch die Weltanschauung des Evangeliums und ihre
Darstellungsiotm dem Alterthnm aus geschichtlichen Gründen in. vielfacher
Hinsicht sehr verwandt, der modernen Welt in vielfacher Hinsicht ganz-
lich fremd und unverständlich sei and dass also das Aiterthom zur Ver-.
standigung diene« Die Art und Weise , wie er durch solche Erörterung
die Alterthnmsstndien mit dem Christenthum in enge Verbindung bringt,
ist überraschend und wahrhaft genial, and auf die Gemfither der Zuhprer
moss die Rede durch die Neuheit und Kraft der Gedanken und den
Schwung der Darstellung einen tie£eB Eindruck gemacht haben. Doch
dürften die meisten derselben die Wahrheit mehr geahnet als. klur erkannt
haben, weil sich der Redner zu sehr im Allgemein«! halt, und dem Un-
eingeweihten nicht klar und bestammt genug erkennen laset, wie der
Gymaarialunterricht die lAtbe zur Wahrheit in dem Gemüth der Jugend
entzünden könne und wirklich einis Vorweihe zur christlichen Wissenschaft
werde, und ob ihn das G^mnasiom bis za der Hohe fortfuhren kann,
dass er wirklich zu demjenigen VerstandnisB des Alterthums führt, aus
welchem der Zusammenhang der Weltanschaoong des Evangeliums mit
demselben deutlic)| erkannt wird« Ohne eiae concretere Darlegung der
Büdungskraft der Sprachstudien nsd des Grades der Anschauung, weiche
das Gymnasium vom Aiterthum bereiten kann,- dürfte die Sache doch
Vielen dunkel und darum eben zw^elhaft bleiben. Gewiss aber wi^
die Rede ßSx alle diejenigen vieJünch hnregend und belehrend sein, welche
•Ifih mit dem wahren Wesen, and den gej^enwaiiigeo St^dponkte der
476 Selisl- ii«d UniTertitlttiiaeiirichteii,
dTWUMklbililiiiig MnWngllch Tertraat gemacht haben. — Vod «len Ver-
fiigiiBgan vad Verordmmgen des Minlsterinma irad des ProTintfiaischQl-
coUegiafliS) welche in den beides letiten Jahren an die Gymnasien ergan-
gen tiady heben wir hier als bemerkenswerth herror, dass Gesuche* ron
Uahrem an das ProviadaUchalcoUe^am oder an den Verwaltungsrath
md das Cnratoriun der Schale crniacbst an den Dlrector eingereiht
werden nnd durch diesen an die obere Behörde gelangen sollen ; dass in
den Paile, wenn ein Vater mehrere Sohne zugleich auf eine Schule
spickt und dieselben nach dem Ermessen des Direotors einer Unter-
slfitsung' würdig nnd bedfirftig sind , für den zweiten und die folgenden
• nur die Hälfte des Schulgeldes bezahlt werden soll, dass aber auch
ihnen, wie überhaupt allen FVeischulem der Genuas Ton ganzen oder
halben Freistellen nur so lange rerbleiben soll , als sie in Fleiss nnd Be-
tragen die erste oder mindestens die zweite Censur erhalten ; dass zum
einjährigen freiwilligen Mtlitairdienste diejenigen' Schaler der drei obem
' Gymaasialclassen Prima , Secnnda und Tertia [wobei die Abtheiloogen in
Oberprima, Unterprima etc. nicht als besondere Classen ziSden] ohne
fernere Prüfung Ton den Departementscomraissionen qualifi«drt sind,
welche yom Director ein Zeugniss eines solchen Grades wissensdiaflMcher
Vovbweitung in allen Zwcfigen des Schulunterrichts beibringen, wenadi
sie eine wissenschaftliche Laufbahn mit Nutzen betreten dtonnen, dass
sie aber in Ermangelung eines solchen Zeugnisses unbedingt Ton den
Comnuasionen geprüft werden sollen» Schaler, welche sich dem Post-,
Forst- und Baufinche widmen öder in den subalternen Staatsdienst ein-
traten wollen , müssen nach MinistexialTerfQgung Tom 10. Dec. 1840 das
Zeugniss des Besuchs der Secunda eines Gymnasiums oder das Entlas-
sungszeugniss einer höheren Bargerschule beibringen, in welchem die
nach dem Reglement Tom 8. März 1832 erforderlichen Kenntnisse in der
latein. %iraciie nadtgewiesen sind. . Für den PosCQienst hatte bereits
eine Verordnung Tom 19. März 1839 bestimmt, dass die sogenannten
Realschüler der Gymnasien , deren Ausbildung im Latdnischen mangel-
hafte sei, als nicht genügend Torbereitet für diesen Dienst angesehen
werden, sondern dass die Bewerber um Anstellung in demselben in schul-
wissenschafäidier Hinsicht entweder die Reife für Prima in allen Lehr-
gegenstanden, mit alleiniger Ausnahme des Griechischen, nachweisett
oder die Entlassungsprüfung einer höheren Bürgerschule nach den For-
derongen des erwähnten Reglements bestanden haben müssen« Zur Br^
giazung des Abiturienten -Prüfhngs -Reglements Tom 4. Juni 1834 und
seiner Erläuterung Tom 24. Oct. 1837 war schon im Februar 1838 Ter-
ordnet worden, dass das lateinische Extemporale den Abiturienten deutsch
als Pensum dictirt and Ton ihnen ohne Hülfe eines Lexicons ins Lateini-
sehe übertragen werden solle, nnd unter dem 26. Juni 1839 wurde be-
kannt-gemacht: Um Einheit in das Verfehren der Abiturientenprühmgen
au bringen und um zu bewirken, dass in dem Schüler bis zum Ende seines
SehuUebens eine lebendige und regelmSssige Theilnahme an den Unter-
richtsgegenstanden erhalten , der tumultuarischen Vorber^tnng auf das
^Ki'^'ftn ein Ziel gesetzt und durch consequente Richtung desselben attf
'BefSräeruiigen nttd BiireAbefleigiiBg«iL 477
diM Wagentliche und Danerode dem nnnihigeii fiUrdbrn der Büelkeift und
des Bbrg«u(efl ein Zägel angelegt werde, 00 solle aUjahrlicIi Bfn Mitglied
des kön. ProTinaualacbolcoUeginmii soTiel Gymnttien ala mogUck berdsen
nnd entweder der mündlichen Profang persdnlicb beiwofanen oder Tor
Abhaltung derselben mit der Coromission nber das beim mfindlichen Exa*
nen sn beobachtende Verfahren Rücksprache nehmen. Unter dem 3. Ittli ^
1839 wnrde den Prufangscbmmissionen an den Gymnasien in Enniierang
gebracht, dass fremde Schaler, die sich aar Prufnng pro immatricnlatione ^
melden, nicht mit zariel Nachsicht, sondein mit onnachsiGhtiictier Strenge
nach den Bestimmangen des Reglements vom 4. Jnni 1S34 xn prüfen sind;
imd nach der Verordnung vom 7. Noremb. 1839 sollen die jungen LeatOi
welche vom Gymnasium abgehen , um sich durch Privatunterricht auf die
Abiturientenprufnng vorbereiten zu lassen , auf die sie betre£Fenden Be*
Stimmungen. in $ 41. des Reglements vom 4* Jnni 1834 und auf die nach-
theiligen Folgen , welche ein in früher Abgang vom Gymnasium für sie
haben kann, aufmerksam gemacht werden, die Direotoren aber sollen anf
die Zeugnisse solcher fremden Schüler und sonstigen Individuen, welche
lieh aar Immatricalandenprfifung melden , «ne besondere Aufmerksamkeit
richten nnd keinen zulassen, der sich über den Gang Seiner wissensdbaft
liehen Vorbereitung, besonders über seine Verhältnisse wahrend der
letzten zwei Jahre, nicht durch vollständige und durchaus glaubhafte
Atteste dahin ausweisen kann, dass seiner Zulassung^ nach dem Prüfung»*
reglement Nichts entgegensteht. Durch Verordnung vom 30* Nov. 1840
wird es dem Ermessen des kon. Pxufangsconunissarius überlassen, die
mundiiahe Prüfung in der deutschen ^Sprache , in der Naturbeschreibung,
in der Physik und in der philosophischen Propädeutik bei solchen AbHu-*
rienten aus&llen zu lassen, die in den übrigen Gegenstanden den Forde-
rungen des Reglements auch in der mündlichen Prüfung volIstSndig ge*
nügt haben , und nur diejenigen in den genannten Gegenständen prüfen
zu lassen , die mit Beziehung auf § 28. B. und C. Vo^ügtiches darin le&»
•ten zu können glauben. Um übrigens der tumnltnarischen Vorbereitung
zu der Abiturienteaprüfung und der Furcht vor derselben immer mehr ein
Ziel zu setzen, nnd eine lebendige und geregelte Theilnahme der Schüler
an den Unterrichtsgegenstanden immer mehr zn wecken, ist hn' J. 1841
noch bestimmt worden, dass auszeichnnngsweise denjenigen Abitnrieilteo,
welche nach dem durch Censuren und Classen- Leistungen belegten Zeug-
nisse ihrer Lehrer mit den nothigen Vorkenntnissen in Prima eingetreten
sind, und während ihres Aufenthaltes in derselben in. allen Lehrgegen»
ständen einen regelmässigen Fleiss bethätigt haben, der konigl. Gommis-
sarius, wenn ihre schriftlichen Prüfungsarbeiten genügend ausgefallen
sind, auf den einstimmigen Antrag der übrigen Mitglieder der Prüfung«-
commission und auf Gmnd der Bestimmung in $ 24. des Reglements die
mündliche Prüfung in den FächeAi erlassen kann, in welchen sie währet
ihres Aufenthaltes in Prima stets vollständig befriedigt haben« ^Weil
übrigens bei den Prüfungen auf manchen Gymnasien die Mangelhaiki^eit
namentlich der deutschen und lateinischen Prob^Mrbeiten bisweilen des^
halb Entschuldigung gefunden hat, dass der betreffende Lehrer erklarte,
47S 09li«li> ««d UniTersItfiUnftebriehteBy
ftüif kMbm dtf llindMiid«! hSMm dM gMetriklM& AnfoHfiraagiea
«■tgprvciMn iMd das MiiwHnyn mI dem niflnsBe momentuieT Yeriiali^
■Im« mnihNibt»! •• ist noter dem 98. Febr. 1841 Tererdnet worden,
äuB die Obei^rimmier «immtü ^a wibreftd de« letiten Sdralfabn ange-
totigtea Sdralarbeitmi y so wie sie dieflelben Yon dem Lebrer eeonort s«*
tiekerbalteo baben^ sevgfiltig «afbewabreii sollen , damit der konigl*
Ctmmiwari« oadi Befiaden der Umstiade aas denselben sein Urdteü
ibar die LdsIrnigfsCUrigkeit der Abitmienteii ergSnsen und bericbtigen
kann« IHne .yerf9gDiig Tom fl. Nor. 1840 bestimmt, es sei wünscbens-
w«rth , dass das Deutsebe and Lateiniseiie in den antem Classen nickt
getrennt bebandett, sondern in ein näheres TerhSItniss gebracht werde;
aocb in den mittlem Classen; sam TbeU aneb das Griechische. In den
beiden obem Classen , namentlich in Prima , erscheine es rathlicfa , wo
mdgttch das Deotscbe mit der phÜosophiscben PropSdentik an yermnigen.
IKe deatsehe LSteratargesdudite soll sich in Secnnda and Prinm an die
Lectfire maaierbafter , ebarakteristiscber SteHen anschüessen , so dasa in
Seennda eiae Uebersicbl Tom Anfiing des 17. Jahriianderts , in Pgbaa. roa
der iltesten Ina auf die oeneste Zeit gewonnen werde. In der Metbemar
tik darf über das im Reglement Torgeschriebene Ziel nicbt hinaosgegaa«
gen werden, Tialmebr ist besonders auf ein graadliches Erlernen der
Btamentanaatbenatlk an dringen, so dass die kon. Commissarien ans-
nabmsweise lieber eine Brmassignng hinsichtlich des Umfang» der Kennt-*
tiisse eintreten lassen , als Ton der Orondlichkeit nnd klaren Einsiebt der
Beweise and des Zosaanaenimagea absehen sollen. [Als IVBnimam der
auitbemaliaGhen Vorbildung ist nach Verordmmg Tom 7* April 1841 jeden-
fdb ausser der Fertigkeit im prakdschen Rechnen eine grandliehe Kennt-
nia» der Planiaietrie nnd der ersten Elemente der idigemeinen Arithmetik
bei der Abitorientenpriilbng aneiüssiieh , und es soll andi diese Ermassi*
gong nor aeitweiHg gelten and narin geeigneten V^en* ausnahmsweise
. eintreteok] Far die pbilosophisebe Propfid^atik ist als Master der Be-
griffiMntwickehmg X H. Deinhardt's Teriahren in der Sdirift: der BegrilF
der 0eele etc., Haarinirg 1840. , an empfehlen. [Schon fraberbin war
Deinbardt^a Anliats I/efrer die BeüMiung der pkOoBaph, PropadeMc im
OfßmaauAtnterriekte in Brzoska's Centralbibliotbek Juni 1839 Ton dem
Ministeriam den Gymnasien aar Beachtong empfohlen worden.] Zn An«
fange eines Jeden Monats soll eine Prüfung Gber die im Terflossenen abgo»
■bandelten Lebrpensa angestellt, und das Brgebniss in die CSassenbadier
eingetragen und in der nächsten Conferenz besprochen werden. [J*]
^ WeAur. Das dasige GTnmasiam* war Tor Ostern 1841 Ton 198,
naeb Ostern Ton 137 Schalem besacfat und hatte wShrend des au Ostern
des' gen« Jahres beendigten Schuljahrs 11 Schaler aar Unirersftat ent-
lassen« Statt das ausgeschiedenen Lehrers deir Geschichte und deatsdien
Literatar, Legationsrathes und Professors Dr. itarl Ptmse [s. NJbb. 33,
477.] ist im April 1841 der Candidat der Philologie Dr. Oust. Aex. Zme
all Lehmr dieser ITnteniditsfacber in den beiden obern Classen n«a an*
gestellt nnd dabei sugleich in den beiden untern Classen der Unterricht
so geordnet wofiden, dass der Tierte CTassenlehrer KtiSl Chr. Ad. TMer-
Befolrd^riBgftB attd Bhreiibtts^if mildem 479
«
6adb den Uaterrkhi In 4«tf änaMken. Bpn^ » GtMiUcbte und Ge^a-
plde , der CnUabOrator Dr. SrtmtWük, Ferd. I^efteriWJhn 4e^ Ujitenidit
Sthmfff den 'Untemeht im Latelnudie» .in beidea Claasen besorgt, and
dws jeder. LibcoarsiM in der vierten CUmo ia einem Jahre voUendet wer-
den mns«# Da« eo Ostem IS^ enchiienene Jahiesprogramm der Anstalt
enükält: De, eomfmUiome.cQnftümm BiMralU fxpkmanda partkula i. Toiy
de» Direetoif, Confli«todalrath Dr. Jtug, ChilMlf Gemhmrd [Weimar gedr,
b. Albrecht. 16 <i3) S. gr. 4J, eine Art von Kritik tob Düni^er'B KrUHf
und Krktärung.d^ Hor09 [Branoschweig IBM. 8»], worin die Ton dei^
letstgenannten Gelehrten Tereachte astlietitfche Brklarungsweifle der H07
. raaisoiien Odea und das Zurackfohren der Hanptidee jeder 'euiizelnen aal
die abatracten Begriffe der Gettesfiircht, der Selbftbesohränkmigy dea
Lebensgenanea , der Liebe imd Fremidaehaü, der Diditkenst and dea
tbatkräftigen ^Itrebena mit kloger Einaicht oad gliickliebem £rfolg be-
kämpft tt^d abgewieaen wird. Der Verf. bc^ginat mit kuraen Bemerknn«
gen über daa eigenthöraliche Gepräge der Irischen Diehteraprache and
>dle Art und Weiae, wie in ihr der logiaehe Grandgedanke nnd überhaupt
der materielle Inhalt- durch daa Binwbken der' Gelahle und Phantaaie
poetiacli anageaehmückt wird and wie man dorch umaiditige und behnt-
same Abtrennoilg dea poetiachen Schmnckea aar Auffindung dea einfachea
Gedankens gelangt; warnt dann Ter dea yerkefarten Erklarangaweiaapi
dea Ailegoriairena und dea Hineintragena moderner Ideen und Veratelo
hmgaweiaen in die lyriachen Gedichte dea Alterthuma und giebt dann eine
Oharakieriatik dea Ton Däntaser eingesehlageaea Erklarungswegea. Dm
dafrihi henrortretende Grundkrthma wird erat im Allgemeinen kora ange^
deliliei. and dann i^pedeller an einaelnen $>äUen nachgewieaen, indem HKt
G. die Oden Uly 92., I, S5. o. 21., HI, 1^., I, %^vl. 28. elTwaa anafohr^
Meher beaprieht, die darin von Dontaer geaoehte Grundidee dea Ganai^
abw^t , meiat auch aeine eigene Auffiiaanng dieser Oden kurz andeuta^
laad em paar Mal . Selbat die Erklirnng einaelaer Verse und Worte her
apiMMi E^ brandit nicht Tersichert zu werden^, daaa sich £far< G. faieria
überall als eiialehia* und geschnHackyoIlen Erklarer, bewahrt, .und daaa
mt wiederholt darauf hinweist', wie aehr die Duntaersche Deutung dqt
Griindadee in den eiaaehien Oden, der antiken seiuiachea Denk weise, und
Lai^enBaaachauttng wideraprioht. AUmn der beachr&nkte Raum dea.Fr^
gramma aoheint den^Verf« Teranlaaat au haben, daaa er Sauaer nur bei
der nethwendigsten BeweisfUtruag stehen bleibt, und eb^ich <» dadurch
den Widerrtreit der Duntzerachen Annahme gegen die antike rdm&iche
Denkweiae erkennen laaat, so macht er doch daa Wesen dieser, antiken
Welt - und Lebensanachauung and ihren Gegensatz zur modernen Denk-
weise nicht überzeugend genug klar. Wer sich nun selbst schon von
diesem Unterschiede eine klare Erkenntniss erworben hat , " den wird
die Gemhardsche Beweisführung sofort überzeugen; andere aber werden
doch wiederholt im Zweifel bleiben , ob nicht die Düntzersche Erklärung
doch sich Tortheidigen lasse , ja hin und wieder zu weit schärferer Auf-
fossung des Gedichts führe, als was Hr. G« dagegen aufetellt« Kurz sie
480 Schal- B. Vwirti^dtSUandar^ Beffcdcrr« lu Bbronbet elgmifeiL
wefden dfetcr ■rklimig swar Sdiwiefigiwltea la den Weg geiehobea
■ehen, aber defen Beaeitfgaag doch für aiekt gar so cchwer kalten. Ba
kam alae daraaf an, reeht beetiiamt aad odt sduurfer HerrorhelMuig and
Abgrensnng der Meriuaale festxastellen , dass ^die antike Denkweiae der
Griechen und Romw und Ihr gansee Crefilhlsleben dnrchans innerhalh der
Gfemen ginnlidi-concreter Anechannng nnd praktischer Benehnng aof
bestiauite nnd individnelle Lebensrerhfiltnisse stehen bleibt, rnid dass dn
alter IKchter nad Philesoph wohl fibw diese Dinge reflectiren and sp»-
coliren kann, aber sich nie bis au so raner and absolater Betrachtnng
abstracter Begriffe, wie Gottesforcht , Seibstbeschrankang, Thatkraft
•tc sindy erhebt, sondern dieselben immer als concretere Begriffo fes^
hfilt. Bt» Dontaer hat die Gmntfdeen der Horazischen Oden an sehr
• - . • .
ans dem Gresichtspankte der modernen Romantiker betrachtet, weldie,
seitdem Fr. Schlegel auf die ans unserer Poesie entschwundene sjmboli-
sehe and plastische Natoransohammg und auf das Zoriicktreten des sinn-
lidi- lebendigen Bilderrrichthnms und der .alles Terkorpernden Mythologie
anfinerksam gemacht hat, die höchste Ausprägung der Poesie in der höbe-
ren und ideaKsirten Verkörperung der abstractesten Verstandesbegriffb
nnd der tiefsten und innerlichsten Gemnths- und Gefuhlsbewegnngen
oderj wie sie sagen, in der Identificirung der Natur nnd deB Geistesy
suchen nnd erstreben wollen. Diese Ideen nnd JQmpfindnngen , welche
im tiefsten Hintergründe des Geistes frellidi auch der alten Mythologie
nnd Poesie oder nberiiaapt der Denk - und Gefuhlsweise dea Aiterthums
IQ Grunde liegen , aber dort nicht zur reinen Entwickelang und Ausprä-
gung gelangt, sondern immer in der niederen Sphäre sinnlicherer nnd
koiperlicherer (plastischerer) Auffassung stehen geblieben sind, bilden
eben den Gregensatz der alten Welt zur neuen-, nnd die klare Bntwicke-
lang dieses Unterschiedes wurde die sdblagendste Wideriegnng des Dun-
taencben BrklarungsTersnches geworden sdn. Wollte der Verf. diesen
Weg nicht einschlagen, so würde es auch cum Ziele gefithrt haben,
wenn er seine Brklarung der einaelnen Oden, d« h« die HeraussteUnag
einer concreteren Grundidee, bestinunter und positiver der Diintzersdiea
entgegenstellt hatte. Ob iibrigens nicht eine von beiden Richtnngen das
Ziel der ganzen Untersudiung sei , lasst sich nicht bestiaunt sagen , iwfSk
gegenwartig nur die Particnla prima- der Abhandlung vorliegt, nnd diese
allerdings blos einleitende Voribemerkungen enthalten kann. Jedenfidls
aber ' haben diese auch in ihrer TorHegenden Gestaltung den Werth, anf
das Unsiefaere der neuen Brkiarungsweise aufmerksam zu macheii, nnd es
ist dies ein um so höheres Verdienst, da diese Deutungsrichtang der alten
Poesie und Mythologie in unserer Zeit so Tieifach Tersncht worden ist.
[J.]
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