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Full text of "Neuer nekrolog der Deutschen .."

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fr 





| Beuer 
Ncehrolog 

nz ‚ber | | 

Deutſchen. 


‚Ber im Gedaͤchtniß feines Volkes ledt, 
SR ja nicht todt. Er iſt nur fern. Rode nur 
Iſt, wer vergeffen wird. — — 

Löope de Vega. 





Bierzehnter Jahrgang, 1836. 


— — — 


Erfter Theil. 





Mit einem Porträt. 





Weimar 1938, 
Drud und Verlag von Bernd, Friedr. Voigt. 


« . 
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Grotefend in Goͤttingen, Keferſtein in: Thorn, 
Landvoigt in Merſeburg, Eifenfhmidt in 
Schweinfurt, Lehne in Mainz. und den großen Er⸗ 
zieber Hundeider: — die Mediciner. Fried⸗ 
reich in. Würzburg, Voͤltzke in Berlin, die Leibe 
ärzte Freiherr v. Stifft in Wien, Meyer in Dfk 
fenbah, Hieronymi in Strelig, Hedenus im 
Dresden: — Die außgeatichneten Geſchaͤfts⸗, Kaufs 
und Fabrifmanner: Nathan v. Rothfhild, v. 
Herring in Brünn, Calberla in Dreöden, Ha⸗ 
newald in Quedlinburg, Eeuchs in Nürnberg, 
Lutteroth in Mühlhaufen, Tauchnitz in Leip⸗ 
ige — bie Schriftfleler und Dichter Raimund, 
Srabbe, Dr. Hr. Cramer, v. Kurlänber, 
Weiffer: — die Tonkuͤnſtler Reicha, Naegeli, 
Benda, Ebers: — die Trauen: Wittwe Ans 
na v. Hofer, Frein v. Speck⸗Sternburg, 
Frau v. Gerösdorf, Clara Hirſchmann, fer 
ner der beruͤhmte Geograph Stieler in Gotha, der 
große Forſtmann Hartig, der Mathematiker Vieth, 
der Kupferſtecher Bolt, der verdiente Schulze Kaͤſſt⸗ 
ner in Gißperöleben. oo. . 


Weimar im Maͤrz 1838. 
Bernh. Friede. Voigt. 


a 
“ 


P kr 


Außer den vielen binterlafienen Samiliengliedern, 


welche auch zu dem bdieömaligen Jahrgang des 
Nekrologs zahlreiche Notizen eingefendet haben, 
verdankt derſelbe feine Vollſtaͤndigkeit namentlich 
folgenden . 


geebeten Herren Mitarbeitern: 


(In alphabetifer Folge.) 


deren Lehrer Arendt in Dielingen. 


Ir ıll Mirsenıtt 


£pcealprofeffor Afhenbrenner in Erlangen. 


Pfarrer 3. J. Berner in ©t. Ballen. 


£ieutenant 9. ©. 5. von Bus in Berlin. 
Profeffor Sr. Bülau in Leipzig. _ 

Stud. phil. Julius Edfar in Caſſel. 

Graf Enoset in Prag, Dberfiburggraf ind. 8. 

nigreich Böhmen, 

Qufizrard C. & .€ redner in Tonne. 

Dr. jur. Berndard Ed in £eip paid, 
Krantenpaußvermalter Eichenmüller in Ban 


Se egiſtrator J. Ru Erbftein in Dresden. 

Guperintendent 5. A. Erdmann in Schmiede 
baufen b. Camburg. 

a Ewald in Gotha. 


Candidat d. heolsgie Sabian in Halle. 


Bergrasd Sretedleben in Sreiberg. 

a. von Bähler, Bevollmaͤchtigter im ſlesw. 
bolftein. Sorfteomptoir der fgl. Rentenfammer 
in Copenhag 


au Wilbelmine Son Gersdorf in Dredden. 
errn Dr. Hamberger in Leipzig. 


— i 


Haupimann Hartmann in Sranffurt a. O. 
Paſtor Haumann in Großkoͤrn 
ofrath u. Profeſſor Dr. — in Leipzig. 
ierungs-Secretaͤr Heintz in 
— Hendelv.Donnerdmard, eBenierunge. 
rato zu Merfeburg. 
C. von Hiusberg in Münden, 


Profeſſor Hopf in Kempten. F 





RUDOLPH FÜRST KINSIKT 
von Wehynie und Tetau, 


geb. zu Prag d.30. März 1802, gest.zu Linz. d.27. Jan. 1836. 


| Uener 
Mekrolog 
der | 


Deutiden 





er im Gedaͤchtniß feines Volkes ledt, 
Iſt ja nicht todt, Gr ift nur fern. Xodt nur 
Iſt, wer vergefien wird. — — 

Lope de Vega. 





Vierzehnter Jahrgang , 1836. 


— — — — 


Erfter Theil. 





Mit einem Porträt. 





Weimar 1838. 
Drud und Verlag von Bernd, Friedr. Voigt, 


„iuiT __ (609 SA 
e) 55 x 


XIX 


Ser €. W. Shmidthemmer, Doctor, Ürsgifer, 


(2 


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p — u. —8— In Si ben, ex 
r soatge ebrten an röder au remp⸗ 
b. Gluͤckſtadt ſent in Itzehoe) ⸗ 
Sa—roͤter in gen. 
id. Shäler in Rudolkadt. 
Maren Schwerdt in Neufirden. 
Privatgelehrten Carl Seidler in Altona. 
rofeflor Dr. Seifert in Greiföwald. 
uperintendent D. Spieker iu Stanff. a. d. D. 
Quartus Steinmer in Merfeburg. 
gern Straderian in Didenburg. 
ebeimeratd von Strombed in Wolfenbätter. 
Major von Spdom in Sonberebenfen, 
Dberpofrasd von Taufd in Münden. 
Lieutenant von Taufc in Münden. 
Caplan Thiem in Bamberg. 
Waflerbau » Infpector 9. Dierd in Deſſau. 
Gedeimeratd ii. Dberpräfident Schr. von VBinde 
in Münfter, Excellenz. 
Hermann Voigt in Landöhut. 
Säulkaffenrehdant Boit in Saalfeld. 
Beneficiat To f. Banner ia Siegsdorf. 
* Winkler in Lohme. 
berlieutenant Gerd. von. Wigleben in Dreb. 
den. (Nun auch dem Nefrolog verfallen.) 
Gandidat der Theologie H. Wo th zu Marien⸗ 
werder. 


Srau Julie von Jerzog, geb» Sreiin von Tdon 


Ditmar zu Etterzh 


T 
Kerr Spmnaflallehrer Dr. Ei 305er in Straffund. 


** 2 


» 


xv 


en XIX. vd. Reuß⸗Greiz, ferner die: Miniſter 
Sraf v. Bremer und Rehberg in Hannove, 
Müller und v. Roftiz u. Jaͤnkendorf in Dres⸗ 
ven, Frhr. von Gemmingen in Heidelberg, von 
Beinrich in Münhen, von Brandenftein ur 
Schwerin, v. Dtto in Stuttgart: den ociglnellm 
Srafen v. Mellin in Stralfund und. den Oberces 
semonienmeifter v. Buch in Berlin: — die Genes 
tale und Kriegähelben Albert Graf v. Gyulai, 
die preußifchen v. Dobfhüg, v. Braufe, von 
sölhöffel, die baierifchen v. Raglovich, von 
Tauſch, v. Pillement, die fächfiichen v. Wo⸗ 
an, dv. Biegler u. Klipphaufen, den daͤni⸗ 
Ken Generalfeldmarſchall Landgrafen Carlv. Hef 
en, ben heſſiſchen General v. Falk, den würtens 
engifchen General Fuͤrſt v. Hohenlohe⸗Kirch⸗ 
erg und den tapfern Heſſen, Freiherrn v. Muͤn ch⸗ 
aufen: — bie Staatsmaͤnner Rudolph 
Kinsky, den Landammann Müller v. Fried⸗ 
erg, Ritter v. Dreſch in München, Praͤſident 
m Delrichs in Marienwerder, geh. Juſtizrath 
Bahsmuth in Naumburg, Präfident Stioling 
 Staatsratb Kraufe in Weimar: — die Pr 
aten Graf Chotek, Fürfterzbifhof von Ollmuͤtz, 
Rrßnz v. Hohenzollerne Hehingen, Zürftbie 
of von Ermeland , den Erzbifhof Bolt in Frei⸗ 
arg, den Biſchof v. Hommer in Trier, 0. Schu 
erth in Bredlau, den Generalvicar Onymus in 
ürzburg, den evangelifchen Landesbifchof von Nafs 
au, Müller: — die berühmten Theologen Ru = 
erti in Göttingen, Goldhorn in Leipzig, Sel: 
enreich in Dresden, Engel in Plauen, Weerth 
nr Detmold, Schultheg in Zürich, Schmidt 
und Daub in Heidelberg: — die Profefioren 
Tlodius in Leipzig, Sidler in Hilbburghaufen, 


XV 


Grotefend in Söttingen, Keferflein in Thorn, 
Lanbvoigt in Merſeburg, Eifenfhmidt in 
Schweinfurt, Lehne in Mainz. und den großen Er= 
ziebee Hundeider: — die Mediciner. Fried 
reich in Würzburg, Voͤltzke in Berlin, die Leib 
aͤrzte Freiherr v. Stifft in Win, Meyer in Of 
fenbah, Hieronymi in Strelig, Hedenus mr 
Dresden?! — die ausgezeichneten Gefchäftd:, Kaufe 
und Sabritmänner: Nathan v. Roihſchild, v. 
Herring in Brünn, Ealberla in Dreöden, Dar 
newald in Quedlinburg, Léuchs in Nürnberg, 
Lutteroth in Mühlbaufen, Zaudhnig in Leips 
ige — bie Schriftfiellee und Dichter Raimund, 
Grabbe, Dr. Sr. Cramer, v. Kurländer, 
Weiffer: — die Tonkuͤnſtler Reiche, Naegeli, 
Benda, Eberd: — vw graum: Wittwe Ans 
na dv. Hofer, rein v..SpedsSternburg, 
Stau v. Gersdorf, Clara Hirfhmann, fer 
ner der berühmte Geograph Stieler in Gotha, der 
große Forſtmann Hartig, der Mathematiter Vieth, 
ber Kupferftecher Bolt, ber verdiente Schulze X ä fir 
ner in Gispersleben. | J 





Weimar im Mär; 1838. 


Bernh. Friedr. Voigt.: 


Außer den vielen hinterlaffenen Familiengliedern 


welche auch zu dem bieömaligen Jahrgang des 


Nekrologs zahlreiche Notizen eingefenbet haben, 


verdankt derfelbe feine Bolftänbigkeit namentlich 
folgenden 


gebeten Herren Mitarbeitern: 


(3u aiphadetiſcher Bolge.) 


derrn Lehrer Arendt in Dielingen. 


111 


41 


gm 


gperalpreteer Aldenbrenner In Erlangen. 

Blarzer 3.3. Bernet in ©t. Gallen. 

Dr. Bondard in Wähterdbad. 

Rector £udw. Bertenbanen in Thorn, 

Dr. $r. Ber in Schw: 

gieutenant A. ©. $. von Susi in Berlin. 
Profeflor Gr. Salaa in Leipzig. 

Stud. phil. Julius Edfar in Eaflel. 

Graf Edotef in Prag, Oberfburggraf in d. 2b, 
nigreih Böhmen, 

Juſtſztath ©. ©. Eredner in Tonna. 

Dr. jur. Bernbard Ed in Leip; —D 

Srantenpauboermeiser Eibenmäller in Bam 


ber; 
Gel Ge iftrator I. Th. Erbftein in Dredden. 
SE Bein Sa —E in Sqmiede⸗ 
dauſen b. Camburg. 
Rad Ewald in Saba. 


" Candidat d. Theologie Fabian in Halle. 


Zergraude Feleriezen in Sreiberg. 

%. von Bäder, Bevolimaͤchti, ie im ſOlesw. 
bolftein. gorkcomptoir der fgl. Rentenfammer 
in Eopendagen. 

Bildelmine von Bersborf in Dredden. 

Dr. Hamberger in Leipsig. 

Hauptmann Hartmann in ‚grantfurt a. O. 

daſtor Baumann in 28: Örner. 

getan u. Profeflor Dr. — Leipzig. 

—BV — — — Heing in 
So Hen del v. Donnersmard, f.Regierungd 
— au Rerſeburg 
E. von Hindderg in Münden. 
Profeffor Hopf in Kempien. 


xviii 


Herrn 


11111 11149 


141 


It 


Oberbibliothekar JA in Bamberg. 
Drdinariasöfecretär Jaͤger zu Sreiburg im Breis⸗ 


Dr. Jungblut, Advocat u. Notar in Zamftedt. 


Landfhaftömaler Heinr. Matthaͤy in Dredden. 
Carl Meuce in Xeipzig. zu 
Notar und Cand. jur. U. Müller zu Dredten. 
Profeſſor Eornelius Mütler in Hamburg. 
Geh. Eommerzienratd J. W. Delsner in Bres⸗ 


lau. 

ofgerichts⸗Aſſeſſor D'Oend in Liegnitz. 

ijaconus Peſchek in Zittau. . 

irchenrath u. Metropolitan Petri in Tulda. - 
Dr. Alphons Peucer in Weimar. 
tubmig Pilgrim aufdem Weinberge Mohren⸗ 
nu ei roland In Hall on 

egebauinfpector Prange in Halle. 

rofefor Dr. Preuß in Berlin. 

r. A. Reimann in Weimar. 

and. theol. Riedricd in Roͤtha bei —— | 
Amtmann Rodfiroh in Guthewitz dei Weißen: 


fels. 
Architekt Roͤsling in-Ulm. 
Dr. Sachs zu Berlin. 
Auditoriatspraktikant Hannibal von Schiber 
in Muͤnchen. | 
aaor primariud Schläger in Hameln. 
d. Schmid, Pfarrer zu SFenapriednig. 
Paſtor U. & Schmidt in Profigk bei Eöthen. 


XIX 


Serrn C. W. Schmidthdammer, Doctor, Maegiker, 


II11111114114146114 


1141 


raͤdicant u. Lehrer in Asleben., 
Privatgelehrten D. Hand Schröder auf Kremp⸗ 
dorf b. Gluͤckſtadt Cfonft in Itzehoe). 
Kupferſteder Schröter im Leipzig. 
Wild. Shäler in Rudolkadt. 
farrer Schwerdt in Neulirden. | 
rivatgelehrten Carl Seidler in Yltone. 
ofeſſor Dr. Seifert in Greiföwald. 
uperintendent D. Spieker zu Frankf. a. d. D. 
Quartus Steinmeg in Merfeburg. 
gefran Straderjan in Didenburg. 
ebeimerath von Strombed in Wolfenbättel. 
Major von Spdom in Sondershenfen. 


-Dberpoftratb von Tauſch in Münden. 


Lieutenant von Tauſch in Mänden. 


Caplan Thiem in Bamberg. 


Waſſerbau⸗ Infpector H. Vieth in Deflan. 
Geheimeratd 1. Dberpräfident Schr. von Vincke 
in Münfter, Excellenz. 
83 digt in Landshut. 
ulkaſſenrendant Voit in Saalfeld. 
Beneficlat Joſ. Wagner in Siegsdorf. , 
aftor Winkler in Lohme. 
berlieutenant Ferd. von. Wigleben in Dre 
den. (Nun aud dem Nefrolog verfallen.) 
Eandidar der Theologie H. Wo th zu Marien 
werder. 


Srau Julie von ergo g, geb. Srelin von Thon 


Ditmar zu Ette 


haufen. 
Herr Spmnaflallehrer Dr. ernk 30ber in Stralfund. 


** 2 





Berichtigungen und Ergänzungen zu dem 12. 
Jahrgange. 


johann Sauden; von Saus⸗ Seewis war nicht Graf. 
"&r Gere, a Gedite zu dem Schmweizeriigen Mufeum u. zu 


den 
S. 3. Der zu ‚Gueiä std Kreide u. Gtadtoßofud verft Dr 
eat ER man ‚Saul je dat mol — — 
une fität Berlin nicht befuchen können, da fie damals. noch 


eftand. 
03. Der Geheimerath Dr. Ernft Ludwig Heim tar 
Nrtgr Dh voran Ylerordend IIL fonbern ih Kate, — 






983. Dans Gaßyar ‚Dorner war niet i. „ fordern 
— heberen und Die Ihm hunefäriehenen Biber DB — —8 
tbum haben feinen ältern Bruder, den Profefior Dans Iacob v. 


um Berfaffer, 
100, Daß eine Sitäbtshen unweit Merfedurg beißt nit 


mögen fonderm IR 
ic * DEE Areibamtironn Eudıs. Referiein Karb zu Gröl- 
ei 
3 Zhom. Hot war ®. F. Natd u. Beidaryt. Unter 
einen Saritten. fe 1? feine Flora ausirincn , Die er vor ienlgen - 


abten eefölenen 
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Auguft Pıcot Beccabue Geld: von en r 
ae ee nalen dr Alerekanigen ai Alien 
Local s — —* 
u. Inhaber di a‘ —— Nr. 86. 

. 1206. hief N J war auch Ritter des 
önigl. ‚Anpariieen dei —— 

1239, Der borm, — baier. eiegeminifter, Generals 
Sieutenant Freib. von —— führte den Famiuendeinamen de ia 


ille u. it de la Terille. 
Te ran Mer Plareer SCH; Aug. Malder zu Gteigte, Epborie 


Dwerfun, Karb am 2ten Apr. 1884. 

Berichtigungen und Ergänzungen zu dem 13. 
Jahrgange. 

— beereieter Heß ornlneter. 
EN — Hair [9 —5 Jadre. 













25 





— ine feiner "doriefungen 1 nur feine 


ba 


—2 (dan Kon boffen I. feinen Tod des 










Base, 





= # gin 1. Köl 
i ‚Sonfen 1. Hanfen. 


Berihtigungen und Ergänzungen zu dem 14. 





Jahrgange. 

A, Nr. 81. Dr. ©. ©, Gattin Rard den 3. Bebruas icen 

4 — rd — 

SEEN ER AR, Ehen 

Bu Garl Landaraf u, Hg: fen dee 
merken —5 ne FRI er Berf. F a nis gun AR. el seiehung 
‚gewefen: "astiänungen ad. fon Struenfee 
u. Dran! d. Stan. €. Hoher? —— —75 ‚1788. und 


us — bat: „La pierre Zodiacale du temple de D 


3. 810,3. 160. u. Muss ı.as, wodurch aud) alle folgenden 
ER um ing fte 


©. 909 In der eberförir für Bedimann I, Kagenberger. 


Megifter zum 14. Iahrgang (1836). 


Anmerkung. Die mit größeren deutſchen Zahlen Bezeichneten 
ße n in der erften Abtheilung und haben theild ausführlichere, 
heild Türzere Lebendbefchreibungen. Die mit Eleinen deutfche 
Sablen gehören der zweiten Abtheilung an, melde felten_ mehr 
gie Gebuusiaht, Sterbetag und Literatur nachweiſt und ald eine 
loße Ergänzungßlifte der eriten Abtheilung zu betrachten if. 


MNaq der Nummer, nicht nach der Pagina zu ſuchen. 


Ackermann, Hofrath u. Bürgermeifter zu Buͤtzow 310. 


Adam, Diakonus zu Ulm ses. dv. Ahlefeld, Major zu 
Wrone ass. Adlvers, Schullehrer zu Anderten 1251. 
9. Ahrenſchild, Dberlieutenant zu Rio de Janeiro 146, 


9. Albert, Geheime Finanzrath zu Körpen 8. Alburg, - 


Eonfiforialdirektor zu Wolfenbüttel 61. 
mann zu Roſtock ro. Amenda, Probft in Talfen 71. 
Ammann, Pfr. Z Steinberg 101. Anderſch, Ratbsherr 
u Liſſa see. Anton, König von Sachſen 131. Anton, 

berlandesgerichtöreferendar zu Marienmerderseı- Arens, 
Kaufmann zu Arnöberg sas. Arens, Rittmeiſter zu 


elle so1._ Arndt, Steuerdireftionsaffiftent zu Bredlau . 
oe. Arnold, Prediger zu Liegnig 29. Arnold, Ober⸗ 
Reuerfontrolleur zu Arndwalde ss. v. Arnftedt, Major | 


je Berlin &47. De Aſſall, Advofat zu Jena 1837. Us 
id Marter zu Groß-Noffen 6500. Aumuͤller, Pfr. zu 
Shönbrunn 154. Baad, Dr. med. u Breslau 14. 
Bader, Infpeftor iu Eillium 1298. agang, Haupt⸗ 
mann gu Märkifh» Sriedland ser. Bagger, Rechenmei⸗ 


ltſchwager. Kauts 


xxsıı 


ſter in Heide cs. Bahnert, Prem. Lieut. zu Magde⸗ 
burg 395. Baͤhr, vraktiſcher Arzt zu Alt» Döbern 1068. 
Bamberg, Bed. Rath zu Rudolſtadt 1012. Boͤrendardt, 
Bilddauer zu Münden 1078. Barensfeld, Major au 
Srankfurt a/M. 456. ©. Barner, Majoratöberr auf B 
low 499. Bartels, aufm. au Hannover ssı. Bartels, 
rofeſſor zu Dorpat 1350. artholomaͤ, Landrichter zu 
eilsbronn ss. Baͤſke, Advokat zu Schmoͤlln ges. 
auch, Huͤlfslehrer By Slogau 452. Bauer, Domvikar 
zu Würzburg 242. Bauer, Legationsrath zu Regendburg 
805. : Baum, Kommerzienratb zu Elbing 1000. Baums 
‚bauer, Pfr. zu Staig 750. Bausback, Priefter zu Wuͤrz⸗ 
burg 133, Becher, Gerihtömotar 8 Stuttgart ı 
Beer, Schriftſteller zu Köln or. Bed, Dberlande 
erichtöreferendar zu Breslau sor. Beder, Hofrath zu 
Breslau 606+ edmann, Prediger zu Döbberfen 295. 
Beckmann Prediger zu Weltenbrügge 207. Beerel, Rab. 
Diner zu Brieg 6113. DBeller, Dekan zu Inneringen syo. 
Benda, Konzertmeiler zu Berlin 79. Bennede, Ber 
aſſeſſor zu Harsgerode 106. Benke, Pfr. zu Mifulgüg 
140. Dr. Berger, Stadt» Popfifus zu Biſchofswerda 
30 u. 392. Berger, Kaufmann zu Goͤrlitz so. Berger, 
tieutenont zu Liebenthal gro. M. Berger, Pfr. Rn Rups 
land 1313. Sehr. v. Berger, Öenerallieut. gi ünden 
108... Bernhard I. (Johann Heinr. Boll) Erzbifchof zu 
Sreiburg 65. Dr. Berndold, praft. Arzt zu Feuchiwangen 
1116. er, Kommerzienrath zu Charlottenburg 1196. 
Sreiberr v. Berftedt, Staatöminifter zu Karlärube 169. 
v. Beſſer, Generalmajor zu () 607. Beſt, Generalmajor 
u Verden 1490. v. Bever, Regierungsdireftor zu And 
ac 427. Beyer, Magifratd-Affeffor zu Weißenteld rss. 
Beyer, Juſtizrath zu Neiffe 5 v. Beyer, Obriſt zu 
Stargard ss3. Bieter, Marftvogt zu Celle sos. Blre 
fter, Bürgermeifter zu Münden ss. v. Bille, Obrift zu 
Negendburg 102. P. Billerbed, Major zu Berlin 1067. 
D. Billroth, Profeffor zu Halle 65. Binder, Zreiberr 
v. Kriegelſtein, Minifterrefident zu Hamburg ars. Biom, 
Maler zu Bredlau 202. Bird, Kaufmann zu Flensburg 
1125 v. Biffing, Major zu Salze 1117. Mag. Blankmei- 
ter , Kandidat d. Theologie zu Dredden 11. Blaßus, 
Te en Hr ‚Baugen Si 28 
ajor zu (2) 709 ey, -Zufizratb zu Sonderdhaufen 
1058. lod, Kammerrath zu Gluͤcksburg 30. Graf 


xxIV 


v. Bläder, Domberr zu Finden 1050. v. Bluͤcher, Ritt⸗ 
meißter zu Wietom soo. Blühdorn, Polizeidireftor zu 
Breslau 1000. Bol, Kuſtos zu Augsburg 1235. Bode, 
Hrganift zu Springe 1190. Dr. Bödifer, Umtmann zu 
elle 86. M. Bögedold, Gteuereinnehmer zu Cbbs 
Id 408. Bohl, Studiof. der Theol. zu Hopersmerda 
ur. Böhm, Kriegerath zu Berlin gez. dv. Böhme, Kit 
meifter zu Eifenad 119. Böhmen, Prem. Lieutenant zw 
Celle 1280: Bodrdang, Paftor zu Möllen 564. D. Voller, 
Dberamtdarjt uw Reutlingen 111. Bolt, Kupferkeder zu 
Berlin 188. Bondre, Hofopernfängerin zu Wien 147. 
* Dr. Bondard, Hofrath N Wäntersbah 132. Boreß, 
Advofas zu Niederfriederddorf 774. D. Born, prakt, Arıt 
B Kriwig 112. Bornemann, Rentier su Hannover css. 
ons, Advofat zu Neufalza 384, Bernß, Gerichts 
Direktor zu N.»Sriedersdorf 1142. Boͤſchner, prakt, Arzt 
u Sonnefeld 969. Dr. Boide, Landgerihtsaffeflor zu 
foppenburg 199. v. Borhmer, Amssalleffor zu Göttin, 
jen 1060. Bditger, Sefretär zu Weimar 1245. Bdrtier,: 
aufm. zu Nordhaufen gs. Boumann, Major B Ber 
Iin ss3. Bouneß, Kriegsratb zu Berlin ra _D. Bopfen, 
Amtömedifus zu Grabow 266. Dr. Brad, Pfr. zu . 
niß sog. Dr. Brafebufd, Superintendent zu Br..Sole 
foen 1. Dr. Zram, Domfapitular zu Paffau_4s3. 
9. Brandenfein, Dombderr @ Sahögrän a9. v. Bran« 
denftein, Staetöminifter 3. Schwerin 283. Brandt, Sus 
erintendent zu Zod cı2. Dr. Brandt, prakt. Arzt zu 
iterbogf 100. Braun, Medieinalafleilor zu Et. Jo— 
jannid 108. Dr. Braun, Notar zu Zeiß 1278. Braune 
art, Rektor zu Tann ost. v. Braufe, Generalmajor zw 
jerlin ass. dv. Braufe, General zu Srankfurt a/D. 245. 
Brede, Buchhändler 3. Offenbach a2. v. Brebom, Maje 
u Sendfe 1m. dv. Breitenbaud, Hauptm. zu Herrn 
ferftedt 1285. Breiter, Hofgärtner zu Leipzig 1186. 
Graf dv. Bremer, Staats u. Rabinetöminifter zu gan 
nover 60. Dr. Brettfhneider, Generalarig zu Potsdam 
1076. Vridmebde, Kanonifus zu Ddnabrüd sog. Dr. v. 
d. Brinden, KXolegien.Affefor su Gulben 7. Brinfa, 
Dr, g ülz gm: ©. Briren, Generalmajor zu Berlin 
ss. D. Brud, Konfift. Rath in Köln 124 u, am. Baron 
3 Brkdmann Kentrom, DHhrift w —— —* — 
ofrash zu Leipzig 10. Brüggemann, Kangleirat 
au banauner dio. Graf’ 9. Dräple ıhufr. Au COrdan 





xxV 


ma. Bruliot, Iufpeftor zu Mänchen 217. Brummer, 
Budhändlier in Sopenpagen 119. Brun, Geh. Kontes 
rengrath zu Kopenhagen sır. v. Bub, Dberceremöniens 
meiker zu Berlin 243. Bub, Drganift zu Erfurt ge, 
v. Buchwald, Geheime Konferenzratb auf Neudorf ans: 
son Bucmald, Kammerherr zu Nimdorf gı. Buckatſch, 
©tadirichter zu Guben 226. Budendapl, Da rn Dip: 
fenburg 118. dv. Buddenbrock, Major zu NReu⸗Ruppin 
005. Buͤhler, Kontrofeur zu Gannftadt 77. Buͤlau, Berg⸗ 
rath zu Sreiberg 104. v. Bülom, Pr. Lieut. zu Hannos 
ver 1438. v. Bülow, Major zu Wahmekow 1235. Burck⸗ 
dardt, Pfr. zu Ebenried es. Burgmüller, Komponiſt zu 
Yachen sog. Burgmig, Schuffehrer zu Gr.» Pantfen ou. 
Burſcher, Pfr. zu Leutben 40. Burz, Stadt: Ebirurgus 
zu Büftrom 294. Buſch, Paftor zu Langförden 123, Bu⸗ 
zengeiger, Univerfitätämechanifud zu Tibingen 208. By⸗ 
cheſberg, Obriſtlieut. zu &tolpe zu. Calberla, Fabrik⸗ 
- befiger zu Dresden 305. Callenius, Hofamtsrath zu Aus 

Dolftadt 108. Calliſen, Juſtizrath zu Gluͤckſtadt 45. 
v. Sammerer, Saplan zu Almendingen see, v. Cammes 
rer, Direktor Ar, Stuttgart ıs52. Campe, Buchpdändfer 
j" Hamburg 204. Frhr. v. Canig u. Dallwitz, Seconds 
ieusenant zu Potsdam 542. Ganz, Pfr. zu Mundelöbeim 
3. Canzler, Spraclehrer gu Hannover 97% arl, 
Landgraf und Prinz zu Heſſen, Generalfeldmarfhall zu 
Louiſenlund 170. Carſtens, Paftor zu Waddewarden 177. 
Carſtenſen, Katechet zu Kiel 10. Earftenfen, Paftor zu 
Ghderlägum 112. Dr. Caͤſar, Gymnaſialprofeſſ. u Kafs 
fel 53. Graf Chotek, Sürfterzbifbof von Dimüg 184, 
Ehriftianfen, Schullehrer zu Winnert 1998. GChriftrei, 
Qubreftor zu Doigenburg 302. CEdhrzascz, Ar. zu Ell⸗ 
uth 1. Clodius, Senior ded Fuͤrſtenkollegiums zu 

ipgig 92. Colb, Pfr. zu Wolfendaufen 1. Conrad, 
Schullehrer zu Schönau ges. Dr. v. Eonradt, Hofrat 
zu Wollin ıss0. Consbruch, Kriminaldireftor zu Herford 
291. D. Cramer, Inſpektor zu Halberfladt 167. Grobme, 
fientenant zu Dannover 788. Erüger, Major zu Grabow, 
wi. rufe, Paſtor Ju Godlar 112. Cyriacus, Paftor zu 
ae 1321. Cꝛiepka, Paftor zu Reineddorf 1:04 Czichy 

fr. zu Brieg 1838. Czyrzowskp, Bir. zu Sriederödor 
us. Dahme, Amtmann zu Darpftedt 703. Dalde, Ju⸗ 
ſizrath zu Belgard za. Dalibor, Paſtor zu Wirſqchko⸗ 


xxvi 
die se. Dallinger, U Münden 506 
jmeier, £ebrer zu Barmen es. v. Damig, Attrgte- 
ger zu Kummernic 10. Dammert, Waflerbaudireks 
or gu. Hameln 7. Daffel, Landbau Kondufteur zu 
Tenburg 11. Dr. Daub, Kirgenrath und Profeffor zu 
jeidelberg 221. Dr. David, Rath u, Profeflor zu Prag 
.. Debrud, Regimentsarzt zu Potödam 15. v. d. 
jeden, Dberdauptmann zu HDfterhola zes. _Dedmann, 
jauptpaftor zu Neuenkirchen star. Degen, Konfiftorials 
jaih zu Ansbach 259. D. Deinzer, prakt. Ant zu Närne 
rg 976. Dr. Denefen, Senator zu Bremen 1466. Der, 
Singer, Hofmuſſtus zu Stuttgart 770. Detmering, Apos 
tbeker zu_Neufade ısor. Demalt, Advokat zu Zwickau 
10. dv. Diebitfh, Major zu Lüben 199. Dieftelbartd, 
ofsirddauer . Stuttgart ass. Dietrich, Dberlandögeritös 
referendar 3. EpE ass. Dietrih, Kämmerer 3. Oblau 865. 
Dietrich, Botanikus zu ‚eoenpain 139. Dr. Dieg, Pro« 
feſſor zu Rönigöberg 23. Dihm, Paſtor zu Oberpritte 
[den 1037. Dingeldep, Buhbändler in Darmfadt s73. 
ionpfiuß, Derammmann d Stryellno 38. v. Dirdind, 
dier von Holmfeld, Hoftammerrath u. Poftdirektor zu 
ochold 50. Dittrid, Wittergutöbefiger au Dderberg 
118. Dobbelttein, Poitmeifter zu Hamm 315. v. Dos 
bened, Dbriktlieutenant zu Elbing 164. v. Dobfhüg, 
General zu gan 33. ©. Dobf@üß, Prem. Lieutenant 
au.) se, Dodell, Kanonikus zu Augsburg 157. Dos 
mann, Schufmeifter u Wormlage 15. Domann, Rene 
tier zu Berlin ass. Dorfmäler, Pfr. zu Himmelskron 
497. Dormeyer, Lieutenant zu Dömiß 859. Dörzapff, 
« Voftfekretär zu Münfer om. Draiihke, Schullebrer 
su Kranowiß 105 Dreitt, Schulrath zu_@tettin 1216. 
v. Drefd, Minifterialratd u, Profeflor zu Münden 211. 
v. Dredfp, Major zu Striegau 412. Freiherr v. Drofleo 
Hüldhoff zu Mänfter ass. Dundel, Prediger zu Glogau 
1452. Bunter, Zandfcaftömaler zu Nürnberg 700. Dunks 
dorf, Wundarzt zu Ribnig se. Sror. v. Dürnig, Kane 
merberr 3. Bamberg 49. Ebeling, Part. 3. Bolzum 1: 
Eberhardt, Bilddauer zu Münden iam. Eberd, Muffe. 
+ Direktor zu Berlin 186. Ebert, Pfr. zu Fürtd 117. Ebe 
befen, Probk zu Schledmig 751. Edelmann, Maurer zu 
Klenowig «5. Edler, Rektor zu Neufädtel soo. Egen, 
Dberlieut. zu Bamberg sr Eggeling, PoRmeifter zu 








XxVvıl 


Lingen ıcor. v. Eggers, Etatdrath: gu Kopenhagen sie 
Dr. Eggert, Bergarzt zu Eisleben 171. Eggert, Ober 
betgraid zu Halle 1877. v. et ein, Oberlieutenant 2. 
Ludwigsburg 744. ai v. Eplofflein, Kammerberr 
©tutigart sıo. v. Ehrenberg, Major zu Laͤsgen ar 
Eiodorn, Lebrer zu Hannover 1208. „Ei, Prediger F* 
Danzig 92. Einert, Organiſt zu Warſchau 247. Einfeld, 
Kanzleirasd gu Hannpver 1157. v. Einfiedel, Erb», Lehn⸗ 
u. Gerichtöderr zu Sphra ss. Eiſenſchmid, Rektor und 
Profeſſor zu Schweinfurt 121. v. Eiſenſchmidt, Major 
+ Brieg ou. Eisfeldt, Rektor zu Neubudom 280. El» 
er8, Dr. der Medicin zu Hagen 1014. Elsner, Dr. der 
Medicin zu Bredlau 10m. Emeis, Foͤrſter zu Rantzau 
1634. Mag. Engel, Stadtdiakon zu glauen 7. Engel, 
©enator zu Hufum 105. Engel, Pfr, au Pohlfhweinig 
206: Enger, Stadt. Direktor zu Natibor 764. Dr. Erbs 
Kein, Kaffirer zu Dresden 144. Dr. Ernefi, Profeſſor 
zu Koburg arı. _v. Ernödorfer, geifl. Rath zu München 
28, Evers, Ledrer zu Borken ms. Everfäl, Prediger 
zu Hünsboven 1129, Saber, Schulledrer zu Groß⸗Beycho, 
651. aber, Pfarrer zu Neubaufen a. Faber, Pfar— 
ser zu Gomadingen 0. Dr. Sabricius, Domanials 
amtdarıt zu Buͤßgow 546. v. Half, Generaflieutenant 
u Darmfladt 51. Behringer, Rath zu Hildburghaus 
en 44. Dr. gerg, . praftifber Arzt zu Nürnberg 915 
Dr. Fiedler, Kanzleirath zu Frankfurt a / M. 146. Dr. 
Siedler, prakt. Arzt zu ainerau 13. Fiedler, Kompos 
nift zu Rogeburg 12633. Fikenſcher, Appellationsgerichts⸗ 
advofat z. Naila sis. v. Finckd, Hauptmann 3. Winnins 
den ass. Fink, Stabömundarzt zu Griesheim rer. Fink, 
Profeſſor zu Mainz 1102 Finth, Profeffor zu Urach 1006 
D. Sinzel, Kanonikus zu Forchhdeim 1450. Fiider, Schau⸗ 
fpieler zu Breslau 225. Fiſcher, Schullehrer zu Liegnig 
678. v. Fiſcher, Dberamtm, zu Nürtingen ısee. Fiſcher, 
Amtsrath 3. Sforifchau 10. Fiſcher, Kantor 5. Otriegau 
068: , Slafäner v. Ruhberg auf Boͤhla b. Koͤnigsbruͤck 288. 
liegel, Schulrektor zu Lömenberg sr. Fliegner, Land⸗ 
Haftösrendant zu Ratibor 765 v. Slüe, Landammann zu 
Saxelen 1419. Fluͤgge, Oberamtmann z. Uslar g86. Bol, 
Afktuarius zu Kiel as Dr. Forcke, Eandppofifu zu 
Gronau ss. Dr. Foͤrſtemann, Profeſſor zu Danzig co. 
v. Srancoid, Hauptmann zu Eckartswaldau s43. Sant, 


xXXYIu \ 9— 


Kreisbauingenieur zu Paſſau 254. Frank, Lieutenant zu 
Katibor 12866. Frank, Hofbilddauer zu Stuttgart 1397. 
Dr, v. Frank, Medicinalrath zu Stuttgart 1264. Franke. 
Paſtor 3. Lenthe a9. Frankenfeld, Inſpektor z. Hannov, 
ir: Freiesleben, Bergſchreiber zu Freiberg 128. Frers, 
ndeöbevollm. zu Wöhrden 1223. Frep, Ged. Refer. zu 
arlörube 481. v. Freymann, Aſſeſſor zu Mitau 1239 
de, Paſtor zu Nordheim sag. Sriedemann, Paftor zu 
firau 869 D. Friederich, Prediger zu Groß⸗Kreutz 585. 
riederich, Prediger zu Wunſtorf 1227. Dr. Sriedreid, 
ofratb und Profefför zu Würzburg 182. Dr. Sriedrid, 
erſter Kuſtos der Bibliothek zu Bredlau 115. Sreiberr 
2 Sriefen, Kammerherr zu Dresden soo. Friesner, Kon⸗ 
erenzratb zu Breslau 1109. v. Friſch, Oberfinanzrath zu 
Eruttgart 38. Fuchs, Rendant zu Ratibor 12011. Fues, 
Maler zu Nürnberg 12800. Sugger v. Babenhaufen, Fürk 
zu Babenbaufen ssı. Führer, Kammerrath zu Detmold 
16% 9. Sunde, Prem. Lieutenant zu Burgwerben 639 
une, Hofrath zu Neubrandenburg 142. Furbach, Forſt⸗ 
meifter 3. Ahlbeck 1007. Zürft, Landricht. 3. Nürnberg 610. 
Surtner, Reg. Arzt 3. Münden rs. Gärtner, Hofratd 3. 
Eifenad 1138. Bartfhod, Kapit. 3. (9 720. Gafterftedt, . 
Schultdeiß wu Ettenhauſen 406. Gausmann, Paflor zu 
Neuſtadt⸗Goͤdens co. Dr. Geiger, Profeſſor zu Heidels 
berg ss. v. Gemmingen Hornderg, Geb. Rath zu Hei⸗ 
dei erg, 80: Dr, Sengler, Domfapitular zu Bamberg 
118. Senzfe, Genator zu Plau es. v. Geppert, Ges 
neralmajor zu Padua er. Gerdeßen, Superintendent zu 
©eidenderg 319. Gerdardt, Advokat zu Bautzen ale. 
v. Gerödorf, Kammerberr zu Dreöden 88. Eleonore v. 
Gerddorf, vermittw. Geb. Zegationdrarh zu Koburg 73. 
ger v. Gerddorf, Major i Srauftadt 1657. Gerltein, 
andrath 3. Hagen 276. Gefcer, Pfr. z. Wiethmarſchen 
er3. Graf v. Geßler, Pr. Lieut. zu Breslau 1383. Dr. 
Geßner, Medicinalrath 3. Andbad 1170. Gepmonat, Pfr. 
za Neudengftett ar. Bibfone, Generalfonful zu Danzig 
819. Bieneke, Arzt zu Neubrandenburg 147. Gille, Lan⸗ 
desdirektionsrath zu Weimar a2. Gipfer, Apotheker je 
Rpbnid ae. Mag. Blaffey, Pfr. 3. Culmigfc) sıs. Gläs 
fer, Lient. 3. Ratibor sıs. Glaß, Verwalter z. Langenau 
1106. D. Omelin, Dberjußigratd ij. Stuttgart 1102. Gneif, 
Dberlandeögerichtärath 3. Naumburg ısse. Böder, Pakor. 


XXIX 


. au Versmold 600. Dr. Goldhorn, Profeffer zu Leipzig. 
208, D. Goldſtein, Armendausarzt zu Greugburg 786 
Goltermann, Sekretär zu London 134. Mag. Boll, P 
flor z. Conradsdorf sis, D. Sompf, Subrektor 3. Torgau 
85. Mag. Goͤrenz, Dberfchulratd u. Direktor zu Schwhe 
rin 34. Gdrz, Medicinalrath z. Aſchaffenburg 136» Goͤß, 
Stadtpfarrer zu Baierddorf ai. ©. Goſtomski, Prem, 
Lieutenant zu (2) 40. v. Gotſch, Second Lieutenant zu 
Neiſſe 363. 9. Gotſch,⸗Sec. Lieuten. zu Silberberg 4% 
v. Gotthardt, HObriftlieutenant zu Münden 11. Dr. 
Goͤtz, prakt. Arzt zu Merklingen 1467. Grabbe, dramat. 
Dichter zu Detmold 4189. Dr. Sräfenhan, Direktor au 
Mäbivaufen 149. Graf, Bed. Rath zu Debringen a2. 
Sradl, Amtslandrichter zu Coldig si. Grahn, Prem, 
Lieutenant zu Lilienthal 1090. Grafer, Kantor zu Luckau, 
916 v. Greiffenderg, Haupim. zu Godda 1386. v. Grels 
fen , Tontlinkler zu Berlin 103. Greſch'l, Prem. Lieut. 
su Bredlau 1007. Grieffendagen, Amtmann zu Roſen⸗ 
pagen eo» Grindel, Kreisarzt 3. Riga 7. Griffe, Re 
erendar zu Ratibor 1406. Grofie, Buchhändler zu Sten 
dal sıo. D. Grotefend, Direktor 3. Göttingen 56. Gros 
tbe, Geb. Hofrath zu Berlin soo. Grübler, Pfarrer zu 
Koftelig 710. Grübler, Paſtor 3. Ziegenbain 73. Grumbt, 
Sekretär zu Dredden ss. Grünwald, Aelteſter zu Riga 
679. Grütering, Lehrer 3. Münfter 237. Guiſchard, Geb. 
Juſtizrath zu Magdeburg sıı. Gundelad, Buchhändler 
zu Kigingen 797. Bündel, Superintendent p Wunſtorf 
72%» Gunther, Appellationsgerichtsrath z. Köln sm. Ge 
rich, Paſtor zu Boitsdorf 106. v. Gußmann, Etatsrath 
zu Altona 1058. Guͤth, Forſtmeiſter zu Eltmann 1186. 
v. Gutſchmid, Regiergsrath zu Dresden 38. Graf Gyus 
lai, Seldmarfhall, Lieutenant zu Peſth 112. Haag, Pros 
feflor zu Pforzheim 1998. Haage, Bürgermeifter zu 20» 
beda 1043. abeniht, Muſiklehrer zu Hannover 1305 
een ebrer zu Berlin ızss. Haberſang, Obers 
rfter zu Langenfeld 102, Haberſtrohm, NRittmeifter zu 
Lieanig so. v. Hadewig, Hauptmann zu Warſin 376. 
afner, Revifor zu Frankfurt afM. 138. Hagedorn, 
pmnafiallehrer zu Coesfeld 311. Hagemann, Rapitan 
zü D6önabrüd ser Hagen, Prediger zu Bredlau ca. 
». Hagen zu Hägenermühle 1211. Dagen, Dauptm. zu 
‚Rapeburg sı» v. d. Hagen⸗Rdindw, Oberſteuerkontrol⸗ 


IXX 


leur zu Hoperswerda ss. Hager, Finanzprokurator. zu 
Leipzi 2 Habfe, Paftor ni Sanfenshärtel 1083, Hals 
ler, Kapitän zu Wittenberg 6. Haltenhof, Senator zu 
Nienburg sır. Handrianz, Stadtkaplan zu Wittidenau 
83. Hanewald, Sabrifunternehmer zu Quedlinburg 98. 
Banfe, Pfr. au Schildau 1040. Haͤniſch, Paftor zu Sans 
derödorf a6. Hanſen, Paſtor zu Holebül 1446. Hanfl, 
Qfarrer zu Görsbacdy o88. v. Harling, Landkommillär 3. 
r. Burgwedel m. SHarnifd," Kreiswundarzt zu Merfes, 
burg 229. Dr. Hartig, -Dberlandforftmeifter zu Berlin 
31. Hartlieb, Affeffor au Greuzburg 973. _ Bartmanı, 
auptm. zu Lüneburg 74. Dr. ‚Dartmann, Konfulenr zu - 
Snabräd 1261. Hartmann, Kaplan z. Vollmaringen 77. 
Hartmeyer, Gutsbeſitzer zu Regensburg 1086. v. Harte 
wig, Poſtmeiſter zu Barſinghauſen 1413. Haſe, Geh. Res 
giſtrator zu Hannsver 405. Hasperg, Kommerzienrath 
j Hamburg 34. Haſſenſtein, Schulledrer u. Drganift 3. 
onna 176. D. Hauſchild, Rechtskonſulent u. Geridtös 
Direktor zu Dresden 145. v. Haufer ab Arßerhaufen, 
Kapitular zu Sreiburg 72. Häutle, au fpektor zu Neue 
burg 1330. Heding, Vikarius z. Dttenftein 659. v. Hede⸗ 
mann, Kapitän zu Holtenau 7. Dr. Hedenus, Leibarzt 
u Dredden 250. v. Heeringen, Rammerjunfer zu Ohr⸗ 
ruff 893. Hefele, NReg.:Regiftrator zu Ellwangen 7a. 
ehn, Dberamimann zu Loͤhme co. Gebr, Kanzlift zu 
tuttgart 951. ©. geibenreih, Generalmajor zu Berlin 
11. Heidenreich, Stadtpfr. zu Würzburg ısae. _ Hein, 
Doktor zu Münden 10022. Heine, QJufizratb zu Halbers 
ftadt 778 einemann, Schulledrer zu Urnftadt 255. 
deinemann, ergipndifus 3. Goslar 1308. Heinrich XIX.. 
Iterer Zinie, fouv. Zürft Reuß zu Greiz 210. Heinrichs 
mair, Finanzrath zu Eichſtaͤdt sas. Heinrichsdorf, Kaufe 
mann zu Danzig 1456- Veinge, Pfr. zu Koftenblut 1000. 
Heinz, Pfr. zu Langenhain.306. - Heinze, Exkonventual 
zu Peteröhende sis. Heinzmann, Bergiekretär zu Claude 
aa 086. Belmer, er zu Uslar 100. Hellwig, 
mtölandriter gu Plauen 9 Helmes, Advokat je 
Weiden 10. Helmſchrott, Srübmeßbeneficiat zu Markt⸗ 
offingen 30%. Dr. Dempel, Kommergienrath j. Oranien⸗ 
baum ars. Hempel, ehemaliger Hofadvokat zu Peſth som. 
Dr. Henkel, Superintendent zu Neuftettin 7. Hennen⸗ 
derger, Juſtizratd au Berlin 110. Dr. Herbſt, Profeſſor 


xxxi 


yu Tübingen 4 158. — Buahändter in Roweil die 

—X Be J —558 — hen, Ei 
rath u. ri U) Jagen r. Derr rofe 5 
ix Sreiburg Sun ‚Herring, —— ut an 17. 


Hui [3 ne —32 — Er a EN Da 


dieſ zu Ambi jet 1236. 


furt_ af‘ *9 offmann, Sue a zu Yardim 270. 
hau. of zu Berlin En Hoffmann , Dberpofts 
jekretär zu HH lau ses Hoffmann, Kapları zu Erlen, 
ach 807. Hoffmann, Pokaffirer 3. Stuttgart. 378. ft, 
— Uelzen re. Höfling, Landgerichtörath z. & 
rer Hobenlode, Seorg Zudw. Mor. Zürft zu, Generals 
major zu Kirchberg a. d. Zart 251. v. Hohenlode, Fürs 
Kin gu Temedwar 1370. Pahenpellern eeingen, Prinz 
jofeph u Färkbifcof v. land, zu Srauendurg 192. 
hing, Lehrer zu Maulbronn 1987. ürhr. v. Hobndorft, 
jebeimeratd zu Mannheim o- Hoken, Zu igrath, au 
ildeöheim Holdt, Infpektor zu Salzau 10xs- 

Ike prakt. Arzt zu Seipzig 1100 le Kinfertam, 
gs for zu Hannover 5 olmann, D rganit au 
Beige Holmenn, Rektor u Lüneburg_71. ' 
v. Golfen, Oraf u 1 Hoifeinburg an: 9. Holm, Et 


xxx 


Lieuten. au Ratibor 457. Hölty, Paſtor gu Hißader 787. 
Dr. Sol chud, Advofat zu Neuburg 07. Dr. v. Doms 
mer, ifcbor zu Trier 218. Sonold, Diafonus zu Geiß- 
fingen 1231._Hond, Advokat zu Däffeldorf 137. Hopfer 
de l’Orme, Buhdrudereibefiger zu Tübingen ass. Hoppe, 
Bürgermeifter zu Bergedorf 1104. Hoͤregott, Pfarrer zu 
Mengerddorf ısze. Frör. v. Horneds Hornderg, Kaͤmme⸗ 
“rer zu Negendburg 1173. Hornung, Kaufmann zu Srans 
fenbaufen aeg. D. Hörmarter, prakt. Arzt zu Wien zone, 

oßfeld, Hauptmann zu Meiningen 1. Dr. Houth, pre 

rzt Fr Burg Steinfurt 318. Hoen, Leihbibliothekar 
u Goͤrlitz as Huber, Pfr. zu Weſterheim 748. Huber, 

farrer zu Wittlingen 944. NHubner, Major zu Potödans 
42. Huch, Dr. med. zu Bardowich sıs. Dr. Hufeland 
Staatsrath und erfter Leibarzt zu Berlin 173. Gra 
v. Hälfen, Lieutenant zu Roſenberg 104. v. Hülft, Dis 
vifionsauditeur zu Mänfter 40. _ Hummel, Pfarrer, zu 
Schwoͤrzkirch si. D. Hundeifer, Edũkationsrath zu Fried⸗ 
ſtein 3%. _Hünerfürft, Pfr. 3. Neufirchen ıse. Qunniuß, 
Pfr. zu O. Weimar 820. Huftig, Kaufmann zu Camenz 
ur. Hufuadel, Pfr. zu Bonfeld ızzs. Huth, Arciteft 
zu Reudnig co» Hobel, Valor zu Glogau 494. Jach⸗ 
mann, Zandbauinfpeftor 3. Berlin sos._ Jachmann, Kreide 
jufigrach zu Wreblau 1056. Dr. Jadert, prakt. Arit zu 
Edartöberga 734. Janedky, Bürgermeifter zu Huliſchin 
450. Jaſchke, D. med. zu Dorpat 1326. de, Zollinipeks 
tor zu Brake 194. v. Jeetze, DObriftlieuten. u otsdani 


fin hau⸗ 
fen 107. Jeverſen, Paſtor zu Bauͤgumkloſter sst. aere 


fenderg 1171. Dr. Ilg, Rath und Profeler du Dres Fr 


mann zu Hamm 660. Kaltmann, Pfarrer zu Grube 10. 
Kaluza, Pfr. zu 


XIXIII 


Buitkowen os. Kappler, Kaufmann z. Bauten ter. 
arbe, Oberamtmann zu Peteröhägen 1137. Dr. Kamnadı 
Advokat zu Güftrom 1876. Dr. Karpff, Profeffor in Inte 
bruck 116. Karrer, Dekan zu Kempten 52. Käftner, 
Sandamtmann zu Gispersleben 119. v. Katte, Oberfs 
Heutenant zu Neuen, Klitfche Fr D. Kapenber er, Hofe 
rath zu Warendorf 298, Keckeiſen, Stadtſchultheiß gu 
Erienmoo® gas. Keerl, Reolerungdreit 8 nsbach 184% 
Keferſtein, profeßor zu Thorn 210. Keil, Landmann zu 
Toͤttelſtett ses. ifer, Prem. Lieutenant zu Werlin 47. 
Dr. Keller, praft. rn zu Duisburg ses. Keller, Major 
»Didenburg cr. Kellner, Major zu Diternburg 38. 
pel, Landgerichtöfekretär 3. Vechta 130. Kern, Obere 
amimann Rn flerode 1389. Ehe. v. Ketelhodt, Geheime 
Rath zu Rudol Keiber&dorf 
878. 


ſtadt u. Kimmt, Kantor gu Kindt. Or 
dtp ©. W 


‚„ Kantor di De 
u Berlin ee. v. Klopmann, NRittmeifter zu Kl.⸗Buſt 
ber 70 Kloske —— zu Leobfhüß 116. K 


leirath zu Rothenbur Kluge, Kanzliſt zu 
Sreblan 2 rg Kaufmann zu Naumburg N 


ler . Mag. Köhler, Paſtor gu 
Bindifchleuba 49. Köhler, Schullebrer au Breslau son 
Inbifele ' bredden 52. Kodter, Predi- 


AXEV. 


ger d. Elie un. abdlen, Pakor 1. gariedufh 8. EN 
mann, Profeflor zu Rom co. Nöbn, Paftor zu, Sül, 
jaynn 556. v. Kold, Landribter zu Dttobeuern 1371. Rh 
HR Medicinalratd zu Celle 134. Dr. Koller, Oberamts, 
zu Tettnang 1917. Könede, — au Rofod 282. 
gi ig, Domkapituldr zu Gamberg 209. Graf von Kös 
uigsdorft , Nittergtöbefiger u Mündeberg, “ir Könii be 
Konfii — zu Yltona 203. Koopmann , 

3, Bat dlcin, Ei ‚Öhrdeh. iosı. Kopp, —E » ürz. 
Bar or, Kerne au Bertin eh» Korig, Rec) 
kanl dar 3 » Dresden 344, ner, Pfr. 3. Birngrög 107%, 
Körner, Bir. zu Wolfchkein sg." Kort, Saullehrer zu 
Rofpfomiß, 1335. ds Safıe, Dbriflientenant 
Dom 1197. d. Kotulingfi, Lieutenant > Pawelfähie — 
v. Kraft, Prem. Lieutenant zu Groß» Glogau 507. Krahe 

Prediger zu Dberödort 1930. Krämer, Mdvokar zu 

Skins gm Ktappe, Kantor Pr Lanterberg am PN ie 
—X Dbrift zu Itenpurg 9  Krauje, 

Fe — fetreär zu Bretlau 54. Kraufe, een 


er utöbel efger au Kreuland 85. ng — iu 
ank u a 8. Krüger, Baumeilter in Qucdline 
Bury Krüger, Ratbsapothefer zu Stralfund 180. 
Ki ie , Suobal in in Du in 1072. Krüger, u 


ur br 


— Küpnel,. Pi Pfr. Mt 

ar dien Dr. v. 1 Dev Beneratinfpebtor au 33 

as Kümmel, Paſtor zu Urdag 11. Kummer, — 

ger zu Garde —2 rer von, au 

Yan nn Sb Eldingerode m. Dr. ee, 

t —* uß an dit Er I, — 
e, ulrath zu 2 

Taubtechrtfehrn ten 80." *5 
ee au Sdweri 


7} ce a Dr a 





xıRnV 


Hauptmann zu Damburg. 1487. Dr, de Lalande, Regim. 
rzt 3. Berlin 1210. v. Zalence, Generalmajor 3. Erailds 


Ye Roche v. Stardenteld, Major 
Dir. ge Heidelberg 1473. Laſſen, Erdherr 3. Giggen 1215. 


Lepping, Kaplar zu Müniter 1309. Leſchen, Major zw 
ee 1 Leuchs, Kaufmann zu Nürnberg 240. Dr 
euchſs/ Zußigrerd zu Waffertrüdingen 1163. Lex, R 

fiondrash zu 

en Sa. Tiebermeilter, Pfr. 3. Aufkirchen 755. Kürit 


Eodemann, Superintendent 3. Ronnenberg. se. D, ZaDi» 
wenn, Dberamtmann 3. Wittlage » Humteburg 197. Löfr 
ler, Bed. Doerhnanzratb —X A er, Regier. 
- Rath zu Koͤnigsberg ss; er, er. zu 

Dedbeiis 0% v. Loile, Obriſt au —2 dj 


- 


| XLIxXVI 


doͤffel v. Loͤwenſprung, Generalmajor * Weißenfels 195, 
Baron v. Loͤn, Major zu (2) #77. v. 8008, Obriſtlieut. 
su Breslau 1205. D. Lorenz, Superintendent zu Zwidau 
108. Lotichius, Domänenrath zu Wiesbaden 6u. Lott- 
ner, Zuftigraid zu Berlin 1010. Graf v. Loücey, Gene 
ralmajor zu Bredlau 1357. v. Lübtom, Obriftlientenang 
u & 0% Graf v. Luckner, Rittmelfter zu. Plön 1107 
Hüders, Juſtizratd zu Huſum oeo- zubomieg, ‚uRlrard 
u Hannover 126» Ludwig, Lieutenant gu Breßlan 1515. 
Sre err von der Zühe, Staatsminifter zu Gturtgart os. 
nel, Dekonom zu Diepenau 1368. v. Lupinski, Nitte 
meifter gu Pleß 1074. D. Luther, prakt, Arzt zu Reudies 
tendorf 11. Zuther, Regiftcator 3. Schwerin 1090 Lutte⸗ 
roth, Kommerzienrarh 3. Mühldaufen 185 Macco, Ins 
ſtizamtm. zu Sriedemalde 490.” Madeprang, Kapitän:gu 
Emden 1447. Maffei, Kaufmann zu Minden sum. Dr. 
Mall, Prof. 3. München 190. Frör. v. Maltzahn, Kam⸗ 
merberr zu Sutg oe v. Maltzahn, Offizier zu Stettin 
se. D. Mang, Pfr. 3. Floͤrsbeim ars. D. rdier, Reg. 
Katd 3. Marienmwerder 1130. Marſchalck, Lienten. & Has 
mein 535. Martius, Pfr. 3. Neukirchen soo. Marr, Tons 
tünkler 1. Karlörube 122. D. MB, pr. Argt zn Gchlebs 
wig 174. Mafleli, Tufizrasd zu Breslau rss. v. Mafe 
fom, Pr. Lieut. 3. Culm 129. Matthiad, Obriklienten. 
ud es: Mattner, Stadtpfarrer zu Sranfenfein 1008. 
Mauer, Pfr. 3. £indenau ss. A. d. Mauer, Generals. 
Schwyz 1400. M. Mayer, Pfarrer zu Peigenhaufen 1451. 
Medel, Domänial-Amtöfebrer. 3. Schwerin 409. "D. Mies 
del, Dberwundarzt zu Zeeg 107» Baron v. Meerbeimb, 
Kammegpr. zu Giſchow 1800. Mehl, Kriminalrichter gu 
Wiesbaden ger. Meblid, Affeffor zu Rehburg zorı. Dr. 
Meier, pr. Arzt & Dorpat ri. D. Meilinger, Prof. gu 
München 230. einer, Kaplan zu Kalkau ss. : Graf 
Mellin, Kammerbr. in:Stralfund 136. Melzer, Pfr. 3 
Neiße ne. Melzer, Nett. zu Zülz ısee Graf v. Men 
gerfen, Kammerbr. 3. Dredden 1319. Mennemann, Bär 
germitr. & Altenberge os. Mens, Geb; Rath gu Brei. 
u 64. Menzel, Daft. z. Kreibau 115 Merbetb,-Bris 
Batgelehrter 3. geipilß 1164: Meßner, Pfr. z. Braundbad 
a5 Frhr. v. Menid zu Irchwiz us. Meurer, Im 
amtm. 3.. Boigtöberg ser Meyer, Direkt, & Düren 227. 
Meyer, Dikar 3 Höldorf & H. Meyer, Eeibarit » Ds 







ZIIVO 


Monte. —— z. Bautzen 301. Dr ‚ Pr. 
Lieut. z. Breslau. ae. ubfert, Rentier u Berlin 568 


Silen Kriegeratb * Breslau 598. uͤler Diarrer $ 
Deucelried 20 ler, Senator }. Sranff. af 

Müller, —E 3; Glatz ssı. Müller, a u 

ZFübchen 1354. v. Müller, Leg. R. 3. Lüneburg son. Ra 

ler, Paft. 3. Sundbaufen a. M ler, Preð. ** Wage⸗ 

singen 141. Müller, Stadtrichter au Wilsdruf gay. 

er v. Sriedberg, Landamm. 3. Conſtanz 151. - Mums 

menthey, Kommifl. 44 Goͤttingen 1200. v. Muͤnddauſen, 

Obriſlieut. auf One eftorp 239, D. v. Mündom, Prof. 

Bonn 7. Münnid, Superintend. z. Dfterode 140% 

r. v. Murach, Hauptm. 3. Ndr.Murach 1100. Muth, 

nd. d. Theol. z. Carolath 1028. Naegeli, Componiſt z. 

rich 248. Naumann, Profeſſor 5 erlin ger. Nerke, 

fr. zu Sriedewalde 109. Nero, Arzt zu München 1408. 

9. Nette lyorſt, Obriſt 3. Stuttgart seo. Neuffer, Pfr. 3 

Berndaufen sıs. Neugebauer, Stud. jur. zu Bonn 768. 

Kr Schullehr. 5. Bredlau so. Neumann, Lehr. 

rd 1u16. "Neumann, Juſtizrath 3. Stargardt 1166. 

**— „enuliebrer 3. Hermsdorf 1831. Neumuͤller, 

fr Auerbad 90. Neveld, Pfr, 3. Düren 128e. Nidel, 

f. 4, eh! au 1377. Nieberding, Hecept. 3. Steinfeld 

Sriedner, er „ge Bräunddorf 767. Nielfen, Kam» 

. wmerrath zu Steinfeld os. Niemann, Dberlandgertihtd- 

— z. Halberkabt 60. D, Niefe, Stadiphpf. z. Ges 

irrenbach, Juſtiz amtm. 3. daden iosa. Nit⸗ 

— Rune z. Sugenpeim 1337. Noͤldechen, Regier. 


xıvm 


Rarh 3. Berlin 1ess. Dr. Noomagel, pr. ü * 
durg 5 v. Nofig u. Sänkendorf, er nik. 
Seh. Kath Ar Dresden 200. Nowack, Schullehr. 3. —* 
wii Nüß, Pfr. z. Duttenberg ass. Noberg, pr. Arzt 
> ©t. Petersburg a1. D. Dberfompff, pr. Arit z. Bün, 
teröberg 288. Dr. Dbermepr, Unteramtsdarzt gu Wieſen⸗ 
Keig sus. Dberndorfer, Advof. 3. Efhenvah 120. Od, 
Dr aniſt 3. Dredden 1109: Deiopfa, Pfr. 3. Bogutziz rıc. 
der, Geh. Hofrath 3. gioppenburg 310. DÖffermenn, . 
Seorit. » Como 125. v. Perl nger, Major 4. Gtutts 
gert ssı. D. Dhmed, Amtspbuf. z. Loͤtzen 1 ederike 
Gö,. Oldersdauſen, —— Editorf 40. Deldafen 
» Schoͤllenbach, Forftmftr. in Schwabach 102. Oelrichs, 
——8 ſ. u Berlin 67. D. Onymus, Ges 
acralvifer gu Wuͤrzd urg 187. v. Oppeln⸗Bronikowdkp, 
Bajor g. Danzig cas. Dertel, Dberfteut. 3. Undbach sec. 
Ortleb, Pfarrer zu —— 84 84. v. der Often-&aden, 
DÖbrifllent. 3. Dreöden 246. Dtrombomöfy, Reg. Sekr. 
Bredlau 5. Otto, Apotheker Ra 57. v. Dito, 
Sxaatöminit — Zium un 308. Geh. Sekret. zu 
richtsdir. gu Meißen we. Drto, 
FRE Würiten 1067+ Die, a In bid⸗ 


— Direkt. zu um Oo gart 1029. Src 
reblau 74 Paͤtz, Brunnenkonmaifl zu Eilfe en re 
u Bed. Zegationdrarb zu Hamburg 286. 
ndesbevollmddti ter 3. Eddelad an Geh, Eöulfehr, 
4 Hochkirch 292. Peiner, Amtm. zu Wrebenbagen 2* 
eſchel, Pfarrer au Groß» Pramfen 47. uclet e, Db 
n 


anzrath 3. Berlin 1357. Peterfen, Ju ttocde u zu eilt 


enbafen nz la Da. zu Intſch ter 
on, Neg. Ar Münfterberg css. gesold 

rfier Gehen 550. Pfaff, Sec. Lieut. — * 
v. Pfaff, Geh. Ardiv. z. Stuit art 1206 enfanmid, 


Kapitän zu , 674 Dieifer, 96 Broß: Ingersbeim 
Pfeiffer, Kommerzienrath emmin 1451. Pfeif⸗ 
fer, Land. u. Stadtrichier zu Sprottau ass. — vou 
Preit, Major 3. Bredlau 575. Pfotenhauer, Prediger zu 
ubro ug. Picht, Pr Lieut. z. Silberberg oss· dert, 


zur 


Otadegerigtt audii. zu Nı ii V 12 
Mann gu Sotfdem cs. von Ol, Set or ya 
Dänen 2. Pinnor Vaft, 3. Greif sx- ER Inte. 
— lan ie ſtorius, Sutistonmiffer, ie Dppein 


fi tefe R * 
——— * 
ſohle, Di 


an, 
— — u Berlin 165. 64 RR zu Lage 12m. 
le, Molna 18. a amd. 
ia ei — ‚Sorran ir Yamım 
Stadtvogt zu Springe 1206. Porf, Mn zu 6 
1347. von Pofern., Inmeier |. Pulönitg 1474. jeit, 
Candidat zu. vreetz 1m. Sat de Poya, eldmarfals 
Zieut, 4: Wien 70. D. Prange, Profeffor zu Halle 198. 
=. —5 Bir. % Sormibal u: * — Arzt 
neben; Si ren: siegeren reöden 3 
Bun. a Doch Aciasran 284 


——— 

— * Rt 3.9 —— —— 
* — 

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—A ürſiin p. 5 Berli v. Rei 
= u Sl 5 Bein ae Aura m ol 


ne dv. Ravı Rebens 
ga are wu A — "dan Advot. 


ne or zu Bremen di v —8* Drift m Bilten 
wer. Reichel, Kriegöratd s. Berlin 121. Reichert, Ober 


4dren 988. 


XL 


Sandedgerichtöratd 3. Marienwerder 197. Reichert, Oberlan⸗ 
Deögerichtöratb zu- Marienwerder gos. Frhr. v. Reichlins 
Meldegg, General 3. Augsburg 1454. Reimann, D. med. zu 
auer 842. Reinede, Lieut. zu Stade 337 u. sıs. v. Reigen 
ein, Sec. zent, Goͤrlitz 557. Bar. v.Reigenttein, Maj. z. 
rfhau seo. Rembowsky, Subfentor 3. Breslau uı. 
Remmers, Waflerbauinfpeftorz. Nordens. Rend, Sabri 
kant 3.Nenmünfter 1200. Renny, Aelterm, Ri axı. Dr. 
9. Renſebach, Primarargt . Wien ss. Rentſch, Paſtor 
. Rettig, Prof. 3. Züri 89. v. Retzow, 
erihtöberr zu Mäthlom- 121. Reußner, Pfr. zu Eir 
leben 1098. Rheinfelder, Zegationdrathb zu Baden gus. 
v. Kheinwald, Direktor z. Stuttgart 3600. Ribbach, Beh. 
Dberrehnungdrath 3. Brandenburg sse. .D. Richter, Dee 
cent u. pr. Arzt 3. Königöberg 68. Richter, Schloßaui- 
feder 3. Baugen sw. Rſchter, Schullehrer 3. Börlig 1208. 
Richter, Diafonus 3. Werben aus. Richter, Diakonus z. 
Zſchaitz 71. Sehr. v. Richthofen Landrat) zu Bargdorf 
1972. Baron von Richthofen, Affeffor zu Bredlau 1000, 
Miederer, Pfr. 3. Schweindorf sao.- v. Riegg, Bilhof.r 
Augsburg 169. Rieſe, Hofapotheker 3. Rheda sc. Min- 
gel, -Aftuar 3. Spremberg 145. Ritt, Poftfontroleur gu 
Greifswald 7. Ritter, Hofrath zu Burgfarrnbach 08. 
Rodatz, Organiſt $. Hamburg 1468: Rode, Apotheker zu 
Barmitedt üse. v. Roden, Zieut. zu Hameln 70. _ A 
der, Rektor z. Rheinsberg 80. Nöder, Lieut. zu Bres⸗ 
lau ir. Roͤdl, Prof. 3. Wien 1093. Roͤhlke, Organif 5: 
Gr. Poſtwitz 1273. v. Robr, Kammerherr ß; Bredlau ara. 
v. Roͤll, Lieuten. & Greifenberg 1402._Römenn, bb. 
Weſtrum os. v. Römer, Haupim. 3. Leipzig 370. - Roͤnn⸗ 
berg, Dberappellationdgerichtörath 3. Pardim Koͤſe, 
£andlammerratb 3. Lauchröden 1046. 9. Rofenberg, Reg. 
Rath 3. Glogau 1355. v. Rofenderg, Reg. Rath zu Pu⸗ 
bir 1378 D. v. Rofenftein, Erzbifchof 3. Brunno_1417 
D. Roͤſer, Hofrath zu Mainz um. Roſenſtrauch, Kon 
— . Charkom «oo. Roſetti, Kammerſaͤngerin za 
udwigsluſt «ss. Rosling, Profeſſor zu Ulm 175. Ro 
uptm. 3. Straußberg 1228. Röffel,, Amtm. z. Tetten 
4 Dberamtm. zu Nimptfh_ess. Robteutfcher, 
Lieut. a altenberg w20. v. Roth, Zieuten. zu Wutzen 
48. Rothe, Rektor gu Suleu so, Rothmund, Gtabt« - 


RLI 


terieid, ugo Sr ind Altgraf n zu 
igratb gu Bit RL Er 

@ander, * Ar zu Oels iuis. Rt anig, 
Sannes ildmeiſter * 
u Sanaden. 
burg ar. Sarı er, Pfarrer zu S han rd ss. Dr 


— u} Su Bhrintien. zu Berlin 1475. 
ee Heferendar zu Br 


brofefl zu Erfurt 206 . Scheinlein, Zabrifant. iu 


Stalimfr. zu Darmfladt 1260. Schering. Stat au 
iniferialrath 
au Münden 81. v. Schierftedt, Zieuten. Pan 1100. 


ai 9 zu —F an en set. Sclemm. Verwalter au 


a m — Sgmeı . Dirik 





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—8 I 
Scolg, Pr. Lieutenant zu Ratibor szıs. holz, Geeret, 
— 1 Sholi, Pfr. zu Ei 
rganik gu Eprottau os: D. Gchdn 
rihtsedbokat zu Landöhur 111. chin, einkmaler Y 
Breblau our. d. Shönburg- Blauen, Gräfin von, au 
Glauben 16. _Shbner, Stadipfr. zu, Kigingen De 


ninger, Berwefer ju Waldmößingen 
Enbrpfr. su Nbrblingen ss: Chdper 
Srafegrund 115. Gchöpfer, Eandidat zu Bügow zu. 


gu Eroflen om. Gchnlemann , Poffekretär zu Gr. Glos 
au 56 _D. Schultheg, Profeflor u arich 213. von 
Gout. Nitterguröbe! Pal Elausdorf 1216. Squide. 
Gteuerratb zu from Spulge, Hofrath. ıu Ber. 
fin os. D. Schulge, Superintendent su Brandenburg 





⸗ .M 


(ge, Biedtſekret⸗ BGoldbb & 
—ãAA in Pi Sanlı Gecreiär Da — 


Bchumm, Pfr. gu Ra eißberg si Dr. Schunf, Ober 
4 u Münden soo. Schuſter, Bau 
dafpector zu ‚Stade oa. Gchätte, SKapeliprediger ım 
Reuenburg 6. Schwartz, Rath zu Emölirden 1115 
Gäwarz, Juſtizamtmann zu Zoflen soo von Schweinitz, 
€ieutenant zu Saarlouis 5. D. Schweizer, Obertribu⸗ 
ualprofurator zu Stuttgart ss. Schwuchow, Amtmann 
zu rünberg 772. Dr. Geotr, vormaliger Prinzenlehrer 
u Ludwigsiuft 278. Gcubr, Porfpediteur zu Hard 
en 1374. D. Geeldork, Schanfecretär zu Zellesıs. Se 
Del, Prorector zu Berlin 1016. D. @eidel, Lehrer zu 
GMarienwerder 138885. D. Geifert, vpraftifcher ar au 
©reifömald 25. D. Geiler, @rabban! zu Tüders. Seih, 
—*8 zu Rudersberg 1250. D. Seltenreich, Doercond: 
Korialratb zu Dredden 214. D. Geneftrey, Domkapitu⸗ 
far zu Münden 304. Genger, Poſtſekretär gu Breslau 
sor. D. Geuberth, Stadtpfarrer zu Kronach 55. Gene 
sin, Dberlandbaumeifter zu Schwerin seı. 9. Gichart, 
Oberſt su Dbnabräd 1150. D. Gidler, Eonfikorialrarh zu 
Hildburghauſen 308. Siebert, Rentier zu Berlin cu. 
D. Giedenburg, prakt. Arzt zu gamburg 4. Simon, 
Kreiswundarzt zu Bredlau 11. Simon, Schuffedrer zu 
Heinerödorf 717.-_ Sinnacher, Prof. zu Brirensss. Sinn» 
bold, Pfr. zu Tröctelborn 118._v. Gode, Major zu 
Silbesbeim 88. v. Sode, Sec. Lieut. zu (2) ass. oe 
diva, D. d. Med, zu Hannover sus. Goller, Dberlehrer 
u Stanz 1738. Boltau, Oberaͤlteſter zu Hamburg 1880- 
yalding, Reg. Rath zu Alt⸗Scheitnig ar. Freiin von 
SpedBternburg zu eehpnig 74. Brbr. Spiegel v. u. 2. 
Pickelsheim, Seldmarfhall-Lieutenant zu Wiengss. Spill- 
zer, Maler zu Porödamros. Sprenger, Prediger zu Ha⸗ 
mein 22. 9. Gproͤſſer, Oberamtm. zu Gbppingen 1908. 
Stahl, Hauptmann zu Stendal. Btahmann, Schiffe. 
Sapitän zu Danzig.ıos. M. Stang, Pfr. zu Giglingen 
533. Gtangenwald, Lieut. zu Eüfrin 129. D. Starke, 
Daftor zu Baireuth mo. Steger, DOberlebrer zu Weplar 
8. Steiger, Profeflor 3u Genf ss7. D. Gteiger, praft. 
Arzt zu Wien ers: D. @teiner, Edler v. Pfungen, Gu⸗ 


ALIV 


bernialrath u Bränn 299. Gteinfeld, Häfföprediger au 
Alteneſch Pi Gteinboff, Thierarzt zu Bügom 1958. Grein 1 
men, Mater zu Breslau 73. v. GStelling, Major N 
amburg 65» M. Stempel, Pfr. zu Snmarzeoim 1062. 
r. v. Stengel, Kaffter zu Münden ısıs. M. Gtern, 
uperintendent au Elöden ass. Gteuber, Zufti rath zu 
Merden ss D. GStichling, Kanmerpröfid dent A einer 
172. Etieglig, Prof u zu Leip Dip 118 tieler, geb. 
Be terungdratd su Gotha 76. t (maier, Erzgießer 
zu Münden 134. ©. Stifft, geb. Kath u. erfier Leid« 
arzt zu Wien 135. ‚Stile, Pakor au —38 1483. Stil⸗ 
ler, Buchhändler zu Roſtock 285. Stimmel, Privat, 
gelebreer m u Leipzig os. Gtod, Düeramımı uͤchow 
Stockmar, * zu Kabnowe 793. eh Be 
nedktinermönd) u Kronach 120. Stol. prakt. Arzt zu 
Gruttgart ass. Stoltz, Kaufmann zu Grfurt us. Gib. 
Kan Tonkuͤnſtler zu Fir 241. dv. Gtoſch, Landrath A), 
ut 890 v. Stoſch, Lieuten. zu Neiße ur, „Dr 
—X ——— zu Mirow 79. Stra Land» 
ſchaftsmaler zu Didenburg 26. 9. Strauch, Beldjeug- 
meiker zu Wien cu. D. Strauß, Paſtor zu Sferlopn 
49. Strauß, Rechnungsrath zu Wien ses, D. Gtreia 
er, Regimentdarzt_zu Srankfurt a. D. ssı- Frhr. von 
Streit⸗ Imendingen, Seneralmajor zu Münden os. Gtreit: 
wolf, Dfr. zu Bodenfelde an der Wefer 267. Stroͤt⸗ 
mann, Konventual zu Aldendorf 614. v. Sträbl, Gene: 


Siäntel, Kapitän A Genen sr. Sulkowski, Sürk 
ffewig, fr. gu Drofen 1838- GSwie⸗ 

vn ien 1268. Tannbe 
Drgauif En ro au 1486 9. Kannfein, ur. Kanone St 


neral zu Muͤn nben 1858. 
m Rn „se. % 5* Generalmajor w 


Teſchne nzſau 
* her u —* on, an ebiger ym | 
rlie 


9. Theiner, D. d. Medicin 
* Ehe hei, e n ‚Bundle su Bredlaurss. T Onemenn, 
805 Nr ı Grofibbige Thienemann, Hofrath zu 
8 —** zu FE  G&bilo, Ober⸗ 


ZLV 


bärgermeifter gu Meiningen 159. Thomfen, Etatöratb 
u Kopenhagen ımo. D. Tiburtiuß, Lehrer zu Lübeck 
his. iede, Hülföprediger zu Stralfund 206. D, Ties 
dDemann, Buͤrgermeiſter zu Bremen sec. Tietze, Buch⸗ 
händler au Lömwenbergıoss. Kilse, Hauptmann zu Melle 
so. Tobler, Pfr, zu Stäfa 249. Toͤdteberg. Zollinfpecs 
tor zu Hannover se. Töpfer, Pfr. zu Sproͤtau 6u. 
Kbpfer, Kaufm. zu Greiffenberg ru. Gräfin u. Tre 
ring: Geefeld, —2* — zu Muͤnchen res. Traub, Ober⸗ 


u ichau. 
en a Den 


877 
iegörath zu Berlin 338. v. Ulrihen, Kreiscomui 
a en je Umbeck. Zebrer zu Kirchderne ir 


116. Vieth, Saul und Profeſſor zu Deffau 14. 
tor zu Stankfurt a. M. 6o. Des 


rebiger An Eunow sn. Vogel, Eantor zu Wingendo 
65. ogler, Buchhändler P Potsdam 95, opler, 
en⸗ 


senant zu Nürnberg 100. Voigt, Rentamts 
Noſſen ji v. —4 Ha —— gu 


er, Hofmedicnd zu Luͤneburg 7er. e,.60, Ä 
rigndrate In Napditen 04 u er 


% 


ILVI 


lau 405. 9. Waldom, Generalmajor gi (2) io. Wall» 


de Wapa, Pfr. zu Altdorfirss. Weber, Actuar zu Leip⸗ 
is 558. eber, Regiftrator zu Stuttgart sag. Weber, 

nventual zu Würzburg 13600. v. Wedkherlin, Praͤlat 
u Auttgart see. v. Wedel, Dberlandesgerihterath au 


Dre. Kr egöminifter u München 236. Weife, 
Bud 


MWeife, 
händler zu 1 Straßburg ss. M. Weite, Prof. zu Leip⸗ 


ath 
ulm. eitbredt, Profeflo Stutigart 10m. 
. Weseröpenfen, —* wo I N oBeitmann, Ka 


au. vun 


u Deggingen sır. M. Weller, Buchhändler zu 
- Ira ex Wenditern, Major zu (da. An onaen 
Börtingen 1205. v. d. Wenfe, geb. Ratd zu Hannoe 
ver iue. dv. d. Wenfe, Hauptmann zu Dppersbaufen 
a von Wengfy, D. 2. Ger. Referendar zu Bres⸗ 
lau om... Wenzel, Lieutenant zu Srantfurt a..d. O. 
u. d. Werder, Premierlieutenant zu ARegbeburg sss · 
Berner, Squllehrer zu Ladn oc. Werner, Lriegẽeraid 
du Berlin um. von Werner, Hauptmann zu Erfurt as 
lerner, Domdedbant:z. Gpeler sıo- Werner dv, Ranen, 


‚Subregend J e 
1) re * Pla —— zu Bern 
jenburg. Seldmarfchalt» £ieut. zu Wiensseı 
* jenhlisten, geb. Ratd 3: Grontfa/M. 1130. m. Wiefens 
tbaw, Lehrerin gu Müncen 10. Wiek, ktuarſus zu 
au 340. nf % 


* N, — —— J Des, —— 
or alta Ber) F191. 12 on 
u Breslau, Wildeimine gouife, Großderz za 

effen zu Darmftadt 23, Windler, Superintendent zu 

ammin see. Windler, Dberlieutenant Apmüenberg 2 
v. Winterfeld, Kapitän 3. (2) sso. dv. d. Wilh, Rittmitr. 
4. Ritterhude 1907. von —Aã Dbriftlieut. 3. Neue 
garıen 1225: Wilhna, Kantor-z. Naumburg 120. Wißr 
ner, geil. Kar zu Amberg 1300. Wittid, Beebiger zu 
Mettmann sss. Wittmann, Dekonom 5. Mählhaufen 224. 
Wittmann, Pfr. zu Spaindpart 108. Witteod, Rektor 
zu Hannover ızz. Witrkein, Förſter zu Moringen 1216 
v. Wipfeben, Oberflieus. zu Polnifbdorf es. MWöblen, 
Landgerichtöfefretär u Dldenburg 193. Woit, Rotar zu 
Hirfhberg ısız. v. Wolan, Gen. fieut. zu Dresden 19. 
D. Wolf, Gumnafialieheer 1; Gulda 228. D. Wolf, Mas 
giſtreisrath zu Mäncen 207. Wolf, Candidat zu Gteis 
nigtwolmödorf sur. Wolff, Vaſtor zu Mendaibor ze. 


XLYIn 


Bo diger 3. Roversdagen os. Wollmann, Kauf 
Fl f — 0. Woreni, Pfr, zu — 
ncı._D. Wormeb, pr. Arzt g. Wlitſtock 110. Wörteler, 
Dr, d. Medic. zu Beverungen 1123. Word, Prediger zw 
Marienwerder von Ürande, Major zu_Pofen 707. 
de, Kapitän 5. Nienburg so. dv. Wulfien, Obrife 
faberg 100: Wülfng, due 1 bevdt ar. 
, Wi , Regim. Pferdearzt z. Nordheim 126. Zune 
der, Prediger 5. Karbow 289. Zander, Prediger 3: Wale 
dom a7. von BR, —D zu Warmbrunn 1156. 
». Zegelin, Major zu Berlin 1409. v. Zeithek, Lieut, zu 
Wendeburg gsi. Zeitmann, Sgoͤff 3. Stanff. afM. ar. 
eller, Klofterfpndifus zu Guſtrow 762. : Graf v. Zeppe» 
in, Exbreichöpanner z. Stuttgart 675. Zeſch Diafonuß - 
3 Steaudberg 1151. dv. Zefbau, Hauptm. 3. Zwidau 77. 
v. Ziegler u. Stlippbaufen, Gen. Lieut, zu Dresden 140, 
Zie dier, Landesöfonomierath 3. Zelle sor. Ziegler, Lands 
geleferenr 3. Breslau ss. — Paſtor z. 
nega zn. v. Zimſettky. Obriſtlieuten. z. Kanten uee 
—S— Bergrarh zu Eidleben 755. Zimmermann, 
beramtm. 4. Kofenthal 135. M. Zimmermann, Pfr. 3. 
Kae 1276. D. Zinf, Pfe. zu Reunficden 78. Zins 
feeling, Pat. 3: Landmebhrbagen 4:3. v. iger, Dprifts 
fieut, zu Stolpe ces. Zöllner, Komponift zu Wandsvet 
441. Zöllner, Revierförfter zu Neuftade ss1.  Zolunded, 
Si 3, Ratidor 105: Iſchoge, Kandidat z. Kleine 





⸗ v 2m 


=. 
75* 


w 


Erſte Abtheilung. 


Theils vollfiändigere, theils ſtizzirte 
Lebensbefhreibungen. 


N, Rekrolog 18. Jahrg. 1 


1836 


* 1. Johann Georg Hoßfeld, 
‚Yaupfmann bei dem berzogl. f. Meiningiihen Echägenbatalllon 
und Inbaber der herzogl, Werbienfimedaille von 1814, wie auch 

Ritter der Lönigl. franzbf. Ehrenlegion (1881), zu Meiningen; 

eb. am 21. Aug. 17RR, get. den 2. Ian, 1836. 


er am 4, Sebruar 4814 zum Unterlieutenant, am 14. Nos 
vember 1821 zum Dberlieutenant und am 17. December 
4824 zum Dauptmann ernannt wurde. Go mar denn 
fein irbifcper Beruf gan dem Militärdienfte gewidmet, 
mogu fih auch fein in früherer Zeit fehr robufter Körs 
per und feine natlrliche. Hersbaftigkeit vorzüglich eige 
nete._ Die Zeitereigniffe boten ibm vielfach Gelegenheit 
dar, fi auf dem Sriegsfhauplage auösugeichnen. ‚Seit 
dem Sabre 4807 machte er alle Seldzlige deutſcher Trups 
en mit, namentlich nad Preußen, Deferteid, Tyrol, 
janien, Rußland ıc. bis zum Sriedensicluffe 1815. 
ihmend erwähnen noch oft feine alten Kriegdcameras 
den fein außnehmendes Verhalten in Colberg und Dans 
30 [0 fange dab berzoglich fächfiihe Gontingent dafelb 
in Befagung Rand. Ueberall aber erwarb fi Hoßfel 
während feiner an Strapagen tmd Entbehrungen aller 
un [A bi een —— möbauer _ 
und Unverdrofen ie feiner Obern 
und die innigfte Zuneigung feiner Eameraden. — Won 


*) Da und bieömal eine Bionrapbien vom 1895 yarlies 
ie wii X ten, (0 find wir in di 
— 


+ v. Raglovich. 


der militaͤriſchen gaufbahn wenden wir, uns nun zum 
familienleben ded Yingefoiedenen. Er verbeiratbete 
ich zuerft am 20. Februar 1812 mit Eva Katharina Wiß- 
ler von Gtedtlingen, aus welcher Ehe ein Sohn, Au- 
uft, jegiger herzoglicher Kellerfcreiber, entoroflen if. 
um zweiten Male verehelihte er fib am 23. Mai 
1816 mit Zouife Hartmann aub An iningen 1 melde ie 
als Taltıne mit ren beiden Kindern, Serdinand un! 
Emilie, über den früben Verluſi * — eliebten 
Gatten und Vaters trauert. — heran eier 
„betrifft, fo war er ald Menich F So — * Mann, 
der alle Achtung verdiente und fie au erhielt. Nelir 
gids im wahren Sinne des Wortes,‘ von der reinften , 
Men ipenliebe erfüllt, ein treuer Gatte, forgfamer Das 
ter, ja felbft ein Tiebevoßler, uneigennügi er Pfleger und 
ieher — ‚Kinder, ein gefühlvoller, aufrichtiger 
teund,, ein gelaflener und gostergebener Dulder lan- 
ger ar Körperleiden. Mit Rude und Standbaftigkeit bei 
‚en größten Schmerzen erwartete er. feine Todeskunde, 
Er farb an der Bruſtwaſſerſucht. 
Meiningen. D. 3. €. Ipling. 


2: Clemens von Raglovich, 
toöuigl. daler. Reichsratd⸗ General d. Jufanterie, Seneralquar⸗ 
tiermeißter dee Armee, Inhaber des Hubertuz, d. Givflverbienftr, 
des militär. Mars Iofephöorbens, des Ludwigordens, ber franzdf. 
ö Cprenlegton u. f. 10., au Mändens 
geboren du Dillingen den 29, Sanuar 1706, geſtorden den 2. Ja: 
amar 1836 *). 
- Er dat alle Kriege der framoſiſchen Revolutiondgeit 
und ded Napoleoniiden Kaiſerreichs mitgemaht und 
ymar die Sei bilge von. 1792 bi6 96 mit XBurmfer, Elairs 
Hain, Dertog dert von Sagfen · Teſcen und Ersderjog 
Sarl hmwäbifhen Kreißcontingent, mo er zulent zum 
Sberſien Ei} gnberalfen, Snfanterieregimentd vors 
rüdte und den ſchoͤnen Zug Bellegard’$ durch das Ens 
jadin in die Lombardei unter den öftert. Sahnen. Seine 
Eeikesgeı jegenwart und Zapferkeit al EA eined combis 
en v ee na in Pi siräreboute bei 
ehL, bei dem dein orea’ ‚wo er 
79 feine bartnädige N eine ganze Divi: 





ent von und für Deutfiland 1836. Ar. 
zu er Gersefpon fir Deutſchlant 


v. Raglovich. 5 


s 


sontingent auf —* und nach Hauſe geſchickt Dura dee 


Tagesbefehl. agloöich wurde in dieſem geitzune 


fande und eines Theild von Schwaben und Balern 
wurden dm die vortbeilhafteften, für feine Zukunft 
glänzendfien Anträge geftellt, den oͤſterreichiſchen Dienkt 
nicht zu verlaffen; er aber zog vor, dem neuen Vater⸗ 
lande feine vollen Kräfte zu widmen. Was er nun geleiftet 
und wie ſehr man die boben Talente dieſes prunklofen 
und einfechen Mannes wuͤrdigte, zeigte deſſen Verwen⸗ 
dung in den fpdtern Campagnen. Eine feiner ſchoͤnſten 
Worentbaten war die im J. 1807 nah rubmmürdiger 
Blokade erzwungene Gapituletion der Feſtung Coſel in 
Schlleſien. Nach feiner Ruͤckkehr aus Rußland wurde er 
dem franzoͤſiſchen Heere in Sadfen mit einer baieri« 
ſchen Divifion beigegeben und bier entwidelte er ſel⸗ 
tene firategifche Gaben und einen ſolchen Scharffinn im 
Entwerfen mannichfacher Dperationen, daß die Mate 
ſchaͤlle Ney und Dudinot, fo wie der ald Soldat und 
Schriftſteller bekannte Jomini bei allen Selegenheiten 
feinen Roth erbolten. Die vortrefflide Haltung und 
Ordnung der baierifhen Divifion unter Raglovich rete 
tete nad der Schlacht von Juͤterbogk die franzoͤſiſchen 

eereöträmmer vor gaͤnzlicher Dernichtung und der Kai⸗ 
er [een berief ihn ins Hauptquartier, um ibn in ſei⸗ 
ner Nähe zu weiterer Verfügung zu befigen. Seine Re⸗ 
lationen über Den Selbzun in Sachſen, über Urfache 
und Wirfung der audgeführten Operationen find Meis 
Rerküde militärifhen Stypld. Die ſchnelle Sormation 

er baierifchen Refervearmee unter ded Kronprinzen (jet 
regierenden Koͤnigs) Oberbefehl und ihre Tlchtigkeit, 
waren zum Theil fein Werk. Nach dem zweiten Feld⸗ 
‚zuge in Sranfreih, wo er eine Diyifion führte, wurde 


6 Klaiber. 


er bald mit der Bildung des militärifchetopograpbifchen 
Büreau’d beauftragt und zum Chef des Generalquartiers 
meifterfiabd ernannt. Was er bier geleitet, wie febr er 
ſich beſtrebt, Materialien zur Kenntniß des Landes aufs 
udbäufen und audarbeiten zu laſſen, wie er die Offiziere 
feines Korps und das topographifde Bureau dazu ger 
ildet, Dad wird noch in fpdtern Zeiten und bei ernfen 
Ereigniffen eine gerechte und dankbare Erinnerung rege 
erhalten. ‘Die Schäge, melde das Eonfersatorium im 
topographiſchen Buͤreau an Karten, Planen und Buͤ⸗ 
ern, an Pofitiondblättern, Memoiren, Snftrumenten 
und Inſtitutionen enthält, der herrliche, noch unäbertrofs 
fene Atlad von Baiern, die Pläne der größern Städte 
des Landes, die gengraphifch» budrographiichen Straßen» 
farten — alle vie. ‘einer ſelbſtſtändigen Armee und 
dem Staate eben fo unentbebrlihen, ald zu ihrem Nuz⸗ 
sen unberechenbaren Sammlungen find die Früͤchte fe 
ner Zeitung, -feined_böbern Strebens zur militärifhen 
Vollfommenpeit. Seine Verdienſte fanden aber auch 
geredte Anerkennung. Noch wenige Monate vor feinem 
ode ehrte ihn König Ludwig dur Verleihung eines 
anfanteriere imentd, Dad nunmehr feinen Namen trägt. 
[8 lebenslaͤnglich ernannted Mitglied der Kammer der 
Reichsraͤthe nahm er an allen Landtagen feit dem Jahre 
4819 Theif. Eine fangwierige Krankheit machte in der 
Mitternobtöftunde vom 2. auf den 3. Januar dem Les 
ben diefed, um das Vaterland hoͤchſt verdienten und 
auch ald Menſch achtungswerthen Manned ein Ende, 
der 70 Sabre alt und eben fo lange Dffigier war, da 
fon bei der Taufe der legte Kurfärft von Trier, Ele» 
mend Wenzedlaud, in deſſen Kontingent fein Vater 
Diente, ihm dad Säbndrichöpatent ald Patbengefhen? 
übergab. — Dermundet war er dreimal: in dem Ges 
fecht an der Martinspräde; in dem mörderifhen Trefe 
fen unter Suwarow, Melas und Strap gegen Jaubert 
a Roreau bei Novi (1799) und im Jahre 1812 bei 
olozk. 


* 3, Chriſtoph Benjamin Klaiber, 
Doctor der Theologie und Pfarrer in Stotten im Remsthale im 
Köntgr. Wuͤrtemderg; 
geb, den 7. Aug. 17%,\geftorben den 6. Januar 1886. 
Er war zu en bei Urach geanten, wo I 
e rbener Vater 


im Derbfie 1834 ve farrer war. 


Klaiber. 7 
‚Jahr 1790 wurde fein Water auf die Pfarrei Graben. 
jetten befördert und hier ge er meiſt von ihm felbk 
en erken Unterricht. WIE er dad zehnte Jahr erreicht 
batte, entfloffen feine Eftern, ibn dem Studium 
der Kpeologie zu widmen und deöhalb in die lateinis 
fe Schule in Kirhheim unter Ted zu fdiden. Dort 
batte er dad Gluͤc an dem Präceptor Eptel, nunmehr 
Rector des Pädagogiumd in Eslingen, einen gefdicdten 
und gewiſſendaften Zebrer zu finden, der ihm zugleii 
ein treuer, wohlwolender Bater war. Bier Jahre ſpa— 
ter wurde er in daB niebere theologifde Seminar zu 
Sgoͤntdal und zwei Jahre darauf in das zu Maulpronn, 
aufgenommen. Im Herbft 1814 bezog er die Univerfi- 
tät Tübingen, wo er in das evangeliid-tbeologifhe Se · 
sainar eintrat, Er (en oralen Im ing 1319 8 
endigt waren, erhielt er die, den Wunfe feined Herzen 
Befrnigente Erlaubniß feinen A A in 
Haubach, wo er jeßt Gradipfarrer mar, ald Vitar 1 
unterfägen. Fuͤnf Vierteljahre brachte er fo im Kreife 
der Eltern und Gef&mifter zu, glädlid durgh ihre Liebe, 
glädli durd die freude, mwenigfend etwas zur Erbes 
terung ihrer Teidendvollen Tage beitragen zu können, 
gläkli durg den neuen Beruf und die Liebe der Ges 
meinde, an der er zu mirfen hatte. Im Sommer 120 
wurde er in das theologifhe Seminar in Tübingen, das 
er kaum & zehre uvor als Zögling verlaflen, ald Res 
geent surücberufen. Gr befam bier noch den befone 
ern Auftrag, die theologifhen Studien der außerhalb 
des Seminars Nudierenden Zünglinge zu leiten und mis 
ihnen Eraminatorien zu balten und die Geroiftendaftige 
keit, mit mwelder er babei mehr that, ald er fhuldig 
war, die gruͤndlichen Kenntniffe, melde er bewährt. 
te, dad Unregende, wad in feiner Behandlung der Sa⸗ 
&e lag, die humane und dennoch würdige Haltung, 
mit welcer der junge Mann die nicht ganz leichte Aufs 
gabe lölte, ließen An mit. fihtlibem & olge arbeiten 
und fierten ihm die danfbare Anhänglicpfeit, mit mele 
er mande und gerade die tüchtigften der damaligen 
Studierenden noch jegt von biefem feinem Wirken fe 
den. Die günftige Meinung, melde man ſchon früher 
‚von ibm gefaßt hatte, Eonnte dadurch nur nod mehr 
begränder werden und fo war ed denn fein früherer , 
gedrer und vaͤterlicher Freund, Prälat D. DVengeb *), 


*) Deffen Bloge. ſ. N. Reir. 4. Jadız. S. 100. 


8 Klaiber. 


elcher, ſelbſt mit Vorlefungen überladen, die Veran. 
Bang, ka maefunan nach ij zebren den Aufs 
trag erhielt, neben feinen Sunftionen ald Repetent tdeo» 
Io; —R Vorlefungen zu halten, nicht lange auf aber 
a8 außerordentliher Profeffor der Theo) gie angefellt 
wurde. Von einer andern Seite war die Abfiche dahin 
‚gegangen, den vielverfprechenden jungen Mann zu deko 
gr Indlicerer Vorbereitung zuvor nod auf Staatöfoften 
eine wifienfcaftliche Reife antreten zu laffen. Um fo 
mehr mar eö zu bedauern, daß dad Bedärfniß de Aus 
genbtids für dad erftere entſchſed, Denn bie Aufgabe, 

ie er Damit übernahm, ‚mar nicht Klein, Innerhalb mer 
niger Sahre hatte er beinahe über alle Zäher der theo» 
Togifden Saieufganen au lefen und eö gehörte in der 
That die ganze Leichtigkeit, mit welcher er arbeitete, der 
eiferne leiß, mit welhem er fi feinen Studien wids 
mete, die ihm fo eigenthümliche, bingebende Wereitwile 
hgteh, für feine Pflicht gües zu thun, dazu, um ihn Dies 
feö Opfer bringen zu laflen. Denn fo muß GJ wohl ger 
nannt werden, da ed gewiß weniger Die dadurch gebo⸗ 
tene Anftrengung war, welde ibn Die größere Gelbft- 
verläugnung Eoftete, ais die Beforgniß, daß das, was er 
auf diefe Weife extenfiv zu leiten gendthigt war, doch 


* mehr. oder weniger nur auf Noten der innern Bollene 


“dung geſchehen Fünnte, ein Gedanke, der feinem wien 
faahtlgen Geifte wie feiner Gemiffendaigtet, 9 ich 
empfindlih fein mußte. Dennoch fagt er gerade von 
Diefer Periode: „mit innigem Danfe gegen Gott blide 
id auf diefe Zeit zuräd, in welder Bott mid beglädte 
dur& die treue Liebe meiner Gattin, durch dad frohe 
Sedelhen zweier hofnungsvoller Kinder, durd die Ger 
fundpeit und Kräfte, welche er mir zur Berfebung mieis 
ned mir immer wichtiger und theurer werdenden Amtes 
fbenfte, durch das Sreundfeaftöband, das ich mit fo 
manchen, von mir verehrten und hoc geachteten Altern 
und ‚Jüngern Männern Enüpfte.“ Unter den legteren 
darf namentlib au fein Verbältnig zu dem jegigen 
Brofeflor der Theologie in Jena, D. Haafe, damald nes 
ben Klaiber Privatdocent in Tübingen, genannt werden, 
welced, unter faierigen erbältiflen bewährt, um 
‚die dauernde andüngng eit und Sreundfcaft dieſes 

lehrten fiherte. — Nur drei re hatte er in diefem 
Verufe gearbeitet, ald Bengeld Tod und der Austritt 
'eined zweiten ordentlihen Profeffors der Theologie eine 
für ihm und nod mehr. für andere unerwartete Veräns 


J 


Klaiber. 9 


Derung feiner Lage berbeiführte. Die zwei erledigten 
Drdinariate wurden mit 2 durch ihre biöberigen Leiſtun⸗ 
gen gleihfaUs bewährten, unferm Verſtorbenen im Al⸗ 
ger und Dienftjabren vorgebenden Männern befegt und 
Da von den beiden außerordentlihen Profefloren_ der 
eine durch jene Ernennungen, wenigften aus dem finan⸗ 
jellen Standpunkte, entbehrlich ſchien, ſo wurde dem 
Üngern, Kleider, die Stelle eined ordentliben Profeſ⸗ 
ord am Seminar zu Blaubeuern übertragen. Kl. erfannte 
ie Wichtigkeit auch dieſer Stelle, deren Aufgabe die 
unmittelbare Vorbereitung 14 — i8jähriger Joͤnglinge 
yum Uebergang auf die Univerfitdt und zum Stüdium 
er Theologie if. Allein er bätte vorzugsweiſe daß 
Sad der Elaffiiden Literatur, welches ibm ferne gewor- 
Den war, übernehmen und eben damit feinen mit ſo viel 
Liebe ergriftenen theologiichen Studien wenigftend für die 
naͤchſten Jahre entfagen mäflen. Und fo kehrte der frü 
nee Wunf feines Lebens, Seelſorger zu werden und 
an einer Landgemeinde zu arbeiten, wieder bei ibm zu⸗ 
ck und er bat um Enthebung von der ihm zugedach⸗ 
zen Profeffur, wenn gleicy fie ihm eine Sonomitde Ver⸗ 
befferung bot und um Uebertragung einer Pfarrei. Nicht 
Sange nachber, im Sommer 1827, erbielt_er denn aud, 
ganz nach feinem Wunſche, eine ſolche Stelle in Stet⸗ 
ten, eimem freundliden Marftfleden des Remsthales 
und von der theologiſchen Sakultär, ald ehrendes Zeugs 
niß ihrer Anerkennung deſſen, was er für die Wiffene 
{haft geleifter hatte, zum Abſchiede das Diplom ad 
Doctor der Theologie. — Mit derfelben Treue und 
Gewiſſenhaftigkeit, mit welcher er bid dahin feinem Lehr» 
amte fich gewidmet hatte, lebte er nun auch feinem Bes 
rufe ald prebiger und Geelforger. Seine Kanzelvors 
träge, auf welche er große Aufmerkfamkeit verwendete, 
eichneten fib durch einfachen, klaren Gedanfengang, 
urch anſprechende Herzlichkeit und, durch evangelifche 
Sefinnung aus und waren durch ein männlich fchönes 
Organ unterfiägt. Mit derfelden Gemiffenbaftigkeit wid⸗ 
mete er fih der Geelforge und der Schule und nur fels 
ner Umfiht und Bebarrlichkeit gelang es endlich, Hin⸗ 
Derniffe, melde dem Gedeiben der lenteren lange im 
Wege geitanden waren, zu befiegen. Aber ed war nicht 
blos die lehrende und beicptodterlihe Theilnahme, wels 
oe er feiner Gemeinde bewied; er berieib, er unters 
fügte, er half auch fonft, wo er nur fonnte und übte 
eine Wohlthätigkeit, Die je auvorfommender, je anfpruch®- 


0 . Maiber, 


Iofer und aufopfernder fie war, defto mebr ihm die ger 
n gewann. Allein, wie treu er auch feinem Berufe lebte, 
ip blieb ihm doc immer noch Muße für feine dien 
rig, ‚welchen er fih_jegt mit immer neuer Liebe bin- 
ob und in melden fi nunmehr eine immer größere 
Breite und Gediegenbeit entwidelte. Er unternahm jept, 
auf die Aufforderung eined ihm nahe verwandten und 
innig befreundeten Mitglieded des Confitoriumd die 
Herausgabe der theologifben Zeitfrift: „Studien der 
evangeliihen Geiftlichkeit Wärtembergd“, welche er theild 
mit eigenen, theild mit fremden gediegenen Arbeiten 
auöftattete und weiche von mehr ald einem —A 
neten Theologen Deutſchlands als ein zuͤhmlichet Den! 
mal des unter der würtembergifhen Geiftlichkeit dert 
fornden wiffenf&aftlihen Geifted auch oͤffenilich anere 
jannt worden it. Doc dad Hauptwerk feined Lebens, 
wit defien Beendigung an Bott von feinem Erdenwir⸗ 
ten 'abrief, war feine Schrift: „Die neuteftamentli 
Zebre von der Suͤnde und Ertdfung. Ein Verfu 
Stuttgart 1836.” Eine andere, wenn aud Bleinere, 10 
doch fr verdienftlie Arbeit darf hier nicht unermäpmt 
bleiben: „Bemerkungen. über dad Leben Tefu von D. 
Strauß.” ALS diefe rift des jungen Theologen wie 
ein Meteor am theologiiden Horizonte eridienen war 
und allgemeine Aufmerkfamkeit erregt hatte, won Dies 
en mit großem Beifall, von noch mehreren mit Unwils 
ien, von ängkliden Gemäthern mit großer Beforgni 
aufgenommen worden war, ſprach der rubig, aber fdarfe 
prüfende Klaiber glei anfangs daffelbe Urtveil über fie 
aus, welches feitdem von fo manchen gewichtigen Stine 
men in und außer dem Vaterlande ihres Verfaflerd aus. 
efprochen worden if, Daß der biftoriiche Chriftus durch 
iele keineswegs neuen, fondern nur gefcidt und nicht 
obne fopbiftifhe Kunft zufammengefielten Angriffe durch⸗ 
aus nicht gefährdet werde. Dbne feine DVeranlaflun, 
aufgefordert, für dad gebildete, nicpitheologifche Publis 
tum eined der gelefenften Tageblätter eine den ganzem 
Stand der Srage deleuchtende Würdigung Diefer Schrift 
u verfaffen, unterzog er fih gern und mit Liebe die» 
jem Geihäfte. Allein die Arbeit war ihm durch dem 
reihen Stoff und durd dad Intereffe, welches fein 
‚Herz und fein Geikt daran nahm, unter den Händen ges 
Baden und für die urfprängliche Beftimmung dod zıs 
umfangreid geworden. Er entichloß fi dader zu eie 
nem sen Auszuge, welchem er au, zum Theil noch 


Klaiber. 11 
unter den Sameren feines legten Krankenlagers, vie 
fegte bee Kraft ſeines Beiked widmete. Diefer Aus» 
ng iR durch zufällige äußere Brände nicht erfchienen ; 

ie größere Arbeit bingegen welche nach ded DVerfafferd 
Abſicht ungedrudt bleiben folte, a ed in feinem Plane 
lag, eine Heide gelehrter Abhandlungen über die durch 
©trauß neu angeregten Hauptfragen zu bearbeiten, wurde 
in der Gehalt, in welcher fie unter feinen Papieren ſich 
vorfand, nad feinem Kode den „Studien 2c.” einvers 
leibt, aud denfelben auch beſonders abgedrudt und bat 
& durch die Kiarbeit des Ideenganges, durch das 
Kreffende, womit die Schwähen der Gtraußifchen 
Schrift beleuchtet und entkräfter find, durch die edle, 
roßartige Auffaffung der Hauptmomente der evangelis 
hen Geſchichte und Durch Die fchöne Wärme, mit wels 
&er die heilige Sache geführt wird, eine fehr günflige 
Wufnahme gewonnen und gemiß vielfach ſegensreich ges 
wirft. Eine folche verdienſtvolle literarifhe und yrafe 
tiſche Thätigkeit mußte ihm allgemeine Achtung und Ans 
erfenntmiß erwerben und die Belege dafür könnten auß 
Dem Berbäftniffe zu feiner Gemeinde, feiner Amtsge⸗ 
noffen, dem größeren Kreife feiner Sreunde und zu der 
döchſten Kirchenbehoͤrde felbft gegeben werden, eridiene 
ed nicht dem befcheidenen Sinne ded Verſtorbenen ana 
emeflener, darüber binwegzugeben. — Doc wir ha 
Ben noch eine neue und intereffante Seite feiner viel 
feitigen Thätigkeit zu berühren: die Mitbe ründung 
und Mitleitung der „Erziebungsdanftalt in Stetten. 
Im Sommer 1830 war dad am Dorfe gelegene koͤnigl. 
uſtſchloß dur den Tod feined Bewobners, ded Her 
098 Wilhelm *), beim des Königd, frei geworden. 
Se brachte den koͤnigl. Hoffammeralgerwalter Mies 
Deröheim in Stetten, einen Sreund Klaibers, um die 
Erziehung feiner Söhne umfidhtig beforat, auf den Ges 
Danfen, die großen und ſchoͤnen Lokalitäten zur Errichs 
tung einer Erziebungdanftalt nad den Grundfägen, wels 
che nit lange zuvor der Verfaſſer diefer Biographie in 
feiner Sarik: „Die gelehrten Schulen nad) den Grund⸗ 
fäben ded wahren HYumanidmus und den Unforderuns 
en der Zeit” ausgeſprochen batte, zu benugen und Iepte 
Ben Gedanfen feinem Freunde vor, um auch ihn ins 
Intereſſe zu sieben. Hatte diefer auch wenige Jadre 
zuvor die ihm angetragene, Lehrerſtelle au einer Staatd- 


°, ©. N. Nekr. 8. Jahrq. G. NI. 





12 Klaiber. 


ſes 
dernde und befonderd um das Schul» und eier ungbe 
" weien feined Voltz bocverbiente Monarp aud mit 


Fe “a —5 um J ne eb unter (0 gänkigen 
I» er n Inter ni 
Binfpicien na war, ein ifoeh, freude 
geb Aufftreben in ihr und Die Zahl der Bialinge us 
ei 
wie es wohl in der Natur der Gabe lag, au Erle 
rungen gemaxht, auch Hinderniffe bekämpft, se Schwies 


=) Gegentußrtig zählt die Anftalt zwiſchen 80 und SO Böalinge 
* 


2 
Staptpfarrers in Borätenbeng, Gttebeli, übergeben worden, weis 
0 


treue, alö erfolgreiche Sorgfalt wibmet und erfreut fich dei ee 
4 
Subdtenbehörde, weldye Ihr in Bolge einer im Herbfte 1836 durch 
den Director des + 1. Oberftudienrathed vorgenommenen Bil 
EEE Gleibeb, Der Deonng bed Rüti ereiiäfe 
— 4 hr [ei 
Batde — 


- Klaiber. 18 


jenige zeit und Kraft gewidmer, welche er Iı — 
nit feinem Amıte, aber feiner Muße und nicht Jelten 
Den zur Erholung befimmten Stunden entziehen konnte 
and dur die eigenthämlihen Vorzüge feines Geifeh 
und Herzens ungemein moblihätig und fruchtbar ke 
wirft. — Gollen wir end in aud noch von den [7 
ren Beziehungen feined häuslichen Lebens, in melden 
Ab dad Innere ja noch treuer und unbefangener abfpies 
ielt, ald in dem Öfentlihen Wirken, ein Wort fagen, 
jo blieb er auch hier feinem ‚Charakter durchaus getrei. 
it großer Liebe und Dankbarkeit bing er an feinen 
Eltern und von feiner Pietät ald Sohn und Bruder 
tieen fih_die edelften Beweiſe anführen. Verebelicht 
datte er fi (bon in Tübingen. dis ihm feine Gate 
sin farb, Eonnte er ſich lange nit zu einer gweiten ver⸗ 
bindung entfliegen. Endlid fand er in_der Witte 
eines feiner Sreunde wieder eine Zebendgefährtin, wels 
ce, feinem Geikte ‚und Herzen gleich befreundet, ibm 
Die treuefte, aärtlihke Gattin, feinen drei, von der Ver 
torbenen ihm binterlaffenen Kindern eine eben fo lie 
venolie ald von ihnen geliebte Mutter wurde, Aber 
Diefed heue Verpältnig, in welchem er fi fo glädlich 
fühlte, ſollte nur einige Jahre dauern. — Er hatte 
trog feiner Dpohfben und geiftigen Anftrengungen. lange 
it Krankpeiten gar nicht gekannt und feine ganze. Ers 
— — gab dad Bid männliper Kraft und einer 
urch Förperlie und fittlide Reinheit wohlerhaltenen 
Sefandpeis, Da traten am beiligen Abende des Jahrö 
4895, ald eben die Weihnachtöbefcherung auch feiner Sas 
milie den Anbrud des Zreudenteftes der Chriftendeit 
werfünbigen ‚foute, HöhR Äberrafhend die Symptome 
einer getäbrlihen Krankheit, des bitigen Gliedermehs, 
ein. ein Kranfenlager wurde nun hoch —A 
allein er ertrug feine Leiden, die bald mit feinem Tode 
endeten, mit einer feltenen Saflung und Geduld und 
bewährte au in Diefem Zäuterungßfeuer der Trübfal 
die Wahrheit feiner Weberzeugung, die Kraft feines 
Glaubens, die Zuverfiht feiner Hoffnung. — Der 
©cgmen über feinen Verlun mar bei den Giden, die 
HALL [+ jeziehung_geflanden getten, groß. Das 
jelübde 
Gen: feinem Beifpiele des Glaubens und der Liebe 
und Treue gegen feinen Bott und Erlöfer nachzufol- 
en”, hatte er treu gebalten. — Es fei dem Verfaller 
Biefer wenigen Blätter, der das Old -gepabt dat, In 


14 Schlichting. 


en 5 letzten Jahren auf daB Engſte mit Ihm yerbunden 
E : fein, erlaubt, Belt kurzen Unrifie feines. Lebens mit 
en orten zu fchließen, welche er an einem andern 
Drte über ihn audge rochen bat: „Er ma n Mann, 
ausgezeichnet durch Kenntniffe und Klarheit” de Gei⸗ 
ſtes mie und ernft, wohlwollend und mohlthätig, 
wiflenbaft in feinem ganzen Wirken und Dabei in edler 
Un — 535 — ſeiner ſelb vergeffend, ein treuer Leh⸗ 
rer und Geelforger, ein dankbarer Sohn, ein liebevoller 
Gatte und Vater, ein „leitener Sreund. Er mußte es 
wobl fein; denn, was er war, rubte auf dem feſten 
Grunde riftlicen — und chriſtlicher Geſinnun 
Wenn fein beſcheidener Sinn im Leben jedes Lob a 
iebute, a fei ed dem Sreunde vergönnt, Dies bier als 
Au X der derzlichſten und dankbarften greundf aft 
und der innigfen Veberjeugung ald Nachruf 


rechen. * 
ſo ° 8 W. Klumpp, 
Drofeffor am koͤnigl. Obergymnafium in Stuttgart, 


4. Guſtav Friedrich Schlichting, 
Viceſyndikus u. Mitglied des Raths zu Riga; 
geb. den W. Aug. 1778, geſtorben ben 6. Ian, 1836 *). 


Er war der Sohn des Kaufmannd und Bhrgerme ers 
u Doraat, Chriſtian Friedrich Schlichting und HN: dete . 
7 auf der Schule feiner Datertadt, vom Sabre 
auf der Univerſitaͤt Jena, im Jabre 1794 A der D nk 
verſitaͤt Goͤttingen für die Rechtswiſſenſchaft. Ind Des 
terland zurüdgekehrt, murde er 1795 Protokolliſt des 
Rigaiſchen Waifengerichte und Advofat der verſchiede⸗ 
nen Behörden, 1797 Notar bei dem Eaiferlihen Recog⸗ 
nitiondgeriht von Seiten der Stadt Riga, 1800 Dber . 
notar_ded Rigaiſchen Raths, 1827 Mitglied 4 Raros 
und Viceſyndikus und 1894 Syndikus. — Er farb; 
ns dem er viele Jahre in zunehmender Stränflichfeit 
—5 hatte, an der Zrufwaſſer ucht. So ſchmerz;⸗ 
die letzte Zeit geweſen war, ſo ſanft Hlummerte er 
— ad er im Amte und Berufe als beildens 
ee geiftvoller, fenntnißreiher Geſchaͤftsmann und wos 
er als folcher in feinen legten Lebensjahren zu leiften Vers 
lafune and, davon zeugen mehrere Dienſtarbeiten von 





o Nigaiſche Stadtdiaͤtter. 1836, 


Meyer. " 15 


Yinzial» Sefetzcommiſſion und in den Jabren 1832 bis 
41834 ald Delegirter des, Ratbb in der Sommiffon sur 
Rigair 


* 5. Hermann Meyer, 
venfionirter Domvitar zu Minden und Bitar zu Holdorf im Ders 
aogtbum Didenburg; 
geb. im Nov. 1769, gef. den 7. Jan. 1836. 

>, Geboren zu Rüfcpendorf im Kirfpiel Damme, mo 
fein Bater Hermann Hadmann mit feiner Srau Eife- 

td Meyer ein anfebnlihed Bauerngut erheiratber und 
Ya Be deegn hatte, RK; ielt er ee he 

ildung in der Yauı ie zu Damme und befudte 
dann von 1784 1 — das & 





r an der Geelforge na Holdorf, wo er o 
Fa Beheusenbe Einnahme alle Aisögefepäfie mis wihe 


\ 


16 . ß Sctte. 


* 6. Joh. Heine, Hermann Schütte, 
Kapeliprediger zu Neuenburg im Herzogthum Dldendurgs 
geboren d. 1. Aug. 1810, geftorben den 7. Jan. 1886. 


Er wurde in Oldenburg geboren und verlor feinen 
Vater, den Kaufmann I. Conrad Schütte dafelbk ihom 
am 9. Sebruar 1817. eine würdigen Großeltern und 

ine durch gun Hergendgäte ausgezeichnete Mutter, 
irgaretbe Dettmerd, erfenten ibm aber diefen Ber 
Schon ald Knabe zeigte er vo: fgliche Anlagen, 

Die ih unter den gediegenen Lehrern des Gymnafium: 
9 Dldehburg immer mehr ausbildeten, fo dab er fhnell 
ie. unterften Klaſſen Durchlief und fetö zu den beften 
Schülern derfelben gezählt wurde. ine eifrige Theile 
nahme an einigen, zu niflenkoaftlinen Zwecken gebilbe: 
ten Vereinen unter den Schülern der erften Siehe, ein 
unaus efentee Privartudium, in der legten Zeit felb 
der. eur ie Theologie vorbereitenden Disciplinen, lies 
gen Im im Herbft 1827 „ald vollfommen reif“ die Unis 
verftät. beziehen. Er wählte Halle, wo er bid zum 


‚Schütte. 17 


Iung und zum Vergnügen; vi 
wg Abende nidmeie 8 feinem Studium, worauf 


maß er in den verfiedenen Stunden getrieben hatte 
und wie weit er in Diefer oder jener Dißciplin gekome 


1 
ned laren Verkandes und ans reichen Gemütd6, du 
en. felbft in gel 


dern ©eite au wieder fein, zumeilen felbk glänzender 


ölofigfeit, nen ihm die Lieb 
A heten rn hen Berkhrung 


ervor. Hier war cd, wo er Die werthuoQRen theologie 
[hen Yudarbeitungen, fomopl in lateiniſcher al In Deuts 
fder Sprage, lieferte, wo ibm, durch den treffliden 
Profeffor Trefurt gesiber. in ber Preiöbewerbung für 
die befte Predigt, die ehrenvole Öffentliche Zuerkennun, 
ded zweiten Preifed ward; bier war ed, wo er im dei 
tern_Streife_ ber Sreunde oft nur im fomifchen Verde 
maafe fprab, mwo er ein Werk gleich der Jobfiade in 
Xnittelverfen verfaßte, movon mod mehrere Gefänge, 
webR andern böhf anziehenden gorfien unter feinen 4 
ieren fi befinden. — Ind Vaterland zurädgekehrt, 
bekam er zuerft rübmlich dad mit ibm angefellte Tene 
tamen und fuhte fih dann, fo viel wie möglich im 
geattifchen feinsd Fades fortzubilden, weshalb er gern 
Unterricht, befonderd in der Religion, an einer Pris 
varfule für junge Mädchen übernahm und mit gros 
Sem, von Allen anerkannten Eifer und Erfolg betrieb. 
Diefelde ‚Unerfennung marb idm in mutbeshaufen, =” 
in 





en den erften Charakter erbalten, wurde er yom 

mfrorium zu enburg sum Kapellprediger in Reuens 
burg ernannt und auch Bi 

MR. Nekvolog. 14. Jabea. 


18 Grindel. 


nen. Seine Predigten waren aber auch tentheils 


meiſterdaft. 

eines Talents die Kunſt zu katecheſiren ſich im hoden 
de zu eigen gemacht und im letzten Dane vor 

feinem Tode * 

wärfen uͤber dad D 


befallen, das bei feiner, obnebin nicht ſtarken und durch 
Dad unausgeſetzte Studiren noch mehr gefhwädhten Con⸗ 
Ritutton weder durch den Gebrauch des Bades in Emb, 
noch durch die unermüdete Pflege der Seinen geboben . 
wurde und ihn einer liebenden Braut und feiner (dom 
kraͤnkelnden Matter entriß, welche noch innerhalb eines 
Dierteljahrd ihm folgte. 


7. David Hieronymus Grindel, 
Kreidarzt zu Riga, 
geh 3. W. Sept. 1776, geil. den 8. San. 1896 °). 


Pe Riga am 28. September 1776 geboren, wurde: 
er früher in der Domſchule, darauf von einem Privat. 


feined 12. Lebensjahres al Lehrling in eine Apotheke 
Mn treten, wobei [ ne Wißbegierde zugleich ibn antried, 


gen freien Stunden zu fuchen. Wirklich Eonnte er, nad 


tete wer⸗ 
hoaͤltniſſe, nach Riga zurückzukehren und er wandte j 
a Bere AR, Die ——— — deren Pa 
Rehung erwartet wurde, ſich zum Ledrer der Rasurwif: 
*) Rigeifige Staptplätter. 1886, Fr. 6, 





Grindel. 19 


Luſhaften zu bilden, wonn auch Vorträge, Die er einem 
‚Kreife von Gelehrten hielt, beitragen follten; zugieich 
wurde. er Stifter einer Gefelfhaft, die mit der neuee 
zen Chemie fih beiaäftigte, jeil ed indeß mit der 
Gründung der Univerfiü IE verzögerte, ging er auf 
Den Borihlag feines ed igen Zebrberrn, fich ibm in 
der Südrung der Apotheke zu verbinden, ein und mußte 
Deöhalb den Antrag, ald Profeffor der Chemie bei dem 
reihsmedicinifhen Collegium einzutreten, der ihm bei 
feiner Prüfung dort gemacht. wurde, tr Im Er 
4802 gemann er von der freien dfonomifchen Wefel 
daft in ©t. Peteröburg den Preis für die Beäntwors 
zung der Srage Über die Bereitung des Nunkelrhben- 
juderd und erbielt von der pbilofopdifgen, Sakultär zu 
jena die Doctorwürde. Als am Schlufe deilelben Jade 
Ted er den Ruf zur Profefur der Chemie nad Dorpat 
erhielt, erlaubten ‚me Derbältnife in Riga ihm miche 
Die Annahme deſſelben und erſt 1804 war ihm, .bei ber 
Wiederholung des Rufes, Died möglic, Baddem er uns 
terdeß die Apotheke für eigene Rechnung hbernommen, 
au feinen Aufenthalt in der DVaterkadr durd Otife 
A einer Daarmeeutifee mriiden Gefelihaft, zur 
Bubsifdung für Männer dieſes Faches, gemeinnägig geo 
madıt hatte. Zehn Jahre, in denen er zum Collegiens 
rath befördert worden, auch won 1810 bis 4812 Kector 
ieweien war, lebte er dert, bi6 die ungänki; or⸗ 
Bene ‚Sußere Sage ihn vermochte, wieder nah A ſga gue 
sädjutehren, wo er die fräber in feinem Befig gemefene 
Mpothete abermals übernahm. Wenig befriedigt von 
diefer_Beicäftigung, befuchte er wieder Borsar, 
um Arte zu bilden, _indeh die pamalige Erledis 
gung feiner früheren Profeffur ipm Gelegenheit gab, zus 
giei a — ru aunlenbene ine Su 
en, erl iplom ri ter Kiaſſe un 
lebte ald Heilkünfier feit 1828 y Fin, in ART 


da 
des Sreitarites, ob 
je Geſgaie * M Fan ei see 


€r war iweimal ver jet und ul Kummer 


* 


20 Grindel. 


erleben, aus der erſten, nur 5 Jahre dauernden Eye die 
wier Kinder, welde He ihm gefenft daue zu derue 
ren. Aus feiner zweiten Ede überleben ihn, neben der 
trauernden Wittwe, ein Sohn und eine Tochter. — 
Grindel war ein Mann von ben em Geifte, reiden 
Kenntniflen und regem eier ſchaftlichen Sinne, den er 
jeller im Sache der Botanik, 


en Auffägen über die Anwendung enſchaftlicher 
jadren 1818 bis 


&r war 
feine ärgtlihe Thätigkeit mit der liebevolikten Aneige je 
ei 


Ebd. 

Kurs und Efthland. M. illum. Kpfrn._ Ebd. 1803. — 
Rufl. 38 * —— 4 ar en. ie SR 
_ rgeft. Une ur Pfianzenkenntniß. M. 
4 Me En. 4804. —A übe d. "Yatur der 
Blaufdtre. Ebd. 1804. — Grundrig der Pharmarie 
zu» Vorfefungen. Ebd. 1806. — eb. d. Metallerzene 
ing ober D. Dawige Katiproduft. Dorpas 1808. — 
it D. 8. Sr: ſches Jadrb. f. d. Chemie und 
Poarmarie. 2 Den a Fer —8 — 
Degetation u. er d. Dünger. . 
"41800, — Erfe part. äber ©. Edinafurrogat. 2. 


geip 1200. — ie d. fifhen 
I ung. Fe 0, art iu 
. — Briefe über d. Edemie_f. Dilletanten. Dh 
pfru. 2 Bde. Riga. 1814. — Anfihten der Natur, 
deln. 1800 1819. — Medic. pharmaceut. Blätter. 4 Bbe. 
Außerdem lieferte er noch Geis 
träge Fl In Bol 9— Das jazin f. d. Autat der nem 
Rasurkunde, ufclanse® Journal f. praft. Heilku: 
zum neuen allgem. Journal der Seile je 20. 


8& Karl Auguſt Steger, 
Oderlehrer am koͤniglichen Gymnafium zu Tetlarz 
‚geboren am 9. Nov. 1793, gef, den 8. Jan. 1886 *). 
Steger wurde zu Botba geboren, no fein Vater, 
deu er aum 6 Donate alt Durch den Tod verlor, Kane 
merregißtator war. eine Mutter, melde fi fpäter 
wieder zum jmeiten und dritten Male verheiratbet bat, 
iſt geaenmdrtig DIE die — I farrers Rarſchau du. 
Dberreiflen bei Don Haufe aus odne Dera 
gab dielt e8 von Geremigten in feiner frübenten J Su 
fomwer , den Weg zu wiſſenfchaftlicher bung au 

Petreren, Mit Dank hat er in feinen nacgelaffenen bi 
graphifhen Papieren den Namen eines Manned ee 
mähnt, Durch deflen Unterftügung ed ibm möglich ward, 
Ad auf dad Gpmnaflum feiner Batertadt Keilg ein @e 
ed war fein Pathe, Bentebräd, der ihm jadri 
ſdent an Geld jufommen ließ, um davon ante 
ript zu nebmen. Gleichwohl, batte Steger nod feinem 
andern Plan, ald die Bucdruderkui un au erlernenz 
feine Mutter rieth ihm aber, vorerk Di 
in Gotha eine Zeit lang zu befucen. —* that 
denn; er mendere ſich an den noch jegt lebenden De 
reetor D. Döring, welcher ihn 1807 aufnahm. Döring, 
Xaltwaffer, Galetti und 9. waren feine Lehrer; bes 
fonders gintereffine ſich — ihn der erfiere, deffen iateln⸗ 
[den Stunden, wo Ha Lioiud und Cicero traktirt 
Burben, er mir —* Aufmerkfamkeit beimohnte. Nas 

türlid wurde nun nit mebr an die Bucdrude 

jedadt. Neben Latein und Sriesife wurde aud daß 
Keirdige mit befonderer Liebe ergriffen-und betrieben, 

azu kam noch das Granzdfiiche, Stalienifhe und Enge 


Rohı Zur Erinnerung an K. Aug, Steger ic. Setlar 1506. 


= A 


sen a und neben der Dat, ae ant Sa les 
* 
—J 


dt, € 
Mitglied der Iaelnlfaen, eteltaan; H 
Taßte ihn, au das Arab or au treil en Da er 
Neigung gete it hatte, Diefer aber in Jena N Fi 


nicht bin 
boffend_ daſelbſt medr rung für jene u den 
= Ka —— — bei ng ae 
ffler im 


fein einmal murden in die Biene Univerfität nur Die 
done vornebmer Eltern aufgenommen und fobann was 
run bie ee m im Arabi gen nicht a a A 


8% ernten Umfönde 


in quali — — 
eiu a. men den 





en. 


dem uk Rn er ine — NR ibn r-- 


Steger. 23 
daS Examen pro feoultato docendi erhob, Geine Ernen · 
zu am orrentügen Zebrer am Öpmnafium in Mas 
je kurz baranf erfolgte, rief in von —* 
an ee in Berlin auf der Hinreife —5 — 
H4 fiel ihn ein ſchweres Kopfleiden, das ihn 
längere pn a diefem Orte ju verweilen ; baflel 
war fo lanı dap 5 a Bauch Amt in * 
a eben — I I zumal die Befep 
3* der Stelle einen — — nicht ya 
therkellung feiner —— murde er al 4 
Sonoeraenr am Kabettencorps in Berlin angeftelt und 
aid diefe Stelle aufgedoben wurde, — er.41819 eine 
Ankellung am neuerribteten Gpmnafium fr Neumied 
am Aveike, wo DAR gleiher Zeit mit ihm ing und 
Kortöm an ber. ft wirkten. Ais Diefed Infitut im 
Jahre 1821 PH wurde, erhielt. er einen Ruf an 
Das Gpmnafium zu Werlar, mo er feit dem März 1822 
ei wreuverdienten. ‚Zebrer gewirkt bat. Hier_erft Slaubse 
er im Hafen eingelaufen gu fein und er bat fid aud im. 
mer fo wobl in Werlar prallen daß er_nie den Gedans 
ten an Veränderung feiner amtlichen Berbältniffe ges 
babt hät, obgleich 9 Male Gelegeheit dazu geboten 
want, namentlid von Seiten, feiner eigentliben Heis 
Aus alzugroßer Liebe für das Land, das ihn ald 
Srembling aufgenommen, batte, mochte er Preußen nit 
verlaffen. Im Jahre 1824 wurde er au Empfeplung 
ded Damaligen onfitoriums in Koblenz von dem 
inikterium in Berlin Ken Dberledrer ers 
nannt, N. feinen amtlichen Verhältniffen lag ed, im 
zer 1 fowo! IM pie Clateinifbe) Sehrede *) zum Ges _ 
urtötage des ” nigs. zu balten, Kid au das Programm 
u frei ben; Ientered enthält einen Verſuch, einige 
Stellen aus Zenopyons Defonomifod au derbeffern.“ 
Bat feine ‚Übrige rifteleriie Wirkfamfeit andl: 
trifft, fo iR bier feine in den Jahren 1827 — 30 
Gießen, erfhienene Ausgabe des Herodor anführen, 
Unter feinen zurüdgelaffenen Papieren bat 1 eine beis 
nahe zum Drude fertige Ausgabe des Platonifen Dias 
Ioss Kriton, die er wohl biömeilen mit feinen Freun⸗ 
n befprad, vorgefunden. Ein anderes Manı eript 
das ‚ebenfald die —X — zu werden 
führt den tele Das rich! Derbum — eye 


*) De munero regio. 


24 Weiſſer. 


war fange Zeit in Wetzlar ein geſunder, in Geſellſhaf 
ten heiterer, lebendfrober Mann; er fette die Welt, 
en Sitten und 


verſchlimmern an. Ein bartnädiger Huften fente ihm 


m Herbfie 1834 feine Arbeiten in der Schule wieder 
an; allein ed überfiel ibn von nun an ein unbeilbrin. 
gended Siechthum; feine Kräfte nahmen fichtbar ab, 
ed trat, nach dem aͤrztlichen Ausdrude, ein nie gu bes 
friedigenber Zuftbunger ein, der ibm gewiß manche bit- 
tere Stunde in den vollen Schulzimmern, oder auf et» 

was fteil angehenden Wegen brachte. Diefer Zufand, 
welcher mandmal etwas beſſer wurde, blieb bis zum 
16. December 1835, wo ihn ein Blutſturz Überfiel, der 
fiebenmal repetirte. An den Kolgen diefer £eiden, die 
er über drei Wochen auszufteben  datte, mußte er endlich 
einen Geift ausbauen, der ſchon einige Tage vorber 
ch dem Höheren zugemender hatte. — Die Trauer 
und Gedaͤchtnißreden hielten der Sup-rintendent Schmidt⸗ 
I der Director Herbſt und der Oberlehrer D. Schir⸗ 


9. Friedrich Chriſtian Weiffer, 
Oberfinanzrath zu Stuttgart; 
geb. den 7. Maͤrz 1761, gef. den 9. Ian. 1836 *), 

Weiffer ward zu Stuttgart geboren. Sein Groß 
Sater war Klofteramtöfchreiber zu Alpirsbach, im Wäre. 
tembergifhen, geweſen; von deflen zablreiher Familie 
ließ Ab ein Sohn, der Vater ded Dichterd, zu Stutt⸗ 
gart nieder, wo er dad Buchbinderdandwerk übte und 


N Schwaͤb, Merkur 1836. Januar. 


Be 


als Dbermeifter feiner Zunft in bodem Alter 
Weiffer’d Erjiebung wurde von einem QWermandten ie 
feitet, der ei der mürtembergifden Landidaft ei 
@tele bekleidete und_da diefer auf eine Gelegenheit 
doffte, jenen bei den Ständen unterzubringen, fo wurde 
der Wunfe ded Knaben, — du Rudiren, nicht er⸗ 
Ale, fondern derfefbe Sad der Sareiberd, des 
t und, nachdem er dien 253 und mittleren Klaſ⸗ 
en Det Orurtgarter Gymnafumd durchlaufen hatte, im 
7 erende jahre (1776) Stabdamtmann und Amtd- 
—* Hr lin in Bam bergeden, mo er feine Lehre 
— dann ging er in Die Schreibftube des 
iberd John zu Derrenberg über und blieb dort 
6 um, Jahre 1784, mo er eine —— am 
Sarı tifde der vormaligen Landſchaft zu Gtuttgart 
fi jelt; im folgenden Jahre wurde er definitiv bei ders 
ben als Kan it angeftellt, wurde fpäter zu Führung 
rotofolle gebrauqt und räfte mit der Zeit zu 
iftrator und endli zu dem in den damaligen Vers 
a tniffen bedeutenden ofen eines Landfcaftäfekres 
zdrs vor (1798). In diefer Eigenfaft nahm er in eis 
ner verhängnißvoen Zeit thätigen angel an den Ders 
Janblungen und Streitigkeiten der Stände mit dem 
Eanbesheen und wurde von den Konfulenten der Lands 
f&aft au zum diplomatifhen Dertebt mit den Höfen 
von Wien und Berlin verwendet. Nach der Staatövers, 
änderung in. Würtemberg, in deren Folge Die afte Lande 
faft aufgehoben ward, murde er in E. Dienfte über 
nommen und am erften Mär; pi 1808 zum Oberfteuerrath 
ernannt. Bei einer neuen Organifation des Finanzdes 
partementd im 9. 1814 wurde er mit dem Charakter 
eines Dberfinanzratbed bei der Sektion der Steuern 
eingeteilt, im November 1817 in die Staatsfhulden« 
pi biungscommiffien verfegt, nad deren Aufhebung je⸗ 
cd im Zabr 1819 dem feitdem wieder errichteten 
G©teuercollegium zugetbeilt, in welches er 4820 definie 
tip eintrat. Diefen berf@iebenen Yemtern lag er troß 
feiner — literatifchen Beihäftigung mit aller 
Gemwiffenbaftigkeit ob. Bei zunehmendem Alter fing er 
an am Gehör zu leiden und biefed Uebel verfhlimmerte 
fd in den iearen a wanzig ya Br ‚ebend_biß, 
iu D gänslicer Harthi Arge 'r wurde daher auß Vers 
autaflung Aa Berfonaibefhräntung m A dedar⸗ 
tement ii 4822 quiedcirt und endli md. 1828 
in ölligen —XR verfeat. In 4 HER Er, 


26 Weiſſer. 


ren ſqwanden feine Kräfte ſichtlich und Leiden 

(a machdeni er In den lehten Tagen das Gehbr wies 
er unerspartet erhalten, aber die Sprache gänzlich ver« 

foren hatte, feinem Leben am oben genannten’ Cage 

Biel, Er war nie verheirather gewefen, überlebte 

ade feine Verwandten und war in der fpdteren 

aur von wenigen, aber treuen und erprobten Sreun] 


imiges Verhälmiß, von melden, mad den erftern bew 
ern ein "Teddaft "ortgefegter Briefwechfel * da 


einander (&riftlid mitzutheilen. Die, erſten didien 
en Arbeiten Weiſſers ſtehen in Gtäudlins ſhwahl, 
E Mufenalmanaı 97 


ranmen überfhwemmt babe, rübmte er fi) in einem: 
Sin an Haug (3. Dec. 1807) der Thatſache, dag vom. 
4787 bid 1807 nicht mebr ald 13 Epigramme von idmg 


inen 
kamen 
„7 Bl (in & Bat it 8. ch. ©. 


Wer. Zr 


1804.) 8 Romanen von im berant, I —— 
* und Taudeleſen (ebd. 8 Siam 
—* en· und rk —RXD 
Cunter feinen ften a aus 
en, lorben der Sceberesade, 6 Thie = 
eine neue Auflage der Sarpren und Mid - 
eaien, al fatyr. Blätter. Cebd. 1813); Mädrden, Err 
Anekdoten (Frankfurt a, — end id 
Pmmttipen profaifden Schriften in 6 Bänden, 
—— —— nem Bilde (Stuttg. u 8 
Deep nifde  antpologie (2 — Denen 
= —— intpologie (Zärid) derau⸗ — 
LAIEN El dent aber damit 
fenfinet abgefchloflen. A und Uns 
arbeitung ded Alten HAARE ich immer wieder Neued, 
al da feine lirerarifchen Sehden dem Eatprifer 
Tartafifden Epigrammatiften, der keinen Angriff 
verboppelte, Erwiederung, fieß, immer friſchen Son ter 
ferten und eine Menge — der Zeit un 
rer £iteratur ihm auf dem Standpunkte, auf HAT 
ihn die Blum gehen, ie ibm Jene Zugendzeit vers 
lieben und an die ibn die ganze Anlage feined Geiſtes 
— Dane — neue in die Quere —— 
}, Mode: Ehorbeiten, Egwaͤrweren P 
—R "Xlingelreimerei, ee erde 
ragbdien, Ertehungeneuerun, en, Shädelli ie, Deutfäe 
sbum“ waren daber dad wechlelnde Thema feiner Zun. 
Ben 20 9 er gegen Büwerfcreiber, Meberfeger, Buche 
inftler „10 er Läcerlihes oder Tadelndwmer» 
—* an —5* finden glaubte und Demzufolge. ge, 7 
Sacher und Bücerfammlungen, geiehne Ankalten, 
bläster, Monasfriften und Tafcenbücer unermäbet 
Selde; er firafte die Zafter des Geized und Wucerd, 
des Neided, Stohzes, Hochmuths, der Eitelkeit, Prade 
ferei, Seigbeit, Bela tigkeit —* * Untugenden 
= beiden Gefhlechtern, fo Entartung focialer 
jäftniffe, jeder Gattung, {m an ers wachlenden 
En von — Apboridı zn, lecenfionen und 
anderen profaifden Auffägen. war ein Todfeind 
ded Selbſtmordes und ein Eigen —8 u: 
I m, was ihm bei Gchrifiieliern und Quabdı dfera 
Sunft ermurb, van ee das or efonder in 
den Abrigend mit viel Wi, und genauer nt 
ung der Rreitigen ‚Srage schön Lu za Briefen Davids 
an Jonathan u. ©. 197-208). 


‘ gende, ja volle Anerkennung eimelner Ainbänger, einer. 
Q 


2% 


28 J Beiffer. 
rüns 
4820— 22, 3 Bde.) 7 poet. fat. Pinſelſtriche (Ulm 1823); 


— vr ieaten Hand (Halle 1826, nur Poeſien ent 


j ichts war ihm an⸗ 
Boden be ald das Beſtreben, feine Werke von allen 


tudium aller neu erfchienenen Bücher, die ſich auf Dies. 
en Gegenftänd bezogen, zugewandt. Wer ſich Weiffers 
ild nur nach feinen Schriften entwerfen wollte, würde 
fih eine einfeitige Vorſtellung von ihm maden; in _ibe 
nen erfbeint er oft leidenfhaftlid und bitter, den 9a 
geoen eine ibm haſſenswerth Dünfende Sache leicht auf, 
ie Perfon, welche fie verfocht, übertragend und gegen. 
den Tadel feiner eigenen Anfichten in bobem Grade. 
empfindlich; während er im Privatleben und im Bere 
nliden Umgange viel Wohlmollen auch gegen ſolche 
ewies, die er feinen Meinungen aub n di geneigt 
wußte, viel Billigkeit gegen entfhieden anderd Den. 
literariſchen Schule, die er ald ſoiche fhonun ders. 
folgte. Segen feine Sreunde war “ vom thaͤtigen Ge⸗ 
fuͤhle einer „antiken Freundſchaft“ beſeelt, wie er ſeibſtt 
ſie von einem derſelben, nach einer brieflichen Aeuße⸗ 
rung, zu genießen batte; er fcheute für fie Feine per. 
fönlide Müpe und Aufopferung bis in fein dohes al⸗ 
ter und in frifcher Jugend _rubte er einſt nich, bis er- 
einem während der franzöfifden Revolution um feiner, 
politifden Meinung willen (die Weiſſer nicht theilte). 
verläumdeten und verfolgten Freunde zur QWiederbere 
Rellung feines Rufd und feines Gluͤckes verholfen batte., 
Und fo befiimmte er denn auch, nachdem ibm die meis- 
Ken feiner vertrauten Senoflen im Tode vorangeg 
waren, no auf Dem Sterbebette Die Namen der Rreun 


Carſtenſen. 9 


welche ihn zur letzten Kuheßtaͤtte Gegleiten follten, die 
ihn am 13, Januar 1836 aufgenommen hat. — Yufer 
den ‚genannzen Söriften und vielen Beiträgen zu ver- 
[OR men Beitfchriften und Almanachen fehrieb_er nod: 

Her neue Satpren. Nebſt e. ppet. und pr Andange. 
Srung 1822. — Gcalkpeit u. Einfalt. Dder der 
Simplichifimus ded 17. Tadrhund. im Gewande des 
‚Men. 2 Bde. Berlin 


en. 4822. — Ernte und beitere 
Stunden. Ebd. 184. 


* 10, Garften Garftenfen, 
atechet am Lnlgl. Säuliehterfeminar zu Kiel 
‚geb. den 19. Juli 1782, geft. d. 10. Ian. 1896. 

Er war der ältefte Sohn des nod lebenden Squl ⸗ 
lehrerd Peter Earftenfen zu Humelfeld, Kirhfpield Kos 
fel, Probfei Hütten, im ‚Deriogttume So leswig und 

on fehr fräbzeitig zeigten fi) bei ihm deſondere Geis 
anlagen. So 3. DB. konnte er in-feinem 4. Jahre 
for us in jedem ihm vorgelegten Buche leſen, welches 
ihn feine Mutter, Die er ſchon früd verlieren mul 
gelehrt hatte. Schon damald waren ibm die —T 
teien feiner Spieltameraden zuwider und er fuchte Ay 
immer von ihren Spielen, aus diefem oder jenem Vor⸗ 
wande, zurüciugieben, um zu feiner Muster zu eilen und 
lernen. Die Schule befuhte er in diefem Alter 
[bon und wollte niemals obne Buch fein, weldes dem 
ter mande Audgaben verurſachte, indem der Eleine 
Knabe febr oft folde zerriß. Thatigkeitstrieb und un. 
begrängte Wißbegierde cyarakterifirten feine frühefte, wie 
feine ganze Zugendzeit. Was feine Schultameraden 
ernten, war unferm mwißbegierigen C. nit genug, das 
rer denn auch allenthalben, wo er ein Buch 2% mit 
gierde darnaqh bafchte und, wenn fein Inhalt fich für 
ühn eignete, mit Eifer darin lernte. ©o, mit_berrlihen 
enntniffen auögeräftet und fid dem Schulfahe wide 
mend, trat er nach feiner Gonfirmation, 1797, die Hülfde 
ledrerftelle an der Schule zu Hedtoft, Umtd Gottorp, 
an. Hier fon erntete er den größten Beiſau von fels 
n oorgefegten und Schulintereflenten ein. Mit al 
lem Tifer bereitete er fi bier, ohne jede anderweitige 
anleitung, auf dad Seminar vor und deiog im Jahre 
4800 dad Kieler Schullehrerfeminar, wo er li 3 Jahre 
aufbielt und mit dem_erflen Charakter entlaffen wurde. 
Er fam nun, in der Eigenſchaft eined Hauslehrers, zum 


Carſtenſen. 


Aertſen in Hätten und verlebte dort 3 
* * a ee geſchickten Yaker: 


—* auf dem Seminar, nunmebrigem Profeflor. an 
Univerfität, Mäder, mit Dem ae BEE jeßle 


Bas —— wußte Ra den rechte unft zu — 
Das Unterrichten war feine ak Def Ati ung; währe 
rend er Audirte, erwarb er fid 2} abre Yang feinem 


Unterbali 
bei dem Eonfikorialratb Sod *), bei deffen Kindern er 
den Unterriht_in_ jener Zeit en zu beforgen pen. 
Ei der erken Hälfte des abre 181 —4 
ieler Sautiehrerteminar I 
ãbgaug ded MProfeflord Müller —28 Stelle sur 


damalige Profeflor Genfihen **) wohl für Leinen 
— als gerade für KR eignete, “= 
daber nad einem Manne um, ber daß verfals 
—J St u wieder in Aufnahme zu bringen im Gtaude 

u und m gou⸗ Garkenfen, Einen gefidteren und 

tigeren Mann hätte man hierzu au nicht wählen. i 

nen, mit nod 3 andern febrern, Dem Goreib- eb 
Nechenmeifter Yeterfen, dem Mufikieprer Keliner un 
Dem Gärtner Yanfen, wurde er von dem Ciatäratd Ber 
Ha ald erftiem Directionsmitgliede, ein, —X und — 

sine nirefamfeit mit einer Kede über den 

ar ndünfel”. Dur feinen Unterricht Tonne! ai «ls 

durd fein Benehmen Iernten die Seminariften bald eins 
5 en, daß er auf feinem Plage fei und viele. ven 
am, die aus Unzufriedenheit mit der vorigen Eine 
katung aut jegogen waren, Eebrten jegt voll Greude 7 

E73 ieutihe Sprache, bibliide Geſchihte und bie 


„y Dolen Dioge. f. im 15 Satog. DM. Rate. S. Ti, 





. Carſtenſen. s 


graftiiden Uebun⸗ * Ber ——8 fo mie die Aufe 
über diefe un) Baifenfnaben wurden ihm Yore 
— dis Michaelis ea @as Seminar. mar-mit 
dem Waifenhaufe verbunden), mo dann die neue Dre 
geasin Br Seminars eigentlich erft in Kraft trat. 
ferm. €, fielen außer jenen Gegenkänden nun au 
noc der Unterricht in der Religion, dad Ganze der Mes 
tbodiE und Pädagogif und deren Hülfswiffeniaften gu 
Glauter Gegenftände, morin ER rofeffor dihe untere 
ripten follen). Unter diefer Bhrde von Unterridtöges 
en arbeitete er meifterbaft, obgleich er oft Haie, 
aß er fie nicht durdiuarbeiten vermöcte. Auch wurde 
ipm, in vielen Sällen, mo der Vorftand. ded Senuinar® 
verreite, die ganze Macht zu Theil, im Seminar gu 
gun aD bier dar er dann meifterbaft, mad er [ele 
Heute feine Müpe, keine” eoebferung 
an ch ir ihn und fein Seuereifer durchdrang 
Sem) inariten fo, daß die enge, womit er nebenbei 
auf Ordnung bielt, überfläffig war. _ Unter der Leitu 
eined folhen Mannes Hanke ed alfo nicht feblen, dab 
dab Seminar fa wieder zu Anfehn und Blüte 
Ein Mißverhältniß la; Te immer in der —88 
keit ber Kräfte und der Vertveilung ber Urbeit, 
den Bebörten verlor die Anftalt an Vertrauen; ein 
eigener Unftern fdien über derfelben zu walten. Dare 
nm hat die einft fo beräbmte Baal fo unglaublich viele 
Zahre brach liegen. müflen. b der Suspendirung 
ded Seminard brachte feine Er nit in Unthätige 
feit bin, fondern bildete privatins junge Leute zum 
Squuifache, ſowodl theoretiid als praktifch und fah 
mande berrlihe Srähte daraus hervorgehen. In dies 
it trat er auch ald Scriftfteller auf. Aber mitten 
eine z ahdtigen Laufbahn wurde er von dem Tode 
übe eine Schriften find: Bibel, Kiel 1816. 
ae enbeud der Katecpetif mit bei under tafihe anf 
den tareaenien Religiondunterri —X 
über a, Pu Müll 1er 9 Handbud) der Kateih 
— Fer! — Betorite Beitsiguimcen. As 
tona u. “ S. 134 — 1830. 


32 


* 11. Johann Konrad Rothmund, 
erfer Stadtyfarrer und geivefener Antifed der enangel, Geiflice 
- teit ded Kantons Gt. Ballen _ 
‚geb. den 28. Dec. 1786, geft. den 11. Ian. 1886, 


Er war in St. Gallen_geboren, im Schooß einer 
nidt zahlreichen, aber dürftigen Samilie. Frühe wens 
dete er fih den Studien zu und. befimmte fi für dem 

jredigerberuf. Seine Shure magıe er biß in fein 20. 
jahr in feiner Daterftadt, 100 e& jedod um dem theolos 
gioen Unterricht damals ärmlich ausfah. Im J 1778 
E08 er eine Hauslehrerftelle In Srankfurt „die 
en, wegen angegriffener Gefundheit, nad Verfiuß eine® 
Dierteljahred wieder verlaffen mußte. Die vielfeitig 
wirffame „woblthätige Gelellfpaft“ in St. Gallen, des 
ren Saktotum der vortreffliche Pfarrer Peter Stöhelin 
Cnacpmaliger Antified) war, unterftägte ihn, daß er in 
das Penfionat fib aufnehmen laffen fonnte, welches der 
berühmte Job. Kaspar Häfeli in Züri kun Border 

Kudirende Jünglinge eröffnet harte. Zaieh ee 
uhte er aud_Die Öffentlichen Collegia. Mit diefem 
feinem neuen Verbältnig war für Rotdmunden ein befs 
jerer Stern aufgegangen. _ Häfeli, obwohl nur wenig 

iIter ald er, hatte —* Einfluß auf ihn; er war 
br prägnanter Charakter, damals in feiner fhdnken 
lärde und _mädtig, aufgeregt durch Zavater, Herder 
and andere Glieder ken weit verbreiteten edeln Kreie 
feö, in welchem ein frifhes, freied und Doc warm res 
iglöfes Leben ded Geiteö und Gemüth8 der froftigen, 
gerMdrenden Aufklärerei, die von Berlin aus fpemas 
tifd wirkte, entgegentrat. Auch mit Lavatern felbk und 
mit deffen nächften Sreunden kam Rothmund in Beräbe 
rung. Im 2 1730 ließ er fi in die abcetiſche Gefel- 
f&att in Züri aufnehmen. Bon der Xernte Ddiefer 
nen Zeit bat er lange gelebt und die Slänge aus 
feiner erhöhten Stimmung tönten noch viele Jahre in 
feinen Predigten, Lehren, Schreiben und Wirken na 
jefonders find feine ideologiſchen Anfihten dur fein 
janzed nachheriged Leben fo ziemlih diefelben geblies 
ben wie er fie zum Theil aus Herder's ältern ie 
sen, zum Theil font in Zäricy fid angeeignet batte. — 
HI ©t. Gallen zurädgekebrt, ftp er fid den 20. No⸗ 
vember 1780 in den tbeologifhen Willenicaften eramir 
niren, mworanf er den 24. jum Predigtamte gemeiher 


Rothmund. 33 
wurde. Dann berog er eine Pfarrvikarſtelle bei Häfell’s 


nüber, den er freilich auch in feinen legten zwei Ans 
Rellungen nicht völlig batte bei Seite fegen mäflen. Er 
ward im December 1788 von der Gemeine Stein im 


nißreicheren Theile des chriſtlichen Publitumd weniger 
angenebm und nuͤtzlich id. Scherzend tagte, als % 
wieder in ©t. Ballen Rand, einer feiner Berufsgenofe 
en: „R. it unfer geſchickteſter Prediger, weil man ihn 
biden darf, wann und wohin fih ſonſt Niemand mehr 
Gicken läßt." Wie fehr er ſich Übrigens fein Amt ans 
gelegen fein ließ, dafür geugt unter andern feine „Glau⸗ 
end» und Sittenlehre”, die er noch ald Pfarrer in 
©tein, befonders für Konfirmanden herausgab. Gewinn 
pflegt eine folche Arbeit nicht zu bringen und auf 

oriftiellerubm ging_ der einfache, enfprucölofe R. 
auch nicht aus. Aus Intereſſe für die Kirche, mehr als 
aus Eigenliebe freuete er fich darüber, fein Buch bie 
und da in Gemeinen des Stantond Appenzell und fpd- 
ter auch in feiner Vaterſtadt gebraucht zu fehen. In 
diefe kehrte er im Sabre 1795 zurüd, wo er wieder 
eine Lehrerſtelle an der Bürgerfnabenfhule übernahm. 
ehr bald ward er nebenbei zum Sonntagabendledrer 
eine Art von Diafonus an der Hauptkirche) ermählt. 
Sm 3.1797 rüdte er in die oberfie deutſche Realſchule 
vor und übernahm augleih eine Rechnenſchule. Seine 





um) PA RAR Alu und G. K. Scherrer, von P. Sqheu⸗ 


N, Rekrolog 14. Jahrg. 8 


34 Rothmund. 


ungemeine Bäbigfelt, Aules leicht anzueignen, was 
den Suf ko eit aus umagen befimmt wer 
und überhaupt fein beiler Kopf, ließen ibn mit Giack 
im Schulamt arbeiten. Sär die Narurlebre, die Antdro- 
jologie und die Anfänge der Zogit und Pf —8 

ie Hefte für 





ieb er ſich aus den beiten Büchern eigen: 
feinen Unterricht aufammen. Im Sommer von 1798 er- 
jielt_er die Nacmittagpredigerkelle in St. Leonard 
1 ©t. Gallen und zugleich eined der vier Diaconate 
der Stadt. — Die Revolution in feinem Vaterlande 
gan feinen befondern Einfiuß auf ibn; er fügte fi 
idt in fie, ohne eben thätigen ntheil an ihr N neb» 
men. Webrigens blieb er Dur‘ fein ganzed Leben ein 
treuer, guter Bürger und eben diefed fein ohrgerssum 
mar eb, was ihm einerfeits man ches dußerlibe Befhäft 
erträgliger machte, andererfeit6 ihm gewifle —RX& 
lie Leute, die fich ibm bisweilen näderten, ſteid wie. 
der entfremdete. IS im Anfang deb ZJadrb 1300 aus 
Auftrag der Adminiftration ded Kantone Säntis durch 
Yiarer Sherrer eine Hültögeleuihäft errichtet wurde, 
dernadm R. dabei die Aktuarftelle. Bei wachlenden Sors 
gen für feine zahlreiche Samilie blieb fein weices Herz 
mer auch fremder Noth ofen. Un Hauökreuz fehlte 
es ihm biö in feine fpätelten Tage nie und es mar Died 
wohl ein nothwendiges Gegengewicht in die Wage feir 
ned Lebens, damit nicht ein lberhandnehmender angu. 
nifper Sinn ihn über alle, mas Gemwohndeitöfcrante 
und Standebfitte war, binaudlode. Gewiß ik, daß eine 
nie gehobene Befhräni theit feiner Öfonomifden Zage, 
verbunden mit einem, an feine Bitte wenig fi kedren · 
den Wefen und mit wirklichen Verirrungen, ihn Ret8 in 
einer gewiffen Niedrigkeit erhielten, die feinem Aufehn 
und Einfiuffe wenig zuträglih war. Dafür machte er 
denn aber aug reilihe wichtige Erfahrungen, die ihm 
mamentlih ald Prediger vorsrefflih zu Ratten Eamen 
und feinem Worte für Zuhörer von tieferem Bedärfe 
uiß und von lebendbemährten Chrikenihum_eft eine 
u befondere Kraft und augenfeinlihen Gegen gas 
1. ©o fehr ibn Eleinlide Menfden verkannten, w 

es ihm an fogenanntem Ton und an jener gepriefenen 
Weltgefkgigkeit gebrad, um_fo mebr fhägten ihn Die 
jgern und Ediern um feiner Biederkeis, Gutmahs 
thigkeit, Unei jan —8 aan enientertigtet, um feiner 
jaugliäkei Irbeitfamkeit und um feiner 
jerleitungen willen. So genoß er der vollen Be- 


Rothmund. 85 


wogendeit des zartfinnigen Scherrers, deſſen Umtöna 

folder und —8 er in vielen Stellen zu ſein die 
Freude genoß. galt auch wirklich im Publitum als 
der rechte Arm jenes vielmirkfamen Mannes ”). Leis 
tigkeit und Sicherheit im Auffaſſen und Zerlegen, Klar⸗ 
Yeit im Anordnen, Solgerihtigkeit im Schließen und 
Kombiniren waren vorragende igenfhaften an R. und 
darum war er ein geborner Beichäftdömann. Don Gtels 
len, die ihm diesfalls anvertraut wurden und in wels 
en feine Brauchbarkeit fi erft recht herausſtellte, nen⸗ 
nen wir bier nur die bedeutenderen: Wftuariat des 
Kapiteld St. Ballen, der evangel. Kantonsfpnede und 
des Kirchenraths; Armencommiſſion; Schulinſpekts⸗ 
ratdadjunftur. Mit Uebergehung tieſnerer Sicllen in 
Geſgaͤfts⸗ und im Predigerfache begleiten wie ihn im 
Sran⸗d 1808 von der Pfarrſtelle in St. Leonard zu 
der eines vierten Stadtpfarrers. Wenn angenommen 
werden muß, daß die gute —A der ſogenannten 
Geſchaͤfte zwar auch den nügliden Mann macht, weil 
fe in_unfern Tagen zur unldugbaren Nothwendigkeit 

worden, fo muß binwieder zu landen werden, D 
i 


e doch großenthei 


Kraft eines zu Beflerem tüchtigen Mannes in [e ferne 
er die 





*) &. am angef, Orte S. 135 und 270 unds Dential auf J. 
MET Tr * 


s6 Rothmund, 


die Erbaunna reiferer Ehriften, die, über die Täufcpun 
elkien Bine Unmegedine Rörteider nadbalkge Date 
rung fußten große jerdienfte erworben. Er war ein 
Sriktider Praktiker, ohne ein moralifirender ie 
re zu fein. Beſonders aug genägte er, ohne im min. 
ien in pietiftifpe Aengftlickeit und orthodoren Streit⸗ 
eifer zu fallen, den Altgläubigen, zu einer Zeit, wo des 
rationaliftifchen hohlen Gefhmäges täglih. mehr wurde, 
So erfreute er fih während einer Reihe von Jahren eie 
ned mohlbefenten Auditoriumd, wobei wir dad „wohl“ 
nidt eben.auf eine außgegeichnet große Köpfezahl gedeus 
tet willen wollen. Grände, die in feiner Perfönlipkeit 
und in gemiffen. Vorfällen lagen, zum Theil aud un. 
verfepuldet waren , hielten ‚den „großen Haufen“ von 
ihm ad. In diefer Hinfiht übertraf ihn der verehrte 
and vielgeliebte Scherrer, obſ don diefer, bei der gro« 
m Laft feiner Sergätte und ‚beim Mangel an setipid» 

fer Tiefe, feine Zubörer meift nur in einem überfhwän 
ichen Wortftrome dadinrig. Auch wirkten neben Roth« 
aund noch andere beliebte Prediger: der geledrte, feiero 
lie, fromme und originelle Stäbelin, der fleißig arbeis 
tende. und eifrige Wartmann, der geniale und gemüth- 
volle eitlin, der lattlibe und Je freilip mei 
mit fremden Arbeiten auftretende 3. Zollifofer und, im 
imgöfifcher Zunge, der an Kunft und Pracht der Kede 
eb überbietende Tfhudi. — Mehr aus Ökonomir 
fdem Bedärfniß_ald aud befonderer Neigung und Tüch- 
tigkeit meldete ſid Rothmund im I. 1805 für Die va⸗ 
Eante Drofeffur, der pbilofogifden und. gefbigtlihen 
©tudien und er erhielt die Stelle, obfpon fi neben 
ihn der gelehrtere, in der literarifhen Belt bekannte, 
er in ©t. Gallen nicht beliebte 3. M. —W das 
ir beworben hatte, Eh I. 1812 wurden die Zehrfäder 
er Geographie und Geſchichte davon getrenng und 1821 
ward unferm Profeffor auf eigened Verlangen ein Ad« 
junft beigeneben, weil er, um andermweitiger Anfteluns 
gen willen, au den mäßigten Anforderungen nicht 
* mehr genügen Fonnte. — Zu Anfang des Jahres 1813 
Fit Rotymund in die. dritte Stadtpfarrerfiele vor 
and wurde Camerarius ded Stadtkapitelö, im Novem 
ber 4815, nad) Stähelind Hinfhiede, zweiter Stadtpfar» 
zer. Nach Sherrerd nun erfolgter Befrderung zu den 
döchften geikliben Stellen im 3. 1816 wurde gi Mite 
‚glied ded evangelifpen Kantongkirdenratyes und Dicas 
rind Antikitiö, fo wie and Decanıs im Stadtkapitel, 


Rothmund. 87 


Den 27. December 1821, am Todedtane feined Freundes 
©derrer, ward er mit dem nun erledigten erften Stadt⸗ 
»farramte bekleidet und im folgenden Jahr Erbe ar 
aller von Scherrer verwalteten Stellen. Er wurde Mits 
alied des evangelifden Erziehungsrathes Saulinfpek 
tor im Bezirke St. Ballen, Mitglied des evangeli 
Ehegerichts, Bräfident der Bidelgefi Ufchaft. Am 2. 
wählte die Spnode fat einhellig ihn zum Antiſtes. 
betrat Diefe oberſte Stufe, die, nad Damaliger S 
zung. und um der vortrefflichen Antecefloren @tädelin 
und Scherrer willen, von bobem Glanz umgeben war, 
mit befcheidenem Sinne und ed war ihm Ernft, als «er 
dem XKupferfiecher, der fein Bild herausgeben wollte, 
bemerkte, daß er nicht an feine Vorgänger hinanreiche. 
ngeln, daß er in 


gleidem Tage ibn begfüdhmwänfdende De utation feined 


Dauer feines Antiftitiums anaaufen war, ließ er der 
Synode durch feinen Sohn ( 

obern Tokenburg) anzeigen, daß er für nicht mehr 
mwahlfähig halte und legte fofort feine Stellen nieder. 
Bald ſab er fih durch zunebmende Schwäche in feine 
Mohnung gebannt, wo feine Tochter die treue Pflege 
rin feined Alterd war. Zu Anfang des Jahres 1894 
fegte er, bei der neuen Kircheneinrichtung in St. Gal⸗ 
len, auch noch feine Pfarrtelle nieder, die er, um des 
Einkommens willen, biöber hatte beibehalten mäffen. 
Ein kleiner Alterdehrenfold und das unverkümmerte 


8 KRothmund. 


iner Mühe und Arbeit, Fr der Suverüiöt, De daß fie mi 
li werde gewefen fein. — Bon Rothmund ik 

im Ei ——— Morgen en: un. Äsendahee ir 
*8 iber d. Huten neiher ri — hp. 1788. 


gekannt hatten, ie, an feinem Sarıe die nd 





der briki. Glaubend- und Eitientepre. En, — 
Se) un und Kouitofen Ebd. 1794. 2. Aufl. 1800, 
— Der Ruf ded Daterlandes, (ein 
Se) re — inrede und Gebet den 3. Mai 178. 

- ‚Sureiben eine Shrgerd aus dem Kanton Gäntie, 
ken rt deflelben betreffend. Si. Gallen 1708. 

m en ort an meine lieben Mitbärger. 1806. — Geo 
Naguniieee au auf Antited Städelin. St. Gallen 1815. 
—X us Seraus in den Kirpen u. Schu 
der Sie len. Ebd. 1817. 2. 9. 1821, 
38. 1390. _ cn et riften erfbien von Ihm: Dede 
w 3 der Sant „Bhr Gott, Dienfopeit u. Daterland.“ 
in und 82. — In den Sammlungen auf 
Karten fers Tod (4. Sammlung: Ein — ide auf 


otbe£ zu feben, eine fehr Heine Kopie davon 
* den Er 9 Ct. Gall bi hen ne Fr I. 


t, 1833. 
. © HR Antiſtes 1 
— — —X& en von & en 


J. J. Bernet. 


3 
* 12. Franz Wilhelm Schellhorn, 


großbersogt. f. Weimarifcher Rath, Kammerfetretär u. Kammer⸗ 
. Archivar zu Weimar; 
geb. am 5. März 1760, gef. den 1%. Jan. 1886. 


Er war der Sohn des herzogl. Oberconfitorialbn« 
tenmeiſters Scellporn gu Weimar, der ibm bie for 
fältigfte Erziehung geben ließ. Eine ſchwache Geſun 
deit in früher Jugend bewirkte, daß er erſt vom 12. Le⸗ 
bensjahre an den Unterricht in den alten Spraden, fo 
wie in den übrigen Schulwiſſenſchaften benugen konnte. 
Deilenun eachtet bezog er, mit Kenntniflen wohl ausge⸗ 
räfet, bald nach dem plöglich erfolgten Ableben feines 
Vaters in ſchwerer Zeit, im Jahre 1771, wo die Breife 
der erften Xebendbedärfnifle auf einen fehr hoben Vunkt 
gefleigert waren, die Univerfität Tena, um die Rechte 
und Kameralwiſſenſchaften zu fiudiren. So wie die 
Noth oft im Menſchen ſchlummernde Kräfte wedt und 
Kärft, fo war ed auch bei Scheliborn der Kal. Beine 
verwittwete unvermögende Mutter unterfläßte ihn zwar 
auf der Univerfitdt nad Sträften, allein diefe Unter 
zung langte bei der damaligen Theuerung nit au 
Da bildete Schellyorn Die’ bi8 dahin in ihm geſchlum— 
merte Anlage zum Zeichnen und Malen aus, in weis 
wer bildenden Kunf er nie Unterricht genoflen. Na 
nem er fih durch unermädeten Fleiß einige Sertigkeit 
erworben, craponirte er Porträtd nad) dem Leben. Er 
traf fehr gut, fand Beifall und verdiente fi in Muße⸗ 
ftunden manchen Thaler, den er zur Sorsbildung in der 
Rechts⸗ und Kameralwiſſenſchaft benutzte. Don ber Aka⸗ 
demie mit Kenntniſſen bereichert zurückgekehrt, hatte er 
bereitd Sortforitte in der Miniaturmalerei ebenfalls 
obne alle Anleitung gemacht und die von ihm gefertig- 
ten Porträtd fanden Beifall. Deshalb rietben m feine 
Sreunde, zu fernerer Ausbildung eine Sunftreife au unters 
nehmen. Der unvergebliee roßbergog Karl ai 
aber, der unermädliche Beſchuͤtzer und Befdrderer von Kun 
und Wiſſenſchaft, damald noch Erbprinz, wuͤnſchte S 
dem Vaterlande zu erhalten und bewirkte noch vor fe 
nem KRegierungdantritte (welcher am 3. September 1775 
ftatıfand), daß ©. am 3. Dec. 1774 bei dem Kammers 
eolegium ald Wegebaucondufteur angeftellt wurde. Bald 





°*, Deflen Biographie ſ. N. Nekr. 8. Jahrgang ©. 466. 


10 Schellhorn. 

nachher ward die Cdaufee nifgen Belmar und Erfurt 
N , Tätige 

RR 


traße 6 

m Zadre_ 4781 fehr olüdlih verheirasper, sraf ihm 
6 di fi 

N — 


eine längere Kunftreife nach Hamburg und Die un 
for 
geachteter Miniaturmaler mebr und mehr aus und torte 


eit, Orbnungsliebe, Bebarrlickeit und erfonsiegen 
7 


deten Repertorium& über diefelben, worin fein Anden» 
fen fortiebt und fortleben wird. Diefer Arbeit balder 
begeugte ihm dad Rammercollegium in einem Defrete 
vom 26. Zuli 1797 auögezeichneten Beifau_ über feine 
Dee, au Dabei bemiefene Thätigkeir, fo wie Aber 
einen Dienfeifer. — In fpäterer Zeit reife er alb 
Miniaturmaler nochmald und er batie fi durch ferne 


Schellhorn. 41 
mir Meißerhand ausgeführten Porträts ſolchen Ruf er 
worben, daß ihm ni. Zeit genug äbrig blieb, allen Aus 
forderungen zu genägen und daß fogar anerkannte Khnfl- 
ler ihn auffuchten, um die in Farbenmiſchung, Anwen⸗ 
Dung der Sarben und der Miniaturmalerei felbk durch 
viele Verfude und die größte Bebarrlihkeit von ihm 
gemachten Erfahrungen, in fofern fie fi bewährt hate 
ten, zu erlernen. Dis Zur und Liebe widmete &. bei 

ewiſſendafter und fleißiger Beforgung feiner Dienfges 
häfte die Mußeſtunden der Malerei bis zu feinem 
ebendjahre. In diefem malte er noch, mit fefter, fun 
fertiger Hand, einen Chriſtus und eine Madonna. 
enügte ibm jedoch nit, etwas zu copiren und weil 
feine Phantafie nicht mehr lebhaft genug war, um nad 
em Leben malen zu fönnen, fo legte er nun den Pin» 
fel für immer nieder. — Befund und kräftig an Geiſt 
und Körper feierte er am 3. Dec. 1824 unter lebhafter 
Theilnapme und Auszeichnung von Seiten des Groß» 
Derzog® Karl Auguft, des geb. Raths von Goͤthe *), der 
©lieder des großberzogl. Kammercollegiumß, feiner Kols 
legen, Verwandten und Belannten, dad SOjährige 
Dienftjubiläum. Der Großberzog verlieh ihm an Dies 
fem Tage in Anerkennung feiner treuen und nuͤtzlichen 
Dienſte, die filberne Berdienftimedaille, mit der Erlaubs 
niß, fie am Bande des Hausordend vom weißen Falken 
au tragen, ald ein Merkmal befonderer Zufriedenbeit. 
Börde uͤberſandte ihm am Morgen jened Tages folgen» 
des eigenhändig geſchriebene Gedicht: 


Das im großen Jubeljahre 
Wir Dein Jubiläum ſchmuͤcken, 
Oas erlebe, dad gewahre 
Treuer Diener, mit Entzüden, 
Die gelang, in ſtiller Sphäre 
Deinen Fürften zu begleiten, 
Werde theilnaft feiner Ehre 
Bis in allerfpätfte Seiten. 
Weimar den 8. Dec. 1826. Goͤthe. 
Nach der feſtlichen Feier jenes Tages blieb Schell⸗ 
born noch vier Jahre lang in reger Wirkſamkeit als 
Staatsdiener, Nuͤttzliches ſchaffend, wo er ed vermochte. 
Erſt im J. 1823 ward er in Ruheſtand verſetzt und ihm 


°) Deſſen Biogr. f. im 10 Jahrg. des N. Rekr. ©. 197. 


4 Schumann. 
ein besogener Gehalt als Penfion beftimm. Bon num’ 
5 (edle er ein mwabrbaft patriarchaliſches Leben, innigt 
eliebt von Kindern, Enkeln und Urenkeln, in deren 
reife er fein hoͤchſtes Oluck erkannte und fand; we⸗ 
en feiner Biederkeit, Moralität und feines “us 1) 
oben Alter noch regen Sinned für Kunſt und Wilfen- 
[daft geehrt und geachtet von allen, die feiner Geſell⸗ 
ſchaft ſich erfreueten. — In rudiger, gottergebener 
Stimmung, den Blick zum Himmel gewendet und mit 
inniger Sehnſucht nach den Lieben, die ihm im Tode 
vorangegangen, entfchlummerte er, tief betrauert von 
Kindern, Enkeln und allen, die ihn gekannt. Er hin 
terließ nur Sreunde, denn er war im ſtrengſten Sinne 
des Worts ein braver, edler Menſch, ein liebevoller Das 
ver, ein treuer Sreund und ein gewiflenhafter Staats⸗ 
ener. 


*. 13, Carl Lebreht Schumann, 
evangelifcher Pfarrer der Parochie Weidelödorf (Prov. Sacfen); 
geb. den 15. San. 1770, gef. den 12. Ian. 1886, 


Sein Bater, Johann Michael S., bekleidete zuerſt 
dad Pfarramt Löbig bei Naumburg a. d. Saale, wo un⸗ 
er ©. geboren wurde und fam dann in gleicher Eigen. 
ſchaft nah Weickelsdorf; feine Mutter, die er frühzei⸗ 
tig verlor, war bie Tochter eines Arzte in Zeig, eine 
an Geiſt und Herz bochgebildete Frau, die ihre Kinder 
felbft in den Elementen des Willens unterrichtete. Nach⸗ 
dem unfer ©. auf dem Gpymnafium zu Zeig, mo er 
Durch ſittliches Betragen und Sleiß die Liebe feiner Lebe 
rer fi erwarb, die nöthige Vorbildung erhalten hatte, 
bezog er, 18 Sabre alt, die Univerfität Leipzig und ward, 
nach vollendetem Triennium und gut beflandenem Era» 
men, ald Hülfäprediger feinem Vater zugeſellt. We⸗ 
gen feined fo ausgezeichneten Predigertalents, feines 
würdevollen Betragens und_ feines liebreihen Umgane 
ed auch mit Dem Geringften hatte er in allen 4 

emeinden, die zu obiger Parochie gebören, das Ver⸗ 
langen erregt, ibn nad dem Durch die Rubr im Jadr 
1797 erfolgten Ableben feined Vaters ald ihren Seel⸗ 
forger zu_befigen, welcher Wunſch auch durch die ver= 
ftorbene Fuͤrſtin von Reuß⸗Ebersdorf, ald damalige Eols 
latrice jener, fo wie vieler anderer Pfarrftellen in der 
Fair — — wurde. Mit Luſt und Liebe er⸗ 
griff er alle Geſchaͤfſte ſeines großen Amtes, allein Die 


Schumann. . 6 


aisgerordentliche Regſamteit feines —A 
ae ee Sie oft äberbäuften Berufögefdäfte 
oft hatte er in 4 Tzgen 41 Vredigten nad einander zu 
alten), daneben die Sorge um 5 Söhne und eine 
Zocter, weige alle jegt werforgt And, fo wie endli 
der nagende Üerger, den ibm fein zweiter widerfpeni 
ger, @adenfrober und heimtädifch » bößartiger ls 
weißer verurfahte, untergruben feine Eräftige Gefunds 
eit und er fab fib_gendtbigt, 2 Jadre vor feinem 
‚ode feinen jüngften Sohn, der jetzt ald Haus lehrer im 
Samilie des Herrn Daugk zu Zeipzig lebt, ald Be» 
dilfen in feinem Amte anzunehmen. Jamer beftiger 
wurden feine Leiden und fo verfhied er (dom am oben 
genannten Tage nach fangem Krankenlager , binterlaflend 
eine Gattin, mit der er fich im I. 1790 wermäpft hatte, 
die —R Tochter deB verft. Piarrerd Beyer zu Dau—⸗ 
—X ei Reufadt afD., deien alteſer Sohn top 
jegt jenes Pfarramt bekleidet. Im traufihen Zufams 
menleben mit ibr fand er nad ungemöhnlihen Stra— 
Pazen augenblidliche Stärkung und Erholung und ftatt 
an weltliche Bertreuungen zu denken, galt ihnen beiden 
der häusliche Kreit ald der verzäglichite Sig lebender 
Sreuden. Seinen Amtöbrädern um und neben fi war 
er ein aufrichtiger, rath⸗ und Dienkmilliger Sreund. 
Daß fie Died zu fhägen mußten, zeigte fi in den Las 
u der Schmäde, mo die meiften derfelben fi beeis 
ferten, ibm im Amie oder fon zu beifen. Ganz befon⸗ 
ders verdienen bier bezeichnet zu werden die Hrn. Pas 
toren: _Niegdoldi in Goldigau, Thomd in Weißen⸗ 
orn, Habn in Lindau und Dertel in Buchheim. Sei—⸗ 
ner Gemeinde war er ein wohlmollender Bater. gür 
ihr zeitliche und ewiges Wohl forgte er fomohl dur 
Säule und Kirche und wußte vermöge der ibm inwohs 
nenden Kraft Unfittlipfeit,, _ Wberglauben und_ Mobs 
beit aus ihr zu verbannen. Eben fo erwarb er fih das 
durch _Derdienfte, dag er Matt des alten dad neue Dredd- 
ner Geſangbuch einführte. — WIE im Jahr 4813 in 
Weickelsdorf und in dem_ dahin eingepfarrten naben 
Dorfe Roda dad Scharlahfieber fo graffirte, daß fein 
Haus davon verfdhont blieb, ja in vielen Häufern alle 
darniederlagen, da war er faR der. Einige, der ſich nicht 
nur zu allen Kranken wagte und ihnen bie verordneten 
Meditamiente nebR Trofiiprücen der Beligion reichte, 
jondern auch dem verlaflenen vor Hunger fcreiemden 
siehe ‚Sutter vorwarf, Kein Armer ging ohne Babe 


44 Bieth. 


von ihm; Hülföbedärftigen lieh oder verſchaffte er, wm 
ihnen die gerichtlichen Koften zu erfparen, auf b 

ndſchrift Gelder und die vielen Unbemittelten in der 
emeinde Thierbach verfab er jährlid regel mit 
©etreide. Geine immer und immer auf einen in Ziebe 
tbätigen Glauben binweifende, ganz dem Faſſungẽöver⸗ 
mögen der Landleute und ihren Verhbaltniſſen angemefe 
fene Predigtweiſe, verbunden mit einem offenen, from⸗ 
men Blicke, wärdiger Daltung, freiem Vortrage, Wohle 
und weithintönender Stimme führte nicht blos aus 
einen Gemeinden ein zahlreiches Auditorium herbei, 
ondern 309 auch Diele aus andern Orten, namentlich 
an Sehtagen zum erbaulichen Anbdren feiner begeifters 
ten Reden heran. Am meiften glüdten ibm Gelegene 
heitöpredigten und Reden. In den fpätern Jahren ge: 
wohnte er fi, bei weifer Menſchenkenntniß, Gewandts 
beit der Sprache und voller Bekanntſchaft mit der Bis 
el und den befien Liedern, and Predigen nad aufges 
chriebenen Dißpofitienen oder nah Meditationen fo 
ehr, daß ibm der Vortrag einer woͤrtlich concipirten 
Rede weit weniger gelingen wollte, als das Ertenpe» 
riren. Der au dort einreißend woHlenden Sitte, die 
Todten ohne Rede oder Predigt begraben zu Laffen, 
fuchte er dadurch vorzubeugen, daß er oft freiwillig und une 
eltlih derlei Reden bielt und fo blieb die feierliche 
Beerdigung in Ehren. — Seine Tochter ift en den 
Paſtor Mulert in Wetteburg bei Naumburg verbeira- 
thet und der Profeffor an der Fönigl, ſaͤchſ. Fuͤrſten⸗ 
ſchule zu Meißen — früber Lehrer an der Thomasſchule 
und grivasdocent an der Univerſitaͤt Leipzig — D. 
—Aã———— oefannt in ger et en 
und philo en ‚10 wie Der Apotheker in 
ned im bin des Entſchlafenen. z310 


* 14. Gerhard Ulrich Anton Vieth, 


herzogl. Anhalt⸗Deſſauiſcher Schulrath und Profefſor der Ma⸗ 
thematik zu Deſſau; 


geb. den 8. San. 1768, geſt. den 12. Jan. 1886. 


Er u Hodfiel, einem d Martiftede 
in der dama 8 ren an — = 
Din at Zum” erlebte 3 —A im —E— —— 
theils im gr (terlihen Haufe zu Waddewerden. - Der 


Vieth. 45 


Unterricht wurde von Hauslehrern beforgt, Neigung 
und erfe Anleitung zur Mathematik, fo wie den erſten 
Unterricht im Sranzblifchen und Italieniſchen verdanfte 
er aber (einem Bater, der zugleich praktiicher Geometer 
und or roteft war._ Im Sabre 1777 kam er nach Je⸗ 
ver in die dortige Gelehrtenfchule , wo nad damaliger 
Sitte faR nur Inteinifhe und griedifhe Sprade ges 
febrt wurde. In der Mathematik hatte er Privatunters 
dt. Im Jahre 1781 ging er auf die Univerfität nad) 
stingen, Audirte bier Zurispruben; unter Boͤhmer, 
Belmann, Pütter und v. Selchow, in deffen Haufe er 
wohnte ; Cameral⸗ und Handlungswiſſenſchaft unter 
Beckmann, Matbematif und Phyſik unter Kähner und 
Lichtenberg; auch übte er fi auf dem Fechtboden im 
einen und Voltigiren. Im Jahre 1783 folgte er der 
ufforderung ded geb. Raths v. Noftig, defen Sohn 
der im Ppilantbropin zu Deffau war, auf die Unive 
eät nad Leipzig zu begleiten, wo er felbft dann auch die 
befte Belegenbeis datte, feine juriifhen Studien unter 
Schott und Biener, die matdematifhen und phyfitalls 
ben unter Gehler und Hindenburg fortzufegen. Im 
abre 1785 reife er nach ever gurüd, wurde dort in: 
Die Zahl der Advofaten aufgenommen, erbielt aber, ebe 
er feine juriftifhe Prarid anfing, einen Antreg von dem 
Director Neuenddrf in Deflau, an der Dort neu orga⸗ 
nifirten Hauptſchule die Stelle eined Lehrers der Mas 
thematif und franzdfifhen Sprache zu übernehmen. Aus 
Siebe fuͤr das Zach nahm er Died an, obne jedoch der 
pem den Kammer ganz zu entfagen. Er kam den 6, 
uguft von ever in Deilau an und ertbeilte die erfte 
Lehrfiunde den 28. Auguft ald Subrector und Lehrer 
der Mathematif. Im Jahr 1786 im Auguſt trat er in 
fein Verhaͤltniß ein, anfangs mit der Idee, nur ein 
paar Jahre dort zu bleiben; fand aber in dem Wohl- 
wollen des ehrwärdigen Sürften und des Erbprinzen, in 
der Annehmligkeit der Stadt und Gegend, in der be⸗ 
friedigenden Näglichkeit des Berufd und nachher in der 
DZerbindung mit einer geliebten Gattin fo viel fchöne 
Bande, die ihn an Deſſau feflelten, daß er jene Ideen 
aufgab. Er benugte daher auch Feine von den Gele 
enbeiten, die fih ihm anboten, in ein andered Ders 
linie übergugeben, Don dem Sürften von Zerbft 
wurde er aufgefordert, architektoniſche und militaͤriſche 
Kiſſe und Auffäge einzufenden, in der Ubfiht, ihn im 
Baumefen anzuftellen, worauf bald nachher, 1792, ein 





46 Bieth. 


Nnf an diefen Ort folgte, indem der Gürft ihn um 
Hofrath und zu feinem Geſchaͤftstraͤger in Regensbu 
eraannte, welchen er aber ablehnte. So machte er au 
feinen Gebraud von einer Privatraufforderung, Ad zu 
der durch Hindenburges Tod vakanten Lebritele der 
Mathematit und Phyſik in Leipzig zu melden. Nach 
Neuendorf Tode wurde ibm 1700 die Direction der 
anptfchule und die Infpection über die äbrigen Sau 
en in der Stadt und näbern Umgegend übertragen. 
Im Jahre 1804 ließ der Herzog ihn nad der Bterw 
warte Seeerg bei Gotha reifen, wo er einigen afrones 
miſchen geodätifhen Dperationen beimohnte, welche der 
Oberſt von Zac *) zum Behuf einer (unvollender 
BHiebenen) Gradmeſſung mit eben fo viel Eifer alt Ein 
fidt leitete. Bei der Erweiterung der Haupiſchule, 
4819) wurde er zum Schulrath ernannt, wobei er jedoch 
feine Geſchaͤfte ald Profeffor der Mathematit beibes 
iele, die er 49 Jahre verwalter hat. — Geine 
attin, Die ibn über 34 Qabhre Durch Liebe und haͤns 
lie Tugenden beglädte, farb 1827 den 1. Mai fehr 
pl id. Sie war Mutter von 11 Kindern, wovon 3 
br voram gingen. Ein Sohn blieb im Kriege ald Mis 
fitär 1814. — Was Vieth ald Lehrer war, bad willen 
Hunderte, um nicht Taufende zu ſagen, feit einem hal 
Den abrhunderte dankbar zu rhihmen. Er verband 
Güte mit Ernf und Etrenge, war ein abgefagter Feind 
des Pedantismus, in welcher Form er fi aud zeigte 
und bafte alle Stleinigkeitöfrämereien, fo mie er dem 
läerliben Gelebrienfkolze, an welchem Die Dunfe als 
ler Nationen noch heutzutage fo fehr leiden, doͤchſt ab» 
hold war. Darum genoß auch Vieth die allgemeinfte 
ochachtung und Berebrung in und außerhalb der 
Aule, in und außerhalb Anhalt, in und außerhalb 
Deutfchland. Rüfligen Koͤrpers und ſpartaniſch — 
in ſeinem Wandel, war er ſtets der waͤrmſte Freun 
pmnaſtiſcher Uebungen und ſelbſt Meiſter in den vers 
iedenen Arten derſelben. Als Gelehrter und als 
fruchtbarer Schriftſteller it Vieth zu rühmlich dekannt, 
als daß wir noͤthig haͤtten, noch viel Ruͤhmens davon 
zu machen. Beine Schriften erlebten faft alle mehrere 
2—5) Wuflagen, wurden auch überall gut und na 
erdienk aufgenommen. Mehrere davon find vergri 
fen. So friedliebend er war, fo gern er jedem 


7) Bellen Biogr, f. im 10 Sabre. 9, N. Reit, ©. 658, 





* 12. Hrn, Bier Scheiker. 


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dem Dareriande ja 22 20 273 setz TU Ter 
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ward), deas >. sm 2 Zem 77 er U Tammer 
tilegium a!3 Zi: zes sauer glei zur. u 
— — 


Deffta Busgzazhee 7. A- Ac T Mi 


48 Vieth. 


ahren faſt ganz entzog, war er aͤußerſt unterhaltend =, 

umoriſt im bohen Grade, witzig und ironiſch, ſatyriſch —, 
ohne (wie Kaſtner) zu verlegen. Durch bobe un, 
die er nie fuchte, zeichnete ibn nicht allein Derzog Gran 3 
aus, fondern auch der jegt regierende Serios ecopolte—D 
Sriebrih, dem da& wahre Verdienkt, fo beicheiden ed i 
auch :ausfpricht, niemals entgeht. Seine Schriften ind=— : 
Nerihifchte Auffäge für Liebhaber matbemat. Willen e⸗ 
fhaften. Mit 2 Blättern Kupfer u. 4 Tabellen. Ber— —⸗ 
lin 1702. Zweite unveränderte Aufl. 1706. — Der —⸗ 
fu einer Encyklopaͤdie der Leibesübungen. 2 Binde — 
M. Kpfrn. u. Muſik. Berlin 1794. 1795. 2. unverdnd. @- 
Auf. in 3 Thin. M. 16 Kpfrn. u. Muſik. feip;. 1818. - 
— Erfer Unterricht in der Matbematif_für Burgerſhu — 3° 
fen, welcher das Gemeinnützlichſte u. Faßlichſte aus der— -T 
Rechenkunſt, Meßkunſt. Mecanif und Baufunk enthält. — *- 
M.9 Kupfertafeln. Leipz. 1706. 2. verbefl. u. verm. — 3 
Aufl. 1798. 8. verb. u. verm. Aufl. 1805. 4. Auf. m. — = 
44 Supfertafeln, einem verjüngten Maasſtab, gewöhnt. — 
Winkelmeſſer und Sehnenmaasſtab. 1815. 5. U. mit 18 
Kupfertafeln. 1821. 6. U. 1836. — Hollaͤndiſche Ues 
beriegung. Leiden 1800. — Anfangögründe der Mas 
tdematit. Ar Theil Arithmetik u. Geometrie. Leipzig 
1796. Mit 9 Kupfertafeln. 2. verb. Aufl. 1805. & 




















s 
aa WV 


gur Differentialrehnung,, als Ergänzung zum Lehrbu 


augen in Bürgerfpulen, gezeichnet von Dierh, gefto- 


— 


Vieth. 49 


708. — Anfangsgruͤnde der Naturiehre für Blrger er⸗ 
—X mit 4 Ku —8 — ot HL. 
3. verb. A, mit €. Negii ker 1806. a. — — 
ai 6 ‚Kupfertafeln Pa oftalifer — 
Ehſĩ. mit 8 erläuternden er Keinia 1708. 
er 1801; medan. u. fatift. — 3. 1815. 
3 &hl. mit 3 fananen — — inirten Kupfern u. 9 
Bignetten. Zeipz. 1. 4803, (Hopzatanifeen 
1. aeroftatifpen —S "EHl._ End. 
Karten u, Vignetien. 2. U. 1805. Benin bes vi * 
ſaen.) Ar Tyl. —— 1801. 2. A. 1808. (Sortfegung 
hr —R ‚5x. Thl. Ebd. 1802. ® "2. 1812. —— 
fit u. Elektricit ft betreffend.) 6r Thl. Ebd, 1808. 
Deigens dioptrifen u. catoptr. Inhaltd.) 2. vern. 
1. verb. U. 1820. 77 TU. N, ‚504. „sort enun 3 
—8 mit EN R, ar Th. akuf, 
all 1 ziıens. 1800" 
I“ . 10. ir aus une, ‘vd. Titel: Aftronons, Untere 
Daftüngen Kr De ugend, nebft nlanifepären dur m 
nofie. Mit 5 Kupfern Ar u. 2r Thi. Nachdrud: Wien 
4 mit Kpfrn. — Atlas der alten Welt, beftepend [" 
12 Kärtchen, entworfen u. gezeichnet von DVieth u. mit 
treidrenden Tabellen Herausgegeben von C. Pd. Funke, 
Weimar 100. er mit franzöf. u. lat, Tert u. Titel.) 
2. verb. 804. — Hiſtor. Semerkum en, die Haupte 
faule — betreffend, Rede beim ‚Olereramen 
1 gehalten. — Anpeige der Öffentl, Prüf un in, in der 
— u Deſſau. Deffau 1804. — beim 
ae öhentt. Eramend in der —E Deſ⸗ 
Deſffau 1804. — MProgr. Präfung neu erfundener 
Buföfung des Delifpen Drobtems u. ber Zrifeftion d. 
Winfeld. Deffau u 1806. — m. Ueb. die —T— 





en Deffau ‚az, — — jeber dad Do ni 
theater des Curio. — 
N für —5 — Zerbft 1818. Mi 1856 —28 






N. Rekrolog 14. Jahrs. 


50 Domann. 


nen Elemente u. ihrer Lage gegen einander entworfen. 
Mit e. Steindrudtafel. Ebd. 1820. — Mit Eh. Sr. 
©tadelmann: 2 Reden bei Einweihung der erneuerten 
uptfhule gu Deſſau. Deffau 1820. — Wußerdens 
eferte er noch Beiträge zu Dindenburgd Leipz. Ma b 
u Archenholz neuer Ziteratur u. Völkerkunde, zu Sil- 
Vers Annalen der Phpfik, zu Voigts Magas. für d. Zus 
Kand der Naturkunde, RL Zachs monatl. Eorrefpondenz 
zur Beförderung der Erd» und Himmeldfenntniß, zum 
allgem. Anzeiger der Deutfchen,, zur Berliner Monate» 
rift, zu Funkes nügl. Unterbaltungen, au Wagners 
efpenftern, zur großen allgem. Encyelopddie; viele 
Necenfionen z. Jenäiſchen, Hallefden u. Zeipz. Litera⸗ 
turzeitung. In den legten Zabren war er blod noch 
Mitarbeiter bei der Leipz. Literaturzeitung. Außer den 
Zeichnungen und Riffen, die ſchon genannt oder zu den 
oben angeführten matbemat. Schriften gehören, find no 
son ibm: Zeichnungen zu den Kupfertafeln zur 4. Aufs 
Sage von Zunked Naturgeſchichte; Dorlegeblätter zum 
ometr. und architekt. Zeihnen; Plan von Deflau u. 
> umlieg. Gegend, 1809 und Plan des Wörliger Gars 
send 18009. Sein Bildniß vor dem 72. Bande der 
Encpklopaͤdie von Sirhnig, ein anderes ward von Gpo- 
ron und Renate berauögegeben (Deſſau 1835.), ein 
drittes von Sritih u. Sohn CDeffah 1836.). 


15. Sohann George Domann, 
emer. Schulmeifler zu Wormlage (Prov. Brandenburg); 
geboren am 22. Mai 1750, geflorben den 13. San. 1836 *). 


Domann war in dem Dorfe Brefenichen in der 
Grafſchaft Drebna in der Niederlaufig gelegen, geboren, 
wo fein Vater eine kleine Häusler Wohnung bewohnte 
und fid in ziemlich bärftigen Umftänden befand. Aus 
Dem Grunde konnte er, da er nod mehrere Finder 
batte, für die Ausbildung feined Sohnes nur weni 
thun. Sein erfter Unterricht in feinem Orte war au 
nad feiner eigenen Audfage fehr dürftig. _ Doch da er 
in der Schule fehr aufmerkfam und fleißig war, fo 
Iernte. er doch mehr, ald feine Mitfchäler und zeichnete 
Ah immer unter ihuen aus. Schon vor der Eonfirma 
tion mußte er feine väterlide Behaufung verlaffen und 
ia fremde Dienſte treten, wo er dad Geſqaͤſt eines 


®) Mac der preuß. Boltſchulzeltung. 1886. Mr. 20. 





Domann. 5 
Viehhirten übernahm und durch diefen Umfand wurde 
er fat ganz dem Schulunterrichte entzogen. In diefer 
für ihn ungünfigen Lage fuchte er ſich jedod felbk 
ielfen, wie und mo er konnte. Immer hatte er aud 4 
feiner Brottafche feine Schulbäder mit zur Hand und 
ibte_ficd im bdenfelben, während die andern Hirten oft 
unnüge und fogar fadblide Spiele vornahmen. Zu eis 
mer Zeit, ald er fo eben recht andädtig in feinem Bus 
oe lad, fam der Prediger des Orts ganz unbemerkt in 
feine Nöbe und munderte fi nicht wenig, einen Audi 
renden Hirten dier zu finden. Durd die Bermittelung 
Diefed würdigen Mannes kam er nun in die damalige 
Schulmeſterſtube nad Sranfendorf bei Zudan, mo er 
mehrere Jahre bei dem dafigen Sautmeifer enzfa eis 
nen guten Unterriht genoß und lobendwärdige Torte 
f&ritte madte. Daß er bier mit Armuth und manders 
let Noth zu kämpfen hatte, läßt fich Leicht denken. Doc 
er ertrug alle diefe Unannehmligfeiten mit fandhaftem 
Muthe und war. nur immer darauf bedacht, fi. für die 
Welt gefeidt und brauchbar zu maden. Unter feinen 
Mitfhhlern geihnete er and als ein tüchtiger Sdrei⸗ 
ber aus und er wurde deswegen als ein folder erſt 
nad Lübben, dann nad Finftermalde empfohlen. Im 
jahre 1771_murde ihm die Stelle eines Schullehrerß 
im Dorfe Brödenau bet Gonnenwalde anvertraut, 10 
er 15 Jahre bindurd die Kinder des Orts fleißig und 
jeriffenhaft unterrichtet hat. Seinen unermädeten Eis 
Fon fi in feinem Amte immer geſchikter zu machen, 
bemerften nicht nur feine Vorgefegten, fondern auch die 
inze Gemeinde und darum wurde er von Allen ges 
[ägt und geliebt. Nahdem er bier 15 Jahre mit gros 
gem Segen gewirkt hatte (mad auch die Alten zu feiner 
Ehre —— wurde er im Sabre 1787 ald &hulmels 
Kter und Organiſt nad Wormlage berufen. Hier fand 
er viel zu thun. Der seligiöße Sinn ber Jugend war 
bier unter der Zeitung feines alten Eranfen Dorgängerd 
aus feinen Grenzen getreten und er fühlte fih nun das 
zu berufen, die ibm anvertraute Jugend zu fittlich gu⸗ 
Ten Menſchen zu bilden. Do& biefes fein Vorhaben 
machte ihm viel zu fdaffen, weil der Unterricht in ies 
nen Zeiten zu fehr beihränkt war. Im Sommer, wo 
Dderfelbe ganz aufhörte, ging das an den Kindern wies 
der verloren, maß im Winter war gefammelt worden. 
Doc hatte er, troß allen diefen ‚Hindernfen, durch fein 


62 Zaudnig. 


elanes frommes und Rilles Wirken feinen Stindern u 
ch der ganzen Gemeinde ein gutes Beifpiel ge er 
m eine Beledrun, en Blieben nigt frußtloß, 1} 
na Sreude für 14 —X aͤter dab Geſet det unver⸗ 
. u. Eri ien, nad) dem auch in 1 
A 8 & —2— im ommer, menigftens di 

Tage in der Woche, die Syu ule befugen mußten. — 
nun an ging’® bi er. Ein ehrplan, den man in Une 
fern Tagen in den meiften Säulen mit viel Zehrgegen- 

tänden Geht buns außgeftattet,, irgenbwo im Schulzime 
mer angeheftet findet, mar in feinem Scaullofale nicht 
vorpanden, denn er meinte: „Er Lönne ‚fich nicht ger 
mau an einen foldhen halten, Fa die — ehr; eoene 
inde ihm die Zeit rauben wärden, das Wichtigite zu 
hren und dab Widti igßte fei dab Wort Gorted.,, — 
dem er bier in En lage auf feiner zweiten Stelle 87 
jahre in frommer Stille gelebt und gewirkt hatte, er» 
[bien 1822 der erfreulibe Tag, wo er das feltene 50. 
‚ährige Amtöjubildum Öffentlib feiern konnte. Geine 

eunde und benachbarten Amtsbräder wolten aub zu 
feiner Ehre ein folded verankalten; dod D. wol he 
jied nicht geſcheben laflen. Im Jahre 4824 follte er in 
ben Rubeftand ‚perfent werden, st mehr fein Alter ais 
feine Thätigkeit berüdfichtige wurde. Der Tag feiner 
getan erfoien und D, durfte hoffen, von feinem 
Amte fo liebevol entlaffen zu werden, mie. er e ver 
diente. Doc ganz unerwartet und ohne Urfade mußte 
ibn an diefem Tage eine fehr bittere Kränkung treffen, 
bie fi nicht leicht beſchreiben Idft und a bie aut 

nambaft gemacht werden, fol. 

enheit verlebte er nun feine Äbrigen Bes ade * 

Bis au feinem am oben genannten Tage erfolge 


* 16. Carl Chriftoph Traug. Tauchnitz, 
Soadãadier, Bucdruterel: u. Gäriftgießerei-Befiter in Belpzigs 
geb. den 29. Oct. 1761, geitorben ben 14. Ian, 1886. 

Tauchnig wurde in Großpardau, einem Dorfe bei 
Grimma geboren. Sein Vater, ein unbemittelter Schul 
we war unvermögend, um den eifrig en Wunfd 14 
mi Sara ra ii, een, m Bert, Bau Stu 

HT HT, idien Iudafriegweig zu wählen. 


—— 6 tan 6. Jades · des N, Nett. ©, 646 





Zauchnitz. 68 


Er wurde 1777 als Lehrling in_ die Offizin des Buc⸗ 
Sommer in Leipzig aufgenommen. Bedarrlis 
&er Sleiß und. gefpmadvolle Eleganz in der Arbeit 
waren die Cigenicaften des ünoimgs, welde ibm 
bald die" befondere Liebe feines Lehrderrn verfhaften. 
ndener, Lehrzeit begannen die Wanderjabre 
de angebenden Küänftlers. Mehrere Jahre blieb er in 
Berlin und bildete Dort feine tecpnifchen Talente in der 
Dffiäin des. berühmten Unger aus, durd den er befons 
u aufmerkiamerer Beachtung der Stempel» und 
Sormf&neidekunft angeregt wurde. Er fapte bier zuerft 
mit Dämmernden gefangen den Plan, einft die Forma 
fansidefung mit der Typographie in innigere Verbins 
ung zu fegen und beide vereint fortzubilden. 479% 
fehrte Tauchnig in dad Haus feined Lehrherrm ald td 
siger Sactor zurüd. Jede Mupetunde benußte er, ums 
id zur Errichtung und Führung eined eignen tppogra« 
vᷣbiſchen Gefhäfts die nötbigen DBorkenntniffe und Sers 
tigfeiten zu erwerben. Mit einer einigen Preffe bes 
gann er in feinem 35. Jahre felbfiitändig feine Kun 
zu fiben. Das Kleine Gefhäft erwuchs durd Taunii 
end unermüdlihe Emfigkeit, _ftrenge Präcifion um 
Yonene Umfiht bald zu außgedehnter Größe. Schon 
im Jahr 1800 verband er mit der typographifden Dfs 
Rain eine Scrifigießerei und bald Darauf eine Verlags« 
bu&bandlung, für melde er in einem flattlihen Haufe, 
dad er in ben Tahren 1803—05 erbaute, die bequems 
ker Lokale eintihtete. Don diefer Zeit an beginnt der 
Ittpenftand und der eulturgefdichtlihe Einfluß der ins 
duftrieden Thätigkeit, welcher &. feine £ünftlerifchen 
Ealente widmete. T. betrieb wirklich die Typographie 
ald Kunſt, in fofern er fie zu einer plaftifhen, addquar 
ten, würdigen Ausprägung oder Verfinnbildung des Ges 
Dantend zu erbeben fuhte. Dur ihn iſt die deutſche 
Cypographie die Rivalin der vorgefgrittneren ausläne 
difhen geworden. Jede tppograpdifhe Erfindung des 
Auslandes verwendete E. fhnell zur Vervollfommnun 
der Kunft. Fur die Stempelfchneidetunt, die damalı 
in Deutf&land noc auf fehr niedriger Staffel war, bil« 
dete er hunge funftfinnige Männer aus. ie: in Ei 
Sand verfchönerten Sormen der Iateinkaen Tppen Mürs 
den dur& feine Schriftgießerei wetteiternd machgebilder 
uad in feinen fateinifhen Merlagsartikein angenender, 
&. Fi der erfte ‘deutfhe Tppograph, welcher die längft 
in England und Sranfreid deimipe Gtereotppie au 


54 Tauchnitz. 


und verpflanzte, eine Kunſt, die man bis dahin in Deutſch⸗ 
land nur dem Namen nach kannte. Er errichtete 1816 eine 
©tereotppengießerei nach Stanhope’d Methode, nach wel⸗ 
der die Ieb er des Sarittfanet immer noch verbeffers 
werden können — der einzig möglihe Weg, ein Bud 
zur böchften Stufe der Eorreftheit u führen. Nachder 
machte er auch den Verſuch, Die tereotypie auf. den 
Muſikaliendruck überzutragen; die von Friedrich Schneis 
der bearbeiteten Slavieraudzüge aud den  Dpern Dog 
an von W. A. Mozart und Eantred von ©. Rofs 
ni find gelungene Proben ded neuen ftereotppirtem 
otenfaged. Wenn man die 1806, 1816, 4825 erſchie⸗ 
nenen Schriftproben vergleicht, wird man dab raftlofe 
©treben Tauchnitzens erkennen, die Tppograpbie immer 
mebr zu erweitern und audzubilden. auchniz ging 
noch in den legten Tagen feined Zebend damit um, in 
einer neuen, vollſtaͤndigen Zufammenftellung feiner 
Schriftproben, zu denen in der legten Zeit die zierlich- 
fen orientalifhen Shriften und eine finnig » fhöne 
Schreibſchrift gekommen waren, dem deutſchen Publis 
tum die Refultate feined kuͤnſtleriſchen Strebens als 
Vermaͤchtniß zu binterlaflen. Doch nahm ihn der Tod 
pibelig mitten aud den großartigfien Entwürfen und 
rbeiten DIumeh. (er Wenn mir die typographiſche This 
sigfeit-ded Enticplafenen im großen Ganzen uͤberſchauen, 
fp gruppiren fi vor unfern Blicken drei Perioden, .die 
mit drei auf einander folgenden Zeitrichtungen parallel 
laufen. Wir finden hierin weder etwas Zufälliges, noch 
etwas Berechneted. Wie in dem Reich der Natür, fo 
iſt au in dem Reich des Geiſtes jede große Neugeftals 
sung dad Ergebniß wechfelwirfender Siräfte, melde uns 
ser der Hülle fcheinbarer Zufälligfeiten einem Ziele zu⸗ 

- - freben. Der Geiſtesſchwache haftet an diefen fällig: 
keiten, melde nur Phafen in dem großen Entwidelungde 
roceß find; der Geiftedftarke fiebt in der flüchtigen Ers 
[Oeinung die Idee, welche unter vielen Wehen id and 
eben ringt., jener haftet an der vorübergehenden Welle 
der Zeit, dieſer Überfiebt den Strom, in dem fie nur 
ein Atom if, feine Duelle und feine Mündung: Sener 
wird daher felbft nur unbewußt ein Eiwas fein, wels 
es der Zeitgeift zur Erreihung ſeines Zweckes nugt; 
Diefer aber wird den Zeitgeift in fein Bewußtſein aufs 
nebmen und eine mächtige, entweder bämmernde oder 
fr ernde Wirkung auf ibn üben können. Tauanig 


l \ ge⸗ 
rte unter diejenigen, melde von der jedesmaligen 


Tauchnitz. 55 


eitrihtung nad der Tiefe ihres Strebend mia in 
wirt wurden und mächtig auf fie rücdmirkten. de 
Rate Moden, nit an- fi bedeutungsiofe Momente, 
nicht Einfeitigkeiten der Zeit ‚motivirten .’d Thäti, 
feit;_fondern die Zeit in ihrer Ganzbeit aufgefaf 
das Ziel ihres Strebens „ihr innertter Charakter. “u 
dem erften Decennium_diefes Jahrhunderts widmete 
alle feine Kräfte der Schule und dem Gpmnafium. Un 
die Stelle der Firhliden Orthodorie, war, vorzäglid 
durch Einwirkung der deurfpen Pbilofophen, Die ratige 
nale Wiflenfhaft getreten, melde nun ald durgdris 
gendes Princip aub in die Pädagogik eingeführt were 
en mußte. ie alten Katedjismen wurden antiquirt;: 
die Zeit arbeitete vielgeichöftig an. einer Reform der 
Zugendbücher, die ihr. Bedürfnig geworden war. Tau» 
nig baute mit durhdringendem Auge in den Krater 
der Zeit und in den Gädrungdproceh ihrer Elemente. 
Unterfägt. Durd) Start Lang (1 18% ald Director Der 
Erziebungsanftalt zu Waderbartsrube bei Dreöben), eis 
nen dur& Kenntniffe, SKunftfertigkeit und Darkelnn; 
gabe audgegeiäneren Pädagogen, mar T. unabläffg, 
möpt, der Literatur der Kinder» und Zugenpföriken den 
Charakter und dad Gepräge zu geben, melde der aufe 
getlärte Gein der Zeit erbeiihte, „Die Gallerie der 
Anterirdifden Scöpfungdwunder“, „Haushaltung der 
Menfen unter allen Yimmelöktriden“, „der Feine 
Bildermann, ein Sabelbug“ und viele andere Untere 
rihtd- und Unterhaltungäfriften für die Jugend wur⸗ 
den damals von Tauhnig gedrudt und verlegt. 
alle wurden mit gefhmadvollen iluminirten Kupfern 
efhmüdt. Tauchnig war mit den Kupferftedern Adrian 
ingg (dem Herauögeber des großen bei Tauhnif er⸗ 
hienenen Kupfertiwertd) und Haldenwang *) (in Karld- 
rube) in Verbindung getreten. Legterer lieferte die 6 
geiftreipen Blätter „zur Gef&icte der Kunft“ in Aqua 
inte. —_ In jener Zeit culminirten auc Die. pbilolo. 
ifhen Studien in Deutfcland. Während man auf 
der einen Seite, um den alten Obffurantiömus zu vers 
laffen, geflägelten Schritted in bie Auftlärung der Nee 
eit übergegangen war: verließ man auf der ander 
ite die Gegenwart, um fih in dem alten Head und 
Zatium, unter den Göttern Griechenlands zu er, hen: 
Man grub mit unfäglihen Anftrengungen n 11 


Biogr. ſ. i ER Rekr. S. im 
ardoeen Fipt. ſ. im 9 Zedrs. des ©. ude 





66. Tauchnit · 


Erömmern ine, verfunkenen i, rend : di 
BIT BEER EI SE 
12 
eit der Kiaffit. Da begann E., abe ‚abermals m! 
täfäg und ein a 10 I eranka ranfal 
ns und nad von allen —8 den Schriftkellern in 





* ai, Be — * ah 
Iabe is mad Amerika und a er jeden 


obbe 
it erfien aufgabe Bie 
ea en — Yale 


dem Derfpreen ded Werftorbenen, 

FR der Re der Sarpösiotiorter mit der auffhrift Fr 
geftellt worden; „Ex Votis Caroli Tauchnitil.“ 

em Kofi und Rationalidmud trat zu Anfan, Z unters 











arg N tancden Ciao) at jegt ver» 
drei = Seit a eidlen Sei 2. Die en 1 Säit 
ebenen Ausgaben, die er theild in 
oder britifgpen Bibeigefeufdaft, — nach 


Tauchnitz. 67 


eigenem Plan, einfach, aber geſchmackvoll ſtereotypirte. 
s Auf dem Gebiete Der Wi gehe traten in der neues 
gen Zeit Klaſſik und Drientaliömus in Oppofition. Die 
ingniſtik iſt zu der Ueberzeugung gelangt, daß die beis 
Den klaſſifchen Sprachen ohne Kenntniß der alten indi⸗ 
fen Mutterfprahe weder lexikaliſch, noch ram ld 
richtig aufgefaßt werden fönnen. Dad Studium der Ela 
gſcheñ Literatur felbft,, verleidet durch eine pedanti z. 
mehr conjekturale, als hiſtoriſche Wort⸗ und Buchſta⸗ 
denkritik, wurde zum Theil antiquitirt durch das Stu⸗ 
dium der nicht minder ergiebigen morgenloͤndiſchen Li⸗ 
teraturen und die orientaliſche Philologie vermied mit 
Gluͤck die ſpinoͤſen Abwege der Elaffifden. Der Drient 
war ed, der auch unfern Tauchnig in feinen legten Le» 
bendjahren anzog. Wir feben den raſtlos thätigen, ju⸗ 
endlich rüfigen Greid mit möglich richtiger und ges 
[dmadoouer Darſtellung orientalifher Schriftcharaktere 
eſchaͤftigt. Dad debräifhe alte Teſtament erſchien, bee 
forgt von Auguft Hahn, in einem’ gefbmadvollen, die 
enalifden Schriften in Schärfe und Deutlichfeit weit 
bertreffendem Abdrude und dann In einer Lleineren 
Ausgabe, deren letztere die vollkommenſten find, melde 
Die bebräifche Topograpbie gehabt hat. 1834 gab T. in 
Dem Soran, berau ge eben von dem Prof. Slügel in 
Meißen, ein Mufterbild arabifcher Schrift. Eine Eleis 
nere Dandaudgabe ded Koran hatte T. fa bis zur 
älfte gefördert, ald Gott ibn aus dieſem Leben abrief. 
in anderes coloffaled Werk, dem der Verewigte noch 
in den legten Tagen feined Lebens feinen ganzen Eifer 
widmete, deffen einftige Vollendung zu feinen fchönken 
Hoffnungen gehdrte, wurde von ihm mit bewunderungs⸗ 
würdiger Kraft und Umficht Dirigirt. Es ift die von Ju⸗ 
lius Fürft unternommene Umarbeitung der Burtorfifhen 
Concordanz zum A. T. welcher ein volltändiges, in al⸗ 
len feinen Ergebniffen originelled Lexikon in rabiniſcher 
und lateinifher Sprache, ſprachgeſchichtliche Feuilleton's 
und uͤberſichtliche Tabellen, nebſt einem neuberichtigtem 
Abdruck der Maſora beigegeben werden. Don dem ers 
ſten Bande des Werfed: „Zur Geſchichte der jüdiſchen 
Poeſie“ von Fr. Delitzſch, welchem nach der Vorrede 
eine Reihe von Bänden folgen ſoll, war der erſte Bo, 
en gedrudt, ald T. ploͤtzlich flarb. Er entfchlief in den 
orgenftunden ded oben genannten Tages, nachdem er 
nad am vorigen Tage emfig und energifch fein Ge. 
[daft geleitet und am Abend eine Vergnuͤgungsreiſe 


: 68 auchnitz. 


anf fein Landgut unternommen batte. — Der Charab— 
ter des Verewigten war in jeder Hinſicht über die U, 
täglichkeit erhaben und in gtoßartigen markanten 3 
aucaeprägt, In der Arbeit hatte T. jene Taftlofe Thde 
tigfeit, die mit dem Gegenftande ringt, um ibn zu üben 
wältigen, die, von gluͤhender Sehnſucht, nad einem ' 
vorgeſteckten Ziele getrieben, gleichfam die eigenen Kräfte 
überbietet, uns diefed Ziel zu erreihen. Diefe pakiat, 
beflügelte Emfigkeit, die nod mebr als bloßer 5 eh ſt 
war bei Tauchnitz habituell, er änderte nicht einmal ge 
faßte Pläne und Borfäge, ed dauerte aber lange, ebe 
er einen Plan faßte, mit dem feften Willen, ihn ind 
Werk zu fegen. Uber, war Dies einmal geiheben, fo 
war diefer Wille eifern, er ſcheute weder Kraftanfiren- 
sung, noch Koftenaufwand, um den Entwurf zu ders 
wirfliben. Dabei war ed nicht der Vortheil, der die: 
Ahdtigfeit des Verewigten motivirte und fpornte, fon 
dern die Ehre, die er dem Vortdeil ſtets Üüberordnete, 
Die Energie, mit der T. dad zu feinem großen Ger 
ſchaͤft noͤthige zahlreiche Perfonal regierte, mar bewun 
berungömärdig. _ Wie ein Seldberr durb die Reihen 
feines Kriegsvolkes, ſchritt T. durch die Arbeitözimmer 
feiner Offiſin. Sein durchdringendes, blizendes Au 
bemerfte ſchnell ale Mängel und Fehler und ſchon (ein 
Blick war Beftrafung des Fehlenden, Belohnung des 
Sleißigen und Befebl, dem geborfamt wurde, Mas 
bätte dieſe dDiktatorifche, furchtermedende Strenge Des⸗ 
porie nennen können, bätte T. damit nidt ein fiebreis 
eb, anziebended Werfen verbunden, welches den Blitz 
feined Blickes und den Donner feiner Rede wie er 
quidender Regen begleitete. X. verftand die Zunft, ich 
zugleih Ehre und Liebe von Seiten _der Seinigen zu 
verfhaffen. Er gehörte nicht in die Zahl jener reichen 
rvenu's, welche ihren Untergebenen Doppelt und dreis 
ach die Unbill entgelten laflen, Die fie ſelbſt in gleichen 
Derbältniffen ebemald erfuhren; sondern ſich in Die 
Lage eined Lernenden und Dienenden zurücfegend, mil 
derte er die nöthige Strenge durch Die theilnehmendfte 
Liebe. Energie und Sanftmuth waren bei X. in cons 
traftirenden Gegenfägen vorbanden. Beide, traten oft 
als Extreme ercentrifh hervor; die Energie wurde zu 
beftigem Zorne, die Sanftmuth zu einer Eindlichen Liebe, 
Die nichtd Theueres bat, wad ſie nicht mittheilen möchte: 
Leidenſchaftlicher Zorn war bei T. jedoch nur momen 


Ritter v. Herring. 69 


tan, nit machhaltig und T. war demäthig eur: um 
Mebereilungen in folden Wugenbliden nadder e me 
Reden, ja bgar abzubitten. X. war Überdieb fehr (il 

ral und bereitwillig, junge Männer, an denen er Tas 
ente bemerkte, zu unterfügen und zu befäftigen. Er 
nahm herzlihen Antheil an ihren Betrebungen, ermus 
thigte fie dur DVerfpredungen und ermadnte fle inte 
defondere, durch eine. ſirenge Diät fi ja eine gefunde 
©eele in gefundem Körper zu erhalten. 


*.17. Johann Ritter von Herring, 
Herz der Herrſcaft Habrowan, ®. k. privileg. Großhändler, Mike 
ter des Öfterr. taiſ. deopoidordens, mähr. Sandfkand und ordentl. 
beifigendeß Mitglied der 2. &. mähr. fhlef. @efelfäaft zur Weldes 
Verüng deb Kderbaued, der Natur: und Eandestumde, zu Mränm 
geboren d. 14, Bebr. 1758 , „geftorben den 15. Ian. 1896, 


erring wurde zu Tennenlobe, einem ehemald marke 
sräf. Brandenburg» anſpachiſchen, jegt_B. baler. Orte, 
geboren, mofelbt Fein jater eine Art Sreigut nebſt eie 
nem Wirthöbaufe auf der Straße von Nürnberg nah 
Erlangen befaß und in der ganzen Gegend alß ein die⸗ 
derer flihter offener Mann bekannt war. Herring 
wurde zeitig eine Waife;_ kaum 7 Jahre alt farb ibm 
der Dater und wenige Jahre darauf auch die Mutter, 
Er hatte mel ältere Gerämiter, einen Bruder, der die 
Wwiribſchaft übernahm und eine Schweſier, beide find 
bereitd geftorben. Den erften Unterricht genoß er in feis 
nem Geburtdorte, wo der Scullehrer zu dem aufge⸗ 
weten, viel Talent verrathenden naden, von der 
lüdlihnen Gefihtöbildung,, eine befondere Neil ung 
ste — und Diefer an fih böcht unbedeutende Umfan 
wurde der mächtig wirkende Hebel, durch den wir une 
fern Herring auf feinem fpätern Stanbpunfte erbliden, 
ie Gattin ded Schullehrerd batte nämlich vor ihrer 
DVerebelichung in dem Nürnberger Yandlungshaufe Mayer 
u. Sohn gedient und mar dort fo gerne geeben, da; 
fie au verbeirathet daflelbe öfter nod befuhte unl 
bei dieler Gelegenheit ihren £leinen verwaitten Liebling 
mitnabm. Das offene freundlide Gefiht ded Knaben, 
der Sreimuth, mit dem er auf jede Srage antwortete, 
jewann ihm fo febr die Zuneigung be Diaveriaen 
uses, dag man ihn dort aid Lehrling aufnahm. 
wurde er auch bier Durd Sleiß, Treue, Senorfem und 
Rafcppeit im ganzen Haufe beliebt, der wahrhaft wäter» 





60 Ritter v. Herring. 


Hide err Ri fparte nit, unfern Herrin; 
Ik Fi ig ausbilden zu laffen und wahrte in öl 
fer Umfcht den fräftig blühenden —& vor. einer 
Hitigen oder gemaltfamen Auöhebung und Verfendun 
nad Umerifa. Mad dem 7. Lehriahre wurde 9. 
jefprocen und trat ald Tommis in Die Handlung Beorg 
jöllreb in Nürnberg, melde nad) einer getroffenen Ues 
bereintunft mit den übrigen Närnberger neuen «de 
jabre die 4 Brönner, 3 Altbränner und 7 Nicolöburger 
ärkte befugter Auf diefe rt kam unfer 9. in 
f@äften feines Prinzipals am 6. December 1777 ald ein 
A9jähriger Süngling yum erfenmal nad Bränn, ohne zu 
ahnen, daß biefe Stadt ihm ein eine neue Heimath 
werben follte. Denn als faf zu gleicher Zeit mit Pun 
biicirung des Kolerangediktes der Handel mit Colo= 
nialmaaren verboten wurde, fo hörten zwar die Nürns 
berger auf, die öftr. Märkte zu befuhen,, doc fanden 
12 mehrere bewogen, unter dem fchügenden Panier der 
‚oleranz fi förmlid anzufiedeln, wodurch bedeutende 
Sonds ind Land gezogen und große Kapitalien- durch 
lebhaften Gefchäftöverkehr in Umlauf gefegt wurden. 
Das Ruͤrndergiſche au , in deifen Angelegenheiten 9. 
biöher gereift war, (didte den eignen Sohn nad Brünn, 
der mit Bewilligung der Regierung eine Großdandlung 
unter der Firma: SNerzogentatb u. Greiffinger etablirte, 
Bon diefem Zeitpunkt an ik Brünn al 6 dauern⸗ 
des Domicil ju betrachten, denn er blieb bid 1791 im 
diefer neu etablirten Greßbandlung, in welgem Jahr er 
nad mehreren fruchtlofen Verſuchen, eine Spezereie 
jandlung zu errichten, endlih Dur& ein Handbilet Kais 
fer Sofepd8 von Ber ‚an den- Baron Tagelemann, 
damaligen Referenten in Kommerzialfahen, fpätern Ar» 
meeminifter, dad Privilegium zum Etabliffement feiner 
Großhandfung erbielt, nachdem die Regierung ſich bes 
reitd feiner Umfiht, Chätigkeit und Treue in den Jade 
ren 1789, 1790 und 1791 zum Einfaufe von Gtaatöpa= 
pieren auf ihre Rechnung mit dem mwünfchensmertheften 
Erfolge bedient hatte, ann war ald dabritſtadt erft 
im Aufteben, daher der Zummelplag eines fo gut bes 
recpnenden dellſehenden Gefchäftsmannes. Mit gemohns 
ter Energie srrif D- jeve Gelegenheit, bier — ein⸗ 
——— Der Tod ded Schönfärbers Glockſin dewog 
Ibn, fi im Jahre 1793 Be Sriedr. Söll, damald Bor» 
PAR der Mundifchen Särberei, zu aflociren, die Glods 
Pipe Bärberei gu übernehmen und durch 49 Zahrerin 


. Ritter v. Herring. 
. 23 Serenfäaft en ee n gan 


ein Beet yur. eigen ee Heise in 
Br irten, die feit dem in den na 
ber Sn ‚gewefen“war und ee un at abgenommen 
wurde. Die Gefelfgaft erhielt die ‚Benin gung aut is 15 
e. Mit diefem Privilegium mar au f 
ner Zeit ung, und dei ul jenj! 
— ‚man Kap, dur Die Andrefhe el 
Kae, fo bebannt geworden if. 
ji Jahre roh, 9. in Verbindung mit 
wann eine —— im Aryizanau. Diefe an fi fel 
sielfeitigen und gemiß jeden nur mittelmäßigen A 
n verwirrenden Verbindungen genägten dem ra| ie 
tigen, amRarsunden | m f den erböbten 
X neuen Heimatd fl forgti . nicht, Er mar 
ganz der Mann dazu, alle IN Sordan enen Mängel zu 
entdeden und denielben mit allen Kräften zu begeg- 
nen. Er etablirte 1796 in Gefeufhaft mit dem 8* 
en fen Sal, den Seintucfabrifanten Sf m. Dre all, 
Apotheker Bette die GR Woljpinnerei in De 
55 un: nachdem Salm und Bette aut In 
HR der Gefeüſchaft in England geweſen waren, um Ah 
A unterrichten und ein paar tüchtige Werkführer 
u jen nötbigen Maſchinen und Zeihnungen mitzts 
bringen. geretes aelungene Unternehmen wurde aud 
von der Regierung dur befondere Belobungädekrete 
jerürdigt. Noch in demfelben Jahre errihtete die Ges 
fütger au) eine englifge Zederfabrif, Im Jahr 1802 
ibernahm & das ganz Derfal geratdene und nad 
vielfahen Einbußen von mehreren Gefellicaften — — 
gebene Koffer, Steinfohlenwerk, eine neue Gefelfcaft 
mit, Undree, Greifinger, von Saufimantel , Homo» 
latſch und Kättner bildend und erdob diefed Berk na) 
42jäbriger Geduld zu einer für Brünn und feine Sa 
brifen vöct fbägbare Duelle des Gedeihens. Auch fer 
nen Brünner Mitbürgern legte er eine dauernde Ver 
bindficfeit auf, Bei der Ntädtifhen "Branntweinbrens 
nerei (tarb der empbpreusifihe Befiger, der Ifraelit Dos 
druffa und da der Magiftrat auf dad Einftanddrecht 
* — erſtand H. dieſe Brennerei, weile eine Fülle 
laͤſtiger Bernie mit den Bankatlaen Beituerklie 
Hr Ai gar fehr in Widerfprucp —— —A 
genoß, auf dem geg der: Lieitativn um 82, 
mußte auch diefes Geihäft mis Energie nd Sim 


62 Ritter v. Herring. 


Erfolge angreifen, daß ein fehr bedeutender Gewim 
außer Zweifel lag. Da aber der Bürgeraudfchuß dieſe 
Revenue an ſich zu bringen wänfdte, that ed: 9. ohne 
allen Gewinn gegen feinen eigenen Bort eil. Gegen 
“ wärtig trägt diefe Brennerei der Stadt jährlich 12,000 
fl. Yacht, obgleich alle dieſe Iäftigen Emolumente, weis 
che früber beftanden, gefirihen wurden. Im Jahr 
rettete H., von der Regierung dezu ermaͤchtigt, die 
Ammtlihen Materialgüter der k. k. Oekonomle durch 
nfauf von den Franzoſen. Obgleich dieſe rein patris⸗ 
tiſche That ihn in ein Meer von Verdrießlichkeiten und 
erben Kummers ftürzte, deſſen Urſachen unberährt blei⸗ 
en mögen, da fie dort mo noͤthig, zur glänzendften Es 
renrettung unferd H.'s ohnehin befannt wurden, fo bes 
nahmen * bittere Erfahrungen dem tüchtigen Manne 
doch nicht den Muth, fib im Jahr 1809 zum Beſten 
der E. k. Bamilie in noch gewagtere Unternehmungen 
einzulaffen. , Seine Zeitungen in diefem für die k. © 
©taaten 8 verbängnisoollen Jahre ſtellten H.8 ausge 
seihnete Bürgertugenden und ſeine dentſche Mannkes⸗ 
würde in den hoͤchſſen Glanzpunkt. Im lebendigen Ge 
fäble feiner Untertband» und Bärgerpflichten, im ums. 
erfoätterlien Willen, ihnen treu zu bleiben, ſcheiterten 
alle Dem Despotismus fremder Machthaber zu Geber 
Rebenden Einfhücterungsmittel an dem erprobten Mu 
tbe des geraden, ehrlichen, fetten Patrioten. Weder 
Drobungen, noch Arreſt und das Abführen durch 16 
Mann Wache, mit dem ausgeſprengten Gerüchte, & 
werde erfcoflen, fonnte von ibm mehr als die fefe Er⸗ 
lärung abzwingen: „Nichts in der Welt vermöge ihn 
von feiner Pflicht ald Staatäbürger und Untertban zu 
entbinden" — und fein Muth befiegte ſelbſt den Zeind. 
Davoudt (Hamburger Andenkens) gab nad. Der anbe⸗ 
fodlene Verkauf ſaͤmmtlicher Schäfereien, Wols und 
Getreidevorräthe auf den k. k. Samilienberrfchaften ums 
terblieb, da H. ſich im entfdeidenden Wugenblide alb 
deflen Eigentbämer auswieß und die auögefchriebenen Eons 
tributioneg leiſtete. Nach fo wichtigen dem Staat ge 
leißeten Dienfien und nad fo manchem unverkennba⸗ 
ren Zuge ded wahren Geelenadeld erhielt H. im Jahr 
1810 ald Beweis Der Anerkennung feiner Verdienfte den 
erbländifchen Ritterſtand mit dem Leopoldorden. Noch 
ein ſchmeichelhafter Beweis der allerhoͤchſten Gefinnuns 
n wurde H. im 7 1816 zu Theil, in welchem vom 
«8 Hoftrisgtrarh im Wien, als der Bär Schwarzes - 


Ritter v. Herring. 68: 


berg noch Präfident deffelben war, der geheime Auftrag 
an dad mähriihe Gouvernement erging, H. zu’untere 
richten, ‚daß der Kaifer nur in ihn das befondere Vers 
trauen fee, für Reanung des Staates Im Aublande 
Getreide BD mad au, pünktlich 263 _ 
Qua den mährifh-folefifhen Ständen, fomie der Brüns 
ner Bürgerfaft brachten fein Patriotismus, feine aus⸗ 
gebreiteten Bekanntfhaften, dode Uneigennägigkeit und 
vielen Gefchäftsfenntniffe im Jahr 1809 befonder® dur 
Aadodnoismagung eines a böhR wic- 
tige DVorsdeile. — Wer aber glauben wollte, dag nur 
immermährend der Sonnenfdein des Gcs 9.8 Um 
ternedmungen zuoetädet babe, mürde fehr irren. E 
traten auch einigemal in feinem Leben, wie in dem der 
meiften großen Gefhäftömänner böchnt_Rritifhe Zeitvers 
yalile ein, in denen nur Mutb, Beſonnenheit und 
barrlihkeit nor jenem Sturje zu bewahren vermoche 
sen, dem auc der umfichtigke und folidere Kaufmann 
durch unmöglie vorauszufebende Verbältniffe nahe ger 
bracht werden Bann. Vorzüglich war dies im I. 1 
der Fall, wo ihn eine Zahlung von 30,000 fl. in die 
peinlihfte Derlegenbeit fürzte und er in Gefahr fand, 
mit den Srüchten des angefrengteften Fieißes dur) eine 
fonderbare Verkettung von Umfänden, auch den müde 
m errungenen Ruf feined Hauſes zu verlieren. Im 
iefer verzweifelten Zage wendete er ſich an den Erzher⸗ 
309 Serdinand von & ‚_der_fräher in Bruͤnn bei ihm 
gran, batte und der edle Erzderzog rettete 9. durc 
orſtreckung der nöthigen Gelder. Bei der großen 
Menge von Unternehmungen in früberen Zeiten, dem 
verſchiedenen ſieis fehr verzweigten Gefcäften Idbt fi 
leid einfeden, daß H."8 Compisir eine wahre Mufer 
und Bildungöfbule für angehende Handelömänner ges 
nannt zu werden verdiente; die in feinem Haufe eins 
gefänne Ordnung ımd aus allem bervorleudiende So⸗ 
idirät haben bei mehreren feiner Commis den gefegnet« 
jen Erfolg gehabt und deren Zufunft auf eine lohnende 
rt fiber geftellt. — Herring war der evangelifhraugss 
burgifhen Confeffion zugerban und eine der wichtigſten 
Erhnpuntte diefer Gemeinde in Bränn, denn man dart 
annehmen, daß die Kirhe und Schule dafelbft feit mehr 
«is dreißig Jahren eine jährliche Unterkägung von mehr 
als 1500fl. erhielt, einer Menge anderer milden Gaben, 
die feinem Herzen zum Bedürfniß ermorden warei 
nit zu gedenfen. Dem Bränner Mufeum: hat er ai 


64, Weiske. 


liches Mit, Mal J Se 
— adetan um Yancahar Ss nalfänpien Apr 
falifden — vo 
jögen hr ae eher. ie ie 
nen Sıotı durs den Ih der gembhnige Empo: 


deirathet war er feit dem 4. Det. 1795 mit Sramiöfe, 
verm. Müller, geborne Unger 
gem Sinfgeiben eine 9 dtlpe, übrigens Kinderlofe 


18. M. Benjamin Gotth. Weiske, 
auderordentlicher Profeflor zu Leipzig; 
geb. im I. 1788, geftorben den 17. Januar 1836°). 

Weidte wurde zu Saulpforta geboren. Sein De 

ter war der bekannte Philo % und Profeflor an jener 
berähmten Bildungsanitalt, Benjamin Weidke. Der 
Beruf ded Vaters und no mehr Neigung und Talent 
führten ihm ebenfalls zum wiffenfhaftliden Stande und 
on ald Zögling der Pforte verrietd er- durch feinen 
fer, mit weichem er alle Unterrichtögweige der Anftalt 
wmfagte, den beißen Durk nah Willen und ermedte 
dur die Zortfritte feiner geiftigen Ausbildung große 
Hoffnungen. Nod mehr bethätigte er dies alß Zögling 
der Zeipg. Univerfität, mo er mit fat übermäßiger Uns 
frengung dem Studium der Bhilologie oblag, um nad 
em Beifpiele des Vaters ald Jugendlehrer aufzutreten. 
Zeider verhel er nich lange nad dem Beginne feiner 
Univerfitätögeit in eine fmere Krankdeit, bie“ feinen 
ohnehin zarten Körper fo bart_angrif, daß Eörperlihe 
Shmwäde und Siegtpum fein Erbipeil fürd ganze Leben 
blieben. PN) (gm ‚hte dies nicht die dode Reglam. 
kein feined Geiſtes; Jelne bildete er ib bi pnell 
und fo tächtig aus, daß er ald 23jäpriger Füngling zum 


°) Eeipaiger Tageblatt 1086, Fr. 25. 


Weiske. 66 


Xehrer am Lyceum in Lübben gewaͤhlt, nicht lange dar- 
au um Eonrector deß £pceumd in Gdrlif_ernanns und 
Sabre alt (im 9. 1810) ald Profe ot sem die 

der, an der er bis zum e 
jefonder: . 3 ae n 


dad Lehr» und Erziehungs; ft 
Setrieb, ald — Ten ee 


0 
de uerft die rationelere Behandlung der —A— in 


ben beförderte 
und die Ertid 


ben Zeit erfolge he mehrerer onen 


A. Netrolog. 14. Iahrp 


J 


66 Meiste 


lichen Höhe erhoben. Indeſſen aud unter dem Zuſam 
‚menmwirken fo audgezeichneter Kräfte wußte W. eine 
ſolche Stellung fib zu erhalten, daß er fortwährend 
einen_der vor lichken £ehrer der Schule galt und 
gewiſſe —88 weige, beſonders für das geſchmack⸗ 
volle und ſachgemaͤße Erklären der griechiſchen Dichter 
und Redner, ald einzig daftand. Sein Wirken war hier 
bei um fo bewundernswerther, je mehr Kränklickeit 
und körperlide Schwäche fortwährend feinen geifigen 
Aufſchwung bemmten und die fräftige und freudige 
<hätigkeit beichränkten. Namentlich bildete Ach in den 
letzten Tagen feines dortigen Aufenthaltd ein beftiged 
Aſihma aus, dad ihm die Aushbung feines Amtes un- 
— erſchwerte. Natüuürlich blieben dieſe koͤrperlichen 
Leiden nicht obne Einfluß auf feinen Geiſt und wenn ſie 
auch deſſen intelleftuelle Kraft nicht verminderten, fo 
binderten_fie doc die voukändige Aeußerung derſelben 
und drüdten feine natärliche Sreundlichfeit und Liebe 
oft gem Mißmuth und Mißtrauen hinab. Es if äbris 
end fein geringer Beweid für feine Dorzägliäfeit als 
ebrer, —F dieſe unvermeidlichen Schwaͤchen doch bie 
Liebe und Verehrung der Schüler gegen ihn nur in ſel⸗ 
tenen Fällen zu bemmen oder zu untergraben vermod- 
ten. Sein £ranfhafter Zuftand nahm endlich fo Aber 
dad, daß er im Jahre 1848 fü gendrbigt kb, fein 
mt niederzulegen. Auf nicht eben liberale Weife in 
den Rubeftand verfegt und von feinen SKörperleiden 
ſchwer darniedergedrädt, erbielt er fi) Doc Die warme 
Liebe für die Wiffenfchaften und den vegen Eifer für 
nuͤtzliche Thätigkeit. Er begab ſich nach Leipzig, um bier 
ald Univerfitätsiehrer nach Kräften noch ferner zu aly 
zen. Mit Veberwindung mander Schwierigkeiten ers 
warb er ſich eine außerordenslihe Profeflur in der phie 
Iofophifchen Sakultdt. Sein gefhwächter kranker Körper, 
der ſich nur erſt in den lepten Lebensjahren wieder et 
was erhbolte, erlaubte freilich nur eine befchräntte aßs- 
demiſche Thätigkeit und namentlich vermochte er wegen 
anhaltender Engbrüftigkeit immer nur vor einem Bleines 
ren Kreife von Zuhörern Vorlefungen zu halten. Den 
noch blieb auch fo der Segen und Erfolg feined Wir⸗ 
kens nit aus und namentli erwarb er fid) Dad Ver⸗ 
dien, Daß er beſonders Die antiquarifhe und archaͤolo⸗ 
iſcde Richtung der pbilologifden Studien verfolgte und 
adur eine bemerkbare Züde bei der Univerfität and 
füßte. Den meißen Einfinß übte er auf die Mitglieder 


Weiske. 67 


der lauſthiſchen Geſellſchaft, die ihn zu ihrem Praͤſes ers 
mäplte und auf deren geiſiige Forts und — er 
eben fo gläfli und alfeitig einwirfte, wie er es früber 
als Gpmnafiallehrer. getban hatte. Cine eigenthümlie 
Riprung feiner wifenfdaftliden Thätigkeit für diefen 
Kreis akademifcper Zuhörer Außerte er bier noch da⸗ 
durch, daß er durch den ibm inwohnenden wiflenidaft- 
lien Stepticiömus diefelben zu reger Gelbfirhätigkeit 
und. felbfiftändiger und gründlider Prüfung und Erfors 
faung der —— mädtig. anregte. Weil er 
eben, feined Sörperzuftanded wegen nur in Fleinem 
Kreife thätig zu fein vermochte, fo verwendete er auf 
» Diefe Wenigen einen um fo Tegeren Sleiß und bemühte 
den guten Samen deſto forgfältiger außjufreuen. 
Daſſelde that er auch ald Direktor der —A 
Gefelifaft, zu welchem er bei der nah Chr. D. Bedb*) 
Tode eintretenden Uı tung und @Ermeiterung des 
difologifhen Seminars ernannt wurde. Zür beide Ge 
Teumalten Intereffrte ex @ fo lebbaft, daß er Die prat- 
tifden uebungen derfelben mit der größten Sorgfalt 
und Pönftlickeit leitete und HöhR ungern eine Zufams 
mentunft derfelben ausfegte. Is als im Laufe des Jade 
sed 1835 fein £rankdafter Zuftand eine bedenklipere 
Richtung nahm und weder eine angewandte Srüplingd. 
Eur, nocd eine im Herbft unternommene Gebirgsreife 
nad Salzburg Erleibterung dragte, da murden den. 
noc die Uebungen beider Gefellidaften mit Eifer und 
bis wenig Wochen vor feinem Tode, zulegt auf feiner 
©tubdierftube, forıgerübrt, So lange nun aber Diele 
rege geikige Thätigkeit, die nicht minder lebendig au im 
Yauslihen Leben und im Sreife der Freunde hervortrat, 
den dinfäligen und entkräfteten Körper aufrecht _erbielt, 
fo erlag derfelbe doch endlid und mit dem Morgen- 
lipte des oben genannten Tages (Bied der Eräftige und 
bobe Geik aus der Eraftlofen Körperhälle. Der Ver 
jorbene brachte fein Leben nur auf 525 Jahre und dies 
jed Leben war arm an körperliden Genäffen und $reu- 
den, aber reich in geikigen Regungen, reich an Verdien ⸗ 
ken. af dreißig Jahre bat Weihte dem Staate ge 
dient und die Weife, wie er feiner Amtspfiht genügte, 
läßt die reihe Saar erkennen, melde er ausgehreuet 
. Que feine Kraft widmete er feinem Berufe; nur 
lebte er. Ais Schriftkeller iR er wenig bekannt ge: 


3 Deten Diet. [-R. Ren. 10. Jahr. 0 





68 von Wolan. 


worden und hat nur einige kleine Schriften w. Aufſaͤ 
dem Drude übergeben, Eohter aber bat er eine A 
Zahl gezogen und.alle hängen mit großer Liebe an ih 
rem Lehrer und preifen einkimmig feine großen Ber 
dienſte um fie. Eine Anenl feiner fräbern Schüler 
datte er fid zu ſpaͤtern Lebenöfreunden berangezdgen, 
mit denen er viel und berzlich verkehrte. Aber äuch 
feine jüngern Schüler erfannten und verehrten in ihm 
en vaͤterlichen Freund. Wie febr fie an ihm bängen, 
davon gab ſchon die große Tpeilnabme Zeugniß, die fle 
bei feinem Tode und Begräbniffe fundgaben. — Seine 
Schriften And: Orationem de Halonenso Demostheni, 
cui vulgo abjudicatur, vindicat, adjectis sab finem obser- 
vationibus maximam partem criticis etc. Lubbenae 1807, 
Progr. De praepositionibus Graecis. Gorlidi 1809. — 
Progr. De hyperbole, errorum in historia Philippi, Amyn- 
tae filii commissorum genetrice P. I. Lips. 1817. P. 
U. II. 1818. Misn. 1819. (Iſt die Ausgabe für den 
Buchhandel.) — Hatte Antheil an Dion. Lougini de 
sublimate, edit. Benj. Weiske. Ä 


* 19. Thomas von Wolan , 


tönigl. ſachſ. Generallieutenant der Infanterie, Ritter des St. 
Heinrichsordens zu Dresden; 


geb. den 8. Nov. 1759, geſt. den 20. Jan. 1886. 


Zu Wilna in Zitthauen geboren, trat der Verewigte 

im Jahr 1778 ald Fahnjunker in dad damalige kurſaͤch⸗ 
fifde Infanterieregiment Graf zu Solms ein, in wel 
dem er 1784 zum Soußlieutenant, am 6. Nov. 1708 
zum Premierlieutenant avancirte und auch die Adju- 
tantenfunktion verfab, fowie er Dem Seldzuge am Rhein 
4794 beimohnte. Unterm 15. December 1802 wurde er 
zum Hauptmann befördert, wor ald folder im Feldzuge 
von 1806 bei der Affäre von Schleiz und der Schlacht 
bei Jena und avancirte am 28. Febr. 1808 zum Major. 
zu Feldzuge von 1809 befand_er ſich beim Korps des 
enerald von Thielmann in Sachſen, wo er mehrere 
unabhängige Kommando’8 hatte und fo gute Dienfte 
leitete, DaB er dad Ritterkreuz des St. Heinrichsordens 
erhielt. _ Im Kriege gegen Rußland (1812) Rand das 
Regiment (damald von Rechten), nachdem es bereits 
medrere Jahre hindurch einen Theil der Befagung von 
Danzig gebildet hatte, mit Dem NRegimente von Low zu 
fammen, im Armeekorps des Marſchalls Bicter, Her 


Müller. 69 


joa von Belluno. W. hatte durch fein Benehmen r° 
en Beifall des Marſchalls fo erworben, daß diefer ihm 
das Kommando ded Regiments Low übertrug, als Defs 
% Dberfi wegen Krankheit dad Korps verlaffen mußte, 

eim mweltbittorifchen Webergange über die VBerelina 
focht dad Victorſche Korps und mit ihm IB. noch zuletzt 
gegen den Seind, in deſſen Gefangenfcpaft der Ver⸗ 
ewigte beim weitern Rüdzuge gerietd. Am 8. Zuli 
41815 zum Oberftlieugenant ernannt, führte W. ein Lands 
webrregiment nad dem Elſaß und wurde mit zur Einfchlies 
ung von Neubreifah verwendet. Am 5. Sum 1817 er⸗ 
olgte feine Beförderung zum Oberften, er befehligte als 
older das Zeibgrenadier:, fpäter das _Leibinfanterieregis 
ment, eine Stellung, in welcher er ſich durch humanes 
und ritterlided Benehmen die Achtung und Liebe feie 
ner Untergebenen im hoben Grade zu erwerben mußte. 
Im Gabre 188 trat er mit dem Grade ald Generalma- 
jor in Penfion, doch wurde er fhon im naͤchſten J. wieder 
ald Präfident des geh. Kriegögerichtöcollegiumd in den 
Staatödienft berufen. , @ine veränderte Organifation 
diefer oberſten Militdrjuftigbehörde war die Urfache, daß 
W. 1835 abermals in Penfion trat und dabei den Ran 
ald Generallieutenant erbielt. — W. verbeiratbete 
erft in _fpdten Jahren mit der Witte des Hberforfts 
meiſters von Gersdorff, einer gebornen Gräfin Hopfe 
Harsen, die aber noch vor ibm flarb. 

Dresden. gr. von Witzleben. 


* 20. Heinrich Gottfried Müller , 
Pfarrer zu Dölftedt (im Gothaifchen); 
geb. den 13. Sept. 1753, geft. den 21. San. 1836, 


Er war zu Eccardöleben, einem zum Amte Tonna 
ebdrigen Eleinen Dorfe geboren, wo fein Vater, Joh. 
otifr. Müller, der nachher nad) Großbrettbach verfegt 
wurde, Pfarrer war. Don diefem feinem Vater erbielt 
er den erften Unterricht in der Religion und den alten 
Spracen, bezog bierauf im Jahre 41770 das Gymna⸗ 
fium zu Gotha und im Jahr 1775 die Univerfität Jena, 
um fich Der Theologie zu widmen. Nach 3 Jahren 
kehrte er ind Vaterland zuräf und wurde, nad räbme 
lich äberftandener Prüfung, unter die Zahl der Candi⸗ 
baten des Predigtamtd aufgenommen. Hierauf ertheilte 

er 16 Jahre lang Unterriht; zuerft in Ofbaufen als 
Privatlehrer bei dem damaligen Pfarrfchreiber, dann al& 


70 Müller. 


folder 8 Jabre lang den Kindern ded Hoftaths umd 
Bürgermeißerd Gtieler in Gotha, unter welden Kin 
dern ih der nachmald als Geograpd fo berühmt 9% 
wordene im J. 1836 verkorbene geb. Hofrath Stieler 
befand und dann unterrichtete er 9 Jahre lang mehrere 
Kinder in einer Privatſchule. In Gotha wurde ibm 
au die Auszeichnung zu Theil, daß er in den engen 
Eirkel der Candidaten Des Dredigtamtd aufgenomm 
wurde, welden daß Drebigen in den Stadtkirchen 
Abhaltungen der Stadtgeiſtlichen obliegt und unfer M. 
erbielt dDamal6 allgemeinen Beifall und hatte fh auch 
Dieferbalb der Bunk des damaligen Generalfuperinten- 
denten Koppe zu erfrenen. Im e 1794 wurde er 908 
dem herzogl. ſchwerinſhen Kammerherrn von Stein 
yum farrer in Großkochberg und von dem 9 lichen 
berconfikorium gu Gotha zum Pfarrer des dil il⸗ 
big ernannt. Im Jabr 1795 verdeirathete er Ad mit 
der einzigen Tochter des Pfarrers Zörbel zu Oberwei 
bad), mit welcher er eine lange Reihe von Jahren In 
(üfiper Ede lebte und 5 Kinder, 2 Söhne und 8 
Öchter mit ihr zeugte. In Kochberg verliebte er 14 
gabre iufrieden und vergnägt, er wurde von feiner 
emeinde geliebt und pet ägt, auch lebte er fon noch 
in angenehmen Berbäliniffen, daber er an keine Ver 
änderung gedacht haben würde, wenn ibm nicht das fo 
ſehr beſchwerliche Filial Mitbig eine ſolche wünf: 
werth gemacht bätte. Er trug daber dieſen feinen 
Wunfh dem Dberconfitorium zu Gotha vor; allein 
weil Großkochberg eine Yatrimonialftele if, fo biich er 
lange unerfült, biß ibm endlihd im Junius 1808 die 
Subftirurion der Pfarrei zu Döuftedt unter einer bedeu⸗ 
senden Abgabe an den noch lebenden alten Pfarrer an 
getragen wurde. Er nahm dieſer ſchweren Abgabe un⸗ 
geachtet diefed Pfarramt an, wurde aber ſchon im J. 
1809, nach erfolgem Tode ded Pfarrerd, an deſſen 
Stelle ernannt. Hier erlebte er manche Sreude, doch 
auch manches Leid; fo ftarb im I. 1811 feine Gattin 
und fein jängfter Sohn ertrant. Im I. 1829 wurde 
idm fein Sohn Ernſt Friedrich, feither Lehrer an dem 
rziedungsinftitute zu Schnepfenthal, ald Gubftitut beis 
eiegt und in Demfelben 3. erbielt diefer fein Sohn, der 
ch mit der Tochter des Schuldirectors genau Squepfen⸗ 
thal gerpeirasdet hatte, die Zufiherung, ber Nachfol 
—J r6 nad deſſen Tode ju werden. Unter dies 
en Abwechſelungen des Lebens erreichte unfer Wräller 


Se E 


122 J 

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ald Lehrer w::tze, sretae = em Lümn.ater ai m 
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rammetiih ur? I rır: 2 ven ur 
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auch andere kerrzrsetkite 1 I: m mm 
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Unterridtimerte ;ın ir Teste on eo ur 
bei. In dieſem Steitt ner m o ale z 


fehr unteriiüg:, dab 2.2 my EN ei 17 um. 


ben Zeit erfciste LUrk:uırg wire eu aa 


72 Sprenger. | 
feit mehreren Jahren batte er an Hppochondrie gelit 
ten und daher in den Jahren 1819 und 1820 Babderei⸗ 


en nad Wangeroge, Tarlöbad und Teplig gemadt;, 


m J 48%8 aber wurde er zum erſtenmale von einem 
neroöfen Geſichtsſchmerz ‚befallen, deflen Urfprung man 
der Behandlung-durd einen auswärtigen Arzt zufchrieb. 
Er befuchte dader im Jahr 1829 dad Seebad zu Wan 
geroge nob einmal und fand fi Dadurd ziemlich er 
eichtert, 8 daß er im J. 1830 wieder feine Amtsge⸗ 
f fte v0 ſandig annehmen konnte. Bald ſtellte aber 
er unleidlibe Schmerz fib wieder .ein und da er in 
feiner Heimath feine palfe fand, machte er desfalls 
eifen nad Bremen und Hannover, aber fein Mittel, 
meder allopatbifche noch hamoͤopathiſche, konnten ihn von 
einem Webel befreien., Er legte daher im Jahr 
eine Predigerftele nieder und fuchte in Würzburg 
Hilfe, aber eben fo vergeblih. Im J. 189 sing er 
wieder nah Garldbad und bielt fih dann in Dresden, 
Leipzig, Zeis und Halle auf, wo er allenthalben die bes 
räbmteften Aerzte Bi Rath zog. Durch den D. Kruken⸗ 
berg in Halle erbielt er noch die meiſte Anderung und 
blieb dader dort, bis endlich der Tod ibn von feinen 
langjährigen Leiden befreite. — Er hatte 10 Kinder 


gehabt, wovon ihn 7 überlebten, nämlid ein Sohn, 


welcher Landmann geworden ift und 6 Töchter. — Aus 
Ser einer im Jahr 4814 in der Perrifirde zu Hamburg 
gebaltenen Predigt, welde er im 3. 1814 zum Bellen 

er vertriebenen_Damburger diuden ließ, bat er bers 
audgegeben: 8 ©elegenbeitäpredigten. Oldenburg 1811. 


* 22. Joh. Friedr. Ludwig Sprenger, 
zweiter Prediger zu Hameln; 
‚geboren am 10. Maͤrz 179%, geſt. den 26. San. 1886. 


Er war zu Ribbesbüttel bei Gifhorn geboren. Sein 
Vater, Tod. Daniel Julius Sprenger, lebte dafelbr als 
Drganift und wurde fpäter ald Kantor nad Gälifeld 
bei Fallersleben verfegt. Seine Mutter war Dorothea, 
geb. Diederibd. In dem Daufe der Eltern erhielt er 
mit feinen Brüdern und mit mebreren Sinaben einen 
ausgegeichneten Unterricht zur DBorbereitun anf eine 

Öbere ule, und fam 1808 nach Braunſchweig 

Katharineum, von wo er ungefähr 1812 nad GEbt⸗ 
tiugen ging. Seine befondere Tauͤctigkeit blied nicht 
unbemerkt; Denn kaum bastte er feine alademifche Laufe 


Y 


Sprenger. 73 


bahn vollendet , als dad Konfiftorium in Hannover ihm 
das Rektorat in Sulingen verlied. In Ddiefem Amte 
mwedte er ein neued Leben und die Behdrden, mie die 
amilien, mit denen er in DBerbindung kam, erfannten 
eudig feinen Eifer, Daß ein fefted Band der Freund» 
haft, welches nur der Tod loͤſte, fie.mit ihm verknüpfte. 
ur einige Jahre follte er bier weilen; denn als er 
4818 es verfuchte, in Hameln mit denen, melde zur 
Wahl predigten, in die Schranfen zu treten, war der 
Beifall, den er fand, fo groß, da er fat einftimmi 
gewänfcht, gewählt, beflätigt_und am 31. Tanuar 181 
ald zweiter Prediger an der Hauptkirche in Hameln eins 
geführt ward, gerade an dem Sonntage, an dem (ein 
ollege die Gedaͤchtnißpredigt auf ibn dalten mußte. 
Don feinem 27. Jahre bis zu Dem faft erreichten 44ften 
lebte er bier, arbeitete er garößtentheild nur für die 
Stadt. Nicht allein für das Kirchen⸗ und Schulwefen 
Derfelben war er unermäder thätig, um Gebrechen au 
beben und dad DBeflere zu ſchaffen, fondern auch als 
Mitglied des Armenmwefend erwarb er fi) große Ders 
Dienfte. Auch als Schriftſteller machte er ſich befannt 
durch die Theilnahme an dem. bannoverfden Schul— 
reunde, an den gemeinnfigigen Blättern und hamelns 
ben Anzeigen, an Vaters Jahrbuch der Andacht (Jahre 
gang 1833), an Schuderoffd Jahrbuͤchern u. der allgemeis- 
nen Kircyenzeitung. Außer einer Eonfirmationdfeier von 
4825 und mehreren Nachrichten Über das amelnfe 
Armenweſen gab er eine Geſchichte der Stadt Hameln 
1827 heraus, die ihn über 5 Jahre beſchaͤftigte und die 
lange feinem Namen die verdiente Anerkennung bewah⸗ 
ren wird. Er binterließ eine Wittwe, Zouife, geborne 
Wannſchaff und 2 taubftumme Töchter, denen eine ges 
funde Tochter und ein gefunder Sohn vorangegangen 
waren. Er war ein tiefer Kenner der Muſik, für wels 
che er auch Gedichte verfaßte. Er hatte einen Körpers 
bau mehr fleiner ald mittlerer Höde nnd konnte ohne 
Nachtheil andaltend arbeiten.. Seine Predigten lad er, 
weil er fie feinem Gedaͤchtniß nicht wörtlich einzuprde 
gen vermodte, Er war ein_angenebmer Geſellſchafter 
und ein treuer Freund. — Kine Krankheit von menis 
en Tagen, die er ſich durch Erfältung zugezogen batte, 
ie bigige Gicht, entriß ihn unerwartet am oben genann« 
sen Tage der Erde, Feierlichſt ward er beflattet. — 
im Sad 1838 erſchien: Sammlung von Predigten, eis 


24 Wilh. Louiſe, Großherzoginv. Heſſen u. bei Rhein xc. 


nigen Trau-⸗- und Taufreden, gebalten von Sprenger, 
weitem Prediger in Hameln. Nach feinem Tode zum 

eften feiner beiden taubkummen Töchter berausgeges 
: ben und mit einer Rede an feinem Grabe, wie mit der 
Gedaͤchtnißpredigt auf ihn begleiter von Schläger. Han⸗ 
over. — 


©. 


23. Wilhelmine Louiſe, 
Großherzogin von Heſſen und bei Rhein ꝛc., zu 
Darmſtadt; 
geb. d. 10. Sept. 1788, geſt. den 37. San. 1886 °). 


Wilhelmine Louife war die juͤngſte Tochter des Erb⸗ 
ringen Karl Ludwig von Baden und der Markgräfin. 
malie Sriederife **), einer Schweſter des verkorbes 

nen Großhberzogs Ludwig I. von Heflen und zu Karlds 
rube geboren. Sie war von väterlider Seite die En» 
Belin des Markgrafen, fpäteren Großherzogs Karl Zries 
drich und der Prinzefiin Karoline Zouife von Heffen- 
Darmfadt, Zandgrafen Ludwigs VIII. Tochter, von mäts 
terlider Seite die Enfelin des Landgrafen Ludwig IX. 
von Heflens Darmftadt und feiner Gemahlin, der kand⸗ 
oräfin Henrierte Ehriftine Caroline, gebornen Prinzefiin 
von Pfalz Zweibrücden: Birkenfeld, einer der außgezeiche 
netſten, geiſtreichſten Sürflinnen ihrer Zeit, welder bes 
kanntlich Sriedrid der Große im Schloßgarten: zu Darm⸗ 
ſtadt ein Denkmal fegen ließ, mit der Inſchrift: „foe- 
mina sexu, ingenio vir“ (von Geſchlecht ein Weib, an 
Geiſt ein Mann). Und die Enkelin folte folcher Abs 
nen würdig werden. Zmar verlor fie ſchon in einem 
Alter von 413 Sabren ihren Vater, der bei einem Bes 
fuche feiner Tochter, der Königin Sriederife von Schwer 
den, am 16. December 1801 zu Arboga in Schweden 
durch einen unglücklichen Sturz dad Leben einbäßte. 
Die Mutter aber, die Marfgräfin Amalie, die wuͤrdige 
Tochter jener geiftreichen Sarkin, die fo treffliche Kin» 
der erzogen batte — einen ub eig von Heflen, eine 
Karoline von Heffen-Homburg, Sriederife von Preußen, 


un) s Wellage su Ne. 48 der größherzogl. heſſiſchen Beis 
%) & im 10. Jade. d. R. Netz, ©. 960, 


Wilh. Louiſe, Großherzogin v. Heflen u. bei Khein. ic. 75 


Amalie von Baden, Natalie⸗Alerxiewna von Rußland, 
Zouife von Weimar ”) ıc. — batte mit gleider Borg 
falt die Erjiebung ihrer Kinder geleiten. Sünf Kögter: 
Karoline, Elifaberh, Sriederite, Marie_und Wildelmine 
folten die Bierden der Throne von Baiern, Rußland, 
Beten, ne am —— Kr eine 

opter, die Prinzeffin Umalie, Zmillin; eier ber 

) ine "yon Baiern, farb ungermält. Nur 


QAuserforene. Der zubel ded Landes war allgemein 
und ſprach fib aufs rährendfte und Berti aus, ald, 
nadem am 19. Juni 1804 die Vermählung zu Karlds 
ruhe vollogen worden war, dad junge fürklihe Paar 
am 16. Juli feinen ſeierliden Einzug in die beffiiden 
Zande und die Iandgräfihe Refidenz Darmkadt hielt. 
— Trat aud die erwartete Ruhe für Deutfchland nicht 
ein; erhoben Ach Die Stürme des Krieges mit erneuers 
ter und verdoppelter Wuth; zerträmmerten fie fogar 
das edrmwürdige taufendjädrige Saiferreih der Deuts 
fen; mußte das junge Paar mit den fürſtlichen Els 
tern felbů Darmftadt verlaſſen, mo ber Feind eindrang 
und die Refidenz eine Zeitlang nah Gießen verlegen 
(1805); fo gingen denno& die Ooffnungen, melde Süre 
und Land auf das fdöne meugef&loflene Band gefei 

daten, aufs berrlihkte in Erfülung, — die Ede warı 
eine der fegendreihken — Wilhelmine ganz das Glüd 
Ludwigs. Nah zwei Japren (9. Juni 1806) fegte 


*) Dexen Biographie ſ. Im 8. Jahrg. ded R. Relr. ©. 141. 


68 von Wolan. 


worden und bat nur einige kleine Echriften u. Aufſaͤtze 
dem Drude übergeben, Schüler aber bat er eine gro 
Zahl gezogen und-alle hängen mit großer Liebe as ih» 
rem Lehrer und preifen einkimmig feine großen Der 
diente um fie. Eine Anzadl feiner früdern Schäler 
batte er ſich zu fpätern Lebenöfreunden  berangezügen, 
mit denen er viel und berzlih verkehrte. Aber aud 
feine jüngern Schäler erkannten und verehrten in ibm 

en vaͤterlichen Freund. Wie fehr fie an ihm hängen, 
Davon gab fhon Die große Theilnabme Zeugniß, die fie 
Bei feinem Tode und Begräbniffe fundgaben. — Seine 
Schriften ind: Orationem de Halonenso Demostheni, 
cui vulgo abjudicatur, vindicat, adjectis sub finem obser- 
vationibus maximam partem criticis etc. Lubbenae 1807, 
Progr. De praepositionibus Graecis. Gorlidi 1809. — 
Progr. De hyperbole, errorum in historia Philippi, Amyn- 
tae fili commissorum genetrice P. I. Lips. 1817. P. 
1. Ill. 1818. Misn. 1819, (Ift die Ausgabe für den 
Buchhandel.) — Hatte Antheil an Dion. Lougini de 
sublimate, edit. Benj. Weiske. 


* 19. Thomas von Wolan, 


tönigl. ſaͤchſ. Generallieutenant der Infanterie, Ritter des St. 
Heinrichsordens zu Dresden; 


geb. den 8. Nov. 1769, geſt. den 20. Jan. 1886. 


Zu Wilna in Zitthauen geboren, trat der Verewigte 

im Jahr 1778 ald Sabnjunfer in dad damalige kurſaͤch⸗ 
ſiſche Snfanterieregiment Graf zu Solmd ein, in wels 
chem er: 1784 zum Soußlieutenant, am 6. Noy. 1798 
zum Premierlieutenant avancirte und auch die Adju- 
tantenfunktion verfah, ſowie er dem Seldyuge am Rhein 
4794 beimohnte. Unterm 15. December 1802 wurde er 
zum Hauptmann befördert, war als folder im geldju e 
von 1806 bei der Affäre von Schleiz und der Schlacht 
bei Jena und avancirte am 28. Gebr. 1808 zum Major. 
an Beldzuge, von 1809 befand_er fid beim Korps des 
enerald von Thielmann in Sahfen, wo er mehrere 
unabhängige Kommando’d hatte und fo gute Dienfte 
leitete, daß er dad Ritterkreuz ded St. Heinrichsordens 
erbielt. Im Kriege gegen Rußland (1812) ſtand das 
Regiment Cdamald von echten), nachdem es bereits 
medrere Jahre hindurch einen Theil der Befagung von 
Danzig gebildet hatte, mit dem Regimente von Low zu⸗ 
fammen, im Armeekorps des Marſchalls Victor, Her⸗ 


Müller. 69 


096 von Belluno. W. datte durch fein Benehmen he 
ben Beifall ded Marſchalls fo erworben, daß diefer ibm 
Das Kommando des Regiments Low übertrug, als defs 
en Dberft wegen Krankheit dad Korps verlaflen mußte. 

eim weltbittorifchen Webergange über die Bereſina 
focht dad Victorfhe Korps und mit ihm W. noch zulegt 
gegen den Feind, in deſſen Gefangenfhaft der Ders 
ewigte beim weitern Rüdzuge geried. Am 8. Juli 
4815 zum Oberftlieugenant ernannt, führte W. ein Land⸗ 
mwebrregiment nab dem Elſaß und wurde mit zur Einfchlies 
ung von Neubreifadh verwendet. Am 5. Samt 1817 er⸗ 
olgte feine Beförderung zum Oberften, er befebligte als 
olcher da8 Zeibgrenadiers, fpäter dad Leibinfanterieregis 
ment, eine Stellung, in welder er ſich durch humanes 
und ritterlided Benehmen die Achtung und Liebe ſei⸗ 
nner Untergebenen im hoben Grade zu erwerben mußte. 
Sm Gabre 18% trat er mit dem Grade ald Generalma- 
jor in Penfion, doch wurde er fhon im naͤchſten 3. wieder 
ald Präfident des geb. Kriegdgerihtöcollegiumd in den 
Staatödienft berufen. , Eine veränderte Organifation 
diefer oberſten Militärjuftigbebörde war Die Urfacye, daß 
W. 1835 abermals in Penfion trat und dabei den Ran 
als Generallieutenant erbielt. — W. verbeiratbete 
erft in fpdten Jahren mit der Witte des Oberforft 
meiſters von Gersdorff, einer gebornen Gräfin Hopf 
garten, die aber noch vor ihm flarb. 

Dredden. dr. von Wigleben. 


* 20. Heinrich Gottfried Müller, 
Dfarrer zu Dölftedt (im Gothaiſchen); 
geb. den 13. Sept. 1753, geft. den 21. Ian. 1836. 


Er war zu Eccardöleben, einem zum Amte Tonna 
ebödrigen Eleinen Dorfe geboren, wo fein Vater, Job. 
otıfr. Müller, der nachher nah Großbrettbach verfegt 
wurde, Pfarrer war. Von diefem feinem Vater erbielt 
er den erften Unterricht in der Religion und den alten 
Spraden, bezog bierauf im Sabre 1770 das Gymna⸗ 
fium zu Gotha und im Zahr 1775 die Univerfität Jena, 
um ſich Der Theologie zu widmen. Nach 3 Jahren 
kehrte er ind Vaterland zuruͤck und wurde, nah Taͤhm⸗ 
lich uͤberſtan dener Prüfung, unter die Zahl der Eandis 
“ Daten des Predigtamts aufgenommen. Hierauf ertheilte 

er 16 Jahre lang Unterriht; zuerft in Oſthauſen als 
Privatiehrer bei dem damaligen Pfarricpreiber, dann als 


70 Möller. 


folder 8 Sabre fang den Kindern des Hoftaths und 
Bürgermeilters Gtieler in Gotha, unter welchen Kin. 
dern Ah der nachmals als Geograph fo berühmt ge 
mwordene im J. 1836 verſtorbene geb. Hofrath Stieler 
befand und dann unterrichtete er 9 Jahre lang mehrere 
Kinder in einer Privatſchule. In Gotha wurde ibm 
ud die Auszeichnung zu Theil, daß er in den engen 
@irkel der Eandidaren des Predigtamts aufgenommen 
murde, welden dad rebigen in den Stadtkirchen bei 
Abdaltungen der Stadtgeiſtlichen obliegt und unfer M. 
erbielt damals allgemeinen Beifall und batte Ach auch 
Dieferhalb der Bunk des damaligen Generalſuperinten⸗ 
denten Koppe zu erfreuen. Im E. 1794 wurde er 908 
dem herzogl. fhhweriniden Kammerherrn von Gtein 
um Pfarrer in Großkochberg und von dem Ve ulden 
berconfikorium zu Gotha zum Pfarrer des Zilie ile 
big ernannt. Im Jabr 1795 verbeiratbete er Ach mit 
der einzigen Tochter des Pfarrers Görbel zu Oberweiß— 
bad, mit welcher er eine lange Reihe von Jahren In 
tüdliper Ede lebte und 5 Kinder, 2 Söhne und 8 
oͤhter mit ihr zeugte. In Kochberg verlebte er 14 
Jahre zufrieden und vergnägt,; er wurde von feiner 
Gemeinde geliebt und pei äpt, auch lebte er fonk noch 
in angenehmen Berbältniffen, daber .er an keine Der 
nderung gedacht haben würde, wenn ihm nicht dab fo 
ſehr beſchwerliche Filial Milbig eine ſolche wünſchens⸗ 
werth gemacht haͤtte. Er trug daber Dielen feinen 
Wunfd dem DOberconfiftorium ju Goida vor; allein 
weil Großkochberg eine Patrimonialſtelle ift, fo blick er 
lange unerfült, bis ihm endlid im Junius 1808 bie 
Subſtitution der Pfarrei zu Döuftede unter einer bedeus 
senden Abgabe an den noch lebenden alten Pfarrer ans 
getragen wurde. Er nahm diefer fhweren Abgabe uns 
geachtet dieſes Pfarramt an, wurde aber ſchon im J. 
1809, nach erfolgıem Tode ded Pfarrerd, an deſſen 
Stelle ernannt. Hier erlebte er mande Sreude, doch 
auch manches Leid, fo farb im J. 1811 feine Gattin 
und fein jängfter Sopn ertrant. Im J. 1829 wurde 
idm fein Sohn Ernſt Friedrich, feisber Lehrer an dem 
rziebungsinftitute zu Schnepfenthal , ald Subſtitut beis 
ejegt und in demfelben 3. erbielt diefer fein Sohn, der 
& mit der Tochter des Schuldirectors Lenz zu Schnepfen⸗ 
thal verheirathet hatte, die Zuſicherung, Der Nachfolger 
ſeines Vaters nach deſſen Tode zu werden. Unter dies 
fen Abwechſelungen des Lebens erreichte unfer Mäßer 


den. n 
Das dobe Alter von 83 Jahren und entfchlief fanft an 
Bitersfpwäce. 
Cb. Eredner. 


* 21, Samuel Lentz, 
geweſener Prediger zu Ofternburg im Herzogthum Oldenburg; 
geb. den 1. Nov. 1772, geft. zu ‚Halle d. 22. Ian. 1886, 


nem 12. $ 
mo er 8 Sahre blieb. In feinem 15. Jahre Fam er auf 
dad Spmnafum zu Halberſtadt und im 5. 1780 bejog 


nad Halberkadt, wo 
er eraminirt und unter bie Eandidaten Ye red tam⸗ 


Rüfau, der in retigiöfem Wahnfinn Frau und Rinder 


Dater im Jahre 1798 mit Tode abgegangen war, ging 
er nach feinem Geburtdorte, hielt EHG 
auf und machte im 9. 1801 eiße Reii 
feine dortigen Derwandten zigbefuhen. Er fand bei 
enfelben eine freundlide Aufn 
Lande feiner Väter gefiel, au gerade damald wenig 
Candidaten der Theologie im Dldenburgifhen waren, 
meldete er im 3. 1802 auch bier fi zum Examen und 
FIcH ehrenvol. Schon im J. 1805 wurde er darauf 
aid Paftor zu Hadbergen angeftelt und noc in demiels 
ben —X verdeitatdete er ih mit Charlotte Sophie 
?beliud, der einzigen Tochter des Paford Zedeliyd zw 


. 1800 di bi 
Beer 16h (ine Grau Dürg Dam End verar. Oen 


80 With. Louife, Großherzogin v. Heffenu. bei Rhein ze. 


effin Elifabeth ergriffen Tein. Namentlich im J. 1833 
or fie fehr leidend und ale zur Reue ihrer 
Sefundheit dad Bad Emd. Auch in dem Jahre 1835 
litt ie wieder bedeutend und beſuchte deshals mit dem 
beften Erfolge Marienbad in Böhmen. Mit dem Wine 
ser aber ftellten ſich mancerlei rheumatiſche Beſchwer⸗ 
den ein. Ein entzündliche Sieber trat hinzu, Dad eis 
nen nervöfen Charakter annabm und in feiner Heftig⸗ 
keit allen Bemühungen der Kunft mwiderftand. — Rü⸗ 
big war ihr Tod. Mit einem_leifen Athemhauche ging 
ihre Seele hinüber in jene peferen Regionen. — Sie 
mar eine der edefiten und beiten der Srauen, die forg- 
fältigfte und liebevoufte Gattin, die zärtlichfte und ver⸗ 
ränbiofe Mutter: fie war eine Dame von Geift und 
barakter, von Geſchmack und hober Bildung, von ed» 
lem und mildem Sinne; fie war die Seele ibrer Ga» 
milie, die ſich in treuer Liebe um fie reibte. In ihrem 
Aeußern war fie von doder, ſtattlicher Gefalt — eine 
königliche Figur — ernft in ihrem Wefen. Died wohl 
die Urfadhe, warum fie auch das Loos gerade der beſſe⸗ 
ren Menichen theilte, von Manchen verfannt zu wers 
den. Nur außgegeichnete Menſchen find ed, welche ge 
winnen, je näder man fie fennen lernt und dag fie zu 
Diefen gehörte, darüber ift wieder nur Eine Stimme, 
bei allen, weiche fie Fannten. — Es bleibt und no 
übrig, einige Worte Über die Beerdigung der Harfe 
figen zu fagen, die in einer furzen (oriklicen De 
ung ganz von ihr _beftimmt, abermald einen charakteriſt. 
ug ihres inneren Seins gibt. Bor Sonnenaufgang wollte 
e, ganz in der Stille und ohne alles Gepränge, an. der 
eite ihrer Kinder in jener Kapelle auf der Rofenhöde 
beigefegt fein, wo fie felbft fid Dad Grab bereitet harte. 
Und fo gefhah ed auch. Der Hofprediger Leidheder 
batte vor dem Schließen des Sarges im großherzoglis 
en Talat ein Geber gefproden und ihrem Willen ge: 
möß die Einfegnung vollzogen; Hofprediger Zimmer: 
mann bielt eine kurze und angemeilene Trauerrede an 
der Gruft auf der Roſendoͤde, wo eine Trauermuflf, 
durch die Hoflapelle ausgeführt, den Akt der Beiſez⸗ 
ung begleitete. In tiefer Trauer und namenlofem 
dmerze und dennod mit ariftliher Faſſung wohnte 
ibm die grofberoalihr Samilie bei. Hierauf erfchies 
nen die Sqaͤtzlinge der Hoͤchſtſeligen, ihre Waiſenkin⸗ 
der aud Niederramftadt, Enieten und meinten am Garge 
igrer heben Wohlthaͤterin und beteten in kindlicher Un 


Rudolph Fürft Kineky v. Wehnnic u. Tetau. 81 


ſchuld — ein rährender and erfhätternder Anblick und 
doch zugleib das ſchoͤnſte Denkmal des Lebens und 
Wirkens der Verklaͤrten. 


24. Rudolph Fuͤrſt Kinsky von Wehynic 
und Tetau *), 


k. & wirklicher geh. Rath u. Kämmerer, Präfibent der k. k. Lan⸗ 
Veöregierung und der Stände im Erzhekzogthume Defterreih 08 
der Enns, Ritter ded Maltheferordend, Großkrenz des 2. fardis 
niſchen St. Mauritiuds und St. Lazarus⸗, ded Konftantinifchen 
St. Georgordens von Parma , des großherzogl. hefſen⸗darmftaͤd ti⸗ 
(den St. Ludwigordens, Landfland in Böhmen, Defterreiy od und 
unter Enns, Indigena von Ungarn, Herr d. Herrſchaften Chotzen, 
Noffie, Bohmiſch⸗Kamnitz, Stovig, Herzmamnieſtez und Horazdio⸗ 
wiß ıc. ⁊c., Witglied mehrerer gelehrten Geſellſchaften und wohl: 
tHätigen Vereine, Protektor der Geſellſchaft der Mufilfreunde zu 
Linz; — au Linz; 
geb. d. 30. März 1802, geft. ben 27. Ian. 1886 »*), 


Fuͤrſt Kindfy wurde zu Prag geboren, wo fein Das 
ter, den er fon im Jahre 1812 verlor, Dberk war; 
feine Mutter, Karoline, geborne Zreiin von Kerpen, 
war Sternkreuz⸗Ordens⸗ und Palafdame der Kaiferin 
und Oberbofmeifterin der Erzberzogin Sophie. In den 
erfteren Lebensjahren zart und ſchwaͤchlich, bezeugte Rus 
dolph doc foon von Kindheit an bei jeder Veranlaf 
ung eine feltene Derzensgüte und wahrhaft ritterlichen 

delmuth. In Prag, mo er feit dem Tode feines Das 
ters Die {ve aͤltigſte muͤtterliche Erziehung genoß, wide 
mete er fi mit aller Liebe und allem Sleiß feinen Stu⸗ 
dien, wobei er immer dad hobe Ziel vor Augen batte, 
& Eräftig auszubilden, um feiner Zeit feinem über als 
ed geliebten Daterlande nüglid werden zu. können; 
daver beſchaͤftigte er ſich als J ngling, vora glich mit 
der Geſchihte und Landeskunde von Böhmen und al 
len dahin führenden Wiſſenſchaften. Dur Ordensbulle 
vom 1. December 1822 wurde er zum Ebrenritter des 
Maltbeferordens ernannt und betrat mit dem Jahr 1825 
ald Eoneeptöpraktitant bei dem Zandeögubernium in 





v 
acht Alloviatherrfhaften und ir diefem eg 


m 


N. Netrolog 14. Jahrg. 


82 Rubölpb Fuͤrſt Kinsky v. Wehynic u. Tetau. 


Bro feine Öffentliche Laufbahn. Er durchging nun alle 
ienftgrabe bei dem Sireidamte zu Beraun und Dem 
Landeögubernium zu Prag bid zum Hofrathe der £. £. 
vereinigten Hofkanzlei, in welcher Eigenſchaſt ihm die 
wichtigen Reterate_der direkten Steuern und das Tan: 
desreferat von Böhmen anvertraut waren. Im $ebr, 
4827 wurde ihm die bohe Auszeichnung zu Theil, die 
Begluͤckwuͤnſchungen des k. f. *5 zur funfzigjaͤhrigen 
eier der Vermählung des Großherzogs von —* 
armfadt *) dahin zu überbringen und im Mär; 1835 
bei der Thronbefleigung des Kaiferd Ferdinand als Be 
fandter an die_Höfe von Turin und Parma abgeordnet 
a werden. Don allen 3 Höfen wurde er mit hoben 
rden ausgezeichnet. Im Juli 1835 wurde er zum Re⸗ 
ierungöcdef von Dberöfterreih ernannt. Nach einem 
urzen Krankenlager entfhlief er am oben genannten 
Tage. Als fein Tod bekannt wurde, fdien fi über 
den Häuptern der Bewohner von Linz eine fchwere 
Wolfe des Unbeile gelagert zu_baben, ed war, als hätte 
jeder Familienkreis ein tbeured Glied verloren. Wad⸗ 
rend der drei Tage, ald Die Todtenkerzen in einem 
Saale des Landhaufes den traurigen Kreid um das fürk- 
liche Paradebert fchloffen, fhwiegen alle Freuden des 
Carnevals und felbft eine Vorftelung im Schauſpiel— 
baufe fand keine Zufchauer. Aber er verdiente aud in 
vollem Maaſe diefe treue Liebe. Daß freundliche Au— 
tlig, auf welchem fib die reinfte Guͤte des Derjent, 
ein ſchoͤnes Gemuͤth, Wohlwollen und Liebe zu allen Mens 
fen fpiegelten; fein wahrhaft religidfer Sinn, der 
von aller Webertreibung eben fo fehr, al& von frivoler 
Bleichgiltigkeit gegen dad Erhabenfte und von jeder Ins 
toleranz entfernt war; der glübende Sinn für alles 
Gute und Schöne in Kunſt u. Leben; die Hebenswär 
Dige Humanität, dad Ergebniß hoher ethiſcher und il 
feat aftlider Bildung; die Milde, mit welcher er als 
ed Schroffe zu verföhnen ſuchte; Die Berablalung ge⸗ 
en Alle, die ſich ihm nahten; das ebendige itges 
ah! für Ale, Die der Hülfe bedurften; [e n_ reicheß, 
wohlthaͤtiges Wirken im Stillen; die fo vielfältig be» 
wiefene fuͤrſtliche Großmuth: alle diefe Eigenfdaften, 
vereinigt mit einem Geilte, in einem de en, fie 
mußten ihm in kurzer Sr die moralifhe Macht über 
alle Stände, über alle Klafien des Wolke erringen: 


Deſſen Wiege. 1. im 7. Jahrg. des N. Rede. S. 300, 





Seifert. 83 


Auch gefatteten ed Dem Sürken die engeren Streife der 

—AA — — Verdaͤltniſſe, * zu Linz dem Sch 
Fine Samilienlebend mit größerer Freiheit ald and 
wo bingeben zu können. Dies ſchoͤne bäuslihe Vi 
des Reinmenfhlichen wirkte mit dem vereinten Zauber 
Der Liebe und der Tugend und der Audfluß eined fo ed» 
fen und fo bochgefellten Beiftes, deſſen tiefe, geheime 
Macht von oben berab ſich fortſchlingt durch alle Glie⸗ 
der der geſellſchaftlichen Kette, bid an deren aͤußerſte 
Ringe, datte in, kurzer Zeit _einen leicht bemerkbaren 
Aufſchwung, gleichwie des Öffentlichen Vertrauens, fo 
der böbern gefelligen DVerbältniffe bewirkt. Scheiden 
wir auch vom Sürfken den Menfcen, fo Keut fi und aud 
der Letztere, für ſich allein, als eine im Leben feltene, 
fhöne, docherfreuliche Erſcheinung dar. Darum trauert 
mit der erbabenen Sürftenwittwe und ihren vermwaifeten 
Kindern, mit allen jenen Herzen, die mit ibm Dur 
Blur und Liebe verwandt waren, eine ganze rovinz 
und unter ihren Bewohnern wird fein 9: achtniß forte 
{eben und übergetragen werden auf (pätere Generatios 
nen. — Am 12. Mai 1825 vermäblte er fih mit der 
Gräfin Wilhelmine, Tochter ded berühmten k. k. Bene 
ralfeldzeugmeifterö Hieron. Grafen zu Colloredo⸗Manns⸗ 
feld, aus welcher dboͤchſt glücklichen Ehe 4 Kinder, 8 
Töchter und ein Sobn, entfproffen find. Don Gefcytis 
Kern überlebte ihn nur ein Bruder, Joſeph Graf von 
Kinsky, kaiſerl. Major im Infanterieregimente Erzher⸗ 
sog Ludwig. 


* 25. Philipp Daniel Benjamin Seifert, 
Doctor der Medicin, praktifher Arzt zu Greiföwald und Beiflzs 
zer des vormaligen Ein. ſchwediſchen Geſundheitscollegiums von 

Pommern und Rügen; 


ged. am 11. Sept. 1767, geft. den 27, Zanuar 1836. 


Er war zu Triebfees, einem pommerſchen Städt 
hen an der medlenburgifhen Grenze geboren, wo fein 
Bater, Chriſtoph Benjamin Seifert, nachdem er meb» 
vere Jahre ald Militdrarzt in der Armee Friedrichs des 
Großen gedient hatte, ald Arzt lebte. Krog feiner febr 
weitläuftigen und autgebreiteten aͤrztlichen Praxis, wel 
&e er in der Stadt KTriebſees und deren mgegend 
mit vielem Glüde und ra tofer Thätigkeit bis in fein 

ohes Breifenalter und faft ein halbes Jahrhundert hin» 
ur ausübte, übernahm er dennoch Die dung und 


\ 


84 Seifert. 
Den Unterricht feined einzigen Sohnes ſelbſt, wozu ibn 
einerfeitd die unvollfommenen und mangeldaften Schufs 
anhalten feines Wohnortes nötbigten, andererfeits aber 
mc eine gründlide und gelehrte Bildung befähigten. 
Unter ©. bezog 1788 die Univerfität Greifswald mit 
nicht gewöhnlichen Vorkenntniſſen ausgerüſtet und bes 
fonderd im Befig einer folden Srändlichkeit in der 
Kenutniß und einer ſolchen Gewandtheit in dem Ge⸗ 
brauche der lateinifhen Sprache, melde oft die Bes 
munderung feiner Sreunde und Zeitgenoffen erregt bat, 
obne daß er je einen andern Zebrer ale feinen Vater 
gebabt bätte. Wenn der Umſtand, daß das Vaterhaus 
gleiageitig bis zum Beſuche der Univerfität feine ein- 
ige Schule war, feinen hemmenden Einfluß auf Die 
—28— und ®ediegenbeit feiner gelebrien Bil; 
dung ausübte, fo ſcheint dennoch derfelbe Umfand, wel. 
er ihn den Umgang mit Schulfreunden and Genoſſen 
feiner Kindheit und Tugend entbehren ließ, in ihm eine 
Neigung zur Adgeicbiedendeit und einfamen Stille er: 
eugt zu baben, melde auch in fpätern Jadren ein 
sundaug feined Charafterd blieb. 2 Jahre, von 1788 
— 1790, findirte er in Greifswald Medicin und das un. 
ewoͤhnliche Wohlmollen, welches ihm’ in Diefer Zeit 
die damaligen Profefloren der Medicin, der Arciater, 
Rebfeld und der Archiater v. Weigel *) ſchenkten, erwies 
derte er mit Derchrung und Dankgefühl bis in fein 
fpdted Alter. Im gedre 1790 ging er nach Jena und 
verfolgte bier feine Studien bis zum Herbfte 1792, um 
welche Zeit er die medicinifhe Doctorwürde — nad» 
dem er feine Jnauguraldiffertation: de annis climacte- 
ricis gefchrieben hatte — erwarb. Nachdem er darauf 
noch ein balbed Jahr bei dem damaligen Collegium 
medico-chirurgicum in Berlin Rudirt hatte, begab er ſich 
nad Triebfeed in der Abſicht, feinen altersſchwachen 
Vater in den befchwerlihen Gefchäften des aäͤrztlichen 
Berufes zu unterKügen. Inzwiſchen war in Greifswald 
der Archiater Rehfeld geftorben und eine an ibn ge⸗ 
langte Aufforderung, ſich um die Durch diefen Todes» 
fall erledigte Profeifur der Mebdicin zu bewerben, be» 
ſtimmte ihn, Ab nah Greifswald zu begeben. Hier 
ſchrieb er Behufs feiner Bewerbung eine Abhandlung 
geedine und wietwodl er an mebicinifihen 
an er er fhwedifden Regierum 
gum ordentlichen Profeſſor der Medicin präfentiet * 


9) Deſſen Bisgr. ſ. im 9. Jahrg. d. N. Nekr. S. 699. 


Seifert. 85 


Den war, warb Dennoch dieſe Profeflur einem Audern 
verlieben. _ Durch dieſes Fehlſchlagen feiner Doffnun 
en und feiner gerechten Erwartungen ward er befimmet, 
fd anz der aͤrztlichen Praxis dinzu eben und niemald, 
fo of Rh au ſpaͤter dazu Die gunſtigſten Deranlaffuns 
gen darboten, bat er id nachher wieder um ein akade⸗ 
wifches Lehramt beworben. Auch bielt ibn von ya 
Bewerbung die ungewöhnliche Ausbreitung zuräd, Die 
febr bald fein präktiſch- aͤrztlicher Wirkungskreis ge 
wann und durch welche alle feine Kräfte ganz in Aus 
fprud genommen wurden. Geine gründlide dratlide 
Gelebrſamkeit und feine gediegenen Kenntniſſe, feine 
puͤnktliche Pflichte und Berufstreue, fomwie fein humanes, 
menfcenfreundliches Sntgegenfommen und nicht mins» 
der eine edle Urbanität fe ned DBenehmend gewannen 
ibm bald ein großes Publifum, das ihm ein feltenes 
Vertrauen zugewendet und bis zu feinen legten Lebens⸗ 
tagen erhalten bat. Aber nicht allein Diefe Eigenſchaf⸗ 
ten machten ibn zu einem nuögezeichneten Arzte und 
rechtfertigten fowodl dad Vertrauen, mit welchem ibm 
das Publitum, ald auch die Achtung, mit welcher ibme 
feine Eollegen uneingefhränft entgegenfamen, ſondern 
noch mehr war er durch eine unbedingte Uneigennägi 
Reit in der Ausübung feines Berufes gegen pote um 
Niedere, durch ftile, aber ungemeflene Woblthätigkeit 
egen alle Hülfsbedärftige, mit denen ihn fein Beruf 
* vielfach zufammenführte, ſowie durch die anfpruchlos 
ſeſte Beſcheidendeit gegen feine Collegen, ein leuchten⸗ 
des Vorbild für feine Berufſs⸗ und Zeitgenoſſen und 
ein Mufter edler Aerzte. Dom Sabre 1794 bid zum J. 
41836 lebte er ganz allein feinem audgedebnteu praftis 
ſchen Wirkungs reife und obwohl er viel lad und alle 
feine Mußefunden audfchließlih den Studien widmete, 
fo hat er dennoch, trotz feines Fleißes, fo wie troß feir 
ner gründlich gelehrten Bildung nie eine Zeile mehr 
geſchrieben, nachdem er Die auf Eurze Zeit von ibm be, 
trerene akademiſche Lehrbahn verlaffen. — Im J. 1796 
batte er fib mit Sriederife von Sjoͤholm verheirathet, 
mit welcher er in fehr glüdlicher, aber Eurzer Ehe lebte, 
indem fie, nachdem fie ıhm zwei Shhne geboren, im J. 
4802 ibm durch den Ted entriffen ward. Diefer Schick⸗ 
ſalsſchlag war nicht der einzige, den er wit der Ihm 
eigenen tiefen chriftlihen Frömmigkeit ertrug. Cine 
(dwählide Körperconkitution bereitete ihm viele, harte 
und ſchmerzhafte koͤperliche Leiden, durch welche er baͤu⸗ 
fig auf das Krankenbette geworfen und feinen Be 


86 . Strack. 


eſchaͤften entzogen ward, — auch ließ die Vorſehun 
en Shuen erleben, feinen Tan en Sohn j7 % 
41835 Fury vor a im gereiften Mannesalter fterben. zu 
jeben. - Sein filed Leben und fein beſcheidenes Bir 
iR ohne aͤußeren Glanz und ohne weit verbreiteten 
Rudm gewefen, aber dennoch ein Leben voll näglicher, 
egensreicher und mobithuender Tätigkeit für feine Mit 
ürger und alle, die ihn kannten. Für die Dielen, wel⸗ 
&e ibn und feinen feltenen innern Werth gekannt has 
ben, denen er Helfer, Tröfter, Freund und Wohlthäter 
gemwefen, wird fein Andenken in Segen bleiben. — 
- Greifswald, Prof. D. Sfrt. 


| * 26. Ludwig Philip Strack, 
Landfaftömaler und Dofmaler des Großberzogs von Dibenburg 5 
geb. am 10. Aug. 1761, geft. den 27. San. 18%. 


Ludwig Strad if aud der bekannten zahlreichen 
Känftlerfamilie der Tiſchbeins bervorgegan en und. 
Haina im Kurheſſiſchen, unfern der Lahn, drei Meilen 
von Srankfurt geboren. Sein Großvater mütterlider. 
@eite, Johann Heinrihd Tiſchbein, Bäder und Tifchler 
zugleih, lebte Dort mit feinem Eidam Strack, BDater 
unferd Ludwig und Kloſterbaͤcker zu Haina, denn dab 
ehemalige Eifterzienferklofer Dafelbt war zu einer mil 
den Stiftung für Gemäthöfranfe eingerichtet. Der Keine 
Ludwig trieb fid in der fhönen Gegend umber und 
don als Knabe wandte ohne Unterricht er ſich der 
unft zu. Am meißen bielt er ſich zu Hirten und Bauern 
und erfaufte fib oft die Erlaubnig, Pferde auf die 
Weide reiten zu dürfen, durch kleine Bilderden, Die er 
in Ermangelung eined Pinfeld mit getrodneten Birn⸗ 
elen malfe. Bid in fein dreizehnted Jahr befuchte er 
ie Schule des Drtd, dann wurde er feinem Schwager, 
dem Hofmechanikus Breithaupt in Caſſel in Die Lehre 
egeben. Die Mechanik mwolte ibm aber gar nicht 
hmeden und don nad 6 Monaten fam er zu u 
etter, dem Porträtmaler Tiſchbein, Gallerieinipektor 
in Gajfe, in die Lehre. Hier Fonnte er feinem natärlie 
chen Triebe folgen; er zeichnete viel nah Bipd und 
übte fig fleißig in der Nachahmung der Natur, zeich⸗ 
nete Bäume und Landſchaſten und machte bald fehr bes 
deutende Fortſchritte. Die große Sreibeit, Die er bei 
feinem Detter genoß, erlaubte ibm eine wohlthätige 
usdehnung nah allen Seiten; er copirte in der da⸗ 


Strad. 87 


mals fo reichen Ballerie Alled, was ibm zur Hand wer, 
uptfaͤchlich Ruysdael, Wouvermann, van der Velde, 
otter u. a. m. Diefe Sachen geriethen ibm dald fo 
wobl, daß fein Bester .fie fon zu guten Preifen wer 
Saufen konnte und als er 16 Jahre adt war, fand ein 
Bilderhändler aus Holland, Namens Weubeld, fo gros 
ges Defatten daran, daß er für einen befimmten an. 
nehmlichen Preid Alles in Befchlag nahm, was er nur 
immer nad) eigner Wadl copiren modte. Der Vetter 
ſchenkte ibm nun eine filberne Uhr und falarirte ibn 
mit einem Kronthaler woͤchentlich, moräber Ludwig eine 
übergroße Freude hatte, die fchon binlänglich zeigt, wie 
wenig Anfprühe feine Beiheidendeit machte. Im I. 
4783 verweilte der leutverftorbene Herzog Peter Sriedr. 
Ludwig von Didenburg*), damals noch Prinz von Hols 
Kein und Coadjutor des Bisthums Lübel, in Eaffel 
und forfhte nad einem Maier, den er in Dienft zu 
nebmen wänfchte.. Der Onkel, Johann Heinrich Tifch- 
bein, der den Prinzen malte, ſchlug ihm feinen Better 
Ludwig vor, deflen Arbeiten Beifall fanden und der 
Darauf na) Didenburg abreifte, wo er hinlängli Bes 
ſchaͤftigung fand. Don feinen zahlreichen Gemälden aus 
jener Zeit kann man jedoch Feine mehr anführen, da 
olche bei der Invafion der Franzofen aus den Schloͤſ⸗ 
ern zu Dldenburg und Raſtede geftohlen find; indeß 
war auch damald fein Talent noch nicht zur Keife ger 
diehen, da er ohne Unterichied Siguren, Landſchaften, 
Portraͤts, Architektur u. ſ. w. malte, alſo mit ſeinem 
eigentlichen Berufe noch nicht im Reinen war. Au 
fand er in Oldenburg wenig Gelegenheit, fi auszubi 
den, da es ibm nicht allein an allem Fänftlerifchen Um⸗ 
ange fehlte, fondern auch die Natur, arm und ſchmuck⸗ 
08 wie fie war, ihm wenig Anlaß geben Eonnte, fie zu 
diren. Indeß fehnte er fi) doch nad Gegenftänden, 
ie feinen fünftlerifden Sinn befriedigen konnten und 
ein jegt auch ſchon verftorbener, fedr gefchichter Gilbers 
arbeiter, mit dem er bauptfählih umging, reiste biefe 
Sehnſucht no mehr durch feine Erzählungen von frems 
den Ländern, von der Herrlichkeit fadlicher Natur, von 
Kunftwerfen und Eänfterifhen Reifen. Er konnte end» 
lich nicht länger widerfteben, empfahl ſich der Gnade 
ded Prinzen und wanderte einftweilen nad amburg, 
nachdem er ein Jahr in Oldenburg zugebracht hatte. 


>, Deflen Biograpbie f. R. Rekr. 7. Sabrgang ©. 148. 


88 Strack. 


in Hamburg und Zube, wo es eine Menge Gemälden 
ammiungen von Werth bei Privasperfonen geb brachte 
rad mei Zadre zu und lebte faR audi! ießtid mit 
den Glledern feiner Gamilie, namentlich mit (em 
DVerter Jacob Tifhbein, mit bem Onkel Anton Kl 
bein, der Damai® wohl fein eigentliher Meifter wor um 
wir dem Dnkel Jacob Tiihbein, Dieier legtere hatte 
eine Kohter, Magdalene, ald febr geichidte Blussens 
walerin und Stiderin gefbhägt, die ihrem Vetter St 
verlobt wurde, welder ihr nacd-alter Deuriber Künks 
lerweile. verſprach It wandern und nad beendigten 
Wanderjahren heimgutehren und fi mis ihr zu_verbins 
den, Dies Werfpreiben, in Gegenwart der verfammelr 
ten Samilie abgelegt, wurde dem jungen Maler ein ber 
Kimmted Lebensziel und eine neue Zlomme im Herzen, 
der Kunft nahe verwandt und ein eyın gu eifrigem 
Streben nad doͤderer Ausbildung. Er verließ daber 
im J, Lübel, mo feine Braut lebte und Haus 
burg, nachdem er Dort mebr Porträts ald Landicaften 
gemalt hatte und Lebrte mit erhöhter Liebe und verdops 
veltem Eifer nad Taffel zuräd. Hier ftudirte er mit 
angefrengtens leiße: die großen Meiner au feiner Bil 
dung und malte andere befelte Bilder zu feinem Um 
terbalt und Ermerbe, Died waren zum Theil Lands 
(Saften, aber doc meiftend Porträts, zuwellen aud 
Kabe Worträts, mit landibaftlidem NHintergrunde. Aus 
eine Copien großer Meiker wurden ibm gut bezahlt 
und da,er den Auftrag bekam, das fhöne Bild von 
alten, die thörihten Jungfrauen, in der Gallerie zu 
hlelporf zu_copiren, begab er ſig dabin. E6 mar 
aber dort nicht erlaubt, ganze Gemälde zu copiren, fons 
dern die jungen Stünfler mußten ſich mit einzelnen Si 
uren und Gruppen der großen Gemälde begnügen, Die 
je Rudierten. Dazu benugte denn auch Gtrad, weil er 
jeinen Zwe nit erreichen, Eonnte,, feinen Qufenthalt 
von einigen Monaten in Düffeldorf. Schon früb al 
& ling der Malerakademie, welhe vom Carolinum is 
[el getrennt worden war, batte Strad den nachher 
berühmt gemordenen Pferdemaler Pforr zum Befäbrten 
jebebt und beide hatten die erſten goldnen ‚Preißmes 
allen won der Akademie erbalten. Jedt aber, etwa ju 
gr des Jades 1788, nad forgfältiger Prüfung aller 
fedemißr „ward unferm Strad das von der Mader 
mie auögefeßte Reifetipendium von 600 Mthir. auf 3 
Jahre, zugehanden.. Dir dem Srühlinge ded I. 4789 


Strad. 89 
reifte er in Geſellſchaft des Landſchaftömalers Keiner 


mann nad Italien ab, zn welcher Reife fie lange wor 
der gemeinſchaftlich fich vorbereitet hatten. Ohne ſich 
aufwbalten, reiten fie nah Rom, braten kaum einen 


in Mantua, Bologna und Blorenz zu und eilten, 
in Rom angelommen, obne Speiſe und Trank abzu⸗ 
warten, obne auch nur dad Bedärfniß einer Erfrifhung 
zu fühlen, fort ind Pantheon, nach St. Peter, aufb Fo⸗ 
rum u. f. w. Gtrad fand in Rom den Land (aftögeid- 
ner Nahl *), den Bildhauer Ruhl und mehrere Zand6: 
leute und Bekannte, „die ihn in Die Werkſtaͤtten der 
Künftler, 4 den Trümmern des alten Roms, in Die Vils 
len, Pallaͤſte, Galerien und Kirchen führten, aber ſchon 
nad) wenig Monaten mußte er nach Neapel reifen, wo⸗ 
bin fein Verter, Wilhelm Tifchbein **%) , Director der 
—ä ber ‚Künfe gefeihk, Ion bein 3 Kintnd, 

ein wohnte Damald no mit dem Kandfchaftsıe 
ner Kniep ***) zufammen, der aus Böthers **") —* 
fen aus Italien bekannt iR. Sie nahmen Strack in Ihr 
Haus auf und wurden ibm Ledrer und Führer. Hier 
ward nun Strack erft feines eigentlichen Berufs Ach ber 
wußt, verließ ganz die Porträtmalerei und wurde für 
immer nur Landſchaftsmaler. Mit Kniep nahm er fein 
&tandquartier in Zacava, wo auch Claude £orrain bie 
Natur ſtudirt hat und durdfireifte die Gegend weis 
und breit umber mit einem Fleiße und einer Sorgfalt, 
die den guͤnſtigſten Einfluß auf feine Bildung barten. 
Schon damald befam er einen Namen unter den Lands 
Koartömalern in Neapel und feine Bilder waren ge 
ucht, aber aud die Arbeiten anderer Stünftler ſeines 
Faches, welche ſich dort aufbielten, mußte, er zu feinem 
Vortheile zu benugen. Weniger zog ihn jedoch Philipp 
Hadert an, ald Moore und Kniep. Nach einem Autents 
dalte von 15 Monaten in Neapel reiſte Strad wieder 
nad Rom, um nun auch die dortige Landſchaft mit ih» 
ren Ruinen, Villen u. f. mw. gu ftudiren und nachdens 
er auch bier recht fleißig und ehärig, geroefen mar, kam 
er zu Anfang Des Jahrs 1791 nach Neapel zuräüd. Hier 
fand fich bald Belegenheit zu einer noch intereflanteren 
Reife. Zwei Polen und ein Engländer fuchten als es 


°, Deflen Biogr. f. N. Netr. 3. Jahrg. ©. 1316. 
8— —2 Bicar. f. im 3 Jahrg. d. s. Nekr. ©. 516. 


0-2 -10- -.-.-M 


90 Strack. 
gleiten auf einer Reife nah Sicilien einen gefchidten 
ndfchaftömaler und einen gelebrten Untiquar, pre 
Wahl fiel auf Straf und den kuͤrzlich in Berlie ner 
orbenen Hofrath Hirt. Die Reife begann mit dem An⸗ 
nge des Sommerd 4791, umfaßte ganz Sicilien, dann 
ta und Calabrien und endigte ungefähr n 

resfriſt in Neapel. Strack datte feinen Reifegefährten 
nur Eopien, mehr oder weniger außgeführt, zu liefern; 
bie erfien Zeihnungen nah der Natur bebielt .er für 
Ip und dieſe Studien wurden fär ihn ein Schag ma⸗ 
eriſcher Kenntniffe und Einfichten, der zugleich von feis 
nem Fleiße zeugt. Ein Jahr lebte St. noch in Neapel 
und ging dann wieder nach Rom, wo er befonderd in 
Zivoli, Sradcati, Albano, Ariceia, Genfano und Nemi 
fo Monate lang aufbielt. pie ftudirte er beſonders 
ie Effefte der Luft und de Piumen und kehrte oft 
mehrere Tage nach einander auf denfelben Gtandpunft 
auräd, um einen einzigen Moment der Beleuchtung ge⸗ 
sau zu erfaffen. Auch der Umgang mit den Känflern 
in Rom wirkte vortheilbaft auf Sein Talent. Es waren 
Kupferſtecher Gmelin, der Landſchaftsmaler Rein⸗ 
bart *), der Landſchaftsmaler Voigt, der Landſchaftszeich⸗ 
ner Nabl, der Maler Fedor, Ungelica Kaufmann , der 
Architekt Weinbrenner *) und der Bildhauer Zrippel. 
Auf Anrathen des befannten Raths Reifenftein in Rom 
legte St. fib aud auf Die Wachsmalerei der Alten 
und verfubr Dabei nach den Vorſchriften des Grafen 
Caylus. Er dat damald mehrere enkauftifche Gemälde 
verfertigt, die noch in Rom vorbanden find, allein er 
sog doch Die Delmalerei vor und dieſer blieb er ge 
ireu fürd Leben. Sünf Jahre hatte er in Italien gefebt, 
gelernt! und genoffen, da mahnte ibn die Pflicht, nad 
eutfhland zurüdzufehren. Die Liebe feiner Verlobten 
u ihm, ihre Sehnſucht nach ihm hatten ihr eine Krank⸗ 
eit Augekogen, die nur feine Ruͤckkehr beilen zu koͤu⸗ 
nen ſchien und ald er die Nachricht davon erhielt, zoͤ⸗ 
gerte er keinen Augenblid, Italien zu verlaffen, obgleich 
hm die Trennung von dem fchönen Lande nicht leicht 
wurde, wo er alle Reize der Künfte und der Natur wie 
das Gluͤck der Sreundichaft genießen und zugleih mit 
Leichtigkeit fih nicht allein Die Bedärfniffe des Lebens, 
fondern fogar Reichthümer hätte erwerben £önnen. Im 





® Diogr. im 6. r kr. S. 
JPee log ü 5. Sabtg. des N, Rekr S. 50. 


Stracd. 91 


Jahr 1704 verließ er Italien mit ſchwerem en und 
wie er auf der Hinreſſe nit genug hatte eilen koͤnnen, 
fo war er jegt darauf bebadt, nichts zu verfäumen, was 
er an einem Wege noch finden Eonnte, den er ſchwer⸗ 
lich Hoffen durfte, in feinem Leben noch einmal zu me 
en. ging über Venedig und Wien nad Eaflel, wo 
er eine Anftelung ald Hofmaler befam und dann 1705 
nach Fübed, wo er nach Yidbriger Abwefendeit fi mit 
der Verlobten verband.. Auf der Reife nach Lübed hatte 
er feinem Gönner, dem Prinzen von gl ein, der wäh» 
rend feiner Abweſendeit Bifhof zu Lübel und regieren, 
der Adminiftrator ded Herzogthums Dldenburg gewors- 
den war, aufgewartet,, welcher mebrere Beftellungen bei 
ihm machte und darauf 1797 ihn ald Hofmaler in feine 
Dienfe nahm. — Strack verlieh nun Eaffel und 18 
nah Eutin, wo nad und nach, befonderd um den Uns 
ruben ded Kriegs im fÄdlicheren Deutſchland zu entges 
ben, mebrere der beften Köpfe Deutfchlands h& ju den 
einbeimifh gewordenen verfammelt hatten. Im Um— 
gange mit Voß *), Facobi, Stolberg **), Schloffer ***), Ni. 
colobius P u. a. m. bildere Strad auch feinen Beift immer 
‚mehr aus und felbft die Natur Holſteins war, wenn 
auch keine beöperifche, doch eine beitere und freundliche. 
Diele Gemälde im Schloffe zu Eutin_find Zeugen fels 
ned Sleiße® während feines dortigen Aufenthalt. Im 
Jahr 1808 308 Strad dem Wunſche bed Kerns es 
mäß nach Dldenburg, um aud dort die Schlöffer effel, 
ben mit feinen Bildern zu fhmäden und mit Ausnahme 
‚der Zeit der franzoͤſiſchen Dceupation, die er in Altona, 
Eutim und Hamburg zubradhte, bat er Didenburg, das 
er 1811 verließ, nach 1818 nit wieder verlafen, — 
Gluͤcklich lehte er im Kreiſe ſeiner Familie und im Um⸗ 
gange mit Sreunden feiner Kunft, der er mit unermäs 

eter Thätigfeit anding. Noch in der legten Woche feis 
nes Lebens konnte er fe mit Malen befhäftigen und er 
entfchlief fanft und ruhig, wie er gelebt hatte, ohne eis 

entlihe Krankheit, wenn nit dad Alter felbft eine 
Rranfdeit ft. — GStradd Werke find durch ganz Eu- 
ropa zerfteut; von den neuern finden ſich Die vorzägs 
lihften in Hamburg, Altona, Itzehoe, Kiel, Schwerip, 


* iagr. ſ. N. Nekr. 4. rg. ©. 171. 
4 Deſſen Biogr —e— — 2. sah 3 - 1148, 
——— — — 19, 


52 a 58266. 


[27 Schmid. 


MWeimar und Petersburg. Beſonders aber entdalten bie 
oßberjogliben Schlötier zu. Dldenburg, Eutin und 
tebe-eine Menge derfelben, deren: Gegenfande mei⸗ 
fens italienifde Gegenden nad der Wahl ded verforbe- 
nen Herzogs. find. Inden ‚machte er Dow, fo.lange fein 
Alter es zuließ, von Oldenburg aus mehrere fen 
nad Holtein, Holland, den Niederlanden u. f. w., um 
Stoff zu, größern Landfcaftsgemölden zu fammeln, die 
er nad Kopenhagen, Hamburg, Bremen und Holland 
lieferte Sin den fpätern Jahren ‚feined Lebens aber war 
er fa außiclieglid für-den Grofherswg von Oldenburg 
beicäftigt , indem er die in den verſchiedenen Ländern 
Des. Sroßberzogthums aufgenommenen Landfdaftözeiche 
ungen in,Del außführte, aud andere Delgemälde für 
die löffer zu Dldenburg und Kaftede lieferte. Med⸗ 
rere.feiner. Gemälde find In Kupfer 91 ‚en, unter au⸗ 
dern auchin Jacobi’ überfüffigem Zafdenbude. Briefe 
won ibm finden fi unter den Briefen von Jod. Heint. 
Merk; aub gab er beraus: Monumente aus dem Hels 
dentbum im Herzogthum Aibenburg, Didenburg. — 
Seine treue Magdalena Tiihbein überlebte ihn und 
von feinen Kindern blieben ihm 5. Die älteke ber beis 
‚den Toͤchter if eine geſchickte Blumenmalerin, der dl 
tete Sohn, welder H in Kopenbagen und nachher auf 
Keiſen gebildet bat, ift in großberzogl. Oldend. Diens 
n al6 Architekt angefelt. Der zweite Sobn bat Ah 
jeit 41822 in Holland und am indein um Shifsbaus 
meißter — und hauptfäli dem Bau der Dampf- 
[bite fih gewidmet; er wohnt in Duisburg amı Rhein. 
er. jüngne Sobn ift Porträtmaler und dat feinen er 
Ken Unterricht vom Dater, feine Ausbildung aber in 
Dreöden, Münden und Jtalien erhalten. 


27. Johann Heinrich Theodor Schmid, 
außergrentl, Profeflor der — an der Univerfität zu Gels 
elberg} 
geboren am 2, Juni 1799 , geflorben den 29. Ian. 1896 9). 
Nur da, wo Wiffen und Wollen fi in dem Leben 
eined audgezeihneren Gelehrten für das Wahre und 





—V Leben Heinrich "8 ıc. in Bur; Ums 
un sage EN a ——— 


Schmid. | 93 


@ute vereinigt darfiellen, fühlt fi der denkende Be⸗ 
obachter des Menſchen von Hocactung ergriffen und 
Reit Ach und andern die Perfönlichkeit eines ſolchen 
Mannes zur Nachahmung dar. Eine ſolche audgezeich- 
nete Perſoͤnlichkeit war unfer Schmid. Er wurde zu 
Sena geboren und war der ältefte Sohn des im Jahre 
4812 zu Jena verſtorbenen Profefford_der Theologie u. 
Kirchenraihs Karl Edriftian Erhardt Schmid, eines viel 
feirig gebildeten Gelehrten (f. Sonverfationsler.), der 
dur feine zablreiden Schriften viel zur Derbreitung 
der Kantifhen Philoſophie beitrug. Den erflen Unters 
richt unferd Schmid und den feine® jüngern Bruderd 
—* jepigen außerordentlihen Profeſſors der Rechte zu 
ena) übernahm der Vater, der im Jahr 1806 ein ei» 
ened Erziehungsinſtitut gründete, um den Unterricht 
einer beiden Söhne ganz nach feinen Anfichten leiten 
zu können. Die von ihm befolgte Methode war weni⸗ 
ger darauf berechnet, ein großed Material yon Kennt 
niffen in Gedaͤchtniß feiner Zubörer anzubdufen, als 
fruͤhzeitig die Kraft eines felbfiftändigen Denkens bei ih⸗ 
nen zu entmwideln. Ungeachtet Der großen Störungen, 
die Diefer Unterricht durch die immer zunehmende Kränt: 
lichkeit des Vaters erlitt, blieb er doc nicht ohne eis 
nen merklichen Einfluß auf Schmids intellectuelle Bil 
dung; auch verdankt derfelbe feinem Vater Die frübs 
zeitige Entwidelung eines tiefen ſittlichen Ernfted und 
einer ungewöhnlicen moralifhen Kraft, Die auch feine 
fpätern wiſſenſchaftlichen Beſtrebungen darafterifirt. Nach 
eined DBaterd Tode übernahm der mwürdige Primarius 
er theologifchen Zakultät, der geb. Eonfiftorialrath Gabe 
fer, ald Vormund die Leitung von Schmids fernerem 
Unterridt. Die Kriegdjahre 1813 und 1814 braten in 
diefen mande Störung, Hatten aber in fofern einen we⸗ 
fentliden Einfluß auf Schmid Eharafterbildung, als er 
in diefer Zeit_zuerft Daran gewöhnt wurde, die politis 
ſchen Ereigniffe, die Europa erſchütterten, mit Aufmerk⸗ 
famfeit zu beobachten. Die Begeifterung, welche das 
mals die deutſche Jugend ergrif und —X mehrere 
von denen, die noch kuͤrzlich feine Spielgenoſſen mas 
ren, in Die Reiben der Krieger trieb, erfaßte auch feine 
©eele und ließ die Heiße Liebe zum Waterlande nie wie 
der in ihm erloͤſchen. — on im %. 1814 wurde ©. 
reif befunden, in die oberfte Klaſſe des weimariſchen 
Gpmnafiumd aufgenommen zu werden. Einer der jüns 
gern Söhne Gablers, der nachmald ebenfalld die akade⸗ 


N 


% Shit. 


betrat, aber durq Kränkli: 
Anger ward" ine Ölärfele ——— 


jeale des 
fein und 
id Ber 
febende darfellte und_ fie alfo mit dem höchtten und 
legten Ziele alles menſchlichen Strebens im feben und 


je Bedeutfamteit der Sa fopbie 


fine ruderd, die erite Anregung zu feiner Geſddichte 
5 Moficiömus im Mittelalter gegeben mworben zu 
fein. . nennt in feinem handfc ftligen Vaclahe 
ofegarten. Gabler, Dany, Baumgarten - Erufius und 
fein al& feine theofogifden Lehrer in Jena. Er fdloß 
id anfangd am meilten an Gabler an, den damaligen 
jeteran der tbeologiichen Fakultät, deflen populärer, 
Blarer und gemäthlicher Dortrag von allen Theologen 
am meißten befuht war. eine Zuhörer neigten hd, 
wie der Lehrer, hab ©. bandiariftlihem EI 
aum Nationalismus. ©. nennt in dem Noalafe me 
garten Erufius einen Mann, dem er unendlich wiel ver⸗ 


Schmid. 95 


dankt, einen der umfaflendken und grändfi: 1.7 
ehren und einen eben fo fcarfen di lee Denke. 
lid waren des Legtern Borträge über Dogmatik 
pm Durch den pbiloopbifhen Theil von böcker 
Bedeutung, da er in diefer Beziedung von Gabler, defr 
fen dogmatifche Seite er die ſchwachſte nennt, nicht bes 
Hebdigt wurde. Die Studienjahre unierd ©. fielen 
in eine der denkwärdigfen Perioden des afademifchen 
Lebend. Nah den Kriegen des deutfhen Dolked zur 
Befreiung vom god: der franzdfifden Herrfbfuht hatte 
fehr natärlih ein zum Sortwirfen geneigted Streben 
edler Art Ach vieler jugendliben Gemüther bemädtigt. 
Deutfhland hatte die Herrſchaft ded gewaltigen Kors 
fen zum zweitenmale abgefhüttelt. Deusfde Tänglinge 
jatten unter der Fahne des Vaterlandes 37 die er» 
oberungsfüchtigen Sranken gekämpft. Zidred Reden 
und rnerd Lieder begeifterten die Ienkfame Mafle. 
Weberall hatten fi Vereine Fr Abmehr ded audwärtie 
en Joches, zum Dienfte ded aterlandr® gebliber, Ver 
Binvüngen weiche fib Derbeflerung ded Beftedenden 
um Zwede fegten, zogen von jeder diejenigen 
finge an, welche mit ernkem, ebrlihem iu anl % 
ner der nöthigen Erfahrung voraneilenden Begeifterung 
das Beffere wollten, wenn auch oft Egoiften, ihre Plane 
weniger auf das Ideale einer hochgläbenden Phantafle, 
gis auf dab Reale ihrer berrfafüchtigen Abfichten bauend, 
den Edferen ohne fein Wiffen ald Mittel eined ver⸗ 
werfliben, eber zerfiörenden, als aufbauenden Zwedeb 
9 garauden fucten. Ulfo- gefaltete fib, wie dieſes 
ie Licht: und Schattenfelte aller folhen Verbindungen 
u fein pflegt, auch die deutſche Burſchenſchaft. Defs 
Ventlioe Vereine zur Heranbildung der Ai und 





geiftigen Kraft verbanden an vielen Orten die hoffnunger 
Yoüren deutſchen Tünglinge. Anfangs mar diefe Ver · 
bindung von untadelhafter, ehrenwerther Tendenz, von 
politii gefäprlihen Grundfägen oder Planen war hier 
noch gar feine Spur. Die dee der Einheit des deiits 
fen Voltkes wurde nur ald geiſtige Einheit anfgefaßt 
und nur in dem Studentenleben felbit ſoüte fie auch 
äußerlih in der Einen Gemeinfcaft aller Studenten 
dargeftellt merden. Weberbaupt ‚befchränfte ſich diefe 
Burfhenfhaft mit ihren Beftrebungen ganz auf das 
G©tadentenleben; fie dachte nicht daran, fon jent in 

jolitifhen Bewegungen der Zeit handelnd einzue 
greifen. Doch wurde leider die Tendenz diefer jugend» 


[3 i Schmid. 
ligen Gemuͤther bei allem ebrliben Willen, den die - 
meißen batten, eine leicht verkehrte, weil die Belegen, 
je nad allen Sebenderfabrungen au leiten, iu mes 
echſel der Zeit und 
dem Leidenfoaften äberlaffen wurde. an Geif, der 


n di 
dar feiht fergräliig genug fibern. Die Worte 


Hebenen begeißtert, in Feiner andern Ueberjeugung, als 
in ber, dad Gute und Wahre dadurch lebhait, mitbeför- 
dem & beifen, als ein rüfiger Turner Unsbeil, nahm, 


10 FF 
ficken Ueberzeugung war, dadurd zum Glauͤcke des 


emertung (Eonverfationslerifon der neueften 
Beit ©. 4. ©. it 


Duntel des Gedeimniffes zuri gedrängt, in geheime 


Aufregung der 
ibenfcaft dad verftändige Denken in der Geburt er 
vermittelt der Wffelte dad menfalide Ge 

eher und Sreipeis zu führen wähnt. 


Schmid. 97 


— Im Jahre 1821 machte ©. das theologifhe Candi ⸗ 
datenesamen in Weimar. Die Gründlipkeit, mit der 
er fi zu diefer prüfung dorbereiter batte, beweih, wie 
menig er zu denen gebörte, die ſich durch Nebenzmede 
ebeimer Bündniffe von dem Hauptzmede des wiſſen ⸗ 
Phaftlien£ebens tte abbringen foen. Durch die Theils 
nahme an der erften burſchenſdaftlichen Verbindung war 
er mehr dem Tone und Geſchmack der Zeit, als einer 
ruhigen und einfihtövollen Ueberlegung gefotgt, Ber 
wird diefe anfangs feurige Begeifterung des vortrefflis 
Sen, nur nah dem Beflern ringenden fnglinge wie 
etwad Vorfäglides verdammen? IR es doch dem ge: 
reiften Manne oft fhmwer, zu einer ruhigen Zeitbetradh» 
tung Ab aus dem. unaufdaltfam flutdenden Zeitftrom 
berauszuarbeiten und ald ruhiger Beobadhter an dad 
Ufer_der vorübereilenden Fluthen zu ftellen. Nachdem 
fd ©. der theologifhen Fandidatenpräfung unterzogen 
date, ging er (A821) no ein Jahr nach Göttingen, um 
ih an .der Georgia Augufa unter des grändfiden und 
pragmatifhen Olfonitere Plankd des Aeltern, Leitung 
dem Studium der Kirhengefhihte zu widmen und zus 
nähr zur akademiſchen Laurbahn vorzubereiten. Eine 
wegen feiner frübern Theilnabme an burfhenfcdaftlihen 
Berbindungen eingeleitete Unterfuhung madte ©. 
Auftreten im Gebiete der Docenten an der Hodfaufe 
Sena auf mehrere Jahre unmöglih. Er befchäftigte fi 
nun in ber ‚gemungenen Muße, die ihm gemäbrt war, 
mit der Außarbeitung_ feiner Gedichte ſes Mpfticide 
mus Ceigentlih des Myficiömu des Mittelalters in 
feiner Entkehungdperiode, Jena 1824.), dur die er 
eben fo febr feinen: Sleiß ald fein Talent einer treuen 
und lebendigen Auffaffung und ſcharfen, konſequeni 
durchgeführten KritiE fremder pbilofopbifder Gpiteme 
bemäbdrte. Gewiß iR nad diefem Anfangs einer voll- 
Kändigen Gefgichte des Myficismus im Mittelalter, in 
weicher fih ©. ald einen würdigen Schüler des Göttin, 
er Meifterd im Hiftorifhen erwies, für die Willen 
haft fehr zu bedauern, daß feine hachmals fi auss 
hliegend auf die fpekulative Pdilofopbie erftredende 

irffamkelt Ihn an der Sortfebung und Vollendung 
diefes guten Buches hinderte. Neicplibe Materialien 
aus den Scholafifern und Mpftitern des Mittelalters, 
Albert dem Großen, Thomas von Aquino, Dund Cor 
16 u. 9. lagen unter den nachgelaflenen Schriften vor 

N, Netrolog 14, Jabrs. 7 


* 


98 Schmid. 


und wurden nad ©. ausdrücklichem Wunſche einem 
weit ihm durch die gleiche biftorifbe Richtung der Stu 
Dien enger verbundenen Sreunde (Prof. Liebner in Gör- 
singen, Der fi in neuerer Zeit durch feinen Hugo von 
©t. Bictor bleibended Verdienſt um die grändliche Bearbei- 
sung der Kirchengeſchichte gefammelt bar) übergeben. 
Dabei fegte S. dad Studium der fpekulativen Philofos 
bie, namentlich von der religiöfen und morelifchen 
Seite, mit ununterbrochener Anftrengung fort und wurde 
Darin dur den perfönliden Umgang von Fries und 
durch die befondern, wohlwollenden Ermunterungen feis 
Vetters, des ausgezeichneten Juriſten, Gebeimeratbd 
Schmid in Jena, nit wenig unterſtuͤtzt. Vorzüglich 
diente ein aus mehreren Artikeln befebender Auf — im 
Hermes, eine Reviſion der Bearbeitungen der pbilofo- 
pbilen und tbeologifhen Moral, zu deſſen Herausgabe 
bn die freundlihe Wufmunterung ded geb. Raths 
Schmid hauptſaͤchlich beftimmte, fehr dazu, ihm in der 
literarifden Welt befannter zu machen. Geine Beſtre⸗ 
bungen erſtreckten ſich natuͤrlich auf diejenigen Theile 
der Philoſophie, die ihm als Theologen Die anziehend⸗ 
ſten und verſtaͤndlichſten ſein mußten, auf Moral, Pſp⸗ 
cdologie und Religionsphiloſophie, am meiſten. “Im 
abre 1828 wurde ibm in Verbindung mit Fries und 
Oroͤter die Redaftion der von Klein geftifteten, von 
Schröter und Brerfaneider fortgefegten wiſſenſchaftli⸗ 
en Oppofitionsfchrift übertragen, die von nun an auch 
auf Philofopbie ausgedehnt wurde und ſich zum Su ts 
zwecke eine grändlide und vorurtbeildlofe, freimäthige 
Erörterung neu angeregter theologiſcher und philoſophi⸗ 
jaer Gegenftände fegte. Die Schrift gemann auch eine 
eibe von audgezeichneten Mitarbeitern, wie Paulus, 
Baumgarten-Erufus u. ſ. wm. Doch gelang ed uidt, 
dieſes Journal auch bucbändferiih zu heben, ba der 
bisderige Lefefreid ein ganz anderer war, als der, 
welden Schmid ſchrieb. Im Jahre 1829 erlangte er 
Die Erlaubniß, in Gena zu Jefen, auf die gefeglih vor 
gefchriebene Art und Darauf erhielt er in Kolge eines 
ebrenvollen Rufed der großberzogl. badifhen Regierung 
die durch den Tod des ordentl. Profeſſors Hoftath Er- 
bardı *) erledigte Stelle eined Lehrers der Philofopbie 
an der Hochfchule zus Deidelberg, mit dem. befondern 


— — — 


) Denen Wloge- [im 1, Jabts. des RR. Reit. 0,06, 4 


> 


Schmid. \ 9% 


Aufträg, auch Neligionspdlfofonbie näd dem Augei f 
nen Bedfrfniß um eb raeu num San vorzufragen. 
Doll-jugendliper Kraft und mit einem feurigen, lebens 
. Digen Geifte, mit vielen und grändlichen theologifen 
und pbilofepdifhen Kennmiffen ausgerlftet Durc fele 
nen dochactbaren Charafter ſich Die Freundſchaft ae 





erwerbend, in einer glüdlihen Ehe mit eiher vortre 
lichen Srau, der Tochter des verbienftvollen Fön. Abi 
{gen Pfarrerd Kraufe lebend, im Befige einer ebrenvols 
len Stellung , unter. den Theologen und Pbilofophen 
Deutſchlands ald Sgriftſteiler —8— nete Achtung 
verdienend, wirkte ©., feit_ 1890 ald außerordensliher 
gehrer der Philofophie in Heidelberg, in einer Lage, 
melde immer mehr vor vielen andern eine glädlihe 
und fegendreihe werden forte. Qllein ein anfangs 
unbedeutend ſcheinendes Bruflbel .entmwidelte firp ims 
mer merklier. Häufig wiederfehrender Blurhuften, der 
janze Bau feined Körperd und alle äußern Zeichen lies 
‚en auf ein Zungenleiden f&ließen, dad aller Kunf der - 
jerzte trogte und dem aulegt der Wielleidende unters 
lag. — Ein Kind ward ihm geboren und farb foglei 
nad. der Geburt. Ein Knabe, Reinhold, wurde 4 Mes 
natc, ein Mädchen, Sophie, 10 Monate alt. Allein die 
jugendlichen Knosben vermelften und der junge, tief 
empfindende Vater ſchien nur darum Baterfreuden fübs 
len zu folen, um den DVerluft der höchften Befigtdäiner 
* glürlihen Menſchenlebens deſto tiefer zu kann 
den. _ Mit pdifofophifdem Gleihmurd und religiöfer 
Empfindung fuchte und fand er felbft In den Leiden Die 
freundlichere Seite und ihre hödere Beziehung zum Les 
ben. Oit hörten mir ihn, mit dem und in den legten 
Sahren gemeinfaantlioe Richtung der Studien und 
um Theile Abnlie Lebensſdickſale enger verbanden, 
Ysen, er fühle fid auch nur Mm der Erinnerung an die 
menigen Monate, in denen er Vater war, glädlid und 
giede die kurze Freude meit dem egoiftifhen Gedanken 
dor, miemal® Vater gemefen zu fein. Die Kegierun: 
erlaubte ihm gern, ein ‚games Winterhalbjahr Ynbur 
die Wiederberftellung feiner Gefundpeit in feinem &es 
durt3fande zu fuchen. Der Schein son Berlefung wat 
nit dauerhaft. In den legten Monaten, In denen et 
meder das Hauß verlaffen, noch, mad ihm, dem 
tätigen, die bärtefte Dräfung war, au nur die Bleinfte 
inerarifche Arbeit vollenden konnte, efaiemen dhetr Die 


100 Schmid. 


innige giebe und die unermäbder treue Pflege der Bat- 
die den Schmerz über den lange vorauögefeheneg 
ertuft unter der freundlichen Miene per sarten dei 
nahme an feinen Sreuden verbarg und der Befuch Di 
Bundes als die srtreulien Seiten in feinem leiden, 
si en die Pie bei jeder Sue eher aa er 
n wußte. 





e 
Bi, 
ie 16 icht 
Ei Ein * e ung ar — — 


einer Metapbpfit der Innern Natur el 
liegt er ib an die metaphufiiden ab) 
eo fopdie der Zu laen, ae und ori 


N; etap! eß ©. 392 — 

Ann, Sadfenntiß und reli 1 em — il se 

55 — ehe au ed & —* 
nöledre, eben 

Religion € ipzig 1835). Som ſuchte die —— 


—EEI 





Schmid. 101 


and Unpartdeilichkeit des Urtbeild neben der Selbkftän- 
digkeit und Entſchiedenheit deffelden in diefer Schrift 
zu behaupten. In feinem Schwanengefang, einem Werke, 
vor deſſen Vollendung ihn der Tod ereilte (Vorleſun⸗ 
gen über dad Weſen der Philoſophie und ihre Beden⸗ 
sung für Wiſſenſchaft und Leben für denkende Leſer, 
Stuttgart 1836), begann Schmid die Summe feiner 
pbilofopbifhen Erfahrungen niederzulegen. Er rügt 
mit treimärbiger Befonnenheit manches Verkehrte der 
philoſophiſchen Tendenzen unferer Tage. ©. war au 
einer der fleißigften und gründlichen Mitarbeiter au 
Dem Brodbaus’fchen Eonverfationdlerifon der neueſten 
eit und an vielen. bedeutenden Tournalen Deutſch⸗ 
ande. Die vom Geheimerath Scloffer, geb. Hofrath 
Munde und Oberbibliotbefar Brof. Baͤhr  redigirten 
Heidelberger Tahrbliher verdanten dem thätigen und 
Iihten Geiſte Schmids mande gediegene Recenfion der 
— Schriften unſerer Zeit. — Mit tung 
nennt feinen Namen der Gelehrte, mit Liebe der 
ler, mit Begeifterung der Sreund. Gleichmuth im Glaͤck 
und Ungläd, ein wahrhaft pbilofopbifiger und Darum 
wahrhaft religiöfer Geiſt, eine theilnahmsvolle Seele 
welche aud in den Stürmen Die Hoffnung für dad Bee 
ere nie verlor, eine Seele, aus deren E£örperlichens 
uge noch im Scheiden der das letzte und gan tel 
des Menfchen unverrädt feftbaltende Bli 
eine warme und ungeheucelte Liebe zur geſetzlichen 
eiheit ohne Schwaͤrmeret und ohne alled excentrifche 
afhen nah Ertremen , ein ruͤckſichtsloſes Bekaͤmpfen 
des Irrthums und eine liebevolle Dufdung des Irren⸗ 
den beurfundeten, dag Schmid nit blos in jeinen 
Säriften, fondern im Leben pbilofopb war. Ferne 
find diejenigen, die unferm Schmid im Zeben die theuer⸗ 
ften waren. Verlaſſen ift feine Bohnung. Nur dad bee 
ſcheidene Beilden und die dunkle Eppreffe bfäben, 
von der trauernden, jegt im fernen Baterhaufe weilenden 
Gattin genfiegt und von dem Thaue ded Morgend und 
der Thräne des Freundes benegt, auf dem Rillen, grä- 
nenden Grabpägel, der ſich über den körperlichen Ueber⸗ 
reften des Verblichenen woͤlbt. In der Näbe erheben 
fiid die Grabfätten der frübe der elterliden Sorge ent⸗ 
riffenen Kleinen. Der Wind wehet über die Gräber, 
verhaller find die Worte, welche der trefflihe Meder 
und Sreund_anı Grabe des Verſtorbenen ſprach 
bald wird Moder, was Sleifh und Leben war; 


102 v. Friſch. 


die Erinnerung an den Edeln lebt fort im Andenken 
der Freunde, unver; natic, mie daß, mad in Schmid 
rend feines irdiihen Lebens wirkte, wie fein un- 
Rerblier Geik, unvergänglio, wie dad Bild der ewis 
gn oe 4 * ve Serblioene En je 
tunden der Beide, in rift. und Leben zui fs 
bilde der irdiſchen Rachahmung fegte. — u 


* 28. Johann Georg von Friſch, 
!änigl, wörterabergifcer Dberfinangrath zu Gtustgartz 
seh. den 21. Nov. 1768, gef. den 30. San. 1886, 


Ftiſch war das Jüngfte von 5 Kindern des ebemalis 
jen berzogl. wärtemb. Landfcaftöregiftrasord Wolfgang 
dam nic au Seutngar und feiner zweiten Gattin 

Jodanne Sidonie Elifaberh, geb. Wohnlib, aus Pforz« 
dem in Baden, Beinen allgemein gefos ten DBater 
jerlör er fon am 19. April 1768 und ber Mutter al» 
fein lag nun die Erziebung und Erhaltung Ihrer 3 Kins 
ber pb. gmel waren vor dem Dater geftorben). Sie leir 
Rete vedlih, mad fh von einer treuen Mutter nur ers 
warten läßt; von ihr erbielt unfer 8. die erken Ein» 
Bedde der Llebe und häudliben Zucht. Sein Unterricht 
warder gemätnlice, den damald und zum Theil noch jegt 
inder aus dem Mittelftande, die ſich nidt einem ges 
jebrten Berufe widmen, genoflen, er befuchte, bi6 in6 
4. Sehr dag untere Opmnafium in Stuttgart und batte 
au einigen Privatunterriht im Schreiben, Rechnen 
ad in Sprachen. Die Neigung ded Knaben entſchled 
für die Studien; Allein zum Untverfeäräbefu bes 
die gute Mutter bei weitem nicht genug Dermde 

en und der damal$ eben erit yom Herzog Sarl gegrän- 
eien Schule für Kunft und Wiffenfaften, auf der So⸗ 
litäde, mochte fie ibren Liebling au nicht überlaffen, 


rmald in die Lehre Und mußte täglich 10 Gtun 
ni m apache Bla, an Gare 
wohl auch us⸗ u rbeiten verrichten, 
N im. Keine af. mu Erholungen übrig Bil: 





v. Friſch. 103 


dem erforderlichen Unterricht in den vorkommenden Ge⸗ 
häften war aber gar nit die Rede. Diefe Bebandium 
ante nicht anders. ald nachtheilig wirken und Abnel« 
gung und Widerwillen gegen den angetretenen Lehr⸗ 
nd fand und gegen den Prinzipal erzeugen. Zum 
Gluͤck lernte um die Mitte der Lehrzeit der damalige 
Dberamimann Steeb den Sängling fennen und erklärte 
fih alöhald für feinen Befhäger. Er nabm ihn ald 
Actuar Öfterd mit fib auf Amisorte zu Rechnungsab⸗ 
nahmen und Ruggerichten und verpflidtere ihn im 2. 
Jahre der Lehre ald Amis: und Begenfcreibereiferiben, 
ten. Hier erſt fammelse Friſch Ad deutliche Begriffe 
von Inventur⸗, Theilungs⸗, Steuer und Rechnungsge⸗ 
padtten, die er bisher mechaniſch batte betreiben müſ⸗ 
en. Im J. 1782 trennte er fid von Gmelin, verfad 
ein Sehr lang Die derrſchaftlichen Rechnungsgeſchaͤfte in 
Beutelſpach und kam Denn durch die Empfehlung ſei⸗ 
ned Gönnerd Steed ald Actuar zu dem damaligen 
Stabskeller Fiſcher a a In dem Daufe 
und unter der Zeitung dieſes in Theologie und Juris⸗ 
prudenz, die er beide nad einander Audirt hatte, in 
Sprachen und fhöner Literatur wohlerfahrenen und in 
feinem Amte doͤchſt thaͤtigen und geübten Biederman: 
ned, im Sreife und Umgang mit feiner wärdigen $a- 
milie fand und gewann der junge Mann, was er biö« 
ber ſchmerzlich vermißt harte: Mufter und Dorbild und 
Gelegenheit, in Theorie und Praxis feiner Defimmung 
ich grändli auszubilden und er ſuchte nun dad, wa 
rüber bei ihm vernachläffigt worden war, mit verdop» 
peltem Eifer nachzuholen. Am Ende des A. Jahres feie 
ned Aufentbaltd in Heimsheim nahm Friſch den Antrag 
ald Rechnungsprobator und erſter Ecribent des Ober⸗ 
amtmannd Gerof’d in Alpirdbah an und mußte bier, 
aller mübfamen Geſchaͤfte ungeachtet, nod einige Zeit 
zu gewinnen, um in Geometrie und ausübender Felde 
meßkunſt bei dem benadpbarten Pfarrer M. Wurfter in 
Wirtendorf einigen Unterricht zu nebmen. Der Wunfch 
feiner bochbetagten Mutter, Die er fortwährend unters 
Küste, verbunden mit dem feiner Derwandten und vies 
len Freunde, bewog ibn, den ihm durch einen A1jähris 
en Aufenthalt Cin Hirfau und Alpirsbach) liebgewor⸗ 
denen Schwarzwald mit dem Unterland zu vertaufchen 
und die von Dem Dberantmann und Keller D. Piſto⸗ 
rind in dem Stuttgart nahe gelegenen Waiblingen an» 


104 v. Friſch. 


getragene Stelle eines —ãA u anzuneh⸗ 
men, die er zur groͤßten Zufriedenheit ſeines ogeſc 
ten 3 Jahre verſah. Im Jadre 1797 bewarb er ſich mit 
Ig um eine Buchbalterfielle bei dem vormaligen 
Klrchenrath in Stuttgart. eine Anftellung als Kir 
enratb8- Buchhalter erfolgte nah den damals gefeglie 
en Prüfungen am 27. Januar 1798; er genoß aber 
noch 2 Jabhre lang nicht die ordentliche Beſo 
300 fi., fondern blos werftäglid 1 fl. Taggeld. Diefer 
geringe Gehalt wurde in der Solge auf taͤglich 1 f und 
auf eine Gratification von 60 fl., halb Geld, halb Na⸗ 
turalien, erhoͤhet. Inzwiſchen braten Nebenbefchäftie 
—7 die ihm der damalige Kirchenrathsdirector von 
pe fetter gab, fein Einfommen zu 1000 bis 1200 
reilih hatte er Dabei großer Anſtrengung nötbig und 
mußte auf alle Erholung Verzicht leinen. Jahrelang 
ließ er ſig täglich um 2 Uhr Nachts vom Nachtwoͤchter 
weden. ber fam ed denn auch, Daß der arbeitfame 
‚Mann nah und nad den Schlaf verlor und bei anna 
dendem Alter ſtets über Sclaflofigkeit Klage zu führen 
batte. In feiner neuen Stellung wurde feine Thätige 
Eeit, Brauchbarkeit und Geſchicklichkeit bald erkannt un 
er erbielt nicht nur mebrere commiflarifche Aufträge, 
fondern auch fchon im erften halben Jahr feiner Anftele 
lung die Sunftionen eined Rechnungsraths. Als er 
enblid in die volle Beſoldung eintrat, verbeirathete er 
ſich 1800 mit Rofine Bottliebe, der jüngften Tochter des 
eweienen Dekans Wilhelm Friedrich Hochſtetter im 
aiblingen, Die ibm 4 Kinder gebar. Im r 1808 
wurde er zum Maulbronniſchen Pfleger in Wieresheim 
ernannt. Zwei und ein balbes Jahr verfioffen ihm und 
den Geinigen bier ohne Störung im Genufle haͤus⸗ 
lichen Gluͤckes und Vergnügend, ald unvermuthet Uns 
g! ck über fie bereinbrab. Die zwei jüngften Kinder er 
rankten und flarben wenige Stunden nad einander an 
demfelben Tage (1. Dct. 1805) und einige Monate darauf 
20. December) folgte ibnen auch die Mutter. Die 
üdficht, daß feine 2 unmändigen Kinder der Pflege ei⸗ 
ner Muster, feine Dekonomie einer Haudfrau bedurften, 
bewogen ihn zur zweiten Ede zu fchreiten (1806) und er 
wählte eine Verwandte und Sreundin der erften grau, 
die Kochter des Apothekers Joh. Tacob Unfried in 
Mark⸗Groͤningen, welche ibm einen Sohn gebar. Die 
politiſchen Veränderungen, welche der Presbürger Friede 
auch in Wurtemberg berbeiführte, batten auch anf die 


v. Friſch. 105 


bürgerlide Stellung des Verewigten Einfluß, er ward . 
im Frühjahr 1806 zum SKreisfteuerrath in Kotbenburg 
ernannt. Zwar vermochten feine und feiner Freunde 
Dorftelungen bei dem Minifter ded Innern, Grafen 
Normann⸗Ehrenfels, daß er jene Stelle nicht antreten 
mußte; allein die neue Organifation der Dberfinanz- 
gammer im Zuni 1807 verurfachte eine Vermehrung bed 
Derfonald und er erbieft die Stelle eines Dberöfonos 
mieratds bei dem fandwirtbfcaftlihen Departement 
der koͤnigl. Oberfinanzfammer. Was und wie Friſch in 
feinen neuen Amte gewirkt und die Intereſſen der Res 
gierung und des Volkes gleihmäßig im Auge gehabt 
at, dies zu ersäblen, gehört nicht dieber; nur das fei 
bemerkt, daß fein vielj briger Aufenthalt Im Ober » und 
Unterland Whrtembergd, feine mebrfachen commiflerifoen 
Reifen in die meiſten Dberämter ihn mit allen Verbältnifs 
fen und Zufänden.ded Landvolkes bekannt gemacht un 
Die Erfahrungen, die er vornemlich in Wieresheim, wo 
er eigenen Landbau betrieb, gefammelt batte, ibn vor 
vielen andern befädigten, fhr Die gefammte Landwirth: 
fdaft und für die Aufhebung oder Feſtſtellung der Seu- 
dallaften in Vertragswege erfolg» und fegensreich tbd- 
tig au fein. Sein Verdient ward aub vom Btaat 
anerkannt: er wurde am 26. Novemb. 1817 Mitglied 
und vortragender Rath bei Dem neuconftituirten Obere 
finanzcofegium mit 2200 fl. Gebalt, erhielt im Septem⸗ 
der 18241 dad Ritterkreuz des Ordens der würtembergi⸗ 
ben Krone; wurde dann im September 1822 ald vor⸗ 
Bender Rath zur Oberrechnungskammer verfegt und 
datte von der Zeit an die Einnahmen und Ausgaben 
des Staatd, dad Budget und die Etats zu bearbeiten. 
Diefem beihwerlicen und anftrengenden Amte fand er 
mis Der & sten Gewiſſenhaftigkeit vor, ohne fih und 
feine Geſundheit zu febonen, welche ſchon durd feine 
frühere angefrengte Thaͤtigkeit und die ungluͤcklichen 
Samilienereigniffe untergraben war. Bei feiner gleiche 
mäßig fortdauernden Arbeitfamfeit und Anftrengung 
nabm ,, fobald das Höhere Alter eintrat, die eingewur⸗ 
elite Schlaflofigkeit zu, früäber ihm ganz unbekannte Leis 
den (Magenframpf, Gelbfuht, Lungenentzündung) ka⸗ 
men feit Dem Jahr 1831 fa periodifh wieder, ſchwaͤch⸗ 
sen feine geiftigen und Ebrperlichen Kräfte und hinder⸗ 
sen ihn an der Erfüllung feined Berufs. Daber bat 
er fhon im Jahr 1832, in welchem zwei Hauptfinan;- 
etatd gefertigt werden mußten, entweder feiner Dienke 


98 Schmid. 


und wurden nad &.% ansdrucklichem Wunſche einem 
wit ihm Durch die gleiche biftorifhe Richtung der Stu 
dien enger verbundenen Freunde (Prof. Liebner in Goͤr⸗ 
tingen, Der fich in neuerer Zeit dur feinen Hugo von 
©t. Victor bleibendes Verdienſt um die gründliche Bearbei- 
tung der Kirchengeſchichte gefammelt bat) übergeben. 
Dabei fette &. dad Studium der ſpekulativen Philofo- 
Dbie namentlich von der religiöfen und morelifchen 


diente ein aus mebreren Artikeln befiebender Wuf a im 
Hermed, eine Revifion der Bearbeitungen der pbilofo- 
pbifden und tbeologifhen Moral, zu defen Herausgabe 
idn die freundlihe Wufmunterung des geb. Raths 
Schmid dauptſaͤchlich beſtimmte, fehr dazu, ihn in der 
literarifhden Welt befanuter zu maden. ‚Geine Beſtre⸗ 
bungen erſtreckten ſich natürlich auf Diejenigen Theile 
der Philofopbie, Die ihm als Theologen die anziebend- 
ften und verfiändlichten fein mußten, auf Moral, Pſp⸗ 
&ologie und Religiondphilofophie,. am meilten, Im 

ahre 1823 wurde, ibm in Berbindung mit Sried und 

hröter die Redaktion der von Klein gefifteten, von 
Schroͤter und Brerfhneider fortgefegten wiſſenſchaftli⸗ 
hen DOppofitiondfchrift übertragen, die von nun an auch 
auf Philoſophie ausgedehnt wurde und fi zum Sau ts 
zwede eine gründliche und vorurtheilsloſe, freimäthige 
Erörterung neu angeregter theologiſcher und philofoppis 
her Gegenftände fegte. Die Schrift gemann aud eine 
Reihe von audgezeichneten Mitarbeitern, wie Baulus, 
Baumgarten:Erufus u. fe wm. Doc gelang ed nicht, 
diefed Journal auch buchhaͤndleriſch zu heben, da der 
 biöberige Lefefreid ein ganz anderer war, als der, für 
welchen Schmid ſchrieb. Im Jahre 1829 erlangte er 
die Erlaubniß, in Jena zu Sefen, auf die gefeglih vor 
gefchriebene Art und Darauf erhielt er in Kolge eines 
ebrenvollen Rufed der großderzogl. badifhen Regierung 
die durch den Tod des ordentl. Profeflord Hofratd Ers 
bardı *) erledigte Stelle eined Lehrers der Philofopbie 
an der Hochſchule zu Heidelberg, mit dem. befondern 


— — — — — 


Defſen Biogt · & Im 1. abts . des R. Wett. ©, oh, - 


4 


Schmid. ö 9 


Auftrag, auch Religionspdlfofonhie nach dem hugekiei. 
nen Bebärfnig un! Te ngungSgang vorzufragen. 
Don jugendlicher Kraft und mit einem feurigen, Iebens 
digen Geifte, mit vielen und gründlichen theologifcen 
and philofopbifhen Kenntuiffen ausgeräftet, Durd fels 
nen bocpadtbaren Eharafter ji die Freund haft Biel 
erwerbend, in einer glüdlien Ehe mit eiher vortre 
lichen Frau, der Tochter des verbienftvollen En. Ad) 
(gen Pfarrerö Kraufe lebend, im Befige einer ebrenvols 
jen ordlung. unter. den Theologen und Philofopben 
Deutfhlandd als Sgriftſteiler ausgrielnete tung 
verdienend, wirkte ©&., feit_ 1830 als außerordentliche: 
Lehrer der Philofophie in Heidelberg, in einer Lage, 
melche immer mehr vor vielen andern eine ‚glüdtiche 
und fegendreihe werden fonmte. Allein ein anfangs 
unbedeutend ſcheinendes Brufäbel ıentwidelte firy ims 
mer merklier. Häufig wmiederfehrender Slurbüjten, der 
janze Bau feine Körperd und ale äußern Zeichen fies 
fen auf ein Zungenleiden fließen, das aller Sunft der - 
jerzte trogte und dem aufegt der MWielleidende umtere 
lag. — Ein Kind ward ihm geboren und ftarb foglei 
nad. der Geburt. Ein Knabe, Reinhold, wurde 2 Me 
nate, ein Mädchen, Sophie, 10 Monate alt. Allein die 
jugendlichen Knosben vermelften und der junge, ef 
empfindende Vater ſchien nur darum Baterfreuden füts 
len zu folen, um den Berluft der höchften Befigtpäl 
eined glürlihen Menſchenlebens deſto tiefer zu empf 
den. _ Dit pbilofophifhem Gleichmuth und_religidfer 
Empfindung fuchte und fand er felbft in den Leiden Die 
freundlichere Seite und ihre hödere Beziehung zum Les 
ben. Dit hörten mir ihn, mit dem un® in den legten 
Jahren gemeinfhaftlide Richtung der Studien und 
zum Theile äbnlihe Lebensſcdickſale enger verbanden, 
jagen, er fühle ſich auch nur m der Erinnerung an die 
menigen Monate, in denen er Vater war, glädlid und 
ziede die kurze Greude welt dem egoiftifhen Gedanken 
vor, niemal® Mater gemefen zu fein. ie eglerun 
erlaubte ihm gern, ein ganzes Winterhalbjahr d ndurg 
die Wiederherftellung feiner Befundpeit in feinem && 
burtölande zu fuchen. Der Schein von 8 nefung wat 
nicht dauerhaft. In den letzten Monaten, in denen et 
weder das Haus verlaffen, noch, wad Ihm, dem unser» 
thätigen, die bärtefte räfung war, aud nur die kleinfte 
Iterarifge Arbeit vollenden Eonnte, erraftnen Ahr Die 


100 Schmid. 


ige Liebe und die unermüdet treue Pflege der Gat ⸗ 
male die den Schmerz über den lange — 
eiluft unter der freundlichen Miene der zarten Theil» 
nahe an feinen Freuden verbarg und der Bela des 
Sreundeß als die erfreulihen Seiten in feinem leiden» 
sollen Leben, die er bei jeder Gele; enpeit beraugzubes 
ben und gu märdigen mußte. Rob einige Tage di 
feinem Tode beurfundete er die innige Sorgfalt Mir 
ad künftige Schidfal feiner Gattin durgh eine tefamen. 
tarifhe Verfügung. Nie beunrubigte ihn au nur ee 
nen Wugenblid die Beängfigung dor dem Tode. Er 
dien unter der Würde des Philofophen und Edri- 
jen zu halten, vor dem zu zittern, mad er ald Unabän- 


ibelberg mit geheimer Gewalt zunehmende Bruf- 
. medeit hatte ihn gedindert, als Zedrer ganz fo zu 
wirken, ‚wie man dleſes nad) feinen Kenntniffen, nad 
feinen Talente und nach der ihm eigenthümlihen 4: 
mit ‚der er_ dad sion aufgefaßte Sremde und bai 
Selbtgeihntene im Geſpraͤche Andern zu verdeutlichen 
verftand, Au erwarten hatte. Dat en fand man in den 
Süriften, die er feit feinem Aufenthalt in Heibelb 
jerausgab, Die rubige, befonnene Unterfuthüng ein 
Klaren und febarfen Berfianded, die Borurpentsfoi keit 
und Sreimätbigkeit eined edlen Charakters und die Kile 
Begeifterung einer jugendli Eräftigen Phantafle. je 
Dielverfpre ende, fortfchreitende Entwidelung eines mit 
fo reihem Inhalt aubgeſtatteten Geikted wurde in der 
dentenden Mitwelt und aud von Vorgefepten ald Sach⸗ 
Eennern anerfannt und ermuntert.. In feinem Berfude 
einer Metapbpfit. der Innern Natur — 9 
ließt er fi an die metaphpfilden Grun der 
jaturpbilofopdie der Kantiiden Schule und wornemlic 
an Sried Metaphof. ©. a dire De 


Hl. ©. om 

Sadfenntnig und religidfem lei 
— das präfende Wer über © — 
] 1 RT die Reden Aber die 
jeligion (Leipzig 1885). md fuchte die Breiheit 


Haubenslehre, mit Berieb: 
©) Deten wiege. f. {m MR. Retrol, 12. Yalız. ©, 10. 





Schmid. 101 


und Unpartbeilichkeit des Urtheils neben der Gel 
Digfelt und Entf&iedenheit deffelben in diefer Sarit 
au behaupten. In feinem Schwanengefang, einem Werke. 
vor defien Vollendung ihn der Tod ereilte (Borlefun- 
gen über dad Weſen der Philofopdie und ihre Bedeu. 
tung für Wiſfenſchaft und Leben für denkende Lefer, 
Stuttgart 1836), begann Schmid die Summe feiner 
»bilofophifhen Erfadrungen miederzulegen. Cr rägt 
mit, freimäthiger Befonnenbeit mandes Derkehrte der 
pbilofopdifhen Tendenzen unferer Tage.' ©. war aub 
einer Der fleißighen und gründlichen Mitarbeiter as - 
dem Broddaus(den Eonverfationdlerikon der neueRen 
eit und an vielen, bedeutenden Tournalen Deutſch⸗ 
lands. Die vom Geßeimeratp Schloller,, geb. Hefrath 
Munde und Oberbibliothefar Prof. Bähr redigirten 
Heidelberger Jabrblcer verdanten dem thätigen und 
nchten Geiße midE manche gediegene Keen der 
pbilofoppifhen Schriften unferer Zeit. — Mit Adtun 
Henne feinen Namen der Gelehrte‘, mit Liebe der 
ter, mit Tegeilerung der Sreund. @leihmuth im Ol 
und Unglüd, ein wahrhaft pbilofopbifcher und darum 
maprdaft religiöfer. Geift,, eine tbeilnahmävolte Geele, 
weiche aud in den Stürmen die Hoffnung für das Bei 
dr nie verlor, eine Seele, aus deren Förpertiem 
uge no) im Scelden der das fegte und ® fte, Ziel 
des Menſchen unverrädt fenbaltende Blick Teuctete, 
eine warme und ungeheugelte Liebe dr gefeglihen 
eideit odne Schwärmeret und ohne alles ercentri 
jafhen nah Ertremen, ein rüdfichtölofes Bekämpfen 
des Irrthums und eine liebevolle Dufbung des Ms 
den beurfundeten, dag Schmid nit blos in feinen 
Süriften, fondern im Leben Philofopd war. Berne 
find diejenigen, die unferm Schmid im Leben die theuere 
ten waren. Verlaffen if feine Wohnung. Nur daB bes 
[heidene Deilben und die dunkle Eppreffe blühen, 
von der trauernden, ſedt im fernen Vaterbaufe weilenden 
Gattin gepflegt und von dem Thaue des Morgend und 
der Thräne des Sreundes beneßt, auf dem Rillen, 
nenden Grabhägel, der fi über den erlichen 
teten des Derblienen mwölbt. In ber Näbe erheben 
Aid die Grabfätten der —— der elterlihen Sorge euts 
riffenen Kleinen. Der Wind wedet über die Grdber, 
verhaller find die Worte, welde der trefflihe Redner 
und Sreund am Grabe des Derkorbenen fprad' und 
bald wird Moder, was Sleiih und Leben war; aber 


102 v. Friſch. 

die Erinnerung an den Edeln Iebt fort im Andenken 

der Sreunde, unvergänglid, mie das, was in Schmid 
rend feined irdifchen Lebens wirkte, wie fein um- 

Kerblicher Geiſt, unvergänglic, wie dad Bild der ewi⸗ 
en VBolkommenbeit, dad fi der Verblichene in den 

Stunden der Weine, in Schrift. und Leben zum Mufer: 

bilde der irdiſchen Nachahmung fegte. — 


* 28, Sohann Georg von Zrifh, 
thnigl. wuͤrtembergiſcher Dberfinanzrath zu Stuttgart; 


dam Friſch zu Genttgart und feine jpeiten, Qattin 
n us Dfor 

deim in Baden, Beinen allgemein gef& En ter 

er utter Als 


drüde der Liebe und bäusliden Zucht. Sein Unterricht 


wAmıd» und Gegenfchreiber Gmelin in Hirfay am 
qhwarzwald in die Lehre und mußte täglich 10 Stun 
en, meiſt mit. Abfcpreiben beichäftigt, am Schreibtiſch 

wohl auch Hauss und Seldarbeiten verrichten, fo 
a tom Feine Zeit am Erholungen übrig blieb;. vom 


v. Friſch. 103 


Dem erforderlihen Unterricht in den vorfommenden Ge 
chaͤften war aber gar nicht die Rede. Diefe Behandlung 
onnte nicht anders. ald nachtheilig wirken und Ubnels 

ß — und Widerwillen gegen den angetretenen Lehr⸗ 
ng Rand und gegen den Prinzipal erzeugen. Zum 

Gluͤck lernte um die Mitte der Lehrzeit der damalige 

Dberamtmann Steeb den Sängling fennen und erklärte 

ſich alöbald für feinen Befbäger. Er nabm ihn als 

Actuar oͤfters mit fib auf Amtdorte zu Rechnungsab⸗ 

nahmen und NRuggerichten und verpflitete ibn im 2. 

Jadre der Zehre al$ Amts: und Begenfgreibereifcribene 

sen. Hier erſt fammelse Friſch ſich deutlihe Begriffe 

von Inventur, Theilungs⸗, Steuer, und Rechnungsge⸗ 
faäten, die er biöber eco fe batte betreiben mäf- 
en. Im J. 1782 trennte er ſich von Gmelin, verfab 
ein Jahr lang Die berrfhaftliden Rechnungsgeſchaͤfte in 

Beutelipad und fam Denn durch die Empfehlung ſei⸗ 

ned Goͤnners Steed ald Actuar zu dem damaligen 

©taböfeller Fiſcher ——A—— In dem Daufe 
und unter der Zeitung dieſes in Theologie und Juris⸗ 
prudenz, die er beide nad einander Audirt hatte, in 

Sprachen und fchöner Literatur woblerfahrenen und in 

feinem Amte böhft thaͤtigen und geübten Biederman« 

ned, im Sreife und Umgang mit ſeiner wärbigen 8as 
milie fand und gewann der junge Mann, was er bi. 
ber (Qmenlio vermißt hatte: Mufter und Vorbild und 

Gelegenbeit, in Theorie und Praxis feiner DeRimmung 

id grändlih auszubilden und er fuchte nun dad, wa 

früder bei ihm vernachläffige worden war, mit verdops 

peltem Eifer nachzuholen. Am Ende des 4. Jahres ſei⸗ 
nes Aufenthalts in Heimsheim nahm Friſch den Antrag 
ald Rechnungdprobator und erſter Ecribent des Ober⸗ 
amtmannd Gerok's in Alpirsbach an und wußte bier, 
aller mübfamen Geſchaͤfte ungeadtet, noch einige Zeit 
zu gewinnen, um in Geometrie und audlbender Selds 
meßkunſt bei dem benachbarten Pfarrer M. Wurfter in 
Wittendorf einigen Unterricht zu nebmen. Der Wunſch 
feiner bocbetagten Mutter, die er fortwährend unters 
fügte, verbunden mit dem feiner Verwandten und Dies 
fen Zreunde, bewog ibn, den ihm durch einen 11jähris 
en Aufenthalt Cin Hirfau und Alpirsbach) liebgewor⸗ 
denen Schwarzwald mit dem Unterland zu vertaufchen 
und die von dem Dberamtmann und Keller D. Pifto⸗ 
rind in dem Stutigars nahe gelegenen Waiblingen an» 


104 v. Friſch. 


etragene Stelle eined MRecnungdprobaterd anzun 
s Sie er zur größten Zufriedenheit feines gen 
sen 3 Zadre — Im Jahre 1797 beward er ſich mi 
Crfolg um eine Bucbalterftelle bei dem vormaligen 
Kirdenrath in Stuttgart. Seine Anftellung als Kir 
ratd8-Buchbalter erfolgte nad den damald gefenlie 
en Präfungen am 27. Yanuar 1708; er ano aber 
no‘ 2 Jahre lang nit die ordentlide Befoldung von 
300 fl., fondern blos werftäglih 1 fl. Zaggeld. Diefer 
geringe Gehalt wurde in der Folge auf täglich 1 A. und 
auf eine Gratification von 60 fl., balb Geld, Nas 
turalien, erhöhet. Inwiſchen bradten Nebenbefchäftir 
ungen, die ihm der damalige Kirchenrathödirector von 
ochſtetter gab, fein Einfommen zu 1000 bi$ 1200 fl. 
reilich hatte er dabei großer Anftrengung nötbig und 
mußte auf alle Erholung Bentat Teilen, ‚Adrzleng 
er fh täglich um 2 Uhr Nachtd vom tmächter 
wecken. der kam ed denn auch, daß der arbeitſame 
Mann nad und mo den Schlaf verlor und bei anna« 
dendem liter ſets über Schlaflofigkeit Klage zu führen 
batte. In feiner neuen Stellung wurde feine Thäti 
£eit, Braucbarkeit und Gefdidlihfeit bald erkannt uni 
er erhielt nit mus mebrere commiffarifche Aufträge, 
fpabern au Icon im erften halben Jahr feiner Anftel» 
ung die Funktionen eines Rechnungsratbd. Wis er 
endli in die volle Befoldung eintrat, verbeirathete er 
fi) 1800 mit Rofine Bottliebe, der ‚in Ken Tochter des 
jemefenen Dekans Wildelm Sriedrid Hochitetter im 
jaiblingen, Die ihm 4 Slinder gebar.. im ahr 1808 
wurde er zum Maulbronnifchen Pfleger in Wiereöbeins 
ernannt. Zwei und ein halbes Jahr verfioffen ihm und 
den Geinigen bier ohne Störung im Genuffe haus» 
tihen Gtüdes und Vergnügend, al unvermuthet Uns 
glüd, über fie bereinbrab. Die zwei jüngken Kinder ers 
eten und flarben wenige Stunden nad einander an 
demfelben Tage (1. Det. 4805) und einige Monate darauf 
So December) folgte ibnen aud die Mutter. Die 


betwogen ihn zur weiten Ehe u f&reiten (4806) und er 


Mart-Gı } 
177 ‚Beränd: 1 17 jede: 
200 In Rodrtkunerg ———— 


v. Friſch. 105 


at, dies zu erzählen, gebört nit b 


bri 
ne mebria iffari 
en en ie 


er eigenen Landbau betrieb gelammelt datte, ibn vor 


tig zu fein. Sein Verdient warb aub vom Btaat 
anerkannt: er wurde am 26. Novemb. 1817 Mitglied 
und vortragender Rath bei dem neuconflituirten Obers 
finanzcoßegium mit 2200 fi. Gebalt, erbielt im Septem⸗ 
ber 1821 dad Nitterfreuz des Drdend der würtembergi⸗ 
gen Krone; wurde dann im September 182% ald vor- 
gender Rath zur Oberrechnungskammer verfent und 
datte von der Zeit an die Einnahmen und Ausgaben 
des Staatd, dad Budget und die Etatd zu bearbeiten. 
Diefem beſchwerlichen und anftrengenden Amte fand er 
mit der & ten Gewiſſenhaftigkeit vor, ohne fi und 
feine Geſundheit zu ſchoöonen, welche ſchon durch feine 
frühere angeflrengte Tätigkeit und die unglädlien 
Samilienereigniffe untergraben war. Bel feiner gleiche 
mäßig fortdauernden Ärbeitſamkeit und Anftrengung 
nabm,, fobald dad Höhere Alter eintrat, die eingemurs 
elite Schlaflofigkeit zu, früher ihm ganz unbekannte Zeie 
den (Magenframpf, Gelbfucht, Lungenentzündung) Las 
men feit dem Jahr 1831 fat periodifch wieder, ſchwaͤch⸗ 
sen feine geiftigen und koͤrperlichen Kräfte und hinder⸗ 
sen ibn an ber Erfüllung feine Berufs. Daher bat 
er fbon im Jahr 1832, in welchem zwei Hauptfinanz⸗ 
etatö gefertigt werden mußten, entweder feiner Dienke 


106 on Belle. 


enthoben, oder fär jene Anfertigung mit einem Gedal⸗ 
fen unterftägt zu werden. Letzteres ward ibm bemilligt 
und fo führte er fein Amt fort bid zur Mitte des 
te6 4835, wo zunehmendes Leiden und Abnahme feiner 
Kräfte ihn mötbigten, um die Verfegung in den Ruber 
land zu bitten. Die Bitte warb ihm mit Belafung 
jeined Gehaltes und Bezeigung der güerhochſten Zufries 
endeit mit feinen vieljädrigen eifrigen Dienften ges‘ 
währt. Schon im I. 1832 Price Stifh > „Ic fehne 
sid, meinen Lebensabend, der nur kurz fein kana, im 
der Burüdgeisgenbeit von Öffentlichen beiadten bins 
bringen.“ ad er vermuthet, Das traf ein; fein Les 
jensabend, den er dazu benugte, bie vielen Dfegr und 
ermunkdefen, bie il jeit vielen Johren nicht ale 
in von- Sreunden und Verwandten, fondern aud von 
emden fowohl aus der Stadt, als au aus vielen. 
genden des Zauded anvertraut waren, in Drdnung zu 
bringen und abzugeben und fein Haus zu beRellen, war 
tung. , Nachdem er fo die legten Pflihten, Die ibm ob» 
Ingen, mit der ibn außjeihnenden Genauigkeit und 
ktlipkeit abgeidan und die ältehen feiner Jugende 
jenoffen, Sreunde und Sreundinnen , die von der im 
jerbit und Winter 1835/8 berrfhenden Brippe ins Grab 
raftt wurden, zur ‚Aubenätre begleitet hatte, ward er 
jeloR au von einem dem Anfcheine nad leiten und- 
gewöhnlichen Katarrd befallen, der einem füni 
gioen Krantenlager feinem irdifchen Zehen durd eine 
ungenlöhmung ein files und leichte Ende machte. — . 
8 war von großer, magerer Geſtalt, miz blonden: 
jaaren und blauen lebdaftrollenden Augen; feine 
sung war immer leicht und gerade. Im fräl 
ren ritt_er gern und liebte Ey und Landb: er 
denn ſelbſt Hand anlegte, Die legtere gelgung, beofe 
tete ihn auch in die Stadt und bis zum Tode. batte 
Ad vor der Stadt einen berräct ichen Garten anges 
Bauft, den, er fehr verbeiferte;, Die reihe und ausge 
ute Baumfaule in demfelben mar ganz dad Werk 
feiner Hand; wie er denn um die Baumzuht und Ver⸗ 
eblung der Dbftforten au in Hodendeim und andern 
Drien fi, anerdannte Verdienſte erwarb. War Eriih 
nit in feiner AmtöRnbe, noc in feinem Haufe , fo 
fonnte man fiber fein, ihn in [einem Garten P finden; 
denn dfentlihe Drte-ber Gefelligkeit und des Vergnäs 
aend „petuge er mit feiner Samilie faum jedes 
. Dagegen. (ab. er. gern Beſache von Sreunden 









v. Friſch. 107 


und Bekannten in ſeinem Hauſe und an ſeinem Tiſch 
und unterhielt fie herzlich, einfach und belehrend aus 
dem reiben Schathe ſeines Lebens; er erzaͤdlte ſehr 
gut, führte die Perſonen ſehr charakteriſtiſch und jelbf 
redend auf und Durhmwob feine Erinnerungen mit fei⸗ 
nen Bemerkungen und gefäligem Wig. Oefteres Un» 
mwoblfein flörte in den legten jahren feine Heiterkeit; 
doch hörte man ibn nicht leicht Darhber Elagen. In feis 
ner Umgebung, bielt er auf Reinlichkeit und Drdnung, 
Die fogleih einen freundliden Eindrud auf die Beſu⸗ 
enden machte, deren von jeher viele zu ibm kamen, 
Die eben Rath und gelte bedurften und nicht leicht 
ging Einer ohne Troſt und Yuskunft von ibm. Auch 
im übrigen Umgang war er gefällig, tbeilnebmend und 
voller Aufmerkſamkeit und. onuug; er beobachtete 
Rreng alle Zormen der Höflicpkeit- und des Anfkandes, 
die feiner Generation göng und gebe waren, über die 
aber jeßt viele der Züngeren fi wegſetzen. In der 
dusliden Erziebung feiner Kinder zeigte er mehr die 
trenge und verbarg, manchmal mit Unrecht, Die zaͤrt 
liche Liebe und aͤngſiliche Sorgfalt, denn er war ſchwer 
u befriedigen, weil er meinte, er dürfe von den Kin⸗ 
ern nach Maasgabe der Opfer, die er brachte und der 
Erleichterung ihrer Ausbildung, während ihm felbR Die 
einige fo ſchwer geworden, ſehr vieles und eben nad 
einem Sinne fordern. Don geiſtlichen Boreltern ſtam⸗ 
mend (der Großvater war Prälat und Confiftorialrath) - 
und den geifliben Stand in jeder Beziehung hochach⸗ 
tend, bätte er- Daber feine Söhne am liebſten ald Pres 
diger_gefeben ; allein der dltefte, der diefem Stand 
mir Eifer und Liebe zugethan war, ftarb in der Bluͤthe 
feiner Sabre, 8 Jahre vor dem Bater; der jüngere 
aber, auch Theolog, 309 dad Lehramt vor. Er ſelbſt 
las ſehr gern Predigten und. beſuchte auch regelmäßig 
die Kirge, ohne deshalb aber ein aͤngſtlic⸗Glaͤubiger zu 
fein. Von Dogmatik und minutiöfen menſolichen Gas 
zungen ungeirrt, beobachtete er Rreng die göttlichen Ges 
bore, Die dem Menfchen ind Herz geſchrieben find; feine 
Religiofitär befand in firenger Gemiflenbaftigkeit, zu 
deren Begründung er einige — nit fehr viele — Kern, 
ſprüche der Bibel ſtets in Bereitſchaft batte. Kurz, im 
kirchlichem Glauben, wie in Sitte, Eharakter und Bil. 
dung gehörte er dem beften Geiſt des für immer. denk: 

würdigen und aufgelösten: 48. Jahrhunderts an. 

| Drof. Kopp. 


108 
* 29. Sohann Gottfried Arnold, 


Prediger zu Eiegnits 
geb. ben 12. Bebr. 1709, geſtorben dem 1. Bebr. 1896. 
Arnold wurde zu Züllihau geboren. Seine ihm in 
fräpem findliden Alter don durch den Tod entriffe 
nen Eltern waren der Bürger und Schneidermelßter I. 
Arnold und Eleonore, geb. Buttermann. Srügeiti AT 


wahrte man an ihm bie Pnarliete für aeitige Se — 


mit fren Eifer Die Enjlehung, ei 
Ehpneh In Vefik Samile. © In tr dat er uädlide 


befonderd unter feinem von ihm innigR verehrten Lei 
rer und Gönner, Prof. D. Gteinbartd, en 
e 


famteit Ye er die Fr jelaffene jüngfte Tochter des 


6 . Sr. 
mine, gu fei ner Sehenäge in, mit melder er 41 

©orge, aber mod mehr Freuden tyeilte. 
überlebte u mit 6 Ebbnen und 3 Töchtern. In jüs 


jendliper Begeikteruug übern: 8. fein Amt und e6 
Sir ihm —8 * — — wirken. 


Schmid. 101 


und Unyartdeilichkeit ded Urtbeild neben der Gelbfiän- 
Digfeit und Entſchiedenheit deſſelben in diefer Schrift 
zu behaupten. In feinem Schwanengefang, einem Werke, 
vor deſſen DBollendung ihn der Tod ereilte (Dorlefun- 
gen über Dad Weſen der Philofophie und ihre Bedeu» 
sung für Wiflenfbaft und Leben für denkende Leſer, 
Stuttgart 1836), begann Schmid die Summe feiner 
philofophifgen Erfahrungen niederzulegen. Er rügt 
mit freimuthiger Beſonnendeit manches Verkehrte der 
phiſoſophiſchen Tendenzen unferer Tage. ©. war auch 
einer der fleißigken und gründlichen Mitarbeiter au 
dem Brockhaus'ſchen Eonverfationdlerifon der neueſten 
Zeit und an vielen, bedeutenden Journalen Deutſch⸗ 
lands. Die vom Geheimerath Schloffer, geb. Hefrath 
Munde und Dberbibliothefar Prof. Baͤhr redigirten 
Heidelberger Jahrbſicher verdanken dem thätigen und 
Iihhten Geile Schmids mande gediegene Recenßon der 
pbilofophifhen Schriften unferer Zeit. — Mir Achtun 
nennt feinen Namen der Gelehrte, mit Liebe der 
ler, mit Begeifterung der Freund. Gleichmuth im SI 
und Ungläd, ein wahrhaft philofopbifcher und darum 
wahrhaft religiöfer Geiſt, eine theilnahmsvolle Seele 
welche au in den Stürmen die Hoffnung für dad Beſ⸗ 
ere nie verlor, eine Seele, aus deren körperlichen 
uge noch im Scheiden der daß legte und goone Ziel 
des Menſchen unverrückt feſthaltende Blick leuchtete, 
eine warme und ungeheuchelte Liebe zur geſetzlichen 
Sreibeit ohne Schwärmere? und ohne alles ercentrifche 
Hafen nah Ertremen , ein ruͤckſichtsloſes Bekaͤmpfen 
ded Irrthums und eine liebevolle Duldung ded Irren⸗ 
den beurkundeten, dag Schmid nidt blos in jeinen 
Säriften, fondern im Leben Philofopb war. Gerne 
And diejenigen, die unferm Schmid im Zeben die theuer⸗ 
Ken waren. Verlaſſen if feine Wohnung. Nur dad bes 
fdeidene Beilden und die dunfle Enpreffe biäben, 
von der trauernden, jegt im fernen Daterbaufe meilenden 
Gattin gepflegt und von dem Thaue des Morgen und 
der Thräne des Sreundes benegt, auf dem Rillen, gi 
nenden Grabpügel, der fi über den körperlichen Ueber 
retten des Derblichenen mwölbt. In der Nähe erbeben 
ſich die Grabflätten der frähe der elterlihen Sorge ent⸗ 
siffenen Kleinen. Der Wind wehet über die Gräber, 
verballer find die Worte, welche der trefflihe Neduer 
und Sreund am Grabe des Verſtorbenen fprach und 
bald wird Moder, was Fleiſch und Zeben war, «her 


102 v. Friſch. 
die Erinnernng an den Eden lebt fort im Andenken 
der Sreunde, under; —2 wie daß, mad in Schmid 
rend feines irdiihen Lebens wirkte, wie fein un 
Rerblider Bei, unvergänalih wie dad Bild der ewie 
en Boltommenbeit, das fih der Verblichene in den 
Eiunden der Weihe, in Schrift und Leben zum Mufer: 
bilde der irdiſchen Rachahmung fegte. — 


* 28. Johann Georg von Zrifch, 
hulgl. wärtemsbergifher Dberfinangrath zu Gtuttgart; 
web. den 21. Nov. 1768, gef. den 50, Ian. 1836 


Friſch war das üngge von 5 Kindern des ebemali- 
en berzogl. wärtemb. Landfcaftsregiftrarors Wolfgang 
dam üriich zu Sauger and feiner jpgleen Sattia 

Johanne Sivonie Elifaberh, geb. Wohnlih aus Piorz. 

beim in Baden, Beinen allgemein ge —X ter 

derlor er fon am 19. April 1788 und der Mutter als 
fein lag nun die Erziehung und Srbaltung ihrer 3 Kins 
der ob (mei waren vor dem Vater geftorden). Sie leir 

Rete redlih, mad fh Yon einer treuen Mutter nur ers 

warten läßt; von ihr erbielt unfer 8. die erfen Eins 

Bräde der Liebe und bäusliben Zucht. Sein Unterrigt 

warder —W den damals und zum Theil noc jegt 
inder aus dem Mitteltande, die ſich nigt einem & 
jebrien Berufe widmen, genoflen; er bejucte, bis Ins 

44. Ser dag untere Oymnafium in Stuttgart und harte 

aub einigen Privatunterricht im Schreiben, Rechnen 

Id in Spraden. Die Neigung ded Knaben entſchled 
für die Studien; allein zum Univerfitätöbefuch bes 
die gute Mutter bei weitem nicht genug, Vermd⸗ 
en und der damald eben erſt vom Herzog Karl gegräns 
eten Schule für Kunft und Wilfenfwaften, auf der So⸗ 
ide, mochte fie idren Liebling auch nicht Überlaffen, 
oder wie fie fagte — aufopfern; — denn jene Anftalt 
tfhien, wegen der firengen Gefege und militärifwen 
sucht iür wie vielen andern fürdterlid. Sie mit ids 
ten ratbgebenden Freunden beftimmten ihn demnach zur 
ihreiberei. Im 15. Jahre kam er denn zu dem Klo⸗ 
jer-Ammdr und Gegenfcreiber Gmelin in Hicfay am 
Schmarzıwald in die Lehre und mußte täglih 10 Gtuns 
en, meift mit Abfehreiben befäftigt, am Schreibtife 

Ügen, wohl aud, Haus: und Seldarbeiten verrihten, fo 

daB, thin, Feine Zeit zu. Erpolungen übrig blieb;. von 


Kirchen febte er in der bräderlichften Eintracht und Die 
fiebe und der Eifer, mit welchen er ſich jeinem Berufe 
Dingab, war fo Iebendig in ihm, daß er fidh größere An⸗ 
ftrengungen auferlegte, als feine ſchwache Körperfraft 
zu leiten vermochte. In feinem tief gebildeten Geifte 
paarte ſich warme, ungebeudelte Srömmigfeit mit reis 
wen inneren Erfahrungen, welchem herrlichen Schage 
feine Öffentliden Vorträge entftrömten und Fräftig bie 
lebe zu Gott und zum Heilande in die Herzen feiner 
Zuhörer fenkten. 
| | Leiſtikad, 

Prediger zu Koͤslin. 


*31. D. Georg Ludwig Hartig, 
königl. preußiſcher Ober⸗Landforſtmeiſter, Staatsrath und Ritter 
zu Berlin; 


geboren d.2. Sept. 1766, gefiorben ben 2. Febr. 1836, 


Erfült von dem Andenken des verehrten Wanne, 

Der in feiner Laufbahn fo viel und fegensreich gemirft, 
Biiden mir mit Trauer auf feinen Heimgang, da er, ob» 
Teich ſchon im, vorgerüdten Alter, doch mit feltener 
Seraft und Thaͤtigkeit ausgeräftet war, bie ihn noch 
Lange und zu erbalten hoffen lief — Er ftand, wie nur 
Wenige, an feinem Plage und fo mußte er auch etwaß 
DBorzüglides entwideln — in fi felbit hatte er die ©l- 
cherheit und Seftigfeit, Die zum Fortſchreiten in der Wiſ⸗ 
Fenſchaft fo noͤthig it. Eine hervortretende Bräftige Les 
bendfrifche, eine Elar fi audfprechende Biederkeit mas 
zen die Örundlagen feines Charakterd.— Hartig wurde 
zu Gladenbach, in der_Näde von Marburg. geboren, 
wo der Vater ald_beifen :darmfädtifher Sorftmeifter 
Llebte. Wie feine Vorfahren dem Forſtfache angebdten, 
fo zeigte auch der junge Hartig eine vorberrfchende Neis 
gung tür daffelbe, worin er die Elementarfenntniffe, fi 
im vöterliben Haufe erwarb. Zur weitern praktiſchen 
Yusbildung ging er im Jahr 1779 nad dem Harz, wo 
fein Dbeim das Harzburger Korftrevier verwaltete, mel» 
"ed dem herzoglich braunſchweigiſchen Antheil am Harze 
ugebörig. Hier war nun Gelegenheit, fib in allen 
gneigen ded Sorfte und Jagdweſens tüchtig praktifcy 
auszubilden und einen Schag von Senntniffen zu fans 
mein, mit meldem er nad einigen Jahren in dad vd» 
terlihe Haus zurückkehrte, mit Dem Dorfaße, die Unie 


10& v. Friſch. 


getragene Stelle eines Rechnungsprobators anzuned⸗ 
men, die er zur größten Zufriedenheit feines m ongefet: 
ten 3 Jahbre verſad. Im Jahre 1797 bewarb er ich mit 
Erfolg um eine Buchbalterftelle bei dem vormaligen 
Kirchenrath in Stuttgart. Seine Anftellung als Kir 
ee mabalter erfolgte nach den damals gefenfie 
en Prüfungen am 27. Januar 1798; er genoß aber 
noch 2 Jadre lang nicht die ordentlihe Befoldung von 
300 fl., fondern bloß werktäglih 1 fl. Taggeld. Diefer 
geringe Sebalt wurde in der Solge auf täglich 4 f und 
auf eine Oratification von 60 fl., halb Geld, halb Na» 
turalien, erböher. Inzwiſchen bradten Nebenbefchäftis 
ungen die ihm der damalige Kirchenrathsdirector von 
pe ftester gab, fein Einfonmen zu 1000 bid 1200 fl. 
reilich .batte er Dabei großer Anſtrengung nötbig und 
mußte auf alle Erbolung Deriat [eiften. Jebrrleng 
ließ er Rn safe um 2 Uhr Nachts vom Na ter 
mweden. ber kam ed denn auch, Daß der arbeitfame 
‚Mann nad und nach den Schlaf verlor und bei anna» 
dendem Alter ſtets über Schlaflofigfeit Klage zu führen 
batte. In feiner neuen Stellung wurde feine Thaͤtig⸗ 
Eeit, Brauchbarfeit und Geſchicklichkeit bald erkannt un 
er erbielt nicht nur mebrere commilffarifche Wufträge, 
fondern auch Ion im erften balden Jahr feiner Anſtel⸗ 
lung die Funktionen eines Rechnungsraths. Als er 
enbli in die volle Beſoldung eintrat, verbeirathete er 
ſich 1800 mit Rofine Bottliebe, der jüngften Tochter des 
gewefenen Dekans Wilhelm Sriedrid Hochſtetter in 
aiblingen, die ihm 4 Slinder gebar. Im Jahr 1808 
wurde er zum Maulbronnifchen Pfleger in Wiereſsbeim 
ernannt. Zwei und ein halbes jahr verfioflen ihm und 
den Seinigen bier ohne Störung im Genuffe haͤus—⸗ 
lichen Gluͤkes und Vergnügens, als unvermuthet Uns 
g! ck über fie bereinbrab. Die zwei jüngften Kinder er 
rankten und ftarben wenige Stunden nad einander an 
demfelben Tage (1. Det. 1805) und einige Monate Darauf: 
Mn. December) folgte ibnen auch die Mutter. Die 
ücficht, Daß feine 2 unmhndigen Kinder der Pflege ei⸗ 
ner Mutter, feine Defonomie einer Haudfrau bedurften, 
bewogen ihn zur zweiten Ehe zu fchreiten (1806) und er 
(te eine Verwandte und Sreundin der erfien Frau, 
die Tochter des Apothekers Joh. Jacob Unfried in 
Mark⸗Groͤningen, welche ihm einen Sohn gebar. Die 
politifden Veränderungen, welche der Presbürger Friede 


auch in Wärtemberg berbeiführte, batten auch anf die 


v. Friſch. 105 


bürgerlide Stellung des Verewigten Einfluß; er ward 
im grübjahr 1806 zum Kreisfteuerrath in Rothenburg 
ernannt. Zwar vermocten feine und feiner Sreunde 
Vorſtellungen bei dem Minifter des Innern, Grafen 
Normann⸗Ehrenfels, daß er jene Stelle nicht antreten 
mußte; allein die neue Drganifation der Dberfinanz» 
fammer im Juni 1807 verurſachte eine Vermehrung des 
Derfonald und er erbielt die Stelle eines Dberöfonos 
mieratb8 bei dem landwirthſchaftlichen Departement 
ber koͤnigl. Oberfinanzgfammer. Was und wie Friſch in 
feinem neuen Amte gewirkt und die Intereſſen der Res 

ierung und ded Volkes gleihmäßig im Auge gebabt 
dat, dies zu ersäblen, gehört nicht bieber; nur das fei 
bemerkt, daß fein vielj briger Aufenthalt im Ober » und 
Unterland Whrtembergs, feine mebrfachen commiflarifhen 
Meifen in die meiften Oberämter ihn mit allen Verbältnifs 
fen und Zufländen des Landvolkes befannt gemacht und 
Die Erfahrungen, die er vornemlich in Wieresdeim, wo 
er eigenen Landbau betrieb, gefammelt batte, ihn vor 
vielen andern befäbigten, für Die gefammte Landwirtb: 
{daft und für die Aufhebung oder Feſtſtellung der Zeus 
Dallaften im Vertragswege erfolg» und ſegensreich iha⸗ 
tig zu fein. Sein Verdienſt ward auch vom Staat 
anerkannt: er wurde am 26. Novemb. 1817 Mitglied 
und vortragender Rath bei dem neuconflituirten Ober 
finanzcollesium mit 2200 fl. Gebalt, erbielt im Septem⸗ 
der 1821 dad Nitterfreuz des Drdend der wärtembergi- 
(oem Krone; wurde dann im September 1822 ald vors 

Bender Rath zur Oberrechnungskammer verfegt und 
datte_von der Zeit an die Einnahmen und Ausgaben 
des Staats, das Budget und die Etatd zu bearbeiten. 
Diefem beſchwerlichen und anftrengenden Amte fand er 
mit der größten Bemiflenbaftigfeit vor, ohne fi und 
feine Geſundheit zu febonen, welche ſchon durch feine 
frühere angefirengte Thaͤtigkeit und Die unglüuüͤcklichen 
Samilienereigniffe untergraben war. Bei feiner gleiche 
mäßig fortdauernden Ärbeitſamkeit und Anfttengung 
nahm, fobald das höhere Alter eintrat, die eingemurs 
elite Schlaflofigkeit zu, früher ihm ganz unbekannte Leis 

en (Magenframpf, Bericht, Eongenentgünbung) ka⸗ 
men feit Dem Jahr 1831 faſt periodiſch wieder, ſwaͤch⸗ 
ten feine geiftigen und koͤrperlichen Kräfte und binder- 
sen ibn an der Erfüllung feined Berufs. Daber bat 
er ſchon im Jahr 1832, in welchem zwei Hauptfinanz- 
etatd gefertigt werden mußten, entweder feiner Dienkte 


106 a driſch. 


der Zurüdgespgendeit von Öffentliden 
bringen.“ 16 er vermutbet, Das iraf ein; 
jensabend, den er dazu benugte, Die vielen Hp e und 
ormundichaften, die il jeit vielen Jahren nidt ale 
in von-Sreunden und Verwandten, fondern aud von 
fremden fomohl aus der Stadt, ald au aus vielen. 
‚genden des Landes anvertraut waren, in Drbnung zu 
bringen und abzugeben und fein Haus zu beRelen, war 
tur. Nachdem er fo die legten Pflihten, bie ibm ob» 
Ingen, mit der ibn außjeichnenden Genauigkeit und 
metlicgkeit abgethan und die dltehen feiner Jugend» 
jenoffen, Sreunde und Sreundinnen , die von der im 
erbk und Winter 1835/8 berrihenden Brippe ind Orab 
cafft wurden, zur Rubeftätte begleitet hatte, ward er 
ER au von einem dem Anfceine nad leichten und 
gewöhnlichen Natarrh_ befallen, der nad einem fänftde 
gen Krankenlager feinem irdifhen Leben durch eine 
ungenlähmung ein den und leichte Ende made. — 





fd war von großer, magerer Geſtalt, mik blonden 
jaaren und blauen lebhaftrollenden Augen; feine Hals 
tung war immer leiht und gerade. In früheren “Jade 
ren rigt er gern und liebte Jagd und Landbau, wo er 
denn ſelbſt Hand anlegte, Die legtere Beigung, beaier 
tete ihn au in Die Stadt und bis jum Tode. Er hatte 
Ad vor der Gtadt einen, beträchtlihen Garten anges 
Rauft, dem er fehr verbefferte; die reihe und ausge⸗ 
ute Baumfgule in demfelben war gan, das Werk 
feiner Hand; mie er denn um die Baumzudt und Vers 
edlung der Dbftforten au in Hobenbeim und andern 
Drten fi, anerkannte Werdienfte erwarb. Kill? 
Be Ta 1 DT Ben 
foante man fein, 3 
Bean Öfenziige Drie-ber Gefeligteit und. Dei Wergnb 


gend befuchte er mit feiner Samilie Faum jebed Jabr- 
ei 


iumal. Dagegen. (ah. er. gern Befuce von Sreunben 


v. Friſch. j 107 


und Bekannten in feinem Haufe und an feinem Tiſch 
und unterbielt fie berzlid, einfad und belehrend auß 
dem reiben Shape feines Lebens, er erzäblte fehr 
gut, führte die Perfonen fehr harakteritifd und felbi 
redend auf und durhmob feine Erinnerungen mit fel⸗ 
nen Bemerkungen und gefälligem Wig. Deftered Uns 
moblfein Körte ın den legten Jahren feine Heiterkeit; 
doc hörte man ibn nicht leicht darhber Elagen. In feir 
ner Umgebung, bielt er auf Reinligkeit und Ordnung, 
die fogleih inen freundlichen Eindrud auf die Befue 
enden machte, deren von jeher viele zu ibm famen, 
die eben Rath u ale bedurften und nicht Teiht 
ing, Einer obne Zrok und Auskunft von ihm. Auch 
im Äbrigen Um; war er gerälig, theilnehmend und 
voller Uuſmertſamteit und onuug; er beobachtete 
fireng alle Sormen der Höficpkeit- und des Ankandes, 
die feiner Generation gäng und gebe waren, über die 
aber jegt viele der Jüngeren fi wegfegen. In der 
Kustigen Erziebung feiner Kinder zeigte er mehr die 
trenge und verbarg, manchmal mit Unrecht, die zart⸗ 
line Liebe und ängflide Sorgfalt; denn er war fdwer 
u befriedigen, weil er meinte, er dürfe von den Yin« 
ern nah Maabgabe der Dpfer, die er brachte und der 
Erleichterung ihrer Ausbildung, während ihm felbR die 
feinige fo ſcawer geworden, ehr vieled und eben nad 
feinem &iune fordern. Don geiſtliden Voreltern fat 
wmend eder Großvater war Prälat und Confitorialrath) - 
und den geikliden Stand in jeder Belebung bodads 
tend, hätte er. baber feine Söhne am lieben als Pres 
Diger_gefeben ; allein der ditefte, der diefem Stand 
mit Eifer und Liebe zugethan war, farb in der Blärhe 
feiner Jahre, 8 Jahre vor dem Bater; der jüngere 
aber, aud Theolog, zog dad Lehramt. dor, Er ſelbſt 
1a febr gern Predigten und befucte auch regelmäßig 
die Kirge, ohne deshalb aber ein Ängkilid« Gläubiger zu 
fein. Qon Dogmatik und minutidien menfaliden Sa: 
jungen ungeirrt, beobachtete er freng, die göttlichen Ges 
bore, die dem Menfcen ind Herz geihrieben-Äind; feine 
Religiofirät, befand in firengen ‚Gewiffenbaftigkeit, zu 
deren Begründung er einige — hichk fehr viele — Kern 
feräde der Bibel ſteis in Bereisfhain hatte. ı Nurz, im 
firplidem Glauben, wie in Sitte, Charakter und- Bil. 
dung gehörte er dem beften Geift des für immen Denk 
würdigen und aufgeklärten- 18. Jahrhunderts an. 
Prof. Kobd. 





108 
* 29. Johann Gottfried Arnold, 


Prediger zu Siegnigs 
geb. den 18. Bebr. 1769, geſtorben den 1. Bebr. 1896. 


Arnold wurde zu Züllihau geboren. Beine ihm in 
frädem Pindlipen Alter (bon durd den Tod entrifle 
nen Eltern waren der Bürger und Schneidermeiker I. 
Arnold und Eleonore, geb. Buttermann. Srügeitig ges 
wahdrte man an ihm die Vorliebe für geikige — 
gung und einen unermädlichen Fleiß, melde mit nicht 

jeringen Beifeögaben verbunden, idm die Gunk feiner 

Kite auf dem Lönigl. Walfendaufe in feiner Vater» 
Rabe erwarben. diefer Anfalt und auch fpäter in 
dem mit ibr verbundenen Pädagogium fand er väter 
lie Sreunde,. welche fid der verlaſſenen Walſe annad» 
men und in den Willenihaften weiterförderten, fo daß 
er im Sabre 1791 Die mahe gelegene Univerftät_ zw 
Frankfurt afD. begieben konnte. Bald fand er dier Auf 
nabine in dem Haufe des Kaufmanns Schreer und übers 
nahm mit gemiflenbaftem Eifer die eriebung eine 
Sohnes in diefer Samitie. Im ihr bat er glädtte 

je verlebt und wurde Hiebreich unterftügt, Mb wäh. 
rend dreier Jahren eine gediegene theologifche Bildung, 
befonders unter feinem von ibm innigft verehrten Ee 
rer und Gönner, Prof. D. Steinbarth, anzueignem. 
Nah Derlauf ded Trienniumd übernahm er bie Sumke 
tion eined_Lehrerd und Erzieberd in dem Haufe des 
Minifterd Baron von Zedlig auf Kapddorf bei Schmeid: 
nie. Nach abgelegtem theologifhen Eramen wurde er 
in feinem 25. Lebensjahre fyon, 1794, nachdem er nur 
menige Monate Haudlehrer gemefen war, auf eine abe 
PN ſiene ee a —R an * 

ein U. £. Grauen nach Liegnig berufen und ' 
von 1704— 1809 jedes der beiden Diaconate an beiden 
evangelifhen Kirchen und von 1809 bis zu feinem Tode 
dab Yaftorat an gedachter Kirche mit geroiffenbafter 
Treue verwaltet. Im zmeiten Jahre feiner Amtöwirks 
famteit wäplte er Die nachgelaffene jüngfte Tochter des 
Haconus ob. ehr Sr. Matpaei, Srieberite Wilhels 
mine, gu feiner Zebenögefährtin, mit welcher er 41 Jahre 
e Gorge, aber noch mehr Freuden teilte. je 
iberlebte ‚ihn mit 6 Ebhnen und 3 Töchtern. In jn— 
rang bei 9. fein Amt und e6 
Jadre 


un J 
—X —* ig ungeRört au wirken. 


war ihm vergonnt, 


Arnold. 109 


Mit ungeſchwaͤchter Kraft dat er bid menige Wochen 
vor feinem unvorergefebenen Tode mit unermädlider 
Tdaͤtigkeit und einem Eifer fein Amt verwaltet, daß 
jüngere Sollegen es ibm kaum glei zu thun vermod» 
ten. Zweimal beforgte er fogar wegen Krankheit feiner 
Collegen allein dur mehrere Tahre die Geſchaͤſte in 
feiner Een Parodie und doch hat man ihn niemals 
ber Entträftung, niemald über häufige Arbeit Plagen 
dören. Als Jugendlehrer war er nit minder thatig 
6 


und arbeitete mit nicht geringem Erfolg ſowohl in den 


d idr gefährli j 
und TH ge drliches Haupt zu erheben ſuch 


der über und ſorgte für fie mir eigner Entbehrung, mit 
olcber Mühe und Aufopferung, daß er ſich fon des⸗ 

Ib die Achtung aller derer erwarb, welche in feine 

ammilie Eingang fanden. So lebte er, treu und bier 
Der, thätig und bebarriih, ald Chriſt gläubig, fromm 
und Gott ergeben, von Allen geachtes, von den Seinen 

eliebt und veredrs, ohne drängende Sorgen und bes 
neidenöwerth follte nun erk fein Alter efalten, 
als er den jüngften feiner Söhne für den irdiſchen Ber 
vuf auögebildes fah, da entriß ihn der Tod den Seinen. 


110 N B 


80. Karl Ludwig Adolph - Müller, 
Be a Ba m 
‚geb. den 19. Diet. 1805, geſt. den 1. Bebr. 1886, 









e run ehe { 
Gymnafium Hefrs 7] [7 


riebun fonder6 bu: 
Dorbild einer kein Dann 


fein 
er war ein Beweis, mie einflußreicy edle Mütter — 
die Nichtung ihrer Söhne elhmirfen können un 
Durch ihre Erziebung das, was fie ald Mänher eii 
‚bedingt wird. Während feines Bjährigen Bem—! 
des Gpmnofumd zeichnete er ih DU — FQ 
1 Heiß und niert gemöhnlide Fähigkeiten ausı um 
A;ren im Jahr 4826 ehrenvoll von demfelben entla— 
fun wurde, bezog er bie Friedrich Wilhelmduniverfirirm 
30 Berlin, um Ab dem Studium der N 
wen, wozu ihn die Richtung feines GemüthE — 
‚Yinzog. Beine erfte Mafung beftand er im Fahre— 
Bertin und Die zweite im folgenden Jahte Zc 
Sie. Die aenguife der boden Eonfitorten, mei nd 
er Rh in jenen Prüfungen erwarb, bezeugen feine grün! 7 
miche und umfaftende tbeologifhe Yusbildung. Mad 
vem:er interimiftifch während eines halben Jadres Lie, 
Yarzamı zu Ritow bei Schlave verwaltet hatte, wurde — 
x von dem Magiftrat zu Köslin, ald Patron der Et, — 
Maflenpfarrliche, zum Diafonat an derfelben berufen, — 
memit lusleſch dad Vaſtorat an der Schloßlirde ver — 
bundeh in meldes Amt er am 13. November 1891 an 
as. . Blei darauf verheiratbete er fid mit Johanne 
Beuife Bla, melde er. ald Wittwe binterlafen. In 
feiner fo glüflihen Ede, in melder Die. innigke Liede 
malsdte: und weile durd das fanfte, liebevolle Sefen 
—— Yan Immer, ne Nahrung Fri, wur 
en iader, eine Toter und give ne, ger. 
TE feinen beiden Anrögenofin an denfeiden 


Kirchen febte er in der bräderlichften Eintracht und Die 
fiebe und der Eifer, mit welchen er fih feinem Berufe 
bingab, war fo lebendig in ihm, daß er fich größere An 
ftrengungen auferlegte, als feine ſchwache Körperfraft 
zu leiften vermochte. Sin feinem tief gebildeten Geifte 
paarte fi) warme, ungeheuchelte Srömmigfeit mit reis 
hen inneren Erfahrungen, welchem herrlichen Schage 
feine Öffentlihen Vorträge entftrömten und Eräftig bie 
iede zu Gott und zum Heilande in die Herzen feiner 
Aubörer ſenkten. 

' Zeiftifad, 

Prediger zu Koͤslin. 


* 31. D. Georg Ludwig Hartig, 


'önigl. preußifhes Ober: Eandforfimeilter, Staatörath und Ritter 
zu Berlin; 


geboren d.2. Sept. 1766 , gefiorben ben 2, Zebr. 1886, 


Erfült von dem Andenken ded verehrten Mannes, 
ver in feiner Laufbahn fo viel und fegensreich gemirft, 
ficken wir mit Trauer auf feinen Deimgang, da er, ob» 
Teich (don im vorgerücten Alter, doch mit feltener 
traft und Khatigfeit audgeräfter war, Die ihn noch 
ange und zu erbalten boffen lief. — Er ftand, wie nur 
Benige, an feinem Plage und fo mußte er auch etwaß 
Borzüglihed entwideln — in fi ſelbſt hatte er die Sie 
derdeit und Seftigfeit, Die zum Foriſchreiten in der Wife 
enf&aft fo nötbig iR. Eine hervortretende Eräftige Les 
yendfrifche, eine Flar ſich audfprechende Bieberfeit mas 
ren die Grundlagen feines Eharakfterd.— Hartig wurde 
u Gladenbach, in der Nähe von Marburg, geboren, 
wo der Dater als beilen : darmftädtifher Korftmeifter 
lebte. Wie feine Vorfahren dem Forſtfache angehdten, 
fo zeigte auch der junge Hartig eine vorberrfhende Weis 
ung für daffelbe, worin er die Slementarfenntniffe fi 
—* vaͤterlichen Haufe erwarb. Zur weitern praktiſchen 
Ausbildung ging er im Jahr 1779 nah dem Harz, wo 
fein Oheim dad Harzburger Borftrevier verwaltete, mel» 
"ed dem derzoglich braunfemeigifen Antheil am Harze 
ugehoͤrig. ier war nun Gelegenheit, ſich in allen 

weigen ded Forſt- und Jagdweſens tüchtig praktiſch 
audzubilden und einen Schatz von Kenntniſſen zu ſam⸗ 
mein, mit welchem er nad einigen Jahren in dad vaͤ⸗ 
terlihe Haus zurückkehrte, mit Dem Dorfaße, die. Uni⸗ 


114 Sartig. 


Milljonen Morgen Staatöwaldungen a t ER A 
— fe efgeRelt worden | . 
Mitglied der Kommifhon zur eränberig 
en ermannt, wirkte er fehr weh ihätig da u, 
daß feine —— b den Waldungen einen böbern und 
wahren Werth und daher dem Btaate-erbalten 
wurden. Mit > Ahlen Amtögefhäften begann er auch 
e Vorlefungen “ einem großen Auditorium, die er 
6 vum nd 1821 fortfeßte, wo feine Dienfgefcäfte 
*8* ihn veranlaßten, das Lehramt an den bishe⸗ 
a fürkt. Carolathſchen Forſtmeiſter Pfeil zu äberge- 
be. er ald Dbertorfirasp und Profeffor in preußi 
ne trat. Als aber im Jahr 1830 ein Sorkiedrinßt- 
ar n en dnCberömalben 6 Meilen von Berlin, uns 
ireftion des Obertorfiratbd Pfeil errichtet wurde, 
dberne am er qoß a dad aD, bei HR 
iverfi aid rofeſſor hon. un oſophie, 
wobei ibn einer feiner Söhne, der Obe er, * ige 


6 er Theodor Hartig unterftäßte. n Mon 
bn — —— Den rotben Mblererdeng 


& late. dem fpdter Die Sr (of ffe und bei dem letzten 
Drdensfehe die — Dazu folgte. Auch war er Mit⸗ 
fu mebrerer gelebrten Gefelifchaften, ald: Der natur 













sfenden Sreunde zu Berlin, der Sorietäten des Af- 
ed und der Kuͤnſte zu Parid und zu Jemappe, fo 
wie der Societät der Korft- und ZagdEunde in Sach⸗ 
fen ıc. Bid nur wenige e Woden vor feinem Tode bat 
er fein Lehramt verwaltet. Don feinen literariihen Ar 
beiten erſchienen in Berlin: Anleitun ng zur Berechnung 
Bed Geldwerthes eines im ref feined Naturalertra- 
fon tarirten Forſtes. Berti in 1812. — suibifiabel- 
nes I: Ta — Ga en eh £ön In. a en "Borken 
e Holfultur in den Fon reußifchen 
betrieben werden fol. Berlin 18 1814. " orſt⸗ u. Ja 
VUrchiv, welches vom Jahre 1816 bid 1820 in vierteli be 
**. eften erfchien und wovon ſpaͤter 1822 und 28 
0 nde erfolgten. — Neue Inſtruktion für die 
kön L prenß Sortgeomete und Sorfttaratoren, Dur 
Beilpiele erklärt. Leipzig 1819. — NAinleitn kung i. mel ohl. 
ifen Kultur der galdbiöen. Berlin 1 
eitung zur Vertilgun | ober Derminderung ber Kiefern. 





mupeũ. Berlin — Anleitung zum Unterridt 

Pange Sente im Gork- Be gdiweien. Bertin_1827 

— g zur Lehre 8. Ab —X der degiaꝭ Per 
lungen 


and Weidfersituten, 


Hundeiker. 115 
Ber ern Bumeinkem Ark ragen 


de 
sen belohnen den Anbau am reihften? und: je ver⸗ 
Hilt id der Geldwerid bed Waldbodens zu dem des 
Aders? Berlin 41833. —  Sorftlihed und forknature 
wiffenf&aftlihed Eonverfationds Zerikon. Berlin 1834, 
er 


RT 
R di 
En Fa Barden 
Sen Berufe und feinem Samilientreife, worin erde 
Önfte Bild bau 


* 3%, D. Johann Peter Hundeiker, 
ergogt. draunfgweigifger Eourationsrath, zu Feledftein det 
Dresden ; 
a06. am 2. Nov. 1761, Heft. den 2. Webt, 1836 


Kräften. Sräp mußte er dieje Kräfte üben: ler. 
Yen und wohl mag sin kurzer Abrih rind Sehens Das 


116 Hunbeiker. 


u dienen, jungen aufſtredenden Gemüthern ein ſchoͤnes 
Beifpiel u geben, wie ein edler Wille aub im Kampfe 
gegen dußere Hinderniffe mit Gott fein Ziel_ erreidt. 
— Hundeifer wurde in Groß: Zaffert, einem bedeuten. 
den Dorfe im Särftentbum Hildesheim geboren. Sein 
Vater war Krämer daſelbſt, ein ſtreng redlicher, tüchtie 
er Mann; feine Mutter, ohne auf die Art von Bils 
Bun Anſpruch machen zu können, welde ſich in höbern 
Ständen fo keit erwirbt, war audgezeichner durch 
Geift und Hergensgäte. In allen Lagen ihred Lebens, 
in allen DVerbältniflen wußte fie ſich würdig zu bebaup- 
ten und mit der ihrem Weſen angebornen Anmuth fi 
Liebe und Vertrauen überall zu erwerben. Von Ihrem 
entf&heidenden Einfiuffe auf feine geiftige, wie auf die 
religibfe Richtung feined Gemuͤths ſprach H. noch im 
Greifenalter nur mit kindlich dankbarer Anerkennung 
und Rährung. Ihren DVorfielungen gab der Bater 
nad, ald er ſich entſchloß, feinen Sohn nad) zurädges 
legtem 11. Sabre nah Braunſchweig auf Die Waiſen⸗ 
ausſchule zu ſchickken, um mehr ald ed in der Dorf 
ule geſchehen konnte, die Unlagen zu entwideln, wel 
che unverkennbar im Thun und Weſen des Auaben fi 
ausfprachen. Damald fannte man die Kunſt noch nicht, 
Dad Lernen dem Schüler zu erleichtern. Trocknes Aus⸗ 
menbiglernen oft nur balbverftandener Dinge, Schläge 


t i di l 
— ——— 


- Hartig. 111 


Kirchen lebte er in der bräderfichften Eintracht und Die 
fiebe und der Eifer, mit welchen er fi feinem Berufe 
dingab, war fo lebendig in ihm, daß er ſich größere An⸗ 
firengungen auferlegte, ald feine ſchwache Körperfraft 
za leiten vermochte. In feinem tief gebildeten Geife 
paarte fi warme, ungeheudelte Srömmigfeit mit reis 
den inneren Erfahrungen, welchem berrliden Schatze 
eine Öffentliden Vorträge entſtroͤmten und Eräftig die 
iebe zu Gott und zum Heilande in die Herzen feiner 
Aubödrer ſenkten. 

' | keiſtikad, 


Prediger zu Koslin. 


* 31. D. Georg Ludwig Hartig, 


tönigl. preußifches Ober⸗ Zandforſtmeiſter, Staatsrath und Ritter 
zu Berlin; 


geboren d. 2. Sept. 1764, geſtorben ben 2. Febr. 1836, 


Erfuͤllt von dem Andenken des verehrten Mannes, 

Der in feiner Laufbahn fo viel und ſegensreich gewirkt, 
blicken wir mit Trauer auf feinen Deimgang, da er, ob» 
leich fhon im vorgerüdten Alter, doch mit. feltener 
ft und härigfeit audgeräftet war, die ihn no 
lange und zu erbalten hoffen lief. — Er fand, wie nur 
Wenige, an feinem Plage und fo mußte er auch etwas 
Vorzůgliches entwickeln — in fi felbft hatte er die Si 
@erbeit und Feſtigkeit, Die zum Foriſchreiten in der Wife 
fenfbaft fo nötbig if. Eine hervortretende eräftige Le⸗ 
benbfriſche, eine klar ſich ausſprechende Biederkelt wa⸗ 
sen die Grundlagen ſeines Charafterd.— Hartig wurde 
zu Gladenbach, in der, Naͤhe von Marburg, geboren, 
wo der Vater als deſſen-darmſtaͤdtiſcher Forſtmeiſter 
lebie. Wie feine Vorfahren dem Forſtfache angehdten, 
fo zeigte auch der junge Hartig eine vorherrſchende Nris 
gung tür daflelbe, worin er die Elementarfenntniffe, Ad 
im väterlichen Haufe erwarb. Zur weitern prakiiſchen 
Ausbildung ging er im Jahr 1770 nach dem Harz, wo 
fein Dbeim dad Harzburger Zorftrevier verwaltete, wel 
ches dem berzoglich braunfhmweigiföen Antheil am Harze 
ugebörig. ice war nun Gelegenheit, ſich in allen 
en ded Forſt- und Jagdweſens tüchtig praktiſch 
anezubiiden und einen Schatz von Kenntniſſen zu ſam⸗ 
mein, mit welchem er nad einigen Jahren in dad vaͤ⸗ 
terlihe Haus jurückkehrte, mit Dem Dorfage, die Unis 


118 Hundeiker. 


bedentendſten Männer damaliger Zeit und miemald 
wandte ſich H, vergebens um Belehrung an ihn. Viel 
trug biefer er Separatik war, zur Läuse 
rung der rell eb Zar 

fowere Kimp 





m und mie febr er auch in feinen re ig! 
von denen jenes trefflihen Manned abi 








t felbR_batte 


Rt der, wie_ 8 feine Privarfibel bemeifer, der Hui 
Mi jreude, zu feben, wie feine Art zu Ba fopont 
Im 


mn Wogler ich von aunan feinermit ser Liebe 
a ein Inden Hana Kogen — "ihm, nd 
dere Autfcpläffe von ihm begehrend über den Gang fels 





art reıner algememer Sorb- und 
beſenderer Ruñückücht ar? Den prenbıten —— sr 
1333. — Guiadien über die Grup: Beide Dekzes 
sen beispnen ken Srior am rewfer? mt: We vers 


böle (ip Der Geltwertn Deb Waldsoden: 


wilieatMetzliches ——— »Serıtor. Berin. 154, 
wersa der Eon, mi ger Dinatbene mei. — 
Ueberkaart beurfunder. —* iem inerariia Ti 
ugkeit; dat 31 Wert bar er wa im. Mmuiczw up» 
veoleadrr bırzzeriahen ımrer den Zıre.: groſe Bike 
garıen, dot ‚nefmihgfe Mmiel, ber Kiager et {stl. 
monutt Iber Wildinaber vorubeuger. Dim Yıyen 
nügen Der Jagt gan; zu npict. — 

er min aucgesermneter Kıaft bt m Yon 
Sernar 18. alt tue ;5 Berlis. berrigenie Grippe ton 
und feine Bamılı: au’ Da£ Rranten: meri. Sches 
in ver Genzfung begreifen. wurde er ven 

nes I6ähriger Sun ſemer DDr mehreren Jahren weis 
Aintbenen —— bdbem iemt heut: Gartu ige, fo 
ert@ätkeri, Dar © lege: nur & Zag: iversene. m 
Dieiem “lahre hät: er bu Sreude geiau: fer. Surdhte 
——— unt bat Sbuärge keirann iu feiern. 
Semie und ſemen Gamiientreof, worir Bereh- 
rung sur ınm.gk: Inpüng.ımfer Lak fwonfe Hill yüke 
Iigen Ginfet bacheler, zerte © einzig amt alem. 
Bea ſemer zat-lzeuden Gamilıe 18 Amber. worumer 
@öyse nt 4 Zommer. figıer. um nat Berk, iuiur 
lebes n 5 Söhnt und eme Towprer. 


*» 32. D. Ioyam See Hundeiter, 
herzogi. brauniwegıtier Gomtationb: tz, m Erieofien Be 
Arteßber. : 









pet. cm W. For. TEL ye& dei: er. 1821. 





een Srätten. 
nen und weh 


120 Hundeiker. 


ete; ſt 
lichem Briefwechſel. — Im Jahr 1775 verlor er 
(car et und une A nun um fo auß 


bandelte. Aualeih, aber bemäbte ſich der edle Serie 
r 
ieſen 


1778 zuerſt durch die pädegogifhen Unterdandiun ee 
olfe fohriftlid einen Ru 
and Philanthropin zu Deffau befam. Er entſchloß ſich, 


naleer I gewähren, um ſich zu unterridten, wie er es 
nötbi 
für die Zufunft, er machte ihm Vorſclaͤge, wie fe nur 


‚Hunbeiter. 121 


u foßfen vermochte. Wie ungern Baſedow aud 432 
unſch aufgab und ob er ihn aud einen bartnädigen 
rogkopf nannte, ebrte er do die Gründe feined jun 
gen Lieblingd und blieb Ihm zugeshan in treuer Zunels 
gung. Eben fo blieb Wolke ihm biß an feinen Tod 
ein madrer und treuer Freund. Geinem Yufenthalt in 
Deffan verdanft H. aud die Bekanntfdaft und Feund⸗ 
(haft Campes — dort Iernte er aud Gide *) Fens 
nen und Diefer ohne in nädere Qeuiebung su ibm ges 
treten zu fein, erinnerte fih Doc feiner Jugendbelannte 
ſcdaft mis großer Beimmtpeit no wenige Jahre 
feinem Tode. Der Schwiegerfohn und die Tochter 
ihren nemlich dem Dictergreife Grüße von ji 
nad“, antwortete Götbe, „grüßen fie ibn berzlih wieder, 
wir tannten und in der Zeit, wo Männer Knaben ers 
zogen, jegt If’d umgekehrt, die Knaben wollen Männer 
erzieden.”— Im Innern bereichert, von taufend neuen 
? ‚een ergriffen, um Vieles gereifter, Fam er.mwieder in 
affert an. Wie erfhien ibm fein Gefhdft jegt doppelt 
feiner und allen feinen Neigungen widerftrebend; aber 
jennoch widmete er ſid ihm mit Ernft und Pfichttreue, 
ohne feine böbere Ausbildung zu vernacpläffigen. Bald 
nad feiner Rüdkedr von Deflau gab ihm fein fchon. feit 
Monaten Eränfelnder Freund und Wohltbäter Wagler 
(+ 1778) einen neuen Beweis feined ehrenden Ders 
trauend. Er vertraute ibm feine beiden Soͤdne an, 
wovon der Ältefte, Srig, damald noch nicht 3 Jahre alt 
wor. $hr diefen ſchrieb 9. mebrere feiner aubgezeich⸗ 
neten Kinderlieder und er war ed, welcher den zuerft in 
den pädagogifhen Unterbandiungen abgebrudten Auf 
fag weranfaßte: Die erfte Entdedung bei göntigen Nas 
mens an ein dazu vorbereitete Kind. Nun verheiras 
there er ſich aud mit der Tochter eined benachbarten 
Predigerd, einem eben fo vortreffliden als liebenswür« 
digen Maͤdchen, welche fein Leben verfhönerte, ibm 
eine treue, zärtlihe Gattin, eine wahre Genoſſin feiner 
Sorgen und Müden, wie feiner $reuden, feinen Kins 
dern und Pflegekindern die_liebevoune Mutter und 
Spflegerin murde, Aber die Begründung feiner Häuss 
Vchkeit hinderte ihn keineswegs, na _augenbin un! & 








das Wohl Anderer thätig zu fein. So batte er z.B. 
Längft begonnen, mit warmer Liebe und tätigen Eifer 
Theil zu nehmen an den Ereigniffen in feinem Dorfe. 


*) Deſſen Blogr, ſ. N, Nekr. 10, Jahre. ©. 197. 


122 . Hundeiker. 


Aufgewachſen unter den Landleuten, kaune er genau die 
Urt, wie Re behandelt fein wollen und bald batıe Der 
junge Mann dad volle Vertrauen derer gewonnen. at 
Hi Kindern, oder mit denen felbft er im der Sari⸗ 
get fen war. Die Bauern feines. Dun waren im 
lügemeinen, wie die meiften der damaligen Zeit, rol 
Fr; &ubif, unwiffend und verfärieen al& ainter al 
Söufer. Seinem Zureden gaben fie —* 18 fie an» 
Angen in Krankheiten einen ordentlichen int je nun 
ve en. Er magte idnen bie erforderlipen 
berl ‚te, and feinem aufe gapfingen fie die Heilfamen 
Gpeifen: und Getränfe. unbedeutenden Sälten 
wagte er auch wohl, ihnen feld dieſes oder jened Mits 
tel au vanen. Ja, e8 gelang ihm einigemal, dem Tode 
ide, oder Thon todt Geg| ee u Inwendung 
medmä iger Mittel ind zeven rufen und 114 
a an Rand fein Anfehen Kt, be trauen au| 
war begründet. Unmerkli lipete er — einen 
aus den Beken und Aufgeweckteſten der Gemeine, 
mod! Männer ald Srauen, melde er oft, gemöhnli 
Sonnabend Abends, um fi verfammelte. Hier wurde 
der Keim zur Bildung der 2% en u De gel 
Man pres über Alles, man Ey ieleb, 
wanne —8— und betenrend fein — van 
aud mobl ein frobed Lied aus Hovengenng ie 
fQultiedern, wozu 9. ſelbſt ſo manden le 
jert hatte. Dur iefen Kreis _fernte das Dot 
das Beckerſche Notds und Hllfäbäcdlein fennen ae 
melden gt 18 fomopl berathend, ug pe träge 
Hefe beil genommen batte. Don Tag zu Ta 
Vertrauen in den guten Willen und bie Einhdten 
FM Manned, welcher jedem Mitgliede der Gemeinde 
verlegen an Geift wie an dußerer ng — e6 doi 
nicht, verfämäbte, ſich ohne alle Anfpräc: 
fentligen Derfa ammtungen u mifchen, As Ga Be eine 
quellen bei, ihren Hodad iten, ihre Kinder aus ber 
aufe zu beben, kurz fih Aberal ihnen freundlich beis 
augefelen. 0 er war, durfte feine — 4 
geänden, jeder Streit mußte aufhören; aber aus 
räften unterflügte er gefellige —8 — En er 
dur Geſang zu Hu Derebe ‚sul. © eſchad es Yen 
als der ette der Schule immer t (Andger 
vi Anaefeben en der Bemeinde 2 ai Be 3* 
ben Verſammliung um ibn dräng am mit 
Bitten, doc dafür gu forgen, [33 ie Schule van 


‚Hunbdeifer. 119 


Bee 





jagler, deßen ganzes 
+ a dru fen 
wollte, wa aber OD. enıfhieden ablehnte, tbeilte Ihı 


derfen u. f. w. Man dente feine @eligkeit, man 
dente ao ste Dafle_neuer Im (erdender Einbräde! 





*) Deffen Biogr. f. im 8. Jahrg. d. N. Rekr. S. 
EL et Be 


124 Hundeiker. 


trauten Kinder, als feine beiden aͤlteſten Söhne, Julius 
und Wilhelm, eines audgedehnteren Unterrichts bedarf 
ten, auch ein tuͤchtiger Schullehrer angeftellt war, über⸗ 
ab er diefem die Schule und widmete ſich audfließ 
ich der Ersiebung feiner eigenen, wie der fremden Ki 
der. Die Zabl Diefer legtern vermehrte ne jedod fe 
fehr, daß er ſich gendtbigt fab, durch einen Anbau fe 
Haus zu vergrößern. Die erften Gamilien Braunfchmeigb 
und Hildesheims übergaben ihm ihre Söhne; ein ju® 
ger Schostländer und zwei Spanier wurden ibm kur! 
einen Sreund Campe zugeführt. Er mußte dader meh 
tere Gebälfen anftellen und war fo, obne fein Zuthun, 
wenigftend obne e8 eigentlich bekimmt zu wollen, Vor⸗ 
fteber einer blühenden Erziebungdanftalt geworden. Der 


tes 
nicht hauten daß fein gewonnener RR 
\ ud 


ge 
fion für feine Zöglinge zablen ließ, reichte kaum auf, 
die Ace Ve amlen Geldes —ã Wie ihn 


n ihm 
Vertrauen auf ſeinen hoͤchſten Lenker und Führer und 
muthig ſchritt er dt auf der Bahn, Die Son ihm 
bereitet. Weber die Grundfäge, welche ihm und (einen 
Gehilfen zur Richtſchnur dienten, findet man Ausführ⸗ 
licheres in der Schrift feined_geiftvollen Mitarbeiterb 
uud. Sreunded 5. ©. Beder: Die Erziehungsanſtalt zu 
Vechelde. ier ſtehe nur eine kurze Andeutung von 
2,8 Perfönlihfeit und der damit in Zufammenhang 
ebenden Erziehungsweiſe. Er war ein ſchlank aufges 
wadhfenerr Mann von mittlerer Größe; feine gerade 
Haltung, die Art, wie er den Kopf trug ;, die blinden» 
den, geiftvollen blauen Augen; die erhabene, auödrudte 
volle Stirn gaben feinem ganzen Erfdheinen etwas wahr⸗ 
haft Gebietendes. Der gewoͤhnliche Ausdrud des eds 
len Gefians war Eifer, ja firenger Ernft und diefer, 
früh gen zu durch feine ganze geiſtige Entwickelung 
war auch der Grundzug feines Charakters. Doc lichte 


Hundeiker. 126 


und befoͤrderte er gern heitere Gefelligkeit und ja end» 
Ben Be Sa ad he an 
jen äberfchritt. er Regel ver! er unter 

* Yeußern die große Fülle son Liebe und Weichheit 
e zeigten nur obne Hülle ges 

mit melden er auf eine wahre 
ft rährende Weile zu tändeln, zu_ plaudern und fie 


widelten, nahm auch fein Ernft gegen fie au und nur 
felten fad man ihn feinen eigenen, wie den anvertraus 
ten Kindern Liebtofungen ertbeilen ; auch Lobfpräcde 
waren felten. Ein mubigeb: Kegt gut! Gabr nur fo 
fort!“ oder dergi. galt Allen für überfchmänglihes Lob, 
Seine Zebendweife war ireng geregelt und Gleiches ber 
drte_ er von feinem ganı jaufe; von dem Grbhe 
ten wie von dem Xfeinften verlangte er unbedingten 
jeborfam und raftlofen Weiß in den der Mrbeit ges 
widmeten Stunden. Man befculdigte ihn mopl_zu 
jroßer Strenge, dann aber pflegte er zu antworten: Das 
eben fpielt nicht, alfo fol au der Erzieber nicht fpies 
ien. Dagegen trat wieder alle fhöne irme feines 
reihen Herzens in feinen religiöfen Vorträgen, wie in 
diefem Unterrihte hervor. Es mochte gefbeben, daß er 


edle Antlig und mit gefpannser Aufmerffamfelt bingen 
J rer an den di Y —— 


Fi EG ang an auffiel. Dad Verbältniß der Ei 


126 Hundeiker. 


Kigt und immer nahm feine Gamilie Theil darım.. Se 
eidad ed, daf das Leben im Snfitus ein Bamifienle 
ben war. Ieder mußte, 9, fei unerbittlic) Areng; aber 
jeder wußte aud, Diele irenge a nur reden für 
en Zaulen, Leihtfinnigen, Bösartigen. ;obf traf eh 
‚ da mancer Tüngling, die Anſtalt verließ, obne 
febe, odne Dantgefähl für feinen Pflegeväter, meldet 
dem Scheiden den mit dem fhmerzliden Gefhhl, Tel 
und Warnung fei fructios geblieben, nachfab ; „aber & 
iR au gerade ‚en, daß viele von diefen in fpdtern Tabea 
ven in tiefer Erkenntniß ibre& Unrechts , mit lebbale 
ger Neue, mit der An Liebe fhrifilid am Di 





verspieden waren an game wie an iR 
en, die Zadl ber Lehrer mahlen. Das 
kr Inftirut genoß_ eines ausgezeichneten 
—RV erhoben fih edrenwerthe Stimmen 
ideen Blättern, welde fein _£ob_verfündetenz 
feinen Zöglingen befanden ſich Deutihe, Engländer, 
ranzofen, Spanier, Schweden, Vortugiefen u. f. 5 
ie wären von allen Eonfeffionen, aber allen ertheilte Hr 
en gleichen Religiondunterriht, mir zur Worbereis 
tung für die Sirmelung wurden die Rathollfen mähr 
rend einiger Wochen von einem Priefter ihres Glaus 
dens ‚unterrichtet. Die Vorbereitung zur Konfirmation 
— —— fein ER a8 —— 
welchem fo mander junge Brauniciweiger geiffig, 
BR gebildet BuLbe ekregte aud di Alufmertfamz 





it de8 regierenden Herjogs. von Braunfhweig, Karl 
helm, Serdinend, nn — 4804 et nn eine 
1 Yuan und ‚er benugte fie dazu, die 


eife Dun 
Sr, TE 


Hundeiker. 127. 


fall, daß er das Inſtitut feinem eigenen Zande zu ges 
winnen wänfcte. Die Berbandlungen darüber nähe 
sen nicht lange, zu groß waren die Vortheile, melde 
. angeboten wurden und er entishloß ſich bald, fein 
geliebte® Laffert mit einem andern Aufenthalt zu vers 
sanfhen. Dad Schloß Vechelde wurde ibm tür ſich 
und fein zupitut mit Dazu ge örigem großen Garten, 
Wiefe, freiem Hol; und dgl. Aberlaflen. So angeles 
entlich betrieb der Furſt dieſe Sache, Daß ſchon am 29. 
Dat. defielben Jahrs das Inſtitut in Vechelde einzies 
den Fonnte. Der Herzog batte jede noͤthige Veraͤnde⸗ 
sung treffen laflen; ja er hatte für Die anftändige Meu⸗ 
. blirang mebrerer Zimmer geforat und forderte H. wie⸗ 
Derbolt auf, wenn er noch Wünfche babe, Fe ihm dreikt 
audzufpreden. Schwer ward der Abſchled von Lafferi, 
deſſen Bewohner noch wetteiferten, dem Gcheidenden 
Beweife ihrer Anbänglichkeit zu geben; doch war es 
natürlich, dag H. mit unbefdreiblic feligen Gefäpfen, 
in der Mitte feiner Lieben, in die Hallen einzog, in 
welchen er fon vor Tabren fo ſchoͤne Stunden erlebt 
te, als Gaft feines, tärkliben Sreundes, ded Herzogs 
erdinand. Einen neuen Beweis von ded 
uld empfing er wenige Tage nad) feinem @inzuge, 


Srediger ein. Ehe dieſer jedoch Vecelde verließ, Lehrte 
der weite Sohn, Wilhelm, von der Univerfität zuruck 
und diefer, welcher feines Vaters Laufbahn betrat, 
wurde von da an ald der Nachfolger deſſelben bdetrach⸗ 
tet. Die Unterftägung der Söhne machte es möglich, 
die Audbildung der dem Inſtitut anvertrauten Anaben 
dis zur Reife für die Univerfität zu vervollfomnmen. 
Zrop aller diefer befriedigenden Umstände aber bäuften . 

&& in den nächften Jahren für H. ſchwere Sorgen. Jener 

unfelige Krieg, der für ganz Deutſchland fo unbeilvotl 
irfte, wurde aud für ibn eine Duelle mannichfachen 
bfald. Ein großer Theil der Ausländer, namentlicp: 
nder, wurde abgerufen, fo daß die Bad! der: 359» 

eg 


kinge Bd bedeutend verminderte, dazu flieg der Pre 


128 Hundeiker. 


der effen Lebensbeduͤrfniſſe auf eine beängftigende Hoͤbe 
und es bedurfte der ganzen Umſicht und tigkeit ſei⸗ 
ner Gattin zur an anbigen Sortfegung ded Haushalts. 
Jedoch ſtieg die Zahl der Zöglinge trog der unge 
wien Zeitumftände bald wieder. Vor Ausvbruch des 
Krieges wurde H. von einem dem Herzoge nabe Reben, 
den Freunde oft aufgeforbert Diefen zu erfuchen, ibm 
Vechelde ald freied Eigenthum zu übergeben; man feßte 
binzu, Der Herjog erwarte ed; jener aber Eonnte ſich 
je einer Bitte nicht entfchließen, welche ibm um fo uns 
eſcheidener fcbien, je größer ded Herzogs Guͤte gegen 
ibn war. So kam die Seit beran, wo der Sürk zur Ars 
mee abging; ſchwer verwundet, fterbend kehrte er zur 
ck und nun mar es zu fpät, dad Verſaͤumte nad ubo. 
len. Niederfdlagend mußte für H. die ald Folge des un⸗ 
gluͤcklichen Krieges auch in feinen Berbältniffen eintres 
tende Deränderung der Dinge fein; denn die neue Re 
gierung nahm ihm fogleih alle ibm vom Herzog bes 
willigten Bortbeile, 3. ®. dad freie Brennholz, 1000 
girrenbienfie, melde man ibm zur Bearbeitung der 
rten zugemiefen batte ıc. Sein Recht, das 
zu bemobnen, blieb anfangs unangetafter, Doch zwan 
an ibn, dad Brandfaffengeld dafür zu entrichten. Mit 


En anvertraute. Wer aber glauben mwollte, er 
ifer und die Sorge, welche H. feinem Berufe wid⸗ 


in den 


mit der deren tigt feined Geifted und ndhrte 
Daterlan 


son den ibn. von allen Seiten umgebenden Seinden 
bort anfamı und eben fo ließ er, als Die kadne ſchwarze 


Hundeiker. 129 


Schaar, am Tage nach dem glorreichen Gefecht bei Braun⸗ 
ſchweig durch Vechelde zog. jeden Vorrath berbeibringen, 
der ſich in Küche und Keller befand und bewirthete je⸗ 
den Einzelnen der kleinen Heldenſchaar, ſo weit nur die 
Vorraͤthe reichten, unbefümmert um Die Folgen, welche 
dieje offene Gaftfreundfichfeit für ihn baden könnte. 
Wirklich entging fein Haus am folgenden Tag nur 
faum der Plünderung der nachferenden Holländer — 
doch hatte das Ereigniß Feine andere Solgen für ihn. 
Um jene Zeit fing die weſtphaͤliſche Negierung an, ein⸗ 
eine Domänen zu verfaufen und Died Loos follte auch 

echelde treffen. Uber die zur Unterfucdhung der Frage, 
mit welchem Rechte und unter welden Bedingungen 
H. im Befig ded Schloffes fei, gefandte Sommiflon 
berichtete fo günftig für H., daß er bid zum Jahr 1811 
nicht weiter beunruhigt wurde. Ohne etwas Beunru- 
bigended zu ahnen, hatte fib Wilhelm Hundeiker im 
Srühfing diefed Jahrs mit einem liebensmürdigen Maͤb⸗ 
ben verheirathet, der Vater nahm ibn ald Mitdirector 
an und es berrfchte eine beitere Ruhe in dem großen 
baͤuslichen Sreife. Aber fie mar nicht von langer Dauer, 
denn ploͤtzlich kam von einem Sreunde in Eaffel, wels 
wer feinen Sobn in Vedelde erziehen ließ und vers 
möge feiner Stellung genau von den Schritten unters 
richtet war, melde in Betreff der Domänen geſche⸗ 
ben folten, die Nachricht, Daß der Befebl zur bdfs 
fentliden Derfteigerung von Vechelde gegeben worden 
fei und dringend forderte er auf, einen Bevollmächs 
tigten nad Caſſel zu ſchicken und Veqcelde unter der 
- Hand zu faufen. Schon am folgenden Morgen war 
der junge Hundeifer auf dem Wege nah Caſſel und 
bald nach feiner Ankunft ſchloß er auch den Kauf ſchon 
ab. Dbne bedeutende Ereigniffe vergingen die naͤchſten 
Sabre und felbft der wieder auöbrecbende Krieg übte 
Leine nachtheilige Wirkung auf das fortwaͤhrende Ge⸗ 
deinen ded Inſtituts. Als nun diefer Krieg eine Wen⸗ 
dung nabm, der alle deutfche Hergen mit jubelnder 
Sreude erfüllte, ald diefe Sreude fi fund geben durfte 
in den freiwilligen Opfern, in den Spenden, welde 
der Vornehme wie der Geringe, der Reihe wie der 
Arme darjubringen eilte, da war H. und fein Inſtitut 
wieder unter den Erften, welche durch die That ihre va⸗ 
terländifche Gefinnung bewiefen. Die Zeit fam endlich 
deran, wo auch Braunſchweig feinen angeſtammten Fauͤr⸗ 

N, Netrolog. 14. Jahrg. 9 


130 Hunbeiker. 


ften jubelnd wieder begrüßte und mo eine Art freudi: 
gen Rauſches fi der ganzen Bevviferung des entzäd- 
ten Laͤndchens bemädtigte. — H., welcher feit feinen 
Jusenpjadren in Liebe und Verehrung, nicht nur als 
ürger , fondern auch in perſoͤnlicher Beziedung dem 
Sürftenhaufe ergeben geweien war, wurde bei dieſer 
Beranlaffung Anftifter eined Morgengrußed, den man 
dem Herzoge brachte, welder wohl einzig in feiner Art 
war. Durch Öffentlichen Anfchlag forderte er, ohne fei- | 
nen Namen zu nennen, feine Mitbürger auf, am folgen 
den Morgen dem geliebten Zürfken auf dem Schloß» 
plane dur ein: „Herr Bott, Die) loben wir“, welches 
gedrudt vertdeilt werden würde, eine berzlide Huldi⸗ 
ung darzubringen. Die Wenigen, melden 9. feinen 
orfag mittheilte, fanden dad Unternebmen gewagt, 
weil ‚der namenlofe Anfchlag Fein Vertrauen erweden 
würde. H. aber vertraute der Liebe der Untertbanen. 
Der Morgen Fam, Mufifchöre waren an verfchiedenen 
Diögen des weiten Raumes aufgefleut, nod war alle 
eer — kaum aber hatte die beilimmte Stunde gefchla- 
gen, ald die Bevölkerung Braunſchweigs eur mte. 
er Satoßplan, die Straße, die angrenzenden Käufer, 
die Dächer ſelbſt, Die einzelnen Pfeiler waren dicht mit 
Menſchen befegt — die Muſik begann, die Menge 
ſtimmte dad von H. gedichtete Lied an; der 36 
trat auf den Balkon und eine wahrhafte Begeilterung 
erfüllte aller Herzen, als fie dem geliebten Zürften ihre 
freiwillige Huldigung darbradten. Man fah den Her: 
io mit erbabener Rechten einen der Verſe mitfingen. 
ergefien war für den Augenblick jeder trenmende Uns 
terfbied und Perſonen, welche fi kaum Eannten, oder - 
gar im Zwift lebten, reichten ſich in dieſen Augenblicken, 
mo daſſelbe ſchoͤne Gefuͤhl alter Herzen erfüllte, brüder- 
lid die Hand. Das war eine Beier, wie H. fie liebte, 
nie aber bat er, fo viel bekannt, ſich ald deren Urbes 
- ber angegeben. Nah einigen Wochen, ald der Herzog 
wieder beimifh geworden war in dem angefammten 
Erbe, fühlte ich H. bewogen, ſowohl durch die Stimme 
des eigenen Herzens, ald durch den Rath feiner Sreunde, 
feinem Landesherrn ſich perfönlid vorzuſtellen und ihn 
um die Huld zu bitten, deren er fich feit feinen Juͤng⸗ 
lingsiahren von den braunſchweigiſchen Fürſten zu er- 
freuen gehabt hatte. Mit ausgezeichneter Gnade em⸗ 
pfing ihn der Herzog, fagte Ibm, wie er ibn und fein 


Hunbeißer. 131 


fegendreiched Streben laͤngſt Fenne und aͤußerte über 
den Kauf von Vechelde: Bie behalten, was fie haben 
und bleiben, was fie find. Wie ein Blig aus beiterm 
Himmel traf es ihn Daber, ald im Juli des Jahre 1814, 
am Vorabend der Hochzeit feiner jüngften Tochter und 
der Verlobung der zweiten, ihm ein Refcript zugefer 
sigt wurde, wodurch der Herzog wieder Beſitz von Des 
chelde nahm und um fo tiefer beugte Died den Ehren» 
mann, weil dad Aktenſtück im verlegendften Tone abe 
efaßt war. eder Verſuch einer mündlichen Vorſtel⸗ 

erzog wurde vereitelt und mit tiefem 


und wirften bei fortwährend an erengter geifliger Ars 
Findpe t, daß feine Fa⸗ 
gniſſe um ihn hegen mußte. Drin 


agdeburg ald Director der unbe ründenden Hand» 
lungsſchule angeftellt, einige Ja 

nem Rufe an die Schule nad Bremen. Den Dater 
feffelte fein Herz wohl an das peimifhe fand, worin 
ihm ein Sohn und eine Kocdter in 4 lichen Verhaͤlt⸗ 
niffen lebten; aber wie wuͤrde ſich ibm täglich der bit 


 Deflen Biogr. f. Im 6. Jahrg. d. R. Rekr. Fu 


132 Hundeiker. 


erſte Ochmerz erneut-baberi, wenn er gleichfam Zeuge 
von der. Verödung. und Bermiftung eined. Aufentbalts 
bätte fein müffen, an melden fid ihm fo theuere Erin 
nerungen fnürpften. Er. gab daher den Bitten feiner im 
der She Dresdend- lebenden Kinder nad und flebelte 
fh. auf der Befigung feined älteftlen Ziwirnerfohne 
on. Ein freundlihed Häusthen, in der Mitte, eineb deis 
tern Gartens, an der. großen Straße gelegen, nahm dab 
ebrmärdige Paar auf und ed ſchien, ais verjängten Ach 
beide nach treu Aurügelcatem Tagewerk. Wohl wands 
ten fie manchen Blid mit ftiler Wedmuth zuräd: aber 
die freundliche Rude, worin fie lebten, die ſabne Ber 
fetligteit, melde ſie umgab, die Nähe geliebter und zärt- 
liper_Kinder, alles trug dazu bei, ibr Leben mit kau- 
fend Freuden zu fhmüden. Doc der thätige Geift des 
Greifed märde in müßiger Ruhe ſich nit wohl gefühlt 
baben; deöbalb mwidmete er fid mit lebpaftem Eifer 
fariftielerifhen. Arbeiten. Im Jahr. 1821 erfäien fein 
Sepun: darauf fein Weidgelden?;, dann: Gtradlen 
ded Lichis und. zulegt im Jabr 1829: eilt Feler⸗ 
Runden. Dies Werk wollte er fortfegen; je Rellten 
fie in dem folgenden Jahre manderlei Altersidwäcen 
ein, wedbalb feine Kinder und Sreunde ihn. von andal 
tenden Arbeiten abzuziehen fuchten. Freude machte ihm 
nad immer der Unterricht, weshalb er einige Auaben 
u fich kommen ließ und mande Stunde. auf ihre Gele 

ebbildung verwandte. Er machte, um die Zeit ned 
Spaziergänge von 2—3 Stunden täglid und war übers 
baupt wunderbar Eräftig, geikeöfrei und Speilnebmenb 
an. jeder fropen Gejeufcaft feines Kreife . _ Mit 
mandem der geiftig bochKedenden Männer in Drede 
den, wie is der Umgegend, trat er in freundlide Der 
bältnifle; vor Allem werid aber wurde ihn der rer 
„Diger ded benacpbarten Dorf, der rübmlich befannte 
Trautfpold. An feinem 80. Geburtötage wurde dem 


eine „Ueußi di Ale — 
ine Ueyferung, die... Scan ‚Sr, Ricter er A 
—— feinem Aufenthalte in Dresden ur der Damald 
74 Sabre alt war. Beide — — die Augen Deb 


kennen, Länaft disbte a. verehzre agb Diefer, mit. ade 

Rn 
oe ihnen fieht um erviffenz 

laffen Sie aber immerhin ihre Augen dringen. eh 


Hundeiker. 133 


u 
B neben dem ehrwürdigen Paare, deffen ein bafbed 
Jabrbundern treu bewährte Ehe wieder feierlich einge⸗ 


Dand des Berlobten, die dlteRe Enkelin des Fubel» 
Paare (dad einzige binterlaflene Kind des Profeſſors 

. Humdeifer) eridien, den Segen der Kirche zu em» 
pfangen_ für den Bund der Herzen. Mehr und mehr 
neigte ſich aber nach dieſem Feſſe die Lebendfonne des 
Greiſes; er fühlte feine Kräfte bedeutender abnehmen, 
auch temerksen feine näcditen Umgebungen das leiſe 
Nachtaffen feiner geiſtigen Regfamkelt. Er fühlte fi) 
nicht mehr wohl in größerer Geſellſchaft; der engſte 
Samilien, und Sreundedfreid entſprach feinen Bünfoen 
und feine Spaziergänge mußte er befhränten. Im Win 
ser des Jahrs 1836 und im Anfang des folgendes Tabs 
re6 fprach der Greid oft eine tiefe Sehnſucht na fei- 
nem Geburtsorte aus, oder er fagte,. wie er ergriffen 
fei von einem tief innerlihen, wunderbaren Gefühl, dem 
er Feinen Namen zu geben wife; bat man fhn, v& zu 
beſchreiben, fo.fagte er wohl: ad, es zieht mid, ich 
weiß nicht wohin, ich bin berzlich betrübt und weiß nicht 
mworäber, ih babe dad Heimweh, Kinder. Immer ſchwaͤ⸗ 
cher wurde er und fhwäder, die Heiferfeit nabm auf 
eine beängftigende Weiſe zu, er klagte über naͤchtliche 
Bruftbeflemmungen, ohne jedoch Schmerz zu empfinden. 
Sp brach der 2. Februar ded Jahres 1836 an — noch 
lad der Greis ohne Brille einige Seiten, noch durch» 
ſchritt er ohne Stäge dad Zimmer und empfing den letz⸗ 
ten Haͤndedruck feines Freundes Trauiſchold, — da er⸗ 
riff Ihn gegen A Uhr der Todesfampf und am Abend 
atte er aufgehört zu athmen. eine Hülle rubt fern 
von feinem geliebten Heimathödorfe, auf dem Sriedhofe 
von Koͤtſchenbroda, einem Pfarrdorfe in der Nähe Dres, 
dend. Seine Gattin, 5 Kinder, 2 Söhne und 3 Töͤch⸗ 
ter, fo wie eine einzige Schweſter trauerten um ihn — 
7 Kinder waren ihm Yorangegangen. — Außer den ge: 





v. Dobſchuͤtz. 155 


noch) beffere Zeiten kommen mwärden., Im Jahre 1812 
übernabm er Die landraͤthliche Adminifiration ded an 
der ſaͤchſiſchen Grenze gelegenen Saganer Kreifed und 
wurde im Mai 1813 zum Präfed der Organifätiandcoms 
miffion zur _Erridtung der Landwehren ded Glogauer, 
Saganer , Schrottauer und Schwiebuſſer Kreifed und 
bald darauf durch eine allerböhfte Kabinetsordre vom 
5. Mai zum Divifiondr der ſchleſiſchen Landwehren ers 
nannt. Noch war er mit Diefer Drganifation befchäfe 
tigt, ald der Feind ſchon von Baugen vorrädte und 
Niederfchlefien von Oberſchleſien zu trennen drohte. Da 
beauftragte ihn ein allerdoͤchſter Befehl, datirt aus 2b» 
wenberg vom 23. Mai, die Landwehr jener Kreife unver 
zAglich aufammenzuzieden und mit ihr obne Zeitverluft, 
in weldem Zuftande fie aud wäre, Croſſen zu befegen 
und dem etwa gegen diefen Ort vordringenden Feind 
die Spige zu. bieten. Den 24. Mai brad ſchon die 
Sprottauer Landwehr auf und am 27. rüdte der Doerfi, 
nachdem er die Landwehr ſaͤmmtlicher Kreiſe vereint, in 
Kroffen ein. Dad Benehmen deflelven in den bier Ach 
folgenden Begebenheiten bildet einen der ſchoͤnſten Lor⸗ 
beern in dem Kranze feines kriegeriſchen Ruhms. Mit 
41 Bataillonen und 5 Eskadronen, von denen die In⸗ 
fanterie nur mangelhaft, die Kavallerie noch gar nicht 
bewaffnet war, obne Munition, obne Gefhüg hat Dob⸗ 
rent den mit einem flarfen Korps vorrüdenden Mars 
bau Viktor, welcher in Folge des abgefchloffenen Wat 
tentiliftanded der friegführenden Mächte fib mit Ges 
malt in den Beſitz von Croſſen zu fegen drohte, nicht 
allein hiervon abgehalten, fondern ihn fogar gendtbigt, 
die vorliegenden bereitö befegten Dörfer wieder zu raͤu⸗ 
men. Beim Wiederbeginn der Seindfeligkeiten nad dem 
Waffenſtillſtande ſehen wis Dobfbüg als Generalmajor 
und Sommandeur des Reſervekorys Des unter dem ‘Ber 
fehl des General Grafen v. Tauenzien gefellten 4. Ars 
meekorps und ald ſolchen den rühmlichften Antheil an 
den Schladten von Groß: Beeren und Dennewig neh⸗ 
men, indem in beiden der Seind jededmal auf dem lin» 
ken Flügel , den der Generat befebligte, zuerſt mit gros 
fer Uebermacht vorzudringen beabfidtigte und feine 
Kräfte vergeblid ander muthigen Öegenwehrder Preußen 
zerfplitterte. Nicht minder ehrenvoll_für ihn find die 
Avant⸗Gardengefechte, die er vor der Schladt von Dens 
newig vom 3. bid 5. September in der Gegend von 
Zahna mit nicht mehr ald 6 Bataillonen, 4, Eskadronen 


186 v. Dobſchuͤtz. 


und einigen Gefäßen gegen einen bei weitem überle- 
‚genen Feind mit unerfcätterliher Ausdauer lieferte, fo 
wie nad jener Schlacht dad Befeht von Mühlberg am 
49. September, in weldem er mit einer Cefadro 
Shwärzer Kufaren, 2 Eöfadronen Pommerfcher Candı 
wehr und int Kofaken unter dem Dberft J als, 
% drei franzdtiihe Chaffeurregimenter mit ih: Be 
feblöhaber, dem Dberken von Talleyrand, zu Gefanges 
Men machte, nahdem er vorder die in Mühlberg vors 
bandenen Vorräthe, fo mie zwei mit Bekleidungsefek: 
‚ded Zeindes beladene und nah Magdeburg beftimmmte 
fähne in Beldlag genommen hatte. ‚er weitere 
jerlauf des Feldzuges führte den General ald Gans 
manbeur ded Belagerungscorps vor Wittenberg, dat 'er 
wis feinen Truppen am 12. Januar 1814 mit Sturm 
nahm, worauf er den Befehl über dad Wlökadekorps 
der beiden Citadeden von Erfurt erhielt ünd natpdem 
dieſe am 46. Mai von dem geinde geräumt waren, uns 
ter ben Befehl des Generals von Dirffeld, welder 
vor Magdeburg defehligte, geftellt wurde. Am 19. Des 
taber würde er Gommandant von Dreöden, am 4. Apr. 
1815 idecher beim 3. Armeecorpd, am 8. deflelben. 
Monaıd Milttärgouverneur am Rhein, am 26. Juni 
tommandirender General daſelbſt, am 24. Septeriber 
Brigadewef der 1. Zetgade am 25. Det. 1816 der Glos 
gauer Brigade (jegt 9. Divifion) und am 48. Juni 
Gouverneur von Bredlau. Rach einer SOjährigen 
ebrenvollen Dienkzeit bat er im Mai 1827 um feinen 
Wfhied, den er mit dem Charakter als General der 
Kavallerie mit Penfion erbielt. Den Reſi feiner Jahre 
verliebte er im Kreife der Seinigen auf feinem Zand- 
ling. — 5 bleibt und nun no eine näbere 
bilderung feiner Sigensoimliaen Verſoͤnlichkeit übrig 
and man kanu ihn nicht beffer bezeichnen, als wenn man 
un den alten preußifden Kavalerieoffiier im edeiften 
inne des Wortö nennt. Makellod wie die immer 
‚glänzende Uniform, vom Zahnrid an bie in die 
jäteen Jahre des Generals, fo mar au dad de; 
R und gerade mie die ganze Haltung des Manned, 
6 waren auch feine Gefinnungen. Der König, die 
re und das Vaterland, das blieben die drei mäctis 
. [+ Hebel feiner ganzen Den» und Handlungsmeife. 
a eremärbiger Unterfied beftand Iwiſchen feinem 
möänblihen Ausdrude ud feiner Gchreibart. Er drädte 
N fariftlip mi Leichtigkeit und vortreflih aus, mad 





Goͤrenz. 137 


ei feinem muͤndlichen Vortrage nicht der Fall war. 
jmmer und bi zu einer gepiffen Unruhe tbätig, fonnte 
r an Andern und namentlich ‚an feinen Untergebenen 
ſichts weniger als Trägbeit lelden. Dem gemeinen 
Soldaten, wie dem Offizier mar er ein vaͤterlicher Bor 
ıefegter;_ was ihm Glückliches widerfuhr, mußten diefe 
nit empfinden. — in einer langen, gluͤcklichen Ede 
var er der liebevolle Gatte, feinen Sreunden und feis 
ver Samilie blieb er ein geifer in der Noth. Wo er 
velebt und gewirkt, ‚bat er Sceunde erworben. Auch bie 
n die fpätern Jahre haben Rheins Bewohner ibm zur 
nnigen Sreude Beweile ihres freundlichen Andenkens 
eg en. Möchte nad etwas dad vortrefflide Herz 
es Derewigten näber bezeichnen, fo wäre ed wohl Der 
Imfand, daß unter den Trauernden aud drei feiner 
Diener, wovon ein F5jäbriger ihm deit feinen Faͤhnrichs⸗ 
‚abren, ein anderer ibm 32 und ein Dritter SO ade 
jebdient, jegt den Verluf ihres Herrn, der ſtets für fie 
zeforgt, au meinen baben. Kurz vor feinem Tode uns 
ernabm det General nod) eine Reife nach Berlin. Geis 
nen nähern Zreunden gefland er, er wolle gem no 
einmal den König feben. Diefen Troß hat er mit in 

ab genommen. Dobihät vollendete ein gluͤckliches 
Leben Durch einen ua en Tod. Ohne Kampf und 
Schmerz; entwand ſich raſch und leicht fein Geift der ir 
diſchen Hülle. 


34. M. Johann Auguft Görenz, 


emerit. Dberſchulrath und Director des Symnafiumd Zridericlae 
num in Schwerin; 


geb. am 10. Juli 1765, geſt. den 8. Febr. 1836 *). 


Der Berewigte wurde zu Sürftenwalde im fächfifchen 
Erzgebirge geboren, erhielt die Brundfage feiner Bil: 
dung au der Sürftenfchule zu Meißen und Audirte dann 
u Wittenberg, wo er fib im J. 1791 in der pbilofopbdis - 
Ihen Safultät bhabilitiste. Im folgenden Jahre wurde 
er Adjunfs feiner Fakultaͤt und Univerfitätöbibliotbefar. 
Nachdem er bereits 1704 dad Dekanat der genannten 
Safultdt befleider hatıe, ging er im folgenden Jahre 
ald Mector an Dad Lyceum zu Plauen im Voigtlande 
und in Sabre 1800 in gleider Eigenſchaft an das zu 
Zwickau. Hier blieb er bid zum Jahr 1817, in welchem 


*) Intelligenzblatt dee Allgem. Literaturzeitung. März 18%. 


138 Brenz. 


er dem- Rufe ald Director_der Domfchule in Schwerin 
gi igte, wo er den 23. September eingeführt_wurbe, 

ie unermüdete — it, mit melder er der 
der ibm eg it u des — 
weten annahm rl —ã— 
Minerfennung. Der In; vermeß« 








Opmnafum mit ungeihmächter m it. Midel 
aunehmende Alter und en e Ebrperlide geiden. mel 
A en Drund in übermäßigen Anftrengungen de Sei⸗ 


wurde. PURE jebte er in Samen yaup 
den pbllologifden Studien und der von 

fonderer —* — — AH — — - 
ine aber 

ibm nad fo ne —X — 

innen war. 


ittenb: iebene 
—Xxär —R qua 


Goͤrenz. 189 


vocant, idearam libris veterum impressa; de finibus imi- 
tationis hodierna Graecorum Romanorumque historico- 
zum regundis. De libri wsgi KÖSHOU, qui intar Aris- 
totelis scripta reperitur, auctore. De dialogistica arte 
Platonis interpreti hujus rite cognoscenda et aperienda. 
— In Plauen gefchriebene Schulfcriften: Weber daB 
Oregoriusfet. — De causis deminuti status scholarum 
Iatinaram: — Critica quaedam ad Xenophontis libellum 
do repablica andnemontorun ã anne “a 
tonis osium, — in Zwidau geichriebene u 

ſchriften: ——— BE: in loce uodam carmisum 
Tibullianorum. — Animadversiones in Cic, lib. I. de di- 
rinatione. — 4 Tropramme, frit. Bemerfungen zu den 
4 Satilinarifhen Reden Eicero’d enthaltend. — De vi 
faturi ezacti optativa.— In quaedam Senecae philoso 

loca animadversiones criticae., — In Samerin ſchrieb 
er die Sqchulſchrift: Memorlam sacroram emendationis 
per Lutherum secularem celebraturas etc, — Außerdem 
war er in den legten Tabren feines Lebens meiſtens mit 
Arbeiten für frit, Blätter, befonderd für Jahns Jahr⸗ 
buch f. Philologie und nadagogif, jonie mit der Vor⸗ 
bereitung eunfeigen größerer Schriften beſchaͤftigt. — 
Wir fünnen diefe feinem Andenken gewidmeten Zeilen 
nicht _befier fließen, als mit den Eurzen, aber treffen⸗ 
den Worten, mit melden dad Schweriner Sreimätbige 
Abendblatt bei der Anzeige feines Todes feine Der. 
diente und feinen Charakter bezeichnet: „Den Deremig. 
ten begleitet der Ruhm eined großen Philologen, d 

Anerkennung der audgezeichneten Verdienſte, welde er 
fi in einer langen Reide von Jahren um Die vaters 
ländifden Schulen, insbefondere und vorzüglich um Die 
Schweriner Domſchule, das jegige Fridericianum, ers 
warb, die Achtung, welche ein redliches Wirken und 
unerf&ätterlihe Pflichttreue erzeugen, die Liebe, welche 
ihm Serzendghte und die ganze Freundlichkeit, Milde 
und Heiterkeit feines Weſens erwarben, fo wie die 
Dankbarkeit der Vielen , denen er int blos Lehrer und 
ze fondern au Sreund und Wohlthäter gewor⸗ 

en ii. 


140 


* 35. D. Iop. Heint. Chriſteph Vogler, 
. Wuchäntler zu Patien: . 
web. 8.6. Ming 1772, ae. den -B. Bebr. 1206. 
ei nie in dem Marttfieten Heflen MN Brai 
ieboren, iD Ph R ii 
gi I. jahre blieb er im —— Haufe 
——— dann kam er auf } 


im in — t. Beine Lern, Hd 
— 2. Daß er bald durd, die unten Kia; 






ind ald einer der erflen in —— 


2 0 ea oral ie — 7 


ener A fehrer ker EN Kur 


ar Collegium anatomico-chirurgienm, und 
neh der Anatomie war Sir fein fein Fr 
deſſen 


angiomiſche Präparate ae Bari 
und, Accouchement waren Sommer, Müller 
&iernan — —5— ed — v 


Ah Setansdt AR — unter Bei m v6 
er und Lichtenftein fehr fleißig. Die a a 
fieren erwarb er in foldem Grade, Daß jener ib ; 
— dicurgiſchen Dperatignen mit zum N 
nahm und auf botanijchen Ereurfionen begleitete er In 
F% indem Botanik fein Lieblingsftudiun wurde, 
dr 34 er Helmftädt, ging nad Jena ui 
fair Die Denen, von Dufzlan „.d. Zoder, 
ner, Siarck Be Succom, Kite und v. Woltm 
verließ er Jena md in, nad) Helmftädt,. mo. er- 
am 24. Mai promovirte. ni degelben Fapreß Deo 
‘er dad Tentamen sem berfanitätöcolegium ia 
raunfhweig und wurde ald Doctor der Mediciu und 
Shinigie Beeibigt t. Um feinen Vater zu untı 
8 er —X een —ã wurö@ und ara 
ER P leiem It jadre daſeldſt. Um fi ii ehe 
Radt ald Arzt FR en zu können, ging er im Win⸗ 
ter 1803 nah Berlin und machte dort den bierju er, 
rderlibden Eurfus. Sein früberer Kehren Hufeland, 
er rn fein r inner z grolleben mar, trug dayır bei, daß 
dalt nur drei Monate dauerte, in Denen er 
—8 — nach — beendigte. us nunmehrie 


Bogler. 141 


approbirter preußifder Arzt ging er zu Oſtern 180% 
Halberftadt, beirathete die Schweſter bed daſigen 
jerintendenten Maͤrtens, die jedoch nebfi dem mit 
erzeugten Toͤchterchen bald flarb. 1806 heirathete 
um zweitenmale, eine Verwandte der erften Srau, 
Klindmann aus Berlin. Seine Prarid wurde im⸗ 
ausgedehnter und ed erregte die ſchnelle undfichere 
der in und um Halberftadt fo häufig graffirenden. 
mittirenden oder Falten Sieber Senſation, die er mit- 
von dem englifhen Arzte Somwier empfohlenen Arfes 
ıflöfung beilte. Der Neid der Yerzie z0g ibm eine 
beliche Unterfuhung zu und da er bei Diefer mit: 
n beftand und bei 4700 von ihm. gluͤcklich beban- 
n Stranfen feine übten uw. beforglihden Nachwehen 
ıinden, fo wurde er nicht allein frei gefprocen, ſon⸗ 
man nabm auch die Arfenifauflöfung in die preu- 
e Pharmacopde auf, Die, darauf in alen Apotheken. 
preußifhen Staated offiziell wurde. Theils in Hefs 
tbeild anfänglid in Halberſtadt, benugte. er die 
eftunden zu literarifchen Arbeiten, lieferte Beiträge 
das Hufelandfche Journal, gemeinnügige für den- 
meinen Anzeiger der Deutſchen, das Braunſchwei⸗ 
e. Magazin, Die Zeitung für Die elegante Weltꝛc. 
einen Roman: „Georg: Herrmann“, welcher 1808: 
paid erfebien. u Verbindung mit dem D. Wars 
„Stiftöprediger Mieter und Prediger Paumroy gab 
ne Zeitfehrift (Poipbikor) heraus, weiche aber nad 
rtbalb Jahren einging; im 7.1808 aud eine_polit. 
ing, welche aber auch bald in dem damaligen Könige 
e Weſtphalen eingeben mußte. Ebenſo erging eöder 
r von ihm begonnenen Zeitfchrift „die Sama“ und eis 
K:andern. Da er ſich durch Erkältung eine Schwer: 
jfeit zugezogen, die er anfangs unbeachtet gelaflen, 
ihn diefe bei Der Ausübung der Praxis ſehr din» 
:, fo entf&loß er fib, feine freien: Stunden den 
bien und dem Buchhandel zu widmen. Er verband- 
nit dem D. Wilhelm SKörte, gemeinfcheftlich - eine- 
» und Kunſthandlung unter der. Sirma: reau 
iteratur und Kunſt, zu etabliren, melde zu Ende 
Jahres 1809 eröffnet wurde. Mit Luſt und: Liebe 
eben beide das neue Geſchaͤft bis 1817, wo fein Afs 
ausfchied. Er fegte dad Geſchaͤft unter feinem 
en in immer erweiterter Geftalt allein fort, wurde 
dabei gar vielfältig mit bedeutenden Summen hin 


12 Vogler. 


en Er Fe —* nicht .ganz feiner früs 
im Sortii hhandel entfa; 
te in v ht e Ahr alberteet mit 
ete Filialhandlungen zu Neuftadt-Eberswalde, “ir 
SR Semiegerfopn und zu Stolpe, um einem dort 
Id verarmten Mann, der fein Schuldner 
Im Jahr 1833 erbielt er die Erlaubnif 
jenblatt und die gemeinnüßige preuß. Handel 
und Gemerbözeitung berauszugeben. — 4798 erfann “ 


E os ‚von dem 1828 das erfte 


—— 


Ei erbielt, — in allen —— 
wodl = der Saar von Geheimmitte! ie a 


* —A er auch einem früher 

gend, 48 Badeorte und befonderd die am in bel 

feinen heimifcpen Patienten die zwedtbienti = 
bien zu können. Seinen Tod, den feine ee 
Gattin und vier erwachfene Kinder bemeinen, führte eim 
gaftrifchsnervöfes Fieber berbei. — * war — 
ter Laune, im Umgange liebrei, in feinen Briefen nes 
bumoriife, I in feinem — it u und in feis 
arten Toiate Ki erariien Sreunden Feen —8— “ 


It id ebi fi 
Kemeimange von 1 deuten bereden, ii 6538 EA ee 
Sg nabeten, | Ba er er e Dr A 
wird dur& einen feiner Tote —— — 
fan ‘al a 698 —— be Binden a Sa 


ng von —X in erden 


143 
36. Sohann Friedrich Krüger, 


penkonirter ſtiftiſcher Baumeiſter gu Quedlinburg; 
geb. im 3. 1770, geftorben den 6. Febr. 1836”). 


Er war zu Straßberg, unfern Berlin, geboren und 
der ältere Sobn des dortigen Predigerd. Sein Bater 
Hatte ibn ebenfalld zum Geiklichen, feinen jüngern Bru⸗ 
der aber zum Kaufmann beflimmt; letzterer iſt als ſol⸗ 
wer in Berlin anfäffig. Nah beendigten Schuljahren 
bezog daher Kr. die Univerfitde Halle, ftudirte bier 
Theologie und zählte unter feine akademiſchen Sreunde 
in&befondere den fpäter durch feine, treffliche Lehranſtalt 
in Berlin berühmt gewordenen, gemütblichen Plamann *). 
Nach vollendetem Triennium nahm er die Etelle eines 
Hauslehrers auf dem Bute zu Poplig, unfern Aldleben 
a. d. Saale, an. Da ibm aber diefe Stellung für eine 
Iängere Dauer nicht zufagte und er wohl überdies kein 

roßed Talent zum Sanzelredner in fi verfpärte, fo 
ußerte er gegen einen, bereitd in Quedlinburg amtli 

angeftellten, ibm befonderd werben Univerfitätöfreun 

briehic den dringenden Wunſch, diefelbe mit irgend eis 
ner andern zu vertaufchen. Diefer ſchlug ihm auch bald 
darauf die damald in Quedlinburg vacant gewordene 
Stelle eines ſtiftiſchen Bauſchreihers vor, indem ibm 
8.5 Talent, 40 ‚mit Leichtigkeit in ein ibm bisher un⸗ 
bekanntes Zach hineinzufinden, bekannt war. K. nahm 
den Vorſchlag fogleih an, bewarb fich um dieſes Amt 
und erbielt es. an kurzer Zeit arbeitete er fich in feis 
nem neuen Geſch ftöfreile vöuig ein, ergriff dad Stu: 
dium der Baufunft mit: befonderer Vorliebe und er> 
warb fib bald Die Zufriedenbeit feiner Vorgeſetzten, 
insbefondere des ftiftiihen Landbaumeifterd Breith, fo 
daß Kr. nach erfolgtem Tode deflelben, von der Aeb⸗ 
tiſſin Sopbie Albertine zu feinem Nachfolger ernannt 
wurde. . war nun forgenfrei und angenehm fituirt. 
Seine vor dem Thore freundlih und gefund belegene 
Wohnung mit einem Eleinen, dahinter befindlichen Gare 
ten, worin er eigenhändig allerlei fchöne Blumen und 
Srächte 309, trug nicht wenig dazu bei. WIE Quedlin⸗ 
burg 1807 zum Koͤnigreich Werpbalen gefchlagen wurde, 


*) Rad) dem „gerneinnägis. Wochenblatt für Quedlinburg und 
d. 1 >. Ne. 7. 
die en Biographie ſ. im 12. Jahrg, bed R. Rekr. ©, 688. 


144 Krüger. 


> pfieb Kr. einftweilen in HAIR biöberig, ‚ameli 
Stellung, ward aber 1808 nach. su um a 
ais Domäneninfpektor im Shore Ber. on gli 
lifen ‚Generalcommiffon der Domänen —** 
eſellt, Aber fon 1813 jah er: nah Eu 
Diele Kon Königreidyb, gemithigt,‘ Ci Zi min verli Be : 
Fr — — — HT 
eingetretene preuhife Oi glerüng m jevh 
Selegenbeit, [a eine feinen HE 
ie Anftelung, zu gehen, Sie jeigk Hi 
. WBartegeld und bef&äftigte ihn mit 5 
trögen, die Dermaltung der Fönialic 
dafiger Gegend betreffend. Eintreten — 
vermochte jedoch Str. nad einigen Jahren, 
tragen, ihn von diefen, zum Theil mit, AR — 
ten coinmiſſariſchen een & —359 und at 99 
ſion zu fegen; was ai Lan 
um d ungeförter 74 den Een Ye en K 
ftinem Lieblingöftudium, den‘ Nattrrutjlenfe 
men; Died veranlaßte aud' dem. idim befi 
händler ©. Baffe;, ihm‘ Die d on M 
beabfichtigten „rang iR Urmel“ (1% a! 
1824), anjutragen. Kr. nabımDiefelbe un eröffnete; 
er feine —I — Aa er d 
mie 






17 
journal, welches er im’ Berein 
dt (dem Derf, Der „Urmelt“. 3° Cote) Ber ab, 
febtgediegenen Adi Affägen bereicperte, [6 Ba 
bald- eines Aügemeinen —8 in PB Beh 
aM erfreuen hatte: 1819 und * a Er aid 
ein mit Chr. Niemeyer u. efie Sign 
G Denkmäler‘) heraus. Fiefereh & dium Der 
gie brachte ihn. auf: den Gedanken, ein — 
matiſches jedoch möglich popuiares Bi 
Oroentahie zu liefern und er arbeitete feine”, 
ber-Urwelt® (@ Thle. 4823) und. bald — 
terbuxh der Petrefaftenfunde, unter dem ‚zitel: & 
mehtige Raturgeſchichie d. organiichen Reiche‘ 
1825): beide ein agrani fetter Yennöaen go — 
im Gebiete der Natur, feiner origütellen pl 
hen Anfihten, fetnes unermüdliden ei NER 
nen: andınym und' pfeubbnpm sg u n Me 


nen wir nur Die unter dem Namen är,, U . 
beraudgegebenen: ——— ——— 
und- Zeitung&Leriton“. 2. Aufl 1890; 
Handbuch der Münzen, Mafe und Gemipte aller 









Krüger. 145 


der der Erde”, 1890;..„Gremdmörterbuc”.S. Anf.A83g: 
alles 4 ‚madere und mäbevolle Arbeiten. af Ber 
anlaflung des Derlegers Übernahm,Strüger 1832 die Be- 
arbeitung des. für Schulen und zum Selbftunterricht be» 
Kimmten „Handbuch der ——— 8 Bde, 
—1836) , -ebenfalid eine fehr umfangsreihe und müb« 
gm Arbeit. Voltändigkeit, Gründlihfeit, Kürze des 
#drudd ‚und Ausbebung des Wictiofen arakterifis 
ten baffelbe.-im boben Grade. Gleichzeitig fchrieb er 
ein „Handbuch der botanifhen Kunitiprade und Pflan 
namen“ (1833). Der 3. Band der Naturgefdihte 
Ne Mineralogie”) wurde erft 8 Tage vor feinem Tode 
Drude been ist, Auf feinem Screibtifhe fand ſich 
ein unvollendeted Manufeript über Blumenzuht vor. 
Die Gefammtzahl feiner Schriften beträgt circa 30 
Bände. — In Folge feiner geologifben Studien bes 
janın Krüger 1820 die In der Umgegend Quedlinburg 
jo reihlid vorfommenden Verfteinerungen au fammeln, 
Bei dem Abtragen der Wälle auf der werlihen Seite 
der Gtadt fand id eine reihe Ausbeute, namentli 
von fönen Ahmoniten und Belemniten, fo wie ai 
einige —18 — Afcpenkrüge, Pfeilfpigen ıc., weiche er 
beinahe fämmtlih von den Beligern theild zum Ges 
[denk erhielt, theild ankaufte. Cr lenkte mündlid und 
&riftlih die Aufmerklamkeit auf Die in jener Gegend 
ih vorfindenden Veriteinerungen, durchfuchte felbit auf 
feinen Spaziergängen mit forfhendem Auge die vers 
jiedenen Kalk- und Gipslager der Feldflur, ermunterte 
die Arbeiter in denfelben zum forgfältigen Auffuchen 
derfelben und jerbämmerte oft bier und da Felſenſtuͤcke, 
um die darin eingefcloflenen Petrefaften zu erlangen. 
Ber ibm Dergleigen überbradte, wurde reihlid für 
feine Mübe belohnt. VBorzüglih gewann feine Samm⸗ 
jung dur Ankauf und Umtaufh der Doubletten.. &o 
gedieb diefe treiflihe Petrefattenfammlung nah und 
nach zu ihrem jegigen bedeutenden Umfange.. Sie ent 
dölt Die merfwürdigken und foganen Mufcelverfteines 
rungen, Ammoniten von 2 Sub Durchmeller, den foflis 
ien erohehn eined Elephas primigenins, mehrere Schä« 
dei und Knocden ded Ursus spelaeus und anderer vor ⸗ 
weltliben Duadrupeden ıc. In den legten Tagen feis 
med Lebens befwäftigte fi Kr. indbefondere damit, eis- 
nen genauen mwiflenfcaftliden Katalog über diefe feine 
Gammlung ausjuarbeiten und er hat ihn vollendet. wos 
dur viel für diefelbe gewonnen if. — Krüger war 
R. Retrolos 14. Jahrs. 10° 


146 Engel. 


ein Bann von erleuchteten Anſichten und philefophifcher 
Tiefe, der ſich um die Willenfhaft wahrhaft verdien 
emacht und bobe einerfennung fogar im Außdlande ge 
Aunden bar, was ferne Gorreiponden; wit auswä 
Gelehrten und die ibm abaeflaıeien Beſuche derfeiben 
enägend darıbun. Rechtſchaffendeit und Zuvorkommen⸗ 
eit &aratterifiren ihn augle & als einen guten Mem 
chen und wenn er auc feine wigelnde Zunge, deſon⸗ 
ers in den jüngern garen, oft nit redt ie zlgeln 
verſtand, ſo * ed Doch weder, um abſichtſich zu bes 
Ieibigen, noch aus böfem Herzen. Er binteriäßt wei 
er. — . . 


37. M. Morig Erdmann Engel, 
Stadtdiaton und Senior des geifi. Minifteriumd zu Plauen; 
geboren am 29, Juli 1767, geſtorben den 10. Bebr. 1896 *). 


Engel wurde zu Plauen geboren. Als dem einzi⸗ 
en Kinde wurde ihm von feinen treffliden Eltern Die 
orafältigfte Pflege um fo mehr zu Theil, je ſchwoͤoli⸗ 
&er er in den Jahren der Kindheit war. Bein Bater 
felbſt, der ald Stublfchreiber bei dem Rathe eine Cam: 
melfchule hatte, ertheilte ihm den erſten Unterricht und 
übergab ihn fodann der damaligen fateinifiden Stadt⸗ 
ſchule, in deren oberften Klaffen er ih zur Alademie 
vorbereitete. So in der Schule und im efterlichen 
Haufe geiſtig und ſittlich erftarkt, bezog er im 3.1706 
die Univerfitdt_zu Leipzig, um ſich Dem freigewählten 
Studium der Theologie zu widmen. Mehrere Empfeb⸗ 
Iungen feined Lebrerd, des Rect. Irmiſch, verſcha 
ibm den naͤhern Umgang mit den ausgezeichneriten De 
maligen Profefforen und wer ed aus Crfabrung wei, 
dag 1 ein Umgang für einen jungen Mann of wid» 
tiger und nuͤtzlicher it, ald der Beſuch von zehn Cole 
gien, den wird es nicht befremden, Daß Engel jedesmal 
mit der dankbarften Freude daran fi erinnerte. Der 
Theologie mit Geift und per fid hingebend, begann er 
ugleich in Leipzig, fi Mit den neuern Sprachen br 
annt zu machen und brachte es bei einem au fpäter 
fortgefnten Studium darin zu einer folchen Fenigkeit, 
daß er nicht nur ſehr gründlichen Unterricht in Denfel- 
ben ertbeilen Tonnte, fondern auch Die Freude hatte, bei 
feiner Amtsführung namentli die englifhe Gpra@e 


*) Wach: Prart. Predigerzeitung. 18. Nr. 2. 


Engel. 147 


besugen' zu koͤnnen, als er zwei in Plauen bei Wer 
wandten Ab aufhaltende Eng! nderinnen, die ber deut 
ſchen Sprache noch nicht mädtig waren, zur Gonfirma. 
tion vorzubereiten und auch zu confirmiren hatte. Cie 
£eipzig, wo er aub nad Delenbung feiner tbeologi. 
ſchen Saubien als Lehrer im Hauſe des Buchhändie 
Schneider verweilte, wirkte auf feine Neigung zur 
dagogit fehr wortheilbafs die näbere Bekanntſchaft mit 
dem verdienkvolen Plato *) ein, fo mie der Umgang 
mis dem zu gleicher Zeit Audirenden Dolz. Als Baper 
im Jahr 1702 die fünfte Lebrerkielle an der Gradifchule 
u Plauen vacant wurde, beffimmten ibn um fo feidter 
er Wunſch feined damald noch lebenden Vaters md 
das zuvorkommende Wohlwollen des dafigen Megiftrars 
zur Uebernapme dieſer Stelle. Den Plan, den er vor⸗ 
lid auf den Rath des Rectord Irmiſch gemacht hatte, 
in Zeipzig au babilitiren — er hatte bereits Die Mas 
terialien zur Habilitationsſchrift über den Drigines ge⸗ 
ſammelt — gab er nun auf und wartete mit voller Kraft 
feines reiben Beifted und mit dem gemiffendafteken @i. 
fer eined Amtes, das er ald die treiflichke Vorberei 
tung auf das Predigtamt anfad. Bein mit unermäde, 
tem Fleiße ſich paarendes Talent geflattete e6 ihm, uns 
vefchader feiner amtliben Thätigkeit au) Die Redaknon 
ded _dafigen Wocenblatted zu Übernehmen, die er bIE 
an fein Ende auf eine Weife führte, daß dieſes Blatt 
durch feine allmälige Deffergealtung einen größern fe 
ſekreis gewann und nicht blos dem Namen, fondern 
auch der Sache nad ald vvigtländifcher Anzeiger aufs 
treten Eonnte. Dabei entmwidelte ſich immer AN ein 
unverfennbared poetifhed Talent — von ibm felbk „das 
Erbübel der Engeliben Familie“ genannt, denn au 
fein Vater Didtete — und brachte ihm im J. 1802 von 
Der Univerfität Wittenberg bei ihrem Jubiläum das 
Diplom eines Poeta laureatus. Im 9. 1800 wurde 
nad einer achtjäprigen Wirkfamfeit In der Schule fein 
Wunfd, in dab Predigtant Überjugeben, erfüllt. Der 
damalige Superintendent D. Tiſcher berief ihn zum ers 
Ken Landdiafonat, dad er jedoch nur ein halbes Jahr 
verwaltete, da er im J. 1801 vom Stadtrathe als 
Siadtdiakonus defignirt wurde. Diefed Amt befleidete 
er dis an feinen Tod, obgleid ihm mehrere Ausfichten 









°*) Deften Biogr. f. N. Rebe. 11. Jahrg. &. 320. 
10 * 


148 Engel. 
anderweitiger "höherer "Befbrberung fi eröffneten. 
ie Uinhänsliceit an feine Baterkadt und deu Sami- 
lientrei6, in den er durch eine alädlide ehelide Ber- 
bindung eingetreien war, fo wie Die allgemeine Achtung 
und Liebe, die er bei feiner Gemeinde erworben hatte, 
a 
e on u verfdieden en Auffor⸗ 
Derungen unberädfichtigt zu laſſen. Dipleig ide in 
feinen Amte nad der bisherigen Einridtung jährlich 
nar menge Male zu predigen oblag, fo gab ihm De 
eine. Gefälligfeit und Dienkfertigfeit Öfter Gelegenpeit, 
eine Sollegen zu unterkügen. Er prebigte oft für fie 
und jedesmal gern. Mehr ald einmal verſicherte er. er 
habe unmwohl den beiligen Lehrſtudl befiegen und komme 
wohl und munter zuräd, der geifigen “Anftrengung fei 
der koͤrperliche Schmer; gewiden. Bid zum Jahr 1815 
coneipirte und memorirte er feine Borträge fehr genau, 
allein eine hartnddige Kopfgicht führte im, dem erwähn- 
ten Jahre eine fo dedentlide Schwäne feines Wortge- 
dachiniſſes herbei, daß ibm von dieſer Zeit_an das 
wörtlide Memoriren völıg unmögli ward. Er ſprach 
uun jebedmal frei, aber nah einem fehr Arengen und 
enauen Entwurfe. Kleine _ Amtöreden, die feine Stel: 
ung fehr biufg und gemöhnlih obne eine MWorbereis 
sung au geflatten, von ibm verlangte, bielt er immer 
über einen Spruch oder eine Sentenz, die er ſich best 
von denen geben ließ, zu Denen er ſprechen follte. r 
fo, wie es bei ibm der Sall war, die Gprade in der 
Gewalt dat und über einen Gedankenſchatz. den der eis 
ene reihe Geiſt, wie das ununserbrodene Studium 
—* geiſtiger produti angehaͤuſt bat, gehen, der 
mag unbedenflih Er TAypwparos TYS napdıas, 
nah Engel’$ Beilpiele, (bregen, Die Mn unden, 
die ihm feine Amtögefchätte gewährten, waren von jes 
ber der gemeinnägigkten swhätigfeit gewidmet. Den 
euden des gefelligen Umgangd, den er ſtets Dur 
eine beitere Laune zu beleben mußte, keineſswegs ab⸗ 
old, fand er vielfade Gelegenheit, felbk auf bieſem 
e zu nagen. Mit befonderer Vorliebe befchäftigte 
er io aber auch in feinem geiflliden Amte mit dem 
Unterriäte der Kinder aus dem angeſehenſten Samilien 
uend und erß bei zunehmender Kränklichkeit gab er 
enfelben, mit Anſsnahme einzelner Lehrkunden in den 
neueren Sprachen, auf. Während dieſer Zeit gab er 






Engel. ° 149 


mehrere Kinderfcriften heraus, 3. B. eine ie, 
*. —5 gebein, Reli onsgekän ie für Schi he 
tere Bud in mehreren Auflagen Moienen 1 
* foriftkeleriihen Muf_in, weitern arelien aber 
—S er —8* gerdalio dur‘ feinen „Geif der Bis 
bel“ tenmale erf&hien and feits 
35 richt un. in dem Vormorte der ers 
ve and, no® audführlider in dem der jmeiten- Auflage 
ori br. Deremigte Inne infhten über den ©. 
bei in der DVoltöfhule aus und ed bedarf st 
Fi den Kundigen faum der Erwähnung, bie prei 
tifde ausfäbrung diefer Anfihten in dem Buch: 
eine durdaus gel jene zu nennen ik. Des Berfak 
fer& verdienftvole: Etrebeh fand auch mannicfade Uns 
ertennung in der weiten Verbreitung der Schrift, in 
den Dielen belebenden Kritiken wiflenfchaftlider, mie 
populärer‘ urn in den auß fernen Gegenden 
land8 en ARTE: ten Zuf foritten , fe wie in einem 
werthvollen vor 'Önigd von Preußen, dem 
K feing on — hatte. Bald folgten de 
ift medrere andere — nbaltd,, 
hr — „eine turzgefabte Befchichte der riftlichen 
Keliien und rer, ald gelci Y er Andang zum 
Geik der Bibel im 3. 1830 bei Gelegenheit des 
Centefiansputildums able augsburgifäe Eonteffion, des 
Evangeliumd Kern und D Bengn im 9. 4832 ein 
Communionbud; 1238 „bie Religion nad» 
Vernunft und art. 6 Serndud in der Gaule 
und Mitgabe in dad Haus“; — anderer ET Dircen .n nit a7 
jedenfen, wie er Kirde und Schule", „über dab 
Yiedens- und Eegenöwerf der Srohnablöfung“ ıc., denn 
auch dab Gebiet der Feldwirthſchaft mar dem DVeremi ig- 
ten nicht fremd. Aus befonbener gielsung dazu -Audirte - 
er fie theoretifh und praftifh und war bi6 an fein 
Ende Geeretär des vornemli® auf feine Beranlal ung 
gefifteten Ökonomilen WVereind , Der unfreitig 
beigetragen hat, dieſen Ermwerböjweii im Voigtlande en 
beben und su vervollfommnen. Zur Verbreitung der 
neueften Öfonomilden und tehnologifhen Erfindungen 
und Erfabrungen benugte er auch den von ibm redigire 
ten voigt tländifchen Anzeiger, fo wie er wiederum in: 
andere Geirfari en wie rirbeitungen . den ver 
f&iedenartighen arafen des zeifent jenen er —— 
einheimifch gemacht hatte, ununter| en eier 
diefer dode Korn und Liebe in der Nähe und. 





150 Engel. 


innenden Thätigfeir und bei den alucklichſten haͤus⸗ 
ben Berbältniffen würde "daber der Derewigte daß’ 
Yorazifde Nihil est ab omni parte beatum zu Schanden 
emacht baben, wenn nicht ſchon in feinen Eräftigften 
abren Ibn ein Gichtübel befallen hätte, mit dem er 
ger ald 30 Jahre bi an feinen Tod u kaͤmpfen 
ste. Des kofbaren Guts der Befundheit Ach zu er 
uen, war ibm nur felten vergönnt. Der wiederholte 
Gebrauch des Carlsbades und Marienbaded und ale 
Bemühungen der drztliden Kunſt vermodten den Feind 
nicht aus dem Belde zu fchlagen, nur feine immer er 
neuten Angriffe konnten dur Engelö regen Geiſt and 
deitere Gemuͤthsſtimmung geſchwaͤcht und enskräftet wer: 
den. Bei den beftigftien Gichtantällen, die ihn oft Wo⸗ 
den und Monate lang an den Krankenſtudl Iegelten, 
blieb er unermäder thaͤtig; feine legte Sqhrift IR’, wie 
das Nachwort ſelbſt fagt,; unter Tag und Nacht quälens 
den Echmerzen ausgearbeitet und feine Ausarbeitung 
bat dem Dulder vielmehr Erquickung gewährt und fein 
leytes Gedicht, dad er wenige Wochen vor feinem Tode 
werfertigte , iR der Erguß beiterer Laune und froben 
erged. Seit dem Jahr 1834 hatte ſich der Gichtkoff 
die Blafe geworfen und fährte fo, allen aͤrztlichen 
übungen trogend, langſam unter den färditerlich- 
Ken, Tag und Natht folternden Schmerzen die Auflöfun 
von Engeld Hätle herbei, in welcher der Eräftige Gei 
wohnte. Nächdem er am 5. Gonntag n. Trin. 1835 
den auf fein Anfuchen ibm gegebenen AUmtegebilfen der 
Kirdengemeinde vorgeſtellt batze, bielt er am 6. Sonn⸗ 
tage n.. Trinit. in der bafigen ©ortedaderkirde feine 
leijte Predigt, die er auch ald Gedächtnißrede zu einen 
guten Suede in Drud gab. Doch theilte er noch bie 
vr Drtober 1835, troß der fi ſteigernden Krankheit, 
Umtsgeſchaͤfte mir feinem Subfituten. Bon feiner 
legten Umtöverridtung am 1. October in äußerer Er⸗ 
fung nad Hauſe zuruͤckgekehrt, verlieh er daſſelbe 
ot wieder. Dom Unfange des Jahres 1836 an wurde 
bei fchnellerer Abnahme der Kräfte fein baldiges Ende 
immer wahrſcheinlicher, das auch am oben genannten 
Gage nad einem mebredgigen Todeskampfe erfolgte. 
—- Uber den genannten Werken ift noch von ihm ers 
(@ienen: Gtäd u. Häuslicheit. Leipg. 1801. — * Mo» 
ge Bonbons. Ein Hälftbuch für Mütter, Die ihren 
n gern etwas er n und vorfagen. 2 Bdehn. 
BR und 1808. —. Der Jugendfreund. Geſchich⸗ 


v. Gutſchmid. 161 


sen und Ersäblungen f. Kinder von 10 — 14 Jahren, 
gut Ermedung des fittliben Gefühls und zur belehren 
en Unterhaltung. Ebd. 1809. — Praͤmienbuch f. gute 
Kinder, die bald und gut lefen lernten. Mir Kupfern. 
Zäri& 1810. — Dad erfie Buch für gute Kinder, die 
gerne bald leſen lernen wollen. — Liederkranz f. frobe 
ebenſſtunden. Leipzig 1816. — Concordia. Taſchen⸗ 
buch für frobe Lebensſtunden. Ebd. 1820. — * Kurze 
Beſchreibung des Flachsbaues. Zunaͤchſt f. Dad Voigi⸗ 
fand. Plauen 1821. — Pfarrer Liebmanns Friedens⸗ 
und Segenswerk in Eichenhaus u. ſ. w. Ein Büchlein 
um Nachdenken und Nacfolgen. Altendurg 1821. — 
ie evangel. proteſt. Chriſten ſich ſtark in Dem Herrn 
eigen follen in einer Zeit, wo ibr Bekenntniß bedroht 
R. In 2 vereinten Predigten. Ebd. 1822. — Erfe 
Predigt nad der großen und verbeerenden Waflerdutb 
zu Plauen am 22. Juli 1834, nebſt den bei der Tod» 
tenfeier für 26 dabei Derunglädte gefprodenen Wer: 
sen der Trauer. Plauen 1834. — Des Epriften fell 
ges Leben in Gott durch Glaube, Liebe und Hoffnung. 
— Außerdem batte er Antbeil an Schnee’ landwirth⸗ 
f&daftlider Zeitung; an Pobl’5 Archiv der Deutfchen 
Landwirtbfebaft, an der Ubendzeitung, an der allgemeis 
nen Kirchenzeitung, fowie er auch mehrere ſchaͤtrzbare Bei⸗ 
träge zum neuen Nefrolog geliefert bat. 


* 38, ‚Hermann Otto Theodor Freiherr 
von Gutſchmid, 
Regierungbrath zu Dredden; 
geboren am 22. März 1800, gefl. den 10. Bebr. 1886. 


In ihm verlor der König einen treuen, geiſtreichen 
und geachteten Beamten ; das Vaterland einen mit 
Liebe und Hingebung ibm ergebenen Belenner, die 

eunde des SKortfchreitend zum Beſſern und Zeitgemäs- 
en einen bebarrlihen Helfer; die Seinen einen lie 
benden Barren, Vater, Eobn und Bruder. In dem 
Sommer des Lebens, von vielverfprechender Laufbahn 
ward er abgerufen durch den Tod, der bei ihm mahrs 
daft viel unterbrad. — Gutſchmid mward zu Dreöben 
geboren; fein Vaier, melder als Generallieutenant 
während des Feldzugs von 1812 in Polen farb, zeich⸗ 
nete ſich durch große Anlagen und mannihfeitige Kennt» 
nie aus; feine Mutter, geborne Bräulein Fiſcher, 
frenete fich nach manchem berben Verluſte des sr 


12 v. Gutſchmib. 


en Sodnes; fein Großvater war der in Gachfen mit ‘ 
jerehrung genannte Kabinersminikter von Outfhmib, 
Suramib [a eine forgfältige! Erjiedung und werd 
anfänglich den Kriegertand beRimmt; bad bezog 
, nachdem er bab Cadettencorpd zu Dresden, wo er 
den Bafiifgen Studien vermöge der damals Katt- 
enden Einrichtung fer 1812 widmen konnte, - verlafe 
fen batte, im Jahr 1817 die Univerfität Yeipzig, um bie 
ehtemiltenibaft au Mudiren; er warb den 22. Des 
r 1820 bei der Ihriftenfafuftät grzän und erhielt 
die erfte Genfur. Die nun junähk folgende Ausbil: 
dung zum Gefhäftömann fand er beim Kreisamte Leip- 
ig, beim Dnrbotgerigt dafelbt_und bei-verfledenen 
Wermaltın jöbehörden, Da das Verwal b ibm bee 
fonderd aniprad. Im Jahre 1825 ward Ontfdmid als 
at in der Ariegävermwaltungstammer zu Dresden an. 
gefelit, nachdem cr mehrere Jadre zuvor teild ald Acs 
eeifik, tbeils ald Affeffor bei diefer Behörde gearbeitet 
uud fih die Achtung feiner Vorgefehten zu erwerben ges 
wur hatte. m Jahre 1827 erbielt er deu Pofen eis 
med geheimen Meferendard und einige Zeit fpäter. den 
eine Hof» und Quftizrathes bei der damaligen Landes. 
oh Im Sabre 1830 vermäblte er fi mit Lonife 








eiin von Gurfomid, feiner Goufine und erreichte, mes 

ir er jo Iebendig und mar fühlte, dad Gläd, was ein 
ehle® Samilienleben gewährt. Als, in Foige der .negen 
Aaorbenein nn, die Landesregierung’ 183L aufge 
IbR wurde, bekleidete Butfhmid den Voften eined Rathe 
bei.der einftmeilen errichteten Landeödirection, al$ aber 
na der definitiv erfolgten Bebdrdenbeitimmung auch 
Ddiefe_ Bebdrde nicht länger beRand, trat er als He jies 
sungdranh in die Dre&dner Kreiödirection und feierte 
dier, namenslih dur& feine Erfahrungen in Sachen. 
wo ed Adminitresiventfheidungen galt, bemährte und 
gemein gefhägte Dienke. Qurihmid erfreute fd, keie 
ner flarten Gefundbeit, befonderd waren eb Bichtäbel, 
welche ibn oft aufs Krankenlager warfen; Me verame 
doften aub feinen früheren Heimgang, dob_bi6 furz 
vor feiner legten Krankheit lebte er der Erfülung felr 
ner Pit mit immer gefeigertem Eifer, Ein gu. dem 
Gigtleiden treiendes Nernenfieber raubte feinen Sreuns 
den und Verwandten Die Kofnung, ihn länger ju bes 
tier Yup Soraberı, ertid bekauen non Aerunben 

. etrauert von Freunden 

Mügenofen —X des hnige und. deb-Me- 


Wezel. 153 


terlanded; mit warmer Theilnahme vernommen wur; 
den feine Krankheit und fein Tod von dem edien Prin- 
en Johanu von Sachſen, dem er perfönlich_genauer be 
Bann zu werden dad Gluͤck hatte, unvergefien bleibt er 
Allen, die ihn und fein Wirken fannten. 


D. F. 4. v. Langenn, 


. fädhf. ei th and Ritt 3 
A er 


* 39, Dr. Sohann Carl Wezel oder Woͤtzel, 
PDrivatgelekrter zu Jena; 
geb. den 20. Dei. 1766, gef. den 10. Febr. 1836, 


W. war zu Großhelmddorf bei Eifenberg geboren 
und der jüngfle Sohn des Leinwebermeifterd Earl oh. 
Ehritien W. Als Knabe zeigte er ein in ſich verfalof- 
fened Weſen. Tagelang meilte er auf dem $elde oder 
im naben Hole, um über dad, was ihn fein Schulmei⸗ 
ſter gelehrt hatte, nachzudenken; zog aud wohl denſel⸗ 
ben bei der nächiten Schule zur Verantwortung, daß er 
ibm Unwahrbeiten gelehrt haben müßte, indem er Dies 
les nicht einfehen Eönnte. Die Antwort ded Schulmels 
ſters, daß Vieles gefchrieben und gelehrt würde, was 
die Vernunft nicht ald wahr anerfenne und mad man 
doch glauben müßte, durchzuckte gleich einem elektriſchen 
Sunfen den Knaben, der nun um deſto eifriger grübelte 
und ald fein Vater ihn zu feinem Handwerk verwenden 
wollte, ſich mit der heftigen Abneigung dagegen er, 
flärte. Auf den Rath des Prarrerd, der des "naben 
Anlagen Eannte, ihn Nudiren zu laffen, brachte ihn der 
Vater im Jahr 1781_auf die Stadtſchule zu Naumburg, 
wo er fib bald die Liebe der Lehrer zu erwerben wußte. 
Als fein Vater im folgenden Sabre ftarb, mußte er Ach 
feinen Unterbalt Durch Unterricht erwerben und durch 
einige Unterktügungen ward ed ihm möglich, im Jahr 
4788 die Univerfität Leipzig befuchen zu können, wo er 
fi) der Theologie und Pbilofophie widmete. Hier 
wurde er Demut und innigfter Sreund des verftorbe, 
nen Profeſſors Heidenreib und fand durch Diefen den» 
fenden Gelehrten Gelegenheit, in dad Heiligthum dies 
fer Wiſſenſchaft einen tiefern Blick zu thün, als auf ge 
wöhnlichem Wege geſchehen Eann. Deshalb ab er den 
Dorfag auf, Theolog zu werden und felbk die Bitten 
feiner Mutter und Sreunde,, die feine drüdende Norh 


u Boel. 


za, —— von fie en — —— 


—2 9 ine, erfe 
weile aber —X — murde. Doch 


dar a FE öl 
har Einfdt am gan jabre betrogen würden. 
Diefer reinen Natur; turpbliofopbie konnte er A& nur 
Bent Sreunde und Gönner rähmen, doc dieſe wer 
je waren ed ibm von Grund ded Herzens. 1806 
— ber Herzog von Braunſchweig dui Seins, lieg 
m zu Ach kommen und beine ah mis ipm mehrere 
tulden — — 8.3 Wert: „meiner Bars 
sin wirklihe Erfdeinung nad — Tode“ fprad den 
edien Zürken fo an, daß er bei feiner Mädreife durd 
Leipzig für fein ferneres &orttommen UM ‚forgen 
„ aber fein, bald eat uf rel ee Yes Died 
rechen unerfällt. < 1804 mil mer fein Fir 
ne, —* olog — dem Großberg: og Cs 
Ingu| 1 jeimar, ort ihm nicht allein ein 04 
renvoled Hanpfgreisen, fondern aud die Hofau 
Keil wurde, in Diefem Lande verforgt zu werden. 
bier wurde durch Krieg Kun und Wiffenfhaft aut 
ere Zeh gebemmt und W. fab fi geni —V feiner 
drädenden Lage dadurch zu entgeben, Ber fi 
und Deftreib wandte. Hier er mehrere Ehren 
water dem Namen Sreimund Walter deraus, Die er Me 
e beiern Umfänden nicht beraußgegeben haben würde, 
fand er in FE ran einige Freunde und 


[7 —8 en dm br 6 ohenmart Fein A —2 


Ber jun werden, feld nit die Sitten ber 
6 feine Noch Ka ihn von feinem einmal einge» 





Bird. 168 


ſchlagenen ſchroffen Wege abdringen. Sein einziger 
Wunſch war, wieder in fein % ebtes Waterland ıu 
konmen und fein edler Sreuud, der Hof⸗ und Serigtke 
advotat D. Nöring in Wien leiſtete ihm die weſentlich⸗ 
Ken Dienfe, feinen innigken Wunſch im Jahr 1835 au 


Sırtapbuft für atie Staͤnde. Leipzig 1797. — Der 
deut 


dio der Dernunftlebre oder der Logit. Ebd. 1802. — 
Verſuch einer zweckmaͤßig voufdndigen DVorbereitu 


gem. und faßl. Lehrgebäuded der Declamation und der 
ufif, nad Schochers Ideen. Wien 1814. 2 verm. 
Aufl. 1820. — Kurzer Grundriß e. declamator.s charak⸗ 
terikifhen Statifit und Phyfiognomit aller gebilderen 
Voͤlker, nad Schochers Ideen. Ebd. 1816. — Schöne 
Vorleſefunſt für ale gebildere Perfonen beiderlei Ger 
ſchlechts. Ebd. 1816. 2. Ausg. 1817. — Unmittelbare 
praktifhe Deflamirfchule, oder Auswadl der ſchoͤnſten 
Sedichte erbabenen und traurigen Indalts, fo charakte 
rifirt und bezeichnet, daß fie auch ohne Vordereitung ſo⸗ 
leid gut vorgelefen werden fönnen. Ebd. 1816. — 
Derfus einer völlig zmedmäßigen Theaterfhule, oder 
d. einzig richtigen Kunft u. Methode, vollfommener 
Kunftfhaufpieler, Opernfänger, Pantomime und Ballcı- 


166 - Burſcher. 


taujer im.böbern Grade und in kürzerer Zeit gu wers 
ben alt an F ‚Hiöder. Wege u. f. m. 3 u 1om. 
vom fanden vorher in den Dresdner Beis 
gen zur Belehrung und Unterhaltung). — Gtyrieb 
die Dorrede gu d. furzen bittor. Darftellung der ges 
— er. Polefopdie, 1 A — 
. * ogopbie Ceipz. 
— Ds den Sartı „bie er unter Dem Ytanıen Pe 
er, OB er ie” pragmafpen 
Menfapelt. Ein Verlub. Wien 1820. — Ueberdies 


40. Craft Heinrich Butſcher, 
Viarrer zu deuthen und Saubft bei Eäbben in der Mieberlaufit; 
geb. d. 16. Ang. 1786, geh. den 14. Febr. 16 - 

war der Sohn eined Predigers bei 
PA Seine HR Y} — 34 * pas 















verwaltete er treu dieſes nt und wurde dann 
nad Leuthen berufen, wo er 19 Jadre dindurd mit wies 
lem Segen wirkte. Zweimal Serbeiratben, eraengte er 
4 Söhne und 4 Törhter, von denen 2 Söhne und die 
Zöcter no am Leben And. Seine duale Gattin, die 
PH 6 mit dieſen feit IR en 8 de len, 

ein! ‚n feinen u einen 

gu; erfolgten Tod. Der Vodendere mar ein einfärk- 


N 
ätentheild durch milde Beiträge aufgebracht wurden, 
für die Kirge eine Drgel ange daft, Das u, 
mebk einem Theil der Wirthicaftögebäude neu erbaut, 
aud fiel der Neubau des Küfter- und Schuldanfes in 
die Beit feiner Amtöführung. Dad Wobl der Sgule 


BR Bug Sie ehe Tnbfäle Im Srefe vn dab» (6 






> OP Rads.:Rinbengeltung 1007. Mr. 7%. 


£ehne. 167 


war er unter Mitwirkung bed verdienſtvollen Lehrers 
Kopf für die Erhöhung des Flors der Schule auch eifs 
rig bemäbt. Die. mit ber ule verbundene Anſtalt 
für Schulamts⸗- Präparanden unterfügte Burſcher mit 
Rath nnd. That, indem er den jungen Leuten in der 
Religion, in der Geſchichte und befonders in den Na⸗ 
turwiffenfchaften Unterricht ertbeilte. Er mar ein bes 
Uebter Brediger, ein ausgezeichneter Belegenbeitöredner. 
Srennplih im Umgange mit jedermann gewann und bes - 
bielt er dad Vertrauen feiner Gemeinden und wurde 
von ihnen fehr geachtet und geliebt. Seine Lieblings⸗ 
befhäftigung fand er in der Wartung’ und Pflege der 
Blumen, über deren Gedeihen er fib .auf eine wahrhaft 
rübrende Art freute. — Die Unglücklichen fanden an 
inm einen treuen Sreund und Helfer. Im Jahr 1813 
nahm er einen vermaiften Knaben aus Sawſen in fein 
Haus und wurde fein Erzieber, fein. Berforger. 


41. Friedrich Lehne, 
Doctor der Philofophie, großh. heſſ. Profeſſor und Bibliothekar 
der Stadt Mainz, Dlitglied der Akademie zu Rom, Ehrenmitglied 
ver kaiſerl. uff. Societät der Naturforfher zu Moskwa und deö 
Herzog. naſſauiſchen Vereins für vaterländifhe Alterthumsfor⸗ 
(hung, Sekretär der ehemaligen Departementalgefellfhaft der 
Künfte und Wiſſenſchaften und Eorrefpondirendes Mitglied der ges 
Ichrten Sefellfhaft zu Zrantfurt a. M. und zu Trier, Ehrenmit: 
Blied des Mainzer Vereins für Zunft und Literatur;r 


geboren den 8. Sept. 1771, geft. d. 15. Bebruar 1886 *). 


Er war zu Gernöheim in der großherzoglich heſſi⸗ 
ſchen Provinz Starkenburg, mo fein Vater die tele 
eined Juſtizamtmannes bekleidete, geboren, Fam nach 
dem. früben Verluſte feiner Eltern (1780) zu feinen 
Dveim Mälelamp, Forſtrath und Profeffor an der Main⸗ 
zer Univerfirds und erhielt eine fehr forgfältige Erzie- 
dung. Nahdem er feine Vorftiudien auf dem Mainzer 
Gpmnafium beendigt hatte, widmete er fib auf der Das 
mald berühmten Univerfität diefer Stadt mit entfchies 
dener Vorliebe der Geſchichte und den fchönen Wiſſen⸗ 
(haften. Eine Stelle an dem Reichsarchiv zu Wien 
war ibm zugefichert, als die franzöfifhe Revolution aus⸗ 
brach und die von ihr audgefprochenen Grundfdge au 
in den Nachbarktaaten geltend au machen ſuchte. Mit 


2) Nach: Mainzer Beitung. 1896. 


188 ö Bene - 
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tion Der — deb Departements 
Sala Doaneröbers aum Secretaire-) a ernannt und 
Im die —X Yes „Beobachter. am Donneröber; 
übergeben wurde. Den ar de& vielgelefenen Jours 
no berimmte der Wopitb: te —3 dee verſeffen 
5 Unterkügung der anne Ir -1799 Die 
irofeffur der nen Wiſſenſe hen au Fr — 
wu Mainz erledigt wurde, ward Febne von dem —* 
— iſfar Sdee jü, dieſer Stelle vo: — 
r erbielt und bekleidete fie mit gro! jem Beit J ut 
Aufpebung der Univerfität und richt 
ferlihen Foreumß, bet weidem iI m dad Ymt € —9— 
cureur gerne übertragen wurde. Nab ber ung 
Deusflands und na der Entfernung der franzöffben 
Dermaltungbbebörden wurde Zehne zum Kdädeife 
bliotbefar ernannt, Mit feinen Berufsarbeiten und mit 
‘der Redaktion der 0 Zeitung“ heſcdaftigt, kebte 
* von.nun an ein ruhiges, forgenfreied geben, biß er 
im-Sabr ‚4829 von einer fehr Idmerzlihen Krankheit ve 
fallen wurde, melde ibm. bis zu feinem * nur — 
ten das Zimmer zu verlaſſen — Glüdende 
geiherung ‚für Wabrbeit, Muth, fie radfictlos und “ 
ten überall zu verkünden, die firengte Rewrlichkeit, am 
—— erun grängende Unei, len: — die 
liebevoßfte.. geutjeligkeit waren die KHaup! inte 
men Aeenle fen Cbarafterd; fein —* 
ion — ſch be jeder — glänzen 
Be riften —A jerfuce repubfikaniiher 
DEN info utch Nah 
E Devariemiens o dom — fin Pe 
er Republit, Mainz 1 
Bonaparte. Ebd. FR ee 2 Bde, 





Blsde 169 


SFr Sa — 
—— —— der 


re ung der VBuchdruderfunf jm ertragen. 
16 der Zeitfchrift „der Spiegel“ befonders dru 
ge 


want. @eereife von Genua nad Neapel. Ebd. 1825. — 
Biograpdie de6 franzdf. General Eitemeier im 8. und 
5. Jahrgang des neuen Nekrologs. 


. * 42. D. Johann Jakob Voͤltzcke, 
tdaigi. penfionirter wirttiger Generolätrunguß der Armee, Kits 
ter des eifernen Kreuged 2r Kloffe am fümarien Bande, d. Su⸗ · 
Dimizordend 4r Klafie und ded ©t. Annenordend Zr RI., aud) Rits 
ter der Ehzenlegion und Mitgtied mehrerer gelehrien Gefelfihafe 

ten, zu Brelin; 
geb. den 26. Jan. 1766, geß. den 17. Bebr, 1896. 


Voͤlgcke erlangte in der Iateinifden Schule feiner 
Daterftadt Nügenwalde fo viel Bildung, daß er die 
Wiflenfdoften fiebgewann und in Berlin mit Eifer weis 
ser rebte, bid er dafelbk, 18 Sabre. alt, ie den netur⸗ 
wifenfdaftliden und mediciniſch· dirurgifden Cıudien 
übergeben Eonnte, Die Profefforen des medieinifg « dis 
zurgifden Codegiums, namentlich der Profeſſor er, 
batten den Süngling , in dem fid glüdlide Naturgaben 
und der freie Trieb zur inteeftuelen Wusbıldung ber 
gegneten,, lieb und zeichneten ihn befonders auß. * 
mitten in dem belobnendſten Eifer traf den 0jährigen 
wohlgewachfenen Jungen Mann der Ruf des Infantes 
rieregiments von Billerbedt, weldem er, nad der das 
maligen Kantonverfaflung, mit den Waffen in der Hand 
su dienen verpflichtet war und er batte nod von Släd 
su _fagen, daß es ibm vergbnnt ward, den 1. Auguft 
4784 Kompagniechirurgus zu werben. Neun Jahre fang. 
währte Diefer Zmangsdienk, in welchem aber mande 

rfahrung erworben, der wileniaftlide und moralis 
[de Charakter befeftigt und in der Familie des Majorb. 
von Zafrom, de& nacberigen königlichen Generaladjus 
tanten, eine dauernde, einfußreihe freundfdaftlide- 
Verbindung angeknüpft wurde. Den nädfen Anlag zu- 
feiner weitern bärgerliden Entwidelung gab die Ders. 
sänftigung, 1794_nab Berlin zu geben. und nicht mar. 
mehrere naturmiffenfe ide und mebdicinifch» Girurgie 
fe, Kollegien nochmald Ya bören, auf der Anatomie 
ırößere. Sastichrirte zu gewinnen, Dig Gelegenheit ven, 
— ankenbauſe zu benugen, fondern andy wie ya» 




















160 voltzde. 


Iofopbifben Hörfäle- zu befaden. "ine. fo planvolle 
fi N} 
a Kara den een Orat Maag 


rar u 

— an den Rhein und murbe von dem Denifeiben. 
HH ee ed — jtolleglums, den. 18. Benni 
1798, von Sranffurt aus nad Crailsheim und 
burg beordert, um var feloft die Branken .fraı Fan 
Siehe "il iu — 9 und en — ni“ 
&irurg! 10 fe zu leiten. Die Ne ie 
den. ver nee liden in_den — —— 
waren groß; aber mit Muth und —— der· 
— die einer beffern Laaret tung entge⸗ 
gentretenden Hinderniſſe und 'ermar| —X nicht 
aur Beifall und Anerkennung von A BVorgefegten, 
fondern aud Hin IR fhmeicelhafte Wenßerungen von 
Seiten des dirigirenden er in ben beiden ned 
tifen Färkenthi Amen, Baron von ‚Hardenberg, na 
Ben sen ——— fer. Der Wendepuntt gehe 
ben war indeg die hohe Achtung —5 dieidm Börde 
widmete, weil er Ihn immer wi Tiger fand, je näher er 
in Hennen lernte. Die, Beweife. der Liebe und Er 

melde namentlih der Stiftung der dirurgl 
& pinidre vorausg ingen und nadfolgten, mußten 





—N au der * n Thätigkeit begeikern. Herr HH 
jeniger Generalftabdarzt, welder ald Genofle 
Diefem Werte feine Kine eilt, ‚dine feitdem mit dei, 
den Hand in Hand. DB. aber viel! te fortan feine Zeit 
ifhen dem Dienfte und den Studien, bielt BE 
fire gene Nednung,.theild mit Görde’3 Unt 
neun Mlonate in Wien auf und, bereifte dann. — 
durch gute Krankenanfialten berühmte Orte, um fi 
Beobaddten au üben und ging dann ald Dberkab&c ni 
us im Winter 1797 mit fo glädliem ige ai 
feine grobe Prüfung, daß er den 12. Mai des den 
von den damaligen drei verf&iedenen Präfungbs 
den, der anatomij EHE ber leiten 
der — — tioationddepu« 
tation die vr —— Bengniffe davon —8 


— fr —A 3 
fe, au — in (sin Gianb sw 





Voͤltzce. 161 
prichtete, ß mußte e8 auch zwegmaͤßig erfceinen, ibm 
(wie vor ihm Schmui ibm 
mehrere andere talentvole Männer) In die Fremde zu 
fenden, um ih umzufeben, melde nüglihe Medicinals 
und Ganitäteinrihtungen auf den vaterländifgen Bos 
den zu verpflanzen fein möchten. Börde flug Ihn dem 
& nige dringend zur Unterfügung vor und fagte: 

Inte iR X —A ‚recht! Bene und ehri er 
Monn, dem die Dienfpficht heilig it und — bie 
mittel zu einer Reife nah Dänemark, England und 
rankreich wurden zu Anfang des Jahrs 1801 gewährt. 
och ‚nor der Abreife warb ®., welcer — und 
— geräung gg, den 6. Juni 4801 Oberkabd- 
irurgud; den 30. Januar 1802 Regimentsirurguß 
Des 13. En HH und den 26. November 
Megimentöcirurgus beim Kadettencorps in Berlin. Die 
Segtere Nariht traf ihn in London und er trat, von 
bier zurädgekehrt, feinen neuen Beruf an, in welchem 
er fid bald ald Arzt und Menfh geltend machte. Yud 
in der Stadt wandten fi Ihm Viele zu. Aber es fciem 
ihm nicht fo recht befiimmt zu_fein, dauernde Hütten 
3u bauen; denn ſchon den 29. Detober 1805 wurde er, 
ebrenvoll genug, zum vierten Generaldirurgus der Ars 
wmee und zum jmeiten Mitgliede der Seldlazarethdirees 
tion ded fränkifpen Corps d’Armee ernannt. Die lei 
tere Betimmung führte m nad Hamburg, wo er fi 
mit der ihn überfebenden Wittwe ebelich verband. N 
vor_der Abreife aus Berlin empfing er von der Un 
verfirät Srankfurt das mediciniſch⸗ —R Doctordis 
fom vom 1. December 1805, mit einem Briefe vom 
rofeffor Berends *), in welchem diefer große Arzt, lies 
benswürdig wie er war, unter andern fagt: „Ic wüns 
fe Ihnen und der Sakultdt Glüd, wei died°eine der 
allerdings feltenen Promotionen iR, die beiden Theilen 
auf gleide Weile zur Ehre gereipen.” Die widrigen 
Ereigniffe, des Jahtes 1806 bat DB. beflanden, wie, es 
die Verbältniffe nur irgend zuließen: er war der rüde 
ingigen Armee zur Umerbrinanng ihrer Kranken und 
rmwundeten in Magdeburg wg behälflih, 309 
son da mit dem ürmeeforpg des Surfen von Yohen« 
Tode aus, entoing den Kapitulationen von Prenzlau und 
son Anklam und führte ein nicht unbedeutendes 2, 
retpperfonal der Diöpofition ded Rönigd nad Preufen 


*) Deifen Bioge- 1. Im 1. Jahrg. ded R. Rekr. ©. 78i, 
N Rekroios 16. Jadıg. a 





16R Voͤltzke. 


a, woran dort zu jener Zeit fein geringer Mangel war. 
ine Betriebfamfeit in tem damaligen Kriege in 
Dreußen hat den davon abhängigen Veranſtaltungen kei— 
nen Vorwurf sugejogen, obgleich Diefe mannichfältige, 
nicht unbedeutende Schwierigkeiten zu befiegen batten. 
Demnähft wurde ibm der Befehl, dasjenige Armen 
rorpd zu begleiten, mit welchem der Graf 8. £. von 
Blaͤcher eine Erpedition in Schwediſch⸗ Pommern zu 
machen beftimmt war und wenn gleich dieſe beabfichtigte 
Unternehmung nidt zur Ausführung kam, fo _batte ®. 
doch zur — feiner Aufgabe in fo hodem Grade Al⸗ 
les getban, daß Bluͤchers Hochachtung ihm feirdem un- 
wandelbar geblieben ift, wofür die Documente aus allen 
äjebren zeugen. Aus Treptow ſhrieb der General den 
. Mai 1808 an ihn, blos um Danf und Anerkennung 
auszufpreden und fdloß: „wie, wenn Sr. Mai. mir 
noch dereinft ein mobiles Corps Truppen amuveri rauen 
erubten, ich gewiß Darauf antragen würde, daß Em 
oblgeboren wieder ald erker Vorfteder des Feldlaza— 
reths bei felbigem angeftellt wärden ꝛc.“ Diefem Briefe 
war das Föniglihe Kabinetsſchreiben beigelegt, in wel 
dem DB. ant Blüherd amtlichen Bericht belobt war. 
Der König hatte aber damald ſchon feld dem dirurgi» 
den Perfonal feine Gnade zugewandt und verlieh Dem 
elben bald darauf Offizierdrang; — V., als wirklicher 
neraldirurgue befam Majordrang. Er war damals 
in Berlin und follte bier, während der Feind no die 
Marten befegt dielt, die vollftändige Ausruͤſtung ‚der zu 
einer Diviflon gehörigen Feldlazarethe vorbereitend ſo 
beſorgen, daß alles Aufſehen vermieden würde; ſpaͤter 
bin, den 10. September 1800, ward er der brandenbur⸗ 
| giigen und pommerfden Truppenbrigade &berwiefen. 
8 er in diefem Berufe geleiter, bezeuget zum Theil 

der Oberſt von Hafe *), ald Director des allgemeinen 
Sriegödepartementd, in einem Schreiben vom 13. Ja⸗ 
nuar 1811: „Ib babe,“ fagt derfelbe, „in dem Haupt- 
bericht, den Em. Wohlgeboren Aber die Bereifung der 
Barnifontazarerhe in den pommerfhen und neumärfis» 
ſchen Städten erftatter haben und in den beigeflgt ge- 
wefenen fpegiellen. Beſchreibungen der einzelnen Anſtal⸗ 
ten mit vielem Vergno die Sorge wahrgenommen, 
De Sie für die Verbefferung der Milisärkrantenpflege 
in Idrem Divifionsbezirke hegen, aber auch den Scharf 


Deifen Bioge. 4 Im 8. Jahrg. des R. Rede. G. 1499. 





Voͤltzke. 163 


finn und die Gruͤndlichkeit, mit welchen Sie die dahin 
führenden Mittel aufgeſtelt und zur weitern De 
ng vorbereitet haben.” Doch waren bad Alles nur 
Bor ereitungen zur Entwidelung des Beſſern, welches 
ſelbſt in dem Feldzuge von 1812 näher kam. Voͤltzcke 
wurde dem Grawertſchen Corps beigegeben, wel 
eine Beſtimmung nad) Kurland erhielt. Hier eröffnete 
& ihm ein bedeusended geld, in großen Verbältniffen 
feine Kraft und fein Geihi au zeigen und wenn er 
vorher mit Ehren befanden war, fo darf man fagen, 
daß er von nun an mit Ruhm erſcheint. Es ift (dom 
vom General von Sepdlig in einer allgemein bekann⸗ 
sen Schrift ausgeſprochen, in melden Bertrauen er 
auch ald Grawerts Arzt in entfcheidenden Momenten das 
geftanden, General von Dorf *) aber zeichnete ihn fehr 
aus, nachdem er feinen militärifhen Heldenmuth auf 
Dem Kampfplage, feine ritterlide Hingebung im ran, 
kendauſe, feine fledenlofe Unbeftehlicpkeit an der Spitge 
der Verwaltung batte Eennen lernen und dieſe Tugen— 
den haben feine Bürgerfrone aud gebildet auf der Küds 
kehr aus Kurland und auf den beiden großen Zügen 
nad Parid. Noch lebt Mancher aus den Dauptquarties 
ren von Dorf und von DBlücher, der ald Wugenzeuge 
Vvoͤlhcke's Lob verfünder, mandes ſchriftlie Denkmal 
j erbalten und was er dem Zürften Bluͤcher in emw 
beidender Dinute in ibm dem Kranken und dem De 
terlande geweſen, hat der Marſchall Gnelſenau, ald der 
nächte Vertraute, dem Arzte ſtets hoch angerechnet. — 
Nach dem zweiten Einzuge in Paris zog ih D., den 
40. Auguſt 1815, wegen feiner an eorißenen Geſund⸗ 
beit, aud dem Dienſt zurück; in Verſailles empfing er 
den erbetenen Abſchied vom 16. September mit Den» 
fion. So kehrte er beim, den Reſt feiner Tage in Kube 
u verbringen. 31 Sabre hatte er dem DBaterlande und 
er leidenden Menſodeit treu gedient und er brachte 
ein belobnendes Gefühl mit ſich in die Stile der Zu. 
ruckgezogendeit; aber ed ging ibm, wie es den meilen 
Männern gebt, die im großen Wirken rafch und räftıg 
viel in Eurer Zeit zu ſchaffen wußten ; er wußte die 
von allen oͤffentlichen Aemtern freie Muße kaum fo 
leicht zu tragen, ald den Sturm und Drang der gebänfs 
teten Gele fte. Mancherlei gaben ihm menſchenfreund⸗ 
liche Sorgen für Waifenwittwen und Arme zuthun; auch 





*, Deſſen Biographie f. N. Netr. 8. See ©. 721. 


164 Boͤltzke. 


% Wiſſenſchaft füte ihre Stunden. Bon. gelelior 





milder Sidl den auf Berfönlige Kraft senletn, nit 


gen und der Dornen manderlei gefühlt. Wir haben 
An nie über Undant Flagen hören, wie denn Die Klage 
ai 


er bat fein Gewiſſen, von feinem Dauch befledt, 
die Ewigkeit genommen. B 
Berlin, Dr. Preuß, 


Eönigt, Profeffor der Gefgiäte m 


165 
+ 43. Johann Daniel Herholdt, 


zön. daniſcher Etatörath, Doctor und ordentlidder Profeflor der 

Medicin zu Kopenhagen, Affefior im Gonfiltorium und Gtabömes 

DiEnd, Nitter des Danebrog: und ded Rordfiernordend, Danes 
Drogämann; vieler gelehrten Geſellſchaften Mitglied 2-5 


geboren den 10. Juli 1764, , geſt. am 18. Bebruar 1836. 


Er war in Apenrade im Herjogtdum Schleswig ge 
boren, wo fein Vater Amtöchirurg war und ihn die Ans 
fangögrände der Chirurgie lehrte. In feinem 19. Jahre 
kam er nach Eopenhagen, wo er feine dirurgifchen Stu» 
dien fortfegte. Er begann diefe unter den unglücklich⸗ 
Ken Borbedentungen, unter ſoichen, daß man ibn für 
verloren für die Wiſſenſchaften halten mußte. Er bes 
68 fo gut wie gar nichts; der Vater war nidt ver⸗ 
mögend und die Samilie grob; er war klein von Buch, 
ſchwach von Körper, außerdem litt er an bäufigen und 
beftigen epitent hen Fri Aber melde doͤchſt merk⸗ 
mürdige ür die Wiſſenſchaften und die Menſqheit fo 
erfreuliche Veränderung mußte mit Diefem mächtigen 
Geifte ſehr bald vorgehen. Unter dem Kampfe mit den 
erften Bedärfniffen des Lebens, unter faft ununterbroche- 
ner Arbeit, unter Nachtwachen und Anftrengung Vers 
mehrten fib nit allein feine Kennmiſſe, entwidelten 
ch nicht allein feine Seelenfräfte mit Bligedfchnelle, 
ondern auch auf eine wunderbare Weiſe fein Körper; 
er wuchs, dad Körperlie ſchien ſich mit derfelben 
Schnelligkeit zu entwideln, als fein Geift, er wurde 
groß und Erdftig gebaut: die Anfälle der fuͤrchterlichen 
rankheit, welche ibn biöper verbeert hatten, wurden all» 
maͤblich immer feltener, ja fie hörten nad Verlauf von 
nit vollen 2 Jahren fo gaͤnzlich auf, daß er nachher 
fein ganzes £eben hindurch niemald einen Anfall davon 
hatte. Diefe doppelte Entwidelung war fo merfmärbig 
und rDentlic, daß ein mit ihm auferzogener Sreun 
der Kindheit, welcher nah Verlauf von 2 Zahren ihn 
in Gopendagen befuchte, ihn ganz und gar nit wieder 
erkannte. Die Zrucht feined außerordentlihen Stre⸗ 
bend mar, daß er fhon nach zweijährigem Aufenthalt in 
der Hauptſtadt bei dem anatomiſch⸗chirurgiſchen Amphi⸗ 
theater 1785 dad Eramen machen Fonnte, unmittelbar 
ehe die chirurgifde Akademie errichtes wurde, fo daß er 
der Letzte war, der dieſes Eramen ablegte. Schon im 
folgenden Jahre wurde er als Oberchirurg auf einer 


188 Sehne - 


N net ju , der. 
En I Bern 
Bien CHR, —* —* 68 — Fu, 





jabr 1797 unternahm £ eine Bet ** 
lien: Tein — — dafelbk mar Ihm vom 
rtdeil; - feine Dorlicde für das Gtudium ber 
ihre wurde dadurd vo: Besen gen [7] — 


Koi 
un für alles on ne a no 
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f&drft, e te höhe: Ian Sm — 


* % 88 an in N ri mo er ft 

ganifation ber Gentraladwinifration Ki 

vom Douneröberg zum Secretaire-Interpröte einanni und 

ibm die Rrdeftion es Beobaq tert am Donnei 

übergeben wurde. Den "Stra des legen ege jours 

nald befimmte der —— der Verſaſſers 
ie Unterkügung ‚der Armen, r.1799 die 
jrofeffur der fdbnen Slfenfaatten N der univeräuit 

u aan, erledigt ware: ward Lebne von dem &egies 

miffär ©be diefer Stelle vorgefchlagen. 
er — und — fie mit ao jem Beital_bi —— 
ãufdebung der Univerfität und rritun; ie 








— — eruug gr‘ Aende re — =: 
En ie an or (ine 
jen â N— fein ei 


e Sarıken J SH ube — 
Bier: S— Ei iftorifi — 
Darren Dom vom Bemenken. SR ars 


der Republik, Malı 
Sonaparı. &ı Darren To a Y 2 es 


Voͤltzcke. 169 


1817. — Einige Bemerkungen über das Unternehmen - 
d. gelebrten Geſellſchaft zu Haarlem, ihrer Stadt bie 
Edre der Erfindung der Buchdruckerkunſt zn ertragen. 
(Aus der Zeitfchrift „Der Spiegel“ befonders abgedrudı). 
Ebr 1838. 2. Ausg. 18%. 8. Audg. 1897. — Ro 
want. Geereife von Genua nach Neapel. Ebd. 1825. — 
Biograpbie des franzöf. Generald Eitemeier im 3. und 
5. Jahrgang des neuen Nekrologs. 


* 42%. D. Johann Jakob Voͤltzcke, 


König. penfionirter wirklicher Beneraldyirurguß der Armee, Hits 
ter bed eifernen Kreuzed Zr Klafle am ſchwarzen Bande, d. Wla⸗ 
dimirordens Ar Klaffe und ded St. Annenordend 2&r Kl., auch Rits 
ter der Ehrenlegion und Mitglied mehrerer gelehrten Gefellfchafs 
ten, su Berlin; 
geb. den W. Ian. 1766, gell. den 17. Bebr, 1836. 


Voͤltzcke erlangte in der lateiniſchen Schule feiner 
Daterfiadt Rügenwalde fo viel Bildung, Daß er die 
Sigenſceſter liebgewann und in Berlin mit Eifer weis 
ser Arebte, bis er daſelbſt, 18 Jahre alt, zu den nature. 
wiflenfdaftliden und mediciniſch⸗chirurgiſchen Studien 
hbergeben Eonnte. Die Profefforen Des mebieinifp- Qi 
snrgifden Collegiums, namentlich Der Profeflor Gönner, 
batten den Süngling, in dem fi gluͤckliche Naturgaben 
und der freie Trieb zur intellektuellen Ausbildung bes’ 
gegneten,, lieb und zeichneten ihn befonders aus. Aber 
mitten in dem belohnendften Eifer traf den Wjaͤbrigen 
woblgemachfenen jungen Mann der Ruf des Infantes 
rieregiments von Billerbeck, welchem er, nad der da⸗ 
maligen Kantonverfaſſung, mit den Waffen in der gm 
zu dienen verpflihter war und er batte noch von läd 
zu ſagen, daB es ibm vergoͤnnt ward, den 1. Auguft 
41784 Kompagniedirurgus zu werden. Neun jahre lang. 
waͤhrte dieſer Zmangsdient, in welchem aber mande 
Erfahrung erworben, der wiſſenſchaftliche und moralis 
(de Charakter befeftigt und in der Familie des Majors 
von Zafrom, des nacberigen Eönigliden Generalabju⸗ 
tanten, eine dauernde, einflußreiche freundfcdaftlie: 
Verbindung angefnüpft wurde. Den naͤchſten Aulaß gu- 
feiner weitern bärgerliden Entwidelung gab die Der. 
günkigung, 1701 nach Berlin zu geben und nicht ner: 
mehrere naturmiffenfchaftlide und mediciniſch⸗ dirurgis 
fe Kollegien nochmals zu hören, auf der Anatomie 
orößere Sastfchriste zu gewinnen „ Die Gelegegheit im 
Eharise-Krantenhaufe zu benugen, fondern and Vie % 


160. WVoͤltzcke. 


ſopbi ten Hörfäle- zu befuden. Eine fo planvolle 
HEERES 


net; er bee Börde n-ald Ol even Bene 


—— zu —— un ie nad 


gran) ir — je zu ielſien. 
a Ic en, run eo Ft 2 
33 36 die_einer beffern Zagaretheintichtung enge, 


Breuer, — und erwarb Ai dadurd nie 


ben war indeg die dode a ng gemorben, En inte 
widmete, weil er Ihn immer iürdiger fand, je mg e 
is. tennen lernte. Beweiſe der —* 3 





* im. Winter. 1707 mit ſo gluͤcklicem 
Kine 9 jroße Prüfung, daß er den 12, Mai des 
von en — jen drei verſdiedenen 


— ae ae mein Sim elinife 


— N —A— En 
Me Kein Hingebung in 


Fulbn fein. Sum 





-wr DE PO) N — POT . 


Voͤltzcke. 161 
pflidtete, fo mußte es auch amedmäßig erföjeinen , N 


fenden, um fir umzufeben, welche nügliche ebicinale 


wurden zu Anfang des — 1001 nemöbrt. 
er En 


irürgus; den 30. Tanuar 1802 Regimentshirurgus 

des 13. Dragonerregimente und den 26. November 
Hegimentschirurgud beim Kadettencorps in Berlin. Die 
Segtere Naqhricht traf ihn in London und er trat, vom 
bier zuruͤckgekehrt, feinen neuen Beruf an, in welchem 
er fid bald ald Arzt und Menfch geltend machte. Auch 
in der Stadt wandten fi ihm Diele zu. Uber ed fchien 
ibm nicht fo recht beftimmt zu fein, dauernde Hätten 
zu bauen; denn ſchon den 29. Dctober 1805 wurde er, 
ebrenvoll genug, zum vierten Generalchirurgus Der Ars 
mee und zum zweiten Mitaliede der Seldlazarethdirecs 
tion des fränfifcden Corps d’Armee ernannt. Die le 
sere Beſtimmung führte ihn nad Damburg, wo er fi 
mit der ihn Überlebenden Wittwe ebelich verband. N 
vor_der Abreife aus Berlin empfing er von ber Unis 
verfität Sranffurt das mediciniſch⸗chirurgiſche Doctordis 

(om vom 1. December 1805, mit einem Briefe vom 

rofeffor Berends *), in welchem Diefer große Arzt, lies 
bendwärdig wie er war, unter andern fagt: „Ich wüns 
(de Ihnen und der Fakultaͤt Glüd, weil dies eine der. 
a erbinge feltenen Promotionen if, die beiden Theilen 
auf gleihe Weife zur Ehre gereihen.” Die widrigen 
Ereignifle, des Jahres 1806 dat DB. beftanden, wie es 
die DBerbältniffe nur irgend zuließen: er war der ruͤck⸗ 

ängigen Armee zur Unterbringung ihrer Kranken und 
Derwundeten in Magdeburg mbg bepülflich, zog 
son da mit dem Armeekorps des Sürften von Hoben- 
Iode aus, entging den Kapitulationen yon Prenzlau und 
son Anklam und führte ein nicht unbedeütendes 2 
serbperfonal der Dispoſition des Koͤnigs nach Preußen 


*) Deſſen Biogr- f. im 1. Jahrg. ded N. Retr. ©. al. 
N, Nebsolog 14. Jahrg. 41 





168 Boͤltzke. 


in, woran dort zu jener Zeit fein geringer Mangel war. 
Beine Betriebfamkeit in tem damaligen Sriege im 
@reußen bat den davon abdängigen Veranfaltungen kei⸗ 
wen ‘Vorwurf zugezogen, obgleich Ddiefe mannidfältige, 
nicht unbedeutende, mierigteiten su befiegen hatten. 
Demnähr murde ihm der Befehl, dasjenige Armee» 
torpd zu begleiten, mit weichem der Graf 8. 2. von 
88 eine Expedition in Sawediſch Pommern zu 
macpen beftimmt war und wenn gleich diefe —— 
Unternehmung nit zur Ausführung kam fo batte 

doc zur — feiner Aufgabe in fo dodem Grade Al- 
de& getban, daß Blücerd Hogachtung Ihm feirdem un« 
wandelbar geblieben ift, worhr die Documente aus allen 
gaben zeugen. Au Treptow ferieb ber General den 

. Mai 1808 an ihn, dlos um Dank und Werkennus 
audzufpreben und (bloß: „mie, wenn Gr. Maj. mir 


nod dereinkt ein mobiled Eorps Truppen arjuverirauen . 


jerudten, ich gewiß Darauf antragen wärde, daß Em 
% Igeboren wieder ald erſter Vorfteber des Feldlazar 
ei feibigen angeftellt wärden ıc.” Diefem Briefe 
war dad koͤnigliche Kabineröfhreiben beigelegt, in mel 
em DB. ant Blaͤgers amtlihen Bericht belobt war. 
r König hatte aber damald {bon felöft dem chirurgk 
[den Perfonal feine Gnade zugewandt und verlieh Dem 
felben bald darauf Dffizierdrang; — ®., als wirklider 
neralcpirurguß, befam Majorsrang. Er mar damal6 
in Berlin und folte bier, während der Beind nod die 
Marten befegt dielt, die volltändige Ausrüßung ‚der zu 
einer Divifion gehdrigen Feidlazarethe vorbereitend 
beforgen, dag alles Aufſehen vermieden würde; fpätere 
Pin, den 10. September 1809, ward er der brandenburs 
gigen und pommerfen Ttuppenbrigade &berwiefen. 
8 er in diefem Berufe geleittet, beseuget Then 
der DOberk von Hate *), als Director de& allgemeinen 
Kriegödepartementd, in einem Schreiben vom 13. Jar 
nuar 1811: „Ih babe,“ fagt derfelbe, „in dem Daupte 
bericht, den . Wohlgeboren Aber die Bereifung der 
Sarnifonkazarethe in den pommerfhen und neumärkie 
fen Städten erfatter haben und in den beigefügt ge⸗ 
wefenen fpeziellen, Befdreibungen der einzelnen Anka. 
ten mit vielem Bergni 905 die Sorge wahrgenommen, 
die Sie für die WVerbeflerung der Shuirarprantenpfege 
in Sprem Divifonsbezirke begen, aber an) den Spare 
9) Dolken Biete. 4, fm 8. Sahro. des R. Reie. ©. 1ur0. 





Boͤltzke. 163 


finn und die Bründlickeit, mit welchen Sie die dahin 
führenden Mittel aufgeellt und zur weitern De 
ng warbereitet baben.” Doc waren das Alles nur 
Bor reitungen zur Entwidelung des Beflern, welches 
felbk in dem Feldzuge von 1812 näher fam. Voͤltzcke 
wurde dem Grawertſchen Corps beigegeben, wel 
eine Beſtimmung nad Kurland erbielt. Hier erdffnete 
ch idm ein bedeusended geld, in großen Verbhältniffen 
feine Kraft und fein Geſchick au zeigen und wenn er 
vorher mit Ehren befanden war, fo darf man fagen, 
re von nun an mit Rubm ericeint. Es ift fon 
von General von Seydlig in einer allgemein bekann⸗ 
ten Schrift ausgeſprochen, in welchem Vertrauen er 
auch ald Grawerts Arzt in entfcheidenden Momenten das 
gefanden; General von Dorf *) aber geihnete ihn fehr 
aud, nachdem er feinen militärifhen Heldenmuth auf 
Dem Kampfplage, feine ritterlihe Dingebung im Kran» 
£enbaufe, feine fledenlofe Unbeſtechlihkeit an der Spitze 
der Verwaltung batte Fennen lernen und Diefe Tugens 
den haben feine Bürgerkrone auch gebildet auf der Küds 
kehr aus Kurland und auf den beiden großen Zügen 
nah Parid. Noch lebt Mancher aus den Hauptquartiee 
ren von Dorf und von DBlücher, der ald Augenzeuge 
Voͤltzcke's Lob verkuͤndet, manded fariftlide Deukmal 
Fr erhalten und was er dem Füͤrſten Bluͤcher in emtw 
Deidender Minute in ihm dem Kranken und dem Des 
terlande geweſen, hat der Marſchall Gneiſenau, alö der 
nächte Vertraute, dem Arzte ſtets hoch angereQnel, — 
Nach dem zweiten Einzuge in Paris zog ſich V., den 
40. Auguſt 1815, wegen feiner angegrittenen Geſund⸗ 
beit, aus dem Dienft zurück; In Verſailles empfing er 
Den erbetenen Abſchied vom 16. September mit Den» 
on. So kehrte er beim, den Reſt feiner Tage in Kube 
u verbringen. 31 Sabre. hatte er dem Vaterlande und 
er leidenden Menſodeit treu gedient und er brachte 
ein belobnendes Gefühl mit fih in die Stile der Zu⸗ 
rüchgezogenheit, aber ed ging Ibm, wie ed den meillen 
Männern gebt, die im großen Wirken raſch und räfıg 
viel in Eurjer Zeit zu Ichaffen wußten ; er mußte die 
von allen Öffeneliben Aemtern freie Muße kaum fo 
feiht zu tragen, ald den Sturm und Drang der gebdufs 
teten Gele fte. Mancherlei gaben ihm menſchenfreund⸗ 
liche Sorgen für Waiſenwittwen und Arme zuthun; auch 





°, Deſſen Biographie ſ. N. Nekr. 8. Sen &, 781. 


166 Herholdt. 


egatte angeſtellt und machte eine Reiſe in die Nord» 
ee. Im Herb 1787 wurde er Refervechirurg bei eis 
ner andern GSeedivifion und den folgenden Herbſt ald 
Dberdirurg auf ein Kriegsſchiff in die Oſtſee comman⸗ 
Dirt. Den Herbft darauf machte er das Eramen bei der. 
&irurgifden Akademie und ward 1790 Reſervechiru 
bei derfelden. Im Jahr 1792 wurde er zum interimi⸗ 
Kifchen Divifionschirurgen beim Geeetat ernannt; zwei 
Jahr naher wirklicher Divifiondhirurg bei derfelben 
und verblieb in diefem Poften bis zum Jahr 1819. Den 
6. Januar deffelben Jahrs wurde er zum Obermedicus 
am Friedrichshoſpital befördert, in welchen: Umte er bis 
125 blieb. Im Jahr 4802 den 9. Dctober nahm er 
den Doctorgrad' bei der Univerfität Eopenbagen an und 
wurde 1805 zum außerordenslihen Profeflor in der Heil⸗ 
kunde bei der Univerfität ernannt und im Nov, 1818 
ordentlicher Profeflor und Mitglied des Conſiſtoriums. 
Seis den Jahr_1806 war er Stabsmedicus beim See⸗ 
etat. Er war Mitglied des Gefundheitdcollegiumd und 
mebreremale zum Dekan deffelben erwählt, wie auch 
um Rektor bei der Univerfitdt. Außerdem war er auch 
itglied der Direction für das Seehoſpital und der 
Direction für die Geſellſchaft zur Rettung der Ertruns 
genen und Sceintodten. Der König ertbeilte ihm, aus 
Ber fo vielen Beweifen von Zutrauen zu H.'s audges 
zeichneten Eigenfhaften, mebdrere befondere Ehrenbejetts 
gungen: den 31. Juli 1815 wurde er zum Ritter des 
Danebrogordend ernannt, den 4. November 1828 zum 
wirfliden Etatsratd und den 31. März 1834 zum Das 
nebrogdömann. eine „große wiſſenſchafilidee Wirkſam⸗ 
keit machte ihn zum Mitglied vieler gelehrten Geſell⸗ 
ſchaften; To war er, außer dergleichen Bereinigungen 
in Copenhagen, Mitglied im Audlande von der Fünigl. 
Geſellſchaft der Wiflenfdaften in Neapel, von der. Pon⸗ 
tanianifden Akademie und von der Geſellſchaft Sebazia 
für —J8 und Kuͤnſte deſſelben Orts, der phi⸗ 
oſophi a ae Sefellfwaft in Würzburg, Der 
mediciniſch⸗chirurgiſchen Geſellſchaft in Berlin, der Pdye 
Rfalı d⸗mediciniſchen Gefellfhaft in Srlangen, der mes - 
iein (den Geſellſchaft in Dpiladelpbia, der medicinis 
[ n Geſellſchaft in Parid, der Akademie der Wiſſen⸗ 
ften und der medicinifhen Geſellſchaft in Stodholm. 
braucht nicht erwähnt zu werden, daß Herbholdt in 
vielen “jahren einer von den audgezeichnetftien, am weis 
Ken zeſüchten Yerjten war. Sräb erlangte er eine bes 


Köhler. 176 


ihm dad Mechanifche deffelben leicht erlernen ließ, ver⸗ 
band er ein hoͤchſt wortbeilhafted Aeußere und würde 
gewiß eine Zierde der Truppen geworden fein, wenn 
nicht Kraͤnklichkeit fi bei ibm gezeigt hätte, die, bes 
ſonders feit er ſich mit der Tochter eines ebemaligen 
Butsbefigerd in feiner Garnifonftadt Wurzen vereheligt 
datte , mit folder Gewalt zunabm, daß hie feinem Le⸗ 
PH ein nur zu frühes Ziel am oben genannten Tage 
e te. — 

Dreöben. 3. v. Wißleben. 


* 49... M. Sohann Friedrich Köhler, 
Paſtor zu Windifhleuda im Herzogthum Sachſen⸗Altenburg; 
geboren den 20. San. 1766, geſtorben den 23. Febr. 1886. 


Köpter ward zu Altenburg geboren, wo fein Vater 
offiſcher war, verließ jedoch frübgeitig dad elterlicye 
aus, um in dem feines mwärdigen Onkels, des Kapi⸗ 
tdnd Ziegler, aufgenommen zu werden, in weldem er 
faft mehr als elterliche men und eine wirflih_HödhR 
vortheilhafte Erziebung fand. Beine geiftige Grand» 
Bildung erbielt er bis zum Jahre 1782 im Gymnaſium 
der Vaterſtadt, worauf er Anfangs 1783, um fi) zu Dem 
Amte eined Predigerd vorzubereiten, die Univerfität Je⸗ 
na bezog, fie aber nach zweijährigem Aufenthalte Das 
ſelbſt wieder verließ, um feine Studien in Leiptig zw 
beſchließen. Nachdem er nach einjäbrigem Aufenthalte 
in £eipzig dad Eandidateneramen befanden batte, warb 
er Hofmeifter der jungen Samilie bed Appellationsraths 
und Landſchaftsdirektors Grafen Yon Lindenau in Al— 
tenburg, deſſen einem Sobhne, dem derzeitigen k. ſaͤchfi⸗ 
(den Staatöminifter Grafen Bernhard Auguft von Lin 
Denau, er fpäter auch fogar Sübrer auf der Univerſitaͤt 
ward, der er ſelbſt den größten Tdeil feiner wiſſenſchaft⸗ 
lichen QAudbildung verdanfte. Dort ward er, geehrt 
dur die Bekantſchaft und Freundſchaft ded Directors 
Plato , To mie des no lebenden Directors Dofz, 
des Magifterd Döring und, anderer ruͤhmlichſt ausge⸗ 
ichneter Schulmänner, zugleich mehrere Sabre hinda 
ehrer an der dafigen Ratböfreifhule, mährend wel 
eit er fib aud die Würde eined Magifterd erwarb und 
n dem ſegenſchaffenden Kreiſe fortarbeitere, vis feine 
fchhere Ehrenſtelle im erwähnten Haufe der Grund zu 


”;, Meilen Biogr. ſ. im u. Jahrg. d. R. Rekr. ©, 200, 


uss Herholdt. 


von 2. Krohn in Kopenhagen gearbeitet. — Seine 
©criften find: Weberfiht der vornebmften Urſachen der 
Blindheit. Copenhagen 1737. — Afhandliag om et nyt 
blodstillende Instrument; som skal forsvares i det las- 
kyndige Selskab den 80. Juli. Kjöbenhavn 17%. — 
—— de quaestione medica: „num vires medi- 
camentorum (plantarum verbi gratia) officinalium aut chy- 
‚ mica analysi, aut sensuum ope, aut consideratione simili- 
tadinis in partibus essentialibus, rectius cognoscuntar?“ 
Eam Univorsitas Havniensis Ao. 1792 discutiendam pro- 
posuerat et praemium decrevit. Havniae 1794. — Com- 
mentatio de vita, inprimis foetus humani, ejusque morte 
sub partu. Diss. inaug. Ibid. 1802, (Wurde von 3. €. 
CTode ind Deutfhe überfegt und erfhien 1808 su Co⸗ 
penbagen.) — Betragtninger over Brystsyge og Lunges- 
vindsot, Kjöbenh. 1805. (Stand dann Beute in Dat 
leß N. Tournal_der ausl. medic. chirurg. Zitt. Bd. 11. 
1813. St. 2. Art. 1. ©. 161—224 und ©. 315. Er⸗ 
f&ien auch einzeln. [Nürnberg 1814... — Mit Chr. 8. 
umader: De officinelle Laegemidler af Planteriget, 
som voxe vildt, eller Kunne dyrkes i de danske Stater, 
Kjöbenh. 1808. (Dazu erfhien von einem Ungenann⸗ 
ten: Herbarium pharmaceuticam, eller Afbildninger til 
Prof. Schumacher’s og Herholdt’s Fortegnelse. Kjöbenh, 
1822 — 25.) — Anniversaria in memoriam reipublicae- 
sacrae et literariae etc. restauratae. Havn. 1812. — 
Observatio de affectibus morbosis virginis havniensis, cui 
plurimae acus e variis corporis partibus excisae et ex- 
tractae sunt. Havn. 1822. — Udtag af Prof. Herholdt’s 
Dagböger over Rachel Hertz’s Sygdomme, i Aarene 1807 
—163 med tilföiede Bemaerkninger, Kjöbenh. 1826. 
Erſchien in demfelden Jahre auch deutſch zu Copenha⸗ 
gen.). — Oratio quam ad festum semiseculare F. 
Schumacheri celebraudum habuit. Hamn. 1828. — Hatte 
Untheil an: Pharmacopoea militaris etc. Kjöbenh, 1819. 
Gab beraus: Archiv for Laegevidenskabens Historie i 
Danmark. Bd, 1, Heft 1. Kjöbenh. 1828. Ueberſetzte 
mit C. ©. Rafn: Xav. Bichat Undersögelse om Liv. 
og Död; et frit Udtog efter det Franske. Kjöbenh. 
1802. Lieferte Beiträge zu Tode’s Medioinatblade, Zu 
deſſen Sundhedsjournal und deſſen arzneik. Annal., zur 
zit, sur Phys. medico-chir. Bibl,, zu Skandinar. Litt. 
elsk. Skrifter, zu Lhde Portraiter med Biogsaphier, zur 


Nyt Bibl, for Laeger, ju Otto's nyo Hygaca, au Oerstod’s 


hy 


Siedenburg. 169 


Oversigt over det Kl. Danske Vidensk. Selsk. Forhandt 
fra 81. Mai 1829 til 91. Mai 1830 u, f. m. j 
. D. $. Luͤbker. 


* 44. Auguſtin Bernhard Siedenburg, 
Doctor der Medicin und praktiſcher Arzt in Hamburg; 
geb. am 14. Dec. 1780, geſt. den 18. Febr. 1836. 


Er beſuchte, um ſich die allgemeine Vorbereitung 
für die Akademie zu verfhaffen, dad Domgynmaſium 
feiner Vaterſtadt Rageburg, bezog dann im reifern Als 
ter, um fib dem Studium der Arzneifunde, die er 
ſchon früh liebgewonnen batte, zu widmen, Die Univer⸗ 
fität Jena, bildete fi hier unter tüchtigen Zebrern treff- 
lich aus und befuchte dann no, um nicht obne praftis 
ſche Erfahrung feinen Beruf auszuüben, mehrere der 
bedeutendften Heilanftalten Deutfhlandt. Go vorbe⸗ 
reiter fam er nad Hamburg, wo er feinen Wohn anfe 
chlug. Es gelang ibm ſehr bald, fi einen bedeuten. 
en Wirkungskreis zu bilden, wozu fein liebenswürdi⸗ 
ged, mildes Wefen Vieles beitrug. Im Mai ded Jadrs 
41806 verbeirathete er fi mit der Wittme Caroline. Ca⸗ 
tharine Weftphal, geb. Mac Gregor aud Newyork; aber 
dieſe glüdfihe Ehe ward fhon nah drei Fahren durch 
den Tod der Gattin getrennt. Im J. 1810 wählte er 
Anna Chriftine Holler zu feiner zweiten Gattin; fie 
trauert tief um den Gatten, der ihr nad langem Kr Ne 
feln am oben genannten Tage entriffen ward. — Gier 
Denburg war im firengften Sinne ded Worte ein Deit- 
fer Biedermann. Sein findlided Gemäth ermwedte 
bei feinem frommen Streben nah Rechtlichkeit überall 
Derirauen und Zuneigung. Als Arzt erfhien er am 
Kranfenbette HöhR theilnehmend und diefe Theilnahme 
fprach den Kranken um fo freundlicher an, da fie durch 
eine fanfte, milde Stimme unterftüßt ward; aled Bars 
ſche, Gebieterifhe, wodurch die Söhne Aesculaps oft 
zu imponiren fuchen, war fern; doch war er dabei 
nichts weniger, als kopfhaͤngeriſch, fondern ſtets ermun⸗ 
ternd und ſelten verließ er einen Patienten, ohne ihn 
durch troſtvolle Worte gehoben zu haben. Von den en⸗ 
gen Grenzen feiner Kunſt war er uͤberzeugt und mußte 
ed nur zu gut, daß ind innere der Natur Fein erfchafe 
fener Geift Dringe. Daber fühlte er fi auch nicht ges 
tränft, wenn der Kranke ihm zur Seite noch. einen 
zweiten Arzt verlangte und zeigte überhaupt wit dem 


170 Galliſen. 


wirklich Kranken die größte Geduld. Armenpraxis hatte 
er nicht; aber dennoch leiftete er verſchaͤmten Armen 
unentgeltlich gern und unverdroffen Hälfe, fo dag man 
ibn der Sache nad für einen Armenarzt halten Fonnte. 
Er gehörte dem Drden der Sreimaurer und zwar den 
höhern Graden deffelden an, bier fand fein zum Wohl» 
thun geneigter Sinn die fhönfte Gelegenbeit, fi zu 
beſchaͤftigen. Er genoß In diefem, wie in allen Kreifen, 
denen er angehörte, große Liebe und ungetheilte Ach⸗ 


sung. — 
. * 45. Chriftian Callifen, 
. Eönigl. dänifcher Juſtizrath und Ober: und Landgerichtsadvorat zu 


u 
Gluͤckſtadt; 
geb. den 5. Apr. 1742, geſt. den W. Febr. 1886. 


Er war in dem Sieden Preetz geboren, wo fein Da; 
ter, Tobann Leonhard Gallifen, Klofterprediger war. 
Schon im Alter von 19 Jahren, nemlich im Jahr 1761, 
begann er feine praktiſche Wirkſamkeit ald Regierungs⸗ 
sad Obergerichtsadvokat zu Glückſtadt. Dom Könige 
wurde er am 26. Januar 1816 zum Juſtizrathe ernannt. 
Er war in beiden Herzogtbämern ald einer der geſchick 
teen und rechifchaffeniten Advofaten des Landes bes 
räbmt, bis er vor etwa 20 Jahren fein Geſicht verler 
und dadurch gendtbigt_ wurde, feine audgebreitete Pra 
xis aufzugeben. Indeſſen blieb er im vollen Deit ftis 
ned Gedäctniffed und aller feiner Geiſteskraͤfte bis zur 
©tunde feines plöglich erfolgten Todes, fo wie er von 
allen Schwachheiten ded Alters fat gänzlich verfchent, 
das Ziel feined langen Lebens erreichte (er wurde fat 
94 Jahre alt und war der alteſte Advokat in beiden 
pe ogthümern). — Don feinen drei Söhnen if der 
Itete, Ehriftian Friedrich Calliſen, Generalfuperinten- 
dent und Dberconfifiorialrath im Herzogthum Gdleb: 
wig; der zweite Dbergerichtöadvofat in Glädftadt und 
der jüngfte, Adolph Carl Peter, bei der chirurgiſchen 
Akademie in Copenhagen Profeffor. — Seine Sürif 
ten find: Promtuarium juridicum äber die im Gcledw. 
off. Anzeiger entbaltenen Berordnungen, in alphabe⸗ 
tiſcher Ordnung. Plön 1769. 2. verm. Auflage. Gluͤck⸗ 
de 1791.— Fortgeſetztes Promtuarium juridicum. Ham⸗ 
rg 1789. — Eine ziemlich betraͤchtliche Anzahl von 
Schutzſchriften in zum Theil fehr intereffanten Prozeßſa⸗ 
den, welche bei dem holſteiniſchen adelihen Landgerichte 


Parow. tn 


nd bei de i Ö Difaofterien in SlüdRabs 
—* — ran —8— — FG Qläd: 


46. Johann Ernft Daniel Parow, 
Senior der Univerfität zu Greifswald, Prokanzler, Doctor und 
erfter Profeflor der Theologle, Superintendent und Paftor zu Gt* 

‚Marien, Ritter ıc. 205 . 


geb. den 17. Mat 1771, gefl. den 20. Bebr. 1836". 


Geboren zu Widmer, empfing er feine Schulbile 
dung zunaͤchſt durch Privatlehrer und nachher in Prima 
auf dem dortigen Gymnaſium und ed entmwidelte id 
fein geittiged Talent dier fo früb, daß er fon 1788 bie 
Univerfität Greifswalde beziehen Eonnte, um fich Dem 
Studium der Theologie. zu widmen, Beſonders aber 
zogen ibn die pitofopblfeen Borlefungen ded damali⸗ 
gen Profefford und Kanzleiramd Mubrbed an, fo wie 
er auch dem mathematifhen und phyſikaliſchen Studium 
ſich ſtets mit lebhaften Intereſſe zugewandt bar. WIE 
aber im Jahr 1790 der um dad Schül⸗ und Kirchenwe⸗ 
fen diefer Provinz befonderd verdient gewordene D, 
Schlegel aus Riga zum Generalfuperintendenten nad 
Greifswald berufen ward, fo führte ihn dieſer erft im 
dad innere der Theologie ein und fuchte den talent 
vollen Süngling, der fpdter auch fein Schwiegerſohn 
ward, zugleich zu beftimmen, fi dem akademiſchen Lehr» 
fahe zu widmen. Im Tahr 1794 promovirte er in der 

diloſophiſchen Fakultät und nad einer auf die enge‘ 
Re enften Univerfitäen Deutſchlands unternommenen Reife 
eröffnete er zu Michaelid 1795 zu Greifswald feine phi⸗ 
lofopbifhen Vortraͤge und ward 1796 ald Adjunft bei 
der philoſophiſchen Fakultaͤt angeftellt, lad feit diefer 
Zeit fat über alle Didciplinen der theoretiſchen und 
ben Philoſophie und befundete auch fein pbilos 
ophiſches gründliche Denfen in dem von ibm im %. 
1799 herausgegebenen „Grundriß der Vernunft und Ne 
ligion“, begann aber auch bei eintretendem Bedärk 
niffe bald die theologifhe Sakultdı zu unterftüßen und 
trug Kirchens und Dogmengefhichte vor. Im I. 180% 
erbielt er von der theologiſchen Fakultaͤt zu Wittenberg 
die Doctorwürde und im naͤchſten Jahre wurde er zum 
anßerordentlichen Profeflor Der Theologie ernannt, 418 


*) Allgem. Kirchenzeltung. 1886. R. 66- 





in Parow. 


aber zum orbentlihen Profeffor_betördert, wo er er 
glei das damit verbundene Paſtorat an der St 
rienkirche übernahm und. Hr derfelben fr ee ale. A 
feflor dem daſigen eiflien Sonfiko rium, — 
net ward, feit 18%4 a er das Präfidium in diefem Ge 
töhofe führte. Eben fo bat er auch Die damals er 
kedigte Generalfuperintendur bis 1827, wo die Vereini⸗ 
ung derfelben mit_der in Stettin fattfand , interimi⸗ 
vermaltet,; dad Amt eineß Stadtfuperintendenten 
aber und die Warde eines Drofanzlerd der Univerfitdt 
fortgefept Nie su feinem Rod bekleidet. — Die Unis 
Yerfität betrauert in ihm einen Mann, der fi burg 
ein MOjähriged eifriged and fruchtbare® Wirken um 
perbient gemacht bat. Er befaß einen beilen und eias 
Blick, ein lebendiged Intereſſe für die W — 
u, St durch feine mebrfacgen praftifden Beru 
kreife nie geſchwaͤcht ward. ch noch in Genen gen 
dat er eine Reihe von Sabren dur einen fürmii 
u Der philoſophiſchen Wiſſenſchaften eine beden⸗ 
tende Lücke an der Univerſitaͤt ausgefuͤllt uud dadurch 
für die Se haltune derfelben weſentlich beigetragen. Auch 
erkannte der Staat feine Verdienſte durch den im Jahr 
4829 ihm ertheilten koͤniglichen rothen Adlerorden drit 
ter Klaſſe an. Sein Ebarakter war frei und edel, feine 
Befinnung die reinfte und edelfte, fein Rechtögerhpt arf 
le bendig. Sein Andenken wird unvergeblich fein. 
* —E driften find: Rede am Geburtstage Er. 
Maiefide Guſtav des Dritten, über die Sorge e. Re⸗ 
genten für die Ehre feiner Nation. Greifswald 1791. 
— Ueber die Bugten des Fortgangs in d. durch Lu⸗ 
ther angefangenen eligionsverbe Nerung; eine Rede * 
Feier des Upſaler ne 1799. 
Predigten über die Epiftel am —* e Oeptuag md 
und über Pſ. 125, 1. XLübek 1794 ondere 
et usu argumentorum religionis "christianae divinitatem 
robantium. Gryph. 1795. — Unterfuhung über den 
der Philofophie und d. verfhiedenen Werth d. 
philoſoph. Spfteme. Berlin u. Stralfund 1795. — 
Commentatio theol., qua Atlanasii vera de divinitate Je- 
su Christi sententia evolvitur. Gryph. 1801. — Gat 
derauß: Dr. Gottl. Säieoet Handbuc e. praktiſchen 
yakoralwifienfaaft. 1811. (Daraus werd beſon⸗ 
edrudt: vn Verdienſte und Charakter D. 
En, mramseh an de — Gredigt bei dem Antritte feines 
an der Marienkirche su Greifswald gehal⸗ 





Jig. 173 


summa quum J.utherus verbo divino asseruit anctoritate. 
Orstio saecul, Ibid. 1818. — Außerdem lieferte er Bei⸗ 
träge zu Ammons Maga. f, hriftl. Prediger und Res 
centionen zu den Greifswald. Eritifhen Nachrichten. - 


47. 3. Georg Ilg, 
8 U, Rath, Doctor d. Chirurgie u. Profeflor d. Anatomie zu Prag; 
geboren im Jahr 1771, gef. den X. Febr. 1836 *). 


Ilg war Au Hütteldorf in Niederöftreih geboren, 
Diente vom Jadre 1788 bis 1804 ald Unter- und Ober⸗ 
feldarzt in der 8. f. Armee und fing fchon im legt ges 
nannten Sabre an, fid ald Profektor und Zebrer der 
chirurgiſchen Böglinge an der k. k. Tofephöafademie in 
Wien um die Bildung tüchtiger Anatomen ausgezeich> 
nete Derdienfte zu erwerben; ward am 26. Mai 1807 
ald Doctor promopirt, im Jahre 1808 Öffentliger leh⸗ 
render Proſektor an der Joſephsakademie in Wien, im 
abre 1809 aber an der Prager Univerfität, endlich im 
abre 4810 ordentlicher Öffentlicher rofeffor dieſes 
ebrfached in Prag. Die rege Liebe für feinen Beruf, 
die er in diefer Eigenfchaft über 32 Jahre bindurc bee 
thaͤtigte und die ihn feine Beſtrebungen nit blos auf 
flichterfüllung beſchraͤnken ließ, bemog ihn zur freiwils 
igen Anlegung reichbaltiger Sammlungen anatomifcher . 
Präparate womit er mebrere ankisune des Öfterreichie 
ben Kaiferflaated bereiherte. Die Joſephiniſche Aka 
demie erhielt einen Schatz vollfommen gelungener Praͤ⸗ 
parate des menſchlichen Gehdrorgans von ibm, weiche 
wohl ſchwerlich auf irgend einer Univerſitaͤt Deutſch⸗ 
lands ihres Gleichen finden dürften. Ueberdies ftellte er 
mit größter Sorgfalt eine aus 133 Gfeletten von Saͤu⸗ 
getbieren, Voͤgeln und Reptilien und aus 207 Präpa- 
rasen verfhiedener Thiertheile befiedende Sammlung 
anatomifher Gegenftände der, welche er dem Naturds 
lienfabinete der Wiener Univerfität einverleibte. Mit 
namenlofem Fleiße und großem Koftenaufmande brachte 
er eine eben fo zierliche, als inftruftive Sammlung von 
Saͤugthierzaͤhnen zu Stande, wovon ein Eremplar dem 
Naturalienkabinerte der Wiener Univerfität, eined der 

ofephöafademie , eined dem Naturalienfabinete, der 

rager Univerfisät, eined dem vaterländifhen Mufeam 


2 


°) Medic. chirurg. Beitung 1836. Re, 88. 


174 V. Roth. 


und eined dem anatomtfihen Inſtitute zu Prag, um def 
en zwedmäßige Umgeftaltung ſich dieſer audgezeichnete 
ann durch Entwerfung eines treffliben Pianed und 
eitung des Baues doͤchſt verdient gemacht bat, zuge 
wendet wurde. Eine ſchaͤtzbare Sammlung ußerh. I 
‚tereffanter prothomiſcher und antbropothomifcher Prapa⸗ 
rate von 4114 Nummern, morunter fd 200 Skelette 
von größern und Eleinern Säugethieren befinden, macht 
egenwärtig den Glanz des Prager anatomifhen Saa— 
f aud und ift deſſelben edelmäthigen Lehrers Geſchent. 
Wie der Verewigte dur dieſe fruchtbringenden Ans» 
frengungen um feine Wiſſenſchaft dohes Verdienſt fich 
erworben hatte, eben fo ward er durch mündlide Bes 
fedrung und durch feine beraudgegebenen Schriften der 
shätigfte Sdrderer ded anatomiihen Studiums, Diefer 
Srundfefe der Medicin und wird feinen Zöglingen, 
wie feinen Collegen ſtets unvergeßlich bleiben. — Don 
ibm find erſchienen; Grundlinien Der Zergliederaungds 
Bunde des Menfchenkörperd. 2 Bde. v.. 1811 —1, 
— Einige anatomifhe Beobachtungen. Als Programm 
"dei Eröffnung der anatom. Collegien ded Schuljahres 
3821 — 22. — Anatom. Monograpbie d. Sehnenrollen, 
us Berichtigung der seitberigen £ebre vom Baue der 
Beiente der Singer» und Zebenglieder bei Dem Men 
den, den übrigen Sängethieren und den Vögeln. 8 
efte. Ebd. 1825 - 24. , 


* 48. Heinrich Robert Eugen von Roth, 
Bin. ſaͤchſiſcher Lieutenant im 8. Schuͤtenbataillon, zu Wurzen; 
geb. gu Dresden d. 4. Sept. 1808, geſt. am 22. Febr. 1836. 


murde er auch in ganz früber Jugend der reitenden Ars 
tillerie, welche fein Dater befehligte, zu epeilt: m 


u feiften, fo ward er in die Militärafademie comman« 
rt 


ud) Delfen Biogr. ſ. R. Nebe. 7. Jahrg. G. 60u. ’ 


Köhler. 1476 


ihm dad Mecanifche deſſelben leicht erlernen ließ, ver: 
band er ein hoͤchſt vortbeilhafted Aeußere und würde 
gewiß eine Zierde der Truppen geworden fein, wenn 
sicht Kränklichkeit fi) bei ibm gezeigt hätte, Die, bes 
ſonders feit er ſich mit der Tochter eines ebemaligen 
Butsbefißerd in feiner Sarnifonftadt Wurzen verebeligt 
datte , mit folder Gewalt zunahm, daß fie feinem Le⸗ 
ben ein nur zu frühes Ziel am oben genannten Tage 
te. — 


reöden. 3. v. Wißleben. 
* 49. M. Sohann Friedrich Köhler, 


Paſtor zu Windiſchleuba im Herzogthum Sachſen-Altenburg; 
geboren den 25. San. 1766, geſtorben ben 23. Febr. 1885. 


Koͤhler ward zu Altenburg geboren, wo fein Vater 
offiſcher war, verließ jedoch frühzeitig dad elterliche 
aus, um in dem feines würdigen Onkels, des Kapi⸗ 

sdnd Ziegler, aufgenommen zu werden, in welchem er 
fa mehr als elterliche nie e und eine wirklich hoͤchſt 
vortheilhafte Erziehung tand. Beine geifige Grund» 
Bildung erhielt er bid zum Sabre 1782 im Gymnafium 
der Vaterſtadt, worauf er Anfangs 1783, um fi) zu Dem 
Amte eines Predigerd vorzubereiten, Die Univerfität Je 
na bezog, fie aber nach zweijährigem Aufenthalte 
ſelbſt wieder verließ, um feine Studien in Leipzig zu 
beſchließen. Nachdem er nach einjährigem Aufenthalte 
in Leipzig dad Eandidateneramen deſtanden batte, ward 
er Hofmeifter der jungen Samilie des Appellationsraths 
und Landfchaftsdireftord Grafen von Lindenau in Als 
tenburg, deflen einem Sobne, dem derzeitigen k. ſaͤchſi⸗ 
(den Staatsminiſter Grafen Bernhard Auguft von Zins 
denau, er fpdter auch foger Sührer auf der Univerfität 
ward, der er felbft den größten Theil feiner wiffenf&aft- 
lichen Ausbildung verdankte. Dort ward er, geebrt 
durch Die Bekantſchaft und Freundſchaft des Directors 
Blato_*), fo mie des no lebenden Directord Dolz, 
des Magifterd Döring und anderer rübmlichft audges 
ichneter Schulmänner, zugleich mehrere Jahre Hinda 
ehrer an der dafigen Ratdöfreifchule, mäbrend welch 
zeit er fib auch die Würde eined Magifterd erwarb und 
dem ſegenſchaffenden Kreiſe fortarbeitete, Yi8 feine 
Frühere Ehrenſtelle im erwähnten Haufe der Grund zu 


”, Deſſen Biogr. ſ. im 11. Saheg. d. R. Rekr. ©, 0, | 


176 Baron von Dirdind. 


der 1700 erfolgten Berufung zum Amte eined Paſtors 
Der Gemeinde zu Windifchleuba ward, wo er ih eines 
feigen oftend boͤchſt wuͤrdig zeigte. Aber nicht blos 
nm Kreiſe der Amtsbruder und Kanzelredner, fonders 
auch in den Reihen der Schriftfteller feiner Zeit nimmt 
der Name des würdigen Verſtorbenen einen Ehrenplag 
ein. Neben feinen Berufsgeſchaͤften zeichnete er fich ber 
fonbere als Foͤrderer feiner Amtswiſſenſchaft durch ger 
iegene Beiträge zur Wichmannſchen Concordanz aüs, 
lieferte als Philolog ebendergleichen zu M. Schneiders 
griechiſchem Woͤrterbuche und als Arithmetiker CLeipzig 
1803, — wo ſich ſpaͤterhin mehrere Auflagen noͤthig 
machten), eine „Anweiſung zum Kopfrechhnen“, ferner: 
8 Sammlungen verſchiedener arithmetiſcher Aufgaben, 
Deren eine in Erzählungen vorgetragen und erntete eben 
o verdienten Ruhm durch feine Lieferungen Yon gel 
ihen Liedern fowobl für das Leipziger Sreifchulen,, 
und das Wltenburger Geſangbuch, ald auch durd 
wmebrere in verfchiedenen Zeitfchriften enthaltene Ges 
Dichte anderer Urt und endlih durch mehrere Abhands 
Zungen über eine feiner iebtingäwiffenf@aften, die Pos 
wologie, deren vollfommenfte Kenntniß er befonderd im 
Garten feiner Amtöwohnung bewied. — I6 Fahre him 
Durch ein doͤchſt pflichtgetreuer Seelforger einer ihn ver 
ebrenden und liebenden wadern Geme nde und obglei 
er Eurze Zeit vor feinem Hintritt an Öfteren Kanzel 
vorträgen: behindert ward, mar und blieb er doc ftetd 
der freundlihfte Beratber im Kreife feiner Pfarrkinder; 
war Freunden und Bekannten in feinen, Freiſtunden ein 
Befoͤrderer heiterer Geſelligkeit, fo wie auch während 
der Dauer zweier glüdliden Ehen ein geliebter und 
bodgefhäßter Gatte. Seine hinterlaflene zweite Gat⸗ 
sin if eine geborne Biehl aus Leipzig. 
A.......g. M. J. J. Bert 


* 50. Johann Heinrich Baron von Dirckinck, 
Edler von Holmfeld, 
fürſuich Salm⸗Salmſcher Hofkammerrath u. k. preuß. Poſtdirec⸗ 
tor zu Vochold bei Weſel; 

geboren den 9. Mai 1751, geſtorben ben 24. Bebr. 1886. 
Der Vater des Derfiorbenen war der kalſerl. Eds 

nigli oſterreich. Rittweiſter Deinrio von D. und feine 
tter geborne Thereſia von Dirdind. Don 25 Ki 


Baron von Dirdind. 177 


dern aud Ddiefer Ehe war er das aͤlteſte Kind und ers 
blidte das Licht der Welt zu Utrecht im Hollaͤndiſchen. 
Den erfien Unterricht empfing er im elterliden Haufe 
und feine Elaffifde Bildung auf dem Gpmnafium am 
Mänfter. Hier Rudirte er guch. Nach Vollendung feis 
ner Studien in der juriſtiſchen Fakultaͤt, ward er Lis 
centiat und kehrte nun zu feinen Eltern zuräd._ Sein 
Vater war jet Serra) in den Dienften des Fürken 
von Salm +» Salm in Bodhold. Bid zum Srübjahre 
1779 dielt er fi diefeldft auf und unternahm dann, in 
Geſellſchaft mebrerer Sreunde, eine Reife nah Weſtin⸗ 
dien. Auf dieſer Reiſe befuchte er England, Scott» 
land und Amerika. Spaͤter landete er auf der Inſel 
Surinam und wurde vermogt, unter vortbeilbaften Bes 
dingungen eine Stelle auf dem Komptoire eined dors 
tigen Pflanzerd anzunehmen. In Diefer Lage blieb er 
faſt 3 Jahre und erhielt dann die Direction Über meh⸗ 
rere Plantagen. Er gefiel fi in dieſer lukrativen Stels 
fung febr wohl und zählte jene Zeit zu der glüdlichken 
feines £ebend. Im Sabre 1791 reife er von dort, In 
wichtigen Aufträgen mehrerer Pflanzer, nach Amfterdam. 
Kaum hatte er derfelben. glüdlich entledigt, fo eilte 
er, nach 12jäbriger Abwefendeit, vol Gebnfudt na 
Bohold ind eiterlibe Haud. Doch wie war bier AU 
verändert! Statt der gehofften Sreuden fand er nur 
feid und Kummer. Seine Mutter, eine fehr auöge 
zeichnete, geiftreiche Frau, jeßt aber von Ihrem Gatten 
etrennt lebend „ fand er fehr gefährlich frank und die 
rüber fo ſehr glänzenden Vermögensumftäude durch die 
Derihmendung feined Vaters an errüttet. eine 
Mutter, über die unerwartete Ankunft fehr erfreut, ſtellte 
ihm ihre traurige Lage vor und bat dringend, die Ruͤck⸗ 
reife nad Surinam aufzugeben, der Verwaltung ihrer 
Poftanftalt, Defonomie ıc. vorzufteben,, die verworrenen 
und gefuntenen Dermögendverbältniffe zu ordnen und 
feinen übrigen, noch lebenden 18 Geſchwiſtern jeßt Da- 
ter und Verſorger zu fein. Die Wahl war nicht leicht, 
dort Die gewiffe Ausficht, bald ein reiher Mann zu fein 
und bier Alles in der größten Unorbnung und derri 
tung! Doc die innige und zärtlihe Liebe zur Mutter 
fiegte. Er gab die gewiß mühfam errungene günflige. 
Stellung und das bereitd in Surinam Erworbene auf 
und übernahm die Zeitung der ſchwierigen und vielfach 
verwidelten Geſchaͤfte im efterlihen Haufe. Mit felte 
ner Umficht und Thaͤtigkeit leitete er dieſelben. Doc 
RN. Netrolog 14. Jahre. 12 


178 Baron von Dirdind. 


bei aller feiner Bemübung und Wirkfamfeit vermochte 
er nicht, dem tief gefunfenen Reichthume und Glanze 
feined Haufes aufzubelfen. Nur da elang ibm, ſei⸗ 
nen übrigen Geſchwiſtern gut und ſtandesmaͤßig fortzus 
peifen und fie zu verforgen. _ In Anerkenntniß feiner 
eidäftöthätigkeit, feiner tiefen Einſicht und Brauch⸗ 
barkeit wurde er mittelſt Patentd vom 15. Juni 1706 
von dem Fürften von Salm: Salm zum Hoffammerrath 
ernannt. a" Jahre 1797 entriß ihm der Tod feine 
Mutter. Er fegte die Verwaltung der Poftanftalt ıc. 
fort und forgte auch ferner, wie fein ganzes Leben bin 
durch, mit feltener Liebe und QAufopferung fär feine 
vielen Geſchwiſter und feinen bejahrten Vater. Den 
£egtern unterhielt er ganz allein bis zu feinem im J. 
Bil im 107. Sabre erfolgten Tode, obwohl died von 
feinen _reiheren Brüdern bätte geſchehen folen. Am 
42. Mai 1798 vermählte er fib mit Gertrud von Luͤ⸗ 
ning. Im J. 1802, in welchem dad vormalige Bid, 
thdum Münfter von Preußen in Befig genommen wurde, 
ward von D. ald preußifcher Poftmeifter in Bochold 
atentirt und als Dderfelbe 1808 zum Großherzogthum 
Berg fam , beförderte man ihn zum Poftdirector. In 
jener Stellung ald Poſtdirector blieb er auch, als 1812 
ad Großberzogthum Berg dem franzöfifden Kaiſerreiche 
einverleidt wurde... Doch den Sremdberren diente er 
nur, weil die Umftände ihn zwangen; er hing dem X» 
nige von Preußen in aller Kiebe an. Als 1814 die Als 
fürten am Rhein erſchienen und der Zürft von Thurn 
und Tarid Befig nahm von dem Poftamte zu Bodold, 
verlied man Died unferm von D. wieder. Im uni 
4816 trat jener Färft DaB gedachte Poſtamt an die Krone 
Preußend ab und fo fam von D. als PoRdirector wie- 
der in preußiſche Dienfte. Bid zu feinem Ende blieb er 
in diefer Stellung. , 44 Jahre lang bat er dem Otaate 
und Daterlande mit feinen tiefen Einfihten und außs 
gezeichneten Geſchaͤftskenntniſſen mit Erfolg und Rup 
zen gedient. Er war nicht allein ein treuer, einſichte⸗ 
voler Diener und Anhänger feines Könige, fondern auch 
ein guter, zärtlicher Gatte und Vater. Danı befonderö 
eichnete er Ab ald Menfchenfreund und Wobltbäter 
er Armen und Kranken aus. Faſt täglich — — er 
dieſe; er gab ihnen Geld und Arzneien 2c. dad fand 
ibnen eberäeit h t Rath am gi Ir er Dur® tele 
Srömmigteit wahre Religiofirds zeichnete er 
aub. Bar er glei Karholik, fo fpendete er dom des 


Freiherr v. Falk. 179 


Armen und Leidenden anderer Eonfeffionen mit glei er 

fiebe. Wo er auch nur eine leidende und dülfébed 

tige Samilie wußte, eilte er bin und unferftünte fe. 
au 


fen. Geben war ibm bober Genuß und Bedärfniß, feine 
Hütte war ihm zu niedrig und zu ſchlecht, er eilte bin, 
wenn’d Huͤlſe galt. Weberall erſchien er als beifender 
Engel; daher genoß er allgemeine Liebe und Achtung. 
immer beiter und frob, überall liebend und begätigend, 
war er immer eine angenehme, erfreulihe Erfheinung. 
Im Juli 1830 ſtarb feine von ibm aufs zärtlichke ges 
liebte Gattin, der er nad 6 jahren nachfolgte. Allge⸗ 
mein und groß war die Beftärzung und Trauer, als die 
Nachricht von feinem unerwarteten Hinſcheiden ſich in 
der Stadt verbreitete. Den größten Theil feined Ders 
mögend bat er zu mohltbätigen Stiftungen beſtimmt 
und an Arme verfcbenkt. Er binterläßt 4 finder. Der 
einzige Sohn, der Letztee feined Stammes und Namend, 
tatholiſcher Linie, iR ald Mitarbeiter an mehreren ges 
bägten Zeitfepriften ıc. räbmlihk befannt, Er dient 
em preußiſchen Staate im Steuerwefen. dr 
rendt. 


* 51. Georg Freiherr von Falk, 


Generallieutenant, Generaladiutant und Praͤſident des Kriegämis 
niſteriums zu Darmſtadt; 


geb, d. 1. Juli 1786, geſt. den 24. Febr. 1836 *). 


.v. Sell, der Sobn des großb. beffifhen Kammer: 
berrn Louis Baron von $., wurde zu Cleve geboren. 
Er erbielt eine forofältige Erziehung im elterliben 
ante und verdanfte beſonders der Lehre und dem Bei⸗ 
piel feiner Mutter jenen Sinn für Religion und jenen 
fetten religidfen Glauben, der den größten Einfluß auf 
fein ganzed Leben Außerte und ibn biß zum Tode bes 
leitete. _ Schon im 16. Jabre verließ er dad elterliche 
Sau und fam nab Darmfadt, um in den heſſiſchen 

ilitärdienft zu treten. Mit dem größten Eifer arbeis 





) Nach der heffifhen Beitung 1836. Nr. 65. und Privatmit⸗ 
thellungen. 12% 


180 Freiherr v. Ball. 


tete er bier an feiner Ausbildung und wurde im Jahre 
48083 ald Secondlieutenant in dem damals 'neu orga⸗ 
n Enevaurlegeröregimnent angefellt, deſſen Con 
mandeur ihn bald darauf zu feinem-Adjutanten wählte. 
m Jahr 1806 avancirte er zum Premierlientenant und 
demfelben Jahr begleitete er bei dem pudmarfd der 
großberzogliden Truppen ‚den commandirenden Gene⸗ 
rallieutenant von Werner ald Adjutant. Zu Unfang 
des Jabrs 1807 wurde er zurüdberufen, um in Dem 
Chevauriegerd:Regiment dad Commando einer Schwa⸗ 
dron zu übernehmen. Am 30. Juli 1807 ernannte ihn 
der Großderzog zum Rittmeiſter und Slägeladjutane, 
in welcher Eigenfhaft er mit mehreren wichtigen Mifs 
fionen beauftragt wurde. . Nachdem er im Zebruar 1300 
um Major avancirt war, begleitete er den Prinzen 
Emil in die Öfterreihifde Campagne. Am 1. Mär 
4812 wurde er zum Oberftlieutenant, am 18. uni 1813 
zum DOberft und Generaladjurant befördert. In diefen 
und den folgenden Jahren wurden Ibm noch vielfach 
wichtige Miflionen anvertraut, bei melden er Ach lets 
die Zufriedenbeit feines Sürften in bohen Grad erwarb. 
Den größten Beweis ded Vertrauens gab ihm der Größe 
derzog durch die im Juli 1821 erfölgte Ernennung zum 
Be en Director ded neu errichteten Kriegdwinis 
erialdepartementd, worauf im Auguſt 1821 feine Bes 
förderung ‚zum Generalmajor und im November 1823 
feine Ernennung, zum Präfdenten des Kriegsminiße⸗ 
riums folgte. Die Art und Weife, wie er fi in feis 
nem neuen Wirkungsfreife bemegte, gerann ihm im im⸗ 
mer döberm Grade dad Vertrauen des verftorbenen , ſo⸗ 
wie des jegt regierenden Großherzogs. Es zeugten da- 
für die fortwährenden Bemweife von Anerfennung, wel⸗ 
che ihm dur Ernennung zum Mitglied der.erfien Kam⸗ 
mer der Ständeverfammlung am 29. Auguft 1829, durch 
Verleihung des Großfreuzes des Ludwigsordens am 1. 
Januar (nachdem er das Ritterkreuz dieſes Dr 
dens ſchon bei deſſen Stiftung erhalten hatte und. Id 
ter zu den böbern Graden vorgerädt war), durch Er 
uennung zum Gernerallieutenant aim 14. April 1830 und 
zum proviſoriſchen Drbendfangler am 14. Dec. 1831, fo- 
wie durch Verleidung des Milisärdienftebrenzeidens am 
2. Dec. 1833 zu Theil wurden. Bon fremden Orden 
trug er dad Commandeurfreuz des eurbejfifaen gebe: 
nen Löwenordeus, das Ritterkreuz des Fönigl. würtem- 
bergiſchen Sriedrichsordens, des E. franzoöſiſchen Ordens 





Karrer. | 185 


finn beurkundete er eben fo in feinem Privatleben, als 
Dar die Sorgfalt, melde er der gen! enbafteften Ver⸗ 
maltung und Verwendung der Milltär-Armenfonds wide 
mete. Die Webklagen der Wittwen und Waiſen, welde 
feine Leiche au Gruft begleiteten, haben Zeugniß_ Dafür 
abgelegt. Es würde zu weis führen, in ein größere® 
Detail einzugeben, wiewohl gerade daraus um jo mebr 
dervorgeben wärde, wie vielſeitig Die Verdienſte find, 
welche der Berfiorbene fih in feinem Amte erworben bat. 

edenfalls fpricht man nur dad allgemeine Urtbeil des 

n» und Auslanded aus, wenn man behauptet, daß wäh. 
rend der 15jährigen Verwaltung des Generallieutenantd 
son Salk der Zuſtand des beffiihen Militärs mefentlich 
verbeflert und Daß durch zwedmäßiges Fortbauen auf 
den von dem Militärcomite gelegten Grundlagen mit 
möglichker Koftenerfparniß und mit moͤglichſt geringer 
Beſchwerde für dad Land und die Untertbanen der 
Zwed erreicht worden it, ein vorzüglich gehbted, gut 
audgeräftetes und verpflegted Militär mit fer befimm- 
sen Rechts- und Pflihtverbältniffen zu unterhalten. Im 
feinem Teſtament bat er die Wirtwen. und Waifen mit 
einem Kapital von 20,000 fl. bedacht, welches vo ei» 
ner Wittwe Tode — er war Einderlod — an dieſelben 


t. 


* 52. Philipp Jacob Karrer, 
Detan und Dofprediger un DRrittölnfpektor zu Kempten in 
altern 3 


ged. am 10. Det. 1762, gef. den 24. Febr. 1836. 


Er wurde au Memmingen geboren, wo fein Vater 
deutſcher Schullehrer war. Seine erfie Bildung erbielt 
er auf dem kyceum feiner Vaterſtadt und zeichnete fich 
Dur Talent und Fleiß vortbeilbaft aus. Bon 1781 — 
84 beſuchte er Die Univerfität Halle, um nah dem Wun⸗ 
fe des Vaters der Pädagogik ſich zu widmen, befons- 
ders unter Anleitung Niemeyers; vo befuchte er auch 
die tbeologifhen Worlefungen von Nöflelt, Knapp ıc. 

uruckgekehrt in feine Vaterſtadt erhielt er nach einem 

abre, während deſſen er ſich mit Privatinformationen 
beichäftigte, Erlaubniß und Unterfügung, Theologie zu 
abfoiviren. Zu dieſem Bebufe begab er Ah nad Alts 
dorf, wo er namentlid mit dem Profeflor Sirt beireun- 
des wurde. Don 1787 bis 1805 war er Candidat und 


1823 Freien v. Ball; 


ſtutlonen gerichtet. E wurde ein eigenes 
ne unter dem Vorfig des Prinzen Emil nes 
Berge "4 melceb die gegenwärtige, anerfannt reftide 
Drganifation F — ırö bearbeitete. Um bleſe neue 
" van TR Mh der ein; ren an 
fort. jubilden, ober 
die obeı In ah itorabrmfnihnation ju regene: bad 
einen die bi dahin mangelnde Einheit zu eben, mb 
neu auf die —— IR, dei Be 
fegeb vom 5. gut m fo —* E 
wurden.dader die bamaligen RR daB Diers 
Briegscolleg und die Genttaladjutantur im Sutı [73 
De hun) re dar 
ntemen! nadber Iri ni m. ur 
ieh Ing niet —— berief der Oro 





dei damaligen Oberſten und —— 
ya a Der 8 AH ai Vorzüge, wie die 
Ste ber Wahl. leid erk 85 sun alt, —— 


ia. — Nachdem au die Drganifation der Res 


eh der Reglement und —J 
sen eifrigft betrieben: denn eine der Hauptbetrebüns 
des —— ging jederzeit dadin, in allem 
igen fee Beflimmüngen zu geben, damit Niemand 
ae eifelpafs fei, Das ihm in feinem Wirkungse 


een — fern waren fon worber erfhienen) wurde 
im Jahr 4821 vollendet und von da an bis 1884 4 
diem, außer den Gefcäfts: und tungen (hr 

Kriegöntiniterium und deflen Kamzlei, daB mwefente 
11:7 ump Zr und verbeflerte rinnen, 
ment, ge lement für die dalid 
Neglement für die ofendirection, ne Ernfienerwere 
— für die Artillerie, eine genaue Di ten a en jr 

Im anbauen der Bin A alt ja 
—75— 7 neb 


als —E m̃ 


Freiherr v. Ball. 183 


feRe und Ar verbefferte Organifation ; die damit ver- 
bundene 


folgte im 3. 1822 ein voUNdndiges Militärftrai neleatud 
und in Be: deffelben erdielt die Militärjuftiz eine 
janz veränderte, feitdem durch die Erfahrung bewährte 

jerfaſſung, an deren weiterer Ausbildung und DBervoll- 


4834 audgegebenen Supplemente und Erläuterungen du 
en. — Das im Jahr 4821 er⸗ 


nad den ſeitdem gemadten Erfahrungen einer forafät- 
iner 


Derofegung des Militärs wurde bedeutend verbeflert, 
der ©o 


jodann |pde 
ter dad Militärdienftebrenzeihen geftiftet. — Dad 


ufmunterung wurden die Dieni ——— 
er 





188 Karrer. 


nebR e. praft. Aumeifung über die venägl. © Teile dee 

Yandıni fhaft. Nürnberg 1804. — nemal 8 — 
der Sreifräulein le Yon Babenhaufen gefeht. 

täglicher er über die vorzägl. elle br der 


h DbRkufi 
Se m —— 
Vewnming “ Memmingen [7177 


Deieprung fi ir Kand[ou lehrer. Närnd. — Ar 
motationes aliquot ad diluvii historlam, — doctissime 
optimeque merito viro, J. And. Sixt, omaem 2 1* m 
talis 4 * Nov. 1809 prospectitatem 

imo obtulit ı Der! Norimb, 


— 





enſh Gott und | 
der. End. 1818. 


ten eo rap — NER —ã— — 
bi Sie Vetrefteb, von d. proi 

Pfarr. mern vn —5 — Baiern;_ beſond erh die 
rotehant. geatiakei. 8 efte. Ebd. 1825 — 26. — 

tunden der Andacht an. Kommuniontagen oder an 
irmationd» Beige und Acta für gemeine Sur 

1825. — Lefebuc f. unters J 

fen Yen Volköfdulen, od. 
terfeldungsiehren der drei chrii ligen. —— 
jonen. Kempten 1827. — Gehe u. Gebrauge in ber 
hol. und rotefant, Kirche. Sur Belehrun f. Ko 
tholiten und Protektanten, Erlangen 1828, — Lefedn [73 
f. die mittleren Klaffen: der Volrsfaufen. —X 
158. — Setreue u. volltändige Beichreibung u. Ges 
Fichte der Altkads Kempten, feit ihrer nn ung bis 
auf den Tod de6 ‚Königs — vVT i eſte. 
Mit 9 —8W Grundr. u. Brofp. Ebd. 

disien —— gi 4 bereuun. © 2 Ehe, E73 

en rung der 

[77 Ge —X 58.1329, — Das geänderte Giau⸗ 


Gäfar. 189 


ben eben der Evangeliſchen. Ebd. 1829. — Blau 
benöbefenntniß der vier Städte: Straßburg, Conftanz, 
Memmingen und Lindau. Ebd. 1831. — Belcreib. 
der eier des dritten Saͤkularfeſtes d. Uebergabe der 
zuge: Eonfeflion im k. Dekanatöbezirfe Kempten, neb 
zwei Predigten. Ebd. 1831. — Auserleſene Liederverfe 
tär die Tugend sum Gebrauch in Schulen. 8. Aufl. 
Ebd. 1831. — eued vollſtaͤndiges richtig bibliſches 
Spruchregifter, in welchem 11,000 GSprüde enthalten 
find, nad alphabetiſcher Ordnung. nebit einigen Worts 
erflärungen. Ebd. 1833. — Ausführliche Geographie 
der Zollvereinöftaaten, mit verghglicher Ruͤckũcht auf 
Handel und Gewerbe. Ein Handb. für Sabrikanten, 
Kaufleute 2c. 10 Lief. Augsb. 1834.—35. — Leitfaden 
um Unterricht in der Encyelopädie der Gewerbolebre u. 
* Landwirthſchaft f. Gewerbs⸗ und Landwirihſchafts⸗ 
ſchulen. Ebd. 1835. — Einzelne Predigten in d. ads 
ren 1810, 1818, 1820, 1822, 18245 Gelegenheitöfchrife 
sen; Kecenfionen in der Nürnberg. gel. Zeitung und 
in d. Rintelifden theolog. Annalen, batte Antheil an 
den gemeinnügigen Unterhaltungen für Lefer auß allen 
Ständen, dem Memminger Sintelligenzblatt, dem Ma—⸗ 
gazin von und für Schwaben, der Volkszeitung und 
Hausleutners ſchwaͤb. Archiv. 


* 53. D. Nathanael Caͤſar, 
Gymnafialprofeſſor zu Kaſſel; 
geb. am 18. Febr. 1763, geſt. den 25. Febr. 1836. 


Caͤſar war d' Kaffe! geboren, wo fein Vater Regis 
firator, fpäter Secretariuß beim Sonfiftorium war; feine 
Mutter war die Tochter des Subconrectors Pffter am 
Lyceum daſelbſt. Er genoß den Unterricht in Diefer Ans 
Ralt, unter deren Zebrern ſich namentlich der ald Rek⸗ 
tor derſelben verflorbene Richter audzeichnete und war 
son feinem Vater, obne felbft Neigung dazu zu baben, 
für dad Studium der Theologie beffimmt, befuchte des⸗ 
halb nach feinem Abgange vom £yceum von Oftern 1778 
bis Michaelis 1779 die Vorlefungen im Collegium Car 
rolinum zu Caſſel und dann die Univerfität Marburg, 
wo er unter Die Zahl der Stipendiaten aufgenommen 
wurde und unter Pfeifer, Endemann, Schröder, Cur⸗ 
tind , Robert, Bering u. a. den theologifchen und phis 
loſo phiſchen Eurfus machte. Es ſcheint damals feine 
Abſicht noch nicht geweſen au fein, ſich dem Le e 


1% Säfer, 


idmen; to es in jener Zeit bi 
Helmesen Uhtverpiieen no {ehr —AI— 


ir, endigte er feine atedemifge a eine 


re pilofopbie u sur verkorbene Guabe 
fen *) mit der Direction des Xpceumß beauftra; a 


fen und Eäfar feit 1814 in feine frühere Stelle wieder 
eingefegt, zugleich ihm der Zitel_„‚Profeflor“ — 
diſoca 8 


iaprimiaqus scholasticam merita ertheilt. 

@öfar erlebte dad feltene Glüd, fein 5Ojäbriges Dienks 
jubiläum am 4. April 1834 feflid begangen zu fehen, 
eine Zeierlidkeit, zu welcder fid nicht nur eine große 
anzahl feiner durg ganz 6 verbreiteten und zum 
heil in den bödken Gtaaisämtern Rebenden ehemalis 
gen Sanlır vereinigte, Sondern. Die auc durd Die danke 
Anerkennung der, Stadt Cafel, welche ihn eine 
goldene Den! je überreipen ließ und wnentlid 


9) Deflen Bissr. [. im 18. Sadız, d. MR. Rex. ©. 40. 





Gäfar. 191 


durch die ‚Gnade des Kurprinzen und Mitregenten er 
böht wurde, welder ihm dad Kitterfreuz des Hausor⸗ 
Dend vom goldenen Löwen mit einem eigenen Hand» 
f&reiben überfandte, — eine Auézeichnung, auf welche 
Eaſar um fo größeren Werth legte, weil er dadurd 
nicht nur ſich ſelbſt, fondern aud den ganzen Lehrers 
Rand geehrt zu tepen laubte, von deflen Mitgliedern 
einem bid dadin eine folge zu Theil geworden war. 
Wiewodl dieſe Freude noch den Abend ſeines Leben 
verſchoͤnert hatte, fo fing er doch feit dieſer Zeit an zu 
kraͤnkeln und nicht lange nachher erlitten feine und der 
ibm untergebenen Zehranftalt Verdaͤltniſſe eine Veraͤn⸗ 
derung, die nicht ohne nachtdeiligen Einfluß. auf die 
Gefundheit des fat 72jaͤhrigen Mannes ‘fein Eonnte, 
Das Lyceum ndämlid, welches bisber eine unmittelbare 
Dorbereitungdanflalt für die Univerfität gewefen war, 
wurde durch eine gegen Ende des Jahrs 1834 erlaflene 
Derfügung von Oflern 1835 an in ein Progymnallum 
verwandelt und dadurch Dem biöberigen Rector deſſel⸗ 
ben ein weit untergeordneterer Wirkungskreis angemwies 
en. Diefe Besbältniffe, wodurd er feine fernere Dienſt⸗ 
eiftungen als überflüffig betrachten Fonnte, ſowie die 
Abnahme feiner Kräfte bewogen ibn, um feine Verſe 
zung in den Rubeſtand nachzuſuchen, welche ibm dur 
ein Reſeript vom 30. December 1835 bewilligt ward. 
Geit Oſtern 1835 aus feiner gewohnten Thaͤtigkelt ge⸗ 
riffen, wurde er immer Eränkliher und eilte ſtets mehr 
feinem Ende Bu, welches durd einen am 17. Sebruar 
erfolgten ungluͤcklichen Fall beſchleunigt wurde und ide 
am oben genannten Tage in einem Alter von 73 Tabs 
ren erreichte. Zablreihe Schüler und Verehrer begleis 
seten feinen Leichnam zur legten Ruheſtaͤtte. — Cdfar 
war Fein Gelehrter von auögebreitetem literariſchen 
Rufe, denn er befcäftigte ſich nicht mit Schriftſtelle⸗ 
rei und die von dem Antritte feined Rectorats an bis 
zum Jadre 1825 von ihm allein verfertigten jährlichen 
Echulprogramme find dad Einzige, womit. er in der 
ſchriftſtelleriſchen Welt aufgetreten it; doch kann dar⸗ 
aus wahrlich kein uͤbeler Schluß. auf ſeine Kenntniſſe 
gejogen werden. ene Programme find größtentheils 
pädagogifchen Inhalis und bemweifen die dDurd vieljaͤh⸗ 
rige Erfahrung unterſtuͤtzte verſtaͤndige Einſicht eines 
annes. der fein ganzes Leben und alle feine Kräfte 
feinem Berufe ald Schulmann gewidmet hatte, wofär 


190 Caͤſar. 


r widmen; ve fehlte es in jener Zeit befonders an 
leineren Univerftäten, noch zu febr an Bildungsenkal: 
ten für Gpmnaflalfehrer, als daß dierzu andere Kennt 
niffe außer denen, welche man auch von den Theologen 
verlangte, .erfordert worden wären. Als die für Üie 
Stipendiaten gefegmäßige Zeit von 4 Fahren verkofes 
war, endigte er feine akademiſche Laufbahn und kehrte 
Michaelis 1783 nach Caſſel zuräd, ‚wo er ald Eandidat 
der Theologie mehrmals predigte, was er auc fpäter 
bis zu feiner Anſtellung als ordentlicher Lehrer fort 
ſefis Am 4. April 1784 wurde Caͤſar jedoch als Hälfte 
ebrer bei dem Lpyceum und 1787 an die Stelle feines 
emeritirten Großvaterd Pfiſter als dritter ordentlicher 
Lehrer angefiellt. Srüber, ald er ed nach dem pemöbn. 
liden Gange bätte erwarten können, erfolgte, als durch 
Richter's Tod im Sabre 1802 dad Rektorat erledigt 
wurde, feine Qefdrderung zu dieſer Stelle, indem ber 
dazu weniger taugliche damalige zweite Lehrer übergans 
en wurde. Bon Diefer Zeit an fand er bis an fein 
nde fat unaußgefegt der Anftalt, mit deren Spezial 
aufficht er beauftragt war, vor; auch die wehpbälif 
Zwiſchenregierung änderte anfangs nichts in feinen Dien 
verbältniffen, bis im Jahre 1812 der 1835 als Profeſ⸗ 
or der Philofopbie zu Marburg verftorbene Guabebil 
en *) mit der Direction ded Lyceums beauftragt und 
adurch Gäfar, obgleicy er feinen Charakter als Mektor 
bedielt, doch faktiſch aus feiner biöherigen Wirkfemteit 
verdrängt und zum zweiten Lehrer berabgefegt wurde. 
Nach der Ruͤckkehr des rechtmäßigen Regenten jede 
wurde Suabediſſen ein anderer Wirkungsfreiß angewie 
fen und GEäfar feit 1814 in feine frübere Stelle wieder 
eingefegt, zugleih ihm der Zitel „Profeffor“ beigele 
m Jadre 1821 wurde ihm von der philoſophiſchen 
ultät zu Marburg dad Doctordiplom ob praeclara in 
rem litterariam inprimisqu& scholasticam merita ertbeilt. 
Caͤſar erlebte dad feltene Gluͤck, fein SOjähriges Dienk 
jubildum am 4. April 1834 feſtlich begangen u (eben, 
eine Seierlicpkeit, zu welcher ſich nicht nur eine große 
Anzahl feiner durch ganz Heflen verbreiteten und zum 
Kbeil in den bögken Staatdämtern fiehenden ehemalis 
en Schüler vereinigte, fondern die auch durch Die dank, 
are Anerkennung der Stadt Eaflel, welcht ihn eine 
soldene Denktmänze überreihen ließ und w.uentliid 


*) Deffeu Biogr. f. im 18. Jahrg, d. MR. Nekr. ©, 0. 


Caſar. 191 


durch die ‚Gnade des Kurprinzen und Mitregenten er⸗ 
böht wurde, welcher ihm dad Ritterkreuz des Hausor⸗ 
dens vom goldenen Loͤwen mit einem eigenen Hand⸗ 
ſchreiben uͤberſandte, — eine Auszeichnung, auf, welche 
ar um ſo groͤßeren Werth legte, weil er dadurch 
nicht nur ſich ſelbſt, ſondern auch den ganıen Lehrer⸗ 
nd geehrt zu feben glaubte, von deflen Mitgliedern 
einem bid dahin eine foide gu Theil geworden war. 
Wiewobl diefe Sreude noch den Abend feined Lebend 
verfchönert hatte, fo fing er doch feit diefer Zeit an zu 
kraͤnkeln und nicht fange nachher erlitten feine und der 
ihm untergebenen Zehranftalt Verhaͤltniſſe eine Veraͤn⸗ 
derung, Die nicht ohne nachtheiligen Einfluß auf Die 
Gefundheit des fat 72jaͤhrigen Mannes "fein Eonnte. 
Das Lyceum nämlich, welches biöber eine unmittelbare 
Morbereitungdanflalt für die Univerfität gewefen war, 
wurde durch eine gegen Ende ded Jahrs 1834 erlaffene 
Derfügung von Oſtern 1835 an in ein Progymnaflum 
verwandelt und dadurch dem biöberigen Rector deſſel⸗ 
ben ein meit untergeordneterer Wirkungskreis angewie⸗ 
en. Diefe Besbältniffe, wodurd er feine fernere Dienſt⸗ 
eitungen als überflüffig betrachten konnte, ſowie die 
Abnahme feiner Kräfte bewogen ibn, um feine Verſez⸗ 
zung in den Rubefand nachzuſuchen, welde ibm Dur 
ein Refeript vom 30. December 1835 bewilligt ward. 
Seit Dftern 1835 aus feiner gewohnten Thätigkeit ges 
riffen, wurde er immer Eränklicher und eilte fterd mehr 
feinem Ende au ‚welches durd einen am 17. Sebruar 
erfolgten unglüdliden Gall befchleunigt wurde und ihn 
am oben genannten Tage in einem Ylter von 73 Tabs 
en erreichte. Zablreihe Schüler und Verehrer begleh 
seten feinen Leichnam zur legten Ruhefdtte. — Caſar 
war Fein Gelehrter von ausgebreitetem literariſchen 
Rufe, denn er befchäftigte fid nicht mit Schrifiſielle⸗ 
rei und die von dem Antritte feined Nectoratd an bis 
zum Sjadre 1825 von ibm allein verfertigten jährlichen 
Schulprogramme find dad Einzige, womit. er in der 
ſchriftſtelleriſhen Welt aufgetreten it; doch kann dars 
aus wahrlich fein uͤbeler Schluß. auf_feine Kenntnifle 
gezogen werden. Jene Programme find. größtentheils 
pädagogifhen Inbalis und beweiſen die dDurd vieljaͤh⸗ 
ige Erfahrung „mserflägte verftändige Einſicht eines 
tanned, der fein ganzes Leben und alle feine Kräfte 
feinem Berufe ald Schulmann gewidmet hatte, wofär 


192 Caͤſar. 


reilid ein noch weit einträglihere® und kraͤftigeres 
Sun der En feiner Benhpungen und Ya oe 
ienntniß feiner zaßlreiden Schüler abgibt. "Mit uners 
mädliher Thätigkeit und lets jugendliher Grifhe des 
Geifted lehrte und nägte er biß in fein dohes Alter und 
erzog täichtige Diener für ale Zweige ded Staatslebens, 
mit um fo größerem Eifer und um fo ausfchließlicerer 
‚Hingebung aller feiner Kräfte für diefen Zved, da er 
nie verbeiratber war und weder Dergnügungsfucht ibn 
verfireute,, noch auch felbt die Beicäftigung mir den 
Yifenfaarten hm mie es nit felten bei Sauimam 
nern der Sal _ift, den Hauptzwed feines Berufs ver- 
geifen ließ. In feinen fräbern Jahren, ald er noch 
mebr der Theologie zugewandt war, hatte er fi neben 
feinen Berufsarbeiten hauptfähli mit ber Eregefe der 
altteftamentliben Schriften befchäftigt; fpäter wiefen 
ibn fon feine Unterrihtögegenkände größtentheild auf 

hilofogie hin und mie ſedr idm hier ein ſchon in der 

jugend gelegter guter Grund zu Gtatten fommen 
mußte, it um fo augenfceinlier, da er auf der Unis 
verfitdt wenig Belenenbeit jebabt hatte, fm biefer Wife 
fenſchaft ſich auszubilden. Et der Zeit. feined Rectos 
rat6 war ibm bauptfächlic der pbilologifhe Unterript 
in den böbern Kiaffen überfaffen und er trug nicht we« 
nig ur eifrigen Behandlung der griechiſgen Sprade 
und Literatur bei, welche unter Richter'd Nectoras nicht 
ganz die ihr gebührende Sorgfalt erfahren hatte; Bob 
befand feine Haupitärke in der Kenntnig der römir 
Ken fiteratur und was für ein Kenner der fateinifpen 

race er war," davon geben feier die_in Diefer ab; 

faßten Programme einen Beweis. — Geit dem Jadre 
4802 nahmen die mit dem Rectorat und der Specials 
eufiht deö Lyceums verbundenen Gefdäfte einen gro« 
gen Theil feiner Thätigkeit in Unfpruh und er bewies 
oud in diefen Verbältniflen nit weniger Einfiht, ald * 
Gewiffenhattigkeit und Sreimäirhigkeit in ber Wahrung 
der Intereffen_der feiner Zeitung anvertrauten Analt. 
Sein ganzes Leben war einfap und anfprucdlos und 
bis zu feinem Tode blieb ihm der Rubm eines ret- 
fdafenen Mannes und treuen Arbeiter in feinem Bee 
rufe ungefhmälert. — 


Gäfar. 1 


dur‘ die ‚Gnade des Kurprinzen und Mitregenten er 
böpt wurde, welder ihın dad Ritterkreuz des Haudor- 
dens vom goldenen Löwen mit einem eigenen Haud⸗ 
iben überfandte, — eine Yuszeihnung, auf weiche 
far um fo größeren Werth legie, weil er dadurch 
nit nur fi ſelbſt, fondern auch den genen Lehrer⸗ 
d geehrt fegen laubte, von deſſen Mitgliedern 
inem biß dabin eine folhe zu Theil geworden war. 
Wiewopl diefe Freude noch den Abend feines Lebens 
verfhönert batte, fo fing er doch feit diefer Zeit an zu 
tränfeln und nicht lange nachher erlitten feine und der 
Ihm een —A sine Bern 
erung, die nicht ohne nactbeiligen Einfluß auf die 
Getunbbeit de faft jährigen anne Men Eonnte, 
Das Lyceum nämlih, weiches bidber eine unmittelbare 
Vorbereitungdankalt für _die Univerfität geweſen war, 
wurde durch eine gegen Ende des Jahrs 1834 erlaffene 
Derfügung von Dftern 1835 an in ein Progpmnaflum 
verwandelt und dadurd dem biöberigen Rector deifel» 
ben ein weit untergeordneterer Wirkungskreis angewies 
fen. Diele Begbältniffe, wodurg er feine fernere Dienk- 
jeißungen al überflüffig, betrachten konnte, fomie die 
Abnahme feiner Kräfte bewogen ibn, um feine DVerfe; 
aung in den Rubefand nachzuſuchen welde ibm du 
ein Refeript vom 30. December 1835 bewilligt ward. 
Seit Dftern 1835 aus feiner gewohnten Thätigkeit ges 
fen, wurde er immer Eränklier und eilte ſtetz mehr 
feinem Ende Br welches durg einen am 17. Gebruar 
erfolgten unglüdlihen dall befshteumige wurde und ihn 
am oben genannten Tage in einem Alter von 73 Jabs 
ven erreichte. Zablreihe Schüler und Verehrer beach 
seten feinen Leihnam zur legten Rudefätte. — Cäfar 
war fein Gelehrter von ausgebreitetem literariſchen 
Rufe, denn er befcäftigte fid, niat mit Shriftftelles 
tel und die von dem Pntritte feines Rectorat$ an bis 
m Jahre 1825 von ihm allein verfertigen jährlichen 
chu ram ind dad Einzige, womit, er in der 
f@rifsttellerifgen Welt aufgetreten ift; _ doc kann bare 
aus wabrlih fein übeler Schluß. auf feine Kenntnifle 
gezogen werden. jene Programme find größtentheild 
Hi ifhen Jndalis und beweisen die dur vieljähe 
PA fabrung unterflügte verfkändige Einfiht eines 
ned, der ein ganzes Leben und ale feine Kräfte 
feinen Berufe ald Shulmann gewidmet hatte, wofür 


15 Kraufe. 


ogau und begab fich nicht odne — fiber — 
dirge nach Glaz. Er trat in die Jägerfchaar von Rei 
weiter und wurde Bafd fo weit aus Ania daß er ai 
ben den faft täglichen Befechten, die m: 1807 vor und 
in der Graffcaft fattfanden., thätig ien Fonnte, 
Zei allen die! en Krieg eoorfällen te ſich K. Außerft 
vortdeildaft aus und Die Achtung feiner jefehten dor 
Feiner Einſicht and Beſcheidendeit bielt ‚en Schritt 
mir dem Beifall der Cameraden rlicdfich: —— Brad 
it vor dem geinde. Er wurde Dbery erwarb 
id in dım m bekig en Gefecht bei a fterhhort dem 
ehr. 1807 lose Militärei —— 2. Kaffe, 
*8 einer Zeit, FH die Gelegenheit fo famer fdien, Ed» 
senzeicden verdienen zu können. — Die Ertürmung des 
* — Lagers ve Ola; vu. —— Rärkere ende 
Truppen am 24. Juni endigte den Fleinem 
jeg in eh Braffhaft EU m kun: Srieben von. Tilfit. 
8. war indeß m Sähnrid avancirt und in das 
dem een auß allen Zägerabtdeilungen gebildete fdleo 
hügendataillon eingetreten, bei dem er 1810 alb 
er wieder audfied, um ſich der Eivilcerriere zw 
widmen. Noch RN HF ern auf geeignete Weife ie 
wertReligen,, aber der Juftig_bei der EA, bretie- 
Mr Ku ifher — auf Befdrderung nicht. 
ibernahm- er inde in dem —— Hau 
von ine die De eben üb: J ine Tüaglinge eich 
Geb Namend mit dem_beften Erfolg und trat 327. 
ven —ãA ur ai bei dem dein 





Fu are Be 5 





Kıaufı. 196 


1 im Begriff, em naͤhrendes Amt zu erlı 
Starken — 


us ji Givildiennt (ägte, meldete er fi do am 
fictigen Chraffierregi mens zum Kriegöbienk —2 


un 
gr Truppentheil. Er wurde (päter Führer dieleb os 


26. Mai 1813 bildete dab Detapement bei Heinen Dr 
un! 





ewigten Alled gut gegen en, aber baid folte ein großes 
Mißgefbid ihn deimfaden und den Grund feined zu 
fräden Todes bilden.. Der 14. October 1813, der 

son Liebertwoltwig bra) an und mit ibm begannen Di 
deißen Schlachten um Leipzig. Das große Reitergefuhe, 
weles an biefem Tage flatttand, verfdaffte dem fü 
ſchen Ehraffierregiment unvergängliden Ruhm, 

auch den empfindlihkten Verluß an tapferen Dffitieren 
and. Soldeten. Dor dem Beginn des Kampfs bielt 9. 
eine Eräftige Anrede an feine Reiterfhaar und fdilderte 
idnen mit glübenden Worten ihre Pfiht,. für den Ks 
nig und dad Vaterland zu fliegen oder u ſterden. Ihm 
war die Babe der Mede verlieben und der laute, 
Zuruf aus den gefcloffenen Bliedern war ihm. eine glüde 
verkündende Antwort. Man rüdte vor. Der Beind Varte 
erſt Tagd vorher alte Eavallerieregimenter ans Spanien 


and verfolgt. Uber nit überal die langen Sal, 
den binunter ging das Gluͤck vor den Unfern der, 


196 Krauſe. 


raſſieren in Rüden und Flanke zu fallen, Das Regi⸗ 
ment, von allen Seiten angefallen, mußte den Sieges⸗ 
fauf bemmen und kalug fid manndaft durch, oder deckte 
den Wahlplatz mit den Leibern feiner Tapfern. Bei Die 
fem Rüdzuge wurde Kraufe durch das gewaltige Undrin- 
en ded Seindes mit feinem Haͤuflein abgefnitten und 
el nach verzmweifelter Gegenwehr, über und über mit 
unden bedeckt, in die Hände der Franzoſen. — Der 
49. Det. führte die Verbündeten ald Sieger nach Leipzi 
und dad Dificiercorpd des Regiments hatte eigends eis 
nen aus feiner Mitte, v. Gillern Cjegt penfionirten Ritt 
meifter zu Bredlau), in die Stadt gefender, um über 
8.3 Schickſal wo möglih Kunde einzuziehen. Der Zus 
faul führte die Begleiter des Abgefandten glädlid, denn 
als fie die Pferde in den Softtal eined Wirthshauſes 
der Vorſtadt einzogen, faben fie etwas Unfdrmliched uns 
ser der Krippe, vor welder Pferde fanden, liegen. Bei 
näherer Befichtigung fanden fie einen Verwundeten in 
eine ſchlechte Pferdedede eingebällt, den fie an die Stall 
thuͤr an's Licht trugen und in ibm den Vermißten er- 
kannten. — In dem Haufe des Wirths ward nun der 
Körper ded Verwundeten unterfuht und es fanden fid 
achtzehn Stichwunden, von denen eilf ald ſchwer erkannt 
wurden. Unter diefen Wunden waren befonderd zwei 
Dur gerade Klingen verurfachte, der Heilung entgegen. 
Die eine war ein Stich durch dad Zwergfell unter der 
Herzgrube, wodurd zugleich ein Bruch entftand, die am 
dere ſchraͤg in das Rüdgrat, wodurd ein Hauptnerven⸗ 
klamm dergeflalt Iädirt worden war, daß SF. vom os aa- 
erum an das Gefühl auf dem redten Theil des Kör- 
ger? mit Lähmung des Fußes durchaus verlor und bie 
usleerung auf natürlibe Weife gar nicht verrichten 
konnte. Auch ſchwand dad Fleiſch dieſes Körpertheild 
wei Jahre hindurch mußte er die Haupt⸗ 

nctionen der Ausleerung des Körperd nur durd Ins 
Arumente, mit den größten Schmerzen verbunden, ver 
richten und durch zwei Krüden fih_bemegen. Die Heil 
quellen von Teplig, durch mehrere jahre gebraucht, fdrk⸗ 
sen endlich den bart mitgenommenen Körper fo meit, 
Daß er für norhdärftig geheilt gelten, — die Kräden 
weglegen und mit einem flarfen Stüßzſtock vertaufden, 
die Lähmung des Fußes aber durch Befelligung wit leder» 
nen Gtiefelriemen weniger unbequem machen fonnte. — 
R., der dad eiferne Kreuz inzwiſchen erbalten batte, 
nahm jeht mit dem Eharakter ald Premierlieutenant den 


Seuberth. 197 


det und ein bäuslihes Gläd gelte n, befle 
linge, X] 
ten Mutter den Vater und Gatten betrauern. — ©& 


nadm von Jadr zu Tadr mehr Überband und ald ein 
Verſuch des Verewigten, fi durch eine neue Badekur 


* 55. Dr. Rudolph Senberth, 
Stadtpfarrer, Difriktöfguleninfpektor und Dekan des Sandlapiteld 
Kronad) , zu Kronach (Malern); 
geb. zu Bamberg den 21. Iull 1774, gef, den 27. Bebt. 1896. 

Eben fo thätig, al6 gewifiendaft benukte er ald ix 
dirender Füngling feine Zeit, um_alfeitig fd zu bile 
den, movon cr in feiner Defenfion zum Behufe der 
Erlangung des grtotevdifgen Grades einen deutlichen 
Beweis gab. ;ewandert in_den allgemeinen Wiffen⸗ 
f@aften, wandte er fi dem Studium der Theolegie au 





Grotefend. 199 


Hie genoß er eine forgfältige Erziehung und einen gruͤnd⸗ 
ben Unterrldt. Um feine Schulbildung erwarb Ach 
außer dem Dater befonderd aucd Dr. Krüger, jeßt Dis 
rector des Catharineums in Braunfchweig, damals Lebs 
ever au der lateiniſchen Schule in Clausthal, große Ders 
Dienfe , welche Grotefend Herd mit inniger Danfbar» 
feis anerfannte. Der ungemein gelebrige und talentwole 
Schuͤler madte finnelie Bortfehritte und besog, obwohl 
noch ziemlich jung, ſehr gut vorbereitet die LUniverfität 
Göttingen. Hier verband er die theologiſchen Studien 
mit den pbilofophifchen und betrieb beide mit glkdli» 
chem Erfolge, meil er denſelben mit gewiffenbafter Bes 


worden war, ſchloß er ein fehr glüdlihed —— 


gen Wirkſamkeit wurde er als Director an Dad Lyceum 
nad Göttingen berufen und trat bier fein neues Amt 
Oſtern 1831 freudig an. Die Schule bedurfte mander 


200 Grotefend. 


ein unermädlicher Pflichteifer, die thaͤtige Unterſtuͤtzung 
Un die Liberalität der nädften Schulbehörde in & 
tingen und die Willigfeit feiner Collegen erleichterten 
ibm den ſchweren Anfang bedeutend. Und fo batte er 
denn die Freude, die ihm liebgewordene Anftalt bald 
emporblüben zu feben und ſich die volle Zufriedenheit 
einer Borgefenten und die Achtung und’ den Dank 
Itern zu erwerben. Mit welchem ernfien Eifer der treffe 
liche Schulmann in diefer Stellung wirkte, fo lange er 
nur wirfen Eonnte, ift allgemein anerkannt. Zrog vie 
ler Amtöarbeiten, zu denen noch fleißige ſchriftſtelleriſche 
Arbeiten kamen, erbielt fi feine koͤrperliche Raͤſtigkeit 
und Munterkeit unverändert bis in den Sommer 1833, 
wo zuerſt durch einen Nervenſchlag das eine Augenlid 
elaͤhmt wurde. Dieſes Uebel wich indeß nach einiger 
Brit, auch war das Übrige Befinden des Hörperd ganz 
erwänfdt. Im Herbſt deſſelben Jahres erfranfte er aber 
fo bedenklich, daß man für fein Leben fürdtete. Eim 
neuer Nervenfhlag hatte ibn getroffen; dad Sprechen, 
Schluden, Athmen wurde ihm fchwer und er fab fi 
zu feiner größten Betruͤbniß genötbigt , feine Lehrſtunden 
aufzugeben. Diefer Zuſtand der Ermattung und theil⸗ 
weifen Lähmung dauerte bis Weihnacht. Endlich regte 
Die Natur und er fing an wieder zu genefen. Die Ges 
nefung ‚ging zwar langfam von ftatten, doc glaubte er 
endlich fo weit genefen zu fein, daß er für fein Leben 
nicht mehr beforgt war. Im Sommer des Jahres 1835 
wurde ibm die große Freude zu Theil, zum außerorts 
Dentlichen grofefor in der philoſophiſchen Fakultaͤt er 
nannt zu werden. Er beſchloß, zunddft fiber Iateinifche 
Spntar zu lefen und begann auch nah Michaelid feine 
Vorträge. Aber ſchon im September genannten Jahres 
wurde rin Athem kurz, fobald er irgend eine Körperbes 
wegung gebabt hatte. Das Sprechen jedoch litt dabei 
nicht und er feßte feine Arbeiten ohne Unterbrechung fort. 
Am 26. Februar nabm der kurze Athem fo bedenklich zu, 
Daß er feine Lectionen audfente und am 28. Febr. jenes - 
Monats ftand plöglich der Athem fill, obne daß irgend 
ein Zuden oder eine andere Bewegung fihtbar wurden. 
Die Todeskunde erregte allgemeine Theilnahme in der 
nähe und Ferne. Die feierlich fchöne Beſtattung der 
fer lichen Häle des Entfeelten gab einen fpredenden 
emeid, wie DVieler Herzen mit Achtung und Liebe an 
Geſchiedenen hingen. Noch mehr zeugten das 
Gereitwilligkeit theilnehmender Männer, für die 


Otto. 201 


Hinterlaſſenen auf eine liberale Weiſe zu ſorgen und der 
trauernden Mutter Die große Sorge um Die noch uner⸗ 
zogenen Kinder zu erleichtern. Grotefend war nicht nur 
ein geſchickter, gründlich gelehrter und Erdftig wirkender 
Schuͤlmann; er war nicht bloß ein geiftreicher , ſcharſfin⸗ 
niger Srammatifer im beften Sinne des Worts: er war 
auch ein edler gun Menſch, ein treuer, warmer Sreund, 
ein zärtliher Batte und Vater, ein dankbarer Sohn, 
der mit der innigſten Liebe und Verehrung an feinen 
Eltern bing. Was er als geledrter und Icharffinniger 
Soprachforſcher, namentlich für die beflere Geftaltung der 
lateiniſchen Grammatik, gewirkt bat, foll bier nicht nde 
ber entmwidelt werden. Auch ift dieſes Derdienft aner- 
kannt, daß ed kaum einer ausführlichen Nachweifung für 
‚Die Kenner des lateinifden Sprachſtudiums bedarf. Geis 
nen früben Tod betrauern nun tief und ſchmerzlich die 
ebrwürdigen Eltern, die liebende Gattin, theilnehmende 
Derwandte, Sreunde und Schhler. Allen war er lieb, 
teuer und achtungswerth. In ihrem Herzen wird er 
unvergeßlich fortleden, wenn Aud fein 7: in die fer 
nen Höhen der Geifterwelt entrüdt it. — Beine Scrif— 
ten find: Materialien latein. Styläbungen für d. hoͤhern 
Klaſſen der Gelehrtenſchulen. Hannover 4824. 2. Aufl. 
1828. — Commentar zu den Materialien latein. Style 
übungen, nebft eingeflreusten grammat, Bemerkungen und 
Ercurfen. Ebd. 1825. — Grundzüge einer neuen Gaßs 
theorie, in Beziehung auf Herlings Theorie. Ebend. 
4827. — Ausführlide Grammatif der latein. Sprache 
zum Schulgebrauhe. 2 Thle. Ebend. 1829. — Latein. 
Elementarbuch für die untern Klaſſen der Gymnaſien. 
Ebend. 1833. — Materialien zum Ueberfegen aus dem 
Deutſchen in's LZateiniihe für die mittlern Gymnafial» 


Flaffen. 1. Curſus 2 Hefte. Goͤtti 1834. 2, 
oe Fall a nen Curſus 


* 57. Chriſtian Ernſt Otto, 
Apotheker zu Roͤtha (Sachſen); 
geb, den 12. März 1779, geſt. den 38. Februar 1886. 
Geboren in dem Städtchen Taucha bei Leipzig, wo 
fein Vater die Apotheke befaß, conditionirte er fpäter 
mehrere Jahre als Gebülfe in Wurzen und Deffau, mes 
ſelbſt er feine nachherige treffliche Gattin, eine geborene 
Hefekiel,, welche ihm 24 Jahr im ‘Tode voranging , fen» 
nen lernte. Er kaufte im Jahr 1803. die Apotheke: in 


202 Otto. 


Königſtein, wo er, obgleich er bei einem großen Brande 
faſt fein ganzes Vermoͤgen verlor, doch im Schooße der 
reizenden Natur und geliebt von Allen, Die mir ibm in 
Berührung kamen, in der Bluͤthe männliher Kraft, ein 
ſebr glüdlicyed Leben führte, deflen er ich ſtets mit großer 
Morliebe erinnerte. Im Jahr 1819 Übernahm er Die v4 
zerlide Aporbefe zu Tauda, welchen Aufenthalt er je 
doch bald verlief, um 1821 eine Upotbefe in Roͤtha zu 
etabliren,, die er Durch Arenge Rechtlichkeit und Tpdti 
feit, verbunden mit den gediegenften Kenntniffen in PN 
nem Fache, bald in Flor bradte. Wie viele vortbeif. 
dafte Anträge zum Verkauf und zu neuem Etabliffemenns 
ihm auch gemadt wurden: fo fiel ed ihm Doc im Laufe 
ber Zeit immer ſchwerer, fih von diefem Beſigthume zu 
grennen, wo er im Umgange mit wuͤrdigen Freunden, 
im ſorgfaͤltigen Anbau eined freundlichen Geartengrund⸗ 
hide, im Genuſſe laͤndlicher Sreiheit Ab fo gludiih 
bite. — Zu den Srundzäügen feined auf ungebeuchelte 
Srömmigtzit gegründeten biedern Charakters gebört feine 
treue und aufopfernde Liebe zu feinen 5 Kindern (zwei 
Bühne, von denen der ditere, Julius D., ald tächtiger 
Mufitdirector und genialer Kirhen» und Operncompo⸗ 
niſt in Dredden und der jüngere, Franz D., ebenfalls 
ald braver ZTonfeger und zur Zeit ald Dpernfänger am 
Deutfchen Theater zu Pereröburg, des Vaters Namen zu 
verewigen fireben und 3 Töchter: Ida, Elwina und © 
Boni). —, Nicht minder dad tiefe Gefühl_für wahre 
Freundſchaft, das ibn leicht gleichgeftimmte Seelen auf. 
finden ließ. Eine faft nie getrübte Jovialitaͤt erwarb ibm 
er wahren Sreunde viele, welche feine deutſche Bieder- 
keit und Geradheit unauflöslid an ihn Enüpfte, fo daß 
nur der Tod das gegenfeitige Bündniß zu trennen vers 
mochte. Gaftlid Rand fein Haus einem Jeden offen, 
der feiner Offendeit und feinem Frodſinn in gleicher Art 
entgegen trat und er fühlte ſich glüdlich in dem Kreife 
junger lebensfrober Männer, die ibm nicht felten von 
feinen Söhnen zur Zeit ihred Studirend zugetährt wurs 
den. — Dabei befaß er eine raftlofe Thätigkeit, Die, 
nicht von Einem zum Andern ſchweifend, fondern oft 
das Verſchiedenartigſte mit Gef wid vereinigend, wahr⸗ 
baft bewundernswärdig war. Mit der uneigennägigfien 
Aufopferung übernahm er mannichfache Se fte, die 
ibn, der Alles mir Eifer und Einfiht angriff, äbertre- 
gen wurden. Nicht an feinem Eifer lag ed, wenn er 
als correſpondirendes Mitglied nicht mehr und wichti⸗ 


Otto. 208 


rgebniſſe für den ſtatiſtiſchen Verein einzuliefern 
die; nicht feine Schuld war ed, wenn Die neuen 
sinribtungen feined Wohnorted, in Folge des 
föchfifchen Saulgefeneb, nicht fchneller In’6 Berk 
wurden, für die er trog aller Aergerniſſe und 
utungen bid zum legten ‘Tage feined Lebens als 
vorkand raftloß arbeitete, obgleib er dabei nicht 
ringfte unmittelbare Intereſſe hatte. — Sein für 
Teue und Ungemwöhnliche empfängliher Sinn wußte 
demfelben leicht Dad Aechte von dem Unäcten zu 
eiden und nicht leicht vermochte feinen richtigen 
in gleißender Schimmer zu täufhen. So konnte 
rs ſehlen, daß er, aufmerkfam gemacht auf die Lei⸗ 
n und Kortfcritte der bomdopatbifhen Heilmes 
‚ wit ihrem Geiſte befannt au werden firebte und 
in begeifterter Anbänger derielben wurde. Nichts 
entfernter von feinem Charakter, ald der Wahn, 
ohne ernfte und angefirengte Prüfung, wobl gar 
dnöder Gewinnſucht, dieſem Soſtem fi Dingege» 
abe. Dad Wohl der leidenden Menſcbeit, dab 
de Fortschreiten der Wiſſenſchaft, Die Macht der 
beit über einfeitiged und veraltered Vorurtheil lie 
dt anderd handeln. Er erbaute für diefen Zwe 
fondered Nebengebäude, welches, fireng geſchieden 
er allopatbifhen Dfficin, -einzig den homdopathi⸗ 
Befchäftigungen gewidmet war. Hier fühlte er 
tüdlid in der Bearbeitung und DVerfendung der 
iedenartigen mehr oder minder volltändigen os 
athifchen Taſchen⸗, Reiſe- und aͤrztlichen Apothes 
bier empfing und beantwortete er die unzähligen 
e und Beftelungen aud den verſchiedenſten euros 
en Ländern, die von Perfonen der verſchiedenſten 
de an ihn ergingen. — Da nun feine Beſtrebun⸗ 
on einfihtsvollen Männern anerkannt wurden, fo 
te ihm an diefem Lohne, der, nebft dem eigenen 
ıßtlein, dad Bute nad Sträften erftrebt und befördert 
ben, allerdings auch fein einziger Lohn war. Denn 
em er mit mufterbafter Genauigkeit und Ausdauer 
nit vielen Opfern feine homoͤopathiſche Apotheke *) 
tand gefegt und alle Schwierigkeiten überwunden 
‚ riß ibn der Tod aus den Armen feiner Angehörigen 
freunde hinweg vom Schauplage feiner Thätigkeit 


Diefelde it nad) Dtto'd Node von den Apotheteen in &etpzig 
Land äu einer abgefonderten homoöopathiſchen Gentratapoipele 


204 
88. Dr: Barl Heinrich Wachsmuth, 


Geheime Juftigrath zu Naumburg; 
geb. am 12. Mai 1700, get. den 28. Bebr. 1896. - 


‚eben war er der Liebling der Eltern umd der 
Vater. bewahrte in frommer Dantbarkeit'für die Lebent 
rettung diefed feines ‚geliebte Erftgebornen ein Paat 
noch vorbandene Achfelfnogyen ae auf, melde dem 
felben in einer befondern gefährlichen Pocdenfrankheil 
uögenommen murden.. Bei meiterer Entwidelung 
6 Knaben mochte ed wohl nötbig fein, dem leicht bes 
weglichen Geiſte defelben bin und wieder Schranten 
ken, mad denn der Vater, welcher Durch eifrige Au 
bung der damaligen Anfiht, dag nur eine fehr frenge 
Erziedung eine gute fei, den Ruf eines vorzägliden % 
Nebers batte, bei diefem Sohne um fo mehr tbum 
mäffen glaubte, ald man in einer gewillen innerliben fü 
meh! als Außerlihen Abgemeffenheit und Gteifpeit leidt 
jede ungeswungenere Bewegung des Körpers und Geh 
ted-ald unanftändig anufeben aeg iefer iu der 
een Abficht und mit der größten Liebe ausgeübte di 
7 Karte Drud erregte natürlih Gegenwirkung und 
em Vater, der nun mehr gen irhtet ald geliebt wurde, 
wanden Grund zur Sorge, der ohne Died nicht gemefen 
fein würde. Der wohl gelebrte aber pedantifhe id 
jebrer, der die zwar Flugen aber auch ungeäm drän; 
den Sragen des Knaben durchaus nit vertragen konnte, 
murde der geitigen Entmwidelung des von ihm fogenanns 
ten Monf. Nafeweis auch binderli ftatt förderllig und 
erfüllte den Knaben mit Unmillen und WWiderfreben. Je⸗ 
Rom blieb diefem feine natärlihe Gutmüthigkeit, melde 
ihm die Liebe feiner Gefhwifter und fonfigen Belpielen 
jerte, —R er nit leiht einen derfeiben vorbei 
X 


Dede arten und Derrfgers Wernap. "Srin 





Wachsmuth. 206 


ebender Geiſt, der fih von dem Lehrer nicht beiriedis 
nd geleitet fand, machte fi felbft Bahn in mangeriki 
hrifthen und Abhandlungen, die er ald Knabe für 
5 Publikum feiner Gefpielen auögeben ließ. Eine ders 
ben „des in Willens babenden M. 8. 9. W. Gedan⸗ 
ı über die Gebete, die er mit feinen Geſchwiſtern alle 
orgen und Abende betet“ weiſet Durch den Gegenftand 
vohl, ald befonderd Durch den beablichtigten Magifter« 
ed auf den: geiftlihen Stand bin; auch Dad gewoͤhn⸗ 
Ne Spiel des Knaben, wo er in der ſchwarzſeidenen 
bärze lich auf dem Stuble als Prebiger zeigte, wähe 
ıd der Bruder dad Amt ded Schulmeiſters verfab und 
: Schweftern zubdrten, hatte. eine bleibendere Bedeu⸗ 
19, denn er trieb ald Erternud der Thomasſcule zu 
pzꝛig, welde er nach einigen auf dem Waifenbaufe 
Halle verlebten Schuljahren befuchte, Die bebräifche 
prache fo eifrig, daß feine bei'm Abgange zur Univers 
it —8 gegebene Erklärung, nicht Theologie ſondern 
»Rechte ſtüdiren zu wollen, dem berühmten Rector 
h. Friedr. Fiſcher ganz unerwartet Fam. DaB Stu⸗ 
um der Theologie, dem eigentlich feine Neigun ges 
rte und welche einem freigeftaftenden Geiſte durd ie 
cheidung der fpäteren Zuldge von dem eigentlichen 
ne des Evangeliumd wohl hinlänglide Nahrung, eis 
m poetifchen Sinne aber eine durch feinen Dauptgegen. 
nd eigenthümliche Richtung gegeben hätte, wurde ihm 
HE nur durch die gezwungen feierlide Haltung des 
tandes, der für feine allzuſtarke Abfonderung von der 
elt nicht einmal die volle Achtung derfelden genoß, 
rfeidet. Bei feiner Gemuͤthsart bätte ed einer moͤn⸗ 
(den Entfa ung der freien Bewegung in der Welt 
d des Genuſſes derfelben bedurft. So wendete er fich 
r Jurisprudenz. Je weniger aber dieſes Studium feine 
ie Kigun ‚war, deſto mebr lebte er in den poetis 
en Belhäftigungen, melde ſchon mit gleichgefinnten 
eunden in Unterfecunda der Thomasſchule begonnen 
tten. Schon da wurde ein Theater errichtet, bald 
ımde, bald eigne Dramas aufgefübrt und in einer, eis 
nd angelegten eheagergeitun ie Leitungen der jun. 
n Theaterdichter und haufpieler von Ihren Commi⸗ 
onen Eritifirt. Wes Das Herz vol war, des floß denn 
Ih der Mund über in dem heimlichen reife der Ges 
wiſter, in welchen er in den Serien zurüdkehrte und 
re in inniger £iebe fih immer fehler an einander ges 
plofen.-batte.. Hier erregte. er. die Luſt sum Dichten 


206 Bachtmuth. 
durch Mittheilung eigner uud fremder Productisnen, is 
dere bei den Gpmwehern, sum Theil bis ent (pn 
it binaud und febte und webte gerade im Diamatı 
den fo gaͤnzlich, daß aud die lateiniſchen Dispurin 
bungen der Schüler dur _feierlide Nachahmung aller 
Sormen einer akademiſchen Doctorpromotion dramatifit 
wurden. Mit den zunehmenden Jahren nohm dann and 
die Sache eine immer ernftere und ſtaͤrkere Ring 


r Sebte im Umgange mander gleich peeti efinnten 
—2 unter denen defonderd fein Fr der 


nabmalige, ald Dichter und Pdiloſoph veortbeilbaft br | 


Sannte Profeflor 8. H. Hevdenreih zu nennen ik, der 
es fortwährend ſehr bedauerte, dad 

ſchoͤnen Wiffenfchaften und bei der Philoſophie geblie⸗ 
ben, in denen er nad deflen Urtbeile uußgciei neted 
geleitet haben würde. Als Student in einem Wlter 
von 22 nnd 23 Jahren beförderte er Einiged zum Drud, 
ODſſian erfüllte feine Seele damald und ne$ bis im 
fodte Alter und fo hatte er den Verſuch gen s, Ofiie 

a 







ophezeiung, zu wel⸗ 
A: ad ade 


j it, Allem d l 
8 jener Zeit, vor Allem der Br nr tene 
w 


und Beſchaͤfti ungen hatte er die einmal ergri ene Ju⸗ 
$: iegen laffen und nach vierj 


macht batten, ſehr freuen, als er den Sohn ald ei; 
Hoden feine: empfangen 
tonnte, ‚wo dann die eier Der Disputation durch viele 
fbe Sreunbe verberrliht, Das Rille aus 
wis lautem Jubel erfüllte, — RB, eröffnete feine. 


Wacsmuth: 207 


ſtiſche Laufbahn im Kreidamte Leipzig, wohl sunächk wm 
diefe ibm fo liebe Stadt und den gleichgeſtimmten poe⸗ 
tifhen Sreundedfreis nicht verlaffen zu mäflen. bes 
eben um ihn Davon ab und zu recht ernfter ausſchließend 
Ä jurikif er Beſchaͤftigung binzuleiten, vermochte ihn ber 

itte feined Vaters von zeipnig aach Eoldig zu gebein, 
wo er bei'm Juſtizamte ald Viceactuar eintrat. Doch 
nicht lange woute ibn dieſer beſchraͤnkte Juſtizdienſt zu» 
fagen; er verließ ibn und um fih ein freiered Wirken 
zu verſchaffen, fente er fih ald Advokat in Delitzſch, me 
er ich zwar auch wieder zum Dienfte im QJufizante ber 
wegen id. aber doch immer eine freiere, ihm mehr zu⸗ 
ie bätigfeit behielt, denn er wurde bald Mit 
8 





ende 
fe des NRathed und dann in Sage feiner Uneigen- 
nüßigkeit, mit welcher er ald Advokat die Parteien zum 
vereinigen eifrigft firebte, Juſtitiar erſt eined, dann meh» 
rerer PBatrimonialgerihte. Ald Rathsmitglied wurde er 
einige Male nad) Dredden auf den Landtag“ deputirt; 
erwarb fich aber ein befonderes Verdienk um die. Stadt . 
Durch eine neue Gealtung des ftädrifhen Armenweſens 
Die Bettelei, deren Verbot hier fo wenig wie anders 
wärtd mit Strenge durbgefübrt werden konnte, weiß 
Die Armen nicht binlänglich unterſtuͤzt wurden , erfannte 
er als ein die Moralität der niedrigken Volksklafſe auf 
Die Dauer vergifiended Unmwefen und damit fie mit Nach 
druck verboten werden Eönne, erridtete er ein aud acht⸗ 
baren Bürgern befiebended Collegium der Armenpflege, 
deſſen Vorfteber er unter dem Namen eined Rathsdepu⸗ 
sisten Dazu war. Diefed Collegium befriedigte nun wirks 
li die Bedärfniffe der Armen, gewöhnte fie zu einer 
zänlien Thätigfeit, entriß verwahrlofte Kinder ihren 
hledten Mättern und dem fittliben Untergange und 
uchte ſtille Arme auf, um fie dur Gaben im Der 
rgenen mit Schonung eines fo anerfennungäwerthen 
Schamgefäpld zu erquiden. Ueberall ging W. mit gus 
tem Beilpiel voran, indem er ein armes, körperlich und 
geiftig ganz verwahrlofted Soldatenkind zu fild nahm, uns 
es zum Dienſtmaͤdchen zu erziehen und nun freilich Andere 
um fo dringender zu Gleichem anregen konnte. Dieſes 
Collegium rettete die Stadt durch feine gefchidten und 
raſt loſen Bemübungen mwäbrend einer auf der Stadt Des 
Hafch fchwer laftenden Theurung im Jahre 1805. : Wäpr 
rend ich W. fo und auf andere Welle, 3. B. bei: neuer 
Geſtaltung der Geuerordnung, um die Gtadt, in we 
er wohnte, verdient machte, orbeitese.er als praftiicher 


208 Wachsmuth. 


Juriſt mit aller der geiſtigen Freiheit, welche die Befeg- 
gebung irgend geftatten wollte. Nicht mehr als bill 
am Büchſtaben haftend, ſuchte er immer den —88 
tigſten Sinn der Geſetze hervor und auch die Schwächen 
derfelben dedte er auf, wenn ed galt, dad Wobl feiner 
Mitmenſchen zu befördern. So erbielt er einer Ungläd; 
lichen, welche aus Verzweiflung Kindesmoͤrderin gewors 
den und zum Tode verurtbeilt war, das Leben, indem 
er, nachdem alle Berheibianng nichts gefruchtet hatte, 
nachmwied, daß die Geſetze felbit Die Urfade Diefer Uns 
that geworden feien. Im tiefften Vertrauen hat er mohl 
edußert, dab der Augenblid, ald die Begnadigte, im 
aͤrkſten Ausbruch ihred Gefühls in Gefängniffe vor ibm 
niedergemorfen, feine Kniee umfaßte und feine Füße mit 
Küffen bededte, der belohnendfte feineß Lebens geweſen 
ſei. Dur Diefe und andere originelle juriſtiſche Abs 
bandlungen machte er ih in Sadfen fehr vortheifhaft 
befannt und ihnen fomohl, als feinem gefhägten Werte 
über Patrimonialgerichtöbarkeit (Xeipzig bei Hinrid8 1808) 
hatte er feine NBeiterbeförderung zu banken. Nachdem 
er noch 4812, alfo in feinem 53. Fahre, die juriftifche 
Doctorwärde dur Öffentlide Vertbeidigung feiner Difs 
fertation: „Regulae nonnullae juris saxonici de detractn 
praecipue secundam legem novissime latam“ in Witten» 
berg erlangt batte, folgte er in demfelben Jahre einem 
Rufe nad Dresden als koͤnigl. Appellationsrath. Wie 
auch er in diefer von den Schrecken des Krieged beims 
gefagten Hauptſtadt zwiſchen Furcht und Hoffnung ſchwe⸗ 
end wenig Ruhe genoß, bis endlich die .erfehnte Erlös 
ung von der franzöfifben Herrſchaft erfchien, zeigen 
eine Tagebücher aus diefer Zeit. Seine forgenvoliiten 
age harte er im Dectober und November 4813 mährend 
der mit Hungersnoth Drobenden Blofade Dreödend durch 
Die Aliirten; denn während die Kanonade vor den Thos 
ren in jedem QAugenblide dad Aergſte zu bringen ſchien, 
lag feine geliebte Gattin am Nervenfieber nieder, Dazu 
bebam er die Nachricht von den Tode feined Bruders 
riedrid, Juſtizamtmanns in Torgau, welcher zwei Wai⸗ 
en binterlieg und wurde durch die beunruhigendften Ges 
rücte von wilden Kriegsfcenen bei Leipzig und Düben, 
welche ibm befonderd um fein geliebted Hobenleina, wo 
Sqhweſter und Schwager lebten, bange machten, in fie 
ter Spannung erbalten._ In diefer srüben Zeit, wo Die 
meiſten proteflantifhen Kirchen Dresdens verwühet wa⸗ 
ren, erauidten ihn einigemal trefflide Predigien Am⸗ 


Wachsmuth. 209 


mons und als endlich die Nachricht von der Uebergabe 
der hart bedraͤngten Stadt ankam, da loͤſten ſich alle 
Sorgen in Gott dargebrachten Dank auf und dieſer er⸗ 
bob ſich im ſtillen Famillenkreiſe auf dem zum Piaue⸗ 
forte geſungenen zieblingöliede Wachsmuths „Bei Lob 
und pr dem bödhften Gut ıc.” Einen Samilienkreiß, 
der feinem liebenden Herzen unentbehrlid, batte er, 
da feine 1792 geibtoflene Ehe Einderlo® geblieben war, 
fon laͤngſt aud feinen Berwandten um ſich gefammelt, 
ndem er erſt zwei Töchter der Schweiter feiner Gattin, 
dann einen Sohn feiner eignen Schweſter ald theils vater» 
Iofe, tbeild mutterlofe unergogne Kinder zu fi nahm. — 
Als bei der zheitung Sadfend die Regierung erklärte, 
daß aus der Verkleinerung ded Landes auch eine Ders 
Eleinerung des Eollegiumd des Appellationdgerihtd folge 
und da fie deshalb jebem Mitgliede den Uebertritt sur 
neuen Regierung freiftelle, trat W., den ald einen der 
jüngfen ätbe dieſe Erklärung näder beräbrte, i. 3. 1815 
n den preußifhen Staatödienk, zugleich bewogen durch 
Die Vorzüge der preußifhen Verwaltung gegen die da» 
malige ſaͤchfiſche, namentlich in der Erwartung einer ra» 
ſcheren ibm mehr zufagenden Geredtigkeitspflege. dus 
er arbeitete er in Merfeburg bei der Verwaltung des 
preuß. Gouvernementd und trat 1816 ald Kath bei dem 
neuerrichteten Dberlandeögerichte in Naumburg a. d. ©. 
ein, wo er fib bald den Namen eined ausgezeichneten 
Geſchaͤftsmannes erwarb. Wenn hier feine Berufdarbeis 
ten oft fehr gehäuft und drüädend waren, erbolte er fich, 
allgemeiner Achtung und Liebe fich erfreuend, durch den 
Genuß der fo liebliden Naumburger Gegend, wie er 
denn für ſolche Senüffe ein immer offened Auge, ein tief 
fäblenbe Herz batte. Nachdem er während jener Japre 
n Dreßden in Folge ded Kriegs von feinem Hobenleina 
getrennt war, erfreute er fich nun wieder .der alten Um⸗ 
gebungen und Erinnerungen aus der Jugend und weilte 
an dem Grabfteine der Eltern. Auch der ibm fräber 
Derfagte Genuß weiterer Reifen wurde ibm nun noch zu 
Theil und durchwebte feine fpäteren Jahre mit einem 
regen frifchen Leben, dad dem jugendliden Sinne des 
Greifed wahrer Balfam war. Er beſuchte Kaflel, ein 
andermal Schwaben, wo ihm liebe Verwandte waren und 
von da aud die sone, auch Dresden fuchte er wie 
der auf und Sernte die ſaͤchſiſche Schweiz kennen, wozu 

n die Kriegsjahre nicht harten kommen lagen und auf 

ner zweiten Reiſe nach Suͤddeutſchland labte er Am 

N, Retrolog 14. Jahrg. 14 ' 


210 Wachsmuth. 


‘den berrlichen Aheinufern von 1 Main, vi Sin, de 
jadre 1829 erfrente er ſich der Anerkennung feiı (2 
6 dur feine rnrnaan u De ae See en. es 
ya zum Drdendfek en rotben 9. D. Ar Klofie 


En 

wm den rorpen A. D. Ir Kaffe mit der Ecleite. 
Hy, feine Kollegen und za! — Birciaen 

ente ihre Ahtung und Liebe. 
Cparakierinii für ihn 1 mar eb, *. aud der jugendliche 


id denfelben am 0 in sur Jugend bill an, a 
Viefe von Ihm "“ verkanden und anı hen fühlte, 
{bt feierte Diefen Tag auf dem fe, umgeben 
einem Zpeile ſeiner Samilie und — Bein 
de und erlebte dabei —A die Freude Immer 
En genug zur weiteren Dermaltumg eines Sntes au 
Ein farf denfender, frei und rafd fih_beme- 
—* Geift, ein Herz dem Woblw der Sreude 
met, das waren, wie fein ganzes Leben zeigte, die 
un Srefticen in gi — dem Maafe ihm ver⸗ 
Liebenen Gaben. Ie fanden in ihrem mabren Me 
fen oa une neben laser mad aber ihre dußere Er- 
ſcheinung betrii 0 Bi wand bimeilen das. mod 
wollende Herz Mi. Sorderungen feines freien Gel: 
jed, trat jedoch, Tobafd Wohl od jebe eined Andern 
u beridfichtii IR aan „jan m in feine vollen Re 
in. Brei wm bit war , 05 er aud 
andere, Bene Hinge ee feben ip, .e8_ ihm 
— I anf febi 


Tg jolche för; Er 
Arie Kangfamkei — 
HI cm —* ot und Unmill 


ner ju en jertwandten batten ırööt, 
en Bart, den ion oder feinem m na eher 
beiltweife, aber im A momentan ‚, wi a! 
De SEAL AN, Dabei war der fe 

mi it "dem wadren Fr 


9 — 
EEE S En. — 
J —— 

—V — no db 





EN 





Wachsmuth. 211 


feinen Unwillen in bobem Maaſe erregen und doch be. 
waͤhrte fi dabei in dem, morauf ed ankam, in der 
Hülte namlich, fein wahrhaft menfchenfreundliher Sinn, 
denn meiftend nicht mit einer Unterflägun ie per eh 
Die nichs wefentlich beifen konnte, ſich begnügend, fuchte 
er, wenn irgend moͤglich, dauerndere und größere Uns 
terfägungen u verſchaffen. So ſchritt, wenn auch in 
Worten und Benehmen fi oft Fein Wohlmollen zeigte, 
es Doch mit feinem freiftrebenden Geifte Hand in Hand. — 
Diefer faßte raſch und an der Oberfläche zu hängen, ver 
ſchmaͤhend, firebte er das Wefen der Dinge zu erkennen 
und achtete nicht der leeren oder verfehrten Korn, wenn 

e auch ald die Hauptſache und als das eigentliche Wer 
en angefehen worden wäre. Einen Beweis dafür lies 
ferte feine Anficht der Sreimaurerei, zu welcher er felbft 
gehörte. Oft, mochte er die Bemerkung gemacht haben, 
Daß Maurer fib in ihren Ceremonien ‚gefelen und als 
Eingeweihete allen Nichtmaurern den Namen der Pros 
fanen mit gutem Grunde. geben zu können glaubten. Er 
machte daher in der Loge aufmerkfam, wie gefährlich 
der Gebrauch diefed Namens den Maurern fetof werden 
Eönne , indem derfelbe, da man doc natürlich nicht je 
den Nichtmaurer ald einen geiflig alfo wirklich Profanen 
bezeichnen Fünne, die Ceremonien als die Hauptfache 
dinftelle und fo den Maurer verleite, in jenen, nicht 
aber in der Gefinnung dad Weſen der Maurerei zu fe: 
ben und fo um fo leichter wirklich ſelbſt profan zu wer: 
den; er wies ferner Darauf bin, ‚daß die Beförderung 
allgemeiner Bruderliebe der eigentliche Zweck der gan, 
en Maurerei fei, damit man nicht mehr blos in der 

oge, fondern auch im gewöhnlichen Leben von Brüdern 
döre und daß die fogenannte Pöniglihe Kunft der Mau: 
rer darin beftebe, fid fo zu mahen, daß man von An- 
dern geliebt werden könne. Die Liebe war ihm auch der 
Kern des ganzen Chriſtenthums und er war der Lebers 
zeugung, daß man mit ihr und durch fie ein Chriſt fei, 
wenn man fib auch nicht mit allen den Gflaubendfägen 
befreunden fönne, die man ald dem Chriſtenthume an- 
gebdrig, zu betrachten lange gewohnt gemefen if. Nach 
dem Ausſpruche Jeſu: „Daran wird man erfennen, 
daß ihr meine Jünger ſeid, fo idr Liebe unter einander 
habt — hielt er die Erweifung der Liebe als den Prüf: 
Kein wahren Chriſtenthums feft, ja er glaubte, daß dem: 
nach der Zweck des Chriſtenthums darin beftebe, die Liebe, 
d. d. das Bedärfniß geliebt zu werden uno wieder au 

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ach fein Piarrwittum fo eifrig umd erfalgreidy, br, 
ndlich, wie er ſeldſt in jagen siegse, nıdr eın V 

ben, worauf er ſeinen Kelch ſellen Snnte, übrig er, 
peiches nicht zu derpelter Fruqtbarkeit veredelt or 
en if. Alle jeine Slarıärangen und Gerseferungen 
n Der Dekenemie And ;am Zinter jeworden. Seme 
aftloie Thaͤngkeit triet ida "agar an, ih _:n Iediedes 
ıen Zmeigen bed wifeninarr.;ger ınd Bed.irslegend 
18 Särırmkeßer ju wessen. Er \eferte Imnkır 9er 
chiedener Werke m Iiizcanigen Zluimern, Terre über 
ren lantwırttigertigen Iukamd ferner Imgegend, ame 
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m Xegierung!slatte abgedracktt wurde ınd ‚onen Ber 
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und That, die man srı ert 26 eu Einige cu u 


212 Wachsmuth. 


lieben, als die den Menſchen natürliche Anlage zu ent⸗ 
wickeln und zur vollen Ausbildung zu bringen. Daß 
trog diefer natürlichen Anlage die Liebe ſich im Leben 
Der Menſchen oft fo wenig, oft gar nicht ermeife, daß 
ihr volle Dafein faft nur ald Ausnahme erſcheine, er 
glärte er aus der großen Verſchiedenheit der menſch⸗ 
lichen Verhältniffe und Befrebungen, melde fo leidt 
feindlich_fih begegnende Leidenſchaften bervorrufen.. In 
Diefem Sinne fand er das riftlide Streben in der Em- 
pfindung und Anerkennung der Güte und Liebe Gottes 
zu den Menſchen, in der Danfbarfeit für Diefe Liebe, 
welche ſich im Eindlich froben Genuſſe der göttlichen Wohl» 
thaten zeige und in der Gegenliebe, welche, da fie Gott 
nichts zu geben vermöge, fib auf Die Mitmenſchen richte 
und an der allgemeinen Beglüdung und Befeligung ar» 
beite. In Beziedung auf den erften dieſer drei Punkte, 
auf die Empfindung und Anerkennung der Liebe Gottes, 
war er ſtets geneigt, bei einzelnen freudigen Ereigniffen 
feined Lebens des großen milden Gebers fi zu erin 
nern, denfelben aber auch in echt religiöfen Sinne, als 
weiſen und liebenden Regierer der Welt in den Schi» 
falen und Beſtrebungen der Bölfer anzuerkennen, welche 
Diele, weil fie entweder mit ihren politifden Anſichten 
nit ſtimmen, oder mit mandyerlei beflagendwerthen Er⸗ 
eigniffen gemifcht auftreten, tbörichter Weile als abfolut 
verderblih und verwerflid anfeben, ale wenn fie nicht 
auch Glieder in der Kette der göttliben Erziehungs 
maadregeln wären. Mit oft jugendlicher greube erkannte 
er überall heraus den Sortfchritt zum Beſſern und in ge 
radem Gegenfage gegen die meilten Alten lobte er die 
neue Zeit vor der vergangenen und freute ſich im Allge⸗ 
meinen ihred rafhen Ganges, war aber auch nicht blind 
gegen ihre Auswüchſe und traurigen Zermürfniffe und 

rieß und oft wegen des Zuftanded Ted Rechts und der 

ude doͤchlicd glüklich unter einem Könige, den er ald 
den aufrichtigen und eifrigen Beförderer ded Wohles feir 
ner Untertbanen ebrte und liebte. — Was die Dank 
barfeit gegen Gott dur froben Genuß der göttlichen 
MWoblthaten betrifft, fo war feine Freude, die vielfältig 
in feinem bäusliden reife fi bewegte und ihre Zul: 
rung fand, von fo einfacher, kindlicher, reiner, berzlis 

er und dankbarer Urt, daß dad Ausfprechen derfelben 
fter mit Rührung gefbab und Ruͤhrung bervorbramte, 
wie fib das voräugdmeile an Weihnachisabenden ereig- 
nete, welde er feit mehreren Jahren. im SKreife feiner 


Wachsmuth. 213 


familie und feiner naͤchſten Herzensfreunde befonder& 
möpli zu verleben gewohnt war. Eine folde Sreude 
mar mit danfbarem Andenken an Gott den Geber aues 
Guten im ganzen verfioflenen Jahre bei ihm unzertrenn- 
lid verbunden, movon manded gemürhlihe Gelegen⸗ 
beitögedicht Zeugniß gibt. — Was feine Menfcpenliebe 
betrifft, fo äußerte fie fi in einem außergewbhnlicen 
Wohfthätigkeitöfinne, vermöge deffen er nit bloß obere 
nächlic , fondern mo möglid nachdrücklich und dauernd 
au beiten fuchte und died fomodl durch eigne reiclie 
ben, als dur Anregung Anderer zu mohltbätigen 
Zeitungen zu bewirken bemüht war. Auch im Kreife fei⸗ 
ner Dermandten war er ein liebevoller Unterfläger und 
Helfer, dob maren und find feine Pflegefinder der re» 
dendfte Beweis feiner treuen väterlichen Liebe und Sär- 
forge, wie er denn bei der ganzen Srryledung und Aus⸗ 
bildung feine® Pflegefohned nicht 5lo6_auf dad Norhs 
wendige, bedacht war, fondern ihn mit Allem zu verfor- 
& eilte, waß zu einer möglichft umfaflenden und freien 
ifdung dienen konnte und unendli mehr that, als 
man von einem leiblichen Vater irgend erwarten konnie 
und weit entfernt, daß diefe Sreigebigkeit etwa nur in 
der Anfiht, daß ed Pflicht fei, alled nah Kräften Mög 
lie zu thun, gemurgelt bätte, war fie vielmehr dad Er» 
aan echt väterlicher Liebe, die in mehr Innerlihen 
ingelegenbeiten eben fo treu und tbätig, fi ermieß. 
So felbft ein praßtifper Eprift, wirkte er auch bier und da 
in diefer Beziehung gelegentlich auf Andere und Man- 
Ser, der feinen Sinn nod weniger dem Hoͤhern und 
dem, was wir fenfeitd erwarten, zugemwendet hatte, war 
um fo geneigter, auf die nur gefprähämelle und mit 
Öbten Milde da gelegten infchten und Auffors 
Berungen einzugeben, als das Beifpiel eines frommen 
Menfoenfreundes_die Worte deffelben gewichtiger ma- 
en mußte. — Bei feinem religiöfen und dabei ſiets 
firebenden Sinne fonnte es nicht fehlen, daß ihm bie 
Regfamfeit und der Kampf_ auf dem gelde der Theolos 
gie vielfad befäftigte. E86 mar died aber keinegwegs 
ein gemaͤgliches Beobachten des Streites welches ohne 
Ertenntnig deifen, was ed bier gilt und ohne tieferen 
Antpeil an demfelben, abgef&loffen gegen jeden Einfug 
bed Kampfes, durd die wechlelnden Stöße der Fechten: 
den nur ergögt fein will; nein, er war felbft vorgdalie 
nod in feinen fpäteren Jadren im Forſchen und Suden 
des wahren, reinen Chriſtenthums begriffen. @ich in 








214 Vachemuth. 
der, Erfenntniß, deffelben zu. foͤrdern gun Anfichten ;ı 
fein bei de em 
prütenden Leſen Der Michtigeren Erzeugn er theole 
Ben Literatur von allgemeinem -Intereile. Die | 1 
ar 2 dabei ne ei un mie groß war 
e neues 


BERGER ER 
ebe für den geiflice 
en 2a und gs lüdrendes batte, Tine — an ‚Es 


69 fein 
Nachdenten befbäftiaten. J in 
dent Br ur Diöpofttion. Mi 
Ersäblung von dem Beſuche der Weile "aus dei 
Bosch I. folden Stimmung: er. 0 
Bi helm — — 
mebr Kur eigung gemäß bi ‚gen hun en 


NS ker Ba Zurik er au mar, ‚wie denn 14 
ausgärehtin Urteb, wenn es der 
Ai zuließ , ae eine ei eohmlie) ide Fri 
Yon “ und ihren. Berfaffer zugleih von yiner rein 
metal u edlen. und wonlmcien m Seite, darfell 
Hy tbeologifde Buch, welches ibn zuleht und 
J bobem Grade befhäftigte, mar Ammond Forte 
ung des Chriftenthums At Weltreligion. Auf- die 
erk bezog fi fein lehtes wirkliches Geſpräch auf 
em Nranfenlager, wo er Außerte, mit weldem fletd 
Autenden SIntereffe er den legten ze diefed Werks 
fen begonnen und wie er.nun die ald fo. merfwär- 
H und fireng_ wiſſenſchafilich N A Ki 
or tung, et Lebens zn von Strauß fib anjcı 
taut Gerd re, sung und Aufl — 
er aber fein ed| it ‚Streben niet fi 


d einem Sue enden — und na 
Man Hole — in 
“Im feinem der war er 


Lechner. 215 


ſtets durch einen wahrhaft jugenblicen Bei, mit dem 
er manden Süngling beſchaͤmie, ausgezeichnet, doch bat 
ten feine legten Jabre manderlei_ Beſchwerden gebracht, 
die ihn aber nur momentan drädten. In dem leßten 
Bierteljahre feines Lebens dußerte fich jedoch viel Ver⸗ 
ſtimmung des Geiſtes - fein deiterer Sinn war mes 
ſentlich geſtort — die Seinigen bielten ed mehr für 
eine bloß geifige Verſtimmung aus Unzufriedenheit über 
Die gemöhnlihen von dem Ülter unzertrennlichen Be⸗ 
fchwerden, die er allerdingd ungern trug, doch bie Solge 
eigte, daß tiefed Eörperlided Leiden der Grund war. 
Erog dem aber war er Eein Lebensmäder, der mit Ver⸗ 
langen geflorben wäre; im @egentbeile bätte er ſich 
bei gutem Befinden gewiß nad ferner gern der Erde 
gefreut und ihrem bunten Treiben mit ihren fa außer« 
ordentliden neuen Erfheinungen und Erfindungen zus 
efeden; er fab aber feinem Ende ergeben entgegen. 
Biel darüber gi fpreben, war zu wenig in feiner Art, 
wie er denu immer tiefere und angreitfendere Gefühle 
eben nur mebr fühlte, ald fie ausſprach, aber die vers 
neinenden Bewegungen feiner Hand, wenn ibm von 
Befferung und Genefung gefproden wurde, gefchaben 
fern von jeder Bitterkeit mir lächelnder Miene und 
feine erftarrten Züge trugen den wobltbuendflen Aus⸗ 
drud des Sriedens, der, der fhönfke Lohn feined Te 
ben, ibn drüben beglüden wird. In unnergänglicer 
Liebe, die er ald dad hoͤchſte Ziel und Heil der Men- 
ſchen erfannte, bleiben ipm die Seinen verbunden und 
fo trägt fowohl in feinem Sinne ald in ihrer Hoffnung 
das. eu. ad fein Grab begel@net, die Worte Der 
beiligen Schrift: „Die Liebe hörst nimmer auf.“ 


* 59, Sofeph Lechner, 
katholifher Pfarrer. Kämmerer und Diſtrietsſchulinſpektor in 
Siegsdorf im Iſarkreis; 
geb. d. 21. Jan. 1766, geſt. den W. Zebr. 1836. 


Lechner war der Sohn des Hofraths Lechner zu 
Markt⸗Iſen an dem Fluͤßchen gleichen Namens im FD» 
niglich baieriſchen Landgericht Erding und wurde mes 
gen des fräben Todes feiner Eltern, die beide zufällig 
ia München ftarben, größtentpeild durch feinen Dheim, 
Stiftskanonikus in Tfen und zugleich gianer im nahe⸗ 
gelegenen Oberbergkirchen, erzogen. Seiner beruorfes 
enden Talente halber wurde er zu hen Studlen dor 


216 Lechner. 


geuet, giäg_ von Dberbergtirg eu 
Velanete Über jähnla var srökre 

EG ben uns mL Ling ra ap — 
feinen — — eine —— daltu und Liebe 


and 
gie fopbifden Kurfus‘ wi 
‚er Theologie, trat in das Priefterfe: 
und en! diefe Studien mit ſolch ige, dei 
wöbrend"diefer dei, mie fpäter, al tor für feine 
1700 wurde er Safpehor der, Frktigeernifoßfiden Par 
murde_er Snfpektor der 
geie und of for dieſes a von we and er 
m ebrenvolen Aufe ald Gubregend des genanns 
ten Elericalfeminars in Galjburg folgte, befen Stelle 
er bi6 zum Sabre 1790 bekleidete und dabei Dogmatik 
und Jus canonicam in lateinifder Sprache vortrug. 
Unangenedme Verbältniffe mit dem damaligen Director 
ded Seminars, Singerlos, verleideten ihm dem längern 
Aufenthalt dafelbit und bewogen ihn, ein Eanomikat in 
Mühldorf Cam Jan) anzunedmen, dad er aber wegen 
der erfolgten Wahl Singerlos zum Dekan ded nämlie 
en Stiftes nad einem Jahre wieder verljeß._ Auch 
das Bikariat_Tettendaufen (am Tacen« ober MWagit 
Fi ‚See, 5 Stunden von Salzburg), wohin er Ad von 
tüpfdorf aus verfegen lieg, mar no nicht das Ziel 
feiner Wänfpe, weil diefer Ort noch im Saljburgifhen 
Gebiete lag. @r lebt aber no im freudigften Anden 
fen bei ber dortigen Gemeinde, denn — abgefehen von 
feinen Zeitungen ald Prediger und Seetforger, (@ägıe 
er dur& feine Spradfenntiffe, Unerfhrodenbeit und 
Weberredungsgabe feine Gegend -Eräftig vor fo manden 
BVermütungen der Sranzofen. Erit im I. 1802 Eonnte 
fi €. der Erfüllung feines lang genährten Wuniceb, 
in Yltbaiern zu wirken, erfreuen. Der bamalige Bikar 
aufn Göttinger von Siegsdorf (Ednigl. Landgerictb 
raunftein) flug einen Taufe der Pfründen vor, der 
auch genehmigt wurde. So kam £. in das romantifche, 
belebte Siegsdorf, mo er 33 Sabre dindurdy fegenyel 
thätig war. Im Fahre 1308 wurde er zum Ober» oder 
a ee ee ae 
endem Eifer bis zu feinem Tode Übte. 
f au einer felbfändigen 


Lechner. 217 


nad fein Pfarrwiddum fo eifrig und erfolgreich, def 
endlich, wie er felbf zu gegen Diese nit ein Fleck⸗ 
en, worauf er feinen Kelch flellen Eönnte, übrig war, 
welches nicht zu, doppelter Sruchtbarkeit veredelt wor⸗ 
den iſt. Alle feine Einrihtungen und Verbefferungen 
in der Defonomie find zum Wufter geworden. Seine 
raftlofe Thaͤtigkeit srieb Ihn fogar an, ſich in verſchiede⸗ 
nen Zweigen des wiſſenſchaftlichen und Geſchaftslebens 
ald Sqriftſteller zu verfuden. Er lieferte Kritifen vers 
ſchiedener Werke in literarifden Blättern, Berichte über 
den landwirtbfepaftliden Zuftand feiner Umgegend, eine 
topographiſch⸗ſtatiſtiſche Beſchreibung von Siegsdorf, die 
im Regierungsblatte abgedruckt wurde und „einen Ders 
ſuch einer beurfundeten Darftelung ded Archidiakonats 
Baumburg, Salzb. Didrefanantheild. 1810.”, von der 
jedoch ungüntiger Zeitverhältniffe wegen der zweite 
Theil nicht mehr im Drude erfhienen if. ieſes 
Werk iſt die Frucht ſeiner von Seite der Regierun 
ibm anvertrauten Commiſſion zur Sondirung der Bis 
bliothef ded aufgehobenen Kloſters Baumburg, bei wele 
cher Gelegenheit er noch eine bedeutende Anzabl werth⸗ 
voller Bücher, Inkunabeln, Manuferipte und Docus 
mente rettete. ei Konftituirung ded Ruralkapitels 
Has lach (Traunftein) wurde er zum Kämmerer erwaͤhlt 
und batte auf die Verhaäͤltniſſe deſſelben den entichies 
denften Einfluß. m ehe 1834 trat er ald Erfaß- 
mann in die baierifhe Ständeverfammlung ein, wobei 
fein noch immer reger, allfeitig gebildeter Geiſt einen 
fruchtbaren Wirkungskreis fand. Seine Rückkehr ald 
Abgeordneter war ein Jubelfeſt für die Pfarrgemeinde 
und für die Beamten und Geiſtlichen der Nachbarfcaft. 
Auein ein Jahr darnach litt feine Geſundheit merkliche 
Abnahme. Ein vernachläßigter Flechtenausſchlag und 
endlich ein Nervenfchlag raubten ihm alle Hoffnung der 
Wiedergenefung — am oben genannten Tage war er 
dem Tode unterlegen. — Die bervorftchendften Züge 
in feinem Charakter därften fein: Praͤziſion, Schnellig⸗ 
keit und Kürze in allen feinen ſchriftlichen Audfertiguns 
en, ſowie in feinen geiſtlichen Verrichtungen; Ent⸗ 
Waeſeaben in Faſſung und Ausführung feiner Pläne, 
wenn auch Eigennug, Vorliebe zum Alten, oder Saum⸗ 
feligkeit Anderer ibm Hinderniffe legten; eine obne 

weifel durch Geſchichtskenntniß, Gonverfation und 
eftüre erworbene Umſicht und Vorausſicht bei Rath 
und That, die man oft erfi aus dem Erfolge einfah.und 


218 Niemann. 


bewunderte._ Ein Hauptgrundfag von ibm mar, Ylie 
mandem zu ſchaden — nah feinem Lichlingdfprude: 
Bonum ex integra causa, malum ex quolibet defecta. 
Seine Einfachheit der Sitten und nneigung vor Lob 
und Ehrſucht möchte vielleicht fogar fein Grabhägel be 
meifen, den er fih im einfamften Winkel des Sriedbe: 
fes unter den Kinderleihen viele Sabre hindurch vor 
ausbeftimmte. eine Uneigennügigfeit und Wohfthä 
tigkeit, obgleich die Ertraͤgniſſe der Pfarrei nichts weni 
er ald glänzend find, fand doch nur ihre Grenze darin, 
# er nicht felbft Dem Mangel ſich Preis gab. In feir 
nem Zeftamente tilgte er alle fein: Sorderungen, bes 
fimmte feine Bibliothek von beinahe 2000 Bänden dem 
Priekerfeminar zu Sreifing und fegte die Pfarrgemeinde 
zum Haupterben der Verlaſſenſchaft in der Art ein, Daß 
aus den Kapitaldrenten unverzinslihe nur in zehnjäb: 
rigen Sriften zablbare Darleden für obne eigene Schuld 
verunglüdte Hauseigenthämer vorgehredt werden koͤnnen. 


iegsdorf. Joſeph Banner, 
Siegsdorf Priet rent Seuipenekistat. 


60. Ludwig Ferdinand Niemann, 
Oberlandgerichtd:Regiftrator zu ‚Dalberftadt ; 
geb. d. W. Mai 1781, geſt. den 1. Wärz 1836 *). 


Er war zu Dalberfiadt geboren, fludirte ſeit Mis 
haelis 1799 zu Dale die Rechte, nebenbei aber Ge 
ei te, Bbilofopdie, Aftronomie und mehrere andere 

iffenfchaften, war zur Zeit des Koͤnigreichs Weſtpha⸗ 
len Advocat zu Halberftadt und wurde im Sabre 1815 
bei dem daſelbſt neu gebildeten DOberlandesgericht aid 
Regiftrator angeftelt. In Diefem Poften lebte er um 
verbeiramher und auf den Umgang weniger Bekannten 
befchräntt, ale Muße den Wiſſenſchaften und dem Stu: 
dium der Kunſt widmend, bei immer regem Sammler 
fleiß. Beſondern Eifer widmete er der Halberftädtifchen 
Specialgeſchichte. Seine Geſchichte des Bisthums Hal 
berftadi war auf 3 Baͤnde berechnet, von denen nur der 
erſte gedrudt, der zweite jedoch im Manuferipte vollen» 
er ik. Ein Mißverkändnig zwifden ihm und dem Ver⸗ 
eger brachte dad Werk zum Stoden. Dies if um fo 
mebt zu bedauern, da fait alle frübern Befbihten des 
Bisthüms Halberftadt, namentlid Die von Zorauatuß, 


°) Noch Beitungßacchrihten. 





Aburg. 219 


Zeudfeld, —7— von Bennigſen und Lucanus, entweder 
von den Berfaffern niche_beendigt oder doc nicht voll 
kandig gedrudt worden find. Yu ein „gelehrted ah 

erftadt“ bat er, mie verlautet, im Danufeript vollen 
der binterlaflen, außerdem eine Karte Bücerfammlung, 
vornehmlid im Fache der Gefcichte und nit menige 
Kunffaden. Außerdem erfoienen nod von ihm: Hands» 
bu®_fÜ Harzreifende. Berabt 1821. — Gelihte 
der Grafen von Manndfeld. Afcherdieben 1834 und eie 
nige andere Schriften. B 


* 61. Ernſt Auguſt Alburg, 
Gonfikorialdisector zu Wolfeabuͤttel, 
geb. d. 29. Nov. 1785, geft. am 2. März 189. 


Wlburg wurde zu Wendeſſen, einem Dorfe in dem 
Herzogibum Braunihmweig geboren, mo fein Vater dab 
adelide But gepacrer hatte, Nah dem Ableben feineb 
Vaters, zu weldır Zeit er erit 6.Jabre alt war, er 
diels er eine amedmäbige Erziehung, in, einer Denfiond, 
ankalt zu Wolfenbüttel, erwarb Ab feine Schulfennt 
niffe auf der großen Schule dafelbk und (päter auf dem 
Eouegium Carolinum zu Braunfhweig. Er batte ih 
der Necröwiflenfaft gewidmet und bezog in dem Jahre 
4774 die Akademie zu Helmfedt und in dem Jahre 
4776 die Akademie zu Göttingen. Rach beendeten afas 
demifgen Jahren ward er ‚zu Wolfenbättel unter die 

jabl der Mdvokaten aufgenommen und erbielt in dem 
jadre 1787 die Stelle eines Gerihtöfgultheißen iu 
höppenftedt mit dem Charakter eined Kandcommiflärs. 
In dem Jahre 1789 ward er Spndifuß bei dem fürftfis 
g Polizeideparrement zu Brannfomeig, von welder 
tele er fpäterhin_ald Polizeidirektor vorrüdte. Bei 
der Orhabung bed sönigreiäe ae hnbalen erbielt er in 
dem. Jahre die Stele des Präfdenten bei dem 
Gera erfter Inkanz zu Helmftebt und nahdem bad 
Önigreih Wefpdalen aufgelö und nad der Rüdkehr 
des verewigten Herzogs jedrid Wilhelm in feine 
Staaten verblieb er einige Jahre nad der neu organis 
firten Gerineoertaftung bei dem Kreißgerichte zu Helms 
hebt als vorfigendes Mitglied mit dem Charakter ald 
iebeimer Zuftizratd. Bon bdiefer Stelle ward er jum 
Sirecor bei dem fürklihen Conſittorium zu Wolfendät 
sel befördert, wo er am oben genannten Tage farb. 
Seine Krankheit war nur von kurzer Dauer. Anfprugbe 


—J— wie, 4 war, ine ei —X dar — amd 
eek; de dor I ur um erwar 
erirau und L . 





“ 


* 62. Morit SEiellomued Lingke, 
. Immatritulister Abvotat und Rotar za delnnis 
Be u. ne * Ns 
fen Megliafelt, ar ira — een 
Gater al$ Superintendent. Tebte. dem Sana - 
feiner Vaterſtadt zur Dear vorkenelet, be; 
eipsig und fand im damali Korn Rektor, Profi er v» 


il a 
Bra daten 60 a eve Se 
m —A— zu Selen am —5 
DEP hie Untoerhäht Yeipae team — 
elt, wodurd) er von allen Radrunge ee ni 


dem "größten Eifer feinen ae 34 
Ban: — LER „grie@i 
und engliihen Sprabe magte er joi 
Daß er Aue vier Ar größter Belt — ſen· 
ders war er in erfigenannter Kar — und die bes 
ba Beweife erhielt man davon im Gejpräp mir 
mo er unwillkührlich die — und dften 
Sum aus Tateinifhen Serien ald jege eis 
tirte. Dadurch erhielt er fpäter den Beinamen: 
lateinifhe Sahanmwalt.“ Bei der SR Bas 
nes feines —— F — —— 
Detober 1797, war 8. 
Be von Meitmacher vie Unioerft tät ver One war 
2. fehr anfebntich befbentt worden), beftand er bei der 
Suriitenfafultät in Zeipzig fein juri iſches — 
J rühmlichft, erdien Ipäter die Advofatur umd bald 
eine farfe Prarie. Bid an feinen Tod mar er in feie 
nem Wirkungdfreife ganz tbätig. — Tingfe führte ein 
k ir geregeltes aan, liebte Geſellſchaft "m er außer 
— ‚geil Midi ann — feines nal erg 
r gut unterhalten Bei er au 
tertyum: for der And ‚Kenner — Kerne 5 
elte 


Ben Al Dem hole bee Sum, "die 






wa Se * 
feinen 
A er fanft, 


EM Gottfried Auguſt Lobeck, 


— — — au — 
je war jedod — der le 
—— 


igung anzumer! 
es Geiſtes waren di 
TH — gein 


Ki dur, —35 Fe —— 


en, oe 
= era —— 


—— Kane 


ee et in * Sn — ne 





22 Lobedc. 


Fi je_ber höbe Em —F teit [6 viel 

Mg Forst ni (m Bien AH u ie 
adteter Literator, ie Diäter, — Bf 
nom, Botaniker A —* war, HH dennocd niemals 
von dem Bratuifaen ege feiner Pi aid Laudpre 
diger dt ch ließ, an feinem Sgeien Lebenöbernfe 
HT r 3 und vom Kr ange feiner Zaufbadn, 
bis an ihr. Ende & au. befriedig: 










—— 3 





u diefer 

Kern Alter — " Beltiaain, die Au — 

vollen Ernft eben fo fehr, als durch feine die 

-Vendivürdige Heiterkeit erfreut und 53* wurden. 

Seinem reihen Geiſte febite nie das pafende Wort, 

aut En Einfall, um diefe ſchoͤnen Kar nad Erfor 
Kite 5 103 erheben, oder auc. zur lauten Sreude 


Kan, "0 mit Vorliebe bin * —— 
N Er 


Lobeck. 228 


Verbindung ſtoͤrte nie die geringfe wiſtigkeit; ja viel. 
mebr umfaßten ibn Aue mit begeifterter Liebe. Die 
firenge Wahrheit erfordert jedod die Anführung, daß 
der sreiflide £. dieſem Verhältniſſe manches Opfer 
brachte, Daß er e& vielleicht mehr liebte, ald mit feinen 
Rechten vereinbarlid war, in diefen Beziehungen die 
Guͤte und Nachſicht vormalten zu laffen,-ja, daß er eis 
nen eigentbümlichen Takt ſich angeeignet batte , dad An» 
Kößige und Gemeine, das Shrofe und Gehaͤſſige, was 
in aͤhnlichen Beziehungen aufzutauchen pflege, moͤglichſt 
zu umgeben. Er wünſchte nur dad Gute und Lobens⸗ 
wertbe der Menſchen näber Eennen zu fernen und mo 
ed ihm irgend moͤglich war, überfab er das Gegentpeil. 
Died wurde aber auch mit dankbarer Degeifterung AN» 
erkannt und ed war wahrhaft erdebend, ihn unter feis 
nen Beichtfindern zu feben, wie alle Blicke mit froͤhli⸗ 
der Ergebendeit an ibm bingen und wie er, weit ent 
fernt_ von jefuitifder Schönthuerei, oder vornebmer Der: 
ablaffung, Diefen Blicken mit vÄterlidder Hingebung bes 
egnete und dadurch felbft fo fehr beglädt wurde, Sein 
2008 war in diefer Beziehung ein wahrbaft beneidens⸗ 
werthes. Einen fchlagenden Beweis dafür lieferte Die 
eier feiner JOjäbrigen Amtsführung am Himmelfahrts⸗ 
ee 1823. Sole Beweiſe der Liebe feflelten ihn aber 
‘fo an feine Parodie, daß, als ihm eine Superintenden- 
dur unter doͤchſt ſchmeichelhaften Umftänden übertragen 
werden follte, er ſtandhaft ihre Annahme verweigerte. 
Nicht dem Glüde, welches aus der ſichtbar gefegneten 
‚Amtömwirffamkeit tür unfern £. berfioß, war ibm noch 
ein eben fo werthvolles deſchieden: das Gläd in feis 
nem Haud, in feiner Familie. Seine Ehe mit einer 
‘geb. vd. Helidorf war zwar kinderlos, aber es fehlte un. 
kr £. nie an Gelegendeit, fo im Kreife feiner naͤch⸗ 
en Anvermandten, ald auch darüber hinaus, Vaterſtelie 
u vertreten. Er gab fi diefer Neigung mit großer 
orliebe hin und während er in diefer Hinficyt vielfach 
und mit eigner Anfopferung nÄgte und wirkte, während 
er nicht mude wurde, die Verwittweten und Verwaäai⸗ 
Ken und fonft Bidrüdten unter feinen Anverwandten 
an ein gefüblvolled Herz zu nehmen, erwarb er ſich ein 
werthvolles Kapital von Dankbarkeit, Das ihn nicht nur 
unmittelbar, fondern auch Durch Die Wahrnehmung un» 
»auöfprechlich begluckte, duß fein ansgefreuter Same 
ohne Ausnahme auf ein guted Land gefallen war. Und 
fo foß ver Strom dieſes reden kebens immer merkli⸗ 


224 . Vol. 


Abende zu. EB zeigt: on 2.6 Koͤr ie 
FH Anlage jum Seiagfuhe- eh Holder trat Bir 
ein und_riß an, der mit den Seineu eben fröhlich beim 
Abendeflen A zur Benuftlofigkeit Din und mar 

im 





— tebigten, welche an den zum Andenken der Sgusı 
bei Leipzig gefeieruen Seften gebalten worden find. £eii 

41815. — Das Lob ded Predigtamts; eine Spnodal- 
redigt , den 17. Auguft 1818 In der Siadifirche IH 
ÜBeienfels gebalten. Beh 1818. — Der Glaube alt 
Hauptangelegenveit für Alle, welche den theuern Na 
sen der Ebriden führen. Eine Amte und Vakanypre 
digt. Ebd. 1851. — Beiträge zu Tiſchirnerd Magazin 


* 64. Philipp Volk, 
herzogl. naffauifher Dofgerichtsrath und Amtmann in Rafkätten; 
‚geboren d. 29. Sept. 1787, geft. den 5. WRärz 1886. 


Er war der Sohn des in Weilburg verſtorbenen 
Regierungdrardd Carl Volk. Fruͤde ihon wurde er feir 
ned Vaters beraubt, dog hatte ihm die Vorfehung 
unfcpägbare Gläd befhieden, daß er fi der gewiflen- 
baftekten Zeitung einer gebildeten , fehr religidfen, mit 
allen häuslichen Tugenden geihmÄdten Muster erfreuen 
durfte. ‚ Dur) fie wurden in ihm die Keime alled 
ten, der Gittlipkeit und Religiofitdt mit größter 
falt gepflegt und entwidelt. & wurde fon früh bei 
ibm der Grund zur Tugend der Drdnungsliebe und 
Pünktlichkeit, zur Gewiflenhaftigkeit und Srömmigkelt 
gelegt, melde im Vereine mit reiminniger Dffenpeit 
und Wahrbeitöfiebe die Grundzüge feines Edarakterb 
ausmachen und ihn während feines gunzen-thätigen Le 
bend als einen dochſt ehrenwerthen und würdigen Die 
ner feines Vaterlandes darftelten. Mit fhönen, natärs 
lien Anlagen auögerhftet, erhielt er auf dem vortrefte 
fiden Spmnafium feiner Vaternadt eine fehr ‚grin Is 
libe Schulbildung und bezog im Jahr 1807 die Unis 
verfität elbelberg, mo er, aufgenommen in bem Haufe 
feined Ddeimö Des gebeimen ‚pofratps und Kante for& 

er Mathematik von Langedorf %), neben dem tudium 


"Neffen Blogr: fi u. Sadız. des R. Metz. ©. L. 








Vol. 225 


ber urisernben „ mit befonderer Vorliebe den maipe- 
matifchen Wiffenſchaften id widmete. Nach einem räpms 
tik betandenem Eramen wurde er zuerkt Procuratur. 
Anwalt (im I. 1810 am ‚Sofgeriht Wieöbaden) und 
im September 1815 Minifterialaffefior, im Dec. 1820 
Minifterlalrath, im Dec. 1821 Ho — im Mai 
1322 Mitglied der allgemeinen Prüfungscommiffion und 
im zuni 1823 Beamter zu Naftätten. Ein bervorkes 

jender Zug in ®.’8 Charakter war ein tiefer religidfer 

inn, wozu alerdings die trefflihe Erziehung feiner ed» 
len Wutter den .erfien_fetten Grund gelegt dakte. Res 
Tigion war bei ihm Gace des Lebens geworden; in 
feinen Werken zeigte und bewährte er jeinen lautern, 

— — Glauben. Daß aber dieſe dodere religisfe 

ildung und feine Glaubendfeftigkeit da& Ergebnig eis 
ienen dorſchend und Prüfens und eben dadurd e 
ver lebendigiten Weberzeugung geworden, dad jeigte rn 
ke mit ihm angefnüpfte Unterhaltung. _Shr An war 
ie heilige Schrift das feſte prophetifhe Wort, hoc ers 
daben über alle neuerdings fo beliebten Deutelelen und 
oft dußerte er: „Nicht eher wird und kann ed mit der 
Menfcdeit mahrhaft beifer werden, als bis alle MWiffen- 
haften, alle Berufszmeige, alle Lebendverhältniffe von 
er Sonne des Chriſtenthums erleuchtet und erwärmt 
und von dem genlioen Hauche des angeliumd durch⸗ 
eiſtigt und belebt werden. Die Zurisprudenz kann nur 
Bann werden, was fie fein follte, das pofitive göttliche 
Er RN a Die ie und das 

eqht ein hriklihed gemorden ift. jefe, legtere Idee 
war eine Zieblingsbeihäftigung des Dean an 
er bradte fie in feinen ſparlich ihm jposmeflenen Mus 
jeftunden zu Papier, ohne fle jedoch ald ein vollendetes 
janzed fliegen zu können, denn fein Berufsleben — 
namentlid all Beriogtiher Beamter zu Naftätten, einem 
Dura früdere Vermaltun; everhälmige fehr_verwidelten 
Bezirke — wurde durh Maflen von Amtöfunftionen in 
Bntorud genommen, die er aber alle mit unerfchüttere 
Hiper Treue gegen feinen erhabenen Zürften, ſowie mit 
unbeftechlider Gerecptigkeitöliebe gegen, feine Amtsuns 
zergebenen, welche fämmtlih von Hochachiun gegen ihn 
Durddrungen waren, erledigte. Die wenige Zeit, weide 
ihm zur Erholung übrig blieb, verwendete er theilß auf 
Die Erziehung feiner beiden Kinder (feine Gattin Rarb 
vor ihm), tbeild widmete er fie dem fortgefegten Gtus 
Dium der Mathematik, morin er große und. gedieger“ 

N, Rekrolog 14. Jahrg. 16 


226 Bernhard I. 

enntniffe befaß, oder er lad mil unermäblichens &lei 
die PH ang! je Werke der Set oe — 
den; und Theologie, auch der griechiſchen, tömifdpen 
und Deutfchen leiter, Bere viele Sprachkenntniffe aud 
ein dußerk gluͤckliches Gedaͤchtniß, um das Belefene 
auch behalten zu koͤnnen. war wodkthaͤtig gegen 
Dürftige ſowohl im Privatleben, als in feiner amili⸗ 
hen Stelung — als Director der Armencommiſſion — 
and handelte boͤchſt edel gegen feine Berwanbten, it 
dem er die Reben Wailen feines fräh verſtorbenen Bru⸗ 
ders zu Ab nahm und mit vielem Koftenaufwaude 
ersieden und bilden ließ. m Umgang war er men» 
ſenfreundlich und ſtets gefällig. ei fo vielen vor. 

glichen intellektuellen und moralifchen Eigenſchaften 
war ed nur zu bedauern, daß er einen fo ſchwächlichen 
Körper befaß, auf welchem fo manche ſhwere shfang 
am fo raſcher und nactheiliger einwirken te; 
verfiet feit December 1885 — nachdem er ſtets an Kheu> 
matismus gelitten — in gaßopirende Lungenſchwinde⸗ 
fat und Karb.daran am oben genannten Tage. 


65. Bernhard L, 


( Johann Heinrich Bol) 
Grobifof und Wetropolit ber oberrdeinifchen Kirddenprovinz un 
Biſchoſ der Didcele Freiburg, des großherzogl. badiſchen boberws 
Ordens ber Treue und des Zähringer Löwenordens Großtreus- 
zu Freiburg; 
geboten den 7. Juni 1156, geſtorden ben 6. Maͤrz 1895 *). 


Johann Heinrich Bol (denn das iſt fein Name, 
Bernbard nannte man ihn bei der liebermebme Der Eid» 
ſterlichen Geläbde), war, fo viel wir willen, der Sohn 
eined MilitdrE von mittlerem Grade und zu Gtuttgart 
geboren. Im ſedcsten zebre ſchickten ihn die Eitern 
nach Rottenburg am Nedar in die katholiſche Kinder 

ule und gaben ihn in das Haus eines vwärerliden 

eunded, eined Geikliden und nadmaligen Stifts⸗ 
groväet daſelbſt, mit Namen Kranz Anton Bol 

ind mit_berzfigenm Wohlwollen und Eis 
un dem Knaben, der ig sehnten RUE, h 

rloren hatte, nad me e: Denn eriun et 
ner a 33 radte GBrörumgen { 









*) Re von Nedo des D, 3. 8. Dup: 


Bernhard, T. 2297 
vöäterliden Haushalt, der Mittel zum Unterhalt bes 
Sohnes wurden weniger. Der Vater fuchte Hälfe und 
hatte dad Gluͤck, für ihn einen Plag in der herzoglichen 
Mititäralademie zu Ludwigsburg j erwirfen. Nein 
die Vorneigung zu einem ſtillen Leben und zum kirch 
lien Berufe und nicht minder die Liebe zu dem Manne, 
der ihn biöber erzogen batte, fährte dem Sinaben eine 
ſchwere Stunde des Abſchiedes herbei. Der gutbers 
ige Priefter, ergriffen vom Schmerz feines Pfle et 
nes, konnte ibn nicht entiaflen, fagte ibm a ed l 
zu und der Vater brachte es nicht über fi, ein fo ſchö⸗ 
ned Berbältniß uw jerreißen. ierauf befuchte er das 
Gymnaſium der Stadt, welches die Tefuiten beforgten. 
Kaum gatte er den erfien pbilofopbifhen Kurs binter 

&, als er um Aufnabme in den Orden bat und fie 
ogleich erhielt (1772). Allein es war ihm nicht länger 
ale 2 Sabre befcieden, in bielem Kreife p leben, denn 
das denkwuͤrdige Jahr 1774 loͤſte in den deutſchen Fans 
den dieſe Geſellſchaft auf. Mit Mühe, hatte fich der 
Süngiing von der erften — erholt, als er zu 
en gewohnten Studien zurüdfehrte und die Dhilöfe- 
phie vollendete. Es mangelte ibm nit an Ausfichten, 
wenn er ſich der Welt hätte zumenden wollen; aber 
die Flöfterlide Stille hatte befondere Reize für ibn. Uns 
ser den ablreiden nftituten Diefer Urt zog ibn am 
meiften Die Gifterzienferabtei Salem an, in der fi da 
mals ein ſchoͤnes wiſſenſchaftliches Streben regte. Er 
bat um die Aufnahme, die ohne Bedenken erfolgte, 
fegte nah Derlauf eined Probejahrd Die Gelübde ab 
am 43. Nov. 1776) und trug fortan den Namen feine 
eiligen Ordenſtifters. Dann trat er in der Kloſter⸗ 
Qule den Kurs der Theologie an und mit dem 24. 
abre empfing er die priefterlibe Weide (am 23. Sept. 
730). In Diefen Umgebungen gefiel er fich fo febr, 
als Hätte Das Gluͤck alle feine Segnungen Über ibn außs 
egoffen. Unbekümmerte Rube, eine reihe Bibliothek, 
hänbare wiſſenſchaftliche Worrihtungen, befonders für 
byfik, Mechanik und Aftronomie, ſtrenge Ordnung, Abe 
wechfelung mit Arbeit und Andacht, ein wahrbaft erda⸗ 
bener Chorgefang: das Alles erfreute, es entzüdte den 
jungen Kloftermann. Da man eine Babe zur Eirdlie 
hen Beredtfamfeit an ibm wahrnahm, wurde er zuerft 
bei der Klofterpfarre verwendet, wo feine Vorträge bes 
gierig und dann auch auswaͤrts bei Sen den 
mit folhem Beifalle gehört wurden, DA ifn m der 


228 
og Karl von. Wärtemberg als Hofprediger 
Bo ge Enihte. Allein ſolche en Ind iön nit 


ed zu bewirken, ſchien der BL 
cberfreund Bernhard gerade der rechte Mann. mei 
Jahre befchäftigte er fi damit, lad aber mehr als er 
aufftelte und erbielt einen Nadfolger. Hier ift ein 
MWendepunft im Gange feiner Bildung. In der peri 
patetiſchen Pbilofopbie, wie fie ſich durch dad Mittelal- 
ter berabgeftalter bat, unterrichtet, Eamen ibm unter Den 
Zufendungen an die Bibliorhek Die neueften Erſcheinun⸗ 
en im Gebiete der philoſophiſchen Sorfhung zu Ge 
Kar. Betroffen über die unerwartete Wendung , welche 
ie Spefulation genommen batte und binansgemorfen 
aus den Räumen des Spſtems, in dem er fich feitber 
gemählich zu wohnen bünfte, Fonnte er nicht ruben, bi 
er feine philofopbifchen Erkenntniffe berichtigt und auf 
daltbarem Boden geftellt wußte. In dieſem Geſchaͤfte 
bed Sinnens und Unterfuhens wurde Bernhard in den 
einfamen Mauern no einfamer, fo daß feine Dbern ed 
für.gut fanden, ibn in ein andere& Fach der Gelaprt 
beit einzuweihen. Er erhielt den Auftrag, Theologie 
und Kirchenrecht für die Zöglinge des Stiftes zu leb- 
ren und mußte nun feine Sräfte dabin wenden, um 
Diefer Aufgabe zu genügen. In Eurer Zeit befamen 
feine Mitbrüder Urſache, in ihm den Theologen.zu eh⸗ 
ren; im Kirchenrechte bat er als Schrififieller auch aus⸗ 
mwärtd Achtung erworben. Sein Verdienſt im letztern 
Fache bradte ihn in Verbindung mit angefebenen Leh⸗ 
rern der Sreiburger Hochſchule, die folgenreich für fein 
übriged Leben geworden it. Das nachbarliche Cifter- 
ienjerfiift Tennenbach bedurfte eined Lehrers der Philo⸗ 
foot für die Klofterzöglinge und die philoſophiſche Sa 
ultät bezeichnete dem nah einem diefem Beichäfte ge- 
wachſenen Beiftlicden forfhendem Abte den Pater Bern- 
ard von Salem als vorzüglich geeignet zu dieſem 
ebramte. Beide Stifte vom nemlichen Orden konnten 
fd mechfelfeitige Auöpilfe nicht verweigern. Wllein 
Bernbard, um in ginem Öflerreihifhen Stifte ein Lehr⸗ 
amıt zu verwalten, mußte vor der betreffenden Fakultat 
et Durch _Uubarbeitungen und Vorträge nah den das 
maligen. Fanbeegefenen feine Sennenife beurfunden. 
Nicht verlegen über die unerläßlide Bedingung, ber 


Bernharb L. 299 


bradtete. er fie vielmehr als eine Gelegenheit, feine 
Einfihten an den Tag zu legen, mas er auch In- deu 
Maafe that, DaB er zum Dottor der Pbilofopdie er 
nannt wurde (3. Sehr. 1798). Nach vier Jahren kehrte 
er in dad ibm theure Salem zurüd; aber angegriffen 
und mit abwechſelnder Befundbeit. Die Erholung ſtellte 
ſich allmaͤhlig und nach längerer Ruhe ein und kaum 
war er zu Kräften gefommen, ald eine Begebenheit her⸗ 
einbrach, die ihn im Innerſten erſchütterte und viele 
Tahre, nachdem fie vorüber war, noch ſchmerzte: auch 
dies Inſtitut, dem er fein Glück und Dafein anvertraut - 
batte, ging in dem Ungemwitter der Zeit unter. In der 
ungewſſſen Zage, in der er war, bot die Greiburger 
Hohfaufe ihm die Hand und nahm ihn in ihren Schoos 
auf. Sie vedurfte eines Lehrers der Philoſophie und 
Aller Stimmen vereinigten ſich in Bernhard (6. Nov. 
1805). Inzwiſchen wurde die Mänfterpfarre erledigt, 
eine Stelle, die große Bedeutung bat in einer volkrei⸗ 
den Stadt, bei einer gebieten Einwohnerfchaft,: bes 
gabt mit angeborner Faͤhigkeit, raſch im Urtheile und 
nicht zu begütigen mit gewoͤhnlichen Zeitungen. Die 
ode Schule, welcher damald der Kiroenfan, zuſt and, 
ab ſich nach einem Manne um, der die Kenntniffe 
atte, der Stelle zu entfpreden und den Muth, nach 
erfeiben zu trachten. Berndard verlangte darnach: fie 
wurde ibm verliehen und augleid ald Anerkennung feis 
ner Derdienfte im Lehramte Die Doctorwürde der Theo⸗ 
logie. Durch 48 Jahre führte er die Leitung der Pfarr⸗ 
& häfte und Das Predigtamt, zumeilen unter fchweren 

ruftleiden; aber immer thdtig, geheimen Kummer zu 
lindern, däͤusliche Entzweiungen beizulegen, der Noth 
durch Wohfthaten entgegen zu eilen, die Unterweiſung 
der Tugend zu überwaden, den chriftliden Sinn zu be⸗ 
leben, zu eifern für Zugend und Wahrheit. Als die 
alttirhlichen Organism des katholiſchen Bekenntniſſes 
wieder bergeftellt wurden, ward er am 21. Oct. 1827 
zum Erzbifhof von Sreiburg erfannt, welches Amt er 
mit der größten Pflichtireue verwaltete, — Er war 
Flug, umſichtig, gemäßigt und für alle gleich beforgt, 
die ihm übergeben waren, ſtets aufmerffam, fein Ges 
wiffen zu dngitigen, jedem der Seinigen Duldung ans 
gedeihen, zu fallen und Alle mit Schonung und Wohl; 
wollen einander näher zu bringen. In den Berathun⸗ 
gen über kirchliche Gegenſtaͤnde entwidelte. er unge 
meine Einfichten in die Sefchichte der Kirche, ihre Ver⸗ 


Bernhard L 


ip Rei Kg fonderte des Wefent, 
kun, 1 Ei PH den tom 
w br Hartl us mußte. 
aufgetlärter Mann im wahren und cdfen Ge FH 
rd. Er ergriif jeden .Gegenitand frei von Wi 
len an der redten Seite und durbdrang 
dem SU eines erleuchteten Geifted, der durg Untere 
riht ud ‚Hebung „gendbrt und. geidärft, Zigt aileia 


m 1} Ri 
Beben die — A Obſcon beim 3 
1 nicht, je ga Fr Kr au HN die E 
anvertrauen 4 —— 9 Seel Iprası und_bes 
fammıtunüand, * eini gen we Bud eigene ir af 
ae a ib, wenn A u —W in 


hpriefterlider — — u einer majehds 
j = * w an gan; en Ibn In XR 
3 m; dab ri a — des —— ei 


ie Sreibeit — jo bid auf den entfheh 
den Yugenb) ud, wo er die binfällige Hülle verlieh, 


Sarnen) a: Nede am Feſttage des d. Morig, in d. 
a a — am Rhein ‚gehalten, Ro 


Anglysis juris. ecelesi 79. — 
Fr vi} Beige 3 des b. Bernard. Sreiburg 25 - 
Et feines Vfarramtes. 1809. — Er 
= bei der ir —A Sr. kön. 
rl 1) 2 


ie) . 8 Bad 1811. 
* In * vi a na Bern ohb, 41817. 
_ en aid er ne@ I % ber ale 
inde der Ppifofapbie- derans. 


932 Delriche. 


aber durch eifrigen. Fleiß in feinen wiſſenſchaftlichen Be⸗ 
Arebungen wuͤnſchte er ſich für eine fpätere ge eine 
rußigere und forgenfreiere Lage zu bereiten. Diefe märe 
ibm geworden, — doc die Vorſicht beſtimmte es ans 
ders! Sein durd eine Reibe von Jahren gefanımelted 
fleined Dermögen binterließ er feinen Geſchwißern, die 
er, wie ſchon früher feinen Vater und Die dieſen übers 
febende Mutter, fortdauernd nach Kräften unterftägt 
datte.,— Seine Schriften, melde einerfeitö von einer 
ediegenen und umfaffenden Stenntniß Der mathemati⸗ 
den Wiſſenſchaften, andererfeitö von der praßtifcen 
Durhbildung ihred Derfaflerd zeugen, der ſich ald kLeh⸗ 
rer eined eben fo verfländlichen, als anregenden Bor 
trage bediente, find: Lehrbuch der Elementar » Mathe 
matiß, nebft einer Theorie Des Aufnehwens, zunddft als 
Zeitfaden für den niedern Edtuß der Fönigl. eilften Dis 
vifiondfhule zu Breslau. Mit 11 Steintafeln. Bres⸗ 
fau 1829. —  Lebrbuh der Elementarmatbhematif, zu⸗ 
naͤchſt als Leitfaden für den böbern Coͤtus der .eilften 
Divifiondfhule zu Breslgu. Mit 1 Steintafel. Ebd. 
4830. — Arithmetiſche Uebungsbeiſpiele nebſt einigen 
Tafeln der vornehmften Manfe, Gewichte und Mün 
zen, zunddft für den niedern Cotus Eönigl. preuß. Di 
vifiondfgulen. Bredlau 1834. 


67. Ernft Heinrih Oelrichs, 
koͤnigl. preuß. Oberlandeögerichtöpräfldent u. Mitglied d. Staats⸗ 
raths zu Berlin; - 
geb. am 29. Juni 1768, geft. den 6. März 1836 *). 


Oelrichs ſtammte aus einer alten ſchon in der Mitte ded 
45. Jahrhunderts blühenden Patrizierfamilie zu Dan 
und war zu Hannover geboren. Auf DBeranlaffung fer 
ned angefebenen Onkels fam Oelrichs im I. 1782 nad) 
Berlin und trat als Alumnus in das Joachimsthalſche 
Opmnafium ein, welches er im I. 1786 wieder verlieh, 
um in Göttingen, die Recdchtswiſſenſchaft zu fudiren. 
Don bier ging er im Laufe des Jahres 1788 nad Hall, 
weil er die Abficht begte, in preußifce Staatödienfe zu 
treten, was auch bercitd im Jahre 1789 geſchah, indem 
er nach ehrenvoll beftandenem Eramen bei dem Stadt 

eriht zu Berlin ald Auskultator angeftent murde. 

ide ein volle Jahr ſpaͤter ward er zum Kammerges 


REES 


*) Preuß. Staatszeitung. Nr, 93. 1886. 


252 Delrichs. 


aber durch eifrigen Fleiß in ſeinen wiſſenſchaftlichen Be⸗ 
ſtrebungen wuüͤnſchte er ſich für eine ſpaͤtere get eine 
rußigere und forgenfreiere Zage zu bereiten. Diefe wäre 
ibm geworden, — doc die Vorſicht beflimmte es ans 
ders! Sein durd eine Reibe von jahren gefansmeltes 
Kleines Vermoͤgen hinterließ er feinen Geſchwiſtern, die 
er, wie fchon früher feinen Vater und Die diefen "über- 
febende Mutter, fortdauernd nad) Kräften unterftägt 
hatte. — Seine Schriften, melde einerfeitö won einer 
ediegenen und umfaflenden Kenntniß der mathemati⸗ 
den Wiſſenſchaften, andererfeitd von der praktiſchen 
Durbbildung ihres Verfaſſers zeugen, der ſich als Led: 
rer eines eben fo verftändfichen, als anregenden Vor⸗ 
traged bediente, find: Lehrbuch der Elenientar » Mathe- 
matif, nebft einer Theorie des Aufnebmend, zundchſt als 
Keitfaden für den niedern Coͤtus der Eönigl. eilften Dis 
vifiondfhule zu Breslau. Mit 14 Steintafeln. Bres⸗ 
Tau 1829 ‚ Zehrbud der Elementarmathematif, zus 
naͤchſt ald Leitfaden für den böbern Coͤtus Der -eilften 
Diviſionsſchule zu Breslgu. Mit 1 Gteintafel. Ebd. 
4830. — Arithmetiſche Webungsbeifpiele nebſt einigen 
Tafeln der vornebmften Maaße, Gewichte und? Müns 
zen, zunaͤchſt für den niedern Ebtus Eönigl. preuß. Dis 
viſtonsſchulen. Breslau 1834. 


67. Ernſt Heinrich Oelrichs, 
koͤnigl. preuß. Oberlandesgerichtspraͤfſident u. Mitglied d. Staats⸗ 
raths zu Berlin; 
geb. am 29. Juni 1768, geſt. den 6. März 1836 *). 


Delrichd ſtammte aus einer alten fhon in der Mitte des 
45. Jahrhunderts blühenden Patrizierfamilie zu Danzig 
und mar zu Hannover geboren, Auf Veranlaſſung feils 
ned angefebenen Onkel fam Delrihs im J. 1782 nad) 
Berlin und trat ald Alumnus in dad Goahimöthalfde- 
Opmnafium ein, welches er im J. 1786 wieder verließ, 
um in Göttingen, die Rechtswiſſenſchaft zu fudiren. 
Don bier ging er im Laufe des Jahres 1788 nah Halle, 
weil er die Abficht begte, in preußifche Staatödienfte zu 
treten, mad auch bercitd im Jahre 1789 geſchah, indem 
er nach ehrenvoll beftandenem Sramen bei dem Stadt⸗ 

eriht zu Berlin als Auskultator angeftelt wurde. 
Nicht ein volles Jahr fpdter ward er zum Kammerges 


*) Preuß. Staatdzeitung. Ir. 944 1856. 


Delriche, | 253 


richt&-Referendariud ernannt und im Anfange des Jah⸗ 
red 1792 zum Examen rigorosum jugelaflen, worauf er 
am 21. Sannar deffelben Jadres als Aſſeſſor an bie 
MindensKavendbergifhe Regierung — melden. Titel 
Die damaligen Provinzialjuftigbehörden batten — ver: 
fept wurde. bon im Auguf 17988 murde D. von 
Minden zurüdberufen und an Die Regierung zu Mas 
rienwerder verfegt, bei welcher er bald darauf im * 
nuar 1704 als Regierungdrath und beftdndiges Mitg 

eintrat. Im Jadr 1796 erhielt er außerdem noch das 
Amt eined Landſchaftsſpndicus für dad Marienwerder- 
ſche Departement. Als gegen dad Ende des Jahres 
4806 auch Weſtpreußen von feindlichen Truppen: über: 
ſchwemmt murde und Die Laſt eined ungebeuern Fries 
ed diefe Provinz bauptfächlich drüdte, entmidelte er 
Peine ganze Thaͤtigkeit und die feltene Kraft feined Geis 
fied, um dem Lande und feinen Mitbärgern in foldem 
Ungluͤck nüglih zu fein. Er nahm einen mwefentlichen 
Antheil an der Communalverwaltung der Stadt Mas 
rienwerder und fein bebarrlider Muth, fein Fräftiges 
Auftreten den feindlichen Befehlshabern gegenüber, fein 
allgemein anerfannter Patriotismus, fomie feine genaue 
Zofalfenntniß wandten viele Bedrüdungen von. der 
Stadt und Provinz ab, unter welchen befonderd die er, 
ftere fonft hatte erliegen muͤſſen. Zur Belobnung fo 
audgezeichneter Derdienfte ward er im Anfange des 
jahres 1808 zum Director der weſtpreußiſchen Regie⸗ 
rung ernannt und legte ein Tahr darauf, ald ihm eine 
bedeutende Gebaltönermehrung zur a aa pure zus 
geheilt wurde, dad ibm fehr lieb geweſene Amt eines 
andſchaftsſyndikus nieder, blieb aber immer ein treuer 
Sreund und Rathgeber aller derer, mit welchen ihn fein 
Amt in traulide Verbältniffe gebracht hatte. Mit der 
Dermehrung feiner Arbeiten ald Director. wuchs auch 
ſeine Thatkraft und von dieſem Zeitpunkt an beginnt 
Die Epoche, wo er dis als Sreund und Lehrer der jün« 
gern Juriſten, die ſich unter feiner Zeitung ald Referens 
Darien zum hoͤhern Staatödienft vorbereiteten, ein fels 
tened Werdienk erwarb, welded viele Yon ihnen noch 
jegt mit inniger Danfbarfeit anerfennen. Die im auere 
1807 von Weſtpreußen abgetrennten Kulm⸗ und Miche⸗ 
laufhen Kreiſe wurden im Sabre 1817, die Städte 
Danzig und Thorn mit ihren Territorien aber unmittels 
bar nach deren Dccupation mit der Provinz vereinigt 
und vor dem GChefpräfidenten des Oberlandesgerichis 


* Delrichs. 


aa murde. Durb Be a I f 
Hin Ir Haie (a —— — ht, 
feine Verdienite. Von num-an.aber er, 


lien 3 Hi tbeild in n Omme af mit 
ee Hol jegen nr chfen zu EN fein. Doc eı te dere 
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067 dem Be er, Kin En 
Amar in den huldreſchſten Ausdrüden a die 


Et ae clan Ba 


von neuem feine lange ‚Erfahrung 


" Biden 235 


und grändliche Mechtöfenntniß nupbar geltend 
en, bI6 Ay A nat Ar — 4 
lien Krankheit am oben genannten Tage der Tod fer 
nem thätigen Xeben ein Ziel fegte. Gein im 9. 
erfolgteb Scheiden aud der Provinz, in welder er 
rend eined langen Menfgenalterd auf dab Entfe 
und Woblthätigke gewirkt, batte die Befühle der Dank 
reis und Innigen Verebrung in jeder empfän, are 
ru rege gemadt. Ehrend fein Andenken, ließen die 
Mitglieder ded Oberlandeögerihts feine Bälle vom 
Rünftterhand in Marmor audarbeiten und erhielten die 
Dergänftigung, Re im Gigungsfale ded_Gerihts aufs 
jellen zu Dürfen; guet vereinigten fänmtlide 
uftigperfonen der Provin, um eine funfoolle, mit fei⸗ 
nem fprechend äbnlihen Biidnis geyierie Denkmi 
prägen zu laffen. Der Derftorbene ik zweimal verhel 
rasdet geweſen. Die erte Ehe war unglüdlid und 
mußte auf m Verlangen dur richterliben Gprug 
verrennt werden; im J. 1810 beirathete er feine jegige 
ittwe, mit welder er-in einer jährigen, zwar 
derlofen, jebod fehr glüdlihen Epe lebte. — De 
after des Verftorbenen als Geihäftdmenn geht in fels 
nen Hauptzägen aus der Borebenden Sfigze feined Ze 
ben6 genügend hervor. Als Privatmann zeichnete er 
ip durd Qumanität gegen Age, aufopfernde Treue 
‚er Sreundicaft, bingebende Liebe gegen feine Angeb: 
rigen, Genügfamfeit in allen Verbältniffen, einen _Retb 
beitern Sinn, echte Seligioft je, Steihmurh und Ru 
bei Unfällen und unbedingtes Zertrauen auf das 
fere in der Menſchennatur aus. Ganz eigenthämli 
aber war es ibm, felbft in den fiömierigtte Gerrsimi 
fen den Murh nit zu verlieren und immer dad Gute 
FH be Deore wu Be Daber 9 ihre —— 
nie für fi und andere an Trofigründen gebrad, 
ihre wohlthätige Wirkung feisen verfehlsen, 9m 


68. Dr. ©. H. Richter, 

‚Docent an der Albertina:Univerfität, Sr Director der Hebammen 
ehranfalt und praktiſcher Arzt 2c. zu Königäberg in Preußens 
geb. den 8. März 18014 geſt. ben 6. März 1836 *). 

Der an den Folgen eined Nervenfiebers zu 
Dadingefiedene war zu Königöberg in Pr, FH 


7 Webic. Almanach non D Sad. 1836 


286 "Richter, 


er as den Gpinnafalbefu: aur BWorbereitung uf 
"Stadien bi t bat. 
er Be = ine 





red 1825 in —— ald Sailer Arzt nieder und 
rofeiforen der — Mar ee Mn 
bil Heine er ſich bald darauf, den 20, 
ivardocent bei der Univerfität. Er a — biefer 
Seien pro venia docendi: „De systematis ganglio- 
pathogenia dignitate“. Im Zabı die 1831 hl er 
eher — der Eönigl, Hebammenlepra: a 
w er bereitd ein 3" r lang, ——— eile 
und Krankheit, Dad Infitut geleitet 
nem felbANändigen Werken : „Dentfhlandd era 
iellen“ (Berlin 1827), von dem auch Ein weite Aufs 
. Tage erfoienen if, ae ibm wmehrere — 
in, Yufe fefand's "5: und @iebold’S Zeite 
füriften vor. ° Jhn harakterifirte em: fonderer 
— a der Alles gu erfaifen neh und 
nur — große Ausarbeitung und häufige 
i der Neilingsgegenfände TR gebicaenen edit 





iner Zeiftungen einigermaßen Si —* that. 
iniverfität mit befonderer‘ Vorliebe den NRaturwiſſen⸗ 
ER fi dingebend, gewann er auf.der Reife dürch 
Den bäufgen Befuh der Mineralquelen und Irrenan⸗ 
Si eine te Luſt an der Bearbeitung diefer 
jegenftände. ch dem 1882 erfolgten Tode De& ar 
ars ©. 4. Richter **) au SKbnigsberg, au: dem unfer 
in fehr —0 ‚Sreund! —A— — — Kan fente fegte 
er mit Eifer die von jenem» begründete Pı 
bis de an ten — —2 —6 Be 
ine Zeit gab er * vougweie taatdarıneilie 
une Ki ald der — — ibn de 
ö feinem Subfituten und Nachfolger zu machen Keil 
tigt al Sa der Er} jeiner — Vo 





ELITE ee 


256 Richter. 


wo er aud den Gpunaſialbeſuch zur Vorbereitung auf 
Die döhern Erudien durchgemacht dat. 182: beyog er 
Die Univerfität und promovirte den 23. September 1324, 
indem er die Inauguraltiflertation: „Analecta ad an- 
tomen cameli dromedarii spectantia’‘, vertbeidigt batte. 
Mach einer Dur Deutihland und einen Theil von Je 
lien unternommenen Reife ließ er fi zum Ende des Jah⸗ 
sed 1825 in Königöberg als praftifcher Arzt nieder und 
eschtet von Ten Profefforen der mediciniſchen Fakultät, 
Babilıtirte er fich bald Tarauf, den 20. April 1826, «lb 
rivardocent bei der Univerfität. Er ſchrieb bei bieſer 
fegenbeit pro venia docendi: De systematis ganglio- 
si in pathogenia dignitate“. “im “jahre 41831 wurde er 
iter Director der Tönigl. Hebammenlehranſtalt, nad) 
em er bereits ein zehr lang, waͤhrend Heune’d *) Reiſe 
und Krankheit, das Inſtinui geleiter hatte. Außer ei⸗ 
sem felbAtändigen Werfden: „Deutſchlands Mineral: 
uelen“ (Berlin 1327), von dem auch eine zweite Auf: 
age erfchienen if, Eommen von ihm mehrere Journal⸗ 
ant(äge in Hufeland's, Heder’d und Siebold's Zeit 
fpriften vor. Idn charakterifirte ein gang befonderer 
wiſſenſchaftlicher Eifer, der Alles zu erfaifen ftrebte und 
nur durch zu große Ausarbeitung und häufigen Wed: 
el der Zieblingegegenkände der gediegenen Sntenfust 
einer Leitungen einigermaßen Abbruch that. Auf der 
Univerfitdt mit befonderer Dorliebe den Naturwiſſen⸗ 
fchaften fih hingebend, gemann er auf der Reife durch 
den bäufigen Befuch der Mineralquelien und Irrenan⸗ 
Kalten eine befondere Luſt an der Bearbeitung dieſer 
Gegenftände. Nach dem 1832 erfolgten Tode ded Pros 
feſſors ©. A. Richter **) zu Königsberg, zu dem nnfer 
R. in ſehr innigem Sreundfchaitdverbältnifie Rand, fehte 
er mit Eifer die von jenem begründete Poliklinik fort, 
bis fe an den Profeffor 2. W. Sachs übertragen wurde. 
Eine Zeit lang gab er ſich vorzugsweiſe Raatdarneili 
en Studien bin, alö der Regierungdrarh Keffel ihn au 
einem Subftituten und Nachfolger zu machen beabfid: 
tigt hatte. Sin der Wan! seiner Borlefungen bei der 
Univerfirdt wechſelte er ebenfalld häufig. Vor lem 
aber beſchaͤftigte ihn in den legten jahren die Leitung 
einer Gebdranftalt und dad Studium der Geburtäbälfe, 
n deren Ausübung er fib auch eine große Geldidlic- 
"nn 
3 Deſſen Biogr. f. im 8. Jahrg. des N, Nekr. S. 866. 


256 " Richter. 


wo er auch den Gymnaſialbeſuch zur Vorbereitung auf 
die dödern Studien durchgemacht bat. 1821 bezog er 
die Univerfität und promovirte den 23. September 1824, 
indem er die Jnauguraldiflertation: „Analecta ad ana- 
tomen cameli dromedarii spectantia“, vertheidigt batte. 
Nach einer durch Deutſchland und einen Theil von Ita 
lien unternommenen Reife ließ er fih zu Ende des Jah⸗ 
res 1825 in Stönigöberg als praktiſcher Arzt nieder und 
eachtet von den Mrofeforen der mediciniſchen Sakultät, 
Pebilitirte er fich bald darauf, den 20. April 1826, ald 
rivatdocent bei der Univerfität. Er ſchried bei dieſer 

elegenbeit pro venia docendi: „De systematis ganglio- 
si in pathogenia dignitate“. Am Jahre 1881 wurde er 
gmeiter Director der koͤnigl. Hebammenlehranftalt, nach⸗ 
em er bereits ein Jahr lang, während’ Henne’6*) Reife 
und Krankheit, Dad Inſtitut geleitet hatte. Außer ei- 
nem felpfitändigen Werfen: „Deutſchlands Minerals 
uellen“ (Berlin 1827), von dem auch eine zweite Auf 
. Sage erſchienen if, kommen von ibm mehrere TFournals 
auffäte in Hufeland's, Heder’d und Giebold’3 Zeit 
fpriften vor. Ihn charakterifirte ein ganz befonderer 
wiflenfchaftlider Eifer, der Alles zu erfalfen ftrebte und 
nur durch zu große Ausarbeitung und häufigen Wech⸗ 
el der Lieblingdgegenftände der gediegenen Sintenfität 
einer Zeitungen einigermaßen Abbruch that. Auf der 
niverfität mit befonderer Dorliebe den Naturwiſſen⸗ 
ſchaften fich hingebend, gewann er auf der Reife durch 
den häufigen Beſuch der Mineralquelien und Irrenan⸗ 
falten eine befondere Luft an der Bearbeitung diefer 
Gegenftände. Nach dem 1832 erfolgten Tode des Pros 
feſſors G. U. Richter **) zu Königsberg, zu dem unfer 
R. in fehr innigem Freundſchaftsverhaͤltniſſe and, fegte 
er mit Eifer die von_jenem begründete Poliklinik fort, 
bis fle an den Profeflor &. W. Sachs Übertragen wurde. 
Eine Zeit lang gab er ſich vorzugsweiſe Naatdarzneilis 
en Studien bin, alö der Regierungsrath Keffel ihn zu 
feinem Subfituten und Nachfolger zu maden beabſich⸗ 
tigt hatte. Sin der Wahl feiner DBorlefungen bei der 
Univerfirdt wechſelte er ebenfalls bäufig. Vor Allem 
aber befchpäftigte ihn in den legten Jahren die Zeitung 
einer Gebäranftalt und Dad Studium der Geburtöbülfe, 
n deren Ausübung er ſich aud eine große Geſchicklich⸗ 





2 Deflen Biogr. f. im 8. Jahrg. des N. Nelr. S. 86. 


°.) 


Graf von Bremer. 237 


keit zu eigen gemacht hatte und dereits Ruf au erlangen 
anfing Im auögezeipneiften war er aber Durd feine 
umfajienden fiterariihen Kenntniffe, worin Ihm fein vors 
treffliched Bedächtniß fehr zu Statien kam. Genen Bes 
tannten war er nicht felten ein lebendige Repertorium, 
das fie alles Nahicplagens Überbob. An Enlifen haste 
er mehrere Bogen -enggefchriebene Vachtraͤge eingefene 
det, wofür diefer in einem der Bände des Werfed ibm 
Öffentlich dankt. Er hinterläßt Die_anfehnlihfe medich 
nifche Bibliothek in Königäberg. Die Armen verlieren 
fehr viel an ihm, denn mit ratlofer Thätigfeit und Une 
eigennägigfeit war er den armen gebärenden Beibern 
in der Stadt und auf dem Lande ein jederzeit HödhR be= 
reitwilliger Helfer. 


* 69, Zriedr. Franz Dietrih, Graf v. Bremer, 
zönigliper Großbritannif = Yannoverfher Staats: und Cabinets⸗ 
miniſter Großtreuz des tönigl. Haunoverſchen Guelphen: und des 
Ghurheffifien goldenen Loͤwenordens, Ritter ir Glafle des konigi. 
preuß. rothen Adlerordens zu Hannover; 
geboren am 10. Aug. 1759, geſtorben den 7. März 1896. 


Er wurde zu Hannover geboren und war ein Zwil- 
Hingöbruder des im Jahre 1813 verftorbenen Churhan⸗ 
noverfpen Gebeimenratds von Bremer. Diefer fein 
Water, mandte die größte Sorgfalt auf die Eryies 
bung feiner Söhne. Ausgerüftet mit den vorzüglie- 
ften_ philologifden Kenntniffen, bezogen beide DOftern 
4777 die Landesunverfität Göttingen, wo _fib unfer 
von Bremer fowohl durd unermäbdeten Fleiß, ald 
dur eminente Säbigkeiten außjeichnete. Göttingen zäplte 
damald unter die NPauptzierden feiner gelehrten Ans 
gets die gefeierten Namen eined Mütter, Meifter, G 
. Böhmer, Seldom, Bedmann und die noc jegt 
aufbewadrten ZEeugniffe diefer berühmten Männer liefern 
bierzu den Beleg, ſo wie „Daß derfelbe fih durch die bes 
f&eidendfte und ‚firfarte Aufführung fowodl, ald durd 
exemplariſchen Sleiß die allgemeine Liebe und Hodads 
tung feiner Ledrer und Freunde zu erwerben wußte." 
Mit folden Xenntniffen geziert, wurde der Verewigte 
am 8. Aug. 1780, nad rühmlihft beftandenem Examen, 
ald Auditor bei der Eönigl. Zuftigcanzlei. in Hannober 
gngehelt Auf diefem Voten zeigte er bald, nad) aller. 

the Zeugniß Keſchiglichkeit und Fleiß, insbefondere 
aber ein eben (0 fharfed,. als. gefcpwindes und, treffen 


v. Hauſer ab Artzethauſen. 247 


und Sröhlich, eben diefelben, in deren Gefelfchaft A. und 
fein Reifegefährte die Reife auf der Donau nah Wien 
gemagt batten, waren nun auch in der alten muſiklie⸗ 
enden Kaiſerſtadt bemäbt, unſere beiden Muſiker zu 
empfeblen. Freundlich Öffneten ich ihnen die angefehen- 
Ken Häufer und 9. wurde erfi als Vorleſer bei der Für⸗ 
Rin Lobkowitz, Dann aber als Lehrer bei den Kindern 
Mozart's, die erſt kurz vorber ihren Vater verloren bat» 
ten, engagirt. Hier fand er Gelegenbeit, den berühmten 
Beethoven *) kennen zu lernen und bald feine innige 
Greundfchaft zu gewinnen. Während jener Zeit hatte 
9.5 Reifegefährte ein reichliches Auskommen durch -Pris 
varlunden auf der damals noch wenig gefannten frane 
zoͤſiſchen Quitarre. Wieder war ein Sahr unter dieſen 
Umftänden frob und glädlich entfhwunden. A. fand 
im Begriff, mit feinem Sreunde Beethoven eine Kunft- 
reife dürch Europa zu machen, als ihm aud Kurland bie 
dringenden Uufforderungen kamen , in die Heimath zu⸗ 
ruͤckzukehren. Wie fchwer es ihm auch wurde, ein Ent: 
ſchlüß mußte gefaßt werden und im Herbie 1799 fegelte 
ein Shih von Lübeck nah Riga, das unfere beiden 
Mufiffreunde in die Heimath trug. U. wurde Privat: 
lebrer und 4802 den 25. Mai als Kirdfpielöprediger 
für Zalfen ordinirt. Die Thränen die an feinem Sarge 
polen, der Nachruf feiner Gemeinde: da tragen fie un⸗ 
ern lieben Dater bin, find die beften Zeugen für daß, 
wad er in Diefem Beruf getban. Er war 1821 Probft 
der Kandauiiaen Didcefe und 1830 Eonfiftorialrath ges 
worden, befaß eine vorzäglide Gabe der Rede und ob» 
gleich fein Geſicht ſtark von Poden zerriffen war, fo 
batte er doch etwas fo Einnehmendesd und Gewinnended 
in dem Tone feiner Stimme und feinem Betragen, Daß 
fib jeder unwillküͤhrlich zu ihm bingejogen fühlte. Ein 
Nervenfieber machte feinem thätigen Leben ein Ende. 


* 72. Franz Karl Bonifacius Joh. Nepomuf 


v. auſer ab Artzethauſen, u 
des aufdelöften Stifts Walde itular ded Met 
Prob de olitendemtopiteld au ee a reißgans ro⸗ 


geboren den 6. Juni 1761, geſt. den 8. März 1886. 
v. Haufer wurde zu Näfeld im Someiger Canton 
Glarus geboren. Seine Eltern waren Balthaſar von 
Haufer, Landamman des Canton Glarus und Katharina 


*, Deſſen Biogr. ſ. im 5. Jahrg. d. X. Rekt. S. 06. - 


Graf von Bremer: 288 


Muth niche verloren, mar das Ziel feined damaligen 
©trebend. Er wurde Daber noch im “Jahre 1808 zum 

räfidenten ded damaligen Deputationdcollegiums und im 
ebr. 1806 zum Staats» und Eabinetöminifter ernennt. 
Wie viel Gutes und dem Vaterlande Erſprießliches hätte 
der Verewigte ſchon damals wirken können! Doc feine 
Wirkfamkeit folte noch nicht frei bervortreten, weil die 
Bald nach feiner Ernennung zum Miniſter, eintretende 
Wiederbeſetzung ded Landes die Öffentliche und allgemeine 
Wirkſamkeit des Hannoverfden Minifteriumd bemme. 

m äußern Wirken zwar gebemmt, ſtrahlte aber bei dem 

erewigten deſto ſchoͤnet feine Treue und Vaterlands⸗ 
liebe. AÄbgetreten von dem Öffentlichen Schauplage Durch 
den Drang der Umftände und Berbältniffe, fammelte 
ſich damals im Geheimen ein Verein gleichgefinnter ed» 
ler Männer, welche zu ratben, tröften und beifen wuß⸗ 
ten. ag glei der Keim ihres Wirkens lange verbor⸗ 
en, ed ſchreckte unfern gefeierten B. nicht ab, raſtlos 
ortzumirfen, ded blendenden Schimmers der Ufurpato- 
ren and Emporkömmlinge nicht achtend und mit Rude 
die Zeit abmartend, mo Hannovers Fahnen und Manier 
dem Daterlande ald heilig ernfte Zeichen wieder erfchel« 
nen und die Hannoveraner den allgeliebten Königegreis 
(Georg III.) wieder mit Herz und Sinn den Ihrigen nen» 
nen tonnten. In welchem Grade dad Wirken und Stre⸗ 
ben des Verewigten in damaliger Zeit Kattfand, darüber 
Eönnen nur Wenige ein Zeugniß «a legen, weit die Meis 
Ken von denen, die mit und unter ibm wirkten, nicht 
mehr find, aber jene Wenigen bezeugen, daß der Der 
Rorbene in jener drädenden Zeit dad Möglichfte that und 
zu erreichen firebte. Hier darf ed blos genügen, daß er 
und der fel. Minifter von der Deden *) den eventuellen 
Verluſt ihres Bermögend und ſelbſt die ihren Angeböris 
en drobenden Bedradungen nicht adteten, num gegen 

en geind und für den rechtmäßigen Landeäherrn und 
feine _Untertbanen zu wirken und die Ehre genoffen, auf 
Der Lifte der Cours extraordinaire in Hamburg als ge: 
fährlihe Staatsverbrecher zu Reben, — Nachdem Die 
Morgendämmerung der Sreideis im MWaterlande heran 
brach, kehrte der Minifter B. wieder anf feinen alten 
Poren zuruͤck und entwidelte hier die ſchoͤnſte Zeit feines 
auögebreiteten Wirkend. Der Raum gefattet es nicht, 


%) Deflen Biogr. f. Im 10, Jahrg. des N. Rebe. ©. 989 


Eleonore v. Sersborf. 249 


ner er war, em fängtie für alles Gute, mufterhaft wohl. 
mwollend gegen feine Verwandten (von feinen Geſchwiſtern 
überleben ihn 3 Schwehtern, Eonftantia, Sranzidce und 
Antonia 9. H., die ihn pflegten und ein Bruder, der 
als Minifterialrarh in badiihen Dienften ſteht; ein Seite, 
Karl v. H, ebemal. Hauptmann der franzdf. Schweizer⸗ 
garde privatifirr zu Näfeld und ein Better, Hermann zu 
reiffenegg Wolffurt, ſteht ald Oberſt in oͤſterreichiſchen 
Dienſten) und ‚ale der Unterftügung wahrhaft Bebärfse 
tigen, freundlich und angenehm im Umgange, ſtreng als 
ittenrichter, dies waren die Hauptzlige feined edein Ehas 
racterd, Kenntniffe, Sleiß, Eifer, Gewiſſenhaftigkeit, Um⸗ 
fidt und Geſchaͤfisgewandtheit Eigenſchaften, womit er ſei⸗ 
nen Beruf ehrenbaft erfüllte und ſich deshalb noch befonder® 
Die Liebe und Ho (aänung derjenigen erwarb, we &e es 
Iegenbeit hatten, ihn ald Geſchaͤftsmann kennen zu lernen. 


73. Eleonore v. Gerödorf, geb. v. Schlammersporf, 


Wittwe des herzoglich ſaͤchfiſchen Geh. Eegationdrachd Er. Anton 
v. Gersdorf, zu Coburg; 


geb. im J..... „ geſt. den 9. Maͤrz 1885 *), 


Es gibt Seelen, die fo fein organifirt und zugleich 
mit folder Kraft begabt find, daß fie die böbern Be 
dürfniffe der firtlihen Welt nicht nur auf’d Zartefte em. 

finden, fondern fib aud mit dem muthvollſten Ent 
chluſſe zu deren Befriedigung freudig _rüften, ibn mit 
nie wankender Liebe und mar Die ale 6 ausführen. 


Mit einer ſolchen Seele war dieſe edle Frau begabt. 
Nach dem unerforfhliden böhern Rathſchluſſe binnieden 
mebr zu Leiden, als zum Genuß der Sreuden des Les 
bens beftimmt, ertrug fie jene nicht nur mit bimmfifcher 
Geduld, fondern ehrte fie ald fortwährenden Aufruf zu 
innerer Bollendung und pried auf ihrem Schmerzendlas 
ger Gott dafür. — Geboren und lebend in Verbält- 
niffen, in denen fie vor dem naͤchſten Anblick menfchlie 
cher Armuth und Bedrängniß ſich dätte ſchuͤtzen koͤnnen, 
wendete fie ihre ganze Liebe und ihren Umgang den 
Sranfen, den Armen und BVerlaffenen zu, erſchien mit 
Freudigfeit in den Hütten und an den Giechbetten der 
Armurd und beglädte mit perfönliher Zufprade und 
Troͤſtung. Als die Noth der Zeit ungemöhnliche Hälfe- 
mittel erforderte und einen Verein gefühlvoller Srauen 


2) Dorfzeitung 1836. Nr. 68 


Müller. 241 


Gruft feiner Abnen, in der Kirche zu Ganenberge, Dem 
a hr des Verewigten im Herzogthume Bremen, 


eierlichtt beigefegt. 
r ° veiet Dr, Eduard Jungblut 
Königl. Hannoverſcher Notar und Advokat 
zu Lamftebt , im Derzogthume Bremen. 


* 70. Dr. Joh. Ehriftian Gottlieb Müller, 
koͤnigl. ſaͤchſ. Staatsminiſter zu Dresden; 
ged. am 6. Ian. 1776, geſt. den 7. März 1806. 


rü on zeigten fi in ihm jene glädlihen Geis 
—RWR& welde fpäter fo beilbrin end für dad Das 
terland werden ſollten und beftimmten feinen Vater, wel- 
er als Grundkädöbefiger in Merfeburg lebte und Durch 
Biederkeit, fo wie einen in der Schule des Lebens ges 
fammelten Schag von Erfahrungen fi die allgemeine 
Achtung erworben hatte, ihn dem Gelehrtenftande zu wide 
men. Nach einer trefflihen Vorbildung auf der Dome 
ſaptz ſeiner Vaterſtadt, welche ſich damals der Leitung 
ed Rector Thieme erfreute, deſſen Andenken der Ders 
ewigte bis zu feinem Tode ftetd dankbar bewahrte, bes 
og er bereits im 3. 4793 die Univerfirdt geipäig, wo er 
ie Rechte fludirte. Unter Haubold, Biener, Sammer, 
Eh. ©. Einert u. 9. begründete er mit unermädlichem 
Eifer in einem Zeitraume von 8 y. ren feine juriftifche 
"Bildung und erbielt, als er bei feinem Abgange von 
Der Univerfität Da6 Examen pro praxi et notariatu Vor der 
uriſtenfacultaͤt beftand, Die erfie Cenfur. Noch in dem⸗ 
elben Jahre arbeitete er die zur Erlangung der Advo⸗ 
catur erforderlichen Probeſchriften aus, bei weicher Gele 
genheit auch von Belten der Zandedregierung feine Kennt⸗ 
niffe und fein Sleiß die gerechtefte Anerkennung fanden. — 
Nachdem er bierauf 2 Jahre lang als Acceſſiſt in dem 
Amte zu Merfeburg gearbeitet hatte, in welcher Zeit er 
old wirklider Advocat immatriculirt wurde, trat er als 
Gupernumerarfammerfecretär in das kurfuͤrſti. ſaͤchſiſche 
Stift» Merfeburgifhe Kammercollegium, wo er feit Dem 
23. Juli 1804 als wirklider Kammerfecretär fungirte. — 
Sm J. 1809 knuͤpfte Müller feine eheliche Verbindun 
mit dem Sräulein v. Draparod fa und fand in einer fa 
2rjährigen Ehe feines Lebens boͤchſtes, reinftes Gläd. — 
Im Monat November 1809 wurde er zum Vorſtand ei⸗ 
ned der bedeutendften Juſtizaͤmter Sachſens in feiner 
damaligen Ausdehnung, des Amtes Lügen mit Zwenkau, 
N. Netrolog 14. Jahrg. 16 


wäre, obgleich diefer ihm, dem die Sorge für eine 
reihe Samilie oblag, weit geringere pecunläre Vortheile 
Darbot, ald das von der preußiſch. Regierung an ihn er 
angene Anerbieten. — Doch nit lange follte er in 
iefer Function bleiben, denn bereitd i. 3. 1818 verließ 
er feinen freundlichen Uufentbaltdort Grimma, wo fi 
nod bei dem Abfchiede dad Wohlmollen der Einwohner 
aller Klaffen auf eine rührende Weiſe ibm kund gab 
und trat ald Hof» und Juſtizrath in Die Zandesregier 
rung zu Dreöden. Hier, wo er dur eine Reihe von 
Sapren Mitglied des vorzugsweiſe mit Geſchaͤften übers 
häuften 3. Departementd war, batte_er die bee Gele 
genbeit, den Reichthum an Kenntniflen welche er feis 
nen ununterbrodenen Studien und dem feben in_fo ver 
ſchiedenen Geſchaͤftskreiſen verdankte, auf das Nüplichkte 
anzuwenden. — Während er diefe Stelle bekleidete, 
ward feine Tätigkeit noch auf andere Weife fehr in 
ainiprud genommen. Seit dem Mai 1821 war er Dit 
der „Commiſſion für die Strafs und Verſorgungs⸗ 
anftalten” und feit dem März 1827 verwaltete er eine 
Rarböftelle in dem neu errichteten Dicariatögericht, weis 
ches nach geſetzlichen Beſtimmungen einen Rath der Lan⸗ 
Deöregierung unter feine Mitglieder aufnebmen mußte, 
Dabei wurde er noch mit mehreren, vorzüglich wichtis 
en außerordentlichen Aufträgen beehrt. o ward M. 
L J. 1828 mit der Audeinanderfegung der milden Stif— 
sungen mit der Krone Preußen beauftragt. Durch ſei⸗ 
nen richtigen Weberblid und feine Gewandtheit in den 
Geſchaͤften, mit Grändlichkeit und Ausdauer verbunden, 
gelang ed ihm, dieſes verwidelte Gefchäft zu beendigen 
und er bat «ld Eommiffarius die Staatöverträge vom 
4. April, 27. Sept. und 28. Dechr. 1825 abgefchloflen, 
welde mit ihren Beilagen einen großen Theil: des ſtar⸗ 
ten Jahrganges der Belegfanmfung von 1828 fällen. 
Im Gabre 1824 wurde er zum Mitglied der Commiſſion 
ernannt, welche zur Dermittelung der Dereini ung der 
bis dahin zu Dresden beflandenen zwei ve he enen 
Blindenanftalten, naͤmlich des Flemming⸗Steklingeſchen 
Inſtituts für Blinde und der von dem Privatvereine zu 
Unterflügung blinder und erblindender Perſonen errid. 
teten Anftalt niedergefent worden war. en ſo wurde 
er in den folgenden Jahren mehreren anderen Commifs 
fionen ald Mitglied beigegeben. — Wegen der, wie es 
n dem Derleibungsdiplom beißt, „in mniden Der: 
haͤltniſſen durch Einfiht, Geſchicklichkeit und, bätigkeis 


Müller. 248 


wäre, obgleich Liefer ihm, dem die Sorge für eine zahl⸗ 
reihe Familie oblag, weit geringere pecuniäre Vortheile 
Darbot, ald Dad von der preußiſch. Regierung an ihn er» 
angene Anerbieten. — Doch nicht lange follte er im 
Diefer Sunetion bleiben, denn bereits i. J. 1818 verfi 
er feinen freundlichen Aufenthaltsort Grimma, wo fi 
noch bei Dem Abſchiede das Wohlmollen der Einwohner 
aller Klaffen auf eine rührende Weile ibm kund gab 
und trat ald Hof» und Juſtizrath in die Zandesregie 
rung zu Dresden. Hier, wo er durch eine Reibe von 
Sapren Mitglied des vorzugsweiſe mit Gefchäften über» 
bäuften 3. Departementd war, batte_er die bee Gele 
genbeit, den Reichthum an Kenntniflen welche er feis 
nen ununterbrochenen Studien und dem feben in fo vers 
ſchiedenen Geſchaͤftskreiſen verdankte, auf das Nuͤtzlichſte 
anzuwenden. — Während er dieſe Stelle bekleideie. 
ward feine Thaͤtigkeit noch auf andere Weiſe ſehr in 
Anſpruch genommen. Geit dem Mai 1821 war er Mit 
glied der „Commiſſion für die Straf» und Verſorgungs⸗ 
anftalten” und feit dem März 1827 verwaltete er eine 
Nathöftelle in dem neu errichteten Vicariatsgericht, wel, 
ches nach geſetzlichen Behimmungen einen Rath der Lan, 
desregierung unter feine Mitglieder aufnebmen mußte, 
Dabei wurde er noch mit mehreren, vorzüglicy wichtis 
en außerordentlihen Aufträgen beebrt. o ward M. 
? J. 41828 mit der audelnanberfegung der milden Stif: 
sungen mit der Krone Preußen beauftragt. Durch ſei⸗ 
nen richtigen Ueberblid und feine Gewandtheit in den 
Geſchaͤften, mit Grändlichkeit und Ausdauer verbunden, 
gelang es ihm, dieſes verwidelte Gefchäft zu beendigen 
und er bat ald Eommiffarind die Staatöverträge vom 
4. April, 27. Sept. und 28. Dechr. 1825 abgeſchloſſen, 
welche mit ihren Beilagen einen großen Theil: des ſtar⸗ 
ten Jahrganges der Sefegfammlung son 1828 fällen. 
e 


ichen 
Thaͤtigkeit 


* 


Müller. 246 


was er erſchaffen, fo manche Einrichtung in Kirhe und 
Schule, melde er ins Leben rief, nod der Radmelt 
fegendreihe Srüchte bringen werde, fand er den 
ten, den begiädennnen Lohn. — Unerwartet, Doc fanft, 
rief ihn in den Ubendftunden des oben genannten m 
der Tod von biefer Erde ab, auf der er für bad Wohl 
feiner Bilmenfden fo eifrig gearbeitet, ja nod am Tage 
ſeines Todes den Gefdäften feines Berufes obgelegen 
datte. Der Rüdblid auf das wohlvolbradhte Tagemerk, 
verbunden mit dem feiten,, innigen Glauben an ein befe 
jere® Senfeit6, erleibhterten ibm den Uebergang in die 
obrungen des Sriedend. Die tiefte Trauer um feinen 
Berlu befchränkte fih nicht auf jenen Familienkreiß cer 
binterlößt eine Gattin, drei Töchter und zwei Söhne, 
von welchen der ältere die jurikifchen Studien mit Ruhm 
vollendet ve der zweite aber als geadteter Officier dem 
Daterlande dient), dem er ber liebevoufe Batte und Vater 
jemefen war und ber in ihm feines Lebend doͤchtes lfd ges 
tunden, ed aber nun mit ihm auf immer verloren hatte, 
fondern that fid auch auf rübrende Art und Weile in 
ver allgemeinften Thellnabme fund. An feiner Gruft 
fpraden der Stoatöminikter von Lidenau , der Vicepröfs 
dent Dberbofnrebiger, von Ammon und der ofprebt er 
Confikorialrath Dr. Frank Worte ded Troſtes und der 
Anerkennung. — Sein Wadiſpruch: Nemini nocere, om- 
nibus prodesse, bezeichnete alle ritte feines Lebens. 
Sein natärlided Woplwollen, mit weichem er Jeden 
entgegenfam, gewann ihm alle Herzen und nur wo e6 
die Pfliht gebot, mar er fireng. Geine_unermädlice 
Thätigkeit, die ihn bis auf den Iehten Tag ſeines Le⸗ 
ben nicht verließ, ging auß der tief in feinem Innern 
begründeten Ueberzeugung bervor, daß alle Kraft des 
Staatödienerd dem allgemeinen Beften gehöre. In dem 
Bewußtfein, diefer Weberzeugung ‚gemäß jebandelt zu das 
ben, fand er den fhönften Lohn feiner oft hoc gefeigerten 
Anftrengungen. Seine Ordnung und Pünktlipkeit im daus⸗ 
lichden wie im Öffentlichen Leben waren bemundernöwertd. 
Uneigennägig im Größten wie im Kleinen, baßte, er 
den Eigennug, der feiner Seele fremd war. Gteid ads 
fiptövol gegen Andere und befdeiden, vermieb er ed 
ern, in dußeren Sormen dad Gewicht feiner eigenen 
joden Stellung Andern fühlen zu laflen und war ber 
Meinung, daß nur aus dem inneren Gedalt und Welen 
bie Quelle wahrer Achtung fließen Eönne. Seine reli« - 
gidfen Anfichten waren eben fo entfernt von Froͤmmeiei 


Riten. 235 
grünblice Rechtskenntniß nußbar geltend ur 


lichen Krankheit am oben A nten Rage der pn fe 
iel ſetzte. ein im %. 
erfolgted Scheiden aus der Provinz, in welder er 


nen Hauptzägen aud der sorebenden Skizze feines Lea 


1) 
dichaft, hHingebende Liebe gegen feine Angehd- 

a allen Derbältniften“ nen Rete 

beitern Sinn, echte Religiofität, Gleichmuth und * 


ſere in der Menſchennatur aus. Ganz eigenthümli 
. aber war ed ibm, ſelbſt in den fehmierigiten erbältmi 
fen den Muth nicht zu verlieren und immer dad Gute 
al — benoriepend zu —5 * baber 6 gr. u 
nie für und andere an Zroftgründen gebrad, we 
ihre wohlthätige Wirkung felten verfeblten, » 


68. Dr. ©. H. Richter, 

Docent an der Albertina-Univerfität, 2x Director der Debamnıen 
Lehranftalt und praktifcher Arzt 2c. zu Koͤnigsberg in Preußen; 
geb. den 9. März 18014 geft. den 6. März 1886 e). 

Der an den Folgen eined Nervenfieberö gu frä 
Dabingefbiedene war zu Koͤnigsberg in Pr, Hrn 


7 Medic. Almanach non D. Sachs. 1856, 


v. Haufer ab Arbethaufen. 247 


unb Sröbfich, eben diefelben, in deren Geſellſchaft A. und 
fein Reifegefährte die Reife auf der Donan nah Wien 
—5 hatten, waren nun sul in der alten muftlie- 


reife dur Europa zu machen, ald ibm aus Kurland die 


für Zalfen ordinirt. Die Thränen die an feinem Garge 
offen, der Nachruf feiner Gemeinde: da tragen fie un. 
Ann lieben Dater bin, find Die beften Zeugen für De 


worden, befaß eine vorzägliche Gabe der Rede und ob⸗ 
gleich fein Geſicht ſtark von Poden zerriffen war, fo 
hatte er doch etwad fo Einnehmended und Gewinnendes 
in dem Tone feiner Stimme und feinem Berragen, daß 
fib jeder unwillkührlich zu ihm bingejogen fühlte. Ein 
Nervenfieber machte feinem thätigen Leben ein Ende. 


* 72. Franz Karl Bonifacius Joh. Nepomuk 


v. Hauſer ab Arkethaufen, 


zobft des aufgelöften Stifts Walderrch und Kapitular ded Metros 
Probl volitendemtopiteld zu — im Breißgaus 


geboren den 6. Sunt 1761, geft. den 8. März 1886. 
v. Haufer wurde zu Näfeld im Schweizer Eanton 
Glarus geboren. Seine Eltern waren Balthafar von 
Haufer, Landamman ded Canton Glarus und Katharina 


” Deflen Biogr. ſ. im 6. Jahrg. d N, Rekr. ©, SB 


Graf von Bremer. 237 


keit zu eigen gemacht hatte und.bereitd Ruf zu erlanı 
anfing. Am auögezeihneiften war er aber dur fel 
amfafjienden iteranihhen Kenntntffe, worin ihm fein vor 
treflihed Gedaͤchiniß fehr zu Statten kam. Genen Be 
kannten war er nit felten ein Iebenbiges Repertorium, 
das fie alles Nahfhlagens Üüberbob. Califen harte 
er mehrere Bogen enggefchriebene Zegage eingefen 
det, mofär diefer in einem der Bände des Werfed ibm 
Öffentlih dankt. Er binterläßt die_anfebnlichfte medichs 
nife Bibliothek in Königäberg. Die Armen verlieren 
fehr viel an ihm, denn mit raftlofer Thätigfeit und Une 
eigennüßigkeit war er den armen gebärenden Weibern 
in der Stadt und auf dem Lande ein jederzeit HdR bes 
reitwilliger Helfer. 


* 69. Friedr. Franz Dietrih, Graf v. Bremer, 
zöniglicher Großbritanniſch⸗ Hannoverſcher Staats: und Gabinetd- 
minifter, @roßtreus des tönigt. Bannoverſchen Guelphen und de& 
Ehurheſſiſchen goldenen Loͤwenordens, Ritter Ir Glaffe des Fönigl. 
preuß. votben Adierordens zu Dannoverz 
geboren am 10. Aug. 1759, gefiorden den 7. März 1896. 


Er wurde zu Hannover geboren und war ein Zwil⸗ 
Iingöbruder des im Jabre 1813_verftorbenen Ehurhan- 
noverfden Geheimenrarde von Bremer. Dieler fein 
Dater, wandte die größte Sorgfalt auf die Erjies 
bung feiner Söhne.  Ausgerüftet mit den —E 
fien pbilologiſchen Kenntniſſen, bezogen beide Dftern 
4777 die Landesunverfität Göttingen, wo _fib unfer 
von Bremer fowohl Durd unermädeten Sleiß, als 
durd eminente Sähigkeiten außzeichnete. Göttingen gäplte 
Damald unter die Hauptzierden feiner gelehrien An- 
jalt_die gefeierten Namen eines Pütter, Meifter, G. 
. Böhmer, Geldow, Bedmann und die noch jegt 
aufbewahrten Zeugniffe diefer berähmten Männer ielern 

ierzu den Beleg, fo wie „Daß derfelbe ſich durd die bes 
peidendfle und fittfamfte Aufführung fomohl, ald durd 
exemplarifchen Sleiß die allgemeine Kiebe und Hochach⸗ 
tung feiner Lehrer und Freunde zu erwerben mußte.“ 
Mit folden Kenntniffen gesiert, murde der Verewigte 
am 8. Aug. 1780, nad rübmlihk befandenem Eramen, 
ald Auditor bei der Fönigl.. Zuftizcanzlei in Hannober 
angenell. Auf diefem Poften Jeigie er bald, nach aller. 
Röthe Zeugniß „Geididlihkeit und Fleiß, insbefondere 
aber ein eben fo ſcharfes als geſchwindes und. trefien- 


Eleonore v. Geräberf, 2 


ner er war, empfänglih fuͤr ales Bute, mufterhaft wohl. 
wollend gegen Fat HA (v0n Kane Ge khuiken 
überleben ihn 3 Schwehern, Eonkantia, Sramıidca und 
intonla v. 9., die ibn pflegten und ein Bruder, der 
als Minifterialrard in badihen Dienften Kebt; ein Neffe, 
Sarl v. 9, ebemal. Hauptmann der franydf. Echwelzer 

irde_ privatifirt zu Näfeld und ein Vetter, Hermann zu 

reiffenegg Woltfurt, ſtedt ald Dberk in Öferreidifgen 
Dienken) und ‚alle der Unterftügung mabrbaft Bedärfe 
Yan, freundfich und angenehm im Umgange, Areng ald 

tenricher, died waren die Hauptzlige feineß edeln Ehas 
sacterd, Kenntnifie, Fleiß, Eifer, Gemwiffenhaftigkeit, Ums 
Kit ann Seoäftegemanbibeit 1 jenfchaften, womit er fels 
nen Beruf ebrenbart erfüllte und ſich deshalb noch deſonders 
die Liebe und — — Derjenigen erwarb, wel de u 
ĩegendeit hatten, ihn ald Gefhäftsmann kennen au fernen. 


73. Eleonore v.Geröborf, geb. v. Schlammersdorf, 
MWittwe des herjoglich fähfiihen Geb. Lenationdratds Br. Anton 
v. Gerdvorf, zu Coburg; 
geb. tm I. ...., geſt. den 9. März 1885 9). 

Es gibt Seelen, die fo fein organifirt und zugfeii 
mit folder Kraft begabt find, dab de die — De 
dürfniffe der firtlihen Welt nicht nur auf Zartefte em. 

finden, fondern fi auch mit dem murbvoliten Ente 
Folufe au deren Befriedigung freudig räften, ibn mit 
nie wanfender Liebe und Selbftaufopferung audführen. 
Mit einer folden Seele war diefe edle has begabt. 
Nah dem unerforfalien höhern Rarhfluffe binnieden 
mebr zu Leiden, al& zum Genuß der Sreuden ded Les 
ben$ befimmt, ertrug fie_jene nicht nur mit dimmliſcer 
Geduld, fondern ehrte fie ald fortmährenden Aufruf zu 
innerer Vollendung und pried auf Ihrem Echmerjend 
ger Gott. datlır. — Geboren und lebend in DVerbälts 
niffen, in denen fie vor dem nächken Unblid menfdlie 
er Armuth und Bedrängniß fi bätte fhäßen fönnen, 
wendete fie idre ganze Liebe und idren Umgang den 
Kranken, den Armen und Derlaffenen zu, eridien mit 
Sreudigfeit in den Hütten und an den Giehbetten der 
Armurd und beglücte mit perfönlicher Zufprahe und 
Tröfung._ Als die Noth der Zeit ungemöbnlihe Hälfs- 
mittel erforderte und einen Verein gefühlvoller Grauen 


*) Dorfieitung 1836. Ar. 48 


Graf von Bremer: 280 


Murh nie verloren, war dad Ziel feined damaligen 
©trebend. -Er wurde daber noch im Jahre 1808 zum 

räfdenten des damaligen Deputationdcollegium® und im 
ebr. 1806 zum Staats, und Cabinetsminiſter ernannt. 
Wie viel Gutes und dem Vaterlande Erfprießlicheö hätte 
der Verewigte ſchon damald wirken können! Doc feine 
Wirkfamkeit ſollte noch nicht frei bervortreten, weil die 
bald nach feiner Ernennung zum Riniſter, eintretende 
Wiederbefegung des Landes die Öffentliche und allgemeine 
Wirkſamkeit des Hannoverfden Miniſteriums —**— 

m äußern Wirken zwat gebemmt, ſtrahlte aber bei dem 

erewigten deſto fhöner feine Treue und Daterlandö- 
liebe. Abgetreten von dem Öffentlihen Schauplatze durch 
Den Drang der Umftände und Berbältniffe, fammelte 
Ab damald im Geheimen ein Verein gleichgefinnter ed» 
ler Männer, welche zu ratben, tröften und beifen wuß⸗ 
ten. Lag glei der Keim ihre Wirkens lange verbor> 
en, es fchredte unfern gefeierten B. nicht ab, raſtlos 
ortzumwirfen, des biendenden Schimmer der Ufurpato- 
ren und Emporkoͤmmlinge nicht achtend und mit Rube 
die Zeit abmartend, wo Hannovers Fahnen und Panier 
dem Baterlande als heilig ernfte Zeichen wieder erſchei⸗ 
nen und die Hannoveraner den allgeliebten Königsgreis 
(Georg III.) wieder mit Der) und Sinn den ihrigen nen» 
nen Tonnten. In welchem Grade dad Wirken und Stre⸗ 
ben des Verewigten in damaliger Zeit Kattfand, Daräber 
Bönnen nur Wenige ein Zengniß ablegen, weil die Mei 
Ken von denen, Die mit und unter ihm wirkten, nicht 
mehr find, aber jene Wenigen bezeugen, daß der Ver⸗ 
Korbene in jener drädenden Zeit das Möglichite that und 
zu erreichen firebte. Hier darf ed blos genügen, daß er 
und der fel. Minifter von der Deden *) den eventuellen 
Verluſt ihres Dermögene und ſelbſt Die ihren Angeböris 
en drobenden Bedrädungen nicht achteten, um gegen 

en Seind und für den rechtmäßigen Landedberrn und 
feine _Untertbanen zu wirken und Die Ehre genoflen, auf 
Der Lifte der Cours extraordinaire in Hamburg als ges 
fährlide Staatdodtbrecer zu ſtehyen. — Nachdem Die 
Morgendämmerung der Sreibeit im Vaterlande berane 
brach , febrte der Miniſter B. wieder anf feinen alten 
Poren zurück und entwidelte hier die ſchoͤnſte Zeit feines 
ausgebreiteten Wirkend. Der Raum geflattet es nicht, 


) Deflen Biogr, f. im 10. Jahrg. des R. Nele. ©. 99, 


Charl. Elifabeth Freiin v. Speck⸗Sternburg. 251 


Berein ber größten Dorsöge des Beifted und Gemärhe 
mit ben fillen Tugenden der edeifen Häußlichkeit im- 
mer theurer; trug mit rührender Hingebung alle Stürme 
ibres vielbemegten Zebend, zeigte namentlich bei einem 
fürdterliben Unglüd, dad fon im 3. 1812 bei Rdeims 
ihrem Dafein ein Ende zu maden drobte, einen uners 
jonttertigen Murd; entfaltete in ihrem, Immer mehr 
Id ermeiternden Wirfungökreife eine bemundernömär« 
Dige Thätigkeit,, unternadm lange Reifen in ferne Fäne 
der mit ihrem Oatten, arbeitete mit demfelben oft Tage 
und Nähte lang, pelongte felöft in feiner Abwefenbeit 
die ausgedehnten Gejcätte feines —A vers 
nagtängır dabei fo menig ihre daͤuslichen Angelegens 
beiten, daß fle felbK um das Geringke id befümmerte; 
war vor allen ihren 5 Sindern Die liebevolifte Mutter, 
deren feiblichem und geiftigen Gedeihen fie jedes Opfer, 
felbk den Schmerz der Trennung auf lange Zeit und 
Entfernung, brachte — und widmete bei dem allen die 
hr vergbnnten Mußeftunden der Ausbildung ihrer derre 
lien Talente für Mufit, Malerei, Lithograpbie ıc. (von 
fenterer_befonderd find die Überrafhenditen Bemeife in 
vieler Runftfreunde ganden, Wie nun dieſe vielfachen 
Borzge in den Kreifen idres gefelligen Lebend wohl« 
thuende anerkennung fanden: fo gewann die Derewigte 
fpäterbin in ihrem fo freundlicp verfhönerten Lüyfchena 
und in den andern, ibr näber geftelten DOrticpaften des 
in und Auslands, durch ibre liebenswärdige Freund» 
ihkeit, durch ihre mätterlihe Sorge für ihre ländlien 
Untergebenen, fo wie durch Ihre thätige Theilnahme 
an den Angelegendeiten ihrer Kircen und Schulen (mit 
anfebnlihen Geſchenken und Zegaten bedachte fie lebend 
und Kerbend die Jugend und Armutb) Aller » en fo 
febr, daß die Runde von ihrem fo frühen Hinfgeiden 
augemeine Trauer verbreitete, von welcher die feierlihe 
Beifegung ihrer entfeelten le in der Grabtapelle des 
Parks zu Lünfpena am 13. März vielfaped Zeugniß gab. 


Gruft feiner Ahnen, in der Kirche zu Sabenberge dem 
a de aa aigten im Derzogthume Bremen, 
felerlicht beigefeßt, Dr, Eduard Jungblut 


Königl. Hannoverfcher Notar uud Abvokat 
su Eamftebt , im Derzogtbume Bremen. 


* 70. Dr. Joh. Chriftian Gottlieb Müller, 
koͤnigl. ſaͤchſ. Staatsminiſter zu Dresden; 
ged. am 6. San. 1776, geſt. den 7. Maͤrz 1886. 


rü on zeigten ſich in ibm jene glüdlihen Geis 
FOR AH. wei — ſpaͤter ſo heilbrin end für dad Das 
terland werden follten und beftimmten feinen Bater, wel- 
er ald Grundftüädöbefiger in Merfeburg lebte und durch 
iederfeit, fo wie einen in der Schule des Lebens ge⸗ 
fammelten Schatz von Erfahrungen ſich die allgemeine 
Aduung erworben hatte, ihn dem Seledrtenftande zu wid» 
men. & einer treflihen Vorbildung auf der Doms 
(ante feiner Vaterftadt, melde fi damals der Leitung 
ed Nector Thieme erfreute, deſſen Andenken der Ders 
ewigte biö zu feinem Tode ftetd dankbar bewahrte, be 
300 er bereitd ins 3. 1793 die Univerfität Leipzig, wo er 
ie Rechte Rudirte. Unter Haubold, Biener, Sammer, 
€. ©. Einert u. 9. begründete er mit unermädlihem 
Eifer in einem Zeitraume von 3 gehen feine juriftifche 
"Bildung und erbielt, «ld er bei feinem Ubgange Yon 
der Univerfität dad Examen pro praxi et notariatu vor der 
uriftenfacultät beftand, die erſte Cenſur. Noch in dem⸗ 
elben jahre arbeitete er die zur Erlangung der Advo⸗ 
casur erforderlichen Probefchriften aus, bei welcher Gele⸗ 
genbeit auch von Seiten der Zandeßregierung feine Kennt» 
niffe und fein Sfeiß die gerechteke Anerkennung fanden. — 
Nahdem er bierauf 2 Jahre lang ald-Acceifift in dem 
Amte zu Merfeburg gearbeitet hatte, in welcer Zeit er 
ald wirklicher Advocat immatriculirt wurde, trat er als 
Supernumerarfammerfecretär in das Eurfürki. fächfiie 
Stift: Merfeburgifhe Kammercollegium, wo er feit dem 
23. Juli 1804 als wirklicher Kammerfecretär fungirte. — 
Sm J. 1809 Enäpfte Müller feine edeliche Verbindun 
mit dem Sräufein v. Propgrodzla und fand in einer fa 
27Tjährigen Ede feines Lebens doͤchſtes, reinſtes Gluͤck. — 
Im Monat November 1809 wurde er zum Vorſtand ei 
ned der bedeutendften Juſtizaͤmter Sachſens, in feiner 
Damaligen Ausdehnung, ded Amtes Zügen mit Zwenkau, 
N. Netrolog 14. Jahrg. 16 


v. Pillement. ” 2 


Dragoner ded Regiments Taxis nebR einer Ru 
und Haubige abgefendet wurde, um bei Yultuöß den 
dang des Seinded über die Narem zu verhindern. 
r großen Thärigkeit gelang ed, dieſen für die Are 
© wichtigen Auftrag rübmlichk [> vonleben, _ 
em num erfolgenden Uebergange der baler. Krups 
ber den Niemen, wobei der Kronprin, von Balern 
wörtig war, batte FR Gelegenbeit, ch befonders 
usdun und erhielt Aufträge, deren räbmlihe Aus⸗ 
19 ihm perfönliche Belobungen von Geite des Kron- 
n und des Divifonkcommandanten Generallieute- 


ı Zful jann einen heftigen 

und Major IT [endet ; um 
jeinde die Paflage Über die dortige Brüde zu vers 
n, was er auch einen ganzen Tag dindurch unter dem 
‚erbrocpenen euer der iten Ente 
endeit und Raltblütigkeit außfährte und Dadurd den 
ug, wozu fi die ie (ad, 
.— Nah dem zu Stande gekommenen Srieden» 
mit D melden 





t aber (bon im Srübjahre 1811 den FW nad 
n Tagung 
a bilden. Don da aus trat ed im Jahre 
den Feldzug an, traf auch wirklid zueı 
er ruffil. Ananıgarde, welche von dem Generale 
Birgenflein befeblige wurde, zuſammen und er 
ı das Städtchen Poniewich. — ge weitläufig märe 
‘eine militärifben Zeiftungen während dieſet Geld, 
„In Solge defien P. am 15. Dec. 1812 zum Dberk- 
mant, ſo wie au mährend des folgenden vom 
:4843 im Laufe deflen er zum Dberken und Regie 


954 Stieler. 


mentſscommandanten des 11. Infanterieregimentes avm 
eirte, zu ſchildern. Mit der größten Auszeichnung dient 
er in diefem, wie in den beiden Feldzüugen von 1814— 
45 in Frankreich und erbielt ald Belodnung für fein 
doͤchſt verdienſtlichen militaͤriſchen Leitungen dab Kit 
terfreuz des königl. baierifden Militär » Mar » Joſephor 
dend und den Eaiferl. rufifden St. Unnenorden. & 
arte fid im Jahre 1823 mit einer Marguife von Beil 
fon vermählt, welde doͤchſt gluͤckliche Werbindung Fir 
derlos blieb. Im Jahre 1824 wurde er zum General 
major und Brigadier ernannt, als welder er noch vs 
feinem Könige für feine ebrenvoll urädgelegte 50jäk 
rige Dienftzelt dad Ehrenfreuz des Tönigi leriſchen 
Ludwigordens erhielt. Sowobl Kriegds als Friedens⸗ 
eiten zeigen und v. Pillement als denjenigen Mann, 
In defien Bruf nur —A efnnunges 
Raum fanden, wie überhaupt wahre Wodlwollen 96 
en feinen Nedenmenfhen und die ſtrengſte Rechtliqh 
keit die bervorkechendften Züge feines Charakter we 
ren. Streng im Dienfte, war er außer demſelben fek 
nen Untergebenen_ immer ein wahrer Sreund und ball 
wo es in feinen Kräften fland. 


* 76. Adolph Stieler, 
geb. Regierungdrath zu Gotha; 
geb. d. 26, Febr. 1776, geft. ben 13. Maͤrz 1896. 


©tieler wurde zu Gotha geboren. Sein Vater, 
welcher 1810 ald Hofrath und Bärgermeifter farb, konnte 
ihm eine tächtige Ersiedung angedeihen laflen. Erbe 
fuhte vom Jahre 1736 an das bafige Gymnaſium und 
widmete fib von 1793 — 1796 auf den Univerfitäten 
Jena und Göttingen der Rechtöwiffenfchaft. Im Yahrt 
4797 trat er in Die Reihe der Advofaten und nod in 
Demfelben Jahre wurde er im Minifterieidepartement 
angefellt. Am 15. Tanuar 41805 beirathete er die Tod: 
ter des zu Gotha 1823 verftorbenen Senators und Kauf: 
mannd Madelung, Friederike M. und feine mar, 
obſchon Finderlos, 31 Jahre hindurch eine der giädlid- 
ſten, bis fein Tod fie trennte. Er wurde 1813 jum fe 
nationdrath befördert und 1839 bei der meugebilderen 
gordaifhen Landedregierung zum geh. Regierungsrathe 
ernannt, im Jahr 1835 aber auf fein Anſuqhen von dem 
regierenden Derzog zu Sachſen⸗Coburg und Yorba, wei 


Stieler. 255 


cher fein geograpbifches Wirken zu ſchaͤtzen wußte und 
ipn foldem noch länger zu erhalten wuͤnſchte, feiner 
(omentenden Geſundheit wegen, unter Verleihung des 
erdienfifreuged des Ernekinifhen Hausordend in den 
Ruheſtand verfeßt. m £aufe der frübern Dienfzeit 
führten ibn feine Befchäfte, entweder als Begleiter ei- 
ned Minifters oder ſelbſt mit Uufträgen feined Gouvers 
nements verfeben, 1798 und 1806 nad Holland, 1802 
nad Wittenberg, 1814 nah Wien, 1815 nad Sranffurt. 
Warmer Eifer belebte ibn für feine amtlichen Arbeiten, 
nach deren oründliher und genauer Behandlung er 
Rrebte; bleibenden Dank ift Ihm aber dad gothäiſche 
Land vorzüglich für Die Gründung und mufterhafte Ein» 
richtung der Dienerwittwenfocierät ſchuldig, welche ihre 
‚Segnungen allmählig weiter über die verſchiedenen Dienfte 
mweige audgedehnt und auch andern Staaten zum Ms 
fer gedient hat. _ Beine uneigennädige Theilnapme an 
em, maß zum Öffentliben Wohle beitrug, machte fich 
auc bei der Stiftung der Lebensverſicherungsbank für 
Deutfhland_bemerkbar, an welcher er Theil nahm. 
Schon ald Knabe zeigte Stieler Neigung Aur Geogra⸗ 
bie, indem er, zum Inned des Unterrichts jüngerer Ges 
Kamifter kleine SKartenfkiszen zu entwerfen verfudte 
und diefe Neigung wurde, als der nachherige Legationds 
ratb Hennide, der Redakteur des allgemeinen Anzei⸗ 
gerd der Deutſch 91 ald Lehrer in das Gymnaſium 
eingetreten war, d deffen aus Gatterers Schule her⸗ 
vorgegangene neue Behandlung der Geographie befoͤr⸗ 
dert. Seinen Aufenthalt in Göttingen benugte St. um 
Satterer felbft zu büren. Nah feiner Ruͤckkehr nach 
Gotha ertheilte er mehrere Jahre dindurch den geogra- 
phiſchen Unterricht in der von der Gattin feined dltern 
Bruderd geleiteten Erziebungdanftalt für Srauenzimmer 
und in pätern Jahren fammelte fid noch einmaf ein 
Eleiner Kreis von Tochtern einiger feiner Sreunde zu 
gleichem amede um ibn. Das geograpbifche Zeichnen 
war fein Lieblingsgeſchaͤft; aber ẽs mußte meiftend Bes 
rufögefchäften weiden und in den Kriegsjahren von 
1806 bis 1814 trat ein gänzliher Sriuftand ein. Zum 
dffentlihen Auftreten ermunterte ibn der damalige Dis 
rector der Sternwarte Seeberg, von Zach *). Bis zum 
jahre 1806 gt ‚eine erfie Periode diefer feiner wiſſen⸗ 
ſchaftlichen Thaͤtigkeit; eine zweite von 1814 bis zu 


N — 


°) Deflen Biographie f. im 10. Jahrg. des N. Nekr. S. 643. 


256 - Stile. 


- feinem Tode, denn noch am Tage zuvor befchäftigte ihn 

Die Vorbereitung zu einer Karte von Spanien in 4 
Blättern lebhaft. in jener erften Periode bearbeitete 
er die meilten der Fleinern zu den allgemeinen geogra 
hiſchen Epbemeriden des Bern von zag gehörigen 
Karten, mebrere Blätter für die größere eimarifehe, 
mit der Bezeihnung: „Revidirt auf der Sternwarte 
Seeberg“ verfebene Sammlung und unter feiner Zeis 
tung wurden ungefähr 25 Blätter zu der militärifchen 
Karte von Deutihland in 204 Blättern auögefährt. 
An der unter feinem und Streitd Namen erſchlenenen 
„Sammlung aller bekannten geograpbifhen Orisbeſtim⸗ 
mungen“, welche aus den Jahren 1805 und 1806 bers 
rührt, batte er nur in ſofern Antheil, als er fie Durch 
Berihtigungen und Zufäge einigermaßen braudbar zu 
machen ſuchte. Hiermit ſchloß fid feine Verbindung 
mit dem geographiſchen Inſtitute zu Weimar. Stieler 
bearbeitete in dieſer erſten Periode noch einige Karten 
für Schneider und Weigel in Nuͤrnberg, unter welchen 
die 4806 entworfene Karte von SDftindien beſonders 
günflige Aufnahme fand. Während der zweiten Periode 
lied Stieler in befändiger Verbindung mit der Bud 
bandlung Juſtus Perthes in Gotha. _E8 erfchien von 
4817 — 23 der Handatlad in 75 Blättern, Der erſte, 
nad) einem zufammenbängenden Plane und mit willen 
fhaftlider Kritik in Deutfchland arbeitete Atlas der 
geſammten Erdoberfläde. Eine e Auflage begann 
41833. Die gedrängte Zufammenftellung der aftronomis 
ben Karten, die glüdlihe Auffaflung anderer, 3. ®. 
er Bergböben, der Antipoden ic., die Erläuterungen 
und Commentare_ zu den Karten geben dieſem Atlas, 
neben topographifhem Reichthum, Genauigkeit der Ans 
gaben und naturgemäßer Deielhnung ded Zufammen» 
bange der Höhenzüge, einen Werth, welden das Pubs‘ 
ifum anerkannt bat. Neben ihm und nach foldem res 
ducirt, erfehien der Schulatlad, welcher fid feir 1814 in 
ungefähr 80,000 Eremplaren verbreitet und einem wah⸗ 
ren Bedürfniß des UWUnterrichtd abgebolfen bat. Der 
fpdterhin erfchienene Atlad von Deutſchland in 25 Blaͤt⸗ 
tern, welcen Stieler no u beendigen fo glädlih war, 
it dad gründlichite und nfte Werk Diefer Art, wel: 
bed unfer Vaterland aufzumeilen bat. Neben Diefen 
größern Arbeiten beforgte St. den geograppifihen Theil 
der Poſt- und Meifekarte von Diez. Seine geographi- 
fhe Weberfiht der Sachſen⸗ Ernefinifden Lande, ein 





v. Befchau. 267 


ogthum Gotha (Gotha 1839). Dei feinen Aeosrapdi. 


ein wahrer Verluſt genannt zu werben verdient, fo war 
far dab gefelige Zeben; denn wel⸗ 


nicht die Lücke, die fein Hinſcheiden in ihrem Kreiſe ae 
— bat? &r ar —* 14 liebenswärdigften Der 


* 77. Karl Guſtav Morig von Zefchau, 
koͤn. ſaͤchſ. Hauptmann im 3. Schügendataillon zu Bwidans 
geb. am 17. Aug. 1795, geft. den 14. März 1886. 


Dad der Samilie gehörende Gut Drebna bei Pför: 
ten in der Niederlaufig war der Geburtsort Zeſchau's, 
der, der vorlegte von 7 Brüdern, dem Beiſpiele feiner 
5 ältern Brüdern folgend, fi für den Soldatenftand 


erklärte und im 3. 1808 in dad Kadettenhaud in Dres⸗ 


*) Leider find audführlidhere Angaben über Stielers bürger: 
liche und wi en[gafei e Zhätigkeit nicht vorhanden, inzwiſchen 
iſt mindeſtens died wenige genau. 

N. Rekrolog 14. Jahrg. 17. 


den aufgenommen wurde. Hier blieb en bis im Mär 
1813 eine Anzahl Kadetten, Deren BboRl (de 37 
Weir fie die dawerben eines Felt bauge ertragen 
nad) Torga und dort in die Infanter teil 
fone zur Peinfmeligen Di Dienkleikung, als Unteroffisiere 
vertheilt wurden. April deſſelben Jadrs * 
3. sum Souslieutenant damaligen Infanteri 
mente Prinz Anton ernannt und war gls ſolcher 
geinzuge des gedachten Jabres bei den Schlachten * 
ußen, Großbeeren, Jüterbogk und Leipzig, fo wie 
bei verfdiedenen Eleineren Gefechten und bei der Be 
fagerung von Torgau zugegen, dabei fi das Lob eines 
mutbigen und brauchbaren Off ierö area. m er⸗ 
Be nieninfanterieregimente diente er e are der 








eldzüge von 4814 und 1815 und blieb u t fo 
ange Dabei, bid er unterm 3. Mär ber 
lieutenant_im dritten —— 37. und 
nach Zwickau in Garniſon ehen kam. Am 5. Maͤrj 
41836 war fein Patent als Hauptmann im dritten Schäz- 
zenbataillon au efertigt worden, doch bat er es nicht 
erbalten, da ed mit mehreren andern zuſammen abges 
ſchickt wurde und in an widau erſt einige Stunden nad 

einem Tode anfam. Ohne Franf gemein zu rein, sand 
bn fein Diener am Morgen des 14. März vom Schläge 
erhdrt, todt im Bern. Mit ihm ging ein fehr guter 


ipaier Der verloren. 
Ir. von Wigleben. 
* 78, Dr. Nikolaus Zink, 


freirefignirter Pfarrer von Neunkirchen a. S. (Waiern); 
geb. d. 25. März 1766 zu Bamberg, geſtorben daſeldſt den 14. 
Maͤrz 1886. 
Eine lange Reihe von Zadrenı biente 3 der Kirche 
und dem Staate mit fegenreihem Erfolg Die ei 
in welcher er lebte und wirkte, war fir Aus & 
rolgenreih. Dad Doctorat der Philofophie —X 8 
am 25. Auguſt 4773 und 9 Jahre ſpaͤter trat er in den 
Beltprießertand 6 Dctober 1782). Am 19. April 1783 
ihm BR: Prieſterweihe X und ein Jahr ſpaͤ⸗ 
ser d dee rge übertragen. Erſt im Jahre 1708 er. 
Yen “ — ie iche —8 apfendorf. Der Grund 
Die fer $ Ienafame efoͤrberung . in den Verdaͤltniſſen 
gen Belt, indem von Den Klee aus viele 
Darren befegt wurden. Am 3. September 1812 ward 


Benda. 2 





3. auf die Pfarrei Neunkircyen am Sand befördert und 
er wäre gi Dekan geworden, wenn er bei der 
nicht —— faflen, an es ihm ser 


8 er 
el. jeitete fort bis su dem ARE Alter von 
jahren; a bat er, man möge ihn in ben Kubefte: 
vreien laffen. Seine Bitte ward um fo eber gı —5 
da er een „geribörigkeit, vielen Zunttionen —3 
N Iber er war nichts weniger ald untbäti an 
chem "Ru — beſonders machte ibm die Lektüre 
guter Schrifien — Mar und er ließ fi davon 
Air einmal durch e Augenleiden abbalıen. — 
Eine — —A — bätte er zu feinen 
den; ihnen vermacte er feine Hinterlaffenf&aft, 
Rity „Yanıton wird 3. als Aatriotifer Untertäger 
don eſdichie Danınerge gerühmt, an theilte er 
dem iblierd: — — el chend mi 
ri effend, mit, 
deren D Berfafter go od. Anton Zint, 3.% Bruder war, 


(Prinae inene ae Bambergensis —— — 8* 
jectae s. chronic ıbergense. [08 M. 8, 
aber,” en ©%u. Shi ? 


* 79. Carl Heinrich Hermann Benda, 
thn. preuß. Gonzertmeifter zu Berlin, 
Geb. den 2. Mai 1748, gefl. den 16. Mkärg 106. 
Er war otsdam geboren und, der te 
des ais Puokbenber Fangt ifler und Ober ent gen 
deren Wiolinfhule berühmten Fönigli ia liden Concertmeis 
ſters che an Unter der Anleitung eine® fo treß- 
lichen Meifterd entwidelte und bildere fi fein Talent 
fo fräbı — daß er bereitö in einem Alter von 44 Jad⸗ 
ren Rt jedrich dem Großen vorge HR werden — 9 
den Kegierunge organ een, "ren (et ner 3 
— ——— Sungren, fit ebegen 6 
eiterfchaft Fried: I der Große I ihre Se. it 
Tannt, do war ed eine fhmwierige Aus en in der Se 
leitung ibm FAR wenn er in feinen Vortre 
dem ganzen Schmunge feiner Phantafie fi über! dam, 
felten das seraelar riebene Tempo beadtere. Die erfe 
Sun diefer Art, in weicher unfer an die obligate 


260 Benda. 


joline zu übernehmen batte, fiel fo glücklich und zur 
Bufriedenpeit des Königd aus, dab diefer ibn, feines 
jugendlichen Alterd ungeachtet, fogleich in die Zahl ſei⸗ 
ner Kammermufiter einreibte. 23 Jahre bindurh, bis 
um Tode Friedrichs, wurde ibm dad Bü zu Theil, 
den mußtalifchen en deſſelben beizu: 
wohnen und noch in feinem ſpaͤteſten Lebensalter ent 
züdte ihn die Erinnerung an jene genußreiche Zeit, in 
welcher er ſelbſt der volliten Ausbildung feined Talents 
entgegengereift mar. Es war hauptſaͤchlich der feelen 
volle Ton, welchen er feinem Inſtrumente entlodte und 
der binreißende Vortrag, womit er die Herzen feiner 
Zubörer zu bezaubern mußte und Die wenigen feiner 
noch lebenden Zeitgenoflen, welche unſern Benda hör. 
sen, als er in voller Kraft feines Känftlerlebens fand, 
werden den tiefen Eindruck feined unvergleichlichen 
Spiels noc in der Erinnerung bewahren. Mit dem 
Tode, Friedrichs des Großen änderte ſich der Zuftand 
der Tönigliben Kapelle und Benda, melder inzwiſchen 
zum Muſiklehrer des jetzt regierenden Koͤnigs erhoben 
worden war, wurde wegen zunehmender Augenſchwaͤche 
in den nachgefuchten Penſionsſtand verfegt. Damit en: 
Dete aber nicht fein muſikaliſches Leben und Wirken, 
fondern er trat nun in die Periode ein, wo er dur 
auögebreiteten Unterricht, Geſang und Sllavierfpiel neue 
Derdienfte um die Kunft fi erwarb. Cr hatte Pord- 
Dam, verlaffen_ und Berlin zu feinem Aufenthaltdorte 
ewäblt, weil fi ibm bier ein meiterer Kreis für feine 
daͤtigkeit eröffnete. Somobl feine auögezeichneten Ga⸗ 
ben als Lehrer, als die Feinheit und Liebenswuͤrdigkeit 
feiner Sitten, führten ihm eine große Zahl von 
Iern zu, von denen einige, welde die muſikaliſche 
Laufbahn wählten, zu großem Ruf gelangten, alle aber 
Dad Andenken ihres Lehrerd gewiß mit Liebe im Her 
aen tragen. Noch im höcften Alter hatte ihm Liebe zur 
unft und Drang zur Thätigfeit nicht verlaffen und ald 
Aunebmende Koͤrperſchwaͤche ihn zulegt ganz an fein 
immer feffelte, empfing er doc fortwaͤhrend Beſuche 
von folchen, beſonders drmeren Schülern, Denen er zu 
einer Erpeiterung und aus menfcenfreundligen Ruͤck⸗ 
Hten unentgeldlichen Unterricht ertheilte. 


261 


* 80, Otto Heinrich Freiherr von Gemmin- 


gen Hornberg, 
eroßherzogl. bad. Geh. Rath zu Heidelberg; 
eb. im I. 1766, get. am 15. März 18%. 


Sein Vater war der F. & geb. Rath Heinrih Otte 
ibere_ von Gemmingen, feine, Mutter eine geborne 
Gräfin Wefelrode, & ienoß von früher Jugend an 
eine febr forgfältige 6* und ausgezeſchnete wif- 
fenfgaftlibe Bildung, denen feine angebornen Säbigfeir 
sten und fein reger Fieiß günfig eurfprad. In dem J. 
4779 vermäblte er fi mis einer ‚Gräfin von Sichugen. 
Seine Laufbahn begann er an der Eurpfälzifchen Regie 
rung au Mannheim, wo er Kämmerer, Hoffammerrath 
und Buglied der Furpfälgifhen deutiden Gefellicaft 
ward. Das nach der Thronbefteigung des Kaifers Jos 
fepp IL. beginnende rege Leben zog ibn. jedocy nah 
iien, wo er ſich einer ausgezeichneten Behandlung dies 
fed Monarden zu erfreuen hatte. In diefer Kaitertadt 
erfien von feiner Feder eine Zeitfchrift „Die Wiener 
Epdemeriden“, eine Wocenfgrift unter dem Titel: 
der Weltmann“; ein „Magazin für Wiffenfbaft und 
Kiteratur“. Dad Drama der „deutfbe Hausvater“, 
weiches fi längere Zeit auf dem Nepertoir der Deuts 
fen Bühne erhielt, erwarb ihm eine rübmlide Stelle 
unter den deutfhen dramatifhen Dictern. . Ende ‚der 
80er Jahre kehrte yon Gemmingen von Wien juräd 
und widmete fi auf feinen Bütern der Erziedung fei- 
ner Kinder und der Landwirthſchaft. Keicöritterfcafts 


Ba rg 
ade. 4 
Mar af von Baden Cnaßderiger Kurfärf un näter 


Großberjog), die Wahrung der Intereffen des nachheris 
en Kurfürftenthums Baden am faiferliben Hofe au 
bien und im Sabr 1305 kehrte er auf, ine Shter zu 
rüd. Rach Aufheluag ded deusfhen Reichs lebte er 
bis zu feinem Tode in EHE Surhdgeaonenbeit, den 
Wiſſenſchaften und feiner Samilie, Die in ihm den lies 
bevoliften und beiten Vater verlor. Bid zu feinem Les 
bengende, im bohen Greifenalter, bebielt_er ein seat 
Gefühl für alles Erdabene und Schöne, ſowodi in Der 
Notar, ald in milenfgaftiger Dale ung. Habe Relle 
gioftät, ein biederer Wahrheit liebender Sinn, ein eb» 


262 v. Schiber. 


te, liebevolles Herz, ein bumaned, menſchenfreundli⸗ 
mebmen gegen Jedermann, eine an Ahtung 
ir Menfenrehte erwarben ihm Die Achtung und 
Ziebe aller Derjenigen, die ihn kannten. — Außer den 
genannten Werten iR nod von ihm erfienen: 
malion, €. Ipriihe Banbluns; «d. sad. des 
feau. Mannheim . — Die Erbihatt; 
lel, End. 1773. — Wlampeimifhe Dramaturgie. 1770. 
= Wilton® Allegro und Wenlerofo; mit _e. Uebehfep 
nd ee, ieh rt 9 ne 
ee; _t- ripiel ie bie beui 
Sldne vererbehen Orb, Tanz: 7" under bie Rate 


a ii 








a 
en. 
* 81. Joh. Bapt. Simon von Schiber, 
ronanwait des Königs von Balern, Minifkerialrath Im Staats- 
winißerlum ver Binanzen „ Bitter d. Givilverbienfterdend d. baiet. 

Krone zu Diäadenı J 

geboren den 38. Det 1770, geſtorden den’16. Märg 1886. 

Er wurde in. dem Dorfe Burfhardöberg E. Lands 
geriht Neunburg am. a ‚geboren und war der Sobe 
unbemittelter Landlente, intertüßt von edlen 
tern, die, feine hervorragenden Talente bald erkannten, 
widmete er fi zu Amberg mit, dem befien Erfolge den 
Wilfenfhaften und og afelbit nach Vollendung der Gym 
naflal- und philofopbifben Studien einige Zeit mit gros 

je Sleige der Theologie ob, Neigung und Wulage ber 
immten ibn. aber nadmald für die Surisprudeng, auf 
er damaligen Hochf&ule zu Ingolkadt jog er gar bald 
die Aufmerkfamkeis der Profeiloren auf fl , welche ide 
durd Zuwendung von Stipendien die Sorgen für den 
Unterhalt wäprend de3 juridiihen Kurfus erleidterten, 
nacp_deffen Bolendung er den Grad eines Bicentiaten 
der Rechte nahm und, fodann, bei dem Landgerite Er: 
ding in Praxis trat. Schon im Jahr 1798 wurde ibm 
das Amt eines reihäfreiherrlih von Rehbergfden Ras 
I und Stabineräfekrerärd Übertragen. Diefe erke ante 
ide Stellung, in welder er feine großen Zalente fo» 
hl, als feinen zmerailgen, Iopalen Charakter beur» 
indete, bildete für ihn den üebergang in den baieris 
1, Staarödiehit,.. in melden gr am 5. Jull 180% als 


t 


| v. Schiber. 265 


in welcher Stellung er mit der Trennung der yullige 


teare fie der Staatöregierung in umfaffenden Berich⸗ 
tn nebſt Vorſchlaͤgen zur Ey: s 


Diele Leitungen fanden rühmlichfte Anerfennnung BG 


um Zandesdirektiondrathe in Amberg durch — 


echt 
der Eonceffion und Immiſſion bei a NE Mh ol 

irection wurde er bei Errichtung der Kronfiöfe- 
ganbegbire ©: t. 1808 zum Sronfiökal für den Naab⸗ 





°) Kurpfälz. Reg. Bl. 1804, S. 568. 


266 v. Schiber. 


war er mit der Außzeihnung als Mitter des 
a DienRorene der R —**— geſchmůckt 
worden. Im jahre 1800 wurde Sch. dem zur Unter⸗ 
ubung und errafung der in Nürnberg begangenen 
taatöverbrechen daſelbſt errichteten Sperialgerichte ald 
Fronfſiskal deigegeben. In dieſer ſchwierigen tes 
derſtand er mit dem firengen Prinsipe ded Un 
Die geſetzlich zulaͤſſige Milde und Billigkeit zu Die 
en und erwarb fi bierdurd die vollite Qufriede eit 
der allerhoͤchſten Stelle *), ſowie ibm auch Beweiſe 
Hodantung von Seiten des Publikums zu Theil wur 
den **). Nachdem er, in Solge der im J. 1817 einge⸗ 
tretenen Drganifation der SKreidregierungen als Regle⸗ 
—— rath nach Regensburg verfeßt worden war, 
wurde er nad Derlauf von faum 2 Jahren zum Bene 
ralfistalatörathe in Münden befördert. Geiner dußge: 
zeihheten Kenntniſſe wegen traf ibn im Jahre 1922 bie 
ebrenvolle Bekimmung zum Mitgliede ber Braths⸗ 
commiſſion für adminifirativscontentidfe Gegenſtaͤnde und 
nach Auföfung ded Geueralfiskalats erhielt er unterm 
15. Januar 1826 feine Ernennung zum erken Kronan⸗ 
walte des Koͤnigreichs und im Sabre 1929 Die weitere 
uns Minifterialratbe. — v. Schiber erwarb ih den 
uf eines der ausgezeichnetſten Staatömänner feines 
Vaterlandes und groß find feine Derdienfte um dieſes 
und die Krone Baiern, Deren Rechte er mit tieflter 
Keuntniß, unerſchütterlichem Muthe und gluͤcklichem 
folge bis zu ſeinem legren Athemzuge vertheidigte. — 
Verkannt von Vielen, die oft Neigung und Pflicht ver⸗ 
wechſeln und in ibm. nur den Mann mit der eifernen 
Stirne laden, meil er unverrädten Blickes feiner Lauf 
bahn folgte, die ibm Geſetz und Pflicht als feine beilis 
gen Leitſterne vorzeichneten, bewährte er Ah Dielen 
ald warmen Sreund und feiner Samilie ald einen zärtlie 
en ſtets beforgten Vater. - 






N AuUerhoͤchſtes Refer. d. d. 4. Nov. 1809. 


. Pa Archvexe Artitel in Zeitungen, insbeſ. dem Correſp 9. ı 





ei f 
| 
Bet Hei 9 
a auf und blieb fonaı —— RT 


a een Rtale D16 " DE 


256 - Gtide. 


- feinem Tode, denn noch am Tage zuvor befchäftiate i 

die Vorbereitung zu einer Karte von erhöhte Ar 
Blaͤttern lebhaft. in jener erfien Periode bearbeitete 
er die meiften der Fleinern zu den allgemeinen geogra 
gbiligen phemeriden des Deren von 3a gebörigen 

arten, mebrere Blätter für Die größere 2Beimarifce, 
mit der Bezeihnung: „Nevidirt auf der Sternwarte 
Seeberg“ verfebene Sammlung und unter feiner Leis 
tung wurden ungefähr 25 Blätter zu der militdrifhen 
Karte von Deutihland in 204 Blättern ausgeführt. 
Un der unter feinem und Streits Namen erfchienenen 
„Sammlung aller bekannten geograpbifhen Orisbeſtim⸗ 
mungen“, welde aus den Jahren 1805 und 1806 ber: 
rührt, batte er nur in fofern Untbeil, als er fie dur 
Berichtigungen und Zufäge einigermaßen braudbar zu 
machen ſuchte. Hiermit ſchloß ſich feine Verbindung 
mit dem geographiſchen Inſtitute zu Weimar. Gtieler 
bearbeitete in dieſer erften Periode noch einige Karten 
für Schneider und Weigel in Nürnberg, unter melden 
die 1806 entworfene Karte von Dftindien befonders 
günflige Aufnahme fand. Während der zweiten Periode 
lieb Stieler in befändiger Verbindung mit der Buch 
handlung Juſtus Perthes in Gotha. Es erfhien von 
4817 — 23 der Handarlad in 75 Blättern, der erfte, 
nah einem zufammenbhängenden Plane und mit willen 
ſchaftlier Kritif in Deutfchland arbeitete Atlas der 
gefammten Erdoberflaͤche. Kine e Auflage begann 
41833. Die gedrängte Zufammenftellung der aftronomi- 
ſchen Karten, die glüdlihe Auffaffung anderer, 3. B. 
der Berghoͤhen, der Antipoden ıc., Die Erläuterungen 
und Commentare zu den Karten geben Diefem Atlas, 
neben topographifhem Reichthum, Genauigkeit der Ans 
gaben und naturgemäßer Beleihnung ded Zufammen» 
bangd der Höhenzlge, einen Werth, welchen dad Pubs 
lifum anerkannt bat. Neben ibm und nach folchem res 
ducirt, erfdien der Schulatlad, welcher fid feit 1814 in 
ungefäbr 80,000 Eremplaren verbreitet und einem wah⸗ 
ren Bedürfniß des Unterrichtd abgebolfen bat. Der 
fpäterhin erfhienene Atlad von Deutſchland in 25 Blaͤt⸗ 
tern, welchen GStieler 22 au beendigen fo giädli war, 
it dad gründlichfte und ® nfte Werk Diefer Art, wel: 
ed unfer Vaterland au aumelfen bat. Neben Diefen 
größern Arbeiten beforgte t. den geograppifden Theil 
der Pofl- und Reiſekarte von Diez. Seine geographi- 
ſche Weberfiht der Sachſen⸗ Ernefinifen £ande, ein 





v. Befchau. 267 


Commentar zur Karte von Thüringen (Botha 1827) iR 
eine mufterbafte Wionographie und mit einem aͤhnlichen 
Keinen Kommentar begleitete er Bärd Karte vom Her⸗ 
ogthum Gotha (Gotha 1839). Bei feinen Prograpbis 
wen Leitungen batte er fi waderer Gebälfen, als 
Habe, von Stälpnagel’d und Bär’d, fo wie in der 
etzten Zeit des Beiſtandes des Profeſſors Berghaus zu 
Berlin zu erfreuen »)). Stielers Luſt an feiner geogra⸗ 
diſchen Wirkſamkeit fhien noch zu wachſen, als (don 
eine koͤrperliche Kräfte ſanken; wir mwärden ibm bei 
Dem immer reifer ausgebildeten technifchen Betriebe 
noch manches fchöne Werk zu verdanken haben. Inzwi⸗ 
fden wird mit ibm diefer Zweig der Wiſſenſchaft für 
Gotda nicht verdorren, indem die Verlagshandlung Jus 
ſtus Perthes kein Mittel verfäumt, ibn biäbend er⸗ 
Dalten. enn aber für die Wiſſenſchaft Stielerd Tod 
ein wahrer Derluf genannt zu werden verdient, fo war 
er ed nicht minder ehr das gefellige Leben; denn wel⸗ 
ber feiner Bekannten und Sreunde ſah nicht und fieht 
nicht die Luͤcke, die fein Hinſcheiden in ihrem Kreife ges 
macht bat? Er war einer der liebenswürdigften Mens 
fden, voller Wohlwollen gegen Tedermann, freundlich 
und von beiterer Gemüthsart, in den Streifen der Ge 
ſellſchaft eine erfreuliche Erfdheinung, munter und an« 
regend bei natürlier Haltung. Er war gottesfürchti 
obne von dem herrſchenden Glauben abmeihenden Meiz 
nungen das Ohr zu verſchließen; gab gern und mit 
Sreuden, mo entweder dem Öffentlihen Beften gewid⸗ 
mete Anftalten oder Bedraͤngte Unterftägung bedurften 
und war ein trener Staatödiener. Ein Schlagfluß machte 
feinem raſtlos thätigen Leben ein Ende. 


* 77. Karl Guſtav Moris von Zefchau, 
koͤn. ſaͤchſ. Hauptmann im 3. Schägendataillon zu Swidans 
ged. am 17. Aug. 1795, geſt. den 14. März 1886. 


Das der Familie gehörende Gut Drebna bei Pförs 
ten in der Niederlaufig war der Beburtdort Zeſchau's, 
der, der vorlegte von 7 Brüdern, dem Beifpiele feiner 
5 ältern Brüdern folgend, fie ür den Soldatenftand 
erklärte und im 3. 1808 in dad Kadettenhaus in Dres» 


*) Leid d außführlichere Angaben über Stielerd bürger 
liche N — — Krk: —2— vorhanden, —— 
iſt mindeſtens dies wenige genau. 

R. Rekrolog 14, Jahrg. 17 


Den aufgenemmen würde. Hier blieb 6 ar ini Mi 
4813 eine Unzahl Kadetten, 84 pbpi —— 
Reit fie Die Dekhmerben eined EAU „ —356 ü 
nad Torge it und dort in die nrenehn, 
lone_ zur 1° einfn eiligen Die — — als fiiere 
yerthellt wurden. 15. April deifelben Tadrs ward 
3. —X WB im damaligen Infanteriere 
‚pring Anton ernannt und war ald „felgen im in 
Beltauge deb gedachten Jadres ai ben Solaq 
ugen, Großbeeren, Shterboge und Lei ee wie 
bei verfiedenen Eleineren Gelehten und bei der Ber 
ern von Torgau zugegen, dabei fi das £ob eines 
sun en und Greugberen Dffiierd erwerbend. Immer: 
inieninfanterieregimente_ diente er — * 
e von 1814 und 1815 und blieb se 
Inge N 1820 vum 


n. Sr. von Witzleden. 


* 78. Dr. Nikolaus Zink, 
freitefignirter Pfarrer von Remntirdhen a. S. (Baleın); 
geb. d. 25. März 1756 zu tan geftorben daſeldſt dem 14. 


Eine lange Beide von Zapremdiente 3. der Kirche 
und dem Stante mit fegenreibem Erfolge. Die Zeit, 
in weicher er febte_und wirkte, war für Alles dugerk 
folgenreid —* Doctorat der Vbiloſorbie erdielt, er 
4773 und 9 Zabre häte: mat er a en 
ER G. Detober 1782). 1 1783 
ward m ie ee emen u * fpä- 
ser die © im Zahre 1798 eo 
et lm 5 ll —* — —* Der Srtund 
ER a 

m! on den aus viele 

Ft lan wurden. Am 3. September 1812 warb 


Bende. 289 


8. auf die Pfarrei Neunkirchen am Sand befördert und 
er wäre gewiß Dekan geworden, wenn er bei der 
& nicht hätte verlauten Taffen, Daß ed ihm gar nicht 
edien Fönne. Die Wählenden glaubten fi dadurch 
beleidiet und fo kam ed, daß er bei der Wahl Dura» 
fiel. & arbeitete fort biö zu dem hoben Alter von 
Jadren; da bat er, man möge ihn in den Rubefte 
treten laffen. Seine Bitte ward um fo eber gewährt 
da er wegen Hartboͤrigkeit vielen Funktionen unfde 
bie war. Aber er war nit weniger ald unthaͤtig in 
feinem Ruheſtande; befonders machte ihm die Lektüre 
guier Schriften viele Sreude und er ließ ſich davon 
nicht einmal durch deftige Augenleiden abbalten. — 
@ine befondere Andaͤnglichkeit hätte er zu feinen Sreuns 
den; ihnen vermachte er feine Hinterlaflenfhaft. Im 
ads antbeon wird 3. ald pairiotiſcher Unterſtüuger 
von 3. Geſchichte Bambergd gerübmt. Auch theilte er 
dem Biblierhefar Jaͤck unentgeblig die binterlaflenen 
gruhkäde, die Bamberger Geſchichte betreffend, mit, 
deren Derfaffer Jod. Anton Zinf, 3.8 Bruder war. 
(Primae lineae orine Bambergensis ordine chronolo- 
gico ductae s. chronicon Bambergense. Bloß M. 8.) 
Bamberg. G. u. Thiem. 


* 70. Carl Heinrich Hermann Benda, 
Bin. preuß. Conzertmeiſter zu Berlin, 
geb. den 2. Mai 1748, gefl. den 15. Maͤrz 1836. 


Er war zu potödam geboren und der zweite Sohn 
Des ald audäbender Künftler und Bränder einer befons 
Deren Violinſchule berühmten königliden Eoncertmeis 
ters Franz Benda. Unter der Anleitung eines fo treff- 
lichen Meifterd entmwidelte und bildete ſich fein Talent 
fo frübgeitig, daß er bereitd in einem Alter von 14 Jah⸗ 
ren Sriedrid dem Großen vorge ellt_ werden und in 
den Kammerconzerten, womit diefer Monarch fih nach 
Den Regierungsiorgen erheiterte, Proben feiner. ausge⸗ 

eichnesen Kunftfertigteit ablegen konnte. Mit Belder 
Geikericaft Sriedria der Große die Floͤte blies, ift bes 
kannt, doch war ed eine ſchwierige Au Babe in der Se 
leitung ibm zu folgen, wenn er in feinen Borträgen, 
Sem ganzen Schwunge feiner Phantafie ſich überlaffend, 
felten das vorgelht ebene Tempo beadtere. Die erfe 
Drobe diefer Art, in welcher unfer u. die obligate 


260 Benda 


Violine zu übernehmen * fiel ſo gticktich und zur 


ihn die merung an jene genußreie Zeit, in 
welcher er felbk der ten Ausbildung feines. Talents 
ai eaengereift mar. E5 mar bauptiäclich Der, feelen: 
volle Ton, melden er feinem Inftrumente entlodre und 
der binreißende Vortrag, womit,er die Herzen feiner 
Zubörer zu bejaubern Mwußse und Die, mwenigen feiner 
u0& lebenden Zeit; nofen welche unfern da bör 
taft feines Künfilerfebens Hand, 
den tiefen ‚Eindruck  feined unvergleichlicen 
Spield_nod. in der Erinnerung. bewahren... Mit dem 
ode Zriedrih6 des Großen änderte fich der Zuftand 
der Bönigliben Kapelle und Benda, welder inzwilhen 
au, Muß jedrer de& jegt regierenden Königs erhoben 
worden war, wurde wegen ‚zunehmender Augenfhwäce 
in den nagefadten Yenfonskaud verfegt. Damit en 
dete aber nicht fein muhfaliihes Leben und Wirken, 
fondern er trat nun in bie Periode ein, wo er Durd 
gudgebreiteten Unterrit, Geſang und Klavierfplel neue 
Derdienke um die Kunft fih erwarb. Er hatte Potd- 
Dam, verlafien und Berlin zu feinem Aufenthaftöorte 
jeroäplt, weil fh ihm bier ein weiterer Kreis fär feine 
eigfeit eröffnete. Somobl feine ausgezeichneten Ga, 
ben al6_Zebrer, ald die Seindeit und Ylebenömärb eilt 

feiner Sitten, führten ihm eine große Zahl von 
era gu, von denen einige, welche die mufikaliihe 
Laufbahn mählten, zu geben Ruf gelangten, alle aber 
das Andenken ihres Lehrers eis mit Liebe im Her 
FH tragen. Noch im höchften Alter hatte ihn Liebe jur 
unft und Drang zur Thätigkeit nicht verlaffen und als 
junehmende Körperfhwäde ihn zulegt ganz am fein 
immer feffelte, empfing er doch fortwährend veſuche 
eat Au 
nd aus menfdenfreunl 2 

[774 unensgelölfgen Unterricht ertpeilte, en 


261 
* 80, Otto Heinrich Freiherr von Gemmin- 


gen Hornberg, 
großherzogl. bad. Seh. Kath zu Deidelbergz 
geb. im I. 1756, gef. am 15. März 1836, 


‚Sein Bater war der F. & geb. Rath Heinrich Otto 

eiberr von Gemmingen, feine Mutter eine geborne 
Gräfin Wefelrode, Gr enoß von fräber Tugend an 
eine febr forgfältige niebung und außgezeichnete il 
fenf&aftlihe Bildung, denen feine angebornen Faͤhigkei⸗ 
ten und fein reger Fleiß günflig entfprad. In dem 3. 
4779 vermäblte er ſich mit einer Bröfn von Sickingen. 
©eine ganfoahn Hegann A u rorätniiden Regie» 
rung au Man , erer, Hoffamme 

Sy Mitglied der Furpfälsifegen deutſchen Ge — 


Ephemeriden“; eine Wochenſchrift unter dem Titel: 
—* Weltmann“; ein „Magazin für Wiſſenſchaft und 


welches ſich längere Zeit auf dem Repertoire der deut» 
elt, erwarb ihm eine rübmliche Stelle 


und widmete ſich auf feinen Gütern der Erziehung feis 
ner Kinder und der Landwirthſchaft. Rei ritterfbaft- 


en Kurfärftenthumd Baden am faiferlihen Hofe zu 

ien und im Jahr 1305 Eebrte er auf feine Ghter zus 
ruf. Nah Aufhebung des deutſchen Reichs lebte er 
bis zu feinem Tode in gaͤnzlicher Zuruͤckgezogenheit, den 
MWiflenfchaften und feiner Samilie, Die in ihm den lies 
bevpüften und beiten Vater verlor. Bid zu feinem Les 
bendende, im bohen Greifenalter, bebielt er ein rege 
Gefhpl für alles Erbabene und Schöne, ſowodl in 
Natur, ald in wiſſenſchaftlicher Beziehung. Hohe Refis 
giofität, ein biederer Wahrheit liebender Sinn, ein ed» 


262 v. Schiber. 


tes. lebevolled FR ein bumaned, menfd enfreunbti 

nebmen Sederniann, eine bode worum 
jenfenredti — Bu, die Adtun 

Liebe aller Derienigen r nnten. — Wußer den 

Berti ihm _erf&ienen: 

mdlung: midf. des 


fe od; ang _ Damteinifge Ehe; ni 1. 

Miltons Allegro und Yenferato; mir 8. Ve better 

” ng fr ven reunde. Ebd. Gpatefpears 

der Bee a €. ern ir die deut 

Sie “ Pe _ ueber die Bönigl. 
Aflociation zur 

- Yiefene aũch un u ben ae 


* Bi. Er Bapf. Simon von &äiter, 
Rromanwalt des Königs von Balern, Minikerialzatd im Staau⸗· 
uninißerlum der Binanzen, Ritter d. Givilverbienfotden d. baler. 
Krone zu Dänen 
sedorea den 38. Det 1770, geſtorden den’s6. Märg 1806. 


Er wurde in. dem Dorfe Burkhardsberg (f. Land 
deriht Neunburg am. Wald) geboren und war der S Un 
unbemittelter Landlente, ‚‚Unterkügt von edlen 
fiero, die, (eine hervorragenden ‚Talente bald — 
widmete et fi zu Amberg mit, dem deten Erfolge den 
Wiffenfdaften und jafelbft nah Vollendung der Gym 
Ball und pbilofopbiihen Studien einige Zeit mit Un 

‚Sleige der Theologie ob, Neigung und Anlage 
immten ihn „ober nadmals für die turiöprubeng ar 
er — ocſchule zu Ingo iſtadt er put sad 

die, Alufmerl an eit der Profefloren auf i weh e Ihe 
ur Zumenduhg von Stipendien die Sorgen für den 
Unterhalt während des juridifhen Kurfus erleichterten, 
na deffen VBolendung er den Grad eines Bicentiaten 
der Rechte nabın und. ſodann bei dem Landgerigte Er: 
ding in Prarid trat. Schon im Jahr 1788 wurde ibm 
das Amt eines reichäfreiherrlih von Rechberg’igen Ras 
po un und Stabineröfefretärd übertragen, Diele erke amt, 
lie Stelung, in mwelder er feine großen Talente fo» 
toopl, als nen ‚energifben, lopalen Charakter beurs 
— bildete für ihn den üebergang in den beleri⸗ 
en Stamödienft, in ‚melden gr an 5. Juli 180% als 













—— 
SE 


En Yo — erten der KL) 


fi. den, a a Ardiven. 
wozu er eine Ka ®i 


r L 
—— a r Ha 


ung gelang es ibm, 2 Aa in dene sr“ 
trordnungen don, den n 1694 und 4 

Keiite —V — Sie fer Canı nie 
niffe, fowie das daraus bervorgehende, e 
ren verwabrfofte und aan, Tandeöderrli 
Fin 


der Eonceffion und Immiff * * ne 
gen Gerechtfamen zu Kahl. Ai r 
ne or 1008 zum_Kı KR] st 1 den 

und Pegnigfreis ernannt. Schon im März deflelben 
,W Kurpfälz, Res. DI. 1004, ©: 666 ' . Fans 


264 v. Sqiber. 
3 war er mit der Außzeichnung als Ritter deö 
Ülverdiennsrdens der 6 Krone gerhmüdt 
orden. Im Jahre 1809 wurde Sch. dem zur Unter 
udung und Beltrafung der in — begangenen 
taatönerbredden —J errihteten Speii 
Kronfiöfal beigegeben: In dieſer ſcuwietigen $ı 


in, 
tretenen — der Sreisregierungen 216 Kegier 


nad _Auföfung des Generalſiskalats erhielt er unterm 
———— 1826 feine Ernennung zum erſien Kronans 
malte_deö —A—6 und. im Sabre 1829 Die weitere 
I Minifterialratpe. — ©». Schiber erwarb fi den 
uf. eined der ausgezeichnetften Staatsmänner feined 
Baterlandes und groß find feine DBerdienfte um Ddiefes 
und die Krone Baiern, Deren Rechte er mit tii 
Kenntnis, unerfphtterlidem Mutde und gläctihem 
folge bi6 zu feinem leßten- Athemzuge verteidigte. — 
BVerfannt von Vielen, die oft laung und PRict vers 
mehfeln und in ibm. nur den Mann mit der eifernen 
Stirne ‚jaben neil er unverrüdten Blides feiner Lauf 
babn folgte, die ihm Gefeg und Pflicht ais feine beilis 
sm i En —V — um ent (4 ſe Biel 
warmen Sreund und feiner Samilie ald einen 
Sen ftets beforgten Vater. - b 





. Alerpöäifteb Refer. d. d. 4. Rod. 1809. 


“) Mel ig! fe 
fi Fe asene Artitel in Beltungen, inöbef. dem Corsa. m 1 





m 9. eine 


1 
\ Fine BE bei dem. F 
im —— zu F 
an 


— 55 — Ken man 
Ber — Ausee Nagy Werl Ei 


ren kam er endlich Dur ine Bei ’ 
a den m Sul Eich — 
BER Een ai 

t. iefer Conrektor dar M 
Serunda auf und blieb — 

ünterricht er 


en in der erten Kentade u vi ju Fan Aa 


256 Sẽtieler. 


feinem Tode, denn noch am Tage zuvor befchäftigte ihn 
Die Vorbereitung zu einer Karte von Spanien in 4 
Blättern lebhaft. in jener erſten Periode bearbeitete 
N N mei co ber € einern Ü den augemneinen —5 
en Ephemeriden des Herrn von Za ehörigen 
Farten. mebrere Blätter für die größere EN 
mit der Bezeihnung: „Revidirt auf der Sternwarte 
Seeberg“ verfebene Sammlung und unter feiner Zei 
tung wurden ungefähr 25 Blätter zu der militäriihen 
arte von Deutihland in 204 Blättern ausgeführt. 
An der unter feinem und Streitd Namen erfchienenen 
„Sammlung aller befannten geographiſchen Orisbeſtim⸗ 
mungen“, welde aus den Tabren 1805 und 1808 ber 
rührt, batte er nur in fofern Antheil, als er fie Durch 
Berichtigungen und Zufäge einigermaßen brauchbar zu 
machen ſuchte. Hiermit ſchloß fi feine WDerbindung 
mit dem geograpbifchen Inftisute zu Weimar. Gtieler 
bearbeitete in dieſer erfien Periode noch einige Karten 
für Schneider und Weigel in Nürnberg, unter welden 
die 1806 entworfene Karte von Dftindien befonberd 
gänßige Aufnahme fand. Während der zweiten Periode 
lieb Stieler in beftändiger, Verbindung mit der Buch⸗ 
handlung Juſtus Perthes in Gotha. ES erfchien von 
4817 — 23 der Handatlad in 75 Blättern, der erke, 
nach einem zufammenhängenden Plane und mit wien 
ſchaftlier Kritit in Deutfchland Mmarbeitete Atlas der 
gelammten Erdoberfläde. Eine MÆue Auflage begann 
833. Die gedrängte Zufammenftelung der aftronomis 
fen Karten, die glädlihe Auffaffung anderer, z. B. 
er Berghoͤhen, der Antipoden ıc., Die Griduterungen 
und Gommentare zu den Karten geben Diefem Xtlab, 
neben topographiſchem Reichthum, Genauigkeit der An 
gaben und naturgemäßer Bezeichnung des Zufammen: 
hangs der Höbenzüge, einen 2Bertb, welchen dad Pubs’ 
lifum anerfannt bat. Neben ibm und nach folchem ro 
ducirt, erſchien der Schulatlad, welcher ficy feir 1814 in 
ungefäbr 80,000 Exemplaren verbreitet und einem mad‘ 
ren Bedürfniß des Unterrichtd abgeholfen hat. Der 
fpäterhin erſchienene Atlad von Deutfchland in 25 Blät- 
tern, welchen Stieler noch zu beendigen fo glädlid war, 
iſt dad gründlichfte und Ichönfte Werk Diefer Art, wel 
bed unſer Vaterland aufgumeifen bat. Neben biefen 
größern Arbeiten beferate t. den geographiſchen Tbeil 
Der Pofl: und Reifekarte von Did: ‚Seine geographi⸗ 
ſche Ueberfiht der Sachſen⸗Erneſtiniſchen Xande, ein 


Veyder. 267 


sen. Auch die Dbern, befonderd :D;- Tittmann ,- 
ihn gern auf diefem Poften, da man glaubte, daß er 
om dem Alumndum eingeriffenen Unordnung träftig 
Kenern würde, welde Erwartung er auc erfüllte. Kurj 
Darauf wurde er zum Sertus erhaunt und Diefe an fi 
mit wenig Einnahme verfnäpfte Stele dadurg verbefs 
fert, daß dem Sertus aud die fhnfte Stiaffe übertragen 
worden war. Er entwarf num ‚mit Bewilligung der 
Saulinfpektion, einen neuen Lehrplan für Diele beiden 
Klaffen, wonach fie als Bürgeriepulklaffen eingeribtet 
wurden und legte denſelden feinen. Vorgefehten don, 
deren ganzen Beifall und Genehmigung er si 
Nach Gjähriger pflltgerreuer Verwaltung diefer Sieüe 
rüdte er zum vierten Lehrer auf und er’fomohl ald 
wmander der übrigen Zebrer fühlten, daß eine dur a 
ende Meform der ganzen Schule ndthig fei. jiefe 
jand ihren Schöpfer an dem jegigen Hector Ordbel, 
damald von Wörlig als Conrector an die Gtele ded 
verforbenen M. Küttner berufen. - Die ingel de) 
Säule mit einem Blid überfehend, konnte er jeboi 
nicht eder befeitigen, als. bis er nach Dem ie di 
Rectord Paufler, deffen Plag einnahm, Er scan 
. einen Mann, mie er ibn zur Untertägung bei. de 
eform der Schule brauchte und würde ihm zum-Conts 
reftorat bebälflih gewefen fein, wenn er nie num (do 
u weit im Alter vorgerüdt gewefen wäre; doch um 
ft n einigermaßen zu entihädigen, bewirfte er die Pen» 
ionirung_ded Tertlus und beförderte ihm auf diefen 
Noten. Diefed Amt Dermallent 95 44 Jahre lang mit 
jewwiffendafter Treue und Eifer uMd ertheilte Dorzlgli 
Ünterriot in der Religion und den alten Spraden 
befonderer Sorgfalt. — DI er in feinen fangern 
Sapren ſchon bedeutend an Kopfgicht gelitten hatte und 
man bei ihm fein dohdes Alter erwartete, fo erreichte er 
far dod. Im Sabre 1830 wurde er emeritirt und 
jebte in Ruhe bid 4896, mo er am 17. März, von eie 
nem Spaziergange zurüdtehrend, nabe bei feiner WWol 
nung von einem Schlagfluß getroffen wurde und bald 
darauf in feinem 74. Lebensjahre verfhied. Ein Sohn 
von ihm, welcher Dr. der Medicin if, lebt in Srepberg im 
Erzgebirge. — War aud fein Wirkungdfrel® mit 
2 fo bat er doch in den Örenzen beffelben nah 
& ften und mit regem Eifer für die Ausbildung und 
Vervolltommnung der ihm anvertrauten Crpäfer’ges 


258 Zink. | 
den aufgenommen wurde. Hier blieb er, bis im Märi 
1819 eine Anzahl Kadetten, "deren phpffche Befdafen 
Veit fie die Beſchwerden eined Feldzugs ertragen lieh, 
nad Torgau geſchickt und dort in die Snfante ebatail» 
fone zur einttweiligen Dienkleiltung als Unteroffiziere 
vertheilt wurden. Am 15. April deſſelben Tapr6 ward 
3. zum Soußlieutenant im damaligen Sufanterieregie 
mıente Prinz Anton ernannt und war «ld folcher Im 
Belpauge de qrbacıten Jabred bei den Schlachten von 
ugen, Großbeeren, üterbogt und zeipiig, fo wie 
bei verfiedenen Bleineren Gefechten und bei Der Bes 
fagerung von Torgau zugegen, Dabei ſich Das £ob eines 
mutbigen und brauchbaren Off ierö erwerbend. Im er⸗ 
en Zinieninfanterieregimente diente er während ber 
eldzüge von 1814 und 1815 und blieb überhaupt fo 
ange Dabei, bis er unterm 3. März 1825 zum Ober 
Hieutenant_ im dritten Xinienregimente avanzirte und 
nah Zwidau in Garnifon zu Reden fam. Um 5. Mär 
1836 war fein patent ald Hauptmann im dritten Gchäz 
zenbataillon auögefertigt worden, doch bat er ed nicht 
erhalten, da ed mit mebreren andern zufammen abge 
ſchickt wurde und in Zwidan er einige Stunden nad 
einem Tode anfam. Ohne Fran gemein zu fein, fand 
hn [ein Diener am Morgen des 14. März vom Sdlage 
erädrt, todt im Bert. Mit ihm ging ein fehr guter 
jier verloren. 

reöden. gr. von Wigleben. 


* 78. Dr. Nikolaus Zink, 
freicefignirter Pfarrer von Neunkirchen a. S. (VBaiern); 
geb. d. 25. März 1756 zu Bamberg, geflorben dafeldft den 14 
Mär; 1886. 






Eine lange Reihe von Zahrendiente 3. der Kinhe 
und dem Staate mit fegenreihem Erfolge, Die Zeit, 
in welcher er _lebte_und wirkte, war für Alles Auge 
folgenreih. Dad Doctoras der Philofophie erhielt er 
am 25. Auguft 1773 und 9 Jahre fpäter trat er in den 
Weltpriefterftiand (5. Detober 1782). Am 19. 1783 
ward ibm die Priefterweide ertpeilt und ein Jahr fpd- 
ser die Geelforge übertragen. Erſt im Jahre 1708 et 
bielt er die bifhöfliche Pfarrei Zapfendorf. Der Grund 
Diefer langfanıen eförderung a in den Derbältnifien 
der damaligen Zeit, indem von den Kloͤſtern aus wiele 
Pfarreien befegt wurden. Am 3. September 1812 


Laupp. 29 
nad 8 erfandenen Zehrjahren trat er ald @ebälfe der 
ae Aub in diefem erweiterten Wirkungds 
reife bielt_ er unter "Gefländi rt Ermeiterung fine 
Kenntnifle_fet Fr dem Grundfat ne der Treue * 
Sleißed. &o fnhpfte fi, Dun BR — 
trauen ein Band wifchen Herrn und Diener, dad aidt 
durch mehrere ehrenvolle Bnmröne Dirde I, fon 
bern ss um ae beheben jo H te, m sur. lei 
otta feinen WBohnfig und fein Daı 
nes Biunuan fieß aber auch zu ae — Ge⸗ 
fte, durch Laupp: mit gemohnter Gemwandtpeit und 
jechrlipkeit fortführen. m jahre 1814 ermacte in 
Saupp der Wurf, na 3 urchlebten Dienfjahren 
nun dad Gefcält auf ei igene ereanung ‚übernehmen v 
Tonnen. Sein Wunfd orta Eingang und 
Ibernadm nun Fäuflih Haus und Danblung, wobei D. 
Cotta einen bödit enrenollen, Veweid der Anerfennung 
im indem _er ihn nit nur Öffentli empiebl, — 
u Kredit veribafte. Im Sabre 1815 veredes 
ichte fi) 2. und diefes wurde für ihn eine Quelle Rilen 
— Giuͤks dad nur durd, den Tod von. 8 Kins 
dern geträbt wurde. Hatte er als Gebälfe feine om 
fdaͤfte gut gefährt, fo führte er folbe als felbfftändis 
ger Belt bäftsmann mit einer ‚Hüntiticteit, — 
und Gediegendeir, die ihm die Achtung Aller, die mit 
ihm in Berührung waren, In bobem Grade verſchaffte, 
worunter er ſich efonderd auch der perfönlichen Sreunds 
[daft und Gemogenheit angefebener Ränner der Tür 
inger Univerfität zu erfreuen Au in feinen 
rivatleben zeichnete ihn bieb mie Geradpeit, ein 
reundli Ge fälliged en 5 gelelliger Umgang, eine 
Reindeit und Gefoliffendeit der Bitten — eine derr⸗ 
liche Folge der Schule bei_ einem hocbgebildeten Herrn 
und Meitter — vortdeilbaft aus. Ihm war ein nicht 
jewöhnlider Grad von Bi und Gefelligkeit eigen und 
Biete Eigenfdaften ded Geifed w Du 4 gewannen 
ihm auc Die Liebe und Achtun: Auer, Di ihn fannten. 
In feiner amilie waltete £. ald Gatte und Vater mit 
jener Algewalt, welde nur die Liebe gibt und am gläd- 
Tikten fühlte er fi an der Seite feiner Gattin und 
im &reife feiner Kinder, die mit der innigken Fiebe an 
ibm dingen. Go batte nun unfer 2. fein Gefäft ges 
gründet und im $lor erhalten, fÖ war er von 6 Sei⸗ 
en, gene und ®efannten geliebt und geadın (6 
fe inen Sohn beranwachien, den er naqh dei 


260 Benba. 


Diofine zu übernehmen batte, fiel fo glädlich und zur 
Bufriebenbeit des Königs aus, daß diefer ihn, feiheh 
jugendlichen Alterd ungeachtet, fogleih in die Zahl fei- 
ner Kammermufifer einreibte. 23 Jahre hindurd, bis 
um Tode Sriedrihd, wurde ihm dad Gläck zu Theil, 
den mußlalifhen Abendunterhaltungen pelleiben beiju⸗ 
ohnen und noch in feinem fpäteilen Lebensalter ent⸗ 
e ihn die Grinnerung an jene genußreiche Zeit, in 
welcher er ſelbſt der volliten Ausbildung feined Talents 
entgegengereift war. Ed war bauptfächlich der feelen 
volle Ton, welchen er feinem Inſtrumente entlodte und 
der binreißende Vortrag, womit er die Herzen feiner 
Zubörer zu bezaubern wußte und die wenigen feiner 
noch lebenden Zeitgenoffen, welde unfern Benda hör 
sen, als er in voller Kraft feines Künflerlebens Rand, 
werden den tiefen Eindrud feines unvergleichlichen 
©pield noch in der Erinnerung bewahren. Mit dem 
Tode Friedrichs des Großen änderte ſich der Zuſtand 
Der koͤniglichen Kapelle und Benda, welcher inzwiſchen 
zum Müſiklehrer des jetzt regierenden Königs erhoben 
worden war, wurde wegen zunehmender Augenſchwaͤche 
in den nacgelucten Penfionsftand verfegt. Damit en 
Dete aber nicht fein muſikaliſches Leben und Wirken, 
fondern er trat nun in die Periode ein, wo er durd 
auögebreiteten Unterrit, Gefang und Klavierſpiel neue 
Derdienfte am die Kunft fih erwarb. Er Hatte Potd 
Dam verlaffen_und Berlin zu feinem Aufenthaltsorte 
ewäblt, weil ſich ihm bier ein meiterer Kreis für feine 
daͤtigkeit eröffnete. Sowodl feine ausgezeichneten Ga⸗ 
ben als Lehrer, als die Feinheit und Liebensmärdigkelt 
einer Sitten, führten ihm eine große Zahl von 
ern zu, von denen einige, weiche die mufikaliihe 
Laufbahn wählten, zu großem Ruf gelangten, alle abır 
Dad Undenfen ihres Lehrers gewiß mit Liebe im Her 
gen tragen. Noch im böchften Alter hatte ihm Liebe jur 
unft und Drang zur Thätigfeit nicht verlaffen und al 
Aunebmende Koͤrperſchwaͤche ihn zuletzt ganz an fein 
immer feffelte, empfing er doch fortwährend Beſache 
Pan folen, befonders, rmeren ante, venen Fr 
r Erbeiterung und aus menſchenfreun ‚ 
chten — — — Unterricht ertheilte. Yen 


Gompf. 271 


aufgenommen. Hierauf war er mehrere Jahre Haus⸗ 
lehrer theils bei dem Lieutenant Zink in Lauterbach, 
theils bei dem Pfarrer Kiel in Lobſtedt, kehrte albdann 
wieder nad Gotha zuräd, wo er in dem von den Lands 
(duleninfpeftor Haun errichteten Privatinftitute Uns 
terricht ertbeilte, bernach aber im Jahre 1800 ag der 
von dem Generalfuperintendenten Zöftler errichteten Frei⸗ 
faule ald erfter Lehrer angekellt wurde. Nach 7 Fahr 
ren, alfo im Jahr 1807 wurde er zum Pfarrer in Tuͤtt⸗ 
leben ernannt. In dieſem Jahre noch verheirathete er 
fie mit Johanne Eliſabetha Reinhardt, des Kirchners 

einbardt zu Waltershauſen Lten Tochter dritter. Ehe, 
in welcher glädlihen Ehe ih 2 Toͤchter und ein Sohn 
geboren wurden, welcher legtere jetzt als Haudlehrer 
am Rhein lebt. Nachdem er mebrere Jahre an Bruſt⸗ 
befchwerden gelitten batte, Die endlich in Bruſtwaſſer⸗ 
fucht audarteten, Rarb er am oben genannten Tage. 
— Dur‘ Amtötreue und freundliches Benehmen gegen 
Alle, die fi ihm nabeten, bat der Verftorbene die a ’ 
tung und Liebe feiner Gemeine ſich in einem boben 
Grade erworben. — 

Eh. Eredner. 


* 85. Dr. Robert Sompf, 


Subrect. an d. Gymnafium zu Torgau; 
geb. den 21. Dec. 1807, gef. den W. März 1836. 


Gompf war in Eimerdleben unweit Magdeburg ge 
boren, wo fein Vater Prediger war und ihn, den er 
bis dabin felbft gründlich unterrihtet und in dem er 
befonders den eriten Keim der Vorliebe für griechiſche 
©prade und griedifaee Alterthum gelegt tte, im 
J. 1822 dem Gymnaſium zu Halberftadt übergab. Ein 
von ibm, dem Knaben, in griechiſcher Sprade verfaß⸗ 
tes Bittſchreiben zur Unterfiägung der damals fich frei 
£ämpfenden Griechen und Das rühmlichfte Abgangszeug⸗ 
niß sened Spmnafiums befunden feine vorderrſchende 
Neigung für Briedenland. Den Alterthumswiſſenſchaf⸗ 
ten midmete er nun auf den Univerfitäten in Dale 
von 1826 bis 188, vorndmli unter der Zeitung des 
Prof. Keifig; in Bonn 1829 und 1830, befonders uns 
ser der Leitung ded Geb. Staatsraths Niebuhr und des 
Prof. Welder, uͤberall mit größter Auszeichnung feine 
eifrigen Beftrebungen,; mie dies bei feinem Oberlehrer⸗ 
eramen in Bonn 1830 in der Anerkennung feiner. eigen« 


272 Somsf. 





und 1881 
am Zoadimdthalfden, und — —— 


— unl dien 1832 
in Berlin unter dem Titel: Sioyoni acorum specimen 
imum und wurde mit Beifall aufgenommen. Das preuf. 
inikterium beftimmte ihn im 9. 1892 zum erdentliden 
Zedrer am Opmnafum zu Torgau ; und nicht fange nad] 
rädte er dafelbft zum Gubrector auf. In einem Pros 
gramme diefed Opmnafiums vom Jahre 4: lieferte er 
eine ortfet ung —— Werfed, Legte er nun auch man» 
Sen wiffenfhaftliden Plan an, erhielt er auch mehrere 
Einladungen zum Mitarbeiten an gemeinfamen wiſſen⸗ 
f@aftlihen Unternehmungen und lieferte er aud_ bier 
und da Beiträge, fo war doch fein Hauptaugenmerk fein 
nunmebriger Fern. Durch die firengfte Benifendat 
tigkeit und Treue darin, dur feinen amtöbräderliden 
Inn, durch feine freundliche Liebe, Die bei der Gränds 
Hiökeit feined Wiffend,, bei dem fillen Zrieden feines 
‚Sergend und bei dem ſobnen Gleihmaas feiner Beifted- 
und Herzensbildung jeder Neulingsanmaßung Seind, im 
Bunde mit ächter Befgeidenveit Rand, machte er fid 
feine Amtögenoflen au Sreunden. Diefer Gewinn. mußte 
um fo dauernder fein, je weniger er Durch dußerlie 
Gef&meidigkeit, fhneled und leichtes Anfhmiegen oder 
andere diee beitepende und biendende gefellige Eigen- 
T&aften erlangt war. Sein Eifer und Ernt feine Kennt; 
niffe und fein Zehrgefhid begründeten ihm bie Adtun; 
feiner Schler und ihre Innige umeigung ermarb er fi 
7,feinen Cparacter, durch feine Gerechtigkeit in der 
und dur. feinen Ernk in der. Liebe, Die Eie 


% 


Freiherr v. Uckermann. 273 


genfgaften, welche ibm biöher allgemeine Adtung und 
iebe gewonnen batten, entfalteten fid nun in neuen 
Ridtungen, da er fih im Jahre 1834 einen eignen 
Haudkand, ein filed, wahrhaft glückliches Samilienies 
ben gründete. Denfelben Character, die treue Sorgfalt 
des Vaters, die Innigkeit des Gatten, die Zärtlid- 
keit des Sohnes, die Biederkeit des Freundes, Die ftete 
regſte Theilnahme des Gelehrten an wiſſenſchaftlichen Er⸗ 
[einungen. den warmen Antbeil des Lehrers an feinem 

irtungsfreife und vor allen, den frommen Sinn, der 
ibn aus dem elterliben Haufe durch fein Juͤnglingsle⸗ 
ben begleitet hatte, bewährte er auch in Dem nun fole 
genden Sabre des Leidens, als eine langſam entfrdfs 
ende Krankheit an ihm jebrte als die Nachricht von 
dem Tode feined Vaters ihn, der feld dem Tode ent 
gegen ging, traf, 


86. Sohann Jacob Freiherr v. Udermann, 
Major, Exbs u. Gerichtsherr auf Bendeleben bei Sondershauſen; 
geb. im J. 1762, geft. zu Dresden ben 22. März 1886 *). 

Dpne je Öffentlich aufgetreten zu fein, war er eis 
ner der tiefen Verehrer, Forſcher und aufgeicione en 
. om 


Den, trefflihen Sattin, die ihm eine zahlreiche Samilie 
fipentte und lebte dort ganz dem häuslichen Sıkee wie 


°*) Leipz. Beit. 1886. Nr. 75. u. ber Teutſche 1886. Nr. 27. 
R. Nekrolog 16, Jahre. 18 


26% v. Gciber. 


‚red war er mit ‚der Auszeichnung als Ritter der 
Kollperbienfordens der 60 geſchwack 
den. Zum 1809 wurbe Sch. dem zur Unter 
fuhung und Beftrafung der in Nürnberg begangenen 
stantönerbreden Dafelb| ———— Spezialgerichte ald 
Kronfiöfal beigegeben. In diefer fhwierigen tion 
veriagd er mit dem firengen Brinipe des An 
die gefehlich zufdifige Milde und Billigkeit zu 
en und erwarb [2 bierdurd die ‚wollite — 
er allerhöchtten Stelle *), ſowie ibm auch Bei 
goaadtung von Seiten des Publikums zu Theil wur 
den.**). Nachdem er, in Zolge der im. ST. 1817 
tretenen Drganifation ‚der Sreisregierungen als 1 
rungs-Sisfalrard nah Regensburg verfeßt worden war, 
murde er nad Derlauf von kaum 2 um Gene · 
talfisfalatörathe in Minden befördert. Seiner dui 
zeichneten Kenutniffe wegen traf ihn im Jahre 1822 
ebrenvolle Beftimmung zum Mitgliede der ſtarathe⸗ 
rativscontentidfe jenftände und 


15. 4826 feine Erı 
Bein eb ——— und Im 9 Inne 1s20 Die malen 
tathe. — ©. Schiber erwarb fid den 





) Alerhöchtes Refer. d. d. 4. Mod. 1809. 


Er? 
fi PR —A Artitel in Beltungen, insbef. dem Corp. ae. 


275 
* 87. Chriftoph Heinrich Jacob Vollimhauß, 


Großh. oldenb. penfionirter Sngenleurcapitän zu Oldenburg 
geb. den W. Juli 1771, neflorben den 92. März 1888, 


Aus einer Familie, worin mehrere Mitglieder durch 
mathematifche Kenntniſſe ich Ruf erwarben, in Hanne 
ver geboren, widmete er fich gleichfalls frld diefer Wiſ⸗ 
fenf&aft und trat, fobald er körperlich und geiftig din⸗ 
laͤnglich gebilder war, ald Eonducteur bei'm eoniglie 
großbr. hannoverſch. Ingenieurcorpd ein. Am 11. Mei 
1784 wurde er zum Faͤhnrich in dieſem Corps ernannt 
und fon am 1. März 1798 zum Secondeljeutenant; als 
lein da im s; 1803 Die Sranzofen das Churfuͤrſtenthum 

annover überzogen und in Folge der Convention zu 
rtlenburg am 5. Juli deſſelben Jadres die Hannovers 
fee Armee aufgelöh wurde, verlor er nicht allein feine 
Stelle, fordern aud vorläufig die Ausfiht, in feinem 
ade wieder angeteilt zu werden oder gar weiter zu 
ommen. — Als daher im Jahre jan der verſtorbene 
Herzog von Didenburg *) dad Dermeflungdcomptoir neu 
organifirte und Dazu die Mitglieder aud den bannovers 
fen Ingenieurs wählte, trat er bei diefem wieder ein 
und wurde am 22. Geptbr. 1804 ald Secondelieutenant 
wieder angefellt und ſchon im Tahre 1806 zum Premiers 
lieutenant_befdrdert. — Im Jahre 4811 hatte er in 
dad Schidfal, durch, die ereinigung des Deraogtbum 
Didenburg mit dem franzöf. Kaiferreihe abermald feine 
Anſtellung zu verlieren. Zwar befam er ſpaͤter durch die 
franzoͤſiſchen Regierung eine Stelle wieder, allein fobald 
nach Vertreibung der Stanzofen der Herzog von Dldens 
burg wieder zum Beſitz feined Landes gefommen war, 
febrte auch er nad Didenburg duräd und da es für ihn 
noch Feine Geſchaͤfte in feinem Fache gab, und aber 
die Sormirung eined Negimentd Infanterie nöthig war, 
welches der eriop zu den Truppen der Ulllirten ſtellen 
mußte, trat er bei demfelben ein und wurde zum Capi⸗ 
tän ernannt. — Im Zahre 1816 aber, ald das Vermeſ⸗ 
fungswefen wieder eingerichtet wurde, nabm er feinen 
Yorigen Plan wieder ein und zwar mit dem Range ald 
GSapitän, wo er fo lange fuüngirte, als feine Geſundheit 
ed im geftattete, am 13. Auguſt 41838 aber wurde er wit 
Denfion in den Rubefland gelegt. Schon ald er noch in 


°, Deffen Blogr. f. im 7. Jahrg. des N. Rn e. “1 





266 GHenyder. 


Die Univerfität fort genoß. Dieſem Manne verdankte 
er hauptlaͤchlich ſeine digez denuge und ſirttlich reli 
iöfe Bildung; denn der Rektor Olpe — Dauptledrer 
In der erkien Kaffe — war ein größerer Gelehrter A6 
Edulmenn. Na achtjaͤhrigem Aurfus verließ 9. zu 
Oſtern 1783 die Schule wit rübmlidgen er 
bezog.die Univerfität Wittenberg. Bel feinen fehr bes 
6 akten Mitteln würde er ſich bier aͤußerſt kuͤniwerliq 
ben. behelfen müſſen, wären ibm nicht vom Rekter 
Dipe 70 Ribir., nedſt einem kleinen Deifegelbe au 
zahlt worden, weiche bei feiner Einſchraͤnkung bei 
ein Jehr audreichten, wo er mir Undgabe des leuten 
Species die erfrenliche Nachricht von Eriang ned 
Surfärkliden Stipendiums von 30 Rıhlirm. und in 
feinem Geburtsorte Dommitzſch fhr dortige Bärnerföhne 
ifteten Stipendiumd von X Rıpira. erhielt. Bei 
einen befcheidenen Unfprähen füblte er nun, da er 
"au gleih beim Beginn feiner Univerftätäzelt dad Cow 
vitt erbalten harte, boͤchſt giädlid, indem_er v 
gung In damaliger Zeit feine Eriftenz, ſowie 
Sorriegung feiner Studien geſichert j% e 
aur wenige Collegien, doch die eined Schrödd, Titb 
wann, Heindard und Dresdo, welche wit Bränblichkelt 
and Lebendigkeit ded Vortrags und Deutlichkeit ver 
banden. Rab beendigten dreijährigen Studien befand 
er das Kandidateneramen und kam ald Haudiehrer 1 
ben 4 Söhnen des M. Holfert in Reindardsſsgrimma bei 
Dresden. Hier blieb er zwei Jahre und war dann is 
geiaer Eigẽnſchaft bei dem Dberjeugmwärter Dietrich in 
reöden eben fo lange, nad welcher Zeit er, da ihm 
Diefe gegwungene Stellung nicht mehr gefiel, nur Br 
Yarkunden zu geben fi vornahm, bis fih eine dauernde 
Werforgung finden würde. Er erklärte ſich darüber dem 
Bamaligen Garniſonkantor Pfeilfhmidt, einem praftis 
hen Schulmanne und bier traf es fib, daß gerade der 
kannte M. £ipfius Diefe Anftalt verließ und H., 
Kantor fhon länger befannt, jened Stelle erbielt. Du 
er aber bereits vier Jahre Gandidat war, fo bewarb m 
Ach beim Conſiſtorium um eine fette Anftellung und er 
ste auch bald die Hoffnung, die Pfarrſubſtituiſtelle in 
obnöbach zu erbalten, als er mit der Nachricht bber 
caſcht wurde, daß er, obwohl er nicht darum angehab 
ten, zum Regenten an der Kreutzſchule ernannt fei und 
Bas ihn Die Alumnen ſelbſt als ſolchen gemwänfct Hi 


Rettig. 277. 


legten Lebensjahr einer guten Sefundbeit genoß und fid 
egen alle Menſchen in Heiterkeit, Gemuͤthlichkeit und 
Freundli dienfiwilligem Benehmen glei blieb, fo ſa⸗ 


gelproben batte. Nah einem 8 woͤchentlichen ſchweren 


89. Dr. Heinrih Chriſtian Michael Rettig, 
Drof. der Theol. und derzeitiger Nector ber Hochſchule zu Zürich; 
geb. im 3. 1799 (8), geft. den 24. März 1886 *). 


Die Hochſchule Zürih verlor in ibm eine ihrer 
ſchoͤnſten Zierden. Lichtvoll, belebt, anregend und an» 
giedene im Öffentliden Vortrage, war er zugleich für 
Ile, Die nad) grändlicyer Ausbildung firebten, ein freund 
licher und fiherer Fuͤhrer und Rathgeber, ftetd bereit zu 
ermutdigen und aufgumuntern, wo er eine gute Grund⸗ 
lage und redlihes Streben wahrzunehmen glaubte. Als 
Dorfteber der panfante war er ausgezeichnet Durch jene 
Semiflendaftig eit und Pflichttreue, die namentlich dem 
überlegenen Geiſte fo wohl anftebt, verband er den kla⸗ 
ren Blid und den richtigen Tact, Die den geſchickten 


*) Algemeine Beiung Nr. 90. 1896. .- 





268 Laupp. 


inte und dieß iR der algemeii 
Eins d on ze ‚gemeinen Anerkennung 


den. Auguf Mattpack 
* 83, Jatob Heinrich Laupp, 
Daqhdãadler zu Tübingen i 


geb. dem 18. Sept. 1780, geſt. den 18, WRärz 1806 

$/ der dritte Sohn bürgerfic 
— 6 
wer 


Des Altern Bruders bei Ach und bid zum 44. Jahre, 

wo er die Schule verließ, mußte er neben feinen 

Runden und neben feinen Berriotun en als Kircenfän 
verfeben. £. hatte an 


feinem Herrn wirklic) in die Ledre aufgenommen zu fr 
jen. D. Cotta, diefer weltbefannte Selgäftömenn. der 
war von feinen Untergebenen Rrengen und treuen FH 
jolhen aber aud zu be fegte 

et 


ling ent( ber auch der Ermwartı 
en & mit unföhtterliger Brei 


*) Deffen Biogr. ſ. Im 10, Zahts.des X. Rebe. ©, O0. 


Vogel. 279 


jpiter zu diefem noch einen — mar er ein wahrer Sreund. 
leitete ie wie ein Vater und würdigte ſich nie durch 
‚Drötenfionen, durch barſches Wefen gegen diefelben berab. 
ängel und Schwachheiten ſuchte er liebevoll zu ver 
beflern. Allgemein geliebt war er bei feinen Pfarrkin⸗ 
dern, da er jedem derfelben zu jeder Zeit mit Rath 
‚und That hälfreih war und nicht hartnddfig auf die Ents 
richtung deſſen beſtand, was ihm von Rechts megen ges 
bübrte, Er beruͤckſichtigte Zeit, Ott und Umſtaͤnde. — 
Sür feine Freunde war er thaͤtig beſorgt, unterftüßte fie, 
wo und wie er Eonnte und zeigte fich äußerft liberal ge» 
gen Sremde, Studenten und Tugendfreunde. Alle Jabre 
famen in den Serien eine große Anzabl von Studenten 
bei ihm zuſammen, erfreuten fi guter Aufnabme und 
koͤſtlicher Pflege und auch Ungefebene beebrten ibn mit 
ihrem Beſuchẽ. — Thaͤtig zeigte er fi ald Diftrictd- 
feuleninfpector. Er hielt bei den Prüfungen die rechte 
Mitte. Weit entfernt, alzufpigfindige und die Faſſungs⸗ 
£raft der Schüler überfleigende Sragen zu flellen, oder 
nur fpielend Sragen an_die Schüler zu richten, fuchte 
er vielmehr alle feine Sragen ganz nach den Faſſungs⸗ 
Eräften der Schüler einzurihten, um aus der Beants 
mwortung derfelden ein Urtbeil über die Schüler, wit 
Ruͤckſichtnahme auf andere Verhältniffe fällen zu Eönnen. 
Diele Jahre begleitete er Diele Stelle, bis ihn dad Als 
ter und oft wiederkehrende Kraͤnklichkeit mahnten, um 
Entbebung dieſer Stelle hoͤchſten Ortes nachzuſuchen. 
Die koͤniglide Regierung entſprach feiner Bitte. Als 
Decan war er für Alle ibm untergebene Geiftlihe der 
treuefte Rathgeber. Auch bier bemährte fich fein edler 
Character; obne Hochmuth und Eitelkeit wandelte er 
unter feinen Amtsbrüdern anſpruchslos und liebevoll. 
Daber ward ihm aug von Allen die ungetheilteſte Ach⸗ 
tung und Liebe. — Ein Schlagfluß endete er Leben. 
Bamberg. .Thiem. 


* 91. Gottfried Chriſtian Vogel, 
Hauptmann a la suite und wirkl. Profeſſor den Mathematik (beim 
kön. Cadettencorps zu München); 
geb. den 17. Mai 1795, „geft. den 28. März 1896. 

Er war der Sohn des verfiorbenen koͤnigl. preuß. 
41. Rechnungsreviſors Albrecht Vogel zu Baireutb und 
widmete fi nad vollendeten Gpmnafialftudien anfäng- 
lich dem Baufache, dann aber, dem Wunſche feines Va⸗ 





0 Ortleb. 


ritt aus der Schule in die Handlung eingeführt hattı 
und fo dien ihm dab Sit eines rubigen Alters bes 
wieden zu fein, ald die Kataftropbe eintrat, die Aber 
eine Samilie jo unbeſchreiblichen Jammer gebracht Pat. 
Grit Neujahr 1886 glaubten die Seinigen und feine 
Sreunde zumeilen eine Abnabme feiner Heiterkeit zu bes 
merken: er batte fogar Stunden, wo er fich einer uw 
ewöhnlichen Stille Hingab, immer aber nur von ku 
Dauer wich diefe der wiederkehrenden Heiterkeit. * 
ein etwas beengtes Athemdolen ſchien ſich wieder ver 
foren zu daben. Um Morgen des 18. März um 7 Uhr 
ing er an feine Geſchaͤfte. Bald’ fam er wieder in 
obnzimmer und Elagte Aber Aufſtoßen, ging aber ſo⸗ 
(ei wieder in dad Gefhäftszimmer und arbeitete. 
Kaum batte er eine kleine Viertelſtunde gearbeitet, aid 
er elöelid ohne einen Laut, vom Stühle herunter 
te. Alle Rertungsmittel waren vergebens; em 
Schlagfluß hatte feinem Leben ein Ende gemacht. U 
emeine Theilnahme fprach ih bei der Nachricht ſeine 
odes aus und eine feltene Menfchenmenge begleitete 
ihn zum Grabe. 


0 
* 84. Georg Friedrich Ortleb, 
Pfarrer zu Tuͤttleben bei Gotha; 
geboren den W. Mai 1767, geftorben den 18. März 1836. 










ich Ab dener ji 
2ER unter ——— — Des en 


18 


— 


Gompf. 211 


aufgenommen. Hierauf mar er mehrere Jahre Haube 
lehrer theils bei dem Lieutenant Zink in Lauterbach, 
theils bei dem Pfarrer Kiel in Lobſtedt, Lehrte albdann 
wieder nach Gotha zuräd, wo er in Dem von dem Lands 
ſchuleninſpektor Haun errichteten Privatinftitute Une 
terricht ertbeilte, bernad aber im “Jahre 1800 ag der 
von dem Beneralfuperintendenten Löffler errichteten Frei⸗ 
faule als erfter Lehrer angekellt wurde. Nah 7 Jah⸗ 
ren, alfo {m Jahr 1807 wurde er zum Pfarrer in Tüte 
leben ernannt. In Ddiefem Zabre no verheirathete er 

& mit Sobanne Eliſabetha Reinhardt, des Kirchnerd 

eindardt zu Walterdhaufen ten Toter dritter. Ehe, 
in welcher glädlicden Ehe ihm 2 Töchter und ein Sohn 
geboren wurden, welcher letztere jegt als Haudlehrer 
am Rhein lebt. Nachdem er mehrere Jahre an Bruſt⸗ 
beſchwerden gelitten batte, Die endlih in Brufwafler- 
ſucht außarteten, flarb er am oben genannten Tage. 
— Durd Amtötreue und freundlibed Benehmen gegen 
Alle, die ſich ihm nabeten, bat der Verftorbene die d . 
sung und Liebe feiner Gemeine fi in einem boben 
Grade erworben. — 

Eh. Erebner, - 


* 85. Dr. Robert Gompf, 


Subrect. an d. Gymnafium zu Torgau; 
geb. den 21. Dec. 1807, geſt. den W. März 1836. 


Gompf war in Eimerdleben unweit Magdeburg ge 
boren, mo fein Vater Prediger war um ibn, den er 
Bid dahin felbft gründlich unterrichtet und in dem er 
befonders den eriten Keim der Vorliebe für griechiſche 
Sprache und ariechifaee Alterthum gelegt hatte, im 
J. 1822 dem Gymnaſium zu Halberftadt übergab. Ein 
von ihm, dem Knaben, in griedifher Sprade verfaß- 
tes Bittſchreiben zur Unterſtutzung der damals fich frei 
fämpfenden Grieden und Das rühmlichfte Abgangszeugs 
niß ienes Gymnaſiums befunden feine vorberrfdende 
Neigung für Griechenland. Den Alterthumswiſſenſchaf⸗ 
ten midmete er nun auf den Univerfitäten in Dale 


TE yon 41826 bis 188, vornamlich unter der Zeitung des 
5 Prof. Reifig, in Bonn 1829 und 1830, befonders uns 
eriter der Leitung des Geh. Staatsraths Niebuhr und des 


⸗ 
—8 


Prof. Welcker, uͤberall mit größter Auszeichnung feine 
eifrigen Beftrebungen; wie dies bei feinem Oberlehrer⸗ 
eramen in Bonn 1830 in Der Anerkennung feiner. eigens 


272 Sompf. 


sbämslichen gründliden Studien 6 berauöftellte. Weber 
haupt wollte er, wenn er etwad ergriff, Darin ſtets fi 
über dad Gewoͤhnliche erbeben. Dafür zeugt, daß fdyom 
in feinen erken Univerftässjahre für Die Bearbeitung 
einer von der theologiſchen Facultät au Halle gegebenen 
Preißgufgabe ihm unter Den Mitbewerbern der Preis zu⸗ 
erfantt wurde. Denn auch einigen tbeolog.-Didcipfiden 
batte er, infofern fie fein Fünftiger Zebrerberuf forberte, 
fi mit Eifer. zugewendet. Zu weiterer Ausbildung ging 
er nad Berlin.. Er promovirte dafelbf zum Doctor der 
Philofopbie und unterrichtete in den J. 41830 und 1831 
am Joachimsthalſchen- und Friedrich⸗Wilhelmsgymna⸗ 
fium. ier bereitete er um Drude eine mifenjaf 
ide, die Geſchichte des alten griebifden Staatd Si⸗ 
kyon betreffende Abbandlung vor — eine fräber von der 
pdilofoph. Sacultät der Univerfitdt Halle elite Preis⸗ 
aufgabe, die, von ihm in feinem Fahre gelöft, mit 
dem Preiſe gekrönt worden war — und fie erſchien 1832 
in Berlin unter dem Kitel: Sicyoni acorum specimen 
grimum und wurde mit Beifall aufgenommen. Das preuf. 
initerium beftimmte ihn im 3. 1882 zum ordentlichen 
Lehrer am Gymnaſium zu Torgau ; und nicht lange nachher 
rüdte er dafelbft zum Subrector auf. In einem Pro: 
gramme diefed Gymnaßums vom Jahre 1 lieferte er 
eine Sortfe ung jened Werfed. Legte er nun auch man; 
chen wiſſenſchaftlichen Plan an, erbielt er auch mehrere 
Einladungen zum Mitarbeiten an gemeinfamen wiſſen⸗ 
ſchaftlichen Unternebmungen und lieferte er au bier 
und da Beiträge, fo war doch fein Dauptaugenmeit fein 
nunmebriger Beruf. Durch die firengfte Gemiffendaf- 
ngfeit und Treue darin, durd feinen amtöbräderlicen 
inn, durch feine freundliche Liebe, Die bei der Gruͤnd⸗ 
lichkeit feines Willens, bei dem flillen Frieden feines 
Herzens und bei dem ſchoͤnen Gleichmaas feiner Geiſtes⸗ 
und Herzensbildung jeder Neulingdanmaßung Seind, im 
Bunde mit Achter Beſcheidenheit fand, machte er fid 
feine_Umtögenoffen zu Sreunden. Diefer Gewinn mußte 
um ſo dauernder fein, je weniger er durch außerliche 
Geſchmeidigkeit, fhneled und leichted Anfchmiegen oder 
andere blos befiehende und biendende gefellige Eigen- 
ſchaften erlangt war. Sein Eifer und Ernit, feine Kennt; 
niffe und fein Lebrgefhid begründeten ihm bie Achtun 
feiner Schuͤler und ihre innige Zuneigung erwarb er - 
urd feinen Character, durch feine Gerechtigkeit in der 
Milde und Durch. feinen Ernſt in der Liebe. Die Eis 


Freiherr v. Udermann. 275 


enſchaften, welche ihm biöher allgemeine Achtung und 
iebe gewonnen batten, entialteten fib nun in neuen 
Richtungen, da er fih im Jahre 4834 einen eignen 
Haudkend, ein Killed, wahrhaft glädlihed Samilienles 
ben gründete. Denfelben Gharacter, die treue Spralelt 
des Baterd, die Innigkeit des Gatten, die Zärtliche 
keit des Sohned, die Biederfeit des Sreunded, Die fete 
regte Theilnahme des Gelehrten an wiſſenſchaftlichen Er⸗ 
einungen, den warmen Antheil des kehrers an ſeinem 
irtungskreife und vor allen. den frommen Sinn, der 
ihn aus dem elterlihen Haufe durd fein Zünglingöles 
ben begleitet hatte, bewährte er auch in dem nun fols 
genden, Zabre ded Leidens, aid eine lanafam entkräfe 
de Strankpeit an ihm jene als die Nachriht von 
dem Kobde feineb Waters Ihn, ber felbk Dem Tode ent 
gegen ging, traf. 


86. Johann Jacob Freiherr v. Udermann, 
Major, Exds u. Gerichtsherr auf Bendeleben bei Gonderähaufeny 
ged. im I. 1762, geil. au Dredden ben 22. März 1886 *). 


Dpne je Öffentlid aufgetreten zu fein, mar er eo 
ner der tiefen Verebrer , Forſcher und außgezeichnetken 
Männer in mehreren miffenfbaftliben Fächern. 
Qugend auf mit außerordentlier Vorliebe für jede bde 
ere Kenntnig begabt und dur ein Vermögen untere 
fügt, daß ihn zu einem der reifen Eavaliere Sayiens 
machte, pflegte er die Wiffenfbaften zwar nur ald Die 
lettant, aber eifrig und treu, brachte auch mehrere Jahre 
feiner Jugend aufReifen zu. Im 3.1790 trat er ald Offie 
cier in das ſaͤchſ. Neiterregiment Garde du Corps uni 
‚eigte auch bier, indem er fi durch Dienfteifer, wie 
ihre Cameradfcaft die Liebe und Achtung Aller erwarb, 
den einfach edlen Sinn, der ibn fein ganzes Leben Bine 
durch auszeipnete. Im T. 1805 verließ er den mili 
rifhen Dienſt, zog ſigd auf eined feiner Güter, das in 
der reigendfien Lage bei Dresden auf Selfengrunde fid 
erbebende, jest. dem Könige eigenthümlic. zuftebende 
Schloß Wefenkein zuräd, vermählte fi mit einer feis 
nem Herzen werten, jet ebenfalls um ihn trauern. 
den, treffliben Gattin, die ihm eine aadtrei e Samilie 
fpenfte und lebte dort ganz dem häuslichen Gläde wie 
en Wiſſenſchaften. efenftein ward von Fedens bes 
*) geipz. Seit. 1886. Nr. 76. u. ber Zeutſche 1886. Nr. 27, 
Ru Retrolog 14, Jadto. 18 


974 Freiherr v. Uckermann 


ſucht, der ſowohl in dieſen ſich auszeichnete, als für 
Kunſt und Natur Gefühl in ſich trug und jeder Gebil, 
dete war in diefem Kreife willkommen. Dft aber führte 
den befonder& der Aftronomie, Chemie und andern ver 
wandten wiſſenſchaftlichen Zweigen fi fortwährend emfig 
widmenden Udermann der Durk nah unmittelbarer Be 
fehrung aus dem Munde Per Vertrauteſten mit diefen 
Kenntniffen halbe, ja ganze ahre lang auf Univerfitäten 
Deutſchlands oder in die Hörfäle von Paris, wo er na 
mentlih mit dem größten Eifer die Vortraͤge der dorti⸗ 
gen großen Afronomen börte und von dem, maß er er 
orſchte, daheim ſich Rechenſchaft in fchriftligen Auf 
faͤhen gab, die gewiß bei einer Veroͤffentlichung das 
| de Zeugniß für ihn würden abgelegt haben. Nad 
dem Verkanfe von Wefenkein zog er io den größten 
Theil des Febres hindurch auf fein Stüummgut Bende⸗ 
leben zurück, mo er feinen Lieblingswiſſenſchaften lebte 
- und namentlich für aſtronom. Beobadtungen ſehr ſchoͤne 
Inſtrumente aufftellte und benugte. Doc brachte er au 
medrere Monate des Jahres in Dredden u, mo ind 
Söhne und Töchter von ibm häustine Begründungen 
funden hatten und durch Findliche Liebe ibm den Abend 
eined Lebens verfchönten. Namentlich befand er fl 
Während ded Winters 1835 daſelbſt, fünfte fich von frä 
tigerer Gefundbeit und. lebendigerem Geifte ald je und 
unerwartet mie fanft fenfte ihm der Genius Die Zodel. 
Er ruht auf dem Sriedbofe zu Bendeleben. — ben 
fo audgezeihnet wie in wiſſenſchaftlicher, war der Vers 
emwigte in fittlider Hinſicht. Sein Herz war für alled 
Bute, Schöne und Edle empfängtid und in feinem Um» 
ange mit Andern war Freundlichkeit, Die doͤchſte Leut- 
eff und eroblaffung mit Anmuth gepaart. Rechts 
icher Sinn, Aufrichtigkeit, zuvorfommende Gefälligkeit, 
ausdauernde Thätigkeit, anſpruchsloſe Befheidenbeit, 
Wodlthaͤtigkeit, Uneigennäßigkeit, Sreigebigkeit, thätige 
Menfbenliebe waren die Grundzäge feines edlen Che⸗ 
racterd, die ihm den Beifall, die Liebe und Achtung Als 
ler erwarben. Mit der zaͤrtlichſten Liebe hing fein Herz 
an feiner Familie und welch' ein gütiger Herr er fels 
nen Untertbanen in Bendeleben war, Davon zeugt, 
außer vielen andern Bemeifen, feine ganı freiwillige 
und unentgeldlihe Entlaffung der Frohndienſte, ein ſel⸗ 
tened Beifpiel der Uneigennägigkeit und Breigebigfeit. 


275 
* 87. Chriſtoph Heinrich Jacob Vollimhauß, 


Großh. oldenb. penfionirter Ingenleurcapitaͤn zu Oldenburgs 
geb. den W. Juli 1771, geſtorben ben 92. März 1836, 


t tifhe Kenntniſſe Ruf erwarben, in ne⸗ 
ver de widinete ". n gleichfalls früh dieſer Wil 


ſche Urmee aufgeloͤſt wurde, verlor er nit allein feine 

| äufig die Ausfiht, in feinen 
Bade wieder angeReilt su werben oder gar weiter zu 
fommen. — Als daber im Jahre 1804 der Yerkorbene 


lieutenant_befdrdert. — Ru Jahre 1811 hane er inde 
ereinigung des Deriogtbum 
che abermal 


burg wieder zum Beſitz feined Landes gekommen war, 


noch Feine Geſchaͤfte in feinem Fache gab, annäoR aber 
die Sormirung eined Regimentd Infanterie noͤthig war, 
weldeß der etzoß zu den Truppen der Alllirten ſtellen 
mußte, trat er bei demfelben ein und wurde zum Capi⸗ 
tän ernannt. — Im Jahre 1816 aber, ald das Vermeſ⸗ 
fungömefen wieder eingerichtet wurde, nahm er feinen 
vorigen Play wieder ein und zwar mit dem Range als 
Gapitän, mo er fo lange fungirte, als feine Gefundbeit 
ed ibm geflattete, am 13. Auguſt 1838 aber wurde er mit 
Denfion in den Rubeftand geſetzt. Schon ald er no in 





%) Defien Biogr. f. im 7. Jahrg. des N. Re e. 448, 1 


26 v. Gersterf. ° 


moyerſchen Dienfen ftand, Hatte er fi mit Tohanne 
Ace re Ei peiner perkeitaet. weil ” nebk 
mehreren Kindern ibn überlebte. Ein Gohn von ibm 
Kedt ais Lieutenant im. großh. oldenb. zweiten Infanter 
rieregimente. J 


* 88. Friedrich Auguſt Gottlob v. Gersdorf, 
koͤnigl. ſachſ. Kammerberr zu Dresden 
‚geboren ben 27. Juli 1766, get. am 28. WRärz 1886. 


Er war ald zweiter Sodn des toniglich ſachſ. Fam ⸗ 
werjunfers Carl ungut v. Gersderf Ha Erd» 
mutbe, geb. v. Nofiz, aus dem Haufe TH 
der Beraufig, auf dem Nittergute Grödiz dafelbft, dad 
fein Bater Jah, gesoren. Das erfte fhmerzlihe Ers 
eigniß feines Lebend betraf ihn in bem Tode feiner vor 
greflihen Muster, in feinem 12. Jahre, der er, fo wie 
feinem erften Lehrer, eine fruͤde und entfhiedene Rich 
tung zum Gufen, zur wahren Srömmigkeit. und zu teis 
nen moralifhen Grundfägen, denen er unerfcättert treu 

eblieben ift, verdanfte. verließ im 14. Jahre dad 
Baterpans, fa mit (einem ätteRen Bruder nad Obriig 
Sp fodenn zu_meiterer Ausbildung 
nad Dredden uni ‚Aubıre in der Folge 8 Sabre in Leipe 
alg. wo ihm Aberall die ehrenvolften ‚Bengnifle zu Theil 
wurden. om im 20. Jahre ward er Kammerjunker 
am Eönigt. fächt. Hofe und eine Relhe von 50 Tahren 
blieb er mit unmandelbarer Treue, mit dem größten Eis 
fer and der alerwärmften, innigſten UAnhänglickeit in 
dem Dienfte Friedtich Auguſts und Antond un! 
#Y der allerfeitigen Hoden Gnade und Woplmollend ers 
pe erfreuen, —, Im 5. 1792 verheiratdete er_fid mit 
eingigen Kinde Teined_Varerdbruderd „ Eharlotte 
Eleonore Wilhelmine von Ger&dorf, aus dem Haufe 
Velmddorf in der Dberlaufig , der eat gamenti 
trübten Witiwe in weicher Ehe ihm 8 Kinder geboren 
wurden, von denen -4 in zarter Kindheit farben und ein 
goffnungevoller Sohn von 15 Jahren ihm in die . 
it voranging. Im I. 1796 fauite er dad Gut Oi 5 
bei Reichenbach in der Dberlaufig und lebte Dafelbe: 1 
Jahre mit den Geinen, die Zeit, wo er nicht im Dienk 
r, einer tegfamen Ihätigteit meihend;_ allein (päter 
ind er ratbfamer,. e8 zu. verkaufen und fid mit feiner 
lie ganz nad Dresden zu wenden, mo die Exjie- 
ung feiner Kinder. die angelegentlichke, Gprge feines 


Rettig. | 277. 


ewiß it ed, daß ibm fon (änoft eine Ahnung feines 


& 
egen alle Menſchen in Heiterkeit, Gemuͤthlichkeit I 
Freundli dienſtwilligem Benehmen gleich blieb, fo fa- 
ben ibn doc die Seinen immer fliller, in ſich gekehrter 
und ernſter werden und erfuhren nachber, dag 
Morgefühl .naber Vollendung gegen Andere ruhig aud« 
gefpropen batte. Nach einem Smöchentlihen ſchweren 
rankenlager fchied er von binnen, bedauert und ges 
fegnet von Hohen und Niedern, von mandem Armen 
und ihm folgte der Ruhm in’d Grab, daß er ein Mann 
war von reinem Herzen, von gutem Gewiſſen — dad er 
für feinen größten Reichtbum bielt — und von unge⸗ 
färbtem Glauben, anſpruchſslos in feinem Wandel und 
ohne thörichten Stolz in feiner Denkart. - 


89. Dr. Heinrih Chriflim Michael Rettig, 
Prof. der Theol. und derzeitiger Nector der Hochfchule zu Büridh; 
geb. im 3. 1799 ($), geft. den 24. März 1886 °). 


Die ge czute Zürich verlor in Ihm eine ihrer 
ſchoͤnſten Zierden. Lichtvoll, belebt, anregend und an» 
gieben im Öffentliben Vortrage, war er zugleich für 
Ile, die nach gruͤndlicher Ausbildung ftrebten, ein freund» 
licher und ficherer Fuͤhrer und Rathgeber, ftetd bereit zu 
ermutbigen und aufzumuntern, mo er eine gute Grund» 
lage und redlides Streben wahrzunehmen glaubte. Als 
Dorfteber der goofaule war er ausgezeichnet durch jene 
Sewiflenbaftig eit und Pflichttreue, die namentlich dem 
überlegenen eiſte fo mod! anfteht, verband er den kla⸗ 

Blick und den richtigen Tact, die den gefcidten 


*) Augemeine Beisung Ar. 90. 18%. .. 


978 Nenmlller. 


Geſchaͤftsmann beurfunden. Als folchen er Ib au 
firhliden Verhandlungen —A — zu An 
er, noch in den leßten Monaten feines Lebens, durch 
die Synode feined Cantons berufen ward, insbeſondere 
bei den Berathungen über eine durch die evangelifchen 
Kirchen in der Schweiz zu veranfaltende weue Bibel 
überfegung. Alle diefe verfdiedenartigen Erſcheinungen 
feiner äußern Wirkfamfeit quollen aus feinen von 
Veberzeugungen ded Chriſteñthums tief erariffenen und 
durbdrungenen Bemütbe; in diefem religidfen Glauben 
wurzelte die Kraft und Gicherbeit in Allem, was er vor⸗ 
nabm Der tbeologifhen Wiſſenſchaft und der Kirche 
batte er fein Leben geweibt. ine letzte literarifche Ars 
beit, die Ihn noch auf feinem langen Kranfenlager be« 
(&äftigte und die, wie man vernimmt, der Bellendung 
gan; nabe it, war die Heraudgabe eined Evangelienco⸗ 

ex aud der St. Galliſchen Stiftöbibliothef, der ibm zu 
Diefem Beruf von den dortigen Behörden auf’ höchſt lie 
berale Weife war anvertraut worden. In feiner Schrift: 
„die freie Kirche“ hat er ſich als eigenthämti. u. ſarfen 
Denter bewährt. — Außer den genannten Werken erſchien 
noch von ihm; De tempore, quo Magi Bethlehemum ve- 
serint. Diss. exegetica. Giessae 1824. — Ctesiae Cnidil 
vita cum appendice de libris, quos Ctesias iane 
fertur, Hannov. 1827. — Das ermweislih ditefte Zeugni 
für die Wechtheit der in den Kanon des N. Teftamen 
aufgenommenen Apoßalppfes geprüft. Leipzig. .— 
Quaestiones Vlatonicae Giessae 1881. — Quaestiones 
Philippenses. Ibid. 1831 — Deutſche Beifpiele zur Ein» 
übung der griech. Formenlehre, nach Sr. Jacob Eles 
mentarbuch Der griech. Sprade. 1. Thls. 1. Eurf. 1, u. 
2. Abth. 2. forgläi verb. Aufl. Leipz. 1834. — Worts 
regifer Aber die deutſchen Beifpiele zur Einäbuug der 
griech. Bormeniehre. 2. Aufl. Ebend. 1894, — De nu- 
mero Platonis disputatio. Bernae 1835, 


* 90, Sofeph Gabriel Neumdller, 
Pfarrer zu Auerbach im Obermainkreife Baierns, Diftrictöfeguienz 
Infpector und Decan ded Landcapiteld Auerbach 3 
geb, d. 14. Dec, 1759 zu Auerbach „ gef, den 27. März 1986. 

Wenn wir den Verblichenen als Seelſorger betrach⸗ 
ten. fo erfcheint er und ehrwärdig, da er raflob ee 
der Erfüllung feiner Pfliten oblag. — Seinen Hül 
prieſtern — er batte Anfangd nur Einen, belam dann 


Vogel. 29 


ter gu diefem noch einen — mar er ein wahrer Sreun. 
leitete fie wie ein Vater und würdigte ſich nie durgd 
Grötenfonen, durch barfches Wefen gegen diefelben herab. 
ängel und Schmwacbeiten fuchte er liebevoll au vr 
beffern. Allgemein geliebt war er bei feinen Pfarrkin» 
dern, da er Zedem derfelden zu jeder Zeit mit Rath 
‚und That hälfreich war und nicht barinddig auf die Ent» 
ricptung deſſen befand, mad ihm von Rechts wegen ges 
bübrte. Er berüdfichtigte Zeit, Ort und Umfände. — 
Sür feine $reunde war er thätig — unterfügte fie, 
mo und wie er konnte und zeigte ſich Außerk liberal ges 
gen Sremde, Studenten und Jugendfreunde. Alle Jahre 
fanten in den Serien eine große Anzahl von Studenten 
bei ibm zufammen, erfreuten fi guter Aufnahme und 
törlider Pflege: und auch Ungefehene beebrten ibn mit 
ihrem Befude, — _Thätig zeigte er Mn als Diftrictds 
f@uleninfpector. Er bielt-bei den Prüfungen Die rechte 
Mitte. Weit entfernt, allzufpigfindige und die Zaffungd- 
Eraft der Schüler überfteigende Sragen zu Kellen, oder 
nur fpielend Sragen an die Schüler zu richten, ſuchte 
er vielmehr ale feine Sragen ganz nach den Saflungds 
Eräften der Schüler einzurichten, um aus der Beant- 
mwortung derfelden ein Urtbeil über die Schäler, mit 
Rüdfihtnahme auf andere VBerhältnifle fällen zu Eönnen. 
Diele Jahre begleitete er dieſe Stelle, dis ihn dad Als 
ter und oft wiederkehrende Kränklikeit mabnten, um 
Enthebung diefer Stelle bödften Drted nagaufugen, 
Die königlide Kealerung entfpra feiner Bitte. US 
Decan war er für Alle ihm untergebene Geiflihe der 
treuefte Ratbgeber. Auch bier bemäbrte fi fein edler 
Character; obne Hohmind und Eitelkeit wandelte er 
anter feinen Qmtöbrädern anfprudslos und liebevoll. 
Daber ward ibm ug von Allen die ungetheiltehe Ach» 
tung und Liebe. — Ein Schlagfiuß endete fein Leben. 
Bamberg. . Thdiem. 


* 91. Gottfried Chriftian Vogel, 
Hauptmann a la solte und wirti. Profeffor den Matbematit (beim 
®on. Gabettencorps zu Münden); 

‚geb. den 17. Mai 1796, ‚geft. den 28. März 1836. 

Er war der Gobn des verſtorbenen Lönigl. preuß. 
4. Rechnungdreviford Albrecht Vogel zu Baireutd und 
widmete fi nad vollendeten Gpmnafialftudien anfängs 
Up dem Baufache, dann aber, dem Wimſche feined Da: 


288 Mor. 


over Ad mit Magdalena Ehrikina Elifaberh Debme ver 
u. melde = 14. Januar 1827 karb. Auc feine 
weite Gattin, Henriette, geb. v. Eihforf, ging ihm 
am 16. Rov. voran. Ein Eohn von ihm Reit als 
Lientenant im 2. großh. Infant. Regimente. 


* 94. Wilhelm Gerhard Mohr, 
Yaftor zu Seefeld im Herzogtb. Dfdenburg. 
geboren d. 30. Junk 1778, geſtorben ben 1. Apr. 1886, 


Bärgerfäufe, da er ald A ek ra 
er 


der die Gefchäfte übernehmen mußte, entiploß er ned 

it id zum Studium Ser Theo! fogie 

16 Spmnafium feiner Baterkadt. Um Den 1504 ver 
lieh er daffelbe und ging auf bie Univerfitäs Göttingen, 
von da er mac vollendeten Studien Dfiern 1804 
Haufe zurädkehrte. Er war nun einige Jahre 1ölehe 
zer, juerft im Haufe des Kammerafieford und Ynıtbe 
u Mardenburg in Emärden, nahder in bem Haufe 
de reitenden Sörfters Aplerd zu Webhnden, bis er im 
9. 1809 eraminirt und dann im Derbi deffelben Jahrs 
jum Sapellprediger in Nesenburg ernannt wurde. — 

m März 1811 erfolgte befanntli Die Vereinigung des 

erzogthumsd Dfdenburg. mit dem franzöf. Re 
wenn gli nad dem Faiferl. Dirganifatlondbecret yons B 
4. Juli 1811 die geiflichen Angelegenbeiten einkweilen 
ihre bisherige Einrichtung behalten folten und alfo der 
damalige Prediger zu Seefeld von dort nad 
meer verfeßt werden fonnte, fo entftanden dod Zweifel 
Darüber, ob der Reichsgraf Bentind *), dem al 
der Herrfbait Varel das Patronatreht Über bie 

eefeld früber zugeltanden batte, ſoiches unter Di 

jen Verbältniffen ausüben und die Pfarre zu Ben 
wieder befehen könne. Diefelbe wurde alfo einkweilen 
Durd den Mfikemprdiger verwaltet, indem man erwar⸗ 
tete, daß bei ber definitiven Organifation der geikligen 


*) Deflen Biogr. {+ im 19. Jabra. 9. M. Reiz, SE 





281 
* 92. Chriſtian Auguft Heinrich Clodius, 


Senior des großen Bürftencollegtumd u. d. B. Dechant der phllef. 
Bocaltät zu Leipzig; 5 
geboren am 21. Sept. 1772, geforben den 30. März 1886. 


Elodins wurde gu Altenburg gehoren und verlor 
(on in feinem 12. Sabre feinen Vater, der Yrofeffor 
er Dichtfunk zu Leipzig und unter den Belehrien ‚und 
Sürififtiellern feiner Zeit einen ebrenvollen Plag behaups 
tere.  Wuf feine Erziehung und Ausbildung verwendete 
num feine Mutter, Julie, geb. Sidijel, die größte und. 
gärtlihte Sorgfalt. Sie war eine get» und gemät! 
volle, fehr gebilbere Grau, von angenehmer Geflalt unl 
liebenswärdigen Sitten. an den hellen, deiteren, blauen 
Augen ded Sohnes fpiegelte fi, wie dad Auge, fo die 
Seele der Mutter; mogegen ſich in feiner gedrängten, 
kraͤftigen Geftalt, in feiner Dur&dringend bellen Stimme, 
in feiner lebendigen Beweglichkeit, der Vater zu vers 
garmin en fdien, indem zugleich deilen lebhafter 
eir, defien Witz ynd Sqarfſinn, deffen rege giabil 
Dungöfraft, deflen muntere Laune und Sovialität, fo 
wie nicht minder die Liebe zur Pbilofopdie und Dicht⸗ 
Zunft, In reibem Maafe auf den Sobn vererbt war. . 
Die Mitgift eined tief religiöfen Gemäthd war deffen 
Erbtheil von beiden Eitern. Und fo feben wir den geis 
gigen,, mie den leiblichen Lebenbkeim des Sohnes du 
dad eiterliche Weſen befimmt_ und gleichſam vorgebil 
Det, fo Daß es nur des erwegenden Sonnenftrabl6 der 
Erziehung bedurfte, um in feiner Individualität und 
fönlicpkeit die Elemente der elterlihen Eigenthäme 
ikeiten zum eigenen felbfftändigen und freien Zeben, 
nur in neuer, von einer neuen Zeit beftimmten Form 
FM entwideln. Wir begleiten ihn auf diefer Entwicke⸗ 
lungsbahn. Die Umfände Beotnfgten ibn, Er wuhß 


tig wurde, legte den Grund zu feiner künftigen vi 
* jaupt in der Elaffifhen Literatur, fo wie aud 
den Anfangsgränden der Philofopbie und Mathematik, 
der_er fi Ipäterbin, neben der Pbilofo pie mit großer 
Anfrengung ergab; ferner in der Phynf und Naturges 


290 Styrdter. 


er ernannt ei. Noch einmal beiebte ihn jent-die 
ung, no umal blickte er frob anf ie nel» 
— e Zukunft, die ibm feine Gefundheit u feine 
Kr de wiederbringen follte, aber es war nur Daß träge: 
20 Gefuͤhl, welches Kranken dieſer Art fo eigen N 
Bald nahmen feine Kräfte immer mehr ab, er fühlte, 
Daß fie nicht wiederkehren mwärden und wie die Der 
Feiertage fi näherten, fagte Ihm eine Innere Stimme, 
Daß er fie nit erleben werde. Endlich befiimmte er 
mit Gemißdeit den Eharfreitag als feinen Todestag und 
entſchlief an Diefem dann font und rabig. 


* 95. Sohann Friedridy Schröter, 
Univerfitätäzeichner und Kupferſtecher, auch Jahaber ber Lönigl. 
ſachſ. gold. Givilverdienfimedaille gu Selpale ; 
geb. am 11. Dec, 1770, get. den 2. April 1836. 


.. Er war gu Leipzig geboren, wo fein woater, oem 
Ir. Gordter, als Rarhsbibliorheka und Gafel- 
Ian beim großen Eoncers lebte; feine ARutter war Eli⸗ 
berh, geb. Löffler aub Magdeburg. Er befuhte ver 
. Die Thomas⸗, na N die u & einer Taten 
Bi und wurde pöter auf Dee Zeichnen⸗ und 
alerafademie aufgenommen, wo er beſonders no 
Brivat- und Unterriht_von Defer en und in der 
Aupferkeberfunf ein üler von e war. Seine 
Bekanntſchaft mit dem tadtwundarit D. Edeld 
anlaßte Ihn öfter, im Spital patbologifche Gegenkände 
3 eichnen und er wurde dadurch mis mehreren ungen 
ebicinern, als Rofenmüller, Senkeifen, © fe mm 
andern befannt und Diefes beſtimmte ihn, Rd 1798 1798 
ter D. Burſchers Rektorat inferibiren zu laſſen, 
item dadurch die Gelegenheit ward, die Anatomie —* 
chen zu koͤnnen. Von dem Jahre 1800 au tal 
ka % jadfigt worden, und a eaiden Gegen 
nden de igt worden verbeira- 
it Mofa Maria Fra ct 1813) aus * 
He sort und zeugte mir ihr 5 Kinder, 3 
dchen and 2 Knaben, von Denen jedoch nur ein 
Fer und eine Tochter noch leben. ur J. 1813 ward er 
Univerftätözeichner und erbielt im enden jahre eis 
33 Ruf in leiber Eigenfgaft nad Berlin, ‚den er je 
er in pelunidrer Hin 


0%, obgle Rt sertheithefter 
aus Ki . 
EEE 


Kap. 
‚wedallte. Beine Tehte nndollendete Arbeit war u ns 


Werk des Hof. und —— 5 D. Set 
Sreaden —— 


* 96. Bernhard Heinrich Kirchhoff, 


Doctor ber Veditin u. prakt, Arzt zu dtaſtede Im Gerzogtäum 
Didenburg: 


+ 8 


a ala ao m Dfbenburg ben 4 Apr. 1886. 


Er war der vierte Bohn des jetioen erften. Predi- 
verd zu Wiarden, Jod. Georg Anton X. und feiner vers 
En Mutter —8 jeb. Hapeſſen und wurde in 
Iren, 16 fein Dater Yrediger war. 
— mer Fr erhielt er von feinem Water und 
Da dann auf die Provinzialfule zu hai 8% wo er den 
Unserrit_deb nernerbench EM Seria ie, des 
Ber. Benrb and Profferb mo no 
lebenden Rektord D. If Fa durd fü 
um Eh [7] De bee Sr feiner gehrer — 
ſudiren N plleb a I ET die In — ———— = 
Fr AT ur Ki balbes Zar Dafekbi und bega 
veheihen Zadrs nach & nn 
Mine Sruslen torte Re aD a 8. Sept 1 A die 
N — in der ‚ Xbirutgie und. Cole 
Bungötunk er ft, Haben er’eine Diferanion de mor- 
— * efärieden and über mehrere Cheſes fe 
gutia datte. Er kei AR * feinem 
ter —X —8 aber feine Meter nicht ihchr, wer: 
bereits am 29. Mai 1820 verftorben war. Rod 
wember des Jahrs 1831 wurde er von dem 
Mmedicum in Oldenburg eraminirt und zwar ti 
funden, um zur Prarii laffen zu werben, Eonnte je 


uge: 
Ko weil gerade Damale feine Stelle erledigt war, 





a ende Srinigte a war, In Den u den, 
ud augaebepnien 
enüge ‚X. folgte Die| ejen au und eraan fe 
Bund eine unermädere TEhätigkeit, ee an ge 


=. 
altein_ er fellte je geni lange’ eh 
vn Re SR a a [+3 
Totte Rrufr, der Toter des Sinner. Ca * 
Bel lm der —ã— die fd 
* ein — in wel er em oe 
Bil die. ‚u haben, —* ve. Lane 
nad fi ee 
AA enden den.- 
* 97. Garl Heinrich Chriſtoph Zrotfäde, 


Bed. Hofrath und Wärgermeißer ya GäRrom; 
ee streng 


ein In Zen 
ons feine ui erlige ur 
jonnen. @ein raft 


tigkeit —— + 1 







—— au ei ten, * gm ao — hend 
ui 


jenheiten ‚fein mon iffiges Streben, ns —R 
zu werden. Der Umſicht, mit weicher er diele 
e ausführte, derdantte er-dad ibm mitteli-ed« 
ru ien eigenhändigen Schreibens des Grofpe 
Sure gran; KT, 14. Juni, 1808 yugefertigte 
patent. Jul 1814. ward. er zum Bürgers 
Muelker der Borderhäde Güfrom erwaͤhlt und in Diefer 
Stellung blieb er nicht. bloß den Bürgern. ein treuer 
Ratdgeber und freundlicher Untertäger, feinem Einflufle 
und feiner Raſchheit verdankt Die Stadt auch mande ihre 
—— chernde Infitute und. fein werf — 
if und eigene Sertigkeit, entgegengefeßte 
‚aufriebeneit Aller auszugleiden, feine ie 
tete Gefäligkeit gewannen ihm die Sreund» 
—— aller feiner Cole; as * der, Zufrie« 
'endeit mit feiner Gelaähs, rang ‚nad 
tung. ward er unterm 27,. Juni 1821 Ba 


Hanewald. 298: 


föneristde en. gHftetd- ernanny, naddem er in die 
ten 


treusr Beforgung der von. dem ırürgen von 
in den Kein siadren übertragenen Angelegendei 
an 24. Mai —— dad Srfeckrem — 


vom goldenen Löwen empfangen batte. Im Jahre 1824 
mard er Mitglied des engern Aue ſchuſſes der medien. 
burgifhen Kitter und Landfdaft und unterm 5. Zul 
Fl von dem medienburgiiden patriotiihen Vereine 
Im Auerfenntniß feiner Verdienfte um Gtadt und Land 
und der liberalen Ginned, womit er jede gemeinnägige 
Stiftung und jebed Talent dia unterftügte, zum 
renmitgliede ernannt. — Er Rarb unverbeirathet, ode 
—* ein iüed Bamilienleden im hoben Grade 


ga 
hebt 
98. Georg Chriſtian Hanewald, 
Babritunternehmer zu Quedlinburg; 
dedoren d. 28. Dit, 1778, gefiorden am 6. Apr. 106 9, 
jerwald wurde zu Sandersleben im Anhalt» 
(antiken, = ein. "Dalır Saufmann er, Bekoren on 
nachdem er im elterliben Haufe die erfe grledung ge 
noflen und in den Jadren 1789 bid 1791 die Sta 
pule zu Bfgerdteben deſucht hatte, widmete er so dem 
ide und kam im Jahr 1702 2 gen ing in 


ii 
zu feined Prinzipald und wurde von diefem Aelvun 
jahre 1812 


nun an unter der noch jegt beftebenden Sirma: 9. ©. 
Eagert et Comp. dad Gefhäft fort, weldes unter ihrer 
IM 





FR) Ned dem emeinnälig. Dodhendlatt f, Quedlinburg und 


24 Hoenewald. 


Uichen Uebeln biterd, 
ee ten. deö, ER 
jedenklich ermeuerten, aller 
den und am oben genannten “ Er einem N 


mu te, "ie ia, außer a — 

einen bei ‚ande 

und Cifenwaaren. erftredie, würde * Ber 

binseidend seihäftit haben,, Aber di „sende ie. 3 
Tätigkeit aoch miht. Sein Handel mit 
veranlaßte in, eine Delmühle anzufegen, welde ae ige 
lid durd Mferdekraft, betrieben wurde, jet dure 
eine ſchon vor ae 1 gehen von ihm erbaute Dampfe 


mafiine mit Erfoh jeben wird. Dit diefem Etas 

bliffement waren fc * ao eine — von: Runßele 
rübenfprup und, eine, Gartenanlage: verbunt ie an 
ber. der Berftorbene alarm nur rk 


fremde Gemächle zog, fondern au. —— Blue 









Any ie N * Gn aus 
ders ln vollend * nr, 
mean, angefa: ngen ng: dei 
iden; Seite von uedlinburg, Velege en, von dem 
en u an den, Kleerd ſich erftredenden 
gi en, welche er, nadıi * er. fie. von: der Stadt in 
Srhagat Senommen, av „in . eundline 35 une 
man 


RN En Sorten. be} Aa fi 


Sata gen mann wann, oder han kan 

er verfüge ine © orten°von Obſtwein bereiten, Bee er 

ni aanbebentenben Verfehr trieb. Allen, feinen 
M Unternehmungen und, Anftalten e, 


Hanewalh. 296 


aber durch die von ihm gemeinſchaftlich mit dem Che⸗ 
miker D. Zier in Zerbſt erfundene und prektif darge⸗ 
Reute neue Methode der Bereitung des Runkelrüben⸗ 
Zuderd die Krone auf. Wenn man erwägt, mie viele 
menſchliche Kräfte eine fo vielfeitige Gewerböthätigkeit 
beſchaͤftigt, wie_große Anftrengung e erfordert, wie viele 
Sorgen fie aufbürder, fo muß man es in der That bes 
wundern, daß 8 Neigung, Kraft und Zeit genug übrig 
bebielt, um für das bfienslihe Wohl der Stadt in fo 
vielfader Beziehung ‚wirffam fein zu können. Er war 
eine lange Reide von Tahren dindurh Mitglied des da⸗ 
figen Gemeinderatbd und nügte der Stade in diefer Eis 
genfhaft durch erfahrenen Rath und erfprießliche Dienſt⸗ 
eiftung in verſchiedenen Angelegenheiten, für dad Ar» 
menwefen und dad Waiſenhaus wirkte er wohlthaͤtig 
ald Mitglied des Armencolegiumd und ald NRendant 
der vereinigten Armen und Waiſenhauskaſſe, welche er 
bis zum Socluſſe des zehn 1835 mit gewobnter Puͤnkt⸗ 
lichkeit verwaltere, als Mitglied der Brühl: Commif 
fion forgte er mit Geſchmack und Umſicht und zugleich 
mit weifer Sparfamkeit für die Erhaltung und Der, 
ſchoͤnerung des Bruͤhls und half die zu diefem Zwede 
gemachten Entwürfe ded verewigten Commerzienraths 
Krage *) bereitwillig mit ausführen. Weberhaupt war 
nicht leicht irgend ein gemeinnügiged Unternehmen in 
Duedlinburg, bei weldem Hanewald nit mitwirkte ; 
er gab und ſammelte Beiträge oder übernahm die Cafe 
fengefchäfte, oder wurde font durch Rath und That för- 
derlid._ Die Anlage einer Ehauffee von da nad Egeln 
und auf der anderen Seite nah Gernrode gehörte zu 
feinen Lieblingswünſchen und auch bier trat er nicht 
nur dem Aktienvereine, der fih zur Erbauung einer 
Kunſtſtraße von da nad Gernrode gebildet bat, mit eis 
nem anſehnlichen Beitrage ald einer der Erften bei, fon- 
dern förderte auch font die Sache nad) allen Sträften. 
Mit diefer ausgedehnten gemeinnägigen Wirkſamkeit 
verband er die größte Befheidenheit und Anſpruchslo⸗ 
figfeit in feinem Betragen, ein wohlwollendes, theilneh⸗ 
mendes Herz, Mildtpätigkeit genen Nothleidende, zus 
vorkommende Gerätligkeit gegen Sedermann. Er blieb 
rubig und befonnen in allen DBerbältniflen des Zebend, 
ſtandhaft in Widerwärtigfeiten und in der Sreundfcdaft 
ſich felber gleid. Und alle diefe rühmlichen Eigenſchaf⸗ 


2) S. N. Nekrol. 13. Jahrg. ©. 1851. 


290 Styröter. 


Pi erh ernannt ei. Noch einmal beliebte ihn jetzt die 
ln A einmal blickte er frob auf Die Ay neu⸗ 
Sollten e Zukunft, die ibm feine Gefundheit und feine 
8 ſollte, aber ed war nur daB träge 
De Gefühl, weiches Kranken diefer Art fo eigen ik 
Se nahmen feine Kräfte immer mehr ab, er fühlte, 
Daß fie nicht wiederkehren würden und wie die Dter 
Feiertage fi näherten, fagte ihm eine innere Stimme, 
Daß er fie nicht erleben werde. Endlich beflimmte er 
mit Gewißheit den Eharfreitag als feinen Todestag und 
entſchlief an diefem dann fanft und rubig. 


* 95. Johann Friedrich Schröter, 
Univerfitätzeichner und Kupferſtecher, auch Inhader ber Tönigi. 
ſaͤchſ. gold. Givilverbienfimedaille gu Selpıie ; 
geb. am 11. Dec. 1770, gef. deu 2. April 1836. 


&r war zu Leipzig —X no ein Vater, Johann 
Fr. Schröter, als Rathsbib rter und Caßel⸗ 
Ian beim großen Eoncert ed ne Rune wer net 
beib, geb. öfter aud Magdeburg. befucte 
. Die <bomad:, —3— die —— feine Wa 
dt und wurde dter auf dee en⸗ und 
alerafademie au genommen wo er befonders no 
Brivat- und Unterridt_von Defer genoß und in der 
Aupferkeberfunk ein Schüler von Baufe war. Seine 
Bekanntfibaft mit dem Stadtwundar; a D. Edold ver 
anlaßte ihn öfter, im Spital 6 —* 
eichnen und er wurde dadurch mit mehreren jungen 
Irebicinern, als Rofenmäller Senteifen, Gräfe md 
andern befannt und Diefes beftimmte ihn, Ach 1798 um 
ter D. Burſchers Rektorat inferibiren gu laſſen, weil 
ihm dadurch Die Gelegenheit ward, die Anatomie befw 
Gen Kr tönnen. Bon dem Gapre 1800 au iR er tal 
dr als anatomiſchen und pathalogiſchen Begen- 
ka nein t worden. Im Jahre 1794 verbeira- 
ofa Maria Claus CH 1813) and * 
—*6 und jeugte, m mit ihr 5 Kinder, 3 
3 n und 2 Knaben, von u — nur in 
Sohn und eine Tochter noch leben. . 1813 ward er 
Univerftätdzeichner und erbielt im In Jahre ei⸗ 
nen Ruf in gleidyer Eigenfaaft —X lin, den er je 
doch, — er in pekuniaͤrer Hinſicht —— 
mar, auß Liebe zu feinem DBaterlande 
1817 erhielt er Be 6. Vügafse oeldeme jen⸗ 


Mohr. 289 


Yingelegendeiten ud A tronatredhte Ve · 
—3 erfolgen würden. iefe Azygenifetion 
verzögerte ſich wider Erwarten und F die Verwaltung 
Hänger dauern zu laffen aud nicht Hunlis war, murde 
im 3. 1812 der —— Bentind aufgefordert, einen 
Hrediger zu Seefeld zu präfentiren, melder dann defis 
nitiv angefellt werden folte. Der Graf Bentind bee 
darauf am. 26.: Juli 1812 den Rapenprebiger M. 
irediger in Seefeld und derfelbe wurde im man, ben 
jelben Jabrs als ſolcher introducirt. — Nachdem der 
‚erzog von Dldendurg *) am 1. Dec. 1813 dad Herso; 
um nieder in Bei ‚genommen batte und nun naı 
und nad alle Zweige der Derwelinig wieder Mit 
Barden, erhielt au en or M. unter" jebr;, 483 
die land "3. Bor Bendtigung feiner jocation, 


Yaber feine ur Fi neun, auf eine 





*) Defien Bioge .f. Im 7, Aedes. UR.Rn.e, 
MR. Retroles Ih, Zedes. 19 * 


200 Strter. 
den ernannt ſei. Noch einmal beiebte ihn jekt-dir 
90 nung no A af blidte er frob auf ge jepe bi 
eftaltende Zukunft, die ihm feine Gefundpeit und feine 
Kräfte miederbringen folite, aber e6 war nur daB träge 
riſche Gerübl, welches Kranken diefer Urt fo eigen if. 
Bald nahmen feine Kräfte immer mehr ab, er fühlte, 
Daß fie nicht wiederfehren würden und wie die Dfer 
feiertage ſich näherten, fagte ibm eine innere Stimme, 
daß er fie nicht erleben werde. Endlich beflimmte er 
wit Gewißdeit den harte nd ald feinen Todestag und 
entſchlief an diefem dann fanft und rubig. 


* 95. Johann Friedrich Schröter, 
Univerfitätszeichner und Kupferficher, auch Inhaber ber Eönigl. 
ſaͤchſ. gold. Givilverdienfimedaille zu Belpiig ; 
geb. am 11. Dec. 1770, gef. den 2. April 1836. 


.  &r war zu £eipzig geboren, wo fein Vater, ohann 
Fr. Gordter, als Rarhsbibliochefaufmärter und Eakel. 
fan beim großen Eoncert lebte; feine Mutter war Eli: 
beth, geb. Löffler aus Magdeburg. Er befuchte zuerf 
ie Thömas⸗, nachder die Nikolaifhule feiner Vater 
ade und murde fpdter auf dee Dafigen Zeichnen⸗ und 
alerafademie aufgenommen, wo er befonders ned 
Brivar- und Unterriht_von Defer gen und in ber 
Aupferkewerfunf ein üler von ufe war. Seine 
Betanntfchaft mit dem Stadtwundarzt D. Edeld ver 
anlaßte ihn öfter, im Spital pathologiſche Gegenkände 
3 eichnen und er wurde dadurch mit mehreren jungen 
edieinern, als Rofenmüller, Senkeiſen, Gräfe md 
andern befannt und dieſes beftimmte ihn, ſich 179% um 
ter D. Burſchers Rektorat inferibiren zu lagen, weil 
ihm dadurch die Gelegenheit ward, die Anatomie bein 
hen zu koͤnnen. Bon dem Jahre 1800 an if er 
mit nichts als anatomifden und pathalogiſchen Beyer 
ſtaͤnden defchäftigt worden. Am Jahre 1794 verbein 
thete er Ah mit Rofa Maria Claus CH 1813) and Soͤn⸗ 
win bei Wermödorf und zeugte mit ihr 3 Kinder, 3 
Mädchen und 2 Knaben, von denen jede wur ein 
Sohn und eine Tochter noch leben. Ir J. 1813 ward er 
Univerftätözeihner und erbielt im folgenden Jahre eb 
nen Ruf in gleicher Eigenſchaft nad Berlin, deu er je 
doch, —* er in pekuniaͤrer Hinficht vertbeilbafte 
war, aus Liebe zu feinem DBaterlande abfehute. Im I. 
1817 erhielt er die 6, ſaͤchſiſche geidene Einitverbien: 


Hanmoalb. 293° 


ſchwerisſchen ged. Hofrath ernannt, nachdem er in Bolge 
treue eforgung der won. dem Kurfärften von fen 
idm in den Rriegsiahren Äbertragenen ingelegendeiten 
unterm 24. Mai_ 1820 dad Ritterkreuz des Hansordend 
vom goldenen Löwen empfangen batte. Im Jahre 1824 
mard er Mitglied: ded engern Ausſchuſſes der medien. 
burgifchen Nitter- und Landihaft und unterm 5. Jul 
von dem medienburgifhen patriotiihen Wereine 
in- Qnerfenntniß feiner Verdienke um Stadt und Land 
und des liberalen Ginnes, womit er jede gemelnnhielge 
Sriftung und jedes Talent thätig unterlägte, zum 
renmitgliede ernannt, — @r farb unverbeirathet, ob» 
is er ein filed Bamilienleben im hoben Grade 


98. Georg Chriſtian Hanewald, 
Babritunternchmer zu Dueblinburgs 
Beboren.d. 28. Oct. 1778, geſtordea am 6. Apr. 1886 °). 

anewald wurde zu Sandersleben im Anhalt» Def 
fauifcen, wo fein Vater Kaufmann mar, geboren un 
nachdem. er im elterliden Haufe die erfte un e⸗ 
nofien und in den, Jahren 1789 bis 1791 die Otadt« 
fQule zu Afcerdleben befucht hatte, widmete er fih dem 
Handlungsftande und Fam im Gahr 1792 als Lehrling in 
Die Handlung des Kaufmanns Jobann Gottlieb. Eggert 
dafelbk. Rach vollendeten Lehriahren verblieb er ald 

Gebülfe in derfelben und trug durch mufterhafte 
tigkeit und Treue zu ihrem Flor wefentlih bei. 
Sabre 4805 verheirathete er fi mit der älteften Toch- 
ter feined Prinzipald und wurde von diefem Zeitpunkt 
an Tbeilhaber an der Perblung, Als im Jahre 1812 
fein Schwiegervater aud dem Geſchaft zurädtrat, ver 
md fi Hanewald mit. feinem noc lebenden Bruder, 
Carl Auguft Hanewald und beide Brüder führten von 
nun an unter der noch_jeßt beftebenden Firma: I. ©. 
Eggert et Comp. dad Geicäft fort, weiges unter ihrer 
Zeitung immer Miäbenber wurde und auf immer mehrere 
weigẽ et und Gewerbſſeißes ſich auddehnte, 
im J. 1834 entriß ibm der Tod nad Iangierigen 
'rankheitöleiden feine würdige Gattin, welde ihm zwei 
Söhne und wei Töchter hinterließ und nicht lange dar⸗ 





ai Audte dem prmeisnäntg. oqhentieit (. Dantlindeng unb 


292 Trotſchte. 


unahmen, daB er ſchon am oben genannten Tage im 
—* nach feinem dode wurde feine Wittwe von 


* 97. Gar Heinrich Chriftoph Trotſchce, 
geh. Hofrath und Wärgermeifter zu Güfrows 
geb. den 29. Sept. 1769, geſtorbden am & Apr. 183. 


Yorzugsmeife au erieaten, nicht gewachfen fchienen, durch 
Mebernabme mannich 


Der Geiſt und eigene Sertigkeit, entgegengefepte Inter 
den N T Aufriedenbei Aller aufjugleiden ent dantı 
haft aller feiner Eollegen. Zum Beweiſe der Zufries 


Hanewalh. 296 


aber durch die von ihm gemeinſchaftlich mit Dem Eher 
miker D. Zier in Zerbſt erfundene und greife darge» 
heute neue Merbode der Bereitung des Runkelrüben⸗ 
Zuderd die Krone auf. Wenn man ermägt, mie viele 
menſchliche Kräfte eine fo vielfeitige Gewerbsthaͤtigkeit 
beſchaͤftigt, wie_große Anftrengung e erfordert, wie viele 
Sorgen fie aufbürdet, fo muß man es in der That be; 
wundern, daß H. Neigung, Kraft und Zeit genng übrig 
bebielt, um für dad Sfenslice Wohl der Stadt in fo 
vielfaber Beriebung wirkfam fein zu können. Er war 
eine lange Reihe von Tahren hindurch Mitglied des da» 
figen Gemeinderaths und nügte der Stade in diefer Eis 
enſchaft durch erfahrenen Rath und erfprießliche Dienſt⸗ 
eiſtung in verſchiedenen Angelegenheiten; für das Ar⸗ 
menweſen und dad Waiſenhaus wirkte er wohlthaͤtig 
ald Mitglied des Armencolegiumd und ald Rendani 
der vereinigten Armen und Waiſenhauskaſſe, welche er 
bis zum Schluſſe des Jahrs 1835 mit gewohnter Punkt⸗ 
lichkeit verwaltete, ald Mitglied der Brübl: Commife 
fion forgte er mit Geſchmack und Umfiht und zugleich 
mit weiſer Sparfamleit für die Erhaltung und Ber, 
ſchoͤnerung des Bruͤhls und half die zu dieſem Zwede 
gemagten Entwürfe des verewigten Commerzienraths 

rage ”) bereitwillig mit ausführen. Ueverhaupt war 
nicht leicht irgend ein gemeinnügiged Unternehmen in 
Duedlinburg, bei welchem Hanewald nicht mitwirfte ; 
er gab und fammelte Beiträge oder übernahm die Cafe 
ſengeſchaͤfte, oder wurde font durch Rath und That för: 
derlich. Die Anlage einer Ehauflee von da nah Egeln 
und auf der anderen Seite nad Gernrode gebörte zu 
feinen Lieblingswuͤnſchen und auch bier trat er nicht 
nur dem Aftienvereine , der fi zur Erbauung einer 
Kunſtſtraße von da nad) Gernrode gebildet bat, mit ei⸗ 
nem anfehnlichen Beitrage ald einer der Erften bei, ſon⸗ 
dern förderte au font die Sache nad allen Kräften. 
Mit diefer ausgedehnten gemeinnägigen Wirffamkeit 
verband er die größte Beſcheidenheit und Anſpruchélo⸗ 
figfeit in feinem Betragen, ein wohlwollendes, theilneh⸗ 
miendes Herz, Mildthätigkeit gegen Notbleidende, ⸗ 
vorkommende Gefaͤlligkeit gegen Jedermann. Er blieb 
rubig und befonnen in allen Berbältniflen des Lebend, 
ſtandhaft in Widermärtigkeiten und in der Sreundfchaft 
fid felber gleih. Und alle diefe rühmlichen Eigenſchaf⸗ 


2) S. R. Rekrol. 13. Jahrg. ©. 12851. 


o06 
sen rubten, wie auf einem feRen Grunde, auf dem Ber 
wußtfein einer redliden Gefinnung uud einem uner 
a NarDeR wiht vertiefen und In einen foaftrn 
un geile en Tod bereiteten. 


linburg. ee 


* 09, M. Carl Friedrich Kurth, 
ordentlicher Lehrer der Buͤrgerſchule gu Eeiyzig u. Lehrer der Gee⸗ 
graphie un der Healfchule dafeldi ; 


geb. am 6. San. 1808, sek. ven 6. April 1886. 


Daß es nicht darauf ankommt, wie lange, ſonbern 
überhaupt wie man lebt, um die Bekimmung des Le⸗ 
bens zu erreichen, in den Herzen der NRadeſtehen den ein 
Denkmal der Liebe und der Erinnerung und in feinen 
Thaten Zeugen eined treuen, Wirkend_ju_ binteriaflen, 
Diefe Wahrheit dar auch diefer edle Verkorbene recht 
dentlich befidtigt. Wenige gjebre jmar nur waren { 
Durch den unerforſchlichen Rathſchluß des Ewigweiſen 
su feiner Erdenlaufbahn beſtimmt, aber wenn die theil⸗ 
nehmende Liebe darüber weint, fo troͤſtet und erhebt fe 
der Gedanke, daß er diefe wenigen Jahre son ausge, 
fuͤllt hat und daß es ihm gelungen if, dennoch des Gu⸗ 
ten gar viel in feinem reife“ju befördern. „Geboren 
u leinwölfa, einem Dorfe jwiſchen Eilenburg und 
" Düben in dem preußifhen Herzogthbume Sachſen, wo 
fein Vater ein Yandmann wor, kam er fon in feiner 
rübeften Jugend nad Modau bei Zeipzig, da daͤubliche 
Umftände feinen Vater beflimmten, dabin feinen Wohn⸗ 
ort zu verlegen. Bon feinem fiebenten Jahre an bes 
huge er die Schule feined Wohnortd. Da er aber 
bon damald Eifer im Lernen und gute Anlagen des 
Geiſtes an den Tag legte, fo fand fi fein Vater, uns 
peahtet feiner geringen Vermoͤgensumſtaͤnde, bewogen, 
bn von dem würdigen haftor Sommer daſelbſt in der 
lateinifden und griechiſchen Sprache unterrichten zu 
laffen. Hierbei entwidelten fib feine Anlagen_ immer 
Präftiger und die Richtung feines Geifted ſtellte fich klar 
an den Tag. Dom jahre 1817 an befuchte er baber 
die Thomasfchule zu Leipzig, _mo er unter der Leitun 
Der würdigen dort wirkenden Lehrer und befonders be 
trefflichen Roſt, deſſen Liebe er ſich befonders zu er» 
freuen hatte, feine Zeit fo wohl benugte, dag er (dom 


aunh. ⸗en 


pi N 
ke inen idmete , obgleich eı Bei 
aud * A ae le N Mr. j r 


Und nicht unbelohnt in die emi IB Liebe PH m. 
Ringen nah dem Wahren und 
wedte fie ihm und theilnebmende Hei * die durch 
ũnterttũgung und liebende Sorge aucy feine, gußern im 
Hände nbe gi Bere verbeflern ns gnoele, perl bemäbten. 
fondeı ebar erwähnte er in fpäterer Zeit —9 a 
als Hanjelrener berähmten und von Seiten feines Tier 
Devollen Herzens fo allgemein gefhägten und Kali, 
Doerkatedeten an der — 58 au — Bılf, Belt, 
ald einen Mann, der nit t nur dur —2 
piedlung un und ‚line a im Yeußern N er en wa Es 
ichtern forgfam bemäbte, fondern au befon! be 
durd Bei nie und fahre gar mächtig auf fein geitinrs 
Leben einwirkte, in au Immer raftloferm Eifer 
— feiner Bahn enifammte und die märmften Or 
die der Srömmigteit entzändete_ und fie zu feften 
eo jen ded Lebens erftarkte. Außerdem ‚aber fund 
er auqh die liebevolfte Aufnahme in den Häufern des 
Herrn Virus Kifiner, deflen Sobn er fpäter unterrich⸗ 
tete und des Kaufmannd Meuce. In dem Haufe des 
tegtern fand er ein gweited DVaterbaus, Theilnahme bei 
Sreude und Leid und bis zu feinen legten Augenbliden 
mn bier mit der forgfamften Liebe und der uneigen⸗ 
nänigeen Aufopferung, ſelbſt während feiner legten 
entliden Krantpeit für Ihn geforgt_ und ges 
wagt. ahdem er feinen afademifchen Kurfus vollene 
det und am 4. November 1825 — der Pbilofopdie 
und Magiker der freien Stünfte geworben war , bemwieß 
er in dem Examen pro Candidatura vor dem Dberconfls 
jorium Dredden? daß er feine Univerfitätsjahre wohl 
—8 Babe Kin Kl in er yeoreni [den —RR 
im Predigen und Catechi ren: wohl DL erfahren 
m ge bt fei. Don Dresden nap pa nal gu rıdgebehrt 
tam er bald darauf ald Hausledrer in Haüs des 






wo er in. kurzer Zeit Dürd feine 

HH t, feinen ‚geraden, biebern Stun Ad 368 
und Bchrung In ſoichem Grade erwarb. daß er als Freund 
eb Hanicd angeleben ward. Und bier war es aud, wo 
2 feine Vorliebe für das Unterrihtämefen_zuerft ent 
widelte und immer deutlicher audpräge. Dlit nie er 
Raltendem. Eifer, großer Gemiffenbaftigkeit, Umfidt und 
En Klugheit widmete er dem. Unterridte 





ihm anvertrauten Zöglinge, fo daß er die erfreull 
Ken Folgen feines MWirkens, niet nur in Den Fortf@rite 
‚sen feiner Schüler , fondern au in ber Liebe, mit der 
an {din Dingen, immer freundlicher fich entfalten fab- 
Id biefe Eigenthämlichfeit, mit der er auf Die Herzen 
der Kinder zu wirken verfand, it ihm geblieben. ©os 
dl ald Lehrer der Religion, der Geographie und Ge« 
ipte In der in Leipzig blüdenden Henderichen Lehre 
and Erziehungdanftalt,, in. welchem MWirkungskreife er 
jnel re, von 1831—33 thätig war, — ald auch (pär 
alß. Lehrer der Leipziger — mußte er fletö 
mit En und meifer Strenge Die teilnehmende Liebe 
ded Lebrerö fo zu verbinden, daß er fi, Findlider Yine. 
Salıer Heis"ja erfenen datt Uno Diele Eigeniöder 
1 jreuen Ind diefe 
lipkeit, verbunden mit einem reidden Willen und dem 
1ebembigeen. Eifer war es, welche ibm fo (höne Erfolge 
feiner bärigkeit erblühen lieg. WI er daher bei der 
jeorganifation der Bärgericufe zu fing im Sräbe 
jur 1833 zum Lehrer on Derfelben gewählt worden war, 
erfannte der trefflihe Director an derfelben, D. Dos 
ph auc gar bald, meld’ einen treuen, umfichtigen und 
ienntnißreichen Mitarbeiter er an ibm gewonnen. habe 
und man darf wohl nit mit Unrebt behaupten, daß 
au er einen meientliden AUntbeil an dem Berdienfe 
um dad immer höhere Emporblüben der bezeichneten 
Anftalt Ad} erworben babe. Doc nicht blos auf dem 
Unterricht war feine Thätigkeit gerichtet. Ais er noch 
mdledrer war, pflegte er in den ibm freigegebenen 
stunden mit Emfigkeit die theologifchen Studien und 
Zbealogen beßehcnde monkägige — 
ende montägige Predigetcolle 
er bi8_zu feinem Ausrrine Ast ein eben e atiget, 
Hy A iuet und se — var. ae 
und ni fein. und immer mehr 
werben, war ihm Veoh. und deöhalh lunte er 





Ruth. 20. 


andy, als 1830: dad Jubilaum der Wugbburger Eonfelr 
fion gefeiert wurde, dem Drange feines nit: 
widerkeben, durd ein, wenn aud: klein ur 
fein Sgerfein zur allgemeinen ‚Belehrung deb Woltd- 
in einer. der bei Hiotten ‚Hagelsgenbeiten der ‚Denfobein 
beiqutragen. Später feprieb, en mehrere Stinderfhriften, 
melde, en, ohne feinen Namen, vorzufegen, berandgab;; 
war ein fleißiger Mitarbeiter am Pfennigmagazin , bes 
oe den tür Kinder und beforgte in. den legten 
jonaten feined Zebens. im. Vereine mit:dem würdigen 
Directer der —8— — D. Bogel, die 2öße- 
Außage von Steind durd; Hörfhelmann umgearbeiteie 
Geographie. für Schulen. Yeipsig: 1836. An Atem, 
mas aut und (dön ift, was die Antereffien der Menfe 
dei fördern und zu ihrer Veredlun beitragen tanı 
nadın er. den mwärmiten Antheil. Deshalb murde er ai 
Mralvar ber polptecnifgen Öefelfwatt zu Leipaig eimb 
der tpätigiten itglieder deffelben ; deshalb wurde en. 
Mitglied und zwar dald nach feiner Aufnahme ein fehr- 
gefoäntes Zuraich der Loge Minerva zu den 3 Pal 
men. Us Meni& war er geraden biedern Ginned, von 
Allen, die ihn Bannten, geihägt und geebrt, ald Feusd 
treu und theilnehmen! jedem Begegniffe des Sreuns 
des, ald Zedrer unermäder, nach dem ten firebend, 
mit Kenntniflen und riotigem Takte rei begabt und 
mit erfreuliben Erfolge geleanes und in der Wiſſen⸗ 
faaft ein Mann, der mit den Srüdten feined Nahdens 
end und Fieihes aud In größerem reife woblthätig- 
wu wirken bemäbte. Darum Hagten au alle, Die 
ihn Rannten, ald die Nachricht von feinem Tode 14 
verbreitete; darum, folgte feinem Sarge mit aufridt 
gem Schmerze ein Zug feiner Sreunde; darum fpres 
Sen auch an feinem Grabe der hodverehrte Superin⸗ 
tendent D. Großmann und D. Vogel mit beredtem 
Munde und geräbrtem Seren Worte der Trauer über 
fein frihed Scheiden und bes £obed feiner Verdienſte. 


* 100. Ambros Rüth, 
Domvitar. Genntagbptediger an der KRotfedraltirhe m. Sekretaͤr 
des bifhöfl. Orbinariatd zu Paflaus 
eb. den 7. Det. 1788 zu Mittertei im Dbermainkreife Baterak, 
eeft. den 7. April 186. 
eine_&ritlige Erziehung vermag, dat ſaden 
wir a ne Hl — dir alem ein 








208 | Kurth. 





RM e, we er in kurzer Zeit durqh feine 
Kedruote einen geraden, biedern Sinn ſich die Liebe 
und Achtung in ſolchem Grade erwarb, daß er als Freund 
des Hauſes angelchen ward. Und bier war es auch, we 
6& feine Vorliebe für das Unterrichtsweſen zuerſt ent⸗ 
widelte und immer deutlider außprägte. Mit nie er 
Ealtendem Lifer, großer Gewiſſenhaftigkelt, Umficht uud 

dagogiſcher Klugheit widmete er Dem Unt te 
er ibm anvertrausen Zöglinge, fo Daß er die erfreulld 
fen Solgen feines Wirkend, nicht nur in Dem Serzforil 
sen feiner Schäler , fondern au in der Liebe t der 
e an ibm Dingen, immer freundlicher ich entfalten fab. 
d Diele Eigenthümlichkeit, wit der er auf die Herzen 
der Kinder zu wirken verſtand, it ihm geblichen. 
od! als Lehrer der Religion, der die und Se» 
faidıe in der in Zeipzig bläbenden (deu Lehre 
und Erziehungbanftalt , in welchem Wirkungdtreife er 
zwei Jahre, von 1831—33 thaͤtig war, — auch ſpaͤ⸗ 
ter als Lehrer der —I— Buͤrgerſchule, wußte er ſtets 
mit Ernſt und weiſer Strenge die theilnehmende Liebe 
des Lehrers (6 u verbinden, Daß er ſich kindlicher An. 
Yu lichkeit und offenen Vertrauens von Geiten der 
ler ſtets zu erfreuen hatte, Und dieſe Eigenibäm 
licdkeit, verbunden mit einem reiden Wiſſen und dem 
Iebendigken Eifer wär ed, welche ibm fo ſchoͤne Erfolge 
einer Thaͤtigkeit erblühen lieg. Als er Daber bei der 
Reorganiſation der Bürgerfchufe zu Leipzig im Früh⸗ 
jahr 1833 zum Lehrer an derfelben gewählt worden war, 
fo erkannte der trefflide Director an derfelben, D. Vo⸗ 
gel, au gar bald, welch' einen treuen, umfichtigen und 
enntnißreiden Mitarbeiter er an ibm gewonnen babe 
und man darf wohl nicht mit Unrecht behaupten, daß 
auch er einen wefentliden Antheil an dem Verdienſte 
um Das immer höhere Emporblüben der bezeichneten 
Anſtalt ſich erworben habe. Doc nit blos auf den 
Unterridt war feine Thätigkeit gerichtet. Als er noch 
audlehrer war, fegte er in den ihm freigegebenen 
tunden mit Emfigkeit die theologiſchen Studien und 
trat Deshalb im Jahre 1823 in das aus geäbtern jungen 
Theologen beſtehende montägige Predigetcollegium, dem 
er bid_zu feinem Austritte 1831 ein eben fo thdliged, 
ald gefnäged und geliebte Mitglied war. Keanmille 
au verbreiten und nel zu. fein und immer meht au 
werben, war ihm Bebärfuiß. und deshalb fennte € 






‚or 


= 101. Carl Auguſt Steinfelb, 
Hültbyeediger zu Alteneſch im Broßßerzogthum Dfdenburgs 
ged. am 21. Jan. 1809, geh. den 7. April 1885, 


beiden ältern Brüder der einzige Gobn bed PaRord 
Gerdard St. in Altenefh und deilen Ehefrau Eberlotte 


nen anlagen jeined Geile, die leichte —— 
—V 


6, leid der Rector, Profeffor Niciers, i 
er Adbig vertihe Dante“ in Kilo rate 
u 


nugen und ing 
Uniwerfität In je, um dort ſich dem theologiiden Siu-⸗ 


sw . Steinfeld. 


Id: gendeit 
— er R ver een auf da 
Umwege dar& Samaben u A bie ie Roeingeenden ie 
der in 


Vaterhaus zurüd. ter 4831/32 ver! 
er bei den & inigen und made da| Nafelsa kin — 
F aber um DOftern 1892 als Juge— —XY 
desbaus Amtmannd Laum * — 
Beiden € er ae —— Deine vente verfebte. X en 
von denen, war geworben 
ungern ward er Er fen, aber er mußte 
Bir, Fans „aufgeben, weil die Zeit, (el feineß &xa 
dm fhon bezeichnet war und er ne tod nd 
* ae uns Darauf, für Pit bielt. Dazu ver 
Mandte er denn auch die Muße im Baterhaufe mit ans 
ftendem Eifer und fand feine Ankren ungen binfänge 
ib belohnt, da das Confitorium ihm beim Examen den 
erften Charakter ertheilte. egt war ed feined Her; — 
ißeter Wunſch, dem alternden Vater, die befchwerlii 
ten Arbeiten abzunehmen und in dem Lebrer feiner 
jend auch den Lehrer des männlihen Alterd und 
Arer in das prakrifche Leben des PreDigerd un © zu_e 
ten. Er murde, Le das Senkkurtom ie deöfal Mi 
Bitte gewährte, am April 1833 in Oldenburg ons 
irt und zum Sure bien er Kine Baters beftellt. 
folden nahm ihn die Altenefher Gemeinde mir Pr 
meiner Sreude auf, allenthal —F m ihm Zuneigun 
und Vertrauen entgegen. Mit freudiger Hoffnung fe 


mean in die A allein bald murde SH je Sreul 
Bien da erbit deffelben Jahrö bei 5 
ellte, der N, — 5 Vorfiht und 

en urn vn 


ifte ver⸗ 





Haberfang. | 808 


für Wahrheit und Recht, dei dem Veftreben,, allenthal⸗ 
ben die gute Seite bervorzubeden, bei dem Dertrauen, 
mit welchem er jedem entgegenfam, bei der unverkenn 
baren £iebe, der anfprudio eit und Uneigennägigkeit 
feines Wefend, ward fe erg und Leben nie dur 
Feindſchaft verbittert, fondern fand allenthalben Zune 
gung, ja oft Freundſchaft und Liebe. 


* 102, Ernft Chriftoph Haberfang, 
Dberförfter zu Langenfeld (Herzogth. Meiningen)z 
geb. den 12. Januar 1768, geſtorben den 10. April 1836. 


Haberſang war der aͤlteſte Sohn des Foͤrſters Joh. 
Gafpar Haberjang zu Langenfeld und Frau Barbara Ju⸗ 
Kine, geb. Hufnagel. Eine unbegränzte Vorliebe 308 
tun zu dem Stande des Vaters und nachdem er die in 
jener Zeit erforderliben, zu feiner Ausbildung geeig- 
neten Schritte getban und die damals gewöhnliche "Car; 
riere 13 Jahre lang verfolgt hatte, wurde ibm die Forſt⸗ 
beamtenftele zu Langenfeld übertragen, welde er bid an 
das Ende feined Lebens mit Treue und Eifer verwals 
tete, 2 Jahdre als Subſtitut feined alten erblindeten Va⸗ 
ters und dann 40 Jahre gtonfändig. 9. befaß eine 
fat unverwätlide Natur. Bei der Richtung, feiner Lei» 
denſchaft für dag Jagdweſen bat er als praktifcher Jaͤ⸗ 
ger far das Unglaubliche geleiftet. Unermüder und raf- 
08 durdſtreifte er gu jeder Stunde des Tags und der 
Naht die Berge feines Forßes und ed konnte nicht feb- 
(en, Daß er dabei auf alle 9 dinge in feinem Sorfte fi 
und fie verbeflerte und daß der Forſtſchutz auf dieſe 
Weile Präftig gebandhabt wurde. Dabei war er ein 
abgefagter dein aller Aasjaͤgerei, fo daß er bei der 
bioßen Erwähnung einer dahin einichlagenden That im 
Ertafe geratben fonnte. Weberbaupt war er ein durch⸗ 
aus praktifcher Menſch, ein Präftiger unverbilderer Sohn 
der Natur. Obgleich zuweilen deftig_ und aufbraufend, 
befaß er doch ein febr fanftes Herz, fo daß er leicht zu 
Thränen gerührt werden konnte. Daher war er au 
‚nit allein den Seinigen (die eine Schweſter lag lange 
Sadre krank in feinem Daufe), fondern allen Armen 
und Nothleidenden Helfer und Stüge. Wenn ed aud 
uweilen ſchien, ald wäre er im Ungläde ungeduldig, 
o war er doch — wenn ed ernft auftrat — gefaßt. 
er hatte auch Gelegenheit, Reſignation üben zu Finnen; 


80% v. Selle. 


denn..erft 4 Jahre vor feinem Tode hatte er das Un 
üd, ib de dur dad —2 des Gemwehrö die 
inte Id zu gerfhmettern. Ein langes fcdhmerzliches 
Kronfenlager und völlige Unbraucpbarkeit der verlegten 
and war die Folge Defielben. Nichts deſto weniger 
aber trieb ibm fein angeborner Eifer, wenn auch niöt 
janz fo ununterbroden, doc. häufig ins Freie und zur 
jagd und er würde fi auch in feinem Berufe bis and 
nde ganz glüdli hehe bahın hätte ibm in dem 
fegten Jahre feines Wirkend die lahme Hand mit ime 
merwäbrend Schmerz verurfadt und deshalb, öfters vom 
dem Genuffe feined Lieblingövergnügend zurädgebaften. 
— Zur, bleibenden Erinnerung an den wackern Waid» 
mann fol ibm auf DBeranftaltung feines legten Chefs, 
deö Sorimeilterd von Sifbern, ein Denkmal aus Stein 
in dem Sorfte, in welchem er Iebte und wirkte, erriche 


ver werden. , 
103. Albert von Greifen, 
Zonkänfter zu Berlin; 
Geb, am 24. April icia, geh. den 11. April 1896 *). 
Diefer talentoole Tonkünkler, der zu ſhoͤnen Hofe 
nungen berechtigte, war der Sohn des mufkaliichen Ja⸗ 
mentenmacherd Greifen zu Srankfurt a. d. D., jelgte 
id fon Luk und Talent zur Mufit und fpielte des 
reitö im 6. Jahre die Geige und im 9. dad Klavier. 
Dpne eigentlihen Unterrit_in der Tonkunt Aug er 
fon im 12. Jahre an, feine Gedanken in Noten snfufep 
in und verfäumte darüber fogar feine Schulbildung. 
iebte und webte nur in der Muft. Wie der lieblihe 
Tonfeger d’Alaprac Cer farb zu_Pari6 im November 
4809) fomponirte er den ganzen Tag in einer Dachtam⸗ 
mer bei_großer Hige und vergaß darüber die 
Welt. In feinem 14. Jahre componirte_er eine Oper: 
‚Die Liebe auf dem Lande.“ Das diefe muffaliiden 
Ditungen noch (ehr fehlerhaft und in vielfader Bejlte 
bung ungenügend waren, erkannte er fpı 
und wollte von Bien Jugenblicpen Verfuchen wid 
darin ein (hönes mu — 
u 





Er 2 7 Frl 


v. Greiſen. 805 


Unter dem Einfluß dieſes einſichtsvollen Kunffreundes 
erbielten die Erzeugniffe ded jungen Tonkünſtlers mehr 
Werth und Gebalt, ſo daß mehre Quartets und Duins 
tets in den mufikalifchen Adendunterhaltungen des Syn⸗ 
dikus Dames vorgetragen werden, Eonmen. Nach dem 
Tode ded Dr. Peierſen ftand der junge Greifen wieder 
allein _ und da dad Bedürfniß der Sortbildung in ib 
ewedt war, fo fab er ſich nach einer ſtarken und feſten 
and um, Die ibn auf dem Wege zur wahren Kunſt ſi⸗ 
er leitete. Der Vater ſchickte mehrere pmpofitionen 
feined Sobned an den ‘Profeffor Zelter *) in Berlin 
und bat um Rath und Hälfe. iefer kunſtgeſchickte 
Meifter entbot den boffnungsvollen Tüngling nad Bers 
(in (S. Sanuar 1832), gewann ihn bald febr lieb, nahm 
ibn an feinen Tiſch, verſad ihn mis Tafchengeld und 
gab ihm Unterricht in der Theorie des reinen Gapes 
und im Generalbaß. Zelter fuchte befonderd feine 
grobe Compofitiondfun zu demmen, weil aus vielem 
chreiben nie viel wird. Außer einer jährliden auf 3 
ahre feſtgeſetzten Unterflügung von 25 Thalern von der 
tadt verfchaffte ih ©. Durch Unterricht in der Muſik, 
wozu ibn Zelter oft und gern empfabl, Die rigen Be⸗ 
dürfniffe des Lebens und ftudirte nun mit raſtloſem @is 
fer bis tief in die Nacht, ohne auf_die bemerfbare Ab, 
nabme feiner Kräfte zu achten. Seine Kompoftlonen 
erhielten immer mehr Werth und Gehalt. Er fandte 
eine Paforalfpmpbonie, die er bei ihrer Herausgabe 
dem König von Preußen widmete, zur Preiöbewerbun 
nad) Wien und wenn ihm gleich ein anderer Komponi 
den Rang abgelaufen hatte, fo wurde doch in dem Wie: 
ner Funfbiart über feine Spmpbonie ein fehr ehren⸗ 
volles Urtheil außgefprochen. Nach Zelters Tode ward 
deffen Schwiegerfobn Dr. Rintel fein Wodhlthaͤter bis 
um Tode und der Mufltdireftor Run endagen fegte 
en Unterricht Zelters fort und empfahl Teine Zdaling 
zum Mitglied der muflfalifden Sektion in der Alade 
mie der Künfte. Hier entmwidelte fi fein Talent auf 
immer erfreulichere Weife. ine Motette, die er comis 
ponirt batte, wurde am 3. “juni 1834 aufgeführt und 
von ihm felbft Dirigirt, Der Beifall, den er fih bier- 
durch erwarb, regte ihn zu immer neuen Anfrengungen 
auf. Er fchrieb in dem Laufe eines Jahres eine Dper, 
mehrere Spmpbonieen, Kabinetötüde und Lieder, ein 


9) Deſſen Biogr. f. im 10. Jahrg. des N. Nekr. S. 882. 
N. Nekrolog 16. Jadrg. 20 


806 Bülau. 


liches Oratorium und die Chöre zu der neuen fi. 
Erg Aber feine Gefundpeit hatte bei dieſem raflı- 
fen ürbeiten ehr gelitten und feine Compoftionen 
wurden, je näber fein Tod fam, bdefo ernfter, (Amer 
mötbiger und trüber. Die Krankheit, Die ihn auf fein 
legted Zager warf, ward bald nervös. Seine Phante 
jeen waren beiter und bewegten fi im Meice der 
ne, er pin mit den Singern, fchrieb Noten und 
jun fer Tieblibe Melodien. Kurz vor feinem Tode 
hrte dad Bemwußtfein noch einmal zurüd. Sein Ende 
war fanft und freundlih, fein Wegräbniß rährend und 
ebrenvoll. Seine Lehrer und Kunfigenoffen, fomie das 
inze Sängerhor begleiteten feine Leide zur Kube- 
Han. — Der Mulikdirektor Rungenp: wird das 
gelungenfte aus feinem muflkalifhen aß duch den 
Drud bekannt machen. 
* 104. Karl Buͤlau, 
önigl. fächf. Vergrath zu Breiderg; 
Geb. den 2. Aug. 1768. geft. den 12. Apru 1806. 
Bälau wurde an Zerbſt ‚geboren. Sein ‚Daten, Io. 


1, fürftli 17} A 
at Mr Eadr Und. — ee Ya i 






en; ft 
fabe Satiften einen Plag in Meufel’8 gelehrt 
Na yr Vaters iii abe er 


ceeption gewiſſer Stipendien zu f 
dem Symnafium feiner Vaterftadt aufgehalten, 1782 jur 


Se>—-. 


Buͤlau. 807 


votat und Aktuarius Fi Annaburg; letzteres ein Bes 
meis großen Zutrauend, ba er bier die Stelle des 
Sälieben wohnenden Amtmannd vertrat. Aber aud In 
Sreiberg, wohin er im November 1793 ald erfter Aktuzs 
rius fam, mußte er in der That fein, was der 
mann nur dem Namen nad) war. Dort jog er die Auf 
merffamfeit des damaligen Berghauptmanns (nachherie 
gen preußifden Miniſters) von Hepnig auf ich und 
ward von diefem veranlagt, in Bergwerfödienke ju ger 
n. Er ward 1800 Bergfäreiber und Bergamisaflefe 
jor in Marienberg; aber (don am 12. März 1803 war 
er als Dberbergamtöverwalter in dad Oberbergamt zw 
Breiberg, berufen. 1805 wermäplte er fi mit einer ger 
ornen Hübner aus Chemnig, die ihm aus erfier Ede 
wei Kinder zubracte und ihm felbR zwei gebar, vom 
benen ein Sohn ihn überlebt hat. Sie farb ſchon 1810. 
Im Zahr 1814 befam, er den Titel Bergcommiffiouds 
ratd, den aud der aurfidgefehrte Könii behin te, ward 
4829 der Oberbergamtövermwalterftelle, deren efpäften 
fein Alter nicht mehr gemachfen war, enthoben und Dar, 
ie mit dem Titel ald Bergratd unter Beibehaltung der 
ifleflur im Dberbergamte begnadigt, endlich bei zuneh» 
mender mäce 1832, unter Bezeibung höhfter Zus 
friedendeit mit Penfion entlaffen. Na einigen Jahren 
jomen! jofer Schwäche entſchlief er nach, Kae Krane 
tenlager am oden genannten Tage, um die Schwingen 
feine® reihen Geiſtes in einer fhönern Welt zu enttals 
ten. Denn reid mar fein Geift in den Jahren der 
Kraft wie wenige, rei und edel. Als Geihäftämann 
zeichneten ihn ſchnelie Auffaffung, rictiged Urtheil, une 
ermädlier Steiß und die Umbebingt e —— feit 
tiges, Heißes Stre⸗ 


ben nad Weiöheit, dad er in em hlendenn Studium 





308 Blau. 


Necenfionen über Taubed und Bernbard'3 bergjuritiige 
©üriften, die in der Jenaifcen Literaturzeitung erfoie 
nen find. Ein tüchriges Werk mit Reformvorjalägen 
für die Derfaflung des fällen Bergbaues. ließ feine 
Befgpeidendeit feine mahrhafte Scheu vor jedem Aus 
feden , im’ Yulte liegen. Später fibergab er ed hands 
iflich den Vedörden. Die Welt Fannte und ebrre 

in ihm nur den Gefhdftömann und den biedern Men 
. Denn dad war er und mehr ala ‚Selten 

ird ein Edarakter gefunden werden, der (o sam ohne 
Reine 


» ET; d Gelb 19 
— —A * 3 — und, 
r aörtli Verwandte, jedem wit @i rei, 















bo er onnte, bat er fih reihe Liebe verdient. Er war 
wnbedingt frei von jeder Spur des Eigennußes. Seine 
Ri tele erhielt das Gleichgewicht ded Haushalte, 
ie die mindee eauns von Eitelfeit fand fein 
eig binlänglihe Befriedigung in dem Bemußtfein 
Lt ung und mar unt eringe gleipailtig 
1 Bie fein Geift, fo war aud (ti 
Genhrd überall auf dad Weien der Dinge gerichtet, 
den Schein veradtend, jedem Vorurtheil tro 
Seine fiedentofe Rebtihaffendeit und Prichttreue nit 
er nicht gerühmt, fie verltand fi) bei ibm von fel 
jeferent Rannıe Feine Schwäde an ihm, ald einige 
barkeit bei Widerfpruc in Dingen, mo er fich im Re 
giaubie, Dabei dachte er nicht an 8 fondern nur 
ie Cace,_ In fpätern Jaren befhäftigte er fie 
nit religlöfen Betrachtungen, mad er mit zarter 
vor fremden Bliden verban: Denn fein Gedanke 
ihm fo qumider gewefen, ald daß man glauben 
er wolle wit irgend einer ugend prunfen. ein 
w Wefen wär von Liebe zu Gott und Menfwen 
rungen. Allen bewabrte er Ki in füiller Rein! 
ihm jemals: wert gemein: len bewies er fie, 
ihm nahe traten und. ald zunehmende Gedächtni 
ER die gähe HN) I hun ae a der 
entfrembdete, e die rühren! utmuͤthi 
noch die Tegten Dehungen feines pfo@ifen ehe h 


Sriedridp Shlau, 
orbentl. Profeffer. der praft. Ppil 
pdie an d Uninspfiräs Cipaig, 2 





Bee: ee 


— — . 


Hark 
— die = 1797 — ie: 
ns —5 — Tun, zu —— 


Ela Sohn une hu 


ten, an die Burger indli 
Beiden 


S— 
He ıd einfa lhıe er € IH 
uch ne an —*—*— 


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1, VOrien Biogt. ER. Dun. Mn sohn 





so Ring, 


achtung Aller die Kannten 
— iR den —A — 
mit iger feined Dicptertalen! end 


Ba er Ei die => FE 
fon Drei Sage vo Ba Dersenfg) Ne 
genannten 

- * 106. Gatl Heinrich Niebekbing, 


Receptot zu Steinfeld im Herzogth. Didenburg. 
90d, den 19. Sevt. 1758. nei. den u. 1836. 






ii 
J— 
Eee —— F van 

e se ri wä au — 


Kal — 18 N 


2. er uud ie smei andere Belelen 9— Fi 355 1 


Bu je zurlik 
Ba ar et Ktinhrafi DI Mlähle und Den ® Der 
genden | a an feiner Seite KU dag die. Beiden 
Ga s“ reine un er el GeBlett even Immer 
m * — 
ie ch bei Gewi ze — ' Um 14. San. 1772 


er von dem damaligen Collegium Er echta alters 
26. Aug. 1793 ald Neceptor in Stein 15 ie jeftellt, auch 
noch in demfelben JJ—— zum ferner © a. 
ordnet, melde Gtelle fei ag 3 
— 1b Er de ib 1 

landes fiel Steinfe se * ei 
des damaligen Anıtd Deo on Oldenburg Big Ace 


Brieder. Magbal, Ferufalem. 311 


der dene ‘Me frübere Dermaltung deſſelben noch be» 
fieben ließ, bebielt. er feine Stelle ald Receptor zu 
Steinfeld, womit er im 5. 1806 noch Dad Proviforat der 
dortigen Kirche verband. Als jedoch im Jahre 1811 das 
Herzogtbum Didenburg mit Frankreich vereinigt wurde, 
erbielt er am 25. Juli 4811 die Stelle eine ar cep⸗ 
teurs zu Steinfeld. Nach der Wiederberftelung der ol⸗ 
denburgifhen Regierung trat jedody eine andere Orga⸗ 
nifation ein und er wurde daher mit dem Unfange des 
J. 1815 mit _ Penflon in Rubeftand gefegt. — Dur 
natürliden Verſtand, raftlofe Thätigfeit und ftrenge 
Rechtlichkeit batte er fie) Das Autrauen feiner Borgefeß- 
ten und die Liebe und Örung feiner Mitbürger erwor- 
ben und wurde von, ibnen haung zu Rathe gezogen, 
vorzüglich bei Abſchaͤhzungen faſt immer als Achtͤmann 
ernannt. Er war in feinem Leben wenig oder gar nicht 
krank emefen und nur der Schwäde Bed Alters erla 
fein feßer Örper. Seine Gattin war am 5. Aug. 181 
ibm vorangegangen und batte ibm 2 Söhne binterlaf, 
en, weiche mis 16 Enten und 13 Urenfeln feinen To 
etrauern. 


* 107. Friederike Magdalene Jeruſalem, 
Chanoineſſe zu Kloſter Wuͤlfinghauſen (Hannover); 
geb. d. 4. Apr. 1769, geſt. d. 16. Apr. 1886. 


- Sie, die Tochter des Abts Jeruſalem zu Braun⸗ 
—8— eines Mannes, deſſen Geiſt, Gelehriameit, 
ugenden und Derdienfte zu bekannt ind, als daß fie 
dier einer weitern Erwähnung bedürften, mar die reich 
begabte Erbin feined Geifted und Herzens. Als ihr Da- 
ter ſchon im böbern Alter (im 3. 1775) dur) den uners 
warteten Verluſt eines boffnungsvollen und inniggelieb- 
ten Sohnes und die Denfelben begleitenden Umſtaͤnde 
(die Goͤthe *) zum Grundftoff des bekannten Romans: 
„die Leiden des jungen Werther “ Deranlaflung gaben) 
und wenige Fahre Darauf Dur den Tod feiner eben po 
geliebten Gattin (der Tochter des Senior Dfeiffer in 

rfurt und Wittwe des verfiorbenen Prof. Albrecht) tief 
erſchüttert worden mar, erfüllte fie mit. ihren beiden 
Schweſtern, in ihren Empfindungen ganz mit dem wärdi- 
gen Vater zufammenftimmend und feiner zärtlichen Liebe 
würdig, ale Eindlihe Pflichten, den geliebten Vater zu 


*) Defien Biogr. |. N. Reis. 10. Jahra. ©. 197. 





312 Callenius. 


d un Degläden. 
a ER In Dad Vannonerfae eek 


nem Tode jog fie ih in 
Angbaufen ara er mar ud Dißterin und ihre 
Sigie ardmeren den milden, tindlihen Geik einch 
dl und Marıdifon *). Aus jener Zeit, welder ihre 
jugend angehörte und aus der ihr gewordenen tr 
en Eri Iebung datte fie nit minder eine Säle 
jenen Wiffend,, ald_einen frommen, reinen, au 
ofen Sinn, feine Sitte und die wärmfe Unpängli 
felt an dad Guelphendaus mit beräber gebrai uni [> 
folgeb Alles bis _jum legten Haube idres fdöwen Te 
bewahrt. Bon _den Lieben, an melden ihre ganze 
Seele ding, ging Einer nad dem Undern vor ir. bin. 
&ie war allein übrig geblieben und lebte — menn gleih 
ihrem regen Geiſte no immer feine interefente Eriei« 
nung der Gegenwart fremd blieb — doq Boriugämeiie 
in Ahrer Tdeenwelt, in der Erinnerung und — in der 
Hoftaun auf eine Zukunft, für welde in ädter Era 
migEeit fi zu bereiten die nie aus dem Augen verlorse 
Aufgabe ihres ganzen Zebend war. Ihre höhe äreude 
war, felbft zu entbehren, um Andern mohlzuthun und 
ihr_größter Schmerz, irgendwo nit und nicht Bde 
beifen zu Fönnen. Ueber 65 Jadre war die Verkiärte 
Mitglied des Convented des evangelifien Kloferd in 
Wälfinghaufen. — Gebiete von ihr finden fi In Mat: 
tbiffond Iprifher entbeionle, in Voß und Gödinget 
Dufenoimanad und Au pe in fa Roce's Pam. 
Aud wird fie ald Herauögeb. der Dinterlaffenen Sac⸗ 
ten ihred Vaters (CBde. Braunfhw. 179208) genam, 
ren 


* 108. Guftav Gallenius, 
Vofamtörath zu Rubolftadt; 
geboren im 3. 1795, geftorben den 17. Apr. 1886. 

G. wurde zu Eyba im Sawarzburg-Rudolgadi 
fen geboren , mofelbn fein Vater evangelifcher Pfarrer 
war, Er befucte dad Spmnaftum zu Rubdolftadt nur 
auf Furze Zeit und ing 1812 zum Forſtweſen über, 
fen erfte practifche Aysübung er zu Paulinzelie begam. 
are aaeikerung A fi nr N und —* u Fi 

e u jener Zeit der Herzen faft ale 
Möguer Drukfelands bemeferte, Eonnte ig —2 


*) Defien Biogt. ſ. im 9. Jahrg. des WM. Rekr. S. 236 


DDR mus on mrrununum 


unsmcHsensNEmm 











'ette von Unrub, Sorgen, 
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ea F 
ũd gachen 


46. Jan. 1836 ,, 


—— 
Ten, age 


Brummer. 321 


f 1 J 
Bann 1 in Ga Stiftungen zu ER 
Sapdı und pegige des Forſtweſens durch die Ans 


uifrung roeinifher, franzöfifher und fpanifper Reben, 


ſewänn der Fürſt Jobann unläugbar eine edle Priorität 
in ‚der Sdrderung aller materiellen Intereffen. — Die 
nen Bauten zu Eitgrub und Zeldöberg, zu Koloe 
imeg, Laa, Lasdorf, Neufhloß, Adamssdal, Greifen 
in, Haderöfeld, Schwarzfoftele, Yurzinorres und in 
fan, wie auf den berrlihften Punceten um Wien, zeus 
en tron mancher Kleinigkeit von pittoreöfem und von 
IX Sharfdlid, 


* 110. Joh. Chriſtian Friebe. Brummer, 
Univerfitätöbuchändler In Gopenbagen; 
geboten den 9. Bebr. 1768, geilorben den 21. Apr. 1886. 
Der Verewigte war zu Eannaı im preuß. Ders 
sogthum Saatın ‚geborei v ats je Dar an er 
war. Die Mutter war anna —3 geb. Kreiſd 
mar, welche ſich nad dem früdzeitigen Tode ihre erten 
Manned zum zweiten Male mit ——8 Soiilob Zeil 
fotter, Pfarrer zu Rietgen verebeligte. elterli 
te erdielt under B. gute Schulkenntniffe und 
u feiner fernern Bildung Dftern 4781 die Klokerfpule 
M, Meirolog 14, Jabra. 21 


Sobenn, fouveräner Firf dv. Liechtenftein. 815 


zukommen, welches Ehrengeſchenk aber leider den Derf. 
nicht mehr am Leben traf und deshalb mit um fo ge 
rährterem Herzen von der Wittwe in Empfang genom: 
men wurde. — Achtung dem Toden, der au im Le⸗ 
ben ebrende Auszeichnung verdient 'hatte! 


109. Johann von Liechtenftein, 
fouveräner Fürft und Regierer des Hauſes Liedhtenftein, Herzog 
sa Troppau und Sägerndorf, Feldmarſchall, Inhaber eines Huſo⸗ 
ventegimentd , Ritter des goldenen Vließes, Großkreuz des The⸗ 

reſienordens u. f. w. zu Wien. 


geboren den 26. Juni 1760, geftorben den 20. April 1886 9. 


Er mar einem Haufe entfproffen, dad Deferreid 
eine unglaublice Ri berühmter Krieger gab, vom Groß⸗ 
obeim des DVeremigten, dem Sürften Wenzel, dem Sqchoͤ⸗ 
pfer der Öfterreicy. Artillerie, bis hinauf zu den Helden» 
brädern Ulrich und Heinrich, Ueberwindern der Ungarn, 
der Mongolen und der heidnifchen Preußen, Heldenbräs 
dern, die das verwaiſte Dekerreih und Steper nach dem 
Erloͤſchen der Babenberger dem König Dttofar gaben und 
ald er Tprann wurde, ed Ibm wieder nahmen und an 
Nudolph v. Haböburg überlieferten und aus denen UN 
rich augleic ald der Sänger des Srauendienfted und des 


bei'm Ausbruche des Türfenkrieged Major bei Harrach⸗ 
Dragoner. 1788 zeichnete er fd 
gen vor Belgrad durch mebrere Fühne Reiterangriffe der» 
eftalt aus, daß der Monarch ihn zum Dbriftlieutenans 
Ber alten Pappenbeimer, damals Kinſsky⸗Chevauxlegers, 
ernannte. Der Kürft wurde Oberſt, als er in der fürs 
miſchen Wetternacht des 20. Juli 1790 den tärkifchen 
Entfag des von Devins belagerten Hettin vereitelte und 





0) Algemeine Militärgeitung 1836. Nr. 62 u. 68 u. a. 


316 Johann, fouveräner Fuͤrſt v. Kiechtenflein: 


erbielt den Tdereſtenorden, als er in dem gleich darauf 
erfolgten Sturm mit dem nachmaligen Feldzeugmeiſter 
und Frie öpräfldenten Srafen Ignaz Giulay *) der erſte 
auf der Mauer war. Auf einem ungefattelten Dferde, 
mit feinen zur Nachtruhe audgekleideten Leuten in Ub» 
wefenpeit feines Oberſten, war der Fürſt auf die weit 
überlegenen, unvergleichlidy berittenen und verzweifelten 
Spabid Iodgeprallt, marf fie auf ihr eigenes Fußvoll 
und rollte Aues in einen wild verworrenen Sinduel der 
Flucht auf. Beit dem in der Lügener Schlacht gefalle 
nen Pappendeim, feit dem bei te umgefommenen 
Römer, batte die altberäbmte Öfterreiy. Kavallerie kei⸗ 
nen kühneren Magister equitum, ald den „Büren Joban⸗ 
ned,” wie man ibn zu nennen pflegte, defen. wildvermer 
gened Reiten und marfdurddringended helles und Dün- 
ned Commandomwort Jedem unvergeßlich And, der jeneb 
und dieſes einmal geliehen und gebört. Er dat für im 
mer feinen Plan neben zen und. Sepdiig und neben 
dem nur durch eine noch größere Schaubähne der Cha 
sen, nicht durch größeren Muth. nit Dur größere 
Geifteögaben unvergeßlicen Hufarengreife Bluͤcher, dem 
Marſchall Vorwärts. — Ru] 80 Fleineren und arößeren 
Treften, in 13 Geldzügen (1788 — 1790, dann 1792 — 1797, 
ferner 1790 u. 1800, endlid 1805 u. 1809) verlor Kürk 
Todann , ſtets von Luft und Hige in's wildeſte Gemegel 
bineingezogen, 23 Pferde unter dem Leibe, obne ein ein» 
Ngesmal vermundet oder je gefangen worden zu fein. 

ur allein bei Wagram erbielt er eine leichte Eontuflon 
durch den Sturz vom erfhoflenen Pferde. Einzig in 
der Geſchichte der Reitergefechte war sened vor Boudaln 
1793, wo er mit feinen Pappenheimern mit etwas Kü- 
raffieren und Hufaren ohne gu poolf auf Borpofen fand 
und der Seind mit 10,000 Mann Infanterie, 2000 Pfers 
den und 12 Kanonen ihn aufheben wollte — der Kürk 
aber wie ein Donnerfeil zuerft die Reiter ins Weite 
fpren te, dann fi ſelbſt, der Erfte von oben, in dab 

arre der erfchrodenen Infanterie ürzte; 4000 Zeichen 
lagen auf dem Wahlplage, der Reft ſtreckte mit Gefdäg 
und Trophaͤen die Waffen. 1794 madte er einen dhali- 
wen Chok auf das feindliche Lager bei Maubeuge und 
wurde General. Wenige Tage nach diefer Erhöhung 
ritt er, Verſchiedenes in Feindesnaͤhe felbft zu erfunden, 
mit einer einzigen Ordonnanz bei einbredhender Dämmiee 


° D 0 “ [1 ® 
Pe effen Biogr. f im 9. Jahra. des N. Nele. S. 1150 und im 


Iohann, fouveräner Fürft v. Liechtenſtein. 317 


rang Durch den Wald. Dem Saume deſſelben nabe ges 
fommen, nahm er mit Erfaunen ein in geringer Entfers 
nung aufgefellteö feindlihed Regiment, leichter Reiter 
gewahr und meiter rüdwärts in ber Ebene Infanterie 
maffen, wabrfceinfih zu einem näctlihen. Weberfall. 
H ſchen der Gefan; enfhaft und einem teden Einfall 
lieb feine Wadl. Wabrnehmend, er werde in feinem 
blauen, reid mit Gold verbrämten Mantel für einen 
franzdf. General gebalten, befahl er der Ordonnanz fi 
imifeen den Bäumen möglihft zu bergen und riet den 
an ber Sronte herunterfprengenden Oberften mit ein paar 
franzöf. Worten zu fi; diefer Lam auch foaleich beran, 
feinem vermeintlihen General ſchon von Weite falus 
tirend. „Sie find mein Gefangener,“ fprach der Fürft 
zepemn, griff an der einen Seite ded Roſſes Zügel, die 
rdonnanz auf der anderen und fo jagten fie mit ibm 
in, folder Sturmesdaft davon, als wäre deö Dberfien 
Pferd dur Zauberfung mit ihnen in verrätberifchem 
Bunde gegen feinen eigenen Herrn gewelen. — Im 
jeldjuge 1796, von dem Fön. Seldberrn felbit befchrieden, 
[&dimmerte des Sürken Name an den Tagen von Heis 
denbeim, Sor&beim, Bamberg und vorzägli von Würze 
burg, mo er mit der leichten Kavallerie überflügelte und 
mit der fhweren die feindlichen Reiben Durhbrad, daß 
alle Bemäbungen Bonneau’d und Jourdans fie wieder 
yum Stehen zu bringen, fruchtloß blieben. 1797 richtete 
er Fürft bei Raftadt mehrere franzdf. Reiterregimenter 
u Grunde und im Jahr 4799 nahm er ſich das (dönke 
int aus dem Lorbeer der zwei wichtigen Tage an der 
Zrebia (18. u. 19. Juni), welche die Vereinigung Macs 
Donalds mit dem Heere auß Neapel mit jenem von Jtas 
lien unter Moreau vereitelten und dem Seinde Über 
20,000 Mann Eofteten. Er war eben angekommen, war 
no& nicht eingerheilt, war fhmerzuol Frank, fodt bloß 
mit beroifer Ungeduld ald Volontair mit und entfied. 
Wie bei Würzburg der Erzderzog Karl, fo bor dem Fürs 
ften bier Sumwarom feine Umarmung vom Pleinen Koſaken⸗ 
pferde berunter, im Hemde, mis Perabbängenben Sträms 
pfen und offener Haldfraufe, den Kaniſchu fatt des 
Marfbaltabed in der Hand. Zärk Johann batte In Dies 
fem Blutbade 5 Pferde unter dem Yelbe verloren und 
eine Kanonenfugel ihm den zegien Rodihoß vom Leibe 
jeriffen. Er war der Unverleglihe geblieben, 
er, dem edlen Soubert tödslichen Saucı bei Rosi. bee 
dedie 1 der wit Rahm, wie fein Vetter Graf 


Graf Syulai. 325 


ie felbft aber durch das herefienfreu belohnt. Im 
eb e von 1793 war ed G., der einige Tage nah 
Der lacht von Nerminden den Vorſchläg zur naͤcht⸗ 
lien Alarmirung der Anböben von Tirlemont madıte 
und dig freie zur Ausführung erbot. Ein glänzen» 
Der [ga Erönte den gut angelenten Plan. Der Feld» 
marfchall Yrin; Coburg empfahl ©. dem Kaifer und die⸗ 
er ernannte ibn am 1. Mai zum Major im Odonell⸗ 
en Sreitorpe. Im nämlichen Tabre war er bei den 
VBelogerungen von Balencienned und Le Duednoy, focht 
auch mit Auszeichnung am 17. Auguft im Normaler 
Walde. 1794 tobt er am 17. April bei der Vorhut der 
Armee des Herzogs von Dort im Treften bei Baur, 
woſelbſt er die banzen bei den Windmäblen färmte. 

n der Relation, die der eig von York über das 

efeht bei Tournay am 10. Mai befannt machte, wird 
©. einfihtsyolled und enticheidended Benehmen ganz 
befonderd geruͤhmt. Noch im nämlichen aebre mitten 
in den Stärmen des Krieges, ſchloß der Graf Den Ebes 
bund mit Juſtine Gräfin Zöpnants aus Bräffel. Im 
Sräbjahre 1797 focht er an der Kahn, am 29. April 
wurde er zweiter Oberftlientenant im Kegimente feines 
Materd, am 19. März 1798 erfter Dberftlieutenant bei 
Kaifer Hufaren, aber fhon am 26. April Oberſt des neu 
errichteten ungarifchen Infanterieregimentd Nr. 48. (jet 
Baron Gollner). Im Sabre 1799 befand fi dieſes 
Regiment bei der Armee von Stalien an der Etſch und 
focht bereitd am 26. März in der. Divifion ded Gene⸗ 
rald Keim zu Derona, mo ed den feindlichen Angriffen 
48 Stunden lang beidenmäthig widerſtand. General 
Keim nennt den Oberfien ©. den ausgezeichneten feis 
ner tapfern Gruppen. Eben daſſelbe £ob erhielt er am 
8. April in der Schlacht bei Magnano, wo er im gleich» 
namigen Dorfe durch eine Slintenfugel am Kopfe (omer 
verwundet wurde; man mußte noch bei der Unterfu- 
hung der Wunde zur Trepanation ſchreiten, deren Fol⸗ 
gen ©. während feines ganzen Lebens fühlte. Unterm 
8. win 1799 murde er von dem SKaifer zum Ritter 
Ded Eliſabeth Thereſienordens ernannt, der erfte Tall, 
Daß ein noch aktiver Oberſt diefe Auszeichnung erbielt. 
Aber auch die Fremden ehrten fein Verdienſt; die Stadt 
Derona, eingedent der Milde, mis welcher er fie bes 
dandelte und der firengen Ordnung, die er zu handha⸗ 
ben gewußt hatte, überfendere ihm Dad Diplom als De 


7 ı 7 


Johann, ſouber ͤner Zürft.v. Liechtenſtein. 819 


&en aͤcht nationalen Kampfe des I. 1809, des Jahres 
derZandwebr, ded Tyrolerfrieges, ded Tahred von Afpern, 
it des Fürften Thätigkeit offenkundig. Ihm wurde dad 
Grenadiers und Kavallerierefervecorps anvertraut. Ihm 
ergab ſich Apr. 1809) Regensburg. Dadurch wurde 
die Verbindung mit dem Eleinen Heere Bellegarded und 
Kolowrats — der Donau in einem Yugenblide ders 
getellt, ald Deferreih& Hauptmadt bei Haufen, Nodr 
und Landöhur Durdf&nitten, in ber linten Slante und 
im Rüden bedroht, in einzelnen Gefechten verfplittert, 
immer mehr mit dem Rcken an die Donau gedrängt und in 
feiner Hauptverbindung, Subfiten; und leder. Dperationde 
afıd Außerit gefährdet war. Bei dem dedentiſchen eher» 
gange auf das linke Donauufer (29. Apr.) bielt vorzüg« 
ip der $ürk den Muth der Öfterreich. Keiterei aufrecht 
und warf fi mehrmald mit wenigen Zägen Käraffieren, 
einmal im beftigfien Plagregen ohne Hut, auf dem erften 
beften fremden Koffe, mit einem fremden Palafd, mit 
ten in den übermüthigen Seind. Wie bei Afpern fein 
Allen wobl_bekannter frummgebogener Gederbuf recht 
mitten im @ebdränge ald eine Warte der Zuveriht ge» 
mebt, fpriht Die allbefannte Relation am beiten aus. 
Ein no& berrligered Denfmal, ald jened ded Järken 
Wenzel von Erz im Wiener Zeugbaufe, it_die Gtede 
des Urmeebefebls des Erjbderi rn Generaliffimus_ von 
24. Mai, der unter der (ömutliden der Öftentlihen Danke 
barfeit würdigen „Soldaten von Afpern“ den Sürken 
janz allein Borzugemelfe nennt, „Der Herr General 
er Gavallerie, Zürkt Johann v. Liechtenftein, hat feinen 
Namen verewigt, Diefed Gefühl und meine warme Ans 
hänglichfeie an feine Perfon verbärgt ibm die Dankdar 
jeit unfered Monarchen. Ich Fann ihm nur mit dem Öfs 
fentlihen Ausdrude meiner Achtung lohnen.” — Ebenfo 
geibenmätbig focht der Sürt om 5. und 6. Juli in der 

tefenfpladt bei Wagram. Er erhielt den Oberbefehl 
ded Heereß, ald der Enderog Kart denfelben zu Zittau 
am 31. Juli 1809 niederlegte. Ihm murde auch dab 
f&were Dpfer, am 14. Dct., am Jahrestage des werphd« 
Tifgen Sriedend, den Wiener Frieden zu unterzeiänen 
mis Champagnp, dem — von Tadore, Für Die von 
fdweren Zahlungen abhängige früdere eränmung Biens 
und_Defterreid& bot der pi dei dortigen ſel⸗ 
dãuſern al’ fein ungehenered Vermögen ald Unterpfand 
an. — Don da an war eb dem en vergönnt, ein» 


Graf Gyulai. 837 
zu, “ —8 I jenflon ale Don Bon nn “u wähle 


feinem 

hie fdmete ir init aller Sorgfalt der Sie 
Kinder, fo wie der DVermaltung feiner Güter. be 

wieß auch ſteig Die Tebhaftefte & eilnahpme an dem 

serefle feined Regimentd und beforgte die ihm ald 

—X een Gefhäfte mit ununterbrodener at 

ine Mußelunden verwendete er zu geiähle 
— und zu wiſſenſchaſtlichen en Gerade 
beit und rafes Aufwalen, fo wie Gutmüthigkeit und 
rege Eheilnabme an mwahrem Unglüde, bezeichneten ©.'8 
Cparakter. So batte er feit dem Jahre 1818 die von 
der Elifabetb« Therefienkiftung jährlich ihm gebührenden 
800 &ulden für 4 verbeirathere Offiziere beitimmt „ die 
Bedrere stinder befäßen und vor dem einde Dienfuns 
tädig —F worden waren und zwar in der Art, daß der 
Genuß diefer Unterkügung nach dem Tode des — 

— auf deſſen Wiitwe und Kinder überging, — 
n frübern Jabren, —*— nad erhaltener Be J 


Verdienſte —7— wirklichen . £. Geh. Raide 

Ipril — G.ʒ feine Leide wurde 
von einer großen Bolfömenge zur {egten & Subeant bes 
sicher; fe Nübrung bezeugte die -allı —— 
ing und Suneigt ung, Br der Dahinge Beten u 
fein Thaten und igen! fhaften ſich erworben 
terließ drei Söhne, von denen einer in der rmer, Incl 
im der Staatövermaltung angeftellt find und fi wärdig 
machen, die Söhne ſoiches Vaters zu fein. 


Dresden. . 8..von Wiglebem 


Brumme. 321 


fiel in den Culminationdpunkt der.Snopf» und 172 
fchen » Apotheofe. Aber er fcägte gelebrte Soldaten 
ungemein, wenn fie nur augleich den Ruf perfönlicher 
Bravour datten. — Gür die Kunft that er unendlid 
viel, Er vollendete, maß bierin jener Zürft Liechtenktein, 
von den Wienern „der reihe Hans Adam“ oder der 
m&röfus Defterreih6“ genannt, der Gränder der Wie 
mer Vorkädte Liedtentdal und Noßgau , des majeftätie 
[den Dajorathaufes in der Schenfenftraße, des Wienere 
dibanco, Der berrlihen Lichtenfteinifden Gemäfdegals 
jerle begonnen hatte, von deffen Tochter, vermählten 
gern von Savoyen, dad Wiener adlide Damenfift, 
ie. ——8— Ruteracademie die ſavoyfchen Domperren 
and die fanopfhe Kreutztapelle bei er Stepban here 
rühren, vieler periugerer Stiftungen zu —18 en, in 
Wahryeit, Zul qurationen einer mehr al nigl. Broße 
mut). — In DVeredlung der DViedjuht, ded Gefät, 
Zagd» und —0— des Forſtweſens durd die Ane 
prian ung von Millionen fepnel wachfender, nordameris 
nieder Serkoöher, durd den Anbau der ergleblgfen 
erotifhen Getreidearten, dur die Verbreitung edler 
Dbftgattungen im Großen und Sreien, durch die Heline 
Kifrung rdeinifher, franzöfifder und fpanifcher Neben, 
durd die Bultur von Sabriks und Särbepflangen u. f. mw. 
jewann der Fürſt Johann unläugbar eine edle Priorität 
fh der Sdrderung aller. materiellen Intereffen. — Die 
fbönen Bauten zu Eidgrub und Zeldöberg, zu KXolos 
dineg, Laa, Lasdorf, Neufhlog, Adamsthal, Greifen 
fein, Haderöfeld, Schwarzkofteleg, Yurzinorres und in 
fan, wie auf den berrlichften Puncten um Wien, zeu⸗ 
im trog mancher Kleinigkeit von pittoreöfem und von 
iforiſchem Scharfblid, 


* 110. oh. Chriſtian Friedr. Brummer, 
Univerfitätsbuchhändler in Gopendagens 
geboren den 9. Bebr. 1768, geftorben den 21. Apr. 1886. 
Der Verewigte war zu Cannawurf im preuß. Her» 
zogthum 858 ‚geborei ® mofelbß fein Dater an er 
war. Die Mutter war a anna —5 geb. 
mar, melde ſich nad dem frübzeitigen To 


farrer zu Rietgen verebei ige Im elterlipen 
ulEenntniffe und has 
rigule 


x. Retcolog 14, Iahız. 


* 114. M. Gart Fr. Auguft Weller, 
Buchhändler in Bauten; ’ 
geb. om 13. März 172, gef. den 4. Mai 1886, 


Er war der Sohn des Bürgerd und Schuhmadermeis 
Kerd Weller in Baugen und erbielt feinen erften Unter 
richt durch Privatlebrer im elterlihen Haufe, fpäter auf 
dem Spmnafum feiner Geburtöftadt. Hier erwarb er 
ſich dur feinen Sleiß die Liebe der Lehrer und bei fels 
nem Abgange zur Univerfität erbielt. er vom damaligen 
Mector Siebelid die filberne Medaille, in Anerkennung 

eines eifrigen lobenswerthen Strebens zu wiſſenſchaft⸗ 
icher Ausbildung. Im Jahre 1813 befuate er die Unis 
verfität Leipzig, wo er 34 Fahr den theologifhen Stu⸗ 
dien oblag und ſich auch bier dur Fleiß und Thätigs 
Zeit audzeichnete; doch mußte er wegen Kränklicykeit 
feinen £ebensplan Aändern. Er kehrte daher in feine 
Vaterſtadt zurüd und nachdem er 1821 die Magifter 
würde erhalten hatte, übernabm er daſelbſt unter dem 
Beifande felned ehemaligen Univerfitätäfreundes Dr. 
theol. Käufter ein Qournalifticum. Durch feine Thaͤtig⸗ 
Leit vergrößerte fib Died bald außerordentlih, ſo da 
er ih in Jahr 1825 ald Buchhändler etablirte, wei 
Geſchaͤft er mit Liebe, Eifer und ſtrenger Rechtlichkelt 
führte. Im Jahr 1827 verebelichte er fi mit Sidonie 
Sdellin ‚ Tochter des Ingenieurhauptmanns Scelling, 
welche Verbindung jedod ſchon im folgen en Sabre 
Durch den Tod der Battin gesrennt wurde. In dems 
feinen Jahre (1828) verehelichte er ſich abermals mit 
ugufte After, Tochter des Ingenieur » Generalmajors 
Aſter. Nach Tabre langen Zeiden flarb- er am oben ges 
nannten Tage und um ibn trauert feine Gattin und 
eine Tochter von 5 Fahren. — Seinen Charakter zeich⸗ 
nete Bebarrlichkeit in dem , was er für Recht erkannt, 
Ausdauer in dem, was er ſich vorgefegt und Herzens⸗ 
güte vorzüglich aus. Ä 


Dreöden. Auguf Matthaep. 


Graf Syulat. 323 


Dur) Die Mängel, weile eine weniger forgfälti " 
va Er, fung et ea Kine Er Dollenbeie I ei 
RN sul! n Re nö Duell —F and mn zune [7 } 
de ender Rei anal ben. Gein rl 
hi ierblid, Die — feiner Denkungbart ia Mn 
N erg fe In feinem Sache erwarben ibm 
Hy ‚großen r murde in Münden 3*8 den Yu 
\eichnetften Advoraten ie und genoß dab 5 
ien. So ermarb er 


ana m In melgem mac JeBt Lin Kane sit Aotung 


fein de auögejel 
—* minder durch fren, illgteit. 
muhbigteit der EE ” ACH h f\ in & = 


* 112. Albert Graf Syılal, 
e. 8. öferreläifger Beldmarfhalt;tirutenant, Ritter des militäris 
ſchen Mariensüherefienordend , Sahader bed filbernen Ehrentsrus 


‚geb. den 12. Det. 1705, geh. den 87. 55 


Aus dem alten Ge —55 Ber Kl 
tarod Nemerd und Nadaske 
hen Waiferfaste (pon nie "ir ni 
nete jerkeit un! Kr — — tee HR RT 
renfteflen gelangte M 

Ei —* 


Dfen am oben — Tage u 


Friedrich· 831 


ined Pri di 
er fg Au nd ring! ale dei je um Diele 


er Männer, da diefe damals far musgegeicnete Bir 


fine finanziellen kage febr zufrieden MY fein, fand aber 


ifen» 
—— 7 
bei Jena die polmige ‚evolution — fo hörten 


noch in Polen geftanden batte, gänzlich fr ihn auf un 
ZA 4 N fol wid umandern. 
wär! am er endli in palm 
an, wo er fi in mißlicher Lage befand, da er ohne Ber 
Rannte, odne Geld und ohne alle Unterkägung_mwar. 
ndeß der polnifhen, deutihen und franzöfifhen Spras 
e Eundig, meldete er ſich (die Sranzofen hatten damals 
Polen befegt) auf einem franzöfiiben Bureau ald Hülfde 
arbeiter, wo man dergleichen (pracfundige Leute bes 
durfte und fand eine Anftellung al8 Genülfe bei dem 
Ginguertirungsmefen, Diefes geinlofen Gefchäfts müde, 
verließ_er Ende_ded Jahres feine Stellung und 
begab & nad Bredlau, mo er die Bekanntidaft mei 
terer Gelehrten, alß: de6 D. und Profeffors Hermes, 
des Rektord Manfo *) und Proreftor6 Schummel und 
mehrerer machte. Da man in ibm aldbald einen kenm ⸗ 
nigreihen Mann erkannte, fo empfahl ihn Manfo nicht 


) Deffen Biogt. ſ. R. Rekr. 4. Jahrg. ©. 178. 





Graf Gyulai. 826 


ie „geerbt aber dur das Eigenen Belopnt. Im 
uge von 1793 war ed ©., der einige Tage nad 

en lat von Nerwinden den Vorſchiag zur nddt- 

liden Alarmirung der Anböden von Zirlemont machte 

und il freiwillig zur Ausführung erbot. Ein glänzen» 

der —V 

—E ring Coburg mpeat 


mofelbft er di el janzen bei den Windmäblen ‚färmee; 
& der ER, die der ‚ya, von York über das 


— print Roch im nämlihen Jahre, men 
in den ©ti 

bund mit RA Gräfin nen. aus Bräl el, Im 

Lahn; am 29. April 

Bude, 4 Auer Splinter: im Aller feines 

ieutenant bei 


errichteten ungerifügn Seteneieregimend St, Nr. 48. ih 
Keim nennt den * ©. den 1 Mad — al 


gen ©. während feined ganzen Gens fünfte. Unterm 
8. Auguı 1799_mwurde er von dem Kaifer zum u 
bes lifabetd Thderefienordens ernannt, der erſte 





jandeite und der firengen Orbnung, die er au dandha- 
‚m gewußt hatte, überfendete ihm dad Diplom all 


Friedrich. 333 


Technik Fannte, die zum Drdnen einer Bibliothek un⸗ 
umgdnglid notbwenig wäre. Diefen Mann fand er 
durch Die Empfeblung des Rektors Manfo in dem zu 
Auras befindliben Rektor Sriederic, der, gluͤcklich in eis 
nen Wirkungdfreid verfegt gi werden, der feinen Kennts 
niffen und feinem ganzen Wefen angemeflener, als fein 
biöberiger war, die Stelle eined Bibliotheksgehülfen 
gern und millig annahm (1811). Er wurde nun nach 
en verfhiedenen Klöltern, wo Bibliotheken waren, ges 
andt, um Diefe nach dem allgemeinen Sammelplatz 
reölau zu befördern. Beinahe bis in die Fahre 1813 
und 1813 war er mit Diefen Aufträgen befchäftigt. Als 
ale Bibliotheken gerdumt und nah Bredlau gebracht 
und Sriedrich während Diefer Zeit zum Cuſtos der Unis 
verfitäröbibliothet ernannt und_dadurd Schneidern al 
erfter und weſentlichſter Gebälfe beigefellt worden mar, 
begann das eigentlide Drdnen derfelben zu einer ein» 
igen. Mit einigen Abänderungen wurde hierbei der in 
der Bibliotheca Buenaviana befolgte Plan zum Grunde 
elegt und 5 dag een der Manuffripte und 
lteſten Drude aus allen Willenfhaften übertragen. Bei 
Diefer Befchäftigung war ed, wo er ein Manufcript von 
Gicerod Werke „de natura Deorum“ entdedte, welches 
der damalige a enfe or der Philologie Heindorf 
mit einem vortreffliben Commentar beraudgad. Mit 
unermüdeter Thärigkeit und größter Genauigkeit bear 
beitete Friedrich den bibliographifhen Theil der Biblio⸗ 
thet und entdeckte manches Schägbare.. Seine tiefe 
Kenntniß der erſten Drude oder Inkunabeln und der 
Editiones principes ließ ihn mit der größten Gruͤndlich⸗ 
Feit arbeiten. Er mußte mit Beſtimmtheit zu beurtheis 
fen, in wiefern diefe Vetera impressa einen hoben Werth 
haben und in wiefern fie dagegen oft auch böher ges 
chaͤtzt werden, ald fie ed verdienen; er kannte Die Tys 
penfamilien genau und irrte ſich felten in der Angabe, 
aus welcher zei und von weldem der eriten Dude 
drucker ein altes Werk gedrudt fein koͤnne und die 
Wahrheit und Richtigkeit feiner Meinung zeigte id, 
wenn man fein Urtbeil mit dem, mad Hair in fei» 
nem Repertorium bibliographicum, oder Panzer, in feie 
nen Uinnalen, oder Denis, oder Ebert *) darüber fas 
en. zn dem Sabre 1821 beehrte ihn die ppitofe die 
ige Safultdt der Breslauer Univerfität mit der Doc 


Deſſen Biogr. f. tm 12. Jadıg, des N. Rekr. ©, 986, 





Graf Gyulai. 827 


ede er wieder I jet 8 fi 
Sa ei er in Ka on zun.en * te 





Bi feine Muß 
ftüre und 


ai = 
Genuß diefer Unterkügung nach dem Tode 368 —— 


Kine gelebte Gattin — murde er er 
5. begann mit dem Jahre me an zu kraͤnkeln. om 


darauf vom 1 aa e gerührt ; 4 36 batte & in 2 Def 
rei 


ben 

pn zur RR feine aaäberen 2“ ge —— 

nen Derdienfte + wirkliden €. £. Geb. Ratde ers 

nannte. Am 27. April verfied ©.; feine Leide wurde 

von einer großen Volfömenge zur legten Nubeftatt bes 

gleiter; dete Nührung bezeugte Die -allgemeine Ach» 

tung und Zuneigung, welche der Dabingefiedene durch 

feine Thaten un! Igenfaften fi erworben. Er din⸗ 

terli us drei Söhne, an Ele Ad —— 
J ©Staatövermaltun; eilt find un 

—8 die Göpne folge % Beicıs au fein. 


. Dredden. “ 8. von Witleben, 


Lirsf ur 
fungen, werde e e Be — 
Mebicin an ter E i 


ble oceeka* Ysıtıi Ve ee mialiger ——— 


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Sennung. Luzee zen Cie. wvons rn di um 
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oben g:zacasen Ziyt eo Sn Brns bringe pen 
getiesezin Zeraistfe, Ir yo an We 
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uhersnar: dert ent Eyes, An, te ee Zen 
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* 114. M. Gar Fr. Auguft Belle, 
Bucdändier in Bautens " 
geb. am 15. März 17%, geil, den 4. Mai 1896. 


war der Sohn des Bürgerd und Schupmadermels 

Pr Weller in Baugen und erhielt feinen rl Untere 
richt dur Privatiehrer im elterlihen Haufe, fpdter auf 
dem Symnaſium feiner Geburtsſtadt. Hier erwarb er 
ip dur feinen Gleiß die Fiebe der Lehrer und bei feis 
nem Mbgange ur Univerftät erhielt er vom damaligen 
Rector Siebeliß die filberne Medaille, in Anerfennung 
feine eifrigen loben&mertben Strebend zu wiſſenfgaft⸗ 
lider Ausbildung. Im Jahre 1813 befuhte er die Unis 
verfität Leipzig, wo er 3L Jahr den theologifchen Siu⸗ 
dien oblag und Aid auch bier durch Fieiß und Thätii 
@eit außzeihnete, dod mußte er wegen Kräntli tet 
feinen £ebensplan Ändern. Er Bebrte daber in feine 
Baterftodt zuräd und nachdem er 1821 die Magifter» 
würde erhalten hatte, übernahm er daſelbſt unter vem 
Veittande feines ehemaligen Univerfitätsfreunde® Dr. 
theol. Käufer ein Sournalifticum. Durd feine ge 
Beit_vergrößerte ſid Died bald außerordentlih, fo 

er fi im Jahr 1825 ald Buchhändler etablirte, wel 
Gefhäft er mit Liebe, Eifer und firenger Rechtlichkeit 
führte. Im Gahr 1827 verebelihte er ſid mit Gidonie 
— Tochter des Ingenieurdauvytmanns Gchelling, 
weiche Verbindung jedod ſchon im folgenden ‚Sabre 
durd den Tod der Gattin aeitennt wurde. In dem 
[piben ZJabre (1828) verebelihte er fih abermals mit 
ugufte Ufer, Tochter des ingenieur » Benerafmajorb 
After. Nach Jahre langen Leiden Rarb- er am oben ges 
mannten Tage und um Ihn trauert feine Gattin und 
eine Tochter von 5 Zahren. — Beinen Charakter zeich⸗ 
nete Bebarrlichkeit in dem , mad er für Recht erkannt, 
Ausdauer in dem, mad er ſich vorgefeßt und Herzend» 
güte vorzüglicy aub. 


Dreöben. Augun Matthaep. 


Lachmann. 339 

. . wp 
der Equipage und er kam, ohne gefangen gu werden, 
wieder in die Garnifon zuräd.: 1808 marfgirte er-mit 
dem Regimente nad Warſchau, im Anfange von 1809 
nah Glogau; 4810 wurde das Regiment aufgelök und 
T. dem Kegimente Prinz Clemens (KHurfärk von Erler) 
zugetbeilt. Beim Beginn des Feldzuges von 1812 war 
er als Divifiondaudiseur dem Stabe der erften färfl- 
(den Divifion zugerbeilt, 1813 aber ald Dberaudigeur 
des mobilen Korps angeftellt, in welcher Zunktiog er 
auch während der Geldzüge von 1814 und 1815:blieb. 
Diefelde Funktion follte er auch bei dem Truppentbeile 
verwalten, der bei der Decupationdarmee in Franfreich 
blieb, aber er wurde fehr bald ind Vaterland zurüdbes 
rufen, um der Kommiſſion zugefellt zu werden; welche 
ein neues Mititärfirafgefegbuch audzuarbeiten hatte, Mit 
dem Eifer, der ihn ald Andaͤnger ded Goldatenftandes 
(ängft bezeichnete, ging er an dad Werk und wurde auch 
4816 dafür durch das Ritterkreuz Des Civilverdienftors 
dens belohnt. ©päter wurde er zum Ariendgeriäts. 
rathe ernannt und blieb in diefer Sunktion bis in das 
Jahr 185, wo das Kriegdcollegium .aufgelök wurde 
und er mit Beibehaltung feined Gehaltes zur Didponi- 
bilitaͤt gefelit ward. Er hatte fich zum zweitenmale 
—ãA— hinterließ bei feinem Tode eine zahl⸗ 

reihe Familie. 

Dredden. Sr. dv. Witzleben. 


118. Georg Lachmann, 


großherzogl. Freiprediger und Lehrer an der höhern Maͤdchen⸗ 
ſchule zu Darmfladt; u 


geb. Im J. 1802, geft. den 14. Mai 1886 *), 





Friedrich. 831 
er fi feines Prinipats Gin die um Dieled 





au maden. bei fepte. er dab Siu⸗ 
* Dinm ber tbeoretifden Theologie niht_aus den Augen. 
&r befupte fleißig die in Waribau befindlihen Kloftere 
bibliotdeten und a die gelehrter, vornebmer und Fele 
er Männer, da diefe damals fehr auögezeichnete Bir 
bliotdeten in Warſchau befaßen. war — 
überall Eingang zu verfhaften und feine Kennmiffe er⸗ 
warben ihm fehr bald Achtung, Vertrauen und Zugang. 
Sn dem Jahre 1303 machten ed aber Umftände notds 
wendig, daß er Warfchau verließ 29. fi in andere Ges 
jenden Polens 6 Dort hatte er zwar Mrfache, mit 
feiner finanziellen Xage fedr aufrieden zu fein, fand aber 
eine Gelegenheit, auf irgend eine Weife feine milfene 
f&aftliden Studien fortzui den, Ad nun im E 
nac_der für Preugen unglädli ausgefallenen 39 
bei Jena, die polnifde Revolution ausbrach, fo hörten 
ale vortbeildaften Verhältnifle, in melden griedrid 
no in Polen geftanden hatte, gänzlie für ihn —4 
ah gendibiat, nat Deinfotane aurlcjumandern, 
ı& vielen Widermärtigkeiten Bam er endlid in Polen 
an, wo er fi in mißlicher Lage befand, da er ohne Ber 
Rannte, obne Geld und obne alle UnterKägung war. 
ndeß der polnifwen, deutfhen und franzöfiiden Opras 
e Eundig, meldete er fi (die Sranzofen hatten damals 
ofen befegt) auf einem franzöfiihen Büreau als Dülfde 
arbeiter, wo man dergleichen —V Leuie bes 
durfte und fand eine Anitelung als Gebälfe bei dem 
Sinuartirungsmefen. Diefes eitiofen Gefhäfts müde, 
verließ er Ende ded ZJahred feine Stellung und 
begab fi nad Bredfau, wo er die Befanntfpaft mel 
rserer Gelehrten, ald: des D, und Profellors Dermes, 
des Rektord Manfo *) und Proreftord Schummel und 
mehrerer macıte. Da man in ihm alöbald einen, keym⸗ 
nißreihen Mann erkannte, fo empfahl ihn Manfo nicht 


„") Deffen Biogt. f. R. Relr. . Jahrg. ©. cn 





Käftner. 341 


roͤßten Anſtrengung und Selbſtüberwindung einige Ledr⸗ 
Runden ; endlich mußte er aber feiner völlig zerrätteten 
Gefunddeit und den dringenden Mahnungen ber Yerzte 
zufolge fi) dazu bequemen, auf die Ertheilung des Un⸗ 
territd völlig zu verzichten. Am _oben genannten Tage 
chlug ibm die Stunde der Erlöfung, nach welcher er 
ch in den legten Wochen, von namenlofen Schmerzen, 
die er Ketd mit der größten Standhaftigkeit getragen, 
überwältigt, fo fehr gefehnt hatte. 


* 119. Wilhelm Chriftoph Käftner, _. 
Landamtmann zu Gispersleben Killani bei Erfurt; 
geb. den 1. April 1789, geftorben den 19. Mai 1896. 


bes 
urtbeifte und verbefferte nach diefen den Rand feiner 
feat und fuchre den Umgang gebildeter 


im nod unbekannte a LT, 


und entwarf eine Ueberſicht der Sinanzen der Gemeinde, 
deren Verwaltung er mit den redlichſten und einſichts⸗ 
vollen Männern aud vderfelben theilte: 1800 fab er 
durch feine richtig geführte Defonomie viele Gemeindes 
ſchulden gebe t; er vermaltete nämtid felb die Ge 
meindeldnderei und bewies, daß man befonderd Dur 
Arbeitfamkeit und richtige Eintheilung der Zeit einen 
aueh rertra gewinnen koͤnne. Zur Defriebigung feiner 
Wi begierbe unternabm er nun Reifen in die Nähe und 
gerne, um zu feben, wad von Bauten und Unlagen zur 
Derfhönerung feines Geburtdorts anzuwenden fein moͤch⸗ 
te, denn fein unermübder thätiger Geiſt achtete feine 
often und feine Somierigkeiten, die er mit plädliger 
Gewandtheit g" befeitigen wußte. Diefed raklofe Stre⸗ 
ben, vorzäglid feine Gemeinn nigfeit, wurde gar bald 
von feinen Obern bemerkt. Der damalige Eoadiuter 


Friedrich. 358 


Technik kannte, die zum Ordnen einer Bibliothek un⸗ 
umgaͤnglich nothwenig wäre. Dieſen Mann fand er 
dur Die Empfeblung des Rektors Manſo in dem zu 
Auras befindlichen Rektor Friederich, der, gi in eis 
nen Wirkungdfreid verfegt gi werden, der feinen Kennt⸗ 
niffen und feinem ganzen Wefen angemeffener, ald fein 
biöberiger war, die Steue eines Bibliotheksgehuͤlfen 
gern und willig annahm (1811). Er wurde nun nad) 
en verfhiedenen Kloͤſtern, mo Bibliotheken waren, 85 
andt, um dieſe nah dem allgemeinen Sammelplatz 
reölau zu befördern. Beinahe bid in die Jahre 1813 
und 1813 mar er mit dieſen Aufträgen befchäftigt. Als 
alle Bibliotheken gerdumt und nad Breslau gebracht 
und Friedrich während diefer Zeit zum Euftod der Unis 
verfitätsbibliothef ernannt und dadurch Scneidern als 
erfter und weſentlichſter Gebülfe beigefellt worden war, 
begann das eigentlide Ordnen derfelben zu einer ein» 
igen. Mit einigen Abänderungen wurde hierbei der in 
der Bibliotheca Buenaviana befolgte Plan zum Grunde 
gele t und F. daß ae en der Manuffripte und 
Iteften Drude aus allen Wiſſenſchaften übertragen. Bei 
dieſer Befchäftigung war ed, wo er ein Manuſcript von 
Gicerod Werfe „de natura Deorum“ entdedte, welches 
der damalige dafige Profeſſor der Philologie Heindorf 
mit einem vortrefflichen Commentar beraudgab. it 
unermüderer Thätigkeit und größter Genauigkeit bears 
beitete Sriedricd den bibliograpbifden Theil der Biblio» 
thek und entdedte manches Schägbare. Seine tiefe 
Kenntnig der erften Drude oder Inkunabeln und der 
Editiones principes ließ ihn mit der größten Gründlich- 
feit arbeiten. Er mußte mit Beſtimmtheit zu beurthels 
len, in wiefern diefe Vetera impressa einen hoben Werth 
Fa und in wiefern fie Dagegen oft auch böher ges 
chaͤtzt werden, als fie ed verdienen; er Bannte die Ty⸗ 
penfamilien genau und irrte ſich felten in der Angabe, 
aud welcher Zeit und von weldem der_erften ' ud 
Druder ein alted Werk gedrudt fein koͤnne und die 
Wahrheit und Richtigkeit feiner Meinun jeigte fi, 
wenn man fein Urtbeil mit dem, mad Hain in ſei⸗ 
nem Repertorium bibliographicum, oder Panzer in feis 
nen Uinnalen, oder Denid, oder Ebert *) darüber fa- 
en. In dem Sabre 1824 beebrte ihn die Pitofepi® 
de Safultde der Bredlauer Univerfität mit der Dow 


——— — — 


Deſſen Diogr. 1. tm 12. Jaheg. des M. Netr. ©. 986. 


Kaͤſtner. 345 


rede an ihn hielt. und unter Trompeten: und Paufen- 
ſchall ein Lied abgefungen wurde. Profeffor Gotudard, 
ald Deputirter der Kommerzdeputation,, munterte die 
Bewohner zu immer größerm Fleiß auf, ruͤhmte den 
D:perheimbärgen ald einen befondern Beförderer des Guten 
und zierte ihn wit der großen goldenen Ehrenmänze mit dem 
Bildniß des Kurfürften disoh. Um den Drt herum wurs 
den nım noch Sandwege geführt, diefe mit verſchiede⸗ 
nen Arten von Bdumen bepflanzt, mit Blumenbeeten 
geziert und durch Alleen und engliſche Anlagen erhielt 
dieſer fonft unfaubere Ort eine ganz neue Geſtalt. Die 
öden wuſten Streden um dad Dorf _berum wurden nicht 
mebr, wie früber, dem Dieb überlaffen oder niedrig ver. 
pantet. fondern urbar gemacht, bald mit Spezereien, 

ald mit Klee befäet, dann wiederum verpachtet, wo⸗ 
durch ein böberer Gewinn erzielt wurde. So wie der 
Ort an Reinlichkeit und Sauberkeit zunabm, fo ſtieg 
auch der Reinlikeitöfinn unter allen Bewohnern, er 
jeiote fid Aberal! in Kleidung, Haus, Hof und geld. 

on dem großen einft dort herrſchenden Aberglauben 
an Todtenerfheinungen, Teufelsbeſchwoͤrungen, Vertrei⸗ 
bungen und Herereien findet man jegt auch nicht die 
geringfte Spur mehr und fein mufterbafted moralifches 

etragen bat viele Quellen der Unfittlihfeit und La⸗ 
fterbaftigfeit verktopft und fo zum Segen feiner Ge 
meinde viel beigetragen. Unter den neuen Gebäuden, die 
ihm ihre Entſtehung verdanken, find befonders die Kir 
de, ein Brauhaus und die neue Schule zu nennen, Die 
zwar noch nicht vollendet, aber doch fo weit gedieben 
if, daß fie nach feinem ‚Dian obne weiteres audgeführt 
werden fann. efonders hatte er fein Augenmerk auf 
den neben dem Schulgebäude anzulegenden Garten ges 
richtet, von dem er einen Theil zum Spielplatz für Die 
Kinder und einen größern zu einer Baumfchule, in wel- 
er den Kindern dad Veredlen der Stämme gelehrt wer: 
den fol, befimmt hat. Außerdem daß er ſchon früber 
für 8 Thlr. Schulſchriften aus der Beckerſchen Bud; 
bandlung zu Gotha, zum Gebrauch der Tugend, at» 
ſchaffte, hat er au aus eigenen Mitteln 500 Tbir. da⸗ 
u befimmt, daß, fabald die Schule mehr denn 100 
Binder entpatten werde, ein Hülfölebrer angeſtellt und 
u deffen Befoldung von dem bid dahin gewiß nicht un- 
bedeutend gefiegenen Kapital die Zinien verwendet 
werden folten; auch zu dem Kirchenbau hatte er aus 
eigenem Vermoͤgen 100 Thir. hergegeben. Die Idee, 


Friedrich. 835 
ſtellt worden war, indem man in der erſten Zeit aus 
nicht genug ficherer Kunde von dem, was vorhanden 
fein follte, manches zu vermiffen glaubte, was bei einer 
weniger befangenen Unterfudung vorgefunden wurde. 
Seine: Lage aber ward noch trauriger und qualvoller, 
ald man Ihn ſelbſt mit in den Verdacht zog. Nur dies 
jenigen „ welche feine gelebrte Unbebolfenbeit in dene 
wirkliden Leben kannten, vermochten fich zu überzeugen, 
Daß das begangene Dergeben auch nicht im entferntes 
ften von ihm geahnt worden fein Eonnte. Da er num, 
wie geragt nur wenige Freunde, ja nicht_einmal ges 
nauere Bekannte hatte, fo traf ibn Die gemöbnlie Un 
art der Menfchen, daß er von ihnen, ald ein Unbekann⸗ 
ter, in Verdacht der Schuld geratben, voreilig für ſchul⸗ 
Dig gehalten wurde; auch von Seiten feiner Umge⸗ 
bung und zwar um fo mehr, ald auch eine gewifle Abs 
geneigtbeit, wenn nicht Seindfeligkeit fi einmifchte.- 
Es murde eine gerichtlihe Unterſuchung eingeleitet, 
während melder er feines Amted fuspendirt war und 
nah einem Sabre kam die Entfheidung: „daß der 
Mann und feine Kinder für ſchuldlos erklärt, der ſchul⸗ 
Dige Theil aber zu einer gefänglihen Haft auf ein Jahr 
verurtheilt wurde.” — n Der Zelt der Unterſuchung 
ſchrieb Friedrich fein Teßted und hoͤchſt intereffant 
Werken : „Kritifhe Erörterungen sum äbereinſtim⸗ 
menden Ordnen und Verzeichnen oͤffenilicher Bibliothe⸗ 
fen.” Jenod nicht gewohnt, ohne beflimmte Arbeit zu 
leben, fühlte er fi bei der entfernung von allen Bes 
rufögeichäften in feiner Einfamfeit böchk unglädlic. 
Er war verlaffen von aller Welt; von allen Hhlfsmits 
teln zu ftudieren oder etwas zu ſchreiben entblößt und 
verfonE dader in Kunmer und Sorgen, ja bittern ram; 
befonderd wenn er auf dad Scidfal feiner Samilie 

inblidte: denn er war ein redlicher Gatte und treuer 

ater feiner Kinder, dem ed nur am Herzen lag, fie au 
guten Menfchen zu erzieden; Daher er gern, fo viel: 
nur in feinen _Xräften fand, für ihren Unterriht und 
ihre weitere Ausbildung forgte. Innig besräbten ihn 
deshalb Die, vielen gan) ungegrändeten und Eräntenden 
Gerüchte, die_Äber ihn und die Seinen überall verbreis 
tet wurden. Wiedergedrädt von Diefem berzjerknirfchen, 
den Elend, wurde er ſchon gegen Ende des Jahrs 1835 
kraͤnklich, doch ging er now bißmweilen aus. m Uns 
fange ded Jahrs 1836 nahm feine Krankheit einen ern» 
fien Eharalier an und nachdem er volle 3 Monate dar⸗ 


Kafiner. 345 


ter. Er war wohlhabend und führte eine fehr gluͤckliche 
und mufterhafte Ebe mit feiner Gattin, die aus dem 
nah gelegenen Dorfe Alach gebärtig war, eine Grau von 
trefflicem und fanftem Charakter, bäuslih und ganz 
zur Wirthſchaft erzogen, von religiöfer Denkart. Nur 
in, Verbindung mit einer folden Gattin war es ihm 
möglich, feine ganze Aufmerkfamkeit auf dad Gemeinde 
weſen zu richten, da feine mufterbafte häusliche oͤkono⸗ 
miſche Einrihtung_von ihr mebrentheild ganz allein ges 
leitet wurde und fie nur Winke bedurfte, feine Anords» 
nungen nach feinem_ Willen auszuführen. Gein_ge 
famadoot gebauted Haus fand jedem Sremden offen, 
er aufs freundliche von ibm empfangen wurde und 
Niemand ging unbefriedigt von ibm weg; auch fein 
Garten, im neueften Geſchmack angelegt, war nie vers 
ſchloſſen. In demfelben hatte er auf der einen Seite 
2 £leine Zimmer mit einem Salon gebaut, der Abends 
erleuchtet werden Eonnte und auf der andern Seite ein 
dergleichen geſchmackvoll meublirter, worin ein Sorte 
piano ſtand, dad Mufikfreunden zur Unterhaltung Dies 
nen follte. Der ziemlih große von ibm ganz neuges 
chaffene terrafirte arten bat viele belaubte Hütten und 

rrgaͤnge mit den berrliften Blumen und exotifchen 

ewaͤchſen gesiert, überall Rubepläde und aud diefen 
konnte man nun in die parkaͤhnlichen Anlagen ded Orts 
kommen. So trug dieſer menſchenfreundliche Mann 
auch von feiner Seite zum pefeligen Dergnügen, der 
Sremden ſowohl als der Einheimifchen, ſehr viel bei 
und fand ſich fchon belohnt, wenn man ihm für das ges 
babte Vergnügen und Unterbaltung einen freundlichen 
Dank bradte. In diefem Garten bat er für fi und 
feine Sattin feine Rupeitätte, die mit einem Franz von 
oben Fichten umgeben if, felbft bereitet, wohin nun 
auch feine Gebeine gebracht worden find. Nach einer 
aitägigen fehr fchmerzbaften Srankheit, . die er wahr⸗ 
ſcheinlich in feinem Berufe durch Erkältung fi dui0p, 
entfchlief er am oben genannten Tage. Er wünfßte in 
der Stille begraben und von feinen Haudleuten und 
Handarbeitern, nicht von, den Vorſtehern per Gemeinde, 
wie fonit Ablich, gelragen au werden. Srüb_5 Uhr ver 
ammelten fich die Zeidtragenden in feinem Garten a» 
on, wohin der Sarg Tags vorber geftellt worden war; 
die Qungfrauen des Orts hatten Laub und Zweige big 
au ee KubeRätte nee at gi Fat ch 
sen Ehoral und der Ortsgeiſtliche, Paſtor Loſſius, bielt 
an feinem Grabe eine kurze Rede, worauf wieder ein 


Karpff. 837 


fungen, wurde er am 6. December 1830 zum Doctor der 
Srebleln an der Wiener Univerfität promovirt, bei mels 
her Gelegenheit er feine Tnauguralfhrift:_ „De enteri- 
bie occulta“ herauögab,, die feine gründlichen mebdicinis 
den SKenntniffe vortheilhaft beurfunder, und durch 
ihreibart und fogifhen Zufammenhan; 163 vor 
en Schriften diefer Art auözeichnet. Sin ber Geburtds 
ya nahmer den 5. Yuguft 1831 dad Magifterium, 
idrend der in feiner Varerftadt und der ganzen Ums 
gebung herrihenden Cholerarpidemie bewieß er Aid fehr 
thärig und erwarb ih dur, feinen raflofen Eifer und 
durch feine erprobte Gefhidlichkeit die volle Anerkens 
[omohl ded Naaber Magiftrats, ald au der Eos 


tus Diefed Eomitats ernannten. — 
Fr Sl jadr fupplirte er feinen Pr 
Bevandlung der jährlich beinab auf fi belaufen» 





Arzneimittel gemachten Beobachtungen treu niedergelegt 
Fi Die gerehnen Steige — er mährend biefer 
ganzen Zeit 


ien ®atbologle und Therapie und ber medicinifhen 
Klinit an der Univerfi jr Au Iubruß, bald ihre Aners 


Zennung. 
Eltern Genefung au finden, allein dort ereilte ihn am 


gedie; Sen Kenntniffe, fein dchter Sinn für ei 

und Kunf, fein reger Dienfteifer, die Golidität und 

Liebenswürdigkeit feines Eharakterd, kurz, allch bat fh 
MR. Retrolog 14. Jades. 22: 


Eifenfchmib. 347 


nebft dem wunderbaren Seheimniffe, Wunden ohne Bes 
rübrung vermöge des Vitriols nad K. Digby blos ſym⸗ 
pathetiſch zu heilen. Koburg 1785. — Neues Kunſt 
und Wunderbuch der Natur. Koburg 1798. — Mas 
azin nügliher und angenehmer Materien. 2 Theile, 
e pzig 1802 und Koblenz 41804. — Phbhyſiognomik oder 
Sun, die Menſchen aud dem Geſichte zu beurtbeilen. 
Mit der Silhouette des Verfaſſers. 2 Theile. Koburg 
und Leipzig 1804. — Nepertorium der vorzäglichften 
Kunſtmaſchinen und Sunfterfindungen in unferer Zeit. - 
41. Heft. Koburg 1807. — Berzeihniß und Befchreis 
bung einiger von berähmten Meiftern verfertigten Ger 
mälden, wie auch einigen andern dltern und merkwär 
digen in Banz. In Meißeld neuen Miscellen artififch. 
Sndalıd ©t. 5. ©. 623 — 632. — Wenn wir nidt ir 
ren, bat eben derfelbe mit feinens noch lebenden Bru⸗ 
der, dem Dekan und Pfarrer Stöhr im Kloſter Ebrach, 
Materialien zur Geſchichte Kronachs herausgegeben. 


Bamberg. G. 4. Thiem. 
* 121. Leonhard Martin Eifenfchmid,. 


Nector u. Prof. des Gymnaſiums zu Schweinfurt; 
geb. ben 8. Nov- 1795, geft. den 27. Mai 1836. 


Eifenfhmid war zu Ingolſtadt in Baiern geboren 
und der Sohn braver, aber armer Eltern. Da bei der 
Aufdebung der Klöfter im I. 1803 ein Eentralflofter zur 
Confervation derjenigen Sranzidfaner, welde man dem 
Stande ded Secularclerud nicht einreiben EFonnte oder 
wollte, zu Singolftadt verblieb, fo wurde durch dieſes 
Ereigniß das Mittel zur erften gelehrten Bildung Eis 
ſenſchmid's bereitet. Ein Srancisfanermönd, Namens 
Schreiner, nabm fi des fähigen Knaben liebevoll an 
und ertbeilte ibm unentgeldlih Privatfiunden in der las 
teiniſchen Sprade. Außerdem befuchte er die in fels 
ner Vaterſtadt vorhandenen lateiniſchen Worbereitungds 
klaſſen. — Da ſich daſelbſt keine höhere Gymnaſialan⸗ 
ftalt befand, oͤffnete ſich nach jenem Beſuche, wegen der 
daͤuslichen Armuth, lange Zeit feine Ausſicht, in einer 
andern mit einem Gymnafium verfehenen Stadt unent» 

eldlih Verpflegung zu finden. Endlid gelang ed, daß 
der quiefeirte Prälat von Dberalteih, Beda Aſchenbren⸗ 
ner, dem er an den Sonntagen in feiner Hauskapelle 
zur Meffe diente, im 3. 41809 die freie Aufnahme &.’8 


‚Lachmann. 339 
i . mp 
der Equipage und er kam, ohne gefangen zu werden, 
Bar r de Garnifon zuräd.! 1808 marfgirte. er-mit 
dem Regimente nad Waridau, im Unfange von 1809 
nad Glogau; 1810 wurde dad Regiment aufgelök und 
Eden almente Prinz Clemens (Xurfärkt von Krier) 
zugeteilt. Beim Beginn ded Seinyuges von 1812 wat 
er ald Divifiondauditeur dem Stabe der erfien 
fen Divifion zugetbeilt, 1813 aber ald Dberaudeur 
des mobilen Korp6_angekelt, in welder Sunktion er 
au während der Feldzüge von 1814 und 4815:dlieb. 
Diefelde Bunttion follte er auch bei dem Truppentheile 
verwalten, der bei der Dccupationdarmee in Sranfreid” 
biieb, aber er wurde febr bald ind Vaterland jurüdbes 
rufen, um der Kommiffion zugefelt gu werden; melde 
ein neued ttirärftrafgefenbuch ausjuarbeiten hatte, Mit 
dem Eifer, der ihn als mbänger ded Goldatenftanded 
fängt bezeichnete, ging er an dad Werk und wurde au 
4816 dafür durh_da& Nitterkreuz des Civilverdienkors 
dend belohnt, Gpäter wurde er zum —I —9— 
rathe ernannt und blieb in dieſer Sunktion.biß in das 
Zadr ‚_mo das Sriegdcolegium .aufgelöt wurde 
und er mit Beibehaltung feined Gebalted zur Dißponis 
bilität geellt ward. datte ns zum jmeltenmale 
aa elle hinterließ bei feinem Tode eine zahl. 
reihe Samilie. , 
Dredden. Er. v. Wigleben, 


118. Georg Lachmann, 
Hroßherzogl. Breiprediger und Lehrer an der höhern Mädchens 
fhute zu Dormfedt; ü 
geb. Im J. 1002, geß. den 14. Dal 1886 9). 


Geboren zu Darmftadt, erhielt er durch Die liebes 
volle Kürforge feiner Eitern fon :fräbe einen gwedmd- 
dom Elementarunterricht: undı. befucte. hierauf: ‚eine 

eihe von Jahren das Gpmnafium feiner, Baterfadt. 
zroß dem, daß er vonfeiner: Kindheit; an mit, der 
Schwaͤge feine Körpers ' vielfach: zu Eämpfen : hatte, 
wodur®, wie dur fo manded’Andere, Die rafhe Ent- 
widelung feiner geiftigen Kräfte gebemmt wurde, machte 
er in allen Zweigegdes Gymmafialunterrichtd erfreuliche 
õoriſchritte und eb ſich durch Fleiß und: gefistetes 


cL,”T] Agence Bouäntunn 10: Be, m. 








Eiſenſchmid. 39 


amtöpräfung im J. 1818 an der Studienanſtalt zu Neu⸗ 
burg an der Donau ald Lehrer der zweiten lateinifchen 
Korbereitungdflaffe mit einem nicht unbedeutenden Ge 
dalte angeftellt. Auch dad über den theologifhen Eur 
ſus in Ländshut erhaftene Abfolutorium war fehr ehrens 
voll durch die erfte Korsgangdnote ausgezeichnet. Am 
Schluffe des Jahrs 1819, nach der ſchon erhaltenen Ans 
Reilung im Lehrfache, trat er Durch die Prieftermeihe in 
en geiftliben Stand, ein factifcher Beweis, daß diefer 
Eintritt nicht die erzwungene Solge der dürftigen dußes 
sen Berhältniffe war. Allein im Laufe der folgenden 
zjebre wurden die Religiondzweifel von Neuem rege, der 
eale Katholicismus wollte bei den gemachten vielen 
Erfahrungen des Gegenipeil® nicht mehr genügen. Der 
Smielbalt wuchs, ald er im J. 1822 von Neuburg nach 
ünden an das Progymnaſium verfegt und mit dem aufs 
geklärten Director Cajetan v. Weiler *) in Verbindung 
gefegt wurde. Diefer gab ibm unter andern „ enalr 
nerd Proteftantiömus und Katholicismus aud dem Stand⸗ 
punfte der Politik betrachtet” zu leſen und wirkte auch 
font dur freie philoſophiſche Neligionsanfichten fehr 
anregend auf ihn ein. Das Treiben der finftern Partei, 
Die nah dem Abſchluſſe und nad der Ausführung des 
Concordats mit Rom mädtig ihr Haupt emporzubeben 
begann und auch im I. 1823 die Enthebung des Direec⸗ 
tord von Weiler vom Lehramte und von der Studien 
direction bewirkte, erregte feinen Abſcheu um ſo lebhaf⸗ 
ter, je mehr er von Weilers geſegnetem Einfluffe auf das 
fitti@sretigiöfe Wohl und die freie wiſſenſchaftliche Bil 
ung an der Studienanfalt in Münden überzeugt war. 
Bei feiner Derfegung nah Aſchaffenburg in die zweite 
Gpmnafialflaffe im 3. 1824, wo er in der Gymnaſiums⸗ 
bibliothek und in andern Privarbibliotdefen nicht nur 
die Schriften katholiſcher Dogmatifer, fondern auch pro⸗ 
teftantifher Theologen, die Eoncilienfammlungen und 
fe vieled andere reichlich vorfand, hielt er fid ploͤtz 
id in eine neue Welt verfegt. Dad fon früher spen 
feine Sreunde geäußerte Mißtrauen gegen die ir de 
Tradition, welches durch die Dogmatiihen Werke von 
Wieſt, Brenner (freie Darkellung der Theologie in der 
Idee des Himmelreihed) und ehe Systema theo- 
logiae catholicae (dad Lehrbuch der Zheologie zu Lands⸗ 
dur) nicht gehoben worden war, trieb idn au neuen 


*) Defien Biogr, ſ. im 4. Jahrg. des R. Rekr. ©, 971. 


Käftner. 341 


rößten Unftrengung und Selbkäberwindung einige Lehr⸗ 
Runden ; endlich mußte er aber feiner völlig gerrhtteten 
Gefundpeit und den dringenden Mahnungen der Yerzte 
zufolge fi dazu bequemen, auf die Ertheilnng bed Un⸗ 
terridtd völlig zu verzichten. Am oben genannten Tage 
chlug ibm die Stunde der Erldfung, nach welcher er 
a in den legten Wochen, von namenlofen Schmerzen, 
die er ſtets mit der größten Standhaftigkeit getragen, 
übermältigt, fo febr gefehnt hatte. 


* 119. Wilhelm Chriftoph Kaͤſtner, 
Eandamtmann zu Gispersleben Kiliani bei Erfurt; 
geb. den 1. April 1789, geftorben den 19. Mai 1896. 


Kaͤſtner wurde ald der Sohn eines fchlichten Land⸗ 
marmed zu Gispersleben Kiliani geboren und genoß eis 
nen ziemlich därftigen Schulunterricht, fühlte aber einen 
ftarfen Trieb zu weiterer u8bildung infib. Als Jän 
ling lebte er daher ganz eingezogen, lad unermüdet viele 
Iandwirtbfchaftlihe und andere nüglide Schriften, bes 
urtbeifte und verbefferte nach diefen den Zufand feiner 

eider und fuchte den Umgang gebildeter Diänner, haupt⸗ 
ächlich eines jungen Geiſtlichen in feiner Nähe, der 
ur mundliche Unterredungen und Belebrungen über 
ibn no unbekannte Gegenkände und durch Mitthei⸗ 
lungen guter. Schriften fein Streben, ſich Andern nüß- 
lid zu madyen, förderte. 1794 übernahm er fein väter 
lied Erbe, wurde bald darauf durch einkimmige unges 
theilte Wahl zum Dberbeimbürgen feined Drtd ernannt 
und entwarf eine Weberfiht der Sinanzen der Gemeinde, 
deren Dermaltung er mit den redlichſten und einſichts⸗ 
vollen Männern aus derfelben tbeilte: 4800 fab er 
Durch feine richtig geführte Dekonomie viele Gemeindes 
[dulden gedeckt; er vermaltere namtiq ſelbſt die Ge⸗ 
meindelaͤnderei und bewies, daß man beſonders durch 
Arbeitſamkeit und ringe Eintbeilung der Zeit einen 
Anebrertrag gewinnen könne. Zur Befriedigung feiner 
Wißbegierde unternahm er nun Reifen in die Nähe und 
Serne, um zu fehen, wad von Bauten und Anlagen zur 
Derfhönerung feines Geburtdortd anzuwenden fein mi. 
te, denn fein unermüder thätiger Geiſt achtete feine 
often und Feine Schwierigkeiten, die er mit plädliger 
Gewandtheit ar befeitigen wußte. Dieſes raſtloſe Stre⸗ 
ben, vorzuͤglich ſeine Gemeinnägigkeit, wurde gar bald 
von feinen Dbern bemerkt. Der damalige Eondiuter 


Lund 


Kaͤſtner. 35 


ter. Er war wohlbabend und führte eine fepr glädliche 
und mufterhafte Ehe mit feiner Gattin, die aus dem 
nab gelegenen Dorfe Alach gebärtig war, eine Grau von 
trefflibem und fanftem Charakter, haͤuslich und gamı 
zur Wirthſchaft erzogen, von religidfer Denfart. Nur 
in, Verbindung mit einer folhen Gattin war es ihm 
möglich, feine ganze Aufmerkfamkeit auf dad Gemeinde 
weien zu richten, da feine mufterhafte häusliche oͤkono⸗ 
mitche Einrichtung von ihr mebrentheild ganz allein ge» 
leitet wurde und fie nur Winke bedurfte, feine Anord⸗ 
nungen nad feinem Willen auszuführen. Gein_ges 
ſchmackvoll gebauted Haus fand jedem Fremden offen, 
der aufs freundliche von ibm empfangen wurde und 
Niemand ging unbefriedigt von ibm weg; auch fein 
Garten, im neueften Geſchmack angelegt, war nie ver» 
ſchloſſen. In demfelben hatte er auf der einen Seite 
> £leine Zimmer mit einem Salon gebaut, der Abends 
erleuchtet werden konnte und auf der andern Seite ein 
dergleichen geſchmackvoll meublirter, worin ein Sorte 
piano ftand, dad Mufikfreunden zur Unterhaltung Dies 
nen follte. Der ziemlich große von ihm ganz neuge 
ſchaffene terrafirte Garten hat viele belaubte Hätten und 
auradnge mit den herrlichſten Blumen und exotiſchen 

ewaͤchſen gesiert, überall Rubenläge und aud diefen 
konnte man nun in die parkaͤhnl gem Anlagen des Orts 
kommen. So trug dieſer menſchenfreundliche Mann 
auch von feiner Seite zum pefeligen Vergnügen , der 
Fremden ſowohl als der Eindeimifhen, ſehr viel bei 
und fand fi fchon belohnt, wenn man ihm für das ges 
bebte Vergnügen und Unterhaltung einen freundliden 
Dank bradte. In diefem Garten bat er für ſich und 
eine Sattin feine Rubeftätte, die.mit einem Kranz von 
oben Sichten umgeben ift, felbft bereitet, wohin nun 
auch feine Gebeine gebracht worden find. Nach einer 
11tägigen jehr fdmerzbaften Krankheit, die er wahr- 
ſcheinlich in feinem Berufe durch Erkältung ſich Auiop, 
entſchlief er am oben genannten Tage. Er woͤnſchte in 
der Stille begraben und von feinen Haudleuten und 
Handarbeitern, nicht von. den Vorſtehern per Gemeinde, 
wie font uͤblich, geragen zu werden. Srüh_5 Uhr ver 
ammelten fich Die Zeidtragenden in feinem Garten as» 
on, wohin der Sarg Tags vorber geftellt worden war; 
die Zungfrauen des Drtd batten Läub und Zweige bi 
zu feiner Rupenätte gefreut. Dad Muſikchor blies eis 
sen Choral und der Drtögeiftliche, Paſtor Loſſius, hielt 
an feinem Grabe eine Eurze Rede, worauf wieder ein 


546 * Stoͤhr. 


Choral geblaſen wurde. Nach geendigter Rede zogen 
die. Leidtragenden unter dem Gelaͤute aller Gloden. 
durch die Anlagen in die Kirche, mo der Geifliche aber: 
mald eine Rede dielt. Aus Erfurt battem ſich mehrere 
auß den ‚gebilderften Ständen,. aug aud. Gotha, verſam⸗ 
met, um diefen dochverdienten Ehrenmann zu beglei⸗ 
ten und-die lauten Klagen und Thränen derer, die ibm, 
als einen Mann Pannten, der ganz für feine Gemeinde, 
felbR mit Aufopferung feined Eigenthums und feiner, 
zeit lebte und mebte, find gewiß der beſte Lobſpruch. 

urch feine Schöpfungen bat er ſich ein. bleibendet, 
Denkmal, dad der alles zerftörenden Zeit eine Reihe von; 
Jahren Trotz bieten wird, geftiiftet. Won feiner Ges‘ 
mieinde, die an ihm gleichlam . einem forgigmen Dater- 
und Sreund verloren, wird am beften fein Andenfen ges: 
ehrt werden, wenn fie fortfährt, in (einem Geiſt u dan-- 
dein, feine fräbern ggmeinuhtigen, Anordnungen befolgt: 
und dad ſchoͤne Werk, was biö jent ſo wohl gelungen: 


N one 3. c. à B. 
* 120. Peter Eoͤleſtin Stöhr, 


Benediktiner: Mönd zu Kronach; 
geb. am 25. San. 1766, geft. den 19, Wal 1886. 


- &r war der jüngfte Sohn ded Stadt, Lands und 
Garnifondarzted Kaspar Stöbr zu Krona (J. 1785).. 
22 Jahre alt widmete er fi dem Benediktinerorden im 
Banz und erbielt im 27. Sabre feined. Alterd Cam 25. 
"Mai 1793) die Priektermeihe. Srübe ſchon befchäftigte, 
er Ad mit fchrifsftellerifhen Arbeiten, wozu ihm fein- 
Aufenthalt in Banı Zeit und Gelegenheit darbot. Nach 
der Aufhebung ſeines Kloſters begab er ſich in feinen, 
Geburtsort. Hier lebte er, wie in Banz. den Willen 

aften; befonderd ift er als Mineralog und Naturfor⸗ 

her rühmſich bekannt. Was aber ihn beſonders a 
tungswerth und ebrwärdig machte, war fein dt Ber 
kaliſcher Wandel. Ihm batte er ed zu verdanken, daß 
ibm allgemeine Liebe und Achtung zu Theil nur — 
Schmerzlich war feine Krankheit, er aber, der Geduld 
gelernt batte, ertrug fie mit männlider Kraft und drif- 

her Ergebung. Un dem Sehe ded Heiligen, deflen 
Ramen er trug, ging er. binhber in das Land Der ewi⸗ 

en Ruhe. — Bon ihm find nachſtehende Gdriften er⸗ 
iemen: Phänomene und Sympathie in ber Natur, 


Eifenfchmib. 347 


ebſt dem munderbaren Gebeimnifle, Wunden ohne Ber’ 
ıbrung vermöge des Vitriols nah K. Digby blos ſym⸗ 
athetiſch In beilen. Koburg 17985. — Neues Kunſt⸗ 
nd Wunderbuh der Natur. Koburg 1798. — Müs 

azin nützlicher und angenehmer Materien. 2 Theile. ' 
eipzig 1802 und Koblenz 1804. — _ Dhnflognomil oder ' 
une die Menſchen aud dem Geſichte zu beurtbeilen. 
Rit der Silhouette des Verfaſſers. 2 Theile. Koburg 
md Leipzig 1804. — Nepertorium der vorzäglidften 
anfmafdinen und SKunfterfindungen in unferer Zeit. 
. Heft. Koburg 4807. — DBerzeihniß und Beſchrei⸗ 
ung einiger von beräbmten Meiftern verfertigten See : 
nälden, wie aud einigen andern ditern und merkwär 
igen in Banz. In Meißeld neuen Miscellen artiftifd. 
inbaltd ©t. 5. ©. 623 — 632. — Wenn wir nicht irs 

m, bat eben derfelbe mit feinem noch lebenden Bru⸗ 
er, den Dekan und Pfarrer Stöhr im Kloſter Ebrach, 
Raterialien zur Gefchichte Kronachs herausgegeben. 


Bamberg. G. 4. Thiem. 
* 121. Leonhard Martin: Eifenfchmid,, 


Rector u. Prof. des Gymnaſiums zu Schweinfurt; 
geb. ben 8. Nov. 1795, geft. den 27. Diat 1836. 


Eifenfhmid war zu Ingolftadt in Baiern geboren 
md Der Sohn braver, aber armer Eltern. Da bei der 
ufbebung der Klöfter im J. 1803 ein Centralkloſter zur 
sonfervation derjenigen Sranzidfaner, welche man dem 
Ssande des Secularclerus nicht einreiben konnte oder 
sollte, zu Singolftadt verblieb, fo wurde Durch dieſes 
rreigniß das Mittel zur erfien gelebrien Bildung Eis 
:afchmid’d bereitet. Ein Sranciöfanermönd, Namens 
Schreiner, nabm ſich des fähigen Sinaben liebevoll an 
nd ertbeilte ihm unentgeldlich Privatftunden in der las 
iniſchen Sprade. Außerdem befuchte er die in ſei⸗ 
er Vaterſtadt vorhandenen lateinifhen Vorbereitungs⸗ 
laffen. — Da fi dafelbft Feine höhere Gymnaſialan⸗ 
alt befand, öffnete fich nach jenem Beſuche, wegen der 
dusliden Armuth, lange Zeit keine Ausſicht, in einer 
ndern mit einem Gymnaſium verfehenen Stadt unents 
eldlich Verpflegung zu finden. Endlich gelang ed, daß 
ver quiefeirte Prälat von Dberalteih, Beda Afbenbrem 
ver, dem er an den Sonntagen, in feiner Hauskapelle 
ur Mefle diente, im J. 1809 die freie Aufnahme E.:8 


348 Eiſenſchmid. 


in dem Landshuter Knabenſeminar vermittelte, wo der 
Knabe in allen Gegenſtaͤnden des Gymnaſialunterriq 
ted bedeutende Fortſcritte zu machen begann. Als dei 
Gymnaſium zu Landshut im J. 1813 aufgehoben wurde, 
vollendete er in dem feiner Vaterſtadt nabe gelegenen 
Neuburg an der Donau feine Gpmnafialbildung. m 
folgenden Jahre 1814 kehrte er wieder nad Landshut zu 
den Univerfitätöftudien zuräd und börte die pbilofopdis 
fen Borlefungen der Prof. Köppen und Salat. Im 
Haufe des Lenteren wurde er fehr .freundfcaftli aufs 
genommen und für die Pbilofopbie gewonnen, gegen 
welches Studium ihn moͤnchiſche Anſichten einzunehmen 
fuaten, Bei der Wahl der Fachſtudien Hatte er ans 
ange fi für die Rechtswiſſenſchaft entſchieden, blieb 
aber nur ein balbed Jahr bei dieſem Fache. Durch die 
Panbecten abgefchredt, wendete er fi darauf zur Pbis 
ofogie, mit melder er nad) einem balden Jahre audy die 
Ebeofogie verband. Außer dem grändlihen Studium der 
alten Elaffifhen Sprachen hatte er Ab auch Die Kennt 
niß der neuern Spraden, der italienifden und franzoͤß⸗ 
ſchen erworben, welche leßtere er mit Fertigkeit fprad. 
AL der Theologie hatte er Sailer, Zimmer, Schneider, 
all und Undred zu Lehrern. Durch die Dermendung 
des Erfteren Fam er in dad Clericalfeminar, wo damal 
Noider Director war. Die Zectäre der Schrift von Feſ⸗ 
fer „Anfihten von Religion und Kirdenthum,“ ein ſorg⸗ 
fältiged Bibelftudium und der unter den Theologen ſei⸗ 
ner Brit berrfpende freie Geift zu Landshut machte ihm 
die Fatholifhe Dogmatik verdaͤchtig und veranlaßte meh⸗ 
rere freie unfirchliche Aeußerungen über die Heiligenver: 
- ebrung, Höllenftrafen u. f. w., die anfangs dem Director 
Koider, einem edlen Manne und nachher auch dem Pro» 
feffor Sailer zu Dbren famen. Außerdem batte er ald 
Drobearbeit feine8 Eirhenbiforifden Studiums den Pros 
effor Andres einen Auffag gegen die Oberderrſchaft des 
Papſtes und für die Gleichheit des Preöbpter und Epis 
ſcopos eingereicht. Bei diefen Derfiößen gegen das fa» 
tholifhe Kirchenſyſtem glaubte man, er würde fid ganı 
von der Theologie entfernen. Allein ed bildere Ab in 
ihm ein fogenannter idealifher Katholicismus, mit dem 
er, obne Beſchwerung feined Gemiffend, in den Stand 
eined katholiſchen Geiſtlichen eintreten gu koͤnnen glaubte. 
edoch nod vor dem Eintritte in denfelben, vor dem 
mpfange der höheren zum Coͤlibat verpflitenden Wei— 
ben wurde er in Golge der ruͤhmlich beRendenen Lehr⸗ 


Eiſenſchmid. 349 


amtöpräfung im I. 1818 an der Studienanftalt zu Neu, 
burg an der Donau als Lehrer der zweiten lateinifhen 
MVorbereitungdklaffe mit einem nicht unbedeutenden Ges 
alte angeftelt, Auch das über den theologifden Cur⸗ 
fuß in Landshut erhaltene Abfolutorium war fehr ehrens 
voU durd die erfte Forigangẽnote audgezeihnet, Am 
Sgluffe des Jahrs 1819, na der fon erhaltenen Une 
ellung. im Zedrfade, trat er durch Die Prieftermeihe in 
ven geiflihen Stand, ein factifcher Beweis, daß diefer 
Eintritt nit die eragungene Solge der dürftigen äußes 
sen Verhältniffe war. Willein im Laufe der folgenden 
jahre wurden die Religionszweifel von Neuem rege, der 
reale KHatholiciömus wollte bei den gemachten vielen 
Erfahrungen ded Gegentheild nicht mehr genügen. Der 
mwielpalt wuchs ald er im I. 1822 von Neuburg na 
tünden an dad Progymnafium verfegt und mit dem aufs 
geklärten Director Cajetan v. Weiler *) in Verbindung 
gelegt wurde. Diefer gab ihm unter andern „Zfcirs 
nerd Proteftantidmus und Katholiciömus aus dem hand 
unfte der Politik betrachtet“ zu_lefen und wirkte au 
fonft durch freie pbilofophifhe Religiondanfihten fehr 
anregend auf ihn ein. Dad Treiben der finftern Partei, 
die nah dem Abfchluffe und nad der Ausfährun; des 
Eoncordatd mit Rom mächtig ihr Haupt empor juüdeben 
begann und aud im I. 1823 die Enthebung des Direc- 


. tor6 von Weiler vom Zehramte und von der Studien⸗ 


direction bewirkte, erregte feinen Abfpeu um fo lebhafe 
ter, je mehr er von Weilerd peleanetem Einfuffe auf das 
ferti,retigiöre Wohl und die freie wiffenfdaftlihe Bils 
ung an der Studienankalt in Münden überzeugt war. 
Bei feiner Derfegung nad Afcaffenburg in die weite 
Gpmnafieltiaffe im 3. 18%4, wo er in der Gpmnafiumd- 
bibliotbef und in andern Privatbibliothefen nidr nur 
die Shriften katholiſcher Dogmatiker, fondern auch pros 
teftantischer Theologen, die Eoncilienfammlungen und 
0 vieled andere reihli vorfand, hielt er fid plög- 
i& in eine neue Welt sort t. Das fdon früher gegen 
feine Sreunde geäußerte Mißtrauen segen die Eirdilge 

radition, weldes dur Die dogmatiiden Werke von 
Wiek, Brenner (freie Darkelung der Theologie in der 
See des Himmelreihed) und Dobmayrd Systema theo- 
Togiae catholicae (dab Lehrbud der Sheologie zu Lands⸗ 
dus) nicht gehoben worden war, trieb ihn zu meuen 


*) Defien Blogs, ſ. Im 4. Sadıg. db R, Re, 6, 971. 





850 Eiſenſchmid. 


Be an. 
9J 





inge6 und Gedalies eines Spmnaftaiprofe ford. Do 
Tr mar durd den Außtritt ded D. Faber in das Pfarr 


"amt die Ledrfelle in einer Proßymnaflalklaffe eben erl 


digt worden. . Im Zabre 1833, wo die Gymnaflalankalt 
minder vervolfiändigt wurde, erhielt, er bie Ernennung 
sum Profeffor der 4. Gpmnafialklaffe_und zugleih pro 
viforiih von der Kreiöregierung au Wörburg die Ber, 
mwefung des Rectorais Da im Rovbr, deſſelden Jahres 


der Otaatsminifter ded Inneren, ‚Fürß, von Walerkein 


die Ehnlen zu Schweinfurt wifitirte, bezeugte er feine 


« vollfommene Zufriedenbeit mit den getroffenen Anord- 
. mungen und rübmte des ectoratöverweferd ermorbene 


Derbienke um dad reKaurirte Gpmnafium mit audae 
seihnetem Lobe. Später, den 6. Dec. 1833 erfolgte bie 


.gllerböchte Ernennung. deffelden zum mirkliben Kector, 


tie. e6 in dem Mefcripte dieß, wegen feiner an Drt und 
Stelle von dem Staatöminifter wahrgenommenen außge: 
seichneten Zeiftungen. Das anvertraute Umt Ponnse aber 
nur kurze Zeit von ihm verwaltet werden, da er in der 


 Vlüthe des männlihen Alters das Opfer einer abjed- 
«. renden Sranfheit murde.. — Die Vermaltung feineb 


gebranateb und Mectorats. war, wie der Staatöminiker 


“ felbk laut anerannte, ausgezeichnet verdienklid. Es 
: wurden von der Zeit an, als er die Berm ns des 


Rectoratd übernommen batte, die größeren fchriftkeeri- 


: fen Arbeiten und die Mufif,, worin er ein außgejeid- 


neter Meifter war, aufgegeben und ale Zeit, aud die 


- Mufekunden dem wichtigen Berufe gepeiber- um bie fit: 


. ber ed mit der Aufnahme der Schüler nit 


lie und miffenf&aftlibe Bildung des Bumnafiumd ders 
ußellen. Groß war der Verfall in beider Hinfidt an 
er anvertrauten Studienanftalt. Man batte, um für 
dab unvolRändige Opmnafium Schüler iu gemianen, Kris 
jenommen und war mebr Darauf bedadt, a der 


ur jelden, als Die. Ehre der Unfalt A „erben 0 Fam 
ir 


6, d 4, ald'vl 
BölntnkoattDie"karmalnbe Onaeltacnhät Dit Säle 


.Kifenfehenib. ‚861 


wurde. Dieſe Zügellofigfeit mußte mun mit durchgrei⸗ 
fendem Ernfte gezägelt werden. Eiſenſchmid, deflen feu; 
riges Temperament ſchon an ſich zur Strenge geneigt 
war, hatte erkannt, daß dem herrſchenden Verfalle nur 
durch die größte Strenge Einbalt getban werden könne. 
- &r hielt mir dem Regierungscommiflär der Stadt und 
“ mit dem neugebildeten Collegium der Profefloren wies 
derholte ernſte Berathungen über die Derbeflerung der 
verfallenen Disciplin. Die verbädtigen Schüler wur 
den vorgeladen und nad dem Grade der Schuld mit 
Strafen belegt oder von der Lehranſtalt entlaffen. Ein; 
mal geibab ed, daß binnen 3 Tagen adt Schuͤler dimit⸗ 
tirt wurden. Durd diefe emergiige Strenge gelang es, 
daß der unfaubere Geiſt eine Stätte verlaffen mußte, in 
Der er fo lange ungeftört fein Wefen hatte treiben Där- 
fen. Die Didciplinarfälle verminderten fi bedeutend 
und gegen das Ende ded Schuljahbres war die Studien. 
anftalı fo ziemlich gereinigt. Zur Befeſtigung der Ord⸗ 
nung entwarf E. befondere Didciplinargefege, welche 
nach reifer Berathung mit den Eollegen, mit dem: Res 
gierungdcommiffär und mit dem Scholardyate an dad fü. 
nigliße Minifterium ded Innern eingefbidt und im Mai 
de6 J. 1834 mit wenigen Modificationen beflätigt wur. 
den. Ale Quartiere, in welchen Symnaflaften wohnten, 
unterwarf er der ſtrengſten Gontrole. Hatten fi, Haus» 
leute durch ſchlechte Aufſicht etwas zu Schulden kom⸗ 
“men laſſen, fo mußten die Gymnaſiaſten auf der Stelle 
dab Haus verlafien. — Doch glaubte E. keinesſswegs, 
wit bloßen änferen Zwangsmitteln Die Schulordnung be» 
grunden zu fönnen. Er fagt in feinem gründlichen Pros 

gramm über die Diseiplin (Schweinfurt, 4832): Die nega- 
tive Bezaͤhmung der wilden Jugenderaft iR ein untergeord> 
netes Erziehungdmittel,, nicht dad edelſte und zur Beſſe⸗ 
rung wirtfamfte. Es wird durch den Zwang nur dufere 
Xegalitdt, nichs felten Heuchelei und Heimtüde beför- 
dert. Soll die beſchraͤnkende Zucht dem fittliden Zwecke 
der Bildung des Willend zur woraliſchen Selbſtſtändig⸗ 
keit Benäge leiten, fo muß fie auch fär die innere Beſ⸗ 
ferung und Veredlung forgen. Dad flttli gebildete 
Gemäth gewährt die ſicherſte Buͤrgſchaft der moralifchen 

Drönng. Als das erfie und eoichtigfte Mittel der Ges 
“ wÄrhebildung wurde von ibm die religiös, morellfche 
Bildung besrachter, naͤmlich die Ehrfurdt und Liebe ges 
gen Goit, die. Durch geiftaniprechenden Unterricht, durch 
vernänftig. geordneten Eultus und. vorleuchtendes Bei⸗ 


352 Eifenfchmib. 


iel der .Erzieher gefördert werden ſoll. Er gab als 
Pefeniebrer ſelbſt dad Beifpiel der gereiflenbaftches 
Tpätigkeit, bereitete ſich für feine Klaſſe forgfältiger vor, 
ais jeder Schüler. Um den für Wiffenfbaftlichkeit er 
florbenen Geiſt zu wecken, ordnete er woͤchentliche Zu 
fammenfünfte unter den Schülern an, in welchen Diele, 
obne Beifein der Lehrer, entweder felbft verfertigte Aut: 
fäge vorlafen oder in der Form der Disputation über 
ſchwierige Stellen der Klaffiter ſich befpradden. Ueber 
- Die Refultate der Zufammenfünfte mußte ibn jedesmal 
ſchrifilicher Bericht erflattiet werden. — Sür Dad Der 
gnügen forgte er im Sommer durch Förperäbende Spiele 
reien, im Winter durch fogenannte Abendunterbals 
tungen. In diefen wurden im Beifein fämmtlider Pros 
fefloren von den Schälern entweder muſikaliſche Com: 
pofitionen vorgetragen oder declamirt. Diefe Unterbal- 
tungen fanden gewöhnlih alle 14 Tage flatt. Durb 
feine Bemuͤhung wurde für die Gefammtanftalt, naͤmlich 
für das Gpmnafium und .für die lateinifhen Vorberei⸗ 
tungöffaffen ein ausgedehnte Muſikinſtitut errichtet, in 
welchem fat alle Sinftrumente ohne ‚bedeutende Kofen 
für die Schüler erlernt werden Eonnten. Aus Öconozis 
(om Gründen wurde ed leider! fpäter in ein bloßes 
efangsinftitur verwandelt. — Zur zmedmäßigen Re 
gulirung des Unterrichted in den verfdiedenen Klaſſen 
wurden in den Sitzungen des Collegiums der Profeſſo⸗ 
ren eine genau in einander greifende Stufenfolge des 
Unterrichted entworfen. Außerdem forgte er durd An» 
chaffung der bedeutenditen pbilologifden und pädagogi- 
hen Zeitfchriften für das a nee Bed einig der 
ehrer, um Die £iteratur der Zeit kennen zu lernen. Fuͤr 
die Schüler wurden durch die Beiträge der Bemittelten 
eine Leſebibliothek errichtet, die nach dem erften Jahre 
chon faft alle deutſchen Claſſiker enthielt, ferner wurde 
ur milde Gaben der Grund zu einer Armenbibliotbek 
gelegt, aud der jegt jeder mittellofe Schäler die noͤthi⸗ 
pen Bücher erhält. — Mit den Profefloren feines Col⸗ 
egiumd fand er in dem freundlichſten, an Vertraulich⸗ 
keit gränzenden Derbältniffe. Gegen die Schäler war 
er zwar ftreng, aber mit berzlicher Theilnahme für ihr 
Beſtes beſorgt. Es Fonnte geicheben, daß er in den er 
ſten Aufmwallungen feines beftigen Temperamentes gegen 
Einzelne ungere&t bandelte, doch in ruhigen Augenblik⸗ 
Ben wurde Die zugefügte ungerechte Kränkung von ihm 
abgebesen. Nur wenige und nur grundperborbene Och 















sis Eiſenſchmid. 


in dem Landöhuiter Knabenſeminar vermittelte, mo du 
Kuabe in allen Gegenkänden des Gpmnafialunterris 
1eb bedeutende Fortfritte zu machen begann. Ad dd 
Opmnafium zu Tandöhut im San aufgeboben wurd, 
vollendete er in dem feiner Vaterſtadi nabe gelegena 
Neuburg an der Donau feine Gpmnaßatbilbung ga 
Igenden Jahre 1814 Fehrte er wieder nad) Landädut 
‚en Univerlitätöftudien zuräd und börte die pbilofe 
den Vorlefungen der Prof. Köppen und Salat. Ju 
ufe des Leßteren wurde er febr .Freumdfchaftlid ale 
genommen und für die Pbilofopbie gemonnen, gegen 
weldes Studium ihn möndifde Anfihten einzunehmen 
ihren. Beil der Wahl der Fabftudien hatte er ans 
ıngs id für die Rehrömifienihaft entfdieden , blieb 
aber nur ein balbed Jahr bei dDiefem Fade. Dur) die 
Panbecten abgefhredt, mendete er fich darauf zur Pie 
'ofogie, mit weicher er nad einem balben Zabre au die 
Sheölogie verband. Außer dem grändlihen Etudinm br 
alten Elaffiihen Spraden hatte er fi auch die Kemr 
niß der neuern Spraden, der italienifpen und frank 
den erworben, welde letztere er mit Zertigkeit fprad- 
in der Theologie hatte er Sailer, Zimmer, Saueide 
all und Undred zu Lehrern. Dur die —E 
bed Erfteren fam er in das Clericalfeminar, wo 
Roider Director war. Die Zecthre der Schrift von 
ler „Anfibten von Religion und Kircyentpum,“ ein 
fänlges Biveltudium und der unter den :heologen fe» 
ner Zeit berricpende freie Geikt zu LZandeput sed ide 


zere freie unfirhliche Aeußerungen fiber die Heiligenner 
€ rung, Hölenfrafen uf, die anfangs pm Birean 
oider, ein 


Eiſenſchmid. 349 


amtspruͤfung im I. 1818 an der Studienanſtalt zu Neu 
burg an der Donau ald Lehrer der zweiten lateinifchen 
Vorbereitungsklaſſe mit einem nicht unbedeutenden Ges 
balfte angeſtellt. Auc dad über den theologifden Euro 
fus in Landshut erhaltene Abfolutorium war fehr ehrens 
Bol durch die erfte Kortgangänote ausgezeichnet. Am 
Schluffe des Jahrs 1819, nad der fon erhaltenen An⸗ 
gellung im Ledrfache, trat er durch die Prieftermeihe in 
en geifliden Stand, ein factifcher Beweis, daß diefer 
Eintritt nicht die erzpungene Solge_der Dürftigen duße- 
ren Berbältniffe war., Allein im Laufe der genden 
abre wurden die Religionszweifel von Neuem rege, der 
ideale Katholicismus mollte bei den gemachten vielen 
Erfahrungen des Gegentheils nicht mehr genügen. Der 
ee wuchs, ald er im 3. 1822 von Neuburg nach 
Gncen an dad Progymnafium verfent und mit dem aufs 
geflärten Director Sajetan v. Weiler *) in Verbindung 
oefegt wurde. Diefer gab ibm unter andern „Zafchirs 
nerd Proteftantigmus und Katholicismus aud dem Stand⸗ 
unfte der Politik betrachtet“ zu leſen und wirkte auch 
on durch freie philoſophiſche Neligiondanfichten fehr 
anregend auf ihn ein. Das Treiben der finftern Partei, 
Die nad dem Ubfchluffe und nad der Ausführung des 
Goncordatd mit Rom mädtig ihr Haupt emporzubeben 
begann und auch im 3. 1823 die Enthebung des Direcs 
sord von Weiler vom Lehramte und von der Studien, 
Direction bewirkte, erregte feinen Abſcheu um ſo lebhaf⸗ 
ter, je mehr er von Weilerd gefegnetem Einfluffe auf das 
frrfig.retigiöte Wodl und Die freie wiſſenſchaftliche Bil, 
ung an der Studienanſtalt in München überzeugt war. 
Bei feiner Derfegung nah Aſchaffenburg in die zweite 
Gymnaſialklaſſe im 3. 1824, wo er in der Gpmnafiums» 
bibliothet und in andern Privatbibliotdefen nit nur 
Die Schriften Parbolifher Dogmatiker, fondern auch pro⸗ 
teftantifher Theologen, die Eoncilienfammlungen und 
o vieled andere reichlich vorfand, hielt er ſich plöß- 
id in eine neue Welt verfegt. Das ſchon fräber gegen 
eine Sreunde geäußerte Mißtrauen gegen die kirchliche 
radition, welches Dur Die dogmatiſchen Werke von 
Wieſt, Brenner (freie Darſtellung der Theologie in der 
Idee ded Himmelreihed) und Zoomen Systema theo- 
logiae catholicae (da6 Lehrbuch der Ahenlogie zu Lands⸗ 
dus) nit gehoben worden war, trieb ibn zu neuen 


*) Defien Biogt, 1, Im 4. Jahrg. des R. Nekr. S. 971. 












350 Eiſenſchmid. 


unterſuchungen ſiber den Hriſtligen Glauben der tn 
hrbunderte an. Dad Reſultai der mübdevouen im 
dungen mar der Uebertritt Br protelansifden Kirk, 
J. 188 erfolgte. ALS Diefer Sc 
. dem königl. Mi rum angeaeigt worden war, beiäki 
Ba ee am 21. zum een yerres die art "1 
eh Übergetretenen Profeflor6 an das proteftantifde 
mnafium zu Schweinfurt, jebod —E * 
langes und Gedalies eined sg mnaftaiprofehonn. Du 
D. Saber in dab Yhart 






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258 
5 
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23% 
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‚oobr. 
Zürp, 





3 ec. 1833 gefolgt 
\ deflelben zum wirklichen Kein, 
4 ie bieß, wegen feiner an Ort um 


. T. 
. felbt laut anerkı . i 
B —X von "der Belt Fr ie Bea a Mi 






hı forDenm., 
eb, daj 
ER 





























ss Bade. 


jonm er nicht nur die Erecution und der 
Se loc (% (onen aud die Algebra, die Yhnfl, 
v ilofopdie, meb_ den übrigen auf der Bonner Un. 
verfität gelebrten Wiffenfhaften, mit Eifer zu Aubiren. 
legte feinen geringen Werth auf feine mathemati 
enntniffe. Ic verbante es nur biefem Su⸗ 
am, fagte er einf feinen Couegen daß ich äber meine 
Ideen voltommen Meifer wurde, denn ed begähmte 
und Püplte meine mic früber wild babin reißende 
sale ab und indem eb diefe der Vernunft und der Ueber 
fegung unteriog, Berdoppeite e6 ibr_Dermögen. Bir 
fen nit, od diefe Idee Reida'd fo a als 
e nlaubte und ob feine Einbildungäfrat delem 
Erudlum eracter Wiſſenſchaften viel gemann;; zu 
daben die Liebe zu abfracten Combinatipı und geil 
reihen Spielen in der Mufl, dann mirklie Ari, 
den er in der Auflöfung genifler fchwieriger Proporti« 
nen, welche den Künfler von dem geraden Wege able 
ten, Indem fie Ihn von dem ibm here vorfehnmebenden 
Ziele entfernen, fogar dem größern Erfolge feiner Warte 
geihader, wädrend fie darin an melodishem Ausbrudt 
und an rein muffalishem Efecte verminderten, wei u 
on fünnliden Eombinationen, an befiegten 
ten und merkwürdigen, eder für'® Auge, ald fürd Dr 
gelbaffenen Ürbeiten gewannen. Wie dem auch fel, fein 
m erien Male und zwar in Bonn aufgeführten Ber 
jude_ fanden die aufmunterndfie Yufnabme, Um div 
[em Mugenblide an widmete er fi in Gemen 
feinem Gollegen und Yugendfreunde Beetbonen 9) sa 
Mießli der Eompofition. Diefe Intimisäs feel nidt 
lange wit den beiden Meiftern gemährt gu babe und 
wahrf&einlid lag die Urfabe davon in der Abmeiduns 
idrer Anficbten über einige Punkte der Poetik der Kunk. 
Wab und zu diefer Vermutung führt, if der Umkand, 
daß mir oft hörten, wie ſig Relda auf eine falte Beil 
über die Werke Beethovend äußerte und wie er mit tr 
ner übelverdedten Ironie über die von Diefem — 
BVegeifterung fprab. Als im Jadre 1794 die dreu 
Berg von dem Kurfürftentbume CbIn nahmen, 
der Hof und R. etablirte ib in Hamburg, #0 ET 
5 Iadre hindurch vermeilte. Um fi im dem Enlben- 
waafe der franzdf. Sprade au üben, comaponinz et de 
feldk eine jwelaclige Oper unter dem Kitel; Obakli, cu 


+? Deffen Blogr. ſ. R. Rebe. 5. Jahrs. ©. 806. 









368 Graf Rein. 


in alen Wiffenfdaften, Spraden und Künfen (ns 
enutig im Zeichnen und Malen) die erfreutichken I 
fritte ; daut aus reichlich. „Deleenkeit, daß feine 
jeden ‚tennen zu fernen. FE des 2 er die 
yarfdt Halle, wo namenslid Nettelbladt, Eberhard und 
Meyer feine Lehrer waren. Während feiner Dreij 
gen Studienzeit befuchte er oft, — benachbarte Deſſau. 
m er feine, Tagdneigung auf, ale Weile befriedigen 
'onnte. Damiiom | aurüdiel 'ebrt, ward er dom 
Kg Zriedrid U. (don Im Jahr 1770 Er Kammer 
berrn ernannt am Hote ber enadmaligen utter König 
Sried MR Wilpelmd 1. Hier in Berlin vermäplte er 
Ko Im ZJadre 1772, dod wider feine ig ine Neigun; 
mit einem Sräulein von bilden, 308 varß 
zw zuräd, wo im Jahr 1785 die Arlanung Den © Ehe 
erfolgte. Während feined Aufenthalts in Damizow 
noß er der auögezeichnetiten Jagdireuden in der 
des liebliden Schmedts, wo Damald der legte Dart: 
guet diefer Herrfdaft, Friedrich Hein, — 7— (geh. 
Syon im Jahr 1779 war er ald Schrifrfteller 
im ort. und Jagdſache aufgetreten; “0 unterhielt 
er den febbaftefen“ —2 — riefwwechfel mit den —8— 
— air or] 1oern, namentlid mit von Bil 
ton, Sqhreber, Blod Behfein und von Wildun; Fi 
Sehr bald mard_er Ahtiaied mehrerer gelebrien e⸗ 
feüſchaften. — Im November 1785 ſtarb fein dodber 
tagter Vater. Kurz vorder machte er mit feiner Mute 
ter eine Reife zum Baron Sc) ni 13 A aut 
befiger im damaligen Somir) ommern. 
wann er die Fänge Todter (A ne ) Diefes Pi — 
deten Mannes fo lieb, daß er ſich mit ihr im Jabr 1794 
Pr und in der glüdlichften, obgleich Einderlofen 
Ehe lebte. Nachdem er mehrere Jahre in Damizow den 
iffenfaften, der 30 gd und edler Gefell ige, gelebt, 
aud den dortigen Ehiergarten außerordentlich verdoll« 
fommnet, verkaufte er diefed fhöne Gut. Nach 2 Jads 
ren (1797) farb feine Zune und M. ſchlug einfiner 
im feinen Wohnfig zu Garz an der Dder auf. Im Dies 
eit ſchickie er * Aigen 8 on (A der erfen 
Batiln) nad Walteröhaufen in das itut des Doc 
tor Gegſtein. Nach anderthalb 83 bejo, de be 
die Univerfität Jena und F 2 geben don 
bin ge — eine e 50: reif PR FRE Dura di m 
ara; „doc ten alle Ihren son ihm 
— inlid war er von einer damais 


Mellin, 369 


umpberftreifenden Räuberbande ermordes worden. — Im 
Sommer bed Tahrd 1800 wohnte M. zu. Sonnenbürg 
dem leuten Ritterfchlage ded Heermeifter vom Zohan» 
niten Maltbeferorden bei, bei welcher Gelegenbeit er 
um Ankauf der Stadt und Herrſchaft Naumburg am 
Bober veranlaßt wurde. Doc Bon jegt an verfolgte 
ihn längere Zeit das Unglüd: im ahr 1804 verurs 
ſachte ibm eine Ueberfhwemmung, bed Boberd einen 
Schaden von mehr ald 30,000 Thaler; der Krieg von 
4806 nahm ihn noch mehr, fo daß er die Befigung im 

ahr 1808 verkaufte. Die nähften at Sabre bielt er 
ib an verfdiedenen Drten, namentlich in Berlin auf, 
bis er endlich im Jahr 1816 zur GSucceffion der Johan⸗ 
niter-Commende Gorgaſt gelangte, die ibm durch ein ans 
ftändiged Einkommen einen ruhigen Abend des Lebens 
bereitete. Seit 1817 wohnte er nun in Stralfund in 
edler Muße mit feiner trefflichen Lebensgefährtin. M. 
gehörte ohne Zweifel: zu den merkwürdigen Perfonen 
unferer Zeit. Drei Menfchenalter hindürch, faft ein 
ganzes Tabrhundert, war er Erdenbürger gewefen und 
batte bis in die leuten Tage feines Lebens an allen wich» 
tigen Erſcheinungen im Gebiete der Wiſſenſchaften und 
des Lebend den lebhafteſten Antheil genommen. Sein 
Gedaͤchtniß war enorm, namentlich in der Geſchichte 
und befonderd im Genealogifhen. Kaum mochte 88 ir 
gend eine bedeutende deuiſche Samilie geben, von.der 
er nicht Kunde hatte. Allerdings blidte hierbei oft fein 
Ahnen» und Adelsſtolz hindurch, wodurd zuweilen die 
laͤcherlichſten Aeußerungen veranlaßt wurden. Beide, 
der Graf und die trefffihe Gräfin, die wenige Jahre 
vor ihm flarb, waren Freunde des rechtſchaffenſten Chris 
fentpumd. Dielen haben fie Wohlthaten erzeigt; Diele 

edauerten den Hingang Beide. Ruͤhrend war es, 
-beide bochbetagte Eheleute in ihrem haͤuslichen Zeben 
zu beobaditen, mit welder zärtlihen Liebe fie an eins 

ander hingen und jugendlich ſcherzten. Die Lebensfri⸗ 
fde des den Neunzigern nahen Greiſes war bewun- 
Derndmärdig. Schon fein Aeußeres flößte Ehrfurcht ein: 
von hohem Wuchſe, beiterm Blicke, mit Silberhaar be⸗ 
Dedt, nabm er Teden ein, der ihn nur einmal näher 
kennen lernte. ie ganze Umgebung in feinen Zim⸗ 
mern erinnerte an Zeiten, deren nur fehr wenige der 
Zedenden ſich bewußt find. Große geporferte £chnfäple 
waren die gewoͤhnlichen Seffel. gleid ‚nur 2 Per⸗ 

N. Nekrolog. 14. Jahrg, 24 




















368 Graf Mellin. 


in allen Wiſſenſchaften. Sprachen und Künfen (ns 
mentlid im Zeichnen und Malen) die erfreulichken 
jariue; daitẽ au reichlich. Belegendeit, das feine Yok 
jeden kennen zu fernen. Im J. 1265 bezog er die 
verfität Halle, wo namentlih Nettelbladt, Eberhard und 
Meyer feine Lehrer waren. Während feiner Dreij 
gen Studienzeit befucte er oft dad benahbarte Dean, 
mo er feine Jagdneigung auf, ale Weile befriedigen 
Eonnte. — Nab Damizomw jurädgekehrt, ward er vom 
König Sriedrid U. (dom im Jahr 1770 zum Kammer 
berrn ernannt am Hofe der nachmaligen itter König 
Sriedrih_Wilpelme IL. Hier in Berlin vermählte er 
KA im Jahre 1772, dog mider feine eigne ‚weigung, 
mit einem Sräulein von Nabiden, z0g bald nah 
30m zuräd, wo im Jahr 1785 die Trennang diefer Ehe 
erfolgte. Während feined Aufenthalts in Vamiiow ger 
noß er der ausgezeichnetften Jagdireuden im der 
——— — er ce te Mark: 
raf diefer Herriaft, Sriedri Heinrich, refldirte (geh. 
R y dan in Jahr 1779 se er alb —— 
im dorſt und Jogdſache aufgetreten; au ünterdien 
er den lebhaftefien geledrten riefmeäget mit den auß 
jezeicpneskten Naturforibern, namentlid mit von Bhle 
on, Sgreber, Blod, Behſtein und von Wildungen, 
Sehr bald mard er Mitglied mehrerer geietrien 
feuf&aften. — Im November 1785 Rarb fein hodbe 
iagier Dater. Kurz vorber machte er mit feiner Mut 
ter eine Reife zum Baron Schul; v. Aferaden, Guide 
befiger im, damaligen Shnebig- ommern.  Dier ges 
wann er die jüngfe Tochter (Agnes) diefes fehr gebile 
deten Mannes fo lieb, daß er fi mit ihr im Jahr 1791 
verband und in der glüdlihften, obgleicy Einderlofen 
Ehe lebte. Nachdem er mehrere Jahre in Damizow den 
Wiffenfdaften, der Jagd und edler Gefeiligteit gelebt, 
aud den dortigen Thiergarten —— vervols 
tommnet, verkaufte er diefed fhöne Gut. Nach 2 Jahr 
ren (1797) ftarb feine Mutter und M. flug einfwer- 
len feinen Wohnfig au Gar; an der Dder auf. In Dies 
& ‚Zeit {hide er feinen ei migen Sohn (von der erden 
jattin) nad Walteröhaufen in das Inkitus des Doc 
. tor Bechftein. Vag anderthalb Jahren bezog derfelbe 
bie Univerfität Jena und nad 2 Jahren Halle. Bon 
bin — piögtig Dorn die Nedridren von Im 
; im 
fe. DÖGR wahrfgeinlih mar er von einer bamald 


Mellin, 369 


umperfreifenden Räuberbande ermordes worden. — Im 
Sommer ded Jahrs 1800 wohnte M. zu. Sonnenburg 
dem leuten Kitterichlage ded Heermeifterd vom Johan» 
niter Maltheferorden bei, bei welcher Gelegenheit er 
um Ankauf der Stadt und Herridaft Naumburg am 
ober veranlagt wurde. Doc von jetzt an vertolgte 
ibn längere Zeit dad Unglüd: im Jahr 1804 verurs 
ſachte ibm eine Ueberfhwemmung bed Boberd einen 
Schaden von mebr ald 30,000 Thaler; der Sirieg von 
4806 nahm ihn noch mehr, fo daß er die Sefitung im 
ahr 1808 verkaufte. Die nähen acht Jahre bielt e 
ih an verfhiedenen Orten, namentlich in Berlin auf, 
bis er endlid im Jahr 4816 zur Succeffion der Johan⸗ 
niter-Sommende Borgaft gelangte, die ibm Durch ein ans 
ftändiged Einkommen einen rubigen Abend des Lebens 
bereitete. Seit 1817 wohnte er nun in Stralfund in 
edler Muße mit feiner trefflihen Lebensgefährtin. M. 
gehörte ohne Zweifel zu den merkwürdigen Perfonen 
unferer Zeit. Drei Menfchenalter bindurd, fat ein 
ganzes Jahrhundert, war er Erdenbürger geweſen und 
batte bis in die leuten Tage feined Lebend an allen wich⸗ 
tigen Erſcheinungen im Gebiete der Wiſſenſchaften und 
deö Lebens den lebhafteſten Antheil genommen. Sein 
Gedaͤchtniß war enorm, namentlich in der Geſchichte 
und befonderd im Genealogifhen. Kaum mochte &8 ir⸗ 
gend eine bedeutende deuiſche Samilie geben, von der 
er nicht Kunde hatte. Allerdings blidte hierbei oft fein 
Ahnen: und Adelsſtolz hindurch, wodurch zuweilen die 
laͤcherlichſten Aeußerungen veranlaßt wurden. Beide, 
der Graf und die trefffihe Gräfin, die wenige Jahre 
vor ihm flarb, waren Sreunde des rechtfchaffenften Chri⸗ 
fentyumd. Dielen haben fie Wohlthaten erzeigt; Viele 
edauerten den Hingang Beide. Nührend war es, 
‚beide bochbetagte Eheleute in ihrem häuslichen Zeben 
zu beobachten, mit welcher zaͤrtlichen Liebe fie an ein» 
ander hingen und jugendlich ſcherzten. Die Lebensfri⸗ 
ſche des den Neunzigern nahen Greifed war bewun⸗ 
derndwärdig. Schon fein Aeußeres fiößte Ehrfurdt ein: 
von hohem Wuchſe, beiterm Blicke, mit Silberbaar_bes 
Dedt, nabm er jeden ein, der ihn nur einmal näher 
kennen lernte. ie ganze Umgebung in feinen Zim- 
mern erinnerte an Zeiten, beren nur fehr wenige der 
Lebenden fich bewußt find._ Große gepoifterte Lehnſtuͤhle 
waren die gewöhnliden Seffel. gleich ‚nur 2 Ber; 
N. Nekrolog. 14. Jahrn. 24 


370 Reichert. 


fonen zu bedieneh waren, fo bielt der Graf außer ei. 
nem do® und einem Mädcben doch noch 2 Bediente. 
— Yußer mehreren naturgeſchichtlichen Abhandiungen 
hat er gefchrieben, Derfuc einer Anweifung sur Anle 
gung, Berbeflerung und Nugung der Wildbahnen. Mit 
418 Qupfern. Berlin 1779. — Unterridht, eingefrie 
Digte Wildbahnen ohne große Zbiergärten anzulegen 
und zu behandeln. Mit Kupfern. erlin 1800. — 
Seine eigene Lebendbeicreibung, im „Spivan“ Jadrg. 
4817, 1818, der auch fein in Kupfer geRoceneh, wohl⸗ 

etroffenes Bildniß (aus juͤngern Jahren) vorgeſetzt iſt. 
8 ſeine Selbit. Lebensbelgreibung iR mit Drei an 
dern auf ihn beahglichen Artikeln wieder abgedrudt in 
der Srralfunder ochenſchrift „Sundine“, Jahrg. 1897, 


" Stralfund. D. 3er. 
* 127. Guſtav Auguft Reichert, 


Ebn. preuß. Oberlandesgerichtsrath zu Marienwerder; 
ged. am 18. Oct. 1798, geft. den 81. Mai 1886. 


Reichert wurde zu Guben in der Niederlaufig, we 
fein Vater, der Kreisſteuereinnehmer Reichert und feine 
Mutter, geborne Kirchhof, fi) noch am Leben befinden, 
geboren. Seine erfie Erziehung erbielt er im elterli- 
en Daufe und bezog fpäter das Lyceum feiner Dater 
Radt, das er erſt bei feinem Mbgange auf Die Uniserf- 
tät verließ. Srübzeitig nahmen feine Studien fdon 
eine eigenthämlihe Richtung, Denn er daßte allen 
Bmwang und fein ganzes Beftreben oing dahin, Ad frei 
nah der Wadl feines eigenen Bedärfniffed regen zu 
Eönnen. Er verachtete den Schäler, Der fs ur Mei 
nung feined Lehrers befennt, weil fie nur eben dies und 
nichts weiter ift und wollte fi allein auf Uebergeugung 

ünen. Daher wechſelte er mebrmald in feinen Lieb» 
ingsſtudien, gab aud den Unterridt in der Muſik, für 
welche er eine entfhiedene Neigung hatte, bald wieder 
auf und ſuchte fi dann wiederum durch eigene Webun- 
gen zu vervollkommnen, wenn er ein Bedärfniß dar» 
nach fühlte. Nur die Befchäftigung mit den beuſden 
Dichtern legte er nie ganz bei Seite. In ſpaͤteren 
Jahren tadelte er häufig fein Verfahren und madte fi) 
den Bormurf, nit immer gemwiflenbaft und eifrig ge⸗ 
nug in der Prüfung der Meinungen gemwefen au fein 


Reichert. - 371 


um de der Rectömifienidaft zu widmen, war er 
mit dem Ganzen feiner ‚Saulbiidung nichts weniger 
ih das erfte Jahr 


vorzäglih Krug und Haubold; feine Neigung für alleß, 
Erg iterfeit und Saey geben 


die damalige Einrichti 
der jurififden Sebrvorträge auf der TR HART 


de Praxis im Ange zu balten pflegte. Dftern 1819 uns 


id feine Einfährung ald Keferendarius bei 
In den Monat April_1821. 


"di friedendeit fei 
uw an onen Ihm AL a —— 


372 Reichert. 


traut wurden, gu erwerben. Vornehmlich zeichnete ihn 
der verforbene Präfident von Truͤtzſcler *) aus, den 
als Mitglied der oberftien Präfungscommiffion, den Ar 
beiten der Weferendarien fortwährend ungetheilte Auf 
merkfamkeit- ſchenkte. Im Jahre 1823 meldete er ib 
endlich zur dritten Prüfung, beitand auch Diefe eben fo 
ruͤhmlichſt und wurde bierauf noch in dDemfelben Jahre 
um Affeffor bei dem Kammergericht ernannt, eine Stel 
ung, die er im Anfang des folgenden Tahred mit ei 
ner gleichen, bei Dem Oberlandesgerichte zu Sranffurt 
od. vertaufhte. Don diefem wurde im Jedre 1324 
die Organifation des Gerichtsweſens in der Zaufig vor» 
genommen, welde mit dem 1. October ind Xeben trat 
und Reichert mit der interimififhen Verwaltung der 
vierten Ratböftelle bei dem neu errichteten Landgericht 
zu Lübben beauftragt. Diefer Auftrag ging fpäter in 
eine fee Stellung ald Landgerichtörasd daſelbſt, mit 
dem Vorbehalte des Wiedereintrittd in ein Landesju⸗ 
ftizcollegium, fo bald ihn die Reihe treifen wuͤrde, über. 
zjn xübben verlebte er feitdem 6 Jahre, die er haͤufg 

r die glüdlihften feines Lebens erlärte, denn ſe⸗ 
wohl in amtlicher, als in freunbfoaftlicer und geſelli⸗ 
ger Beziehung gefalteten alle Verhaͤltniſſe ſich nad) ſei⸗ 
nen Wünfchen. Das neu errichtete Landgericht begrün 
dete fi) unter einem vorzägliben Dirigenten und mit 
ausgezeichneten Mitgliedern verfeben, bald einen Ruf 
und wird no jetzt, da es bereitd wieder einer andern 
Einridtung Plag gemacht bat, nur mit Achtung ge- 
nannt; von allen aber wurde Reichert geräte und 
mit allen ſtand er in den freundlichſten Beziehun⸗ 
gen. Mit Geſqaften nicht uͤberhaͤuft, gab er ſich feiner 
ssieder erwachten Neigung für Dichtkünſt und Muſik, 
für welche leßtere er entfhiedened Talent befaß, bin. 
Dhne fremde Anmeifung wurde er ein ziemlich fertiger 
Klavierfpieler, doc fpielte er am häufigften eigene Phan- 
tafien und feine Eleinen Compofitionen fanden allgemei- 
nen Beifal. — Am 26. Gebruar 1828 verbeirathete er 
fid mit Elife. Anton, der zweiten Tochter der vermitt- 
weten Dberprediger Anton, welche ihm bis zu feinem 
Tode ald treue und liebevolle Gattin und Pflegerin zur 
©eite Rand. Leider ftellten ſich aber auch fon in je: 
ner Zeit Krankheitszufaͤlle, durch dad immer beibehal- 
sene Nachtarbeiten erzeugt, ein, die im Fortgange ber 


°) Defien Biogr. f. im 8. Jahrg. 8. N. Nekr. S. 875. 


Reichert. 873 


eit häufiger und bedenklicher wurden. Zu einem frür 
er mehrmald erfhienenen bartnädigen Haldübel gefell- 
ten fi Unterleib6befpwerden, die durch Mangel an 
Dist gi :näbrt wurden und bald war der früher fo Eräf« 
tige ‚per unaufbörlichen Anfechtungen aufefeht: Aus 
her dem traf ihn nod ein anderer Unglädtfal. Er ver 
for feinen älteten Sohn, in einem Alter von einem 
zu, plögli durg den Tod und fein Gchmerz dare 
ber war heftiger, ald er e& dußerlih zu erkennen gab. 
Im Jahr 1830 wurde er zum Oberlandeögerichtöratd in 
jarienwerder ernannt. Der Ruf war ihm bereitd vors 
ausgegangen und er wurde ‚der von feinen Vorgefei 
sen, dem Chef-Präfidenten Delrihd*) und dem Dicepräfle 
denten von Tadden, nicht nur mit Achtung, fondern 
felon mit Auszeichnung empfangen. ud bei dem 
Doerfandeögericht ju Marienwerder zeichnete ſich Reis 
dert vorzüglich ald Referent aus und Die gegen med» 
rere auf preufifched Gebiet übergetretenen Polen da- 
mals von dem Oberlandeögericht geführte Unterfucun, 
igenfdaft. Bei dem Präi 


zurihen der 
Ri 
bald in eine engere Sreundfdaft über und ein eben fo 





*) Deffen Biogr. f. in bi . de5N, Rekr, ©, 
ee 


574 Sreiebleben. 


mmer bereitete, aud feinen Schwager, den Bru 
ver feiner geliebten Gattin, Ewald Unton, Referende 


p erleruen, gewaͤhlt hatte, erkranken und endliqh aud 


Krant⸗ 
beit batte ſich zu einer völligen UnterleibsfQwinbfuht 
ausgebildet, nahm er nun täglich weniger 
dem, was außer ibm lag, nur mit feinen 8 hoffnung 
vollen Knaben beſchaͤftigte er ih viel und ſuchte ihnen 
noch durch väterlide Ermahnungen und Lehren nüglid 
u werden. So näberte ficd unter unbeſchreiblichen Tel 

en almäplig feine Auflöfung und am oben genannten 
Tage verfhied er in den Armen der Seinfigen, von als 
len, die ihn näher Fannten, aufrihei bedauert und von 
den Seinigen tief beklagt. — Die Natur hatte ihn am 
ſcheinend mit einem kräftigen Körper, einer feken Ge 
fundbeit und dabei mit jener Heiterkeit ded Geiſtes and 
geRattet, welche der Dürge allgemeinen innern Wohl 
efindens zu fein bfie t. Gleich audgezeihner Dur die 
Eigenſchaften feines Geiſtes, wie ſeines Herzens und 
Gemuͤths, liebenswuͤrdig im Umgang mit Bekannten 
und Sreunden, gläbend für alled Große und Schöne, 
dabei gemwiflenbaft und fireng in Erfüllung feiner Amtds 
op ten und ein treuer Diener des Staatd wmärde ibm 
ein fängered Leben und ein weiteres Sortfchreiten auf 
der betretenen ebrenvollen Bahn von ſelbſt zu einer 
Wirkſamkeit geführt haben, die Öffentlihe Unertennung 
efunden und ibm einen Ebrenplag unter denen, welde 
no Derdienke um den Staat und um die Welt erwor⸗ 
en baben, in der Nüderrinnerung geſichert bätte. 

bben, Neumann. 


* 128, Carl Friedrich) Gottlob Freieöleben, 
koͤnigl. ſaͤchſ. Bergichreiber und Bergamtöafleffor zw Brevdergs 
geb. den 12. Aug, 1801, geft. den 2. Juni 1836, 

Mit dem früh Vollendeten gingen ſchoͤne Hoffnun⸗ 
gen für die Geinigen, fowie für feinen Wirkungtkreis 
u Grabe, Er wurde in Eisleben geboren, mo fein Da- 
ter —E war; als Letzterer, den ihm augebo⸗ 
tenen auolaͤndiſchen Siaaisdien Aldaend im UnguR 


Zreiebleben. 875 


1308, wieder in fein Vaterland qurädkehrie und im 
Dperbergamte zu Srepbei ange t, wurde, fente der 
Derkorbene feine jugendlide Ausbildung, die er fräher 
in einem Juſtitute des Pakord Elite zu NWiederkädt 
gonnen batte, in Brepberg (im Rocligerfden Inkitute 
auf dem Gpmnafum, dem damald Gerndard vor 
tand), fort, benugte aud nebenbei mehrere Lehrvor⸗ 
träge (von Werner und Her) bei ber do gen Berg 
atademie und bejog dann 1818 die Univer| B Beipiie, 
wo er mit ‚augeihnung die, Redte ſtudirte. als Bacs 
ealaureud der Kechie bielt er jurift. Eraminatorien undars 
beitete von 4821 an ald Erpedient einige Zeit beim praßte 
Zuritten D. Wieland, fo wie ald Auditor beim Leipzi» 
ger Dandelögeriht und Kreidamt. Im Jahre 
murde er all ftaftuar im zufljamire Cdemnig und 
im December 1825 ald Aftuar im Confiftorium zu Zeips 





wmebrern bärgerliden Edrenämtern führte), grändlicher 
N — — —A 
feine Freunde und feine * 
jofigkeit und einfachen, frommen Sinn die Liebe und 
Achtung aller derer, Die ihn näher fannten. Don eis 
nem umfaflenden Werke über die faanide Bergwerts· 
— —— 
2) er 
reihe Materialien hinterlaflen di, Pk, er nur den 
12 


—— 


876 Strauß. 


gerteflung aus den Gdfihtöpunft ded Reqts und der 
— unterjog. ich Der ihm Leben ſteis defreun 
Brofefor Bhlan in Zeipjig Indcften ebelfn, 

e 


ni 
De näli f w idm ei 2 
AT Hal a KH Und Wienbweit {einen 


* 129. Johannes Abrahem Strauß, 
Dottor der Theologie und emerit. Paftor der enangel, Gemeine 

au Iferlohm, Ritter bed rothen Adlerorbend IE Klafid; 

aederen au Elberfeid den 26. December 1754, geſtorden den 5. 
Suni 1886, 

Er genoß in der Schule feiner Vaterſtadt Die 
orbildung. Mudirte in Halle, wurde Haudledret in 
leben, Ri 
€ 





dargebotener DVeranlaffung diefe Gemeine gu verlafen, 

jauben Sreue 

bigkeit und aud dußere Kraft Senug Faber © fand 
8000 ®li 


a nn BSR" or 
, m 
fen Sabildum und auber ben Olbäwänfgen wunder 


ierbfchaft verfaßt) vollenden, Der Heraubgeit . 


Keppel. 877 


Stieder des thnigliden Haufed, der hödfen und 
bern geiftliden — ebrte ihn Ye kr 8 
Verledung des rotben Adieror dens Ir Klaffe, die Ber 
Uner tbeologifhe Sakultät überreichte ibm Dad Diplom 
eined Doctor der Theologie und er felbk Tegte fein 
Amt nieder, wobei er aus Liebe zu feiner Gemeine auf 
fin ganzes Einkommen verzichtete, damit ed fein Nach 
iger, den er in der Perfon ded Pfarrer Tofepbfon 
feiner Gemeine empfahl, und der ihm aud in demfels 
ben Jahre, von jener ermwäblt, in feinem Amte 
folgte, ungef&ömälert genießen könne. Geit Diefer Zeit 
vermaltete er nur no Dad Amt des Gebeteb für feine 
Gemeine, half überall gern mit Rath und That nnd bat 
noch Lurze Zeit vor feinem Tode mit ganzer Kraft und 
reudigfeit gepredigt. Er war bid an fein Ende ber 
bäftigt, fudirte Fortmäßrend, nahm an allen Erſgel⸗ 
nungen der £iteratur den lebendigiten Antbeil und in 
feiner Bibliothek, war allmäblig wieder eine_ Kleinere 
Bibliothek von Grrerpten entftanden, die fi ſoon fa 
auf 100 Bände belief. Sein bäuslihes Leben war ai 
gefeanen. Er batte fib am 17. Juni 1783 mit Kath. 
opbie Overhoff, einer Tochter aud einer der angefes 
benften Samilien, verbeiratbet, feierte 1883 die goldene 
Hoczeit und feine ebrmürbige Gattin Üiberlebt ihn 
nun nod. — Bon feinen Sindern leben.nur noch ®, 
der Hofprebiger Profeffor D. Strauß, vortragender 
Rath Im geiſtlichen Minifterium, ein Mann, auf den 
dad Vaterland mit Verehrung und Liebe binfieht und 
eine Tochter, die fe [1 Aufgabe ihred Lebend gemacht 
bat, mit einer unbefcpräiblipen Liebe und Aufopferung 
ihre ergrausen Eltern zu pflegen. 
Rad der. besfele: Beitung mitgeteilt von 
rendt, 


* 130. Arnold Stanz Benedikt Keppel, 
Sandgerfihtöfetrerär zu Vechta im Herzogthum Dlbendurgs 
‚eb. am 18, Juni 1766, geft. den 5. Juni 1886, 


K. war der Sohn des Lambert S. und der Clara 
Aogned Moorkromer. Sein Vater, Gerihtöfhreiber der 
Fürkbifchöf. Münfterfden Geridte Defum und Damme, 
wohnte in Vechta und bier wurde ihm diefer Sohn des 
boren. Die erfte Jugendbildung erbielt derfelbe-in-den 
untern Slaffen_ded Gpmnafliums je Baterftadt, Fam 
dann auf dad Gymnglium zu Mänfter und befuthte von 
1795 an die Vorlefungen über Philofopbie und Rectds 


378 Anton, König von Sachſen. 


iffen auf der damals aut befeuten Univerfität da 
et A zugleich den förperliden Uebungen im 

eiten, Fechten ıc. oblag. Gebr vortdeilbaft wirkte bier 
auf feine Bildung der Umgang in dem Haufe des 
raths. nachberigen Staatsraths Sprickmann. 33 ⸗ 
riff, noch feine Studien auf der Univerfitär Göttingen 

rtanfegen, wurden ſolche durch Den Tod des Daterb 
unterbroden, welder am 6. Mär; 1708 erfolgte und 
ihm die zugefidberte &ucceffion in die Stelle deſſelben 
verfdaffte. Als in Solge des Lüneviller us und 
des Meihödeputationdsfchlufled vom 25. ar 1808 
Die Mäntterfden Aemter Vechta und Eloppenburg ald 
Entf@ädigung für den aufgehobenen Weſerzoll dem Hero 
ps von Didenburg 9) überwieſen wurden und viefer 
ur eine Derordnung ‘vom 10. Januar 1804 die bid- 
perige Juſtizverwaltung aufhob und Ratt der einzelnen 

ichter eolegialii® verfabrende Landgerichte anorbnete, 
wurde 8. ald Gefretär bei dem Zandgeridte zu Wedhts 
angefellt. Diefe Stelle hat er bis an feinen Tod be 
leider und wurde darin nur durch bie tranzöfffche Oc 
cupation unterbroden, während welcher er ald Greffier 
beim Sriedendgerichte ded Kantons Vechta fimgirte. — 
K. bdatie ſich am 17. December 1801 mit Eleonore Ges 
epdine Sopbie Bol, Tochter ded Dr. der Rechte Poll 
n Meppen verbeiratbet, welche am 19. Februar 1827 
ihm voranging. Don 8 Sindern, welde fie ibm geboe 
ren, überlebten ibn nur 3 Söhne und 4 Töchter. Ein 
Sohn ſteht als Lieutenant in großberzogi. Oldenburgi⸗ 
ſchen Militärdienften. 


131. Anton (Clemend Theodor), 
' König von Sachen; 
geb. db. 27. Dec. 1755, gef. d. 6. Juni 1886 °), 


Es war nad Sachſens ſchmerzlichſtem Ereigniffe in 
Jahre 1815 — mo Diefed Land, aud einander gefprengt 
durch die Erplofion einer gewaltfamen Zeit, fi in 3 

älften trennte, deren nur eine dem angeſtammten Derr- 
cherhauſe und ihrer Nationalität erbalten blieb — die 
ausfhließende Aufgabe des damaligen Negenten, König 


® iogr. f. N. .7. . S. 
—8 a! Klals 33 ae 38 D, Leynert. 


Anton, König von Sachſen. 879 


Friedrich Auguſts 9, den aus den alten Derbältniien 
deraußgerifienen, biusenden Staatökörper zu beilen, wies 
Derum in fi) abzurunden, vor völligem Dahinfterben zu 
bewahren.” Die Degierungdperiode dieſes Sürken fels 
der £andeötbeilung bid zu feinem Tode (5. Mai 18237) 
tann daher nur ald der Anfang der Reorganifation 
&fend betrachtet werden, Die mebr Das unmittelbare 
ußere politifche Leben dieſes Landes neu erſchaffen und 
auöbilden mußte, ald in das tiefere, geifigere Staats⸗ 
leben deflelben beifend eindringen fonnte. Die legtere 
Aufgabe war dad eben fo rubmvolle ald forgenreihe 
Erbe des Nachfolgers, König Antons I.; er iſt treu und 
einficht8voll der edlen, Der (&mierigen Pflicht nachger 
kommen und bat in Diefem weifen Einverfiändniffe mit 
der Natur und den Sorderungen ‚der Zeit nd eben fo 
verdiente menſchliche Derebrung und Liebe, als hiftoris 
ſche Bedeutfamkeit erworben, die in den Annalen des 
Baterlandes noch der fernen Zukunft Achtung gebietend 
entgegentreten wird. — Man koͤnnte Die beiden Haupts 
Rufengrade, welbe Sachſens Gtaatdleben unter dem 
wei legten Regenten erfahren bat, nicht mit Unrecht 
urd die Begriffe Der mathematifchen und der dynami⸗ 
(den Entwidelung bezeihnen,, deren erſtere der Regie 
rungsperiode Friedrich Augufd, die zweite des Kbn 
Anton angehört und die in ihrer Scheidungslinie glei 
fam den Webergang beginnender ſtatiſtiſcher Geſtältung 
zur reiferen politifden Kultur erbliden laffen. — Uns 
ton Clemens Theodor war der Sohn des Rurfürden 
Friedrich Chriſtian und der Tochter Kaiſer Karls VIL, 
Marie Antonie von Baiern. Er genoß den Unterricht 
gefwicter Lehrer. Außer der Muſik ermählte er frübzei- 
tig auch die Genealogie zu feiner Lieblingsbeſchaͤftigung; 
in jener erlangte er fo gründlide Kenntniſſe, daß er 
ſelbſt, namentlich zur Zeiler von Samilienfelen Mebres 
componirte und fein genealogifched Wiffen fegte ihn im 
den Stand, Zweifel löfen zu können, mit_denen ed ans 
dern Senealogen nicht gelingen wollte. Sein angebor⸗ 
ner frommer Sinn, der, obgleid) aud in einer firengen 
Beobachtung der kirchlichen Sormen fi dußernd, doch 
frübzeitig jenen böbern, wahren Standpunft erreichte, 
wo derfelbe thaͤtig und lenkend auch in Dad Äußere Wire 
fen einzugreifen pflegt und nicht blos empfindende, fons 
dern auch bandelnde Tugend wird, leitete ihn anfangs 


*) Deffen Biogrenbie I, N. Rekt. 5. Jadrgang ©. 49. 


880 Anton, König von Sachſen. 


u dem Wunſche, ſid dem Heiflliden Stande zu wid 
Yen: doch gt fpäter diefen Entſchlud anf, ais durd 
die Tängere Zeit unfrubtbare Ede feine® Brnders die 
rtdauer Ded Albertinifden Stammes gefährdet wurde. 
vermäbkte ficd daher 1781 mit der 17jährigen rin 
effin Maria Carolina Antonia, Tobter des Victor Ama, 
eus IN., Königs von Sardinien und Herzogs von Sa⸗ 
vopen, welhe am 4. November in Dreöden eintraf, 
aber (don den %8. December ded folgenden Jabrö an 
den Blattern farb. Sünf Jahre ter (18. Det. 1787) 
sermählte er fi pm iweitenmale und zwar mit der 
Todter ded Kaifer! Ne 
ria Thereſia 9) von Toscana (geb. 1767), einer mit den 
derrlihkten Borzügen des Geiſtes und end — 
Sarmenit ver(äbnt, Dar 4 Cprdäinge gefegnst mare 
jarmonie verfcönt, dur: prößlinge gefegnet wurde, 
08 Marben. Sein ler 


jafteß mrereffe an Öffentliben Angelegenbeiten rubte 
ei Friedrich Augund Abneigung gegen jede Art von 
Einwirfäng auf feine Regierungdgrundfäge und fo febte 
er, jedem Regierungsantpeile fern, im glädtichen 
milienkreife, welhem auch Die ältefte Toter des Prin 
en Marimilien, Amalia, feiner durd_ Adoption ange 
dire und im Befge einer £räftigen Gefundheit, die er 
der Einfachheit un) Degeimäßigteit feiner Zebendweife 
wu danken hatte. Doc die Leiden des Landes Drangen 
aud in feinen gindtiaen NKreid. Als 1806 zuerk feind» 
Tide Schaaren In Sacfen einbraden, mußte er mit der 
Eönigliben Samilie die Sicerdeitdaufenthalte zu Grant, 
furt, Prag und Wien fuchen. Mit dem Könige zur 
gekehrt, theilte er 1818 ded von den Heeren der Vers 
ndeten dartbedrängsen Dresdens angitvolle Stunden, 
[149 nach der für Sachfen fo verbängnigvoden Leipziger 
dla, nad Böhmen, fodann nad Schönbrunn und 
unternahm nad wieder bergeftelltem Srieden mehrere 
Reifen, fo nad Wien und 1819 nad Stalien, wo er 
zu Slorenz und Rom mehrere Monate vermeilte. Seis 
beiterer Naturfinn lieg ihn nach feiner Rädkehr eifr 
rig_die Schöndeiten der Hmgehungen der Iren 
auffuden, während er zugleich der Literatur bi zu 
Be Erle Er Ba 
e u; v a riel auf 
EH Khron, der, von den mahnenden Rufen einer Neues 


Deren Wiege, (. Im 5. Jadts. des R. Nett. ©. 18: 


Anton, König von Sachſen. 381 


rung bedärftigen Zeit umrauſcht, dem bejahrten Könige 
fein leihter Stand zu werden verſprach. Es Fonnte 
unter folden Umftänden nur für ibn ſprechen, daß er 
die Treue feiner Minifter durch ehrendes Vertrauen zu 
erböben bemäbt war, indem er offen bekannte, Daß er, 
o ſpaͤt zum Throne berufen, fi auf ihre Treue verlafs 
en müſſe. Seine unverfennbare Liebe und Zeutfeligs 
keit Harte ihm fchnell die Herzen feiner Unterthanen ge: 
wonnen, deren Anbänglichfeit fi bei Den üͤblichen Hul- 
Digungen in den verfchiedenen Kreifen des Zanded übers 
zeugend bewährte. Doc follte fhon damals ein ſchwe⸗ 
rer Kummer dad fpät noch mit einer Krone belaftete 
ebrwärdige Greifenhaupt beugen, denn mitten in den 
Feſtlichkeiten flarb die Königin Maria Therefia am 7. 
‚Mov. 1877 zu Leipzig, deren Liebe und feltene Umſicht 
ihm die neuen Negentenforgen zu_ erleichtern Hoffnung 
gegeben batte. König Anton eröffnete feine Regierung . 
ur ein feinem Volke gebrachtes Geſchenk von wenig: 
fiend einer Million, indem er allen Vaſallen, Städten i 
und Bauern, deren Eigenthum koͤnigliches Leben if, den 
Betrag der bei jedem Degentenmenfel erkoͤmmlichen 
Lehnsmuthung erließ.. Große Freude gewährte Die Ders. 
minderung ded Wildfanded in Den Füniglichen Forſten, 
mwodurd nit nur im Jagdetat eine bedeutende Eripars \ 
niß eintrat, jondern auch dem zeitber von fortwährege 
den Wildſchaͤden beunruhigten Zandmanne eine gro 
Grieigterung gewährt wurde. Auch der nun wirklich 
beginnende Bau der Muldenbräde bei Wurzen, zu wel» 
cher, troß der vielfach gedäußerten Wänfche, fräber ims: 
mer nicht Rath geworden war, fo wie der gefhmad- 
volle Aufbau des ſchon früber beabfichtigten und durch 
ihn zum Denfmale für feinen Vorgänger, Sriedrih Aus 
guf, befimmten Auguſteums, des vorzäüglichiten Theils 
de Fewige Univerfitätögebäudes, überhaupt ein von 
der Regierung audgebender und von da der Allgemein. 
beit ſich mittdeilender reger Baugeift, mar Bürge, da 
auch an den innern Bau ded Gtaated manche zweckmaͤ⸗ 
Bige Hand angelegt werden fole. Somit war auch die 
anfaͤnglich ausgeſprochene Erklärung der neuen Regies 
sung, die Verwaltung ded Landes nah den Grundids- 
zen des verftorbenen Königs fortführen zu wollen, wohl 
mehr der Ausfprud einer liebenden Anerkennung für 
den heimgegangenen edlen Sürften, ald der einer unbe, 
Dingten politiiden Ueberzeugung; denn obgleich. die 
nödten Maßregeln Bein weſentliches Abweichen von 


382 ‚Anton, König von Sachſen. 


dem zeitber gemöhnten Wege abnehmen ließen, fo wer 
doc eine gewifle freiere Bewegung in dem ganzen Auf: 
treten der neuen Regierung nicht zu verkennen. Den 
langjährigen Vorarbeiten und Entwärfen mwollse zwar 
noch immer kein Geſetzbuch folgen, doch kam auf dem 
gandtage 4833 — 34 dieſer Gegenkand lebhaft zur Spra⸗ 
de und veranlafte Die Ausarbeitung eined Strafgeſet⸗ 
buches und bereitd traten im Einzelnen viele weite er 
wogene Gefege ind Leben, ſo daB Antons Regierungbe 
periode die eigentlih legislative von Sachſen genannt 
werden kann; dad Polizeimefen erfuhr mande zweck⸗ 
mäßige Anordnung und nad den meiſten Geiten bin 
fer man gemeinnügige Anſtalten entfteden; fo z. 8. 
ie Gasbeleuchtung ın Dreöden, die für den innern 
Verkehr wichtige Stadtpoft, ein Correktionshaus für auf: 
egriffene von den Eltern verwahrloſte Kinder x. Au 
m $inanzwefen madte man bin und wieder den Un 
fang zu DBerbeflerungen, 3. B. dadurch, Daß man einige 
tonfpielige überfläffige Stellen einzog; Die bedeutenden 
Erfparnife des Dberfteuercollegiums Jießen einen Er 
von 2 Quatember und 2 aufennigen u. Wein bei 
fen Derbefferungen im Einzelnen ließ der du 
vielfache biſher erfihtlihe Mängel gerecht rtigte WBunf 
einer Um ealtung im anen nit unterdräden, na 
mentlich bedurfte Die Ianditändifhe Verfaflung, Die, zein 
allentbalden an kuͤnſtlichen Schranken ihre Kraft jer⸗ 
gend, fi® Geineömege zu der Würde und der Kraft 
einer Volkövertretung Im böbern Sinne erheben fonnte, 
Dringend einer Veränderung. So wurde der erke Land⸗ 
sag der neuen Regierung, obgleid ganz in _der alten 
Form eröffnet (6. Tan. 1880), ein bewegter Kampfplag 
Der Prinzipien ded Alten und ded Neuen, auf welchem 
letzteres, obfchon nur widerftrebend gehört, gleichwohl 
manchen Sieg errang, namentlid aber eine 6 entſchei⸗ 
deude und bebderzte Sprache führte, wie fie bei ſolchen 
Gelegenheiten noch nicht vernommen worden war. Die 
um Theil auf dad Spitem des After⸗Conſervativen ges 
hgte Stellung des immer unumfchränfter um fiy grel 
enden Kabinersminikterd, Grafen Detlev von Einfiebel, 
wurden bier zuerfi folgenreih erfhätter. Der 
des vormaligen Kreishaupsmannd von Wieteröheim un 
feine praktiide Bemerkung: wie der nachtheilige Ein- 
Ruß der altberkoͤmmlichen Berfaflung auf die innere Ber. 
waltung dem Emporfommen der Städte ein weientlis 
Geb Hinderniß entgegenfene, bereitete die fo wichtige 


Anton, König von Sachſen. 885 


allgemeine Gtädteorbnung wor. Der Drud der Land, 
tagsakten, obibon nur für die Stände und Ardive, 
wurde endlich zugegeben. In folden Zudungen des 
Alten und ded Neuen Fonnten aud Partelungen nicht 
ausbleiben. Die Geier der Augsburgifden Een 
in Dreöden und Leipzig eröffnete in ihren Srrungen dad 
Borfpiel zu bedeutfameren Unruhen, die endlich in beir 
den Städten, wie ed f&bien, durdh einen von der in dies 
Ier Dinar aus ihrer Bekimmung beraustretenden Vo⸗ 
lizei gegebenen Anlaß, am 2. und 9. September 1830 
foßbraden. — Warum bier erfi noch wieder erzählen, 
woran jeder Beflere mit Trauer und Unmutb denkt und 
qeaßenbeiie selok Beug davon fein mußte? Schmerz 
ich wurde der in Pilnig aufbaltende König von 
diefen Vorfälen ergriffen, die 4: 
finnungen und die Neindeit feines Biucns gab fi deut- 
ji in den ernken Vormärfen u erkennen, welche feine 
Umosbund; Die ihm von der 


nad, dad mit begründeten Anfpräden, o glelh —5 — 
ingte. Der 


mahlin Zouife, vol bocberiger Emtfegung, feldk die 

gun u bot, ernannte er am 13. Geptember feinen 
jen, den allgemein geliebten — Sriedrid Yus 

guft, zu feinem Mitregenten, eine Dandluı 

algemeinem Jubel aufgenommen wurde und dab Ver 

trauen des bi 


date der Sönig dur ein, dem Alter nicht immer eis 
vened, Gmemäht le 


Wort angetaftet, batten, fo galten jegt er und der edle 
Prinz Mitregent allen Beſſern ald Hauptziel der allge 
meinen Dankbarkeit und Liebe. Die im pri 1888 3m 


384 Anton, König von Sachſen. 


und im Auguſt d. J. zu Leipzig miederboiten 
Aaraben können Bea di Aufgebürt der Bolti 
eÄnnung pelen; fie gingen nur von einem kleinen 
Kdeite tdeil6 verbfendeter, theild ih Privatinterefien fih 
verlegt glaubender Individuen aus und murden von 
dem Ypclee felbft mit Murd-und Nabdrud bekämpft. 
Die Gegenwart folte, unter König Antond Regierun; 
und durd ibn felbf Anterfägt, in Gachfen Ihren vol 
tändigften Sieg erfämpfen, denn am 4. September der 
[denkten er und der Prinz Mitregent ihr Volt mit der 
neuen Verfaflungsurfunde, melde, bei der Webergabe, 
der König mit feinem Shrkenworte zu ſutzen und zu bes 
wahren verfprad ind den fegnenben unse binzufägte, 
daß fie feinem Volke zum Hell und Segen werden möge. 
Welde Rechte und berfömmlihe Vortheile. Eadfend 
Regenten mit diefem Schritte bereitwillig geopfert da- 
ben, wird aus jeder, auch noch fo flüchtigen Bergieichung 
der Punkte diefer Urkunde mit der früheren Kegenten 
FOR te Gacfend bervorgeben, das vorder, bei größten 
118 (ehr Lauer händifcher Vertretung, dem monarchifde⸗ 
Reme in feiner _Arengften Sorm zu bufbigen gewöhnt 
war und dad, um fo fhnell gu dem geanm rtigen Ziele 
u gelangen, eine unendlipe Kluft überfpringen mußte. 
iner der wichtigften Punkte der Verfaflungsurfunde war, 
Daß die vorher in vielfacher Zoſch f&wankende und 
sweifeldafte Stellung der Stände, zur Kegierung nu 
mehr auf beftimmte Normen gehrant murde. Zar Gab» 
fen fliegen mit diefer neuen Ordnung der Dinge freund« 
ide Hoffnungen dernieder und die räfige Kraft, womit 
das in feinem Hauptplane bereitd geordnete Werk nun⸗ 
sehr auch in feiner Ausführung abgefaßt wurde, gab 
Gemähr, daß die gegenwärtige Generation nit, wie 
Mofeb, dad gelobte Land der neuen Geftaltung nur von 
tern feden werde. Eher mußte man befürchten, daßdie 
junge Saat in Sagfen wohl einen vermögenden, aber 
nit immer einen bereitwilligen Boden finden merde, 
in melden dad Alte zu tiefe Wurzeln gefchlagen batte 
und daber oft mit greifenbaftem Troge dem bereinbres 
Senden Neuen den Wes vertrat. In vielfahen Fällen 
befätigte ſich dieſe Beforgniß nur zu febr; dod Eonnte 
die Gewohnheit mit ihrer Sräde in ihrem Kampfe ger 
gen die Sade der Reform nicht aushalten und ihr Wir 
— en ie farm er > — ——— 
endlig ein vi ufpören offen. Entmi ar 
es einigermaßen, daB nicht alle Stände Des Bike 1a 


Anton, König von Sachen. 385 


zu der edien Entfagung ihred Koͤnigs auffhwingen konn, 
ten und mit engberäiger Selbſtſucht noch Immer an Be 
vorzugungen und fogenannten ererigfeiten bingen, die, 
von einer laͤngſt begrabenen Zeit geipendet, mit deu 
Sorderungen der Gegenwart — mo, damit Ale gewin— 
nen konnten, Ale etwas aufgeben und freiwillig verlie 
ren mußten — im grellftien Widerſpruche ftand. Beſon⸗ 
ders ſpukte dad angemoderte Geſpenſt des Monopolwe⸗ 
ſens noch immer, gleich einem ewigen Juden, durch di 
ineiſten fächſ. Verhandlungen; Zunftzwang und Gilden⸗ 
neid wirthſchafteten oft recht unbehaglich da, wo am 
lauteſten über Gemeingeiſt gepredigt und gedruckt wurde. 
Doch dies waren nur Rheumatismen des Staatslebens 
und dieſe durch die Selbſtſucht Einzelner erzeugten Ge⸗ 
brechen konnten nicht bis in das Der der neuen Schde 

fung dringen, die_im Ganzen fi kräftig und immer 
Freier entwickelte. Eine beftimmtere und concentrirtere 
Stellung gewannen die, biöher in ein Labyrinth von 
Snftanzen und Gabinetömeifungen verwidelten Verbält 
niffe Dur Die Einfegung von ſechs Minifterialbehör, 
den, dem Minifterium der Juſtiz unter dem Staatömis 
nifter v. Könnerig, der Sinanzen unter dem Staatdminis 
ſter v. Zefhau, des Innern unter dem Staatdminifter 
v. £indenau, des Krieges unter dem Stagtsminiſter und 
General v. Zezſchwitz, des Cultus und Öffentlihen Un» 
terrichted unter dem Staatöminifter Dr. Müller *), des 
Auswärtigen unter dem Staatsminiſter und General 
v. Minkwitz, fämmtlih in dem Sefammtminifterium ver 
einigt, dem die Begutachtung der Gefege, die Bera 
tbung wichtiger Ungelegenheiten, zumal wenn fie in meb» 
rere Minifterialdepartementd zugleich einfhlagen,, der 
Bundestagsſachen, des Staat bubgerd u. ſ. w. obliegen 
und welches ald die, alle Verhandlungen der Regierung 
mit den Ständen vermittelnde, oberfte Gtantsbebörde 
Daftebt. Eine Verordnung vom 16. Nov. 1831 rief den 
Staatsrath in’d Leben, welchem die Beratbung der un. 
mittelbar an ihn gewiefenen Yingelegenbeiten, vorzůglich 
wichtiger DefeßgebungSfachen, gebört. Un die Stelle 
‚ der biöherigen Xandedregierung , ‚einer zugleich oberrich⸗ 
gerliben und verwaltenden Bepörde, traten, bis aur 
Einrihtung des gefammten Juſtizweſens und bis zur Ers 
rihtung von Mittelbehörden für Dermaltungdangeie en 
beiten, zwei Behörden, das unter dem Zuftizminifkterium 


°) Deffen Biogr. f. In dieſem Jahrg. ded R. Nekr. S. Mi. 
N. NRekrolog 14. Jahrg. 25 





73 nton, König von Sachſen. 


8 Iandesiukigcollegium und die Lardeödirertien 
nn * Minikterium des Innern als Om 
—— — — — — daftand. Die mit ungedel 
Gebafugt ermartere Gtädteordnung, deren durd 

allgemeine Reform der Verwaltung veranlaßte 

ier und da fon, up der Beforgniß Haken im 
Bi jenen Reaction führte (zumal an manchen Orts 

tabträtbe die neuen Gemeindeeinrihtungen eifrig 

ua un hemmen verfuchten), erſdien erk am 2. Sc 

gen 16 reifli erwogene und umgefaltere —A 


an ehe I vr m Selbfkdnt Br —53 — 
rei er Se in! ei er 
weinden einen’ träftigen Sant. Tod Fa dee 9. 


4832 wurde die Gtädteordnung in Grädten 
Det —5 — Ingefübrt , wobei — eine — 
—— 
—— Abidſungen und Geme iaheiune 
Be ae or — mit Redt ein Kriump 
*8 genannt, ua der milde, gerechte Geik dr 
Bi Regierung in Dat elite sion trat — wurde eis 
deutender Schritt eflern gethan und Im in 


Bin mußten vr der A nr Eine Sen EN 


bei Grobnen gemeinigli durd unaPlungen. bei Dink 
iten abı Ibtrei 
* — ver —— bei an 


‚befond: 
mit or oa ai He on Dis 4 


Da weiber der Hörige biöber verbunden gemefen mar, 
[haft die Erlaubnig zur ben ge Fü en 
ober sur Entfernung auf beftimmte 

Aukaufen dbr (eine Kinder zum narangbichite feen 
Ind durch melde die Herrihaft das Me, (7 
nit entlafiene Erbunterthanen a ufors 
bie Peefüungen des Unter, jegen Ser 

In — n Ku ihm gie Ka & 
en. dieſe :un] Bunte, 


Anton, Rönig von Safe. 887 


welche Immer mehr die Spuren mittelalterlicher Verhält⸗ 
niffe verfdmwinden ließen, tnäpfte fi an König Anton’s 
Regierung eine neue era für den. ſaͤchſiſchen Bauern 
Rand und die eigentliche Emancipation deflelben. Die 
Kemmungen, welche Manche von den Bundesbeſcluͤſſen 
r_die neue confitutionelle Verfaſſung befärchten sm 
muͤſſen glaubten, traten keineswegs ein. Die Regierung 
aber befeftigte dad in fie gefegte Dertrauen auf würde, 
volle Weife, indem fie, bei Bekanntmachung der Be» 
fhlüffe am 24. Juli, mit Hindeutung auf dad ſtaͤndiſche 
Bepilligungdrean die beitimmte Erflärung gab: daß 
Die Bundeöbefchläffe den gefammten verfaffungsmäßigen 
Rechten der Stände nirgend Eintrag tdun koͤnnten und 
ollten. Auch legte ed ein vollwichtiged Zeugniß für den 
ochherzigen Sinn ab, mwelder Die Regierung befeelte, 
aß fie fhon früher die gottesdienftliche Feier des Jah⸗ 
restages der Uebergabe der Verfaffungsurfunde anbetobr 
fen und auch auf andere Weife zu deſſen feftliher Be 
gebung aufgemuntert hatte, wobei nur empfohlen wurde, 
aß man die audfchließlihe Beziehung dieſes Feſtes auf 
Sachſen vor Augen baben möge. — Mit allgemeiner 
Spannung wurde, nachdem durch die Verfaſſungsur⸗ 
kunde auch die gedachte Reform der Landtagsverhand⸗ 
lungen geſetzlich in's Leben getreten war, dem 7 
conkitutionellen Zandtage entgegengefeben. Sreilid führe 
ten, mie denn felbft der Antang einer Dereinfachung 
von Weitläufigkeiten begleitet fein muß, die Wahlen gu 
manden Weitläufigkeiten; auch dad Wahlgefeg bedurfte, 
wie ſich in feiner Anwendung ergab, nod mancher Er⸗ 
gaͤnzung und die Guͤterſchaͤgung der Wählbaren führte 
nicht minder zu mander Schwierigkeit. Nachdem mau 
mit den Wahlen zu Stande war, berief eine Bekannt⸗ 
machung vom 22. December 1832 die Stände auf den 
22, Tanuar 1833. Zum Wräfidenten der erften Sammer 
datte die Regierung den Landesditeften der Oberlauf 
0. Gersdorf, ermäblt; Präfident der zweiten Kammer 
wurde der Übgeordnete des Bauernflandes, General 
v. Leyßer. Der Landtag wurde am 27. Ian. auf eine i 
mancher Hinficht der fräberen ähnliche, feierlide Weile 
eröffnet; doc richtete, was früher nicht der Fall gewe⸗ 
fen, der König vom Thron herab einige bewillkom 
nende Worte an die Stände und der Staatöminiker 
v. Lindenau wies fodann in feiner Rede auf die Auk 
be des Landtags bin, den Geil und Ginn der Ber 
ung auf das gefammte Staats leben adx arireaea MED 


888 Anton, König von Sachſen. 


je Gebäude fo fe, rubig und Sernuntgemäß [5 
dei mmlung nur 
darauf fortzubanen habe; worauf der Präfident der erfien 





tn mie ben, eifrig angefhloffen und die 





Wärtökreid fih Dur eine jur Anf&ließung offenbar 
ermeitern mußte, erflärten fid unbedingt dafür; bage 
jen mußte der Handelöftand, infofern dabei die Eintu 
Permder Artikel erfhmwert und mit bedeutenden Zölen 
belaftet wurde, Mandes davon fürdten. Die fi frew 
jenden Meinungen gingen freilich immer nur von per 
Yonlihen intereifen aus und Eonnten daber um fo me 
niger ber‘ u tigt werden. Mit dem 1. Jan, 1834 trat 
diefe Anfhliegung wirklid in’8 Leben und obfcon die 
fideren Erfolge einer folden commerciellen Umgeftaltung 
nicht fo ſchaeũ abaufehen fein dürften, fo find dod die 
won dem Handelöftande für ſich befürchteten Nadrbeile 
Feineömeges in einem folden Grade eingetreten und Dürfs 
gen Rn mit der Zeit immer mehr auögleichen. — Der 
Gewer! —2 in Sacfen. blieb freilich immer 
eine Qufmunterung ga waͤnſchen und. de Canı 





. Anton, König von Sachfen. 389 


dader auch in dieſem Augenblide nicht in jeder Hinficht 
den Vergleich mit dem Auslande aushalten; doch that 
unverkennbar auch bierin die Regierung neuerlihd mande 
zweddienlihe Schritte, die, wären fie fon unter der 
vorigen Regierung gefcheben , der vaterländifchen Indus 
ie gewiß einen anfebnliden Dorfprung gewonnen 
en würden. So wurden, gu Belebung der Landwi 
haft und ded Gewerbfleißed, Preisbewerbungen für die 
. 1832 — 37 veranftaltet, nambafte Belohnungen für 
inführung der Seidenzucht, für die Auffindung von 
en ern um Ehemnig, ald dem Herzen des va⸗ 
terlaͤndiſchen Fabrikweſens, für Derbeflerung des Wein» 
baued, für den Anbau von Gräfern zu Strohgeflechten, 
für die Auffindung von Steinen zum Steindrud, für 
die gewerblidde Ausbildung Blinder und Taubſtummer 
u. f. w. audgefegt. Die Bekanntmachung von 1892, daß 
fämmelich ‚für den Civil⸗ Hofs und Militäretat nde 
tbige Beduͤrfniſſe, die dad Inland. in gleicher Guͤte, wie 
Das Ausland, liefere, auch im Inlande bezogen werden 
follten, brachte eine früher nicht mit Unrecht laut gewor⸗ 
dene Beſchwerde Aber Dintanftelung vaterländifcher Pro⸗ 
ducte hinter ausländifhen, zu zweckmaͤßiger Erledigung. 
Die feit 1831 unterlaffene Gemwerbausftellung in Dresden 
wurde im J. 1884 wiederholt und brachte auh im Mas 
fdinenwefen erfreufihe Reſultate; doc ſchien der Ger 
werbögeift noch nicht genug gereift, um durch die Ehre 
der Öffentliben Anerkennung zu fleißiger Einfendungen 
‚‚ereizt zu werden und fo erfchien auch diesmal dieſe 
Ausftelung zu lüdenbaft, um ein umfaflended Bild in- 
Duftrieller Entwidelung gewähren zu können. Der bes 
fonderen Anerkennung der Regierung batte fi der ſeit 
1831 in’8 Zeben getretene Gnduftrieverein, welder von 
edemnig aus in der Sebbafteften Berbintung mit dem 
ganzen ande ſteht, zu erfreuen, deſſen Thaͤtigkeit mit 
er Zeit Äußerft erhebliche Erfolge verfpricht. Un med» 
reren Drten, bauptfählid im Erzgebirge, errichtete oder 
erweiterte man Gemwerbfchulen und eröffnete Sonntag» 
ſchulen. Fuͤr Beförderung der Weberei wirkte die Re⸗ 
erung feit 1828 namentlich auch durch @inführung von 
Tacanardfähfen und die dabei rüdfichtlich der Dama 
weberei erftebenden Hinderniffe fuchte man durch Prei 
aufgaben zu befeitigen. Eben fo erhielt die € emnißer 
Anſtalt zu Erbauung von Baummollefpinnmafcinen, 
& derſelben Hindernifle zeigten, eine Unterkäßung, bie 
bre techniſche Vervollfommnung beförderte, So lieferte 


\ 


0 Anton, König von Sachſen. 


wach die mit einem mecdanifben Inſtunte in Dresden 
beit einen verbefierten Gtru 
Senke on — an —XR Drten, an 
er 


ıd. bfamkeit fand leider, wie fo mande 2 
Sewe 
8 — Intereſſen gethane Port ide, feine 

Ie 


neuerdings die Uufhebung der Accife große Wortdeile 
verfprab. Die fühl. Schanfzucht behauptete und um 
Retes Steigen ihren Rubı und die KWelverfeistr 
rung, melde in den ledten Jahren nicht mehr fo 
send fodnen wollte, weil man au Mittektäcern durd 
die fogenannte Decatirkung den Unftri feinerer su ge 
bem verkand, verfpricht dur den im newen Zolver 
bamde Ihr gewordenen großen Spielraum, anl alle 
infen gu_bringen. Cine befondere Ehre aber die 
ice Schaatzucht war ed, Daß hohveredelte ra. 
Scaafe gar nah Spanien verlangt wurden, um di 
dortigen außgearteten königl. Heerben wieder zu ver 
edein. Die vermehrten Wolmärkte und die Anke 
verebölter Schaafe in Dreöden waren für die für 
Shaafjüchtler ebenfalld ermunternd. Auch zur Verbefee 
rung de Bergbaues wurde manded gethan. Neben den 
Deuellen mon us De geikigen Interefen niht 
a Saul: und Erziedungsmefen 
fen äwar fon feit ianger eine ni nee Sm 





Anton, König von Sachſn. 89 


erBiommen, Doc thaten auch bier manderlei Verbeſſe⸗ 
zungen nosb und fo wurde dad am 6. Suni 1835 ers 
deinende wohlerwogene neue Shulgefeg mit großer 

eilnabme aufgenommen. Wirkfam, wie der Sänien, 
wurde der Landesuniverfität gedacht, Die gegen 1400 
Studirende zäblte; foraeht in ihrer, zum großen Theile 
gealterten Destaflung, «ld auch in der Derwaltung ide 
seh Vermögens wurden zweckdienliche Verordnungen ge⸗ 
sroffen. Die Sorfiacab emie ji Ebarand wurde, indem 
man 1830 die landwirthfchaftliche Zehranftalt mit ihr ver⸗ 
band. wefentlich erweitert und ibre Benugung feit 1838 
zur Bedingung der Anftelung in böberen Aemtern ges 
madbt. An die Stelle der 1590 aufgelbften Militsraca» 
demie zu Dreöden, wurde eine Artillerieſchule gekiften, 
dieſe jedoch am 4. Aug. 4835 wieder au geiöft und mit 
dem Eadettenbaufe vereinigt, leßterem aber eine neue 
Einrichtung gegeben; nicht minder erhielt auch Die Berge 
academie zu Sreiberg durch Dermebrung der auf pe 
mwendesen Mittel, manche Verbeſſerung. Die mehrſelti⸗ 
gen wiſſenſchaftlichen Vereine in Sachfen dienten manche 

lihe oder angenehme Kenntniß auch im Kreife von 
Dilettanten zu verbreiten. Mit befonderer Vorliebe wur⸗ 
den in der Refidenz die Naturmiflenfchaften gepflegt, des 
nen durch Gründung der dirurgifch» medicinikchen Aca⸗ 
demie Doppelt viel Antheil ermedt wurde. Durd die 
dortige botanifhe Geſellſchaft wurde auch eine jährliche 
Pflanzen⸗ und Fruchtausſtellung veranfaltet. ichtige 
Refnltate verfprach der 1831 gegründete genikif e Ver⸗ 
ein zu Dredden, dem auf Befehl ded Königs die Be 
dörden die nöthigen Mittbeilungen machen mußten und 
welcher feit feiner Entſtehung bis jegt Außerk mwidtige 
Beiträge zur Landesſtatiſtik, namentlih auch in Hinſicht 
der bisher weit mangelhaften Bevdlkerungsangaben, ge 
liefert bat. Dur die oͤconomiſche Geſellſchäft wurde 
feit 41832 ein mit vielem Beifalle aufgenommener Volks⸗ 
Ealender derausgegeben, zugleih auch Ankalt gemacht, 
Dur Pfarrer und Schullebrer belebrende Schritten un» 
ser dem Volle in Umlauf zu bringen. Mit Innigkeit 
und Liebe erkannte Dad ſaͤchſ. Volk die reichen väterlis 
be Wohlthaten, melde, tbeild nach eigenem Erwögen, 
tdeild durch bereitwillige Genehmigung gemaddter Uns 
träge, König Anton feinem Lande gewährt hatte und 
mit der allgemeinften Theillnabme ſah man dem 80. Ge⸗ 
burtöfee Ded ebrwärbigen Greiſes entgegen, dab am 
27. Dec. 1835, von ungebeudelten Gegenämwänfden be- 


692 Anton, Knig von Sachſen. 


jereinbrah. Die treue, verehrende Undängli 
ae forach fi rein und unverbolen auß und Ih 
Aüuldalt, verbuntelte die (bönen Empfindungen eineh 
gerun liebenden Volted. Dur dad ganze Land wurde 
ver felerlie Tag mit Sreude und mürdigem Glange bes 
ingen; am feilihiten in Dresden, mo die Gegenwart 
Ben Subeigreifeß das Geräht der Koeilnahme am Hide 
Ken Reigerte. Die Stadt überreichte unter anderen eine 
vom Hofgraveur Krüger prägte Denemänge; ben Alt 
markt fdmüdte eine nad Art der Eraj Käufe auge 
te, 80 3uß dode Decoration, den Neumarkt ein 
Ii8E von gleiser, Höpe. Eine, reihe JUuminarion Rrahlte 
die dreube eines dankbaren Landes wieder, die Ab in 
sablreihen Gedihten außfprah *).. Herzlich und tief 
empfunden, wie jene Heußerungen ber Woffäliebe, war 
der Öffenslib außgefprohene Dank des Königs: „Die 
vielfachen Beneik inniger Ziebe und _Anbänglickeit, 
melde Ib in diefen Tagen, auf Anlag meines durd 
bie göttlide Gnade erlebten 80. Geburtäfefted, von Mes 
nen Unterthanen aller Klaſſen und Stände und allır 
heile des Landes , infonderbeit aber aud von den Be 
wohnern Meiner Refidenz und der Dresdener Amtölande 
ft, aufs Neue erhalten habe, find Meinem Hergn 
raus moblthuend gemefen. Ri fühle mic aedrun 
en, dies bierdurch Ömentlih audzüſprechen und Meinen 
— väterliben Dan? dafür zu fagen. je dab 
& ne Band mechfelfeitiger Liebe Sachſens Fürften nnd 
lt umfchließen fort und fort! Dreöden, am 9. Dec. 
4835. Anton.“ — Der allgemeine Wunfd der Bene 
ner der efden) mar, die für diefe Jubelfeier auf dem 
Bltmarkte aufgetührte hölzerne Säule‘, nachdem diefelbe 
wiederum abgetragen worden war, in eine fteinerne von 
leider Sorm zu verwandeln, wodurd nicht nur dem 
je ein fteted Denkmal, fondern auch dem Plage ein 
äußert paflender Schmud erftanden fein wrde. @B war 
einer der ſicherſten Bemeife für die unbegränzte Anbäı 
lifelt an die Perfon des ebrwürdigen Könige, 
Rechnungägeit und Erfparungöfoftem, Dinge, die fü 
gemeinnägigen Unternehmungen oft genug bemmend ea 





& tbı 

1epiekein, Gebt: ınftal tar 
sur e Ber Sehen ne an oiner —— 
* — 
— Bürkeneu, weiche) Broße Kerbreitung fand, 


Anton, König von Sachſen. 893 


geoen treten, bier auch nicht eine Spur von Einwen- 
ung machten. Nur des Königs eigener anfpruchlofer 
Sinn lehnte diefe mit freudiger Willfährigkelt darge⸗ 
botene Anerkennung durch ein an den Staatbuinifer 
v. Garlowig gerichteted Schreiben ab: „Mein lieber 
Staatsminiſter v. Carlowitz. Die Abfiht der Bewohner 
Meiner Refidenz , die Erinnerung an die wichtigften Er⸗ 


nen iſt aber für Mid und Mein Haus dad einzige und 

fhönfte Denkmal, auf welches ih hoben Werth lege 

und dad keiner bildlichen Darftellung faͤhig iſt, dieſer 

auch um ſo weniger bedarf, als da 

Gottes Leitung zu tbun berufen war, im eigenen Fort⸗ 
n bleibended Denkmal fichert, welches 


Meine Sefinnungen ehren und Mir und Meinen Nach⸗ 
folgern in der Regierung immer volled Dertrauen und 
fefte Andänglichkeit, ald dad einzige fihere Band zwi⸗ 
ſchen König und Volk bewahren. Dredden, am 23. Sebr. 
41836. Anton.” — Dbgleih von den phyſiſchen Befchwers 
den des Alterd nicht unberäbrt, erfreute ſich der Köni 
bis in die legte Zeit feined Lebens eined Eräftigen Woh 
feind, welches er ſich namentlich durch die firengfte Re⸗ 
gelmaͤßigkeit in der Ginpellung feiner Geſchaͤfte und ſei⸗ 
ner ganzen Lebensweiſe, durch Mäpigkeit und Einfach« 
beit der leßtern und häufige körperliche Bewegung, Ger 
den, Fahren, Reiten (legtere8 nicht immer im Einver- 
Rindniffe mit feinen Xerzten) ſich zu erhalten mußte. 
Die, jugendlie Srifche feines Geilted und Gemätbed 
verführte ihn jedoch biömeilen, feinen phyſiſchen Kräften 
zu viel zuzutrauen und ſich daher weniger äußere Rude 
zu gönnen, als fie feinem vorgerädten Alter nötig war 
und aud dieſer Rüdfiht Äberfritt er, in geſchwaͤchtem 
aufonde, nicht felten das Maad in Dingen, die, wie 
eiten, Baden u. Bil. bei richtiger Anwendung feinen 
Körper ſonſt zu ſtaͤrken dienten. Seine Eröftige Natur 


5% Anton, König von Sachſen. 


den äußeren Unwodifeiab 
Ah wie —ARA—— end. hegte er eine üb 
nelaung ven jede Er aneilide een nd mager 
em Eifer un! ingen feiner 
un ildıa Ole, Ceine (obnken Snshen 
ve jebte er auf feinem — Dem vi rei aba Be Be 
fenRein, * FAR um Theil al en 
forgen, fi “ ®& in — einer reipen Fatar 5 vi 
au Idr ‘ 


* und offen da Bean, mi fen een re — 


„melbem 
jubig und begeißert verehrte Gone ꝛete 
—X dile er a ke 





al 
gi Seven —9 4 IR en at Glan 0 ne 
fo Fon it der Wärme feineb — 


kalten Bifgriograpbifen yaoı fprüben,, fondern wahr 
daft aus dem Herzen des Volkes bernorgegan, 
FH der feßten Ze tränfelte der Kön 
un aunmebr die Yer; u de dringender % m, gri 
ebenb und gern bon 1 18 On —A 
md und Jögernd von Der durd Gewohn) 
denen Lebendweile Etwad nad. ‚Mittlerweile wurde 
fa3 uRand —— —* erte. Arztliche Bulletin 


ri i Uhr, befagte: „dag der Rdn 
HM mehr Athembeihmerden_ bebaftet, 
vorder einen fehr Defigen Anfall von if 
van befommen, melder die eg Beforgnifle er 
rege. Auf die angewandten Mittel habe ih zwar 
Guam ein — gebeſſert, nichts deſto weniger fei_ die 
der Schlaf wenig und nicht — 
Mr ung Bea fei die Bruft nit Befenlig erie 
Di ntlihe Ausfprud mußte um fo drohender * 
* nen Ban ‚song, f on ei | LH 
te und über die eines 
drohende Gefahr, aus natärligen Gründen, auz erk. 








Anton, König von Sachſen. 895 


ingendem Anlaffe abgefprochen zu werden pflegt. Das 
[gende Zudem d. ‘ Bun ben 5. “Juni, * 6} Ubr, 
5 teider den allgemeinen Beforgniffen um fo mehr 
aum. Das dritte Bulletin, d. d. Si nig den 6. Sunl, 
ip 74 Uhr, ließ Eeinen Zweifel mehr über die nahe 
merzliche Entſcheidung zu. Nur zu ſchnell folgte Die bang* 
martete Nachricht; Denn einige Stunden Ipdter zeigte 
ı abermaliges drztliched Bulletin an, daß (am 6. Juni) 
ittagd 414 Uhr der Stönig fanft verſchieden fe. — 
ie fein Dafein heiter und beglüdend, fo war feia Ende 
bebend gemwefen und dieſes reine fledenlofe Königs⸗ 
ven in Dem ſchoͤnſten Ubendlichte frommer Ergebung, 
:udiger Sebnfucht nach Jenſeits, zu Brabe gegangen. 
ereitd am Abende des 4. Tuni (Sonnabend) erhielt er 
e legte Delung. Ale anmelende Herrfchaften waren 
f ergriffen, von der innigen Andacht, womit der ſchwer⸗ 
krankte Greis diefe heilige Trößung der Religion ems 
ing. Der einzige Heitere unter feiner Umgebung, am⸗ 
elie er die letzten Kraͤfte des ſinkenden Bewußtſeins 
Ermuthigungen für Die, welche ihn beweinten und 
ihrſcheinlich hatte er, wenn auch nur durch Bruſtbe⸗ 
igſtigungen, mehr zu leiden, als er ſelbſt zugab, denn 
‚dh der unruhigen Naht vom 4.—5. Juni fagte er gu 
r Drinzeffin Marie, welche fchmerzergriffen an feinem 
ger fiand: „cela va bien.” Am Radmittgge des 5. Juni 
rfammelte fid die ganze Eönigl. Samilie im Zimmer 
8 Königd, welder da ſchon enden zu wollen ſchien; 
& die Stinder des Herzogs Johann, an denen der Hd» 
g mit der vaͤterlichſten Zärtlichkeit hing, wurden zu 
m gebracht und fchweigend (dad Spreden fiel ihm im⸗ 
er ſchwerer) fegnete er alle Ungebdrigen ein. Rad 
Uhr des Abends befand er ſich wieder beffer und feine 
Ue Befinnung kehrte wieder. Er betete in einem Ans 
chtöbuche, welches ihm die Prineffin Marie vorbdielt, 
8 fodann in einem weltliden Buche und fprach abs 
echſelnd mit der Samilie. Zu dem Prinzen Mitregene 
n, melder — obne des Glanzes der nahen Koͤnigs⸗ 
one zu gedenfen — dem vollen Schmerze des Augen» 
ided bingegeben, am gager des ſterbenden Obeims fand, 
gte er: „Armer Friedrich! ich mache Dir ſo viele 
hmerzen und babe Doch ſelbſt keine.“ Gegen das Ende 
n aeigte er wenig oder gar keine Beflnnung und zählte 
ar immer leife vor fi Din, wie er ed ſtets gethan hatte, 
m fi dadurch zum Schlafen zu bringen. Amar abs 
erbend, entſchlummerte er fanft und ohne Schmerzen. 


306 Anton, König von Sachen: 


Am Tage nad dem Ableben des Königs nahm ma 
Die Section ded Leihnamd vor, mit welder man van 
3 bid 9 Uhr Abends zubradte. Der Dauptbefund mar 
eine ſehr Narke Berfnöcherung der Klappen der linken 
Herztammer , wodurch fi nunmehr die häufige Bellen 
mung des Athems, an welcher der Verblichene fo lange 
elitten, wie auch die aairtungelofgtelt ber, bei des 
Konigs Abneigung gegen Arzneien, freilich nur fpertie 
angemwendeten Mittel erflärte. Der Tod des gätigen, 
geliebten Königs erregte in Dreöden, wohin Die Trauer⸗ 
nachricht natürlich zuerft gelangte, den ungebeuchelten 
Schmerz Aller, den am lebbafteften Die biedern Landleute 
theilten, welche die Umgebungen von Pillnig und We⸗ 
jene bewohnten und denen vorzugsweiſe der freund« 
ie Fuͤrſt im voliften Lichte feiner Leutfeligkeit und Milde 
erfbienen war. Ein gerechter Schmerz, der, zur Ehre 
des ſaͤchſ. Volkes, noch lange in fanften Reminiscenen 
nachklingen und in die Harmonie eingreifen möge, welche 
ein ſchoͤnes Leben auch der ZBeltgef@ißte bieter! Niqht 
er zmweideutige Lorbeer, aber die reihften Palmen des 
riedens, die berrlichiten Blumen des Volksdankes wer 
en über dem Grabe des frommen oätigen Königs Anton 
fortgränen,, fo lange Sachſen eine Geſchichte hat. Am 
Abende des 8. Tuni wurde die Eönigf. Leiche auf der ff 
genannten fliegenden Eibfähre, unter einem Thronbims 
mel (Dais), begleitet von einem zabfreihen Gefolge und 
unter Fackellicht, von Pilnig nad Dredden abgeführt 
und landete gegen 40 Uhr an der Appareille. bald 
er fib dem Weichbilde der Refidenz näherte, empfing 
ibn von dort dad Seläute aller Sloden. Tauſende von 
inwohnern, deren rubige, ernfle Haltung am beſten be 
fundete, wie zum_größten Theile nicht Neugierde, fon 
dern Theilnahme fie dieher geführt, bedeckten die umlies 
enden Standpunfte, namentli die Brüde Ind die 
ruͤhleſche Zerraffe. Don der Appareille bis zur kathol. 
Kirchthuͤre bei dem grünen Thore bildete das in Barnifon 
ftebende Militär und die Communalgarde eine Gaſſe. 
Beim Unlanden der hoben Leiche würde diefelbe yon 
einem zahlreichen Gefolge, nebft einer Deputation des 
Stadtraths und der Communrepräfentanten empfangen 
und im feierlihen Zuge in die kathol. Kirche begleitet, 
an deren Pforten die kathol. Geiſtlichkeit fie in Empfang 
nahm. Das ftarke Zadellicht, welches ben ganzen Do» 
rizont erbellte, erhöhte aud den dußern Ernf der Hand» 
lung. Am 9. Juni blieb der Rönigliche Leidnams in der 


Bonhard. 897 


deil. Kreuzlapelle der Eathol. Kirche auf einem Parade, 
bette von 11 Uhr ded Vormittags bid 6 Uhr des Abende 
aufgeftelt, während welger Zeit dem Publicum der Eins 
tritt gefattet war. Still und gerährt blidten bier die 
a Pe Beiden no einmal ” Die fie — — 
nentRelten Züge des entfhlummerten Kbnigd, mi 

um 8 Uhr Aoends die fönigl. Samiliengruft aufnahm. 


* 132. Dr. Georg Chriftian Bonhard, 
arafuder Vſenburgiſcher Zeibarzt und Hofratd zu Waͤchtersdachz 
eb. am 8. Sept. 1770, geft. zu Darmſtadt den 7. Juni 1836, 


._, Bonbard wurde in Gunderndaufen, einem in der 
Nade der Refidenzfiadt Darmftadt gelegenem Dorfe ges 
boren. Er mar der dltefte Sohn des dafigen Beiflichen, 
Sop. Peter Bondard und empfing auch von biefem den 
erften Elementarunterript. Später wurde der im Jade 
der Naturmiflenfdaften, namentlib ald Bataniker bes 
rübmte und ald Pfarrer von Maffenheim: im Herzogtyuns 
Roſſau verſtorbene ſedun fein ganeieprer, Im Jahre 
4786 wurde er in die oberfte Klafle ded Gymnafiums 
au Darmftadt, welches unter des feligen Wen? Ye 
au jener Zeit eine große Gelebrität erlangt hatte, u. 
. genauen und verl 





ſieß daſſelbe nach dem Verlaufe von 
Sahren, um fi auf der Univerfität Jena dem Gtus 
dium der Heilkunde zu widmen. Die Liebe zu der Nature 
tunde und zu den ihr verwandten Wiffenf&aften, melde 
durd den geiftreihen zerling in der Bruß deö talent» 
voten Zünglingd ermedt worden war, fand hier unter 
ati. Sud, Bretf&neider, Gruner, Stark und Loder 
reihlie Nahrung. WBonbard hatte das Süd, dur feis 
nen unauögefegten Sleiß und durch feinen jugendligen 
den Muth, der ihn bei Lehrern und Eommilitonen 
feicd beliebt machte, des näheren Umgangd mehrerer dies 
fer außgejeichneten Profefforen, namentlich eines Stark, 
oder *) und ded damald in Weimar lebenden Hufeland 
rohr! or gu werden, mad nit nur für feine_wifens 
ſhaftiſche Ausbildung, fondern für fein ganzes ferneres 
praktisches Leben von unendlihem Werthe war. Er ers 
warb fih im Monat min ded J. 1792 unter Gruner& 
Vorfige und nachdem er eine Jnauguralabdandlung „de 
Henis asu verisimillima” gefcrieben hatte, die viele inters 
fente Data in Bezug auf Die Phpfiologie der Milz ent ⸗ 
it, den Grad und die Rechte eined Doctorö der ges 


) Deifen Blogt. ſ. R. Retec. 10, Jahrg, S. xc. 





408 Freiherr von Stifft. 


Realifirung der ſchoͤnen dee ded Monarchen für Er 
ribtung des politechniſchen Inſtitutes. So verdankt 
r 


Dung. ch 

diciniſchen Jahrbuͤcher des oͤſterreichiſchen Staates thaͤ⸗ 
tig. — Sein Name ward mit Auszeichnung in Europa 
genannt und die berühmteften Akademien und gelehrten 


Freiherr von Stifft. | 409 


eine ernſte Bedeutſamkeit in den Annalen Defterreids 
Dur den erften_ Ausbruch der Cholera erhalten: Ob⸗ 
fon über fein fiebzigfted Jahr binausgefchritten, entfal⸗ 
tete Stift bei diefer Deranlaffung wieder die volle 
Thatkraft feined Geiſtes und bejonderd unvergeflen md» 
gen den Bewohnern Wiend die Verdienfte des wuͤrdi⸗ 
gen Greifes in diefer Epoche bleiden. Mit feinem ges 
wohnten Scharfblide und feiner umfaflenden Einfipt 
datte St. die Verdhaͤltniſſe und Die Stellung ergriffen, 
welche bier mit Erfolg genommen werden. mußte. In 
dem Streite über die Sontagiofität oder Nichteontagios 
pic biefe® Uebels erklärte er ſich auf das beftimmteite 
ür die legtere und feine energiſchen DVorftellungen führ- 
ten die Aufbebung der Sperren, die Aufldfung des Eor- 
done und die freie Wiederherſtellung des gefelligen Vers 
kehrs herbei, melde fo wohlthätige und berubigende 
Bolgen hatte. — 1834 feierte die Wiener Bohiaule 
dad SOjährige Doctorat des mürdigen Mannes durch 
Drögung einer Medaille. Der verdienftvolle Greis, wel⸗ 
her nun, im Alter von 74 Jahren, von denen er bei- 
nabe ein dalbes Jahrhundert den anftrengenditen Arbei⸗ 
ten im Dienfte des — gewidmet hatte, eine merk⸗ 
liche Samäbung ſeines Augenlichtd verfpärte, ward 
auf fein eigenes Anfuchen des Referatd im Staatsrathe 
enthoben. Ein abermald eigenhändiges Handbillet des 
Kaiſers ſprach in den ſchmeichelhafteſten Ausdrücken die 
volle gerechte Anertennung ſeiner Verdienſte aus. In 
allen feinen übrigen Wärden wirkte er raſtlos fort und 
blieb auch in jeder derfelben nach dem Ableben des Kaiſers 
Stanz und bei der Thronbefeigung des jegt regierenden 
Kaifers beſtaͤtigt. So bezog er im Srübling 1836, noch 
im vollfommenen Wohlfein, feine Wohnung im Luſt⸗ 
ſchloſſe Schönbrunn. Hier ward er von einem rheumas 
tiſch⸗gaſtriſchen Sieber befallen, welches ſchnell einen 
toͤdtlichen Charakter annahm und durd eine Ablagerung 
des Krankheitsſtoffes auf das Gehirn am 16. Jüni ge⸗ 
gen halb 5 Upr Nachmittags feinem thätigen, an Der 
ienften fo reihen Leben ein Ende machte. — Gtifft 
lebte in glädliher Ede mit feiner Gattin, einer gebors 
nen Stüß, weile ihn nun als Wittwe betrauert. Er 
binterläßt 3 großjäbrige Kinder, Andread Sreiberrn von 
tifft, Güterbefiger, Indigena von Ungarn, Landſtand 
in Heſterreich, Steiermark und Tirol und zwei Töchter, 
Deren eine, Caroline, an den k. k. Hoftath und Leibarzt, 
Edlen von Raimann und Die zweite, Thereſe, an Carl 


402 Bausbaa. 


* ill loſes Benehmen U: 
Faden Kirn 1. a leder Sreund an em 
jo wie der bee Ba 3, Dater, der mit une 


— Sub all (ur de he 


1] —— Sup dar" Oriß EA, viel zur gefeli 
gen Unterhaltung beizutragen, 
* 133, Zriedrich Bansbad, 
Geiefter der Didcefe Wandurg uud Bicentiat der Theologie; 
anderen ua Grrmdbenf don I Et. IE» gehn dm IL 








r7 bad gt 
ade —58 auf_die "Erziehung Ba B. verwendete. 
Nachdem er mit Auszeichnung bie Elementarfcnl 
‘fact hatte, am er mit einiger Vorbereitung in bie la 
teinifde Schule zu Bamberg und warb nad * 
Zadren in_ das dafige Gymnafium -aufgenomme: Fi 
der der 5 Gpmnafialklaften zeichnete er ich durd 
t und Fleiß fo vortdeildatt aus, Daß er jedesml 
Preife erbielt. Am Ende feiner Gpmnaofallaufbahs 
ward er ald der erfe feiner Stlafle mir: der filbernen 
Wreismedaille belohnt. Befondere Anbänglipfeir date 
‚er an den zu früh vertorbenen Profeflor Karl Bauer® 
Qu die beiden, neh am Gpmnafiun lehrenden und ai 
her rübmlihn befannten Profefloren mind 
aberſack würdigten ihn ktac befondern Yufmeı 
An Sehr bald zeigte ſich bei ihm große —*8 
ur Dictkunf, nicht weniger au zur Mufif, Im Ka 
ierfpiele brachte er e6 zu einem großen Grade von ger 
keit. - Anfangs entſchied er ih für das ati I 
diein, au der Pbilofogie [3 er nice al 
ae das wandte er fi \ sur Cpeoleg! 
er vörerft nichts men! Vo — 
Ib Gunibe der r 
Satan 4 F 


Dep cr fogleih 10 da 
per Toglei in ab Ken Seren var 
gergmen wurde, von mo Auß_ ei) 

jorlefungen an der Univerftät Def 9 ie nr 


tigkeit, welde er bei bem Befude der aha 
9%) Defien Biogr. ſ. Xx. Mei. 5. Jahrg. ©. 1018. 


Dorfmuͤller. 411 


3 Kinder geboren bat. Mit der größten Beſcheldendeu 
bemahm er fi Retd im Leben. ° ®o trat er aud ald. 
©rifiteler, gber anonym auf und gab, Die Vorrede 
nur: _„Oroblöbiheu im November 1816.“ unterzeidh" 
net, Wonpenbetfunden unter dem Titel deraus: „Ver 
ſuch moralifder Anwendungen der bistigen Bäder 
ded neuen Teaments zum Vorlefen von Saulledrera 
in den Berkunden auf dem Lande jundcR, doc aud 
un bäuslicden Erbauung beftiimmt. dr Sbd., die vier 
wangelien nebR der —— — — enthaltend. So⸗ 
tba 1818.“ Bloß der erite Band, welcher 60 kurze Vor⸗ 
träge enthält, if erfienen, weil zum zweiten, welder 
pie Briefe enthalten folte und in Sandfcprift bereit 
lag, Ab kein Verleger fand. — jeinade feis feinen 
Univerfitätöjabren Eränkelte et und litt bejonder6 an der 
£eber. Nur feine ſedr regelmäßige ———— erdien 
ibn am Leben. Aber in den lehren Jahren feines Le 
bens wurde er do immer fomäcer umd gis er den 
24. Uprit in Kleinlöbidauw gepredigt hatte, fane. er in 
Großlöpihau mährend der Predigt ohne Bewußtſein 
imfammen, fo daß, wenn ihn der Altormann nit ges 
alten bätte, er von der Kanzel herunter gefallen Pi 
würde. Erft außerhalb ber Kirche kam er zu My. Won 
nun an ging er aber feinem Ende immer mehr entges 
gen und am oben genannten Tage war et micht miehr. 


* 437. Theodor Dorfmuͤller, 
yeoteftantifdher Pfarrer zu Himmeldtron bei Kulmbach im Ober⸗ 
maintreife Vaierns ; 
gedoren im I. 1709, geſtorden den 10. Juni 1896. 


Als talentvoller Sohn eines, Pfarrerd eignete er 
N die ihm mitgetbeilten Lehren fehr ſchneu an. Währ 
end feiner erften Studien zu Kulmbad) 'entwidelte Ach 
{son in ihm der Yang zu gelötartigen Sorfhungen, 
meine er dis zum Tode eifrig pflegte. Er vollendete 
feine swiffenfaftlihe Laufbahn an der tbeologiihen 
jakultät zu Erlangen, würde vura deine Kanzelvorträge 
bald beitebt, ward Pfarrvikar zu Weiden und Baireuth 
und endlich Pfarrer zu Himmelstron, wo er nad Eur 
ser Krankheit bei forglamfer grae feiner Gattin Rarb, 
— Unfer den ungedrudten Ürbeiten, welde er binters 
ließ, find bekannt: - Schidfale und Wefhreibung der 
gehe Mafenburg. Baireuh 1816. — Janus: dad Bild 
er heil. Adelgunde. — Herbfreife an den Rdein im 


404 
#134. Zriedr. Ludwig Andreas Köle, 


‚ Medicinalrath zu Belle; 
geb. am 23. März 1778, gef. den 16. Juni 188. 


Er wurde zu Bedenbofel geboren, wo fein Vater 
Brediger war. Seine Mutter. war die Tochter deb 
pogperbienten Konſiſtorialratys und Generalfuperinten 

sten D. Tacobi in Zelle. Bid 1788 genoß er den Fri 
Yatunterricht eined befondern Hauslehrers und erhielt 
Bann (eine Saulbiidung auf dem Gymnafium zw Jede. 
Er Rudirte ‘von 1791 bid 1794 zuerfi in Jena uud dar 
auf in Göttingen. Nachdem er im Jahre 1794 ald Doc. 
tor der Medicin promopirt war, trat er zuerk ald Dos 
cent an der Goͤttingiſchen Univerfitdr auf, kam um Mi- 
chaelis 1795 nah Zelle zuräd, um als praftifher Art 
unter der Zeitung feines berühmten und verdſenſtoollen 
Derwandten, des Hofmedicus Thaer, zu wirfen. 
Sabre 41796 wurde er als Zebrer an dem Eollegio di. 
rurgico daſelbſt angeſtellt, verbeiratbete Ach darauf im 
Jahr 1800 und mwurde_1802 zum Hofmedicus ernent, 
wie auch im Sabre 1305 zum Gtabtpppfifus und 1810 
zum Landphpſikus. Seine erfte Bartin, mit der ers 

nder, von Denen 8 200 leben, erzeugte, verlor er 
durch den Tod 1811, ſchloß dann im Jahre 1812 ein 
eited Edebuͤndniß, aus welchem ihm 4 noch lebende 

Inder entſproſſen. 4817 wurde er als ordentlihed 
Mitglied der Einiglihen Landwirthfchaftögefehihaft in 
‚Bee aufgenommen, in welchem Fache er jedod nie 
Anmittelbar gewirkt bat. Seine Arztlidyen Verdienfe 
"wurden 1819 durch feine Aufnahme als Ehrenmitglied 
der pbarmazeutifipen Geſellſchaft zu St. Pereröburg an: 

annt und im Jahre 1820 durch Die Erhebung zum 
edieinalrathe belohnt. Im Jahre 1821 trat er In dab 
als errichtete Kollegium der vereinigten Arnenan 
falten und wurde 1830 Director deffelben. Der Köniz 
verlieh ihm 1832 den Guelphenorden und fa gleickir 
tig gab Ihm die dankbare Stadt Zelle das Ehrenbiner⸗ 
Recht. — Seine mehrfachen Beiftesprodußte im Jade 
ber Wiſſenſchaft befanden früher in einzelnen Ahhand- 
lungen, deren eine (Ueber die in d. v s{&hiedenen euro» 

— Dach, am ni 

en die Impfung der unblattern zu 
überwinden. 1828.) ald Preis ſchrift von ve Dnigl. nie: 


Kl. 406 


. Bertänbifchen —— der — gekrönt. ae: 
it ten lenlan jo — im e der Poe| * —5 


‚vollen Gedichien bei einzelnen wichtigen. Deranlaffun, 
A ati; Seine 
3 ee Ali, — 


Bild“, ‚hat Die gebührende Anerfennung und 4 J 


Wohlihat und den ‚boden Werth. der menfhlien 
‚Se fo blühend gefgildert Yatre, "bald darauf ihm TeioR 
diefe Wohlthat genommen und das Band fe er unge, 
old der — feines nahenden Endes, Monate lang 
eläpme wurde. Er mar ein: dußerli fon gebauter 
ann, der. mit. den feinen Sitten Anmush in — 
‚ganzen Weſen verband ‚und bei feinem Grabe die 
Bendfen Beweife der Liebe und des Dankes — 
— Außerdem. ift nod von ihm erfdienen: De odere' er 
1orböso; -diss. — 


Dur können fie ein = 


* ie de HENEFSHE 


dem Dierctor De) X 


06 
135. Andreos Joſeph Freiherr von Stift, 


&E wirtliger geb. Math, Gtaatbs und Gonferenzrath, erker ri 

Web Protomedicad, Ditsitot der mebicinifchen Studien un Prk 

8 ver mebicin. Satultät, Gommandewt des Ebn. wigatifhen Ei. 

Otiotendörtend, Großtceng, Tommandeut u. Bitter mehrer 
ausıäud. Orden te ſ· 1 gu Wilens 


Aearin am — —— —— Is Sabndruea ben id, 
In d em_Murtteden Ran in Deka vn 
Wärgerliden ale ren, —— * —— 
ae — * 
Ne — 33 im Jadre ide unter ni 






Au als nen 
de rat t Suift fdon 1790 auf, ‘Es In ln 06 in Dit 
— — —80 Heilmistellepre®, 2 Binde, 
Srany **) im "ade 1m 
Ir umedmäinen € Eine N} Ar tt. en Mt, 
—— ſciaiſ· bi ——“ — eine Preii 
ward, erſch auch der Arzt Andreas ei {or 
jeieichnere . Weife : unter den Preißmerbern = 
8 83 Außgearbeitete, ea erhielt die 
medallle von do Ducaten, Er 109 Durd) Diefe tre Mar 
Unbarbeitung befonders die Yufmertfamkeit —5 m . 
m Ver anderer böcgeftellter Männer auf fih u 
um zweiten AR 8 in = 4 
a Beer irkfamfeit rg fo St eental 
ee hängt | ün — ie ent Denia 
ben feiner ‚ungemöbnlicren 390 An Ausdauer 
EN Dem Tein Yerkienk engl * — 
ol em Fein Derdienk ent ie 
[4 Marla Khercha Ameisen emo deb Kuiferb 










a IR Sehen Tee RU Retr. e . 


vom Ziegler und Klipphaufen. 415 


wurde 3. zum Dauptmann ernannt und erhl 8 fol 
ser m. der Schladt bei Wagram 1809 das Kitter- 
€reuz des Heinrihdordend. Vereitd am 22. Mär) 1810 
avanzirte er zum Major, wurde aber ald folder bei dem 
Ebevauriegerdregimiente Yrinz Albrecht angefeit. d 
Dem denfwärdigen Feldzuge gegen Rußland, 1812, 
fand Ah dab Kegiment Prinz Albrecht beim Kavallerie 
corpd des franzbfiihen Generals Grafen Group, in 
der Divikon Chafel_und theilte den Rudm fo wie dab 
Elend der großen Armee. 3. zeichnete fi bei jeder 
@elegenbeit rähwmlihß aus, fo be ihn einer der Schrift⸗ 
jeller, die hber jenen Krieg fchrieben, eine Zierde der 
ähfifhen Reiterei nannte; dab Mitterreuz der Ehren 
jegion war ein verdienter Todn. Nach der Rüdkepr der 
Zrögmer der Armee ernannte der önig in unt 
2. Sanuar 4813 zum Oberfilientenant und Slügel 
tanten, doc ſchon am 20. Mai wurde er Dberk und 
Kommandant des neuformirsen Züraffierregiments von 
Bahrom, melched zuerfi” in der Schiagt bei_WBaugen 
ot. -Nab dem WeftenkilKande mar Dad Regiment 
im Savalleriecorp6 ded Generald Zatour Maubpurg in 
©olehen, wurde aber zur Gchlabt von Dredden ge; 
En wo e& mit größter Xuögeichnung kämpfte und eine 
edeusende Lnzabl Gefangener einbradie;_ 3. erbielt 
gen Diefed Tages Das 8 
ei 


fendaı Rattgefun 






er und feine Truppen erwarben —— 
die Gefecht erbielt er. d den 
— —— 


408 en 





der Ein 
Yan en u. f. m. bed Studien und "Grevieinatmetens 
me und in Reter Behrebung sum Wahren, Guten 
lichen erkennbar blieb. Der doaebildete md 
ihtige Mann beobachtete mit gelibtem Ben 

u alle Zeichen der Zeit. Im fetter Dppofition nen 
ade fhmindeinden Doctrinen_in der Wiffenicaft, blieb 
zu feine jener_ Tendenzen fremd, wodurd mirkliher 
winn für dieſeide und ihren Einfuß auf dad Leben 
w hoffen war u in Au ber Beziehung fa) kt 0 fie aud 
. © war Stift el ne en [a derer ur 
Festifrung der Mühen dee de Lt 34 für Er 
rlatung De des pofitehnifhen Snftitutes, d verdankt 
äftigen Wirkfamfeit das fo nänliche und un 
fende —A Pe — Begrün 





ung. Yu jerauögeber der me 
ER über des Öfterreidifben Staates tb 
— Gen Name ward mit Auszeichnung in Europa 





inne und die berähmteften Afademien und gele 
Sera [haften Herren ee gelendung Abe Die 
58 So erfoſ⸗ mals ward der 
jaifer Sranı von einer Ga 3 Ken Krankpeit ber 
en, bei weider Veranlaflung Ach Stift neuerdings 
fo rübmlih_außjeihnete, daß nad erfolgter Genefung 
er Monarch ihm Dad Commandeurfreu; des Stepdan 
ordens und die geheime Ratbömürde verlieh. Das tr 
kn von dem Kaifer ee in den ge 





Auddräden verfaßte det fonte, nad dem 
ilten des Monarden, ihm und geiner Samitie ald Un 
Zunde der Dankbarkeit dienen. Auch nadım ihn in die 
fen Jadre der niederfterr. Ritterftand unter feine Mit 
lieder auf und er erhielt dad Commandeurkreu) 
epafilianff@en Drdend vom füdlihen Srempe und den 
n Bus Preußitaen, Torben Adlerorden 2r —X 
'Öniglic fran; J ſchen St. Midpaelorden. Is dem 
Sal ie en aanlven tät zu Bin Pa — nme 
ten batte, mard feine ie 
eine Medaille auf ihm arprägt, Das —XW dei 


Zöllner. 417 


Die Niederlande, mo er an verfhiedenen Orten Orgel⸗ 
concerte gab oder größere Mufttaufführungen veranftals 
tete, aberall aber, mo er fich aufbielt, auf den Zuſtand 
der Muſik, namentlih .auf Ausbildung des Geſanges 
Anflig wirkte und Manches anregte, das der Kunſt zum 
Doripeil gereihte. Um Oſtern 1832 kam er in Em 
burg an und privatifirte hier bis zu feinem Ende. Schon 
damals war fein Körper durch ausfchweifende Lebens⸗ 
weife fehr zerruͤttet, fo Daß er gleich nad feiner An⸗ 
kunft fait ein Vierteljahr dad Betr hüten mußte. Uns 
ter ungänftigen Umftänden gab er einige DOrgelconcerte 
(eines davon ald die hoben Fluthen den Weg zur Ka⸗ 
tharinenkirche verfperrten) und legte auch bier, wohin 
fein Ruf noch nicht gedrungen war, Öffentlich ſowohl, 
als in Privatgefeufhaften die genügendfien Beweife 
von feiner in Deutfchland anerkannten Virtuoſitäͤt und 
mufitwiffenfchaftliben Bildung ab. Im Herb 1832 
reifte er nach Zübe und Kopenhagen und von dort zu 
rüd über Kiel, mo er überall mit Beifall auftrat und 
fih die Adtung der Mufiffenner und Muſikfreunde ers 
warb. In Hamburg aber erregte er Auffeben durch 
eine Reihe pifanter Recenfionen der bafigen Dpern» 
und Concertleilungen, in melden er fi ald geiftvoller 
Kritiker und. gemandter Schriftfteller zeigte und die auch 
die Aufmerklamkeit des Wuslanded auf fi) zogen. g" 
ihnen berrſchte durchgehends gelunes, kräftige Ur 
tbeil, dad im Gewande eined Eernigen und dennoch 
leicht fließenden, anmutbigen Styles meiftentheild Be⸗ 
lebrung und Sintereflanted darbot. — Leider mußte das 
Wirken dDiefed audgezeichneten Mannes für die Kunft in 
dem Grade abnepmen, als regellofe Lebensweiſe ihn 
bofifh und geifig aufrieb. Zum legten Male trat er, 
urd die Gegenwart einer genialen Srau angeregt, am 
22. September 1835 vor_einem in der großen Michae⸗ 
lisftirche verfammelten Sreife von Mufikfreunden auf. 
Es war gewiffermaßen fein Schwanengefang ; mit ſchwa⸗ 
em Körper und erfchöpften Kıäften vermochte er in 
Diefem kleinen Koncerte noch Bewundernswerthes zu 
leiten. gbüner bat fih in feiner Kunft einen ehren» 
werthen Ruf erworben. Dat er im Sache der dramatis 
ſchen Eompofition nur Geringes geleiſtet und find dieſe 
Erzeugnifle, B. die Oper „Kunz von Kauffungen“ 
und dad Melodrama „Ein Uhr, auch nur wenig .bes 
kannt, fo wirkte er dagegen mehr im Kirchenfiyle, in 
welcher Gattung er Gefchägted und Schägendwerthed 
N. Nekrolog 14. Jahre. 27 


40 Tyienemamn. 


init, Dr. dee Pbilofepbie, E. 8. Trucieh, 
üsfopbifgen ©tudien an der Bien 
8 En : r —A 
a um er 6. ri ei en 
jen, Prag und Bräna, gewefenen Dekan der pulsfes 
fen Sakultät, vermädls ik. Das Teilchen: ib 
6 VDerewigten fand am 18. Juni in der EM 
Hürde fast. 6 datten Ab eine zablreige Menge 
jeheliter, audgezeihneter und geledrier Männer ver 
A dem —32 u 9 Sr A 
'eihnam wurde fodann m Sriel 
Ocmel; abgefährt. B 


* 136. Aug. Renatus Gottfe. Thienemam, 
+ Pfarrer zu Grotidbichas u. Kieinlödidheu bei Zene 
geb. d. 4 Apr, 176%, geh. d. 17. Yuni 1886. 


Ritter von Hei 
Director der 
fgute, Mitgli 





shnde geboren und der — Sohn 
denten Ehrikian Yug. Cd. bei 


fan, zur Univerfität vorbereitet. Er — at 
feiı 


Ines Alte: 
Univerfität abzugeben. Er fudirte von 1779 an m 


ber Theologie, bielt fh 3 Jahre in Drfamünde und 
dann 3 Jahre % Altenburg, er: von 1791 bib IM 
Reetor_in feiner DaterKadt: und wurde am 30. Janzır 
1795 Subftitur "feines Vetterd, des Pfarrers. Kı 
Greplöbihau bei Jena. Nach: defien Tode, im Jahr 
1798, wurde er in die Stelle völig eingemiefen und 
verwaltete fie bid an feinen. Tod mit Der größten Ge 
wiffenhaftigfeit,, die an Aengklihkeit grängte. Er wr 
deirashere fi noch ald Subftttut mit Marig Anne Ott 
8 einer Tochter Earl Paul ‚ers, kaiferl. 

ıhimeifters bei dem Theifafhen Regimente, aber 
sogen bei dem Öferreidifden Generalmajor reierra 
von Schmerzing in Eroflen bei Rudolftade ‚melde fm 


9) Deflen Blog. im 6. Jodie. deli. Mer. ©. 10 





Rupert. 419 


egen Unglauden und Aberglauben zu vertheidigen, wit 
per Seundlicpfeit und indringlickeit iu * 





Breiſchneider, Roͤhr, 
era 


er auch nit jenen eleganten Sipl, jene 
erer Derioden, wodur 


doch jened Körnige und 
ned Populäre und doch Gediegene in der Rede, wo⸗ 
Durch befonders auch jene beiden zuerſt Genannten vor 


und Heeren un und andere berühmte Profeſſo⸗ 
ren feine faſt regelmäßigen Zubdrer dort fein wollen. 
Dann aber war e6 auch Die unverkennbarſte am⸗ 


ſehen, ſo daß —— ein Pedell für die ſpaͤter kom 


°*, Deſſen Blographie ſ. N. Nekr. 9. Schaan ®. 887, 


412 . Köhler. 


J 19. Sulzbaq 1826. - ALeltere Gefcichte 

ol Mr; u Wunfiedel 1449—1546. ° Baireutd — 

edigie der Belagerung der veſte Aiaffenburg im-J. 
1806. Balreuıd 1830. — Beltere Gefbihte von Lulm 
bad. Baiteutd 1830. — Urkundlies über Edfelein Gay 
ling. Valreutd 1896. — Der Egerifde Bund 142. 
Baireusd 1836. — . 


138. Johann Nepomuck Köhler, 
Doctor der Phllofopbie und Ideologie u. zefibinender Dombrrr 
du Breslau; b 

grb. den 14. Mai 1750, gefterben den 25. Juni 1869. 
Geboren zu Goltiz in Deftreihifd-Schlefen, tam er 
geltig zu den Sefuken, für Dee 87 er der Im 
teiniiden Säule in Neiffe und dann auf der Univeri 
tät in Bredlau auögebildes wurde. Im Fabs 1780 trat 
er fein Novicior in Sagan an, ward dann an die Säule 
in Neiffe als Repetent gefender und giug im Jahr 1173 
{7} redlau, um dort die tbeologifden Studien u 
" vollenden. Bei der im Jahr 1776 erfolgten Aufbehum 
der Sefuiten in Preußen wird er in den Verzeichnifes 
der Mitglieder bei Breslau als theologus tertii ami 
aufgeführt. Er Gmpfing bie Prieterweibe und mur 
bei der neu begründeten Univerfität ald Candidar für 
daß Lehrams zuräcbehalten, aus weldder Stellung er 
bald zu Eehrfähern an den Gymnafien in Broß-Glayın 
und Oppeln und im Jahr 1789 na Breslau als ro 
effer der orientalifden Spraden in der sheolsgilden 
jakulıät berufen ward. 1780 ward er Präfer des ia 
tbolifhen Gpmnafiums in Breblau, weldes Amt er bei 
feiner im Jahr 1801 erfolgten Ernennung von der Un 
erfität mit dem eine Reciors vertaufchte. Bei feinem 
jäbrigen Amtöjubildum, am 3. November 18%, tt 
jelt er den roten Adlerorden Ir Klaffe und mehrere 
jahre darauf zu bemfelben die Schleife. Im April 
ward er von feinem Zehramte entbunden und jum 
refdirendeh, Domberrn bei der Katdebraie zu Brelur 
jan. Er farb am oben genannten Tage, der It 
er flefilden BEN eine fohriftftelleriige DE 
— bejpränkte fi auf die Programme, melde et 
bei ‚Belegendeit der Gpmnafalpr: ungen b. 
‚Diefelben find: Etwas äber dad arlechiſche 


) Sälef. Provinaialblaᷣtter. 1336. 








Ruperti. 421° 


Mupter empfohlen werden. Je eneigter nun jeder 
Menſch IR, von jedem Fremden, deſſen Geil und Wire 
gen er kennen gelernt bat, au ein Bild feines körper 
lichen Erſcheinens, feines dußeren QAuftretend ſich zu 
entwerfen, deito weniger fiberfläffig dünft ed und, wenn 
wir jegt, zumal für die melde N. nie perfönli 

gekannt haben, eine kurze Schilderung von deflen ind 

vidueller Perlönlichkeit und befonderd dußerem Vor⸗ 
trage- dem Biöherigen beifügen. In allen feinen Mies 
nen und Geberden, in feinem ganzen Wefen drädte fi 
Dad herzliche Woblmollen, die gemätbhlichftie Freundliche 
geit, die ſeltenſte Beſcheidenheit auf das Eniſchiedenſte 
aus und gibt es irgend einen Zelligenſ ein im guten 
Sinne des Wertd, fo war, wie der ehrwürdige Pland, 
fo auch Ruperti davon umleuchter. Oft war ed felbft 
auf der Kanzel ein eigentbämlicy freundlider Zug, der 
gleiofam den Srieden und die Sreude eined ſchon Vers 
lärten in ibm ahnen ließ. Leider litt der fromme 
Greis in fpäterer Zeit viel an feinen Augen und wir 
wiffen nicht mit Beftimmtbeit, ob nicht das eine Auge 
ibm fchon ldngft feine Dienfte verfagt hatte; kurz feine 
Zuhörer einzeln von der Kanzel aud genau zu feben 
und zu erkennen, war ibm nicht mehr vergönnt und fo 
kam ed ibm denn audy recht zu Statten, Daß er in früs 
beren Jahren dad woͤrtliche Memoriren feiner Predig⸗ 
sen nie verabfäumt hatte. So bielt er denn auch fpäter- 
din alle feine Vortr F ganz ohne Concept, das jedoch 
in dem zufammengeichlagenen Geſangbuche zur Seite 
auf der Kanzel zu liegen nfleat? und böchft felten ver 
lor er den Faden der Rede fo ganz umd gar, daß er 
zum Concepte feine Zufluht nehmen mußte. Dann war 
aber (don ein flüchtiger Blick hinreichend, um den ver» 
lornen Saden wieder aufzufinden, fo daß dann auch 
feine gewöhnlichen Zubdrer , denen dies nicht fremd 
mar, nicht im Geringſten in ihrer Andacht geflört wur⸗ 
den. In den allerlegten Jahren fcheint doch fein Ges 
daͤchtniß von den Schwäden des Alterd mehr gelitten 
zu haben. Seine Deklamation„batte fo etwad Herzli⸗ 
ches und Eindringliched , daß au fon dDadur fein 
eigner Charakter fi auf dad deutlichfte ausſprach. Denn 
verfiand er ed auch, mit Johanneiſchem Feiereifer; mit 
ergreifendem Ernfte aufzutreten, fo _ war ed Doch ge 
möhnlich die fpdtere Johanneiſche Milde und Freund⸗ 
lichkeit, mit der er, wie ein Sreund au feinen Sreunden, 


422 Ruperti. 


ter feinen. Kindern — te. — 
au en Da ac befremdete pe 
r Hincht, gewöhnlih ben, der en KH tenmale feine 
Sirde befubte. Eine gewiſſe Unruhe veranlaßte bei 
ibm - ein nr regelmäßiged Hin« und Beracden auf der 
'anzel; oft fhien ed, ald fude auf di — 
die neuen — Yu in der —* 
ber Arme lieb fi oft — Ediged nit — 
denneh — wunderbar see der gebildete 
ah — RR, Ad fo leiht an diefe Nebenbinge, 
se Aberfad und wir konnten beihalb am 
—28 6 die Yeuberung eines berühmten 332 
a inden diefe ganze Action 87 fe 
ib, von m jo ungertrennlich fet er 19 im 
r dt ‚anders denfen fönne. —F — — 
Bang wie in ‚polisifger Hi nat ber Mette 
tutlonsfewindel waren feine @rifeinde, aber er feh eh 
nicht immer, bei der Defenfive bein, fe p gar 
mit, dem Sawerdte der Wahrdeit 
wiffend, daß an dem Bee der —— ie — 
ber Wider: —F aurädprallen mußte: 


ft inlie Element“ ganz und gar ab; 
FH ne En lehrte Ion ae 


erdienke nicht fremd. ger 
Hr —8 In. 5 — Bon feinen erfdienenen Skhriften 
nennen. wir; je Seftpredigten. Hannover 18%. — 
Einige. Borfi a regeln für Bieieniaen, die in befon» 
dern Undantövereinen Nahrung für ihre römmigkeit 
fucen, Göttingen 4: rebigt nah der Beendie 
guns der in Göttingen Entfanl fir Bewegungen, Eid 


48s 
* 143. Dr. Ernſt Auguſt Wilh. Graͤfenhan, 


Director am Somnaflum zu Muͤhlhauſen (Thüringen) 3 
ged. d. 18. März 179%, geſt. d. 7. Juli 1886. 


Graͤfenhan war der zweite Sobn feiner noch leben» 
den Eltern, Johann Valentin Gräfendan, Weißbäderd 
u Gotta und Maria Eliſabetha, geborne Leindos. Ein 
Iterer Bruder war ſchon im erften Lebensjahre geftor- 
ben. Mit inniger Kindesliebe war er feinen Eltern er⸗ 
geben und ein Band der engfien Bruderliebe £näpfte 
bn an feine fünf jüngern Brüder. Als er dab 14. Le⸗ 
bensjahr erreicht. hatte, befimmte ihn der Vater zum 
fünftigen Gebälfen in feinem Geſchaͤfte. Damals be 
fuchte er die vierte Klaſſe des Gpmnafiumd unter dem 
Directorate des jegigen DOberconfiftorialratb8 F. Wild. 
Döring. Sein regſamer Fleiß, durch glüdliche Anlagen 
gefegnet, erwarb ibm das Wohlwollen und die Liebe 
aller feiner Lehrer. Obſchon in feinem Innern die ent: 
ſchiedene Neigung lebte, auf dem Gebiete der Wiſſen⸗ 
haft feinen Wirkungskreis zu ſuchen, fo entfagte er 
dennoch, wiewohl mit innerem Schmerze, willig derfel- 
ben, verließ, dem Willen der Eitern gemäß die Schule 
und dad Gefhäft des Vaters wurde auch das feine. 
Aber wenn Dad fauere Tagewerk vollendet war und 
Stunden der Erholung eintraten, da fuchte er die file 
Kammer auf und ftatt in die Arme der Rube zu fin» 
Sen, Audirte er nad) wie vor in feinen Büchern. Einſt⸗ 
mald wurde er von der Mutter äberraſcht und auf die 
Stage: warum er nicht fchlafe, gab er mit Thränen 
im Auge die Antwort: „Mutter, ich gebe wieder in die- 
Schule!” Seine Eltern mwilligten nad furzer Bera⸗ 
thung in fein Verlangen ein und noch an. demfelben 
age meldete er fi beim Director Döring zur Wieder 
utnahme ind Gymnaſium. Nachdem er feinen Schuls 
curſus vollendet batte, ana er, mit rühmlichen Zeug⸗ 
niffen feines Sleißed und feiner Kenntniſſe verfeben, den’ 
49. October Des Jahrs 1813 Die Univerfirtdt, mit Dem 
Dorfage, Theologie zu ſtudiren. Leipzig mar der Drt, 
mo er dieſcẽ Studium beginnen wollte. Schon war er 
auf dem Wege dadin, als die Poſt, bei den großen Zuͤ⸗ 
gen der nach der Voͤlkerſchlacht retirirenden Franzoſen 
und verfolgenden Sieger, fi gendthigt ſah, zu ihrer 
Sicherheit einen andern Weg einzufchlagen. Auf diefe 
Weile gelangte er flatt nad Leipzig nach Jena, wo⸗ 


Graͤfenhan. 


Ne und * hen Berober unter dem Di 
m eh pe ße und dem Bro 'oreßte 


nehmen, dem ir 1 frath EiHKädt voritand. Das erfe 
om nf tı 5 ibn. Wuc üı 
Snnern m — — 


ralgli feine he ung Mi 
HR, feine R Biden Snublen ganz auf, ob 
om er ald Student öfters predigte und auch nad) doßs 
endetem afademifhen Kurfus vor dem —2 —M 
Oberconſiſtorlum zu — fein theologifch: — 
teneramen mit Zob beftand. Im Sabre 1815 veranle 
ibn der Name ded ſchon damals gefeierten Korppbäus 
unferer Pbilologen Gottfr. Hermannd, nach Leipzig 10 
geben, um dort fein pbilologifhes Studium fortze| 
gen. Der bedeutende Aufwand, den die Lebendbel 
niffe_ in —V erdeiſchten, machten ihm in nor fh 
ner Eltern Sorgen und er befloß, nahe be Kein! 
Gubig, eine Hauslehrerkele, welche ihm die angel Me 
Samille Vogel anbot, anjı en und zu glei ra 
galesien zu befuchen. In demfelben Jahre —— 
zum Eramen vor. Aber et ſad bald ein, wie 
—X — auslehreramt für feine Fortſchrinie war 
und alle Vortheile aufgebend, z0g er nach einem dals 
ben Jahre wieder nach Zeipjig, um in ungeörter Aube 
Aubiren, su können. Im Sabre 1816 ging er nah 
da zuräd, beftand mit Auszeihnung fein Eramen und 
Burke in die Zahl der Gandidaten ministerii ecclesiastich 
aufgenommen. Kurze Zeit lebte er als Candidat der 
Zpeologie im elterli en janfe. Allein ein Leben ohse 
Binldng ide praftifde Bei Aöftigung fagte I {dm nicht 38. 
Behrte nach Leipzig zurück und war im Begriff, aber» 
mals eine Haußlehrerftelle auf einem Gute in der Räbe- 
diefer Stadt anzunehmen, ald er Durch Empfehlung von 


» Sand) adium — 
M 


Graͤfenhan. 425 


Seiten annes an den Kanzler Niemener”) zu Halle 
Lehrer * koͤniglich. —B der Era n — 
sungen wurde (1817). Seine Laufbahn ald Schul⸗ 
mann haͤtte er wohl nicht leicht unter günftigeren Aus 
fpiien beginnen Eönnen , als unter der eitung und. ins 
mgange eines Niemeyerd. Bier und ein halbes Jahr 
verliebte er ald Lehrer am Pädagogium. Unterm 4. Apr. 
4821 wurde ihm dar ein reiben Hermanns die 
Mittheilung, daß in Ratibor ein Lehrer der Ppiloiogle 
geſucht werde. Er wendete fi in Diefer Angelegenheit 
an den Conſiſtorialrath D. Wachler in Breslau und fein 
Schreiben kam gleichzeitig mit einem Briefe ded wuͤrdi⸗ 
en Hermann an. Dad Eonfiftorium zu Bredlau flug 
bn dem Minifterium in Berlin zum Lehrer in Ratibor 
vor, welches am 7. Mai 1821 feine Vocation beftätigte. 
zu jener Zeit aber verlobte er ſich mit Charlotte, der 
ochter des Doctord der Medicin und Ehirurgie Wahn 
in Halle und dieſer Umftand, fowie die Wänfde der 
eigenen Eltern in Gotha und der Schwiegereltern in 
Halle, denen eine weite Trennung nicht erwänfcht war, 
bewogen ihn, bei dem Gonfikorium in Magdeburg 
ufucben, ob ed nicht möglich fei, ihm in der Provinz Sa 
den eine angemeffene Stelle zu gewähren. Zufälliger 
weife war damald dad Sgbconrectorat in Eidleben va⸗ 
Eant. Er wandte fi deshalb an dad Minifterium zw 
Berlin und unterm 18, Juli 1821 erfolgte für ihn die 
beftätigte Ernennung zum Subeonreftor in Eisleben. 
Im Auguſt deffelben Jahres verbeiratbete er fih und 
reifte noch in dDemfelben Monat nah Eidleben ab, wo 
er unter dem Directorate des verftorbenen Siebdrat *%) 
fein neued Amt übernahm. Durch feinen Dienfeifer, 
mie dur feine beitere Geſelligkeit wußte er fid Die 
Liebe feiner Behörden, Collegen, Schüler und zahlrei⸗ 
ben Sreunde zu erwerben. Glücklich im häuslichen 
Kreiſe, fid wohlgefallend im Amte, verlebte er 5 hoͤchſt 
angenehme Jahrẽe Dafelbft, welches Glüd noch dur die 
Geburt eined Sohnes erhöht wurde. Doch der Wunſch 
nad einer etwas eintröglideren Stelle veranlaßte 
in dem letzten Sabre feines dortigen Aufenthalts, 
um eine folhe zu bemühen. Damals fand eine Wer, 
änderung des Rectorats zu Mübhlbaufen in Thüringen 
bevor. Er wandte fih daher an den Magiftrat daſe 





*) Deflen Biogr. f- im 6. Jahrg. ded N. Rekr. ©, 64. 
) 0 — — MM — — 0, 


418 Ruperti. 


. Medhrere febr intereffante Meſſen, Ian, 
— — ET Rännerkimmen. fieder und nis: 117 
ien find von ibm in Drud erfbienen und haben me 
mientli in Suͤddeutſchland viel Gluͤck gemacht. In ber 
Gmpropifation zeigte er ſich ganz vorzuglich als talent 
Yoller, gewandter Künftler, auögezeichnet in Yusfährung 
von Fugenthema's und Durchführung muſikaliſcher Ge⸗ 
danken in den künſtlichſten Verſchlingungen des Arm 
Sades. Dabei batte er es feinen Arübıra treffli⸗ 
a Stüdien zu verdanken, daB man ibm, abgeſeben 
aon feiner Tüchtigfeit in der Muſik, als einen gränd- 
Sid und vielfeitig gebildeten Mann anerkennen mufte. 
@eregeitere Lebensverdaͤltniſſe wͤrden gewiß ermweh ſehr 
deutendes aus ihm gemacht haben. Er farb am 
fagfiuffe in dem durch den Aufenthalt des Särt- 
geiler Slaudiud berubmt gewordenen Wandsbeck. 


142. Chriftian Friedrich Ruperti, 
Doctor der Theologie, Superintendent , erfier Univerfitätäprei: 
ger und Paſtor an der Jacobikirche zu Göttingen, Ritter des Grel⸗ 
pbenordend; 


geb. im J. 1765 (7), geft. den 6. Julli 1836 9). 


Ruperti gehörte zu den edelſten Männern und hat 
ald Prediger vielen Segen geſtiftet; Eeinedmegs ge 
rte aber zu den Borzügen feiner Predigten jene 
riginelle und Geniale, wie ed befonderd an einem 
Dräfede bewundert wird. Rupert war — piphelsgiid 
genommen — fein_eigentlided Genie und er — der 
He, befheidene Ruperti — bat wahrlich aud nicht 
Dafür gelten mollen. Bobl aber war er im Yohken 
Grade ein Mann von Geift und Gemuͤth, deffen gelchr- 
ed Willen mit echt chriſtlicher Srömmigkeit und Liee 
innigft verbunden war und wie er nun nicht anderd 
lehrie ald er lebte, fo waren auch feine Predigten nichts 
Anderes, ald der reinfte Abdruck feines eigenen Geiſes. 
als der freieſte Erguß feined_ eigenen Herzens. 
mar es fein trefiender Scharffinn, bald feine pfpdele 
sifde Tiefe, Die man bewundern mußte, bald feine fi 
gentbümliche Herzlichkeit, feine liebenswärdige Geuith’ 
ipkeit, von der man zur Andacht erhoben , gu «dem 
Guten wabrbaft begeiftert wurde. Mit melcher BBärde 
und Kiarbeit mußte er ben einfachschriflichen @lanben 
En 


Rab: Algemeine Kirchen⸗Keitung 1856. 10, Dei. 


Erbſtein. Fig 


Racines jele. 8 Bde. Sata 

\@emeln| at mit feinem College 
Erke le ir zwei fateinifhe A 8 Beh: N 
rigem eur u mit einem beutich» late! milden, — 8 
— ad * —————— 

jual uc tun sit in recent 

Pretes’ vindieiae. M. — U are 
nifcer Oprift. PET Tateini rachlehre für ins 
inger. een fen und en — — guehe von 

erte | Au & Sophoclis 


poeta 
Mahlhwae 1831. — Dorkbungen zum eberfenen, aus 
Dem Deytfcpen ind‘ ‚Nebräifce rien 
&ifhe Örammatik f. die unter: 
u 2 2 Karten, Mäblpaufen 1834. 
1834. — Necenfionen lieferte er in: die 
Seüiee ala 7 gemeine fiteraturzeitung; in Geebode'& Ara 
iv tür sb ſolo und Pädagogik; in Dee kritiſe 
Bibtiothek für Syul. und Unterricht‘ malen: Dh 
giramermanng Ale Schulzeitung;_im_ die einniaet 
euen zehrbücer; ‚gab. heraus nd Zeitſchrift; 
wods·, Übend» u. gemeinnügiges Unterhaltungsblatt. — 
Weberdied find von ihm eine Anzahl Gelegenheitd, er 
dichte. Dec, von ©: aiotheiin und v. Gdthe. Ein 
nn Diele Auffäge in dem: Gemeinnägigen Une 
terhaltungsblatte von E, Röbling in Müblhaufen, foe 
wie im Aug. Unzeiger . der Narlonafzeitung der Deuts 
kt und A der Ei — vera: ————— var 
mfhritlicer, Ras AM Eine Anzahl den zu 
ihte. — Köni ng, DI “Ein Soaufpiel. — 
—— ropı beutie” für, Opmnafien. (Foſt — 
— BGBeſammelte Materialien aun Anfertigung eis 
Ar —ES der griedifhen Dialekte. 


* 144. D. Carl Friedr. Wilh. Erbflein, 
Toffirer der Öfenti. Straf: u. Werforgungsanfalten zu Oresden 
geb, d. 1. Bebr. 1797, geft. d. 9. Juli 1886. 
Erbftein, der einige Sohn du ai ald garni. 
in bekannten 1. M. — ebrinne ad Dale 
Stadt- und Dorf- Weblen im König: — Fr * 
raw — Sophia Grundig, Den od 












420 | Ruperti. 


gerd) eingemiſcht batte, -immerbin machte es aber den 
Damals dort Studierenden, gjumat den jungen Theole 
gen wenig Ehre, Ruperti’d VWorzäge nicht befler erkannt 
zu daben. Greilid war er feinem Glauben nad weder 
ein Unbänger Schleiermachers ), noch ein Dermandter 
els **), weder ein Oenoſſe Dengftenberg's, ned ein 
Eelene vom Pfarrer Stier, er war ein Mann nie 
ſchlichien Sinnes, fo ſchlichten Glaubens und feine ei: 
ene volle Mebergeugung war ed, wenn er verfiderte: 
& bat etwas fehr Bedenkliches, wenn man is der Ke⸗ 
lgion (pigfindig Flügelt, denn es zeugt van einem 
eiie, der etwas fehr Kleinliches Hat, es verräh ein 
4. dad die Kraft der Religion ger nicht empindet, 
weißt auf Zwede bin, Die dad Bittengefeg veraift, 
eb läßt Wirkungen erwarten, die böchkt verderblid And. 
Doch Männer mit diefer Ueberzeugung, mit diefen mr. 
- aünftigen Glauben fcheinen jegt an manchen Orten im 
Werthe gefunfen zu fein, es feblt ihnen fär Die Ei⸗ 
nen die metapbufifche Tiefe, für Die Anderen der bleu 
dende Heiligenfhein. Man begebrt philoſophiſch⸗dunkle 
Redendarten und lechit mac pieriftifdelaumarmen Her 
sendergießungen. Auf beided aber verſtand Ach der ehr⸗ 
wärdige Ruperti eben fo wenig, ald- auf rhetorifches 
Phrafenwert, und auf gebaltlofe RBertgeklingel, Ber 
Dagegen dieſes alled in feiner Nichtigkeit verachtet und 
Die Gruͤbelei in der Religion eben fo ſehr haft, als die 
Srömmelei, für den war R. sn der Mann, aus defien 
redigten er die gefundefle Nahrung für Geik und 
er abpfen konnte, an deſſen Vorträgen ja felbt noch 
em Yin und Pott und mande andere bodhyerdiente 
Zehrer der Univerfität fih wahrhaft erbauten. So aw 
emeflen nun alle Predigten, die Ruperti im jener Kir. 
e hielt, den Anforderungen und Bedärfniffen feine 
elebrteren Auditoriumd zu fein pflegten, eben fo ge 
Sid mußte er, fo oft er in feiner Pfarrkirche redigte, 
eine DBorträge der geringeren Saffungöfraft de (al. 
ten Bürgers anupaffen und auf deſſen jedesmalige Be⸗ 
Bärfniffe Ruͤckſicht am nehmen. Selbſt Die geifisolgen 
Gedanken mußte er in populären Worten wiederjuge 
sen. Neben diefer edlen Popularität war ferner 
Jeitgemöse einer der größten Vorzüge. in Kuprid 
digten und feine Eafualreden koͤnnen mit Repi am 


) Peflen Biogr. f. N. Nett. 18. Jabra. ©, 195, 


Erbſtein. 429 
ten Vordilde im Predigen zu: üben und Die practifche 
Seite der Yehrofogle, genauer Tonnen u lernen. Rache 
dem er jedod-innerhalb drei'Jabrenfeine theolegifcen 
Otubien auf genannter Univerfität wollendet , {ab er > 
ibglid durd.die. feinem Körper tund indbefond: jo 
wer Bruß ſo nachtbeiligen-Solgen eines durg tut 
“os neingenen Blutkurged veranlagt, dem Rathe ſei⸗ 
8 ritet 





mwenigftend zur: Hälfte feine Aerzte. Db er nun ſcon 

feine” Suberen Terhälinlfe durch Eingehung 

lien Verbindung mit. einer, febn wohlhabenden jungen 

Dame in Leipzig bald für ſich ſehr vorthe ihaft hätte: ge⸗ 

Kalten Ebnnen, fo benugte er *8 die: ihm ziemlich nahe 
ei 





geiräbten Gefuni — ————— 


4799. Aurikelfior 1701 86) mehr er fomobl bu: 
jediegenpeit feines übr 

gen- Verlags (XIII. Epistolae Pauli sive Codex Boerne- 

zianus, Reinhards redigten, Abelunge Directorium ac.) 





„3 Deffen Bioge; & im 5. SEAT. Rett.. c. 


[t:3 


ater reden pflegte. — 
Eu Yactın 363 eg jerdingd im mebrfü 
rt gewöhnlich Dem, der zum eritenmale feine 

Er befuhte, Eine gen je Unruhe veranlaßte bil 
ed Hin» und Berasden auf. der 

fen Au in Der fesbaten Zenegung 

‚even Gedanken. Auch in der en eisegung 
—— ieß ih oft etwas Cdiged micht, verfennen 


‚nit anders denken Fünne. Mi 
fe * KL 
tutlon&fewindel waren feine, Erzfeinde, 
mi tem Come ——— Alp or 
em Schwer! T J n 
Sife daß an dem ale der — die © 
der Een muß ten. 8 Wunder, 
ib um die —X ubige Abſ 
na da mon —— und ed groß 
inen Predigten mohl gar aud —— das ders 
„brilihe Element“ ganz und gar abgefproden 
wurde, Gein 55 Bern AH Ir ihn. —534 
en und die mannicfaben äußeren Beweiſe von 
errang und Dankbarkeit, die ibm din nungeadin, 1 
beil wurden, zeigten ibm, 
— king Dorzlige richt tiger J — den mil 3 
—— 6 Guelphenordens, das ihn 
IR * — fagte ed edermann , daß auı 
3 abe ed Eorones feine Verdienfe nieht fremd * 
feien. — Im feinen erihiensnee) Hd 
Bl wir: inige ie Gefipredigten. Ddannov 
Einige 30 4 in je Biejeniaen, Bir an I befon 
dern Und: Bereinen Ya rung * ir ihre — 
— 78— fedigt mach der Beende | 
— der in S ktingen tan enen Bewegungen. Eid: | 


IE Aen diefe aan ae — fo eigene 
ER id, von ipm H —I fei, Be 
— 





Erbſtein. 11 


lert auch feinen Diener, der Tod ru ine 
a e nd verfiel in el bike ‚ed —X 83 


er auf den Derlag oben erwaͤduter 23 neuen Der] 

artitel verwendet hatte, ſchon im Jahre 1808 verni 
eben, als der auögebrochene Krieg den Mufen Shmwels 
gebot. Mit Killer Ergebung ertrug er jene bartem 
ingen, fand fi jedoch durch felbige gu dem Ent 
juffe bewogen, im 9. 1808, gleichwie er bereit ini 
ibre 1801 Keine Buchbandlung zu Lübben einem feiner 
jener überlaffen batte, nunmehr auch feine Buhhand» 
fung, fo wie feine ſchoͤne Beflgung in Meißen er⸗ 
Dem Rathe feineb Freundes. des königl. Ober⸗ 
detars und Lofraths Adelung folgend, wendete 
ib bierauf im Sabre 1810 mit den Seinigen nad 
Drebden, um dort ‚Gelegenbeit zum Eintritt in einen 
für ihn paflenden Gtaatödienk M finden, wurde Yier 
any unermartet bid zu feiner erfolgten Öffentlichen Yin» 
ung mit einem jäbrlihen Wartegelde aus der Eönigl. 
Ehetoule begnadigt und befäftigte fi. indet mit 

mifenfaaftliden irbeiten, namentlich geſchichtlichen 
numißmatiihen. Hierdurd. fand er Gelegenheit, fomopt 
mit vielen Gelehrten, als insbefondere mit vielen felbit 
fürfl. Sreunden der Mühzfunde in Verbindung zw tres 
ten, lieferte mehrere Intereffante Auffäge in den Dreöbner 
debrten. Ainei er über Diplomatif, Gedichte, Alters 
bümer und Mänztımde, gab hierdurch namentlich Bers 
anlaflung * Erdaltung, des fogenannten Morigmons 
a 











ments reöden und fhrieb mehrere anonyme 
sen in der Zeitepobe Napoleons, wovon Drei 
erfhienen. Auc unterzog er fich nebenbei dem Ordnen 
und Aufzeihnen mehrerer auögezeichneten Privarbiblios 
theken, Insbefondehe feiner Genie, des —A 
ſers Dr. Reinbard und_ded Diceianbrentmeifen 1A 
jo wie de& Brafen v. Salmour und feines boben @ön- 
— — fähf. Eonferengminifterd v. Notiz und 
inden! 





— — 

ſender jegendeit, ibm eine feinen wiſſenſcha 
tenniniffem entfprechende Öffentliche Anftellung zu & 
wöbren, am 13. Januar 4814 als Eaffenfcpreiber bei der 
Bbnigl. fähl. Hauptcaffe für die Öffenttichen 'Straf- und 
Bar jorganfalten angeftellt. Mit Rrengfter Gewillenbaftige 
s Öngkliper Sorgfals und rafilofer Thätigkeit Dienste 


482 Erbſtein. 


taate, wenn (how in einem feinen Gein 
a  ihemben —A und ur 
mwoltete nach dem Tode des Eaffierd genannter Gafe 16 
ei auch deifen ‚Stelle. Er übermältigte_zmar glhd 
a ie. Mafle der ibm in_diefer doppelten Stellung 0% 
Hegenven ‚Gefdäfte, überfpannte jedoch — gun 
feine Kräfte, fteigerte feine bopodonbrifgen eiden bih 
Ga Gaumen fab fi be&halb fdon ii 
17 veranlaft, um feine Entlafung zu bitten, 
üben auch am 17. Sept. defielden Jabres unter Vermib 
ung einer febenslänglien Penfion zu Theil wurde 
und fand in feinem aus England beimkebrenden Scwa ⸗ 
un dem verdienftoolen Earl Heinrich Ferdin. Schäge. 
jeinen freundlichiten Mäcen. er nun (don fortan 
snaußgefegt mit. bupocondrifhen Leiden zu kämpfen 
TR fo befcpäftigte er fi doch meiftend nur mir den 
Biffenfbaften,, drang tiefer in das geld der Rumits 

tie und vaterländifchen Geſcichte ein, in melder 

Kt ihm theild feine in diefen Sähern wahrhaft auf 
idnete Bibliothek, theild feine eigene gegen 4000 fi 
[de Drünzen enthaltende, von ihm jedoch im 3. 180 
an feinen -Sreund Ehrifian Jacob GbR in Dredden zen 
kaufte Mänzfammlung , gleſchwie die allgemeinere Bud 
yaölreiaere von !pm mit vielen Geltenheiten vermehrte 
ünzfammiung feined Sohnes und die nicht zu_berede 
nende Anzahl von Münzen, melde ibm entmebder jur 
Entjifferung, oder auch zum Verkauf und deöfalfiger 
Anfertigung von Catalogen felbk aud dem entfernteken 
Auslande zugefender wurden, ben reihften Gtoff bar: 
boten. Mit feinem vorgenannten Sreunde os au m 
gleihfam dad Spruccollegium für die Münzen des Mits 
telalterö ab, veremigte einen heil feiner numidmatis 
den, böchft intereffanten Entdedungen in einigen von 
bin _beraußgegebenen Schriften (Numismat. Bruhftäde 
In-&erug auf fächfifde Gefhichte, 3 Hefte mit Kupfern. 
Dredden 1816 — 1828. Weber das jegige Dorf Eollodas 
in ber Nieberlaufig, mit einem &u er. {ig_ 1827, 
aud im Neuen Laufigifh. Magazin Tahrg. 1827. 0. Bd. 
4. Heft ab; eu, rettete durd eine Diefer Sort 
die fo merkwürdige Kapelle auf dem Zandöberg bei Halle 
vom Untergangs und legte eine jegt in den Händen feis 
ned Sohnes befindlihe Sammlung zu Ehren berädmter 
SEE enable Hei Bakeng 

vervol e. er 
fomodI biefer feiner eigenen, ald fremder destah| 





Haufgild. 433 


Sammlungen arbeitete er unter dem Kitel: Museum 
Erbsteinianum ein leider nur ald Manufeript binterlaffes 
neh Werk aus, welches die ausfährliden Leben&beicreis 
bungen aller derjenigen Sachſen und in Sadfen bes 
rähmt>gemordenen Audländer‘, zu Ehren welder Män- 
n und Medaillen geprägt, worden find, nebf treuen 
Konildungen fegterer enthält und fuan als Mitglied 
oder Ehrenmitglied des tbüringifh-fähfiihen Wereind 
für Erforfdung ded vaterländifhen Alterthbums 2c. feit 
4822, des Fonigl. fächl, ‚Vereins zu Erforfhung und 
baltung vaterländilcer Aitertblimer feit 1825, der Obers 
Taufigiihen Gefellidaft der Wiflenfcaften feit 1826 und 
- Der naturforfenden- Gefellfchaft zu *9 feit 1895 Dies 
fen, wiffenf&aftliden Vereinen ebenfo, als feinen vielen 
gelehrten Sreunden, Dur, feine fid erworbenen Kennt 
nie zu. nügen, bid er in einem durch die organifhen 
wehier feines Unterleibeö, der Urfache, feiner langijährie 
en bypochondriſchen Leiden, herbeigeführten,, zulegt eis 
der noc fehr bartens Kampfe am oben genannten Tage 
Dreöden unterlag. Außer feiner oben genannten treuen 
jebenögefährtin,, melche ibn ftetd_fo liebevol —3 
interiſeß er feine dltere Kodter Emma Littegard, die 
jattin des Paſtor Dertel zu Colmniß, bei Sreiberg, neb 
vier Enteln und feinen jüngfkten Sohn Julius. Theoder, 
weiger fib unter feiner Zeitung zum Numismatiker und 
Diplomatifhen Gefdichtöforicer gebildet bat und ald kön. 
(dbf.. Gebeime » und Haupiftaatsareivd.Regiftrator in 
Dresden angeftellt it, nebkt zwei Enteln. , 


* 145. Dr. Xuguft Ferdinand Hauſchild, 
Reötöconfulent zu Dreiden und Dieector der Gerichte der Lönigl. 
Tähf. Chatullengäter Schönfeld, Ieffen, Graupe u. Pratſchwit. 
geboren d. 14. Mat 1707, geftorben am 10. Juli 1836. 


ifti . 3 
Feen elle, Bee 
Seine millenfbaftlide Bildang wurde bid zu feinem 


" aftliche 
Se Ku die Schule, verfeben mit den beiten ae 

niffen, Er son, darauf im Jahre 4783 die Univerftät 

Leipzig, no. er ‚die Recptöwiflenihaft udirte, und; im 
N. Retrolog. 16 Jadrs 28 


49 Haufain. 


re feinen andgezeihneten Fleiß bei feiner 
ang —62 mit der Afhen Eenfur belohnt —* 
Nüdkehr von der — — * —— 
adn ald practifher Turifk, 
tallung Zebit und fand non ie, sera 
Ei in deſſen Arbeiten bei. dem er 
. Jahre an der — Unertär nad Borderiger 
— zum Doctor bte creirt worden wer, 
murde er feinem Vater zur allen, bei_der Adminikre 
tion der Gerichte der combinirten Furfärf. Ep —53 — 
sirer Schönfeld, Jeſſen, Graupe und Pı N 
‚geben; fo mie er Denfelben h deffen übı 
beöhene Gefbäften thätig Unterfiägte deren a * 
Beſorgung aber fon eime geraume 5% * HR —2 
debr. 1798 erfolgten Ableben feines 
Da Ddiefer in Jolge eines — sur ur dar 
derfelben unfähig geworden war. dem ode ed 
Er wurde ihm bie alleinige Verwaltung ee % 
richte der oben genannten Orte übertragen. Sein [4 
bareliaer Flen auf der Schule und Uaiverkigt, 
er Eintritt in umfangreiche und ernfe Sei Re in vs 
2) ‚Jegenblien Alter von 20 Japreı bierin 
ne Ausdauer und Yufopferung Beier abe Nm 
m. Hetir Eräftige Confitution bermanfe ap er 
256 zum 2 ve hend nt "Eine vanı ann cm 
e je Herftellung hatte er nur der ame 
en und orgfamen Zeband ns ng [eine feined Arztee des * 
genen, gu verbanfen. — jieberfeit und Uneigen» 
nügigkeit feines Characterd is ihn überall ald Vermitt, 
ler auftreten, mwodurd er fi sie jene tt 
die feiner Geritsbefohlenen in bei Schönfeld ze. 
ganz gewann. Mebrere andere im Deemngene Ge · 
r̃icisbeſtauungen Be er früber während feiner Krank 
beit abgegeben, um feine Gefbäftsbelatung zu mindern 
und feine Gefunddeit iur Eräftigen. Als In dem Kriegs» 
Bin 1813 Fe die Schönfelder Tee von ae 





febr dart getroffen Ber ite er auf 


erlißtrs; berfnfte nem —4 AKT 


Sa ti idationd; 
[ehr Beeutende a —— "or 
turallieferungen und verpflichtete ung. r ri * — 
* Bat, — Hauer, * einen = 
au Dem Iebbafteften Dante." Eine bei den 





v. Ahrenſchild. 485 
üb 
Schönfeld B „fäbrenpe Unterfahumg äber einen geſche· 


Rai deren Solge unte dei 
Kheilnehmer zur Hinrorang Buß au Y Son Hair 
tbeilt wurden und die —X 
fül rung Bieter —— Kr * e Ri} mans 
Honde de —— Hei u in Sanfen dub il 
Wal von ef Mi — folde dur. —E 


aufgehoben murbe, “ 
Baht anf oiettae Selle Khmenilid und Tanahf Dich 
aid die durch ii: niert IR gear führten te 


Brebden. . , Muguß Matthaey. 
* 146. Victor v. Ahrenſchild, 


Dbrrlleitenant in Talferl. braflian. Dienfen zu Bio de Janeiro, 
‚geboren den 7. Det. 1801, geflorben den 11. Salt 1396. 


ae —S rk om FH — 
Voltaire, 


436 v. Ahrenſchild. 


erben die in dieſem Armenkrankenbaufe Verſtotbenes 
* eine Grube gemorfen, die oft nicht zwei duß tief if. 
jalb Tapme Neger tragen den Verblihenen in einer, 
Ber eine lange age gezogenen Hangematte zus Grab» 
Kötte,. werfen ibn bier in Die Gruft, ftreuen nur lofe 
etwwad Erde darüber und wenn alddann wegen der alu. 
;eringen Tiefe des Grabes der Zeihnam_ noch auf der 
erfäge ded Begräbnißplaged fidibar fein folte,. fo 
fen fie ibn mit fhmweren Be ‚en Dermaafen 
de, daß nicht felten aus Blut, Erbe und Erere- 
menten ein fheußlier Brei entftebt. Erfolgt dann viel, 
leicht einige Tage Onter ein heftiger Regeng er 
in den tropifhen Ländern immer dur te Kraft 
und Rärkere Wolkenentladungen von BE mat 
o 





id ging, wie fo viele Andere, in der ten Hoff. 
Se in in rafa 84 au Era mei AR 


ten il icht delt di ä ößer Derle> 
endet" Komebten une die ein rer —— 


Eich, 





Anna Bonbra. 487 


v EHI aber auch hierin unglädlid und durd die 
! indlide 


Dem Stidfale die Stirn zu bieten; Verzweiflung dal 
geiden & vergeflen, 
ſuchie fr — beim Branntwein. Dies 





mann vor Qunger und Jammer auf den Straßen von 
‚Rio de anire elendiglich umkam. wer} 


ei Reich der Schats 
ten gemwandert und der Zeihnam etwa 40 Minuten nach 
feinem Ableben auf dem Kirchhofe des Se pitat® ohne 


Kart Fi di „nprbefgrichene Weſſe eingefe se Er 


147. Anna Bondra, 
©. 8. Hofopernfängerin zu Wiens 
den. im 3. .... ge. den 11. Juli 1886 9). 
Bon ipren Eltern zum Theater bekimmt, betrat fie 
4811 dad f. E. Hoftheater nah dem Särntnertbore, wo 
Dater ald Ehordirector und ihre ältere SchmweRer 
erige verebelihte Eremmi, als ©: in 
en. Anfangd nur zu Rinderrollen verwen. 


©) Wügenz, Ziener Adeaterieituag und. Driginsthlatt 189% 





488 Suiegſitz. 


erma fogleid ald Gufav in Weigl's „Wei, 
BE — 8 item Da ar ala a 
FR er ee tat gu Ausbildung damals nod 
teten, fie in größeren Partien zu placiten,-fo 
je eindweil en 34 Cdore einverleibt, wo fie 
it um did zum Er 4813 mitwirfte. ld im 
14 die berähmte jerin Sifcder Wien verli 
ER erabe fein für die Rolle der Beftalin geei; 
duum anmefend maı übertrug — m elf 
Bann diefe Marti zn 
8 fiegreihen Erfolı * gab De 
im „Eortez“ und die meitten erften — en in 





Sylele und © führte, Sancon, 
I] F —— abe andere — 


m et —* —A — Fey dienen. 5 


ðeae wirtie fie auch in der 
italienife —— u und in der frem! AR Ye ‚prade 
g unfundig, mußte fie alle —— mu Fiber 
im! uw urch eifernen Be Diefen Mangek det 
fer ie —— ie 

vu eintimmigfte Lob nicht vi nen. 


Diesen x unfibertrefflid. — Im Im Geben war de ehse 
oter, eine milde Erditerin der Armen, eine 
8 
jeidenbei 
und ne lofigteit im (hönfen Vunde vereinigt. 


148. Chriſtian Ludwig Stieglig, 
Proconful zu Seipsig; . \ 
geboren den 18. Dec. 1756, neftorhen ben 17. Jull.1836 ). 
Sein Bater, d. Lund 
Vofnerichte —X Bar ne u —E fr 


Y AUgeni. Lites, Beitung, Dec. 106 


Stieglit. 430 


fi ei 
jurädtgegonenes, ruhiges ähtinen Abrperben — 
ei feinen bi 











jefe Welle ward eö ihm möglie 
und gefämadvollen Kenner der bär, erlichen und dfibe- 


2 Keartinni er 
Sorfer im a jebiete —9 ünſt aufjlte 


Banfung die genaue Fentelung des ünterſcieds zii» 
foen neugriedifer und arabifiher und ‚geilen rein 
die vollfoms 


ie ei ai 3 an 
AT eibe, mis Dem eh Surägefäänt wer, 





440 Stieglitz. 


u daben ſchien, fo gab es doch in jedem Kalk 

Im Geb A tebe Genialitat und ſeines be 
‚barrliden Strebens, etwas Ausgezeichnetes zu leiſten. 
Rachdem er durch Vertheidigung der Differtation: „De 
causis, cur jus fendale germanicum in Grermania neglec- 
tam et jus feudale longobardicam receptumi sit#“ ſich die 
Wärde eined Doctord beider Rechte erworben, trat er, 
wie Ach dies bei feiner großen Befcheidenbeit, Die de 
wald noch in Schächternheit Äbergeben mochte, erwarten 
ließ, anonym mit dem „Derfube über die Baufunk“ 
(Jena 1786) und der Schrift: „Weber den Sebrauch 
Der Grotesken und Arabesken“ (Leipzig 1792) ald Echrifte 
fieller auf; unter feinem Namen fie er, da Die anonym 
erfdienenen Schriften von mehreren Seiten fehr beitäl- 
fig beurtbeilt worden waren, zuerſt die „Geſchichte der 
Baukunft der Alten” (Leipzig 1792) erfeinen, die fo 
lei die Aufmerkfamkeit der Kenner auf ibn lenkte, da 
e ein Zeugniß gab von feiner genauen Kenntniß der 
Geſchichte Diefer Kunſt. Zwar wurde er 1792, nachdem 
er Canonicus und Probft ded Stift Wurjen geworden, 
in dad Rathscollegium gewählt, in welchem er 1801 sum 
Stadtrichter, 1804 zum Baumeifter und 1823 zum Pros 
conſul aufſtieg, allein ungeachtet der vielen Derpflid» 
tungen, die ibm dieſe Aemter auferlegten, mußte er 
durch weife Eintheilung und forglide Benußung feiner 
eit für feine Lieblingöbefhäftigungen doch noch Muße⸗ 
unden zu finden, die der gBirfen! aft reichliche Fruͤchte 
trugen. — Zu gleider Zeit, während er die „Encpclos 
pädie der Baufunft der Alten“ (5 Bde. Lpig. 1792 und 
788) mit 118 Slupfertafeln, worin er den ganzen Um⸗ 
fang diefer Kunſt mit Meifterfchaft behandelte, erſchei⸗ 
nen ließ und für mehrere Sournale und Zeitfhriften fehr 
thätig war, gab er au die „ Gemälde von Bärten im 
neuern Geſchmack dargeſtellt“ (Leipzig 1795) und „Die 
Baufunft der Alten, ein Handbuch Hr Sreunde diefer 
Kunft“ (Xeipzig 1796) heraus, denen er Die „Archäologie 
der Baufunft der Griechen und Römer“ (2 Bde. Weimar 
1801) und das große, ſehr theure Kupferwerk „Zeile 
nungen aus der ſchoͤnen Baufunft“ (Zeipzig 1801, 2. Wall. 
1805) mit 115 Kupfertafeln folgen ließ, in welchem leße 
tern Werke er herrlibe Belege feiner Gefchiclichkeit im 
Zeichnen niedergelegt bat. — WIE Stadtrichter und Bau⸗ 
meifter war er, zumal in der Zeit des franzöf. Kriegeh, 
mit Arbeiten aller Art fo überbäuft, Daß er bei der (Ges 
enbaftigkeit in Aushbung feiner Beruföpfichten gut 


Stieglitz MAi 


Soöriiheneret fat gar Reine Zeit gewinnen Eonnte; was 
er erſcheinen ließ, war der „Verſuch einer Einrichtung 
antiker Muͤnzſammlungen jr Erläuterung der Geſchichte 
der Kunſt des Alterthums“ (Leipzig 1809). Dogegen 
beginnt in jener Zeit feine erſte unmittelbare Thaͤtigkelt 
für die deutſche Gefellfchaft. An der Umgeftaltung ber 
Statuten berfelben hatte er großen Antheil. Als Mitglied 
des Stedtmagiran erwarb er ſich unter Anderm 1810 
ein großed Verdienſt dur die neue Bearbeitung ber 
Seuerordnung. Auch im Collegiatſtifte zu Wurzen, in 
welches er fruͤhzeitig eingetreten war, erweiterte ſich fein 
MWirkungdfreis und endlich ward er zur Würde des Prop⸗ 
ſtes erhoben. Sobald der Krieg geendet und die un⸗ 
günflige Zeit, welche feiner literarifhen Muße Schwei⸗ 
gen geboten hatte, voräber war, Eebrte er zu feinen li⸗ 
terarifhen Studien: zuräd und fegte die Refultate der» 
ſelben in feinen „Arädologifäen nterbaltungen” (Lpzg. 
4820) und in der „Befchichte der Baukunf vom iribe: 
fien Altertbume bis in die neueſten Zeiten“ (Nürnberg 
1827) nieder, von welchem legterp Werfe gegenwaͤr⸗ 
tig die 2. Aufl. erſchienen it, die der Verfaſſer in ber 
legten Zeit feines Zebend durchgeſehen. Im “jahre 1824 
war ©. den Leipziger Mitgliedern des thüringifch - fächf. 
Vereins für Erforfhung und Bewahrung vaterländifcher 
Alterthämer zu Naumburg, nachher zu Halle, beigetreo 
ten, die am 6. Auguſt 1824 einen fähfifden Verein für 
Erforfdung und Bewahrung vaterlaͤndiſcher Altertbämer 
in Zeipzig bildeten. Der erewigte war Programmatift 
Diefed Dereind und machte ſich ald folder gleich vom 
Ainfange Hochverdient und Ddenfelben durch die Heraus⸗ 
gabe der regelmäßig erſcheinenden Jahresberichte, deren 
jeder feitdem eine oder mehrere Abdandlungen von ibm 
entbält. Als nun endlih im Jadre 4827 die deutſche 
Geſellſchaft, zwei auswärtige Ehrenmitglieder abgerech⸗ 
net, nur noch aus unferm ©. und dem Dberbofgerichtös 
:rath Dr. Bihmner, befand, die Wiederberfiellung ders 
felben aber nad der ebemaligen Einrihtung nit rath⸗ 
fam erſchien, famen beide Darin fiberein, Die beutfae 
Geſellſchaft mit dem erwähnten ſaͤchſiſchen Vereine in 
Merbindung zu bringen, der nun nähft den Wltertbäs 
‚mern auch die deutſche Sprache in den Kreis feiner For⸗ 
‚(aung zog und den Namen deutfhe Geſellſchaft zur Er⸗ 

orfhung vaterländifher Sprache und Alterthumer im 
geipiig erbielt. So ward unfer &. der Wiederberfteller 
der deutſchen Geſellſchaft, deren Seele er feitben war. 


[’\} Sieg. 


on von Unfange an feine —A 
Sr ot fo gefbab 9 ee mebr feit 1890, 
wo er ald Iroconful in ve Nubefand ver, rien worden 
war. Nachdem er bid 1832 dad Amt ald P 
‚äter Gefbictöfßreiber genannt, mit —— 
keit: verwaltet batte, iard er am 2. 
ırfteder der deutfhen Gefellfcaft ae 
Mer jab er ir dab am un — einen Beweis 
a 5 r dad immer — dgere Gel der 
4833, während ber 


got Es * Öefel te der —e— in 


jliede J de 
80 Kate aan — Baier 
iechniſche 


fe 

I J Ki bie oberla 
= ‚Altertdumi "ui ae fig Re ee 
Bent er — * 


* feinem von ö 
burt an Haha Körper mi Bali ein fo bobes fu 
bendalter zu erreiden, als er eö erreicht bat. Wenn ad 


“ "ehren ——— batte, die fe beantge | durch dai 


arben dm mi 
— DA 1835 Et ala Ar * an a 


. Wagner. As 


uözugebenden „Denkmalen der Baukunt des Mittels 
— Gadfen,“ worin feine Abhandlung Aber Die 
oldene Pforte in Sreiberg eine feiner fetten, wo nicht 
ie allerlegte Arbeit it. Schon feit dem Ende ded 
Ronats Juni 1836 hatten feine verfallene GeRalt und 
ie müblam zufammengehaltene Kraft zu_erufen Bes 
orgniffen für fein Leben berehtigt; die Schwäche er 
eichte endlich den höcten Grad; ber gefürhtere Big. 
enbli® gänzlicer Yuflöfung z0g_voräber, das feßte 
Iuffladern feines freundlihen Beiftes erfolgte am Mon» 
— den 11, Juli. Am folgenden Tage felite 
sieder Mattigkeit, endlih Schwädhe ein und fanft und 
udig, wie er gelebt, entfelief er am oben 
en Tage. Eine große Sinpabi Deredrer und & ide 
egletkeien ihn am 20. Juli zur Gruft, mo Heimbadh 
md Großmann Worte des Troſtes fpraben. — Außer 
'en genannten Werfen erfhienen no von ihm: * 
äblungen a. d. Nitterzeiten, ned einigen Kleinen Lies 
seen, mit Muft. Yepug, u. Weißenfeld 1781. — *Eas 
«benbuc, für 1802. — Wartburg. Ein Gedidt in adt 
Befängen. — 1801. — Ueber die Malerfarben der 
drieden u. Römer. Ebend. 1817. — Don altbeutfer 
Bautunk. Ebd. 1820. — Außerdem Hieferte er Beiträge 
u der neuen Bibl. d. ſobnen Wiflenfdaften, zu Weißens 
Rufeum für die fähf. Gefdichte zu dem Sournal dee 
!urus und der Moden, zu Sriedr. Schlegeld deutſchem 
Rufeum, gum Kunfblatt, zu Erf und Gruber& allgem. 
Eneyelopädie, zu Grohmannd Handwörterbuc Aber die 
&önen Künfe, zur Zeitung für d. elegante Bel u. zu 
depdenreich Wei 


* 149. Heinrich Friedrich Wagner, 

Doch, d. Ded. u. Edir., Deraogt, Dofmedicus u. Siodt » u. Bands 
. pboflend su Gaalfelds 
geb. om 16. März 1784, geſt. den 17. Jull 1836. 

n„E* war zu Saalfeld geboren, mo fein Water eben. 
als audäbender Yrzt war. uf dem dafigen Zpceum 
vohl vorbereitet, bezog er Dftern 1802 die Univerfität 
— wo er die Yraneimiffenfgaft wit vielem gie je 
judirte und unter der Zeitung des Gedeimeho 
Btarf jun. ſich befonder& gut mit dem Accouchement bee 
kanns machte, in welcher Kunſt er auf dem practiichen 
Bege fh viel geieines bat, Nachdem er promenirt 
haste .und A805: in ‚dad MWeterhand.. zurbdgekchet war, 





444 Bagner. 


der roben von feinen erworben 
—X * En Garen, (en er an ei 





der hen Bee — Se karten 

336 einer ae anf Miele aeg 
bed: — 

Fade Branfnelt and = wehrt inel Merite ald Dpfer 


felden Kein DR nur der jängke Derfeiben, a 8, 
er unermäder thätie war DT um ded a 
HER von der pearti, a gen v 
ont blieb. Im I. 1828 ernannte idm ber 
Belkin ran sum genen, Seiner —— vn 
A ſeit verdani sine Daterladt jmei tre a 
PAS Ankalten: Die eine iR dab Krankendaub, weh 
0.2} „ die andere dad Zeihenhaus, weldet 1835 m 
Se me wurde. Um eine dritte Anfalt für Eholeramtent 
‚at er fich 1831 eben [80 fo verdient —5 und er er 
jelbft Bnanfgeforbers Fapurenge ber Eboleratranfen, 
um im 6 Ausbruoẽ uk ale —A 
in feiner Vaterkadt — au *5 
te er Mc verbeirathet, aber fein hun Im 
Kinder gingen ihm in das Zenfeits voran. Ein Jar 
vor feinems Ende wurde er vom Schlage getroffen, wen 


ten „Kent — ein Ende machte. ährend er * 





ae u e. In le ICE: EE . — 


blidlih Sen Patienten zu Alf Bo e8 nötdig wei 
delt er ganı unentgeltlich un fhenkte den Teideaden 
oft reihlih , doch durfte derfelbe es nicht auöplandern. 
Seine igebigkeit kannte feine Grenzen nnd diefe er⸗ 
—5 un ae nit Ti — und 
r nd faft nod mehr auf vor “. 
seiehene und felbft begkterte fonen; biele murdes 


" ibn matt Befchenten an 
Senat ff dberfaüttet, Baker —A— er in YH 
‚© großen Prarid wenig Derm Er befaß -einen 
Bam Terminen © fl —* Kranfbeiinhnden 
u befonderm Städte deilte er Die acuten Kranke 
en: dei tronifhen Srankheitäheilungen fehlte 
jebop die Geduld und fo mie er feine F 

Inneren Krenkheiten und ald Geburiäbelter fer bewieß, fo 
grand er felbft, daß er ald Epirurg und ald Augenunt 

inderen nacftehe. Obductionen oder Bectionen gehbt- 
sen unter feine fiebften Derrihtungen. Sortwährend As 
Dirte er die neuehen Schriften des medicinifhen Faches; 
Dod befaßte er fi nit weiter mit der Gombopathie, 
als ihm diefe Heilart bei einigen Scyarladpkranfen fehle 
f&lug. Zu dem Streben feiner Lebensthätigkeit gehörs 
wen: Würde und Glanz. Bein Hauptfreben aber war, 
Die Alleinprarid zu _daben; er trat Daber auf offener 
‚Straße gegen feine Nebenbupler auf und ed erregte nihtb 

mehr feinen Neid, als wenn. ſid einer feiner Colles 
gen yore eine glädtipe Eur empfahl. In feine Bruns 
mifchte fih oft gu fer febr —* — Zuneigung oder übe 


dr empfinden, die En nt Pan er — 


er 
genbelt zu über — * tr — —— fäden und 
rten 6 Hi d vie 
1a hu rabgen Unberer Sermandee. 0 ce 


* 150. Guftav Siegfried Krüger, 
Natdöapetheter zu Stralſund; 
geb. am 11. Rob. 1778, gef. den 19. Zull 1886. 
Er war der Sohn ded Deconomen K. gu Hoben- 
Zara bei u widmete ſich nad genoffener Schul» 


gelernte —E— u Stargard in Hinterpommmern. 
dem er als ES fe 
tin, Berlin, Bergen auf Rügen und in Boßod 
ging er er im 9. 1814 nad Gtralfund ald Bei — in 
Bent ige Dfficin, al deren Eigen In er geforben 
4 am 12 Sept. — erben 6 Li 4 
japothefe geworden war, werbeir. 
—* Ve on inen Kindern 2 überleben 
vier. — 8. war ein in m dache gefhidter and 


488 Stieglitz 
fogleih ald 18 „Mai, 

ee Cana kee ubli Da ipr Alter ud 
fer Grad. ihrer ** den Ausbildung damals no 
— empweifen Bei Ehpre einberleikt, (mo fe lt 
See amt Amar bi6 um 3. A818. mitmirfte. BR 
Gare Bla I — SÄn, agerin gi * — verli 
Und gerade fein für die Role der fin geen 
Ba ne an ea ee 

weiſe iefe D inem 

a ‚daß bald die 





* 

Spiels als — ac murben, In * al 
Dberpriefterin in der „Defalin,“ als in „Maurer 
und Sclofer," ald — Aurora m vs „ umgemwors 
fenen Kut! hen," 018 Srau_ von Rouffel in „Sandon," 
ald Pugmacerin. in der „Braut,“ ald Sadp im „ 
Diavolo“ 1c. unhbertrefflib. — Im Leben war fe eime 

irtliche Toter, eine milde Tröfterin der Armen, eine 

jelferin Mr jealicer North, mo ihre Kräfte ed erlaube» 
sen; wer fie K annt, fand. in ihr Wefceidenpeit, Güte 
und Anfprud ofigteit im ſchoͤnten Bunde. vereinigt. 


148. Ehriftian Ludwig Stieglig, 
Proconful zu Beipsigz 
geboren den 18, Dec. 1756, neflorhen ben 17. Sull.1nss *). 
Seis Vater, der Hund Beil Die 
Veterkhte u Hipp mar beit Dur Dank fr 


YAlgtet. Lite. Beitung, Dec. 106, 


Stieglitz· 439 
ftlihe Bildung feiner drei Göbme, unter 
A der ra mar, — und als 
jeirig verftarb, übernahm der berühmte Ib; ‚aus: 
Eine i, der des Vaters Lehrer gem: En mar und 
Großvater feine Auögabe der Werke ded Eicero ad 
met hatte, die Vormundfdaft für den jungen Gtie, fi, 
ber, na Be e einige Jahre die I ibule be 
1773 in Leipzig feine academiſch 
Der vornehti 
und Vater aui DER mar auf den en a Aber 














VOpRk, Gefaict Re ie and 3 —— 
e, fo; in! ini 
ve game faihtlihen u ICH nallgen. Doriefungen 


und den efronomifchen bei de gern 
Ier bei. Sodaun — er ſich dem nd im der 
Rehtöwiflenfbaften. Unter dem De BWole'd dis⸗ 
utirte er 4776, unterwarf fi dann der Prüfung in der 
uriftenfaculsdt, wurde Baccalaureus der Rechte und 
prensuns bierant In in de philofophifhen Sacultät. Don 
* Zeit an beihäftigte e fi vorzugsmeife mit der 
Kun: und Baufı HuE die fortan feine Lieblingäbe 
ngunen wurden, Denen er — inute, die er für 
or! ven Eonnse, gemiflenbaft widmete. Nur auf 
En Weife ward ed id mb, möglid, id zum gründlichen 
und gefdmadoollen Kenner der bir, jerlihen und dfibes 
sifden, der dltern und neuern Baufunk auszubilden, fo 
Daß er befähigt wurde, zu manchen argitectonifhen sr 
bilden Idee und Plan anzugeben und ald auf 
Sorſcher im gel — eblete fer 
treten. Insbeſondere verdankt ihm se Gelbihte der 
Baufunk die genaue Geiftellung des Unterf@ieds an 
San neugri iedifher und arabifher und —— rein 
gordifher Bauart, melde lentere ihm ald die vollkom ⸗ 
menfte erſchien und von are in ihrer ganzen Tiefe ers 
t wurde. Mag auch fein tem der Baukunſt, 
Die er in ar Vebereinftimmung mit. der Naturbildung 
ae nicht den Bogen gstun a baben, auf —2— 
Bel ———— 


440 Stieglit. 


u daben ſchien, fo gab ed doch in jedem Falk 

Nr Glide Be tebe Genialitat und ſeines be 
‚barrliden Strebens, etwad Ausgezeichnetes je leiſten. 
NRachdem er durch Vertheldigung der Differtation: „De 
causis, cur jus fendale germanicum in Grermania negiec- 
tum et jus feudale longobardicam receptum sit?“ ſich die 
KHärde eined Doctord beider Rechte erworben, trat er, 
wie Ach dies bei feiner großen Beſcheidendeit, die da⸗ 
mald noch in Schächternheit übergeben mochte, erwarten 
ließ, anonym mit dem „Derfube über die Baufunfk“ 
(Jena 1786) und der Schrift: „Weber den Gebrauch 
der Grotesken und Arabesken“ Genus 1792) ald Schrifte 
fteller auf; unter feinem Namen ließ er, da Die anonym 
erfdienenen Schriften von mehreren Seiten fehr beifäl- 
us beurtheilt worden waren, zuerſt Die „Geſchichte der 
ufunft der Alten“ (Zeipzig 1792) erſcheinen, die I 

leid die Aufmerkfamkeit der Kenner auf ihn lenkte, 

e ein 3euaniß gab von feiner genauen Kenntniß der 
Geſchichie dieſer Kunſt. Zwar wurde er 1702, nachdem 
er Canonicus und Probft des Stift Wurien geworden, 
in dad Ratdöcollegium gewählt, in welchem er 4801 zum 
Stadtrichter, 1804 zum Baumeifter und 1823 zum Pros 
conſul auffkieg, allein ungeachtet der vielen Verpfich⸗ 
tungen, Die ibm dieſe Aemter auferlegten, mußte er 
dur weife Eintheilung und forglihe Benußung feiner 

eit für feine Lieblingöbefhäftigungen doch hoch Muße⸗ 
Runden zu finden, die der gBifenf aft reichliche Fruͤchte 
trugen. — Zu gleicher Zeit, während er die „Encyclos 
pädie der Baufunft der Alten“ (5 Bde. Lpig. 1792 und 

798) mit 118 Slupfertafeln, worin er den ganzen Um⸗ 
fang diefer Kunſt mit Meitterfhaft behandelte, erfcyeis 
nen ließ und für mehrere Tournale und Zeitſchriften fehr 
tbätig war, gab er auch die „ Gemälde von Gärten im 
neuern Geſchmack dargeftellt“ (Leipzig 1705) und „Die 
Baukunſt der Alten, ein Handbuch Fir Sreunde diefer 

Kunſt“ (£eipzig 1796) heraus, denen er die „Archäologie 
der Baukunft der Griechen und Römer“ (2 Bde. Weimar 
1801) und das große, ſehr theure Kupfermerk „Zeidr 
nungen aus der ſchoͤnen Baukunft“ (Leipzig 1301, 2. Unfl. 
1805) mit 115 Supfertafeln folgen ließ, in welchem les⸗ 
tern Werke er herrlihe Belege feiner Gefhidlichkeit im 
Zeichnen niedergelegt hat. — IE Stadtrichter und Baus 
meifter war er, zumal in der Zeit des franzöf. Kriege, 
mit Arbeiten aller Art fo überbäuft, Daß er bei der Ges 
wiffendaftigkeit in Aushbung feiner Berufspfichten jur 


Stieglit. 441 


Schriftſtellerei fa gar Feine Zeit gewinnen Eonnte; was 
er erſcheinen ließ, war der „Verſuch einer Einribtung 
-antiter Münzfammiungen je’ Erläuterung der Geſchichte 
der Kunſt des Altertbums” (Leipzig 1809). Dagegen 
beginnt in jener Zeit feine erſte unmittelbare Thaͤtigkeit 

r die deutſche Geſellſchaft. An der Umgeftaltung ber 
Statuten derfelben paue er großen Antheil. Als Mitglied 
des Stedtmagifrat erwarb er fib unter Anderm 1810 
ein großed Verdienſt durch die neue Bearbeitung der 
Seuerordnung. Auch im Eollegiatftifte zu. Wurzen, in 
welches er frübgeitig eingetreten mar, erweiterte fich fein 
Wirkungskreis und endlich ward er zur Würde des Prop⸗ 
Red erhoben. Sobald der Krieg geendet und die un⸗ 
günfige Zeit, welche feiner literarifhen Muße Schwei⸗ 
gen geboten hatte, vorüber war, kehrte er zu feinen li⸗ 
terarifchen Studien: zuräd und Segte die Refultate der⸗ 
felben in feinen „Bro 6 nterhaltungen“ (£pjg. 
4820) und in der „Geſchichte der Baufunf vom frübes 
ſten Altertbume bis in die neuehen Zeiten“ (Nürnberg 
1827) nieder, von welchem legtern Werke gegenwaͤr⸗ 
tig die 2. Aufl. erſchienen iſt, die der Verfaſſer in der 
festen Zeit ſeines Lebens durchgeſehen. Im Jahre 1824 
waär ©. den Leipziger Mitgliedern des thäringiſch⸗ſaͤchſ. 
Dereind für Erforfhung und Bewahrung vaterländifcher 
Alterthämer zu Naumburg, nachher zu Halle, beigetres 
sen, die am 6. Auguſt 1824 einen fähfifden Verein für 
erforföung und Bewahrung vaterländiiher Altertbämer 
‚in Leipzig bildeten. Der Berewigte war ‚Prograntmatiß 
Diefed Dereind und machte ſich als folder leig vom 
Anfange hochverdient und denſelben durch die Heraus⸗ 
gabe der regelmäßig erſcheinenden Jahresberichte, deren 
jeder feitdem eine oder mebrere Abhandlungen von ihm 
entbält. Als nun endlih im Jahre 4827 die deutſche 
Geſellſchaft, zwei auswärtige Ehrenmitglieder abgerech⸗ 
net, nur noch aud unferm ©. und dem Dberbofgerichtds 
rath Dr. Blämner, beftand, die Wiederberfiellung ders 
felben aber nad der ebemaligen Einrihtung nit rathe 
fam eridien, kamen beide darin überein, Die beurfae 
Geſellſchaft mit den erwähnten ſaͤchſiſchen Vereine in 
Verbindung zu bringen, der nun naͤchſt den Wltertbäs 
‚mern auch die deutſche Sprade in den Kreis feiner For⸗ 
‚faung zog und den Namen deutfche Geſellſchaft zur Ers 

orfhung vaterländifher Sprache und Alterthümer in 
Leipzig erbielt. So ward unfer S. der Wiederberfteller 
der deutſchen Geſellſchaft, deren Seele er feitben war. 


ue⸗ — 


Woäte ER — 
verwaltet hatte, ward er am 2. 


una 1833, während der 

J a Bere — erö, fih der 

jahreöberi unterjog. Ais Fein —— 12 
feine Zeit in Beige m nahm, begann er 


Ausgabe fei 
ein Bee, 
jerdienfte um 


— eines a 





Bogner. 48 


——— Denkmalen der VBaukunſt des Mittel» 
er in Sadfen,“ morin air Abdandlung über die 


g 
= Hr in uflöfung eE er dad lehte 
n 


rat . wie er Ki, 35 er Au oben genann, 
HH age. Eine große Ag Deredrer und Sreunde 


Mit Bft, — u. Weißenfeld 1781. — *Tas 
Kornhus r 1802. — Wartburg. Ein Gedidt.in adt 
Selva, eine 4801. — Ueber die Malerfarben der 
mer. Ebend. 1817. — Bon altdeutfcer 
a. ‚Ebd. 1820. — Außerdem lieferte er Beiträge 
u der neuen Bibl.d. fpönen Wiflenfhaften, zu Weißens 
Bkafeum für die fühl. Geſchichte zu dem Sournal des 
Zurus und der Moden, zu Sriedr. Schlegels deutfhem 
Mufeum, zum Kunfblatt, zu Erf und Gruber allgem. 
Eneyelopddie, zu Grobmannd Handmwörterbud fiber bie 
[hönen Küni * „ie Zeitung für d. elegante Belt u. zu 
epdenreich 


* * nnch Friedrich Wagner, 
Doct. d. Dev. u. Ehir., herzogi. Dofmedicud u. Staͤdt - u. Bands 
...  pbofleuß gu Gaalfelds 
geb. am 16. Wäry 1786, gef. den 17. Jult 1836. 

Er war zu Saalfeld geboren, mo fein Water eben, 
falls Außäbeiber Arzt war. Rn dem ‚Dafigen Lpceum 
wohl vorbereitet, bezog er Dftern 4802 die Univerfitdt 

jena, wo er die Birjneimii — mit vielem {7 
dirte und nn ve geitı tung ve Gedeimehofrat! 
—X — ſich be ſonders gut mi k dem Yccouchement de 
Saat un [ Kan ( zen ‚Kunf, er u — — 
— r viel geleifet bat. nad m er promoviri 

ae 6. rädgettiet wer, 


446 Möller von Friedberg. 


jätiger Mann; wegen ſeinet offenen und 
Kaden. —X [0 wie wegen uf HH Fr 38 
enliebe geehrt von feinen Mitdärgern und geliebs ven : 


te. 
den, die ihn kannteu. De... {a Em, 


151. Carl Müller von Friedberg, 
Eandemmann des Gantons St. Ballen, zu Konkanzı 
geboren din 24. Bebr- 1755, gelorben den 3. Juli 1886 9). 


Möller von Sriedberg Rammte aus einem 
nen Geidlehte Girderikden Urfprungs, daß — 
Reformation nad dem Canton Glarus Übergefiedelt. Auf 
dem Schlofle Rofenberg und zu Rorſchach, mo fein Das 
ser fürftl. St. galifher Beamteter war, hatte der mun 
tere Knabe den Frühling der Kindheit Durdfcmärmt. 
Am Inzernifhen Gymnafium, ber liebevollen Mentor 
foaft des Squltdeißen Kruß empfohlen, fand er 
ges unter ernfer Dieciplin bei lofem Mutbwill. 
jefangon fudirte er Pdilofophie, am der Gatjl 
hfhule Staatömwiflenfchaften. Wohl fühlend, wie 
ir gründlicere Ausbildung nadzubofen fei, widmete 
er Züngling,, nad Haufe Aurhefgekebrt, Selb 
udien der Geſchichte, der Politif und der Elaffiihen 
iteratur und übte fi) in Proceßvortrögen an den Schraw 
Ben des Pfalzrathd. Kürftabt Beda [Y den Auffireben 
den früh in die practifhe Laufbahn; hörderte ibn 1788 
ade —AX — Ban AR in 
jolge einer Miffion zum Empfang faifer ronlehei 
an die Landvogtes Eoggenburg- "bis BLUT 
feitete derfelbe feinen greifen Vater, den damaligen 
Pirklihen Zandee&hofmeißer, an Die eidgenöfüfgen 
fagungen. Die politifden Eonftellationen gekalteten 
jehend& verbängnißvoller und wir Eönnen m N bin, 
re wechfelnden Scenen zu berühren, da dad Leben 
yeremigten Staatömanns Damit vermoben, in ihren Was 
Deibarteiten dab 2 feiner Thätigkeit fand. Trot dem 
alterthämligen Nimbus (magui nominis umbra 
Stoniſche Hinfälligkeit die eldgendfhihen Bünde darge 
Brungen and manderlei Erbfünden Bagten an grauen 
Herkömmlicpteiten. Unerachtet wefentlicher Debieate 
and rähmliher Gtaatsleitung ghemaliger jfrate, die 
deſonders zu Bern hepre Dentmale hinterlaffen, erzeng 
— 


=) Maddı Bebenähefäl, 8, G. Deälen v. Beicdberg, Bürich 1006: 


Müler von Eriebberg: 447 


dang 
neue Steine des Ankoßed vermied. Er bewies fo ine 
nige Theilnahme am Wohl des finnigen Volks, Ar is 
fopwierigen Anläffen fein yerfönlider. Einfluß Unrupen 
Herdätete oder milderte. Aufmerfiam ihre DVerfaffun 
bewadend , lohnten die Toggenburger binwieder mit 
Vertrauen den landeöherrlihen Repräfentanten, der:ihs 
wen theure, religiöfe und bürgerlihe Garantien ehrie; 
fe vergalten deijen Zovalität mit ausgezeichneter Bu 
neigung. Leider war ibm micht vergönnt, audfcpliei 
Ui in feinem Gef&äftöfreife gu weilen. — Bald na 
der Entfernung Müllers von Sriedberg von Goflau, 
wo er für befiere Berwaltungdorganifationen thätig ger 
wirft, regte fid Unzufriedenheit. Umfonft batte er erz 
Elärt, wie unerläplih ed wäre, einige gegrändete 
Klagen gerecht und unvergögert zu erledigen. Die Br 
line Regierung forderte feinen Rath und Beiftand, 
a ientliches Mißvergnägen ——— im gefamms 
sen alten Sande, um fid gegriffen. od börten meh» 
rere gäbıer der Bewegung, befonderd ergeben Johan 
ned Künzli *), ihrem Haupt, auf feine Vorfhläge, um 
eitige Intereffen billig auszugleichen. Schwanfendes 
jenehmen von Dben und ftarred Feſthalten des Unbalt- 
baren von Seite ded Stiftcapiteld riefen aber gereistere 
Dispoftionen und Körrifhe Erhigung der Menge hervor. 


”) ine Intereffante miı 


CM Helm 
HERE 


448 Müller von Friedberg. 


Die Begedrlichkeiten bäuften fib Bid auf 61 Puntu; 
idre Wirren und tumultuarifhen Auftritte drobten der 
ganzen Eidgenoffenfdaft, Gefädrden zu bereiten, zumal 
Yulcanifde Stoffe und Seuerbläfereien von Wehen nit 
mangelten. Gelang ed auch durch Waffen und Gtrafen 
am naben Zürichfee (1795), voräbergebend zu fchreden, 
fo wurzelte dumpfer Unmuth um fo erbitterter. * ſol⸗ 
en Betrachtungen und von vaͤterlichem Wodlwollen bes 
det, bor Fürſt Beda der alten Landſchaft einen güt⸗ 
lichen Deritag aan ‚Die Sand ne am — 
1 reu e e und welchem mer abges 
rungen, das Riftifcbe Capitel fein Siegel auforädte, 1 
Bancratind, einft des geliebten Beda’d Widerſacer, faR 
eben fo einmäthig von den Conventualen zu defien Nach⸗ 
fofger erkoren, als vom Volke mit Widermillen aufge 
nommen, trat im Juni 41796 die Regierung an. Neape⸗ 
litaniſchen Bluts, mit hervorragenden Talenten begabt, 
dite ihm feinet Dorfahrend gemütblibe Gabe, dere 
er sBehrle e A em auelden te te % 
nalichkeit lockere Herrſchaft zu ſichern. ere 
Kine batten_ nur augenbilftii geſtillt. Aus u 
trauen und erböbten Sorderungen entbrannte ertigen, 
son roben Erceffen gefchändeter Aufruhr, welchen die 
Mepräfentanten der vier Schirmorte (Juni 1797) berk 
igen foüten. _ Un Ipren Conferenzen mußte Mäller von 
edberg die Sache des Landesherrn vertheidigen. Ohne 
Mittel und Macht trogte er diefen widrigen Zufändem. 
Die Nepräfentanten von Schw } und Glarus dußerten 
fi gegen das Stift, die von 3 rib und Luzern zagten 
eingefbächtert. Mögen im Dergleih zu großen Renee 
Intionen jene Auftritte ald Ungemwitter in einem Glaſe 
Wafler paffiren, rüttelten ie die Berbeiligten immer er: 
f@ätternd genug. Erſchoͤpft von unfruchtbaren Auſtren⸗ 
gungen, 309 fid der fürftl. Sachwalter gerne aus bes 
troßlofen Händeln ind Toggenburg zuräf, wo der Land 
rath, der conftitutionelle Volkötribun, auf legalenı Wege 
mit fürftl. Eommiflarien einen Dergleicy unterbandelte. 
Temporifirend verzögerte Pancratius Die Genehmigung: 
Die Stellung feiner Dberbeamten wurde faR un 
lich, da er ſtets reifefertig, für Sicherung feiner Perlen 
und feiner Schäße bedacht, Unmögliches von ihnen ver 
fangend, nur eigenem Sinne folgte. Wie 
vergäüte man fi allfeitig die legten Tage, während die 
entſcheidende Cataſtrophe nnaufbaltfom anrädte! Hell 
febende .erblidten die Vorboten in fpiigen 


Müller von Briebberg. 449 


der Parifer Journale, in Betriebfamkeiten ſchweizeriſcher 
Klubbiſten, in Zudringlichkeiten der Diplomaten des 
franzdf. Directoriums, das feit dem Srieden von Campo 
Kormio (Detbr. 1797) fiegestrunfen anmaaslicher gebat. 
Bei fo omindfen Zeihen konnte Mäller v. Sriedberg an 
der Inſtructionsberathung zur außerordentlihen Yarauer 
Tagſatzung träbe Beforgniffe nicht bergen: man enthob 
den Unglüdöpropheten der Gefandtfchaft. Der Warauer 
Bundesſchwur (24. Tan. 1798), welcher durch abgelebte 
Schatten den Drang unvermeidlicher Looſe zu beſchwoͤ⸗ 
ren verfuchte, gab dad Signal für Emancipationen. Die 
Untertbanen wähnten das Ziel der Sreibeit in Demockatis 
ben Formen zu erreichen; in der factifhen Aufldfung ver⸗ 
angten die St. Galliſchen Unabhängigkeit. Am 1. Sehr. 
4703 übergab der Zandvogt dem toggenburgifchen Lands 
rath feine Verwaltung, vorbehältlich bobeitlider Rechte. 
Dem Stift blieb nichts übrig, ald, der Nord weichend, 
überall auf Souverdnetdt zu verzichten (4. u. 10. Kebr.). 
Obſchon fie faſt bunderstaufend Angehörige zählte, hatte 
fie von jeder auf (dmwachen Süßen geſchwebt; doch neben 
manchen Gebrechen lebte man pedagliod unter Dem Krumm⸗ 
ſtabe, allgemeiner Wohlſtand blähte und viel Gemein. 
nügiged war unter Beda obne Bedrädung des Landes 
geſchehen. Müller von Sriedberg, den zutrauliden An⸗ 
srag ablehnend, bis zur democratifhen Geftaltung die 
Verwaltung fortzuführen,, bereitete jet ſich zur Abreiſe. 
Qufgefordert, noch einmal vor dem verfammelten Volke 
„u erfheinen, ſprach er aus Herzendfhille. Keineswegs 

emagog, ſprach er von der präfungdfchweren Zufunt, 
wies bedenklich auf den mit Slittern prangenden Sreie 
eitöbaum bin und mahnte zu geriffende ter Achtun 


Scheidenden und gerübrted Lebewohl der Behörden j eins 
r 


ie fünfbundertjährige Gipgenoflenfeaft war 
! ern jener fluch⸗ 


RN. Rekrolog 16, Jahrg. 


4650 Miles von Friedberg. 


meniger auf reeller Groͤße der Republik, als auf da 
Aufhmädhung und dem Sturze ihrer Nachbarn, arlnden. 
HBie Sreunde wurden fie gebegt, fo lange ed nörbig ga, 
fie zu laͤhmen und Unterflügung von ihnen zu zieben. 
Stam der Moment, fie zu zertreten, hatten derlei frucht 
bare Genies leiht Vorwaͤnde erfunden, Die Zabel vom 
Molf und vom Lamme zu verwirklichen. Die Zabel 
eftaltete fich zur tragifhen Geſchichte, da unter bomba⸗ 
Ri den Wiedergeburtöphrafen die friedfamen Bauen vom 
ura bis zum Rhein mir Warten Übergogen, böbnend 
bäge und Zeughäufer geplündert, ebemalig böbere 
Claffen gebrandfhagt, die Uebermundenen einer Conſti⸗ 
tution nad Pariſer Fagon unterworfen, mittel® einer 
Alliong die delvetiſche Tochter an die WRurterrepublif 
efeffeit und, die conftitutionellen. Behörden als fernile 
Greaturen mißdandelt murden.“ Während der fhmäb- 
fiden Unterjochung und über Dem Kriege von 1799, def 
fen Trübfale das ungeheure Elend bis zur Verzweiflung 
fteigerten , privatifirte Müller 9. Sriedberg an der Lind, 
‚vielen Bedrängten zu Rath und zu Huͤlſe. Verdaͤchn 
ungen auszuweichen, nahm er an der Liquidation der 
eodaftitef Theil; doch kaum entrann er Der Deport# 
tion, weiche ſchnoͤder Undank gegen ihn angezettelt hatte. 
Tolle, rechtloſes Treiben fogenannter Patrioten und ei⸗ 
ner Schaar ebrgeiziger Emporfömmlinge erinnerte aa 
Facitud WBorte: „Gewiſſe bräften ſich mit Freiheit, 
in der Abficht, die beftebende Gewalt umzukehren; ba 
ben fie ſolche umgekehrt, mürgen fie die Freiheit.“ Ein 
Strahl der Hoffnung dämmerte, nachdem Das gefek 
ebende Corps zu Bern, des Schredienregimentd über 
raffig ‚am 7. Tanuar 1800 dad beivetifche Directorium 
aufgelöft, ein Vollziehungsausſchuß aus gemäßigten Min 
nern das Ruder ergriff... Nach der Veränderung bei 
Syſtems trat der Verewigte ind Finanzminiſterium ald 
Ehef der Domainenadminiftration (24. Gebr.) und leitete 
eine Canzlei diplomatifcyer Arbeiten. Indeſſen thärmte 
Die Gewalt der Schidungen redlihen Tendenzen bei 
Vollziehungsausſchuſſes unäberfteiglihe Schwierigkeiten 
entgegen. Zu ſchmerzlich waren die Wunden geſchl 
an denen das Vaterland blutete; Der ruinofe Geusbalt 
zehrte an den Quellen; Parteiwirren ſchaͤkichter Surden 
und Zudungen des kaum vertriebenen Jacobinismus 
ährten fort; der fremden Unterdräder m Kehl che 


litik mi | ⸗ 
— ⏑⏑ ⏑⏑⏑⏑ Horton ae 


Müller von Briebberg. 61 


erbeitern, da er der Schweiz Unabbängigkeit und das 
echt, Ad felbft zu confiituiren verbieß. Ein derrliches 
Red, wenn man es in brüderlider Eintracht und ride 
tig anzuwenden verfand. Schon Ende (29.) Mai er 
(dien der mit dem erften Eonful Bonaparte verflandene 
onfitutiondpfan: Gantonaldidten berierhen bierzu vor 
ddufig ihre Örtliden Organiſationen. Da verweigerten 
Jene von Schwyz und Uri den vorgelcriebenen Eid, 
mit der Behauptung, daß ihnen der Sriedenätractat freie 
politifhe Geſtaltung gewähre. Verdrießliche Ankände 
u beben, fandte Die Gentralregierung Mäller von Fried⸗ 
erg nad Schwpz; gehäffine militaͤriſche Maadregein abe 
wendend, wirfte er Dur orfellungen. Aloys Reding, 
fein Vetter und Sreund, der die Schwyzer zum rähms» 
liden Kampf am Rothenthurn angeführt, die Liebe der 
Gebirgsvoͤlker befaß, neigte fi zur Vermittlung, al 
geheime Einfläkerungen des franzbfifhen Geſandiſchafts 
agenten Sitte Annäherung vereitelten. Die Spaltung gab 
den erften Anlaß zu neuen Wehen und Mühen, weiche 
an der allgemeinen Tagfagung vollends ausbrachen: gleich 
anfangs in fi getrennt, wurde die Verſammlung am 
28. Drtober 1801 gemaltfam geloͤſt. Mitglied derfelben, 
flimmte der Verewigte mit den greunden verftändiger Ein, 
eit. Wäprend der folgenden Redingiſchen Landammann. 
haft fchrieb er, zu fchroffe und verderbliche Rädtchritte 
efürdtend, eine Aufſehen erregende, anonyme Schrift, 
mit dem Motto: placidam cum libertate quietem,. Im 
April 1802 drebten fi die Schaukelräder der Parteinn 
Die föderalikifchen fanfen. Unter den 47 Notabeln, die 
dann berufen wurden, am Derfaflungswerke gu arbeiten, 
trachtete Müller v. Sriedberg mit andern patriotiſch Ges 
Annten nationalen Verband wir anfebnlidden Gantonal- 
autoritdten, zeitgemäße Beduͤrfniſſe mit volfäthämlichen 
Sertömmiichkeiten zu accomodiren. In dem ®inne ges 
rieth auch der Eonftitutionsentwurf, tür den fich au Der 
Abſtimmung 223,000 Bürger zur Annahme, 75,512 zur 
Verwerfung außfprecben: unter leßteren die WaldRädte, 
melde entſchloſſen £ostrennung von der befvetifchen Res 
ublit forderten. Die Proclamation des Senats, indem 
e die magna charts einfübrte, geſtand, daß ſich Feine 
—— le ungen erwarten tiehen, die fo abweichende 
nfbe und Begehren zu befriedigen im Stande wd- 
ren. In dem fhwer bewegten Gtadium beforgte ber 
Deremwigte das Staatöfeeretariat der auswaͤrtigen Ange⸗ 
Jtgenheen. Bald srat er in ben Bene as beipen 


446 Miller von Friedberg. 


unermädet thätiger Mann m ſeines offenen und g& 

raden Sinneb, fo wie wegen feiner uneigennägigen Mr 

Karnliche archrt son feinen ithärgern und geliebt von 
“a “ De. M. in Erelf 


151. Carl Müller von Friedberg, 
“ Eandemmann deB Gantons St. Ballen, zu Konflanzs 
U geboren dem 26. Bebr- 1755, georben den 28. Full 1836 *). 
- Müller von Sriebberg Kammte auß einem 
nen Gefblehte irgerilgen Urfprungs, va dr 
Meformation nad dem Canton Olarud Übergefebeit. Auf 
dem Scloffe Rofenberg und zu Rorfdad, wo fein De 
ser fürkl. ©t. galifher Beamteter war, hatte der man 
tere Knabe den Frühling der Kindheit durdfemäret. 
Am Iuzernifhen Gpmnajlum, der liebevollen Mentsp 
fbart' ded Schuftheigen Krug empfohlen, fand er 
leid unter ernfter Disciplin bei lofem Murbiwill, 
Befanson Kudirte er Philofophie, am der Galzbui 
hfdufe Staatöwiffenfcaften. Wohl fühlend, wie 
jründlichere Ausbildung nadzubolen fet, midmere 
fid der Jangling, nad Haufe ‚Aurich jefehrt, Gelb 
udien der Geſchichte, der Politit und der Elaflifhen 
iterarur und übte fich im ——— an den Sqhras⸗ 
fen des. Pfalgratbd. Sürftabt Beda u den Quffirebew 
den früh in Die practife Laufbahn; befürderte ibn 1788 
an die Dbervogtei. Goffau_(Dberberg), dann 1792, in 
Folge einer Miſſion um Empfang Faiferl, Throniehen, 
on die Landvogtei Toggenbürg. Ad Mitdeputirter ber 
leitete derſelbe feinen greifen Dater, den damaligen 
fürftlihen Landeshofmeifter, an die eidgenöfliihen 
fagungen. Die politifden Eonftellationen geftalteren 
edends verbängnißvoller und wir können nicht uml 
re wedſelnden Scenen zu berühren, da dad eben 
verewigten Staatömannd damit vermoben, in ihren Wan 
beibarfeiten dad geld feiner Thätigkeit ſand. Trog dem 
aitertbümlichen Nimbu6 (magni nominis umbra) Jattt 
Sroniihe Hinfälligkeit die eidgendfhfhen Bünde darge 
drungen und manderlei Erbfünden_ na; an 
Herkömmligpkeiten. Uneradtet — 
and cdmiicher Sieatsieſtung ehemal iger Ifrese, die 
deſonders zu Bern hehre Denkmale hinterlafen, erieng 


e⸗ detentdeiq.o. G, Diäder v. Geicherg, Bünid) 1006. 







Muller von Friedberg: 47 


Aus ſol d ii 
ic kant ed 


jafte Verwaltung. 
Kia Mißverhältniffen eigerten fi empfindlicher mit 


neigung. Leider war ibm nicht vergonnt u 
Ha in feinem Gefwäftäkreife ad weilen, eo FH 






——— 


und achört ya den acivaciſcen 


44 Wagner. 
ben von fei 
Sernraffen en Teen Open Darer, (dee er an cm 
Lungenentzändung erkrankt fand. Er verfuchte, ihn nt 
der Browniden ode gu Been allein di 
tem Schmerze fehl und der 





Een jeiner Vaterkadt treffen au können. I 
Inde 


Inge, 
Be 


Möller von Friedberg. 449 


der parifer Gournale, in Betriebfamfeiten fhweizerifer 
Klubbißen , in Zudringlichkeiten der Diplomaten des 
franzdf. Directoriums, das feit dem Srieden von Campo 
gras (Detbr. 1797) fiegestrunfen anmaadlicher gebot. 
ei fo omindfen Zeihen fonnte Müller v. Sriedberg an 
nftructioneberatbung zur außerordentlihen Yarauer 
Zagfagung träbe Beforgniffe nicht bergen: man_enthob 
den Unglüdöprepheten der Geſandtſchaft. Der Yarauer 
Bundedipwur (24. Jan, 1798), welcher dur abgelebte 
Sdatten den Drang unvermeidlicher Looſe zu beſchwd⸗ 
ren verfuchte, gab dad Signal für Emancipationen. Die 
Unterthanen wähnten das ziel der Sreiheit in democxatis 
den Sormen zu erreihen; in der factifhen Auflöfung vers 
Jangten die St. Galliihen Unabhängigkeit. Am 1. Bebr. 
4798 übergab der Zandvogt dem toggenburgifchen Land» 
sarh feine Verwaltung, vorbebältlid bobeitlider Rechte. 
Dem Stift blieb nicht6 übrig, ald, der Notd weidend, 
überall auf Souverdnetät zu verzichten (4. u. 10. Sebr.). 
Dion fie fa bunderttaufend Angehörige zählte, batte 
fie von jeder auf ſcwachen Süßen geihmebt; doch neben 
manchen Gebrecen lebte man bedaglic) unter dem Krummmts 
Rabe, allgemeiner Wod and blübte und viel Gemein, 
nügiged war unter Bebda obne Bedrädung des Landes 
geibehen. Müder von Sriedberg, den zutraulihen An. 
trag ablebnend, bid zur democratifden Beftaltung bie 
Verwaltung fortzufähren,, bereitete jet fi aur Übreife, 
Qufgefordert, noch einmal vor dem Berfammelten Dolte 
u erfcheinen, fprach er aus Herzendfälle. ‚Keineimige 
emapon. fprach er von der prätungsfhweren Zufunft, 
wie bedenkli auf den mit Slittern prangenden Sreis 

eisöbaum hin und mahnte zu gewifenbe ter Achtun, 

ir die ewigen Bafen focieller Ordnung, für Reit um! 
Sittlikeit ; tief bewegt vernahm das Volk feined Freuga⸗ 
7e8 entre Borte. Laute Segendwänfde geleiteten den 
Steidenden und geräbrted Lebemohl der Behörden; eins 
dellig f@enkte ihm die Gtadt Lictenfteig ihr Bürgere 
recht. Doppelt erfreulih leuchten Züge angeftammter 
Blederkeit in baotifhen Strifen, wo gewöhnlich im Taus 
mel wilder Leidenfaften moralifhe Sande serreißen. — 
Am 5. März wehten die dreifarbigen Fahnen der Erobes 
ser zu Bern, zwel Monate ‚gie an der Thur und an 
Ber Sitter. Die fünfhundertj hrige Eibgenofenfgart. mar 
untergegangen! Die geheimen Triebfedern. jener Auds 
beladenen Invaon entlarote der Erdirector Carnot alfo: 
nDas franzdf. Directorium wollte die natiı Madı 
N. Wekrolog 16, Jahrg. 29 





450 Müller von Briebberg. 


iger auf reeller Große der Republif, als auf de 
FH dung und dem Gturge ihrer Nachbarn. gründen. 
Wie Sreunde wurden fie gehen, fo fange ed nöthig ga, 
fle zu lähmen und Unterlägung von ibmen zu jieben. 
Kam der Moment, de au zertreten, hatten berlei fradt 
bare Genied leiht Vormände erfunden, Die Gabel vom 
Wolf und vom Lamme zu_ verwirklichen. Die Fabel 
jeftaltete fi zur ragifeen Gefdihte, da unter Bombe 
iiden Wiedergeburtöphrafen die friedfanıen Bauen vom 
ura bis zum Rhein mit Waffen überzogen, höhnend 
häge und Zeughäufer gepländert , ebemalig dödere 
Clefien gebrandfcagt, die Uebermundenen einer Eonfi- 
tution nad) Parifer Sagon unterworfen, mittelk einer 
Aliang die beiverifhe Tochter an die WRutterrepublik 
efeffelt und die conftitutionellen. Behörden eis lite 
Creaturen mißdandelt murden.“ Während der fhmät- 
ũchen Unterjodung und über dem Kriege von 1709, der 
fen Zrübfale das ungebeure Efend bie zur Verzweiflung 
Reinerten ‚ privatifirte Möller v. Sriedberg am der Lin), 
‚vielen Bedrängten zu Rath und zu Hülte. Werdädts 
ungen ausinmweien, nahm er an der Liquidation der 
gen ftitel Theil; doch kaum entrann er der Depori® 
tion, welde fhndder Undane gegen ihn angegettelt hatte. 
Zolled, rehtlofed Treiben fogenannter Patrioten und eh 
ner Schaar ebrgeisiger Emporfömmlinge erinnerte as 
Zacitud Worte: Gewiſſe bräken fi mit Sreiheit, 
in der Abficht, die beftehende Gewalt umgufedren; & 
ben fie fole umgekehrt, mürgen fie die Freiheit." Ein 
Strahl der Hoffnung dämmerte, nachdem das sr 
jebende Eorp6 zu Bern, des Schredenregiments hber 
— — am 7. Januar 1800 dad belvetifhe Directorium 
aufgelöft, ein Vouziehungsausfpuß aus gemäßigten Min 
nern dad Ruder ergriff. Nab_ der Beränderung deö 
Spftemd trat der Verewigte ind Sinanzminifterium ald 
Chef der Domainenadminiitration (24. Febr.) und leitete 
eine Ganzlei Diplomatifcyer Arbeiten. Gndeffen thärmte 
die Gewalt der Schidungen redliden Tendenzen der 
Bollziehungſaus ſcuffes —5—*8 he Sowierigtenen 
entgegen. Zu f&merzlih waren die Wunden jen, 
on denen dad Vaterland blutete; der rim! it 
sebrte an den Quellen; Parteiwirren {Ai En 
und Zudungen des Faum vertriebenen - cobinigmus 





jährten fort; der fremden Unterdrüder machiaveliftifde 
f jede. 14 


olitit mit. ihren en en blieb die 
ehr. on f&ien den Horizont zu 


‚ineviller Griede (9. 


Müller von Briebberg. 61 


erbeitern, de er der Schweiz Unabbängigkeit und das 
Recht, Ab ſelbſt zu conflisuiren verbieß. Ein berrliche® 
Kedt, wenn man es in brüderlicher Eintracht und ride 
tig anzumenden verfand. Schon Ende (29.) Mai er 
k ien der mit dem erften Eonful Bonaparte verflandene 
onflitutiondplan: Cantonaldidten berierhen bierzu vor⸗ 
ddufig ihre Örtliden Drganifationen. Da vermeigerten 
Dene von Schwyz und Uri den vorgeichriebenen Eid, 
mit der Behauptung, dab ihnen der Sriedendtractat freie 
politiſche Geſtaltung gewaͤhre. Verdrießliche Ankände 
u heben, ſandte die entralregierung Mäller von Fried⸗ 
berg nad Schwyz; gehäffige militärifhe Maaſregeln ab» 
wendend, wirkte er Dur orfellungen. Aloy6 Reding, 
fein Vetter und Sreund, der die Schwyzer zum rühm⸗ 
liden Kampf am Rothenthurn angeführt, die Liebe der 
Gebirgövölfer befaß, neigte fi zur Vermittlung, al 
gebeime Einfläkerungen des franzoͤſiſchen Geſandiſchafte 
agenten Sitte Annäherung vereitelten. Die Spaltung gab 
den erfien Anlaß zu neuen Weben und Mühen, welche 
an der allgemeinen Tagſatzung vollends ausbrachen: glei 
anfangs In fib getrennt, murde die Verfammlung am 
28. Detober 1801 gemwaltfam gelöl. Mitglied derfelben, 
flimmte der Deremwigte mit den Sreunden verftändiger Ein, 
eit. Während der folgenden edingif&en andammann⸗ 
haft ſchrieb er, gu ſchroffe und verderbliche Ruͤckſchritte 
efuͤrchtend, eine Aufſehen erregende, anonyme Schrift, 
mit dem Motto: placidam cum libertate quietem. ms 
April 1802 drebten fi) Die Schaukelraͤder der Parteinn 

bie föderalififchen fanfen. Unter den 47 Notabeln, Die 
denn berufen wurden, am Verfaſſungswerke gu arbeiten, 
trachtete Müller v. Friedberg mit andern patriotif Ges 
ännten wationalen Verband mit anfebnlidden Canonal⸗ 
autoritäten, zeitgemäße Bedärfuiffe mit volfätbämlichen 
SDertömmiichkeiten zu accomodiren. In dem ©inne ge 
rieth auch der Gonftitutionsentwurf, tür den ih au der 
Abſtimmung 223,000 Bürger zur Annahme, 75,512 jur 
Derwerfung ausſprachen: unter letzteren die Baldftädte, 
melde entichleffen £Loßtrennung von der beivetifhen Re 
Er forderten. Die Proclamation des Senats, indens 







die magna charte einfübrte, geſtand, daß ſich Feine 
ndamentalfagungen erwarten lieben, die fo abweichende 
infbe und Begehren zu befriedigen im Stande wi. 
ren. dem (dwer bewegten Stadium beforgte der 
Derewigte das Staatöfeeretariat der auswaͤrtigen ⸗ 
des n. Bald trat er in den Bam as beiveni 







452 Müller von Friedberg. 


" Umaͤchtigter half er die Unabhängigkeit des Wallifer 
83 a welches Bonaparte um des Simple 

aſſes nach, Eisalpinien willen von der Schweiz trennte. 
Der Starfmuth der Wallifer überwand brutale Quaͤ⸗ 
fereien des Generals Zurreau, melde freimilliges An 
f ließen an Frankreich abzunoͤthigen ftrebten. ne Ge⸗ 

— trägt zur Inſchrift: „Valleais grata Dao 
Muller de Friedberg nuper S. r. i. libero Baroni, mac 
Senat. helvet. suo dilecto, independentiae suae Stipulatori. 
A. 1802.” Kaum von Sion zurid, war Dem Diplome 
ten eine außerordentlibe Miſſion nad Paris yacacı; 
Die Infurrection gab indeffen Allem andere Wendung. 
Ueberrafcbend 309 der erſte Eonful die franzdf. Befagun, 
gen aud der Saweih, Deſſen Botſchafter, der. weqſel⸗ 
weife die Parteien der Unitarier und der Foͤderaliſen 
in taͤuſchender Schwebe gängelte, verwied die Central 
gewalt, um den Daltpunkt ded Ganzen bangend, au die 
großmiitbigen Gefuͤdle feined Gebieterd und an die Tw 
gend der Nation. Auf geheime Abreden mit Bonaparte 
geſtuͤtzt, welche den Waldftädten eigeue politifhe Ein 
. riptungen zufagten, bebarrten diefelben auf Verwerfung 
Der Derfaffung, die man ihnen aufdringen wollte. Die 
Unterwaldner (Aug. 1802) fhlugen die befvetifchen Mi: 
lizen zurüd und nad. Zuͤrichs Beſchießung, am 11. Sept. 
entlud fib_der Haß gegen die Einheitöregierung in aß» 
gemeinem Aufftande. Kin ſchwankendes Rohr, floh Fe 
na Lauſanne, von den yafurgenten aufs dußerke ge⸗ 
trieben. Ihr Anführer, der General Bachmann, war 
ber Dbeim des DVeremwigten. Doc plöglid Idhmte mit 
einem efectrifhen Schlage die confularifhe Proclama⸗ 
"tion vom 8. Bendemiaire die Streitenden. : Entwaffnung 
gebietend, klang fie glei jenem Quos ego des Donne: 
rerd. Zur Confulta, melde ihr Wink nad Paris be 
fein, um endliche Pacification zu beratben, fandte der 

elvetifhe Senat Müller v. Sriedberg, Rättimann und 
gubour. Erfterer bemübte ſich dur feine vertrauten 

reunde Barthelemi und Demeunier für Bildung eineh 
einigenden Bundesftaateß, nachdem der Dictator Ki für 
Den Foͤderalismus entfchieden. Beniaften fudhte er im 
Derfolge mohltpätige unitarifhe Reliquien zu retten. 
Gentrifugale Conveniengen überwogen. Bonapartes Wille 
gab der zerräütteten Schweiz das Gefeg in der Media 
sionsacte — dem lecken, firandenden Bo das leute 
Steuer; würde e8 nid beachtet, fo bliebe n &brig, 
denn Vereinigung mit Sranfreih! Unter ben den 






Muͤller von:Friebberg. 453. 


Ließ.fich nichts Beſſeres erwarten, nach den traurigen 
Dorgängen bätte man felbft Faum fo Gutes gefchaften. 
Die Difionanzen (diiegen und noch findet man, : daß 
Der Mediation nichtd Beſſeres nachgefolgt fei: fie ftand 
unter dem wnantaftbaren Schilde ihres Schöpfers. Er 
beauftragte Müller von Brebbern. die Vermittlungs⸗ 
urkunde im friſch geſchaffenen Canton St. Gallen ein» 
aufübren, der vom Bodenfee bid an den rhaͤtiſchen Ga» 
anda, vom Öfterreich. Rheinufer bis an dad Gebiet von 
rie ſich erftredt. Herzlicher Willkomm begrüßte den 
iederfehrenden (März 1808) in der alten Heimatb, er 
Dachte ihr feine Kräfte zu mweihen. Vom J. 1803 bis 
4831. ward er abwechfelnd mit einem Collegen reformirs 
ter Eonfeffion — faſt ununterbroden — zum Standes» 
baupt und zu den Geſandiſchaften beftimmt. Leichter 
fiel jedo& in den Zuillerien Dad Werde des neuen Ges 
meinmefend zu decretiren, ald jene Miſchung fremdartis 
ger Beſtandtheile inniger zu verſchmelzen, aus denen ed 
ufammengefügt worden. gutem ‚mar fein Öffentlicher 
außbalt bei betraͤchtliden Bedärfniflen und fteten außer. 
ordentlihen Beläkigungen doͤchſt kaͤrglich ausgeſtattet. 
Noch in der Wiege, drohte feiner Exiſtenz mit Einem 
Schlage Vernichtüng, da weiland Fürftabt Pancratiuß 
MWiederberfiellung der Abtei, fogar einfige Hoheit vin⸗ 
Dieirte. Wohlwollende Verkommniſſe der egierung mis 
Den Conventualen batte der Prätendent ſproͤde verwors 
fen, obſchon belveriihe Geſeße (1798) dad Stift wegen 
Widerſetzlichkeit definitiv aufgeboben hatten. Ihn uns 
terftügten die Mebrbeit der Geiflichkeit ımd angeſehene 
Mitglieder der oberften Bebörden ; ——e 
—58— Papſt Pius VII. den franzoͤſiſchen Kaiſer, der im 
ugenblidt der Krönung dem beiligen Vater gerne Ges 
faͤlligkeiten erwies. Ungewiffen Ausgangs begann der 
Kampf; er_entfhied über Sein und Richtſein des jus 
endlichen Sreiftaatd. An die Spitze geftellt, vertbeis 
igte Müller von Sriedberg deſſen Intereſſen, gefährs 
lide Drobungen , wie lodende Anerbieten bedeutenden 
Belangd verfhmähend; er allein mit feinen dußern Con⸗ 
nexionen Ponnte den Streit mit glücklichem Erfolg füh- 
ren. Er tbat es getreu feinen Sflihten und aus Liebe 
um Zande; perſoͤnliche Erkenntlicykeit fchuldete er dem 
Hbte nicht, Der genug rejndfelige Stimmung gegen ‚ibn 
geäußert. Der Canton. fiögte und die Gefege vom Mai 
4805 widmeten dad auf legalem Wege verfallene Erbe 
des heiligen Gallus den Kirchen⸗, Schul« und Armen 


450 Mülles von Friebberg. 


meniger auf reeller Größe der Republik, als auf de 
ab (amädung und dem Sturze ihrer Nachbarn. arlınden. 
ie Sreunde wurden fie gehegt, ſo lange es nöthig aalı, 
e zu lähmen und Unterſtuͤhung von ihnen zu sieben. 
am der Moment, fie zu zertreten, hatten derlei fracht 
bare Genies leiht Vorwaͤnde erfunden, die Fabel vom 
Wolf und vom Lamme zu verwirklichen. Die Fabel 
eftaltete ſich zur tragifhen Geſchichte, da unter bombe | 
iſchen Wiedergeburtöphrafen die friedfamen Bauen vom 
ura bis zum Rhein mit Waffen überzogen, Höhnend 
äge und Zeughäufer geplündert ,„ ebemalig böbere 
Cleſſen gebrandfhagt, Die Uebermundenen einer Eonki- 
'sution nad Parifer Fagon unterworfen, minelß einer 
Aliong die beivetifhe Tochter an die Mutterrepublif 
‚gefefleit und die conftitutionellen. Behörden als fersile 
reaturen mißdandelt murden.“ Während der fhmil 
lichen Unterjodung und über dem Kriege von 179, 
fen Zrübfale das ungeheure Efend bis zur Verzweiflung 
ſteigerten, privatifirte Müller v. Sriedberg an der Lin, 
‚vielen Bedrängten zu Rath und zu Hülte. Verdoͤcu⸗ 
ungen auszuweichen, nahm er an der Ziquidation Ir 
den altitel Theil, doch kaum entrann er der Deperis 
tion, welche ſchnoͤder Undank gegen ihn angezettelt hatt. 
Tolled, rechtlofed Treiben fogenannter Patrioten und e 
ner Schaar ebrgeiziger Emporfömmilinge erinnerte as 
Tacitud Worte: „Gewiſſe brüften fi mit Sreiheit, 
in der Abficht, die beſtehende Gewalt umsufehren; de 
ben fie ſolche umgekehrt, mürgen fie die Zreibeit.“ Ein 
Strahl der Hoffnung dämmerte, nachdem dab geleh 
ebende Corps zu Bern, des Schredenregiments über 
räffig, am 7. Ganuar 1800 dad belvetifche Direcorium 
aufgelöft, ein Vollziehungsausſchuß aus gemäßigten Mär 
nern dad Ruder ergriff. Nach der Veränderung dei 
Syitemd trat der Verewigte ind Sinanyminifterium all 
Eher der Domainenadminiltration (24. Sehr.) und leitet 
eine Sanzlei diplomatiſcher Arbeiten. Indeſſen tbärmk 
die Gewalt der Schidungen redlichen Tendenzen dei 
Vollziehungsausſchuſſes untverſteni che Schwierigkeiten 
entgegen. Zu ſOmerzlich waren die Bunden g ‚ 
an denen dad Vaterland blutete;, der ruinofe t 
sebrte an den Quellen; Parteiwirren fcpäkichter Sarben 
und Zudungen ded Faum vertriebenen intömus 
‚ gährten fort; der fremden Unterdräder mahierelikifck 
olitit mit ihren Er reffungen blieb Die gleide. Der 


üneviller Friede (9. Gebr. ) ſchien deu Horizont u 


. Müller von Friedberg. 466 
ailierid wollte Gpalı 


Willen und Jedem Freiheit nad eigen& beliebter Mas 
nier. — jährend diefer Zeit auf fein engered Fach, 





reih8 (1822) u. a. m. Mit dem vom Wiener Eongrefle 
ging quiefeirten Exfürften Pancratius war nod ein 
erber Strauß gan und 1817) megen deſfen Duaflepid, 


Mitteln weit Überlegen ı den politifhen überflägelte. 
Der Zandammann, nie mit finferem Treiben befreundet, 
hatız genug von jenen gegenfäßterifhen und von perfön» 
ihen gemeinen KRivalitäten zu_dulden. Aus folder 
Lage erklären ſich von felbt Schlafbeiten und Stils 
fände Ddiefer, unerfreulichen Periode, in deren Elemen- 
ten feine bürgerliben Jufitutionen gerei en, konnten. 
Der verunglüdte Berfuh eines Eivil pefen ches offen» 
barte fattfam, daß dArre Ebbe dominire. Nichtd defto 
minder erhoben fi feit 1826 im Großen Kathe ern 
mabnend und warnend jährliche Cenfuren von Seite der 
Naaröwirthfgaftliden Commiſſion. Die meiſten Zweige 


45 Miüler von Briedberg. 


licität. räfdent Sametl, m 
Bann © der — ei, PER den: * & 


I midt ade 

18 idte Dii 

Bud Ei Ei et ai Eee 
C 

“ rn —A— Baer — st 


weni Dwener fo audge 
Kar Bekanntfchai en * Aus —* Gert: eh 
@ie näßten ihm lediglih, vielen Mitbärgern Unter 
gan au leiten. Sardinien hatte ihm den Orden von 
janrisiud und Lazarus verliehen. Auegeneichneter 
Hu mürbigte In ibn Kaifer Leopold IL beedrte ihn 
tarfret Baronate. In Dienfe Diefes Monar 
en zu treten, den die Zeitgenoflen a. ® —* * 
nannten, batten ſich dem damaligen 
am Wiener Hofe reigende Außfichten ei J ve G aus 
BE für Dankbarkeit ni —F igte. Rapoleon 





im nern dur Ddemago; Mae — 
mt — Bu. arbeliete Mäller dv, defien 


von aan m und Rußland (Juni 1814), [3 
efensliches für Kine Erdaltung, verbankie. 
In den ierlichen & ietden Ah ne Diploe 





DEE EEE TEE EN 


Mülles von Friedberg: 466 


niliarid wollte Spaltungen und: die Mächte gewaͤhrten 
Qllen und Jedem Zreibeit nah eigene beliebter Mas 
nier. — Während diefer Zeit auf fein engeres Zach, 
naͤmlich auf Beforgung der dußern Berbältniffe zuruͤck— 
geſetzt, ward der Verewigte im Februar 1815 zum Land» 
amımann kathol. Gonfeffion ernaunt. Dornigter ließen 
fi die füderativen Zerübrungen au, da es einigen dis 
sern Ständen hart duͤnkte, die Tüngern ald Ebenbärtige 
gu betrachten. Berföhnendes und feſtes Benehmen der 
vereinten Cantone St. Ballen, Yargau und Waadt legte 
Die Spannung. Dem Berewigten wurde ein mefent- 
licher Theil an der errungenen ebrenbaften Stellung zus 
efchrieben : wo er au tinter den Deteranen wegen Er- 
adrung, Talent und Tact auögejeichnet, öfters in mich 
tigen diplomatifchen Anliegen Neterate führte. So in der 
Retorſionsſache gegen die Handelsbedruͤckungen Frank⸗ 
reihs (1822) u. a. m. Mit dem vom Wiener Congreſſe 
poltife quiefeirten Exfuͤrſten Pancratiud war nod ein 
erber Strauß (1816 und 4817) wegen deſſen Duafiepis, 
gopalrecten auszufechten. Der römifche Hof ließ end» 
lich feine Patronanz zum Behuf des Doppelbiätbums 
allen. Darin fab Müller von Sriedberg den einzigen 
uömeg, unverfieglide Mißverbältniffe mit dem heiligen 
Studl zu endigen, ftetd widrige Reibungen mit der Chu⸗ 
rifhen Curia zu erledigen und die mißliche Gantonals 
änful zu entfernen, nac der bränftigmBenierlichkeiten 
[am teten. Geringfüg gfeiten für folide Staaten were 
en für einen an inneren Schwächen laborirenden Can⸗ 
ton bedroblih. Nah diefen find die wunderliden und 
gieten Schwankungen zu tariren; die Eonfequenzen er» 

smlicher Sinconfequeng. Wie nirgends, erwuchs aus 
den meiter reißenden confelfionellen_Zrennungen in St. 
Gallen ein abnormer, meltliber Kirhenftaat, Der an 
Mitteln weit fberlegen . den politifhen Kberflägelte. 
Der Landammann, nie mit finfterem Treiben befreundet, 
hatte genug von jenen gegenfüßlerifchen und von perföns 
ihen gemeinen Rivalitäten zu dulden. Aus folder 
Lage erklären fi von ſelbſt Schlaffdeiten und Still» 
flände dieſer unerfreulichen Periode, in deren Elemen- 
ten feine bäürgerliben Snftitutionen gedeihen Fonnten. 
Der verunglädte Verſuch eines Civilgeſetzbuches offen- 
barte fattfam, daß dürre Ebbe dDominire. Nichts defto 
minder erhoben fi feit 1826 im Großen Rathe ernft 
mahnend und warnend jährliche Eenfuren von Seite der 
Rastöwirsbfhaftliden Commiſſion. Die meiſten Zweige 


456 Müller von Friedberg. 


drrentliden Verwaltung Pritifch beleuchtend, wieſen 
ei ftörende Einnäfe, Mängel und Mißgri 
nad, anderfeitd orientirten fie über reelle Bedärfnifle, 
Spntereffen, Mittel und Zwecke. Die‘ energifoen Im⸗ 
duiſe wollien auf legalem Wege befonnener Reform und 
almäliger Entwidlung ded Befleren von Oben herab 
Bahn Dereiten. Sie fanden laute Anklaͤnge. Erfarkte 
Die Saat gefunder Erkenntniſſe, fo reiften mit ihr ges 
Diegene Fruͤchte, zumal die Sinanzen von Kriegsb⸗ und 
Theurungesf&ulden fich erholt, beiheidene Quellen dar⸗ 
boten. Müller von Sriedberg, deffen Thätigkeit man in 
röfigeren Tagen eminenten Untheil an vielem Erfprieße 
lichen zugefchrieben, glaubte die Yutorität der Regie 
rung, Deren Gebrechen nicht verfhwiegen werden kon 
sen, gefährdet und kam darum nicht felten In Dipeb 
sion mir feinem aͤltern Sobne, dem mebrjährigen Reit 
renten und DBorkämpfer jener Beftrebungen. Leßterer, 
Präfident des Appellationsgerichtes, eß fo 1 aus 
Yemtern zuruͤck, der Meinung, de ie individuellen 
Dipfer, welche fie erheiſchten, einzig durd Erreichung 
angemeflener Vortheile für gemeinfames Wohl aufgeme 
en werden könnten. Mit dem Dabnenfchrei des Parifer 
Guns 41830 erfdallte in herkömmlicher Wechſelwirkung 
wieder dad Signal zu Umwaͤlzungen. Seit 1798 mar 
Die Unberändigkeis periodifh beſt ndig geworden; faß 
Mroviforien galten jeweilige Eonfisutionen, deren ſeit 
32 Jadren über ein halb Dugend verronnen , die der 
Heide nach mit Gut und Blut zu bandbaben beſchworen 
worden. Obſchon Fein Drud auf dem ©t. gallifhen 
Volke laftere, regte fib in einigen Bezirken der Aufo 
ruhr; tumultuariſchen Ausbrüchen vorzubeugen, begann 
die R inge kein 


theilte er die Anſicht vieler Verſtaͤndiger: die einfſchti⸗ 
geren Lenker der Regeneration mußten ſich ſelbſt geſte⸗ 
Yen, daß es leichter ſei, Ummälzungen anzufachen, als 
olche zu bemeiſtern. Alte Verdienſte ſqaͤſend, wählte 


Müller von Friedberg. 457 
die Stadt St. Gallen den alten Landammann in den 
neuen Sroßen Rath ; in die Regierung konme er neben 
den frifh wufkeigenben Gefirnen nicht mehr gemähls 
werden. _Republitanifhe Magiftrate haben ſich vornder⸗ 
ein auf Wandelbarkeiten zu verfehen; aus humanen nd 
Krtliden Rädfihten fbien jedo d Manden an .gewiffen 
eigenen Berebfamfeiten Anftögiged aufzufalen. Mäller 
v. Sriedberg,, dad Präfidium der athofl. Adminiftratien 
ablehnend , fühlte felok, daß ihn 56 Dienftjahre zur 
Mefignation mahnten, befonderd bei den fanguinifhen 
Stimmungen der neuen Yera. Empfindlicher fiel ibm, 
wohl Trennung von zahlreichen Freunden, da_er, galicde 
ter rehlehme ausjumeihen, nad Konfanz berfedelte, 
wo feit üherem bon ein Theil feiner Samilie wohnte: 
Nu fein älterer Sohn wandte fh dadin; abgemüber 
vom Keformkampfe mit der Ebbe, fand biefer feinen 
Beruf, fi in bie Fluth umgekehrter Extreme und ihre 
Vaſſio nen ju tauchen. Von Jugend an hatte der Ders 
ewigte, mehrerer gelchrten Selelfgaften Mitglied, eis 
nen wefentliden heil feiner Muße auf Literatur ver 
wendet. Seine frübeften Schriften arhmen Begeiterung 
fürd Vaterland. Günfig wurde 1790 fein Werk über 
Stoatbwwiffen(aft in Deutfeland recenfrt. @r grändete 
4806 das politif®-Literarifhe Blatt, „den Erzähler.“ 

für einen_Magiftraten bleibt ed_ immer. eine "mißlihe 

jufgabe, fi in den Hader der genrneikit au milden, 
der feine unpartelifhe, höhere Gtellung compromittiren 
muß. Den Seierabend des Lebens widmete der Greis 
den RA [den Annalen, welche wir nicht recenſtten 
nur den Geikt berühren wollen, in dem der Bert. He 
ſchrieb. Ein Magiftrat des vorigen Saͤculums, gehörte er 
jeiner Geifteörihtung zufolge der neuen Zeit an. Lichte 
und Schattenfeiten der Vergangenheit unbefangen mlrs 
digend, tarirte er nach practiihem Mansftabe die moders 
nen, taſch wechfelnden Spfteme. Seind jegliger Ueber⸗ 
fpanntdeiten , actete er modifche Extreme für doppelt 
verberblid, da fie Die Gegenwart verwirrten und flatt Ders 
meintlide Sortf&ritte diametral entgegengefente Rüds 
färitte —8 ten. Keineswegs taͤuſchien den Weltmann 
marftfohre erfiör Dorfpiegeluggen, welche ein Troß vers 
biendeter Iänger für alleinfeligmachend anpried. Dem 
©reife, der die Revolution und die Reauration dus 
semadt, Mieters Ei Begenerationd —— in den sd, 
jemeinen fdhmeizerifhen &ngelegenheiten genug 
Groß ın. Paralelen.. Un vielen Gentenjen, Oplage 


458 Müller von Priebberg. 


tichworten erblidte er bie falſchen ren win 
u. 51 in der Revolution curſirt und a 
verrufen worden. Der beiveriihe Senator wear Zeuge 
einkiger Siſpphusplagen für Geſftaltung politifcer Ein« 
deit aut den eindeimifgen Elementen natürlider und 
volfsshämlicher Wieldeir und ihrer unäberwindliden Dis 
vergenzen. Es fehlte Damals durchaus nicht an braude 
baren Eonkitutiondentwäürfen, doc Feiner murzelte aus 
Mangel innerer Haltung. Gelänge auch die Bildung 
eined modernen Verfaſſungsrathss, fo dropten ibm bie 
leichen Klippen, an denen die Worfabren geſcheitert 
bar, Dorum (ägte der erfabrne Staatömann jüngke 
indeitögelüne tür eitel. Wodlgeordneter Eentralitän 
war er jngetban, in fo fern fie aus einträdhtigem Stre⸗ 
den yeroenging. Degegen mußte leidenſchaftlich ebfioßen- 
des Treiben radicaler Baumeifter, weiche, die Beni 
ther entzweiend, ſchwere Beforgniffe wegen unerträ 
Uchem Despotismus ebraeiziger Eopaeitäten ermedte, } 
Brut organifirenden Bemübens im Keime erſticken. Eis 
eitigeß , ungeftümed Durdfäbren mußte unabfehbare 
tung bereiten. Bei den fi yerwidelnden Irrſalen 
und dem Reigenden Mißtrauen mit ibren erbitterten Dife 
onangen gedachte der Oreis des einfligen Spiels der 
artelen und ihrer Seſſelkriege, des Grimms der Zactie 
sen und der entfeglihen Wirren, bie dad Materland 
on den Nand des Abgrundes gebracht datten. Mocten 
Verhoͤhnungen des beflebenden Bundes, Ufurpationen, 
welche poſitive Rechte als alttehamentarifche Floskeln 
ſch abſteckten, choleriſche Gewalt und Machttreiche 
ie Baſen eidgenoͤſſiſchen Daſeins allmaͤlig zertrum⸗ 
mern, ſo war mit den zerriſſenen Banden und Schrecken 
vollends das Reich der Anarchie eröffnet. Wie dann 
aus grauſer Aufloͤſung Mittel und Macht zu neuen ſoli⸗ 
den Sundamenten bernebmen? Waren die Reminidcen- 
en von 1808 und 1815 ſchon ganz vergeffen? Einer der 
eteranen der ſchweizeriſchen Diplomatie, beurtbeilte er 
ihre Derbältnifle nach biftorifhen, politiſchen und 
granpiigen Daten, nach augenfälligen, materiellen 
hrfniffen und den mercantilifden Intereffen eines ins 
Duftriellen Wolked, welches wohlwollender Merbinduns 
en nicht entbebren kann. Der Schweisername erfreute 
& allgemeiner Achtung und freundlider Begesnung ins 
Auslande. Der Ainnalik verglich mit dieſen Vräfkeinen 
die klaͤglichen neueren Zufdnde und die no lie 
ven, beroiich senomirenben Germente, weiße: unfelige 


luſtig liebte er freundlich gefelligen Umpang. Gelb 
fönli zu grollen, gef&me e 

politifchen Gegnern: So verfühnte er ſich mit dem Sürl- 
amtlicher Pflicht derbe 
Fehden auszufämpten batte. Gerdilig freute er Ach, Je⸗ 
Dermann zu verpflidten und beförderte gerne junge Maͤn⸗ 
ner von Talent. Allerdings ward ihm nicht immer dank⸗ 
bar vergolten; er zog Nieten, wohl mehr, denn Nieten, 
für feine Shte. — Außer den genannten Werken er. 
(bien nob von ihm: Drgetorir. Ein trag. Gemälde 
a. d. älteften Helvetien. Si. Gallen 1804. 


152. Ernft Eduard Bauch, 


Huͤlfslehrer an dem evang. Symnafium zu Glogau; 
geb. am 28. Aug. 1807, geft. d 23. Juli 1836 *). 


‚Bau‘, geboren zu Landshut, wo fein Vater Mäller 
meifter war, befuchte das Hirfberger Gymnaſium vom 
Novbr. 1828 bis Dftern 1827, worauf er die Univerfltät 

u Breslau bezog, um Philologie zu ſtudiren. In dies 
er Zeit war er auch 14 Jadr Mitglied Des prhiolngb 
on ——— a A da ebe: weil un er * 
ung wit der Ge e und die reale Ulterthu 
leuten mehr anzog. Nachdem er noch 4884 die Preis⸗ 


*)) Wcieflide Vropiaialblattet, Uuguß: 1006. 





460 Muhr: 


abe der philoſ. Facnität Über ‚eine Streitfrage au) 
ee onen Runfgefdicte getönt batte, — ** er in 
muguſt 41832 zu Breslau ſein Examen pro facultate do- 
oendi, wonach ibm die undbedingte Lehrfreiheit im Alge 
meinen für dad Gymnaſium ertheilt wurde. Im Herbk 
deſſelben Jahres tras er in dad pätagogifhe Seminar 
für gelehrte Schulen, in welder Stellung er bid an fels 
nen Tod verblieb. Don Midaeli 1832 an hielt er fein 
Wrobejabr an den drei evang. Gymnafien Breslau’s ad, 
theils zugleich, theils abwechſelnd unterrichtend; im Dct. 
4834 aber wurde er ald Hülfdlehrer an Das evangelifdhe 
GOpmnafum in Glogau gefandt, wo er bald daraaf fehr 
Prönkli ward und den Unterricht ſchon im Winterhald» 
jahr 153 aafau eben gendtbigt war. Er begab fi hier 
auf zur Wiederberftelung feiner Geſundheit nach Zandi- 
hut, Doch ftarb er bier bereit am oben genannten Tage. 
Dur feine Schrift: „Spaminendas u. Thebens Kamp 
um die Hegemonie Breslau 1834“ bar er fih ein bleiben 
des Denkmal der Erinnerung erworben. | 


* 153, Dr. Adolph Emil Wilhelm Muh, 
. Ur zu Schwedt; 
geb. d. 22. Gept. 178., ge. d. 94. Juli 1886. 


Berlin if fein Geburtdort. Sein Vater, ©. 3. 
Muhr, Kaufmann und feine Mutter geb. Jacoby aus 
Breslau, waren jüdifcher Religion , unier M. aber vom 
erfien Augenblide an, als er fäbig war zu denken umd 
ebe er Ad noch Rechenſchaft Darüber geben Fonnte, von 
ganzer Seele Ehriſt. Bi in fein 1. Sabr war er franf, 
murde Daher verwöhnt und lernte nichts. Nachdem feine 
ältefte Schwefter, die er vorzägli liebte, den Profeſſer 
Lavigni gebeirathet hatte, zog er au ihr und befadte 
das Gymnaſium. Aber fon ein Jahr darauf fiarb dieſe 
Samelter und er mußte wieder in dad väterlide Hand 
urüdfehren. Die Hypochondrie der Mutter, die Raub 
eit des Vaters, an den er ſich nie vertrauend auge 
ſchloſſen bat und Die Dede des Haufe mechten ihm 
nen Aufenthalt fo unerträglich, daß er dem Water fort 
während mit der Bitte anlag, ibn aus Dem Haufe zu 
laſſen; da _er aber vergebens bat, floh er, 23 Jahr alt, 
u feiner Mutter Schweſter nach Kopenhagen. Nicht Das 
in zu vermögen, zurüdzutehren und ohne Dittel, Ad 
einer Srloung gemäß der Medicin zu eh: trat er 

ie Apothete des Juſtizraths Vrofeſſord Wunthep zu 


muhr. 46612 


penbagen in Eondition, er in Berlin: feine Mittel 


5 en Eharacterd nur mächtiger geworden und fonnte er 


Gedeimenrath Dr. Koreff tennen, wurde bei der Errich⸗ 
E 2 m ing no 
‚Köln ab. ehnlächtig wünfhte er im Daterlande bi 


feinen Plan durdufähren und bien Hpenfagen be, ih 
gr 1 


in dem nabe- gelegenen Zojjen geworden war. Bald ers 
u au Koreff fein Hierfein und nahm ihn zum u 
H 


r j6cal 
‚übrigen Geſchäften. M. 209 au ihn und wurde Men, 


a6e Muhr. 


kiope € Gräge, er fein Gönner und Greund. Ju difa 
— TE TEE 
Miete Im äffhen Elinicum und is 


rung feiner Freunde. Ern Id 
ton Gene Ghara cterd, doc war aan gefellig, A 
und al6 Gefelfgafter vorn liebendmi —— Vbaniaſie 

ein poetifder Zug feined Gemüthed machte ihn MU 
doppelt werth und lieb und fein tiefes Gefühl für Als 
Edle war mit einer Art Sindlickeit verknüpft, bie 2 
nem ganıen Wefen einen eigentdünlichen ——— 
Kein Lit aber ohne Schatten. und (0 verdunfelte denn 
auch ein großer Gebler alle diefe herrlichen Eigenſchaſten. 


Aumüller — Rothſchild. 465 


Seine Heftigkeit, die bi6 zum Jaͤdzorn wuchs, war 
tdeild ein angeborned Erbtheil fein Vaters, theils 
Dur fein langes eigner Herr de n“ gendbrt und dur 

ſpaͤtere Bitterkeit und Widerwärtigkeiten feines Lebe 

fehr geleigert worden und diefem Fehler verdankt er wiele 
Beinde, die fein eigenſtes Selb nit Eennen gelernt 
batten und ihn nur nach Diefer äußeren Seite beurtheils 
ten. Außer feiner Inauguraldiflertation : de partibus 
ossiam excidendis, lieferte er Beiträge su Graͤfes und 
Walthers Sousnal der Chirurgie. 


* 154. Matthäus Joſeph Aumüller, 
Pfarrer zu Schönbrunn (Balern); 
ned. zu Burgwindbeim ans 15. December 1799, geflorben am 
. 26. Suli 1886, 


A. ſtudirte in Bamberg, trat dafeldft in daB Kieris 
Ealfeminar und kam nach erbaltener Priefterweihe den 
26. Zuli 1825 ald Kaplan nad Hoͤchſtadt. Hier blieb 
er, nicht firebend nach einer einträglideren Stelle, bis 
ihn fein Dberhirt auf die Pfarrei Schönbrunn berief. 
Wenige Jahre wirkte er hier. Er ftarb an einem hart 
nädigen Bruſt⸗ und Zungenleiden, welches er fich bei 
einem in Solge mehrerer überftandener Entzändungss 
tranfheiten fehr, reizbarem Rervenſyſteme dur feltenen 
Eifer und vorzüglihe Berufttreue zugezogen hatte, — 
Menige Monate vor feinem Tode ward ibm zu feiner 
Erleihterung ein Häfföprieker an die Seite gegeben. 
An demfelben Tage, an weldem er vor 11 Jahren die 
Prieftermeibe erhalten hatte, ſchied er von binnen. Er 
bat fi als einen mufterhaften Geiſtlichen und eifrigen 
Seelforger bewiefen und feine Gemeinden werden ges 
wiß feiner. nur in Segen gedenken. 

Bamberg. G. 3. Thiem. 


155. Nathan Meyer Rothihild, 
©. k. Öfterreich. Beneralconful und Banquier zu London; 
geb. su Frankfurt a, M. den Bert. 977 geſtorben dafelbR 


den 3. Juli 1 
Der Gründer des Haeuſes Rothſchild, Meyer An 
felm; wurde in Srankfurt am Main in Dem gemeinken 


*) Nach: Diegraph, Notizen Aber N. M. Rothieild. Qued⸗ 
linburg und Eeivsig 1837. " on 


MA Mechothſchild. 


ife der Stadt, im Sjudenviertel, geboren, we 
—* bis auf dieſen Tag von den übrigen Stadttheilen 


emgemaß erzogen. Er Kudirte mit vielem Fleiß und 
war bald einer der gelehrteften Archäologen. ia Va⸗ 


der 
Gründer des Haufes farb im Jahr 4812 und binterli 
feinen Söhnen nit allein ein ae ab 9 mad 


°) Diefer iſt viel jünger als feine Brüder und Stau, die 
Baronin, i ’ 
u San aule IE aaa ce feineh gweiten Wruderh , Eee de⸗ 


Rothſchild. 465 


ander zu verabreden, ſtets alle daſſelbe Syſtem befolgt 
und nach demfelben Ziele geftrebt. Hierdurch flieg ibre 
vereinte Macht zu dem Grade, daß fie zu allen Zeiten 
im Stande waren, über Krieg und Srieden zu gebieten. 
— Nathan Meyer Rothſchild in London wurde ald das 
Haupt der Samilie betrachtet, obgleich er nict der aͤl⸗ 
tete, fondern der dritte Bruder war, fo zoliten ihm 
doch feine Altern Brüder und fämmtlide Mitglieder 
Der Samilie faft eine Eindliche ‚chtung. Die fünf Hand⸗ 
Sungshäufer wurden faft gemeinfcattlich geführt, das in 
London audgenommen, welches nur allein durb ihn 
felbft geführt wurde. Die Mutter der Gebräder Roth⸗ 
bild lebt noch und fährt fort, im Judenviertel in 
anffurt a. M. zu wohnen. Gie liebt ihr verachtetes 
Volk und außer vielen Wohlthaten, die fie den Hülfs- 
bedärftigen erweiſt, jeinct fie Ab durch weiter nichts 
von ihren Blaubensgenoflen aus, als daß fie ſich mo 
natlih den Luxus reiner Senftervorhänge gemäbrt. Sie 
verläßt ihre Wohnung nur no, um die Gärten An 
fein, ihres Alteften Sohnes, zu beſucden. Sie iſt Kol; 
auf ihre Kinder, — ftolz auf die Klugheit, den aroßen 
Reichthum und den Ruhm derfelvden, — die Muster 
der Gebrüder Rothſchild kann mit Lititia, Der Muster 
der Napoleoniden verglichen werden. Der Anwachs ven 
Nathan Meyer Rotdſchilds Vermoͤgen fällt ganz und 
ar in Diefed Sahrbunderr, doch machte es nicht eber 
edeutende Foriſchritte, al einige Zeit na dem Ber 
inn dieſes Tadrbundertd. Nicht früher ald im Jabte 
1808, beim Ausbruch des Krieges in Epanien, wo er 
Die Zahlungen für die englifde Armee in jenem Lande 
übernahm, fonnte er ſich durch das Entfalten von bis- 
ber unerhörten Privatmitteln_der Handelöwelt im Aus 
emeinen befannt machen. Er war im Jahr 1800 nach 
ngland gefommen, wo er ald der Agent feined Va 
in Mancheſter Fabrikartikel für den Eontinent eins 
taufte. Später flellte ibm fein Vater große Summen 
zur Didpofition, Die ihm der Kurfürft von Heffen und 
andere deutfhe Fuͤrſten anvertraur.batten. Diefe vers 
wendete er mit einem aͤußerſt richtigen Urtbeil, fo dag 
feine Mittel auf unglaublide Weile wuchfen. Da id 
terauf fein jüngfer Bruder Jacob in Paris etablirze, 
fuͤhlte er ſich veranlagt, London zu feinem Aufenthalte 
su wäblen, welches er dann. nie wieder verließ. Seine 
Kinanigefoäfte erſtreckten fi Über den ganzen Gontis 
nent und übten einen größern oder geringern Einfiuß 
N. Nekrolog 14. Jahrg. 30 


466 Rothicilb. | 


auf Geldangelegenbeiten jeglider Urt. Nie find. ver 
einer Zeit Sinanzunternebmungen iu einem fo großen 
abe in Europa vorgefommen. Außer der er: 

reiben Mitwirkung feluer Bräder hatte er faR im jeder 
Stadt der alten und neuen Welt Agenten, bie unter 
einer Zeitung Geldgefchäfte aller Urt unternahmen und 
hdrten. Er darte auch, fo wie feine Brüder, eine 
Ségaar von kleinern Kopitaliften zur Dispoſition, die 
an den Anleihen und andern oͤffentlichen Finanzgeſchaͤf 
ten Antbeil nahmen — die der Samilie ihr unbeblang- 
sed Vertrauen fchenften und die zu jeglicher Zeit bereit 
waren, alles mit ihnen gemmeinfchaftie zu unternehmen. 
Nichts war dader für ihn zu groß-oder au andgedehnt, 
wenn ed vernünftig und mit Wahrſcheinlichkeit auf Er⸗ 
folg verbunden war. In den legten 5 Jahren, in de 
nen man feine Intelligenz ald auf der böchken Gtnie 
feiner Entwidelung annehmen darf, Fannten Daher feine 
Mittel keine Grenzen, wenn man die direkten fowohl, 
als die indirekten Mittel in Betracht zieht. Alle Bri 
Der von Nathan Meyer Rothſchild find Männer von 
vielem Verſtand und großer Gefhäftöfenntniß; aber ed 
iſt allgemein befannt, daß fie bei allen Unternehmungen 
ihr Urtheil dem feinigen unterorbneten und daß er das 
bewegende Prinzip der großen Geldmaflen war, die fie 
zufammen befaßen. Man ann fagen, Kotbicild fei der 
erke gemeien, der fremde Anleihen in England ein 
führe denn obgleich Papiere und Documense diefer 
rt zu allen Zeiten daſelbſt cirfulirten, fo ließ doch der 
Umftand, daß die Zinfen und Dividenden berfelben im 
Auslande gesablt wurden, ſie den Kapiteliken für au 
unbequem ericienen, als da fie eben große nk gehabt 
hätten, ſich darauf einzulafen. Er traf nicht nur die 
Einrichtung, daß die Zinfen der fremden Unleiben in 
London gezahlt wurden, fondern er reducirte fie auch 
auf eng ifhe Mänzforten und arbeitete dem Steigen 
und allen derfelben entgegen, fo Daß man bei dem Um 
fag eine Staatspapiers fen feinen vollen urfprängli 
en Werth in baarem Gelde erhalten konnte, mwodurd 

e natärlich viel mehr in Aufnadme famen. Alle diefe 
erationen wurden durch ein dußerR merkwaͤrdiges 
Gluck begünſtigt; denn obgleich mande Staaten, bie 
in England Unleiven gemacht "hatten, banquerott wur⸗ 
den to verfeblten doch diejenigen, mit Denen Rotd⸗ 
(dild ein Geſchaͤft gemacht batte, niemals ihren Ber: 
pflidtungen nachzuks umen. Dieb verbantte er fowopf 


— 


Rothſchild. 467 


feinem guten Urtheil bei der Auswahl der Staaten vor 
Dem Abſchluß einer Anleide, ald der richtigen und um⸗ 
fihtigen Zeitung der Gefhäfte nad demfelben. Waren 
die Gelder sur Auszablung der Dividenden nicht zur 
gebdrigen Stunde bereit, — weldes fi biömeilen er: 
eignete, — Ik befähigten ihn feine eigenen großen Mit: 
tel ſteis, Die nötbigen Vorſchuͤſſe an machen, während 
fein Einfluß und feine Bedarrlichke 
geſtreckten Gelder wieder einbradhten. Was man daber 
auch von der Ääblen Selgen fremder Anleihen fagen 
mag, fo kann man bdiefelben doch auf feinen Fall Roth» 
(&ild beimeſſen. Weberdied find diefe Anleihen auch 
die Quellen großen Nationalerwerbes geworden, die faſt 
alle Stocks oder Aktien der Eontinentalmächte, die urs 
pränglich bier gefhaffen wurden, im Anslande Rett des 
aaren Geldes in Umlauf kamen, wodurd fie dergekalt 
in ihrem Wertde fliegen, daß die Befiger 20 bis 30 ro⸗ 
cent dabei gewannen. Außerdem war Rotbhſchild auch 
ein Käufer und Verkaͤufer aller Arten von Staatspaple⸗ 
ren und batte man dergleichen, die fein Menſch mehr 
annehmen mochte, fo erhielt man ftetd den vollen Werth 
Daflır ausgezahlt. Aber niche nur baarcs Geld ſchoß er 
den Staaten vor, fondern er übernahm aud die Um. 
mwandiung von Staatöpapieren in andere, die geringere 
Zinſen brachten und er ping kurz vor feinem Tode noch 
mit vielen Reduktionsplaͤnen um, die gemiß Niemand, 
als nur er im Stande gemefen wäre, auszuführen und 
die nun mit ihm verloren gegangen find. Rorbicild’s 
Anleihen fielen jedoch aud nicht ale gänfig aus; er 
bar mehrere HöhR empfindliche Verlufe dabei erlitten, 
bie den Sturz von jeglidem Haufe mit geringeren Mit. 
teln berbeigetübrt_baben wärden. Die eine derfelben 
war Lord enlegt Anleihe, oder feine Einführung der 
84 prozentigen LEE die erfien Papiere 
der Art, die Ad unter diefem Namen auf dem englis 
ben Markte zeigten und woran Rothſchild 500,000 
fund Sterling verloren haben fol. Zur Zeit der fpa- 
nifhen Invaſion durch die Sranzofen im Jahr 1823 war 
er durch die franzöfifhe Anleihe in große Gefahr geras 
then; feine unerf&böpflicyen zütfsaue en festen ibn 
jedoch in den Stand, die Stocks emporgubalten und fo 
lief die n% Sache endlich noch ohne Verluſt für Ihn 
ab — erhaͤltniſſe brachten auch den Papieren der 
andern europdifen - Staaten einen bedeutenden Groß, 
die ſich damals auf dem Markte befanden, uud nament« 


t ibm fletö die vor: . 


— 


468 Rothſchild. 


lich wurden die — fo bedeurend nieder 
edrädt, daß die meiften Edeilnehmer zjurüdtraten; dei 
aus Koshiild mar daher gendtdigt, Die ganze Lak 
dıefer Anleide_mit allen ihren Verluſſen allein zu tragen. 
Ein anderes Ereigniß, wodurd Daflelbe großen Gera 
ren auegefent wurde, mar Villeles Project der Um 
mandiung der Renten. Zum großen Glüd für Rott 
(bild wurde ed durd die Weberwiegenbeit_von einer 
Stimme in der Pairdfammer, melde Die Gegner ded 
rojefte mehr hatten, als die Befbrderer, nit aubges 
führt, wäre es jedoc zur Ausführung gekommen, fo 
mürden die Convulfionen auf dem Geldmarkte von Eu« 
ropa, bie gleich mad diefer Zeit eintraten, ibm fer 
mit einer folden Laft auf der Schulter trog aller deden⸗ 
tenden Mittel und Hülföquellen verderbli geworden 
fein. Er bat e& in jener Zeis in der it ſeldſt aus. 
gefproden,: daß weder er, noch bie bei diefem Unternede 
men intereffirten Qäufer im ©tande gemefen wären, 
dem Stoße. Widerttand zu leiften. Ein döchn gefährls 
des Seſchaͤft für Rothſchild war aud Die Aprogenrige 
frangbfifoe Anleipe, die er kurz vor dem „drei Allee, 
gen“ mit Polignac abfhloß und die unmiltelbar nade 
ber um 20—30-Procent, oder um nod mehr fiel. 
der That fanden diefe Papiere lange Zeit in einem fo 
ſOlechien Ruf, daß fi kaum ein Käufer dazu fand; 
doc war diefed Geſchaͤft eigentlich mehr nachtpeilig für 
feine_Zheilnehmer, ald für ihn felhR, da fie den größ 
ten Theil dieſer Stods ibm bereits abgenommen hat: 
sen. Man machte es ihm in jener Zeit zum bitteren 
Vorwurf, daß er feine, Sreunde diedmal gäuilig ohne 
Hülfe ließ; dod muß man bierbei bedenfen, daß er 
bisher feinen großen Gewinn ſteis redlid mit feinen 
Xbeilnehmern getbeilt hatte und daß die Julirevolution, 
melde dem AÄbſchluß dieſes nawtdeiligen Geiäfts 
folgte, ein Ereignig war, weldes Niemand voraudfer 
ben konnte. Seit Diefer Bent bat das Glüd alle feine 
Unternehmungen mit Erfolg gekrönt, Die mit den pors 
tugiefifden Papieren vieleipt einig und allein andger 
nommen; doch koͤnnen die DVerlufle, 


X Rothſchild. 469 


Boch rund ab, ein Geſchaͤft der Art mit Spanien oder 
denjenigen Staaten von Amerika gu unternedmen, die 
früber unter ſpaniſcher Dberberrfchatt fanden. Er machte 
es möglid, ſich von allen ſchlechten und unfihern Ge⸗ 
ſchäften in den legten 15 Jadren fern zu halten, Die 
man den Zenith feiner Laufbahn ald Banquier und Fi⸗ 
nancier nennen kann. Rothſchild vermied auch mit gleis 
her Gorgfalt, den zahlreichen Actiengefeufgaften beis 
zutreten, Die in diefer Zeit fich bildeten und dann ſtie⸗ 
. gen und fielen. Man kann jedoch fagen, Daß cr Durch 

Line Begründung der Aſſekuranz⸗Geſellſchaft im Jahr 
4824 — fur; vor der allgemeinen -Aktien-Manie — die 
Deranlaffung dazu gegeben; außer dieſer Befellfchaft 
aber, die übrigend ſehr große und günftige Reſultate 
lieferte, ift und Feine andere bekannt, mit der er in Di- 
refte Derbindung getreten wäre. — Rothſchild's Wech⸗ 
felgeihäfte wurden in einer fo großartigen und ausge⸗ 
dehnten Weife geführt, daß fie den Anleibgefchiften ges 
wiß nicht naditanden und da ſich diefelden nur allein 
auf ihn und auf feine Samilie beſchraͤnkten. fo baben fie 
ibm ſicher einen bedeutenderen Gewinn abgemorfen, als 
jene. Sie wurden zu allen Zeiten und unter allen Um⸗ 
ſtaͤnden fortgefegt und maren nicht jenen Zufällen un. 
terworfen, denen die fremden Anleihen ſtets ausgeſetzt 
find. Sein Benehmen bei dieſen Wechfelgefhäften 
ftellte feinen Charafter in das vollſte und vortheilbafs 
tete Licht. Er fand nie einen Augenblick an, einen 
Wechſel aus irgend einem Theile der Welt anzunebe 
men und fo ſtark war fein Gedaͤchtniß, daß er, troß der 
unendlihen Mafle der Gefchäfte, die ihn mit jedem 
Pofttage Aberfirömten und troß dem, daß er nie etwas 
notirte, doch im Stande war, nach feiner Ruͤckkehr von 
der Börfe alled genau feinen Buchhaltern zu dictiren. 
Seine Zuverfiht und Sreigebigfeit in diefen Gefchäften 
verdient ebenfalld ermähnt zu werden. Diele Kaufleute, 
deren Wechfel man nicht refpeftiren wollte, fanden bei 
ihm Beiftand und die geringen DVerlufte, welde ibm 
aus dieſer uneigennäßigen Dandlungsmeife erwuchſen, 
zeigen deutlich, Daß fein Zutrauen faft nie gemißbraucht 
wurde. Sür diefe Klaffe von Kaufleuten würde fein 
Tod zu einer andern Zeit eine Mafle von Berlegenbeis 
ten berbeigefäbrt baben; jegt jedoch, da der Handel 
biübht und der Kredit alle Tage zunimmt, zeigen fie ſich 
weniger empfindlihd. Doch würden diefe bein Folgen 


470 Raeothſchild. 


ir ausgeblieben ſein, wenn wit ihm auch dab 
Gele Re ekolofen worden wäre; es wird jedod von 
einen Söhnen fortgefegt,, die früder (don unter der 
eitung idres Daterd dem Geſchaft attachirt waren und 
tron der Ausficht auf ein unermeßlihed Vermögen, zu 
brauchbaren und geſchickten Kaufleuten audgebilder wur 
den. — Rothſchild verbeiratbete ſich im Sabre 1806 
mit Hannab, der dritten Tochter Levi Barnett Cohen 
eined Kaufmanns in London, der dad Gluͤck ſeines Einf 
tigen Ecmiegerfobnd fo menig vorausgefeben haben 
fol, —18 weifelhaft geweſen, ob er Diele Partie wohl 
us beißen Fönne. Diele Zweifel wurden burg einige 
Gökmitlige rege gemacht, nachdem Rothſchild bereits 
feine Bewerbungen begonnen hatte und von der Tode 
ter erbört worden war; fein Schwiegervater verlangte 
Daher einen genauen Nachweis feined Vermoͤgens. 
comifche Antwort ded Bräutigamd war: wie viel Töcds 
ter Herr Eoben auch befine, fo fünne er, was Geld an 
belange, nichts Beſſeres thun ald fie alle Nathan Meyer 
Rothſchild geben. Madame Rotdhſchild, die ihren Mana 
überlebt bat und Deren Talente im Rechnen fie zu ei 
ner getreuen Gebälfin ihres Mannes mahten, wurde 
die Muster von vier Söhnen und drei Töchtern. Die 
aͤlteſte Zocter iß an einen Sohn Anſelm Rordfcyild's 
in $rankfurt a. M. verbeirathet und ed wear die Der 
beirashung des dlteften Sodnes Lionel mir einer Tode 
ter Unfelmd, die den jest Verſtorbenen nach Frankfurt 
rief. Hier ſtarb er am oben genannten Tage im ſech⸗ 
sigken Sabre feine Lebend. Er war nur wenige Wo⸗ 
wen Frank geweſen und man fagt, er babe_eine Rarke 
Ahnung gebabt, daß er nicht wieder nach England zu⸗ 
rüdtehren werde. Go mie feine ÄAbrigen Bräder, war 
Rothſchild in Den Adelftand erhoben worden und er be 
faß wie fie Das Baronsdiplom; Doc bar er nie Ge 
braud davon gemacht, fondern,er war mis Recht flolz 
auf den Namen, unter welchem er fi ein Anſehen ers 
worben batte, das Fein Titel im Stande geweſen wäre, 
ihm zu geben. Seine Leiche, begleitet von feiner gan» 
zen Familie — feinem Sohne Nathan ausgenommen — 
fam am 4. Auguſt auf der Themſe an und wurde na 
feinem Haufe auf dem Neuen-Hof in der St. Sm 
thins Straße gebradı. Dad Leihenbegängnig fand aus 
Montag den 8. Auguft fiat. Wenige Minuten nad 
ein Uhr fegte ih der von 6 Pferden gezogene Wagen 


Rothſchld. un 


in, Bewegung und nahm feinen Weg langfam durch die 
Könl —A— Ihm folgten 36 Arauerfutfgen . 
und 41 Privatequipagen, unter denen fi die des prene- ' 
‚Biden ‚ ruffifpen, Merreiifgen. neapolitanifben und : 
porsugiefiiden Gefandten, fo mie die von Lord Sie- 
Bvarı, Yard Dinorben, Lord ——— Id, des Lordwa⸗ 
84 ded Sherifs und vieler Aldermänner der Stadt 
ondon befanden. I ber erken Kutide hinter dem 
Zelpenwagen faßen die vier Söhne der Hi —8 
nen als die Hauptieidtraͤger; in den nacpielgenden 
Kurfden die DBerwandten und Sreunde der Samilie. 
Der Zug wandte fib dem Gornhill zu, mo fi eine fo 
große Mafle von Menfchen verfammelt hatte, dab die 
polizei Faum im Stande war, den gebörigen Raum 
für Denfelben zu ſDaffen. Bei der Kirche zur meißen 
Kapelle (blofen fid_die Kinder der jüdiiden Wailen« 
aule und die der Greifhule ded Judendoipitald dem 
uge an, der feinen Weg langfam fortiegte, bis der 
eihenwagen dur den nördlihen Eingang ded Kirch» 
dofs fuhr, der zur großen deuten Spnagoge auf dem 
Herzogdplag gehört. ron, der Prediger der Miſcen 
Gemeinde, verrichtete den bebräifhen Gottesdient und 
Dr. Salomon Herſchell, der hohe Priefter oder Rabbi 
dielt eine getäblvole Rede. In Bezug auf die Großs 
muth und die Mildipärigfeit des Hingeihiedenen führte 
Dr, Herſchell an, daß derfelbe außer feinen zahlreichen 
geheim f Kun N an 
‚aufende in feine Hände fegte, um fie zu milden Zwef- 
ten und für Hülföbed ® } 


m der. Sorm, welche man den Särgen in England im 


866 und mit ſarten ſilbernen Handhaben an beiden 
iten verziert, 
ned Meuble, al für einen Sarg genommen bätte. In 


472 


* 156. Patritius Heumann, 
Pfarscuratuß zu Eißberg bei Banıberg 3 


geboren zu Goßweinſtein den 2. Bebruar 1763., geftorben den ML 
Suli 1836. 


Am 14. September 1787 trat 9. in Sigingen in 
den Drden der Kapusiner. Hier legte er no mit Eifer 
auf die theologiſchen Studien und erbielt ſchon In ſei⸗ 
nem 24. Qabre die Priefterweihe._ Nun begenn erſt 
recht fein Eifer zur tieferen Erfaſſung der Theologie 
und am 5. Juli 1796 legte er zu Bamberg ald Heli» 

ios eine öffentlihe Probe feiner Kenntniſſe aus allen 
beilen der Theologie ab. Nach der Aufhebung der 
Klöfer trat er in den Weltpriekeritand. Aber untbätig 
woute er nit dabin leben und in bebagliher Rude 
feine Einkünfte berjehten; er wollte arbeiten, weil er 
Kraft in ſich fühlte. Da ward ibm die Pfarrcuratie Liß⸗ 
derg zu Theil. Wie ſedr er von feinen geil. Obern 
eachtet wurde, fann man Daraus erſehen, Daß er zum 
Katdgeber für junge Seelforger befördert wurde. Als 
braver Mann im ganzen Sinne des Wortet, al$ Sreund 
der Wiſſenſchaften, als mwärdiger Prieker und treuer 
Geelforger, fo mie ald Vater der Armen wird er uw 
vergeilin fein Allen, die ihn kannten. 

amberg. ©. A. Thiem. 


* 157. Sohann Evang. Dodell, 
Kanonikus des durch die Saͤrulariſation aufgelöften CKanonikats⸗ 
fifts St. Gertraud zu Augsburg; 


geb. zu Ai am 28. Dec. 1756, geft. den 31. Sull 1836. 


Nachdem er ſich gründlih auf feinen Beruf vorbe⸗ 
reitet batte, ward er am 14. Juni, 1783 zum Priefter 
geweibt und machte ih durch feine Srömmigkeit, ſowie 
teinen aͤcht chriſtligen Wandel bei Hoden und Niedern 
beliebt. Deßwegen ward er auch ſchon 1794 von ber 
noch lebenden letgten Webtiffin des adeligen Domttifts 
u St. Stephan zu Augsburg, Sreifrau Antonia von 

elden, zum Pfarrer an ibrer Stiftskirche ernannt. 
Sreudig empfingen ıbn die Parochtanen, welche nidt 
vergebend viele Hoffnung auf ihn fegten; aber leider 
trat wenige Jahre Darauf die Periode der Säkularifa 
sion ein, Das Damenftift ward aufgeboben, die Stans 
sisfanerfirhe in eine neue Pfarrkirche sum beil. Maxi⸗ 


Dodel. 478 


milian nerwandelt und mit der neuen Pfarrorganiſa⸗ 
tion wurden Die Parodianen der St. Stephanskirche 
der Dom» und der St. Georgenpferrei zugerbeilt. Das 
Durch fam nun D. aus feinem Wirkungskreiſe; er blieb 
zwar Kanonikus, allein dad Kanonikat zu St. Gertraud 
ward bald darauf aud aufgehoben und fo ward er Bes 
nefiziat zu ©t. Galvator und ©t. Gallus. Mit Rube 
und männlibem Sinne fab er diefen Veränderungen 
entgegen, aber einen wehmäthigen Eindrud machte ed 
auf ihn, als er von den Fenftern feined Wohnzimmers 
Die Zbüren dir Gallus, und der ihm fo theuern Stifts⸗ 
und Pfarrkirche verfoloflen und aller ihrer Paramente 
und Sirengefäße beraubt fehen mußte. Er fürchtete, 
die Kirche moͤchte mit der alten, vom b. Ulrich erbau⸗ 
ten ©t. Sobannisfirde und mit der nachbarlichen Kar 
melitenkirde , welde beide niedergerlffen wurden, glei⸗ 
ches Scidfal haben. Died gefhah nit. Weil er nun 
doffte, Daß dieſe Kirde Denn doch einmal wieder geoͤff⸗ 
nei werden Fönnte, fo bemühte er ſich, das, mad geret- 
ses werden fünne, zu retten. Er verfagte fid darum 
jede Bequemlichkeit des Lebens. Mehrere Jadre ver 
fioffen, bi8_ die St. Gallud- und die St. Stephanskirche 
auf ded Königs Eudmig 1. Bewilligung und durch die 
dringenden und unabläffigen Augsburger wieder geoͤff⸗ 
net wurde. In traurigem Zuftande zeigte fi nun Die 
Kirche. Dodell machte reide Spenden und bafd folge 
ten ihm andere Gutgefinnte nad. Größer noch ward 
eine Sreude, als der katholiſchen Studienanftalt das 
choͤne Stifidgebäude vom Könige angemwielen und die 
wieder mit ihren Bedärfniffen durd feine Wohlshätige 
feit auögeflattete Kirche eröffnet wurde. Er begnügte ſich 
nit mebr mit feinen eisderigen feiftungen. Er ver 
medrte auch durch Den Ankauf feines Wohndaufes die 
Dotation des Seminarii St. Josephi und verbeflerte das 
Außerk dürftige benehcium St. Galli et St. Salvatoris. 
Hoͤchſt Nörend datten die frübern traurigen Ereigniffe 
auf feine Gefundpeit gewirkt und er fab fi Taber ges 
nöthigt, fein feit vielen Jahren bei dem Konfiftorium 
ald Defensor matrimonii befleideted Amt niederzulegen. 
Sm 3. 1833 ward er Jubelprieſter. Pruntlos, wie er 
gelebt, wollte er auch dieſes Feſt feiern; allein feine 
Freunde und ebemeligen Parochianen fuhren dad Feſt 
teftmöglihk zu verfhönern. Bald nad diefem Feſte 
wurde dem Jubelgreiſe nod die Sreude zu Theil, Daß 
feine ehemalige Pfarrkirche nun auch noch eine Gtifts⸗ 


m Het. 


den nen auflebenden Orden des heil. Bes 
—A Er farb an allgemeiner Entkro 
Groß war die Trauer über feinen Tod, der feinen 
thaten ein Ziel fente. " 
Bamberg. G. Thiem. 


158. Dr. Johann Georg Herbſt, 
orbentl. Profeffor der Theologie 2c. in Tübingen 
geb. den 13. San. 1787, gef. den 81. Iull 1836 °) 


erbft war zu Rottweil geboren und trat, nachden 
er daſelbſt die Gymnaſialſtudien vollendet ‚vu 
Dctober 1805 in dad dur fein wiflenfhahtlihes Ems 
ben ausgezeichnete Benediktinerkift St. Peter auf dem 
Sqwarzwalde, mo Mathematik fein Hauptfſtudium wurd. 
Nah Aufpebung des Stified bezog er im Herbie 18 
Die Univerfität Sreiburg, wo er das Studium ber 
Iofopdie, Phoft und Marhematik forıfense. 
te deu 8 







202 5 


mann 


kehrte er nah Rottweil zuräd und von 
loſophiſchen Eurfus. Ebendaſelbſt ſtudirte er uud 
Tdeofogie. Schon feis längerer Zeit entfchloffen, fc 
nem WBaterlande im Lebrerberufe zu dienen, bezog ft, 
um fib dazu vorzubereiten, im “Jahre 18310 abermall 
die Univerfität Sreiburg und widmete fi unter Anl 
tung feines auögezeichneten Bönnerd und vaͤterliche 
Sreundes, des nunmebrigen Domcapitulard D. v. Do 
vorzäglih den orientaliiden Spraden und den bi 
ſchen Wiſſenſchaften. Im Herbk 1819 trat_er in bei 
Priefterfeminar zu Weeröburg, erhielt Ende März 1812 
die qeriehermeipe und las den 12. April feine erſte beil, 
Mefle. Wenige Tage darauf übernabm er die Pfart 
verweferei des Dorfes Wiere bei Freiburg. Nah Er 
richtung der Univerfität und des prieherieminerd ie 
Elmwangen wurde er zu Ende deſſelben Jahres in dei 
©eminar ald Repetent berufen, zugleich mit Dem Yub 
58 auch an der Univerſitaͤt Vorleſungen über die be 
bräifbe und arabifde Sprade zu balten. Am Ende 
Des Tabres 1814 wurde ibm die Profeſſur der eric® 
talifden Sprachen und &regefe des alten Teſtaments pre 
viforifd und im November folgenden Jahres defnitis | 
übertragen. Im März 1817 erbielt er die theologiſche | 


- 
er TIER 


Dortorwärde, nachdem er ſchon 1811 i iburg die 
Dazu erforderlichen firengen Grkfangen —* * 


Rach: Augem. Kirchentg. 1886. Ur. aus. 


Heft. u 


der tbeoiegiihen Anſtalt wurde eu :er im Octo⸗ 
817 nach Tuͤbingen verſetzt, wo er bie orientalifchen 
ıden, die Einleitung in die Bücher des alten Te⸗ 
nte und die biblifde Archäologie vortrug und die 
iften des alten Teſtaments erklärte. m %. 1892 
e ihm nad dem Wunſche des akademilden Se 
auch dad Amt eines Dberbibliothefard übertragen. 
R war ein Mann von echt deutfchem, edlem Cha⸗ 
r. Einfach und ſchlicht in feinem ganzen Wefen, 
Seind aller Ziererei und Webertreibung, nabm er 
fo _verKändigen ald gefählvollen Antbeil an dem 
n Angelegenheiten der Menſchheit, welde er in 
tiged Fortipreiten auf dem Wege ernfer, unbefane 
Torſchung und guter Drdnung feßte; mar aber 
minder den ibm näher GeRellten und auf eigens 
lie Weife mit ihm Verbundenen mit dem berz 
en und thaͤtigſten Wohlwollen zugetban: Dies bes 
n ihm aus der Nähe und Gerne Alle, die ibn als 
li gefinnten Zebrer, als biedern Freund, ald fried⸗ 
nden Collegen, als beitern und anſpruchsloſen Ges 
bafter,, als ſtillen Wohlthaͤter kennen gelerns und 
inem Benehmen als Sohn und Verwandter beobs 
t haben. Die Eebrvorträge Herbf’8 waren durch 
yeis in der Darftellung ausgezeichnet und fein ern⸗ 
belebter und ſalbungsvoller rtrag ganz dazu ges 
t, dem Gegenſtande derſelben Die Adtung und 
Inahme der au rer zu gewinnen. Die Gediegen⸗ 
feined Charakters berhär gte fich auch in feinen Bor» 
pen; vertraut mit der alten und neuen Literatur 
Faches eignete er Ach und feinen Zuhörern gern 
altbare und Reife aus ihr an, erklärte fi aber 
reden und überzeugend gegen veraltete Behaup- 
m, wie geoen überdreiße und grunblofe Hopothe⸗ 
es Tages. Sein Lehrpenſum bilderen zunähkt die 
iften des alten Teſtaments und der Unterricht mit 
prientalifden Sprachen, aber Herb beſaß auch, auf 
Srundlage einer tuͤchtigen Gymnaſial⸗ und Univers 
bildung und in Folge ununterbrochener ernfer 
yien, umfaflende Kenntniß des ganzen Gebietes der 
fogie, mie er denn ausbälföweile auch Vortraͤge 
die Kircengefdicte, die Schriften des N. Te 
8 und die Paftoraitheologie gehalten hat. Nach ſei⸗ 
ganzen theologiſchen Charakter war Herb eben fo 
men und freifinnig, als gemüthlich und billig. Gebr 


476 Habfl. 


bedanern IR es, daß Herbk die Einteitung ia 
Baser des alten Qundes deren WDorbereitung 
den Drud er einen guten Theil feiner Zeit in ben ir 
ten Jahren verwendete, nicht zu Ende bringen font; 
vo iR_zu boten, daß das noch Seblende ouß feim 
Dinterlaffenen riften und aus feinem Geife ergint 
und dag Werk gedrudt werden kann. WBiöher benehn 
feine Ochriften In Abdandlungen, wovon die meifen a 

r felt 1819 in Tübingen erfdeinenden —83 — 
Quaꝛiaiſchrift. von ber er dis du feinem Tode Mirden 
außgeber mar, enthalten find. -E6 find folgende: De 
Peotateuchi quatuor librorum posteriorum muctere et ed- 
tore Commentatio. Gamundiae 1817. — Ueber denkaf 
ruthalt des Apoſtels Paulus zu Mom, zugleid ald Ber 
— — FL droneios) ap 3 der I 

en Quartaligrit — Die Spnoden 

on ta, Uncpra, Neucäfarea Urles. Edd. Bei. Dt 
algemeine Spnode zu Nicde. End. 1822. — Die &p 
mode zu Laddicea in Phrygien und zu Gangre. Eh. 
18233. — Die Spnode zu Sardita. Ebd. 1825. — Be 

ichte der Bathol. Kirde zu Utrecht. Ebd. 1986.— 

te Spnode zu Dalence und Turin. Ebd. 187. - 
Die afritanifhen Spnoden. Ebd. 1828, 189. — Di 
Bager der Chronik. dr Verbältniß zu den Bagen 
Samueld und der Kirde, ihre Glaubwärdigkeit und it 
Seit idrer Abfaflung. Ebd. 1881. — Die Berdienkt 
der Mauriner um Die Wiflenfbaften._ Eod. 183, 1% 
— Die literariiden Leiftungen der franzöffpen Dram 
tianer. Ebd. 1835. — Ueber die Pflichten bed Kecch 
fenten im erften He 18 für dab 





usKn 






„nn IIESBSTZAERER 





Tdilo. | 4 


Natur, den Krankheitsſtoff audiußoßen mit dem Tode 
Des Edien, der in einem eilftägigen Srankenlager die 
befti ofen Schmerzen mit männlidem Muthe und freu 
mer Ergebung in den göttliden Willen ertragen hatte. 


* 159, Georg Morig Thilo, .. 
Oberbürgermeifter zu Meiningen; 
geb. den 29. Sept. 1762, geſtorben den 81. Juli 1886. 


Er fiammte aus einer alten, angefebenen und weit 
verzweigten Samilie in Meiningen, befuchte Das £pceums 
feiner Barerkadı ſtudirte in Jena die Rechte, praktis 
irre aber nad feiner Nüdfedr nur Eurze Zeit ald Sach⸗ 
malter, weil er bald ald Rathsmitglied gemähle wurde 
und nicht unbedeutended Dermögen befoß. Der 
denzſtadt Meiningen leitete er viele Jahre fang die ten. 
entlihften Dientie, befonderd durch mancherlei Anlagen 
ür den Uferbau der Werra, Dolzpflanzungen ꝛc. En 
den brangfalvollen Jahren des Krieges, Der Theuerung 
und ded. Zazareibfieberd , deögleichen bei den wegen Der 
Juden ‚Rattgefundenen Bewegungen, murde feine Thäs 
tigkeit und Fürſorge ganz bejonders in Anſpruch genoms» 
men. Er blieb unverbeirathet und hinterließ fein durch 
eine fparfame Lebensweiſe noch vermehrtes Vermögen 
den Kindern feiner Schweſter. Bei der neuen Organi⸗ 
fation des Stadtraths zu Meiningen ward au er, wie 
mebrere andere, daupiſaͤchlich feined weit vorgerüdten: 
Alters wegen, in den Ruheſtand verſegt. Er war ein 
Mann ohne Stolz, Feind alled gejierten, vornehmen 
Weſens; mit den Bürgern fprad er in dem populärs-- 
Ren Ton, feine Rede war nicht felten derb und kurz 
abweifend. Geine große Erfahrung und gewiffenbafte 
Medlihkeit wurde allgemein geſchägt. Er farb im 84. 
Lebensjahre nach fait zweijährigen Krankheitsbeſchwer⸗ 
den an Altersſchwaͤche. 


Meiningen. .n. 


486 d. Hieronymi. 


en, gebolfen; da gibt es indbefondere fehr viele Gin 
* > Sewerdtrei ende, die er uneigennäßgig in des 
tand gefent bat, ibr Geſchaͤft zu erhalten oder zu et 
weitern. € iR wohl keine wohlthätige Anftalt in Stre⸗ 
tie, die ibn nicht zu ihren freigebigen Sreunden geählt 
ite. Und wie er deuptfähli® ein Woblthäter der 
dortigen Bildungdanftalten war, fo verdanken ihm viele 
Männer, die jeht in oder außer Mecklenburg in Amt 
und Würden deden, die Eräftigke Fuͤrſprache, die frek 
ebigfe Unterlügung während ihrer Studienzeit. Und 
m Geburtsland blieb Ihm in jeder, auch in diefer Hit 
br nicht fremd._ Wie fein anderer PBrivammanı is 
&enfte er 'die Bibliotdek des Spmnafiums gu His 
burgbaufen mit koſtbaren Merken, reichlich fpendete m 
als die Stadt Eidteld, zu feinem ebemaligen —*3*88 — 
geboͤrend, von einer fuͤrchterlichen Feuersbrunfi faſt ser 
nidter wurde und wo ein alter Schulkamerad, oder ein 
fonfiger Bekannte, eine alte Dienerin der Familie ſich 
an idn wandte, oder er fonk von ihren Anliegen bört, 
da war 8 finder delfend jun Hand. Müprend fprad 
ch dieſe nbänglicteit an jeine Daterfiadt aus, ald er 
m Jahr 1834 adf einer weitern Reife dieſelbe und feine 
dort noch lebenden Verwandten und Sreunde nod tik 
mal befuchte. In welchen Verbältniffen auch feine al 
sen Belannıen und Schulfreunde leben mochten, et 
mußte fie feben. An den gemöhnfiwen Vergnuͤgunges 
der Belt, an zerſtreuenden Geſeüſchaften nahm H. mes 
nig Antbeil. Er Eonnte dergleiden nach feinen Ver 
bältniffen nicht ganz flieben und war, wenn er in ei⸗ 


nem gefelligen Kreis erfdien, fiberlich durch feine hei⸗ 


tere Laune und feinen Witz, durd tiefe wiſſenſchaftliqe 
Bildung, reihe Welterfahrung, durch Länder: und Per⸗ 
fonenfenntniß, die er fi auf wiederboften, mit feinen 
beiden Zürften oder mit Samiliengliedern unternomme⸗ 
nen, ih auch auf dad Ausland *) erftreddenden Reiſen 
erworben batte, eine Zierde deffelben. Aber am liebfen 
weilte er doch in feiner Arbeitsſtube, in feinen Biblin 
tbefzimmern. Kam er von feinen vielen Kranfenbeit: 
chen zuräd, batte er fib kurze Zeit in dem Kreis der 


e) Er begab fih zu Ende 1825 in Geſell Gohned 
über Luͤbeck, Bamburg, Kiel nad) Sopentogen. von be m Kams 
loͤſe an der fowepjfgen Küfte, wo er überall neben den Katur⸗ 
fhönheiten haupıfächlidy die medicinifhen Anftalten Eennen zu lers 
nen fuchte. Died war auch Mitzweck feiner 1884 unterao 
Beife, in deſſen Dinficht ie befonderd Prag befriedigte 


Küchler: m 


in Sohn geboren. jahr 1812 gelang ed ihm, 
ner Gem inde dab FE 1 der Bei —RXRH eine 
en, wozu ihm der Ertrag einiger Meinen Drude 
en guie Dienfe leitete. Durd den Ertrag des 
bm 1814 eingeführten Nadmittagscpmbels erfreut 
tgenwärtig die Stadtkirche zu Auma einer (chönen 
«_ ‚And batte er im Jahre 1817 die Freude, zwei 
Töhter an einem Tage jelbit zum eheliben Bunde 
fegnen und. je mehr fich fein großväterlies Giück 
geliebte Entel Reigerte „deilo fhmerzliher war 
ver nah 7 zoren erfolgte Tod jener beiden ge» ' 
n Töcter. - Die ihm theure dritte Tochter, die er 
feloR traute, fhied ebenfalld Durch den Tod wie 
yon den Jhrigen. So war dad Leben Küchlers 
an Lebendireuden, aber auch an vielen Leiden und 
benden Erfahrungen, melde lehtere derfelbe jedoch 
wögezeihneter Saflung und Act criliher Erges 
au eritagen mußte, Ki) feiner amtliden Wirkfams 
ya er die allerverf&hiebenartigiten Erfahrungen ger 
und geriß das Leben weniger Prediger wird ders 
en autzumeifen haben. Als Religiondiehrer wirkte 
ie Sid und wußte alle fi ihm oft Darbietenden 
nerigteiten auf eine oft bewunderndwärdige Weife 
dem Wege zu räumen. Seine Predigten und Res 
waren überaus deutlich und dabei_oft fehr rührend 
ergreifend. Er hatte menige Bedhrfnifle und führte 
ıberauß einfaches und regelmäßiged Leben. Im ger 
en Umgange war er felbit nod im dohen iter heis 
nd frod, Dabei ein ganz vorzügliher Kinderfreund, 
1 Liebe er fich fehr bald zu erwerben verftand. Cie 
Yımlid war idm eine überaus große Pünktlichkeit 
zean lipkeit in feinem gan en Leben. Täglich fand 
& anf und unterdieit in frübern und fpätern Zee 
jetren einen vielfachen Briefweahfel._ Die Geinl 
liebte er gärtlid und forgte für ihr Wohl mo und 
er nur wußte und konnte. Cinfam war fein pde 
» geben, denn feine @öhne trennte ipr Beruf von 
„darum wurde ihm die Bitte erfält, feinen älter 
ten, der bi6 zu n war. 
Sehr io felerte- er in der Grile im Bamillen 





480. v. Hieronymi. 


freife fein Sojähriged Magiſterjubildum, wobei ihm cs 
* — der Uniperfität Haue überientd 
wurde. In verfhledene Aufforderungen, Zebrer ante 
rer Gemeinden zu werden, mwilligte er nicht ein. De 
Beſcowerden des Alters, die ibm Durd Die treue wu 
liebevolle Pflege feiner Gattin moͤglichſt erleichtert wur 
den, war er nicht frei, aber er erirug fie mit Ruhe um 
chriſtlicher Geduld, bid er am oben genannten Tag 
nach 4Bjäbriger Amtdiührung von binnen fdied. — 
@eine Sorifien find: De commodis ministrorum eecle- 
sine munere suo rite fungentium. Neostad. ad Orilam. 
1780. — Eine Himmelfabriöpredigt. Leipzig 1705. — 
Faßliche Belchrung über Beichte u. Abendmahl. Gert 
1794. — Etwas Über Glaubensbewahrung fir Chri 
ſten. einig 1793. — Denkmal für Auma's Bemeh 
ner ıc. Weuftadt a. D. 1810. (Hiervon erſchien eme 
zweite Uuflage.) — Kurze aber ganz eigene Geldidit 
der Einführung ded neuen Dresdner Geſangbuqhs ia 
Auma. Neufadr 1812. — Wbdanfungsrede auf d. Te) 
des Paſtors Mackron zu Wenigenauma. Weißenfels 
1812, — Todtenfeler in der Stadtfirde zu Auma je 
balten. Schleiz 1813. — De consilio muneris eccies#- 
stici obeundi haud temere capiendo ıc. Neuſt. a. D. 18H 
— Baͤterlice Worte bei der Trauung feiner beiden 
Töchter in Auma. Ebd. 1817. 
Karl Gottl. Sriebrid Rüdler. 
Dfarrfubfiitut zu Aume. 


* 161. Dr. Johann Friedrich Heinrich) von 
Hieronymi, 
nsoßherzogt. Medienburg s Strelig’fcher Leibarzt, geh. Medicinab⸗ 


rath, Director bed Medicinalcollegiumd , Diitglied mehrerer gel. 
Vereine zu Neuſtrelitz; 


geboren d. 26. Dec. 1767, geftorben den 3. Aug. 1836. 

Hieronymi wurde zu Hildburgbaufen *) geboren 
und war der Sohn des Dortigen Eeibarsted und Holtes 
thes D. Johann Heinrich Hieronymi **) und der Frau 





*) Gerödorf Repertorium gibt, den Namen wahrſchelalich aus 
einer lateiniſchen Schrift entnehmend. Silprenaufen Dr während 
auei Arten araut ald Gterbeort Sicklers diefelbe Stadt richtig 


* Dos 
Bruder, Dem Fümerinfie Abendblatt verwechſelt diefen mit felnrm 


t5: $. -ımd. unfern O. mit feinem 


d. Hieronymi. 481 
» f 6 
75 — 58 Hecke kant Trhrig, 
er do& zur Sreude des Dat er un, ch 
* damald jängken Kinde unter —X 
mit Defender, SR guscban war, bald kräftig Yan 


verri⸗ la; 
Eden Dur, da —— „On Bern Jahre 
3. den — Beruf nadabmend, Erfundigune 


en über Appetit und Schlaf —*80 gen Puls zu 
hen, Recepte nad feiner we [Sreiben u. ſ. m. 
er tonnte fi der wadere, bei feinem Zrfendaufe, 
wie bei feinen Mitbärgern im großem &nfehen Rebende 
Maon nicht lange der auffeimenden Talente des So de 
ned erfceuen. Denn zu derfelben Stunde, ‚u der er eb 
felbkt enden Bene batte, farb er, von einer damald 
—8 je ee, ald nut 9. faum 
und ein balbı ‚hr. zurüdgelegt hatte, ent leitete 
Die noch fehr in je, aber fehr ernite, ja Arms Mutter 
Die Suebung ded Sobned, dem fie anfange bi ur die 
gefdidteken Lehrer damaliger Zeit. häusliden Untere 
riht ertheilen ließ. Unter diefen rübme F7 fpäterbin 
gr am meißen feinen nachberigen nahen Verwandten, 
en ald geiftliben und Dramatı den kant, ald Kan» 
Irebner und al& Menf& rähmlihk bekannten 1 LI 
igen $ ofprediger Pfranger zu Meiningen. In feinem 
31. ZJabre trat — in die dientide Saale fele 
ner Daterftadt ein, Die nah gegenwärtigen arifien 
und Gorderungen eine fehr mangelhafte Anfalt war. 
Mehr als von ſeinem Alter iu ematen ergebe, 
wurde 9. bei feinem Eintritt in die Öffenslihe Schule 
in die Secunda derfelben aufgenommen. Wie übers 
jaupt feiner Lehrer, fo erinnert Sieromati jo indbes 
jondere des damaligen von Yen $ feineı allen bode 
gepriefenen, ald Zedrer geachteten, sie ah und De B 
ter feiner Schüler verehrten Rectord 
ford Dreffel mit der innigkten Klee. Unter 1 ibm arbel 
tete Hieronpmi mit raflofeım Gleiße an feiner geißigen 
Ausbildung. Alles geman und Rode fon in jener 
eit verabic euenb den dußeren Unfend und die dus 
re Sitte hend, —8 Daß e nn du —8 
Damals übl! Ih eben t gedrüdt b 


Be a ara ——* 


N. Retvolon 14. Bades. 





482 v. ‚Dierongmi. 

achte H. feine Erbolungsfiunden im Umgang mit ib 
—* weiten Mitſchülern zu, die den jüngern, 
wohl unterrichteten, gebildeten Sameraden fhäßten, 
noch medr aber im Kreiſe der ernfien, wärdigen Fauf— 
fie, in der ibm ale Blieder, befonders die Schweſten 
mir der innighen Liebe zugethan waren. Obſchon hauple 
fäͤchlich nur von einem Lehrer und wie man nach jeßi- 
nen Lectionsplaͤnen und Unterrichtsgegenſtaͤnden urther 
fen möchte, mangelbaft unterrichtet, ging H. doch, wie 
die Zukunft lehrte, mohl vorbereitet Oſtern 1786 nad 
zen ab, um unter Nicolai, Gruner, Loder, Etarke, 

uchs, Baiſch und Schwabe Medicin in ihren verſchie 
denen Disciplinen zu Rudiren. Je weniger aber einfeis 
tige Bildung ihm genügte, mit defto forgfamern Eifer 
ſuchte er auch nach andern Eciten bin feine Kenntnife 
zu erweitern. So fegte er dad Studium der Elafiifden 
Xıteratur unter Haſſe und Schüg fort, beſchaͤftigie id 
unter Ulrich, an deflen Unterricht er ſtets gern bachte, 
mit Philoſophie; mit Phpſik und Naturgeſchichte unter 
Succow und Lenz, mit deutſchen Alterthuͤmern unter 
Mütter. Bor allen Docenten zog ihn Eichhorn in feir 
ner Literdrgefhichte an und ſchon Damals Enüpften Hd 
die erſten Faͤden zu der innigen Derbindung, in melde 
H. ſpaͤter ald Schwiegerſohn zu dem verehrten Maus 
und feiner würdigen Samilie trat. Im Jahr 1790 pre 
movirte H. zu Jena, nachdem er feine Schrift: „Diss. 
exbib. Erisistrati, Krasistrateorumque historiam “ vertbeis 
digt harte. Sie it hauptſaͤchlich literariſchen Indalts 
und ſollte als Einleitung zu einem umfaſſendern Werke 
uͤber dieſen Arzt und ſeine Schule dienen, das aber nicht 

u Stande gefommen if, Nach vollendeten Studien in 
Fine Baterftadt zuräckebrend, fand der fo vortheilhaft 
und vielfeitig ausgebildete, mit den beflen Zeugniflen 
verfebene junge Arzt überaU eine freundliche Aufnahme 
und der glüdlide Erfolg feiner erften aͤrzilichen Bemuͤ⸗ 
bungen verfchaffte ibm bald allgemeine8 Zutrauen. Mit 
diefem beebrte ibn auch bauptfählid der Odeim des 
damals regierenden Herzogs von Hildburgbaufen, Prinz 
Friedrich Wilhelm Eugen, der fi nicht nur feines dr 
lichen Rathes bediente, fondern ihn auch fonf gern in 
feiner Geſellſchaft ſah, mesbalb- er fib auch von ibm 
auf mebreren Reifen innerhalb —— begleiten 
ließ. Unftreitig legte diefed Verhaͤltniß Den Grund wit 
zu dem Gang, welden 9.5 Geſchick nahm. Denn al 
ſich im Jahr 1799 die beiden fürkliden Sqweſtern der 


v. Hieronymi. 488 


regierenden Herzogin Charlotte von Hildburghauſen, 
£ouife und Friederike, von denen bie erfte die Braut 
des jegigen Königs von Preußen, Die andere (jegt Kb⸗ 
nigin von Hannover) die ded Prinzen Friedrich Ludwi 
Carl von Preußen war, längere Zeit dort zum Befun 
aufgebelten hatten und im December jened Jahres zur 
Vermaͤhlung nad Berlin abreiften, erbielt 9. den eb» 
renvollen Auftrag, die hoben Bräute ald Arjt dortbin 
zu begleiten. Erſt in der Mitte Januars 1794 Eebrie 
er mit der berzoalihen Samılie nad Hildburghaufen 
zsurüd. Daß er dem Bertrauen, dad man in ihn gefegt, 
entfprochen babe, gebt daraus bervor, daß er bereits im 
uni deflelden Jahrs aufgefordert wurde, den vere⸗ 
wigten Öroßberaog, arl von Medienburg- Strelig, Das 
ter der Herzogin Charlotte, der eben damals die Regie» 
rung erhalten hatte und zu deren Hebernabme von Hilds 
burgbaufen über Pyrmont: nab Strelig reifen wollte, 
bis an den erften Ort zu begleiten. Und bier war es, 
wo er den ebrenvollen Antrag erbielt, dem damaligen 
Berne als Leibarzt nah Strelig zu folgen. Nach reis 
er Beratbung mit feiner Mutter nahm er den ibm ge» 
machten Untrag an und folgte, nun nod einmal auf 
£urze Zeit nad Hildburghaufen zurückehrend, dald dar 
auf feiner neuen Befimmung. Don diefem Augenblid 
an war H. der unermübdlichite, treuefte Diener des fürft 
lichen Häuſes, in deflen Dienfte er getreten war, dies 
fem ſtets ın der innigften Ehrerbietung und Liebe er 
geben, an jedem froben und traurigen Sreignifle, von 
welchem die Familie feines Herrn betroffen ward, den 
wärmften Antheil nehmend. War ed doch eine feiner 
1enten Sreuden mit, die er auf Erden genoß, daf er 
bei Zurüd£unft von feinem legten Ausgang am 5. März 
41836 den Seinen mittbeilen Fonnte, wie er den von 
ibm fo hochverehrten Großherzog nach langer und be» 
denklicher Krankheit ohne Gefahr nad Berlin abreifen 
febe. Inöbefondere war der bereit alternde Mann den 
fürklihen Kindern mit der aufrichtigften Liebe zugetban 
und in mebreren Briefen fdildert -H. dem Schreiber 
dieſes in beredsen Ausdrücken feine Sreude über die 
luͤckliche koͤrperliche und geifige Entwidelung derfels 
en. Dagegen ward auch er von den beiden Großber- 
sogen, denen er diente, nicht blos ald Arzt, deſſen Rath 
e fid zu Haufe und auf ihren Reifen ununterbrochen 
bedienten, ſondern auch als Menſch, es Dan ohne 


484 v. Hieronymi. 


iſch und obne Heuchelei geachtet und geehrt. Durb 
e —X er während feiner 42jährigen Dienſtzeit aug 
ußerlich immer edrenvoller ausgezeichnet. Nadten er 
im Zaufe der Zeit mit dem Titel eined Hofratd8 beebrt, 
im Jahr 1812 Director ded neu errichteten Medicinal- 
Eolegiumsd geworden und zum geheimen Medicinalratd 
ernannt worden war, wurde ibm und feiner ebelichen 
männliden und weibliden Defcenden; auf den Wunfd 
des Großberzogs im jahre 1319 von dem Könige won 
Baiern die Adelöwärde des Koͤnigreichs errbeilt*). Go 
in einem glüdlinen Dienfiverhältniffe -Rehend, war 9. 
von der Vorſehung auch In feinem Haufe begänfigt, 
wenn ibm diefe auch bier manche Präfung auflegte, die 
er jedoch ftetd chriſtlich trug, wie er Denn überhaupt ges 
gen ſicd ſelbſt am meiften fireng mar. Im Jahr 178 
(25. Sept.) verbeirathete fi) H. mit Louife, geb. Ei 
dorn von Göttingen. Er lebte mit ihr in fehr glädli 
der Ede und dad Gluͤck dieſer Verbindung wurde nod 
durch Gefühle hoher Achtung, Verehrung und Freund⸗ 
(daft erhöht, melde ihn mit feinen Hogeldägten Schwir 
gereitern und Schwägern verband. Nach Furzer Zeit 
(am 21. Sebr. 1806) flarb die geliebte Gattin und tief 
füplte H. diefen Schlag ded Geſchickks. Doch gleid 
tig gegen ihn gefinnt, führte ibm die Dorfebung eine 
andere treue Befährtin zu. Er verbeirarbete fih am 
29. Mai 1807 zum zmweitenmale. mit Charlotte, -gebarne 
Quinkhardt, mit welcher er bid zu feinem Ende in eben 
fo glücklicher Verbindung lebte. Beide Ehen waren 
mit Kindern gefegnet, von denen 3 ihn Äberlebt haben, 
In dem ſchoͤnſten Verein lebte H. mit den Seinen, die 
ed nur bedauerten, daß er ihnen durch die vielen Ges 
f&äfte, die auf ihm rudıen, faft den größten Theil des 
Tages entzogen ward. Oft blieb ihm, oder oft gönnte 
er id außer Der Tiſchzeit faum Zeit, in dad Familien. 
immer einzutreten und wenige Worte zu wechfeln, oder 
einen Lieben ins Voräbergeben ein ſtummes Zeichen feis 
ner Zaͤrtlichkeit zu_geben, um feinen Arbeiten oder Stu 
dien zuzueilen. Doch nicht Gattin und Kinder allein 
reifen dankbar fein Andenken als Semilienhaupt; eb 
egnet ihn noch für die thätigken Beweife feiner Liebe 


656, wid 
man behaupten, daß bie Bamilie Dieronpumi ſchon im Bes 
fig de Ir ö geivefen fel, obne Ge 29 davon zu Das 
2 verliebene oder Behktige ziabben 1:4 anderbem, ſo viel ſich 


entiuni, gaaʒ alte 


dv. Hierouymi.. 485 : 


Die einzig Ihn Aberfebende hochbeiahrte Schweſter, wel⸗ 
che" unter vielen Schlägen des Schickſals kaum einer 
härter ‚getroffen bar, als der Tod des mit aller Kraft 
Der Seele geliebten Bruders; ed fegnen ibn Neffen 
und Nichten, denen er überall rathend zur Seite ges 
fanden bat. Aber ein-Mann wie 9. batte noch eine 
rößere Familie ald die, welde die Blutsfreundſchaft 
egränit, Der Menfchbeir, wo fie ihm leidend und 
dälfsbedärftig entgegentrat, fühlte er ſich als Menſch, 
als Ehrift nabe verwandt, Weiche Gelegenheit, das zu 
zeigen, gab ibm ſcon fein Beruf als Arzt! Seine viel 
päbrige — verbunden mit ſtetem Fortſchreiten in 
er Wiſſenſchaft, mußte nothwendig feinen Ruf als Arzt 
euch in feinem neuen Baterlande immer mehr vergroͤ⸗ 
ern. Bon allen Seiten ber, von allen Ständen ward 
eine Hülfe in Anfprudy genommen. Es war aber nicht 
Der erfahrne Arzt allein, nach dem in feiner Perfon ſo 
viele fehnfüdtig verlangten; ed war zugleih das Ganze 
feiner freundlichen, gemwinnenden Erfcheinung, fein tbeils 
nehmender Sinn, feine Rechtlichkeit, Die Zuverläffigkeit, 
mit der er alled ibm Anvertraute In bewadren mußte, 
Dad Einleuchtende feiner Rarbiläge jeder Art: eb 
war dies alles, was ibm das Zutrauen ded Kranken ver» 
ſchaffte, ebe er noch bei ihm erſchien und den Geneſe⸗ 
nen zu dem Wunſch bemwog, den Scheidenden auch fere 
ner sum Sreunde zu baben. Und ob der Reiche ihn ru. 
fen ließ, oder der Arme feiner begehrte, unermäder war 
er. nu jeder Stunde des Tages oder der Nacht zur 
Hälfe bereit, oft nichts anders erwartend oder verlan. 
gend, als firengen Gehorſam gegen feine Anordnungen, 
en er überhaupt keinem feiner Patienten gern erließ. 
Wie viele Kranken bat er umfonft bebandelt; wie vie 
len bei Öfteren Beiuchen, in ihre häusliche age und 
ihre Sorgen eingeweibt, wit ejogner Zubuße beigeftan- 
den und fo oft der Krankheit fiberftien abgebolfen ! 
Mit befonderer Freude erinnert ſich H.8 Schweſter noch 
eined Fudrmanns, der fie bei feiner Durchreife nad 
gubturgbaufen blos in der Abfiht auffuchte, um die 
qweſter des Mannes zu feben, der ihn als einen toͤdt⸗ 
(id Erkrankten in Strelitz unentgeltlich gebeitt und 
mwohlthätig beſchenkt datte. Doc nicht blos auf feinen 
aͤrzilichen Wirkungstreit beſchraͤnkte fid 9.5 menſchen⸗ 
freundliche, riftlich mildipätige Gefinnung. Dar leben 
vs viele Bedraͤngte aller Art, denen er ‚wiederholt, 
eibR auf die Geſahr Hin, bißweilen mißbrauchs zu wer 


486 d. Hieronymti. 


den, gedolfen; da gidt ed indbefondere fehr viele Bin 
er und Gewerbtreidende, die er uneigennügig in den 
tand gefent bat, ihr Geſchaͤft zu erbalten oder zu er⸗ 
weitern. €6 iR wohl feine wohlthätige Anftalt in Stre⸗ 
lie, die ibn nicht zu ihren freigebigen Sreunden gezählt 
tte. Und wie er bouptfählid ein Wodlthaͤter der 
dortigen Bildungsenflalten war, fo verdanken ihm viele 
Männer, die jegt in oder außer Mecklenburg in Amt 
und Würden fleben, die Fräftigke Fuͤrſprache, die freis 
ebige Unterlägung während ihrer Studienzeit. Anh 
* Geburtsland blieb ihm in jeder, auch in dieſer Hin 
tr nit fremd._ Wie kein anderer Privatmann bes 
@entte er 'die Bibliordet ded Gymnaſiums zu Hilde 
durgbaufen mit koſtbaren Werken, reichlich fpendete en 
als die Stadı Eiöfeld, zu feinem ebemaligen Baterlande 
gebörend, von einer fürdterliden Feuersbrunſt faſt ver 
nichtet wurde und wo ein alter Schulfamerad, oder ein 
fonftiger Bekannte, eine alte Dienerin der Samilie ſich 
an ibn wandte, oder er fonft von ihren Anliegen bbrte, 
da war 8. fiber delfend zur Hand. Ruͤhrend fpred 
& diefe Anhaͤnglichkeit an feine Voterſtadt aus, als er 
m Jadr 1834 auf einer weitern Reife Diefelbe und feine 
dort noch lebenden Dermandten und Sreunde noch eim 
mal befudte. In welden Berbältniffen auch feine al 
ten Belannıen und Sculfreunde leben modten, et 
mußte fie feben. An den gewöhnliden Vergnuͤgungen 
der Welt, an zerfireuenden Gefelihaften nahm 9. mes 
nig Anteil. Er Eonnte dergleichen nad feinen Ders 
bältniffen nit ganz flieben und war, wenn er in ei⸗ 
nem gefeligen Kreis erſchien, fiberlihd durch feine hei⸗ 
tere Laune und feinen Witz, durch tiefe wiſſenſchaftliche 
Bildung, reihe Welterfahrung,, durch Länder und Per 
fonenfenntniß, die er fib auf wiederholten, mit feinen 
beiden Sürflen oder mit Samiliengliedern unternomme 
nen, fib auch auf dad Ausland *) erſtreckenden Neifen 
erworben batte, eine Zierde deſſelben. Uber am lieben 
weilte er doc in feiner Arbeitöftube, in feinen Biblio 
tbefzimmern. Kam er von feinen vielen Kranfenbefus 
den zurüd, batte er ſich Eurze Zeit in dem Kreis der 


SFr —E — un —— einer 2 eene⸗ 


dv. ‚Dieronymi.: 487 


Seinen. erholt, fo jon er ch dorthin zuräd, um feine 
übrigen Berufdarbeiten, feine meitläuftige Correſpon⸗ 
Den; gu beforgen_und der Wiſſenſchaft zu leben. Bor 
allem ſuchte er ſich mit. jeder neuen fiterarifchen- Er: 
ſcheinung auf dem medicinifhen Gebiete in Bekannt. 
fdaft zu erhalten und was ihm bier bemerkens⸗ 
werth ſchien, wurde von ibm in fein Gedenkbuch und 
swar in lateinifher Sprache, die er eben fo liebte, als 
er ihrer fundig war, eingetragen, um zu feiner Zeit 
prüfend Gebraud davon zu maben. Wie er aber au 
außerdem mit Benupung der Naht und der früben 
Morgenftunden firebte, feine allgemeine Bildung immer 
vielfeitiger und tiefer zu vollenden, davon gibt feine 
Bibliothek die ſicherſte Kunde, welche über die haupt⸗ 
ſaͤchlichſten Faͤcher menſchlichen Wiſſens ſich verbreitend, 
mehr als 20,000 der vorgüglihen Werke enthaͤlt und 
die von ihm buhftäblih bie zu feinem Todestag ver⸗ 
mehrt wurde. Dadurch mit mar die Kenntniß der Li⸗ 
teratur, durch die er fi fo ſehr auszeichnete, fo ums 
faffend und grändlid, Eben darum ift es wahrhaft zu 
bedauern, daß er nicht ſelbſt als Schriftfteller aufgetre⸗ 
ten if. Seine oben erwähnte Differtation, die von ihm 
pelie erten Recenfionen in den Göttinger gel. Anzeigen, 
n der Senaifhen und Halle'ſchen Literaturgeitung, an 
denen er jedoch bei vorrüdenden Jahren nicht mehr are 
beitete, geben zu erkennen, daß dies bei den Übrigen, 
idn außzeichnenden Eigenſchaften nidt obne Foͤrderun 
der Wiftenfhaft gefbeben fein würde. Auf diefe Weiſe 
vollbrachte H. ein glädliched und beglädendes Stille 
ben, das auch durch trübe Ereigniffe, unangenehme Er» 
fahrungen und bedeutende DBerlufte nur vorhbergebend 
gehört wurde. Er mar flarf genug, unangenehmen Eins 
rüden feine zu große Yewalt auf fi zu gewähren und 
fi ſelbſt zu_beberrfhen. Dies zeigte er beſonders deut⸗ 
lid in der Krankheit, die fein ſegensreiches Leben been» 
Narr. Srüber fat nie Eranf, fing er im Febr. 1336 an, 
uften mit Engbräftigkeit zu befommen und an Unords 
nungen im Sallenfoftem, an Hämorrboidalbefchwerden, 
non denen er bis dahin nichts gewußt harte, fo wie an 
giheilh rheumatif@en Schmerzen zu leiden, Wber fels 
en fprach er über feinen Zuftand, am allermenigten mit 
den Gliedern feiner Familie. Wie fib auch im Laufe 
Der -Zeit feine Leiden mehrten, feine Klage entfchläpfte 
ibm, ebenfo nahm er zum groben Leidweſen der Seinen 
Beine Erleichterung an, Ale Einsichtungen des Daufed 


4883 v. Hieronymi. 


eraodnter Weiſe fortgeden und um nr. a 
hei A Samilienmahl ne ſonſt Antdeil ya 
nehmen, ließ er fi, als ibm dad Gehen zu beſchwerli 
ward, in dad Eßzimmer magen. Ohne Daß er eigentlid 
bettiägerig wurde und felbR ohne Sieber Fam unter dem 
far ſich gleihbleidenden Zufande der 3. Auguſt, bet 
Beburtbtag feiner Gattin derbei. Nachdem er feine Zeh 
sung und in einer mebieinifigen Zeitſchrift gelefen und 

& mit feinen vier Enkeln freundlich unterhalten hatte, 
Gritt er mis Hülfe feines Diener6 einer Thär zu; Ab 
aber plöglio auf einem Stuhl niederlaffend, lag er, die 
Qugen feit geſoloſſen, leblos jenem in den Armen. € 

ste er fib den Tod gewuͤnſcht. Er traf ihn bei vol 
em Bewußiſein, fa im Herumfchreiten. Augemeis 
war die Trauer, welde bie Nachricht von 9.5 Tod 
ervorbrachte. „Mecklenburg⸗Strelitz hatte in ibm einen 
einer auögezeichnesften und vortrefflichſten Maͤnner vers 
ren, einen Dann von einer Berufötreue und Thätie 
Seit ohne Gleichen, wabrbaft deutf und chrikfich fromm, 
ohne Manier und Unduldfamkeit *)“. Wie tief man dad 
füpite, ſprach Ad insbefondere bei dem Begräbnig deb 
Vollendeten am 6. Auguk Abends 6 Udr aus. Der 
Sroßherzog, den treuen Diener auch dadurch ehrend, 
die Minifter, fämmtlihe Behörden und dad zablreide 
Gefolge aus allen Ständen und Religiondparteien, 5% 
raeliten nit ausgenommen, begleiteten tbeilnehmend 
den geadteten Zodten, der nicht ohne rährende, fe 
nende Worte, nicht ohne aufrichtige Thränen dem Schoo 
. ber Erde übergeben wurde. Noch (päterhin feierte eine 

Einfadungsfarift des Spmnaflumd*?) das Andenken dei 

geſchiedenen Wodlthaͤters, fo wie ein fehr wodlgerathe⸗ 
Par a airiet men ne Außer a menen F 
rat von demſelben Meiſter Die dußere Erſcheinung 9.' 
doͤchſt ähnlich wiedergibt. . 9 u 


Sriedrid Aug. Erdmann, 
Superintendent der herzoglich &. Meinina. Diöceh 
Gamburg, Pfarrer ju Schmiedebaufen. 





*) orte ded nun aud) verftorbenen Herrn von Dergen in den 
su dv. D.’6 Biographie niedergefchriebenen Ylotizen. 
"*) Memoriam Joannis Fried. Hear. de Hieromymi civibus suis 


Fireliiz, say. typ. Kork, = ——— 
Ü [7 1) — € 
mandıe Roten Aus diefem (döfensweriben Prog 6 


49 


* 162. Paul Chriftoph Delhafen von 
Schöllenbad , 
Enigl. baier. Forſtineitter In Shwabadı 
web. am 6. Apr. 1778, geh. den 6. Aug. 1880, 

Einer Nürnberger patrieiiden Bamifie entfproffen, 
die fon einen Berbienien, A orte 
wann, den Waldamtmann Earl Ebritopd von Delhafen 
winter ibren Mitgliedern zählte, der dritte Sohn _ded 
Aürnbergifden Meaers su Begenfein, Georg Edriktopd 
von Deldafen und feiner erften Gattin, Regine Eleo» 
Nvie, geb. von Imbof, ward er zu Nürnberg durch Pris 
Yatunterricht im elterlichen guufe vorbereitetund bejog im 
jahr 1790 die Univerfirät or um Quriöprudenz zu 
udiren, allein der anne ‚evolutiondfrieg untere 
rad feine Studien. Ad Volontär im niederländifden 
Regiment Graf Murray machte er die Seldzäge in den 
jahren 1792 did 1796 mit und madm insbefondere an 
en Üfären bei Jemappe, Arlon, Duednoy, Tournay, 
Heuruß, Pfebderöbeim, Sranfentpal und Manndeim und 
er Belagerung von Landrecy Theil. Nachdem er feir 
nen Abſchied genommen, ging er auf die Univerfitdt 
Jena. Seine eigung zur Rechtswiſfenſchaft batte fid 
aber verloren, er midmete fih dem Soriimefen und 
murde am 28. Auguſt 1799 ald Nürnbergifder Reviers 
frfer in Feucht angeftellt. Der vermahrlofte Zuftand 
eb fogenannten Nürnberger Reidöwald bor ihm viele 
fade Gelegendeit zu Werbefferungen; aber die eigen. 
thhmliben DVerhältniffe des feiner Aufiöfung fihtbar 
naben Nürnberger Sreiftaatd ließen ihn bald erkennen, 
daß in dieſem feinen Kenntniffen und feiner Thärige 
teitöliebe Rein genägender Raum gegeben fei. Er trat 
det dalb in königlich preußifhe Dienfe über, in welden 
er im Sebruar 1804 ald Forkcommiflär in Ansbach an⸗ 
eſteut wurde. Als ſoidem ward ibm indbefondere die 
‚aration und Vetrieböregulirung der durch den Taufche 
vertrag zwifhen Baiern und Preußen vom Jahre 1804 
an legtereö gefallenen Forſten der fäcularifirten geiftlis 
en Stifte übertragen. Im Jahr 1806 erdielt er die 
Bermefung des Sorkamte mabad, welches Amt er 
fodann ald wirklider Forſtmeiſter nah dem Uebergange 
de Sürktenthums Ans bach an die Krone Baiern 7 
feinem Tode verwaltete. Eine Surge Unterbredung er» 


490 Delhafen von Schoͤllenbach. 


eine Amtsführung in. den Jahren 4813 und WBIL 

Lie f Aufruf feines Königd zur allgemeinen Landetie 
wohnung folgend, trat er als Hauptmann in daß frei, 
willige Jaͤgerbataillon des Rezatkreiſes; noch ebe aber 
Derfelbe ind Geld rücken Eonnte, hatte die Eroberung 
von Paris den Friedensſchluß bewirkt, worauf von De 
bofen zu feinem Amte zurückkehrte. Die Liebe, mit mel 
er er fi feinem Berufe hingab, wurde ibm durd die 
Achtung feiner Vorgefegten und Untergebenen und durd 
den gebeiblien Srfolg feiner Bemühungen belohnt, 
durch die er die ibm anvertrauten Waldungen _im bei 
geordneten Stande und zum Theil während feiner Wr 
ährigen Verwaltung verjängt deranwachſen ſad. Res 
en feinen Berufdarbeiten fand er bei feiner bäudlicen 
Lebendweife Zeit zur fortwäbrenden Beſchaͤftigung mit 
Allem, was dem Menſchen hödered Intereſſe bietet, ne 
mentlihb den verfhiedenen Zweigen der Naturkunde. 

Ein bleibended Derdienk um die Landeskultur erwarb 

er ſich aud durch Austrodnung und Urbarmadhung der 

über 200 Morgen großen Königöweiber zwiſchen Nr 

berg und Shmatad, aus welden er mit beträdtlichen 

Dptern in den Theuerungdjabren 1816 und 1817 dab 

Oekonomiegut Königähof bildete. Unermäder war er 

ſelbſt im doͤhern Alter shärig, bid ihn im Herbſt 18% 

ein beftiger Schlaganfall aufs Kranfenbett warf. Geit: 

Dem erbolte er fich, wiederholt vom Sclage gerroßen, 

nie mebr ganz, wenn aud der Gebrauch der Bäder 

Carlsbad und Zöpfig eine bedeutende Beſſerung feined 

Zuftended bewirkte, in vierter Schlaganfau im Bad 
Kiffingen endete am oben nenannten Tage fein Leben, 
— Er mar vereheliht mir Chriſtiane Dorothea, Tochter 
des graͤflich Caſtelliſchen Kanzleidirektord Ringer und 
nad deren am 8. Juni 1816 erfolgten Tod, feit dem 18. 
Detober 1820, mit Caroline, Toter des Föniglidy preu« 
hiſchen Regierungsraths Schnizlein zu Ansbach. Außer 
feiner Wittwe binterließ er aus erſter Ehe 2 Söhne 
und eine Tochter, melde legtere ibrem Water nad 3 
Monaten ind Grab folgte und eine Tochter aus zweiter 
Ede. — Treue, firenge Pflibterfüllung , die er, wie er 
fie ſich ſelbſt auferfegte, auch von feinen Untergebenen 
forderte, Ernft, Einfachheit, Geradbeit, liebevolle Sorg« 
falt für feine Angehörigen, die ſich mehr durch Hand» 
lungen, als dur Worte zeigte, Died waren die Grunde 
süge feines Charakters, die ihm bei Allen, die ihn kann 


Rebe 491 


en, ein langwaͤrendes ebrenvolled Andenken Adern 
awerbden. — ; 


163. Auguft Wilhelm Rehberg, 


oedelmer Kabinetörath, Eommandeur des Suelpbenordend zu 
Göttingen 3 


geb. d. 18. San. 1757, geft. d. 9. Aug. 1836”). - 
Mebberg ward zu Hannover geboren und ſtudirte 
von 1775 — 1779 auf den Univerfitäten Göttingen und 
Zeipjig._ Im Sabre 1783 wurde er befonderß in Bezie⸗ 
bung auf das Flirſtenthum Dönabräf Sekretär des das 
maligen Fuͤrſtbiſchofs, Herzogs von Dorf und. 1786 al 
Meferent in Landesſachen beim koͤniglichen Minikerium 
in —X angeſtellt. Die Bearbeitung wichtiger Ges 
enitände wurde ibm übertragen und Durch feine Der 
indung mit Branded, den beiden von Bremer, Hopf 
ner u. f. w. ward er fortwährend in die Erwägung zu 
deutender Ausgaben und Verdaͤltniſſe des Staats bin. 
eingezogen. r begleitete nad dem Tode Friedrichs 
des Großen den Minifter von Beulwig bei einer Gen, 
dung nad Berlin ald Sekretär. Als die Verabſchie⸗ 
dung des Hofmeiſters und Landraths von Berlepſch in 
einer bewegten Zeit die Öffentlide Meinung fehr gegen 
ch batte und die Babenbergfhen Stände befonders 
ur eine von Haͤberlin ſechs Wochen vor ihrer Zue 
ammenkunft erfchienene Schrift aufgereizt wurden, dem 
andeöderrn nicht zu geftatten, einen von Ihnen gewäbls 
Ten und doͤchſten Orts beftdtigten Zandrath einfeitig und 
willkuͤhrlich zu entlaffen, machte eine von Rebberg vers 
foßte und wenige Tage vor Zufammenfunft der Stände 
verbreitete aftenmäßige Daritellung der Gade einen 
ſolchen Eindrud, dab das Streben, die Stände für von 
Berlepſch zu gewinnen, wider alles Erwarten vereitelt 
ward. Mebberg’d Bemühungen glädte es, die feit lan» 
ger Zeit vergeblich verfuchte, ſehr wunſchenswerthe Vers 
einigung der Calenbergſchen und Grubenhagenfhen Pros 
vinzial⸗Landſchaft zu Stande zu bringen. Er begleitete 
den verflorbenen Minifter von Arnswaldt im Winter 
4802 — 1803 nad Osnabrück, um das Zürftentdum für 
Hannover in Befig zu nehmen und zu organifiren. In 
einem bald Darauf folgenden Zeitraum war er zweimal 





. burg. Gorrefpondent 1836. N. 291, 22 u. Gonverfat.s 
Er ns —— 
veran a ” n ? 1 on m n m ee ‘ 
©. 781 eins kurze —ã—ſ — — org 9*. 


KR Reber. 


% 

italieb von Deputationen, die Iamen - de& tal 
m Slapoleon gefande wurden, Die erſte nad Berlin 
Voſen und die zweite, in Solge des Kilfiter Grieded, 
nah Parid. Diele, mad ein fo eifriger und einfatb 
voller Geſchäitsmann unmittelbar und mittelbar zus 
Beten des Landes leiftete, kann in einer fo furzen Un 
berficht nicht erwähnt werden. Anzuführen ift indeh, dei 
ald im Jahre 1810 die Hannoverſchen Lande anſcheinend 
r immer aufbörten, einen befondern Staat zu bilden 
ehberg einen furzen Zeitraum während des Weberges 

es zur weſtphaͤliſchen und franzöfifhden Drganiiatien 
enußte, um mit großer perfönlicher Gefahr fehr beden⸗ 
sende Summen, namentlich einen bei der Saline zu line 
burg angebäuften beträchtliden Geldvorrath dem Feiade 
zu entjieben. Daraus mard ein nit geringer Beitrag 
u der Kaffe gebildet, deren Beftimmung war, viele ws 
en neuen Regierungen nicht wieder angeftellte und obst 
Penſion entlaffene Staatödiener aus dem Civil um 
Militär und fonk leidende Einwohner dur fortwäh 
gend geleitete heimliche Auszahlungen zu unterflügen. 
Auch bierbei war Rebberg vielfach in "'nfprud genom 
men. Sämmtlihe Domänen, und Kloftergäter, Beſip 
jungen von großem Umfange, gingen an Frankreich Aber 
und wurden größtentbeild zu Dotationen an franzöfiide 
Generale und Staatöbeamte benupt. Rebberg verfhafte 
ſich durch Mittel, denen wenige franzöfifhe Machtbaber 
zu widerftreben vermochten, einen bedeutenden Einfuß 
auf den franzöfiiden Generaldirektor diefer Güter in 
annover. So bewirkte er, daß bei Ausführung jener 
aßregel die moͤglichſte Milde und Nachſicht zum Wohle 
des Landes, der Stifter, der bisherigen Pdcrer und 
ſelbſt vieler Gemeinden und Inftttute eintrat. Da man 
nit mußte, wie fange Dauer diefe bärtefte aller Be⸗ 
Drüdungen haben werde, fo erſchien, was erreicht wurde, 
von fehr hohem Werthe. Nebberg hatte die Stelle ei. 
ned weftphälifchen Direftord der indireften Steuern des 
Allerdepartementd eingenommen und konnte fo in Han 
nover verbleiben. Er war nun in der Lage, zahllofe 
Züge von Eolonialmaaren u. ſ. mw. mährend des Zeit: 
raumes amwifchen dem Untergang der großen franzoͤſiſchen 
Armee in, Rußland und der Schlacht bei Leipzig von 
den Seefüften in dad Koͤnigreich Weſtphalen unpelanigt 
und ungefährdbet gelangen zu laffen, von wo aus dieſe 
Maffen weit über Deut Giand binaus verbreitet wur. 
den. Er wagte dabei viel, begünfigte aber gern, was 





440u6 Ta ROEMG 


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GE 4 





\ 


Rebderg. Ä 495 


» Duelle der Bereiherung vieler Einwohner und 
mden wurde. Als dad Land wieder an feinen recht 
Bigen Regenten kam, ward R. Mitglied. der. proviſo⸗ 
n Regierungdeommiffion und bald darauf gebeimer 
yinerörath. - So eröffnete ſich ibm eine gro e Lauf⸗ 
n. Die alten Einribtungen waren zerflört und uns 
srocen und follten nun zum Theil wieder bergefteüt 
rden. Diele der frübern Anordnungen und Regie⸗ 
ıgömazrimen zeigten ſich, zumal für veränderte de ten 
dVerhaͤltniſſe untauglid oder nicht mehr heilfam. 
ı Theil der Angeftelltien war geflorben, verfeßt oder 
yrauchbar geworden. Dad Land fühlte erft jegt die 
Igen des langen Druded für einzelne und für das 
nze im vollen Umfange. Die Unfprüde, melde ges 
cht wurden, gingen ſehr weit. Dabei mußte der Bes 
lüngskrieg in feiner ganzen Stärke unter Mitwirkung 
1 Hannover fortgefegt werden. Ein Theil ded Lau— 
> und deffen Nachbarfhaft blieb noch immer der 
Hauplap ded Kampfes. Neue Provinzen fielen dem 
nigreide zu und mußten organifirt werden. Daß bei 
item Mehrſte, mas von den neuen anzuordnen und 
leiten war, erforderte die volle Einwirfung und Zen 
ng des toätigen geh. Kabinetsraths. Er uübernahm 
nreitig oft für die Kräfte eines Einzelnen zu viel. 
einer Entfhuldigung dient, daß er ſich den anges 
ffenen Beiſtand, nach welchem er fi febnte, nicht 
rfhaffen Fonnte. In einer fpäteren Schrift bat er 
bit dargeftellt und entwickelt, was in dieſer Keide von 
bren_neu zu ſchaffen oder doch wieder zu gefalten 
ir. Auf fie muß bier verwielen werden. HDbgleid er 
fe Schrift erſt nad feinem Austritt aus dem Öffent« 
ben Dienfte verfaßte, fo gebos ibm doch fein Pflicht 
rübf, vieles zu verfhmweigen, mas er theild verhin 
rt, theils befördert datte, worin vielleicht fein Vorzüge 
bted Verdienſt befand. Er ſpricht Überhaupt nit 
n feiner Perſon, nit von den großen Schwierigkeis 
1, welde ibm in feinem Wirkungskreiſe entgegentra« 
1, von dem, was ibn oft hemmte, fondern erzählt un» 
fangen und einfach, was der König und fein Minis 
rium verfügt baden. Er erwähnt der Vorfchläge nicht, 
she er nicht durchzuſeten vermochte, oder die ſolche 
eränderungen erlitten, daß er fie nicht mebr ald die 
nigen anerkennen Eonnte. Die glänzende Epoche feis 
6 Sefchäftslebend war die Derfhmel ung fümmtlicher 
rowinziellände, jedoch ohne Deren Aufhebung, zu einer 


498 Rehberg. 


augemeinen Ständeverſammlung, welche nach ſeinn 
Dlane zu Stande kam. Die ganze Ausführung in aAu 
ihren Einelndeiten lag ihm od. Er allein wurde W 
auftragt, ale Vorfhläge und Anfichten des Gouver 
ments ald Mitglied der Ständeverfammiung durd fe 
Mednertalent und Berfabren durchzuſetzen. Wie wenig 
ibn dabei in dem, mas Die Renerund wollte, im boben 
Stellen Stehende in und außer der GStändeverfumm 
lung dabei unterflägten, mie mande derſelben and 
idm in diefen feinen Strebungen fogar Öffentlid en» 
egentreten durften, it bekannt. Vennoqh glüdte dd 
bm, das Weſentlichſte durchzuſetzen. Er war fhr dei 
indeß in feinem Anfange noch unausführbare Zweiten 
merſpſtem. Später wurden ihm dinſichtlich der ik 
dung einer erfien Kammer Vorſchlaͤge abgefordert, wel⸗ 
de er auch einreihte. Als aber in London beliek 
wurde, die erfte Kammer aud dem Adel mit Hinzu 
gung einiger wenigen Geiſtlichen zu_formiren und die 
weite dlos aus Repräfentanten Der Städte und Stift, 
p wie der freien bäuerlihen Zandbefiger befteben jn 
affen, fo ſah er died als die nachtheiligſte Maabdie⸗ 
ei und zwar auf die Dauer felbft für den Adel an. 
Er bot wiederholt Alles auf, Die Annahme dieſes Plant 
zu verhindern. Dabei ging er unftreitig weiter, als fe 
ner Stellung entfprah, jedoch obne Verkennung und 
Berhdfihtigung der daraus für ibn entftedenden Sol 
en. WIE Die bierauf fi bezichenden Anträge an die 
tände kamen, flimmte er zwar feiner Amsöverpflichtu 
nah für Diefelben, beobachtete aber ein auffallend 
Stillſcoweigen mÄhrend der ganzen langen Verhand⸗ 
lung, deren Gang und Refultat Den Erwartungen beb 
in vielfaber Hinſicht um dad Königreid Hannover bod« 
verdienten Grafen von Mäniter nit ganz zufagte. Dieb 
Alles mußte die ſchon durch vielfache Einwirkung und 
Derbindung feiner Zeinde geidwänte Gunſt diefes hoc» 
eftellten Staatömanned Nebberg ganz zu entziehen, 
Fepterer fah ‚wohl ein, daß er in Zukunft nichts Erfprieße 
liches mehr werde bewirken und befördern Eönnen, aud 
war feine Gefundbeit ſehr zerrättet. Er beſchloß daher, 
feinen Abſchied zu nehmen, welchen man ibm gern mit 


vielen Lobedertheilungen gewährte. Er wählte hierauf . 


mehrere Sabre dindurch, bei kurzen Reifen nah Han 
nover, Dredden gu feinem Aufenthalt, wo er im Schöoße 
feiner für _ alle Kunft gebildeten Familie und im Kreite 
einer erwäblten Zahl von Freunden ſich ganz ber Jiter« 


dv. Hieronymi.. 485 - 


Die einzig ihn Aberfebende hochbeiahrte Schweſter, wel⸗ 
che unter vielen Schlägen des Schidfald faum einer 
bärter getroffen bat, ald der Tod des mit aller Kraft 
Der Seele geliebten Bruders; es fegnen ibn Reften 
und Nihten, denen er hberall rathend zur @eite ge: 
fanden bat. Aber ein Mann wie H. batte noch eine 
rößere Samilie als die, welche die Blutsfreundſchaft 
egränit, Der Menſchheit, wo fie ihm feidend: und 
bälfsbedärftig entgegentrat, fühlte er fih als Menſch, 
als Ehrift nahe verwandt. Welche Gelegenheit, dad zu 
eigen, gab ibm fon fein Beruf ald Arzt! Seine viels 
färige EA verbunden mit fletem Fortſchreiten im 
er Wiſſenſchaft, mußte notbmendig feinen Ruf ald Arzt 
auch in feinem neuen Daterlande immer mehr vergrös 
ern. Bon allen Geiten der, von allen Ständen ward 
eine Hülfe in Anfpruch genommen. Es war aber nit 
er ertabrne Arzt allein, nad dem in feiner Perfon ſo 
viele febnfüchtig verlangten; es mar zugleich Dad Ganze 
feiner freundlichen, geminnenden Erſcheinung, fein teils 
nehmender Sinn, feine Rechtlichkeit, die Zuverläffigkeit, 
mit der er alle® ihm Anvertraute j Hewahren mußte, _ 
Dad Einleuhhtende feiner Rathſchlaͤge jeder Art: es 
war dies alled, was ibm das Zutrauen des Kranken ver» 
ſchaffte, ebe er nod bei ihm erfdien und den Benefe- 
nen zu dem Wunſch bewog, den Scheidenden auch fers 
ner zum Sreunde zu haben. Und ob der Reiche ihn ru- 
fen ließ, oder der Arme feiner begehrte, unermäder war 
er. au jeder Stunde des Tages oder der Nacht zur 
Huͤlfe bereit, oft nichts anders ermartend oder verlan- 
gend, als frengen Geborfam gegen feine Anordnungen, 
en er überhaupt Eeinem feiner Patienten gern erließ. 
Wie viele Kranken hat er umfonft bebandelt; wie vie 
len bei Öfteren Beſuchen, in ihre häusliche cage und 
ihre Sorgen eingeweiht, mit eppgner Zubuße beigeflan- 
den und To oft der Krankheit fiderften abgeholfen! 
Mit befonderer Sreude erinnert ſich 9.8 Schwefter noch 
eined Subrmannd, der fie bei feiner Durchreife nad 
ildburghaufen blos in der Abſicht auffuchte, um die 
chweſtẽr des Mannes zu feben, der ihn ald einen tödt- 
lich Erkrankten in Strelig unentgeltlich gedeitt und 
wohlthaͤtig beſchenkt datte. Dod nicht blos auf feinen 
ärstliden irkungötreis befdränfte ſich H.'b menſchen⸗ 
freundliche, criſtiſch mildthaͤtige Geſinnung. Da leben 
ehr viele WBedrängte aller Urt, denen er ‚wiederbolt, 
elbſt auf die Gefahr Yin, bißweilen mißbraucht zu wer⸗ 


496 Rehberg. 


em. Als er nach Befreiung des Landes aus feindiläe 
ewalt eine Stellung erdielt, weiche ihm wenigten 
dur Vorſchlaͤge und Ratbdertheilung den viellachten 
Einfluß Derfhaifte, ergriff er mit Nachdruck jede Ber 
anlaffung, einen höbern, edlen und beſſern Geiſt zu fir 
dern und vorderrfhen zu laflen, alles Bute und Be 
währte zu ſchuͤgen und zu begünftigen und worauf 
befonderd Werth legte, tätigen und würdigen Mis 
nern einen angemeflenen Wirkungskreis zu verfhaßen. 
Er bot Alles auf, die Beförderung derer, melde ikea 
unbrauchbar erfhienen, oder fi zumal während der 
feindlichen Belegung vieled hatten zu Schulden fommen 
loffen, zu verbindern. Sowie er Den ag 
Staat in feinen eigentbämlihen Verbäitniffen auflefte 
und zu fielen fuchte, ſollte derſelbe am wenigſten Geld 
opfer fdeuen, um das Intellektuelle und Doraliige “ 
beben und dem wahren Wohlfein aller Klaſſen Eräftige 
Sörderung zu gewähren. Lange und tief fchmerzte ed 
ibn, wenn die dies bezweckenden Vorſchlaͤge verworfen 
wurden, oder nit volftändig zur Ausführung kamen. 
Sein Unmutb war dann allerdings fihtbar. Leberhanpt 
it nie zu verfennen, daß fein Drängen und Eilen, dab, 
was ihm treffend und beilfam ſchien, zu Stande 
bradt zu feben, feinen Dbern und Mitarbeitern oft 
fhwerlid und laͤſtig fein mußte und in vielfacher Be⸗ 
giebung mitunter ein Sinbern bei Erreihung feiner 
bſichten wurde, obgleih mandes nur auf Fan m Wert 
zu bewirfen mar. Zwar verfuhr er ſtets nach fehr feſter 
und reifli geprüften Weberzeugungen und eine große 
und gewandte Klugheit war ibm eigen, aber die £eb 
denſchaftlickeit und Heftigkeit feined Temperamentt, 
die mit dem Beften in ibm zufammending, riß ihn dem 
noch oft bin und Tonnte felbft wobl in einzelnen, jedoqh 
feltenen Momenten einen Ungeſtuͤmm erzeugen, weinen 
er fpäter zu bereuen Urſache hatte. Es war voraus; 
fehen, daß man einem Geſchaͤftsmanne von dieſem Ehe 
sakter und Streben, der in Alles fo nachdrücklich eu⸗ 
griff und vielleicht nicht felten, was ibm nad Anfide 
ten, zu denen fi noch zu wenige au erbeben vermod» 
ten, oder die ſelbſt den bisher befolgten Grundfägen 
entgegen waren, angemeflen und beilfam erfcien, ju 
waltſam Durchzufegen fuchte, nur einem folder Birs 
ngötreid und Einfluß zugefleben wärde, fo lang bie 
Verwirrung der Zeit und die Schwierigkeit der Der 
dadliniſſe den Beißand eines. Mannes von Genie, Lreh 





ee a ZH 


Rehberg. 497 


und großen Einſichten unentbehrlich machten. Als bald 
die Jahre kamen, in welden vieles geordnet war, alles 
feine angemwiefene Bahn hatte, die Zukunft aber wieder 
wißlich ſchien, als fie ſich ſpaͤterhin darftellte, Fonnte e6 
nit befremden, daß felsft mehrere feiner Goͤnner und 
Sreunde feinen Austritt aus dem Staatödienfte nicht 
ungern faben. Die urfpränglide Beſtimmung Rebbergs 
war die eines Gelehrten und Schriftſtellers. Er betrat 
fräh diefe Laufbahn und blieb ihr felbft unter aufges 
uften Dienfigefhäften und Bid zu den legten Tagen 
eines faft SOjäbrigen Lebens mögliR treu, fo febr auch 
rankſein es ibm zuletzt erfchwerte, welches oft dadurch 
erhöht ward. Auf das Studium der alten Sprachen, 
beionders der griechifchen, auf Die englifche, franzöflfche, 
italienifoe, auch fpäter auf die fpanifhe und portugies 
gie: £iteratur verwandte er einen ausdauernden Fleiß. 
taatswirthſchaft und Politik zogen ihn von jeber an 
und er fRudirte ihre Theorie in den Originalwerken früs 
derer und fpäterer Zeit, ſowie ihre Praris, ihre An 
wendbarkeit und Folgen in der von ibm tief erforfi 
sen Geſchichte der Vergangenheit und Gegenwart. Bis 
um Ausbrucde der franzölifhen Revolution befcäftigte 
N n die Phifofopbie befonderd und die Metaphyſik fchien 
Die Wiſſenſchaft zu fein, die er vorzüglich bearbeiten 
werde. Als Züngling erhielt er fon daß Acceffit bei 
der im jahr 1779 von der Berliner Akademie der Wiſ⸗ 
fenfhaften_aufgegebenen Preiöfrage über dad Weſen 
und die Befchreibung der Kraͤfte. Er mar einer der 
erfen und der am tiefften eindringenden Anhänger der 
Kant’fpen Kritit der reinen Vernunft und feine ſorg⸗ 
fältig ausgearbeiteten Recenfionen, fo wie eine von ihm 


„verfaßte Schrift trugen mit zu ihrer DBerbreitung und 


Könterung bei. Er blieb feiner damald gefaßten Ueber 
eugung immer getreu, bielt aber die Forſchungen dar: 
ber für ſich geſchloſſen und fand fib nie bewogen, fie 

zu erneuern. Dad Vielfache, was er ald Schriftſt eller 

sınd Recenfent leiftete (letzteres durch Hervorheben der 

@igentpümlichfeiten und der Vegndienſte eined Buches 

und feined Verfaſſers, Durh Warnungen und Berirruns 
en der Zeis und durch Mittheilung feiner eigenen Ge» 

nten) liegt dem Publikum vor und hat häufig lebhafte 

Ainerfennungen feiner beflern Zeitgenoffen und felbft des 
rer gefunden, welche ibm nit _beiflimmten, oder gegen 
eine Anficht Ach erklärten. Beine vielfachen literaris 
gen Zeitungen verfehlten nie, die Aufmerkſamkeit auf 

N, Nekrolog 14. Jahrs. 32 


498 Rehberg. 


jehen. Er zeigte ſich von früh an als ein tiefe 
—Ax welcher die von ihm bearbeiteten Geges 
Aände in ihrem ganzen Zufammenhange theoretifd ua 
itorifcd zu erforichen na befirebte. ei feinen Unter 
ucungen der Verhältnifie des Staats, der Richtungen 
ed gefellſchaftlichen Lebens und Der herrſchenden Et 
mungen der Zeit erkannte man einen Schriftſteller, ein 
deimiſch auf dem Gebiete der Spekulation und U 
firaftion und darüber von einer entibiedenen Meinung, 
der aber abAchtli alle obfirufen, unfruchsbaren und Reh 
fireitigen Sorfhungen vermied und ihnen Feinen Eintuf 
eftattete, wenn zu beſtimmen war, was dad AWopl 
Molked oder der Einzelnen erfordere, oder was fär bes 
immte DBerbältnifle dad Zweckmaͤßigſte ſei. Veredlung 
er Menſchheit, Schonung ihrer Rechte, Beförderung 
ibrer Entwidelung und ihred Gedeidens waren die Ge⸗ 
Aatepunfte, welche er nie aus den Augen verlor nad 
ie ihn immer leiteten. Vor Allem _bebt er ſtets ber- 
vor, was der Beförderung aͤchter Moralirdt und ber 
©t rung und hoͤhern Richtung ded Charatterd näglid 
oder fwädlih ſei. Lentered zumal iſt der bervorke 
&endfle 3ug aller feiner Schriften und befimmte felik 
ein Urtdeil über den Werth und Gehalt poetifaer 
erfe. Er war ein warmer Anhänger der erblihen Mo 
narchie und drang in feinen Schriften ſtets darauf, 
jeder. Regierung Kraft verlieben und fie mit Naddru 
u handeln ausgeräfter fein mälle. Seine ausführliqe 
Beurtbeilung der Schriften über die franzöfifhe Revo⸗ 
Intion finder fi in den Jahrgängen der damaligen 
naiſchen allgem. Xiteraturgeitung 1790 — 93. eine 
mwägung der Ereigniffe, melde Diefe große Weltbe 
benbeiten berbeigefübrt hatten, der Grundfäge, von 
nen man auöging, der Raifonnemente, mir welden man 
fie verteidigte oder befämpfte, that dar, wie fcharf, feR 
und fiber fein Urtbeil Aber politifhe Angelegenheiten, 
Einrichtungen und Strebungen (don damals war. Was 
er nachwieß und verkändigte, bat der Erfolg, nämlid 
das fo viel Unglück und Verwirrung erzeugende Ver 
fehlen deflen, mas män für immer f&on erreicht zu da⸗ 
ben glaubte, mehr ald beſtaͤtigt. Diefe Blätter, die 
größere Aufmerkſamkeit auf fi zogen und tiefern Ein⸗ 
ruck dervorbracdten,, ald jeßt irgend etwas Gedrucktes 
vermag, gaben Diele mehr oder weniger von Verirrun: 
gen zurüdgefährt ober davor —8 machten aber da⸗ 
mald ihren Verfaſſer in Deutſchland ſehr unpepulär und 


Rehberg. 49° 


ebäffig und zogen ihm auf lange Zeit ‚den Namen eir 
33 onen au. Gelbkt in diefen Auffägen erklärte 
er fid aber immer für Verbeſſerung des bärgerlihen 
Zuftandes der Völker und aufpebung aller Mipbräude, 
melde er aber von oben mit Weis deit allmäblig bes 
werfftelligt, nit von unten erfürmt baben wollte. Alb 
Rebberg in diefem Geite über die grogen Ereigniffe in 
Sranfreid zu f&reiden begann, fan eng *) nod auf 
Berreignifen der Berliner Polizei in der erften Reihe 
der zu fürcrenden Undänger der franzöffhen Revolu 
sion und diefer felbt bat in einem Shrejben an jenen 
anerkannt, wie die Diebberg zu feiner Belehrung und 
Umänderung beigetragen, it großem Erfo! ige beRrist 
&ebberg zuerkt die falſche Kibtung der Stariib, eines 
Zweigd des Wiſſens von neuerer deutfher Entfehuung, 
weidem felbft die, Regierung damald nur zu viel Ger 
wicht beilegte. Cr zeigte den Unwerth und die Unzus 
verlöffigfeit der Angaben und Tabellen, die zum Grunde 
lagen. Bor Allem entwidelte er aber, dag man da& 
Materielle za yoc In Unf&lag bringe und bie geiftigen 
Kräfte, die eö erjeugten und zu benugen verftanden, zu 
berüdfitigen habe. Cine Ocrift von ihm über den 
deutfden Adel, die 1803 erfhien und von wekber fi 
in feinen gefammelten Werfen ein tumgearbeiteter Ab» 
id befindet, ließ hocgefteilte Edelfeute jedoc erfolg» 
106 Darauf antrogen, Yegen den Verfafler gerichtlich zu 
verfahren und ihm zu‘ beftrafen. Man_ fand einzelne 
Stellen aus Yon Zufammendange geriffen anftößig und 
vermeflen. Kedherg hatte fteis das lebhafteite Gefühl 
ir die moblbegrändeten Rechte und Vorzlige des im 
e anfäfligen Adeld und mar fein wärmfter, gründs 
Hinter Vertbeidiger, aber er widerfeite ſich Erdftigit als 
en Anmaßungen und zu weit getriebenen Anfprücen. 
€r forderte den Adel in jener Schrift auf, kit Afzlte 
‚geben, was dem Staate nahtdeilig, andern Ständen zu 
— drädend und in unfern zeiten niet, mehr dan 
ber fe. Er — bikorifh dad Unrehtmäßige diefer 
erft fpäter entitandenen Mißbräuche. Er Drang darauf, 
daß der Adel dur böbere Bildung und modlhätiges 
Wirten Acp außjeihnen und in feiner wahren Stelung 
gu erhalten fuchen müffe. Mit großem Nahdrude erör- 
terte er in andern riften den Naththeil der in gros 
fen deusfhen Staaten damals herrfhenden und zw ih 


2 GR. Res. io. ©. u. 
) Deifen Bloge. gan 95 * 





4% Delhafen von Sehollenbach. 


i ine Umtstäbrung in. den Fahren 4813 und 184, 
rar nn Önigd zur allgemeinen Landrike 
waffnung folgend, trat er als Hauptmann in daß frei, 
mwillige Tägerbataillon des Rezatkreiſes; noch ebe aber 
derfelbe ind Feld rücen konnte, batte die Eroberung 
von Paris den Friedensſchluß bewirkt, morauf von De 
bofen zu feinem Amte zurädkebrte. Die Liebe, mit wel 
ber er fi feinem Berufe bingab, wurde ibm durd die 
Achtung feiner Dorgejenten und Untergebenen und durch 
Den gedeihlihen Erfolg feiner Bemühungen belohnt, 
Durch die er die ibm anvertrauten Waldungen _im bei 
geordneten Stande und zum Theil mährend feiner Hr 
ährigen Verwaltung verjüngt beranwadfen fab. Re 
en feinen Berufßarbeiten fand er bei feiner haͤusliche 
Lebendweife Zeit zur fortwährenden Beſchaͤftigung mit 
Allem, was dem Menſchen höbered Intereffe_bieter, na 
mentlich den verfcbiedenen Zweigen der Naturkunde 
Ein bleibendes Verdienſt um die Landesfultur erwarb 
er ſich aud durch Austrodnung und Urbarmadung der 
über 200 Morgen großen Königöweiber zwiſchen Närn 
— und —8 aus welchen er mit beträdtliden 
Dptern in den Theuerungdjabren 1816 und 1817 dab 
Dekonomiegut Königähof bildete. Unermäder war er 
ſelbſt im bödern Alter thärig, bid ibn im Herbſt 1834 
ein heftiger Schlaganfall aufs Kranfenbett warf. Seit: 
Dem erbolte er fi, wiederholt vom Schlage getroffen, 
nie mebr ganz, wenn aud der Gebrauch der Bäder 
Carlsbad und Töpfig eine bedeutende Beſſerung feines 
Zuftonded bemirfte. Kin vierter Schlaganfall im Bad 
Kiffingen endete am oben nenannten Tage fein Leben. 
— Er war vereheliht mit Chrikiane Dorothea, Tochter 
Des graͤflich Caſtelliſchen Kanzleidirektord Ringer und 
nad) deren am 8. Zuni 1816 erfolgten Tod, feit dem 18. 
Detober 1820, mit Caroline, Tochter des königlich preu- 
gifhen Regierungsraths Schnizlein zu Ansbach. Außer 
feiner Wittwe hinterließ er aus eriter Ehe 2 Soͤhne 
und eine Tochter, welche legtere ihrem Vater nad) 3 
Monaten ind Grab folgte und eine Tochter aus zweiter 

be. — Treue, firenge Pfliterfüllung, die er, wie er 
fie fid ſelbſt auferlegte, auch von feinen Untergebenen 
forderte, Ernft, Einfachheit, Geradbeit, liebevolle Gorg- 
falt für feine Angebörigen, die fi mehr durd Hand» 
lungen, al$ durd Worte zeigte, die waren die Grunde 
süge feines Charakters, die ihm bei Allen, die ihn kann⸗ 


__ ei ma MU 


. — — —— nn 


KRehberg. 401 


sa „En tangnötrendes chrensed Bndenten Ae 
ii . — J 


163. Auguſt Wilhelm Rehberg, 
oedeimer Kabinetsrath, Commandeur bed Guelphenordens zu 
Söttingens 


geb. d. 18. San. 1757, ge. d. 9. Aug. 1886°). 

Mebberg ward zu Hannover geboren und Audirte 
von 1775— 1779 auf den Univerfitäten Göttingen und 
Zeipjig._ Im Jahre 1783 wurde er befonder& in Begies 
dama auf das Sürttentyum Dönabräd Sekretär des 
maligen Fürftbiihofs, Herzogs von York und.1786 alb 
Weferent in Landesfaden beim önigliden Miniterium 
in gannover angeftellt. Die Bearbeitung wichtiger Ges 

jenfände wurde ihm übertragen und dürch feine Vers 
Bindung mit Brandes, den beiden von Bremer, Höpfe 
ner u. |. w. ward er fortwährend in die Erwägung {ra 
deutender Ausgaben und Verbältniffe ded Staats hin» 
eingezogen. % begleitete nad dem Tode Sriedrids 
des Großen den Miniker von Beulwig bei einer Gens 
Bung nad Berlin ald Sekretär. Als die Derabicier 
dung des Hofmeifterd und Landrathe von Berlepſch in 
einer bewegten Zeit die Öffentlibe Meinung fehr gegen 
ſch batte und die Babenbergfpen Stände befonderd 
ur eine von ‚Häberfin ſechs Woqen vor ihrer Zus 
fammenfunft erfhienene Schrift aufgereizt wurden, dem 
:andesherrn nicht zu geflatten, eimen von ihnen gemähls 
Ten und böchften Orts beftätigten Zandrath einfeitig and 
wiltährlid zu entlaffen, madte eine von Rebberg vers 
faßte und wenige Tage vor Zufammenkunft der Stände 
verbreitete aktenmäßige Darftellung der Sache, einen 
folden Eindrud, daß das Streben, die Stände für von 
Berlepfb zu gewinnen, wider alled Erwarten vereitelt 
ward. Rebberg’d Bemühungen glädte ed, die feit lans 
‚ger Zeit vergeblich verfuchte, febr mwünfhendwertde Ver⸗ 
Einigung der Ealenbergfden und Grubenhagenfhen Pros 
vinzial· Landſchaft zu Stande zu bringen. Er begleitete 
den verforbenen Minifter von Arnemaldt im Winter 
4802 — 1803 nad Dönabrüd, um das Zürftentyum für 
Kannover in Befig zu nehmen und zu organifiren. In 
einem bald darauf folgenden Zeitraum war er zweimal 








1 ben! . 291, 22 u. Gor ts 
ei U RN TE SEE 
Beranlaßt, finde . 5 ; 
Eee Kanye Hegsapaifae earatng — 





“02 Rehdberg. 
ſied von Deputetionen, die Nament des Audd 
3 poleon gefandt murden, Die erfte nach Veritum 
Pofen und die mes, in Solge des Tilfiter Frieden, 
nad Paris. wDieles, was ein fo eifriger und einjdtk 
voder Geihäftömann unmittelbar und mittelbar jun 
Velten des Landes leiftete, kann in einer fo furzen Ih 
bericht nicht erwähnt werden. Uinzufähren if indes, dh 
ald im Jahre 1810 die Hannoverfaen Lande anfceinen 
immer aufbörten, einen befondern Staat zu bilde, 
jebberg einen furzen Zeitraum während bei beten 
eb zur —A und_ franzöflfen Drgenilatin 
jenußte, um mit großer perfönliber Gefahr fehr bedet: 
sende Summen, namentlid einen bei der Saline ju list 
burg angebäuften beträhtlihen Geldvorratd dem geinde 
gu entziehen. Daraus mward_ein nicht geringer 
4 der Kafle gebildet, deren Beftimmung mar, viele wi 
n neuen Regierungen nicht wieder angeReie und oa 
fion entlaffene Staatödiener aus dem Civil m 
itör und fonk leidende Einwohner durch fortwöh 
d geleiftete beimlihe Auszahlungen zu unterfhgen. 
ich dierbei war Rebberg vieliah in ?'nfprucd) genom 
wen. Gämmtlide Domänen, und Kloftergüter, Befis 
gungen von großem Umfange, gingen an Srankreic, über 
und wurden größtentheild zu Dotationen an franzoflht 
jenerale und Staatäbeamte benußt. Rebberg veridafle 
Ip durd Mittel, denen wenige franzdfiihe Mactdaber 
au mwiderfireben vermochten, einen bedeutenden Einfuf 
auf den franzöfiichen Generaldirektor diefer Güter in 
innover. So bemirfte er, daß bei Ausführung jener 
tafregel die möglihte Milde und Nahe zum Wohle 
deb Lande&, der Stifter, der bisherigen Pächter und 
felbſt vieler Gemeinden und Infikute eintrat. Da mın 
niht wußte, wie fange Dauer diefe bärteke aler Br: 
drüdungen haben werde, fo_erfoien, was erreicht wurde, 
von fehr dodem Werthe. Mebberg batte Die Stelle ei» 
ned mehtpbälifhen Direktors der indirekten Steuern des 
Alerdepartements eingenommen und Fonnte fo in Yan 
nover verbleiben. Er war nun in der Lage, zabllofe 
Züge von Gofonialmaaren u. f. m. mährend des Zeit: 
raumeß zwiſchen dem Untergang der großen franzdfilden 
Armee in, Rußland und der lat bei zeipilg von 
den Seefüfen in dad Königreih Weitpdalen undeldkigt 
und ungefädrdet gelangen zu faffen, von mo auß dielt 
Maflen weit über Deut| giand dinaus verbreitet wur 
den. Er wagte Dabei viel, begümfigte aber gern, wah 









a TERTERL EHEN TUR 


Rebberg. | 495 


Duelle der Bereicherung vieler Einmohner und 
ven wurde. Als das Land wieder an feinen recht⸗ 
‚en Regenten kam, ward R. Mitglied. der. provilos 
Negierungscommiffion und bald darauf geheimer 
etörath. - So eröffnete fid ibm eine große Lauf⸗ 

Die alten Einrichtungen waren zerflört und uns 
ben und follten nun zum Theil wieder bergefellt 
n. Viele der fräbern Anordnungen und Regie⸗ 
marimen jeisten fi, zumal für veränderte Zeiten 
Verhaͤltniſſe untauglid oder nicht mehr beilfam. 
theil der Angeftellien war geftorben, verfeßt oder 
uchbar geworden. Das Land fühlte erft jegt die 
n des langen Drudes für einzelne und für dab 
: im vollen Umfange. Die Unfprühe, melde ges 
wurden, gingen febr weit. Dabei mußte der Bes 
igskrieg in feiner ganzen Stärke unter Mitwirkung 
Hannover fortgefegt werden. Ein Theil des Laus 
und deſſen Nachbarfhaft blieb nod immer der 
uplag des Kampfes. Neue Provinzen fielen dem 
jreihe zu und mußten organifirt werden. Das bei 
m Mehrfte, mas von den neuen anzuordnen und 
iten war, erforderte Die volle Einwirkung und Len⸗ 
des todtigen geb. Kabinetsratds. Er übernahm 
eitig oft für Die Kräfte eines Einzelnen zu viel. 
iner Entfhuldigung dient, daß er fi den anges 
nen Beiftand, nad welchem er fid febnte, nicht 
yaffen Eonnte. In einer fpäteren Schrift bat er 
dargeftellt und entwidelt, was in diefer Reihe von 
en neu zu ſchaffen oder doc wieder zu geftalten 
Auf fie muß bier verwielen werden. Obgleich er 
Schritt erfi nach feinem Audtritt aus dem oͤffent⸗ 
ı Dienfte verfaßte, fo gebot ibm doc fein Pflicht⸗ 
l, vieles di verfdmeigen, was er theild verhin⸗ 
tbeild befördert hatte, worin vieleicht fein voriuͤg⸗ 
5 Verdienſt befand. Er fpricht überhaupt nit 
einer Perlon, nit von den großen Schwierigkeis 
welche ihm in feinem Wirfungöfreife entgegentra- 
von dem, was ibn oft hemmte, fondern erzählt un» 
gen und einfach, mad der König und fein Minis 
m verfügt baden. Er erwähnt der Vorfchläge nicht, 
ve er nicht durchzuſetzen vermochte, oder die folde 
nderungen erlitten, daß er fie nicht mebr als die 
en anerkennen Eonnte. Die glänzende Epoche ſei⸗ 
eſchaͤftslebens war die Verſchmelzung fümmtlicher 
inzieitände, jedoch ohne Deren Aufhebung, ati einer 


404 Rehberg. 


allgemeinen Ständeverſammlung, welche nad feisa 
Plane zu Stande fam. Die ganze Ausführung in ala 
idren Einzelndeiten lag ibm 06. Er allein murde % 
auftragt, alle Vorſchlaͤge und Anfihten des Gouvere 
ments ald Mitglied der Ständeverfammiung durd {eis 
Mednertalent und Verfahren durchzzuſetzen. Wie wenig 
ihn dabei in dem, was die Regierung wollte, in bob 
©rellen Stehende in und außer der Ständeverfums 
lung dabei unteriäßten; wie manche Derfelben aus 
ipm in diefen feinen Strebungen fogar Öffentlih em 
egentreten durften, it bekannt. Dennod glädte ed 
bm, das Weſentlichſte durchzuſetzen. Er war für de 
indeg in feinem Anfange noch unausführbare Zweilm 
merſpſtem. Später wurden ihm binfihtlid der Bil 
dung einer erfien Kammer Borfchläge abgefordert, wel 
de er auch einreihte. Als aber in Kondon belle 
wurde, die erfte Kammer aus dem Adel mir Hinjafk 
gung einiger wenigen Geiftliden zu formiren und die 
weite blos aus Reprdfentanten der Städte und Stifte, 
P wie der freien bäuerliben Zandbefiger beftehen zu 
offen, fo fab er dies als Die nachtbeiligfte Maadre 
el und zwar auf die Dauer felbit für den Adel an. 
&r bot wiederholt Alled auf, die Annahme dieſes Plans 
zu verhindern. Dabei ging er unftreitig weiter, als fei 
ner Stellung entſprach, jedod obne Verkennung und 
Beridfihtigung der daraus für ihn entftebenden Zol« 
en. Als Die bierauf ſich beziehenden Anträge an die 
tände famen, ſtimmte er zwar feiner Amtöverpfichtn 
nad für Ddiefelben, beobadıtete aber ein auffallende 
Stillſcoweigen während der ganzen langen Berband 
lung, deren Gang und Reſultat Den Erwartungen dei 
in vielfacher Dinfcht um dad Königreid) Hannover hoc» 
verdienten Grafen von Müniter nicht ganz zufagte. Dies 
Aued mußte die ſchon durch vielfache Einwirkung und 
Derbindung feiner Seinde geidmäßte Gunft diefed hod- 
eftelten Staatsmanned Rebberg ganz zu entzieben. 
eßterer fab wohl ein, daß er in Zukunft nichts Erfprieße 
liches mehr werde bewirken und befördern Fünnen, auch 
war feine Geſundheit fehr zerrättet. Er beſchloß daber, 
feinen Abſchied zu nehmen, welchen man ibm gern mit 
vielen Lobesertheilungen gewährte, Er wählte bieranf 
mehrere Jahre bindur, bei kurzen Reifen nad Han: 
nover, Dreöden gu feinem Aufentbalt, mo er im Schöoße 
feiner für alle Kunft gebildeten Samilie und im Kreife 
einer erwäblten Zahl von Freunden fidy ganz der Sitere- 


u u ua ne 


Rehberg. 495 


n Muße weihte und eine Sammlung feiner ſaͤmmt⸗ 
ı Werke vorbereitete, wovon bis jegt Drei Theile 
Yannover (1828 — 31) erfbienen find, ein wahrer 
8 gereifter und überall aufs neue außgefeilter und 
der Gegenwart durch Einleitungen und Ergänzuns 
in lehrreiche Derbindung gebrachter Welt und fis 
uranfichten. Aber auch Die mildere Temperatur des 
iden Elbthales ſchien für Die nicht blos dur das 
' angegriffene reizbare Geſundheit eined Mannes, 
1 jugendlid lebendiger Geiſt fih nie Rube gönnt, 
aud. Die alte Sebnfuht nad Italien erwachte. 
Jahre 1828 und 1829 verlebte er, immer im pfle 
en und Dur mannicfaltige Kunftäbung ihn erbeis 
en Kreife an der Hand einer Gattin, die zu feis 
Scugengel beftimmt, zuateio zu den Geiftreichften 
Kenninißreichſten ihred Geſchlechts aehört, einer 
ter des berihmten Rechtslehrers in Gießen und 
naligen Oberappellationsraths Höpfner in Darm 
und vier biäbhender, trefflid erzogener Töchter, bald 
om, bald zum Gebrauch der Seebäder in Neapel 
in Sorrento, bald in Slörenz und verfolgte au 
ine Lieblingsſtudien in der Geſchichte und Politik, 
£urze Zeit verweilte er nad feiner Rückkehr über 
Alpen in feinem eigentlihen Vaterlande, befuchte 
ihm fo theuer gewordene Dreöden noch einmal auf 
Zeit und nahm dann feinen beftändigen Aufents 
in der Wiege feiner frübeften Studien, In der Nähe 
‚ unvergleihlihen Buͤcherſchatzes, in Göttingen, wo 
ded Vaters mwürdiger Sodn eine ehrenvolie amt» 
Stellung ald Juſtizrath hat. Rehberg war bis zu 
m legten Haude vom glübendften Eifer für das 
{ der Menſchheit und namentlid feines Vaterlan⸗ 
urchdrungen. Alles Große, Wahre, Schöne, Wohlthaͤ⸗ 
‚der Vergangenheit oder Gegenwart feste feine 
e in die wärmite Bewegung. Er fuchte es in ſei⸗ 
ganzen Zuſammenhange aud den Quellen zu erfors 
und die audgezeichneten Menden, die jenes zu 
reftelligen vermocht, waren ibm ſtets ein Gegenſtand 
Bemunderung und Liebe. Selbſt dazu, befonders 
fein Vaterland thaͤtig fein zu fönnen, war fein 
nfter Wunfd und fein Streben. Das eindrins 
fe Studium und Nachdenken eines langen Lebens 
andte er auf Erforſchung deffen, mas dem Staate 
dem Einzelnen gedeiblih fei und auf Ubmdgung 
Ad derbietenden Mittel und Wege dazu gu gelan⸗ 


496 Mehberg. 


em. Als er nad Befreiung des Landes aus feindiiäe 

ewalt eine Stellung erbielt, welche ihm wenigten 
durch Vorſchlaͤge und NRathöertheilung den vielfachen 
Einfluß verfhaffte, ergriff er mit Nachdruck jede Den 
anlaffung, einen böbern, edlen und beflern Geiſt zu fir 
dern und vorberriden zu laſſen, alles Gute und U 
mwährte zu ſchuͤzen und zu begünfiigen und worauf e 
befonderd Werth legte, tädtigen und märdigen Mis 
nern einen angemeflenen Wirkungskreis zu verſqaffen. 
Er bor Alles auf, die Beförderung derer, melde ihm 
unbrauchbar erfdienen, oder fi zumal mährend der 
feindliden Beſetzung vieled hatten zu Schulden kommen 
laffen, zu verbindern. Sowie er den bannoverfden 
Staat in feinen eigentbämlihen Berbältniffen aufefte 
und zu ftelen fuchte, ſollte derſelbe am wenigken Gelb 
opfer fdeuen, um dad Intellektuelle und mroralifge w 
beben und dem wahren Wohlfein aller Klaſſen Eräftige 
Sörderung zu gemähren. Lange und tief ſchmergte ed 
ihn, wenn die Dieb bezweckenden Vorſchlaͤge verworfen 
wurden, oder nicht vollftdndig zur Ausführung kamen. 
Sein Unmuth war dann allerdings fihtbar. Ueberhaupt 
it nicht zu verfennen, daß fein Drängen und Eilen, dab, 
was ibm treffend und beilfam (dien, zu Stande ge 
bracht zu feben, feinen Dbern und Mitarbeitern oft 
fhwerlid und Iäftig fein mußte und in vielfacher Bes 
iebung mitunter ein Hinderniß bei Erreichung feiner 

bſichten wurde, obgleich manches nur auf Diefem Wege 
su bewirfen war. Bipar verfuhr er ſtets nach ſehr feſter 
und reifli geprüften Ueberzeugungen und eine- große 
und gemandte Klugbeit war ibm eigen, aber die Leis 
Denf&aftlipkeit und Heftigkeit feines Temperament 
die mit dem Beten in ibm zufammenbing, riß ihn dei 
noch oft bin und Tonnte feibft wohl in einzelnen, jedoqh 
feltenen Momenten einen Ungefümm erzeugen, welden 
er fpäter zu bereuen ürſache batte. Es war voraudjs 
fehen, daß man einem Geſchaäfismanne von diefem Ehe 
rakter und Streben, der in Alles fo nachdrücklich ein 
griff und vieleicht nicht felten, was ibm nach Anke 
ten, zu denen fi noch zu wenige au erheben vermoq⸗ 
ten, oder die ſelbſt den bisher befolgten Grundfägen 
entgegen waren, angemeflen und beilfam erfchien 
gema tſam durchzuſetzen fuchte, nur einem folden 8 
ungskreis und Einfluß zugeſtehen würde, fo lang bie 
Verwirrung der Zeit und die Schwierigkeit der Ber. 
böltnifie den Beißand eines: Mannes von Genie, Krk 


Rehberg. 497 


und großen Einfichten unentbehrlich machten. Als bald 
die Jahre kamen, im melden vieles geordnet war, alles 
feine angewiefene Bahn hatte, die Zufunft aber wieder 
mißlih (wien, ald fie fi fpäterhin darſteüte, konnte es 
nicht befremden, Daß felbit mehrere feiner Gönner und 
Sreunde, feinen Austritt aus dem Staatödienfte nicht 
ungern faben. Die urfpränglide Beſtimmung Kebbergs 
war die eined Gelehrten und Schriftſtellers. Cr betrat 
früd diefe Laufbahn und blieb ihr felbk unter aufge 
jäuften Dientgeibäften und dis zu den legten Zogen 
feines fait SOjäbrigen Lebens möglich treu, fo (ehr an 
ranffein ed ibm — erſchwerte welches oft daduı 
erhöht ward. Auf dad Grudium der alten Gpraden, 
befonders der grieif&en, auf die englife, Franpdfifche, 
italienifepe, auch fpäter auf die fpanifhe und portugies 
fe Literatur verwandte er einen auödauernden Fleiß. 
teniriaat und Politif zogen ihn von jeher an 
und er udirte ihre Theorie in den Driginalmerken fräs 
derer und fpäterer Zeit, ſowie idre Prarid, ihre Ans 
mendbarkeit und Kolgen in der von ibm tief ertorfae 
sen Gefchichte der Vergangenbeit und Gegenwart. 6 
um Ausbruce der franzölifhen Revolution befcäftigte 
In die Philofophie befonderd und die Metaphyſit fien 
die Willenfpaft zu fein, Die er vorzüglid bearbeiten 
werde. Als STüngling erhielt er fon dab Acceſſit bei 
der im-Sahr 1779 von der Berliner Akademie der Wiſ⸗ 
fenfgaften aufgegebenen Preisfrage über Dad Weſen 
und die Befcreibung der Kräfte. Er war einer der 
erften und der am tiefften eindringenden Anhänger der 
Kanfden Kritik der reinen Vernunft und feine forge 
fältig ausgearbeiteten Recenfionen, fo wie eine von ihm 
.verfaßte Schrift trugen mit zu ihrer Verbreitung und 
Zäuterung bei. Er blieb feiner damald gefaßten Lebers 
eugung immer, getreu, bielt aber die Sorfhungen dar⸗ 
ver für ſich gefhloffen und fand fid nie bemogen, fie 
zu erneuern, Dad Dielfade, was er ald Suriftfteler 
und Recenfent leiftete Cleßtered durd Hervorbeben der 
Eigentdämlihkeiten und der Begpienke eines Buches 
and feined Derfafferd, durch Warnungen und Verirruns 
der Zeit und durch Mittheilung feiner eigenen Ges 
Banren) liegt dem Publitum vor und bat häufig lebhafte 
Anerkennungen feiner befiern Zeitgenoflen und felbft Deo 
zer gefunden, welche ihm nihs_beiftimmten, oder gegen 
feine Unfiht id erklärten. Seine vielfaden literarie 
gen Zeitungen verfehlten nie, die Aufmerkfamkeis auf 
TOR. Reksolog 14, Sahız, . 32 


18 Rehberg. 


Ad ma vieben. Cr zeigte fih von früh am ald ein tin 
Getbfidenter, welder die von ibm bearbeiteten Org 
Kände in ihrem Aanten Zufammenhange theoretifd ıd 
iforiid au erforſchen fi befirebte. ei feinen Unm 
udungen der Berhältnifle des Staats, der Ramn 
eb geieufcaftlihen Lebens und der herrigenden Sie 
mungen der Zeit erkannte man einen Gchriftfeler, ta 
deimiſch auf dem Gebiete der Spekulation un m 
aktion und darüber von einer enticiedenen Reisuy, 
er aber abfihtli alle obfirufen, unfruchtbaren und hei 
Areitigen Sorfhungen vermied und idnen feinen Eu 
jeftattete, wenn zu_beflimmen mar, maß dab 
Ghttes oder der Einzelnen erfordere, oder mad fr is 
Rinamie Verbätsnifie dab Zmwedmäßigite fei. Drely 
er Menfdeit, Schonung ihrer Kecte, Belbrtm 
idrer —— und ibres Gedeidens waren di % 
Ihtöpunfte, melde er nie aus den Augen verler 
je ihn immer leiteten. Vor Allem bebt er fee 
FR maß der Befbrderung ächter Moralität und ki 


R ift der denk: 
dh de Sodri i 
BT Se ee 


Id au eräftet fein mäfle. 
—RX — — Tolle Die tenbä in 


m. 
er nadwieß und verfändigte, bat de u} 
das fo viel Ungläd und Wermirrunn erahnen 
febfen beffen, was män für immer {con erreicht u® 
ben glaubte, mehr ald beftdtigt, Diefe Blätter, I 
gröere Aufmerkfamkeit auf fi) zogen und tiefen 
tud bervorbrabten,, ald jeßt irgend etwas Gehudid 
vermag, haben Diele mehr oder Mmeniger von Derimis 
gen jurhdgeführt oder davor ef dÄRt, Anachten abıt W 
mald ihren Verfafier in Deusfglant jedr unpopuldr ut 


Kehberg, 499 


ehäffig und zogen ihm auf lange Zeit ‚den Namen eis 
33 —X au. Gelbft in Diefen Auffägen erklärte 
er fid aber immer für Derbeflerung des bärgerliden 
Zußandes der Völker. und Aufgebung aller Mipdräuge, 
melde er aber von oben mit Weißheit allmählig bes 
werfteligt, nicht von unten erflürmt baben wollte. Us 
Mebberg in diefem Geifte über die gr ‚en Ereigniffe in 
Kantreie u fereiben begann, Rand Geng *) nod auf 
erieihnifen der Berliner Polizei in der erften Reihe 
der ju fürdtenden Unbänger ber framöfifhen Revolu. 
sion und diefer felbft bat in einem Schreiben an jenen 
anerkannt, wie vie Biebberg su feiner Belehrung und 
Umänderung beigetragen. it großem Erfolge beſtrin 
Bebberg juerft die falſche Kiatung der Srarltit, eineh 
Zmeigd des Wiſſens von neuerer deutfher Entfehtung, 
weidem felbt die Regierung damald nur zu pi 
wicht_beilegte. Er zeigte den Unwertd und bie Unzus 
verlöffigkeit der Ungaden und Tabellen, die zum Grunde 
dagen. Bor Alem entwidelte er aber, dag man das 
Materiee zu hoc in Unfhlag bringe und die geiftigen 
Kräfte, die e& erzeugten und zu benugen verftanden, zu 
berüdfiptigen habe. Eine Hcrift von ihm über den 
deuifden del, die 1803 erfhien und von welcher fi 
in feinen gefammelten Werken ein umgearbeiteter Abs 
drud befindet, ließ hochgenellte Edelfeute jedod erfolg» 
106 Darauf antrogen, gegen den Verfaffer gerichtlich zu 
verfapren und ibn zu betrafen. Man_ fand einzelne 
Stellen aus yes Zufammendange geriffen anftößig und 
vermeflen. ‚ebberg hatte ſtets Das lebhafteite Gefühl 
ir die woblbegrändeten Rechte und Dorzige ded im 
de anfäffigen Adeld und mar fein wärmfter, gründs 
difter Vertheidiger, aber er widerſetzte ſich Erdftigft als 
fen Anmaßungen ‚und zu weit getriebenen Anfprüchen. 
Er forderte den Adel in jener Schrift auf, zo aufzu⸗ 
geben, was dem Staate nachthellig, andern Ständen zu 
bäffig, drädend und in unfern Bein nit mehr dal 
far fi. Er zeigte biftorifh das Unrehtmäßige diefer 
erft (päter entflandenen Mißbräude. Er drang darauf, 
daß der Adel durd höhere Bildung und modlthätiges 
Wirken A auszeichnen und in feiner wahren Stellung 
gu erhalten fuhen müfle, Mit großem Nahdrude erdrs 
terte er in andern Soriften den Nathideil ber in gros 
ben deuiſchen Staaten damals herrfenden und zu Ihe 


®) Defien Biogr. ſ. R. Metz. 10. Jadıy. ©. 687, 
I 82 * 





800 Rehberg. 


[eine anzufeben und zu ordnen. Er zeigte, wie ver 


ur Hauptpflicht zu machen, fortwährend darüber Be 
a la enden. Edles Streben, beilfames Wirken 


©tändeverfammlung befchloffen wurde, hatte für Ip 
berg auch nad) feinem Austreten aus dem Staatödienfte 
ein bobes Intereſſe. Er dußerte fi darüber wie über 


Anſichten gemäß._ Einen Theil jener Auff 
einer befondern Schrift wieder abdruden. Er hatte ſich 
eine unıfaffende und tiefe Kenntniß der englifden Ber: 
faſſung, Einrichtungen und Berkäftniffe erworben und 


— — 


) Deſſen Biogr. ſ. im 9. Jahrg. d. N. Nekr. S. 678 


' v. Dobeneck. 501 


ver eigen Geſtaltung in allen Zeiten feines Lebens ein 
roßed Studium gem dmet. Er benugte die fo erlangte 
a 


t 
oder Geſpraͤche Über die Beſtimmung des Menſchen. 
Baſel 1780. — 


4805 , 1806 | 8 8 
Bub vom Färften, von Niccolo Machiavellis a. d. Ital. 
Aberſ. Hannov. 41810. — Web. den Eode Napoleon u. 
deſſen Einführung in Deutſchland. Ebd. 1814. — Con⸗ 

tutionelle Phantaſien e. alten Steuermanns im Sturme 

.J. 1832. Hamb. 1832. — Lord erde er’d Aufent⸗ 
halt in Spanien während der Revolution des J. 1820, 
%. d. Engl. überf. Braunfhw. 1894. —  Lieferte außer: 
Dem viele Auffäge ind Götting. u. Hanndv. Magaz. jum 
Beuth. Mercur u. f. w. u. Recenſ. in die Hal. allgem, 

iteraturzeit. Unter feinen Schriften wünſchte er der 
Vergeſſenheit zu Aberlaflen: Das Zeben d. Kaiferd Rus 
Dolph von Haböburg und Gredrung feiner Aeußerungen 
üb. d. Literaturfünfte u. das Leben ded Hrn. v. Zeibnig. 


* 164. Carl Auguſt v. Dobeneck, 
Obriftlieutenant gu Elbing; 
geb. am 17. Apr. 1766, geft. den 10. Aug. 1886. 

v. Dobened wurde in Baiern (der Geburtdort if 
indeß unbefannt) von Eltern geboren, die ihre Ahnen 
bis in die früheften Zeiten hinaüfführen. Gein Vater, €. 
Aug. v. Dobened, war Hauptmann in der baier. Armee, 
melde er aber und zugleich auch fein Vaterland verlieh, 
am in die Dienfte des großen Friedrich zu treten. Mit 
feinen Eltern kam nun ber Verſtorbene nach Preußen, 


602 v. Dobened. 


ihm ein zweites Vaterland wurde, dem er bib 
de en mit Liebe, Treue und Uinhänglids 
jeit zugetban war. Beine Eltern ließen es fd angel 
en eh, ihm eine feinem Stande angemeflene Erie 
ung gu geben und nachdem er für ben Militärkand 
ertlärt hatte, trat er im Jabre 1780, gis er faum 
44. Lebendiahr zurhdgelegt batte, ald Sabmenjunker in 
das von dem enerallieutenant Grafen v. Egloflein 
berebligte Snfonterieregiment, worauf er im Sabre 174 
um wirklihen Käbndrih und im 3. 1787 zum Gecnd 
teutenans avancirte. WIS folder mahte_ er im I. 17% 
den Seins in Polen mit, wurde im Jabre 1798 um 
remierlientenant und bald darauf, im I. 1800, jum 
staabscapitän befördert. Sturz vor dem unglädliden 
&riege, den Preußen, in Verbindung mit Aufl, 
gen Sranfreid führte und zwar im Monat Januar 
murde der Aerkartens als Ehef einer Srenabiercompg 
nie in dad ni angerleteglment Kaldreutb verfent, wel 
eb nad Ausbruc jenes Krieges dem von dem Gami 
von ðlager befebliaten Armmeecorp& einverleibt wurde 
und am 6. Nov, deffelben Jabres bei Lübed? anfgerieben 
u werden und in feindliche Gefangenfdaft {4 gerai 
08 Ungläd harte. In diefer Schlacht erhielt er ei 
bedeutende Zußmunde, in Folge deren und nachdem bie 
Auswecfelung der Gefangenen nach dem zu Tilft ab 
EURO rieden erfolgt und bie preuß. rmee, den 
riebensbefimmungen gemäß, reducirt wurde, er alb 
het der auf Inartivitätögedalt gelegten, Im Königsberg 
in Preußen ſich aufhaltenden Dfficiere eine Wnfelung 
erbielt, In diefer Stellung verblieb er dis zum 9. ie 
mo er in das Garnifondataillon von Neifdig, mel 
in dem Zefreiungdfriege von 1813—45 die Ausbildung 
der Recruten für die Armee wu beforgen batte, die ſc 
dann von dem Verſtorbenen dei eere zugeführt mwurs 
den, am und in demfelben zum Major avancirte. 
feine Zugwunde ihm nicht länger im activen Dienk zu 
bleiben geftattete, wurde er im 9. 1819 um Commans 
danten des kbnigl. Invalidenhaufes zu Stolpe in Poms 
mern ernannt, weldem Poften er biß zum {. 1824 vor 
Rand, wo ihn der König mit dem Character eined Dhrife 
lieutenants, in den Rudeffand verfegte. Er verließ biere 
auf Stolpe und begab fih nach Danzig und fpäter nad 
Sing, ofetbR, er nn, eo feiner gap im 
inten Tage perftarb, nachdem er 44 Sal 
Wündrbien und Iwar unter 3 Königen geſanven hatte, 


um 


165. George Poͤlchau, 
Peivatmann zu Berlin; * 
geboren im J...., geil. den 12. Aug. 1886 9). 


in Enrland geboren und gebildet, benußte er die 
N je Muße, fpäserer Jahre, um auf Reifen durch 
ingland, Sranfreih, Dänemark und den größten Theil 
Deutihlands theild feine Kenntnifle zu erweitern, theild 
den Srund zu legen zu beträchtlichen Sammlungen für 
die Gefdichte der Mufit. Seitdem er fi zuerk in 
mburg niebergelaffen und bier den größten “hell der 
interlafienen Schäge Carl Ppilipp Emmanuel Bas era 
"worben, war er raltlod bemüht, feine mit großer Kens 
——6 angelegten mufifalifhen Sammlun« 
ven smedmäßig zu vervolliändigen und zu erweitern, 
bie aber einerfeits feine Literatur der Muſſt wobl jede 
irgend bedeutende Richtung des In» und Auslandes res 
pröfentiren möchte, if andrerfeitd die Sammlung für 
—5 Mufit auf eine Weiſe ausgeftattet, wie auf 
em Seftlande vielleicht feine zweite. Sie enthält na 
‚mentlih_böhft werthuole Geltenheiten aus der Gedichte 
der älteften ‚italienifden und dfteften deutſchen Compo⸗ 
fition_ und Sufert (bätbare, ja einzige bandferiftliche 
Werke der ausgezeichneiften Notabilitäten auf Diefem Ge» 
biete ber. uns fo, um aus Dielen nur eins zu nens 
nen, die Partitur von Händel Aleranderfek, in weider 
Mozart eigenbändig und Died dußerft fauber Die. Bear⸗ 
beitung der Inftrumentalmufit Dinzugefügt bat und zwar 
fo, wie folde naher in Deutfhland im Stich erſchie⸗ 
nen if. — Mit dem feinen und durchaus anſprüch⸗ 
Iofen Weſen ded gebildeten Mannes verband P. die 
Gabe, im Leben und im Befpräde zu belehren und den 
Befreundeten durch feine Say mande frode und ers 
bebende Stunde zu bereiten. E beweinen ihn, nähR 
Todter und Sohn, ein großer Kreiß von Sreunden 
Pr längere, idm au berzlihem Dank verpflichtete 
onen. 





9 Berlin. Raqtichten 1836. Mr. 890, 


604 





* 166. Sofeph Earl v. Schuberth, 
Biſchof v. Gogatd, Weibbifchof der Bredlauer Didees, zu Breila; 
geb. den 19. Juni 1779, geft. den 12. Aug. 1886. 


in Dater war Rath des biſchoͤfli 
eri He Peife und ar FH iden en nei 
" 
einige 


ſten Eifer, emfig mitzumirken zur Zörderung wahrer Res 
dr in allen Gemeinden des Sprengeld, die feiner 


. en Biogr. f. im 10. «d, S. 
2, Deſen Vios ts 2. Iadrg. UM. Nele. ©, 36, 


Gramer. 606 


Dem Grade der Hätröbebürftigkeit derer, die um Hälfe 
machſuchten; zugleich erfchien feine liebevolle Tätigkeit 
Im fchönften Lichte, fo oft diefelbe zum Srommen der 
Armen in Anfprud genommen werden mochte. Als Buͤr⸗ 

er des Staates und ald Mitbürger Breslaus ließ er 

efonderd jenen dcht religidfen Sinn leuchten, von wels 
&em befeelt er in dem Könige den Stellvertreter goͤtt⸗ 
Sider Macht und in deflen Döberen und niederen Bes 
amten die rechtmäßigen Gehälfen diefer Macht anerkannt, 

eliebt, geebrt und von welchem befeelt, er nichts für 

emd erachtet hat, was Thränen trodnen, Kummer bes 

hmictigen und in irgend einer Ark das Wohl derer, die 
als Mitbürger und Landsleute feinem Herzen fo werth 
und tbeuer waren, fördern Eonnte. &o bemwied ſich 6. 
in allen Spbären feines Wirkend ald ein Mann, der 
wit dem guten Willen, au die zum Handeln nöthige 
Kraft beſaß. Eine langwierige Krankheit feſſelte ihn aufs 
Krankenlager, bid am oben genannten Tage der Tod feis 
nen Schmerzen ein Ende machte. Sein Leichnam warb 
feinen Derlangen gemäß zu St. Michaelid beerdigt, an 

er Seite feiner Eltern. Sebr anfehnlid war Die Leichen, 
begleitung , auch mehrere proteftantifhe Geiſtliche ſchloſ⸗ 
fen fih an. Am meiften aber ehrt ihn feine legte. Wil 
lenöverfügung,, vermöge derer er die bemäbrten Armen 
als feine Haupterben einfegte. Sein Dermögen ed 






bedeutend geweſen fein, da er im Leben fein redgges 
But jorgfam zufammenbhielt. Dies that er aber zuvem 
Zwede, damit eine Anſtalt begrändet würde, aus welcher 
wahrbaft Huͤlfsbeduͤrftige nicht nur ein oder dad andere 
Mal, fondern auf viele Jahre hinaus Troſt und Er 
quickung ſchoͤpfen ſoltten, Domcapitular und Dompredis 
ger Schonger hielt die Zeichenrede, 
Bbg. G. Thiem. 


167. Friedr. Matthias Gottfried Cramer *), 


Doctor der Rechte und koͤniglich preuß. Snfpector der indirecten 
Steuern zu Dalberitadt; 


geb. d. 5. Nov, 1779, geft. d. 14. Aug. 1836. & 


Er war zu Quedlinburg geboren, mo fein Vater, 
Matthias Eramer, Prediger war und den Ruf eines fehr 


*) Das verfationslericon der .neueften Zeit laͤßt ihn irri 
1mo dB Kide drr den een und nennt ibn eben fo irrig Job 
edeich.,. 


600 Cramer. 





— au dem leichtern Iiterarifchen Dit 


J den. De ei Tebrti ter 
ade od uns € teidiere UM und Beer 


lefungen. 
die Würde eines Doctord der Newte, 


ja Berlin den, gab ed aber bald er 
Dieder aufge — sun in — —— 





macht; er war dieſem 9 Caffel bei der Organifation 


daß er zum Infpector der indirecten Steuern für dab 
Saaldepartement zu Halberkadt ernannt wurde. Diefen 
orten bekleidere er auch noch nad der Auflöfung ded 
Önigreihd Werpbalen did zum anfange des 3. 1818, 
ju welder Zeit — weil er vielleiht ber Verwaltung 
ſeines ed nice diejenige Vorliebe, welche er lite» 


-„nns2ir 


mensnstzarme. 


: Grame or. 
N iti ii Bandan 
ap X — —— weil Bent nl 
ie 





Dur freundfdaftliden Briefwechfel waren ihm, viele 
von Deutfhland® berühmteften und edeiten Männers 
verbunden, unter denen wir nur Böthe *) und Wolf *% 
mwennen, Bei feinem Tode ließ er, außer den meiften 
Selehrten Halberkadt6, Duedlinburgs und der lmges 
gend, befonderd noch v. Strombed und v. Varndagen 
als fehr gefhägte Freunde zuräd, Don hoben Bönnerr 
war ibm noch der von ibm jehr verehrte geb. Gtantbe 
zatd v. Stägemam übrig geblieben, Von feinem Vater 

ste er freiere Anfichten in Rellgionsfahen und einen 

taltfinn gegen bie Philofophie des Tages geerbt. Eder 





DDr Bi. m 1 a ER 0. 


608 Gramer. 


ee einige Nei sur Mofit_blicen und fe 
FB: Fe amanns Schriften 303 
Urt, mie er dad Andenken feined Vaters feierte, 16 
te ihm befonders zur Ehre; feine Biographie dee 
ben, weile vor defien von Denke 1806 berauögegebenm 
Briefen an einen Schulmann ftebt, ift ein Eleines Mes 
Kerküd und von einer Simplicität der Darkelung, nd 
er in fpäfern Schriften nicht immer treu geblichen 

— MS Särifikeller war €. fehr tbdtig, ni 

ald Recenfent in den erfien deutfhen Eritifhen 

fondern vorzüglich aldWBiograpd, Dad Eonverfariondierken 
umb die Zeitgenoflen (deren Deraudgeber er eine Zeitlang 

war), fowie unfer Refrolog enthalten eine Drenge bin; 
Brbeiten, welche aud feiner Geber fioflen. ber aud meh 
rere felbfftändige Werke bat er aus Diefem dage br 
Seſgiqtſchreibung geliefert. Wir nennen nur die ie 
bendbeichreibungen Hamann, des fönigl. Beruf, 
gainikerd Grafen v. Shlon, Joh. Andr. Eramers, dd 
berühmten Metallurgen, feine® Großoheims; die Geb 
träge zur Gefbicte Sriedr. Wildelm L._ und Griedrig IL 
jamburg 1829) und die Denkwärdigkeiten der Grdis 
jaria Aurora Königömarf. Auch in der Kirdengefgian 
bat er fi verfucht (Halberftadt 1828 u. 1830). Die de 
gonnene Geibichte ded Königreih® Weftpdalen blieb un 
vollendet. ben fo die Zebensgefdichte des Färkten Har 
Denberg, mit welcher er fih in feinen Tegten Lebendjah 
ren beiäftigte. €. bat, vorsigli ald Gritiker, mehr 
auf die deutice Literatur eingemwirkt, ald bekannt gemot 
den. _ Er gebörte nicht zu den großen und außgejeihne 
sen Sarintiellern, melde ald ©terne erfter Grhee glän, 
jen; aber aud von ihm gingen Lichtftrahien aus und m 
it redlich das Geine getdan, aufzuhellen, de&halb bleitt 
in Andenken den Deutfchen theuer. Im J. 1804 mer 
€. mit dem ungemein liebenswärdigen, damaligen Grw 
kn Wildelm von Lömenfein» Wertheim und einigen au 
ern geiftreien, Sreunde defielben, dem Prinzen Carl 
». Garofath Schönaic, dem Srhra. Alexander v. Opelas 
Bronitomäky *) und Augufi v. Wigleben und dem Or 
m Vollratd dv. Lömenfein-!Wertbheim zu einem poetie 
[den Kränzben verbunden. Daffelbe Ließ im I. 1908 
au Erfurt eine Eleine Sammlung von Poefien erfdeinen, 
unter dem Titel: „WBeibgefbenke von Sreunden 18 
. Sreunde.” ©. hatte at Gedichte beigefeuert: verren 


"3Deflen-Bioge. f. isn 18. Sadıg, des IR. Rekz. ©. 0% 





Schreyer. 508 


der Liebe. Die Erwartung. Der Regenbogen. Vollen⸗ 
dung. An Vollrath. Der Gefang der Parjen. Klage, 
Eder Beſuch. Dos Gedicht: „Vollendung ” ift nun nach 
, 82 Jahren in Erfüllung gegangen. — Außer den genannt 
‚zen Werken find noch von ihm erfchienen: *Bldtter zur 
‚Sunde d. preuß. Staatd u. feiner Verfaflung. 1. Stuͤck. 
Berl. 1808. — *Eudomened, eine Erzählung in 3 Bd. 
‚Ebd. 1808. — Themiftofled; ein Zrauerfpiel in 3_Aufe 
gan. Quedlinburg 1804. — Weber die gegenwärtige 
‚ wbeurung u. Hungersnoth. Berl. 1805. — * Commens- 
: garien zur neueft. Geſchichte d. preuß. Staated. Braune 
ı fomeig 1807. — Der Rofenfranz._ Quedlinburg 1811. 
‚ (Erpielt 1816 e. neues Titelblatt: Gedichte) — Aben⸗ 
‚ &heuer in Volksmaͤhrchen. Ebend. 1811. — Atbendum 
‚ für Sreunde d. Declamation. Leipzig 41817. — Siboplli⸗ 
niſche Blätter d. Magus in Norden (I. G. Damannd). 
Nebſt mebrern Beil, beraudg. Ebd. 1819. — Erzählung 
von den bei der Reife der Kronprinzeffin Elifaberb von 
reußen durch die Provinz Halberftadt im Novbr. 1823 
att gebabten Seierlichkeiten. Halberft. 1824. — Zieferte 
außerdem noch Beiträge zu verfchiedenen Schriften und 
Zeitblättern. 
d. Mittheilungen ded Fr. R. v. Strombedi u. ded Hrn. 
as Ehr. — in —* „Menſchenfreunde von ar „Pa. 


Arendt. 
* 168. Chriſtian Heinrich Schreyer, 


Doctor der Diedicin zu Altenburg; 


Bed. den 28. San. 1760, gef. zu Schmölln (Hzgth. S. Altbg.) den 
14. Aug. 1836, 


Die Familie, aud welcher der Entfchlafene ſtammte, 
mar feit dem Beginn des 17. Jahrhunderts im reußifch. 
Voigtlande heimisch und die Söhne derfelben widmeten 
Ad Senerationen hindurch dem geiftlihen Stande; Die 
Tochter waren größtentheild an Prediger, im Baterlande, 
wie in dem benachbarten Baireutber, und Neuftädter 
Kreife verheiramet. Sein Vater war: Chdriſtian Deinr. 
Schreyer, zuerſt Diaconud, dann Arhidiaconus zu Saal⸗ 
‚burg und flarb im 3. 3763 ald Paftor zu Eangenberg bei 
Gera; feine Mutter, eine geborne Weife, ‘Tochter des 
Uimtmannd zu Schleiz. Schreyer würde wohl auch Dem 
©tande treu ‚geblieben fein, wenn nicht_der frübe Tod 
des Vaters ibm, dem jingften Sobne, freiere Hand in 
der Wahl des Berufs gegönnt hätte: er entſchied ſich 


608 . Gramer. 
er einige Neigung zur Moſtik blicken und (di 
—E —28— und amannd Schriften fehr. De 
Urt, mie er dad Andenken feined Vaters feierte, 46 
reichte ihm befonderd zur Ehre ; feine Biographie dei 
ben, weiche vor deflen von Denke 1806 beraußgegebens 
Briefen an einen Schulmann ftebt, ift ein Eleines Me 
ſterſtuͤck und_von einer Simplicität Der Darfielung, web 
er er in fräten Schriften nit immer treu geblichen 
iR. — MI Scriftkieller war C. fehr thätig, nict mm 
ald Recenfent in den erfien deutfchen kritiſchen lem 
fondern vorzüglich als Biograph, das Eonverfationdieries 
und die Zeitgenoflen (deren Deraudgeber er eine Zeitlang 
wear), fowie unfer Refrolog enthalten eine Menge “23 
Arbeiten, welche aus feiner Feder floſſen. Aber aud 
rere Wſtdandige Werke dat er aus dieſem Fache der 
Geſchichtſchreibung geliefert. Wir nennen nur die fe 
bendbeichreibungen Hamanns, des Eönigl. preuß. Sum- 
miniſters Grafen v. Buͤlow, Joh. Andr. Gramerb, dei 
berühmten Metallurgen, feines Großoheimd; die Veh 
träge zur Gelicte Sriedr. Wilhelms I. und Sriedrig IL 
(Hamburg 18%) und die Dentwärdigfeiten der Gräfe 
aria Aurora Königsmarf. Auch in der Kirdengefgin 
bat er ſich verſucht CHalberftadt 1828 u. 1830). Die ie 
gonnene Geſgichte dẽs KKönigreih& Weſtphalen blieb us 
vollendet. Eben fo die Lebensgefchichte des Zärften 
Denberg, mit welcer er fib in feinen Tegten Lebendja) 
ren beichäftigte. C. bat, vorzüglich als Gritiker, meh 
auf die Deuter Literatur eingewirft, als bekannt gemwon 
den. Er gehörte nicht zu den großen und ausdgeeides 
‚sen Schriftſtellern, welche ald Sterne erfter Sröfe glär 
en; aber au von ihm gingen Lichtſtrahlen aus und f 
be redlih Dad Seine gethan, aufjubellen, deshalb bieik 
ein Andenken den Deutfchen theuer. Im I. 1804 we 
€. mit dem ungemein liebenswürdigen, damaligen Gr 
fen Wildelm von Lömenfein » Werthein und einigen au 
dern geiftreiben, Sreunde deffelben, dem Prinzen 
». Carolath Schönaich, dem Frhrn. Alerander v. Opels 
Bronifomäfy *) und Auguft v. Witzleben und dem On» 
fen Vollrath v. Löwenfteins Wertbheim zu einens poen⸗ 
ſchen Kraͤnzchen verbunden. Daffelbe ließ im 
zu Erfurt eine Fleine Sammlung von Poefien erjweinen, 
unter dem Titel: „Weihgeſchenke von Srennden as 
Sreunde.” C. hatte acht Gedichte beigefteuert: Verrat) 


*)Deffen-Biogr. ſ. im 18. Jadtg, des M. Keks, ©. 60 


Schreyer. 508 


ber Liebe. Die Erwartung. Der Regenbogen. Vollen⸗ 
pdung. An Vollrath. Der Gefang der Parzen. Klage. 
Der Beſuch. Das Gedicht: „Vollendung ” ift nun nach 
» 82 fahren in Erfüllung gegangen. — Außer den genannt 
sten Werfen find nod von ihm erfhienen: *Blaͤtter zur 
nunde d. preuß. Staats u. feiner Verfaflung. 1. Stüd. 
«Berl. 1808. — *Eudomened, eine Erzählung in 3 Bd. 
Ebd. 1808. — Tpemiftolled; ein Trauerfpiel in 3 Auf⸗ 
rfügen. Quedlinburg 1804. — Ueber die gegenwärtige 
Theurung u. Hungersnoth. Berl. 1805. — * Eommens- 
:garien zur neueft. Sefchichte d. preuß. Staates. Braun⸗ 
ſchweig 1807. — Der Rofenfranz. Quedlinburg 1811. 
bielt 1816 e. neued Titelblatt: Gedichte) — Abens 
euer in Volksmaͤhrchen. Ebend. 1811. — Athenaͤum 


reußen durch die Provinz Halberftadt im Nopbr. 4823 
Sart ebabten Feierlichkeiten. Halberft. 1824. — Lieferte 
außerdem noch Beiträge zu verfchiedenen Schriften und 
Beitblättern. 

⸗ 0 —2 ⸗ 8 — 
a HR Rn ae 


Arendt. 
* 168. Chriſtian Heinrich Schreyer, 


Doctor der Medicin zu Altenburg; 
Bed. den 28. San. 1750, geſt. zu Schmölln (Gzgth. S. Altbg.) den 
14. Aug. 1836. 

Die Samilie, aus welcher der Entfchlafene ſtammte, 
war feit dem Beginn des 417. Jahrhunderts im reußifch. 
Wolgtlande beimifh und die Söhne derfelben widmeten 

enerationen hindurch dem geiftliben Stande; Die 

ter waren größtentbeild an Prediger, im DBaterlande, 

wie in dem benachbarten Baireuther⸗ und Neuftädter 
Kreife verheiramet. Sein Vater war: Ebriftian Heinr. 
Schreyer, zuerſt Diaconus, dann Arhidiaconus zu Saal⸗ 
‚burg und dar im J. 1763 als Paſtor zu yangenberg bei 
Gera; feine Mutter, eine geborne Weife, ‘Tochter deö 
Ymtmannd zu Shleh;. Schreyer würde wohl auch dem 
©tande treu geblieben fein, wenn nicht der frühe Tod 
Des Vaters ibm, dem jängften Sohne, freiere Hand in 
der Wahl des Berufs gegoͤnnt hätte: er entſchied Ach 





$sı0 Schreyer. 


für die Medicin. Dem vaͤterlichen Unterrichte, wie den 
w jener Zeit unter dem Director Hauptmann blübendn 
Bomnafum su. Sera , verdanfte er feine gründliche kig 
ſiſche Bildung und bezog die Univerfität Jena 1770. Is 
ter den.Zebrern jener Hochſchule ſchloß er ſich veſonden 
. dem großen Baldinger an, mit welchem er in imma 
engere Verbindung trat; fo Daß er unfedlbar aud) Iem 
VDorſchlage defielden: „die academiſche Laufbahn zu wäh 
en,“ ſich gefügt haben wuͤrde, wenn feine Bermögenb 
umfände es geßattet hätten und Baldinger nicht dem 
Nufe nad Göttingen gefolgt wäre. Nach viertda 
rigem Studium nöthigten ibn die Verhälsniffe, nad dem 
reuß. Sieden Hobenleuben fib zu wenden, wo er, ob 
fon noch nicht promopirter Arzt, Die Praris erfoigreig 
trieb und mit dem zu Altdorf 1804 verfiorbenen berähms 
ten Doctor, Prof. Adermann in der innigken Freum 
ſchaſt lebte, ein Band, das nur der Tod des Feptem 
trennen fonnte. Don bier ging er auf einige Monat 
nah Erlangen, um den Doctorgrad zu erwerben um 
disputirte 1775 nach Aphor. Hippocr. 45. Sect. ]l. 
Die epileptifhen Krankdeiten. Noch ungewiß, ob er is 
Hobenleuben wieder auftreten, oder andermärts ſich nie 
Derlaffen werde, entſchied er fih endlich für die Stadt 
Schmölln im Herzogthum Saclen» Altenburg, in dern 
Nade einer feiner Jugendfreunde ein Pfarramt erbaften 
arte. Alsbald zum Stadiphyſicus ernannt, lebte er dw 
eibft drei Jahre, Bid er einen größern und günfigers 
Wirfungsfreis in der Hauptftadt „enburg Ju gewiß 
en glaubte. Hier fand er feine Lebensgefährtin In der 
üngiten Tochter des dafigen Stadtrichters Röger, Sophie 
riederite, mit welder er bei allen Präfungen , die fei 
ner warteten, faft 60 Jahre in der zufriedenften Ex 
‚lebte. Nach dreijährigem Aufenthalte ging er nah Ei 
fenberg, von wo ihn der Ruf zum Dicehapepppfcat wit 
er nad N tenburg 3098 (1786). Bald Darauf ward er 
Arzt am Dafigen Waifenhaufe und am Hofpital zum Yeb 
ligen Geiſt, ſo wie Armenarzt im Diftricte Langenfeubt: 
Niederbain. Im freundlichſten Verbäftniffe lebte er is 
jener Stadt mit feinen Senioren: Rath Held und Kr 
nigöddrfer, deren er fi bis an feinen Tod mit einer 
beiondern Wärme erinnerte. Db ©. ein großer Arzt ger 
weien fei, wollen wir nicht entſcheiden; Doc bfieben in 
Stadt und Land dem Greiſe noch die Bamilien trem, die 
ben Eräftigen Mann in ihrer Mitte als beifenden Zreun) 
geſehen hatten: und eis Officiant am Vofpital 





Schreyer. | 314 


tal ſcherzend: „daß er der Anſtalt zum groö 
en den alle darin in — en 
ıchfte Alterfiufe erreichten.” Db zu ſolchem Ere 
der Arzt, oder die günftige Lage der Verſorgten 
beigetragen, bleibe unermittelt! Ein wiſſenſchaft⸗ 
:bildeter Arzt war er gewiß und an Treue und 
alt ließ er es auch bei den unangenehmften Erfab» 
i, die er zu machen batte, nicht feblen. Obſchon 
& die Verdaͤltniſſe genöthigt wurde, neben feinen 
: einen vom Schwiegervater begonnenen Wein⸗ 
tortzufübren, warb er doch den Wiſſenſchaften nie 
Jede Erfbeinung im Reihe derfelben würdigte 
je von einem Manne ſich ermarten ließ, den bie 
ı groß gezogen batten. Der einiiden Sprade 
: in einem jolden Grade mädtig, Daß er nod an 
cdwelle der achtziger Jahre im freien Stunden gern 
ſchweren Autor lad; die griechiſche war ibm nicht 
ınnt_ geworden und felbft vom Debräifden war 
och fo viel geblieben, daß er die Elemente derfels 
ine hatte. Engliſch und Franjoßſch batte er bis 
ertigen Sprechen gruͤndlich erlernt und in Eiſen⸗ 
ſowoöhl, als auch während ſeines zweiten Aufent⸗ 
in Altenburg beſchaͤftigte er ſich lange mit Ueber⸗ 
mediciniſcher Werke aus beiden Syrachen. Das 
groͤßere, von ihm aus dem Franzoͤſiſchen ins Deut⸗ 
bertragen, erfdien 1794: „Hrn. Lepecq de la Clo⸗ 
en. mediciniſche Topographie der ganzen Norman⸗ 
wozu ſein alter Freünd Ackermann eine die Be⸗ 
ig bed Ueberſetzers ruͤhmlich wuͤrdigende Vorrede 
—* überhaupt von je ber die Familie Durch reis 
tinderfegen fi ausgezeichnet hatte, fo ward au 
ie forgenvolle Sreude_von 16 Kindern, von we 
re 8 noch lebende an feinem Ende zum Theil wohl 
gt fad, im Vaterlande, wie im Koͤnigreiche Preußen 
en und dem Zürftentbume Reuß. Dreißig Ente 
ıgen die Kunde feined Todes, von denen Einer, 
den merkwärbigiten Abentheuern in Nordamerica 
erauögeber des zu St. Louis erſcheinenden „Uns 
8 aus Welten“ lebt, ein Andrer zu Reval in Eſth⸗ 
Die Stelle eiued Oberlehrers an der dortigen Dome 
Ritterfchufe bekleider. Drei Enkel mwißte er gluͤck⸗ 
verbeiratbet und fünf Urenkel waren feined Alters 
e. Im 3. 1838 feierte er in häuslicher Stille bei 
a aͤlteſten Sohne die Qubelbochzeit, umgeben von 
ı aundchk wohnenden Kindern und einigen Freun⸗ 


512 Schreyer. 


den. Eine Geſundheit genoß der Entſchlafene, mie ik 
ten Einer ſeines Alters. Nur in Den letzten 2 Jahm 
war ibm dad Gebör und Geficht geſchwächt. Bom Be 
Diciniren hielt er nicht eben viel und wäre die Erfäh 
nung der Homdopatrhie in eine frübere Periode fein 
CThaikraft gefallen, vielleicht, Daß er derſelben mehr An 
merkſamkeit gewidmet hätte. Seine Lebenömeile mu 
Die einfachfte und feine Kinder hielt er, mehr aus rund 
(oe; ald Dur Die Umftände gendthigt, zu einer frengn 
Diät an. Bewegung war ihm zur zweiten Natur gemon 
den und führte ihn der Beruf au) nicht. ins Zreie, fı 
machte er täglid einen Gang von mindeftens 2 Stun 
den, am liebfien allein und bei der unfreundlichken Bir 
terung,, felbft der ſtrengſten Kaͤlte, in leichter Reine 
Sein fcheinbar ſehr ſchwacher Körper mar der abgebät: 
terfte. Im gefelligen Kreiſe gefiel er fich mehr untr 
den jüngern Leuten, fo wie er überbaupt an fein Altr 
nit erinnert fein mochte. Geine Anfiht war: „Dr 
Menſch it fo alt, ald er glaubt zu fein!“ Bei den fit 
barſten Spuren eined hoben Alter fab man in ihm di. 
nen wahrhaft jugendlichen Greis. Obſchon boͤchſt reizbar 
von Natur, ſo war doch eine Heiterkeit in ſeinem Ge— 
mötbe vorwaltend, um welche nglinge ibn beneideten. 
Wer den Mann Eannte, mußte bierin eine befonder 
©unft der Vorfehung im Leben deſſelben erkennen , mel 
er der Schidfale fo viele, ja theilsweis nagenden Kum 
mer erdulder batte und von ſchweren Nadrungdforgen 
nur im letzten Sedftel feiner langen Wanderung ni 
verfbont ſah; aber auch eben fo eine Frucht feiner vis 
len Erfahrungen und feined guten Giaubens. Die Re— 
ligion war ihm ſtets theuer und werth, im eigentlichhten 
Sinne des Wortes Sache ded Herzens und nur di 
Abnahme des Gehörd und Gefihtd Fonnte ihn nötigen, 
dem regelmäßigen Befuche der Kirche zu entfagen. Eis 
Hörer des göttlihen Worted ohne lebendige Theilnahme 
wollte und konnte er nicht fein. Merkwardig mag übrir 
gend an ihm erfcyeinen, daß er, obſchon erjogen in ber 
alten DOrthodorie_ und. dem Spitem derfelben bid zum 
engebenden Greifenalter treu, Doch von feinen fpätern 
Jahren an immer freiern Anfichten über religiöfe Dinge 
duldigte. Sein Gedaͤchtniß blieb noch fange ungefhmwädt; 
Doc war die Erinnerung aus der frübern Vergangenheit 
idm lebhafter, ald aus der näher liegenden. Bei der über: 
großen Keizbarkeit feines Gemäth8 zeichnete ihn eine Gei⸗ 
eögegenmwart aus, die Bewunderung anfpreben Fonnte 


- WIE zum Winter 1 


v. Riegg. 518 


Dinge von minderem Belang regten ihn in der Regel 
mehr auf, ald Sachen von großer Wichtigkeit. — Gein 
Character war durchaus bieder, die Wahrheit fein Element 
und durch feine a NIE gegen Jedermann , ohne 
Anſehen der Perfon, konnte er jum Sprühmorte mer: 


o viel er vermochte; Mr in billigen Dingen, 
dtig, fo weit feine 
Kräfte reichten und nichts Fonnte ihn mebr erbittern, als 
Engderzigkeit, wo er fie auch fand, in allen ihren Arten 
und Xbarten; in der Sreundfcaft obne Wandel und in- 
nig dankbar für empfangene Liebederweifungen. Gefund 
und in feiner Art glüd ih, lebte das betagte Ehepaar 
‚ als die treue Sreundin von bin» 
nen fcbied. Tief bewegt, aber chriftlich gefaßt Rand der 
Vieberbleibende an ihrem Serge und gab endlih Dem 
Wunſche feined Sohned nad, bei Demfelben in Shmölln 
(feine beiden Söhne find dafelbf in geiftliden Aemtern) 
Den Reſt der Tage zu verleben, wo er am oben genanns 
sen Tage einem Schlagfluffe unterlag. 


169. Ignaz Albert v. Riegg, 


Biſchof von Augsburg, Reichsrath des Koͤnigreichs Baiern, Com⸗ 
mandeur des Civilverdienſtordens der baier. Krone und Ehrenmit⸗ 
glied des Metropolitancapitels Muͤnchen⸗Freifing; 


geb. am 6. Juli 1767, geſt. den 16. Aug. 1886 *). 


der Didcefe Zugeburg geboren. Seine Eltern waren 
eute, die 20 Kinder zu ernähren 


e ab. Der junge Profe erregte Durch feine Tas 





*) Nach: Katbol. Kirchenzeit. Nr. 133. 1836. u. Allgem. Kirchen⸗ 
yeitune Fer —8 und Die Schwetz. 1836. Nr. Ta 


N. Nekrolog. 14. Jahre. 83 


En d. Riegg. 


er am 29. Sepi. 1790 die Prieftermeide erde, 
—XS er fib neben feinen PER 
gen aud der Eeelforge, aus welder er jedoch bald ai 
eine andere Babn getädrt wurde. Am 6. Novhr. 17H 
wurde er na Münden und im J. 1794 nad Neubun 
an der Donau al$ Profeflor der Rbont und Matteme 
tie berufen, 1708 mard ibm Das Mectorat ded dei 
Saulbaufeb und 1799 fatt der Profeffur die Dir 
über dad adelige und academifhe Golegium und des 
Studentenfeminar Äbertragen. Na: —ãA der 2b. 
fer ward ihm am 1. Juni 1803 Die Pfarrei Aneräberg 
verlieben und gehatter, fie Durch einen BVicar zu verft 
ben; am 25. Detbr. deffelben Jahrs ward er zum Ober 
(ul. und Studiencommiflär der ‚Broving Neuburg mit 
dem Rang eined wirklichen Eollegienrathed ernannt, Um 
6. Dec. 1804 erbielt er die Gtadipfarrei Monpeim mit 
dem Auftrage, fie Durd einen Wicar verfehen zu lafen; 
dann den 6. Sept. 1805 bei der Fönigl. Landesdirection 
zu Neuburg dad Referat in Schulfadden. Den 30. Ang. 
1806 ward cr diefer Gefhäfte enthoben und zum Be 
weife der Eönigl. Zufriedenpeit mit feiner Gerhäftdfk- 
rung mit_dem Ehbaracter eined wirklichen geiftl. Rathed 
beeprt. Er verließ nun Neuburg, begab ſich nad Mon. 
beim und mwidmere fi ununterbrochen feinem Pfarramte. 
Am 28. Aug. 1809 ward er zum gitliden Sommifleriet 
des Juerkrelſes berufen und ihm die Unterfuhungscom- 
miffion der geißl. Angelegenheiten im Vorarlberg übers 
tragen. Im I. 1817 ward er von der Pfarrei Monheim 
auf die erledigte Pfarrei zu U. £. Frau in Mänden ver- 
fegt_und nad Errihtung des Erzbiötbums Münden. 
Sreifing im Jahre 1824 zum Domcapitufar ernannt. In 
biefer Eigeniaft mußte er dur feine eifrige Arıtöfäd- 
rung, fein Elugeö und befcpeidenes Benehmen und durh 
fein einfihtövoUes Wirken die Achtung der Großen and 
. Anöbefondere das Wohlgefallen des Könige Marimilian 
ofepb *) fo fehr zu gewinnen, daß er Durch dad Ritters 
reug des Eivilerdienftordend der baier. Krone ausge 
zeichnet, im gehre 4824 auf den erledigten bifcpöflichen 
©it von Augdburg_erboben und gm ReichErath ernannt 
murde. Den 11. zu 1824 zu Münden confecrirt und 
den 18. Juli als Bifhof in Augsburg feierlih einge 





") Deflen Biogr. ſ. im 8, Jahrg. d. R. Neke, S. 968, 


dv. Riegg. ..515 
fahrt, begann er die Bührung feined Amtes mit zweck⸗ 
"mäßiger —X de6 Elerical —28 u Dillingen. 
Den ipredendhien Beweis von feiner Tätigkeit ald- Bis 
f&of gab er dur& die Vifitatiom der ganzen, meit aus 
gebepnien Didcefe, in welder Fein nod fo abgelegened 
orf it, das er nicht felbft befunt bat. Er wollte ib 
eine lebendige Kenntniß feiner Didcefe verfhaffen. Am 
Sdluffe der ganen BVifitarion erließ er einen Hirtendrief. 
Der König Lu m erhob ihn zum Eommandeur ded Civils 
verdienkordened. Um Herkellung des Benedictinerfiftes zu 
Qugsburg bat er au Verdienfte ſich erworben. Im Wine 
ter 1895 erkranfte er. Nachdem man ale Heilmittel odne 
Erfolg verfucht batte, hoffte man von Gakteins berühmter 
Heilquelle gute Wirfung. Der Patient fehnte ſich wieder 
nad Haus, mo er am 9. Jull’kranf, wie vorder, wie 
der ankam und am oben genannten Tage ‘der Krankheit 
unterlag, — Wenn auch dem Berftorbenen Frömmigkeit 
und mande Privattugenden weder abgefproden werden 
önnen noch mollen, fo möchte dennoc fehr bezweifelt 
werben, ob er wirklich RE g' enfchafien und den 
bervorragenden böberen Geiftesblick befeften habe, 10» 
mit ein Birsor überhaupt und befonders in unfern Tas 
‚en außgeräftet fein follte. MWenigftens find feine offene 
inneigun, dam veralteten Infiture ded Mönderhums, 
eine Begunfligung obfeurer, frömmelnder Zeitfcriften 
und Traetdtlein, womit Deutfcland feit Gadren von 
Augsburg aus überfhwemmt wurde und die Hervorzies 
bung verafteter Gebräuche nicht geeignet, ein beſſeres 
Urtheil über ihn zu fällen. Bifchof von — batte Die 
allerdings febr löblihe Abficht, der tief gefunfenen ©its 
tenzudt in Valern wieder aufzuhelfen; allein daß Died 
nit dur Möncerei, dur Tractätlein, BWallfahrten, 
Medaillen n. . m. erreicht werden fönhe, bätte ein er» 
feucteter Bifpof an Spanien, Stalien und felbft an 
Nom nur zu leicht erfennen fönnen und follen. Geredis 
sten Tadel aber verdient v. gi durd fein Kreiöfcrei- 
ben an die Geiflichkeit feiner Didcefe, worin er feinen 
Glerud vor der, gewiß in keiner Hinficht unter der baier. 
Geißlicpkeit ‚Rehenden GeRlidkeit Würtembergd warnte 
und Annie Tentere auf eine eined Bifhofd ganz unmwär- 
dige Weile Pränkte. 


33* 


516 


* 170. Carl, 


Landgraf und Prinz zu Heffen, 
ednigi. Hän. Generalfeldmarfhall, Statthalter der Herzogtkäme 
Schleswig u. Holftein, Präfivent des Ein. Generalcommiflaristi« 
collegiumö , Oberpräfident der koͤnigl. ſchlesw.⸗ holftein. Regierung 
auf Sottorff, Ritter ded Elephanten:, Großcommandeur ded Des 
nebrog=, Großkreuz des heffifch. goldenen Lötwenordend , Mitglied 
und Ehrenmitglied mehrerer gelehrten und gemeinnägigen Geſel⸗ 
ſchaften, Doctor aller 4 Fatultäten *) u. f. w. zu Lowifenlund bei 
Schleswig. 
geboren den 19. Dec, 1744, geſtorben den 17. Aug. 1836. 


Der Landgraf Earl wurde iu Gaffel geboren und war 
der zweite Sohn ded Landgrafen Friedrich II. und der 
Brinzeffin Maria von England, Tochter Beorg I. — Die 
Mutter, eine _fehr geitreiche Dame, melde die feltenen 
Anlagen ded Prinzen bald bemerkte, war bemäbt, diefe 
mit möglichfter Sorgfalt auszubilden, wobei Der jun 
ürft bald der Liebling feiner Mutter "wurde. — 
einem 11. Jahre bein. er mit feinen beiden Brüdern, 
nach Sitte damaliger Zeit, die Univerfität in Göttingen. 
Beinahe 15 Tahre alt, ndmlih am 15. Nov. 1750 trat 
er ind dänifde Militär und zwar gleich als Dberfer dei 
damaligen Falſterſchen, jet 3. Tädfchen Reglments, & 
murde nachher Chef des Dän. Leibregiments Commas 
deur der Garde zu Fuß, aud) Grand maitre d’Artillerie 
und machte auch den Zug der dDänifden Truppen gegen 
Rußland, mit nah dem Mecklenburgiſchen, unter dem 
Feldmarſchall St. Bermain. — Am Hofe des damald 
regierenden Könige Friedrich V. ſchloß der junge Brinz 
‚bald eine engere veund (haft mit dem derzeitigen Kron⸗ 
pringen, nacberigen König Chriftian VII., mit dem er 
in gleihem Wlter war und in welchem Berhälftnig wohl 
zugleich der erfte Keim zu feiner nachberigen Liebe zu der 
Schweiter Ebriftiond VII, der Prinzeß Zouife *) begrä 
der mar. Etwa 64 Sabre nad feinen Eintritt in dab 
din. Militär, in welcher Zeit er mehrere Intereffaute 
Reifen gemadt und zum Generalmajor avancirt war, wer. 
mäblte er fi am 30. Aug. 1766 mit der Prinzeß Lonife, 
dritten Tochter Sriedrid V. Diefe Verbindung war niht 


L iä j 
Balter ven 9 Soon gen Jubll um feiner Ernennung zum Eten 
”,S.R, Nett. 9, Jahrg. ©, 1167. 





Carl, Landgraf u. Prinz v. Heſſen. 617 


eine Eonvenienzbeirath, fondern es Enüpfte Vie Innigfe 
gegenfeitige Zuneigung . ein Band, das in einer faft 

jährigen ex des mahrbaften Gluͤcks und hoben Se⸗ 
gend viel in ſeltnem Maafe ſchuf. Die Kinder, welche 
aus diefer Verbindung entfproffen, find: Die Königin 
Marie von Dänemark; ein Prinz, Wilhelm, melden 
ober bereit im 5. Jahre feines Lebens farb; der jegige 
Landgraf Sriedrid, Seldmarfhall und Statthalter der 

erzogthämer; die Prinzeffin Julie, Aebtiſſin des doch⸗ 
adeligen Klofterd in Itzehdbe; der Prinz Chriſtian, wels 
cher 1814 ald Generallieutenant und commandirender Ges 
neral in Fuͤhnen zu Odenſee farb und Die verwittwete Her- 
- y0gin von ©. H. ©. Gluͤcksburg, welche mit ihren zehn 
Sindern, den geliebten Vater bid an das Ende feined 
Zebend ummyab und den Abend deſſelben verfchönerte. Ein 
Jahr nach feiner Bermählung wurde er Statthalter (man 
nannte ihn ſpaͤter nur den „guten alten Statthalter “) 
und 1774 Seldmarichall, aud commandirender General 
der norweg. Armee, nachdem er im J. 1759 den Orden 
L’ union parfait erhalten batte und den 20. Juni 1766 
Kitter vom Eienpantenorden geworden war.. Im Jahre 
4834 wurde er bei Errichtung der ſchlesw.⸗holſtein. Regie» 
rung zum Oberpräfident derfelben ernannt. Das reitere 
Mannedalter und die fpäteren Lebensjahre des Verewig⸗ 
ten, fallen in eine Zeitperiode, welche die umfaſſendſte in 
der neuern Geſchichte 3 Als Fuͤngune erlebte der Ver⸗ 
ewigte den 7 jaͤhrigen Krieg. Er madıte ald Freiwilliger 
Den Feldzug von 1778 der Preußen mit, im baler. Erb» 
folgefrieg und der König Sriedrich II. achtete und zeich⸗ 
nete ihn als einen geiftreihen und unternebmenden Mis 
litär aus. Als gereitter Mann ging die tranzöf. Revo⸗ 
Iutign mit ihren nächften Solgen an ihm vorüber — ald 
Greis ſah er den Chaos der aus jener undeilfywangern 
zeit bervorging, fi wieder ordnen; fab die kaum be» 
eftigte Ordnung, abermald von der Julirevolution und 
deren Folgen tief erſchuͤttert und beobachtete feitdem noch 
mebrere Sabre die langfam fortfchreitende, häufig ge» 
fährdete Keftauration der europdifhen Wohlfahrt. Kein 
Wunder daher, daß mit der Zahl der Lebensjahre der 
von Natur mit feltnen Geifteöfräften begabte Kürft eine 
bobe Stufe menfhlider Ausbildung erklimmte. Sein 
wahrhaft erflaunenswärdiges aarmiß hatte aus den 
vielen, fo reihen ald mannichfaltigen Erfahrungen einen 
Schatz gefammelt, den ein Elarer und fcharf eindringen» 
der Verſtand mis Einficht und Umficht zu benugen Ketg 


518 Carl, Landgraf u. Prinz v. Heſſen. 


rege war. Im I. 1776 wurde der Prinz in Schleinh 
in den Sreimaurerorden ‚aufgenommen Caulegt mar m 
defien ©rofmeifter) , meldes befonderd deshalb merk 
- würdig ift, weil derfelbe Dadurch einem gebeimen Qunde 
beitrat, der in den nähen Decennten darauf einen be 
beutenden Einfuß auf den Zeingeif Äbte, unter def 
Made fi Ungedeuered vorbereitete , deſſen Sormen J 
— verbin dungen bedienten , in deren Birken uud 
reiben die jegige Zeit und die, aus welcher fie berson 
ging, ihre GeRaltung erhielten, die manches Onte, aber 
aud viel Unheil ind Leben riefen. Im Jabre 1784 trag 
Die unter den Namen des AUuminatenorden in Deutid 
fond entfandene gebeime Verbindung den Deremigten 
die Leitung ihrer Pläne für den Norden, Dänemart, 
Norwegen und Schweden an. Er (dauderte bei Dı 
gar der Entwürfe, die jur Erfrebung allgemeiner 


game Provi men und Länder unterwarf, was bie neuere 


— 
ECarl, Landgraf u. Prinz v. Heſſen. 519 


Biber es mar nod nicht belle geworden in diefer Mes 
‘spode der Kriegfübrung —. und fo mochten aud mohl 
die Vorbereitungen dazu, — welche die Solgen des au— 
jenblidlien Eftectd Durch Nacfag fidern follen — nicht 
% getroffen gewelen fein, als ein beabfihtigter raſcher 
Handftreih e8 noͤtdig machte *). — In dem Gefecht 
bei Duistrumbroe, den 29. Septbr. 1788, nahm er ein 
feindfihes Corps gefangen, mobei 10 Kanonen erobert 
wurden. Das 9. 1790 war — na den eignen Meußes 
rungen des Derewigten — eineß der gluͤcklichſten feines 
Zebend. Er fah feine Lieblingötodter, an der Hand 
des allgemein geliebten Kronpringen, des jegigen Ks 
nigs von Dänemark, den Weg zum Thron und dennod 
v einem, in den böbern Ständen feltnen häuslichen 
läd betreten. „Die Liebe vereinte Srederi und Marie,” 

[0 tier man noch auf dem fchönen marmornen Obelißten, 
er auf Zonifenlund, ald ein Denkmal dieſes glüdlichen, 
für das Vaterland an fillen Segnungen fo reihen Ers 
eignifie neh. Noch in den fpäteften Zabren, wo ein 
Moufupi_die verlorene Sraft der Süße erfegen mußte, 
bewegte der edle Zürftengreis fib felten im greien, ohne 
diefen Obelidfen zu beſuchen, von dem nicht weit ent« 
fernt, unter einer hoben Kuppel fchöner Bucen, ein 
einfaer sieredigter Stein die Marienlaube bezeichnet. 
n den fpÄteren neunziger Jahren ded vorigen und bie 
m Unfange des jegigen Jahrhunderts, lebte der Vers 
emwigte viel in Kopenhagen und batte ald ein gelieb⸗ 
ter Schwiegervater deö Damals die Regierung leitenden 
Kronprinzen, fo wie als fehr intimer Sreund des unver 
eßlichen Staatdminitterd Bernſtorff ze vielleiht mehr 
intdeil an dem damaligen goldenen Zeitalter Dänemarks, 
ald manche unferer fih In der Gegenwart weife dänkenden 
Megierungdreformatoren es glauben mögen, — XI im 
jadre 1801 Englands Nolze Politik zum erſten Mal die 
riegöfadel gegen Dänemark ſchieuderte, commandirte 
der ererigte das Armeecorpd, welches die freien Hanſe⸗ 
Mädte Hamburg und Lübe befegte. Mögen immerhin 
Pieudopolititer mande Wigeleien äber biefen foge- 
nannten geld; u. gmaaı baben, fo läßt fib doc nicht 
leugnen, daß ed das erfte Mal war, wo Englands ver 
*) Eine Darf diefeß Feld zuge mit, allen Ketenftüden bes 

” ie der Sandy J 

EN EL ERUEEN 


LAN A| 
Ma Blogs. £. im 18. Zodes· DıER, Rıtr. ©, 00. 


620 Cart, Landgraf u. Prinz v. Heſſen. 


mwundbare Stellen auf dem Gontinent richtig erfaunt md EN 
Mndlip berührt wurden. Db_Übrigend ber las N 
' 
! 





e 

u iefem Unternehmen von dem Deremigten oder um 
Kir von ibm audgegangen, Darüber ruht ur it u 
ein Dunfel. —* jahre. zabber, als 

in den af auf einan! Fa Mi enden 345 De 
and mit ihren Heeren Al memmten und auq 
Daterland ded verewigten Ya nicht verfconten, fand 
fein genäcteter Bruder, ber Kurfürk Wildelm L, 
wie mehrere Perfonen feiner ae Samilie mas 
endere vertriedene deusihe fürklide Perfonen, ein gi 
reich, —3* — — Afyl bei vn Anpremlaten auf 





1 Seirgbveriobe war e6 , 10 [1 
sch jalen und namentlic bei der us tung Deb 
nigreih6 Wenpbalen, Dem verewigten 8 ren von Res 

oleon glänzende Anerbietungen gemacht wurden 
ideinih wohl bauptfählih aus Er runde, 
—A die unterjohten Oeſſen und ihre Nad) 
ter der Regierung eined beutfden Sürfen, Karten * 
Bude und Unteribänigfeit erhalten zu fönnen. au 
der Landgraf dachte zu edel und war feinem 9 jerei 
— und feinem Waterfande zu treu, um auf unrequ 
igem Wege einen Thron zu befleigen, den der Thre⸗ 
am Öpfer jener Zeit tie mit allen Attributen der 
@hre ausihmäden wollte, vor dem aber dad wahre 
Ebrgefühl ve ana Sören zurüdbebte. Die Kolge 


ihn 
= H% Jahre 1816 eierne der edle Shrk I 








— * —I 
—— Bolt umgehen 5 "lm Yanfıen Male ung 
Diefem feltenen Bee folte der fdbne Tag nit mie 


Carl, Landgraf u. Prinz v. Helfen. 521 


—Tehren, denn am 12. Jan. 4831 ging die edle, fromme 
mensgefährtin dem nun wieder mit ihr Dereinten in 
MB deflere Tenfeits voran. — In ihr fan der ſcoͤnſte 
Weern, der Stolz; einer in ibrer Liebe vereinten, ehr⸗ 
Ardigen Sürftenfamilie ind Grab und ein beilig theu⸗ 
RE Band, das viele edle Herzen vereinte, zerriß. — 
Bin zweiter harter Schlag traf wenig Wochen darauf 

n fürfil. Greis, indem er feinen geliebten von Bel 

I 







mb, Den fo allgemein hochgeachteten Herzog von Hole 
win⸗-Gluͤcksburg *), im fchönften manneöfräftigen Alter 
wgraben feben mußte. Mit chriftlider Ergebung und 
zit der ibm eignen Geelenfraft ertrug der faſt STjährige 
Breid des Schick | 

8, Daß von diefem Zeitpunft an Die Abendroͤthe feis 
ſes ſchoͤnen Zebend zu erbleiben begann. Seit dem 
derbſte des J. 1835, befonderd aber während des Win⸗ 
ers wurde die Annahme feiner Koͤrverkraͤfte Allen bes 
nerklich, welche ihn umgaben. Allein die fo vielfe tig 
eibſt noch in den fpätern Jahren von ihm immer gläd» 
jch Aberftandenen ſchweren und leichtern Krankheiten und 
Inpäßlichkeiten batten feiner Samilie und feiner gans 
en Umgebung eine gewiffe Sorglofigfeit eigen gemacht, 
Yie, wenn fie auch zuweilen von der Furcht erſchüttert 
purde, doch bald wieder die Hoffnung aufleben und: die 
Dberhand gewinnen lief. Man bofft ja fo gerne, was 
san wünfht! Go verging der legte Winter und der 
Frühling nabte, wo die Verlegung ded Wohnfiged nad) 
ven anmutdigen Louifenlund immer einen Hauptab⸗ 
&nitt in dem Leben des Zürften und feiner Samilie 
ildete. Die hin und wieder auffeimende Furcht, ob 
ver alte fürftl. Greis noch nad gewohnter Weife feinen 
Sommerfig werde wieder bezieben fönnen, ward auf 
inmal verſcheucht, ald derfelbe unerwartet im Suni den 
Bag befimmte, wo er nad Louiſenlund zieben wolle 
17. Zuni). Die Reife dahin in einem fait “offenen 
Wagen ging befler, ald man erwarten durfte und die er 
ten Tage erfhienen fo ſorglos, daß die frobe Hoffnung 
mflebte, ed werde der Aufenthalt auf Zouifenlund den 
ntfräfteten Körper wieder fiärfen und fonach dad theure 
teben länger friften. ge Rathe ded Hoͤchſten war es 
inders beichloffen ! ährend des ganzen QTulimonats 
wechfelten wieder, wie fhon während des Winterd auf 
Sottorff, Die guten Tage mit fhlimmen und obwohl es 


SR, Rekr. 9, Jahrg. ©. 4174. 


ſals Schläge. Aber unverkennbar war 






622 Carl, Landgraf u. Prinz v. Heſſen. 


chwer zu beſtimmen, welder Tage Zahl die größte 
0 blieb doch im Ganzen eine Abnahme der Sträfte 
id. Auch der Auguft verging aͤhnlich, die Furcht 
gofnung wechfelöweile erregend. Indeß war beit 

liede der boben Samilie. und bei feinem in der um 
bung des veremigten Fürſten, wahrſcheinlich auq Mikrgis 
ihm ſelbſt nicht die geringfte Beforgniß, daß die (dm K Bst 
lie Cataſtrophe fo nabe räde, welche Alle am 17. 4 
(vor 50 Jahren der Todestag des großen Königs Frich 
si 11.) fo unerwartet und um fo tiefer vermunded K ihre 
berraſchte. Der Scheidetag felbit grisien ohne ai 

nzeihen einer naben Gefahr. Nah gewohnter Wek 
empfing er am Bormittage die Glieder feiner Zewilt, 
feinen Kammerberrn und feinen Adjutanten und Ya 


E die Brille weg und feste fib in feinem Tehniek 


einigen Minuten bemerkte der Kammerdiener eine & 
gentbümfiche Bläffe in dem Antlig ded Schlafendes; 
ald war er für immer entfchlafen und £ein Mittel ven 
‚mochte dad gefiobene Leben zurädzubringen. Am 30, Aug. 
wurde die irdifhe Hülle in die Domkirche in Schledw 
mit der den Verewigten ald Generalfeldmarfhall —8 
renden Feierlichkeit, an der Seite feiner ſeit 33 Jahren 
dort rubenden Gemahlin, zur Rude gebradit. innreid 
war dieſer Tag von dem tief trauernden Sohne dei 
Verklaͤrten, dem £andgrafen Friedrich, Feldmarſchall und 
Gtatthalter der Herzogthümer, zum Beftattungdtage der 
boben Leiche gewäblt. Un diefem Tage mar vor 70 Jah 
ren die Dermäblung der beiden hoben fürftl. Perfonen, 
vor 20 Jahren die goldene Hochzeit, vor 10 Jahren die 
Diamantenbochzeit gefeiert und nun, 70 Jahre nad) der 
erften Bereinigung und nach Sljähriger Trennung verciate 
der Kod fie wieder im Grabgewölbe. — Der Grund 
zug feines Eharacterd war, eine feltene gerienegüte _ 
begränder in einem tiefen aͤcht chriſtlichen Gemüth — fein 


Cari, Landgraf u. Prinz v. Heſſen. 623 


ten am ſchoͤnſten entfaltend in Wohlthun und in 
Wrderung des Glücks und der Wohlfahrt anderer. 
Mefer edle Trieb ift nie erftict worden, obwohl er oft 
a Undanfbaren und gleiönerifhen Betrügern ſehr un⸗ 
Beer wurde. Selb Menſchen, von denen der Ders 

gte wußte, daß fie feine Guͤte gemißbraudt, " fein 
Dölthun mit Undank vergolten hatten, verließ er dens 
—h nidt, wenn fie feinen Hülfe bevärftiig ware und 

fpendete er eben folben, denen die Schaam Über 
Te Salechtigkeit den Muth zum Bitten raubte, uns 

ten. Ueberdaupt war ein doͤheres chriſtliches Stres 
Wu, Ehrifto nachzuahmen, unverkennbar ein Grundzug 
Egneß ganzen Lebens, Handelnd und Wandelnd *). 
*inen Wahlfprud: „omnia cum Deo!“ hat er treufich 
WB an dad Ende feiner Tage bethaͤtigt. Mag er in dies 
ww Beziehung, in feiner Ueberzeugang von einer nähern 
Sörbindung mit Bott und Chriſtus zumeilen etwas weit 
egangen fein — wer darf richten Über fubjective Webers 
sagungen in böbern, überfinnliden Dingen! Mögen 
ine Anfihten und Meinungen in gewiſſen tranfcenden- 
m Senenftänden nicht immer mit der reinen Bernunft 
ertraͤglich geweſen fein und fo mitunter zu Behaun⸗ 
mgen und Yeußerungen geführt baben, die den vor 
rtdeilöfreien Mann befremden und zur Entfernung vers 
nlaffen mußten; fo befaß der edle Fürſt doch fo ausge 
»ichnete Herzendgäte, fo viel Milde, Menfhenfreunds 
chkeit und wahren Ehriftenfinn, daß man hierdurch übers 
Hegend angezogen und jur innigen Verehrung getries 
en wurde. — Ein raftlofer Thaͤtigkeitstrieb mar von 
eher dem Verewigten eigen, nie fonnte er müßig fein. 
Zelbſt in den leuten Jadren feine Lebens, mo die Koͤr⸗ 
‚erfräfte merklich zu ſchwinden begannen, verließ ihn 
er Thätigkeitdeifer nicht. Dom frühen Morgen bit zum 
päten Abend, die Stunden, mo er feine Samilie oder 
fremde bei fich ſah, allein ausgenommen, las und ſchrieb 
ınd arbeitete er unaufbörlich und felbft in feinem bo; 
ven Alter traf ibn nicht felten Die nabende Mitters 
ſachtsſtunde noch an feinem Schreibtiſch. Sicherlich if 
Yiefe Thätigkeit ein Hauptgrund mit geweſen, daß 
ver Verewigte die Zahl feiner Jahre fo hoch brachte. 
‚Der Geift muß immer Herr im Haufe bleiben und nie 
näßig fein!“ war eine oft von ibm gedußerte Lebens» 









*) Bon Reden, wel 18 Präfident der ſchleswe-holſtein. 
Bibelgefeufhaft Bleit, And manche HE er ſchlesw.⸗ holſtein 


er - Eggert. 
regel. Und fein Geiſt blieb Herr im Hauſe, bu 
lich dad ewige Geſetz, daß alles Irdiſche vergeben m 


au fein Haus untergrub und ed unfähig madıe, | 
ger zur Wohnung Des vollendeten Geiſtes zu diem. 


171. D. Franz Friedrich Gottlob Eogel 


Könige. Poyficus und Bergarzt deb Diandfelder Seekreiſes is 
leben, Mitglied mehrerer gelehrten Geſellſchaften; 


geboren den 15. Aug. 1778 , geftorben den 28. Aug. 185) 


Eggert wurde zu Eidleben geboren, wo fein © 
Etadeveigt war; er beſuchte dad dafige Gpmnefium 
ing 1798 (?) nad Jena, um Dort Medicin zu Null 
fair nach Leipzig, wo er Dfiern 1802 Doctor mal 
m Mai 1802 ging er ald practifer Arzı nad D 
furth, wurde im 3. 1805 Phyficus der Aemter Duck 
und Sittchendach und in dieſer Stellung blieb er 
zum 8. Mai 1816, mo er ald Bergarzt nad feiner 
terfadt Eisleben zuruͤckgerufen wurde. Trog feineb ! 
defdaͤftigten Wirkungskreifeß opferte er gern die ft 
pen Stunden höheren Wiſſenſchaften, feinen (da 
den Körper dabei nicht ſchonend und in deſſen de 
er nach einer Kraͤnklichkeit von 10 Tagen piöglid | 
innigſt betrauert yon feiner Wittme, 1 Sobn und 25 
tern. Bünf geliebte Kinder gingen zu einem beflern ! 
ihm voran! Literariſch war er fehr thaͤtig. Außer 
reren audführlien Abhandlungen und Auffägen ia 
chiedenen Zeitforiften: über die Entſtehung ded Bl 
eins, die Bewegungen des Foͤtus, der phpfiſchen 
tigkeit des Gehirns, dad Welen der miadmatifden 
erfheu, Das Weſen des Geſichtsſchmerzes u. m. d 
o wie fehr grändlide Gritifen in Nu und Gai 
epertorium; in Deder’d literarifchen Annalen uı 
Schmidts Fabrbücdern find folgende felbfiftändige S 
von ihm eribienen: Web. d. Waflerfucht. Lpzg. 18 
Ueb. dad Wefen u. Die Heilung des Groups. Han 
430. — Die organifhe Natur des Menſchen. 2 
Kpzg. 188. — Der gewaltfame Tod ohne Derle 
Berlin 1832, 


°) Nach Beitungänacdhrichten. 

















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— ug 
—LVO — 


1826 


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