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Peter Sriedrich Dudwig
Hetyuy ud Yon
Neuer
Nekrolog
der
Deutfden,
Multorum disce exemplo, quae facta sequaris,
Quae fuzias. Vita est nobis aliena magistra.
Caro,
Siehenter Jahrgang, 1829.
Erfiter Theil,
Nebſt einem Portrait,
Simenau 1831.
- Drud und Verlag von Bernd. Sr. Voigt.
Beier Friedrich Ludwig
— ————
Neuer
Nekrolog
der
Deutiden
Multorum disce exemplo, quae facta sequaris,
Quae fuzias. Vita est nobis aliena magistra.
CATo.
Siebenter Jahrgang, 1829.
Erfter Theil,
Nebſt einem Portrait.
Simenau 1831.
Drud und Derlag von Bernh. Sr, Voigt.
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Vera si quneris, naturam sequere, vanas petit ima-
gines stultus; bo hinc vitas ao sapientium lege vi-
veque, qui lactas mori pi, ut solide enim sapiat, sua
vulli sufficht aetes.
x
St, Meajeftät
Friedrich Wilhelm II.
Könige von Preußen.
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4
mn
Borwort,
Der durch feine Hortfegung von Meufeld ges
lehrtem Deutfchland, durch fein Zafchenbuch für
Literatur und Kunft im Königr. Sachſen und durch
feine zahlreichen nefrologifchen, Beiträge zur Hall.
fit. Zeit. als Literaturbiftoriker fo rühmlich befannte
Herr Rechts: Eonfulent Wilhelm Lindner in Dres:
den, welchem auch diefer Nekrolog von alleıh Ans
fang an bis jegt eben fo zahlreiche, ald wichtige
Beiträge verdankt, hat bad fehwierige Gefchäft übers
nommen, ein |
Alpbabetifhed Verzeichniß der im
neuen Nefrologe der Deutfhen auf
die Sahre 1828 bi8 1828 audgelaffe:
nen deutfhen Schriftfteller
nach gedrudten und handfchriftlichen Quellen zufam:
menzuftellen und in ber Leipz. Kitztg. 1830, Nr. 207
u. folg. abdruden zu laflen.
Indem ich dieſes Lindnerfche Verzeichnig am
Schluffe des gegenwärtigen fiebenten Sahrgangs
habe abdruden und in dad Regiſter deſſelben
einverleiben laflen, beabfichtige ich, hierdurch zur
Vollſtaͤndigkeit des Ganzen beizutragen und bdiefe
Auögelafienen bei dem in drei Sahren bevorſte⸗
henden . Generalregifter des eriten Decenniums in
® *
VI
Reih und Glied zu bringen. — Hrn. Lindner aber
danke ich nicht allein für diefe dem Nefrolog er:
‚ wiefene große Aufmerkſamkeit, fondern auch dafür,
daß er gerade dadurch, daß er die Möglichkeit eines
ſolchen Verzeichniffes darthat und auf nicht mehr
als 2 Bogen lieferte, zugleich die große Vollſtaͤn⸗
digkeit ber biöherigen Jahrgänge bed Nekrologs bes
xwieſen bat, benm die gebliebenen Luͤcken waren bems
nach doch noch nicht zahllos, fie konnten doch noch.
rganzt werben, a.
: Der gegenwärtige Jahrgang bat in ber erften
Abtheilung 418 und in ber zweiten 1192 Nummern;
er uͤberſteigt alfo in der Zahl alle frühern Sahrgänge.
Ich babe übrigens nur noch beizufügen, baß
EA Dr. Niſchwiß, welcher durch feinen Bei:
d und: feine Mitredaction fo viele Verdienſte
um bie letzten Sabrgänge bed Nekrologs erworben
bat, bemfelben durch einen ehrenvollen Ruf nach
Leipzig und zwar mitten in feiner Wirkſamkeit für
den gegenwärtigen Sahrgang entriflen worden if.
So ſchwer mir biefer Verluft fällt, fo werde ich
Doch bemüht fein, daß er für den Zortbeflanb des
Nekrologs nicht von nachtheiligem Einfluß ift.
Ilmenau, am 24. December 1850.
Der Heraudgeber und
Berleger.
Außer den vielen hintenoſſenen Familiengliedern
welche auch zu dem diesmaligen Jahrgang Ro⸗
en eingeſendet haben, verdankt er feine Voll⸗
ſtaͤndigkeit namentlich folgenden
geehrten Herren Mitarbeitern:
(8m alpbabetifäjer Bolge.)
ern Hofrat; Doctor von Ahorner in Augebu
EL an ice ne in Heidelber —* rs.
— = ag Arnds in Magdeburg.
berlehrer ©. 9. Ba Ka in Baugen.
ofprediger ion Beder in Tanefehingen,
farrer Doctor Bredm in Rentpendorf.
_ — Doctor Sr. Brüffow in Schwerin.
— Diafonus Calmberg in Meiningen.
gli Coldin in Oldedlohe.
at und Amtmann Eredner in Tonna.
— Pfarrer want in Zuffenhaufen.
— Doctor Ib. Döring in Gena.
— Profeffor Eferle in Sata) t.
— Em Eifenfhmid in Schweinfurt.
ei Elze, Infpertor am Schullehrer:Seminar in
De
— Kath Doctor Ernefi in Coburg.
— Spradlehrer €. Saique in Dredden.
par eiling, in Dradendorf.
—— 4 Doctor Gensler in Hild—
burghaufen.
— Doctor Gerbode in Göttingen.
— Doctor Gräbner in Weimar.
— Nector Gräfe in Jena.
— Amtmann Grebe in Hildedheim.
— Superintendent Gruner in Neuftadt a. d. 9.
— Sberſchulrath Gruner in Wiedbaden.
— Doctor E. Hönlein, Oberjufizrath in Ehlingen. _
— Zürgermeifter und Landtagsabgeordneten Hagen in
Bayreuth.
- Pe
vis
4
Herrn Derihtäamtmann Harries in FSlachſtoͤckheim.
— Diafonud anpsmann in Eilenburg,
— Paſtor 2° d in
octor d. Med. Aejwag in Eutin.
— — Arhidiafonus Doctor Henkel in Coburg.
— — rungs ſecretair —* in Liegnitz.
red iger
wi N d, eönigt, Studienanftalt in
— ar Jaͤck in Bamberg.
— Drofeflor Doctor Ihlin einin en
= red Klinghardt in albau bei
— vebiger Dockör Kunze in Bulferftedeb. Halderkavt.
£iebe in Oſchatz.
— — nie or Son £indeman in Zeiß.
— Redtöconfulent W. gindner in Dresden.
_ — Zufigratd Loͤck in Glauͤckſtadt
3 £ucenay in Dsnabrüd
—* Martius Apotheker und Privatdocent in
rlan
Zufiäratt Mepte in Sagan.
RI Neferendar $r. ©. v. Meper-in Caffel.
after 3 Minder in Eurdlad.
liothe£fekretair J. 9. Möller in Gotha.
— * ierungerash Doctor Morgenftern in Deſſau.
— Geheimen Sefretair Müller in Weimar.
— Doctor Nebel in Sießen.
— Afarrer Chr. Niemepyer in Dedeleben.
octor — Deeibuͤt, Profeſſor, Capitular und
Senior in
— en M Dettet in Safe ; n z fl
— Paintner, Director des Erziehungs⸗Inſtituts für
Stubirenbe in München. gs⸗J
1111
Dedart * in ji
— Cand. d eol. "Ehmidi in Raumburg.
— Diafonus Sgmibt in Ilmenau.
ıx
Herrn Schmidt: 2 — Prädicant und erſter Schul ⸗
er in_Alsleben
St. Ph. Joh dannes —— in Baſel.
——— Sgaellerin Guben.
— Diafonus — in Dresden.
— Kammerherrn Graf v. d. —— in Mit
— Major und Ritter DO. von Schwerin in Bauer
bn.
— Eduard Scriba in Darmitadt.
äufein Nanny Seidler in Nordhaufen.
ern Oberpoftcommifleir Sieg! auf Eprenbre Y
— Dberlandgerichtöfeeretair Steinmann in 1
— Dekan und Stadtpfarrer, Ritter, Doctor Sruy,)
in Gunzenhaufen.
ZI Doen aber, Schrer am Gymnafı
— Doctor €. ober, Sehr mnaſium in
Stralfund * j
_ — in San, —
9
Berihtigungen zu frühbern Jahrgaͤngen.
In dem „Neuen Bekcolön, der Deutfäjen‘* 3. Jahr, ang (ass),
P.is ii Hate Soßtont zu Ilen: Giögnt: fo Nieß ber Det (im ber
— Harburg), iwo Job. Sam. Ludıw. Nöldede zulegt Pre—
Im nämlichen Jahrgang Nr. 381 ift Georg Detharding mit
eine” chen (0 Deibenben Baker Dermifat, Das aBellalonehnn
1802° und „St in der Bibel oder in der gefunden MWernunft eim
Grund vorhanden, ber und verpflichtet, die Deutfähe Bibel des Tel,
Dr. Luther alB ein untrüglihed Wort Gottes anzunehmen? 180%,
fo wie die Predigt: „Was ift die neue Armenordnung *'* find vom
dem fehon vor mehtern Sahren geftorhenen Mater,
demfelben Jahrgang Nr, 382 ift att ze Aulefen: Dune,
p-
im nämlichen Jahrgang bei Nr. 28 . Cp. Öleemann (nicht
Giefmann) machte fidh nicht dutd) feine Werke, fondern durd) Are
Seiten in den Archiven um biefe verdient. Das hat im der Notiz
gefagt werden follen , die bier entftelt ift.
dem. 4. Sahrgangdes „Neuen Nefrolog d. D.’ Bb.2. ©.
776 wird gefagt, die „‚Eritifhen Sammlungen zur neueften Ges
fhichte der Gelchrfamfeit,”“ die zu Biigom 1770-1784 erihienen,
abe ıman im Auslande nur die (äwarze Beitung genannt, &&
ann, fein, daß man zuweilen Diefen Namen aud) ienem Sournale
gegeben habe; aber was man gewöhnlid fo mannte, da8 waren die
von Biegra in Pamburg Heraußnenebenen „„Qamburg’fcen Rachriche
En Be Sabtnng &- IX, Be Wortworts if der Angabe , saß
‚m 5. Jahrgang ©. IX. des Wormwort er Angabe , dal
ES Weiber det Wert, Ver in Ber 4. 6. 8. ok Er BUNT
abgebrudten ecenfion de& 4. Sahrgangd d«R. fei, in ber 4. &
180. Gro, Bl. Nr. 78 widerfprocen,
Beim 6. Sahrgange ded Nekrologß it bei Carl Frederic Nor-
dendtiöld Nr. 67. zu bemerken: Ginige Lebensumftände beffelben
find (nad_Giörwels Drudfärift: Det lefvande Sverige, Stock-
holm 1798, Första bandet. p. 87.) mod zu berichtigen;
on 1778 bi6 777 if Morbenstiöis heiß old Kanzlit, heiß aid
eaifrator in ber Eönigl, Kanzlei zu Stodhoim, angeittt gewefen,
ST Sabre 1777 unternahm gr, auf Berfangen feine Waters eine
Fi
ife nad) Mußland, und bei feiner Zuhaufetunft, im Sommer
‚„exbielt er die Anftelung ald Protokol:Gecretaie bei der aus:
mörtigen Stoatderpedition , jedoch ohne Gehalt, wodurd; er denn
jenötbigt wurde, feine väterlihe Exbfhaft aufzuopfern, Im Herbft
1783 veifte er nad) England, wo er fi ihre aufpleit. 1792
im @eröft munbe_ er als Esgationds Getrsfair bei ber. Tönigt,
Gefanbtfihoft {n Pamburg angefelt, und betam — mac einem 1:
jährigen Dienfte als Peototol-Serretait ohne Gehalt — den halben
Gehalt eines Legations-Gecretaite. Wald darauf erhielt er jedod)
wegen feinse oußnejeichneten Bänigteiten ben vollen Gehalt cines
Segationd;Sekretaird. Mac) einigen Sabren wurde Nordenstidto
von repelitt (alfa hat,se miht um fr
m Ubfeyied erfucht), erhielt aber eine fährlide Penfion von 300
'blr,, mit ber Grlaubniß, fi in Deutfchland aufhalten zu können
©r wählte nun Anclam zu feinem Xufenthaltsorte, wo er fid, aud)
verheitathete und mo feine zwei Älteften boffnungävollen Göhne
geboren wurden, Mon Dart Joß et, mach einem Wufenfbolte non 5
ren , nad) Woftod. — Gt if nie Generaltonful in Damburg ger
iefen, ud Dat er 0 nicht in Gamburg verheiratnet; eben (0 wenig
find feine 2 Söhne Inder Öröning’fen&chranftalt unterrichtet worden.
5 Am nämlicpen Sabrgang ©.830 muß e8 heifen fatt von Sohag,
m Shad.
Er Lihen Saprgange ©9023 ftept unrichtin ber. Generattieu:
* Beltheim al6 den 15. iSebr,. 1828 verftorben, er farb
9, wie feine Biographie in diefem Jahrgange zeigt.
ediſte zum 7. Jahrgang (1820).
Agimerkin mit, N en
—
a
der Ybuamarı, niät mad der Pal ya ehem).
dv. Abel, Prälat in Tübingen 245. Adermaun, Gen.
Divifiondarzt in ‚Halberftadt 1100. Adler, Premierfientes
nant in Magdeburg 97. Agricola, Derbiger in Janichen⸗
dorf (bei Zudenwalde) 115. v. Ahlden, Lucie, in Schaits
» 58. v.Ahlefeld, Dr. d. R, in Ofterhoff 249, Ahnert,
er in Brebnig.(in Schlef,) sis. Aingler, Kanonitus
in chem s14._d. Albedyl, Major in Lübben 735. Als
berti, geh. Ober-Finanzeath in Berlin 533. Albrecht, Oberftz
Kieuten. in Wien soo. Aldleben, Prediger in Murowangz
Goßlina si0. v. Altenftein, Freih. in Berlin co, v. Als
tenftein, Referendar iu Merfeburg 1405. Altmann, Stadts
gerices-Affeffor in Goldberg 111. dv. Alvensleben, Doms
pröbftin in Merfeburg 51, Ammon, Stadt:Pfr. in Ins
elfingen gas. Andermatt, Candammann in Baar. (Kanton
19) 879. Anders, Apotheter in Groß-Strelig (in Schles
jen) 141%. Angermann, Kapitän in Hubertöburg so. dr
Anpalt:Deffau, ‚Peingeffin im Deffau 55, Anton, Bieutes
nant in Grünberg (in Schlefien) 1161, Arbo, Juſtizrath
im Wilfter (Holftein) 1. D’Argent, "Sofkupferftecher in
Stuttgart 323, dv. Arndt, Hofrath in Heidelberg 18, v.
Arnim, verwittwete Generallieutenant in Berlin 1190,
Arnold, Prof. d, R. in Straßburg 75. v. Arnswald,
Landjägermeifter in Ziilbach 309, dv, Artner, Dichterin
zu Agram 367. Afimann, Hofſchauſp. in Neuftrelig 413.
v. Audrigky, Rechn.»Gecretär in München 72. Auerheis
mer, @af 350. ; Aurich, Rector iu
Marienberg 41. v. Furig, Major in Berlin -160. v.
Baader, &. Reg. Eoncipift In Wien 77. Baarmann, geh.
gas Dresden 1010. _ Babel, Premierlienten.
m Bredlon eos. ©. Babers, Gec.sSientenant in Mäns
fer 7 Blaee,. Ansirommif, in Naufchnig (bei Glos
gu 1015. Bader, ger! . Math in München 123. Bade,
;ammerreferendar inWollin (Mogbzt. Stettin) 1135. Bades
aus, Aittergutsbefiger in WBannigdroda (bei Gotha) 405.
jabe, Gutöbefiger in Bevezomw (Medienb.) 1125 d. Bas
den, — in Karlötupe sız. , ® 1 farrer in
Meder (bei Coburg) 108. Bahnfen,” — iger in Segrus
xn
277. Balt, Oberamtmann im Rehna 725. v. Balleſtrem,
Graf, Rittmeifter in Plawniowit (im Schlefien) 1077.
Bambach, Obergrenzcontroleue in Wildfchäg (bei Schils
dau) 1262. : Bär, Darren in Selben Saar on Delitzſch)
248.. —— beramtmann in Groſſendorf b, Steis
nau (In Schleiten) 1214. Baͤrenbach, Adjunct in Gättels
ſtaͤdt (b. Gotha) 1457. v. Barfus, Oberft in Berlin zes.
v. Barenekow, Oberforſtm. in Teſchwitz 194, v. Barten-
fein, geh. Rath in Wien 705. Barthel, Stadtfchreiber in
Roſſwein sos. Barthelmees, Erzpriefter in Dffendug 123.
Bartfch, Landſchaftsdir. in Gera 9. Bärwald, Stadtrath
in Berlin 1443. Baſſenge, Fabrikherr in Dresden 155.
Bättrich, Pfarrer in Warburg 157. Baͤtz, Kreiöfecretär
in Oppeln 1021. v. Baudiſſin, Gräfin in Knoop (in Hols
ein.) 1498. Bauer, Dr. d. Rt. in Leipzig 50. Bauer,
aͤrbemſtr. in Oberfchlemasss. Bauer, Senator in Rendds
urg 1152. Bauermeiſter, Oberförft. in Wprdam b. Dries
en (Rgbzk. Frankf. a. d. O.) 1086. Bauernfeind, Staats⸗
uchhalter in Muͤnchen 673. Baumbach, Dr. der Med. in
Langenfalza 1438. Baur, Rittmftr. in Spandow 795. Bed,
Bergamtöfchreiber in Schneeberg ssi. v. d Bede, Pfars
rer in Münfter 137. Becker, Hofmaler in Karlöruhe 282,
Beckert, Stadtrichter in Freiberg 1397. Beckert, Haupt:
Paſtor in Luͤbeck 1365. Bede, Kirchen⸗Inſpector in Straß⸗
burg 572. Behm, Regier. Conduct. in Ruͤdersdorf 659. v.
Behmen, Gerichtsrath in Mirow (in Mecklenb.) 121.
Behr, Konſiſtorialrath in Gera 228. Behr, Paſtor in
Schwarzenberg 268. v. Belmont, Hauptmann gu Ge⸗
ſchwenda (b. Arnſtadt) so, Benade, Paſtor Pr. in Hoyers⸗
werda 51. Benckendorf, Lieutenant in oͤnebeck 1308.
Benker, Kaufmann in Erlangen 891. Wellinann, Paſtor
in Möft (bet Halle) 216. v. Benning, Oberft in Caſ⸗
1% 175. v. Berend, Hofrath in Riga 1400. v. Berg,
berftlieutenant in Plau ss. Berger, geh. Hofrath in
Berlin 1830. Berger, Superintendent in Eisleben 80,
Berger, Pfarrer in Milz (b. Roͤmhild) 1170. Berger,
Kantor in Pleß (in Schleften) 1286. ergius, Stadtältes
fter in Berlin ss. Bergius, Regierungsrath in Koͤnigs⸗
berg 184. Bergler, Kabinetömaler in Rom 228. Bern⸗
hardt, Ober: Pfarrer in Poͤßneck 378. Bernhardt, Schuls
meifter in Eberſtadt (i Würtemb.) 1820. Bertz, Lehrer
in Goblenz go1. v. Beſſer, Oberſt in Rieſenburg 144. Bes
ftelmeier, Kaufmann in Nürnberg 60. v. Beulwitz, ge.
Rath in Rudolfadt 101. Beutlhauſer, Oberaufſchlaͤger
in Münden sıo, Weyer, Kammerrath in Arnſtadt 69
f, Generals
Blümde N Kreids
Banker Bnupie
jorchert, dv. Borel, Hauptm,
in, Charlottenburg 1453. SBorigs, Profeffor in
'orgold, Snfpector in Halle 125. 9, Bofe, Major
jenfels) 10m. Bö ———— wie⸗
Böttcher, Poſtor in Diffen b, Cottb, 33, Wötticher,
513. Brauns, Dr, der Med, iı derö] 1893, Brauns
ſchweig/ Gommiffionsrath I Shell Tuer Brepmer,
xıv
Generalmajor Inatibor 302. Sreidenbach, Rath in
Offenbach 64. Ireiting, Schullehrer in Sr. Zöffen bei
Borna 11m. Dräer, Oberamtm. in Bredlau a. Breu⸗
ning, Amtmann n Kaltenfundheim cıs. Brinkmann,
Kaufmann in Elbifeld 22. v. Britzke, Hauptm. in Lies
bau in Schlefien 15. v. Britzke, Rittergutöbef. in Plaue
0. d. H. 684. Brit Körfter in Bunzlau ss. v. Brizke,
Hauptmann in MT arı. v. VBrodhaufen, geh. Stantde
minifter in Berlin os. Brotze, Nath in Riga 1504
v. Brucken, Major i Städten im Mecklenbg. 1112. Bruͤck⸗
ner, Juſtiz. Gommiſſ. Rath in Göslin 1345. Bruder, D.
Med. Rath in Bern 187. v. Brunn, Hauptmann in
Zechlin (Bgbzk. Hotdam) 1337. Brunner, geiſtl. Minift.
Bath in Garlsruhe 13. Bucca, Hofrath in Memel ıısı.
Buch, Renteiverw. inSchl. Herda 776. Bucher, Amtm.
in Gödlin b. Stargarl 150. Buchwald, Oberamtm. in
Rohrbach 630. Buͤhrin, Dr. d. R. in Roftod 239. Bulls
mann, Bataill. Arzt & Kisingen 331. Bülow, Rentier
in Berlin ıseo. Bülow, Ob. Amtm. in Alt:Ruppin 667.
v. Bünow, Major in Cr. Glogau 1321. Burbach, Pfar⸗
zer in Ballſtaͤdt 148. Burchard, Dr. der Med. in Güs
ſtrow 864. Bufching, Ir. d. R. in Breslau 182. von
Buttlar, Gebeimerath u Buttlar sız. Buttmann, Dr.
d. Phil, in Berlin 222. Sammer, Feldzeugmeiſter in
Notbenburg a. Nekar 100. de Gamp, franz. Spradl.
in Breslau 1108. v. Ganpe, Seheimerath in Hannover
215. Garftädt, Paſtor emer. in Wolfsdorf (in Schlef.)
1338. Garftend, Dr. der Aheol. in Eubeck ass. Carſtens,
DO. E. ©. Advokat in Oldeloe 162. v. Gaffel, Kammers
unter in Glädftadt 5. x. Gaftelfeanco, verw Kürftin,
arol, Aug. ass. Ghallier, * feſſor in Berlinass, ECbop,
Juſttzbeoni tm Sangerhauſen. 1881. v. Eiriacy, Major
in Berlin 280. Glary u. Aldringen, Kämmerer u. Oberſt
in Wien 466 Glafing, Somponift in Hamburg 68. Glaus
fen, Sonfiftorialrath in Adelbye 115. Glauffen, Kanzlei⸗
rath in Glädftadt 17. Gloftermeier, Archiveath in Det:
mold 306. Goldig, Stadtrichter in Oſchab 210. Gollig-
non, Leibchirurg in Berlin 954. v. Golombani, Oberlieus
tn. in Wien 1011. Gonrad, Landſchaftskalkulator in Gr.
Glogau 1267. Conrad, Stadtrichter in Pitfchen (in Schlef.)
1215. Gonradt, SPoftmftr. in Fürftenwalde so. v. Le.
@og, Generallieuten. in Berlin 502. Le Goq, Kammerger,
Math in Berlin so. v. Gornotte, Gen. Major in Stutt-
art 1000. Göfter, Amtm. in Scönbantwig oo. v.
railsheim, Kammerherr in Schl, Morſtein (im Wuͤrtem⸗
Liz
> Detfch.) Assr. rang, Stadtrichter te Gyr
Mala: in —X om. Say, Mel Alten
bruch (im Serzogth. Bremen) ss; Gulemamn, Orlonem
in Köuigslutter 1900. Gunetth, Gontect, Bi 186,
Cunow, Kriege und Domänenrath in tee 251.
Cueth, Kr. Steuerrevifor in Dreöden 1094. . Gurtius, Dr,
DR. und Apellationsrath in Dresden 95. Gurtins, Dr:
baurath in Lingen 85, vd. Dante! Graf, Rams
mecher in &in Ugut (i, Sal) um, ill Ben,
D
moun in Ciegnig 15. vw. d. Dei
E kam) Lande Kehdin; vd
Gogerfamp (im Lande Kehl um) mE. n Dede,
a Beer in Wechtern 100.
Degen, Pfarrer in IMerbeuren (b. Meiningen) non. ©
‚Dehumann, Hauptmann in Penzlin (k. dB. Priegnig) 1208.
‚Degmair, Pfarrer in Augsburg 3 Jule
"lehrer in Gr. Glogau 1964. Derli, Polfgel-Ga| Diebe
fen 408. Dis
ut, 9. Schaufp. in Mannheim 10. KDietrid, Ober|
—5 in Se mdenburg ah 9.88% —X
zer im Unterrammingen, ẽdger. ZirEpeim el,
en a, d. D. 1020. Dihm, Paftor R}
6 ©. Dilgbtron, Bohlen ienan. u bikt, gan
mann in Landau ai. v. Ditmar, jer. Affeffor iu
d, Med. in Bagenon 42, Duboc, in Hamburg sic. Dühs
ing, geh. Iuft rath in Frauſtadt (in Gchlef.) ızıe._ Die
Er ®
— —— in A fe 1674 saw & tmann
farrer in —
Denke, a * Karifch soo. _ Jenzfch Gei⸗
und Accistomm. in Weißenfels 154. — Ga
in Mainz os8. Algen, eigene ün Dresden 130, a
Ku erhüttenmeifter in Ri
—— in — — Wundaꝛ
2 —— ee bei &uipsig ) — Wiomeck As =
(in Sal ef.) 1335: v Kalben, Major in Bienau- (m —
———* 289. —— Prediger in Friedland 207.
Kalter, Hauptmann in m
lieutenant in Görlig os. Kamphövener, Zuft; =
enladiver in
jen 417. v. Kern, Dr, der 3% u Bien 156. Kerſten,
= in —
Selen Kantor in Eisleben Keſſel ws
fee ir in rn Killer, — in Buͤdingen
633: Kirche, Dr. der Theol. in Karlsruhe 1401. —
hahn, Nittergutöbefiger in Zſchopau 955. Kirchner,
ſter in Beate Ki Fl an 1283, Kirpal,
minalvath in Pı ittli, Pfarrer in Bändorf fi
Schlef.) 009. lan Se einagatp in Berlin 1973. v.Rlas
hauß, ‚Dani: tig, Pfarrer in Goran 1. Klar, "Obere
amtmann in Berlin 1146, Klein, Rechnungsrath in Wien
35. Kleine, Gonrect. in Pirna 355. Kleinberg, Rendant
in Wriegen isco. Kleinmayer, Prof, in Nenl ung (a. d,
Donau) dos · Klemm, Galculat, in Dreöden ses. Klemm,
in Lübb: Kuipray De
Tenpaufen aore: v. Klocden , Mina 5
“Mittelm,) 1111. — lan ae
ever in Reichenau (in ie en —6
ol, in Straupiß ann. Ardscat in Grimma 47,
an, ‚Gonrector ana, — f. in
1340, KR ttenburg 1543. r
DOberaubditene in Göln 201. Kmauth, Major in Gotha 141.
Kneı Erbi in Neutaubenheim NRoclig) 1122,
Kneißler, Dr, d, Med, — 842, Knenlein,
,
Untermainte,
ch Romaesfereiie in Fisnberg Ina ul *
Ben ae, — Een
tribunalvath in Stuttgart 1142. Rath teuer⸗
caſſirer in Gamburg ei Naumburg) 11uz. Koch, )z
— ee 1544 DL a Se Bat
och, er D ai
in Hafenbir Gabzk. Königsberg) 1295. Köch,
meifter in Sommerbat (Unterm er.) Koehnes
mann, Kanzleidir, in Berlin 743. Köpler, Generalmajor
In Darmfladt 1a, Köhler, Poftmeifter in Waldheim 1435
Kobnen, Pi in Hildesheim 1970. ©. Kolhans. Nitts
üons Arzt HT, 1095. 9. Körber, Staatsrath in
Ye’ m Qaltenberg_ (m Cilefen) 1a. „0, Sofanlety,
en! Kol
——— Satans F ie *8
Are ‚Oberer d, Minprit, lefien)
108. 2 Su, 9 —* — — — Wien
treiß) 1908. ta. de Ur a0
Su, — in —— la
le in Berlin — Kraı 5, ein Ias
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265, ——
a in&Bien. Krı Be il, u, Buche
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card, Predee in Strasburg (in d. Ukermk.) 1513: Ek⸗
kardt, Ranfmann in Breblan 1150. Eder, Prof, d. Arz⸗
neitunde in Freiburg (im Breisg.) 1103. dert, Haupt⸗
mann in Wien 76. Eckhardt, Schulmeifter in Henners⸗
dorf (b. Herenhut) 1310. Egenhofer, Kr. u. Stadtgerichtös
fpreiber in Gtraubing. us. Egge, Advoc. in Itzehoe
657. Eggebrecht, Yrediger in Holzendorf 159. v. Gage,
Unterlieut. in Großkoͤllnbach (Bandger. Landau) sis. hs
lers, Superint. in Eittenfen 242. Eblers, Prediger in
Kotelow 142. Eichhborn, Bürgermflr. in Neuftadt a. d.
Halde 200. ‚Eichhorn, Dekan in Dehringen 1471. Eich⸗
mann, Schiffstapitäu in Roſtock 49. Bike, Apotheker in
Katſcher (in Schlef.) 1059. Eilerd, Dr. d. Ehir. in Ham⸗
burg 50. dv. Binfiedel, Kammerherr in Lüttich 100. v.
Einfiedel, Oberlieutenant in Wolftiß 376. Eis feld, Wechs⸗
ler in Göttingen96. Eißner, Bürgermftr. in Wittenberg 1462.
Elben, Prof. in Stuttgartaos. Elben, Dr.d. Med. aus Stutt⸗
gart 1880. Eibers, Pfarrerin Luͤttringshauſen i. Hannoͤverſch.
1514. Elöner, Stadt: u. Kreisphyſikus in Papau b. Thorn 1193.
v. Eiterlein, Eieuten, in Elterlein (ti. ſaͤchſ. Erzgebirge)
182. Emmert, Stadtrath in Neuftadt a. d. D. 619. v.
' Ende, Generallieut. in Berlin 331. Engel, DO. Med.
Aſſeſſor in Berlin 772. Engelhardt, Zilcylermeifter in
. Schönau (bei Schleufingen) 412. Engelhardt, Diacon,
in Weifendburg tı: Baiern 1055. Engelten, Dr. d, Med. in
" Hodenberg b. Bremen 1259. Engeld, Kaufmann in Wer⸗
den (a. d. R.) 10. Engler, Orgelbauer in Breölau 153,
Erbay- Schönberg , Graf zu, Standeöherr 199. v. Exbs
mannsthal, Legationsrath in Wien 1828. v, Erdt, Hof:
rath in Münden os2. Erhard, Hofrath u. Prof. in Hei⸗
delberg 1000. Erhardi, Paftor zu Hafelau im Holft. ser.
Erlenftein, Stallmeifter in Pleß (in Schleſ.) 1155. Ernſt,
Lehrer in Neus Belle 859. fen, Ing. Lieuten. in Bres⸗
lau gs. Ettenreich, Unterförfter in Bergheim (Ldger.
Neuburg) gas,‘ Ettmuller, Pfarrer in Landsberg 1a. v.
Epdorf, Graf, Kämmerer in Münden 866. Faby, Ober⸗
lieuten. in Wien csco, Fäligen, Salgrendant in Lübben
578. Falkenau, - Rabbiner in Fürth cor, v. Falkenftein,
Hauptmann a. D. in Laflahn 66. Farrer, Oberlieuten.
in Wien 1047. Bebland, Dr. d. Med. in Hannover 675.
Beil, Prof. in Amberg c27. Helft, Paſtor in Bukow (b,
Strasburg i. d. Ulm.) 1441. v. Feßmaier; Minifterials
eoth in Muͤnchen 4. v. Fichard, gen, Baur v. Eyſeneck,
Senator in Frankfurt a. M. 337. Fichmann, Oberfis
azrath in Berlin a Au Bürgermeifter in Schwein,
‘
XVIII
Banan. sız. Gaſtel, Foͤrſter in Longig (bei Zeig) 381.
v. Gaudeker, Major in Wufterhaufen (a. d. D.) 1036
Geiſer, Diaconud in Breslau 1520. Geißler, Paftor in
Atterwafch 81. Geißler, Prediger in Neu-Güftrinden (i.
d. MittelmE.) 1230. Geißler, Amtöregiftrator in Meffers⸗
dorf 407. Geißler, Eandeöger. Direct. in Naumburg 610.
Geiftinger, Buchhändler in Wien 777. Geithner, Dr. d.
Theol. in Weida 39. Gelhaar, Prediger in Stechau (im
Amte Schlieven) 1074. Gelpke, Dr. d. Med. in Goslar
499. Georgi, Nector in Bublig in Pommern 1081. Ger⸗
ber, Revierförkter in Boͤrichen (b. Zſchopau) 1305. Gets
burd, 3. u. 08.82. ©. Rath in Breslau 1377. v. Gers
hard, Ing. Lieutenant in St. Peteröburg 1113. Gericke,
Dr. d. Med, in Hamburg 1521. Geride, geb. Calculator
in Potödam 1038. v. Gersdorf, Senerallieutenant in Dres⸗
den 313. v. Geßler, Graf, Kammerherr in Schmiedes
berg 392. Geucke, Zöchterlehrer in Borna 10%. dv. Geus
fau, Großhofmeiſter in Karlsruh 67. v. Gillenberg, Rath
‚in Wien 738. Gillet, Gonfift. Rath, in Berlin 240. v.
Gigzycki, Borft. einer Erziehungsanftalt in Mitau 159,
Gliem, SPfarrverwefer in Gremsdorf ses. Gläfer, Ton⸗
Zünftler in Barmen 158. Gläfer, Oberalter in Hamburg
707. Gloͤckner, Paſtor in Annaberg 1420. Gluͤck, Gerichts:
aktuar in Oſchatz 256. meiner, Rechnungsrevifor in
Münden 1101. Goedel, Zuft. Commiſſ. in Erlangen 1365.
Goldftein, Pfarrer in Gemünden (U. Mainkr.) 1474 Goͤ⸗
ride, Prediger in Kopenhagen 236 Göffmann, Stifte
Rentmeifter in Friblar 1121. Gottſchalk, Ser. Amtmann
in Sroffen ss. Gottſchlich, Eathol. Schullehrer in Sei⸗
fersdorf (b. Grottkau) 1306. . Grabau, Dr. d. Med, in
BLübeck a07. Graeve, Kreifeinnehmer in Braunfchweig aez.
Graf, Eigenth. eines Allaunbergwerts in Wien 973. Graͤ⸗
fendorf, Seweral in Mechterftett b. Gotha 1475. Des Gran⸗
geb) Oberförfter in Berlin 1332. Gräfer, Hoflammerrath
Erbach (i. Rheingau) 11. Graßhoff, Reg. Rath in
Oppeln 53. Graube, Stadtrichter in MWoltenft:in 754.
Greven, Ob. Lieuten. in Göttingen 3. Grieninger, Des
can in Ruͤdenhauſen 183. Grimm, Gtadtger. Schreiber
in Alchaffenburg 1007. Grimm, Gupetint. in Dillenburg
1683. v. d. Groeben, Major u, Poſtm. in Driefen (in d,
Neumark) 874. v. Grolmann, Major in Berlin 68. v.
Grolmann, Staatöminifter in Darmftadt 70. Groffe,
: Kreißfete. in Dresden ass. Groſſe, Paſtor in Bert 154.
Groffer, Ob. Amtm. in Sauer 179. v. Groſſt, Medicis
nalrath in München 400, Groth, Paſtor in Ahrensboͤck
\
xıx
(i. Holſt.) us. Grotkian, Dr. d Theol. u. Generalfus
perint. in Holzminden 119. Grund, Ober⸗Auditor in
München ızı9. v. Grundemann, Graf in Linz se. Grun:
dey, Prior in Natibor 1323. Gründler, Schullehrer in
eidnig 1101. Grünebufh, Director in Belle 152%
Gruner, Neg. Rath in Goburg 1476. Gruß, Prem. Lient.
"in Dreöden os. Guhr, Sand. d. Theol. in Schoͤnbank⸗
wis (in Schleſ.) 1136. ©uerard, Dr. d. Med. in Elber:
: feld 399. v. Guetmann, Dr. d. Med. in München ass.
Guilleaume, Ob. Landöger. Rath in Münfter 262. v,
Guionneau, Generalmajor in Berlin 645. Gumprecht, Zus
ſtizcommiſſ. in Dels 25. Güngel, Juſtizamtm. in Gzar⸗
nowanz (in Schlef.) 1091. Gutbier, Gommiffionsrath in
Dresden 1060. Gutbier, Juſt. Amtmann in Naumburg
(a. d. ©.) 1380. v. Gutſchmid, Amtöhauptm. in Stein:
bach (b. Döbeln) 898. Gütter, Rechnungsrath in Wien
456. Haage, Dr. d. Met. in Tonna 829. v. Haagen,
eb. Sb. Finanzräthin in Berlin seo. Hangen, Mufits
ehrer in Berlin ges. v. Haaren, Major in München
1016. Haberland, Rector in Wernigerode 79. v. Habers
mann, Hofleibmedicud in Wien 1153. Hacye, Kriegsrath
in Berlin 10. Hack, Iuftizräthin in Wuͤrzburg 140,
v. Hade, Prem. Lieut. In Pofen sn. v Hädel, Legat.
‚ Rath in Braunfchweig 661. Hadmann, Superint. in Di⸗
terndorf (i. Lande Hadeln) s67. Höffer, Gteuerrath im
Greifswald 787. dv. Haffner, Senerallieut, in Gopenhas
gen 1175. Hagen, Medicinalrath in Königsberg 89. v.
d. Hagen, Hauptmann a. D. in Prenzlau 1195. Hähling,
Regimentächirurg in Weimar 382. Hahmann, Pfarrer
in Rochsburg (i. Schönbrgich.) 145. Haͤhn, D. Reg.
Rath in Stettin 618. Habn, &. Ger. Affeffor in Hoͤch⸗
ftädt (a. d. U.) ge. Haitinger, O. App. Get. Sekr. in
München 608. Hainz, Priefter in Münden 715. v. Hake,
verw. Staatsminiſterin in Stade 1370. v. Hallerſtein,
Major in Koͤnigsberg ser, Hälſig, Lehrer in Breslau
239. Hömmerlen, D. Lieuten. in Ludwigäburg 1418. 9.
Handel, Generallieut. in München soo. v. Hange, Hof:
rath in Buchareſt 9. Haͤnel, Kaufmann in Annaberg
335. Hanhart, Dberlehrer und Pfarrer in Winterthur
298. v. Hänlein, Dr, d. Theol. in Efjlingen 191. Han
a, Dr. d. Med. in Zeplig 1526. Hantelmann, Amtmann
Rageburg 602. Happel, Poftdirector in Krotofchin b.
Dofen 112. v. d. Hardt, Major in Braunsberg 686.
Hargend, Dr, d. Med. In Kiel 72. Harlan, Director in
Berlin 111. Harms, Schiffskapitaͤn in Hamburgerberg
I
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nemann, & jagbeburg 11m. Heinlein, Bürgers
meifter in Wittenburg 61. einde, Bofra in Dres
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feld 171. de een in Barget
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in Kl. 152, ii
Dia BE Brar Ge 1 an
- Herden, Suftizeath in Otts
machau 288, Sn Stadtdirector in Bredlau sıa. Herft,
Kriegsrath in Berlin co4 ann, Dr. d. Phil. in Eos
Sem d.
burg 286. ann in Görlig 63.
mei, —
id, Stadtger. Auskultator in Berlin 12. Hertel, &,
. Rath in Gobleng 1u9. GSerzenacker —*
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Münden 338. — ——— in —— jen 009.
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hau sce. Zurius, Prof. in Siraft 1, Kant Be ‚Kupfers
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(in Schlef.) 1935. v. Kalben, Ma; or in Wienau (im Brans
——— ſchen) oso. Kaliſch, Bea iger in * jand 207.
auptmann — * Ri 'h, Oberſt⸗
— Girlie ru Rumpbwenee, Surfatg 1a
Schleöwig 1535. Kannenberg, Apotheter in Nedermi En
(in Pommern) 1083. — Lieutenant in Hannover
Ar — Ir Roſtock 86. Küfberg, Ritters
— heran * — — Kaſtner, Pas
ee zu inemünde y7g. Kaͤftner, Rector in Merfeburg
531. Käftner, Legat.Secret. in Wien 790. Käuffer, Due
. in nn Br. v. a, Brit Negii
ehrer in Münfter Kerwii ed di Bein
Keſſel, Kantor in Eibiepen = & Bei in fe
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rath in Riga 1590. „v. Kay ling, 1 Gef, Hofmarfchall in
Kies — —* ——
in Wismar je, Ober-Poftamtös
festetär in Leipzig 1191. Killer, Birenkarp in Eh Dingen
= Te Dr, ei jeol, a Karlsruhe Kirche
au 955 rchner,
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minalea! fatrer in Sat (it
Schlef.) a0. nenne Srevieinaran in Berlin gr. v.Rlaz
* awlowit, Pfarrer in Sorau 1012. Klar, Obere
— Be 1146, _Klein, Rechnungsrath in Wien
— — in 2 855. berg, Nendant
Briege ‚Kleinma, 'rof, im Neuburg (a. d.
—— Miemn Gatalat, reden 15, Klemm,
ode; Bienten, in Delitfih (b.o m
1 ahetor fa Salnau 70: 0, Dleulaitr Bbeefleut
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Kämmerer in. Wien I. Mett ii
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Be a — ‚00, 6 Geyer, Yeiient in Ce 4
eburg 522. yer, Hofrath in
Meyer Sin — * ——
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— — in Gieles
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jen (in Hin jommern) 1352, Mökert, Arzt in
447. Molden, Eieut. in Gr.:Glogan iso, Moldenz
Dr, d. Med, in Hambur, . Molitor, Rent⸗
Er A ‚Sand, d. R, in Neus
Möller, Oberlieut, in Berlin as. Möl:
ler, Kantor Ih Sundhaufen (bei Gotha) 99, v. Se loltter,
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Deröhaufen 535. Momfen, * EN iin.
wig) 100% v. Monte, Graf, Premierlieut, in Pofen ins,
Moos, Hauptm, in Groß:Glogau 1481. Morandini, Pries
Mofche, Dr. d. Med. in Salzgitter 231. en Prem.
Schullebrer in Liebenau (ei Dr) 15% db, —
den 547. Müher, geb. Gabinetsfectetät in Dresden 1096.
Müller, Lehrer in Dresden 315. Müller, Rector in iss
u &. —— Miller, O. Steuet Controeur
- in Gnefen Geghe Bromberg) 1193. Müller, Dr, d, Med.
in Halbau 20. Müller, Pattor in Manker (bei —
Yin) 1126. Müher, Gommandant in Nauplia 269, ts
ler, Pfarrer in Neukirch Pe Dangen 27. Müller, Kam⸗
merfängerin in Neuftrelig 295. ülfer, Paſtor in Noch
Ki 651 Müller, Major in Ronneburg zı. Millner,
Hofrath in Weißenfels 214. Müller, Hofcath in Wien
37. v. Miündhaufen, Oberforftmeiftee in Büdeburg z36.
Münfter, Dr. d. Med. in Hamburg iass. v. Murzyromati,
im Berlin ss. Mufinam, Rechtöpraktitant in Bamberg
87. Nagel, Pfarrer in Holfeld (in Bambergfch.) 1256.
v. Naffau:Weilburg, Prinzeffin in Wien 397. Notho,
Nector im Coswig 156% Hauen, Vorſteher d, Aronfchen
Erz. Iuft, in Berlin 105. Naumann, Prov. Steuerdit.
Afefior in Pofen 11m. Nebel, Zörfter in Goldberg 1957.
v. Reipperg, Geaf und Feldinarſchali-Lieut. in Parına
a Reltzſch, AmtöInfpestor in Dresden a4. ©. Nes
met, Dr. d. Med. in Wien or. Neubert, Kantor in Ans
naberg 319. Neugebauer, PolizeisInfp. in Brieg 670.
Neumann, Adminifie. in Ki yo 778. Neumanı, Suftizs
Sommiff. in Breslau 11. Reumann, D.8.:8.:Affiftent
in Bredlau 1491. Reumayr, Gtaatstath in Münden 75.
Niedermayr, Pfarter in Baar os. Niefen, Rapellan in
Deutfp:Raffelwig, (in Schlefien) 1107. Nimhard, D.P.X.
Berretär in Brankf. a, DR, us, d. le Noble, Bojor in
—— —
XVII
Güftein di, je fecrötär in Berlin a. vw. Nds
on Fan gr m Reupouch (bei Bitters
— ——— Jauer 1014. v. Roſtiz,
Ru rganift in Badland 73. v.
Nuce, —— in Wien 534. - Nürmbı Paftor in
— wo; Rüfen, Shraeemeiner
Kopenhagen aoıs. Deh⸗
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gut Se) en) — öquich, Dr. u, — Siem 18336
Ai en 677- yauı, FAN, in Obs
au ne an, ur. ds» LER Staatsrath in Aſchaf⸗
fenburg 386. Paulfen, Organiſt in Brectium (i. Holft.)
1566+ uch, Di deſter im Neuftadt a. d. U, 780: Paw⸗
Likow farıı ——— (in Schieſ. jr us: v.
aloe im Beobfehtig ——
fer in Brofchez * ve ef.) 1080- ——
a dl "goikelßiretse In ABIR ware Bela,
1408. ar ivector in Wien 1097. al;
29.6 Eon. wocat in Beipgigusen Peter, Mas
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16 (Umt Alten 9) 1807. — Salhin ſpeci.
in Raſtenburg 1450. Puchner — — (im
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"Haupt. a. in Dvelgůne 220 v.
Sie Schagmeifter in Wien 88. Raabe, Fathol,
enter In Mean Eätet) 1c0, 2.
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* AR Ifel mftr. in Verdna a Kainke,
Dr, d, er Hofrath wehut 268. — Dr,
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d. R. in Oldenburg 122. Raſchke, Stadtrichter in Noſ⸗
fen 725. Raspe, Geeige in Suͤlz (i. Medidg. Schwer.)
112. 9. Bath, Apell. Rath in Wien 1. Natbbauer,
Rebnungsrevifor in Paſſau sı. RKathkens, Rath in
‚Reubrandenburg se. Rathmann, Kriegsrath in Gliezig
in Hinterpommern geg.. Rattwig, Dr. d. R. in Leipzig
394. Möge, Dekon. Inſpector in Maren (b. Dreöden)
1143. v. Rau, Poftmeifter in Gießen 1220. Rauch, Ober
in Buenos: Ayres 752. Rauner, Dr. d. Med. in Neuftadts
Gberöwalde 1160. Rauſchenbach, Quartus in Eilenburg
689. dv. Reden, Eondrof in Franzburg (im Hannoͤv. Amt
Calenberg) 8. v. Red ng von Biberean, Kammerherr in
Nürnberg 1200. Redlich, Lieutenant in Hatibor 1038. Reh,
Oberftlieutenant in Oſterode ta. Harz.) 1037. Rebbock,
Stadthauptmann in Budiffin 437. Rehm, Kaufmann in
Rotterdam 401. Rehmann, Profefjor d. Med. in Wien
4571. Reibeſtein, plaſt. Künftler in Breslau 241. v.
Neibnig, Dr. in Berlin 1341. Reichel, Lieutenant in Neiffe
or. Reichel, DO. Bauinſp. in Sprottau 480. v. Reich
mann, Reg. Pröfid. in Wien 111. Reidenitz, Reg. Gone
ducteue in Berlin 1254. Reimann, Rentiee in Berlin 1197.
Neimtaften, Dr. d. R. in Schwerin 287. Beinide, .Räms.
merer in Prenzlau s2s. v. Reiſchach, Dajor in Stutt⸗
gr 681. REN, Dr. d. bilof. in Vened 6 38. Heiß,
egiftrat. in München 1265. Renier, Amtmann in Geifersdorf
(6. Ohlau)ses. Reuniger, Dr. d. R. in Edewecht rss. Neinis
ger, Dr.d. M. in Groſſenhayn 48. Renſing, Decan in Dülmen
(b.Münft.) 1572. Reusner, Amtsverwalt. in Griviz (i. MdIb
Schwer.) 113 Neuß, Fuͤrſtin in Gera 56. Beuß, Beibe
medicus in Gtuttgart 1573. v. Nerin, Bauptmann in
Wodtke (b. Lauenburg in Pommern) 965. eye, Dr. der
Med. in Rigebüttel 975. Rhon, Referendariud in Ber⸗
in 197. Richardi, D. 8. ©. Referendar in Coͤslin 944.
Nichter, Apell. Ger. Rath in Ansbach 1334. Richter, Ganz
tor in Bärenftein (b, Annaberg) co» Richter, Rat) in
Eilenburg 208. Richter, in Pegau 167. Richter, Pfars
ver in Neuwaldau (Gagan. Kr.) 1083. Riedel, Kammer:
rath in Koburg sos, Riedel, Prediger in Richnow 253,
Niel, Kreisſchuirath in Würzburg 341. Riemann, Dr. d,
bil. in Goburg 186. Rieſchel, Paftor in Roſſau (bei
itweyda) 102. Wink, Förfter in Dommitzſch ss. Rips
yely, Rath in Wien orı- Riſch, Poſtmeiſter in Deſſau
195. Ritter, Apotheker in Mannheimgss. Nitter, Buchs
händler in Wiesbaden arı. v. Robertd, Baron in Grün-
hof (in Oftpreußen) ss. Roͤckner, Conſiſt. Direct. in
U
Ya 1104. Schul en I,
Ehoma in Erfurt. 183.
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Schumann, ©
Burg ısee. Schwabe, Dr'd, .R..in
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Xxxiv
v. Schwerin, Oberſtlieut. in Berlin ss. v. Schwerin,
Landrath in Dargebel 93. v Schwichow, Prem. Lieut. in
Saarhruͤck aus: Seehauſen, Major in Stade 237. Seg⸗
nig, Juſtizcom. in Merfeburg 90. Geibt, Handeldmann
in Löwenberg (i. Schlef.) 1206. v. Seidel, Major in
Liegnig sys. Geidel, Stadt⸗Muſik⸗Dir. in Wismar 308.
Seidner, Archivar in Würzburg 164. Seiffert, Polizei⸗
Inſp. in Schweidnis 1400. weriger, Apotheker in Görlin
(t. Pommern) 13607. Semmel, Stadthauptmann in Gera
s6t- Senger, yanmfte. in Stargard sog. dv. Geuffert,
Dr. beid.R u. Präfid. in Würzburg 185. Seydelmann, Prof.
in Dresden 129. v. Seydlitz, Ritterſchafts-Rath in Pots⸗
dam 409. Seyffart, Kaufmann in Dresden 373. Giber,
SHoftinfpector in Berlin 1069. Sieber, Operift in Caffel
1491. Siegel, in Annaberg 1598. Siegel, Rathmann in
Königftein rıs. Stegel, Pfarrer in Meiningen 1268. Sie⸗
gel, Senator in Sagan 995. Siegfried, Pofts und Bür⸗
gerneifter in Ortrandt 371. Sievers, Paftor in Husbye
Ji. Herz. Flensburg) 1694. v. Simmern, Kapitän in Hamas
burg 1203. Simon, Landger.Affeffor in Schlig 1135. Si⸗
monis, Proiae: in Boldenshagen 335. Gittig, Rev.
Körfter in Authaufen 12. v. Sohlers, Prof. in Berlin
650. zu SolmdsBraunfeld, Generalmajor in Braunfels
Dem: Niederrhein) 1151. zu Solms und Tecklenburg,
raf in Zreiberg o91._v. Sommariva, Marquis, Geheim:
rath in’ Wien 1044. Sommerbrodt, Bofeath in Breslau
ıus. Sömmering, Dr. d. Zheol. in Erfurt‘ 246. Sor⸗
ben, or in Sanifchwalde 151. de Soyecourt, verwit,
Marquife in Lagrave (b. Bordeaur) 1216. dv. Spanien,
Königin in Madrid 192. Spann, Kaplan in München 6o6.
Speer, Dr. d. Med. in Goldberg 1005. Speidel, Kaufs -
mann in Deffau 1.8. v. Speidel, Gensdarmerie⸗Ober⸗
Lieut. in München 680. Spiegl, Penftonär in Wien sos.
Spies, Gonſiſtorialrath in Frankf. a. M. 1230. Spittel,
farrer in Eberödorf sig. Spisner, Juſtizcom. in Ruh⸗
and 4901. Spitzner, Paftor in Langenreinsdorf (b. Bmidkau)
16. Gasanger, Pfarrer in Erkheim 12. Springer, Leh⸗
zer in Frankenſtein (i. Schlef.) 1144... Sprotte, Apotheker
in Budilfin 134. Stadlin, Dr. d. Med. in Zug 258. Stahl,
Buchdruckereibef. in Elberfeld 1300. Stängel, Pfarrer
in Sontheim 212. ‚Stark, Kaufm. in Nürnberg 1051. v.
Stauf, Oberlieut. in Wolfsfelden sıo. Steche, Suftizcom.
in Landöberg a Sachſ.) sr Stegmann, Dr. jur. utr. in
Frankf. a. M. gs. Gteidel, Blareee in Lohma (b. Als
tenburg) sor, v. Steinau, in Soburg 714. Steinbrügge,
en de & DR ah —
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Ban Beterminde trune, Dr, d. Med. in Dorpat
— — ee 100. "Eine —
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FR han .) 1384 — — in Wien 728.
— Zeuglieut. in Ternaut, Advoe. it
Süſtrow 78. % ee Seniealiinier in Dresden
213. Zeucher, Stallmeifter in Dresden 1366. 1. Zeyl Ben
joffeeret. in Wien a0. Thering, Sarnlfonerm.
ector in Sarlouis 110. Shiele, ir fecvet. in
and (im Medl.) oo, hiele, ©: Deal: ehrer in ir
jard 1404: dv. Thile, Generalin Berlin or.
Kanu in rangenfa r 147. 2 A Dr. d. Med.
1. deegzen Eiſenach 77.
Ben Srinbendreehf — zig une jürnagel, Prof.
BiB-
af 1495: — Ardyidiac, in Hamburg
274. F "aa ei ', Graf in Schl, wie je 990. Tour,
th in ‚Hildesheim Treplin, Dis
tor in Su ie — Trep⸗
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ER est, — —
ZIXvHI .
chirurgus in Zehdenik (Regbzk. Potsdam) 117. Wins
mer, Rect. in Plauen (i. B.) 181. Winckler, Dr. d. R.
in Leipzig 98. Winkler, Apell. Ser. Gecretär in Bam⸗
berg’ 373. Winkler, Hauptm. in Goblenz sr. Winkler,
rem. 2ieut. in Herzberg: 1406. : v. Winning, Hauptm.
Stoffen 64% v. Minterfeld, Rittmſtr. in Montig 1130.
Winterl, Reichsarchivsſecret. in München sıs. Wirt,
wachs, Buͤchſenmacher in Poͤßneck 395. Wirſch, Oberſt⸗
Heut. in Münden 686. Witt, Pred. in Nienſtädten 806.
MWittcke, Prediger in Schweſſin 166. Witte, Nittergutös
bef. zu Zeidlig (i. d. Neunk.) su. Wittmann, Inſpect.
in Schwabach 157. 9. Witzleben, Dberſtlieut. in Dres⸗
Den 217. v. Wolf, Poftdirector in Eleve 10. Wolf,
Advocat in Grimitichau (b. Bwidan) 115. Wolf, Apos
theker in Dederan on. v. Wolf, Bifcbof v. Regensburg
393. 'v, Wolfersdoxf, Lieutenant in Dreöden ası. von
Wolidi, GErzbiſchof in Posen 1437." v. Wolkenſtein⸗Troſt⸗
dburg, Graf in:WBien ms. Wortberg ,..Dr, d. Ppilof. in
Greifswald so: . Wrede, Prof. d. Math. in Koͤnigsberg
4605: v. Wreden, Gtantörath in Darmſtadt 48. von
WBrffowre, Graf, Geheimerath in Würzburg 657. Wulf⸗
beff, Sandfunditus.in Neubrandenburg: Wuͤlker, Stall⸗
fr. in Detmold:asor.. Mund, Minifterialeath in Garls⸗
zube 190. . Wunſch, Juſtizcommiſſ. in. Weißenfels «sa.
v. Würtemberg, Herzogin in Weslar 168. v. Würtens
berg, Lieuten. in Greiffenberg (in Schlef.) as. v. Wy⸗
U u. Eottum, Gräfin in Schwedt 6os. Young, Hofrath
in Wien 607. ' 0: Wenburg:Birfteln, Prinzeffin in Utphe
(D5. Heff.) u: Zacharia, Archidiac. In Itehboe 16008. v. Bas
Dow, Pr. Lieut. in Potsdam sa1. Zander, Gand. d. Theol. in
Danzig 1609. Zangen. Dr. d.R. in Dresden 94. Zarnad, Guts⸗
‚befsr. in Gr. Serlöng (B. Rheinsberg) 1808. v. Beh, Major i.
Garlsruhe 129%. v. Zeiller, Dr d. R. in Wien sı1. v. den
Kammerh. in Dreddengss. v. Zeppelin, Graf, Stantöminift.
in Wien 86. Berreid, Pfarrer in Hohrenfels (Edge. Neuburg)
1919. Biegler, Kinanzminift. in München 1409. v. Ziethen ‚Nits
sergutsbef. in Wildberg (b. Alt-Ruppin) 1342. Zimmermann,
Rath6:Gecret. in Breslau ssıo. Bimmermann, Dr. d. Philoſ.
in Darmftadt879. Zimmermann, Seminarlehrer in Freiberg
1309. Bint, Schulmeifter in Borbachzimmern 1319. Sitelmann,
Apothkr. in Stettin.sıs. 3i3, Me intnalzth. in Mainz 370.
Zollitofer, Landeshaupt in-St. Gallen 380. v. Iſchuſchen,
Dberſt in Dreyleben (b. Halberſtdt.) 1009. v. Zurweſten, Ges
neral in Hanau us - - et
I.
‘
.2.
———
x
Erfte Abtheilung.
Theils vollftändigere, theils ſtizzirte Les
bensbeſchreibungen.
N, Nekrolog 7. Jahrg. 1
Nachtrag
einiger im Jahr 1828 Verſtorbener *).
* 1. Mathaͤus Edler von Rath,
k. k. wirkl. Appellationdraty zu Wien;
geb. den 7. Sept. 1761, gell. den 23. Ian. 188 **).
Zu Ragendorf in Niederöftreih von redlichen Eltern
(der Bater wor Berwalter einer Privatherrfchaft ) Bebos
ten, legte der Verewigte feine Beruföftudien in Nieder⸗
öftreich mit angeftren tem Fleiß zurüd und wendete fidy
nach Beendigung dere ben und des juridifch politifeyen
Gurfus am 31. Ian. 1784 zum Yuditoriate. — Schon
1785 hatte er die vorgefchriebene Richterpruͤfung mit
dem günftigften Erfolge beftanden und wurde unmittels
bar darauf am 28. Jun. 1785 zu dem- k. E Fſchaiki⸗
ſten⸗Grenzbataillon als Auditor berufen; . und da er ſich
bereits im erften Jahre feiner Anftelung von einer fehe
vortheilhaften Seite bewährte, fo wurden ihm auberge:
wöhnliche Unterfuchungen und Geſchaͤfte von höhern Bes
hörden anvertraut, wobei er fich die Zufriedenheit feiner
Borgefagten und den Ruf entfchiedener Uneigennügigkeit
erwarb. — Am 1. Zul. 1787 wurde er zu dem Grrdiscaner
Grenzcanton — in einen weit ausgedehntern Wirkungs⸗
treis — überfest, und daß er auch bier mit Anftcengung
and Auszeichnung gedient habe, bewährt die im dritten
Zahre nah feiner urfprünglichen Anftellung erfolgte Er:
theilung des Hauptmannscharakters. — Er trat darauf
am 7. Dec. 1783 in gleicher Eigenfchaft von der Milis
*) Die folgenden 17 Netrologe enthalten Lebenöfkizzen von
Derfonen , derer im vorigen Jahrgange diefes Werks theild, gar
nit, theild nur mit wenigen Worten in der zweiten Abtheilung
Erwähnung a: . .
**) Bergl. Seitfchr. für öftr, Rechtẽͤgelehrſamkeit 1829, Juliheft.
1
I
Otto. 6
heit feiner Gattin nachtheilig einwirkende Klima ihn die
Gnade Gr. Majeſtaͤt anzufleben und um Brefehmg zu
dem niederoͤſtr. Appellationsgerichte anzuſuchen noͤthigte,
weiche Bitte ihm auch gewährt wurde. — Am 21. Ian,
1828 klagte er über Unwohlfein und zwei Sage fpäter
atte ein Gedärmbrand feinem thätigen und vorwurfss
eien Leben fchon ein Ende gemadt. — Anſpruchsloſe
uftrengung, Redlichkeit und Gifer, den eine mißiungene
Hoffnung zu fihwächen vermochte, hatten ihn als Ges
ie ftömann, ungetheilte‘ Zuneigung gegen Gattin .und
Inder, fowie Wohlwollen gegen den Naͤchſten, ihn als
Menfch ausgezeichnet. — Es ward ihm der herbe Schmerz,
ba geliebte Gattin und eine verheicathete Tochter vor
ch das Zeitliche fegnen zu fehen. Noch hinterließ er
einen Sohn (jest niederoͤſtt. Appellationsrath) und eine
unverforgte Tochter.
* 2. Georg Chriftian Dtto,
(als Binanzfchriftiieller audy unter dem Namen Seorgiuß und
" Ghrifiianus bekannt) + zu Baireuth;
geb. im 3. 176., geft. db. 7. Febr. 1828,
Diefer Iugendfreund Sean Pauls *) war bee zweite
Cohn des Wesperpredigerd Heinrich Dtto gu Sof ‚ dis
ned wegen feiner firengen Sitten und feines meralis
fon Lebenswandels allgemein geachteten Mames. Zu
nfang der 80er I. bezog er die Untverfität Leipzig und
kehrte erft nach feined Baterd Tode wieder nach Hof zus
ruͤck. Dort wohnte ex mit feiner Mutter und feinen Ges
chwiſtern *) in einem eignen Haufe, gemeinſchaftlich mit
bnen ein Kabrikgefhäft und eine Handlung verwaltend,
Aus innerer Neigung widmete er ſich indeß bald faft
ausſchließlich den Willenfcyaften. Die Familie lebte, bei
einem nicht unbedeutenden Vermögen, in gluͤcklichen Ber:
hältniffen, und jenem gaftfreien Haufe verdantte Jean
Paul, defien Umftände in feiner Jugend nicht die gläns
endften waren, manche Wohlthat. Die erfte Bekannt:
oft Dtto’8 mit dem eben genannten Dichter fällt in
das Knabenälter, ald Beide noch dad Gymnafium au Hof
befuchten. Als Jean Paul fpäterhin Hofmeifter in To⸗
gen und Schwarzenbach ward, Enupfte fich jenes jugend
*) Man f. deſſen Biogr. 8. Jahrg. S. 1085 db, Nekr.
. ie ebend e er find: der Hoffiskal Als
breit os —— — Dtto in Fi Mi
2 nen und
A Bartin ides Dekan Wernlein in Münchberg . ederite,
*
6 | Otto.
liche eſcheſtaen durch gemeinſame wiſſenſchaft⸗
liche Thaͤtigkeit immer feſter un unauflößlicher, worüs
ber Sean Pauls Briefwechfel mit feinem Freunde Ghris
ftian Dito *) mehrfache Belege gibt. — Dem Wunfche
feinee Eltern zu genügen, batte D. anfangs Theologie
ftudirt, bald aber fich zur Nurisprudenz gewendet. Doch
auch diefe Wiſſenſchaft verfolgte er zulegt nur nach all
gemeinen wiflenfchaftlihen Beziehungen, obgleich er ſei⸗
nen Bruder Albrecht in der juriftifchen Prarid unters
ftügte. Sich um eine öffentliche Lehrſtelle zu bewerben,
firitt mit feiner Liebe zur Unabhängigkeit. Wenn er
auch hie und da einen ſolchen Wunſch ausſprach, fo war
es ihm doch nie Graft damit. Erſt in fpätern Jahren
(1806) übernahm er auf dad Zureden feiner Freunde und
durch äußere Umflände genötbigt, das Amt eines Wegis
gimentd:Quartiermeifters bei der preußifchen Armee, Nach
der unglüdlihen Schlacht bei Iena ward er Privatfes
eretär Sr. Eönigl. Hoheit ded Prinzen Wilhelm von
ee: "Preußen. Aber nur zu bald ward ihm fühlbar, daß fein
ganzes Thun und Geyn der Zreibeit und Stile eine
zurüdgezogenen Lebens angehöre, in welcheß er, mandye
ehrenvolle Anerbietung ablehnend, wieder zuruͤckkehrte,
"and dem er, einen kurzen Aufenthalt in München abges
zechnet, biß zu feinem Tode treu blieb. In die eben ges
nannte Nefidenz hatte er ſich auf Beranlaffung des Mis
niftere von Lerchenfeld im J. 1820 begeben, um bei
einer neuen Organifation der Handelsverhältniffe im Koͤ⸗
nigreiche Baiern mitzuwirken. — Bereit im frühen
Alter hatten fih die Grundzäge feines Charakters in
rtem Wohlwollen, liebevoller Sheilnahme, ſtrenger Rechts
ichkeit und Uneigennügigleit entwidelt.e Sich ſtill bes
he "in feinen eignen Angelegenheiten, trat er in
remden, bei denen man feine Hilfe in Anſpruch nahm,
um fo kräftiger hervor. Gharakteriftifh war feine Wahrs
heitsliebe. Sein Geift zeigte eine Schärfe des Grkens
nend umd Unterfcheidens, die ihn zu einem lehrs und eins .
kupreiden Kritiker hätte machen Tönnen, Aber auch fein
efupl für das Höchfte und Edelſte in der Wiſſenſchaft
blieb immer rege und ſteigerte ſich beſonders da zu gluͤ⸗
hender Begeiſterung, als nach dem erſten Leſen des „Hes⸗
perus“ Jean Pauls hoher Werth ihm in feinem ganzen
Umfange klar ward. — Erſt feit dem 3. 1800 war D.
mit feiner Gattin Amoͤne Hetold aus Hof vermäßlt,
*) Berlin 1829, 8 Theile
Greven. 7
die er damals bereits feit 20 Jahren gelaunt hatte.
Das Gluͤck diefee She wurde nur dadurch geträbt, daß
fie Eiuderlos blieb. Amöne befaß eine fehr geiftige Aud⸗
bildung, die’ fie zum Theil ihrem Jugendfreunde Jean
aus verdankte. Außer mehreren Gedichten und Aufs
ägen mashte fie ſich als Schriftftellerin vorzüglich durch
ven Roman „Antonius *) bekannt.
Dtto felbft fchrieb unter dem Namen Chriftianus
Die Aufſaͤße: Euther u, Loyola u. Gola di Rienzo in
Woltmanns Sournal f. Geſch. u. Polit, 1802, Bd. 8,
S. 21 u. f. 1803, Bd. 2, ©. 285 u. f. 1804, Bd, 1,
©. 89 f. . Unter dem Namen Georgius, außer den
in dem eben erwähnten Journal befindl. Auffägen : Pas
zallele d. Kreuzzüge, Reformation u. Revolution u. Gleiche
genict v. Europa, feine Metamorphofe d. german. Adels,
urnb, 1810. — SHandeld u. Kinang: Pandora d. neuefl,
Seit. 1810, — Geſchichts⸗, Finanz⸗ u. Handelsanfichten, .
1811. 2 Bochn. — Betracht, üb. d. Gours d. öfter. Eins
Köfungsfcheine. 1813, u. Verſuch e. Darftell. d. Picengenges
ſchichte. 1814. — Nach dem Zode Sean Pauls befchäfs
tigte ihn defien Nachlaß. Die Anordnung der „Gelina”,
und die Herausgabe der erſten drei Hefte des Werks
„Wahrheit aus Sean Pauls Leben”. Bresl. 1826 u. f.
„8. ‚hat Otto beforgt. Bon den wiflenfchaftlicyen Unters
fuchungen , meift Ditorifcen und ftotiftifchen Inhalte,
mit denen er ſich in den 90er Jahren vorzugsweiſe bes
ſchaͤftigte, ift, außer einigen bereits erwähnten Abhand⸗
lungen nichts Durch den Druc bekannt geworden.
Jena. Dr. Heinr. Doͤring.
* 8. Friedrich Joſeph Greven,
Tönigl, hannov. Oberſtlieut. u. Command, zu Goͤttingen;
geb, d. 12. Febr. 1751, geſt. d. 2%, Febr. 1828.
Der Verewigte wurde in Harburg geboren, wo ſein
Water, Groß: und Aelterväter im hannoverfhen Mili⸗
tärdienfte geftanden, und hatte in den erften Lebensjah⸗
zen das Unglüd, eine fehr treffliche Mutter zu verlieren.
Er wurde darauf bei feinen Großeltern in Winfen an
der Luhe erzogen, wohin ſich der Großvater, als Major,
in hohem Alter zurhdgezogen hatte, Da der Knabe von
*) Nürnberg 1810. — Biographifche Nachrichten über Amöne
Dtto, erteilt v. Schindel in Denen Shrifielerinnen deö
19. Jahrh. Ah. 8, ©. 72. f.
Greven. 9
ergte auch da das Schickſal für Ihn. Er lernte in der
ter des Generallieutenant von Stodhaufen, der in
der Nähe auf feinem Sute wohnte, ein herrliches Weſen
vol hohen Geiſtes und Herzensgüte kennen. Bald vers
band die innigfte Liebe Beider Herzen. Ihre treue und
fefte Neigung erlangte die Einwilligung des Generals
und im J. 1752 wurden fie mit einander ehelich verbuns
den. ©; wurde Dberadjutant bei feinem Gchwiegers
vater und verlebte mit feiner Frau in deffen Haufe eine
Meine ſchoͤner Iahre in der glüdlichften Ehe, bis ihn der
feanzöfifche Krieg abrief. Er machte die harten und uns
gluͤcklichen Feldzüge von 1793, 94 und 95 mit. Waͤhrend⸗
dem war der edle General von Stockhauſen geftorben.
Seinen eignen Bater hatte er fchon einige Jahre früher
verloren, — Nach dem Frieden lebte er mit feiner Frau
und feinen heromwachfenden Kindern in Ruhe fort, bi6
im 3. 1803 durch die Beſisnahme der Franzoſen ein ans
Derer Abſchnitt feined Lebens begann, — Bei der Aufs
Iöfung des hannoverfchen Militärs im Lauenburgfchen
war er Mojor. Einige Verſuche, die er machte, gleidy
Dem größten heil feiner Kameraden nad England zu
gehen, wurden duch Intriguen vereitelt. Er 508 ch
nun in den Schoos feiner Familie zuruͤck, wo er in Goͤt⸗
tingen von 1804 biß 1808 lebte. Hartes Ungläd und Fa⸗
milienleiden aller Art trafen Ihn dort, die er mit dev
Auhe und der GStandhaftigkeit eines Weifen ertrug. —
Sm 3. 1803 fab er ſich durch feine Bamilienlage, u. von als
lem eigenem Vermögen entblöft, genöthigt, in weftphälifche
Dienfte zu treten. Die neue Regierung bemerkte bald
feine audgezeichneten Zalente und benutzte diefe bei der
Drganifation der Truppen, die er als Inspecteur aux
revues leitete; faft fhon 60 3. alt, wußte er ſich Doch mit
der ihm eignen Leichtigkeit des Geiftes in eine ganz vers
ſchiedene Ordnung der Dinge und ded Geſchaͤftsganges
au finden. — Wenn man den ftetö thätigen, fchnell fafs
fenden, hellen Geift des Mannes bewunderte, fo mußte
man fih noch mehr uber die feltenen Eigenfchaften feis
ned Herzens und Charakterd freuen. Nie ward eine grös
ere Hedlichkeit und Uneigennügigkeit gefunden. Er war
im vollften Sinne des Mortd ein wahrer, redlicher deut-
fher Mann; und weil er dad war, genoß er auch ftetö
dad vollfte Bertrauen derjenigen, mit denen er in Ver⸗
bältniffen ftand. Er hatte eine feltene Gabe mit Men:
fhen umzugehen, ohne fich je zu Schmeicheleien herab⸗
zulaffen und blieb ſtets gerade, ehrlich und offen, So
| 10 v. Feßmaier.
girg er auch jetzt feinen Weg, nüste manchem feiner
ndsleute Hte feine neuen. Pflichten und verlegte
die alten nie, — 685 wurden ihm viele Auszeichnungen
ya Shell die ihn freuten, und er genoß die Achtung als
Parteien. Im I. 1818, bei der Umwälgung der Dinge
und bei der Reorganifation des Königreihd Hannover mels
dete er fich bei dem Herzog von Sambridge und wurde von dies
fem menſchenfreundlichen Fürften, dem er früher bekannt
war, mit der gewohnten Güte aufgenommen und bald
nachher ald Commandant in Göttingen angeflellt, wo
nun fein letzter Lebenschfchnitt, begann und endete. —
Anfangs wurde er von ſchweren Familienleiden heimges
ſucht: die treue fo innig geliebte Lebensgefährtin farb
nach langen fchmerzlien Leiden, welche fie mit Kraft
und Hoheit trug, auch der einzige ihm gebliebene Sohn
wurde ihm duch den od entriffen. — Doc der edle
Greis befaf einen zu religiöfen Sinn und einen zu hei⸗
tern Gelft, um lange bei dem Zraurigen zu verweilen,
Bald Lehrte Heiterkeit und Friede- in feine Bruſt zuräd,
Er lebte nun noch 5 3. in ununterbrochener Heiterkeit
ein ſchoͤnes, filled Leben, mit einer einzigen ihm von 6
Kindern gebliebenen Tochter, deren zaͤrtlichſter Freund
und einziges Gluck des Lebens er war. Gein Geift war
auch in diefem legten Lebeusabfchnitt völlig kraͤftig und
endlich friſch und heiter geblieben. Gr fchritt gang
mit der Beit fort: Der Morgen war mit wiffenfchaftlis
en Beihäftigungen ausgefüllt und den Abend verfam:
melte fich ein Kreis edler Freunde um ihn, die ihn. wie
ihren Bater verehrten und liebten, Die koͤrperlichen Als
tersſchwaͤchen, denen feine zarte Gonftitution ausgeſetzt
war, trug er mit Geduld und Gleihmuth, ohne daß fie
eine innere Heiterkeit geftört hätten. Am 19. Febr. 1828
eierte er feinen 77. Geburtstag noch im Kreife feiner
reunde — den 22. fhhlummerte er, tief betrauert vor .
ielen, fanft und ohne Schmerzen hinüber in ein beſſe⸗
res Leben, dad er bier fchon in feiner Bruſt getragen.
* A. Johann Georg von Feßmaier,
Doctor der Rechte. koͤnigl. baier, Minifterialrath, Ritter d. Civ.
Berdienftord. u. Mitgl. der koͤnigi. Akad. d.Mbihenfe, zu einem
geb. d. 12. Ian. 1775, geft. d.27. März 1828.
Der Hingefiedene, als Hiſtoriker rühmlich bekannt,
ie Staufersbuch, einem zum Negenkreife des Kös
nigreichs Baiern gehörigen Dorfe, geboren. Beine Els
v. Feßmaier. 11
tern waren rechifchaffene, aber därftige Landleute. Sie
unterrichteten ihn zu Haufe fo gut fie konnten und ſchick⸗
ten ihn fleißig zur Schule. Da er in derfelben fehr qute
Anlagen und eine fehr große Neigung zum Studiren
zeigte, To fuchte ihn der Pfarrer_des Orts in dem uns
efähr 10 Stunden entfernten Amberg unterzubringen.
e kam Ende Octoberd 1786 dahin und wurde in der
Yateinifhen Neal: und hoͤhern Bäͤgerſchule eingereiht.
Geine Eltern ſchickten ihm Brod und Kartoffeln, und
Wohlthaͤter in Amberg, befonder8 die Verwandten des
Dfarrers zu Staufersbuch, gaben ihm Geld und andere
Unterfiigung. Auf dieſe Weife vor drüdenden Mans
get geſchuͤtzt, brachte er es fchon im erften Sabre dahin,
aß er bei einer bedeutenden Zahl von Schülern mit drei
andern den erften Plag erhielt. In den näcften 5 3.,
während welcher er die 5 Klaffen des Gymnaſiums in
Amberg befuchte, behauptete. ex immer den erften Play.
Eben To zeichnete er Ach in den 2 philoſophiſchen Kurs
en des Lyceums in allen Bädern aus. — Mit Anfan
es Nov. 1794 ging er auf die Univerfifät nach Ingo
ftadt, um die Rechtswiſſenſchaften Ir ftudiren, wo bie
Regierung ihm unterm 9. Oct. in Ruͤckſicht feiner Kennt⸗
niſſe und übrigen Eigenfchaften ein frei gewordenes Als
bertinifches Stipendium verlieh, Das ihm zwar ein ges
ringes, aber bei feiner Genuͤgſamkeit hinreichende Eins
Tommen gewährte. Er Eonnte fi nun ganz und gar
den Studien widmen und that es fünf Semefter hindurch
auch mit folhem Eifer, daß er nicht nur die günftigften
Seugniffe über jeden gehörten Gegenftand, fondern am
33. Mai 1797 auch die juridifche Licentiatenwürde mit
der Note der Eminenz erhielt, bei welcher Gelegenheit
er der Fakultaͤt dad Manufeript vom grften, nachher im
Druck erfchhienenen Verſuch einer oberpfäl ifmen Staats⸗
efhichte übergab. — Indeß die jeder Klaffe planmäs
ig vorgezeichneten Fächer genügten feiner Wißbegierde
nit. So wie er im Gymnaſium und Eyceum dem Stu:
dium der modernen Sprachen, befonders der franzöfifchen,
feine Rubeftunden opferte, fo waren auf der Univerfität
die Kameralwifienfchaften, noch mehr aber Diplomatif,
Geſchichte und Yubliciftit im weiteften Umfange fein Ele:
ment. Kür die hiftorifchen Wiffenfchaften war Mederer
fein Lehrer. Außerdem hatte er die Serien benugt, um
bei feinem Landgerichte zu arbeiten und das Praktiſche
anzuwenden oder anwenden zu ſehen, was er in den Hör-
fälen tbeoretifch vortragen gehört hatte. — So auge:
2 * v. Feßmaier.
zäftet verließ er die Univerfität und gin ey Bänden
u einem der berühmterten Hofgerichtds- katen. Bier
atte er Selegenheit, bei den vortommenden verfchiedens
artigen Nechtöfällen feinen Scharffinn in _Auffindung des
‚Hauptpunktes und in Veurtheilung der Cache Fi zeigen
und zu üben und die Menge der in feinem Gedächtniffe
aufbewahrten Rechtöregeln und Gefege gebörig in Ans
wendung zu bringen. Wie er bierin feinem Pringipale
Genäge geleiftet hat, darüber ſpricht ein Zeugniß, das
ipm diefer unterm 14. März 1799 ausftellte und worin
es hieß: „Seßmaier ift bereits 1 3. 10 Monate in Pras
xis geitanden und hat während Diefer Zeit nicht nur volls
Tommene Kenntniß aller theoretiſchen Rechtswiſſenchaften,
jondern auch eine ausnehmende, beinahe unglaubliche Ges
[hidlichkeit in peaktifhen Gelhäften erwiefen, fofort
auch feine überaus großen Geiftesfähigkeiten, unermädes
ten Fleiß in Arbeiten und überhaupt die beften Eigene
Tbaften jeder Art bezeigt.“ — Außer der Zeit, die ihm
Die juriftifche Praxis wegnahm, arbeitete er an feiner weis
teren Ausbildung in feinen Siebtingsfägern, der Diplos
matik und Sefichte und benngte Dazu gewiffenhaft die
vielen Vortheile, die ipm Münden darbot. Au gab er
1798 den exften Theil feiner „Geſchichte der Oberpfalz” in
Drud. Im zweiten Jahre feines Aufenthalts zu Müns
en übernahm er noch ein anderes Gefhäft. Er trug
dem Sohne des Hoflammerratp6-Präfidenten Grafen von
Toͤrring die Rechtswiſſenſchaften in befondern Stunden
vor. Dabei empfahl er ſich ſehr vortheilhaft diefem eins
fußzeihen Manne, Im Gefühle feiner Tuͤchtigkeit und
Im Bertrauen auf die Unterftügung derer, die ihn Fanne
ten, bielt er im März 1799 um eine Gtelle im Fiska⸗
latödepartement der kurfürftl. Hoflammer an, indem das
zu taftlos thätige*vechtöerfahrene junge Männer erfordert
wurden. Gine folde Gtele erhielt er nun zwar nicht,
aber bald darauf wurde ex an einen andern Plag geftellt,
— Mit Morimilian dem Erſehnten begann eine neue Ges
ftaltung der Dinge in Boiern.. Ale Zweige der Staats⸗
verwaltung erhielten eine verbefferte Einrichtung. Schon
im vierten Monat feiner Regierung entftand ſtatt der
vielen Adminiftcativcolegien Die General = Landesdirec⸗
tion. Sie folte nur mit Männern befegt werden, wels
de bereitö in einem Amte ihre ausgezeichnete Brauc⸗
barkeit erwiefen und ſich durch ihr Benehmen allgemeine
Achtung erworben hatten. Der Profeflor von Hellers⸗
berg in Ingolftadt war einer von Diefen. Allein auch der
14 * v. Feßmaier.
den Profeſſoren an der Univerſitaͤt Parteiungen, und da
‚ ohnehin mehr Neigung und Borliebe für die praftis
he Laufbahn eines Geſchaͤftsmannes als für die theore:
tifche eines Profeſſors hatte, jo tam es ihm fehr er:
wunfcht, als der Landesdirectionsrath von Helleräberg
wieder ald Profeſſor an die Univerfität zurückkehren und
mit ihm die Stelle wechfeln wollte. Der Eurf. Hofrath
und Profeflor 5. wurde am 11. Sun. 1804 zum wirklich
ftatusmäßigen Landesdirectionsrath in München mit dem
Beifage ernannt, daß die Jahre, während welder er auf
der Univerfität als ordentlicher öffentlicher Profeffor ans
geftelt war, zur Tünftigen Befoldungdgradation beiges
zechnet werden follen. Als Nachfolger des von Hellerds
berg wurde er Nefpicient der ſtaͤdtiſchen Berfaflungen,
und in dieſer Eigenfchaft mußte er auch die Stadtcoms
miflariatöftelle dev Haupt: und Refidenzftadt übernehmen,
und hatte als folcher in jener für Baiern fo verhängnißs
vollen Zeit von 1805 — 1808 ſich Geſchaͤften zu unters
ziehen, wozu außerordentliche Gewandtheit, Gegenwart
des Geiftes und Berücdfichtigung aller Verhaͤltniſſe noth⸗
wendig war. Die Deftreicher hatten im September 1805
Münden ald Feinde befegt. Der Kurfürft hatte ſich
nad rn begeben, ebenfo audy die Minifter. Eine
Eandescommifjton wurde niedergefegt, F. war Mitglied
Derfelben und zugleich aud Mitglied der Stadtcommifs
fion. Groß waren die Forderungen, welche die Deftreis
er in Baiern und in Münden machten. Zwar wurden
diefe bald wieder vertrieben, aber nun ging Napoleon
mit der ganzen großen Armee von der obern Donau über
Münden an den Sun. Ihre Bedürfniffe waren eben
als fehr bedeutend, und die Kommiffionen mußten für
ihre Serbeifchaffung forgen. Als im Auguft 1808 das
Königreih in 15 Kreife eingetheilt war, wurde er als
vierter Rath bei der Regierung des Iſarkreiſes ernannt,
Als foldyer und zugleich auch noch als Stadtcommiffär
hatte er befonderd viel zu thun, als im April 1809 bie
Deftreicher neuerdings einen großen, heil von Baiern
- und darunter auch die Hauptftadt feindlich befegten. Im
3. 1810 bei der Eintheilung des Reiches in 9 Kreife
wurde er unterm 11. October zum zweiten Kreisrath in
Münden ernannt, von da aber am 14. Febr. 1815 zum
Oberfinanzrath bei der Minifterial:, Steuer: und Domänens
fection befördert. Bei der großen Veränderung, Die durch
die Entfernung des Miniftere Montgelas herbeigeführt
wurde, und bei der neuen Gintichtung, welche Die obers
v. Feßmaier. 15
en Stellen der Berwaltung bekamen, wurde F. zum
ifterialrathe im Minifterium der Finanzen am 12,
März 1817 ernannt. Roch im nämlichen Sapre wurde er
der für gemifchte Rectägegentände angeordneten Staatös
rathskommiſſion beigeg und blieb mehrere Jahre bins
durch bei derfelben, obwohl ihn manches Jahr ein andes
rer Minifterialrath abloͤſte. In diefen Berhältniffen blieb
er, bis er zu Anfange ded 3. 1826 quiescirt wurde. Ob⸗
wohl dies die Kolge einer allgemeinen Reform und einer
neuen Befegung des Minifteriums der Finanzen war, obs
wohl bei diefer Gelegenheit mehrere noch räflige und thäs
tige Staatsdiener hohen‘ Ranges in den Ruheſtand vers
fegt wurden und F. einen bedeutenden HRubegebalt von
2700 fl. bezog, fo war es ihm doch ſchmerzlich, in diefem
Alter, bei fplcher Friſche des Geiftes fich außer Thaͤtig⸗
Leit gefegt Fu (ber und von dem Staate fo viel zu bes
ziehen, ohne dafür Entfprechendes leiften zu Lönnen, da
er doch nur bemüht war, für dad Wohl des Waterlandes
zu wirken. Zwar blieb er auch jet nicht müßig, fondern
befchäftigte fih fehe mit Literatur und befonders mit
der vaterländifhen Geſchichte, allein er war nun einmal
aus feinem feit vielem Jahren gewohnten Kreife eines
praftifchen Geſchaͤftsmannes geworfen und befand ſich
Dabei unwohl. Diefe Stimmung des Gemuͤths hatte, obs
wohl nicht ſehr merkbar, auch Einfluß auf feine Gefunds
eit. Er wurde zufehends dicker, aber auch fchlaffer in
einen Muskeln. Er hatte nie eine gefährliche Krankheit
eftanden, aber öfter wegen Webeln auf der Bruft ſich
aut Ader laffen müffen. In dem Winter vor feinem
ode hatte er beftändig Huften und brachte nur mit Ans
frengung Schleim aus feinem kurzen Halfe. Doch blieb
er deswegen nicht zu Haufe, fondern befuchte regelmäßig
die Sigungen der Etändeverfammlung, Denen er mitaller
Theilnahme beimohnte und Fam täglich von 6 — 8 Uhr
zu feinem Freunde Socher, um ſich mit ihm über die Ans
gelegenheiten ded Baterlanded zu unterhalten. Bei eis
nem ſolchen Befuche war e8 au, wo ihn der Tod uns
vermuthet und bei heiterm Mohlfein üͤberraſchte. —
Feßmaier war ein edler Mann in jeder Hinſicht. Wahrs
heit und Rechtſchaffenheit waren die heiligften Angeles
enheiten feines Lebens. Maftlos forfchte er nach Wahr⸗
Belt und war bereit, für Die Sache, die er für die wahre
und rechte erkannt hatte, alle feine Kräfte zu verwens
den. Nie ging er mäßig. Jede Stunde, die ihm von
feinen Berufsgeſchaͤften übrig blieb, fuchte er gewiſſen⸗
Re
ep; 4
*v. Feßmaier. | 47
aus den Akten verfchaffen kann. Im 3. 1807 war er in
Wien, Zu — Reiſen hatte er noch immer Pläne
und würde fie auch gewiß gemacht haben, wenn er nicht
die große Reife in eine andere Melt vor der Seit hätte
antreten muͤſſen.
Als Schrifffleller gab F. folgende Schriften heraus:
Berſuch e. pragmat. Staatsgeſch. der ob. Pfalz, feitdem
fe Oberpfalz heißt, 2 Bdchn. Münden 1799 u. 1803. —
uf diefer Bahn hatte er keinen Vorgänger. Erſt 22%.
alt legte er 1797 bei Erlangung des juriftifhen Licentia⸗
tengrades der Fakultät das Manufceript davon vor, —
Rechtl. Anfichten u. Wünfche d. oberpfalz. Nation bei d.
oͤchſtbegluͤckt. Negierungsantritt d. durchl. Kurfürften
arimilian IV. 1799 (anonym). — Diplomat, Skizze
v. d. alten Bicedomamt Lengenfeld (Programm bei Ers
Sffnung feines Kehrkurfed). Mit 16 noch ungedrudt. Urs
Zunden. 1800. — Grundriß d. baier. Staatsrechts, zum
Gebrauche akadem. Borlefungen entworfen. - Ingolftadt
1801. — Grundeiß d hiſtor. Hilfswiffenfchaften. Lands⸗
but 1802, — Grundlinien 3. Staatsrechte v. Baiern,
18038. — Diefe Grundlinien widmete der Berfaffer dem
Kurprinzen Eudwig, jegig. König v. Baiern, als derfelbe
die Univerfität Landshut be308s um feine Studien fortzus
hen — Geſchichte v. Baiern. 1804. (M. f. Langs güns
ige Beurtheilung dieſ. Werks im Hermes 1827. Bd.
29, ©. 84.) -- Progr. üb. den Drud d. deutfch. Gefege
f. d. Aderbau; bei Mich. Wuz's Schrift: die Sehnten
als Steuern betr. 1804. — Stephan d. Aeltere, Herzog
v. Boiern, wegen d. Berlufte der Grafſch. Tirol gegen
Johannes v. Müller vertheidigt. München 1817. (G.
Lang am oben angef. Orte.) — Wer follte es glauben, daß
erade diefe Schrift dem Verfaſſer die Unzufriedenheit
ieler zugezogen, die, obwohl geborne Baiern, im Ruͤck⸗
wärtöfchreiten über Deutfchland das liebe Baiernland vers
gaßen? Denn fo groß war ihre Abgötterei gegen den gefeier⸗
ten Geſchicht ſchreiber Johannes v. Müller, Daß fie lieber eine
unverdiente Schmach auf einem baierfchen Fürften ruhen laſ⸗
fen wollten, ald daß man ihrem Orakel fagte: hier haft du
eirrt. — Grundzüge 3. Lebensbefchreib. d. Sebaft. Edl.
art v. Helleröberg. 1819. — Web, d. Entitehen u. Auf:
blühen d. oberdeutich. Städtebundes u. deſſ. Bekämpfung
u. Vernichtung Duck Friedrich v. Landöhut, Pfalzgrafen
bei Rhein, Herzog in Baiern. Cine Borlefung 3. 60.
eier des Stiftungstages d. k. baier, Akad. d. Wiſſenſch.
n d. Öffentl. Berfammlung derfelben am 27. März 1819
R. Nekrolog 7. Jahrg. 2
ð
18 Schumann.
gehalten, — In dem Werke: Augemeine Encyklopaͤdie
. Wiſſenſchaften u. Künfte, herausgegeben von Erf *)
u, Seuber, 7. — Eder bis ee
delt, daß ihm die Redaktion befondern Beifall gab
‚Wenn Lang im „Hermes“ 1827. Bd, 29 fagt: „Feß⸗
maier koͤnnte jest feinem Ruhme den legten, aber auch
den beften Stempel aufdrüden, wenn er und fein Ver⸗
fprechen einee Geſchichte der Söhne und Enkel Ludwigs
des Baier, oder Doch des Landshuter Herzogs Friedrich
loͤſen wollte”, fo kann man hier die Werficherung geben,
daß er raftlod an der Löfung diefer Aufgabe bis an fein
p fruͤhes Ende gearbeitet und insbeſondere uͤber den
andshuter Friedrich ſehr viel geſammelt habe. Die Ma⸗
terialien beduͤrfen nur einer tuͤchtigen Bearbeitung.
* 5, Andreas Schumann,
Doctor d. Philof., koͤnigl. baier. Pfarrer, Kapitelöfenior und
Säulinfpector zu Selb im Dbermainkreiſe, vormals Profeffor d.
Beredſamkeit, Dichtkunſt u. roͤmiſch. Alterthümer am Symnafiun #
au Baireutd; -
geb. d. 2. Juni 1767, geft. d. W. Mai 1828.
Diefer ausgezeichnete Lehrer am Gymnasium Chri=
stian-Ernestinum zu Baireuth war der einzige Sohn eis
nes geachteten Bürgers, des markgräfl. Gabinetöfchreiners
meifterd Georg Jacob ©. und wurde dafelbft geboren,
Seine Mutter war eine geborne Tanner aus Greufen, —
Sein Bater, ein frommer und arbeitfamer Bürger im
Sinne der alten Zeit, hatte den Sohn zur Erlernung des
väterlichen Handwerks beftimmt, ließ ihm jedoch zugleich
auch wiſſenſchaftlichen Privatunterricht ertheilen. Schon
früh entwidelte ſich bei dem Knaben die Liebe zu den
Wiſſenſchaften, welche ihn am Ende alle Hindernifje, die
ih ihm entgegenftellten, befiegen half. Der Bater fuchte
edoch anfangs diefe vorberrfhende Neigung feines Soh⸗
nes zum Studiren Dadurch zu befämpfen, daß er ihm alle
feine Bücher hinwegnahm und verfchloß, und ihn mit
wang anhielt, in der MWerkftütte zu arbeiten. Gehorfam
efolgte zwar ber Sohn den ftrengen Befehl des Vaters,
allein feinen Trieb zu den Wiffenfchaften konnte er nicht
unterdrüuden. In den einfamen Stunden der Nacht fuchte
er das Verſäumte nachzuholen und durch feine beharrliz
syR, f. deſſen Biogr. im 6. Jahrg. ©. 68. d, Nekr.
%
5
19
#*.
re
3. hie
13 Serkoenpeit
| ib von
putatiom
9
dem Sofrath Dr. 4.
ale PR: A — "An feinen Beftrebi
' ie den, verfihiedenen Zächerh des Wiſſens ige
Kenntniffe gu erwerben, fowie in dem frühen Umgang fe
mit den ausgezeichnetften Männern der Hocfchule
F @tlangen, finden wir den Grund der Bolltommenpeit, die
! im als praktifhen Gchulmann audzeichnete , der feine
BGSitte und Humanitat mit einer von Pedanterie entferns *
\ 5 ten Geiehrſamkeit auf eine anmutbige Weiſe zu verbin⸗
U nen wußte. — Am 28. April 1788 erhielt ec von dee
»bilofophifchen Fakultät zu Erlangen die Dostorwürde,
uud —8 ia Al: Aue Mater — Bei —— Fi w
* ung und feiner vo: en je
im "elbagonifgen Bage von dem nn
MR. fe deſſen Biogr: im 6. er Riere.
20 Schumann. »; 3
die Stelle eines Haußlchrers übertragen wurde, die er 2
3. hindurch gewiſſenhaft führte. Während diefer Zeit
zeichnete er ſich vorzüglich Durch vortreffliche Predigten
auß , die er in den Kirchen zu Baireuth hielt und welche
die Aufmerkfamkeit feiner Vorgeſetzten auf ihn richteten.
Nachdem er die vorgefchriebene Prüfung mit Beifall bes
fanden hatte, wurde er im 3. 1784 auf den Borfchlag
des damaligen Eonfiftoriumd zu Baireuth als Profeſſor
der Iateinifchen und deutſchen Beredſamkeit, der Poeſie
und der Alterthümer bei dem Gymnaſium zu Baireuth
angepelt und am 1. März 1785 eingeführt, bei welcher
Keierlichkeit er feine Antrittörede: De immortali serenis-
sim. Margraviorum Brandenburg, gloriä, singular. meritis
in acad, et schol, parta, hielt. — In diefem Amtewirfte
ee 27 I. lang mit fegensreihem Grfolg für den Unter:
richt einer zahlreichen, für höhere und edlere Berufsvers
hältniffe ſich bildenden Jugend, der er für alle Zeiten
und Berhältniffe zum Muiter dienen darf. — Er war
ein Mann von ſchoͤnem Wuchſe und freiem Anftand. Gein
Kopf glidy dem eines geiftreihen Roͤmers der alten Welt,
Die feine etwas gebogene Rafe gab ihm ein ernftes An⸗
fehn, das durch das Feuer geines blauen Auges erhöht,
durch den fanft läcelnden Zug am Munde aber anges
nehm gemildert wurde. So empfehlend fein Heußeres
war, fo anfprechend war das, was "aus der Ziefe ee
Innern kam — fein Vortrag. — Durch ernfte Beleh⸗
rung fuchte er die Aufmerkjamkeit feiner Zuhörer zu fefs“..,
feln und zuweilen durch leicht fpielenden Scherz fje zu
erheitern. Seine Ausſprache war rein, fein Organ wohls
tönend. — Die Hauptgegenftände feines Lehruortrags
beftanden in der Erklärung lateinifcher Klaffiker, roͤmi⸗
ſcher Antiquitäten und im Deutfchen Styl. Sein Lieb:
lingöfcpeiftftellee war Horaz. Diefen erklärte er mit
Geiſt und Anmuth, fo daß fich feine Schüler auf die Uns
terrichtöftunden ſchon im Boraus freuten. — Das Bers
tiefen in Eleinliche Sprachbemerkungen, das Aengftigen
mit alten Formen und fpisfindigen Gonjecturen war nicht
feine Sache. Aber worin das Schöne, Große und Erhas
bene, dad Treffende und Wigige einer Stelle liege und
wie der Plan des Ganzen geiftreich aufzufaffen, das war
ed, was er mit einer Sheilnahme, mit einem Feuer ent-
widelte, die großen Eindrud machte. — Mit befonderer
a en trug ec die römifchen Antiquitäten vor;
und fein Bortrag war nicht blos auf Benugung fremder
Materialien, fondern auch auf eigene Forſchungen ges
2
k
%
en Sommerabenden mit einem Buch in der Hand in dem
Schumann. 21
grändet. — Uber auch die Kultur der deutſchen Sprache
wurde von ihm gehörig berüdfichtigt. Er machte feine
Schüler immer mit den vorzüglichften Produkten des Deuts
ſchen Styls und der Geſchichte bekannt, und trug häufig
die gelungenften Schilderungen mit hinveißender Bered⸗
famteit vor, — Viele audgezeichnete Männer, Die gegen»
wärtig noch wichtige Staatö: und Kirchenämter bekleiden,
find auß feiner Schule hervorgegangen. — In feinem
Benehmen geaen feine Schüler verband er flrengen Ernſt
mit fanfter Milde. Leichte Fehler rügte er mit Schonung
und Humanitaͤt, aber bei wichtigeren Uebertretungen trat
er mit firengem Ernſte auf, Daher wirkten auch wenige
Morte bei ihm mehr, als bei andern vieles Reden und
Schelten. Sein Brundfag war: non detrudere, sed erigere
animos! Gegen feine Kollegen benahm er ſich ſtets freunds
chaftlich und zuvorkommend. Im Berhältniß zu feinen
orgefegten beobachtete er jederzeit die fhuldigen Pflich⸗
ten, jedoch ohne Kriecherei und ohne ferviles Betragen. —
Ben von raufchenden Gefellfchaften liebte er die einfame
tille der fchönen Natur, Häufig fand man ihn an ſchoͤ⸗
Schattengaͤngen eines in der Nähe der Stadt gelegenen
Wäldchens einfom wandeln und der Mufe fowie dem
Genuß der freien Natur ſich Yingebend. — Seine reli⸗
giöfe Anſicht und Denkungdart hatte nichts Abſchrecken⸗
es und Finfteres. Religion war ihm die Freundin des
Lebens, Das fchöne Band zwifchen Gott und dem Men-
ben. Da fie fein Herz erfüllte, machte fie ihn froh und
icher, und hielt ihn ſchadlos für alles, was ihm etwa am
ußeren Bortheilen abging. Verſchiedenheit der religisfen
Meinung binderte feine Zuneigung nicht, und er hütete
ſich forgfältig, den Irrthum einem böfen Willen zuzu:
ſchreiben. — Mit demfelben Geift der chriftlichen Milde,
mit dem er feine Schule behandelte, benahm er ſich auch
gegen die ihm anvertraute Gemeinde, ald er im J. 1811
auf fein Anfuchen die Pfarrei Selb erhielt, und wirkte als
Seelſorger raſtlos für das Befte derfelben. Giebzehn
Sahre lang, bi8 zu feinem Tode, verwaltete er das ihm
anverfraute Seelforgeramt mit Treue und Gewiſſenhaf⸗
tigkeit unter Anerkennung feiner vorgefesten Behörden.
Seine Predigten waren in Abſicht auf Form und Inhalt
mufterhaft und hätten gedruckt zu werden verdient, wenn
er dies nicht auf feinem Zodtenbette fich verbeten hätte:
„weil in der gegenwärtigen Zeit auch das Heiligſte von
Tritifchen Läfterern nicht mehr verfchont werde!“ Liebe
— Schumann.
7 3
je den Studien blieb ihn bis in daB hohr Alter eigen.
mmer traf Man ihn auf feinem Studirzimmer mit
Büchern beichäftigt. Treffend und wärdig ausgedrückt
in beiden Sprachen waren feine Urtheile über Predigers
Ürbeiten der Kapitularen. Auch im Greifenalter nahm
" ee noch an allen öffentlichen Angelegenheiten den lebhaf⸗
teften Antheil; namentlich an den Presbyterial:Angelegens
eiten und den Standeverfammliungen in Baiern. Hier⸗
ber fand man in feiner Bibliothet die intereffanteften
auf beide Gegenſtaͤnde Bezug habenden Schriften. Er
zeigte fich hier als Patriot im wahren Sinne des Mor:
fe. — Gegen die Armen war er fehe milbthätig. Gr
ührte eine befondere Armenkafle, zu welcher er bei kirch⸗
ichen Akten kleine Beiträge erhob, und wovon er dann
"den armen Schullindern Schulbücher und Schreibmaterias
lien anf&affte. Auch aus eigener Kaffe tbat er febt viel E
fhr die Armen, die an ihm einen großen Wohlth
loren haben. — In AA Privatsierhältnig als Gatte
und Water war er ſtets liebreich und für das Wohl d
Seinigen bedacht. Die Borfehung beglüdte feine Ehe, i
tee vers ‘
der er mit feiner. Gattin, der Tochter des als Philologen
und Gefchichtöforfcher bekannten Konfiflorialrath8 und
Prof. M. Lang zu Baireuth, eine lange Reife von Jab⸗
zen lebte, mit 10 Kindern, unter denen 2 Söhne ſich dem
Staatödienfte und 2 dem Bandelöftande gewidmet haben.
Sie fegnen mit allen, die ihn als Lehrer oder Freund vers
ehrten, feine Aſche! —
Bon feinen Schriften find folgende bekannt: Pr. nait.*
de natura dotibus, quae oratori inesse debent. Bar.
1785. — Pr, üb. d. nothwendige Mitwirkung d. Eltern z.
Bildung ihr. Kinder auf öffentl. Schulen. 1787 u. 1788.
Pr. de Ludovico Philippo Thuimmigio, matheseos et phi-
losophige Professore quondam celeberrimo, 1789, 1790 u.
1798. — Pr, de sacerdotibus jubilaeisin Burggraviatu Norico
super, recentioribus. Part. I — VIL 1793 — 1800. —
Pr, literae monitoriae ad decem juvenes, quos in altiores
scholas dimittere nos jubet officii ratio, 1802. — Pr.
Einige Wuͤnſche und Bitten an Eltern, die ihre Söhne
Dem Baireuther Gymnaſium anvertrauen 2, 1804. —
Außerdem hielt er von 1785 — 1803 mehrere ausgezeich⸗
nete Inteinifche Neden,
E. 6, Hagen, erfter rechtskundiger
Bürgermeifter,
—
E
r Ä | 28
*G. Chriſtian Gottlieb Roͤckner,
Doctor d. Theol., weſtpreuß. Confiſt. Direct, u, Ritt. d. eiſ. Kr.
zu Marienwerder;
geb. d. 5. DMiat 1766, geſt. d. 1. Juni 1818. *)
Er wurde gu WBladiau bei Heiligenbeil in Oftpreußen
eboren. An feinen Eltern, die im Befige eines kleinen
andguts dem gluͤcklichen Mittelftande angehörten, hatte
er ſchon früh ein Mufter frommen Sind und altdeuts
her Redlichkeit. Beide erreichten ein hohes Alter, und
em Sohne ward das feltene Glück, als Geiftlicher feine
Eltern bei ihrer Jubelhochzeit feierlich einzufegnen. Sie
abneten bald die nicht gewöhnlichen Fähigkeiten des Kna⸗
ben und vertrauten ihn dee Leitung feines Großoheims,
bed Nectord dev Schule zu Heiligenbeil, Arend, an, der
Dem Pietismus ergeben, in der ganzen Gegend für den
beiten Schulmann galt, fein Amt an ihm gewifienhaft,
aber oft im orbilifchen Geiſte ausübte, und deffen Namen
‚der dankbare Schuler gleichwohl ſtets noch in fpätern
Jahren mit inniger Bereprung nannte, Lehrgegenſtaͤnde
und Eehrmittel waren beſchraͤnkt, aber mit Strenge wurde
uber Gedaͤchtnißuͤbungen gehalten, deren wohlthätiger
Einfiuß ſich an dem Zöglinge fpäterhin, wie äberall, fo
auch im Geſchaͤftsleben des gereiften Mannes vielfältig
bewährte. Die Univerfität Königsberg, die er Oftern 1788
bezog, befand ſich damals eben nicht in einer allfeitig
glänzenden BVerfaffung; aber ein Stern erfter Größe
rahlte vor allen hervor und erleuchtete und, entzündete
die Geiſter in der Nähe und Ferne, Kant war «8, der
jest den Mittag feiner männlichen Reife und Größe er⸗
zeichte und reichen Erfag für die anderweitigen Mängel
Darbot. So mancher Treundfchaftöbund wurde bier von
dem dafür mit allen Anlagen hochausgeftatteten Zünglinge
geknuͤpft, vor allen aber mit Nicolovius, gegenwärtig
wirkt. Geh. Ober:Regierungsrath, deffen innigfte Freunde
ſcwaft bis zu feinem Tode ihm für das hoͤchſte Gut feines
Lebens galt. Im 3.1787 nahm R. eine Hofmeifterftelle
in Liebjtadt an. Sehr bald jedoch, nach Vollendung der
akademiſchen Laufbahn im I. 1788, gelang es dem jungen
Kanzelredner, zum Keldprediger des Regiments v. Favtra,
damals zu Braunsberg, ſpaͤterhin zu Thorn, gewaͤhlt zu
werden, mit welchem er die Beſchwerden des polniſchen
*), Auszuͤglich nach des Gonrect. Pudor in Digrienw. „Erinnerun⸗
gen an Dr. ©. ©. Wödiner. 1829,”
26 Roͤckner.
geifteeung, ein höherer Genius zu ſchweben. F
träge wurden dem Druck, jedoch ohne Namens
faſſers ubergeben und allen Kreunden des Hk
und der Menfchheit gewidmet. Ge. Majeftät &
erkannte bald feinen Werth und ernannte ihn g
probft, welches Amt er mit Gemeingeift benug
Lage der durch den Krieg hierhin und dorthin ge
ten Keldprediger zu fichern und zu verbefiern. &
wärtige Stellung der Brigadeprediger ift nach feb
ſchlage gebildet." Der Aufenthalt des Hofes 1
und Konigäberg, wohin er ihm folgte, bot ihm e
Belegenheit dar, über das Heil des Vaterland
denken und auch durch Austauſch der Ideen 1
viel Gutes zu wirken. Der Kreis von intereffa
tigen, eine neue Ordnung dee Dinge vorbereit
ftern, die den dort mit Standhaftigteit und waf
verweilenden König umgaben, war großentheils
feine. Doch z0g er ed vor, im J. 1809 die ih
zugeficherte Landpfarre zu Pobethen in Samlı
nehmen, wo er ein neues Eheband Enüpfte.
Um diefe Zeit war man im preußiſchen Ste
lich auf eine gründliche Reform des Elementarfd
bedacht. Die Meinungen über die neue, im Ge
10330°8 *) gefhaffene Methode, waren ſchwankend.
über zu einer feften Entfcheidung zu gelangen,
3.1810 eine Berfammlung von Schulvorftehern ı
lichen dorthin berufen, die R. nach erhaltenem
fens im Königreidhe Preußen, das feine Seguus
jegt duch die Seminarien zu Königöberg, Bra
Goralene, Deren, (alle diefe jegt unter ben
») ©. Biogr. Jahrg.5 ©. 187 d. Nekr. a
R
26 Roͤckner.
geiſterung, ein höherer Genius zu ſchweben. Beide Vor⸗
träge wurden dem Druck, jedoch ohne Namen bed Ver⸗
faſſers übergeben und allen Freunden des SBaterlandes
und der Menfchheit gewidmet. Ge. Majeftät der König,
erkannte bald feinen Werth und ernannte ihn zum Felde
probft, welches Amt er mit Gemeingeift benugte, um die
Lage der durch den Krieg hierhin und dorthin gefchleuder-
ten Feldprediger zu ſichern und zu verbefjern. Die gegens
wärtige Stellung der Brigadeprediger ift nad) feinem Vor⸗
ſchlage gebildet." Der Aufenthalt des Hofes in Memel
. und Königsberg, wohin er ihm folgte, bot ihm eine reiche .
Gelegenheit dar, über das Heil des Baterlanded nachzu⸗
denken und auch durch Austaufch der Ideen im Stillen
viel Gutes zu wirken. Der Kreis von intereffanten, Eräfs
tigen, eine neue Ordnung der Dinge vorbereitenden Gei=- -
flern, die den dort mit Standhaftigkeit und wahrer Größe
verweilenden Konig umgaben, war großentheild auch der
feine. Doch z0g er es vor, im J. 1809 die ihm längft
zugeficherte Landpfarre zu Pobethen in Samland anzus
nehmen, wo er ein neues Eheband Enüpfte,
Um diefe Zeit war man im preußiſchen Staate ernſt⸗
lich auf eine gründliche Reform des Elementarſchulweſens
bedacht. Die Meinungen über die neue, im Geifte Peſta⸗
10330’6 *) gefchaffene Methode, waren ſchwankend. Um dar⸗
uber zu einer feften Entfcheidung zu gelangen, ward im
3.1810 eine Berfammlung von Schulvorftehern und Geiſt⸗
lichen dorthin berufen, die R. nach erhaltenem Auftrage
mit einer ergreifenden, auch im Druck erfchienenen Rede
beſchloß. Man hatte ihn vorzüglich Deshalb Dazu erkos
zen, weil ihm zu Burgdorf und Paris das Gluͤck einer
vertrauten Bekanntſchaft mit Peſtalozzi geworden war.
— Indeſſen boten die Bemerkungen der Königsberger
Berfammlung widerfprechende Ergebniffe dar, und man
war fchon im Begriff, den ganzen Plan aufzugeben. Da
8. ward N. der chrenvolle Auftrag, fich in dem JInſtitute
*
*
einige Monate aufzuhalten, um nach ſorgfaͤltiger Beobach⸗
tung ein amtliches Gutachten uͤber die gemachten Wahr⸗
nehmungen abzugeben. Er erfuͤllte dieſe Pflicht mit Um⸗
cht und patriotiſcher Treue; faͤllte nach vollbrachtem
uftrage ein ſehr günftiges Urtheil und geſellte ſich durch
die auch hiebei bewieſene Charakterfeſtigkeit zu den Be⸗
ruͤndern einer beſſern Verfaſſung des Elementarſchulwe⸗
ens im Koͤnigreiche Preußen, das ſeine Segnungen noch
jest durch die Semingrien zu Königsberg, Braunsberg,
Goralene, Deren, (alle dieſe jegt unter den Aufpicien
*) ©. Biogr. Jadrg.5 S. 107 d, Nekr.
ch.
Roͤckner. 27
Dinterꝰs ded Seltenen —), Jenkau, Marienburg und Grau⸗·
denz, welche letztere zum Theil feiner Mitwirkung ihr
Dafeyn verdanken, verbreitet. Die Intelligenzblaͤtter der
Jenaiſchen allgem. Lit. Zeitung von 1811 und andere ha⸗
ben dieſes ſein Verdienſt ruͤhmlichſt gemeldet. — Bald
darauf ward er im J. 1810 nach Marienwerder als erſter
Pfarrer, Superintendent und Mitglied der koͤnigl. Regie⸗
zung mit dem Titel eines Regierungsdirectors und Con⸗
ſiſtorialraths berufen, womit feinen Talenten ſich ein ans
emeſſener Wirkungskreis darbot. Legtere Stellung bes
ielt er auch, als im 3.1816 das koͤnigl. Conſiſtorium
u Danzig gebildet ward. — Beinahe 18 3. bat er in
iefem Berüfskreiſe fegnend gewaltet, durch Wort und
hat, Lehre und Beiſpiel. — Ein ſchoͤnes Feld eröffnete
fih ihm in den großen Iahren des Befreiungskrieges.
Unvergeßlich bleibt Vielen die Stunde (ed war Abends
um 9 Uhr), ald er nad fo eben eingelaufener Nachricht
von der blutigen Schladht bei Groß: Görfcyen die Kanzel
betent und fiy bier das alte pectus est, quod dissertos
facit, fo gang bewährte. Troſt und Erhebung ward dee
zahlreich verfammelten, tiefbewegten Gemeinde aus dem
Munde des mit hoher Salbung zu ihr redenden Lehrers,
als er zumal ſich an die Kamilienglieder wandte, deren
Lieben in den beißen Kampf gezogen, „jest vieleicht mit
ihrem Blute die Fruͤhlingsfluren tränkten.” Die veinften
Gefühle und. ein wahrhaft chriftlicher Sinn ward durch
folge, fowie durch fortgefegte kirchliche Abendandachten
geweckt und gefördert. Aber auch in weitern Kreifen, nas
mentlich bei den feiner Aufficht anvertrauten Geiftlichen,
ftrebte ex diefen Geift zu beleben und überall die Flamme
:. Der aufopfernden Baterlandsliebe anzufachen und zu bes
wahren. In Anerkennung dieſes Berdienftes ward er im
3. 1816 zum Ritter des eifernen Kreuzes ernannt. Zu
welchen Gefühlen ihn der glükliche Fortgang der guten
Sache erhob, Davon zeugt auch die nach der Voͤlkerſchlacht
bei Leipzig gehaltene und als eine Wotivtafel auf den -"
Altar des Baterlandes niedergelegte herrliche Siegespre⸗
digt. — Bei herannahendem Neformationd:Zubelfeite ges
reichte es ihm zur _befondern Freude, zu einer Erinnerung
Der ehrwurdigen Domkirche zu Marienwerder, an deren
Aeußerm und Innerm Spuren des Verfalls ſich ankündigs
ten, zweckgemaͤß mitzuwirken, womit zugleich die Gruͤn⸗
dung eines ſtattlichen Denkmals fuͤr die in dem Befrei⸗
ungskriege gefallenen Krieger verbunden ward*), Bei Ges
" *) Die bei diefem Feſte gehaltene freimüthige Kanzelrede findet fi
nbgedrudt in C. H. —X Denkſchrift. Serien" 1817. r 9
Sr # a
Br
28 Roͤckner.
*
WE legenbeit dieſer Jubelfeier ernannte ihn die theologiſche
akultaͤt zu Koͤnigsberg, als einen eheinaligen Buͤrger der
ortigen Akademie, aus Anerkennung ſeiner mannichfachen
Berdienfte um Kirchenpflege und Schulweſen, zum Doctor
der Theologie, Denn nit nur dem Berufe widmete er
fih, der ihm am nächften lag, auch die Schulen genoffen
feiner Pflege und Fürforge, und dad Gymnaſium zu Mas
rienwerder wird ftet8 fein Andenken ehren, da die Umges wi
ſtaltung deffelben feit 1812, die Stiftung neuer Lehrſtellen
y und die Befeitigung mancher Hemmnifle durch feine theil:
15 nehmende Mitaufficht eräftig unterflügt worden find. —
- Mancher ftile Kummer beflomm jedoch in den legten
# Jabren die Bruft ded von melancholifchen Anwandlungen
nicht freien redlichen Mannes. Nicht überall glaubte er
jenen heißerfehnten Fortfchritt zum Beſſern wahrzunehs
men und die Ideale verwirklicht zu ſehen, die feiner für
dad Große glühenden Seele vorfchwebten. Mit inniger
Liebe umfaßte er dad Heil der Menfchheit und Kirche
und empfand es tief, wenn er Spuren einbrechender Vers
finfterung gewahrte. Wenn er daher auch nicht mit hart⸗
nädigem Vorurtheil am Alten Elebte, fo begte er Doc) ein
befonnenes Mißtrauen gegen ihm ungereift erfchienene
Neuerungen im Gebiete der Wiſſenſchaft und des Firchlis
en Lebens. Wenn er mit männlibem Muthe hierbei,
wie überall, feine abweichenden Unfichten ausſprach, fo
Tann dies bei dem unbefangenen Beurtheiler nur Die Hoch⸗
Achtung gegen einen Mann vermehren, der feines Glaubens
leben und eher irdifchen Vortheilen entfagen, als mit fich
felbft und mit feinen heiligften Weberzeugungen in Miders
ſpruch gerathen wollte, Und fo nahete denn der Abend
feiner Sage’ nicht ohne innen und dußern Kampf, Auch 4
feine legten Stunden baben ihn bewährt; der unerſchuͤt M
terlihe Glaube, Gott ift die Liebe, erhob feine Seele, und
5, diefe Worte waren ed, die er noch kurz vor fenem Ende
‚ 8 feinen theilnehmenden Kollegen als Wahlfpruch zu feiner
> Bodtenfeier empfahl. — Mit dem Berewigten ging ein
% reicher Schag zu Grabe, ein Schag von Salenten, von
hellen, durch Philofophie und Erfahrung gereiften Einfichs
4 si Ken, von umfafjenden Kenntniffen der verfchiedenartigften
„EI Zweige des menſchlichen Wiffend, weshalb er auch eine
u Stelle in Erſch's gelehrtem Deutfchland erhalten bat.
e Für einen eigentlichen Schulgelehrten wollte und Tonnte
er nicht gelten. Bücher nicht minder als Beobachtung,
MWelterfahrung und Umgang hatten ihn gebildet. Er hatte
fih das Beſte angeeignet, was in neuern Zeiten die gründs
%
ro. au * F
Rider
Ticften de A J
im BE euer rnaelac Wii
Uebe it geltend machte bei Würdi
jebermadh! A Berhättn irdigung
ur
BE iſterun jerte, Seine Necptlichkeit und gewiſſen—
—— Pflichten, die ihm fein Shur als
Dien ie und des Staats auferlegten, waren
" die ihn Allen werth machen mußten. Als Gefchäftemann
bewährte er fich durch Gemeinfinn und Eifer. Momentane .
Serftreutheit, ein nicht felten in ſich gekehrtes Wefen 7
langfames Entgegentommen ließen ihn zuweilen als
und aruckſchtectend ericeinen: aber diefer Eindruck bers
fbwand faſt immer bei näherer Bekanntfchaft. Reine uns
jeheuchelte Frömmigkeit und Biederkeit, Würde und Freuns
fiat, rücfichtölofe Wahrheitsliebe und Freimüthigkeit,
wenn 8 galt gegen Gebärmlichkrit und Schlehtigkeit in
die Schranken gu treten, Weltbürgerfinn und Vaterlandss
liebe bildeten in ihm einen feltenen Verein. Aus der
Quelle eines fünften menfchenfreundlichen Herzens floß
jene Kanne igkeit und Wohithätigkeit, die zum eiges
men Schaden ſich felbft vergißt und durch die et Water
vieler Waifen, Berforger vieler MWittwen wurde. Alle
diefe Tugenden waren die ficyern Grundlagen einer in’
unfern Tagen fo felten gewordenen höhern Aigend, der!
freundfchart, mit deren Innigkeit fein Geift und Gemüth
[0 manchen det Ghdelften, die eine Sierde unferer Mitwelt
ind, beglüct hat und die feinen Merluft tief bettauern.
Br nicht geringer heit. feiner Beit war der. briefliden
Unterhaltung mit feinen Freunden gewidmet. Mit gleicher
Gemütplickeit waltete er auch im Familienleben und ges
währte Das Wild eines freundlichen und frommen Haus-
vaterd. — Aber noch ein Berhältniß Tann hier nicht übers
gran werden, worin Br Lange fih glädlich ‚gefühlt hat,
hatte die Acht menſchlichen und erhabenen Zwecke bes
Maurerordens erfankt und ibm die treuefte Licbe, und
als ein ädter Meifter vom Stuhl ‚mehrere Jahre feines
Bebeng die wärdigfte Shätigkeit zugewendet,
—
re
8
80
®
* 7. Leopold Heinrich Wilhelm Lenge,
Zönigl. preuß. Superintendent uw. Oberprediger zu Sandau im Mag⸗
debursifhen — + zu Brankfurt 0.0.8.3
geb. den 1. März 1753, geft. den 8, Juni 188.
Der Vater ded Berewigten war Feldprediger bei dem
in Burg garnifonirenden«Infanterie:Regiment ded Lands
rafen von Heffen: Darmitadt, als er dafeldft geboren wurde, "-
eine Mutter war eine Zochter des Rathmanns Siegfried
‚zu Burg. Im 3.1757 wurde fein Vater als Oberpredis
ger und Infpector nach Cottbus verfegt, wo derfelbe eis
nige Jahre fpäter in der Blüthe feines Lebens ftarb und
feiner Wittwe vier unmündige Söhne und ein unbedeus
tended Vermögen hinterließ. "Sremd in der kaum bezoges
nen Stadt, kehrte die Wittwe, eine Frau von feltener
Bildung und Geelenftärke, nachdem fie die Drangfale des
Tiährigen Krieges in dem meprmale yon feindlichen Trup⸗
pen befuchten und gebrandſchatzten Gottbus fchwer erduls
Det hatte, in ihr heimathliches Burg zurüd und verwandte
hier wahrhaft mütterliche Sorgfalt auf die Erziehung ih⸗
rer Söhne. Im 3. 1767 fandte fie ihren Sohn Leopold,
Der ſich auf der Schule zu Burg die nöthigen Borkennts
niffe erworben Hatte, auf das Gymnafium pi Kloſter
Berge bei Magdeburg, von welchem er nach einem 4jähs
zigen Aufenthalt mit audgezeichneten Kenntniffen entlafjen
wurde. Er, bezog nun, um fich den theologiichen und phi⸗
lologiſchen Studien’ zu widmen,, die Univerfität Halle,
wo damals ſich auch feine drei Brüder befanden, von wels
hen der .ältere die Rechte ftudirte, die beiden jüngern
aber auf dem Waifenhaufe zu den akademifchen Studien
ficy vorbereiteten. Er führte hier ein ftilles ganz den
Wiffenfchaften und feinem Zünftigen Beruf gewidmetes
Leben und hielt ſich fern von den damaligen Neibungen
and Unruhen unter den Studenten, in welche fein älterer
" Bruder, dem er oft als ſchuͤtzender Mentor rathend und
ermahnend zur Seite ftand, verwickelt wurde. — Im I,
1773 verließ er die Univerfität und wurde Hauslehrer bei
einem Herrn v. Arnim zu Knoͤshelndotf in der Uckermarck,
and als deffen von ihm unterrichteter Sohn nach zwei
Jahren die Univerfität bezog, kam er in gleicher Eigen
ſchaft zu dem Oberamtmann Bolte zu Neuhoff im Meck⸗
Venburgifchen, um defien einzigen Sohn zu erziehen. Hier
verlebte er drei fehr glüdliche Fahre, deren er fich oft im
fpätern Seiten, mit Bergnügen erinnerte. Das Landleben
wirkte wohlthätig auf feine durch anhaltende Studien ges
ei
m . . — . *
* —— 63
0. Senke
folgekrie, ie und Echet U den ;
» Bug TER. Burg — In Br Mist .
ann wurde, auch dahin F it feyn, wenn er nicht de
la
bi 0. Im 1781 verheii
Be =: n R-
and mi u .
einer gie y 6 *
— "Kur in *
Im rn eig und aufbraufend, an Er lebendiges Gefühl
für‘ das Gute und Rechte verlegt wurde, doch war er ims
‚mer bald wieder befänftigt. Ais Kanzelvebner erfreute
as des Beifalls feiner Zuhörer, befonders in feinen reis
En Jahren, wo mehrere feiner Predigten, ‘in welchen
:ommer Glaube an die biblifhe Lehre und Wegeifterung
zus Gute fich Iebendig ausfpeachen, auf Bitten feinee A :
juhörer gedeudt wurden. As Superintendent erwarb ee %, ,
ih durch. gene umfihtövolle und gründliche Bears %
eitung feiner Gefc häfte die bei dem großen Umfang fei⸗
ner aus 2 ER und 40 Dörfern beflehenden wiserfe .
ke bedeutend waren, bie Zufriedenheit feiner vorgefegten"
a und durch firenge Rechtlicpkeit, gütiged und
fedundliches Benehmen die Zuneigung, das Vertrauen und
Die m Die Achtung feiner Untergebenen. Seiner überhäufs
Roetalfe umgeadptet befcyäftigte er ſich felbft
ung und bem Unterricht feiner Kinder.
PS 8 7 and liebevoller Batte und Bater,
“
* na
: 4
82 | Biener.
und deshalb fchlug der Verluſt feiner Kinder, befonders
des Älteften böchft talentvollen Sohnes, und der Tod feis
ner Gattin feinem Herzen tiefe Wunden, die nie vernarb⸗
ten. Oft überließ er ſich feinem ftillen Schmerz, der bes
fonders in den legten Jahren, die er in einfamer Zuruͤck⸗
gegogenbeit verlebte, viel zur Ausbildung eines bypochon⸗
eifhen Uebels beitrug, an welchem er ſchon in feiner
Jugend gelitten hatte. Seine Gefundheit wurde dadurch
eſchwaͤcht, feine Körperkräfte nahmen ab, feine Amtöges
waͤfte wurden ihm befchwerlid, fo lebendig und Eräftig
ein Geift auch noch war. Er fehnte ſich nach Ruhe, vers
angte feine Entlaffung, wurde mit Beibehaltung feines
gefammten Pfarreintommens emeritirt, und da Eurz vor⸗
ber auch feine juͤngſte bid dahin allein noch bei ihm gewes
fene Tochter 2 verheirathet hatte und er nun einfam
fich fünlte auf der verödeten Pfarre, die er 38 I. im fros
ben Kreife der GSeinigen bewohnt hatte, fo begab er ſich
zu einer in Frankfurt a. d. O. verheiratheten Tochter, um
da den Neft feiner Tage zu beſchließen. Die Ruhe und
liebevolle Pflege, die er bier fand, wirkten bald hoͤchſt
wophithätig auf feine Gefundheit. Aber kaum fühlte er
fich wieder koͤrperlich wohl und Eräftig, als feinem nody
immer lebendigen und thätigen Geiſt die Geſchaͤftsloſig⸗
Zeit Läflig wurde und er ſehnlichſt nach feiner verlaffenen
Pfarre zurücverlangte, die fein fchon früher ernannter
Adjunct noch nicht hatte beziehen können. Auf einer Reife,
die er im Frühjahr 1828 dahin unternahm, erkrankte er
jedoch bei feinem Bruder zu Berlin umd Lehrte deshalb
nad Frankfurt zurück, wo fein Buftand ſich verfchlims
merte und er bald darauf fein frommes und thätiges
Leben endete,
* 8, Chriftian Gottlob Biener,
koͤn. ſaͤchſ. Hof⸗ u. Oberhofgerichtörath, Doctor u, erfter ordentl. Prof.
d. Rechte u. Ordinarius d. Suriftenfacultät zu Leipzig, des Hoch⸗
ſtifts Dierfeburg Gapitular u. Ritter d. koͤn. ſaͤchſ. Eivilverdienfts
Drdend;
‘ geb. dv. 10. San. 1748, geft. d. 13, Dct. 1828.
In ihm ‚verlor die Univerfität Leipzig und das ges
fammte Vaterland einen feiner verdienftuollften Männer,
awar nicht jung an Jahren, doch aber immer für alle feine
hüler, feine Sreunde und die Seinigen noch viel zu früh
und viel zu unvermuthet, als man bei feinem kraͤftigen
Alter und feiner "bis auf die legte Woche lebendigen Amts⸗
- » ‚
. —
“ fhätigkeit befürchtet hätte. Er wer gu Bölbig-
amd feit te als 50 aheen eine. Ge der Un
Beipzig überhaupt, fo wie der Surfen eu! been
Spige er ald Ordinarius faR volle 20 I. and (feit dem
1. Dätz 1809) insbefondere; denn f&on 1776 eröffnete
&r feine Boplefungen, die, e16’er 1777 am 10. Xpril da6
Dottorat ſich erworben hatte, za befachteften, wie zu
den berühmteften gehört. ‚ee 1778 über die ſtrei⸗
tige baierfche Erbfo'ge lab, war fein Hörfao! kaum vers
Sıhhees die Bahl der ‚Hörer zu fallen. Maffelbe war in,
allen feinen übrigen Vorträgen der Fall, die er bald 4
bee (1782 zum Profeffor remannt) über Ratarı und
Berreht, Pandecten, Prozeß und fo manche Begenftände:
bes Rechts hielt, Wie wenig Beamte und Mectögelehrte
möchten wohl in Sacıfen gefunden werden, die fih’6 nie
jur Ehre rechneten, fsine Gchüler * beißen und feinen,
% lange fie leben, mit Ichtung und Ehrfurcht gu gedens
zen! Das Baterland und der erhabene Zürk jelben..
erkannte foldre Berdienke, und ſchuell flieg er. 1790.
an von tiner Stufe zur andern, indem er jhon [>]
deutlicher Profeffor, 1791 Mberhoi — for, 1796
Dombert zu Naumburg, 1809 hf. Hofcath, Drdinas
zus, Profeiior der Medite und Oberhofgeeihtsrath
\ ein % fo wie aud Domeapitular zu Merjeburg wurs
— &o viel Berdienfte er ficy jedocy als Lehrer des
Vũechte darqh feine Worlefungen, fo viel hat en fich auch
ais. Scheiftfteler und Urtelöverfafier erworben. Geine
Gtellung zur Academie gab ihm jederzeit Gelegenheit, die
jediegenfte Keuntniß des Mechts in Gntwidlung der
Powierigfen Berhältniffe an den Tag zu legen und fchon
won 1773 an ſchreiben fich feine Litergrifchen Arbeiten, die
in den literarifhen Sammlungen jedes Rechtögeleprten
und auf Widliothefen immer zu der ſchoͤnſte Bierden ges
zedpnet werden. Schon dis zum 3,1809 zählte man weit.
über 50 Beweife folcher Thätigkeit. Was er als Urtelds
verfaffee geleiftet hat, würde ſich wohl ſcwerlich berı
nen laflen. Gein ſchneller Weberblid und feine außerore.
dentlibe Gabe, die verwideltfien Dinge fcharffinnig zw
durchfchauen und das Unwefentliche vom Weſentlichen zır.
fondern, feine nie vaftende Thätigeit und Arbeitfauts
it, feine unbeugfame Liebe zur Gerechtigkeit auf ber eis
nen, aber auf der andern Selte auch zur Hunanität, fein
Gteeben, die Borderungen diefer mit Dem Gebote des flars
rom Gefeged zu vereinen, waren in dem MBirkungskreife,
den ex fo viele Jahre einnahm, aud eher fo wiele Srichs
RN. Retrolog 7. Zahıg.
84 Biener.
federn zu umermüdeter Wirkſamkeit. — Die Vorſebung
hatte ihm geftattet, eine lange Reihe von Jahren, länger
als es das Loos der Sterblichen in der Regel zu feyn
pflegt, mit ungeſchwaͤchter Kraft auf feiner Bahn zu wan⸗
Dein, und die Gefühle des Dankes, der fih, als er am
10. April 1827 fein Doctorjubiläum feierte, von allen
Seiten, in Leipzig wie im ganzen Lande ausfprach (nas
mentlih machten ihm feine gefammten Schüler zu Dres⸗
den und Leipzig große Geſchenke), die Zeichen der huld⸗
reichen Anerkennung fo vieler feltenen Berdienfte, womit
a Se. Majeftät unfer heimgegangener edler König*) er-
eute, mit dem wohlthuenden Bewußtfein zu empfangen,
DaB er noch manche Sahr in gleicher Art ſegensreich
fortwirken werde, wie ed ein halbes Jahrhundert lang
geiihe en war. Doc) der Herr über Alles ordnete anders
ber ihn. Er fuchte ihn nicht mit den Schwächen bes
Greifenalters heim; munter und rüftig freute fich der edle
Subilar im 81. 3. noch des Lebens, als ihn unvermuthet
der Engel des Todes in's beffere Leben rief. — Der
Verewfßte war mittlerer Größe, wohlgebaut und Eräftig, -
- den Blick ernften abgefchloffenen Nachdenkens im Auge.
Er hinterließ einen Sohn und eine Zochteg, in deren Glück
er feine Erholung fand. Erfterer ift geßenwärtig Ordi⸗
narius und Profeſſor der Rechte zu Berlin.
Seine Schriften find: Diss. Juris rom, et germ, de
apibus, Lips. 1773. — D. inaug. de jurisdict. ordin, et
exaucta. 1777. — Diplomat. Unterfurh. üb. d. Rechte der
Zodtheilung. 1778. — D. hist, juris civ. de restitut, in
integrum. 1779. — D, de territorio subalterno superiorit,
territor. aemulo, 1779. — Beftimm. der kaiſ. Machtvoll⸗
kommenh. in d. deutſch. Reichöregier. 3 Ih. 1780. —
D.. de origin, jurisdict. feud. ex jurisdict, ordin. repeten-
dis. 1780. — De natura et indole dominiü in territ. Germ,
etc. L. II, Halae 1780. — Bedenklichk. bei Verbannung
d. urſpr. fremd, Rechte aus Deutſchl. und Einführ. eines
allgem. deutfch. Nationalgefegbuches ze. 1781. — D. de
suprema Rom, et Germ, mane, Lips, 1782, — D, de suc-
cess, feud, non secundum jus repraesent,, sed linearum
praerogat, ordinanda, 1782. — Pr, de finib. jurispr, na-
tur. circa feuda regundis, 1782, — Abhandl. v. d. Eaif,
Advokatie üb. d. Stuhl zu Nom, päpftl. Heiligk. uschriftl,
Kirche 2c. 1788. — D. Historia legam Wisigothic, in reg-
no Hisp, vet. Spec. I, 1783. — Entwidlung d, Erbfolge
*) Deſſen Biogr, Netr, Jahrg. V. S. 440.
2 |
Ne. r . ..
Diener, Ä ‚88
in 8, Stan dedhesefü. 2ieberofe 26, 1784. — D. de ci
s, Saxonicis, feudor. equestr, capacibus. 1784. — K
Ge jure eundi in partes ioque Imperatorie, Sprlinib. in
part; euntib. 1785. — D. de feud, utriusgne oto.
4786. — D. de fando dotali ejusq. ex jur. Rori,, Germ.
Sax, alienatione. 1786. — D. de legum crim, Saxon,
tiq. et medii aevi ingenio. 1786. — Pr, Antistius Labeo
Juris civ. novator. 1786, — Commentarüi de orig, et pro-
gem legum jurinmque Germ. Pars I, et II, 1787. 1790.
„de hierarchia consensua ord. in Imper, Rom,, Germ. refor-
. manda, 1787. — D. de semita nautar. in ripis fiam, na»
viger, Leinpfad sen Troadel vulgo appellata, 1787. — D.
de jurisdict, feud. in praedia Sax. et Lusat. Sen. etc.
1788. — D. de .prototollo feud, 1788. — D, Juris publ,
Sax. Spec. I. 1789, — I, G. Heineccii Elementa juris civ,
secandum ord, Institut, 1789. Edit, II. 1815. — Grweiß,
daß d. hohen Reichsvicarien den mit d. Tode eines
K 8 erloſch. Reichstag fortzuſtellen, allgem. Reichs⸗
fat fie zu machen befugt u. d. an eäplee König a es
-Diefed unbedingt zu genehmigen pflichtig ſet. — ercit,
sur, publ. atque priv. de jur, reg, rscipiendi Judasos ete,
5. ec, Hermeneut, Ju gend ad Il, F. XXVL 4. ult,
et II. F. XL. IX.; nec non J, FE. ‚et I. F. XII. 1791. —
D. Spec. jar. publ. Sax, etc, — D. de discrim. inter mu-
tat. et emendat, libelli jure Rom, et Sax, 1791. — D. de
ducatu, atque electoratu Sax. post mortem Alberti III, etc,
— D, de collatione Feudorum, 1798. — Pr. de fide jadio.
circa corp. delict, certitud. in dissens, protocolli et visi
reperti secantium inter se etc. 1800. — Systema processus
indiciarii et comm, et Sax. Tom,I, et II. 1801. Edit, II. 1806,
II. 1821. — I, L, C. Püttmanni Elementa jur. crim. com,
moda auditor, methodo adornata. 1802, — Pr. Comment,
I, adlegem novamde jur. aedificand, molarum, 1808: Coment,
II, 1804. — Pr. Comment,, qua Bescr, Principis Elect, dd,
zı, Dec. MDCCCIII de Schriftsassiatu person. etc, illustra-
tur. 1804. — Pr. Comment. de foenere illicito pro divers,
monetar, generibus recte indicando, — Pr, Comment. de
simultan, investitura plurib,in solidum competente, 1805, —
Disp.de Finib, expans, crim, inter dominum jurisdict. eidem-
ue subditos potiss, ex jur. Sax, regunlis. 1806. — Disp,
de fide jussione mulierum Quaestiones, — Pr. Quaesti@nes
I—LXXVI. 1808—28. — Pr. Interpretationum et Respon-
'sorum praesertim ex jur. Sax. sylloge, 1819-38, — Pr.
de usa juris Rom, circa causas fend, in jus. Longobard, re-
oepto,, 824. Hatte Antheil and, legt, — v. Aug.
% "
86 Bari.
.Schott's unpart. Kritik üb. d. neueften jurift Schr,
930. 1768—82.). — Disquisitio de origine et indole feu-
dor. Polap. legibusque feud. in Polonia receptis (Jablos
nowskiſche Preisſchr. in Bepernit’s_Misc. 3 Lehensr.
B.4, G. 494 516). 1794. — Gein Bildniß befindet ſich
in Kreuslers Beſchreib. d. Beierlichk. 2c., auch im (FD.
Fiedlers) Almanach d. Mnioeeitin —X a. d. J. 1823.
. Rifchwig,
Notar u. Nant. jur. a. d. Univerſitaͤt Leipzig.
* 9. Johann Wilhelm Bartſch,
Landſchaftsdir. u. Kammercommiſſionsrath zu Gera, Erb⸗, Lehn⸗ u.
Gerichtsherr auf Oberroͤppiſch;
geb. d. 28. Febr. 1750, geft. d. 16. Oct. 1828.
Wenn wohlthätige für die Mit: und Nachwelt berech⸗
nete Stiftungen ein gerechtes Andenken verdienen, fo ges
bührt Daffelde vorzüglich dem Berewigten. Sein Bater
ob. Thom. B. war |berhofgerichtsactuariuß zu Beipzig,
wo er auch geboren wurde, feine Mutter eine geb. Cramer,
die von ihren Großeltern in Gera fdhon engen in
dDiefer Gegend ererbte. Im 3.1760 brachte ihn feine Mut:
ter, welche fich ihrer Befigungen wegen während des 7:
jährigen Krieges in Gera aufbielt, auf das dafige Gymna⸗
Hum, auf welchem er bis 1763, wo.diefelbe wieder nach Beipzig
auructepete, verweilte., Hier vollendete er die Schulwors
ereitung auf dee Zhomasfchule. Der dafige Rector Leis
ner, ein Freund des väterlichen Haufe, hatte in ihm die
Neigung zur Mathematik gewedt, fo daß er dann als
Student die Vorlefungen darüber ſowohl ald den lehrrei⸗
ben Umgang und die Bibliotheken eines Garve, Funke
und Lorz mit vorzüglichem Zleiße benugte, dabei die Hörs
fäle eines Winkler und Haubold in der Phyfit und Ppis
lofophie, und die eines Erneſti, Böhme und Went in-der
Geſchichte befuchte, auch aus Achtung gegen feinen Bater,
ber in ihm einen tuͤchtigen Rechtögelehrten erwartete, den
anzen juriftifchen Curſus vollendete und zulegt auch das
Gramen ehrenvoll beftand. Als indeß 1774 fein Bater
geftorben war, widmete er ſich fogleich feinen Eieblings-
tillenfaften, der Mathematik und Phyſit, mit gefteigers
ten Intereffe. Es wurden ihm hierauf einigemal An⸗
träge zu Theil, mit angefehenen Sünglingen auf Reifen
zu geben, welche er aber wegen krankhafter Engbrüftigkeit
ablehnen mußte. Im 3.1778 zog er mit feiner Mutter
wieder nach Gera, wo er fie aber nebfl feinem jüngern
| Da er anf dem
:
u
:
1 ee 5
—* in wenigen Wechen durch den Tod verlor, wäh
bewog, wegen wegen der ihm au a allenen B en Das
*4 2 Iefoen, und bie bem & nifiben
Lrhramte in tem Bi zu w „eufpngeben, meh,
eneum im Drte ed J um 3
athematit ernannt EIS nige
Sabre Se nah u dem —— Br Brand: BL Sera 1780, dee
Im fein‘ etc Jaſtrumente raubte,
einer en —X einige NReiſen
nach Pr * Dresden, auf welchen er Bekannt⸗
fdaft mit mehreren Gelehrten, befonders mit dem bes
mten Afteonomen Bode, machte, mit weldem er nach⸗
ber im Briefwechſel blieb. Im J. 1798 fiel ihm durch
den od feines Onkels, des Kammercommiffärd Cramer,
das Nittergut Zeulsdorf bei Sera zu, nach deſſen Webers
‚nahme er Tich mit Sophie, einer.geb. Ebeling von Beet,
verbsirathete, feine Entlaffung als Lehrer am Gymna
verlangtewund dabei ben Zitel als Kammercommi un
zath erhielt. Rachdem er gegen 15 3. auf feinem Gute,
theild den Befchäften der Landwirtbfcyaft, theils feinen -
Lieblingeftudien obliegend, verlebt hatte, v verkaufte ev daß⸗
felbe und kaufte ſich in Gera ein zu — ——— — und
vᷣbyſikali —* Beobachtungen bequem gelegenes gen aus a
Garten, in welchem er mit feinen treffiichen Gattin bIE..
sum Tode derſelben am 23. Nov. 1827 ein beiteres und
eig Alter erreichte. Bei Gelegenpeit fe —* 5ofäys .
ubiläums als Landftand (er war nämlich fchon
es Befiser von Hinterföllmnig, welches er bei der Lehn⸗
nahme von Zeulsdorf verkaufte) ernannten ihn feine Lan⸗
desfuͤrſten zum Eandfchaftsdirector. Nicht lange darnach
vermehrten fich die feit einigen Jahren merklich peworde: j
nen Gebrechen des Alters bei ihm und er fhied fanft
son diefem niebeigen Schauplag der Wunder Gottes, des -
nen ex fo gern feinen Korfcherbli bei naͤchtlichem Hims
mel geichentt hatte. Sein Name lebt nicht in Kindern
fort, wohl aber in milden Stiftungen. Denn er verörds
nete nicht „allein bem Gymnafium zu Gera eine bedeutende
Summe, u deren Zinfen einen befondern Lehrer der
Mathematik, Phyſik und anderer dahin gehörigen Miffens
fhaften onftändig zu befolden, fondern Gedacıte auch die
Armenfchule daſelbſt mit einem anfehnlichen Kapitale.
8
|
88
* 10. Johann Adolph Engels.
Kaufmann u. Fabritant zu Werden an der Ruhr;
‚geb. d. 20. Aug. 1767, geft. d. 16. Dct. 1828.
Er wurde zu Kettwig eboren, wofelbft er nur die
ewöhnliche Bürgerfchule efachte, fo daß er das, was er
n wiffenfchaftlicdyer Hinficht war, allein feinem eigenen
Studium verdankte. Als Züngling trat er, die Handlung
zu erlernen, in das Haus Bönniger zu Dutöburg ein und
errichtete hierauf gemeinſchaftlich mit feinen drei Brüdern
, ein Schreibmaterialiengefhäft, womit er den Betrieb eis
ner bei Hagen gelegenen Papiermübhle verband. Zugleich
betrieb er eine Papiermühle in der vormaligen Gruffchaft
Homberg und pachtete 1799 von der Abtei Werden die
unweit dieſes Orts gelegene Muͤhle. Er erfand ein für
Eifens und Gtahlwauren roftfhügendes Papier, weldes
bei Berfendungen viel gebraudht wird, und wofür er bei
der Anöftellung der Yaterländifdien Gewerbsexzeugniſſe
zu Berlin im 3.1822 die Ehrendentmünze erhielt. Even fo
ter eine zu Kupferftichen vorzüglich geeignete Pa⸗
terſor e.
uls Schriftſteller machte ſich E. durch folgende Schriften
betannt: Friedrich Eichbaum, eine bürgerliche Gefchichte,
Fraukf. 1806. — Ueber Papier u, einige and. Gegenft.
d. Zechnologie u, Induſtrie. Effen. 1808. — Die Reife
nad Werden; m. 8. 1818. — Denkwürdigk. d. Natur u.
Kunft, Relig. u, Sefhichte, Schiff. u. Handel in d. k.
greuß. niederrhein.= weftphäl. Prov. Werden. 1817. —
erfuch einer Geſchichte d, relig. Schwärmerei im ehem.
Herzogthum Berg. 1820 — Sammlung kleiner Schriften
üb. Gegenflände d. bürger!. Lebens, d. Geſch., Relig. u,
Naturk. Mit 6 Steintafeln. Hanau 1825.
“
* 11. Chriftoph With. Friedr. Penzenkuffer +),
d. oͤſ. Spr Nuͤ
Profeſſord 1 a ice, ee —— ae. enberg;
Er, war zu Nuͤrnberg geboren, wo ſein Vater, ein
wegen ſeiner ſtrengen Rechtlichkeit hochgeachteter Mann,
als Rechtsconſulent lebte. Seine Mutter war eine über
.) Ale in dieſem Aufſatze enthaltenen, die eigentliche Lebensge⸗
ſchichte Bit betreffenden Angaben find gerhönft aus deffen eigenen
biographifhen Materialien, welche er bid zum I. 1824 fortgeführt
und noch im J. 1828 einer abermaligen Revifion unterworfen bat.
Ne DILE . -
wollte, entzogen hätte;
fam werde ex fic zwar fa — Men fügen, j
= ſehe aber fein ftiges Ungläd in einem aufgedrun⸗
—5 —
au als Gchriftftellee bekannte Bector
welden in ®98. iterlaffenen Papieren fi folgende
Worte det Dankbarkeit finden: — „ein Mann, beffem
Ace ich noch ‚verehrte, und der von mic wie ein zweiter
Water geliebt wurde. Sein biederer Charakter, fin
teeffliche Lehrmethode und der vorurtheildfteie und belle
Geift, womit ec nach dem dürftigen Examen Sauberti den
Religionsunterricht ertheilte, Dies und feine ungeachtet
der bebrängten häuslichen Sage, doch immer ungekörte
‚Heiterkeit bleiben mir unvergeplich. leicht war «8
au damals das erftemal, daB ich den Meiden um feis
nen Üeberfluß beneidete, wovon mir ein Theil nöthig ges
wefen wäre, um dem hochverehrten und geliebten Lehrer
ein forgenlofereö, zufriedenered Leben zu bereiten, Leis
bee aber und zu meinem geheimen Verdruſſe vermochte
ich nichts zu thun, ald nach feinem Zode durch die Mits
Hilfe fämmtliher Damals lebender ehemaliger und gleiche
geitiger Schüler fein Andenken durch eine Marmortafel
zu erhalten, die auch wirklicy bis zur baierfchen Beſit
wahme der Stadt oberhalb dem Katheder, wo er faß,
Gufgeftelt geblieben if.” — yon in diefer erſien iu
« Seʒevñer.
zii it Je TV. ‚manderlei truͤde,
neigt mas; ziIer "zäffen; von feiner
a amyıı 2 2.2 rem. tere anbaltenden,
mutmigerıtez Kroztirtiz; a Freund ertrank
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Venzenkuffer. 41
dote ſtand, ſeinen wiſſenſchaftlichen Arbeiten, ja er fand
in ihnen den einzigen Zroft und das —5*— ttel,
feine koͤrperlichen Beiden ju überwinden. Mit den neuer
GSprachen Hatte er ſich früher nich. in befondeder Abſicht
beiwäftigt; nur die englifhe Sprache hatte er vor Ans
teitt feiner Hofmeifterftelle mit Rüdficht auf diefelbe eifs
rig getrieben. Jetzt dienten ihm bdiefelben als Mittel,
fi feinen Unterhalt zu erwerben oder wenigfene zu er⸗
leichtern. Mit vorzüglicher Liebe ergriff er das Studiums
der italienifchen Sprache; dieſer und der franzoͤſiſchen
mußten in der Zolge wegen feiner Kraͤnklichkeit die eng⸗
liſche und die ſpaniſche weichen. Er ertheilte gablreichen
Gmülern Privatunterricht, übernahm Gorrecturen für Buchs
Händler, ſchrieb NRecenfionen für mehrere Riteraturzeituns
en und arbeitete eigene Schriften aus. eine Lieblingts
(asien blieben ſtets theologifche und philoſophiſche. Sa
efien kam der Zeitpunkt heran, welder ihm die Wahl
zwiſchen dem geiftlihen und dem weltlichen Le nde
aufdrang. Nachdem die Ausſicht eine akademiſche Rehr⸗
ftelle der Theologie zu erhalten, * ihn verſchwunden
war, hatte er immer noch die Hoffnung genaͤhrt, ſeinen
übern Wunſch, Geiſtlicher auf dem Lande ie werden,
n Erfüllung gehen zu ſehen. Gegen den weltlichen Lehr⸗
ſtand fühlte er von früber Jugend an eine tiefe Abnei⸗
ung,’ erzeugt, wie ex felbft glaubte, durch ‚die häufigen
ittern Klagen feiner Lehrer, und durch die mitleidswer⸗
the Aermlichkeit ihrer ganzen Lage. Als nun die Prüs
fung der Gandidaten des Predigtamts audgefchrieben
war, und er entfcheiden mußte über den Weg, den er feis
nem ganzen Tunftigen Leben vorzeichnen wollie, da zeigte
er die rechte Liebe für den Beruf, der ihm der liebfte
war; er entfagte ihm, weil er fürchtete, bei feiner anhals
tenden Kräntlichkeit ihm nicht genugen zu koͤnnen. Noch
einen Verſuch machte er, fich einen Wirkungskreis in der
Sphaͤre feiner Lieblingöftudien zu verfchaffen, aber auch
Diefer mißlang. Es beftand damals zu Nürnberg die
Einrichtung, daß den Schülern des Gymnaſiums ein Jahr
Lang vor ihrem Abgange auf die Univerfität vorbereitende
wiſſenſchaftlihe Gollegien von mehreren Profefjoren geles
fen wurden, welche aus der Zahl der Geiſtlichen und ans
erer befähigter Männer hierzu gewählt waren. P. fups
ylicirte im 3. 1796 um Aufnahme in die Zahl diefee
tofefforen und um die Grlaubniß, den Abiturienten vors
ereitende theologifche Borlefungen Ba au dürfen. Die
damalige finanzielle Lage der Stadt Nürnberg geflattete
* Yunpabafiır.
Witte nicht; Do, jielt P. den
— win: ihm Fr in Ber zolee
Regierung in ehrenden Ausdrüden be-
an Ir demmfelben Zahre trat er auch als
Ochrrfteler öffentlip auf mit der Cchrift:
Seelfrung d, wichtigen bibl, Gtels
u. Bleifch”, Nürnd. 1796. — Dagegen ers
N
Wepien. sans Außerft heftige Gegenfchrift, und ward für P.
IN Vreaplaffung Sie ——— Unannehmlichkeiten.
meinten feomerzten ihn die Beforgniffe feiner ftreng
'giofen u. dem Eicchlichen Bebrbegeifte treu ergebenen El⸗
RU — In die Zeit von feiner Nüdkehr nad Nürnberg
um 3. 1809 fallen auch feine bedeutendften öffents
Up bekannt gewordenen linguiftifchen Arbeiten, nament«
feine Sammlung d. fdpönften u, unterhaltendften Nos
wellen des oh. Borrorein. 1798. — Nouv. Grammaire
zeisonnde,' 1798. — Lat. Spragi. für d. erft, Eurſus.
1798, ——- Etwas v.d. Hrn, Fieſ ſichte u. für ihn. Bai⸗
zen hroG. —- MWolktänd. Mörterbuch, deutfep u. frange
bearbeitet, ie Bd. 1802. *) — Bertpeidigung der in d.
oberft. Staatszw. begründ. Rechte u. Anfprüce der ges
lehrt, Schuuehrer meines Baterlandes. 1805. — Il pa-
stor fido v. Guarivi. Erlangen 1806. — Franzöf. Vor-
bereitungäcurfus für d. erften Anf, im Ueberfegen. 1810.
— Italien, Vorbereitungscurſ. 2c. 1816. — WBollftänd,
Schema d. ital. Derlin. u, Gonjug. 1816. — eb, einige
Stellen im N. 2. na kantiſch. Erkiaͤrungs methode;
Probe einer größ. Arbeit in Henk's Magazin für Reli—
gionspei. 8.3, St. 2, ©. 579— 588. — Einige Ideen
I. d, Begr. u. d. Wefen d. Interpunction, bef. d. franz
3f.; im d. oberdeutſch. Allgem. Litztg. 1828. Nr. 1 u,
2. — Der Umfang und die Gründlicpkeit der Kenntniffe,
welde er in allen diefen Schriften bewährte, verfchafften
ihm eine Einladung , die Stelle eines Lehrers der franz.,
ital,, und engl, Sprache an der Univerfität zu Altdorf
B übernehmen. So willkommen ihm diefer Antrag war,
er ihm die Ausficht auf eine freie und gelehrte Thaͤtig⸗
teit eröffnete, und ihn nach Altdorf zucudfüpren follte,
für welchen Aufenthalt er ſteis eine große Vorliebe hegte, fo
war er doch zu gewiflenbaft, um dem Rufe fogteuh zu
folgen; ‚er hatte die Befchäftigung mit der engl. Spra⸗
*) (8 ift ein bebauernöwerther Werluft, daß die gortſetung
biefed Mer?6 durd) den Tod ded Werlegerd gehindert wurde; bier
fed Wörterbuch) wäre unftreitig dad wichtigie und einflußreichlte
von PB. Werken geworden,
rn
Denzenkuffer, 43
che feit längerer Beit sufaegeben, und glaubte nun wicht
fogleihy mit Ehren als öffentlicher Lehrer derfelben aufs
treten zu koͤnnen. Mon beruhigte ihn von @eiten der
Univerfität über diefe Bedenklichkeit, und die Sache war
ihrem Abſchluſſe nahe, als die politifche Veränderung des
vaterlaͤndiſchen Staats und die Aufhebung der Univerfis
tät Altdorf plöglib den ganzen Plan und fomit_P8,
legte Hoffnung einer höhern wiſſenſchaftlichen Wirkſam⸗
Zeit zerftörte. — Als nach Belisnahme der Stadt Ruͤrn⸗
berg durch die koͤn. baier, Regierung, im 3 1809 das
dortige Gymnaſium eine neue Drgonifation erhielt, wurde
P. an demfelben als ordentlicher Eehrer der franzöf. Spra⸗
&e angeftellt. Sein Anerbieten, Belehrung über philo⸗
ophiſche Grammatik zu ertheilen, war abgelehnt wors
en; indefjen erhielt er den ehrenvollen und ihm felbft
fee angenehmen Auftrag, eine franzöf. Sprachlehre für
ie baier. Gymnaſien zu ſchreiben; allein man wollte ihm
M diefer Arbeit nur ein Jahr Zeit gönnen , zu foldyew
ebereilung konnte P. fich_nicht verftehen. Wein öffents
licher Beruf aber wurde für 9, eine Quelle vieler und
fehmerzlicher Leiden. Die franzof. Sprache, welder feine
Shätigkeit nun wenigftend im Amte ausſchlieslich anges
hören mußte, hatte er zwar mit Ernſt und ‚Eifer in den
reis feiner Studien gezogen; aber ee war ihr im Ver⸗
bältniß zu den übrigen Sprachen nie fehr günftig gewes
fen, namentlich „wegen der nationalen Krivolität, deren
reiner Abdruck fie ift, indem keine Sprache die Kunft_bes
fist, Schlechtigkeiten fo gefällig auszudrüden, wie fie”,
In diefer Sprache hatte er nun eine große Anzahl, zum
Theil fehr junger Schuler zu unterrichten; er ertheilte
Diefen Unterricht mit der größten Gewiſſenhaftigkeit,
brachte aber zu ihm, nach fo vielen fehlgefchlagenen Hoffs
nungen, unter unaufhörlichen Eörperlichen Leiden, nie jene
heitere Stimmung, die dem öffentlichen Lehrer ein fo uns
entbehrliches Bedurfniß if. Er machte bei feinem Unters
richte alle die Anforderungen geltend, welche man bei dem
Unterrichte in den alten Sprachen an die Schüler zu mas
Ken pflegt, er verlangte eine fichere grammatikalifche
Grundlage, ald wodurch die einzige Möglichkeit, in den
Geift der Sprache einzudringen, gewonnen würde, und
leiftete auf diefe Weife gar manchem Schüler einen Nus
gen, ber weit über die franz. Sprache hinausging, indem
er theils für alles Sprachftudium überhaupt den rechten
Weg zeigte, theild die Erfcheinungen der einzelnen Spra⸗
che auf ihre allgemeinen, für jede Sprache giltigen Gründe
⸗
44 VPenzenkuffer.
zurücdzuführen pflegte; einen Schuͤler franzoͤſiſch ſprechen
zu lehren, wenn ihm dieſe Geſchicklichkeit nicht als Frucht
eines "gründlichen Unterrichtes nebenbei zufiel, machte er
ſich nie anheiſchig. Hätte ſich dieſe Methode bei andern,
auf unmittelbare Anwendung des Gelernten in den Ges
fhäften des Lebens bedachten Schülern, in jener Zeit, da
noch zahlreiche Emigre's bereit waren, jedem Lernbegieris
gen in Eurzer Zeit zu franzofifcher Mundfertigkeit zu vers
beifen, Leinen Beifall erworben, fo hätte Dies weniger bes
fremdend fein mögen. Aber aud bei den Schülern des
Symnafiums fand fie im Allgemeinen wenig Eingang, zus
mal unter diefen ficy die Höchft nachtheilige Sitte verbreitet
hatte, einen Unterfchied zu machen zwifchen Haupt: und
Nebenlehrern und der Eehrer der franzöfifchen Sprache fo
unglüdli war, unter die legtern gerechnet zu werden.
Ueberdies fuchte P. ſich aud im disciplinariſcher Hinficht
feine eigenen, ſtrengeren Grundfäge, — Grundfäge,, zu
welchen die Erfahrungen fpäterer Zeit allenthalben zuruͤck⸗
zukehren nötbigten, — durchzuführen; die Kolge für ihn
war, daß er oft verfannt und der Berdrießlichkeiten faft
nie ledig wurde. Roc trauriger waren die Erfahrungen,
die er am fogenannten Realinftitute machte, an welchem
ee eine Zeit lang Unterricht in der italienifchen Sprache
u geben hatte, einer Anftalt, die ihrem Zwecke und ihrer
inrichtung nad feinen Grundfägen und feiner Lehrme⸗
thode durchaus fremd war. Und doch war 9. ein ware
mer Freund der Iugend, und befand fi wohl im Um⸗
gange mit Zünglingen, die er feiner Aufmerkfamteit und
iebe würdig hielt; vielen folden ertheilte er unentgelt-
lichenPivatunterricht,fchaffte ihnen felbf die nöthigen Bucher
on und fuchte ihnen auch anderwärts, wo er nur Eonnte,
Unterftügungen zuzuwenden, erſtreckte feine Sorgfalt fo
fehr über alle Theile ihrer Bildung, daß er einigen, die
eine ſchlechte Handfchrift hatten, mit großem Zeitaufwand
felbft Unterricht im Schreiben gab, bereitete ihnen mans
cherlei Erholungen und nahm felbft an denfelben Antheil,
machte fie auf Spaziergängen und Eleinen Zußreifen zu
feinen Begleitern und zeigte ihnen befonderö bei folchen
Gelegenheiten alle Milde des liebevollen Kreundes ; viele
Sahre lang hatte er immer einem feiner liebften Schuͤler
einen Plag in ſeinem Zimmer und alle Bequemlichkeit zum
Studiren eingeräumt, — Weberhaupt war 9. im hoben
Grade empfänglih für Freundſchaft und gefelligen Um:
gang, theilnehmend am Schickſale Anderer und bereit auf
gemeinnügige Weiſe zu wirken. Ginen befoudern Werth
Penjenkuffer. 45
Satte in diefen Beziehungen für ihn der Frelmaurerorden,
deffen Mitglied er war, bis gefeäliche Verordnungen ihn,
ald Staatsdiener, zum Austritte verpflichteten. Es ift
nicht ohne Intereſſe, hierüber feine eignen Aeußerungen
zu vernehmen. „Was man auch über den Orden oder
vielmehr über einzelne Mitglieder fagen mag, ich wenigs
ſtens muß geftehen, daß er mir recht felige und ſtill heis
tere Stunden verfchaffte, die mir feit dem erzwungenen
Austritte nie mehr zu Theil geworden find und wornady
ich mid oft, nur zu oft, zurüdfehnte. Allein ich ſuchte
Beine Geheimniffe und Dffenbarungen und an den Mens
ſchen machte ich eben keine großen Auſpruͤche und nahm das
Edle, was ih an Ginzelnen fand, dankbar auf; Zurz, ich
erwartete keine Engel, aber audy keine Zeufel. Indem
ich ſah, wie die verfchiedenen Kräfte, die da vereinigt was
ven, doch ſaͤmmtlich zu gemeinnüßigen Zwecken zufams
menwirkten und wirken mußten, wie eingreifend und fürs
Dernd hier die Einzelkraft war, die ifolirt nie daſſelbe
hätte leiften koͤnnen; wie der Eine mit feiner Geifteebils
Dung, ein Anderer mit feinem reihen Herzen, ein Dritter
mit feinem Reichthume, ein Bierter mit feinen Kenntniffen
und Fertigkeiten den nöthigen Beitrag zu befagten Zwe⸗
den gab, fo mar ich vollkommen befriedigt; alle unvers
meidlichen Mängel und Gebrechen achtete ich nichts dages
en. — — Treu und mit Eifer wirkte ich übrigens zu Als
en den guten Zweden mit, die von meiner Eoge Damals
verfolgt wurden — ich hätte die entbehrliche Zeit nicht
beffer und angenehmer ausfüllen können, — fo daß ich jegt
noch mit einem ohne Zweifel zu entfchuldigenden ftolzen
gefehle auf das zurüdfehe, wozu ich entweder mit meinen
Kräften beitrug, oder was ich felbft zu ſchaffen fo gluͤck⸗
lid) war, wie 3.8. die Realifirung der Idee einer Mobis
lien s Rettungsanftalt, wozu ich den erften Entwurf gab,
und die jet vielleicht nicht ohne Beruhigung für unglüds
lihe Burger eriftirt.” — Je weiter er in Jahren vors
ruͤckte, deſto mehr häuften ſich für ihn bittere Erfahruns
gen, defto ärmer und einfamer wurde fein Leben. Seine
8 Geſchwiſter waren, bis auf einen einzigen Bruder, alle
Längft geftorben, verheirathet war er nie gemefen, der
Kreis feiner Freunde wurde immer Eleiner, und auch den
Umgang mit ihnen erfchwerte zunehmende Kränklid;keit,
aber noch in feinen legten Papieren gedenkt er ihrer mit
inniger Siebe und Dankbarkeit; Berlufte an feinem Vers
mögen, langwierige, kraͤnkende Prozeſſe, zahlreiye Unan⸗
nehmlichleiten anderer Art verfegten ihn in einen Zuſtand
/
46 Spranger.
der qualvollſten Unenhe und unaufhörlichen Beängftigung;
er war ein Maun von lebhaften, feinem Ehrgefuͤhle, ums
fo fchmerzliher verwundete ihn, was er feiner Ehre nach⸗
theilig glaubte; er war fich einer edlen, offenen Gefins
nung und der firengften Rechtlichkeit bewußt, defto tiefer
tränfte es ihn, wenn er, was nicht felten geſchah, erkannte
oder zu erkennen glaubte, daß er unrechtliche Behandlung
von Undern erfahren habe. — eines öffentlichen Lehr⸗
amtes war er im J. 1824 enthoben worden; aber feine
Studien und feine fchriftitellerifhe Thaͤtigkeit fegte er
fort, fo lange feine Kräfte es geftatteten, und außer feinen
zahlreichen gedruckten Schriften (theiis linguiftifchen, theils
philoſophiſchen, beſonders rechtsphiloſophiſchen Inhalts)
hat er eine betraͤchtliche Anzahl theils vollendeter, theils
unvollftändiger literariſcher Arbeiten hinterlaſſen; es ges
hoͤrte jedoch auch dieſes zu den, Leiden ſeiner letzten Le⸗
benszeit, daß die ihm zum Bedurfniß gewordene geiſtige
Shätigkeit, die einzige Erheiterung feiner trüben Tage,
ihm immer fhwerer, ja bisweilen unmöglih wurde. —
Sein Leben war ihm nach und nach eine faft unerträgliche
Laft geworden und das Motto, welches er über feine bio:
graphifhen Materialien feste, war: Mors mihi munus
erit. Im Juli des I. 1328 warfihn feine legte Krankheit
gänzlich darnieder; der Sprache beraubt und unter unfäg»
lien Schmerzen harrte er 9 Wochen lang feiner Erk.
fung entgegen. |
* 12. Sohann Jakob Spranger,
Hfarrer zu Ertheim (Decanatd Memmingen) im Ob. Donautreife
Baierns;
geb. d.% Aug. 1796, geſt. v.25. Oct. 1828,
Schon in den Jahren der’ Kindheit traf den Hinge⸗
ſchiedenen hartes Geſchick, indem er nicht nur kaum 6 I.
alt feine Mutter, fondern im 11.3. auch feinen geliebten
Bater, der Prediger in der Gegend von Nürnberg war,
durch den Tod verlor, Da er Luft zeigte, ſich auch dem
geiftlihen Stande zu widmen, fo forgten nad) dem Tode
Des Baterd die Anverwandten um fo mehr dafür, daß er
in Nürnberg in dem Haufe eines rechtfchaffenen und got=
tesfürchtigen Mannes untergebracht wurde, der in_der
That Baterftelle. bei ihm vertrat und auch von dem Ana:
den und Shnglinge dankbar als ein zweiter Bater geliebt
und bochgenchtet wurde, — In den Tagen der Leipziger
Schlacht bezog er die Univerfität Erlangen und wie ſchon
auf dem Gymnaſium, fo behielt er auch hier in gewiflens
>
—* Treue feine Beſtimmung im Auge und bereitete
ch mit Fleiß zum Religionslehrer vor. Schwer war die
Aufgabe, die er gleich beim Eintritte In das Amt zu loͤ⸗
en hatte. Nachdem er nämlich im Herbfte 1817 feine
aufbahn auf der Hochfchule vollendet hatte, ward ee
von dem Pfarrer Wucherer zu Lehmingen (Decanats Dets
fingen) zum Bicariud angenommen und die Erftlinge feis
nes Dienftes, die er dem Herrn auf dem Altare zu opfern
hatte, war die eier des Jubelfeſtes der Reformation.
r verwaltete diefe Stelle zur vollen Zufriedenheit feiner
Gemeinde, bi8 ibm nad Berfluß von 3 3. ein eigenes
farrame zu Bächingen an der Brenz (Decanats Leipheim)
bertragen wurde, nach deffen Antritt er ſich mit Philips
pine Wucherer, Tochter des Pfarrers, deflen Gehilfe er
bisher geweſen war, ehelich verband, — Fünf Iahre lang
diente er dieſer chriftlichen Gemeinde als Acht evangelifcher
Prediger und Seelforger; worauf er auf fein Geſuch auf
die Pfarrei Erkheim befördert wurde, die ihm für feine
fortwährende Kränklidykeit einen minder befchmerlichen
Geſchaͤftskreis und für feine fhon ziemlich zahlreich ges
wordene Familie eine forgenfreiere Ausficht in die Zukunft
verfprah. Mit den froheften Hoffnungen bezog er diefe
neue Stelle und ubte mit erneuerter Kraft und fleigendem
Eifer die Pflichten feined Berufes an Diefer neuen Ges
meinde, fo daß fein inneres Leben immer mehr fich vers
edelte. Allein fein von Tugend auf ſehr ſchwaͤchlicher
Körper erholte fich auch unter den nun minder anftrens
genden Gefchäften nicht, der Wurm eines frühen Todes
nagte ſich im Verborgenen immer tiefer in dad Mark
feiner Lebenskraft, bis ich endlich im Sommer 1328 feine
Krankheit zu einer tödtlichen Luftröhrenfhwindfucht geſtal⸗
tete, an welcher er im Herbfte d. 3, vol Glaubens an
feinen Heiland ftarb. |
* 18. Deocar Schmid,
Kapellan u. Director des weiblichen Waiſen- und Erziehungséhauſes
zu Galcutta, Secretär der Bible Associalion u. der Chüfch
Missionary Society, Mitglied der Verwaltungsbehörben der
Zehrlingd: u. der Schulbuchsgeſellſchaft 2c. 5
geb. d. 14. Nov. 1791, geft. d. 3. Dec. 188,
Der VBerewigte war in dem Städtchen Lobeda bei
Iena geboren, wo fein Vater Diakonus und zugleich Pfars
zer von Wöllnig war und 5 3. fpäter als Prediger nach
48 Schmid.
Sulzbach bei Apolda befördert wurde. Schon von feinem
7.3. an, nahdem er die Elemente des Wiffens mit leich⸗
ter Mühe fich angeeignet, zeigte er eine nicht zu ftillende
Wißbegierde. Sein Bater wollte des Knaben Kopf nicht
mit pofitiven Kenntniffen anfullen, fondern wünfchte, als
Bertheidiger der Rouſſeau'ſchen Ideen, eine felbfiftändige,
flufenweile Entwidlung allee feiner Geiftesfähigkeiten;
Deshalb fuchte er feinen Eifer fo viel als möglich zu hem⸗
men. So geſchah es häufig, das das Kind beim Ausfals
len der Lectionen wegen der Amtegefchäfte des Vaters
nicht nur traurig war, fondern ſogar nach vergeblichen
Bitten, mit ihm etwas zu treiben, in Thraͤnen ausbrach
‚und mit bewunderungswürdiger Geduld in der Nähe der
Studirſtube harrte, bis der Vater feine Beſchaͤftigun
geendet haben würde und ſich vielleicht doch noch erwei⸗
hen ließe, mit ihm etwas vorzunehmen, Bei verftändiger
Behandlung erkaltete auch diefer Trieb nicht und im 1%
3. ſchon (Oftern 1803) Eonnte er mit feinem Altern Brus
der Bernhard, der gegenwärtig noch in Oftindien lebt, —
-die Domſchule zu Naumburg a.d. S. beziehen. Bier zeich⸗
nete er ſich ſo aus, daß er bereits vor ſeinem 17. J. fuͤr
faͤhig erklaͤrt wurde, auf die Univerſitaͤt abzugehen. Da
ſein einſichtsvoller Vater dieſes jedoch noch nicht zugab,
ſo blieb er noch einige Zeit daſelbſt und erwarb ſich in
den vielbeſuchten Redeacten durch feine beredten Vorträge
ungewöhnlichen Beifall, worauf er die akademiſchen Stuü⸗
dien Michaelis 1808 auf der Hochſchule zu Iena begann,
Hier benugte er vornehmlich die Vorlefungen und den Um⸗
ang feines Verwandten, des bekannten Erläuterers von
Kant’s Syſtem I. Chr. Erd. Schmid, fo daß er bat} uns
ter feinen Gommilitonen als ein Eingeweihter in dieſer
philoſophiſchen Schule betrachtet wurde. Schon 1811 nach
23 3. Studienzeit wurde er in Weimar ekaminirt und
erhielt die erſte Cenſur. Da er das Haker'ſche Stipen⸗
dium erworben, welches nur den ausgezeichnetſten Juͤng⸗
lingen zu Theil wird, fo blieb er noch 2 J. auf der Unis.
verfität. In diefe Zeit fält ein Programm, dad er in.
honorem Augustanae confessionis ausarbeiten follte; er
hatte aber gerade darin bewiefen, daß diefelbe für unfere
Seit nicht mehr hinreichend fei und eine andere Glaubens⸗
aorm verfaßt werden müffe. — Obgleich er bald Anſpruͤ⸗
che auf eine Anftelung im Lande hatte, ‚ging er dennoch
als Hauslehrer zuerft nach Wölfis bei Gotha und alddann
nach Königsberg in Oftpreußen, um mehr Kenntniß von
Welt und Menichen zu erlangen, als ed ibm auf feiner
Schmib. 49
Studirſtube bisher möglic gewefen war. Aber dadurch
murde eine heftige Keiſeluſt in ihm angeregt. Dieſe
brachte ihn auch auf die Lectüre der Miffionsberichte. Er
fpriht fih in feiner @elbftbiographie in den hal⸗
lifcyen Miffionsnachrichten St.66, 3.1816, ©. 565 über
die Kolgen davon fo aus: „Ich lernte das Miffionswefen
und Defjen herrlichen Fortgang kennen; ich glaubte in der
bewunderungöwürdigen Berbreitung der heiligen Schrift -
in allen Zheilen der Erde Durch die Bibelgefellſchaft im
London eine neue Morgenröthe für das thätige Chriſten⸗
. tum und für wahres Menfchenwohl am Horizonte der
Weltgefchichte aufgehen zu feben; ich hielt mich auch vers
pflichtet, nach meinen gseingen Kräften mitzuwirken, daß -
der volle Tag anbreche.“ achdem nach Halle und ons
don gefchrieben war, nahm ihn die englifhe Kirden: Mifs
fionsgefelfhaft mit Freuden an. Er legte fich fogleich
auf Erlernung der englifchen Sprache, und nachdem er
‚den 7. März 1815 vom Oberconſiſtorialrath, jegigem
Biſchof Borowski in Königäberg ordinirt war, ging er auf
einem Umweg über Sachſen nach London. Bier wurde er
noch zwei Jahre von feiner Beſtimmung zurüdgehalten,
Der wirdige Prediger an der Savoykirche naͤmlich, Dr.
Gteintopf, wollte fein Vaterland, Deutfhland, auf läns
ereBeit befuchen und in Schmid fand er zur Verwaltung
Feines Amtd einen tuͤchtigen Stellvertreter. Derfelbe bes
nugte diefe Beit zur gehörigen Vorbereitung auf feinen
Beruf; auch fuchte er feinen Altern Bruder Bernhard van
der Bortrefflichteit feines Vorhabens zu Überzeugen. Dies
fer war von aͤhnlichem Geiſte getrieben, vom heimathlichen
kaͤndchen nach Frankreich und auch nach Paris gegangen
um bafelbft nach aufgabe feinee Pfarrftele zu Eifel be
Srarba feine Lieblingswiffenfhaft, morgenländifche
Sprane und Literatur, zu ſtudiren. Der Ruf des Brus
ders, mit dem er faft gleichen Bildungsgang genommen,
konnte bei ihm nicht lange ohne Erfolg bleiben, Als
Miſſionaͤr konnte ev das heißgeliebte Morgenland durch
Autopfie Eennen lernen, die mit taufend fehonen Farben -
ausgemalten Länder, die Wiege der Menfchheit und der
Gultur konnte er betreten, nicht das Verdienſt zu rechnen,
das er fich durch Ausbreitung des Chriftenthums erwarb !
Und ficher ift es kein gemeiner Gedanke, unter unfäglicyen
Mühen und Gefahren den Samen der göttlichen Lehre
unter ein großes Volk anuszuftreuen, und echebend, von
deſſen künftigen Gefchlechtern als der geiftliche Water ges
ehrt und gefeiert zu werden; ein Ulphilas, ein Bonifacius
einer dankbaren Nation zu feyn! -- Im 3.1817 fegelten
MR. Rekrolog 7. Jahrg. 4
60 Schmid,
beide Brüder nach Oftindien, Indem der Juͤngere das
Gluͤck gehabt hatte, fich mit einer vortrefflichen Gattin,
Maria Nönneberg aud Bremen, zu verbinden. — Am 4.
Aug. kamen fie in Madras an, wo ihren fo viel Arbeit
wartete, Daß fie, urfpränglih nach Galsutta beftimmt,
nach eingeholter Erlaubniß dafelbft blieben. Leider mans
geln und volftändige Rachrichten über Deocars Thaͤtigkeit,
denn er ſelbſt liebte ed nicht, Darüber zu berichten. Was
wir aber ald hauptfächlichite Thatſachen willen, fei hier
mitgetheilt. Er kam nah ein paar Jahren als. Caplaiı
of the Europ, Female Orphan Asylam nad) Calcutta, be⸗
fonders weil bier feine Gattin, als eine in mehreren Spra⸗
hen bewanderte und ſonſt ſehr gebildete Frau, einen paſ⸗
fenden Wirkungstreis fand. Da in Sndien die Erziehung
Des weiblichen Geſchlechts aͤußerſt vernachläffigt ift und
überhaupt fehe wenig Gngländerinnen dorthin kommen,
ſo ift diefe Anftalt von außerordentlichem Einfluß auf die
Givilifienng Indiens. Gein nicht zu ermüdender Eifer
bildete ſich ader einen noch weitern Wirkungkreis. Ihm
verdankt Galcutta und Dflindien die Gründung zweier
Bereine, die gewiß. von dem wohlthätgften Einfluß find
und feyn werden : Die Bible Association und Apprentining
Society. Die letztere Geſellſchaft hat die Unterbringung
von Indo Britten als Lehrlinge bei Handwerkern zum
Zweck und dadurch entfland auch die Seeſchule. Bu dieſen
für Galeutta fo wichtigen Vereinen gab fein Schriftchen
Beranlaffung: Advice to Indo-Britons as the best means
of bettering their condition. Calc. 1926. Sein od kam
hoͤchſt unerwartet, Indem er nämlich ſchon in den erften
Jahren feines’ Aufenthalts’in Indien alle für die Curo⸗
päer unausbleiblihe Krankeiten uͤberſtanden hatte, Iebte
er dem Anfcheine nach völlig gefund, war lebhaft und
heiter- Da wurde erft 12 Lage vor feinem Zode entdeckt,
daß fich ein Geſchwuͤr an der Leber fammle. Es war nun
an keine Heilung zu Denken. Auf fein Verlangen fagte
man ihm, wie ed um ihn ftände. Nun brachte er mit der
rößten Ruhe alle feine Papiere in Ordnung, entledigt ſich
einer weitläuftigen Geſchaͤfte und ſtarb Überhaupt fo, daß
einer der Aerzte nad) feinem Tode oft fagte: „I should
like to die to morrow, if would die like Mr, Schmid!“
(Ih wünfchte morgen zu fterben, wenn icy erben würde
wie St. Schmid.)
eine übrigen Schriften find: The dirine authority
of th& bible and the Vedas, Briefly discussed in a letter
to Baboo Rammohan ‘Roy Calcutte, 1819. — A tract against
‚Schmebding — Bonfen. 51
the prevailing system of Hindoo Idolatry, 1824. — - Sum-
mary of the holy Scriptures or a comp ete body of divi-
nity; historical, doctrinal and practical, composed in the
words of Scriptare. — The first number, containing the
introduction and Chapter I, concerning God. 1820 (bens
gal u. engl.) — A collection of dirine Sayings im English
and Hindostan. 1820. .
* 14, Joſeph Schmedding,
Provinzial u. Synodal⸗CExaminator zu Muͤnſter;
geb. d. 24. Sun. 1752, Heft: d. 19. Dec. 1828:
Er wurde zu Münfter geboren, trat 1768 in daB dor⸗
tige Sranzidfanerklofter, worin et 1790 zur Würde des
Guardians und 1804 zum Provinzial des Franziskaner⸗
ordens erhoben wurde, Er war ein tüchtiger, an theolo⸗
giſchen Kenntniffen reicher Geiftlicher, weshalb er auch
‚zum Spynodaleraminator beftellt ward. — Im 3. 1828
wurde Die Wiederbegründung von vier Granzistanerkiöftern |
in der Proving Weftphalen decretirt, nämlich zu Dorften,
Warmdorf, Nietberg und Wiedenbruch, und er zum Opern
aller vier Klöfter beftimmt. x
* 15. Jakob Bonfen,
Paſtor zu Althadersleben im Schleswigihens
geb.d.17. Aug. 1753, geft.d. 21. Dec.1828.
Geboren zu Spandet im Amte Haderdleben und der
Altefte Sohn des dafigen Predigers und nachherigen Probs
fen in Arrild in demfelden Umte, Andreas B. und der.
Katharina Mana, geb. Friken, wurde derfelbe in dem Haufe
einer braven Eltern bis zu feinem 5.3. erzogen, worauf
bn fein Oheim, der Paftor Bagge zu Braderap im Amte
Sondern, felbft Einderlos, zu fih in fein Haus nahm, wo
mit Liebe und Sorgfalt nicht nur für feine Erziehung,
fondern auch fehr früh für feinen Anterricht geforgt wurde,
Wald zeigten fi ungewöhnliche Anlagen bei dem Knaben
und feine kuͤnftige Beftimmung legte er dadurch an den
Sag, daß er fich für 12 Schilling, die et zum beliebigen
Gebrauch als Geſchenk erhalten hatte, auf dem Jahr⸗
marfte nach eigner Mahl eine mit Holzfchnitten verſehene
Wilderbibel kaufte. Etwa in feinem 14. 3. bezog er die
Inteinifche Schule zu Zondern und im 3. 1772 die Unis
verfität Kiel, wo ihn außer den Sheologifchen Wiſſenſchaf⸗
52 Boyſen.
ten beſonders die Naturlehre und die franzoͤſiſche Sprache
beſchaͤftigten. Nach feiner Ruͤckkehr von Kiel erhielt er
eine Informatorftelle bei dem Major Holftein in Niebüll,
deſſen Achtung und Liebe er im vollen Maße fich erwarb,
Nachdem er im 3.1 Ay Schleswig fein Examen beftans
den, ward er 1779 bei St. Zohannid auf der Infel Föhr
zum Sompaftor gewählt, welches Amt er mit vielem Se⸗
gen 10 3. hindurch bekleidete. In diefer Zeit fehrieb er
mehrere mit Beifall in die Schleswig: Holfteinifchen Pro⸗
vinzialberichte aufgenommene Auffäge über die Sitten,
Gebraͤuche und Eigenthümlichkeiten der Zöbringer, fo wie
einen über den Zeil: Entenfang. - Im erften Jahr nad)
dem Antritte feines Amtes verehelichte er fich mit Der
Jochter feines‘ Kollegen, des Paſtor Hinrichfen in
Alteffum, die bei ihrem Tode 1799 ihm 5 Kinder
interließ, denen er im J. 1802 in der Tochter des une
ängft verftorbenen Probft Müller zu Ningtjöbing eine
zweite Mutter gab. Bon St. Johannis auf Fohr ward
ee 1790 zum Prediger nady Althadersleben berufen, in
welchem Amte er allgemein geachtet und geliebt wurde,
wofür wohl der Umftand fpricht, daß die Verſamm⸗
lung der den Prediger-Gonvent der Probftei Hadersleben
ausmadhenden Geiſtlichen ihn zu ihrem Präfes ermählte
und bis zu feinem Tode als folden behielt. — Gleich⸗
weit vom Myſticismus ald vom Unglauben entfernt, war
DB. nicht blos als Prediger ein eifriger Arbeiter in feinem
Berufe, fondern fuchte auch auf mancherlei Weife durch
Berbreitung nüglicher Kenntniffe Gegen um ſich ber zu
verbreiten. So war er eine Reihe von Jahren hindurch
Mitarbeiter der viel Gutes und Rüsgliches enthaltenden
Hadersleber Monatsfchrift, wie er denn auch manche ges
Diegene Auffäse in die Hadersleber Wochenfchrift lieferte.
Anch auf einem andern — vieleicht weniger bemerften, aber
gerade deswegen defto rühmlichern Wiege fuchte er Gutes
zu ftiften. Bur Hilfe und Handreichung bei feiner Lands
wirtbfchaft wählte er gewoͤhnlich folhe Knaben und junge
Menfchen, bei denen er etwas mehr Kernbegierde als ges
wöhnlich bemerkt hatte. Durch gelegentlidyen Unterricht
brachte er diefen nun fo viel bei, daB fie bernach mit
roͤßerm Zogen Seminarien beſuchen konnten. Auf dieſe
fe find viele tuͤchtige Schullehrer von ihm vorgebildet
worden. — Nicht blos in Beziehung auf theologifche,
fondern auch auf andere Kenntniffe war DB. ein vielfeitig
gebilbeter Mannz daher feine gefellige Unterhaltung nicht
108 anziehend und unterhaltend, fondten auch vielfältig -
[4
Spigner. 63
belehrend ward, Nur im Aeſthetiſchen Tonnte man feine
Bildung etwas vernachläffigt und einfeitig nennen, da ee
auf ‚gute Gedichte einen etwas zu geringen Werth legte,
ri er alle Werke der dramatifchen Poeſie und alle Dars
elungen der fcenifchen Kunft geringfchägte und verachs
tete. Die undbedingte Verwerfung alles poetifchen Schmus
ckes der Rede, von der er oft erzählte, Daß der Conſiſtorialrath
Peterfen. fie feinen Schülern zur Pflicht gemacht, ſchien
auch auf die Keftftellung feiner desfallfigen Anfichten ei⸗
nen etwas nachtheiligen Einfluß gehabt zu haben. Auch
{dien er mit diefem feinen Lehrer died gemein zu haben,
daß er, ob er ſchon Verdienſte und Einfichten, Anderer
fat gerecht anerkannte, neue Anfichten und Einrichtungen
nderer zu tadeln und zu verwerfen pflegte. — In feis
nem Leben und Wandel zeichnete er fich durch eine gewiflz
Nube und Heiterkeit. ded Gemuͤths unter allen Abwechs⸗
lungen des Schidfald aus, welche ihn auch wahrfcheinlich
ein höheres Lebensziel würde haben erreichen laffen, da er
in feiner Bebendweite überdied fehr frugal und mäßig war,
wenn nicht eine Dedorganifatiod feiner Berdauungswerds
zeuge feinem Leben früher ein Ende gemacht hätte. Es
waren Diefe Ruhe und dieſer Sleichmuth zum Theil eine
Folge -feined heitern, glücklich geflimmten Temperaments,
aber größtentheils hatte er fich doch diefelbe durch treue
Befolgung Acht chriftlider Marimen angeeignet.
. J. Boyfen,
Subrect. a. d.Domſchuie in Schleswig.
* 16. M. Sohann Adolph Spigner,
Paſtor zu Eangenreinddorf bei Zwickau;
geb. d. 2. Dct, 1750, geft. d. 22. Dec. 1828.
Er wurde zu Blankenhain bei Werdau geboren. Geis
ne Eltern waren Joh. Adolph &., Chirurgus zu Blantens
hain, feine Mutter Rofine Sabine, eine geb. Boigf
aus diefem Ort. Da er feinen leiblichen Water noch vor
feinem Eintritte in die Welt verlor, fo nahm fich fein
Großvater mütterlider Seite daſelbſt feiner um fo herzlis
der an. Er erzog ihn, und weil er viele Wißbegierde
zeigte, fo ließ er ihn durch den damaligen nicht unerfahr⸗
nen Schulmeifter dieſes Drts im Lateiniſchen unterrichten,
weiches er fodann 3 3. lang auf der Schule in Crimmitz⸗
ſchau und [päter 3 3. lang auf der Schule zu Ronneburg
unter dem Hector Gruner fortfegte, . Sm 3.1779 bezog -
er die Univerfität Wittenberg, wo er fi) duch Hilfe deö
54 Claußen.
Convicts, des koͤniglichen und Molframddorfifchen Stipen⸗
Diums 4 3. lang aufzuhalten im Stande war und beſon⸗
ders dem orientalifchen Sprachſtudium oblag. Bor feinem
Abgange erhielt er nach Öffentlich gehaltener Disputation
wegen eines Familien» Gtipendiums die Magiftermürde,
Mach ruͤhmlich uͤberſtandenem theologifchen Examen in
Dresden 1783 unter die Zahl der Gandidaten aufyenommen
unterrichtete ee nun die Kinder des Förfter Helle in ans
enbernsdorf bei Werdau und trat hernach als Hauslehrer
n die Familie des Kammerherrn 9, Unruh zu Dresden,
bis er im 3. 1791 zum Pfarramt in Dberalbertödorf bei
Werdau berufen ward, Nun nahm er feine noch lebende
. Mutter gu ſich und pflegte und verforgte fie bis an ihe
Ende mit ETindliher Treue. Einige Jahre nach Antritt
dieſes Amtes verbeirathete er fih mit Sohanne Chriftiane
geb. Nebe von Schwenfal bei Düben und wurde Mater
90n 7 Kindern, von denenihn nurs Töchter überlebten. Im
5. 1812 gelangte er zum Pfarramt in Langenreinsdorf,
wo er für feine Samilie und Gemeinde noch viel zu früh
feine Laufbahn im 70. Lebensjahre beſchloß.
* 17. Johann Georg Claußen,
Klanzleirath u. Inſpector d. Strafanftalten zu Gluͤckſtadt, Ritter v,
Donebrog und Danebrogämann;
geb. 4.25. Sept. 1782, geft. d. 24, Der. 18%.
Er: word frühe abgerufen, aber was feinem Lebens⸗
lauf an Jahren abging, hat feine Thätigkeit erfegt, und
nach dem Guten, was er gewirkt, und nadı den Pflichten,
Die er erfüllt, darf man fagen , daß er lange gelebt hat.
Er ward in Schleöwig geboren, verließ aber fchon ale
Knabe dad Haus der Eltern , indem fein Oheim, der Das
malige Zuchthaußsinfpector Loͤbndorff in Slädftadt, ihn zu
fih nahm und erzog. Früh fchon mußte dieſer, kraͤnklich
und leidend, des Juͤnglings Thaͤtigkeit in Anfpruch nebs
men. Im 3. 1802 ward derfelbe ihm mit Anmartfchaft
auf dad Amt adjungirt und jegt richtete er fein Beftreben
einzig auf die Bildung für feinen künftigen Beruf, Uns
teritugt von der Staatstafle unternahm er im J. 1803
eine Reife durch Deutfchland, wo er nicht nur die berühms
teſten Steafanftalten, fondern auch Fabriken befichtigte,
. um duch ſolchen Betrieb die Sträflinge zu befchäftigen.
So vorbereitet übernahm ee die Leitung der Gtrafanftals
ten fie Schleswig und Holftein. Kür feine Amtsfuͤhrung
Claußen. 65
bat der Erfolg dad befte Zeugniß abgelegt, — Hbgleicy
von jeher nur mit führ mäßiger Koͤrperſtaͤrke audgerüftet,
bewährte"@, doch eine ungewöhnliche Geiſteskraft während
ber unglüdlichen Periode der feindlichen Invalion 1844.
Das Zuchthaus war mit Sträflingen und damals auch
noch mit Wahnfinnigen angefült; Erftere wenigſtens wuß⸗
ten, daß der Dienft auf den Waͤllen der belagerten Stadt
alles Militär in Anſpruch nahm und fie drohten unges
heut mit Aufruhr und Ausbrechen. Go war dad Leben
des Berewigten gefährdet, felbft wenn das Geſchuͤtz der
Belagerer fchwieg, das wiederholt feinem Leben Gefabe
edeoht hatte, Anderswo hätte er einen Sicherheitsort
den mögen, aber nichts Tonnte ihn bewegen, deu Poften
i perlaffen, den er zu vertreten hatte. Ein Haufen truns
enee Hufaren flürmte ihm ind Haus und wollte den
Lombard plündern, denn die Sachen gehörten ja nicht ihm,
meinten fie, aber der Berftorbene dachte anders, Muthig
warf er fich ihren gezogenen Säbeln entgegen und feine
ihnen unerwartete Entſchloſſenheit vettete einen Sachen⸗
werth von mehr als 30,000, einen Kaffebeftand aber
von 8000 Mrk. Gin andermal machten die Zuͤchtlinge, zu
deren Patronen fih Schil’fche Hufaren aufgeworfen hat»
ten, einen neuen Verſuch, ſich mit Gewalt zu befreien,
aber auch diefer fheiterte an E.'s Muth, der unbedenklich
fein Leben für feine Dienftpfliht aufs Spiel fegte. Dad»
felbe gefchah bei einem andern Zumnlt einer Abtheilung
von Sträflingen im 3. 1823, der nur durch die Hilfe des
Militärs geftillt werden konnte. Und wiederum nur mit
der offenbarften Lebensgefahr Eonnte er in der unglüdlis
en Sturmfluth vom 3. aufd. 4. Febr. 1825 zu dem Juchts
hauſe erfter Abtheilung hingelangen, wo feine Gegenwart
unumgänglich noͤthig war, obgleich Dicht neben dem Ge:
bäude der Deich brach und mehrere Häufer mit den Be⸗
wohnerr. verloren gingen. — Bei feinen vielfachen Ges
fhäften, weldye die Aufficht über zwiſchen 6 und 700
Zuchtlinge erforderte, bei einem Fabrikweſen, das jährlich
an 100,000 Mr. für Fabrikate producirte, vermochte er dens
noch die Zeit zu finden, den Bau der neuen Gebäude für
die Strofanftalten zu leiten und darüber Rechnung zu
führen. Wie bedeutend auch dies Geſchaͤft war, ergeben
ſchon die aufgewendeten Baukoſten, welche mehr als
270,000 Mrk. betrugen. Und Bau und Rechnung blieben,
genauer Revifion ungeachtet, ohne Notat. Solde Pflicht⸗
erfüllung konnte dem Auge des huldreichen Monarchen
nicht verborgen bleiben, Aus deſſen eigenem Munde ward
56 v. Arndt.
dem Hingefchiedenen die belobnende ehrende Anerkennung.
Er wurde im 3.1825 zum Kanzleirath ernannt und 1826
mit dem Ritterkrenze des Danebrogordens begnadigt, nach⸗
: Dem er das filberne Kreuz der Danebrogsmänner bereits
im 3.1824 erhalten hatte. Au die patriotifhe Gefell:
haft in Altona "erkannte ihm ihre Ehrenmedaille zu.
ein Name verdient daher wohl ein ehrendes Andenken
bei feinen Mitbürgern, denn Niemand, der Zeuge war
von feiner Shätigkeit, feinem ernften nnd dennoch mens
henfreundlichen Wirken in feinem Beruf, Tonnte ihm
eine Achtung verfagen. Aber nicht minder gewann er
ie Liebe und Zuneigung der Geinigen, mit denen ihm
feine befchräntte Zeit einen genauern Umgang geftattete.
18 Ehegatte, ale Vater, ald Freund, jeigte feine Herzens⸗
guͤte fi in ihrem ſchoͤnſten Licht, im Kreife der Geis
nen fuchte und fand er Erholung von feinen immer ans
greifenden, oft betrübenden Berufspflichten und die Thraͤ⸗
nen, welche dort ihm fließen, hat die Zeit noch nicht geſtillt.
1829.
* 18. Chriftian Gottlieb v. Arndt,
kaiſ. ruſſ. Hofrath u. Ritter d. Wladimirordend — zu ‚Deidelberg;
geb. d. 2. Dec. 1743, geft. d. 2. San, 1829.
Diefer Durch hohe Geiftesbildung ausgezeichnete Mann
wurde zu Großfchwansfeld, einem oftpreußifchen Dorfe,
Beeren wofelbft fein Vater Prediger war. Als er einige
eit zu Königsberg in Preußen anfangs das theologifche,
dann das Rechtsfach ftudirt hatte, gab eine ganz undbes
Deutende Beranlanlaffung feinem Lebensplan eine andere,
ihm gewiß unerwartete Richtung, — Diefe Beranlaffung
war — eine Partie Shah. — Gin volnifher Magnat
gewann den jungen Mann, mit dem er im Gafthaufe eis
nigemal gefpielt hatte, lieb; er fragte ihn mitten im Zu⸗
ge: ob er ihn nad Warſchau zur Koͤnigtwahl begleiten
wolle? Der Züngling, raſch und feurig, ſchlug ein; der
fromme Bater, die beforgte Mutter weinten, fegneten ihn
auf der Durchreife und Yaben ihn nicht wieder geſehen. —
Von Warfchau aus ging 2. nach Riga und dann nad
eteröburg. An beiden-Orten mußte er mit Mühe und
in vielfachen, verſchiedenartigen Bei@gäftigungen anfangs
v. Arndt. 67
aue für feine Erhaltung arbeiten, an legterm hatte er
das Gluͤck, der Kaiferin Katharina IT. bemerklich zu wer⸗
den, die ihm nun wichtige Geſchaͤfte uͤbertrug, ihn beförs
d tb, und als nach 2öjahriger Dienftzeit des reifen Mans
nes Sefundheit — von Jugend auf eine der wandelbars
fen — immer mehr ſchwankte, ihm Rang, Adel und Or⸗
den verlieh und mit hinreichender DBefoldung eine Neife
nach dem füdlichen Deutfchland geftattete, die er feinen
ewigen Urlaub zu nennen pflegte. — Er ſah nun feine
Berwandten und Freunde in Oftpreußen wieder, zu wels
hen legtern er auch Kant zählen durfte, verweilte im
Berlin, Dreöden und in den fhonften Gegenden des mitt»
lern und fünlicyen Deutfchlands, bis er endlid zum Ruhe⸗
fig feines herannahenden Alterd das in jedem Betracht fdhds
ne Heidelberg wählte, ſich dafelbft ankaufte und nun im
philofophifcyer Ruhe den Wiffenfchaften, feinen zahlreichen
alten und neuerworbenen Sreunden — fchriftlich und münds
lich — und dem Bau feined niedlihen Gartens lebte.
Berheirathet war er nicht. — Immer blieb ihm fein zwei⸗
tes Baterland, Rußland, über Alles theuer, alle Lebens⸗
verbältniffe pflegte er mit den gleichartigen dortigen und
ewoͤhnlich zum Vortheil der legtern zu N arallelifiren. Er
at in Rußland viel gefchrieben und viele, beſonders les
i8lative Werke ind Deutfche übertragen, die feinen Scharfs
Finn beurtunden. Während feines Aufenthalts in Heidels -
berg find von ihm 2 Schriften erfchienen: „Weber den Urz
fprung und die verfchiedenartige Berwandtfchaft der Spras
en’, die felbft in Amerika die Aufmerkfamteit der Kens
ner erregt, und „Gedanken über wichtige Angelegenheiten
des Menſchen und Des Burgerd.” Seine Auffüge in rufs
fifherSprache gelten im Auslande auch in Hinſicht auf Dics
tion als klaſſiſch. — In feinem Charakter waren Wahr⸗
heit und Rectlichkeit zwei auf den erften Anblick erfenns
bare Grundzüge. Zalfchheit nannte er die Quelle aller
andern Lafter oder das Lafter felbfl. Daher fand man
Denn in ihm auch bald, neben dem ruhigen Lebensphilos
fophen, einen Mann von warmen und Hr alles Schöne
und Große empfänglichen Herzen, deffen in feinen fpätes
ften Jahren erfrifht und erneut rüdkehrende Phantafie
. die Erinnerung an edle Genuffe, befonderd an romantische
Landfchaften des Südens, an das Wiederfehen lange von
ihm getrennter Freunde mit fo kräftigen Karben zu fchils
dern wußte, daß man feine koͤrperliche Schwaͤche, feine
wielen körperlichen. Leiden daruͤber vergeſſend, nur die Ju⸗
endfülle des Geiftes ſpuͤrte, die ihn erſt verlieh, als feine
rbliche Hülle, — des Weiterlebens phyſfiſch unfähig — in eis
58 Schaft.
ar nlöglichen Ohnmacht dahinſank. — Leben wird er im:
merdar in den ‚Herzen feiner Freunde und derer, Denen er
Berather und Helfer qus voller Seele war,
* 19, Ildephons Schatt,
erfter Iufpector d. Schulichrers Seminars zu Bamberg ;
geb. d. 6. San. 1774, geft. d. & San. 1829.
Die Benedietiner zu Banz hatten zwar während ihren
mehr als 700jährigen Eriftenz viele Gelehrte unter ſich;
doch vorzüglich in den legten 30 3. Unter den wenigen
noch übrigen war der verewigte Ildephons Schatt zu
Bamberg. Sein Water war ein Jaͤger zu Schammels⸗
Dorf bei Bamberg und er genoß den wiffenfchaftlichen
‚Unterricht am Gymnaſium und Lyceum IF Bamberg umfa
Leichter und gründlicher, als er das Gluͤck hatte, während
feiner ganzen Studienzeit ein Bögling des v. Auffeed’fchen Ges
minars zu feyn, in weldyem er nebft freier Wohnung, Nahrung,
Kleidung und ärztlicher Behandlung auch vielfeitigen Privat:
unterricht ganz unentgeldlich genoß. Während der Ferien hats
te er Gelegenheit, ſich in dernahen BenedictinerabteiBanz von -
einer fo vortheilhaften Seite zu zeigen, daß er nebft andern
Beitgenoffen den 14. Sul. 1783 als Gonventual aufgenom:
men wurde, Im Noviziate folgte er der Leitung des No⸗
. vizenmeifters Paul Vinc. Probft. In den philoſophiſchen,
theologiſchen und juridifhen Wiffenfchaften hatte er zwar
mehrere Lehrer, doch Die meiften Kenntniſſe verdantte er
den Profefforen Roman Schad zu Jena und Othmar
Grant zu München, durch deſſen Güte er audy mit deu
englifhen Sprache bekannt wurde. Durch täglichen Um⸗
gang mit diefem fowie mit einem franzöfifchen Ausgewans
derten hatte er ſich die Zertigkeit, franzöfifch zu fprechen,
angeeignet, Er legte in den Prüfungen fo ſchoͤne Proben
feiner wifjenfhaftlichen Kenntniffe ab, daß er am 5. Jun.
1802 zum Profeſſor der Theologie im Klofter ernannt
murde, welches Amt er mit Eifer zu vermalten ſuchte. —
Dei der allgemeinen Saͤtulariſation der Abtei begab er
* nach Bamberg und ſetzte da ſeine Studien im Stillen
ort. Als Reſultat derſelben gab er 1805 heraus: „Bei⸗
träge zur Anftands: und Sittenlehre in einer kritiſchephi⸗
Iofopbifchen Bearbeitung der Ghefterfieldfchen Erziehungs⸗
Marimen.! — Vom Sept. 1803 bi6 1805 beforgte en
mit Eifer die Redaction der Bamberger Seitung, bis er
Durch eine Unannehmlichkeit der franzoͤſiſchen Genfur verans
laßt wurde dieſes Gefchäft dem Stifter des Blattes, Gerard
Bley, jetzt Geelſorger im Invalidenhauſe zu Paris wies
Schatt. 69
der zu überlaffen. Er bereite dann die vorzüglichften
Erziehungsanftalten im nördlichen Deutfchland, wo er ſich
die Achtung und Gewogenheit vieler Gelehrten erwarb,
Durch feine Beiträge zu dem fräntifchen Schulfreund
Graßers von 1805—6 erprobte Sch. fo viele pädagogifche
Kenntniffe, daß er deswegen den 7. Noy. 1807 zum Pros
feffor und den 17. März 1809 zum I. Infpector des new
errichteten Schullehrer:Seminard ernannt wurde, in wels
her Eigenfhaft er ſich mit Würde bi8 zu feinem plöglis
dien Zode behauptete. Welche Kortfchritte er in der vaͤ⸗
Dagogifchen Wiſſenſchaft unter der Leitung des ideenreichen
Neformatprs Sraßer gemacht, fuchte ex feinen vielen Schü—
lern, welche ſich feit feiner Anftellung vielleicht auf 600
beliefen, mündlich mitzutheilen. Dem großen Publikum
legte er „Aphorismen als Einleitung in feinen paͤdago⸗
alfchen Lehrkurs“ im 3.1812 vor, welche fpäter noch eins
mal zu Bamberg gedruckt wurden. Im_nämlichen Jahre
ließ er ebendafelbft gleichfalls auf feine Koften erfcheinen :
„Skizze einer Geſchichte der chriſtlichen Katechetik“; fer,
ner die Abhandlung: „Sollen Katechismen in Fragen und
Antworten eingekleidet em 2 und „Recenfion zweier im
‚Königreiche Baiern neu erichienenen chrifttatholifchen Kate:
chismen.“ Für einige Zeitfchriften verfaßte er in jener Zeit
auch mehrere Kritiken pädagogifcher Schriften. — Die
Graßer'ſche Unterrihtmethode für da8 Leben wurde wes
niger von dem gentalen Drafelder Paͤdagogik, dem Schulrath
Heinr. Stephanizu Gunzenhauſen, ald von deſſen Anhängern,
öffentlich befümpft. Zu diefen gehörte beſonders ein ges
wiffer Voͤlderndorf durch feine: „Sechs Prüfungstage in
Den von Großer organifirten Volksſchulen zu Baireuth‘*),
Dr. Becks Apologie derfelben in der Mündyner Kiteraturs
eitung in Nr. 79 von 1821 und drittens ein öffentliches
chreiben des verftorbenen Dechant Pflaum zu Baireuth.
Segen diefe Umtriebe trat Sch, ftatt feines Meifters
Graßer in die Schranfen und gab heraus: „Die Irr⸗ und
Diintelsüge auf dem Zelde der Grammatik, Logik und
— zur Bekaͤmpfung der Methode des Unterrichts
ür das Leben." Zum Schluffe diefed Gtreites ließ er
folgen:, Des 3.6.& Pflaum, Dechant zu Baireuth, Selbſtbe⸗
enntnifje wider Willen.“ — Bei der 1827 ſtatt gefundes
nen Reorganifation des Schullehrer: Seminard durch die
Verſetzung in ein anderes Gebäude, wurde thelld im Anzeiger
der Deutſchen, theild in andern öffentlichen Blättern, der
gegründete Vorwurf gemacht, daß die Infpectoren das
eminar mehr nach ihrer ae naee und Nugbarteit eins
sichten ließen, als daß fie daſſelbe nach feiner vorzuglichen Bes
*) Deſſ. Biogr, Nekr. 2. Jahrg. ©. 756.
60 Schatt.
ſtimmung für die Gandidoten pflichtmäßig betrachtet hätten.
Allein Sch. benahm ſich ftillfchweigend fo, ald habe er von den
Öffentlihen Rügen hoͤchſt unzweckmaͤßiger Einrichtungen
des Seminars, die.Gondidaten feien nur zum Beſten der Iu-
fpectoren , nicht aber diefe für jene da, gar keine Kennt:
nie. &o friedlih Sc, als Student und Eleve des v.
Auffees’fhen Seminars mit feinen Beitgenoffen lebte, eben
fo barmonifhy war er auch mit allen Sonventualen der
Abtei Banz. Doch in enger Verbindung lebte er nur
mit dem Inſpector D, Linder und feinen Gonnovizen Ams
bros Geifried, welcher durch feinen menſchenfreundlichen
Eifer für die Typhus⸗Kranken feinee Umgebung die Außs
eichnung durch die goldene Givilyerdienfimedaille am 24.
Kati 1814 erhielt. Sch. gab eine eigene Schrift als
‚Andenken an die Verdienfte ded Pfarrers Ambros Geis
Fried zu Bapfendorf um Die leidende Menſchheit“ heraus.
Nachdem diefer würdige Geelforger ald Pfarrer der
katholiſchen Gemeinde zu Koburg eines nicht zu befeitis
genden Krankheit am 3. Juli 1823 unterlegen, gab Sch.
auch noch deffen „kebens⸗Skitze“ als Beleg feiner innig⸗
ften Sreundfchaft für den Verewigten heraus. — Seine
edle Sefinnung und vollſte Dankbarkeit konnte er kaum
beſſer beweifen, als durch den „Bebensabriß des Abts Gal⸗
lus Dennerlein von Banz, mit einem Vorworte uͤber die
Individualitaͤt des Menſchen-Charakters.“ — Sch. war
fehr aufgeklaͤrt, ohne es überall zur Schau zu tragen;
als Prieſter und öffentlicher Behrer fchonte er den Aber
glauben und die Borurtheile Anderer mit aller Klugheit,
uch war er während ſeines ganzen Lebens fehr mitleidig
gegen die Armen, ohne Eitelkeit, durch feine Wohlthat zu’
glänzen. Er war ſehr mäßig in den Lebensgenüffen und
mied allen Prunk fomohl im Anzuge als in der häuslichen
Einrichtung. In öffentlichen Berührungen mit Leuten
verfhiedenen Standes hoͤflich und gefällig, verleugnete er
eber feine beflere Hebergeugung, wenn fein fanfter Widers
ſpruch nicht wirffam war. Dabei war er doch fehr vers
ftedt leidenfchaftlidh; gegen wen er einmal einen Groll
efaßt hatte, für den konnte er nicht mehr gewonnen wers
en. Dies fühlten befonderd die Schulcandidaten und
Lehrer, wenn fie nicht im Stande waren, ihn dur Ges
ſchenke zu gewinnen, für welche er ſehr empfänglidy und
Durch Berichte an die Regierung erkenntlich war, welche
ibm bei der geheimen Berbindung mit Großer 20 I. ein
gsenzentofes Vertrauen, nicht jelten zum Schaden des
Schulleprer:Seminard, geſchenkt hat. — Gr wurde plößs
lich des Morgens während der Beier ded Abendmahls am
Müller. 61
Shlagfluffe in Folge der Zerreißung eined Gefaͤßes in
der Gegend des Lleinen Gehirns dahingerafft: und Bam⸗
berg verlor einen Schulvorftand, deffen z2Ojährige Erfahe
tung und Routine nicht leicht gu erfegen find,
* 20. Heinrich Adolph Müller,
Doctor d. Medicin u. Chirurgie zu Halbau bei Saganz
geb, d. 17, Sul. 1796, geft. d. 5. Jan. 1839,
Diefer durch ‚votzügliche Geifteögaben audgezeichnete
junge Arzt, den die Melt zu früh verlor, war der Sohn
des gräfl.v. Kospoth'ſchen Hofhirurgen und Entbindungss
arzted Joh. Heinr. M. zu Halbau im Sagan'ſchen Kreife
und dafelbft geboren. Beine Mutter, die ihn mit 2 Toͤch⸗
tern überlebt, ift Joh. Ehriſt. Elifabethe geb. Maroky;
der Vater, der fich feines gelehrten Sohnes unausfpredys
lich — jedoch nur kurze Zeit — erfreute, ging ihm ſchon
im Jahre 1822 im Tode. voran. Diefe Eltern wandten‘
alles an, demfelben eine vollftändig gelehtte Bildung zu
ewähren. Bis zu feinem 12. Lebensjahre genoß er den
Unterricht des Schulrectörs in Halbau, worauf er das
Gymnaſium in Sorau bezog. Außer den Spraden und
andern gelehrten Wiſſenſchaften, die er mit Fleiß betrieb,
wat es die Phyſik, die ihn ganz befonders anzog. Durch
diefe Inclination gab er den Lünftigen fiegreichen Arzt
fon als Zoͤgling diefer Schule zu erkennen. In feinem
15. 3, verfertigte er fchon bewunderungswerthe, compens
dioͤſe, jedoch gatız volftändige Elektriftie: Mafchinen, die
noch nicht einen Zhaler Koftenaufwand verurfachten. —
Nach einem Aufenthalte von 6 Sahren in Sorau bezog
er 1816 die Univerfität Breslau und fudirte dort die me—
diciniſchen und chiturgifchen Wiffenfchaften fowie die Ents
bindungs: und Augenheilkunde unter den ausgezeichnetſten
RN oren, verließ 1819 Breslau und dezog Die Univer⸗
itaͤt Berlin, wo er die Profeſſoren Hufeland, den Altern
und juͤngern, Gräfe, Berends*), v. Stebold **) ꝛc. hörte. —
MWohlgerüftet zu feinem Eramen beftand er daffelde mit
Ruhm. Seine Inaugural: Differtation hat das Thema: -
Signa praecipua ex colore cutis in morbis. Er vertheidigte
diefelbe öffentlich den 6. Oct. 1820, worauf er Die medici«
nifche und chirurgiſche Doctorwürde erhielt. Nach feiner
Promotion begab ſich M. als ausübender Arzt na) Sa⸗
gan und ſchon nach kurzer Zeit feines Aufenthalts daſelbſt
erfannte man feine Talente und erworbenen Ginfichten,
worauf ihm von allen Seiten Bewunderung, Liebe und
. , Biogr. im 6. Jahrg. S. 1008 d. Nekr.
3 Bei Bioar. im 6. Sa 2 572 d. Nekr.
62 Mtullet.
Achtung zufloß: — Nach dem Tode ſeineß Vaters wuͤnſchte
die —28 von Halbau und mit ihr das Publikum
daſelbſt, daß er Sagan verlaffen und ſich nach Halbau
begeben moͤchte. Ungeachtet der vielen Freunde, die ihn
dort zu feſſeln ſich bemuͤhten, willigte er in das Begehren
feines Vaterortes, wo man ihm auch ein Firum an Depus
taten und Geld audgemittelt hatte, und in dad Berlans
gen feiner Angehörigen und begab fi) nach Halbau. —
Hier verrichtete ee wichtige innere Kuren und große Äußere
Operationen, und diefe meift gluͤcklich ausgeführten Uns
ternehmuugen gründeten fich bei ihm auf eine — mat
moͤchte faft fagen ihm angeborne — ſichere Diagnoſtik.
Denn ohne viel ragen und Zorfhen — was die Pas
tienten allerdings oft fureinen Fehler anfehen — erkannte
er den Gig und die Natur der Krankheiten, und nun war
es ihm nicht mehr ſchwer, fie auch zu heilen. — Neben
Diefem Hauptzuge feines vorzüglichen ärztlichen Talents,
womit die Vorfehung ihn befchenft hatte, war er dadurch
bemerkenswerth, daß er durch fleißiges Studiren ftetö mit
der gelehrten Welt, wozu er auch alle wichtigen Zeitfchrife
ten feines Faches las, die er fogar in Geſellſchaften bef
ſich führte und beim Eintritte der Langweiligkeit hervor⸗
nahm, — in Verbindung gu bleiben flrebte. — Wenn er
eine gediegene Urtheilskraft, Wig und Scharffinn an Ans
bern mit Vergnügen wahrnahın und innig bewunderte, fo
"ar er felbft nicht mit einer geringen Maffe diefer Kräfte
ausgeftattet. — Bu feinem Charakter gehörten Wahr⸗
Heitöfinn, Geradheit und Daher aufrichtige Bekenntniſſe,
eine für Patienten fehr heilfam wirkende Eigenfchaft des
Arztes, daß ihnen nicht alles erlaubt und das Schädlidhe
in ihrem Verhalten, ohne Ruͤckſicht auf ihren Beifall oder
Ihe Mibfallen, eingreifend gefagt wird. — Diefem witls
famen Gefundpeitöhelfer war eine ſehr kurze Lebensreiſe
befcieden; er flarb nach eben nicht bedenklichen Krank⸗
Beitefomn onen , die ſich nur ein paar Kage dor feinem
ode einftellten, im 33. Lebensjahre ploͤtzlich am Nerven«
{lage zu Sagan, wohin er woͤchentlich teifte unb fi
auch Diesmal wegen ärztlicher Hilfe, die et dort feinen
hn durch Vertrauen ftetd ehrenden Freunden fortwährend
eiftete, begeben hatte. — Ihn beweinen nicht nun Tune
Angehörigen, fondern auch feht Miele, denen er DR Bes
fundheit wiedergab; unter diefen die Dürftigen, die ex oh⸗
ne Vergeltung behandelte, — Der geſchickte Känftler und
Maler Teppich in Sagan hat eine wohlgelungene Büfte
dieſes fruͤh Wollendeten gefchaffen.
63
* 21. Amalie Holft, geb. v. Juſti,
ſelbſtpromovirte Doctorin der Philofophie und Schriftftelerin zu
Gr. Zimdenberg im Medienb. Schwerin. ;
geb. im J. 1758, geft. d. 6: Sanı 1829;
Sie war, die Tochter des durch feine Schickſale bes
Lannten ungluͤcklichen, zulegt als Eönigl. preuß. Berghaupts
mann und Oberauffeher der Glas- und Stahlfabriken an:
geftellten und am 21. Zuli 1771 ald Staatögefangener zu
Kuͤſtrin vor Endigung des gegen ihn anhängigen Unterfu:
chungsprozeſſes verftorbenen Joh Heinr. Gottl. v. Zufti, aus
feiner zweiten 1757 eingegangenen She. Lange blieb fie
als Verfafferin des Werts: „Bemerkungen über die Feh⸗
Ler der Erziehung‘ unbelannt, was fie dus Beſcheidenheit
wünfchte, und’ erft Bedmann , dem fie auch die in feinen
„Bemerkungen über gelehrte Gegenftände” enthaltenen
Nachrichten über ihren Vater mittheilte, machte ihren
Samen befannt. Sie wollte früher das eben ihres Was
ters aus deffen in ihren Händen fich befindenden Brief⸗
ſchaften ausführlich befchreiben, doc) zartes kindliches Ges
uͤhl, um ihre unglüklide Mutter nicht durch die Erin⸗
nerung der erlittenen Unglüdsfäle noch mehr zu beträs
ben, hielt fie, fo fehr fie auch dazu aufgemuntert wurde,
von der Austuhrung ihred Planed ab, Sie verheirathete
fi in der Kolge mit dem Dr: Holft und leitete nach deſ⸗
fen Zode mehrere Jahre ein Erziehungsinftitut zu Boigens
burg, dann in Hambutg und äulegt in Parchim, wo ihre
Drei verheiratheten Schweftern lebten. Seit den legten
10 3. lebte fie zu Gr. Zimdenberg, auf der Eleinen duͤrch
die Elbe und Sude gebildeten Halbinfel Teldau ba Beizr
zenburg, bei ihrem einzigen Sohne Eduard H., det feit
1818 an Henr. Sonradine geb. Grelcke, Eigenthümerin jened
Ritterguts, verheirathet iſt. Won ihren beiden „Töchtern,
welche ihr bei ihrem Erziehungsgefchäfte treulich beigeftans
den, Emilie und Mariane, ift die erftere feit 1322 an dent
Bürgermeifter und Advolaten Aug. Ehlers in Neubuckow
verheiratbet. — Die Verewigte war eine von Geiten des
Kopfes und Herzens gleich ausgezeichnete Stau und fol,
wie man behauptet, den Doetortitel nicht von ihrem Ehe⸗
manne geführt, fondern ihn füch felbft zu Kiel erworben
ab — Sie ſchied ruhig und fanft in ihrem 71. Le⸗
bensjapre und ruht auf dem Kirchhofe des Pfarrdorfes
WBlächer, hart am Ufer des Sudenftromes; —
Sedrudt hat man von ihr: Bemerk. üb. d, Fehler
unf. modernen Erziehung, v. e. prakt. Erzieherin, Qeronie
*
6 - Brinkmann — Dobrowsky.
gegeben. dv. d. Berf. d. Siegfried v. Lindenderg ). Leiys
sig 1791 (anonym). — Ueb. d. Beſtim. d. Weibes zu
hoͤh. Geiftesbildung. Berlin. 1807. — Auffäge in A. Lin-
demanns Mufarion (Altona 1799.), St.4,5: Beurtheilung
über Elifa, oder dad Weib, wie e8 feyn follte. — Bergl.
Beckmanns Borrath Eleiner Anmerkungen, 3. Samul., ©.
548. Göttingen 1806, wo fie auch Nachrichten über ihren
Vater mittheilt. — v. Schindels Schriftftellerinnen, Bd.
1, G 226 u. Bd.8, ©, 170.
Schwerin. Dr. Bruͤſſow.
* 22. Joh. Friedr. Cornelius Brinkmann,
Kaufmann u. Beigeordneter des Oberbuͤrgermeiſters zu Elberfeld;
rn geb. im J. 1786, geſt. d. 6. Jan. 1829.
Die Stadt Bochum in der Grafſchaft Mark iſt der
Geburtsort des Verſtorbenen, von wo er nach Elberfeld
kam, dafelbft eine Handlung etablirte, ſpaͤterhin als Bei⸗
geordneter des Bürgermeifters feinen Mitbürgeen durch
eifrige Thätigkeit wefentliche Dienfte leiftetz und ſich als
Kaufmann und Beamter deren Liebe und Anhänglichkeit
in hohem Grade erwarb. Drilbepätig wie er war, half
er gern, wo es galt, mit Wort und Ehat,
23. Abt Joſeph Dobrowsky,
Doctor d. Philof. u. außgezeichneter Philolog u. Hiftoriker zu Prag,
ehem. Rector d. mähr. Generalfeminariumd zu Hradifch b. Olmüg
u. Mitgl. mehr. gel. Geſellſch. — + zu Brünn;
® geb. d, 17. Aug. 1763, geft. d. 8. San. 1829 **),
Die flavifche Literatur und böhmifche Geſchichtsfor⸗
fhung bat in dem Berewigten fhren Altmeifter verloren,
Auf der Heimreife von Wien nad) Prag flarb er, der uns
freundlichen Jahreszeit und der von ihm bis zu feinem
legten Hauche wenig bemerkten Alteröfhwäce unterlies
gend, zu Brünn, alfoin Mähren, wo er, eigentlich zu Jer⸗
met (Gyoͤrmet) bei Raab in Ungarn geboren, zuerft
im Profeßhaufe zu Olmüg dem Zefuitenorden einverleibt,
fpäter auch noch als Subrector ‘und endlih als Rector
des dortigen Generalfeminariums angeftellt gewefeg war.
Aber Böhmens Hauptftadt wurde früh ſchon fein Beites
*,D. i. Dock. Joh. Gottw. Miu oe, geſt. d. 23. Jun.
1%. — Mt ve Biogr. Nekr. 6. Rn r
se) Allgem. Big. 1829. Nr.62. Bigen. II. 2. 1829.
66 Mebrowely.
Zeofa, GChevalier, begleitete, nach Yeteräburg md von da
Unterfu der großen Patrterchal: Bibliothek, aus
der Motthäi fo Töne Ausbeute für die Kritik des neuen
Zeſtamenis gefördert hatte, im Dctober nah Moskau,
von wo er am 7. San. 1793 wieder in Prag eintraf,
Graf Sternberg hatte indefien ſchon von Berlin aus die
Refultate feiner Reiſe befaunt gemacht, D. gab erft in
einzelnen Borlefungen der ihn beauftragenden Geſellſchaft
Rechenſchaft und-publicirte hierauf die ganze Reife unter
dem Zitel: „Literarifche Nachrichten von einer 1792 uns
ternommenen Reiſe in Schweden und Rußland. Prag
1796 Oft bedauerte ed D. fpäter, daß er ſich von dem
Berichten einiger Mitglieder Der Herenhut’fhen Gemeinde
a Garepta hatte abhalten laffen, fein Borhaben, die
kaukaſiſchen Izſchechen zu beſuchen, aufzugeben. Aber im»
mer blieb Diele Sprachentdeckungoreiſe ein wahrer Lichts
punkt feines vielbewegten Lebens und fein Bericht gehört
durch die genialen Winke, Die er überall uber WBortfors
ſchang im Allgemeinen, über die flavifchen und afiatifchen
Sprachen, snöbefondere einftreut, zu den wichtigften gloffos
raphifchEen Urkunden, wohin audy billig die ihm angefügte
Ber leichung der ruſſiſchen und boͤhmiſchen Sprache, nad
Mabgabe des großen von der Kaiferin Katharina verane
ftalteten Vokabulariums zu rechnen ifl. Er hatte ja nun
Die Hauptzweige des vieläftigen flavifchen Sprachenſtam⸗
med alle ſelbſt unterfucht und diefe Unterfuhung bat auf
feine fpätern zahlreihen Werke den wichtigften Ginfluß
habt. Auf dem Zitellupfer ſteht D. in ganzer
* ſprechend aͤhnlich abgebildet, wie er mit dem Gra⸗
en Sternberg vor einem Denkſtein mit glagolitiſcher In⸗
faeift ſteht. Reben diefem feberichte ift die aus den
orlefungen der GefelfchaflFabgedrudte Geſchichte der
boͤhmiſchen Sprache und Literatur 1792 (wovon die legte
gan umgearbeitete Auflage 1818 erſchien) fchon längft al8
laſſiſch anerkannt und als fein Hauptwerk gepriefen wors
den. Beiden hatte Adelung im 2, Theile feines „Mithri: -
dated‘ das Meifte zu danken und dankte ed laut, da er
in D. feinen Zreund und Lehrer ehrte. Auch über, die
Schriftzeichen der flavifhen Mundarten war D. früher
fhon ins Neine gekommen und hatte die Refultate am
beften in feiner Kernfchrift: „Methodius und Cyrillus“
vorgelegt. — Bon Prag aus begleitete er den Grafen
Ich Noftiz, den Älteten Sohn der Familie, auf Reiz
en. Cie duechreisten daB Deutfche-NReich bis an den Rhein,
verweilten einige Zeit in Karlsruhe, befuchten den Rhein⸗
Id
ı
©.
68 Dobromsky.
für das Palladium wahrer ee für die Gul⸗
tur der Landesſprache und Landeggeſchichte thätig ges
wirkt wurde. In den zwei Jahrg der von dem wat:
tern Pulawski redigirten MRonatöfchrift der Geſellſchaft
des vaterländifhen Muſeums, die zu den fachreichften
Deutſchlands gehört, ſtehen mehrere gediegene Auffäge
von ihm. Er war wohl zuweileneigenfinnig und bie und
da ſchwer zu befriedigen, wie ſchon in den 8Soer Jahren
des vorigen Jabrhunderts der fleißige Dolmer erfahten
bat. Allein thätig und fein Eigenes Far ganz vergeffend,
legte er Hand an, wo durch Magazine, wovon er zu vers
ſchiedenen Zeiten felbft Die Heraudgabe veranftaltete, durch
Beiträge an Michaelis oriental. Bibliothek, an Griesbach
für feine Ausgabe des N. J., durch Mitherausgabe, wie
3. DB. v. Pelzeld Scriptoribus reram Bohemicarum 26,
eingegriffen werden Tonnte. Beſondere Freude hatte er
an der von dem thätigen, hoffentlich auch heute noch nicht
ermüdeten Perz veranftalteten Sammlung det Monumenta
Germaniae historica, der Frankfurter Gefelfchaft
für Erforfhung der Älteren Deutfhen Quellen
fhichte. Er hatte den Sornanded zur Bearbeitung für
Diefelbe unternommen und ſchwerlich dürfte ein kundigerer
und gewiffenhafterer Forſcher feinen Nachlaß darüber ord⸗
nen oder das Ganze von vorn wieder, geflalten koͤnnen.
Seit mehrern Jahren hielt er im wendifhen Geminarium
zu Prag WBorlefungen über die wendiſche Sprache, welche
außer den wendifchen auch andere Theologen befuchten,
Er nahm an diefem Inftitute den wärmften Antheil und
unterftügte e6 möglichft aus eignen Mitteln. — Unges
achtet eines lebensgefährlichen Schuffes, den D.im 3.1782
auf einer Jagd im Thiergarten zu Heinrihögrün, wo er
als blofer Bufbane war, in die Bruft erhielt, von dem
die Kugel bis an fein Ende im Leibe ftedien blieb, erreichte
er ein glüdlihes Alter von 75 3,3 M., 9%. Den
legten Herbſt verlebte er auf der Gzernin'ſchen Herrfchaft
Ghudenig; von da ging er nach Wien, wo e® ſich, neben
andernfgelehrten Forſchungen, hauptſaͤchlich mit der Ver⸗
leihung aller bekannten Handfchriften und Editionen des
ornandes, zum Zwecke einer Herausgabe deffelben befchäfe
tigte. Don Wien reifte er am 12. Dec. 1828 nad Brünn,
kam dort am 17. an und wohe nadı Durchforſchung der
in den Abteren der dafigen Gegend befindlihen Bibliothes
Ten und Archive von da nah Prag zuruͤckkehren, wo fo
viele Freunde feiner Ruͤckkehr entgegenfahen. Allein
flatt des erfehnten Freundes dam die Rachricht von feis
5?
27
”
nem Node, : einer head feifchen Ge:
fundpeit EN ie Lebenskraft vertrauend, hatte
D. eine Grfältung hläffigt, woraus eine Lungenlähe,
ing entftand, Die Lebensende herbeiführte, Er ver-
fchied im Gonvent der barmherzigen Brüder An di
de Altbrünn, wo er ald Gaft feine Wohnung gen en
tte. Sein letzter Mille, weichen er ‚den er Sterbe⸗
umgebenden Freunden dictirte, beftimmte feine Hand
iften dem vaterländifhin Muſeum. Seine Bücher:
jammlung erbten die Kinder feineB_ bereitd vwerftorbenen
Bruders. Seine unerfhütterliche Anhänglicleit an *
erhabenen Regentenſtamm Deſtreichs hat er nicht Biol
. Durch jene berühmt — Vorleſung über die Erge—
benbeit und —— icpkeit der flaviſchen Völker an dat
Erzhaus Deſtreich Eundet, die er am 25. Sept, bi
der Krönung Leopold IT, in Gegenwart des Kaiſers im
damaligen Saale der böhmifcyen Sefeufiyaft der Wiſſen⸗
waften hielt, er hat auch nie aufgehört, die Huld Kaifer
rang II, mit weicher Er bie ſteis —— Kultur der
böpmifchen Sprache und Urkundenſammlung großmuͤthig
und ohne auf irgend ein Gentralifatlonsproject einzuge⸗
ben, zu fördern gewohnt gemwefen ift, Laut zu preifen.
Es iſt nicht 9 zweifeln, daß Böhmens großherzige Pas
trioten dem Abmann ihrer und aller flavifhen Literatuw
nicht blos ein papierned Denkmal fegen, daß fie fein Bild
auch in Erz graben und fein Andenken in Marmor ver=
herrlichen werden. — Prag beſitzt 3 Bildniffe diefes bes
zühmten Gelehrten. Das eine fehr ähnliche, von bem
braven vater!ändifchen Maler und Schüler ner. DREHTE
Alademie der patriotifhen Kunftfreunde, Fran; ie,
im 3. 1821 — 22 in Del gemalt, ift im Manuſcriptſaale
des uatertänbifchen Mufenms aufgeftellt. , Diefes wurde
von Wenebetti in Wien trefflich in Kupfer jeftochen und
nach diefem ein anderes von Aigner, als Fitellupfer des
10. Sabrgangs (1829) de& „afchenbucde für die vaterläns
DifheWeicichte” von v. Hormayr und Weduyansky.
Ein ites ſehr ähnliches in Grayonmanier ift das Werk
des talentvollen Künftlers und Infpectors der Golloredo⸗
Mannöfeldfhen Gallerie, ebenfalld Schüler der Ddafigen
Alademie, Horcida, und fein Gigenthyum, ba8.dritte, ein
Delgemälde, befindet ſich in der Golloredo.Mannsfeldfchen
Bildergalerie. — Wie allen ausgezeichneten Männern,
fehfte_ es auch D. nicht an Feinden, welche fein Werdienft zu
entftellen verſuchten. Bieleiht mag ein IsfBefäpl eiges
nen Serthed in rüdfichtslof 2
70
mit Böhmen durch dad Band ſlaviſcher Sunge verfchwis
das dortige Mufeum geleiftet, [omie für die Belebung eis
ned achten Sinnes für die alte Größe und Würde Böhmens
und für die allzu lange vergeffenen Weberrefte feiner weit
und breit geachteten Literatur und Kunft; weldye Quellen
fein Adlerauge entdeckt und herandgegeben (wie erſt neus
erlich die unfchägbare Chronik des Ansbertus über bie
Kreuzfahrt des Barbaroſſa); wie uneigennügig und raſt⸗
106 er die heranteimenden Talente gebegt und jedes ehe
renwerthe wiflenfchaftlihe Unternehmen mit Jugendkraft
gepflegt habe, — das lebt in der dankbaren Anerkennung
der Zeitgenoffen und wird fortleben im Andenken fpäter
Entel, 70 3. hat Kaczinsky, 75 D. hinter ſich. Beide
*) SIR ſ. „Achte“, 1828, Mr. 180.
X *.
“7
s
7 Müller.
fifhen, engliſchen, italienifchen und lateiniſchen Sprache
volltommen bemädhtigte. Nicht weniger glüdlich bildete
ex fein mufifalifches Talent aus, und fein fertiges Pia:
nofortes und Guitarrefpiel begleitete ee mit einer aus⸗
| ‚gegeichnet fhönen Zenorftimme. Im I. 1807 bezog er
„x bie Univerfität Leipzig und Lehrte mit den reichlich das
gu ſelbſt erworbenen Kenntniffen im April 1811 in das els
"= gerliche Haus zuruͤck, weldes er jedoch im Februar 1812
wieder verließ, um in d. 3. als General:Staböfecretär
Den Feldzügen gegen Nußland, 1818 denen in Schlefien
und Sadıfen und von 1814 bis 1815 denen gegen Frank⸗
reich beizumohnen, nach deren Beendigung er nach Sadıs
fen zurückkehrte. Bald darauf wurde er dem jegigen
önigl., ſaͤchſ. Minifter von Garlowig als Gecretär der
ſaͤchſiſch⸗franzoͤſiſchen Angelegenheiten beigegeben und trat
mit demfelben im Geptbr. 1816 eine Reife nach Paris
an, in welcher Zunktion er bis zu Ende Sanuar 1819 vers
blieb. — Aus Frankreich zuruͤckgekehrt, ging er ald Les
gationdfecretär zur ſaͤchſiſchen Geſandtſchaft nah Berlin
ab und bekleidete dieſen Poſten bis zum Juni 1821, wo
er nach Leipzig abging, um daſelbſt das Amt eines Ober⸗
Poſtamtsraths anzutreten. Gr verheirathete ſich im 3.
1821 zu Leipzig mit Augufla Schuge und wurde Vater
von einem Knaben und einem Mädchen, In Leipzig bes
leidete er obengenannten Poften bis zum März 1825,
wo er vom geh. Kabinet nad) Dresden berufen, den Pos
fen des geh. Kabinetöregiftentors erhielt und die Charge
= eines Hofraths bekleidete, Hier lebte er mit raftlofer
»" Khätigkeit ganz feinem Berufe, bis er zur Trauer Bien
ler ſchon im 40, Lebensjahre den Geinen durdy den Zod '
entriffen wurde. Augufta Heinge.
* 27. Johann Gottlieb Müller,
Dfarrer zu Neukirch bei Baugen;
geb. d. 80. Dct. 1760, geft. d. 11. Ian. 1829.
Müller, als edler Menfch, treuer Berwalter feines
Berufs und guter Schrirtfteller in der Laufig fehr ges
Ihägt, war der Sohn eines Landmannd zu Walddorf bei
Löbau in der Oberlaufig , Der in hohem Alter (erft 1817)
bei diefem Sohne, der ihn Eindlich ehrte „.feine Lage be:
[M10ße und der auch früher die Freude erlebt hatte, daß
ein Sohn als Geiftlicher feine Zubeltrauung, zugleich
mit der Gopulation einer Tochter verrichtete. — Auf
dem Eyceum zu Löbaw fühlte M. den Drang zum Stu⸗
nn ® wu” on 2* 5 J
Pa En a
F a,
diren und bezog 1779 die Cdjule zu Wittenberg,
wo er bis —— re, Fittmann una. —
Die folgenden, Jahre verlebte er als Hauslehrer, kam
aber fcyom 1784. ins Predigtamt' nach Podrofche unweit
Muskau, erſt als Subftitut, 1786 als wirklicher Pfarr⸗
zer, Hier ſchloß er befondeus mit dem hodverdient‘
Forſcher vaterländifcher Geſchichte, bem jegigen Superinz
imdene urn gu Priedus eine enge Freundfchaft (vale
deffen Archiv für die Seſch. Scfrfiens u. die Laufis, 11. 1
"enfaarten ya Grip nike. nur Im Sersnbung, Tone |
ten zu ei n aur in Verbindung, fonberm
war einer er thätigfien Arbeiter für das opt und _
t die Geſchichte des Baterlaude.. Im I. 1792 ward ex
farrer zu Jankendorf und Ulerödorf bei Niesky , 1809
aber in dem volkreihen Dorfe Neukirch bei Baugen.
@ein liebes, ſtiles Jäntendorf verließ er nur, weilerden. .
Auf nach Reutich al8 eine befondere Leitung der Worfes
ung anfah. Hier mußte er wegen Überhäufter Umtöges
—X feinen tigen Eiehlingsftudien entfagen, im Bes
ſungskriege piele Berlufte und Gorgen tragen m. 1806: +
“nd 1817 ujele Kieperlige Befamerben dulden, fo
gulegt. aux mit Mähe fein Amt verwalten Tonate.
tr am 11. Ian. 1829 eben zue Gountagspredigt in De
"= Kieche geben wollte und bereit6 angebleidet war, tref
ein Reroemfhlag, ber nach etlichen Gtunden fein feomz
mes und thätiges Beben endigte, machdem er 633. ale
® geworden und.44 3. im Amte gewefen war. MWerheitds
tpet war. er feit 1787 mit Friebr. Charlotte Eitmülker, %
ieh, doch kinderlos. — M. war von nicht großer
e, aber gedrungenem Körperbau, freundlich, aber
icht von vielen Worten; doch entfaltete er unter Freuns
den, in Briefen und in manchen gedruckten Sachen den
efälligften Humor. Gein Rame-wird in dee laufigifchen
iteraturgefbichte bleibend feyn ; denn ihm verdanken wir
daß verbienflichfte Merk einer „oberlauf. Reformationds
gef&ichte, Sörlig 1801." — eine übrigen Schriften m.
Auffäge, weldse lauf. Alterthümer, das Schuiweſen und
andere Gegenftände betreffen, find folgende : eb.
füpredi. Folgen od. Wirk. d. Aufruhrs; Kanzele, 1798,
— Borfdlag, d. Erritung e. Schulmeikerfemin. in d:°
Oberi. betr. 1795. — Denkichr, auf Erneftine v. Noftig.
1798. — Denkicr. Mf Frau Henr. Doroth. v. Nofig
BDroewiedy, geb. dv. Miltig. 1800, — Xufford. an die
Sen. Geiltl, d. Markı Wild . ©. (die Bron
Gear. deier); In Dolanfı 01 , 1796, ©. 2, ©, 348
Bi
78 v. Boffe.
ff. — Sachſens Wohlthaͤtigk. gegen feine brav. Krieger
währ. d. Kampfes m. d. Neufranten; ebd. 1797. Bd. 2,
©. 678 ff. — Unglädl. Solgen d. Biſſes toll gew. Kaz⸗
en u. Hunde; ebd. 1800. Bd. 2, ©. 149 ff. — Sk.
achr. v. d. Kirche in Podroſch; in Peſchecks Beitr. z.
Geh. d. D. u. N. 8. 1790. ©. 54 ff. — Einige Ues
berrefte d. heidn, Alterth.; ebd. S. 105 ff. 1791. ©.
308 ff. — Einige Bemerk. üb. d. Landſchulw. in d. O.
2.; ebd. S. 116. Berg. Otto's oberl. Schriftftellerleri-
ton u. Schulze Supplem. Dazu.
* 28. Wilh. Ferdinand v. Boſſe,
tin. preuß. Oberft a. D., Inh. des Dienftauszeichnungdtrenzeß u.
d. Kriegödentmünze v. 3.1814 — + zu Ofterwieki. Halberftädtich. 5
geb. d. 81. Yan. 1758, geſt. d. 12. San. 1829.
Er war der Sohn ded Lönigl. Kriegs: und Domä-
nenraths v. B. zu Magdeburg; feine Mutter war Zus
liane geb. v. Richard, nachher verehelichte Generallieut.
von Larifh. Seine einzige Schwefter verlor er im I.
1824 durch den Zod. Bis zum 10. 3. erhielt der Ber:
ewigte feinen Unterricht im elterlichen Haufe, nachher feit
dem 3. 1786 auf der großen Schule des Kloſters unfe»
ver lieben Frauen zu Magdeburg, welche er 1770 wieder
verließ und in Berlin ind Kadettenhaus trat, um fic da
für feine künftige Beftimmung zu bilden. — Nach Sjäh-
eigem Aufenthalt daſelbſt trat ee im 3. 1773 als Jun⸗
ter bei dem damaligen Infanterieregiment v. Saldern
zu Magdeburg ein, wurde 1777 zum Faͤhndrich ernannt,
erhielt 1780 das Patent als Gecondlieutenant und flieg
1789 zum Premierlieutenant, das 3. darauf zum Stab8-
capitän und 1797 zum Sompagnicchef empor. Nad 15 J.
(1812) erhielt er den Majordgrad. — Bei der Uebergabe
von Magdeburg an die Sranzofen: m J. 1806 ward er
Kriegögefangener und fuchte als ſolcher 1807 bei dem
Könige um Auswechölung nad. Indeſſen bot ſich dazır
nicht fobald günftige Gelegenheit dar, was ihn daher, da
er ohne Wartegeld zu beziehen, mit Frau und Kindern
aus eigenen Mitteln leben mußte, auch ald Folge des
’ Zilfiter Friedens und der Eönigl, Declaration vom Juli
1807 weftphälifcher Unterthan geworden war, bewog, um
feine Entlaffung nachzufuchen um 1809 als Oberſt und
egimentöinhaber in weftphälifche Dienfte zu treten. —
Im Monat Mai d. 3. 1811, nach der Rüdkehr aus dem
fpanifchen Feldzuge, ſchied er indeß gus feiner Militärs
z .. SF ”.
Wy.n
80 Shthlegel.
den: Tag. Er ſtarb zu Dſterwiek, Wohin er ſich gewen⸗
det, nachdem er unactiv geworden war, an Entkraͤftung
fanft und vuhig und wurde feinem bei Lebzeiten aus⸗
gefuenchenen Wunſche zufolge ganz in der Stille zur Ruhe
gebracht. — —
29. Friedrich von Schlegel,
k. k. Legationsrath u. Ritter des paͤbſtl. Chriſtordens zu Wien —
+ su Dresden;
geb. im 3. 1772, geft. d. 12. San. 1829 *).
Er verfchied zu Dresden im Gafthaufe zur Stadt
„Berlin plöglid am Sclagfluffe, noch ehe Ärztliche Hilfe
iR fen werden konnte, in den Armen feiner Nichte, der -
ri gran dv. Butlar, einer falentvollen in Gerards Schule zu
u 8 gebildeten Malerin, deren Kamilienangelegenheiten
.. gu, ordnen, der beforgte Oheim Ende Oct. 1829 nad
* —RE gekommen war. In einem Kreiſe von Bekann⸗
tem hatte er noch den Tag vor feinem Tode Mittags bei
einem älteften und feit faft 40 I. mit ihm verbundenen
Freunde, Ludwig Tiek, ein fröhliges Mahl genoffen, und
legte fi, ald er am Abende mit Heiterkeit zu Haufe ges
tommen war, ohne das geringfte Borgefühbl won Webels
befinden, fchlafen. Da kam, was durch eine ungefunde,
figende, fi nur wenig Bewegung machende Lebensweife
ängft vorbereitet worden war, und was durch Den von
ihm regelmäßig angewandten Gebrauch des Schröpftopfs
nicht genug abgeleitet werden Tonnte, aus den firsgenden
Gefäßen ein ſchnell endender Blutfhlag. Er litt eigent:
li an Uebermaß der Geſundheit, und hätte bei größerer
Strenge gegen fich und bei gefunderer Diät ein hohes Le⸗
bensalter erreichen koͤnnen. Nach feiner Ankunft in Dres:
den verhehlte er den Wunſch nicht, Borlefungen über das
Leben der Seele und feine Steigerung zum Höchften, wäre
es auch nur im enggefchloffenen Kreife der Einverftandes
nen zu halten, wobei es natürlich auf irgend einen
renfold gar nicht abgeſehen feyn konnte. Bald bild
fich jedoch ein meitumfaffender Kreis, mehr noch aus ges
bildeten Frauen als aus hörluftigen Männern. So füllte
fich aut gefesten Abendftunde der Saal des polnifchen
Hotels mit mehr als 150 Zuhörern und Zuboͤrerinnen
aus den Bornehmflen und Gebildetften der Stadt, Bei
dem vielfach aufreizenden Bortrage des in allem menfchs
*) Allgem. Btg. 1889. Nr. 25,
v. Schlegel, 81
lichen Forſchen und Wiſſen eingeweihten, tüchtigen Vor⸗
leſers, und bei der Inhaltsfuͤlle feines friſch ausgearbei⸗
teten Heftes, mußte die frivole Neu ierde bald der auf⸗
merkſamſten Wißbegierde weichen. Br den Mangel eis
nes fireng geregelten Plans und logifher Ordnung ents
ſchädigte die geiftreichfte Gruppirung und die bilderreiche
oft überrafchende Einkleidung des Weberfinnlichen. Wohl
möglich, daß er ſich Anfangs das Biel anders, und mit
dem fchon früher Vorgetragenen erreichbar gedacht hatte.
Bald fand er aber, daß er Alles noch einmal durch feis
nen Geift und feine Feder gehen laſſen müffe. Er hatte
fi feit jenen in Wien 1827 nicht vor Frauen gehalte⸗
nen, und dann im Drude erfchienenen 15 Vorlefungen
über die Philofophie des Lebens, in gewiſſe Lieblingsvor⸗
ftelungen der magnetifchen Hellfhau und jenen von La
Martine und feinen Anhängern fo hinreißend gefchilders
ten Seelenläuterungsprozeß, wie wir ihn zum Theil in
den von Meyer beraudgegebenen Wahrnehmungen von
Sehern erbliden, noch tiefer eingefponnen; die mit der
Apokalypfe fo nahe verwandte Zablenlehre war ihm Elas
vet geworden; die Wiederherftellung des Verlornen durdy
Glauübe, Liebe, Sehnſucht ftand ftrahlenreicher vor ihm,
und fo mußte ihm das Außarbeiten dieſes neuen Kreifes
von Vorlefungen, der, auf 12 berechnet, mit der 9. auf
immer durchfchnitten wurde, das heiligfte Gefchäft feiner
von ihm allein felbft ausgehenden Verkündigung feyn.
Da er nun, ganz wider feine frühere Studirweife, dies
auch in Stunden niederfchrieb, Die er fonft blos der Ers
holung zu widmen pflegte, weil ja das Heft zur Stunde
efertigt feyn mußte, ſo ˖hat er auch dadurch fein Ende
Befchleunigt; und es wäre daher fehr zu beklagen, wenn
Das, dem er gewiffermaßen fein Leben opferte, und wels
ches in jedem Betrachte die oberfte Spitze feiner fo viele
Jahre hindurch fortgefegten Forſchung über Die Grunds
kraͤfte des Menfchen, über die innere und Äußere Spra⸗
he, über das Nichts und die Ewigkeit ald Grundbegriff
des parſiſchen Dualidmus u. ſ. w. mit eigenem Sauber
der Sprache umfaßt, nicht auch, fowie es iſt, durch den.
Drud mitgetheilt würde. Niemand wird ſich anmaßen,
Nichter feiner innern kirchlichen und politifchen Tendenz,
und was er ſeiner Kirche zu leiſten verſprach, ſeyn zu
wollen. Allein es iſt unmöglich, Daß ein fo hoch gebildes
tee Dann, der noch im J. 1805 in der Begleitung einer
der eifrigften Proteſtantinnen, der Frau v. Stael, in
Dresden war, der durch die Klaffiter aller Zeiten und
N. Rekrolog 7. Jahrg. 6
v. Schlegel. | 88
Kamen Nicolaus 1828 (mit „poetiſchen Betrachtungen’)
‚auftrat, als Ginfeitung porgefeet bat; von jenen.MBeihs
rauchwolken, Die er thes Milhelm Meifter im J.
1798 und andern Erzeugniſſen in und außer dem Athe⸗
naͤum und der Europa aufdampfen ließ, bis zu feiner
Beurtheilung des La Martine; von feinen eben fo gedies
genen ald genialen Anfichten des Epos und der Lyrik
er Griechen, über den Buftand der griechifchen Frauen,
biß zu den Studien über Jeanne d'Arc und der Aufbels'
lung und Racpbildung der Poeſie des Mittelalters, und
von da biß zu feinen Borlefungen über die Geſchichte der
Literatur aller Völker in Wien 1812 (dem vorzüglichften
aller feiner Werke, welches allein fchon binreicht, dem
Ausdruck der Frau v. Stael über ihn in der Allemagne,
er fei Einer der Ruhmwuͤrdigſten feiner Nation, dont
esprit a le plus d’originalitd, zu rechtfertigen) — richtet
man auf diejes alles einen chronologiſch prüfenden Bid,
und bringt nun feinen Kampf für die Kirche, die er feit
feinem Webertritte in Köln am der Hand feiner Gattin,
einer Tochter Mendelöfohnd, auch für die ‚allein fellgs
machende hielt, bei den Schlußvorträgen in feiner zulegt
ublicirten Philoſophie des Lebens und in feinen Hecens
onen von La Mennais, Bonald und dem Grafen Mais
re in den Wiener Jabrbüchern gehörig in Anſchlag:
o wird man fich bald überzeugen, daß ein fo vielums
affender, vielgeftaltender Kritiker, Rede⸗ u. Verskuͤnſtler,
Dichterphilofoph und Literator wenigftend drei Durchs
gangsperioden bis zu der Anficht von den menfchlichen
und göttlichen Dingen, die er in feinen Dresdner Vorle⸗
fangen mehr andeutete als entwidelte, gehabt haben
müffe. Die erfte würde dann die philologifch = Eritifche
ſeyn, und bis zu feinem Aufenthalte in Paris 1802 und
1803 gehen, und auch noch feine Erlernung des Ganscrit
umfaflen. Die zweite, die afthetifch:rtomantifche, brachte
ihn zuerft mit der Stael zufammen, deren Corinna er
aus der Handfchrift überfegte , führte ihn zu den romans
tifhen Dichtungen des Mittelalterd, wovon er aus ges
Druckten und bandfchriftlicen Quellen zwei Bände pers
ausgab, fowie der Lother und Mollet, und ein von ihm
ſelbſt in füdlichen Klängen dem Turpin nachgebildetes
größeres Gedicht, Roland, auch Früchte diefer Korfchuns
gen waren. Hier wurde Koͤln mit feinem koloſſalen Dom
und den dort angehäuften Privatfammlungen von Mal:
zaff *) u. ſ. w. dem vom Mittelalter und der Hierarchie
Begeifterten die Wiege feiner Ginness und Glaubensaͤn⸗
°*, Siehe deſſen Biographie im II. Jahre. © se.
84 v. Schlegel.
derung. Won dort ging auch fein poetiſches Zaſchen⸗
buch aus, mit der noch jegt nicht übertroffenen Abhand⸗
Iung über das Weſen Age gothiſchen Baukunft, fowie
fein Buch uber die Sprache und Weisheit der Indier.
Die dritte Periode ift die politifche, Karls V. Abdanz
Zung wollte. er zu einem hiſtoriſchen Drama bearbeiten.
Urkundlihe Nachrichten für diefen Stoff glaubte er am
figerften in Wien zu finden. Go kam er 1808 gu einer
Seit nach Wien, wo die Begebenheiten in Spanien und
die Vernichtung Deutfchlands dort alle Gemüther em⸗
pörten. Der Krieg, bei welchem auch Gteigentefch *
S's. Freund, eine Rolle ſpielte, brach aus mit allgemei⸗
ner Vegeifterung, die auch Durch Die Eriegerifhe Mufe
aufgeregt wurde. Da war es, wo er für Deftreich durch
Prollamationen thätig war und wo auch er ein Damals
berühmt gewordenes Gonnet mit der Verkündigung ſchloß:
Der junge Löwe ſchlummert noch verborgen,
Der folge Adler wartet auf den Morgen.
Wacht jener, flürzt de Tigers Bau zufammen; —
Drum ’lodert auf ihr Flammen, laßt ed tagen!
Der zum Hoffekretär ernannte Fr. v. S. kam im Ges
folge des zur WBerwaltung beauftragten Grafen Friede.
Stadion als Mitglied der Kriegscommiffion zwar bis
Landshut, mußte aber von da, durch den Rückzug des
Erzherzogs Ludwig mit fortgeriffen, fchleunigft zuruͤckge⸗
en und Beuge feyn, wie alle Anftrengungen fcheiterten.
m 3. 1810 rief er der zur Gemahlin Napoleons bes
Kimmten Marie Louiſe zu: Bei Dir fei. Iherefin’s Geift
und Muth! Damals vermißte man im Mittelpuntte der
Monarchie eine balbofficielle Zeitung, in der Beng umd
andere ftantökundige Federn die uberrheinifchen Trugbil⸗
dee entlarven und Die Deutfchen über ihr wahres Inter
effe aufllären Eönnten. Fr. v. ©. begründete den oͤſtrei⸗
&ifchen Beobachter in Verbindung mit dem damaligen
Privatfelretär des Fürften Metternich, v. Pilat, überließ
aber diefem bald die Redaktion ganz, der fich dann eine
Zeit lang des Lärzlich in Hamburg verftorbenen Prof.
Hartmann **) als Gehilfen dabei bediente. Die ihm ge=
wordene Mufe füllte Sr. v. ©. in den J. 1811 u. 1812 mit
jenen Borlefungen über die Geſchichte und Literatur aus,
die ihm den größten Beifall erwarben, Als die noch bes
») Def. Blogr. Nekr. IV, S. 797.
e a Me VI. S. EN
86 v. Schlegel.
with. unter Böthe’s ſchirmender Obhut feinen Yon auf
die Weimarfche Bühne gebracht, fich aber doch fruchtleẽ
hemüht hatte, den oft gefcholtenen Euripides in feinem
Drama fo zu überbieten, wie der Altmeifter felbft in
einer Iphigenia ed gethan hatte. Cr brachte auf Dies
elbe Bühne feinen grimmigen Gelbfimörder Alarcos, aus
paniſchen Sagen und Klängen, der aber nur eine Aufs
uhrung erlebte, Beide Brüder Huldigten der Gorinna
Siael. Aber nur Aug. Wilh. wurde ibe Bertrauter und
SBerather bei ihrer auf zwei Nachbarvoͤlker einfiußreichen
Allemagne, Lebte diefer in italienifcher Kunft ſich bes
rauſchend mit Fr. v. Stael in Neapel und Rom, und
ab in den gelefenften Beitfchriften Rechenſchaft davon;
fo’ holte Sr: im 3. 1819 feine Gattin, die Mutter zweier
audgezeichneter Kunftler, Joh. und Phil. Veith, die in
Rom ſich vollendeten, dort ab und befchrieb bei Diefer Bers
anlaffung die Ausftelung deutſcher Künftler im Pallaſte
Goffaren! bei Gegenwart des Kaifers,.in einem Briefe,
der die Sache der zu den frühern Meiftern zuruͤckkehren⸗
den Künfller beredt vertheidigte, aber in Goͤthe's Alters
tbum und Kunft ein Gorreftiv fand. A. W. verlegte
durch mehrere, in Paris felbft franzöfifch gefchriebene Abs
ndlungen gegen die in der Hegel erftarrte Ziradenpoes
e die franzoͤſiſche Eitelkeit. Sr. predigte durch Vorleſun⸗
.gen diefelbe Lehre, die er in Yaris felbft 1803 zu geftob
ten fuchte, fpäter aber noch Niegreicher in feinen Borles
fungen in Wien hurchführte, «WB. gab eine bis jetzt
noch nicht ubertroffene, Acht dichterifche Weberfegung von
Shakeſpeare, deren fehnlich erwartete Fortſetzung er ganz
neuerli abermals zugefagt hat. Wr. bemühte fid, in
feinem geiftreihen Auffage uber nordifche Dichtkunft, und
n einem Nachtrage über die früheften dramatiſchen Werke
Shakeſpeare's, nad Tieck einzelne Punkte aufzuhellen, -
a. W. verwandte Sabre lang alle feine Kräfte auf das
Studium und die Herausgabe der berühmteften Sanskrit⸗
TJexte der Bhagavad:Shita und des Ramayana in der in
Bonn beftehenden Sanskrit: Druderei, und auf die Res
daktion einer eigenen indifchen Bibliothek, wobei er es
auch nicht an den gelungenften Nachdildungen in Deuts
fee Sprade fehlen ließ. Fr. trat mit-feiner beziehungs⸗
reichen Schrift über die Sprache und Weisheit der Ins
dier (mit Goͤrres in Wettkampf) auf, und gab aus Ras
mayana und —— — einzelne Dichterproben. A.
8, betrat beim Könige Karl Johann von Schweden, dem
er von feiner Breundin, Frau v. Stael, zugeführt wors
v. Schlegel. ' 89
Wintermorgen, am 14. Ian. , das von.der oͤſtreichiſchen
Gefandtfehaft würdig veranftaftete Leichenbegängniß, aus
Ber den von mehreren Miniftern und Gefandtfchaften beis
egebenen Staatswagen, von vielen Altern und jüngern
Sekunden, die fämmtlich feine Zuhörer gewefen waren,
begleitet, unter welchen man auch den Oberhofprediger
"von Ammon, die Hofräthe Böttiger und Ziel und ans
dere bemerkte. Seine irdifchen Weberrefte wurden zu
Dresden auf dem roͤmiſch⸗katholiſchen Kirchhofe in der
Friedrichsſtadt feierlich beerdigt. ,
"Außer den bereits mit Mehrern angeführten zahlrei⸗
hen Schriften des Berewigten erfchienen von ihm noch
ende: Die Griechen u. Roͤmer, hiftor. Verſuch Ab.
. klaſſ. Alterth, 1. Bd. Hamb. 1797. — Gef. d, Gries
chen u, Roͤmer. 1. Bd. 1. Abth. Berl. 1798. — Be
zentin; Roman, 1. Bd, Leipz. 1800. — Gab mit fein.
Bruder Aug. Wilh. heraus: Athenäum; e. Zeitſchr. 8
Bde. Berl. 1798 — 1800; ferner: Charakteriftiten u. Kris
titen. Königsb. 1801. — Mit 8, Lied: Novalis Schrifs
ten. 1802. 8. Aufl. 1815: — Gef. d. Margaretha v.
Baloid, Gemahlin Heine. IV, U. d. Franz. Leipz808.
— Beifings Gedanken u. Meinungen. 1804. — Ta⸗
chenb. f. d. 3. 1806. Berlin. — Gedichte. 1809. —
eb,-d. neuere Geſch.; Borlef. geb. 3. Wien. 1810. ebd,
1811. — Goͤthe, e, Fragm.; in (Reichards) Deutfchland,
lands, Schillers Muſenalmangch betr.; ebd. St. 6, ©.
848 fr — Georg Forfter; Fragm. e. Charakteriftil d.
deutſch. Klaffiker; in d. Lyceum d. fehön. Kite, Bd. 1,
&b. 1 (1797). — Kunfturtheil d. Dionyfius üb. Iſokra⸗
tes; in Wielands attiih. Muf. St. 3 (1797). — V. d.
Schulen d. griech. Poeſie; in d. Verl. Monatöfchr. Bd,
24, ©. 678 - 400 (1794). — B. d, aͤſthet. Werth d. Kos
mödie; ebd. ©. 485 — 505. — Biele Gedichte in Ro⸗
ſtorfs Dicptergarten (1807); in (Georg Paffyeo’s) :.
Delzweigen (Wien 1819 — 22). — Antheil an 2, v.
Gedendorf und Stolls Prometheus (1808) — Mes
cenfionen in mehr. liter, Zeitungen. — Nachftehende
Schriften: Zlorentini (1801); Samml. romant. Dicht, d,
Mittelalt. (1804); Corinna, od. Italien v. Fr. v. Stael
(1807 u. 1808), bat er blos herausgegeben; fte find groͤß⸗
tentheild aus dev Feder feiner Gattin Doroth. Schlegel,
ci it auch Sie Dort Im Keeife
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Wintermorgen, am 14. San., das von der Iſtreichiſchen
Gefandtfehaft würdig veranftaftete Leichenbegängniß, aus
Ber den von mehreren Miniftern und Gefandtfchaften beis
egebenen Staatswagen, von vielen Altern und jüngern
Berunden, die fämmtlicy feine Zuhörer gewefen waren,
egleitet, unter welchen man auch den Oberhofprediger
"von Ammon, die Hofräthe Böttiger und Tieck und ans
dere bemerkte, Seine irdifchen Weberrefte ' wurden zu
Dresden auf dem roͤmiſch⸗katholiſchen Kirchhofe in der
Friedrichsſtadt feierlich beerdigt. .
"Außer den bereitö mit Mehrern angeführten zahlrei⸗
chen gpeitten bed Berewigten erfchienen von ihm noch
p ende: Die Griechen u. Nömer, biftor. Verſuch &b,
. Hoff. Alterth, 1. Bd. Hamb. 1797. — Geſch.d. Gries
chen u, Roͤmer. 1. Bd. 1. Abth. Berl. 1798. — Flo⸗
rentin; Roman. 1. Bd, Leipz. 1800. — Gab mit fein.
Bruder Aug. Wilh. heraus: Athenäum; e. Beitfchr. 8
Bde. Berl. 1798 — 1800; ferner; Sharakteriftiten u. Kris
titen. Königsb, 1801. — Mit 2. Ziel: Novalis Schrifs
ten. 1802. 8. Aufl. 1815. — Geſch. d. Mar a a v.
Balois, Gemahlin Heine. IV, U. d. Franz. Leipz 1808.
— Leifingd Gedanken u. Meinungen. 1804. — as
chenb. f. d. 3. 1806. Berlin. — Gedichte, 1809. —
eb.:d. neuere Geſch.; Borlef. geb. 3. Wien. 1810. ebd,
1811. — Goͤthe, e. Fragm.; in (Reichards) Deutfchland,
1796. Ot. 2, ©, 258 ff. — An d. Herausg. Deutfchs
lands, Schillers Mufenalmancdy betr.; ebd. St. 6, G.
843 7. — Georg Korfter; Fragm. e. Charakteriſtik d.
deutſch. Klaffiter; in d. Eyceum d. fchön. Afte. Bd. 1,
Sb. 1 (1797). — Kunſturtheil d. Dionyſius üb. Iſokra⸗
tes; in Wielands attifh. Muf. St. 3 (1797). — B.d,
Schulen d. griech, Poeſie; in d. Berl. Monatsſchr. Bd,
24, ©. 678 - 400 (179%). — 8. d. äfthet. Werth d. Kos
mödie; ebd. ©, 485-505. — Biele Gedichte in Ro⸗
orfs Dichtergarten (1807); in (Georg Paffyeo’s)
elzweigen (Bien i819 — 22). — Antheil an 2. v.
Sedendorf und Stolls Prometheus (1808). — Bes
cenfionen in mehr, Liter. Zeitungen. — Nachſtehende
Schriften: Florentini (1801); Gamml. romant, Dicht. d.
Mittelalt. (1804); Gorinna, od. Italien v. Fr. v. Stael
(1807 u. 1808), hat er blos herausgegeben ; fie find groͤß⸗
tentheild aus der Feder feiner Gattin Doroth. Schlegel.
“
80. Michael. Gotthard Fiſcher,
"Organift m. Concertmeiſter zu Erfurt;
geb. d. 8. Jun. 1778, geft. d. 12%, San. 1829 *),
Er war zu Alach bei Erfurt geboren. Gebildet im
ehemaligen Schullehrer: Seminar, für die Kunft gewonnen
in Kitteld gediegener Schule, wurde er, nach einem kur⸗
gen Aufenthalt in Jena, von dem.Statthalter v. Dalberg
als Gonrertmeifter an Häßlerd Stelle berufen und erbaute,
fo lange feine Kräfte es erlaubten, als trefflicher Orga⸗
nift die Barfüßers und nachher die Prediger» Gemeinde,
bis er zulegt beſchraͤnkt wurde auf den fhönen Wirkungs⸗
reiß am ton. Seminar zu Erfurt. Geine zahlreichen
mufikalifchen Werke: Eymphonien, Quartetten, Orgelflüs
@e, Lieder y. f. w. können hier nicht aufgezählt werden;
das evangelifche Choralbuch mit Bor: und Zwifchenfpielen
fichert ihm fchon allein einen dauernden Ruhm,
* 31, Gottlob Heinrich) Liebmann,
’ Paſtor zu Erdmannsdorf bei Bfchopau;
y geb. d. 8. Sept. 1773, geft. dv 12, San. 1829.
Sein Geburtsort ift Erdmannsdorf, wo fein, Bater
ebenfalld Prediger war. Gieben Söhne mußten feine Ei—
tern jedesmal nach der Geburt in daB Grab finken feben,
bis endlich der fehe ſchwaͤchliche Heinrich mit aͤngſtlicher
Sorge am Eeben erhalten wurde, Er genoß den Unters
richt eines Hauslehrers, bis er im 3.1792 in die gelehrte
Gtadtfchule zu Freiberg anfgenommen wurde. Hier ente
widelte fich der. frohe Jugendſinn. Gein Geift forfchte
nach Wahrheit durch a8 reine Licht des Evangeliums,
welchem Streben er auch ſtets treu blieb und ſolches in
jedem Birkungstreife zu verbreiten ſuchte. Rad) Been⸗
igung —— — Laufbahn lebte er 2 J. als
« Behrer in dem Haufe des Major v. Keller in Schmoͤlln
bei DOfchag, und durch die Achtung und Liebe, welche ihm
diefe Familie fchenkte, würde diefe Beit für ihn zu einer
der fchönften feines Lebend. Reife Erfabrungen gab ihm
eine Reiſe nady Polen, wohin er feiner dafelbft: verheitas
theten Schweſter folgte, Da er fo glädlicdy war, ſich hier
bald Freunde und Gönner zu erwerben, jo nahm er auf
ben Antrag des Chefd vom Regiment Ledivari, weldes
in Skiernewitz garnifonirte, die Stelle eines Feldpredigers
*) Erfurter Beitung 1989. Nr. 10.
. Liebmann. A
bei dieſem Regiment an und begleitete daffelbe auf meh⸗
reren Märfchen, welche ſich feibt bis an die Grenzen der
Ukraine erſtreckten. Geliebt und geachtet von Allen, die
ihm näher oder entfernter ſtanden, wurde ihm die Irene
wung ſchwer, ald er nach einem Jahre in die Heimath zu⸗
ruͤckkehrte. Hier follte er den alternden Water unterftä«
en und wurde demfelben 1798 ala Gubflitut beigegeben,
m 3.1800 verheirathete er fi mit Julie Eiebmann aus
Leipzig, welche ibm 8 Zöchter gebar, von denen ihn 5
Äberleben. Er lebte ‚harmlos und zufrieden, bis im 3.
1813 der verheerende Krieg auch ihn und feine Gemeinden
mit dem Gefolge aller Gchreduniffe und Plagen febe .
ſchmerzlich traf. Als aber die Zeit jene Wunden geheilt:
und daB Sange gedruckte Vaterland allmälig wieder er⸗
blühte, da begannen fürihn koͤrperliche Leiden, Eine ſchmerz⸗
liche Kopfgicht erſchwerte ihm die Verwaltung feines mähes
vollen Amtes. Doch Schwerered noch ward ihm befchiee
den, ald fich das Webel auf die Luftröhre warf, fo Daß er
im J. 1826 Monate lang nicht laut fprechen und fein
Amt nicht verwalten Tonnte. Im J. 1828 ward ihm noch
Die Kreude, feine beiden Alteften Toͤchter für das eheliche
Leben zu weihen. Doch nur mit Anftrengung und im
Borgefüpl eines baldigen Scheidens vermochte er die ruͤh⸗
rende Handlung zu vollenden; er erkrankte, erholte fi
aber bald nody einmal wieder und zum legtenmale hob
fein Geiſt fi in verjängter Kraft frei und froͤhlich em⸗
por. Als aber in der Weihnachtszeit 1828 feine Berufs
geſchaͤfte fich allzu fehr häuften, da endete eine Luftroͤh⸗
tenentzändung in wenig Sagen fein frommes "Leben. —
Menfchenliebe, Redlichkeit und ftrenge Pflichterfüllung
waren die Grundzüge feines Charakters; er forgte für
-dad Wohl feiner Gemeinden und fuchte Frömmigkeit,
Liht und Wahrheit unter ihnen zu verbreiten. Auch ale
Drediger war L. audgezeichnet, und feine Ranzeluotträge
wurden felbft von Einwohnern benachbarter Städte und
Ortfchaften fteifig befucht, auch erhielt er oͤfters, wiewoßl
vergebens, Aufforderungen, mehrere derfelben im Druck
erfcheinen zu laſſen. Gr wurde auch ald Mitarbeiter
mehrerer Beitfchriften bekannt, und es find in die Abends
jeitung fowopl, aͤls in die Zeitung für die elegante Melt
irzgäplungen und Auffäge von ihm übergegangen. Auch
eine fatechetifhe Unterredung über Kubhpodenimpfun
(£pig. 1802) erſchien von ihm. Gein vierfeittn und wifs
ſenſchaftlich gebildeter Geift reigte mit der regſten Theil⸗
nahme jeder Erfcheinung der Seit und mit ennuͤtziger
92 v. Stogingen.
Geibftonfonferung Leitete er felbft einen literariſchen Ver⸗
ein für die umtiegende Gegend. Mit ftillee Grgebung
ertrug er die Leiden feines Körpers, die ihn aller ges
[gtigen Unterhaltung beranbten und. betend fchied fein
eiſt won dieſer Erde,
* 32. Gineft Wild. Freiherr v. Stoingen,
Herr zu Steißlingen bei Stockach im Badenſchen;
geb. d. 26. San. 1780, geft.d.13. Jan.1829.
X uy relsurwurwv Exadrtov TIMAY,
py darpuoıs, pyrs olnroıs, alla yuyuy
av
Charondas,
Auch den ftilen häuslichen Tugenden widmeten bie
Alten Dentmale der Erinnerung, und fo wird denn jegt
auch den Wünfchen eined großen Kreifes von Freunden
und Bekannten egtfproden, wenn hier eine kurze Webers
fit der Hauptlebensmomente und Gharalterzüge eines
Berewigten gegeben wird, der Durch feinen Eräftigen,
feeten , ächt deutfchen Sinn eine Stelle im Pantheon feis
ned Baterlandes verdient. — Der Verewigte ward auf
dem väterlichen Gute Heudorf bei Riedlingen an der Dos
nau geboren, @eine Eltern waren Wilhelm Joſeph Frhr,
v. St., ehemaliger Ritterrath des Gantond Donau und
fpäter fuͤrſtlich Thurn und Taxiſcher Geheimerrath und
2. & wirklicher Kämmerer, und Antonie geb. Freiin v. Dw,
unter deren treuer Pflege und Aufficht der vielperfpres
chende Sohn bis zum Antritte feines 11. 3. blieb, —
Im 3.1791 verkaufte der Vater fein Rittergut an den
Zürften von Thurn und Taxis und bezog mit feiner Fa⸗
milie eine neu gekaufte Beſitzung, Gteißlingen und Wiechs
im Hegau, Died gab Anlaß zu einer Wendung in dem
Leben des Knaben, die den entfchiedenften Einfluß auf die
Bildung feines Sharakterd und auf die Verbindungen mit
den intereffanteften Menfchen hatte. & ward nämlich
um Ddiefelbe Zeit von feinem Bater in die fürfl. Jhurn
und Taxiſche Pagenanflalt eingeführt, in der er während
7 3. den Grund zu den mannichfaltigen Kenntniffen und
Kertigkeiten legte und viele der ehrenvollen Bande knuͤpf⸗
te, die fein fpäteres Dafein ſchmuͤckten. Durch feine eins
nehmende Gutmuͤthigkeit, durch feine heitere Laune, feine
v. Stotzingen. 98
koͤrverliche Kraft und Gewandtheit zeichnete er ſich eben
fo, wie durch feinen Fleiß und feine Sittlichkeit vor den
übrigen Söglingen aud und gewann fih dadurch in gleis
Sem Grade die Achtung und Liebe feiner bern,
wie feiner Gefährten. eine weitere und höhere
Ausbildung fuchte er fodann theils auf Der Univer⸗
fitaͤt Würzburg, theild auf verfdiedenen Heifen durch
Sachſen, nady Paris, Wien u. f. w. zu vollenden. Einen
unvergeßlihen Cindruck machten auf ihn während diefer
Zeit die Heroen deutfcher Dichtkunft, Schiller und Wie⸗
land, die er zu Weimar kennen zu lernen das Gläck bat»
te. Bon allen diefen Reifen Tehrte er immer wieder nach
Regensburg zurüd und benugte, von regem Gifer für
aled, was den Mann siert, angetrieben, Diefen Aufent»
halt zur Erweiterung feiner Kenntniffe ımd feiner Verbin⸗
dungen. Eine gewifle unbeugfame Feſtigkeit des Charakters
gepaart mit großer Herzensgüte, eine gefällige beitere Lau⸗
ne, verbunden mit firenger Liebe zum Necht und zur Ords
nung, eine ungewöhnliche Leichtigkeit im Scherz und koͤr⸗
erlihen Uebungen, vereint mit einem tiefen, feinem Ges
ühl Für das Ernſte und Große waren ſchon hier als
auszeichnende Gi eufepaften feines Weſens bemerkbar. Das
u Sam feine Eräftige, hohe, volllommene Geftalt, die,
ewohnt von einer eben fo hohen und edlen Geele, eine
große Anzahl vorzüglicher Menfchen zu ihm binzog und
durch Bande des Wohlwollens und der Breundfchaft mit
ihm verknuͤpyfte. Mit befonderer Güte wurde er von als
Ien Mitgliedern des fürftlichen Haufes Taxis aufgename
men; mit ebrender Freundlichkeit begegnete ihn Der ums
vergeßlihe E. v. Dalberg, nachmals Fürft Primas und
Großherzog von Frankfurt; unter feine Bekannten und
Sreunde gehörten viele der merkwuͤrdigſten Menfchen, die
der Reichstag und deſſen Folgen nah Regenöburg zogen.
Zur Erweiterung feiner Mentenkenntniß, zue Bildung
feined Innern, zur Befeftigung feinee Grundfäge und zur
Aufbewahrung feiner fhönften Erfahrungen, war ein treff:
liches “Hilfsmittel ein mit großer Gewiflenhaftigkeit und
Zwedmäßigkeit vom 3. 1798 bis an das Ende feines
Lebens ununterbrodyen geführtes Tagebuch, worin er in
Rrengem Selbſtgericht Bemerkungen über fih und feine
Schickſale, und mit origineler Art und Laune Urtheile uͤber
Belt und Menfchen niederlegte. Mitunverbrüchlicher Conſe⸗
quenz bewahrte er dieſes Zagebuch als heiliges Geheim⸗
niß. Nie gab er es aus der Hand, obwohl er gern zu:
weilen ausgewählte Stellen deſſelben, je nachdem fie ges
GG v. Stoßingen.
wiffe Punkte der Zeitgeſchichte oder Eigenthuͤmlichkeiten
der von ihm bereiften Städte und gemachten Erfahrun⸗
gen beleuchten Tonnten, mittheilte. Nach feinem Tode
war es ein ſchmerzlich⸗ſuͤßes Geſchaͤft feiner trauernden
Gattin, diefe Blätter gu durchgehen, und mit Dank gegen
die Borfehung erkannte fie daraus die Unverdorbenbeit
feines Innern, die er fortwährend ficy bewahrt, das wars
zıe und feine Gefühl, das ſtets in ihm gelebt, den Lieben»
den und treuen Sinn für diejenigen, die ihm theuer was
ren, der ihn immer audgezeichnet hatte, Vielfache Bes
ruͤhrungen mit hervorragenden Menfchen feiner Zrit, die
treffendſten Bemerkungen über gefellige Verhältniffe und
über Kunft und Literatur würden ans Licht treten, ja eine
Menge intereffanter Charakterzäge und Einzelnheiten der
Bergeffenpeit entriffen feyn, wenn ein Auszug aus dieſer
geiftvollen Verlaſſenſchaft dem Publikum übergeben wers
den koͤnnte. — Mit fteter Dankbarkeit und treuer
Liebe blieb er feinem innigen Freunde, dem geiftvollen
Baron Ludwig v. Dertel ergeben, von dem er oft rühmte,
dag er es fei, der in ihm das Gefühl für die Schönheiten
der Dichtlunft und den Enthufiasmus für Elaffifbe Wer⸗
te, befonderd des deutſchen Vaterlandes, angeregt und
belebt habe. Mit dem glühendften Zeuer der Begeiftes
rung und mit innigem Dank gegen ben, der in diefe Hei⸗
Iigtbümer ihn eingeführt, genoß er die Meifterwerke eines
Klopſtock, Schiller, 3. P. Richter, Goͤtbe u. f. w., und
eine Unterhaltung darüber zeugte von feinem, gebildeten
eſchmack und vertrauter Bekanntſchaft. — Im 3.1810
verließ er Regensburg und lebte bid gegen Ende des 3.
1811 theild in Frankfurt am Main, theild an den ſchoͤnen
Ufern des Rheines. Hier (in Wiesbaden) war e6, wo er
eine neue ſchoͤne Periode feines Lebens begann, Er vers
mählte fich, gefeflelt durch entfchiedene Vorzüge (am 17.
Der. 1811), mit Fräulein life, Tochter des damals in
geopberze I. Frankf. Dienften ftehenden geheimen Sekre⸗
ürd du Mont, Sabre lang war -Diefe Bereinigung
das Biel feines beharrlichen Strebens gewefen, und fein
vorurtheilsfreier Geiſt wußte alle Hinderniffe zu befiegen,
welche die Berhältniffe und Rückſichten der Familie ihm
entgegengefegt hatten. Mit Wohlwollen und Liebe wurde
das glückliche Haar von den betagten Eltern Im väterli:
hen Ritterfige aufgenommen und eine Reihe-froher Sage
begann für den ganzen achtungswerthen Familienkreis,
der ſich bald durch eine Tochter und zwei Söhne vergrös
Perte, Ueber alle Beſchreibung gluͤcklich lebte er in dieſen
v. Stopingen. 05
feine Berhältuiffen, ganz dem Wohle der Seinen, bes
onder® der Erziehung feiner Kinder hingegeben. Jede
Freude, die er feiner Familie bereiten konnte, war ihm
doppelt willkommen, ja mit ſorgſamer Liebe ſuchte er
alle unangenehmen Eindrücde won ipt zu entfernen; denn
auch feine glüädlihe Lage hatte düftre Seiten, deren
Schmerzliches er jedoch allein zu tragen fuchte. Mit dem
ode feines Vaters im 3. 1815 war er in den Befig der
väterlihen Güter getreten, allein nicht in einen forgene
freien Befig, denn eine Reihe ſchwerer Kriegsjahre und
Daraus hervorgegangene große und nachtheilige Veraͤnde⸗
enngen hatten bedeutende Eaften auf dDiefe Güter gewälzt,
welde die nachfolgende Theurung und viele andere uns
ünftige Umſtaͤnde vergrößerten, fo daß endlich des Des
—* Kraft den ſich häufenden Verbindlichkeiten nicht mehr
gewadhen war. Manche peinliche Sorge, mancher Ängfts
ihe Bli in eine unfichere Zukunft modte oft die Ruhe
feines Innern trüben,. aber vermöge feiner eigenthümlis
hen unbiegfamen Zeftigkeit behielt er auch diefe wachs
fenden Uebel in fich als Geheimniß verſchloſſen. In dem zahl⸗
reihen Famlienkreis, der durch gegenfeitig herrſchende
Gintradht und Liebe ein Bild aus dem patriardyalifchen
Beitalter darflellte, blieb er der heitere und aufmerkjame
Hausvater, gegen feden Hilföbedürftigen der raftlofe Bei⸗
fland und Wohlthaͤter, gegen jeden Gaft dee muntere Wirth
voll arabifcher Liberalitaͤt. Mit feinen großen gefelligen
Salenten verfchönerte er feinen erhabenen Goͤnnern und
a vo an den Quellen der Donau, dem furftlichen
aufe von Zürftenberg, jedes ihrer Familienfefte, fo daß
et Dafelbft unter die beftimmten und unentbehrliden Gaä⸗
e bei jedem Anlaß gehörte und alle Unbefangenen, die
bn in dieſen Kreifen ſahen und Eennen lernten, für fich
einnahm, — Sminer für die neueften Ereigniffe am pos
litiſchen Horizont mit Wärme fich intereffirend, die Geis
—A— alter und neuer Schriftſteller mit Enthu⸗
iasmus aufſuchend und mit den Seinen im gemeinſamen
Genuß ſich aneignend, durch haͤufige Excurſionen zu Fuß
und zu Pferd und durch koͤrperliche Uebungen jeder Art
ſich erholend, im Gommer durch die bunten Naturſcenen
des Hegaus zu Ausflügen angelockt, im Winter die Kunſt
Tialfs gleich Klopſtock praktiſch ehrend, lebte er ein zu⸗
friedenes, im Ganzen gluͤckliches Leben und fand darin
für manchen ſtillen Kummer den Erſatz, den fein edles,
für fchöne Gefühle fo empfänglicyes Herz verdiente. --
Gleich einem Blig aus dem heitern Blau des Himmels
96 v. Stogingen.
traf daher feine Familie das ae eate Ereigniß,
das ihm das Leben koſtete, um ſo entſetzlicher, als jeder⸗
zeit feine Sewandtbeit und Vorſicht bei allen gewagtern Uns
ternehmungen die Seinen über ale Sorge um ihn erhoben
hatte. Es war am-18. Ian. 1829, ald er, begleitet von
feinen Kindern, auf einem nahe bei feinem Gute befinde
ihen See den Nachmittag mit Schlittſchuhfahren ver-
brachte. Gegen Abend lenkte er feine Tochter im Schlit⸗
ten auf der glatten Zläche umher, und eben fo unerwars
tet als unbegreiflich von der bezeichneten fihern Bahn
ch abwendend, fuhr er gegen diejenige Stelle hin, Die
mmer als gefährlich bekannt und gemieden war. Eine
leicht fcherzende Bemerkung der Tochter zeigte ihm, daß
fie die Abweichung von der zuverläffigen Bahn bemerke,
allein e8 war zu Bit, — ein Krach — und er fank ein,
voll Befinnung noch den Schlitten vor fich hinftoßend,
und verfhwand vor den Augen der Begleiter. Bon Ents
fegen durchdrungen, flürzte Die liebende Tochter dem Va⸗
ter nach, der noch zweimal aus der finftern Tiefe heraufs
tauchte, aber ohne Laut und ohne Kraft, die dargebotenen
Mittel der Nettung zu ergreifen, Mit äbermenfchlicher
Anfttengung bemühte fi nun fein Sekretaͤr Gerhard um
die Rettung des Lebens der Zochter, die ihm endlich auch
gelang. Die Arme wußte nicht, im erſten Augenblick des
entfeglichen Schmerzed, ob fie ihm dafür danken folle,
Die erfhütternde Runde wirkte auf feine Familie mit zers
nichtender Keftigkeit und alle feine vielen hohen Goͤnner
nd Freunde theilten den gerechten ungeheuern Schmerz.
Erf nad 20 Stunden fanden die Suchenden die Leiche,
Cie ward mit dem üblichen herzzerreißenden Gepränge
unter dem lauten Schluchzen einer zahlreichen Verſamm⸗
lung in der Samilien Re beigefegt. Dort ruht die Hülle
Des Unvergeßlichen, die für Die Dauer eined Sahrhunderts
beftimmt Pien, an der Geite von des Vaters irdifchen
Reſten. Die Luͤcke, die durch dieſen unerwarteten Tod
im Kreiſe feiner. Familie und feiner Freunde entftand,
Tann nie auögefüllt werden, denn bei allen Acht vitterlis
hen Vorzuͤgen war er ein Muſter anfpruchslofer und lies
benswürdiger Humanität, einer jener feltenen Charaktere,
Die daB Slänzende und Unziehende, das man fonft nur
unter mehrere Individuen vertheilt findet, glücklich in ſich
allein vereinigen.
—— [5
* 83. Chriftian Böttcher,
Paftor zu Diffen bei Cottbuds
geb. d.1. Mär 1706, geft. d.14. Jan. 1899).
Gr wurde in dem nahe bei Gottduß gelegenen Dorfe
Sandow geboren, wo fein Bater Befiger einer Lleinen
Kahrung und ehemaliger Brauer des berühmten Gottbufs
k Bieres, im hohen Alter nicht viele Jahre wor ihm ges
jorben iſt und von weldem er jenen geraden rechtlichen
Sinn erbte, der 12 ‚mit den Jahren immer mehr zu eis
nem Grundzug fehtes Charakter ausbildete. Radıdem
auf dem kyceum zu Gottbuß, dann auf dem Halifchen
jaifenhaufe und der Univerfität zu Halle uditt, gin,
ee in feine $ematt zurüd, Gr war hierauf einige Fr}
Dauslebrer beim Paftor Korn in ‚Parig und wurde, als
talentoollet Prediger, bald Bahr in Leuten und Laubft,
wo er fi aud 1797 mit Theodore Karoline Friederike
Angerftein, aus Gottbus, verheirathete. Beide wurden
Eltern einer höchft zahlreichen Kamilte und dies nöthigte
ibn, auf Verbefferung feiner äußern Lage zu denken. Die
Regierung vonPotsdam gewährte ibm feinen Wunfch,
Pfarrer im fen und Sylow zu werden. Doch wie er
beim Antritte feineß erften Amtes yplöglidy von der Ängfts
lien Ginbildung überfallen worden war, ihm nicht ges
wachfen zu feyn, und nur durch Paſtor Koins Zureden
vermocht werden Eonnte, diefen Wahn aufzugeben: fo gab
er auch jet die fhon empfangene Bocation zuräd, weil
er auf einmal zu fühlen begann, daß feine Kenntniß der
u dem neuen Amte nöthigen wendifhen Sprache am En—
k doch nicht vollkommen genug fei. Nur auf des Gonfis
ſtorialrath Natorps Zureden wagte er fein Amt anzutres
ten. Doc ftiftete er bier viel Gutes, ftand bei feiner
Gemeinde in Achtung und fegte mit Ernft und Würde
viele gute Abſichten durch, wenn auch Unverftand und bös
fer Wille ibm viele Schwierigkeiten in ben Weg legten.
In feinen Mußeftunden wendete er feine Kraft auf die
Ausbildung feiner und freinder Kinder. Immer war-er
gefund, alezeit heiter und erheiternd und gab ſtets Bes
weife feiner Hergensgüte; nur Daß feine Reizbarkeit ges
font werden mußte. Mit ipm — fo urtheilt ein Bes
Iannter von ihm — ward ein treuer Gatte, ein zärtlicher
Bater, ein unermüdeter Arbeiter, ein für feine Gemeinde
fehe guter Prediger, ein vedlicher Seelſorger, ein wopls
*) Vergl. Lauf. Magaz. 1829. Nr.153 ff.
N. Rekrolog 7. Jahrg. 7
9 % Schrader.
wollender Mann, ein umerfchrocner Vertheidiger der
Wahrheit und ded Rechts ein denkender Belehrter, ein
* gaftfreier Wirth, ein gläclicher. Erzieher begraben. Er
Bintertäpe eine Mt mit- elf ideen. wei Söhne
Du bereits feloR in Predigtämtern — zu Multnig und zu
oprin — angeftellt, einer iſt Koufmann in Cottbus,
84. Heinrich Julius Friedrich v. Schrader,
Oberappelationdrath am gemenfächtihen böäten Gerichte zu
Wolfenbüttel;
aebad.· 19. Ian. 1764, geft.d.15. Ian. 1829).
Er flammte aus der Stadt Braunfhweig, wo fein
Großvater Paul Schrader Bürgermeifter gewefen war.
Sein Bater, ein Bruder des unter dem Namen Schrader
v. Gälieftedt in den Reichö:Adelftand erhobenen befanns
ten brannfammeigifhen Seheimertatp8, war“ Klofterrath
zu Wolfenbüttel Der Oberappellationsraty v Sch. war
mit den fehönften Kenntniffen ausgerüftet, vorzüglich ein
ausgezeichneter Kenner der griechijchen kache und Liter
ratur. Auch in den neuern Sprachen, befonders in der
vergleichenden Sprachtunde der germamifchen Sdiome, war
er fehr bewandert und feste Die dahin gehörigen Unterfu-
ame bis an fein Eebensende fort. Nachdem er die
iniverfität Göttingen verlaffen, wurde er den 4. Ian.
1738 als Afjeffor bei der Juſtizkanziei zu Wolfenbüttel
angeftellt, dann den 13. Dct. 1790 zum Hofrath bei dem»
felben Gerichte ernannt, bei welchem er bis zur Errich⸗
tung des Königreich6 WBeftphalen blieb. Während ber
Eriftenz diefes Reich& bekleidete er den Poften eines Cri—
minalrihter6 des Dkerdepartements. Rach der Aufs
Yfung eſtphalens trat er in die —eA errichteie
Appellationscommiffion zu Wolfenbüttel, und nachdem
auch diefe aufgelöft worden (2. Ian. 1817), als Oberaps
pellationsrath in das gemeinfcaftlihe höchfte Gericht
dafeibſt. Er verließ jedoch einige Iahre vor feis
nem Tode diefe Dienftverhältniffe, wegen Kränklichkeit,
zum großen Bedauern feiner Gollegen, die ihn feiner
kreffiäpen Eigenſchaften und feiner Geiehrſamkeit wegen
fehe_fhägten. — Er war zweimal.verheicathet, zuerſt
1796 mit Gharlotte v. Hugo, feit 1800 mit Louife v. Bers
ger, welche ihn überlebte. Aus der erften Ehe hinterließ
ex eine, aus der zweiten 2 Toͤchter. — Ein irefflicher
9. Hanndv. Archiv 1829. 4. H.
Medel. 99
Charakter, einfäche Sitten und Befcheidenheit machten
ibn noch fhägendwerther. Hätte ihn, faſt zeitlebens, nie
eine ſchwache Gefundheit niedergedrädt, fo hätte er in
den philologifchen, hiftocifeven und juriftifchen Faͤchern,
bei feinem großen Scharffinne, unftreitig ald audgezeichs
neter Schriftftellee auftreten koͤnnen. Seine mufterhaften
gerichtlichen Ansarbeitungen und manche unvollendete li⸗
terarifche Arbeiten, die ſich unter feinen Papieren fanden,
Iaffen hieran Leinen Zweifel. So aber glaubte er ſtets
feinen Ausarbeitungen die legte Bollendung zu geben,
nicht vermögend zu feyn, und ließ fie in Ber That uns
vollendet; Daher auch, fo viel Unterzeichneter weiß, nie
etwas von ibm im Druck erfchienen iſt. Er, hinterließ
eine große Bibliothek. Sie enthält unter anderm eine
fehr volftändige Sammlung von Brunsvicenfien, von der
ed wuͤnſchenswerth wäre, daß fie einer öffentlidyen Biblio⸗
thek einverleibt würde,
Wolfenbüttel. &t. Carl v. Strombed.
* 88." Geinrih Theodor Meckel,
Doctor der Philsſophie und Actuarius beim Inquiſitariat zu Halle
a. d. S., Mitglied des fächf. <thüringifchen Vereins für Alters
thumskunde:
geb. b. 21. Sept, 1786, Heft. d. 15, Bar. 1829,
Meckel war der Sohn des verftorbenen Geheimeraths
und Profeffors der Anatomie zu Halle und dafelbft ge
boren. Durch Haus: und Privatunterricht wurde derfelbe
bis in fein 10. 3. zur Aufnahme in eine Lehranftalt vors
bereitet und bezog im 3. 1796 das Pädagogium feiner
Baterftadt. Zwar von der Natur nicht mit, vorzüglis
chen und bervorftechenden Geiftesgaben audgeruftet, war
er doch bemüht, durch deharrlichen Fleiß das, was Ihm
an Geift und Faſſungsgaben abging, fo viel wie moͤglich
zu erfegen. Im J. 1804 verließ er, zur eriten Klaffe
aufgerucdt, mit einem fehr ehrenvollen Zeugniffe dieſe
vortrefflibe unter der Leitung des nun verewigten Kanzs
lers Niemeyer*) gediehene Anftalt, um fich auf der Hoch⸗
ſchule zu Halle völlig auszubilden. Hier widmete er ſich
Der Rechtewillenfbaft und vollendete nah Aufhebung
der Univerfität unter Napoleon feine Studien in Jena.
Nach beitandenem Eramen fuchte er, ehe die weftphäli«
ſchen Gerichtöbehörden vollftändig eingerichtet waren, um
s) m. ſ. def. Biogr. 6. Jahrg. S. 644 d, u
10. Meckel.
einftweilige Anſtellung als Referendar bei der Anhalt⸗
Koͤthenſchen Kammer an, welche er auch auf kurze Zeit ers
bielt. Rad 3 3. wurde er Sekretär beim Friedensge⸗
richt zu Halle und 1810 beim weftphälifchen Tribunalge⸗
richt daſelbſt Aſſeſſor, welche Stelle er biß zur Auflöfung
des Königreichs Weſtyhalen bekleidete. — Nach der gro:
en Voͤlkerſchlacht bei Leipzig sl auch er ganz enthu⸗
admirt zu den Waffen und bat feine vorgelegten Behoͤr⸗
den um einftweilige Entlaffung und interimiitifhe Beſetzung
feiner Stelle, welches jedoch —5 abgeſchlagen wurde.
Dieſer ganz unerwartete Borfall_erfchütterte ihn in einem
oben Grade, indem er Durch dieſes NRefultat, obfchon er
ch bereits als Jaͤger audgeräftet hatte, an dem Befrei⸗
ungskriege heil zu nehmen behindert wurde. — Bei
Auflöfung der franzöfifhen Gerichtöverfaffung in den da:
mals — Ländern, an deren Stelle die preußi⸗
che eingeführt wurde, erhielt er nun eine Anftellung als
fieffor beim Inquifttoriat zu Halle. — Gin großer
Kun der Muſik und fertiger Klavierfpieler, wurde er
itglied des Halliſchen Muſeums und mehrerer Kunft-
vereine. — Durch überhäufte Acheiten in feinem neuen
Wirkungskreiſe körperlich überaus geſchwaͤcht, fah er fich
emötpigt, im 3.1822 eine Scholungsreife durch die ſaͤch⸗
66. chweiz nach Toͤpliz zu machen. Rach dem Ge⸗
brauch dieſes Bades hatte er ſich zwar einigerma⸗
gen wieder erholt, docy verfchlimmerte fih nad feiner
uͤckkehr bei dem Drange der Gefchäfte fein Gefundheitd-
. zuftand wieder [ee merklich. Cine zweite Erholungsreiſe
nach Berlin und Potsdam, welche er das Jahr Darauf
unternahm, wirkte eben fo wenig. — Im I. 1824 be:
uchte er das Bad zu Ems, wo er mit feinem bald nad
m verflorbenen Bruder*) aus Bern zufammentraf und
:einige Monate die Brunnenkur, wiemohl ohne Erfolg ge:
gebrauchte, — Im 3.1825 reichte er eine lateiniſc aus⸗
gearbeitete Differtation bei der philoſophiſchen Fakultät
zu Halle ein, worauf er nad) vorhergegangener Prüfung
von diefer dad Doctordiplom erhielt. — Sehr nachtheis
lig wirkte auch auf feinen Körper der in demfelben Jahre
erfolgte Tod feiner jüngern- verheitathgten Schwefter
und ein Jahr darauf der feiner innigft geliebten Mutter,
die ihn mit beifpfellofer Geduld während feiner Kraͤnklich⸗
keit gewartet und mit mütterlicher Sorgfalt gepflegt hats
te. — Nah Abgang des GSriminal:Actuarius erhielt er
deſſen Stelle, mußte aber, um den Geſchaͤftsgang nicht
aufzuhalten, ſich oͤfters unterflügen laſſen. Im J. 1827
„mM, f. def, Biogr. unt. 19, März d, Jahrg.
Linbke. 101
wurde er Mitglied des ſachſiſc thuringiſchen Wereins für
Alterthumstunde. — KA *58 nad den G⸗e⸗
» brauch des rechten Armes, welcher endlich gänzlich ges
Lähmt wurde, fo daß ex mit der linken Hand zw jchreiben
fe gedtun mußte. In den legten Zahren Zonnte er
en Gefhäften nicht mehr worftehen. — Bis Ende Gept,
1828 behielt er feinen vollen Gehalt, bei feiner Entläfs
fung eine Penfion von 250 Sple., die er nur einige Mos
nate noch bezog, da er fhon Sanuar 1829 an völiger
Entkraͤftung farb, — Gutmüthigkeit war ein vorderr⸗
fpender Zug in feinem Charakter, weshalb er nice fele
ten, indbefondere aber nach dem Tode feiner Mutter, auf
——
jeß iebr jo befaß er doch zu wı
ae | hi ö
ch. Major v. Liademan.
86. Earl Gottfried Linke,
Auteſter Vrdmaner des Gymnafiums zu Hirſchderg:
eb, im 3. 1709, geh. d. 17. San. 1899 7).
Er wär gu Greifenberg geboren und in der en
Schuĩe vorbereitet, bezog er im 19. Lebendjahre das Eys
ceam zu —R Bude den 8. Jun. 1738 examinitt
"mad dom Wector Bauer gleich in Prima aufgenom⸗
wen. In dem Berzeichniffe der Primaner nimmt er im
3.1789 unter 55 Schülern diefer Klaffe den 46. Plat ein,
and vom 3.1799 an ift und bleibt er der Erſte. Er hielt
fi) biß zu feinem Ende zu der Schule, wohnte ftetd in
der Nähe, wollte nur ald Primaner gelten, befuchte oft
die Lehrftunden derfelben (noch 4 Tage vor feinem Tode)
und lebte zu allen Zeiten mit ihnen in einer bisweilen
zecht herzlichen, mitunter recht fpaßhaften Behderiaaft,
die man eine travefticte Schuifreundſchaft nennen koͤnnie.
So hat er die wichtigften Meränderungen der Hicfpbere
‚ger Gelehrtenfchule‘ erlebt, hat 3 Rectoren zu Grabe bes
gleitet und noch einige Zeit unter dem vierten gelebt,
*) Der Teutſche 189. Nr.13.
103
57. Adam Müller, Ritter von Ritterdorf,
k. 9, Hofrath im außerorbentl. Dienfte bei der geh. Haus⸗, Dofs
u. Staatskanzlei zu Wien;
geb. d. 30. Jun. 1779, geft. d. 17. Ian. 1829*).
Der Hingefchiedene, bekannt vorzüglich durch feine
Borlefungen und Schriften über Gegenftände der Staatös
kunſt, fowie durch feine Beſtrebungen, das Reich der Las
tholifhen Kirche, zu welcher er mit feinem Freunde Fries
dei Schlegel **) übergetreten war, zu erweitern, war
zu Berlin geboren, erzogen , wiſſenſchaftlich vorgebildet
und fur das Studium der Theologie beftimmt von feis
nem mütterlichen Großvater, dem als Orientaliften und
Neberfeger des Hiob und Joſias bekannten Prediger Gube
zu Berlin; dann des Philologen Wegel (durch fein antis
uariſches Eericon und mehrere Ausgaben des Gicero bes
annt), hierauf Gedike's, Spaldings und Heindorfs Schüs
lee. Durch die Leidenfchaft für ©tudium der das
mals herrfchenden Philofophie von den pofitiven Wiſſen⸗
haften abgeleitet, führte ihn in feinem 18. Jabre die
reundfchaft von Friedrich Geng zu dem beffern Intereffe
an den großen politifhen Begebenheiten der Zeit zuruͤck.
So betrat er in feinem 19. Jahre feine dreijährige aka⸗
demifche Laufbahn in Göttingen. In dem Studium der
Rechte gab ein gelegentlicher Zweifel Hugo's an der
Haltbarkeit der Idee des abfoluten Eigenthums feinem
ganzen Studium eine neue Richtung. Gr fühlte die Noth⸗
wendigkeit, dad deutfche und das Lehnsrecht, und daß brittis
ſche Privatrecht neben dem römifchen nicht au verfäumen.
Burke’ Werke griffen um dieſe Zeit mächtig und nach⸗
haltig in fein Leben; fo entflanden die Vorleſungen ges
en die franz. Revolution und für die Sache der alten
rdnung von Europa, die er im J 1800 zu Göttingen
einigen feiner Sreunde hielt. Aehnliche Forſchungen führs
ten in die Philofophie des Rechts, fo zur Idee des Ges
enfages, als der Grandeefheinung dee Welt, daher nach
Feiner Ruͤckkehr nach Berlin zum Verkehr mit Naturfors
ſchern und zu einem zweijährigen Studium der Naturwifs
ſenſchaften, das dem bürgerlichen Fortkommen eben nicht
günftig war. BZurücdgeführt durch Gentz betrat er den
ienft als Neferendarins der Eurmärk. Kammer in Ber:
Iin. Aber der einmal begonnene wiffenfchaftliche Zrieb
*2.)N. d. Conv. Lex. u. Zeitungsberichten.
M. ſ. Biogr. E 80 » —5—
4
104 Müller.
Benbofte ee des Kaiſers nach Heidelberg und Paris
olgte. et ernannte ihn der Kaifer zu feinem Gene⸗
ralconful in Sachſen, welde Stelle er 12 3. lang in
Leipzig bekleidete. Zugleich war er kaiſ, oͤſtr. Geſchaͤfts⸗
träger an den herzogl. anhaltifchen und furftl. ſchwarzbur⸗
giſchen Höfen. Zu Beipzig vedigirte er feine 1816 begons
nenen und 1818 gefchloffenen Staatsanzeigen. Im 3.
1819 wohnte er den Minifterial-Sonferenzen in Carlsbad,
hierauf denen in Wien bei. — Zum Beweiſe der Zus
iedenheit mit feinen Dienftleiftungen wurde ee zum
‚Ritter von Nitterdorf und bei feiner Abberufung von
geipzig im December 1827 zum E. ©, Hofrathe ernannt
und der geheimen Haus, Hof: und Stantökanzlei im aus
—— Dienſte zugetheilt, wo er ſich am Ziele
einer Wünfche befand. — Am 17. Ian. brachte man
ihm mit Schonung die Nachricht von Schiegeld Ableben.
bei, bald darauf erfuhr er durch ein Billet des Hofrath
Geng den Tod der Fuͤrſtin Metternid, Sein reizbarer
Körper wurde dadurch fo ergriffen, daß er, von einem
Nervenfchlage getroffen; niederfant und bald darauf feis
nen Geift aufgab. Schon auf der Reiſe von Leipzig
nad) Wien hatte er einen fchlagartigen Anfall, der feine
Zochter, die ihn begleitete, fehr in Schreden fegte. Er
ift auf dem Gottesader von Groß-Enzerddorf, 2 Etuns
den von Wien, neben Zacharias Werner begraben wors
den, Sein mit Er. Schlegels ſchnellem Zode in Dres⸗
den fo mannichfaltig verfnüpftes Ableben machte ſelbſt
in Wien mitten im Geräufcy der Iuftbewegten Stadt eis
nige GSenfation. — M. war fehr eifrig in der Erfüllung
aller kirchlichen Gebräuche und ſoll fogar wöchentlich ges
beichtet und die Sakramente empfangen haben,
Seine Schriften find: Die Lehre vom Gegenfage.
Dresden 1804. — Borlef. üb. d. deutfch. Wiſſenſch. u. -
Lit. 1806. 2. Aufl. 1807. — Gab mit H. von Kleift
heraus: Phöbus, e. Sournal f. d. Kunft. 1808. — Bon
d. Idee Schönheit. Berl. 1809, — BB. d. Idee des
Staats u. ihren Verhältniffen zu. d. populär. Staatötheos
rien. 1809. — Heine. v. Kleiſts Amphytrion, Luftfp.
nach Moliere. Dresden 1807. 2, Aufl. 1818. — Die
Elemente d. Staatskunſt. Berl. 1809. — eb. Könt
tiede, II, u. d. Natur, Würde u. Beſtimmung d. preuß.
onardhie. 1810. (Vergl. v. Dohms Denkwuͤrdigk. Bd.
5, ©. 448—445.) — Die Theorie d. Staatshaushal⸗
tung u, ihre Fortfchritte in Deutfopl, u. England jeit Ad,
Smith. Wien 1812. 2 Bde, — Bermiſchte Schr, üb,
Miller. 105
"Staat, Philof, u. Kunfl. 1812. 2, Ausg. 1817. — Gab
berauß: Deutſche Gtantsangeigen. eeipn 1816 — 18. 8
Bde. — Berfuh e. neuen Theorie d. Se
— Reden über d. Beredſamk. m. deren Werfall in
Deutichl. 1817. — Die Zortfipritte d. national-dtonom.
Wiflenih. in Engld. 1817. — Etwas, das Göthe ges
fagt bat, beleuchtet von u, f. w. 1817. — An d. Spres
der d. Stadt u. Landſch. Coblenz. 1818. — Von d.
Nothwendigk. e. theol, Grundl. d. geſammten Stantös
wiſſenſch. u. d. Staatswirthſch. insbeſ. 1819. — Ueb. e.
pbilof. Entw. v. H. Fichte: Der gefchloff. Handelsftaat;
n d. Berl. Monatöfche. 1301. Dec. ©, 436 — 458. —
Sharakteriftit einig. Goͤthiſchen Werke; in d. alt. Abends
ztg. 1806. Nr. 34, 85. — Vergleichungen zwifchen Goͤthe
u. Schiller. ebd. Nr. 86. — Verſchied. Auffäge in Heinr.
v. Kleifts Abendbl. (Berlin 1810). — Idee e. Geminas
riums d. Staatswirthſch. f. d. oͤſtreich. Staaten; in d,
Sehen. v. Hormayıs Archiv. f. Geogr. 2c. 1811. Gept.
— Bon d. Bortheile d. Erricht. e. Nationalbank f. d.
öſtr. kaiſ. Staaten; ebd. Det. — Agronom, Briefe; in
Er. Schlegel deutſch. Muſeum (Wien 1811). Ian. G.
54 — 78; Febr. ©, 160— 161. — Franz d. I. Kaifer v.
Deftr., u. &— 3; in d. Beitgen. 9. 1. (1806) &. 5s—
83. — Franz Horner, Esq. Mitgl. d, britt. Parlam.;
ebd. 8. 8. (1818) ©, 125 —154. — Aus Gpedbacers
Leben; in d. Sta: f. d. eleg. W. 1817. Nr. 80, 81. —
Ueb. Joh. v. Müller; in den Drlgweigen — Antheil am
Conv. Lex. — Auffaͤtze in d. öfter, Beob., dem Journ,
d. Eoncordia, dem Wiener Sonntagsbl, u. d. Conv. Bl.,
in d. Staatsm. v. Dr. Pfeilfchifter, in d. Sieg d. Kreu⸗
eB 2
i ad. M. hatte noch vor Kurzem in einer Broſchuͤre
einen biftorifhen Kerienkurfus angekündigt. Darin ift
folgender Gag deutlich zu lefen, daß der Lehrer der Ges
ſchichte weder logifche, noch moralifhe Kritik bedarf, und
Daß in der Gefchichte nur jene Thatſachen merkwürdig
find, welde die Latholifde Kirche für wahr erkennt !
Das war A. M's. Schwanengefang. Nur ein Baldamus
konnte ibm fo ein Grablied Engen, wie das in der. Wies
ner Zeitſchrift. Die katholiſche Zeitſchrift, die er naͤch⸗
ſtens herauszugeben gedachte, unterbleibt nun,
des, 1816 —
106
38, Karl Reiſig,
lof. und, Prof. d. alten Lit ‚ Uni
Doctor der Philof. et ) a Sn eiteatur an d, Univerfität
geb. 8,17. Nop. 1799, geft. d. 17, San. 1829 *).
Der Verluft dieſes ausgezeichneten Philologen iſt um
0 beklagenswerther, indem er auf einer gelehrten Reife
riffen war, von welder die fhäßbarften Nefultate fich
erwarten ließen. Er war zu MWeißenfee in Thüringen
geboren und fit 1818 Privatdorent zu Jena. — Gegen:
wärtiges find Die Nachrichten von feiner Krankheit und
legten Lebenstagen, wie fie in einem Briefe feines treuen
Dflegers, des Prof. Ranke aus Berlin, jest in Venedig,
pegeven find. — Neifig kam in dee Mitte Novembers
n Benedip, wie es ſchien, ganz gefund an. Erſt am 30.
ebr, fühlte er fi im Theater fehr unwohl und am 1.
ec. äußerte er auf der Bibliothek, daß er Fieber habe,
wovon auch Die Äußeren Spuren unverkennbar waren. Gr
hielt fi feitdem einige Sage zu Haus. Man glaubte
am 7. Der., das Vebel fei gehoben; es war ein fchöner
warmer Tag. Der Kranke ging mit einem Freunde die
Riva Schiavone entlang. Er fog mit wahrem Durft die
Luft in fi und genoß abwechfelnd den Duft eines Elei-
nen Blumenftroußes, Gr hatte kein andered Uebel als
die Diarrhoͤe, Die ihn fogleich fehr ſchwach gemacht und
noch anbielt. Um diefe nun grundlicy zu heilen, wurde
am 8. December ein Arzt berbeigerufen. Doc fo wie
diefelbe geheilt ſchien, ſtellte fich ein Fieber ein, das
Der Arzt für ein Wechſelfieber erklärte. Er gab China;
flatt zu weichen, ward daß Nebel ärger, Auch die Diarr⸗
hoͤe war nicht gehoben. Ueberdies litt der Kranke vom
Anfang an einer klebrigen Trockenheit des Schlundes,
wozu ſich nun ein ſtarker Schluden und häufiger Aus:
wurf gefellte. Schon. jegt fing er an zu phantaſiren.
Der am 16. Derbr. berbeigerufene Arzt erklärte die
Krankheit für ein Nervenfieber. Es war der Dr. Rug⸗
gieri, ein Arzt erften Ranges in Venedig. Man ließ ihn
ein Sonfult mit dem älteiten und namhafteften Medicus
der Stadt halten, der mit der Meinung der andern übers
einflimmte und zu den Rezepten deffelben wenig hinzu:
feste. Obgleich nun dem Kranken in feinem Haufe alle
Sorgfalt, wie einem Gliede der Familie gewidmet wurde;
obwohl er felbft alle Morgen auf die Kragen des Arztes
*) Dal, Litztg. 18%, Int. Bl. Nr. 17,
Geithner. 97
antwortete, ex befände ſich wohl, es gebe beffer; fo bes
and er ſich doch täglich betenflicher, amd der Arzt fand
einen Sufland immer gefährliher. — Weihnachten und
eujahr erlebte er im Bette. Zu Reujahr kuͤndigte ihm
der Arzt an, daß er vom Fieber frei ſei. Auch verlieh
er das Bett wieder und brachte zwei Tage wohl fünf
Stunden lang am Kamin zu. Gleich darauf aber übers
fiel ihn eine Beftige Pleuritis in der Nacht; er fürchtete
fterben , und nun erft kam fein ganzes Uebel zum Bors
eine. Zwar wich der Schmerz, als man Blut nahm,
allein die Lungenkrankheit war nicht mehr zu verkennen,
und obwohl er immer dabei beharrte, daß er ſich wohl
befände, Daß es beffer werde, trug man doch Sorge, daß
pn der proteſtantiſche Prediger beſuchte. Auch der Leibe
arzt des MWicelönigd wurde herbeigerufen. — Jn der
hat aber glaubten die den Kranken umgebenden Freunde
eine Auftöfung nicht fo nahe. Roch am 16. San. aͤu⸗
erte Dr. Ruggieri, ed könne noch Monate dauern. Ja
noch am 17., dem age feined Todes, glaubte der Kranke.
der Genefung nahe zu ſeyn, und als man ihm fagte, es
ſchiene doch, als fei er auf dem Wege der
nahm er es faft Abel, daß in dieſem Worte ein meifet
. Iag. Gegen 11 Uhr befand er fich fo wohl, daß er, was
ee in der Krankheit nie gethan, ein Buch forderte, um
darin zu lefen; aber —38— um 12 Uhr, ward er vom
Kampfe des Todes uͤberfallen. Gr rief: D Gott, o Gott!
— Quando mai moriro! Nach kurzem Leiden unter den
Gebeten feiner Umgebung, athmete er nody einmal auf,
und nicht weiter, Bid zum legten Augenblide waren
feine Augen lebhaft: fie waren ed noch, als er ſchon
todt war, und dee Freund fie ihm zudrücdte.
Als Gchriftfteler gab er beraus: Conjectaneorum
in. Aristophanem libr. II, ad Godof. Hermann. lib. I,
. Lips. 1816. — De constifutione apostrophica triam carm,
melicor, Aristoph, Jenae 1818. — Commentatt. critt, de
Sophoclis Oedipo Coloneo. 1822,
* 39, Benjamin Geithner, .
Doctor d. Theol., großherzogi. Sahfen: Weimar, Eonfiftoriatrath,
Superintendent und Oberpfarrer zu Weida;
geb. d. 19. Dec. 1749, gefl. d. 18, Jan. 1829.
Ein Mann, deffen Gelehrfamkeit und vielfeitige Wer:
dienfte in der literariſchen Melt bisher blos deshalb viel:
leicgt weniger befannt geworben find, weil er feine ganze
108 Seithner.
Kunft und Thatigkeit ausſchließend der treueften Berufs:
erfüllung widmete und dabei Eeine Zeit fand, ſich als
feuchtbarer Schriftfteler bemerklih zu machen. — In
Wittgensdorf bei Chemnig, wo feine geehrten Eltern im
Betriebe eines Handeld mit Manufacturwaaren in ziem:
lihem Wohlftande lebten, trat er ind Leben ein. — Zehn
Jahre alt, begleitete er feinen Bater auf einer Geſchaͤfts⸗
reife nah Chemnig, wo die Lebendigkeit des Knaben die
Aufmerkſamkeit eined Handelöfreundes fo erregte, daß
derfeibe den Vater veranlaßte, feinen Sohn, den er frü-
her feinem Stande beflimmt haben mochte, den Studien
zu widmen, Dieſer brachte ihn daher auch bald darauf
zuerft nach Hohenftein auf die dafige Schule, wo er den
Grund zu feiner gelehrten Bildung legte und wo befon:
ders durch den damald dafelbft lebenden berühmten Ton⸗
tünftler Santor ag, feine Liebe zur Muſik geweckt wurs
de, der er bis an feinen Zod treu blieb. Darauf bezog
er dad Gymnafium in Gera und nad Sjährigem Aufent-
halte dafelbft, um Zheologie zu ftudiren, die Hochfchule
zu Wittenberg, wo ihn beſonders Schrödh feiner vorzügs
üglichen Gunft und Borliebe würdigte, welche ihm ders
elbe auch während feines ganzen Lebens erhielt. Ich has
be ihn bei der Kunde von dem Tode des trefflihen Man⸗
ned trauern fehen, wie ein Sohn um den Vater trauert,
— Nahdem er am 17. Oct, ded 3.1771 die Würde eines
Magiſters und zugleich das Recht Borlefungen halten zu
dürfen erlangt, wurde ihm das Amt des akademifchen
Bibliothetars in Wittenberg übertragen, und fo gewann
es das Aufehn, als folle die akademiſche Laufbahn die
feinige werden. Aber der Wunfch, als Mrediger des Chri⸗
ſtentbums bei einer beftimmten Gemeinde zu wirken, behielt
Die Oberhand, daß er die ſich ihm darbietenden Ausfich-
ten, auf der Akademie zu bleiben, aufgab, und fi nad
Sjährigem Aufenthalt in Wittenberg nad Dresden wands
te, wo er zuvörderfi nach ruͤhmlich überflandener Prüfung
in die Zahl dee Sandidaten des Predigtamtes aufgenoms
men wurde. Bei diefer Beranlaffung gab er eine kurze
. "Abbandlung in Drud: Quam vere dicatur: Sermones ad.
populum Christianum esse interpretationem $, S. popula-
rem, — welche fpäter deutfch uberfegt im Wagnigfchen
Predigerjournale wieder abgedruckt wurde, Hierauf nahm
er in dem graͤfl. v. Wallwitzſchen Haufe in Dresden die
Stelle ald Lehrer und Erzieher des jungen Grafen an
und trat, nachdem er diefen feinen Bögling hinlänglich zur
Akademie vorbereitet hatte, in das Thielmann'ſche Haus
®
L)
Geithner. 109
in Dredden und übernahm den Unterricht und die Bildung
des in der Folge nicht unberühmt gebliebenen Lin. fächl.,
fpäter koͤn. preuß. Generals y. Thielmann *), Yon welchen
ee von Zeit zu Beit perſoͤnliche Beſuche und ſchrift⸗
liche Verſicherungen dankbarer Anhänglichkeit und Liebe
erhielt. Zugleich trat er in das damals unter Dr. Reh⸗
Topf blühende Prediger « Seminar in Dredden und fand
einige Jahre am der Spitze der jungen Männer, die in
diefer Anftalt fi bildeten. Da er die Aufmerkfamteit
- md das Wohlwollen des Vorftehers dieſes Semihars ſich
heſonders erworben hatte, wurde er von demſelben und
feinen übrigen Sönnern in Dresden empfohlen, im 3. 1781
jum Archidiakonus in Weida erwählt und nach Gjähriger
erwaltung dieſes Amtes zum Guperintendenten und
Oberpfarrer dafelbft berufen. Beine mit dem gluͤcklichſten
Erfolge gefrönte vieljährige, auch als Gefhäftömann aus⸗
gezeichnete Wirkſamkeit in diefem Amte blieb nidyt ohne
rühmliche Anerkennung; denn als er im 3.1821 im flillen
Kreife feiner Familie fein 50jaͤhriges Magifter - Zubiläum
feierte, erhielt er, ganz ohne Meranlafjung von feiner
Geite und unentgeldlich, von der Akademie Jena das Dis
plom eined Doctord der Zheologie und von feinem vers
ehrten Fürften, weldyer Berdienfte wohl zu fchägen wuß⸗
te, den Zitel eines großherzonl. Conſiſtorialraths. Go
‚ wefreulich das eine wie das andere ald öffentliche Aner-
kennung feines Werthes dem verehrten Greife war, fo
wenig änderte ed etwas in feiner bisherigen Denk⸗
und Handlungöweife, er blieb der aufprudslofe Mann,
der er ftet6 gewefen, der humane Vorgefegte, der treue
Freund. — Obſchon bereitd ein Greis von 70 J., hatte
er fi damals Doch noch einer feltenen Nüftigkeit des
Körperd und Lebendigkeit des Geiſtes zu erfreuen, welde
befonder& bis ins hohe Alter fein ungefchmälertes Eigen-
thum blieb, und es ihm moͤglich machte, biß nahe an fein
Ende alle Pflichten feines mit vielfachen Arbeiten vers
bundenen Amtes zu erfüllen. Sein heiterer froher Sinn
und die Ruhe in feinen häuslichen Umgebungen, verbun⸗
den mit. firenger Mäßigkeit und Ordnung in feiner Les
bensweife, ſchützten feine Gefundheit gegen die Gefahren
des figenden Lebens, obſchon man ihn bis in fein
ſpaͤtes Alter im Winter wie im Sommer früh 5 Ubr an
‚feinem Pulte und felten in Gefelfhaft außer feinem
Haufe fand. Geine beinahe einzige, ihm liebfte Berftreuung
und Erholung von feinen Gefchäften fand er in einem zu
der GSuperintendentenwohnung gehörigen großen und ſehr
*) Deſſ. Leben neuer Nekrol. 2. S.920.
110 Geithner.
eomantifdy gelegenen Garten, in welchem er ſich tiyeild
mit der Baum:, theild mit der Blumen-Sultur gern ber
fhäftigte. Hier fand man ihn bei günftiger Jahreszeit
und Witterung an den Nachmittagen bald ald Gärtner,
bald hinter einem Actenftoße, bald mit einem unterhale
tend belehrenden Bude oder einem Eritifhen Zeirblatte in
der Hand; hier nahm er feine Freunde herzlich froh und
und heiter am liebften auf. In den Tagen und in der
Jahreszeit, die ihm den Garten unzugänglic machten, .
ab die Mufit, die er Leidenfchaftlich liebte, ihm Erbo⸗
ng von feinen Arbeiten. Doch die fchönfte und für fein
Herz erquidendfle Erholung fand er im Kreife feiner lies
benswärdigen Kamilie, deren Glieder alle durch die treues
fle Liebe verbunden waren, wie denn überhaupt fein Fa⸗
milienleben ein wahrhaft patriarchalifches und mufterhafr
te8 genannt werden konnte. — Cr befaß tiefe und aus⸗
gebreitete theologiſche und philologiſche Gelchrfamteit,
wovon feine öffentlichen Religtonsvorträge und befonders
Die bei feierlichen Gelegenheiten von ihm gehaltenen Re⸗
den, fowie Sondidaten-Sräfungen die unzweideutigften Bes
weife gegeben haben. Unermüdet folgte er ſelbſt als
Greis noch den Kortfchritten der theologifchen Literatue -
bis in die neuefte Zeit. So geſchah ed denn auch daß er
bei unabläffig fortgefestem Forſchen früh fchon von einer
gewiffen Neigung zum fogenannten Nationalismus,
weldye in jüngern Sahren an ihm unverkennbar war, im
ortgange der Zeit immer mehr dem rein biblifchen Chris
enthume ſich zuwendete, welchem er auch bis an feinen
od treu blieb. Ob nicht ein gewiffer Unwille über den
Unfug, welden bier und da rationaliftifche Nenomifteret
u treiben ſich erlaubte, auch einigen Antheil an Diefer
enderung feiner Anfichten gehabt haben möge, wage ich
nicht zu entſcheiden. — Seine thätige Theilnahme an
allem, was den wiſſenſchaftlichen praktifchen Kreis befons
ders der ihm untergeordneten Prediger erweitern konnte,
beurfundete er auch dadurch, daß er bereits in hohen Jah⸗
ren die Gtiftung des allgemeinen Bereind der Prediger
im Neuftädter Kreiſe förderte, daß _er das Mit: Directos
rium deffelben übernahm und von Zeit zu Zeit die Mits
glieder dieſes Vereins durch feine Gegenwart fowie durch
manche Ichrreiche — aus dem Schatze ſeiner Ge⸗
leyrſamkeit und Erfahrung für den Zweck der Verbindung
u begeiftern wußte, Gr fchied betrauert von allen, die
eine vielfeitigen Verdienſte zu fchägen wußten und ließ
9 6 * 9 |
| Meißner — Hafen * A
Im Dtm Serien een Baden uud @dlen ein fa: chämlinet
Frießnig. Garl Schede, Pfarrer.
* 40. Ernſt Auguſtin Gottlob Meißner,
Yaftor zu Landsderg (Ephorie Delitzſch int Herzogthum Sachfen i
geb. d. i1. Oct, 1760, geft: d. 18, Jan. 1829, \
Er war gu Zromsdorf (Ephorie Eckartsberga) in Zhaͤ⸗
tingen, wo Ein Bater Pfarrer war, geboren; Feine Muts
tee war eine ein Grohmeier. Den erftien Unterricht ers '
x
telt er von feinem Vatet, den fpätern durch einen Hause
ehrer. Hinlänglich vorbereitet bezog ec das Gymnaſium
in Weimar und die duch Theurung und Sungertuoth f
. ’wmertwärdigen J. 1770-72 brachte er auf der Univerfis
tät Iena gu, Im 3.1774, wo er in Dredden pro -
didatara eraminiet worden Wär, hatte er dad Gluͤck, feis -
nem Vater in Tromsdorf fubftituirt zit werden; im J.
1786 ruͤckte er, nach feines Vaters Tode, in den gs ä
Dienſt ein. Won Stomsdorf. wurde er 1802 nad)
‘ı berg verfeßt, Er war zweimal verheiratbet und in feiner
erſten She ſchenkte ihm Bott 11 Kinder, 6 Söhne und & .-
. 9 '
m 18, Dee. 1824 feierte ee fein Sojähriges
Amtsjubildum, bei welcher Gelegenheit ihm die Stadt
Landsberg einen filbernen Beyer verehrte. Mes Königs
Majeſtaͤt ließ ihm ein Gnadengeſchenk von 25 Thlr. übers
zeichen, und andere Auszeichnungen, die ihm damals wis:
derfuhren, dewiefen, wie jehe man feine treue und gewifs
fendafte Shätigkeit zu ſchaͤzen will, — Bis wenige
age vor feinem Tode Hatte er fich einer dauerhaften
Geſundheit zu erfreuen gehabt,
* 41. Johann Georg Heinrich Haffel, :
Doctor d, PH. u. audgezeichneter Geograph u. Statiftiker zu
Weimar 3
geb. b, 80. Det. 1770, geft. d. 18. Jan. 1829,
Sein Bater war der kenntnißreiche und wiffenfchafts
lich vielfeitig gebildete weltlihe Confiftorialtath in brauns
ſchweigiſchen Dienften, Aug: Wilh. H. zu Wolfenbüttel,
welcher fiy um dad dortige Kirchen» und Schulweſen
fehr verdient "machte und dem braunfchweigifchen gelehr⸗
ten Magazin manche, feine Forſchungsgabe beftätigende
md in gegebener Periode merkwürdige Auffäge lieferte.
— Gen Großvater Joh. Bernd war HDoctor der
%
112 Haſſel.
Thzeologie, herzogl. bramſchweigiſcher Oberhofprediger,
Gonſiſtorialrath, Oberſuperintendent und Abt zu Marten,
thal, auch Ehrenmitglied der koͤnigl. deutſchen Geſellſchaft
zr Goͤttingen. Seine gedrudten und ungedrudten Pre⸗
igten fanden großen Beifall, da er ein berühmter Kan⸗
zelredner war. Geine Auffäpe waren ſtets geiftreich,
denn er liebte eine kurze und klare Darftellung und ers
warb fi durch die von ihm herrührende Ginriditung des
Scullebrerfeminariums hohe Berdienfte um Braunſchweig,
welche von feinen beruhmten Nachfolgern Jeruſalem, Knits
tel und Peterſen ftet6 anerkannt wurden, und flarb zu
Wolfenbüttel im 3. 1754. — Der im 3. 1829 verflots
bene Enkel deffelben gehörte zu den ausgezeichnetften und
berühmt:flen Geograpben und Statiftitern Deutſchlands
und Europa's und galt in feinem Fade für einen Meis
fter. Manche Regierungen zogen ihn über flaatewirths
ſchaftliche Fragen zu Rathe. Was andere benupt bäfs
ten, in allen Zeitungen verfündigen zu laffın, das ers
wähnte er oft ſehr fpät einem oder dem andern guten
Freunde, indem er ſich erinnerte, dazu als Rathgeber
mitgewirkt zu haben, denn Beſcheidenheit und Arbeitiams,
feit waren Hauptzuͤge feines Charaktere. — Geine erfte”
Bildung empfing er unter der Leitung würdiger Eltern -.
auf dem Gymnaſium feiner Baterftadt zu Wolfenbüttel,
In der erfien Klaffe waren dort feine Lehrer der als
Hiftoriker, Geograph und Mathematiker bekannte Profef+
for Eeifte und der Genrector, nachher Profeffor Heufins
ger als Philolog. Beite ahndeten fchon die Genialität
und die helle Beurtheilungsfraft des Juͤnglings, der ihr Lieb:
ling war; denn 9. zeigte fon jung viele, aber mit
Wildheit gepaarte Zalente, daher feine Bildung einen
eigenthümlihen Gang nahm. Aber je mehr fein Berftand
und feine Erfahrungen reiften, deſto mehr wuchs feine
Liebe zu den Wiſſenſchaften. Zrefflich vorbereitet bezog
er 1789 die Univerfität Helmftedt, wo er fih nach dem
Rathe feined Waters der Hechtögelehrfamkeit widmen
follte. Dies Studium war aber feinen Neigungen wenig
angemefien, daher er felten die juriftifchen Vorlefungen
befuchte. Deſto fleißiger war er in den Vorleſungen der
Geſchichte und Erdbefcreibung der Profefforen Remer,
Pfaff und in den Baden, die feinen Geſchmack mehe
anſprachen als die Rechtskunde. Als er im J. 1792 die
Univerfität verlaffen hatte, fühlte er ſelbſt feine mangels
haften Rechtskenntniſſe, fludirte nun ein halbes Jahr
lang das Rechtsfach in allen Sheilen mit dem größten
114 E Haffel.
Todes und deu Abneigung Ss. die medhanifdhen Dienfte
eines Amtsaktnars fortzufegen, war fein raſcher Ents
dluß, feine Stelle nach der Befisnahfme Braunfgweigs
uch die Zranzofen niederzulegen und zu verfuhen, blos
yon feinen literarifchen Arbeiten zu leben. Wirklich ers
hielt er bald bernach einen Ruf nach einer ruſſiſchen Unis
verfität als Profeſſor der Geographie und Grdkunde,
weldyen er anfangs annehmen wollte, Diefen jedody nach⸗
ee, als der Großherzog von Würzburg geneigt fchien,
a in Würzburg anzuftellen, wieder fahren Ließ. Nicht
an ſich oder die Geinigen, fonbern an die Wiffenfchaft
und deren Zörderung dachte der hoͤchſt uneinennügige DB.
Als ee am Ende des 3. 1306 Wolfenbüttel verließ,
wandte er er fich zuerft nach Rürnberg und gab im Febr.
1807 einen Abrif des Kaiſerthums Deftreih und im April
Des ruſſiſchen Kaifertbums heraus. Man las ©. 298
des leptern Werkes folgende damals Aufſehn erregende
Worte über Rußlands politiſche Berhältniffe gegen Frank⸗
zeich, weldhe im 3. 1813 volllommen beftätigt wurden:
— „Der jegige Krieg falle indeß wie er wolle. Ruß⸗
lands furchtbare Groͤße wird durch denfelben nicht zus -
ammenfinten, felbft wenn Rapoleon nach dem entfchies
enften Siege es verſuchen durfte, fein Heer in das In⸗
nere des Reichs einzuführen. Dort würde entweder Ber:
nihtung, wie Karl XII, bei Pultava erfuhr, das Heer
aufreiben, oder Mangel an Subſiſtenz in umbefannten
Sefilden unter fremden Voͤlkern zur fdynellen Entfernung
nöthigen. Roh kann in Rußland nur der Ruſſe fech—
ten.’ — Bon Nürnberg ging H. nad Göttingen, um
die dafige Bibliothek zu literarifchen Arbeiten zu berugen,
allein bald folgte er einer Einladung Bertuchs nach Weis
mar, um dieſen Gelehrten bei feinen vielen literarifchen
Arbeiten zu unterflügen. Er fchrieb 1809 in Weimar ei:
nen geographifchen Abriß des Koͤnigreichs Holland, ars
beitete audy an dem Werke „Europa nad feinen yoliti-
fen Veränderungen feit dem Ausbruche der franzoͤſiſchen
evolution”. Nachdem der braunſchweigiſche Minifter,
Graf von Wolffradt vom Könige von Wiftphalen zum
Minifter dy Innern ernannt worden war, erinnerte ſich
derfelbe des genialen H. und ließ unter dem Berfprechen,
fe feine beilere Anftellung demnädft forgen zu wollen,
n nach Gafiel einladen, um in ftatiftifhen und in ans
dern gelehrten Be in feinem Bureau zu arbeiten.
. nahm die ehrenvolle Ginladung an und entſprach in
Einen Geſchaͤften den Erwartungen bes Minifterö fo voll:
nm und
I Referenten in Sachen des — ünterrich J
end ermählte, Ball
‚Sobann ‚Müller, — 56. dringenden Vorftellungen
kten der — Ka h —
igen zuſammengeſchmolzen wurden; aud ga je we
er fich geltend zu machen ‚man fein ‚oft viel
dem Tomten Bamalia diplomatifche: jer und
mandıen Debi F in tthe
haftlinen Fragen. ?
ohne ihn entftanden, da er fü jichtig in Webereinftims
mung mit dem Landeswoh] fen verftahd, In
j ng, deffen Tief daͤhrr auch die Regierung 34
m. öni —“ dewogen wat, — raat
u a ——— En, habe ei El
jafanı -ofeffor der ira; Stat: ans
jeftellt werden folle. — — — Ge⸗
‚8 mühevollen Amtes fand H. dennoch Mufe
‚zu Literarifchen Nebenbefchäftigungen, befonders in Schrif⸗
‚ten, die den weftphälifhen Staatskörper und deffen ge»
jaueren, jegigen oder vormaligen Zuftand intereffirten,
melden Die Negierung Weſphalens aufgelöft und biömeis
Ten unleugbar verbefiert hatte, Sein glüdligger Genius
* im Verſchmeizen des Gewefenen in_eine der neuen Werz
waltung des Königreih8 angemeffenere Form, —
wenn e8 irgend moͤglich war, ben Perſonen der vorig
Verwaltung irgend einen Werluft oder Verdruß zu vers
anlaffen, machte -ihm fowohl bei ven Deutfchen, als bei
“ den Ausländern täglich mehr Freunde. Gr redigirte das
mals gemeinfehaftilih mit Murhardt die Zeitfchrift „Wefts
phalen unter Hieronymus Napoleon’, und beide Mäns
ner bewährten darin ihre Kreilinnigkeit, Mach der Aufs
Töfung des Rbnigreite Weitphalen zeigte ihm der Kuts
ke Wilhelm I., dee indeß,vom feinem Throne wieder
* ;6 genommen, _viel ignädiges Wohlwollen, weiches H.
nicht einftel, fie fich zw bemmi Dagegen uberzengte er
@ biöweilen denfelben, d fi eine oder die andere wi
vhälifge Einrichtung demKurfüciten * Teimem Lande
€ x
Ar .* *
*
Dr:
I.
2
en.
118 Haſſel.
verkauft und ſollte billig nicht verloren gehen. Roͤchte
e eine große Bibliothek kaufen, um das Andenken des
erflorbenen zu ehren, oder der Wittwe eine Penfion zu
verfhaffen! — RNach feinem Tode würdigten feine Ver⸗
diente die Leipziger Literaturgeitung 1829. N. 27., die
Allg. Liter. Zeit. 1829. Int. 25 und 36 und die Borrede
zum 6. heil der zweiten Gection der Halliſchen allges
meinen Gucyclöpädie. — Im Staatödienft ald Berwals
tee und ald Gelehrter hatte H. reiche Erfahrungen erwors -
ben und arbeitete, begabt mit einem glücklichen Gedächts
niß, mit ungemeiner Leichtigkeit. Aber zugleich war kein
Gelehrter weniger von der Vollkommenbeit feiner ges
ſchichtlichen, geograpbifchen oder Literarifchen Darftelluns
gen eingenommen und nie tadelte er mit Bitterkeit. Was
er recenfirte, batte er gelefen und fchrieb erſt nad) dee
Leſung feine felten lange Kritik. In feinem Fache find
eingefchlichene Unrichtigkeiten immer unvermeidlich. ZBeigte
man ihm irrige Darftelungen, fo überzeugte er fich davon
leicht und befferte gern mit Anerkennung des fremden
Berdienftes. — Bon mehreren gelehrten Bereinen wurde
er zum Mitgliede aufgenommen, und noch kurz vor ſei⸗
nem Tode von der ruffifchen Akademie der Wiſſenſchaf⸗
ten. Der verftorbene Großherzog Carl Auguft von Wels
mar *) ſchaͤtzte H. fchr und befchenkte ihn 1823 mit dee
goldenen Berdienftmedaille und der Erlaubniß fie am
ande des Falkenordens zu tragen. — In feinen legten
Lebensjahren wuͤnſchte er ſich ein akademiſches Profeſſo⸗
rat und ſonderbar, daß er im Alter hierin Schwierigkei⸗
ten fand, welche man dem Juͤnglinge nicht entgegenge⸗
ſtellt hatte. — Wahrend feiner weftphälifchen Dienſtpe⸗
riode heirathete er eine Tochter des hannoverſchen Haupt⸗
manns Ebert zu Bederkeſa. Dieſe Gattin verlor er 1819
durch den Tod, und es uͤberlebten ihn aus dieſer Ehe ein
Sohn und zwei Toͤchter. Im J. 1820 verheirathete er
ſich wieder mit einer Tochter des jetzt in Leipzig leben⸗
den als Schriftſteller bekannten Kammeraſſeſſors Ruͤder,
aus welcher zweiten Ehe ihn zwei Toͤchter überleben. —
H. liebte feine Familie innig und war überhaupt ein
hoͤchſt gutmüthiger Privatmann , der gern woplthätig
war und Frohſinn um fich verbreitete. Selten unterlies
Ben Gelehrte und auögezeichnete Neifende, welche Mei:
mar befuchten, ihm perfoͤnlich ihre Achtung zu bezeugen,
da er außer Deutſchland nicht weniger als in feinem Bas
2) 4 Biogr. Im 6. Jahrg. ©. 465 d. Nekr.
*.
120 v. Wredey.
nachdem er zuvor bei der mediciniſchen Fakultaät zu Buͤz⸗
ow ein desfallſiges Examen — ruͤhmlich beftanden hatte,
Vrſt in fpätern Jahren ftudirte er förmlich die Medicin
auf einer auswärtigen Univerfität, ließ ſich demnächft im
3. 1802 zu Roflod den Doctorgrad feiner Wiſſenſchaft
ertbeilen und wurde nun unterm 1. März 1814 zum Kreids
phyſikus in den Aemtern und Städten Baͤkendorf, Boiz⸗
zenburg, Hagenow , Wittenburg,, Zoddin und Berrentin
ernannt, welchem Amt er mit großer Umficht, Thaͤtigkeit
und Geſchicklichkeit bis an fein Ende ruͤhmlich vorgeſtan⸗
den hat. Schon im J. 1810 war er als Rathsherr in
Das vaterſtaͤdtiſche Magiftratdcollegium getreten, welche
©telle ee aber nun bei Hebernahme des Phyſikats, wos
durch feine öftere und weitere Abwefenheit nothwendig
ard, 1815 aufgab. Seit 1785 war er verheirathet mit
ophie Marg. Sunow, weldye ihm der Zod im I. 1826
entriß. Drei Kinder, ein Cohn und 2 Töchter, waren
aus diefer glücklichen Ehe hervorgegangen und alle fah
er noch vor feinem Tode verforgt, ,
Schwerin, Dr, Bruͤſſow.
45. Carl von Wreden,
großherzogl. Hefl. darmſtaͤdt. wirkl. geheimer Staatörath, Groß⸗
kreuz d. heſſ. Haudordend u. Mitglied der erſten Kammer ber
Landftände zu Darmiftadt ;
geb. im 3. 1764, geft. d. 20. San. 18% *),
Optima prima fere manibus rapiuntur ayaris,
Ovi 0
Die Jugendzeit des Vollendeten, ſeine naͤheren Fami⸗
lienverhaͤltniſſe und Erziehung zu Mannheim, wo er ges
boren wurde, iſt und unbekaunnt geblieben und wir finden
ihn fogleich im höhern, thätigen Leben, wie er, nady eis
ner wiflenfchaftlichen und theologifchen Bildung zu Hei⸗
Delberg und Coͤln die Stelle eines Vorleſers, zu der ihn
Ki —2* Organ beſonders geſchickt machte, beim Kur⸗
eften von Göln, Maximilian Franz, übernimmt und
durch feine eingeftrenten trefflihen Bemerkungen auf Ges
hund und That diefed Fürften großen Einfluß gewinnt.
ach dem ode feines fürftliden Goͤnners erhielt er vom
Großherzog Ludwig den Auf als Seheimerath, um uber
* . . Orat, in memar. ejus
Zn dl Prof Doc Dilthep ra ]
122 Heniſch — Müller.
— befugt, ohne Einwillig. d. Biſchoͤfe e. deutſchen
eichsfaͤrſten d. Erlaubn. z. ertheilen, die in deſſen Sande
geleg. Guͤter d. kathol. Geiſtlicht. z. befteuern?... Gab
beraus: Gefaͤnge m, Gebete in d. letzt. Adventswoche.
Bonn 1789,
* 44, Friedrich Gotthelf Hentſch,
Archidiakonus zu Grimma;
geb.d. 14, Der. 1742, geſt. d. 21, Ian, 1829.
Sein Bater war Koch zu Budiffin, wo er geborem
ward und aud feine Studien anfing, bie er in Leipzig
bis 1763 fortfegte, in welchem Sabre er Subflitut des
Archidiakonus Müller in Grimma ward, 1775 befam er
das Diakonat, 1779 das Archidiakonat, in welchem legtern
Amte er 50 3., im Amte überhaupt 66 3. fland.
ward 86 I. alt und konnte längft nicht mehr fein Amt
een fo daß er mehrerer Gubſtituten hinter einander
edurTie,
45. Karl Adolph Müller,
Dberlandögerichtd-Audkultator zu Domslau;
geb. d, 22, Dec, 1804, geſt. d, 22, Ian. 1829 *).
Der Berewigte erfreute ſich bis in fein 9, Lebensjahre
eined gefunden und wohlgebildeten Körpers, In diefem
aber ward er dad Opfer fremder Unvorfichtigkeit und
trug von nun an durch 16 J. einen fiechen Körper mit
fih herum, den aber die Lebendigkeit und Krifche des
Geiſtes aufrecht erhielt und deffen Kraft er ſich gewohnt
hatte ftet8 biß zum Außerften Reſt zu verbrauchen. Den
erften Unterricht und die wiffenfchaftlichen Voruͤbungen
enof er im väterlichen Haufe und feine geiftigen Faͤhig⸗
eiten entwickelten fich fo ſchnell und gluͤcklich, daß er,
wiewohl oft mit ELörperlichen Leiden kaͤmpfend, nach vols
lendetem 14. 3.der2. Klaffe des Elifabethanumd übergeben
werden und diefe nach einem halben Sabre mit der 1.
Klaſſe vertaufhen konnte. Nach 23 3. verließ er 18 I.
alt mit dem Abgangdzeugniße Nr. 1 das Gymnafium, um
ſich auf der Hochſchule zu Breslau dem Nechtöftudium zu
widmen. Die Liebe feiner Lehrer begleitete ihn. Mit
verftändigem Fleiß und geordneter beharrlicher Thätigkeit
beſchaͤftigte er fich hier mit allen Zweigen dev Rechtswiſſen⸗
*) Shlef. Pros. BL, Febr. D. 189.
**
Gee ‚Höhere Mathematik md Naturwiſſenſchaften, zu
muß und Erholun;
ib
rufung zue Grlangung der Auekultatur trat
er Füngling mit fittlichem ir die Idee des Rechts
in das Wleklaine ‚eben, wo e8 die Verwirklichung defien 4
lt, was er, im ftill begeii Gemüth 9 und.
ei klarer mntniß erfaßt te. — Ganz of us
durchaus redlich, befeyeiden und Liebevoll, fcarffinnfg mi
leidenfcaftslos, wo e8 die Prüfung und Erforſchung der
ahrheit galt, klar und dmfichtig in der Darjtellung I
u erkannten, unbefangen und unbeftechlich in feinem.
Urtheil, feſt und furchtios in feinem Entfchluß, im hoben
Grade ordnungsliebend und bis zur Aufopferung, gefällig —
ließ alles hoffen, ex werde eine Zierde deöricpterlichen AmmteB
werden, Die Reinheit feines Strebens und die feiner -
Nebungszeit angemeffene, vielleicht fie überfchreitende ers"
Yangte Züchtigkeit fand, wiewohl erft nad) längerer Zeit
eine gütige Anerkennung feiner Borgefesten, welde
dem Beugniffe ausfprach, das ihm bei feinem Abgange
ach vühmlid bes
Directorium des erfterem unterm 11. Aug. 1828 ertheilte. „
— Für die zweite Prüfung, welcher er num in wenig
Wochen entgegenfah, bereitete fi DM mit unermüdlibem
”
Pr
vom Stadtgericht in Breslau zum Oberlandesgericht das d
men sine urfprängliche —— Sing, gewährten. , j
er
„ #leiße vor, wiewohl er ein hohes Maß Eörperlier , *,*
ſchinerzen ſchon feit langer Zeit zw tragen hatte, zu dem “
ſich in den legten Wochen noch eine gänzliche Abfpannung
aller Kräfte und eine ganz gefunfene NRetventhätigkert %
gefellte. Erſt wenige Zage vor feinem Binfcheiden unters,
brach er die Vorbereitung für feine irdiſche Berufung,
- um, wie er meinte, nur etwaß genefen, fie wieder fortzus
fegen. Aber im vollen Befis feiner Geiſteskraft und
nicht efme Hoffnung der Genefung, überrafchte ihn DaB 4
Ende, das Viele mit Wehmuth und Trauer erfüllte. ,
" * 46. Johann Chriftian Morgenftern, 5
Amtöinfpector zu Deffaus
"geb. d. 29. Ian. 1756, geft. d. 2%. San. 1829. .
Er war zu Quedlinburg geboren, wo fein Water bie .
dortige Domäne geraatet hatte. @eine Neigung bee
giumt: ihn für die Landwirtpfchaft, die er bei feinem
jater- bis zum 3. 1788" mit großem Eifer betrieb PR sine Mm
; jedoch dadurch verhindern gu Lönnen, daß diefer.
» a für die Bandwirthe —— *
[3 7
— * in 0%
*
126 Klotz. J
einem handſchriftlichen Fragmente über Entſtehuung, Wachs⸗
thum und Ausdauer feiner Sittlichkeit — meine Kinds
heit und Jugenderziehung fiel in eine Zeit, wo ein Weiſſe
und Baſedow erft nach und nach anfingen, bekannt zu
werden und wo alles Alte noch gut war, weil ed von
acht oder fechzehn Ahnen herſtammte; Männern war fie
übergeben, weldye Alles gethan zu haben glaubten, wenn
fie ihre Schäler erzögen, wie fie felbft erzogen worden
waren.’ So konnte denn die nach damaligen pädagogi:
hen Begriffen beilfame außerordentliche Strenge der
Iteen und Lehrer keineswegs vortheilhaft auf einen von
Natur mit vorzüglichen Anlagen und Feuerkraft ausge⸗
ftatteten Geiſt wirken, fie unterjochte ihn, fchüchterte ihn
ein und erzeugte fo nothwendig nicht die wahre Moralis
tät. Mit ehrenvollen Zeugniffen verfehen, bezog K. im
3.1736 die Univerfität Leipzig, fludirte daſelbſt im erften
Balbjahre — wohl einem ehrwürdigen Lehrer zu Siebe —
Sheologie, dann aber mit Hintanfegung feiner Lieblingss
neigung, die ihn zum Studium der Medicin hinzog, dem
Wunſche feines Vaters gemäß. die Jurisprudenz. — Noch
immer indeffen war in diefen Jahren, feinem eigenen Ges
flänpniffe zufolge, nur Furcht vor dem elterlihen Miß:
fallen der einzige Beitimmungdgrund aller feiner Hands
lungen. Erſt in der Zolge machte, das nie ganz unters
drückte natürliche feine Gefühl für alles Sittlichfchöne
und die vorherrfchende Neigung und Liebe zu demfelben
ihre Necht an dem von Zweifeln beftürmten und mit ſich
ſelbſt entzweiten Juͤnglinze geltend; die Lectüre ausers
wählter moralifcher Schriften, vor allen aber vernunftz
emäße Religion, unterftügten ihn Eräftigft in feinen, ed⸗
en Beftrebungen, befeftigten in ihm den Entfchluß, kuͤnf⸗
tighin die Pflicht aus Grundfag in ihrem ganzen Um:
fange nach Kräften zu üben und ihre Hinderniffe muthig
zu befiegen. So bildete ſich der Verewigte allmälig
duch eigene Kraft zum Manne heran, der feine Pflichten
in jeder-Beziehung gewiffenhaft zu erfüllen bemüht war.
Mach feiner Rückkehr von der Akademie ins elterlicye
Haus im 3.1790 wurde er des Vaters thätiger Amtöge-
hilfe, nach defjen Zode aber fein Nachfolger in der Ges
zichtöbeftallung zu Trebſen, und von nun an der liebende
BVerforger und die zuverläffige Stüge feiner Mutter und
Schweſtern. — Eben die ftrengen Verpflihtungen aber,
welche ſich K. in diefer Ruͤckſicht freiwillig auferlegte,
waren Urfache, daß er ſich erft im 39, 3. feines Lebens
verehelichte. Seine Wahl traf Johanna Sophie Friede⸗
5 .
rn 2:
. —
Von Pe ae
" gife geb. Straude aus Elterkein Im fächfifehen Erägebitge.
felben fein —— —
ttin ſeiner Fe Ne Ai
-fich jener .
mann der ganz vetmaiften 3 Kinder etfter Ehe ald,
ormund und zweiter Mater mit ——— —
fein Ende, era
fahrt (Die Urmenanftalt, längere Zeit Hindus
Wibelgefeiftpaft feinee a BC) maus gan.
‚tig am, redete auch in feinen Amtöverhältnifie
Schule Eräftig das Wort, fo oft fi tum (dei Aushändie
+ gung der Bocationen an Prediger und Schullehrer 2c.)
" die Gelegenheit darbot. — Der Verewigte war im J.
1795 Schulamtöverwefer und Getichtsverwalter in Trebſen,
Ben der Jugend und 'et zwerkmäßigen — |
tb:
ten zu Gornewig, und Bertrauen belohn: ine mi
ündlichee Gelehtſamkeit verbundene Netlichkeit,
Yortwährend ſuchte er je Wiffen vielfeitig zu erweitern
und folgte den Fortſchri
auch feine Muße tpeit6 Durch die faft Ängitlihe Genauige
teit befchtänt wurde, womit er fogat Die minder bedeu*
Etenden Berufsatbeiten felbft zu verrichten pflegte. theils
Fhutd) feine unermüdete Dienftfertigkeit, melde man von &
allen Seiten um fo mehr in Anfpruc nahm, je zuverfichts
licher Jedermann von dem anerkannt rechtfchaffenen Manne
am liebften Rath und Beittand fih wänfhte — Daß ,
ein fo gemeinnteig thätigee und menfchenfreundlicee ,
Mann aud ein Ghrift im wahren Ginne des Wortek
war, das ergibt ſich aus dem Borftehenden von feld.
„Bete und arbeitel® — fo lautete fein täglicher Mable
ſpruch und in diefen zwei Worten, in ihrer ganzen gäle
jedacht, fand er den Inbegriff aller Eebenspflichten. —
« ei einer geregelten frengen Diät erfreute ſich der Hins
5
feit 1806 auch in Döben, fowie von den ae 5
dere
jefcyiedene tro& feines von Natur ſchwaͤchlichen Körpers”
faft ohne Unterbrechung dis ans Ende eines erwünfchten
MWDohifeins, bis gegen Eintritt feines legten Lebensjahres
u ein bedenfliches ma immer ſichtdarer überhand nahm
und unerwartet zu frix feinen fanften Zod herbeifüprte,
' “:
* ⸗
*
4
*
tten in feinem Fache wie fehr, * *
‚ Eihmann — Bauer. 129
feinem Ende. — Eingedenk der durch oͤftere Unterhal«
tung mit dem würdigen Greife mir befannt gewordenen
Abneigung deffelben gegen lobpreifende Nekrologe ent⸗
balte ich mid) der weitern —— — ſeiner eh⸗
renvollen Laufbahn. Die Bewohner Großenhayns freuen
ſich, ſein Andenken durch ſeinen einzigen, auch der Medi⸗
tinalpraris ergebenen und als Dichter bekannten Sohn,
Dr. Emil Reiniger, ruͤhmlichſt erhalten zu ſehen.
* 49. Emanuel Eichmann,
Großherzogl. mecklenb. ſchwerin. penſ. Schiffskapitaͤn u. Vorſteher
der Navigationsſchule zu Roſtock;
geb. im J. 1768, geſt. d. W. Jan. 1829,
Der Hingeſchiedene war ein vortrefflicher Lehrer der
Schiff fahrtskunde, der die Theorie mit der Praxis muſter⸗
haft zu verbinden wußte und ſchwerlich in ſolcher Gedie⸗
genheit in Roſtock wiedergefunden werden moͤchte. Eine
bedeutende Anzahl einheimiſcher und auswaͤrtiger Schiffer,
Steuerleute und Bootömänner haben ihm ihre Kenntniffe
in der Nautik und Steuermanndtunde zu verdanten. Sein
Ableben, welches in feinem 61. Lebensjahre erfolgte, wurde
Daher allgemein bedauert. — Als Schriftfteler hat er
ſich durch eine Abhandlung: „Etwas uber Roſtocks Hands
lung, mit Borfchlägen zu deren Verbefferung‘, bekannt
gemacht. Sie findet fih in Peirerd Annalen ded Handels
und der Schifffahrt, Bremen 1819, 2. Jahrg., Heft 4,
Schwerin. Dr Bruffow.
* 50. Heinrich Gottfried Bauer,
Doctor d. R., Affeffor bei der Iuriftenfakultät u. Oberhofgerichts⸗
und Gonfiftorialrath zu Leipzig
geb. d. 21. Mat 1784, geft. 36. Ban. 1829.
Gr war zu Leipzig geboren und der einzige Sohn
des im 3. 1811 verftorbenen verdienftvollen Ordinarius
und Appellationsrath8 Dr. Hein. Gottfr. B. Nachdem
er die Nicolaifchule feiner Vaterſtadt befucht, fkudirte er
von 1802 bis 1805 die Rechte und nahm 1811 die juridis
fe Doctorwürde an. Im I. 1820 erhielt er Sig und
Stimme in der Juriftenfacultät. — Seine Schriften find:
Diss. exercitatio de jure vindicantium praeclusorum, Lips,
1805. — Observ. geammat, atque histor. in pignorationem
privatam, 1811. — Diss, inaug, exercitat, juris civilis de
R. Rekrolog 7. Jahrg.
Haug. 131
bildeten Eltern im Schoofe der blühenden Natur zn Nieder,
flogingen, einem ſchwaͤbiſchen Städtchen im wurtembergis
Then Oberamte Alpe, wo fein Vater, dee nachmalige
Profeſſor und Stiftöprediger zu Stuttgart, Balthafar H.,
Dama!E Pfarrer war, geboren, erhielt er feine erſte Bildung
auf dem Gymnaſium zu Stuttgart, und war Anfangs zum
Studium der Theologie beſtimmt. Im J. 1776 in die
Karls⸗Akademie aufgenoimmen, wandte er fich jedoch nach
vollendetem pbilologifchen und philofophifchen Kurfe zum
Studium der NRechtswiffenfhaft, und machte in derfelben
fo gute Fortfchritte, daß er, durch vier in verſchiedenen
Zweigen derfelben erhaltene Prämien den vom Herzoge geftifs
eten alademifchen Orden errang. Nach beendigten Studien
wurde er vom Herzoge Carl im 3.1783 als Sekretär in feiz
nem geheimen Kabinete angeftellt. Wie viele Huld und
Väterliche Nachficht diefer Furft dem jungen Manne ans
gedeihen ließ, — deſſen Dichtertalent fih Damals ſchon
entfaltet hatte, defjen Wis fich bereits laut zu Außern
begann und der fich in ein ſtrenges Dienftreglement nicht
immer recht zu fchiden wußte, — Davon erzählte nody oft
der Greis mit Heiterkeit, Ruͤhrung und innigem Dank⸗
efüble Dem Regierungsnachfolger Garls, dem Herzoge
udwig Eugen, wurde er durch feine Stellung als zweiter
Kabinetöfekretär näher gerückt, unter Herzog Friedrich
Eugen erhielt er die Stelle eines Sekretaͤrs beim Gehei⸗
menratbe, dem nachmaligen Staatöminifterium, ein Amt,
das er 11 I. lang beteidete, bis ev im Jul, 1816 vom ver⸗
ewigten König Zriedrich zum Bibliothekar an dee koͤnig⸗
lien öffentlichen Bücherfammlung mit dem Sharakter
eines Hofraths ernannt wurde, So war es ihm nun vers
gönnt, die legten zwölf Jahre feines Lebens den Mufen,
welchen er die Erholungsftunden feines Lebens widmete,
auch im Alter zu dienen. — Auf die Ausbildung feines
Geiftes war in den akademifchen Jahren fein Jugend⸗
freund, dew unfterblihe Schiller, und der als Sprachfor⸗
[cher befannte nachmalige geiftreihe Bibliothekar und
iograph Schillers — Peterfen nicht ohne Einfluß; der
geiftvolle und belebende Schubart zeichnete den Züngling
aus, und in einem (noch ungedructen) Briefe nannte et
ihn einen „koͤſtlichen Zungen.“ Unter jeine älteften und
vertrauteften Freunde gehörte Matthiffon, der Dichter,
Der zugleich bis ins legte Jahr feines Lebens neben ihm
Dad Amt eines Bibliothelard bekleidete. Ohne auf den
Namen eines eigentlichen Gelehrten Anſpruch madıen zu
wollen, beſaß H. doch Kenntnifie, die man wit neh Jedem
9
132 Haug.
Gelehrten findet, und namentlich war er dee roͤmiſchen
Sprache in einem feltenen Grade mädtig und eine Be⸗
Tanntfchaft mit den meiften Lebenden, wie die feinige war,
gehört unter die feltneren Erfcheinungen. Unter den Seelen: -
vermögen des Berewigten war das hervorftechendfte, und man
Darf fagen dominivende, der Wis, und zwar jener wun⸗
derbare Wortwig, der aus der Aehnlichkeit der Klänge
mit Bligesfchnelle die uberrafchendften Gedanken, die
treffendften Urtheile, die ſcherzhafteſten Wendungen über
Gegenftände aller Art hervorzuloden wußte. Kein Wun⸗
der, daß unter den vielfachen Produktionen feiner leichten
Keder, neben Zabeln, Liedern, Balladen, das fcdherzende
Gelegenheitsgedicht, befonderd aber das Epigramm , weit
ernorragt, und daß diefes legtere ihm in ganz Deutfch:
and einen gerechten und gewiß unvergänglichen Auf ers .
worben hat. Schon im 3. 1791_erichien eine anfehnliche
Sammlung großentheild vortreffliher Sinngedidhte von
ihm; Ddiefer folgten feitdem von Zeit zu Zeit, außer uns
zähligen in Zeitfchriften und Taſchenbuͤchern ausgeſtreuten
einzelnen fcherz: und ernfihaften Gedichten, andere Samm⸗
Yungen, fliegende Blätter, in welchen oft Ein Scherz mit
nie ermüdender Anmuth ſich hundert neue Seftalter® fchuf
und Ein Wis immer wieder den andern erzeugte; und
noch in den legten Jahren ftellte er eine Auswahl desje⸗
nigen, was ihm das Beſte unter feinen ſaͤmmtlichen Er-
zeugniffen däuchte, in zwei Bänden zufammen. Aber
viele feiner trefflichften Einfälle, Impromtu’s des gefellis
gen Lebens, haben fich nur in der mündlichen Ueberliefe⸗
zung erhalten und können wegen ihrer individuellen Vers
anlaffungen und Anfpielungen nur von einem kleinen
Kreife gewürdigt, werden, Hebrigend wurde die Spitze
des Epigramms in ſeiner Hand nie zum verwundenden
Stachel; die Perfoͤnlichkeit ſeines Witzes war der Art,
daß der Getroffene von Herzen mitlachen mußte; der Ge⸗
enſtand feines‘ Scherzes war nicht der tiefliegende Fehler
eines Nebenmenfchen, nicht ein verdorbener Charakter,
den er verabfcheute, an den er ungern glaubte, fondern
unfchuldige Eigenheiten und Lächerlichkeiten, die am
Tage lagen. Der Wis, der fo leicht verfeindet, machte
ihr zu Sedermannd Freund; den verfchiedenften Zirkeln
theilte fein aufs vielfachfte in Anfpruch genommenes
Wohlwollen, Ernft und Scherz aus dem Züllhorne feiner
Mufe mit; der Reim ftand ihm jeden Augenblick zu Ge⸗
bot und die befcheidene und abſichtlich unfcheinbare Art,
mit welcher ex feine Einfälte zum Beßten zu geben wuß⸗
\
Haug. 135
te, machte ihn zum Tiebenswürdigften Geſellſchafter. Se⸗
fonbere unerfchöpflic war er in Zrinkfprüden (Toaſt's)
m frohen Kreife der Freunde, was ihn daher zum Mits
telpunkte jeder Geſellſchaft machte. Da war es überhaupt,
wo fein immer gleicher Humor, feine unwiderftehlidy frohe
Laume die fchönften Augenblicke heroorrief. — Der Gang
Tone äußern und innern Lebens war einfach und unges
ört, und feine Gemuthöruhe wurde nur unterbrochen
durch die fchmerzlichen Verluſte, Die fein Herz erlitt, zu⸗
erft durch den MWerluft des einzigen Sohnes im früben
Alter und dann befonders durch den Zod feiner würdigen
GSattin und zweier liebenswürdigen erwachfenen Töchter.
Aber fein unbefiegbarer Frohſinn ließ ihn, fo tief. er dieſe
Schläge audy empfand und nie ganz verfchmerzte, doch immer
bald wieder das Gleichgewicht finden, und wenn ein Recenſent
ihn etwa Ärgerte, was wohl gefchehen konnte, fo machte er
feinem Verdruß in einem Dugend Spigrammen Luft und
ging dann wieder munter fein Liedchen pfeifend (wie er
zu thun pflegte) feinen Weg. Im ernften Leben war er
eine Geele ohne Falſch, der befte Bater und Gatte, der
aufapferndfte Fremd, dienftfertig und gefällig gegen alle
Menſchen, und die Heiterkeit feines Gemuͤths Satte eine
tiefe religiöfe Grundlage. — Gr hatte früher niemals
die Grenzen feines Baterlandes überfchritten, bis er in
den legten.6 Jahren eine Reife nach Heidelberg zu feinem
Freunde Voß *) dem Vater (der Sohn war bereits geftorben)
Yornahm, von dem er rühmte, daß er ihn das griechiſche Odens
maß handhaben gelehrt habe, inweldyem er ſich von dortan
häufig verfuchte; dann ein zweitesmal nady Straßburg.
Eine Reife ind nördliche Deutſchland, die er noch im J.
1827 unternahm und auf welder er Leipzig, Dresden,
Meimar und Berlin befuchte, befriedigte feinen lang ges
hegten Wunfch, die Dort lebenden Männer von Ruhm und
Ruf von Angeficht zu Ungeficht zu fehen ; und auch hier fehlte
ihm die Liebe und Achtung nicht, die er fih allgemein
in erwerben wußte. Weberall wollte man den kindlichen
ann yerfönlid kennen lernen, deſſen barmlofer und
länzender Wis aus der Kerne feit vielen Jahren erfreut
gard Dies erweiterte den zahlreichen Kreis feiner Freun⸗
de und ftärkte fichtlich feine fehon Damals wankende Ges
fundpeit. Einer der heiterften Genüffe feines legten Bes
ensjahres war die einzig fchöne Feier des 11. Febr. 1828,
mit welcher der hundertjährige Geburtstag des erhabenen
Etifterd der hoben Karlsfchule begangen wurde; eine
Feier, zu der er vor Allen ſeibſt mandyen entfernten Freund
2) Def. Biogr. 4. Jahrg. ©. 171.
154 Haug.
herzubeſchied und bie er durch muntere und ernfte Dichs
tungen erhöhte. — Im zu Ende gehenden 68. Lebensjahre
endete nach kurzem Krankenlager. eine den Umlauf des
Biutes förende Schwäde unerwartet ſchnell fein Leben,
das ihm die Mufe noch bid zu den legten Stunden erhei⸗
texte. Gine Äußerft zahlreiche Begleitung folgte am 3.
ebr. feinem Garge und ſprach die große Theilnahme
einer Mitbürger, mit welchen er ſelbſt fo oft ſich nicht
nur gefreut, fondern auch herzlich getrauert hatte, rührend
aus, Der Stuttgarter Liederkranz, defien thätiges und
befonders verehrtes Mitglied er war, fang ein von ihm
edichteted Lied an der Muheftätte feiner irdiſchen Hülle,
Diefe Gtelle hatte er im Geifte vor Iahren in beiterer
Gefelfchaft zum Boraus mit einem Ginngedichte bezeich⸗
net, worin ficy fein Sinn und feine Dichterweife vollkom⸗
men fpiegelt 8 Lautet fo;
Der, der bier ruht,
War fromm und gut:
Einft, hoff’ ich, taug’s
Bur Grabſchrift Haug's.
Der Hofrath Reinbeck ſchließt ſeine vortreffliche Rede bei
Haug's Todtenfeier — im diederkranze zu Stuttgart am
24. Maͤrz 1829 gehalten, mit folgenden Worten: „Mit
befriedigtem Herzen Lehrte Haug von feiner legten Reife
in unfere Mitte zurud, und bier wurde ihm die Freude,
tbätig mitzuwirken zu Dee feltenen und bergerbebenben
eier, welche die noch Lebenden Lehrer und Zöglinge der
flanzfchule, die feine Jugend gebildet hatte, dem Andens
en ihres gemeinfchaftlichen erhabenen Wohlthaͤters weib-
ten. Er tab ſich aufs Lebhaftefte in die glückliche Zeit
der goldenen Zräume verfest, die für ihn, den Genügfa:
men, mehr als Traͤume gewefen, erblickte mehrere der
Genoſſen diefer Seit um ih, — und fo fügte ſich das
legte Slied der goldenen Kette, die nie ein Sturm gerüts
telt, die kein trübender Hauch berührt hatte, an das erfte
Glied. Der Kreis feined Lebens war vollendet. Der To⸗
dedengel nahete — er hörte das Rauſchen feines Flügels
von ferne und fang; .
Dft hört’ ich Thon ob Sarkophagen
Schrecklos der Schollen dumpf Geroll.
Bald iſt von meines Lebens Tagen
Vielleicht die kieine Summe voll,
Doch kaͤmſt du Heut mies anzufagen,
O Tod! ich hegte Keinen Groll.
Hoͤc. 155
‚Wohl mir! ich darf es rubig wagen,
Mit des gerührten Dankes Zoll
Bu dem dad Auge aufzufhlagen, .
‚ Bon wo mir Lit und Athem quoll.
Warum denn, Water, ſollt' icy Elagen,
Wenn deined Engels Ruf mir fhol?
Darum vor einem Ende jagen,
Das endlos mich beglüden fol!
eine literariſche Wirkſamkeit war bödft andgedehnt,
und es ift nicht Leicht irgend ein Öffentliches Blatt oder ein
Almanach erfchienen, zu dem er nicht reichlich beigefteuert
hätte, fowie er denn auc felbft von her Gruͤndung des
Morgenblattö, alfo von 1807 an bis zum I. 1820 der
Redaktion dieſes Blattes mit einem Nebenredakteur oder
auch zu Beiten allein vorftand, — Bu feinen größern
literarifchen Unternehmungen gehört auch die mit feinem
vieljährigen Kreunde, dem mit ihm in demfelben J. und
an demfelben Sage gebornen Satyriter Fr. Chr, Weiffer
veranflaltete epigrammatifhe Anthologie in 10 Bochn⸗
1805 bis 1809. — Außerdem gab er heraus: Zafchenb,
für Geiſt u. Herz auf d. 3. 1801. — Hundert Hyperbeln
auf Hrn. Wahls große Nafe. Gtuttg. 1804. — Epigram.
Spiele. Züri 1807. — Taſchenb. dem Komud u, Bas
chus gewidmet (ohne Jahrszahl). — Almanach poet.
Spiele auf das Jahr 1815 u. 1816 m. 8. Frankf. —
Huldigungen den Wuͤrdigſten d. fchönen Geſchl. in 200
Epigrammen. Zub, 1816. — Poet. Luftwald; Sammlung
v. Gedichten Alt. größtenth. jest unbekannter Dichter.
1819. — Spiele d. Kaune u. d. Wiges, in Epigr. u. ver:
c. Anetd. 1826. — Sein Bildniß findet ſich vor Langs
aſchenb. f. haͤusl. u, geſellſch. Freuden, für 1801.
* 58, Ferdin. Wild. Ernft Joh. Hoͤck,
ernerit. Rector der Stadtfhule zu Teterow im Großherzogthum
Medlenburg: Schwerin — + zu Toitenwinkel;
geb. d.4. März 1787, geft. d. 30. San. 1829.
Er ward zu Neuhof bei Teſſin im Medlenburg: Schwes
rinſchen geboren, wo fein längft verflocbener Bater Carl
Leopold H. ein fehr wohlhabender Gutspäcter war. Dies
fee brachte- ihn ſchon frühzeitig im 3.1795 auf die Doms
joule zu Guͤſtrow, wo er bei trefflichen Anlagen und Zleiß
n Eurzer Zeit den Schulkurfus zurückgelegt und, ſchon
1804, in feinem 17. Lebensjahre, für die Univerfität ent⸗
laſſen werden Eonnte. Er widmete ſich nun auf der va⸗
156 Hoͤd.
terlaͤndiſchen Hochſchule zu Noſtock der Theologie in Ber
bindung mit Philologie, beendete dort feine Studien im
3. 1807 und ließ ſich Deumädft bei dem damaligen Gors
fiftorialrathe und Superintendenten zu Gternberg, jez
em GOberhofprediger Dr. Paſſow zu Ludwigsluſt, als
andidat eraminiren, worauf er mehrere Sabre fehr anz
efehene Hauslehrerftelen zu Schwerin und Gottesgabe
elleidete. Im 3. 1812 bewarb er fi um das Subrec⸗
:torat an dee Domſchule zu Guͤſtrow. Unterm 25. Oct.
1814 erhielt er die Gonrectorftele in Zeterow, und bes
reits den 16. März 1815 das Rectorat daſelbſt. Am 16.
San. fand er in der Berbindung mit der gebildeten Toch⸗
ter eines meglenburgifhen Landgeiftlichen zu Luͤſſow
Louiſe Simonis, eine treffliche Gattin und feine Ehe ward
durch 5 Kinder, von denen noch vier den Bater überleben,
gefegnet. Mit ruͤhmlichem Gifer ließ H. ed ſich nun ans
elegen feyn, die Damals fehr zerrättete Schule aufs neue
urch zwedmäfige Einrichtungen zu geftalten und in Flor
zu bringen, wodurch er ſich allgemein Liebe und Achtung
erwarb. Schade nur, daß er nicht bei dieſem Borfage
bebharrte und ficy in der jüngften Zeit, Durch verführerifdye
Freunde geleitet, mit unbegrenztem Leichtfinn dem Spiele
und deſſen Gefolge auf das leidenſchaftlichſte ergab
und dadurch fowopl feine eigene Exiſtenz ald das Gluͤck
feiner Famile zerflörte. Nicht die Bitten und Thraͤnen ſei⸗
ner mit inniger Liebe an ihm hängenden vortrefflichen
Gattin, nicht die Ermahnungen feiner Freunde und Ver⸗
wandten vermochten ed, die ſchon zu tief bei ihm einges
wurzelte Leidenfchaft zu befiegen und ihn auf andere We⸗
ge zu bringen; er verfiel von einer Thorheit in die Andere
und ward Dadurch unfähig, en Amt länger verwalgen zu
koͤnnen. In Anerkennung feiner der Schule geleifteten
Dienfte ward er demnach auf feine deöfalfige Bitte mit
einer angemeffenen Penſion im J. 1828 feines Rectorates
entlaffen, worauf er ſich mit feiner Familie nach einem
freundlihen Landfige zu Zoitenwinkel bei Roſtock begab,
wo er noch nicht 43 I. alt fein Leben befhloß.
Schwerin, Dr. Bräffow,
wie allgemein fie gewürdigt worden
64. W. 6. Schaidt,
Kupferfkdier zu Verlin;
sed, Ip.3. 1789, geft. d. 30. Ian, 199°),
Durch feinen Zod hat die Kunft, namentli De Kunft
GcheiftRedyens einen empfindlichen Werluft erlitten.
fräpen Alter ehem haste ber Berftorbene «6 in diefem
su bedeutender Bolltommenheit gebracht und von
jefonderer Liebe Dazu angeregt und durch unverkennbares
Talent begiinftigt in ftetem Fortfchreiten es zu einer Boll
Tommenbeit gebracht, die bei den von ihm ausgeführten
Arbeiten weder in Hinficht der eigenfinnigften Gotrectheit,
noch in Ginſicht der, Eleganz des Geſchmacks etwas zu
wünfchen übrig ließ und ihm ünter die erften feines Fa⸗
ches ftellte, Wie fehr feine — aneı t und
dee
a ind, beweifen
Arbeiten, die nicht allein für feine Vaterftadt Berlin
206 Inland überhaupt, fondern auch für das Ausland,
für Riga, Petersburg, Moskau, Hamburg, je felbR für
Zondon, Biverpol, Paris, Marfeille, fogar fi —
»hia und Bofton bei ihm beſtelli und von ihm
worden find, Wenn gleich der Zweig der Ruf, ben S.
bearbeitete, wohl nicht. dem übrigen Sweigen ber Kupfer⸗
mes im Allgemeinen gleichgeftellt werden mag
2
jeibt doch eine in fo großem Mape errungene Bolton»
wmenbeit, wie der ‚bene fie befaß, ein fo rähies
Uches beharrlice Streben darnach de’ Anertenntniffes
werth; und e& gereicht dee Stadi Werlin gewiß zum
Rahm, einen Mann befeffen zu haben, der in feinen Leis
gan en mit fo berühmten Städten des Auslandes, felbft
eb in Diefem Zheile ber Kunft fo bewährten Englands,
dreiſt in die Schranken trat, und wie die Erfahrung
lehrt, in dem MWettftreit nicht unterlag, wo er nicht Gies
ser blieb. — Wenn dem Künfkler hierdurch von dieſer
eite ein räpmliches Andenken gefichert bleibt, fo wird
auch anderfeits den Geinigen und feinen Freunden und
Bekannten das Andenken eines fo liebevollen treuen Gats
ten und Baters, eines fo tkeilnehmenden und herzlichen
einem Jeden mit leihen aufrichtigen Wohlwollen ents
gepentommenden eundes und eines fo rechtſchaffenen
jedermannes ftetd theuer und werth fen. .
9) Berlin "Big. 1800. Rr.st,,
138
* 55. Johann Gottlieb Beyer,
Daftor zu Wilthen bei Bautzen;
geb. d. 21. Apr, 1797, gefl. d, 30. San. 1829.
Das Dorf Schmölln bei Biſchofswerda ift der Ges
burtöort des Berewigten, wo fein Bater im Beige ei-
nes Haͤuslergrundſtuͤckes ſich fparfam, aber redlich nährte.
Ein frommer, gottergebener Sinn zeichnete diefen ſchlich⸗
ten Landmann vor vielen aus. iefen religidfen Sinn
»flanzte er ſchon früh in die Herzen feiner Kinder; einer
Fochter und dieſes einzigen Sohnes; wo vorzüglich in
dem Gemuͤthe des Sohnes die frommen Lehren ded Bas
ters einen fruchtbaren Boden fanden, Still und zurüds
gezogen von allen rohen und wilden Spielen feiner Zus
gendgenoffen verlebte B. feine frühefte Jugend im elters
lihen Haufe, und befuchte die Schule des Dorfes,
wo er ſich durch unverkennbare Faͤhigkeiten audzeichnete
und die beſondere Aufmerkſamkeit des Lehrers auf ſich
og. Schon in den legten Schuljahren konnte er dem
ehrer in dem Unterrichte der jüngern Kinder beiftchen,
und es entitand ſchon damals der Gedanke in ihm, ſich
einem hoͤhern Stande, als dem feines Vaters zu wid⸗
men; allein da hierzu wegen der Ärmlichen Vermoͤgens⸗
umftände feiner Eltern gar keine Ausſicht war, fp ftand
er feinem Water treulih in den oͤkonomiſchen Gefhäften
bei, erlangte aber doch durch vieles Bitten die Erlaubs
niß von feinem Bater, daß er bei dem Pfarrer des Orts
Unterricht in der lateinifchen Sprache nehmen durfte;
und ſchon nach einem halben Sabre hatte er ſich fo viele
Kenntniffe erworben, daß ihn alle Vorſtellungen der Sei⸗
nigen nicht mehr abhalten konnten, die weitere Audbil-
dung feines Geifted auf dem Gymnaſium zu Baugen forts
ufegen. — Wobl hatte er anfangs mit den dringend;
en Sorgen zu kaͤmpfen, allein durch feinen ausgejeich⸗
neten Fleiß und ſtrengſittliches Betragen erwarb er ſich
bald die Liebe feiner Lehrer und das Zutrauen vieler an:
gefehener Zamilien, welche ihm ihre Kinder zum Unters
richt anvertrauten, wodurch es ihm möglich ward, das
fywierige Unternehmen fortzufegen, Die freien Stunden
Des Tages mußten dazu verwendet werden, das Rötbige
zu verdienen, und die Nächte blieben — zum größten
Racytheile feiner Geſundheit, zum Gtudiren ubrig, —
So verftrih unter mancerlel Anfttengungen“ und Ent⸗
behrungen die Zeit auf dem Gymnafium, als im legten
Jahre defielben fein Bater ihm duch den Tod entrifien
. . | 480 | .
wurde. Diefen Fall drohte alle gene (Hu Deffuungen | |
noch wantte fein Muth nicht. — N wor er:i u
—* —— * — able im 3. 1 7
uf dee Univerſität Erg
en
-für die Studien der Zheologie und Paͤdaßechik, sind hatte
auch bald daß Eu en ende und wohlwels
nter den ‚Peofeffor
Der evangelifihen Wahrheit —— 3m 2. J. ie N}
friedenheit feiner Borgefegten bis einem Abgange von .
der unloerfiuht verwalteten Rad * 8 hatte ge Tetaen
theologiſchen SGurfus voRendet, das Examen gluͤcklich ve⸗
ſtanden und war: nun entſchloſſen, eine Beife in die
‚Schweiz zu unternehmen, um dort vielleicht eine Lehrers
ſtelle an dem Peſtalozziſchen **) Infkitute zu erhalten, _
"wo er feine paͤda en Kenntniſſe noch zu erweitern
edachte. Allein dieſer Plan ward wieder aufgegeben, Ins
em ihm die Hauslehrerſtelle bei dem General v. Gablenz
" angetragen wurde. 3. konnte diefem Nufe, der ihn feis
nen heimathlichen Fluren wieder zuführte, nicht entfagen,-
fondern nahm dieſe Gondition an. Drei Jahre wirkte er
mit Segen auf Geift und Herz feiner Böglinge und hatte
während diefer Seit vielfache Gelegenheit, feine vo
lichen SPredigertalente, ſowohl während des Winters im .
Dresden, als auch in den benachbarten Ortfchaften feines N
Sommeraufenthalts noch weiter auszubilden. Der ſtets
tiefe Gehalt feiner Predigten , die unerſchoͤpfliche Gedan⸗
kenfuͤlle, mit welcher er fein Thema ausführte, der leb⸗
hafte und würdevolle Vortrag und feine wohltlingende
Stimme, verfchafften ihm bald den Ruf eines: ausgezeich⸗
neten Kanzelredners. — Dad Berlangen, ber treue Seel⸗
forger einer Gemeinde zu werden, wurde nun immer maͤch⸗
tiger in feiner Seele, daher meldete er fich zu dem das
*) Deil. Bioar. 6. Sabre. ©. 118. d. Rekr.
no Glkalonelrö Bioge, b Sahıgı © 1. . Netri
140 Beyer.
mals vaeanten Yfarramte zu Guttau in der Oberlauſitz;
er ward zur Probe eingeladen, erntete auch hier allge⸗
meinen Beifall, und das Pfarramt ward ihm uͤbertra⸗
en, welded er au Weihnachten 1822 antrat. — Nun
ah ſich B. am Biele feines oft fo mühenollen Strebeng,
und erfaßte mit ganzer Seele den fchönen Beruf, in wels
chem er nun mit aller Kraft zum Gegen feiner, Gemeinde
wirken wollte. Die Kirche des Dorfes, welche im Kriegs⸗
jahre 1813 abgebrannt war und in ihrem Ausbaue noch
nicht hatte vollendet werden koͤnnen, erhielt Durch feine
Bemühungen einen Altar, Kanzel und Taufſtein, welche
Dpfer feine Gemeinde dankbar erfanıte, Mit Eifer und
Treue verwaltete er 1 3. und 2 Monate dieſes Pfarrs
amt und erntete die ſchoͤnſten Fruͤchte feiner ftet3 regen
Wirkfamkeit. Nebenbei befpäftigte er ſich mit der Er⸗
giehung einiger Knaben, wad von jeher fein Lieblingsfacy
gewefen war. Allein obſchon B. hier alle feine Hoffnuns
gen in Erfüllung geben fah, die er von dem fihonen Bes
zufe eines treuen Seelenhirten gehegt hatte, fo war es
ibm doch nicht möglih, ſich in der flachen gebicglofen
Gegend heimiſch zu fühlen; fein fehnendes Berlangen
wandte fi unwillkuͤhrlich zu den Bergen hin, wo er feine
Sugendzeit verlebt hatte. Theils aus dieſer Wrfache,
theild um feine finanzielle Lage zu verbeſſern, ließ er fidy
bewegen, den Antrag des Milthner Pfarramtes im I.
1824 anzunehmen, und feine Gemeinde zu Guttau entließ
ihn mit der größten Betruͤbniß. Mit lauter Freude und
feſtlichen Seremonien empfing ihn die Gemeinde zu Wils
then, doch obgleich er hierin die Bürgfchaft für die Liebe
und das Vertrauen feiner nunmehrigen Kirchkinder zu finden
offte, fo vermißte er Doch bald jene Herzlichkeit, welche
hm feine fo eben verlaffene Gemeinde fo lieb gemacht
hatte. — Im Sommer 1825 verheivathete er ſich mit
Emilie Kriegel, der Älteften Zochter des Rechtsconſulen⸗
ten Dr. Kriegel zu Dresden, in welder er alle die Eis
genfchaften, die eine Liebende Gattin und forgfame Haus⸗
frau zieren, vereinigt fand und lebte mit ihr während der
Zurzen Beit feines noch übrigen Lebens in dem glüdlich-
ften Einverftändnifle. — In Wiltben fand der Bere-
wigte viel Stoff für feine raſtloſe Thätigkeit. Die Pfarr-
gebäude fegte er größtentheild aus eigenen Mitteln wies
der in bewohnbaren Zuftand , und brachte an den Gärten
und übrigen Umgebungen viele Berbefierungen und Ver—
geönseungen an. Vorzuͤglich verdient aber machte ſich
. um die Kirche zu Wilthen, deren nothwendige Repa⸗
Beyer. | 141
rate und Ban einer neuen Orgel eine Summe von mehr
ald 1000 Thlr. erforderte, die er meift durch freiwillige
Beiträge von den Parochianen und in Der Umgegend zu⸗
fammenbrachte, indem er in, eigener Perfon oft in der
tauheften Witterung -Haus für Haus ging und die Gas
ben einfammelte, Den Bau des Ganzen leitete er felbfk,
und um der Gemeinde nicht noch mehr Ausgaben zu vers
urfachen, ließ er den Altar und über ihm die Kanzel, ſo⸗
wie den Zaufftein auf feine eigenen Koften im einfachen
erhabenen Styl aufbauen. — Doch die Folgen der vies
len Anftrengungenen und damit verbundenen Aergerniffe -
blieben nit aus; dazu kam noch der Schmerz über
den ſchnellen od feines einzigen Kindes und die zu ra⸗
ſche Zhätigkeit in feinen amtlihen Geſchaͤften; alles dies
jew: nach und nach feine Gefundheit untergraben. Cine
berftandene Lungenentzündung hatte den Keim des To⸗
des in feiner Bruſt zurüdgelaffen. Aber alles Zureden
dee Seinigen, fidy zu fchonen und im Sprechen ſich zu
mäßigen, war vergebens; er führte fein Amt immer noch
felbft fort, indem er feinen Zuſtand nicht für fo gefährs
lich hielt; bis Ende Dctoberd ihn auf der Kanzel wähs
rend der Predigt ein fo heftiger Blutſturz überkel, daß
er dieſelbe nicht wieder betreten konnte und die Krank⸗
heit ihn ſeiner Auflöfung entgegenführte. — Fünf Jahre
nur hatte er mit treuer Sorge dieſes legte Pfarramt
verwaltet und ſich Durch Rechtlichkeit und Dienftfertigkeit
allgemeine Achtung erworben. Behaͤrrlichkeit und Aus⸗
dauer in dem, was er fih einmal vorgenommen und für
gut erkannt hatte, fefter Muth in allen Berhältniffen des
Lebens und edle Freimüthigkeit und Mahrbeitsliebe was
ren die Grundzüge feines Charakters. Allem Myfticiss
mus und frömmelnden Wefen war er feind, und gab fidy
in den legten Jahren mehr dem rationalen Gyfteme hin,
jedoch aus eigener Meberzeugung und ohne im geringften
der Zweifelfucht Raum zu geben, Seine Kanzelvorträge
waren ftetd faßlich, klar und deutlih, und gewannen
durch daB befondere Feuer des Ausdruds fo an Kraft
und Eindringlichkeit, daß ihn feine Zreunde oft den an⸗
dern Tſchirner nannten. Durch feine außerordentliche Bis
beltenntniß und bemundernswürdige Sewandtheit der Spra=
che hatte er ſich mit Hilfe feines fehr guten Gedaͤchtniſ⸗
fe8 die Fertigkeit erworben, feine Predigten nur ſtreng
zu meditiven, nicht zu concipiven; er wich deöhalb nie
von der entworfenen in ab, fondern führte fie
jedeömal mit der pünktlichften Ordnung aus, wobei ihm
-
142 Louiſe Ehriftiane,
fein großer Sdeenreichehum fehr ge ftatten am. — Im
vollen Ginne des Worte war B. Geelforger feiner Ge⸗
meinde, und fein Beruf als Geiftlicher ging ihm über als
led. — Als Gefellfhafter war ex heiter und launig und
da es ihm nie an Gtoff zur Unterhaltung feplte, im
Kreife feiner Zreunde beliebt. Gr war von mittlerer
Groͤße und etwas ſchwaͤchlichem Körperbau, und obwohl
er fichb immer der blühendflen Gefundheit erfreut hatte,
—R Doch der. raſche Jarun⸗ des lebhaften Geis
es mit den fchwächeren Körperkräften nicht im Ver⸗
hältniffe ftehen, darum mußten legtere fo bald unterlies
gen und der Geift der ihn hemmenden Zeffel fi fo bald
entwinden. eine Geftchtöbildung war regelmäßig und
‚angenehm, der offene, geiftuolle Blick des großen blauen
Auges flößte jedem, Dee ihn zum erflenmal ſah, Bertrauen
ein. In der Wahl feiner Freunde war er forgfältig,
aber wem er einmal fein Herz geöffnet hatte, an dem
bing es feft und mit unbegrenztem Bertrauen. — Der
gute Same, Den er ausgeſtreut und deſſen Zruchte er
nicht ernten follte, wird nicht verloren geben,
56. Louiſe Chriftiane,
verwittw. Fürftin Neuß zu Gera, geb. Derzogin in Baiern;
. geb. d. 17. Aug: 1748, geſt. d. 81. San. 1829.*),
Die hohe Enticlafene — Wittwe des 1802 verftors
benen legten Regenten des Geraifchen Hauſes Heinrichs
XXX. — bedutf Teined Denkmals, Ihre ungeheuchelte
Froͤmmigkeit, ihe engelteiner Sinn, ihre Huld gegen Alle,
die ſich ihr nahten, ihre in täglicher Ausübung von Wohl:
thun jeder Art unerfchopflibde Neigung und taftlofes
Streben , ihre rege Zheilnahme an fremden Schmerz,
.. diefe Bugenden find. die würdigften Eobredner ihres vors
treffliyen und unvergleidylichen Charakters. — In ih⸗
rem Seftamente verfügte fie unter andern: „Der Ges
Danke an den Tod verpflichtet mich, zu verordnen, wie es
nach meinem Leben gehalten werden fol. Ic wünfce
Abends in der Gtille begraben zu werden, und verbitte
mir allen Prunt. Wer von meinen Freunden einen
Sarg bekleiden will, wird mir dadurch eine Ehre erweis-
en. Doch fol während der Beerdigung vom Thurme
ie Melodie: Wie wohl ift mir, o Freund der Seelen zc.,
geblafen werden. Sollte eine Gedächtnißrede für mich
*) Frankf. Oberpoflamtö:Beitung n. andere Beitungsberichte:
Hartung. 148
gebalten werden muͤſſen, fo verbitte ich mir alled Lob,
eine wenigen Berdienfte danke ich meiner guten Erzie⸗
Yung und der Lage, in weldyer ich in dee Welt war. In
andern Berhältnifien würde ich auch anders geworden
fen. Diefe Wahrheit fage ich mie fchon lange Jahre,
und das hat mich tolerant, meine Toleranz aber glücklich
gemacht. Denn ihr, oder vielmehr der gütigen Vorſe⸗
bung, die mic mit diefer Eigenſchaft begnadigte, glaube
ih es hauptſaͤchlich zufchreiben zu müflen, dag ih mit
heiterem Geifte auf die Vergangenheit zutüdblide, die
Gegenwart genieße und die Hoffnung hege, bis ans Grab -
noch wie jest die Weberzeugung zu behalten, keinen Keind
zu haben und von vielen guten Menfchen geliebt zu ſeyn.
Dagegen wänfche ich, daB bei Abkündigung meines To⸗
des eine Dankfagung in meltem Namen an Alle, fo bei
mie in Dienften find, für ihre Treue und Anhänglicykeit,
fowie an alle meine hieſigen Fteunde in Stadt und Eand
beigefügt werde.’ |
Ihr beträchtliches Kapitalvermögen (in Gefammtbe-
trag von 80,000 Zhlen.), auf deſſen Dinfen jest ihre Dies
nerichaft mit lebenslaͤnglicher Penſion angewiefen if,
faͤllt künftig milden Stiftutigen anheim, um davon an
mehreren Orten bie Armenkaſſen jü erhöhen, Wittwen⸗
kaſſen zu gründen, eine Armenkrantenanftalt zu errichten,
die Mäddhenfchule zu Gera und mehrere gering befoldete
Geiftliche zu unterftügen, auch treues Dienftgejinde weibs-
lichen Geſchlechts zu belohnen,
* 57. Albreht Hartung,
Lehrer d. Geſchichte u. deutſch. Sprache an d. Domfchule zu Berlin;
geb. d. 38: Ian. 1774, geil: d. 31, San, 1829,
Er wirde zu Bernburg, wo fein Vater als Bädkers
meifter und Rathskaͤmmerer lebte, geboren, Seine erfte
Bildung erhielt er im elterlichen Haufe, 308 jedo fdyon
1788 nach Berlin, wo er fie erhöhte unter der Auffiche
feines Bruders, des Profeflord Aug. H., eines durch ſe⸗
gensteiche Erfolge feiner Verdienſte als Stifter mıd Vor⸗
fteher zweier Lehreranftalten fowohl, als duch feine
Schriften ruhmlich bekannten Lehrers dee genannten Res
ſidenz. Im October 1791 begann H. feine pädagogifche
Laufbahn in den Schulanftalten feines Bruders, fpäter
im 3. 1798 übertrug ihm das damalige reformirte Kir-
&endirestorium das Gantorat am Dome und dad Dommi⸗
nifterium erwählte ihn zum Lehrer an der Domſchule.
144 | Voͤlkel.
Seine ausgezeichneten Lehrgaben und Kenntniſſe bewirk⸗
ten es, daß er 2 I. ſpaͤter zum Lehrer der deutſchen Spra⸗
che und der Gefchichte an der damaligen Militärafademie
ernannt wurde. Im J. 1810 erhielt er den ehrenvollen
Auftrag, einen ihm bis zum legten Athemzuge theuren
Prinzen des koͤniglichen Haufes, den Prinzen Karl koͤnigl.
Hoheit, zu unterrichten, welches Berhältniß ihn 73 3. bes
glücte und ihm das Wohlwollen und die Huld feines ers
laudhten Schülers und hochherzigen Gönner erwarb,
Erweiterung des Herzend warf den wackeren vielleiftens
den Schulmann auf das Siechbett und machte feinem bis
zum legten Augenblide geiftig regfamen Leben ein Ende,
— Dem zu früh Berftorbenen wurde das feltene Gluͤck
zu Theil, in jedem Berhältniß ſich der allgemeinen Ach⸗
tung und Eiche zu erfreuen. Die ihm einenthümliche
Sreundlichkeit, Milde und hingebende Gefälligkeit erwars
ben iym überall Liebe, Vertrauen und Anhänglichkeit.
Er war mit einer feltenen Gabe audgerüftet, die Keime
der Zähigkeiten der Schüler zu entwideln, ihr Herz zu
veredeln und ihren Geift auszubilden. — Raſilos firebte
er darnach, fich in feinem Fade zu vervolllommnen und
fuchte unbemerkt vielfach das Gute zu fördern, Thraͤnen
u trodnen und Kummer zu lindern. Liebevoll und forgs
Fam als Satte, Bater und Freund, wird baber fein Andenken
noch lange ſich erhalten. Der Werth feiner arithmeti—
fen. Schriften ift von, urtheilsfähigen Richtern aners
kannt, — fie werden, wie feine Lehren, noch lange Nuz⸗
zen ſtiften, da feine arithmetiſchen Aufgaben zum prakti⸗
ſchen Unterricht in 3 Baͤndchen (1820) noch jegt im Schuls
gebrauche find. Außerdem gab er noch eine Anleitung
um Gebrauch der deutfchen Sprache in erläuteruden Bei:
—* (1813) und eine ſolche zum Gedankenrechnen (1816)
eraud.
58. Johann Ludwig Wölkel,
Doctor der Philof., Oberhofr. u. Director d. kurfuͤrſtl. Muſeums
d. Antiten u. d. Biblioth. zu Caſſel, Ritter d. Löwenordeng;
geb. d. 20. San. 1762, geſt. den 1. Bebr. 1829 *),
Der Berewigte — vortheilbaft befannt durch feine
Schriften uͤber den Tempel des olympiſchen Jupiter und
über die Entführung der Kunſtwerke im Alterthum —
ward zu Gaffel von bürgerlichen Eltern geboren. Nach
*) Goffeler Allg. Ztg. 1829. Nr. 86,
.
9
.
Voͤlkel. | 145
Befeftigung feiner Schullenntniffe eilte er ſchon im 16.
J. auf die Univerfität Göttingen, wo er Theologie ſtu⸗
dirte und von Keynes belebenden Borlefungen angezogen
wurde, Bestere waren ed, die in ihm unauslöfchliche
Neigung zu dem Studium des Elaffifchen Alterthums ans
fachten, worin er anfangs unbewußt, bald deutlich und
entfchieden die eigentliche Beflimmung feines Lebens ers
Tannte. Als daher im 3. 1782, nad vollendeter alades
mifher Laufbahn, feine theologiſche A mellung Huffchub
erfuhr, nahm er gern eine Hofmeifterftelle zu Weglar an,
gab fie aber, denn Heynes Rath und Stimme lodten ihn
mächtig wieder nach Göttingen, bald auf. Bor der Ruͤck⸗
kehr dahin hatten eine Aheinreife und die Anfchauung der
Antiten im Mannheimer Mufeum ihn vollends für die
Altertbumswiffenfhaft eingenommen. Die Darauf fols
gende, im vertrauteren Umgang Heynes, von dem er ſtets
mit DBegeifterung erzählte, und gleichgefinnter Freunde
verbrachte Zeit gehört waprfcheinlih zu der glüdlichften
feined Lebens. Er hatte von Göttingen aus im I, 1785
eine Abhandlung über dad Seewefen der Römer vor dem
puniſchen Kriegen an die Geſellſchaft der Alterthämer zu
Gaffel eingefchiekt, in der Abficht eine Lehrerftele an bem
damals dafeibft blühenden Kollegium, Carolinum zu ers
langen. Landgraf Friedrichs I1. Tod vereitelte dieſen
Wunſch, aber V. erhielt im 3. 1787 bei der Univerſität
Marburg, mit welder da8 Collegium Carolinum vereis
nigt worden war, eine Profeffur, die ev nur 14 I, bes
Heidete, da ihm im Febr. 1789 die Mitaufficht über die
Alterthümer und Kunftfachen des dafigen Mufeums ans
vertraut wurde; eine erwuͤnſchte und feinen Kenntniffen
durchaus entfprechende Anſtellung. Indeſſen follte er
doch noch einmal von diefem geliebten Poſten abberufen
werden; ihm ward 1791 der ehrenvolle Auftrag zu Theil,
den damaligen Erbprinzen, jest regierenden Kurfürften
k. 9. auf einer Schweizerreife, naͤchſtdem nad. Leipzig
als Lehrer in der Archaͤologie und in andern Wiffenfchaf:
ten zu begleiten. Heimgekehrt in die Vaterftadt, wurde
er 1795 zum-Auffeher der Antitenfammlung, zweiten Bis
bliothefar und Hofarchivar mit dem Rathtitel ernannt,
Die Archivſtelle lag dem Kreife feiner eigentlichen Stu⸗
dien fremd, aber auch ihr widmete er angeftrengte Thaͤ⸗
tigkeit und eine Menge wichtiger Urkunden im dritten
Bande der Wenkiſchen Geſchichte find nach den von ihm
beforgten und verglichenen Abfchriften gedrudt. Zu
Ende 1802 wurde er auf fein Anfuchen a Hofarchivas
1
R. Rekrolog 7. Jahrg.
146 Bälle. .
r
ziat entbunden, ihm dagegen daS zu der Seit beändige
Sekretariat der Alterthumsgeſelſchaft, und im Iuli 1803 der
Charakter eines Hofraths verliehen; der eines Oberhof⸗
raths folgte im Jan. 1814 nach MWBiederherfiellung des
Londes; 1816 wurde er der angeordneten Genfurfommifs
fion beigegeben. Am dreibundertjährigen Feſte der Res
formation den 31. Det 1817 erhielt er von der philofos
pꝓhiſcen Fakultät zu Marburg die Doctormürde und nody
vom hödftfeligen Kurfärfien, Reujahr 1819, das Nitters
Erenz des Eöwenordends. Ge. k. Hoheit der regierende
Kurfürft feste ihn im J. 1821 als Direktor über das
ammte Mufeum. — Dies, in ſchnellem Abriß, war
eine öffentlihe Wirkſamkeit; noch deutlicher lehrt fein
Privatleben, daB er die firengen Forderungen der Wils
fenfhaft mit gleicher Zreue erfüllte. Unter dem heſſi⸗
ſchen unftreitig einer der Erſten nimmt er einen bedeus
tenden Rang unter den deutſchen Gelehrten überhaupt
ein. Geine Beſcheidenheit z0g ed aber vor, im Stillen
unermüdlich fortzufcpreiten und langſam reifen zu lafı
fen, was er der Welt einmal mitzutheilen gedachte. Stoͤ⸗
renden Geſellſchaften und geifttödtenden Zerſtreuungen abs
eneigt, fand man ihn von früher Morgenfkunde bis in
ie Racht hinter feinen Büchern. Seine Belefenpeit in
allen Schriftftelern der Griechen und Römer, die nur irs 1
“gend einen Bezug hatten auf alte Kunft, war außerorts
entlich und die dahin einfhlagenden Hauptquellen, na⸗
mentlich Paufaniad, die Ppiloftrate, Die griechiſche Anz
epologie, von den Römern Plinius, Waren ihm ftetö ges
enwärtig. Ich glaube, den Paufanias und die von
eulpturen handelnden Epigramme wußte er beinahe
auswendig. Weniger reisten ihn Die Neuern, außer die
fih mit Erläuterung feiner Alten beſchaͤftigt hatten und
er war in den Schriften Eckhels, Biscontid, Millins und
der englifhen Antiquare volllommen bewandert. Bon
den heutigen Sprachen übte er die frauzoͤſiſche, italienis
ſche und mit Vorliebe die englifche, die er in früheren
Sahren felbft Andern lehrte, &o elegant und Leicht fein
Iateinifcher Ausdruck war und fo Elar und fließend er
ch auch in feiner Mutterſprache bewegte, hat er freilich
m Berhältniß je dev Mafje des von ihm gefammelten
Materials, wenig gefchrieben, weil es ihn mehr anzog
zu lefen, zu prüfen, zu vergleichen. Geine zwar nice
anfehnliche, aber Höchft erlefene Buͤcherſammlung verdient
ungetrennt beifammen erhalten zu werden; fie konnte, wo
es anf der Wibliothel an einem Klaffiter fehlte, in her
L Bölkel, 147
Segel immer anöhelfen, Den Ausgaben feiner Liehlingds
füriftfeter hat ex häufig Eeitifhe und hiftorifhe Bernere
ungen eingejtreut, Die öffentliche Bibliothek danke ihm
die forgfältigfte Ausftattung des antiquarifcen und _nus
mmismatıfchen Facy6, das jedt ihre Hauptzierde fl. Kens
ner und Genoffen feiner Studien, von den ‚even Hey:
ne, von nocy lebenden BVöttiger zu Dresden, Weicker gu
Bonn, Köhler zu Petetburg, wußten was am ihm war
und erfaunten ihn Leicht aus feinen uur allzu feltenen
Ausarbeitungen, itetarifchen —e— ſcheint er,
Wenigftens in der fpäteren Beit, nicht geliebt gu haben,
une mit Ulrich Friedrich Kopp, feinem berühmten Land
mann, unterhielt er einen ununterbrochenen und wid
noch in ben legten Monaten dem ihm bögenweife mits
getheilten neuen unausgegebenen Werte feines Längjährle
‚gen $teundes_de interpretatione inscriptionum dee
tigfte Thrilnahme. Unter feinen berausgefommenen
Handlungen mag die über Zacitus Germania die unbedeits
tendfte feinen obgleich fie allenthaiden Bertrautpeit
mit den Alten, geringere mit ben einbeimifchen Quei⸗
len und Suoſidien det früheften Beit Deutichlands, fowie
des Mittelalters verräth, bdefien Stoßheit feinen antif
gebildeten Geift zuwider War. ‚Hingigen in der Unterfu⸗
’. dung über Polygnots Gemälde, über den olyınpifcı
Supftet war er ganz an feinem Platz; eine dem leg
Gegenftand zugewandte neuete, den Beſtimmungen Kiuas
teemäres zum Sheil widerſprechende Abhandlung war für
die Amalthen ausgearbeitet, ift aber noch nicht gedrudt
und wahrfcheinlich von ihm, der fi) am fehwerften ges
nügte, zurüdgenommen wotden. jebeimer Vorahn⸗
dung fehrieb er 1798 Iehrreich und gelehrt Aber Die Weg⸗
ihrung der Kunftwerke von Groberern; 7 3. darauf ents
führte der Feind alle vorzüglicren Antiten des. Gaffeler
ufeumd, und Böltel genoß etft im I. 1814 die fäpe
Genugthuung, den Raub felbft in Patis zuräczu fordern
und zurüd zu empfangen. Bald darauf hub er an in
einem Auffag, der inWelderöeitfchrift 1818 erfchieh, aber
nicht vollendet worden ift, die Schäge zu Gaffel kritiſch zw
würdigen, Cine frühere Abhandlung von 1801 bei —
die feltene Silbermuͤnze von Gonftantin dem Großen, die
fig, in der Gaffeler Brünzfommiung befindet. wälteis
Sehnfucht nach Ztalien und Griecenland iR nicht geftilt
worden; jene Meife nach Genf, die ſich auch weiter ers
ecken IH (te, wurde durch die ausgebrochene franzöfifche
evolution aufgehalten, Noch in un Iegten Untertes
..
148 | Boͤlkel.
dung, die Ich mit ihm hatte, ſprach er vom dem wahr⸗
ſcheinlichen Erfolg der Sendung franzöfifcher Gelehrten
nady Moren und von den genauen Ausmeſſungen, die ſich
fü langer Beit die franzöfifche Regierung über den klaſ⸗
en
—— *— Entdeckungen noch erlebt und verfolgen
können; wie ſehr würden fie ihn in der Hauptarbeit
feined Lebens, wozu die von ihm gedrudt erfchienenen
Auffäge blofe Rebenftudien waren, ge rdert haben. Diefe
war nämlich nichts anderes als in größter Ausdeh⸗
zung entworfenes Verzeichniß aller antiten Bildwerke,
die auf und gefommen find, mit der Geſchichte jedes ein⸗
zelnen, nach jeinem Uriprung, feinee Auffindung, Ergän:
ung und Aufbewahrung. Grwägt man blos Die große
Öenge von Statuen, 2 erftaunt man Über die Schwie⸗
rigteit einer foldhen Unternehmung. Abtheilungen diefer
weitläuftigen. nuglichen Arbeit müflen faſt vollendet Lie
en. Rod im I. 1828 hat er Boͤkha und Dfanns Ins
criptionen forgfam für feinen Zweck durchgangen, und
ich fab auf feinem Arbeitötifch alphabetifche Regiſter als
ler darin enthaltenen Künftlernamen. Bon den Marmor:
infeeiften des Gaffeler Mufeums hatte er genaue Ab⸗
chuungen nad Berlin gefandt, die won Both in dem
fingen Heft des erften Bandes benugt worden find. —
ein haͤusliches Leben zu fchildern geziemt mir nicht;
ich Tann bloß fagen, daß in 18jaͤhrigem nähern und täg»
lien Umgange mit ihm auf der Bibliothek ich ihn ſtets
freundlich und mittheilend gefunden habe und Zeuge ge:
wefen bin der aͤngſtlichen Treue und Gewiflenhaftigkeit
in Erfüllung feines: Berufs. Seine rüftige Gefundheit,
feine ungeſchwaͤchte Geiſteskraft fchienen, obgleidh er an
der Grenze des hoͤbhern Alters angelangt war, noch eine
anze Reihe thätiger, gluͤcklicher Jahre anzutündigen,
Don im Herbft 1823 wurde er hart betroffen von dem Tode
feiner Gattin, während er eben eine erholende Rheinreiſe zu:
ruͤckgelegt hatte. Gine dreiwoͤchentliche Krankheit, die an:
fast wenig Beforgniß einflößte, aber durch NRüdfall
chnell gefährlih wurde, hat ihn jegt hinweggerafft.
Sein Ende war überaus fanft und ruhig und wird auf
alle, die um fein Todeshett flanden, Verwandte, Aerzte
und Diener, unvertilglichen Eindruck hinterlaſſen. Bus
weilen mag die Gewalt bed Lebens einen Charakter ver-
bergen oder zurückhalten, der, wenn die lebte Stunde naht,
in fine ganzen Wahrheit und Faſſung hervortritt. Vs.
f Beifpiel zeigt, DaB er den rechten Muth des Sters
oden verfchafft habe, tte er doch diefe uns
-
s* |
Dettel, 449
bend gehabt, und chriſtliche Gelaſſenheit mit Jenem
tern En gepaart bat, den das Studium der Der *
Aus dem Bericht von Augen⸗ und ODhrenzeugen fe es
vergoͤnnt, hier nur einige erhebende Züge aͤnzufuͤhren.
‚Rodem er mit vollem freien Bewußtfein das Haus bes
elt und uber - feinen: literarifchen Nachlaß verordnet
atte, beauftragte er feinen Schwiegerfohn, Dem Kur
die Nachricht ſeines Todes mit Werficherung feiner
gebenheit bis zum legten Augenblick zu binterbringen,
„amd gedachte aller abwefenden Freunde, denen er Lebes
wohl fagen ließ, mit Liebe und Achtung. „Ihe Aſclepia⸗
den, hatte er kurz vorher die Aerzte angeredet, ſolltet
mich eigentlich beffer behandeln, da ich als Brllärer der
Afclepiadeninfchrift (auf dem Gafleler Marmor) Lurer
unft bin; ihr werdet mir doch nicht helfen, der ich eure
nfcrift geheilt habe!" Zrauernder Toͤchter zu ſchonen,
fagte er dem einen der Aerzte einige Stunden vor dem
Node leife: nun werden wohl the pangs of death Toms
men! worauf Diefer: I hope they shall not come, es fet
gemeine Rede, fo lange der Atheisiimehe, ſei noch Hoff⸗
nung; et: spero tum spiro, rgendwo (Eörperlich)
anſtieß: moribundo omnia sunt itm! Ginige Minuten:
vor dem Tode fagte er für fih: Sehr ſtill und rupig!
In feinem Antlig fab man Leine Spur eine Krampf
was nach der Hergte Zeugniß allein durch die Herrſchaft
des Gemuͤths bewirkt wurde.
Er gab heraus: Thomas Bevers Geſch. des rom.
Staats u. d. vom. Reichs. Aus d. Engl, überf. Leipz.
1787. — Progr. de fontib,, unde Tacitus, quae de pa-
tria nostra tradit, hausisse, deque consilio, quod in scri-
bendo librum de Germania secutus esse videtur. Marb,
1788. — Befchreib, feiner Reife in d. Schweiz u, Sa⸗
voyen; in Schillers Thalia. 1798. S. 1—48. — Bel.
Saalfeld ©, 256. f. Gtrieder Bd. 16, ©, 343 — 346,
Bd, 17, ©, 395. *
Gaſſel. Jac. Grimm.
* 59. Wilhelm Chriſtian Oettel,
Doctor d. Theol. u. Phil., herzogl. ſaͤchſicher Kirchenrath, Super⸗
intendent, Hofprediger u. Oberpfarrer zu Saalfeld;
geb. d. 16. Jul. 1744, geſt. d. 2. Febr. 1820.
Er war der dritte Sohn des damaligen Cantors und
weiten Lehrers an der Stadſchule oͤgneck, Chriſt.
riedrich O. und’ feiner Gattin —28 hilippine, Zoch⸗
189 - Dettel,
ter des Pfarrers Schmidt In Gatharinau bei Mudolftadt,
und wurde zu Pösned geboren. Bine Befoldung von
kaum 160 Zhalern nöthigte die Eltern, bei einer Fami⸗
He von 11 lebenden Kindern, ſich auf das Nothdürftigfte
einzufchränten. — In der Stadtfchule dDafelbft vom 6.
3. an unterrichtet, zeigte der Anabe ſchon früh einen eis
fernen Fleiß und Vorliebe für das Studium der Spra⸗
hen. Bei der Sinritung der dortigen Bürgerfchule, wo
nur durch Privatunterricht die Knaben zu dem nuͤtzlichen
Beſuch eines Lyceums vorbereitet werden Eonnten, vers
band er ſich mit einem Knaben gleichen Alters, dem fpä«
ter in Jutroſchin in Eüdpreußen geftorbenen und auch
ald Schriftſteller bekannten Pfarrerd Bernhardt, und um
mit den Mitfchälern, die zum Behuf des Studirens be⸗
fonder8 bezahlten Unterricht von dem dafigen Nector ers
hielten, wa8 der dürftige Water ihm thränend abfchlagen
mußte, wenigftens gleihen Schritt zu halten, lernten
Diefe beiden 12jährigen Schüler auf den benachbarten
Bergen bat griechiſche Evangelium des Matthäus und
ein lateinifches Lexikon bis auf Den Buchflaben H außs
wendig. So glaubten fie den Erforderniſſen einer höhern
Schule Genüge leiften zu können. Denn in mufikalifchen
Kenntniffen wurde der Sohn von dem Vater unterrichtet,
der fich als Gantor duch feine ſtarke und reine Baß⸗
ftimme fo auszeichnete, daß er vom Hofe in Rudolſtadt
eingeladen, in der Kirche dafelbft eine Arie mit folder
Kraft fang, daß die Kirchenfenfter zitterten und ein raue
fchender eifal ihm zu Xheil wurde, Ueberhaupt war
der Vater ein jovialer und das Leben von der heiterften
Seite auffafjender Mann, der wegen feiner Zröblichkeit
feinen geiftliyen Obern zu weltlich gefinnt zu feyn ſchien,
und durch den Vortrag fogenannt weltlicher Stuͤcke auf
der Violine fi) von den im flarren Pietismus befanges
nen DVorgefegten vielen Berdruß zuzog. — Im 15. I.
kam D. auf dad Eyreum zu Saalfeld und mußte wegen
Dürftigkeit, wie einft Luther, im Singchore einen DBeis
trag zu feiner Erhaltung verdienen, — Wohlvorbereitet
anf das akademifhe Studium ging, der Iüngling nad
Stährigem Aufenthalt in Saalfeld mit ehrenvollem Zeug:
nig im Fruͤbjahr 1764 auf die Univerfität nach Leipzig.
Da ſchon zwei feiner Brüder auf der Hochſchule zu Je⸗
na Theologie ftudirt hatten und es den Eltern zu ſchwer
allen mußte, auch den Dritten Sohn aus eigenen Mit:
eln dafelbft zu erhalten, fo wurde Leipzig gewählt, weil
man theils in Der Wohlthaͤtigkeit der dafigen Einwohner,
LS
Dettel. 161
tbeils in der Gelegenbeit durch Privatunterricht dafelb
ewas verdienen gu können; einen —— Bears
der Erhaltung auf der dortigen Univerfität zu gewinnen
hoffte. Und diefen Erwartungen entfprach auch biefe
duch ihre Wohlthätigkeit berühmte Stadt, Mit 10
Shalern, der hoͤchſten Summe, die der dürftige Vater
für feinen Sohn hatte zufammenbringen Fünnen, trat der
Züngling die Reife an, umd eine neue Melt öffnete fich,
feinen Blieten, Der blühende Zuftand, in dem fi Das
mals die Univerfität Beipzig befand, die gefeierten und
fort im Ausland mit Achtung ‚genannten Lehrer Derfels
en unter denen ſich Ernefti, — Rudolph , Gellert
und andere befanden, und die mannichfaltigen ‚Hilfömite
tel, die in den dortigen Bibliotheken dem Studirenden
dargeboten wurden, feuerten den jugendlichen Geift zu
dem angeftrengteften Fleiß an, nd ber geiftige Genuß,
den ihm die Vorträge feiner nie vergeffenen alademifchen
Lehrer gewäprten, ließ ihn oft fogar den Hunger geduls
dig ertragen den ex, wenn die wohlhabendern nde zu
ben wohibefegten Zifchen eilten, mit einem Dreierbrob
in den —e Beipgige ei," Jede Bemüpung,
ein Gtipendium von feiner Baterfabt oder feinem Mas
terlande zu erhalten, flug ihm und feinen Eitern fehl,
weil die große Menge der Gtudirenden der damaligen
eit ihm immer guvorgelommen war. Ginige drüdende
jahre, die nur durch die Freundſchaft und Unterftügung
feiner Candsleute, der Studenten Straßer und Wagner,
von denen der Letztere ald Geheimerath in Hildburghaus
fen ftarb, ihm einigermaßen erträglich gemacht wurden,
gbörten dazu, ehe er durch Bekanntfchaft mit reicheren
stubirenden Gelegenheit erhielt, namentlich) zwei Herren
von Hardenberg aus dem Hanndverfhen Privatunterricht
zu ertheilen. — Nach 4 I. des Mangeld und der Sor⸗
en, die durch den in diefer Periode erfolgten Tod der
eiden Eltern dem num gem dilflos ftehenden Jünglin,
noch fehwerer wurden, gelang es ihm endlich, durch die
Empfehlung feines Sreundes Häßler, der als Gonrector
mad Saalfeld abgegangen war, in den beiden Bamilien
des Kunfts und Baumeifter8 Dähne und des Kaufmanns
Falk in Leipzig eine fefte Hauslehrerftelle zu erhalten,
wo er neben dem täglichen Unterricht feiner Eleven im⸗
merfort Soltegia hören und mehren Profefforen, die ihm
das Honorar für ihre Vorleſungen creditirt hatten, Die
Schuld abtragen konnte. Zu feinen engern Freunden in
diefer Periode gehörte Mattpäi, der fpäter als Hofcaty-
188 = Del.
and Profeffor in Mitten! und Bodkau duch feine :
Kitfas Ausgabe ded * ſic einen berühmten Ras
men gemacht bat, Unter deffen Worfig disputirte er den
17, Mär; 1770 de Aeschine oratore, — Im Fe 1768
mard er mach rähmlich bekandenem Gramen Gaalfeldis
{cher Gandidat, 1771. in Eeiontg Doctor der Bhiafenpie,
worauf er in demfelben Jahre einen Ruf zu der Gaalfels
diſchen Sandpredigerftele Großen⸗Geſchwende erhielt,
ber aber act Zage fpäter, weil ein anderer Bewerber zu 9
dieſer Stelle ihm zuvorgefommen war, auf Befehl des.
ers wieder zurüdgenommen wurde. Doch erhielt er
in Iahr darauf, den 24. November 1772, bie Gonrectors
ftele an dem Lyceum zu Saalfeld, der Schule, welcher
er feine Bildung zu verdanfen hatte. Die Ausdrüde deu
Bankbaren und freudigen Gefühle, welche er in feinet las
teinifchen Antrittörede nicderlegte, gewannen ihm den
Beifall feiner Vorgefegten, und berechtigten zu den Hoffe
Mungen, die er in einer 2Sjöhrigen Thätigkeit für das
Wohl der ihm anvertrauten Schule erfüllte. Bei dem *
Abgange des damaligen Rectord Maurer ernannte ihn
das Vertrauen feiner Dbern den 26, Mai 1775 zum Necs
tor, und mit unermüdetem Gifer und einer felbft durd
bittere Erfahrungen ige zu fhwächenden Vorliebe wirkte
amd lebte er nur für die Schule. — Gr verheirathete
fid den 10. Sul. 1781 mit der dritten Tochter des Cits
yeeintendenten abet & Saalfeld und lebte mit ipr im
aiöeiger guhat e Che. Die nicht mehr zureichen wols .
Iende Befoldung furhte er theild durch Gewinnung von
enſionaͤrs, theil durch Privatunterricht in den neuern
sprachen zu decken. — Dich nicht bloß gründliche pbiz
lologifhe Kenntnifje, befonders in der Tateinifchen Spra⸗
he, worüber ihm fchmeichelhafte Anerfennungen berühms
tee Männer zu Theil wurden, waren der Schmuck feines
Geifted, {onuern aud) das fortgefegte- Studium der Theo⸗
logie gel ihm Beranlaffung, auch durch Predigten fos
wohl der Stadtkirche zu Saalfeld, ald auch in den
benachbarten Dorflicchen den Altern Geiftlihen freunds
fertig beizuftehen, wodurch er fich fo empfahl, daß er
en 2. Rov. 1788 als Früh: und YHilfsprediger des als
ternden Guperintendenten Zabel angeftellt wurde, Mehs
zere Bittſcreiben an den damaligen Herzog Ernft Frie⸗
dei zu Sachſen⸗ Goburg⸗ Saalfeld um SBerleihung einer
bee dotivten und ruhigen Pfarrftelle blieben ohne Grs
f 19, und um wenigftend Dem Wittenden, deſſen Lage man
ante, einige ing zu Theil werden zu laflen,
Det. .168
wurde D. ohne Befonderes Rlfakhen unterm 4. Det.
179 sum Hofdiakonus in Saalfeld, Doch ohne efolbung
ernannt. — Go fchienen durch den en Sitel alle
Bitten um weitere Beförderung abgewielen zu feyn, und
da alle NRachſuchungen um eine Beſoldungszulage aus
dem fädtifchen Aerar zu Saalfeld au fruchtlos waren,
ß blieb dem Bingefchiedenen nichts übrig, als mit dem
itteen Gefühl gefcheiterter Hoffnungen N feruer dem
Schulſtande zu widmen. — Doch um Gerechtigkeit gu
en, wurde D. durch feine Gönner, denen er durch Treu
und Eifer in feinem Nectorat ſich empfohlen hatte, na
Dem Tode ded Quperintendenten Bernhardt unerwartet
im 3.1795 zum Guperintendenten, Hofprediger- und Ober⸗
— — in Saalfeld ernannt. — Es ſei un noch ein
uͤckblick auf fein Leben und Wirken. als Schulmann vers
gönnt. Mit Ernſt verband er Liebe in der Erziehun
‚ud befonders talentvollen, aber ärmern Schülern tbheil
durch Unterftugung, theils durch Empfehlung Weiterkom⸗
men zu verichaffen, hielt er für eine Schuld der Dank;
barkeit, welde er der Welt für die ihm gewährte ‚Hilfe
abtragen zu müffen glaubte, Mit orliebe befchäftigte
er ſich als Rector mit der Gefhichte feines Vaterlandes
und befonders feiner geliebten Schule, wovon feine Schuls
programme. Beweife liefen. — Während feiner 20jähs
zigen Verwaltung des Rectorats zu Saalfeld ſchrieb er
bei Gelegenheit des daſelbſt gewoͤhnlichen Fruͤhlingsexa⸗
mens mehrere Schulprogramme folgenden Inhalts: Re—
censio argum. epist, Amphilochii ad Seleucum de stud,
juven, recte formandis, 1777. — De orig. et usu nomir
nis scholae, 1778. — De Judaeis, impulsore Chresta,
assidue tumultuantibus ad Sueton, Claud. cap, XXV,
1779. — .De Livio, modestiae juvenilis magistro, 1781.
— De consilio Quinctiliani, a poetis, inprimis Homero et
Virgilio lectionem juvenilem esse incipiendam, Instit,
orat, 1, 18. 1782. — De interpret, effati Ignatii; ö
tuòs Eows Esavpwraı. 1783. — De Juliano impe-
rat, scholis Christian, haud favente, 1784.— De Schneie-
ri, rectoris quondam schol, Saalfeld, memoria, 1785. —
De studio hist, patriae, 1786. — De narratiancula
Xenophon. ad discipl, recti justique eleganter compos. ex
Cyropaed, 1, 8. 1790. — Bon d. verſchied. Veraͤnder.
u. Scidfalen d. Stadts u. Landfchule zu Saalfeld. 1793.
— Ueber den Werth diefer gedrudten, aber nicht in den
Buchhandel gekommenen Schulſchriften ſprachen die ges
154 Deitel.
lehrten Seltungen ein belfaͤlliges Urtheil aus und man
wuͤnſchte einer Schule, an welcher ein Dettel als Rector
und Windorf als Gonrestor arbeiteten, Glück zu ſolchen
gelebeten und praltiih tächtigen Lehrern. Gine Menge
rauchbarer Staatsdiener in allen Zweigen des Staats,
ſelbſt Schriftfteer gingen aus dieſer Anftalt hervor und
Der größte Sheil dee Prediger, Beamten und Aerzte des
Fuͤrſtenthums Saalfeld find unter O.'s. Zojährigem Recto:
rate gebildet worden, — Den 30. Bug. 1795 wurde er
von dem Generalfuperintendent Loͤber yon Altenburg als
Quperintendent eingeführt und Durch gefchickte und ges
wandte Geſchaͤftsfuͤhrung erlangte er bald einen folchen
Takt in der Kührung feined umfaffenden Amtes, der ihn
fpäter bei den verfchiedenen Drganifationen im berzogl,
soburgifchen Lande unter der geſchichtlich bekannten Kretfchs
mannfhen Minifteriolleitung fo gluͤcklich leitete, daß
bei allen Veränderungen feiner Borgefesten feine erfah:
zungsreihe Stimme nicht bloß, gern gehört, fondern er
auch perfoͤnlich geachtet und gefchägt wurde. Darum galt
aud daB Wort, das er als Superintendent bei verfchiedes
nen Anfichten der unter ihm ftehenden Geiftlichen zur
Entfcheidung gab, als ein Vaterwort, wegen deſſen man
nicht weiter 5 appeliven habe, weil daffelbe auf Sadıs
Zenntniß, auf Eocalität und geteifter Erfahrung beruhte.
— Unter einer Laft von Gefhäftsarbeiten, die der Bers
ewigte fehr bezeitynend goncatenirt nannte, worüber er
aber im Ganzen nur felten Elagte, ward ihm das Gluͤck
zu Theil, am 24. Nov, 1822 fein Dienftiybiläum zu feiern.
Hatte er früher ftetd feinen Geburtätag, fowie den Tag
Ing Anftellung zu verfchweigen geſucht, weil feine Bes
cheidenheit und die Liebe zu-einem einfachen, ftillen, nur
dem Gtudiren gewidmeten Leben ihn zu einem Feind als
ler geraͤuſchvollen Zeierlichkeiten , Die feine Perſon betra-
(ei gemacht hatte; To wußte doch dankbare Werehrung
einer nun großentheild in höheren Staatsaͤmtern ftehens
Den Freunde und ehemaligen Schüler den Tag der An-
flelung aus den Akten hervorzuſuchen, und fie vereinigs
ten ſich mit dem unter ihm flehenden Prediger: und Lebs
terperfonale und den Gliedern des Magiſtrats zu Saals
feld, um in dem Sinne des Jubilars eine zwar weniger
geraͤuſchvolle, aber deſto würdigere Iubelfeftfeier zu ver-
anftalten, Bei dem feierlichen Gluͤckwunſch an geweihs
ter Stätte überreichte der damalige erfte Juſtizamtmann,
Hofeath Dr, Mereau zu Saalfeld dem Jubilar nach hoͤch⸗
ſtem Auftrage dad Iandeöherrlihe Patent als herzogl.
ae
‘ .
w j
. Bette. 185
* ER
Idfifchen Mechenroth, Die thebtogifde akultkt der
—x Sena PN dad Ehrendiplom
. Doctor der Gottesgelahrtheit, und eine Menge von-
‚geriaten a in ta amd
jeuticher Sprache: fpracen Die je der ober|
Be nen Sr ie
en gehegte un! ei ubilar: el no ri
eine einfufendende Schrift die vante Märde ind "&heos
gie fi geringen, ehrenvoll in Erfüllung gegangen,
fe Stufe der geiftlichen Würde im Mater
Lande gen. Mit dertinnigften Rübrung blidte dee
Greis auf diefen fdhönften Tag feines Lebens und wide
mete mit ungeſchwaͤchter Kraft den Spatabend feines Les
bens feinem amtlichen Wirkungskreiſe und feine freien
tunden dem Studium der ihm immer thener gebliebe⸗
nen ‚poitotogie und Wathematit, weshalb ſtets Handauss
jaben von Birgit, Horaz, Sirero und Plato die nähften
achbarn feines Großvaterftuhls waren, Gein flarker
Körper ſchien ihm noch eine längere Lebenädauer zu ver⸗
fprehen; doch plöglich ſcwanden feine Kräfte, als eine
satharralifhe Unpäplichkeit, die er fih in der Kirche
durch eine Predigt, welche er nocdy den 16, Nov. 1828
mit aller Thätigkeit feines Geiſtes gehalten, sugenogen
batte, den Anfang feines legten Beidens herbriführte.
Nach kurzem Krankenlager führte fanft der- Engel des
Aobes feine Seele zu’ dem Frieden des Himmeld, und
eine allgemein außgefprochene Theilnahme bezeugte den
Berluft, den Stadt und Land durch feinen Tod erlitten
batte. — Bon Geftalt gehörte dee Verewigte zu den
Kleinern feines Geſchlechts. Anfangs febr mager wurde
er in den höbern Jahren durch feine figende Lebensweiſe
fehr Kart, was ihn die legten 10 I. am Spazierenges
hen binderte, fo daß er, ausgenommen den Gang zur
Kirche, went aus feinem Bimmer kam. Er hatte die
Gewohnheit Abends fpät qufzubleiben und blieb dieſer
Sitte ohne Störung feiner Gefundpeit auch in den hös
ern Jahren treu. Wis an feinen Tod konnte er ohne
rille die kleinſte Schrift lefen, und nur theilmeife er=
ſchwertes Gehör erinnerte ihn an das nahende Alter, —
eiter, befonders in Geſellſchaft gleichgefinnter Freunde,
in Gebtheil feines Vaters, nahm er das Leben von der
froͤhlichen Seite, und außer, einigen Unannehmlichkeiten,
die wohl jedes Amt berbeiführt, fand er in der Arbeit
den Genuß feines Lebens. Glüdlic ald Gatte und Bas
ser fah ei feine drei Kinder, von denen er keins durch
156 Dettel.
Den Tod verloren hatte, die größte Seit hres Lebens um
fi verfammelt, von denen 2 Zöcdhter im derſelben Stadt
Derheirathet, uud der Bohn, ald Ardhidiafonus an derſel⸗
ben Kirche angeftelt, ihm alle UnterRügungen zu bereis
ten ſuchten. Acht En!el umipielten den Großvater. —
—* einen genaueſten Freunden, die die Vorſehung eine
ange Zeit Feines Lebens in feine Nähe geftellt hatte, ges
hörte der verftorbene Archidiakonus Wagner in Saalfeld,
der aus Poͤsneck gebärtig, fein Schul: und Univerfitätss
freund, fpäter fein Schwager wurde und derjenige war,
in deffen Umgang, durch gleiche Studien und Freude an
der Literatur gewürzt, er die genußreichſten Stunden vers
lebte. — Durch feine Amtstreue, fowie Durch Gewandts
heit im Umgange, felbft mit Perfonen aus den höcdfken
Ständen, empfahl er ſich feinen Lanteöfürften, und die
gersöge Ernſt Zriedrih, Kranz und Eraft von Sachſen⸗
oburg:Saalfeld beebrten ihn öfter in feiner Amtöwoh:
nung mit ihrer hohen Gegenwart, un) felbft Prinz Beos
zn von Coburg nahm Antheil an dem Ergehen des
reifes. Bier Herzögen von Sachſen, mit Einſchluß des
erzogs von Meiningen, dem in dem bekannten gothais
hen Erbfolgevergleich Saalfeld zugetheilt worden war,
jatte der Verewigte treu gedient und in der Zufriedens
eit feiner Zürften mit ihm den ſchoͤnſten Sohn feines Les
bens gefunden. — Als Zheolog hatte er durch feine
Liebe zur Philologie frühzeitig gelernt, durch grammias
tifch:hiftorifche Interpretation der Bibel fich eine Unbe:
fangenpeit in dogmatiſcher Hinficht zu erhalten, die ihn
auch für jede neue Anſicht und die Fortſchritte in der
Theologie, wofern fie nur auf jene Auslegnng fi grüns
- beten, eınpfänglic machte. An der Hand dieſer von ſei⸗
nee Jugend an ihn begleitenden Freundin ging er ſtets
mit der Seit fort und bildete durch ununterbrochene Lec⸗
türe der neueiten wichtigften Schriften fein theologifches
Syſtem immer weiter aus. — Als Prediger befaß er
eine audgezeichnete Gewandtheit im freien Vortrage, und
felbft die anfangs verwidelt fcheinenden Perioden wußte
er fo gefchickt zu Enüpfen und aufzulöfen, daß keine der⸗
felben verftiimmelt ihm über die Lippen kam. Als Su:
perintendent hat er nichts drucken laffen. — Der Ber:
ewigte hatte endlich die Eigenheit, feinen Namen Dettelt,
den er früher in Verbindung mit allen Samiliengliedern
geführt hatte, vom I. 1780 an in Dettel zu verändern,
welchem Beifpiel auch feine Brüder, die unverbeirathet
ale farben, ſpaͤter folgten, — Sein kurzes und wenis
4.
7
Beſtelmeier. | 167
ee ſchmerzvolles Krankenlager führte dad Ende eines
m Ganzen genommen glädlich zu nennenden Eebens herz
bei, und die Geſchichte deffelben Tieferte einen fprechens
den Sommentar zu den Worten ded Jeſaias Kay. 3, 10:
vediget von den Gerechten, daß fie es gut haben, denn
e werden die Frucht ihrer Werke eſſen.
Saalfeld. M, Dettel.
* 60. G. H. Beftelmeler,
Kaufmann und Fabrikbeflger zu Nürnberg
geb. d. 29. Sept. 176%, geft. d. 2 Febr. 1829),
Diefer um feine Vaterſtadt Nürnberg ‚vielfach vers
diente unermuͤdet thätige Bürger war der Sohn eines
Dierbrauers, Joh. Michael B., hatte ſich von frühes
fer Jugend der Handlung gewidmet und war fpäter
eiftigft bemüht, die Ausdehnung feines allenthalben rühm-
Lichft bekannten Gefhäfts mit der moͤglichſten Bervolls
kommnung der Manufactir: Erzeugniffe zu Nürnberg zu
vereinigen, und fein ſtets darauf hinatbeitendes Streben
fneute weder Mühe noch Koften, jene Produkte der auss .
ändifchen Induftrie, welche feine Baterftadt früher ent⸗
weder gar nicht oder nur in fehr unvolllommener Art
hervorbrachte, nach befferen Borbildern erzeugen zu laf?
fen. Wie fehr derfelbe dadurch feit einer langen Reihe
von Jahren vortheilhaft auf die dafige Induſtrie gewirkt
hatte, ift vielleicht Taum denjenigen, die in näherer Bes
ruhrung mit ihm geftanden, im ganzen Umfange befannt
und verdient Daher um fo mehr nach feinem Tode oͤffent⸗
liche Anerkennung. ° Sein neu und gefhmadvoll aufge-
bautes Wohnhaus, Das während der Unwefenheit des Kaiferd
Alexander von Rußland in Nürnberg am geeignetften zur Aufs
nahme eines fo hohen Gaſtes befunden wurde, nebft dem
äußerft geräumigen und eleganten Gefchäftslofale, das
die Aufmerkfamkeit eineß jeden, die Wiege des deutfchen
Sewerbfleißes befuchenden Ausländers mit Recht feffelt,
die Umwandlung eines in der nächſten Umgebung dev
Stadt liegenden verödeten Plages in eine blühende Gar:
tenanlage, die gefhmadvolle Einrichtung des feit einer
Reihe von Sapren zum Vereinigungspunkt der gebildeten
Stände und des gefelligen Vergnügens dienenden Mufes
umdgebaudes, feine zwedmäßigen Anordnungen ald Co⸗
mite-Mitglied der Aktionäre vom Dugendteid) — find fpres
2) Bergi. Nürnb. Big. 1829 dv. Febr.
158 - Heinlein.
chende Beweife feiner raſtlos ſchaffenden Tätigkeit. Was
ihm jedody die ungetheilte Verehrung aller Stände im
sollften Maße fichert, ift die anfänglich einzig und allein
als Privatunternehmen begonnene Umgeftaltung der bis
dahin ganz verödeten und in jeder Hinlicht vernacdhläffige
ten nädften Umgebungen der Stadt Rürnberg. Nur durdy
freiwillige, mitunter ſehr ſpaͤrliche Beiträge unterftügt,
begann ee die Herftelung und Anpflanzung der Wege und
Spaziergaͤnge vor dem Gpittlers und Neuenthore, und
hatte bald die Freude, fein Werk gedeiben und fortfchreis
ten ze fehen. Dankbar werden feine Mitbürger den Nas
men eined Mannes ehren, der ald erfter Gründer dieſer
fo ſchoͤn gediehenen und feitden durch andere eifrige Be:
förderer weiter ausgedehnten Anlagen in iyrem Andeuken
fortzuleben verdient. — Als einen fchönen Zug feines
edlen Charakters verdient Auch noch angeführt zu werden,
Daß er gleich nad Empfang der Nachricht von dem gro⸗
Ben Brand zu Hof im Bogtland, wodurch fo viele hun⸗
dert Menfchen von Allem entblöft wurden, eine öffentlis
die Sammlung von milden Gaben veranftaltete, indem ee
neben einem großen Bagagewagen in det ganzen Stadt
berumging. Durch diefen gludlicyen Einfall wurden fo
viele Gegenftände zufammengebracht , daß fie auf mehres
ven Frachtwagen nach Hof gefchafft werden Fonnten,
| * 61. Johann Adolph Heinlein,
Buͤrgermeiſter u. Stadtrichter zu Wittenburg, wie auch Advokat dei
d. Juſtizkanzlei zu Schwerin u. Juſtitiarius d. graͤfl. v. Bern⸗
florfPihen Ritterguͤter im Großherzogth. Mecklenb.e⸗Schwerin;
geb. im J. 1798, geſt. d. 2. Febr. 18W.
Dieſer freiwillig Dahingeſchiedene, deſſen trauriges
Ende Alle, die ihn näher kannten, mit Mitleid und Thrä⸗
nen erfüllt hat, daß bei fonft fo vortrefflichen Eigenſchaf⸗
ten des Herzens diefes der Uebermacht dee Phantafie und
Empfindung unterliegen mußte, und den Referent fchon feit
Jahren zu feinen liebften und bewährteften Freunden
zählte, wurde zu Wittenburg im Gtoßherzogthum Med:
lenburg: Schwerin geboren, Sein dort noch lebender Va⸗
ter Joh. Georg H., früher Mitglied des dafigen Magi:
ſtrats und ein anerkannt techtfchaffener Bürger, ließ es
ſich vereint mit der treuen Mutter die angelegentlichite
Sorge feyn, feinen Kindern eine angemeflene Bildung
und Erziehung zu geben und fparte nichts für dieſe —
Bwecke. Adolph. als der zweite Sohn zeigte vor feinen
6 Z ee Ze
Heinlei, 189
** Geſchwiſtern ſchon fruͤhzeitig die von det Natur
« ihm reichlich verliehenen geiftigen Anlagen und Fähigkeie
ten, und um dieſe der Entwicklung näher zit führen, wurde ?
er, nachdem er anfänglich die kleine Baterftädtifche Schule
befucht hatte, gefchickten‘! — anvertraut und ges
noß für die legten Sahte feiner Kindheit den Unterticht des
als Schulmann und Erzieher gleich ausgezeichneten Docz.
tors der Philofophie Tibuttius , — Lehrers am Kar
tharinäum zu Luͤbeck. Als Diefer in der Folge Witten⸗
burg verließ, ging auch H. auf das Ghınnaftum nach Kübel
und machte hier in Eurzer Zeit: fo bedeutende Fortfchritte
in Sprachen und Wifjenfchaften, daß et fchon in feinem
18. 3: mit dem Beugnifje der Reife verfehen die Univers
fität Göttingen beziehen konnte. Hier widmete er ſich
« mit.großem Eifer der Tutisprudeiiz bid zum 3. 1818, wo
die dortigen Untuhett feine Studien ünterbtadhen und er
fid)_zue Kortfegung und Beendigung, derfelben nad) Rod
Fo begab, Rach erhaltenem Rotakiat dafelbft wurde er
ein Jahr datauf (1821) Advokat bei der Jufizkanzlei In
Schwerin und —* dieſes Gerichtabofes. Gei
Fleiß, feine Geſchickiichkeit und Treue in feinen Arbeit
erwarben ihm bald Adıtung und Vertrauen und fü
Praris, weiche et in Wittenburg Betrieb, Berichte RL
von age zu Bag Ih 3,1825 Übertehg ihin dee don,
dänifche Ötantsminifter Graf 9. Betnftotff Das Zuftitias
riat auf, feinen fämmtlihen ih Medlendutg gelegenen
Gütetn, in olge deffen 9. zttm zmweitetmal won der Jus
ftizlanzlet eraminitt und den 26. Now, als Nicıter Jue
Verwaltung der Pattimonlalgerichtöbarkeit in den große
berzoglichen Landen recipirt wurde, Im folgenden I
1826 erhielt et die Adjunctur des Wittendutger Stadtfes
kretatiais, wurde 1827 Auditor beim daſigen Gtadtges
tigt und gleidizeitig daneben Actuatius bei dem verein"
ten Patrimoniaigericht, das in MWittenburg feine Gig
hat. IS darauf im J. 1828 der Gerichtsrath und Bürs
germeifter Ahrens*) in die Ewigkeit überging, wurde ee
einftimmig von der Bütgerfchaft zu defien Nachfolger im
Amte erwählt und der Großherzog beftätigte nicht nur
diefe Wahl, fondern beauftragte ihn auch unterm 31. Mai
d. 3. mit der Verwaltung des dortigen Stadrichterdiens
Red. — Schon während. feiner Studien in Roſtock Lite
. im Stillen an Hypochondrie, welche ihn oft dergeftalt
jeinigte, daß er ganze Tage lang die Giufamkeit fuchte
*) Defi. Blogs: 6. Jahrg. ©.E81. d.Metr.
160 Ä Kuͤhnel.
und ſich bier In finſtere Gruͤbeleien verlor. Damals wur⸗
de er — E— davon geheilt, und wenn nicht ſo⸗
fort ganz, fo fuchte er doch in der Folge durch Zerſtreu⸗
ung und nicht zu anhaltende geiftige efchäftigung fich
immer mehr davon zu befreien. Fuͤr feine Geſundheit
blieb er dis immer ſehr velbeat und noch wie Referent
ihn im Sommer 1828 zuletzt beſuchte, klagte er über den
errutteten Zuftand feines Körpers und meinte, daß er
eine Jahre wohl nicht hoch bringen würde, Wirklich ſah
er hoͤchſt elend aus und es ftand zu vermuthen, Daß ent»
weder fein altes Webel zurüdgekehrt oder er fonft noch
auf irgend eine andere Weiſe körperlich oder geiftig ers
griffen worden fei. Die vielen Arbeiten, welche ihm her⸗
nad) durch die Hebernahme der oberften Stadtleitung zus
fielen und welche er ſich bei feiner allzu ängftlichen P ihte
treue wohl gar fehr vermehrte, fleigerten auch Bald den
Grad feiner Krankpeit bid aufs Höchfte und machten all»
emein für ihn beforgt. Alle feine Aeußerungen fprachen
Ainzufriedenheit, nit mit der Welt, fondern mit ſich
ſeibſt aus, und fo ward endlich der innere Kampf herbei⸗
efuͤhrt, welcher die That erzeugte, daß er fchon in einem
Iter von 30 3. ſich felbft den Zod gab. Man fand ihn
auf dem Hofe feines Wohnhauſes erſchoſſen.
Schwerin. Dr, Brüffow,
* 62. Andreas Friedrih Kühnel,
Doctor d. Medicin, Interims⸗Phyſikus u. ausübender Arzt im Amte
. und der Stadt Rendöburg ;
geb. d. 21. Mai 1769, geft. d. 8. Febr. 1829,
Derfelbe wurde zu Kiel geboren, fludirte auf dafiger
Hochſchule die Medicın und Chirurgie uud wurde dafelbft
im 3.1796 zum Doctor derfelben promovirt, Bis zum
3. 1797 verblieb er dort als praktifcher Arzt, ward aber
. aledann zum Interims-Phyſikus und ausuͤbenden Arzte
Im Amte Rendsburg ernannt.
Schriftftellerifche Arbeiten von ihm find: Dissert,
inaug. de Dysphagia chronica,.Kiel, 1796. — Bemerk. üb.
d. Schafzucht in den Herzogthäm. Schleswig u. Holftein,
auf einer Reife gefammelt v. &. Viborg. Aus dem Däs
nifchen überfegt; in den Schledw.-Holftein. Provinzialbes
tihten 1797. 8.6, ©&.107—24. — Bon d. Nugen d.
Seeſtrandwegerichs (plantago maritima) zur Werhütung
des Wegſpuͤlens der Erde durch die Elbe und die Weft:
fee, von Andrefen. Aus d. Dänifchen überf.; ebend. 5.7,
u
162 Löfener.
fhieden von der Melt, doch Immer würdig berhaftigt,
ertrug fromm und flandhaft bie Leiden feiner legten Les -
benszeit und entfchlief in feinem 79. Lebensjahre.
64. 3. ©. Löfener,
Conrector am Gymnafſium zuıSalzwedel, vorm. Organiſt zu St.
Marien daſelbſt;
geb. im 3.1769, geil. d. 5. Febr. 1829 *),
Seit 1791 bekleidete der Berewigte das Gonrectorat
zu Salzwedel, wobei er jedoch vorzüglich für Muſik thaͤ⸗
tig blieb; und wenn auch fein muſikaliſches Mirken ſich
nur meift auf feinen Wohnort beſchraͤnkte, fo war es doch
während eines Beitraumd von beinahe 40 3. von dem
fegensreichften Erfolge begleitet, — Er genoß Unterricht
im Klavierfpiele und zugleich in den Regeln der Harmo⸗
nie von dem damals lebenden gründlichen Theoretiker,
dem Gantor Leif. Außer dem Klaviere übte er auch alle
Bogeninftrumente und erlangte auch auf diefen bald eine
nicht geringe Bertigfeit. Auf der Univerfität Halle
blieb er neben der "Sheologie der Muſik treu ergeben,
nahın an den Concerten thätigen Antheil und erheiterte
- Sich daneben mit theilnehmenden Kreunden in Quartett:
Unterhaltungen. So vorbereitet, wurde er im 21. 3. als
Behrer und Organiſt angeftellt. Was er hier für die
Mufit gewirkt — died Alles zu erwähnen würde zu weit '
führen. Daher nur einiges Wenige. Sein Orgelſpiel
‚war auögezeichnet. Er fpielte den Choral einfach jedoch
mit veränderter „Harmonie, immer das Geſangbuch vor
ſich liegend, und theilte fichtbar eigene Andacht der Ge⸗
meinde ‚mit. Geine Borfpiele, ftetd im gebundenen Sty⸗
le, waren dem jedeömaligen Liede fo anpaffend, Daß audy
der Uneingeweihte 58 dadurch erhoben fühlte, und viele
dieſer Vorſpiele haͤtten gewiß eine weitere Verbreitung
verdient. Zuletzt zeigte ſich der Aufſchwung feiner Phan⸗
taſie in den Nachſpielen ſo maͤchtig, daß nicht ſelten feine
Freunde ihn zu einem laͤngern Verweilen aufmunterten
und ihm auch wohl Fugen-Thema's zum Ausfuͤhren vor⸗
legten, welches er immer gern that. Den Goncerten zu
Salzwedel war er der thätigfte und treuefte Führer und
wußte durch feine Geſchicklichkeit im Dirigiven es dahin
zu bringen, daB auch Ichwierige Compoſitionen mit öfters
nur geringen Mitteln glücklich ausgeführt wurden, Meh⸗
*) Lpzg. muſikal. Big. 1829. Nr. 2.
v. Hobe. 163
-tere8 wnrde von ihm eigends dazu componirt, vecht vieles
den befonderen Umftänden angemeffen arrangiert, Beſon⸗
derd verdient auch feine aufrichtige innige Theilnahme an
frohen und traurigen Begebenheiten der ihm vertrauten
Familien — und das waren beinahe alle — eine dankba⸗
te Erwaͤhnung. Bon feinen Gompofitionen find 6 — 7
Werke, beftehend in Variationen für die Glarinette, für
das Baffethorn, und in einer Ouverture für das Orche⸗
fter, bei Breitkopf und Härtel*) herausgefommen. Eine
große Anzahl findet fih hier und da im Manufcripte
erftreut, je nachdem, fich die Gelegenheit dazu darbot.
ei feinem Leichenbegängniffe zeigte ſich die innigſte Theil⸗
nahme der ganzen Stadt.
* 65. Charlotte v. Hobe,
Dichterin zu Neuftreliß 5
geb. d. 29. Nov. 1792, geft. d. 6. Febr. 1829,
Bu Ehemnig im Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwe⸗
ein geboren und eine Tochter des dortigen Hofmarfchalls
v. Hobe, wurde Charlotte zu Neuftrelig erzogen, wo fie
durch den Lehrer und Hofmeifter ihrer Brüder, einen aus⸗
gezeichneten geiftreichen Mann, den Grund zu einer wiffens
ſchaftlichen Ausbildung legte. Ihre Verhältniffe waren
der frühen Entwidlung ihres poetifchen Talents im All⸗
emeinen nicht günftig, Aber der Dichtkunft vermochte
fe demohngeachtet nicht zu entfagen. Moatthiffon war
er Erfte, der ihren poetifchen Berfuchen einige Deffentlichs
keit verfchaffte, indem er wehrere im Morgenblatte ein:
ruͤcken ließ. Geiftig und Eörperlich leidend und noch uns
bekannt mit der Mahrheit, daß der Menfch fehr viel ers
tragen Tann und muß, glaubte Charlotte ſchon im J.
1817 mit der Blüthe des Frühlings auch den Keim des
Lebens dDahinfchwinden zu fehen. Der Wunſch, in dem
Andenken ihrer Kreunde fürtzuleben, veranlaßte die erſte
Sammlung ihrer Gedichte, die fie unter ihrem Namen
und unter dem Titel: „Nordiſche Blüthen,” zu Berlin
1318 herausgab. Sie lebte feitdem bis zu ihrem ode
bei Ihrer Mutter in Neuftrelis. Außer den genannten
Poeſien hat fie noch dramatifche Dichtungen zu Neuftres
lig 1822 herausgegeben, In diefer Sammlung iſt „Bro:
pertia,“ ein Zrauerfpiel in 5 Aufzugen, und „der Gon⸗
delfahrer,“ ein Drama in 2 Abtheilungen, enthalten,
Jena. Dr. Heinr. Doͤring.
*) Deſſ. Biogr. 5. Jahrg. ©. 727 d. ee .
164
* 66. Friedrich Freiherr v. Falkenitein,
Dauptmann a. D. zu Laffahn im Regbez. v. Stralfunds
geb. im S.1771, geſt. d. 7. Febr. 1829.
Er ftammte von dee Linie der Zrautfon oder Traut⸗
fohn, eines der älteften Geſchlechter Deutſchlands, und
wurde als jüngerer Sohn des koͤnigl. preuß. Oberſten
gleihen Namens umd defin Gemahlin geb. v. Drechſel,
auf einem Nittergute bei Hof im Batreuthfchen ge
boren. Im elterlichen Haufe genof er feine erfte
ziehung und Unterricht in denjenigen Wiflenfchaften, die
ihn für den Stand befähigen konnten, dem er ſich
von feiner früheften Jugend an beftimmte und den auch
fein Bater für den lebhaften aufgewedten Knaben am
angeme enften hielt, nämlich fir den Militärftand. Schon
als 18jähriger be trat er daher, fich felbft überlafien,
in die Welt und. in die mit Lorbeern gekroͤnte Armee
edrichs des Großen ein, in welcher er bei dem damas
Ugen Infanterieregimente u. Bork, welches in Pommern
in den Städten Stettin und Anclam garnifonirte, als
Junker angeftellt wurde. Hier feßte ev neben feinem mit
Eifer betriebenen Militärdienfte die Studien fort und
wurde in kutzer Zeit zum Fähnrich und bald darauf zum
Lientenant befördert. — te er ſchon im Frieden ſich
durch Pünktlichkeit und Thaͤtigkeit audgezeichnet und die .
Achtung und Liebe feiner Sameraden und Borgefegen ers
worben yatie, fo begannen die folgenden Eriegbewegten
Jahre feinem Muth und militärifchen Talenten die Bahn
zu öffnen. 1790, da ein preußifches Heer gegen Oeſtreich
aufbrach, alte er bei der Befegung der boͤhmiſchen Grenze
on im Worpoftendienft fchnellen Ueberblick und Ent⸗
loſſenheit. 1792 zog er mit gegen Frankreich in Die
ogenannte Rheincampagne. Hier wohnte er allen Schladys
ten bei und zeichnete ſich bei Zatferdlautern und Verdun,
befonder& aber bei der Belagerung von Mainz aus, wo
ee bei einem nächtlichen Ueberfall des Keindes eine feinem
Gommando vertraute Schanze gegen den heftigften Sturm
vertheidigte und die Armee gegen großen Nachtheil ſchuͤtz⸗
te. Wie oft Minerva ihre muthigften Söhne fchügt und
denen, die fich fichern, eine Kugel fendet, fo wurde auch
er bei Landau gerade duch ein Wageftüch gerettet. Waͤh⸗
vend er nämlich fich zu einem gewagten Unternehmen freis
willig gemoldet hatte und aus dem Lager marjchirt war,
wurde daffelbe vom Feinde überfallen, fein Belt, in
welchem man ihn noch vermutbete, von vielen Bajonetten
%
v. Bälfenfiie... 166-
An Dutech] id ſeir uͤckgel⸗
J 35 an fein ——— a eG
Mühfeligkeiten des Srieges bag Bi: ihn doc
Baar — u und fein: en Ges
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dtheit 1 lickende
Se ihn der at er “
et jutant ind Hauptquai
ale gen gun Pre ein wich: Dienfe
‚ation von Keataı
* "Koseinögto, und Dombrowsky traten,
matfwirte er ‚1794 mit Polen, wo. er mit gleicher
"Andzeicpnung diente, und kehrte a
die Garnifon, nel ıclam zuruck eine Gewandt-
jeit in gefelligen fen und ſein — — Sinn
achten ihm auch hier und befonderd beim zarten Ger
ot ne ** feines ey Bach — Aue einem
⸗ 0 ſid der ganze Ba: er ft Be
— lernte * Adelaide v, Wolfradi —
37 —3 — — ‚ine A ine
z N — Die Liebe di zejäpeigen
gi — une fanften Adelaide, erwiedert,
Mit dem Seüplingg Kor van 100 ante ihr die Mycthe im’
und HGym⸗ :önte den Bund der Liebe. — Seht,
ae das nicht mehr feines Armes
me und fein Herz feiner Gattin geweiht war, nabım
S. 1797 nad) ABjäptiger Dieuftzeit feinen Abs
— der ihm mit ehrenvoller Auszeichnung ertheilt wur⸗
Ex widmete ſich ige einem ftillen häuslichen Leben
und Eaufte der ein ben! ae — ‚Pommern,
— zwei andere ene im Preufifchen bei a,
lebte ex i fe einer g) chen Familie,
IM der feine Apdelail ſcheukte, das unpetbeinz
gen ide 3: 1806 anbrad). ift nicht bekannt, was in
tiefen trüben Jagen die Grundbefiger, namentlid) die,
deren Landgüter mahe an der Heerſtraße Tagen, itten!
Dies fortwährenden Einquartierungen (ara allein “
janzen Ernten verzehren z wollen umi
Binden, am die unerfhwingti Sontrihutionen
Bring Zu gewiffenhaft ‚Befehle feiner =
auge har lieferte v. inen bedeutenden eich
F} aa! dem bedrüdten‘ 5 aus. —
ut verlieh iha auch den Draug⸗
166 o. Zalkenſtein.
falen_ und bei der Sorge um feine Bamflie nicht. Nach
dem ſchmerzlich erfauften Brieden von 1807 fuchte er fei-
ne zerflörte Landwirthſchaft wieder aufzurichten, Die zur
Schlachtbank getriebenen Heerden, die Durch das —8
Requifitionsſyſtem geraubten Saaten und das verbrannte
Ackergeraͤth wieder zu ergänzen, — Im J. 1809 traf das
Schickſal mit ſeinen Dornen am tiefſten fein biederes
Herz, Er ſtand mit 8 Söhnen und 8 Joͤchtern weinend
am TJodbette feiner Adelaide, welcher die ungluͤcklichen
Tage den Keim des Todes in Die Bruſt getragen hatten,
8, 5, lebte nun gerütaesogen ‚, nur der Erziehung feiner
Kinder, die er über alles liebte und denen er zwar ein
firenger, aber zärtlicher Bater war. Die zarte Pflege,
welde Indeffen die jüngften feiner Lieben, die häusliche
Hilfe, die feine ausgedehnte Landwirthfchaft bedurfte, ver-
anlaßten ihn endlih nach zwei durchtrauerten Jahren,
feinen Kindern eine Mutter, feinem Baufe eine Wirthin
zu geben. Nachdem er wie ein Freund feinen Alteften
Kindern diefen Entfchluß mitgetheilt, glaubte er beides
vereinigt in Dorothee v. Quiftorp, einer Gouftne feiner .
verblichenen Adelaide zu finden, vermählte fich mit ihr
und der Kreiß feiner Lieben wurde nach mehreren Jahren
um 1 Knaben und 4 Mädchen bereichert. — Nachdem im
. 1812 die franzoͤſiſche Weltherrſchaft in den Schneeges
Iden Rußlands gebrochen und 1813 Deutſchland ſich ers
ob, um ſich aus den Feſſeln zu ringen, da trat auch er,
der mit dem Stolz des preußifchen Namend gebeugt war,
als Patriot hervor. Trompetenklang weckte den militä-
rifchen Geiſt des Veteranen von neuem und nur mit Muͤ⸗
he brachte er der Liebe zu feiner Familie dad Opfer, fei-
nem Wunſch, den Fahnen in den Freiheitskampf gu fol-
en, zu entfagen. Aber auf andere Meife fcheute er Leine
pfer zum Dienfte feines Vaterlandes. Rings ermunterte
er die wehrfähige Jugend, gab Pferde und Waffen und
felte fie exercirt in die Reihen der freiwilligen Jaͤger.
%
Selbſt feinen Alteften Sohn, einen 14jahrigen Knaben, an
dem ee mit väterlichem Herzen hing, ließ ev aus der
Schule in die Reihen der Baterlandevertheidiger treten, '
erft als Soldat ihn feierlich confirmiren und mit feinem
Gegen ind Feld dem Feind entgegengiehen. Cr felbft
eilte in die nächfte Kreidftadt, um Dort Die jungen Land⸗
wehren zu erereiven, und als auch diefe gerüftet und zum
Kampf geübt die Heimat verließen, da widmete er feine
ganze Thaͤtigkeit der Drganifation des Landfturms, mit
welchem er Bohter vor daB befegte Stettin rüdte und als
x
“
v. Zalkenſtein. 167
erfahrner Kriegsmann fich zeigte. Wei jeder Zegrigt
von gewonnenen Schlachten der großen Armeen pre
bei dem Jubel eine bange Sorge fein Bateeberh, ob nicht
der Sieg ihn eine Sohn gekoftet habe, bis Kachrichten
son defien Leben und deffen Auszeichnungen vor dem eins
de, wie er verwundet nicht aus dem Gefechte gewichen
und ungeheilt wieder in die neue Schlacht gerädt war,
ihn zum gluͤcklichſten Vater madıten. Der Friedensſchluß
zu Paris von 1814 und die Ruͤckkehr ſeines Sohnes wa⸗
ren ſeine groͤßten Feſte. Kaum hatte er den muthigen
Knaben an fein freudiges Vaterherz geſchloſſen, als Die
Rückkehr Napoleons ihn wieder aus feinen Armen rief.
Er achtete den großen Corſen als Helden, aber er haßte
ihn auch als den Bedruͤcker feines Vaterlandes, als den
Demüthiger edler deutfchen Haͤupter. Jetzt, ein Zeitpunkt,
wo er gerade feine Landgüter ohne Nachtheil für feine
Bamilie verlaffen Eonnte, verpachtete er diefelben und Va⸗
ter und Sohn verließen die heimathliche Flur und den
weinenden Kreis ‚der Ihrigen. Während fein Sohn als
Faͤhnrich und bald darauf als Officer in einem Uhlanen⸗
zegimente diente, machte ev als Hauptmann den Feldzug
im Bauptquartiere des Generals v. Bülow (oder v. Tau⸗
engen wie Referent nicht genau weiß) mit umd Tehrte
t dem Frieden von 1815 in den Schoos feiner Familie
zuruͤck. — Die Opfer, die er feinem Baterlande im un⸗
luͤcklichen, wie im glädlichen Kriege gebracht, hatten
feine guten Bermögensumftände bedeutend gefchwächt, fo
aß er einen Theil feines Grundeigenthums verkaufte und
nur ein Landgut, welches er als ein Befigthun feinen
unmündigen Kindern feitftellen ließ, behielt. Später, Da
er mit wepmüthigem Gefuͤhl feine Lieben fich in die Welt
zerſtreuen fah, die 3 jüngern Söhne nach einander in bie
Urmee traten und die älteften Toͤchter fich verheiratheten,
da ferner feine Eörperlichen Anftrengungen fürs Bater:
Land feine Geſundheit erfegättert hatten und die druͤcken⸗
den Zeiten des Landmann erfchienen, da verkaufte er
auch das legte Gut und zog ſich in Ruhe nach dem Staͤdt⸗
- chen Laſſahn gurücd, wo er in ftiller Abgefchiedenpeit, nur
mit Intereſſe am Ergehen feiner erntfernten und nähern
Kinder lebte. Sein legter Wunſch war, den Abend feis
ner Tage bei feinem älteften Sohne, welcher in der Garde
dienend in Berlin verheirathet lebte, zu befchließen. Doch
bevor noch dieſer Lieblingswunfhh in Erfüllung ging,
‚wurde er, nachdem ihm der Zufall faſt ale Kinder noch
einmal an das Vaterherz geführt hatte, von der dunkelu
168 v. Geuſau.
d plöglich den Gelnigen entrifien. — Gine feltene
ensgüte, die nur gu ok gemißbraucht ihn dennoch mie
‚verfinfterte, bober Sinn für Ehre, lebhafte Gefühl
Recht, Anbänglichkeit an feine Familie, Liebe zum Bar
lande und Berehrung feined Könige machten die Grunds
dge feines Charakters aus. Sein heiterer und glüdlicher
umor, der vereint mit Religiofität ihm die Sorgen des
Lebens tragen half, blieb fein treuer Geführte bis zur
Fodesſtunde.
* 67. Carl Freiherr v. Geuſau,
großherzogl. bad, Großhofmeiſter, General der Cavallerie u. Groß⸗
kreuz d. großherzogl. Haus u.s Verdienſtordens — zu Karlsruhe.
geb, d, 8. Dec. 1741, geft. d. 8. Febr. 189.
Geboren zu Karlsruhe, wo fein Water als markgräfl,
badiſcher Oberjaͤgermeiſter und General des ſchwaͤbiſchen
Kreifes lebte, trat v. G. nachdem er eine forgfältige Ers
sieung genoffen, früh in holländifche Kriegsdienfte. Schon
m 3.1772 avancirte er zum Oberftlieutenant in dem
giment Baden und 1779 zum Oberſten. — Während ber
Friedensjahre hielt er fidy meiftend an dem Hofe des das
maligen Markgrafen Garl Friedrich von Baden auf, wo
er zugleich die Stelle eines dienſtthuenden Kammerherrn
betleidete. In dem Revolutionskrieg commandirte er eine
Brigade unter den Befehlen des Erbprinzen von Dranien,
jesigen Königs von Holland, wo er ſich bei allen Gele:
nenbeiten durch Zapferkeit und Umficht andzeichnete, wes⸗
wegen ihm im Aug. 1794 die Vertbheidigung der von den
Franzoſen belagerten Feſtung Breda anvertraut wurde,
weldye er den 25. San. 1795 an den franzöfifchen General
Lemaire mit der ehrenvolifien Eapitulation erft Hann über-
gab, als alle Borräthe aufgezehrt und die Befehle von
ben Generalftanten dazu gegeben waren. Er verließ hier-
auf den Holländifchen Dienit und zog ſich nach Karlsruhe
zuruͤck, wo er ‚zum Oberftlammerheren und Generalliens
tenant ernannt wurde. Sein Kurft brauchte ihn zu den
wichtigften Sendungen nad Petersburg, Moskau und
Stockholm und fchentte ihm fein ganzes Vertrauen, wel:
ches er auch in hohem Grade zu verdienen wußte Den
7. März 1308 ernannte ihn Garl Friedrich zum General
der Savallerie und Chef des Hufarenregimentd, 1809 zum
Kriegäminifter und 1811 wurde er unter Sutbenung Bon
diefem Portefeuille zum Großhofmeiſter ernannt. Abs
rend feiner Dienftzeit erwarb er fich noch folgende oͤffent⸗
Clafing — Bratring. 169
che Auszeichnungen: Bom Kaifer Paul von Rußland
den St. Annenorden 1. Klaſſe, von Schweden das Groß:
Brenz des Schwertordend. Eben fo verliehen ihm die Ne:
eyten Baden, denen er dierite, die großen Bänder des
gi elitads, Militärverdienft: und Zaͤhringer⸗Loͤwenordens. —
binterläßt den Ruf eined dev. gerechteften und Ereueften
Diener des Haufes Baden. |
Karlörube, Bon feinem Berehrer
v. Preen, Major.
68. Johann Hermann Claſing,
Componiſt u. ausuͤbender Kuͤnſtler auf dem Pianoforte zu Hamburgs
. geb. -» . co « geft. d. 8. Gebr, 1829”).
Er war ald Virtuos auf Dem Fortepiano ausgezeich⸗
. net und erfreute Durch fein Spiel in Goncerten, welche er
öfters zu Hamburg gab und für welche er auch eigene
Gompofitionen wählte. — Sein Süwacıer Körper wollte
den freiwaltenden ſchaffenden Geift nicht Länger feſſeln;
ee entfchwebte zu höhern Regionen, in denen ihm nun
die Barmonien ertönen' werden, von welchen er oft die
Woͤnſten Anklänge vernehmen ileß. Seine letzten Werke,
ie Dratorien: „Belſazar⸗ und „die Zochter Jephta's“,
welche zu dem Herrlichſten gehören, was je im Gebiete dee
Tonkunſt gefchaffen worden, bleiben fein Denkmal, ... Er
lebt in den Herzen allee wahren Kunftfreunde, denen er
auch als Menſch lieb und tbeuer war. Ginige feiner
Schüler begleiteten ihn zum Grabe,
69. Friedr. Wilh, Aug. Bratring,
koͤnigl. Bücdherauctiond-Gommiffariud zu Berlin;
geb. d.8. Dec. 1772, geſt. d. 12. Febr. 1829”).
Er war zu Looſe bei Seehauſen in der Altmark ges
boren und früher Gehilfe bei der koͤnigl. Bibliothek,
dann wurde er 1803 geheimer erpedivender Sekretär bei
dem Forfldepartement des ehemaligen Seneraldirectoriums
in Berlin und erhielt 1818 die legte Anſtellung. — Gr
war ein vielfeitig wiffenfchaftlich gebildeter Mann, haupts
fächlich befchäftigte er ſich früher mit dee Laͤnder⸗ und
Bolkskunde und Statiſtik. Cr hat mande ſchaͤtzbare
Schriften, die in dies Gebiet der Wiſſenſchaften einſchla⸗
*) Abendztg. 1829. Nr. 866.
”) 8tg. fuͤr d. eleg. Belt 1839, Ar. 26.
170 | Bratring.
gen, beraudgegeben und vedigirte guerft das Journal der
neueften Lands und Seereiſen, das Demmächft , da ihm
feine Berufögefchäfte nicht mehr geftatteten, ihm die ge:
hörige Aufmerkfamkeit und Den erforderlichen Fleiß zu
widmen, mehrmals die Redactoren gewechfelt, ohne da⸗
Durch zu gewinnen, Geit er gerichtlicyer Bücherauctiond-
Gommiffarius war, machte er die fchöne Literatur Deutfch-
lands zu feinem Hauptftudium und legte eine volftändige
Sammlung aller Gedichte feit den frühefteu Zeiten an.
Er beſchraͤnkte fich nicht blos auf die für den Buchhandel
edructen Gedichtfammilungen und einzelnen Gedichte,
ondern dehnte feine Sammlung auch auf jedes einzelne
gebendite kleine Gediht — oft nur ein Gelegenheitöge-
icht — felbft auf Handfchriften aus. So hatte er z.
B. mehrere Gedichte handfchriftlih von Martin Orig. —
Dabei hatte er ausführliche Nachrichten uber das Leben
und Wirken der Berfaffer derfelben mit großem Fleiße
ufammengetragen,. Seine Abfiht war, das Reſultat
feiner Forfchungen und feines mühfamen Sammlerfleißes
ee Welt durch den Druck befannt zu machen, und ed
wäre fehr zw bedauern, wenn eine verdienftlige und
mähfame Arbeit nun für da8 Publikum verloren Be en
foßte, und zu wuͤnſchen, daB dieſe reihe und faft vollftäns
Dige Damm ung aller beutjehen Dichter nicht zerfplittert,
fondern einer öffentlichen Bibliothek einverleibt würde.
uch befaß der Verſtorbene eine fchägbare Sammlung
von Handichriften berühmter Männer und Frauen aus
feüherer und fpäterer Zeit, Regenten, Fuͤrſten, Feldherren,
Minifter, Gelehrten, Kuͤnſtler und überhaupt ſolcher Per:
fonen, die ſich einen Namen in der Geſchichte erworben
hatten, doch waren es unter den Gelchrten und Künftlern
nicht blo8 Die Heroen, fondern auch die von geringerem
Gehalte, und er hatte bei jedem kurze biographifche No-
tigen hinzugefügt. Auch diefe Sammlung follte wohl vor
Serfplitterung und Untergang bewahrt werden.
Se gab folgende Schriften Heraus: Magaz. f. d.
Land: u. Geſchichts kunde d. Mark Brandenburg 2c, Berl,
1798. — Die Grafſch. Ruppin in hiſt., geogr, u, ſtatiſt.
Hinſ. 1799. — Corſika in phyf., polit. u, topogr. Hinf. ;
in gabert Magnz. f. Geogr. Bd.5, ©. 123-164. 1797.
— Die Corſen; in d. Berlin, Archiv d. Seit u. ihres Ge⸗
ſchmacks. 1799. Sept. Nr. 4. — Außerdem lieferte er noch
viele anonyme Beiträge zu Babri’d Beiträgen 3. Gefch.
u. ſ. w. U. 3. defien Magaz. f. Geogr., beſ. d. Altmark
betr, — Reifen d. Spanier nach d. fee. Aus, d. Span.
v. Srolman. 171
überf. 1803. — Statiſt. topogr. Beſchreib. d. Mark Bran⸗
denburg. 3 Bde. 1804—1809. — Hiſt. geogr. Beſchreib. d.
Mediatſtadt Ermsleben im Halberſtaͤdt.; in d. Denkwür⸗
digk. d. preuß. Staaten. 1801. April ©. 418- 4804. —
Neb. d. Ladronen⸗ od. Marianen⸗Inſelgruppe; in d. allgem.
geogr. Sphemeriden. 1806. Nov. ©.,257—275. Dec. ©.
9—398, — eb, NReu-Georgien; ebd. 1807. Zul, ©.
258. — Unt.d. Namen Blumenau : Statifl, geogr. topogr.
Befchreib, v. Aegypten. : Halle 1793. — Die Luftiagd,
komiſch. Gedicht. Berl. 1800. — Ricotiana, od. Taſchenb.
f. Tabaksliebh. 1801. m. 8. — Beitr, 3. Geſch. d, Ges
wohnh. u. d, Luxus. m. 8. 1801. — Provinzial: Addreß-
handbuch f. Brandenburg, Yommern 20.1802. Desgl.
. d. Kurmark. u, Neumark, Brandenburg u. Pommern.
806. — Karl v. Bülows Forfttabellen nach v. Burgdorfs
Forſthdb. bearb. 1808. — Preuß. brandenb. Miözellen Jahrg.
1808 —5. — Allgem. Induſtrie⸗Addreßbuch v. Berlin,
1807 u. 1808; neuefte Aufl. 1816. — Mein Baterland Preu⸗
Ben nady f. Entftehen u. Aufblühen. 2. Ausg. 1808. ın.
1 Kart. — Journal f. d, neneften Land» u. Seereifen,
u. das Sntereffantefte ans d. Eänders u. Völkerkunde,
1808—1816. m. K. u. Kart. (Wird fortgefegt.) — Spa⸗
nien u. d. ſpan. Nation. 1809. — Allgem. Welt: u. Mens
ſchenkunde. 8 Bde. m. Kart. 1809-1813. — Allgem.
Reiſeencylop. 2 Jahrg. 1810 u. 1811. m. 8. u. Kart.
70. Carl Ludwig Wilhelm von Grolman,
eroßherzogl. heſſ. darmſtaͤdt. Staatöminifter für d. Depart. d.
Smern u. d. Juſtiz, Präfibent d. vereinigten Staatöminifterien,
beider Rechte u. der Philof. Doctor u. d. großberzogl. Haus: u,
Verdienſtordens Großkreuz — zu Darmitadt 5
geb. d. 23. Sul. 1775, geſt. d. 14. Gebr. 1829 *).
Die Familie Srolman flammt aus dem Preußifchen
und der Bollendete erhielt vom Könige von Preußen die
Adelöwärde, während die andern Zweige febon feit läns
gerer Zeit den Adel führten. Der Bater war landgräff.
heff. Darmitädtifcher geheimer Ategierungdrath und Mit-
gen der Provinzialregierung, Adolph Ludwig Gr. zu
ießen, wo aud Carl Gr. geboren wurde, Seine eche
wiſſenſchaftliche Ausbildung wurde ihm auf bem Gymna⸗
Tium feines Geburtöortes zu heil, Bier zeichnete er fich
*) Vergl. Beitgenoflen; neue Reihe Nr. 9, Desperud 1829. N
64 und a — Fall z neue Reihe Mir. 9, Deöp .
172 v. Grolman.
on früh durch ein edle Emporfireben, anhaltenden |
&
Ser und ſchnelle Faſſungggabe aus. In allen Klaffen
elangte er zu den oberfien Stellen und hatte diefelben
n feinem 16. 3. bereits ſaͤmmtlich durchlaufen, fo daß
er, mit den beften Schultenntniffen ausgeruftet, die Sans
deöuniverfität in einem Alter beziehen konnte, wo andere
Sünglinge gewöhnlich noch mit den Worbereitungäftudien
Dazu beihä ige find. Gr., dem in allen Berhältniffen
die Außenwelt niemals fremd blieb, nahın an dem foges
nannten Burfchenleben in fofern Antheil, als folcyes feis
nen übrigen Beſtrebungen zufagen Eonnte, und er bat
auch feinen Muth, mach Den egriffen feined Standes
und feines Alterd, in einem Zweilampfe auf eine Art
erprobt, die ihm bie Achtung feiner Univerfitätägenofien
auch von diefer Geite fiherte, Mir erwähnen dieſes abs
fintlih, weil Gr. ſpaͤter mit auffallender Strenge fich
-ofen Univerfitätöverbindungen widerfegte und die Stimme
der Studirenden Dadurch gegen ſich reiste. Er widmete
fich mit Fleiß und mit dem gludlichften Erfolge dem
Studium der Rechtswiſſenſchaft und kein Zweig derfel:
ben blieb von ihm unerforſcht. Um jeder Einfeitigkeit
zu entgehen, bezog er auch noch die Univerfität Erian⸗
gen und Eehrte, nachdem er hier den Gyclus feiner alas
er feven Studien gefchloffen hatte, in feine Baterftadt
zurüd. Hier bewarb er fich um den alademifchen Grad,
der ihn, ‚nachdem er durch feine Differtation: de dona-
tione propter nuptias feine Befähigung bewiefen, 1795
ertheilt wurde. Gr bewährte als Privatdocent feinen
Beruf für den akademiſchen Lehrftuhl, wurde 1798 außer:
ordentlicher Profefjor und vudte 1800 als ordentlicher
Lehrer der KRechtswiſſenſchaft bei der Landesuniverfität
ein. — Seine nunmehr betretene literarifhe Laufbahn
war nicht ohne Dornen, Det Hauptzweig feiner wiſſen⸗
ſchaftlichen Forſchungen im weiten Gebiete der Jurispru⸗
denz war das peinlidhe Hecht, und er wurde, wenn nicht
Grfinder, doch Hauptbegründer der Präventionstheorie,
Den Ruhm, den er Ti als Schriftfteller erwarb, und
der große Beifall, den feine mündlichen Vorträge fans
den, reisten die Eiferſucht des damaligen Kanzlers der
Univerfität, ded Geheimeraths und Profeſſors Koch. Dies
fe batte auf den Ruf des erften Rechtögelehrten Ans
peuch machen koͤnnen, ſah nun nicht mit günftigen
Augen dad aufftvebende Talent feined jüngern Amtöge;
neffen und ließ ſich oft won feiner Beidenfchaftlichkeit hin⸗
reißen, feinem Rehenbuhler auf eins Art entgegen zu tre⸗
1%
Pe vernak m
Inte er ſich nur m Bf man Gr.s
| und it, = feinem
Aus Gegner. —* —
Gr 9— kurze B uts
wiclung d. techtlichen Natur + dab zone jäftes 4,
f fhloffen würde,
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den bearbeitete,, -.
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Bee aan — en
— liegen —
Vorieſungen gehalten worden Bereits in
machte Or. dem Anfang mit der ‚Hetaußgabe feines „Mas
4 die Philofophie des Rechts und der Gefe fegue:
—J 3 eb erſe 89 Davon im folgenden Jahre
5 — * u en d. Menfigen it, Bürz
& rd" erfhien 1799 — 1800, bearbeitet von man,
— en 4
“
174 v. Srolman.
Streafgefeggebung, nebft der Entwidelung d. Lehre von
d. Maßſtabe der Strafen u, der juridifhen Imputation.
1799", Seine „Theorie des gerichtl. Verfahrens in buͤr⸗
gerl. Rechtsſtreitigkeiten nach gemeinem deutſch. Rechte
entworfen. 1800. (3. Aufl. 1818)" iſt nach dem Urtheile
der Kenner fein trefflichftes Werl, Nach Gründung des
Rheinbundes trat. auch für Heffen der mögliche Fall ein,
Daß das napoleoniſche Geſetzbuch in Wirkſamkeit ges
fegt werden dürfte. Dies veranlaßte Gr. das franzöft-
ſche Recht zum befondern Gegenftande feines Studiums
zu machen; er beurkundete durch die 3 erfien Bände fels
ned „ausführlichen Handbuchs über Code Napoleon zum
Behufe wiſſenſchaftlich gebildeter deutſcher Geſchaͤfts⸗
männer”, die von 1810— 1812 erſchienen, wie er bisher
ihm fremde Gegenſtaͤnde zu durchdringen vermochte. Die
eingetretenen Staatsveraͤnderungen unterbrachen die wei⸗
tere Erſcheinung dieſes Werks, das auf 10 Bände berech⸗
net war. Gr.ö literärifche Laufbahn, die wir bier in
ungetrennter nreibenfolge gegeben haben, fchließt mit eis
ner procefiualifhen Schrift „über olographe und myſti⸗
je Seftamente”, die er 1814 heraudgab. Cr fiegte hier
n einem Nechföhandel, allein diefer Sieg über die Ges
genpartei, der 9. v. Almendingen diente, hatte die traus
tige Folge, Daß er ſich mit diefem alten Kreunde ent:
weite, — Wir werden nun Gr. in feinem Wirken als
ehrer und Kanzler der Univerfitat Gießen zu beleuchten
fuchen und zulegt ihn ald Staatsmann ſchildern, ald
welcher er vielleicht von feinen früher aufgeitellten theos
retifchen Srundfägen abweicht, wa8 man hart an ibm
getabeit bat, Doc wir. werden fehen, daß das Meifte
n den Beitverhältniffen Tag, was man gegen ihn ange⸗
füpet hat, — Sein Ruhm als akademiſcher Lehrer ifk
unbeftritten und fein Lob allgemein. Außer Prozeß und
CEriminalrecht trug ee auch Naturrecht vor und er vers
dankte den. ehe häufigen Beſuch feiner Borlefungen,
nächft der tiefen Gründlichkeit und Klarheit, mit welcher
er auch die ſchwierigſte Materie zu behandeln wußte, feis
nem imponirenden nnd angenehmen Vortrage. Er bes
biente ſich weder der .Hefte, um abzulefen, noch dictirte er
an Suhorern, daher war von Seiten diefer immer die
rengfte Aufmerkfamkeit nöthig, um etwas Zuſammen⸗
hängendes zu bekommen. Sein geundliches Studium des
peinlihen Rechts erkannte die Staatöregierung an, und
zwar dadurch, daß fie ihn nebft dem Hofrath Schwabe
m Gießen mit der Entwerfung eines neuen Strafcoder
[4
| v. Srolman. 175
beauftragte. Doch iſt dad Mefultat ihrer Arbeiten nie
. bekannt geworden. Im J. 1803 nahm Gr. an der Com⸗
miffion Theil, die beauftragt war, die Haupfgrundzüge
u entwerfen, nach welchen das Gramgöfifee Recht einzus
uͤhren fei. Kuc bier fah man keine Refultate; deſon⸗
ders traten Gr, und Almendingen mit beftimmter Meis
nungsverſchiedenheit gegen einander auf, weil nach des
Erſtern Meinung Legteree den Geift jener Verfaſſung
gänzlich entkräften wurde, Dieſe Entzweiung zeigte ſich
auch öffentlich, doch behauptete Gr. in allen Schriften
gegen Almendingen eine edle Maͤßigung. Gr.s Nectos
rat, dad er im J. 1810 und 1811 bekleidete, darf darum
nicht unerwälmt bleiben, weil während deffelben ein hars
ter. Kampf gegen die akademiſchen Verbindungen begann,
gegen welche alle Behorden deutfcher So (ante mit
Verfchiedenem Erfolge gekaͤmpft haben. Wielleicht nicht
ohne Einfluß Napolcons, dem der Geift, welcher auf uns
fern Hochſchulen herrfchte, nicht. gefallen tonnte, geſchah
ed, daß unter Gr.8 Nectorat die Eandömannfchaften auf
der Univerfität Gießen Gegenftand einer befondern Aufs
merkfamteit wurden. . Seinem Untrage gemäß, den man
von ihm amtlich verlangte, wurde ein alademifches Dis⸗
eiplinargericht organifirt und dieſes mif einer. Macht auds
gerüftet, die zur Grreihumg des bedbfichtigten Zweckes
durchaus nöthig fehien. Gr. blieb beftändiger Director
diefed Zribunals und behauptete immer eine an Strenge
renzende Energie gegen die Studirenden. In diefe Seit
alt das eifrige Studium Gr. im franzöfifchen echte
und fo ift es wohl zu entfchuldigen, wenn er fich zu
den franzöfifchen Inſtituten hinneigte und der MWelts
Eluge wird ihn nicht tadeln, wenn er ſich den damaligen
Gewalthabern zu nähern fuchte und mit Männern in
Berbindung trat, die fich entfihieden für die herefchende
Partei und ihre Grundfäge ausſprachen. So viel ift wes
nigftens gewiß, daß die herbeigeführte Staatskataſtrophe
auch Gr.s Benehmen fichtlich änderte; Imconfequenz tn
feinem Handeln fyringt um fo weniger in die Augen,
weil er immer befonnen handelte und mit feinen Anſich⸗
ten nicht leicht frei herausging. Die 1814 angeordnete
Landesbewaffnung durch Errichtung einer Landwehr gab
Sr. Gelegenheit, fi als Patriot zu zeigen und duwar zu
einer Zeit, wo der gaͤnzliche Umſturz jenes Maͤchtigen,
vor dem Europa gezittert, noch keineswegs gewiß war.
Er übernahm freiwillig die Stelle eines Bataillons⸗
Chefs und Die feurigen Reden und Sagesbefehle, Pic eu
180 Schloſſer.
das Miniſterinm aufgehobene Gommiſſion sur Bearbel⸗
tung einer neuem Civil⸗ und Geiminolgefeegebun unter
feiner Leitung wieder thätig und die Oberappellationöge-
zichtöräthe Floret und Knapp arbeiteten an derfelben.
Die mit Erledigung diefes Aafto 8 verfnüpften Arbeiten
und die praktiſchen Geſchaͤfte der Staatsverwaltung, wel:
che in Gr.s minifterieler Sphäre liegen, waren die letz⸗
ten Segenftände feiner wugemeinen Spätigkeit, Und mit
echt mußte man ftaunen, wie er eb vermochte, bei der
ihn faſt druͤckenden Laft von Befchäften, jedem fo zus
eänalich zu feyn und Die geringften Eingelnheiten feiner
»ielen Dienfizweige fo Elar zu überfchauen. «Er Lebte faft
ausfchließend feinen Gefchäften und feiner Familie; nur
felten ſah man ihn im Theater. In fpäterer Beit, feit-
em des Großherzogs K. H. ihn mit Dem ehemals von
Bimptichen Gute von Gundernhanfen belohnt hatte, bes
ſuchte er manchmal die Iagd. Indem er einen feiner
ehnlichften Wünſche, die Errichtung eines neuen Gebäus
es für das Symnaflum erfüllt ſah und ſich noch wohls
geräftet fühlte, fein Leben Durch lange Thaͤtigkeit fes
‚gentreih zu maden, flach er und mit ihm viele ſchoͤne
Soffaungmm. eine Sattin, Emilie von Dewal, ward 9
Monate vorher von feiner Seite geriffen; fie hinterließ
ipm 3 Söhne und 4 Achter, Auch als Familienvater
und Privatmann gebuhrte dem Verewigten hohe Adytung.
Noch lange werden ſich bie Bewohner Darmſtadts erins
nern, wie @r., die hohe, anfehnliche Geftalt, gewöhnlich
in ſchwarzer Mleidung, in die Kanzlei oder aufs Schloß
ging; und daß er am Ruder des Staats nicht reich und
egütert wurde, ift ein Beugniß, das laut für feine Recht»
lichkeit fpricht und fo feinen Ruhm für die Zukunft fis
a oem er als Lehrer und Gchriftfteller immer behaup⸗
wird! —
* 71. Zriedrih Chriſtoph Schloffer, _
Doctor der Phil, großherzogl. bad. Hofr. u. Prof. d. Geſchichte
u. Director d, Univerfitätäbibliothek zu Heidelberg — + zu Nom;
geb. d. 17. Nov. 1777, get. d. 14. Febr. 1829.
a , Er war gu ever in Oftfriesland geboren und wurde
äter Lehrer an der Schule dafelbft, feit 1810 Lehrer am
aftum zu Frankfurt a. M., im I. 1817 großher⸗
ogl. bodiger Hoftath und Profeſſor der Geſchichte und
rector der Univerſitaͤtsbibliothek zu Heidelberg. Gr
Hatte fi sur Gerftelung feiner Gelundbeit vor einigen
Hargens. 181
Jahren nach Som begeben, wo er nach langen Leiden mit
Bode bahn. als Berfaffer des —ã : BZtoandi
n bereicherten Ueberfi von
endes Schrift: . „Ueber Etaatöverfaffung u. Staaisver⸗
: Da er 1812 zur Tatholifchen Kirche übergefteten war, fo
wird fein Rame oft in Verbindung m i
Univerſalhiſt. Ueberſ. d. Geſch. d. alten Welt u. ihrer
Gultur. Frankf. 1826 u. 1827.— Raturgefähle e. Minds .
aus d, 12. Jahrh.; im Morgenbl, 1808. Rr. 208. — ,
Heine. Effer Edgeworth, n. d. Franz. d. Beaülien; in d.
Beitgenoffen H. 4 (1816), ©. 151 — 170. — D’Espre-
end u. d’Entraigues, n, d. Franz.; ebd, H. 5, ©. 123
— 142. — . Elifabeth v. Frankr. u. Ludw. ‚Ant. Heinrich
v. Bourbon, Herzog v. Engbien, n. d. Franz. ©. 149 —
168. — Denkſchr. a. d. hohen Bundesverfammlung; in
Büchlers u. Dümges Archiv d. Geſellſch. altdeutfch. Ges
ſchichtsk. Bd. 1 (1820), ©. 73—79. — Auszug a. d.
Berheicn, d. St. Bartholom. Stiftöbiblioth,. 3. Frankf.
9 M.; ebd. Bd. 2, ©. 197— 212. — Bergl. Matthigd
5. Zortf. d. Rachr. v. Frankf. Gymn. S. 5. —
* 72. Chriftian Friedrich Hargens,
Doctor d. Medicin u. Adjunkt der medicin. Fakultät zu Kiel;
geb. d. 8, Febr. 1773, geft. den 15. Febr. 189,
Er wurde zu Eutin geboren. Ausgezeichnete Bäbig:
Teiten mit großem, Bu verbunden und eine Schule wie
die Eutiner war, ließen ibn fchon im feinem 16. J. Stu⸗
dent werden. Nur ein halbes Jahr ftudirte er in Kiel
—8 Biogr. ©. 80. dieſ. Jahrg.
Defl. Biogr. 1. Jahrq. S. 56.
v20) Deſſ. Bidar. ©. I dief. Jahrg.
182 v. Veltheint.
und ging darauf nach Jena, wo er 8 I. blieb, dann wies
Der nach Kiel zuruͤckkam und am 14. Nov. 1793 die mes
diciniſche und chirurgiſche Doctorwürde erhielt. Gein
Auf verfhaffte ihm bald eine bedeutende Praxis und in
demfelben Jahre erhielt er die Erlaubniß, Vorleſungen
auf der Untverfität Kiel zır halten, wurde 1794 zum Ads
juntt der medicinifchen Fakultät zu Kiel umd zwei Jahre
arauf zum Mitglied dee Gefelihaft correfpondirender
Aerzte gu Jena ernannt, Gr befaß ausgezeichnete literas
riſche und philologifche Kenntniffe, daher man häufig ihn
um Auskunft bat und bei ihm iq Raths erholte. Be⸗
ondere Genauigkeit beobachtete er im deutſchen Ausdruck,
daher die letztern Auflagen des ſchlesw. holſtein. Geſang⸗
buchs durch Ihn an Correctheit ſehr gewonnen haben. In
dem literariſchen Ausſchuß der Harmonie zu Kiel war er
viele Sabre hindurch nicht blofes Mitglied, fondern thäs
tiger Leitee und thätiger Förderer deffelben, und nicht
‚nur diefe Geſellſchaft, fondern Perſonen aller Stände bes
Hagen feinen Zod und bewahren ihm ein dankbares Ans
Denken. Mit dem gelehrten Etatörath Reinhold war er
befonder8 befreundet. Cr hinterließ eine Wittwe und
wei Kinder, eine Tochter, die an den Paſtor Schäge in
nterfee verheirathet, und einen Sohn, der nach rühms
lich uberftandenem Aurifteneramen im 3. 1826, gegens
wärtig in einem der Gomtoire der ſchlesw. holft. lauenb,
Kanzlei in Kopenhagen angeftellt if. — B.- war ein
ſehr arbeitfamer Mann, der jede freie Stunde mit Lefen
und Schreiben auöfülte. Im Druck erfchien von ibm
feine Diss, inaug, exhibens corum, quae in partu diffi-
cili et praeter naturali sub ipsam partus periodum per-
agenda sunt, sciagraphiam systematicam, Kilon. 1798. —
ehrere Abhandlungen, anonyme Auffäge und Weberfez«
zungen in Hufelands Auftläcungen für die Arzneikunde
und in deffen Annalen der franzöfifchen Arzneikunde.
* 75. Johann Auguft von Veltheim,
ednigl. hannov. Generallieutenant und Sohanniter= Ritter zu
Hildesheim ;
geb.d. 18. Jul. 1764, geft. d. 15, Febr. 18%.
Er wurde zu Stolzenau an dee Wefer unwelt Nien-
burg in der Grafſchaft Hoya geboren und war der jüns
ge Sohn des Lurfürftl. hanover. Generalmajord Friede.
tian v. B., welcher mit einer Freiin von Alvensleben
verheirathet war und an feinen im 7iährigem Kriege vers
186 Arnold — Mauritius,
nem Tünftig gleichen Beruf als Arzt Durch einen längern
Aufenthalt in Paris vorbereitet und flieht der Doctor:
würde in Kurzem entgegen. Ä
75. Georg Daniel Arnold,
Drofeffor d. Rechte u. Dichter zu Straßburg;
geb. d. 18. Febr. 1780, geft. d. 18. Bebr. 1829 *).
3u Straßburg geboren, vollendete A. feine Studien
u Söttingen und Paris und bildete ſich auf feinen Rei⸗
en durch Frankreich, Deutfchland, England und Italien
noch vielfeitig aus. Nach Beendigung feiner alademifchen
Laufbahn ward er als Profeſſor der Rechte nach Koblen
berufen; fpäter Lehrte er nach feiner Vaterſtadt zuruͤck,
wo er anfangs als Profeffor der Geſchichte, dann als
Srofeffor und Dekan der Rechtsfakultaͤt lebte. Gr gab
ein Werk über das römifche Hecht heraus; auch fchrieb
er eine Rotis uͤber feine Reife nach Italien und über bie
elfoffer Dichter, unter welchen ihm felbft eine ehrenvolle
@telle aebährt. Am meiften Ruhm erwarb er.fich durch
ein Euftfpiel: „Der Pfingftmontag”, in Berfen In Straß⸗
urgee Mundart gefchrieben. „Er bat uns ein Werk ges
liefert, fagt Söthe, dad an Klarheit und Vollſtaͤndigkeit
des Anſchauens und an geiftreicher Darftelung unendlicher
Ginzelnheiten wenig feines Sleichen finden durfte."
* 76. Karl Aug. Benjamin Mauritius,
Rector d. Stedtfhule zu Dainau in Schlefien;
geb. im 3. 1777, geft. d. 19. Zebr. 1829.
Das Gluͤck, an der Seite trefflicher Eltern in jarter
Kindheit geleitet zu werden, genop der Hingefchiedene
‚nicht, Sein Bater, Prediger zu Tzſchetſchenau dei Frank⸗
furt a. d. D., wurde ihm, ald er erſt 1 3. alt war, ent-
ziffen, und feine Eörperliche und geiftige Pflege blieb nur
der Sorgfalt.der hilfloſen Mutter überlaffen, und Hainau
war der Ort, wo er von Verwandten und edlen Freunden
eleitet, feine erfle Bildung empfing , von wo er 10
alt nah Halle ind Waiſenhaus kam. Ohne alle Hilfe
arm umd dürftig, Tam der Knabe hier an, wo er
bald viele Gönner fand. Acht Sabre verlebte er als
‚ Baifentnabe und erfreute ſich der Liebe feiner Lehrer,
fühlte aber doch bei zunehmendem Alter daB Alleinfein
*) Nuͤrnd. Correſp. 1829, Nr. 63.
188
77 * Chriftian Auguft Thon,
großherzogl. ſaͤchſ. Seheimerath, Kanzler der Landedregierung zu
Eifenady) und Eomthur d. großherzogl. ſaͤchſ. Hausordens vom
weißen Falken;
geb. d. 1. Jan. 1765, geft. d. 19. Febr. 1889.
Diefer von feinem Türen mit dem hböcyften Wer:
teauen beebrte , wegen der audgezeichneten Borzuge ſeines
Geiſtes und Herzens allgemein gelichte und gefchägte
Mann, von dem man nach römifchem Sinn mit Recht ſa⸗
gen Tann: vixit! geb mehrmals den Wunſch zu erkennen
aß man nach feinem Hinfcheiden nicht etwa aud au
die entferntefte Art Lobreden uber ihn ausſprechen
möge; aber eben deshalb, weil feine Beſcheidenheit feine
Vorzüge und ausgezeichneten Verdienſte vor ihm verbarg,
weil er das Wichtige, was er in der Welt geleiftet hatte,
lange nit fo hoch achtete, als diejenigen, Denen er ed
eleiftet batte, bedarf er, der fich Telbft das unvergängs
chſte Denkmal fegte, keines Lobredners, aber gern wird
mah doch Etwas von feiner Lebens: und Beiftesthätigkeit,
von feiner Dienftverwaltung, von feinem Emporfteigen bis
u feiner hohen Stufe des Staatödienftes leſen und fich
euen, daß Doch biöweilen aͤchte Tugend, ächtes Verdienſt
auch durch Erdenglud ſchon bienieden belohnt wird. —.
Er war zu Kaltenfundheim (Amtes Oftheim) geboren und
der Altefte Sohn Heinr. Ehriſt. Caſpar Thon's, Hofraths
und Amtmannd des Juſtizamtes Lichtenberg A Oftbeim,
und Julianen Ghriftianen. geb. Beuchelin, Tochter des
Amtd> und Polizeicommiffärs gleiches Namens zu Kalten
fundyeim. Schon in der früheften Iugendzeit zeigte ſich
bei ihm die Neigung zu den Wiffenfchaften. Dieſe zu er=
lernen, befuchte er von 1767 an mehrere Jahre das koͤnigl.
Dädagoglum zu Halle, wo er ſchon damald mit feinem
ebenfchüler in der oberften Klaffe, dem nachherigen Dis
rector und Kanzler der Univerfität Dr. Niemeyer *), einen
unzertrennlichen Freundſchaftsbund ſchloß, umd bezog im
3. 1771 die dafige Univerfität 1 3. lang. Im S. 1772
kehrte er auf einige Zeit in die Heimath zurüd und genoß
unter der Leitung feines Vaters, eines ſehr berühmten
praktiſchen Juriſten und Gefhäftsmannes, neben mehreren
angehenden Juriſten praktiſchen Unterricht in der Juris⸗
ve worauf er ſich zum zweitenmal anf die Univers
tät und zwar nach Zena auf 5 3. begab, gegen deren
nn}
.) Deſſ. Biogr. 6. Jahrg. S. 644.
Ende er nody die Führung eines Hrn, v. Harſtall übernahm.
Ehe er diefe Hochfchule verließ, vertheidigte er öffentlich
smter dem Präfidium Des nachherigen geheimen Juſtizra⸗
thes und Ordinarius Br. Reinhardt, dem er in dem praf:
tifchen Sheile der Rechtswiſſenſchaft durch Ausarbeitungen
‚and fonft viel zu verdanten hatte, die von ihm gefchries
bene Differtation: De effecta fori concursus creditorum
universalis ratione bonorum territorii alieni, und dedicirte
olche ©r, Eönigl, Hoheit dem nun verewigten Großherzog
arl Auguft*), Ron da nad beendigten Studien mit
tächtigen juridifchen und Sprachkenntnifſen 1776 in feine
Heimaͤth zurückgekehrt, erhielt er nach einer in fehr Me⸗
zer Seit wohl ausgearbeiteten Proberelation (er übers
reichte diefe and 13 Altenbänden gefertigt fchon am. dritten
Sage) unterm 9. Mai 1777 das Prädikat als Hofadvokat.
Um fich nun au in der damaligen fogenannten Reichs⸗
- "pearis üben zu Eönnen und dadurch ſich in jeder Hinficht
für einen künftigen etwaigen Gtaatödienft in feinem Ba⸗
terlande FEAR zu machen, benugte er eine Ginladung
des Hofraths und ritterfchaftlicden Gonfulenten Brenner
zu Schweinfurt, unter welchem er dafelbft einige Sabre
arbeitete. Im J. 1783 übernahm er zur Affiftenz des
Minifterd und Nitterhauptmannd Kreiberen v. Eichtenftein
zu Gotha die Stelle eines ritterfchaftlichen Sekretaͤrs,
welche ihm Gelegenheit verfchaffte, fich mit den damals
noch in ihrem hoͤchſten Flor beftehenden reichsritterſchaft⸗
lichen Berhältniffen bekannt zu machen, auch ſich in dem
damals noch gangbaren Reichsprozeſſe zu üben. Wald
nachher erhielt er von feinem angebornen Landesherrn den
Auf, in das Regierungscollegium zu Weimar als Aſſeſſor
einzutreten. Indeſſen folgte ee diefem Aufe nicht, weil
feine Lage in feinen jegigen Verhaͤltniſſen fich fofort bes
deutend verbefferte, wozu noch kam Die zugefagte Expec⸗
tanz auf eine einträglichere Stelle, die ſich jedoch wegen
Deren verzögerter Erledigung nicht alsbald realifirte,
Dieferhalb bewarb er fich durch feinen Vater im 3. 1788
um eine Stelle im Regierungscollegium zu Eifenady, all=
wo durch Den Tod des Hof: und Regierungsrathes v. Hell:
feld eine Vakanz eingetreten war. Seine Bitte wurde
ewährt durch Ernennung zum NRegierungsrath mittelft
Päcpiten Dekretes vom 27. Aug. 1788, der unterm 16.
Sul, 1791 die Beförderung zum Hofrath folgte Sich
hier auszuzeichnen fehlte 06 ihm nicht an Gelegenheiten ;
*”), &, Leben 6, Jahrg. S. 465 d, Nekr. 9
AR
* 78. Johann Georg Weber,
Diakonud u. Rector zu Ummerficht im Zürftenth, Hildburghauſen;
geb. d. 17. Aug. 1799, geſt. d. 19. Zebr. 1829,
Er war zu Hildburghaufen geboren und der Son
eines unbemittelten Bürgers und Schuhmachers, der ſich
war ehrlich nährte, für diefen, den theologifchen Stu—
Bien ch widmenden Sohn aber wenig thun konnte. Die
Schwierigkeiten vermehrten ſich, als dieſer fchon 1819
ftarb, als er eben die Akademie zu Iena bezogen hatte,
Rur 23 3, durch Gtipenbien unterftügt, Tonnte er ſich
Dafelbft aufhalten. 18 Gandidat hier- aufgenommen,
wurde er Hauslehrer bei einer adligen Bamilie zu Loſch⸗
wig bei Dresden und blieb e8 5 3. 2 Wonnte lang;
Darauf lebte er 2 I lang als Privatlehrer in feiner Bas
terftadt Hildburghaufen, und wurde endlich zum Diakos
nus zu Ummerftadt (Didcefe Heldburg), den 16. NRonbr,
1828 ordinirt. Mit diefem Amte war das Rectorat das
- felbft verbunden worden, und das gab ihm, demfo oft
vom Schickſale verfolgten, dem frühen Tod, Sein Eifer
uͤr Schulordnung hatte einen daſigen Bürger ıgereizt,
hn in der Schule in Gegenwart der Schüler mit Unges
flim zur Rede zu fielen. Nach wenigen Tagen erlag er
der dadurch veranlaften Semüthserfchütterung und Farb .
2 Wochen nad) dem Antritt feines Amts im SO, Les
en |
Sabre.
Hildburghauſen. - Dr. Genßler.
79. Gottfried Chriftian Haberland,
emerit. Rector des Lyceums zu Wernigerode.
geb. d. 7. Dec. 1749, geft. d.22. Febr. 1829 9).
Sein Geburtsort iſt Meiningen. Hier befuchte er
als Knabe die Lateinifcye Schule, um ſich auf die Uni:
verfität vorzubereiten. Michaelis 1769 bezog er die
Univerfität Jena und fubinte dafelbft TZheologie und
drueege Er blied hier 8 Jahre, war in diefer „Zeit
eivatlehrer und Mitarbeiter an der Univerfitätsbiblios
thek, wurde Mitglied der Igteinifchen Geſellſchaft und bes
ſchaͤftigte ſich bejonders mit philologifchen Studien. In
Diefer Zeit trat er auch mit feiner erften fchriftfteleri
ſchen Arbeit auf und ſchrieb eine Differtation: De consi-
lio Horatii Od, L, III. O, 3 conjectura, cum specimine
.*) Dal, Litztg. 1889, Intel. BI, Nr. 55.
194 z Berger.
Daß außer feinem veligiöfen Sinne die Anhaͤnglichkeit am
wiſſenſchaftliche Befchäftigungen ihn durch fein ‚ganzes
Leben begleitete. Ein ununterbrochener Fleiß verließ ihn
nicht, und maucherlei Unterfuchungen im Gebiete der als
ten Geſchichte und Sprachen beſchaͤftigten ihn befonders
Nm NRuheſtande, in welchen er bei der 1825 erfolgten Bers
Anderung des Lyceums, mit Beibehaltung feines vollen
Gehaltes, verfegt wurde. Emſig arbeitete er noch im
Anfange feiner Krankheit, fo daß der Arzt den mit Schrifs
ten bedeckten Schreibtiſch, an dem der Kranke ſchwan⸗
Zend ſich auftecht erhielt, abzurä befahl, und ihn
fh Ruhe zu gönnen hieß. Eine fefte Gefundheit, die
ihn mit geringen Unterbrechungen durch die 83 I. feines
kebens begleitete, genoß er bis 10 Tage vor feinem ode,
* 80. Chriftian Gottlieb Berger,
Doctor d. Philof. u. Superintendent zu Eiölebens
geb. d. 20. Dec. 1764, geſt. d. 24. Febr. 1829 *).
Gein Bater Johann B. lebte ald Handeldmann in
Geithain, einem mäßigen Städtchen im Eeipziger Seife
welcher für feine Erziehung eiftigft forgte. Km 15. J.
bezog er die Fürftenfchule zu Grimma, und wendete fidy
1785 nach Leipzig, um dort ſich & einem praktifchen Theo⸗
logen audzubilden , wo er das Gluͤck hatte, in mehreren
angefehenen Bamilien Sutritt zu erhalten. Insbeſon⸗
dere verdankte er dem näheren Umgange mit dem dama⸗
ligen Superintendenten Dr. Rofenmülleer — der ihm
die Erziehung feiner jüngern Söhne überteug — mandge
—— — inte für die Zukunft, und viele vorurtheitk
eie Anſichten für den Stand eines Gotteögelehrten. Im
Februar 1794 nahm er in Leipzig die Magifterwürde an,
ward 1796 als Paſtor nach Trachenau bei Boena und
1805 nach Wippra bei Eisleben beförbert, Sm 3. 1809
kam er ald Archidiakonus bei St, Andreas nach Eisleben
und im folgenden Jahre wurde ihm das ehrenvolle Amt
al Superintendent ubertragen. Gr hinterläßt den Ruhm
eines belichten Kanzelredners und eines geliebten Geelforz
gers feiner —* — ihm: Predi Pfingft
m Druck erſchien von ihm: Pre am 2, Pfingſt⸗
tage. eeipt. 1804. — Predigt am 3. SReformationlubel-
feite, d. 51. Juli 1817 auf Dr, Mart. Luthers Kinzel,
nebft Rede in deſſen Hauſe gehalten. 1817. — Kurze
*) Benuät wurde Hieckpi dad Geipziger Sogebl.
196 . Drceterich.
konaks in Buben, daB ich nach Aberfiandenem Examen in
bben im J. 1794 antrat. So wohlthätig und erfrens
lich für mich dieſe Fuͤhrung Gottes war, fo ſchmerzhaft
war mir der Abfchied von Leipzig und ‚die weitere Entz,
fernung von meiner bei Leipzig. noch lebenden Mutter
und Bean Die Familie, die ich in Leipzig unters
richtet hatte, und die Eltern derfelben , deren Liebe und
Wohithaten mir ſtets unvergeßlich geblieben find, entlie⸗
en mich mit vielen Thränen und herzlichen Segenswuün⸗
den. Durch die Liebe und Freundſchaft, Die ich in Gu-
en fand, ward mir mein Verluſt erfegt, und ich war fo
glachie dafelbft meine gute und brave Frau Joh. Kries
erike, poste des damaligen Cantors und Schullehrers .
gütene am Gymnaſtum zu Guben zu finden, mit wels
ich mid, den 9. Juli 1794 verehelichte. —. Im. If.
3. meines Amtes dafelbft nöthigten mich gewiſſe Um⸗
fände, um die damals erledigte Pfarrftelle zu Atters
wol anzuhalten, fo weh es mir auch that, die Gtabtges
meinde zu Guben, die mich fehr werthgeachtet, und Des
ven Liebe ich zeitleben® erkennen und fhägen werde,
verlaffen. Meine Bitte wurde mir gewährt und im je
1805 ging ich von Guben ab, um dad Paftorat in Atters
waſch zu übernehmen "— . Ä
Es bleibt uns nichts hinzuzufügen uͤbrig, ald daß der
Berewigte bid Eurz vor feinem Tode ald treuer Seelfors.
ger feinem Amte ununterbrochen vorftand, und daß er
von den Seinigen und feiner Gemeinde um fo fehmerzlis
er. betrauert wurde, da er zu denen gehörte, weldyen
nach vielen teüben Lebenstagen ein heiterer Lebensaben
befcyieden war. Dan. 12, 8. Pfalm 126, 5. *
82. Ludwig Auguſt Dieterich
koͤnigl. vreuß. geh. Ober⸗Finanzrath zu Brandenburg a. d. Havel;
geb. d. 28. Sul. 1745, geſt. d 26. Febr. 1829 *).
Er ward Ay Halberftadt geboren,.wo fein Großvater
Dechant des Morigftifted war, fein Vater aber die Stelle
des Amtömajor oder Directord des damaligen Juſtizam⸗
tes der Majorei bekleidete. Sein Aeltervater, einft einer
Der bedeutendften Männer in Holland und Schwieger⸗
ohn des Sroßpenfionär Joh. de Witt, hatte nach der be:
annten Kataftrophe des Legtern Holland verlaffen, ſich
zu Maröfeld niedergelaffen und dort, mit Ablegung feis
2) Preuß, Staatsztg. —— mit beigefügten Berichtigungen.
18. Palm — Chambergen. -
— welche den Ri tiden Tanuten, faͤhlen es ſchmerz—
uich/ daß es —Xx wenigen a f "
* 85. M. Joh. Samuel Zraug. Palm,
Pfarrer zu Gröbern u. Wachau bei Leipzigs
geb, d. 3. Ian. 1762, geil, d. 26, Bebr. 1829,
Er war der einzige Sohn des Paftors Joh. Gottlieb
). zu Kiedlingswalde in der Dberlaufig und dafelbft ges
oren, fiudirte zu Lauben und Leipzig, wo er. Famulas
bei ehem Dntel, dem Dr, Morus mar, ward Katechet
t. Petri dafelbft und 1789 Pfarrer zu Gräbern um
aan. Geine Gattin war eine geb. „ von der
«2 Kinder hinterließ. — Bon ihm rühren. mehrere gute
zeligidfe Lieder her, 4. W. „Did, Gott, in Demuth zu
derehren — weldyed unter Rt. 134 des Leipziger Univers
fitätd.Gefangbuches fich befindet und biß jest nur in wes
nige Gefongbücher erft übergegangen ik — und: „Die mit,
Seräpt ‚der, Schwachheit mih zu ahnen." WBekanntlidy
galt ange Zeit der verewigte Morus für den Verfaſſer
68 erfteren feinem Geifte jo entfprechenden Liedes,
84. Friedrich Schamberger, .
tönigt. Ober-Kirchen- u. Studienrath zu Möündenz
geb.d.23. Sun. 1788, gel, 6696. Sebr, 199°).
Der Berewigte wurde zu Ansbach geboren und ver⸗
dankte feine wißenſcaftliche Bildung dem Symnafialun:
teericht der trefflihen Schule dafelbkt. Ami ‚fig vor⸗
bereitet bezog ex die Univerfität Grlangen, wo er zuerft
die philofophifchen Hörfäle mit Eifer und Nusen bes
fuchte; doch bald gewannen ihn Gros und Glüd. vorzugss
weife für die Nechtswiflenfhaft. Rach der Mückepr in
feine Baterftadt, im J. 1809, erfannte er es felbft als eine
Gunft des Geſchicks daß er dafeldft durch Hrn. v. Spieß
in die Gefchäfte eingeführt wurde, Wie früher Rechts
mißlenfiaft, fo wurden nun Geſetzkunde und Gefchäfts- "
tbätigkeit das eigentliche Element, in dem er ſich be=
„wegte. Späterpin erhielt er den Acceß bei bem Generals
Sommiffariate in Ansbach, wo er ſich bald allgemeine
Achtung und Liebe erwarb und in einer Reife von Jah:
ven duch wichtige Arbeiten, andy im Adminiftcativfache,
eine feltene Ausbildung erreichte, die durch feine gründlis
Jaland 1899, Fr, gen
„Karften. 201
Das Waſſerbaufach an ihm, und un iſt fein Zod um fo. -.
chmerzlicher, da ee uns nicht alleiy Lehrer und Vorbild, -
ondern auch ein Liebevoll forgender Freund gew en iſt,
. und fein Andenken wird bei uns ftetö unauslöfchlich bleiben, .
-.%* 86. Franz Chriftian Lorenz Karften, \
großherzogl. medIenb. Thmerin. geheimer Hofrath u. Prof. d. Des
ton. u. Cameralwiſſenſch. a. d. Univerfität zu Roſtock, Generals
Sekret. d. mecklenb. patriot. Vereins, Mitdirector d. Roſtock⸗
{hen Bibelgeſellſch, Mitglied d. Londoner Board bf Agricul-
ture, d. oͤkon. Geſellſch. zu Potsdam, Leipzig u. Celle, d. meck⸗
end. naturforſch. Geſellſch., d. philomat. zu Roſtock u. ſ. w.z
geb. d. 8. Apr. 1751, geft. d. W. Febr. 18%,
Das Baterland lag krank darnieder au den Folgen
des Tjährigen Krieges und nicht alle Felder grünten. im
forgfältigften Anbau. Nachdenken und Induſtrie fehlten
in dem Berfahren ded Landmannes; er verrichtete nach ©
Art der Vater fein Tagewerk und kein heitered Streben
zum Beſſern erleichterte und veredelte feine Buͤrde — 5
uch Karſten follte fo ald Anabe auf feines Vaters Fel⸗
Deen, zum Züngling gereift, ald Wirthfchafter bei Frem⸗
den das Land bauen. Gr war zu Pohnsdorf, einem ade⸗
Ligen Pachtgute in Medlenburg, geboren. Zwei Brüder,
älter als er, hatte der Bater fchon findiren laffen und,
2 Schweftern zogen als Gattinen ein glädliches 2008 *),
Seinem jüngften Kinde konnte aber der gans unbemittelte
Landmann nichts mehr zuwenden; auch die erſte Jugend⸗
Bildung fogar ward karg ausgeſtattet und dem früh mut⸗
. —X auch von Geſchwiſtern verlaſſenen Knaben tacıte
Zein heiterer Lebendmorgen. Doch der verewigte K. m ge
ist reden mit Worten, die er im J. 1823 über. fe
ugendleben an feinen älteften Sohn Trieb: — „W
ih — forfpricht ee — in meine Vorzeit mich verfege,
muß id) iit Anbetung und Erſtaunen ausrufen: Die Bor:
fehung hat mich wunderbar geführt! Vom 3. I, an ver
lor ich die Mutterpflege, dad größte Unglük, welches
Kindern widerfahren Tann. Bid zum 10. 3. ward die
*) Der ältefte Bruder, Wenzeslaus Sohann Guſtav, ward zuerſt
tofeffor der Mathematik in Bußom, dann in Halle, Der zweite,
rift, Heinr., ſtarb den 16. Juli 1815 als Hofrath und Elbzollvig
tector in Boisenburg. Die eine Schwefter wurde an ben Hof⸗ Und .
Sandgerichtö: Neffor Schröder in Gülteom, bie r ee br ty 18 an
an den von Herzog Friedrich fe e en Hofbildhau
Rudolph Kaplunger (+ 1796) verheirathet, 8 , "
. 202 Karften..
Seit mit Katechismus⸗ und Wocabeln Lernen verdorben
und was ich fonft Raͤtzlices aus jener Zeit aufbewahrt
babe, lernte ich vom Zuboren, wenn meine Altern Brüder
unterrichtet wurden. Als ich 11 3. alt war, Fam ish auf
das neuerrichtefe Paͤdagogium in Büsow unter walfens
bäusterifch » Eine che Leitung, ward aber im 12,3. nach
Suͤſtrow in die Domfchule gebracht, wo ich nah 2 3. in
Gecunda erhöht wurde. Die Bortrefflichkeit meiner das
maligen Eehrer und ihre Berufstreue habe ich erft in ſpaͤ⸗
tern Jahren ehren gelernt, aber ein väterlich gellunter
Saͤchter meiner Jugend war nicht da und Schuldisciplin
fehlte überall, Ich war mir felbft überlaffen und befuchte
bie Unterrichtöftunden, wenn ich Euft hatte — Als ich
ſo 43. — hatte, nahm mich mein Vater, der da⸗
mals in Wohcurs gerathene Güter berechnete, gu ſich, um
mid zur Landwirthfchaft anzuführen, ihn aber auch beim
Nechnungsweſen zu unterfägen. Mir fiel die Extrahi⸗
zung der Hechnung aus den Wochenzetteln der Unterfchreis
ber zu, fonft wurde mir nichts anvertrant, und Sagen,
fhfangen und Bogelftellen ergänzten die Lücken, welche
a meinem Lern⸗ und Ihatenleben offen lagen, Indeffen
fing ih an meine Lage drüdend zu fühlen. Ich wollte
mehr und weiter, und als fonft mir nichtd genügen Tonnte,
mußte ich einwilligen, DaB meine Keder: und Rechenfertigs
keit benugt wurden, mir durch einen Luͤbecker Bekannten
in Riga eine Stelle in einer Tuche und Seidenhandlung
u verſchaffen. Das Ausland zog mich an, nicht meine
mung, daher id) denn in diefer, zumal die große
Minterkälte mir eine Gehoͤrkrankheit zuzog, nicht gedeihen
Tonnte, und ich verdante es einem ehr nen
Manne, einem damals dort lebenden Prediger Stoͤſſiger,
daß ich nach manchen Mühfeligkeiten in den Stand geſetzt
wurde, in mein Baterland aurüdgufehren. Hier ging es
nun auf die Landwirthfchaft ernftlich los und es war eine
Leitung der Borfehung, daß ich Prinzipale traf, die fich
nit der Feder nicht zu behelfen wußten, Sufällig mußte
ich einem folchen einmal Die Antwort eines Briefes ent:
werfen, mit deffen Styliſirung er nicht fertig werden
konnte. Mein Lehrherr erflaunte über die Vortrefflichkeit
Ber Gompofition, und ich ward nun auch fein Geheimfchrei=
ber mit der Grloubniß, in Stunden der Muße, deren ed -
. "wenige gab, einen beftäubten Bücherhaufen durchwuͤhlen
u tönnen. Es waren Lateinifche Klaſſiker und naturhi⸗
oriſche Schriften*).” Hier endigte der Edle mit dem
) Wa einlich befand ‚die it bei ei
v. Pen zu ee Slam. ſe Zei nem Herrn
204 *8 Karſten.
earbeitete Aufläne' folgte 1805*). Weiterhin — 1781 übers
fra er des SEngländerd Nugent „Reifen durch Deutſch⸗
and, vorzäglidy Durch Mecklenburg,’ und verfah fie in 2
Bänden mit Kupfern und ſehr ausführlichen Anmerkuns
‚gen, wodurd zum Bernouli dad Merk erſt intereffant
eworden if. Später erſt befannte er fich zum Berfafr
er, als manches aus dem faft vergefienen Werke aufges
ucht wurde. Ein Jahr zuvor hatte er als Auszug aus
aynals Gefchichte „Curopens Handel mit beiden Indien‘
herausgegeben. Nach ſo viel Literarif@er und Berufsan⸗
anftcengung,, wozu noch am 10. März 1778 feine Promos
tion zum Doctor der Philofophie gekommen war, ward
dem num ſchon erprobten Gelehrten am 6, Oct. 1780 eine
außerordentliche Profeffur der Philofophie an der Aka⸗
bemie in Bügow mit 400 Athlr. Gehalt übertragen und
8 J. fpäter (1783) trat er, mit der längere Zeit erledigt
gebliebenen vedentliyen Profeſſur der Dekonomie beklei⸗
et, in feine eigentliche Beſtimmung ein. Indeſſen mußte
er nach Gjähriger Wirkfamkeit felbft das Aufbsren ders
felben in dem Aufhoͤren der feit 1760 beftanpenen Friede
rih&s Alademie den 27. April 1789 Serenissini nomine
rollamiren und Noftod nahm ihn und andere dahin ver⸗
este Docenten im Mai d. I. zu erweiterter Thaͤtigkeit
n einer neuvereinigten Hochfchule auf. Hier nun erfaßte
er fein Fach mit doppeltem Eifer. Gr befand fi im,
Mittelpuntte des vaterländifchen Handels und der Schiff:
fahrt, beobachtete den Gang Mnländifcher Produktion und
Heint es überzeugend gefühlt zu haben, wie wichtig es
Decklenburg, einen blos Aderbau treibenden Gtant,
jet, die damals ſchon wieder erblüuhte Eandwirthfchaft nun
- auch zur Wiffenfchaft zu erheben, durch diefe Kultur übers
au im des Gutsherrn wie in des Bauern Wohnung zu
verbreiten und jede Wirtpfchaft im Kleinen wie im Gros
pen zur Werkſtätte eines denkenden, mit der Natur und
hren Kräften vertrauten Betrieböheren zu machen. Und .
wer wuͤrde es ihm verdacht haben, wenn feine Liebe zur
Sache und fein Glaube an ihre hohe Rüglichteit ihn ge⸗
trieben hätte, Licht über die Grenzen des Waterlandes
dahinzuſenden, wo feientivifches Verfahren noch unbekannt
war. In einer wiederholt gedrudten Abhandlung „über
daB theoretifche Studium der Dekonomie“ Eundigte er fos
*) Und war von dem aͤlteſten Sohne bed Verewigten, Jac.
Chriſt. Euftan K., Doctor der Rechte und jekigem Gerichtörath '
und erfien Juſtizbeamten zu nberg tm enthum Rogeburg.
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Erkenntnip zu nügı Sole Meinungen erfüllten ihm 4
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manmt beſtand, und der Wunſch, — dies zu befigen,
aus —— Wildniß lachende
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leſen Fluren zw.
in dort zu wohnen und fein a 4 «
ange für die Cundesregi — “
‚äftigt mit anderweitigen Eins 8
—— ablehnen „und auch e ſich die 1
da Gefühle, aber and mander Gorge wurde. Denn .
eichthum Hat ih fein Merk nie ind Haus gebradt, we :.. «
nad und nad von 13 gebornen Kindern noch 10 lebende . \
Unterhaltung, jiehung genießen fohten **);
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206 ER Karften,
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Diefem —A itieb er 1795 die Abbandiung: „Cinb
uf Akademien I üben Ale
ei m nun fein Gompendinm: „Die erften- Gründe der
—— fie in Dentfhland anwendbar
felbt Lehre und eigens Beben in der WBifs
je —* ad hter Anwendun; ten ihrem eifrigen
ehrer nicht. Nachdem er A jefanntfchaften mit
prattifben BauMexten —— hatte, um deren
* en in feinen Di eich au ziehen, trat er endli m
. 1798 mit edlen Männern des Landes **) zur &
Fe eines Bundes gufammen, welder sorzuäsweife y
Sardtenburgi uegifche Kokulıue und ihre Grhebung in allen
Seien galt 68 war Bieten, die „Eandwirthfchafts«
ellft eren BGeueralfekretaͤr dee Verewigie auch
in der feit 1817 beftehenden erweiterten Geftalt eine -„pas
triotifchen Bereine" geblieben ift. In der That war das
Gatfiehen diefer Verbindung ein glüdliches eaanih, [Os
wohl für das Eand, in weldem fie wirkte, aid auch
den —5 — ber Sekonomie an Mecklenburgs Hochſchuie.
Dort wi Trlebe in Bewegung gefegt, 1% biäter
kat en ‚hatten, hier aber bildete das G
—53 einen Gentralpunkt, in welchem das ecke
der Erfahrung denkender vaterländifcher Prakti
mit den Refaltaten ausländifcher Beftrebungen Kufammen
, während aus ihm heraus beides_vereinigt in ger
en Mittpellmgen vurch Lehre und Schrift ſich über»
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Karſten. | 207 ..
all verbreiten konnte. Die Annalen der Befellfchaft,. nun
joon in 16 Zahrgängen erfchienen,, gengeh am beften von
en gefteigerten Kortichritten der Landbauer Mecklenburgs.
Und diefen Sinn hatte K. gewedt und genährt bis ans
Ende feiner Tage. Er hatte auch dann fein Biel uners
pwätterti im Auge behalten, als fremde Ufurpation Noty
ber dad Vaterland fchüttete und ale Pulſe geiftiger
Thaͤtigkeit faft ſtocken wollten. Damals war feine Noth
gewiß nicht die Eleinfte; ed waren vielmehr daheim der
rangfale eigner Erfahrung fo viele, als ein Fami⸗
Henvater kaum tragen konnte, und dennoch ließ er den ä.
aden feiner äußern Gefchäfte nicht abreißen. Er allein
telt ihn feft, und ald nun wieder die Sonne des Friedens
und des Nechtes feine Fluren beleudytete, Da durfte er
den fehönen Lohn ernten, daß, wie ein Phoͤnix aus den
Flammen, der patriotifche Verein in verjüngter, noch mehr
erweiterter Krafthätigkeit wieder erftand. — Inzwiſchen
war in den Nachbarftanten und weiter hinaus die Agtis
kultur von Stufe zu Stufe geftiegen und zweimal ward
K. leife von einer Veranlaſſung berührt, dem Auslande
zu helfen; das erftemal durch eine lockende Aufforderung
nad Kafan hin, als die Akademie dort eingerichtet wurde,
das anderemal nach Beckmanns Zode in Göttingen durch
feine Defignation zu deffen Nachfolger. Jener Ruf Eonnte
aber einen Erſatz geben für den Verluft des Vaterlandes.
Dagegen nugte er das Ausland durch fortgefegte Verbin⸗
Dungen mit Männern, die im Anfange diefes Jahrhun⸗
Dertö, wie er, den Aderbau und Die damit vers
wandten Betriebe rationell zu behandeln und wiſſenſchaft⸗
lich hoch zu ftelen bemüht warten. In feinem copiöfen
Briefnachlaffe werden häufig die Namen Thaer, v,
Fellenberg, v. Schwerz, v. Voght, Berzog von Holftein=
Bed, Lawäg*), MWeftfeld**),neben andern aus nahen und fer-
nen Gegenden außerhalb Deutfchland und derjenigen von
Collegen auf deutfchen Akademien gefunden, Dadei ift
die Kraft des Mannes zu bewundern geweſen, der diefen
Briefwechfel, dann den zweimal ftärkern mit feinen prak⸗
tifhen VBerufögenoffen, Dilettanten und Freunden im Va⸗
terlande, und endlich noch die Unterhaltung mit feinen
auswärtigen Kindern und Bamilienangehörigen mit eige-
ner Feder zu führen, Daneben aber fein Amt ald Atades
miker durch oͤkonomiſche, Fameraliftifche und mathematifche
Borlefungen, treu zn verwalten, und was ſonſt Das Ges
neralfetretariat erforderte, die Beraudgabe der Annalen
und manche andere Eleine Literarifche Arbeit nicht auöges
*) Defl. Biogr. 1. Sahrg. ©. 807 d. Nekr
”°) Deſſ. Biopr. 2. —3 S. 288.
208 Karten.
ſchloſſen, ‚gu befchaffen vermochte. Ueberdies fchrieb er
nicht em befonnen‘, ſehr kleine gedrängte
Buchſtaben, imd fparte gleihfam jeden Papierraum
feine Gedanken, deren Reichthum nicht zuließ, daß eine
Seile als bedeutungdlofe Wortreihe daſtehen durfte. —
Erholung fand der Thaͤtige im Schooſe feiner Familie,
wie im Grünen und Bluͤhen feiner reibftoefinaffeuen lu⸗
ren; Staͤrkung aber im Bewußtſein, das Gute redlich zu
wollen, und in Freundeshilfe, wo dieſe Noth that. —
Das Ausland ehrte die Werdienfte eines ſolchen Mannes
durch ungefuchte zahlreiche Receptionen in gelehrte Geſell⸗
er und fachverwandte Bereine; der hochgeliebte
eft eines nahen glädlichen Landes, der jegige Groß:
herzog von Medlenburg-Strelig, der einft feinen Vortr
. gen zuzubören nicht verfchmähte, ſprach noch vom Throne
Grad freundlich huldreiche Norte des Beifall und der
Semunterung in brieflihen Unterhaltungen zu dem uner⸗
muͤdeten Eiferer für gne ute Sache; ed liebten und ach⸗
teten ihn feine vagerländiichen Societätögenoffen und fein
Landeöherr endlich und von ihm innig verehrter Großhers
go beglüdte ihn mit Gnade und mit Gaben, die dee
erewigte als Hilfe für feine Unternehmung zu Neuen⸗
werder . mit beiterer Dankesfreude hinnehmen durfte,
Wohlwollen empfing er von Roſtock und feinen Einwohs
nern, als er dafelbft eintrat und bis an das Ende feines
Lebens. Gern gewährte auch er dafür feine Dienfte der
anzgen Commun und jedem Ginzelnen, wo er nüglich
eyn Eonnte. Namentlich find feine Beſtrebungen, die
Warnemüunder Dünen, deren Durch Stürme aufgetriebene
Sandlagunen dem Flecken und fogar dem Hafen die größte
Gefahr gedroht hatten, durch Kultur feſt zd machen, im
Andenten. Er unternahm faft gleichzeitig mit Soͤrn-Bioͤrn,
der in Danzig ein gleiches noch ausgedehntered Werk lei=
tete, das ſehr fchwierige Geſchaͤft der Bepflanzung. Iſt
leich "diefe in fofeen nicht gelungen, als kein Wald ers
and, fo wurde hoch der Hauptzweck erreicht, nämlich der
Zriebfand gehalten, der feitdem nicht mehr ähnliche Vers
wüftungen angerichtet hat, obgleich ſturmreiche Jahre zus
naͤchſt voruͤbergingen. Größere Mittel, ald eine einzelne
Commun für einen fpeciellen Zweck verwenden darf, und
Der viel befiere Geift, weldyer jest die Zledenbewohner
beherrfcht, würden das Unternehmen Damals zur größten
Vollendung gebracht haben. Mehrere Drudicriften hat“
der Verſtorbene diefem Gegenftande gewidmet, der ihm
fo fehe am Herzen lag. — 50 3. hatte num der raſtloſe
w
Karften, 209 *
Mann im öffentlichen Behramte geftanden und 35 %, war ”
ren feit der Stiftung der Landwirthfchaftss Gefelfhaft
verfloffen, als das 3.1828 den noch rüftigen Arbeiter em⸗
yfing. Sr Eannte kein abfolutes Beduͤrfniß des verfels
nerten Lebens, Mäfigkeit hatte feine Gefundheit Eräftig
und frühe Abhärtung feinen Körper Dauerhaft erhalten*),
keine Brille hatte je fein Yuge für die vielen Arbeiten
bewaffnet. Seinem regen aber geräufchlofen Schaffen
Durch ein halbes Jahrhundert waren nun wohl mandhe
Fruͤchte entfprofien, die viele feiner Schäler und fachkuns
Digen Beitgenofien kennen und würdigen werden. Ihm
lobnte dafür fein Großherzog mit Beifall und mit der
Erhebung zum geheimen Hofrath,, ihm lobnte der Bers
ein, weldem er angehörte, mit Auszeichnungen und Eh⸗
tenbeweifen der Werthſchaͤtzung, es freuten fich deſſen Die,
glüdtwänfcpenden Gönner, Freunde und Angehörigen, und
er Greis ging im Frieden weiter feinen filen Pfad,
Doch fo fehr auch der Abend feines Lebens ſank, im gets
fligen Leben blieb e8 heller Mittag. Ihn hielt nicht
wachfende phyſiſche Schwädye, Leine Unzufriedenheit über
Nichterfuͤllung manches ind Grab mitgenommenen Bun⸗
ſches von Berufsthätigkeit ab; Leinen Augenblick verlieh
er fein Studium, Wenn fein Arzt und fein theilnehmen⸗
Der Freund, wenn feine Frau und feine Kinder ihn baten,
u ruhen, fo Eonnte er’8 nicht. Er trauerte ja nur, daß
eine Hand zittere und ihn nicht genug arbeiten lafje, ihn,
der doch dazu da fei, feinen Beruf zu erfüllen. Am
Schreibtifche nur fand er Befriedigung feines unausloͤſch⸗
lichen Triebes zu nügen, und fo ift es bis zum legten Le⸗
benshauche gefchehen. Der edle Geiſt Tampfte vergebens
länger mit der zu ſtark in Anſpruch genommenen Hülle;
er unterlag endlich. — Eine noch bis im Februar 1829
fortgefegte Borlefung über Kameraliftit mußte aller Ans
firengung ungeachtet aufhören, und am 28. d. M. enteilte
fanft und leife die Seele iprer 78jaͤhrigen irdiſchen Woh⸗
nung zum ewigen Jenſeits! — "
Folgende literarifche Arbeiten find außer den ſchon
angeführten von ihm im Druck erfchienen: 1) als befons
dere Werke: Abhandlung üb. d. Zuftand d. gegenwärt,
Aufllärung u. deren Nugen f. d. prakt. Landwirth. Ro⸗
fto@ 1785. — Die Beßlerſche Drefchmafchine nach Theo:
tie und Erfahrung beurtheilt. mit 1 8. Gelle 1799. —
*) Bid nahe an fein 60. Lebensjahre bediente ex ſich täglih Win:
ter und ne a en Bo ſich taͤglich
N. Rekrolog 7. Jahrg. 14
210 Surfen.
und Uum Leunquiſts oͤbonom. anf Ex
fahrung undete tag, wie d. Bauernwirtbichaften
& u. ar die mit berufelben zu verbindende
oben Ertrage ringen; ingleicyen
deſſen Genen ib. —— an de eldbaues über:
haupt durch die Anlegung ölonom. Lehrſchulen. Berlin
799. — Progr., enthaltend einige Betracht. üb. d. fort
t. Ausbildung d. Menfchengefchledhtö in flaatäwirth>
Gaftl. RKuͤckſicht. Roftod 1800. — Geſchichte dee auf Dem
en zu Warnemünde feit d. 3. 1797 unternommenen
Uunpflanzungsverfuche. 1801; u. in d. Roſtock. gemmein⸗
näüsg. Auffügen für d. Stadts u. Landmann 1801. Gt.
36-45. — Annalen d. mecklenb. Landwirthſchafts⸗Geſellſch.
1803—1809. 3 Ah. — Reue Annalen d. mecklenb. Landw.⸗
Selelfe. 1818—18328. 16 Bde. (Sie werden fortgefegt.) —
"Wie ann ein mecklenb. Bauergehöft, das nicht in Com⸗
munion liegt, nach und nad zur Wechſelwirtbſchaft m.
Gtalfätterung eingerichtet werden? 1809. — Job.
Hundt's Beſchreib. e. hoͤchſt einfachen Methode, wie Eand-
ebäude mit Erfparung alles Sohl⸗, Stender: und Riegels
Ar, wohlfeil u. Dauerhaft erbaut werden Tönnen, bes
t gemacht von F. 2. ©. Karften. Liegnig 1811. m.
1 8. — Beantwort. d. Frage: Bie ſichern wir uns ges
gen die wiederkehrende Rindviehpefl? Hannibal aute por-
tas. Roflod 1818. — Pruͤfung d. gegen d. Rinderpeft biöher
empfohlenen. in Anwend. gebraten Scyugmittel. Göttins
ds 1815. — Gind Armenkolonien in Medlenburg aus⸗
bar u. nüglih? 1828. —— 2) Als Beiträge zu fol
enden Zeitſchriften u. periodifchen Blättern: Borläufige
adır. v. e. in Buͤtzow erricht. Penſionsanſtalt; in d.
el. Beitr. zu d. med. ſchwerin. Nachr. 1782. St. 44,
‚, 56 u. 47. — Auffäge in d. Celleſchen Annalen d. nie⸗
derſaͤchſ. Landwirthſch. — Zur Monatöfchrift von u. für
Medlenburg trug er bei: Beſchreib d. gefleckten Hyäne_
(canis crocuta); 1791. Juniheft. &.397—404 u. Julih.
©. 451-464, — Des herzogl. Hofmalerd 3. D. Findorff
zu Ludwigsluſt Lebensgeſchichte; 1792, Aprilh, ©. 100 —
124, — Vorſchlaͤge 3. e. feuerfichern, wohlfeilen u. dauer⸗
haften Dachart bei Wirtbfchaftögebäuden auf, d. Lande;
1795. Suppl. H.4,68.105—114. — Gedanken üb. e. Stelle
in Rugent⸗ Reiſen (Th. 2, S. 29, Anmerkung); 1795-
Nov. ©. 821 -888. — Vorlaͤufige Nachricht v. d. and.
Sandduͤnen zu Warnemünde durch d. legten Sturmwinde
verurſachten Schäden; 1795. Suppl. H. 3., ©. 94 u. 95.
— Vorſchlaͤge z. Dämpfung d. Warnemünder Zlugfandes
0 Kanflen. at
u, d. Dadurch weckenden Befeftig. u. beffern Benug,
d. dort, Dünen; 1206. Mat ©.75—78. — Befchreib. d,
Kartoffelpfluged; ebend. &.99—101. — Natır. d. &. zwies
achen mit d, feuerfichern Lehmfchindeldache angeftelten
uch; 1797. Dec. ©.877—884 u. 1798 Febr. ©,49—
55: — Befhreib. einiger Käferarten Medlenburgs; 1797,
Suppl. 4, &,113—125, 1798 Suppl. 1, 8.10-20 u. %,
©.41—49, — Dekonom, Nugen d. Hafenbrahmd; 1800,
San, &.25—-39, — Patriot. Aufruf 3. allgem, Heilnal
an d. Bepflanz. d. Warnemünder Dünen; in den Roftods
Then Auffägen für d. Stadt» und Landmann 1799, St,
13. — Empfehlung d. Lehmfchindeldäcer u. Vergi. ders
felben mit d. gewöhnl. Strohdady u. verfchied, Steindäs
‚cheen; ebend. 1802, St. 42—45 u. in d. Gellefchen Annalı
d. miederfächf. Landwirthfey. Jahrg. 1. — den mede
—— — nee Be Ge Ueb. d, vers
ied. Kul teme; 1815. — Beſchreib. d, Verfahrens,
w d. Schweizer d. Heu zubereiten; 1814 — ”
fütterung d. Mindviehes nach Gchweizerart; 1815. —
er meclenb. patriot. Verein; 1818. — —— LA
medlenb, pattiot. Vereins; 1820. — eb. d. Einfäuern
d. grünen Fütterung; 1821. — Sollte gar feine Ho} ig
n, in Medlenburg Gyps aufzufinden? 1822, — Grs
fahrung. üb. d. Begraben d. Bienen im Winter; 18%.—
‚ere Auffäge in d. meckl. fchwerin. Duodezealendern. —
Kleine Beitr. 3. ſchwerin. Abendbi. — Web, d.
“ Xäflige d. deutfchen Zitelwefens; in Stillers vaterländ,
Unterhaltungsbl. f. gebild. Stände; 1820. Nr. 11, —
Sein Bildniß, gezeichnet von F. B. Hädge und Kitbogras
phirt von Ed. Müller, befindet fich vor d. 1. Hälfte d.
14. Sahrg. feiner neuen Annalen der mecklenb. Landw,
Geſefch. u. ähnlicher vor dem 16. Jahrg. diefer Zeitz
Teprift, Heft 1 (1829). — Vergl. Eleemanns Ardpivleris
con 2. Kurfus, ©, 382. — Schwerinfches freimäth. AbendbL,
1829 Nr. 534, — Neue Annalen der mecklenb. Landwirths
Fehaftö-Gefefchaft Saprg. 16, ©. 1, 8.159,
Schwerin, Dr, Bruͤſſow.
* 14*
212 .
* 87. Lorenz Mufinam,
\ Rechtspraktikant zu Bamberg;
geb. d. 8. Febr. 1781, geft. v3. Febr. 1829,
Er war zu Bamberg geboren, wo fein Water Poli⸗
gelcommiffäe war. Rad vollendeten Gymnaflalftudien
feiner Baterftadt widmete er fich der Rechtswiffenfchaft
auf der ehemaligen Univerfität zu, Bamberg und trat
hierauf als Rechtöpraktitant in das ehemalige Vicedom⸗
amt. Eine Kopftrankheit, die ihn befallen, batte fein
Gehoͤr geſchwaͤcht, was ihm für feine übrige Lebenszeit
fehe hinderlih wurde. Gr praktizierte hierauf eine Seit
lang bei auögezeicineten Rechtdanwalden und erwarb ſich
treffiiche Kenntniffe in der Rechtswiſſenſchaft. Später
dab er wegen anhaltender Kränklichkeit die Praxis auf
und wurde hierauf vom koͤnigl. Kreis⸗ und Stadtgericht
zu Bamberg, als rechtlicher Dann bekannt, zum Gurator
mehrerer Verlaſſenſchaften beftelt, die er mit größter
ünktliykeit und Uneigennägigkeit zur Bufriedenheit Dies
es Gerichtd verwaltete. Da er die Liebe und das Ver⸗
auen der Bürger und angefehener Männer Bambergs
befaß, fo wurde er in manchen wichtigen Angelegenheis
ten. zu Rothe gezogen und zum Bevollmächtigten bei Ges
richt gewählt, ja felbft vom Auslande gekannt, hatte er
oft wichtige Gefchäfte übertragen erhalten , die er auf
das Genaueſte beforgte. Beliebt und gefchäßt von Je⸗—
dermann brachte er fein Leben nur auf 48 I. und ſtarb
an den Zolgen feiner fruͤhern Kopfkrankheit. Ä
88. Sohann Vesque von Püttlingen,
k. k. wirkt. Hofrath u. Schagmeifter, erſter Cuſtos d. k. k. Hofe
biblioth. u. Ritter d. koͤn. ſard. St, Mauritius⸗ u. Lazarusor⸗
dens — zu Wien;
geb, d. 12. Nov. 1760, geſt. d. 1. März 1829. *)
Gr ſtammte aus einer altadligen franzöfifchen Fami-
lie zu Bruͤſſel und war der einzige Sohn Des Johann B.
v. P., Herren der Herefepaften Pätelin en, Hoven und
Stadt-Bredimus im Luremburgifchen. Krühzeitig verlor
er feine Eltern und wurde von feinem Bormund in das
Gymnaſium zu Commercy in sotbeingen gefchickt, von wo
er fodann fih nad Löwen in Brabant begab und an
10. Aubzögt, a d. Zeitſchr. für oͤſtr. Rechtsgelehrſamk. ꝛc.
216 Hagen.
die juridiſche Doctorwürbe an der Univerfität Wien ers
palten f ae in nieberd ke. eanbreüt Fa en:
ant an und der exe feine en
für den ontadieng daſelbſt vollendet.
* 89. Carl Gottfried Hagen,
eonigi. preuß. Mebichnalrath u. Profeffor d. Chemie, Phyfft m,
j Pharmazie zu Königöberg in Preußen;
geb. den 24. Dec. 1749, geft. d. 2. März. 1820,
en wurde zu Königöberg in Preußen, wo fein
Bater Hofapotheker und Medicinalaffeifor war, geboren,
Nach vollendeter erfter Sugendbildung, und nachdem er in
.ber Schule fo weit vorgeruͤckt war, um zur Univerfität
-überzugeben, widmete er ſich auf den Munich feines Bas
ters der Pharmazie, obgleich das Studium dee Theologie
feinen Wünfchen mehr entſprochen hätte. Die Eehrjahre
brachte ex bei feinem Vater zu. Sowohl während
als befonderd nach Beendigung derfelben ergab er ſich
mit großem Eifer dem Studium der wiflenfchaftlichen
Dharımazie, der Chemie und Phyſik, fowie allen Zweis
en der Maturgefchichte ‚0 daß er in diefen Wiſſen⸗
(Safe durch eigenen Fleiß ſchon fehr bedeutende Forts
ſchritte gemacht hatte, als er im J. 1769, um Medicin
gu ſtudiren, zur Univerfität übergingy wo er nicht nur
en weiteren Studien der genannten Wiffenfchaften, fons
bern auch den medicinifhen Diöciplinen mit fo vielem
Eifer ſich widmete, daß er fich allgemein die Achtung
und Liebe feiner Lehrer erwarb, Doc ſchon im I. 1772
unterbrach der Zod des Vaters die alademifchen Studien,
und die Gorge für zahlreihe Gefchwifter machte ed noͤ⸗
thig , das Studium der Medicin aufzugeben und die
Leitung dee Hofapotheke zu übernehmen. Im 3. 1773
ging er alfo nah Berlin und verrichtete dort Den ches
milch» pharmazeutifchen Curſus. Nach feiner Ruͤckkehr
widmete er feinem Gefchäfte allen Fleiß und alle Sorgs
falt, und da er einfah, daß die Worfehung ihn hierzu bes
immt habe, fo beſchloß er, feinem Sache fein Leben und
eine Kräfte zu widmen und ließ daher die Hoffnung, die
wohl fchon in dem Sünglinge erwacht war, fahren, von
feinen auf der Akademie ſich erworbenen Kenntniffen eis
nen anderweitigen Gebrauch zu machen. Seinen Liebs
‚lingöwiffenfchaften blieb er jedoch mit unermüdlidem Eis
fer ergeben und erwarb ſich bald darin einen Ruf, fo
daB, befonders auf Veranlaſſung feiner vormaligen Leh⸗
218 Dagen. |
ulte Legende Lehrbuch der Apothekerkunſt zeigt, "mit
2 Umfasift: ‚Artem per X Lastra dorende Go
— Rod über 8 3. nad) diefer Feier wurden die Vorle⸗
ungen mit dem zegften Eifer fortgefegt und ungefchwächt:
lieb die Lebendigkeit des Geiſtes, bis der Tod feinem
thätigen Leben im 80. I. des Alters ein Biel ſetzte.
Sn“ verſchied er nach Eurzer Krankheit, wie ex es ges
wuͤnfcht hatte, auf feinem Stuble figend. —
Berzeichniß feiner Schriften: Chem. Unterfuch. v. d.
blauen Barberde. Königsb. 1773. — Diss. 1—III, de
Stanno. 1776. — Lehrb. d. Apothekerkunft in 8 Aufl.
von 1778 — 1829, — Tentamen histor,. Liohenum, prae-
sertim Prussicorum, 1782, — Diss. sistens Docimasiam
goncretionum in oleis aethereis observat, 1783.— Diss, de
Ranunculis Borussicis. 1788, — Progr, novam Detonatio-
nis theoriam commendans. 1784. — Progr, de similit,
salium alcalin, cum terris absorbentibus. 1784. — Diss,
de natura partis inflamm, spir, vini, 1785. — Progr,
contra praeexistentiam spir. ardentium. 1785. — Grundr,
d. Erperimentaldyemie in 4 Aufl. von 1786 — 1815. —
Progr. de Dysode Prussico, 1787. — Progr. de aqua
fontana Ottlaviensi. 1788. — Diss. de principio planta-
rum odoro, 1788. — Diss. de Acidula Thurenensi, 1788.
— Chem. Serglied. d. Thuvenſchen Waſſers in Preußen.
1789. — Progr. Isagoge in Chem, forensem, 1789, —
Progr. Recensio Veronicarum Prussic, 1790, — Grunde,
d. Erperimentalpharmazie; m. K. u. Tab. 1790, — Diss,
xhibens analecta ad histor, Furiae infernalis, 1794, —
Progr, I. ad VII, de plantis in Prussia cultis, 1791. —
Diss, de auro ammoniaco, 1794, — Diss, de plantarum
nutrimento ab aqua proficiscente. 1798, — Gmpfehlung
d. Einfammelns d. preuß. Cochenille. — Web, Selbit:
entzünd. u. Vorbeug. derfelben. 1816. — Chloris Borus-
siea, 1819. — Preußens Pflanzen. — Web. d. tothen
heil d. Blut; in d. Schr. d. Berl, Gef. naturf. Sr.
Bd. 3 (1782). — Ueb. d. Phlogiftikat, d. Bitterſalzerde;
in Crells em, Annal. St. 4 (1788), — Bon d. Aufs
Löf. d. grauen Ambers in DVitrioläther; ebd. St. 8. —
Biogr. feines Bruders Joh. Heinr. koͤnigl. preuß, Apoth.
3 Berlin; in d. Beſchaͤftig. d. Berl, Gef. naturf. Fr.
8. — Abhdlgn. in d, nov, act. acad, curios, —
Berg), Goldbed,
Dulk.
220 Bandel.
den Doctorgrad feiner Wiſſenſchaft an und flrirte ſich
nun als praktifcher art an feinem Geburtsorte, wählte
aber ſchon um Michaelis 1806 die Stadt Guͤſtrow zu feis
nem fernern nüglihen Wirken, 1813 begab er fi ends
lich nach Teterow und verheirathete fich hier den 6. Det.
1820 mit Dorotheg Rath, welde ihm einen Cohn gebar.
Nicht lange genoß er jedoch Die Freuden dieſer überaus
aluͤcklichen Ehe, denn ſchon nad Berlauf von 8 I. ward
er nach einem aͤnßerſt fchmerzbaften Krankenlager im
eben vollendeten 46, Lebendiahre den Seinen entriffen,
— As Schriftſteller iſt der Verewigte eigentlicy nicht
aufgetreten, jedoch bat man, außer feiner Suangural.Difs
A — von ihm gedruckt: „Bemerkungen über die
chfelfieberepidemie in Guͤſtrow in den J. 1807, 1808,
und 1809. Roſtock 1810,
Schwerin, Dr. Brüffow,
* 92. Chriftian Traugott Lebrecht Wandel,
Baftor in d. Vorſtaͤdt Altenburg vor Merfeburg u. zu Meuſchau;
geb. d, 18, Apr. 1785, geft. d. 3. März 1829,
Er ſtammte aud einer alten Kamille, die bereits feit
800 3. in Sadıfen einheimifch iſt und deren meifte Mit-
glieber Prediger*) waren, und ward zu Schkeuditz unweit
eipzig, wo fein Bater als Advokat lebte, geboren. Raum
te er dad erfte Sabre erreicht, als ihm auch fchon der
ater farb, und 9 3. darauf folgte ihm, die Mutter
nad. Verwaiſt flanden W. und fein 4 5. alterer Bru⸗
der Joh. Sarl Ludwig W. (jest Rentamtmann zu Stol⸗
berg. im Erzgebirge) auf diefer Welt, wenn ſich nicht
edle Verwandte ihrer Erziehung Eräftigft angenommen
hätten. Beſonders verdient hier einer öffentlichen Er⸗
wähnung fein würdiger Oheim K. 2. Phil, Wandel, der
im 3. 1812 zu Bottendorf an der Unftrut geftorben, und
18 3. bindurch Lehrer an der Klofterfchule in Roßleben
a — ift. Diefem trefflihen Manne, weldyer zwar nie
ein fihriftftelerifches Produkt geliefert, aber durch feine
ruͤndliche Borbildung junger Leute für Gymnaſien und -
yceen, ſich um die gelehrte Welt höchft verdient gemacht
hat, verdantte W. bei einem 4jährigen forgfältigen Unters '
richt feine innere Ausbildung an Geift und Herz. Auf
der Klofterfyule zu Roßleben, die er im I. 1803 bezog,
(u
*) gin merttwürbiger tammbaum diefer Samitie ift abgedrudt
in &. ©. Dietmannd kurſaͤchſ. Prieſterſcha d. &, S. Mi.
Bangen — Curtius. 223
nd egte er fein Amt nieder und
Eu —E w er zu am ”
fern Leben hinüberging. “
Bauer b, Greifswald. Major Dito v. Schwerin.
* 94. Carl Erdmann Zangen,
Doctor d. Rechte u. Rechtöconfulent zu Dresden;
geb.d. 14. Gebr. 1768, geſt. d. 5. Mär 1829,
Er ward zu Dresden geboren, wo fein Bater Dr,
Traug. Wiih. 3. als Advokat lebte, der aber ſchon im
3. 1780 ftarb, als er das 11. 3. erreicht hatte. Geine
Mutter, eine geb. Schröter, übernahm fodann feine Grzies
ung; vorzüglich aber hatte fein Bormund, der geactste
ofrath und Kammerconfulımt Dr, J. G. Freeyberg (+
1801) auf feine frühzeitige gelehrte. Ausbildun, großen
Einfluß. Gefchidte Hauslehrer unterrichteten * in den
eriten Wiffenfchaften, fo daB er, obne eine öffentliche
Schule befucht zu haben, im 3. 1785 die hohe Schule zu
Wittenberg beziehen konnte. Rad einem faft jährigen '
Aufenthalte dafeloft beftand er das juridifche T. 7
gepite dann nad Dresden ee, wo er et unter
Leitung des genannten Hoft. Dr. Freyberg und des Das
maligen Advolaten Dr. Günz (jest Geheimerath) in der
Tel [pen Praxis übte. Im I. 1795 nahm er die juris
ifche Doctorwürde an und hat feitdem mit Gifer und
einer ftzengen Rechtlichkeit ſich als Rechtsfreund bewies
fen. Seine gründlichen theoretifhen Kenntniffe bewied
er durch nachftehende Schriften: Dissert, inaug, sistens
causas, quibus homines proprii contra dominos ad: liber-
tatem provocare prohibentur. Viteb, 1798. — Adversa-
ria quaedam juris civ, privata, Dresd. 1802,
Dresden, W. Lindner,
* 95. Carl Friedrich Curtius,
Doctor d. Rechte u. koͤnigl. fühl. Appellationdrath zu Dresdens
geb. d. 18. Ian. 1764, geft. d. 6. Mätz 18%,
Gurtius ward in Leipzig geboren, wo fein Water
Chr. Friede. G. die juridiſche Far betrieb. Anfangs
durch Hausleprer untebrichtet beiuchte er von 1776 an die
dafige Nicolaifehule, und knuͤpfte wäheend diefer Zeit
mit dem feel, Haubold *) dad enge Band der Freund⸗
) M. f. befien Biogr. 2. Jahrg. ©. 506, d. Rekr.
22% Curtius.
ſchaft, das erſt ud den od des Lestern wieder ges
trennt ward, Im 3. 1779 wide er in die Landfchule
u Pforte ald Alumnus aufgenommen, wo er bis 1783
fin Studien fortfegte. Ausgerüftet mit einer umfaffens
en Kenntniß_ der alten Sprachen Tehrte er wieder nady
Leipzig zuruͤck und widmete ſich auf der dafigen Hoch—
fhule der Rechtswiſſenſchaft. Als Haubold am 30. Sept,
1786 ſich durch Bertheidigung feiner Exerc, J. de legib,
majestatis populi rom.‘ auf dem philofophifchen Katheder
habilitierte, ward er von dieſem zum Hejpondenten ers
wählt. Bas überfiandenem Gandidateneramen bereitete
er ſich zur juriſtiſchen Prarid_vor und erlangte am 24.
Decbr. 1789 die Würde eined Doctors beider Rechte, bei
welcher Gelegenheit er eine Differtation: de finibus ex-
ceptionis legis Andstasianae caute regundis fhrieb und
ohne Praͤſes vertheidigte. Mittelft böchften Refcripts
vom 20. Febr. 1790 wurde ihm die gebetene Admiſſton
gut Oberbhofgerichtd s und Gonfiftorials Advoklatur bewils
igt, und von dieſer Zeit an widmete er fich zwar der
Freris, trat jedoch auch als Privatlehrer der Rechte in
eipzig auf. Bon Oſtern 1790 bis dahin 1797 hielt er
mit BeifaU Borlefungen über fächfifches Privatrecht,
Wechſelrecht, peinliched Recht und angewandtes römifches
Recht. Außerdem arbeitete er während diefer Zeit fein
dem Theoretiker und Praktiker gleich unentbehrliches Hands
Bud desin Sachfen geltenden Givilrechts aus, wovon der 1,
Zhl.im 3.1797, der 2.1799 erfchien, und wodurch er ſich ein
roßes und bleibendes Verdienft um die Bildung des vaters
Fändifeyen Rechts erwarb. Es ward mit wohlverdientem
Beifall aufgenommen und die Brauchbarkeit deffelben fo
allgemein anerkannt, daß ſchon nady 10 I. eine zweite
Ausgabe nothwendig ward, die jedoch mit des Verfaſſers
Genehmigung vom Dr. A. S. C. Richter beforgt wurde. —
Mittelft hoͤchſten Reſcripts vom 12. März 1799 ward G,
nach abgelegter Probe zum Mitglied des koͤnigl. ſaͤchſiſchen
Appellationsgerichtd zu Dresden ernannt, und er leiftete
in diefem neuen Wirkungskreife dem Waterlande die ers
prießlichften Dienfte, indem er, fo lange es feine phys
ſchen Kräfte geftatteten, den thätigften Antheil an den
Arbeiten des Gollegiumd nahm. Leider wurde er aber
in den legteren Jahren durch Öfterd wiederkehrende heftige
Bruftbefchwerden, Die endlich feinen Tod herbeiführten,
abgehalten, ſich feinem Berufe ununterbrochen, wie er
er ftetd gewohnt war, zu widmen. Die Thraͤnen ſei⸗
u Gattin, der Tochter eines Kaufmannd Kregfchmar
eingerichtetes Wohnhaus erbaute, indeß er nach aufgege:
benem Schwertfegergefchäft Lediglich Den Geldwechfel durch
Gommis betrieb. Im 3.1823 gewann er ih der Gaffeler
Lotterie die Hälfte des großen Loofed zu 22000 TIhlr.
und zwar in dem Augenblicke feines Eintrittd in den Bie-
bungsfaal zu Gaffel, wohin er ahndungsvoll die Reife un-
ternommen hatte, von weldyee Summe er 2500 Thlr. ver-
ſchenkte. Sonſtige anfebnlide Gewinne in mehreren Lot:
terien hoben feine Gluͤcksumſtaͤnde noch mehr. Gr
blieb aber auch nicht frei von Leiden und Widerwärtigkeis
ten, denn bei einem Hausbau wurde ihm durch einen un:
glücklichen Kal ein Fuß gelähmt, weldyes Leiden aber der
gottesfuͤrchtige und —38 Mann geduldig ertrug. Bis
an ſein Lebensende blieb er ein gaſtfreier Buͤrger und
hilfreicher Menſchenfreund, der manchen Nothleidenden
erguickte und rettete. In feinem kleinen ſchwaͤchlichen
Körper wohnte ein lebendiger, Träftiger Geift und nod
im hoben Alter äußerte fich fein lebhaftes Temperament.
Bon feinen zwei Kindern überlebt ihn noch ein Sohn,
der Bankier Sarl Gisfeld zu Göttingen, auf den der ges
ſammte bedeutende Nachlaß des thätigen Vaters überging,
* 97. Karl Kaspar Ludwig Adler,
koͤnigl. preuß. Premierlieutenant zu Magdeburg, Ritt, d. eifernen
Kreuzed u, Inhaber der Kriegsdenkmuͤnze von 1813—145
geb. d. 16. Sun. 1789, geft. d. 7. März 1829.
Er erblickte zu Hanau im Kurfürftentbume Heffen,
wo fein Vater Steuereinnehmer war, das Licht der Welt.
Beine Mutter war eine geb. Heller daſelbſt. Die erfte
‚ Bildung erhielt er auf der Schule zu Marburg, welde
er bis zu feinem 15.3. befuchte, worauf den 1. Ian. 1804
fein Eintritt im den Soldatenftand bei der Eurheffifcyen
Garde erfolgte, welchen Militärdienft ee am 1. Apr, 1807
mit dem weftpbälifchen vertauſchte. Im legten ruſſi⸗
Then Keldzuge wurde er im Ian. 1818 auf dem Rückzug
von Königsberg in Preußen von ruffifchen Koſaken ges
fon en genommen, wo er jedody Mittel fand, fich wieder
in Sreibeit zu fegen und ſich in Magdeburg dem Jaͤger⸗
Detachement des 8. oftpreußifchen Regiments anzufchließen
. amd mit demfelben nach Berlin zu gehen. Am 13, Apr,
1813 nahm er dafelbft bei dem ehemaligen Elb-Infanteries
jegigen 26. Linien: Inf. Reg. foͤrmlich Dienfte und wurde
am 18. Mai d. J. zum wirklichen Keldwebel ernannt, —
Im 3.1814 wurde er zum Seconds und am 24. Dec. 1819
228
*.09, Johann Heinrich Moͤller,
Cantor w. Schullehrer zu Sundhaufen bei Gotha;
geb. d. 4. San. 1769, gef. d. 8. März 189,
Je feltener das Leben eines Landfchullehrers fo viel
Licht und Schatten darbietet, als nöthig ift zu einem Les
bensgemälde, um fo erfreulicher iſt es, auf einen Mann
zu floßen, der Kraft genug befaß, allen Anftrengungen
eines mühevollen Amtes zu trogen, ohne daß fein Geift
Dabei litt, der fich ohne Dünkel und Anmaßung über feine
BVerhältniffe zu erheben und die dauernde Achtung und
Liebe fo Bieler zu erwerben und zu erhalten wußte, wie
der genannte Singefehiebene. — Er war zu Mecterftädt
. im Herzogthum otha geboren, wo fein Bater als Zims
mermann lebte und wo er den erften Unterricht theils in
der Schule des Dorfes, theils in Privatitunden bei dem
damaligen fehr gebildeten Schullehrer Kaͤſemann erhielt,
welcher ihn nicht allein in der Muſik ſehr gründlich, fons
deren auch in der lateinifchen Sprache unterrichtete. Trotß
der Fähigkeiten des Schülerd und trog feiner Fortſchritte
beftimmte ihn doch fein Vater zu dem Gefchäft, welches
ibn. ſelbſt ehrenvoll nährtes indeß wurde Dadurch der Uns
terricht nicht ganz unterbrochen und befonderd die Muſik
fleißig geübt. So erreichte M. dad 14. J., als ein bes
onderer Umftand plöglich feine Laufbahn änderte, Die
utter Hatte, in Abwefenheit des Waters, eine Reife nach
Erfurt geftattet, um das Frohnleichnamsfeſt zu fehen;
der Bater, ein ſehr heftiger Mann, mißbilligte diefe Er⸗
laubniß und die Mutter hielt ed fur nöthg, dem Sohne
bei feiner Zuruckkunft zu vathen, das vaͤterliche Haus eis
nige Tage zu meiden, bis fich der Zorn des Baters gelegt
babe. Ein Freund in Gotha bot eine Zuflucht und hier
wurde in M. der lange heimlich gefaßte Entſchluß fetter,
fih zum Jugendlehrer auszubilden, wozu ber bald ver:
föhnte Water aud gern feine Einwilligung gab. Indeß
wurde er, obgleidy die Eltern nicht ohne Bermögen waren, _
doch ganz allein auf ſich felbft gewiefen; es blieb daher
keine andere Wahl, als ſich nad einer DBedientenftelle
umzuſehen. Erſt 3 3. fpäter (1786) trat er in das gos
t e Schullehrer: Seminar, welchem Damals Haun als
FindfchulensInfpectoe und Stiftsprediger vorftand. Died
wurde ihm hur möglich durch die Unterflügung des noch
lebenden berühmten Aftronomen v. Zach, in defien Dienften
“ee geftanden hatte; als aber dieſer eine Reife nach dem
füdlichen Frankreich unternahm und jene Unterflügung — wie
.”
te
232 “ Kinfäbt — v. Beulwitz.
einen harten Gtoß. Bon 10 Kindern waren "
noch 4 am Leben und 8 breits felbftfändig, da flach der
guritsättene ſchon —ã Sohn im 32. J. feines
iters, und diefer Unglüdsfall wirkte fo auf die durch
siele Ainfterngungen amgeari fene Gefundheit Wo., daß er
feit jener Ei — ae bis er fein thhtiges
keben im e .
Gotha. Sop. Heinrich Möller.
* 100, Heinrich Gottfried Linftädt,
Tbnigl, preuß. Ihrſter zu Dommigch bei Torgau;
Fr ‚geb. im 3. 1748, geil. d. 9. März 18.
Plauen im Voigtlande, wo fein Vater als Feldwebel
in fähfifhen Dienften ftand, war 23. Geburtsort, wo er
feinen Unterricht in der dafigen Stadtſchule erhielt. Rach
feiner Gonfirmation lernte er in Groftberborf beim da⸗
figen Förfter die Zägerei, vonwo er —— feiner Behr
jahre beim Grafen v. Schönberg in Trebitz, dann beim General
v. Bendendorf in fächfifchen Dienften, dem er, ais derfelbe
vor Belgrad ftand, folgte, ferner bei einem gewiffen v.
Wolffersdorff und zulest beim Oberlandjägermeifter v.
Schirnding als Leibjäger diente, _Lesterer verforgte ihn
im 3.1790 als Eurfürfel, fächf. Foͤrſter in Pleffe bei @ls
rwerda, — Im 3. 1790 vereblichte er ſich mit ob.
Sophie Keftner aus Dresden, welche ihm zwei Kinder
gebar, einen Sohn, der alß Lieutenant und Rechnungsfühs
ter beim koniglich prenß. 4. Ulanenregiment in Trexbar
in Garnifon fteht, und 1 Tochter, welche bereits verftors
ben. Selt dem 3. 1816 bezog &, genen,
Beig. 'ajor v. Lindeman.
* 101. Friedr. Wilh. Ludw. v. Beulwitz,
fenti. Sqwarzdurs · Rudolſt aͤdtſcher Geheimerath, Kanzler Confi⸗
' florlalpräftdent, Steuerdirector u, Amtshauptmann von Königdfee,
des geoßherzogl. bad. Drdend der Treue Großkreun — zu Rudolftadtz
geb. d. 3, Aug. 1766, geſt. d.9. März 1829,
In dem Audienipimmer dee Regierung zu Rudolſtadt
befinden fi) die Bi — der daſigen —A und
auf der Ruͤckſeite der meiſten diefer Bilder ift, außer dem
eigentlichen kirchüchen Taufnamen eines Ieden, no
ein zweiter Name augegeben, welchen derfelbe gewiffers
maffen in der weltlichen Zaufe erhalten, das heißt, wels
er ihm im gemeinen Leben zur Bezeichnung feines Ghas
w gr
234 % v. Beulwitz.
Im 3.1774 verließ er die Univerſitaͤt und kehrte nach
Nudolftadt zuruͤck, um da in fürftliche Dienfte zu treten.
Noch in demfelben Jahre wurde er ald Hofjunter und
Regierungkaſſeſſor ansgeftellt, erwarb ſich bald die Gnade
feines Fürften (Ludwig Günther) und fand fich mit Leich⸗
tigkeit in fein neues Berufsgeſchäft. Damals war eb,
daß er die v. Longefeldfhe Familie näher kennen lernte
und befonders das ältere Kräulein v. Lengefeld lieb ge⸗
wann. Er vermählte ſich deshalb 1780 mit derfelben
und reifte mit dieſer Familie auf ein halbes Jahr in die
Schweiz, nah Lyon und Parid, Bon diefer Reife zu⸗
rüdgelchrt, wurde er wegen feined edlen Charakter und
Int: audgezeichneten Geifteöbildung 1781 von dem Fürs
en zum Gouverneur feiner beiden Enkel, der Prinzen
Ludwig Friedrich und Carl Günther erwählt, mit welchen
er abermals 2 Jahre hindurch auf Reifen zubrachte und
namentlich die Schweiz, das füdlihe Frankreich, Paris
und die meiften nördlihen Höfe befuchte. Diefe beiden
‚Prinzen waren zwei ganz vorzägliche Menfchen, fo daß
Die Regierung des Erfteren noch immer als eines Der
ſchoͤnſten Zeitalter Rudolftadts in der Erinnerung lebt.
Welchen großen und fegensreichen Einfiuß v. B. auf dies
felbe gehabt haben muß, beweift die Achtung und das
audgezeichnete Vertrauen, welches fie ftetd gegen ihn zu
erkennen gaben, und fo hat er fich fchon hierdurch Die Dank⸗
barkeit feined Baterlandes verdient. — In feiner eheli⸗
Ken Berbindung konnte er ſich Teiner Kinder erfreuen,
was für ihn um fo fchmerzlicher feyn mußte, da feine
fämmtlicyen Güter Männerlehen waren. Daber entfchlof-
fen ſich audy beide Ehegatten, im J. 1790 ſich wiederum
von einander zu trennen, blieben aber trog der Trennung
fortwährend in dem freundlichften Vernehmen. v. B.
vernaählte fich im I. 1795 wieder und wählte Fräulein
Amalie, Tochter des Geheimeraths und Oberjägermeifters
v. Bibra, die bei der damals regierenden Herzogin von
Meiningen fi ald Hofdame befand, zu feiner zweiten
Lebensgefährtin... In diefee Verbindung fühlte er ſich
Thon deshalb fehr glücklich, weil ee durch fie bald die
früher getaͤuſchten Hoffnungen erfüllt fah. Im I. 1796
erfreute ihn nämlich feine Gattin mit einem Sohne, Carl,
in welchem er bald nicht nur den erwünfchten Erben feis
ner beträchtlichen Güter, fondern auch feiner nicht gerin-
en Geifteöfähigkeiten erkannte ; 1798 mit einer Tochter,
mali⸗ welche leider ihre Eltern nicht lange begluͤckte,
indem ſie ſchon 1804 wieder verftarb, und endlich 1800
256 * v. Beulwitz.
noß er ein faſt / vaͤterliches Vertrauen, und fo erntete er
unter 5 Regierungen die wohlverdienten Früchte redlich
geleifteter Dienfte — böchfte Zufriedenheit und allgemeine
nertennung deſſen, was derfelbe während fo geraumer
eit für die innere Drganifation des Landes gethan, was
m Ginzelnen uud genauer hier anzugeben zu weit führen
würde; wir bemerken daher nur im Allgemeinen, Daß
alles, was auch in diefer Zeit in feinem Vaterlande Eobs
liches geſchah, immer entweder unmittelbar von ihm ſei⸗
ner Stellung nach ausgegangen und veranlaßt, oder doch
wenigftens redlich und unparteiiſch unterflügt und beförs
dert worden ift, fo daß daſſelbe unter den glüdlichften
und zufriedenften Staaten Deutfchlands gewiß nicht dem
letzten Plog einnimmt, Hieraus erhellet zur Genäge,
welch ein reicher Aehrentranz das Haupt ded Bollendeten
umgibt; ehe wir jedoch denfelben auf fein Grab niederles
gen Eönnen, muͤſſen wie nothwendig noc zwei freundliche
lumen darein verflechten, welche zur Berfchönerung deſ⸗
felben nicht wenig beitragen. Bei feinem gemuthvollen
Charakter hatte der loͤbliche Zweck der Freimaurerei ihn
innig ergriffen, fo daß er wirklich Sreimaurer im höhern
firengern Einne und wahrhaft für die Sache begeis
ftert war; dabei entwidelte er in den Berfammiuns
gen derfelben ein ganz vorzügliched Talent der freien
ede. Auch hatte dies Berhältniß offenbar zur Be⸗
förderung feiner ſchon oben gerühmten Humanität fehr
wefentlicy beigetragen, fo daß man Lein nicht un⸗
ruͤhmlicher Fehler) felbft auf dem weltlichen Richters
uhle nicht ſelten den Meifter jener ehrwürdigen Hallen
n ihm zu erkennen Gelegenheit fand. Er war der Grün:
der der Loge (Günther zum ftehenden Löwen) und mit
feinem Tode Löfte ficy diefelbe auch wiederum auf, fo daß
er leider zugleich ald dee erfte und legte Ring in diefer fchös
nen Kette erfcheint. Unter dem zweiten oben Angedeutes
ten meinen wie fein Berhältniß zu den Künften und Wiſ⸗
ſenſchaften. Mit den letztern befchäftigte er fich, wie ſchon
bemerkt, wirklich nicht blos aus Liebhaberei, fondern viels
mehr aus einem reelleren und höheren Intereffe, fowie er
namentlich in der legten Zeit (eine nicht feltene Erſchei⸗
nung bei Perfonen edleren Gemuͤths) für Die theologiiche
Literatur die größte Theilnahme zeigte. Ein, befonderes
Wohlgefallen vor allem aber fand er fchon frühzeitig an
der Poeſie. Sein Vater, wie gedacht, ein Mann voller
umor, liebte es, jeden gefelligen eier in _launigen
o Werfen aufzubewahren und hinterlich fo eine Art poeti⸗
>
256 = Hoffmann.
mit einem Tragkorbe abholte. Wie ein Engel erfchien
er bei diefer ſchrecklichen Kataſtrophe und feste durch feine
Sorgfalt der Krankheit Schranken, aus reifler Menſchen⸗
liebe, mit eigener Lebensgefahr, obgleich er aus dem Wuͤrz⸗
burgifchen Teinen Gehalt bezog. Der Bürkbifhof Frau
Ludwig, v. Erthal überfendete ihm daher zwoͤlf filberne
Dentmunzen, im Werth zu etwa 56 fl. nebft einem Bes
Iobungddelrete, und H. gähm das Bewußtſein mit ſich,
mehr als feine Pflicht gethan zu haben. — Im 3.17
wurde er als ordinirender Arzt im Klofter Banz anges
ftelt, wo er im 3. .1803 eine Eleine Abhandlung über die
Schutzvocken herausgab, in welcher er die wohlthätigen
Folgen der Inoculation, die er unermüdet ſchon damals
an Tauſenden verrichtete, entwidelt hatte. Bierhundert
Gremplare wurden in alle Gegenden verfendet und unents
geldlich ausgetheilt. — Als Hentweinsdorf in dad Ges
biet des Großherzogs von Würzburg fiel, erhielt H. Pens
fion für feine ritterfchaftlichen —5— mußte aber dage⸗
en ohne weitern Gehalt die Phyſikate Ebern und Seß⸗
ach verſehen. Bei der ſpaͤtern Grenzveraͤnderung wurde
er im J. 1808 als Phyſikus bei dem koͤnigl. baier. Land⸗
gericht Gleusdorf angeftelt und ihm zugleich von der
egiesung zu Bamberg dad fehr befchwerliche Phyſikat
Beil übertragen. Im 3.1828 endlih ſah er ſich durch
Kränklichleit und Altersſchwaͤche genöthigt, um Penfios
nirung zu bitten, welcye Bitte jhm denn quch unter-allers
Höchfter Beifalldbezeugugg für feine treu-geleifteten Dienfte
und zwar mitleberlaflung feines ganzen Gehaltes bewilligt
wurde. — Bid zu feinem legten Augenblid blieb fe
Geiſt heiter und voll Intereſſe für die Literatur, mit des
ren Gange er unaufhaltfam fortfchritt. Gr hatte das
Städ, alle feine Kinder verforgt zu wiflen und war übers
haupt in feinem Zamilienleben glüudklid und vom Himmel
gefegnet. Er war fromm ohne alle Pietifterei und bildete
auch feine Kinder nach der lauteren und vernünftigen -
GShriftuslehre heran. Keinen Morgen ließ er fich abhals
ten, im Keeife bee Geinigen fo recht aus der Fulle des
Herzens die. Morgenandacht zu beginnen. Schlicht in
feinem gangen Wandel, fern bon dem lauten Treiben: der
Stadt, das er flob, wählte er Einfachheit und Maͤßigkeit
zu feinem ſchoͤnſten Ehmude und wollte lieber feinen
Kindern den Gegen eines ausgezeichneten Wohlthäter& der
Armen und der Menfchheit hinterlaffen, als ſich mit vecht«
lichem Gewinne bereichern. Als Arzt befaß er das Ver⸗
teauen alles Stände und nie wird fein Rame in jenen
z Re ö
Sophie Albertine von Schweden. 257
Gegenden erſterben, wo er fo oft wie ein liebender Genius
erſchien. Er faßte alle neuen Entdeckungen in ſeinem
Bad: begierig auf, forfchte, präfte und verfuchte nur mit
ee Außerften Behutfamkeit, war nie ein blinder Berfolger
eines neuen Syſtems, verwarf aber auch nie leichtfertig,
was die Zeit und die Miffenfchaft Darbot. Schon bei
feinen Lebzeiten wurden feine Berdienfte wenigftens zum
Theil anerkannt und nur feine große Befcheidenheit vers
hinderte e8,daß fein Namenicht Ste: in der gelebrten Belt
als Stern vorzüglichee Größe glänzte. en 28. Där
1810 wurde er ungefucht und ohne Koften zum herzog
meiningſchen Hofrath ernannt und erbielt von Erlangen
in d. 3. ein eigenes Diplom als correfpondirendes Mits
lied der phyfifch s medicinifchen Soctetät daſelbſt. Einen
efondern Ruf erwarb ihm auch die Ueberfegung des ber
rühmten Werke: Sanehds observations sur le maladies
vendriennes. Paris 1785. Aber das fchönfte Denkmal lebt
in den Herzen der Seinigen, denn gewiß ift nie ein Water
inniger von Gattin und Kindern geliebt worden, als Dies
fer herrliche Menfchenfreund, u
118. Sophie Albertine von Schweden,
legte Zürftin = Acbtiffin von Quedlinburg + zu Stodholms
geb. d. 8. Oct, 1758, geſt. d. 17. März 1889 *),
Die verewigte Prinzeflin war die Tochter des Kös
nigs von Schweden Adolph Friedrich und deffen Gemah⸗
Um Luife Ulrike geb. Hrinzeffin von Preußen, einer Schwe-
ſter Friedrichs d. Gr. und gelangte nach dem ode ihrer
Tante, der Prinzeffin Anna Amalie von Preußen, im I,
1787 zur abteilichen Wurde im Stifte Auedlinburg. &ie
Fand der fliftfehen Regierung von diefem Jahre bis zum
J. 1803 als unmittelbare Reichöfürfiin vor und fegte.
ſolche nady der im Iegtgedachten Jahre erfolgten Verei⸗
nigung des Stifts mitdem preuß. Stante bis zum I. 1806
unter preuß. Landeshoheit fort. In diefem Jahre wurde
das Stift von den franzäfifchen Heeren in Beſitz genoms
men und fpäterhin dem Königreihe Weftphalen einvers
leibt. Dee Uebtiffin wurden alle ihre fliftfchen Ein⸗
kuͤnfte entzogen, in deren Genuß fie erft von des Königs
von Preußen Moajeftät nach der Wiederbeſitznahme der.
Diefjeitigen Provinzen wieder eingefegt wurde. Geit dem
Monat September 1808, in welchem fie von Quedlin⸗
*)-Quedlinb. Wochenbl, 1829:-Itr. 20.
N, Rekrolog 7. Jahrg. V
3
268 Gräfin v. Hohenthal.
burg nach Schweden abreiſte, lebte fie in letzterm Lande
und war genge der großen Ereigniſſe, welche die Ents
theonung Suflavs IV. zur Folge hatten. Sie blieb auch
nach diefer Katafttophe in Schweden und genoß unter
der Regierung ihred Bruders, ded Königs Karl XIII.
und des jegigen oͤrige Karl Johann, der hohen Vereh⸗
rung, welche ihr edler menſchenfreundlicher Gharakter,
ihre unermuͤdliche Wohlthätigkeit und ihr heller, vorur⸗
theilsfreier Geiſt verdienten. Im Stifte Quedlinburg
blieb ihre mit Einſicht und Milde geführte Regierung,
bei welcher fie fich beſonders des Rathes und Beiſtan⸗
des ihres Kanzlerd von Molzer*) bediente, in gefegnetem
Andenken. Died zeigte fih unverlennbar, als die Rach⸗
richt von ihrem am 17. März 1829 zu Gtodholm ers
folgten Ableben in Quedlinburg eintraf. Sogleich vers
einigte fich ein großer Theil der Buͤrgerſchaft dafelbft zu
der an des Königs Majeſtaͤt gerichteten Bitte, den Be⸗
fehl zu ertheilen, Daß wegen dieſes Todesfalles das bei
dem Ableben der Fürftinnen » Aebtiffinnen von Quedlin⸗
burg üblich gewefene vierwächentlihe Zrauergeläute in
allen Kirchen des Stiftes ſtatt finde und in denfelben
hiernaͤchſt die bertömmliche Gedächtnißpredigt gehalten
werde, welches Geſuch auch Huldreichft genehmigt wurde,
* 114. Gräfin Ernefline von Hohenthal,
Wittwe des koͤnigl. fächf. Oberhofpredigerd Reinhard u. des koͤn.
ſaͤchſ. Conferenzminiſters Peter Carl Wilhelm Grafen von Dos
henthal;
geb. d. 80. Nov. 1776, geſt. d. 17. März 18%.
Die Hochbegabte und Hochgeftelte war zu Freiberg
geboren und die dritte Tochter des berühmten Bergbaupt:
mannd von Charpentier, der ſich um das ſaͤchſiſche Berg⸗
umd Hüttenwefen unvergeßliche Verdienfte erworben hat,
Ihre srjiehung fand lediglich im elterlichen Haufe, uns
tee den Augen und der fpeciellen Leitung ihrer an Geift
und Herz gleich auögezeichneten Mutter, einer geb, Zo⸗
bei, flatt; Unterricht genoß fie faſt ausfchließlich von dem
jest noch lebenden febr betagten Senator und emeritir⸗
ten Kämmerer Hofmann zu Kreiberg, dem fie bis an ihr
One mit unwandelbarer Liebe und Achtung zugethan
blieb, Als Kind fchon durch Gehorfam, Drdnungsliebe
und Häuslichkeit der Liebling der Citern, fowie durch
reundlichkeit, Gefäßigkeit, Sittfamkeit und Religivfität
en werth, die fie kannten, war fie befonders in der
*, M. ſ. Nekrolog 4. Jahrg. S. 1122.
260 Graͤfin v. Hohenthal.
Fi
Pflegerin auf das Treueſte und mit ſichtbar wohltäti:
em Erfolg verwaltete, feinem Berufe wieder gegeben,
el der epätige Minifter abermals in eine Krankheit, die
don am 20. Ian. 1825 feine ruͤhmliche Laufbahn en-
ete *). So ftand die Verewigte zum zweitenmale, da
auch diefe Ehe für fie ohne Mutterfreuden geblieben war,
einfam da, Mit doppelter Liebe und Theilnahme ſchloß
fie ſich num an ihre Freunde, vorzuͤglich an ihre Gefchwis
fer. und deren Kinder an und ſuchte ihnen, oft felbft
durch die Arbeit ihrer Hände Freude zu bereiten. Sich
w erbeitern, trat fie, nachdem fie den 29. März 1826
r Zeftament niedergelegt hatte, eine Reife zu ihrem
euder in der Schweiz an, wo fie zwar nach ihrer Ans
Tunft mehrere Monate faft ohne Hoffnung krank darnie⸗
derlag, doch endlich wieder genas und mit neuer Lebens⸗
kraft erquickt im Spätherbfle 1827 von den Ufern des
Geuferſees nach Dresden zuruͤckkehrte. Im folgenden
Sabre unternahm fie, von fchwefterlicher Eiebe getrieben,
eine Reiſe nah Schleftien zu ihrem aͤlteſten Bruder, bie
wohlthätig auf ihre Sefundheit wirkte. Darauf hatte
fie die Freude, ihren ſchweizer Bruder Joh. v. Chars
pentier, Salinendirector zu Ber in der Schweiz, mehrere
Wochen bei ſich zu fehen und hier den 26. San, 1828
eine Bermählung mit Ther. Louiſe von Gablenz mitzur
eiern. Doc ſchon im März des folgenden Jahres ward
aufs Neue von einer entgtmdlichen Krankheit befallen,
die bald einen fihlimmen Charakter annahm und fchon
nach, wenigen Zagen ihren Tod im 53. Lebensjahre herz
beifuprte. Ihre legte wohlthätige Handlung war eine
durch Beiträge ihrer Bekannten verflärkte Unterſtuͤtzung
ber armen Garlöfelder, wie fie denn überhaupt Wohlthäs
tigkeit oft und am Liebften im Stillen zu üben pflegte,
Beerdigt ward fie an der Geite ihres theuern Hohen⸗
thals und in einem Grabe mit ihrem unvergeßlichen Reins
hard, defjen ſterbliche Huͤlle fie deshalb Längft vorher von
dem Sohannid: auf den Eliaskirchhof hatte verfegen lafs
fen, Ein einfacher Stein bezeichnet die Stelle, wo die
ſterblichen Weberrefte dreier fo audgezeichneter Perfonen
ruhen. — Was der Bollendeten bei Dresdens Bewohs
nern noch befonderd ein bleibendes und jährlidy wieders-
Tehrendes Andenken fichert, ift eine Stiftung, nach wels
en Spyivefterabend um 5 Uhr in der daſigen Kreuz:
e von den an derſelben angeftellten Geiltlicyen der
*) Siehe deffen Biographie 8: Jahrg. S. 101. d. Nekr.
Schneider. 243
beim Rüuͤcktritk zum dänifchen Militär wieder anfgab.
Sm 3. 1816 ward er ald Lieutenant veducirt und penſio⸗
nirt , ließ fih zu Marne in Süderditmarfen nieder und
trat von hier aus 1818 ald dentfcher Improviſator auf,
Durch Familienunglüc behindert, Eonnte er in diefer Ei⸗
penfe t erft 1826 eine Reife und zwar in das benach-
arte Mecklenburg unternehmen, wo er in Roſtock dreis
mal, fowie auch in Warnemünde und Gadebufch mit Bei:
fall auftrat. Gr farb eineß befjern Schickſals werth. —
Seine ſchriftſtelleriſchen Arbeiten find fehr zahlreich; als
feudonym nannte er ſich dabei früher Julius Hendro,
päter Sänger von Marne; viele unterzeichnete er bloß
mit C. v. 8. &8 find folgende: Hildesheimer Volks⸗
blatt 3: Befoͤrd. d. haͤusl. Giuͤcks u. der Mortalität. Han⸗
nov. 1798. (Darin mehrere Auffäge von ihm felbft.) —
Nomant, Rückblick in d. Bergangenh,, od. meine Wan⸗
Desung nach Norden. pe wahre Sefchichte von Julius
Hendro. Kiel 1801. 2. The, od. mein Aufenthalt in Nors
den. Altona 1808. — Schlesw. holftein, Zeitſchr. für
alle Stände 3. Verbreit. reeller Grundf. wahrer Auf⸗
tlärung. 3 Jahrg. 1802 — 1804. — Menfchenles
ben in feinen intereffanten Verhältniſſen. In Erzähluns
gen dargeftellt von Sul. Hendro. Hamb. u. Mainz 1804.
— Zug. v. Heidenthal. Eine Geſchichte. Leipz. 13804. —
Schnapps Bohnenbart, der Siegfried unferer Tage, 2
Bde. Hamb. 1805. — Der Lieutenant. Ein Gemälde a.
der Verwickel. d. menſchl. Lebens, von Zul. Hendeo. Mit
1 &. Hildesh. 1805. — Udallos Kinder, od. Glüd, Uns
gluͤck, Menfhenwahn. 2 Thle. 1806, — Komifche Er⸗
zahl, a. d. Kreifen guter Menfchen. Mit 1 8. Gluͤckſt.
1806. — Alltagsgeſchichten. Altona 1806. — Baty
Reinhard, wie fie gelebt u. geliebt. 2 Thle. 1808. —
Konr. Medardus Nothrecht, wie er gelebt, gebandelt, ges .
ftorben. 1808. — Golgatha u. Tabor. Zeitſchr. f. d.
widhtigfte Bedürfn. unf. Zeit. Altona 1805.— Was hat
Buonaparte u hoffen, Moreau zu fürdhten? 1805. —
Welche Folgen werden fich daraus ergeben, Daß der junge
Landmann als Soldat 2 3. in d. Garnifon verbleiben
ol? Hamb. 1805. — Grfter Untere. in d. Gefchichte d.
aterlandes, 2 Bde. Gluͤckſt. 1807. (Iſt unvollendet ges
blieben.y — Der Freund d. Landmannes. Eine Wochen⸗
ſchr. f. d. Landm. in d. derzogthe Schlesw. u. Holft. 2.
. 1805. (Gemeinfchaftlih mit d. Rector Harnfen in
arne herandgegeben.) — Bierftädter Novitätenftaffette.
No, 1-24, 1806. — mRanfaltigteinn- ine Monats⸗
244 Nauen.
für 2 Bde, 1897, — Belin, 1810, N}
it 3. Sengespeik =
© Hamb. 1810 Blätt,
i — Pe 18 — de
F 38 Er 7
Norden; — Iehoeer Wi A re
tonaer Merkur 1818. ©. Fe * Put a
— Bote, 1818. —— . freim
— er
» Bauenb. u. init
&0.) Sins baipändige Kuna dee im Die
RER fen. —
Aoos. Gotthold Nauen ER.
| Borfeher des Aronfhen Erziehungdinftitutd in Berlin;
geb......./geſt. del März 1829 9),
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er in jenem fern eben aus fen empfanz
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Bin d Zeonyen 6a Zupit.
. * 106. Friedrich Ferdinand von Krogh,
roͤnigl. bän, geb. — [7 — des Danebrogordens
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Sein Geburtsort iR der CD fu Korn
Rucven ce Ih dem Backs and Sagdnchn —*
gen
met hatte, ward er 17. Aug, 1775 22
fenleöwigfchen Forſidi erhielt den 5, ‚1777 daB.
— gerbens und den 16. Gept. 1808
den Charakter eines geheimen Gonferenzrathes. Im I.
1815 den 81. Juli ward er zum D
‚gab dann unterm 20. Nov, 1821 feine
tn nn
geb, zu Gramm d. ti.
254 Hoffmann. |
ſchr. u; Urk.; Vorleſ. 1788. Desgl. Rede. 1789, —
Statiſt. Befchr. d. Ldger. Dachau. 1792. — Ueb. Bericht.
d, Regierungsgeich. d. Herzogs Meinhard. 1361 -— 1363.
BWorlef. 1792, — Betracht. üb. Ludwig d. Brandenb. 1798,
— Dentrede auf Ildephons Kenedy, 1802. — Rede üb.
d. Rechtbuch d. Rupr. v. Freiſing. 1802, — Abriß d.
deutſch. Geſch. 1798. 2. Ausg. 1807. — Abriß d. baier.
Geſch. 2 Th. 1798. — Ge ch. d. koͤn. baier. Akad. d.
Wiſſ. 2 Thl. m. K. 1805. — Denkrede auf Karl Albert
von Vachiery · 1809. — Briefe aus u. üb, Gattein. 1817.
— Hundert Erinnerungen. 1818. 2. Aufl. 1822. — Mit
Kot. Salat: Web. d. Wiederherſtell. d. Jeſuiten. Ulm,
1818; — Centum Theses circa materias. gravissimas ex
- Philosophia sanae rationis et experientiae, Monach, 1819,
— Hundert Sonderbark. od. d. nene Münden im 3.1850.
1824, — Hiftor. Schr. 1825. — Sein Bildriß von Book
in d. Samml. v. Bildu. gel. Männer $.15 (1795), fers
ner vor dem 7, Bde. feiner Beitr. z. vaterl. Hiſtorie ꝛc.
von Hans. — Berg. Porteätfamml, baier, Sel, 19
(München 1821).
* 112 . Sottfried Stephan Hoffmann, ®
Doctor d. Medicin, k. bater. Diſtriktsphyſikus der beiden Landge⸗
richte Ebern u. Gleusdorf u. Sachfen-Weining. Hofrath zu Ebern
im Würzburgfchen;
geb. d. 22. Mat 1768, geft. d. 17. März 1829,
Er wurde zu Altenſtein in Franken geboren und von
einem Bater Georg Stephan H., Chirurg und ein wif:
enfchaftlicy gebildeter Mann, nachdem der Pfarrer des
ris den erften Grund zur Bildung des Knaben gelegt
atte,-im 3.1766, auf die. Rathöfchule nach Coburg ge=
racht, wo er filh die Liebe aller feiner Lehrer erwarb
und endlich in dad Gymnaſium überging Im J. 1771
begab er ſich auf die Univerfität Gottingen und wurde
bier von mehreren Profefforen wegen feined andgezeichnes
ten Benehmend und feiner geiftigen Borzuge ald Hausfreund
behandelt; wie ihm denn feine liebevolle Sanfmuth alle
Herzen gewann. Alle feine Jugendfreunde wurden in der
Folge ausgezeichnete Männer Im I. 1775 ging er nad.
. Straßburg, wo er am 4. Dec. 1776 promovirte. Bei Dies
ev Gelegenheit zeigte fich fein edles Herz im herrlichſten
ichte. Sein Bater hatte ſchon bedeitende Summen wils
lig für ihn aufgeopfert, aber nicht ohne ängftliche Sorge,
I bedurfte es noch einer Summe für die Yromotion,
Sollte der zärtlihe Sohn dem theuern Vater bie Freude
5
. ‚Hoffmann. 255
Der Ruͤckkehr durch neue Forderung verbittern? Das ˖ war
ihm unmöglid. Er entſchloß ſich alfo im Stillen das
Kapitel zu VDeſem Zwecke zu entnehmen und zahlte es
in der Folge in den erſten Jahren ſeiner Praxis wieder
ſammt den Intereſſen zuruͤck. — Freiherr v. Hutten zu
Birkenfeld gab die Veranlaſſung, daß H. im Oct. 1779
als Phyſikus des Nittercantons an der Baunach ange⸗
peüt ward und die Obliegenheit erhielt, eine Apotheke
feinem Be einzurichten, weil in weiten Umkreiſen
Teine anzutreffen war. Ohne Gehilfen verfah er viefe
Apothele bis zum I. 1811 ganz allein, machte alle chemis
foren Präparate felbft und verwendete‘ oft Dazu halbe
Nächte, wenn er des Tages geftört wurde. Dabei war
er unermüdet, Leidenden Hilfe zu leiften. Als fich meh⸗
rere Unglücsfälle durch den Biß wüthender Hunde ereigs
neten, fchrieb er im 3.1782 eine Anweifung für Laudleute
zur Verhütung der Wafferfchen, ließ dieſe Flugſchrift auf
eigne Koften druden und vertheilte fie ganz unentgelds
lich. Eben fo uneigennügig ertheilte er Frauen aus dem
anzen Canton Baunach in der Geburtöhilfe Unterweis
ung. — Den 6. Mai de6 3. 1783 verehelichte er fich mit
Eva Friederike, Zochter des allgemein gefchägten Arztes
und Rathes Gerg zu Königsberg, von welcher ihm 4 Toͤch⸗
„tee und 1 Sohn, der jegige Landgerichts-Phyſikus zu
Ebern, geboren wurden. Sm 3.1790 ließ er eine zweite
Schrift „über dad Verhalten bei Scheintod, Ertruntenen,
Ohnmächtigen, Erfrornen, Erftidgen und andern Beruns
gluͤckten“ auf eigne Koften drucken und’unentgeldlich aus⸗
theilen, Diefer Schrift folgte im 3. 1792 eine andere
„über das Verhalten und die Lebensordnung in higigen
und anſteckenden Krankheiten‘, und zwar auf folgende
Veranlaſſung. Sm Sommer des Jahres 1760 brach im
Dem eine kleine Stunde von Nentweinddorf entfernten
wärzburgfchen Städtchen Ebern. ein peftartiged Nervens
fieber oder Kaulfieber aud. Kein Arzt, Teine Apotheke
war bier. 9, wurde zu Hilfe gerufen und fand ſchon
ganze arme Samilien in der traurigften Kage. Kein Menſch
woltte dergleichen Haͤuſer hetreten, weil die Anſteckung
fo fihtbar war. Mon den zwei Geiftlihen, welche den
Unglüdlichen beifprangen, ftarb der eine und auch fein
Nachfolger hatte 14 Sage fpäter daffelbe Loos. H. ließ
fi durch nichtd abfchreden. Oft fah er Todte bei Le⸗
benden in einem Bette und fchaudererregende Scenen.
Zuruͤckgekehrt vom Schauplatze des Jammers bereitete er
bis in Die Racht Arzneien, die ein Waͤrter alle Morgen
256 i Hoffmann.
mit einem Tragkorbe abholte. Wie ein Engel erfchien
er bei dieſer ſchrecklichen Kataftrophe und feste Durch feine
Sorgfalt der Krankheit Schranken, aus reiler Meufchens
liebe, mit eigener Lebensgefahr, obgleich er aus dem Wuͤrz⸗
burgifchen keinen Gehalt bezog. Der Bürkbifhof Sraug
Eudwig v. Erthal überfendete ihm daher zwölf filberne
Dentminzen, im Werth zu etwa 56 fl. nebft einen Be⸗
Iobungödelrete, und H. vahm das Bewußtfein mit ſich
mehr als feine Pflicht gethan zu haben. — Im 3.17
wurde er als ordinirender Art im Klofler Ban ange»
ftellt, wo er im 3. 1803 eine Eleine Abhandlung über Die
Schutzyocken herausgab, in weldyer ee die wohlthätigen
Folgen der Inoculation, die er unermüdet ſchon damals
an Zaufenden verrichtete, entwickelt hatte. Bierhundert
Gremplare wurden in alle Gegenden verfendet und unents
geldlich ausgetheilt. — Als Hentweinsdorf in das Ges
biet des Großherzog von Beärgburg fiel, erhielt H. Pens
: fion für feine ritterfchaftlichen Dienfte, mußte aber Dages
en ohne weitern Gehalt Die Pot ate Ebern und Seß⸗
ach verfehen. Bei der fpätern Grenzveränderung wurde
er im 3.1808 als Phyſikus bei dem Tönigl. baier. Lands
ericht Gleusdorf angeftelt und ihm zugleich von der
egierung gu Bamberg das fehr befchwerliche Phyſikat
geil übertragen. Im I. 13238 endlih ſah er ſich durch
Kränklichkeit und Altersſchwaͤche genöthigt, um Penſio⸗
nirung zu bitten, welche Bitte —* denn quch unter aller⸗
hoͤchſter Beifaläbezeugugg für feine treu⸗geleiſteten Dienſte
und zwar mit erg feines ganzen Gehaltes bewilligt
wurde. — Bis zu feinem legten Augenblic blieb fein
Geiſt heiter und voll Interefje für die Literatur, mit des
ren Gange er unaufhaltfam fortfchritt. Er hatte das
Glaͤck, alle feine Kinder verforgt zu wiſſen und war übers
haupt in feinem Familienleben glüdlidy und vom Himmel
gefegnet. Er war fromm ohne alle Pietifterei und bildete
auch feine Kinder nach der lauteren und vernünftigen -
Ghriftusichre Yeran. Keinen Morgen ließ er fich abhal⸗
ten, im Keeife ber Geinigen fo recht aus der Fülle des
Herzens die Morgenandacht zu beginnen. Soölicht in
feinem gangen Wandel, fern bon dem lauten Zreiben der
Stadt, das er floh, wählte er Einfachheit und Mäßigkeit
zu feinem fchönften Ehmude und wollte lieber feinen
Kindern den Gegen eined ausgezeichneten Wohlthäters der
Armen und der Menfchheit hinterlaſſen, als ſich mit rechts
lihem Gewinne bereichern. , Als Arzt befaß er das Vers
trauen alles Stände und nie wird fein Name in jenen
Sophie Albertine von Schweden. 257
Begenden erfterben, wo er fo oft wie ein Liebender Genius
erfchien. Gr faßte alle neuen Entdedungen in feinem
Bad: begierig auf, forfchte, prüfte und verſuchte nur mit
er äußerften Behutſamkeit, war nie ein blinder Berfolgee
eines neuen Syſtems, verwarf aber auch nie leichtfertig
was die Zeit und die Wiffenfchaft darbot. Schon bei
kun Lebzeiten wurden feine Berdienfte wenigftend zum
heil anerkannt und nur feine große Beſcheidenheit vers
binderte e8, daß fein Name nicht öfter in der gelehrten Welt
als Stern vorzüglicher Größe glänzt Den 23. MA
1810 wurde er ungefucht und ohne Koften zum herzog
meiningſchen Hofrath ernannt und erbielt von Erlangen
in d. 3. ein eigenes Diplom als correfpondirendes Mits
glied der phuftfch s medicinifchen Societät Dafelbft. Einen
fondern Ruf erwarb ihm auch die Meberfegung des be⸗
rühmten Werkes: Sanehes observations sur le maladies
vdndriennes. Paris 1785. Aber das fchönfte Denkmal lebt
in den Herzen der Seinigen, denn gewiß ift nie ein Water
inniger von Gattin und Kindern geliebt worden, als Dies
E fer herrliche Menfchenfreund, |
118. Sophie Albertine von Schweden,
lette Fuͤrſtin⸗Aebtiſſin von Quedlinburg + zu Stodholms
geb. d. 8. Oct, 1753, geſt. d.17. März 1889 *),
Die verewigte Prinzeffin war die Tochter des Kös
nigs von Schweden Adolph Friedrich und deſſen Gemahs
Yin Luiſe Ulrike geb. Hrinzeffin von Preußen, einer Schwer
fter Friedrichs d. Gr. und gelangte nad dem Tode ihrer
Tante, der Prinzeffin Anna Amalie von Preußen, im I,
1787 aut abteilichen Würde im Stifte Quedlinburg. Sie
Hand der ftiftfchen Regierung von biefem Jahre bis zum
I. 1803 als unmittelbare Neichöfürfiin vor und fegte.
folcye nady Der im legtgedachten Sahre erfolgten Verei⸗
nigung des Stifts mit dem preuß. Stante bis zum 3. 1806
unter preuß, Landeshoheit fort. In diefem Jahre wurde
das Stift von den franzöfifchen Heeren In Beſitz genoms
men und fpäterhin dem Königreihe Weftphalen einvers
leibt. Der Aebtiffin wurden alle ihre ftiftfchen Ein⸗
kuͤnfte entzogen, in deren Genuß fte erft von des Königs
von Preußen Majeſtaͤt nad) der MWiederbeflguahme der
bieffeitigen Provinzen wieder eingefegt wurde. Geit dem
Monat September 1803, in weldhem fie won Quedlin⸗
*) Quedlinb, Wochenbl. 1829:- Nr. 20.
N, Rekrolog 7. Jahrg. X
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260 Gräfin v. Hohenthal.
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tament niedergelegt hatte, eine Meife zu ihrem
ruder in der Schweiz an, wo fie zwar nach — Aus
Zunft mebrere Monate faft ohne Hoffnung Trank darnies
doch endlich wieder genas und mit neuer Lebens
kraft erquict im Gpätherbfte 1827 von den Ufern des
Genferfees nad Dresden zucädtepete. Im folgenden
Jahre unternapm fie, von fchwefterliher Liebe getrieben,
eine Reife nad Schieſien 14 ihrem älteften Bruder, Die
wophitpätig auf ihre Gefundpeit wirkte. Darauf hatte
fie di ende, ihren ſchw Bruder Joh. v. Cham
tigkeit oft und am liebften im Gtillen zu üben pflegte,
Sieerdigt ward fie on der Geite ihres theuern Hohens
thals und in einem Grabe mit ihrem unvergeßlichen Reins
hard, deſſen ftecbliche Hülle fie deshalb Längft vorher von
dem Sobannis: auf den Glindkichhof hatte verfegen op
fen. Ein einfacyer Stein bi inet die Stelle, wo die
fterblicpen Weberrefte dreier fo ausgezeichneter Perfonen
zuben. — Was der Wollendeten bei Dresdens Bewohs
nern noch befonderd ein bleibendes und jährlid wieder⸗
kehrendes Andenken fichert, ift eine Stiftung, nach wels
‚ee jeden Sylveſterabend um 5 Uhr in der sch en Kreuz⸗
e von den an berfelben angeftellten © —* der
Eliede deffen Biosraphie 8: Jadız. S. 101. d. Rekr.
CGaaufen. 261
Reihe nach eine religioſe Feier mit Predigt gehalten wers
den fol, wozu fie ein Sapiet von Boote eſtimmt hät,
* 115. Chriftian Claufen,
. Confiftorialrath u. Paſtor zu Adelbye bei Flensburg;
. geb. d. 9. Dec. 1787, get. d. 19, März 1829,
Sein Bater Hand P. El., den er fon im J. 1740
verlor, war Kaufmann zu Flensburg, feine Mutter Mas
rie Magdalene eine geb. Peterfen. Er befuchte die las
teinifye Schule zu Flensburg, ging 1759 auf die Univer⸗
fität Helmſtedt und trat nad feiner Zuruͤckkunft als
andlehrer in die Kamilie des Paftor Dithmer in Treya
n; 1773 ward er Prediger am Zuchthaufe und Kate⸗
net am Waifenhaufe in Altona, erhielt 1775-die Predis
gerftelle zu Sahms im gräfl. Bernſtorfſchen Gebiete und
verheitathete ſich mit Augufte, Tochter des Oberinfpecs
tord auf den holftein’fchen Sätern, der Markgraͤfin von
Ansbach⸗Culmbach, Detlev Bäg, die ihm 2 Zöchter ges
bar und im 3. 1826 farb, Graf Bernftorf gab dem
Bingefchiedenen im 3. 1779 eine beffere Pfarre auf fer
nen Gütern zu Siebeneichen und 1789 verfegte ihn
König von da in die Nähe feiner Baterftadt nach Ban.
Er hatte ſtets eine Borliebe für den Unterricht der Ju⸗
gend und nahm daher junge Leute in Penfion, von denen,
einer, 3. D. Martens, als landwirthichaftlicher Schrift⸗
eller bekannt geworden if. Er felbft gab während er
n Bau war, Folgendes in Drud: Verſuch eined Unters
richtd in den Hauptwahrheiten der chriftlichen Religion.
mob. 1792. — Heilige Dankopfer für Die Hilfe des
ten, am Sage der größten Gefahr (d. 26. Gebr. 1794),
und Schreiben an den holſtein. Kirchfpielvogt. Altona
1798. — Im 3. 1799 ward er nach Adelbye vocirt,
wo er ungeachtet der vermehrten Dienflverrichtungen mit
roßem Eifer die Iugendbildung bi8 zum 75. I. al
ehrer derfelben fortfegte. Ausländer, die in - feinem
Hauſe wohnten und von ihm gebildet wurden, haben fich
mit Ehre in allen Ländern Europas gezeigt und find
jegt zum Theil in Staatsämtern. Selbft Diejenigen Kins
der, die zum Confirmationsunterricht kamen, ohne die nds
thigen Borkenntniffe zu baben, fanden. an ihm einen fo
gütigen Seelforger, daß er ihnen privatim das Lefen
ehrte. Freilich Eonnte er bei fo ne Thaͤtigkeit auch
eine Beit zu Gergnügungen oder Reifen finden. Selbſt
fein geliebtes Altona, wo ev die fchönfte Seit feines Les
258 r Gräfin v. Hohenthal.
lebt:
an Ste ee ie ken an
ten. auch
unter
theiläfteier Geift verdienten,
5— Die fich unverkennbar, ald schein
richt von — — 17, Bin 19 Kr ee
fo in
in J fie — En Sheil * —— —
an Lane der Fürf Alten „Akne, Pen
rg üblich gewefene vierwöchentliche
Fr} Kirchen des Stiftes ftatt de Ey F den
biernächft die herkömmliche Gedächtnißpredigt
werde, welches Gefuch auch huldreichit genehmigt wurde,
* 114. Gräfin Erneftine von Hohenthal,
Wittwe des tönigl. fühf. Oberhofpredigerd Reinhard u. des Fön.
—— ee Peter Carl Wilhelm Grafen von Dos,
benthals
geb. d. 80, Nov. 1776, geft, d. 17. März 1829,
Die Hodbegabte und Hochgeſtellte war
geboren und die Yitee Kate —
—— ‚von Gharpentier, Der ſich um das ——
— —— unvergeßliche Verdienſte erworben
Ihre Erziehung fand lediglich im elterlichen * un⸗
tee den Augen und der fpeciellen Leitung an Geiſt
und Herz ala auögezeichmeten Mutter, einer
bel, ftatt; Unterricht genoß fie faft —— ui De
jest noch lebenden fehe betagten Senator und emeritit-
ten Kämmerer Hofmann zu — dem fie bis an ihr
e mit unwandelbarer Liebe und —* ae an
Als Kind fehon durch ——
b
—D— Ip Rieblin {gu ug
Gealkianı, Gefälligkeit, — und eligiofit,
ae die fie kannten, war fie befonderd in der
7 DM, fi Nefrolog 4. Iahıg. S. 1m.
E
Gräfin v. Hohenthal. 259
ie iheige it ii 1
Beim Nuepi, set FE Aue ne
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ai Aldnte Dr Bun verloren hatte, kennen, „
Sm 29. a — "ne ſich mit Dis H
Schi te und ——— und fuchte durch treue Liebe um!
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Rekunftengungen Daun fu iu tagen Bat hatte, an
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Manne, 8 no in der gi ganzen ur ihn
die Di Natel bedacht, mit de jender ER die von
tern, und befonders in fpätern Jahren, bei IE
er herzlichften DE
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Singen gene, "@ie bee, mermal {m ulm
amd ein fbwader Magen und oft u Am tieb ie
an ihe Ende die trauı zaueige Zei ulge J— Zeit. Der 6. Sept.
1812 entriß der lieb tin den Gegenftand ihrer
zaͤrtlichen Liebe und Gor; a Kinderlos und verwitte
En a ihe ve den — Schlag doppelt ſchmerz⸗
ch. Auch übe Ki u ihrer — und
Eräetung brauchte | A Karl bad „machte eine Reife
in die Oberpfalz zu den auch von ihr fehr gnaa
= jeliebten Berwandten ihres entfchl: Mannes,
ihren Rechtöangelegenheiten berieth der ho⸗
Theke und um Sachfen viel verdiente Gonferenzmin;
Peter Graf von NEN MH Sit ſchon feit meh=
teren Jahren an das er Anger
ſchloſſen Hatte, — A Gem bei nüs
Teben "rcte anb ine fe Wr Be, den od
en Lernte eufte Gemal en Zol
verloren hatte, führte — Wittwe d, 2. Zul, Anis
u Königsbrüd, dem Stammorte der
Sum, ai rg Bundesaltare En mit pt
doch auch Di lichen Berh,
EDER ee
u Medel.
ungen 1
en Auditeriumd Das Unglüd, beim Berbrennen der
per in Sauerſtoffgas daB linfe Auge zu verlieren,
welches fich folgender Weile ereignete. Im Eifer des
Bortragb verwechfelte M. die beiden mit Gas gefällten
Flaſchen, welche neben ihm auf dem Katheder fanden,
und tauchte den brennenden Poßpbor in die mit Knall⸗
908 gefüllte Flaſche. Mit einem furchtbaren Knall flos
en die Scherben umher, und eine derfelben ihm durch
das linke Auge ; die Buhörer jedoch blieben unverlegt, —
BE In feinen Kreiflunden bearbeitete. er feine erfte Audgabe
„ber Medicina forensis in 2 heilen; lieferte dann Arbei⸗
ten au den periodifchen Schriften feines Alteften Bruders
und übernahm die Gorrectur von deſſen übrigen unter der
gufe befindlidyen literarifegen Gegenftänden. — Einen
uf als Profeſſor nach Königsberg, den er jedody aus
befondern Kamiltenrücfichten ablehnte, erhielt er im I
1821. Annehmlicher jedoch als dieſer, fchien ibm der
einige Wochen nachher erfolgte Ruf als Profeſſor dee
gerichtlichen Medirin und Anatomie zu Bern inder Schweiz,
wohin er im November .des oben bezeichneten Jahres abs
ind. Mit: großem Jubel wurde er von den Ddafigen
Saiepere und Mufenfühnen empfangen , und hatte gar
ald deren Buneigung und Liebe in einem- hohen Grade
worden. — Gein baldiged Erkrankten dafelbft ſcheint
Dem Umftande zuzufchreiben zu Tem, daß er aus Mangel
an einem Familienlogis eine freiliegende Talte Wohnung
u beziehen genöthigt war, was fo nachtheilig auf feine
efundpeit einwirkte, daß er ſchon im erflen Winter an
Bruſtbeſchwerden litt, zu welchen fich dad Jahr darauf eine
Lungenentzuͤndung gefellte, wodurch er in feinen Vorle⸗
fungen zum öfteren behindert wurde. — Mehr und mehr
nahm das Uebel uberhand, und nur durch den Gebrauch
der Heilbäder zu Ems und Piſa, fowie durch öfters wies
derholte Weintraubenkur wurde der Kortgang der Krank⸗
eit, wiewohl nur auf kurze Zeit gehemmt, fo daß er in
en legten Jahren nur in einzelnen Stunden Borlefuns
en, aber auch diefe mit oͤfterer Unterbrechung halten
onnte. Bei einem ſehr Tiebeuollen und theilnehmenden
Herzen traf ihn ſchmerzlich des od feines Bruders, des
Lehmann. . 265
Griminalattuarind Dr. Meckel *) zu Halle im 3.1829;
feine nur noch ſchwachen Kräfte erlagen auf diefe Rach⸗
richt gänzlich umd er entfchlummerte wenige Wochen nachher
mit Hinterlaffung einer traurenden Wittwe und 4 Soͤhnen.
Sei. u Major v. Lindeman.
* 117. Johann Jeremias Lehmann,
Doctor d. Phil. u. Vorſteher einer weiblichen Lehr⸗ u. Erziehungs⸗
anftalt zu Berlin;
geb. d. 21. Apr. 1771, geft. d. 19. März 1829,
* Der Verewigte war ein Mann, der lange wohlthäs
tig und fegensreich wirkte, und sans den Platz auöfüllte, .
auf den die Vorſehung ihn geftelt hatte. Zu Juͤterbogk,
wo er geboren, empfing er auch auf dem ehemaligen
Symnokum feinen erften wiffenfchaftliden Unterricht, *
ging darauf zur weiteren Auöbildung nad Jorgcu auf
a8 unter dem damaligen Rektor Benedikt blühende Ly⸗
ceum und bezog im x. 1790 die Univerfität Wittenberg.
Hier begann er das theologifhe und philoſophiſche Stü⸗
Dium und empfing noch vor dem Ablauf feines Trien⸗
niums von der philofophifchen Fakultaͤt die Doetorwuͤrde.
Nach einem beinahe Siährigen Aufenthalte in Wittenberg
Tehrte er auf einige Zeit zu feinen Eltern nach Zäters
bogt zuruͤck und ward fodann Erzieher bei dem Herrn v.
Schlieben auf Dderin in der Niederlaufig. Treu fuchte
er bier den ihm angewiefenen Beruf zu erfüllen und
nicht fowohl den Berftand feiner jungen Böglinge mit
nüglichen Kenntniffen zu bereichern, als vielmehr auch
das Herz zu veredeln und für Die Zugend zu erwärmen,
Belohnt durch den herrlichſten Erfolg feiner Bemühuns
gen und begleitet von den Segendwünjchen Aller, verlie
er endlih im 3. 1800 ein Haus, in welchem er, nad feis
nem eigenen Geftändniß, die glädlichfien Sabre feines .
Lebens zugebradht hatte. Gern wäre er nun in feiner
Baterftadt, wohin er zuerft ging, geblieben, gern hätte ex
Dort auf die Ertheilung eines. ihm fchon früher gugefi-
cherten geiftlichen Amted gewartet, aber da feine Eltern
bereit8 geftorben waren und er nicht hinreichend mit den
nöthigen Mitteln verfehen war, um bier ohne Erwerb
Länger leben zu Eönnen, fo begab ee fich bald darauf nady
Berlin, hoffend, daß bier ſich feiner Literarifchen Thaͤ⸗
tigkeit ein weites Feld eröffnen würde, Doch fremd,
) Defl. Biogr. S,%9 dieled Jahrg.
266 , Hüttmenn.
ohne ſchriftliche oder muͤndliche Empfehlungen, auch nicht
anmapend und zudringlich genug, um fich jeloft Eingang
u verfchaffen, hätte es ihm hier leicht verderblich gehen
—2* wenn nicht noch gerade zur rechten Zeit treffliche
Männer , die ihn feines ſtillen, anſpruchsloſen Weſens
wegen liebgewannen, ihn Eräftig unterftügt und ihm eis
nen zwar mühes, Doch ehrenvollen Wirkungskreis anges
wiefen hätten. In verfchiedenen öffentlichen und Privat:
Lehranftalten Berlins ertheilte er nun in allen Zweigen
des Wiſſens Unterriht und lag dabei eifrig der Theolo⸗
gie 0b, um Ddereinft würdig dad Amt eines Beelforgers
verwalten zu Eönnen. Doc im Rathe der Vorſehung
war es anders befchlofien. Er lernte feine nachmalige
Gattin kennen, die eine weibliche Erziehungsanftalt a
Borfteperin leitete. Er heiratbete fie im I. 1800; und
nun war er auf dem Gebiet, auf dem er fidy auszeichnen
ſollte. Eine lange Reihe von Jahren widmete er fi
‚ von jegt an ausfchließlich dem Erziehungsweſen der weibs
lihen Iugend, und wußte die ihm anvertraute Anftalt
mit folder Umficht und Kraft zu leiten, daB fie ſtets die
Bedürfniffe ihrer Zoͤglinge befriedigte umd einen nicht
unbedeutenden Ruf ſich erwarb. — Bin durch rege &
tigkeit erworbenes kleines Vermögen, fein genuͤgſamer
©inn, die Achtung feiner Freunde und eine Durch weife
AN: befeftigte Gefundheit ficherten ihm Die
ungeftörtefte Sufriedenheit. Doch manche widrige Ereig⸗
niſſe und befonderd da8 Uebermaß feiner Thätigkeit zer-
ſtoͤrten endlich die Kraft feines fonft ungefhmächten Körs
pers. Gichtſchmerzen nöthigten ihn Anfangs das Zim⸗
mer zu hüten, diefe nahmen plöglich überhand, und fchon
nah einem Keanteniager von wenigen Sagen flarb er
N frommer und ruhiger Ergebung in den göttlichen
en. j
* 118. Detlev Hinrich Huͤttmann,
Doctor d. Medicin u. Diftrittdarzt zu Lenfahn im Herzogthum
Dldenburg 5
geb. im 3. 1794, geft. d. 20. März. 1829,
Er wurde in dem Dorfe Str. Schlemin von fehr
Dürftigen Eltern geboren und als Knabe in Eutin uns
tergebracht, um Dafelbft auf gutsherrſchaftliche Koften
wegen einer. ferophulöfen Krankheit von dem Chirurgus
Hartlopf behandelt zu werden, Die zwar langfame, "aber
hilfreiche Kur erregte in dem ungebildeten, aber: wißbes
268 Srotrian.
fowie dur humanes Betragen allgemeinen Beifall, und
auch dem bergen pet ee durch zweckmaͤßige Borfchäge,
Die fein Amt um fe ne Lage betrafen. Allein nicht lange
font: er fich diefes Schönen WBerhältuiffes erfreuen. Zu
nfange des Februar 1829 ſtellte fich dei ihm eine Luft⸗
roͤhrenſchwindſucht ein, die fortwährend zunahm, fo daß.
er feine Amtöpflichten einem feiner Gollegen übertragen
mußte. Er fah dem unvermeidlichen Zode unter fchwes
ven Leiden mit Geduld und graenenpeit entgegen und
vollendete diefeß Leben in der Bluͤthe feines Alters, im
84. Lebensjahre. |
* Eutin, | Hellwag, Med. Doct,
*.119. Th. Chriſtoph Grotrian,
Doctor d. Theologie, Abt zu Kloſter Amelunxborn, General⸗Super⸗
intendent d. Weſerdiſtrikts u. Paſtor Prim. zu Holzminden, Epho⸗
rus d. hohen Kloſter⸗ u. Stadtſchule daſelbſt, auch Landſtand auf d.
Praͤlatenbank d. Herzogth. Braunſchweig, Ehrenmitgl. d. Geſellſch.
d. Geſch. u. Alterth. v. Weftohalen 3
geb. d. 1. Mai 1755, geſt. d. 21. März 18%,
Der duch fein Tangjähriges unermüdetes und n
bares Wirken audgezeichnete Abt Grotrian war zu Schoͤ⸗
ningen im Herzogthum Braunfchweig geboren und ber
Sohn des Korftietretärd G.; feine Mutter war eine geb,
Stining. Die Geburt deffelben faͤllt nach obiger Angabe
in den Beginn de 7jährigen Krieges, zu welcher Zeit man
eben im Begriffe ftand, die bis dahin in. dem evangelifchen
Klofter Amelunzborn befindlich gewefene Unterrichtö- und
ehungsanftalt mit der Stadtfchule zu Holzminden für
die der Berewigte ſich ald Ephorus bis an fein Ende
befonders inteee fit und für welche ee geboren au ſeyn
ſich ruͤhmte, während fie gleichſam für ihn geſtiftet zu
jenn ſchien, zu vereinigen... Schon als halbjahriges Kind
am er nach Holzminden und unter den eriten Schülern
Der 1760 eingeweihten hohen Schule dafelbft war auch
Der gefeierte Joach. Heine. Campe, welcher Gr. auf feis
nem Schoſe mit den Anfangdgründen des Lefens bekannt
machte und fpäter fein Eraminator, bei der Aufnahme
gun Schüler wurde. Etwa im 3.1773 ging Sr. auf die
niverfität und ſtudirte 2 I. in Göttingen und 1 I. in
Helmftedt, worauf er nach Holzminden zurückkehrte, um
als Sollaborator an der Schule, die ihn gebildet hatte,
an eRebt zu werden, welchem Amte er faft 10 3. vor⸗
Aldann u berjelbe Prediger zu Eutter am
Grotrian. 269
Barenberge, was er 9 J. vblieb umd hierauf Superinten⸗
dent zu Geefen und Probft des Klofterd Frankenberg im
Goödlar, womit 19 3. verliefen, bid er im Aug. 1814 als
General⸗Superintendent und Paftor prim. abermals nach
Holzminden, das er fein Tempe nannte, zurückehrte. Mit
diefer Stelle ift auch das Ephorat der erwähnten Schule
verbunden und die Borgänger in diefem Amte führten den
Titel Aebte des Klofters Amelunzborn, weldye Benennung
aber in der weftphälifchen Periode aufgehoben worden
war; bei. Wiederherftelung der braunfchweigifchen Lands
ftände jedoch im 3.1819 auf den General-Superintendens
ten Sr. wieder uberging und Sig und Stimme auf dem
Landtage für ihn mit fi beachte. Am 28. Sept. 1826,
dem Tage, an weldhem Gr. vor 53 5. die Schule ver:
laſſen, hatte er noch die Kreude, eine (auch im Druck ers
fehtenene) Rede zur Einweihung des neuen prächtigen Schulz
gebäudes, deffen Errichtung lebhaft von ihm befördert
worden war, zu halten; und am Sage feines Jubilaͤums,
im Sommer 1827, befchentte ihn die theologiſche Fakul⸗
tät zu Göttingen mit dem Diplom der theologifchen Docs
torwärde. — Un der Schule lag ihm, von Amts wegen
zwar. blos der Unterricht in der Meligion und dem He⸗
räifchen ob, doch gab er in Prima auch Unterricht in der
Raturgefchichte, die neben den theglogifchen zu feinen Lieb:
lingöftudien gehörte, ‚in deren 8 er auch Phyſik 109,
worin er feine tüchtigen Kenntniffe zum heil WBeireis
verdantte- Bor allem zeichnete er fich übrigens Durch feine
Kenntniß der Gefchichte, befonderd der deutfchen, aus, Die
er bis in’ die Eleinften Sweige verfolgte und wobei ihn ein
ganz ungemeined Gedaͤchtniß unterftügte, Das jedes Da⸗
tum getreu zu bewahren im Stande war. Geographie
tonnte von dieſen Lieblingöfächern natürlich nicht ausge⸗
chloſſen ſeyn. — Gr. hat Mehreres gefchrieben, „fiegte
ich aber nicht zu nennen und nur um der Sache willen
zu arbeiten. Einzelne Abhandlungen über gefchichtliche Ges
genftände von ihm finden fich im ältern Holzminder Wo⸗
chenblatte, deffen Redakteur er in neuerer Zeit auch war,
— Der Berftorbene hatte fih im 3. 1787 mit einer geb,
Brühl vermäplt, aus welcher Ehe ein Sohn und 2 Toͤch⸗
ter entfproffen find, die, fowie die Wittwe, noch leben,
und zwar erfterer ald Doctor der Medicin und Profeſſor
zu Braunſchweig. — Der Abt Gr. war von Statur ein
großer magerer Mann, in deflen Charakter und aͤußerm
Auftreten fich eine ruͤhmliche Einfachheit ausſprach, die,
verbunden mit freundlicher Herablaſſung und Willfährig>
“ Über den Nutzen der Berge vom Lyceum A
276 Grotrian. |
keit E Jedermann, Suteonih einflößte, Nichts unter:
9 utrandh
chied ihn zu Haufe oder öffentlich von jedem andern Beiks
un ned Diſtrikts, als etwa das goldne Kreuz feiner
Würde, welches er bei — zu tragen De
— Ehen fo einfach war auch ſein veligiöfer Vor⸗
‚ der jedoch ums fo Leichter zum Bergen drang, je ges
wifier er vom Herzen Tam, indem man Dabei täblee, er
glaube, was er lehrte. Und auch Anderen glaubte er Leicht
und gern. — Gr. baßte alle ſtarke geiſtigen Getränke,
zben fo wie den Gebrauch des von ganzer Seele,
und hatte fich auch in jüngern Jahren nie berfeiben bes
dient. Er behauptete, * wenn man ſelbe voͤllig aus
der Welt verbannte, ſo wuͤrde das menſchliche Geſchlecht
nach und nach wieder ein höheres Alter erreichen. Auf
den Tabak befonderd gab er daB MWertrocdknen mancher
Gelehrten. Diefe ſtets befolgte innige Neberzeugung war
denn auch bei der Bermahnung im Stande Wunder
und für unheilbar gehaltene Trunkenbolde grände
lich und für immer zu bekehren. Cine fo einfache, nuͤch⸗
terne und mit fleter nüglicher Befchäftigung verbundene
häusliche Lebendweife, wie fie Gr. führte, enthielt nun
auch ſchon die Bedingungen zu einem friedlichen und hei⸗
tern Bamilienleben , zu Sefundpeit und hohem Alter, in
n Rervenfchlag traf, dee
dem ihn am 18. Mär
leider den dritten Tag Wieberkchrte und ihm ein fanftes
Ende bereitete, -
Bolkſen. J. G. Petri
* 120. Johannes Walch,
Superintendent u. Pfarrer zu Schweina, unweit Liebenſtein, im
meiningiſchen Unterlande;
- geb. d. 9. Mat 1760, geſt. d. 21. März 1829.
Er war der vierte Sohn des Bürgers und Handſchuh⸗
mächerd Jak. Friede, WB. zu Salzungen und deſſen Ches
ge Dor. Regina, geb. Stieler aus Depfershaufen. Bom
. 1765 an durchwanderte er alle Klaſſen der Anabenfchus
len feiner Baterftadt, bis er 1777 unter die Primaner der
oberen Ordnung des Lyceums und zugleich in die Henfs
lingſche Gtiftung zu Meiningen auf enommen wurde,
Seine damaligen Lehrer waren Emmrich, Bolkhart * und
Thilo. Michaelis 1780 nahm er in einer franzöfifchen Rede
bie ed und bes
*) Deſſen Biogr. 1. Jabra. ©. 82. d. Rekr.
Wald. 271
308 bacanf, bie Untverfität Jena, wo er die Vorleſungen
der ‚audgezeichnetfien Gelehrien, eines Danov,
Griesbach, Eichhorn*), Loder, Sennings u. a., und von
dieſen Borträgen innig ergriffen, wandte er gewöhnlich die
halben Nächte zu Wiederholungen an. Died dauerte bi
um 18. März 1782, wo aud) ihn Danov's unglücklicher.
d dermaßen erfchütterte, daß ihm nun Jena verleibet
war. Gr verließ daher Michaelid d. I. die Univerfität,
um noch für fich felbit fort zu ſtudiren, und dies befonders
auch aus nung feiner dürftigen Eltern, wiewohl diefe .
e
unter Mitwirkung feines Älteften Bruderd, des nachmaligen
Superintendenten Ernſt Julius Wald zu Salzungen *)
höchſtens 300 fl. für feine ganze Studienzeit zu Meiningen
und Jena verwendet hatten. Im Ian. 1/83 wurde er uns
ter die Zahl der theologifchen Gandidaten aufgenommen,
ging darauf Anfangs Juni nach dem ehemaligen Reichds
dorfe Sulzbach bei Frankfurt a, M. ald Hauslehrer und
Hilföprediger des Pfarrers Kregihmar und im Febr. 1786
nad Frankfurt a. M. ald Lehrer an die Pfeilfche Erzie⸗
Far en für junge Engländer, Franzofen und Deuts
he bis zum Julius 1789, wo er in mehreren angefehenen
Häuſern jener Stadt Privatunterricht ertheilte und bei der
freundfchaftlichften Begandlung, welche ihm von allen
‚Seiten entgegentam , die glücklichen Tage verlebte. Zu
jener Seit ward auch der früher fchon gefchloflene Freund-
Inaftöbund mit dem nachmaligen Guperintendenten Adam
Gottlieb Lange zu Meiningen ***) noch fefter getaipft, und
nur der od vermochte ihn zu trennen, Am 15. März
1791 erhielt er den Antrag zur Collaboratur am Lyceum zu
Meiningen, welches Amt er am 27. Aug. 1793 mit dem
dortigen Rectorate verwechfelte. Als Rector fchrieb er zur.
Anhörung der jährlichen Benflingfchen Gedächtnißfeier fols
gende Programme: De Prometheo, hominnm formatere,
1794.— Ueber Eenfuranftalten auf Schulen in den oberen
Klaffen. 1795. — Ueber den Unterricht in den oberen
Klaffen gelehrter Schulen. 1796. — Iſt Erziehung Sache
des Staatö? 1798. — Ueber Salzungens milde Stiftungen.
1799. — Im April 1797 wurde er mit dem damaligen
Conrector und nachherigen Superintendenten Zange unter:
Beibehaltung feines vorigen Amtes ald Collaborator des
Stadtminifteriums zu Meiningen angeftellt, wodurch fich
2) Deſſen Biogr. 5. Sahrg., ©. 637 d. Nekr.
+) Deflen Biogr. 8. Jahrg. ©. 586 d. Nekr.
”..) Defl. Biogr. 4. Jahrg. ©. 817 d. Rekr.
22
J
az Bald.
feine Befoldung (kaum 800 fl.) um. 70 Zhle. verbeffette,
Ste Er wechfelte ev am 2 April_17%9, mit dem
ditale eines Xoiunftus und mit der Anftellung als Pfars
zer zu Schweine und BadsLiebenftein, und zugleich al&
Affellor des geiſtlichen Untergerichtö, wo er viele Gelege, ,
ten fand, erworbene Ginfichten ind Leben treten zu lafs
jen; am 10. Mai 1828 endlich erfolgte feine Ernennung
zum Guperintendenten. — Was ſeine Bamilienverhälts
aiffe beteif, fo verehelichte er ſich am 7. Ian. 1794 mit
‚Sufanna Magdalens , geb. Meyer aus Salzungen und
wurde am 6, Dir 1807 Wittwer. Ex hinterließ 1 Toch⸗
ter, Augufte, Gattin des Rechnungdreviford Georg Ster⸗
aid zu Meiningen, und 2 Söhne, Sriedr. Theodor, Buchs
inder zu Salzungen, und Heiprich Chriftian, Gandidat
der Theologie. Am Sonntage Neminifcere 1829 hielt er
fine beiden legten Predigten, kam aus der Nachmittagds
rche unwohl nach Haufe, und mit dem Satufte jener
Woche ſchloß ſich auch fein irdiſches Tagewerk. — Br
den Hingefchiedenen yerfünlich Eannte, bewunderte und
Thägte feiner mit herrlichen und vielumfaflenden Kennts
niffeu veich auögeftatteten Geift, fein wohlwollendes Ges
müth, feinen Sinn für Seeundfchaft, feine bereitwillige
amd uneigennügige Sefänigkeit, feine Empfänglichkeit &
den gefelligen Umgang und die Freuden der Natur, feine
raſtloſe — keit zum Wohle der Seinigen und der ihm
anvertrauten Gemeinden), feinen regen Eifer für den Uns
terricht und die Erziehung der Sugend, Daher die al
meine Iheilnahme bei feiner feierlichen Beerdigung. Aus
t dee Theologie nahmen auch noch Pädagogik, Belbihte,
ograpbie und feit feinem Aufenthalte auf dem Lande
die ökonomifche Literatur fein Intereffe und feine Geifteds
tigkeit in Anfpruch. diefen und mehreren andern
jächern des Wifjens ging er bid an feinen Tod mit dem
jeitalter fort. Dabei benahm er fich immer mit ruhiger
rüfung; dad Neue Tannte er, ohne ein Neuling zu fepn,
ienn das bewährte und ald gut erfundene Alte behielt er
jeen bei. Mit ſolchen Kenntniffen und bei diefer Richtung
ed Geiſtes wäre er wohl als bedeutender Gchriftiteller
aufgetreten ,_ wenn e8 fein Amt geftattet hätte. So lies
ferte er, außer einer Zleinen, für Geiftlihe fehr drauch⸗
jaren Schrift; „Meber die zweckmäßige Einrichtung und
ührung der Kirhenbücher und ded Geelenregifterd. Go⸗
tha 1815,“, blos einzelne Auffäge in Zeitfehriften, nas
mentlih in_die Nationalgeitung und den Anzeiger ber
Deutſchen. Sehr bereitwillig unterftügte ex auch den Ver⸗
an zu Tammeln anfing, ber feine fpätere Wirkfamteit als
warb ſich in diefem Amte allgemeine Achtung und Liebe,
feiner Biete
famteit zugleich die an bie wichtigen Veränderungen in
dem Juftizweſen der Schweiz überhaupt. Die Errichtung
eines oberiten Gerichtöhofes unter der helvetifchen Stegies
zung — im 3. 1798 feine Ernennung zu einem
Gliede deffelben und er trat bald daranf an die Stelle
276 Schnell.
wirkte er bei mehrern nicht unwichtigen Reformen im Xu:
finmefen, —E en * B. unter m ges *
welche die verſchiedenen Maßregeln gegen die ſchweizeri
effe und gegen dad Aſylrecht * en. Di. reiche —*
— — welche der Verſtorbene ſich in ſeinen beiden lang⸗
rigen Präſidialverwaltungen erworben, ſicherten ihm
berhaupt ein ſo allgemein Zutrauen, baß er nicht nur
u noch mehrern Kollegien zugezogen, ſondern beinahe täg-
lid von Leuten angegangen wurde, die feinen weifen Rath
‘oder feine ſchiedsrichterliche Meinung in tler
genheiten nachfuchten. — Haben wir ihn fo vielfältig
als praktifchen Iuriften und Geſchaͤftsmann Eennen gelernt,
fo fehen wir ihn bald nach der Neorganifation der Hoch:
ſchule im 3. 1819 zum Profeſſor beider Rechte ernannt
and in Verbindung damit zum Doctor creirt. Die Ber
Heidung diefer Stelle war um fo fehwieriger, da bei dem
gänzlichen Verfall, in welchem ſich das theoretifche Stu⸗
tum der Necheewiflenfchaft längere Zeit in Baſel befun-
den hatte, eine neue 3
lehrter Vorträge über verfihiedene weige zu eröffnen war,
die zuvor keiner nähern Vorſorge waren gewürdigt wors
den. Da er feibft nie auf einer deutfchen Hochſchule ge-
weſen, fondern nur (bei allen Berdienften Legrands um
ihn) eine rein empiriihe Schule durchgemacht hatte, fo
mochte es ihm allerdingd an jenem nur in früherer Iugend
ſich anzueignenden Zehrtalente fehlen. Demungeachtet ift
die Lüde nicht weniger fühlbar , welche fein Tod auch an
- der Univerfität veranlaßt hat. Nicht zu reden von feiner
erzlihen Kollegialität, derer ſich die xühmen, die mit ihm
n näherer Verbindung flanden, war er es hauptfächlich,
der die rechtliche und adminiftrative Seite des Profeſſor⸗
. amted an, den Regenten und andere Kollegien vertrat;
der das Finanzielle mit großer Genauigkeit und Gewiſſen⸗
haftigkeit vewaltete und befonders dem oft fo läftigen Ber-
- waltungöwefen mit aufopfernder Liebe und Thaͤtigkeit ſich
unteräog. Bald nad Antritt feiner Profefjur. wurde er
in den Erzi wählt
ihm bereitd. genannten süpmlichen Eigenſchaften an den
Tag legte. — Nun noch einen kurzen Blick auf des Bollens
deten erhärtn ei als Familienvater und Menſch. Im J.
1807 hatte er fich mit Maria Salome Ifelin verehelicht
«hie ihm aber fchon nach wenigen Monaten ftarb. Daran
verband er ſich mit Katharina Preiswert, feiner noch, les
benden Wittwe. Aus dieſer Ehe erhielt er 4 Kinder, von
denen drei dem Vater Im Tode vorauögingen. Dem zweis
ahn zu brechen und eine Reihe ges
ehungsrath gewählt, wo er auch diefelben an
Ranniger. 277
ten und nunmehr eupigen feiner Söhne war er zugleich
Lehrer und ver auf der wiflenfchaftlichen Bahn. Mit
den achtbarften Männern Bafeld in engerer Verbindung,
behielt er auch feinen Lehrer Legrand in lebhaftem Andens
ten, und die-Liebe für dad Elaffifche Alterthum, welche
diefer einft im jugendlichen Gemüthe gewedt, ging auch
nicht unter in dem Strudel der täglichen Berufsgeſchäfte
des betagtern Mannes, und mehrere jüngere Gelehrte ver-
danken ihm die Anregung und erfte Anleitung zum Stu⸗
dium ‚der Philologie. ‚Er felbft aber machte auf einfamen
Spaziergängen oder in Begleitung feines Sohnes den
Plautus, Terenz oder feinen Lieblingsfchriftfteller Horaz -
um flillen Gefährten, Noch wenige Wochen nor feinem
nde hatte er den Livius ‚wieder geleſen und ſich vorgenoms
men, mit neuer Freude den Homer ſich zu wiederholen,
aus dem er größere Stellen fowie auch manche Korazifche
Dden auöwendig wußte. Schnell's äußere Konftitution war
get und hätte auf ein hohes Alter fchließen laſſen. Im
. 1812 mußte er fich jedoch aus Anlaß einer Beinges
ſchwulſt einer gefährlichen Operation unterwerfen, wobei
er ſich mit chriftlicher Standhaftigkeit in fein Schickſal ers
ab, und in diefer ernften Stimmung feine eigene Lebens⸗
fchreibung (Perfonalie) auffegte. Die fchnelle —
eines allgemein betrauerten Todes war eine Geſichtsroſe,
ie ſich erſt unter wenig gefährlichen Symptomen einſtellte,
bald aber. eine hedenklichere Wendung nahm, fo daß ſchon
nach wenigen Tagen fein Hinfcheiden erfolgte. on
* 122. Georg Friedr. Wild. Ranniger,
Doctor d. Rechte u. ehem. Aſſeſſor Im großherzogl. Landger. zu
Oldenburg: ,
geb. d. 7. San. 1777, geft. d. 28. März 18%.
Er war der Sohn des auf Benthien im Großherzog»
thum Mecklenburg : Schwerin verftorbenen Gutöbefigers
Markus R. und dafelbft geboren. Den erften wiffenfchaft:
Ligen Unterricht erhielt er im väterlichen Haufe von dem
nachher am 17. Jan. 1803 ald Prediger zu Muhlen:Eiren
verftorbenen Kandidaten Joh. Fr. Düpeing. Nach been
. bigten Schuljahren widmete er fich der Landwirthſchaft
und hielt BE] zu diefem Zweck einige Zeit bei feinem On:
Tel in Drönhewiß auf. Died mochte aber damals nicht
der Ort feyn, wo man die Landwirthfchaft erlernen Eonnte,
er begab fich daher von dort weg und MH wahrfchein-
lich auf Beranlaffuug feines dafelbſt noch ftudivenden Al:
278 Ranniger.
teften Brnder8*), die Hochfchule zu Göttingen, um Games
zaliftit und Oekonomie zu fludiren. Nach einigen ohne
befondern Nugen dort verlebten Jahren kam er zu;
rück und hielt fi) num einige Seit bald bei feinem Bru⸗
der in Schwerin, bald bei andern Berwandten auf. Ends
lich entſc ee ſich noch Jura zu ſtudiren und Die Hoch⸗
chule zu Göttingen zum gweitenmale zu befuchen. Da es
hm aber ganz an den nöthigen Borkenntniffen fehlte, fo
nahm er bei einem gefchickten und verdienten Schulmanne,
dem am 12. Sept. 1822 verftorbenen Conrector H. G. Bru⸗
ger in Schwerin, Unterricht , welcher ihn in 2 I. fo weit
rachte, DaB er nach Goͤttingen abgeben Eomnte. 1805
promopirte er Dafelbft und nahm den Grad eined Doctors
"der Rechte an. Bon dort zuruͤckkehrt, hielt er ſich einige
eit in Hamburg auf, um dort als Surift die praktiſche
aufbahn zu betreten. Died gefiel ihm aber nicht, er vers
ließ Hamburg und trat Eurz darauf in die Dienfte Des
Grafen v.Rangau zu Swartgu im Fürftentbume Luͤbeck.
Hier war er mehrere Jahre und lieferte in diefer Zeit
mehrere Auffäge in den ſchleswig⸗holſteinſchen Blättern,
die nicht ohne Beifall aufgenommen worden find. Als er
diefen Poſten verlaffen hatte, hielt er fich einige Jahre
auf dem väterlichen Gute Benthien bei Gadebufch auf
und trat 1818 in den Medlenburg:Schwerinfchen aktiven
Landſturm, wo er als Auditene angeftellt wurde, Nach
Auftöfung defjelben fuchte er eine Anftelung im Bater:
Iande und als hiezu Beine Hoffnung war, wandte er ſich
nad Didenburg, wo er ald Affeflor im yroßherzogl. Lands
gerichte angeftellt wurde. Einige Jahre vor feinem Tode
wurde er mit einer kleinen Penſion feines Dienftes ent
laſſen. Er lebte feitdem bis zu feinem im 54. Lebensjahre
erfolgten ode in ruhiger Zuruͤckgezogenheit zu Edewecht
im oldenburgfhen Amtsgerichtsbezirke Zwiſchenalm. —
Was feinen perſoͤnlichen Charakter anbetrifft, fo war er
ein gutmäthiger, befcheidener und anſpruchsloſer Mann,
nicht ohne Salente und Kenntaiffe, und wenn er der Ruhe
we fehr ergeben war, fp war er dagegen auch ftets mit
einem Scidfale zufrieden. — Außer feinen oben gedach⸗
ten Beiträgen Lies er noch beſonders dDruden: Dissert,
Inaug. de vi pactorum dotalium, Gött, 1805.
Sue Detuen Miestub ———
inzlei: u Schwerin_und nad) vie er Semuthös
krankheit den SA. Maͤrz 1823 dafelbft geftorben, jahrig
währt, — Gein Geburtöort i
282 Borgold.
Jahren feines Lebens, wo er wegen Kraͤnklichkeit auf die
Freuden der Geſellſchaft verzichten und dad Zimmer büs
then mußte, feine einzige Erholung. Er endete feine lange
irdiſche Laufbahn im 84. 3. feines Alterd. Der Hars
moniegefellfchaft in Grlangen vermachte er_ teflamentas
riſch mehrere vorsdalich fhöne englifhe Kupferftiche, fos
wie eine Suite Toftbarer chinefifcher Bilder zur freunds
lichen Erinnerung. '
* 125. Johann Friedrich Borgold,
Inſpector d. Ganfteinfhen Bibelanftalt u. der Buchhandlung des
Woifenhaufed zu Halle;
geb. d. 9, Sept. 1757, geft. d. 25, März 1829.
„Der. Menfcdy denkt,
. Und Gott lenkt.“
Dieſe wenigen aber gehaltuollen Worte, die der Ber:
eiwigte feiner 1823 den 9. Eeptbr., als feinem 67. Ges
burtötage begonnenen Autobingraphie ald Motto vorges
fest bat, und die fih im Menfchenleben fo vielfach bes
währen, fie haben ſich auch in Dem Leben des Verewig⸗
ten, dem der fchöne Nachruhm eines eben fo verdienten,
als Arifflichsfrommen Mannes gebührt, vollkommen bes
Zwickau im ſaͤchſiſchen
Erzgebirge, wo ſein Vater Joh. Andreas B., Buͤrger
und Goldſchmied, wie auch Viertelsmeiſter daſelbſt, bei
einen Mitbürgern in dem Rufe eines eben fo rechtfchafs
enen als erfahrnen Mannes fland. Seine Mutter ſtammte
aus der durch den fächlifchen Pringenraub berühmt ‚ges
wordenen Trillerſchen Familie ab, Gr befuchte das Ey
ceum feiner Vaterſtadt und da feine Eitern bald in dem
aufftrebenden Knaben nidyt gemeine Anlagen und glud-
liche Kortfchritte bemerkten, fo beftimmten fie ihn auf
den Rath feiner_Behrer zum Studiren und hofften ihm
Dies duch das Trillerſche Familienftipendium zu erleichs
tern. Aber anders lenkte es der Unfichtbare, Der Ber
ewigte fland an der Grenze feiner Kindheit, ald er mit
feinem Vater feinen Ernährer und Verforger verlor.
Dies früh erfolgte Ableben defjelben, fowie die durch bie
Kriegkjahee herbeigeführten mißlichen Bermögensumftände
deflelben viethen von dem früheren Vorhaben abzuftehen.
Anfangs wollte die Mutter den nun Baterlofen zu dem
Metier ihres verftorbenen Gatten erziehen, aber eine
weite Berheirathung mit einem Schriftfeger änderte die:
* Entfhluß, und er wurde unter der Leitung feines
284 - Borgold,
lichen Gottesdienft ohne Roth gu verfüäumen, wie ich es
wohl früher ded Erwerbes wegen gethan hatte. Und
vermehrte ſich hierdurch auch meine Einnahme nicht, fo
war doch mehr Gegen darin zu verfpüren und ich konnte
jeden Montag meine Arbeit mit erneuerten Kräften be-
ginnen. Gein Zleiß blieb nicht unbelohnt. Mit dem I.
1785 trat der unvergeßliche Niemeyer *) in das Directos
rium von Franke's fegensreichen Stiftungen, und wie
mit feinem Eintritt für diefe Stiftungen eine neue Epo⸗
che begann, fo ging auch ihm ein neuer Stern der Hoff:
nung auf. Der raftlos thätige Niemeyer hatte die ſpe⸗
ciellee Aufſicht Über Druderei und Buchhandlung des
Waiſenhauſes übernommen, und diefer trefflihe Mens
forentennee hatte bei feiner öfteren Anwefenheit in der
ruckerei B. als einen thätigen und geſchickten Arbeiter
kennen gelernt und wußte denfelben bald -feinen Faͤhig⸗
Feiten und Leiftungen nach anzuftelen. Er benugte die
auffizebende Kraft defjelben zu manchen Berbeflerungen
in der Druckerei, bildete den Geift des Lernbegierigen im:
mer mehr aus und erzog ſich fo in ihm den treueften
und dankbarſten Gehilfen. Die Dankbarkeit und zugleich
die aͤcht chriſtliche Demuth deſſelben fpricht fich in den
.von ihm felbft aufgefenten Nachrichten auf eine hoͤchſt
zührende Art aus. Gr ahnete nicht, daß er den fo Ges
liebten und Geehrten, wie den ihm gleichen, wahrhaft
Hochwärbigen Knapp **), fi würde vorangehen fehen.
iefe aber hatten feine Berdienfte wohl erfannt und ihm
immer mehr wichtige Geſchaͤfte übertragen. Im 3. 1798
ernannte ihn das Directorium zum Faktor der Druckerei
des Fe Unter feiner Auflicht und Leitung ers
ielt dieſes Inftitut bald ein neues ‚regered Leben, was
hm den Weg zu höheren Poften bahnte. Auf Niemeyerd
Beranlaffung wurde er einige Jahre fpäter Mitglied der
von Demfelben geftifteten Gefellfichaft freiwilliger Armen⸗
freunde, und das zum Organ diefer Gefellfchaft anfaͤng⸗
lich beftimmte patriotifhe Wochenblatt, welches mit dem
J. 1799 ans Licht trat und ſich bis jegt erhalten Hat,
verdankt ihm ſowohl bei dem Sechnifchen der erften &ins
richtung, als audy nachher fortwährend bei der Expedi⸗
tion deſſelben ungemein viel, um der Abfag defjelben
wuchs mit jeder Woche, fo daß der wohlthätige Zweck
der würdigen Herauögeber vollkommen erreicht und die
*) Defl. Biogr. 6. Jahrg. S. 544. d. Nele. - -
“) Dei, Biogr. 3, Jabrg. ©. 906. d. Rekr.
4
8R
286 J Borgold.
Norddeuntſchland zur Verbreitung religioͤſer Schriften, ihn
Er zum Berwalter feiner Kafle und zur Beforgung des.
; rucks der durch benfelben heraus zu gebenden Schriften
ernannte, fowie er auch in der Folge die Rendanturges
ſchaͤfte des Schweiggerſchen Vereins zur Beförderung nas
turwiſſenſchaftlicher Reiſen übernahm und mit Ruhm
führte, So erweiterten ſich bei zunehmenden Jahren die
Kreife feines Wirkens, und der edle Gemeinfinn, die
ſtrenge Rechtlichkeit und Pünktlichkeit in feinen Gefchäfs
ten, die Sorgfalt und feltene Treue, die er Dabei bewies,
erwarben ihm Achtung und Liebe; darum nannten ihn die
in Gott ruhenden beiden legten Nachfolger Franke's,
Knapp und Niemeyer, ihren Freund und gebrauchten ihn
bei mehreren hoͤchſt wichtigen Verhandlungen und Unter +
nehmungen,, wobei ed auf Treue und Pünktlichkeit ans
ankam. Eine heitere, dem Scherz offene, gefelligen Freu⸗
. den nicht abholde Gemuͤthsſtimmung, verbunden mit wahs
rer beutfcher Biederherzigkeit, machten ihn feinen Freun⸗
den werth. Aechte Krömmigkeit, aus dem Gemüthe her⸗
vorgebend, ohne alle Konfningenl, im Leben und im
Leiden bewährt, ließ ihn feinem Tode ruhig entgegenges
en. Sie gab ihm Kraft, widrige Scicfale, den Ver⸗
uft feines väterlichen Vermögens, Mangel und Nahrungs⸗
forgen, ungerechte Behandlung, ſchwere Krankheiten und
ein anhaltendes Siechthum, fowie den Tod theurer An=
gehörigen mit Ergebung zu ertragen und legte ſich auch
urch ejfrige und puͤnktliche Theilnahme an Dem aͤußern
Gotteddienſte an den Tag, und es wat ein ſchoͤner Hin⸗
blick auf eine alte ehrwuͤrdige Zeit, ihn mit allen ſeinen
Haus⸗ und Amtsgenoſſen zum Abendmal des Herrn ge⸗
hen zu ſehen. Ein mit Erfolg und Segen gekroͤnter Be⸗
ruf, Die Achtung der Welt, ein ſchoͤnes haͤusliches und
eheliches Gluͤck und innere Seelenruhe machten ihn dank⸗
bar gegen Gott. Er war zweimal verheirathet; das ers
ftemal mit der Tochter des Schullehrerd Reyß zu Halle,
die ihm 7 Söhne und eine Tochter gebar, Die er aber
alle den Schmerz hatte, ſich in die Ewigkeit vorangehen
zu fehen, Seine zweite Gattin Joh. Eleonore, Tochter
des ehemaligen Adminifttatord des dem Waifenhaufe zus
gehörigen Nitterguts in Heideburg, Gebh. Fr. Hold, mit
er er ſich 1807 verband, war ihm die Iiebevollfte und
treuefte Sefährtin bis zum legten Augenblicke feines Le⸗
bend, Der Gefang der Waterlofen auf dem Altare des
Waiſenhauſes Halte ihm nach und an feinem Grabe er⸗
& | %
Sdaͤfer 239
di
— —
zer efeligenden Keoft ſich hier auftyun. Und da ipm
vr Beten —R — die Be Hiatung im
m ap er der Bibel⸗ un ei FR
MP die Geletwapefeiten der aeifliden Rinde bortsas 4%
ſegensreiche Arbeit eines halben Säculums
im nahte heran , an weldem fein hodgeehrter Büs
ie
inte, Die Familie, noch, blühende und
, eier herbeigeeilten
‚eunde den Freund -im leidenden Zuftande fahen, fo
[wien doc feiner gewohnten Umgebung gerade heute ihm
‚Hygiela einen freundlihen WBlid zuzuwerfen. Aber «6
war ihe Gcyeideblit! Acngftlih fheuend, feinen Eltern ”
und Gefhwiftern, die ihn nun mit immer beforgteren
Blidten anfahen, eine trübe Stunde zu maden, verheplte
- er diefen fo oft er Tonnte, die Froſtſchauer, Die Deutlis
Sen Boten des ſchleichenden Fiebers. Aber fon im
jumins verficherte er dem Schreiber biefer Beilen, er
wife recht wohl, daß diefes Sommer fein Iegter (el won
N, Mekrolog 7. Zahıg. »
> *
we
290 Shäfe.
er ſel auf „feinen Zod vorbereitet. Doch raſtlos arbel⸗
tete er in fe
Ka ind etliche Wochen lebte er in — bei theuern
en Pflege zeigte
Me zur Girabesrube. — Menige ‚baden wodl in il
hrecherufe die yäbagsgitde pe : ut ameris, ama!
befi jahrheit tiefer erkannt, als Sch.
de, aus warnen, Herzen kommende Liebe war «8,
mit der er feinen Schülern ent, egentam, und wenige Leds
zer wurden daher von ihren Schälern fo geliebt, wie er
won allen Böglingen der Anfalt. Die Maife feines Wif:
fen hat er freilich dee Melt duch Leine Schrift gezeigt
und er bat eB auch wohl vorgesogen, was ihn befeelte,
in lebendiger Schrift einzufenten in die Herzen feiner
Umgebung, aber feine Gollegen hatten oft genug Geles
t, le auögebreiteten umd gränblichen Kenntniffe,
den Cohn als Erbe Abergegangen u feyn ſchien, zu bes
Bige
8!
Ihe Rı Id Züchtigkeit mit di li
FE Feg Franen Bernie — —A——
it, wied len. ©: et aber feii ie
Er die Be ii uf fümegig vermifen Ihn Au
Fr
*
Safer. 291
feine Freunde. Es gibt Menfchen, — man gs
=) Der Eönigl. Stubienrector Bomhard ehrte den Werflotber
nen durd) eine Oratio Fanebris in obitum Joannis Christia-
ni Schaeferi, Prof, in Gymnasio Onoldino, Onold.
Gassert 1829,
19*
292
* 127. Ludwig Philipp Chrift. von Tuͤrcke,
herzogl. &. meiningifcher Geheimerath, wie auch defignirter Praͤ⸗
fident des Oberlandesgerichts u. Conſiſtoriums zu Hildburgbaufen.
geb. d. 14. Sun. 1772, geſt. d. 26. März1829. _
Bein Bater war der meiningifche Scheimerath, Dbers
hofmarſchall und Kammerpräfident Dtto Philipp v. 2;
feine Mutter, Louiſe Garoline, eine geborne Freiin von
Bibra, verlor er ſchon im 7. 3. feiner Kindheit, weshalb -
es von diefer Beit an im Haufe der Minifterin v. Duͤrck
heim erzogen wurde. In feinem 17. 3. (1789) befuchte
er in Geſellſchaft des Grafen von Dürdheim die Univers
fität Iena und begab fi. (1792) nach vollendeten Stus
dien, befonder& denen der Jurisprudenz, in das Haus
feines Onkels, des Oberften von Bibra, wo er 2 3. biß
fi deffen od verblieb und dann für fi allein zu leben
egann. Schon im Gept. 1789 wurde er vom Herzog
Geor — Hofjunker ernannt; im November 1791, —E
rend feiner akademiſchen Laufbahn, erhielt er das Deeret
As Regierungsafleflor, in welche Stelle er ſodann 1792
eingeführt wurde. Von nun an folgten feine Befoͤrde⸗
‚ zungen ſchnell anf einander: im October 1795 ward er zum
‘ Kammerjunter, im Mär; 1797 zum Neglerungsratp ‚im
Sanuar 1798 von der Herzogin Charlotte Amalia zum Hof:
cavalier, im Juni 1800 vom ‚Herzog Georg zum Genfis
ſtorialrath, im Februar 1809 unter Bormundfchaft der Her⸗
zogin Louiſe Eleonore zum. geheimen Negierungdrath, im
ebruar 1819 zum Bicepräfidenten des Confiftoriums, im
uguft 1822 beim Regierungsantritt des Herzogd Bern⸗
ard zum wirklichen Praͤſidenten dieſes Sollegiums, im
overnber 1828 zum Oberlandesgerichtö-Präftdenten ers
nannt; 1827 aber erhielt er das Auszeichnungspräbdicat
eines Beheimerathed. Bei der Organifation der S. mei>
ningiſchen Sande und der Verlegung des Oberlandesges
richts und Gonftftoriums nach Hildburghaufen, ward er
am 9, Febr. 1829 zum SPräfidenten dieſer beiden hohen
Sollegien ernannt, aber der Tod ubereilte ihn kurz vor
feiner befchloffenen Abreife nad jener Stadt. v. 2.
nahm auch an der Einrichtung des Oberappellationdges
richts 8 Jena in den J. 1815 und 1816 thätigen An⸗
‚shell, So erkennt man feine mannichfaltige und ausge⸗
breitete Wirkſamkeit in den verfchiebenften Zweigen, wel⸗
che in dem Leben eines hoͤchſt brauchbaren und ſehr
verdienten Staatsmannes entwickeln und geſtalten. Dem⸗
ungeachtet war er aber auch feiner Famille Gatte, Bas
*
v. Zürde, 298.
er und Freund mit der innigften Liebe und Sorgfalt.
eit dem I. 1802 vermählt mit Fräulein Zeiederite Aus
Kin von Uttenhoven, einer Zochter des ehemaligen Ges
jee fo gli
gioſe Sefinnung umd muſteri keit, tı
Br dazu bei, ihm bei den großen Wi —2 eine
feiner Perfon nicht zu glänzen oder fich hervor au draͤn⸗
„ mene
e jend
mit ihm in Serbindun tanden, zu Theil; ihn ah te
fein Fuͤrſtenhaus ihn —8 Be der —X rt
weicher er viele Jahre fegendreich wirkte. Feſt in feinen
Grundfägen zeigte er ſich auch bei der Erziehung feiner
Kinder; wo er den Geinen ein erloubted Bergnügen win
294 v. Tuͤrcke.
m konnte, da that er es 3hatte er hingegen ets
1aß verboten ehe Con ai Site von feiner
ihn innig Liebenden Familie mit Mitten bekürmt. ‚Ex
widmete den größten Il ded Zages dem Gtantödienfte
und nur erft Abends erlaubte er fi einige Stunden Exs
Jolung, die er dann gewöhnlich in feinem Garten, oder
einem Spielkraͤnzchen, oder ie ‚Haufe bei den Seinis
Ba
fehe in Anfpracy nahmen, fo liebte er doc die Seftire
er ſtets
t fort und Tas sr die
ger über fein Wirken, feine Bekanntſchaften, feine heis
teren. und traurigen Sebensereigniffe., Er war ein-guter
b
merkte, Gtaatsinännen nicht felten die Erziehung ihrer
Kinder und ihe Hanswefen vernachläffigen. So tft denn
fein eigenes Leben die [aöute Lobrede auf den Hinges
joleoenen, dem ohnehin die Gchmeichelei zuwider war. —
ei einer großen Mäßigkeit und ftreng „geseaelten Ltr
bensweife erlitt ee außer einem oft wiederkehrenden Aus
gemübel Eeine andern Lörperlichen Beſchwerden; um fo
mehr aber ergriff ihn die Krankpeit, an welcher er ſtarb.
Sn feinem 57, &ebensiahre, al& er eben, nad mancyers
lei vorhergegamgenen ge! afelipen Anfteengungen und Uns
annehmlichfeiten,, feinem Mufe nach Hildburghaufen fols
gen woßte, Äberfiel ihn ein Gallenfieber, weiches bald in
ein Nervenfieber audartete, und nach 8 Tagen fant er
fon in die Arme des Zoded. Won ihm Eonnte man fas
gen: „Ge hatte in jeder Hinficht fein Haus beftelt,'" wos
‚bon and fein Zeitament die fpeciellften Beweife gab.
Meberhaupt find felbft die legten Monate feines irdiſchen
Daſeins noch lehrreich und intereffant für den Menfcens
deobachter. Als ihm die legte Beſtimmung feines Erdens
wallens, feine Berfegimg nach Hildburghaufen befannt
wurde und viele feiner Sreunde, fowie feine bisherigen
Gollegen und die Bürgerjchaft Meiningens es lat bes
dauerten, daß dief er Mann nun baldansiprer Mitte ſcheiden
Frau v. Humboldt. 296
te; u Ihtt, odgleich den © de
I, yieten — In
fe folgen. Aber {A vor der ihn ergreifenden Kranke
t, eine gewiffe Divinationdgabe inwohne‘” — äußerte
ee bei —A im —e*
— ſeine Abreiſe ſo nahe
‚Hildburgbaufen kommen werde, Und noch am Morgen
vor feinem Hinfceiden, ais der Ranleibote, wie —
lich/ zu ihm einttat, weil er bei vollem Bewußtſein war,
und bieſer fi nad feinem, Befinden erkundigen folte,
frdgte er denfelden: „Wie viel ift’e Nbe?, Auf die
Antwort: Es hat eben Sieben geſoi⸗ en —
derte er: —— noch zwei Stunden!" Co ging ed auch
jung.
Meiningen, Prof. Dr, Ipling.
in Erfuͤll
* 128. Frau v. Humboldt, geb. v. Dachröden,
Gemahlin des Pönigl, vreuf Btanttminifrd von Humboldt zu
erlin
geb. ...../aeſt. d 26, März, 189,
Die feltenen Borzüge ihres Geiſtes und Gemüthes
machten die Berewigte zum Begenflande allgemeiner
Zheilnahme und MBerehrung. Durch ihre Meilen nach
England, Brankreih, der weiz und Stalien, auf dee
nen fie ihren Gatten begleitete, war fie mit Allem in
Berbindung, was unfer Zeitalter in intellettuellem Sinne
Großes in Wiffenfhaft und Kunft aufzuweiſen hat, fo
ei
folgende zivet ragen jur nod; möglichen Beantworfung vorlegen
Tooleen: 1 Weide niigtiche Werän Rh
befonders in dem Nerven vor? 2) Welde Gedanken und Empfinz
dungen drängen fi allgewaltig der Seele auf, Dieb wäre ein
wiatiger Beitrag Mur Beantiportung ber Frage , über, Imelihe fon
die Weifen der Öriecyen und Römer verfdiebener Meinung waren+
Bas in der Topf ’”
296 Senydelmann.
wie ihr Haus in Berlin ſtets der Mittelpunkt Dee geiſt⸗
reichſten und angenehmften Geſelligkeit war. Die jungen
Kuͤnſtler befonderd verlieren an ihr eine große Beſchuͤtzerin.
129. Grescend Jacob Seydelmann,
Profeſſor d. Malerei an db. Akad. d. bild. Künfte zu Dresdens
. : ‚geb. d.26. Zun. 1750, geft. d.27. März 1829*).
Mit ihm ift nicht bloß der hocdhbetagte Obmann ber
Dresdner AÄkademie der Künfte, fondern auch ein Wieder
mann in jedem Sinne des Wortes zur KRuhe eingegangen.
Wenn Kant einmal fagt, daß die meiften Menſchen nur
aus Unachtſamkeit nicht das 90.3. erreichen, fo mag dies
auch auf ihn feine Anwendung leiden. Er hatte Ah fo
joe fam wie eine Geidenraupe eingefponnen und führte
Telbfgewäplter Beſchraͤnkung, gepflegt von den
und umtingt mit feinen Erinnerungen an Raphael und
bie großen Meifter, ein ftill beſchauliches Leben. Der 79
ährige Greis aber hatte zu Anfang des 3,1829 einen
"Barten Kampf mit feinen Hämorrhoidal : Befchwerten be:
anden, Eannte indeß fchon im März wieder feinen Mor:
Henfpaziergang machen. Da traf den zu leicht Gekleideten
eine Erkältung und ihre Zolge wurde ihm toͤdtlich. Roch
yon feinem Krankenlager aus nahm er Theil an dem ihm
im Leben fo theuern Schachſpiel, welches die Seinen in
feiner Gegenwart zu fpielen aufgefordert wurden, Gr
liegt auf dem Batholifchen Friedhof neben feinem ihm 23
J. porzuetegangenen Bruder, dem noch immer unvergeß⸗
Ligen Eurfürftlihen Kapellmeifter Kranz ©; begraben. —
Bu Dresden geboren, wo fein Bater kurſaͤchſiſcher Kirchen:
ſaͤnger, feine Mutter, eine geb. Kindermann, die Tochter
eines Malerd war, theilte er ſich mit feinem Bruder früh
in die elterlichen Lebensbeftimmungen. Beide verbantten
ipre Bildung dem italienifhen Himmel, Jener wurde
bon 1785 turfürftliheer Kapellmeifter, diefer, in den
&lementen der Beichenkunft von feinem Oheim, dem Hof:
maler Kindermann unterrichtet, zeigte früh fchon fo
verfprechende Anlagen, daß, nach einer fehr gelungenen
Kopie einer Madonna mit dem Iefustinde und Sohanned
von Treviſano auf der Gallerie, der Damalige einſichts⸗
volle Seneraldirertor v. Hagedorn ihn zu einer Unterflüze
zung für Nom empfahl, die er, von ber verwittweten
Großfuͤrſtin, einer großen Kunftkennerin, begünftigt, von
e) Abdat.-1899, Artiſt. Notigenbi. Rr.7.
298 Seydelmann.
fihentte, welches der vedliche, bilfreiche Mann nie
qemißbraudt, wohl aber zur tmandheß darbens
den Zalents bei dem allvermögenden Borfteher aller Mu:
feen und Kunftanftelten wohlwollend angewendet Hat.
Gr arbeitete nach feiner erften Ruͤckkehr aus Italien aus
ordentlich fleigig auf Der Gallerie, felbft an Feiertagen
fich Eeine Ruhe gönnend. Um feine Bedürfniffe 8 des
den, verfertigte er 6 Stüd Sepiazeihnungen nach Galler
ziegemälden, worunter eine doppelte Kopie von Guido
Reni’s Chriſtuskopf ſich befand und faidte fie zur Mi-
waelismeſſe nach Leipzig zu dem damals fo fleißig bes
fuchten Roft in Auerbahe Hof. Abſichtlich ftellte er den
reis nur auf 12 Dukaten, In drei Tagen waren fie
ämmtlid für England angefauft. Bald kamen von dort
anfehnliche —— um jeden Preis; — eine gute Lehre
für unfere jüngern Künftler, Die Durch ungemefjene Forde—
zungen, noch ehe ihre Namen mit auf die Schale gelegt
werden Eönnen, die Kaufluft abſchrecken. — Bon 1731 an
führte S. als ordentlicher Profefior bei der Akademie
mit Gafanova und Schönau das afademifche Directorium,
erfüllte gewiſſenhaft feine Pflichten in den Zeichnungs—
ftunden der Behrlinge und im Actfaale, Eonnte ſich aber
nie entfcließen, in eigner Kunftwerkftätte Zöglinge heran:
jugiehen. Italien war der einzige Sielpunkt feiner Wine
[he und gern hätte er jeden Winter dort verlebt. Gr
ift nach und nach meunmal dort gewefen, aber erſt auf
feiner legten Reife in weit vorgeruͤcktem Alter 1818—1819
ah er Paris zum enftenmale und fand dort weit öfter
Gelegeuheit, den Kopf & fchütteln, al zu bewundern.
Er hatte fi in Sitte, Gewohnheit, Geſchmack, Ziſch u.
f- w, dergeftalt für Italien agclimatifirt, als wohl felten
ein Deutfcher, deſſen Beruf ihn auf deutſchem Boden
murzeln lieh, Auch im hohen Alter war die Erinnerung
an Stalien feine Hebe. Er wurde zum Züngling, wenn
er davon ſprach oder davon ſprechen hörte, Meprerer
Sprachen und befonders der fFranzöfifchen vollkommen
Zundig, gab er doch der italienifchen den Vorzug, welche
er mit eben fo vieler Geläufigkeit ald Eleganz ſprach
Sie fei, meinte er oft, die Mutterfpracye der neuen Kunjt
und der fei fein Künftler, der fein Bafari nicht auswen—
Dig wifle. So fam es denn auch, Mal) er einer geiftreis
en und im Iugendreiz blühenden Stalienerin in Dresden
die Hand bot. Apollonia de Forgue, Kucter eines frans
göfifen Sutöbefigerd, war In zarter Jugend mit iprer
utter, einer Römerin, nach Dreöden gekommen, wo ife
Seybelmann. 299
Stiefoater, der bekannte Hofdichter Mazzola, auch wohl
noch etwas mehr als Dpernterte zu fertigen verftand.
Sie erhielt ihre fruͤheſte Bildung von- einer würdigen Ers
ieherin Mad. Acter. Die junge, kaum 16jährige ©. machte
der Handzeihnung und im Gepiatufchen unter der. Ans
Leitung ihres Gatten fchnelle Kortfchritte, ging dann Mit
‚ihm nach Stalien und fegte unter der Leitung Der Thereſe
Morton, Menge berühmter Schweſter, auch dann noch ihre
Studien fort, als Amtspflicht den Profeffor nach Dresden
gurüctief, Bei ihrer Ruͤckkehr erhielt ihre Kunft dadurch
eine gerechte Anerkennung, daß fie als Mitglied der Atlas
demie für die Minlaturmalerei eine Penfion von 200 Thle,
erhielt, Es ift befannt, daß ihre Vorzeichnung bei Mül-
lers berühmten Kupferfiich der Giftinifchen Madonna zum
Grunde liegt, fo wie einſt auch Raphael Morghen die
Nacht des Gorreggio nach einer Borzeichnung von Profeffor
©., einen Stich in der Größe von Muͤllers Madonna, zu
fertigen fi vorgenommen hatte. Cie vererbte ihr jobs
ned Salent auch auf ihre einzige Tochter, Die, mit einem
allgemein geachteten Manne, dem Oberftlientenant v. Sed⸗
lieg, Slügeladiutant Gr. Mai. des Königs, vermählt, felbft
mit der Ausübung der zärtlichftien Mutterpflichten noch
Augenblidte für die Kunfl zu gewinnen verfieht. — Man
kann fagen, daß die Dresdner Bemäldegallerie Teine eif:
rigern kuͤndiger ihres Ruhmes gehabt hat, als das
Seydelmannſche Ehepaar, deren preiswärdige Kopien in
ganz Europa gefunden werden. Kaifer Alexander hatte,
ehe er 1805 von Berlin nach Dresden kam, beim Fuͤrſten
Radzivill Ss. Kopie von Annib. Garracci’8 Genius des
Nupmd bewundert, fowie auch früher mehrere Porträts
und Kopien, von ©. für den ruffifhen Gefandten in Dress
den, den Kürften Beloſelsky, der in feinem Umgang gro⸗
Be Wergnügen fand, verfertigt, auch in Petersburg Auf⸗
merkfamteit erregt hatten. Als nun der Kaifer in Dres -
den die Gallerie befuchte, erkundigte er ſich nach &., ließ
ihn vorftellen und Außerte den Wunſch, die vorzüglichiten
Gemälde der italienifhen Schule von ihm in der Größe
des Vrbildes in Sepia gemalt zu erhalten. Bon diefer
Zeit an war ©, faft ausſchließlich mit der Ausführung
diefed Auftrags eeräfeigt wobei ihm die Mahl der
Stuͤcke von dem Grafen Zolftoi, mit dem er allein ver-
handelte, ganz überlaffen wurde. Neben dem Genius des
Ruhms lieferte der ſich nur wenig Erholung gönnende,
ſelbſt während des Winters in einem befonderd Dazu ein-
gerichteten Gemache fortarbeitende Künftler nach und nad
800 Seydelmann.
Pompes Baton!’8 Johannes und Wagdalena, die Vacht
und den Gt. Georg von Sowzegaio, die Benus von Titian
und dad Bewundernswürdigfte in feiner Art, Rapbaeld
- Siftinifhe Madoma, Da einige derfelben, befonder& die
Madonna, auf der Neberfahrt zur See Schaden gelitten
hatten, erhielt ©, die Einladung, felbft nach St. Peters⸗
burg zu fommen, wo er, für feine Reifekoften und feinen
Aufenthalt Zaiferlich entfchädigt, alles zur höchften Zus
friedenheit, wie dies die no vorhandenen Briefe und
Beweife Laiferlicher Huld dartpun, in 18 Monaten been
digte, Der Preis für jedes Gemälde betrug 1000 Dukas
ten. Sie find jest fämmtlich in der Zaiferlihen Wilder
gallerie im Pallaſte der Eremitage, unter Glastafeln ders
felben Größe, wie fie nur dort gelingen möchten, koſtbar
eingerahmt aufgeftellt und werden noch lange den Namen
des Nachbildners allen Beſchauern an der Rewa verküns
den. — Das Gchicfal des Greifes, dem ein weiteres
Bebensziel geftedt wurde, als dem Menfcen gewöhnlich
zu Theil ed, al der legte feiner Zeitgenofjen unter eis
nem jungen Geflecht vereinzelt und werlafjen da zu fies
hen, Eonnte zwar den von gieiner Familie umgebenen und
Sektüre und Gelbftbefe ftigung gewöhnten, im unge
trübten Gebrauch feiner Sinne 77 ion genügenden Bes
teranen weniger hart betzeffen, doch waren die Edlen und
Vetrauten, deren Umgang ee fo lange dankbar genofien
batte, fein treuer Orlandi, der Kammermuſikus Trikür,
die Maler Graff und Wechau, der Appellationsrath
Kind*) u. few. ihm alle längft vorausgegangen,
ten Zeit die erfchütternde Rachticht von Kaifer Alerans
der, feines ges jen WobltpäterE Zod erfülte den tiefer
fühlenden, al6
juten, nie einen’ feiner Bekannten gettänkt, nie einen,
der ihm auf dem Lebensweg begegnete, unfanft berührt.
*) Defl. Blogr. 4. Jahrs. ©. 606 d. Rekr.
801
* 130. Carl Friedrich Ilgen,
koͤnigl. ſaͤchſ. Amtsaktuar zu Dresden;
geb. d. 8. Dec. 1760, get. d. 27. März 1829,
Er war zu Dreöden geboren und der einzige Sohn
eines dafigen Ghirurgen, welcher ihn auf der Kreuzſchule
au den alademifyen Studien vorbereiten ließ. Er vollens
ete diefelben als Juriſt auf der Univerfität Leipzig, von
wo er in feinem 25. 3. old Aktuar ins Iuftizamt Dresden
kam. Im 3.1789 verheirathete er ſich mit Joh. Sophie,
Tochter des Hegereuters Hennig zu Dreöden, die ihm den
10. März 1817 der Tod von feiner Seite raubte, — Am
3. Ian. 1826 feierte er fein Dienftjubiläum, bei welcher
Gelegenheit er von Sr. Maj. dem verewigten Könige
Friedrich Auauft*) die Givilverdienftmedaile erhielt. |
lebte nur für feine Gefchäfte, war feinen Anverwandten
ein forgender Bater, Freunden und Fremden ein rathender
Zreund und Helfer, Auch in feinem hohen Alter und
bis die legten Tage vor feinem Node war er noch unaußs
gefegt für fein Amt thätig, bis er, betrauert von feiner
Dflegetochter und deren Gatten, fanft und ruhig, wie ee -
gelebt hatte, aus diefem Beben ſchied.
* 131. Carl Ludwig Lampert,
Bönigl, baier. Dekan, Schulinfpector und Pfarrer zu Gersfeld bei
Fulda;
geb.d.14. Apr. 1790, geſt. d.27. Maͤrz 18%.
Er war der einzige Sohn feiner Eltern, und nur eine
Schwefter, welche ihm auch in der Kolge durch das Wand
der innigften Gefchwifterliebe verbunden war, theilte mit
ihm die Freuden der Kindheit. Sein Bater Adam £. ftand,
nachdem er früher die Rechtswiſſenſchaft ſtudirt, ſodann
fih mehrere Jahre in Amerika aufgehalten hatte, zulegt
einem Handlungsgefchäft vor und genoß in feiner Waters
ftadt, wo auph der Berewigte geboren wurde, eben fo wie.
feine Gattin, eine geb. Sampert, die ungetheilte Achtung feis
ner Mitbürger, wurde aber durch einen frühzeitigen Tod feiner
amilie entriffen, worauf der junge Lampert im Haufe feines
Iheimd,des Conſiſtorialraths und Stadtpfarrers jegigen De⸗
Tand Sampert zu Regensburg, eine nicht nur liebevolle, fons
dern auch für feine wiffenfchaftliche Fortbildung erwünfchte
Aufnahme fand, Unter der Leitung diefed —E ‚bes
*) Sein Leben 5, Jahrg. &.449 d. Nekr.
802 Lampert.
onders im Gebiete der praktiſchen Theologie und Erzie⸗
ung ausgezeichneten Mannes blieb keine der geiſtigen
Kraͤfte Ls. ungeweckt, keine der vielverſprechenden Ania⸗
gen unentwickelt, und als ein wohl vorbereiteter, allſeiti
gebildeter Juͤngling konnte er ſchon im I. 1808 die Un
verfität Altdorf beziehen. Nach 1zjährigem Aufenthalt
auf dieſer Hochſchule, die in jener Zeit eben aufgelöft
wurde, ging er nach Iena, wo er unter Griesbach und
Schott Seine theologifhen Studien vollendete. Darauf
lehrte er 1812 nah Ne eneburg zurüd und ward von
feinem Obeim als Gehilfe an dem von ihm geleiteten
Inftitute aufgenommen, unterwarf ſich 1813 vor Dem
Gonfiftorium zu Würzburg der Candidaten⸗ Prüfung und
übernahm dafelbft das Vikariat an der proteftantifchen
Pfarrei, welches er bis 1814 bekleidete, wo ihm von der
aͤflich retzreſe Familie die erledigte Pfarrei Gers⸗
Rn an der Mhön überfragen wurde. Bier verheirathete
ee ſich mit Garoline Ludovike, aͤlteſten Tochter feines
Borgängerd, des als Novellen⸗Schriftſteller bekannten
Dekans Bolkhardt und widmete ſich nun mit allem. Eifer
dem ihm anvertrauten Amte, das um ſo mehr feine volle Ihäs
tigkeit und Kraft in Anſpruch nahm, da es, nur unter Beiſtand
eines zweiten hochbejahrten Geiſtlichen, ihm die Seelforge
über beinahe 4000 Geelen und bie Aufſicht über 10 Schü⸗
len übertrug. Aber er ftand nicht nur dieſen Gefchäften,
fondern auch dem ibm fchon 1817 übertragenen Dekanate
und der Difteittö s Schulinfpection mit aller Gewiffenhafs
tigkeit und Treue vor, wovon die hohe Achtung, die feine
Pfarrgemeinde und die Zufriedenheit zeugt, die feine Bors
gefehten ihm ſchenkten. Als Abgeordneter feines Deka⸗
nats gewählt, wohnte er mit ruͤhmlicher Thaͤtigkeit den
beiden 1824 und 1827 ſtatt gefundenen Generalſynoden
bei. Mit immer gleicher Euft und Leichtigkeit feinem
Amte überhaupt vorftehend, arbeitete er mit Sorgfalt
feine Predigten aus, und ed war nur Schade, daß fein
Drgan für, das fehr große Gotteshaus, in welchem er
feine Borträge zit halten hatte, etwas zu ſchwach und nicht
onor genug War. Beſondere Aufmerkſamkeit widmete er
aber dem Volksſchulweſen, und in der That haben ibm
die Schulen feines Kirchſprengels faſt einzig und allein
ihre jegige nach Lage und Verhaͤltniß zweckmaͤßige Gins
tichtung zu verdanken, Mehrere neue Gchulhäufer ent⸗
ftanden auf feinen Betrieb; er forgte für die Ausbildung
der Lehrer und fcheute Leine Koften und Mühen, um fie
für ihren Beruf tüchtig zu machen. Aber auch für feine
29 v. Tuͤrce.
en kount⸗e, da wat er e8 s hatte ex bingegen et
was verboten, ee a nie —& ‚von feiner
ipn innig Liebenden Familie mit Witten bi &
widmete den größten Sheil des Zages dem Gtaatödienfe
und nur erft ıd8 erlaubte er ſich einige Stunden Er⸗
Yolung, die er dann gewöhnlich in feinem Garten, oder
einem Gpielkränzchen, oder zu Haufe bei Den Sein
en wo er j} immer am gläclicften füplte, gut
bgteich die ihm obliegenden Gefchäfte feine Shätigkeit
fepe in Anfpeady nahmen, fo liebte er doch Die Beltäre
von Religionsfcheiften, kiaffiſchen Erzeugniffen deutfaee
Dio ter und anderen in wiffenf@paftlicher Sinſicht ak
lien Yächern, von welden allen et felbft eine au
erlefene Sammlung befaß. Ueberhaupt gina er Reis
in Kenntniffen mit der Zeit fort und las dah
bewährteften Journale und Piteraturblätter Bis mm
feinem Tode führte er regelmäßig ein fehr genaues Tas
jebuch über fein Wirken, feine Bekanntfchaften, feine heis
en. und traurigen Cebensereigniffe, Er war ein. guter
Tea yarfamm, ohme geizig zu feyn, und Daher bes
aa 63 feine — * an — in
n ung, ſtatt daß ſonſt, wie ſchon lato
merkte, Staadsmänner nicpt felten die Erziehung ihrer
Kinder und ihr Hauswefen vernachläffigen. So ift deu
fein eigenes Leben die fchönfte Lobrede auf dem Hinges
piedenen, dem ohnehin die Schmeichelei zuwider war, —
ei einer großen Mäfigkeit und ftreng „gentoelten [27
bensweife erlitt er außer einem oft wiedertehrenden Aus
genübel keine andern Eörperlihen Befchwerden; zum fo
mehr aber ergriff ihn die Krankpeit, an welcher er flarb.
Sn feinem 57, Sebensjahre, gis er eben, nach mandyers
Iei vorhergegangenen gefchaftlichen Ainftsengungen und Un
annepmlichkeiten , feinem Aufe nad Hildburghaufen fols
en wollte, überfiel ihn ein Gallenfieber, weldeß bald in
* Nervenfieber audartete, und nach 8 Tagen fank er
fon in die Arme des Zodes. Won ihm Tonnte man fa
gen: „Er hatte in jeder Hinficht fein Hans beftellt,'" wo⸗
son and fein Zeſtament die fpecielliten Beweife geb.
eberhaupt find felbft die legten Monate feines —8
— noch lehereich und intereſfant für den Menſchen⸗
Deobadhter. Als ihm die lette Perimmung feines Erdens
wallend, feine Berfegung nach Hildburghaufen befamit
warde und viele feiner Freunde, fowie feine bisherigen
Gelegen und die Wärgerfchaft Meiningens es Iaut
Aanaıten, daß diefer Mann nun bald aus ihrer Mitte ſcheiden
Stau v. Humboldt. 295
folte; un ee felbft, obgleich den Schmerz der Trennung
von bo ie vielen Nächfivermandten und Lieben, die feinem
‚en. theuer waren, und die Berlaffung feines Wohn—
baufes und Gartens tief empfindend, doch fo religiös, re=
fignivend und gefaßt, daß _er fomohl gegen feinen Fürz
ten, als auch gegen feine, Samilie und Freunde ſich aus—
Rt ich — ließ, ex ſehe es ald Beſtimmung der
ttiichen Borfehun; — und werde desbals auc di zudem
fe folgen, Aber rg vor der Er ergreifenden Krank⸗
nsleihfam, fi ob den Gterbenden, wie Kate
jagt, ine'g ewifie ‚Diotmationdg abe Th — Außerti
* bei Diehreren im — hen Seel —F er glaul
el, doch nicht, ah ee Rei
hefer A nad feinem Bi Haden aa Hi 23
‚ägte er denf —— — viel ig's Ube?, Auf die
—— 5 bat den Sieben — en"! — erwies
— Ai —8 Ku noch zwei Stunden!" &
in Erfül:
Meinin, — Proſ. Dr, Ibling.
* 128. Frau v. Humboldt, geb. v. Dachroͤden,
Gemahlin des koͤnigl. preuß. Staatsminiſters vom Dumboldt zu
Berlin;
geb. ...../ geſt. d 26, März, 1899, :
Die feltenen Borzüge ihres Geiftes und Gemüthes
machten die Werewigte zum Gegenflande allgemeiner
Zheilnahme und Berebrung, Dur ihre Reifen —8
England, Frankreich d weiz und Stalien, auf des
nen fie ihren Gatten begleitete, war fie mit t Allem in
Berbindung, was unfer Zeitalter in intellektuellem hie
Großes in Wiſſenſchaft und Kunft aufzuweiſen hat, fo
98% dann, nicht, umhin, bei biefer Berantaflung bie Geißtis
hen und Aerzte darauf aufmerkfant zu madyen, baß fie bei dergleiz
hen Heußerungen an dem Oterbebette folder mit ———
fein Dabinfoeidender, welcpe ihr berannabende® Ende fo beitimmt
ragen, jur, noch, möglichen ——— vorlegen
elche Ylögliche Werl —5— ‚aeht in dem Körper,
— in ben Merden vor? 9) Weide Geventen und Empfnz
Yalden bringen #6) allgemultig ber Orele auf? Die ic: din
wigtiger Beitrag jur Weantiwortung der Frage, über welche fdom
die Boeifen ber Örieigen und ‚Römer verſchlebener Meinung waren:
1 Bob if der Rod?
296 Seydelmann.
wie ihe Haus in Berlin ſtets der Mittelpunkt der geift ·
zei Id felligteit . Die
Shake befoubeis vertleen an ihr ine gnfe Beföktene,
129. Crescens Jacob Seydelmann,
Profeſſor d. Malerei an b. Akad. d. bild. Künfte zu Dresden z
B „3eb, d.25, Jun. 1750, geil. d.27. März 1829*).
ihre Bild: ‘dem italienifiien Himmel, Iener, wurde
[4 1785 turfürftlichee Kapellmeifter, diefer, in den
W
*) Wdn. 1cro. Yeti. Rothhenbi. Rr. 1.
298 Seydelmann.
ſchenkte, welches der redliche, gern hilfreiche Mann nie
gemißbraucht, wohl aber zur Förderung manches darben⸗
den Talents ‚bei dem allvermögenden Borfteher aller Mu:
feen und Kunftenftalten wohlwollend angewendet hat,
Er arbeitete nach feiner erften Ruͤckkehr aus Italien aus
jerordentlich fleißig auf der Gallerie, felbft an Feiertagen
jich Reine Ruhe gönnend, Um feine Bedürfnifje de⸗
den, verfertigte ev 6 Stück Sepiazeichnungen nach Galle—
riegemaͤlden worunter eine doppelte Kopie von Guido
Neni’s Ghriſtuskopf ſich befand und fchicte fie zur Mir
chaelismeſſe nach Leipzig zu dem damals fo fleißig be-
fuchten Roft in Auerbachs Hof. Abfihtlic ftelte er den
ſreis nur auf 12 Dukaten, In drei Tagen waren fie
ämmtlich für England angefauft. Bald kamen von dort
anfehnlice — um jeden Preis; — eine gute Lehre
für unfere jüngern Künftler, Die durch ungemeffene Forde—
zungen, noch ehe ihre Namen mit auf die Schale gelegt
werden Zönnen, die Kaufluft abſchrecken. — Bon 1731 an
führte ©. ald ordentliher Profefior bei der Akademie
mit Gafanova und Schönau das akademifche Directorium,
erfüllte gewiffenhaft feine Pflichten in den Zeichnun,
ftunden der Lehrlinge und im Actfaale, Eonnte ſich aber
nie entfchließen, in eigner Kunftwerkftätte Zöglinge heran-
gugiehen. Italien war der einzige Zielpuntt feiner Wüns
{ge und gern hätte er jeden Winter dort verlebt, Gr
ft nach und nadı neunmal dort gewefen, aber erft auf
—* legten Reife in weit vorgeruͤcktem Alter 1818—1819
jap er Paris gum enftenmale und fand dort weit öfter
Gelegeuheit, den Kopf zu fchütteln, ald zu bewundern,
Er Hatte fih in Sitte, Gewohnheit, Geſchmack, Tiſch u.
ſ. w. dergeftalt für Italien asclimatifirt, ais wohl felten
ein Deutfer, effen Beruf ihn auf deutſchem Boden
wurzeln ließ. Auch im hohen Alter war die Erinnerung
an Stalien feine Hebe. Er wurde zum Füngling, wenn
er davon ſprach oder davon fprechen hörte, Mehrere
Sprochen und befonderd der Franzöfifcpen volllommen
\ Tundig, ‚gab er doch der italienifhen den Worzug, weiche
er imit eben fo vieles Geläufigkeit old Gleganz fprad.
Sie fei, — er oft, die — ge Kr —
und ber fei kein Künftler, der fein Voſari nicht auswen ⸗
Dig wiffe. So kam ed deun auch, daß er einer geiftteis
hen und im Iugendreiz blühenden Ztalienerin in Dresden
die Hand bot. Uonia’ de Borgue, Tochter eines franz
— Gutsbeſi ers, war in zarter Jugend mit iprer
uster, einer Römerin, nach Dredden gekommen, wo ihr
Seybelmann. 299
Stiefoater, der bekannte Hofdichter Mazzola, auch wohl
noch etwas mehr ald Dpernterte zu fertigen verfland,
Sie erhielt ihre fruͤheſte Bildung von. einer würdigen Er⸗
ieherin Mad. Acter. Die junge, kaum 16jährige ©. machte
der Handzeihnung und im Gepiatufchen unter der Ans
leitung ihres Gatten ſchnelle Kortfchritte, ging dann mit
ihm nach Italien und fegte unter der Beitung der Thereſe
Maron, Meng berühmter Schwefter, auch dann noch ihre
Studien fort, ald Amtspflicht den Profeffor nach Dresden
zuruͤckrief. Bei ihrer Ruͤckkehr erhielt ihre Kunft dadurch
eine gerechte Anerkennung, daß fie ald Mitglied der Aka⸗
demie für die Miniaturmalerei eine Penfion von 200 Thlr.
erhielt, Es ift bekannt, daß ihre Vorzeichnung bei Muͤl⸗
lers berühmten Kupferftich der Siftinifchen Madonna zum
Grunde Liegt ‚ fo wie einſt auch Raphael Morghen die
Nacht des Correggio nach einer Borzeichnung von Profeffor
S., einen Stich in dee Größe von Muͤllers Madonna, zu
fertigen fi) vorgenommen hatte. Sie verechte ihr ſchoͤ⸗
ned Zalent auch auf ihre einzige Tochter, die, mit einem
allgemein geachteten Manne, dem Oberftlieutenant v. Sed⸗
li, Flügeladjutant Sr. Maj. des Königs, vermählt, felbft
mit der Ausübung der zärtlichften Mutterpflichten noch
Augenblicke für die Kunft zu gewinnen verficht. — Mau
Tann ſagen, Daß die Dresdner Gemäldegallerie Teine eif⸗
rigern Berkündiger ihres Ruhmed gehabt Hat, als das
Seydelmannſche Ehepaar, deren preiswärdige Kopien in
ganz Europa gefunden werden. Kaifer Alerander hatte,
ehe er 1805 von Berlin nach Dresden kam, beim Kurften
Radzivill Ss. Kopie von Annib. Carracci's Genius des
NRuhms bewundert, fowie auch früher mehrere Porträts
und Kopien, von ©. für den ruffifhen Sefandten in Dress
den, den Fürften Beloſelsky, der in feinem Umgang gros
Bed Vergnügen fand, verfertigt, auch in Petersburg Auf⸗
merlfamteit erregt hatten. Als nun der Kaifer in Dreds .
den die Gallerie befuchte, erkundigte er fih nach S., ließ
ihn vorftelen und Außerte den Wunfch, die vorzüglichiten
Gemälde der italienifhen Schule von ihm in der Größe
des Urbildes in Sepia gemalt zu erhalten. Bon diefer
Zeit an war ©, faft ausſchließlich mit der Ausführung
dieſes Auftrags beichäftigt wobei ihm die Wahl Der
Stuͤcke von dem Grafen Lolftoi, mit dem er allein ver⸗
handelte, ganz überlaffen wurde. Neben dem Genius des
Ruhms lieferte ‚der fich nur wenig Erholung gönnende,
ſelbſt wahrend des Minters in einem befonderd Dazu ein:
gerichteten Gemache fortarbeitende Künftler nach und nad
800 Seybelmann.
Yompes Baton?d Johannes und Magdalena, die Radıt
und den St. Georg von Gorreggio, die Benuß von Zitian
und dad Bewun! fe feiner Art, Raphaels
Siftinifhe Madonna. Da einige derfelben, befonders die
Madonna, auf der Ucberfahrt zur See Schaden gelitten
hatten, erhielt ©. die Einladung, felbf nad ©t. Peters:
burg zu Eommen, wo er, für feine Reifekoften und feinen
Aufenthalt Eaiferlicy entfhädigt, alles zur höcften Zur
feiedenheit, wie Died die noch vorhandenen Briefe und
Beweife kaiſerlicher Huld dartpun, in 13 Monaten been«
digte, Der Preis für jedes Gemälde betrug 1000 Duka⸗
ten. Cie find jest fÄmmtlich in der Laiferlihen Bilder
;allerie im Pallafte der Eremitage, unter Glastafeln ders
felben Größe, wie fie nur dort gelingen möchten, koſtbar
eingerahmt aufgeftellt und werden nocy lange den Namen
des Nachbildners allen Beſchauern an der Rewa verkün-
den. — Das Schidfal des Greifes, dem ein weiteres
Bebensziel geftedt wurde, als dem Meniden gewöhnlich
au Theil wird, ald der legte feiner Zeitgenofjen unter eis
nem jungen Geſchlecht vereinzelt und werlaffen da zu ſie⸗
den, konnte zwar den von feiner Familie umgebenen und
an Sektire und Gelbftbefdhäftigung gewöhnten, im unge
teübten Gebrauch feiner Sinne 77 for genügenden Be:
teranen weniger hart betreffen, body waren Die Edien und
Betrauten, deren Amgang ee fo lange dankbar genoffen
hatte, fein treuer Drlandi, der Kammermufitus Trikür,
die Maler Groff und Wechau, der Appellationsraty
Kind*) u. few. ihm alle längft vorandgegangen, Nur
fein treuer Freund und vieljähriger Hauögenofie der 17
niale Profefjoe Ferdinand Hartmann, der jegt unter des
ochverdienten Generaldirectors Grafen Bisthum und Ed-
}ädt Leitung die einzelnen Gefchäfte dee Äkademie vers
ivaltet, blieb ihm bis zu feinem Tode treu verbunden
und könnte, wenn er wollte, über ihn die glaubwürdigften
Berichte erftatten. Die Grmordung feines geliebten
Faser de Prof. Gerhard Kügelgen, und in der neues
ten Beit die erſchuͤtternde Nachricht von Kaifer Alerans
6, feines großen Mobltpäterd Tod erfüllte den tiefer
fühlenden, al fein Gefühl ausdrücdenden Mann mit dem
lebpafteften Schmerz. Ihm fei die Erde leicht! — Mit
Abficht bat der lebendluftige frohfinnige Mann, der wahre
gu feiner Zreunde und dienfifertige Förderer alles
ten, nie einen feiner Bekannten gekränft, nie einen,
der ihm auf dem Lebensweg begegnete, unfanft berührt.
*) Deſſ. Blogr. 4. Jahrg. ©.666 d,-Retr,
Ä 801
* 180. Carl Friedrich Ilgen,
koͤnigl. ſaͤchſ. Amtsaktuar zu Dresdens
gebd. d. 8. Dec. 1760, geſt. d. 27. März 1829.
Er war zu Dresden geboren und der einzige Sohn
eines daſigen Chirurgen, welcher ihn auf der Kreuzſchule
3u den atademifhen Studien vorbereiten ließ. Er vollens
dee dDiefelben als Zurift auf der Univerfität Leipzig, von
wo er in feinem 25. 3. ald Aktuar ind Juſtizamt Dreöden
tam. Im 3.1789 verheirathete er ſich mit Joh. Sophie,
Tochter des Hegereuters Hennig zu Dreöden, die ihm den
10. März 1817 der Tod von feiner Geite raubte. — Am
3. San. 1826 feierte er fein Dienftjubiläum, bei welcher
Gelegenheit er von Sr. Maj. dem verewigten Könige
Friedrich Auquft*) Die Givilverdienftmedaille erhielt. Er
lebte nur für feine Gefchäfte, war feinen Anverwandten
ein forgender Bater, Freunden und Kremden ein rathender
Zreund und ‚Helfer, Auch in feinem hohen Alter und
bis die Testen Zage vor feinem Tode war er noch unaus⸗
geſetzt für fein Amt thätig, bis er, betrauert von feiner -
Dflegetochter und deren Gatten, fanft und ruhig, wie er
gelebt hatte, aus diefem Leben fchied,
* 181. Carl Ludwig Lampert,
koͤnigl. baier. Dekan, Schulinfpector und Pfarrer zu. Gersfeld bei
Fulda; —
geb.d. 14. Apr. 1790, geil. d. 27. März 189.
Er war der einzige Sohn feiner Eltern, und nur eine
Schweſter, welche ihm auch in der Folge durdy Dad Band
der innigften Gefchwifterliebe verbunden war, theilte mit
ihm die Freuden der Kindheit. Sein Bater Adam 8. ftand,
nachdem er früher die Rechtswiſſenſchaft ftudirt, fodann
fih mehrere Jahre in Amerika aufgehalten hatte, zulegt
einem Handlungsgeſchaͤft vor und genoß in feiner Waters
ftadt, wo auph der Verewigte geboren wurde, eben fo wie
feine Gattin, eine geb. Sampert, Die ungetheilte Achtung ſei⸗
ner Mitbürger, wurde aber durch einen frubzeitigen Tod feiner
amilie entriffen, worauf der junge Lampert im Haufe feines
heims, des Sonfiftorialrath8 und Stadtpfarrers,jegigen Des
kans Gampert zu Regensburg, eine nicht nur liebevolle, fons
dern auch für feine wiffenfchaftliche —— erwuͤnſchte
Aufnahme fand. Unter der Leitung dieſes wuͤrdigen, be⸗
*) Sein Leben 5. Jahrg. S. d. Nekr.
302 Lampert.
ſonders im Gebiete der praktifchen Theologie und Grzier
ung ausgezeichneten Pre Bra A Ge jen
Seile 28. ungewedt, keine ber vielverfprechenden Anlıs
gen unentwidelt, und als ein wohl vorbereiteter, allfeitig
gebildeter Jungling konnte er fyon im J. 1808 die Unis
verfität Altdorf beziehen. Rach 1Fjährigem Aufenthalt
auf dieſer Hocfchule, bie in jener Beit eben aufgelöft
wurde, er nach Jena, wo er unter Griesbach und
Gonfiflorium zu Würzburg der Gondidatene Prüfung und
ok dad Pi
jonoe genug war. WBefondere Aufmerkfamkeit widmete er
aber dem Bolläfchulwefen, und in der That haben ihm
ie Säulen feines Kirchſprengels far einzig und allein
et jebige mach Eage und Verhältniß zwedimäßige Eins
tung gu verdanken. Mehrere neue eaulpäu er ents
den auf feinen MWetrieb; et forgte für Die Ausbil
der Sehrer_und ſcheute keine Koften und Mühen, um fie
für ihren Beruf täcptig.zu machen. Aber auch für feine
*
304 9 Schiber.
dem frivolen Rationalismus der Zeit; er war ein denk⸗
gläubiger, frommer Ghriſt, wandelnd in dem Geiſte des,
defien Wort er mit lichtvoller Wärme verkündete.
132. Johann Baptift v. Schiber,
kön. daier. quiedc. Präfivent d. Appellationdgerichts für den Iſar⸗
Treiß u. Ritter d. Eivilverbienflord. d. baier. Krone zu Märchen;
geb. d. 28. Zul. 1766, gefl. d. 28. März 1829,
Ge wurde in der ehemaligen baierſchen Grafſchaft
Wiefenfteig von bürgerlichen Eltern geboren, entwidelte
ſchon in feiner zarteften Jugend Lebendigkeit des Geiſtet,
gepaart mit einem reinen guten Gemüthe. In feinem
19. 3. betrat er die Univerſitaͤt Ingolftadt und widmete
fich mit allem Gifer dem Studium der Rechtswiſſenſchaft
owie jenem der Geſchichte. Durch fein freundliches ger
elliged Benehmen im Umgange hatte er ſich die Liebe
aller feiner akademiſchen Brüder erworben, und er f
aus ihrer Mitte im Herbſt 1786, wo er die pr
Laufbahn betrat. Seine umfaflenden Kenntniffe
ihm bald eine Anftellung im unmittelbaren Sta
und fchon am 9. Mai 1788 ward er als Fiskal bei Ber
damaligen Regierung in Landshut angeftellt. v. &. ents
ſprach den Erwartungen des Staats im vollen Maße
und died war die Urfache, daß ihn Kurfürft Karl Zhesder
bereitö am 15. Apr. 1790 ebendafelbft zum wirklichen Res
ierungsrath ernannte. In d. 3, vermählte er ſich mit
life, Bochter Des Bürgermeifters Hopp, welche ihm 9
Kinder gebar, von denen nur noch 2 am Leben find. 1
ftetö fleigendem Eifer widmete er feine ganze Kraft dem
Dienfte; dieſer, verbunden mit einem tadellofen Lehens⸗
wandel, ficherten ihm unter der Regierung des Königs
Morimilion Joſeph eine fchnelle Beförderung im Boraud
u, und wirklich ward v. ©. am 28, Apr. 1799 zum Sans
eöcommifjär_ bei der damaligen General: Landeödirectian
und am 25. Juli d. 3. zum Sevifions- und darauf zum
oberften Suftigrathe befördert. Was er in diefer Gigen⸗
fchaft leiftete und wie er durch firenge Nechtlichleit ala
Menſch und Richter fich auszeichnete, Darüber geben feine
Beitgenoffen und Kollegen ein lautes und rühmliches Seuge
niß. Acht Sabre hatte v. 5. die Stelle eines Oberappe
lationsgerichtsraths bekleidet, ald er unterm, 17. Ge
1808 zum Direstoe des Appellationdgevichtö für den
%
) Innland 1889. Nr, 127.
Frau v. Humboldt. 295
fote; ir | ai —IV obgleich den EM mg
etlichen jebung an, und werde deöhalb au %2 jem
ge a Aber un * der un jeifend: —
— „gleihfam als ob den den,
t, eine gewiffe Divinatioı * Baba, —
er bei Mehreren im vertrauli Ache, er glaul
a feine Abreife x a En FE ni DE er nach
‚Hildburghan in kommen
vor feinem Infaeiben An IE A Die aan —
Ley au ihm_eintrat, weil er bei Bewuftfe
und Diefer nad) feinem Befinden erkundigen follte,
fragte er benfelben: — viel iſ A Auf die
AU Sieb, u
De) 2 fuel Eu ae nt EZ, fir
Heinig Prof. Dr, Ihling
* 128. Frau v. Humboldt, geb. v. Dachröben,
Gemahlin des koͤnigl. preuß. Staat sminiſters von Humboldt zu
Berlins
Beben nn non Nele d 26, März, 1820,
) Ich Eann nicht, um) bei biefer Weranlaf Ho
nd Aerzte bi di *
en und Ken — — — Fe — Bun
ind . —
I Id 'ben willen, di ‚Senf
— ur * Beantwortung ——
—— ——
——— allgewaltig der Geele —
er Beltrag jur Yeanting
Pe ur, — er ——— Deiung
306 Orieninger.
engen, fie fandten Deputationen un ihn ab und Aber
zeichten ihm 13 Addreffen, ihre Gefühle und Segnungen
für den‘ im Dienfte und edlen Wirken ergrauten Bieder:
mann enthaltend. Hoch erfreut war der Subelgreis über
Diefen ungeheuchelten Ausdrud wahrer Berehrung und
Liebe und der tief bewegten Bruſt gab nur der Shräne
eier Lauf die Sprache wieder. Hatte nun auch v. ©.
m lobnenden Bewußtfein redlich treuerfüllter paid für
Staat und Menfchheit durch 40 lange Jahre ein Recht,
Den Neft feiner Sage in Ruhe zu genießen, fo machte
der Edle doch hiervon Leinen Gebrauch, er führte bei fei⸗
nem ſtets regen Geifte die Leitung feiner Gefchäfte fort,
bis endlich feine phyſiſchen Kräfte wichen und er ſelbſi
zur innerfien Ueberzeugung kam, fein fchweres Amt nie
Deriegen zu muflen. Auf fein Anfıchen ward er auch am
20. Oct. 1823 in den Ruheftand verfeht und Ge. Maj. der
König bezengte ihm hierbei für feine auögezeichneten
fan —*8 ien ſte die beſondere allerhoͤchſte Zufriedenheit.
Ruͤhrend und tieferfhätternd war der Abſchied, Den der
Greis von feinem Kollegium nahm und ungetheilt der
Schmerz, den alle Kollegialmitglieder und jeder Rechtfus
ende, der mit ihm in Berährung fland, empfanden. —
Ale Theilnehmenden hofften, die zerrütteten Gefundheits:
umflände würden ſich beffern und Der verdiente Präfident,
entfernt von Geſchaͤften und frei von jeder Sorge, den
Abend feines Lebens froh. und heiter genießen. Doch es
war anders über ihn beſchloſſen. Er Eränkelte bis an
fein Ende und farb mit Ruhe und Grgebung in den
göttlichen Willen. Seine edlen Söhne, der eönigl. Res
gierungsaſſeſſor Johann Baptiſt ©. und der Appellationd;
gerichtö-Acceffift Joſeph S., weinen am Grabe Des gelieb⸗
teften Vaters und feine zahlreichen Freunde beklagen ei«
nen unerfeglichen Verluſt. *
* 135. Johann Chriſtoph Grieninger,
kbnigl. baier. Dekan u. graͤfl. Caſtelliſcher Hofprediger zu Ruͤden⸗
hauſen im Untermainkr.;
geb. d. 8. Ian. 1760, geſt. d. 29. März 1820.
Er wurde zu MWiefenbronn, wo fein Water Pfarrer
war, geboren. Den erften Unterricht genoß er im elter⸗
lichen Haufe und (don in feiner fruheften Jugend zeigs
ten fih in ihm Anlagen, die gu den fchönften Hoffnuns
gen berechtigten, Im J. 1774 ging er auf dad Gymna⸗
Grieninger. 807
fium zu Andbach und eat darauf 1778 die Univerfität
Erlangen, Hier eröffnete fih nun dem Wiſſen des Juͤng⸗
lings ein weites Zeld und mit freudigem Eifer firebte er
dahin, die Tiefe der Theologie zu ergründen. Kräftig
an Geift und Körper, erwarben ihm eine immer gleiche
Heiterkeit und ein ftetd froher Sinn, der ſich mit einer
unverkennbaren und überall fich aͤußernden Gutmuͤthigkeit
paarte, Aller Liebe und Vertrauen. Bereichert mit allen
Kenntniffen, die zur fegensreichen Führung des heiligen
Amtes gehören, kehrte er nach vollendeten Univerfitätd:
jahren im 3. 1782 in das elterliche Haus zurücd, um feis
nen Vater im Amte zw unterflügen. Vier Jahre war
er hier thätig, erhielt dann die Pfarrei Kleinweiſach,
Albertähaufen und Pregdorf und vermählte ſich mit Ius=
Liane Dorothea, Tochter des gräfl. Caſtell. Verwalters
und Zehendinſpectors Gerber, mit der er 43 Jahre in
„der zufriedenften Ehe lebte, die durch 2 Töchter beglüdt
wurde, Der Eifer, mit dem er an feiner. Gemeinde ars
beitete, die Freundlichkeit, mit der er Jedermann begeg»
nete, ber redliche Wille zu helfen, wo Hilfe, Rath und
Troſt Noth that, belohnte ihm Diefe Durch treue Liebe
und Anhaͤnglichkeit. Im I. 1793 wurde er auf die geäfl;
Saftell. Pfarrei Obereifensheim berufen, wo ee fich ebens
falls bald die Liebe und Achtung feiner Gemeinde und
befonders um dad Schulweſen größe Berdienfte erwarb:
Ein deutlicher Beweis davon war, daß ihm dieſe das
Anerbieten machte, ihm jaͤhrlich durch eine bedeutende
Bulage feinen Gehalt zu verbeflern, wenn er ihr das
Verſprechen gäbe, fie nie zu verlaflen — und wahtfcheins
li wäre dad auch nie geſchehen, wäre er nicht von den
beiden Grafen zu Gaftel aufgefordert worden, die das
mals erledigte Hofpredigerftelle zu Rüdenhaufen zu Übers
nehmen, it den Ausdrucken der reinften Freude eins
yfing ihn 1808 feine neue Gemeinde, an det er mit vie-
lem Gegen bis an fein Ende wirkte. Im J. 1816 wurde
ihm die Stelle eined Dekans übertragen und mit Umſicht
und Eifer erfüllte er auch Die Pflichten dieſes neuen. Wir⸗
kungskreiſes. Seinen Diozefanen war er ein freundkis
cher Berather, die ihm Daher auch -mit Liebe und vols
lem Bertrauen entgegenfamen, Er vollendete, rupi
dem nahenden Ende entgegenfeheid, im 69.3. feines eh
tigen Lebens. Gutmüthigkeit, anfptuchälofe Befcheidens
heit und raftlofes Streben nad Wahrheit "waren die
BHauptzüge feines Charakters; Mit nicht zu ermüdender
Geduld nahm er fich des JZugenduntert vte an und (Ab&
808 Sprotte.
bei einem kraͤnklichen Körpen widmete ex ſich noch dem⸗
felben und forgte für die Kinder, die er felbft nach feis
nem Zode noch erfreuen wollte, indem er Kap
von 100 fl. ftiftete, von deſſen Binfen nüglihe Jugend⸗
ſchriften angeſchafft werden follten.
* 134. Johann Lubwig Sprotte,
Befiger der Stadtapothele zu Budiſſin;
geb. d. 4. Nov. 1798, gef. d. 29. März. 1829.
Er war der Cohn des Rechnungsführerd beim koͤnigl.
preuß. großem Mititärwaifenhaufe zu Potsdam, Iob.
Shriftopp &. und deſſen Gattin Dorothea geb. Hirgel
und erhielt feinen erften Unterricht in der Garnifonfchate
daſelbſi. Da er mehr als gewöhnliche Anlagen zeigte, fo
erhielt er nebenbei ‚Privatunterricht und Tam auf das
Eynceum dafelbft, da8 er aber ſchon nach vollendetem 12.
Jahre verlaffen mußte, um die pharmazeutifcdhe Laufbahn
zu beginnen, welches Verkürzen des nöthigften Unter⸗
richts und frühzeitiges Verſeßen des lebhaften Knaben
in eine ftille und ernfle Sphäre, wohl ein Mißgriff der
Eltern genannt werden muß; und fehwerlich wärde Der
von Natur munstere und helldenkende Knabe in dieſer
Lage ausgedauert Haben, hätten nicht der väterliche
und die trenge des Lehrherrn ihn wiederholt in die noͤ⸗
tbigen Schranten berwiefen. Doch felbft dieft ungewöhns
liche Strenge war ein Mittel, feinen männlichen Gin.
und Muth zu entflammen und zur Gelbftftändigkeit *
erheben, — Es gehörte ſtets zum originellen Gharaͤkter feis
ned Lebens, daß er felbft im vertraulichften Gefpräcy mit
Greunden über ganz gewöhnliche Dinge felten der Meis
nung des Andern wich, wenn es nicht mit feiner oft nur
individuel aufgefaßten Meinung flimmte. Wovon er fi
nicht felbft überzeugen Eonnte, das war für ibn Leine .
Wahrheit des Lebens mehr, und er verdankte diefer ins
neen Kraft feines Lebens manchen ſchoͤnen Gieg im
Kampfe mit dem Irrthum und des Unrecht. — Zu Bes
treff der Wiſſenſchaft felbft wurde nie Tadel über ihn
eführt, im Gegentheil, feine Bertihritte darin nur ges
obt, ja bewundert. — Als in der. Hälfte feiner‘ Lehrzeit
die franzoͤſiſche Invaſion eintrat, wurde auch diefe es
riode von bedeutendem Ginfluffe auf die mehrfeitige Aus⸗
bildung ſeines Geiſtes. Bei dem Verkehr mit den Fremd⸗
Iingen erkannte er bald die Nothwendigkeit, fich die
Keuntniß des —8D Sprache anzueiguen, und es gps
310 Sprotte.
u ſtarken verſöumte, und da dieſes alles in dem (hm
en Iohren des Lebens, wo fidh der .Sungling zum
Bann volllommen phhſfiſch entwideln follte, ſtatt fand,
fo legte er zum Zheil felb dadurch offenbar Dem ers
An Geund zu feiner fpätern Kraͤnklichkeit, welche auch
die regelmäßigfte Diät md Lie forgfältigfte Fflege der
Eeinen in fpätern Sagen des felbfifländigen Eebend nicht
ang mehr verhüten tonnte. — Ungern ımd in der es
Pergengung, fi auch anderwärts in der Wiffenfchaft und
Kunft fortzubeweien, ging er nad Zerbft und fand das
ſelbſt in den Apotheker „ie einen mebrfeitig für feine
Kunft wiffenfchaftlich ‚ei eten Prinzipal, der ihm vors
zügliy durch feine reiche Bibliothek und ausgezeichneten
Kenntuiffe in der Botanik und Chemie näglich wurde.
Bier empfand er zum erfienmale recht lebhaft den Bunſch,
üe die eigene Geldfiftändigkeit des Lebens zu wi
Grworbene Gonnerionen verfchafften ihm bald Ausfidht
dazu. Befonders fand er in dem Apotheler Hoffmann
zu Sörlig einen aufrichtigen Freund, der ihm zur Errei⸗
hung feiner Lebenszwecke dadurch behilflich wurde, daß
er ihn an das Haus Brüdner u, Gomp. in Leipzig fehr
angelegentlidh empfahl , das ihn auch, als er |päterhin
in Baugen die Stadtapotheke in Pacht nahm, Lrästi
mit Geldvorfhüflen ımterftügte, Sept fah ſich ©. nu
dem ehrenvollen Standpuntte feines Lebens, von wo aus
er als freiee Mann ungeftört für ſich wirken konnte.
Das Gluͤck wolte ihm wohl, denn er hatte in den 3
Pachtjahren bereitö ein eigenes Bermögen von mehr als
9000 ahlen. erworben, und daffelbe fpäterhin, als er im
4.3. Eigenthuͤmer dieſer Offtzin wurde, bei unermüdes
ter Thaͤtigkeit und weifer Sparfamtrit auf die rechtlichſte
Meife bedeutend vergrößert. In dem vor der Dresdner
Behörde beftandenen Lehrhereneramen hatte er die erfte
Genfur erhalten und ſich ‚befonders in ber höhern analys _
tifhen Ghemie und Botanik ausgezeichnet. Doch fb große
50 ung und Erwartung derfelbe auch für die Zukunft
erregte, fo mußte doch der frühzeitine Tod diefen mit brs
eitertem Sinn für Wiffenfchaft glühenden jungen Mann
o bald ereilen und feinem Streben nach Höderm endlich
Brenzen fegen. Schon im 3. 1824 hatte er ſich mit Gle⸗
mentine, Tochter ded Domftiftefyndicus Gleichmann in
Bausgen verheiratbet, mit welder ihm im Laufe diefer
furzen Ehe die MWorfehung 3 Kinder fchenkte, von denen
er die beiden Alteften durch den Tod verlor, Schon durch
diefe Verluſte wer Die Freude feines Lebens getrübt wor⸗
%
Baſſenge. 311
den und er erheiterte ſich nachher nur ſelten wieder. Er
lebte mit ſeiner eben ſo gebildeten als frommen Gattin
in einer ſehr zarten, durch gegenſeitige Hochachtung ge⸗
heiligten Ehe. In feinem Berufsleben zeichnete ihn die
größte Gewiſſenhaftigkeit und unerfchütterlichfte Rechtlich⸗
eit aus. Eingedenk aus eigener Erfahrung, der ſklavi⸗
ſchen Härte, die er als Ledrling empfunden, war er _feis
nen Untergebenen ftetd ein milder und väterlich gefinns
tee Lehrherr. Seinen Freunden, deren er ſich durch feine
Zugenden viele erworben hatte, war er ein biederer
Freund, und der Berfaffer diefer Eleinen Bebensfkizze ver:
lor und betranert in ihm einen ſolchen. — ©. verdankte
alles feiner eigenen Anftrengung, Ausdauer und Der
Beharrlichkeit feines einmal gefaßten Willens, und er
gab der Welt das Beifpiel, wie der Menſch von Natur
mit Gaben auögerüftet, nur Herrliche zu wollen braucht,
um auch Großes zu vollenden, felbft wenn auch die Ber:
yärenife des Lebens mannichfache Hinderniffe entgegen,
ellen.
* 155. Carl Friedrich Baſſenge,
Sabrithere und Kirchenvorſteher d. reformirten Gemeinde zu
Dresden;
geb. d. 22. Der. 1748, geſt. d. 80. März 1839,
Er war der aͤlteſte Sohn des feit 1729 in Dresden
etablirten Kaufmanns Jaques B. und Ddefien Gattin
Aimee geb. Du Bigneau und wurde au Dresden geboren,
Er hatte ficy keiner angenehmen Kindheit zu erfreuen,
indem er lange ſchwaͤchlich blieb. Kaum 10 Jahre war
er alt, als der Krieg über Sachſen hereinbrach, und wähs
rend des fchredlichen Bombardements im J. 1760 flüchs
tete fich die Familie Bafjenge nach Selangen, von wo er
Daun nach hergeftelltem Frieden mit feinen Eltern nady
Sachſen zurückehrte. Er widmete fi nun dem Hans
delöftande und kam 1764 nad eipsig. Als 1769 fein
Bater ftarb und er dadurch in den Beſitz von einigem
Vermögen gelangte, fuchte er in Dresden ein eignes
Geſchaͤft zu errichten und ubernahm daber im 3. 1770
‚von einem Berwandten die Handſchuhfabrik, Die er. bis an
fein Lebensende mit abwechlelndem Glüde geführt hat.
Am 25. October 1773 verband er ſich mit feiner Vers
wandten, Marie Zriederite Baſſenge, mit der er 45 I.
lang in einer durch 12 Kinder begludten Ehe lebte, von.
denen nur 4 den Bater überlebt haben, — Stets wa:
Bu
Ien isn.
fondern
und der Dit —AA mit aller Get
HR ibm Henn als al
nats gewählt, wohnte er mit rül
Be — gieidke Sul —
ee überhaupt ER arbeitete er mit
verdanken. en a
4 feinen Betrieb
uns feheute keine Kos Be re
ihren Beruf tüchtig zu machen, Aber aug für
304 "9 Schiber.
— 255 —— 7 dee: Nee P; 5 ein
deffen Kurt ex mit lictvolfer Wärme verkänbete,
132. Johann Baptift v. Schiber,
kön. baier. quiedc. Präfident d. Appellationdgerichts für dem
Ereiß u, Nitter d. Civilverbienftord. d. baier. Krone zu Mi
‚geb. d. 28. Jul, 1764, geft. d. 28, März 1829,
Siefenfteig von bürgerlichen Eltern geboten,
feiner zarteften Jugend Lebendigkeit de& |
gepaart mit einem reinen guten Gemüthe,
fowie jenem der Geſchichte. Durch fein fr
— Benehmen im Umgange hatte er
A
und dies war die Urfache, da ibn Kur!
bereitd am 15. Apr. 1790 ebendafelbft zum wirklic
jterungdrath ernannte. Ind, I. vermählte er
life, Tochter des Bürgermeifterd Popp, he
Kinder gebar, von denen nur noch 2 am Leben
ftetö fteigendem Eifer widmete ev feine ganze
Dienfte; diefer, verbunden mit einem tad
mandel, ficherten ihm unter der Regierung
Marimilian Zofeyp eine fehnelle Beförderung im
I und wirkli ward v. &. am 23. Apr. 1799 zu
edcommifjär_ bei der damaligen General: Land
und am 25. Zuli d. I. zum Revifions- und dar
oberften Suftigrathe befördert, Was er in diefer
ſchaft leiftete und wie er durch Frenge Rechtlichk:
Wienſch und Nichter fich auszeichnete, Darüber q i
Beitgenoffen und Kollegen ein lautes und rühmliches 3
ni. Acht Jahre hatte v. S. die Stelle eines Oberay
lationsgerichtsraths bekleidet, als er unterm, 17,
1808 zum Director des Uppellntionsgericptö für den
”) Inntand 1829. Nr, 127,
FSriedr. Joſ. Ludwig, Landgraf v. Heſſ. Homburg. 815
tleidet hatte, trat er ald zweiter und 1805 als erfter
vorfigender Rath bei genannten Gollegien ein, welche
Stelle er mit feinem vorigen Amte und noch mehreren
Gommiſſionen verbunden, aut größten Zufriedenheit fels
ner Borgefesten führte. Als im I. 1815 die Grafſchaft
Benneberg an das Königreich Preußen kam und das Sons
ſtorium aufgelöft wurde, fand er ſich bewogen, um feine
Entlaffung nachzuſuchen, die ihm mit Beibehaltung feis
ned vollen Gehaltes ehrenvoll bewilligt wurde. — v. ©.
vereinigte mit feltener Herzensguͤte die mufterhaftefte
Berufstreue und unerfchütterlichfte Rechtſchaffenheit, ſo⸗
wie Fleiß und eifriged Beſtreben, dad Gute zu erhalten
und zu befördern. Biele Kamilien verdanken dem Ders
ewigten ihren Wohlſtand, umd ihm war ed die heiligfte
Pflicht, da zu helfen, wo Zroft und Beiſtand nöthig was
ven, und den Armen und Rothleidenden — ja oft mit
eigener Aufopferung — ein flarker Beſchuͤtzer zu feyn.
Aber fein edler Sinn zielte nicht dahin, mit Wohlthaten
zu prangen, fondeen er fpendete in möglichfier Stille und
Ing, mad "einer Laufbahn von 65 Sahren zu jenem Les
en über.
139, Friedr. Joſeph Ludwig, Landgraf von
Heffens Homburg,
kaiſerl. öfte, General d. Kavallerie, Inhaber d. 6. Huſarenregim.
u. vieler europ. Orden — zu Domburg ;
geb. d. 80. Zul, 1769, geft. d. 2. Apr. 1829 *).
Der hohe Berewigte folgte feinem erlauchten Bater
am 20. Sanuar 1820 in der Regierung der in der Wet⸗
terau liegenden Landgeafichaft oder Herefchaft Homburg
und in der auf dem linken Rheinufer gelegenen Herr,
Schaft Meiffenheim, zwei Eleine aber fruchtbare Landichafs
ten. Er vermählte fih am 7, April 1818 mit Eliſabeth,
Prinzeffin von Großbritannien. Sie ift nad) dem Tode
der Königin von Wuͤrtemberg die zweite noch lebende Schwes
fter des vor Kurzem verftorbenen Königs von England und
wurde geboren den 22. Mai 1770. Eine lange Reihe von Jah⸗
ren hindurch hat der Berewigte mit großer Auszeichnung dem
oͤſtreichiſchen Kaiferftante gedient und befonders in dem
eldzügen gegen Frankreich bei vieler Gelggenheit die
apterteit an den “ag gelegt, die ein ſchoͤnes Gemeingut
*) Sotheifhhe. tg. 189. Nr. 69, Gedaͤchtnißpredigt v. Pfe
yer 3. ®. — — Hundsbach. Bächtnißpeebigt v. Plaxe
816 Friebr. Joſ. Ludwig, Landgraf v. Heff. Homburg.
Der Pringen dieſes Hauſes iR. Die militaͤriſchen Zugen⸗
den % Prinzen —* Deffen · Homburg iii überhaupt
in den merkwürdigen Feldzägen von 1813 bi8 1814 und
1815 glöngend hervor; alle ſechs Böhne dieſes Haufes
wohnten ihnen als Führer anfehnlicher Abtheilungen mit
hohem Ruhme bei, Fünf von ihnen kehrten mit den Des
weifen der Anerkenntniß ihrer Berdienfte aus dem Kams
fe zucädt, der jüngfte aber, Prinz Leopold Sictor
— iznig ‚preuß. Major im 10. Jnfenterleregi⸗
anent, fand in der Schlacht von Großgoͤrſchen einen-rupin»
vollen Zod auf dem Bette der Ehre. Der jest verflors
Rorbene Landgraf befehligte als Erdprinz im I. 1818
guet zwei Grenadierdivifionen, weiche das Refernecorp&
er großen böhmifcyen Armee bildeten. Später wurde
dieſe Referve durch das Käraffiereorge des Feldmarfyalls
LBieutenantd Grafen von Noſtij verftärkt, welches am 16.
Detober in einem, der entfceidendften Augenblide ber
Schlacht von Leipzig, einen glänzenden und mit dem bes
Ken Erfolg gefrönten Kugeif auf die mit großer Bade
vorchelenden Maflen des Feindes bei dem Dorfe Grds
bern machte. Am 18. October wurde der Prinz an der
©pige feines ſiegreich nach Leipzig vordringenden Korps
in dem Dorfe Dölig, dad feine Sruppen mit Sturm ges
nommen hatten, verwundet. Doc fchon im Monat
eember ut der kaum Hergeftellte wieder im Hauptquar⸗
tier ıdeB 13 ieften von Schwarzenberg ein und mit neuer
Zhätigkeit widmete er ſich dem Dienſte des Kaiſers und
der guten Sache. Als die Heere der MWerbändeten bie
Grenzen Seantrei 8 überfcheitten hatten, wurde der Ge-
neral der Kavallerie, Erbprinz von Heffen Homburg, Obers
befehlshaber der Taiferl. oͤſtreichiſhen Gübarmer. Rad
verfciedenen eigen Gefechten, die er mit dem Korps
de8 Marfhalls Augerenu bei St, Jean, St. George,
Marfengue, Longfard, Eimoneft, Dorieur, Dardilli und
wor Lyon beftanden hatte, rädte er am 21. März in
dieſe Hauptſtadt Frankreichs, die zu gleicher Zeit
der Schlüffel zu allen Provinzen des git hen Frank⸗
weich8-ift, ein, und der Ipm gegenüber flehende franzöfifche
Marfpall Schloß hierauf_am 11. April einen Waffenfills
and mit ibm, der ‚die eindfeligkeiten in jenem heile
ed franzöfifhen Neichd beendigte. Auch im I. 1815
befand fich der —* Erbprinz wieder bei dem oſtreich.
jauptheere, weldes die ſuͤdlichen Grenzen Frankreichs
Iberfcpeitt, als Die Angelegenheiten der Melt fhon m
den nordöftigen Grenzen des Reicys durch die lacht
318 Thereſe Had.
auch der Gatte. Diefes Eheyaar war nit für einander
geſchaffen, daher erfolgte die Zrennung natürlidy und frei⸗
willig ohne eigentliche Schuld des einen oder des andern
Theils. Die Ratur hatte ihe bei gefundem und, feftem
Körperbau einen ernflen, mehr männlichen als weiblichen
Tharakter verliehen. Bon der phyſiſchen Beſchaffenheit,
welche die Ratur ihr gegeben, verlicherte die Gelige dem
Meferenten felbft, dat Se von vielen Schwachheiten des
weiblichen Geſchlechts ganz frei fei, Daher ſich wohl getrau
roße und beſchwerliche Reiſen zu unternehmen. Und ba
n einem fo gluͤcklich organifirten Körper audy ein maͤnn⸗
licher Geift gewaltet, mag zum Beweiſe dienen, daß man
die Werblichene fchon in der Jugend unter dem Ramen
Sapientia zu benennen pflegte. Wie es auch mit
diefer Benennung gemeint feyn mag, immer fegte fie die
Anerkennung einer gewiflen Guperiorität voraus; und
wer die Berewigte durch umgang Eannte, Tonnte ihr WBers
Rand, gefundes Urtheil und umfaflende Einficht nicht abs
fprehen. Ihr Water war ein Handelömann von der ers
fen Klaffe in Würzburg und fie erhielt im elterlichen
Haufe eine forgfältige Erziehung und blieb felbft der la⸗
teinifchen Sprache nicht unfundig, in der fie den Unterricht
mit ihren WBeüdern theilte. Sie im Haufe herrſchende
Gefhäftigkeit, weldye von der Mutter auch nady des Bar
terd ode fortgefegt ward, zog fie an, und bald nahm
fie Antheil an den Arbeiten des Somptoird und warb ax
Drdnungsliebe, Sefchäftigkeit und kluge Wirthöfchaft über:
aupt gewoͤhnt. Wenn Geiftesbildung zum Beſitz von
eichthum fich gefellt, fo darf man auch feinen Geſchmack
bei der Wahl der Bergnügungen erwarten. Die Hinges
fhiedene fammelte fih Daher Gemälde, Münzen und „vors
zuͤglich ſchoͤne alte Sculpturen in Elfenbein, und ein Gars
ten bef&häftigte fie im Freien, wechfelnd mit Dem, was
Kunft, Lektüre und Geſellſchaft gem het. — Jedes Mens
hen letzter Wille fpricht gemeiniglich den Charakter des⸗
elben am deutlichſten aus. Aus dem nun, was Referen⸗
ten aus dem Jeſtamente deſſen Nichte urkundlich bekannt
eworden, leuchtet religiofer Einn, geleitet in feinen Hande.
ungen von einem aufgeklärten Geifte und Eluger Hands
Iungsweife: Neben dem bedeutenden Srbtheil, das ihre
einzige Schwefter erhielt, und außet großen 2egaten, vers
machte fie ihrer Vaterſtadt Würzburg 5000 fl. zum Zwecke
des religiöfen Unterrichtö in der Tatholifchen Kirche, wos
bei fie eine befondere Fuͤrſorge dafür empfahl, Daß. mit
dem Gotteödienfte in den fruͤhen Morgenſtunden, welchen
Knauth | 319
die Dienfthoten zu befuchen pflegen, eine gute, zu fittlie
em Lebenswandel und verigläfee ejtnnung ermahnende
vedigt verbunden wurde. Da dieſe kirchliche Einrichtung
chon früher auf dieſelbe Act beſtanden hatte, in der Folge
aber der Mangel an Priefteen nach eingetretener Saͤku⸗
larifetion der Stifte und Klöftee und verminderter eis
gung der Jugend zum geiftlichen Stande, die Kortfegung
derfelben Snmöglich gemacht hatte: fo wollte die einſichts⸗
volle Woplthäterin Durch diefed Legat beswecken, daß ih⸗
rer Baterftadt wieder niehrere und tüchtige Diener der
Kirche zum Heil und Troſt der Gläubigen Zugefübet wärs
den. Ferner vermachte fie derfelben noch f., um fie
Kum Beſten der fädtifchen Krankenpflege zu - verwenden.
a das Bermögen der Berewigten nach oberflächlicher
Berehhnung der gemachten Legate die Summe von’
200,000 fi. Äberfleigt, Erben und Legatarien felbft reich
find, fo Eönnte man die zu frommen Stiftungen beftinms
ten 10,000 ft. als verhältnigmäßig für zu gering anfehen,
Aber auch hiee wird das fcheinbare Mißverhältniß aus⸗
geglichen, da die Stadt zu denfelben Sweden als fubftie
tuirtee Erbe einmal von einem Kapital, deſſen Zinfen
jaͤhrlich 600 fi, betragen, die ein unverehelichter naher
Berwandter.. ledendlänglich zu genießen: hat, nach defien
Bode, dann von einem andern von 15,000 fl., morein jegt
fünf Verwandte ſich zu gleichen Raten theilen, mit der
Beftimmung, daß der Antheil jeder Theilnehmerin, welche
ohne männliche Deſcendenz flirbt, auf die ‚andern oder
deren eheliche Defcendenten zurüdfällt; daß aber, wenn
beim ode ded Lestverftorbenen feine eheliche Nachkom⸗
menfchaft des Baters derfelben mehr vorhanden fei, die
gedachte Summe von 15,000 fl. der Stadt zufallen und
zu frommen und gemeinnügigen Sweden verwendet were
den e eintritt. Auf jeden Kal gilt dieſes Legat
r
auch eine Stiftung ad pias causas.
».% e.
* 141. Chriſt. Maximilian Wilh. Knauth,
herzogl. S. Coburg⸗Gothaiſcher Major zu Gotha.
geb, db. W. März 1756, geſt. d. 4. April 1829.
Er wurde zu Burgtonna, wo fein Bater ald Haupt:
mann bei dern herzogl. Gothaifchen Dragonerregimente
fein Standauartier hatte, geboren und verlebte die erften
5 3. feiner Kindheit dafelbft unter der Erziehung der
Mutter, da der Water in ben Tiährigen Krieg ziehen mußte,
310 Sprotte.
;u flärken verfäumte, und da dieſes alles in ben ſchon⸗
= Jahren des Lebens, wo fich der Juͤngling zum
'anıı vollkommen phyſiſch entwiceln folte, ftatt fand,
fo legte er zum &peil ‚gets dadurch offenbar den er;
ften Grund zu feiner fpätern Kränklichkeit, welche auch
die ssomäglgpe Diät und die forgfältigfte Re der
Geinen in fpätern Tagen des felsftändigen Lebens nicht
gem mehr verhüten Eonnte. — Ungern und. in der Ues
erzeugung, fich auch anderwärts in der Wiflenfchaft und
Kunft fortzubewehen, ging er nad) Zerbſt und fand das
felpft in dem Apotheker hie einen mehrfeitig für feine
unft wiffenfchaftlich gebildeten Prinzipgl, der ihm vors
jüglich durch feine tele Bibliothek und ausgezeichneten
Seaneat fe in der Wotanit und Chemie näglih wurde,
‚Hier empfond er zum erftenmale recht lebhaft den :bunfch,
für die eigene Gelbfiftändigkeit des Lebens zu wirken.
Grmworbene Gonnerionen verſchafften ihm bald Ausficht
dazu. Befonderß fand er in dem Apotheker Hoffmann
zu Görlig einen aufrichtigen Freund, det ihm zur Grreis
dung feiner Erbentiwede dadurch euig wurde, daß
er ipn an das Haus Bruͤgner, u. Gomp. in Leipzig ſede
angelegentlich empfahl , das ihn auch, als er fpäterhin
in Raupen die Gtadtapothete in Pacht nahm, kräi
mit Geldvorfhüffen unterftügte, Segt fah fih ©. aul
dem ehrenvollen Standpunkte feines Lebens, von wo aus
ee ale freier Mann ungeflört für fi) wirken Tonnte
Dos läd wollte ihm wobl, denn er hatte in den 8
Pachtjahren bereits ein eigened Bermögen von mehr ald
‚9000 Zhlen, erworben, und daffelbe fpäterhin, als er im
4. 3, Eigenthümer diefer Offtzin wurde, bei unermüdes
ter Thaͤtigkeit und weifer Sparfamtgit auf die rechtlichſte
it bedeutend vergrößert. In dem vor der Dresdner
Behörde beftandenen Lehrherrneramen batte, er die erte
Eenfur erhalten und ſich befonder& in ber höhern amal
tifchen Chemie und Botanif ausgezeichnet. Doch fb große
Hoffnung und Erwartung derfelbe aud für die Subanft
erregte, To mußte doch der früß; eitine Tod diefen mit bes
eiftertem Sinn für Wiſſenfchaft glühenden {ungen Man
[0 bald ereilen und feinem Streben nach Höderm endüch
Grenzen fegen. Schon im 3. 1824 hatte er fih mit les
mentine, Tochter des Domftiftöfgndicus Gleihmann in
Bougen verheirathet, mit welcher ihm im Laufe diefer
Futzen Ehe die Vorfehung 3 Kinder fchenkte, von denen
er die beiden älteften durch den Zod verlor. Schon duch
diefe Berlufte war die Freude feines Lebens getrübt wern
*
Baſſenge. 311
ben und er erheiterte ſich nachher nur ſelten wieder. Gr
lebte mit feiner eben fo gebildeten als frommen Gattin
in einer fehr zarten, durch gegenfeitige Hochachtung ges
heiligten Ehe. In feinem Berufsleben zeichnete ihn die
größte Gewiſſendaftigkeit und unerſchuͤtterlichſte Rechtli
eit aus. Eingedenk aus eigener Erfahrung, der ftlav
fchen Härte, die er ald Lehrling empfunden, war ex feis
nen Üintergebenen ftetd ein milder und väterlih gefinns
ter Lehrherr. Seinen Freunden, deren er fich durch feine
Zugenden viele erworben hatte, war er ein bieberer
Freund, und der Berfaffer diefer Eleinen Lebensſkizze ver:
lor und betranert in ihm einen ſolchen. — ©. verdankte
alles feiner eigenen Anftrengung, Ausdauer und ber
Beharrlichkeit feined einmal gefaßten Willens, und er
gab der Welt dad Beifpiel, wie der Menfh von Natur
mit Gaben audgerüftet, nur Herrliched zu wollen braucht,
um auch Großes zu vollenden, felbft wenn auch die Ber:
pätmiffe des Lebens mannichfache Hindernifje entgegens
e en,
* 185. Carl Friedrich Baſſenge,
Sabrithere und Kirchenvorſteher d. reformirten Gemeinde zu
Dredden; "
geb. d. 22%, Der. 1748, geſt. d. 30. März 1899,
Er war ber aͤlteſte Sohn des feit 1729 in Dreöben
etablirten Kaufmanns Jaques DB, und deffen Gattin
Aimee geb. Du Bigneau und wurde zu Dresden geboren.
Er hatte fidy Feiner angenehmen Kindheit zu erfreuen,
indem er lange fchwächlich blieb. Kaum 10 Jahre war
er alt, ald der Krieg über Sachſen hereinbrach, und wähs
vend des fchredlichen Bombardements im 3. 1760 fluͤch⸗
tete fi) die Familie Baſſenge nad) Erlangen, von wo er
dann nad) pergeRehtem Frieden mit feinen Eltern nach
Sachſen zurückkehrte. Er widmete fih nun dem Hans
delöftande und kam 1764 nach Beipsig. Als 1769 fein
Boter farb und er dadurch in den Beſitz von einigem
Vermögen gelangte, fuchte er in Dresden ein eignes
Gefchäft zu errichten und ubernahm daher im 3. 1770
von einem Verwandten die Handfchuhfabrif, die er bis an
ein Lebensende mit abwechſelndem Gluͤcke geführt hat.
m 25. October 1773 verband er fich mit feiner Ver⸗
wandten, Marie Kriederite Baflenge, mit der er 45 I.
lang in einer durch 12 Kinder beglucdten Ehe lebte, von
denen nur 4 den Vater überlebt Haben, — Stets was
%
312 Riemann.
zen reger Fleiß, Frenge Rechtlichkeit, ein heiterer, men⸗
ſchenfreundlicher, aͤcht chriftlichsfrommer Sinn die Grund⸗
zuge ſeines Eharakters. Gr betrieb fein Geſchaͤft mit un;
ermüdeter Thätigkeit und regem Gifer, fuchte ficy aber
auch in andern Angelegenheiten’ aetich zu erweifen, vers
waltete 3. B. dad Amt eines Kirchenvorſtehers bei
dee reformirten Gemeinde zu Dresden 45 3. lang. B.
Rarb im 81. I. feines Lebens. Sein Sohn J. H und
und deffen Sompagnon Egg find die Chefs des Banquier⸗
hauſes Heine. Wilh. Baſſenge.
* 186. Leopold Gotthelf Rudolph Riemann,
Doctor der Phil. u. Golaborator am herzoglien Gymnaſium
zu Eoburg;
geb. d. 25. Sept. 1806, geft. d. 80. März 1829.
Er war der Sohn eine8 durch viele Jahre verdienfts
sollen, noch immer. fo kraͤftig als wohlthätig wirkenden
Staats⸗ und Gefhäftömannes, ded Kammerdirectors Ries
mann zu Coburg und dafelbft geboren. Bon feinem 5.
Sahre an erhielt ee Privatunterricht im elterlichen Haufe
bis er 10 Jahre alt in das damals zu Goburg aufb
ende Erziehungsinftitut ded Educationsraths Bagge (jetzt
rector einer andern Anftalt zu Frankfurt a. M.), nad:
per in die Tateinifche Schule Lam und endlich Oftern 1818
n das dafige Gymnaſium aufgenommen wurde, wo ihm
in. Betracht feines Fleißes und fittlichen Wohlverhaltens
bei feinem Abgange auf«die Univerfität Jena Oftern 1822
Die große Prämie zu Theil wurde. Er widmete fich hier
- dem Studium der Theologie in MWerbindung mit Philo⸗
ſophie und Philologie, blieb aber auf diefer Hochfchule, .
o ſehr auch feine Wißbegierde hier befriedigt werden
onnte, nur kurze Zeit und ging angezogen von dem als
Greget und Kritiker gleich beruhmten Prof. Gefenius
fhon Michaelis 1828 auf die Univerfität Halle, um Dies
fen Meiſter in der biblifchen Philologie zeitig zu hören,
iee widmete er ſich nun feinen Studien 24 Sabre bis
flern 1826 mit brennenden Eifer, erkrankte aber im
Sommer 1825 — nach den Angaben feines hochverehrten
Lehrerö, des Dr, Gefenius, der wie ein Bater für ihn
era; in Bolge der Anftrengungen eined übermäßigen
leißes — am einer Hirnentzüundung, welde ihn fchon Das
mald dem Zode nahe brachte. Nach eingefammelten
Sägen. aus dem Unterricht der ausgezeichnetiten Hochs
lehrer daſelbſt verfügte er ſich noch auf die Univerfität
514 v. d, Bee — v. Gaͤrtner.
kraft die Pulſe heftiger ſchlagen läßt, eine Reinheit ers
aan, sie Fi nur den Edelſten feines Geſchlechts und
feines Alters eigen zu ſeyn pflegt. Wahrhaft liebens⸗
wuͤrdig traten Die Aeußerungen ſeines reinen Innern im
ſeinem Umgange mit ſeinen Eltern, Geſchwiſtern und
Breunden bervov ; die Außern Negungen feines innern
ebend waren liebliche, ftil} Duftende Blumen, Die, von
einem guten Boden genommen, ſich verfchönernd in den
Lebenskranz der Seinen hineinfhlangen, "
* 187. Franz von der Bede, —
Pfarrer zu Greffen im Regbz. Muͤnſter;
geb. im J. 1757, geſt. d,2. April 1829,
Er war zu Ahlen geboren, trat im 3. 1775 in die
Gifterzienfer:Abtel Marienfeld, in welcher er, nachdem er
12 Jahre hindurch die Zunftionen eines Kapellans zu
Darlminfel verfehen hatte, von dem Abte als Affiftent
gewählt wurde. Nach Aufhebung der Abtei Marienfeld,
welche 1804 erfolgte, wurde ihm daB Pfarramt zu Grefs
fen verliehen, dem er mit audgezeichneter Treue unb Ge:
wiffenhaftigkeit vorftand , bis ihn der Tod im 72. Jahre
feines Alters feinem Wirkungskreiſe entriß.
0
* 138. Carl Friedr. Aug, Freiherr v. Gärtner,
koͤnigl. preuß. Negierungsrarh zu Schleufingen ;
geb. d. 8. Nop. 1768, geft. d. 2. April 1829,
Er wurde zu Dreöden geboren und war der Ältefte
Sohn des dortigen koͤnigl. Nchfifchen Hofs und Juſtiz⸗
raths und nachherigen Oberconfiftorial: und Kirchenraths⸗
een von ©,, der 1792 in den Reichöfreiherrens
and erhoben wurde. Seine Mutter war eine geborne
Graff von Graffenfeld aus Leipzig und fein Großvater
ber in Wien verflochene wirkliche Reichſshofrath v. G.,
welchen im J., 1750 Se, Paiferlihe Majeflät zum Nitter
des heiligen röm. Reichs mit dem Prädikat Edlee — ers
‚ nannte. — OHſtern 1784 bezog der Berftorbene die Unis
verfität Leipzig, die er 1788 nach abfolvirtem Studium
mit ruͤhmlichen Zeugniffen verließ, um fich in feiner Bas
terſtadt noch privatim Der Fortſetzung feiner juriftifchen
Studien zu widmen. — 1792 erhielt er zu Schleufins
a bie Stelle eines Gupernumerar-Regierungs: und Gons
iftorialvathe. Nachdem v. G. dieſe Stelle bis 1797 be⸗
Sriedr. Iof. Ludwig, Landgraf v. Heſſ. Homburg. 815
tleidet hatte, trat erw als zweiter und 1805 als erfter
vorfigender Math bei genannten Gollegien ein, welche
Stelle er mit feinem vorigen Amte und noch mehreren
Gommiffionen verbunden, aut größten Zufriedenbeit feis
ner Borgefesten führte. Als im I. 1815 die Grafſchaft
Benneberg an daB Königreich Preußen kam und das Sons
fiprium aufgelöft wurde, fand er fich bewogen, um feine
Sntlaffung naczufuchen, die ihm mit Beibehaltung feis
ned vollen Gehaltes ehrenvoll bewilligt wurde. — v. ©.
vereinigte mit feltenee Herzensguͤte die mufterhaftefte
Berufstreue und unerfchütterlichfte Rechtſchaffenheit, fos
wie Fleiß und eifriged Beſtreben, dad Gute zu erhalten
und zu befördern. Viele Kamilien verdanken dem Ver⸗
ewigten ihren Wohlftand, und ihm war ed die heiligfte
Pflicht, da zu helfen, wo Zroft und Beiſtand nöthig was
ren, und den Armen und Rothleidenden — ja oft mit
eigener Aufopferung — ein flarker Beſchuͤtzer zu ſeyn.
Aber fein edler Sinn zielte nicht dahin, mit Wohlthaten
zu prangen, fondern ee fpendete in möglichfier Stille und
ing, nad) 'einer Laufbahn von 65 Sahren zu jenem Les
n über.
139, Frieder. Joſeph Ludwig, Landgraf von
Heffens Homburg,
kaiſerl. öfte, General d. Kavallerie, Inhaber d. 4. Huſarenregim.
u. vieler eutop. Orden — zu Domburg ;
geb. db. 80. Zul, 1769, geft. d. 2, Apr. 1829 *).
Der hohe Verewigte folgte feinem erlauchten Sater
am 20. Sanuar 1820 in der Regierung der in der Metz
teran liegenden Bandgrafichaft oder Herrſchaft Homburg
und in der auf dem linken Rheinufer gelegenen Herr⸗
ſchaft Meiffenheim, zwei Eleine aber fruchtbare Landfchafs
ten. Er vermählte fih am 7, April 1818 mit Elifabeth, -
Prinzeffin von Großbritannien, Gie ift nad dem ode
der Königin von Würtemberg die zweite noch lebende Schwes
fter des vor Kurzem verftorbenen Königs von England und
wurde geboren den 22. Mai 1770. Eine lange Reihe von Jah⸗
zen hindurch hat der Berewigte mit großer Auszeichnung dem
öftreichifchen Kaiferftaate gedient und befonderd in dem
Kelbzägen gegen Frankreich bei vieler Gelegenheit die
apferteit an den Tag gelegt, die ein fchöned Gemeingut
*, Sothaifche. Ztg. 1829. Ir. 69. Gedächtnißpredigt v. Pfar:
rer v. © Comm au Oundidac. hinißprebigt v. Pfar
826 Thilo.
*
ermeif Joh. Chrenft Jacob D., wutde ee daſe
Bm — auf = dortigen Gymnafium mit et
Ürkven, von denen der eine jest Profeflor der Gefcyichte
9u der Univerfität zu Kiel und der andere Hofrath und
aktiſcher Jurin gu Wismar if, für die akademife
Seaien gebildet. Diefen lag er zum Theil aud in Kiel
Ib und erwarb fich hier nad Benpigung derfelben den
tueiftifcgen Doctorgrad. Im 3.1804 ließ er fich darauf
ek dem damaligen Hof+ und Landgerichte zu Güfcew
als Advokat immatrikulicen und wurde nob in d.
Suftitiatius bei Den Aemtern Neuklofter und Voel, for
aub Auditeur in Wismar, Als im J, 1818 das Gtadts
mditat dafelbft erledigt ward, fiel die Wahl zu deffen
jiederbefegung, einftimmig auf ihr und er hat ſich insbe⸗
jondere auf diefem Poften als ein Mann von hoher Gins
fücht gezeigt und fih um Wismars Stadtangelegenheiten
hoch verdient gemacht, Daneben erhielt er unterm 1. Jul.
1825 die ftädtifche Affeffur beim nunmehr eingegangenen
Gonfiftorium für die Herrfchaft Wismar und zugleich die
Änterimiftifche Direction deſfelben.
Schwerin. Dr. Bräffow.
* 4147. Chriſt. Friede. Auguft Thilo,
Suftittar m. Stadtfondituß zu Langenfalza;
geb. d. 81. Ian. 1790, geſt. d. 10, Apr. 1829.
Sein Vater war der Stadt-Steyereinnehmer Thllo zu
Ban; enfalge, feine Mutter, eine geb. Schuhmacher dafeldft,
Iunige Liebe zu feinen würdigen @ltern zeichneten Dens
felben von Jugend an aus und Kepen in ihm ſchon den
weichen, theilnehmenden Charakter erkennen, der fich in ihm fo
ſchoͤn entwidelte, 26 erſten Schulunterricht erhieit er
auf der_dafigen Stabtſchule und kam Oſtern 1802 auf
die Klofterfpule Noßleben, wo er bis Michaelis 1307
blieb, während welcher Zeit (am 9. Aug. 1805) er feinen
Water verlor, Der Sindruck, den der Gamez über Dies
fen Berluft auf fein Gemuͤth gemacht hatte, war fo fatf,
aß felbft in feinen reifern Sahren ſich noch Spuren davon
jeigten, Bon 1807 biß 1811 widmete er ſich dem tus
um der Rechte auf der damaligen Univerfität Wittens
berg und kehrte nach beftandenem Gramen in feine Bar
tertadt geriet ‚wo ihm von dem damaligen Oberauffeher
der Stafichaft Henneberg, Baron v. Sedendorf, zum Bes
Rufe {einen praktifchen Ausbildung , die Gtelle eines Prfs
vᷣaiſekretaͤrs ongetragen wurde, die es im Juni 1812 bei
U
Be en bevor ex 6 — X
* 148. Johann Jacob Burbach,
R Porter su Walfpädt Im Gothaiſchen
geb. d. 11. Sept. 1735, gefl, d. 11. Apr. 1820.
Auch diefed Mannes Leben war fo Fa Ts — es
für die, welde ihn nicht kannten, in einige Mor:
fammengefaßt werden fan, Welche aber auch et
— —— ai lebendigen, einen edlen
Geift — Büge zu fehen Gelegenheit —
oe in ihm einen wahrhaft ehrwürdigen, durch Wi
Erfahrung und Sinneöweife verdienten Sirliom,
'e war zu Malteröhaufen geboren, wo fein Bater
aus Slafermeifter lebte; die Mutter war eine geborne
Buldmann. Racdem er das Gymnafium zu Gotha bes
fucyt, wo er, damals gu den ausgegeiöne ten Gchälern
jeffelben gehörte, Bag ee 1776 die Univerfitat Se
Won dort zuchetgekel wurde er Gandidat des
ir und trat —XX als —— in die Famil
pain Re eolgungerathe Sachler in Gotha. Unter
Tune“ — er hier den datgereg von ganz
Deutfepland gelannten und geehrten Prof. Dr. Wachler
in Breslau. 3. 1787 erhielt 8. die ring Defolbete
fareftelle fe Wal — wo er erſt ER elnfa jam, dann mit
feiner Got: ich lebte, da ihm Thaͤtigkeit, 2
dere und Mi igfeit auch en | Heine Einkommen
end machten, und wurde 1808 in das Pfarramt zu 14
jädt verfegt. Gr verwaltete diefes Amt 22 3. lang mit
vieler Irene und erwarb fich dadurch die Liebe inet SGe⸗
meinde, — ug fein daͤusiiwes Leben war ihm eine Quelle
zeichen Genuffed, fowie freilich auch ernfter Präfungen.
Die Erholungeſtunden bradıte er theiis in feinem fchds
nen Garten, defien Sigene eben ihm Freude war,
theils ii im Keeife dee Geinigen zu. Seine jattin, eine
er German 9 jebar ihm während einer Sojährigen iu
tedenen Ehe fe; Kinder, deren eigentlicyer und elnyiiee
Lehrer er war. — Geiner %ı "Amterihrun endlich den ie
gendreichen Einfluß zu gewähren, den fie wirklik
vereinigte fi alles, wad irgend von einem GeiR! en
zumal, dem Lande mit Recht gefordert werden mas}
vor allem aber die Unbefcoltenheit und Würde fein
Wandels, fowie die Milde und Ruhe feines Seins
Fritſch. =" 399
Ue Kraft bewährt. Den
18. Ian. 1829 hatte er das Ungläd, in der Erfüllung.
ſchmerzhaften Daniele welches noch durch eine
149. Johſann Heinrich Fritſch,
Doctor der Theol., Superintendent u. Oberprediger an der St;
Benedicti⸗Kirche zu Quedlinburg;
geb, den 8. Febr. 1772, geft. d. 11. Apr, 1899, *)
Als gründlicher Gelehrter und Schriftſteller hat der
Berewigte ſich um die Körderung und Ausbreitung dee
Wiffenichaft, als Lehrer der Religion und Auffeher der
Kirchen und Schulen. um geiflige und fittliche Bildung
in Quedlinburg fehr verdient gemacht und als Geſchicht⸗
ſchreiber feiner Vaterſtadt hat er ein bleibendes Denk⸗
mal feiner Liebe, fich felbft aber ein Denkmal feines uns
ermüdlichen Fleißes und Korfchungsgeiftes geftiftet. —
Geboren zu Quedlinburg, wo fein Bater Kammerrath im
abteilihen Dienften war, genoß er eine forgfältige Er⸗
iehung und wurde auf dem Dafigen Syumnafium , das er
bis zum J. 1790 befuchte, wiflenfchaftlich gebildet. Cerns
begierde, anhaltender Fleiß und vorzügliche Faͤhigkeiten
zeichneten ihn ſchon damals aus. on 1790 bis 1798
widmete er fich auf der Univerfität Halle dem Studium
der Theologie und der damit verwandten Wiflenfchaften
mit noch angeftrengterem Fleiße. Bald nad feiner Ruͤck⸗
Zunft in die Waterfladt wurde er als Adjunkt in das
geiftlihe Minifterium aufgenommen und ſchon im Jahre
1795 zum Prediger an der St. AegidiisKiedye ernannt,
Am 8. Suni 1800 verheirathete er ſich mit Goppie, Toch⸗
') Queblinb. Wochenbl. 1889. Ro. 16.
30 Fritſch.
ter des Kaufmannes Haupt zu Dittfurt und Schweſter
des noch lebenden Oberpredigers Karl Gerh. Haupt zu.
Quedlinburg , feiner jetzigen Wittwe — Deren uners
müdlihes Wirken zu —XR8 üsigen und patriotiſchen
Sweden fpäterhin durch die Werleihung des Lonifenordens
‚ausgezeichnet wurde — und verdantte der ehelithen Ver⸗
bindung mit ihr das ungeftörte häusliche Glüd, welches
unwandelbare Eintracht und gegenfeitige treue Anhäng:
lichkeit gewährt. Im J. 1804 wurde er zum Oberpres
Diger an der St. Benedicti:Kiehe ernannt. Nach der
Ginfährung der weftphälifchen Berfaffung trat er als
Mitglied in den Gemeinderath und wurde fpäter auch
Dirigent des Armencollegiumd. Im Jahre 1815 bei
dee zunehmenden Altersfhwäde des 1821 verftorbenen
Gonftftorialeath8 und Oberhofpredigerd Dr. Hermes dem⸗
elben als Affiftent der Guperintendentur zugeordnet,
ernahm er damit faft alle mit ylefem Amte verbundes
nen Geſchäfte. Zur Feier des Refortmatipnsiubiläums vers
lieh ihm die Univerfität Königsberg in Preußen die Würde
eines Doctord der Sheologie, und nach Hermes ode
wurde ihm die Superintendentur völlig übertragen. Im
3. 1828 widmete er feine Geſchichte ded Stiftes und der
: @tadt Quedlinburg Sr. Majeftät dem Könige und em»
— von ihm die große goldne Medaille, womit der
onarch audgeseichnete Gelehrte und Kuͤnſtler zu beeh⸗
ven pflegt. Gegen Ende des genannten Jahres ftellten
fi die erften bedenklichen Anzeichen der abzehrenden
Krankheit ein, welche feinem theuern Leben ein fruͤhzeiti⸗
e8 Ende bereitete. Defjen ungeachtet entzog er fich nicht
einen Berufspflichten und Lonnte fih nur mit Mühe
entfchließen, die Predigten, zu denen fein Amt ihn vers
? tete, durch feine Freunde und Gollegen halten zu
aflen. Am erſten Tage des 3. 1829 hielt er feine legte
redigt in der St. Benedicti⸗Kirche. Die Gefühle bei
einer feierlihen Beerdigung bezeugten den Berluft, wels
chen die Stadt und Umgegend durch feinen Tod erlitten
atte. — In der That iſt es zu bewundern, wie der
erewigte den vielfachen Anfprüchen, welche fein amtlicher
Beruf als Prediger und Seelforger einer zahlreichen Ge⸗
meinde, als Ephorus des Gymnaſiums und als Superin⸗
tendent, ſowie ſein eigner Forſchungsgeiſt und ſeine Liebe
zur Wilfenfchaft an ihn machten, fo vollſtaͤndig zu genuͤ⸗
gen im Stande gewefen. Mit den meiften Kächern des
imenferlichen Wiſſens hatte er ſich bekannt gemacht. und
mehrere berfelben durchforſcht und ergründet, In Des
Fritſch. N TE
eit. Die Afteonomie war ſa Lieblingsſtudium und bes
wäftlgte den raftlofen, von Seh Arbeiten des Zages noch
nicht ermädeten Geil. in fliller Racıt. Geine (defftßel-
leriſche Thaͤtigkeit entfprady dem Umfang und der Ziefe
feines Wiſſens. Außerdem hat er feine fepe geſchaͤtte
Karte vom Harz entworfen und herausgegeben. Er war
überdies tglied der in fräbern Zeiten unter Gleims
und fpäter unter Fiſchers Leitung beftandenen literari⸗
theologifcher und aftronomifcher enriften geliefert. Auch
e
tem inneren Gehalt, der Klarheit der Gedanken, dee
lichtvollen Ordnung, worin der Berewigte foldye vorteng,
verdantten diefelben ihren Werth und ihre Wirkung.
Bei der Berwaltung feines Pfarramted war er unermäs
Det; dem Unterricht der Conficmanden widmete er fich
mit befonderer Liebe und Theilnahme; keinen Kranken
feiner Gemeinde ließ er unbefucht, Leinen Gterbenden uns
getröftet. Bwifchen Reihen und Armen machte er, wie
Defl. Bi 4. Jahrg. ©. 139 d. Nekr⸗
° — +) zT ® Q r 4 0 €
en, B r. 6. Jahrg. ©. 48 d, Nele,
822 neben,
der Sohn deB bei ihm zu Kotelow am 16. Dec. 1799 in
einem Altee von 72 I. verftorbenen Arztes Dr. Job,
Leonhard E. und auf dem vaterfädtiihen Gymna|
für feine Studien, denen er auch auf dortiger Akademie
oblag und hernag gu Greifswald beendete, fehr forgfältigges
bildet worden. Rad) gewöhnlicher Hauslehrercarriere wurde
er den 16. Ian. 1791 ald Prediger gu Kotelow in der Krieds
Yändifchen Synode angeftellt und erwarb ſich bafelbjt das
Verdienft, im 3. 1802 eine gedrudte Bugabe zum med;
Iendutegifchen Gefangbuche zu liefern und bei feiner Ge
meinde einzuführen. Noch in d. J. des Antritts feines
Amtes ſchloß er auch feine ehelihe Werbindung, welde
aber der To» fchon am 2. März 1804 wieder löfte, we
rauf er fih am 5. Sct. d. 3. zu Boidekow in Pommern
mit der Zochter des würdigen und Lenntnißreichen, fon:
ders der Adelögefchichte, Genealogie und Heraldik fche
Tundigen dafigen Predigerd Joach. Friedrich Gprengel
verband, mit dem er in der Kolge, nachdem diefee fein
Amt im September 1806 niedergelegt, in einem freunde
fhaftlihen Zufammenfein bis En deffen am 10. San, 1908
ei
iu Kotelow erfolgten Tode lebte,
Schwerin, Dr. Bräffew.
* 143, Otto von Löben,
Zönigl. preuß. Dberforftmeißter u. Ritter des Iohanniterordens =
zu Torgau;
geb. d. 29. Mat 1770, get, d. 4. Apr. 1899,
Er wurde gu Reichwalde im Herzogtum @aı
jeboren, wo fich fein Water, Kammerherr v. 2., al
iger des Drts aufhielt. Seine Mutter mar eine geb. W:
ſonikau md aus dem Haufe Milkel entfproffen. Den
exften Unterricht erhielt v ©. durdy Hauslehrer, wurde im
16.3. in Dreöden als Iagdjunker angeftelt, nah 8 I.
um Jagdpagen ernannt und erhielt 1796 die Stelle eines
berfor — u Wittenberg. Im J. 1797 vermahlte
er fi mit der Graͤfin Juliane Friederike, Bochter der
verftorbenen Kabinetöminifters Grafen v. Hopfgarten ja
Dresden, bie ihm 12 ‚Rinder gear von denen ihn nad
6 überleben und won denen Die beiden Alteften @öhne im
— —S Zuſenieen ir
nant6 dienen, der jüngfe aber ſich noc) in einer londs
anftalt befindet. Die älteite Tochter iR an einen Dbers
förfter v. Steuben in Falkenberg, die zweite an den Mit -
sergutöbefiger v. Mühen zu Gteiggom im Großperzogtpum
SEN
v. Beffer, 889
Medlenb: Saywerii t. Sei Legt: 103
19 bie Ghtelafene Mkeoe mit iger Hürhflen doc
unpetheisatheten ter auf.
Big. Major v. Eindeman,
* 144. N. N. von Beffer,
!önigl. yreuß. Dderſt u. Gommand. b. 6. Gutzaffierregim,, Slitt. U .
if. Kreuze 1. u. 2, d. tüfl, &t. Kihendtb, 2. u. d. Wlavimtrord,
Ai. — zu Nifenbuirg Im Megbz. von Marientwerder;
geb. d. 2. Jun. 1178, geft. d. 9. Apr, 1829.
Der Berewigte wı Magdeburg geboren, und
da ihn fein WBatı A der. —ã Genen 84 und Chef
eineß Infanterieregiments v. B. zum Soldatenſtande bes
Kimmmte, erhielt er feine milickeifipe Aussildung im Gas
bettenbanfe zu Gulm. . 1786 ttat er ald Junker in das
ehemalige Dragonerregiment Graf u, Bee ein, avans
cirte 1787 zum Bähndrich und 1789 zum @econdlieutenant,
Im 3. 1792 wurde er zum jegigen 1. Dragenerregiment
verfegt, in demfelden 1802 zum Sr 1805
21*
Be
17 j
445, Johann Tobias Zurley,
außgezeläimeter Orgelbauer, früher Bädermeifter zu Treuenbriezen
geb. d. 4. Aug. 1778, gef. d.9. Apr. 1829 *).
Er war der Sohn eines Ackerbuͤrgers gu Treuenbrie⸗
en und verlor feinen Bater ſchon im 12.3. Aus Gehors
m und Siebe erlernte er das Sackerhandwerk, fo viel
und Geſchick er auch für Mufit und Mechauit
befaß, Die er auch in feinen Rebenftunden eifrig betrieb. Vor⸗
gan! de Freude machte ed ihm, allerlei Werkzeuge zur
eleicterung haͤuslicher Sefhäfte anzufertigen. 179
werde er Bürger und Wädermeifter in feinem Geburts
orte un
feine — dbeſchaͤftigungen mit noch groͤßerm Eifer,
verfertigte Pfeifen zu Spieluhren, kaufte eine unbrauch⸗
in der Kirche zu Brackwitz bei Treuenbri
—X dab Gelingen "erfeiden n eifriger *2 er⸗
823 über einen Gentner verhobelter Metallplatten
einſchmelzen ließ. Auf den Rath des kunſtliebenden und
uneigenn 2 feeundlichen Wilke, den Platten durch eine
ine gleiche Flaͤchen zu geben, reiſte er nad
N u
°) Yügem. mul. Big. 1890. Re. 28.
Sunige ei jebe zu feinen würdi 9
felben von Jugend an aus und ließen in
wei enden Charakter,
ater Der Eind:
jerluft auf fein Gi 6
aß feld AN feinen teifern
en,
Ds (ER auf der — Univen N
Eramen in
ee
Ein rl ade
1
338 : Burbach.
ee Bora —88 ao, bevor er Fee Ge en
nicht ahnenden Gattin £ werben konnte.
* 148. Johaun Sacob Burbach,
\ Pfarrer zu Ballſtaͤdt im Gothaiſchen;
geb. d. 11. Sept. 1755, gefl, d. 11. Apr. 1829.
fu wo er damals zu den anSgegeiepnet en Schhlern
flelben gehörte, bezog er 1776 die Univerfitat Jena.
ge. Erdmann, gebar ihm während einer Sojährigen zu⸗
r
Zritſch. 329
unter allen Prüfungen, welche feiner Lehre daB Siegel
der That und Wahrheit aufdrädten. Diefer Acht chrifts
lie Sinn bat ihn au im feiner legten ſchweren Seit
nicht verlaffen und da feind volle Kraft bewährt. Den
18. Ian. 1829 hatte er DaB Unglüd, in der Erfüllung
feines Berufs durch einen Sturz von der Kanzeltreppe
den Linken Oberſchenkel zu zerbrechen. Mährend feines
ſchmerzhaften Darniederliegens, welches noch durch eine
eingetretene gefährliche Krankpeit verlängert wurde, mußte
er feine zwanzigjährige Tochter Amalie nach langwieris
gen Leiden an feinem Bette yorüber zu Grabe tragen je:
ben. — Durch die Kraft feiner Natur endlich glücklich
bergeftellt, trat ein neues Uebel ein; eine gefährliche
Operation ward wieder uberflanden; Doch eine darauf
folgende Milzentzundung befchloß fein Leben im 76 J.
feines Alters, |
149. Johann Heinrich Fritſch,
Doctor der Theol., Superintendent u. Oberprediger an ber St;
BenedictisKirche zu Quedlinburg; *,
geb; den 8. Febr, 1772, geft. d. 11. Apr, 1829, *) *
Als gründlicher Gelehrter und Schriftſteller hat der
Berewigte fi um die Körderung und Ausbreitung der
Wiffenfchaft, als Lehrer der Religion und Auffeher dee
Kirchen und Schulen um geiftige umd fittliche Bildung
in Quedlinburg fehr verdient gemacht und als Gefchichts
ſchreiber feiner Baterftadt hat er ein bleibendes Denk⸗
mal feiner Liebe, fich felbft aber ein Denkmal feines uns
ermüdlichen Fleißes und Forfchungdgeiftes geftifte. —
Geboren zu Quedlinburg, wo fein Bater Kammerrath in
abteiliyen Dienften war, genoß er eine forgfältige Er⸗
ziehung und wurde auf dem Dafigen Symnafium , Das er
bis zum J. 1790 befuchte, wifjenfchaftlich gebildet. Serns
begierde, anbaltender Fleiß und vorzügliche Fähigkeiten
zeichneten ihn ſchon damals aus. on 1790 bis 1798
widmete er fich auf der Univerfität Halle dem Studium
der Zheologie und der damit verwandten Wiſſenſchaften
mit noch angeftcengterem Fleiße. Bald nach feiner Räds
kunft in die Baterfladt wurde er als Adjunkt in das
geiftliche Minifterium aufgenommen und ſchon im Sabre
1795 zum Prediger an der St. AegidiisKicye ernannt,
Am 8. Zuni 1800 verheirathete er ſich mit Sophie, Toch⸗
*) Quedlinb. Wochenbl. 1829, No. 16.
2 ’- Zritſch.
eineB wargel⸗ kehrers war, Telnen Auter⸗
fein. ae auc — daher —A— vder minder
jenden nie BE für Amtöverriche
jrändli lepeten Bildung kaunte und felbft ein ande
3* 3 war, wit anders erwarten. Aber
weftphälifchen Segierungsperiode war er — und
Sekretär des Bemeinberatpe und leiftete als folder dem
gemeinen Wefen unter höcft fchwierigen Berhältniffen
ucch feinen einfichtövollen Rath und entfcloffenen Ginn
erfprießlide Dienfte. Auch fand er bis zum I. 1825 ber
Armenfchule zw Quedlinburg mit Rugen vor. — Ge
Wer ungemein wohlthätig gegen Arme und Bedärftige,
Wenn zu mildthätigen Swedten gefammelt wurde, keiche
mete er ſich ſtets durch Freigebigkeit aus. Nie erwähnte
ex der Wohlthaten, die er Andern erzeigt hatte, und Dazs
um find fie großentheils unbekannt geblieben. — Gnde
U) darf nipe unberührt gelaffen werden, daß F. oft die
Stunden feiner Mupe dazu verwandte, boffnungsvollen
Schülern des dafigen Gymnaflums Wehufs ihrer beffern
Worberei den atademifchen @tndien de
Bergbtung Peloatantreine vu eipellen un) imen na
elfen, wo es noch fehlte. — Das war dem wielbes
ten Beanne Erholung und de, Die Anı
—— nee das Mehldehaden ui
nes genädlihen Een hatten feinen eig für ibm. °
Einfad) und mäßig in allen Genäffen, in allen Wedürfs
aiften, [een er nur ur fe a of u nügen. Der Ums
gang mit feiner lie und mit Wenigen Freunden, die
auf gegenfeitige — gegründete vertraute Bes
kauniſchaft mit mehreren ansgı Pöneten Männern, einige
fen, die er aud zu wiſſen waftliven Rebadtungen
und Arbeiten benugte md die innere Befriedigung, wei Ice
fein Miffen und fein Micten ihm gewährten, madı
. feine @ebensfreude ans, — Im „euhern war er he
jeiner als mittlee Statur und haget. Im ganzen Benehs
men —F a, Berti —S und ——
find: Predigtfamml., nebft e. Ans
han iR. — % —* — naebrannten tn Qued⸗
Golberhapt 1797. lage b. d. Unterr. in
» hriftl. Rı —X ⸗inb. Ken ‚Predigten. 1799,
dertjähr. Kalender; m. K. Auch mit A, itel: Beits
Bunde im 19. Jahrh. 1801. Neue Xufl, 1:
ſchenb. f. Freunde d. 0, olaem, Weltkunde Fa d Fr 180|
is. x. ⸗ Soe ‚üb, die Sonnenflecken 2c.; in Bodes after:
de b, f. d. I. 1804, — eb, d. eigenthüml, Beweg.
jonmenflecken 26, ; ebd. 48 — Bermifchte Bemerk,
% Beob.; ebd. 1806. — Hobch. für Pred. zur prokt. Bes
andl. d, fonns u. feſttaͤgi. ran lien, Magdeb. 1811 u.
12. 2. Ausg. 1818. — Hdbc. für Pred, 3. prakt, Bes
Yandi. der Epifteln. 2. Aufl. 1818, — Hdbd, f. Pred,
13 prakt, Behandl. der Eeidendgefch. Set! 1814. — Gobch.
prakt. Glaubenslehte d. heiten. 1816—20. — Zi
dien Barbiot, 07 find bie © er
eg. Bernaläfl. d. Her ottesdienſtes, od. was iſt
fonft die Schi d? 1816. — Zafchenb, f. Neifende im
——— Reipg. 1816. m. 8. — Web, d, Ertem;
ziren d, SPrediger. Bannov, 1817, — Mad follte
FZeier d. dritten Meformationzjubil. hauptfächt. auszei
nen? Yan — 1ieb, d. zwedm. Mittel 5. Wiederherftels
Iung e. fleiß. Benugg. d. öffentl. Gotteödienftes. 1817. —
Ginige Worte b. * Beerd. d. Hrn. Confift. Nibs. Dr-
‚Hermes. — Leitfaden b. v. Unterr. in d, Natur»
meh, Docker W Zheol, ze tik bei. Dia a
mes, Do . Speol. zc. mi . Bildniß u.
4827. — el — eb. ö verew. Kanzlers Riemeher *) Lkr,
OP Deflen Bio. 5. Jahr, © 00T v. Rom. nes
felbft die Urfachen der ,
. 884 Roͤßler — Gorben.
Wirken. 18285. — Becenfionen für d. Ei. Bl. IE
nes —— —
* 150. Gottlieb Friedrich Koͤßler,
Kaufmann su Deflau;
Geb. «0 . 0, gel. d. 11. Ayril 1829.
ſcharfen Berfkand, einen
cher in den verfdiedenarti
Alöleben. Schmidthammer,
* 151. Michael Sorben,
Paſtor zu Sänifhwalde u. Drewis unweit Cottbus;
geb.d. 21. Sept.1746, gefl.d.14. Apr. 1829, *)
Ein Bauer zu Heineröbräd bei Pelz, Martin Sors
ben, ein Wende, war fein Bater, der ihn in Cottbus und
ale fludiren ließ. Nach Bollendung feiner alademifchen
tudien ward ©. Gantor in Peiz, 1779 aber Pfarrer zu
ifhwalde und Drewig. Hier blieb er in ungeftörter
Gefundpeit, obwohl fein Amt fehr befchwerlidy war. Uns
tee den Predigern der Gegend zeichnete er ſich Durch vers
jüglieve Kenntniß der wendifhen Spradye aus, war ein
t evangelifcher Prediger, ganz anſpruchslos und heiter.
Die Gemeinde verlor durch feinen Tod einen erfahrnen,
Hebreihen, unverdroſſenen Seelforger, und gewiß würde
fein Amtöjubiläum mit großer Theilnahme gefeiert wor⸗
*) auf, Magaz. 1929, 808. 1
Hennig — Engler. ss5
den feyn. Es ſtand den 17. Mat bevor, die nöthigen
Einleitungen zu feiner Feier waren geteolten , er felb
frente ficy auf diefen Sag, und von Sr. Maj. dem Kös
nig war ihm die Decoration des allgemeinen Ehrenzei⸗
end 1. Kl, zugedadht. Allein mehrere traurige Tode⸗⸗
fälle unter den Geinigen hatten ihn gebeugt, feine Ges
fundheit wantte immer mehr und er Eonnte fein Jubel⸗
feft nicht erleben, fondern entfchlief im 83. Lebensjahre.
Bereheliht war er mit Ghriftiane Gottliebe Schemel
aus Schentendorf bei Guben, die ihm 6 Soͤhne und 5
Toͤchter geboren, von denen nur 4 Toͤchter ihn überlebs
ten. Sein hoffnungsvoller Sohn flarb als Student dee
Theologie zu Berlin, 5 3. vor dem Vater. Died beugte
ihn fehr; doch wußte er mit chriſtlicher Ergebung feinen
Schmerz zu tragen.
* 152. M. Garl Auguft Hennig,
Paſtor zu Kleinzſchocher u. Großmiltitz bei Leipzig;
geb. d. 5. Apr. 1758, geſt. d. 14. April 1829.
Hennig wurde zu Göttewig bei Weißenfels geboren,
wo fein Vater als Gutöbefiger und Handelsherr Icht® _
und kam im 10. 3. auf die Fürftenihule nah Beif,
Hierauf Fudirte er in Seipii Philologie und Theologie,
erwarb ſich 1779 das Ma —8 und trat nach be⸗
endigten Studien als Hofmeiſter in das Haus des Hrn.
- 9. Gersdorf auf Zangenberg. Der Verewigte erhielt von
demſelben 1781 die Vokation als Prediger in Kleinzſcho⸗
cher, wo er ſein Amt 48 J. lang zur groͤßten Zufrieden⸗
heit ſeiner Gemeinden verwaltete. Cr vermaͤhlte ſich im
Mai 1782 mit Eliſabeth, Tochter des Hofcommiſſaͤrs
Plenkner aus Leipzig,.verlor diefe aber, nachdem fie ihm
2 Söhne geboren, im 3. 1788. 1796 verheirathete er
fih zum zweitenmale mit Henriette, Tochter des
wundarztes Gruner in Arnfladt, die ibm noch 2 3
gebar Er flarb im 72. Bebensjahee, nachdem ihm
eiden Söhne in jenes Leben vorangegangen waren.
153. Joh. Gottlieb Benjamin Engler,
Drgelbauer zu Breslau; °
geb. d. 8. Sept. 1775, geſt. d. 15. Apr. 1899, %'
Bu Bredlau, wo ſchon fein Urgroßvater als
*) Schleſ. Prov. BI. 1839, Imiheft.
in
—48
e . .
Fe 3% “7 Engler.
Bauer wirkte, wurde auch er geboren und zeigte von Ju⸗
d auf große Neigung für des Vaters Beichäftigun
2 Eden er Fe Sreiftunde benugte, fich von dem Orge
‘baue vraktiſche Kenntaiffe zu erwerben und u feifen au
2... Wachen. Der Bater fuchte diefen guten Willen durch
—R wöglicht faßlichen Unterricht zu ſtaͤrken, fo daß es €,
Ba. Amgeactet er. bei des Mater Node die Behrjahre noch
nicht überflanden hatte, doch möglich wurde, fidy zu eis
nem geichiekten Arbeiter zu bilden, Wei feinen Acheiten
ſcheute er Leine Muͤhe, ſuchte immer etwas Zuͤchti⸗
ges zu liefern und verfolgte dieſen Zweck felbft bis
zus ſcheinbarſten Unbedeutenheit. Wermöge diefer lobens⸗
werthen Gigenihaften und bei feiner großen Umſicht, Ge⸗
duld und Ehrlichkeit, eignete er ſich vorzüglich zu der
Ausführung wichtiger Orgelverbeſſerungen, wodurch ee
& in feiner Gegend einen großen Ruf erwarb. In allen
einen Merten aber ift eine fo. ſchoͤne Füllung, eine fo rich
tige Berechnung , fo faubere und Reibige Ausführun
&tbar, dab das Urtheil Dr. Ehladni’8 *) uber ihn: „ ie
e abe auf meinen vielen und weiten Reifen wenig Orgels
> ® auer kennen gelernt, weldye fo viel Theorie bei der vols
endetften Prarid hatten, ald Engler in Breslau’, vers
Dient erſcheint, aus foldy’ einen Munde aber auch ein
ehrenwerthes Anerkenntniß des fchlefifhen Kunftfinnes
und Kunſtfleißes gewährt, Eben fo genoß E. auch die
} Adıtung und dad volle Wertrauen des Magiftratd zu
Bxeslau, welder. ibm die DOberaufficht über ſaͤmmtliche
Drgeln dee evangelifchen Kirchen dafelbft übertrug. Und
in der That nahm er ficy feiner Pfleglinge oft mehr
als ihm oblag, an. Vielfache koͤrperliche Auſtrengungen
machten, daß er zu Zeiten von einem heftigen Krampf
gepein t wurde, fo daß man ihn fchon 3 J. vor feinem
ode einkmals nad langem Bermiflen .auf dem Fußbo⸗
den des Mufilfanled im evangelifchen Seminar zu Bres⸗
Iau leblos fand, Dennoch war er in den fchmerziofen
MBeiten der emfig Fleißige, übernahm mehrere Umbaue
von Orgeln und folgte fogar dem Rufe des großen Or
ganiften Bach in Berlin nah Frankfurt a. d. O., um
ort den Bau einer Orgel von mindeftens 50 Regiftern
gu veranſchlagen und die Ghordißpofition anzugeben und
— —— ber ee ie
e n Krampf herbeig ‚vor Anfang diefer Arbei
—*38c Fr. ———*
*) Deſſ. Biogr. 6. Sabre. ©. 8566 d. Rekr.
„|
J
37
337H:
* 154. Johann Sigismund Jenzſch,
yenfionirter Geleits⸗ u. Acctdcommiffär zu Weißenfels;
geb. d. 19. Sept. 1750, „gef. d. 16. Apr. 182%
Das Städtchen Schwarzenberg im fächfifhen Erzge⸗
birge ift der Geburtdort des Berftorbenen, wo fein Water
Karl Sigismund 3. kurſaͤchſ. Amtöverwalter war, Ge
erhielt eine -vortrefflide Erziehung in dem elterlichen
Kaufe und den aufftrebender Geift Durch einen Hausle
ter eine wiflenfchaftliche Bildung. Später befuchte er b
gu feinem 18. 3. die — zu Dresden, welche er
1768, um ſich der Rechtswiſſenſchaft zu widmen, mit der
Univerfität Leipzig vertauſchte; und nicht nur daß er dies
fem Fache mit dem senften Eifer —V war er auch be⸗
muͤht, eine vielfach wiſſenſchaftliche Bildung zu erlangen.
Gellert war der, dem er fich vor allen Übrigen Lehrern der
Hochſchule anſchloß und von defien Borlefungen über
die Moral er fyäterhin mit der größten Wegeifterung
ſprach. Aber nicht nur mit Diefem allgemein ges
feierten Manne, fondern auch mit dem berühmten Kanzels
redner Bollikofee dafelbft trat er in nähere Verbindung.
Gr ſchrieb eine feinem Gönner dem Grafen v. Solms ge⸗
widmete Dissertatio ad decisionem' electoralem XIII, de
anno 1746 de Pacti successorii effectis, welche er zu Ende
des 3.1771 Öffentlich vertheidigte, wurde Dann im Auguft
1772 bei feinem Abgange von der Akademie zum Notarius
ernannt und erhielt die Advokatur, worauf er über 2 3.
in feiner Bateritadt praftizirte, Dann nach Dresden zus
ruͤckkehrte und dafelbft 12 J., anfänglih ald Gun
pernumerar - Rentfelretär beim Kammercollegium, darauf
als Finanzfekretär unter dem Grafen v.Wallwig und von
1788 an als Sekretaͤr bei der Kreishauptmannfchaft für
den erzgebirgifchen Kreis unter dem Landeshauptmann
Strafen v. Solms lebte, — In Dresden erhielt fein gau⸗
zes Weſen einen fehe hohen Grad von Bolltommenpelt
und er hatte fih eine Humanität zu eigen gemacht, bie
nicht nur Außerlih, fondern tiefer begründet war, Bes
fonders wohlthätig wirkte auf feinen Charakter der nähere
Umgang mit dem biedern Grafen v. Solms, den er als
väterlichen Freund bis an fein Grab verehrte. Hier lernte
er auch feine Gattin Anna Heinzel aud Buchau bei Karls⸗
bad kennen, die mit einem religiöfen Sinn auch eine hei⸗
tere Weltanficht verband. — «1787 erhielt er daB
BSice⸗Gleits⸗ und Landaceis⸗Gommiſſariat im thüringfchen
Kreiſe, worauf er Dresden verlieh und feinen Wohnfig
R. Rekrolog 7. Fahre. 22
Jahn. | 889
Auf zu der Ferne
Leuchtender Sterne
vom Staube
Muthig der Glaube
Wohl Tonnte kein fchdneres Motto aufzufinden und yafz
fender feyn, dad 38. innerem Zuftande mehr entfprochen
hätte, und gerade für den legten Abfchnitt feines Lebens
. mußten diefe Worte die erhebendften für den Greis ſeyn,
der dem Eingang in die Ewigkeit nahe war. Die tes
flende Kraft des Glaubens erfuhr er auch bald, ald am
5. Mai 1826 feine treue Lebensgefährtin in ihrem 70. Les
bensjohte von ihm fchied. — Geinen Geift fegte er forts
während bis an fein Ende in Thätigkeit und machte von
Derfonen in fd hohem Alter in fofern eine Ausnahme,
als man diefe der bequemen Ruhe zu befchuldigen pflegt.
Er correfpondirte fleißig, an liebften mit feinem Neffen, _
dem Ingenieur: Hauptmann Jenzſch zu Dreöden, und dem
Oberftlieutenant Wagner zu Berlin. Mit det deutfchen,
franzöfifchen und englifchen Literatur befcpäftigte er ſich
fortwährend und unterrichtete fogar in feinem 78:3. nody
einen mit ihm verwandten Studenten in der englifchen
Sprade. Seine Morgenftunden waren regelmäßig dem
Lefen der Bibel und verſchiedener Erbauungsſchriften Ges
widmet. So bereitete er fich auf die würdigfte WWeife
auf den Abfchied von diefem Leben vor; Der Winter
1828 bannte ihn auf lärigere Zeit auf fein Simmer, und
ald er den erften Ausgang wieder verfuchte, wirkte die
rauhe Luft ſchaͤdlich auf ®zinen Körper, fo daB er nad
Turzem Krantenlager im 79, Lebensjahre verſchied.
Zeig. Major v. Eindeman;
| * 155. Rudolph Jahn,
ehem. koͤnigl. weftphäl. Procurator u. Erb⸗, Gerichtd: u. Lehnhert
anf KI. Vielen, Langhagen u. Hartwigshof im Großderzogthung
Meclklenburg⸗-Schwerin;
geb. im J. 1758, geſt. d. 16. Apr. 18%9,
Bon ihm läßt fich in Wahrheit fagen, daß er fi
befannter gemacht hat durch das, was er hätte laffen
follen , als durdy das, was er gethan hat. Indeſſen lafs
en wir e8 dahin geftellt feyn, daß der Berewigte durch
eine Freiſinnigkeit und feine befondere Liebe für die Pu⸗
blicität; fo wie durch die zügellofe Schreibart, welcher er
ſich in feinen ſchriftlichen Auffägen felbft gegen die hoͤch⸗
ften Behörden bediente, feinem Ruf wohl am meiften
geſchadei haben mag und dies die Hefade init geweſen
Fre J
840 Jahn.
ei, daß er allenthalben als ein untnhiger und gänkifcger
& *
d, wenigftend ift [> viel gewiß ,.
56 — u feis
gen gehabt hat. — 3. ward von bemittelten Eltern in der
riegnis geboren und nad) vollendeten juriftifchen Gtus
dien, denen er auch gu Frankfurt a. d. O. obgelegen, za
Anfange ber achtziger Iabre des vorigen Ja} —
«
N
aber andy mit Geld» und fängnißftrafe bele, Im
3- 1807, als er fidy abermals eine leiptfertige Handlung
pa gu Schulden Tonmen laffen, ward ee aller feiner
jenungen im Baterland —8 und wegen der von
dem Freiherrn v. Hertefeld gegen ihn Bean! ivten, in der
itiarius des adligen Gut‘
genen Sportelerceffe zu einer An
Giviltribunale u Stendal angeftellt zu werden. Aber
heilt, ihm ira Iegtere Strafe im Wege der Gnade
=.
8
%
3
u betreten und erfauft Ü 18
im ernten Amte — 9 a Eu ne
‚Kl. Bielen,
- 842 v. Kan,
Sie entdeckten in ihm den ungefchliffenen Demant,
* beredeten feinen Vater, den Kndben De Biffenfchaf,
ten zu widmen, worauf er im Gymnaflum feiner Bater:
Eadt feine Studien vollendete, Bon feinem Bater für die
iegie beftimmt, für welches Fach der geiftvolle Sün,
‚aber keine befondere Luft zeigte, Fam er zu dem Bun
je Mederer zu Gräg, wo er aber bald_auf Abwege ges
zieth,, dem£eichtfinne Fröhnte und feinem Bang zum Spieie
ab. Glüclicher Meile trat jedoch nody zu zechter
er Entfchluß, den Leichtfertigen Gefährten feiner Ius
d zu entfagen und feine Geburtöftgdt, die bisher der
melplag feiner Berirrung gewefen, zu verlaffen, vor
feine Seele, Ohne ſig einen eigentlichen Plan für. die
akunft entworfen zu haben, wanderte er mit einem Her⸗
sen vol) banger Erwartun, {m 3. 1779 aus Gräg, Geine
jenigen Habfeligkeiten auf dem Rücken, z0g er ohne&m:
ung und Bekanntfchgft der oberen Steiermark zu und
nad) Beiring und Judenburg, wo er einen fpermticnen
ie feine Zukunft entwarf, Er wolte namlich die
‚urgie, der er doch nun einmal —D rte ordentlich
diren und arbeitete rüſtig auf diefes Stel los indem er
jeils in hp tHeils in Zrieft und Venedig in Son
dition trat. Auf ſich felbft befchränkt, Iernte er auch bald
auf ſich felbft vertrauen. Er eignete fi) Menfchenkennts
an und wurde frühzeitig ein praktiſcher Mfycholog.
Dee Aufenthalt in Italien hatte für ihn das Gute, daß
ge mit der welfchen und franzöfifyen Sprache bekannt
wurde. Was ihm an Zeit übrig blieb, das verwendete er
mit vaftlofem Eifer auf die Wiffenfcaften, ging nie aus,
ohne ein wiflenfchaftliches Buch mit fich zu führen und
wurde ſo fein eigener Lehrer, Geine Bildung Fam nicht
pon außen, fie war Die Tochter feines eigenen Geiftes,
Daher jene Originalität, die man fpäterhin an ihm bes
wunderte. eine Ideen wären eigenthümlich und nicht
auf den alltäglichen literarifchen Werbeplägen gefammelt;
darum trugen fie aber auch fpäterhin die Farbe feines
Seiſtetz und verfchmähten teogig jedes andere gelehrte
ldzeichen, Hieraus erklärt ſich vieleicht eine gewiffe ges
hrte Unfügfamteit, die K. eigen war und von Unge—
eigten oft mifidentet wurde, Mühevol hatte K. ends
fa eine kleine Summe erfpart, mit Hilfe deren er Die
—A Magifterwürde zu erlangen gedachte. Zu dies
jem Ende reiſte ex im Herbſte, des 3. 1783 nach Wien,
wo er unter der Leitung guter Beyer im St. Matrer Ho⸗
fpital feine Fähigkeiten zu entwideln begonn, Die Llein
Er :
5 v. Kern. 345
Baarſchaft war bald jegehrt, und trot der 'gröften
der drüdend e
Era BU EEE
am jeburtähelfer promonict, Auf diefem Wege kam,
im Mann entgegen, ber entfcheidend auf fein Leben
imwirkte: Leber war der Mann, der auf XS. Leben ein
wohlthuendes Licht warf, Als damaliger Lehrer der Chiz
zurgie get er bald Gelegenheit, die auögezeichneten Tas
Iente feines Schülers au entdeden, und er wandte alles
on, um 8, in Thaͤtigkeit zu feßen. Auf Lebers Empfehs
Im erhielt ex nach glücklich beftandenem Examen die Ans
ung als Leibchirurg des Ks Herzogs von ©. ‚Bild:
urghaufen. So wenig glänzend dies neue Berhältni auch
war, fo gewährte es Doc) ein forgenfreicd Austommen,
Bwel Jahre darauf farb der Herzog und K. war wieder
opne: fefte Anftelung, Während er in berzogl. Dienften
and , Kam er durch einen an und für fich unfcheinbaren
fl auf eine Eutdeckung, die in der Folge jene wohls
th tige Reform ber Chirurgie herbeiführte, Die den Ruhm
des Berewigten für alle Seiten begründet, Ein armer
er feines Ortes litt feit mehreren Jahren an eis
nem päßtichen ‚ weit verbreiteten Gefchwüre des Schenfels.
Alle dagegen angewandten Mittel leifteten feinen günftigen
Erfolg. In diefer traurigen Lage fuchte der Kranke ends
lich auch bei-dem jungen herzoglichen Leibwundarzte Hilfe.
Diefer unterfuchte den leidenden Theil, ward jedoch von
dem entftellten Auöfehn des Gliedes fo ver daß er
dem Kranken befahl, den Fuß zu reinigen, eubig zu
verhalten und zur Erweichung des vertrodtneten Schmuzes
Linnen in laues Waffer getgucht, überzulegen. rigens
EM er dem. Kranken dad Verfprech: nad einigen
‚gedachte -feis
Igfame Kranke
patıie mehrere Wochen vergebens auf feinen Arzt. Des
fangen Liegens endlich müde, fandte er feine Frau an ihn
84 v. Kern.
—
un ar ibm em Se
len Büknonen We fe Hefte c6 ipme Mac Ara
omen war, fo e m do
Fr ——— zur lm eined Geſchwüres kei⸗
— viel und maucherlei bedürfe, ais man damais
allenthalben für nöthig erachtete und in Auwe
beacgte. Der Zufall Hatte ihm einen Wink gegeben, der
ie ihm nicht verloren war. Cr ging diefem: Singen e
nach , die bisherigen Quadfalbereien erfchienen ihm im ih⸗
Ser engen Nichtigkeit, und fo wurde es immer Lichter und
” Hafer in feiner Seele, Diefer Gedanke der Vereinfachung
in der Behandlung äußerer Schäden lag freilich jest nur
Embryo in feinem Geiſte * er wuchs bald am
und trat fpäter ausgebildet in die hirurgifche Welt. —
8. wußte nur zu gut, wie nüglich ed dem MWundarzte
wird, wenn er Au Reifen im Auslande der Wiffenfchaft
und
Fremde findet, dankbar heim, und lernt durch die Mäns
1 auf bie Blan Im Kublande Aoht, das Heimifige def
file fhägen. In diefem Sinne bereifte er nach dem
len und einen Iheil Frankreſchs, befuchte Die di igen
Univerfitäten und Spitäler und Tnüpfte mit mehreren:
Ieprten in feinem Fache innigere Berhältniffe an, Er fa)
jeet die Chirurgie aus einem höheren Standpunkte m:
wollte fie in einem großartigen Sinne zur Seflenfaft
ausbilden. Mit diefem hochherzigen Vorjag kam er. im
3.1786 nach Wien. Bei feiner Entloffung von ‚Hllbburgs
yaufen hatte er 300 fl. erhalten. Mit diefer unbedentens
en Summe begann er von neuem feine Studien, um fich
gm Doctor der Chirurgie auszubilden. Er beſuchte die
orlefungen über allgemeine Pathologie und Arzneimittels
Iepre, über Shemie und Botanik, Anatomie und PI —
über medicinifche Kiinik und Ghirurgie bei feinem
Iepäter Leber. Bald fah er ſich in neuen pecuniären
J Verilegenheiten und das J. 1788 fuchte ihn von neuem
— mit Nabrungsforgen heim. Der auch als Menfch vors
teeffliche Leber trat K. jest als freundlicher Genius zur
@eite und verhalf ihm duch Rachtwachen bei feinen
Dperirten und durch den ihm übertragenen Privatunters
richt der irurgifchen Schüler zu einigem Verdienfte. Auch
empfahl er ihn dem damaligen Staats: und Genfer
. Minifer Grafen von Hagfeld als Hauscirurg. Die Bes
Wehung MS. au demfelben führte den Berswigten feinem
- b *
Zu
v. Kern. 846
Verewigien gewöhnt war, als daf er ſich von ihm
nen Tonne ‚‚ beftimmte &. zur Ablehnun *
manne& begann der Singeſchedene die Ausübung der
Sragie in ec ımd_verheirathete fi bad L
mit der Tochter des dafigen Handelsmannes, einer
Ättniffen
die Gefundbeit der taub| ö, hr
um die Gefundheit der taubftummen je wer an
dem daſigen Taubſtummen⸗Inſtitute as Bundarıt q e⸗
elit, in welchem neun bad tniffe er zugleich fe me
mmanität bewährte, Im 3. 1797 bi er al& Prof
lbftverlengnung Geld_ und Zeit dieſer fegensr hen
ät weipte er
a RE
. Ges
en dede Meinung, wenn fie auch Hundert A
0
K. war aber nun einmal Kein geehrter ſabius
eines geiſtigen Gunctators blieb feinem GI ver fremd,
er wollte auf der &telle fiegen, und follte ihn diefer
auch — koſten. Vielleicht iſt dies eine
Schattenfeite in dem Charakter des ausgezeichneten Mans
ned; doc wo viel Licht ift, da muß auch Schatten feyn,
kr gibt e8 ein chimefifches Bild, das dem verftändigen
x a — — ——— Een In —8
üßte feine Ktafchheit denn vorgefaßte Meinungen un!
Reid traten oft gegen ihn in vie Ocemten, hing er
.r >
ET v, Kern.
je gleich zuletzt aus dem Felde, fo hemmten fie dor
HH Seit den Gaug Tee een Rseten Geil ——
jefordert von der hohen dandetſtelle ſchrieb er im I. 1798
fomopl über die natürliche ald Schugpodenimpfung einen
olköuuterrieht, ber die zwedmäßigite Behandlung der
Impfllinge angab und im Lande vertheilt wurde. Er
war damit nody nicht zufrieden, Um der guten Bade
durch feine, Perfönlicpkeit einen guten Eingang gu vers
fchaffen , bereifte er auf eigene Koften mehrere Gegenden
— Krains und Kärntheng , unterrichtete Die dafelbft anges
- ftellten Terzte und Geieusaen in dem Gefhäfte der
fung, belehrte fie über den regelmäßigen Verlauf der
Saukpoden und verfah fie mit dem nothigen Gtof
Diefes rege Leben, Diefe raſtioſe Thätigkeit zog jedoch den
Berewigten nicht von feiner Selbitbildung ab. Das Ges
biet der Chirurgie, dem er felbft einen fo bedeutenden Ge⸗
bietszuwachs verfchafft hatte, war dennoch zu enge für
ihn; denn auch. in dem Nachbarlande der Medicin war es
ihm um Eroberung zu thun, und ald er von dem ſelbſt⸗
Ihtigen Egoismus auf die natürliche Grenze friner Shie
zurgie zurücgewiefen wurde, mahm er im J. 1799 nad
‚ehrenvoll beitandenen Prüfungen auch den mel ſchen
Doctorgrad an, _Tros diefer auögezeichneten Leif en
jatte Der Verxewigte zu Laibach doch manchen Geı
hmerz. Der Gedanke des Berkanntfeins war für ihn um
fo drückender, je reiner die Abficht da ftand, imit der er
ergraute Mifbrauche zu bekämpfen fuchte, und er ward
won einer Wehmuth befehlichen, deren er fich nicht erwehs
zen Eonnte, wenigitens verhülfte diefes düſtere Gefüpl auf
Tugenblicke feinen geiftig heiteren Geſichtskreis. Auch den
‚Himmel feines Häuslicen Stilllebens bezogen dunkle WBols
ten. Schon im 3, 1801 verlor er fein einziges Kind, ei⸗
nen hoffnungsvollen Knaben an den Poden. Durch die
Geburt einer Tochter im folgenben Sabre wieder getröftet,
ging er einem neuen fhrelichen Schlag entgegen. Geine
eliebte Gattin mußte ex in der Blüthe ihrer Sabre durch
en Tod verlieren, und zwar ohne derfelben ein kebewohi
fagen zu Eönnen, da er Damals gerade in Wien fich bes
fand, um feine Berfegung an eine der zu Junebruck,
and Krakau erledigten Cehritellen zu vermitteln, Der font
fo rüftige Mann erlag diefem Schmerze. Er erkrankte zu
Wien, Seine Lage war bedenklich, und nur der liebevol
Ien Pflege feiner dafigen Freunde verdanken Kunft und
Renſchheit die — biefes ausgezeichneten Mannes.
Stumm und in ſich gekehrt ging, der Verewigte am bey
v. Kern. 847
Ort feiner Beſtimmung zurũck. Seine einzige Zodıter,
diefes theure Vermoͤchtniß und Abbild der far ter, nahni
feine Baterforge jest doppelt in Anfprucd und die Wifs
fenfchaft tröftete ihn für fo manchen verfehlten Lebensz
plan. Dabei verlor er jedoch die Menfchheit keinen Aus
enbiick aus dem Gefichte. Anabtäffig mit der Kunft bes
häftigt, weifte er im 3. 1803 nach Benedig, und zwar
einzig und allein, um vom Prof. Paola den Blafenfchnitt,
den Diefer damals mit auffallend günftigem Erfolge übte,
u lernen, und befuchte bei diefer Gelegenheit die Spitäs
ke daf Loft , fowie zu Padua und Trieſt. — Das 3. 1805
war für 8. wohl das entfcheidendfte feines Lebens ; denn
in biefem wurde er mit einem jährlichen Gehalt von
1000 fl. zum Profeffor der proktifchen Chirurgie und Klis
nit an die Wiener Univerfität berufen, Hier fanden feine
feitenen, ‚Kerntniffe, feine raftlofe Thätigkeit die lange vers
jiente Anerkennung und ed eröffnete Th ihm ein feines
Geiftes würdiger Wirkungskreis, Die hirurgifche Klinie
lag öde und verwaift, ohme wifienfchaftliche Pflege da.
Der jungen Arbeiter gab es zwar viele, denn groß war
die Zahl der Schüler, aber es fehlte an dem erfahrnen
ihrer. K. wor der Mann, der diefer Mentorfchäft ges
wachfen blieb, und auf ihn blickte die nach Wiſſenſchaft
und Kunft verlangende Jugend hin, Bald wurde die dis
eure je Klinit der Schauplas der ſchwierigſten und ges
Hi ten Operationen, die der günftigfte Erfolg Erönte,
ad Ausland ftaunte über die chirurgiſchen Leiftungen,
die unter Ks. Xufpizien prunkios vor ſich gingen. Alles
hung durch keine ide Form gebunden war. Die Mes
gi And Grundfäge des verewigten Meifterd waren ein.
ner Bücherfommlung,, die, durch die Großmuth ihres uns
—* Grinders und Beiträge mit jedem Sohee bes
deutend heranwachfend, fchon jet einige taufend Bände
zählt. Der geheime Staats⸗ und Conferenzrath, Freiherr
von Stift, dem bie Medicinalanftalten in Deftreich6 Gtans
ten überha: ip viel verdanken, würdigte auch die dis
zurgifche Klinik feines befonderen Wohlwollens; er grüne
dete im 3. 1807 auf Ks. uneigennügigen Antrag dad noch
=
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“za 2 ! ’ & 8 FH
j weinen Ben: |
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v. Kern. “r 849
gebiegene Erfahrung durch. So originell feine Anſichten
und Grundfäge auch waren , fo verachtete er doc darum
das Alte nicht. ein Werl Über die Gteinbefchwerden
der Harnblafe und den Blafenfchnitt, melden er im Gans
zen 337mal verrichtete und darunter nur 10 Operirte an
Den unmittelbaren Folgen der Operation verlor, enthält
einen Schag praktiſcher Wahrheiten und wird immer Elafz -
Sifhen Werth behalten, — Seine Abhandlung über die
Berlegungen am Korte und die Durchbohrung der Hirn⸗
ſchale ift, wie jede feiner Schriften, der Natur entnoms
mer, und. fein im Manufcripte zurückgelaſſenes Handbuch
der Chirurgie athmet das Gepräge reiner Erfahrung und
ift gewiß der Eoftbarfte Schag feines literarifchen Wir⸗
kens. — Bei ſolchem Wirkungen konnte es nidjt fehlen,
daß der Verewigte das allgemeine Vertrauen beſitzen mußte.
Er hatte unendlich viel für die Leiden der Menſchheit ge⸗
than. Er hatte für ſie gedacht, er hatte für ſie gehan⸗
delt. Tauſende verdanken ihm Leben und Geſundheit und
halten ihm noch oft in ihren Herzen ein ſtilles Todten⸗
amt. Was er als Lehrer feinen Schülern war, erhellt
ſchon ans dem. Vorhergehenden. Tief und wahr, bieder
und offen, freundlich und theilnehmend erfchloß er, frei
von jeder Geheimnißfrämerei, in Elarem Vortrag die Schäge
ſeines Wiſſens und feiner Erfahrung. Sein Geradfinn,
feine Zeftigkeit, fein Ernſt, feine Sicherheit, fein prak⸗
tifcher Takt, feine Humanität am Krantenbette waren edle
Mufterbilder für feine Zöglinge. Wie fehr ihm auch noch
im hohen Alter die Kultur feiner Kunft am Herzen lag,
bewies er am auffallendften Dadurch , Daß er noch in den
3. 1821 und 1822 gelehrte Reifen nah Deutfchland,
Keantreih, Ober» Italien, Rom und Neapel machte. —
iv kommen nun in dem Gemälde Ks. auf eine Seite,
von der er oft verkannt wurde — wir meinen die als
Menſch. Wie man den Charakter eines Schriftftellerd
nicht aus einzelnen Stellen und Bruchflüden beurtheilen
Tann, wie man vielmehr feine Werke ganz leſen und in
ihrer Zotalität erfaffen muß; fo darf man audy aus dem
Leben eines Menfchen, wenn man über defien GSinnedart
abfprechen will, nicht einzelne Züge ausheben ; im Gegens
theil muß man fein ganzes Thun und Treiben gleich ei⸗
ner Landfchaft aufnehmen und ſich mit Verleugnung ale
Ver Vorurtheile zur Entfcheidung vorbereiten, Männery
die alleö waß fie find, durch fich felbft find, bie na
mentlich aus ſich ſelbſt herausgebildet, pflegen in der Rce
gel etwas Abgeſchloſſenes und Ernſtes an ſich au haben.
x
an
PR
„eo ” oo un
v. Kern. * 361
Jofephs⸗Akademie u. ni; a. ehrten ih als wuͤrdiges Deie⸗
glied und betrauern feinen Verluſt. Die Fürſten des Aus⸗
Jandes ftiminten in das. Lob ein, mit dein die fremden
Literarifpen Bereine den Berewigten Begrüßt hatten;
I: 3: M. M. der Kälfer Alerander und Nicdlaus von
Rußland, ſowie der König bon Dänemark überfandten .,
ihm koſtbare Brillautringe, uhd der legtberftöchene König
von Baiern*) eine werthvolle göldene Doſe. Won Or,
Maseftät dem Könige_von reishen empfing er eine dem
Berdienfte geweihte Dentmünze, Gein erhabener Kaifer
ab dem SBerftörbenen feine Sup und Gtiade auf daB
ürdigfte kund. Schon im I: 1807 wurde fein bisheriger
‚Gehalt von 1000 auf .2000 fi. erhöht, ihm auch noch in
der Zölge, in Berü ſigti ung feiner ausgezeichneten Lei⸗
ſtungen, eine. Perſonal⸗Zulage von 500 fl: zu Theil.
Bon einer ſchweren in feinem Berufsgefchäfte erhaltenen
Krankheit kaum genefen,, erwählte Fin Derfelbe im J.
1817, nachdem ihm ſchon im I. 1815 der Titel und Gha⸗
after eines k. k. Rathes verliehen worden war, aüch zu
feinem wirklichen Leibwundarzte. Als er im I. 1824 auf
e
böcten Huld, die Infighieh des Eaif, öſte. Leopsldsrdens,
fe Belohnung, die K. fe erfahren. So Yerlief die Lebens⸗
ahn des Dahirigefchiedenen b
— — . .
9) Sein Leben 8. Jahrg. S. 968 d. Nekr.
3” v. Sem. ”
nes Lebens, oßne fein —— — zum Sice⸗Directoe der
mediciniſ⸗ Etutien an der
a a en nee
i Ummdt in en ſchwierigen wert
ah. Dib Ahnung Yatte ibm fdion Längf Die Rähe fe
Die Ah atte ibm ſchon ie Ra i
nes Aodes kund gegeben. Lft ſprach er von demielben
mit chriſtlicher Rude und trudte in feinen Reden eine
Sehnſucht nad) dem Lande Les Friedens aus. Diele
wurte bei ihm sur Ueberzeugung: und fo_ orbneie
er alled Serge ſeibſt Lie Dokumente der
Am 15. Apr. 1329 machte er eine Srazierfahet
einer über Alles geliebten achte, der Gattin des
2 erften Hof» Zhierarstes I. G. Funtidert. Gr war
anfdpeinend wohl, fein Geiſt Hatte "feine gewöhnliche Hei⸗
terkeit, als er ploglih vom Schlagfluſſe gerührt wurde
Die Rachricht von diefem traurigen Geeignifle t traf Refes
renten dieſes um jo mehr, da on temfelben Mittage
erklärt hatte, Daß wenn er ihn orte nicht wie
uchte, er ihn nicht wiederfehen würde. Die Ahnung
Hatte ihm nidyt betrogen; denn ſchon am folgenden Mer
gen verlieh fein vafliger, Geift im 69. 3. feined Alters die
irdiſche © — bedarf des Marmors nicht. Aubs
gezeichnet als Kent und praktiſcher Wundarzt, zärtid
als Bater, bieder als Freund, geſchätzt von feinem erha⸗
benen Monarchen, geachtet von feinen Gollegen,
von feinen Zöglingen, beweint von der leidenden Menſch⸗
eit, der er fein ganzes Leben weihte, ſteht fein Name
tolsfjalften sapitarfyle gearbeitet in den Annalen der
zeiflenfcpaft und Zunft, und fein Geift hat ſich hienieden
Denkmal erbaut, an dem man noch nach Jahrhun⸗
Dderten feine Aſche fegnen wird!
Berzeichniß feiner Schriften: Erinnerung 3. Ginführ.
d. Blatternimpfung in Krain. Laibady 1798. — Aufruf an
B. anewohner Krains z. allgem. Annahme d. Kuhpocken.
178, — Bemerk. üb. d. Gebr. d. Bäder, 1802. —
füge a. d manuellen Zheile d. Heilkunde. 1803. —
nal. d. chirurg. Klinik a. d. hohen Schule zu Wien. 2
BR. Wien 1807 — 1809. — Avis aux chirurgiens, pour
les engager à ado opter une methode plus simple, plus na-
e et moins ispendieuse dans le pansement des bles-
ses. Par Dr. Vinc. Kern, ä Vienne 1809. Seconde er
Vienne 1836. — Rede üb, d. Werth u. d. Wi
phuf. Grziehung. 1811. — Antrittörede b. ler *
Lehramtes a. d. hoben Schule zu Wien im J.
. X
Boͤttrich — Glaͤſer. 353
Ueb. d. Handlungsweiſe bei Abfegumg der Glieder, 1814.
2. Aufl. 1826. — Bemerk. ub. d. nee v. Civiale uU, Le
Roy verübte Methode , d. Steine in d. Harnblafe zu zer⸗
malmen u. auözuziehen. 1826. — Web. d. Anwend. d.
Glüheiſens b. verſchied. Krankheiten. 1828, — Die Stein:
befhwerden d. Harnblafe u. d. Blaſenſchnitt b. beiden
Geſchl. Mit: dem wohlgettoffenen Bildniffe des Berfaff;
18238. — Die Leiftungen d. Hirurs Klinik a. d. hoben
Schule zu Wien vom 18. Apr. 1805 bis dahin 1824. 1828,
— Beobadht. u. Bemerk. a. d. Gebiete d. prakt. Ehirur⸗
gie. 1828. — Abhändl. üb. d. Berleg. am Kopfe u. d.
Durchbohrung d. virnſchale. 4829. — Einige Kufläge in
d. medicin. Jahrb. d. k. k. öſtr. Kaiſerſtaates. — Noch
ungedruckt: Handb. d. EChrirurgie. 3 Bde.
* 157. Ignaz Boͤttrich,
Pfarrer zu Warburg im Regierungsbezirk von Minden;
geb. d. 25. Jul. 1772, geſt. d. 16. Apr. 1829.
Der Vater ded Berflorbenen war der ;Bürgermeifter
P. A. Boͤttrich zu Warburg, der ihn zum geiftlichen Stande
beftimmte. Er ftudirte zu Paderborn Theologie und bes
gann feine Laufbahn mit Webernahme der Kaplanſtelle an
der Neuftädter Kirche In feinem Geburtöorte im J. 1796,
worauf er 1820 zum Pfarrer ernannt ward; er hatte füch
das Zutrauen feiner Taregenchen im hoben Grade er:
worben und flarb zu früh für fie, 4
158. Karl Gotthelf Gtäfer,
Zonkünftler und Eomponift zu Barmen;
geb. d. 4. Mai 1784, geſt. d. 16. Apr. 1829*).
Er wurde zu Weißenfeld geboren, wo fein Water
Gantor und Mufitdirector, wie auch Lehrer am dortigen
Lehrerfeminar war. Der Sohn zeigte frühzeitig Talent
für Muſik und beurkundete daffelbe dadurch, Daß er ſchon
in feinem 9. Lebensjahre als Solofänger in feiner Vater⸗
Stadt auftrat, Nach ded Baterd Tode 1796 Fam er auf
die Thomasſchule in Leipzig, welche an ihm einen fleißi⸗
gen, Schuler fand und die ihm zugleich in der Perfon des
beruhmten Hiller einen auögezeichneten Unterricht in der
Muſik angedeihen ließ. Unter diefes Mannes Leitung
*) Eutonia 8. Bd. 9.1.2
R. Rekrolog 7. Jahrg. 28
354 Glaͤſer.
fang ee von feinem 14. bis 18. J. die Diskant⸗Solopar⸗
tien mit einem immer wachſenden Beifalle. Nach einem
Goncerte, das in Diefer Zeit dort der GEoncertmeifter Hof:
meifter aus Wien gab und in weldem &. wieder fo
rühmlich beftanden hatte, bot ihm der damalige Drga:
niſt Eberhard Müller, nachheriger Kapellmeifter zu
Weimar, unaufgefordert den Unterricht im Generalbaß
und im Klavierfpielen, und der Gonzertmeifler Campag⸗
noli Biolinftunden an, welche menſchenfreundliche Aner⸗
bietungen er mit dankbarer Freude annahm und mit
glädlihem Erfolge benugte. Bon den Kımftfreunden Leip⸗
zigs erhielt er öfter aufmunternde Geſchenke, unter andern
von dem nachherigen Bürgermeifter Ginert *), in deſſe
Privatconcerten er oft fang, eine Taſchenuhyr. — Bor
feinem 30. 3. an befuchte er die Univerfität und ftudirte
nach dem Wunfche feiner Verwandten die Rechte, wiewohl
er feiner Neigung nach die Theologie vorgezogen hätte,
um fidh der Muſik ald Cantor beffer widmen zu Tonnen,
Rach beftandenem Eramen im 3.1808 ging er als Regi⸗
firator nach Naumburg; jedoch trieb ihn feine überwies
gende Neigung zur Muſik im folgenden Jahre nach Leip⸗
ig zurück, wo er bei Kuͤhnel als Correktor der muſikali⸗
hen Werke arbeitete und fi) nun ganz der Muſik ergab,
bier componirte und arrangirte er Mehreres für Glavier
und Guitarre; befonder8 aber benugte er die fchöne Ges
legenheit, die Sompofitionen alter Meifter zu ſtudiren.
Am_meiften fprachen ihn immer die Geſangcompoſitionen
toßee Alten, fowie überhaupt kirchliche Compoſitionen
im ſtrengen Styl und Zugen an. Die Orgel beſuchte er
fleißig und fpielte fie bald mit ungemeiner Fertigkeit.
Zu den ubrigen Inftrumenten, die er mit Innigkeit er:
griff, gehörte auch befonderd die Guitarre, auf welder
er eine feltene Meifterfchaft erlangte. — Unter mehreren
vortheilhaften Anträgen, Die ihm um diefe Zeit gemacht
wurden, wählte er den Ruf als Mufikdirector nad Bar .
men. ‚Bier fand er für fein muſikaliſches Talent ein
weites Feld, aber leider keine Orgel, die ibm übergeben
werden konnte. Die dafigen Freunde der Kunft mußten
bei näherer Bekanntſchaft mit des Künftlers geläutertem
Geſchmack und ungewöhnlicher Fertigkeit im Fugiren ꝛc.
ohne Erfolg bedauern, daß er dieſes ausgezeichnete Talent,
daß er fonft mit Leidenfchaftlichteit weiter ausgebildet
baden wurde, Hier nicht praftifcher anwenden £onnte.
Ungeachtet deſſen und felbft bei der ihm eignen äußern
Lebhoftigkeit huldigte er Doch dem fromm:fchaffenden Sinn
*) Doffen Biogr. 1. Jadrg., ©. 898 d. Rekr.
Glaͤſer. 856
fuͤr Kirchenmuſik in einem treu fortgeſetzten Studium der
größten Meiſter alter und neuer Seit. So geleitet, übte
er den wefentlichften und wohlthätigften Einfluß auf die
Einrichtung der dortigen Goncerte aus und begründete ei⸗
nen Singverein und eine Singfchule, die In ihren Folgen
noch lange erfreuliy feyn werden. — In Ddiefer Zeit
fühlteer auch einen befondern innern Drang, etwas zu fchaften,
worin er feine Gefühle beſſer aubſprechen und wodurch
er zugleich für feinen Wirkungskreis, wie überhaupt für
Kirche und Schule nüglicher werden koͤnnte. Und diefen
Zweck hat er durch wohlgelungene Sompofitionen glücklich
erreicht; dafür fprechen nicht nur Die vielen günftigen Urs
theile in den kritifchen Beitfchriften und die häufigen
Nachfragen, fondern auch der treffliche Erfolg im Unters
richt beim zweckmaͤßigen Gebrauch derjenigen feiner Wer⸗
te, die er dem Druck übergeben. Die meiften derjelben
find bei Baͤdecker in Effen verlegt. Seine vorzüglichiten
Sompofitionen wollen wir bier, nicht nach ihrer chronos
Iogifchen Folge, fondern nach ihrer Aufftufung und nach
ihrem Style gefondert, Eurz anführen. Für feine Eleinen
Klavierſchuͤler componiete er viele Klavierſtuͤcke, die theils
noch ungedrudt, theils Im erften Hefte einer Klavierfchule
1817 herausgegeben, enthalten find. &o viel und bes.
tannt, liegen die Materialien zu dem eeiten Hefte in
feinem Yulte bereit. Für die unterfte Gingklaffe, die er
blos nach dem Gehör fingen ließ, gab er 1819 unter dem
Zitel: „Karl Glaͤſers Biederbudy”, eine Sammlung paſ⸗
Tender Lieder heraus, zu denen er die Melodien größtens
theils felbft componirt hatte. Hiervon ift 1822 eine ver:
befferte und vermehrte Auflage erfchienen, Im I. 1820
bi6 1822 übergab er in 3 Heften 27 Kindergedichte von
Lieth den angehenden Klavierſchuͤlern und 1822 fertigte
er die Melodien gu fämmelichen (114) Kindergedichten
von Lieth an, welche jegt auch gedrudt find. Auch wollte
er 27 derfelben wieder mit Klavierbegleitung jenen erften
8 Heften folgen laffen, wozu die Materialien fich gleich»
falls vorfinden muͤſſen. — Fuͤr feine zweite Singklaffe
componirte er in flufenweifer Hrdrung ſehr vortheilhaft
ſich auszeichnende Uebungen auf, 17 Wandtafeln, deren
Noten in weiter Entfernung deutlich geſehen werden koͤnnen.
Dieſen fuͤgte er eine kurze Anleitung zum Gebrauch derſelben
hinzu und gab das Ganze 1821 heraus; ſowie er fuͤr
dieſelbe Klaſſe noch eine große Anzahl fich aufſtufender
mehrſtimmiger Gefaͤnge audarbeitete, von denen eine vor⸗
zugliche Auswahl unter dem Fitel: Swulgeſambuch
2 *
356 Glaͤſer.
1. Theil,“ auch isri erſchien, welches 1827 eine nem,
verbefferte und vermehrte Auflage erlebte. Dieſem folgte
bald der ebenfalls mit Beifall aufgenommene 2. Shell. -
Geiner dritten Klaſſe componirte er eine Menge Motette
und Arien, von denen noch viele ungedrudt find. Mi
diefer Klaffe ftudirte er befonderd größere Werke va
Romberg, Haydn, Mozart, Schicht 2c., auch von ihe
elbft, ein, an welden Uebungen zugleih Erwachſen
heil nahmen. — Den Kunfterfahrneren Barmens , web
de unter dem Ramen „Gingvereine‘ zuſammengdtreten
waren, componirte er eine Menge Arien und Motetten,
die er zum Theil, und zwar unter dem Zitel: „BReligiäf
Geſaͤnge“, herausgab. Unter den noch ungedruckten Ge
fangftüden dieſer Art zeichnet fih ein Waterlandslie,
achtFimmig mit Occhefterbegleitung rühmlichft aus. Mit
diefem Vereine hatte er nicht felten die Freude in Aufı
führung großer Meifterwerte aufzutreten und darzuthu,,
wie fi) der allgemeiner gewordene Sinn für das Große
und Erhabene in der Mufit mebr und mehr befeftige. —
Kircyengefang : Chöre componirte er vierfii
ür
—E Gefaͤnge und Lieder aus Mohns Chor⸗Geſangbuh⸗
lein, die im 3.1825 erſchienen find. Im J. 1828 üb
er der Deffentlichkeit: „Dreiftimmige Shoräle, zum Ge
brauch für Burgerſchulen, Inftitute, Gymnafien und für
ſolche Kirchengemeinden, die ohne Begleitung der Drgd
fingen.” Zugleich, erfhien von ihm: „Bereinfachter und
kurzgefaßter Unterricht in der Theorie der Tonknuſt mit
telft eines mufitalifhen Kompaſſes“ Obgleich er biefe
Anweifung nur als einen geringen Rothbehelf für folde
anfah, die ein tieferes Studium entbehren mufjen, fo vers
dient feine finnreich vereinfachte Darftelung der mufikalis
fhen Zirkel 2c. ſchon alle Beachtung. Gleichzeitig gab
er eine „Anweifung im Orgelfpielen” und 1820 ein „Gho⸗
ealbuch, welches 140 Melodien der reformirten und Iuthe:
eifhen Gemeinden zwifchen der Weſer und der Maas, in
enger Harmonie, mit kurzen und leichten Zwifchenfpielen
enthält,“ heraus, — Diejenigen Sompofitionen, weldye am
meiften feinen Künftlerwerth offenbaren, find leider unge:
druckt geblieben. Fur die 200jährige Subelfeier der märs
kiſchen Synode in Hagen componirte er eine Gantäte von
Aſchenberg, die er dort in eigner Perfon mit ganz aus⸗
gezeichnetem Erfolg im J. 1811 aufführte und durch wels
de er feinen Künftlerruf zu begründen anfing. Dieſen
beftätigte er ferner duch eine Neujahröcantate von Göthe,
durch »eine Weihnachtscantate von Krummacher, fowie
7 RE
Glaſer. 357
ü MR,
durch eine Gantate von Lieth auf die Boojäprige Jubels
u der Reformation, die dr ee —— ſelbſt
"im J. 1817 in dee Intherifchen Kirche zu Barmen aufs
führte, wofür ihm bie ausgezeichnetſte mestennung das
felbft zu Zheil ward und für weiche er und der Dichter
von Cr. Mai. dem Könige von Preußen goldene Verdienſt⸗
daillen erhielten, Darauf compohitte er 1319 eine Pafs
fionscantate, auch von Lieth, die er ebenfalls im jener
Kirche —F te. — In allen dieſen Cantaten bewunders
ten die en Konſtfreunde befonders feine tiefe Kennt»
niß im einfachen und doppelten Gontrapunft; und feine
©canfion zeigte eben fo ſehr den Grad feiner geiftigen
Silduug, als feine wirrdige Barftelung den tief viligiöfen
Sinn des Eomponiften aut das unzweidentigfte bewies. —
As im 3.1818 im nördlichften Deutſchland die allger
meine triegerifche Aufregung ftatt fand, zog ©. ein hei⸗
mathliches Gefühl von Wartoen weg nach Berlin, Weißens
fels Schwemfal und Raumburg zu feinen geliebten Ber:
wandten, und nach Leipzig, der Wiege feines Geiftes.
‚Hier in geinnig gab er Variationen, mehrere Guitarefas
hen, zwei Glavierfonaten in D und F, wie au die Leips
ziger Schlacht, eine muſikaliſche Phantafte heraus, wels
es Alles ruhmiiche Aufnahme fand. Rum aber z0g er
von Baterlandsliebe befeelt, freiwillig mit dem fählifchen
Banner als Kapelimeiſter über den Rhein und fam nach
dem Beruuae, mt einer fehr geringfügig fcheinenden
‚Hautkrantheit befallen, in feinen Wirkungskreis nach Bar⸗
men zurüd. Durch feine Unbeanntfchaft mit den ges
fährlicyen Zolgen diefes Uebeis äbereilte ihn eine totale
2öhmung der Füße, die ſich bald auch, aber in minderem
Grade, an den Bänden Auferte und deren Heilung durch
die forgfältigfte Behandlung vieler Aerzte nicht erreicht
werden tonnte. Gr ergab fich dabei mit ruhigem Sinn
und feſtem Muth in fein Schigſal. Im Anfange biefer
Krankpeit componirte er „die Schlacht bei Belle-Alliance
oder des Herzogs von Braunſchweig Tod, eine mufitalifche
deklamatorifebe Phantafie von Puftkuchen,“ und widmete
den Ertrag diefes Kunftwerts der Werfügung der vaters
ländifchen Zrauenvereine. — Merkwürdig, ja zu bewuns
dern bleibt e8, daß die rupmvollfte ‚Höhe feiner unermüs
deten Wirkfamfeit gerade in feiner fchmerzerfühiten Les
bensepoche zu finden ift und daf er — fogar unter fürchte
baren Krämpfen — für das Höcjfte und Heiligfte begei:
ftert, oft Schöpfungen pereorrief, ‚die feinen Namen noch
lange erhalten werden. — Um fein ia zwar hinlänglich
" Eggebrecht — Eicpler von Auritz. 359
der er ſeit 20 J. näher angehoͤrte.“ Sein Hinfcheiden er⸗
weckte daher allgemeine Theilnahme und dem Herzen ſei⸗
ner Schüler und Schülerinnen war es Beduͤrfniß, ihren
trefflichen Meifter am Grabe noch zu ehren. Sein Leis
chenbegängniß war das eines ausgezeichneten Mannes.
* 159, Nikol. Jakob Heinr. Eggebrecht,
Prediger zu Holzendorf u. Muͤſſelmow im Großherzogthum Mecklen⸗
burg: Schwerin;
geb. dv. 8 Mai 1768, geft. d. 17. Apr. 1829.
Der Berewigte gehörte in jeder Hinficht zu den würs
digen Geiftlihen deö Landes und hat fich während feiner
aljaͤhrigen Amtöführung durch ſtrenge Nedlichkeit, gewiſ⸗
fenhafte Treue in Erfüllung feiner Pflichten ald Menſch
und Diener der Religion ein dauerndes Andenken in den
Herzen aller Gutgefinnten erworben. Er war zu Stern:
berg im Medleiburg:Schwerinfchen geboren und der Sohn
des dafelbft am 12. März 1795 verftorbenen Senatord und
Stadtfekretärd Joh. Peter Chriſtoph E., erhielt auf der
daſigen Stadtſchule den erften Unterricht und anderweitig
wifjenfchaftliche Ausbildung wahrfcheinlich auf der Doms
ſchule, zu Guͤſtrow, bezug dann die FriedrichBuniverfität
zu Bügow, wo er mehrere Jahre zubrachte und außer
Den theologifchen Studien auch den pbilologifchen Willens -
haften oblag. Er trat dann als Hauslehrer ind prakti⸗
che Leben über und hatte ſchon 1788 das feltene Gluͤck,
in feinem 20. Lebensjahre ald Prediger an den Gemeinden
zu Holzendorf und Müffelmow berufen zu werden, Nicht
lange darauf verheirathete er ſich mit Sophie Marie Zroje
aus Gternberg ‚, weldye Ehe mit mehreren Kindern gefeg:
net wurde.
Schwerin. Ä Dr, Brüffow,
160. Friedr. Gafimir Elias Baron Eichler
von Auritz,
koͤnigl. preuß. Major, Director d. Remonte⸗Commiſſ. u. Adjutan
des Kriegsminiſtes zu Berlin;
geb. im J. 1768, geſt. d. 18. Apr. 1820 *)..
Zu Andbady_geboren, trat er 1786, noch zu Bebzeiten
Friedrichs des Gr. als Fahnenjunker in das damalige
°) Rürnb, Correfp. 18%, Nr, 146. “
Be
—
Laves. | 361
es Lector der feanzöfifchen Sprache auf der Univerfität
Duisburg. Diefe Stelle vertaufchte er im I. 1801 mit
einer Preofefiur an dem Gymnaſium zu Weimar, wo er
zugleich Die PrinzeflinGaroline des großherzogl. Weimarſchen
Haͤuſes in der franzöfifchen Sprache unterrichtete, Seit
Dem Jahre 1816 bis zu feinem Tode lebte er als Pros
feffor der fronzöfiigen Sprache an der Univerfität zu
Jena. — 8. war ein vielfeitig gebildeter und befonders
in mehreren Zweigen der franzöfifchen Literatur fehr bes
wanderter Mann. Aber audy die deutſche Wiffenfchaft,
Kunft und Sprache war ihm nicht fremd geblieben. Gr
wußte Sich im Deutfchen geläufiger auszudräden, als dies
— bei Franzoſen, ſelbſt nach einem laͤngeren Aufent⸗
alte in Deutſchland der Sal zu feyn pflegt. Aus ſei⸗
nen Shidfalen und Berhältniffen erklärt es fich, Daß er
ein eifriger Noyalift und ein entfhiedener Gegner Rapo⸗
leond war. In feinem Urtheil über dieſen verrieth ſich
öfters eine größere Leidenfchaftlichkeit, als feiner liberas
len Dentungsart fonft eigen war. Zu einer ununterbros
denen Lektüre politifchee Journale trieb ihn feine lebs
hafte Theilnahme an den neueften Beitereigniffen. Weber
das Gelefene ſich in gefelligen Zirkeln mitzutheilen, war
niemand bereitwilliger ald er. Da er gern und viel
ſprach, wies ſich felten in der Unterhaltung ejne Lüde,
die er nicht geiftveich audzufüllen wußte, Die Kaupts
züge feines Charakters als Menſch enthält die nachfol⸗
gende Strophe eined Rundgefangd von Dr. Heinrich Doͤ⸗
ting in Jena, zu dem den 3. September 1829 gefeierten
Stiftungsfefte der Erholungsgeſellſchaft gedichtet, deren
felten fehlende Mitglied der verftorbene &, war. Ihm,
beißt es darin:
Ihm, der ed vedlich ftetd gemeint,
Der offen war, ein treuer Freund,
Geſpraͤchig, voll Gefälligkeit —
Sei diefed volle Glas geweiht.
KWBefonders liebenswürdig erfchien &. durch die Bereits
willigleit, Kraͤnkungen zu verzeihen, die feine Neizbarkeit
für ihn mitunter herbeiführte. Auch durch feine Dffen:
heit, Nechtfchaffenheit und feinen rein moralifchen Le⸗
benswandel erwarb er ſich allgemeine Achtung. Wer ihn
in feinen häuslichen Verhältniffen gekannt hat, wird bes
eugen, daß ihm kein Opfer zu ſchwer Dünkte, das er der
ube und dem Wohle feiner Gattin, mit der er fich bes
reits in Duisburg vermählt, und feinen drei Toͤchtern
862 Carſtens.
bringen konnte. Als Schriftſteller bat ſich 8. Durch nach⸗
folgende Werke bekannt gemacht; Neue range. Sprach⸗
lehre zum prakt. Unterricht in Frage und Antwort ges
feaut zc. Weimar 1805. 4. Aufl. Jena 1822. — Paral-
die de la langue allemande et frangaise, ä l’usage des
deux Nations, 1819. .
Lena. Dr, Heinr. Doering.
* 162. Carl Friedrich Carſtens,
Ober⸗ u. Landgerichtsadvokat zu Oldesloe Im Herzogth. Holſtein;
geb. d. 17. Juli 1778, geſt. d. W. Apr. 1829.
Der Berflorbene wurde zu @egeberg geboren, wo
fein Bater Phyſikus und ausubender Arzt war, dem er
aber ſchon in feinem 5. I. verlor. Seine Mutter wohnte
nun mit ihm in Reumänfter, Kiel und Plön; am legtern
Drte erhielt er feinen Schulunterricht und befuchte ehe
er die Univerfität bezog, noch 1 3. dad Symnafium zu
- Altona , von wo er zuerft nach Jena ging und darauf m
Kiel feine juriftifchen Studien beendigte. Nach ehrenvoll
beftandenem Eramen in Sludftadt ließ er ſich zu Oldes⸗
Ioe im 3. 1801 als Advokat nieder, wo er bis zu feinem
nur zu früh erfolgten Ableben feinen Wirkungskreis
fand. In den erften Jahren war er zugleich Gerichts⸗
palter der adligen Güter Blumendorf, Schuienburg, Klins
en und Krummbeck, mußte aber zufolge Patents vom
25. October 1805 ſich entichließen, entweder dieſes vich-
terlide Amt oder die Advokatur niederzulegen und ents
jertop fih zum erftern. Ihm genügte fein Beruf als
echtöfreund,, und konnte ihm genügen, denn er verband
mit gründlichen Kenntniffen des Rechts und einem rafts
loſen Streben nach Bervolllommnung in feinem Fade, .
den wahren Eifer, der aus dem Bewußtſein, die wohlges
prüfte Sache durchdacht zu haben, und einem lebendigem
Dflihtgefühl, Das für recht Erkannte mit aller Kraft
eltend machen zu muͤſſen, entfpringt ; und allgemein und
aut wurde feine unerfchutterliche Rechtlichkeit und fels
tene Uneigennugigkeit erkannt. Was G, feinen Freuns
den war, haben fie tief empfunden, als er ihnen durch
Den Tod entriffen ward. Nur das werde Öffentlich ge:
‚jagt, daB Jedermann ſich an ihn wandte, wo er rathen
und helfen Eonnte und ihn ftetd bereit fand. Bon Freuns
den wird fein Andenken geehrt, von Wittwen und Wais
fen gefegnet. ©. liebte feine jegige Baterftadt Oldesloe,
und zeigte dieſes bei jeder Gelegenheit, wo er zum Bes
iſch. "368
Friſch Pr
ſten feiner Mitbürger oder zur Ehre der Stadt etwas
thun konnte. So war er ftetö bereit, fein poetifche® Tas
Ient zu fpenden, wenn bei einer Öffentlichen Gelegenheit
ein Keftlied gewünfcht ward. Gin bleibendes Denkmal
aber hat ſich EG. durch den im 3. 1824 von ihm geftif
teten Verein zu einer Spar: und Leichenkaffe in Oldes⸗
Ioe geftiftet. Als ein tüchtiger Mathematiker hat er den
ziaı dazu allein auögearbeitet und es erfreut fich diefe
nftalt, der er biö zu feinem Ende mit einigen einfichts:
vollen und thätigen Mitbärgern vorgeflanden , und die in
kurzer Zeit fchon viel geleiftet hat, des trefflihften Fort:
gangs. Er ftarb im 57. Lebensjahre und hinterließ feine
um ihn trauernde Wittwe, die Zochter des Superinten⸗
denten Suſemihl. — In der literarifchen Welt hat fidy
der Berewigte durch folgende Schriften bekannt gemacht:
Die Rechtsmittel d. Gupplication. Schleöwig 1820. —
Erwiederung auf e. Artikel d. Alton. Merkur d. I. in
Nr. 26, 83 u. 30. — Zwei Schriften d. Hrn. Sandinfpecs
tors Gudme betreff. 1821. — Mit Dr. N. Zald: Staats⸗
buͤrgerl. Magazin mit befond. Nücficht auf d. Herzogth,
Schlesmig, Holftein u. Lauenburg. 1821 — 1825. 5 Bde, —
Beiträge zu den Kieler Blättern. Bd. 5 u. 6 (1817).
163. Samuel Gottlob Friſch,
Doctor d. Theologie wu. erfter evangel. Hofprediger zu Dresden;
geb. d. 22. Mat 1765, geft. d. 21. Apr. 1829. *)
Der Berewigte, ein Mann von feltenem Werthe und
audgezeichneten Verdienſten, deſſen Verluft die gefammte
vaterländifche Kirche ſchmerzlich zu betrauern Urfache hat,
war zu Freiberg geboren, wo fein Water, Amtöprediger
an der Petrikicche, ein hohes Alter erreicht und noch Die
Freude ericht hat, den bereits Damals fehr hochgeachtes
ten Sohn als Mittagsprediger an der Domkirche neben
fih wirken zu fehen. Nad) tüchtiger Borbereitung auf
dem Gymnafium feiner Vaterſtadt bezog ee 1788 die
Univerfisät eipaig , wo damals ausgezeichnete Profeſſo⸗
ren ihre Wirkſamkeit b
fih für feinen tünftigen Beruf möglihft vollkommen
vorzubereiten, fowie die angenehmften Verbindungen mit
begannen. Dies und dad Streben,
gelehrten Männern, insbefondere mit dem um ugends **
bildung höcft verdienten Ehr. Felix Weiffe, deffen jüns
gere Töchter er unterrichtete, veranlaßten ihn, bis 1798
*) Auszuͤgl. a. d. Allgem. Kirchenztg, 1929. Nr. 97 u. 98.
*
Friſch. gs
tigkeit, fondern auch vornehmlich bie moralifche Vils
dung feiner Söglinge gewirkt, umd welche große perföns
liche Achtung er bei diefen genofien hat, davon haben
ſich theils (yon fruͤher bei feiner theologifchen Doctors
promotion, theild vornehmlich bei feinem abeagange nad)
Dresden die rührendften und ehrenvollften Beweife an
‚den Sag gelegt. Zu nicht geringerer Befriedigung hat
ihm unftreitig auch das gereicht, daß das von ihm ſo
trefflid begonnene und befeftigte Werk unter feinem Nach⸗
folger, dem Amtöprediger M. Döhner in Freiberg noch
in voller Bluͤthe dafelbft fortdefteht und daß die Ber
dienfte defielben um die Schöpfung eined fo würdigen
Vorgängers von Seiten der Oberbehörde zu Dresden die
ehrenvollfte Anerkennung gefunden haben. Mit bdiefem
fo nuͤtzlichen Unternehmen, das fein Andenken ſchon als
lein für fein Vaterland unvergeßlich macht, und das ihm
nebft feinen mit der größten Sorgfalt abgewarteten Amtds
geſchaͤften jeder Art unter nie raſtendem wiſſenſchaftli⸗
chem Zortftreben, ſchon mehr als zu viel Zeit und Atts
ſtrengung Eoftete, hat er fid) aber während feiner Amts⸗
führung bei weitem nicht begnügt, fondeen nicht eher ges
ruht, bis er 1815 feinen Plan mit der unter feiner Aufs
ſicht beftehenden Elementarichule der ärmften und bevöl-
Tertiten Worftadt Freibergs noch eine Arbeitsfreiſchule gu
verbinden, gu Stande gebracht hat, was ihn unbeſchreib⸗
liche Mühe gekoftet, wobei er aber doch die Freude ge⸗
habt hat, mandye Wünfche dafür, die er wegen beſchraͤnk⸗
tee Mittel beim Beginne der Anftalt hatte unterdrüden
muffen, durch ein nicht unbedeutendes Geſchenk englifcher
Hiltsgelder auögefuhrt zu fehen. Nicht minder war er
einer von denen, welche Die erſte Anregung zu der einige
Jahre nachher in Kreiberg geftifteten Arbeitsanftalt für
Erwachiene gegeben haben, die ſich ebenfalls fehr thätig
bewährt, und der er ſich mit gewohnter Wärme anges
nommen bat. Selbſt dad aber war ihm noch nidyt ges
nug. Im 3. 1821 entwarf er den Plan zu einer Spar⸗
kaſſe, die ihm ein nicht minderes Bedürfniß feiner Mit:
bürger ſchien, und womit er fpäterhin eine Leihanftalt zu
verbinden wünfdte. Zwar Lam durch ihn jener Plan
nicht zur Ausführung, da er im 3. 1822 nach Dresden
berufen wurde, allein er hatte Doch Diefe Idee angeregt
und fie trug nach feinem Weggange noch Fruͤchte. So
viele Arbeiten, die er in Kreiberg auf feine Schultern
geladen hatte und deren Bollbringung nut aus der flrens
gen Ordnung, die in feiner Zeiteintheilung und allen ſei⸗
riſch.
ö
FJerrſchte, erklaͤrlich wird, machten
ihm jedoch bei einem ſchwaͤchlichen Körper auf Die heran⸗
nahenden Zage des Alters einen ruhigeren Poſten wüns
ſchenswerth. Er glaubte diefen in der Stelle eines zweis
ten enangelifiben Hofpredigerd zu Dresden zu finden.
Am 25. März 1822 ſchied er, von Dielen ſchmerzlich bes
trauert, nicht ohne Wehmuth von Freiberg. Vergebens
‘ober "hatte er ficy in Dresden mehr Ruhe verfprocdyen.
Nicht nur daß er als fehn thätiges Mitglied der dorti⸗
en Geſellſchaft zu Rath und That, durch die von ihm
ebernommene Stelle eines der GSpecialvorfteher der uns
längft gegründeten Zreifchule neben feinem Amte Be⸗
fhäftigung vollauf erhielt, vermehrten fich auch durch
Keantbeit und oft wiederholten Wechſel feiner Gollegen
Die Arbeiten der treuen Geiftlichen oft um das Doppelte,
Eine ruhig kraͤftige Wirkſamkeit war die des Binges
djiedenen; denn Die größte WBefonnenheit und das ru⸗
bigſte Gleichgewicht, die ſich ſchon in der edlen Geftalt
‚ und ungezwungenen feften Haltung feines ſchlanken und
zart gebauten Körpers und den feinen Sügen feine& {pres
enden Geſichts ankündigten, war in der That die Seele,
wie feines gefammten, fo namentlich feines theologifcdyen
Sharatterd. Bol ungeheucelter Ehrfurcht gegen die
Offenbarung Gottes in Chrifto und gegen die Auctorität
der in der Bibel uns überlieferten Lehre des Legtern, war
er doch durchaus entfernt, beide mit der Bernunft in
Golliſion zu bringen, ja eine ſolche Golifion, wo von
moralifchsreligiöfee Auctorität die Rede feyn foll, aud
nur für möglich zu halten. Deſto wichtiger war ihm
aber jenes faktiſch Gegebene und Pofitive zum prakti⸗
[den Gebrauch für Beförderung wahrer Gottfeligkeit,
und deſto mehr feste feine innig vertraute Bekanntſchaft
mit der Bibel, deren doctrinale und afcetifche Auslegung
er nie mit den Anllegenheiten ihrer grammatifc = hiftoris
fon Erklärung verwecfelte, wohl aber zu diefer ſtets
n derjenigen Angemefjenheit, welde die Wahrheit fors
dert, zu erhalten wußte, ihn in den Stand, von richtig
verflandenen und mit fcharfer DBeurtheilung gewählten
Audfprächen der heil. Schrift zu ſolchem Behufe die
fruchtbarſte Anwendung zu machen. Bon durchaus unbe:
fongener WBahrheitsliebe, von eben fo unverdroffenem als
vorurtheildfreiem Borfchergeifte und von nicht gemeiner
Sombinationdgabe, hat er nicht nur in der unten anges
eigten Abhandlung, durch die er zuerſt der Gelehrten
elt vortheilhaft bekannt worden ift, fondern vornehm⸗
-
8566
nen Angelegenheite
geiſch. er
lich in feiner Inauguraldisputation ,' Die auch in theol.
Lit. BL. der A. 8. 3. verdiente Anerkennung gefumden
hat, fprechende Dentmale hinterlaſſen. Gewiß find auch
bei dem raftlofen Eifer feines Bibelftudiums dergleichen
Unterfuchungen mebrere von ihm angeftellt und bis zu
recht fehr der Aufmerkfamkeit werthen Ergebniſſen forts
geführt worden: nur daß theils feine vielen Geſchaͤfte
ihm keine Beit gelaffen, fie in Form und Materie bis zu
dem Grade der Reife, ohne die er nichtd aus feiner Fe⸗
der der Deffentlichkeit übergab, zu verarbeiten, theils
feine ausnehmelde Befcheidenpeit, die lieber nichts gab,
wo fie nicht Vollendetes, oder wenigftens nicht beffer,
als fchon von Andern Gefagted geben konnte, ihn damit
bervorzutreten abgehalten bat, Bon feiner feltenen Bes
obachtungd s und Auffafiungsgabe zeugen die nach Form
und Gehalt ungemein intereflanten biographifchen Aufs
fäge, die ſich am Schluffe Diefer Biographie verzeichnet .
finden. Iu der ungemein anziehenden Schrift über den
bochverdienten Mineralogen Werner wird überdem Die
lichtvolle Darftelung der geognoftifhen Theorie diefed
Mannes und die aus den Bemerkungen über die Syſteme
des Neptunismus und Vulkanismus hervorleucdhtende Sachs
kenntniß felbft Kenner des Faches in Bewunderung ſez⸗
zen. Mit fehr fprechend hervortretender Eigenthümlichz
teit und. eben darum Kenntlichkeit für Alle, welde its
gend Einiges von ihm gelefen hatten, trug der Styl des
verewigten 5. in allen möglichen Auffügen bis zu feinen
vorzüglich intereffanten brieflihen Mittheilungen berab,
bei weitem mehr die Farbe der Zeit, wo Leſſing, Engel,
Mendelsfohn, Sarve, Zolikofer und ihres Gleichen für
profaifhen Ausdrud auch in Werten der Beredſamkeit
den Ton angaben, als die der allerneueften Epoche. In
der Befonnenpeit, in der Klarheit und Gründlichkeit feis
ner Einſichten, in dem Beftreben, dee Wahrheit durch
woͤrtliche Darſtellung die vollefte Genüge zu leiften und
in einer eben um Ddeöwillen nie mangelnden Achtfamteit
auf fich felbft, lag der Grund von der auch im vertraus
lichen Geſpraͤche fich nie werleugnenden Beftimmtheit, Abs
gemefienheit, feften Haltung und Rundung feines Aus»
drucks, worin doch nichts Geziertes und Manierirtes, am
alleewenigften ein Schimmer gefuchter Originalität zu
finden, an rechter Stelle aber auch Wärme nicht zu vers
miffen war. Go groß übrigens der Zleiß war, den 3.
auf feine Predigten wandte, und fo fortdauernd nüglich
er damit unftreitig Allen gewefen ift, ‚die für veife Bes
Sur.” . 3
feinen Aritiken ihre homiletifchen Arbeiten gerät ſchoͤpft
ben. — Wie ſehr das Leben des Hingeſch
durch die Freuden ſtiller Wopltpätigkeit, mom 37 —
dings einige Wohlhabenheit vor manchen Andern in den
Stand fegte, verihänert worden ift, davon hat man wähs
rend Di ibn weit weniger vernommen, ald nach feinem
Hinfiyeiden den Geinigen 14:2 Spuren davon entdedt has
ben, Was Garve von Bollikofer fagt: „Leben und Ende
waren bei ihm aus einem Stücte" — dem hat gleichfaNs
des edlen $. legte Lebensepoche entfprochen.
Seine Schriften find: Bergleiipung D d. Ideen, wels
he in den Apokkyphen d. A, Ir m, d. Okt. d. R. &
üb. Unfterblichkeit, Auferftehung, Seite u, Bergeltung
berefhen; in ya *) allgem. —R d. bibl, Bit.
1798. ®b. 4, ©, 655— 718, — Predigten mit —
auf ee. jehler u. Beatefmiite d. Aeit. £eip;
wei Pred. i. Teuerſchen Magazin — Dieb.
u. 9, Et. 2. oe — "Selegenpeitöpeed. m meiftens im
3. 1800 spalten, Breib. 1801. — eben d. Buchänds
led u. gi el, Bernpardi. He _ Biogr. Fr
ib Fl —8 2». Braufe
Racht. v. "meinem Water M. Shi —— A) —5
elen Bufäge
‚en herausgeg. v. deſſen Sohn u. deſſen Schwiegerſohn 26,
1806. — Amtöreden in 6 Bddhn., —E [3
—E zu kleinen Amtsreden, besauegeg- v.Dr. Eu
Georg Hader **). 1806 — 1809. — *6 Berfafl.
Wildingsonfalt f Künftige Lehrer in Bürgers u.
ſchulen. Kreib. 1809. Die aan far ie Sefu, e. vn
‚eb. Darftel. d. Sriumpbes zeligii ab: a 1810,
— Paffiondpred. (eine vorzügl. 10m
Erheiterungen d. Geiftes durch d. — Fu Berwäß,
d. Menſchen. Pred, am Grntefefte. Freib. 1813. — ®es
ſchichte d. Eufebienſchule in Freiberg; nebft Aukünd. €,
damit zu verbindenden Arbeitäfchule. 1814. — Mebrere
velig. Amtöreben in mehreren v. Dr. Hader unter dieſem
Zitel herausgeg. Bden. 1816— 20. — Diss. inaugural,
Utramque Lacae commentar. de vita, dictis fatisgue Je-
sa et Apostolor. non tam historicae simplicitatis , gem
artiliciosae treotationie indolem habere, 1817. Mit
befferungen u. Zufägen d. Berfaffers wieder al —
— Seispbioge. dv. Ghrift. Felix
lnden von — Der, Beldener u. Mamer geſammei⸗
Bo Rn Sir kur.
R. Retrolag 7, Zahrz. 2
370 Seidner.
ten Commentationibus theologicis Part. I. Sect, I, p.
273, unter dem Titel: de ratione dicta factaque Jesu
et App. commemorandi, qua Lucas in utroque commen-
tario usus est, 1825. — Einige Pred. in Ammons Pred.
Magaz. u. einzeln abgedr. — Kurze Biogr. von Dr,
Lob. Georg Hader, Dresden 1823. Mit Hackers wohl
etroffenem Bildniffe. — Lebendbefchreibung Abrap. Gotti.
erners; n. zwei Abhoͤlgen. üb, W's. Verdienſte um
Dryktognoſie u. Geognofte von Ghr. Sam, Weiß. 1825.
— Zwei Pred. i. d. Predigtfammi. f. d. nee evangel.
Gemeinde zu Mühlhaufen. SHerauögegeb. ©. Dr. Gruft
Zimmermann. Th. 2. 1827. — BPred. für d. Bergleute
im Freib. Revier zc.; in Ammons Magaz. f. chriftl.
red. Bd. 1, ©t. 2 ©. 405 —417. — ge [ } b. d. Ab⸗
iede ** Domgem. 3. Freib.; ebd, Bd. 8, St. 1, G.
— 1 [2
164. Joh. Ignaz Seidner,
koͤnigl. baier, Archivar zu Würzburg ;
geb, d. 1. Sun. 1758, get. d. 23. Apr. 1829. *)
Er war der Sohn des fürftl. wärzburgifchen Hof
kammerraths, nachherigen Amtskellers zu Oberſchwarzach,
Georg Heinr. S. und der Joh. Eliſab., geb. Armknecht.
Der Verftorbene erhielt die noͤthigen Vorkenntniſſe zu feis
ner tünftigen Ausbildung in der GStift-Burkardinerfchule
feinee Baterfladt Würzburg, von welder er auf das
Gymnaſium und auf die Hochſchule dafelbft überging und
feine Ausbildung in den höheren Wiffenfchaften mit Aus⸗
zeichnung vollendete, — Geleitet von einem innern Bes
tufe, widmete er ſich dem geiftlihen Stande in der 1809
aufgelöften Bernhardiner - oder Zifterzienferabtei Ebrach,
in welder er am 18. October 1772 feine Geluͤbde ablegte
und den 6. Dctober 1776 Priefter wurde, als welcher er
fi durch wiflenfchaftlihe Bildung fowohl, als durch
ſtreng fittliched Betragen dad volle Vertrauen. des Abs
tes und feiner Mitbrüder erwarb. Er wurde daher bald
als Amtmann zu Sulzheim und andern der Abtei gehds
tigen Drten, und endlich als Kanzleidirector und Archi⸗
var der Abtei ernannt, in welcher legtern Eigenfchaft er
das Klofterarcbiv nach eingetretener Säkularifatien an .
Die Eurpfalz-baierfche Regierung überliefert. — Rad
Auflöfung der Abtei Ebrach arbeitete ©, im kurfuͤrſtl.
*) Inland 1829. Ar. 504.
312 Kraufe.
ebild feines Standes, ein treuer und fleißiger Beam⸗
er des ——* ſowie ein Freund der Kent Wiſſen⸗
fſchaften und Kuͤnſte. Die Muſe der vaterländifchen Ge⸗
ſchichte, aus deren verborgenem Schacht er ſo manches
Goldkorn zu Tage gefördert und in der „Zeitſchrift für
Balern”, I den „geöffneten Archiven” u. ſ. w. niederges
legt hat, betra den Tod diefed Edlen eben fo tief, als
deifen Berehrer. — Unaudgefest , bid noch wenige Sage
vor feinem Ende, befuchte er das Archiv; und gleichwie
er demfelben feine volle Thätigkeit mit Liebe und hoͤch⸗
er Treue gewidmet hatte, fo gab er dieſer Auftalt noch
Dadurch einen Beweid feiner Surforge, Daß er derfelben
eine fämmtlichen diplomatifchen und archivalifchen fehr
hägbaren Werke und Manufcripte vermachte, worunter
ich mehrere befinden, die für die Gpecialgefchichte des
Untermaintreifes von befonderer Wichtigkeit find. — Geis
Name wird von feinen Mitbürgern lange mit Dan
barkeit genannt werden,
* 165. Heinr. Friedr. Matthias Kraufe,
Paſtor zu Jamund bei Coͤslin;
geb. den 8. Mat. 1804, geſt. d. 2. Apr, 1889,
Coslin war fein Geburtsort und fein Bater Schorn⸗
fteinfeger daſelbſt, der ihn, obgleich er felbft Eat ol,
aber fehr aufgeklärt war, nebft feiner Schweſter
erifhen Glauben erziehen ließ.
ge Gymnaſium und ging bierauf im J. 1828 auf die
Univerfität zu Königeberg. Auf der Reife dahin Hätte er
beinahe auf dem frifhen Haff feinen Tod gefunden, da
das — vom Mirbelwinde ergriffen und umgefchlagen
wurde, ue durch feine Zertigteit im Schwimmen ges
lang e6 ihm, nicht nur ich, fondern auch die übrigen
Reiſenden bis auf iwei zu retten. Michaelis 1826 Eebrte
er reich an Kenntniffen und mit guten Anlagen zum kuͤnf⸗
tigen Prediger in feine Baterfiadt zurüd und ſchon im
December des folgenden Jahres wurde er als Paftor zu
Jamund inftituirt. Er vermählte ſich bierauf mit Gas
zoline Kriederike, der Tochter feines Worgängers im Amte,
des Paſtors Kleift, deren Tod ex leider fcyon nach einem
Fahre beklagen mußte, Zwar hatte er zur Zreude feiner
Gemeinde mit Eifer und reger Thätigkeit fein Amt bes
gonnen, auch ſchon den Entwurf zur Herausgabe einer
chriſtlichen Kirchengeſchichte —— allein auch er er⸗
krankte bald und ſchon 4 Wochen nach dem Tode ſeiner
876 Albertine Wilhelm. Amalie, Herzogin v. Wuͤrtemb.
gelte fpäter bei der für alles Schöne und Erhabene jem-
pfänglichen Prinzeffin die Grazie, welche nachher jede ih⸗
ver Handlungen verfchönerte, während der edlen, frommen
Mutter Acht religiöfer Sinn auf fie überging, ihr Herz
bildete und ihr die Gigenfchaften des Eharakters verlieh,
durch welche fie ſich vor vielen ihres Geſchlechts auszeich⸗
nete. Leider eher ihrer vortrefflichen Mutter durch den
Tod beraubt, als zu erwarten ſtand, leiteten ihre erſte
Erziehung mehrere Gouvernanten, welche gu dieſem ehren⸗
vollen Gefchäfte die erforderlichen Eigenſchaften befaßen ;
Dabei erhielt fie fpäter den Gonrector Boͤttiger zu ihrem
Hauptlehrer, unter deffen bildender Hand fie ſich Kennt:
niffe aller Art, vorzüglich in der Sefichte und Baukunſt
erward, Den größten iii ihres gediegenen Wiſfſens
verdantte fie aber ſich felbft, indem fie in hohem Grade
olche Lektüre liebte, die zur Wervollfommnung Des Geis
es und ‚Bereblung bed Herzens beiträgt. Sie beſchaͤftigte
ch viel mit dem Studium der franzöfifhen Sprache, in
welcher fie ſich eben fo geläufig auszudräden vermochte,
wie fie diefelbe auch correct ſchrieb. In ihrem Umgang
Außerft Iiebenswürdig, wußte fie gefellige Bildung, An:
muth, Zalente eben fo anſpruchslos geltend zu machen,
als fie es verſtand, dieſe Gigenthümlichkeiten nad ber
Individuclität eines Jeden zu modifiziren. Geiſtreich and
Yon der Natur mit jenem Wise begabt, der nie verlegend
auf Andere wirkte, fondern meiftens ihre Perſon zum
Siele hatte, verfehlten alle diefe angegebenen Züge den
- angenehmen Eindruck nicht, dem ſich ihr Water mit gros
Bem Woplgefallen hingab, und welches der Grund war,
er die geliebte Zochter zu feinem großen Lieblinge
or, ohne deffen Rath und Suftimmung er nichts Wich⸗
tigeö unternahm. Sie trug durch ihre jugendlich frohe
Laune, durch ihre Talente fehr zuc Erheiterung des Fürs
ften bei, um den fie Eis war, und machte die Bierde der
Hofzirkel aus. — She hoher Rang verhinderte fie aber
auch nicht, ſich um die Einzelheiten der Wirtpfchaft zu
befummern, weiche die damit befchäftigte Dienerfchaft
größter Ordnung führen mußte. Letztere war nach Ipcen
rundfägen ein Hauptpringip aller weiblichen Bei ftis
gungen, ohne welche auch nicht der geringfte Zweig oko⸗
nomtfcher enelenen beiten gut gedeihen koͤnne. Bon ſol⸗
den vortrefflichen Grundfägen erfüllt, würde fie jedem
Stande zur Zierde gereicht haben, um wie viel mehr
mußte man an ihr diefen Zug bewundern, da ihre in ib:
rem Wirkungstreife fo viel Höhere Beſchaͤftigungen übrig
878 Albertine Wilheim. Amalie, Herzogin v. Wuͤrtemb.
auch fie, die Fromme brave Kürftin, die Erfahrung mas
en: daß man keines Sterblichen Loos vor feinem Gnde
preifen folle. Ihe eheliches Gluͤck, für fie eine Quelle
frommer feliger Eintracht, wenn auch auf glänzender Höhe
erbaut, begann ſich plöglich zu trüben. Immer dunkler
umhällte —* ihr Lebenshorizont, den kein freundliches
Geſtirn etwas zu erhellen vermochte, da ihr von der Vor⸗
fehung die füßen Mutterfreuden verfagt waren und kei⸗
ned Kindes Lächeln Balſam in die Wunden Des Herzens
= gießen vermochte. Noch glaubte fie durch würdenolles
enehmen , durch religiöfe Aeußerungen, welche ſich in
ben Worten auöfprachen: „Was Gott sufammenfügt, fol
der Menſch nicht ſcheiden!“ ihrem Bunde eine längere,
feftere Dauer zu verleihen, Umfonft — die Scheidung
ward nad) endlich gefchebener gemeinfchaftlicher Uebereins
Zunft von GSonderöhaufen auß eingeleitet und fand deu
25. Auguft 1801 ſtati. Ihr Gemapl, der Herzog von Wuͤr⸗
temberg, verlobte ſich nach einem langen Zeitraume mit
bee Zochter des Fürften Kranz von Metternich, Pauline,
und feierte mit derfelben feine Bermählung in Wien den
23, Ber: 1817. — Rachdem die Herzogin in moralifcher
inficht die traurigfle Kataftrophe ihres Lebens mit gros
er Ergebung überftanden hatte, glaubte fie es fidy und
Denen, weldye wit großer Verehrung an ihr hingen, ſchul⸗
Dig zu feyn, ihr niedergedrücktes Gemüth wiederum einer
HT tern Stimmung zu öffnen. Denn fo wahr an ſich die
emerlung wohl immer feyn mag: daß Leiden die Men⸗
chen veredeln, eben fo gewiß ift e8, Daß den wahrbaften
hriſten Die Freude noch mehr veredelt und vervollkomm⸗
wet. Diefe verfeinerte ihr Gefühl gegen Minderbeglüdke,
machte fie fchonungsvoll gegen die Schwächen anderer
Menfchen, erhöhte ihr Wohlwollen gegen jeden fich ihe
Nahenden und regte die Dankbarkeit gegen den an, von
welchem ihr Geſchick in Ewigkeit beijchlofien war. Wer
das Gluͤck genoß, ihre nähere Belanntfchaft zu machen,
gewann ein großes Intereſſe für fie, daher erfcheint ed
gewiß nicht auffallend, wenn der König von Weftphalen,
Hyeronimus Napoleon, in dem kurzen Zeitraume feiner
a feiner fo ollgemein geliebten Berwandtin wies
a Decholte Beweiſe der Verehrung und Hochachtung zollte,
die fih in manchem bedeutenden, finnreichen Gefchente
audfprachen. Die größte Auszeichnung ward ihr aber
zu Theil, ald ihe die Kaiferin von Rußland den Katha⸗
einenorden verlieh, der wohl nicht leicht eine edlere Bruſt
Ihmüdte, — Jeder, welcher durch Dienfiverhältniffe an
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neben fsinem halten Gehalt uud gizg dasn tm J. 1814
nach Eraunſchweig, wo et in Lem neuerrichteten
wars uls Gapitän angeflelt warte. — Im J. 1315
wohnte ex mit demfelben dem Feldzuge tm ich und
den Schlaͤhten von tebras und Waterloo bei und
friogeriiyen Grelgniffe unterbrochgm worden war, weldye
) d Braunfhweig ver o
N Bräulch ouifeo. Siefewalh de ch te Becbime
dung feierte. Da v. 9. viel Sinn für haͤusliches Gluͤck
884 Schmidt.
amd verlebte überpaupt daſelbſt fehr glückliche Tage im
Umgange mit geiftvollen und wohlgejitteten Süngli
deren Freundſchaft er ſich hier, wie fpäterhin zu
erwarb, wohin er im 3. 1778 ging. In Gera hatte er
ch fchon einen für feine Lage nicht unbedentenden Bücher
fchag erworben, der ihm aber, ald er ihn in Gera zurück⸗
elaffen hatte, in dem dortigen fchredlichen Brande tm
, 1780 von den Flammen verzehrt wurde. In Leipzig,
wo er auch in der legten Zeit feines alademifchen Lebens
Unterricht erheilte, benugte er gewifienhaft den Unterri
der berühmten theologifchen Profefforen und verfäumte ni
eine Predigt ded allgemein gefchästen Zollikofer; Denn ſei⸗
ne Neigung trieb ihn eben Towopt zur Theo gie als zur
hilologie hin. Hier ſchloß er auch den Bund der
chaft mit vielen Männern, die fpäterhin eine ehrenvolle
und auögezeichnete Stelle in der ' elehrten Welt einnah⸗
men, und mit denen er auch nachher n faſt unumterbros
chenem Briefwechſel blieb; nur erde gen hier genannt
werden: Der pochberühmte königl. fächf. ofrath öttiger
zu Dresden; Die Gebrüder Lenz, der eine in Gotha,
andere in Weimar Direktor des Gymnaſiums; der Kir:
chenrath Döring zu Gotha; der Superint. mare) zu
Jena; Brendel), Rektor zu Eifer: Der
Schmidt zu Weißenfels***) u.a.m. Im J. 1782 eß et
Leipzig und kam als Baudlehrer zu dem damaligen Com⸗
mifftonsrath und Amtmann After in Ziegenrü
1:3. war er in diefem achtbaren Haufe, ald er vom Gtadts
zath zu Pösned einmüthig zum Rektor an der dortigen
Knaͤbenſchule erwählt wurde. In der Prüfung zu Alten
burg beftand er fo rühmlih, daß in dem ihm ausgeſtell⸗
ten Somfiftorialdiplom gefagt wird, er fei im Stande, ald
Direktor jedem Gymnafium vorzuftehen. Mit ihm begann
für Pösnecks Schule eine neue Aera; er führte nicht nur
eine neue und zwedimäßigere Unterrichtsmethode, fondern
such Ra Ideen and FR e ni ein, ne ſich einige
nterftügung in ökonomiſcher Hinficht zu verſcha a
er mit unermüdeter Thätigkeit außer feinen —
funden noch täglich in jeder freien Suifgengeit bis zum
bend jungen Leuten Privatunterricht in Altern und neus
ern Spraden, und legte auch bald nach dem Antritt feis
ned Amtes eine Leihbibliothe (bis zu 6000 Bdn.) an, die
nicht zu den gewöhnlichen gehörte. Denn mußte er fi)
Bet. Bioas. d, iekr
“. “ “* L} . “ e s
” Def. Biogr. —XR S. 745 d. Rekr.
Schmidt. 385
- auch durch Ba von Romanen und dergleichen
Schriften nach dem Geſchmack der Zeit und eines Theile
feines Publitums bequemen, fo enthielt fie doch bei wei-
tem mehr wiſſenſchaftliche und belehrende Werke über bei⸗
nahe alle Gegenftände en lichen Wiſſens, und wurde
daducch fowohl, ald durch feinen Umgang und Unterricht
viel Licht und Aufklärung , im edelften Sinne, nach Pös⸗
ned und in die Umgegend getrag Mit feinen reichen
pilologiihen und theologifchen Kenntniffen, fowie mit
feinem ücherfchag ftand_er außerdem dem Sernbegierigen
mmer auf die Liberalfte Weiſe zu Gebote, Als gutem Li⸗
terator entging auch feiner Aufmerkfamkeit kein wichtiges
Werk, keine bedeutende Erſcheinung im Gebiete der Ges
Ichrfamteit im Ins und Außlande. Und ging es nicht über
eine Kräfte, fo fuchte er folche Werke für feine Leihs
ibliothek zu gewinnen, Die er als Schooskind pflegte und
liebte. So wirkte er ftil und fegensreich an feiner Stelle
und wurde als vechtichaffener und gelehrter Mann von
alten, die ihn kannten, ohgefwägt. Seit dem I. 1788,
wo er am 27. Mai in fein Amt eingeführt ward, lebte
er, ohne einen recht ernftlichen Verſuch f" Erlangung eis
ner andern Stelle zu machen, in Pösne und hat fo eine
anze Generation herangebildet und beigetragen, daß ſich
ösnecks Bürger duch Kenntniffe und Schulwiffenfchaften
o ehrenvoll auszeichnen. — Sein Herz war zufrieden und
genügfam; er beneidete Keinen, der ihm etwa vorgezogen
und vor ihm begin fe t wurde, wenn ‚er ihn gleih an
Kenntniffen weit überſah. Es fehlte ihm nicht an wohl-
begründeten Gelbftvertrauen; aber dennoch fprach und
dachte er immer Höchft befcheiden von feinen Kenutniffen
und Leiftungen. Diefe befcheidene Meinung von fich Telbft
erlaubte es ihm auch nicht, als Schriftfteller in der ge⸗
Iehrten Welt aufzutreten; nur einmal, am Reformationd-
Subiläum ließ er eine kleine Schrift drucken, die Eurze
Lebensbefchreibungen der feit der Reformation in Pößneck
angeftellt gewefenen Geiftlichen , nebft einer Predigt eines
Berwandten von ihm enthielt. Seine unwandelbare Recht⸗
fchaffenheit, fein unermüdetes Zorfchen nach Wahrheit
machten ihn Jedermann fchägendwerth; für feine Freunde
hatte er ein treued Herz. Er war religiös im ächten Gin:
ne ded Worts, verfäumte in gefunden Tagen nie die öf⸗
Je ee eungen zu befuchen und fuchte felb
n den Predigtfommlungen der beften Religionslehrer un
Kanzelredner, unferer Zeit Nahrung für feinen religiöfen
Sinn, Als zärtlicher glücklicher Gatte und Zater erfreute
N. Rekrolog 7. Jahrg.
Schmidt, 887
Generalbaffe, forwie.auch mit der Kunfl des Satzes immer
vertranter , und verfuchte fich endlich auch in eigner Com⸗
ofition, Kirchenmuſiken zu componiren machte er fich zum
efondern Geſchäft, und führte fie auch öfters öffentlidy
auf. Er wußte den Sinn feiner Mitbürger und der Schuls
jugend für k zu wecken und zu_ beleben, und bildete
in kurzer Zeit ein vollſtändiges Muſikchor. Sehr ungern
verließ er daher einen Drt, wo er 22 I. lang mit regem
Eifer in feinem Pete gewirkt und fo viele Beweife wah⸗
rer Liebe und Freundjchaft erhalten hatte, als er im J.
1807 al8 -Stadtcantor und Lehrer and Lyceum nach Gaals
feld berufen wurde. Auch Hier erwarb er ſich bald Liebe
und Bertrauen und wirkte eden in dem ihm theuer ges
wordenen Berufe; denn er befaß die jedem Lehrer noths
wendige Gemüthsruhe und wußte Freundlichkeit und Milde
mit Strenge und Berufseifer zu vereinen. Auch hier bils
dete er, wie in Reuftadt, ein Sängerchor, das noch jetzt
fortbefteht und ſich dankbar feines Stifterd erinnert.
Schon ein I. vor feinem ‚Hinfcheiden bedrohte ihn der Tod
durch eine Lähmung der linken Seite, doch feine Eräftige
Ratur widerfiand, und fo wirkte er noch 1 Jahr lang
mit fleter Shätigkeit in ſeinem Amte, Doch diefer fchlags
ähnliche Zufall kehrte wieder, als er eben mit Aufführung
zweier Kirchenmufiten, für O beftimmt, beichäftigt
war, und diesmal erholte er fich nicht. wieder. Auf dem
Gterbebette noch trug er fortwährend Beforgniß für ſei⸗
nen Beruf für den er bis zum legten Lebendtage gelebt,
und fchied endlich von den Seinen im 64, Bebensiahte.
* 172. Siegfried Auguft Georg Schmidt,
Gonfiftorialrath u. Klofterprediger zu Preeb im Herzogth. Holftein
geb. d. 5. Ian. 1745, göft. d. W. Apr. 1889.
Sein Geburtsort ift Mondeldloh unweit Hannover,
wo fein Vater Prediger war. Schon im 7. I. verließ er
daB väterlihe Haus und wurde, da man ihn den Wiffen-
fenaften beſtimmt, in die zu ihrer Erlernung geeignetften
nftalten egeben. Auf dem damals fehr berühmten Gym⸗
nafium zu Hildesheim fludirte er hernach Philologie, und
da er Rn der Sheologte widmete, fo kamſer auf die Unis
verfitãt Göttingen, wo er ald Mitglied in das bortige
Predigerfeminarium trat. Rad) Beendigung feiner alas
demiſchen Studien erhielt er einen Auf a auslehrer
bei dem Landrath von Hedemann auf Hemmelmard im
Schleswigſchen, welcher feinem Bebentplane, eine ganz ans
888 Umbreit.
demfelben » ward Gandidat
— be Sen Bite jemeinden zu Su
iin Be — Ba Fee Sie
Bye em 17% als Ferien an Er mein
jogthum Holftein — Ka u
lät ierte , bei 6 eit Br.
— König ven F ne m Halo. den ab
Re tung — RT
au a Be des ai an un man,
m,
—— — — dr a m
3. long feinem Amte mit
Be u ae dena — Sat, ein 4Yjähriges Wirken
e8 oſtangelnſchen Bereins ers
nos Pa die Fa unr. ie und die — —
weihuuge feier ds —5— u. Gappı EN Flensbur⸗ _
Chriftl; Nachdenken üb, d. Se, das wir in Hafer Bo
terlande haben. 1795. — Prei algten b Imtöveränd.
galt ran, 1796, * af eine ee nd
ehren d. riſtent v. e. rechtſchaffenen Prediger ers
warten berechtigt u. ipm wiederum At, 1. Kiel Pıedt.
— Der Preeher Bibelverein. 1817. — —
tigkeit durch d. Glauben an Chriftum Arlum, Altona kan.
Meine 50jäl beige Amtöjubelfeier. Kiel 1822. — Rede
br —— —— De Mine Sara Er Iun, 1822, Schleswig
m. heit, D. ® A.
178. Karl Gottlieb Umbreit,
berägmter Drganift u. Componiſt zu Sonneborn 5. Gothat zu Re:
ſtaͤdt d. Aenftabt;
bed:d. . Yan. 1768, geil, d. 28. Apr. 182°). .
&r wa Rebftädt, einem Lleinen Di des
gm —— — — — Bet, 23
en
gelegt. Es iR bemerfenswertp, wie je aa ad
") Ahgem. 8. Big. 1000. Mr. 10.
*
800 Umbreit.
müthlicher Zurũckgezogenheit, froh und befriedigt in einem
glü ie — amilienverhältniffe, eine Tan eBiein
von Jahren fegensreich die Bewohner des Drts
Kirche und Schule gewirkt , und außer feinen Berr
ſchaäften gang ber errlichen Kunft dahin „Beseben f e
unfterblichen nſtücke gefchaffen. Vorzüglich er als
Meiſter in der — sur Verbeſſerung des Kirchenge⸗
ſanges in ſeinem Vaterlande bei. Der Sohn erinnert dic
Her: mit wehmũthiger Freude, wie er ald Knabe des Genus
tags neben der Orgelbant des Waters gefeflen und das
—7 — begeiſterte Spiel mit einem Gefühle vernommen,
welches ihm feft in der Gerle geblieben und zu Teinem
Srundtone geworden, der ihn fiyer durch alle DRAN
den des theolo ifchen Zweifelns getragen. - 1Durch ganz
verbreitete ſich der Huf von der —**
aniſten und mancher
mte Künſtler bog auf der Landſtraße zwifchen Gotha
und Eiſenach feitwärts nach dem unfcheinbaren Sonneborn
ob, neugierig den Mann zu betrachten, Der es vorziehen
Eonnte, einer Landgemeinde den Ghoral zu fpielen, flatt
als veifender Birtuos in großen Städten zu glänzen. Gr
aber sflegte gar oft zu fagen, wie er immer den feligfen
Genuß feiner Kunft in jenen ftil- feierlichen. Frühkirchen
des Sommers empfunden, wo er beim erften Scheine des
Saged nur wenigen, aber andächtigen Gliedern der Ges
wmeinde , die tröftliche Melodie: Wie ſchön leuchtet der
en.
Doc ſprach er auch gern noch in inet legten —
an nen Choralbuches
der jetzt rvegierende König von Preußen, der
Beſchützer der enangelifchen Kirche, dem omponifen durch
Ueberſendung einer goldenen Verdienſtmedaille ein ZSeichen
306 v. Beming.
rdert ee die Fuͤſiliergarde In die Sampanne
* dentirdigen Jahres, wo er den Affären vo
kirch und Rothaulit beimohnte. @ine daB genannte
Korps auflöfende und dafjelbe theilmeife der Tranzöfis
fen Garde einverleibeude höhere Beſtimmung rief den
Dberften im er 33 von — polen, dem ee
re und gewifienbafter Dienfterfüllung vorgeftan:
hy ‚ gr Beftphalen zuruͤck. Bon Liebe fir Da an
Kammte . aus und fein MBaterland glapend, war
v. B. ee Erſten, welche nach der Auflöfung des
Koͤnigreichs Meftphalen Im Winter 1813. dem Water
ihre Dienfte auboten, und wie hoch ihn das Bertrauen:
feines Fuͤrſten ehrte, gebt aus feiner fofortigen Anftels
lung ald Gommandeur des Regiments Kurfärk mit dem
Grabe als Oberſtlientenant hervor. Hier rechtfertigte er
vorzüglich durch Cinficht, und zwedimäßige Anordnungen
das auen feines Fürften und führte das von im
ebildete Regiment mit dem Armeekorps unter den
ehlen des jegigen Kurfürften nach Frankreich, dafelbf
an dee Blokade von Thionville und Meg fo wirkfamen
Antheil nehmend, daß, ihm im September 1814 die Aubs
eichnung des Drdens vom eifernen Helm. zu heil warb,
Km 3. 1815 wohnte er an dee Spitze feines MR t8
den Belagerungen. von Gedan, Mezieres und Givet bei
und erhielt durch die Wahl des Korpschefs der 2. kur
eff. Brigade eine der von des Könige von Preußen Mes
eftat diefer Brigade bewilligten Dekoration des Ordens
pour le medrite. — In daß Baterland und zum Frieden z0s
südigelehet, war v. B. unabläffig bemüht, in jeder Bes
ziehung feinen Riten auf das Pünktlichfte nachzukom⸗
men und errang fich auch bier die Gnade und das Wohls
. wollen feines Zürften, welcher ihn im Januar 1816 zum
Oberften und im November des Darauf folgenden Jahres
zum Ritter des Ordens pour la verta militaire ernannte,
— Im Sabre 1821 erhielt er das Commando des 1. Bis
nien⸗Infanterieregiments; im Juli d. I. für unermübdes
ten Eifer und mit Erfolg gefrönte Wirkfamkeit das Rit⸗
ter: und 1826 das Commandeurkreuz vom goldnen Loͤ⸗
wen, fowie mehrere ihn ehrende höhere Aufträge. —
Unbegrenzte Treue und Anhänglichleit an fein Fuͤrſten⸗
haus und genaue Pflihterfüllnng als Staatödiener, vers
unden mit einem fchlichten vedlichen Betragen, waren
bie Grundzüge feines edlen Charakters und zugleich das
Ziel feines unermüdeten Strebens. Sheilnehmend und eh⸗
venwerth als Freund und Familienvoter fdied er, ges
400 Dolz.
mer um 4 Uhr auffland.— v. 9. flarb unnerehelicht, nit !
ober als ob er keine ebeliche Verbindung gefucht hätte ;
Gr war zmeimal der ehelichen Trauung feps nahe, jede
mal aber wurde: ihm die Braut duch ein befondere
trauriges Geſchick durch den Tod entriffen. Als Kan:
merbere wollte er ficy mit dem Kammerfräulein v. Dal⸗
big verehelichen , dieſe befam aber kurz vorher ehe bie
Trauung vor fich geben follte, die Blattern, woran fie ſtarb.
Auch noch als Wicepräftdent in Mannheim wollte er mit
der Kammerfrau von Biere eine eheliche Verbindung
eingehen, allein auch diefe wurde von einer Krankpeit
überfallen und ſtarb. Bon nun an hatte er fich faſt al:
Yes weiblichen Umganges entſchlagen und ale Seit füR
allein feinem Dienfte und der Wiſſenſchaft gewidmet. —
Bon feinem ſchoͤnen Bermögen erhielten Die Stadtarmen
in Mannheim die Summe von 43,000 fl. Reicyewährung,
die größtentheild für den Unterricht fchulentlaffener av
mer Würgersföhne und. Toͤchter verwendet werden foll,
Den Armen in Raftadt vermachte er 3000 fl. Bon feine
Bibliothek verehrte er noch zu Lebzeiten Der erzbifchäflis
wen Bibliothek in- Freiburg 1000 Bände ausgefuchte theo
logiſche Werke,
Raſtadt. Profeſſor Eckerle.
* 177. M. Johann Wilhelm Volz,
Bönigl. wuͤrtemb. geiſtl. Rath, Dekan u, erſter Stadtpfarrer
zu Biberach;
geb. d. 7. Mai 1743, geſt. d. 80. Apr. 1829.
Er wurde zw Xhieringen, einem Dorfe bei Balingen
im Würtembergifchen, wo fein Vater Pfarrer war, gebos
zen. Er wählte ‚den väterlichen Beruf und betrat zuerft
feine Studienlaufbahn in den beiden niedern Seminarien
Denkendorf und Blaubeuren, feste nachher Diefelbe zu
Zübingen fort, wo er bis 1767 blieb und hierauf noch 2
3. lan Bitariatödienfte verfah. Im J. 1780 wurde e
zum Pfarrer in Oberholzheim, dem Geburtsort Wielands
ernannt, Bei Erledigung, einer Pfarritele in Biberach
wurde ihm 1782 das «Dofpitalpredigeramt übertragen, bie
er endlich 1795 in die Stelle des Abendpredigerd und noch
in die des erften Stadtpfarrerd trat, der naleich den Ti⸗
tel eines Seniors der Biberachfchen Seit chkeit führte.
Doch flellten ng bei ihm traurige Umflände ein, indem
feit 1794 feine Sehkraft immer Ichwächer wurde und fid
endlich 1801 bei beiden Augen in den grauen Staar und
402 Dtto.
D. Necher zu Biberach. Im Frühjahr 1827 erhielt er die
ihn fehr niederbeugende_ Nachricht von dem ode feine
en, des Prälaten v. Schmid in Ulm*), und Ende d. J
1828 verlor er noch feine älteſte Zochter, die Wittwe des
vorpergenannten D. Necher. Rach diefer Zeit nahmen fein
Kräfte ſichtbar ab und er flarb fanft, nachdem er das
hohe Alter von 86 I. erreicht,
* 178. Johann Georg Otto,
herzogl. Sachſen⸗Meiningiſcher geheimer Dofrath zu Meiningen;
geb. d. 16. Febr. 1746, geſt. d. 80. Apr. 1829,
Gen Water Joh. Martin D. war berzoglicher Rent:
meifter zu Meiningen, feine Mutter eine geb. Hübner;
außer einem Bruder hatte er Leine Geſchwiſter. Auf dem
damaligen Eyceum feiner Baterftadt vorbereitet, bezog er,
um ſich dem Studium der Iuriöprudenz zu widmen, bie
Univerfität Göttingen. Bon da wurde er bei einem apa
nagirten Grafen v.d. EippesDetmold als Hofmeifter feiner
Söhne angeftellt, weldye er in der Folge auch get die
Univerfität begleitete. Bei Gelegenheit einer Reife in
feine Baterftadt ernannte ihn am 4. Dct. 1770 die da
mals als Ddervormänderin regierende Sertogin Charlotte
Amalie zum Mitinfteuctor ihrer beiden Ptinzen Garl und
Georg, melde er fpäterhin mit feinem Gollegen, dem
Geheimeratb Heim, unter Dberaufficht_ des Dberhofmels
ſters v. Zürkheim auf bie Univerfität Straßburg beglei⸗
tete. NRach vollendetem Unterricht der beiden Prinzen
wurde er im 3. 1775 als Rath und Rentamtsverwefer,
ingleihen als Adminifirator des Gerichts Rauenftein, in
Chal au, angeftelt. Im Februar 1800 aber ward er
mit dem Prädikat eines Hofraths wirklicher Amtınann
in Schalfau mit Beibehaltung der Rauenfteiner Gerichte,
erner führte er 30 I. lang die Direktion der oberländt:
hen Handiungscommiffion und 12 I. hindurch die Ober:
aufficht Aber die Chauſſee im meiningifchen Oberlande.
Nach einer langen Reihe in mannichfacher nüglicher Thaͤtigkeit
durchlebter Jahre traten die Schwächen des hoben Alters
ein und er wurde feinem Wunſche gemäß in den Ruhe⸗
fand verfegt, und zwar mit Beibehaltung feiner vo
Befoldung. Zu Ochallau feierte er im Octoser 180
noch fein Sojähriges Dienftiubiläum, aber ganz im Stillen
und nur im Kreife feiner Familie; darauf op er mit feis
ner Sattin in der Mitte des April 1821 zu % ner von ihm
innigft geliebten, an den Gommiſſionsrath Werner verehe⸗
*) Defl. Biogr. 6. Jahrg. ©. 871 d. Nekr.
Sn.
406 Schaflitzl.
Kenntniffe, in feinem haͤuslichen Leben aber durch einen
mäßigen, fittenreinen und religiöfen Lebenswandel aus.
Er war ein treuer, liebevoller Satte und Water, der ge⸗
fälligfte und biederfte Freund und dabei ein angenehmer
Gefellfchafter, der Zielen zu früh — im 65. J. feines
Alters — fein irdiſches Dafein befchloß.
* 180. Blaſius Schafligl,
koͤnigl. baier. Hofrath u. Eandrichter zu Sonthofen im Oberdonaukr.;
geb. d. 8, Febr. 1748, geft. d. 8. Mai 1829,
Diefer allgemein gerää te Mann wurde in dem Dorfe
Steinenbichl (Tandgerichts Zusmarshauſen), wo feine Gl:
tern nur ein kleines Landgut befaßen, geboren. bes
fuchte er in feiner fruͤheſten Jugend die Volksſchule. Da
aber die damalige Schuleinrichtung nur einen dürftigen
Erfolg erwarten ließ, fo unterrichtete ihn der dortige Ortbs
pfarrer; er trat hierauf 1758 in das Gymnaſium zu St.
©a!vator in Augsburg und zeichnete ſich in allen Klafjen
aus. Dadurch, und befonders durch fein mufterhaftes Des
tragen, erwarb er ſich bald die Liebe einiger Domkapitu⸗
laren, welche ihn als einen unvermögenden Sungling fo
unterflügten, daß er auf eine ehrenvolle Weiſe ferne Stu
Dien beendigen konnte. Im 3.1764 bezog er die Univer⸗
fität Insbruck, um fich der Rechtswiſſenſchaft zu wibmen
und brachte es auch hier nach einem 4iährigen Studium
fo weit, daß man ihm nad wohlbeftandener
fung das Gefchäft eines Nepetenten 4 3. hindurch über.
teug. Kurz vor feiner Abreife in fein Vaterland 1772
erlangte ex wegen einer rühmlich beftandenen Disputation
Die Würde eines Doctors der Rechte, mit der Verſiche⸗
rung einer baldigen Anftelung in den Öftreichifchen Staa⸗
ten. Aber kaum war er in Dillingen bei einem feiner
ehemaligen Gönner eingetroffen, als ihm nach wenigen
Tagen von dem Juſtiz⸗-⸗Senate derfelben Stadt eine Pre⸗
berelation in einer wichtigen Suftigfache aufgegeben wurde,
und da er diefe zur allgemeinen Zufriedenheit Löfte, fo
wurde er ald Mitarbeiter dieſes Senats am 1. Jan. 1773
angeftelt. Noch im nämlihen Jahre rüdte er in bie
Stelle eines Affeffors und Lehen » Sekretarintd = Berwefers'
bei derfelben Behörde ein. Im 3. 1775 wurde er als
Regierungsſekretaͤr und 1785 als wirklicher Hof: und Res
gierungsrath befördert. — Er erhielt 1783 das Amt ei:
ned Landammans der Pflege und Herrſchaft Nettenberg
im füdlihen Sheile ded Bistums Augsburg, und als
Schüg. 41
im 3. 1817. &ypag. 1819. m. X. — Blätter f. d. gefammte
ſchlef. Alterthumst. Bresl. 1820 — 1822, m. Steindr. —
De originis et signetis nötarior. veteram in Silesiacis ta-
balis. Lips. 1820. — Werfuch e. Einleit, in d. Gef.’ d.
altdeutfchen Bauart; Vorleſ. 1821. — Das Schloß d.
deutſchen Ritter zu Marienburg. Berl, 1823. m. K. —
Nittergeit u. Ritterwefen. Lpz. 1823. — Prog. De an-
tig. Silesiacis sigillis. Bresl, 1824. — Ab d. deutfchen
tertäumst. Weimar 1824. — Sagen, . Geld. 0. d,
Schleſierthaie u, d. Burg Kinsberg. 1824. m. Steinde. —
Der heil, Berg u. deffen Umgeb. in Oswig. 1824. — Die
Alterth. d. Stadt Görlig. Görl. 1825. m. Steindr. —
Grabmal d. Herzogs Heinrich IV. von Breslau. 1826, m,
5 Abbild. — Lit, Beil. 3. Streits fchlef. Prov. BI. 1827.
— Beite, olg. Beitfche.: 1) Zu den fehlef. Prov. BL
©. 1811 — 1824. 2) zur Stg. fd. eleg, Welt o. 1812— -
1815. Darin d. Auffag: Span. Künftler durch d. 2. Jahrg.
1813 u, 18145 ferner 3. Zahrg. 1813: Kurfürft Koachim 1.
rt. üb, d. Rang d. Städte in d. Mark, Nr. 29, —
» Probe e, neuen Ueberf, d, Nibelungen, Nr, 45, 55 —57.
— Die Lit. d. Mittelalt. u. deren Stud. Nr, 99— 102,
— Gruft u. Scherz in alt. Geſch. u. Sprüchen. Nr. 230 u,
234. 1814: Re. 20, 65, 131 u. 178, — Gefpenftergefch,
a. d, Leben d. Hrn, Schweinichen i. 3. 1576. 1813. Ne,
245. — 3) 3u Gchlegeld deutſch. feum (1813); 4) zw
den Gaben der Milde (1817); 5) zu d. 3. Morgenbl. ges
— Kunſtbl. (1820 — 1824). — Wecenf. in d. Wiener
itztg.
188. Franz Schuͤtz,
Stadtrath zu Erfurt;
aeb, d. 2. San. 1775, gef. d. 6. Mat 1829.)
Er war zu Vainz geboren und begann feine Lauf-
bahn in Militärdienften des Kurfürften von Mainz, nahm
Shell an den Zeldzügen von 1792— 1801, wurde aber als
Lieutenant im Negimente von Ander, zu dem er verfegt
worden, pı nit, als mit dem Königrei
je in Berbindung kam. In den 3. 1805 und 1806 ers
8
U
lt er eine Anftel bei dem Proviantwefen der königl. :
reuß. Armee und 1809 als Poligeicommifjär zu E:
— — 1814 Polizeiinſpektor um — — De Dia
FR Ro u dr Öffentt. Mittheil. von einigen Blieberw
412 Bergiuß.
iſtrats und Stadtraths daſelbſt. — Durch alle Stadien feiner
BicHfamfeit hat er einen außgsgeichneten Ruf Der Recht⸗
lichkeit, eines ſchlichten edlen Geradſinns, einer unbefan⸗
enen frommen Denkungsart und einer treuen Anhäng⸗
—** an Freunden erprobt. Als Beamter und als Menſqh
bethätigte er einen edlen Charakter felbft in den fchwies
rigften Dienftverhältniffen. Sein reger Gifer, durch den
ipm gewordenen Beruf dem Staate wie der Menfchheit
nach Kräften zu nügen, fand Die Grenze der Thäti
nicht an dem Buchſtaben, der ihm feine Wirkfamkeit zu-
maß. Wo er immer durch fein Einfchreiten einem Bes
drängten Hilfe verfchaffen, dem Unfrieden fleuern, den
Berderbten beſſern konute, da ließ er fein ernftes und fein
zutrauliched Wort gern wirken, und that da, wo er Koth
erblidte, gern im Stillen wohl. Es gelang dem Ber;
ewigten, durch feine thätige Amtösführung der Pflicht zu
entfprechen und Dabei dennoch ſich allgemeine Achtung und
in einem hohen Grade Liebe zu erwerben, felbft die, wel:
he für ihre wiederholten Zehltritte Ifeine Strenge em:
pianden, blidten mit Furcht und Achtung zugleich auf .
hn. Und was feine Denk: und Handlungöweife in das
ehrenvollſte Licht ſtellt, iſt, Daß fein Ruf aus der für feine
Stellung fo bedenklihen Zeit der Fremdherrſchaft nicht
wallein vein hervorgetreten ift, fondern fogar eben dama
dh) feft begründete. So hat ſich durch fein Leben das
ild eines wahren Deutfchen Biedermannes jedem, der ihn
kannte, lebhaft vor die Seele geftellt und tief ins Herz
geprägt. — Er endete fein Wirken im 5. I. feines Les
ens und hinterließ Feine Berwandte,
* 184. Garl Ludwig Auguft Bergius,
Eönigi. preußifher Regierungsrath zu Königäberg ;
geb. d. 14. Apr. 1784, geft. d. 8. Mai 1829.
In dem, Städtchen Pr. Holland in Oftpreußen ge:
boten, wo fein Bater ald Regimentöquartiermeifter ftand,
war 8. fon als Kind Iebhaften Geiftes und aufmerk;
fam auf die ihn umgebenden Dinge, und feine ſchnelle
Auffaflungsgabe erleichterte ihn das Lernen fehr. Er
verlor feinen Vater im noch nicht vollendeten 6. Lebens⸗
jahre und kam mit feinem jüngern Bruder in das Haus
feines Oheims , des Buchhändlerd Nicolovius in Königs
berg, der die Erziehung beider Knaben übernahm und
mit der größten Sorgfalt und Uneigennägigkeit vollen:
dete. Der Verewigte erhielt zuerft Privatunterricht und
404 Hilt.
und Niedern genoß er ſtets ungebeuchelte Ehrerbietung
und Liebe. Selbft in feiner Burücdgezogenheit von dem
öffentlichen Gefchäftsleben intereffirten ihn doch noch die
Zeitereigniffe und die Schickfale dev Menfchen , befonders
aber die Angelegenheiten des Vaterlandes. Sein Herz
war erfüllt von Sreundfchaft und Wohlwollen für Ber:
wandte und Bekannte; Dienftfertig und gefällig kam er
Andern fletö entgegen; überall fuchte ex Freude und Su:
friedenheit unter feinen Mitmenfchen, mit weldhen er ir:
gend in Berührung kam, zu verbreiten. Gr war eben fo
wohl ein Freund der Ratur, als des heitern gefelligen
Lebens, und man konnte ihn in diefee Hinficht mit Recht
einen jugendlichen Greis nennen. Worzüglid aber verdient
feine und feiner zweiten edlen Gattin Wohlthätigkeit ges
gendie Armen rühmlichft erwähnt zu werden ; Beide trock⸗
neten im Stillen und oft unangefleht die Shränen vieler
Nothleiden; zu potriotifchen Zwecken gab er bereitwillig
und meigennüsig nicht unanfehnliche Beiträge und mans
en hilfsbedärftigen jungen Studirenden etheilte er ge
legentlih eine Seldfpende, ohne dag er feinen Namen
enannt wiflen wollte. Niemand erzeigte dem biedern
bepaare irgend einen Dienft, der nicht reichlich belohnt
worden wäre. 3u Diefer-ungemeinen Menfchenliebe gefellte
fih aber bei Beiden in ihrem wahrhaft frommen, gleids
fam patriachalifchen Leben eine ungeheuchelte Gottes
Als das hohe Alter ihnen nur felten den Tempel dei
Heren mehr zu befuchen erlaubte, da erbauten fie eimans
der felbft in der ftillen Wohnung durch das Vorleſen von
Neligionsbücdern und andern geifterwedenden Schriften,
und waren hierin aud ihren Hausgenoffen ein mufterbafs
tes Vorbild des Wandels. Daher wird auch ihr Anden
Ten ſtets ehrenvoll und gefegnet bleiben.
Meiningen. Profeſſor Dr. Ihling.
* 179. Caspar Hilt,
herzogl. naſſ. Ober⸗App. Gerichtsrath zu Wiesbaden;
geb. d. 7. Febr. 1765, geft. d. 2, Mai 1820.
Er war der Sohn des kurfuͤrſtl. mainzifchen Amts⸗
vogts H. zu Erbach im Rheingau und in Mainz geboren,
Geine Studien vollendete er auf der damaligen Univerfi-
tät Mainz und bildete ſich im 3.1784 praktiſch für- fein
ach im Amte Rüdesheim, und Eon nebenbei feinem
ater in allen Bogteiamtö:Gefchäften bei. Nachdem er
fiy hatte eraminiven laſſen, wurde er 1787 am nämlidgen
ww.
418 Bruder.
Aeſchylus betreffend und einige Schulreden Hinterlaffen,
Seit 1817 war ee Mitglied der oberlaufigifchen Geſell⸗
fhyaft der Wiſſenſchaften zu Goͤrlitz.
187. Johann Gottlieb Bruder,
Doctor d. Medic., Obermedicinalrath u, Ritter des eifern. Kr. am
weißen Bande zu Berlin; .
geb. d. 18. Feb. 1770, geft. d. 12. Mai 1829, °)
Gin großer Verluſt für Berlin und fo Viele, die in
ihm den ausgezeichneten Arzt und Wundarzt fo hoch ak:
teten. Geboren zu Köpenit, waren feine äußern Berhält:
niffe nicht begünftigt, aber mehr als alle werth war es,
DaB ſchon dem Knaben der religidfe Sinn und das Ber:
langen zum Guten und Wahren tief Tingeprägt war.
Er widmete fich der Chirurgie und firebte mit etfernem
leiß, fich das au eigen zu machen, was Der gewoͤhnliche
eg zur Ausbildung in der Chirurgie Damals vorſchrieb.
Als Gompagniehirurgus im Artilleriecorp& wohnte er der
Zeldzügen am Rhein bei, für ihn fo wichtig, Da er hie
„sue elt⸗ und Lebendverhältnifie in fo mancher Be
ziehung kennen lernte und feine Wißbegierbe eine Maflı
von Erfahrungen fammelte, die nachher fein Wifſen be
gründeten und von dieſem geordnet wurden. Im Jahre
1797 wurde ihm das Glüd zu Theil, in Der damali
chirurgiſchen Pepinieve feine feltene Ausbildung —*
vollenden zu koͤnnen, und dankbar gedachte er der An
alt, mit welder er in mehr als 10jähriger Berbindung
eblieben und welcher er alıh nuglih war. Daß Br.
Phon damals viel leiftete und mehr als das Gewoͤhn⸗
liche verfprach, geht ſchon daraus hervor, Daß er im 3.
1804 nach Spanien geſchickt werden follte, um genauere
Kenntniß über Das damals dort herrſchende fo bösartige
elbe Fieber einzufammeln, eine Reife, die fpäterhin nicht
ur nöthig erachtet wurde, Die Anftrengungen des Geld
zugeö 1806 und die Sorgen jener Zeit zogen ihm eine
langwierige Krankheit zu, die feinem "Beben gefährlid
wurde, und er ſich genöthigt fah, die Dienfte als Milis
tärarzt zu verlaflen. Auf dem Lande der Ruhe zuräd:
egeben, war er fo glüdli, durch Oeffnung eines Ab⸗
der eö im Unterleibe feine Gefundpeit wieder zu erbal:
ten. Rad Berlin eher wurde er als Arzt und
Bundarzt bald in den größten Wirkungskreis verfeht,
*), Berl. Voß. Beitg. 1889. Nr. 113.
Buͤſching. 409
feine Theilnahme an den Angelegenheiten des Lebens ſich
verminderte, Neber Entwürfe zu Tünftigen Berbeflerungen
der Schule wurde von ihm felbft dann noch nachgedacht,
als alles Nachdenken, alle Entwürfe, die feine eigene
Beſſerung herbeiführen follten, vergeblidh waren. — Bon
ihm erſchien außer mehreren Programmen eine „Nachr.
v. d. Selehrtenfhule zu Plauen. 1816. und 1827 eine
„kurze Geſch. d. latein. Stadtfchule zu Plauen,“
182. Johann Guſtav Gottlieb Buͤſching,
Doctor d. Rechte u. Prof. d. Alterthumswiſſenſch. an db. Univer⸗
fität zu Bredlau 5
geb. d. 19. Sept. 1788, geft. d. 4. Mai 1829. *)
Er war ein Sohn des berühmten Geographen Anton
Bar. Büſching und zu Berlin geboren, Nachdem ex
einen Schulſtudien in Berlin, obgelegen hatte, wids
mete er fich auf den Univerfitäten Erlangen und Halle
dem Studium der NRechtöwiflenfchaft und wurde im J.
1806 als Regierungs⸗-Referendar in Berlin angeftellt.
. Schon frühzeitig hatte ihn befondere Neigung zum Gtus
dium deut cher Kunft und Alterthümer hingezogen. Im
November 1810 erhielt er daher dad Sommifjorium, die
fücularifirten Tat oifhen Stifter und Klöfter Schlefiens
au bereifen, die Bibliotheken, Archive, Bilder und Bils
derwerke, Münzfammlungen und andere Kunftgrgenftänbe
derfelben zu verzeichnen und zu übernehmen. Diefem mit
ſehr glücklichem ee auege ührten Auftrage hatte er
ım 3.1811 feine Anftelung als königl. Archivar zu Breslau
zu verdanken; ein Amt, das er bi6 1825. befleibet hat.
©eit 1816 war er zugleich Privatdocent, feit dem Decems
ber 1817 auperorbentli er und feit 1823 ordentlicher Pro⸗
Ei der Alterthumswiſſenſchaften an der dafigen Univer-
ität. Während er an Allem, was in das Gebiet des
allen, en Oi Sehens — dat le:
endigſte Intereſſe während jer mit deutfchen, ſcan⸗
—æã8 klaren und böhmifchen Gelehrten
eine anögebreitete wiflenfchaftliche und artiftifche Corre⸗
fpondenz führte, hatten feine eignen Iitevartichen Beftres
ungen vorzugsweife die Richtung auf fein liebes Schle-
fien genommen, Mit dankbarer Anerkennung erinnert fich
Breslau der Verdienſte, die fich der Verewigte durch die
erfte Anordnung ded dafigen Provinzialarchivs, fowie Durch
”) Bresl. At. 1829. Sr. 108,
422 | Meyern,
ſtrebende Welt zu fuchen, oder zu gründen, fi
mit andern Sugendträumen dahin. Gr trat
e Dienfte bei der Artillerie und lebte in Diefer Form
Lebens find feine vielen wohlgeordneten und wohlge:
"her, liebender Freunde gerathen , damit fie der Welt a
balten werden, und nicht in fefte Hand, die fie einen ver⸗
ſchloſſenen Schag bleiben läßt. Wenn fich Leine Ber:
wandte melden (Bater und Mutter find längft fchon dem
em igen Sohne dorangegangen), fo IR die oͤſtreichſche In:
validenkaffe Erbin des baaren Bermögend, und leide
auch der vielen hoͤchſt fhägbaren Manufcripte, Mödte
Doch in Diefem Zalle Graf Sternberg, der den MWBerksr:
benen hochichägte, oder allenfalld die Nedaction der „Wit:
ner Jahrbücher“ Der Melt diefe Shäge erhalten! —
Doch zurüd von diefer Epifode zu dem Leben des Krems:
des. Er fand endlich 2 junge Männer von Adel, die er
u einer großen wiffenfchaftlichen Rele in feiner Gefel:
haft begeifterte.. Er dankte ald Artillerielieutenant ab
und reifte mit ihnen in die klaſſiſchen Länder der alten
Geſchichte, befonders nady Italien, Griechenland, Klein
afien, ſah mit Hifkorifchem ; militärifchem und befonders
mit Kunffinn die Denkmale der Vorwelt, die Orte, wel
he duch Schlachten, Belagerungen und andere Krieg
thaten berühmt geworben und fludirte überall den Man:
ſchen. Gebr lang hielt er ſich in Gonftantinopel auf.
Ihm erfchienen die Tuͤrken nicht fo roh und barbarifk,
ald man fie gewöhnlich fchildert. Ungarn, Polen, fowie
England und Schottland waren damals von ihm befuht
und ducchforfcht worden, *) — Späterhin dhielt er ſich
») Diefe große wi aftliche Reife würde noch weiter fortge:
fegt Ar Gen Fl Faber: dur) den Tod des Ginen der
d
Meyern. 423
lange mit der öſtreichſchen Geſandſchaft in Sicilien auf,
wo eben dies Berhältniß ihm die Belanntfchaft mit dies
fr einft fr reichen und intereffanten, jetzt fo vernachläfs
igten Inſel ſehr erleidhtgete. Damals war Neapel in
der Gewalt der Zrangofen und Sicilien unter englifchem
Schuge, der Aufenthalt der alten Königsfamilie. Sein
Lieblingsgedante war damals, eine zahlreiche Golonie von
vecht arbeitſamen deutſchen Bauern dahin zu führen, und
bier dem Mangel an fleißigen Händen, dort der ſichtba⸗
ren Mebervölterung abzuhelfen. Aber Borurtheile und
Srivilegien find Berge, welche auch das Träftigfte Wohl:
wollen nicht immer überfleigt. Auch in Rom war er
lange Zeit mit der oͤſtreichſchen Gefandtfchaft, und konnte
mit ihrem Schuge um fo ungeftörter das alte Nom ftus
Diren und. alle bochgepriefenen Herrlichkeiten des neuen |
anz kennen lernen. Aber — der Mann mit dem zarten
fi ebildeten, religiöfen Kunft: und Schoͤnheitsfinn Rellte
te, befonders die Eirchlichen, bei weiten nicht fo body, ..
"als fie der oft affectirte Enthufiagmus Mancher zu bes
ben fich bemüht *). Unter den mancherlei Schilderungen
aus feinen Reifen, die in der Unterhaltung mit ihm vors
Tamen, hier eine der Lleinften und freundiichften: In
Smyrna lernte er in dem Vorſteher des Pefthofpitals
einen Greis von 80 Jahren kennen; einen choͤnen ſtar⸗
Ten, gefunden, mildfreundlichen Mann, Er war als jun:
er Kaufmann aus Italien in Smyrna von der Peſt be:
allen worden und hatte das Gelübde gethan, wenn er
wieder genefe, fein ganzes übriges Leben der Pflege der
eftfranten zu widmen ; er genad und war erit als
aͤrter und dann, feit 40 Jahren, ald Borkeher in dem
Hoſpital der Peſtkranken. Ein Mann von vielfeitiger
Bildung, aber ganz feinem Amte lebend und fich —*
opfernd, oft monatelang von allem Umgang, außer mit
Peſtkranken, getrennt, fo daB er mit Andern nur von der
Höhe eines Fenſters oder Balcons herab das Nöthigite
fpregpen Eonnte, — „Wie füblte ih mich fo klein und
gedemäthigt, dem edlen Greis gegenüber”, pflegte M.
0]
Neifefährten und den Nüdtritt_ded Andern unterbrochen worden.
Dom jede feiner Reifen war wiflenfhaftlich.
) Ueberhaupt erwarb fit) M. von allen Ländern, die er be:
uchte, die richtigſte und tieflte Kunde, erforfchte ihre Sprache und
iteratur, Zebendart und Charakter, 8 i
Natur in ihren mannichfal tigſten Beziehungen, Anftälten des Ver⸗
Ki: Kriegsweſen, Staatswirthſchaft, Geſchichte und bildende
unſt.
erfaffungen der Voͤlker, die
Dot. 425
Tod war ; fein Geift blieb hell und bewußt bi ans
Onde, das ihm gute nur alö ein erwänfchter Uebergang
in fin höhered, f ikigeres Weſen erfchien. Ungefhwädht
blieb bei ihm Gebächtniß und jede höhere, geiftigere Kraft;
fein reicher Schat von Kenntniffen ftand ihm ſtets zu
Gebote; man Eonnte ſicher fein wenn man irgend einen
unet der alten oder neuern Gedichte, der Philpfophie,
er Erds, Raturs und Menfchenkunde , irgend, einen Ges
jenftand der Kunſt zc. berührte, ihn gleicy mitteh ‘in der
Eise zu finden, und fie erörtern zu hören, als hätte er
je eben erft durchdacht. Leben und Wiſſenſchaft hatten
gegenfeitig bei ihm durchdrungen; body erhaben über
eteifacht und Borurtheile war fein Urtheil ftets mild,
aber doch ſcharf und eig: In all feinem Wiffen war
er ganz zw Haufe, hell, Elar, befonnen und ftets eigens
mli. Mer Umgang 'mit ihm bot daher Jedem, deu
di ve zu fdägen wußte, in reichem Maße goldene Aes
fel in filbernen Schalen. — Go ein af Tann und
el
im Leben nur einmal begegnen ! Gr iſt zu felten; wohl
dem, der ihn findet und nt. Beine Freunde vermifs
fe ihn tief und fhmerzlig. — „Sein Andenken wohne
H — Heiligthum unſerer Herzen." („ Dya- Na-
ors.“
189. Eduard (Paul Gottwald) Pohl,
Candidat des Predigtamtd zu Bredfaus
geb. d. 1. Nov. 1801, get. d. 18. Mai 1829.)
Er war von Dürftigen Eltern zu Breslau geboren
und erhielt feine erſte Bildung in der mit dem Friedrichs⸗
Oymnafium verbundenen Bürgerfchule. Im 8.3. am er in
die unterfte Klafle des Spmne m& , welches er bis Oftern
1823 befuchte Geine afademifchen Studien old apealss
begann er in der Waterftadt, und vollendete [ in Berlin,
Nur kuͤmmerlich Eonnte er ſich erhalten, denn Breslau’s
Belagerung raubte deinen Eltern ihr weniged Befigthum,
und die Kantorftelle feines noch lebenden Vater in Gils
berberg bot zu geringe Mittel, um Mutter, Gchwefter
und ihn vor Nahrungaforgen ui fügen. Deöhald Iaftes
ten ſchon von früher Sugend# an am Theil auf ihm die
lichten eines Familienvaters. ein er trug fie mit
freudiger Kraft, weil er in der Unterftügung von Mutter
ef, Roſenalmanach 1880, wofelbft auch das Porträt def
426 | Hohl.
und Schw ‚ die ihn durch Ertheilung von Privatun
—ã—nù mai wurde, fein höchſtes Slüd fand. Gefühl
und Talent für die Dichtkunſt entwicelte er früh Und
mehrere Zodesfälle geliebter Lehrer und Mitfchüler boten
ibm Gelegenheit, ed in dem Kreife feiner Gönner und
reunde leuchten und wärmen 8 laſſen. Selbſt in ge⸗
Bee Sirkel begleitete ihn die Muſe, wo er nicht felten
durch in wenig Augenbliden verfaßte, wohlgelungene Ge⸗
Dichte, überraſchte, von denen einige in Die von ihm ver:
anftaltete Sammlung Iyrifcher Sroüffe (Breslau 1829)
aufgenommen find. Ungeheuchelte Gleichheit der Empfin⸗
Dung , Dentweife und Auffaſſung äußerer Berhältniffe zog
ihn mächtig zu Iean Paul*) hin. Cr wußte die ihm
entgegentretenden Hinderniſſe zu befeitigen , wunterzog ſich
mit fifchem Muthe den vorauszufehenden Entbehrungen,
und trat eine Wanderung zu dem geliebten Dichter an,
der ihn mit vieler Freund ichkeit empfing, und, angesonen
von der klaren Ziefe und einfachen Wahrheit feines S
fens, auch nach feiner Heimkehr durch Grüße und Briefe
ihm fein dauerndes Wohlwollen zu erfennen gab. Rad
beendigten Univerfitätöjahren lebte Y. ald Hausiehrer bei
dem Grafen Pilat in Schlegel, und war kaum von da nad
Breslau zuruͤckgekehrt, als ihn eine Erkältung auf ein
14 tägiges Krankenlager warf, von welchem er nicht mehr
erftand. Er flarb nahe an der Erfüllung feiner fchönften
Hoffnung; denn eine geliebte Braut und eine Gemeinde,
in deren Mitte er ald Religionölehrer treten follte, har:
reten feiner Genefung; und die Sammlung feiner Gedichte,
deren Ertrag er fir feine Mutter beftimmt hatte, wat
eben im Druck erfchienen, — Mit wehmüthigen Zögern
farich Unterzeichneter diefe wenigen Andeutungen über Dad
eben des vollendeten theuern Freundes, die ihm zur öf:
fentlihen Bekanntmachung gütigft mitgetheilt wurden,
nieder. Wenn der Genius des Todes einen andern auf
der Erde eingebürgerten Genius aus feiner Hülle abruft,
ehe er fein Dafein hienieden verkünden Tonnte, ſo iſt ed
nicht Anmaßung , fondern Pflicht, daB die, welche ihn tm
kleinen Kreife auffinden und erkennen durften, von feinem
Merthe ohne Rückhalt ſprechen. Pohl's Inneres war ein
reiner Kryftall, dem eine Myöne Erde, ein ſchöner Him:
mel und eine heilige Meligion belle Funken entlodten;
ein Dichter in dem Sinne, den Elaudius diefem Worte
beilegt. Die Wahrheit Diefer Behauptung wird Durch die
üü—
4
*) Del. Biogr. 3. Sahrg. S. 1085 d. Nekr.
Parreidt — Hänlein. 427
erwähnte Sammlung feiner Gedichte untı t, aus weis
her der Verf. freilich, bei Tpäterer Durchficht, viel weg⸗
jelaffen ; der er aber, auch nody viel mehr des alles Bißs
Beciae Uebertveffendeh hinzugefügt haben würde, wenn
nicht ſchon jept die erftartte San von den tönenden Gais
ten herabgeglitten wäre. R. Hilſcher.
* 190. Johann Auguft Parreidt,
toͤnigl. preuß. Juſtizcommiſſär u. Rechtsconſulent zu Deligi im
Verzogthum Saqhſen z
geb. d. ©. Jul. 1761, geſt· d. 14, Mai 1829.
Er war aus einer alten, angefehenen und um die
Gtadt_Delisfch vielfach verdienten Familie nf offen ;
denn fein Bater Chr, Aug. P. war Bürger —* unð
Nechtöconfulent ‚feine Mutter Regine Sophie, eine geb.
ofmann bdafelbft. Den Grund feiner wii enfehaftlichen
ildung- legte er auf der Stadtfchule feiner Baterftadt
und genoß weitere Ausbildung auf der Fürftenfchule Pfor-
ta. In Beinsio vollendete er Peine uriftifchen Studien und
wurde ein eben fo geſchickter al& rechtichaffener, allgemei-
ned Vertrauen und ungetheilte Liebe geniefiender Rechts-
gelehrter, welchen Ruhm er bis an fein Ende ſich erhal⸗
ten hat. Zuerſt fand er feinem, Bater in feinen ausge-
breiteten. Geſchaͤften bei und machte ſich fpäterhin befonz
ders auch als Kicchenvorfteher um das Delisfcher Kirchen»
wefen fehr verdient; auch war er Gerichtäverwalter
der Patrimonialgerichte Sollen bei Landsberg und Roigfch
bei Bitterfeld. Ex hatte mit manchen Unfällen und Krant-
geiten zu fümpfen;_am meiften litt ex. durch langwierige
eraubung —5— Sevtaft, waß ihn jedoch, bei einem
außerordentlich ſtarken Gedächtniß und bei feiner großen
Erfahrung , in feiner juriftifhen Praxis nicht bedeutend
hemmte. Den 26, Oct. 1791 hatte er ſich mit Chriftiane
Wilhelmine geb. Laue von Seittenberg, ehelich verbun⸗
den, und die 3 Söhne und 1 Tochter, die fie ihm gebar,
haben ihn überlebt,
* 191, Heinrich Carl Alerander dv. Hänlein,
der Phil. u. Theol. Doctor, Director d. koͤnigl. batr. proteſtant.
Dberconfiforiumd zu Münden, Ritt. d. Drd. d. baler. Krone.
+30 Gölingen im Würtembergifchen ;
geb. d. 11. Iul. 1762, geil. d. 16. Mai 180.
Der Bollendete war der Sohn des fürſtlich
burg · Ausbach ſchen Hofs und Regierangsratheb u
v. Haͤnlein. 429
wutde · — Im Brühjahe 1789 folgte et dem bereits im
Serbſt 1788 erhaltenen Ruf in, feine Heimath als Pros
feffor der Theologie und Univerfitätsprediger zu Erlangen,
wo er biß zum Gerbſt deö 3. 1804 in Diefeh beiden Aem⸗
tern fegensreic wirkte und auf gleiche Weife fi) der Zus
Feiebenbeit feiner Vorgefeßten und der Liebe and Vereh—
rung feiner. Gemeinde zu erfreuen hatte, eine akas
demifchen Lehrvorträge, gegründet auf tiefe wiffenfchafts
liche Studien, dabei den Geiſt feiner Forſchung athmend,
welcher ihn ſtets befeelte und gleichwohl ihn nie über die
Grenzen hinausführte, wo menschliches, Forſchen aufhört
und Glaiben beginnt, belebt dabei durch den innigen Ans
theil, welchen er felbft an dem nahm, wad er mit wahrer
Ueberzeugung vortrug, hatten, fowie feine and tiefem tes
Yigiöfen Seffpt hervorgegangenen und mit edlem Anftand
und einem glüdlichen Organ vorgetragenen Kanzelveden
fid) ſtets deö lebhafteften Antheils der Zuhörer zu erfreuen
und leben noch fegensreich in den Herzen wieler berfelben
fort. Dabei mußte feing Heiterkeit und _Gemütplichkeie
im gefelligen Umgang , die Offenheit und lichkeit, wos
mit er jedem, ber ſih zu ihm gezogen fühlte, entgegens
tam, Alle mit Liebe für den Mann erfüllen, deffen ent
lied wie Privatleben mit dem, was er Veprte und pres
digte, im innigen Einklang ftand. — Treu und anhängs
lid) dem Waterlande und der Univerfität, nuf weicher er
feine erfte Bildung erhalten hatte und mit Luft und Liebe
wirkte, wies ex mehrere während feines afademifchen Lehrs
amtes in Erlangen an ihn ergangene Bokationen auf auss
wärtige Univerfitäten zurück und bewies auch hierbei, ins
dem er nie dergleichen Anträge zur Begründung von Ans
fprüden an bie ihm ger fegte Regierung benupte, die
zeinfte Wneigennügigteit, Doc erkannte die Eönigl, preis
ifige Begternng , unter weicher damals die Fürftenthümer
inöbach und Baireuth ftanden, feine Berdienfte an, und
bethätigte dies aus, eignem Antrieb durch fucceffive Ges
haltserhöhungen und durch die ihm den 23. Det. 1808
verlichene Wurde eines Gonfiftorialrathes bei dem Göns
Eroclum au Ansbach, unter Enthebung von den laufenden”
sonfiftorial, uiaätten. — In die Periode feined Lebens
als ai ademilejer un zu Erlangen und Göttingen fällt
auptfächlich feine rifeitelerife jätigkeit, Die Reihe
jeineer am Gcluß Diefer Lebens - aufgeführten
Schriften, weiche alle mit großem Beifall von der gelehr⸗
ten Welt aufgenommen wurden, zeugt hietvon. Neben
diefen unter feinem Ramen einzeln —E Schriften
430 j v. Hänlein,
enthalten aud; mehrere gelehrte Beitfchriften, an well
2 Antarteltete, Vrobikte ————
fchens. So redigiete er namentlich erft mit Ammon, dann
ft diefem und Paulus, das früher von Döderlein begon
mene theologifhe Sournal in den 3. 1793 und den fol:
enden Jahren und arbeitete thätig mit fowohl an der in
tlangen eine Seit lang erfchienenen Siteraturzeituug, ala
audy, nachdem dieſes Iiterarifche Inftitut aufhorte, an der
allgemeinen, erft in Jena, dann in Halle erfchienenen %i-
teraturgeitung, Die firenge Prüfung, welcher derfelbe
ftets feine Arbeiten unterwarf und die Gewiffenhaftigkeit,
womit er ſich feinem Be als_atademifcher Lehrer und
Prediger widmete, mag Urfache feyn , daß bei aller feinen
wiffenichaftlichen Beftrebungen gewidmeten Thätigkeit, dod
die im Yublitum erfchienenen literarifchen Produkte ders
felben nicht zahlreicher find. — eine Gefundheitsums
tände, Fr im De dem ee — ver⸗
mdene anhaltende Anſtrengung der Bruſt nicht ufagte,
nöthigten indeſſen ihn von Kabe zu Jahr mehr, An
eine andere Anftellung umzufehen, weldye mit feiner Gons
itution weniger — eſchatten serbunden wäre,
ei ‚am bie preu‘ e He,
4 Bamald
und von diefem an die Krone Baiern, Zwar gehötte nas
mentlich der Berewigte zu denjenigen , weldye Pete lange
daß edle Beftreben des Königs von Baiern und feiner Re
gierung für das Beſte der ange‘ ammten alten, wie der
Heu erworbenen Länder zu würdigen wußten; indeffen der
Anhänglidhteit an den bisherigen Zandesheren wid jede
andere Mädfiht, und es erklärte deshalb der Beremigte
v. Hänlein. 431
auf die bei der Landedabtretung von preußiſcher Seite an
die höheren Staatsdiener ergangene Aufforderung, ſich
darüber auszufprechen , ob fie noch im preußifchen Dienft
zu bleiben wünfchen oder nicht? — fi, für. das Erſtere,
. und war bereit, dahin zu gehen, wohin ihn fein biöheriger
Landesherr berufen würde. Allein das Unglück, weldjes
noch in demfelben Zahr die preußifche Monarchie traf,
machte die Ausführung diefed Plans unmöglich. Willig
fügte er fih nun der Nothwendigkeit und bewies dem
neuen Landeöheren diefelbe Pflichttreue, denfelben redlichen
Dienfteifer, durch welchen er fi) in feinen biöherigen
Dienftverhältniffen ausgezeichnet hatte, — Der fo auf⸗
merkſamen baierfhen Regierung konnte das redliche Wir⸗
ten eines fo tüchtigen Gtaatödieners nicht entgehen. Sie
erfannte dies auch durch die That an, indem fie den Bers
ewigten, ohne, daß er irgend eitten Scheitt diesfalls ‚ges
than hätte, bei der im 3. 1808 gefchehenen Organifation
des Königreich& Baiern, den 15. Sept. d. I. zu der eben
fo ehrenvollen als wichtigen Stelle eines erften ordentlichen
Ober: Kirchenrathes in das für den proteftantifchen Theil
des Königreichs damals errichtete DOber-Confiftorium in
München ernannte. In diefem auögebreiteten Wirkungds
kreis, an der Spitze der proteftantifhen Geiftlichteit
Baiernd, wirkte er nun unermüdet feit Ddiefer Zeit
bis zu feinem Ende fort. Ohne Menfchenfchen, ernft
und Eräftig in Behauptung defien, was er für recht und
ut erfannte, und doch vol Milde und Freundlichkeit, ges
ang ed ihm, ‚nun unter- den fchwierigften Beitverhälts
nifien, ſehr viel Gutes durchzuführen, Viele der treff:
lichſten Einrichtungen , deren ſich die Berfaffung und Bers
waltung der. proteſtantiſchen Kirche Baierns BY erfreuen
at verdanken feinem und feiner Gollegen Wirken ihrs
ntftehung. und Erhaltung. — Unter den manderlei
trefflichen Sineichtungen, welche feit der im 3. 1808 ges
[ogenen Gründung des proteftantifchen Oberconfiftorlums
n Baiern ihre Entftehung oder Vervollkommnung fanden,
und wobei der Verewigte ftetd thätig mitwirkte, verdient
namentlich befondere Erwähnung die kirchliche Eintheilung
des proteflantifchen Theils des Reichs und die Organifas
tion der kirchlichen Mittel: und Unterbehörden; die zur
Erlangung tüchtiger Geiſtlicher neueingerichteten theo⸗
logiſchen Candidatenaufnahms⸗ und Anſtellungsprüfungen;
die zur fortdauernden Snfpeftion der Geiftlichen in willen:
f&haftlicher und fittlicher Beziehung und zur Leitung ihrer
theoretifchen und praktiſchen Kortbildung getroffenen Sins
48% v. Hänlein.
richtungen; die Einführung einer auf firenge Unparteilich⸗
Beit und Auswahl der — aus der Zahl der Be
werber um erledigte Pfarrftellen hinzielenden Beförderun
ordnung; Die Purifitation und Anordnung vieler —*
reien und Auflöſung fo mancher Simultanverhältniſſe im
Weg der Güte zum beiderſeitigen Vortheil und damit He⸗
bung der Urſachen ſo mancher gehäſſigen Streitigkeiten
wiſchen verſchiedenen Religionsparteien; die, bei oft ſehr
def ränkten pecuniären Mitteln getroffenen Einrichtun
zur efriebigung der religiöfen Bedürfniſſe neuer, an Or⸗
ten , wo vormals kein proteftantifcher Gottesdienft beftand,
ebildeter proteftantifcher Gemeinden, zur Unt ung
eener der ärmern proteftantifchen Geiftlichen und beffere
Dotirung einzelner Pfarreien, fowie zur Unterflügung der
Wittwen und Waifen proteftantifcher Geiſtlichen; die Mes
gründung einer die Arbeiten der kirchlichen Behörden fehr
erleichternden und ihnen a Data dazu Liefernden
kirchlichen Gtatiftit; ‚die rs tung eines neuen verbef
ferten und gleichförmigen Geſang⸗ und Ghoralbuchs |
die Vorarbeiten zur Einführung einer gleichförmigen zweck
mäßigen Liturgie; was ferner zur eg ndung einer die
Bertretung ber Rechte der kirchlichen Gemeinden, fowis
die Erhaltung der Kirchenzucht fürdernden Repräfentation
der kirchlichen Gemeinden gefhah ; Die Vereinigung der
Lutheraner und Reformirten im Rheinkreife; die Begrüns
dung von Geſellſchaften zur Verbreitung dee heiligen
Wi DR mit forgfältiger Vorkehrung gegen dabei Leicht
einfchleichende myjitifche Umtriebe; und fo manche Eins
richtungen noch, welche in diefe Epoche fallen — nicht zu
verge len dabei defien, was zur Verhütung manches dros
henden Uebels, insbefondere zur Gicherftellung des evans
gelifhen Kirchenvermögens gegen Verwendung zu fremd:
Artigen Zwecken; zur Wahrung der Rechte der Kirche ges
“ gen die — dem gegenfeitige Religiondfreiheit und Ems
tracht der verfchtedenen Neligiondparteien verlangenden
Willen des Königs und feiner Regierung zuwider — von
einer gewiſſen Seite her verfuchten Anfechtungen, gegen
Profelytenmacherei und fonftige ultramontane Umeriebe;
zur Srhaltung ferner der Reinheit der enangelifchen Lehre,
zur Bermeidung von Separatismus und Gectirerei in ber
evangelifchen Kirche felbft ; fowie endlich was zur Leichtern
Ertragung wenigftend unvermeldlicher, durch den Dran
der Zeiten herbeigeführter Nachtheile een Mag gu
mancheö, was in Tirchlicher Hinſicht in dieſer Epoche ges
ſchah, zur Beit noch nicht immer ganz den Zwecken ent
438 Maria Joſepha Amalia, Königinvon Spanien,
jarmloſen mild den König ſelbſt aufrichtete. Ih
En —E Königin har überhaupt tadeReh
und würdig; und weite wir fie jeder Berfuhung, in dl
entlige Get fte fich zu mifhen, ans. — Gi
fteude geno| ein Jahr fpäter, als Vater,
und Sreundin ubes Zlorenz den 3. Dec. 1824 in Madıd
fie befuchten. Diefe an bes Jepten Wiederfehens hatten
eine unbefcreibliche Heiterkeit Aber ihe Gemüth verbeek
tet. Berſagte ihr auch Gott einen kiebiingswunſch der
Böniglicyen Familie, da ihre Che kinderios blieb, fo weihte
ie do um fo außichließender der Werehrung Gottes um
er Piebe zu ihrem Gemobl, die fie täglich wie die Eich
E allen den Ihrigen felbft im Gebete ausſprach. Gis
ebetbuch in —A Syrache ward, von ihr verfaßt,
dem Druck übergeben. Dieſelbe Gpttergebenpeit und Geis
Fesftärke, die fie immer ausgezeichnet hatte, bewies fie
auch in den legten Tagen iyres debend. schon am 1.
Mai 1829 war nämlich die Königin von einem Callenfits
ber befallen worden, das jedoch anfangs wenig Deſe
erwedte, Noch am 6. d. MR, war, fie im Stande,
festen Water ua cin enpindiges Sereiven er
ren Buftand u becul on 2 zn
de Krankheit einen (edenflien Li ter an und ang
endlich in ein Nervenfiebeu über, das ihrem edlen Leben
am 17. ein Ende macıte. Sie verſchied in einem Alte
von 25 3., betranert und gefegnet vom neuen MWBaterlandt
wie von dem ihr ftetö nahe gebliebenen Sadfenlande*)
r . Seunkehn
imaren juleßt in Aranjuez verfammelt, Die beili
einer SR: Su welcher ad Tpanifipe Örandes ——
Mabrib nash Aranjuep gebracht und auf befondern Altäten 7
mer der Königin aufge ellt, en allen Provinzen“ — =
pen Gebete angeordnet. — In ihren hantaften war die Königin
440 Str. v. Barnekow.
ZRitteln Geld gu einer Armenkaofle gab, woraus m la
Yrmen nah feinem Ermeſſen Unterfugung reichen Tezıt.
Ginigemal follte er auf eine beffere Pfarrikelle verſch
werden, er hatte aber feine Gemeinde zu Lieb, als I
ern, fein Anſehn war blubend Na ins foätche Alte,
0 daß man von ihm wohl fagen Tonnte: ost mens san
corpüre gano,
C. F. Roft,
Pfarrer zu Ringenthal bei Mittweida
* 194. Chriſtoph Gottlieb Bogislay Freihen
von Barnekow,
koͤnigl. preuß. Oberforſtmeiſter, Ritter ded St. Johamiter⸗ u. re:
then Adlerord., wie auch Ehrenmitgl. d, medienb. patriot. Vereint
— zu Teſcheritz auf der Infel Rügen;
geb. d. 6. Apr. 1760, geſt. d. 21. Mai 1829.
Er war zu Teſchevitz auf der Infel Rügen geboren
und erhielt den erſten Unterrid,t im elterlidhen Kaufe,
Bann in Bergen duch den dortigen Probft Keftius, wo
fi ihm der hohe religiofe Sinn und der unerfchätterlide
Glaube an die Liebe und väterlihe Führung Gortes, die
ihn vor Bielen audzeichneten und nie, weder in Freude
noch Schmerz verließen, tief einprägten. Darauf beſuchte
er die Hochfchulen zu Greifswald, Kiel und Göttingen,
wo er duch den Tjährigen Krieg häufig mit den BDfficies
ren der verfchiedenen Triegführenden Armeen zufammens
tom, in deren Gefellfchaft der lebensfrohe Süngling fich
wohl befand und aldReiter und Boltigeur fich auszeichnete,
wie überhaupt fein Eräftiger Körper, der felbft bis ins
oͤhſte Alter nie von Krankheit angegriffen ward, in
eibesubungen Stärke und Leichtigkeit entwidelte Bei
der Ausbildung des Körperd ward aber keineswegs der
Geiſt vernachlaͤſſigt, mit großem Fleiße der Surisprudenz
Peter Friedrich Ludwig, Herzog von Oldenburg. 445
torp an einen Theil des Herzogthums Gdledrig, ten
der Großfürft Paul nach erlangter Boljährigkeit in tem
ergiachic befannten Definitivtraftst im Jabre 177
eftätigte. In Folge dieſes Traktats erlangte Lie Alzere
Linie des Haufe Oldenburg, die im Beſitz der Krcae
Dänemark war, den ruhigen Beſit von ganz Schleſswig
und Holftein, und trat Dagegen an den Grchfürfen tie
Sraffchaften Oldenburg und Delmenhorfi an ter Nie
derwefer mit allem Zubehör ab, übernahm tie anfehnlis
chen holſtein⸗gottorpſchen Landesſchulden und befreite Lie
gedachten Graffchaften von allen Staatsſchulden. Tem
bisherigen Biſchof von Lübel und Hersog con Helfſtein,
auch Adminiftrator der holftein : gottorpiden Lande im
Deutfchland, Friedrich Auguft, leiblidem Chem des
Prinzen Peter (nachherigen Herzogs von Didenburg,, trat
der Großfürft in dem erwähnten Definitivtraftate Lie fos
genannten jüngern Zideicommißgüter des Amtes Zitens
burg in Wagrien ab und bedang ihm zugleich von Zä-
nemark als eine Entfhädigung eine anfehnlide Summe
wegen rückſtaͤndiger Apanagen. — ine weitere Folge
dieſes Vergleichs war, daß der Halbbruder des Koͤnigs
Chriſtian VII. von Dänemark, Prinz Friedrich, der 1756
zum Goadjutor des Hochſtifts Lübel erwählt worden
war, zum Bortheil des Prinzen Peter Friedrich Wils
heim, einzigen Sohns des Biſchofs Friedrich Auguft, ſei⸗
nen Rechten auf jenes Hochſtift entſagte. Auch trat
wenige Sage nady der Befigergreifung der Grafſchaften
Dldenburg und Delmenhorft durch den Sroßfürften Paul
diefer felbe als Dotation und Zideicommiß an die jün-
gere Linie feiges Haufe uud deren Chef, dem Biſchof
arg Auguft, ab. — Daß alte Stammhaus des Baus
ed Oldenburg an der Niederwefer, welches nach dem Abs
leben des legten Grafen Anton Günther 1767 an die Als
tere Einie und deren Hauptagnaten, den König von Däs
nemark, und an den Chef der jüngeren Linie, den Ders
z0g von Holſtein⸗Gottorp teſtamentariſch gelangt war,
aber durch Neichöhofrathäurtheil dem regierenden Her⸗
z0ge von Holftein- Plön, Joachim Ernſt, als nähern Agna⸗
ten zuerfaunt wurde, war der regierenden daͤniſchen Li⸗
nie durch Vebertragung jened Herzogs von Holftein- Plön
verblieben. — Diefe dem Haufe polftein: Gottorp uners
wartete Wendung legte den Grund zu den nacıherigen
langen Mißverftändniffen beider Hauptregentenlinien des
Haufes Holftein. Als der legte Graf Anton Günther
von Oldenburg geftorben war, fiel die Herrſchaft Iever
448 Peter Kriebrich Ludwig, Herzogvon Oldenburg.
Tünftlern ausgeführt, duldete er Dagegen gern. Beſon⸗
derö aber fand die Arditektur bei ihm Aufmunterung
und Unterflägung. Noch mehr als für Die Künfte tyat
er für die Wiſſenſchaften. Gr war der Grunder der in
D!denbarg befindlihen, einen Schag von gediegenen wii:
enfchaftlimen Werten und mandye antiquarifdye Gelten:
Seiten enthaltenden öffentlihen Bibliothel. Cr gründete
im 3. 1807 ein Gchullehrerfeminar mit einem Fond von
‚20,000 Zhle. ; im J. 1814 ein Gymnaſium und 1819
ein Zaubflummeninftitut zu Wildeshauſen. — Recht und
Gerechtigkeit handhabte er ohne Anfehn der Perfon; kei:
ner feiner Unterthanen iſt unter ihm und durch ihn wiſ⸗
fentlid oder abſichtlich jemals in jeinen wohlgegrüundeten
Rechten gekraͤnkt worden. Die Abfchaffung der Todes⸗
ftrafe für Berbrecher iſt in der neueften Zeit lebhaft zur
Sprache gelommen und in Frankreich wird dieſelbe bins
nen wenigen Wochen gefeglih ausgeſprochen ſeyn. Aber
dem Herzoge Peter, von Dldenburg gebührt der Ruhm,
Daß er, wenigfiens in den legten Sahrzehnten , der erfle
Bi in der Welt gewefen ift, durch den die Todesſtrafe
aktiſch abgefchafft worden; indem er nie ein Todesur⸗
theil unterzeichnet hat. — Scon dieſe einzelnen Züge,
befonders der legte, dürften als genügend erkannt wer;
den, um Dem edlen Herzog.den Ehrentitel: Water feines
Voikes beilegen zu Tönnen. Um fo fchmerzlicher mußte
ed für feine Untertharten feyn, dag ihm von Napoleon
unverdienter Weife ein fo trauriges Loos bereitet wurde,
— Herzog Peter war 1809 im October, zu Der Zeit, ald
Napoleon durdy fein Machtgebot Deutfchland beherrfchte,
dem Rheinbunde beigetreten ; doc mehr dem Drange
der Zeit, als feinem Willen folgend, indem er vorauds
fah, daß durch diefen At die auf feinem Volke ruhenden
Laften direkt oder indirekt vermehrt werden würden. Aber
auch diefer Schritt rettete ihn und fein Land nicht vor
dem Schidfale, weldyes Damald mehrere deutſche Fürften
traf: ein einziger Federſtrich des gewaltigen Kaifers ver-
nichtete die Exiſtenz des Herzogthums Dldenburg im 3.
1810, und e8 wurde im Anfange des folgenden Jahres
dem franzöfifhen Reiche einverleibt,. Man bot zwar dem
Derzoge Erfurt nebſt deſſen Gebiet als Entfchädigung an,
aber er flug es ans, indem er fagte: „Ich will Uns
tertbanen, die ich Eenne und liebe, und die auch mid)
lieben!" Er ging zuerft nach Eutin und dann nad
Rußland zu der durch Bande des Bluts ihm nahe bes
teundeten Kaiferfamilie. Gegen Ende des Jahres 1813,
=
450 Alex. Ludw. C. Heinr., Prinzd. Hohenl. Ingelfing,
1805 nahm er den an ihn ergangenen Ruf zu einer au:
Serordentliygen Profeſſur der Rechte nach Kiel an, ward
1814 ordentlicher Profeſſor derſelben dafelbft und Weis
figer der Zuriftenfatultät, 1818 dafjelbe in Göttingen
und endliy 1822 als Oberappellationsgerichtsrath nad
übe berufen, wofelbft er im eben begonnenen 47 e-
bensjahre verftard. — Als Schriftſteller hat er geliefert:
Diss. inaug. de querela inoffhiciosi testamenti. Goett,
1808. — Entw. eines Syſt. d. Pandelten. Kiel 1806.
8. Ausg. 1812. — Das Syſt. d. Concurſes der Glaͤubi⸗
ger: 1812. 2. Ausg. Goͤtt. 1824. — Das röm. Privat:
zecht in feiner Anwend. auf deutſche Gefchichte. 3 Th. Als
tona 1814 — 1815. 2, Audg. in 1 Bde. u. 8, fehr ver:
mehrte Ausg. 1823. 4. A. 1. Ih. Goͤtt. 1828. — Juriſt.
gef . ©. Rechtsalterth. Goͤtt. 1822. 2. Ausg. 1826. (SEgls
ber ihn: Hugo's Geſch. d. röm. Rechts feit Iufkinian
Berlin 1818) &. 516. — F. Gaalfelds Fortf. v. Gt.
tterd Gelehrt. Geſch. Böttingens (1820) ©. 302. —
uͤders Zeitungs⸗ u. Gonverfationsleriton v. I. Hübner,
81. Aufl. 4. 3b. ©. 218; u. Luͤbkers u. Schröders Le:
xikon d. ſchlesw. holſt. lauenb. u. Eutiniſchen Schrift:
ſteller. Abth. 2, &. 568.
Schwerin. Dr. Brüffow.
* 197. Alerander Ludwig Carl Heinrich,
Prinz von Hohenlohe-Ingelfingen,
Ritter d. Iohanniter = Ordend zc. zu Stuttgart;
geb. d. 3. Zul. 1798, geft. d. 23. Mai 1829.
Diefer Sprößling eines erlauchten Fürftenhaufes, wel-
der in der Bluthe feiner Jahre die Beute des Todes
ward, war zu Debringen im Würtembergifchen geboren
und der jüngfte Sohn des am 15. Februar 1818 verftor-
benen regierenden Fuͤrſten Friedrich Ludwig von Hohen-
Iohe:Ingelfingen, der fich von feiner Gemahlin Amalie
Louiſe Anne, der Zochter ded Grafen Julius Gebhard
von Hoym, dev Mutter des Prinzen, im 3. 1799 auf ge:
feglihem Wege trennen ließ. Diefe vermählte fich dar-
auf im 3. 1802 mit dem Oberften Friede. Ludwig, Gra:
fen von der Dften Saden auf Bellin bei Guͤſtrow im
ecklenburgiſchen, wo fie noch jest, nachdem fie ſich um
die im Kriege verwundeten Medlenburger, während der
eldzüge 1813 und 1814, in denen felbft ihe Gemahl als
berft u. Chef eines freiwilligen Sußjäger:- Regiments mit
Derle. 451
Auszeichnung focht, hoch verdient gen t hat, in laͤnd⸗
licyer Zuchckgezogenheit lebt und allgemein verehrt wird.
Der damals no im evften Eebensjapre fi befindende
Prinz Lannte noch nicht den Berluft, welchen er durch
die Abwefenheit der Mutter erlitten, und wenn er auch
fpäterhin den Händen fehr gefcickter Lehrer anvertraut
ward, fo möchte demungeachtet doch manches an feiner
Grziehung audzufesen feyn, was Meferent aber mit Stils
chweigen übergehen will, wenn gleich er auch font Ges
jegenheit hatte, dem Prinzen ganz in feiner Nähe mehs
tere Monate lang zu beobadıten. Gchon fruͤhzeitig trat
{R in tönigl. preußiice Militärdienfte, wo er «6, wie vers
jautet, bis zu dem Range eines tit, — gebracht ha⸗
ben fol, was aber Referent nicht verbürgen kann, Im
3. 1818 verließ er den Militärftend und begab ſich fei
ner weitern Ausbildung wegen Migaelis 1819 auf bie
jochfchule zu Roſtock. MDie Borlefungen, eines Flörde,
ries und Karften *) wutden bier hauptfächlich von ihm
jenugt, jedoch verweilte er nur bis Michaelid 1820, wo
er wieder in die Heimath gurüdkehrte, nachdem ihm zus
vor von dem Könige von Preußen der Jobanniterorden
verliehen worden war, Während feiner Studien zu Ros
& batte er ſich den 24. Det. 1819 mitgfatoline Eouife
ohanne, der Erbtochter des geheimen Legationstatys und
Domdechanten Hans, Grafen von Schlig auf Burg
Sılig ꝛc. im Meckienb. Schwerinfhen, verlobt, was
aber ſchon früh wieder rüdgängig ward, und wahrfcheins
li den Prinzen beftimmte, feinen zeitherigen, Aufents
Halsort zu verlaffen und fi auf Reifen zu begeben.
eine ehemalige Verlobte vermäplte fich Darauf den 14,
October 1822 mit dem Grafen Heinrich von Baſſewig⸗
Schlit auf Wardow zc., und fo ward denn dieſes Berhälts
niß auf immer-abgebrochen, wodurch fonft- der Prinz in
den Wefis bedeutender Güter und Reichthürmer getommen
feyn würde, Die weitern Lebensſchickfaie des Berbliches
nen find dem Referenten unbelannt. -
Schwerin. Dr. Brüffow,
* 4198. Carl Friedrich Derle,
Polizei s Gaffier zu Dresden;
geb. d. 6, Jun. 1778, geſt. d. 26, Mai 1820.
Seine zu Dresden wohnhaften Eltern erteilten ihm
eine fehr vollkommene Erziehung. Im 16. J. begab er
*) Deffen Blogr. ©. 901 diefe Jahrg.
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Chriſt. Graf
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gem lebten, “Mi
vermii
Gefanftns eier on De Dienkoniht wide
wofelbft er bald nach feiner Ani a d' .
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1813 nahm Graf Emil an der Schlacht —
theil, und hierauf, ais itan⸗dieutenant —
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und geäfl
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ten aucı auf Der Graffcaft fehwer
Yoftet und — — u. ſolche Schuldenlaft *
fen, als
fern zur
den Op}
Schönberg für die vereini;
Gronau. Schon waren hi
der Tod dem
ae felten a I er bald diefen,
ihrer Witle
ee
a
eenahme der Schulden feines Satees sine —
458 Eichhorn.
er für volltommen fähig zur Aufnahme in das Goburg⸗
ſche Sumnafium erklärt wurde. Sichhorns Eltern traten
imdeß diefer Abficht und des Sohnes MBunfdye, fich dem
Gtutium der Zhenlogie zu widmen, entgegen, und er er
iff nun dos Metier feined Waters, det ein Weber war.
Det ber in ihm einmal rege gemordene Zrieb‘ nady Fort:
bildung ſeineß Geiſtes ließ ſich dadurch nicht unterdruden.
Durch unermüdetes Befen gutgemählter , wiflenfchaftlicher
Bäder, dur die gefpanntefte Aufmerkfamteit auf bie
Seſpraͤche unterrichtetee und wiſſenſchaftlich gebildeter
ner, deren Umgang E. immer eifrig ſuchte, und durch
weiteres eigened Rachdenten über Geleſenes und Gehörtes,
war er unabläffig bemüht, fidh uber alle Gegenftände des
Lebens richtige Begriffe zu erwerben und feine Kenntnifle
in erweitern und zu vermehren. Kein Feld menſchlichet
tniß gab ed, das feine rege meipbegteche nidyt angezogen
hätte. Gr lad mit gleich lebhaften Intereffe faßlich ge:
ſchriebene politifche wie juriſtiſche, mebdicinifche und theo:
logiſche Schriften. In feinen frühern Jahren kamen
ihm dabei und überhaupt in feinem Beſtreben, ſich zu un-
terrichten, die Belehrungen und der Umgang des damali⸗
gen Beamten zu Neufladt, nadımald zu Coburg verſtor⸗
benen herzogl. ©. Coburg. Geheimeraths v. &runer, eines
Mannes vol Bohlwollen, der überall in feinem Kreife
ern Licht und wahre Bildung verbreitete, ſehr zu ‚Hilfe.
ne Geſchickliokeit dazu befürderte &. bald-in die Llei-
nen ftädtifchen Aemter feiner Baterftadt und in den Rath.
Im 3.1807 wurde er zum dortigen Bürgermeifter gewäplt.
&r hatte fi im 3.1799 mit der Tochter eines Eandmanns
in der Nähe feines Wohnorts verheicathet und war durch
dieſe Heirath in den Befis nicht unanſehnlicher Bändereien
efommen. E. entfagte daber nunmehr dem väterlichen
ewerbe und widmete die Zeit, welche die ihm übertra:
enen flädtifchen Aemter übrig ließen, der WBetreibung
Feiner landwirthfchaftlichen Gefchäfte. Der denkende Kopf
eigte fich auch bier. Denn von feinem WBorurtheile ge:
effelt und den Zadel der am Gewöhnliden Zefthaltenden
nicht achtend, ging er auch hierbei feinen eignen Weg.
Die Sefhäftögefchidlichkeit und Die mannichfaltigen Kennt:
niffe, welde E. fidy erworben, hatten ihm im J. 1810
die Ernennung zum Affiftenten bei dem in feiner Bater:
ftadt beftehenden herzogl, Kammeramte zuwege gebradit.
Er zog es indeß vor, die Gtelle einge perpetuirlichen und
lebenslänglicyen dortigen Bürgermeifters, die ihm noch in
demfelben Jahre, obwohl als eime Reuerung, da ber der:
y
,
22
Fehr. v. Hünecken. 461
deburg. Allein bier, wo alles in unſaͤglicher Verwirrung
Durcheinander wirbelte, Eonnte feines Bleibens nicht feyn.
Endlich traf er, nachdem er ſich noch glüdlich genug bis
Mecklenburg hindurchgewunden hatte, auf Bluͤcher, ber
den befannten Ruͤckzug nad Lübed unternahm, und bat
ihn, ſich anſchließen zu Dürfen. Aber auch hier fehlte ed an
Lebensmitteln und Bluͤcher rieth ihm, daß er bei Anclam
über die Peene na fchwedifh Pommern zu enttommen
fuhren möchte. Allein auch dieſer Berfuch mißgindte.
Die Sranzofenfluth hatte bereits dieſe ganze Gegend
überfhwenmt; bald fah auch der Nittmeifter ſich und
feine kleine Schaar von allen Seiten, umzingelt, mußte
das Gewehr ſtrecken, wurde rein ausgeplündert und dann auf
Ehrenwort in die Heimath entlafjen. Da ſich jeht Leine
Ausficht zeigte, fuͤr das Vaterland irgend etwas Bedeu⸗
tendes mit den Waffen zu wirken, beſchloß der Rittmei⸗
ftet, nun vorerſt darch Givildienfte feinen Mitburgern ſo
wiel ald er vermochte, zu nügen. Beine freundfchaftlichen
Berbindungen mit vielen in bedeutenden Aemtern ſtehen⸗
Den Männern, feine mannichfachen Erfahrungen, fein Aus
fehn in der Umgegend und das Vertrauen, welches ihm -
Rechtlichkeit und Sreundlichkeit erworben hatten, ſetzten
allerdings ihn, den auch eine ftattliche Perfönlichkeit aus:
eichnete, vorzugsweiſe inden Stand, obrigkeitliche Aemter im
erwaltungsfadye zum allgemeinen Beſten und zur allges
meinen Zufriedenheit zu bekleiden. Und das ift denn .
von ihm auf eine febr loͤbliche Weiſe gefhehen, Zuer
übernahm er in Dedeleben felbft das Amt eines Maire,
und bald nadıher das eines Ganton- Maire, oder, wie
ed in der Folge genannt wurde, eines Kreis:Amtmanns,
Seiner Sorgfalt hatte nit nur Dedeleben, fondern det
Hanze Inbegriff von Gemeinden, die feiner Aufficht ans
vertraut wurden , es zu verdanken, daß durch wohlgeorhs
nete ſtrenge Wirthfchaftlichkeit überall das an inanchen
Orten fehr zerrüttete Gemeindevermögen wieder ficher ges
ftelt und in fo guten Stand gebracht wurde, Daß viele
der damals fehr mannichfachen und fchweren Ausgaben
und Leiftungen, welche von den Einzelnen kaum wütden
haben erfhwungen werden Tonnen, nun aus den Gemein:
dekaſſen beftritfen wurden, ine überaus eifrige Sorge
für die Geinigen brachte ihn 1813 am 30. Mai (einem
verhängnißvollen Tage, — im 3. 1829 fein Zodestag)
in eine große Gefahr, Diele Leute und Pferde aus Des
beleben und andern Dörfern des Kreiſes waren zum Vor⸗
fpann nach Silly beordert, und dahin uber den Huy (Wald) -
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