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Full text of "Neuer nekrolog der Deutschen .."

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Peter Sriedrich Dudwig 
Hetyuy ud Yon 


Neuer 


Nekrolog 


der 


Deutfden, 


Multorum disce exemplo, quae facta sequaris, 
Quae fuzias. Vita est nobis aliena magistra. 
Caro, 








Siehenter Jahrgang, 1829. 





Erfiter Theil, 


Nebſt einem Portrait, 





Simenau 1831. 
- Drud und Verlag von Bernd. Sr. Voigt. 











Beier Friedrich Ludwig 
— ———— 


Neuer 


Nekrolog 


der 


Deutiden 





Multorum disce exemplo, quae facta sequaris, 
Quae fuzias. Vita est nobis aliena magistra. 
CATo. 








Siebenter Jahrgang, 1829. 





Erfter Theil, 


Nebſt einem Portrait. 





Simenau 1831. 
Drud und Derlag von Bernh. Sr, Voigt. 


" Ed . - r . * ner Er 
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— 


Vera si quneris, naturam sequere, vanas petit ima- 
gines stultus; bo hinc vitas ao sapientium lege vi- 
veque, qui lactas mori pi, ut solide enim sapiat, sua 
vulli sufficht aetes. 


x 


St, Meajeftät 
Friedrich Wilhelm II. 


Könige von Preußen. 





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mn 


Borwort, 





Der durch feine Hortfegung von Meufeld ges 
lehrtem Deutfchland, durch fein Zafchenbuch für 
Literatur und Kunft im Königr. Sachſen und durch 
feine zahlreichen nefrologifchen, Beiträge zur Hall. 
fit. Zeit. als Literaturbiftoriker fo rühmlich befannte 
Herr Rechts: Eonfulent Wilhelm Lindner in Dres: 
den, welchem auch diefer Nekrolog von alleıh Ans 
fang an bis jegt eben fo zahlreiche, ald wichtige 
Beiträge verdankt, hat bad fehwierige Gefchäft übers 
nommen, ein | 

Alpbabetifhed Verzeichniß der im 
neuen Nefrologe der Deutfhen auf 
die Sahre 1828 bi8 1828 audgelaffe: 
nen deutfhen Schriftfteller 
nach gedrudten und handfchriftlichen Quellen zufam: 
menzuftellen und in ber Leipz. Kitztg. 1830, Nr. 207 
u. folg. abdruden zu laflen. 

Indem ich dieſes Lindnerfche Verzeichnig am 
Schluffe des gegenwärtigen fiebenten Sahrgangs 
habe abdruden und in dad Regiſter deſſelben 
einverleiben laflen, beabfichtige ich, hierdurch zur 
Vollſtaͤndigkeit des Ganzen beizutragen und bdiefe 
Auögelafienen bei dem in drei Sahren bevorſte⸗ 
henden . Generalregifter des eriten Decenniums in 


® * 


VI 


Reih und Glied zu bringen. — Hrn. Lindner aber 
danke ich nicht allein für diefe dem Nefrolog er: 
‚ wiefene große Aufmerkſamkeit, fondern auch dafür, 
daß er gerade dadurch, daß er die Möglichkeit eines 
ſolchen Verzeichniffes darthat und auf nicht mehr 
als 2 Bogen lieferte, zugleich die große Vollſtaͤn⸗ 
digkeit ber biöherigen Jahrgänge bed Nekrologs bes 
xwieſen bat, benm die gebliebenen Luͤcken waren bems 
nach doch noch nicht zahllos, fie konnten doch noch. 
rganzt werben, a. 
: Der gegenwärtige Jahrgang bat in ber erften 
Abtheilung 418 und in ber zweiten 1192 Nummern; 
er uͤberſteigt alfo in der Zahl alle frühern Sahrgänge. 
Ich babe übrigens nur noch beizufügen, baß 
EA Dr. Niſchwiß, welcher durch feinen Bei: 
d und: feine Mitredaction fo viele Verdienſte 
um bie letzten Sabrgänge bed Nekrologs erworben 
bat, bemfelben durch einen ehrenvollen Ruf nach 
Leipzig und zwar mitten in feiner Wirkſamkeit für 
den gegenwärtigen Sahrgang entriflen worden if. 
So ſchwer mir biefer Verluft fällt, fo werde ich 
Doch bemüht fein, daß er für den Zortbeflanb des 
Nekrologs nicht von nachtheiligem Einfluß ift. 
Ilmenau, am 24. December 1850. 


Der Heraudgeber und 
Berleger. 


Außer den vielen hintenoſſenen Familiengliedern 
welche auch zu dem diesmaligen Jahrgang Ro⸗ 
en eingeſendet haben, verdankt er feine Voll⸗ 

ſtaͤndigkeit namentlich folgenden 


geehrten Herren Mitarbeitern: 
(8m alpbabetifäjer Bolge.) 
ern Hofrat; Doctor von Ahorner in Augebu 
EL an ice ne in Heidelber —* rs. 
— = ag Arnds in Magdeburg. 
berlehrer ©. 9. Ba Ka in Baugen. 
ofprediger ion Beder in Tanefehingen, 
farrer Doctor Bredm in Rentpendorf. 
_ — Doctor Sr. Brüffow in Schwerin. 
— Diafonus Calmberg in Meiningen. 
gli Coldin in Oldedlohe. 
at und Amtmann Eredner in Tonna. 
— Pfarrer want in Zuffenhaufen. 
— Doctor Ib. Döring in Gena. 
— Profeffor Eferle in Sata) t. 
— Em Eifenfhmid in Schweinfurt. 
ei Elze, Infpertor am Schullehrer:Seminar in 
De 


— Kath Doctor Ernefi in Coburg. 
— Spradlehrer €. Saique in Dredden. 
par eiling, in Dradendorf. 
—— 4 Doctor Gensler in Hild— 
burghaufen. 
— Doctor Gerbode in Göttingen. 
— Doctor Gräbner in Weimar. 
— Nector Gräfe in Jena. 
— Amtmann Grebe in Hildedheim. 
— Superintendent Gruner in Neuftadt a. d. 9. 
— Sberſchulrath Gruner in Wiedbaden. 
— Doctor E. Hönlein, Oberjufizrath in Ehlingen. _ 
— Zürgermeifter und Landtagsabgeordneten Hagen in 
Bayreuth. 


- Pe 


vis 
4 

Herrn Derihtäamtmann Harries in FSlachſtoͤckheim. 
— Diafonud anpsmann in Eilenburg, 
— Paſtor 2° d in 

octor d. Med. Aejwag in Eutin. 
— — Arhidiafonus Doctor Henkel in Coburg. 
— — rungs ſecretair —* in Liegnitz. 


red iger 
wi N d, eönigt, Studienanftalt in 


— ar Jaͤck in Bamberg. 

— Drofeflor Doctor Ihlin einin en 
= red Klinghardt in albau bei 

— vebiger Dockör Kunze in Bulferftedeb. Halderkavt. 

£iebe in Oſchatz. 

— — nie or Son £indeman in Zeiß. 

— Redtöconfulent W. gindner in Dresden. 

_ — Zufigratd Loͤck in Glauͤckſtadt 

3 £ucenay in Dsnabrüd 

—* Martius Apotheker und Privatdocent in 
rlan 


Zufiäratt Mepte in Sagan. 
RI Neferendar $r. ©. v. Meper-in Caffel. 
after 3 Minder in Eurdlad. 
liothe£fekretair J. 9. Möller in Gotha. 
— * ierungerash Doctor Morgenftern in Deſſau. 
— Geheimen Sefretair Müller in Weimar. 
— Doctor Nebel in Sießen. 
— Afarrer Chr. Niemepyer in Dedeleben. 
octor — Deeibuͤt, Profeſſor, Capitular und 
Senior in 
— en M Dettet in Safe ; n z fl 
— Paintner, Director des Erziehungs⸗Inſtituts für 
Stubirenbe in München. gs⸗J 


1111 


Dedart * in ji 
— Cand. d eol. "Ehmidi in Raumburg. 


— Diafonus Sgmibt in Ilmenau. 


ıx 


Herrn Schmidt: 2 — Prädicant und erſter Schul ⸗ 
er in_Alsleben 
St. Ph. Joh dannes —— in Baſel. 
——— Sgaellerin Guben. 
— Diafonus — in Dresden. 
— Kammerherrn Graf v. d. —— in Mit 
— Major und Ritter DO. von Schwerin in Bauer 


bn. 
— Eduard Scriba in Darmitadt. 
äufein Nanny Seidler in Nordhaufen. 
ern Oberpoftcommifleir Sieg! auf Eprenbre Y 
— Dberlandgerichtöfeeretair Steinmann in 1 
— Dekan und Stadtpfarrer, Ritter, Doctor Sruy,) 
in Gunzenhaufen. 


ZI Doen aber, Schrer am Gymnafı 
— Doctor €. ober, Sehr mnaſium in 
Stralfund * j 


_ — in San, — 
9 


Berihtigungen zu frühbern Jahrgaͤngen. 


In dem „Neuen Bekcolön, der Deutfäjen‘* 3. Jahr, ang (ass), 
P.is ii Hate Soßtont zu Ilen: Giögnt: fo Nieß ber Det (im ber 
— Harburg), iwo Job. Sam. Ludıw. Nöldede zulegt Pre— 
Im nämlichen Jahrgang Nr. 381 ift Georg Detharding mit 
eine” chen (0 Deibenben Baker Dermifat, Das aBellalonehnn 
1802° und „St in der Bibel oder in der gefunden MWernunft eim 
Grund vorhanden, ber und verpflichtet, die Deutfähe Bibel des Tel, 
Dr. Luther alB ein untrüglihed Wort Gottes anzunehmen? 180%, 
fo wie die Predigt: „Was ift die neue Armenordnung *'* find vom 

dem fehon vor mehtern Sahren geftorhenen Mater, 
demfelben Jahrgang Nr, 382 ift att ze Aulefen: Dune, 

p- 






im nämlichen Jahrgang bei Nr. 28 . Cp. Öleemann (nicht 
Giefmann) machte fidh nicht dutd) feine Werke, fondern durd) Are 
Seiten in den Archiven um biefe verdient. Das hat im der Notiz 
gefagt werden follen , die bier entftelt ift. 

dem. 4. Sahrgangdes „Neuen Nefrolog d. D.’ Bb.2. ©. 

776 wird gefagt, die „‚Eritifhen Sammlungen zur neueften Ges 
fhichte der Gelchrfamfeit,”“ die zu Biigom 1770-1784 erihienen, 
abe ıman im Auslande nur die (äwarze Beitung genannt, && 

ann, fein, daß man zuweilen Diefen Namen aud) ienem Sournale 

gegeben habe; aber was man gewöhnlid fo mannte, da8 waren die 
von Biegra in Pamburg Heraußnenebenen „„Qamburg’fcen Rachriche 
En Be Sabtnng &- IX, Be Wortworts if der Angabe , saß 

‚m 5. Jahrgang ©. IX. des Wormwort er Angabe , dal 
ES Weiber det Wert, Ver in Ber 4. 6. 8. ok Er BUNT 





abgebrudten ecenfion de& 4. Sahrgangd d«R. fei, in ber 4. & 

180. Gro, Bl. Nr. 78 widerfprocen, 

Beim 6. Sahrgange ded Nekrologß it bei Carl Frederic Nor- 
dendtiöld Nr. 67. zu bemerken: Ginige Lebensumftände beffelben 
find (nad_Giörwels Drudfärift: Det lefvande Sverige, Stock- 
holm 1798, Första bandet. p. 87.) mod zu berichtigen; 
on 1778 bi6 777 if Morbenstiöis heiß old Kanzlit, heiß aid 

eaifrator in ber Eönigl, Kanzlei zu Stodhoim, angeittt gewefen, 
ST Sabre 1777 unternahm gr, auf Berfangen feine Waters eine 
Fi 








ife nad) Mußland, und bei feiner Zuhaufetunft, im Sommer 
‚„exbielt er die Anftelung ald Protokol:Gecretaie bei der aus: 
mörtigen Stoatderpedition , jedoch ohne Gehalt, wodurd; er denn 
jenötbigt wurde, feine väterlihe Exbfhaft aufzuopfern, Im Herbft 
1783 veifte er nad) England, wo er fi ihre aufpleit. 1792 
im @eröft munbe_ er als Esgationds Getrsfair bei ber. Tönigt, 
Gefanbtfihoft {n Pamburg angefelt, und betam — mac einem 1: 
jährigen Dienfte als Peototol-Serretait ohne Gehalt — den halben 
Gehalt eines Legations-Gecretaite. Wald darauf erhielt er jedod) 
wegen feinse oußnejeichneten Bänigteiten ben vollen Gehalt cines 
Segationd;Sekretaird. Mac) einigen Sabren wurde Nordenstidto 
von repelitt (alfa hat,se miht um fr 
m Ubfeyied erfucht), erhielt aber eine fährlide Penfion von 300 
'blr,, mit ber Grlaubniß, fi in Deutfchland aufhalten zu können 
©r wählte nun Anclam zu feinem Xufenthaltsorte, wo er fid, aud) 
verheitathete und mo feine zwei Älteften boffnungävollen Göhne 
geboren wurden, Mon Dart Joß et, mach einem Wufenfbolte non 5 
ren , nad) Woftod. — Gt if nie Generaltonful in Damburg ger 
iefen, ud Dat er 0 nicht in Gamburg verheiratnet; eben (0 wenig 
find feine 2 Söhne Inder Öröning’fen&chranftalt unterrichtet worden. 
5 Am nämlicpen Sabrgang ©.830 muß e8 heifen fatt von Sohag, 
m Shad. 
Er Lihen Saprgange ©9023 ftept unrichtin ber. Generattieu: 
* Beltheim al6 den 15. iSebr,. 1828 verftorben, er farb 
9, wie feine Biographie in diefem Jahrgange zeigt. 





ediſte zum 7. Jahrgang (1820). 


Agimerkin mit, N en 
— 
a 
der Ybuamarı, niät mad der Pal ya ehem). 
dv. Abel, Prälat in Tübingen 245. Adermaun, Gen. 
Divifiondarzt in ‚Halberftadt 1100. Adler, Premierfientes 
nant in Magdeburg 97. Agricola, Derbiger in Janichen⸗ 
dorf (bei Zudenwalde) 115. v. Ahlden, Lucie, in Schaits 
» 58. v.Ahlefeld, Dr. d. R, in Ofterhoff 249, Ahnert, 
er in Brebnig.(in Schlef,) sis. Aingler, Kanonitus 
in chem s14._d. Albedyl, Major in Lübben 735. Als 
berti, geh. Ober-Finanzeath in Berlin 533. Albrecht, Oberftz 
Kieuten. in Wien soo. Aldleben, Prediger in Murowangz 
Goßlina si0. v. Altenftein, Freih. in Berlin co, v. Als 
tenftein, Referendar iu Merfeburg 1405. Altmann, Stadts 
gerices-Affeffor in Goldberg 111. dv. Alvensleben, Doms 
pröbftin in Merfeburg 51, Ammon, Stadt:Pfr. in Ins 
elfingen gas. Andermatt, Candammann in Baar. (Kanton 
19) 879. Anders, Apotheter in Groß-Strelig (in Schles 
jen) 141%. Angermann, Kapitän in Hubertöburg so. dr 
Anpalt:Deffau, ‚Peingeffin im Deffau 55, Anton, Bieutes 
nant in Grünberg (in Schlefien) 1161, Arbo, Juſtizrath 
im Wilfter (Holftein) 1. D’Argent, "Sofkupferftecher in 
Stuttgart 323, dv. Arndt, Hofrath in Heidelberg 18, v. 
Arnim, verwittwete Generallieutenant in Berlin 1190, 
Arnold, Prof. d, R. in Straßburg 75. v. Arnswald, 
Landjägermeifter in Ziilbach 309, dv, Artner, Dichterin 
zu Agram 367. Afimann, Hofſchauſp. in Neuftrelig 413. 
v. Audrigky, Rechn.»Gecretär in München 72. Auerheis 
mer, @af 350. ; Aurich, Rector iu 
Marienberg 41. v. Furig, Major in Berlin -160. v. 
Baader, &. Reg. Eoncipift In Wien 77. Baarmann, geh. 
gas Dresden 1010. _ Babel, Premierlienten. 
m Bredlon eos. ©. Babers, Gec.sSientenant in Mäns 
fer 7 Blaee,. Ansirommif, in Naufchnig (bei Glos 
gu 1015. Bader, ger! . Math in München 123. Bade, 
;ammerreferendar inWollin (Mogbzt. Stettin) 1135. Bades 
aus, Aittergutsbefiger in WBannigdroda (bei Gotha) 405. 
jabe, Gutöbefiger in Bevezomw (Medienb.) 1125 d. Bas 
den, — in Karlötupe sız. , ® 1 farrer in 
Meder (bei Coburg) 108. Bahnfen,” — iger in Segrus 


xn 


277. Balt, Oberamtmann im Rehna 725. v. Balleſtrem, 
Graf, Rittmeifter in Plawniowit (im Schlefien) 1077. 
Bambach, Obergrenzcontroleue in Wildfchäg (bei Schils 
dau) 1262. : Bär, Darren in Selben Saar on Delitzſch) 
248.. —— beramtmann in Groſſendorf b, Steis 
nau (In Schleiten) 1214. Baͤrenbach, Adjunct in Gättels 
ſtaͤdt (b. Gotha) 1457. v. Barfus, Oberft in Berlin zes. 
v. Barenekow, Oberforſtm. in Teſchwitz 194, v. Barten- 
fein, geh. Rath in Wien 705. Barthel, Stadtfchreiber in 
Roſſwein sos. Barthelmees, Erzpriefter in Dffendug 123. 
Bartfch, Landſchaftsdir. in Gera 9. Bärwald, Stadtrath 
in Berlin 1443. Baſſenge, Fabrikherr in Dresden 155. 
Bättrich, Pfarrer in Warburg 157. Baͤtz, Kreiöfecretär 
in Oppeln 1021. v. Baudiſſin, Gräfin in Knoop (in Hols 
ein.) 1498. Bauer, Dr. d. Rt. in Leipzig 50. Bauer, 
aͤrbemſtr. in Oberfchlemasss. Bauer, Senator in Rendds 
urg 1152. Bauermeiſter, Oberförft. in Wprdam b. Dries 
en (Rgbzk. Frankf. a. d. O.) 1086. Bauernfeind, Staats⸗ 
uchhalter in Muͤnchen 673. Baumbach, Dr. der Med. in 
Langenfalza 1438. Baur, Rittmftr. in Spandow 795. Bed, 
Bergamtöfchreiber in Schneeberg ssi. v. d Bede, Pfars 
rer in Münfter 137. Becker, Hofmaler in Karlöruhe 282, 
Beckert, Stadtrichter in Freiberg 1397. Beckert, Haupt: 
Paſtor in Luͤbeck 1365. Bede, Kirchen⸗Inſpector in Straß⸗ 
burg 572. Behm, Regier. Conduct. in Ruͤdersdorf 659. v. 
Behmen, Gerichtsrath in Mirow (in Mecklenb.) 121. 
Behr, Konſiſtorialrath in Gera 228. Behr, Paſtor in 
Schwarzenberg 268. v. Belmont, Hauptmann gu Ge⸗ 
ſchwenda (b. Arnſtadt) so, Benade, Paſtor Pr. in Hoyers⸗ 
werda 51. Benckendorf, Lieutenant in oͤnebeck 1308. 
Benker, Kaufmann in Erlangen 891. Wellinann, Paſtor 
in Möft (bet Halle) 216. v. Benning, Oberft in Caſ⸗ 
1% 175. v. Berend, Hofrath in Riga 1400. v. Berg, 
berftlieutenant in Plau ss. Berger, geh. Hofrath in 
Berlin 1830. Berger, Superintendent in Eisleben 80, 
Berger, Pfarrer in Milz (b. Roͤmhild) 1170. Berger, 
Kantor in Pleß (in Schleften) 1286. ergius, Stadtältes 
fter in Berlin ss. Bergius, Regierungsrath in Koͤnigs⸗ 
berg 184. Bergler, Kabinetömaler in Rom 228. Bern⸗ 
hardt, Ober: Pfarrer in Poͤßneck 378. Bernhardt, Schuls 
meifter in Eberſtadt (i Würtemb.) 1820. Bertz, Lehrer 
in Goblenz go1. v. Beſſer, Oberſt in Rieſenburg 144. Bes 
ftelmeier, Kaufmann in Nürnberg 60. v. Beulwitz, ge. 
Rath in Rudolfadt 101. Beutlhauſer, Oberaufſchlaͤger 
in Münden sıo, Weyer, Kammerrath in Arnſtadt 69 









f, Generals 
Blümde N Kreids 


Banker Bnupie 





jorchert, dv. Borel, Hauptm, 

in, Charlottenburg 1453. SBorigs, Profeffor in 
'orgold, Snfpector in Halle 125. 9, Bofe, Major 
jenfels) 10m. Bö ———— wie⸗ 


Böttcher, Poſtor in Diffen b, Cottb, 33, Wötticher, 


513. Brauns, Dr, der Med, iı derö] 1893, Brauns 
ſchweig/ Gommiffionsrath I Shell Tuer Brepmer, 


xıv 


Generalmajor Inatibor 302. Sreidenbach, Rath in 
Offenbach 64. Ireiting, Schullehrer in Sr. Zöffen bei 
Borna 11m. Dräer, Oberamtm. in Bredlau a. Breu⸗ 
ning, Amtmann n Kaltenfundheim cıs. Brinkmann, 
Kaufmann in Elbifeld 22. v. Britzke, Hauptm. in Lies 
bau in Schlefien 15. v. Britzke, Rittergutöbef. in Plaue 
0. d. H. 684. Brit Körfter in Bunzlau ss. v. Brizke, 
Hauptmann in MT arı. v. VBrodhaufen, geh. Stantde 
minifter in Berlin os. Brotze, Nath in Riga 1504 
v. Brucken, Major i Städten im Mecklenbg. 1112. Bruͤck⸗ 
ner, Juſtiz. Gommiſſ. Rath in Göslin 1345. Bruder, D. 
Med. Rath in Bern 187. v. Brunn, Hauptmann in 
Zechlin (Bgbzk. Hotdam) 1337. Brunner, geiſtl. Minift. 
Bath in Garlsruhe 13. Bucca, Hofrath in Memel ıısı. 
Buch, Renteiverw. inSchl. Herda 776. Bucher, Amtm. 
in Gödlin b. Stargarl 150. Buchwald, Oberamtm. in 
Rohrbach 630. Buͤhrin, Dr. d. R. in Roftod 239. Bulls 
mann, Bataill. Arzt & Kisingen 331. Bülow, Rentier 
in Berlin ıseo. Bülow, Ob. Amtm. in Alt:Ruppin 667. 
v. Bünow, Major in Cr. Glogau 1321. Burbach, Pfar⸗ 
zer in Ballſtaͤdt 148. Burchard, Dr. der Med. in Güs 
ſtrow 864. Bufching, Ir. d. R. in Breslau 182. von 
Buttlar, Gebeimerath u Buttlar sız. Buttmann, Dr. 
d. Phil, in Berlin 222. Sammer, Feldzeugmeiſter in 
Notbenburg a. Nekar 100. de Gamp, franz. Spradl. 
in Breslau 1108. v. Ganpe, Seheimerath in Hannover 
215. Garftädt, Paſtor emer. in Wolfsdorf (in Schlef.) 
1338. Garftend, Dr. der Aheol. in Eubeck ass. Carſtens, 
DO. E. ©. Advokat in Oldeloe 162. v. Gaffel, Kammers 
unter in Glädftadt 5. x. Gaftelfeanco, verw Kürftin, 
arol, Aug. ass. Ghallier, * feſſor in Berlinass, ECbop, 
Juſttzbeoni tm Sangerhauſen. 1881. v. Eiriacy, Major 
in Berlin 280. Glary u. Aldringen, Kämmerer u. Oberſt 
in Wien 466 Glafing, Somponift in Hamburg 68. Glaus 
fen, Sonfiftorialrath in Adelbye 115. Glauffen, Kanzlei⸗ 
rath in Glädftadt 17. Gloftermeier, Archiveath in Det: 
mold 306. Goldig, Stadtrichter in Oſchab 210. Gollig- 
non, Leibchirurg in Berlin 954. v. Golombani, Oberlieus 
tn. in Wien 1011. Gonrad, Landſchaftskalkulator in Gr. 
Glogau 1267. Conrad, Stadtrichter in Pitfchen (in Schlef.) 
1215. Gonradt, SPoftmftr. in Fürftenwalde so. v. Le. 
@og, Generallieuten. in Berlin 502. Le Goq, Kammerger, 
Math in Berlin so. v. Gornotte, Gen. Major in Stutt- 
art 1000. Göfter, Amtm. in Scönbantwig oo. v. 
railsheim, Kammerherr in Schl, Morſtein (im Wuͤrtem⸗ 






Liz 


> Detfch.) Assr. rang, Stadtrichter te Gyr 
Mala: in —X om. Say, Mel Alten 
bruch (im Serzogth. Bremen) ss; Gulemamn, Orlonem 
in Köuigslutter 1900. Gunetth, Gontect, Bi 186, 
Cunow, Kriege und Domänenrath in tee 251. 
Cueth, Kr. Steuerrevifor in Dreöden 1094. . Gurtius, Dr, 
DR. und Apellationsrath in Dresden 95. Gurtins, Dr: 


baurath in Lingen 85, vd. Dante! Graf, Rams 
mecher in &in Ugut (i, Sal) um, ill Ben, 
D 


moun in Ciegnig 15. vw. d. Dei 


E kam) Lande Kehdin; vd 
Gogerfamp (im Lande Kehl um) mE. n Dede, 


a Beer in Wechtern 100. 


Degen, Pfarrer in IMerbeuren (b. Meiningen) non. © 
‚Dehumann, Hauptmann in Penzlin (k. dB. Priegnig) 1208. 
‚Degmair, Pfarrer in Augsburg 3 Jule 
"lehrer in Gr. Glogau 1964. Derli, Polfgel-Ga| Diebe 

fen 408. Dis 

ut, 9. Schaufp. in Mannheim 10. KDietrid, Ober| 

—5 in Se mdenburg ah 9.88% —X 
zer im Unterrammingen, ẽdger. ZirEpeim el, 


en a, d. D. 1020. Dihm, Paftor R} 
6 ©. Dilgbtron, Bohlen ienan. u bikt, gan 
mann in Landau ai. v. Ditmar, jer. Affeffor iu 


d, Med. in Bagenon 42, Duboc, in Hamburg sic. Dühs 
ing, geh. Iuft rath in Frauſtadt (in Gchlef.) ızıe._ Die 


Er ® 


— —— in A fe 1674 saw & tmann 
farrer in — 
Denke, a * Karifch soo. _ Jenzfch Gei⸗ 
und Accistomm. in Weißenfels 154. — Ga 
in Mainz os8. Algen, eigene ün Dresden 130, a 
Ku erhüttenmeifter in Ri 
—— in — — Wundaꝛ 
2 —— ee bei &uipsig ) — Wiomeck As = 


(in Sal ef.) 1335: v Kalben, Major in Bienau- (m — 
———* 289. —— Prediger in Friedland 207. 
Kalter, Hauptmann in m 

lieutenant in Görlig os. Kamphövener, Zuft; = 


enladiver in 
jen 417. v. Kern, Dr, der 3% u Bien 156. Kerſten, 
= in — 

Selen Kantor in Eisleben Keſſel ws 


fee ir in rn Killer, — in Buͤdingen 
633: Kirche, Dr. der Theol. in Karlsruhe 1401. — 
hahn, Nittergutöbefiger in Zſchopau 955. Kirchner, 

ſter in Beate Ki Fl an 1283, Kirpal, 

minalvath in Pı ittli, Pfarrer in Bändorf fi 
Schlef.) 009. lan Se einagatp in Berlin 1973. v.Rlas 
hauß, ‚Dani: tig, Pfarrer in Goran 1. Klar, "Obere 
amtmann in Berlin 1146, Klein, Rechnungsrath in Wien 
35. Kleine, Gonrect. in Pirna 355. Kleinberg, Rendant 
in Wriegen isco. Kleinmayer, Prof, in Nenl ung (a. d, 
Donau) dos · Klemm, Galculat, in Dreöden ses. Klemm, 


in Lübb: Kuipray De 
Tenpaufen aore: v. Klocden , Mina 5 
“Mittelm,) 1111. — lan ae 

ever in Reichenau (in ie en —6 


ol, in Straupiß ann. Ardscat in Grimma 47, 
an, ‚Gonrector ana, — f. in 


1340, KR ttenburg 1543. r 
DOberaubditene in Göln 201. Kmauth, Major in Gotha 141. 
Kneı Erbi in Neutaubenheim NRoclig) 1122, 
Kneißler, Dr, d, Med, — 842, Knenlein, 


, 
Untermainte, 
ch Romaesfereiie in Fisnberg Ina ul * 


Ben ae, — Een 


tribunalvath in Stuttgart 1142. Rath teuer⸗ 
caſſirer in Gamburg ei Naumburg) 11uz. Koch, )z 
— ee 1544 DL a Se Bat 
och, er D ai 

in Hafenbir Gabzk. Königsberg) 1295. Köch, 

meifter in Sommerbat (Unterm er.) Koehnes 
mann, Kanzleidir, in Berlin 743. Köpler, Generalmajor 
In Darmfladt 1a, Köhler, Poftmeifter in Waldheim 1435 
Kobnen, Pi in Hildesheim 1970. ©. Kolhans. Nitts 


üons Arzt HT, 1095. 9. Körber, Staatsrath in 


Ye’ m Qaltenberg_ (m Cilefen) 1a. „0, Sofanlety, 
en! Kol 
——— Satans F ie *8 
Are ‚Oberer d, Minprit, lefien) 
108. 2 Su, 9 —* — — — Wien 
treiß) 1908. ta. de Ur a0 
Su, — in —— la 
le in Berlin — Kraı 5, ein Ias 


in 

265, —— 
a  in&Bien. Krı Be il, u, Buche 
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Xvi 


card, Predee in Strasburg (in d. Ukermk.) 1513: Ek⸗ 
kardt, Ranfmann in Breblan 1150. Eder, Prof, d. Arz⸗ 
neitunde in Freiburg (im Breisg.) 1103. dert, Haupt⸗ 
mann in Wien 76. Eckhardt, Schulmeifter in Henners⸗ 
dorf (b. Herenhut) 1310. Egenhofer, Kr. u. Stadtgerichtös 
fpreiber in Gtraubing. us. Egge, Advoc. in Itzehoe 
657. Eggebrecht, Yrediger in Holzendorf 159. v. Gage, 
Unterlieut. in Großkoͤllnbach (Bandger. Landau) sis. hs 
lers, Superint. in Eittenfen 242. Eblers, Prediger in 
Kotelow 142. Eichhborn, Bürgermflr. in Neuftadt a. d. 
Halde 200. ‚Eichhorn, Dekan in Dehringen 1471. Eich⸗ 
mann, Schiffstapitäu in Roſtock 49. Bike, Apotheker in 
Katſcher (in Schlef.) 1059. Eilerd, Dr. d. Ehir. in Ham⸗ 
burg 50. dv. Binfiedel, Kammerherr in Lüttich 100. v. 
Einfiedel, Oberlieutenant in Wolftiß 376. Eis feld, Wechs⸗ 
ler in Göttingen96. Eißner, Bürgermftr. in Wittenberg 1462. 
Elben, Prof. in Stuttgartaos. Elben, Dr.d. Med. aus Stutt⸗ 
gart 1880. Eibers, Pfarrerin Luͤttringshauſen i. Hannoͤverſch. 
1514. Elöner, Stadt: u. Kreisphyſikus in Papau b. Thorn 1193. 
v. Eiterlein, Eieuten, in Elterlein (ti. ſaͤchſ. Erzgebirge) 
182. Emmert, Stadtrath in Neuftadt a. d. D. 619. v. 
' Ende, Generallieut. in Berlin 331. Engel, DO. Med. 
Aſſeſſor in Berlin 772. Engelhardt, Zilcylermeifter in 
. Schönau (bei Schleufingen) 412. Engelhardt, Diacon, 

in Weifendburg tı: Baiern 1055. Engelten, Dr. d, Med. in 
" Hodenberg b. Bremen 1259. Engeld, Kaufmann in Wer⸗ 
den (a. d. R.) 10. Engler, Orgelbauer in Breölau 153, 
Erbay- Schönberg , Graf zu, Standeöherr 199. v. Exbs 
mannsthal, Legationsrath in Wien 1828. v, Erdt, Hof: 
rath in Münden os2. Erhard, Hofrath u. Prof. in Hei⸗ 
delberg 1000. Erhardi, Paftor zu Hafelau im Holft. ser. 
Erlenftein, Stallmeifter in Pleß (in Schleſ.) 1155. Ernſt, 
Lehrer in Neus Belle 859. fen, Ing. Lieuten. in Bres⸗ 
lau gs. Ettenreich, Unterförfter in Bergheim (Ldger. 
Neuburg) gas,‘ Ettmuller, Pfarrer in Landsberg 1a. v. 
Epdorf, Graf, Kämmerer in Münden 866. Faby, Ober⸗ 
lieuten. in Wien csco, Fäligen, Salgrendant in Lübben 
578. Falkenau, - Rabbiner in Fürth cor, v. Falkenftein, 
Hauptmann a. D. in Laflahn 66. Farrer, Oberlieuten. 
in Wien 1047. Bebland, Dr. d. Med. in Hannover 675. 
Beil, Prof. in Amberg c27. Helft, Paſtor in Bukow (b, 
Strasburg i. d. Ulm.) 1441. v. Feßmaier; Minifterials 
eoth in Muͤnchen 4. v. Fichard, gen, Baur v. Eyſeneck, 
Senator in Frankfurt a. M. 337. Fichmann, Oberfis 

azrath in Berlin a Au Bürgermeifter in Schwein, 





‘ 





XVIII 


Banan. sız. Gaſtel, Foͤrſter in Longig (bei Zeig) 381. 
v. Gaudeker, Major in Wufterhaufen (a. d. D.) 1036 
Geiſer, Diaconud in Breslau 1520. Geißler, Paftor in 
Atterwafch 81. Geißler, Prediger in Neu-Güftrinden (i. 
d. MittelmE.) 1230. Geißler, Amtöregiftrator in Meffers⸗ 
dorf 407. Geißler, Eandeöger. Direct. in Naumburg 610. 
Geiftinger, Buchhändler in Wien 777. Geithner, Dr. d. 
Theol. in Weida 39. Gelhaar, Prediger in Stechau (im 
Amte Schlieven) 1074. Gelpke, Dr. d. Med. in Goslar 
499. Georgi, Nector in Bublig in Pommern 1081. Ger⸗ 
ber, Revierförkter in Boͤrichen (b. Zſchopau) 1305. Gets 
burd, 3. u. 08.82. ©. Rath in Breslau 1377. v. Gers 
hard, Ing. Lieutenant in St. Peteröburg 1113. Gericke, 
Dr. d. Med, in Hamburg 1521. Geride, geb. Calculator 
in Potödam 1038. v. Gersdorf, Senerallieutenant in Dres⸗ 
den 313. v. Geßler, Graf, Kammerherr in Schmiedes 
berg 392. Geucke, Zöchterlehrer in Borna 10%. dv. Geus 
fau, Großhofmeiſter in Karlsruh 67. v. Gillenberg, Rath 
‚in Wien 738. Gillet, Gonfift. Rath, in Berlin 240. v. 
Gigzycki, Borft. einer Erziehungsanftalt in Mitau 159, 
Gliem, SPfarrverwefer in Gremsdorf ses. Gläfer, Ton⸗ 
Zünftler in Barmen 158. Gläfer, Oberalter in Hamburg 
707. Gloͤckner, Paſtor in Annaberg 1420. Gluͤck, Gerichts: 
aktuar in Oſchatz 256. meiner, Rechnungsrevifor in 
Münden 1101. Goedel, Zuft. Commiſſ. in Erlangen 1365. 
Goldftein, Pfarrer in Gemünden (U. Mainkr.) 1474 Goͤ⸗ 
ride, Prediger in Kopenhagen 236 Göffmann, Stifte 
Rentmeifter in Friblar 1121. Gottſchalk, Ser. Amtmann 
in Sroffen ss. Gottſchlich, Eathol. Schullehrer in Sei⸗ 
fersdorf (b. Grottkau) 1306. . Grabau, Dr. d. Med, in 
BLübeck a07. Graeve, Kreifeinnehmer in Braunfchweig aez. 
Graf, Eigenth. eines Allaunbergwerts in Wien 973. Graͤ⸗ 
fendorf, Seweral in Mechterftett b. Gotha 1475. Des Gran⸗ 
geb) Oberförfter in Berlin 1332. Gräfer, Hoflammerrath 

Erbach (i. Rheingau) 11. Graßhoff, Reg. Rath in 
Oppeln 53. Graube, Stadtrichter in MWoltenft:in 754. 
Greven, Ob. Lieuten. in Göttingen 3. Grieninger, Des 
can in Ruͤdenhauſen 183. Grimm, Gtadtger. Schreiber 
in Alchaffenburg 1007. Grimm, Gupetint. in Dillenburg 
1683. v. d. Groeben, Major u, Poſtm. in Driefen (in d, 
Neumark) 874. v. Grolmann, Major in Berlin 68. v. 
Grolmann, Staatöminifter in Darmftadt 70. Groffe, 
: Kreißfete. in Dresden ass. Groſſe, Paſtor in Bert 154. 

Groffer, Ob. Amtm. in Sauer 179. v. Groſſt, Medicis 
nalrath in München 400, Groth, Paſtor in Ahrensboͤck 


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(i. Holſt.) us. Grotkian, Dr. d Theol. u. Generalfus 
perint. in Holzminden 119. Grund, Ober⸗Auditor in 
München ızı9. v. Grundemann, Graf in Linz se. Grun: 
dey, Prior in Natibor 1323. Gründler, Schullehrer in 
eidnig 1101. Grünebufh, Director in Belle 152% 
Gruner, Neg. Rath in Goburg 1476. Gruß, Prem. Lient. 
"in Dreöden os. Guhr, Sand. d. Theol. in Schoͤnbank⸗ 
wis (in Schleſ.) 1136. ©uerard, Dr. d. Med. in Elber: 
: feld 399. v. Guetmann, Dr. d. Med. in München ass. 
Guilleaume, Ob. Landöger. Rath in Münfter 262. v, 
Guionneau, Generalmajor in Berlin 645. Gumprecht, Zus 
ſtizcommiſſ. in Dels 25. Güngel, Juſtizamtm. in Gzar⸗ 
nowanz (in Schlef.) 1091. Gutbier, Gommiffionsrath in 
Dresden 1060. Gutbier, Juſt. Amtmann in Naumburg 
(a. d. ©.) 1380. v. Gutſchmid, Amtöhauptm. in Stein: 
bach (b. Döbeln) 898. Gütter, Rechnungsrath in Wien 
456. Haage, Dr. d. Met. in Tonna 829. v. Haagen, 
eb. Sb. Finanzräthin in Berlin seo. Hangen, Mufits 
ehrer in Berlin ges. v. Haaren, Major in München 
1016. Haberland, Rector in Wernigerode 79. v. Habers 
mann, Hofleibmedicud in Wien 1153. Hacye, Kriegsrath 
in Berlin 10. Hack, Iuftizräthin in Wuͤrzburg 140, 
v. Hade, Prem. Lieut. In Pofen sn. v Hädel, Legat. 
‚ Rath in Braunfchweig 661. Hadmann, Superint. in Di⸗ 
terndorf (i. Lande Hadeln) s67. Höffer, Gteuerrath im 
Greifswald 787. dv. Haffner, Senerallieut, in Gopenhas 
gen 1175. Hagen, Medicinalrath in Königsberg 89. v. 
d. Hagen, Hauptmann a. D. in Prenzlau 1195. Hähling, 
Regimentächirurg in Weimar 382. Hahmann, Pfarrer 
in Rochsburg (i. Schönbrgich.) 145. Haͤhn, D. Reg. 
Rath in Stettin 618. Habn, &. Ger. Affeffor in Hoͤch⸗ 
ftädt (a. d. U.) ge. Haitinger, O. App. Get. Sekr. in 
München 608. Hainz, Priefter in Münden 715. v. Hake, 
verw. Staatsminiſterin in Stade 1370. v. Hallerſtein, 
Major in Koͤnigsberg ser, Hälſig, Lehrer in Breslau 
239. Hömmerlen, D. Lieuten. in Ludwigäburg 1418. 9. 
Handel, Generallieut. in München soo. v. Hange, Hof: 
rath in Buchareſt 9. Haͤnel, Kaufmann in Annaberg 
335. Hanhart, Dberlehrer und Pfarrer in Winterthur 
298. v. Hänlein, Dr, d. Theol. in Efjlingen 191. Han 
a, Dr. d. Med. in Zeplig 1526. Hantelmann, Amtmann 
Rageburg 602. Happel, Poftdirector in Krotofchin b. 
Dofen 112. v. d. Hardt, Major in Braunsberg 686. 
Hargend, Dr, d. Med. In Kiel 72. Harlan, Director in 
Berlin 111. Harms, Schiffskapitaͤn in Hamburgerberg 


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nemann, & jagbeburg 11m. Heinlein, Bürgers 
meifter in Wittenburg 61. einde, Bofra in Dres 
Be ern us 
feld 171. de een in Barget 


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in Kl. 152, ii 
Dia BE Brar Ge 1 an 


- Herden, Suftizeath in Otts 
machau 288, Sn Stadtdirector in Bredlau sıa. Herft, 
Kriegsrath in Berlin co4 ann, Dr. d. Phil. in Eos 


Sem d. 

burg 286. ann in Görlig 63. 

mei, — 
id, Stadtger. Auskultator in Berlin 12. Hertel, &, 


. Rath in Gobleng 1u9. GSerzenacker —* 
2 In, Lu. Ge 





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————— — ve "sa, Del tmann 
Münden 338. — ——— in —— jen 009. 


und Accisfomm. in. nn ie 154. — 
— teren. Bee ya ve Smpop 1 
— in, Saat zo. — PH 


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Leobfchüg re. Sol 7. in one Bar. v. Johns 
Be ran ger ae ae {u She 
hau sce. Zurius, Prof. in Siraft 1, Kant Be ‚Kupfers 
An ‚in — ur: Kabdelbi tor in Vol 
(in Schlef.) 1935. v. Kalben, Ma; or in Wienau (im Brans 
——— ſchen) oso. Kaliſch, Bea iger in * jand 207. 
auptmann — * Ri 'h, Oberſt⸗ 
— Girlie ru Rumpbwenee, Surfatg 1a 
Schleöwig 1535. Kannenberg, Apotheter in Nedermi En 
(in Pommern) 1083. — Lieutenant in Hannover 
Ar — Ir Roſtock 86. Küfberg, Ritters 
— heran * — — Kaſtner, Pas 
ee zu inemünde y7g. Kaͤftner, Rector in Merfeburg 
531. Käftner, Legat.Secret. in Wien 790. Käuffer, Due 
. in nn Br. v. a, Brit Negii 


ehrer in Münfter Kerwii ed di Bein 
Keſſel, Kantor in Eibiepen = & Bei in fe 


jet or 
rath in Riga 1590. „v. Kay ling, 1 Gef, Hofmarfchall in 
Kies — —* —— 
in Wismar je, Ober-Poftamtös 
festetär in Leipzig 1191. Killer, Birenkarp in Eh Dingen 
= Te Dr, ei jeol, a Karlsruhe Kirche 
au 955 rchner, 
— (im * 1283. Dr 
minalea! fatrer in Sat (it 
Schlef.) a0. nenne Srevieinaran in Berlin gr. v.Rlaz 
* awlowit, Pfarrer in Sorau 1012. Klar, Obere 
— Be 1146, _Klein, Rechnungsrath in Wien 
— — in 2 855. berg, Nendant 
Briege ‚Kleinma, 'rof, im Neuburg (a. d. 
—— Miemn Gatalat, reden 15, Klemm, 





ode; Bienten, in Delitfih (b.o m 
1 ahetor fa Salnau 70: 0, Dleulaitr Bbeefleut 


35. , ch) 
‚meet, Dr, d. Med. jandewiß spt« — — 


Nagı 
He u, Mennling, Stadt 
in Löwen (in kl ne a 


Kämmerer in. Wien I. Mett ii 

I! ia Bi (b. Br Alanı 
in Raul) 910 in Speier 1003. 
Be a — ‚00, 6 Geyer, Yeiient in Ce 4 
eburg 522. yer, Hofrath in 
Meyer Sin — * —— 
— nie, Sof um "Sof = md — in Hof sis 
* ln si, 310. — in wo 
” ann in Fran! 

— — in Gieles 


— in Lei Mohn! 
— oba · Eur. ing, — I 
jen (in Hin jommern) 1352, Mökert, Arzt in 
447. Molden, Eieut. in Gr.:Glogan iso, Moldenz 
Dr, d. Med, in Hambur, . Molitor, Rent⸗ 
Er A ‚Sand, d. R, in Neus 
Möller, Oberlieut, in Berlin as. Möl: 

ler, Kantor Ih Sundhaufen (bei Gotha) 99, v. Se loltter, 


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Deröhaufen 535. Momfen, * EN iin. 


wig) 100% v. Monte, Graf, Premierlieut, in Pofen ins, 
Moos, Hauptm, in Groß:Glogau 1481. Morandini, Pries 


Mofche, Dr. d. Med. in Salzgitter 231. en Prem. 


Schullebrer in Liebenau (ei Dr) 15% db, — 


den 547. Müher, geb. Gabinetsfectetät in Dresden 1096. 
Müller, Lehrer in Dresden 315. Müller, Rector in iss 
u &. —— Miller, O. Steuet Controeur 
- in Gnefen Geghe Bromberg) 1193. Müller, Dr, d, Med. 
in Halbau 20. Müller, Pattor in Manker (bei — 
Yin) 1126. Müher, Gommandant in Nauplia 269, ts 
ler, Pfarrer in Neukirch Pe Dangen 27. Müller, Kam⸗ 
merfängerin in Neuftrelig 295. ülfer, Paſtor in Noch 
Ki 651 Müller, Major in Ronneburg zı. Millner, 
Hofrath in Weißenfels 214. Müller, Hofcath in Wien 
37. v. Miündhaufen, Oberforftmeiftee in Büdeburg z36. 
Münfter, Dr. d. Med. in Hamburg iass. v. Murzyromati, 
im Berlin ss. Mufinam, Rechtöpraktitant in Bamberg 
87. Nagel, Pfarrer in Holfeld (in Bambergfch.) 1256. 
v. Naffau:Weilburg, Prinzeffin in Wien 397.  Notho, 
Nector im Coswig 156% Hauen, Vorſteher d, Aronfchen 
Erz. Iuft, in Berlin 105. Naumann, Prov. Steuerdit. 
Afefior in Pofen 11m. Nebel, Zörfter in Goldberg 1957. 
v. Reipperg, Geaf und Feldinarſchali-Lieut. in Parına 
a Reltzſch, AmtöInfpestor in Dresden a4. ©. Nes 
met, Dr. d. Med. in Wien or. Neubert, Kantor in Ans 
naberg 319. Neugebauer, PolizeisInfp. in Brieg 670. 
Neumann, Adminifie. in Ki yo 778. Neumanı, Suftizs 
Sommiff. in Breslau 11. Reumann, D.8.:8.:Affiftent 
in Bredlau 1491. Reumayr, Gtaatstath in Münden 75. 
Niedermayr, Pfarter in Baar os. Niefen, Rapellan in 
Deutfp:Raffelwig, (in Schlefien) 1107. Nimhard, D.P.X. 
Berretär in Brankf. a, DR, us, d. le Noble, Bojor in 





—— — 
XVII 


Güftein di, je fecrötär in Berlin a. vw. Nds 
on Fan gr m Reupouch (bei Bitters 
— ——— Jauer 1014. v. Roſtiz, 
Ru rganift in Badland 73. v. 

Nuce, —— in Wien 534. - Nürmbı Paftor in 
— wo; Rüfen, Shraeemeiner 
Kopenhagen aoıs. Deh⸗ 


—— In sen ‚dur, Dehr, En 
jet in un 
‚ppeln 1232, — —— 1 eck⸗ 


gut Se) en) — öquich, Dr. u, — Siem 18336 
Ai en 677- yauı, FAN, in Obs 
au ne an, ur. ds» LER Staatsrath in Aſchaf⸗ 
fenburg 386. Paulfen, Organiſt in Brectium (i. Holft.) 
1566+ uch, Di deſter im Neuftadt a. d. U, 780: Paw⸗ 
Likow farıı ——— (in Schieſ. jr us: v. 
aloe im Beobfehtig —— 
fer in Brofchez * ve ef.) 1080- —— 
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1408. ar ivector in Wien 1097. al; 
29.6 Eon. wocat in Beipgigusen Peter, Mas 








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16 (Umt Alten 9) 1807. — Salhin ſpeci. 
in Raſtenburg 1450. Puchner — — (im 
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"Haupt. a. in Dvelgůne 220 v. 
Sie Schagmeifter in Wien 88. Raabe, Fathol, 
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Dr, d, er Hofrath wehut 268. — Dr, 














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Wien 1168. laht —e— in Neuftreliß ao. 
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in Berl. 219, Pohl, Gand, d, 


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gu. Keimen (b. Saalfeld i. Kr “N 120. 4. Ra 
divojevich —B— jerona 1055. Rainer, 
Dr, d. Med., Hofrath in anne 268, Ramnii har, Dr 


Xxxx 


d. R. in Oldenburg 122. Raſchke, Stadtrichter in Noſ⸗ 
fen 725. Raspe, Geeige in Suͤlz (i. Medidg. Schwer.) 
112. 9. Bath, Apell. Rath in Wien 1. Natbbauer, 
Rebnungsrevifor in Paſſau sı. RKathkens, Rath in 
‚Reubrandenburg se. Rathmann, Kriegsrath in Gliezig 
in Hinterpommern geg.. Rattwig, Dr. d. R. in Leipzig 
394. Möge, Dekon. Inſpector in Maren (b. Dreöden) 
1143. v. Rau, Poftmeifter in Gießen 1220. Rauch, Ober 
in Buenos: Ayres 752. Rauner, Dr. d. Med. in Neuftadts 
Gberöwalde 1160. Rauſchenbach, Quartus in Eilenburg 
689. dv. Reden, Eondrof in Franzburg (im Hannoͤv. Amt 
Calenberg) 8. v. Red ng von Biberean, Kammerherr in 
Nürnberg 1200. Redlich, Lieutenant in Hatibor 1038. Reh, 
Oberftlieutenant in Oſterode ta. Harz.) 1037. Rebbock, 
Stadthauptmann in Budiffin 437. Rehm, Kaufmann in 
Rotterdam 401. Rehmann, Profefjor d. Med. in Wien 
4571. Reibeſtein, plaſt. Künftler in Breslau 241. v. 
Neibnig, Dr. in Berlin 1341. Reichel, Lieutenant in Neiffe 
or. Reichel, DO. Bauinſp. in Sprottau 480. v. Reich 
mann, Reg. Pröfid. in Wien 111. Reidenitz, Reg. Gone 
ducteue in Berlin 1254. Reimann, Rentiee in Berlin 1197. 
Neimtaften, Dr. d. R. in Schwerin 287. Beinide, .Räms. 
merer in Prenzlau s2s. v. Reiſchach, Dajor in Stutt⸗ 
gr 681. REN, Dr. d. bilof. in Vened 6 38. Heiß, 
egiftrat. in München 1265. Renier, Amtmann in Geifersdorf 
(6. Ohlau)ses. Reuniger, Dr. d. R. in Edewecht rss. Neinis 
ger, Dr.d. M. in Groſſenhayn 48. Renſing, Decan in Dülmen 
(b.Münft.) 1572. Reusner, Amtsverwalt. in Griviz (i. MdIb 
Schwer.) 113 Neuß, Fuͤrſtin in Gera 56. Beuß, Beibe 
medicus in Gtuttgart 1573. v. Nerin, Bauptmann in 
Wodtke (b. Lauenburg in Pommern) 965. eye, Dr. der 
Med. in Rigebüttel 975. Rhon, Referendariud in Ber⸗ 
in 197. Richardi, D. 8. ©. Referendar in Coͤslin 944. 
Nichter, Apell. Ger. Rath in Ansbach 1334. Richter, Ganz 
tor in Bärenftein (b, Annaberg) co» Richter, Rat) in 
Eilenburg 208. Richter, in Pegau 167. Richter, Pfars 
ver in Neuwaldau (Gagan. Kr.) 1083. Riedel, Kammer: 
rath in Koburg sos, Riedel, Prediger in Richnow 253, 
Niel, Kreisſchuirath in Würzburg 341. Riemann, Dr. d, 
bil. in Goburg 186. Rieſchel, Paftor in Roſſau (bei 
itweyda) 102. Wink, Förfter in Dommitzſch ss. Rips 
yely, Rath in Wien orı- Riſch, Poſtmeiſter in Deſſau 
195. Ritter, Apotheker in Mannheimgss. Nitter, Buchs 
händler in Wiesbaden arı. v. Robertd, Baron in Grün- 
hof (in Oftpreußen) ss. Roͤckner, Conſiſt. Direct. in 








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Ya 1104. Schul en I, 


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v. Schwerin, Oberſtlieut. in Berlin ss. v. Schwerin, 
Landrath in Dargebel 93. v Schwichow, Prem. Lieut. in 
Saarhruͤck aus: Seehauſen, Major in Stade 237. Seg⸗ 
nig, Juſtizcom. in Merfeburg 90. Geibt, Handeldmann 
in Löwenberg (i. Schlef.) 1206. v. Seidel, Major in 
Liegnig sys. Geidel, Stadt⸗Muſik⸗Dir. in Wismar 308. 
Seidner, Archivar in Würzburg 164. Seiffert, Polizei⸗ 
Inſp. in Schweidnis 1400. weriger, Apotheker in Görlin 
(t. Pommern) 13607. Semmel, Stadthauptmann in Gera 
s6t- Senger, yanmfte. in Stargard sog. dv. Geuffert, 
Dr. beid.R u. Präfid. in Würzburg 185. Seydelmann, Prof. 
in Dresden 129. v. Seydlitz, Ritterſchafts-Rath in Pots⸗ 
dam 409. Seyffart, Kaufmann in Dresden 373. Giber, 
SHoftinfpector in Berlin 1069. Sieber, Operift in Caffel 
1491. Siegel, in Annaberg 1598. Siegel, Rathmann in 
Königftein rıs. Stegel, Pfarrer in Meiningen 1268. Sie⸗ 
gel, Senator in Sagan 995. Siegfried, Pofts und Bür⸗ 
gerneifter in Ortrandt 371. Sievers, Paftor in Husbye 
Ji. Herz. Flensburg) 1694. v. Simmern, Kapitän in Hamas 
burg 1203. Simon, Landger.Affeffor in Schlig 1135. Si⸗ 
monis, Proiae: in Boldenshagen 335. Gittig, Rev. 
Körfter in Authaufen 12. v. Sohlers, Prof. in Berlin 
650. zu SolmdsBraunfeld, Generalmajor in Braunfels 
Dem: Niederrhein) 1151. zu Solms und Tecklenburg, 

raf in Zreiberg o91._v. Sommariva, Marquis, Geheim: 
rath in’ Wien 1044. Sommerbrodt, Bofeath in Breslau 
ıus. Sömmering, Dr. d. Zheol. in Erfurt‘ 246. Sor⸗ 
ben, or in Sanifchwalde 151. de Soyecourt, verwit, 
Marquife in Lagrave (b. Bordeaur) 1216. dv. Spanien, 
Königin in Madrid 192. Spann, Kaplan in München 6o6. 
Speer, Dr. d. Med. in Goldberg 1005. Speidel, Kaufs - 
mann in Deffau 1.8. v. Speidel, Gensdarmerie⸗Ober⸗ 
Lieut. in München 680. Spiegl, Penftonär in Wien sos. 
Spies, Gonſiſtorialrath in Frankf. a. M. 1230. Spittel, 

farrer in Eberödorf sig. Spisner, Juſtizcom. in Ruh⸗ 
and 4901. Spitzner, Paftor in Langenreinsdorf (b. Bmidkau) 
16. Gasanger, Pfarrer in Erkheim 12. Springer, Leh⸗ 
zer in Frankenſtein (i. Schlef.) 1144... Sprotte, Apotheker 
in Budilfin 134. Stadlin, Dr. d. Med. in Zug 258. Stahl, 
Buchdruckereibef. in Elberfeld 1300. Stängel, Pfarrer 
in Sontheim 212. ‚Stark, Kaufm. in Nürnberg 1051. v. 
Stauf, Oberlieut. in Wolfsfelden sıo. Steche, Suftizcom. 
in Landöberg a Sachſ.) sr Stegmann, Dr. jur. utr. in 
Frankf. a. M. gs. Gteidel, Blareee in Lohma (b. Als 
tenburg) sor, v. Steinau, in Soburg 714. Steinbrügge, 










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Ban Beterminde trune, Dr, d. Med. in Dorpat 
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FR han .) 1384 — — in Wien 728. 
— Zeuglieut. in Ternaut, Advoe. it 
Süſtrow 78. % ee Seniealiinier in Dresden 
213. Zeucher, Stallmeifter in Dresden 1366. 1. Zeyl Ben 

joffeeret. in Wien a0. Thering, Sarnlfonerm. 
ector in Sarlouis 110. Shiele, ir fecvet. in 
and (im Medl.) oo, hiele, ©: Deal: ehrer in ir 
jard 1404: dv. Thile, Generalin Berlin or. 
Kanu in rangenfa r 147. 2 A Dr. d. Med. 
1. deegzen Eiſenach 77. 
Ben Srinbendreehf — zig une jürnagel, Prof. 
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af 1495: — Ardyidiac, in Hamburg 

274. F "aa ei ', Graf in Schl, wie je 990. Tour, 

th in ‚Hildesheim Treplin, Dis 

tor in Su ie — Trep⸗ 
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chirurgus in Zehdenik (Regbzk. Potsdam) 117. Wins 
mer, Rect. in Plauen (i. B.) 181. Winckler, Dr. d. R. 
in Leipzig 98. Winkler, Apell. Ser. Gecretär in Bam⸗ 
berg’ 373. Winkler, Hauptm. in Goblenz sr. Winkler, 
rem. 2ieut. in Herzberg: 1406. : v. Winning, Hauptm. 
Stoffen 64% v. Minterfeld, Rittmſtr. in Montig 1130. 
Winterl, Reichsarchivsſecret. in München sıs. Wirt, 
wachs, Buͤchſenmacher in Poͤßneck 395. Wirſch, Oberſt⸗ 
Heut. in Münden 686. Witt, Pred. in Nienſtädten 806. 
MWittcke, Prediger in Schweſſin 166. Witte, Nittergutös 
bef. zu Zeidlig (i. d. Neunk.) su. Wittmann, Inſpect. 
in Schwabach 157. 9. Witzleben, Dberſtlieut. in Dres⸗ 
Den 217. v. Wolf, Poftdirector in Eleve 10. Wolf, 
Advocat in Grimitichau (b. Bwidan) 115. Wolf, Apos 
theker in Dederan on. v. Wolf, Bifcbof v. Regensburg 
393. 'v, Wolfersdoxf, Lieutenant in Dreöden ası. von 
Wolidi, GErzbiſchof in Posen 1437." v. Wolkenſtein⸗Troſt⸗ 
dburg, Graf in:WBien ms. Wortberg ,..Dr, d. Ppilof. in 
Greifswald so: . Wrede, Prof. d. Math. in Koͤnigsberg 
4605: v. Wreden, Gtantörath in Darmſtadt 48. von 
WBrffowre, Graf, Geheimerath in Würzburg 657. Wulf⸗ 
beff, Sandfunditus.in Neubrandenburg: Wuͤlker, Stall⸗ 
fr. in Detmold:asor.. Mund, Minifterialeath in Garls⸗ 
zube 190. . Wunſch, Juſtizcommiſſ. in. Weißenfels «sa. 
v. Würtemberg, Herzogin in Weslar 168. v. Würtens 
berg, Lieuten. in Greiffenberg (in Schlef.) as. v. Wy⸗ 
U u. Eottum, Gräfin in Schwedt 6os. Young, Hofrath 
in Wien 607. ' 0: Wenburg:Birfteln, Prinzeffin in Utphe 
(D5. Heff.) u: Zacharia, Archidiac. In Itehboe 16008. v. Bas 
Dow, Pr. Lieut. in Potsdam sa1. Zander, Gand. d. Theol. in 
Danzig 1609. Zangen. Dr. d.R. in Dresden 94. Zarnad, Guts⸗ 
‚befsr. in Gr. Serlöng (B. Rheinsberg) 1808. v. Beh, Major i. 
Garlsruhe 129%. v. Zeiller, Dr d. R. in Wien sı1. v. den 
Kammerh. in Dreddengss. v. Zeppelin, Graf, Stantöminift. 
in Wien 86. Berreid, Pfarrer in Hohrenfels (Edge. Neuburg) 
1919. Biegler, Kinanzminift. in München 1409. v. Ziethen ‚Nits 
sergutsbef. in Wildberg (b. Alt-Ruppin) 1342. Zimmermann, 
Rath6:Gecret. in Breslau ssıo. Bimmermann, Dr. d. Philoſ. 
in Darmftadt879. Zimmermann, Seminarlehrer in Freiberg 
1309. Bint, Schulmeifter in Borbachzimmern 1319. Sitelmann, 
Apothkr. in Stettin.sıs. 3i3, Me intnalzth. in Mainz 370. 
Zollitofer, Landeshaupt in-St. Gallen 380. v. Iſchuſchen, 
Dberſt in Dreyleben (b. Halberſtdt.) 1009. v. Zurweſten, Ges 
neral in Hanau us - - et 


I. 


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.2. 





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Erfte Abtheilung. 


Theils vollftändigere, theils ſtizzirte Les 
bensbeſchreibungen. 


N, Nekrolog 7. Jahrg. 1 


Nachtrag 


einiger im Jahr 1828 Verſtorbener *). 


* 1. Mathaͤus Edler von Rath, 


k. k. wirkl. Appellationdraty zu Wien; 
geb. den 7. Sept. 1761, gell. den 23. Ian. 188 **). 


Zu Ragendorf in Niederöftreih von redlichen Eltern 
(der Bater wor Berwalter einer Privatherrfchaft ) Bebos 
ten, legte der Verewigte feine Beruföftudien in Nieder⸗ 
öftreich mit angeftren tem Fleiß zurüd und wendete fidy 
nach Beendigung dere ben und des juridifch  politifeyen 
Gurfus am 31. Ian. 1784 zum Yuditoriate. — Schon 
1785 hatte er die vorgefchriebene Richterpruͤfung mit 
dem günftigften Erfolge beftanden und wurde unmittels 
bar darauf am 28. Jun. 1785 zu dem- k. E Fſchaiki⸗ 
ſten⸗Grenzbataillon als Auditor berufen; . und da er ſich 
bereits im erften Jahre feiner Anftelung von einer fehe 
vortheilhaften Seite bewährte, fo wurden ihm auberge: 
wöhnliche Unterfuchungen und Geſchaͤfte von höhern Bes 
hörden anvertraut, wobei er fich die Zufriedenheit feiner 
Borgefagten und den Ruf entfchiedener Uneigennügigkeit 
erwarb. — Am 1. Zul. 1787 wurde er zu dem Grrdiscaner 
Grenzcanton — in einen weit ausgedehntern Wirkungs⸗ 
treis — überfest, und daß er auch bier mit Anftcengung 
and Auszeichnung gedient habe, bewährt die im dritten 
Zahre nah feiner urfprünglichen Anftellung erfolgte Er: 
theilung des Hauptmannscharakters. — Er trat darauf 
am 7. Dec. 1783 in gleicher Eigenfchaft von der Milis 





*) Die folgenden 17 Netrologe enthalten Lebenöfkizzen von 
Derfonen , derer im vorigen Jahrgange diefes Werks theild, gar 
nit, theild nur mit wenigen Worten in der zweiten Abtheilung 
Erwähnung a: . . 

**) Bergl. Seitfchr. für öftr, Rechtẽͤgelehrſamkeit 1829, Juliheft. 
1 





I 


Otto. 6 


heit feiner Gattin nachtheilig einwirkende Klima ihn die 
Gnade Gr. Majeſtaͤt anzufleben und um Brefehmg zu 
dem niederoͤſtr. Appellationsgerichte anzuſuchen noͤthigte, 
weiche Bitte ihm auch gewährt wurde. — Am 21. Ian, 
1828 klagte er über Unwohlfein und zwei Sage fpäter 
atte ein Gedärmbrand feinem thätigen und vorwurfss 
eien Leben fchon ein Ende gemadt. — Anſpruchsloſe 
uftrengung, Redlichkeit und Gifer, den eine mißiungene 
Hoffnung zu fihwächen vermochte, hatten ihn als Ges 
ie ftömann, ungetheilte‘ Zuneigung gegen Gattin .und 
Inder, fowie Wohlwollen gegen den Naͤchſten, ihn als 
Menfch ausgezeichnet. — Es ward ihm der herbe Schmerz, 
ba geliebte Gattin und eine verheicathete Tochter vor 
ch das Zeitliche fegnen zu fehen. Noch hinterließ er 
einen Sohn (jest niederoͤſtt. Appellationsrath) und eine 
unverforgte Tochter. 


* 2. Georg Chriftian Dtto, 
(als Binanzfchriftiieller audy unter dem Namen Seorgiuß und 
" Ghrifiianus bekannt) + zu Baireuth; 


geb. im 3. 176., geft. db. 7. Febr. 1828, 


Diefer Iugendfreund Sean Pauls *) war bee zweite 
Cohn des Wesperpredigerd Heinrich Dtto gu Sof ‚ dis 
ned wegen feiner firengen Sitten und feines meralis 
fon Lebenswandels allgemein geachteten Mames. Zu 
nfang der 80er I. bezog er die Untverfität Leipzig und 
kehrte erft nach feined Baterd Tode wieder nach Hof zus 
ruͤck. Dort wohnte ex mit feiner Mutter und feinen Ges 
chwiſtern *) in einem eignen Haufe, gemeinſchaftlich mit 
bnen ein Kabrikgefhäft und eine Handlung verwaltend, 
Aus innerer Neigung widmete er ſich indeß bald faft 
ausſchließlich den Willenfcyaften. Die Familie lebte, bei 
einem nicht unbedeutenden Vermögen, in gluͤcklichen Ber: 
hältniffen, und jenem gaftfreien Haufe verdantte Jean 
Paul, defien Umftände in feiner Jugend nicht die gläns 
endften waren, manche Wohlthat. Die erfte Bekannt: 
oft Dtto’8 mit dem eben genannten Dichter fällt in 
das Knabenälter, ald Beide noch dad Gymnafium au Hof 
befuchten. Als Jean Paul fpäterhin Hofmeifter in To⸗ 
gen und Schwarzenbach ward, Enupfte fich jenes jugend 
*) Man f. deſſen Biogr. 8. Jahrg. S. 1085 db, Nekr. 
. ie ebend e er find: der Hoffiskal Als 
breit os —— — Dtto in Fi Mi 


2 nen und 
A Bartin ides Dekan Wernlein in Münchberg . ederite, 


* 


6 | Otto. 


liche eſcheſtaen durch gemeinſame wiſſenſchaft⸗ 
liche Thaͤtigkeit immer feſter un unauflößlicher, worüs 
ber Sean Pauls Briefwechfel mit feinem Freunde Ghris 
ftian Dito *) mehrfache Belege gibt. — Dem Wunfche 
feinee Eltern zu genügen, batte D. anfangs Theologie 
ftudirt, bald aber fich zur Nurisprudenz gewendet. Doch 
auch diefe Wiſſenſchaft verfolgte er zulegt nur nach all 
gemeinen wiflenfchaftlihen Beziehungen, obgleich er ſei⸗ 
nen Bruder Albrecht in der juriftifchen Prarid unters 
ftügte. Sich um eine öffentliche Lehrſtelle zu bewerben, 
firitt mit feiner Liebe zur Unabhängigkeit. Wenn er 
auch hie und da einen ſolchen Wunſch ausſprach, fo war 
es ihm doch nie Graft damit. Erſt in fpätern Jahren 
(1806) übernahm er auf dad Zureden feiner Freunde und 
durch äußere Umflände genötbigt, das Amt eines Wegis 
gimentd:Quartiermeifters bei der preußifchen Armee, Nach 
der unglüdlihen Schlacht bei Iena ward er Privatfes 
eretär Sr. Eönigl. Hoheit ded Prinzen Wilhelm von 


ee: "Preußen. Aber nur zu bald ward ihm fühlbar, daß fein 


ganzes Thun und Geyn der Zreibeit und Stile eine 
zurüdgezogenen Lebens angehöre, in welcheß er, mandye 
ehrenvolle Anerbietung ablehnend, wieder zuruͤckkehrte, 
"and dem er, einen kurzen Aufenthalt in München abges 
zechnet, biß zu feinem Tode treu blieb. In die eben ges 
nannte Nefidenz hatte er ſich auf Beranlaffung des Mis 
niftere von Lerchenfeld im J. 1820 begeben, um bei 
einer neuen Organifation der Handelsverhältniffe im Koͤ⸗ 
nigreiche Baiern mitzuwirken. — Bereit im frühen 
Alter hatten fih die Grundzäge feines Charakters in 

rtem Wohlwollen, liebevoller Sheilnahme, ſtrenger Rechts 

ichkeit und Uneigennügigleit entwidelt.e Sich ſtill bes 
he "in feinen eignen Angelegenheiten, trat er in 

remden, bei denen man feine Hilfe in Anſpruch nahm, 
um fo kräftiger hervor. Gharakteriftifh war feine Wahrs 
heitsliebe. Sein Geift zeigte eine Schärfe des Grkens 
nend umd Unterfcheidens, die ihn zu einem lehrs und eins . 
kupreiden Kritiker hätte machen Tönnen, Aber auch fein 

efupl für das Höchfte und Edelſte in der Wiſſenſchaft 
blieb immer rege und ſteigerte ſich beſonders da zu gluͤ⸗ 
hender Begeiſterung, als nach dem erſten Leſen des „Hes⸗ 
perus“ Jean Pauls hoher Werth ihm in feinem ganzen 
Umfange klar ward. — Erſt feit dem 3. 1800 war D. 
mit feiner Gattin Amoͤne Hetold aus Hof vermäßlt, 


*) Berlin 1829, 8 Theile 





Greven. 7 


die er damals bereits feit 20 Jahren gelaunt hatte. 
Das Gluͤck diefee She wurde nur dadurch geträbt, daß 
fie Eiuderlos blieb. Amöne befaß eine fehr geiftige Aud⸗ 
bildung, die’ fie zum Theil ihrem Jugendfreunde Jean 

aus verdankte. Außer mehreren Gedichten und Aufs 
ägen mashte fie ſich als Schriftftellerin vorzüglich durch 

ven Roman „Antonius *) bekannt. 

Dtto felbft fchrieb unter dem Namen Chriftianus 

Die Aufſaͤße: Euther u, Loyola u. Gola di Rienzo in 
Woltmanns Sournal f. Geſch. u. Polit, 1802, Bd. 8, 
S. 21 u. f. 1803, Bd. 2, ©. 285 u. f. 1804, Bd, 1, 
©. 89 f. . Unter dem Namen Georgius, außer den 
in dem eben erwähnten Journal befindl. Auffägen : Pas 
zallele d. Kreuzzüge, Reformation u. Revolution u. Gleiche 
genict v. Europa, feine Metamorphofe d. german. Adels, 

urnb, 1810. — SHandeld u. Kinang: Pandora d. neuefl, 
Seit. 1810, — Geſchichts⸗, Finanz⸗ u. Handelsanfichten, . 
1811. 2 Bochn. — Betracht, üb. d. Gours d. öfter. Eins 
Köfungsfcheine. 1813, u. Verſuch e. Darftell. d. Picengenges 
ſchichte. 1814. — Nach dem Zode Sean Pauls befchäfs 
tigte ihn defien Nachlaß. Die Anordnung der „Gelina”, 
und die Herausgabe der erſten drei Hefte des Werks 
„Wahrheit aus Sean Pauls Leben”. Bresl. 1826 u. f. 
„8. ‚hat Otto beforgt. Bon den wiflenfchaftlicyen Unters 
fuchungen , meift Ditorifcen und ftotiftifchen Inhalte, 
mit denen er ſich in den 90er Jahren vorzugsweiſe bes 
ſchaͤftigte, ift, außer einigen bereits erwähnten Abhand⸗ 
lungen nichts Durch den Druc bekannt geworden. 

Jena. Dr. Heinr. Doͤring. 


* 8. Friedrich Joſeph Greven, 
Tönigl, hannov. Oberſtlieut. u. Command, zu Goͤttingen; 
geb, d. 12. Febr. 1751, geſt. d. 2%, Febr. 1828. 


Der Verewigte wurde in Harburg geboren, wo ſein 
Water, Groß: und Aelterväter im hannoverfhen Mili⸗ 
tärdienfte geftanden, und hatte in den erften Lebensjah⸗ 
zen das Unglüd, eine fehr treffliche Mutter zu verlieren. 
Er wurde darauf bei feinen Großeltern in Winfen an 
der Luhe erzogen, wohin ſich der Großvater, als Major, 
in hohem Alter zurhdgezogen hatte, Da der Knabe von 


*) Nürnberg 1810. — Biographifche Nachrichten über Amöne 
Dtto, erteilt v. Schindel in Denen Shrifielerinnen deö 
19. Jahrh. Ah. 8, ©. 72. f. 





Greven. 9 


ergte auch da das Schickſal für Ihn. Er lernte in der 
ter des Generallieutenant von Stodhaufen, der in 
der Nähe auf feinem Sute wohnte, ein herrliches Weſen 
vol hohen Geiſtes und Herzensgüte kennen. Bald vers 
band die innigfte Liebe Beider Herzen. Ihre treue und 
fefte Neigung erlangte die Einwilligung des Generals 
und im J. 1752 wurden fie mit einander ehelich verbuns 
den. ©; wurde Dberadjutant bei feinem Gchwiegers 
vater und verlebte mit feiner Frau in deffen Haufe eine 
Meine ſchoͤner Iahre in der glüdlichften Ehe, bis ihn der 
feanzöfifche Krieg abrief. Er machte die harten und uns 
gluͤcklichen Feldzüge von 1793, 94 und 95 mit. Waͤhrend⸗ 
dem war der edle General von Stockhauſen geftorben. 
Seinen eignen Bater hatte er fchon einige Jahre früher 
verloren, — Nach dem Frieden lebte er mit feiner Frau 
und feinen heromwachfenden Kindern in Ruhe fort, bi6 
im 3. 1803 durch die Beſisnahme der Franzoſen ein ans 
Derer Abſchnitt feined Lebens begann, — Bei der Aufs 
Iöfung des hannoverfchen Militärs im Lauenburgfchen 
war er Mojor. Einige Verſuche, die er machte, gleidy 
Dem größten heil feiner Kameraden nad England zu 
gehen, wurden duch Intriguen vereitelt. Er 508 ch 
nun in den Schoos feiner Familie zuruͤck, wo er in Goͤt⸗ 
tingen von 1804 biß 1808 lebte. Hartes Ungläd und Fa⸗ 
milienleiden aller Art trafen Ihn dort, die er mit dev 
Auhe und der GStandhaftigkeit eines Weifen ertrug. — 
Sm 3. 1803 fab er ſich durch feine Bamilienlage, u. von als 
lem eigenem Vermögen entblöft, genöthigt, in weftphälifche 
Dienfte zu treten. Die neue Regierung bemerkte bald 
feine audgezeichneten Zalente und benutzte diefe bei der 
Drganifation der Truppen, die er als Inspecteur aux 
revues leitete; faft fhon 60 3. alt, wußte er ſich Doch mit 
der ihm eignen Leichtigkeit des Geiftes in eine ganz vers 
ſchiedene Ordnung der Dinge und ded Geſchaͤftsganges 
au finden. — Wenn man den ftetö thätigen, fchnell fafs 
fenden, hellen Geift des Mannes bewunderte, fo mußte 
man fih noch mehr uber die feltenen Eigenfchaften feis 
ned Herzens und Charakterd freuen. Nie ward eine grös 
ere Hedlichkeit und Uneigennügigkeit gefunden. Er war 
im vollften Sinne des Mortd ein wahrer, redlicher deut- 
fher Mann; und weil er dad war, genoß er auch ftetö 
dad vollfte Bertrauen derjenigen, mit denen er in Ver⸗ 
bältniffen ftand. Er hatte eine feltene Gabe mit Men: 
fhen umzugehen, ohne fich je zu Schmeicheleien herab⸗ 
zulaffen und blieb ſtets gerade, ehrlich und offen, So 


| 10 v. Feßmaier. 


girg er auch jetzt feinen Weg, nüste manchem feiner 
ndsleute Hte feine neuen. Pflichten und verlegte 
die alten nie, — 685 wurden ihm viele Auszeichnungen 
ya Shell die ihn freuten, und er genoß die Achtung als 
Parteien. Im I. 1818, bei der Umwälgung der Dinge 
und bei der Reorganifation des Königreihd Hannover mels 
dete er fich bei dem Herzog von Sambridge und wurde von dies 
fem menſchenfreundlichen Fürften, dem er früher bekannt 
war, mit der gewohnten Güte aufgenommen und bald 
nachher ald Commandant in Göttingen angeflellt, wo 
nun fein letzter Lebenschfchnitt, begann und endete. — 
Anfangs wurde er von ſchweren Familienleiden heimges 
ſucht: die treue fo innig geliebte Lebensgefährtin farb 
nach langen fchmerzlien Leiden, welche fie mit Kraft 
und Hoheit trug, auch der einzige ihm gebliebene Sohn 
wurde ihm duch den od entriffen. — Doc der edle 
Greis befaf einen zu religiöfen Sinn und einen zu hei⸗ 
tern Gelft, um lange bei dem Zraurigen zu verweilen, 
Bald Lehrte Heiterkeit und Friede- in feine Bruſt zuräd, 
Er lebte nun noch 5 3. in ununterbrochener Heiterkeit 
ein ſchoͤnes, filled Leben, mit einer einzigen ihm von 6 
Kindern gebliebenen Tochter, deren zaͤrtlichſter Freund 
und einziges Gluck des Lebens er war. Gein Geift war 
auch in diefem legten Lebeusabfchnitt völlig kraͤftig und 
endlich friſch und heiter geblieben. Gr fchritt gang 
mit der Beit fort: Der Morgen war mit wiffenfchaftlis 
en Beihäftigungen ausgefüllt und den Abend verfam: 
melte fich ein Kreis edler Freunde um ihn, die ihn. wie 
ihren Bater verehrten und liebten, Die koͤrperlichen Als 
tersſchwaͤchen, denen feine zarte Gonftitution ausgeſetzt 
war, trug er mit Geduld und Gleihmuth, ohne daß fie 
eine innere Heiterkeit geftört hätten. Am 19. Febr. 1828 
eierte er feinen 77. Geburtstag noch im Kreife feiner 
reunde — den 22. fhhlummerte er, tief betrauert vor . 
ielen, fanft und ohne Schmerzen hinüber in ein beſſe⸗ 
res Leben, dad er bier fchon in feiner Bruſt getragen. 


* A. Johann Georg von Feßmaier, 


Doctor der Rechte. koͤnigl. baier, Minifterialrath, Ritter d. Civ. 
Berdienftord. u. Mitgl. der koͤnigi. Akad. d.Mbihenfe, zu einem 


geb. d. 12. Ian. 1775, geft. d.27. März 1828. 
Der Hingefiedene, als Hiſtoriker rühmlich bekannt, 
ie Staufersbuch, einem zum Negenkreife des Kös 
nigreichs Baiern gehörigen Dorfe, geboren. Beine Els 


v. Feßmaier. 11 


tern waren rechifchaffene, aber därftige Landleute. Sie 
unterrichteten ihn zu Haufe fo gut fie konnten und ſchick⸗ 
ten ihn fleißig zur Schule. Da er in derfelben fehr qute 
Anlagen und eine fehr große Neigung zum Studiren 
zeigte, To fuchte ihn der Pfarrer_des Orts in dem uns 
efähr 10 Stunden entfernten Amberg unterzubringen. 
e kam Ende Octoberd 1786 dahin und wurde in der 
Yateinifhen Neal: und hoͤhern Bäͤgerſchule eingereiht. 
Geine Eltern ſchickten ihm Brod und Kartoffeln, und 
Wohlthaͤter in Amberg, befonder8 die Verwandten des 
Dfarrers zu Staufersbuch, gaben ihm Geld und andere 
Unterfiigung. Auf dieſe Weife vor drüdenden Mans 
get geſchuͤtzt, brachte er es fchon im erften Sabre dahin, 
aß er bei einer bedeutenden Zahl von Schülern mit drei 
andern den erften Plag erhielt. In den näcften 5 3., 
während welcher er die 5 Klaffen des Gymnaſiums in 
Amberg befuchte, behauptete. ex immer den erften Play. 
Eben To zeichnete er Ach in den 2 philoſophiſchen Kurs 
en des Lyceums in allen Bädern aus. — Mit Anfan 
es Nov. 1794 ging er auf die Univerfifät nach Ingo 
ftadt, um die Rechtswiſſenſchaften Ir ftudiren, wo bie 
Regierung ihm unterm 9. Oct. in Ruͤckſicht feiner Kennt⸗ 
niſſe und übrigen Eigenfchaften ein frei gewordenes Als 
bertinifches Stipendium verlieh, Das ihm zwar ein ges 
ringes, aber bei feiner Genuͤgſamkeit hinreichende Eins 
Tommen gewährte. Er Eonnte fi nun ganz und gar 
den Studien widmen und that es fünf Semefter hindurch 
auch mit folhem Eifer, daß er nicht nur die günftigften 
Seugniffe über jeden gehörten Gegenftand, fondern am 
33. Mai 1797 auch die juridifche Licentiatenwürde mit 
der Note der Eminenz erhielt, bei welcher Gelegenheit 
er der Fakultaͤt dad Manufeript vom grften, nachher im 
Druck erfchhienenen Verſuch einer oberpfäl ifmen Staats⸗ 
efhichte übergab. — Indeß die jeder Klaffe planmäs 
ig vorgezeichneten Fächer genügten feiner Wißbegierde 
nit. So wie er im Gymnaſium und Eyceum dem Stu: 
dium der modernen Sprachen, befonders der franzöfifchen, 
feine Rubeftunden opferte, fo waren auf der Univerfität 
die Kameralwifienfchaften, noch mehr aber Diplomatif, 
Geſchichte und Yubliciftit im weiteften Umfange fein Ele: 
ment. Kür die hiftorifchen Wiffenfchaften war Mederer 
fein Lehrer. Außerdem hatte er die Serien benugt, um 
bei feinem Landgerichte zu arbeiten und das Praktiſche 
anzuwenden oder anwenden zu ſehen, was er in den Hör- 
fälen tbeoretifch vortragen gehört hatte. — So auge: 


2 * v. Feßmaier. 


zäftet verließ er die Univerfität und gin ey Bänden 
u einem der berühmterten Hofgerichtds- katen. Bier 
atte er Selegenheit, bei den vortommenden verfchiedens 
artigen Nechtöfällen feinen Scharffinn in _Auffindung des 
‚Hauptpunktes und in Veurtheilung der Cache Fi zeigen 
und zu üben und die Menge der in feinem Gedächtniffe 
aufbewahrten Rechtöregeln und Gefege gebörig in Ans 
wendung zu bringen. Wie er bierin feinem Pringipale 
Genäge geleiftet hat, darüber ſpricht ein Zeugniß, das 
ipm diefer unterm 14. März 1799 ausftellte und worin 
es hieß: „Seßmaier ift bereits 1 3. 10 Monate in Pras 
xis geitanden und hat während Diefer Zeit nicht nur volls 
Tommene Kenntniß aller theoretiſchen Rechtswiſſenchaften, 
jondern auch eine ausnehmende, beinahe unglaubliche Ges 
[hidlichkeit in peaktifhen Gelhäften erwiefen, fofort 
auch feine überaus großen Geiftesfähigkeiten, unermädes 
ten Fleiß in Arbeiten und überhaupt die beften Eigene 
Tbaften jeder Art bezeigt.“ — Außer der Zeit, die ihm 
Die juriftifche Praxis wegnahm, arbeitete er an feiner weis 
teren Ausbildung in feinen Siebtingsfägern, der Diplos 
matik und Sefichte und benngte Dazu gewiffenhaft die 
vielen Vortheile, die ipm Münden darbot. Au gab er 
1798 den exften Theil feiner „Geſchichte der Oberpfalz” in 
Drud. Im zweiten Jahre feines Aufenthalts zu Müns 
en übernahm er noch ein anderes Gefhäft. Er trug 
dem Sohne des Hoflammerratp6-Präfidenten Grafen von 
Toͤrring die Rechtswiſſenſchaften in befondern Stunden 
vor. Dabei empfahl er ſich ſehr vortheilhaft diefem eins 
fußzeihen Manne, Im Gefühle feiner Tuͤchtigkeit und 
Im Bertrauen auf die Unterftügung derer, die ihn Fanne 
ten, bielt er im März 1799 um eine Gtelle im Fiska⸗ 
latödepartement der kurfürftl. Hoflammer an, indem das 
zu taftlos thätige*vechtöerfahrene junge Männer erfordert 
wurden. Gine folde Gtele erhielt er nun zwar nicht, 
aber bald darauf wurde ex an einen andern Plag geftellt, 
— Mit Morimilian dem Erſehnten begann eine neue Ges 
ftaltung der Dinge in Boiern.. Ale Zweige der Staats⸗ 
verwaltung erhielten eine verbefferte Einrichtung. Schon 
im vierten Monat feiner Regierung entftand ſtatt der 
vielen Adminiftcativcolegien Die General = Landesdirec⸗ 
tion. Sie folte nur mit Männern befegt werden, wels 
de bereitö in einem Amte ihre ausgezeichnete Brauc⸗ 
barkeit erwiefen und ſich durch ihr Benehmen allgemeine 
Achtung erworben hatten. Der Profeflor von Hellers⸗ 
berg in Ingolftadt war einer von Diefen. Allein auch der 











14 * v. Feßmaier. 
den Profeſſoren an der Univerſitaͤt Parteiungen, und da 

‚ ohnehin mehr Neigung und Borliebe für die praftis 
he Laufbahn eines Geſchaͤftsmannes als für die theore: 
tifche eines Profeſſors hatte, jo tam es ihm fehr er: 
wunfcht, als der Landesdirectionsrath von Helleräberg 
wieder ald Profeſſor an die Univerfität zurückkehren und 
mit ihm die Stelle wechfeln wollte. Der Eurf. Hofrath 
und Profeflor 5. wurde am 11. Sun. 1804 zum wirklich 
ftatusmäßigen Landesdirectionsrath in München mit dem 
Beifage ernannt, daß die Jahre, während welder er auf 
der Univerfität als ordentlicher öffentlicher Profeffor ans 
geftelt war, zur Tünftigen Befoldungdgradation beiges 
zechnet werden follen. Als Nachfolger des von Hellerds 
berg wurde er Nefpicient der ſtaͤdtiſchen Berfaflungen, 
und in dieſer Eigenfchaft mußte er auch die Stadtcoms 
miflariatöftelle dev Haupt: und Refidenzftadt übernehmen, 
und hatte als folcher in jener für Baiern fo verhängnißs 
vollen Zeit von 1805 — 1808 ſich Geſchaͤften zu unters 
ziehen, wozu außerordentliche Gewandtheit, Gegenwart 
des Geiftes und Berücdfichtigung aller Verhaͤltniſſe noth⸗ 
wendig war. Die Deftreicher hatten im September 1805 
Münden ald Feinde befegt. Der Kurfürft hatte ſich 
nad rn begeben, ebenfo audy die Minifter. Eine 
Eandescommifjton wurde niedergefegt, F. war Mitglied 
Derfelben und zugleich aud Mitglied der Stadtcommifs 
fion. Groß waren die Forderungen, welche die Deftreis 
er in Baiern und in Münden machten. Zwar wurden 
diefe bald wieder vertrieben, aber nun ging Napoleon 
mit der ganzen großen Armee von der obern Donau über 
Münden an den Sun. Ihre Bedürfniffe waren eben 

als fehr bedeutend, und die Kommiffionen mußten für 
ihre Serbeifchaffung forgen. Als im Auguft 1808 das 
Königreih in 15 Kreife eingetheilt war, wurde er als 
vierter Rath bei der Regierung des Iſarkreiſes ernannt, 
Als foldyer und zugleich auch noch als Stadtcommiffär 
hatte er befonderd viel zu thun, als im April 1809 bie 
Deftreicher neuerdings einen großen, heil von Baiern 
- und darunter auch die Hauptftadt feindlich befegten. Im 
3. 1810 bei der Eintheilung des Reiches in 9 Kreife 
wurde er unterm 11. October zum zweiten Kreisrath in 
Münden ernannt, von da aber am 14. Febr. 1815 zum 
Oberfinanzrath bei der Minifterial:, Steuer: und Domänens 
fection befördert. Bei der großen Veränderung, Die durch 
die Entfernung des Miniftere Montgelas herbeigeführt 


wurde, und bei der neuen Gintichtung, welche Die obers 


v. Feßmaier. 15 


en Stellen der Berwaltung bekamen, wurde F. zum 
ifterialrathe im Minifterium der Finanzen am 12, 
März 1817 ernannt. Roch im nämlichen Sapre wurde er 
der für gemifchte Rectägegentände angeordneten Staatös 
rathskommiſſion beigeg und blieb mehrere Jahre bins 
durch bei derfelben, obwohl ihn manches Jahr ein andes 
rer Minifterialrath abloͤſte. In diefen Berhältniffen blieb 
er, bis er zu Anfange ded 3. 1826 quiescirt wurde. Ob⸗ 
wohl dies die Kolge einer allgemeinen Reform und einer 
neuen Befegung des Minifteriums der Finanzen war, obs 
wohl bei diefer Gelegenheit mehrere noch räflige und thäs 
tige Staatsdiener hohen‘ Ranges in den Ruheſtand vers 
fegt wurden und F. einen bedeutenden HRubegebalt von 
2700 fl. bezog, fo war es ihm doch ſchmerzlich, in diefem 
Alter, bei fplcher Friſche des Geiftes fich außer Thaͤtig⸗ 
Leit gefegt Fu (ber und von dem Staate fo viel zu bes 
ziehen, ohne dafür Entfprechendes leiften zu Lönnen, da 
er doch nur bemüht war, für dad Wohl des Waterlandes 
zu wirken. Zwar blieb er auch jet nicht müßig, fondern 
befchäftigte fih fehe mit Literatur und befonders mit 
der vaterländifhen Geſchichte, allein er war nun einmal 
aus feinem feit vielem Jahren gewohnten Kreife eines 
praftifchen Geſchaͤftsmannes geworfen und befand ſich 
Dabei unwohl. Diefe Stimmung des Gemuͤths hatte, obs 
wohl nicht ſehr merkbar, auch Einfluß auf feine Gefunds 
eit. Er wurde zufehends dicker, aber auch fchlaffer in 
einen Muskeln. Er hatte nie eine gefährliche Krankheit 
eftanden, aber öfter wegen Webeln auf der Bruft ſich 
aut Ader laffen müffen. In dem Winter vor feinem 
ode hatte er beftändig Huften und brachte nur mit Ans 
frengung Schleim aus feinem kurzen Halfe. Doch blieb 
er deswegen nicht zu Haufe, fondern befuchte regelmäßig 
die Sigungen der Etändeverfammlung, Denen er mitaller 
Theilnahme beimohnte und Fam täglich von 6 — 8 Uhr 
zu feinem Freunde Socher, um ſich mit ihm über die Ans 
gelegenheiten ded Baterlanded zu unterhalten. Bei eis 
nem ſolchen Befuche war e8 au, wo ihn der Tod uns 
vermuthet und bei heiterm Mohlfein üͤberraſchte. — 
Feßmaier war ein edler Mann in jeder Hinſicht. Wahrs 
heit und Rechtſchaffenheit waren die heiligften Angeles 
enheiten feines Lebens. Maftlos forfchte er nach Wahr⸗ 
Belt und war bereit, für Die Sache, die er für die wahre 
und rechte erkannt hatte, alle feine Kräfte zu verwens 
den. Nie ging er mäßig. Jede Stunde, die ihm von 
feinen Berufsgeſchaͤften übrig blieb, fuchte er gewiſſen⸗ 





Re 


ep; 4 
*v. Feßmaier. | 47 


aus den Akten verfchaffen kann. Im 3. 1807 war er in 
Wien, Zu — Reiſen hatte er noch immer Pläne 
und würde fie auch gewiß gemacht haben, wenn er nicht 
die große Reife in eine andere Melt vor der Seit hätte 
antreten muͤſſen. 

Als Schrifffleller gab F. folgende Schriften heraus: 
Berſuch e. pragmat. Staatsgeſch. der ob. Pfalz, feitdem 
fe Oberpfalz heißt, 2 Bdchn. Münden 1799 u. 1803. — 

uf diefer Bahn hatte er keinen Vorgänger. Erſt 22%. 
alt legte er 1797 bei Erlangung des juriftifhen Licentia⸗ 
tengrades der Fakultät das Manufceript davon vor, — 
Rechtl. Anfichten u. Wünfche d. oberpfalz. Nation bei d. 

oͤchſtbegluͤckt. Negierungsantritt d. durchl. Kurfürften 
arimilian IV. 1799 (anonym). — Diplomat, Skizze 
v. d. alten Bicedomamt Lengenfeld (Programm bei Ers 
Sffnung feines Kehrkurfed). Mit 16 noch ungedrudt. Urs 
Zunden. 1800. — Grundriß d. baier. Staatsrechts, zum 
Gebrauche akadem. Borlefungen entworfen. - Ingolftadt 
1801. — Grundeiß d hiſtor. Hilfswiffenfchaften. Lands⸗ 
but 1802, — Grundlinien 3. Staatsrechte v. Baiern, 
18038. — Diefe Grundlinien widmete der Berfaffer dem 
Kurprinzen Eudwig, jegig. König v. Baiern, als derfelbe 
die Univerfität Landshut be308s um feine Studien fortzus 
hen — Geſchichte v. Baiern. 1804. (M. f. Langs güns 
ige Beurtheilung dieſ. Werks im Hermes 1827. Bd. 
29, ©. 84.) -- Progr. üb. den Drud d. deutfch. Gefege 
f. d. Aderbau; bei Mich. Wuz's Schrift: die Sehnten 
als Steuern betr. 1804. — Stephan d. Aeltere, Herzog 
v. Boiern, wegen d. Berlufte der Grafſch. Tirol gegen 
Johannes v. Müller vertheidigt. München 1817. (G. 
Lang am oben angef. Orte.) — Wer follte es glauben, daß 
erade diefe Schrift dem Verfaſſer die Unzufriedenheit 
ieler zugezogen, die, obwohl geborne Baiern, im Ruͤck⸗ 
wärtöfchreiten über Deutfchland das liebe Baiernland vers 
gaßen? Denn fo groß war ihre Abgötterei gegen den gefeier⸗ 
ten Geſchicht ſchreiber Johannes v. Müller, Daß fie lieber eine 
unverdiente Schmach auf einem baierfchen Fürften ruhen laſ⸗ 
fen wollten, ald daß man ihrem Orakel fagte: hier haft du 
eirrt. — Grundzüge 3. Lebensbefchreib. d. Sebaft. Edl. 
art v. Helleröberg. 1819. — Web, d. Entitehen u. Auf: 
blühen d. oberdeutich. Städtebundes u. deſſ. Bekämpfung 
u. Vernichtung Duck Friedrich v. Landöhut, Pfalzgrafen 
bei Rhein, Herzog in Baiern. Cine Borlefung 3. 60. 
eier des Stiftungstages d. k. baier, Akad. d. Wiſſenſch. 

n d. Öffentl. Berfammlung derfelben am 27. März 1819 

R. Nekrolog 7. Jahrg. 2 


ð 





18 Schumann. 


gehalten, — In dem Werke: Augemeine Encyklopaͤdie 
. Wiſſenſchaften u. Künfte, herausgegeben von Erf *) 
u, Seuber, 7. — Eder bis ee 
delt, daß ihm die Redaktion befondern Beifall gab 
‚Wenn Lang im „Hermes“ 1827. Bd, 29 fagt: „Feß⸗ 
maier koͤnnte jest feinem Ruhme den legten, aber auch 
den beften Stempel aufdrüden, wenn er und fein Ver⸗ 
fprechen einee Geſchichte der Söhne und Enkel Ludwigs 
des Baier, oder Doch des Landshuter Herzogs Friedrich 
loͤſen wollte”, fo kann man hier die Werficherung geben, 
daß er raftlod an der Löfung diefer Aufgabe bis an fein 
p fruͤhes Ende gearbeitet und insbeſondere uͤber den 
andshuter Friedrich ſehr viel geſammelt habe. Die Ma⸗ 
terialien beduͤrfen nur einer tuͤchtigen Bearbeitung. 


* 5, Andreas Schumann, 


Doctor d. Philof., koͤnigl. baier. Pfarrer, Kapitelöfenior und 

Säulinfpector zu Selb im Dbermainkreiſe, vormals Profeffor d. 

Beredſamkeit, Dichtkunſt u. roͤmiſch. Alterthümer am Symnafiun # 
au Baireutd; - 


geb. d. 2. Juni 1767, geft. d. W. Mai 1828. 


Diefer ausgezeichnete Lehrer am Gymnasium Chri= 
stian-Ernestinum zu Baireuth war der einzige Sohn eis 
nes geachteten Bürgers, des markgräfl. Gabinetöfchreiners 
meifterd Georg Jacob ©. und wurde dafelbft geboren, 
Seine Mutter war eine geborne Tanner aus Greufen, — 
Sein Bater, ein frommer und arbeitfamer Bürger im 
Sinne der alten Zeit, hatte den Sohn zur Erlernung des 
väterlichen Handwerks beftimmt, ließ ihm jedoch zugleich 
auch wiſſenſchaftlichen Privatunterricht ertheilen. Schon 
früh entwidelte ſich bei dem Knaben die Liebe zu den 
Wiſſenſchaften, welche ihn am Ende alle Hindernifje, die 
ih ihm entgegenftellten, befiegen half. Der Bater fuchte 
edoch anfangs diefe vorberrfhende Neigung feines Soh⸗ 
nes zum Studiren Dadurch zu befämpfen, daß er ihm alle 
feine Bücher hinwegnahm und verfchloß, und ihn mit 

wang anhielt, in der MWerkftütte zu arbeiten. Gehorfam 
efolgte zwar ber Sohn den ftrengen Befehl des Vaters, 
allein feinen Trieb zu den Wiffenfchaften konnte er nicht 
unterdrüuden. In den einfamen Stunden der Nacht fuchte 
er das Verſäumte nachzuholen und durch feine beharrliz 


syR, f. deſſen Biogr. im 6. Jahrg. ©. 68. d, Nekr. 


% 


5 


19 


#*. 


re 
3. hie 
13 Serkoenpeit 


| ib von 
 putatiom 


9 
dem Sofrath Dr. 4. 
ale PR: A — "An feinen Beftrebi 
' ie den, verfihiedenen Zächerh des Wiſſens ige 
Kenntniffe gu erwerben, fowie in dem frühen Umgang fe 
mit den ausgezeichnetften Männern der Hocfchule 
F @tlangen, finden wir den Grund der Bolltommenpeit, die 
! im als praktifhen Gchulmann audzeichnete , der feine 
BGSitte und Humanitat mit einer von Pedanterie entferns * 
\ 5 ten Geiehrſamkeit auf eine anmutbige Weiſe zu verbin⸗ 
U nen wußte. — Am 28. April 1788 erhielt ec von dee 
»bilofophifchen Fakultät zu Erlangen die Dostorwürde, 


uud —8 ia Al: Aue Mater — Bei —— Fi w 
* ung und feiner vo: en je 
im "elbagonifgen Bage von dem nn 


MR. fe deſſen Biogr: im 6. er Riere. 








20 Schumann. »; 3 


die Stelle eines Haußlchrers übertragen wurde, die er 2 
3. hindurch gewiſſenhaft führte. Während diefer Zeit 
zeichnete er ſich vorzüglich Durch vortreffliche Predigten 
auß , die er in den Kirchen zu Baireuth hielt und welche 
die Aufmerkfamkeit feiner Vorgeſetzten auf ihn richteten. 
Nachdem er die vorgefchriebene Prüfung mit Beifall bes 
fanden hatte, wurde er im 3. 1784 auf den Borfchlag 
des damaligen Eonfiftoriumd zu Baireuth als Profeſſor 
der Iateinifchen und deutſchen Beredſamkeit, der Poeſie 
und der Alterthümer bei dem Gymnaſium zu Baireuth 
angepelt und am 1. März 1785 eingeführt, bei welcher 
Keierlichkeit er feine Antrittörede: De immortali serenis- 
sim. Margraviorum Brandenburg, gloriä, singular. meritis 
in acad, et schol, parta, hielt. — In diefem Amtewirfte 
ee 27 I. lang mit fegensreihem Grfolg für den Unter: 
richt einer zahlreichen, für höhere und edlere Berufsvers 
hältniffe ſich bildenden Jugend, der er für alle Zeiten 
und Berhältniffe zum Muiter dienen darf. — Er war 
ein Mann von ſchoͤnem Wuchſe und freiem Anftand. Gein 
Kopf glidy dem eines geiftreihen Roͤmers der alten Welt, 
Die feine etwas gebogene Rafe gab ihm ein ernftes An⸗ 
fehn, das durch das Feuer geines blauen Auges erhöht, 
durch den fanft läcelnden Zug am Munde aber anges 
nehm gemildert wurde. So empfehlend fein Heußeres 
war, fo anfprechend war das, was "aus der Ziefe ee 
Innern kam — fein Vortrag. — Durch ernfte Beleh⸗ 


rung fuchte er die Aufmerkjamkeit feiner Zuhörer zu fefs“.., 


feln und zuweilen durch leicht fpielenden Scherz fje zu 
erheitern. Seine Ausſprache war rein, fein Organ wohls 
tönend. — Die Hauptgegenftände feines Lehruortrags 
beftanden in der Erklärung lateinifcher Klaffiker, roͤmi⸗ 
ſcher Antiquitäten und im Deutfchen Styl. Sein Lieb: 
lingöfcpeiftftellee war Horaz. Diefen erklärte er mit 
Geiſt und Anmuth, fo daß fich feine Schüler auf die Uns 
terrichtöftunden ſchon im Boraus freuten. — Das Bers 
tiefen in Eleinliche Sprachbemerkungen, das Aengftigen 
mit alten Formen und fpisfindigen Gonjecturen war nicht 
feine Sache. Aber worin das Schöne, Große und Erhas 
bene, dad Treffende und Wigige einer Stelle liege und 
wie der Plan des Ganzen geiftreich aufzufaffen, das war 
ed, was er mit einer Sheilnahme, mit einem Feuer ent- 
widelte, die großen Eindrud machte. — Mit befonderer 
a en trug ec die römifchen Antiquitäten vor; 
und fein Bortrag war nicht blos auf Benugung fremder 
Materialien, fondern auch auf eigene Forſchungen ges 





2 


k 


% 
en Sommerabenden mit einem Buch in der Hand in dem 


Schumann. 21 


grändet. — Uber auch die Kultur der deutſchen Sprache 
wurde von ihm gehörig berüdfichtigt. Er machte feine 
Schüler immer mit den vorzüglichften Produkten des Deuts 


ſchen Styls und der Geſchichte bekannt, und trug häufig 


die gelungenften Schilderungen mit hinveißender Bered⸗ 
famteit vor, — Viele audgezeichnete Männer, Die gegen» 
wärtig noch wichtige Staatö: und Kirchenämter bekleiden, 
find auß feiner Schule hervorgegangen. — In feinem 
Benehmen geaen feine Schüler verband er flrengen Ernſt 
mit fanfter Milde. Leichte Fehler rügte er mit Schonung 
und Humanitaͤt, aber bei wichtigeren Uebertretungen trat 
er mit firengem Ernſte auf, Daher wirkten auch wenige 
Morte bei ihm mehr, als bei andern vieles Reden und 
Schelten. Sein Brundfag war: non detrudere, sed erigere 
animos! Gegen feine Kollegen benahm er ſich ſtets freunds 
chaftlich und zuvorkommend. Im Berhältniß zu feinen 

orgefegten beobachtete er jederzeit die fhuldigen Pflich⸗ 
ten, jedoch ohne Kriecherei und ohne ferviles Betragen. — 
Ben von raufchenden Gefellfchaften liebte er die einfame 
tille der fchönen Natur, Häufig fand man ihn an ſchoͤ⸗ 


Schattengaͤngen eines in der Nähe der Stadt gelegenen 
Wäldchens einfom wandeln und der Mufe fowie dem 
Genuß der freien Natur ſich Yingebend. — Seine reli⸗ 
giöfe Anſicht und Denkungdart hatte nichts Abſchrecken⸗ 
es und Finfteres. Religion war ihm die Freundin des 


Lebens, Das fchöne Band zwifchen Gott und dem Men- 


ben. Da fie fein Herz erfüllte, machte fie ihn froh und 
icher, und hielt ihn ſchadlos für alles, was ihm etwa am 
ußeren Bortheilen abging. Verſchiedenheit der religisfen 
Meinung binderte feine Zuneigung nicht, und er hütete 
ſich forgfältig, den Irrthum einem böfen Willen zuzu: 
ſchreiben. — Mit demfelben Geift der chriftlichen Milde, 
mit dem er feine Schule behandelte, benahm er ſich auch 
gegen die ihm anvertraute Gemeinde, ald er im J. 1811 
auf fein Anfuchen die Pfarrei Selb erhielt, und wirkte als 


Seelſorger raſtlos für das Befte derfelben. Giebzehn 


Sahre lang, bi8 zu feinem Tode, verwaltete er das ihm 
anverfraute Seelforgeramt mit Treue und Gewiſſenhaf⸗ 
tigkeit unter Anerkennung feiner vorgefesten Behörden. 
Seine Predigten waren in Abſicht auf Form und Inhalt 
mufterhaft und hätten gedruckt zu werden verdient, wenn 
er dies nicht auf feinem Zodtenbette fich verbeten hätte: 
„weil in der gegenwärtigen Zeit auch das Heiligſte von 


Tritifchen Läfterern nicht mehr verfchont werde!“ Liebe 





— Schumann. 


7 3 
je den Studien blieb ihn bis in daB hohr Alter eigen. 
mmer traf Man ihn auf feinem Studirzimmer mit 
Büchern beichäftigt. Treffend und wärdig ausgedrückt 
in beiden Sprachen waren feine Urtheile über Predigers 
Ürbeiten der Kapitularen. Auch im Greifenalter nahm 
" ee noch an allen öffentlichen Angelegenheiten den lebhaf⸗ 
teften Antheil; namentlich an den Presbyterial:Angelegens 
eiten und den Standeverfammliungen in Baiern. Hier⸗ 
ber fand man in feiner Bibliothet die intereffanteften 
auf beide Gegenſtaͤnde Bezug habenden Schriften. Er 
zeigte fich hier als Patriot im wahren Sinne des Mor: 
fe. — Gegen die Armen war er fehe milbthätig. Gr 
ührte eine befondere Armenkafle, zu welcher er bei kirch⸗ 
ichen Akten kleine Beiträge erhob, und wovon er dann 
"den armen Schullindern Schulbücher und Schreibmaterias 


lien anf&affte. Auch aus eigener Kaffe tbat er febt viel E 


fhr die Armen, die an ihm einen großen Wohlth 
loren haben. — In AA Privatsierhältnig als Gatte 
und Water war er ſtets liebreich und für das Wohl d 

Seinigen bedacht. Die Borfehung beglüdte feine Ehe, i 





tee vers ‘ 


der er mit feiner. Gattin, der Tochter des als Philologen 
und Gefchichtöforfcher bekannten Konfiflorialrath8 und 


Prof. M. Lang zu Baireuth, eine lange Reife von Jab⸗ 
zen lebte, mit 10 Kindern, unter denen 2 Söhne ſich dem 
Staatödienfte und 2 dem Bandelöftande gewidmet haben. 
Sie fegnen mit allen, die ihn als Lehrer oder Freund vers 
ehrten, feine Aſche! — 


Bon feinen Schriften find folgende bekannt: Pr. nait.* 


de natura dotibus, quae oratori inesse debent. Bar. 
1785. — Pr, üb. d. nothwendige Mitwirkung d. Eltern z. 
Bildung ihr. Kinder auf öffentl. Schulen. 1787 u. 1788. 
Pr. de Ludovico Philippo Thuimmigio, matheseos et phi- 
losophige Professore quondam celeberrimo, 1789, 1790 u. 
1798. — Pr, de sacerdotibus jubilaeisin Burggraviatu Norico 
super, recentioribus. Part. I — VIL 1793 — 1800. — 
Pr, literae monitoriae ad decem juvenes, quos in altiores 
scholas dimittere nos jubet officii ratio, 1802. — Pr. 
Einige Wuͤnſche und Bitten an Eltern, die ihre Söhne 
Dem Baireuther Gymnaſium anvertrauen 2, 1804. — 
Außerdem hielt er von 1785 — 1803 mehrere ausgezeich⸗ 
nete Inteinifche Neden, 


E. 6, Hagen, erfter rechtskundiger 
Bürgermeifter, 


— 


E 


r Ä | 28 


*G. Chriſtian Gottlieb Roͤckner, 
Doctor d. Theol., weſtpreuß. Confiſt. Direct, u, Ritt. d. eiſ. Kr. 
zu Marienwerder; 
geb. d. 5. DMiat 1766, geſt. d. 1. Juni 1818. *) 


Er wurde gu WBladiau bei Heiligenbeil in Oftpreußen 
eboren. An feinen Eltern, die im Befige eines kleinen 
andguts dem gluͤcklichen Mittelftande angehörten, hatte 

er ſchon früh ein Mufter frommen Sind und altdeuts 
her Redlichkeit. Beide erreichten ein hohes Alter, und 
em Sohne ward das feltene Glück, als Geiftlicher feine 
Eltern bei ihrer Jubelhochzeit feierlich einzufegnen. Sie 
abneten bald die nicht gewöhnlichen Fähigkeiten des Kna⸗ 
ben und vertrauten ihn dee Leitung feines Großoheims, 
bed Nectord dev Schule zu Heiligenbeil, Arend, an, der 
Dem Pietismus ergeben, in der ganzen Gegend für den 
beiten Schulmann galt, fein Amt an ihm gewifienhaft, 
aber oft im orbilifchen Geiſte ausübte, und deffen Namen 


‚der dankbare Schuler gleichwohl ſtets noch in fpätern 


Jahren mit inniger Bereprung nannte, Lehrgegenſtaͤnde 
und Eehrmittel waren beſchraͤnkt, aber mit Strenge wurde 
uber Gedaͤchtnißuͤbungen gehalten, deren wohlthätiger 
Einfiuß ſich an dem Zöglinge fpäterhin, wie äberall, fo 
auch im Geſchaͤftsleben des gereiften Mannes vielfältig 
bewährte. Die Univerfität Königsberg, die er Oftern 1788 
bezog, befand ſich damals eben nicht in einer allfeitig 
glänzenden BVerfaffung; aber ein Stern erfter Größe 

rahlte vor allen hervor und erleuchtete und, entzündete 
die Geiſter in der Nähe und Ferne, Kant war «8, der 
jest den Mittag feiner männlichen Reife und Größe er⸗ 
zeichte und reichen Erfag für die anderweitigen Mängel 
Darbot. So mancher Treundfchaftöbund wurde bier von 
dem dafür mit allen Anlagen hochausgeftatteten Zünglinge 
geknuͤpft, vor allen aber mit Nicolovius, gegenwärtig 
wirkt. Geh. Ober:Regierungsrath, deffen innigfte Freunde 
ſcwaft bis zu feinem Tode ihm für das hoͤchſte Gut feines 
Lebens galt. Im 3.1787 nahm R. eine Hofmeifterftelle 
in Liebjtadt an. Sehr bald jedoch, nach Vollendung der 
akademiſchen Laufbahn im I. 1788, gelang es dem jungen 
Kanzelredner, zum Keldprediger des Regiments v. Favtra, 
damals zu Braunsberg, ſpaͤterhin zu Thorn, gewaͤhlt zu 
werden, mit welchem er die Beſchwerden des polniſchen 





*), Auszuͤglich nach des Gonrect. Pudor in Digrienw. „Erinnerun⸗ 
gen an Dr. ©. ©. Wödiner. 1829,” 






















26 Roͤckner. 


geifteeung, ein höherer Genius zu ſchweben. F 
träge wurden dem Druck, jedoch ohne Namens 
faſſers ubergeben und allen Kreunden des Hk 
und der Menfchheit gewidmet. Ge. Majeftät & 
erkannte bald feinen Werth und ernannte ihn g 
probft, welches Amt er mit Gemeingeift benug 
Lage der durch den Krieg hierhin und dorthin ge 
ten Keldprediger zu fichern und zu verbefiern. & 
wärtige Stellung der Brigadeprediger ift nach feb 
ſchlage gebildet." Der Aufenthalt des Hofes 1 
und Konigäberg, wohin er ihm folgte, bot ihm e 
Belegenheit dar, über das Heil des Vaterland 
denken und auch durch Austauſch der Ideen 1 
viel Gutes zu wirken. Der Kreis von intereffa 
tigen, eine neue Ordnung dee Dinge vorbereit 
ftern, die den dort mit Standhaftigteit und waf 
verweilenden König umgaben, war großentheils 
feine. Doch z0g er ed vor, im J. 1809 die ih 
zugeficherte Landpfarre zu Pobethen in Samlı 
nehmen, wo er ein neues Eheband Enüpfte. 
Um diefe Zeit war man im preußiſchen Ste 

lich auf eine gründliche Reform des Elementarfd 
bedacht. Die Meinungen über die neue, im Ge 
10330°8 *) gefhaffene Methode, waren ſchwankend. 
über zu einer feften Entfcheidung zu gelangen, 
3.1810 eine Berfammlung von Schulvorftehern ı 
lichen dorthin berufen, die R. nach erhaltenem 


fens im Königreidhe Preußen, das feine Seguus 
jegt duch die Seminarien zu Königöberg, Bra 
Goralene, Deren, (alle diefe jegt unter ben 


») ©. Biogr. Jahrg.5 ©. 187 d. Nekr. a 





R 


26 Roͤckner. 


geiſterung, ein höherer Genius zu ſchweben. Beide Vor⸗ 


träge wurden dem Druck, jedoch ohne Namen bed Ver⸗ 
faſſers übergeben und allen Freunden des SBaterlandes 


und der Menfchheit gewidmet. Ge. Majeftät der König, 


erkannte bald feinen Werth und ernannte ihn zum Felde 
probft, welches Amt er mit Gemeingeift benugte, um die 
Lage der durch den Krieg hierhin und dorthin gefchleuder- 
ten Feldprediger zu ſichern und zu verbefjern. Die gegens 
wärtige Stellung der Brigadeprediger ift nad) feinem Vor⸗ 
ſchlage gebildet." Der Aufenthalt des Hofes in Memel 


. und Königsberg, wohin er ihm folgte, bot ihm eine reiche . 


Gelegenheit dar, über das Heil des Baterlanded nachzu⸗ 
denken und auch durch Austaufch der Ideen im Stillen 
viel Gutes zu wirken. Der Kreis von intereffanten, Eräfs 


tigen, eine neue Ordnung der Dinge vorbereitenden Gei=- - 


flern, die den dort mit Standhaftigkeit und wahrer Größe 
verweilenden Konig umgaben, war großentheild auch der 
feine. Doch z0g er es vor, im J. 1809 die ihm längft 
zugeficherte Landpfarre zu Pobethen in Samland anzus 
nehmen, wo er ein neues Eheband Enüpfte, 

Um diefe Zeit war man im preußiſchen Staate ernſt⸗ 
lich auf eine gründliche Reform des Elementarſchulweſens 
bedacht. Die Meinungen über die neue, im Geifte Peſta⸗ 
10330’6 *) gefchaffene Methode, waren ſchwankend. Um dar⸗ 
uber zu einer feften Entfcheidung zu gelangen, ward im 
3.1810 eine Berfammlung von Schulvorftehern und Geiſt⸗ 
lichen dorthin berufen, die R. nach erhaltenem Auftrage 
mit einer ergreifenden, auch im Druck erfchienenen Rede 
beſchloß. Man hatte ihn vorzüglich Deshalb Dazu erkos 
zen, weil ihm zu Burgdorf und Paris das Gluͤck einer 
vertrauten Bekanntſchaft mit Peſtalozzi geworden war. 
— Indeſſen boten die Bemerkungen der Königsberger 
Berfammlung widerfprechende Ergebniffe dar, und man 
war fchon im Begriff, den ganzen Plan aufzugeben. Da 


8. ward N. der chrenvolle Auftrag, fich in dem JInſtitute 


* 
* 


einige Monate aufzuhalten, um nach ſorgfaͤltiger Beobach⸗ 
tung ein amtliches Gutachten uͤber die gemachten Wahr⸗ 
nehmungen abzugeben. Er erfuͤllte dieſe Pflicht mit Um⸗ 
cht und patriotiſcher Treue; faͤllte nach vollbrachtem 
uftrage ein ſehr günftiges Urtheil und geſellte ſich durch 
die auch hiebei bewieſene Charakterfeſtigkeit zu den Be⸗ 
ruͤndern einer beſſern Verfaſſung des Elementarſchulwe⸗ 
ens im Koͤnigreiche Preußen, das ſeine Segnungen noch 
jest durch die Semingrien zu Königsberg, Braunsberg, 
Goralene, Deren, (alle dieſe jegt unter den Aufpicien 


*) ©. Biogr. Jadrg.5 S. 107 d, Nekr. 


ch. 


Roͤckner. 27 


Dinterꝰs ded Seltenen —), Jenkau, Marienburg und Grau⸗· 
denz, welche letztere zum Theil feiner Mitwirkung ihr 
Dafeyn verdanken, verbreitet. Die Intelligenzblaͤtter der 
Jenaiſchen allgem. Lit. Zeitung von 1811 und andere ha⸗ 
ben dieſes ſein Verdienſt ruͤhmlichſt gemeldet. — Bald 
darauf ward er im J. 1810 nach Marienwerder als erſter 
Pfarrer, Superintendent und Mitglied der koͤnigl. Regie⸗ 
zung mit dem Titel eines Regierungsdirectors und Con⸗ 
ſiſtorialraths berufen, womit feinen Talenten ſich ein ans 
emeſſener Wirkungskreis darbot. Legtere Stellung bes 
ielt er auch, als im 3.1816 das koͤnigl. Conſiſtorium 
u Danzig gebildet ward. — Beinahe 18 3. bat er in 
iefem Berüfskreiſe fegnend gewaltet, durch Wort und 
hat, Lehre und Beiſpiel. — Ein ſchoͤnes Feld eröffnete 
fih ihm in den großen Iahren des Befreiungskrieges. 
Unvergeßlich bleibt Vielen die Stunde (ed war Abends 
um 9 Uhr), ald er nad fo eben eingelaufener Nachricht 
von der blutigen Schladht bei Groß: Görfcyen die Kanzel 
betent und fiy bier das alte pectus est, quod dissertos 
facit, fo gang bewährte. Troſt und Erhebung ward dee 
zahlreich verfammelten, tiefbewegten Gemeinde aus dem 
Munde des mit hoher Salbung zu ihr redenden Lehrers, 
als er zumal ſich an die Kamilienglieder wandte, deren 
Lieben in den beißen Kampf gezogen, „jest vieleicht mit 
ihrem Blute die Fruͤhlingsfluren tränkten.” Die veinften 
Gefühle und. ein wahrhaft chriftlicher Sinn ward durch 
folge, fowie durch fortgefegte kirchliche Abendandachten 
geweckt und gefördert. Aber auch in weitern Kreifen, nas 
mentlich bei den feiner Aufficht anvertrauten Geiftlichen, 
ftrebte ex diefen Geift zu beleben und überall die Flamme 


:. Der aufopfernden Baterlandsliebe anzufachen und zu bes 


wahren. In Anerkennung dieſes Berdienftes ward er im 
3. 1816 zum Ritter des eifernen Kreuzes ernannt. Zu 
welchen Gefühlen ihn der glükliche Fortgang der guten 
Sache erhob, Davon zeugt auch die nach der Voͤlkerſchlacht 
bei Leipzig gehaltene und als eine Wotivtafel auf den -" 
Altar des Baterlandes niedergelegte herrliche Siegespre⸗ 
digt. — Bei herannahendem Neformationd:Zubelfeite ges 
reichte es ihm zur _befondern Freude, zu einer Erinnerung 
Der ehrwurdigen Domkirche zu Marienwerder, an deren 
Aeußerm und Innerm Spuren des Verfalls ſich ankündigs 
ten, zweckgemaͤß mitzuwirken, womit zugleich die Gruͤn⸗ 
dung eines ſtattlichen Denkmals fuͤr die in dem Befrei⸗ 
ungskriege gefallenen Krieger verbunden ward*), Bei Ges 


" *) Die bei diefem Feſte gehaltene freimüthige Kanzelrede findet fi 
nbgedrudt in C. H. —X Denkſchrift. Serien" 1817. r 9 


Sr # a 
Br 


28 Roͤckner. 


* 

WE legenbeit dieſer Jubelfeier ernannte ihn die theologiſche 
akultaͤt zu Koͤnigsberg, als einen eheinaligen Buͤrger der 
ortigen Akademie, aus Anerkennung ſeiner mannichfachen 

Berdienfte um Kirchenpflege und Schulweſen, zum Doctor 
der Theologie, Denn nit nur dem Berufe widmete er 
fih, der ihm am nächften lag, auch die Schulen genoffen 
feiner Pflege und Fürforge, und dad Gymnaſium zu Mas 
rienwerder wird ftet8 fein Andenken ehren, da die Umges wi 
ſtaltung deffelben feit 1812, die Stiftung neuer Lehrſtellen 

y und die Befeitigung mancher Hemmnifle durch feine theil: 

15 nehmende Mitaufficht eräftig unterflügt worden find. — 
- Mancher ftile Kummer beflomm jedoch in den legten 
# Jabren die Bruft ded von melancholifchen Anwandlungen 
nicht freien redlichen Mannes. Nicht überall glaubte er 
jenen heißerfehnten Fortfchritt zum Beſſern wahrzunehs 
men und die Ideale verwirklicht zu ſehen, die feiner für 

dad Große glühenden Seele vorfchwebten. Mit inniger 
Liebe umfaßte er dad Heil der Menfchheit und Kirche 
und empfand es tief, wenn er Spuren einbrechender Vers 
finfterung gewahrte. Wenn er daher auch nicht mit hart⸗ 
nädigem Vorurtheil am Alten Elebte, fo begte er Doc) ein 
befonnenes Mißtrauen gegen ihm ungereift erfchienene 
Neuerungen im Gebiete der Wiſſenſchaft und des Firchlis 
en Lebens. Wenn er mit männlibem Muthe hierbei, 
wie überall, feine abweichenden Unfichten ausſprach, fo 
Tann dies bei dem unbefangenen Beurtheiler nur Die Hoch⸗ 
Achtung gegen einen Mann vermehren, der feines Glaubens 
leben und eher irdifchen Vortheilen entfagen, als mit fich 
felbft und mit feinen heiligften Weberzeugungen in Miders 
ſpruch gerathen wollte, Und fo nahete denn der Abend 

feiner Sage’ nicht ohne innen und dußern Kampf, Auch 4 

feine legten Stunden baben ihn bewährt; der unerſchuͤt M 
terlihe Glaube, Gott ift die Liebe, erhob feine Seele, und 
5, diefe Worte waren ed, die er noch kurz vor fenem Ende 
‚ 8 feinen theilnehmenden Kollegen als Wahlfpruch zu feiner 
> Bodtenfeier empfahl. — Mit dem Berewigten ging ein 
% reicher Schag zu Grabe, ein Schag von Salenten, von 
hellen, durch Philofophie und Erfahrung gereiften Einfichs 
4 si Ken, von umfafjenden Kenntniffen der verfchiedenartigften 
„EI Zweige des menſchlichen Wiffend, weshalb er auch eine 
u Stelle in Erſch's gelehrtem Deutfchland erhalten bat. 
e Für einen eigentlichen Schulgelehrten wollte und Tonnte 
er nicht gelten. Bücher nicht minder als Beobachtung, 
MWelterfahrung und Umgang hatten ihn gebildet. Er hatte 
fih das Beſte angeeignet, was in neuern Zeiten die gründs 


% 


ro. au * F 
Rider 


Ticften de A J 
im BE euer rnaelac Wii 


Uebe it geltend machte bei Würdi 
jebermadh! A Berhättn irdigung 


ur 

BE iſterun jerte, Seine Necptlichkeit und gewiſſen— 

—— Pflichten, die ihm fein Shur als 
Dien ie und des Staats auferlegten, waren 

" die ihn Allen werth machen mußten. Als Gefchäftemann 

bewährte er fich durch Gemeinfinn und Eifer. Momentane . 


Serftreutheit, ein nicht felten in ſich gekehrtes Wefen 7 


langfames Entgegentommen ließen ihn zuweilen als 
und aruckſchtectend ericeinen: aber diefer Eindruck bers 
fbwand faſt immer bei näherer Bekanntfchaft. Reine uns 
jeheuchelte Frömmigkeit und Biederkeit, Würde und Freuns 
fiat, rücfichtölofe Wahrheitsliebe und Freimüthigkeit, 
wenn 8 galt gegen Gebärmlichkrit und Schlehtigkeit in 
die Schranken gu treten, Weltbürgerfinn und Vaterlandss 
liebe bildeten in ihm einen feltenen Verein. Aus der 
Quelle eines fünften menfchenfreundlichen Herzens floß 
jene Kanne igkeit und Wohithätigkeit, die zum eiges 
men Schaden ſich felbft vergißt und durch die et Water 
vieler Waifen, Berforger vieler MWittwen wurde. Alle 
diefe Tugenden waren die ficyern Grundlagen einer in’ 
unfern Tagen fo felten gewordenen höhern Aigend, der! 
freundfchart, mit deren Innigkeit fein Geift und Gemüth 
[0 manchen det Ghdelften, die eine Sierde unferer Mitwelt 
ind, beglüct hat und die feinen Merluft tief bettauern. 
Br nicht geringer heit. feiner Beit war der. briefliden 
Unterhaltung mit feinen Freunden gewidmet. Mit gleicher 
Gemütplickeit waltete er auch im Familienleben und ges 
währte Das Wild eines freundlichen und frommen Haus- 
vaterd. — Aber noch ein Berhältniß Tann hier nicht übers 
gran werden, worin Br Lange fih glädlich ‚gefühlt hat, 
hatte die Acht menſchlichen und erhabenen Zwecke bes 
Maurerordens erfankt und ibm die treuefte Licbe, und 
als ein ädter Meifter vom Stuhl ‚mehrere Jahre feines 

Bebeng die wärdigfte Shätigkeit zugewendet, 


— 


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8 


80 
® 


* 7. Leopold Heinrich Wilhelm Lenge, 
Zönigl. preuß. Superintendent uw. Oberprediger zu Sandau im Mag⸗ 
debursifhen — + zu Brankfurt 0.0.8.3 
geb. den 1. März 1753, geft. den 8, Juni 188. 

Der Vater ded Berewigten war Feldprediger bei dem 
in Burg garnifonirenden«Infanterie:Regiment ded Lands 


rafen von Heffen: Darmitadt, als er dafeldft geboren wurde, "- 


eine Mutter war eine Zochter des Rathmanns Siegfried 


‚zu Burg. Im 3.1757 wurde fein Vater als Oberpredis 


ger und Infpector nach Cottbus verfegt, wo derfelbe eis 
nige Jahre fpäter in der Blüthe feines Lebens ftarb und 
feiner Wittwe vier unmündige Söhne und ein unbedeus 
tended Vermögen hinterließ. "Sremd in der kaum bezoges 
nen Stadt, kehrte die Wittwe, eine Frau von feltener 
Bildung und Geelenftärke, nachdem fie die Drangfale des 
Tiährigen Krieges in dem meprmale yon feindlichen Trup⸗ 
pen befuchten und gebrandſchatzten Gottbus fchwer erduls 
Det hatte, in ihr heimathliches Burg zurüd und verwandte 
hier wahrhaft mütterliche Sorgfalt auf die Erziehung ih⸗ 
rer Söhne. Im 3. 1767 fandte fie ihren Sohn Leopold, 
Der ſich auf der Schule zu Burg die nöthigen Borkennts 
niffe erworben Hatte, auf das Gymnafium pi Kloſter 
Berge bei Magdeburg, von welchem er nach einem 4jähs 
zigen Aufenthalt mit audgezeichneten Kenntniffen entlafjen 
wurde. Er, bezog nun, um fich den theologiichen und phi⸗ 
lologiſchen Studien’ zu widmen,, die Univerfität Halle, 
wo damals ſich auch feine drei Brüder befanden, von wels 
hen der .ältere die Rechte ftudirte, die beiden jüngern 
aber auf dem Waifenhaufe zu den akademifchen Studien 
ficy vorbereiteten. Er führte hier ein ftilles ganz den 
Wiffenfchaften und feinem Zünftigen Beruf gewidmetes 
Leben und hielt ſich fern von den damaligen Neibungen 


and Unruhen unter den Studenten, in welche fein älterer 
" Bruder, dem er oft als ſchuͤtzender Mentor rathend und 


ermahnend zur Seite ftand, verwickelt wurde. — Im I, 
1773 verließ er die Univerfität und wurde Hauslehrer bei 
einem Herrn v. Arnim zu Knoͤshelndotf in der Uckermarck, 
and als deffen von ihm unterrichteter Sohn nach zwei 
Jahren die Univerfität bezog, kam er in gleicher Eigen 
ſchaft zu dem Oberamtmann Bolte zu Neuhoff im Meck⸗ 
Venburgifchen, um defien einzigen Sohn zu erziehen. Hier 
verlebte er drei fehr glüdliche Fahre, deren er fich oft im 
fpätern Seiten, mit Bergnügen erinnerte. Das Landleben 
wirkte wohlthätig auf feine durch anhaltende Studien ges 


ei 


m . . — . * 
* —— 63 


0. Senke 





folgekrie, ie und Echet U den ; 
» Bug TER. Burg — In Br Mist . 





ann wurde, auch dahin F it feyn, wenn er nicht de 
la 


bi 0. Im 1781 verheii 
Be =: n R- 
and mi u . 
einer gie y 6 * 


— "Kur in * 
Im rn eig und aufbraufend, an Er lebendiges Gefühl 
für‘ das Gute und Rechte verlegt wurde, doch war er ims 
‚mer bald wieder befänftigt. Ais Kanzelvebner erfreute 
as des Beifalls feiner Zuhörer, befonders in feinen reis 
En Jahren, wo mehrere feiner Predigten, ‘in welchen 
:ommer Glaube an die biblifhe Lehre und Wegeifterung 
zus Gute fich Iebendig ausfpeachen, auf Bitten feinee A : 
juhörer gedeudt wurden. As Superintendent erwarb ee %, , 
ih durch. gene umfihtövolle und gründliche Bears % 
eitung feiner Gefc häfte die bei dem großen Umfang fei⸗ 
ner aus 2 ER und 40 Dörfern beflehenden wiserfe . 
ke bedeutend waren, bie Zufriedenheit feiner vorgefegten" 
a und durch firenge Rechtlicpkeit, gütiged und 
fedundliches Benehmen die Zuneigung, das Vertrauen und 
Die m Die Achtung feiner Untergebenen. Seiner überhäufs 
Roetalfe umgeadptet befcyäftigte er ſich felbft 
ung und bem Unterricht feiner Kinder. 
PS 8 7 and liebevoller Batte und Bater, 


“ 
* na 





: 4 


82 | Biener. 


und deshalb fchlug der Verluſt feiner Kinder, befonders 
des Älteften böchft talentvollen Sohnes, und der Tod feis 
ner Gattin feinem Herzen tiefe Wunden, die nie vernarb⸗ 
ten. Oft überließ er ſich feinem ftillen Schmerz, der bes 
fonders in den legten Jahren, die er in einfamer Zuruͤck⸗ 
gegogenbeit verlebte, viel zur Ausbildung eines bypochon⸗ 
eifhen Uebels beitrug, an welchem er ſchon in feiner 
Jugend gelitten hatte. Seine Gefundheit wurde dadurch 
eſchwaͤcht, feine Körperkräfte nahmen ab, feine Amtöges 
waͤfte wurden ihm befchwerlid, fo lebendig und Eräftig 
ein Geift auch noch war. Er fehnte ſich nach Ruhe, vers 
angte feine Entlaffung, wurde mit Beibehaltung feines 
gefammten Pfarreintommens emeritirt, und da Eurz vor⸗ 
ber auch feine juͤngſte bid dahin allein noch bei ihm gewes 
fene Tochter 2 verheirathet hatte und er nun einfam 
fich fünlte auf der verödeten Pfarre, die er 38 I. im fros 
ben Kreife der GSeinigen bewohnt hatte, fo begab er ſich 
zu einer in Frankfurt a. d. O. verheiratheten Tochter, um 
da den Neft feiner Tage zu beſchließen. Die Ruhe und 
liebevolle Pflege, die er bier fand, wirkten bald hoͤchſt 
wophithätig auf feine Gefundheit. Aber kaum fühlte er 
fich wieder koͤrperlich wohl und Eräftig, als feinem nody 
immer lebendigen und thätigen Geiſt die Geſchaͤftsloſig⸗ 
Zeit Läflig wurde und er ſehnlichſt nach feiner verlaffenen 
Pfarre zurücverlangte, die fein fchon früher ernannter 
Adjunct noch nicht hatte beziehen können. Auf einer Reife, 
die er im Frühjahr 1828 dahin unternahm, erkrankte er 
jedoch bei feinem Bruder zu Berlin umd Lehrte deshalb 
nad Frankfurt zurück, wo fein Buftand ſich verfchlims 
merte und er bald darauf fein frommes und thätiges 
Leben endete, 


* 8, Chriftian Gottlob Biener, 


koͤn. ſaͤchſ. Hof⸗ u. Oberhofgerichtörath, Doctor u, erfter ordentl. Prof. 
d. Rechte u. Ordinarius d. Suriftenfacultät zu Leipzig, des Hoch⸗ 
ſtifts Dierfeburg Gapitular u. Ritter d. koͤn. ſaͤchſ. Eivilverdienfts 
Drdend; 
‘ geb. dv. 10. San. 1748, geft. d. 13, Dct. 1828. 

In ihm ‚verlor die Univerfität Leipzig und das ges 
fammte Vaterland einen feiner verdienftuollften Männer, 
awar nicht jung an Jahren, doch aber immer für alle feine 

hüler, feine Sreunde und die Seinigen noch viel zu früh 
und viel zu unvermuthet, als man bei feinem kraͤftigen 
Alter und feiner "bis auf die legte Woche lebendigen Amts⸗ 


- » ‚ 





. — 
“ fhätigkeit befürchtet hätte. Er wer gu Bölbig- 
amd feit te als 50 aheen eine. Ge der Un 
Beipzig überhaupt, fo wie der Surfen eu! been 
Spige er ald Ordinarius faR volle 20 I. and (feit dem 
1. Dätz 1809) insbefondere; denn f&on 1776 eröffnete 
&r feine Boplefungen, die, e16’er 1777 am 10. Xpril da6 
Dottorat ſich erworben hatte, za befachteften, wie zu 
den berühmteften gehört. ‚ee 1778 über die ſtrei⸗ 
tige baierfche Erbfo'ge lab, war fein Hörfao! kaum vers 
Sıhhees die Bahl der ‚Hörer zu fallen. Maffelbe war in, 
allen feinen übrigen Vorträgen der Fall, die er bald 4 
bee (1782 zum Profeffor remannt) über Ratarı und 
Berreht, Pandecten, Prozeß und fo manche Begenftände: 
bes Rechts hielt, Wie wenig Beamte und Mectögelehrte 
möchten wohl in Sacıfen gefunden werden, die fih’6 nie 
jur Ehre rechneten, fsine Gchüler * beißen und feinen, 
% lange fie leben, mit Ichtung und Ehrfurcht gu gedens 
zen! Das Baterland und der erhabene Zürk jelben.. 
erkannte foldre Berdienke, und ſchuell flieg er. 1790. 
an von tiner Stufe zur andern, indem er jhon [>] 
deutlicher Profeffor, 1791 Mberhoi — for, 1796 
Dombert zu Naumburg, 1809 hf. Hofcath, Drdinas 
zus, Profeiior der Medite und Oberhofgeeihtsrath 
\ ein % fo wie aud Domeapitular zu Merjeburg wurs 
— &o viel Berdienfte er ficy jedocy als Lehrer des 
Vũechte darqh feine Worlefungen, fo viel hat en fich auch 
ais. Scheiftfteler und Urtelöverfafier erworben. Geine 
Gtellung zur Academie gab ihm jederzeit Gelegenheit, die 
jediegenfte Keuntniß des Mechts in Gntwidlung der 
Powierigfen Berhältniffe an den Tag zu legen und fchon 
won 1773 an ſchreiben fich feine Litergrifchen Arbeiten, die 
in den literarifhen Sammlungen jedes Rechtögeleprten 
und auf Widliothefen immer zu der ſchoͤnſte Bierden ges 
zedpnet werden. Schon dis zum 3,1809 zählte man weit. 
über 50 Beweife folcher Thätigkeit. Was er als Urtelds 
verfaffee geleiftet hat, würde ſich wohl ſcwerlich berı 
nen laflen. Gein ſchneller Weberblid und feine außerore. 
dentlibe Gabe, die verwideltfien Dinge fcharffinnig zw 
durchfchauen und das Unwefentliche vom Weſentlichen zır. 
fondern, feine nie vaftende Thätigeit und Arbeitfauts 
it, feine unbeugfame Liebe zur Gerechtigkeit auf ber eis 
nen, aber auf der andern Selte auch zur Hunanität, fein 
Gteeben, die Borderungen diefer mit Dem Gebote des flars 
rom Gefeged zu vereinen, waren in dem MBirkungskreife, 
den ex fo viele Jahre einnahm, aud eher fo wiele Srichs 
RN. Retrolog 7. Zahıg. 


84 Biener. 
federn zu umermüdeter Wirkſamkeit. — Die Vorſebung 
hatte ihm geftattet, eine lange Reihe von Jahren, länger 
als es das Loos der Sterblichen in der Regel zu feyn 
pflegt, mit ungeſchwaͤchter Kraft auf feiner Bahn zu wan⸗ 
Dein, und die Gefühle des Dankes, der fih, als er am 
10. April 1827 fein Doctorjubiläum feierte, von allen 
Seiten, in Leipzig wie im ganzen Lande ausfprach (nas 
mentlih machten ihm feine gefammten Schüler zu Dres⸗ 
den und Leipzig große Geſchenke), die Zeichen der huld⸗ 
reichen Anerkennung fo vieler feltenen Berdienfte, womit 
a Se. Majeftät unfer heimgegangener edler König*) er- 
eute, mit dem wohlthuenden Bewußtfein zu empfangen, 
DaB er noch manche Sahr in gleicher Art ſegensreich 
fortwirken werde, wie ed ein halbes Jahrhundert lang 
geiihe en war. Doc) der Herr über Alles ordnete anders 
ber ihn. Er fuchte ihn nicht mit den Schwächen bes 
Greifenalters heim; munter und rüftig freute fich der edle 
Subilar im 81. 3. noch des Lebens, als ihn unvermuthet 
der Engel des Todes in's beffere Leben rief. — Der 
Verewfßte war mittlerer Größe, wohlgebaut und Eräftig, - 
- den Blick ernften abgefchloffenen Nachdenkens im Auge. 
Er hinterließ einen Sohn und eine Zochteg, in deren Glück 
er feine Erholung fand. Erfterer ift geßenwärtig Ordi⸗ 
narius und Profeſſor der Rechte zu Berlin. 

Seine Schriften find: Diss. Juris rom, et germ, de 
apibus, Lips. 1773. — D. inaug. de jurisdict. ordin, et 
exaucta. 1777. — Diplomat. Unterfurh. üb. d. Rechte der 
Zodtheilung. 1778. — D. hist, juris civ. de restitut, in 
integrum. 1779. — D, de territorio subalterno superiorit, 
territor. aemulo, 1779. — Beftimm. der kaiſ. Machtvoll⸗ 
kommenh. in d. deutſch. Reichöregier. 3 Ih. 1780. — 
D.. de origin, jurisdict. feud. ex jurisdict, ordin. repeten- 

dis. 1780. — De natura et indole dominiü in territ. Germ, 
etc. L. II, Halae 1780. — Bedenklichk. bei Verbannung 
d. urſpr. fremd, Rechte aus Deutſchl. und Einführ. eines 
allgem. deutfch. Nationalgefegbuches ze. 1781. — D. de 
suprema Rom, et Germ, mane, Lips, 1782, — D, de suc- 
cess, feud, non secundum jus repraesent,, sed linearum 
praerogat, ordinanda, 1782. — Pr, de finib. jurispr, na- 
tur. circa feuda regundis, 1782, — Abhandl. v. d. Eaif, 
Advokatie üb. d. Stuhl zu Nom, päpftl. Heiligk. uschriftl, 
Kirche 2c. 1788. — D. Historia legam Wisigothic, in reg- 
no Hisp, vet. Spec. I, 1783. — Entwidlung d, Erbfolge 





*) Deſſen Biogr, Netr, Jahrg. V. S. 440. 
2 | 


Ne. r . .. 


Diener, Ä ‚88 
in 8, Stan dedhesefü. 2ieberofe 26, 1784. — D. de ci 
s, Saxonicis, feudor. equestr, capacibus. 1784. — K 
Ge jure eundi in partes ioque Imperatorie, Sprlinib. in 
part; euntib. 1785. — D. de feud, utriusgne oto. 
4786. — D. de fando dotali ejusq. ex jur. Rori,, Germ. 
Sax, alienatione. 1786. — D. de legum crim, Saxon, 
tiq. et medii aevi ingenio. 1786. — Pr, Antistius Labeo 
Juris civ. novator. 1786, — Commentarüi de orig, et pro- 
gem legum jurinmque Germ. Pars I, et II, 1787. 1790. 
„de hierarchia consensua ord. in Imper, Rom,, Germ. refor- 
. manda, 1787. — D. de semita nautar. in ripis fiam, na» 
viger, Leinpfad sen Troadel vulgo appellata, 1787. — D. 
de jurisdict, feud. in praedia Sax. et Lusat. Sen. etc. 
1788. — D. de .prototollo feud, 1788. — D, Juris publ, 
Sax. Spec. I. 1789, — I, G. Heineccii Elementa juris civ, 
secandum ord, Institut, 1789. Edit, II. 1815. — Grweiß, 
daß d. hohen Reichsvicarien den mit d. Tode eines 
K 8 erloſch. Reichstag fortzuſtellen, allgem. Reichs⸗ 
fat fie zu machen befugt u. d. an eäplee König a es 
-Diefed unbedingt zu genehmigen pflichtig ſet. — ercit, 
sur, publ. atque priv. de jur, reg, rscipiendi Judasos ete, 
5. ec, Hermeneut, Ju gend ad Il, F. XXVL 4. ult, 
et II. F. XL. IX.; nec non J, FE. ‚et I. F. XII. 1791. — 
D. Spec. jar. publ. Sax, etc, — D. de discrim. inter mu- 
tat. et emendat, libelli jure Rom, et Sax, 1791. — D. de 
ducatu, atque electoratu Sax. post mortem Alberti III, etc, 
— D, de collatione Feudorum, 1798. — Pr. de fide jadio. 
circa corp. delict, certitud. in dissens, protocolli et visi 
reperti secantium inter se etc. 1800. — Systema processus 
indiciarii et comm, et Sax. Tom,I, et II. 1801. Edit, II. 1806, 
II. 1821. — I, L, C. Püttmanni Elementa jur. crim. com, 
moda auditor, methodo adornata. 1802, — Pr. Comment, 
I, adlegem novamde jur. aedificand, molarum, 1808: Coment, 
II, 1804. — Pr. Comment,, qua Bescr, Principis Elect, dd, 
zı, Dec. MDCCCIII de Schriftsassiatu person. etc, illustra- 
tur. 1804. — Pr. Comment. de foenere illicito pro divers, 
monetar, generibus recte indicando, — Pr, Comment. de 
simultan, investitura plurib,in solidum competente, 1805, — 
Disp.de Finib, expans, crim, inter dominum jurisdict. eidem- 
ue subditos potiss, ex jur. Sax, regunlis. 1806. — Disp, 
de fide jussione mulierum Quaestiones, — Pr. Quaesti@nes 
I—LXXVI. 1808—28. — Pr. Interpretationum et Respon- 
'sorum praesertim ex jur. Sax. sylloge, 1819-38, — Pr. 
de usa juris Rom, circa causas fend, in jus. Longobard, re- 


oepto,, 824. Hatte Antheil and, legt, — v. Aug. 
% " 






86 Bari. 


.Schott's unpart. Kritik üb. d. neueften jurift Schr, 
930. 1768—82.). — Disquisitio de origine et indole feu- 
dor. Polap. legibusque feud. in Polonia receptis (Jablos 
nowskiſche Preisſchr. in Bepernit’s_Misc. 3 Lehensr. 
B.4, G. 494 516). 1794. — Gein Bildniß befindet ſich 
in Kreuslers Beſchreib. d. Beierlichk. 2c., auch im (FD. 
Fiedlers) Almanach d. Mnioeeitin —X a. d. J. 1823. 
. Rifchwig, 
Notar u. Nant. jur. a. d. Univerſitaͤt Leipzig. 


* 9. Johann Wilhelm Bartſch, 


Landſchaftsdir. u. Kammercommiſſionsrath zu Gera, Erb⸗, Lehn⸗ u. 
Gerichtsherr auf Oberroͤppiſch; 
geb. d. 28. Febr. 1750, geft. d. 16. Oct. 1828. 


Wenn wohlthätige für die Mit: und Nachwelt berech⸗ 
nete Stiftungen ein gerechtes Andenken verdienen, fo ges 
bührt Daffelde vorzüglich dem Berewigten. Sein Bater 
ob. Thom. B. war |berhofgerichtsactuariuß zu Beipzig, 
wo er auch geboren wurde, feine Mutter eine geb. Cramer, 
die von ihren Großeltern in Gera fdhon engen in 
dDiefer Gegend ererbte. Im 3.1760 brachte ihn feine Mut: 
ter, welche fich ihrer Befigungen wegen während des 7: 
jährigen Krieges in Gera aufbielt, auf das dafige Gymna⸗ 
Hum, auf welchem er bis 1763, wo.diefelbe wieder nach Beipzig 
auructepete, verweilte., Hier vollendete er die Schulwors 

ereitung auf dee Zhomasfchule. Der dafige Rector Leis 
ner, ein Freund des väterlichen Haufe, hatte in ihm die 
Neigung zur Mathematik gewedt, fo daß er dann als 
Student die Vorlefungen darüber ſowohl ald den lehrrei⸗ 
ben Umgang und die Bibliotheken eines Garve, Funke 
und Lorz mit vorzüglichem Zleiße benugte, dabei die Hörs 
fäle eines Winkler und Haubold in der Phyfit und Ppis 
lofophie, und die eines Erneſti, Böhme und Went in-der 
Geſchichte befuchte, auch aus Achtung gegen feinen Bater, 
ber in ihm einen tuͤchtigen Rechtögelehrten erwartete, den 

anzen juriftifchen Curſus vollendete und zulegt auch das 
Gramen ehrenvoll beftand. Als indeß 1774 fein Bater 
geftorben war, widmete er ſich fogleich feinen Eieblings- 
tillenfaften, der Mathematik und Phyſit, mit gefteigers 
ten Intereffe. Es wurden ihm hierauf einigemal An⸗ 
träge zu Theil, mit angefehenen Sünglingen auf Reifen 
zu geben, welche er aber wegen krankhafter Engbrüftigkeit 
ablehnen mußte. Im 3.1778 zog er mit feiner Mutter 
wieder nach Gera, wo er fie aber nebfl feinem jüngern 


| Da er anf dem 


: 


u 
: 


1 ee 5 


—* in wenigen Wechen durch den Tod verlor, wäh 







bewog, wegen wegen der ihm au a allenen B en Das 
*4 2 Iefoen, und bie bem & nifiben 
Lrhramte in tem Bi zu w „eufpngeben, meh, 


eneum im Drte ed J um 3 
athematit ernannt EIS nige 
Sabre Se nah u dem —— Br Brand: BL Sera 1780, dee 
Im fein‘ etc Jaſtrumente raubte, 
einer en —X einige NReiſen 

nach Pr * Dresden, auf welchen er Bekannt⸗ 
fdaft mit mehreren Gelehrten, befonders mit dem bes 

mten Afteonomen Bode, machte, mit weldem er nach⸗ 


ber im Briefwechſel blieb. Im J. 1798 fiel ihm durch 


den od feines Onkels, des Kammercommiffärd Cramer, 
das Nittergut Zeulsdorf bei Sera zu, nach deſſen Webers 
‚nahme er Tich mit Sophie, einer.geb. Ebeling von Beet, 
verbsirathete, feine Entlaffung als Lehrer am Gymna 
verlangtewund dabei ben Zitel als Kammercommi un 
zath erhielt. Rachdem er gegen 15 3. auf feinem Gute, 
theild den Befchäften der Landwirtbfcyaft, theils feinen - 
Lieblingeftudien obliegend, verlebt hatte, v verkaufte ev daß⸗ 
felbe und kaufte ſich in Gera ein zu — ——— — und 
vᷣbyſikali —* Beobachtungen bequem gelegenes gen aus a 
Garten, in welchem er mit feinen treffiichen Gattin bIE.. 
sum Tode derſelben am 23. Nov. 1827 ein beiteres und 
eig Alter erreichte. Bei Gelegenpeit fe —* 5ofäys . 
ubiläums als Landftand (er war nämlich fchon 
es Befiser von Hinterföllmnig, welches er bei der Lehn⸗ 
nahme von Zeulsdorf verkaufte) ernannten ihn feine Lan⸗ 
desfuͤrſten zum Eandfchaftsdirector. Nicht lange darnach 
vermehrten fich die feit einigen Jahren merklich peworde: j 
nen Gebrechen des Alters bei ihm und er fhied fanft 
son diefem niebeigen Schauplag der Wunder Gottes, des - 
nen ex fo gern feinen Korfcherbli bei naͤchtlichem Hims 
mel geichentt hatte. Sein Name lebt nicht in Kindern 
fort, wohl aber in milden Stiftungen. Denn er verörds 
nete nicht „allein bem Gymnafium zu Gera eine bedeutende 
Summe, u deren Zinfen einen befondern Lehrer der 
Mathematik, Phyſik und anderer dahin gehörigen Miffens 
fhaften onftändig zu befolden, fondern Gedacıte auch die 
Armenfchule daſelbſt mit einem anfehnlichen Kapitale. 


8 


| 


88 
* 10. Johann Adolph Engels. 


Kaufmann u. Fabritant zu Werden an der Ruhr; 
‚geb. d. 20. Aug. 1767, geft. d. 16. Dct. 1828. 

Er wurde zu Kettwig eboren, wofelbft er nur die 
ewöhnliche Bürgerfchule efachte, fo daß er das, was er 
n wiffenfchaftlicdyer Hinficht war, allein feinem eigenen 
Studium verdankte. Als Züngling trat er, die Handlung 
zu erlernen, in das Haus Bönniger zu Dutöburg ein und 
errichtete hierauf gemeinſchaftlich mit feinen drei Brüdern 
, ein Schreibmaterialiengefhäft, womit er den Betrieb eis 
ner bei Hagen gelegenen Papiermübhle verband. Zugleich 
betrieb er eine Papiermühle in der vormaligen Gruffchaft 
Homberg und pachtete 1799 von der Abtei Werden die 
unweit dieſes Orts gelegene Muͤhle. Er erfand ein für 
Eifens und Gtahlwauren roftfhügendes Papier, weldes 
bei Berfendungen viel gebraudht wird, und wofür er bei 
der Anöftellung der Yaterländifdien Gewerbsexzeugniſſe 
zu Berlin im 3.1822 die Ehrendentmünze erhielt. Even fo 
ter eine zu Kupferftichen vorzüglich geeignete Pa⸗ 
terſor e. 

uls Schriftſteller machte ſich E. durch folgende Schriften 
betannt: Friedrich Eichbaum, eine bürgerliche Gefchichte, 
Fraukf. 1806. — Ueber Papier u, einige and. Gegenft. 
d. Zechnologie u, Induſtrie. Effen. 1808. — Die Reife 
nad Werden; m. 8. 1818. — Denkwürdigk. d. Natur u. 
Kunft, Relig. u, Sefhichte, Schiff. u. Handel in d. k. 
greuß. niederrhein.= weftphäl. Prov. Werden. 1817. — 

erfuch einer Geſchichte d, relig. Schwärmerei im ehem. 
Herzogthum Berg. 1820 — Sammlung kleiner Schriften 
üb. Gegenflände d. bürger!. Lebens, d. Geſch., Relig. u, 
Naturk. Mit 6 Steintafeln. Hanau 1825. 


“ 


* 11. Chriftoph With. Friedr. Penzenkuffer +), 


d. oͤſ. Spr Nuͤ 
Profeſſord 1 a ice, ee —— ae. enberg; 
Er, war zu Nuͤrnberg geboren, wo ſein Vater, ein 
wegen ſeiner ſtrengen Rechtlichkeit hochgeachteter Mann, 
als Rechtsconſulent lebte. Seine Mutter war eine über 








.) Ale in dieſem Aufſatze enthaltenen, die eigentliche Lebensge⸗ 
ſchichte Bit betreffenden Angaben find gerhönft aus deffen eigenen 
biographifhen Materialien, welche er bid zum I. 1824 fortgeführt 
und noch im J. 1828 einer abermaligen Revifion unterworfen bat. 


Ne DILE . - 


wollte, entzogen hätte; 
fam werde ex fic zwar fa — Men fügen, j 
= ſehe aber fein ftiges Ungläd in einem aufgedrun⸗ 


—5 — 





au als Gchriftftellee bekannte Bector 
welden in ®98. iterlaffenen Papieren fi folgende 
Worte det Dankbarkeit finden: — „ein Mann, beffem 
Ace ich noch ‚verehrte, und der von mic wie ein zweiter 
Water geliebt wurde. Sein biederer Charakter, fin 


teeffliche Lehrmethode und der vorurtheildfteie und belle 
Geift, womit ec nach dem dürftigen Examen Sauberti den 
Religionsunterricht ertheilte, Dies und feine ungeachtet 
der bebrängten häuslichen Sage, doch immer ungekörte 
‚Heiterkeit bleiben mir unvergeplich. leicht war «8 
au damals das erftemal, daB ich den Meiden um feis 
nen Üeberfluß beneidete, wovon mir ein Theil nöthig ges 
wefen wäre, um dem hochverehrten und geliebten Lehrer 
ein forgenlofereö, zufriedenered Leben zu bereiten, Leis 
bee aber und zu meinem geheimen Verdruſſe vermochte 
ich nichts zu thun, ald nach feinem Zode durch die Mits 
Hilfe fämmtliher Damals lebender ehemaliger und gleiche 
geitiger Schüler fein Andenken durch eine Marmortafel 
zu erhalten, die auch wirklicy bis zur baierfchen Beſit 

wahme der Stadt oberhalb dem Katheder, wo er faß, 
Gufgeftelt geblieben if.” — yon in diefer erſien iu 


« Seʒevñer. 


zii it Je TV. ‚manderlei truͤde, 
neigt mas; ziIer "zäffen; von feiner 

a amyıı 2 2.2 rem. tere anbaltenden, 
 mutmigerıtez Kroztirtiz; a Freund ertrank 


om Budar rm "murz Lisrz 222 daß er Bilfe zu lei: 
dm araig 222 wire Tre Reichs der Schule 
Sie. 33 2rr Srzımietre mr ziezerlei Beingfis 
won m 2: trıom 124 Sr ziteztrer Sohriften 
22 rom must Ir tm mierighen Börperliden 
ind rm: = "tr rose sit, ten Ich im 
Ser o,e 2.3223 177 sie vater! andiſche 
mem) tr Er gmeae sc ſeine Geſundheit 
su 0 2. ve Wis! Ein sEegen nicht ge⸗ 
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mazuno: D.berm ie Ramita Sxriften er⸗ 
mer m rm gr sririsehiiten Studien, 
m mie art om ginn srTeard wenn, namentlid 
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BB... „„.llımr ger =: 0. tie der tiefen 
gr .nre m’ Ita Sszmt. Silke Stunden ım 
Dis FREE Du va Ton.22 2 ern trzen milterfhaftlis 
en Bo 2ım,mıg ymimın Der eirsigee ihn der 
une. Berta Yes Sunegieifre sat fconen Körper, 
2.2 0er er 752. 2m: zer; = verlaffen, und 
zr . „ ir gg: .ın3 vr" 7: Roche — Bold 
2.2 me ram 22. 28 Irp@nee ibn nene koͤrper⸗ 
2. 2m iimtiinr gti e enrwidelte ſich 

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Venzenkuffer. 41 
dote ſtand, ſeinen wiſſenſchaftlichen Arbeiten, ja er fand 
in ihnen den einzigen Zroft und das —5*— ttel, 
feine koͤrperlichen Beiden ju überwinden. Mit den neuer 
GSprachen Hatte er ſich früher nich. in befondeder Abſicht 
beiwäftigt; nur die englifhe Sprache hatte er vor Ans 
teitt feiner Hofmeifterftelle mit Rüdficht auf diefelbe eifs 
rig getrieben. Jetzt dienten ihm bdiefelben als Mittel, 
fi feinen Unterhalt zu erwerben oder wenigfene zu er⸗ 
leichtern. Mit vorzüglicher Liebe ergriff er das Studiums 
der italienifchen Sprache; dieſer und der franzoͤſiſchen 
mußten in der Zolge wegen feiner Kraͤnklichkeit die eng⸗ 
liſche und die ſpaniſche weichen. Er ertheilte gablreichen 
Gmülern Privatunterricht, übernahm Gorrecturen für Buchs 
Händler, ſchrieb NRecenfionen für mehrere Riteraturzeituns 

en und arbeitete eigene Schriften aus. eine Lieblingts 
(asien blieben ſtets theologifche und philoſophiſche. Sa 
efien kam der Zeitpunkt heran, welder ihm die Wahl 
zwiſchen dem geiftlihen und dem weltlichen Le nde 
aufdrang. Nachdem die Ausſicht eine akademiſche Rehr⸗ 
ftelle der Theologie zu erhalten, * ihn verſchwunden 
war, hatte er immer noch die Hoffnung genaͤhrt, ſeinen 

übern Wunſch, Geiſtlicher auf dem Lande ie werden, 
n Erfüllung gehen zu ſehen. Gegen den weltlichen Lehr⸗ 
ſtand fühlte er von früber Jugend an eine tiefe Abnei⸗ 
ung,’ erzeugt, wie ex felbft glaubte, durch ‚die häufigen 
ittern Klagen feiner Lehrer, und durch die mitleidswer⸗ 
the Aermlichkeit ihrer ganzen Lage. Als nun die Prüs 
fung der Gandidaten des Predigtamts audgefchrieben 
war, und er entfcheiden mußte über den Weg, den er feis 
nem ganzen Tunftigen Leben vorzeichnen wollie, da zeigte 
er die rechte Liebe für den Beruf, der ihm der liebfte 
war; er entfagte ihm, weil er fürchtete, bei feiner anhals 
tenden Kräntlichkeit ihm nicht genugen zu koͤnnen. Noch 
einen Verſuch machte er, fich einen Wirkungskreis in der 
Sphaͤre feiner Lieblingöftudien zu verfchaffen, aber auch 
Diefer mißlang. Es beftand damals zu Nürnberg die 
Einrichtung, daß den Schülern des Gymnaſiums ein Jahr 
Lang vor ihrem Abgange auf die Univerfität vorbereitende 
wiſſenſchaftlihe Gollegien von mehreren Profefjoren geles 
fen wurden, welche aus der Zahl der Geiſtlichen und ans 
erer befähigter Männer hierzu gewählt waren. P. fups 
ylicirte im 3. 1796 um Aufnahme in die Zahl diefee 

tofefforen und um die Grlaubniß, den Abiturienten vors 
ereitende theologifche Borlefungen Ba au dürfen. Die 
damalige finanzielle Lage der Stadt Nürnberg geflattete 


* Yunpabafiır. 

Witte nicht; Do, jielt P. den 

— win: ihm Fr in Ber zolee 

Regierung in ehrenden Ausdrüden be- 

an Ir demmfelben Zahre trat er auch als 
Ochrrfteler öffentlip auf mit der Cchrift: 
Seelfrung d, wichtigen bibl, Gtels 

u. Bleifch”, Nürnd. 1796. — Dagegen ers 





N 

Wepien. sans Außerft heftige Gegenfchrift, und ward für P. 
IN Vreaplaffung Sie ——— Unannehmlichkeiten. 
meinten feomerzten ihn die Beforgniffe feiner ftreng 

'giofen u. dem Eicchlichen Bebrbegeifte treu ergebenen El⸗ 


RU — In die Zeit von feiner Nüdkehr nad Nürnberg 
um 3. 1809 fallen auch feine bedeutendften öffents 

Up bekannt gewordenen linguiftifchen Arbeiten, nament« 
feine Sammlung d. fdpönften u, unterhaltendften Nos 
wellen des oh. Borrorein. 1798. — Nouv. Grammaire 
zeisonnde,' 1798. — Lat. Spragi. für d. erft, Eurſus. 
1798, ——- Etwas v.d. Hrn, Fieſ ſichte u. für ihn. Bai⸗ 
zen hroG. —- MWolktänd. Mörterbuch, deutfep u. frange 
bearbeitet, ie Bd. 1802. *) — Bertpeidigung der in d. 
oberft. Staatszw. begründ. Rechte u. Anfprüce der ges 
lehrt, Schuuehrer meines Baterlandes. 1805. — Il pa- 
stor fido v. Guarivi. Erlangen 1806. — Franzöf. Vor- 
bereitungäcurfus für d. erften Anf, im Ueberfegen. 1810. 
— Italien, Vorbereitungscurſ. 2c. 1816. — WBollftänd, 
Schema d. ital. Derlin. u, Gonjug. 1816. — eb, einige 
Stellen im N. 2. na kantiſch. Erkiaͤrungs methode; 
Probe einer größ. Arbeit in Henk's Magazin für Reli— 
gionspei. 8.3, St. 2, ©. 579— 588. — Einige Ideen 
I. d, Begr. u. d. Wefen d. Interpunction, bef. d. franz 
3f.; im d. oberdeutſch. Allgem. Litztg. 1828. Nr. 1 u, 
2. — Der Umfang und die Gründlicpkeit der Kenntniffe, 
welde er in allen diefen Schriften bewährte, verfchafften 
ihm eine Einladung , die Stelle eines Lehrers der franz., 
ital,, und engl, Sprache an der Univerfität zu Altdorf 
B übernehmen. So willkommen ihm diefer Antrag war, 
er ihm die Ausficht auf eine freie und gelehrte Thaͤtig⸗ 
teit eröffnete, und ihn nach Altdorf zucudfüpren follte, 
für welchen Aufenthalt er ſteis eine große Vorliebe hegte, fo 
war er doch zu gewiflenbaft, um dem Rufe fogteuh zu 
folgen; ‚er hatte die Befchäftigung mit der engl. Spra⸗ 


*) (8 ift ein bebauernöwerther Werluft, daß die gortſetung 
biefed Mer?6 durd) den Tod ded Werlegerd gehindert wurde; bier 
fed Wörterbuch) wäre unftreitig dad wichtigie und einflußreichlte 
von PB. Werken geworden, 


rn 


Denzenkuffer, 43 


che feit längerer Beit sufaegeben, und glaubte nun wicht 
fogleihy mit Ehren als öffentlicher Lehrer derfelben aufs 
treten zu koͤnnen. Mon beruhigte ihn von @eiten der 
Univerfität über diefe Bedenklichkeit, und die Sache war 
ihrem Abſchluſſe nahe, als die politifche Veränderung des 
vaterlaͤndiſchen Staats und die Aufhebung der Univerfis 
tät Altdorf plöglib den ganzen Plan und fomit_P8, 
legte Hoffnung einer höhern wiſſenſchaftlichen Wirkſam⸗ 
Zeit zerftörte. — Als nach Belisnahme der Stadt Ruͤrn⸗ 
berg durch die koͤn. baier, Regierung, im 3 1809 das 
dortige Gymnaſium eine neue Drgonifation erhielt, wurde 
P. an demfelben als ordentlicher Eehrer der franzöf. Spra⸗ 
&e angeftellt. Sein Anerbieten, Belehrung über philo⸗ 
ophiſche Grammatik zu ertheilen, war abgelehnt wors 
en; indefjen erhielt er den ehrenvollen und ihm felbft 
fee angenehmen Auftrag, eine franzöf. Sprachlehre für 
ie baier. Gymnaſien zu ſchreiben; allein man wollte ihm 
M diefer Arbeit nur ein Jahr Zeit gönnen , zu foldyew 

ebereilung konnte P. fich_nicht verftehen. Wein öffents 
licher Beruf aber wurde für 9, eine Quelle vieler und 
fehmerzlicher Leiden. Die franzof. Sprache, welder feine 
Shätigkeit nun wenigftend im Amte ausſchlieslich anges 
hören mußte, hatte er zwar mit Ernſt und ‚Eifer in den 

reis feiner Studien gezogen; aber ee war ihr im Ver⸗ 
bältniß zu den übrigen Sprachen nie fehr günftig gewes 
fen, namentlich „wegen der nationalen Krivolität, deren 
reiner Abdruck fie ift, indem keine Sprache die Kunft_bes 
fist, Schlechtigkeiten fo gefällig auszudrüden, wie fie”, 
In diefer Sprache hatte er nun eine große Anzahl, zum 
Theil fehr junger Schuler zu unterrichten; er ertheilte 
Diefen Unterricht mit der größten Gewiſſenhaftigkeit, 
brachte aber zu ihm, nach fo vielen fehlgefchlagenen Hoffs 
nungen, unter unaufhörlichen Eörperlichen Leiden, nie jene 
heitere Stimmung, die dem öffentlichen Lehrer ein fo uns 
entbehrliches Bedurfniß if. Er machte bei feinem Unters 
richte alle die Anforderungen geltend, welche man bei dem 
Unterrichte in den alten Sprachen an die Schüler zu mas 
Ken pflegt, er verlangte eine fichere grammatikalifche 
Grundlage, ald wodurch die einzige Möglichkeit, in den 
Geift der Sprache einzudringen, gewonnen würde, und 
leiftete auf diefe Weife gar manchem Schüler einen Nus 
gen, ber weit über die franz. Sprache hinausging, indem 
er theils für alles Sprachftudium überhaupt den rechten 
Weg zeigte, theild die Erfcheinungen der einzelnen Spra⸗ 
che auf ihre allgemeinen, für jede Sprache giltigen Gründe 


⸗ 


44 VPenzenkuffer. 


zurücdzuführen pflegte; einen Schuͤler franzoͤſiſch ſprechen 
zu lehren, wenn ihm dieſe Geſchicklichkeit nicht als Frucht 
eines "gründlichen Unterrichtes nebenbei zufiel, machte er 
ſich nie anheiſchig. Hätte ſich dieſe Methode bei andern, 
auf unmittelbare Anwendung des Gelernten in den Ges 
fhäften des Lebens bedachten Schülern, in jener Zeit, da 
noch zahlreiche Emigre's bereit waren, jedem Lernbegieris 
gen in Eurzer Zeit zu franzofifcher Mundfertigkeit zu vers 
beifen, Leinen Beifall erworben, fo hätte Dies weniger bes 
fremdend fein mögen. Aber aud bei den Schülern des 
Symnafiums fand fie im Allgemeinen wenig Eingang, zus 
mal unter diefen ficy die Höchft nachtheilige Sitte verbreitet 
hatte, einen Unterfchied zu machen zwifchen Haupt: und 
Nebenlehrern und der Eehrer der franzöfifchen Sprache fo 
unglüdli war, unter die legtern gerechnet zu werden. 
Ueberdies fuchte P. ſich aud im disciplinariſcher Hinficht 
feine eigenen, ſtrengeren Grundfäge, — Grundfäge,, zu 
welchen die Erfahrungen fpäterer Zeit allenthalben zuruͤck⸗ 
zukehren nötbigten, — durchzuführen; die Kolge für ihn 
war, daß er oft verfannt und der Berdrießlichkeiten faft 
nie ledig wurde. Roc trauriger waren die Erfahrungen, 
die er am fogenannten Realinftitute machte, an welchem 
ee eine Zeit lang Unterricht in der italienifchen Sprache 
u geben hatte, einer Anftalt, die ihrem Zwecke und ihrer 

inrichtung nad feinen Grundfägen und feiner Lehrme⸗ 
thode durchaus fremd war. Und doch war 9. ein ware 
mer Freund der Iugend, und befand fi wohl im Um⸗ 


gange mit Zünglingen, die er feiner Aufmerkfamteit und 


iebe würdig hielt; vielen folden ertheilte er unentgelt- 
lichenPivatunterricht,fchaffte ihnen felbf die nöthigen Bucher 
on und fuchte ihnen auch anderwärts, wo er nur Eonnte, 
Unterftügungen zuzuwenden, erſtreckte feine Sorgfalt fo 
fehr über alle Theile ihrer Bildung, daß er einigen, die 
eine ſchlechte Handfchrift hatten, mit großem Zeitaufwand 
felbft Unterricht im Schreiben gab, bereitete ihnen mans 
cherlei Erholungen und nahm felbft an denfelben Antheil, 
machte fie auf Spaziergängen und Eleinen Zußreifen zu 
feinen Begleitern und zeigte ihnen befonderö bei folchen 
Gelegenheiten alle Milde des liebevollen Kreundes ; viele 
Sahre lang hatte er immer einem feiner liebften Schuͤler 
einen Plag in ſeinem Zimmer und alle Bequemlichkeit zum 
Studiren eingeräumt, — Weberhaupt war 9. im hoben 
Grade empfänglih für Freundſchaft und gefelligen Um: 
gang, theilnehmend am Schickſale Anderer und bereit auf 
gemeinnügige Weiſe zu wirken. Ginen befoudern Werth 


Penjenkuffer. 45 


Satte in diefen Beziehungen für ihn der Frelmaurerorden, 
deffen Mitglied er war, bis gefeäliche Verordnungen ihn, 
ald Staatsdiener, zum Austritte verpflichteten. Es ift 
nicht ohne Intereſſe, hierüber feine eignen Aeußerungen 
zu vernehmen. „Was man auch über den Orden oder 
vielmehr über einzelne Mitglieder fagen mag, ich wenigs 
ſtens muß geftehen, daß er mir recht felige und ſtill heis 
tere Stunden verfchaffte, die mir feit dem erzwungenen 
Austritte nie mehr zu Theil geworden find und wornady 
ich mid oft, nur zu oft, zurüdfehnte. Allein ich ſuchte 
Beine Geheimniffe und Dffenbarungen und an den Mens 
ſchen machte ich eben keine großen Auſpruͤche und nahm das 
Edle, was ih an Ginzelnen fand, dankbar auf; Zurz, ich 
erwartete keine Engel, aber audy keine Zeufel. Indem 
ich ſah, wie die verfchiedenen Kräfte, die da vereinigt was 
ven, doch ſaͤmmtlich zu gemeinnüßigen Zwecken zufams 
menwirkten und wirken mußten, wie eingreifend und fürs 
Dernd hier die Einzelkraft war, die ifolirt nie daſſelbe 
hätte leiften koͤnnen; wie der Eine mit feiner Geifteebils 
Dung, ein Anderer mit feinem reihen Herzen, ein Dritter 
mit feinem Reichthume, ein Bierter mit feinen Kenntniffen 
und Fertigkeiten den nöthigen Beitrag zu befagten Zwe⸗ 
den gab, fo mar ich vollkommen befriedigt; alle unvers 
meidlichen Mängel und Gebrechen achtete ich nichts dages 

en. — — Treu und mit Eifer wirkte ich übrigens zu Als 
en den guten Zweden mit, die von meiner Eoge Damals 
verfolgt wurden — ich hätte die entbehrliche Zeit nicht 
beffer und angenehmer ausfüllen können, — fo daß ich jegt 
noch mit einem ohne Zweifel zu entfchuldigenden ftolzen 
gefehle auf das zurüdfehe, wozu ich entweder mit meinen 
Kräften beitrug, oder was ich felbft zu ſchaffen fo gluͤck⸗ 
lid) war, wie 3.8. die Realifirung der Idee einer Mobis 
lien s Rettungsanftalt, wozu ich den erften Entwurf gab, 
und die jet vielleicht nicht ohne Beruhigung für unglüds 
lihe Burger eriftirt.” — Je weiter er in Jahren vors 
ruͤckte, deſto mehr häuften ſich für ihn bittere Erfahruns 
gen, defto ärmer und einfamer wurde fein Leben. Seine 
8 Geſchwiſter waren, bis auf einen einzigen Bruder, alle 
Längft geftorben, verheirathet war er nie gemefen, der 
Kreis feiner Freunde wurde immer Eleiner, und auch den 
Umgang mit ihnen erfchwerte zunehmende Kränklid;keit, 
aber noch in feinen legten Papieren gedenkt er ihrer mit 
inniger Siebe und Dankbarkeit; Berlufte an feinem Vers 
mögen, langwierige, kraͤnkende Prozeſſe, zahlreiye Unan⸗ 
nehmlichleiten anderer Art verfegten ihn in einen Zuſtand 


/ 


46 Spranger. 


der qualvollſten Unenhe und unaufhörlichen Beängftigung; 
er war ein Maun von lebhaften, feinem Ehrgefuͤhle, ums 
fo fchmerzliher verwundete ihn, was er feiner Ehre nach⸗ 
theilig glaubte; er war fich einer edlen, offenen Gefins 
nung und der firengften Rechtlichkeit bewußt, defto tiefer 
tränfte es ihn, wenn er, was nicht felten geſchah, erkannte 
oder zu erkennen glaubte, daß er unrechtliche Behandlung 
von Undern erfahren habe. — eines öffentlichen Lehr⸗ 
amtes war er im J. 1824 enthoben worden; aber feine 
Studien und feine fchriftitellerifhe Thaͤtigkeit fegte er 
fort, fo lange feine Kräfte es geftatteten, und außer feinen 
zahlreichen gedruckten Schriften (theiis linguiftifchen, theils 
philoſophiſchen, beſonders rechtsphiloſophiſchen Inhalts) 
hat er eine betraͤchtliche Anzahl theils vollendeter, theils 
unvollftändiger literariſcher Arbeiten hinterlaſſen; es ges 
hoͤrte jedoch auch dieſes zu den, Leiden ſeiner letzten Le⸗ 
benszeit, daß die ihm zum Bedurfniß gewordene geiſtige 
Shätigkeit, die einzige Erheiterung feiner trüben Tage, 
ihm immer fhwerer, ja bisweilen unmöglih wurde. — 
Sein Leben war ihm nach und nach eine faft unerträgliche 
Laft geworden und das Motto, welches er über feine bio: 
graphifhen Materialien feste, war: Mors mihi munus 
erit. Im Juli des I. 1328 warfihn feine legte Krankheit 
gänzlich darnieder; der Sprache beraubt und unter unfäg» 
lien Schmerzen harrte er 9 Wochen lang feiner Erk. 


fung entgegen. | 
* 12. Sohann Jakob Spranger, 


Hfarrer zu Ertheim (Decanatd Memmingen) im Ob. Donautreife 
Baierns; 


geb. d.% Aug. 1796, geſt. v.25. Oct. 1828, 

Schon in den Jahren der’ Kindheit traf den Hinge⸗ 
ſchiedenen hartes Geſchick, indem er nicht nur kaum 6 I. 
alt feine Mutter, fondern im 11.3. auch feinen geliebten 
Bater, der Prediger in der Gegend von Nürnberg war, 
durch den Tod verlor, Da er Luft zeigte, ſich auch dem 
geiftlihen Stande zu widmen, fo forgten nad) dem Tode 
Des Baterd die Anverwandten um fo mehr dafür, daß er 
in Nürnberg in dem Haufe eines rechtfchaffenen und got= 
tesfürchtigen Mannes untergebracht wurde, der in_der 
That Baterftelle. bei ihm vertrat und auch von dem Ana: 
den und Shnglinge dankbar als ein zweiter Bater geliebt 
und bochgenchtet wurde, — In den Tagen der Leipziger 
Schlacht bezog er die Univerfität Erlangen und wie ſchon 
auf dem Gymnaſium, fo behielt er auch hier in gewiflens 


> 


—* Treue feine Beſtimmung im Auge und bereitete 
ch mit Fleiß zum Religionslehrer vor. Schwer war die 
Aufgabe, die er gleich beim Eintritte In das Amt zu loͤ⸗ 
en hatte. Nachdem er nämlich im Herbfte 1817 feine 
aufbahn auf der Hochfchule vollendet hatte, ward ee 
von dem Pfarrer Wucherer zu Lehmingen (Decanats Dets 
fingen) zum Bicariud angenommen und die Erftlinge feis 
nes Dienftes, die er dem Herrn auf dem Altare zu opfern 
hatte, war die eier des Jubelfeſtes der Reformation. 
r verwaltete diefe Stelle zur vollen Zufriedenheit feiner 
Gemeinde, bi8 ibm nad Berfluß von 3 3. ein eigenes 
farrame zu Bächingen an der Brenz (Decanats Leipheim) 
bertragen wurde, nach deffen Antritt er ſich mit Philips 
pine Wucherer, Tochter des Pfarrers, deflen Gehilfe er 
bisher geweſen war, ehelich verband, — Fünf Iahre lang 
diente er dieſer chriftlichen Gemeinde als Acht evangelifcher 
Prediger und Seelforger; worauf er auf fein Geſuch auf 
die Pfarrei Erkheim befördert wurde, die ihm für feine 
fortwährende Kränklidykeit einen minder befchmerlichen 
Geſchaͤftskreis und für feine fhon ziemlich zahlreich ges 
wordene Familie eine forgenfreiere Ausficht in die Zukunft 
verfprah. Mit den froheften Hoffnungen bezog er diefe 
neue Stelle und ubte mit erneuerter Kraft und fleigendem 
Eifer die Pflichten feined Berufes an Diefer neuen Ges 
meinde, fo daß fein inneres Leben immer mehr fich vers 
edelte. Allein fein von Tugend auf ſehr ſchwaͤchlicher 
Körper erholte fich auch unter den nun minder anftrens 
genden Gefchäften nicht, der Wurm eines frühen Todes 
nagte ſich im Verborgenen immer tiefer in dad Mark 
feiner Lebenskraft, bis ich endlich im Sommer 1328 feine 
Krankheit zu einer tödtlichen Luftröhrenfhwindfucht geſtal⸗ 
tete, an welcher er im Herbfte d. 3, vol Glaubens an 
feinen Heiland ftarb. | 


* 18. Deocar Schmid, 

Kapellan u. Director des weiblichen Waiſen- und Erziehungséhauſes 
zu Galcutta, Secretär der Bible Associalion u. der Chüfch 
Missionary Society, Mitglied der Verwaltungsbehörben der 
Zehrlingd: u. der Schulbuchsgeſellſchaft 2c. 5 

geb. d. 14. Nov. 1791, geft. d. 3. Dec. 188, 
Der VBerewigte war in dem Städtchen Lobeda bei 

Iena geboren, wo fein Vater Diakonus und zugleich Pfars 

zer von Wöllnig war und 5 3. fpäter als Prediger nach 


48 Schmid. 


Sulzbach bei Apolda befördert wurde. Schon von feinem 
7.3. an, nahdem er die Elemente des Wiffens mit leich⸗ 
ter Mühe fich angeeignet, zeigte er eine nicht zu ftillende 
Wißbegierde. Sein Bater wollte des Knaben Kopf nicht 
mit pofitiven Kenntniffen anfullen, fondern wünfchte, als 
Bertheidiger der Rouſſeau'ſchen Ideen, eine felbfiftändige, 
flufenweile Entwidlung allee feiner Geiftesfähigkeiten; 
Deshalb fuchte er feinen Eifer fo viel als möglich zu hem⸗ 
men. So geſchah es häufig, das das Kind beim Ausfals 
len der Lectionen wegen der Amtegefchäfte des Vaters 
nicht nur traurig war, fondern ſogar nach vergeblichen 
Bitten, mit ihm etwas zu treiben, in Thraͤnen ausbrach 
‚und mit bewunderungswürdiger Geduld in der Nähe der 
Studirſtube harrte, bis der Vater feine Beſchaͤftigun 
geendet haben würde und ſich vielleicht doch noch erwei⸗ 
hen ließe, mit ihm etwas vorzunehmen, Bei verftändiger 
Behandlung erkaltete auch diefer Trieb nicht und im 1% 
3. ſchon (Oftern 1803) Eonnte er mit feinem Altern Brus 
der Bernhard, der gegenwärtig noch in Oftindien lebt, — 
-die Domſchule zu Naumburg a.d. S. beziehen. Bier zeich⸗ 
nete er ſich ſo aus, daß er bereits vor ſeinem 17. J. fuͤr 
faͤhig erklaͤrt wurde, auf die Univerſitaͤt abzugehen. Da 
ſein einſichtsvoller Vater dieſes jedoch noch nicht zugab, 
ſo blieb er noch einige Zeit daſelbſt und erwarb ſich in 
den vielbeſuchten Redeacten durch feine beredten Vorträge 
ungewöhnlichen Beifall, worauf er die akademiſchen Stuü⸗ 
dien Michaelis 1808 auf der Hochſchule zu Iena begann, 
Hier benugte er vornehmlich die Vorlefungen und den Um⸗ 
ang feines Verwandten, des bekannten Erläuterers von 
Kant’s Syſtem I. Chr. Erd. Schmid, fo daß er bat} uns 
ter feinen Gommilitonen als ein Eingeweihter in dieſer 
philoſophiſchen Schule betrachtet wurde. Schon 1811 nach 
23 3. Studienzeit wurde er in Weimar ekaminirt und 
erhielt die erſte Cenſur. Da er das Haker'ſche Stipen⸗ 
dium erworben, welches nur den ausgezeichnetſten Juͤng⸗ 
lingen zu Theil wird, fo blieb er noch 2 J. auf der Unis. 
verfität. In diefe Zeit fält ein Programm, dad er in. 
honorem Augustanae confessionis ausarbeiten follte; er 
hatte aber gerade darin bewiefen, daß diefelbe für unfere 
Seit nicht mehr hinreichend fei und eine andere Glaubens⸗ 
aorm verfaßt werden müffe. — Obgleich er bald Anſpruͤ⸗ 
che auf eine Anftelung im Lande hatte, ‚ging er dennoch 
als Hauslehrer zuerft nach Wölfis bei Gotha und alddann 
nach Königsberg in Oftpreußen, um mehr Kenntniß von 
Welt und Menichen zu erlangen, als ed ibm auf feiner 


Schmib. 49 


Studirſtube bisher möglic gewefen war. Aber dadurch 
murde eine heftige Keiſeluſt in ihm angeregt. Dieſe 
brachte ihn auch auf die Lectüre der Miffionsberichte. Er 
fpriht fih in feiner @elbftbiographie in den hal⸗ 
lifcyen Miffionsnachrichten St.66, 3.1816, ©. 565 über 
die Kolgen davon fo aus: „Ich lernte das Miffionswefen 
und Defjen herrlichen Fortgang kennen; ich glaubte in der 
bewunderungöwürdigen Berbreitung der heiligen Schrift - 
in allen Zheilen der Erde Durch die Bibelgefellſchaft im 
London eine neue Morgenröthe für das thätige Chriſten⸗ 
. tum und für wahres Menfchenwohl am Horizonte der 
Weltgefchichte aufgehen zu feben; ich hielt mich auch vers 
pflichtet, nach meinen gseingen Kräften mitzuwirken, daß - 
der volle Tag anbreche.“ achdem nach Halle und ons 
don gefchrieben war, nahm ihn die englifhe Kirden: Mifs 
fionsgefelfhaft mit Freuden an. Er legte fich fogleich 
auf Erlernung der englifchen Sprache, und nachdem er 
‚den 7. März 1815 vom Oberconſiſtorialrath, jegigem 
Biſchof Borowski in Königäberg ordinirt war, ging er auf 
einem Umweg über Sachſen nach London. Bier wurde er 
noch zwei Jahre von feiner Beſtimmung zurüdgehalten, 
Der wirdige Prediger an der Savoykirche naͤmlich, Dr. 
Gteintopf, wollte fein Vaterland, Deutfhland, auf läns 
ereBeit befuchen und in Schmid fand er zur Verwaltung 
Feines Amtd einen tuͤchtigen Stellvertreter. Derfelbe bes 
nugte diefe Beit zur gehörigen Vorbereitung auf feinen 
Beruf; auch fuchte er feinen Altern Bruder Bernhard van 
der Bortrefflichteit feines Vorhabens zu Überzeugen. Dies 
fer war von aͤhnlichem Geiſte getrieben, vom heimathlichen 
kaͤndchen nach Frankreich und auch nach Paris gegangen 
um bafelbft nach aufgabe feinee Pfarrftele zu Eifel be 
Srarba feine Lieblingswiffenfhaft, morgenländifche 
Sprane und Literatur, zu ſtudiren. Der Ruf des Brus 
ders, mit dem er faft gleichen Bildungsgang genommen, 
konnte bei ihm nicht lange ohne Erfolg bleiben, Als 
Miſſionaͤr konnte ev das heißgeliebte Morgenland durch 
Autopfie Eennen lernen, die mit taufend fehonen Farben - 
ausgemalten Länder, die Wiege der Menfchheit und der 
Gultur konnte er betreten, nicht das Verdienſt zu rechnen, 
das er fich durch Ausbreitung des Chriftenthums erwarb ! 
Und ficher ift es kein gemeiner Gedanke, unter unfäglicyen 
Mühen und Gefahren den Samen der göttlichen Lehre 
unter ein großes Volk anuszuftreuen, und echebend, von 
deſſen künftigen Gefchlechtern als der geiftliche Water ges 
ehrt und gefeiert zu werden; ein Ulphilas, ein Bonifacius 
einer dankbaren Nation zu feyn! -- Im 3.1817 fegelten 

MR. Rekrolog 7. Jahrg. 4 


60 Schmid, 


beide Brüder nach Oftindien, Indem der Juͤngere das 
Gluͤck gehabt hatte, fich mit einer vortrefflichen Gattin, 
Maria Nönneberg aud Bremen, zu verbinden. — Am 4. 
Aug. kamen fie in Madras an, wo ihren fo viel Arbeit 
wartete, Daß fie, urfpränglih nach Galsutta beftimmt, 
nach eingeholter Erlaubniß dafelbft blieben. Leider mans 
geln und volftändige Rachrichten über Deocars Thaͤtigkeit, 
denn er ſelbſt liebte ed nicht, Darüber zu berichten. Was 
wir aber ald hauptfächlichite Thatſachen willen, fei hier 
mitgetheilt. Er kam nah ein paar Jahren als. Caplaiı 
of the Europ, Female Orphan Asylam nad) Calcutta, be⸗ 
fonders weil bier feine Gattin, als eine in mehreren Spra⸗ 
hen bewanderte und ſonſt ſehr gebildete Frau, einen paſ⸗ 
fenden Wirkungstreis fand. Da in Sndien die Erziehung 
Des weiblichen Geſchlechts aͤußerſt vernachläffigt ift und 
überhaupt fehe wenig Gngländerinnen dorthin kommen, 
ſo ift diefe Anftalt von außerordentlichem Einfluß auf die 
Givilifienng Indiens. Gein nicht zu ermüdender Eifer 
bildete ſich ader einen noch weitern Wirkungkreis. Ihm 
verdankt Galcutta und Dflindien die Gründung zweier 
Bereine, die gewiß. von dem wohlthätgften Einfluß find 
und feyn werden : Die Bible Association und Apprentining 
Society. Die letztere Geſellſchaft hat die Unterbringung 
von Indo  Britten als Lehrlinge bei Handwerkern zum 
Zweck und dadurch entfland auch die Seeſchule. Bu dieſen 
für Galeutta fo wichtigen Vereinen gab fein Schriftchen 
Beranlaffung: Advice to Indo-Britons as the best means 
of bettering their condition. Calc. 1926. Sein od kam 
hoͤchſt unerwartet, Indem er nämlich ſchon in den erften 
Jahren feines’ Aufenthalts’in Indien alle für die Curo⸗ 
päer unausbleiblihe Krankeiten uͤberſtanden hatte, Iebte 
er dem Anfcheine nach völlig gefund, war lebhaft und 
heiter- Da wurde erft 12 Lage vor feinem Zode entdeckt, 
daß fich ein Geſchwuͤr an der Leber fammle. Es war nun 
an keine Heilung zu Denken. Auf fein Verlangen fagte 
man ihm, wie ed um ihn ftände. Nun brachte er mit der 
rößten Ruhe alle feine Papiere in Ordnung, entledigt ſich 
einer weitläuftigen Geſchaͤfte und ſtarb Überhaupt fo, daß 
einer der Aerzte nad) feinem Tode oft fagte: „I should 
like to die to morrow, if would die like Mr, Schmid!“ 
(Ih wünfchte morgen zu fterben, wenn icy erben würde 
wie St. Schmid.) 
eine übrigen Schriften find: The dirine authority 
of th& bible and the Vedas, Briefly discussed in a letter 
to Baboo Rammohan ‘Roy Calcutte, 1819. — A tract against 


‚Schmebding — Bonfen. 51 


the prevailing system of Hindoo Idolatry, 1824. — - Sum- 
mary of the holy Scriptures or a comp ete body of divi- 
nity; historical, doctrinal and practical, composed in the 
words of Scriptare. — The first number, containing the 
introduction and Chapter I, concerning God. 1820 (bens 
gal u. engl.) — A collection of dirine Sayings im English 
and Hindostan. 1820. . 


* 14, Joſeph Schmedding, 


Provinzial u. Synodal⸗CExaminator zu Muͤnſter; 
geb. d. 24. Sun. 1752, Heft: d. 19. Dec. 1828: 


Er wurde zu Münfter geboren, trat 1768 in daB dor⸗ 
tige Sranzidfanerklofter, worin et 1790 zur Würde des 
Guardians und 1804 zum Provinzial des Franziskaner⸗ 
ordens erhoben wurde, Er war ein tüchtiger, an theolo⸗ 
giſchen Kenntniffen reicher Geiftlicher, weshalb er auch 
‚zum Spynodaleraminator beftellt ward. — Im 3. 1828 
wurde Die Wiederbegründung von vier Granzistanerkiöftern | 
in der Proving Weftphalen decretirt, nämlich zu Dorften, 
Warmdorf, Nietberg und Wiedenbruch, und er zum Opern 
aller vier Klöfter beftimmt. x 


* 15. Jakob Bonfen, 


Paſtor zu Althadersleben im Schleswigihens 
geb.d.17. Aug. 1753, geft.d. 21. Dec.1828. 


Geboren zu Spandet im Amte Haderdleben und der 
Altefte Sohn des dafigen Predigers und nachherigen Probs 
fen in Arrild in demfelden Umte, Andreas B. und der. 
Katharina Mana, geb. Friken, wurde derfelbe in dem Haufe 
einer braven Eltern bis zu feinem 5.3. erzogen, worauf 
bn fein Oheim, der Paftor Bagge zu Braderap im Amte 
Sondern, felbft Einderlos, zu fih in fein Haus nahm, wo 
mit Liebe und Sorgfalt nicht nur für feine Erziehung, 
fondern auch fehr früh für feinen Anterricht geforgt wurde, 
Wald zeigten fi ungewöhnliche Anlagen bei dem Knaben 
und feine kuͤnftige Beftimmung legte er dadurch an den 
Sag, daß er fich für 12 Schilling, die et zum beliebigen 
Gebrauch als Geſchenk erhalten hatte, auf dem Jahr⸗ 
marfte nach eigner Mahl eine mit Holzfchnitten verſehene 
Wilderbibel kaufte. Etwa in feinem 14. 3. bezog er die 
Inteinifche Schule zu Zondern und im 3. 1772 die Unis 
verfität Kiel, wo ihn außer den Sheologifchen Wiſſenſchaf⸗ 


52 Boyſen. 


ten beſonders die Naturlehre und die franzoͤſiſche Sprache 
beſchaͤftigten. Nach feiner Ruͤckkehr von Kiel erhielt er 
eine Informatorftelle bei dem Major Holftein in Niebüll, 
deſſen Achtung und Liebe er im vollen Maße fich erwarb, 
Nachdem er im 3.1 Ay Schleswig fein Examen beftans 
den, ward er 1779 bei St. Zohannid auf der Infel Föhr 
zum Sompaftor gewählt, welches Amt er mit vielem Se⸗ 
gen 10 3. hindurch bekleidete. In diefer Zeit fehrieb er 
mehrere mit Beifall in die Schleswig: Holfteinifchen Pro⸗ 
vinzialberichte aufgenommene Auffäge über die Sitten, 
Gebraͤuche und Eigenthümlichkeiten der Zöbringer, fo wie 
einen über den Zeil: Entenfang. - Im erften Jahr nad) 
dem Antritte feines Amtes verehelichte er fich mit Der 
Jochter feines‘ Kollegen, des Paſtor Hinrichfen in 
Alteffum, die bei ihrem Tode 1799 ihm 5 Kinder 
interließ, denen er im J. 1802 in der Tochter des une 
ängft verftorbenen Probft Müller zu Ningtjöbing eine 
zweite Mutter gab. Bon St. Johannis auf Fohr ward 
ee 1790 zum Prediger nady Althadersleben berufen, in 
welchem Amte er allgemein geachtet und geliebt wurde, 
wofür wohl der Umftand fpricht, daß die Verſamm⸗ 
lung der den Prediger-Gonvent der Probftei Hadersleben 
ausmadhenden Geiſtlichen ihn zu ihrem Präfes ermählte 
und bis zu feinem Tode als folden behielt. — Gleich⸗ 
weit vom Myſticismus ald vom Unglauben entfernt, war 
DB. nicht blos als Prediger ein eifriger Arbeiter in feinem 
Berufe, fondern fuchte auch auf mancherlei Weife durch 
Berbreitung nüglicher Kenntniffe Gegen um ſich ber zu 
verbreiten. So war er eine Reihe von Jahren hindurch 
Mitarbeiter der viel Gutes und Rüsgliches enthaltenden 
Hadersleber Monatsfchrift, wie er denn auch manche ges 
Diegene Auffäse in die Hadersleber Wochenfchrift lieferte. 
Anch auf einem andern — vieleicht weniger bemerften, aber 
gerade deswegen defto rühmlichern Wiege fuchte er Gutes 
zu ftiften. Bur Hilfe und Handreichung bei feiner Lands 
wirtbfchaft wählte er gewoͤhnlich folhe Knaben und junge 
Menfchen, bei denen er etwas mehr Kernbegierde als ges 
wöhnlich bemerkt hatte. Durch gelegentlidyen Unterricht 
brachte er diefen nun fo viel bei, daB fie bernach mit 
roͤßerm Zogen Seminarien beſuchen konnten. Auf dieſe 
fe find viele tuͤchtige Schullehrer von ihm vorgebildet 
worden. — Nicht blos in Beziehung auf theologifche, 
fondern auch auf andere Kenntniffe war DB. ein vielfeitig 
gebilbeter Mannz daher feine gefellige Unterhaltung nicht 
108 anziehend und unterhaltend, fondten auch vielfältig - 


[4 


Spigner. 63 


belehrend ward, Nur im Aeſthetiſchen Tonnte man feine 
Bildung etwas vernachläffigt und einfeitig nennen, da ee 
auf ‚gute Gedichte einen etwas zu geringen Werth legte, 
ri er alle Werke der dramatifchen Poeſie und alle Dars 
elungen der fcenifchen Kunft geringfchägte und verachs 
tete. Die undbedingte Verwerfung alles poetifchen Schmus 
ckes der Rede, von der er oft erzählte, Daß der Conſiſtorialrath 
Peterfen. fie feinen Schülern zur Pflicht gemacht, ſchien 
auch auf die Keftftellung feiner desfallfigen Anfichten ei⸗ 
nen etwas nachtheiligen Einfluß gehabt zu haben. Auch 
{dien er mit diefem feinen Lehrer died gemein zu haben, 
daß er, ob er ſchon Verdienſte und Einfichten, Anderer 
fat gerecht anerkannte, neue Anfichten und Einrichtungen 
nderer zu tadeln und zu verwerfen pflegte. — In feis 
nem Leben und Wandel zeichnete er fich durch eine gewiflz 
Nube und Heiterkeit. ded Gemuͤths unter allen Abwechs⸗ 
lungen des Schidfald aus, welche ihn auch wahrfcheinlich 
ein höheres Lebensziel würde haben erreichen laffen, da er 
in feiner Bebendweite überdied fehr frugal und mäßig war, 
wenn nicht eine Dedorganifatiod feiner Berdauungswerds 
zeuge feinem Leben früher ein Ende gemacht hätte. Es 
waren Diefe Ruhe und dieſer Sleichmuth zum Theil eine 
Folge -feined heitern, glücklich geflimmten Temperaments, 
aber größtentheils hatte er fich doch diefelbe durch treue 
Befolgung Acht chriftlider Marimen angeeignet. 


. J. Boyfen, 
Subrect. a. d.Domſchuie in Schleswig. 
* 16. M. Sohann Adolph Spigner, 


Paſtor zu Eangenreinddorf bei Zwickau; 
geb. d. 2. Dct, 1750, geft. d. 22. Dec. 1828. 


Er wurde zu Blankenhain bei Werdau geboren. Geis 
ne Eltern waren Joh. Adolph &., Chirurgus zu Blantens 
hain, feine Mutter Rofine Sabine, eine geb. Boigf 
aus diefem Ort. Da er feinen leiblichen Water noch vor 
feinem Eintritte in die Welt verlor, fo nahm fich fein 
Großvater mütterlider Seite daſelbſt feiner um fo herzlis 
der an. Er erzog ihn, und weil er viele Wißbegierde 
zeigte, fo ließ er ihn durch den damaligen nicht unerfahr⸗ 
nen Schulmeifter dieſes Drts im Lateiniſchen unterrichten, 
weiches er fodann 3 3. lang auf der Schule in Crimmitz⸗ 
ſchau und [päter 3 3. lang auf der Schule zu Ronneburg 
unter dem Hector Gruner fortfegte, . Sm 3.1779 bezog - 
er die Univerfität Wittenberg, wo er fi) duch Hilfe deö 


54 Claußen. 


Convicts, des koͤniglichen und Molframddorfifchen Stipen⸗ 
Diums 4 3. lang aufzuhalten im Stande war und beſon⸗ 
ders dem orientalifchen Sprachſtudium oblag. Bor feinem 
Abgange erhielt er nach Öffentlich gehaltener Disputation 
wegen eines Familien» Gtipendiums die Magiftermürde, 
Mach ruͤhmlich uͤberſtandenem theologifchen Examen in 
Dresden 1783 unter die Zahl der Gandidaten aufyenommen 
unterrichtete ee nun die Kinder des Förfter Helle in ans 
enbernsdorf bei Werdau und trat hernach als Hauslehrer 
n die Familie des Kammerherrn 9, Unruh zu Dresden, 
bis er im 3. 1791 zum Pfarramt in Dberalbertödorf bei 
Werdau berufen ward, Nun nahm er feine noch lebende 
. Mutter gu ſich und pflegte und verforgte fie bis an ihe 
Ende mit ETindliher Treue. Einige Jahre nach Antritt 
dieſes Amtes verbeirathete er fih mit Sohanne Chriftiane 
geb. Nebe von Schwenfal bei Düben und wurde Mater 
90n 7 Kindern, von denenihn nurs Töchter überlebten. Im 
5. 1812 gelangte er zum Pfarramt in Langenreinsdorf, 
wo er für feine Samilie und Gemeinde noch viel zu früh 
feine Laufbahn im 70. Lebensjahre beſchloß. 


* 17. Johann Georg Claußen, 
Klanzleirath u. Inſpector d. Strafanftalten zu Gluͤckſtadt, Ritter v, 
Donebrog und Danebrogämann; 
geb. 4.25. Sept. 1782, geft. d. 24, Der. 18%. 


Er: word frühe abgerufen, aber was feinem Lebens⸗ 
lauf an Jahren abging, hat feine Thätigkeit erfegt, und 
nach dem Guten, was er gewirkt, und nadı den Pflichten, 
Die er erfüllt, darf man fagen , daß er lange gelebt hat. 
Er ward in Schleöwig geboren, verließ aber fchon ale 
Knabe dad Haus der Eltern , indem fein Oheim, der Das 
malige Zuchthaußsinfpector Loͤbndorff in Slädftadt, ihn zu 
fih nahm und erzog. Früh fchon mußte dieſer, kraͤnklich 
und leidend, des Juͤnglings Thaͤtigkeit in Anfpruch nebs 
men. Im 3. 1802 ward derfelbe ihm mit Anmartfchaft 
auf dad Amt adjungirt und jegt richtete er fein Beftreben 
einzig auf die Bildung für feinen künftigen Beruf, Uns 
teritugt von der Staatstafle unternahm er im J. 1803 
eine Reife durch Deutfchland, wo er nicht nur die berühms 

teſten Steafanftalten, fondern auch Fabriken befichtigte, 
. um duch ſolchen Betrieb die Sträflinge zu befchäftigen. 
So vorbereitet übernahm ee die Leitung der Gtrafanftals 
ten fie Schleswig und Holftein. Kür feine Amtsfuͤhrung 


Claußen. 65 


bat der Erfolg dad befte Zeugniß abgelegt, — Hbgleicy 
von jeher nur mit führ mäßiger Koͤrperſtaͤrke audgerüftet, 
bewährte"@, doch eine ungewöhnliche Geiſteskraft während 
ber unglüdlichen Periode der feindlichen Invalion 1844. 
Das Zuchthaus war mit Sträflingen und damals auch 
noch mit Wahnfinnigen angefült; Erftere wenigſtens wuß⸗ 
ten, daß der Dienft auf den Waͤllen der belagerten Stadt 
alles Militär in Anſpruch nahm und fie drohten unges 
heut mit Aufruhr und Ausbrechen. Go war dad Leben 
des Berewigten gefährdet, felbft wenn das Geſchuͤtz der 
Belagerer fchwieg, das wiederholt feinem Leben Gefabe 
edeoht hatte, Anderswo hätte er einen Sicherheitsort 
den mögen, aber nichts Tonnte ihn bewegen, deu Poften 
i perlaffen, den er zu vertreten hatte. Ein Haufen truns 
enee Hufaren flürmte ihm ind Haus und wollte den 
Lombard plündern, denn die Sachen gehörten ja nicht ihm, 
meinten fie, aber der Berftorbene dachte anders, Muthig 
warf er fich ihren gezogenen Säbeln entgegen und feine 
ihnen unerwartete Entſchloſſenheit vettete einen Sachen⸗ 
werth von mehr als 30,000, einen Kaffebeftand aber 
von 8000 Mrk. Gin andermal machten die Zuͤchtlinge, zu 
deren Patronen fih Schil’fche Hufaren aufgeworfen hat» 
ten, einen neuen Verſuch, ſich mit Gewalt zu befreien, 
aber auch diefer fheiterte an E.'s Muth, der unbedenklich 
fein Leben für feine Dienftpfliht aufs Spiel fegte. Dad» 
felbe gefchah bei einem andern Zumnlt einer Abtheilung 
von Sträflingen im 3. 1823, der nur durch die Hilfe des 
Militärs geftillt werden konnte. Und wiederum nur mit 
der offenbarften Lebensgefahr Eonnte er in der unglüdlis 
en Sturmfluth vom 3. aufd. 4. Febr. 1825 zu dem Juchts 
hauſe erfter Abtheilung hingelangen, wo feine Gegenwart 
unumgänglich noͤthig war, obgleich Dicht neben dem Ge: 
bäude der Deich brach und mehrere Häufer mit den Be⸗ 
wohnerr. verloren gingen. — Bei feinen vielfachen Ges 
fhäften, weldye die Aufficht über zwiſchen 6 und 700 
Zuchtlinge erforderte, bei einem Fabrikweſen, das jährlich 
an 100,000 Mr. für Fabrikate producirte, vermochte er dens 
noch die Zeit zu finden, den Bau der neuen Gebäude für 
die Strofanftalten zu leiten und darüber Rechnung zu 
führen. Wie bedeutend auch dies Geſchaͤft war, ergeben 
ſchon die aufgewendeten Baukoſten, welche mehr als 
270,000 Mrk. betrugen. Und Bau und Rechnung blieben, 
genauer Revifion ungeachtet, ohne Notat. Solde Pflicht⸗ 
erfüllung konnte dem Auge des huldreichen Monarchen 
nicht verborgen bleiben, Aus deſſen eigenem Munde ward 


56 v. Arndt. 


dem Hingefchiedenen die belobnende ehrende Anerkennung. 
Er wurde im 3.1825 zum Kanzleirath ernannt und 1826 
mit dem Ritterkrenze des Danebrogordens begnadigt, nach⸗ 
: Dem er das filberne Kreuz der Danebrogsmänner bereits 
im 3.1824 erhalten hatte. Au die patriotifhe Gefell: 
haft in Altona "erkannte ihm ihre Ehrenmedaille zu. 

ein Name verdient daher wohl ein ehrendes Andenken 
bei feinen Mitbürgern, denn Niemand, der Zeuge war 
von feiner Shätigkeit, feinem ernften nnd dennoch mens 
henfreundlichen Wirken in feinem Beruf, Tonnte ihm 
eine Achtung verfagen. Aber nicht minder gewann er 
ie Liebe und Zuneigung der Geinigen, mit denen ihm 
feine befchräntte Zeit einen genauern Umgang geftattete. 
18 Ehegatte, ale Vater, ald Freund, jeigte feine Herzens⸗ 
guͤte fi in ihrem ſchoͤnſten Licht, im Kreife der Geis 
nen fuchte und fand er Erholung von feinen immer ans 
greifenden, oft betrübenden Berufspflichten und die Thraͤ⸗ 
nen, welche dort ihm fließen, hat die Zeit noch nicht geſtillt. 





1829. 


* 18. Chriftian Gottlieb v. Arndt, 


kaiſ. ruſſ. Hofrath u. Ritter d. Wladimirordend — zu ‚Deidelberg; 
geb. d. 2. Dec. 1743, geft. d. 2. San, 1829. 


Diefer Durch hohe Geiftesbildung ausgezeichnete Mann 
wurde zu Großfchwansfeld, einem oftpreußifchen Dorfe, 
Beeren wofelbft fein Vater Prediger war. Als er einige 

eit zu Königsberg in Preußen anfangs das theologifche, 
dann das Rechtsfach ftudirt hatte, gab eine ganz undbes 
Deutende Beranlanlaffung feinem Lebensplan eine andere, 
ihm gewiß unerwartete Richtung, — Diefe Beranlaffung 
war — eine Partie Shah. — Gin volnifher Magnat 
gewann den jungen Mann, mit dem er im Gafthaufe eis 
nigemal gefpielt hatte, lieb; er fragte ihn mitten im Zu⸗ 
ge: ob er ihn nad Warſchau zur Koͤnigtwahl begleiten 
wolle? Der Züngling, raſch und feurig, ſchlug ein; der 
fromme Bater, die beforgte Mutter weinten, fegneten ihn 
auf der Durchreife und Yaben ihn nicht wieder geſehen. — 
Von Warfchau aus ging 2. nach Riga und dann nad 

eteröburg. An beiden-Orten mußte er mit Mühe und 
in vielfachen, verſchiedenartigen Bei@gäftigungen anfangs 


v. Arndt. 67 


aue für feine Erhaltung arbeiten, an legterm hatte er 
das Gluͤck, der Kaiferin Katharina IT. bemerklich zu wer⸗ 
den, die ihm nun wichtige Geſchaͤfte uͤbertrug, ihn beförs 
d tb, und als nach 2öjahriger Dienftzeit des reifen Mans 
nes Sefundheit — von Jugend auf eine der wandelbars 
fen — immer mehr ſchwankte, ihm Rang, Adel und Or⸗ 
den verlieh und mit hinreichender DBefoldung eine Neife 
nach dem füdlichen Deutfchland geftattete, die er feinen 
ewigen Urlaub zu nennen pflegte. — Er ſah nun feine 
Berwandten und Freunde in Oftpreußen wieder, zu wels 
hen legtern er auch Kant zählen durfte, verweilte im 
Berlin, Dreöden und in den fhonften Gegenden des mitt» 
lern und fünlicyen Deutfchlands, bis er endlid zum Ruhe⸗ 
fig feines herannahenden Alterd das in jedem Betracht fdhds 
ne Heidelberg wählte, ſich dafelbft ankaufte und nun im 
philofophifcyer Ruhe den Wiffenfchaften, feinen zahlreichen 
alten und neuerworbenen Sreunden — fchriftlich und münds 
lich — und dem Bau feined niedlihen Gartens lebte. 
Berheirathet war er nicht. — Immer blieb ihm fein zwei⸗ 
tes Baterland, Rußland, über Alles theuer, alle Lebens⸗ 
verbältniffe pflegte er mit den gleichartigen dortigen und 
ewoͤhnlich zum Vortheil der legtern zu N arallelifiren. Er 
at in Rußland viel gefchrieben und viele, beſonders les 
i8lative Werke ind Deutfche übertragen, die feinen Scharfs 
Finn beurtunden. Während feines Aufenthalts in Heidels - 
berg find von ihm 2 Schriften erfchienen: „Weber den Urz 
fprung und die verfchiedenartige Berwandtfchaft der Spras 
en’, die felbft in Amerika die Aufmerkfamteit der Kens 
ner erregt, und „Gedanken über wichtige Angelegenheiten 
des Menſchen und Des Burgerd.” Seine Auffüge in rufs 
fifherSprache gelten im Auslande auch in Hinſicht auf Dics 
tion als klaſſiſch. — In feinem Charakter waren Wahr⸗ 
heit und Rectlichkeit zwei auf den erften Anblick erfenns 
bare Grundzüge. Zalfchheit nannte er die Quelle aller 
andern Lafter oder das Lafter felbfl. Daher fand man 
Denn in ihm auch bald, neben dem ruhigen Lebensphilos 
fophen, einen Mann von warmen und Hr alles Schöne 
und Große empfänglichen Herzen, deffen in feinen fpätes 
ften Jahren erfrifht und erneut rüdkehrende Phantafie 
. die Erinnerung an edle Genuffe, befonderd an romantische 
Landfchaften des Südens, an das Wiederfehen lange von 
ihm getrennter Freunde mit fo kräftigen Karben zu fchils 
dern wußte, daß man feine koͤrperliche Schwaͤche, feine 
wielen körperlichen. Leiden daruͤber vergeſſend, nur die Ju⸗ 

endfülle des Geiftes ſpuͤrte, die ihn erſt verlieh, als feine 

rbliche Hülle, — des Weiterlebens phyſfiſch unfähig — in eis 


58 Schaft. 


ar nlöglichen Ohnmacht dahinſank. — Leben wird er im: 
merdar in den ‚Herzen feiner Freunde und derer, Denen er 
Berather und Helfer qus voller Seele war, 


* 19, Ildephons Schatt, 


erfter Iufpector d. Schulichrers Seminars zu Bamberg ; 
geb. d. 6. San. 1774, geft. d. & San. 1829. 


Die Benedietiner zu Banz hatten zwar während ihren 
mehr als 700jährigen Eriftenz viele Gelehrte unter ſich; 
doch vorzüglich in den legten 30 3. Unter den wenigen 
noch übrigen war der verewigte Ildephons Schatt zu 
Bamberg. Sein Water war ein Jaͤger zu Schammels⸗ 
Dorf bei Bamberg und er genoß den wiffenfchaftlichen 
‚Unterricht am Gymnaſium und Lyceum IF Bamberg umfa 
Leichter und gründlicher, als er das Gluͤck hatte, während 
feiner ganzen Studienzeit ein Bögling des v. Auffeed’fchen Ges 
minars zu feyn, in weldyem er nebft freier Wohnung, Nahrung, 
Kleidung und ärztlicher Behandlung auch vielfeitigen Privat: 
unterricht ganz unentgeldlich genoß. Während der Ferien hats 
te er Gelegenheit, ſich in dernahen BenedictinerabteiBanz von - 
einer fo vortheilhaften Seite zu zeigen, daß er nebft andern 
Beitgenoffen den 14. Sul. 1783 als Gonventual aufgenom: 
men wurde, Im Noviziate folgte er der Leitung des No⸗ 
. vizenmeifters Paul Vinc. Probft. In den philoſophiſchen, 
theologiſchen und juridifhen Wiffenfchaften hatte er zwar 
mehrere Lehrer, doch Die meiften Kenntniſſe verdantte er 
den Profefforen Roman Schad zu Jena und Othmar 
Grant zu München, durch deſſen Güte er audy mit deu 
englifhen Sprache bekannt wurde. Durch täglichen Um⸗ 
gang mit diefem fowie mit einem franzöfifchen Ausgewans 
derten hatte er ſich die Zertigkeit, franzöfifch zu fprechen, 
angeeignet, Er legte in den Prüfungen fo ſchoͤne Proben 
feiner wifjenfhaftlichen Kenntniffe ab, daß er am 5. Jun. 
1802 zum Profeſſor der Theologie im Klofter ernannt 
murde, welches Amt er mit Eifer zu vermalten ſuchte. — 
Dei der allgemeinen Saͤtulariſation der Abtei begab er 
* nach Bamberg und ſetzte da ſeine Studien im Stillen 
ort. Als Reſultat derſelben gab er 1805 heraus: „Bei⸗ 
träge zur Anftands: und Sittenlehre in einer kritiſchephi⸗ 
Iofopbifchen Bearbeitung der Ghefterfieldfchen Erziehungs⸗ 
Marimen.! — Vom Sept. 1803 bi6 1805 beforgte en 
mit Eifer die Redaction der Bamberger Seitung, bis er 
Durch eine Unannehmlichkeit der franzoͤſiſchen Genfur verans 
laßt wurde dieſes Gefchäft dem Stifter des Blattes, Gerard 
Bley, jetzt Geelſorger im Invalidenhauſe zu Paris wies 


Schatt. 69 


der zu überlaffen. Er bereite dann die vorzüglichften 
Erziehungsanftalten im nördlichen Deutfchland, wo er ſich 
die Achtung und Gewogenheit vieler Gelehrten erwarb, 
Durch feine Beiträge zu dem fräntifchen Schulfreund 
Graßers von 1805—6 erprobte Sch. fo viele pädagogifche 
Kenntniffe, daß er deswegen den 7. Noy. 1807 zum Pros 
feffor und den 17. März 1809 zum I. Infpector des new 
errichteten Schullehrer:Seminard ernannt wurde, in wels 
her Eigenfhaft er ſich mit Würde bi8 zu feinem plöglis 
dien Zode behauptete. Welche Kortfchritte er in der vaͤ⸗ 
Dagogifchen Wiſſenſchaft unter der Leitung des ideenreichen 
Neformatprs Sraßer gemacht, fuchte ex feinen vielen Schü— 
lern, welche ſich feit feiner Anftellung vielleicht auf 600 
beliefen, mündlich mitzutheilen. Dem großen Publikum 
legte er „Aphorismen als Einleitung in feinen paͤdago⸗ 
alfchen Lehrkurs“ im 3.1812 vor, welche fpäter noch eins 
mal zu Bamberg gedruckt wurden. Im_nämlichen Jahre 
ließ er ebendafelbft gleichfalls auf feine Koften erfcheinen : 
„Skizze einer Geſchichte der chriſtlichen Katechetik“; fer, 
ner die Abhandlung: „Sollen Katechismen in Fragen und 
Antworten eingekleidet em 2 und „Recenfion zweier im 
‚Königreiche Baiern neu erichienenen chrifttatholifchen Kate: 
chismen.“ Für einige Zeitfchriften verfaßte er in jener Zeit 
auch mehrere Kritiken pädagogifcher Schriften. — Die 
Graßer'ſche Unterrihtmethode für da8 Leben wurde wes 
niger von dem gentalen Drafelder Paͤdagogik, dem Schulrath 
Heinr. Stephanizu Gunzenhauſen, ald von deſſen Anhängern, 
öffentlich befümpft. Zu diefen gehörte beſonders ein ges 
wiffer Voͤlderndorf durch feine: „Sechs Prüfungstage in 
Den von Großer organifirten Volksſchulen zu Baireuth‘*), 
Dr. Becks Apologie derfelben in der Mündyner Kiteraturs 
eitung in Nr. 79 von 1821 und drittens ein öffentliches 
chreiben des verftorbenen Dechant Pflaum zu Baireuth. 
Segen diefe Umtriebe trat Sch, ftatt feines Meifters 
Graßer in die Schranfen und gab heraus: „Die Irr⸗ und 
Diintelsüge auf dem Zelde der Grammatik, Logik und 
— zur Bekaͤmpfung der Methode des Unterrichts 
ür das Leben." Zum Schluffe diefed Gtreites ließ er 
folgen:, Des 3.6.& Pflaum, Dechant zu Baireuth, Selbſtbe⸗ 
enntnifje wider Willen.“ — Bei der 1827 ſtatt gefundes 
nen Reorganifation des Schullehrer: Seminard durch die 
Verſetzung in ein anderes Gebäude, wurde thelld im Anzeiger 
der Deutſchen, theild in andern öffentlichen Blättern, der 
gegründete Vorwurf gemacht, daß die Infpectoren das 
eminar mehr nach ihrer ae naee und Nugbarteit eins 
sichten ließen, als daß fie daſſelbe nach feiner vorzuglichen Bes 
*) Deſſ. Biogr, Nekr. 2. Jahrg. ©. 756. 


60 Schatt. 


ſtimmung für die Gandidoten pflichtmäßig betrachtet hätten. 
Allein Sch. benahm ſich ftillfchweigend fo, ald habe er von den 
Öffentlihen Rügen hoͤchſt unzweckmaͤßiger Einrichtungen 
des Seminars, die.Gondidaten feien nur zum Beſten der Iu- 
fpectoren , nicht aber diefe für jene da, gar keine Kennt: 
nie. &o friedlih Sc, als Student und Eleve des v. 
Auffees’fhen Seminars mit feinen Beitgenoffen lebte, eben 
fo barmonifhy war er auch mit allen Sonventualen der 
Abtei Banz. Doch in enger Verbindung lebte er nur 
mit dem Inſpector D, Linder und feinen Gonnovizen Ams 
bros Geifried, welcher durch feinen menſchenfreundlichen 
Eifer für die Typhus⸗Kranken feinee Umgebung die Außs 
eichnung durch die goldene Givilyerdienfimedaille am 24. 
Kati 1814 erhielt. Sch. gab eine eigene Schrift als 
‚Andenken an die Verdienfte ded Pfarrers Ambros Geis 
Fried zu Bapfendorf um Die leidende Menſchheit“ heraus. 
Nachdem diefer würdige Geelforger ald Pfarrer der 
katholiſchen Gemeinde zu Koburg eines nicht zu befeitis 
genden Krankheit am 3. Juli 1823 unterlegen, gab Sch. 
auch noch deffen „kebens⸗Skitze“ als Beleg feiner innig⸗ 
ften Sreundfchaft für den Verewigten heraus. — Seine 
edle Sefinnung und vollſte Dankbarkeit konnte er kaum 
beſſer beweifen, als durch den „Bebensabriß des Abts Gal⸗ 
lus Dennerlein von Banz, mit einem Vorworte uͤber die 
Individualitaͤt des Menſchen-Charakters.“ — Sch. war 
fehr aufgeklaͤrt, ohne es überall zur Schau zu tragen; 
als Prieſter und öffentlicher Behrer fchonte er den Aber 
glauben und die Borurtheile Anderer mit aller Klugheit, 

uch war er während ſeines ganzen Lebens fehr mitleidig 
gegen die Armen, ohne Eitelkeit, durch feine Wohlthat zu’ 
glänzen. Er war ſehr mäßig in den Lebensgenüffen und 
mied allen Prunk fomohl im Anzuge als in der häuslichen 
Einrichtung. In öffentlichen Berührungen mit Leuten 
verfhiedenen Standes hoͤflich und gefällig, verleugnete er 
eber feine beflere Hebergeugung, wenn fein fanfter Widers 
ſpruch nicht wirffam war. Dabei war er doch fehr vers 
ftedt leidenfchaftlidh; gegen wen er einmal einen Groll 
efaßt hatte, für den konnte er nicht mehr gewonnen wers 
en. Dies fühlten befonderd die Schulcandidaten und 
Lehrer, wenn fie nicht im Stande waren, ihn dur Ges 
ſchenke zu gewinnen, für welche er ſehr empfänglidy und 
Durch Berichte an die Regierung erkenntlich war, welche 
ibm bei der geheimen Berbindung mit Großer 20 I. ein 
gsenzentofes Vertrauen, nicht jelten zum Schaden des 
Schulleprer:Seminard, geſchenkt hat. — Gr wurde plößs 
lich des Morgens während der Beier ded Abendmahls am 


Müller. 61 


Shlagfluffe in Folge der Zerreißung eined Gefaͤßes in 
der Gegend des Lleinen Gehirns dahingerafft: und Bam⸗ 
berg verlor einen Schulvorftand, deffen z2Ojährige Erfahe 
tung und Routine nicht leicht gu erfegen find, 


* 20. Heinrich Adolph Müller, 


Doctor d. Medicin u. Chirurgie zu Halbau bei Saganz 
geb, d. 17, Sul. 1796, geft. d. 5. Jan. 1839, 


Diefer durch ‚votzügliche Geifteögaben audgezeichnete 
junge Arzt, den die Melt zu früh verlor, war der Sohn 
des gräfl.v. Kospoth'ſchen Hofhirurgen und Entbindungss 
arzted Joh. Heinr. M. zu Halbau im Sagan'ſchen Kreife 
und dafelbft geboren. Beine Mutter, die ihn mit 2 Toͤch⸗ 
tern überlebt, ift Joh. Ehriſt. Elifabethe geb. Maroky; 
der Vater, der fich feines gelehrten Sohnes unausfpredys 
lich — jedoch nur kurze Zeit — erfreute, ging ihm ſchon 
im Jahre 1822 im Tode. voran. Diefe Eltern wandten‘ 
alles an, demfelben eine vollftändig gelehtte Bildung zu 
ewähren. Bis zu feinem 12. Lebensjahre genoß er den 
Unterricht des Schulrectörs in Halbau, worauf er das 
Gymnaſium in Sorau bezog. Außer den Spraden und 
andern gelehrten Wiſſenſchaften, die er mit Fleiß betrieb, 
wat es die Phyſik, die ihn ganz befonders anzog. Durch 
diefe Inclination gab er den Lünftigen fiegreichen Arzt 
fon als Zoͤgling diefer Schule zu erkennen. In feinem 
15. 3, verfertigte er fchon bewunderungswerthe, compens 
dioͤſe, jedoch gatız volftändige Elektriftie: Mafchinen, die 
noch nicht einen Zhaler Koftenaufwand verurfachten. — 
Nach einem Aufenthalte von 6 Sahren in Sorau bezog 
er 1816 die Univerfität Breslau und fudirte dort die me— 
diciniſchen und chiturgifchen Wiffenfchaften fowie die Ents 
bindungs: und Augenheilkunde unter den ausgezeichnetſten 
RN oren, verließ 1819 Breslau und dezog Die Univer⸗ 
itaͤt Berlin, wo er die Profeſſoren Hufeland, den Altern 
und juͤngern, Gräfe, Berends*), v. Stebold **) ꝛc. hörte. — 
MWohlgerüftet zu feinem Eramen beftand er daffelde mit 
Ruhm. Seine Inaugural: Differtation hat das Thema: - 
Signa praecipua ex colore cutis in morbis. Er vertheidigte 
diefelbe öffentlich den 6. Oct. 1820, worauf er Die medici« 
nifche und chirurgiſche Doctorwürde erhielt. Nach feiner 
Promotion begab ſich M. als ausübender Arzt na) Sa⸗ 
gan und ſchon nach kurzer Zeit feines Aufenthalts daſelbſt 
erfannte man feine Talente und erworbenen Ginfichten, 
worauf ihm von allen Seiten Bewunderung, Liebe und 


. , Biogr. im 6. Jahrg. S. 1008 d. Nekr. 
3 Bei Bioar. im 6. Sa 2 572 d. Nekr. 


62 Mtullet. 


Achtung zufloß: — Nach dem Tode ſeineß Vaters wuͤnſchte 
die —28 von Halbau und mit ihr das Publikum 
daſelbſt, daß er Sagan verlaffen und ſich nach Halbau 
begeben moͤchte. Ungeachtet der vielen Freunde, die ihn 
dort zu feſſeln ſich bemuͤhten, willigte er in das Begehren 
feines Vaterortes, wo man ihm auch ein Firum an Depus 
taten und Geld audgemittelt hatte, und in dad Berlans 
gen feiner Angehörigen und begab fi) nach Halbau. — 
Hier verrichtete ee wichtige innere Kuren und große Äußere 
Operationen, und diefe meift gluͤcklich ausgeführten Uns 
ternehmuugen gründeten fich bei ihm auf eine — mat 
moͤchte faft fagen ihm angeborne — ſichere Diagnoſtik. 
Denn ohne viel ragen und Zorfhen — was die Pas 
tienten allerdings oft fureinen Fehler anfehen — erkannte 
er den Gig und die Natur der Krankheiten, und nun war 
es ihm nicht mehr ſchwer, fie auch zu heilen. — Neben 
Diefem Hauptzuge feines vorzüglichen ärztlichen Talents, 
womit die Vorfehung ihn befchenft hatte, war er dadurch 
bemerkenswerth, daß er durch fleißiges Studiren ftetö mit 
der gelehrten Welt, wozu er auch alle wichtigen Zeitfchrife 
ten feines Faches las, die er fogar in Geſellſchaften bef 
ſich führte und beim Eintritte der Langweiligkeit hervor⸗ 
nahm, — in Verbindung gu bleiben flrebte. — Wenn er 
eine gediegene Urtheilskraft, Wig und Scharffinn an Ans 
bern mit Vergnügen wahrnahın und innig bewunderte, fo 
"ar er felbft nicht mit einer geringen Maffe diefer Kräfte 
ausgeftattet. — Bu feinem Charakter gehörten Wahr⸗ 
Heitöfinn, Geradheit und Daher aufrichtige Bekenntniſſe, 
eine für Patienten fehr heilfam wirkende Eigenfchaft des 
Arztes, daß ihnen nicht alles erlaubt und das Schädlidhe 
in ihrem Verhalten, ohne Ruͤckſicht auf ihren Beifall oder 
Ihe Mibfallen, eingreifend gefagt wird. — Diefem witls 
famen Gefundpeitöhelfer war eine ſehr kurze Lebensreiſe 
befcieden; er flarb nach eben nicht bedenklichen Krank⸗ 
Beitefomn onen , die ſich nur ein paar Kage dor feinem 

ode einftellten, im 33. Lebensjahre ploͤtzlich am Nerven« 
{lage zu Sagan, wohin er woͤchentlich teifte unb fi 
auch Diesmal wegen ärztlicher Hilfe, die et dort feinen 
hn durch Vertrauen ftetd ehrenden Freunden fortwährend 
eiftete, begeben hatte. — Ihn beweinen nicht nun Tune 
Angehörigen, fondern auch feht Miele, denen er DR Bes 
fundheit wiedergab; unter diefen die Dürftigen, die ex oh⸗ 
ne Vergeltung behandelte, — Der geſchickte Känftler und 
Maler Teppich in Sagan hat eine wohlgelungene Büfte 
dieſes fruͤh Wollendeten gefchaffen. 


63 
* 21. Amalie Holft, geb. v. Juſti, 


ſelbſtpromovirte Doctorin der Philofophie und Schriftftelerin zu 
Gr. Zimdenberg im Medienb. Schwerin. ; 
geb. im J. 1758, geft. d. 6: Sanı 1829; 


Sie war, die Tochter des durch feine Schickſale bes 
Lannten ungluͤcklichen, zulegt als Eönigl. preuß. Berghaupts 
mann und Oberauffeher der Glas- und Stahlfabriken an: 
geftellten und am 21. Zuli 1771 ald Staatögefangener zu 
Kuͤſtrin vor Endigung des gegen ihn anhängigen Unterfu: 
chungsprozeſſes verftorbenen Joh Heinr. Gottl. v. Zufti, aus 


feiner zweiten 1757 eingegangenen She. Lange blieb fie 


als Verfafferin des Werts: „Bemerkungen über die Feh⸗ 
Ler der Erziehung‘ unbelannt, was fie dus Beſcheidenheit 
wünfchte, und’ erft Bedmann , dem fie auch die in feinen 
„Bemerkungen über gelehrte Gegenftände” enthaltenen 
Nachrichten über ihren Vater mittheilte, machte ihren 
Samen befannt. Sie wollte früher das eben ihres Was 
ters aus deffen in ihren Händen fich befindenden Brief⸗ 
ſchaften ausführlich befchreiben, doc) zartes kindliches Ges 
uͤhl, um ihre unglüklide Mutter nicht durch die Erin⸗ 
nerung der erlittenen Unglüdsfäle noch mehr zu beträs 
ben, hielt fie, fo fehr fie auch dazu aufgemuntert wurde, 
von der Austuhrung ihred Planed ab, Sie verheirathete 
fi in der Kolge mit dem Dr: Holft und leitete nach deſ⸗ 
fen Zode mehrere Jahre ein Erziehungsinftitut zu Boigens 
burg, dann in Hambutg und äulegt in Parchim, wo ihre 
Drei verheiratheten Schweftern lebten. Seit den legten 
10 3. lebte fie zu Gr. Zimdenberg, auf der Eleinen duͤrch 
die Elbe und Sude gebildeten Halbinfel Teldau ba Beizr 
zenburg, bei ihrem einzigen Sohne Eduard H., det feit 
1818 an Henr. Sonradine geb. Grelcke, Eigenthümerin jened 
Ritterguts, verheirathet iſt. Won ihren beiden „Töchtern, 
welche ihr bei ihrem Erziehungsgefchäfte treulich beigeftans 
den, Emilie und Mariane, ift die erftere feit 1322 an dent 
Bürgermeifter und Advolaten Aug. Ehlers in Neubuckow 
verheiratbet. — Die Verewigte war eine von Geiten des 
Kopfes und Herzens gleich ausgezeichnete Stau und fol, 
wie man behauptet, den Doetortitel nicht von ihrem Ehe⸗ 
manne geführt, fondern ihn füch felbft zu Kiel erworben 
ab — Sie ſchied ruhig und fanft in ihrem 71. Le⸗ 
bensjapre und ruht auf dem Kirchhofe des Pfarrdorfes 
WBlächer, hart am Ufer des Sudenftromes; — 
Sedrudt hat man von ihr: Bemerk. üb. d, Fehler 
unf. modernen Erziehung, v. e. prakt. Erzieherin, Qeronie 





* 


6 - Brinkmann — Dobrowsky. 


gegeben. dv. d. Berf. d. Siegfried v. Lindenderg ). Leiys 
sig 1791 (anonym). — Ueb. d. Beſtim. d. Weibes zu 
hoͤh. Geiftesbildung. Berlin. 1807. — Auffäge in A. Lin- 
demanns Mufarion (Altona 1799.), St.4,5: Beurtheilung 
über Elifa, oder dad Weib, wie e8 feyn follte. — Bergl. 
Beckmanns Borrath Eleiner Anmerkungen, 3. Samul., ©. 
548. Göttingen 1806, wo fie auch Nachrichten über ihren 
Vater mittheilt. — v. Schindels Schriftftellerinnen, Bd. 
1, G 226 u. Bd.8, ©, 170. 

Schwerin. Dr. Bruͤſſow. 


* 22. Joh. Friedr. Cornelius Brinkmann, 


Kaufmann u. Beigeordneter des Oberbuͤrgermeiſters zu Elberfeld; 
rn geb. im J. 1786, geſt. d. 6. Jan. 1829. 


Die Stadt Bochum in der Grafſchaft Mark iſt der 
Geburtsort des Verſtorbenen, von wo er nach Elberfeld 
kam, dafelbft eine Handlung etablirte, ſpaͤterhin als Bei⸗ 
geordneter des Bürgermeifters feinen Mitbürgeen durch 
eifrige Thätigkeit wefentliche Dienfte leiftetz und ſich als 
Kaufmann und Beamter deren Liebe und Anhänglichkeit 
in hohem Grade erwarb. Drilbepätig wie er war, half 
er gern, wo es galt, mit Wort und Ehat, 


23. Abt Joſeph Dobrowsky, 


Doctor d. Philof. u. außgezeichneter Philolog u. Hiftoriker zu Prag, 
ehem. Rector d. mähr. Generalfeminariumd zu Hradifch b. Olmüg 
u. Mitgl. mehr. gel. Geſellſch. — + zu Brünn; 
® geb. d, 17. Aug. 1763, geft. d. 8. San. 1829 **), 


Die flavifche Literatur und böhmifche Geſchichtsfor⸗ 
fhung bat in dem Berewigten fhren Altmeifter verloren, 
Auf der Heimreife von Wien nad) Prag flarb er, der uns 
freundlichen Jahreszeit und der von ihm bis zu feinem 
legten Hauche wenig bemerkten Alteröfhwäce unterlies 
gend, zu Brünn, alfoin Mähren, wo er, eigentlich zu Jer⸗ 
met (Gyoͤrmet) bei Raab in Ungarn geboren, zuerft 
im Profeßhaufe zu Olmüg dem Zefuitenorden einverleibt, 
fpäter auch noch als Subrector ‘und endlih als Rector 
des dortigen Generalfeminariums angeftellt gewefeg war. 
Aber Böhmens Hauptftadt wurde früh ſchon fein Beites 


*,D. i. Dock. Joh. Gottw. Miu oe, geſt. d. 23. Jun. 
1%. — Mt ve Biogr. Nekr. 6. Rn r 


se) Allgem. Big. 1829. Nr.62. Bigen. II. 2. 1829. 





66 Mebrowely. 
Zeofa, GChevalier, begleitete, nach Yeteräburg md von da 
Unterfu der großen Patrterchal: Bibliothek, aus 
der Motthäi fo Töne Ausbeute für die Kritik des neuen 
Zeſtamenis gefördert hatte, im Dctober nah Moskau, 
von wo er am 7. San. 1793 wieder in Prag eintraf, 
Graf Sternberg hatte indefien ſchon von Berlin aus die 
Refultate feiner Reiſe befaunt gemacht, D. gab erft in 
einzelnen Borlefungen der ihn beauftragenden Geſellſchaft 
Rechenſchaft und-publicirte hierauf die ganze Reife unter 
dem Zitel: „Literarifche Nachrichten von einer 1792 uns 
ternommenen Reiſe in Schweden und Rußland. Prag 
1796 Oft bedauerte ed D. fpäter, daß er ſich von dem 
Berichten einiger Mitglieder Der Herenhut’fhen Gemeinde 
a Garepta hatte abhalten laffen, fein Borhaben, die 
kaukaſiſchen Izſchechen zu beſuchen, aufzugeben. Aber im» 
mer blieb Diele Sprachentdeckungoreiſe ein wahrer Lichts 
punkt feines vielbewegten Lebens und fein Bericht gehört 
durch die genialen Winke, Die er überall uber WBortfors 
ſchang im Allgemeinen, über die flavifchen und afiatifchen 
Sprachen, snöbefondere einftreut, zu den wichtigften gloffos 
raphifchEen Urkunden, wohin audy billig die ihm angefügte 
Ber leichung der ruſſiſchen und boͤhmiſchen Sprache, nad 
Mabgabe des großen von der Kaiferin Katharina verane 
ftalteten Vokabulariums zu rechnen ifl. Er hatte ja nun 
Die Hauptzweige des vieläftigen flavifchen Sprachenſtam⸗ 
med alle ſelbſt unterfucht und diefe Unterfuhung bat auf 
feine fpätern zahlreihen Werke den wichtigften Ginfluß 
habt. Auf dem Zitellupfer ſteht D. in ganzer 
* ſprechend aͤhnlich abgebildet, wie er mit dem Gra⸗ 
en Sternberg vor einem Denkſtein mit glagolitiſcher In⸗ 
faeift ſteht. Reben diefem feberichte ift die aus den 
orlefungen der GefelfchaflFabgedrudte Geſchichte der 
boͤhmiſchen Sprache und Literatur 1792 (wovon die legte 
gan umgearbeitete Auflage 1818 erſchien) fchon längft al8 
laſſiſch anerkannt und als fein Hauptwerk gepriefen wors 
den. Beiden hatte Adelung im 2, Theile feines „Mithri: - 
dated‘ das Meifte zu danken und dankte ed laut, da er 
in D. feinen Zreund und Lehrer ehrte. Auch über, die 
Schriftzeichen der flavifhen Mundarten war D. früher 
fhon ins Neine gekommen und hatte die Refultate am 
beften in feiner Kernfchrift: „Methodius und Cyrillus“ 
vorgelegt. — Bon Prag aus begleitete er den Grafen 
Ich Noftiz, den Älteten Sohn der Familie, auf Reiz 
en. Cie duechreisten daB Deutfche-NReich bis an den Rhein, 
verweilten einige Zeit in Karlsruhe, befuchten den Rhein⸗ 


Id 
ı 
©. 





68 Dobromsky. 


für das Palladium wahrer ee für die Gul⸗ 
tur der Landesſprache und Landeggeſchichte thätig ges 
wirkt wurde. In den zwei Jahrg der von dem wat: 
tern Pulawski redigirten MRonatöfchrift der Geſellſchaft 
des vaterländifhen Muſeums, die zu den fachreichften 
Deutſchlands gehört, ſtehen mehrere gediegene Auffäge 
von ihm. Er war wohl zuweileneigenfinnig und bie und 
da ſchwer zu befriedigen, wie ſchon in den 8Soer Jahren 
des vorigen Jabrhunderts der fleißige Dolmer erfahten 
bat. Allein thätig und fein Eigenes Far ganz vergeffend, 
legte er Hand an, wo durch Magazine, wovon er zu vers 
ſchiedenen Zeiten felbft Die Heraudgabe veranftaltete, durch 
Beiträge an Michaelis oriental. Bibliothek, an Griesbach 
für feine Ausgabe des N. J., durch Mitherausgabe, wie 
3. DB. v. Pelzeld Scriptoribus reram Bohemicarum 26, 
eingegriffen werden Tonnte. Beſondere Freude hatte er 
an der von dem thätigen, hoffentlich auch heute noch nicht 
ermüdeten Perz veranftalteten Sammlung det Monumenta 
Germaniae historica, der Frankfurter Gefelfchaft 
für Erforfhung der Älteren Deutfhen Quellen 
fhichte. Er hatte den Sornanded zur Bearbeitung für 
Diefelbe unternommen und ſchwerlich dürfte ein kundigerer 
und gewiffenhafterer Forſcher feinen Nachlaß darüber ord⸗ 
nen oder das Ganze von vorn wieder, geflalten koͤnnen. 
Seit mehrern Jahren hielt er im wendifhen Geminarium 
zu Prag WBorlefungen über die wendiſche Sprache, welche 
außer den wendifchen auch andere Theologen befuchten, 
Er nahm an diefem Inftitute den wärmften Antheil und 
unterftügte e6 möglichft aus eignen Mitteln. — Unges 
achtet eines lebensgefährlichen Schuffes, den D.im 3.1782 
auf einer Jagd im Thiergarten zu Heinrihögrün, wo er 
als blofer Bufbane war, in die Bruft erhielt, von dem 
die Kugel bis an fein Ende im Leibe ftedien blieb, erreichte 
er ein glüdlihes Alter von 75 3,3 M., 9%. Den 
legten Herbſt verlebte er auf der Gzernin'ſchen Herrfchaft 
Ghudenig; von da ging er nach Wien, wo e® ſich, neben 
andernfgelehrten Forſchungen, hauptſaͤchlich mit der Ver⸗ 
leihung aller bekannten Handfchriften und Editionen des 
ornandes, zum Zwecke einer Herausgabe deffelben befchäfe 
tigte. Don Wien reifte er am 12. Dec. 1828 nad Brünn, 
kam dort am 17. an und wohe nadı Durchforſchung der 
in den Abteren der dafigen Gegend befindlihen Bibliothes 
Ten und Archive von da nah Prag zuruͤckkehren, wo fo 
viele Freunde feiner Ruͤckkehr entgegenfahen. Allein 
flatt des erfehnten Freundes dam die Rachricht von feis 


5? 


27 


” 


nem Node, : einer head feifchen Ge: 
fundpeit EN ie Lebenskraft vertrauend, hatte 
D. eine Grfältung hläffigt, woraus eine Lungenlähe, 


ing entftand, Die Lebensende herbeiführte, Er ver- 
fchied im Gonvent der barmherzigen Brüder An di 
de Altbrünn, wo er ald Gaft feine Wohnung gen en 
tte. Sein letzter Mille, weichen er ‚den er Sterbe⸗ 
umgebenden Freunden dictirte, beftimmte feine Hand 
iften dem vaterländifhin Muſeum. Seine Bücher: 
jammlung erbten die Kinder feineB_ bereitd vwerftorbenen 
Bruders. Seine unerfhütterliche Anhänglicleit an * 
erhabenen Regentenſtamm Deſtreichs hat er nicht Biol 
. Durch jene berühmt — Vorleſung über die Erge— 
benbeit und —— icpkeit der flaviſchen Völker an dat 
Erzhaus Deſtreich Eundet, die er am 25. Sept, bi 
der Krönung Leopold IT, in Gegenwart des Kaiſers im 
damaligen Saale der böhmifcyen Sefeufiyaft der Wiſſen⸗ 
waften hielt, er hat auch nie aufgehört, die Huld Kaifer 
rang II, mit weicher Er bie ſteis —— Kultur der 
böpmifchen Sprache und Urkundenſammlung großmuͤthig 
und ohne auf irgend ein Gentralifatlonsproject einzuge⸗ 
ben, zu fördern gewohnt gemwefen ift, Laut zu preifen. 
Es iſt nicht 9 zweifeln, daß Böhmens großherzige Pas 
trioten dem Abmann ihrer und aller flavifhen Literatuw 
nicht blos ein papierned Denkmal fegen, daß fie fein Bild 
auch in Erz graben und fein Andenken in Marmor ver= 
herrlichen werden. — Prag beſitzt 3 Bildniffe diefes bes 
zühmten Gelehrten. Das eine fehr ähnliche, von bem 
braven vater!ändifchen Maler und Schüler ner. DREHTE 
Alademie der patriotifhen Kunftfreunde, Fran; ie, 
im 3. 1821 — 22 in Del gemalt, ift im Manuſcriptſaale 
des uatertänbifchen Mufenms aufgeftellt. , Diefes wurde 
von Wenebetti in Wien trefflich in Kupfer jeftochen und 
nach diefem ein anderes von Aigner, als Fitellupfer des 
10. Sabrgangs (1829) de& „afchenbucde für die vaterläns 
DifheWeicichte” von v. Hormayr und Weduyansky. 
Ein ites ſehr ähnliches in Grayonmanier ift das Werk 
des talentvollen Künftlers und Infpectors der Golloredo⸗ 
Mannöfeldfhen Gallerie, ebenfalld Schüler der Ddafigen 
Alademie, Horcida, und fein Gigenthyum, ba8.dritte, ein 
Delgemälde, befindet ſich in der Golloredo.Mannsfeldfchen 
Bildergalerie. — Wie allen ausgezeichneten Männern, 
fehfte_ es auch D. nicht an Feinden, welche fein Werdienft zu 
entftellen verſuchten. Bieleiht mag ein IsfBefäpl eiges 
nen Serthed in rüdfichtslof 2 








70 





mit Böhmen durch dad Band ſlaviſcher Sunge verfchwis 


das dortige Mufeum geleiftet, [omie für die Belebung eis 
ned achten Sinnes für die alte Größe und Würde Böhmens 
und für die allzu lange vergeffenen Weberrefte feiner weit 
und breit geachteten Literatur und Kunft; weldye Quellen 
fein Adlerauge entdeckt und herandgegeben (wie erſt neus 
erlich die unfchägbare Chronik des Ansbertus über bie 
Kreuzfahrt des Barbaroſſa); wie uneigennügig und raſt⸗ 
106 er die heranteimenden Talente gebegt und jedes ehe 
renwerthe wiflenfchaftlihe Unternehmen mit Jugendkraft 
gepflegt habe, — das lebt in der dankbaren Anerkennung 
der Zeitgenoffen und wird fortleben im Andenken fpäter 
Entel, 70 3. hat Kaczinsky, 75 D. hinter ſich. Beide 


*) SIR ſ. „Achte“, 1828, Mr. 180. 
X *. 
“7 











s 
7 Müller. 


fifhen, engliſchen, italienifchen und lateiniſchen Sprache 
volltommen bemädhtigte. Nicht weniger glüdlich bildete 

ex fein mufifalifches Talent aus, und fein fertiges Pia: 
nofortes und Guitarrefpiel begleitete ee mit einer aus⸗ 

| ‚gegeichnet fhönen Zenorftimme. Im I. 1807 bezog er 
„x bie Univerfität Leipzig und Lehrte mit den reichlich das 
gu ſelbſt erworbenen Kenntniffen im April 1811 in das els 
"= gerliche Haus zuruͤck, weldes er jedoch im Februar 1812 
wieder verließ, um in d. 3. als General:Staböfecretär 
Den Feldzügen gegen Nußland, 1818 denen in Schlefien 
und Sadıfen und von 1814 bis 1815 denen gegen Frank⸗ 
reich beizumohnen, nach deren Beendigung er nach Sadıs 

fen zurückkehrte. Bald darauf wurde er dem jegigen 
önigl., ſaͤchſ. Minifter von Garlowig als Gecretär der 
ſaͤchſiſch⸗franzoͤſiſchen Angelegenheiten beigegeben und trat 
mit demfelben im Geptbr. 1816 eine Reife nach Paris 

an, in welcher Zunktion er bis zu Ende Sanuar 1819 vers 
blieb. — Aus Frankreich zuruͤckgekehrt, ging er ald Les 
gationdfecretär zur ſaͤchſiſchen Geſandtſchaft nah Berlin 

ab und bekleidete dieſen Poſten bis zum Juni 1821, wo 

er nach Leipzig abging, um daſelbſt das Amt eines Ober⸗ 
Poſtamtsraths anzutreten. Gr verheirathete ſich im 3. 
1821 zu Leipzig mit Augufla Schuge und wurde Vater 
von einem Knaben und einem Mädchen, In Leipzig bes 
leidete er obengenannten Poften bis zum März 1825, 
wo er vom geh. Kabinet nad) Dresden berufen, den Pos 
fen des geh. Kabinetöregiftentors erhielt und die Charge 

= eines Hofraths bekleidete, Hier lebte er mit raftlofer 
»" Khätigkeit ganz feinem Berufe, bis er zur Trauer Bien 
ler ſchon im 40, Lebensjahre den Geinen durdy den Zod ' 
entriffen wurde. Augufta Heinge. 


* 27. Johann Gottlieb Müller, 
Dfarrer zu Neukirch bei Baugen; 
geb. d. 80. Dct. 1760, geft. d. 11. Ian. 1829. 


Müller, als edler Menfch, treuer Berwalter feines 
Berufs und guter Schrirtfteller in der Laufig fehr ges 
Ihägt, war der Sohn eines Landmannd zu Walddorf bei 
Löbau in der Oberlaufig , Der in hohem Alter (erft 1817) 
bei diefem Sohne, der ihn Eindlich ehrte „.feine Lage be: 
[M10ße und der auch früher die Freude erlebt hatte, daß 
ein Sohn als Geiftlicher feine Zubeltrauung, zugleich 
mit der Gopulation einer Tochter verrichtete. — Auf 
dem Eyceum zu Löbaw fühlte M. den Drang zum Stu⸗ 


nn ® wu” on 2* 5 J 
Pa En a 


F a, 
diren und bezog 1779 die Cdjule zu Wittenberg, 
wo er bis —— re, Fittmann una. — 
Die folgenden, Jahre verlebte er als Hauslehrer, kam 
aber fcyom 1784. ins Predigtamt' nach Podrofche unweit 
Muskau, erſt als Subftitut, 1786 als wirklicher Pfarr⸗ 
zer, Hier ſchloß er befondeus mit dem hodverdient‘ 
Forſcher vaterländifcher Geſchichte, bem jegigen Superinz 
imdene urn gu Priedus eine enge Freundfchaft (vale 
deffen Archiv für die Seſch. Scfrfiens u. die Laufis, 11. 1 
"enfaarten ya Grip nike. nur Im Sersnbung, Tone | 
ten zu ei n aur in Verbindung, fonberm 
war einer er thätigfien Arbeiter für das opt und _ 
t die Geſchichte des Baterlaude.. Im I. 1792 ward ex 
farrer zu Jankendorf und Ulerödorf bei Niesky , 1809 
aber in dem volkreihen Dorfe Neukirch bei Baugen. 
@ein liebes, ſtiles Jäntendorf verließ er nur, weilerden. . 
Auf nach Reutich al8 eine befondere Leitung der Worfes 
ung anfah. Hier mußte er wegen Überhäufter Umtöges 
—X feinen tigen Eiehlingsftudien entfagen, im Bes 
ſungskriege piele Berlufte und Gorgen tragen m. 1806: + 
“nd 1817 ujele Kieperlige Befamerben dulden, fo 
gulegt. aux mit Mähe fein Amt verwalten Tonate. 
tr am 11. Ian. 1829 eben zue Gountagspredigt in De 
"= Kieche geben wollte und bereit6 angebleidet war, tref 
ein Reroemfhlag, ber nach etlichen Gtunden fein feomz 
mes und thätiges Beben endigte, machdem er 633. ale 
® geworden und.44 3. im Amte gewefen war. MWerheitds 
tpet war. er feit 1787 mit Friebr. Charlotte Eitmülker, % 
ieh, doch kinderlos. — M. war von nicht großer 
e, aber gedrungenem Körperbau, freundlich, aber 
icht von vielen Worten; doch entfaltete er unter Freuns 
den, in Briefen und in manchen gedruckten Sachen den 
efälligften Humor. Gein Rame-wird in dee laufigifchen 
iteraturgefbichte bleibend feyn ; denn ihm verdanken wir 
daß verbienflichfte Merk einer „oberlauf. Reformationds 
gef&ichte, Sörlig 1801." — eine übrigen Schriften m. 
Auffäge, weldse lauf. Alterthümer, das Schuiweſen und 
andere Gegenftände betreffen, find folgende : eb. 
füpredi. Folgen od. Wirk. d. Aufruhrs; Kanzele, 1798, 
— Borfdlag, d. Erritung e. Schulmeikerfemin. in d:° 
Oberi. betr. 1795. — Denkichr, auf Erneftine v. Noftig. 
1798. — Denkicr. Mf Frau Henr. Doroth. v. Nofig 
BDroewiedy, geb. dv. Miltig. 1800, — Xufford. an die 
Sen. Geiltl, d. Markı Wild . ©. (die Bron 
Gear. deier); In Dolanfı 01 , 1796, ©. 2, ©, 348 





Bi 


78 v. Boffe. 


ff. — Sachſens Wohlthaͤtigk. gegen feine brav. Krieger 
währ. d. Kampfes m. d. Neufranten; ebd. 1797. Bd. 2, 
©. 678 ff. — Unglädl. Solgen d. Biſſes toll gew. Kaz⸗ 
en u. Hunde; ebd. 1800. Bd. 2, ©. 149 ff. — Sk. 

achr. v. d. Kirche in Podroſch; in Peſchecks Beitr. z. 
Geh. d. D. u. N. 8. 1790. ©. 54 ff. — Einige Ues 
berrefte d. heidn, Alterth.; ebd. S. 105 ff. 1791. ©. 
308 ff. — Einige Bemerk. üb. d. Landſchulw. in d. O. 
2.; ebd. S. 116. Berg. Otto's oberl. Schriftftellerleri- 
ton u. Schulze Supplem. Dazu. 


* 28. Wilh. Ferdinand v. Boſſe, 


tin. preuß. Oberft a. D., Inh. des Dienftauszeichnungdtrenzeß u. 
d. Kriegödentmünze v. 3.1814 — + zu Ofterwieki. Halberftädtich. 5 


geb. d. 81. Yan. 1758, geſt. d. 12. San. 1829. 


Er war der Sohn ded Lönigl. Kriegs: und Domä- 
nenraths v. B. zu Magdeburg; feine Mutter war Zus 
liane geb. v. Richard, nachher verehelichte Generallieut. 
von Larifh. Seine einzige Schwefter verlor er im I. 
1824 durch den Zod. Bis zum 10. 3. erhielt der Ber: 
ewigte feinen Unterricht im elterlichen Haufe, nachher feit 
dem 3. 1786 auf der großen Schule des Kloſters unfe» 
ver lieben Frauen zu Magdeburg, welche er 1770 wieder 
verließ und in Berlin ind Kadettenhaus trat, um fic da 
für feine künftige Beftimmung zu bilden. — Nach Sjäh- 
eigem Aufenthalt daſelbſt trat ee im 3. 1773 als Jun⸗ 
ter bei dem damaligen Infanterieregiment v. Saldern 
zu Magdeburg ein, wurde 1777 zum Faͤhndrich ernannt, 
erhielt 1780 das Patent als Gecondlieutenant und flieg 
1789 zum Premierlieutenant, das 3. darauf zum Stab8- 
capitän und 1797 zum Sompagnicchef empor. Nad 15 J. 
(1812) erhielt er den Majordgrad. — Bei der Uebergabe 
von Magdeburg an die Sranzofen: m J. 1806 ward er 
Kriegögefangener und fuchte als ſolcher 1807 bei dem 
Könige um Auswechölung nad. Indeſſen bot ſich dazır 
nicht fobald günftige Gelegenheit dar, was ihn daher, da 
er ohne Wartegeld zu beziehen, mit Frau und Kindern 
aus eigenen Mitteln leben mußte, auch ald Folge des 


’ Zilfiter Friedens und der Eönigl, Declaration vom Juli 


1807 weftphälifcher Unterthan geworden war, bewog, um 
feine Entlaffung nachzufuchen um 1809 als Oberſt und 

egimentöinhaber in weftphälifche Dienfte zu treten. — 
Im Monat Mai d. 3. 1811, nach der Rüdkehr aus dem 
fpanifchen Feldzuge, ſchied er indeß gus feiner Militärs 





z .. SF ”. 
Wy.n 


80 Shthlegel. 


den: Tag. Er ſtarb zu Dſterwiek, Wohin er ſich gewen⸗ 
det, nachdem er unactiv geworden war, an Entkraͤftung 
fanft und vuhig und wurde feinem bei Lebzeiten aus⸗ 
gefuenchenen Wunſche zufolge ganz in der Stille zur Ruhe 
gebracht. — — 


29. Friedrich von Schlegel, 
k. k. Legationsrath u. Ritter des paͤbſtl. Chriſtordens zu Wien — 
+ su Dresden; 
geb. im 3. 1772, geft. d. 12. San. 1829 *). 
Er verfchied zu Dresden im Gafthaufe zur Stadt 
„Berlin plöglid am Sclagfluffe, noch ehe Ärztliche Hilfe 
iR fen werden konnte, in den Armen feiner Nichte, der - 
ri gran dv. Butlar, einer falentvollen in Gerards Schule zu 
u 8 gebildeten Malerin, deren Kamilienangelegenheiten 
.. gu, ordnen, der beforgte Oheim Ende Oct. 1829 nad 
* —RE gekommen war. In einem Kreiſe von Bekann⸗ 
tem hatte er noch den Tag vor feinem Tode Mittags bei 
einem älteften und feit faft 40 I. mit ihm verbundenen 
Freunde, Ludwig Tiek, ein fröhliges Mahl genoffen, und 
legte fi, ald er am Abende mit Heiterkeit zu Haufe ges 
tommen war, ohne das geringfte Borgefühbl won Webels 
befinden, fchlafen. Da kam, was durch eine ungefunde, 
figende, fi nur wenig Bewegung machende Lebensweife 
ängft vorbereitet worden war, und was durch Den von 
ihm regelmäßig angewandten Gebrauch des Schröpftopfs 
nicht genug abgeleitet werden Tonnte, aus den firsgenden 
Gefäßen ein ſchnell endender Blutfhlag. Er litt eigent: 
li an Uebermaß der Geſundheit, und hätte bei größerer 
Strenge gegen fich und bei gefunderer Diät ein hohes Le⸗ 
bensalter erreichen koͤnnen. Nach feiner Ankunft in Dres: 
den verhehlte er den Wunſch nicht, Borlefungen über das 
Leben der Seele und feine Steigerung zum Höchften, wäre 
es auch nur im enggefchloffenen Kreife der Einverftandes 
nen zu halten, wobei es natürlich auf irgend einen 

renfold gar nicht abgeſehen feyn konnte. Bald bild 
fich jedoch ein meitumfaffender Kreis, mehr noch aus ges 
bildeten Frauen als aus hörluftigen Männern. So füllte 
fich aut gefesten Abendftunde der Saal des polnifchen 
Hotels mit mehr als 150 Zuhörern und Zuboͤrerinnen 
aus den Bornehmflen und Gebildetften der Stadt, Bei 
dem vielfach aufreizenden Bortrage des in allem menfchs 








*) Allgem. Btg. 1889. Nr. 25, 


v. Schlegel, 81 


lichen Forſchen und Wiſſen eingeweihten, tüchtigen Vor⸗ 
leſers, und bei der Inhaltsfuͤlle feines friſch ausgearbei⸗ 
teten Heftes, mußte die frivole Neu ierde bald der auf⸗ 
merkſamſten Wißbegierde weichen. Br den Mangel eis 
nes fireng geregelten Plans und logifher Ordnung ents 
ſchädigte die geiftreichfte Gruppirung und die bilderreiche 
oft überrafchende Einkleidung des Weberfinnlichen. Wohl 
möglich, daß er ſich Anfangs das Biel anders, und mit 
dem fchon früher Vorgetragenen erreichbar gedacht hatte. 
Bald fand er aber, daß er Alles noch einmal durch feis 
nen Geift und feine Feder gehen laſſen müffe. Er hatte 
fi feit jenen in Wien 1827 nicht vor Frauen gehalte⸗ 
nen, und dann im Drude erfchienenen 15 Vorlefungen 
über die Philofophie des Lebens, in gewiſſe Lieblingsvor⸗ 
ftelungen der magnetifchen Hellfhau und jenen von La 
Martine und feinen Anhängern fo hinreißend gefchilders 
ten Seelenläuterungsprozeß, wie wir ihn zum Theil in 
den von Meyer beraudgegebenen Wahrnehmungen von 
Sehern erbliden, noch tiefer eingefponnen; die mit der 
Apokalypfe fo nahe verwandte Zablenlehre war ihm Elas 
vet geworden; die Wiederherftellung des Verlornen durdy 
Glauübe, Liebe, Sehnſucht ftand ftrahlenreicher vor ihm, 
und fo mußte ihm das Außarbeiten dieſes neuen Kreifes 
von Vorlefungen, der, auf 12 berechnet, mit der 9. auf 
immer durchfchnitten wurde, das heiligfte Gefchäft feiner 
von ihm allein felbft ausgehenden Verkündigung feyn. 
Da er nun, ganz wider feine frühere Studirweife, dies 
auch in Stunden niederfchrieb, Die er fonft blos der Ers 
holung zu widmen pflegte, weil ja das Heft zur Stunde 

efertigt feyn mußte, ſo ˖hat er auch dadurch fein Ende 
Befchleunigt; und es wäre daher fehr zu beklagen, wenn 
Das, dem er gewiffermaßen fein Leben opferte, und wels 
ches in jedem Betrachte die oberfte Spitze feiner fo viele 
Jahre hindurch fortgefegten Forſchung über Die Grunds 
kraͤfte des Menfchen, über die innere und Äußere Spra⸗ 
he, über das Nichts und die Ewigkeit ald Grundbegriff 
des parſiſchen Dualidmus u. ſ. w. mit eigenem Sauber 
der Sprache umfaßt, nicht auch, fowie es iſt, durch den. 
Drud mitgetheilt würde. Niemand wird ſich anmaßen, 
Nichter feiner innern kirchlichen und politifchen Tendenz, 
und was er ſeiner Kirche zu leiſten verſprach, ſeyn zu 
wollen. Allein es iſt unmöglich, Daß ein fo hoch gebildes 
tee Dann, der noch im J. 1805 in der Begleitung einer 
der eifrigften Proteſtantinnen, der Frau v. Stael, in 
Dresden war, der durch die Klaffiter aller Zeiten und 

N. Rekrolog 7. Jahrg. 6 





v. Schlegel. | 88 


Kamen Nicolaus 1828 (mit „poetiſchen Betrachtungen’) 
‚auftrat, als Ginfeitung porgefeet bat; von jenen.MBeihs 
rauchwolken, Die er thes Milhelm Meifter im J. 
1798 und andern Erzeugniſſen in und außer dem Athe⸗ 
naͤum und der Europa aufdampfen ließ, bis zu feiner 
Beurtheilung des La Martine; von feinen eben fo gedies 
genen ald genialen Anfichten des Epos und der Lyrik 

er Griechen, über den Buftand der griechifchen Frauen, 
biß zu den Studien über Jeanne d'Arc und der Aufbels' 
lung und Racpbildung der Poeſie des Mittelalters, und 
von da biß zu feinen Borlefungen über die Geſchichte der 
Literatur aller Völker in Wien 1812 (dem vorzüglichften 
aller feiner Werke, welches allein fchon binreicht, dem 
Ausdruck der Frau v. Stael über ihn in der Allemagne, 
er fei Einer der Ruhmwuͤrdigſten feiner Nation, dont 
esprit a le plus d’originalitd, zu rechtfertigen) — richtet 
man auf diejes alles einen chronologiſch prüfenden Bid, 
und bringt nun feinen Kampf für die Kirche, die er feit 
feinem Webertritte in Köln am der Hand feiner Gattin, 
einer Tochter Mendelöfohnd, auch für die ‚allein fellgs 
machende hielt, bei den Schlußvorträgen in feiner zulegt 

ublicirten Philoſophie des Lebens und in feinen Hecens 

onen von La Mennais, Bonald und dem Grafen Mais 

re in den Wiener Jabrbüchern gehörig in Anſchlag: 

o wird man fich bald überzeugen, daß ein fo vielums 

affender, vielgeftaltender Kritiker, Rede⸗ u. Verskuͤnſtler, 
Dichterphilofoph und Literator wenigftend drei Durchs 
gangsperioden bis zu der Anficht von den menfchlichen 
und göttlichen Dingen, die er in feinen Dresdner Vorle⸗ 
fangen mehr andeutete als entwidelte, gehabt haben 
müffe. Die erfte würde dann die philologifch = Eritifche 
ſeyn, und bis zu feinem Aufenthalte in Paris 1802 und 
1803 gehen, und auch noch feine Erlernung des Ganscrit 
umfaflen. Die zweite, die afthetifch:rtomantifche, brachte 
ihn zuerft mit der Stael zufammen, deren Corinna er 
aus der Handfchrift überfegte , führte ihn zu den romans 
tifhen Dichtungen des Mittelalterd, wovon er aus ges 
Druckten und bandfchriftlicen Quellen zwei Bände pers 
ausgab, fowie der Lother und Mollet, und ein von ihm 
ſelbſt in füdlichen Klängen dem Turpin nachgebildetes 
größeres Gedicht, Roland, auch Früchte diefer Korfchuns 
gen waren. Hier wurde Koͤln mit feinem koloſſalen Dom 
und den dort angehäuften Privatfammlungen von Mal: 
zaff *) u. ſ. w. dem vom Mittelalter und der Hierarchie 
Begeifterten die Wiege feiner Ginness und Glaubensaͤn⸗ 


°*, Siehe deſſen Biographie im II. Jahre. © se. 


84 v. Schlegel. 


derung. Won dort ging auch fein poetiſches Zaſchen⸗ 
buch aus, mit der noch jegt nicht übertroffenen Abhand⸗ 
Iung über das Weſen Age gothiſchen Baukunft, fowie 
fein Buch uber die Sprache und Weisheit der Indier. 
Die dritte Periode ift die politifche, Karls V. Abdanz 
Zung wollte. er zu einem hiſtoriſchen Drama bearbeiten. 
Urkundlihe Nachrichten für diefen Stoff glaubte er am 
figerften in Wien zu finden. Go kam er 1808 gu einer 
Seit nach Wien, wo die Begebenheiten in Spanien und 
die Vernichtung Deutfchlands dort alle Gemüther em⸗ 
pörten. Der Krieg, bei welchem auch Gteigentefch * 
S's. Freund, eine Rolle ſpielte, brach aus mit allgemei⸗ 
ner Vegeifterung, die auch Durch Die Eriegerifhe Mufe 
aufgeregt wurde. Da war es, wo er für Deftreich durch 
Prollamationen thätig war und wo auch er ein Damals 
berühmt gewordenes Gonnet mit der Verkündigung ſchloß: 


Der junge Löwe ſchlummert noch verborgen, 

Der folge Adler wartet auf den Morgen. 

Wacht jener, flürzt de Tigers Bau zufammen; — 
Drum ’lodert auf ihr Flammen, laßt ed tagen! 


Der zum Hoffekretär ernannte Fr. v. S. kam im Ges 
folge des zur WBerwaltung beauftragten Grafen Friede. 
Stadion als Mitglied der Kriegscommiffion zwar bis 
Landshut, mußte aber von da, durch den Rückzug des 
Erzherzogs Ludwig mit fortgeriffen, fchleunigft zuruͤckge⸗ 

en und Beuge feyn, wie alle Anftrengungen fcheiterten. 

m 3. 1810 rief er der zur Gemahlin Napoleons bes 
Kimmten Marie Louiſe zu: Bei Dir fei. Iherefin’s Geift 
und Muth! Damals vermißte man im Mittelpuntte der 
Monarchie eine balbofficielle Zeitung, in der Beng umd 
andere ftantökundige Federn die uberrheinifchen Trugbil⸗ 
dee entlarven und Die Deutfchen über ihr wahres Inter 
effe aufllären Eönnten. Fr. v. ©. begründete den oͤſtrei⸗ 
&ifchen Beobachter in Verbindung mit dem damaligen 
Privatfelretär des Fürften Metternich, v. Pilat, überließ 
aber diefem bald die Redaktion ganz, der fich dann eine 
Zeit lang des Lärzlich in Hamburg verftorbenen Prof. 
Hartmann **) als Gehilfen dabei bediente. Die ihm ge= 
wordene Mufe füllte Sr. v. ©. in den J. 1811 u. 1812 mit 
jenen Borlefungen über die Geſchichte und Literatur aus, 
die ihm den größten Beifall erwarben, Als die noch bes 


») Def. Blogr. Nekr. IV, S. 797. 
e a Me VI. S. EN 





86 v. Schlegel. 


with. unter Böthe’s ſchirmender Obhut feinen Yon auf 
die Weimarfche Bühne gebracht, fich aber doch fruchtleẽ 
hemüht hatte, den oft gefcholtenen Euripides in feinem 
Drama fo zu überbieten, wie der Altmeifter felbft in 
einer Iphigenia ed gethan hatte. Cr brachte auf Dies 
elbe Bühne feinen grimmigen Gelbfimörder Alarcos, aus 
paniſchen Sagen und Klängen, der aber nur eine Aufs 
uhrung erlebte, Beide Brüder Huldigten der Gorinna 
Siael. Aber nur Aug. Wilh. wurde ibe Bertrauter und 
SBerather bei ihrer auf zwei Nachbarvoͤlker einfiußreichen 
Allemagne, Lebte diefer in italienifcher Kunft ſich bes 
rauſchend mit Fr. v. Stael in Neapel und Rom, und 
ab in den gelefenften Beitfchriften Rechenſchaft davon; 
fo’ holte Sr: im 3. 1819 feine Gattin, die Mutter zweier 
audgezeichneter Kunftler, Joh. und Phil. Veith, die in 
Rom ſich vollendeten, dort ab und befchrieb bei Diefer Bers 
anlaffung die Ausftelung deutſcher Künftler im Pallaſte 
Goffaren! bei Gegenwart des Kaifers,.in einem Briefe, 
der die Sache der zu den frühern Meiftern zuruͤckkehren⸗ 
den Künfller beredt vertheidigte, aber in Goͤthe's Alters 
tbum und Kunft ein Gorreftiv fand. A. W. verlegte 
durch mehrere, in Paris felbft franzöfifch gefchriebene Abs 
ndlungen gegen die in der Hegel erftarrte Ziradenpoes 
e die franzoͤſiſche Eitelkeit. Sr. predigte durch Vorleſun⸗ 
.gen diefelbe Lehre, die er in Yaris felbft 1803 zu geftob 
ten fuchte, fpäter aber noch Niegreicher in feinen Borles 
fungen in Wien hurchführte, «WB. gab eine bis jetzt 
noch nicht ubertroffene, Acht dichterifche Weberfegung von 
Shakeſpeare, deren fehnlich erwartete Fortſetzung er ganz 
neuerli abermals zugefagt hat. Wr. bemühte fid, in 
feinem geiftreihen Auffage uber nordifche Dichtkunft, und 
n einem Nachtrage über die früheften dramatiſchen Werke 
Shakeſpeare's, nad Tieck einzelne Punkte aufzuhellen, - 
a. W. verwandte Sabre lang alle feine Kräfte auf das 
Studium und die Herausgabe der berühmteften Sanskrit⸗ 
TJexte der Bhagavad:Shita und des Ramayana in der in 
Bonn beftehenden Sanskrit: Druderei, und auf die Res 
daktion einer eigenen indifchen Bibliothek, wobei er es 
auch nicht an den gelungenften Nachdildungen in Deuts 
fee Sprade fehlen ließ. Fr. trat mit-feiner beziehungs⸗ 
reichen Schrift über die Sprache und Weisheit der Ins 
dier (mit Goͤrres in Wettkampf) auf, und gab aus Ras 
mayana und —— — einzelne Dichterproben. A. 
8, betrat beim Könige Karl Johann von Schweden, dem 
er von feiner Breundin, Frau v. Stael, zugeführt wors 








v. Schlegel. ' 89 


Wintermorgen, am 14. Ian. , das von.der oͤſtreichiſchen 
Gefandtfehaft würdig veranftaftete Leichenbegängniß, aus 
Ber den von mehreren Miniftern und Gefandtfchaften beis 
egebenen Staatswagen, von vielen Altern und jüngern 
Sekunden, die fämmtlich feine Zuhörer gewefen waren, 
begleitet, unter welchen man auch den Oberhofprediger 
"von Ammon, die Hofräthe Böttiger und Ziel und ans 
dere bemerkte. Seine irdifchen Weberrefte wurden zu 
Dresden auf dem roͤmiſch⸗katholiſchen Kirchhofe in der 
Friedrichsſtadt feierlich beerdigt. , 
"Außer den bereits mit Mehrern angeführten zahlrei⸗ 
hen Schriften des Berewigten erfchienen von ihm noch 
ende: Die Griechen u. Roͤmer, hiftor. Verſuch Ab. 
. klaſſ. Alterth, 1. Bd. Hamb. 1797. — Gef. d, Gries 
chen u, Roͤmer. 1. Bd. 1. Abth. Berl. 1798. — Be 
zentin; Roman, 1. Bd, Leipz. 1800. — Gab mit fein. 
Bruder Aug. Wilh. heraus: Athenäum; e. Zeitſchr. 8 
Bde. Berl. 1798 — 1800; ferner: Charakteriftiten u. Kris 
titen. Königsb. 1801. — Mit 8, Lied: Novalis Schrifs 
ten. 1802. 8. Aufl. 1815: — Gef. d. Margaretha v. 
Baloid, Gemahlin Heine. IV, U. d. Franz. Leipz808. 
— Beifings Gedanken u. Meinungen. 1804. — Ta⸗ 
chenb. f. d. 3. 1806. Berlin. — Gedichte. 1809. — 
eb,-d. neuere Geſch.; Borlef. geb. 3. Wien. 1810. ebd, 
1811. — Goͤthe, e, Fragm.; in (Reichards) Deutfchland, 
lands, Schillers Muſenalmangch betr.; ebd. St. 6, ©. 
848 fr — Georg Forfter; Fragm. e. Charakteriftil d. 
deutſch. Klaffiker; in d. Lyceum d. fehön. Kite, Bd. 1, 
&b. 1 (1797). — Kunfturtheil d. Dionyfius üb. Iſokra⸗ 
tes; in Wielands attiih. Muf. St. 3 (1797). — V. d. 
Schulen d. griech. Poeſie; in d. Verl. Monatöfchr. Bd, 
24, ©. 678 - 400 (1794). — B. d, aͤſthet. Werth d. Kos 
mödie; ebd. ©. 485 — 505. — Biele Gedichte in Ro⸗ 
ſtorfs Dicptergarten (1807); in (Georg Paffyeo’s) :. 
Delzweigen (Wien 1819 — 22). — Antheil an 2, v. 
Gedendorf und Stolls Prometheus (1808) — Mes 
cenfionen in mehr. liter, Zeitungen. — Nachftehende 
Schriften: Zlorentini (1801); Samml. romant. Dicht, d, 
Mittelalt. (1804); Corinna, od. Italien v. Fr. v. Stael 
(1807 u. 1808), bat er blos herausgegeben; fte find groͤß⸗ 
tentheild aus dev Feder feiner Gattin Doroth. Schlegel, 





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ums in den nächftfolgenden Jahren und gab ihm früh 
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Fart ed. Und in dieſer Gallerie empfing, er auch 


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doch ſehr modi eiet, — — 
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v⸗ Schlegel. 89 


Wintermorgen, am 14. San., das von der Iſtreichiſchen 
Gefandtfehaft würdig veranftaftete Leichenbegängniß, aus 
Ber den von mehreren Miniftern und Gefandtfchaften beis 
egebenen Staatswagen, von vielen Altern und jüngern 
Berunden, die fämmtlicy feine Zuhörer gewefen waren, 
egleitet, unter welchen man auch den Oberhofprediger 
"von Ammon, die Hofräthe Böttiger und Tieck und ans 
dere bemerkte, Seine irdifchen Weberrefte ' wurden zu 
Dresden auf dem roͤmiſch⸗katholiſchen Kirchhofe in der 
Friedrichsſtadt feierlich beerdigt. . 

"Außer den bereitö mit Mehrern angeführten zahlrei⸗ 
chen gpeitten bed Berewigten erfchienen von ihm noch 
p ende: Die Griechen u. Nömer, biftor. Verſuch &b, 

. Hoff. Alterth, 1. Bd. Hamb. 1797. — Geſch.d. Gries 
chen u, Roͤmer. 1. Bd. 1. Abth. Berl. 1798. — Flo⸗ 
rentin; Roman. 1. Bd, Leipz. 1800. — Gab mit fein. 
Bruder Aug. Wilh. heraus: Athenäum; e. Beitfchr. 8 
Bde. Berl. 1798 — 1800; ferner; Sharakteriftiten u. Kris 
titen. Königsb, 1801. — Mit 2. Ziel: Novalis Schrifs 
ten. 1802. 8. Aufl. 1815. — Geſch. d. Mar a a v. 
Balois, Gemahlin Heine. IV, U. d. Franz. Leipz 1808. 
— Leifingd Gedanken u. Meinungen. 1804. — as 
chenb. f. d. 3. 1806. Berlin. — Gedichte, 1809. — 

eb.:d. neuere Geſch.; Borlef. geb. 3. Wien. 1810. ebd, 
1811. — Goͤthe, e. Fragm.; in (Reichards) Deutfchland, 
1796. Ot. 2, ©, 258 ff. — An d. Herausg. Deutfchs 
lands, Schillers Mufenalmancdy betr.; ebd. St. 6, G. 

843 7. — Georg Korfter; Fragm. e. Charakteriſtik d. 
deutſch. Klaffiter; in d. Eyceum d. fchön. Afte. Bd. 1, 
Sb. 1 (1797). — Kunſturtheil d. Dionyſius üb. Iſokra⸗ 
tes; in Wielands attifh. Muf. St. 3 (1797). — B.d, 
Schulen d. griech, Poeſie; in d. Berl. Monatsſchr. Bd, 
24, ©. 678 - 400 (179%). — 8. d. äfthet. Werth d. Kos 
mödie; ebd. ©, 485-505. — Biele Gedichte in Ro⸗ 

orfs Dichtergarten (1807); in (Georg Paffyeo’s) 

elzweigen (Bien i819 — 22). — Antheil an 2. v. 
Sedendorf und Stolls Prometheus (1808). — Bes 
cenfionen in mehr, Liter. Zeitungen. — Nachſtehende 


Schriften: Florentini (1801); Gamml. romant, Dicht. d. 


Mittelalt. (1804); Gorinna, od. Italien v. Fr. v. Stael 
(1807 u. 1808), hat er blos herausgegeben ; fie find groͤß⸗ 
tentheild aus der Feder feiner Gattin Doroth. Schlegel. 





“ 


80. Michael. Gotthard Fiſcher, 


"Organift m. Concertmeiſter zu Erfurt; 
geb. d. 8. Jun. 1778, geft. d. 12%, San. 1829 *), 


Er war zu Alach bei Erfurt geboren. Gebildet im 
ehemaligen Schullehrer: Seminar, für die Kunft gewonnen 
in Kitteld gediegener Schule, wurde er, nach einem kur⸗ 
gen Aufenthalt in Jena, von dem.Statthalter v. Dalberg 
als Gonrertmeifter an Häßlerd Stelle berufen und erbaute, 
fo lange feine Kräfte es erlaubten, als trefflicher Orga⸗ 
nift die Barfüßers und nachher die Prediger» Gemeinde, 
bis er zulegt beſchraͤnkt wurde auf den fhönen Wirkungs⸗ 
reiß am ton. Seminar zu Erfurt. Geine zahlreichen 
mufikalifchen Werke: Eymphonien, Quartetten, Orgelflüs 
@e, Lieder y. f. w. können hier nicht aufgezählt werden; 
das evangelifche Choralbuch mit Bor: und Zwifchenfpielen 

fichert ihm fchon allein einen dauernden Ruhm, 


* 31, Gottlob Heinrich) Liebmann, 


’ Paſtor zu Erdmannsdorf bei Bfchopau; 
y geb. d. 8. Sept. 1773, geft. dv 12, San. 1829. 


Sein Geburtsort ift Erdmannsdorf, wo fein, Bater 
ebenfalld Prediger war. Gieben Söhne mußten feine Ei— 
tern jedesmal nach der Geburt in daB Grab finken feben, 
bis endlich der fehe ſchwaͤchliche Heinrich mit aͤngſtlicher 
Sorge am Eeben erhalten wurde, Er genoß den Unters 
richt eines Hauslehrers, bis er im 3.1792 in die gelehrte 
Gtadtfchule zu Freiberg anfgenommen wurde. Hier ente 
widelte fich der. frohe Jugendſinn. Gein Geift forfchte 
nach Wahrheit durch a8 reine Licht des Evangeliums, 
welchem Streben er auch ſtets treu blieb und ſolches in 
jedem Birkungstreife zu verbreiten ſuchte. Rad) Been⸗ 

igung —— — Laufbahn lebte er 2 J. als 
« Behrer in dem Haufe des Major v. Keller in Schmoͤlln 
bei DOfchag, und durch die Achtung und Liebe, welche ihm 
diefe Familie fchenkte, würde diefe Beit für ihn zu einer 
der fchönften feines Lebend. Reife Erfabrungen gab ihm 
eine Reiſe nady Polen, wohin er feiner dafelbft: verheitas 
theten Schweſter folgte, Da er fo glädlicdy war, ſich hier 
bald Freunde und Gönner zu erwerben, jo nahm er auf 
ben Antrag des Chefd vom Regiment Ledivari, weldes 
in Skiernewitz garnifonirte, die Stelle eines Feldpredigers 





*) Erfurter Beitung 1989. Nr. 10. 


. Liebmann. A 


bei dieſem Regiment an und begleitete daffelbe auf meh⸗ 
reren Märfchen, welche ſich feibt bis an die Grenzen der 
Ukraine erſtreckten. Geliebt und geachtet von Allen, die 
ihm näher oder entfernter ſtanden, wurde ihm die Irene 
wung ſchwer, ald er nach einem Jahre in die Heimath zu⸗ 
ruͤckkehrte. Hier follte er den alternden Water unterftä« 
en und wurde demfelben 1798 ala Gubflitut beigegeben, 
m 3.1800 verheirathete er fi mit Julie Eiebmann aus 
Leipzig, welche ibm 8 Zöchter gebar, von denen ihn 5 
Äberleben. Er lebte ‚harmlos und zufrieden, bis im 3. 
1813 der verheerende Krieg auch ihn und feine Gemeinden 
mit dem Gefolge aller Gchreduniffe und Plagen febe . 
ſchmerzlich traf. Als aber die Zeit jene Wunden geheilt: 
und daB Sange gedruckte Vaterland allmälig wieder er⸗ 
blühte, da begannen fürihn koͤrperliche Leiden, Eine ſchmerz⸗ 
liche Kopfgicht erſchwerte ihm die Verwaltung feines mähes 
vollen Amtes. Doch Schwerered noch ward ihm befchiee 
den, ald fich das Webel auf die Luftröhre warf, fo Daß er 
im J. 1826 Monate lang nicht laut fprechen und fein 
Amt nicht verwalten Tonnte. Im J. 1828 ward ihm noch 
Die Kreude, feine beiden Alteften Toͤchter für das eheliche 
Leben zu weihen. Doch nur mit Anftrengung und im 
Borgefüpl eines baldigen Scheidens vermochte er die ruͤh⸗ 
rende Handlung zu vollenden; er erkrankte, erholte fi 
aber bald nody einmal wieder und zum legtenmale hob 
fein Geiſt fi in verjängter Kraft frei und froͤhlich em⸗ 
por. Als aber in der Weihnachtszeit 1828 feine Berufs 
geſchaͤfte fich allzu fehr häuften, da endete eine Luftroͤh⸗ 
tenentzändung in wenig Sagen fein frommes "Leben. — 
Menfchenliebe, Redlichkeit und ftrenge Pflichterfüllung 
waren die Grundzüge feines Charakters; er forgte für 
-dad Wohl feiner Gemeinden und fuchte Frömmigkeit, 
Liht und Wahrheit unter ihnen zu verbreiten. Auch ale 
Drediger war L. audgezeichnet, und feine Ranzeluotträge 
wurden felbft von Einwohnern benachbarter Städte und 
Ortfchaften fteifig befucht, auch erhielt er oͤfters, wiewoßl 
vergebens, Aufforderungen, mehrere derfelben im Druck 
erfcheinen zu laſſen. Gr wurde auch ald Mitarbeiter 
mehrerer Beitfchriften bekannt, und es find in die Abends 
jeitung fowopl, aͤls in die Zeitung für die elegante Melt 
irzgäplungen und Auffäge von ihm übergegangen. Auch 
eine fatechetifhe Unterredung über Kubhpodenimpfun 
(£pig. 1802) erſchien von ihm. Gein vierfeittn und wifs 
ſenſchaftlich gebildeter Geift reigte mit der regſten Theil⸗ 
nahme jeder Erfcheinung der Seit und mit ennuͤtziger 


92 v. Stogingen. 


Geibftonfonferung Leitete er felbft einen literariſchen Ver⸗ 
ein für die umtiegende Gegend. Mit ftillee Grgebung 
ertrug er die Leiden feines Körpers, die ihn aller ges 
[gtigen Unterhaltung beranbten und. betend fchied fein 

eiſt won dieſer Erde, 


* 32. Gineft Wild. Freiherr v. Stoingen, 
Herr zu Steißlingen bei Stockach im Badenſchen; 
geb. d. 26. San. 1780, geft.d.13. Jan.1829. 





X uy relsurwurwv Exadrtov TIMAY, 
py darpuoıs, pyrs olnroıs, alla yuyuy 
av 


Charondas, 


Auch den ftilen häuslichen Tugenden widmeten bie 
Alten Dentmale der Erinnerung, und fo wird denn jegt 
auch den Wünfchen eined großen Kreifes von Freunden 
und Bekannten egtfproden, wenn hier eine kurze Webers 
fit der Hauptlebensmomente und Gharalterzüge eines 
Berewigten gegeben wird, der Durch feinen Eräftigen, 
feeten , ächt deutfchen Sinn eine Stelle im Pantheon feis 
ned Baterlandes verdient. — Der Verewigte ward auf 
dem väterlichen Gute Heudorf bei Riedlingen an der Dos 
nau geboren, @eine Eltern waren Wilhelm Joſeph Frhr, 
v. St., ehemaliger Ritterrath des Gantond Donau und 
fpäter fuͤrſtlich Thurn und Taxiſcher Geheimerrath und 
2. & wirklicher Kämmerer, und Antonie geb. Freiin v. Dw, 
unter deren treuer Pflege und Aufficht der vielperfpres 
chende Sohn bis zum Antritte feines 11. 3. blieb, — 
Im 3.1791 verkaufte der Vater fein Rittergut an den 
Zürften von Thurn und Taxis und bezog mit feiner Fa⸗ 
milie eine neu gekaufte Beſitzung, Gteißlingen und Wiechs 
im Hegau, Died gab Anlaß zu einer Wendung in dem 
Leben des Knaben, die den entfchiedenften Einfluß auf die 
Bildung feines Sharakterd und auf die Verbindungen mit 
den intereffanteften Menfchen hatte. & ward nämlich 
um Ddiefelbe Zeit von feinem Bater in die fürfl. Jhurn 
und Taxiſche Pagenanflalt eingeführt, in der er während 
7 3. den Grund zu den mannichfaltigen Kenntniffen und 
Kertigkeiten legte und viele der ehrenvollen Bande knuͤpf⸗ 
te, die fein fpäteres Dafein ſchmuͤckten. Durch feine eins 
nehmende Gutmuͤthigkeit, durch feine heitere Laune, feine 





v. Stotzingen. 98 


koͤrverliche Kraft und Gewandtheit zeichnete er ſich eben 
fo, wie durch feinen Fleiß und feine Sittlichkeit vor den 
übrigen Söglingen aud und gewann fih dadurch in gleis 
Sem Grade die Achtung und Liebe feiner bern, 
wie feiner Gefährten. eine weitere und höhere 
Ausbildung fuchte er fodann theils auf Der Univer⸗ 
fitaͤt Würzburg, theild auf verfdiedenen Heifen durch 
Sachſen, nady Paris, Wien u. f. w. zu vollenden. Einen 
unvergeßlihen Cindruck machten auf ihn während diefer 
Zeit die Heroen deutfcher Dichtkunft, Schiller und Wie⸗ 
land, die er zu Weimar kennen zu lernen das Gläck bat» 
te. Bon allen diefen Reifen Tehrte er immer wieder nach 
Regensburg zurüd und benugte, von regem Gifer für 
aled, was den Mann siert, angetrieben, Diefen Aufent» 
halt zur Erweiterung feiner Kenntniffe ımd feiner Verbin⸗ 
dungen. Eine gewifle unbeugfame Feſtigkeit des Charakters 
gepaart mit großer Herzensgüte, eine gefällige beitere Lau⸗ 
ne, verbunden mit firenger Liebe zum Necht und zur Ords 
nung, eine ungewöhnliche Leichtigkeit im Scherz und koͤr⸗ 
erlihen Uebungen, vereint mit einem tiefen, feinem Ges 
ühl Für das Ernſte und Große waren ſchon hier als 
auszeichnende Gi eufepaften feines Weſens bemerkbar. Das 
u Sam feine Eräftige, hohe, volllommene Geftalt, die, 
ewohnt von einer eben fo hohen und edlen Geele, eine 
große Anzahl vorzüglicher Menfchen zu ihm binzog und 
durch Bande des Wohlwollens und der Breundfchaft mit 
ihm verknuͤpyfte. Mit befonderer Güte wurde er von als 
Ien Mitgliedern des fürftlichen Haufes Taxis aufgename 
men; mit ebrender Freundlichkeit begegnete ihn Der ums 
vergeßlihe E. v. Dalberg, nachmals Fürft Primas und 
Großherzog von Frankfurt; unter feine Bekannten und 
Sreunde gehörten viele der merkwuͤrdigſten Menfchen, die 
der Reichstag und deſſen Folgen nah Regenöburg zogen. 
Zur Erweiterung feiner Mentenkenntniß, zue Bildung 
feined Innern, zur Befeftigung feinee Grundfäge und zur 
Aufbewahrung feiner fhönften Erfahrungen, war ein treff: 
liches “Hilfsmittel ein mit großer Gewiflenhaftigkeit und 
Zwedmäßigkeit vom 3. 1798 bis an das Ende feines 
Lebens ununterbrodyen geführtes Tagebuch, worin er in 
Rrengem Selbſtgericht Bemerkungen über fih und feine 
Schickſale, und mit origineler Art und Laune Urtheile uͤber 
Belt und Menfchen niederlegte. Mitunverbrüchlicher Conſe⸗ 
quenz bewahrte er dieſes Zagebuch als heiliges Geheim⸗ 
niß. Nie gab er es aus der Hand, obwohl er gern zu: 
weilen ausgewählte Stellen deſſelben, je nachdem fie ges 


GG v. Stoßingen. 


wiffe Punkte der Zeitgeſchichte oder Eigenthuͤmlichkeiten 
der von ihm bereiften Städte und gemachten Erfahrun⸗ 
gen beleuchten Tonnten, mittheilte. Nach feinem Tode 
war es ein ſchmerzlich⸗ſuͤßes Geſchaͤft feiner trauernden 
Gattin, diefe Blätter gu durchgehen, und mit Dank gegen 
die Borfehung erkannte fie daraus die Unverdorbenbeit 
feines Innern, die er fortwährend ficy bewahrt, das wars 
zıe und feine Gefühl, das ſtets in ihm gelebt, den Lieben» 
den und treuen Sinn für diejenigen, die ihm theuer was 
ren, der ihn immer audgezeichnet hatte, Vielfache Bes 
ruͤhrungen mit hervorragenden Menfchen feiner Zrit, die 
treffendſten Bemerkungen über gefellige Verhältniffe und 
über Kunft und Literatur würden ans Licht treten, ja eine 
Menge intereffanter Charakterzäge und Einzelnheiten der 
Bergeffenpeit entriffen feyn, wenn ein Auszug aus dieſer 
geiftvollen Verlaſſenſchaft dem Publikum übergeben wers 
den koͤnnte. — Mit fteter Dankbarkeit und treuer 
Liebe blieb er feinem innigen Freunde, dem geiftvollen 
Baron Ludwig v. Dertel ergeben, von dem er oft rühmte, 
dag er es fei, der in ihm das Gefühl für die Schönheiten 
der Dichtlunft und den Enthufiasmus für Elaffifbe Wer⸗ 
te, befonderd des deutſchen Vaterlandes, angeregt und 
belebt habe. Mit dem glühendften Zeuer der Begeiftes 
rung und mit innigem Dank gegen ben, der in diefe Hei⸗ 
Iigtbümer ihn eingeführt, genoß er die Meifterwerke eines 
Klopſtock, Schiller, 3. P. Richter, Goͤtbe u. f. w., und 
eine Unterhaltung darüber zeugte von feinem, gebildeten 

eſchmack und vertrauter Bekanntſchaft. — Im 3.1810 
verließ er Regensburg und lebte bid gegen Ende des 3. 
1811 theild in Frankfurt am Main, theild an den ſchoͤnen 
Ufern des Rheines. Hier (in Wiesbaden) war e6, wo er 
eine neue ſchoͤne Periode feines Lebens begann, Er vers 
mählte fich, gefeflelt durch entfchiedene Vorzüge (am 17. 
Der. 1811), mit Fräulein life, Tochter des damals in 
geopberze I. Frankf. Dienften ftehenden geheimen Sekre⸗ 
ürd du Mont, Sabre lang war -Diefe Bereinigung 
das Biel feines beharrlichen Strebens gewefen, und fein 
vorurtheilsfreier Geiſt wußte alle Hinderniffe zu befiegen, 
welche die Berhältniffe und Rückſichten der Familie ihm 
entgegengefegt hatten. Mit Wohlwollen und Liebe wurde 
das glückliche Haar von den betagten Eltern Im väterli: 
hen Ritterfige aufgenommen und eine Reihe-froher Sage 
begann für den ganzen achtungswerthen Familienkreis, 
der ſich bald durch eine Tochter und zwei Söhne vergrös 
Perte, Ueber alle Beſchreibung gluͤcklich lebte er in dieſen 


v. Stopingen. 05 


feine Berhältuiffen, ganz dem Wohle der Seinen, bes 
onder® der Erziehung feiner Kinder hingegeben. Jede 
Freude, die er feiner Familie bereiten konnte, war ihm 
doppelt willkommen, ja mit ſorgſamer Liebe ſuchte er 
alle unangenehmen Eindrücde won ipt zu entfernen; denn 
auch feine glüädlihe Lage hatte düftre Seiten, deren 
Schmerzliches er jedoch allein zu tragen fuchte. Mit dem 
ode feines Vaters im 3. 1815 war er in den Befig der 
väterlihen Güter getreten, allein nicht in einen forgene 
freien Befig, denn eine Reihe ſchwerer Kriegsjahre und 
Daraus hervorgegangene große und nachtheilige Veraͤnde⸗ 
enngen hatten bedeutende Eaften auf dDiefe Güter gewälzt, 
welde die nachfolgende Theurung und viele andere uns 

ünftige Umſtaͤnde vergrößerten, fo daß endlich des Des 
—* Kraft den ſich häufenden Verbindlichkeiten nicht mehr 
gewadhen war. Manche peinliche Sorge, mancher Ängfts 
ihe Bli in eine unfichere Zukunft modte oft die Ruhe 
feines Innern trüben,. aber vermöge feiner eigenthümlis 
hen unbiegfamen Zeftigkeit behielt er auch diefe wachs 
fenden Uebel in fich als Geheimniß verſchloſſen. In dem zahl⸗ 
reihen Famlienkreis, der durch gegenfeitig herrſchende 
Gintradht und Liebe ein Bild aus dem patriardyalifchen 
Beitalter darflellte, blieb er der heitere und aufmerkjame 
Hausvater, gegen feden Hilföbedürftigen der raftlofe Bei⸗ 
fland und Wohlthaͤter, gegen jeden Gaft dee muntere Wirth 
voll arabifcher Liberalitaͤt. Mit feinen großen gefelligen 
Salenten verfchönerte er feinen erhabenen Goͤnnern und 
a vo an den Quellen der Donau, dem furftlichen 

aufe von Zürftenberg, jedes ihrer Familienfefte, fo daß 
et Dafelbft unter die beftimmten und unentbehrliden Gaä⸗ 

e bei jedem Anlaß gehörte und alle Unbefangenen, die 
bn in dieſen Kreifen ſahen und Eennen lernten, für fich 
einnahm, — Sminer für die neueften Ereigniffe am pos 
litiſchen Horizont mit Wärme fich intereffirend, die Geis 
—A— alter und neuer Schriftſteller mit Enthu⸗ 
iasmus aufſuchend und mit den Seinen im gemeinſamen 
Genuß ſich aneignend, durch haͤufige Excurſionen zu Fuß 
und zu Pferd und durch koͤrperliche Uebungen jeder Art 
ſich erholend, im Gommer durch die bunten Naturſcenen 
des Hegaus zu Ausflügen angelockt, im Winter die Kunſt 
Tialfs gleich Klopſtock praktiſch ehrend, lebte er ein zu⸗ 
friedenes, im Ganzen gluͤckliches Leben und fand darin 
für manchen ſtillen Kummer den Erſatz, den fein edles, 
für fchöne Gefühle fo empfänglicyes Herz verdiente. -- 
Gleich einem Blig aus dem heitern Blau des Himmels 


96 v. Stogingen. 


traf daher feine Familie das ae eate Ereigniß, 
das ihm das Leben koſtete, um ſo entſetzlicher, als jeder⸗ 
zeit feine Sewandtbeit und Vorſicht bei allen gewagtern Uns 
ternehmungen die Seinen über ale Sorge um ihn erhoben 
hatte. Es war am-18. Ian. 1829, ald er, begleitet von 
feinen Kindern, auf einem nahe bei feinem Gute befinde 
ihen See den Nachmittag mit Schlittſchuhfahren ver- 
brachte. Gegen Abend lenkte er feine Tochter im Schlit⸗ 
ten auf der glatten Zläche umher, und eben fo unerwars 
tet als unbegreiflich von der bezeichneten fihern Bahn 
ch abwendend, fuhr er gegen diejenige Stelle hin, Die 
mmer als gefährlich bekannt und gemieden war. Eine 
leicht fcherzende Bemerkung der Tochter zeigte ihm, daß 
fie die Abweichung von der zuverläffigen Bahn bemerke, 
allein e8 war zu Bit, — ein Krach — und er fank ein, 
voll Befinnung noch den Schlitten vor fich hinftoßend, 
und verfhwand vor den Augen der Begleiter. Bon Ents 
fegen durchdrungen, flürzte Die liebende Tochter dem Va⸗ 
ter nach, der noch zweimal aus der finftern Tiefe heraufs 
tauchte, aber ohne Laut und ohne Kraft, die dargebotenen 
Mittel der Nettung zu ergreifen, Mit äbermenfchlicher 
Anfttengung bemühte fi nun fein Sekretaͤr Gerhard um 
die Rettung des Lebens der Zochter, die ihm endlich auch 
gelang. Die Arme wußte nicht, im erſten Augenblick des 
entfeglichen Schmerzed, ob fie ihm dafür danken folle, 
Die erfhütternde Runde wirkte auf feine Familie mit zers 
nichtender Keftigkeit und alle feine vielen hohen Goͤnner 
nd Freunde theilten den gerechten ungeheuern Schmerz. 
Erf nad 20 Stunden fanden die Suchenden die Leiche, 
Cie ward mit dem üblichen herzzerreißenden Gepränge 
unter dem lauten Schluchzen einer zahlreichen Verſamm⸗ 
lung in der Samilien Re beigefegt. Dort ruht die Hülle 
Des Unvergeßlichen, die für Die Dauer eined Sahrhunderts 
beftimmt Pien, an der Geite von des Vaters irdifchen 
Reſten. Die Luͤcke, die durch dieſen unerwarteten Tod 
im Kreiſe feiner. Familie und feiner Freunde entftand, 
Tann nie auögefüllt werden, denn bei allen Acht vitterlis 
hen Vorzuͤgen war er ein Muſter anfpruchslofer und lies 
benswürdiger Humanität, einer jener feltenen Charaktere, 
Die daB Slänzende und Unziehende, das man fonft nur 
unter mehrere Individuen vertheilt findet, glücklich in ſich 
allein vereinigen. 


—— [5 


* 83. Chriftian Böttcher, 
Paftor zu Diffen bei Cottbuds 

geb. d.1. Mär 1706, geft. d.14. Jan. 1899). 
Gr wurde in dem nahe bei Gottduß gelegenen Dorfe 
Sandow geboren, wo fein Bater Befiger einer Lleinen 
Kahrung und ehemaliger Brauer des berühmten Gottbufs 
k Bieres, im hohen Alter nicht viele Jahre wor ihm ges 
jorben iſt und von weldem er jenen geraden rechtlichen 
Sinn erbte, der 12 ‚mit den Jahren immer mehr zu eis 
nem Grundzug fehtes Charakter ausbildete. Radıdem 
auf dem kyceum zu Gottbuß, dann auf dem Halifchen 

jaifenhaufe und der Univerfität zu Halle uditt, gin, 
ee in feine $ematt zurüd, Gr war hierauf einige Fr} 
Dauslebrer beim Paftor Korn in ‚Parig und wurde, als 
talentoollet Prediger, bald Bahr in Leuten und Laubft, 
wo er fi aud 1797 mit Theodore Karoline Friederike 
Angerftein, aus Gottbus, verheirathete. Beide wurden 
Eltern einer höchft zahlreichen Kamilte und dies nöthigte 
ibn, auf Verbefferung feiner äußern Lage zu denken. Die 
Regierung vonPotsdam gewährte ibm feinen Wunfch, 
Pfarrer im fen und Sylow zu werden. Doch wie er 
beim Antritte feineß erften Amtes yplöglidy von der Ängfts 
lien Ginbildung überfallen worden war, ihm nicht ges 
wachfen zu feyn, und nur durch Paſtor Koins Zureden 
vermocht werden Eonnte, diefen Wahn aufzugeben: fo gab 
er auch jet die fhon empfangene Bocation zuräd, weil 
er auf einmal zu fühlen begann, daß feine Kenntniß der 
u dem neuen Amte nöthigen wendifhen Sprache am En— 
k doch nicht vollkommen genug fei. Nur auf des Gonfis 
ſtorialrath Natorps Zureden wagte er fein Amt anzutres 
ten. Doc ftiftete er bier viel Gutes, ftand bei feiner 
Gemeinde in Achtung und fegte mit Ernft und Würde 
viele gute Abſichten durch, wenn auch Unverftand und bös 
fer Wille ibm viele Schwierigkeiten in ben Weg legten. 
In feinen Mußeftunden wendete er feine Kraft auf die 
Ausbildung feiner und freinder Kinder. Immer war-er 
gefund, alezeit heiter und erheiternd und gab ſtets Bes 
weife feiner Hergensgüte; nur Daß feine Reizbarkeit ges 
font werden mußte. Mit ipm — fo urtheilt ein Bes 
Iannter von ihm — ward ein treuer Gatte, ein zärtlicher 
Bater, ein unermüdeter Arbeiter, ein für feine Gemeinde 
fehe guter Prediger, ein vedlicher Seelſorger, ein wopls 


*) Vergl. Lauf. Magaz. 1829. Nr.153 ff. 
N. Rekrolog 7. Jahrg. 7 


9 % Schrader. 


wollender Mann, ein umerfchrocner Vertheidiger der 

Wahrheit und ded Rechts ein denkender Belehrter, ein 

* gaftfreier Wirth, ein gläclicher. Erzieher begraben. Er 

Bintertäpe eine Mt mit- elf ideen. wei Söhne 

Du bereits feloR in Predigtämtern — zu Multnig und zu 
oprin — angeftellt, einer iſt Koufmann in Cottbus, 


84. Heinrich Julius Friedrich v. Schrader, 
Oberappelationdrath am gemenfächtihen böäten Gerichte zu 
Wolfenbüttel; 
aebad.· 19. Ian. 1764, geft.d.15. Ian. 1829). 


Er flammte aus der Stadt Braunfhweig, wo fein 
Großvater Paul Schrader Bürgermeifter gewefen war. 
Sein Bater, ein Bruder des unter dem Namen Schrader 
v. Gälieftedt in den Reichö:Adelftand erhobenen befanns 
ten brannfammeigifhen Seheimertatp8, war“ Klofterrath 
zu Wolfenbüttel Der Oberappellationsraty v Sch. war 
mit den fehönften Kenntniffen ausgerüftet, vorzüglich ein 
ausgezeichneter Kenner der griechijchen kache und Liter 
ratur. Auch in den neuern Sprachen, befonders in der 
vergleichenden Sprachtunde der germamifchen Sdiome, war 
er fehr bewandert und feste Die dahin gehörigen Unterfu- 
ame bis an fein Eebensende fort. Nachdem er die 

iniverfität Göttingen verlaffen, wurde er den 4. Ian. 
1738 als Afjeffor bei der Juſtizkanziei zu Wolfenbüttel 
angeftellt, dann den 13. Dct. 1790 zum Hofrath bei dem» 
felben Gerichte ernannt, bei welchem er bis zur Errich⸗ 
tung des Königreich6 WBeftphalen blieb. Während ber 
Eriftenz diefes Reich& bekleidete er den Poften eines Cri— 
minalrihter6 des Dkerdepartements. Rach der Aufs 
Yfung eſtphalens trat er in die —eA errichteie 
Appellationscommiffion zu Wolfenbüttel, und nachdem 
auch diefe aufgelöft worden (2. Ian. 1817), als Oberaps 
pellationsrath in das gemeinfcaftlihe höchfte Gericht 
dafeibſt. Er verließ jedoch einige Iahre vor feis 
nem Tode diefe Dienftverhältniffe, wegen Kränklichkeit, 
zum großen Bedauern feiner Gollegen, die ihn feiner 
kreffiäpen Eigenſchaften und feiner Geiehrſamkeit wegen 
fehe_fhägten. — Er war zweimal.verheicathet, zuerſt 
1796 mit Gharlotte v. Hugo, feit 1800 mit Louife v. Bers 
ger, welche ihn überlebte. Aus der erften Ehe hinterließ 
ex eine, aus der zweiten 2 Toͤchter. — Ein irefflicher 


9. Hanndv. Archiv 1829. 4. H. 


Medel. 99 


Charakter, einfäche Sitten und Befcheidenheit machten 
ibn noch fhägendwerther. Hätte ihn, faſt zeitlebens, nie 
eine ſchwache Gefundheit niedergedrädt, fo hätte er in 
den philologifchen, hiftocifeven und juriftifchen Faͤchern, 
bei feinem großen Scharffinne, unftreitig ald audgezeichs 
neter Schriftftellee auftreten koͤnnen. Seine mufterhaften 
gerichtlichen Ansarbeitungen und manche unvollendete li⸗ 
terarifche Arbeiten, die ſich unter feinen Papieren fanden, 
Iaffen hieran Leinen Zweifel. So aber glaubte er ſtets 
feinen Ausarbeitungen die legte Bollendung zu geben, 
nicht vermögend zu feyn, und ließ fie in Ber That uns 
vollendet; Daher auch, fo viel Unterzeichneter weiß, nie 
etwas von ibm im Druck erfchienen iſt. Er, hinterließ 
eine große Bibliothek. Sie enthält unter anderm eine 
fehr volftändige Sammlung von Brunsvicenfien, von der 
ed wuͤnſchenswerth wäre, daß fie einer öffentlidyen Biblio⸗ 
thek einverleibt würde, 
Wolfenbüttel. &t. Carl v. Strombed. 


* 88." Geinrih Theodor Meckel, 

Doctor der Philsſophie und Actuarius beim Inquiſitariat zu Halle 
a. d. S., Mitglied des fächf. <thüringifchen Vereins für Alters 
thumskunde: 

geb. b. 21. Sept, 1786, Heft. d. 15, Bar. 1829, 


Meckel war der Sohn des verftorbenen Geheimeraths 
und Profeffors der Anatomie zu Halle und dafelbft ge 
boren. Durch Haus: und Privatunterricht wurde derfelbe 
bis in fein 10. 3. zur Aufnahme in eine Lehranftalt vors 
bereitet und bezog im 3. 1796 das Pädagogium feiner 
Baterftadt. Zwar von der Natur nicht mit, vorzüglis 
chen und bervorftechenden Geiftesgaben audgeruftet, war 
er doch bemüht, durch deharrlichen Fleiß das, was Ihm 
an Geift und Faſſungsgaben abging, fo viel wie moͤglich 
zu erfegen. Im J. 1804 verließ er, zur eriten Klaffe 
aufgerucdt, mit einem fehr ehrenvollen Zeugniffe dieſe 
vortrefflibe unter der Leitung des nun verewigten Kanzs 
lers Niemeyer*) gediehene Anftalt, um fich auf der Hoch⸗ 
ſchule zu Halle völlig auszubilden. Hier widmete er ſich 
Der Rechtewillenfbaft und vollendete nah Aufhebung 
der Univerfität unter Napoleon feine Studien in Jena. 
Nach beitandenem Eramen fuchte er, ehe die weftphäli« 
ſchen Gerichtöbehörden vollftändig eingerichtet waren, um 


s) m. ſ. def. Biogr. 6. Jahrg. S. 644 d, u 


10. Meckel. 


einftweilige Anſtellung als Referendar bei der Anhalt⸗ 
Koͤthenſchen Kammer an, welche er auch auf kurze Zeit ers 
bielt. Rad 3 3. wurde er Sekretär beim Friedensge⸗ 
richt zu Halle und 1810 beim weftphälifchen Tribunalge⸗ 
richt daſelbſt Aſſeſſor, welche Stelle er biß zur Auflöfung 
des Königreichs Weſtyhalen bekleidete. — Nach der gro: 
en Voͤlkerſchlacht bei Leipzig sl auch er ganz enthu⸗ 
admirt zu den Waffen und bat feine vorgelegten Behoͤr⸗ 
den um einftweilige Entlaffung und interimiitifhe Beſetzung 
feiner Stelle, welches jedoch —5 abgeſchlagen wurde. 
Dieſer ganz unerwartete Borfall_erfchütterte ihn in einem 
oben Grade, indem er Durch dieſes NRefultat, obfchon er 
ch bereits als Jaͤger audgeräftet hatte, an dem Befrei⸗ 
ungskriege heil zu nehmen behindert wurde. — Bei 
Auflöfung der franzöfifhen Gerichtöverfaffung in den da: 
mals — Ländern, an deren Stelle die preußi⸗ 
che eingeführt wurde, erhielt er nun eine Anftellung als 
fieffor beim Inquifttoriat zu Halle. — Gin großer 
Kun der Muſik und fertiger Klavierfpieler, wurde er 
itglied des Halliſchen Muſeums und mehrerer Kunft- 
vereine. — Durch überhäufte Acheiten in feinem neuen 
Wirkungskreiſe körperlich überaus geſchwaͤcht, fah er fich 
emötpigt, im 3.1822 eine Scholungsreife durch die ſaͤch⸗ 
66. chweiz nach Toͤpliz zu machen. Rach dem Ge⸗ 
brauch dieſes Bades hatte er ſich zwar einigerma⸗ 
gen wieder erholt, docy verfchlimmerte fih nad feiner 
uͤckkehr bei dem Drange der Gefchäfte fein Gefundheitd- 

. zuftand wieder [ee merklich. Cine zweite Erholungsreiſe 
nach Berlin und Potsdam, welche er das Jahr Darauf 
unternahm, wirkte eben fo wenig. — Im I. 1824 be: 
uchte er das Bad zu Ems, wo er mit feinem bald nad 
m verflorbenen Bruder*) aus Bern zufammentraf und 
:einige Monate die Brunnenkur, wiemohl ohne Erfolg ge: 
gebrauchte, — Im 3.1825 reichte er eine lateiniſc aus⸗ 
gearbeitete Differtation bei der philoſophiſchen Fakultät 
zu Halle ein, worauf er nad) vorhergegangener Prüfung 
von diefer dad Doctordiplom erhielt. — Sehr nachtheis 
lig wirkte auch auf feinen Körper der in demfelben Jahre 
erfolgte Tod feiner jüngern- verheitathgten Schwefter 
und ein Jahr darauf der feiner innigft geliebten Mutter, 
die ihn mit beifpfellofer Geduld während feiner Kraͤnklich⸗ 
keit gewartet und mit mütterlicher Sorgfalt gepflegt hats 
te. — Nah Abgang des GSriminal:Actuarius erhielt er 
deſſen Stelle, mußte aber, um den Geſchaͤftsgang nicht 
aufzuhalten, ſich oͤfters unterflügen laſſen. Im J. 1827 


„mM, f. def, Biogr. unt. 19, März d, Jahrg. 


Linbke. 101 


wurde er Mitglied des ſachſiſc thuringiſchen Wereins für 
Alterthumstunde. — KA *58 nad den G⸗e⸗ 
» brauch des rechten Armes, welcher endlich gänzlich ges 
Lähmt wurde, fo daß ex mit der linken Hand zw jchreiben 
fe gedtun mußte. In den legten Zahren Zonnte er 
en Gefhäften nicht mehr worftehen. — Bis Ende Gept, 
1828 behielt er feinen vollen Gehalt, bei feiner Entläfs 
fung eine Penfion von 250 Sple., die er nur einige Mos 
nate noch bezog, da er fhon Sanuar 1829 an völiger 
Entkraͤftung farb, — Gutmüthigkeit war ein vorderr⸗ 
fpender Zug in feinem Charakter, weshalb er nice fele 
ten, indbefondere aber nach dem Tode feiner Mutter, auf 
—— 
jeß iebr jo befaß er doch zu wı 

ae | hi ö 


ch. Major v. Liademan. 


86. Earl Gottfried Linke, 


Auteſter Vrdmaner des Gymnafiums zu Hirſchderg: 
eb, im 3. 1709, geh. d. 17. San. 1899 7). 


Er wär gu Greifenberg geboren und in der en 
Schuĩe vorbereitet, bezog er im 19. Lebendjahre das Eys 
ceam zu —R Bude den 8. Jun. 1738 examinitt 
"mad dom Wector Bauer gleich in Prima aufgenom⸗ 
wen. In dem Berzeichniffe der Primaner nimmt er im 
3.1789 unter 55 Schülern diefer Klaffe den 46. Plat ein, 
and vom 3.1799 an ift und bleibt er der Erſte. Er hielt 
fi) biß zu feinem Ende zu der Schule, wohnte ftetd in 
der Nähe, wollte nur ald Primaner gelten, befuchte oft 
die Lehrftunden derfelben (noch 4 Tage vor feinem Tode) 
und lebte zu allen Zeiten mit ihnen in einer bisweilen 
zecht herzlichen, mitunter recht fpaßhaften Behderiaaft, 
die man eine travefticte Schuifreundſchaft nennen koͤnnie. 
So hat er die wichtigften Meränderungen der Hicfpbere 
‚ger Gelehrtenfchule‘ erlebt, hat 3 Rectoren zu Grabe bes 
gleitet und noch einige Zeit unter dem vierten gelebt, 





*) Der Teutſche 189. Nr.13. 


103 


57. Adam Müller, Ritter von Ritterdorf, 


k. 9, Hofrath im außerorbentl. Dienfte bei der geh. Haus⸗, Dofs 
u. Staatskanzlei zu Wien; 


geb. d. 30. Jun. 1779, geft. d. 17. Ian. 1829*). 


Der Hingefchiedene, bekannt vorzüglich durch feine 
Borlefungen und Schriften über Gegenftände der Staatös 
kunſt, fowie durch feine Beſtrebungen, das Reich der Las 
tholifhen Kirche, zu welcher er mit feinem Freunde Fries 
dei Schlegel **) übergetreten war, zu erweitern, war 
zu Berlin geboren, erzogen , wiſſenſchaftlich vorgebildet 
und fur das Studium der Theologie beftimmt von feis 
nem mütterlichen Großvater, dem als Orientaliften und 
Neberfeger des Hiob und Joſias bekannten Prediger Gube 
zu Berlin; dann des Philologen Wegel (durch fein antis 

uariſches Eericon und mehrere Ausgaben des Gicero bes 
annt), hierauf Gedike's, Spaldings und Heindorfs Schüs 
lee. Durch die Leidenfchaft für ©tudium der das 
mals herrfchenden Philofophie von den pofitiven Wiſſen⸗ 
haften abgeleitet, führte ihn in feinem 18. Jabre die 
reundfchaft von Friedrich Geng zu dem beffern Intereffe 
an den großen politifhen Begebenheiten der Zeit zuruͤck. 
So betrat er in feinem 19. Jahre feine dreijährige aka⸗ 
demifche Laufbahn in Göttingen. In dem Studium der 
Rechte gab ein gelegentlicher Zweifel Hugo's an der 
Haltbarkeit der Idee des abfoluten Eigenthums feinem 
ganzen Studium eine neue Richtung. Gr fühlte die Noth⸗ 
wendigkeit, dad deutfche und das Lehnsrecht, und daß brittis 
ſche Privatrecht neben dem römifchen nicht au verfäumen. 
Burke’ Werke griffen um dieſe Zeit mächtig und nach⸗ 
haltig in fein Leben; fo entflanden die Vorleſungen ges 
en die franz. Revolution und für die Sache der alten 

rdnung von Europa, die er im J 1800 zu Göttingen 
einigen feiner Sreunde hielt. Aehnliche Forſchungen führs 
ten in die Philofophie des Rechts, fo zur Idee des Ges 
enfages, als der Grandeefheinung dee Welt, daher nach 
Feiner Ruͤckkehr nach Berlin zum Verkehr mit Naturfors 
ſchern und zu einem zweijährigen Studium der Naturwifs 
ſenſchaften, das dem bürgerlichen Fortkommen eben nicht 
günftig war. BZurücdgeführt durch Gentz betrat er den 

ienft als Neferendarins der Eurmärk. Kammer in Ber: 
Iin. Aber der einmal begonnene wiffenfchaftliche Zrieb 





*2.)N. d. Conv. Lex. u. Zeitungsberichten. 
M. ſ. Biogr. E 80 » —5— 





4 


104 Müller. 


Benbofte ee des Kaiſers nach Heidelberg und Paris 
olgte. et ernannte ihn der Kaifer zu feinem Gene⸗ 
ralconful in Sachſen, welde Stelle er 12 3. lang in 
Leipzig bekleidete. Zugleich war er kaiſ, oͤſtr. Geſchaͤfts⸗ 
träger an den herzogl. anhaltifchen und furftl. ſchwarzbur⸗ 
giſchen Höfen. Zu Beipzig vedigirte er feine 1816 begons 
nenen und 1818 gefchloffenen Staatsanzeigen. Im 3. 
1819 wohnte er den Minifterial-Sonferenzen in Carlsbad, 
hierauf denen in Wien bei. — Zum Beweiſe der Zus 

iedenheit mit feinen Dienftleiftungen wurde ee zum 


‚Ritter von Nitterdorf und bei feiner Abberufung von 


geipzig im December 1827 zum E. ©, Hofrathe ernannt 
und der geheimen Haus, Hof: und Stantökanzlei im aus 
—— Dienſte zugetheilt, wo er ſich am Ziele 
einer Wünfche befand. — Am 17. Ian. brachte man 
ihm mit Schonung die Nachricht von Schiegeld Ableben. 
bei, bald darauf erfuhr er durch ein Billet des Hofrath 
Geng den Tod der Fuͤrſtin Metternid, Sein reizbarer 
Körper wurde dadurch fo ergriffen, daß er, von einem 
Nervenfchlage getroffen; niederfant und bald darauf feis 
nen Geift aufgab. Schon auf der Reiſe von Leipzig 
nad) Wien hatte er einen fchlagartigen Anfall, der feine 
Zochter, die ihn begleitete, fehr in Schreden fegte. Er 
ift auf dem Gottesader von Groß-Enzerddorf, 2 Etuns 
den von Wien, neben Zacharias Werner begraben wors 
den, Sein mit Er. Schlegels ſchnellem Zode in Dres⸗ 
den fo mannichfaltig verfnüpftes Ableben machte ſelbſt 
in Wien mitten im Geräufcy der Iuftbewegten Stadt eis 
nige GSenfation. — M. war fehr eifrig in der Erfüllung 
aller kirchlichen Gebräuche und ſoll fogar wöchentlich ges 
beichtet und die Sakramente empfangen haben, 

Seine Schriften find: Die Lehre vom Gegenfage. 
Dresden 1804. — Borlef. üb. d. deutfch. Wiſſenſch. u. - 
Lit. 1806. 2. Aufl. 1807. — Gab mit H. von Kleift 
heraus: Phöbus, e. Sournal f. d. Kunft. 1808. — Bon 
d. Idee Schönheit. Berl. 1809, — BB. d. Idee des 
Staats u. ihren Verhältniffen zu. d. populär. Staatötheos 
rien. 1809. — Heine. v. Kleiſts Amphytrion, Luftfp. 
nach Moliere. Dresden 1807. 2, Aufl. 1818. — Die 
Elemente d. Staatskunſt. Berl. 1809. — eb. Könt 

tiede, II, u. d. Natur, Würde u. Beſtimmung d. preuß. 
onardhie. 1810. (Vergl. v. Dohms Denkwuͤrdigk. Bd. 
5, ©. 448—445.) — Die Theorie d. Staatshaushal⸗ 
tung u, ihre Fortfchritte in Deutfopl, u. England jeit Ad, 
Smith. Wien 1812. 2 Bde, — Bermiſchte Schr, üb, 


Miller. 105 


"Staat, Philof, u. Kunfl. 1812. 2, Ausg. 1817. — Gab 
berauß: Deutſche Gtantsangeigen. eeipn 1816 — 18. 8 
Bde. — Berfuh e. neuen Theorie d. Se 
— Reden über d. Beredſamk. m. deren Werfall in 
Deutichl. 1817. — Die Zortfipritte d. national-dtonom. 
Wiflenih. in Engld. 1817. — Etwas, das Göthe ges 
fagt bat, beleuchtet von u, f. w. 1817. — An d. Spres 
der d. Stadt u. Landſch. Coblenz. 1818. — Von d. 
Nothwendigk. e. theol, Grundl. d. geſammten Stantös 
wiſſenſch. u. d. Staatswirthſch. insbeſ. 1819. — Ueb. e. 
pbilof. Entw. v. H. Fichte: Der gefchloff. Handelsftaat; 
n d. Berl. Monatöfche. 1301. Dec. ©, 436 — 458. — 
Sharakteriftit einig. Goͤthiſchen Werke; in d. alt. Abends 
ztg. 1806. Nr. 34, 85. — Vergleichungen zwifchen Goͤthe 
u. Schiller. ebd. Nr. 86. — Verſchied. Auffäge in Heinr. 
v. Kleifts Abendbl. (Berlin 1810). — Idee e. Geminas 
riums d. Staatswirthſch. f. d. oͤſtreich. Staaten; in d, 
Sehen. v. Hormayıs Archiv. f. Geogr. 2c. 1811. Gept. 
— Bon d. Bortheile d. Erricht. e. Nationalbank f. d. 
öſtr. kaiſ. Staaten; ebd. Det. — Agronom, Briefe; in 
Er. Schlegel deutſch. Muſeum (Wien 1811). Ian. G. 
54 — 78; Febr. ©, 160— 161. — Franz d. I. Kaifer v. 
Deftr., u. &— 3; in d. Beitgen. 9. 1. (1806) &. 5s— 
83. — Franz Horner, Esq. Mitgl. d, britt. Parlam.; 
ebd. 8. 8. (1818) ©, 125 —154. — Aus Gpedbacers 
Leben; in d. Sta: f. d. eleg. W. 1817. Nr. 80, 81. — 
Ueb. Joh. v. Müller; in den Drlgweigen — Antheil am 
Conv. Lex. — Auffaͤtze in d. öfter, Beob., dem Journ, 
d. Eoncordia, dem Wiener Sonntagsbl, u. d. Conv. Bl., 
in d. Staatsm. v. Dr. Pfeilfchifter, in d. Sieg d. Kreu⸗ 
eB 2 
i ad. M. hatte noch vor Kurzem in einer Broſchuͤre 
einen biftorifhen Kerienkurfus angekündigt. Darin ift 
folgender Gag deutlich zu lefen, daß der Lehrer der Ges 
ſchichte weder logifche, noch moralifhe Kritik bedarf, und 
Daß in der Gefchichte nur jene Thatſachen merkwürdig 
find, welde die Latholifde Kirche für wahr erkennt ! 
Das war A. M's. Schwanengefang. Nur ein Baldamus 
konnte ibm fo ein Grablied Engen, wie das in der. Wies 
ner Zeitſchrift. Die katholiſche Zeitſchrift, die er naͤch⸗ 
ſtens herauszugeben gedachte, unterbleibt nun, 


des, 1816 — 


106 


38, Karl Reiſig, 
lof. und, Prof. d. alten Lit ‚ Uni 
Doctor der Philof. et ) a Sn eiteatur an d, Univerfität 
geb. 8,17. Nop. 1799, geft. d. 17, San. 1829 *). 


Der Verluft dieſes ausgezeichneten Philologen iſt um 

0 beklagenswerther, indem er auf einer gelehrten Reife 
riffen war, von welder die fhäßbarften Nefultate fich 
erwarten ließen. Er war zu MWeißenfee in Thüringen 
geboren und fit 1818 Privatdorent zu Jena. — Gegen: 
wärtiges find Die Nachrichten von feiner Krankheit und 
legten Lebenstagen, wie fie in einem Briefe feines treuen 
Dflegers, des Prof. Ranke aus Berlin, jest in Venedig, 
pegeven find. — Neifig kam in dee Mitte Novembers 
n Benedip, wie es ſchien, ganz gefund an. Erſt am 30. 
ebr, fühlte er fi im Theater fehr unwohl und am 1. 
ec. äußerte er auf der Bibliothek, daß er Fieber habe, 
wovon auch Die Äußeren Spuren unverkennbar waren. Gr 
hielt fi feitdem einige Sage zu Haus. Man glaubte 
am 7. Der., das Vebel fei gehoben; es war ein fchöner 
warmer Tag. Der Kranke ging mit einem Freunde die 
Riva Schiavone entlang. Er fog mit wahrem Durft die 
Luft in fi und genoß abwechfelnd den Duft eines Elei- 
nen Blumenftroußes, Gr hatte kein andered Uebel als 
die Diarrhoͤe, Die ihn fogleich fehr ſchwach gemacht und 
noch anbielt. Um diefe nun grundlicy zu heilen, wurde 
am 8. December ein Arzt berbeigerufen. Doc fo wie 
diefelbe geheilt ſchien, ſtellte fich ein Fieber ein, das 
Der Arzt für ein Wechſelfieber erklärte. Er gab China; 
flatt zu weichen, ward daß Nebel ärger, Auch die Diarr⸗ 
hoͤe war nicht gehoben. Ueberdies litt der Kranke vom 
Anfang an einer klebrigen Trockenheit des Schlundes, 
wozu ſich nun ein ſtarker Schluden und häufiger Aus: 
wurf gefellte. Schon. jegt fing er an zu phantaſiren. 
Der am 16. Derbr. berbeigerufene Arzt erklärte die 
Krankheit für ein Nervenfieber. Es war der Dr. Rug⸗ 
gieri, ein Arzt erften Ranges in Venedig. Man ließ ihn 
ein Sonfult mit dem älteiten und namhafteften Medicus 
der Stadt halten, der mit der Meinung der andern übers 
einflimmte und zu den Rezepten deffelben wenig hinzu: 
feste. Obgleich nun dem Kranken in feinem Haufe alle 
Sorgfalt, wie einem Gliede der Familie gewidmet wurde; 
obwohl er felbft alle Morgen auf die Kragen des Arztes 





*) Dal, Litztg. 18%, Int. Bl. Nr. 17, 


Geithner. 97 


antwortete, ex befände ſich wohl, es gebe beffer; fo bes 
and er ſich doch täglich betenflicher, amd der Arzt fand 
einen Sufland immer gefährliher. — Weihnachten und 
eujahr erlebte er im Bette. Zu Reujahr kuͤndigte ihm 
der Arzt an, daß er vom Fieber frei ſei. Auch verlieh 
er das Bett wieder und brachte zwei Tage wohl fünf 
Stunden lang am Kamin zu. Gleich darauf aber übers 
fiel ihn eine Beftige Pleuritis in der Nacht; er fürchtete 
fterben , und nun erft kam fein ganzes Uebel zum Bors 
eine. Zwar wich der Schmerz, als man Blut nahm, 
allein die Lungenkrankheit war nicht mehr zu verkennen, 
und obwohl er immer dabei beharrte, daß er ſich wohl 
befände, Daß es beffer werde, trug man doch Sorge, daß 
pn der proteſtantiſche Prediger beſuchte. Auch der Leibe 
arzt des MWicelönigd wurde herbeigerufen. — Jn der 
hat aber glaubten die den Kranken umgebenden Freunde 
eine Auftöfung nicht fo nahe. Roch am 16. San. aͤu⸗ 
erte Dr. Ruggieri, ed könne noch Monate dauern. Ja 
noch am 17., dem age feined Todes, glaubte der Kranke. 
der Genefung nahe zu ſeyn, und als man ihm fagte, es 
ſchiene doch, als fei er auf dem Wege der 
nahm er es faft Abel, daß in dieſem Worte ein meifet 
. Iag. Gegen 11 Uhr befand er fich fo wohl, daß er, was 
ee in der Krankheit nie gethan, ein Buch forderte, um 
darin zu lefen; aber —38— um 12 Uhr, ward er vom 
Kampfe des Todes uͤberfallen. Gr rief: D Gott, o Gott! 
— Quando mai moriro! Nach kurzem Leiden unter den 
Gebeten feiner Umgebung, athmete er nody einmal auf, 
und nicht weiter, Bid zum legten Augenblide waren 
feine Augen lebhaft: fie waren ed noch, als er ſchon 
todt war, und dee Freund fie ihm zudrücdte. 
Als Gchriftfteler gab er beraus: Conjectaneorum 
in. Aristophanem libr. II, ad Godof. Hermann. lib. I, 
. Lips. 1816. — De constifutione apostrophica triam carm, 


melicor, Aristoph, Jenae 1818. — Commentatt. critt, de 
Sophoclis Oedipo Coloneo. 1822, 
* 39, Benjamin Geithner, . 


Doctor d. Theol., großherzogi. Sahfen: Weimar, Eonfiftoriatrath, 
Superintendent und Oberpfarrer zu Weida; 
geb. d. 19. Dec. 1749, gefl. d. 18, Jan. 1829. 


Ein Mann, deffen Gelehrfamkeit und vielfeitige Wer: 


dienfte in der literariſchen Melt bisher blos deshalb viel: 
leicgt weniger befannt geworben find, weil er feine ganze 


108 Seithner. 


Kunft und Thatigkeit ausſchließend der treueften Berufs: 
erfüllung widmete und dabei Eeine Zeit fand, ſich als 
feuchtbarer Schriftfteler bemerklih zu machen. — In 
Wittgensdorf bei Chemnig, wo feine geehrten Eltern im 
Betriebe eines Handeld mit Manufacturwaaren in ziem: 
lihem Wohlftande lebten, trat er ind Leben ein. — Zehn 
Jahre alt, begleitete er feinen Bater auf einer Geſchaͤfts⸗ 
reife nah Chemnig, wo die Lebendigkeit des Knaben die 
Aufmerkſamkeit eined Handelöfreundes fo erregte, daß 
derfeibe den Vater veranlaßte, feinen Sohn, den er frü- 
her feinem Stande beflimmt haben mochte, den Studien 
zu widmen, Dieſer brachte ihn daher auch bald darauf 
zuerft nach Hohenftein auf die dafige Schule, wo er den 
Grund zu feiner gelehrten Bildung legte und wo befon: 
ders durch den damald dafelbft lebenden berühmten Ton⸗ 
tünftler Santor ag, feine Liebe zur Muſik geweckt wurs 
de, der er bis an feinen Zod treu blieb. Darauf bezog 
er dad Gymnafium in Gera und nad Sjährigem Aufent- 
halte dafelbft, um Zheologie zu ftudiren, die Hochfchule 
zu Wittenberg, wo ihn beſonders Schrödh feiner vorzügs 
üglichen Gunft und Borliebe würdigte, welche ihm ders 
elbe auch während feines ganzen Lebens erhielt. Ich has 
be ihn bei der Kunde von dem Tode des trefflihen Man⸗ 
ned trauern fehen, wie ein Sohn um den Vater trauert, 
— Nahdem er am 17. Oct, ded 3.1771 die Würde eines 
Magiſters und zugleich das Recht Borlefungen halten zu 
dürfen erlangt, wurde ihm das Amt des akademifchen 
Bibliothetars in Wittenberg übertragen, und fo gewann 
es das Aufehn, als folle die akademiſche Laufbahn die 
feinige werden. Aber der Wunfch, als Mrediger des Chri⸗ 
ſtentbums bei einer beftimmten Gemeinde zu wirken, behielt 
Die Oberhand, daß er die ſich ihm darbietenden Ausfich- 
ten, auf der Akademie zu bleiben, aufgab, und fi nad 
Sjährigem Aufenthalt in Wittenberg nad Dresden wands 
te, wo er zuvörderfi nach ruͤhmlich überflandener Prüfung 
in die Zahl dee Sandidaten des Predigtamtes aufgenoms 
men wurde. Bei diefer Beranlaffung gab er eine kurze 
. "Abbandlung in Drud: Quam vere dicatur: Sermones ad. 
populum Christianum esse interpretationem $, S. popula- 
rem, — welche fpäter deutfch uberfegt im Wagnigfchen 
Predigerjournale wieder abgedruckt wurde, Hierauf nahm 
er in dem graͤfl. v. Wallwitzſchen Haufe in Dresden die 
Stelle ald Lehrer und Erzieher des jungen Grafen an 
und trat, nachdem er diefen feinen Bögling hinlänglich zur 
Akademie vorbereitet hatte, in das Thielmann'ſche Haus 


® 


L) 


Geithner. 109 


in Dredden und übernahm den Unterricht und die Bildung 
des in der Folge nicht unberühmt gebliebenen Lin. fächl., 
fpäter koͤn. preuß. Generals y. Thielmann *), Yon welchen 
ee von Zeit zu Beit perſoͤnliche Beſuche und ſchrift⸗ 
liche Verſicherungen dankbarer Anhänglichkeit und Liebe 
erhielt. Zugleich trat er in das damals unter Dr. Reh⸗ 
Topf blühende Prediger « Seminar in Dredden und fand 
einige Jahre am der Spitze der jungen Männer, die in 
diefer Anftalt fi bildeten. Da er die Aufmerkfamteit 
- md das Wohlwollen des Vorftehers dieſes Semihars ſich 
heſonders erworben hatte, wurde er von demſelben und 
feinen übrigen Sönnern in Dresden empfohlen, im 3. 1781 
jum Archidiakonus in Weida erwählt und nach Gjähriger 
erwaltung dieſes Amtes zum Guperintendenten und 
Oberpfarrer dafelbft berufen. Beine mit dem gluͤcklichſten 
Erfolge gefrönte vieljährige, auch als Gefhäftömann aus⸗ 
gezeichnete Wirkſamkeit in diefem Amte blieb nidyt ohne 
rühmliche Anerkennung; denn als er im 3.1821 im flillen 
Kreife feiner Familie fein 50jaͤhriges Magifter - Zubiläum 
feierte, erhielt er, ganz ohne Meranlafjung von feiner 
Geite und unentgeldlich, von der Akademie Jena das Dis 
plom eined Doctord der Zheologie und von feinem vers 
ehrten Fürften, weldyer Berdienfte wohl zu fchägen wuß⸗ 
te, den Zitel eines großherzonl. Conſiſtorialraths. Go 
‚ wefreulich das eine wie das andere ald öffentliche Aner- 
kennung feines Werthes dem verehrten Greife war, fo 
wenig änderte ed etwas in feiner bisherigen Denk⸗ 
und Handlungöweife, er blieb der aufprudslofe Mann, 
der er ftet6 gewefen, der humane Vorgefegte, der treue 
Freund. — Obſchon bereitd ein Greis von 70 J., hatte 
er fi damals Doch noch einer feltenen Nüftigkeit des 
Körperd und Lebendigkeit des Geiſtes zu erfreuen, welde 
befonder& bis ins hohe Alter fein ungefchmälertes Eigen- 
thum blieb, und es ihm moͤglich machte, biß nahe an fein 
Ende alle Pflichten feines mit vielfachen Arbeiten vers 
bundenen Amtes zu erfüllen. Sein heiterer froher Sinn 
und die Ruhe in feinen häuslichen Umgebungen, verbun⸗ 
den mit. firenger Mäßigkeit und Ordnung in feiner Les 
bensweife, ſchützten feine Gefundheit gegen die Gefahren 
des figenden Lebens, obſchon man ihn bis in fein 
ſpaͤtes Alter im Winter wie im Sommer früh 5 Ubr an 
‚feinem Pulte und felten in Gefelfhaft außer feinem 
Haufe fand. Geine beinahe einzige, ihm liebfte Berftreuung 
und Erholung von feinen Gefchäften fand er in einem zu 
der GSuperintendentenwohnung gehörigen großen und ſehr 


*) Deſſ. Leben neuer Nekrol. 2. S.920. 


110 Geithner. 


eomantifdy gelegenen Garten, in welchem er ſich tiyeild 
mit der Baum:, theild mit der Blumen-Sultur gern ber 
fhäftigte. Hier fand man ihn bei günftiger Jahreszeit 
und Witterung an den Nachmittagen bald ald Gärtner, 
bald hinter einem Actenftoße, bald mit einem unterhale 
tend belehrenden Bude oder einem Eritifhen Zeirblatte in 
der Hand; hier nahm er feine Freunde herzlich froh und 
und heiter am liebften auf. In den Tagen und in der 
Jahreszeit, die ihm den Garten unzugänglic machten, . 
ab die Mufit, die er Leidenfchaftlich liebte, ihm Erbo⸗ 

ng von feinen Arbeiten. Doch die fchönfte und für fein 
Herz erquidendfle Erholung fand er im Kreife feiner lies 
benswärdigen Kamilie, deren Glieder alle durch die treues 
fle Liebe verbunden waren, wie denn überhaupt fein Fa⸗ 
milienleben ein wahrhaft patriarchalifches und mufterhafr 
te8 genannt werden konnte. — Cr befaß tiefe und aus⸗ 
gebreitete theologiſche und philologiſche Gelchrfamteit, 
wovon feine öffentlichen Religtonsvorträge und befonders 
Die bei feierlichen Gelegenheiten von ihm gehaltenen Re⸗ 
den, fowie Sondidaten-Sräfungen die unzweideutigften Bes 
weife gegeben haben. Unermüdet folgte er ſelbſt als 
Greis noch den Kortfchritten der theologifchen Literatue - 
bis in die neuefte Zeit. So geſchah ed denn auch daß er 
bei unabläffig fortgefestem Forſchen früh fchon von einer 
gewiffen Neigung zum fogenannten Nationalismus, 
weldye in jüngern Sahren an ihm unverkennbar war, im 

ortgange der Zeit immer mehr dem rein biblifchen Chris 
enthume ſich zuwendete, welchem er auch bis an feinen 

od treu blieb. Ob nicht ein gewiffer Unwille über den 
Unfug, welden bier und da rationaliftifche Nenomifteret 
u treiben ſich erlaubte, auch einigen Antheil an Diefer 

enderung feiner Anfichten gehabt haben möge, wage ich 
nicht zu entſcheiden. — Seine thätige Theilnahme an 
allem, was den wiſſenſchaftlichen praktifchen Kreis befons 
ders der ihm untergeordneten Prediger erweitern konnte, 
beurfundete er auch dadurch, daß er bereits in hohen Jah⸗ 
ren die Gtiftung des allgemeinen Bereind der Prediger 
im Neuftädter Kreiſe förderte, daß _er das Mit: Directos 
rium deffelben übernahm und von Zeit zu Zeit die Mits 
glieder dieſes Vereins durch feine Gegenwart fowie durch 
manche Ichrreiche — aus dem Schatze ſeiner Ge⸗ 
leyrſamkeit und Erfahrung für den Zweck der Verbindung 
u begeiftern wußte, Gr fchied betrauert von allen, die 
eine vielfeitigen Verdienſte zu fchägen wußten und ließ 


9 6 * 9 | 
| Meißner — Hafen * A 
Im Dtm Serien een Baden uud @dlen ein fa: chämlinet 
Frießnig. Garl Schede, Pfarrer. 


* 40. Ernſt Auguſtin Gottlob Meißner, 
Yaftor zu Landsderg (Ephorie Delitzſch int Herzogthum Sachfen i 
geb. d. i1. Oct, 1760, geft: d. 18, Jan. 1829, \ 
Er war gu Zromsdorf (Ephorie Eckartsberga) in Zhaͤ⸗ 
tingen, wo Ein Bater Pfarrer war, geboren; Feine Muts 
tee war eine ein Grohmeier. Den erftien Unterricht ers ' 


x 


telt er von feinem Vatet, den fpätern durch einen Hause 

ehrer. Hinlänglich vorbereitet bezog ec das Gymnaſium 

in Weimar und die duch Theurung und Sungertuoth f 

. ’wmertwärdigen J. 1770-72 brachte er auf der Univerfis 

tät Iena gu, Im 3.1774, wo er in Dredden pro - 

didatara eraminiet worden Wär, hatte er dad Gluͤck, feis - 
nem Vater in Tromsdorf fubftituirt zit werden; im J. 


1786 ruͤckte er, nach feines Vaters Tode, in den gs ä 


Dienſt ein. Won Stomsdorf. wurde er 1802 nad) 
‘ı berg verfeßt, Er war zweimal verheiratbet und in feiner 


erſten She ſchenkte ihm Bott 11 Kinder, 6 Söhne und & .- 
. 9 ' 


m 18, Dee. 1824 feierte ee fein Sojähriges 
Amtsjubildum, bei welcher Gelegenheit ihm die Stadt 
Landsberg einen filbernen Beyer verehrte. Mes Königs 
Majeſtaͤt ließ ihm ein Gnadengeſchenk von 25 Thlr. übers 
zeichen, und andere Auszeichnungen, die ihm damals wis: 
derfuhren, dewiefen, wie jehe man feine treue und gewifs 
fendafte Shätigkeit zu ſchaͤzen will, — Bis wenige 

age vor feinem Tode Hatte er fich einer dauerhaften 
Geſundheit zu erfreuen gehabt, 


* 41. Johann Georg Heinrich Haffel, : 


Doctor d, PH. u. audgezeichneter Geograph u. Statiftiker zu 
Weimar 3 


geb. b, 80. Det. 1770, geft. d. 18. Jan. 1829, 


Sein Bater war der kenntnißreiche und wiffenfchafts 
lich vielfeitig gebildete weltlihe Confiftorialtath in brauns 
ſchweigiſchen Dienften, Aug: Wilh. H. zu Wolfenbüttel, 
welcher fiy um dad dortige Kirchen» und Schulweſen 
fehr verdient "machte und dem braunfchweigifchen gelehr⸗ 
ten Magazin manche, feine Forſchungsgabe beftätigende 
md in gegebener Periode merkwürdige Auffäge lieferte. 
— Gen Großvater Joh. Bernd war HDoctor der 


% 


112 Haſſel. 


Thzeologie, herzogl. bramſchweigiſcher Oberhofprediger, 
Gonſiſtorialrath, Oberſuperintendent und Abt zu Marten, 
thal, auch Ehrenmitglied der koͤnigl. deutſchen Geſellſchaft 
zr Goͤttingen. Seine gedrudten und ungedrudten Pre⸗ 
igten fanden großen Beifall, da er ein berühmter Kan⸗ 
zelredner war. Geine Auffäpe waren ſtets geiftreich, 
denn er liebte eine kurze und klare Darftellung und ers 
warb fi durch die von ihm herrührende Ginriditung des 
Scullebrerfeminariums hohe Berdienfte um Braunſchweig, 
welche von feinen beruhmten Nachfolgern Jeruſalem, Knits 
tel und Peterſen ftet6 anerkannt wurden, und flarb zu 
Wolfenbüttel im 3. 1754. — Der im 3. 1829 verflots 
bene Enkel deffelben gehörte zu den ausgezeichnetften und 
berühmt:flen Geograpben und Statiftitern Deutſchlands 
und Europa's und galt in feinem Fade für einen Meis 
fter. Manche Regierungen zogen ihn über flaatewirths 
ſchaftliche Fragen zu Rathe. Was andere benupt bäfs 
ten, in allen Zeitungen verfündigen zu laffın, das ers 
wähnte er oft ſehr fpät einem oder dem andern guten 
Freunde, indem er ſich erinnerte, dazu als Rathgeber 
mitgewirkt zu haben, denn Beſcheidenheit und Arbeitiams, 
feit waren Hauptzuͤge feines Charaktere. — Geine erfte” 
Bildung empfing er unter der Leitung würdiger Eltern -. 
auf dem Gymnaſium feiner Baterftadt zu Wolfenbüttel, 
In der erfien Klaffe waren dort feine Lehrer der als 
Hiftoriker, Geograph und Mathematiker bekannte Profef+ 
for Eeifte und der Genrector, nachher Profeffor Heufins 
ger als Philolog. Beite ahndeten fchon die Genialität 
und die helle Beurtheilungsfraft des Juͤnglings, der ihr Lieb: 
ling war; denn 9. zeigte fon jung viele, aber mit 
Wildheit gepaarte Zalente, daher feine Bildung einen 
eigenthümlihen Gang nahm. Aber je mehr fein Berftand 
und feine Erfahrungen reiften, deſto mehr wuchs feine 
Liebe zu den Wiſſenſchaften. Zrefflich vorbereitet bezog 
er 1789 die Univerfität Helmftedt, wo er fih nach dem 
Rathe feined Waters der Hechtögelehrfamkeit widmen 
follte. Dies Studium war aber feinen Neigungen wenig 
angemefien, daher er felten die juriftifchen Vorlefungen 
befuchte. Deſto fleißiger war er in den Vorleſungen der 
Geſchichte und Erdbefcreibung der Profefforen Remer, 
Pfaff und in den Baden, die feinen Geſchmack mehe 
anſprachen als die Rechtskunde. Als er im J. 1792 die 
Univerfität verlaffen hatte, fühlte er ſelbſt feine mangels 
haften Rechtskenntniſſe, fludirte nun ein halbes Jahr 
lang das Rechtsfach in allen Sheilen mit dem größten 





114 E Haffel. 


Todes und deu Abneigung Ss. die medhanifdhen Dienfte 
eines Amtsaktnars fortzufegen, war fein raſcher Ents 
dluß, feine Stelle nach der Befisnahfme Braunfgweigs 
uch die Zranzofen niederzulegen und zu verfuhen, blos 
yon feinen literarifchen Arbeiten zu leben. Wirklich ers 
hielt er bald bernach einen Ruf nach einer ruſſiſchen Unis 
verfität als Profeſſor der Geographie und Grdkunde, 
weldyen er anfangs annehmen wollte, Diefen jedody nach⸗ 
ee, als der Großherzog von Würzburg geneigt fchien, 

a in Würzburg anzuftellen, wieder fahren Ließ. Nicht 
an ſich oder die Geinigen, fonbern an die Wiffenfchaft 
und deren Zörderung dachte der hoͤchſt uneinennügige DB. 
Als ee am Ende des 3. 1306 Wolfenbüttel verließ, 
wandte er er fich zuerft nach Rürnberg und gab im Febr. 
1807 einen Abrif des Kaiſerthums Deftreih und im April 
Des ruſſiſchen Kaifertbums heraus. Man las ©. 298 
des leptern Werkes folgende damals Aufſehn erregende 
Worte über Rußlands politiſche Berhältniffe gegen Frank⸗ 
zeich, weldhe im 3. 1813 volllommen beftätigt wurden: 
— „Der jegige Krieg falle indeß wie er wolle. Ruß⸗ 
lands furchtbare Groͤße wird durch denfelben nicht zus - 
ammenfinten, felbft wenn Rapoleon nach dem entfchies 
enften Siege es verſuchen durfte, fein Heer in das In⸗ 
nere des Reichs einzuführen. Dort würde entweder Ber: 
nihtung, wie Karl XII, bei Pultava erfuhr, das Heer 
aufreiben, oder Mangel an Subſiſtenz in umbefannten 
Sefilden unter fremden Voͤlkern zur fdynellen Entfernung 
nöthigen. Roh kann in Rußland nur der Ruſſe fech— 
ten.’ — Bon Nürnberg ging H. nad Göttingen, um 
die dafige Bibliothek zu literarifchen Arbeiten zu berugen, 
allein bald folgte er einer Einladung Bertuchs nach Weis 
mar, um dieſen Gelehrten bei feinen vielen literarifchen 
Arbeiten zu unterflügen. Er fchrieb 1809 in Weimar ei: 
nen geographifchen Abriß des Koͤnigreichs Holland, ars 
beitete audy an dem Werke „Europa nad feinen yoliti- 
fen Veränderungen feit dem Ausbruche der franzoͤſiſchen 

evolution”. Nachdem der braunſchweigiſche Minifter, 
Graf von Wolffradt vom Könige von Wiftphalen zum 
Minifter dy Innern ernannt worden war, erinnerte ſich 
derfelbe des genialen H. und ließ unter dem Berfprechen, 
fe feine beilere Anftellung demnädft forgen zu wollen, 

n nach Gafiel einladen, um in ftatiftifhen und in ans 
dern gelehrten Be in feinem Bureau zu arbeiten. 

. nahm die ehrenvolle Ginladung an und entſprach in 
Einen Geſchaͤften den Erwartungen bes Minifterö fo voll: 


nm und 
I Referenten in Sachen des — ünterrich J 


end ermählte, Ball 


‚Sobann ‚Müller, — 56. dringenden Vorftellungen 
kten der — Ka h — 


igen zuſammengeſchmolzen wurden; aud ga je we 


er fich geltend zu machen ‚man fein ‚oft viel 
dem Tomten Bamalia diplomatifche: jer und 
mandıen Debi F in tthe 


haftlinen Fragen. ? 
ohne ihn entftanden, da er fü jichtig in Webereinftims 
mung mit dem Landeswoh] fen verftahd, In 
j ng, deffen Tief daͤhrr auch die Regierung 34 
m. öni —“ dewogen wat, — raat 
u a ——— En, habe ei El 
jafanı -ofeffor der ira; Stat: ans 
jeftellt werden folle. — — — Ge⸗ 
‚8 mühevollen Amtes fand H. dennoch Mufe 
‚zu Literarifchen Nebenbefchäftigungen, befonders in Schrif⸗ 
‚ten, die den weftphälifhen Staatskörper und deffen ge» 
jaueren, jegigen oder vormaligen Zuftand intereffirten, 
melden Die Negierung Weſphalens aufgelöft und biömeis 
Ten unleugbar verbefiert hatte, Sein glüdligger Genius 
* im Verſchmeizen des Gewefenen in_eine der neuen Werz 
waltung des Königreih8 angemeffenere Form, — 
wenn e8 irgend moͤglich war, ben Perſonen der vorig 
Verwaltung irgend einen Werluft oder Verdruß zu vers 
anlaffen, machte -ihm fowohl bei ven Deutfchen, als bei 
“ den Ausländern täglich mehr Freunde. Gr redigirte das 
mals gemeinfehaftilih mit Murhardt die Zeitfchrift „Wefts 
phalen unter Hieronymus Napoleon’, und beide Mäns 
ner bewährten darin ihre Kreilinnigkeit, Mach der Aufs 
Töfung des Rbnigreite Weitphalen zeigte ihm der Kuts 
ke Wilhelm I., dee indeß,vom feinem Throne wieder 
* ;6 genommen, _viel ignädiges Wohlwollen, weiches H. 
nicht einftel, fie fich zw bemmi Dagegen uberzengte er 
@ biöweilen denfelben, d fi eine oder die andere wi 
vhälifge Einrichtung demKurfüciten * Teimem Lande 
€ x 
Ar .* * 
* 


Dr: 


I. 


2 
en. 








118 Haſſel. 


verkauft und ſollte billig nicht verloren gehen. Roͤchte 

e eine große Bibliothek kaufen, um das Andenken des 

erflorbenen zu ehren, oder der Wittwe eine Penfion zu 
verfhaffen! — RNach feinem Tode würdigten feine Ver⸗ 
diente die Leipziger Literaturgeitung 1829. N. 27., die 
Allg. Liter. Zeit. 1829. Int. 25 und 36 und die Borrede 
zum 6. heil der zweiten Gection der Halliſchen allges 
meinen Gucyclöpädie. — Im Staatödienft ald Berwals 


tee und ald Gelehrter hatte H. reiche Erfahrungen erwors - 


ben und arbeitete, begabt mit einem glücklichen Gedächts 
niß, mit ungemeiner Leichtigkeit. Aber zugleich war kein 
Gelehrter weniger von der Vollkommenbeit feiner ges 
ſchichtlichen, geograpbifchen oder Literarifchen Darftelluns 
gen eingenommen und nie tadelte er mit Bitterkeit. Was 
er recenfirte, batte er gelefen und fchrieb erſt nad) dee 
Leſung feine felten lange Kritik. In feinem Fache find 
eingefchlichene Unrichtigkeiten immer unvermeidlich. ZBeigte 
man ihm irrige Darftelungen, fo überzeugte er fich davon 
leicht und befferte gern mit Anerkennung des fremden 
Berdienftes. — Bon mehreren gelehrten Bereinen wurde 
er zum Mitgliede aufgenommen, und noch kurz vor ſei⸗ 
nem Tode von der ruffifchen Akademie der Wiſſenſchaf⸗ 
ten. Der verftorbene Großherzog Carl Auguft von Wels 
mar *) ſchaͤtzte H. fchr und befchenkte ihn 1823 mit dee 
goldenen Berdienftmedaille und der Erlaubniß fie am 

ande des Falkenordens zu tragen. — In feinen legten 
Lebensjahren wuͤnſchte er ſich ein akademiſches Profeſſo⸗ 
rat und ſonderbar, daß er im Alter hierin Schwierigkei⸗ 
ten fand, welche man dem Juͤnglinge nicht entgegenge⸗ 
ſtellt hatte. — Wahrend feiner weftphälifchen Dienſtpe⸗ 
riode heirathete er eine Tochter des hannoverſchen Haupt⸗ 
manns Ebert zu Bederkeſa. Dieſe Gattin verlor er 1819 
durch den Tod, und es uͤberlebten ihn aus dieſer Ehe ein 
Sohn und zwei Toͤchter. Im J. 1820 verheirathete er 
ſich wieder mit einer Tochter des jetzt in Leipzig leben⸗ 
den als Schriftſteller bekannten Kammeraſſeſſors Ruͤder, 
aus welcher zweiten Ehe ihn zwei Toͤchter überleben. — 
H. liebte feine Familie innig und war überhaupt ein 
hoͤchſt gutmüthiger Privatmann , der gern woplthätig 
war und Frohſinn um fich verbreitete. Selten unterlies 
Ben Gelehrte und auögezeichnete Neifende, welche Mei: 
mar befuchten, ihm perfoͤnlich ihre Achtung zu bezeugen, 
da er außer Deutſchland nicht weniger als in feinem Bas 


2) 4 Biogr. Im 6. Jahrg. ©. 465 d. Nekr. 








*. 


120 v. Wredey. 


nachdem er zuvor bei der mediciniſchen Fakultaät zu Buͤz⸗ 
ow ein desfallſiges Examen — ruͤhmlich beftanden hatte, 
Vrſt in fpätern Jahren ftudirte er förmlich die Medicin 
auf einer auswärtigen Univerfität, ließ ſich demnächft im 
3. 1802 zu Roflod den Doctorgrad feiner Wiſſenſchaft 
ertbeilen und wurde nun unterm 1. März 1814 zum Kreids 
phyſikus in den Aemtern und Städten Baͤkendorf, Boiz⸗ 
zenburg, Hagenow , Wittenburg,, Zoddin und Berrentin 
ernannt, welchem Amt er mit großer Umficht, Thaͤtigkeit 
und Geſchicklichkeit bis an fein Ende ruͤhmlich vorgeſtan⸗ 
den hat. Schon im J. 1810 war er als Rathsherr in 
Das vaterſtaͤdtiſche Magiftratdcollegium getreten, welche 
©telle ee aber nun bei Hebernahme des Phyſikats, wos 
durch feine öftere und weitere Abwefenheit nothwendig 
ard, 1815 aufgab. Seit 1785 war er verheirathet mit 
ophie Marg. Sunow, weldye ihm der Zod im I. 1826 
entriß. Drei Kinder, ein Cohn und 2 Töchter, waren 
aus diefer glücklichen Ehe hervorgegangen und alle fah 
er noch vor feinem Tode verforgt, , 
Schwerin, Dr, Bruͤſſow. 


45. Carl von Wreden, 


großherzogl. Hefl. darmſtaͤdt. wirkl. geheimer Staatörath, Groß⸗ 
kreuz d. heſſ. Haudordend u. Mitglied der erſten Kammer ber 
Landftände zu Darmiftadt ; 


geb. im 3. 1764, geft. d. 20. San. 18% *), 


Optima prima fere manibus rapiuntur ayaris, 
Ovi 0 


Die Jugendzeit des Vollendeten, ſeine naͤheren Fami⸗ 
lienverhaͤltniſſe und Erziehung zu Mannheim, wo er ges 
boren wurde, iſt und unbekaunnt geblieben und wir finden 
ihn fogleich im höhern, thätigen Leben, wie er, nady eis 
ner wiflenfchaftlichen und theologifchen Bildung zu Hei⸗ 
Delberg und Coͤln die Stelle eines Vorleſers, zu der ihn 
Ki —2* Organ beſonders geſchickt machte, beim Kur⸗ 

eften von Göln, Maximilian Franz, übernimmt und 
durch feine eingeftrenten trefflihen Bemerkungen auf Ges 
hund und That diefed Fürften großen Einfluß gewinnt. 
ach dem ode feines fürftliden Goͤnners erhielt er vom 
Großherzog Ludwig den Auf als Seheimerath, um uber 





* . . Orat, in memar. ejus 
Zn dl Prof Doc Dilthep ra ] 





122 Heniſch — Müller. 


— befugt, ohne Einwillig. d. Biſchoͤfe e. deutſchen 
eichsfaͤrſten d. Erlaubn. z. ertheilen, die in deſſen Sande 
geleg. Guͤter d. kathol. Geiſtlicht. z. befteuern?... Gab 
beraus: Gefaͤnge m, Gebete in d. letzt. Adventswoche. 
Bonn 1789, 


* 44, Friedrich Gotthelf Hentſch, 


Archidiakonus zu Grimma; 
geb.d. 14, Der. 1742, geſt. d. 21, Ian, 1829. 


Sein Bater war Koch zu Budiffin, wo er geborem 
ward und aud feine Studien anfing, bie er in Leipzig 
bis 1763 fortfegte, in welchem Sabre er Subflitut des 
Archidiakonus Müller in Grimma ward, 1775 befam er 
das Diakonat, 1779 das Archidiakonat, in welchem legtern 
Amte er 50 3., im Amte überhaupt 66 3. fland. 
ward 86 I. alt und konnte längft nicht mehr fein Amt 
een fo daß er mehrerer Gubſtituten hinter einander 

edurTie, 


45. Karl Adolph Müller, 
Dberlandögerichtd-Audkultator zu Domslau; 
geb. d, 22, Dec, 1804, geſt. d, 22, Ian. 1829 *). 


Der Berewigte erfreute ſich bis in fein 9, Lebensjahre 
eined gefunden und wohlgebildeten Körpers, In diefem 
aber ward er dad Opfer fremder Unvorfichtigkeit und 
trug von nun an durch 16 J. einen fiechen Körper mit 
fih herum, den aber die Lebendigkeit und Krifche des 
Geiſtes aufrecht erhielt und deffen Kraft er ſich gewohnt 
hatte ftet8 biß zum Außerften Reſt zu verbrauchen. Den 
erften Unterricht und die wiffenfchaftlichen Voruͤbungen 

enof er im väterlichen Haufe und feine geiftigen Faͤhig⸗ 
eiten entwickelten fich fo ſchnell und gluͤcklich, daß er, 
wiewohl oft mit ELörperlichen Leiden kaͤmpfend, nach vols 
lendetem 14. 3.der2. Klaffe des Elifabethanumd übergeben 
werden und diefe nach einem halben Sabre mit der 1. 
Klaſſe vertaufhen konnte. Nach 23 3. verließ er 18 I. 
alt mit dem Abgangdzeugniße Nr. 1 das Gymnafium, um 
ſich auf der Hochſchule zu Breslau dem Nechtöftudium zu 
widmen. Die Liebe feiner Lehrer begleitete ihn. Mit 
verftändigem Fleiß und geordneter beharrlicher Thätigkeit 
beſchaͤftigte er fich hier mit allen Zweigen dev Rechtswiſſen⸗ 


*) Shlef. Pros. BL, Febr. D. 189. 









** 
Gee ‚Höhere Mathematik md Naturwiſſenſchaften, zu 
muß und Erholun; 


ib 
rufung zue Grlangung der Auekultatur trat 
er Füngling mit fittlichem ir die Idee des Rechts 
in das Wleklaine ‚eben, wo e8 die Verwirklichung defien 4 
lt, was er, im ftill begeii Gemüth 9 und. 
ei klarer mntniß erfaßt te. — Ganz of us 
durchaus redlich, befeyeiden und Liebevoll, fcarffinnfg mi 
leidenfcaftslos, wo e8 die Prüfung und Erforſchung der 
ahrheit galt, klar und dmfichtig in der Darjtellung I 
u erkannten, unbefangen und unbeftechlich in feinem. 
Urtheil, feſt und furchtios in feinem Entfchluß, im hoben 
Grade ordnungsliebend und bis zur Aufopferung, gefällig — 
ließ alles hoffen, ex werde eine Zierde deöricpterlichen AmmteB 
werden, Die Reinheit feines Strebens und die feiner - 
Nebungszeit angemeffene, vielleicht fie überfchreitende ers" 
Yangte Züchtigkeit fand, wiewohl erft nad) längerer Zeit 
eine gütige Anerkennung feiner Borgefesten, welde 
dem Beugniffe ausfprach, das ihm bei feinem Abgange 


ach vühmlid bes 





Directorium des erfterem unterm 11. Aug. 1828 ertheilte. „ 
— Für die zweite Prüfung, welcher er num in wenig 
Wochen entgegenfah, bereitete fi DM mit unermüdlibem 


” 


Pr 


vom Stadtgericht in Breslau zum Oberlandesgericht das d 


men sine urfprängliche —— Sing, gewährten. , j 


er 


„ #leiße vor, wiewohl er ein hohes Maß Eörperlier , *,* 
ſchinerzen ſchon feit langer Zeit zw tragen hatte, zu dem “ 
ſich in den legten Wochen noch eine gänzliche Abfpannung 
aller Kräfte und eine ganz gefunfene NRetventhätigkert % 


gefellte. Erſt wenige Zage vor feinem Binfcheiden unters, 
brach er die Vorbereitung für feine irdiſche Berufung, 

- um, wie er meinte, nur etwaß genefen, fie wieder fortzus 
fegen. Aber im vollen Befis feiner Geiſteskraft und 
nicht efme Hoffnung der Genefung, überrafchte ihn DaB 4 
Ende, das Viele mit Wehmuth und Trauer erfüllte. , 


" * 46. Johann Chriftian Morgenftern, 5 
Amtöinfpector zu Deffaus 
"geb. d. 29. Ian. 1756, geft. d. 2%. San. 1829. . 
Er war zu Quedlinburg geboren, wo fein Water bie . 
dortige Domäne geraatet hatte. @eine Neigung bee 
giumt: ihn für die Landwirtpfchaft, die er bei feinem 
jater- bis zum 3. 1788" mit großem Eifer betrieb PR sine Mm 


; jedoch dadurch verhindern gu Lönnen, daß diefer. 
» a für die Bandwirthe —— * 


[3 7 





— * in 0% 


* 








126 Klotz. J 


einem handſchriftlichen Fragmente über Entſtehuung, Wachs⸗ 
thum und Ausdauer feiner Sittlichkeit — meine Kinds 
heit und Jugenderziehung fiel in eine Zeit, wo ein Weiſſe 
und Baſedow erft nach und nach anfingen, bekannt zu 
werden und wo alles Alte noch gut war, weil ed von 
acht oder fechzehn Ahnen herſtammte; Männern war fie 
übergeben, weldye Alles gethan zu haben glaubten, wenn 
fie ihre Schäler erzögen, wie fie felbft erzogen worden 
waren.’ So konnte denn die nach damaligen pädagogi: 
hen Begriffen beilfame außerordentliche Strenge der 

Iteen und Lehrer keineswegs vortheilhaft auf einen von 
Natur mit vorzüglichen Anlagen und Feuerkraft ausge⸗ 
ftatteten Geiſt wirken, fie unterjochte ihn, fchüchterte ihn 
ein und erzeugte fo nothwendig nicht die wahre Moralis 
tät. Mit ehrenvollen Zeugniffen verfehen, bezog K. im 
3.1736 die Univerfität Leipzig, fludirte daſelbſt im erften 
Balbjahre — wohl einem ehrwürdigen Lehrer zu Siebe — 
Sheologie, dann aber mit Hintanfegung feiner Lieblingss 
neigung, die ihn zum Studium der Medicin hinzog, dem 
Wunſche feines Vaters gemäß. die Jurisprudenz. — Noch 
immer indeffen war in diefen Jahren, feinem eigenen Ges 
flänpniffe zufolge, nur Furcht vor dem elterlihen Miß: 
fallen der einzige Beitimmungdgrund aller feiner Hands 
lungen. Erſt in der Zolge machte, das nie ganz unters 
drückte natürliche feine Gefühl für alles Sittlichfchöne 
und die vorherrfchende Neigung und Liebe zu demfelben 
ihre Necht an dem von Zweifeln beftürmten und mit ſich 
ſelbſt entzweiten Juͤnglinze geltend; die Lectüre ausers 
wählter moralifcher Schriften, vor allen aber vernunftz 

emäße Religion, unterftügten ihn Eräftigft in feinen, ed⸗ 

en Beftrebungen, befeftigten in ihm den Entfchluß, kuͤnf⸗ 
tighin die Pflicht aus Grundfag in ihrem ganzen Um: 
fange nach Kräften zu üben und ihre Hinderniffe muthig 
zu befiegen. So bildete ſich der Verewigte allmälig 
duch eigene Kraft zum Manne heran, der feine Pflichten 
in jeder-Beziehung gewiffenhaft zu erfüllen bemüht war. 
Mach feiner Rückkehr von der Akademie ins elterlicye 
Haus im 3.1790 wurde er des Vaters thätiger Amtöge- 
hilfe, nach defjen Zode aber fein Nachfolger in der Ges 
zichtöbeftallung zu Trebſen, und von nun an der liebende 
BVerforger und die zuverläffige Stüge feiner Mutter und 
Schweſtern. — Eben die ftrengen Verpflihtungen aber, 
welche ſich K. in diefer Ruͤckſicht freiwillig auferlegte, 
waren Urfache, daß er ſich erft im 39, 3. feines Lebens 
verehelichte. Seine Wahl traf Johanna Sophie Friede⸗ 


5 . 


rn 2: 
. — 
Von Pe ae 
" gife geb. Straude aus Elterkein Im fächfifehen Erägebitge. 
felben fein —— — 

ttin ſeiner Fe Ne Ai 


-fich jener . 
mann der ganz vetmaiften 3 Kinder etfter Ehe ald, 


ormund und zweiter Mater mit ——— — 
fein Ende, era 


fahrt (Die Urmenanftalt, längere Zeit Hindus 


Wibelgefeiftpaft feinee a BC) maus gan. 


‚tig am, redete auch in feinen Amtöverhältnifie 
Schule Eräftig das Wort, fo oft fi tum (dei Aushändie 

+ gung der Bocationen an Prediger und Schullehrer 2c.) 
" die Gelegenheit darbot. — Der Verewigte war im J. 
1795 Schulamtöverwefer und Getichtsverwalter in Trebſen, 


Ben der Jugend und 'et zwerkmäßigen — | 
tb: 


ten zu Gornewig, und Bertrauen belohn: ine mi 
ündlichee Gelehtſamkeit verbundene Netlichkeit, 
Yortwährend ſuchte er je Wiffen vielfeitig zu erweitern 
und folgte den Fortſchri 
auch feine Muße tpeit6 Durch die faft Ängitlihe Genauige 
teit befchtänt wurde, womit er fogat Die minder bedeu* 
Etenden Berufsatbeiten felbft zu verrichten pflegte. theils 
Fhutd) feine unermüdete Dienftfertigkeit, melde man von & 
allen Seiten um fo mehr in Anfpruc nahm, je zuverfichts 
licher Jedermann von dem anerkannt rechtfchaffenen Manne 
am liebften Rath und Beittand fih wänfhte — Daß , 
ein fo gemeinnteig thätigee und menfchenfreundlicee , 
Mann aud ein Ghrift im wahren Ginne des Wortek 
war, das ergibt ſich aus dem Borftehenden von feld. 
„Bete und arbeitel® — fo lautete fein täglicher Mable 
ſpruch und in diefen zwei Worten, in ihrer ganzen gäle 
jedacht, fand er den Inbegriff aller Eebenspflichten. — 
« ei einer geregelten frengen Diät erfreute ſich der Hins 
5 


feit 1806 auch in Döben, fowie von den ae 5 
dere 


jefcyiedene tro& feines von Natur ſchwaͤchlichen Körpers” 
faft ohne Unterbrechung dis ans Ende eines erwünfchten 
MWDohifeins, bis gegen Eintritt feines legten Lebensjahres 
u ein bedenfliches ma immer ſichtdarer überhand nahm 
und unerwartet zu frix feinen fanften Zod herbeifüprte, 


' “: 
* ⸗ 


* 


4 


* 


tten in feinem Fache wie fehr, * * 





‚ Eihmann — Bauer. 129 


feinem Ende. — Eingedenk der durch oͤftere Unterhal« 
tung mit dem würdigen Greife mir befannt gewordenen 
Abneigung deffelben gegen lobpreifende Nekrologe ent⸗ 
balte ich mid) der weitern —— — ſeiner eh⸗ 
renvollen Laufbahn. Die Bewohner Großenhayns freuen 
ſich, ſein Andenken durch ſeinen einzigen, auch der Medi⸗ 
tinalpraris ergebenen und als Dichter bekannten Sohn, 
Dr. Emil Reiniger, ruͤhmlichſt erhalten zu ſehen. 


* 49. Emanuel Eichmann, 


Großherzogl. mecklenb. ſchwerin. penſ. Schiffskapitaͤn u. Vorſteher 
der Navigationsſchule zu Roſtock; 
geb. im J. 1768, geſt. d. W. Jan. 1829, 


Der Hingeſchiedene war ein vortrefflicher Lehrer der 
Schiff fahrtskunde, der die Theorie mit der Praxis muſter⸗ 
haft zu verbinden wußte und ſchwerlich in ſolcher Gedie⸗ 
genheit in Roſtock wiedergefunden werden moͤchte. Eine 
bedeutende Anzahl einheimiſcher und auswaͤrtiger Schiffer, 
Steuerleute und Bootömänner haben ihm ihre Kenntniffe 
in der Nautik und Steuermanndtunde zu verdanten. Sein 
Ableben, welches in feinem 61. Lebensjahre erfolgte, wurde 
Daher allgemein bedauert. — Als Schriftfteler hat er 
ſich durch eine Abhandlung: „Etwas uber Roſtocks Hands 
lung, mit Borfchlägen zu deren Verbefferung‘, bekannt 
gemacht. Sie findet fih in Peirerd Annalen ded Handels 
und der Schifffahrt, Bremen 1819, 2. Jahrg., Heft 4, 

Schwerin. Dr Bruffow. 


* 50. Heinrich Gottfried Bauer, 


Doctor d. R., Affeffor bei der Iuriftenfakultät u. Oberhofgerichts⸗ 
und Gonfiftorialrath zu Leipzig 
geb. d. 21. Mat 1784, geft. 36. Ban. 1829. 


Gr war zu Leipzig geboren und der einzige Sohn 
des im 3. 1811 verftorbenen verdienftvollen Ordinarius 
und Appellationsrath8 Dr. Hein. Gottfr. B. Nachdem 
er die Nicolaifchule feiner Vaterſtadt befucht, fkudirte er 
von 1802 bis 1805 die Rechte und nahm 1811 die juridis 
fe Doctorwürde an. Im I. 1820 erhielt er Sig und 
Stimme in der Juriftenfacultät. — Seine Schriften find: 
Diss. exercitatio de jure vindicantium praeclusorum, Lips, 
1805. — Observ. geammat, atque histor. in pignorationem 
privatam, 1811. — Diss, inaug, exercitat, juris civilis de 


R. Rekrolog 7. Jahrg. 


Haug. 131 


bildeten Eltern im Schoofe der blühenden Natur zn Nieder, 
flogingen, einem ſchwaͤbiſchen Städtchen im wurtembergis 
Then Oberamte Alpe, wo fein Vater, dee nachmalige 
Profeſſor und Stiftöprediger zu Stuttgart, Balthafar H., 
Dama!E Pfarrer war, geboren, erhielt er feine erſte Bildung 
auf dem Gymnaſium zu Stuttgart, und war Anfangs zum 
Studium der Theologie beſtimmt. Im J. 1776 in die 
Karls⸗Akademie aufgenoimmen, wandte er fich jedoch nach 
vollendetem pbilologifchen und philofophifchen Kurfe zum 
Studium der NRechtswiffenfhaft, und machte in derfelben 
fo gute Fortfchritte, daß er, durch vier in verſchiedenen 
Zweigen derfelben erhaltene Prämien den vom Herzoge geftifs 
eten alademifchen Orden errang. Nach beendigten Studien 
wurde er vom Herzoge Carl im 3.1783 als Sekretär in feiz 
nem geheimen Kabinete angeftellt. Wie viele Huld und 
Väterliche Nachficht diefer Furft dem jungen Manne ans 
gedeihen ließ, — deſſen Dichtertalent fih Damals ſchon 
entfaltet hatte, defjen Wis fich bereits laut zu Außern 
begann und der fich in ein ſtrenges Dienftreglement nicht 
immer recht zu fchiden wußte, — Davon erzählte nody oft 
der Greis mit Heiterkeit, Ruͤhrung und innigem Dank⸗ 

efüble Dem Regierungsnachfolger Garls, dem Herzoge 

udwig Eugen, wurde er durch feine Stellung als zweiter 
Kabinetöfekretär näher gerückt, unter Herzog Friedrich 
Eugen erhielt er die Stelle eines Sekretaͤrs beim Gehei⸗ 
menratbe, dem nachmaligen Staatöminifterium, ein Amt, 
das er 11 I. lang beteidete, bis ev im Jul, 1816 vom ver⸗ 
ewigten König Zriedrich zum Bibliothekar an dee koͤnig⸗ 
lien öffentlichen Bücherfammlung mit dem Sharakter 
eines Hofraths ernannt wurde, So war es ihm nun vers 
gönnt, die legten zwölf Jahre feines Lebens den Mufen, 
welchen er die Erholungsftunden feines Lebens widmete, 
auch im Alter zu dienen. — Auf die Ausbildung feines 
Geiftes war in den akademifchen Jahren fein Jugend⸗ 
freund, dew unfterblihe Schiller, und der als Sprachfor⸗ 
[cher befannte nachmalige geiftreihe Bibliothekar und 

iograph Schillers — Peterfen nicht ohne Einfluß; der 
geiftvolle und belebende Schubart zeichnete den Züngling 
aus, und in einem (noch ungedructen) Briefe nannte et 
ihn einen „koͤſtlichen Zungen.“ Unter jeine älteften und 
vertrauteften Freunde gehörte Matthiffon, der Dichter, 
Der zugleich bis ins legte Jahr feines Lebens neben ihm 
Dad Amt eines Bibliothelard bekleidete. Ohne auf den 
Namen eines eigentlichen Gelehrten Anſpruch madıen zu 
wollen, beſaß H. doch Kenntnifie, die man wit neh Jedem 

9 


132 Haug. 


Gelehrten findet, und namentlich war er dee roͤmiſchen 
Sprache in einem feltenen Grade mädtig und eine Be⸗ 
Tanntfchaft mit den meiften Lebenden, wie die feinige war, 
gehört unter die feltneren Erfcheinungen. Unter den Seelen: - 
vermögen des Berewigten war das hervorftechendfte, und man 
Darf fagen dominivende, der Wis, und zwar jener wun⸗ 
derbare Wortwig, der aus der Aehnlichkeit der Klänge 
mit Bligesfchnelle die uberrafchendften Gedanken, die 
treffendften Urtheile, die ſcherzhafteſten Wendungen über 
Gegenftände aller Art hervorzuloden wußte. Kein Wun⸗ 
der, daß unter den vielfachen Produktionen feiner leichten 
Keder, neben Zabeln, Liedern, Balladen, das fcdherzende 
Gelegenheitsgedicht, befonderd aber das Epigramm , weit 
ernorragt, und daß diefes legtere ihm in ganz Deutfch: 
and einen gerechten und gewiß unvergänglichen Auf ers . 
worben hat. Schon im 3. 1791_erichien eine anfehnliche 
Sammlung großentheild vortreffliher Sinngedidhte von 
ihm; Ddiefer folgten feitdem von Zeit zu Zeit, außer uns 
zähligen in Zeitfchriften und Taſchenbuͤchern ausgeſtreuten 
einzelnen fcherz: und ernfihaften Gedichten, andere Samm⸗ 
Yungen, fliegende Blätter, in welchen oft Ein Scherz mit 
nie ermüdender Anmuth ſich hundert neue Seftalter® fchuf 
und Ein Wis immer wieder den andern erzeugte; und 
noch in den legten Jahren ftellte er eine Auswahl desje⸗ 
nigen, was ihm das Beſte unter feinen ſaͤmmtlichen Er- 
zeugniffen däuchte, in zwei Bänden zufammen. Aber 
viele feiner trefflichften Einfälle, Impromtu’s des gefellis 
gen Lebens, haben fich nur in der mündlichen Ueberliefe⸗ 
zung erhalten und können wegen ihrer individuellen Vers 
anlaffungen und Anfpielungen nur von einem kleinen 
Kreife gewürdigt, werden, Hebrigend wurde die Spitze 
des Epigramms in ſeiner Hand nie zum verwundenden 
Stachel; die Perfoͤnlichkeit ſeines Witzes war der Art, 
daß der Getroffene von Herzen mitlachen mußte; der Ge⸗ 
enſtand feines‘ Scherzes war nicht der tiefliegende Fehler 
eines Nebenmenfchen, nicht ein verdorbener Charakter, 
den er verabfcheute, an den er ungern glaubte, fondern 
unfchuldige Eigenheiten und Lächerlichkeiten, die am 
Tage lagen. Der Wis, der fo leicht verfeindet, machte 
ihr zu Sedermannd Freund; den verfchiedenften Zirkeln 
theilte fein aufs vielfachfte in Anfpruch genommenes 
Wohlwollen, Ernft und Scherz aus dem Züllhorne feiner 
Mufe mit; der Reim ftand ihm jeden Augenblick zu Ge⸗ 
bot und die befcheidene und abſichtlich unfcheinbare Art, 
mit welcher ex feine Einfälte zum Beßten zu geben wuß⸗ 


\ 


Haug. 135 


te, machte ihn zum Tiebenswürdigften Geſellſchafter. Se⸗ 
fonbere unerfchöpflic war er in Zrinkfprüden (Toaſt's) 
m frohen Kreife der Freunde, was ihn daher zum Mits 
telpunkte jeder Geſellſchaft machte. Da war es überhaupt, 
wo fein immer gleicher Humor, feine unwiderftehlidy frohe 
Laume die fchönften Augenblicke heroorrief. — Der Gang 
Tone äußern und innern Lebens war einfach und unges 
ört, und feine Gemuthöruhe wurde nur unterbrochen 
durch die fchmerzlichen Verluſte, Die fein Herz erlitt, zu⸗ 
erft durch den MWerluft des einzigen Sohnes im früben 
Alter und dann befonders durch den Zod feiner würdigen 
GSattin und zweier liebenswürdigen erwachfenen Töchter. 
Aber fein unbefiegbarer Frohſinn ließ ihn, fo tief. er dieſe 
Schläge audy empfand und nie ganz verfchmerzte, doch immer 
bald wieder das Gleichgewicht finden, und wenn ein Recenſent 
ihn etwa Ärgerte, was wohl gefchehen konnte, fo machte er 
feinem Verdruß in einem Dugend Spigrammen Luft und 
ging dann wieder munter fein Liedchen pfeifend (wie er 
zu thun pflegte) feinen Weg. Im ernften Leben war er 
eine Geele ohne Falſch, der befte Bater und Gatte, der 
aufapferndfte Fremd, dienftfertig und gefällig gegen alle 
Menſchen, und die Heiterkeit feines Gemuͤths Satte eine 
tiefe religiöfe Grundlage. — Gr hatte früher niemals 
die Grenzen feines Baterlandes überfchritten, bis er in 
den legten.6 Jahren eine Reife nach Heidelberg zu feinem 
Freunde Voß *) dem Vater (der Sohn war bereits geftorben) 
Yornahm, von dem er rühmte, daß er ihn das griechiſche Odens 
maß handhaben gelehrt habe, inweldyem er ſich von dortan 
häufig verfuchte; dann ein zweitesmal nady Straßburg. 
Eine Reife ind nördliche Deutſchland, die er noch im J. 
1827 unternahm und auf welder er Leipzig, Dresden, 
Meimar und Berlin befuchte, befriedigte feinen lang ges 
hegten Wunfch, die Dort lebenden Männer von Ruhm und 
Ruf von Angeficht zu Ungeficht zu fehen ; und auch hier fehlte 
ihm die Liebe und Achtung nicht, die er fih allgemein 
in erwerben wußte. Weberall wollte man den kindlichen 
ann yerfönlid kennen lernen, deſſen barmlofer und 
länzender Wis aus der Kerne feit vielen Jahren erfreut 
gard Dies erweiterte den zahlreichen Kreis feiner Freun⸗ 
de und ftärkte fichtlich feine fehon Damals wankende Ges 
fundpeit. Einer der heiterften Genüffe feines legten Bes 
ensjahres war die einzig fchöne Feier des 11. Febr. 1828, 
mit welcher der hundertjährige Geburtstag des erhabenen 
Etifterd der hoben Karlsfchule begangen wurde; eine 
Feier, zu der er vor Allen ſeibſt mandyen entfernten Freund 


2) Def. Biogr. 4. Jahrg. ©. 171. 


154 Haug. 


herzubeſchied und bie er durch muntere und ernfte Dichs 
tungen erhöhte. — Im zu Ende gehenden 68. Lebensjahre 
endete nach kurzem Krankenlager. eine den Umlauf des 
Biutes förende Schwäde unerwartet ſchnell fein Leben, 
das ihm die Mufe noch bid zu den legten Stunden erhei⸗ 
texte. Gine Äußerft zahlreiche Begleitung folgte am 3. 

ebr. feinem Garge und ſprach die große Theilnahme 
einer Mitbürger, mit welchen er ſelbſt fo oft ſich nicht 
nur gefreut, fondern auch herzlich getrauert hatte, rührend 
aus, Der Stuttgarter Liederkranz, defien thätiges und 
befonders verehrtes Mitglied er war, fang ein von ihm 
edichteted Lied an der Muheftätte feiner irdiſchen Hülle, 
Diefe Gtelle hatte er im Geifte vor Iahren in beiterer 
Gefelfchaft zum Boraus mit einem Ginngedichte bezeich⸗ 
net, worin ficy fein Sinn und feine Dichterweife vollkom⸗ 
men fpiegelt 8 Lautet fo; 


Der, der bier ruht, 
War fromm und gut: 
Einft, hoff’ ich, taug’s 
Bur Grabſchrift Haug's. 


Der Hofrath Reinbeck ſchließt ſeine vortreffliche Rede bei 
Haug's Todtenfeier — im diederkranze zu Stuttgart am 
24. Maͤrz 1829 gehalten, mit folgenden Worten: „Mit 
befriedigtem Herzen Lehrte Haug von feiner legten Reife 
in unfere Mitte zurud, und bier wurde ihm die Freude, 
tbätig mitzuwirken zu Dee feltenen und bergerbebenben 
eier, welche die noch Lebenden Lehrer und Zöglinge der 
flanzfchule, die feine Jugend gebildet hatte, dem Andens 
en ihres gemeinfchaftlichen erhabenen Wohlthaͤters weib- 
ten. Er tab ſich aufs Lebhaftefte in die glückliche Zeit 
der goldenen Zräume verfest, die für ihn, den Genügfa: 
men, mehr als Traͤume gewefen, erblickte mehrere der 
Genoſſen diefer Seit um ih, — und fo fügte ſich das 
legte Slied der goldenen Kette, die nie ein Sturm gerüts 
telt, die kein trübender Hauch berührt hatte, an das erfte 
Glied. Der Kreis feined Lebens war vollendet. Der To⸗ 
dedengel nahete — er hörte das Rauſchen feines Flügels 
von ferne und fang; . 
Dft hört’ ich Thon ob Sarkophagen 
Schrecklos der Schollen dumpf Geroll. 
Bald iſt von meines Lebens Tagen 
Vielleicht die kieine Summe voll, 
Doch kaͤmſt du Heut mies anzufagen, 
O Tod! ich hegte Keinen Groll. 


Hoͤc. 155 


‚Wohl mir! ich darf es rubig wagen, 
Mit des gerührten Dankes Zoll 
Bu dem dad Auge aufzufhlagen, . 
‚ Bon wo mir Lit und Athem quoll. 
Warum denn, Water, ſollt' icy Elagen, 
Wenn deined Engels Ruf mir fhol? 
Darum vor einem Ende jagen, 
Das endlos mich beglüden fol! 
eine literariſche Wirkſamkeit war bödft andgedehnt, 
und es ift nicht Leicht irgend ein Öffentliches Blatt oder ein 
Almanach erfchienen, zu dem er nicht reichlich beigefteuert 
hätte, fowie er denn auc felbft von her Gruͤndung des 
Morgenblattö, alfo von 1807 an bis zum I. 1820 der 
Redaktion dieſes Blattes mit einem Nebenredakteur oder 
auch zu Beiten allein vorftand, — Bu feinen größern 
literarifchen Unternehmungen gehört auch die mit feinem 
vieljährigen Kreunde, dem mit ihm in demfelben J. und 
an demfelben Sage gebornen Satyriter Fr. Chr, Weiffer 
veranflaltete epigrammatifhe Anthologie in 10 Bochn⸗ 
1805 bis 1809. — Außerdem gab er heraus: Zafchenb, 
für Geiſt u. Herz auf d. 3. 1801. — Hundert Hyperbeln 
auf Hrn. Wahls große Nafe. Gtuttg. 1804. — Epigram. 
Spiele. Züri 1807. — Taſchenb. dem Komud u, Bas 
chus gewidmet (ohne Jahrszahl). — Almanach poet. 
Spiele auf das Jahr 1815 u. 1816 m. 8. Frankf. — 
Huldigungen den Wuͤrdigſten d. fchönen Geſchl. in 200 
Epigrammen. Zub, 1816. — Poet. Luftwald; Sammlung 
v. Gedichten Alt. größtenth. jest unbekannter Dichter. 
1819. — Spiele d. Kaune u. d. Wiges, in Epigr. u. ver: 
c. Anetd. 1826. — Sein Bildniß findet ſich vor Langs 
aſchenb. f. haͤusl. u, geſellſch. Freuden, für 1801. 


* 58, Ferdin. Wild. Ernft Joh. Hoͤck, 
ernerit. Rector der Stadtfhule zu Teterow im Großherzogthum 
Medlenburg: Schwerin — + zu Toitenwinkel; 
geb. d.4. März 1787, geft. d. 30. San. 1829. 


Er ward zu Neuhof bei Teſſin im Medlenburg: Schwes 
rinſchen geboren, wo fein längft verflocbener Bater Carl 
Leopold H. ein fehr wohlhabender Gutspäcter war. Dies 
fee brachte- ihn ſchon frühzeitig im 3.1795 auf die Doms 
joule zu Guͤſtrow, wo er bei trefflichen Anlagen und Zleiß 
n Eurzer Zeit den Schulkurfus zurückgelegt und, ſchon 
1804, in feinem 17. Lebensjahre, für die Univerfität ent⸗ 
laſſen werden Eonnte. Er widmete ſich nun auf der va⸗ 


156 Hoͤd. 


terlaͤndiſchen Hochſchule zu Noſtock der Theologie in Ber 
bindung mit Philologie, beendete dort feine Studien im 
3. 1807 und ließ ſich Deumädft bei dem damaligen Gors 
fiftorialrathe und Superintendenten zu Gternberg, jez 
em GOberhofprediger Dr. Paſſow zu Ludwigsluſt, als 
andidat eraminiren, worauf er mehrere Sabre fehr anz 
efehene Hauslehrerftelen zu Schwerin und Gottesgabe 
elleidete. Im 3. 1812 bewarb er fi um das Subrec⸗ 
:torat an dee Domſchule zu Guͤſtrow. Unterm 25. Oct. 
1814 erhielt er die Gonrectorftele in Zeterow, und bes 
reits den 16. März 1815 das Rectorat daſelbſt. Am 16. 
San. fand er in der Berbindung mit der gebildeten Toch⸗ 
ter eines meglenburgifhen Landgeiftlichen zu Luͤſſow 
Louiſe Simonis, eine treffliche Gattin und feine Ehe ward 
durch 5 Kinder, von denen noch vier den Bater überleben, 
gefegnet. Mit ruͤhmlichem Gifer ließ H. ed ſich nun ans 
elegen feyn, die Damals fehr zerrättete Schule aufs neue 
urch zwedmäfige Einrichtungen zu geftalten und in Flor 
zu bringen, wodurch er ſich allgemein Liebe und Achtung 
erwarb. Schade nur, daß er nicht bei dieſem Borfage 
bebharrte und ficy in der jüngften Zeit, Durch verführerifdye 
Freunde geleitet, mit unbegrenztem Leichtfinn dem Spiele 
und deſſen Gefolge auf das leidenſchaftlichſte ergab 
und dadurch fowopl feine eigene Exiſtenz ald das Gluͤck 
feiner Famile zerflörte. Nicht die Bitten und Thraͤnen ſei⸗ 
ner mit inniger Liebe an ihm hängenden vortrefflichen 
Gattin, nicht die Ermahnungen feiner Freunde und Ver⸗ 
wandten vermochten ed, die ſchon zu tief bei ihm einges 
wurzelte Leidenfchaft zu befiegen und ihn auf andere We⸗ 
ge zu bringen; er verfiel von einer Thorheit in die Andere 
und ward Dadurch unfähig, en Amt länger verwalgen zu 
koͤnnen. In Anerkennung feiner der Schule geleifteten 
Dienfte ward er demnach auf feine deöfalfige Bitte mit 
einer angemeffenen Penſion im J. 1828 feines Rectorates 
entlaffen, worauf er ſich mit feiner Familie nach einem 
freundlihen Landfige zu Zoitenwinkel bei Roſtock begab, 
wo er noch nicht 43 I. alt fein Leben befhloß. 


Schwerin, Dr. Bräffow, 


wie allgemein fie gewürdigt worden 


64. W. 6. Schaidt, 
Kupferfkdier zu Verlin; 

sed, Ip.3. 1789, geft. d. 30. Ian, 199°), 

Durch feinen Zod hat die Kunft, namentli De Kunft 
GcheiftRedyens einen empfindlichen Werluft erlitten. 
fräpen Alter ehem haste ber Berftorbene «6 in diefem 
su bedeutender Bolltommenheit gebracht und von 
jefonderer Liebe Dazu angeregt und durch unverkennbares 
Talent begiinftigt in ftetem Fortfchreiten es zu einer Boll 
Tommenbeit gebracht, die bei den von ihm ausgeführten 
Arbeiten weder in Hinficht der eigenfinnigften Gotrectheit, 
noch in Ginſicht der, Eleganz des Geſchmacks etwas zu 
wünfchen übrig ließ und ihm ünter die erften feines Fa⸗ 
ches ftellte, Wie fehr feine — aneı t und 


dee 


a ind, beweifen 
Arbeiten, die nicht allein für feine Vaterftadt Berlin 

206 Inland überhaupt, fondern auch für das Ausland, 
für Riga, Petersburg, Moskau, Hamburg, je felbR für 
Zondon, Biverpol, Paris, Marfeille, fogar fi — 
»hia und Bofton bei ihm beſtelli und von ihm 

worden find, Wenn gleich der Zweig der Ruf, ben S. 
bearbeitete, wohl nicht. dem übrigen Sweigen ber Kupfer⸗ 


mes im Allgemeinen gleichgeftellt werden mag 


2 
jeibt doch eine in fo großem Mape errungene Bolton» 
wmenbeit, wie der ‚bene fie befaß, ein fo rähies 
Uches beharrlice Streben darnach de’ Anertenntniffes 
werth; und e& gereicht dee Stadi Werlin gewiß zum 
Rahm, einen Mann befeffen zu haben, der in feinen Leis 
gan en mit fo berühmten Städten des Auslandes, felbft 
eb in Diefem Zheile ber Kunft fo bewährten Englands, 
dreiſt in die Schranken trat, und wie die Erfahrung 
lehrt, in dem MWettftreit nicht unterlag, wo er nicht Gies 
ser blieb. — Wenn dem Künfkler hierdurch von dieſer 
eite ein räpmliches Andenken gefichert bleibt, fo wird 
auch anderfeits den Geinigen und feinen Freunden und 
Bekannten das Andenken eines fo liebevollen treuen Gats 
ten und Baters, eines fo tkeilnehmenden und herzlichen 
einem Jeden mit leihen aufrichtigen Wohlwollen ents 
gepentommenden eundes und eines fo rechtſchaffenen 
jedermannes ftetd theuer und werth fen. . 





9) Berlin "Big. 1800. Rr.st,, 


138 
* 55. Johann Gottlieb Beyer, 


Daftor zu Wilthen bei Bautzen; 
geb. d. 21. Apr, 1797, gefl. d, 30. San. 1829. 


Das Dorf Schmölln bei Biſchofswerda ift der Ges 
burtöort des Berewigten, wo fein Bater im Beige ei- 
nes Haͤuslergrundſtuͤckes ſich fparfam, aber redlich nährte. 
Ein frommer, gottergebener Sinn zeichnete diefen ſchlich⸗ 
ten Landmann vor vielen aus. iefen religidfen Sinn 
»flanzte er ſchon früh in die Herzen feiner Kinder; einer 
Fochter und dieſes einzigen Sohnes; wo vorzüglich in 
dem Gemuͤthe des Sohnes die frommen Lehren ded Bas 
ters einen fruchtbaren Boden fanden, Still und zurüds 
gezogen von allen rohen und wilden Spielen feiner Zus 
gendgenoffen verlebte B. feine frühefte Jugend im elters 
lihen Haufe, und befuchte die Schule des Dorfes, 
wo er ſich durch unverkennbare Faͤhigkeiten audzeichnete 
und die beſondere Aufmerkſamkeit des Lehrers auf ſich 
og. Schon in den legten Schuljahren konnte er dem 
ehrer in dem Unterrichte der jüngern Kinder beiftchen, 
und es entitand ſchon damals der Gedanke in ihm, ſich 
einem hoͤhern Stande, als dem feines Vaters zu wid⸗ 
men; allein da hierzu wegen der Ärmlichen Vermoͤgens⸗ 
umftände feiner Eltern gar keine Ausſicht war, fp ftand 
er feinem Water treulih in den oͤkonomiſchen Gefhäften 
bei, erlangte aber doch durch vieles Bitten die Erlaubs 
niß von feinem Bater, daß er bei dem Pfarrer des Orts 
Unterricht in der lateinifchen Sprache nehmen durfte; 
und ſchon nach einem halben Sabre hatte er ſich fo viele 
Kenntniffe erworben, daß ihn alle Vorſtellungen der Sei⸗ 
nigen nicht mehr abhalten konnten, die weitere Audbil- 
dung feines Geifted auf dem Gymnaſium zu Baugen forts 
ufegen. — Wobl hatte er anfangs mit den dringend; 
en Sorgen zu kaͤmpfen, allein durch feinen ausgejeich⸗ 
neten Fleiß und ſtrengſittliches Betragen erwarb er ſich 
bald die Liebe feiner Lehrer und das Zutrauen vieler an: 
gefehener Zamilien, welche ihm ihre Kinder zum Unters 
richt anvertrauten, wodurch es ihm möglich ward, das 
fywierige Unternehmen fortzufegen, Die freien Stunden 
Des Tages mußten dazu verwendet werden, das Rötbige 
zu verdienen, und die Nächte blieben — zum größten 
Racytheile feiner Geſundheit, zum Gtudiren ubrig, — 
So verftrih unter mancerlel Anfttengungen“ und Ent⸗ 
behrungen die Zeit auf dem Gymnafium, als im legten 
Jahre defielben fein Bater ihm duch den Tod entrifien 


. . | 480 | . 
wurde. Diefen Fall drohte alle gene (Hu Deffuungen | | 


noch wantte fein Muth nicht. — N wor er:i u 
—* —— * — able im 3. 1 7 
uf dee Univerſität Erg 


en 
-für die Studien der Zheologie und Paͤdaßechik, sind hatte 
auch bald daß Eu en ende und wohlwels 


nter den ‚Peofeffor 
Der evangelifihen Wahrheit —— 3m 2. J. ie N} 


friedenheit feiner Borgefegten bis einem Abgange von . 
der unloerfiuht verwalteten Rad * 8 hatte ge Tetaen 
theologiſchen SGurfus voRendet, das Examen gluͤcklich ve⸗ 
ſtanden und war: nun entſchloſſen, eine Beife in die 
‚Schweiz zu unternehmen, um dort vielleicht eine Lehrers 
ſtelle an dem Peſtalozziſchen **) Infkitute zu erhalten, _ 
"wo er feine paͤda en Kenntniſſe noch zu erweitern 
edachte. Allein dieſer Plan ward wieder aufgegeben, Ins 
em ihm die Hauslehrerſtelle bei dem General v. Gablenz 
" angetragen wurde. 3. konnte diefem Nufe, der ihn feis 
nen heimathlichen Fluren wieder zuführte, nicht entfagen,- 
fondern nahm dieſe Gondition an. Drei Jahre wirkte er 
mit Segen auf Geift und Herz feiner Böglinge und hatte 
während diefer Seit vielfache Gelegenheit, feine vo 
lichen SPredigertalente, ſowohl während des Winters im . 
Dresden, als auch in den benachbarten Ortfchaften feines N 
Sommeraufenthalts noch weiter auszubilden. Der ſtets 
tiefe Gehalt feiner Predigten , die unerſchoͤpfliche Gedan⸗ 
kenfuͤlle, mit welcher er fein Thema ausführte, der leb⸗ 
hafte und würdevolle Vortrag und feine wohltlingende 
Stimme, verfchafften ihm bald den Ruf eines: ausgezeich⸗ 
neten Kanzelredners. — Dad Berlangen, ber treue Seel⸗ 
forger einer Gemeinde zu werden, wurde nun immer maͤch⸗ 
tiger in feiner Seele, daher meldete er fich zu dem das 








*) Deil. Bioar. 6. Sabre. ©. 118. d. Rekr. 
no Glkalonelrö Bioge, b Sahıgı © 1. . Netri 


140 Beyer. 


mals vaeanten Yfarramte zu Guttau in der Oberlauſitz; 
er ward zur Probe eingeladen, erntete auch hier allge⸗ 
meinen Beifall, und das Pfarramt ward ihm uͤbertra⸗ 
en, welded er au Weihnachten 1822 antrat. — Nun 

ah ſich B. am Biele feines oft fo mühenollen Strebeng, 

und erfaßte mit ganzer Seele den fchönen Beruf, in wels 
chem er nun mit aller Kraft zum Gegen feiner, Gemeinde 
wirken wollte. Die Kirche des Dorfes, welche im Kriegs⸗ 
jahre 1813 abgebrannt war und in ihrem Ausbaue noch 
nicht hatte vollendet werden koͤnnen, erhielt Durch feine 
Bemühungen einen Altar, Kanzel und Taufſtein, welche 
Dpfer feine Gemeinde dankbar erfanıte, Mit Eifer und 
Treue verwaltete er 1 3. und 2 Monate dieſes Pfarrs 
amt und erntete die ſchoͤnſten Fruͤchte feiner ftet3 regen 
Wirkfamkeit. Nebenbei befpäftigte er ſich mit der Er⸗ 
giehung einiger Knaben, wad von jeher fein Lieblingsfacy 
gewefen war. Allein obſchon B. hier alle feine Hoffnuns 
gen in Erfüllung geben fah, die er von dem fihonen Bes 
zufe eines treuen Seelenhirten gehegt hatte, fo war es 
ibm doch nicht möglih, ſich in der flachen gebicglofen 
Gegend heimiſch zu fühlen; fein fehnendes Berlangen 
wandte fi unwillkuͤhrlich zu den Bergen hin, wo er feine 
Sugendzeit verlebt hatte. Theils aus dieſer Wrfache, 
theild um feine finanzielle Lage zu verbeſſern, ließ er fidy 
bewegen, den Antrag des Milthner Pfarramtes im I. 
1824 anzunehmen, und feine Gemeinde zu Guttau entließ 
ihn mit der größten Betruͤbniß. Mit lauter Freude und 
feſtlichen Seremonien empfing ihn die Gemeinde zu Wils 
then, doch obgleich er hierin die Bürgfchaft für die Liebe 
und das Vertrauen feiner nunmehrigen Kirchkinder zu finden 
offte, fo vermißte er Doch bald jene Herzlichkeit, welche 

hm feine fo eben verlaffene Gemeinde fo lieb gemacht 
hatte. — Im Sommer 1825 verheivathete er ſich mit 
Emilie Kriegel, der Älteften Zochter des Rechtsconſulen⸗ 
ten Dr. Kriegel zu Dresden, in welder er alle die Eis 
genfchaften, die eine Liebende Gattin und forgfame Haus⸗ 
frau zieren, vereinigt fand und lebte mit ihr während der 
Zurzen Beit feines noch übrigen Lebens in dem glüdlich- 
ften Einverftändnifle. — In Wiltben fand der Bere- 
wigte viel Stoff für feine raſtloſe Thätigkeit. Die Pfarr- 
gebäude fegte er größtentheild aus eigenen Mitteln wies 
der in bewohnbaren Zuftand , und brachte an den Gärten 
und übrigen Umgebungen viele Berbefierungen und Ver— 
geönseungen an. Vorzuͤglich verdient aber machte ſich 
. um die Kirche zu Wilthen, deren nothwendige Repa⸗ 


Beyer. | 141 


rate und Ban einer neuen Orgel eine Summe von mehr 
ald 1000 Thlr. erforderte, die er meift durch freiwillige 
Beiträge von den Parochianen und in Der Umgegend zu⸗ 
fammenbrachte, indem er in, eigener Perfon oft in der 
tauheften Witterung -Haus für Haus ging und die Gas 
ben einfammelte, Den Bau des Ganzen leitete er felbfk, 
und um der Gemeinde nicht noch mehr Ausgaben zu vers 
urfachen, ließ er den Altar und über ihm die Kanzel, ſo⸗ 
wie den Zaufftein auf feine eigenen Koften im einfachen 
erhabenen Styl aufbauen. — Doch die Folgen der vies 


len Anftrengungenen und damit verbundenen Aergerniffe - 


blieben nit aus; dazu kam noch der Schmerz über 
den ſchnellen od feines einzigen Kindes und die zu ra⸗ 
ſche Zhätigkeit in feinen amtlihen Geſchaͤften; alles dies 
jew: nach und nach feine Gefundheit untergraben. Cine 
berftandene Lungenentzündung hatte den Keim des To⸗ 
des in feiner Bruſt zurüdgelaffen. Aber alles Zureden 
dee Seinigen, fidy zu fchonen und im Sprechen ſich zu 
mäßigen, war vergebens; er führte fein Amt immer noch 
felbft fort, indem er feinen Zuſtand nicht für fo gefährs 
lich hielt; bis Ende Dctoberd ihn auf der Kanzel wähs 
rend der Predigt ein fo heftiger Blutſturz überkel, daß 
er dieſelbe nicht wieder betreten konnte und die Krank⸗ 
heit ihn ſeiner Auflöfung entgegenführte. — Fünf Jahre 
nur hatte er mit treuer Sorge dieſes legte Pfarramt 
verwaltet und ſich Durch Rechtlichkeit und Dienftfertigkeit 
allgemeine Achtung erworben. Behaͤrrlichkeit und Aus⸗ 
dauer in dem, was er fih einmal vorgenommen und für 
gut erkannt hatte, fefter Muth in allen Berhältniffen des 
Lebens und edle Freimüthigkeit und Mahrbeitsliebe was 
ren die Grundzüge feines Charakters. Allem Myfticiss 
mus und frömmelnden Wefen war er feind, und gab fidy 
in den legten Jahren mehr dem rationalen Gyfteme hin, 
jedoch aus eigener Meberzeugung und ohne im geringften 
der Zweifelfucht Raum zu geben, Seine Kanzelvorträge 
waren ftetd faßlich, klar und deutlih, und gewannen 
durch daB befondere Feuer des Ausdruds fo an Kraft 
und Eindringlichkeit, daß ihn feine Zreunde oft den an⸗ 
dern Tſchirner nannten. Durch feine außerordentliche Bis 
beltenntniß und bemundernswürdige Sewandtheit der Spra= 
che hatte er ſich mit Hilfe feines fehr guten Gedaͤchtniſ⸗ 
fe8 die Fertigkeit erworben, feine Predigten nur ſtreng 
zu meditiven, nicht zu concipiven; er wich deöhalb nie 
von der entworfenen in ab, fondern führte fie 
jedeömal mit der pünktlichften Ordnung aus, wobei ihm 


- 


142 Louiſe Ehriftiane, 


fein großer Sdeenreichehum fehr ge ftatten am. — Im 
vollen Ginne des Worte war B. Geelforger feiner Ge⸗ 
meinde, und fein Beruf als Geiftlicher ging ihm über als 
led. — Als Gefellfhafter war ex heiter und launig und 
da es ihm nie an Gtoff zur Unterhaltung feplte, im 
Kreife feiner Zreunde beliebt. Gr war von mittlerer 
Groͤße und etwas ſchwaͤchlichem Körperbau, und obwohl 
er fichb immer der blühendflen Gefundheit erfreut hatte, 
—R Doch der. raſche Jarun⸗ des lebhaften Geis 

es mit den fchwächeren Körperkräften nicht im Ver⸗ 
hältniffe ftehen, darum mußten legtere fo bald unterlies 
gen und der Geift der ihn hemmenden Zeffel fi fo bald 
entwinden. eine Geftchtöbildung war regelmäßig und 
‚angenehm, der offene, geiftuolle Blick des großen blauen 
Auges flößte jedem, Dee ihn zum erflenmal ſah, Bertrauen 
ein. In der Wahl feiner Freunde war er forgfältig, 
aber wem er einmal fein Herz geöffnet hatte, an dem 
bing es feft und mit unbegrenztem Bertrauen. — Der 
gute Same, Den er ausgeſtreut und deſſen Zruchte er 
nicht ernten follte, wird nicht verloren geben, 


56. Louiſe Chriftiane, 
verwittw. Fürftin Neuß zu Gera, geb. Derzogin in Baiern; 
. geb. d. 17. Aug: 1748, geſt. d. 81. San. 1829.*), 

Die hohe Enticlafene — Wittwe des 1802 verftors 
benen legten Regenten des Geraifchen Hauſes Heinrichs 
XXX. — bedutf Teined Denkmals, Ihre ungeheuchelte 
Froͤmmigkeit, ihe engelteiner Sinn, ihre Huld gegen Alle, 
die ſich ihr nahten, ihre in täglicher Ausübung von Wohl: 
thun jeder Art unerfchopflibde Neigung und taftlofes 
Streben , ihre rege Zheilnahme an fremden Schmerz, 


..  diefe Bugenden find. die würdigften Eobredner ihres vors 


treffliyen und unvergleidylichen Charakters. — In ih⸗ 
rem Seftamente verfügte fie unter andern: „Der Ges 
Danke an den Tod verpflichtet mich, zu verordnen, wie es 
nach meinem Leben gehalten werden fol. Ic wünfce 
Abends in der Gtille begraben zu werden, und verbitte 
mir allen Prunt. Wer von meinen Freunden einen 
Sarg bekleiden will, wird mir dadurch eine Ehre erweis- 
en. Doch fol während der Beerdigung vom Thurme 
ie Melodie: Wie wohl ift mir, o Freund der Seelen zc., 
geblafen werden. Sollte eine Gedächtnißrede für mich 





*) Frankf. Oberpoflamtö:Beitung n. andere Beitungsberichte: 


Hartung. 148 


gebalten werden muͤſſen, fo verbitte ich mir alled Lob, 
eine wenigen Berdienfte danke ich meiner guten Erzie⸗ 
Yung und der Lage, in weldyer ich in dee Welt war. In 
andern Berhältnifien würde ich auch anders geworden 
fen. Diefe Wahrheit fage ich mie fchon lange Jahre, 
und das hat mich tolerant, meine Toleranz aber glücklich 
gemacht. Denn ihr, oder vielmehr der gütigen Vorſe⸗ 
bung, die mic mit diefer Eigenſchaft begnadigte, glaube 
ih es hauptſaͤchlich zufchreiben zu müflen, dag ih mit 
heiterem Geifte auf die Vergangenheit zutüdblide, die 
Gegenwart genieße und die Hoffnung hege, bis ans Grab - 
noch wie jest die Weberzeugung zu behalten, keinen Keind 
zu haben und von vielen guten Menfchen geliebt zu ſeyn. 
Dagegen wänfche ich, daB bei Abkündigung meines To⸗ 
des eine Dankfagung in meltem Namen an Alle, fo bei 
mie in Dienften find, für ihre Treue und Anhänglicykeit, 
fowie an alle meine hieſigen Fteunde in Stadt und Eand 
beigefügt werde.’ | 

Ihr beträchtliches Kapitalvermögen (in Gefammtbe- 
trag von 80,000 Zhlen.), auf deſſen Dinfen jest ihre Dies 
nerichaft mit lebenslaͤnglicher Penſion angewiefen if, 
faͤllt künftig milden Stiftutigen anheim, um davon an 
mehreren Orten bie Armenkaſſen jü erhöhen, Wittwen⸗ 
kaſſen zu gründen, eine Armenkrantenanftalt zu errichten, 
die Mäddhenfchule zu Gera und mehrere gering befoldete 
Geiftliche zu unterftügen, auch treues Dienftgejinde weibs- 
lichen Geſchlechts zu belohnen, 


* 57. Albreht Hartung, 


Lehrer d. Geſchichte u. deutſch. Sprache an d. Domfchule zu Berlin; 
geb. d. 38: Ian. 1774, geil: d. 31, San, 1829, 


Er wirde zu Bernburg, wo fein Vater als Bädkers 
meifter und Rathskaͤmmerer lebte, geboren, Seine erfte 
Bildung erhielt er im elterlichen Haufe, 308 jedo fdyon 
1788 nach Berlin, wo er fie erhöhte unter der Auffiche 
feines Bruders, des Profeflord Aug. H., eines durch ſe⸗ 
gensteiche Erfolge feiner Verdienſte als Stifter mıd Vor⸗ 
fteher zweier Lehreranftalten fowohl, als duch feine 
Schriften ruhmlich bekannten Lehrers dee genannten Res 
ſidenz. Im October 1791 begann H. feine pädagogifche 
Laufbahn in den Schulanftalten feines Bruders, fpäter 
im 3. 1798 übertrug ihm das damalige reformirte Kir- 
&endirestorium das Gantorat am Dome und dad Dommi⸗ 
nifterium erwählte ihn zum Lehrer an der Domſchule. 


144 | Voͤlkel. 


Seine ausgezeichneten Lehrgaben und Kenntniſſe bewirk⸗ 
ten es, daß er 2 I. ſpaͤter zum Lehrer der deutſchen Spra⸗ 
che und der Gefchichte an der damaligen Militärafademie 
ernannt wurde. Im J. 1810 erhielt er den ehrenvollen 
Auftrag, einen ihm bis zum legten Athemzuge theuren 
Prinzen des koͤniglichen Haufes, den Prinzen Karl koͤnigl. 
Hoheit, zu unterrichten, welches Berhältniß ihn 73 3. bes 
glücte und ihm das Wohlwollen und die Huld feines ers 
laudhten Schülers und hochherzigen Gönner erwarb, 
Erweiterung des Herzend warf den wackeren vielleiftens 
den Schulmann auf das Siechbett und machte feinem bis 
zum legten Augenblide geiftig regfamen Leben ein Ende, 
— Dem zu früh Berftorbenen wurde das feltene Gluͤck 
zu Theil, in jedem Berhältniß ſich der allgemeinen Ach⸗ 
tung und Eiche zu erfreuen. Die ihm einenthümliche 
Sreundlichkeit, Milde und hingebende Gefälligkeit erwars 
ben iym überall Liebe, Vertrauen und Anhänglichkeit. 
Er war mit einer feltenen Gabe audgerüftet, die Keime 
der Zähigkeiten der Schüler zu entwideln, ihr Herz zu 
veredeln und ihren Geift auszubilden. — Raſilos firebte 
er darnach, fich in feinem Fade zu vervolllommnen und 
fuchte unbemerkt vielfach das Gute zu fördern, Thraͤnen 
u trodnen und Kummer zu lindern. Liebevoll und forgs 
Fam als Satte, Bater und Freund, wird baber fein Andenken 
noch lange ſich erhalten. Der Werth feiner arithmeti— 
fen. Schriften ift von, urtheilsfähigen Richtern aners 
kannt, — fie werden, wie feine Lehren, noch lange Nuz⸗ 
zen ſtiften, da feine arithmetiſchen Aufgaben zum prakti⸗ 
ſchen Unterricht in 3 Baͤndchen (1820) noch jegt im Schuls 
gebrauche find. Außerdem gab er noch eine Anleitung 
um Gebrauch der deutfchen Sprache in erläuteruden Bei: 
—* (1813) und eine ſolche zum Gedankenrechnen (1816) 
eraud. 


58. Johann Ludwig Wölkel, 


Doctor der Philof., Oberhofr. u. Director d. kurfuͤrſtl. Muſeums 
d. Antiten u. d. Biblioth. zu Caſſel, Ritter d. Löwenordeng; 


geb. d. 20. San. 1762, geſt. den 1. Bebr. 1829 *), 

Der Berewigte — vortheilbaft befannt durch feine 
Schriften uͤber den Tempel des olympiſchen Jupiter und 
über die Entführung der Kunſtwerke im Alterthum — 
ward zu Gaffel von bürgerlichen Eltern geboren. Nach 





*) Goffeler Allg. Ztg. 1829. Nr. 86, 


. 
9 
. 


Voͤlkel. | 145 


Befeftigung feiner Schullenntniffe eilte er ſchon im 16. 
J. auf die Univerfität Göttingen, wo er Theologie ſtu⸗ 
dirte und von Keynes belebenden Borlefungen angezogen 
wurde, Bestere waren ed, die in ihm unauslöfchliche 
Neigung zu dem Studium des Elaffifchen Alterthums ans 
fachten, worin er anfangs unbewußt, bald deutlich und 
entfchieden die eigentliche Beflimmung feines Lebens ers 
Tannte. Als daher im 3. 1782, nad vollendeter alades 
mifher Laufbahn, feine theologiſche A mellung Huffchub 
erfuhr, nahm er gern eine Hofmeifterftelle zu Weglar an, 
gab fie aber, denn Heynes Rath und Stimme lodten ihn 
mächtig wieder nach Göttingen, bald auf. Bor der Ruͤck⸗ 
kehr dahin hatten eine Aheinreife und die Anfchauung der 
Antiten im Mannheimer Mufeum ihn vollends für die 
Altertbumswiffenfhaft eingenommen. Die Darauf fols 
gende, im vertrauteren Umgang Heynes, von dem er ſtets 
mit DBegeifterung erzählte, und gleichgefinnter Freunde 
verbrachte Zeit gehört waprfcheinlih zu der glüdlichften 
feined Lebens. Er hatte von Göttingen aus im I, 1785 
eine Abhandlung über dad Seewefen der Römer vor dem 
puniſchen Kriegen an die Geſellſchaft der Alterthämer zu 
Gaffel eingefchiekt, in der Abficht eine Lehrerftele an bem 
damals dafeibft blühenden Kollegium, Carolinum zu ers 


langen. Landgraf Friedrichs I1. Tod vereitelte dieſen 
Wunſch, aber V. erhielt im 3. 1787 bei der Univerſität 


Marburg, mit welder da8 Collegium Carolinum vereis 
nigt worden war, eine Profeffur, die ev nur 14 I, bes 
Heidete, da ihm im Febr. 1789 die Mitaufficht über die 
Alterthümer und Kunftfachen des dafigen Mufeums ans 
vertraut wurde; eine erwuͤnſchte und feinen Kenntniffen 
durchaus entfprechende Anſtellung. Indeſſen follte er 
doch noch einmal von diefem geliebten Poſten abberufen 
werden; ihm ward 1791 der ehrenvolle Auftrag zu Theil, 
den damaligen Erbprinzen, jest regierenden Kurfürften 
k. 9. auf einer Schweizerreife, naͤchſtdem nad. Leipzig 
als Lehrer in der Archaͤologie und in andern Wiffenfchaf: 
ten zu begleiten. Heimgekehrt in die Vaterftadt, wurde 
er 1795 zum-Auffeher der Antitenfammlung, zweiten Bis 
bliothefar und Hofarchivar mit dem Rathtitel ernannt, 
Die Archivſtelle lag dem Kreife feiner eigentlichen Stu⸗ 
dien fremd, aber auch ihr widmete er angeftrengte Thaͤ⸗ 
tigkeit und eine Menge wichtiger Urkunden im dritten 
Bande der Wenkiſchen Geſchichte find nach den von ihm 
beforgten und verglichenen Abfchriften gedrudt. Zu 
Ende 1802 wurde er auf fein Anfuchen a Hofarchivas 
1 


R. Rekrolog 7. Jahrg. 


146 Bälle. . 


r 


ziat entbunden, ihm dagegen daS zu der Seit beändige 
Sekretariat der Alterthumsgeſelſchaft, und im Iuli 1803 der 
Charakter eines Hofraths verliehen; der eines Oberhof⸗ 
raths folgte im Jan. 1814 nach MWBiederherfiellung des 
Londes; 1816 wurde er der angeordneten Genfurfommifs 
fion beigegeben. Am dreibundertjährigen Feſte der Res 
formation den 31. Det 1817 erhielt er von der philofos 
pꝓhiſcen Fakultät zu Marburg die Doctormürde und nody 
vom hödftfeligen Kurfärfien, Reujahr 1819, das Nitters 
Erenz des Eöwenordends. Ge. k. Hoheit der regierende 
Kurfürft feste ihn im J. 1821 als Direktor über das 
ammte Mufeum. — Dies, in ſchnellem Abriß, war 
eine öffentlihe Wirkſamkeit; noch deutlicher lehrt fein 
Privatleben, daB er die firengen Forderungen der Wils 
fenfhaft mit gleicher Zreue erfüllte. Unter dem heſſi⸗ 
ſchen unftreitig einer der Erſten nimmt er einen bedeus 
tenden Rang unter den deutſchen Gelehrten überhaupt 
ein. Geine Beſcheidenheit z0g ed aber vor, im Stillen 
unermüdlich fortzufcpreiten und langſam reifen zu lafı 
fen, was er der Welt einmal mitzutheilen gedachte. Stoͤ⸗ 
renden Geſellſchaften und geifttödtenden Zerſtreuungen abs 
eneigt, fand man ihn von früher Morgenfkunde bis in 
ie Racht hinter feinen Büchern. Seine Belefenpeit in 
allen Schriftftelern der Griechen und Römer, die nur irs 1 


“gend einen Bezug hatten auf alte Kunft, war außerorts 


entlich und die dahin einfhlagenden Hauptquellen, na⸗ 
mentlich Paufaniad, die Ppiloftrate, Die griechiſche Anz 
epologie, von den Römern Plinius, Waren ihm ftetö ges 
enwärtig. Ich glaube, den Paufanias und die von 

eulpturen handelnden Epigramme wußte er beinahe 
auswendig. Weniger reisten ihn Die Neuern, außer die 
fih mit Erläuterung feiner Alten beſchaͤftigt hatten und 
er war in den Schriften Eckhels, Biscontid, Millins und 
der englifhen Antiquare volllommen bewandert. Bon 
den heutigen Sprachen übte er die frauzoͤſiſche, italienis 
ſche und mit Vorliebe die englifche, die er in früheren 
Sahren felbft Andern lehrte, &o elegant und Leicht fein 
Iateinifcher Ausdruck war und fo Elar und fließend er 
ch auch in feiner Mutterſprache bewegte, hat er freilich 
m Berhältniß je dev Mafje des von ihm gefammelten 
Materials, wenig gefchrieben, weil es ihn mehr anzog 
zu lefen, zu prüfen, zu vergleichen. Geine zwar nice 
anfehnliche, aber Höchft erlefene Buͤcherſammlung verdient 
ungetrennt beifammen erhalten zu werden; fie konnte, wo 
es anf der Wibliothel an einem Klaffiter fehlte, in her 


L Bölkel, 147 
Segel immer anöhelfen, Den Ausgaben feiner Liehlingds 
füriftfeter hat ex häufig Eeitifhe und hiftorifhe Bernere 
ungen eingejtreut, Die öffentliche Bibliothek danke ihm 
die forgfältigfte Ausftattung des antiquarifcen und _nus 
mmismatıfchen Facy6, das jedt ihre Hauptzierde fl. Kens 
ner und Genoffen feiner Studien, von den ‚even Hey: 
ne, von nocy lebenden BVöttiger zu Dresden, Weicker gu 
Bonn, Köhler zu Petetburg, wußten was am ihm war 
und erfaunten ihn Leicht aus feinen uur allzu feltenen 
Ausarbeitungen, itetarifchen —e— ſcheint er, 
Wenigftens in der fpäteren Beit, nicht geliebt gu haben, 
une mit Ulrich Friedrich Kopp, feinem berühmten Land 
mann, unterhielt er einen ununterbrochenen und wid 
noch in ben legten Monaten dem ihm bögenweife mits 
getheilten neuen unausgegebenen Werte feines Längjährle 
‚gen $teundes_de interpretatione inscriptionum dee 
tigfte Thrilnahme. Unter feinen berausgefommenen 
Handlungen mag die über Zacitus Germania die unbedeits 
tendfte feinen obgleich fie allenthaiden Bertrautpeit 
mit den Alten, geringere mit ben einbeimifchen Quei⸗ 
len und Suoſidien det früheften Beit Deutichlands, fowie 
des Mittelalters verräth, bdefien Stoßheit feinen antif 
gebildeten Geift zuwider War. ‚Hingigen in der Unterfu⸗ 
’. dung über Polygnots Gemälde, über den olyınpifcı 
Supftet war er ganz an feinem Platz; eine dem leg 
Gegenftand zugewandte neuete, den Beſtimmungen Kiuas 
teemäres zum Sheil widerſprechende Abhandlung war für 
die Amalthen ausgearbeitet, ift aber noch nicht gedrudt 
und wahrfcheinlich von ihm, der fi) am fehwerften ges 
nügte, zurüdgenommen wotden. jebeimer Vorahn⸗ 
dung fehrieb er 1798 Iehrreich und gelehrt Aber Die Weg⸗ 
ihrung der Kunftwerke von Groberern; 7 3. darauf ents 
führte der Feind alle vorzüglicren Antiten des. Gaffeler 
ufeumd, und Böltel genoß etft im I. 1814 die fäpe 
Genugthuung, den Raub felbft in Patis zuräczu fordern 
und zurüd zu empfangen. Bald darauf hub er an in 
einem Auffag, der inWelderöeitfchrift 1818 erfchieh, aber 
nicht vollendet worden ift, die Schäge zu Gaffel kritiſch zw 
würdigen, Cine frühere Abhandlung von 1801 bei — 
die feltene Silbermuͤnze von Gonftantin dem Großen, die 
fig, in der Gaffeler Brünzfommiung befindet. wälteis 
Sehnfucht nach Ztalien und Griecenland iR nicht geftilt 
worden; jene Meife nach Genf, die ſich auch weiter ers 
ecken IH (te, wurde durch die ausgebrochene franzöfifche 
evolution aufgehalten, Noch in un Iegten Untertes 


.. 


148 | Boͤlkel. 


dung, die Ich mit ihm hatte, ſprach er vom dem wahr⸗ 
ſcheinlichen Erfolg der Sendung franzöfifcher Gelehrten 
nady Moren und von den genauen Ausmeſſungen, die ſich 
fü langer Beit die franzöfifche Regierung über den klaſ⸗ 
en 

—— *— Entdeckungen noch erlebt und verfolgen 
können; wie ſehr würden fie ihn in der Hauptarbeit 
feined Lebens, wozu die von ihm gedrudt erfchienenen 
Auffäge blofe Rebenftudien waren, ge rdert haben. Diefe 
war nämlich nichts anderes als in größter Ausdeh⸗ 
zung entworfenes Verzeichniß aller antiten Bildwerke, 
die auf und gefommen find, mit der Geſchichte jedes ein⸗ 
zelnen, nach jeinem Uriprung, feinee Auffindung, Ergän: 
ung und Aufbewahrung. Grwägt man blos Die große 
Öenge von Statuen, 2 erftaunt man Über die Schwie⸗ 
rigteit einer foldhen Unternehmung. Abtheilungen diefer 
weitläuftigen. nuglichen Arbeit müflen faſt vollendet Lie 
en. Rod im I. 1828 hat er Boͤkha und Dfanns Ins 
criptionen forgfam für feinen Zweck durchgangen, und 
ich fab auf feinem Arbeitötifch alphabetifche Regiſter als 
ler darin enthaltenen Künftlernamen. Bon den Marmor: 
infeeiften des Gaffeler Mufeums hatte er genaue Ab⸗ 
chuungen nad Berlin gefandt, die won Both in dem 
fingen Heft des erften Bandes benugt worden find. — 
ein haͤusliches Leben zu fchildern geziemt mir nicht; 
ich Tann bloß fagen, daß in 18jaͤhrigem nähern und täg» 
lien Umgange mit ihm auf der Bibliothek ich ihn ſtets 
freundlich und mittheilend gefunden habe und Zeuge ge: 
wefen bin der aͤngſtlichen Treue und Gewiflenhaftigkeit 
in Erfüllung feines: Berufs. Seine rüftige Gefundheit, 
feine ungeſchwaͤchte Geiſteskraft fchienen, obgleidh er an 
der Grenze des hoͤbhern Alters angelangt war, noch eine 
anze Reihe thätiger, gluͤcklicher Jahre anzutündigen, 
Don im Herbft 1823 wurde er hart betroffen von dem Tode 
feiner Gattin, während er eben eine erholende Rheinreiſe zu: 
ruͤckgelegt hatte. Gine dreiwoͤchentliche Krankheit, die an: 
fast wenig Beforgniß einflößte, aber durch NRüdfall 
chnell gefährlih wurde, hat ihn jegt hinweggerafft. 
Sein Ende war überaus fanft und ruhig und wird auf 
alle, die um fein Todeshett flanden, Verwandte, Aerzte 
und Diener, unvertilglichen Eindruck hinterlaſſen. Bus 
weilen mag die Gewalt bed Lebens einen Charakter ver- 
bergen oder zurückhalten, der, wenn die lebte Stunde naht, 
in fine ganzen Wahrheit und Faſſung hervortritt. Vs. 
f Beifpiel zeigt, DaB er den rechten Muth des Sters 


oden verfchafft habe, tte er doch diefe uns 


- 


s* | 
Dettel, 449 


bend gehabt, und chriſtliche Gelaſſenheit mit Jenem 
tern En gepaart bat, den das Studium der Der * 
Aus dem Bericht von Augen⸗ und ODhrenzeugen fe es 
vergoͤnnt, hier nur einige erhebende Züge aͤnzufuͤhren. 
‚Rodem er mit vollem freien Bewußtfein das Haus bes 
elt und uber - feinen: literarifchen Nachlaß verordnet 
atte, beauftragte er feinen Schwiegerfohn, Dem Kur 
die Nachricht ſeines Todes mit Werficherung feiner 
gebenheit bis zum legten Augenblick zu binterbringen, 
„amd gedachte aller abwefenden Freunde, denen er Lebes 
wohl fagen ließ, mit Liebe und Achtung. „Ihe Aſclepia⸗ 
den, hatte er kurz vorher die Aerzte angeredet, ſolltet 
mich eigentlich beffer behandeln, da ich als Brllärer der 
Afclepiadeninfchrift (auf dem Gafleler Marmor) Lurer 
unft bin; ihr werdet mir doch nicht helfen, der ich eure 
nfcrift geheilt habe!" Zrauernder Toͤchter zu ſchonen, 
fagte er dem einen der Aerzte einige Stunden vor dem 
Node leife: nun werden wohl the pangs of death Toms 
men! worauf Diefer: I hope they shall not come, es fet 
gemeine Rede, fo lange der Atheisiimehe, ſei noch Hoff⸗ 
nung; et: spero tum spiro, rgendwo (Eörperlich) 
anſtieß: moribundo omnia sunt itm! Ginige Minuten: 
vor dem Tode fagte er für fih: Sehr ſtill und rupig! 
In feinem Antlig fab man Leine Spur eine Krampf 
was nach der Hergte Zeugniß allein durch die Herrſchaft 
des Gemuͤths bewirkt wurde. 

Er gab heraus: Thomas Bevers Geſch. des rom. 
Staats u. d. vom. Reichs. Aus d. Engl, überf. Leipz. 
1787. — Progr. de fontib,, unde Tacitus, quae de pa- 
tria nostra tradit, hausisse, deque consilio, quod in scri- 
bendo librum de Germania secutus esse videtur. Marb, 
1788. — Befchreib, feiner Reife in d. Schweiz u, Sa⸗ 
voyen; in Schillers Thalia. 1798. S. 1—48. — Bel. 
Saalfeld ©, 256. f. Gtrieder Bd. 16, ©, 343 — 346, 
Bd, 17, ©, 395. * 

Gaſſel. Jac. Grimm. 


* 59. Wilhelm Chriſtian Oettel, 
Doctor d. Theol. u. Phil., herzogl. ſaͤchſicher Kirchenrath, Super⸗ 
intendent, Hofprediger u. Oberpfarrer zu Saalfeld; 
geb. d. 16. Jul. 1744, geſt. d. 2. Febr. 1820. 
Er war der dritte Sohn des damaligen Cantors und 
weiten Lehrers an der Stadſchule oͤgneck, Chriſt. 
riedrich O. und’ feiner Gattin —28 hilippine, Zoch⸗ 






189 - Dettel, 


ter des Pfarrers Schmidt In Gatharinau bei Mudolftadt, 
und wurde zu Pösned geboren. Bine Befoldung von 
kaum 160 Zhalern nöthigte die Eltern, bei einer Fami⸗ 
He von 11 lebenden Kindern, ſich auf das Nothdürftigfte 
einzufchränten. — In der Stadtfchule dDafelbft vom 6. 
3. an unterrichtet, zeigte der Anabe ſchon früh einen eis 
fernen Fleiß und Vorliebe für das Studium der Spra⸗ 
hen. Bei der Sinritung der dortigen Bürgerfchule, wo 
nur durch Privatunterricht die Knaben zu dem nuͤtzlichen 
Beſuch eines Lyceums vorbereitet werden Eonnten, vers 
band er ſich mit einem Knaben gleichen Alters, dem fpä« 
ter in Jutroſchin in Eüdpreußen geftorbenen und auch 
ald Schriftſteller bekannten Pfarrerd Bernhardt, und um 
mit den Mitfchälern, die zum Behuf des Studirens be⸗ 
fonder8 bezahlten Unterricht von dem dafigen Nector ers 
hielten, wa8 der dürftige Water ihm thränend abfchlagen 
mußte, wenigftens gleihen Schritt zu halten, lernten 
Diefe beiden 12jährigen Schüler auf den benachbarten 
Bergen bat griechiſche Evangelium des Matthäus und 

ein lateinifches Lexikon bis auf Den Buchflaben H außs 
wendig. So glaubten fie den Erforderniſſen einer höhern 
Schule Genüge leiften zu können. Denn in mufikalifchen 
Kenntniffen wurde der Sohn von dem Vater unterrichtet, 
der fich als Gantor duch feine ſtarke und reine Baß⸗ 
ftimme fo auszeichnete, daß er vom Hofe in Rudolſtadt 
eingeladen, in der Kirche dafelbft eine Arie mit folder 
Kraft fang, daß die Kirchenfenfter zitterten und ein raue 
fchender eifal ihm zu Xheil wurde, Ueberhaupt war 
der Vater ein jovialer und das Leben von der heiterften 
Seite auffafjender Mann, der wegen feiner Zröblichkeit 
feinen geiftliyen Obern zu weltlich gefinnt zu feyn ſchien, 
und durch den Vortrag fogenannt weltlicher Stuͤcke auf 
der Violine fi) von den im flarren Pietismus befanges 
nen DVorgefegten vielen Berdruß zuzog. — Im 15. I. 
kam D. auf dad Eyreum zu Saalfeld und mußte wegen 
Dürftigkeit, wie einft Luther, im Singchore einen DBeis 
trag zu feiner Erhaltung verdienen, — Wohlvorbereitet 
anf das akademifhe Studium ging, der Iüngling nad 
Stährigem Aufenthalt in Saalfeld mit ehrenvollem Zeug: 
nig im Fruͤbjahr 1764 auf die Univerfität nach Leipzig. 
Da ſchon zwei feiner Brüder auf der Hochſchule zu Je⸗ 
na Theologie ftudirt hatten und es den Eltern zu ſchwer 
allen mußte, auch den Dritten Sohn aus eigenen Mit: 
eln dafelbft zu erhalten, fo wurde Leipzig gewählt, weil 
man theils in Der Wohlthaͤtigkeit der dafigen Einwohner, 


LS 


Dettel. 161 


tbeils in der Gelegenbeit durch Privatunterricht dafelb 
ewas verdienen gu können; einen —— Bears 
der Erhaltung auf der dortigen Univerfität zu gewinnen 
hoffte. Und diefen Erwartungen entfprach auch biefe 
duch ihre Wohlthätigkeit berühmte Stadt, Mit 10 
Shalern, der hoͤchſten Summe, die der dürftige Vater 
für feinen Sohn hatte zufammenbringen Fünnen, trat der 
Züngling die Reife an, umd eine neue Melt öffnete fich, 
feinen Blieten, Der blühende Zuftand, in dem fi Das 
mals die Univerfität Beipzig befand, die gefeierten und 
fort im Ausland mit Achtung ‚genannten Lehrer Derfels 
en unter denen ſich Ernefti, — Rudolph , Gellert 
und andere befanden, und die mannichfaltigen ‚Hilfömite 
tel, die in den dortigen Bibliotheken dem Studirenden 
dargeboten wurden, feuerten den jugendlichen Geift zu 
dem angeftrengteften Fleiß an, nd ber geiftige Genuß, 
den ihm die Vorträge feiner nie vergeffenen alademifchen 
Lehrer gewäprten, ließ ihn oft fogar den Hunger geduls 
dig ertragen den ex, wenn die wohlhabendern nde zu 
ben wohibefegten Zifchen eilten, mit einem Dreierbrob 
in den —e Beipgige ei," Jede Bemüpung, 
ein Gtipendium von feiner Baterfabt oder feinem Mas 
terlande zu erhalten, flug ihm und feinen Eitern fehl, 
weil die große Menge der Gtudirenden der damaligen 
eit ihm immer guvorgelommen war. Ginige drüdende 
jahre, die nur durch die Freundſchaft und Unterftügung 
feiner Candsleute, der Studenten Straßer und Wagner, 
von denen der Letztere ald Geheimerath in Hildburghaus 
fen ftarb, ihm einigermaßen erträglich gemacht wurden, 
gbörten dazu, ehe er durch Bekanntfchaft mit reicheren 
stubirenden Gelegenheit erhielt, namentlich) zwei Herren 
von Hardenberg aus dem Hanndverfhen Privatunterricht 
zu ertheilen. — Nach 4 I. des Mangeld und der Sor⸗ 
en, die durch den in diefer Periode erfolgten Tod der 
eiden Eltern dem num gem dilflos ftehenden Jünglin, 
noch fehwerer wurden, gelang es ihm endlich, durch die 
Empfehlung feines Sreundes Häßler, der als Gonrector 
mad Saalfeld abgegangen war, in den beiden Bamilien 
des Kunfts und Baumeifter8 Dähne und des Kaufmanns 
Falk in Leipzig eine fefte Hauslehrerftelle zu erhalten, 
wo er neben dem täglichen Unterricht feiner Eleven im⸗ 
merfort Soltegia hören und mehren Profefforen, die ihm 
das Honorar für ihre Vorleſungen creditirt hatten, Die 
Schuld abtragen konnte. Zu feinen engern Freunden in 
diefer Periode gehörte Mattpäi, der fpäter als Hofcaty- 


188 = Del. 


and Profeffor in Mitten! und Bodkau duch feine : 
Kitfas Ausgabe ded * ſic einen berühmten Ras 
men gemacht bat, Unter deffen Worfig disputirte er den 
17, Mär; 1770 de Aeschine oratore, — Im Fe 1768 
mard er mach rähmlich bekandenem Gramen Gaalfeldis 
{cher Gandidat, 1771. in Eeiontg Doctor der Bhiafenpie, 
worauf er in demfelben Jahre einen Ruf zu der Gaalfels 
diſchen Sandpredigerftele Großen⸗Geſchwende erhielt, 
ber aber act Zage fpäter, weil ein anderer Bewerber zu 9 
dieſer Stelle ihm zuvorgefommen war, auf Befehl des. 
ers wieder zurüdgenommen wurde. Doch erhielt er 
in Iahr darauf, den 24. November 1772, bie Gonrectors 
ftele an dem Lyceum zu Saalfeld, der Schule, welcher 
er feine Bildung zu verdanfen hatte. Die Ausdrüde deu 
Bankbaren und freudigen Gefühle, welche er in feinet las 
teinifchen Antrittörede nicderlegte, gewannen ihm den 
Beifall feiner Vorgefegten, und berechtigten zu den Hoffe 
Mungen, die er in einer 2Sjöhrigen Thätigkeit für das 
Wohl der ihm anvertrauten Schule erfüllte. Bei dem * 
Abgange des damaligen Rectord Maurer ernannte ihn 
das Vertrauen feiner Dbern den 26, Mai 1775 zum Necs 
tor, und mit unermüdetem Gifer und einer felbft durd 
bittere Erfahrungen ige zu fhwächenden Vorliebe wirkte 
amd lebte er nur für die Schule. — Gr verheirathete 
fid den 10. Sul. 1781 mit der dritten Tochter des Cits 
yeeintendenten abet & Saalfeld und lebte mit ipr im 
aiöeiger guhat e Che. Die nicht mehr zureichen wols . 
Iende Befoldung furhte er theild durch Gewinnung von 
enſionaͤrs, theil durch Privatunterricht in den neuern 
sprachen zu decken. — Dich nicht bloß gründliche pbiz 
lologifhe Kenntnifje, befonders in der Tateinifchen Spra⸗ 
he, worüber ihm fchmeichelhafte Anerfennungen berühms 
tee Männer zu Theil wurden, waren der Schmuck feines 
Geifted, {onuern aud) das fortgefegte- Studium der Theo⸗ 
logie gel ihm Beranlaffung, auch durch Predigten fos 
wohl der Stadtkirche zu Saalfeld, ald auch in den 
benachbarten Dorflicchen den Altern Geiftlihen freunds 
fertig beizuftehen, wodurch er fich fo empfahl, daß er 
en 2. Rov. 1788 als Früh: und YHilfsprediger des als 
ternden Guperintendenten Zabel angeftellt wurde, Mehs 
zere Bittſcreiben an den damaligen Herzog Ernft Frie⸗ 
dei zu Sachſen⸗ Goburg⸗ Saalfeld um SBerleihung einer 
bee dotivten und ruhigen Pfarrftelle blieben ohne Grs 
f 19, und um wenigftend Dem Wittenden, deſſen Lage man 
ante, einige ing zu Theil werden zu laflen, 


Det. .168 


wurde D. ohne Befonderes Rlfakhen unterm 4. Det. 
179 sum Hofdiakonus in Saalfeld, Doch ohne efolbung 
ernannt. — Go fchienen durch den en Sitel alle 
Bitten um weitere Beförderung abgewielen zu feyn, und 
da alle NRachſuchungen um eine Beſoldungszulage aus 
dem fädtifchen Aerar zu Saalfeld au fruchtlos waren, 
ß blieb dem Bingefchiedenen nichts übrig, als mit dem 
itteen Gefühl gefcheiterter Hoffnungen N feruer dem 
Schulſtande zu widmen. — Doch um Gerechtigkeit gu 
en, wurde D. durch feine Gönner, denen er durch Treu 
und Eifer in feinem Nectorat ſich empfohlen hatte, na 
Dem Tode ded Quperintendenten Bernhardt unerwartet 
im 3.1795 zum Guperintendenten, Hofprediger- und Ober⸗ 
— — in Saalfeld ernannt. — Es ſei un noch ein 
uͤckblick auf fein Leben und Wirken. als Schulmann vers 
gönnt. Mit Ernſt verband er Liebe in der Erziehun 
‚ud befonders talentvollen, aber ärmern Schülern tbheil 
durch Unterftugung, theils durch Empfehlung Weiterkom⸗ 
men zu verichaffen, hielt er für eine Schuld der Dank; 
barkeit, welde er der Welt für die ihm gewährte ‚Hilfe 
abtragen zu müffen glaubte, Mit orliebe befchäftigte 
er ſich als Rector mit der Gefhichte feines Vaterlandes 
und befonders feiner geliebten Schule, wovon feine Schuls 
programme. Beweife liefen. — Während feiner 20jähs 
zigen Verwaltung des Rectorats zu Saalfeld ſchrieb er 
bei Gelegenheit des daſelbſt gewoͤhnlichen Fruͤhlingsexa⸗ 
mens mehrere Schulprogramme folgenden Inhalts: Re— 
censio argum. epist, Amphilochii ad Seleucum de stud, 
juven, recte formandis, 1777. — De orig. et usu nomir 
nis scholae, 1778. — De Judaeis, impulsore Chresta, 
assidue tumultuantibus ad Sueton, Claud. cap, XXV, 
1779. — .De Livio, modestiae juvenilis magistro, 1781. 
— De consilio Quinctiliani, a poetis, inprimis Homero et 
Virgilio lectionem juvenilem esse incipiendam, Instit, 
orat, 1, 18. 1782. — De interpret, effati Ignatii; ö 
tuòs Eows Esavpwraı. 1783. — De Juliano impe- 
rat, scholis Christian, haud favente, 1784.— De Schneie- 
ri, rectoris quondam schol, Saalfeld, memoria, 1785. — 
De studio hist, patriae, 1786. — De narratiancula 
Xenophon. ad discipl, recti justique eleganter compos. ex 
Cyropaed, 1, 8. 1790. — Bon d. verſchied. Veraͤnder. 
u. Scidfalen d. Stadts u. Landfchule zu Saalfeld. 1793. 
— Ueber den Werth diefer gedrudten, aber nicht in den 
Buchhandel gekommenen Schulſchriften ſprachen die ges 


154 Deitel. 


lehrten Seltungen ein belfaͤlliges Urtheil aus und man 
wuͤnſchte einer Schule, an welcher ein Dettel als Rector 
und Windorf als Gonrestor arbeiteten, Glück zu ſolchen 
gelebeten und praltiih tächtigen Lehrern. Gine Menge 

rauchbarer Staatsdiener in allen Zweigen des Staats, 
ſelbſt Schriftfteer gingen aus dieſer Anftalt hervor und 
Der größte Sheil dee Prediger, Beamten und Aerzte des 
Fuͤrſtenthums Saalfeld find unter O.'s. Zojährigem Recto: 
rate gebildet worden, — Den 30. Bug. 1795 wurde er 
von dem Generalfuperintendent Loͤber yon Altenburg als 
Quperintendent eingeführt und Durch gefchickte und ges 
wandte Geſchaͤftsfuͤhrung erlangte er bald einen folchen 
Takt in der Kührung feined umfaffenden Amtes, der ihn 
fpäter bei den verfchiedenen Drganifationen im berzogl, 
soburgifchen Lande unter der geſchichtlich bekannten Kretfchs 
mannfhen Minifteriolleitung fo gluͤcklich leitete, daß 
bei allen Veränderungen feiner Borgefesten feine erfah: 
zungsreihe Stimme nicht bloß, gern gehört, fondern er 
auch perfoͤnlich geachtet und gefchägt wurde. Darum galt 
aud daB Wort, das er als Superintendent bei verfchiedes 
nen Anfichten der unter ihm ftehenden Geiftlichen zur 
Entfcheidung gab, als ein Vaterwort, wegen deſſen man 
nicht weiter 5 appeliven habe, weil daffelbe auf Sadıs 
Zenntniß, auf Eocalität und geteifter Erfahrung beruhte. 
— Unter einer Laft von Gefhäftsarbeiten, die der Bers 
ewigte fehr bezeitynend goncatenirt nannte, worüber er 
aber im Ganzen nur felten Elagte, ward ihm das Gluͤck 
zu Theil, am 24. Nov, 1822 fein Dienftiybiläum zu feiern. 
Hatte er früher ftetd feinen Geburtätag, fowie den Tag 
Ing Anftellung zu verfchweigen geſucht, weil feine Bes 
cheidenheit und die Liebe zu-einem einfachen, ftillen, nur 
dem Gtudiren gewidmeten Leben ihn zu einem Feind als 
ler geraͤuſchvollen Zeierlichkeiten , Die feine Perſon betra- 
(ei gemacht hatte; To wußte doch dankbare Werehrung 
einer nun großentheild in höheren Staatsaͤmtern ftehens 
Den Freunde und ehemaligen Schüler den Tag der An- 
flelung aus den Akten hervorzuſuchen, und fie vereinigs 
ten ſich mit dem unter ihm flehenden Prediger: und Lebs 
terperfonale und den Gliedern des Magiſtrats zu Saals 
feld, um in dem Sinne des Jubilars eine zwar weniger 
geraͤuſchvolle, aber deſto würdigere Iubelfeftfeier zu ver- 
anftalten, Bei dem feierlichen Gluͤckwunſch an geweihs 
ter Stätte überreichte der damalige erfte Juſtizamtmann, 
Hofeath Dr, Mereau zu Saalfeld dem Jubilar nach hoͤch⸗ 
ſtem Auftrage dad Iandeöherrlihe Patent als herzogl. 


ae 


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. Bette. 185 


* ER 
Idfifchen Mechenroth, Die thebtogifde akultkt der 
—x Sena PN dad Ehrendiplom 
. Doctor der Gottesgelahrtheit, und eine Menge von- 
‚geriaten a in ta amd 
jeuticher Sprache: fpracen Die je der ober| 
Be nen Sr ie 
en gehegte un! ei ubilar: el no ri 
eine einfufendende Schrift die vante Märde ind "&heos 
gie fi geringen, ehrenvoll in Erfüllung gegangen, 
fe Stufe der geiftlichen Würde im Mater 
Lande gen. Mit dertinnigften Rübrung blidte dee 
Greis auf diefen fdhönften Tag feines Lebens und wide 
mete mit ungeſchwaͤchter Kraft den Spatabend feines Les 
bens feinem amtlichen Wirkungskreiſe und feine freien 
tunden dem Studium der ihm immer thener gebliebe⸗ 
nen ‚poitotogie und Wathematit, weshalb ſtets Handauss 
jaben von Birgit, Horaz, Sirero und Plato die nähften 
achbarn feines Großvaterftuhls waren, Gein flarker 
Körper ſchien ihm noch eine längere Lebenädauer zu ver⸗ 
fprehen; doch plöglich ſcwanden feine Kräfte, als eine 
satharralifhe Unpäplichkeit, die er fih in der Kirche 
durch eine Predigt, welche er nocdy den 16, Nov. 1828 
mit aller Thätigkeit feines Geiſtes gehalten, sugenogen 
batte, den Anfang feines legten Beidens herbriführte. 
Nach kurzem Krankenlager führte fanft der- Engel des 
Aobes feine Seele zu’ dem Frieden des Himmeld, und 
eine allgemein außgefprochene Theilnahme bezeugte den 
Berluft, den Stadt und Land durch feinen Tod erlitten 
batte. — Bon Geftalt gehörte dee Verewigte zu den 
Kleinern feines Geſchlechts. Anfangs febr mager wurde 
er in den höbern Jahren durch feine figende Lebensweiſe 
fehr Kart, was ihn die legten 10 I. am Spazierenges 
hen binderte, fo daß er, ausgenommen den Gang zur 
Kirche, went aus feinem Bimmer kam. Er hatte die 
Gewohnheit Abends fpät qufzubleiben und blieb dieſer 
Sitte ohne Störung feiner Gefundpeit auch in den hös 
ern Jahren treu. Wis an feinen Tod konnte er ohne 
rille die kleinſte Schrift lefen, und nur theilmeife er= 
ſchwertes Gehör erinnerte ihn an das nahende Alter, — 
eiter, befonders in Geſellſchaft gleichgefinnter Freunde, 
in Gebtheil feines Vaters, nahm er das Leben von der 
froͤhlichen Seite, und außer, einigen Unannehmlichkeiten, 
die wohl jedes Amt berbeiführt, fand er in der Arbeit 
den Genuß feines Lebens. Glüdlic ald Gatte und Bas 
ser fah ei feine drei Kinder, von denen er keins durch 


156 Dettel. 


Den Tod verloren hatte, die größte Seit hres Lebens um 
fi verfammelt, von denen 2 Zöcdhter im derſelben Stadt 
Derheirathet, uud der Bohn, ald Ardhidiafonus an derſel⸗ 
ben Kirche angeftelt, ihm alle UnterRügungen zu bereis 
ten ſuchten. Acht En!el umipielten den Großvater. — 
—* einen genaueſten Freunden, die die Vorſehung eine 
ange Zeit Feines Lebens in feine Nähe geftellt hatte, ges 
hörte der verftorbene Archidiakonus Wagner in Saalfeld, 
der aus Poͤsneck gebärtig, fein Schul: und Univerfitätss 
freund, fpäter fein Schwager wurde und derjenige war, 
in deffen Umgang, durch gleiche Studien und Freude an 
der Literatur gewürzt, er die genußreichſten Stunden vers 
lebte. — Durch feine Amtstreue, fowie Durch Gewandts 
heit im Umgange, felbft mit Perfonen aus den höcdfken 
Ständen, empfahl er ſich feinen Lanteöfürften, und die 
gersöge Ernſt Zriedrih, Kranz und Eraft von Sachſen⸗ 

oburg:Saalfeld beebrten ihn öfter in feiner Amtöwoh: 
nung mit ihrer hohen Gegenwart, un) felbft Prinz Beos 
zn von Coburg nahm Antheil an dem Ergehen des 

reifes. Bier Herzögen von Sachſen, mit Einſchluß des 

erzogs von Meiningen, dem in dem bekannten gothais 
hen Erbfolgevergleich Saalfeld zugetheilt worden war, 
jatte der Verewigte treu gedient und in der Zufriedens 
eit feiner Zürften mit ihm den ſchoͤnſten Sohn feines Les 
bens gefunden. — Als Zheolog hatte er durch feine 
Liebe zur Philologie frühzeitig gelernt, durch grammias 
tifch:hiftorifche Interpretation der Bibel fich eine Unbe: 
fangenpeit in dogmatiſcher Hinficht zu erhalten, die ihn 
auch für jede neue Anſicht und die Fortſchritte in der 
Theologie, wofern fie nur auf jene Auslegnng fi grüns 
- beten, eınpfänglic machte. An der Hand dieſer von ſei⸗ 
nee Jugend an ihn begleitenden Freundin ging er ſtets 
mit der Seit fort und bildete durch ununterbrochene Lec⸗ 
türe der neueiten wichtigften Schriften fein theologifches 
Syſtem immer weiter aus. — Als Prediger befaß er 
eine audgezeichnete Gewandtheit im freien Vortrage, und 
felbft die anfangs verwidelt fcheinenden Perioden wußte 
er fo gefchickt zu Enüpfen und aufzulöfen, daß keine der⸗ 
felben verftiimmelt ihm über die Lippen kam. Als Su: 
perintendent hat er nichts drucken laffen. — Der Ber: 
ewigte hatte endlich die Eigenheit, feinen Namen Dettelt, 
den er früher in Verbindung mit allen Samiliengliedern 
geführt hatte, vom I. 1780 an in Dettel zu verändern, 
welchem Beifpiel auch feine Brüder, die unverbeirathet 
ale farben, ſpaͤter folgten, — Sein kurzes und wenis 


4. 
7 


Beſtelmeier. | 167 


ee ſchmerzvolles Krankenlager führte dad Ende eines 
m Ganzen genommen glädlich zu nennenden Eebens herz 
bei, und die Geſchichte deffelben Tieferte einen fprechens 
den Sommentar zu den Worten ded Jeſaias Kay. 3, 10: 
vediget von den Gerechten, daß fie es gut haben, denn 
e werden die Frucht ihrer Werke eſſen. 
Saalfeld. M, Dettel. 


* 60. G. H. Beftelmeler, 


Kaufmann und Fabrikbeflger zu Nürnberg 
geb. d. 29. Sept. 176%, geft. d. 2 Febr. 1829), 


Diefer um feine Vaterſtadt Nürnberg ‚vielfach vers 
diente unermuͤdet thätige Bürger war der Sohn eines 
Dierbrauers, Joh. Michael B., hatte ſich von frühes 
fer Jugend der Handlung gewidmet und war fpäter 
eiftigft bemüht, die Ausdehnung feines allenthalben rühm- 
Lichft bekannten Gefhäfts mit der moͤglichſten Bervolls 
kommnung der Manufactir: Erzeugniffe zu Nürnberg zu 
vereinigen, und fein ſtets darauf hinatbeitendes Streben 
fneute weder Mühe noch Koften, jene Produkte der auss . 

ändifchen Induftrie, welche feine Baterftadt früher ent⸗ 

weder gar nicht oder nur in fehr unvolllommener Art 
hervorbrachte, nach befferen Borbildern erzeugen zu laf? 
fen. Wie fehr derfelbe dadurch feit einer langen Reihe 
von Jahren vortheilhaft auf die dafige Induſtrie gewirkt 
hatte, ift vielleicht Taum denjenigen, die in näherer Bes 
ruhrung mit ihm geftanden, im ganzen Umfange befannt 
und verdient Daher um fo mehr nach feinem Tode oͤffent⸗ 
liche Anerkennung. ° Sein neu und gefhmadvoll aufge- 
bautes Wohnhaus, Das während der Unwefenheit des Kaiferd 
Alexander von Rußland in Nürnberg am geeignetften zur Aufs 
nahme eines fo hohen Gaſtes befunden wurde, nebft dem 
äußerft geräumigen und eleganten Gefchäftslofale, das 
die Aufmerkfamkeit eineß jeden, die Wiege des deutfchen 
Sewerbfleißes befuchenden Ausländers mit Recht feffelt, 
die Umwandlung eines in der nächſten Umgebung dev 
Stadt liegenden verödeten Plages in eine blühende Gar: 
tenanlage, die gefhmadvolle Einrichtung des feit einer 
Reihe von Sapren zum Vereinigungspunkt der gebildeten 
Stände und des gefelligen Vergnügens dienenden Mufes 
umdgebaudes, feine zwedmäßigen Anordnungen ald Co⸗ 
mite-Mitglied der Aktionäre vom Dugendteid) — find fpres 


2) Bergi. Nürnb. Big. 1829 dv. Febr. 


158 -  Heinlein. 


chende Beweife feiner raſtlos ſchaffenden Tätigkeit. Was 
ihm jedody die ungetheilte Verehrung aller Stände im 
sollften Maße fichert, ift die anfänglich einzig und allein 
als Privatunternehmen begonnene Umgeftaltung der bis 
dahin ganz verödeten und in jeder Hinlicht vernacdhläffige 
ten nädften Umgebungen der Stadt Rürnberg. Nur durdy 
freiwillige, mitunter ſehr ſpaͤrliche Beiträge unterftügt, 
begann ee die Herftelung und Anpflanzung der Wege und 
Spaziergaͤnge vor dem Gpittlers und Neuenthore, und 
hatte bald die Freude, fein Werk gedeiben und fortfchreis 
ten ze fehen. Dankbar werden feine Mitbürger den Nas 
men eined Mannes ehren, der ald erfter Gründer dieſer 
fo ſchoͤn gediehenen und feitden durch andere eifrige Be: 
förderer weiter ausgedehnten Anlagen in iyrem Andeuken 
fortzuleben verdient. — Als einen fchönen Zug feines 
edlen Charakters verdient Auch noch angeführt zu werden, 
Daß er gleich nad Empfang der Nachricht von dem gro⸗ 
Ben Brand zu Hof im Bogtland, wodurch fo viele hun⸗ 
dert Menfchen von Allem entblöft wurden, eine öffentlis 
die Sammlung von milden Gaben veranftaltete, indem ee 
neben einem großen Bagagewagen in det ganzen Stadt 
berumging. Durch diefen gludlicyen Einfall wurden fo 
viele Gegenftände zufammengebracht , daß fie auf mehres 
ven Frachtwagen nach Hof gefchafft werden Fonnten, 


| * 61. Johann Adolph Heinlein, 
Buͤrgermeiſter u. Stadtrichter zu Wittenburg, wie auch Advokat dei 
d. Juſtizkanzlei zu Schwerin u. Juſtitiarius d. graͤfl. v. Bern⸗ 
florfPihen Ritterguͤter im Großherzogth. Mecklenb.e⸗Schwerin; 
geb. im J. 1798, geſt. d. 2. Febr. 18W. 


Dieſer freiwillig Dahingeſchiedene, deſſen trauriges 
Ende Alle, die ihn näher kannten, mit Mitleid und Thrä⸗ 
nen erfüllt hat, daß bei fonft fo vortrefflichen Eigenſchaf⸗ 
ten des Herzens diefes der Uebermacht dee Phantafie und 
Empfindung unterliegen mußte, und den Referent fchon feit 
Jahren zu feinen liebften und bewährteften Freunden 
zählte, wurde zu Wittenburg im Gtoßherzogthum Med: 
lenburg: Schwerin geboren, Sein dort noch lebender Va⸗ 
ter Joh. Georg H., früher Mitglied des dafigen Magi: 
ſtrats und ein anerkannt techtfchaffener Bürger, ließ es 
ſich vereint mit der treuen Mutter die angelegentlichite 
Sorge feyn, feinen Kindern eine angemeflene Bildung 
und Erziehung zu geben und fparte nichts für dieſe — 
Bwecke. Adolph. als der zweite Sohn zeigte vor feinen 


6 Z ee Ze 
Heinlei, 189 


** Geſchwiſtern ſchon fruͤhzeitig die von det Natur 

« ihm reichlich verliehenen geiftigen Anlagen und Fähigkeie 
ten, und um dieſe der Entwicklung näher zit führen, wurde ? 
er, nachdem er anfänglich die kleine Baterftädtifche Schule 
befucht hatte, gefchickten‘! — anvertraut und ges 
noß für die legten Sahte feiner Kindheit den Unterticht des 
als Schulmann und Erzieher gleich ausgezeichneten Docz. 
tors der Philofophie Tibuttius , — Lehrers am Kar 
tharinäum zu Luͤbeck. Als Diefer in der Folge Witten⸗ 
burg verließ, ging auch H. auf das Ghınnaftum nach Kübel 
und machte hier in Eurzer Zeit: fo bedeutende Fortfchritte 
in Sprachen und Wifjenfchaften, daß et fchon in feinem 
18. 3: mit dem Beugnifje der Reife verfehen die Univers 
fität Göttingen beziehen konnte. Hier widmete er ſich 

« mit.großem Eifer der Tutisprudeiiz bid zum 3. 1818, wo 
die dortigen Untuhett feine Studien ünterbtadhen und er 
fid)_zue Kortfegung und Beendigung, derfelben nad) Rod 
Fo begab, Rach erhaltenem Rotakiat dafelbft wurde er 
ein Jahr datauf (1821) Advokat bei der Jufizkanzlei In 
Schwerin und —* dieſes Gerichtabofes. Gei 
Fleiß, feine Geſchickiichkeit und Treue in feinen Arbeit 
erwarben ihm bald Adıtung und Vertrauen und fü 
Praris, weiche et in Wittenburg Betrieb, Berichte RL 
von age zu Bag Ih 3,1825 Übertehg ihin dee don, 
dänifche Ötantsminifter Graf 9. Betnftotff Das Zuftitias 
riat auf, feinen fämmtlihen ih Medlendutg gelegenen 
Gütetn, in olge deffen 9. zttm zmweitetmal won der Jus 
ftizlanzlet eraminitt und den 26. Now, als Nicıter Jue 
Verwaltung der Pattimonlalgerichtöbarkeit in den große 
berzoglichen Landen recipirt wurde, Im folgenden I 
1826 erhielt et die Adjunctur des Wittendutger Stadtfes 
kretatiais, wurde 1827 Auditor beim daſigen Gtadtges 
tigt und gleidizeitig daneben Actuatius bei dem verein" 
ten Patrimoniaigericht, das in MWittenburg feine Gig 
hat. IS darauf im J. 1828 der Gerichtsrath und Bürs 
germeifter Ahrens*) in die Ewigkeit überging, wurde ee 
einftimmig von der Bütgerfchaft zu defien Nachfolger im 
Amte erwählt und der Großherzog beftätigte nicht nur 
diefe Wahl, fondern beauftragte ihn auch unterm 31. Mai 
d. 3. mit der Verwaltung des dortigen Stadrichterdiens 
Red. — Schon während. feiner Studien in Roſtock Lite 

. im Stillen an Hypochondrie, welche ihn oft dergeftalt 
jeinigte, daß er ganze Tage lang die Giufamkeit fuchte 


*) Defi. Blogs: 6. Jahrg. ©.E81. d.Metr. 


160 Ä Kuͤhnel. 


und ſich bier In finſtere Gruͤbeleien verlor. Damals wur⸗ 
de er — E— davon geheilt, und wenn nicht ſo⸗ 
fort ganz, fo fuchte er doch in der Folge durch Zerſtreu⸗ 
ung und nicht zu anhaltende geiftige efchäftigung fich 
immer mehr davon zu befreien. Fuͤr feine Geſundheit 
blieb er dis immer ſehr velbeat und noch wie Referent 
ihn im Sommer 1828 zuletzt beſuchte, klagte er über den 
errutteten Zuftand feines Körpers und meinte, daß er 
eine Jahre wohl nicht hoch bringen würde, Wirklich ſah 
er hoͤchſt elend aus und es ftand zu vermuthen, Daß ent» 
weder fein altes Webel zurüdgekehrt oder er fonft noch 
auf irgend eine andere Weiſe körperlich oder geiftig ers 
griffen worden fei. Die vielen Arbeiten, welche ihm her⸗ 
nad) durch die Hebernahme der oberften Stadtleitung zus 
fielen und welche er ſich bei feiner allzu ängftlichen P ihte 
treue wohl gar fehr vermehrte, fleigerten auch Bald den 
Grad feiner Krankpeit bid aufs Höchfte und machten all» 
emein für ihn beforgt. Alle feine Aeußerungen fprachen 
Ainzufriedenheit, nit mit der Welt, fondern mit ſich 
ſeibſt aus, und fo ward endlich der innere Kampf herbei⸗ 
efuͤhrt, welcher die That erzeugte, daß er fchon in einem 

Iter von 30 3. ſich felbft den Zod gab. Man fand ihn 
auf dem Hofe feines Wohnhauſes erſchoſſen. 

Schwerin. Dr, Brüffow, 


* 62. Andreas Friedrih Kühnel, 


Doctor d. Medicin, Interims⸗Phyſikus u. ausübender Arzt im Amte 
. und der Stadt Rendöburg ; 
geb. d. 21. Mai 1769, geft. d. 8. Febr. 1829, 


Derfelbe wurde zu Kiel geboren, fludirte auf dafiger 
Hochſchule die Medicın und Chirurgie uud wurde dafelbft 
im 3.1796 zum Doctor derfelben promovirt, Bis zum 
3. 1797 verblieb er dort als praktifcher Arzt, ward aber 
. aledann zum Interims-Phyſikus und ausuͤbenden Arzte 
Im Amte Rendsburg ernannt. 

Schriftftellerifche Arbeiten von ihm find: Dissert, 
inaug. de Dysphagia chronica,.Kiel, 1796. — Bemerk. üb. 
d. Schafzucht in den Herzogthäm. Schleswig u. Holftein, 
auf einer Reife gefammelt v. &. Viborg. Aus dem Däs 
nifchen überfegt; in den Schledw.-Holftein. Provinzialbes 
tihten 1797. 8.6, ©&.107—24. — Bon d. Nugen d. 
Seeſtrandwegerichs (plantago maritima) zur Werhütung 
des Wegſpuͤlens der Erde durch die Elbe und die Weft: 
fee, von Andrefen. Aus d. Dänifchen überf.; ebend. 5.7, 


u 





162 Löfener. 


fhieden von der Melt, doch Immer würdig berhaftigt, 
ertrug fromm und flandhaft bie Leiden feiner legten Les - 
benszeit und entfchlief in feinem 79. Lebensjahre. 


64. 3. ©. Löfener, 


Conrector am Gymnafſium zuıSalzwedel, vorm. Organiſt zu St. 
Marien daſelbſt; 
geb. im 3.1769, geil. d. 5. Febr. 1829 *), 

Seit 1791 bekleidete der Berewigte das Gonrectorat 
zu Salzwedel, wobei er jedoch vorzüglich für Muſik thaͤ⸗ 
tig blieb; und wenn auch fein muſikaliſches Mirken ſich 
nur meift auf feinen Wohnort beſchraͤnkte, fo war es doch 
während eines Beitraumd von beinahe 40 3. von dem 
fegensreichften Erfolge begleitet, — Er genoß Unterricht 
im Klavierfpiele und zugleich in den Regeln der Harmo⸗ 
nie von dem damals lebenden gründlichen Theoretiker, 
dem Gantor Leif. Außer dem Klaviere übte er auch alle 
Bogeninftrumente und erlangte auch auf diefen bald eine 
nicht geringe Bertigfeit. Auf der Univerfität Halle 
blieb er neben der "Sheologie der Muſik treu ergeben, 
nahın an den Concerten thätigen Antheil und erheiterte 
- Sich daneben mit theilnehmenden Kreunden in Quartett: 
Unterhaltungen. So vorbereitet, wurde er im 21. 3. als 
Behrer und Organiſt angeftellt. Was er hier für die 
Mufit gewirkt — died Alles zu erwähnen würde zu weit ' 
führen. Daher nur einiges Wenige. Sein Orgelſpiel 
‚war auögezeichnet. Er fpielte den Choral einfach jedoch 
mit veränderter „Harmonie, immer das Geſangbuch vor 
ſich liegend, und theilte fichtbar eigene Andacht der Ge⸗ 
meinde ‚mit. Geine Borfpiele, ftetd im gebundenen Sty⸗ 
le, waren dem jedeömaligen Liede fo anpaffend, Daß audy 
der Uneingeweihte 58 dadurch erhoben fühlte, und viele 
dieſer Vorſpiele haͤtten gewiß eine weitere Verbreitung 
verdient. Zuletzt zeigte ſich der Aufſchwung feiner Phan⸗ 
taſie in den Nachſpielen ſo maͤchtig, daß nicht ſelten feine 
Freunde ihn zu einem laͤngern Verweilen aufmunterten 
und ihm auch wohl Fugen-Thema's zum Ausfuͤhren vor⸗ 
legten, welches er immer gern that. Den Goncerten zu 
Salzwedel war er der thätigfte und treuefte Führer und 
wußte durch feine Geſchicklichkeit im Dirigiven es dahin 
zu bringen, daB auch Ichwierige Compoſitionen mit öfters 
nur geringen Mitteln glücklich ausgeführt wurden, Meh⸗ 


*) Lpzg. muſikal. Big. 1829. Nr. 2. 


v. Hobe. 163 


-tere8 wnrde von ihm eigends dazu componirt, vecht vieles 
den befonderen Umftänden angemeffen arrangiert, Beſon⸗ 
derd verdient auch feine aufrichtige innige Theilnahme an 
frohen und traurigen Begebenheiten der ihm vertrauten 
Familien — und das waren beinahe alle — eine dankba⸗ 
te Erwaͤhnung. Bon feinen Gompofitionen find 6 — 7 
Werke, beftehend in Variationen für die Glarinette, für 
das Baffethorn, und in einer Ouverture für das Orche⸗ 
fter, bei Breitkopf und Härtel*) herausgefommen. Eine 
große Anzahl findet fih hier und da im Manufcripte 

erftreut, je nachdem, fich die Gelegenheit dazu darbot. 

ei feinem Leichenbegängniffe zeigte ſich die innigſte Theil⸗ 
nahme der ganzen Stadt. 


* 65. Charlotte v. Hobe, 


Dichterin zu Neuftreliß 5 
geb. d. 29. Nov. 1792, geft. d. 6. Febr. 1829, 


Bu Ehemnig im Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwe⸗ 
ein geboren und eine Tochter des dortigen Hofmarfchalls 
v. Hobe, wurde Charlotte zu Neuftrelig erzogen, wo fie 
durch den Lehrer und Hofmeifter ihrer Brüder, einen aus⸗ 
gezeichneten geiftreichen Mann, den Grund zu einer wiffens 
ſchaftlichen Ausbildung legte. Ihre Verhältniffe waren 
der frühen Entwidlung ihres poetifchen Talents im All⸗ 

emeinen nicht günftig, Aber der Dichtkunft vermochte 

fe demohngeachtet nicht zu entfagen. Moatthiffon war 
er Erfte, der ihren poetifchen Berfuchen einige Deffentlichs 
keit verfchaffte, indem er wehrere im Morgenblatte ein: 
ruͤcken ließ. Geiftig und Eörperlich leidend und noch uns 
bekannt mit der Mahrheit, daß der Menfch fehr viel ers 
tragen Tann und muß, glaubte Charlotte ſchon im J. 
1817 mit der Blüthe des Frühlings auch den Keim des 
Lebens dDahinfchwinden zu fehen. Der Wunſch, in dem 
Andenken ihrer Kreunde fürtzuleben, veranlaßte die erſte 
Sammlung ihrer Gedichte, die fie unter ihrem Namen 
und unter dem Titel: „Nordiſche Blüthen,” zu Berlin 
1318 herausgab. Sie lebte feitdem bis zu ihrem ode 
bei Ihrer Mutter in Neuftrelis. Außer den genannten 
Poeſien hat fie noch dramatifche Dichtungen zu Neuftres 
lig 1822 herausgegeben, In diefer Sammlung iſt „Bro: 
pertia,“ ein Zrauerfpiel in 5 Aufzugen, und „der Gon⸗ 
delfahrer,“ ein Drama in 2 Abtheilungen, enthalten, 

Jena. Dr. Heinr. Doͤring. 


*) Deſſ. Biogr. 5. Jahrg. ©. 727 d. ee . 


164 
* 66. Friedrich Freiherr v. Falkenitein, 


Dauptmann a. D. zu Laffahn im Regbez. v. Stralfunds 
geb. im S.1771, geſt. d. 7. Febr. 1829. 


Er ftammte von dee Linie der Zrautfon oder Traut⸗ 
fohn, eines der älteften Geſchlechter Deutſchlands, und 
wurde als jüngerer Sohn des koͤnigl. preuß. Oberſten 
gleihen Namens umd defin Gemahlin geb. v. Drechſel, 
auf einem Nittergute bei Hof im Batreuthfchen ge 
boren. Im elterlichen Haufe genof er feine erfte 
ziehung und Unterricht in denjenigen Wiflenfchaften, die 
ihn für den Stand befähigen konnten, dem er ſich 
von feiner früheften Jugend an beftimmte und den auch 
fein Bater für den lebhaften aufgewedten Knaben am 
angeme enften hielt, nämlich fir den Militärftand. Schon 
als 18jähriger be trat er daher, fich felbft überlafien, 
in die Welt und. in die mit Lorbeern gekroͤnte Armee 

edrichs des Großen ein, in welcher er bei dem damas 
Ugen Infanterieregimente u. Bork, welches in Pommern 
in den Städten Stettin und Anclam garnifonirte, als 
Junker angeftellt wurde. Hier feßte ev neben feinem mit 
Eifer betriebenen Militärdienfte die Studien fort und 
wurde in kutzer Zeit zum Fähnrich und bald darauf zum 
Lientenant befördert. — te er ſchon im Frieden ſich 
durch Pünktlichkeit und Thaͤtigkeit audgezeichnet und die . 
Achtung und Liebe feiner Sameraden und Borgefegen ers 
worben yatie, fo begannen die folgenden Eriegbewegten 
Jahre feinem Muth und militärifchen Talenten die Bahn 
zu öffnen. 1790, da ein preußifches Heer gegen Oeſtreich 
aufbrach, alte er bei der Befegung der boͤhmiſchen Grenze 
on im Worpoftendienft fchnellen Ueberblick und Ent⸗ 
loſſenheit. 1792 zog er mit gegen Frankreich in Die 
ogenannte Rheincampagne. Hier wohnte er allen Schladys 
ten bei und zeichnete ſich bei Zatferdlautern und Verdun, 
befonder& aber bei der Belagerung von Mainz aus, wo 
ee bei einem nächtlichen Ueberfall des Keindes eine feinem 
Gommando vertraute Schanze gegen den heftigften Sturm 
vertheidigte und die Armee gegen großen Nachtheil ſchuͤtz⸗ 
te. Wie oft Minerva ihre muthigften Söhne fchügt und 
denen, die fich fichern, eine Kugel fendet, fo wurde auch 
er bei Landau gerade duch ein Wageftüch gerettet. Waͤh⸗ 
vend er nämlich fich zu einem gewagten Unternehmen freis 
willig gemoldet hatte und aus dem Lager marjchirt war, 
wurde daffelbe vom Feinde überfallen, fein Belt, in 
welchem man ihn noch vermutbete, von vielen Bajonetten 


% 





v. Bälfenfiie... 166- 
An Dutech] id ſeir uͤckgel⸗ 

J 35 an fein ——— a eG 

Mühfeligkeiten des Srieges bag Bi: ihn doc 

Baar — u und fein: en Ges 


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Se ihn der at er “ 





et jutant ind Hauptquai 
ale gen gun Pre ein wich: Dienfe 
‚ation von Keataı 

* "Koseinögto, und Dombrowsky traten, 
matfwirte er ‚1794 mit Polen, wo. er mit gleicher 
"Andzeicpnung diente, und kehrte a 
die Garnifon, nel ıclam zuruck eine Gewandt- 
jeit in gefelligen fen und ſein — — Sinn 
achten ihm auch hier und befonderd beim zarten Ger 
ot ne ** feines ey Bach — Aue einem 
⸗ 0 ſid der ganze Ba: er ft Be 

— lernte * Adelaide v, Wolfradi — 
37 —3 — — ‚ine A ine 
z N — Die Liebe di zejäpeigen 
gi — une fanften Adelaide, erwiedert, 
Mit dem Seüplingg Kor van 100 ante ihr die Mycthe im’ 
und HGym⸗ :önte den Bund der Liebe. — Seht, 
ae das nicht mehr feines Armes 
me und fein Herz feiner Gattin geweiht war, nabım 
S. 1797 nad) ABjäptiger Dieuftzeit feinen Abs 
— der ihm mit ehrenvoller Auszeichnung ertheilt wur⸗ 
Ex widmete ſich ige einem ftillen häuslichen Leben 
und Eaufte der ein ben! ae — ‚Pommern, 
— zwei andere ene im Preufifchen bei a, 
lebte ex i fe einer g) chen Familie, 
IM der feine Apdelail ſcheukte, das unpetbeinz 
gen ide 3: 1806 anbrad). ift nicht bekannt, was in 
tiefen trüben Jagen die Grundbefiger, namentlid) die, 
deren Landgüter mahe an der Heerſtraße Tagen, itten! 
Dies fortwährenden Einquartierungen (ara allein “ 
janzen Ernten verzehren z wollen umi 
Binden, am die unerfhwingti Sontrihutionen 
Bring Zu gewiffenhaft ‚Befehle feiner = 
auge har lieferte v. inen bedeutenden eich 
F} aa! dem bedrüdten‘ 5 aus. — 
ut verlieh iha auch den Draug⸗ 






166 o. Zalkenſtein. 


falen_ und bei der Sorge um feine Bamflie nicht. Nach 
dem ſchmerzlich erfauften Brieden von 1807 fuchte er fei- 
ne zerflörte Landwirthſchaft wieder aufzurichten, Die zur 
Schlachtbank getriebenen Heerden, die Durch das —8 
Requifitionsſyſtem geraubten Saaten und das verbrannte 
Ackergeraͤth wieder zu ergänzen, — Im J. 1809 traf das 
Schickſal mit ſeinen Dornen am tiefſten fein biederes 
Herz, Er ſtand mit 8 Söhnen und 8 Joͤchtern weinend 
am TJodbette feiner Adelaide, welcher die ungluͤcklichen 
Tage den Keim des Todes in Die Bruſt getragen hatten, 
8, 5, lebte nun gerütaesogen ‚, nur der Erziehung feiner 
Kinder, die er über alles liebte und denen er zwar ein 
firenger, aber zärtlicher Bater war. Die zarte Pflege, 
welde Indeffen die jüngften feiner Lieben, die häusliche 
Hilfe, die feine ausgedehnte Landwirthfchaft bedurfte, ver- 
anlaßten ihn endlih nach zwei durchtrauerten Jahren, 


feinen Kindern eine Mutter, feinem Baufe eine Wirthin 


zu geben. Nachdem er wie ein Freund feinen Alteften 
Kindern diefen Entfchluß mitgetheilt, glaubte er beides 


vereinigt in Dorothee v. Quiftorp, einer Gouftne feiner . 


verblichenen Adelaide zu finden, vermählte fich mit ihr 
und der Kreiß feiner Lieben wurde nach mehreren Jahren 
um 1 Knaben und 4 Mädchen bereichert. — Nachdem im 
. 1812 die franzoͤſiſche Weltherrſchaft in den Schneeges 
Iden Rußlands gebrochen und 1813 Deutſchland ſich ers 
ob, um ſich aus den Feſſeln zu ringen, da trat auch er, 
der mit dem Stolz des preußifchen Namend gebeugt war, 
als Patriot hervor. Trompetenklang weckte den militä- 
rifchen Geiſt des Veteranen von neuem und nur mit Muͤ⸗ 
he brachte er der Liebe zu feiner Familie dad Opfer, fei- 
nem Wunſch, den Fahnen in den Freiheitskampf gu fol- 
en, zu entfagen. Aber auf andere Meife fcheute er Leine 
pfer zum Dienfte feines Vaterlandes. Rings ermunterte 
er die wehrfähige Jugend, gab Pferde und Waffen und 


felte fie exercirt in die Reihen der freiwilligen Jaͤger. 


% 


Selbſt feinen Alteften Sohn, einen 14jahrigen Knaben, an 
dem ee mit väterlichem Herzen hing, ließ ev aus der 
Schule in die Reihen der Baterlandevertheidiger treten, ' 


erft als Soldat ihn feierlich confirmiren und mit feinem 
Gegen ind Feld dem Feind entgegengiehen. Cr felbft 
eilte in die nächfte Kreidftadt, um Dort Die jungen Land⸗ 
wehren zu erereiven, und als auch diefe gerüftet und zum 
Kampf geübt die Heimat verließen, da widmete er feine 
ganze Thaͤtigkeit der Drganifation des Landfturms, mit 
welchem er Bohter vor daB befegte Stettin rüdte und als 


x 


“ 


v. Zalkenſtein. 167 


erfahrner Kriegsmann fich zeigte. Wei jeder Zegrigt 
von gewonnenen Schlachten der großen Armeen pre 
bei dem Jubel eine bange Sorge fein Bateeberh, ob nicht 
der Sieg ihn eine Sohn gekoftet habe, bis Kachrichten 
son defien Leben und deffen Auszeichnungen vor dem eins 
de, wie er verwundet nicht aus dem Gefechte gewichen 
und ungeheilt wieder in die neue Schlacht gerädt war, 
ihn zum gluͤcklichſten Vater madıten. Der Friedensſchluß 
zu Paris von 1814 und die Ruͤckkehr ſeines Sohnes wa⸗ 
ren ſeine groͤßten Feſte. Kaum hatte er den muthigen 
Knaben an fein freudiges Vaterherz geſchloſſen, als Die 
Rückkehr Napoleons ihn wieder aus feinen Armen rief. 
Er achtete den großen Corſen als Helden, aber er haßte 
ihn auch als den Bedruͤcker feines Vaterlandes, als den 
Demüthiger edler deutfchen Haͤupter. Jetzt, ein Zeitpunkt, 
wo er gerade feine Landgüter ohne Nachtheil für feine 
Bamilie verlaffen Eonnte, verpachtete er diefelben und Va⸗ 
ter und Sohn verließen die heimathliche Flur und den 
weinenden Kreis ‚der Ihrigen. Während fein Sohn als 
Faͤhnrich und bald darauf als Officer in einem Uhlanen⸗ 
zegimente diente, machte ev als Hauptmann den Feldzug 
im Bauptquartiere des Generals v. Bülow (oder v. Tau⸗ 
engen wie Referent nicht genau weiß) mit umd Tehrte 
t dem Frieden von 1815 in den Schoos feiner Familie 
zuruͤck. — Die Opfer, die er feinem Baterlande im un⸗ 
luͤcklichen, wie im glädlichen Kriege gebracht, hatten 
feine guten Bermögensumftände bedeutend gefchwächt, fo 
aß er einen Theil feines Grundeigenthums verkaufte und 
nur ein Landgut, welches er als ein Befigthun feinen 
unmündigen Kindern feitftellen ließ, behielt. Später, Da 
er mit wepmüthigem Gefuͤhl feine Lieben fich in die Welt 
zerſtreuen fah, die 3 jüngern Söhne nach einander in bie 
Urmee traten und die älteften Toͤchter fich verheiratheten, 
da ferner feine Eörperlichen Anftrengungen fürs Bater: 
Land feine Geſundheit erfegättert hatten und die druͤcken⸗ 
den Zeiten des Landmann erfchienen, da verkaufte er 
auch das legte Gut und zog ſich in Ruhe nach dem Staͤdt⸗ 
- chen Laſſahn gurücd, wo er in ftiller Abgefchiedenpeit, nur 
mit Intereſſe am Ergehen feiner erntfernten und nähern 
Kinder lebte. Sein legter Wunſch war, den Abend feis 
ner Tage bei feinem älteften Sohne, welcher in der Garde 
dienend in Berlin verheirathet lebte, zu befchließen. Doch 
bevor noch dieſer Lieblingswunfhh in Erfüllung ging, 
‚wurde er, nachdem ihm der Zufall faſt ale Kinder noch 
einmal an das Vaterherz geführt hatte, von der dunkelu 


168 v. Geuſau. 


d plöglich den Gelnigen entrifien. — Gine feltene 
ensgüte, die nur gu ok gemißbraucht ihn dennoch mie 
‚verfinfterte, bober Sinn für Ehre, lebhafte Gefühl 
Recht, Anbänglichkeit an feine Familie, Liebe zum Bar 
lande und Berehrung feined Könige machten die Grunds 
dge feines Charakters aus. Sein heiterer und glüdlicher 
umor, der vereint mit Religiofität ihm die Sorgen des 
Lebens tragen half, blieb fein treuer Geführte bis zur 
Fodesſtunde. 


* 67. Carl Freiherr v. Geuſau, 


großherzogl. bad, Großhofmeiſter, General der Cavallerie u. Groß⸗ 
kreuz d. großherzogl. Haus u.s Verdienſtordens — zu Karlsruhe. 
geb, d, 8. Dec. 1741, geft. d. 8. Febr. 189. 


Geboren zu Karlsruhe, wo fein Water als markgräfl, 
badiſcher Oberjaͤgermeiſter und General des ſchwaͤbiſchen 
Kreifes lebte, trat v. G. nachdem er eine forgfältige Ers 
sieung genoffen, früh in holländifche Kriegsdienfte. Schon 
m 3.1772 avancirte er zum Oberftlieutenant in dem 
giment Baden und 1779 zum Oberſten. — Während ber 
Friedensjahre hielt er fidy meiftend an dem Hofe des das 
maligen Markgrafen Garl Friedrich von Baden auf, wo 
er zugleich die Stelle eines dienſtthuenden Kammerherrn 
betleidete. In dem Revolutionskrieg commandirte er eine 
Brigade unter den Befehlen des Erbprinzen von Dranien, 
jesigen Königs von Holland, wo er ſich bei allen Gele: 
nenbeiten durch Zapferkeit und Umficht andzeichnete, wes⸗ 
wegen ihm im Aug. 1794 die Vertbheidigung der von den 
Franzoſen belagerten Feſtung Breda anvertraut wurde, 
weldye er den 25. San. 1795 an den franzöfifchen General 
Lemaire mit der ehrenvolifien Eapitulation erft Hann über- 
gab, als alle Borräthe aufgezehrt und die Befehle von 
ben Generalftanten dazu gegeben waren. Er verließ hier- 
auf den Holländifchen Dienit und zog ſich nach Karlsruhe 
zuruͤck, wo er ‚zum Oberftlammerheren und Generalliens 
tenant ernannt wurde. Sein Kurft brauchte ihn zu den 
wichtigften Sendungen nad Petersburg, Moskau und 
Stockholm und fchentte ihm fein ganzes Vertrauen, wel: 
ches er auch in hohem Grade zu verdienen wußte Den 
7. März 1308 ernannte ihn Garl Friedrich zum General 
der Savallerie und Chef des Hufarenregimentd, 1809 zum 
Kriegäminifter und 1811 wurde er unter Sutbenung Bon 
diefem Portefeuille zum Großhofmeiſter ernannt. Abs 
rend feiner Dienftzeit erwarb er fich noch folgende oͤffent⸗ 


Clafing — Bratring. 169 


che Auszeichnungen: Bom Kaifer Paul von Rußland 
den St. Annenorden 1. Klaſſe, von Schweden das Groß: 
Brenz des Schwertordend. Eben fo verliehen ihm die Ne: 
eyten Baden, denen er dierite, die großen Bänder des 
gi elitads, Militärverdienft: und Zaͤhringer⸗Loͤwenordens. — 
binterläßt den Ruf eined dev. gerechteften und Ereueften 
Diener des Haufes Baden. | 
Karlörube, Bon feinem Berehrer 

v. Preen, Major. 


68. Johann Hermann Claſing, 
Componiſt u. ausuͤbender Kuͤnſtler auf dem Pianoforte zu Hamburgs 
. geb. -» . co « geft. d. 8. Gebr, 1829”). 


Er war ald Virtuos auf Dem Fortepiano ausgezeich⸗ 
. net und erfreute Durch fein Spiel in Goncerten, welche er 
öfters zu Hamburg gab und für welche er auch eigene 
Gompofitionen wählte. — Sein Süwacıer Körper wollte 
den freiwaltenden ſchaffenden Geift nicht Länger feſſeln; 
ee entfchwebte zu höhern Regionen, in denen ihm nun 
die Barmonien ertönen' werden, von welchen er oft die 
Woͤnſten Anklänge vernehmen ileß. Seine letzten Werke, 
ie Dratorien: „Belſazar⸗ und „die Zochter Jephta's“, 
welche zu dem Herrlichſten gehören, was je im Gebiete dee 
Tonkunſt gefchaffen worden, bleiben fein Denkmal, ... Er 
lebt in den Herzen allee wahren Kunftfreunde, denen er 
auch als Menſch lieb und tbeuer war. Ginige feiner 
Schüler begleiteten ihn zum Grabe, 


69. Friedr. Wilh, Aug. Bratring, 
koͤnigl. Bücdherauctiond-Gommiffariud zu Berlin; 
geb. d.8. Dec. 1772, geſt. d. 12. Febr. 1829”). 


Er war zu Looſe bei Seehauſen in der Altmark ges 
boren und früher Gehilfe bei der koͤnigl. Bibliothek, 
dann wurde er 1803 geheimer erpedivender Sekretär bei 
dem Forfldepartement des ehemaligen Seneraldirectoriums 
in Berlin und erhielt 1818 die legte Anſtellung. — Gr 
war ein vielfeitig wiffenfchaftlich gebildeter Mann, haupts 
fächlich befchäftigte er ſich früher mit dee Laͤnder⸗ und 
Bolkskunde und Statiſtik. Cr hat mande ſchaͤtzbare 
Schriften, die in dies Gebiet der Wiſſenſchaften einſchla⸗ 





*) Abendztg. 1829. Nr. 866. 
”) 8tg. fuͤr d. eleg. Belt 1839, Ar. 26. 


170 | Bratring. 


gen, beraudgegeben und vedigirte guerft das Journal der 
neueften Lands und Seereiſen, das Demmächft , da ihm 
feine Berufögefchäfte nicht mehr geftatteten, ihm die ge: 
hörige Aufmerkfamkeit und Den erforderlichen Fleiß zu 
widmen, mehrmals die Redactoren gewechfelt, ohne da⸗ 
Durch zu gewinnen, Geit er gerichtlicyer Bücherauctiond- 
Gommiffarius war, machte er die fchöne Literatur Deutfch- 
lands zu feinem Hauptftudium und legte eine volftändige 
Sammlung aller Gedichte feit den frühefteu Zeiten an. 
Er beſchraͤnkte fich nicht blos auf die für den Buchhandel 
edructen Gedichtfammilungen und einzelnen Gedichte, 
ondern dehnte feine Sammlung auch auf jedes einzelne 
gebendite kleine Gediht — oft nur ein Gelegenheitöge- 
icht — felbft auf Handfchriften aus. So hatte er z. 
B. mehrere Gedichte handfchriftlih von Martin Orig. — 
Dabei hatte er ausführliche Nachrichten uber das Leben 
und Wirken der Berfaffer derfelben mit großem Fleiße 
ufammengetragen,. Seine Abfiht war, das Reſultat 
feiner Forfchungen und feines mühfamen Sammlerfleißes 
ee Welt durch den Druck befannt zu machen, und ed 
wäre fehr zw bedauern, wenn eine verdienftlige und 
mähfame Arbeit nun für da8 Publikum verloren Be en 
foßte, und zu wuͤnſchen, daB dieſe reihe und faft vollftäns 
Dige Damm ung aller beutjehen Dichter nicht zerfplittert, 
fondern einer öffentlichen Bibliothek einverleibt würde. 
uch befaß der Verſtorbene eine fchägbare Sammlung 
von Handichriften berühmter Männer und Frauen aus 
feüherer und fpäterer Zeit, Regenten, Fuͤrſten, Feldherren, 
Minifter, Gelehrten, Kuͤnſtler und überhaupt ſolcher Per: 
fonen, die ſich einen Namen in der Geſchichte erworben 
hatten, doch waren es unter den Gelchrten und Künftlern 
nicht blo8 Die Heroen, fondern auch die von geringerem 
Gehalte, und er hatte bei jedem kurze biographifche No- 
tigen hinzugefügt. Auch diefe Sammlung follte wohl vor 
Serfplitterung und Untergang bewahrt werden. 

Se gab folgende Schriften Heraus: Magaz. f. d. 
Land: u. Geſchichts kunde d. Mark Brandenburg 2c, Berl, 
1798. — Die Grafſch. Ruppin in hiſt., geogr, u, ſtatiſt. 
Hinſ. 1799. — Corſika in phyf., polit. u, topogr. Hinf. ; 
in gabert Magnz. f. Geogr. Bd.5, ©. 123-164. 1797. 
— Die Corſen; in d. Berlin, Archiv d. Seit u. ihres Ge⸗ 
ſchmacks. 1799. Sept. Nr. 4. — Außerdem lieferte er noch 
viele anonyme Beiträge zu Babri’d Beiträgen 3. Gefch. 
u. ſ. w. U. 3. defien Magaz. f. Geogr., beſ. d. Altmark 
betr, — Reifen d. Spanier nach d. fee. Aus, d. Span. 


v. Srolman. 171 


überf. 1803. — Statiſt. topogr. Beſchreib. d. Mark Bran⸗ 
denburg. 3 Bde. 1804—1809. — Hiſt. geogr. Beſchreib. d. 
Mediatſtadt Ermsleben im Halberſtaͤdt.; in d. Denkwür⸗ 
digk. d. preuß. Staaten. 1801. April ©. 418- 4804. — 
Neb. d. Ladronen⸗ od. Marianen⸗Inſelgruppe; in d. allgem. 
geogr. Sphemeriden. 1806. Nov. ©.,257—275. Dec. ©. 

9—398, — eb, NReu-Georgien; ebd. 1807. Zul, ©. 
258. — Unt.d. Namen Blumenau : Statifl, geogr. topogr. 
Befchreib, v. Aegypten. : Halle 1793. — Die Luftiagd, 
komiſch. Gedicht. Berl. 1800. — Ricotiana, od. Taſchenb. 
f. Tabaksliebh. 1801. m. 8. — Beitr, 3. Geſch. d, Ges 

wohnh. u. d, Luxus. m. 8. 1801. — Provinzial: Addreß- 
handbuch f. Brandenburg, Yommern 20.1802. Desgl. 
. d. Kurmark. u, Neumark, Brandenburg u. Pommern. 
806. — Karl v. Bülows Forfttabellen nach v. Burgdorfs 
Forſthdb. bearb. 1808. — Preuß. brandenb. Miözellen Jahrg. 
1808 —5. — Allgem. Induſtrie⸗Addreßbuch v. Berlin, 
1807 u. 1808; neuefte Aufl. 1816. — Mein Baterland Preu⸗ 
Ben nady f. Entftehen u. Aufblühen. 2. Ausg. 1808. ın. 
1 Kart. — Journal f. d, neneften Land» u. Seereifen, 
u. das Sntereffantefte ans d. Eänders u. Völkerkunde, 
1808—1816. m. K. u. Kart. (Wird fortgefegt.) — Spa⸗ 
nien u. d. ſpan. Nation. 1809. — Allgem. Welt: u. Mens 
ſchenkunde. 8 Bde. m. Kart. 1809-1813. — Allgem. 
Reiſeencylop. 2 Jahrg. 1810 u. 1811. m. 8. u. Kart. 


70. Carl Ludwig Wilhelm von Grolman, 


eroßherzogl. heſſ. darmſtaͤdt. Staatöminifter für d. Depart. d. 

Smern u. d. Juſtiz, Präfibent d. vereinigten Staatöminifterien, 

beider Rechte u. der Philof. Doctor u. d. großberzogl. Haus: u, 
Verdienſtordens Großkreuz — zu Darmitadt 5 


geb. d. 23. Sul. 1775, geſt. d. 14. Gebr. 1829 *). 


Die Familie Srolman flammt aus dem Preußifchen 
und der Bollendete erhielt vom Könige von Preußen die 
Adelöwärde, während die andern Zweige febon feit läns 
gerer Zeit den Adel führten. Der Bater war landgräff. 
heff. Darmitädtifcher geheimer Ategierungdrath und Mit- 
gen der Provinzialregierung, Adolph Ludwig Gr. zu 

ießen, wo aud Carl Gr. geboren wurde, Seine eche 
wiſſenſchaftliche Ausbildung wurde ihm auf bem Gymna⸗ 
Tium feines Geburtöortes zu heil, Bier zeichnete er fich 


*) Vergl. Beitgenoflen; neue Reihe Nr. 9, Desperud 1829. N 
64 und a — Fall z neue Reihe Mir. 9, Deöp . 





172 v. Grolman. 


on früh durch ein edle Emporfireben, anhaltenden | 


& 

Ser und ſchnelle Faſſungggabe aus. In allen Klaffen 
elangte er zu den oberfien Stellen und hatte diefelben 
n feinem 16. 3. bereits ſaͤmmtlich durchlaufen, fo daß 
er, mit den beften Schultenntniffen ausgeruftet, die Sans 
deöuniverfität in einem Alter beziehen konnte, wo andere 
Sünglinge gewöhnlich noch mit den Worbereitungäftudien 
Dazu beihä ige find. Gr., dem in allen Berhältniffen 
die Außenwelt niemals fremd blieb, nahın an dem foges 
nannten Burfchenleben in fofern Antheil, als folcyes feis 
nen übrigen Beſtrebungen zufagen Eonnte, und er bat 
auch feinen Muth, mach Den egriffen feined Standes 
und feines Alterd, in einem Zweilampfe auf eine Art 


erprobt, die ihm bie Achtung feiner Univerfitätägenofien 


auch von diefer Geite fiherte, Mir erwähnen dieſes abs 
fintlih, weil Gr. ſpaͤter mit auffallender Strenge fich 
-ofen Univerfitätöverbindungen widerfegte und die Stimme 
der Studirenden Dadurch gegen ſich reiste. Er widmete 
fich mit Fleiß und mit dem gludlichften Erfolge dem 
Studium der Rechtswiſſenſchaft und kein Zweig derfel: 
ben blieb von ihm unerforſcht. Um jeder Einfeitigkeit 
zu entgehen, bezog er auch noch die Univerfität Erian⸗ 
gen und Eehrte, nachdem er hier den Gyclus feiner alas 

er feven Studien gefchloffen hatte, in feine Baterftadt 
zurüd. Hier bewarb er fich um den alademifchen Grad, 
der ihn, ‚nachdem er durch feine Differtation: de dona- 
tione propter nuptias feine Befähigung bewiefen, 1795 
ertheilt wurde. Gr bewährte als Privatdocent feinen 
Beruf für den akademiſchen Lehrftuhl, wurde 1798 außer: 
ordentlicher Profefjor und vudte 1800 als ordentlicher 
Lehrer der KRechtswiſſenſchaft bei der Landesuniverfität 
ein. — Seine nunmehr betretene literarifhe Laufbahn 
war nicht ohne Dornen, Det Hauptzweig feiner wiſſen⸗ 
ſchaftlichen Forſchungen im weiten Gebiete der Jurispru⸗ 
denz war das peinlidhe Hecht, und er wurde, wenn nicht 
Grfinder, doch Hauptbegründer der Präventionstheorie, 
Den Ruhm, den er Ti als Schriftfteller erwarb, und 
der große Beifall, den feine mündlichen Vorträge fans 
den, reisten die Eiferſucht des damaligen Kanzlers der 
Univerfität, ded Geheimeraths und Profeſſors Koch. Dies 
fe batte auf den Ruf des erften Rechtögelehrten Ans 
peuch machen koͤnnen, ſah nun nicht mit günftigen 
Augen dad aufftvebende Talent feined jüngern Amtöge; 
neffen und ließ ſich oft won feiner Beidenfchaftlichkeit hin⸗ 
reißen, feinem Rehenbuhler auf eins Art entgegen zu tre⸗ 


1% 


Pe vernak m 
Inte er ſich nur m Bf man Gr.s 


| und it, = feinem 
Aus Gegner. —* — 

Gr 9— kurze B uts 
wiclung d. techtlichen Natur + dab zone jäftes 4, 

f fhloffen würde, 


—— die peinliche —— und 
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den bearbeitete,, -. 
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Gast ‚Kompendium Hr vom 


Bee aan — en 
— liegen — 


Vorieſungen gehalten worden Bereits in 
machte Or. dem Anfang mit der ‚Hetaußgabe feines „Mas 
4 die Philofophie des Rechts und der Gefe fegue: 
—J 3 eb erſe 89 Davon im folgenden Jahre 


5 — * u en d. Menfigen it, Bürz 
& rd" erfhien 1799 — 1800, bearbeitet von man, 





— en 4 


“ 


174 v. Srolman. 


Streafgefeggebung, nebft der Entwidelung d. Lehre von 
d. Maßſtabe der Strafen u, der juridifhen Imputation. 
1799", Seine „Theorie des gerichtl. Verfahrens in buͤr⸗ 
gerl. Rechtsſtreitigkeiten nach gemeinem deutſch. Rechte 
entworfen. 1800. (3. Aufl. 1818)" iſt nach dem Urtheile 
der Kenner fein trefflichftes Werl, Nach Gründung des 
Rheinbundes trat. auch für Heffen der mögliche Fall ein, 
Daß das napoleoniſche Geſetzbuch in Wirkſamkeit ges 
fegt werden dürfte. Dies veranlaßte Gr. das franzöft- 
ſche Recht zum befondern Gegenftande feines Studiums 
zu machen; er beurkundete durch die 3 erfien Bände fels 
ned „ausführlichen Handbuchs über Code Napoleon zum 
Behufe wiſſenſchaftlich gebildeter deutſcher Geſchaͤfts⸗ 
männer”, die von 1810— 1812 erſchienen, wie er bisher 
ihm fremde Gegenſtaͤnde zu durchdringen vermochte. Die 
eingetretenen Staatsveraͤnderungen unterbrachen die wei⸗ 
tere Erſcheinung dieſes Werks, das auf 10 Bände berech⸗ 
net war. Gr.ö literärifche Laufbahn, die wir bier in 
ungetrennter nreibenfolge gegeben haben, fchließt mit eis 
ner procefiualifhen Schrift „über olographe und myſti⸗ 
je Seftamente”, die er 1814 heraudgab. Cr fiegte hier 
n einem Nechföhandel, allein diefer Sieg über die Ges 
genpartei, der 9. v. Almendingen diente, hatte die traus 
tige Folge, Daß er ſich mit diefem alten Kreunde ent: 
weite, — Wir werden nun Gr. in feinem Wirken als 
ehrer und Kanzler der Univerfitat Gießen zu beleuchten 
fuchen und zulegt ihn ald Staatsmann ſchildern, ald 
welcher er vielleicht von feinen früher aufgeitellten theos 
retifchen Srundfägen abweicht, wa8 man hart an ibm 
getabeit bat, Doc wir. werden fehen, daß das Meifte 
n den Beitverhältniffen Tag, was man gegen ihn ange⸗ 
füpet hat, — Sein Ruhm als akademiſcher Lehrer ifk 
unbeftritten und fein Lob allgemein. Außer Prozeß und 
CEriminalrecht trug ee auch Naturrecht vor und er vers 
dankte den. ehe häufigen Beſuch feiner Borlefungen, 
nächft der tiefen Gründlichkeit und Klarheit, mit welcher 
er auch die ſchwierigſte Materie zu behandeln wußte, feis 
nem imponirenden nnd angenehmen Vortrage. Er bes 
biente ſich weder der .Hefte, um abzulefen, noch dictirte er 
an Suhorern, daher war von Seiten diefer immer die 
rengfte Aufmerkfamkeit nöthig, um etwas Zuſammen⸗ 
hängendes zu bekommen. Sein geundliches Studium des 
peinlihen Rechts erkannte die Staatöregierung an, und 
zwar dadurch, daß fie ihn nebft dem Hofrath Schwabe 
m Gießen mit der Entwerfung eines neuen Strafcoder 


[4 


| v. Srolman. 175 


beauftragte. Doch iſt dad Mefultat ihrer Arbeiten nie 
. bekannt geworden. Im J. 1803 nahm Gr. an der Com⸗ 
miffion Theil, die beauftragt war, die Haupfgrundzüge 
u entwerfen, nach welchen das Gramgöfifee Recht einzus 
uͤhren fei. Kuc bier fah man keine Refultate; deſon⸗ 
ders traten Gr, und Almendingen mit beftimmter Meis 
nungsverſchiedenheit gegen einander auf, weil nach des 
Erſtern Meinung Legteree den Geift jener Verfaſſung 
gänzlich entkräften wurde, Dieſe Entzweiung zeigte ſich 
auch öffentlich, doch behauptete Gr. in allen Schriften 
gegen Almendingen eine edle Maͤßigung. Gr.s Nectos 
rat, dad er im J. 1810 und 1811 bekleidete, darf darum 
nicht unerwälmt bleiben, weil während deffelben ein hars 
ter. Kampf gegen die akademiſchen Verbindungen begann, 
gegen welche alle Behorden deutfcher So (ante mit 
Verfchiedenem Erfolge gekaͤmpft haben. Wielleicht nicht 
ohne Einfluß Napolcons, dem der Geift, welcher auf uns 
fern Hochſchulen herrfchte, nicht. gefallen tonnte, geſchah 
ed, daß unter Gr.8 Nectorat die Eandömannfchaften auf 
der Univerfität Gießen Gegenftand einer befondern Aufs 
merkfamteit wurden. . Seinem Untrage gemäß, den man 
von ihm amtlich verlangte, wurde ein alademifches Dis⸗ 
eiplinargericht organifirt und dieſes mif einer. Macht auds 
gerüftet, die zur Grreihumg des bedbfichtigten Zweckes 
durchaus nöthig fehien. Gr. blieb beftändiger Director 
diefed Zribunals und behauptete immer eine an Strenge 
renzende Energie gegen die Studirenden. In diefe Seit 
alt das eifrige Studium Gr. im franzöfifchen echte 
und fo ift es wohl zu entfchuldigen, wenn er fich zu 
den franzöfifchen Inſtituten hinneigte und der MWelts 
Eluge wird ihn nicht tadeln, wenn er ſich den damaligen 
Gewalthabern zu nähern fuchte und mit Männern in 
Berbindung trat, die fich entfihieden für die herefchende 
Partei und ihre Grundfäge ausſprachen. So viel ift wes 
nigftens gewiß, daß die herbeigeführte Staatskataſtrophe 
auch Gr.s Benehmen fichtlich änderte; Imconfequenz tn 
feinem Handeln fyringt um fo weniger in die Augen, 
weil er immer befonnen handelte und mit feinen Anſich⸗ 
ten nicht leicht frei herausging. Die 1814 angeordnete 
Landesbewaffnung durch Errichtung einer Landwehr gab 
Sr. Gelegenheit, fi als Patriot zu zeigen und duwar zu 
einer Zeit, wo der gaͤnzliche Umſturz jenes Maͤchtigen, 
vor dem Europa gezittert, noch keineswegs gewiß war. 
Er übernahm freiwillig die Stelle eines Bataillons⸗ 
Chefs und Die feurigen Reden und Sagesbefehle, Pic eu 














180 Schloſſer. 


das Miniſterinm aufgehobene Gommiſſion sur Bearbel⸗ 
tung einer neuem Civil⸗ und Geiminolgefeegebun unter 
feiner Leitung wieder thätig und die Oberappellationöge- 
zichtöräthe Floret und Knapp arbeiteten an derfelben. 
Die mit Erledigung diefes Aafto 8 verfnüpften Arbeiten 
und die praktiſchen Geſchaͤfte der Staatsverwaltung, wel: 
che in Gr.s minifterieler Sphäre liegen, waren die letz⸗ 
ten Segenftände feiner wugemeinen Spätigkeit, Und mit 
echt mußte man ftaunen, wie er eb vermochte, bei der 
ihn faſt druͤckenden Laft von Befchäften, jedem fo zus 
eänalich zu feyn und Die geringften Eingelnheiten feiner 
»ielen Dienfizweige fo Elar zu überfchauen. «Er Lebte faft 
ausfchließend feinen Gefchäften und feiner Familie; nur 
felten ſah man ihn im Theater. In fpäterer Beit, feit- 

em des Großherzogs K. H. ihn mit Dem ehemals von 
Bimptichen Gute von Gundernhanfen belohnt hatte, bes 
ſuchte er manchmal die Iagd. Indem er einen feiner 

ehnlichften Wünſche, die Errichtung eines neuen Gebäus 

es für das Symnaflum erfüllt ſah und ſich noch wohls 
geräftet fühlte, fein Leben Durch lange Thaͤtigkeit fes 
‚gentreih zu maden, flach er und mit ihm viele ſchoͤne 
Soffaungmm. eine Sattin, Emilie von Dewal, ward 9 
Monate vorher von feiner Seite geriffen; fie hinterließ 
ipm 3 Söhne und 4 Achter, Auch als Familienvater 
und Privatmann gebuhrte dem Verewigten hohe Adytung. 
Noch lange werden ſich bie Bewohner Darmſtadts erins 
nern, wie @r., die hohe, anfehnliche Geftalt, gewöhnlich 
in ſchwarzer Mleidung, in die Kanzlei oder aufs Schloß 
ging; und daß er am Ruder des Staats nicht reich und 

egütert wurde, ift ein Beugniß, das laut für feine Recht» 
lichkeit fpricht und fo feinen Ruhm für die Zukunft fis 
a oem er als Lehrer und Gchriftfteller immer behaup⸗ 

wird! — 


* 71. Zriedrih Chriſtoph Schloffer, _ 
Doctor der Phil, großherzogl. bad. Hofr. u. Prof. d. Geſchichte 
u. Director d, Univerfitätäbibliothek zu Heidelberg — + zu Nom; 
geb. d. 17. Nov. 1777, get. d. 14. Febr. 1829. 

a , Er war gu ever in Oftfriesland geboren und wurde 
äter Lehrer an der Schule dafelbft, feit 1810 Lehrer am 
aftum zu Frankfurt a. M., im I. 1817 großher⸗ 

ogl. bodiger Hoftath und Profeſſor der Geſchichte und 
rector der Univerſitaͤtsbibliothek zu Heidelberg. Gr 
Hatte fi sur Gerftelung feiner Gelundbeit vor einigen 


Hargens. 181 


Jahren nach Som begeben, wo er nach langen Leiden mit 
Bode bahn. als Berfaffer des —ã : BZtoandi 


n bereicherten Ueberfi von 
endes Schrift: . „Ueber Etaatöverfaffung u. Staaisver⸗ 


: Da er 1812 zur Tatholifchen Kirche übergefteten war, fo 
wird fein Rame oft in Verbindung m i 


Univerſalhiſt. Ueberſ. d. Geſch. d. alten Welt u. ihrer 


Gultur. Frankf. 1826 u. 1827.— Raturgefähle e. Minds . 


aus d, 12. Jahrh.; im Morgenbl, 1808. Rr. 208. — , 
Heine. Effer Edgeworth, n. d. Franz. d. Beaülien; in d. 


Beitgenoffen H. 4 (1816), ©. 151 — 170. — D’Espre- 
end u. d’Entraigues, n, d. Franz.; ebd, H. 5, ©. 123 
— 142. — . Elifabeth v. Frankr. u. Ludw. ‚Ant. Heinrich 
v. Bourbon, Herzog v. Engbien, n. d. Franz. ©. 149 — 
168. — Denkſchr. a. d. hohen Bundesverfammlung; in 
Büchlers u. Dümges Archiv d. Geſellſch. altdeutfch. Ges 
ſchichtsk. Bd. 1 (1820), ©. 73—79. — Auszug a. d. 
Berheicn, d. St. Bartholom. Stiftöbiblioth,. 3. Frankf. 
9 M.; ebd. Bd. 2, ©. 197— 212. — Bergl. Matthigd 


5. Zortf. d. Rachr. v. Frankf. Gymn. S. 5. — 


* 72. Chriftian Friedrich Hargens, 
Doctor d. Medicin u. Adjunkt der medicin. Fakultät zu Kiel; 
geb. d. 8, Febr. 1773, geft. den 15. Febr. 189, 


Er wurde zu Eutin geboren. Ausgezeichnete Bäbig: 
Teiten mit großem, Bu verbunden und eine Schule wie 
die Eutiner war, ließen ibn fchon im feinem 16. J. Stu⸗ 
dent werden. Nur ein halbes Jahr ftudirte er in Kiel 

—8 Biogr. ©. 80. dieſ. Jahrg. 


Defl. Biogr. 1. Jahrq. S. 56. 
v20) Deſſ. Bidar. ©. I dief. Jahrg. 


182 v. Veltheint. 


und ging darauf nach Jena, wo er 8 I. blieb, dann wies 
Der nach Kiel zuruͤckkam und am 14. Nov. 1793 die mes 
diciniſche und chirurgiſche Doctorwürde erhielt. Gein 
Auf verfhaffte ihm bald eine bedeutende Praxis und in 
demfelben Jahre erhielt er die Erlaubniß, Vorleſungen 
auf der Untverfität Kiel zır halten, wurde 1794 zum Ads 
juntt der medicinifchen Fakultät zu Kiel umd zwei Jahre 
arauf zum Mitglied dee Gefelihaft correfpondirender 
Aerzte gu Jena ernannt, Gr befaß ausgezeichnete literas 
riſche und philologifche Kenntniffe, daher man häufig ihn 
um Auskunft bat und bei ihm iq Raths erholte. Be⸗ 
ondere Genauigkeit beobachtete er im deutſchen Ausdruck, 
daher die letztern Auflagen des ſchlesw. holſtein. Geſang⸗ 
buchs durch Ihn an Correctheit ſehr gewonnen haben. In 
dem literariſchen Ausſchuß der Harmonie zu Kiel war er 
viele Sabre hindurch nicht blofes Mitglied, fondern thäs 
tiger Leitee und thätiger Förderer deffelben, und nicht 
‚nur diefe Geſellſchaft, fondern Perſonen aller Stände bes 
Hagen feinen Zod und bewahren ihm ein dankbares Ans 
Denken. Mit dem gelehrten Etatörath Reinhold war er 
befonder8 befreundet. Cr hinterließ eine Wittwe und 
wei Kinder, eine Tochter, die an den Paſtor Schäge in 
nterfee verheirathet, und einen Sohn, der nach rühms 
lich uberftandenem Aurifteneramen im 3. 1826, gegens 
wärtig in einem der Gomtoire der ſchlesw. holft. lauenb, 
Kanzlei in Kopenhagen angeftellt if. — B.- war ein 
ſehr arbeitfamer Mann, der jede freie Stunde mit Lefen 
und Schreiben auöfülte. Im Druck erfchien von ibm 
feine Diss, inaug, exhibens corum, quae in partu diffi- 
cili et praeter naturali sub ipsam partus periodum per- 
agenda sunt, sciagraphiam systematicam, Kilon. 1798. — 
ehrere Abhandlungen, anonyme Auffäge und Weberfez« 
zungen in Hufelands Auftläcungen für die Arzneikunde 
und in deffen Annalen der franzöfifchen Arzneikunde. 


* 75. Johann Auguft von Veltheim, 
ednigl. hannov. Generallieutenant und Sohanniter= Ritter zu 
Hildesheim ; 
geb.d. 18. Jul. 1764, geft. d. 15, Febr. 18%. 


Er wurde zu Stolzenau an dee Wefer unwelt Nien- 
burg in der Grafſchaft Hoya geboren und war der jüns 
ge Sohn des Lurfürftl. hanover. Generalmajord Friede. 

tian v. B., welcher mit einer Freiin von Alvensleben 
verheirathet war und an feinen im 7iährigem Kriege vers 











186 Arnold — Mauritius, 


nem Tünftig gleichen Beruf als Arzt Durch einen längern 
Aufenthalt in Paris vorbereitet und flieht der Doctor: 
würde in Kurzem entgegen. Ä 


75. Georg Daniel Arnold, 


Drofeffor d. Rechte u. Dichter zu Straßburg; 
geb. d. 18. Febr. 1780, geft. d. 18. Bebr. 1829 *). 


3u Straßburg geboren, vollendete A. feine Studien 
u Söttingen und Paris und bildete ſich auf feinen Rei⸗ 
en durch Frankreich, Deutfchland, England und Italien 
noch vielfeitig aus. Nach Beendigung feiner alademifchen 
Laufbahn ward er als Profeſſor der Rechte nach Koblen 
berufen; fpäter Lehrte er nach feiner Vaterſtadt zuruͤck, 
wo er anfangs als Profeffor der Geſchichte, dann als 
Srofeffor und Dekan der Rechtsfakultaͤt lebte. Gr gab 
ein Werk über das römifche Hecht heraus; auch fchrieb 
er eine Rotis uͤber feine Reife nach Italien und über bie 
elfoffer Dichter, unter welchen ihm felbft eine ehrenvolle 
@telle aebährt. Am meiften Ruhm erwarb er.fich durch 
ein Euftfpiel: „Der Pfingftmontag”, in Berfen In Straß⸗ 
urgee Mundart gefchrieben. „Er bat uns ein Werk ges 
liefert, fagt Söthe, dad an Klarheit und Vollſtaͤndigkeit 
des Anſchauens und an geiftreicher Darftelung unendlicher 
Ginzelnheiten wenig feines Sleichen finden durfte." 


* 76. Karl Aug. Benjamin Mauritius, 


Rector d. Stedtfhule zu Dainau in Schlefien; 
geb. im 3. 1777, geft. d. 19. Zebr. 1829. 


Das Gluͤck, an der Seite trefflicher Eltern in jarter 
Kindheit geleitet zu werden, genop der Hingefchiedene 
‚nicht, Sein Bater, Prediger zu Tzſchetſchenau dei Frank⸗ 
furt a. d. D., wurde ihm, ald er erſt 1 3. alt war, ent- 
ziffen, und feine Eörperliche und geiftige Pflege blieb nur 
der Sorgfalt.der hilfloſen Mutter überlaffen, und Hainau 
war der Ort, wo er von Verwandten und edlen Freunden 

eleitet, feine erfle Bildung empfing , von wo er 10 
alt nah Halle ind Waiſenhaus kam. Ohne alle Hilfe 
arm umd dürftig, Tam der Knabe hier an, wo er 
bald viele Gönner fand. Acht Sabre verlebte er als 
‚ Baifentnabe und erfreute ſich der Liebe feiner Lehrer, 
fühlte aber doch bei zunehmendem Alter daB Alleinfein 


*) Nuͤrnd. Correſp. 1829, Nr. 63. 








188 
77 * Chriftian Auguft Thon, 


großherzogl. ſaͤchſ. Seheimerath, Kanzler der Landedregierung zu 
Eifenady) und Eomthur d. großherzogl. ſaͤchſ. Hausordens vom 
weißen Falken; 
geb. d. 1. Jan. 1765, geft. d. 19. Febr. 1889. 


Diefer von feinem Türen mit dem hböcyften Wer: 
teauen beebrte , wegen der audgezeichneten Borzuge ſeines 
Geiſtes und Herzens allgemein gelichte und gefchägte 
Mann, von dem man nach römifchem Sinn mit Recht ſa⸗ 
gen Tann: vixit! geb mehrmals den Wunſch zu erkennen 

aß man nach feinem Hinfcheiden nicht etwa aud au 
die entferntefte Art Lobreden uber ihn ausſprechen 
möge; aber eben deshalb, weil feine Beſcheidenheit feine 
Vorzüge und ausgezeichneten Verdienſte vor ihm verbarg, 
weil er das Wichtige, was er in der Welt geleiftet hatte, 
lange nit fo hoch achtete, als diejenigen, Denen er ed 
eleiftet batte, bedarf er, der fich Telbft das unvergängs 
chſte Denkmal fegte, keines Lobredners, aber gern wird 
mah doch Etwas von feiner Lebens: und Beiftesthätigkeit, 
von feiner Dienftverwaltung, von feinem Emporfteigen bis 
u feiner hohen Stufe des Staatödienftes leſen und fich 

euen, daß Doch biöweilen aͤchte Tugend, ächtes Verdienſt 
auch durch Erdenglud ſchon bienieden belohnt wird. —. 
Er war zu Kaltenfundheim (Amtes Oftheim) geboren und 
der Altefte Sohn Heinr. Ehriſt. Caſpar Thon's, Hofraths 
und Amtmannd des Juſtizamtes Lichtenberg A Oftbeim, 
und Julianen Ghriftianen. geb. Beuchelin, Tochter des 
Amtd> und Polizeicommiffärs gleiches Namens zu Kalten 
fundyeim. Schon in der früheften Iugendzeit zeigte ſich 
bei ihm die Neigung zu den Wiffenfchaften. Dieſe zu er= 
lernen, befuchte er von 1767 an mehrere Jahre das koͤnigl. 
Dädagoglum zu Halle, wo er ſchon damald mit feinem 

ebenfchüler in der oberften Klaffe, dem nachherigen Dis 
rector und Kanzler der Univerfität Dr. Niemeyer *), einen 
unzertrennlichen Freundſchaftsbund ſchloß, umd bezog im 
3. 1771 die dafige Univerfität 1 3. lang. Im S. 1772 
kehrte er auf einige Zeit in die Heimath zurüd und genoß 
unter der Leitung feines Vaters, eines ſehr berühmten 
praktiſchen Juriſten und Gefhäftsmannes, neben mehreren 
angehenden Juriſten praktiſchen Unterricht in der Juris⸗ 
ve worauf er ſich zum zweitenmal anf die Univers 

tät und zwar nach Zena auf 5 3. begab, gegen deren 


nn} 


.) Deſſ. Biogr. 6. Jahrg. S. 644. 


Ende er nody die Führung eines Hrn, v. Harſtall übernahm. 
Ehe er diefe Hochfchule verließ, vertheidigte er öffentlich 
smter dem Präfidium Des nachherigen geheimen Juſtizra⸗ 
thes und Ordinarius Br. Reinhardt, dem er in dem praf: 
tifchen Sheile der Rechtswiſſenſchaft durch Ausarbeitungen 
‚and fonft viel zu verdanten hatte, die von ihm gefchries 
bene Differtation: De effecta fori concursus creditorum 
universalis ratione bonorum territorii alieni, und dedicirte 

olche ©r, Eönigl, Hoheit dem nun verewigten Großherzog 

arl Auguft*), Ron da nad beendigten Studien mit 
tächtigen juridifchen und Sprachkenntnifſen 1776 in feine 
Heimaͤth zurückgekehrt, erhielt er nach einer in fehr Me⸗ 
zer Seit wohl ausgearbeiteten Proberelation (er übers 
reichte diefe and 13 Altenbänden gefertigt fchon am. dritten 
Sage) unterm 9. Mai 1777 das Prädikat als Hofadvokat. 
Um fich nun au in der damaligen fogenannten Reichs⸗ 
- "pearis üben zu Eönnen und dadurch ſich in jeder Hinficht 
für einen künftigen etwaigen Gtaatödienft in feinem Ba⸗ 
terlande FEAR zu machen, benugte er eine Ginladung 
des Hofraths und ritterfchaftlicden Gonfulenten Brenner 
zu Schweinfurt, unter welchem er dafelbft einige Sabre 
arbeitete. Im J. 1783 übernahm er zur Affiftenz des 
Minifterd und Nitterhauptmannd Kreiberen v. Eichtenftein 
zu Gotha die Stelle eines ritterfchaftlichen Sekretaͤrs, 
welche ihm Gelegenheit verfchaffte, fich mit den damals 
noch in ihrem hoͤchſten Flor beftehenden reichsritterſchaft⸗ 
lichen Berhältniffen bekannt zu machen, auch ſich in dem 
damals noch gangbaren Reichsprozeſſe zu üben. Wald 
nachher erhielt er von feinem angebornen Landesherrn den 
Auf, in das Regierungscollegium zu Weimar als Aſſeſſor 
einzutreten. Indeſſen folgte ee diefem Aufe nicht, weil 
feine Lage in feinen jegigen Verhaͤltniſſen fich fofort bes 
deutend verbefferte, wozu noch kam Die zugefagte Expec⸗ 
tanz auf eine einträglichere Stelle, die ſich jedoch wegen 
Deren verzögerter Erledigung nicht alsbald realifirte, 
Dieferhalb bewarb er fich durch feinen Vater im 3. 1788 
um eine Stelle im Regierungscollegium zu Eifenady, all= 
wo durch Den Tod des Hof: und Regierungsrathes v. Hell: 
feld eine Vakanz eingetreten war. Seine Bitte wurde 

ewährt durch Ernennung zum NRegierungsrath mittelft 
Päcpiten Dekretes vom 27. Aug. 1788, der unterm 16. 
Sul, 1791 die Beförderung zum Hofrath folgte Sich 
hier auszuzeichnen fehlte 06 ihm nicht an Gelegenheiten ; 


*”), &, Leben 6, Jahrg. S. 465 d, Nekr. 9 


AR 
* 78. Johann Georg Weber, 


Diakonud u. Rector zu Ummerficht im Zürftenth, Hildburghauſen; 
geb. d. 17. Aug. 1799, geſt. d. 19. Zebr. 1829, 


Er war zu Hildburghaufen geboren und der Son 
eines unbemittelten Bürgers und Schuhmachers, der ſich 
war ehrlich nährte, für diefen, den theologifchen Stu— 
Bien ch widmenden Sohn aber wenig thun konnte. Die 
Schwierigkeiten vermehrten ſich, als dieſer fchon 1819 
ftarb, als er eben die Akademie zu Iena bezogen hatte, 
Rur 23 3, durch Gtipenbien unterftügt, Tonnte er ſich 
Dafelbft aufhalten. 18 Gandidat hier- aufgenommen, 
wurde er Hauslehrer bei einer adligen Bamilie zu Loſch⸗ 
wig bei Dresden und blieb e8 5 3. 2 Wonnte lang; 
Darauf lebte er 2 I lang als Privatlehrer in feiner Bas 
terftadt Hildburghaufen, und wurde endlich zum Diakos 
nus zu Ummerftadt (Didcefe Heldburg), den 16. NRonbr, 
1828 ordinirt. Mit diefem Amte war das Rectorat das 
- felbft verbunden worden, und das gab ihm, demfo oft 
vom Schickſale verfolgten, dem frühen Tod, Sein Eifer 
uͤr Schulordnung hatte einen daſigen Bürger ıgereizt, 
hn in der Schule in Gegenwart der Schüler mit Unges 
flim zur Rede zu fielen. Nach wenigen Tagen erlag er 
der dadurch veranlaften Semüthserfchütterung und Farb . 
2 Wochen nad) dem Antritt feines Amts im SO, Les 

en | 


Sabre. 
Hildburghauſen. - Dr. Genßler. 
79. Gottfried Chriftian Haberland, 


emerit. Rector des Lyceums zu Wernigerode. 
geb. d. 7. Dec. 1749, geft. d.22. Febr. 1829 9). 


Sein Geburtsort iſt Meiningen. Hier befuchte er 
als Knabe die Lateinifcye Schule, um ſich auf die Uni: 
verfität vorzubereiten. Michaelis 1769 bezog er die 
Univerfität Jena und fubinte dafelbft TZheologie und 
drueege Er blied hier 8 Jahre, war in diefer „Zeit 

eivatlehrer und Mitarbeiter an der Univerfitätsbiblios 
thek, wurde Mitglied der Igteinifchen Geſellſchaft und bes 
ſchaͤftigte ſich bejonders mit philologifchen Studien. In 
Diefer Zeit trat er auch mit feiner erften fchriftfteleri 
ſchen Arbeit auf und ſchrieb eine Differtation: De consi- 
lio Horatii Od, L, III. O, 3 conjectura, cum specimine 


.*) Dal, Litztg. 1889, Intel. BI, Nr. 55. 





194 z Berger. 


Daß außer feinem veligiöfen Sinne die Anhaͤnglichkeit am 
wiſſenſchaftliche Befchäftigungen ihn durch fein ‚ganzes 
Leben begleitete. Ein ununterbrochener Fleiß verließ ihn 
nicht, und maucherlei Unterfuchungen im Gebiete der als 
ten Geſchichte und Sprachen beſchaͤftigten ihn befonders 
Nm NRuheſtande, in welchen er bei der 1825 erfolgten Bers 
Anderung des Lyceums, mit Beibehaltung feines vollen 
Gehaltes, verfegt wurde. Emſig arbeitete er noch im 
Anfange feiner Krankheit, fo daß der Arzt den mit Schrifs 
ten bedeckten Schreibtiſch, an dem der Kranke ſchwan⸗ 
Zend ſich auftecht erhielt, abzurä befahl, und ihn 
fh Ruhe zu gönnen hieß. Eine fefte Gefundheit, die 
ihn mit geringen Unterbrechungen durch die 83 I. feines 
kebens begleitete, genoß er bis 10 Tage vor feinem ode, 


* 80. Chriftian Gottlieb Berger, 
Doctor d. Philof. u. Superintendent zu Eiölebens 
geb. d. 20. Dec. 1764, geſt. d. 24. Febr. 1829 *). 


Gein Bater Johann B. lebte ald Handeldmann in 
Geithain, einem mäßigen Städtchen im Eeipziger Seife 
welcher für feine Erziehung eiftigft forgte. Km 15. J. 
bezog er die Fürftenfchule zu Grimma, und wendete fidy 
1785 nach Leipzig, um dort ſich & einem praktifchen Theo⸗ 
logen audzubilden , wo er das Gluͤck hatte, in mehreren 
angefehenen Bamilien Sutritt zu erhalten. Insbeſon⸗ 
dere verdankte er dem näheren Umgange mit dem dama⸗ 
ligen Superintendenten Dr. Rofenmülleer — der ihm 
die Erziehung feiner jüngern Söhne überteug — mandge 
—— — inte für die Zukunft, und viele vorurtheitk 

eie Anſichten für den Stand eines Gotteögelehrten. Im 
Februar 1794 nahm er in Leipzig die Magifterwürde an, 
ward 1796 als Paſtor nach Trachenau bei Boena und 
1805 nach Wippra bei Eisleben beförbert, Sm 3. 1809 
kam er ald Archidiakonus bei St, Andreas nach Eisleben 
und im folgenden Jahre wurde ihm das ehrenvolle Amt 
al Superintendent ubertragen. Gr hinterläßt den Ruhm 
eines belichten Kanzelredners und eines geliebten Geelforz 
gers feiner —* — ihm: Predi Pfingft 

m Druck erſchien von ihm: Pre am 2, Pfingſt⸗ 
tage. eeipt. 1804. — Predigt am 3. SReformationlubel- 
feite, d. 51. Juli 1817 auf Dr, Mart. Luthers Kinzel, 
nebft Rede in deſſen Hauſe gehalten. 1817. — Kurze 


*) Benuät wurde Hieckpi dad Geipziger Sogebl. 





196 . Drceterich. 


konaks in Buben, daB ich nach Aberfiandenem Examen in 
bben im J. 1794 antrat. So wohlthätig und erfrens 
lich für mich dieſe Fuͤhrung Gottes war, fo ſchmerzhaft 
war mir der Abfchied von Leipzig und ‚die weitere Entz, 
fernung von meiner bei Leipzig. noch lebenden Mutter 
und Bean Die Familie, die ich in Leipzig unters 
richtet hatte, und die Eltern derfelben , deren Liebe und 
Wohithaten mir ſtets unvergeßlich geblieben find, entlie⸗ 
en mich mit vielen Thränen und herzlichen Segenswuün⸗ 
den. Durch die Liebe und Freundſchaft, Die ich in Gu- 
en fand, ward mir mein Verluſt erfegt, und ich war fo 
glachie dafelbft meine gute und brave Frau Joh. Kries 
erike, poste des damaligen Cantors und Schullehrers . 
gütene am Gymnaſtum zu Guben zu finden, mit wels 
ich mid, den 9. Juli 1794 verehelichte. —. Im. If. 
3. meines Amtes dafelbft nöthigten mich gewiſſe Um⸗ 
fände, um die damals erledigte Pfarrftelle zu Atters 
wol anzuhalten, fo weh es mir auch that, die Gtabtges 
meinde zu Guben, die mich fehr werthgeachtet, und Des 
ven Liebe ich zeitleben® erkennen und fhägen werde, 
verlaffen. Meine Bitte wurde mir gewährt und im je 
1805 ging ich von Guben ab, um dad Paftorat in Atters 
waſch zu übernehmen "— . Ä 
Es bleibt uns nichts hinzuzufügen uͤbrig, ald daß der 
Berewigte bid Eurz vor feinem Tode ald treuer Seelfors. 
ger feinem Amte ununterbrochen vorftand, und daß er 
von den Seinigen und feiner Gemeinde um fo fehmerzlis 
er. betrauert wurde, da er zu denen gehörte, weldyen 
nach vielen teüben Lebenstagen ein heiterer Lebensaben 
befcyieden war. Dan. 12, 8. Pfalm 126, 5. * 


82. Ludwig Auguſt Dieterich 


koͤnigl. vreuß. geh. Ober⸗Finanzrath zu Brandenburg a. d. Havel; 
geb. d. 28. Sul. 1745, geſt. d 26. Febr. 1829 *). 


Er ward Ay Halberftadt geboren,.wo fein Großvater 
Dechant des Morigftifted war, fein Vater aber die Stelle 
des Amtömajor oder Directord des damaligen Juſtizam⸗ 
tes der Majorei bekleidete. Sein Aeltervater, einft einer 
Der bedeutendften Männer in Holland und Schwieger⸗ 
ohn des Sroßpenfionär Joh. de Witt, hatte nach der be: 
annten Kataftrophe des Legtern Holland verlaffen, ſich 
zu Maröfeld niedergelaffen und dort, mit Ablegung feis 


2) Preuß, Staatsztg. —— mit beigefügten Berichtigungen. 





18. Palm — Chambergen. - 


— welche den Ri tiden Tanuten, faͤhlen es ſchmerz— 
uich/ daß es —Xx wenigen a f " 


* 85. M. Joh. Samuel Zraug. Palm, 
Pfarrer zu Gröbern u. Wachau bei Leipzigs 
geb, d. 3. Ian. 1762, geil, d. 26, Bebr. 1829, 
Er war der einzige Sohn des Paftors Joh. Gottlieb 
). zu Kiedlingswalde in der Dberlaufig und dafelbft ges 
oren, fiudirte zu Lauben und Leipzig, wo er. Famulas 
bei ehem Dntel, dem Dr, Morus mar, ward Katechet 
t. Petri dafelbft und 1789 Pfarrer zu Gräbern um 
aan. Geine Gattin war eine geb. „ von der 
«2 Kinder hinterließ. — Bon ihm rühren. mehrere gute 
zeligidfe Lieder her, 4. W. „Did, Gott, in Demuth zu 
derehren — weldyed unter Rt. 134 des Leipziger Univers 
fitätd.Gefangbuches fich befindet und biß jest nur in wes 
nige Gefongbücher erft übergegangen ik — und: „Die mit, 
Seräpt ‚der, Schwachheit mih zu ahnen." WBekanntlidy 
galt ange Zeit der verewigte Morus für den Verfaſſer 
68 erfteren feinem Geifte jo entfprechenden Liedes, 


84. Friedrich Schamberger, . 
tönigt. Ober-Kirchen- u. Studienrath zu Möündenz 
geb.d.23. Sun. 1788, gel, 6696. Sebr, 199°). 

Der Berewigte wurde zu Ansbach geboren und ver⸗ 
dankte feine wißenſcaftliche Bildung dem Symnafialun: 
teericht der trefflihen Schule dafelbkt. Ami ‚fig vor⸗ 
bereitet bezog ex die Univerfität Grlangen, wo er zuerft 
die philofophifchen Hörfäle mit Eifer und Nusen bes 
fuchte; doch bald gewannen ihn Gros und Glüd. vorzugss 
weife für die Nechtswiflenfhaft. Rach der Mückepr in 
feine Baterftadt, im J. 1809, erfannte er es felbft als eine 
Gunft des Geſchicks daß er dafeldft durch Hrn. v. Spieß 
in die Gefchäfte eingeführt wurde, Wie früher Rechts 
mißlenfiaft, fo wurden nun Geſetzkunde und Gefchäfts- " 
tbätigkeit das eigentliche Element, in dem er ſich be= 
„wegte. Späterpin erhielt er den Acceß bei bem Generals 

Sommiffariate in Ansbach, wo er ſich bald allgemeine 
Achtung und Liebe erwarb und in einer Reife von Jah: 
ven duch wichtige Arbeiten, andy im Adminiftcativfache, 
eine feltene Ausbildung erreichte, die durch feine gründlis 


Jaland 1899, Fr, gen 














„Karften. 201 


Das Waſſerbaufach an ihm, und un iſt fein Zod um fo. -. 
chmerzlicher, da ee uns nicht alleiy Lehrer und Vorbild, - 
ondern auch ein Liebevoll forgender Freund gew en iſt, 

. und fein Andenken wird bei uns ftetö unauslöfchlich bleiben, . 


-.%* 86. Franz Chriftian Lorenz Karften, \ 
großherzogl. medIenb. Thmerin. geheimer Hofrath u. Prof. d. Des 
ton. u. Cameralwiſſenſch. a. d. Univerfität zu Roſtock, Generals 
Sekret. d. mecklenb. patriot. Vereins, Mitdirector d. Roſtock⸗ 
{hen Bibelgeſellſch, Mitglied d. Londoner Board bf Agricul- 
ture, d. oͤkon. Geſellſch. zu Potsdam, Leipzig u. Celle, d. meck⸗ 
end. naturforſch. Geſellſch., d. philomat. zu Roſtock u. ſ. w.z 
geb. d. 8. Apr. 1751, geft. d. W. Febr. 18%, 


Das Baterland lag krank darnieder au den Folgen 
des Tjährigen Krieges und nicht alle Felder grünten. im 
forgfältigften Anbau. Nachdenken und Induſtrie fehlten 
in dem Berfahren ded Landmannes; er verrichtete nach © 
Art der Vater fein Tagewerk und kein heitered Streben 
zum Beſſern erleichterte und veredelte feine Buͤrde — 5 
uch Karſten follte fo ald Anabe auf feines Vaters Fel⸗ 
Deen, zum Züngling gereift, ald Wirthfchafter bei Frem⸗ 
den das Land bauen. Gr war zu Pohnsdorf, einem ade⸗ 
Ligen Pachtgute in Medlenburg, geboren. Zwei Brüder, 
älter als er, hatte der Bater fchon findiren laffen und, 
2 Schweftern zogen als Gattinen ein glädliches 2008 *), 
Seinem jüngften Kinde konnte aber der gans unbemittelte 
Landmann nichts mehr zuwenden; auch die erſte Jugend⸗ 
Bildung fogar ward karg ausgeſtattet und dem früh mut⸗ 
. —X auch von Geſchwiſtern verlaſſenen Knaben tacıte 
Zein heiterer Lebendmorgen. Doch der verewigte K. m ge 
ist reden mit Worten, die er im J. 1823 über. fe 
ugendleben an feinen älteften Sohn Trieb: — „W 
ih — forfpricht ee — in meine Vorzeit mich verfege, 
muß id) iit Anbetung und Erſtaunen ausrufen: Die Bor: 
fehung hat mich wunderbar geführt! Vom 3. I, an ver 
lor ich die Mutterpflege, dad größte Unglük, welches 
Kindern widerfahren Tann. Bid zum 10. 3. ward die 





*) Der ältefte Bruder, Wenzeslaus Sohann Guſtav, ward zuerſt 
tofeffor der Mathematik in Bußom, dann in Halle, Der zweite, 
rift, Heinr., ſtarb den 16. Juli 1815 als Hofrath und Elbzollvig 
tector in Boisenburg. Die eine Schwefter wurde an ben Hof⸗ Und . 
Sandgerichtö: Neffor Schröder in Gülteom, bie r ee br ty 18 an 
an den von Herzog Friedrich fe e en Hofbildhau 
Rudolph Kaplunger (+ 1796) verheirathet, 8 , " 


. 202 Karften.. 


Seit mit Katechismus⸗ und Wocabeln Lernen verdorben 
und was ich fonft Raͤtzlices aus jener Zeit aufbewahrt 
babe, lernte ich vom Zuboren, wenn meine Altern Brüder 
unterrichtet wurden. Als ich 11 3. alt war, Fam ish auf 
das neuerrichtefe Paͤdagogium in Büsow unter walfens 
bäusterifch » Eine che Leitung, ward aber im 12,3. nach 
Suͤſtrow in die Domfchule gebracht, wo ich nah 2 3. in 
Gecunda erhöht wurde. Die Bortrefflichkeit meiner das 
maligen Eehrer und ihre Berufstreue habe ich erft in ſpaͤ⸗ 
tern Jahren ehren gelernt, aber ein väterlich gellunter 
Saͤchter meiner Jugend war nicht da und Schuldisciplin 
fehlte überall, Ich war mir felbft überlaffen und befuchte 
bie Unterrichtöftunden, wenn ich Euft hatte — Als ich 
ſo 43. — hatte, nahm mich mein Vater, der da⸗ 
mals in Wohcurs gerathene Güter berechnete, gu ſich, um 
mid zur Landwirthfchaft anzuführen, ihn aber auch beim 
Nechnungsweſen zu unterfägen. Mir fiel die Extrahi⸗ 
zung der Hechnung aus den Wochenzetteln der Unterfchreis 
ber zu, fonft wurde mir nichts anvertrant, und Sagen, 
fhfangen und Bogelftellen ergänzten die Lücken, welche 
a meinem Lern⸗ und Ihatenleben offen lagen, Indeffen 
fing ih an meine Lage drüdend zu fühlen. Ich wollte 
mehr und weiter, und als fonft mir nichtd genügen Tonnte, 
mußte ich einwilligen, DaB meine Keder: und Rechenfertigs 
keit benugt wurden, mir durch einen Luͤbecker Bekannten 
in Riga eine Stelle in einer Tuche und Seidenhandlung 
u verſchaffen. Das Ausland zog mich an, nicht meine 
mung, daher id) denn in diefer, zumal die große 
Minterkälte mir eine Gehoͤrkrankheit zuzog, nicht gedeihen 
Tonnte, und ich verdante es einem ehr nen 
Manne, einem damals dort lebenden Prediger Stoͤſſiger, 
daß ich nach manchen Mühfeligkeiten in den Stand geſetzt 
wurde, in mein Baterland aurüdgufehren. Hier ging es 
nun auf die Landwirthfchaft ernftlich los und es war eine 
Leitung der Borfehung, daß ich Prinzipale traf, die fich 
nit der Feder nicht zu behelfen wußten, Sufällig mußte 
ich einem folchen einmal Die Antwort eines Briefes ent: 
werfen, mit deffen Styliſirung er nicht fertig werden 
konnte. Mein Lehrherr erflaunte über die Vortrefflichkeit 
Ber Gompofition, und ich ward nun auch fein Geheimfchrei= 
ber mit der Grloubniß, in Stunden der Muße, deren ed - 
. "wenige gab, einen beftäubten Bücherhaufen durchwuͤhlen 
u tönnen. Es waren Lateinifche Klaſſiker und naturhi⸗ 
oriſche Schriften*).” Hier endigte der Edle mit dem 
) Wa einlich befand ‚die it bei ei 
v. Pen zu ee Slam. ſe Zei nem Herrn 





204 *8 Karſten. 


earbeitete Aufläne' folgte 1805*). Weiterhin — 1781 übers 
fra er des SEngländerd Nugent „Reifen durch Deutſch⸗ 
and, vorzäglidy Durch Mecklenburg,’ und verfah fie in 2 
Bänden mit Kupfern und ſehr ausführlichen Anmerkuns 
‚gen, wodurd zum Bernouli dad Merk erſt intereffant 
eworden if. Später erſt befannte er fich zum Berfafr 
er, als manches aus dem faft vergefienen Werke aufges 
ucht wurde. Ein Jahr zuvor hatte er als Auszug aus 
aynals Gefchichte „Curopens Handel mit beiden Indien‘ 
herausgegeben. Nach ſo viel Literarif@er und Berufsan⸗ 
anftcengung,, wozu noch am 10. März 1778 feine Promos 
tion zum Doctor der Philofophie gekommen war, ward 
dem num ſchon erprobten Gelehrten am 6, Oct. 1780 eine 
außerordentliche Profeffur der Philofophie an der Aka⸗ 
bemie in Bügow mit 400 Athlr. Gehalt übertragen und 
8 J. fpäter (1783) trat er, mit der längere Zeit erledigt 
gebliebenen vedentliyen Profeſſur der Dekonomie beklei⸗ 
et, in feine eigentliche Beſtimmung ein. Indeſſen mußte 
er nach Gjähriger Wirkfamkeit felbft das Aufbsren ders 
felben in dem Aufhoͤren der feit 1760 beftanpenen Friede 
rih&s Alademie den 27. April 1789 Serenissini nomine 
rollamiren und Noftod nahm ihn und andere dahin ver⸗ 
este Docenten im Mai d. I. zu erweiterter Thaͤtigkeit 
n einer neuvereinigten Hochfchule auf. Hier nun erfaßte 
er fein Fach mit doppeltem Eifer. Gr befand fi im, 
Mittelpuntte des vaterländifchen Handels und der Schiff: 
fahrt, beobachtete den Gang Mnländifcher Produktion und 
Heint es überzeugend gefühlt zu haben, wie wichtig es 
Decklenburg, einen blos Aderbau treibenden Gtant, 
jet, die damals ſchon wieder erblüuhte Eandwirthfchaft nun 
- auch zur Wiffenfchaft zu erheben, durch diefe Kultur übers 
au im des Gutsherrn wie in des Bauern Wohnung zu 
verbreiten und jede Wirtpfchaft im Kleinen wie im Gros 
pen zur Werkſtätte eines denkenden, mit der Natur und 
hren Kräften vertrauten Betrieböheren zu machen. Und . 
wer wuͤrde es ihm verdacht haben, wenn feine Liebe zur 
Sache und fein Glaube an ihre hohe Rüglichteit ihn ge⸗ 
trieben hätte, Licht über die Grenzen des Waterlandes 
dahinzuſenden, wo feientivifches Verfahren noch unbekannt 
war. In einer wiederholt gedrudten Abhandlung „über 
daB theoretifche Studium der Dekonomie“ Eundigte er fos 


*) Und war von dem aͤlteſten Sohne bed Verewigten, Jac. 
Chriſt. Euftan K., Doctor der Rechte und jekigem Gerichtörath ' 
und erfien Juſtizbeamten zu nberg tm enthum Rogeburg. 


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ee Da Ye Eiesdyuntt J 
eſtellt Hatte, konnte ihm Die w J fi 


Erkenntnip zu nügı Sole Meinungen erfüllten ihm 4 
Men 


ip v Häffigter Sin L! nd 

Er ae Pe en a enteich 
ke, die fefibeere gen ag: 
manmt beſtand, und der Wunſch, — dies zu befigen, 


aus —— Wildniß lachende 
ſwoffen 
vᷣrattiſch 


leſen Fluren zw. 

in dort zu wohnen und fein a 4 « 
ange für die Cundesregi — “ 

‚äftigt mit anderweitigen Eins 8 
—— ablehnen „und auch e ſich die 1 


da Gefühle, aber and mander Gorge wurde. Denn . 
eichthum Hat ih fein Merk nie ind Haus gebradt, we :.. « 
nad und nad von 13 gebornen Kindern noch 10 lebende . \ 






Unterhaltung, jiehung genießen fohten **); 
— — Pi ” De 

2 Feines Jubiti en, 
Seeinvud ie Ne, Ye KR beroohntg r 





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Bier voh ratifhen Augen beider Aöifenfgaften, die — ’ 
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—— der, worumtse fih die Sdhn 
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206 ER Karften, 


feinen Beruf ud Ne innige Meberzeugung: es Tönne eine 
13 u —* 
di —— ——— —& — te 


Diefem —A itieb er 1795 die Abbandiung: „Cinb 
uf Akademien I üben Ale 
ei m nun fein Gompendinm: „Die erften- Gründe der 
—— fie in Dentfhland anwendbar 
felbt Lehre und eigens Beben in der WBifs 
je —* ad hter Anwendun; ten ihrem eifrigen 
ehrer nicht. Nachdem er A jefanntfchaften mit 
prattifben BauMexten —— hatte, um deren 
* en in feinen Di eich au ziehen, trat er endli m 
. 1798 mit edlen Männern des Landes **) zur & 
Fe eines Bundes gufammen, welder sorzuäsweife y 
Sardtenburgi uegifche Kokulıue und ihre Grhebung in allen 
Seien galt 68 war Bieten, die „Eandwirthfchafts« 
ellft eren BGeueralfekretaͤr dee Verewigie auch 
in der feit 1817 beftehenden erweiterten Geftalt eine -„pas 
triotifchen Bereine" geblieben ift. In der That war das 
Gatfiehen diefer Verbindung ein glüdliches eaanih, [Os 
wohl für das Eand, in weldem fie wirkte, aid auch 
den —5 — ber Sekonomie an Mecklenburgs Hochſchuie. 
Dort wi Trlebe in Bewegung gefegt, 1% biäter 
kat en ‚hatten, hier aber bildete das G 
—53 einen Gentralpunkt, in welchem das ecke 
der Erfahrung denkender vaterländifcher Prakti 
mit den Refaltaten ausländifcher Beftrebungen Kufammen 
, während aus ihm heraus beides_vereinigt in ger 
en Mittpellmgen vurch Lehre und Schrift ſich über» 





—— or rl Stan. Sa — Baur, un Ser 
waitsfettetät J— 
mann Rudol: TR Adolph ag Diekonus zu St. Marien zu oa 


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RR wide jur Säule —E Kultur — 

Te mit dem geb, er 33. Domden yanten, 
RR Ara en 
— ER 

ven Umgegend, j 


Karſten. | 207 .. 


all verbreiten konnte. Die Annalen der Befellfchaft,. nun 
joon in 16 Zahrgängen erfchienen,, gengeh am beften von 
en gefteigerten Kortichritten der Landbauer Mecklenburgs. 
Und diefen Sinn hatte K. gewedt und genährt bis ans 
Ende feiner Tage. Er hatte auch dann fein Biel uners 
pwätterti im Auge behalten, als fremde Ufurpation Noty 
ber dad Vaterland fchüttete und ale Pulſe geiftiger 
Thaͤtigkeit faft ſtocken wollten. Damals war feine Noth 
gewiß nicht die Eleinfte; ed waren vielmehr daheim der 
rangfale eigner Erfahrung fo viele, als ein Fami⸗ 
Henvater kaum tragen konnte, und dennoch ließ er den ä. 
aden feiner äußern Gefchäfte nicht abreißen. Er allein 
telt ihn feft, und ald nun wieder die Sonne des Friedens 
und des Nechtes feine Fluren beleudytete, Da durfte er 
den fehönen Lohn ernten, daß, wie ein Phoͤnix aus den 
Flammen, der patriotifche Verein in verjüngter, noch mehr 
erweiterter Krafthätigkeit wieder erftand. — Inzwiſchen 
war in den Nachbarftanten und weiter hinaus die Agtis 
kultur von Stufe zu Stufe geftiegen und zweimal ward 
K. leife von einer Veranlaſſung berührt, dem Auslande 
zu helfen; das erftemal durch eine lockende Aufforderung 
nad Kafan hin, als die Akademie dort eingerichtet wurde, 
das anderemal nach Beckmanns Zode in Göttingen durch 
feine Defignation zu deffen Nachfolger. Jener Ruf Eonnte 
aber einen Erſatz geben für den Verluft des Vaterlandes. 
Dagegen nugte er das Ausland durch fortgefegte Verbin⸗ 
Dungen mit Männern, die im Anfange diefes Jahrhun⸗ 
Dertö, wie er, den Aderbau und Die damit vers 
wandten Betriebe rationell zu behandeln und wiſſenſchaft⸗ 
lich hoch zu ftelen bemüht warten. In feinem copiöfen 
Briefnachlaffe werden häufig die Namen Thaer, v, 
Fellenberg, v. Schwerz, v. Voght, Berzog von Holftein= 
Bed, Lawäg*), MWeftfeld**),neben andern aus nahen und fer- 
nen Gegenden außerhalb Deutfchland und derjenigen von 
Collegen auf deutfchen Akademien gefunden, Dadei ift 
die Kraft des Mannes zu bewundern geweſen, der diefen 
Briefwechfel, dann den zweimal ftärkern mit feinen prak⸗ 
tifhen VBerufögenoffen, Dilettanten und Freunden im Va⸗ 
terlande, und endlich noch die Unterhaltung mit feinen 
auswärtigen Kindern und Bamilienangehörigen mit eige- 
ner Feder zu führen, Daneben aber fein Amt ald Atades 
miker durch oͤkonomiſche, Fameraliftifche und mathematifche 
Borlefungen, treu zn verwalten, und was ſonſt Das Ges 
neralfetretariat erforderte, die Beraudgabe der Annalen 
und manche andere Eleine Literarifche Arbeit nicht auöges 


*) Defl. Biogr. 1. Sahrg. ©. 807 d. Nekr 
”°) Deſſ. Biopr. 2. —3 S. 288. 


208 Karten. 


ſchloſſen, ‚gu befchaffen vermochte. Ueberdies fchrieb er 
nicht em befonnen‘, ſehr kleine gedrängte 
Buchſtaben, imd fparte gleihfam jeden Papierraum 
feine Gedanken, deren Reichthum nicht zuließ, daß eine 
Seile als bedeutungdlofe Wortreihe daſtehen durfte. — 
Erholung fand der Thaͤtige im Schooſe feiner Familie, 
wie im Grünen und Bluͤhen feiner reibftoefinaffeuen lu⸗ 
ren; Staͤrkung aber im Bewußtſein, das Gute redlich zu 
wollen, und in Freundeshilfe, wo dieſe Noth that. — 
Das Ausland ehrte die Werdienfte eines ſolchen Mannes 
durch ungefuchte zahlreiche Receptionen in gelehrte Geſell⸗ 
er und fachverwandte Bereine; der hochgeliebte 
eft eines nahen glädlichen Landes, der jegige Groß: 
herzog von Medlenburg-Strelig, der einft feinen Vortr 
. gen zuzubören nicht verfchmähte, ſprach noch vom Throne 
Grad freundlich huldreiche Norte des Beifall und der 
Semunterung in brieflihen Unterhaltungen zu dem uner⸗ 
muͤdeten Eiferer für gne ute Sache; ed liebten und ach⸗ 
teten ihn feine vagerländiichen Societätögenoffen und fein 
Landeöherr endlich und von ihm innig verehrter Großhers 
go beglüdte ihn mit Gnade und mit Gaben, die dee 
erewigte als Hilfe für feine Unternehmung zu Neuen⸗ 
werder . mit beiterer Dankesfreude hinnehmen durfte, 
Wohlwollen empfing er von Roſtock und feinen Einwohs 
nern, als er dafelbft eintrat und bis an das Ende feines 
Lebens. Gern gewährte auch er dafür feine Dienfte der 
anzgen Commun und jedem Ginzelnen, wo er nüglich 
eyn Eonnte. Namentlich find feine Beſtrebungen, die 
Warnemüunder Dünen, deren Durch Stürme aufgetriebene 
Sandlagunen dem Flecken und fogar dem Hafen die größte 
Gefahr gedroht hatten, durch Kultur feſt zd machen, im 
Andenten. Er unternahm faft gleichzeitig mit Soͤrn-Bioͤrn, 
der in Danzig ein gleiches noch ausgedehntered Werk lei= 
tete, das ſehr fchwierige Geſchaͤft der Bepflanzung. Iſt 
leich "diefe in fofeen nicht gelungen, als kein Wald ers 
and, fo wurde hoch der Hauptzweck erreicht, nämlich der 
Zriebfand gehalten, der feitdem nicht mehr ähnliche Vers 
wüftungen angerichtet hat, obgleich ſturmreiche Jahre zus 
naͤchſt voruͤbergingen. Größere Mittel, ald eine einzelne 
Commun für einen fpeciellen Zweck verwenden darf, und 
Der viel befiere Geift, weldyer jest die Zledenbewohner 
beherrfcht, würden das Unternehmen Damals zur größten 
Vollendung gebracht haben. Mehrere Drudicriften hat“ 
der Verſtorbene diefem Gegenftande gewidmet, der ihm 
fo fehe am Herzen lag. — 50 3. hatte num der raſtloſe 


w 
Karften, 209 * 


Mann im öffentlichen Behramte geftanden und 35 %, war ” 
ren feit der Stiftung der Landwirthfchaftss Gefelfhaft 
verfloffen, als das 3.1828 den noch rüftigen Arbeiter em⸗ 
yfing. Sr Eannte kein abfolutes Beduͤrfniß des verfels 
nerten Lebens, Mäfigkeit hatte feine Gefundheit Eräftig 
und frühe Abhärtung feinen Körper Dauerhaft erhalten*), 
keine Brille hatte je fein Yuge für die vielen Arbeiten 
bewaffnet. Seinem regen aber geräufchlofen Schaffen 
Durch ein halbes Jahrhundert waren nun wohl mandhe 
Fruͤchte entfprofien, die viele feiner Schäler und fachkuns 
Digen Beitgenofien kennen und würdigen werden. Ihm 
lobnte dafür fein Großherzog mit Beifall und mit der 
Erhebung zum geheimen Hofrath,, ihm lobnte der Bers 
ein, weldem er angehörte, mit Auszeichnungen und Eh⸗ 
tenbeweifen der Werthſchaͤtzung, es freuten fich deſſen Die, 
glüdtwänfcpenden Gönner, Freunde und Angehörigen, und 
er Greis ging im Frieden weiter feinen filen Pfad, 
Doch fo fehr auch der Abend feines Lebens ſank, im gets 
fligen Leben blieb e8 heller Mittag. Ihn hielt nicht 
wachfende phyſiſche Schwädye, Leine Unzufriedenheit über 
Nichterfuͤllung manches ind Grab mitgenommenen Bun⸗ 
ſches von Berufsthätigkeit ab; Leinen Augenblick verlieh 
er fein Studium, Wenn fein Arzt und fein theilnehmen⸗ 
Der Freund, wenn feine Frau und feine Kinder ihn baten, 
u ruhen, fo Eonnte er’8 nicht. Er trauerte ja nur, daß 
eine Hand zittere und ihn nicht genug arbeiten lafje, ihn, 
der doch dazu da fei, feinen Beruf zu erfüllen. Am 
Schreibtifche nur fand er Befriedigung feines unausloͤſch⸗ 
lichen Triebes zu nügen, und fo ift es bis zum legten Le⸗ 
benshauche gefchehen. Der edle Geiſt Tampfte vergebens 
länger mit der zu ſtark in Anſpruch genommenen Hülle; 
er unterlag endlich. — Eine noch bis im Februar 1829 
fortgefegte Borlefung über Kameraliftit mußte aller Ans 
firengung ungeachtet aufhören, und am 28. d. M. enteilte 
fanft und leife die Seele iprer 78jaͤhrigen irdiſchen Woh⸗ 
nung zum ewigen Jenſeits! — " 
Folgende literarifche Arbeiten find außer den ſchon 
angeführten von ihm im Druck erfchienen: 1) als befons 
dere Werke: Abhandlung üb. d. Zuftand d. gegenwärt, 
Aufllärung u. deren Nugen f. d. prakt. Landwirth. Ro⸗ 
fto@ 1785. — Die Beßlerſche Drefchmafchine nach Theo: 
tie und Erfahrung beurtheilt. mit 1 8. Gelle 1799. — 


*) Bid nahe an fein 60. Lebensjahre bediente ex ſich täglih Win: 
ter und ne a en Bo ſich taͤglich 


N. Rekrolog 7. Jahrg. 14 


210 Surfen. 


und Uum Leunquiſts oͤbonom. anf Ex 
fahrung undete tag, wie d. Bauernwirtbichaften 
& u. ar die mit berufelben zu verbindende 
oben Ertrage ringen; ingleicyen 
deſſen Genen ib. —— an de eldbaues über: 
haupt durch die Anlegung ölonom. Lehrſchulen. Berlin 
799. — Progr., enthaltend einige Betracht. üb. d. fort 
t. Ausbildung d. Menfchengefchledhtö in flaatäwirth> 
Gaftl. RKuͤckſicht. Roftod 1800. — Geſchichte dee auf Dem 
en zu Warnemünde feit d. 3. 1797 unternommenen 
Uunpflanzungsverfuche. 1801; u. in d. Roſtock. gemmein⸗ 
näüsg. Auffügen für d. Stadts u. Landmann 1801. Gt. 
36-45. — Annalen d. mecklenb. Landwirthſchafts⸗Geſellſch. 
1803—1809. 3 Ah. — Reue Annalen d. mecklenb. Landw.⸗ 
Selelfe. 1818—18328. 16 Bde. (Sie werden fortgefegt.) — 
"Wie ann ein mecklenb. Bauergehöft, das nicht in Com⸗ 
munion liegt, nach und nad zur Wechſelwirtbſchaft m. 
Gtalfätterung eingerichtet werden? 1809. — Job. 
Hundt's Beſchreib. e. hoͤchſt einfachen Methode, wie Eand- 
ebäude mit Erfparung alles Sohl⸗, Stender: und Riegels 
Ar, wohlfeil u. Dauerhaft erbaut werden Tönnen, bes 
t gemacht von F. 2. ©. Karften. Liegnig 1811. m. 
1 8. — Beantwort. d. Frage: Bie ſichern wir uns ges 
gen die wiederkehrende Rindviehpefl? Hannibal aute por- 
tas. Roflod 1818. — Pruͤfung d. gegen d. Rinderpeft biöher 
empfohlenen. in Anwend. gebraten Scyugmittel. Göttins 


ds 1815. — Gind Armenkolonien in Medlenburg aus⸗ 


bar u. nüglih? 1828. —— 2) Als Beiträge zu fol 
enden Zeitſchriften u. periodifchen Blättern: Borläufige 
adır. v. e. in Buͤtzow erricht. Penſionsanſtalt; in d. 
el. Beitr. zu d. med. ſchwerin. Nachr. 1782. St. 44, 
‚, 56 u. 47. — Auffäge in d. Celleſchen Annalen d. nie⸗ 
derſaͤchſ. Landwirthſch. — Zur Monatöfchrift von u. für 


Medlenburg trug er bei: Beſchreib d. gefleckten Hyäne_ 


(canis crocuta); 1791. Juniheft. &.397—404 u. Julih. 
©. 451-464, — Des herzogl. Hofmalerd 3. D. Findorff 
zu Ludwigsluſt Lebensgeſchichte; 1792, Aprilh, ©. 100 — 
124, — Vorſchlaͤge 3. e. feuerfichern, wohlfeilen u. dauer⸗ 
haften Dachart bei Wirtbfchaftögebäuden auf, d. Lande; 
1795. Suppl. H.4,68.105—114. — Gedanken üb. e. Stelle 
in Rugent⸗ Reiſen (Th. 2, S. 29, Anmerkung); 1795- 
Nov. ©. 821 -888. — Vorlaͤufige Nachricht v. d. and. 
Sandduͤnen zu Warnemünde durch d. legten Sturmwinde 
verurſachten Schäden; 1795. Suppl. H. 3., ©. 94 u. 95. 
— Vorſchlaͤge z. Dämpfung d. Warnemünder Zlugfandes 


0 Kanflen. at 


u, d. Dadurch weckenden Befeftig. u. beffern Benug, 
d. dort, Dünen; 1206. Mat ©.75—78. — Befchreib. d, 
Kartoffelpfluged; ebend. &.99—101. — Natır. d. &. zwies 
achen mit d, feuerfichern Lehmfchindeldache angeftelten 
uch; 1797. Dec. ©.877—884 u. 1798 Febr. ©,49— 
55: — Befhreib. einiger Käferarten Medlenburgs; 1797, 
Suppl. 4, &,113—125, 1798 Suppl. 1, 8.10-20 u. %, 
©.41—49, — Dekonom, Nugen d. Hafenbrahmd; 1800, 
San, &.25—-39, — Patriot. Aufruf 3. allgem, Heilnal 
an d. Bepflanz. d. Warnemünder Dünen; in den Roftods 
Then Auffägen für d. Stadt» und Landmann 1799, St, 
13. — Empfehlung d. Lehmfchindeldäcer u. Vergi. ders 
felben mit d. gewöhnl. Strohdady u. verfchied, Steindäs 
‚cheen; ebend. 1802, St. 42—45 u. in d. Gellefchen Annalı 
d. miederfächf. Landwirthfey. Jahrg. 1. — den mede 
—— — nee Be Ge Ueb. d, vers 
ied. Kul teme; 1815. — Beſchreib. d, Verfahrens, 
w d. Schweizer d. Heu zubereiten; 1814 — ” 
fütterung d. Mindviehes nach Gchweizerart; 1815. — 
er meclenb. patriot. Verein; 1818. — —— LA 
medlenb, pattiot. Vereins; 1820. — eb. d. Einfäuern 
d. grünen Fütterung; 1821. — Sollte gar feine Ho} ig 
n, in Medlenburg Gyps aufzufinden? 1822, — Grs 
fahrung. üb. d. Begraben d. Bienen im Winter; 18%.— 
‚ere Auffäge in d. meckl. fchwerin. Duodezealendern. — 
Kleine Beitr. 3. ſchwerin. Abendbi. — Web, d. 


“ Xäflige d. deutfchen Zitelwefens; in Stillers vaterländ, 


Unterhaltungsbl. f. gebild. Stände; 1820. Nr. 11, — 
Sein Bildniß, gezeichnet von F. B. Hädge und Kitbogras 
phirt von Ed. Müller, befindet fich vor d. 1. Hälfte d. 
14. Sahrg. feiner neuen Annalen der mecklenb. Landw, 
Geſefch. u. ähnlicher vor dem 16. Jahrg. diefer Zeitz 
Teprift, Heft 1 (1829). — Vergl. Eleemanns Ardpivleris 
con 2. Kurfus, ©, 382. — Schwerinfches freimäth. AbendbL, 
1829 Nr. 534, — Neue Annalen der mecklenb. Landwirths 
Fehaftö-Gefefchaft Saprg. 16, ©. 1, 8.159, 


Schwerin, Dr, Bruͤſſow. 


* 14* 


212 . 


* 87. Lorenz Mufinam, 
\ Rechtspraktikant zu Bamberg; 
geb. d. 8. Febr. 1781, geft. v3. Febr. 1829, 


Er war zu Bamberg geboren, wo fein Water Poli⸗ 
gelcommiffäe war. Rad vollendeten Gymnaflalftudien 
feiner Baterftadt widmete er fich der Rechtswiffenfchaft 
auf der ehemaligen Univerfität zu, Bamberg und trat 
hierauf als Rechtöpraktitant in das ehemalige Vicedom⸗ 
amt. Eine Kopftrankheit, die ihn befallen, batte fein 
Gehoͤr geſchwaͤcht, was ihm für feine übrige Lebenszeit 
fehe hinderlih wurde. Gr praktizierte hierauf eine Seit 
lang bei auögezeicineten Rechtdanwalden und erwarb ſich 
treffiiche Kenntniffe in der Rechtswiſſenſchaft. Später 
dab er wegen anhaltender Kränklichkeit die Praxis auf 
und wurde hierauf vom koͤnigl. Kreis⸗ und Stadtgericht 
zu Bamberg, als rechtlicher Dann bekannt, zum Gurator 
mehrerer Verlaſſenſchaften beftelt, die er mit größter 
ünktliykeit und Uneigennägigkeit zur Bufriedenheit Dies 
es Gerichtd verwaltete. Da er die Liebe und das Ver⸗ 
auen der Bürger und angefehener Männer Bambergs 
befaß, fo wurde er in manchen wichtigen Angelegenheis 
ten. zu Rothe gezogen und zum Bevollmächtigten bei Ges 
richt gewählt, ja felbft vom Auslande gekannt, hatte er 
oft wichtige Gefchäfte übertragen erhalten , die er auf 
das Genaueſte beforgte. Beliebt und gefchäßt von Je⸗— 
dermann brachte er fein Leben nur auf 48 I. und ſtarb 
an den Zolgen feiner fruͤhern Kopfkrankheit. Ä 


88. Sohann Vesque von Püttlingen, 

k. k. wirkt. Hofrath u. Schagmeifter, erſter Cuſtos d. k. k. Hofe 
biblioth. u. Ritter d. koͤn. ſard. St, Mauritius⸗ u. Lazarusor⸗ 
dens — zu Wien; 
geb, d. 12. Nov. 1760, geſt. d. 1. März 1829. *) 


Gr ſtammte aus einer altadligen franzöfifchen Fami- 
lie zu Bruͤſſel und war der einzige Sohn Des Johann B. 
v. P., Herren der Herefepaften Pätelin en, Hoven und 
Stadt-Bredimus im Luremburgifchen. Krühzeitig verlor 
er feine Eltern und wurde von feinem Bormund in das 
Gymnaſium zu Commercy in sotbeingen gefchickt, von wo 
er fodann fih nad Löwen in Brabant begab und an 


10. Aubzögt, a d. Zeitſchr. für oͤſtr. Rechtsgelehrſamk. ꝛc. 











216 Hagen. 


die juridiſche Doctorwürbe an der Univerfität Wien ers 
palten f ae in nieberd ke. eanbreüt Fa en: 
ant an und der exe feine en 
für den ontadieng daſelbſt vollendet. 


* 89. Carl Gottfried Hagen, 


eonigi. preuß. Mebichnalrath u. Profeffor d. Chemie, Phyfft m, 
j Pharmazie zu Königöberg in Preußen; 
geb. den 24. Dec. 1749, geft. d. 2. März. 1820, 


en wurde zu Königöberg in Preußen, wo fein 

Bater Hofapotheker und Medicinalaffeifor war, geboren, 
Nach vollendeter erfter Sugendbildung, und nachdem er in 
.ber Schule fo weit vorgeruͤckt war, um zur Univerfität 
-überzugeben, widmete er ſich auf den Munich feines Bas 
ters der Pharmazie, obgleich das Studium dee Theologie 
feinen Wünfchen mehr entſprochen hätte. Die Eehrjahre 
brachte ex bei feinem Vater zu. Sowohl während 
als befonderd nach Beendigung derfelben ergab er ſich 
mit großem Eifer dem Studium der wiflenfchaftlichen 
Dharımazie, der Chemie und Phyſik, fowie allen Zweis 
en der Maturgefchichte ‚0 daß er in diefen Wiſſen⸗ 
(Safe durch eigenen Fleiß ſchon fehr bedeutende Forts 
ſchritte gemacht hatte, als er im J. 1769, um Medicin 
gu ſtudiren, zur Univerfität übergingy wo er nicht nur 
en weiteren Studien der genannten Wiffenfchaften, fons 
bern auch den medicinifhen Diöciplinen mit fo vielem 
Eifer ſich widmete, daß er fich allgemein die Achtung 
und Liebe feiner Lehrer erwarb, Doc ſchon im I. 1772 
unterbrach der Zod des Vaters die alademifchen Studien, 
und die Gorge für zahlreihe Gefchwifter machte ed noͤ⸗ 
thig , das Studium der Medicin aufzugeben und die 
Leitung dee Hofapotheke zu übernehmen. Im 3. 1773 
ging er alfo nah Berlin und verrichtete dort Den ches 
milch» pharmazeutifchen Curſus. Nach feiner Ruͤckkehr 
widmete er feinem Gefchäfte allen Fleiß und alle Sorgs 
falt, und da er einfah, daß die Worfehung ihn hierzu bes 
immt habe, fo beſchloß er, feinem Sache fein Leben und 
eine Kräfte zu widmen und ließ daher die Hoffnung, die 
wohl fchon in dem Sünglinge erwacht war, fahren, von 
feinen auf der Akademie ſich erworbenen Kenntniffen eis 
nen anderweitigen Gebrauch zu machen. Seinen Liebs 
‚lingöwiffenfchaften blieb er jedoch mit unermüdlidem Eis 
fer ergeben und erwarb ſich bald darin einen Ruf, fo 
daB, befonders auf Veranlaſſung feiner vormaligen Leh⸗ 





218 Dagen. | 


ulte Legende Lehrbuch der Apothekerkunſt zeigt, "mit 
2 Umfasift: ‚Artem per X Lastra dorende Go 
— Rod über 8 3. nad) diefer Feier wurden die Vorle⸗ 
ungen mit dem zegften Eifer fortgefegt und ungefchwächt: 
lieb die Lebendigkeit des Geiſtes, bis der Tod feinem 
thätigen Leben im 80. I. des Alters ein Biel ſetzte. 
Sn“ verſchied er nach Eurzer Krankheit, wie ex es ges 
wuͤnfcht hatte, auf feinem Stuble figend. — 

Berzeichniß feiner Schriften: Chem. Unterfuch. v. d. 
blauen Barberde. Königsb. 1773. — Diss. 1—III, de 
Stanno. 1776. — Lehrb. d. Apothekerkunft in 8 Aufl. 
von 1778 — 1829, — Tentamen histor,. Liohenum, prae- 
sertim Prussicorum, 1782, — Diss. sistens Docimasiam 
goncretionum in oleis aethereis observat, 1783.— Diss, de 
Ranunculis Borussicis. 1788, — Progr, novam Detonatio- 
nis theoriam commendans. 1784. — Progr, de similit, 
salium alcalin, cum terris absorbentibus. 1784. — Diss, 
de natura partis inflamm, spir, vini, 1785. — Progr, 
contra praeexistentiam spir. ardentium. 1785. — Grundr, 
d. Erperimentaldyemie in 4 Aufl. von 1786 — 1815. — 
Progr. de Dysode Prussico, 1787. — Progr. de aqua 
fontana Ottlaviensi. 1788. — Diss. de principio planta- 
rum odoro, 1788. — Diss. de Acidula Thurenensi, 1788. 
— Chem. Serglied. d. Thuvenſchen Waſſers in Preußen. 
1789. — Progr. Isagoge in Chem, forensem, 1789, — 
Progr. Recensio Veronicarum Prussic, 1790, — Grunde, 
d. Erperimentalpharmazie; m. K. u. Tab. 1790, — Diss, 

xhibens analecta ad histor, Furiae infernalis, 1794, — 
Progr, I. ad VII, de plantis in Prussia cultis, 1791. — 
Diss, de auro ammoniaco, 1794, — Diss, de plantarum 
nutrimento ab aqua proficiscente. 1798, — Gmpfehlung 
d. Einfammelns d. preuß. Cochenille. — Web, Selbit: 
entzünd. u. Vorbeug. derfelben. 1816. — Chloris Borus- 
siea, 1819. — Preußens Pflanzen. — Web. d. tothen 
heil d. Blut; in d. Schr. d. Berl, Gef. naturf. Sr. 
Bd. 3 (1782). — Ueb. d. Phlogiftikat, d. Bitterſalzerde; 
in Crells em, Annal. St. 4 (1788), — Bon d. Aufs 
Löf. d. grauen Ambers in DVitrioläther; ebd. St. 8. — 
Biogr. feines Bruders Joh. Heinr. koͤnigl. preuß, Apoth. 
3 Berlin; in d. Beſchaͤftig. d. Berl, Gef. naturf. Fr. 

8. — Abhdlgn. in d, nov, act. acad, curios, — 


Berg), Goldbed, 
Dulk. 





220 Bandel. 


den Doctorgrad feiner Wiſſenſchaft an und flrirte ſich 
nun als praktifcher art an feinem Geburtsorte, wählte 
aber ſchon um Michaelis 1806 die Stadt Guͤſtrow zu feis 
nem fernern nüglihen Wirken, 1813 begab er fi ends 
lich nach Teterow und verheirathete fich hier den 6. Det. 
1820 mit Dorotheg Rath, welde ihm einen Cohn gebar. 
Nicht lange genoß er jedoch Die Freuden dieſer überaus 
aluͤcklichen Ehe, denn ſchon nad Berlauf von 8 I. ward 
er nach einem aͤnßerſt fchmerzbaften Krankenlager im 
eben vollendeten 46, Lebendiahre den Seinen entriffen, 
— As Schriftſteller iſt der Verewigte eigentlicy nicht 
aufgetreten, jedoch bat man, außer feiner Suangural.Difs 
A — von ihm gedruckt: „Bemerkungen über die 

chfelfieberepidemie in Guͤſtrow in den J. 1807, 1808, 
und 1809. Roſtock 1810, 

Schwerin, Dr. Brüffow, 


* 92. Chriftian Traugott Lebrecht Wandel, 
Baftor in d. Vorſtaͤdt Altenburg vor Merfeburg u. zu Meuſchau; 
geb. d, 18, Apr. 1785, geft. d. 3. März 1829, 


Er ſtammte aud einer alten Kamille, die bereits feit 
800 3. in Sadıfen einheimifch iſt und deren meifte Mit- 
glieber Prediger*) waren, und ward zu Schkeuditz unweit 

eipzig, wo fein Bater als Advokat lebte, geboren. Raum 
te er dad erfte Sabre erreicht, als ihm auch fchon der 
ater farb, und 9 3. darauf folgte ihm, die Mutter 
nad. Verwaiſt flanden W. und fein 4 5. alterer Bru⸗ 
der Joh. Sarl Ludwig W. (jest Rentamtmann zu Stol⸗ 
berg. im Erzgebirge) auf diefer Welt, wenn ſich nicht 
edle Verwandte ihrer Erziehung Eräftigft angenommen 
hätten. Beſonders verdient hier einer öffentlichen Er⸗ 
wähnung fein würdiger Oheim K. 2. Phil, Wandel, der 
im 3. 1812 zu Bottendorf an der Unftrut geftorben, und 
18 3. bindurch Lehrer an der Klofterfchule in Roßleben 
a — ift. Diefem trefflihen Manne, weldyer zwar nie 
ein fihriftftelerifches Produkt geliefert, aber durch feine 
ruͤndliche Borbildung junger Leute für Gymnaſien und - 
yceen, ſich um die gelehrte Welt höchft verdient gemacht 
hat, verdantte W. bei einem 4jährigen forgfältigen Unters ' 
richt feine innere Ausbildung an Geift und Herz. Auf 
der Klofterfyule zu Roßleben, die er im I. 1803 bezog, 


(u 


*) gin merttwürbiger tammbaum diefer Samitie ift abgedrudt 
in &. ©. Dietmannd kurſaͤchſ. Prieſterſcha d. &, S. Mi. 








Bangen — Curtius. 223 


nd egte er fein Amt nieder und 
Eu —E w er zu am ” 
fern Leben hinüberging. “ 

Bauer b, Greifswald. Major Dito v. Schwerin. 


* 94. Carl Erdmann Zangen, 
Doctor d. Rechte u. Rechtöconfulent zu Dresden; 
geb.d. 14. Gebr. 1768, geſt. d. 5. Mär 1829, 


Er ward zu Dresden geboren, wo fein Bater Dr, 
Traug. Wiih. 3. als Advokat lebte, der aber ſchon im 
3. 1780 ftarb, als er das 11. 3. erreicht hatte. Geine 
Mutter, eine geb. Schröter, übernahm fodann feine Grzies 

ung; vorzüglich aber hatte fein Bormund, der geactste 
ofrath und Kammerconfulımt Dr, J. G. Freeyberg (+ 
1801) auf feine frühzeitige gelehrte. Ausbildun, großen 
Einfluß. Gefchidte Hauslehrer unterrichteten * in den 
eriten Wiffenfchaften, fo daB er, obne eine öffentliche 
Schule befucht zu haben, im 3. 1785 die hohe Schule zu 
Wittenberg beziehen konnte. Rad einem faft jährigen ' 
Aufenthalte dafeloft beftand er das juridifche T. 7 
gepite dann nad Dresden ee, wo er et unter 
Leitung des genannten Hoft. Dr. Freyberg und des Das 
maligen Advolaten Dr. Günz (jest Geheimerath) in der 
Tel [pen Praxis übte. Im I. 1795 nahm er die juris 
ifche Doctorwürde an und hat feitdem mit Gifer und 
einer ftzengen Rechtlichkeit ſich als Rechtsfreund bewies 
fen. Seine gründlichen theoretifhen Kenntniffe bewied 
er durch nachftehende Schriften: Dissert, inaug, sistens 
causas, quibus homines proprii contra dominos ad: liber- 


tatem provocare prohibentur. Viteb, 1798. — Adversa- 
ria quaedam juris civ, privata, Dresd. 1802, 
Dresden, W. Lindner, 


* 95. Carl Friedrich Curtius, 
Doctor d. Rechte u. koͤnigl. fühl. Appellationdrath zu Dresdens 
geb. d. 18. Ian. 1764, geft. d. 6. Mätz 18%, 

Gurtius ward in Leipzig geboren, wo fein Water 
Chr. Friede. G. die juridiſche Far betrieb. Anfangs 
durch Hausleprer untebrichtet beiuchte er von 1776 an die 
dafige Nicolaifehule, und knuͤpfte wäheend diefer Zeit 
mit dem feel, Haubold *) dad enge Band der Freund⸗ 


) M. f. befien Biogr. 2. Jahrg. ©. 506, d. Rekr. 


22% Curtius. 


ſchaft, das erſt ud den od des Lestern wieder ges 
trennt ward, Im 3. 1779 wide er in die Landfchule 
u Pforte ald Alumnus aufgenommen, wo er bis 1783 
fin Studien fortfegte. Ausgerüftet mit einer umfaffens 
en Kenntniß_ der alten Sprachen Tehrte er wieder nady 
Leipzig zuruͤck und widmete ſich auf der dafigen Hoch— 
fhule der Rechtswiſſenſchaft. Als Haubold am 30. Sept, 
1786 ſich durch Bertheidigung feiner Exerc, J. de legib, 
majestatis populi rom.‘ auf dem philofophifchen Katheder 
habilitierte, ward er von dieſem zum Hejpondenten ers 
wählt. Bas überfiandenem Gandidateneramen bereitete 
er ſich zur juriſtiſchen Prarid_vor und erlangte am 24. 
Decbr. 1789 die Würde eined Doctors beider Rechte, bei 
welcher Gelegenheit er eine Differtation: de finibus ex- 
ceptionis legis Andstasianae caute regundis fhrieb und 
ohne Praͤſes vertheidigte. Mittelft böchften Refcripts 
vom 20. Febr. 1790 wurde ihm die gebetene Admiſſton 
gut Oberbhofgerichtd s und Gonfiftorials Advoklatur bewils 
igt, und von dieſer Zeit an widmete er fich zwar der 
Freris, trat jedoch auch als Privatlehrer der Rechte in 
eipzig auf. Bon Oſtern 1790 bis dahin 1797 hielt er 
mit BeifaU Borlefungen über fächfifches Privatrecht, 
Wechſelrecht, peinliched Recht und angewandtes römifches 
Recht. Außerdem arbeitete er während diefer Zeit fein 
dem Theoretiker und Praktiker gleich unentbehrliches Hands 
Bud desin Sachfen geltenden Givilrechts aus, wovon der 1, 
Zhl.im 3.1797, der 2.1799 erfchien, und wodurch er ſich ein 
roßes und bleibendes Verdienft um die Bildung des vaters 
Fändifeyen Rechts erwarb. Es ward mit wohlverdientem 
Beifall aufgenommen und die Brauchbarkeit deffelben fo 
allgemein anerkannt, daß ſchon nady 10 I. eine zweite 
Ausgabe nothwendig ward, die jedoch mit des Verfaſſers 
Genehmigung vom Dr. A. S. C. Richter beforgt wurde. — 
Mittelft hoͤchſten Reſcripts vom 12. März 1799 ward G, 
nach abgelegter Probe zum Mitglied des koͤnigl. ſaͤchſiſchen 
Appellationsgerichtd zu Dresden ernannt, und er leiftete 
in diefem neuen Wirkungskreife dem Waterlande die ers 
prießlichften Dienfte, indem er, fo lange es feine phys 
ſchen Kräfte geftatteten, den thätigften Antheil an den 
Arbeiten des Gollegiumd nahm. Leider wurde er aber 
in den legteren Jahren durch Öfterd wiederkehrende heftige 
Bruftbefchwerden, Die endlich feinen Tod herbeiführten, 
abgehalten, ſich feinem Berufe ununterbrochen, wie er 
er ftetd gewohnt war, zu widmen. Die Thraͤnen ſei⸗ 

u Gattin, der Tochter eines Kaufmannd Kregfchmar 





eingerichtetes Wohnhaus erbaute, indeß er nach aufgege: 
benem Schwertfegergefchäft Lediglich Den Geldwechfel durch 
Gommis betrieb. Im 3.1823 gewann er ih der Gaffeler 
Lotterie die Hälfte des großen Loofed zu 22000 TIhlr. 
und zwar in dem Augenblicke feines Eintrittd in den Bie- 
bungsfaal zu Gaffel, wohin er ahndungsvoll die Reife un- 
ternommen hatte, von weldyee Summe er 2500 Thlr. ver- 
ſchenkte. Sonſtige anfebnlide Gewinne in mehreren Lot: 
terien hoben feine Gluͤcksumſtaͤnde noch mehr. Gr 
blieb aber auch nicht frei von Leiden und Widerwärtigkeis 
ten, denn bei einem Hausbau wurde ihm durch einen un: 
glücklichen Kal ein Fuß gelähmt, weldyes Leiden aber der 
gottesfuͤrchtige und —38 Mann geduldig ertrug. Bis 
an ſein Lebensende blieb er ein gaſtfreier Buͤrger und 
hilfreicher Menſchenfreund, der manchen Nothleidenden 
erguickte und rettete. In feinem kleinen ſchwaͤchlichen 
Körper wohnte ein lebendiger, Träftiger Geift und nod 
im hoben Alter äußerte fich fein lebhaftes Temperament. 
Bon feinen zwei Kindern überlebt ihn noch ein Sohn, 
der Bankier Sarl Gisfeld zu Göttingen, auf den der ges 
ſammte bedeutende Nachlaß des thätigen Vaters überging, 


* 97. Karl Kaspar Ludwig Adler, 


koͤnigl. preuß. Premierlieutenant zu Magdeburg, Ritt, d. eifernen 
Kreuzed u, Inhaber der Kriegsdenkmuͤnze von 1813—145 
geb. d. 16. Sun. 1789, geft. d. 7. März 1829. 


Er erblickte zu Hanau im Kurfürftentbume Heffen, 
wo fein Vater Steuereinnehmer war, das Licht der Welt. 
Beine Mutter war eine geb. Heller daſelbſt. Die erfte 
‚ Bildung erhielt er auf der Schule zu Marburg, welde 
er bis zu feinem 15.3. befuchte, worauf den 1. Ian. 1804 
fein Eintritt im den Soldatenftand bei der Eurheffifcyen 
Garde erfolgte, welchen Militärdienft ee am 1. Apr, 1807 
mit dem weftpbälifchen vertauſchte. Im legten ruſſi⸗ 
Then Keldzuge wurde er im Ian. 1818 auf dem Rückzug 
von Königsberg in Preußen von ruffifchen Koſaken ges 
fon en genommen, wo er jedody Mittel fand, fich wieder 
in Sreibeit zu fegen und ſich in Magdeburg dem Jaͤger⸗ 
Detachement des 8. oftpreußifchen Regiments anzufchließen 
. amd mit demfelben nach Berlin zu gehen. Am 13, Apr, 

1813 nahm er dafelbft bei dem ehemaligen Elb-Infanteries 
jegigen 26. Linien: Inf. Reg. foͤrmlich Dienfte und wurde 
am 18. Mai d. J. zum wirklichen Keldwebel ernannt, — 
Im 3.1814 wurde er zum Seconds und am 24. Dec. 1819 





228 
*.09, Johann Heinrich Moͤller, 


Cantor w. Schullehrer zu Sundhaufen bei Gotha; 
geb. d. 4. San. 1769, gef. d. 8. März 189, 


Je feltener das Leben eines Landfchullehrers fo viel 
Licht und Schatten darbietet, als nöthig ift zu einem Les 
bensgemälde, um fo erfreulicher iſt es, auf einen Mann 
zu floßen, der Kraft genug befaß, allen Anftrengungen 
eines mühevollen Amtes zu trogen, ohne daß fein Geift 
Dabei litt, der fich ohne Dünkel und Anmaßung über feine 
BVerhältniffe zu erheben und die dauernde Achtung und 

Liebe fo Bieler zu erwerben und zu erhalten wußte, wie 
der genannte Singefehiebene. — Er war zu Mecterftädt 
. im Herzogthum otha geboren, wo fein Bater als Zims 
mermann lebte und wo er den erften Unterricht theils in 


der Schule des Dorfes, theils in Privatitunden bei dem 


damaligen fehr gebildeten Schullehrer Kaͤſemann erhielt, 
welcher ihn nicht allein in der Muſik ſehr gründlich, fons 
deren auch in der lateinifchen Sprache unterrichtete. Trotß 
der Fähigkeiten des Schülerd und trog feiner Fortſchritte 
beftimmte ihn doch fein Vater zu dem Gefchäft, welches 
ibn. ſelbſt ehrenvoll nährtes indeß wurde Dadurch der Uns 
terricht nicht ganz unterbrochen und befonderd die Muſik 
fleißig geübt. So erreichte M. dad 14. J., als ein bes 
onderer Umftand plöglich feine Laufbahn änderte, Die 

utter Hatte, in Abwefenheit des Waters, eine Reife nach 
Erfurt geftattet, um das Frohnleichnamsfeſt zu fehen; 
der Bater, ein ſehr heftiger Mann, mißbilligte diefe Er⸗ 
laubniß und die Mutter hielt ed fur nöthg, dem Sohne 
bei feiner Zuruckkunft zu vathen, das vaͤterliche Haus eis 
nige Tage zu meiden, bis fich der Zorn des Baters gelegt 
babe. Ein Freund in Gotha bot eine Zuflucht und hier 
wurde in M. der lange heimlich gefaßte Entſchluß fetter, 
fih zum Jugendlehrer auszubilden, wozu ber bald ver: 
föhnte Water aud gern feine Einwilligung gab. Indeß 
wurde er, obgleidy die Eltern nicht ohne Bermögen waren, _ 
doch ganz allein auf ſich felbft gewiefen; es blieb daher 
keine andere Wahl, als ſich nad einer DBedientenftelle 
umzuſehen. Erſt 3 3. fpäter (1786) trat er in das gos 
t e Schullehrer: Seminar, welchem Damals Haun als 
FindfchulensInfpectoe und Stiftsprediger vorftand. Died 
wurde ihm hur möglich durch die Unterflügung des noch 
lebenden berühmten Aftronomen v. Zach, in defien Dienften 
“ee geftanden hatte; als aber dieſer eine Reife nach dem 
füdlichen Frankreich unternahm und jene Unterflügung — wie 











.” 
te 
232 “ Kinfäbt — v. Beulwitz. 


einen harten Gtoß. Bon 10 Kindern waren " 
noch 4 am Leben und 8 breits felbftfändig, da flach der 
guritsättene ſchon —ã Sohn im 32. J. feines 
iters, und diefer Unglüdsfall wirkte fo auf die durch 
siele Ainfterngungen amgeari fene Gefundheit Wo., daß er 
feit jener Ei — ae bis er fein thhtiges 
keben im e . 
Gotha. Sop. Heinrich Möller. 


* 100, Heinrich Gottfried Linftädt, 
Tbnigl, preuß. Ihrſter zu Dommigch bei Torgau; 

Fr ‚geb. im 3. 1748, geil. d. 9. März 18. 
Plauen im Voigtlande, wo fein Vater als Feldwebel 
in fähfifhen Dienften ftand, war 23. Geburtsort, wo er 
feinen Unterricht in der dafigen Stadtſchule erhielt. Rach 
feiner Gonfirmation lernte er in Groftberborf beim da⸗ 
figen Förfter die Zägerei, vonwo er —— feiner Behr 
jahre beim Grafen v. Schönberg in Trebitz, dann beim General 
v. Bendendorf in fächfifchen Dienften, dem er, ais derfelbe 
vor Belgrad ftand, folgte, ferner bei einem gewiffen v. 
Wolffersdorff und zulest beim Oberlandjägermeifter v. 
Schirnding als Leibjäger diente, _Lesterer verforgte ihn 
im 3.1790 als Eurfürfel, fächf. Foͤrſter in Pleffe bei @ls 
rwerda, — Im 3. 1790 vereblichte er ſich mit ob. 
Sophie Keftner aus Dresden, welche ihm zwei Kinder 
gebar, einen Sohn, der alß Lieutenant und Rechnungsfühs 
ter beim koniglich prenß. 4. Ulanenregiment in Trexbar 
in Garnifon fteht, und 1 Tochter, welche bereits verftors 

ben. Selt dem 3. 1816 bezog &, genen, 
Beig. 'ajor v. Lindeman. 


* 101. Friedr. Wilh. Ludw. v. Beulwitz, 
fenti. Sqwarzdurs · Rudolſt aͤdtſcher Geheimerath, Kanzler Confi⸗ 
' florlalpräftdent, Steuerdirector u, Amtshauptmann von Königdfee, 
des geoßherzogl. bad. Drdend der Treue Großkreun — zu Rudolftadtz 
geb. d. 3, Aug. 1766, geſt. d.9. März 1829, 

In dem Audienipimmer dee Regierung zu Rudolſtadt 
befinden fi) die Bi — der daſigen —A und 
auf der Ruͤckſeite der meiſten diefer Bilder ift, außer dem 
eigentlichen kirchüchen Taufnamen eines Ieden, no 
ein zweiter Name augegeben, welchen derfelbe gewiffers 
maffen in der weltlichen Zaufe erhalten, das heißt, wels 
er ihm im gemeinen Leben zur Bezeichnung feines Ghas 





w gr 
234 % v. Beulwitz. 


Im 3.1774 verließ er die Univerſitaͤt und kehrte nach 
Nudolftadt zuruͤck, um da in fürftliche Dienfte zu treten. 
Noch in demfelben Jahre wurde er ald Hofjunter und 
Regierungkaſſeſſor ansgeftellt, erwarb ſich bald die Gnade 
feines Fürften (Ludwig Günther) und fand fich mit Leich⸗ 
tigkeit in fein neues Berufsgeſchäft. Damals war eb, 
daß er die v. Longefeldfhe Familie näher kennen lernte 
und befonders das ältere Kräulein v. Lengefeld lieb ge⸗ 
wann. Er vermählte ſich deshalb 1780 mit derfelben 
und reifte mit dieſer Familie auf ein halbes Jahr in die 
Schweiz, nah Lyon und Parid, Bon diefer Reife zu⸗ 
rüdgelchrt, wurde er wegen feined edlen Charakter und 
Int: audgezeichneten Geifteöbildung 1781 von dem Fürs 
en zum Gouverneur feiner beiden Enkel, der Prinzen 
Ludwig Friedrich und Carl Günther erwählt, mit welchen 
er abermals 2 Jahre hindurch auf Reifen zubrachte und 
namentlich die Schweiz, das füdlihe Frankreich, Paris 
und die meiften nördlihen Höfe befuchte. Diefe beiden 
‚Prinzen waren zwei ganz vorzägliche Menfchen, fo daß 
Die Regierung des Erfteren noch immer als eines Der 
ſchoͤnſten Zeitalter Rudolftadts in der Erinnerung lebt. 
Welchen großen und fegensreichen Einfiuß v. B. auf dies 
felbe gehabt haben muß, beweift die Achtung und das 
audgezeichnete Vertrauen, welches fie ftetd gegen ihn zu 
erkennen gaben, und fo hat er fich fchon hierdurch Die Dank⸗ 
barkeit feined Baterlandes verdient. — In feiner eheli⸗ 
Ken Berbindung konnte er ſich Teiner Kinder erfreuen, 
was für ihn um fo fchmerzlicher feyn mußte, da feine 
fämmtlicyen Güter Männerlehen waren. Daber entfchlof- 
fen ſich audy beide Ehegatten, im J. 1790 ſich wiederum 
von einander zu trennen, blieben aber trog der Trennung 
fortwährend in dem freundlichften Vernehmen. v. B. 
vernaählte fich im I. 1795 wieder und wählte Fräulein 
Amalie, Tochter des Geheimeraths und Oberjägermeifters 
v. Bibra, die bei der damals regierenden Herzogin von 
Meiningen fi ald Hofdame befand, zu feiner zweiten 
Lebensgefährtin... In diefee Verbindung fühlte er ſich 
Thon deshalb fehr glücklich, weil ee durch fie bald die 
früher getaͤuſchten Hoffnungen erfüllt fah. Im I. 1796 
erfreute ihn nämlich feine Gattin mit einem Sohne, Carl, 
in welchem er bald nicht nur den erwünfchten Erben feis 
ner beträchtlichen Güter, fondern auch feiner nicht gerin- 
en Geifteöfähigkeiten erkannte ; 1798 mit einer Tochter, 

mali⸗ welche leider ihre Eltern nicht lange begluͤckte, 
indem ſie ſchon 1804 wieder verftarb, und endlich 1800 





256 * v. Beulwitz. 


noß er ein faſt / vaͤterliches Vertrauen, und fo erntete er 
unter 5 Regierungen die wohlverdienten Früchte redlich 
geleifteter Dienfte — böchfte Zufriedenheit und allgemeine 
nertennung deſſen, was derfelbe während fo geraumer 
eit für die innere Drganifation des Landes gethan, was 
m Ginzelnen uud genauer hier anzugeben zu weit führen 
würde; wir bemerken daher nur im Allgemeinen, Daß 
alles, was auch in diefer Zeit in feinem Vaterlande Eobs 
liches geſchah, immer entweder unmittelbar von ihm ſei⸗ 
ner Stellung nach ausgegangen und veranlaßt, oder doch 
wenigftens redlich und unparteiiſch unterflügt und beförs 
dert worden ift, fo daß daſſelbe unter den glüdlichften 
und zufriedenften Staaten Deutfchlands gewiß nicht dem 
letzten Plog einnimmt, Hieraus erhellet zur Genäge, 
welch ein reicher Aehrentranz das Haupt ded Bollendeten 
umgibt; ehe wir jedoch denfelben auf fein Grab niederles 
gen Eönnen, muͤſſen wie nothwendig noc zwei freundliche 
lumen darein verflechten, welche zur Berfchönerung deſ⸗ 
felben nicht wenig beitragen. Bei feinem gemuthvollen 
Charakter hatte der loͤbliche Zweck der Freimaurerei ihn 
innig ergriffen, fo daß er wirklich Sreimaurer im höhern 
firengern Einne und wahrhaft für die Sache begeis 
ftert war; dabei entwidelte er in den Berfammiuns 
gen derfelben ein ganz vorzügliched Talent der freien 
ede. Auch hatte dies Berhältniß offenbar zur Be⸗ 
förderung feiner ſchon oben gerühmten Humanität fehr 
wefentlicy beigetragen, fo daß man Lein nicht un⸗ 
ruͤhmlicher Fehler) felbft auf dem weltlichen Richters 
uhle nicht ſelten den Meifter jener ehrwürdigen Hallen 
n ihm zu erkennen Gelegenheit fand. Er war der Grün: 
der der Loge (Günther zum ftehenden Löwen) und mit 
feinem Tode Löfte ficy diefelbe auch wiederum auf, fo daß 
er leider zugleich ald dee erfte und legte Ring in diefer fchös 
nen Kette erfcheint. Unter dem zweiten oben Angedeutes 
ten meinen wie fein Berhältniß zu den Künften und Wiſ⸗ 
ſenſchaften. Mit den letztern befchäftigte er fich, wie ſchon 
bemerkt, wirklich nicht blos aus Liebhaberei, fondern viels 
mehr aus einem reelleren und höheren Intereffe, fowie er 
namentlich in der legten Zeit (eine nicht feltene Erſchei⸗ 
nung bei Perfonen edleren Gemuͤths) für Die theologiiche 
Literatur die größte Theilnahme zeigte. Ein, befonderes 
Wohlgefallen vor allem aber fand er fchon frühzeitig an 
der Poeſie. Sein Vater, wie gedacht, ein Mann voller 
umor, liebte es, jeden gefelligen eier in _launigen 
o Werfen aufzubewahren und hinterlich fo eine Art poeti⸗ 


> 





256 = Hoffmann. 


mit einem Tragkorbe abholte. Wie ein Engel erfchien 
er bei diefer ſchrecklichen Kataſtrophe und feste durch feine 
Sorgfalt der Krankheit Schranken, aus reifler Menſchen⸗ 
liebe, mit eigener Lebensgefahr, obgleich er aus dem Wuͤrz⸗ 
burgifchen Teinen Gehalt bezog. Der Bürkbifhof Frau 
Ludwig, v. Erthal überfendete ihm daher zwoͤlf filberne 
Dentmunzen, im Werth zu etwa 56 fl. nebft einem Bes 
Iobungddelrete, und H. gähm das Bewußtſein mit ſich, 
mehr als feine Pflicht gethan zu haben. — Im 3.17 
wurde er als ordinirender Arzt im Klofter Banz anges 
ftelt, wo er im 3. .1803 eine Eleine Abhandlung über die 
Schutzvocken herausgab, in welcher er die wohlthätigen 
Folgen der Inoculation, die er unermüdet ſchon damals 
an Tauſenden verrichtete, entwidelt hatte. Bierhundert 
Gremplare wurden in alle Gegenden verfendet und unents 
geldlich ausgetheilt. — Als Hentweinsdorf in dad Ges 
biet des Großherzogs von Würzburg fiel, erhielt H. Pens 
fion für feine ritterfchaftlichen —5— mußte aber dage⸗ 
en ohne weitern Gehalt die Phyſikate Ebern und Seß⸗ 
ach verſehen. Bei der ſpaͤtern Grenzveraͤnderung wurde 
er im J. 1808 als Phyſikus bei dem koͤnigl. baier. Land⸗ 
gericht Gleusdorf angeftelt und ihm zugleich von der 
egiesung zu Bamberg dad fehr befchwerliche Phyſikat 
Beil übertragen. Im 3.1828 endlih ſah er ſich durch 
Kränklichleit und Altersſchwaͤche genöthigt, um Penfios 
nirung zu bitten, welcye Bitte jhm denn quch unter-allers 
Höchfter Beifalldbezeugugg für feine treu-geleifteten Dienfte 
und zwar mitleberlaflung feines ganzen Gehaltes bewilligt 
wurde. — Bid zu feinem legten Augenblid blieb fe 
Geiſt heiter und voll Intereſſe für die Literatur, mit des 
ren Gange er unaufhaltfam fortfchritt. Gr hatte das 
Städ, alle feine Kinder verforgt zu wiflen und war übers 
haupt in feinem Zamilienleben glüudklid und vom Himmel 
gefegnet. Er war fromm ohne alle Pietifterei und bildete 
auch feine Kinder nach der lauteren und vernünftigen - 
GShriftuslehre heran. Keinen Morgen ließ er fich abhals 
ten, im Keeife bee Geinigen fo recht aus der Fulle des 
Herzens die. Morgenandacht zu beginnen. Schlicht in 
feinem gangen Wandel, fern bon dem lauten Treiben: der 
Stadt, das er flob, wählte er Einfachheit und Maͤßigkeit 
zu feinem ſchoͤnſten Ehmude und wollte lieber feinen 
Kindern den Gegen eines ausgezeichneten Wohlthäter& der 
Armen und der Menfchheit hinterlaffen, als ſich mit vecht« 
lichem Gewinne bereichern. Als Arzt befaß er das Ver⸗ 
teauen alles Stände und nie wird fein Rame in jenen 


z Re ö 
Sophie Albertine von Schweden. 257 


Gegenden erſterben, wo er fo oft wie ein liebender Genius 
erſchien. Er faßte alle neuen Entdeckungen in ſeinem 
Bad: begierig auf, forfchte, präfte und verfuchte nur mit 
ee Außerften Behutfamkeit, war nie ein blinder Berfolger 
eines neuen Syſtems, verwarf aber auch nie leichtfertig, 
was die Zeit und die Miffenfchaft Darbot. Schon bei 
feinen Lebzeiten wurden feine Berdienfte wenigftens zum 
Theil anerkannt und nur feine große Befcheidenheit vers 
hinderte e8,daß fein Namenicht Ste: in der gelebrten Belt 
als Stern vorzüglichee Größe glänzte. en 28. Där 
1810 wurde er ungefucht und ohne Koften zum herzog 
meiningſchen Hofrath ernannt und erbielt von Erlangen 
in d. 3. ein eigenes Diplom als correfpondirendes Mits 
lied der phyfifch s medicinifchen Soctetät daſelbſt. Einen 
efondern Ruf erwarb ihm auch die Ueberfegung des ber 
rühmten Werke: Sanehds observations sur le maladies 
vendriennes. Paris 1785. Aber das fchönfte Denkmal lebt 
in den Herzen der Seinigen, denn gewiß ift nie ein Water 
inniger von Gattin und Kindern geliebt worden, als Dies 
fer herrliche Menfchenfreund, u 


118. Sophie Albertine von Schweden, 
legte Zürftin = Acbtiffin von Quedlinburg + zu Stodholms 
geb. d. 8. Oct, 1758, geſt. d. 17. März 1889 *), 


Die verewigte Prinzeflin war die Tochter des Kös 
nigs von Schweden Adolph Friedrich und deffen Gemah⸗ 
Um Luife Ulrike geb. Hrinzeffin von Preußen, einer Schwe- 
ſter Friedrichs d. Gr. und gelangte nach dem ode ihrer 
Tante, der Prinzeffin Anna Amalie von Preußen, im I, 
1787 zur abteilichen Wurde im Stifte Auedlinburg. &ie 
Fand der fliftfehen Regierung von diefem Jahre bis zum 
J. 1803 als unmittelbare Reichöfürfiin vor und fegte. 
ſolche nady der im Iegtgedachten Jahre erfolgten Verei⸗ 
nigung des Stifts mitdem preuß. Stante bis zum I. 1806 
unter preuß. Landeshoheit fort. In diefem Jahre wurde 
das Stift von den franzäfifchen Heeren in Beſitz genoms 
men und fpäterhin dem Königreihe Weftphalen einvers 
leibt. Dee Uebtiffin wurden alle ihre fliftfchen Ein⸗ 
kuͤnfte entzogen, in deren Genuß fie erft von des Königs 
von Preußen Moajeftät nach der Wiederbeſitznahme der. 
Diefjeitigen Provinzen wieder eingefegt wurde. Geit dem 
Monat September 1808, in welchem fie von Quedlin⸗ 


*)-Quedlinb. Wochenbl, 1829:-Itr. 20. 
N, Rekrolog 7. Jahrg. V 


3 
268 Gräfin v. Hohenthal. 


burg nach Schweden abreiſte, lebte fie in letzterm Lande 
und war genge der großen Ereigniſſe, welche die Ents 
theonung Suflavs IV. zur Folge hatten. Sie blieb auch 
nach diefer Katafttophe in Schweden und genoß unter 
der Regierung ihred Bruders, ded Königs Karl XIII. 
und des jegigen oͤrige Karl Johann, der hohen Vereh⸗ 
rung, welche ihr edler menſchenfreundlicher Gharakter, 
ihre unermuͤdliche Wohlthätigkeit und ihr heller, vorur⸗ 
theilsfreier Geiſt verdienten. Im Stifte Quedlinburg 
blieb ihre mit Einſicht und Milde geführte Regierung, 
bei welcher fie fich beſonders des Rathes und Beiſtan⸗ 
des ihres Kanzlerd von Molzer*) bediente, in gefegnetem 
Andenken. Died zeigte fih unverlennbar, als die Rach⸗ 
richt von ihrem am 17. März 1829 zu Gtodholm ers 
folgten Ableben in Quedlinburg eintraf. Sogleich vers 
einigte fich ein großer Theil der Buͤrgerſchaft dafelbft zu 
der an des Königs Majeſtaͤt gerichteten Bitte, den Be⸗ 
fehl zu ertheilen, Daß wegen dieſes Todesfalles das bei 
dem Ableben der Fürftinnen » Aebtiffinnen von Quedlin⸗ 
burg üblich gewefene vierwächentlihe Zrauergeläute in 
allen Kirchen des Stiftes ſtatt finde und in denfelben 
hiernaͤchſt die bertömmliche Gedächtnißpredigt gehalten 
werde, welches Geſuch auch Huldreichft genehmigt wurde, 


* 114. Gräfin Ernefline von Hohenthal, 


Wittwe des koͤnigl. fächf. Oberhofpredigerd Reinhard u. des koͤn. 
ſaͤchſ. Conferenzminiſters Peter Carl Wilhelm Grafen von Dos 
henthal; 

geb. d. 80. Nov. 1776, geſt. d. 17. März 18%. 


Die Hochbegabte und Hochgeftelte war zu Freiberg 
geboren und die dritte Tochter des berühmten Bergbaupt: 
mannd von Charpentier, der ſich um das ſaͤchſiſche Berg⸗ 
umd Hüttenwefen unvergeßliche Verdienfte erworben hat, 
Ihre srjiehung fand lediglich im elterlichen Haufe, uns 
tee den Augen und der fpeciellen Leitung ihrer an Geift 
und Herz gleich auögezeichneten Mutter, einer geb, Zo⸗ 
bei, flatt; Unterricht genoß fie faſt ausfchließlich von dem 
jest noch lebenden febr betagten Senator und emeritir⸗ 
ten Kämmerer Hofmann zu Kreiberg, dem fie bis an ihr 
One mit unwandelbarer Liebe und Achtung zugethan 
blieb, Als Kind fchon durch Gehorfam, Drdnungsliebe 
und Häuslichkeit der Liebling der Citern, fowie durch 

reundlichkeit, Gefäßigkeit, Sittfamkeit und Religivfität 
en werth, die fie kannten, war fie befonders in der 


*, M. ſ. Nekrolog 4. Jahrg. S. 1122. 





260 Graͤfin v. Hohenthal. 


Fi 


Pflegerin auf das Treueſte und mit ſichtbar wohltäti: 
em Erfolg verwaltete, feinem Berufe wieder gegeben, 
el der epätige Minifter abermals in eine Krankheit, die 
don am 20. Ian. 1825 feine ruͤhmliche Laufbahn en- 
ete *). So ftand die Verewigte zum zweitenmale, da 
auch diefe Ehe für fie ohne Mutterfreuden geblieben war, 
einfam da, Mit doppelter Liebe und Theilnahme ſchloß 
fie ſich num an ihre Freunde, vorzuͤglich an ihre Gefchwis 
fer. und deren Kinder an und ſuchte ihnen, oft felbft 
durch die Arbeit ihrer Hände Freude zu bereiten. Sich 
w erbeitern, trat fie, nachdem fie den 29. März 1826 
r Zeftament niedergelegt hatte, eine Reife zu ihrem 
euder in der Schweiz an, wo fie zwar nach ihrer Ans 
Tunft mehrere Monate faft ohne Hoffnung krank darnie⸗ 
derlag, doch endlich wieder genas und mit neuer Lebens⸗ 
kraft erquickt im Spätherbfle 1827 von den Ufern des 
Geuferſees nach Dresden zuruͤckkehrte. Im folgenden 
Sabre unternahm fie, von fchwefterlicher Eiebe getrieben, 
eine Reiſe nah Schleftien zu ihrem aͤlteſten Bruder, bie 
wohlthätig auf ihre Sefundheit wirkte. Darauf hatte 
fie die Freude, ihren ſchweizer Bruder Joh. v. Chars 
pentier, Salinendirector zu Ber in der Schweiz, mehrere 
Wochen bei ſich zu fehen und hier den 26. San, 1828 
eine Bermählung mit Ther. Louiſe von Gablenz mitzur 
eiern. Doc ſchon im März des folgenden Jahres ward 
aufs Neue von einer entgtmdlichen Krankheit befallen, 
die bald einen fihlimmen Charakter annahm und fchon 
nach, wenigen Zagen ihren Tod im 53. Lebensjahre herz 
beifuprte. Ihre legte wohlthätige Handlung war eine 
durch Beiträge ihrer Bekannten verflärkte Unterſtuͤtzung 
ber armen Garlöfelder, wie fie denn überhaupt Wohlthäs 
tigkeit oft und am Liebften im Stillen zu üben pflegte, 
Beerdigt ward fie an der Geite ihres theuern Hohen⸗ 


thals und in einem Grabe mit ihrem unvergeßlichen Reins 


hard, defjen ſterbliche Huͤlle fie deshalb Längft vorher von 
dem Sohannid: auf den Eliaskirchhof hatte verfegen lafs 
fen, Ein einfacher Stein bezeichnet die Stelle, wo die 


ſterblichen Weberrefte dreier fo audgezeichneter Perfonen 


ruhen. — Was der Bollendeten bei Dresdens Bewohs 
nern noch befonderd ein bleibendes und jährlidy wieders- 
Tehrendes Andenken fichert, ift eine Stiftung, nach wels 
en Spyivefterabend um 5 Uhr in der daſigen Kreuz: 

e von den an derſelben angeftellten Geiltlicyen der 





*) Siehe deffen Biographie 8: Jahrg. S. 101. d. Nekr. 


Schneider. 243 


beim Rüuͤcktritk zum dänifchen Militär wieder anfgab. 
Sm 3. 1816 ward er ald Lieutenant veducirt und penſio⸗ 
nirt , ließ fih zu Marne in Süderditmarfen nieder und 
trat von hier aus 1818 ald dentfcher Improviſator auf, 
Durch Familienunglüc behindert, Eonnte er in diefer Ei⸗ 
penfe t erft 1826 eine Reife und zwar in das benach- 
arte Mecklenburg unternehmen, wo er in Roſtock dreis 
mal, fowie auch in Warnemünde und Gadebufch mit Bei: 
fall auftrat. Gr farb eineß befjern Schickſals werth. — 
Seine ſchriftſtelleriſchen Arbeiten find fehr zahlreich; als 
feudonym nannte er ſich dabei früher Julius Hendro, 
päter Sänger von Marne; viele unterzeichnete er bloß 
mit C. v. 8. &8 find folgende: Hildesheimer Volks⸗ 
blatt 3: Befoͤrd. d. haͤusl. Giuͤcks u. der Mortalität. Han⸗ 
nov. 1798. (Darin mehrere Auffäge von ihm felbft.) — 
Nomant, Rückblick in d. Bergangenh,, od. meine Wan⸗ 
Desung nach Norden. pe wahre Sefchichte von Julius 
Hendro. Kiel 1801. 2. The, od. mein Aufenthalt in Nors 
den. Altona 1808. — Schlesw. holftein, Zeitſchr. für 
alle Stände 3. Verbreit. reeller Grundf. wahrer Auf⸗ 
tlärung. 3 Jahrg. 1802 — 1804. — Menfchenles 
ben in feinen intereffanten Verhältniſſen. In Erzähluns 
gen dargeftellt von Sul. Hendro. Hamb. u. Mainz 1804. 
— Zug. v. Heidenthal. Eine Geſchichte. Leipz. 13804. — 
Schnapps Bohnenbart, der Siegfried unferer Tage, 2 
Bde. Hamb. 1805. — Der Lieutenant. Ein Gemälde a. 
der Verwickel. d. menſchl. Lebens, von Zul. Hendeo. Mit 
1 &. Hildesh. 1805. — Udallos Kinder, od. Glüd, Uns 
gluͤck, Menfhenwahn. 2 Thle. 1806, — Komifche Er⸗ 
zahl, a. d. Kreifen guter Menfchen. Mit 1 8. Gluͤckſt. 
1806. — Alltagsgeſchichten. Altona 1806. — Baty 
Reinhard, wie fie gelebt u. geliebt. 2 Thle. 1808. — 
Konr. Medardus Nothrecht, wie er gelebt, gebandelt, ges . 
ftorben. 1808. — Golgatha u. Tabor. Zeitſchr. f. d. 
widhtigfte Bedürfn. unf. Zeit. Altona 1805.— Was hat 
Buonaparte u hoffen, Moreau zu fürdhten? 1805. — 
Welche Folgen werden fich daraus ergeben, Daß der junge 
Landmann als Soldat 2 3. in d. Garnifon verbleiben 
ol? Hamb. 1805. — Grfter Untere. in d. Gefchichte d. 
aterlandes, 2 Bde. Gluͤckſt. 1807. (Iſt unvollendet ges 
blieben.y — Der Freund d. Landmannes. Eine Wochen⸗ 
ſchr. f. d. Landm. in d. derzogthe Schlesw. u. Holft. 2. 
. 1805. (Gemeinfchaftlih mit d. Rector Harnfen in 
arne herandgegeben.) — Bierftädter Novitätenftaffette. 
No, 1-24, 1806. — mRanfaltigteinn- ine Monats⸗ 


244 Nauen. 
für 2 Bde, 1897, — Belin, 1810, N} 


it 3. Sengespeik = 
© Hamb. 1810 Blätt, 
i — Pe 18 — de 


F 38 Er 7 
Norden; — Iehoeer Wi A re 
tonaer Merkur 1818. ©. Fe * Put a 
— Bote, 1818. —— . freim 
— er 
» Bauenb. u. init 
&0.) Sins baipändige Kuna dee im Die 


RER fen. — 


Aoos. Gotthold Nauen ER. 
| Borfeher des Aronfhen Erziehungdinftitutd in Berlin; 
geb......./geſt. del März 1829 9), 

Ein ii Berluft litt das 
Geichungen tue ee nr dieſes — 
‚gen um daffel Be verdienten Bor‘ 

‚einer Tan Gew US — — 
em Amte über ne viertel 
Sahrhundert ob; ihm verdankt das Juſtitut nicht nur eis+ 
il feines gı nr blühenden 


dern feine völlige ltung in jener Incl 
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lien fließen Andenken; aber die Bess 
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vi feines ed! am Leben 
feyn wird. Den wahren Lohn feiner Handlungen wird 
er in jenem fern eben aus fen empfanz 
‚gen, der jedes 


Bin d Zeonyen 6a Zupit. 
. * 106. Friedrich Ferdinand von Krogh, 
roͤnigl. bän, geb. — [7 — des Danebrogordens 


A en 
Sein Geburtsort iR der CD fu Korn 
Rucven ce Ih dem Backs and Sagdnchn —* 


gen 

met hatte, ward er 17. Aug, 1775 22 

fenleöwigfchen Forſidi erhielt den 5, ‚1777 daB. 

— gerbens und den 16. Gept. 1808 

den Charakter eines geheimen Gonferenzrathes. Im I. 

1815 den 81. Juli ward er zum D 

‚gab dann unterm 20. Nov, 1821 feine 

tn nn 
geb, zu Gramm d. ti. 





254 Hoffmann. | 


ſchr. u; Urk.; Vorleſ. 1788. Desgl. Rede. 1789, — 
Statiſt. Befchr. d. Ldger. Dachau. 1792. — Ueb. Bericht. 
d, Regierungsgeich. d. Herzogs Meinhard. 1361 -— 1363. 
BWorlef. 1792, — Betracht. üb. Ludwig d. Brandenb. 1798, 
— Dentrede auf Ildephons Kenedy, 1802. — Rede üb. 
d. Rechtbuch d. Rupr. v. Freiſing. 1802, — Abriß d. 
deutſch. Geſch. 1798. 2. Ausg. 1807. — Abriß d. baier. 
Geſch. 2 Th. 1798. — Ge ch. d. koͤn. baier. Akad. d. 
Wiſſ. 2 Thl. m. K. 1805. — Denkrede auf Karl Albert 
von Vachiery · 1809. — Briefe aus u. üb, Gattein. 1817. 
— Hundert Erinnerungen. 1818. 2. Aufl. 1822. — Mit 
Kot. Salat: Web. d. Wiederherſtell. d. Jeſuiten. Ulm, 
1818; — Centum Theses circa materias. gravissimas ex 
- Philosophia sanae rationis et experientiae, Monach, 1819, 
— Hundert Sonderbark. od. d. nene Münden im 3.1850. 
1824, — Hiftor. Schr. 1825. — Sein Bildriß von Book 
in d. Samml. v. Bildu. gel. Männer $.15 (1795), fers 
ner vor dem 7, Bde. feiner Beitr. z. vaterl. Hiſtorie ꝛc. 
von Hans. — Berg. Porteätfamml, baier, Sel, 19 


(München 1821). 
* 112 . Sottfried Stephan Hoffmann, ® 


Doctor d. Medicin, k. bater. Diſtriktsphyſikus der beiden Landge⸗ 
richte Ebern u. Gleusdorf u. Sachfen-Weining. Hofrath zu Ebern 
im Würzburgfchen; 
geb. d. 22. Mat 1768, geft. d. 17. März 1829, 


Er wurde zu Altenſtein in Franken geboren und von 
einem Bater Georg Stephan H., Chirurg und ein wif: 
enfchaftlicy gebildeter Mann, nachdem der Pfarrer des 
ris den erften Grund zur Bildung des Knaben gelegt 
atte,-im 3.1766, auf die. Rathöfchule nach Coburg ge= 
racht, wo er filh die Liebe aller feiner Lehrer erwarb 
und endlich in dad Gymnaſium überging Im J. 1771 
begab er ſich auf die Univerfität Gottingen und wurde 
bier von mehreren Profefforen wegen feined andgezeichnes 
ten Benehmend und feiner geiftigen Borzuge ald Hausfreund 
behandelt; wie ihm denn feine liebevolle Sanfmuth alle 
Herzen gewann. Alle feine Jugendfreunde wurden in der 
Folge ausgezeichnete Männer Im I. 1775 ging er nad. 
. Straßburg, wo er am 4. Dec. 1776 promovirte. Bei Dies 
ev Gelegenheit zeigte fich fein edles Herz im herrlichſten 
ichte. Sein Bater hatte ſchon bedeitende Summen wils 
lig für ihn aufgeopfert, aber nicht ohne ängftliche Sorge, 
I bedurfte es noch einer Summe für die Yromotion, 
Sollte der zärtlihe Sohn dem theuern Vater bie Freude 


5 


. ‚Hoffmann. 255 


Der Ruͤckkehr durch neue Forderung verbittern? Das ˖ war 
ihm unmöglid. Er entſchloß ſich alfo im Stillen das 
Kapitel zu VDeſem Zwecke zu entnehmen und zahlte es 
in der Folge in den erſten Jahren ſeiner Praxis wieder 
ſammt den Intereſſen zuruͤck. — Freiherr v. Hutten zu 
Birkenfeld gab die Veranlaſſung, daß H. im Oct. 1779 
als Phyſikus des Nittercantons an der Baunach ange⸗ 
peüt ward und die Obliegenheit erhielt, eine Apotheke 
feinem Be einzurichten, weil in weiten Umkreiſen 
Teine anzutreffen war. Ohne Gehilfen verfah er viefe 
Apothele bis zum I. 1811 ganz allein, machte alle chemis 
foren Präparate felbft und verwendete‘ oft Dazu halbe 
Nächte, wenn er des Tages geftört wurde. Dabei war 
er unermüdet, Leidenden Hilfe zu leiften. Als fich meh⸗ 
rere Unglücsfälle durch den Biß wüthender Hunde ereigs 
neten, fchrieb er im 3.1782 eine Anweifung für Laudleute 
zur Verhütung der Wafferfchen, ließ dieſe Flugſchrift auf 
eigne Koften druden und vertheilte fie ganz unentgelds 
lich. Eben fo uneigennügig ertheilte er Frauen aus dem 
anzen Canton Baunach in der Geburtöhilfe Unterweis 
ung. — Den 6. Mai de6 3. 1783 verehelichte er fich mit 
Eva Friederike, Zochter des allgemein gefchägten Arztes 
und Rathes Gerg zu Königsberg, von welcher ihm 4 Toͤch⸗ 
„tee und 1 Sohn, der jegige Landgerichts-Phyſikus zu 
Ebern, geboren wurden. Sm 3.1790 ließ er eine zweite 
Schrift „über dad Verhalten bei Scheintod, Ertruntenen, 
Ohnmächtigen, Erfrornen, Erftidgen und andern Beruns 
gluͤckten“ auf eigne Koften drucken und’unentgeldlich aus⸗ 
theilen, Diefer Schrift folgte im 3. 1792 eine andere 
„über das Verhalten und die Lebensordnung in higigen 
und anſteckenden Krankheiten‘, und zwar auf folgende 
Veranlaſſung. Sm Sommer des Jahres 1760 brach im 
Dem eine kleine Stunde von Nentweinddorf entfernten 
wärzburgfchen Städtchen Ebern. ein peftartiged Nervens 
fieber oder Kaulfieber aud. Kein Arzt, Teine Apotheke 
war bier. 9, wurde zu Hilfe gerufen und fand ſchon 
ganze arme Samilien in der traurigften Kage. Kein Menſch 
woltte dergleichen Haͤuſer hetreten, weil die Anſteckung 
fo fihtbar war. Mon den zwei Geiftlihen, welche den 
Unglüdlichen beifprangen, ftarb der eine und auch fein 
Nachfolger hatte 14 Sage fpäter daffelbe Loos. H. ließ 
fi durch nichtd abfchreden. Oft fah er Todte bei Le⸗ 
benden in einem Bette und fchaudererregende Scenen. 
Zuruͤckgekehrt vom Schauplatze des Jammers bereitete er 
bis in Die Racht Arzneien, die ein Waͤrter alle Morgen 


256 i Hoffmann. 


mit einem Tragkorbe abholte. Wie ein Engel erfchien 
er bei dieſer ſchrecklichen Kataftrophe und feste Durch feine 
Sorgfalt der Krankheit Schranken, aus reiler Meufchens 
liebe, mit eigener Lebensgefahr, obgleich er aus dem Wuͤrz⸗ 
burgifchen keinen Gehalt bezog. Der Bürkbifhof Sraug 
Eudwig v. Erthal überfendete ihm daher zwölf filberne 
Dentminzen, im Werth zu etwa 56 fl. nebft einen Be⸗ 
Iobungödelrete, und H. vahm das Bewußtfein mit ſich 
mehr als feine Pflicht gethan zu haben. — Im 3.17 
wurde er als ordinirender Art im Klofler Ban ange» 
ftellt, wo er im 3. 1803 eine Eleine Abhandlung über Die 
Schutzyocken herausgab, in weldyer ee die wohlthätigen 
Folgen der Inoculation, die er unermüdet ſchon damals 
an Zaufenden verrichtete, entwickelt hatte. Bierhundert 
Gremplare wurden in alle Gegenden verfendet und unents 
geldlich ausgetheilt. — Als Hentweinsdorf in das Ges 
biet des Großherzog von Beärgburg fiel, erhielt H. Pens 
: fion für feine ritterfchaftlichen Dienfte, mußte aber Dages 
en ohne weitern Gehalt Die Pot ate Ebern und Seß⸗ 
ach verfehen. Bei der fpätern Grenzveränderung wurde 
er im 3.1808 als Phyſikus bei dem Tönigl. baier. Lands 
ericht Gleusdorf angeftelt und ihm zugleich von der 
egierung gu Bamberg das fehr befchwerliche Phyſikat 
geil übertragen. Im I. 13238 endlih ſah er ſich durch 
Kränklichkeit und Altersſchwaͤche genöthigt, um Penſio⸗ 
nirung zu bitten, welche Bitte —* denn quch unter aller⸗ 
hoͤchſter Beifaläbezeugugg für feine treu⸗geleiſteten Dienſte 
und zwar mit erg feines ganzen Gehaltes bewilligt 
wurde. — Bis zu feinem legten Augenblic blieb fein 
Geiſt heiter und voll Interefje für die Literatur, mit des 
ren Gange er unaufhaltfam fortfchritt. Er hatte das 
Glaͤck, alle feine Kinder verforgt zu wiſſen und war übers 
haupt in feinem Familienleben glüdlidy und vom Himmel 
gefegnet. Er war fromm ohne alle Pietifterei und bildete 
auch feine Kinder nach der lauteren und vernünftigen - 
Ghriftusichre Yeran. Keinen Morgen ließ er fich abhal⸗ 
ten, im Keeife ber Geinigen fo recht aus der Fülle des 
Herzens die Morgenandacht zu beginnen. Soölicht in 
feinem gangen Wandel, fern bon dem lauten Zreiben der 
Stadt, das er floh, wählte er Einfachheit und Mäßigkeit 
zu feinem fchönften Ehmude und wollte lieber feinen 
Kindern den Gegen eined ausgezeichneten Wohlthäters der 
Armen und der Menfchheit hinterlaſſen, als ſich mit rechts 
lihem Gewinne bereichern. , Als Arzt befaß er das Vers 
trauen alles Stände und nie wird fein Name in jenen 





Sophie Albertine von Schweden. 257 


Begenden erfterben, wo er fo oft wie ein Liebender Genius 
erfchien. Gr faßte alle neuen Entdedungen in feinem 
Bad: begierig auf, forfchte, prüfte und verſuchte nur mit 
er äußerften Behutſamkeit, war nie ein blinder Berfolgee 
eines neuen Syſtems, verwarf aber auch nie leichtfertig 
was die Zeit und die Wiffenfchaft darbot. Schon bei 
kun Lebzeiten wurden feine Berdienfte wenigftend zum 
heil anerkannt und nur feine große Beſcheidenheit vers 
binderte e8, daß fein Name nicht öfter in der gelehrten Welt 
als Stern vorzüglicher Größe glänzt Den 23. MA 
1810 wurde er ungefucht und ohne Koften zum herzog 
meiningſchen Hofrath ernannt und erbielt von Erlangen 
in d. 3. ein eigenes Diplom als correfpondirendes Mits 
glied der phuftfch s medicinifchen Societät Dafelbft. Einen 
fondern Ruf erwarb ihm auch die Meberfegung des be⸗ 
rühmten Werkes: Sanehes observations sur le maladies 
vdndriennes. Paris 1785. Aber das fchönfte Denkmal lebt 
in den Herzen der Seinigen, denn gewiß ift nie ein Water 
inniger von Gattin und Kindern geliebt worden, als Dies 
E fer herrliche Menfchenfreund, | 


118. Sophie Albertine von Schweden, 
lette Fuͤrſtin⸗Aebtiſſin von Quedlinburg + zu Stodholms 
geb. d. 8. Oct, 1753, geſt. d.17. März 1889 *), 


Die verewigte Prinzeffin war die Tochter des Kös 
nigs von Schweden Adolph Friedrich und deſſen Gemahs 
Yin Luiſe Ulrike geb. Hrinzeffin von Preußen, einer Schwer 
fter Friedrichs d. Gr. und gelangte nad dem Tode ihrer 
Tante, der Prinzeffin Anna Amalie von Preußen, im I, 
1787 aut abteilichen Würde im Stifte Quedlinburg. Sie 
Hand der ftiftfchen Regierung von biefem Jahre bis zum 
I. 1803 als unmittelbare Neichöfürfiin vor und fegte. 
folcye nady Der im legtgedachten Sahre erfolgten Verei⸗ 
nigung des Stifts mit dem preuß. Stante bis zum 3. 1806 
unter preuß, Landeshoheit fort. In diefem Jahre wurde 
das Stift von den franzöfifchen Heeren In Beſitz genoms 
men und fpäterhin dem Königreihe Weftphalen einvers 
leibt. Der Aebtiffin wurden alle ihre ftiftfchen Ein⸗ 
kuͤnfte entzogen, in deren Genuß fte erft von des Königs 
von Preußen Majeſtaͤt nad) der MWiederbeflguahme der 
bieffeitigen Provinzen wieder eingefegt wurde. Geit dem 
Monat September 1803, in weldhem fie won Quedlin⸗ 


*) Quedlinb, Wochenbl. 1829:- Nr. 20. 
N, Rekrolog 7. Jahrg. X 



























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unten, war fie befonterö im der 
l yN l Hılınlay 4. date. @, 1122. 





260 Gräfin v. Hohenthal. 


Dreyer v d wit ſichtb tätts 
—— Mar ae Sie ar, 


tament niedergelegt hatte, eine Meife zu ihrem 

ruder in der Schweiz an, wo fie zwar nach — Aus 
Zunft mebrere Monate faft ohne Hoffnung Trank darnies 
doch endlich wieder genas und mit neuer Lebens 

kraft erquict im Gpätherbfte 1827 von den Ufern des 
Genferfees nad Dresden zucädtepete. Im folgenden 
Jahre unternapm fie, von fchwefterliher Liebe getrieben, 
eine Reife nad Schieſien 14 ihrem älteften Bruder, Die 
wophitpätig auf ihre Gefundpeit wirkte. Darauf hatte 
fie di ende, ihren ſchw Bruder Joh. v. Cham 


tigkeit oft und am liebften im Gtillen zu üben pflegte, 
Sieerdigt ward fie on der Geite ihres theuern Hohens 
thals und in einem Grabe mit ihrem unvergeßlichen Reins 
hard, deſſen ftecbliche Hülle fie deshalb Längft vorher von 
dem Sobannis: auf den Glindkichhof hatte verfegen op 
fen. Ein einfacyer Stein bi inet die Stelle, wo die 
fterblicpen Weberrefte dreier fo ausgezeichneter Perfonen 
zuben. — Was der Wollendeten bei Dresdens Bewohs 
nern noch befonderd ein bleibendes und jährlid wieder⸗ 
kehrendes Andenken fichert, ift eine Stiftung, nach wels 
‚ee jeden Sylveſterabend um 5 Uhr in der sch en Kreuz⸗ 

e von den an berfelben angeftellten © —* der 


Eliede deffen Biosraphie 8: Jadız. S. 101. d. Rekr. 





CGaaufen. 261 


Reihe nach eine religioſe Feier mit Predigt gehalten wers 
den fol, wozu fie ein Sapiet von Boote eſtimmt hät, 


* 115. Chriftian Claufen, 
. Confiftorialrath u. Paſtor zu Adelbye bei Flensburg; 
. geb. d. 9. Dec. 1787, get. d. 19, März 1829, 


Sein Bater Hand P. El., den er fon im J. 1740 
verlor, war Kaufmann zu Flensburg, feine Mutter Mas 
rie Magdalene eine geb. Peterfen. Er befuchte die las 
teinifye Schule zu Flensburg, ging 1759 auf die Univer⸗ 
fität Helmſtedt und trat nad feiner Zuruͤckkunft als 

andlehrer in die Kamilie des Paftor Dithmer in Treya 
n; 1773 ward er Prediger am Zuchthaufe und Kate⸗ 
net am Waifenhaufe in Altona, erhielt 1775-die Predis 
gerftelle zu Sahms im gräfl. Bernſtorfſchen Gebiete und 
verheitathete ſich mit Augufte, Tochter des Oberinfpecs 
tord auf den holftein’fchen Sätern, der Markgraͤfin von 
Ansbach⸗Culmbach, Detlev Bäg, die ihm 2 Zöchter ges 
bar und im 3. 1826 farb, Graf Bernftorf gab dem 
Bingefchiedenen im 3. 1779 eine beffere Pfarre auf fer 
nen Gütern zu Siebeneichen und 1789 verfegte ihn 
König von da in die Nähe feiner Baterftadt nach Ban. 
Er hatte ſtets eine Borliebe für den Unterricht der Ju⸗ 
gend und nahm daher junge Leute in Penfion, von denen, 
einer, 3. D. Martens, als landwirthichaftlicher Schrift⸗ 
eller bekannt geworden if. Er felbft gab während er 
n Bau war, Folgendes in Drud: Verſuch eined Unters 
richtd in den Hauptwahrheiten der chriftlichen Religion. 
mob. 1792. — Heilige Dankopfer für Die Hilfe des 
ten, am Sage der größten Gefahr (d. 26. Gebr. 1794), 
und Schreiben an den holſtein. Kirchfpielvogt. Altona 
1798. — Im 3. 1799 ward er nach Adelbye vocirt, 
wo er ungeachtet der vermehrten Dienflverrichtungen mit 
roßem Eifer die Iugendbildung bi8 zum 75. I. al 
ehrer derfelben fortfegte. Ausländer, die in - feinem 
Hauſe wohnten und von ihm gebildet wurden, haben fich 
mit Ehre in allen Ländern Europas gezeigt und find 
jegt zum Theil in Staatsämtern. Selbft Diejenigen Kins 
der, die zum Confirmationsunterricht kamen, ohne die nds 
thigen Borkenntniffe zu baben, fanden. an ihm einen fo 
gütigen Seelforger, daß er ihnen privatim das Lefen 
ehrte. Freilich Eonnte er bei fo ne Thaͤtigkeit auch 
eine Beit zu Gergnügungen oder Reifen finden. Selbſt 
fein geliebtes Altona, wo ev die fchönfte Seit feines Les 


258 r Gräfin v. Hohenthal. 


lebt: 
an Ste ee ie ken an 
ten. auch 
unter 


theiläfteier Geift verdienten, 


5— Die fich unverkennbar, ald schein 
richt von — — 17, Bin 19 Kr ee 


fo in 
in J fie — En Sheil * —— — 


an Lane der Fürf Alten „Akne, Pen 
rg üblich gewefene vierwöchentliche 
Fr} Kirchen des Stiftes ftatt de Ey F den 
biernächft die herkömmliche Gedächtnißpredigt 
werde, welches Gefuch auch huldreichit genehmigt wurde, 


* 114. Gräfin Erneftine von Hohenthal, 
Wittwe des tönigl. fühf. Oberhofpredigerd Reinhard u. des Fön. 
—— ee Peter Carl Wilhelm Grafen von Dos, 
benthals 
geb. d. 80, Nov. 1776, geft, d. 17. März 1829, 
Die Hodbegabte und Hochgeſtellte war 
geboren und die Yitee Kate — 
—— ‚von Gharpentier, Der ſich um das —— 
— —— unvergeßliche Verdienſte erworben 
Ihre Erziehung fand lediglich im elterlichen * un⸗ 
tee den Augen und der fpeciellen Leitung an Geiſt 
und Herz ala auögezeichmeten Mutter, einer 
bel, ftatt; Unterricht genoß fie faft —— ui De 
jest noch lebenden fehe betagten Senator und emeritit- 
ten Kämmerer Hofmann zu — dem fie bis an ihr 
e mit unwandelbarer Liebe und —* ae an 
Als Kind fehon durch —— 


b 
—D— Ip Rieblin {gu ug 
Gealkianı, Gefälligkeit, — und eligiofit, 
ae die fie kannten, war fie befonderd in der 


7 DM, fi Nefrolog 4. Iahıg. S. 1m. 


E 


Gräfin v. Hohenthal. 259 
ie iheige it ii 1 
Beim Nuepi, set FE Aue ne 
anını ulein 0) 
ai Aldnte Dr Bun verloren hatte, kennen, „ 
Sm 29. a — "ne ſich mit Dis H 
Schi te und ——— und fuchte durch treue Liebe um! 
keit und D die ui 
In ——— A ei ei Sn 
d Mi feiner Stirn 
— —— verſtimmte Gem: em 
immer wiederkehrend — die d 
Rekunftengungen Daun fu iu tagen Bat hatte, an 
* 


— dee er —— mit wel: 
0. Franz — Reinhard, der 
Manne, 8 no in der gi ganzen ur ihn 
die Di Natel bedacht, mit de jender ER die von 
tern, und befonders in fpätern Jahren, bei IE 
er herzlichften DE 


hr 
m auf fern! en mal 
Singen gene, "@ie bee, mermal {m ulm 


amd ein fbwader Magen und oft u Am tieb ie 
an ihe Ende die trauı zaueige Zei ulge J— Zeit. Der 6. Sept. 
1812 entriß der lieb tin den Gegenftand ihrer 
zaͤrtlichen Liebe und Gor; a Kinderlos und verwitte 
En a ihe ve den — Schlag doppelt ſchmerz⸗ 
ch. Auch übe Ki u ihrer — und 
Eräetung brauchte | A Karl bad „machte eine Reife 
in die Oberpfalz zu den auch von ihr fehr gnaa 
= jeliebten Berwandten ihres entfchl: Mannes, 
ihren Rechtöangelegenheiten berieth der ho⸗ 
Theke und um Sachfen viel verdiente Gonferenzmin; 
Peter Graf von NEN MH Sit ſchon feit meh= 
teren Jahren an das er Anger 
ſchloſſen Hatte, — A Gem bei nüs 
Teben "rcte anb ine fe Wr Be, den od 
en Lernte eufte Gemal en Zol 
verloren hatte, führte — Wittwe d, 2. Zul, Anis 


u Königsbrüd, dem Stammorte der 

Sum, ai rg Bundesaltare En mit pt 
doch auch Di lichen Berh, 
EDER ee 


u Medel. 


ungen 1 
en Auditeriumd Das Unglüd, beim Berbrennen der 
per in Sauerſtoffgas daB linfe Auge zu verlieren, 
welches fich folgender Weile ereignete. Im Eifer des 
Bortragb verwechfelte M. die beiden mit Gas gefällten 
Flaſchen, welche neben ihm auf dem Katheder fanden, 
und tauchte den brennenden Poßpbor in die mit Knall⸗ 
908 gefüllte Flaſche. Mit einem furchtbaren Knall flos 
en die Scherben umher, und eine derfelben ihm durch 
das linke Auge ; die Buhörer jedoch blieben unverlegt, — 
BE In feinen Kreiflunden bearbeitete. er feine erfte Audgabe 
„ber Medicina forensis in 2 heilen; lieferte dann Arbei⸗ 
ten au den periodifchen Schriften feines Alteften Bruders 
und übernahm die Gorrectur von deſſen übrigen unter der 
gufe befindlidyen literarifegen Gegenftänden. — Einen 
uf als Profeſſor nach Königsberg, den er jedody aus 
befondern Kamiltenrücfichten ablehnte, erhielt er im I 
1821. Annehmlicher jedoch als dieſer, fchien ibm der 
einige Wochen nachher erfolgte Ruf als Profeſſor dee 
gerichtlichen Medirin und Anatomie zu Bern inder Schweiz, 
wohin er im November .des oben bezeichneten Jahres abs 
ind. Mit: großem Jubel wurde er von den Ddafigen 
Saiepere und Mufenfühnen empfangen , und hatte gar 
ald deren Buneigung und Liebe in einem- hohen Grade 
worden. — Gein baldiged Erkrankten dafelbft ſcheint 
Dem Umftande zuzufchreiben zu Tem, daß er aus Mangel 
an einem Familienlogis eine freiliegende Talte Wohnung 
u beziehen genöthigt war, was fo nachtheilig auf feine 
efundpeit einwirkte, daß er ſchon im erflen Winter an 
Bruſtbeſchwerden litt, zu welchen fich dad Jahr darauf eine 
Lungenentzuͤndung gefellte, wodurch er in feinen Vorle⸗ 
fungen zum öfteren behindert wurde. — Mehr und mehr 
nahm das Uebel uberhand, und nur durch den Gebrauch 
der Heilbäder zu Ems und Piſa, fowie durch öfters wies 
derholte Weintraubenkur wurde der Kortgang der Krank⸗ 
eit, wiewohl nur auf kurze Zeit gehemmt, fo daß er in 
en legten Jahren nur in einzelnen Stunden Borlefuns 
en, aber auch diefe mit oͤfterer Unterbrechung halten 
onnte. Bei einem ſehr Tiebeuollen und theilnehmenden 
Herzen traf ihn ſchmerzlich des od feines Bruders, des 


Lehmann. . 265 


Griminalattuarind Dr. Meckel *) zu Halle im 3.1829; 
feine nur noch ſchwachen Kräfte erlagen auf diefe Rach⸗ 
richt gänzlich umd er entfchlummerte wenige Wochen nachher 
mit Hinterlaffung einer traurenden Wittwe und 4 Soͤhnen. 
Sei. u Major v. Lindeman. 


* 117. Johann Jeremias Lehmann, 
Doctor d. Phil. u. Vorſteher einer weiblichen Lehr⸗ u. Erziehungs⸗ 
anftalt zu Berlin; 


geb. d. 21. Apr. 1771, geft. d. 19. März 1829, 


* Der Verewigte war ein Mann, der lange wohlthäs 
tig und fegensreich wirkte, und sans den Platz auöfüllte, . 
auf den die Vorſehung ihn geftelt hatte. Zu Juͤterbogk, 
wo er geboren, empfing er auch auf dem ehemaligen 
Symnokum feinen erften wiffenfchaftliden Unterricht, * 
ging darauf zur weiteren Auöbildung nad Jorgcu auf 

a8 unter dem damaligen Rektor Benedikt blühende Ly⸗ 
ceum und bezog im x. 1790 die Univerfität Wittenberg. 
Hier begann er das theologifhe und philoſophiſche Stü⸗ 
Dium und empfing noch vor dem Ablauf feines Trien⸗ 
niums von der philofophifchen Fakultaͤt die Doetorwuͤrde. 
Nach einem beinahe Siährigen Aufenthalte in Wittenberg 
Tehrte er auf einige Zeit zu feinen Eltern nach Zäters 
bogt zuruͤck und ward fodann Erzieher bei dem Herrn v. 
Schlieben auf Dderin in der Niederlaufig. Treu fuchte 
er bier den ihm angewiefenen Beruf zu erfüllen und 
nicht fowohl den Berftand feiner jungen Böglinge mit 
nüglichen Kenntniffen zu bereichern, als vielmehr auch 
das Herz zu veredeln und für Die Zugend zu erwärmen, 
Belohnt durch den herrlichſten Erfolg feiner Bemühuns 
gen und begleitet von den Segendwünjchen Aller, verlie 
er endlih im 3. 1800 ein Haus, in welchem er, nad feis 
nem eigenen Geftändniß, die glädlichfien Sabre feines . 
Lebens zugebradht hatte. Gern wäre er nun in feiner 
Baterftadt, wohin er zuerft ging, geblieben, gern hätte ex 
Dort auf die Ertheilung eines. ihm fchon früher gugefi- 
cherten geiftlichen Amted gewartet, aber da feine Eltern 
bereit8 geftorben waren und er nicht hinreichend mit den 
nöthigen Mitteln verfehen war, um bier ohne Erwerb 
Länger leben zu Eönnen, fo begab ee fich bald darauf nady 
Berlin, hoffend, daß bier ſich feiner Literarifchen Thaͤ⸗ 
tigkeit ein weites Feld eröffnen würde, Doch fremd, 


) Defl. Biogr. S,%9 dieled Jahrg. 





266 , Hüttmenn. 


ohne ſchriftliche oder muͤndliche Empfehlungen, auch nicht 
anmapend und zudringlich genug, um fich jeloft Eingang 
u verfchaffen, hätte es ihm hier leicht verderblich gehen 
—2* wenn nicht noch gerade zur rechten Zeit treffliche 
Männer , die ihn feines ſtillen, anſpruchsloſen Weſens 
wegen liebgewannen, ihn Eräftig unterftügt und ihm eis 
nen zwar mühes, Doch ehrenvollen Wirkungskreis anges 
wiefen hätten. In verfchiedenen öffentlichen und Privat: 
Lehranftalten Berlins ertheilte er nun in allen Zweigen 
des Wiſſens Unterriht und lag dabei eifrig der Theolo⸗ 
gie 0b, um Ddereinft würdig dad Amt eines Beelforgers 
verwalten zu Eönnen. Doc im Rathe der Vorſehung 
war es anders befchlofien. Er lernte feine nachmalige 

Gattin kennen, die eine weibliche Erziehungsanftalt a 
Borfteperin leitete. Er heiratbete fie im I. 1800; und 
nun war er auf dem Gebiet, auf dem er fidy auszeichnen 
ſollte. Eine lange Reihe von Jahren widmete er fi 
‚ von jegt an ausfchließlich dem Erziehungsweſen der weibs 
lihen Iugend, und wußte die ihm anvertraute Anftalt 
mit folder Umficht und Kraft zu leiten, daB fie ſtets die 
Bedürfniffe ihrer Zoͤglinge befriedigte umd einen nicht 

unbedeutenden Ruf ſich erwarb. — Bin durch rege & 
tigkeit erworbenes kleines Vermögen, fein genuͤgſamer 
©inn, die Achtung feiner Freunde und eine Durch weife 
AN: befeftigte Gefundheit ficherten ihm Die 
ungeftörtefte Sufriedenheit. Doch manche widrige Ereig⸗ 
niſſe und befonderd da8 Uebermaß feiner Thätigkeit zer- 
ſtoͤrten endlich die Kraft feines fonft ungefhmächten Körs 
pers. Gichtſchmerzen nöthigten ihn Anfangs das Zim⸗ 
mer zu hüten, diefe nahmen plöglich überhand, und fchon 
nah einem Keanteniager von wenigen Sagen flarb er 
N frommer und ruhiger Ergebung in den göttlichen 
en. j 


* 118. Detlev Hinrich Huͤttmann, 


Doctor d. Medicin u. Diftrittdarzt zu Lenfahn im Herzogthum 
Dldenburg 5 


geb. im 3. 1794, geft. d. 20. März. 1829, 


Er wurde in dem Dorfe Str. Schlemin von fehr 
Dürftigen Eltern geboren und als Knabe in Eutin uns 
tergebracht, um Dafelbft auf gutsherrſchaftliche Koften 
wegen einer. ferophulöfen Krankheit von dem Chirurgus 
Hartlopf behandelt zu werden, Die zwar langfame, "aber 
hilfreiche Kur erregte in dem ungebildeten, aber: wißbes 





268 Srotrian. 


fowie dur humanes Betragen allgemeinen Beifall, und 
auch dem bergen pet ee durch zweckmaͤßige Borfchäge, 
Die fein Amt um fe ne Lage betrafen. Allein nicht lange 
font: er fich diefes Schönen WBerhältuiffes erfreuen. Zu 

nfange des Februar 1829 ſtellte fich dei ihm eine Luft⸗ 
roͤhrenſchwindſucht ein, die fortwährend zunahm, fo daß. 
er feine Amtöpflichten einem feiner Gollegen übertragen 
mußte. Er fah dem unvermeidlichen Zode unter fchwes 
ven Leiden mit Geduld und graenenpeit entgegen und 
vollendete diefeß Leben in der Bluͤthe feines Alters, im 
84. Lebensjahre. | 

* Eutin, | Hellwag, Med. Doct, 


*.119. Th. Chriſtoph Grotrian, 
Doctor d. Theologie, Abt zu Kloſter Amelunxborn, General⸗Super⸗ 
intendent d. Weſerdiſtrikts u. Paſtor Prim. zu Holzminden, Epho⸗ 
rus d. hohen Kloſter⸗ u. Stadtſchule daſelbſt, auch Landſtand auf d. 
Praͤlatenbank d. Herzogth. Braunſchweig, Ehrenmitgl. d. Geſellſch. 
d. Geſch. u. Alterth. v. Weftohalen 3 
geb. d. 1. Mai 1755, geſt. d. 21. März 18%, 


Der duch fein Tangjähriges unermüdetes und n 
bares Wirken audgezeichnete Abt Grotrian war zu Schoͤ⸗ 
ningen im Herzogthum Braunfchweig geboren und ber 
Sohn des Korftietretärd G.; feine Mutter war eine geb, 
Stining. Die Geburt deffelben faͤllt nach obiger Angabe 
in den Beginn de 7jährigen Krieges, zu welcher Zeit man 
eben im Begriffe ftand, die bis dahin in. dem evangelifchen 
Klofter Amelunzborn befindlich gewefene Unterrichtö- und 

ehungsanftalt mit der Stadtfchule zu Holzminden für 
die der Berewigte ſich ald Ephorus bis an fein Ende 
befonders inteee fit und für welche ee geboren au ſeyn 
ſich ruͤhmte, während fie gleichſam für ihn geſtiftet zu 
jenn ſchien, zu vereinigen... Schon als halbjahriges Kind 

am er nach Holzminden und unter den eriten Schülern 
Der 1760 eingeweihten hohen Schule dafelbft war auch 
Der gefeierte Joach. Heine. Campe, welcher Gr. auf feis 
nem Schoſe mit den Anfangdgründen des Lefens bekannt 
machte und fpäter fein Eraminator, bei der Aufnahme 
gun Schüler wurde. Etwa im 3.1773 ging Sr. auf die 
niverfität und ſtudirte 2 I. in Göttingen und 1 I. in 
Helmftedt, worauf er nach Holzminden zurückkehrte, um 
als Sollaborator an der Schule, die ihn gebildet hatte, 
an eRebt zu werden, welchem Amte er faft 10 3. vor⸗ 

Aldann u berjelbe Prediger zu Eutter am 


Grotrian. 269 


Barenberge, was er 9 J. vblieb umd hierauf Superinten⸗ 
dent zu Geefen und Probft des Klofterd Frankenberg im 
Goödlar, womit 19 3. verliefen, bid er im Aug. 1814 als 
General⸗Superintendent und Paftor prim. abermals nach 
Holzminden, das er fein Tempe nannte, zurückehrte. Mit 
diefer Stelle ift auch das Ephorat der erwähnten Schule 
verbunden und die Borgänger in diefem Amte führten den 
Titel Aebte des Klofters Amelunzborn, weldye Benennung 
aber in der weftphälifchen Periode aufgehoben worden 
war; bei. Wiederherftelung der braunfchweigifchen Lands 
ftände jedoch im 3.1819 auf den General-Superintendens 
ten Sr. wieder uberging und Sig und Stimme auf dem 
Landtage für ihn mit fi beachte. Am 28. Sept. 1826, 
dem Tage, an weldhem Gr. vor 53 5. die Schule ver: 
laſſen, hatte er noch die Kreude, eine (auch im Druck ers 
fehtenene) Rede zur Einweihung des neuen prächtigen Schulz 
gebäudes, deffen Errichtung lebhaft von ihm befördert 
worden war, zu halten; und am Sage feines Jubilaͤums, 
im Sommer 1827, befchentte ihn die theologiſche Fakul⸗ 
tät zu Göttingen mit dem Diplom der theologifchen Docs 
torwärde. — Un der Schule lag ihm, von Amts wegen 
zwar. blos der Unterricht in der Meligion und dem He⸗ 
räifchen ob, doch gab er in Prima auch Unterricht in der 
Raturgefchichte, die neben den theglogifchen zu feinen Lieb: 
lingöftudien gehörte, ‚in deren 8 er auch Phyſik 109, 
worin er feine tüchtigen Kenntniffe zum heil WBeireis 
verdantte- Bor allem zeichnete er fich übrigens Durch feine 
Kenntniß der Gefchichte, befonderd der deutfchen, aus, Die 
er bis in’ die Eleinften Sweige verfolgte und wobei ihn ein 
ganz ungemeined Gedaͤchtniß unterftügte, Das jedes Da⸗ 
tum getreu zu bewahren im Stande war. Geographie 
tonnte von dieſen Lieblingöfächern natürlich nicht ausge⸗ 
chloſſen ſeyn. — Gr. hat Mehreres gefchrieben, „fiegte 
ich aber nicht zu nennen und nur um der Sache willen 
zu arbeiten. Einzelne Abhandlungen über gefchichtliche Ges 
genftände von ihm finden fich im ältern Holzminder Wo⸗ 
chenblatte, deffen Redakteur er in neuerer Zeit auch war, 
— Der Berftorbene hatte fih im 3. 1787 mit einer geb, 
Brühl vermäplt, aus welcher Ehe ein Sohn und 2 Toͤch⸗ 
ter entfproffen find, die, fowie die Wittwe, noch leben, 
und zwar erfterer ald Doctor der Medicin und Profeſſor 
zu Braunſchweig. — Der Abt Gr. war von Statur ein 
großer magerer Mann, in deflen Charakter und aͤußerm 
Auftreten fich eine ruͤhmliche Einfachheit ausſprach, die, 
verbunden mit freundlicher Herablaſſung und Willfährig> 


“ Über den Nutzen der Berge vom Lyceum A 


276 Grotrian. | 
keit E Jedermann, Suteonih einflößte, Nichts unter: 


9 utrandh 
chied ihn zu Haufe oder öffentlich von jedem andern Beiks 


un ned Diſtrikts, als etwa das goldne Kreuz feiner 
Würde, welches er bei — zu tragen De 


— Ehen fo einfach war auch ſein veligiöfer Vor⸗ 
‚ der jedoch ums fo Leichter zum Bergen drang, je ges 
wifier er vom Herzen Tam, indem man Dabei täblee, er 
glaube, was er lehrte. Und auch Anderen glaubte er Leicht 
und gern. — Gr. baßte alle ſtarke geiſtigen Getränke, 
zben fo wie den Gebrauch des von ganzer Seele, 
und hatte fich auch in jüngern Jahren nie berfeiben bes 
dient. Er behauptete, * wenn man ſelbe voͤllig aus 
der Welt verbannte, ſo wuͤrde das menſchliche Geſchlecht 
nach und nach wieder ein höheres Alter erreichen. Auf 
den Tabak befonderd gab er daB MWertrocdknen mancher 
Gelehrten. Diefe ſtets befolgte innige Neberzeugung war 
denn auch bei der Bermahnung im Stande Wunder 
und für unheilbar gehaltene Trunkenbolde grände 
lich und für immer zu bekehren. Cine fo einfache, nuͤch⸗ 
terne und mit fleter nüglicher Befchäftigung verbundene 
häusliche Lebendweife, wie fie Gr. führte, enthielt nun 
auch ſchon die Bedingungen zu einem friedlichen und hei⸗ 
tern Bamilienleben , zu Sefundpeit und hohem Alter, in 
n Rervenfchlag traf, dee 


dem ihn am 18. Mär 
leider den dritten Tag Wieberkchrte und ihm ein fanftes 


Ende bereitete, - 
Bolkſen. J. G. Petri 


* 120. Johannes Walch, 


Superintendent u. Pfarrer zu Schweina, unweit Liebenſtein, im 
meiningiſchen Unterlande; 
- geb. d. 9. Mat 1760, geſt. d. 21. März 1829. 


Er war der vierte Sohn des Bürgers und Handſchuh⸗ 
mächerd Jak. Friede, WB. zu Salzungen und deſſen Ches 
ge Dor. Regina, geb. Stieler aus Depfershaufen. Bom 

. 1765 an durchwanderte er alle Klaſſen der Anabenfchus 
len feiner Baterftadt, bis er 1777 unter die Primaner der 
oberen Ordnung des Lyceums und zugleich in die Henfs 
lingſche Gtiftung zu Meiningen auf enommen wurde, 
Seine damaligen Lehrer waren Emmrich, Bolkhart * und 
Thilo. Michaelis 1780 nahm er in einer franzöfifchen Rede 

bie ed und bes 






*) Deſſen Biogr. 1. Jabra. ©. 82. d. Rekr. 


Wald. 271 

308 bacanf, bie Untverfität Jena, wo er die Vorleſungen 
der ‚audgezeichnetfien Gelehrien, eines Danov, 
Griesbach, Eichhorn*), Loder, Sennings u. a., und von 
dieſen Borträgen innig ergriffen, wandte er gewöhnlich die 
halben Nächte zu Wiederholungen an. Died dauerte bi 
um 18. März 1782, wo aud) ihn Danov's unglücklicher. 
d dermaßen erfchütterte, daß ihm nun Jena verleibet 
war. Gr verließ daher Michaelid d. I. die Univerfität, 
um noch für fich felbit fort zu ſtudiren, und dies befonders 


auch aus nung feiner dürftigen Eltern, wiewohl diefe . 
e 


unter Mitwirkung feines Älteften Bruderd, des nachmaligen 
Superintendenten Ernſt Julius Wald zu Salzungen *) 
höchſtens 300 fl. für feine ganze Studienzeit zu Meiningen 
und Jena verwendet hatten. Im Ian. 1/83 wurde er uns 
ter die Zahl der theologifchen Gandidaten aufgenommen, 
ging darauf Anfangs Juni nach dem ehemaligen Reichds 
dorfe Sulzbach bei Frankfurt a, M. ald Hauslehrer und 
Hilföprediger des Pfarrers Kregihmar und im Febr. 1786 
nad Frankfurt a. M. ald Lehrer an die Pfeilfche Erzie⸗ 
Far en für junge Engländer, Franzofen und Deuts 
he bis zum Julius 1789, wo er in mehreren angefehenen 
Häuſern jener Stadt Privatunterricht ertheilte und bei der 
freundfchaftlichften Begandlung, welche ihm von allen 
‚Seiten entgegentam , die glücklichen Tage verlebte. Zu 
jener Seit ward auch der früher fchon gefchloflene Freund- 
Inaftöbund mit dem nachmaligen Guperintendenten Adam 
Gottlieb Lange zu Meiningen ***) noch fefter getaipft, und 
nur der od vermochte ihn zu trennen, Am 15. März 
1791 erhielt er den Antrag zur Collaboratur am Lyceum zu 
Meiningen, welches Amt er am 27. Aug. 1793 mit dem 
dortigen Rectorate verwechfelte. Als Rector fchrieb er zur. 
Anhörung der jährlichen Benflingfchen Gedächtnißfeier fols 
gende Programme: De Prometheo, hominnm formatere, 
1794.— Ueber Eenfuranftalten auf Schulen in den oberen 
Klaffen. 1795. — Ueber den Unterricht in den oberen 
Klaffen gelehrter Schulen. 1796. — Iſt Erziehung Sache 
des Staatö? 1798. — Ueber Salzungens milde Stiftungen. 
1799. — Im April 1797 wurde er mit dem damaligen 
Conrector und nachherigen Superintendenten Zange unter: 
Beibehaltung feines vorigen Amtes ald Collaborator des 
Stadtminifteriums zu Meiningen angeftellt, wodurch fich 





2) Deſſen Biogr. 5. Sahrg., ©. 637 d. Nekr. 
+) Deflen Biogr. 8. Jahrg. ©. 586 d. Nekr. 
”..) Defl. Biogr. 4. Jahrg. ©. 817 d. Rekr. 


22 


J 


az Bald. 
feine Befoldung (kaum 800 fl.) um. 70 Zhle. verbeffette, 
Ste Er wechfelte ev am 2 April_17%9, mit dem 
ditale eines Xoiunftus und mit der Anftellung als Pfars 
zer zu Schweine und BadsLiebenftein, und zugleich al& 
Affellor des geiſtlichen Untergerichtö, wo er viele Gelege, , 
ten fand, erworbene Ginfichten ind Leben treten zu lafs 
jen; am 10. Mai 1828 endlich erfolgte feine Ernennung 
zum Guperintendenten. — Was ſeine Bamilienverhälts 
aiffe beteif, fo verehelichte er ſich am 7. Ian. 1794 mit 
‚Sufanna Magdalens , geb. Meyer aus Salzungen und 
wurde am 6, Dir 1807 Wittwer. Ex hinterließ 1 Toch⸗ 
ter, Augufte, Gattin des Rechnungdreviford Georg Ster⸗ 
aid zu Meiningen, und 2 Söhne, Sriedr. Theodor, Buchs 
inder zu Salzungen, und Heiprich Chriftian, Gandidat 
der Theologie. Am Sonntage Neminifcere 1829 hielt er 
fine beiden legten Predigten, kam aus der Nachmittagds 
rche unwohl nach Haufe, und mit dem Satufte jener 
Woche ſchloß ſich auch fein irdiſches Tagewerk. — Br 
den Hingefchiedenen yerfünlich Eannte, bewunderte und 
Thägte feiner mit herrlichen und vielumfaflenden Kennts 
niffeu veich auögeftatteten Geift, fein wohlwollendes Ges 
müth, feinen Sinn für Seeundfchaft, feine bereitwillige 
amd uneigennügige Sefänigkeit, feine Empfänglichkeit & 
den gefelligen Umgang und die Freuden der Natur, feine 
raſtloſe — keit zum Wohle der Seinigen und der ihm 
anvertrauten Gemeinden), feinen regen Eifer für den Uns 
terricht und die Erziehung der Sugend, Daher die al 
meine Iheilnahme bei feiner feierlichen Beerdigung. Aus 
t dee Theologie nahmen auch noch Pädagogik, Belbihte, 
ograpbie und feit feinem Aufenthalte auf dem Lande 
die ökonomifche Literatur fein Intereffe und feine Geifteds 
tigkeit in Anfpruch. diefen und mehreren andern 
jächern des Wifjens ging er bid an feinen Tod mit dem 
jeitalter fort. Dabei benahm er fich immer mit ruhiger 
rüfung; dad Neue Tannte er, ohne ein Neuling zu fepn, 
ienn das bewährte und ald gut erfundene Alte behielt er 
jeen bei. Mit ſolchen Kenntniffen und bei diefer Richtung 
ed Geiſtes wäre er wohl als bedeutender Gchriftiteller 
aufgetreten ,_ wenn e8 fein Amt geftattet hätte. So lies 
ferte er, außer einer Zleinen, für Geiftlihe fehr drauch⸗ 
jaren Schrift; „Meber die zweckmäßige Einrichtung und 
ührung der Kirhenbücher und ded Geelenregifterd. Go⸗ 
tha 1815,“, blos einzelne Auffäge in Zeitfehriften, nas 
mentlih in_die Nationalgeitung und den Anzeiger ber 
Deutſchen. Sehr bereitwillig unterftügte ex auch den Ver⸗ 





an zu Tammeln anfing, ber feine fpätere Wirkfamteit als 


warb ſich in diefem Amte allgemeine Achtung und Liebe, 

feiner Biete 
famteit zugleich die an bie wichtigen Veränderungen in 
dem Juftizweſen der Schweiz überhaupt. Die Errichtung 
eines oberiten Gerichtöhofes unter der helvetifchen Stegies 
zung — im 3. 1798 feine Ernennung zu einem 
Gliede deffelben und er trat bald daranf an die Stelle 





276 Schnell. 


wirkte er bei mehrern nicht unwichtigen Reformen im Xu: 

finmefen, —E en * B. unter m ges * 

welche die verſchiedenen Maßregeln gegen die ſchweizeri 
effe und gegen dad Aſylrecht * en. Di. reiche —* 


— — welche der Verſtorbene ſich in ſeinen beiden lang⸗ 


rigen Präſidialverwaltungen erworben, ſicherten ihm 
berhaupt ein ſo allgemein Zutrauen, baß er nicht nur 
u noch mehrern Kollegien zugezogen, ſondern beinahe täg- 
lid von Leuten angegangen wurde, die feinen weifen Rath 
‘oder feine ſchiedsrichterliche Meinung in tler 
genheiten nachfuchten. — Haben wir ihn fo vielfältig 
als praktifchen Iuriften und Geſchaͤftsmann Eennen gelernt, 
fo fehen wir ihn bald nach der Neorganifation der Hoch: 
ſchule im 3. 1819 zum Profeſſor beider Rechte ernannt 
and in Verbindung damit zum Doctor creirt. Die Ber 
Heidung diefer Stelle war um fo fehwieriger, da bei dem 
gänzlichen Verfall, in welchem ſich das theoretifche Stu⸗ 
tum der Necheewiflenfchaft längere Zeit in Baſel befun- 
den hatte, eine neue 3 
lehrter Vorträge über verfihiedene weige zu eröffnen war, 
die zuvor keiner nähern Vorſorge waren gewürdigt wors 
den. Da er feibft nie auf einer deutfchen Hochſchule ge- 
weſen, fondern nur (bei allen Berdienften Legrands um 
ihn) eine rein empiriihe Schule durchgemacht hatte, fo 
mochte es ihm allerdingd an jenem nur in früherer Iugend 
ſich anzueignenden Zehrtalente fehlen. Demungeachtet ift 
die Lüde nicht weniger fühlbar , welche fein Tod auch an 
- der Univerfität veranlaßt hat. Nicht zu reden von feiner 
erzlihen Kollegialität, derer ſich die xühmen, die mit ihm 
n näherer Verbindung flanden, war er es hauptfächlich, 
der die rechtliche und adminiftrative Seite des Profeſſor⸗ 
. amted an, den Regenten und andere Kollegien vertrat; 
der das Finanzielle mit großer Genauigkeit und Gewiſſen⸗ 
haftigkeit vewaltete und befonders dem oft fo läftigen Ber- 
- waltungöwefen mit aufopfernder Liebe und Thaͤtigkeit ſich 
unteräog. Bald nad Antritt feiner Profefjur. wurde er 
in den Erzi wählt 
ihm bereitd. genannten süpmlichen Eigenſchaften an den 
Tag legte. — Nun noch einen kurzen Blick auf des Bollens 
deten erhärtn ei als Familienvater und Menſch. Im J. 
1807 hatte er fich mit Maria Salome Ifelin verehelicht 
«hie ihm aber fchon nach wenigen Monaten ftarb. Daran 
verband er ſich mit Katharina Preiswert, feiner noch, les 
benden Wittwe. Aus dieſer Ehe erhielt er 4 Kinder, von 
denen drei dem Vater Im Tode vorauögingen. Dem zweis 


ahn zu brechen und eine Reihe ges 


ehungsrath gewählt, wo er auch diefelben an 


Ranniger. 277 


ten und nunmehr eupigen feiner Söhne war er zugleich 
Lehrer und ver auf der wiflenfchaftlichen Bahn. Mit 
den achtbarften Männern Bafeld in engerer Verbindung, 
behielt er auch feinen Lehrer Legrand in lebhaftem Andens 
ten, und die-Liebe für dad Elaffifche Alterthum, welche 
diefer einft im jugendlichen Gemüthe gewedt, ging auch 
nicht unter in dem Strudel der täglichen Berufsgeſchäfte 
des betagtern Mannes, und mehrere jüngere Gelehrte ver- 
danken ihm die Anregung und erfte Anleitung zum Stu⸗ 
dium ‚der Philologie. ‚Er felbft aber machte auf einfamen 
Spaziergängen oder in Begleitung feines Sohnes den 
Plautus, Terenz oder feinen Lieblingsfchriftfteller Horaz - 
um flillen Gefährten, Noch wenige Wochen nor feinem 
nde hatte er den Livius ‚wieder geleſen und ſich vorgenoms 
men, mit neuer Freude den Homer ſich zu wiederholen, 
aus dem er größere Stellen fowie auch manche Korazifche 
Dden auöwendig wußte. Schnell's äußere Konftitution war 
get und hätte auf ein hohes Alter fchließen laſſen. Im 
. 1812 mußte er fich jedoch aus Anlaß einer Beinges 
ſchwulſt einer gefährlichen Operation unterwerfen, wobei 
er ſich mit chriftlicher Standhaftigkeit in fein Schickſal ers 
ab, und in diefer ernften Stimmung feine eigene Lebens⸗ 
fchreibung (Perfonalie) auffegte. Die fchnelle — 
eines allgemein betrauerten Todes war eine Geſichtsroſe, 
ie ſich erſt unter wenig gefährlichen Symptomen einſtellte, 
bald aber. eine hedenklichere Wendung nahm, fo daß ſchon 
nach wenigen Tagen fein Hinfcheiden erfolgte. on 


* 122. Georg Friedr. Wild. Ranniger, 


Doctor d. Rechte u. ehem. Aſſeſſor Im großherzogl. Landger. zu 
Oldenburg: , 
geb. d. 7. San. 1777, geft. d. 28. März 18%. 


Er war der Sohn des auf Benthien im Großherzog» 
thum Mecklenburg : Schwerin verftorbenen Gutöbefigers 
Markus R. und dafelbft geboren. Den erften wiffenfchaft: 
Ligen Unterricht erhielt er im väterlichen Haufe von dem 
nachher am 17. Jan. 1803 ald Prediger zu Muhlen:Eiren 
verftorbenen Kandidaten Joh. Fr. Düpeing. Nach been 
. bigten Schuljahren widmete er fich der Landwirthſchaft 
und hielt BE] zu diefem Zweck einige Zeit bei feinem On: 
Tel in Drönhewiß auf. Died mochte aber damals nicht 
der Ort feyn, wo man die Landwirthfchaft erlernen Eonnte, 
er begab fich daher von dort weg und MH wahrfchein- 
lich auf Beranlaffuug feines dafelbſt noch ftudivenden Al: 


278 Ranniger. 


teften Brnder8*), die Hochfchule zu Göttingen, um Games 
zaliftit und Oekonomie zu fludiren. Nach einigen ohne 
befondern Nugen dort verlebten Jahren kam er zu; 
rück und hielt fi) num einige Seit bald bei feinem Bru⸗ 
der in Schwerin, bald bei andern Berwandten auf. Ends 
lich entſc ee ſich noch Jura zu ſtudiren und Die Hoch⸗ 
chule zu Göttingen zum gweitenmale zu befuchen. Da es 
hm aber ganz an den nöthigen Borkenntniffen fehlte, fo 
nahm er bei einem gefchickten und verdienten Schulmanne, 
dem am 12. Sept. 1822 verftorbenen Conrector H. G. Bru⸗ 
ger in Schwerin, Unterricht , welcher ihn in 2 I. fo weit 
rachte, DaB er nach Goͤttingen abgeben Eomnte. 1805 
promopirte er Dafelbft und nahm den Grad eined Doctors 
"der Rechte an. Bon dort zuruͤckkehrt, hielt er ſich einige 
eit in Hamburg auf, um dort als Surift die praktiſche 
aufbahn zu betreten. Died gefiel ihm aber nicht, er vers 
ließ Hamburg und trat Eurz darauf in die Dienfte Des 
Grafen v.Rangau zu Swartgu im Fürftentbume Luͤbeck. 
Hier war er mehrere Jahre und lieferte in diefer Zeit 
mehrere Auffäge in den ſchleswig⸗holſteinſchen Blättern, 
die nicht ohne Beifall aufgenommen worden find. Als er 
diefen Poſten verlaffen hatte, hielt er fich einige Jahre 
auf dem väterlichen Gute Benthien bei Gadebufch auf 
und trat 1818 in den Medlenburg:Schwerinfchen aktiven 
Landſturm, wo er als Auditene angeftellt wurde, Nach 
Auftöfung defjelben fuchte er eine Anftelung im Bater: 
Iande und als hiezu Beine Hoffnung war, wandte er ſich 
nad Didenburg, wo er ald Affeflor im yroßherzogl. Lands 
gerichte angeftellt wurde. Einige Jahre vor feinem Tode 
wurde er mit einer kleinen Penſion feines Dienftes ent 
laſſen. Er lebte feitdem bis zu feinem im 54. Lebensjahre 
erfolgten ode in ruhiger Zuruͤckgezogenheit zu Edewecht 
im oldenburgfhen Amtsgerichtsbezirke Zwiſchenalm. — 
Was feinen perſoͤnlichen Charakter anbetrifft, fo war er 
ein gutmäthiger, befcheidener und anſpruchsloſer Mann, 
nicht ohne Salente und Kenntaiffe, und wenn er der Ruhe 
we fehr ergeben war, fp war er dagegen auch ftets mit 
einem Scidfale zufrieden. — Außer feinen oben gedach⸗ 
ten Beiträgen Lies er noch beſonders dDruden: Dissert, 
Inaug. de vi pactorum dotalium, Gött, 1805. 





Sue Detuen Miestub ——— 
inzlei: u Schwerin_und nad) vie er Semuthös 
krankheit den SA. Maͤrz 1823 dafelbft geftorben, jahrig 











währt, — Gein Geburtöort i 


282 Borgold. 


Jahren feines Lebens, wo er wegen Kraͤnklichkeit auf die 
Freuden der Geſellſchaft verzichten und dad Zimmer büs 
then mußte, feine einzige Erholung. Er endete feine lange 
irdiſche Laufbahn im 84. 3. feines Alterd. Der Hars 
moniegefellfchaft in Grlangen vermachte er_ teflamentas 
riſch mehrere vorsdalich fhöne englifhe Kupferftiche, fos 
wie eine Suite Toftbarer chinefifcher Bilder zur freunds 
lichen Erinnerung. ' 


* 125. Johann Friedrich Borgold, 


Inſpector d. Ganfteinfhen Bibelanftalt u. der Buchhandlung des 
Woifenhaufed zu Halle; 
geb. d. 9, Sept. 1757, geft. d. 25, März 1829. 


„Der. Menfcdy denkt, 

. Und Gott lenkt.“ 

Dieſe wenigen aber gehaltuollen Worte, die der Ber: 
eiwigte feiner 1823 den 9. Eeptbr., als feinem 67. Ges 
burtötage begonnenen Autobingraphie ald Motto vorges 
fest bat, und die fih im Menfchenleben fo vielfach bes 
währen, fie haben ſich auch in Dem Leben des Verewig⸗ 
ten, dem der fchöne Nachruhm eines eben fo verdienten, 
als Arifflichsfrommen Mannes gebührt, vollkommen bes 

Zwickau im ſaͤchſiſchen 
Erzgebirge, wo ſein Vater Joh. Andreas B., Buͤrger 
und Goldſchmied, wie auch Viertelsmeiſter daſelbſt, bei 
einen Mitbürgern in dem Rufe eines eben fo rechtfchafs 
enen als erfahrnen Mannes fland. Seine Mutter ſtammte 


aus der durch den fächlifchen Pringenraub berühmt ‚ges 


wordenen Trillerſchen Familie ab, Gr befuchte das Ey 
ceum feiner Vaterſtadt und da feine Eitern bald in dem 
aufftrebenden Knaben nidyt gemeine Anlagen und glud- 


liche Kortfchritte bemerkten, fo beftimmten fie ihn auf 


den Rath feiner_Behrer zum Studiren und hofften ihm 
Dies duch das Trillerſche Familienftipendium zu erleichs 
tern. Aber anders lenkte es der Unfichtbare, Der Ber 


ewigte fland an der Grenze feiner Kindheit, ald er mit 


feinem Vater feinen Ernährer und Verforger verlor. 
Dies früh erfolgte Ableben defjelben, fowie die durch bie 
Kriegkjahee herbeigeführten mißlichen Bermögensumftände 
deflelben viethen von dem früheren Vorhaben abzuftehen. 
Anfangs wollte die Mutter den nun Baterlofen zu dem 
Metier ihres verftorbenen Gatten erziehen, aber eine 
weite Berheirathung mit einem Schriftfeger änderte die: 
* Entfhluß, und er wurde unter der Leitung feines 





284 - Borgold, 


lichen Gottesdienft ohne Roth gu verfüäumen, wie ich es 
wohl früher ded Erwerbes wegen gethan hatte. Und 
vermehrte ſich hierdurch auch meine Einnahme nicht, fo 
war doch mehr Gegen darin zu verfpüren und ich konnte 
jeden Montag meine Arbeit mit erneuerten Kräften be- 
ginnen. Gein Zleiß blieb nicht unbelohnt. Mit dem I. 
1785 trat der unvergeßliche Niemeyer *) in das Directos 
rium von Franke's fegensreichen Stiftungen, und wie 
mit feinem Eintritt für diefe Stiftungen eine neue Epo⸗ 
che begann, fo ging auch ihm ein neuer Stern der Hoff: 
nung auf. Der raftlos thätige Niemeyer hatte die ſpe⸗ 
ciellee Aufſicht Über Druderei und Buchhandlung des 
Waiſenhauſes übernommen, und diefer trefflihe Mens 
forentennee hatte bei feiner öfteren Anwefenheit in der 
ruckerei B. als einen thätigen und geſchickten Arbeiter 
kennen gelernt und wußte denfelben bald -feinen Faͤhig⸗ 
Feiten und Leiftungen nach anzuftelen. Er benugte die 
auffizebende Kraft defjelben zu manchen Berbeflerungen 
in der Druckerei, bildete den Geift des Lernbegierigen im: 
mer mehr aus und erzog ſich fo in ihm den treueften 
und dankbarſten Gehilfen. Die Dankbarkeit und zugleich 
die aͤcht chriſtliche Demuth deſſelben fpricht fich in den 
.von ihm felbft aufgefenten Nachrichten auf eine hoͤchſt 
zührende Art aus. Gr ahnete nicht, daß er den fo Ges 
liebten und Geehrten, wie den ihm gleichen, wahrhaft 
Hochwärbigen Knapp **), fi würde vorangehen fehen. 
iefe aber hatten feine Berdienfte wohl erfannt und ihm 
immer mehr wichtige Geſchaͤfte übertragen. Im 3. 1798 
ernannte ihn das Directorium zum Faktor der Druckerei 
des Fe Unter feiner Auflicht und Leitung ers 
ielt dieſes Inftitut bald ein neues ‚regered Leben, was 
hm den Weg zu höheren Poften bahnte. Auf Niemeyerd 
Beranlaffung wurde er einige Jahre fpäter Mitglied der 
von Demfelben geftifteten Gefellfichaft freiwilliger Armen⸗ 
freunde, und das zum Organ diefer Gefellfchaft anfaͤng⸗ 
lich beftimmte patriotifhe Wochenblatt, welches mit dem 
J. 1799 ans Licht trat und ſich bis jegt erhalten Hat, 
verdankt ihm ſowohl bei dem Sechnifchen der erften &ins 
richtung, als audy nachher fortwährend bei der Expedi⸗ 
tion deſſelben ungemein viel, um der Abfag defjelben 
wuchs mit jeder Woche, fo daß der wohlthätige Zweck 
der würdigen Herauögeber vollkommen erreicht und die 


*) Defl. Biogr. 6. Jahrg. S. 544. d. Nele. - - 
“) Dei, Biogr. 3, Jabrg. ©. 906. d. Rekr. 


4 





8R 
286 J Borgold. 


Norddeuntſchland zur Verbreitung religioͤſer Schriften, ihn 
Er zum Berwalter feiner Kafle und zur Beforgung des. 
; rucks der durch benfelben heraus zu gebenden Schriften 
ernannte, fowie er auch in der Folge die Rendanturges 

ſchaͤfte des Schweiggerſchen Vereins zur Beförderung nas 
turwiſſenſchaftlicher Reiſen übernahm und mit Ruhm 
führte, So erweiterten ſich bei zunehmenden Jahren die 
Kreife feines Wirkens, und der edle Gemeinfinn, die 
ſtrenge Rechtlichkeit und Pünktlichkeit in feinen Gefchäfs 
ten, die Sorgfalt und feltene Treue, die er Dabei bewies, 
erwarben ihm Achtung und Liebe; darum nannten ihn die 
in Gott ruhenden beiden legten Nachfolger Franke's, 
Knapp und Niemeyer, ihren Freund und gebrauchten ihn 
bei mehreren hoͤchſt wichtigen Verhandlungen und Unter + 
nehmungen,, wobei ed auf Treue und Pünktlichkeit ans 
ankam. Eine heitere, dem Scherz offene, gefelligen Freu⸗ 
. den nicht abholde Gemuͤthsſtimmung, verbunden mit wahs 
rer beutfcher Biederherzigkeit, machten ihn feinen Freun⸗ 
den werth. Aechte Krömmigkeit, aus dem Gemüthe her⸗ 
vorgebend, ohne alle Konfningenl, im Leben und im 
Leiden bewährt, ließ ihn feinem Tode ruhig entgegenges 
en. Sie gab ihm Kraft, widrige Scicfale, den Ver⸗ 
uft feines väterlichen Vermögens, Mangel und Nahrungs⸗ 
forgen, ungerechte Behandlung, ſchwere Krankheiten und 
ein anhaltendes Siechthum, fowie den Tod theurer An= 
gehörigen mit Ergebung zu ertragen und legte ſich auch 
urch ejfrige und puͤnktliche Theilnahme an Dem aͤußern 
Gotteddienſte an den Tag, und es wat ein ſchoͤner Hin⸗ 
blick auf eine alte ehrwuͤrdige Zeit, ihn mit allen ſeinen 
Haus⸗ und Amtsgenoſſen zum Abendmal des Herrn ge⸗ 
hen zu ſehen. Ein mit Erfolg und Segen gekroͤnter Be⸗ 
ruf, Die Achtung der Welt, ein ſchoͤnes haͤusliches und 
eheliches Gluͤck und innere Seelenruhe machten ihn dank⸗ 
bar gegen Gott. Er war zweimal verheirathet; das ers 
ftemal mit der Tochter des Schullehrerd Reyß zu Halle, 
die ihm 7 Söhne und eine Tochter gebar, Die er aber 
alle den Schmerz hatte, ſich in die Ewigkeit vorangehen 
zu fehen, Seine zweite Gattin Joh. Eleonore, Tochter 
des ehemaligen Adminifttatord des dem Waifenhaufe zus 
gehörigen Nitterguts in Heideburg, Gebh. Fr. Hold, mit 
er er ſich 1807 verband, war ihm die Iiebevollfte und 
treuefte Sefährtin bis zum legten Augenblicke feines Le⸗ 
bend, Der Gefang der Waterlofen auf dem Altare des 
Waiſenhauſes Halte ihm nach und an feinem Grabe er⸗ 


& | % 








Sdaͤfer 239 


di 
— — 
zer efeligenden Keoft ſich hier auftyun. Und da ipm 


vr Beten —R — die Be Hiatung im 
m ap er der Bibel⸗ un ei FR 
MP die Geletwapefeiten der aeifliden Rinde bortsas 4% 


ſegensreiche Arbeit eines halben Säculums 


im nahte heran , an weldem fein hodgeehrter Büs 
ie 
inte, Die Familie, noch, blühende und 


, eier herbeigeeilten 
‚eunde den Freund -im leidenden Zuftande fahen, fo 
[wien doc feiner gewohnten Umgebung gerade heute ihm 
‚Hygiela einen freundlihen WBlid zuzuwerfen. Aber «6 
war ihe Gcyeideblit! Acngftlih fheuend, feinen Eltern ” 
und Gefhwiftern, die ihn nun mit immer beforgteren 
Blidten anfahen, eine trübe Stunde zu maden, verheplte 
- er diefen fo oft er Tonnte, die Froſtſchauer, Die Deutlis 
Sen Boten des ſchleichenden Fiebers. Aber fon im 
jumins verficherte er dem Schreiber biefer Beilen, er 
wife recht wohl, daß diefes Sommer fein Iegter (el won 
N, Mekrolog 7. Zahıg. » 


> * 


we 


290 Shäfe. 


er ſel auf „feinen Zod vorbereitet. Doch raſtlos arbel⸗ 
tete er in fe 


Ka ind etliche Wochen lebte er in — bei theuern 
en Pflege zeigte 


Me zur Girabesrube. — Menige ‚baden wodl in il 
hrecherufe die yäbagsgitde pe : ut ameris, ama! 
befi jahrheit tiefer erkannt, als Sch. 

de, aus warnen, Herzen kommende Liebe war «8, 
mit der er feinen Schülern ent, egentam, und wenige Leds 
zer wurden daher von ihren Schälern fo geliebt, wie er 
won allen Böglingen der Anfalt. Die Maife feines Wif: 
fen hat er freilich dee Melt duch Leine Schrift gezeigt 


und er bat eB auch wohl vorgesogen, was ihn befeelte, 


in lebendiger Schrift einzufenten in die Herzen feiner 
Umgebung, aber feine Gollegen hatten oft genug Geles 
t, le auögebreiteten umd gränblichen Kenntniffe, 


den Cohn als Erbe Abergegangen u feyn ſchien, zu bes 
Bige 


8! 
Ihe Rı Id Züchtigkeit mit di li 
FE Feg Franen Bernie — —A—— 


it, wied len. ©: et aber feii ie 
Er die Be ii uf fümegig vermifen Ihn Au 


Fr 


* 


Safer. 291 


feine Freunde. Es gibt Menfchen, — man gs 





=) Der Eönigl. Stubienrector Bomhard ehrte den Werflotber 
nen durd) eine Oratio Fanebris in obitum Joannis Christia- 


ni Schaeferi, Prof, in Gymnasio Onoldino, Onold. 
Gassert 1829, 


19* 





292 


* 127. Ludwig Philipp Chrift. von Tuͤrcke, 


herzogl. &. meiningifcher Geheimerath, wie auch defignirter Praͤ⸗ 
fident des Oberlandesgerichts u. Conſiſtoriums zu Hildburgbaufen. 


geb. d. 14. Sun. 1772, geſt. d. 26. März1829. _ 


Bein Bater war der meiningifche Scheimerath, Dbers 
hofmarſchall und Kammerpräfident Dtto Philipp v. 2; 
feine Mutter, Louiſe Garoline, eine geborne Freiin von 
Bibra, verlor er ſchon im 7. 3. feiner Kindheit, weshalb - 
es von diefer Beit an im Haufe der Minifterin v. Duͤrck 
heim erzogen wurde. In feinem 17. 3. (1789) befuchte 
er in Geſellſchaft des Grafen von Dürdheim die Univers 
fität Iena und begab fi. (1792) nach vollendeten Stus 
dien, befonder& denen der Jurisprudenz, in das Haus 
feines Onkels, des Oberften von Bibra, wo er 2 3. biß 
fi deffen od verblieb und dann für fi allein zu leben 

egann. Schon im Gept. 1789 wurde er vom Herzog 
Geor — Hofjunker ernannt; im November 1791, —E 
rend feiner akademiſchen Laufbahn, erhielt er das Deeret 
As Regierungsafleflor, in welche Stelle er ſodann 1792 
eingeführt wurde. Von nun an folgten feine Befoͤrde⸗ 
‚ zungen ſchnell anf einander: im October 1795 ward er zum 
‘ Kammerjunter, im Mär; 1797 zum Neglerungsratp ‚im 
Sanuar 1798 von der Herzogin Charlotte Amalia zum Hof: 
cavalier, im Juni 1800 vom ‚Herzog Georg zum Genfis 
ſtorialrath, im Februar 1809 unter Bormundfchaft der Her⸗ 
zogin Louiſe Eleonore zum. geheimen Negierungdrath, im 
ebruar 1819 zum Bicepräfidenten des Confiftoriums, im 
uguft 1822 beim Regierungsantritt des Herzogd Bern⸗ 
ard zum wirklichen Praͤſidenten dieſes Sollegiums, im 
overnber 1828 zum Oberlandesgerichtö-Präftdenten ers 
nannt; 1827 aber erhielt er das Auszeichnungspräbdicat 
eines Beheimerathed. Bei der Organifation der S. mei> 
ningiſchen Sande und der Verlegung des Oberlandesges 
richts und Gonftftoriums nach Hildburghaufen, ward er 
am 9, Febr. 1829 zum SPräfidenten dieſer beiden hohen 
Sollegien ernannt, aber der Tod ubereilte ihn kurz vor 
feiner befchloffenen Abreife nad jener Stadt. v. 2. 
nahm auch an der Einrichtung des Oberappellationdges 
richts 8 Jena in den J. 1815 und 1816 thätigen An⸗ 
‚shell, So erkennt man feine mannichfaltige und ausge⸗ 
breitete Wirkſamkeit in den verfchiebenften Zweigen, wel⸗ 
che in dem Leben eines hoͤchſt brauchbaren und ſehr 
verdienten Staatsmannes entwickeln und geſtalten. Dem⸗ 
ungeachtet war er aber auch feiner Famille Gatte, Bas 


* 


v. Zürde, 298. 


er und Freund mit der innigften Liebe und Sorgfalt. 
eit dem I. 1802 vermählt mit Fräulein Zeiederite Aus 
Kin von Uttenhoven, einer Zochter des ehemaligen Ges 


jee fo gli 


gioſe Sefinnung umd muſteri keit, tı 
Br dazu bei, ihm bei den großen Wi —2 eine 


feiner Perfon nicht zu glänzen oder fich hervor au draͤn⸗ 
„ mene 


e jend 
mit ihm in Serbindun tanden, zu Theil; ihn ah te 
fein Fuͤrſtenhaus ihn —8 Be der —X rt 
weicher er viele Jahre fegendreich wirkte. Feſt in feinen 
Grundfägen zeigte er ſich auch bei der Erziehung feiner 
Kinder; wo er den Geinen ein erloubted Bergnügen win 


294 v. Tuͤrcke. 


m konnte, da that er es 3hatte er hingegen ets 
1aß verboten ehe Con ai Site von feiner 
ihn innig Liebenden Familie mit Mitten bekürmt. ‚Ex 
widmete den größten Il ded Zages dem Gtantödienfte 
und nur erft Abends erlaubte er fi einige Stunden Exs 
Jolung, die er dann gewöhnlich in feinem Garten, oder 
einem Spielkraͤnzchen, oder ie ‚Haufe bei den Seinis 
Ba 

fehe in Anfpracy nahmen, fo liebte er doc die Seftire 


er ſtets 
t fort und Tas sr die 


ger über fein Wirken, feine Bekanntſchaften, feine heis 
teren. und traurigen Sebensereigniffe., Er war ein-guter 


b 
merkte, Gtaatsinännen nicht felten die Erziehung ihrer 
Kinder und ihe Hanswefen vernachläffigen. So tft denn 
fein eigenes Leben die [aöute Lobrede auf den Hinges 
joleoenen, dem ohnehin die Gchmeichelei zuwider war. — 
ei einer großen Mäßigkeit und ftreng „geseaelten Ltr 
bensweife erlitt ee außer einem oft wiederkehrenden Aus 
gemübel Eeine andern Lörperlichen Beſchwerden; um fo 
mehr aber ergriff ihn die Krankpeit, an welcher er ſtarb. 
Sn feinem 57, &ebensiahre, al& er eben, nad mancyers 
lei vorhergegamgenen ge! afelipen Anfteengungen und Uns 
annehmlichfeiten,, feinem Mufe nach Hildburghaufen fols 
gen woßte, Äberfiel ihn ein Gallenfieber, weiches bald in 
ein Nervenfieber audartete, und nach 8 Tagen fant er 
fon in die Arme des Zoded. Won ihm Eonnte man fas 
gen: „Ge hatte in jeder Hinficht fein Haus beftelt,'" wos 
‚bon and fein Zeitament die fpeciellften Beweife gab. 
Meberhaupt find felbft die legten Monate feines irdiſchen 
Daſeins noch lehrreich und intereffant für den Menfcens 
deobachter. Als ihm die legte Beſtimmung feines Erdens 
wallens, feine Berfegimg nach Hildburghaufen befannt 
wurde und viele feiner Sreunde, fowie feine bisherigen 
Gollegen und die Bürgerjchaft Meiningens es lat bes 
dauerten, daß dief er Mann nun baldansiprer Mitte ſcheiden 


Frau v. Humboldt. 296 


te; u Ihtt, odgleich den © de 
I, yieten — In 


fe folgen. Aber {A vor der ihn ergreifenden Kranke 


t, eine gewiffe Divinationdgabe inwohne‘” — äußerte 
ee bei —A im —e* 
— ſeine Abreiſe ſo nahe 
‚Hildburgbaufen kommen werde, Und noch am Morgen 
vor feinem Hinfceiden, ais der Ranleibote, wie — 
lich/ zu ihm einttat, weil er bei vollem Bewußtſein war, 
und bieſer fi nad feinem, Befinden erkundigen folte, 
frdgte er denfelden: „Wie viel ift’e Nbe?, Auf die 
Antwort: Es hat eben Sieben geſoi⸗ en — 

derte er: —— noch zwei Stunden!" Co ging ed auch 

jung. 


Meiningen, Prof. Dr, Ipling. 


in Erfuͤll 
* 128. Frau v. Humboldt, geb. v. Dachröden, 
Gemahlin des Pönigl, vreuf Btanttminifrd von Humboldt zu 
erlin 
geb. ...../aeſt. d 26, März, 189, 

Die feltenen Borzüge ihres Geiſtes und Gemüthes 
machten die Berewigte zum Begenflande allgemeiner 
Zheilnahme und MBerehrung. Durch ihre Meilen nach 
England, Brankreih, der weiz und Stalien, auf dee 
nen fie ihren Gatten begleitete, war fie mit Allem in 
Berbindung, was unfer Zeitalter in intellettuellem Sinne 
Großes in Wiffenfhaft und Kunft aufzuweiſen hat, fo 


ei 
folgende zivet ragen jur nod; möglichen Beantworfung vorlegen 
Tooleen: 1 Weide niigtiche Werän Rh 
befonders in dem Nerven vor? 2) Welde Gedanken und Empfinz 
dungen drängen fi allgewaltig der Seele auf, Dieb wäre ein 
wiatiger Beitrag Mur Beantiportung ber Frage , über, Imelihe fon 
die Weifen der Öriecyen und Römer verfdiebener Meinung waren+ 
Bas in der Topf ’” 


296 Senydelmann. 


wie ihr Haus in Berlin ſtets der Mittelpunkt Dee geiſt⸗ 
reichſten und angenehmften Geſelligkeit war. Die jungen 
Kuͤnſtler befonderd verlieren an ihr eine große Beſchuͤtzerin. 


129. Grescend Jacob Seydelmann, 


Profeſſor d. Malerei an db. Akad. d. bild. Künfte zu Dresdens 
. : ‚geb. d.26. Zun. 1750, geft. d.27. März 1829*). 


Mit ihm ift nicht bloß der hocdhbetagte Obmann ber 
Dresdner AÄkademie der Künfte, fondern auch ein Wieder 
mann in jedem Sinne des Wortes zur KRuhe eingegangen. 
Wenn Kant einmal fagt, daß die meiften Menſchen nur 
aus Unachtſamkeit nicht das 90.3. erreichen, fo mag dies 
auch auf ihn feine Anwendung leiden. Er hatte Ah fo 
joe fam wie eine Geidenraupe eingefponnen und führte 

Telbfgewäplter Beſchraͤnkung, gepflegt von den 

und umtingt mit feinen Erinnerungen an Raphael und 
bie großen Meifter, ein ftill beſchauliches Leben. Der 79 

ährige Greis aber hatte zu Anfang des 3,1829 einen 
"Barten Kampf mit feinen Hämorrhoidal : Befchwerten be: 

anden, Eannte indeß fchon im März wieder feinen Mor: 
Henfpaziergang machen. Da traf den zu leicht Gekleideten 
eine Erkältung und ihre Zolge wurde ihm toͤdtlich. Roch 
yon feinem Krankenlager aus nahm er Theil an dem ihm 
im Leben fo theuern Schachſpiel, welches die Seinen in 
feiner Gegenwart zu fpielen aufgefordert wurden, Gr 
liegt auf dem Batholifchen Friedhof neben feinem ihm 23 
J. porzuetegangenen Bruder, dem noch immer unvergeß⸗ 
Ligen Eurfürftlihen Kapellmeifter Kranz ©; begraben. — 
Bu Dresden geboren, wo fein Bater kurſaͤchſiſcher Kirchen: 
ſaͤnger, feine Mutter, eine geb. Kindermann, die Tochter 
eines Malerd war, theilte er ſich mit feinem Bruder früh 
in die elterlichen Lebensbeftimmungen. Beide verbantten 
ipre Bildung dem italienifhen Himmel, Jener wurde 

bon 1785 turfürftliheer Kapellmeifter, diefer, in den 
 &lementen der Beichenkunft von feinem Oheim, dem Hof: 
maler Kindermann unterrichtet, zeigte früh fchon fo 

verfprechende Anlagen, daß, nach einer fehr gelungenen 
Kopie einer Madonna mit dem Iefustinde und Sohanned 
von Treviſano auf der Gallerie, der Damalige einſichts⸗ 
volle Seneraldirertor v. Hagedorn ihn zu einer Unterflüze 
zung für Nom empfahl, die er, von ber verwittweten 
Großfuͤrſtin, einer großen Kunftkennerin, begünftigt, von 


e) Abdat.-1899, Artiſt. Notigenbi. Rr.7. 





298 Seydelmann. 


fihentte, welches der vedliche, bilfreiche Mann nie 
qemißbraudt, wohl aber zur tmandheß darbens 
den Zalents bei dem allvermögenden Borfteher aller Mu: 
feen und Kunftanftelten wohlwollend angewendet Hat. 
Gr arbeitete nach feiner erften Ruͤckkehr aus Italien aus 
ordentlich fleigig auf Der Gallerie, felbft an Feiertagen 
fich Eeine Ruhe gönnend. Um feine Bedürfniffe 8 des 
den, verfertigte er 6 Stüd Sepiazeihnungen nach Galler 
ziegemälden, worunter eine doppelte Kopie von Guido 
Reni’s Chriſtuskopf ſich befand und faidte fie zur Mi- 
waelismeſſe nach Leipzig zu dem damals fo fleißig bes 
fuchten Roft in Auerbahe Hof. Abſichtlich ftellte er den 
reis nur auf 12 Dukaten, In drei Tagen waren fie 
ämmtlid für England angefauft. Bald kamen von dort 
anfehnliche —— um jeden Preis; — eine gute Lehre 
für unfere jüngern Künftler, Die Durch ungemefjene Forde— 
zungen, noch ehe ihre Namen mit auf die Schale gelegt 
werden Eönnen, die Kaufluft abſchrecken. — Bon 1731 an 
führte S. als ordentlicher Profefior bei der Akademie 
mit Gafanova und Schönau das afademifche Directorium, 
erfüllte gewiſſenhaft feine Pflichten in den Zeichnungs— 
ftunden der Behrlinge und im Actfaale, Eonnte ſich aber 
nie entfcließen, in eigner Kunftwerkftätte Zöglinge heran: 
jugiehen. Italien war der einzige Sielpunkt feiner Wine 
[he und gern hätte er jeden Winter dort verlebt. Gr 
ift nach und nach meunmal dort gewefen, aber erſt auf 
feiner legten Reife in weit vorgeruͤcktem Alter 1818—1819 
ah er Paris zum enftenmale und fand dort weit öfter 
Gelegeuheit, den Kopf & fchütteln, al zu bewundern. 
Er hatte fi in Sitte, Gewohnheit, Geſchmack, Ziſch u. 
f- w, dergeftalt für Italien agclimatifirt, als wohl felten 
ein Deutfcher, deſſen Beruf ihn auf deutſchem Boden 
murzeln lieh, Auch im hohen Alter war die Erinnerung 
an Stalien feine Hebe. Er wurde zum Züngling, wenn 
er davon ſprach oder davon ſprechen hörte, Meprerer 
Sprachen und befonders der fFranzöfifchen vollkommen 
Zundig, gab er doch der italienifchen den Vorzug, welche 
er mit eben fo vieler Geläufigkeit ald Eleganz ſprach 
Sie fei, meinte er oft, die Mutterfpracye der neuen Kunjt 
und der fei fein Künftler, der fein Bafari nicht auswen— 
Dig wifle. So fam es denn auch, Mal) er einer geiftreis 
en und im Iugendreiz blühenden Stalienerin in Dresden 
die Hand bot. Apollonia de Forgue, Kucter eines frans 
göfifen Sutöbefigerd, war In zarter Jugend mit iprer 
utter, einer Römerin, nach Dreöden gekommen, wo ife 


Seybelmann. 299 


Stiefoater, der bekannte Hofdichter Mazzola, auch wohl 
noch etwas mehr als Dpernterte zu fertigen verftand. 
Sie erhielt ihre fruͤheſte Bildung von- einer würdigen Ers 
ieherin Mad. Acter. Die junge, kaum 16jährige ©. machte 
der Handzeihnung und im Gepiatufchen unter der. Ans 
Leitung ihres Gatten fchnelle Kortfchritte, ging dann Mit 
‚ihm nach Stalien und fegte unter der Leitung Der Thereſe 
Morton, Menge berühmter Schweſter, auch dann noch ihre 
Studien fort, als Amtspflicht den Profeffor nach Dresden 
gurüctief, Bei ihrer Ruͤckkehr erhielt ihre Kunft dadurch 
eine gerechte Anerkennung, daß fie als Mitglied der Atlas 
demie für die Minlaturmalerei eine Penfion von 200 Thle, 
erhielt, Es ift befannt, daß ihre Vorzeichnung bei Mül- 
lers berühmten Kupferfiich der Giftinifchen Madonna zum 
Grunde liegt, fo wie einſt auch Raphael Morghen die 
Nacht des Gorreggio nach einer Borzeichnung von Profeffor 
©., einen Stich in der Größe von Muͤllers Madonna, zu 
fertigen fi vorgenommen hatte. Cie vererbte ihr jobs 
ned Salent auch auf ihre einzige Tochter, Die, mit einem 
allgemein geachteten Manne, dem Oberftlientenant v. Sed⸗ 
lieg, Slügeladiutant Gr. Mai. des Königs, vermählt, felbft 
mit der Ausübung der zärtlichftien Mutterpflichten noch 
Augenblidte für die Kunfl zu gewinnen verfieht. — Man 
kann fagen, daß die Dresdner Bemäldegallerie Teine eif: 
rigern kuͤndiger ihres Ruhmes gehabt hat, als das 
Seydelmannſche Ehepaar, deren preiswärdige Kopien in 
ganz Europa gefunden werden. Kaifer Alexander hatte, 
ehe er 1805 von Berlin nach Dresden kam, beim Fuͤrſten 
Radzivill Ss. Kopie von Annib. Garracci’8 Genius des 
Nupmd bewundert, fowie auch früher mehrere Porträts 
und Kopien, von ©. für den ruffifhen Gefandten in Dress 
den, den Kürften Beloſelsky, der in feinem Umgang gro⸗ 
Be Wergnügen fand, verfertigt, auch in Petersburg Auf⸗ 
merkfamteit erregt hatten. Als nun der Kaifer in Dres - 
den die Gallerie befuchte, erkundigte er ſich nach &., ließ 
ihn vorftellen und Außerte den Wunſch, die vorzüglichiten 
Gemälde der italienifhen Schule von ihm in der Größe 
des Vrbildes in Sepia gemalt zu erhalten. Bon diefer 
Zeit an war ©, faft ausſchließlich mit der Ausführung 
diefed Auftrags eeräfeigt wobei ihm die Mahl der 
Stuͤcke von dem Grafen Zolftoi, mit dem er allein ver- 
handelte, ganz überlaffen wurde. Neben dem Genius des 
Ruhms lieferte der ſich nur wenig Erholung gönnende, 
ſelbſt während des Winters in einem befonderd Dazu ein- 
gerichteten Gemache fortarbeitende Künftler nach und nad 


800 Seydelmann. 


Pompes Baton!’8 Johannes und Wagdalena, die Vacht 
und den Gt. Georg von Sowzegaio, die Benus von Titian 
und dad Bewundernswürdigfte in feiner Art, Rapbaeld 
- Siftinifhe Madoma, Da einige derfelben, befonder& die 
Madonna, auf der Neberfahrt zur See Schaden gelitten 
hatten, erhielt ©, die Einladung, felbft nach St. Peters⸗ 
burg zu fommen, wo er, für feine Reifekoften und feinen 
Aufenthalt Zaiferlich entfchädigt, alles zur höchften Zus 
friedenheit, wie dies die no vorhandenen Briefe und 
Beweife Laiferlicher Huld dartpun, in 18 Monaten been 
digte, Der Preis für jedes Gemälde betrug 1000 Dukas 
ten. Sie find jest fämmtlich in der Zaiferlihen Wilder 
gallerie im Pallaſte der Eremitage, unter Glastafeln ders 
felben Größe, wie fie nur dort gelingen möchten, koſtbar 
eingerahmt aufgeftellt und werden noch lange den Namen 
des Nachbildners allen Beſchauern an der Rewa verküns 
den. — Das Gchicfal des Greifes, dem ein weiteres 
Bebensziel geftedt wurde, als dem Menfcen gewöhnlich 
zu Theil ed, al der legte feiner Zeitgenofjen unter eis 
nem jungen Geflecht vereinzelt und werlafjen da zu fies 
hen, Eonnte zwar den von gieiner Familie umgebenen und 
Sektüre und Gelbftbefe ftigung gewöhnten, im unge 
trübten Gebrauch feiner Sinne 77 ion genügenden Bes 
teranen weniger hart betzeffen, doch waren die Edlen und 
Vetrauten, deren Umgang ee fo lange dankbar genofien 
batte, fein treuer Orlandi, der Kammermuſikus Trikür, 
die Maler Graff und Wechau, der Appellationsrath 
Kind*) u. few. ihm alle längft vorausgegangen, 


ten Zeit die erfchütternde Rachticht von Kaifer Alerans 
der, feines ges jen WobltpäterE Zod erfülte den tiefer 
fühlenden, al6 


juten, nie einen’ feiner Bekannten gettänkt, nie einen, 
der ihm auf dem Lebensweg begegnete, unfanft berührt. 





*) Defl. Blogr. 4. Jahrs. ©. 606 d. Rekr. 


801 
* 130. Carl Friedrich Ilgen, 


koͤnigl. ſaͤchſ. Amtsaktuar zu Dresden; 
geb. d. 8. Dec. 1760, get. d. 27. März 1829, 


Er war zu Dreöden geboren und der einzige Sohn 
eines dafigen Ghirurgen, welcher ihn auf der Kreuzſchule 
au den alademifyen Studien vorbereiten ließ. Er vollens 
ete diefelben als Juriſt auf der Univerfität Leipzig, von 
wo er in feinem 25. 3. old Aktuar ins Iuftizamt Dresden 
kam. Im 3.1789 verheirathete er ſich mit Joh. Sophie, 
Tochter des Hegereuters Hennig zu Dreöden, die ihm den 
10. März 1817 der Tod von feiner Seite raubte, — Am 
3. Ian. 1826 feierte er fein Dienftjubiläum, bei welcher 
Gelegenheit er von Sr. Maj. dem verewigten Könige 
Friedrich Auauft*) die Givilverdienftmedaile erhielt. | 
lebte nur für feine Gefchäfte, war feinen Anverwandten 
ein forgender Bater, Freunden und Fremden ein rathender 
Zreund und Helfer, Auch in feinem hohen Alter und 
bis die legten Tage vor feinem Node war er noch unaußs 
gefegt für fein Amt thätig, bis er, betrauert von feiner 
Dflegetochter und deren Gatten, fanft und ruhig, wie ee - 
gelebt hatte, aus diefem Beben ſchied. 


* 131. Carl Ludwig Lampert, 


 Bönigl, baier. Dekan, Schulinfpector und Pfarrer zu Gersfeld bei 


Fulda; 
geb.d.14. Apr. 1790, geſt. d.27. Maͤrz 18%. 


Er war der einzige Sohn feiner Eltern, und nur eine 
Schwefter, welche ihm auch in der Kolge durch das Wand 
der innigften Gefchwifterliebe verbunden war, theilte mit 
ihm die Freuden der Kindheit. Sein Bater Adam £. ftand, 
nachdem er früher die Rechtswiſſenſchaft ſtudirt, ſodann 
fih mehrere Jahre in Amerika aufgehalten hatte, zulegt 
einem Handlungsgefchäft vor und genoß in feiner Waters 
ftadt, wo auph der Berewigte geboren wurde, eben fo wie. 
feine Gattin, eine geb. Sampert, die ungetheilte Achtung feis 
ner Mitbürger, wurde aber durch einen frühzeitigen Tod feiner 

amilie entriffen, worauf der junge Lampert im Haufe feines 
Iheimd,des Conſiſtorialraths und Stadtpfarrers jegigen De⸗ 
Tand Sampert zu Regensburg, eine nicht nur liebevolle, fons 
dern auch für feine wiffenfchaftliche Fortbildung erwünfchte 
Aufnahme fand, Unter der Leitung diefed —E ‚bes 


*) Sein Leben 5, Jahrg. &.449 d. Nekr. 


802 Lampert. 


onders im Gebiete der praktiſchen Theologie und Erzie⸗ 
ung ausgezeichneten Mannes blieb keine der geiſtigen 
Kraͤfte Ls. ungeweckt, keine der vielverſprechenden Ania⸗ 
gen unentwickelt, und als ein wohl vorbereiteter, allſeiti 
gebildeter Juͤngling konnte er ſchon im I. 1808 die Un 
verfität Altdorf beziehen. Nach 1zjährigem Aufenthalt 
auf dieſer Hochſchule, die in jener Zeit eben aufgelöft 
wurde, ging er nach Iena, wo er unter Griesbach und 
Schott Seine theologifhen Studien vollendete. Darauf 
lehrte er 1812 nah Ne eneburg zurüd und ward von 
feinem Obeim als Gehilfe an dem von ihm geleiteten 
Inftitute aufgenommen, unterwarf ſich 1813 vor Dem 
Gonfiftorium zu Würzburg der Candidaten⸗ Prüfung und 
übernahm dafelbft das Vikariat an der proteftantifchen 
Pfarrei, welches er bis 1814 bekleidete, wo ihm von der 
aͤflich retzreſe Familie die erledigte Pfarrei Gers⸗ 
Rn an der Mhön überfragen wurde. Bier verheirathete 
ee ſich mit Garoline Ludovike, aͤlteſten Tochter feines 
Borgängerd, des als Novellen⸗Schriftſteller bekannten 
Dekans Bolkhardt und widmete ſich nun mit allem. Eifer 
dem ihm anvertrauten Amte, das um ſo mehr feine volle Ihäs 
tigkeit und Kraft in Anſpruch nahm, da es, nur unter Beiſtand 
eines zweiten hochbejahrten Geiſtlichen, ihm die Seelforge 
über beinahe 4000 Geelen und bie Aufſicht über 10 Schü⸗ 
len übertrug. Aber er ftand nicht nur dieſen Gefchäften, 
fondern auch dem ibm fchon 1817 übertragenen Dekanate 
und der Difteittö s Schulinfpection mit aller Gewiffenhafs 
tigkeit und Treue vor, wovon die hohe Achtung, die feine 
Pfarrgemeinde und die Zufriedenheit zeugt, die feine Bors 
gefehten ihm ſchenkten. Als Abgeordneter feines Deka⸗ 
nats gewählt, wohnte er mit ruͤhmlicher Thaͤtigkeit den 
beiden 1824 und 1827 ſtatt gefundenen Generalſynoden 
bei. Mit immer gleicher Euft und Leichtigkeit feinem 
Amte überhaupt vorftehend, arbeitete er mit Sorgfalt 
feine Predigten aus, und ed war nur Schade, daß fein 
Drgan für, das fehr große Gotteshaus, in welchem er 
feine Borträge zit halten hatte, etwas zu ſchwach und nicht 
onor genug War. Beſondere Aufmerkſamkeit widmete er 
aber dem Volksſchulweſen, und in der That haben ibm 
die Schulen feines Kirchſprengels faſt einzig und allein 
ihre jegige nach Lage und Verhaͤltniß zweckmaͤßige Gins 
tichtung zu verdanken, Mehrere neue Gchulhäufer ent⸗ 
ftanden auf feinen Betrieb; er forgte für die Ausbildung 
der Lehrer und fcheute Leine Koften und Mühen, um fie 
für ihren Beruf tüchtig zu machen. Aber auch für feine 





29 v. Tuͤrce. 


en kount⸗e, da wat er e8 s hatte ex bingegen et 
was verboten, ee a nie —& ‚von feiner 
ipn innig Liebenden Familie mit Witten bi & 
widmete den größten Sheil des Zages dem Gtaatödienfe 
und nur erft ıd8 erlaubte er ſich einige Stunden Er⸗ 
Yolung, die er dann gewöhnlich in feinem Garten, oder 
einem Gpielkränzchen, oder zu Haufe bei Den Sein 
en wo er j} immer am gläclicften füplte, gut 
bgteich die ihm obliegenden Gefchäfte feine Shätigkeit 
fepe in Anfpeady nahmen, fo liebte er doch Die Beltäre 
von Religionsfcheiften, kiaffiſchen Erzeugniffen deutfaee 
Dio ter und anderen in wiffenf@paftlicher Sinſicht ak 
lien Yächern, von welden allen et felbft eine au 
erlefene Sammlung befaß. Ueberhaupt gina er Reis 
in Kenntniffen mit der Zeit fort und las dah 
bewährteften Journale und Piteraturblätter Bis mm 
feinem Tode führte er regelmäßig ein fehr genaues Tas 
jebuch über fein Wirken, feine Bekanntfchaften, feine heis 
en. und traurigen Cebensereigniffe, Er war ein. guter 
Tea yarfamm, ohme geizig zu feyn, und Daher bes 
aa 63 feine — * an — in 
n ung, ſtatt daß ſonſt, wie ſchon lato 
merkte, Staadsmänner nicpt felten die Erziehung ihrer 
Kinder und ihr Hauswefen vernachläffigen. So ift deu 
fein eigenes Leben die fchönfte Lobrede auf dem Hinges 
piedenen, dem ohnehin die Schmeichelei zuwider war, — 
ei einer großen Mäfigkeit und ftreng „gentoelten [27 
bensweife erlitt er außer einem oft wiedertehrenden Aus 
genübel keine andern Eörperlihen Befchwerden; zum fo 
mehr aber ergriff ihn die Krankpeit, an welcher er flarb. 
Sn feinem 57, Sebensjahre, gis er eben, nach mandyers 
Iei vorhergegangenen gefchaftlichen Ainftsengungen und Un 
annepmlichkeiten , feinem Aufe nad Hildburghaufen fols 
en wollte, überfiel ihn ein Gallenfieber, weldeß bald in 
* Nervenfieber audartete, und nach 8 Tagen fank er 
fon in die Arme des Zodes. Won ihm Tonnte man fa 
gen: „Er hatte in jeder Hinficht fein Hans beftellt,'" wo⸗ 
son and fein Zeſtament die fpecielliten Beweife geb. 
eberhaupt find felbft die legten Monate feines —8 
— noch lehereich und intereſfant für den Menſchen⸗ 
Deobadhter. Als ihm die lette Perimmung feines Erdens 
wallend, feine Berfegung nach Hildburghaufen befamit 
warde und viele feiner Freunde, fowie feine bisherigen 
Gelegen und die Wärgerfchaft Meiningens es Iaut 
Aanaıten, daß diefer Mann nun bald aus ihrer Mitte ſcheiden 


Stau v. Humboldt. 295 


folte; un ee felbft, obgleich den Schmerz der Trennung 
von bo ie vielen Nächfivermandten und Lieben, die feinem 
‚en. theuer waren, und die Berlaffung feines Wohn— 
baufes und Gartens tief empfindend, doch fo religiös, re= 
fignivend und gefaßt, daß _er fomohl gegen feinen Fürz 
ten, als auch gegen feine, Samilie und Freunde ſich aus— 
Rt ich — ließ, ex ſehe es ald Beſtimmung der 
ttiichen Borfehun; — und werde desbals auc di zudem 
fe folgen, Aber rg vor der Er ergreifenden Krank⸗ 
nsleihfam, fi ob den Gterbenden, wie Kate 

jagt, ine'g ewifie ‚Diotmationdg abe Th — Außerti 

* bei Diehreren im — hen Seel —F er glaul 

el, doch nicht, ah ee Rei 


hefer A nad feinem Bi Haden aa Hi 23 
‚ägte er denf —— — viel ig's Ube?, Auf die 
—— 5 bat den Sieben — en"! — erwies 
— Ai —8 Ku noch zwei Stunden!" & 


in Erfül: 
Meinin, — Proſ. Dr, Ibling. 


* 128. Frau v. Humboldt, geb. v. Dachroͤden, 


Gemahlin des koͤnigl. preuß. Staatsminiſters vom Dumboldt zu 
Berlin; 


geb. ...../ geſt. d 26, März, 1899, : 


Die feltenen Borzüge ihres Geiftes und Gemüthes 
machten die Werewigte zum Gegenflande allgemeiner 
Zheilnahme und Berebrung, Dur ihre Reifen —8 
England, Frankreich d weiz und Stalien, auf des 
nen fie ihren Gatten begleitete, war fie mit t Allem in 
Berbindung, was unfer Zeitalter in intellektuellem hie 
Großes in Wiſſenſchaft und Kunft aufzuweiſen hat, fo 


98% dann, nicht, umhin, bei biefer Berantaflung bie Geißtis 
hen und Aerzte darauf aufmerkfant zu madyen, baß fie bei dergleiz 
hen Heußerungen an dem Oterbebette folder mit ——— 
fein Dabinfoeidender, welcpe ihr berannabende® Ende fo beitimmt 


ragen, jur, noch, möglichen ——— vorlegen 
elche Ylögliche Werl —5— ‚aeht in dem Körper, 
— in ben Merden vor? 9) Weide Geventen und Empfnz 
Yalden bringen #6) allgemultig ber Orele auf? Die ic: din 
wigtiger Beitrag jur Weantiwortung der Frage, über welche fdom 
die Boeifen ber Örieigen und ‚Römer verſchlebener Meinung waren: 
1 Bob if der Rod? 


296 Seydelmann. 


wie ihe Haus in Berlin ſtets der Mittelpunkt der geift · 
zei Id felligteit . Die 
Shake befoubeis vertleen an ihr ine gnfe Beföktene, 


129. Crescens Jacob Seydelmann, 


Profeſſor d. Malerei an b. Akad. d. bild. Künfte zu Dresden z 
B „3eb, d.25, Jun. 1750, geil. d.27. März 1829*). 


ihre Bild: ‘dem italienifiien Himmel, Iener, wurde 
[4 1785 turfürftlichee Kapellmeifter, diefer, in den 


W 
*) Wdn. 1cro. Yeti. Rothhenbi. Rr. 1. 


298 Seydelmann. 


ſchenkte, welches der redliche, gern hilfreiche Mann nie 
gemißbraucht, wohl aber zur Förderung manches darben⸗ 
den Talents ‚bei dem allvermögenden Borfteher aller Mu: 
feen und Kunftenftalten wohlwollend angewendet hat, 
Er arbeitete nach feiner erften Ruͤckkehr aus Italien aus 
jerordentlich fleißig auf der Gallerie, felbft an Feiertagen 
jich Reine Ruhe gönnend, Um feine Bedürfnifje de⸗ 
den, verfertigte ev 6 Stück Sepiazeichnungen nach Galle— 
riegemaͤlden worunter eine doppelte Kopie von Guido 
Neni’s Ghriſtuskopf ſich befand und fchicte fie zur Mir 
chaelismeſſe nach Leipzig zu dem damals fo fleißig be- 
fuchten Roft in Auerbachs Hof. Abfihtlic ftelte er den 
ſreis nur auf 12 Dukaten, In drei Tagen waren fie 
ämmtlich für England angefauft. Bald kamen von dort 
anfehnlice — um jeden Preis; — eine gute Lehre 
für unfere jüngern Künftler, Die durch ungemeffene Forde— 
zungen, noch ehe ihre Namen mit auf die Schale gelegt 
werden Zönnen, die Kaufluft abſchrecken. — Bon 1731 an 
führte ©. ald ordentliher Profefior bei der Akademie 
mit Gafanova und Schönau das akademifche Directorium, 
erfüllte gewiffenhaft feine Pflichten in den Zeichnun, 
ftunden der Lehrlinge und im Actfaale, Eonnte ſich aber 
nie entfchließen, in eigner Kunftwerkftätte Zöglinge heran- 
gugiehen. Italien war der einzige Zielpuntt feiner Wüns 
{ge und gern hätte er jeden Winter dort verlebt, Gr 
ft nach und nadı neunmal dort gewefen, aber erft auf 
—* legten Reife in weit vorgeruͤcktem Alter 1818—1819 
jap er Paris gum enftenmale und fand dort weit öfter 
Gelegeuheit, den Kopf zu fchütteln, ald zu bewundern, 
Er Hatte fih in Sitte, Gewohnheit, Geſchmack, Tiſch u. 
ſ. w. dergeftalt für Italien asclimatifirt, ais wohl felten 
ein Deutfer, effen Beruf ihn auf deutſchem Boden 
wurzeln ließ. Auch im hohen Alter war die Erinnerung 
an Stalien feine Hebe. Er wurde zum Füngling, wenn 
er davon ſprach oder davon fprechen hörte, Mehrere 
Sprochen und befonderd der Franzöfifcpen volllommen 


\ Tundig, ‚gab er doch der italienifhen den Worzug, weiche 


er imit eben fo vieles Geläufigkeit old Gleganz fprad. 
Sie fei, — er oft, die — ge Kr — 
und ber fei kein Künftler, der fein Voſari nicht auswen ⸗ 
Dig wiffe. So kam ed deun auch, daß er einer geiftteis 
hen und im Iugendreiz blühenden Ztalienerin in Dresden 
die Hand bot. Uonia’ de Borgue, Tochter eines franz 
— Gutsbeſi ers, war in zarter Jugend mit iprer 

uster, einer Römerin, nach Dredden gekommen, wo ihr 


Seybelmann. 299 


Stiefoater, der bekannte Hofdichter Mazzola, auch wohl 
noch etwas mehr ald Dpernterte zu fertigen verfland, 
Sie erhielt ihre fruͤheſte Bildung von. einer würdigen Er⸗ 
ieherin Mad. Acter. Die junge, kaum 16jährige ©. machte 

der Handzeihnung und im Gepiatufchen unter der Ans 
leitung ihres Gatten ſchnelle Kortfchritte, ging dann mit 
ihm nach Italien und fegte unter der Beitung der Thereſe 
Maron, Meng berühmter Schwefter, auch dann noch ihre 
Studien fort, ald Amtspflicht den Profeffor nach Dresden 
zuruͤckrief. Bei ihrer Ruͤckkehr erhielt ihre Kunft dadurch 
eine gerechte Anerkennung, daß fie ald Mitglied der Aka⸗ 
demie für die Miniaturmalerei eine Penfion von 200 Thlr. 
erhielt, Es ift bekannt, daß ihre Vorzeichnung bei Muͤl⸗ 
lers berühmten Kupferftich der Siftinifchen Madonna zum 
Grunde Liegt ‚ fo wie einſt auch Raphael Morghen die 
Nacht des Correggio nach einer Borzeichnung von Profeffor 
S., einen Stich in dee Größe von Muͤllers Madonna, zu 
fertigen fi) vorgenommen hatte. Sie verechte ihr ſchoͤ⸗ 
ned Zalent auch auf ihre einzige Tochter, die, mit einem 
allgemein geachteten Manne, dem Oberftlieutenant v. Sed⸗ 
li, Flügeladjutant Sr. Maj. des Königs, vermählt, felbft 
mit der Ausübung der zärtlichften Mutterpflichten noch 
Augenblicke für die Kunft zu gewinnen verficht. — Mau 
Tann ſagen, Daß die Dresdner Gemäldegallerie Teine eif⸗ 
rigern Berkündiger ihres Ruhmed gehabt Hat, als das 
Seydelmannſche Ehepaar, deren preiswärdige Kopien in 
ganz Europa gefunden werden. Kaifer Alerander hatte, 
ehe er 1805 von Berlin nach Dresden kam, beim Kurften 
Radzivill Ss. Kopie von Annib. Carracci's Genius des 
NRuhms bewundert, fowie auch früher mehrere Porträts 
und Kopien, von ©. für den ruffifhen Sefandten in Dress 
den, den Fürften Beloſelsky, der in feinem Umgang gros 
Bed Vergnügen fand, verfertigt, auch in Petersburg Auf⸗ 
merlfamteit erregt hatten. Als nun der Kaifer in Dreds . 
den die Gallerie befuchte, erkundigte er fih nach S., ließ 
ihn vorftelen und Außerte den Wunfch, die vorzüglichiten 
Gemälde der italienifhen Schule von ihm in der Größe 
des Urbildes in Sepia gemalt zu erhalten. Bon diefer 
Zeit an war ©, faft ausſchließlich mit der Ausführung 
dieſes Auftrags beichäftigt wobei ihm die Wahl Der 
Stuͤcke von dem Grafen Lolftoi, mit dem er allein ver⸗ 
handelte, ganz überlaffen wurde. Neben dem Genius des 
Ruhms lieferte ‚der fich nur wenig Erholung gönnende, 
ſelbſt wahrend des Minters in einem befonderd Dazu ein: 
gerichteten Gemache fortarbeitende Künftler nach und nad 


800 Seybelmann. 


Yompes Baton?d Johannes und Magdalena, die Radıt 
und den St. Georg von Gorreggio, die Benuß von Zitian 
und dad Bewun! fe feiner Art, Raphaels 
Siftinifhe Madonna. Da einige derfelben, befonders die 
Madonna, auf der Ucberfahrt zur See Schaden gelitten 
hatten, erhielt ©. die Einladung, felbf nad ©t. Peters: 
burg zu Eommen, wo er, für feine Reifekoften und feinen 
Aufenthalt Eaiferlicy entfhädigt, alles zur höcften Zur 
feiedenheit, wie Died die noch vorhandenen Briefe und 
Beweife kaiſerlicher Huld dartpun, in 13 Monaten been« 
digte, Der Preis für jedes Gemälde betrug 1000 Duka⸗ 
ten. Cie find jest fÄmmtlich in der Laiferlihen Bilder 
;allerie im Pallafte der Eremitage, unter Glastafeln ders 
felben Größe, wie fie nur dort gelingen möchten, koſtbar 
eingerahmt aufgeftellt und werden nocy lange den Namen 
des Nachbildners allen Beſchauern an der Rewa verkün- 
den. — Das Schidfal des Greifes, dem ein weiteres 
Bebensziel geftedt wurde, als dem Meniden gewöhnlich 
au Theil wird, ald der legte feiner Zeitgenofjen unter eis 
nem jungen Geſchlecht vereinzelt und werlaffen da zu ſie⸗ 
den, konnte zwar den von feiner Familie umgebenen und 
an Sektire und Gelbftbefdhäftigung gewöhnten, im unge 
teübten Gebrauch feiner Sinne 77 for genügenden Be: 
teranen weniger hart betreffen, body waren Die Edien und 
Betrauten, deren Amgang ee fo lange dankbar genoffen 
hatte, fein treuer Drlandi, der Kammermufitus Trikür, 
die Maler Groff und Wechau, der Appellationsraty 
Kind*) u. few. ihm alle längft vorandgegangen, Nur 
fein treuer Freund und vieljähriger Hauögenofie der 17 
niale Profefjoe Ferdinand Hartmann, der jegt unter des 
ochverdienten Generaldirectors Grafen Bisthum und Ed- 
}ädt Leitung die einzelnen Gefchäfte dee Äkademie vers 
ivaltet, blieb ihm bis zu feinem Tode treu verbunden 
und könnte, wenn er wollte, über ihn die glaubwürdigften 
Berichte erftatten. Die Grmordung feines geliebten 
Faser de Prof. Gerhard Kügelgen, und in der neues 





ten Beit die erſchuͤtternde Nachricht von Kaifer Alerans 
6, feines großen Mobltpäterd Tod erfüllte den tiefer 
fühlenden, al fein Gefühl ausdrücdenden Mann mit dem 
lebpafteften Schmerz. Ihm fei die Erde leicht! — Mit 
Abficht bat der lebendluftige frohfinnige Mann, der wahre 
gu feiner Zreunde und dienfifertige Förderer alles 
ten, nie einen feiner Bekannten gekränft, nie einen, 
der ihm auf dem Lebensweg begegnete, unfanft berührt. 


*) Deſſ. Blogr. 4. Jahrg. ©.666 d,-Retr, 





Ä 801 
* 180. Carl Friedrich Ilgen, 


koͤnigl. ſaͤchſ. Amtsaktuar zu Dresdens 
gebd. d. 8. Dec. 1760, geſt. d. 27. März 1829. 


Er war zu Dresden geboren und der einzige Sohn 
eines daſigen Chirurgen, welcher ihn auf der Kreuzſchule 
3u den atademifhen Studien vorbereiten ließ. Er vollens 
dee dDiefelben als Zurift auf der Univerfität Leipzig, von 
wo er in feinem 25. 3. ald Aktuar ind Juſtizamt Dreöden 
tam. Im 3.1789 verheirathete er ſich mit Joh. Sophie, 
Tochter des Hegereuters Hennig zu Dreöden, die ihm den 
10. März 1817 der Tod von feiner Geite raubte. — Am 
3. San. 1826 feierte er fein Dienftjubiläum, bei welcher 
Gelegenheit er von Sr. Maj. dem verewigten Könige 
Friedrich Auquft*) Die Givilverdienftmedaille erhielt. Er 
lebte nur für feine Gefchäfte, war feinen Anverwandten 
ein forgender Bater, Freunden und Kremden ein rathender 
Zreund und ‚Helfer, Auch in feinem hohen Alter und 
bis die Testen Zage vor feinem Tode war er noch unaus⸗ 
geſetzt für fein Amt thätig, bis er, betrauert von feiner - 
Dflegetochter und deren Gatten, fanft und ruhig, wie er 
gelebt hatte, aus diefem Leben fchied, 


* 181. Carl Ludwig Lampert, 


koͤnigl. baier. Dekan, Schulinfpector und Pfarrer zu. Gersfeld bei 
Fulda; — 
geb.d. 14. Apr. 1790, geil. d. 27. März 189. 


Er war der einzige Sohn feiner Eltern, und nur eine 
Schweſter, welche ihm auch in der Folge durdy Dad Band 
der innigften Gefchwifterliebe verbunden war, theilte mit 
ihm die Freuden der Kindheit. Sein Bater Adam 8. ftand, 
nachdem er früher die Rechtswiſſenſchaft ftudirt, fodann 
fih mehrere Jahre in Amerika aufgehalten hatte, zulegt 
einem Handlungsgeſchaͤft vor und genoß in feiner Waters 
ftadt, wo auph der Verewigte geboren wurde, eben fo wie 
feine Gattin, eine geb. Sampert, Die ungetheilte Achtung ſei⸗ 
ner Mitbürger, wurde aber durch einen frubzeitigen Tod feiner 

amilie entriffen, worauf der junge Lampert im Haufe feines 
heims, des Sonfiftorialrath8 und Stadtpfarrers,jegigen Des 
kans Gampert zu Regensburg, eine nicht nur liebevolle, fons 
dern auch für feine wiffenfchaftliche —— erwuͤnſchte 
Aufnahme fand. Unter der Leitung dieſes wuͤrdigen, be⸗ 


*) Sein Leben 5. Jahrg. S. d. Nekr. 





302 Lampert. 


ſonders im Gebiete der praktifchen Theologie und Grzier 
ung ausgezeichneten Pre Bra A Ge jen 
Seile 28. ungewedt, keine ber vielverfprechenden Anlıs 
gen unentwidelt, und als ein wohl vorbereiteter, allfeitig 
gebildeter Jungling konnte er fyon im J. 1808 die Unis 
verfität Altdorf beziehen. Rach 1Fjährigem Aufenthalt 
auf dieſer Hocfchule, bie in jener Beit eben aufgelöft 
wurde, er nach Jena, wo er unter Griesbach und 


Gonfiflorium zu Würzburg der Gondidatene Prüfung und 
ok dad Pi 





jonoe genug war. WBefondere Aufmerkfamkeit widmete er 
aber dem Bolläfchulwefen, und in der That haben ihm 
ie Säulen feines Kirchſprengels far einzig und allein 
et jebige mach Eage und Verhältniß zwedimäßige Eins 


tung gu verdanken. Mehrere neue eaulpäu er ents 
den auf feinen MWetrieb; et forgte für Die Ausbil 
der Sehrer_und ſcheute keine Koften und Mühen, um fie 
für ihren Beruf täcptig.zu machen. Aber auch für feine 





* 


304 9 Schiber. 


dem frivolen Rationalismus der Zeit; er war ein denk⸗ 
gläubiger, frommer Ghriſt, wandelnd in dem Geiſte des, 
defien Wort er mit lichtvoller Wärme verkündete. 


132. Johann Baptift v. Schiber, 
kön. daier. quiedc. Präfivent d. Appellationdgerichts für den Iſar⸗ 
Treiß u. Ritter d. Eivilverbienflord. d. baier. Krone zu Märchen; 
geb. d. 28. Zul. 1766, gefl. d. 28. März 1829, 


Ge wurde in der ehemaligen baierſchen Grafſchaft 

Wiefenfteig von bürgerlichen Eltern geboren, entwidelte 
ſchon in feiner zarteften Jugend Lebendigkeit des Geiſtet, 
gepaart mit einem reinen guten Gemüthe. In feinem 
19. 3. betrat er die Univerſitaͤt Ingolftadt und widmete 
fich mit allem Gifer dem Studium der Rechtswiſſenſchaft 
owie jenem der Geſchichte. Durch fein freundliches ger 
elliged Benehmen im Umgange hatte er ſich die Liebe 
aller feiner akademiſchen Brüder erworben, und er f 
aus ihrer Mitte im Herbſt 1786, wo er die pr 
Laufbahn betrat. Seine umfaflenden Kenntniffe 
ihm bald eine Anftellung im unmittelbaren Sta 
und fchon am 9. Mai 1788 ward er als Fiskal bei Ber 
damaligen Regierung in Landshut angeftellt. v. &. ents 
ſprach den Erwartungen des Staats im vollen Maße 
und died war die Urfache, daß ihn Kurfürft Karl Zhesder 
bereitö am 15. Apr. 1790 ebendafelbft zum wirklichen Res 
ierungsrath ernannte. In d. 3, vermählte er ſich mit 

life, Bochter Des Bürgermeifters Hopp, welche ihm 9 
Kinder gebar, von denen nur noch 2 am Leben find. 1 
ftetö fleigendem Eifer widmete er feine ganze Kraft dem 
Dienfte; dieſer, verbunden mit einem tadellofen Lehens⸗ 
wandel, ficherten ihm unter der Regierung des Königs 
Morimilion Joſeph eine fchnelle Beförderung im Boraud 
u, und wirklich ward v. ©. am 28, Apr. 1799 zum Sans 
eöcommifjär_ bei der damaligen General: Landeödirectian 
und am 25. Juli d. 3. zum Sevifions- und darauf zum 
oberften Suftigrathe befördert. Was er in diefer Gigen⸗ 
fchaft leiftete und wie er durch firenge Nechtlichleit ala 
Menſch und Richter fich auszeichnete, Darüber geben feine 
Beitgenoffen und Kollegen ein lautes und rühmliches Seuge 
niß. Acht Sabre hatte v. 5. die Stelle eines Oberappe 
lationsgerichtsraths bekleidet, ald er unterm, 17. Ge 
1808 zum Direstoe des Appellationdgevichtö für den 


% 








) Innland 1889. Nr, 127. 


Frau v. Humboldt. 295 


fote; ir | ai —IV obgleich den EM mg 


etlichen jebung an, und werde deöhalb au %2 jem 
ge a Aber un * der un jeifend: — 
— „gleihfam als ob den den, 
t, eine gewiffe Divinatioı * Baba, — 
er bei Mehreren im vertrauli Ache, er glaul 
a feine Abreife x a En FE ni DE er nach 
‚Hildburghan in kommen 
vor feinem Infaeiben An IE A Die aan — 
Ley au ihm_eintrat, weil er bei Bewuftfe 
und Diefer nad) feinem Befinden erkundigen follte, 
fragte er benfelben: — viel iſ A Auf die 


AU Sieb, u 
De) 2 fuel Eu ae nt EZ, fir 
Heinig Prof. Dr, Ihling 


* 128. Frau v. Humboldt, geb. v. Dachröben, 


Gemahlin des koͤnigl. preuß. Staat sminiſters von Humboldt zu 
Berlins 


Beben nn non Nele d 26, März, 1820, 


) Ich Eann nicht, um) bei biefer Weranlaf Ho 
nd Aerzte bi di * 
en und Ken — — — Fe — Bun 


ind . — 

I Id 'ben willen, di ‚Senf 
— ur * Beantwortung —— 
—— —— 
——— allgewaltig der Geele — 


er Beltrag jur Yeanting 
Pe ur, — er ——— Deiung 


306 Orieninger. 


engen, fie fandten Deputationen un ihn ab und Aber 
zeichten ihm 13 Addreffen, ihre Gefühle und Segnungen 
für den‘ im Dienfte und edlen Wirken ergrauten Bieder: 
mann enthaltend. Hoch erfreut war der Subelgreis über 
Diefen ungeheuchelten Ausdrud wahrer Berehrung und 
Liebe und der tief bewegten Bruſt gab nur der Shräne 

eier Lauf die Sprache wieder. Hatte nun auch v. ©. 
m lobnenden Bewußtfein redlich treuerfüllter paid für 
Staat und Menfchheit durch 40 lange Jahre ein Recht, 
Den Neft feiner Sage in Ruhe zu genießen, fo machte 
der Edle doch hiervon Leinen Gebrauch, er führte bei fei⸗ 
nem ſtets regen Geifte die Leitung feiner Gefchäfte fort, 
bis endlich feine phyſiſchen Kräfte wichen und er ſelbſi 
zur innerfien Ueberzeugung kam, fein fchweres Amt nie 
Deriegen zu muflen. Auf fein Anfıchen ward er auch am 
20. Oct. 1823 in den Ruheftand verfeht und Ge. Maj. der 
König bezengte ihm hierbei für feine auögezeichneten 
fan —*8 ien ſte die beſondere allerhoͤchſte Zufriedenheit. 
Ruͤhrend und tieferfhätternd war der Abſchied, Den der 
Greis von feinem Kollegium nahm und ungetheilt der 
Schmerz, den alle Kollegialmitglieder und jeder Rechtfus 
ende, der mit ihm in Berährung fland, empfanden. — 
Ale Theilnehmenden hofften, die zerrütteten Gefundheits: 
umflände würden ſich beffern und Der verdiente Präfident, 
entfernt von Geſchaͤften und frei von jeder Sorge, den 
Abend feines Lebens froh. und heiter genießen. Doch es 
war anders über ihn beſchloſſen. Er Eränkelte bis an 
fein Ende und farb mit Ruhe und Grgebung in den 
göttlichen Willen. Seine edlen Söhne, der eönigl. Res 
gierungsaſſeſſor Johann Baptiſt ©. und der Appellationd; 
gerichtö-Acceffift Joſeph S., weinen am Grabe Des gelieb⸗ 
teften Vaters und feine zahlreichen Freunde beklagen ei« 
nen unerfeglichen Verluſt. * 


* 135. Johann Chriſtoph Grieninger, 
kbnigl. baier. Dekan u. graͤfl. Caſtelliſcher Hofprediger zu Ruͤden⸗ 
hauſen im Untermainkr.; 
geb. d. 8. Ian. 1760, geſt. d. 29. März 1820. 


Er wurde zu MWiefenbronn, wo fein Water Pfarrer 
war, geboren. Den erften Unterricht genoß er im elter⸗ 
lichen Haufe und (don in feiner fruheften Jugend zeigs 
ten fih in ihm Anlagen, die gu den fchönften Hoffnuns 
gen berechtigten, Im J. 1774 ging er auf dad Gymna⸗ 


Grieninger. 807 


fium zu Andbach und eat darauf 1778 die Univerfität 
Erlangen, Hier eröffnete fih nun dem Wiſſen des Juͤng⸗ 
lings ein weites Zeld und mit freudigem Eifer firebte er 
dahin, die Tiefe der Theologie zu ergründen. Kräftig 
an Geift und Körper, erwarben ihm eine immer gleiche 
Heiterkeit und ein ftetd froher Sinn, der ſich mit einer 
unverkennbaren und überall fich aͤußernden Gutmuͤthigkeit 
paarte, Aller Liebe und Vertrauen. Bereichert mit allen 
Kenntniffen, die zur fegensreichen Führung des heiligen 
Amtes gehören, kehrte er nach vollendeten Univerfitätd: 
jahren im 3. 1782 in das elterliche Haus zurücd, um feis 
nen Vater im Amte zw unterflügen. Vier Jahre war 
er hier thätig, erhielt dann die Pfarrei Kleinweiſach, 
Albertähaufen und Pregdorf und vermählte ſich mit Ius= 
Liane Dorothea, Tochter des gräfl. Caſtell. Verwalters 
und Zehendinſpectors Gerber, mit der er 43 Jahre in 
„der zufriedenften Ehe lebte, die durch 2 Töchter beglüdt 
wurde, Der Eifer, mit dem er an feiner. Gemeinde ars 
beitete, die Freundlichkeit, mit der er Jedermann begeg» 
nete, ber redliche Wille zu helfen, wo Hilfe, Rath und 
Troſt Noth that, belohnte ihm Diefe Durch treue Liebe 
und Anhaͤnglichkeit. Im I. 1793 wurde er auf die geäfl; 
Saftell. Pfarrei Obereifensheim berufen, wo ee fich ebens 
falls bald die Liebe und Achtung feiner Gemeinde und 
befonders um dad Schulweſen größe Berdienfte erwarb: 
Ein deutlicher Beweis davon war, daß ihm dieſe das 
Anerbieten machte, ihm jaͤhrlich durch eine bedeutende 
Bulage feinen Gehalt zu verbeflern, wenn er ihr das 
Verſprechen gäbe, fie nie zu verlaflen — und wahtfcheins 
li wäre dad auch nie geſchehen, wäre er nicht von den 
beiden Grafen zu Gaftel aufgefordert worden, die das 
mals erledigte Hofpredigerftelle zu Rüdenhaufen zu Übers 
nehmen, it den Ausdrucken der reinften Freude eins 
yfing ihn 1808 feine neue Gemeinde, an det er mit vie- 
lem Gegen bis an fein Ende wirkte. Im J. 1816 wurde 
ihm die Stelle eined Dekans übertragen und mit Umſicht 
und Eifer erfüllte er auch Die Pflichten dieſes neuen. Wir⸗ 
kungskreiſes. Seinen Diozefanen war er ein freundkis 
cher Berather, die ihm Daher auch -mit Liebe und vols 
lem Bertrauen entgegenfamen, Er vollendete, rupi 

dem nahenden Ende entgegenfeheid, im 69.3. feines eh 
tigen Lebens. Gutmüthigkeit, anfptuchälofe Befcheidens 
heit und raftlofes Streben nad Wahrheit "waren die 
BHauptzüge feines Charakters; Mit nicht zu ermüdender 
Geduld nahm er fich des JZugenduntert vte an und (Ab& 


808 Sprotte. 


bei einem kraͤnklichen Körpen widmete ex ſich noch dem⸗ 
felben und forgte für die Kinder, die er felbft nach feis 
nem Zode noch erfreuen wollte, indem er Kap 
von 100 fl. ftiftete, von deſſen Binfen nüglihe Jugend⸗ 
ſchriften angeſchafft werden follten. 


* 134. Johann Lubwig Sprotte, 


Befiger der Stadtapothele zu Budiſſin; 
geb. d. 4. Nov. 1798, gef. d. 29. März. 1829. 


Er war der Cohn des Rechnungsführerd beim koͤnigl. 
preuß. großem Mititärwaifenhaufe zu Potsdam, Iob. 
Shriftopp &. und deſſen Gattin Dorothea geb. Hirgel 
und erhielt feinen erften Unterricht in der Garnifonfchate 
daſelbſi. Da er mehr als gewöhnliche Anlagen zeigte, fo 
erhielt er nebenbei ‚Privatunterricht und Tam auf das 
Eynceum dafelbft, da8 er aber ſchon nach vollendetem 12. 
Jahre verlaffen mußte, um die pharmazeutifcdhe Laufbahn 
zu beginnen, welches Verkürzen des nöthigften Unter⸗ 
richts und frühzeitiges Verſeßen des lebhaften Knaben 
in eine ftille und ernfle Sphäre, wohl ein Mißgriff der 
Eltern genannt werden muß; und fehwerlich wärde Der 
von Natur munstere und helldenkende Knabe in dieſer 
Lage ausgedauert Haben, hätten nicht der väterliche 
und die trenge des Lehrherrn ihn wiederholt in die noͤ⸗ 
tbigen Schranten berwiefen. Doch felbft dieft ungewöhns 
liche Strenge war ein Mittel, feinen männlichen Gin. 
und Muth zu entflammen und zur Gelbftftändigkeit * 
erheben, — Es gehörte ſtets zum originellen Gharaͤkter feis 
ned Lebens, daß er felbft im vertraulichften Gefpräcy mit 
Greunden über ganz gewöhnliche Dinge felten der Meis 
nung des Andern wich, wenn es nicht mit feiner oft nur 
individuel aufgefaßten Meinung flimmte. Wovon er fi 
nicht felbft überzeugen Eonnte, das war für ibn Leine . 
Wahrheit des Lebens mehr, und er verdankte diefer ins 
neen Kraft feines Lebens manchen ſchoͤnen Gieg im 
Kampfe mit dem Irrthum und des Unrecht. — Zu Bes 
treff der Wiſſenſchaft felbft wurde nie Tadel über ihn 

eführt, im Gegentheil, feine Bertihritte darin nur ges 
obt, ja bewundert. — Als in der. Hälfte feiner‘ Lehrzeit 
die franzoͤſiſche Invaſion eintrat, wurde auch diefe es 
riode von bedeutendem Ginfluffe auf die mehrfeitige Aus⸗ 
bildung ſeines Geiſtes. Bei dem Verkehr mit den Fremd⸗ 
Iingen erkannte er bald die Nothwendigkeit, fich die 
Keuntniß des —8D Sprache anzueiguen, und es gps 





310 Sprotte. 


u ſtarken verſöumte, und da dieſes alles in dem (hm 
en Iohren des Lebens, wo fidh der .Sungling zum 
Bann volllommen phhſfiſch entwideln follte, ſtatt fand, 
fo legte er zum Zheil felb dadurch offenbar Dem ers 
An Geund zu feiner fpätern Kraͤnklichkeit, welche auch 
die regelmäßigfte Diät md Lie forgfältigfte Fflege der 
Eeinen in fpätern Sagen des felbfifländigen Eebend nicht 
ang mehr verhüten tonnte. — Ungern ımd in der es 
Pergengung, fi auch anderwärts in der Wiffenfchaft und 
Kunft fortzubeweien, ging er nad Zerbft und fand das 
ſelbſt in den Apotheker „ie einen mebrfeitig für feine 
Kunft wiffenfchaftlich ‚ei eten Prinzipal, der ihm vors 
zügliy durch feine reiche Bibliothek und ausgezeichneten 
Kenntuiffe in der Botanik und Chemie näglich wurde. 
Bier empfand er zum erfienmale recht lebhaft den Bunſch, 
üe die eigene Geldfiftändigkeit des Lebens zu wi 
Grworbene Gonnerionen verfchafften ihm bald Ausfidht 
dazu. Befonders fand er in dem Apotheler Hoffmann 
zu Sörlig einen aufrichtigen Freund, der ihm zur Errei⸗ 
hung feiner Lebenszwecke dadurch behilflich wurde, daß 
er ihn an das Haus Brüdner u, Gomp. in Leipzig fehr 
angelegentlidh empfahl , das ihn auch, als er |päterhin 
in Baugen die Stadtapotheke in Pacht nahm, Lrästi 
mit Geldvorfhüflen ımterftügte, Sept fah ſich ©. nu 
dem ehrenvollen Standpuntte feines Lebens, von wo aus 
er als freiee Mann ungeftört für ſich wirken konnte. 
Das Gluͤck wolte ihm wohl, denn er hatte in den 3 
Pachtjahren bereitö ein eigenes Bermögen von mehr als 
9000 ahlen. erworben, und daffelbe fpäterhin, als er im 
4.3. Eigenthuͤmer dieſer Offtzin wurde, bei unermüdes 
ter Thaͤtigkeit und weifer Sparfamtrit auf die rechtlichſte 
Meife bedeutend vergrößert. In dem vor der Dresdner 
Behörde beftandenen Lehrhereneramen hatte er die erfte 
Genfur erhalten und ſich ‚befonders in ber höhern analys _ 
tifhen Ghemie und Botanik ausgezeichnet. Doch fb große 
50 ung und Erwartung derfelbe auch für die Zukunft 
erregte, fo mußte doch der frühzeitine Tod diefen mit brs 
eitertem Sinn für Wiffenfchaft glühenden jungen Mann 
o bald ereilen und feinem Streben nach Höderm endlich 
Brenzen fegen. Schon im 3. 1824 hatte er ſich mit Gle⸗ 
mentine, Tochter ded Domftiftefyndicus Gleichmann in 
Bausgen verheiratbet, mit welder ihm im Laufe diefer 
furzen Ehe die MWorfehung 3 Kinder fchenkte, von denen 
er die beiden Alteften durch den Tod verlor, Schon durch 
diefe Verluſte wer Die Freude feines Lebens getrübt wor⸗ 


% 


Baſſenge. 311 


den und er erheiterte ſich nachher nur ſelten wieder. Er 
lebte mit ſeiner eben ſo gebildeten als frommen Gattin 
in einer ſehr zarten, durch gegenſeitige Hochachtung ge⸗ 
heiligten Ehe. In feinem Berufsleben zeichnete ihn die 
größte Gewiſſenhaftigkeit und unerfchütterlichfte Rechtlich⸗ 
eit aus. Eingedenk aus eigener Erfahrung, der ſklavi⸗ 
ſchen Härte, die er als Ledrling empfunden, war er _feis 
nen Untergebenen ftetd ein milder und väterlich gefinns 
tee Lehrherr. Seinen Freunden, deren er ſich durch feine 
Zugenden viele erworben hatte, war er ein biederer 
Freund, und der Berfaffer diefer Eleinen Bebensfkizze ver: 
lor und betranert in ihm einen ſolchen. — ©. verdankte 
alles feiner eigenen Anftrengung, Ausdauer und Der 
Beharrlichkeit feines einmal gefaßten Willens, und er 
gab der Welt das Beifpiel, wie der Menſch von Natur 
mit Gaben auögerüftet, nur Herrliche zu wollen braucht, 
um auch Großes zu vollenden, felbft wenn auch die Ber: 
yärenife des Lebens mannichfache Hinderniffe entgegen, 
ellen. 


* 155. Carl Friedrich Baſſenge, 
Sabrithere und Kirchenvorſteher d. reformirten Gemeinde zu 
Dresden; 


geb. d. 22. Der. 1748, geſt. d. 80. März 1839, 


Er war der aͤlteſte Sohn des feit 1729 in Dresden 
etablirten Kaufmanns Jaques B. und Ddefien Gattin 
Aimee geb. Du Bigneau und wurde au Dresden geboren, 
Er hatte ficy keiner angenehmen Kindheit zu erfreuen, 
indem er lange ſchwaͤchlich blieb. Kaum 10 Jahre war 
er alt, als der Krieg über Sachſen hereinbrach, und wähs 
rend des fchredlichen Bombardements im J. 1760 flüchs 
tete fich die Familie Bafjenge nach Selangen, von wo er 
Daun nach hergeftelltem Frieden mit feinen Eltern nady 
Sachſen zurückehrte. Er widmete fi nun dem Hans 
delöftande und kam 1764 nad eipsig. Als 1769 fein 
Bater ftarb und er dadurch in den Beſitz von einigem 
Vermögen gelangte, fuchte er in Dresden ein eignes 
Geſchaͤft zu errichten und ubernahm daber im 3. 1770 
‚von einem Berwandten die Handſchuhfabrik, Die er. bis an 
fein Lebensende mit abwechlelndem Glüde geführt hat. 
Am 25. October 1773 verband er ſich mit feiner Vers 
wandten, Marie Zriederite Baſſenge, mit der er 45 I. 
lang in einer durch 12 Kinder begludten Ehe lebte, von. 
denen nur 4 den Bater überlebt haben, — Stets wa: 


Bu 






Ien isn. 
fondern 
und der Dit —AA mit aller Get 


HR ibm Henn als al 
nats gewählt, wohnte er mit rül 
Be — gieidke Sul — 
ee überhaupt ER arbeitete er mit 


verdanken. en a 
4 feinen Betrieb 
uns feheute keine Kos Be re 
ihren Beruf tüchtig zu machen, Aber aug für 





304 "9 Schiber. 


— 255 —— 7 dee: Nee P; 5 ein 
deffen Kurt ex mit lictvolfer Wärme verkänbete, 


132. Johann Baptift v. Schiber, 
kön. baier. quiedc. Präfident d. Appellationdgerichts für dem 


Ereiß u, Nitter d. Civilverbienftord. d. baier. Krone zu Mi 
‚geb. d. 28. Jul, 1764, geft. d. 28, März 1829, 















Siefenfteig von bürgerlichen Eltern geboten, 
feiner zarteften Jugend Lebendigkeit de& | 
gepaart mit einem reinen guten Gemüthe, 


fowie jenem der Geſchichte. Durch fein fr 
— Benehmen im Umgange hatte er 
A 


und dies war die Urfache, da ibn Kur! 
bereitd am 15. Apr. 1790 ebendafelbft zum wirklic 
jterungdrath ernannte. Ind, I. vermählte er 
life, Tochter des Bürgermeifterd Popp, he 
Kinder gebar, von denen nur noch 2 am Leben 
ftetö fteigendem Eifer widmete ev feine ganze 
Dienfte; diefer, verbunden mit einem tad 
mandel, ficherten ihm unter der Regierung 
Marimilian Zofeyp eine fehnelle Beförderung im 
I und wirkli ward v. &. am 23. Apr. 1799 zu 
edcommifjär_ bei der damaligen General: Land 
und am 25. Zuli d. I. zum Revifions- und dar 
oberften Suftigrathe befördert, Was er in diefer 
ſchaft leiftete und wie er durch Frenge Rechtlichk: 
Wienſch und Nichter fich auszeichnete, Darüber q i 
Beitgenoffen und Kollegen ein lautes und rühmliches 3 
ni. Acht Jahre hatte v. S. die Stelle eines Oberay 
lationsgerichtsraths bekleidet, als er unterm, 17, 
1808 zum Director des Uppellntionsgericptö für den 


”) Inntand 1829. Nr, 127, 





FSriedr. Joſ. Ludwig, Landgraf v. Heſſ. Homburg. 815 


tleidet hatte, trat er ald zweiter und 1805 als erfter 
vorfigender Rath bei genannten Gollegien ein, welche 
Stelle er mit feinem vorigen Amte und noch mehreren 
Gommiſſionen verbunden, aut größten Zufriedenheit fels 
ner Borgefesten führte. Als im I. 1815 die Grafſchaft 
Benneberg an das Königreich Preußen kam und das Sons 
ſtorium aufgelöft wurde, fand er ſich bewogen, um feine 
Entlaffung nachzuſuchen, die ihm mit Beibehaltung feis 
ned vollen Gehaltes ehrenvoll bewilligt wurde. — v. ©. 
vereinigte mit feltener Herzensguͤte die mufterhaftefte 
Berufstreue und unerfchütterlichfte Rechtſchaffenheit, ſo⸗ 
wie Fleiß und eifriged Beſtreben, dad Gute zu erhalten 
und zu befördern. Biele Kamilien verdanken dem Ders 
ewigten ihren Wohlſtand, umd ihm war ed die heiligfte 
Pflicht, da zu helfen, wo Zroft und Beiſtand nöthig was 
ven, und den Armen und Rothleidenden — ja oft mit 
eigener Aufopferung — ein flarker Beſchuͤtzer zu feyn. 
Aber fein edler Sinn zielte nicht dahin, mit Wohlthaten 
zu prangen, fondeen er fpendete in möglichfier Stille und 
Ing, mad "einer Laufbahn von 65 Sahren zu jenem Les 
en über. 


139, Friedr. Joſeph Ludwig, Landgraf von 
Heffens Homburg, 


kaiſerl. öfte, General d. Kavallerie, Inhaber d. 6. Huſarenregim. 
u. vieler europ. Orden — zu Domburg ; 


geb. d. 80. Zul, 1769, geft. d. 2. Apr. 1829 *). 


Der hohe Berewigte folgte feinem erlauchten Bater 
am 20. Sanuar 1820 in der Regierung der in der Wet⸗ 
terau liegenden Landgeafichaft oder Herefchaft Homburg 
und in der auf dem linken Rheinufer gelegenen Herr, 
Schaft Meiffenheim, zwei Eleine aber fruchtbare Landichafs 
ten. Er vermählte fih am 7, April 1818 mit Eliſabeth, 
Prinzeffin von Großbritannien. Sie ift nad) dem Tode 
der Königin von Wuͤrtemberg die zweite noch lebende Schwes 
fter des vor Kurzem verftorbenen Königs von England und 
wurde geboren den 22. Mai 1770. Eine lange Reihe von Jah⸗ 
ren hindurch hat der Berewigte mit großer Auszeichnung dem 
oͤſtreichiſchen Kaiferftante gedient und befonders in dem 
eldzügen gegen Frankreich bei vieler Gelggenheit die 
apterteit an den “ag gelegt, die ein ſchoͤnes Gemeingut 


*) Sotheifhhe. tg. 189. Nr. 69, Gedaͤchtnißpredigt v. Pfe 
yer 3. ®. — — Hundsbach. Bächtnißpeebigt v. Plaxe 





816 Friebr. Joſ. Ludwig, Landgraf v. Heff. Homburg. 


Der Pringen dieſes Hauſes iR. Die militaͤriſchen Zugen⸗ 
den % Prinzen —* Deffen · Homburg iii überhaupt 
in den merkwürdigen Feldzägen von 1813 bi8 1814 und 
1815 glöngend hervor; alle ſechs Böhne dieſes Haufes 
wohnten ihnen als Führer anfehnlicher Abtheilungen mit 
hohem Ruhme bei, Fünf von ihnen kehrten mit den Des 
weifen der Anerkenntniß ihrer Berdienfte aus dem Kams 
fe zucädt, der jüngfte aber, Prinz Leopold Sictor 
— iznig ‚preuß. Major im 10. Jnfenterleregi⸗ 
anent, fand in der Schlacht von Großgoͤrſchen einen-rupin» 
vollen Zod auf dem Bette der Ehre. Der jest verflors 
Rorbene Landgraf befehligte als Erdprinz im I. 1818 
guet zwei Grenadierdivifionen, weiche das Refernecorp& 
er großen böhmifcyen Armee bildeten. Später wurde 
dieſe Referve durch das Käraffiereorge des Feldmarfyalls 
LBieutenantd Grafen von Noſtij verftärkt, welches am 16. 
Detober in einem, der entfceidendften Augenblide ber 
Schlacht von Leipzig, einen glänzenden und mit dem bes 
Ken Erfolg gefrönten Kugeif auf die mit großer Bade 
vorchelenden Maflen des Feindes bei dem Dorfe Grds 
bern machte. Am 18. October wurde der Prinz an der 
©pige feines ſiegreich nach Leipzig vordringenden Korps 
in dem Dorfe Dölig, dad feine Sruppen mit Sturm ges 
nommen hatten, verwundet. Doc fchon im Monat 
eember ut der kaum Hergeftellte wieder im Hauptquar⸗ 
tier ıdeB 13 ieften von Schwarzenberg ein und mit neuer 
Zhätigkeit widmete er ſich dem Dienſte des Kaiſers und 
der guten Sache. Als die Heere der MWerbändeten bie 
Grenzen Seantrei 8 überfcheitten hatten, wurde der Ge- 
neral der Kavallerie, Erbprinz von Heffen Homburg, Obers 
befehlshaber der Taiferl. oͤſtreichiſhen Gübarmer. Rad 
verfciedenen eigen Gefechten, die er mit dem Korps 
de8 Marfhalls Augerenu bei St, Jean, St. George, 
Marfengue, Longfard, Eimoneft, Dorieur, Dardilli und 
wor Lyon beftanden hatte, rädte er am 21. März in 
dieſe Hauptſtadt Frankreichs, die zu gleicher Zeit 
der Schlüffel zu allen Provinzen des git hen Frank⸗ 
weich8-ift, ein, und der Ipm gegenüber flehende franzöfifche 
Marfpall Schloß hierauf_am 11. April einen Waffenfills 
and mit ibm, der ‚die eindfeligkeiten in jenem heile 
ed franzöfifhen Neichd beendigte. Auch im I. 1815 
befand fich der —* Erbprinz wieder bei dem oſtreich. 
jauptheere, weldes die ſuͤdlichen Grenzen Frankreichs 
Iberfcpeitt, als Die Angelegenheiten der Melt fhon m 
den nordöftigen Grenzen des Reicys durch die lacht 





318 Thereſe Had. 


auch der Gatte. Diefes Eheyaar war nit für einander 
geſchaffen, daher erfolgte die Zrennung natürlidy und frei⸗ 
willig ohne eigentliche Schuld des einen oder des andern 
Theils. Die Ratur hatte ihe bei gefundem und, feftem 
Körperbau einen ernflen, mehr männlichen als weiblichen 
Tharakter verliehen. Bon der phyſiſchen Beſchaffenheit, 
welche die Ratur ihr gegeben, verlicherte die Gelige dem 
Meferenten felbft, dat Se von vielen Schwachheiten des 
weiblichen Geſchlechts ganz frei fei, Daher ſich wohl getrau 
roße und beſchwerliche Reiſen zu unternehmen. Und ba 
n einem fo gluͤcklich organifirten Körper audy ein maͤnn⸗ 
licher Geift gewaltet, mag zum Beweiſe dienen, daß man 
die Werblichene fchon in der Jugend unter dem Ramen 
Sapientia zu benennen pflegte. Wie es auch mit 
diefer Benennung gemeint feyn mag, immer fegte fie die 
Anerkennung einer gewiflen Guperiorität voraus; und 
wer die Berewigte durch umgang Eannte, Tonnte ihr WBers 
Rand, gefundes Urtheil und umfaflende Einficht nicht abs 
fprehen. Ihr Water war ein Handelömann von der ers 
fen Klaffe in Würzburg und fie erhielt im elterlichen 
Haufe eine forgfältige Erziehung und blieb felbft der la⸗ 
teinifchen Sprache nicht unfundig, in der fie den Unterricht 
mit ihren WBeüdern theilte. Sie im Haufe herrſchende 
Gefhäftigkeit, weldye von der Mutter auch nady des Bar 
terd ode fortgefegt ward, zog fie an, und bald nahm 
fie Antheil an den Arbeiten des Somptoird und warb ax 
Drdnungsliebe, Sefchäftigkeit und kluge Wirthöfchaft über: 
aupt gewoͤhnt. Wenn Geiftesbildung zum Beſitz von 
eichthum fich gefellt, fo darf man auch feinen Geſchmack 
bei der Wahl der Bergnügungen erwarten. Die Hinges 
fhiedene fammelte fih Daher Gemälde, Münzen und „vors 
zuͤglich ſchoͤne alte Sculpturen in Elfenbein, und ein Gars 
ten bef&häftigte fie im Freien, wechfelnd mit Dem, was 
Kunft, Lektüre und Geſellſchaft gem het. — Jedes Mens 
hen letzter Wille fpricht gemeiniglich den Charakter des⸗ 
elben am deutlichſten aus. Aus dem nun, was Referen⸗ 
ten aus dem Jeſtamente deſſen Nichte urkundlich bekannt 
eworden, leuchtet religiofer Einn, geleitet in feinen Hande. 
ungen von einem aufgeklärten Geifte und Eluger Hands 
Iungsweife: Neben dem bedeutenden Srbtheil, das ihre 
einzige Schwefter erhielt, und außet großen 2egaten, vers 
machte fie ihrer Vaterſtadt Würzburg 5000 fl. zum Zwecke 
des religiöfen Unterrichtö in der Tatholifchen Kirche, wos 
bei fie eine befondere Fuͤrſorge dafür empfahl, Daß. mit 
dem Gotteödienfte in den fruͤhen Morgenſtunden, welchen 


Knauth | 319 


die Dienfthoten zu befuchen pflegen, eine gute, zu fittlie 
em Lebenswandel und verigläfee ejtnnung ermahnende 

vedigt verbunden wurde. Da dieſe kirchliche Einrichtung 
chon früher auf dieſelbe Act beſtanden hatte, in der Folge 
aber der Mangel an Priefteen nach eingetretener Saͤku⸗ 
larifetion der Stifte und Klöftee und verminderter eis 
gung der Jugend zum geiftlichen Stande, die Kortfegung 
derfelben Snmöglich gemacht hatte: fo wollte die einſichts⸗ 
volle Woplthäterin Durch diefed Legat beswecken, daß ih⸗ 
rer Baterftadt wieder niehrere und tüchtige Diener der 
Kirche zum Heil und Troſt der Gläubigen Zugefübet wärs 
den. Ferner vermachte fie derfelben noch f., um fie 
Kum Beſten der fädtifchen Krankenpflege zu - verwenden. 

a das Bermögen der Berewigten nach oberflächlicher 
Berehhnung der gemachten Legate die Summe von’ 
200,000 fi. Äberfleigt, Erben und Legatarien felbft reich 
find, fo Eönnte man die zu frommen Stiftungen beftinms 
ten 10,000 ft. als verhältnigmäßig für zu gering anfehen, 
Aber auch hiee wird das fcheinbare Mißverhältniß aus⸗ 
geglichen, da die Stadt zu denfelben Sweden als fubftie 
tuirtee Erbe einmal von einem Kapital, deſſen Zinfen 
jaͤhrlich 600 fi, betragen, die ein unverehelichter naher 
Berwandter.. ledendlänglich zu genießen: hat, nach defien 
Bode, dann von einem andern von 15,000 fl., morein jegt 
fünf Verwandte ſich zu gleichen Raten theilen, mit der 
Beftimmung, daß der Antheil jeder Theilnehmerin, welche 
ohne männliche Deſcendenz flirbt, auf die ‚andern oder 
deren eheliche Defcendenten zurüdfällt; daß aber, wenn 
beim ode ded Lestverftorbenen feine eheliche Nachkom⸗ 
menfchaft des Baters derfelben mehr vorhanden fei, die 
gedachte Summe von 15,000 fl. der Stadt zufallen und 
zu frommen und gemeinnügigen Sweden verwendet were 
den e eintritt. Auf jeden Kal gilt dieſes Legat 

r 


auch eine Stiftung ad pias causas. 
».% e. 


* 141. Chriſt. Maximilian Wilh. Knauth, 
herzogl. S. Coburg⸗Gothaiſcher Major zu Gotha. 
geb, db. W. März 1756, geſt. d. 4. April 1829. 


Er wurde zu Burgtonna, wo fein Bater ald Haupt: 
mann bei dern herzogl. Gothaifchen Dragonerregimente 
fein Standauartier hatte, geboren und verlebte die erften 
5 3. feiner Kindheit dafelbft unter der Erziehung der 
Mutter, da der Water in ben Tiährigen Krieg ziehen mußte, 


310 Sprotte. 


;u flärken verfäumte, und da dieſes alles in ben ſchon⸗ 
= Jahren des Lebens, wo fich der Juͤngling zum 

'anıı vollkommen phyſiſch entwiceln folte, ftatt fand, 
fo legte er zum &peil ‚gets dadurch offenbar den er; 
ften Grund zu feiner fpätern Kränklichkeit, welche auch 
die ssomäglgpe Diät und die forgfältigfte Re der 
Geinen in fpätern Tagen des felsftändigen Lebens nicht 
gem mehr verhüten Eonnte. — Ungern und. in der Ues 
erzeugung, fich auch anderwärts in der Wiflenfchaft und 
Kunft fortzubewehen, ging er nad) Zerbſt und fand das 
felpft in dem Apotheker hie einen mehrfeitig für feine 
unft wiffenfchaftlich gebildeten Prinzipgl, der ihm vors 
jüglich durch feine tele Bibliothek und ausgezeichneten 
Seaneat fe in der Wotanit und Chemie näglih wurde, 


‚Hier empfond er zum erftenmale recht lebhaft den :bunfch, 


für die eigene Gelbfiftändigkeit des Lebens zu wirken. 
Grmworbene Gonnerionen verſchafften ihm bald Ausficht 
dazu. Befonderß fand er in dem Apotheker Hoffmann 
zu Görlig einen aufrichtigen Freund, det ihm zur Grreis 
dung feiner Erbentiwede dadurch euig wurde, daß 
er ipn an das Haus Bruͤgner, u. Gomp. in Leipzig ſede 
angelegentlich empfahl , das ihn auch, als er fpäterhin 
in Raupen die Gtadtapothete in Pacht nahm, kräi 
mit Geldvorfhüffen unterftügte, Segt fah fih ©. aul 
dem ehrenvollen Standpunkte feines Lebens, von wo aus 
ee ale freier Mann ungeflört für fi) wirken Tonnte 
Dos läd wollte ihm wobl, denn er hatte in den 8 
Pachtjahren bereits ein eigened Bermögen von mehr ald 
‚9000 Zhlen, erworben, und daffelbe fpäterhin, als er im 
4. 3, Eigenthümer diefer Offtzin wurde, bei unermüdes 
ter Thaͤtigkeit und weifer Sparfamtgit auf die rechtlichſte 
it bedeutend vergrößert. In dem vor der Dresdner 
Behörde beftandenen Lehrherrneramen batte, er die erte 
Eenfur erhalten und ſich befonder& in ber höhern amal 
tifchen Chemie und Botanif ausgezeichnet. Doch fb große 
Hoffnung und Erwartung derfelbe aud für die Subanft 
erregte, To mußte doch der früß; eitine Tod diefen mit bes 
eiftertem Sinn für Wiſſenfchaft glühenden {ungen Man 
[0 bald ereilen und feinem Streben nach Höderm endüch 
Grenzen fegen. Schon im 3. 1824 hatte er fih mit les 
mentine, Tochter des Domftiftöfgndicus Gleihmann in 
Bougen verheirathet, mit welcher ihm im Laufe diefer 
Futzen Ehe die Vorfehung 3 Kinder fchenkte, von denen 
er die beiden älteften durch den Zod verlor. Schon duch 
diefe Berlufte war die Freude feines Lebens getrübt wern 


* 


Baſſenge. 311 


ben und er erheiterte ſich nachher nur ſelten wieder. Gr 
lebte mit feiner eben fo gebildeten als frommen Gattin 
in einer fehr zarten, durch gegenfeitige Hochachtung ges 
heiligten Ehe. In feinem Berufsleben zeichnete ihn die 
größte Gewiſſendaftigkeit und unerſchuͤtterlichſte Rechtli 
eit aus. Eingedenk aus eigener Erfahrung, der ftlav 
fchen Härte, die er ald Lehrling empfunden, war ex feis 
nen Üintergebenen ftetd ein milder und väterlih gefinns 
ter Lehrherr. Seinen Freunden, deren er fich durch feine 
Zugenden viele erworben hatte, war er ein bieberer 
Freund, und der Berfaffer diefer Eleinen Lebensſkizze ver: 
lor und betranert in ihm einen ſolchen. — ©. verdankte 
alles feiner eigenen Anftrengung, Ausdauer und ber 
Beharrlichkeit feined einmal gefaßten Willens, und er 
gab der Welt dad Beifpiel, wie der Menfh von Natur 
mit Gaben audgerüftet, nur Herrliched zu wollen braucht, 
um auch Großes zu vollenden, felbft wenn auch die Ber: 
pätmiffe des Lebens mannichfache Hindernifje entgegens 
e en, 


* 185. Carl Friedrich Baſſenge, 
Sabrithere und Kirchenvorſteher d. reformirten Gemeinde zu 
Dredden; " 


geb. d. 22%, Der. 1748, geſt. d. 30. März 1899, 


Er war ber aͤlteſte Sohn des feit 1729 in Dreöben 
etablirten Kaufmanns Jaques DB, und deffen Gattin 
Aimee geb. Du Bigneau und wurde zu Dresden geboren. 
Er hatte fidy Feiner angenehmen Kindheit zu erfreuen, 
indem er lange fchwächlich blieb. Kaum 10 Jahre war 
er alt, ald der Krieg über Sachſen hereinbrach, und wähs 
vend des fchredlichen Bombardements im 3. 1760 fluͤch⸗ 
tete fi) die Familie Baſſenge nad) Erlangen, von wo er 
dann nad) pergeRehtem Frieden mit feinen Eltern nach 
Sachſen zurückkehrte. Er widmete fih nun dem Hans 
delöftande und kam 1764 nach Beipsig. Als 1769 fein 
Boter farb und er dadurch in den Beſitz von einigem 
Vermögen gelangte, fuchte er in Dresden ein eignes 
Gefchäft zu errichten und ubernahm daher im 3. 1770 
von einem Verwandten die Handfchuhfabrif, die er bis an 
ein Lebensende mit abwechſelndem Gluͤcke geführt hat. 

m 25. October 1773 verband er fich mit feiner Ver⸗ 
wandten, Marie Kriederite Baflenge, mit der er 45 I. 
lang in einer durch 12 Kinder beglucdten Ehe lebte, von 
denen nur 4 den Vater überlebt Haben, — Stets was 


% 


312 Riemann. 


zen reger Fleiß, Frenge Rechtlichkeit, ein heiterer, men⸗ 
ſchenfreundlicher, aͤcht chriftlichsfrommer Sinn die Grund⸗ 
zuge ſeines Eharakters. Gr betrieb fein Geſchaͤft mit un; 
ermüdeter Thätigkeit und regem Gifer, fuchte ficy aber 
auch in andern Angelegenheiten’ aetich zu erweifen, vers 
waltete 3. B. dad Amt eines Kirchenvorſtehers bei 
dee reformirten Gemeinde zu Dresden 45 3. lang. B. 
Rarb im 81. I. feines Lebens. Sein Sohn J. H und 
und deffen Sompagnon Egg find die Chefs des Banquier⸗ 
hauſes Heine. Wilh. Baſſenge. 


* 186. Leopold Gotthelf Rudolph Riemann, 


Doctor der Phil. u. Golaborator am herzoglien Gymnaſium 
zu Eoburg; 
geb. d. 25. Sept. 1806, geft. d. 80. März 1829. 


Er war der Sohn eine8 durch viele Jahre verdienfts 
sollen, noch immer. fo kraͤftig als wohlthätig wirkenden 
Staats⸗ und Gefhäftömannes, ded Kammerdirectors Ries 
mann zu Coburg und dafelbft geboren. Bon feinem 5. 
Sahre an erhielt ee Privatunterricht im elterlichen Haufe 
bis er 10 Jahre alt in das damals zu Goburg aufb 

ende Erziehungsinftitut ded Educationsraths Bagge (jetzt 
rector einer andern Anftalt zu Frankfurt a. M.), nad: 
per in die Tateinifche Schule Lam und endlich Oftern 1818 
n das dafige Gymnaſium aufgenommen wurde, wo ihm 
in. Betracht feines Fleißes und fittlichen Wohlverhaltens 
bei feinem Abgange auf«die Univerfität Jena Oftern 1822 
Die große Prämie zu Theil wurde. Er widmete fich hier 
- dem Studium der Theologie in MWerbindung mit Philo⸗ 
ſophie und Philologie, blieb aber auf diefer Hochfchule, . 

o ſehr auch feine Wißbegierde hier befriedigt werden 

onnte, nur kurze Zeit und ging angezogen von dem als 
Greget und Kritiker gleich beruhmten Prof. Gefenius 
fhon Michaelis 1828 auf die Univerfität Halle, um Dies 
fen Meiſter in der biblifchen Philologie zeitig zu hören, 

iee widmete er ſich nun feinen Studien 24 Sabre bis 
flern 1826 mit brennenden Eifer, erkrankte aber im 
Sommer 1825 — nach den Angaben feines hochverehrten 
Lehrerö, des Dr, Gefenius, der wie ein Bater für ihn 
era; in Bolge der Anftrengungen eined übermäßigen 
leißes — am einer Hirnentzüundung, welde ihn fchon Das 
mald dem Zode nahe brachte. Nach eingefammelten 
Sägen. aus dem Unterricht der ausgezeichnetiten Hochs 
lehrer daſelbſt verfügte er ſich noch auf die Univerfität 





514 v. d, Bee — v. Gaͤrtner. 


kraft die Pulſe heftiger ſchlagen läßt, eine Reinheit ers 
aan, sie Fi nur den Edelſten feines Geſchlechts und 
feines Alters eigen zu ſeyn pflegt. Wahrhaft liebens⸗ 

wuͤrdig traten Die Aeußerungen ſeines reinen Innern im 
ſeinem Umgange mit ſeinen Eltern, Geſchwiſtern und 
Breunden bervov ; die Außern Negungen feines innern 
ebend waren liebliche, ftil} Duftende Blumen, Die, von 
einem guten Boden genommen, ſich verfchönernd in den 
Lebenskranz der Seinen hineinfhlangen, " 


* 187. Franz von der Bede, — 
Pfarrer zu Greffen im Regbz. Muͤnſter; 
geb. im J. 1757, geſt. d,2. April 1829, 


Er war zu Ahlen geboren, trat im 3. 1775 in die 
Gifterzienfer:Abtel Marienfeld, in welcher er, nachdem er 
12 Jahre hindurch die Zunftionen eines Kapellans zu 
Darlminfel verfehen hatte, von dem Abte als Affiftent 
gewählt wurde. Nach Aufhebung der Abtei Marienfeld, 
welche 1804 erfolgte, wurde ihm daB Pfarramt zu Grefs 
fen verliehen, dem er mit audgezeichneter Treue unb Ge: 
wiffenhaftigkeit vorftand , bis ihn der Tod im 72. Jahre 
feines Alters feinem Wirkungskreiſe entriß. 


0 


* 138. Carl Friedr. Aug, Freiherr v. Gärtner, 
koͤnigl. preuß. Negierungsrarh zu Schleufingen ; 
geb. d. 8. Nop. 1768, geft. d. 2. April 1829, 


Er wurde zu Dreöden geboren und war der Ältefte 
Sohn des dortigen koͤnigl. Nchfifchen Hofs und Juſtiz⸗ 
raths und nachherigen Oberconfiftorial: und Kirchenraths⸗ 
een von ©,, der 1792 in den Reichöfreiherrens 
and erhoben wurde. Seine Mutter war eine geborne 
Graff von Graffenfeld aus Leipzig und fein Großvater 
ber in Wien verflochene wirkliche Reichſshofrath v. G., 
welchen im J., 1750 Se, Paiferlihe Majeflät zum Nitter 
des heiligen röm. Reichs mit dem Prädikat Edlee — ers 
‚ nannte. — OHſtern 1784 bezog der Berftorbene die Unis 
verfität Leipzig, die er 1788 nach abfolvirtem Studium 
mit ruͤhmlichen Zeugniffen verließ, um fich in feiner Bas 
terſtadt noch privatim Der Fortſetzung feiner juriftifchen 
Studien zu widmen. — 1792 erhielt er zu Schleufins 
a bie Stelle eines Gupernumerar-Regierungs: und Gons 
iftorialvathe. Nachdem v. G. dieſe Stelle bis 1797 be⸗ 


Sriedr. Iof. Ludwig, Landgraf v. Heſſ. Homburg. 815 


tleidet hatte, trat erw als zweiter und 1805 als erfter 
vorfigender Math bei genannten Gollegien ein, welche 
Stelle er mit feinem vorigen Amte und noch mehreren 
Gommiffionen verbunden, aut größten Zufriedenbeit feis 
ner Borgefesten führte. Als im I. 1815 die Grafſchaft 
Benneberg an daB Königreich Preußen kam und das Sons 
fiprium aufgelöft wurde, fand er fich bewogen, um feine 
Sntlaffung naczufuchen, die ihm mit Beibehaltung feis 
ned vollen Gehaltes ehrenvoll bewilligt wurde. — v. ©. 
vereinigte mit feltenee Herzensguͤte die mufterhaftefte 
Berufstreue und unerfchütterlichfte Rechtſchaffenheit, fos 
wie Fleiß und eifriged Beſtreben, dad Gute zu erhalten 
und zu befördern. Viele Kamilien verdanken dem Ver⸗ 
ewigten ihren Wohlftand, und ihm war ed die heiligfte 
Pflicht, da zu helfen, wo Zroft und Beiſtand nöthig was 
ren, und den Armen und Rothleidenden — ja oft mit 
eigener Aufopferung — ein flarker Beſchuͤtzer zu ſeyn. 
Aber fein edler Sinn zielte nicht dahin, mit Wohlthaten 
zu prangen, fondern ee fpendete in möglichfier Stille und 


ing, nad) 'einer Laufbahn von 65 Sahren zu jenem Les 
n über. 


139, Frieder. Joſeph Ludwig, Landgraf von 
Heffens Homburg, 


kaiſerl. öfte, General d. Kavallerie, Inhaber d. 4. Huſarenregim. 
u. vieler eutop. Orden — zu Domburg ; 


geb. db. 80. Zul, 1769, geft. d. 2, Apr. 1829 *). 


Der hohe Verewigte folgte feinem erlauchten Sater 
am 20. Sanuar 1820 in der Regierung der in der Metz 
teran liegenden Bandgrafichaft oder Herrſchaft Homburg 
und in der auf dem linken Rheinufer gelegenen Herr⸗ 
ſchaft Meiffenheim, zwei Eleine aber fruchtbare Landfchafs 
ten. Er vermählte fih am 7, April 1818 mit Elifabeth, - 
Prinzeffin von Großbritannien, Gie ift nad dem ode 
der Königin von Würtemberg die zweite noch lebende Schwes 
fter des vor Kurzem verftorbenen Königs von England und 
wurde geboren den 22. Mai 1770. Eine lange Reihe von Jah⸗ 
zen hindurch hat der Berewigte mit großer Auszeichnung dem 
öftreichifchen Kaiferftaate gedient und befonderd in dem 
Kelbzägen gegen Frankreich bei vieler Gelegenheit die 

apferteit an den Tag gelegt, die ein fchöned Gemeingut 


*, Sothaifche. Ztg. 1829. Ir. 69. Gedächtnißpredigt v. Pfar: 
rer v. © Comm au Oundidac. hinißprebigt v. Pfar 











826 Thilo. 


* 
ermeif Joh. Chrenft Jacob D., wutde ee daſe 
Bm — auf = dortigen Gymnafium mit et 
Ürkven, von denen der eine jest Profeflor der Gefcyichte 
9u der Univerfität zu Kiel und der andere Hofrath und 
aktiſcher Jurin gu Wismar if, für die akademife 
Seaien gebildet. Diefen lag er zum Theil aud in Kiel 
Ib und erwarb fich hier nad Benpigung derfelben den 
tueiftifcgen Doctorgrad. Im 3.1804 ließ er fich darauf 
ek dem damaligen Hof+ und Landgerichte zu Güfcew 

als Advokat immatrikulicen und wurde nob in d. 
Suftitiatius bei Den Aemtern Neuklofter und Voel, for 
aub Auditeur in Wismar, Als im J, 1818 das Gtadts 
mditat dafelbft erledigt ward, fiel die Wahl zu deffen 
jiederbefegung, einftimmig auf ihr und er hat ſich insbe⸗ 
jondere auf diefem Poften als ein Mann von hoher Gins 
fücht gezeigt und fih um Wismars Stadtangelegenheiten 
hoch verdient gemacht, Daneben erhielt er unterm 1. Jul. 
1825 die ftädtifche Affeffur beim nunmehr eingegangenen 
Gonfiftorium für die Herrfchaft Wismar und zugleich die 
Änterimiftifche Direction deſfelben. 
Schwerin. Dr. Bräffow. 


* 4147. Chriſt. Friede. Auguft Thilo, 
Suftittar m. Stadtfondituß zu Langenfalza; 
geb. d. 81. Ian. 1790, geſt. d. 10, Apr. 1829. 


Sein Vater war der Stadt-Steyereinnehmer Thllo zu 
Ban; enfalge, feine Mutter, eine geb. Schuhmacher dafeldft, 
Iunige Liebe zu feinen würdigen @ltern zeichneten Dens 
felben von Jugend an aus und Kepen in ihm ſchon den 
weichen, theilnehmenden Charakter erkennen, der fich in ihm fo 
ſchoͤn entwidelte, 26 erſten Schulunterricht erhieit er 
auf der_dafigen Stabtſchule und kam Oſtern 1802 auf 
die Klofterfpule Noßleben, wo er bis Michaelis 1307 
blieb, während welcher Zeit (am 9. Aug. 1805) er feinen 
Water verlor, Der Sindruck, den der Gamez über Dies 
fen Berluft auf fein Gemuͤth gemacht hatte, war fo fatf, 

aß felbft in feinen reifern Sahren ſich noch Spuren davon 
jeigten, Bon 1807 biß 1811 widmete er ſich dem tus 
um der Rechte auf der damaligen Univerfität Wittens 
berg und kehrte nach beftandenem Gramen in feine Bar 
tertadt geriet ‚wo ihm von dem damaligen Oberauffeher 
der Stafichaft Henneberg, Baron v. Sedendorf, zum Bes 
Rufe {einen praktifchen Ausbildung , die Gtelle eines Prfs 
vᷣaiſekretaͤrs ongetragen wurde, die es im Juni 1812 bei 





U 
Be en bevor ex 6 — X 


* 148. Johann Jacob Burbach, 

R Porter su Walfpädt Im Gothaiſchen 

geb. d. 11. Sept. 1735, gefl, d. 11. Apr. 1820. 

Auch diefed Mannes Leben war fo Fa Ts — es 
für die, welde ihn nicht kannten, in einige Mor: 
fammengefaßt werden fan, Welche aber auch et 
— —— ai lebendigen, einen edlen 
Geift — Büge zu fehen Gelegenheit — 
oe in ihm einen wahrhaft ehrwürdigen, durch Wi 

Erfahrung und Sinneöweife verdienten Sirliom, 
'e war zu Malteröhaufen geboren, wo fein Bater 
aus Slafermeifter lebte; die Mutter war eine geborne 
Buldmann. Racdem er das Gymnafium zu Gotha bes 
fucyt, wo er, damals gu den ausgegeiöne ten Gchälern 
jeffelben gehörte, Bag ee 1776 die Univerfitat Se 
Won dort zuchetgekel wurde er Gandidat des 
ir und trat —XX als —— in die Famil 
pain Re eolgungerathe Sachler in Gotha. Unter 
Tune“ — er hier den datgereg von ganz 
Deutfepland gelannten und geehrten Prof. Dr. Wachler 
in Breslau. 3. 1787 erhielt 8. die ring Defolbete 
fareftelle fe Wal — wo er erſt ER elnfa jam, dann mit 
feiner Got: ich lebte, da ihm Thaͤtigkeit, 2 
dere und Mi igfeit auch en | Heine Einkommen 

end machten, und wurde 1808 in das Pfarramt zu 14 

jädt verfegt. Gr verwaltete diefes Amt 22 3. lang mit 
vieler Irene und erwarb fich dadurch die Liebe inet SGe⸗ 
meinde, — ug fein daͤusiiwes Leben war ihm eine Quelle 
zeichen Genuffed, fowie freilich auch ernfter Präfungen. 
Die Erholungeſtunden bradıte er theiis in feinem fchds 
nen Garten, defien Sigene eben ihm Freude war, 
theils ii im Keeife dee Geinigen zu. Seine jattin, eine 
er German 9 jebar ihm während einer Sojährigen iu 

tedenen Ehe fe; Kinder, deren eigentlicyer und elnyiiee 
Lehrer er war. — Geiner %ı "Amterihrun endlich den ie 
gendreichen Einfluß zu gewähren, den fie wirklik 
vereinigte fi alles, wad irgend von einem GeiR! en 
zumal, dem Lande mit Recht gefordert werden mas} 
vor allem aber die Unbefcoltenheit und Würde fein 
Wandels, fowie die Milde und Ruhe feines Seins 


Fritſch. =" 399 





Ue Kraft bewährt. Den 
18. Ian. 1829 hatte er das Ungläd, in der Erfüllung. 


ſchmerzhaften Daniele welches noch durch eine 


149. Johſann Heinrich Fritſch, 


Doctor der Theol., Superintendent u. Oberprediger an der St; 
Benedicti⸗Kirche zu Quedlinburg; 


geb, den 8. Febr. 1772, geft. d. 11. Apr, 1899, *) 


Als gründlicher Gelehrter und Schriftſteller hat der 
Berewigte ſich um die Körderung und Ausbreitung dee 
Wiffenichaft, als Lehrer der Religion und Auffeher der 
Kirchen und Schulen. um geiflige und fittliche Bildung 
in Quedlinburg fehr verdient gemacht und als Geſchicht⸗ 
ſchreiber feiner Vaterſtadt hat er ein bleibendes Denk⸗ 
mal feiner Liebe, fich felbft aber ein Denkmal feines uns 
ermüdlichen Fleißes und Korfchungsgeiftes geftiftet. — 
Geboren zu Quedlinburg, wo fein Bater Kammerrath im 
abteilihen Dienften war, genoß er eine forgfältige Er⸗ 

iehung und wurde auf dem Dafigen Syumnafium , das er 
bis zum J. 1790 befuchte, wiflenfchaftlich gebildet.  Cerns 
begierde, anhaltender Fleiß und vorzügliche Faͤhigkeiten 
zeichneten ihn ſchon damals aus. on 1790 bis 1798 
widmete er fich auf der Univerfität Halle dem Studium 
der Theologie und der damit verwandten Wiflenfchaften 
mit noch angeftrengterem Fleiße. Bald nad feiner Ruͤck⸗ 
Zunft in die Waterfladt wurde er als Adjunkt in das 
geiftlihe Minifterium aufgenommen und ſchon im Jahre 
1795 zum Prediger an der St. AegidiisKiedye ernannt, 
Am 8. Suni 1800 verheirathete er ſich mit Goppie, Toch⸗ 


') Queblinb. Wochenbl. 1889. Ro. 16. 


30 Fritſch. 
ter des Kaufmannes Haupt zu Dittfurt und Schweſter 


des noch lebenden Oberpredigers Karl Gerh. Haupt zu. 





Quedlinburg , feiner jetzigen Wittwe — Deren uners 
müdlihes Wirken zu —XR8 üsigen und patriotiſchen 
Sweden fpäterhin durch die Werleihung des Lonifenordens 
‚ausgezeichnet wurde — und verdantte der ehelithen Ver⸗ 
bindung mit ihr das ungeftörte häusliche Glüd, welches 
unwandelbare Eintracht und gegenfeitige treue Anhäng: 
lichkeit gewährt. Im J. 1804 wurde er zum Oberpres 
Diger an der St. Benedicti:Kiehe ernannt. Nach der 
Ginfährung der weftphälifchen Berfaffung trat er als 
Mitglied in den Gemeinderath und wurde fpäter auch 
Dirigent des Armencollegiumd. Im Jahre 1815 bei 
dee zunehmenden Altersfhwäde des 1821 verftorbenen 
Gonftftorialeath8 und Oberhofpredigerd Dr. Hermes dem⸗ 
elben als Affiftent der Guperintendentur zugeordnet, 

ernahm er damit faft alle mit ylefem Amte verbundes 
nen Geſchäfte. Zur Feier des Refortmatipnsiubiläums vers 
lieh ihm die Univerfität Königsberg in Preußen die Würde 
eines Doctord der Sheologie, und nach Hermes ode 
wurde ihm die Superintendentur völlig übertragen. Im 
3. 1828 widmete er feine Geſchichte ded Stiftes und der 
: @tadt Quedlinburg Sr. Majeftät dem Könige und em» 
— von ihm die große goldne Medaille, womit der 

onarch audgeseichnete Gelehrte und Kuͤnſtler zu beeh⸗ 
ven pflegt. Gegen Ende des genannten Jahres ftellten 
fi die erften bedenklichen Anzeichen der abzehrenden 
Krankheit ein, welche feinem theuern Leben ein fruͤhzeiti⸗ 
e8 Ende bereitete. Defjen ungeachtet entzog er fich nicht 
einen Berufspflichten und Lonnte fih nur mit Mühe 
entfchließen, die Predigten, zu denen fein Amt ihn vers 
? tete, durch feine Freunde und Gollegen halten zu 
aflen. Am erſten Tage des 3. 1829 hielt er feine legte 
redigt in der St. Benedicti⸗Kirche. Die Gefühle bei 
einer feierlihen Beerdigung bezeugten den Berluft, wels 
chen die Stadt und Umgegend durch feinen Tod erlitten 
atte. — In der That iſt es zu bewundern, wie der 

erewigte den vielfachen Anfprüchen, welche fein amtlicher 
Beruf als Prediger und Seelforger einer zahlreichen Ge⸗ 
meinde, als Ephorus des Gymnaſiums und als Superin⸗ 
tendent, ſowie ſein eigner Forſchungsgeiſt und ſeine Liebe 
zur Wilfenfchaft an ihn machten, fo vollſtaͤndig zu genuͤ⸗ 
gen im Stande gewefen. Mit den meiften Kächern des 
imenferlichen Wiſſens hatte er ſich bekannt gemacht. und 
mehrere berfelben durchforſcht und ergründet, In Des 


Fritſch. N TE 


eit. Die Afteonomie war ſa Lieblingsſtudium und bes 
wäftlgte den raftlofen, von Seh Arbeiten des Zages noch 
nicht ermädeten Geil. in fliller Racıt. Geine (defftßel- 
leriſche Thaͤtigkeit entfprady dem Umfang und der Ziefe 
feines Wiſſens. Außerdem hat er feine fepe geſchaͤtte 
Karte vom Harz entworfen und herausgegeben. Er war 
überdies tglied der in fräbern Zeiten unter Gleims 

und fpäter unter Fiſchers Leitung beftandenen literari⸗ 


theologifcher und aftronomifcher enriften geliefert. Auch 
e 


tem inneren Gehalt, der Klarheit der Gedanken, dee 
lichtvollen Ordnung, worin der Berewigte foldye vorteng, 
verdantten diefelben ihren Werth und ihre Wirkung. 
Bei der Berwaltung feines Pfarramted war er unermäs 
Det; dem Unterricht der Conficmanden widmete er fich 
mit befonderer Liebe und Theilnahme; keinen Kranken 
feiner Gemeinde ließ er unbefucht, Leinen Gterbenden uns 
getröftet. Bwifchen Reihen und Armen machte er, wie 


Defl. Bi 4. Jahrg. ©. 139 d. Nekr⸗ 
° — +) zT ® Q r 4 0 € 
en, B r. 6. Jahrg. ©. 48 d, Nele, 


822 neben, 


der Sohn deB bei ihm zu Kotelow am 16. Dec. 1799 in 
einem Altee von 72 I. verftorbenen Arztes Dr. Job, 
Leonhard E. und auf dem vaterfädtiihen Gymna| 

für feine Studien, denen er auch auf dortiger Akademie 
oblag und hernag gu Greifswald beendete, fehr forgfältigges 
bildet worden. Rad) gewöhnlicher Hauslehrercarriere wurde 
er den 16. Ian. 1791 ald Prediger gu Kotelow in der Krieds 
Yändifchen Synode angeftellt und erwarb ſich bafelbjt das 
Verdienft, im 3. 1802 eine gedrudte Bugabe zum med; 
Iendutegifchen Gefangbuche zu liefern und bei feiner Ge 
meinde einzuführen. Noch in d. J. des Antritts feines 
Amtes ſchloß er auch feine ehelihe Werbindung, welde 
aber der To» fchon am 2. März 1804 wieder löfte, we 
rauf er fih am 5. Sct. d. 3. zu Boidekow in Pommern 
mit der Zochter des würdigen und Lenntnißreichen, fon: 
ders der Adelögefchichte, Genealogie und Heraldik fche 
Tundigen dafigen Predigerd Joach. Friedrich Gprengel 
verband, mit dem er in der Kolge, nachdem diefee fein 
Amt im September 1806 niedergelegt, in einem freunde 
fhaftlihen Zufammenfein bis En deffen am 10. San, 1908 

ei 


iu Kotelow erfolgten Tode lebte, 
Schwerin, Dr. Bräffew. 


* 143, Otto von Löben, 
Zönigl. preuß. Dberforftmeißter u. Ritter des Iohanniterordens = 
zu Torgau; 
geb. d. 29. Mat 1770, get, d. 4. Apr. 1899, 
Er wurde gu Reichwalde im Herzogtum @aı 

jeboren, wo fich fein Water, Kammerherr v. 2., al 

iger des Drts aufhielt. Seine Mutter mar eine geb. W: 

ſonikau md aus dem Haufe Milkel entfproffen. Den 
exften Unterricht erhielt v ©. durdy Hauslehrer, wurde im 
16.3. in Dreöden als Iagdjunker angeftelt, nah 8 I. 
um Jagdpagen ernannt und erhielt 1796 die Stelle eines 

berfor — u Wittenberg. Im J. 1797 vermahlte 
er fi mit der Graͤfin Juliane Friederike, Bochter der 
verftorbenen Kabinetöminifters Grafen v. Hopfgarten ja 
Dresden, bie ihm 12 ‚Rinder gear von denen ihn nad 
6 überleben und won denen Die beiden Alteften @öhne im 
— —S Zuſenieen ir 
nant6 dienen, der jüngfe aber ſich noc) in einer londs 
anftalt befindet. Die älteite Tochter iR an einen Dbers 
förfter v. Steuben in Falkenberg, die zweite an den Mit - 
sergutöbefiger v. Mühen zu Gteiggom im Großperzogtpum 


SEN 


v. Beffer, 889 


Medlenb: Saywerii t. Sei Legt: 103 
19 bie Ghtelafene Mkeoe mit iger Hürhflen doc 
unpetheisatheten ter auf. 

Big. Major v. Eindeman, 


* 144. N. N. von Beffer, 


!önigl. yreuß. Dderſt u. Gommand. b. 6. Gutzaffierregim,, Slitt. U . 


if. Kreuze 1. u. 2, d. tüfl, &t. Kihendtb, 2. u. d. Wlavimtrord, 
Ai. — zu Nifenbuirg Im Megbz. von Marientwerder; 
geb. d. 2. Jun. 1178, geft. d. 9. Apr, 1829. 

Der Berewigte wı Magdeburg geboren, und 
da ihn fein WBatı A der. —ã Genen 84 und Chef 
eineß Infanterieregiments v. B. zum Soldatenſtande bes 
Kimmmte, erhielt er feine milickeifipe Aussildung im Gas 
bettenbanfe zu Gulm. . 1786 ttat er ald Junker in das 
ehemalige Dragonerregiment Graf u, Bee ein, avans 
cirte 1787 zum Bähndrich und 1789 zum @econdlieutenant, 
Im 3. 1792 wurde er zum jegigen 1. Dragenerregiment 
verfegt, in demfelden 1802 zum Sr 1805 





21* 





Be 


17 j 
445, Johann Tobias Zurley, 


außgezeläimeter Orgelbauer, früher Bädermeifter zu Treuenbriezen 
geb. d. 4. Aug. 1778, gef. d.9. Apr. 1829 *). 

Er war der Sohn eines Ackerbuͤrgers gu Treuenbrie⸗ 

en und verlor feinen Bater ſchon im 12.3. Aus Gehors 

m und Siebe erlernte er das Sackerhandwerk, fo viel 

und Geſchick er auch für Mufit und Mechauit 

befaß, Die er auch in feinen Rebenftunden eifrig betrieb. Vor⸗ 

gan! de Freude machte ed ihm, allerlei Werkzeuge zur 

eleicterung haͤuslicher Sefhäfte anzufertigen. 179 

werde er Bürger und Wädermeifter in feinem Geburts 
orte un 

feine — dbeſchaͤftigungen mit noch groͤßerm Eifer, 

verfertigte Pfeifen zu Spieluhren, kaufte eine unbrauch⸗ 


in der Kirche zu Brackwitz bei Treuenbri 
—X dab Gelingen "erfeiden n eifriger *2 er⸗ 


823 über einen Gentner verhobelter Metallplatten 
einſchmelzen ließ. Auf den Rath des kunſtliebenden und 
uneigenn 2 feeundlichen Wilke, den Platten durch eine 

ine gleiche Flaͤchen zu geben, reiſte er nad 


N u 


°) Yügem. mul. Big. 1890. Re. 28. 





Sunige ei jebe zu feinen würdi 9 
felben von Jugend an aus und ließen in 
wei enden Charakter, 


ater Der Eind: 
jerluft auf fein Gi 6 
aß feld AN feinen teifern 
en, 
Ds (ER auf der — Univen N 
Eramen in 


ee 
Ein rl ade 


1 





338 : Burbach. 


ee Bora —88 ao, bevor er Fee Ge en 
nicht ahnenden Gattin £ werben konnte. 
* 148. Johaun Sacob Burbach, 
\ Pfarrer zu Ballſtaͤdt im Gothaiſchen; 
geb. d. 11. Sept. 1755, gefl, d. 11. Apr. 1829. 


fu wo er damals zu den anSgegeiepnet en Schhlern 
flelben gehörte, bezog er 1776 die Univerfitat Jena. 


ge. Erdmann, gebar ihm während einer Sojährigen zu⸗ 
r 


Zritſch. 329 


unter allen Prüfungen, welche feiner Lehre daB Siegel 
der That und Wahrheit aufdrädten. Diefer Acht chrifts 
lie Sinn bat ihn au im feiner legten ſchweren Seit 
nicht verlaffen und da feind volle Kraft bewährt. Den 
18. Ian. 1829 hatte er DaB Unglüd, in der Erfüllung 
feines Berufs durch einen Sturz von der Kanzeltreppe 
den Linken Oberſchenkel zu zerbrechen. Mährend feines 
ſchmerzhaften Darniederliegens, welches noch durch eine 
eingetretene gefährliche Krankpeit verlängert wurde, mußte 
er feine zwanzigjährige Tochter Amalie nach langwieris 
gen Leiden an feinem Bette yorüber zu Grabe tragen je: 
ben. — Durch die Kraft feiner Natur endlich glücklich 
bergeftellt, trat ein neues Uebel ein; eine gefährliche 
Operation ward wieder uberflanden; Doch eine darauf 
folgende Milzentzundung befchloß fein Leben im 76 J. 
feines Alters, | 


149. Johann Heinrich Fritſch, 
Doctor der Theol., Superintendent u. Oberprediger an ber St; 
BenedictisKirche zu Quedlinburg; *, 
geb; den 8. Febr, 1772, geft. d. 11. Apr, 1829, *) * 


Als gründlicher Gelehrter und Schriftſteller hat der 
Berewigte fi um die Körderung und Ausbreitung der 
Wiffenfchaft, als Lehrer der Religion und Auffeher dee 
Kirchen und Schulen um geiftige umd fittliche Bildung 
in Quedlinburg fehr verdient gemacht und als Gefchichts 
ſchreiber feiner Baterftadt hat er ein bleibendes Denk⸗ 
mal feiner Liebe, fich felbft aber ein Denkmal feines uns 
ermüdlichen Fleißes und Forfchungdgeiftes geftifte. — 
Geboren zu Quedlinburg, wo fein Bater Kammerrath in 
abteiliyen Dienften war, genoß er eine forgfältige Er⸗ 
ziehung und wurde auf dem Dafigen Symnafium , Das er 
bis zum J. 1790 befuchte, wifjenfchaftlich gebildet.  Serns 
begierde, anbaltender Fleiß und vorzügliche Fähigkeiten 
zeichneten ihn ſchon damals aus. on 1790 bis 1798 
widmete er fich auf der Univerfität Halle dem Studium 
der Zheologie und der damit verwandten Wiſſenſchaften 
mit noch angeftcengterem Fleiße. Bald nach feiner Räds 
kunft in die Baterfladt wurde er als Adjunkt in das 
geiftliche Minifterium aufgenommen und ſchon im Sabre 
1795 zum Prediger an der St. AegidiisKicye ernannt, 
Am 8. Zuni 1800 verheirathete er ſich mit Sophie, Toch⸗ 


*) Quedlinb. Wochenbl. 1829, No. 16. 





2 ’- Zritſch. 


eineB wargel⸗ kehrers war, Telnen Auter⸗ 
fein. ae auc — daher —A— vder minder 
jenden nie BE für Amtöverriche 


jrändli lepeten Bildung kaunte und felbft ein ande 
3* 3 war, wit anders erwarten. Aber 


weftphälifchen Segierungsperiode war er — und 
Sekretär des Bemeinberatpe und leiftete als folder dem 
gemeinen Wefen unter höcft fchwierigen Berhältniffen 
ucch feinen einfichtövollen Rath und entfcloffenen Ginn 
erfprießlide Dienfte. Auch fand er bis zum I. 1825 ber 
Armenfchule zw Quedlinburg mit Rugen vor. — Ge 
Wer ungemein wohlthätig gegen Arme und Bedärftige, 
Wenn zu mildthätigen Swedten gefammelt wurde, keiche 
mete er ſich ſtets durch Freigebigkeit aus. Nie erwähnte 
ex der Wohlthaten, die er Andern erzeigt hatte, und Dazs 
um find fie großentheils unbekannt geblieben. — Gnde 
U) darf nipe unberührt gelaffen werden, daß F. oft die 
Stunden feiner Mupe dazu verwandte, boffnungsvollen 
Schülern des dafigen Gymnaflums Wehufs ihrer beffern 


Worberei den atademifchen @tndien de 
Bergbtung Peloatantreine vu eipellen un) imen na 


elfen, wo es noch fehlte. — Das war dem wielbes 


ten Beanne Erholung und de, Die Anı 
—— nee das Mehldehaden ui 


nes genädlihen Een hatten feinen eig für ibm. ° 


Einfad) und mäßig in allen Genäffen, in allen Wedürfs 
aiften, [een er nur ur fe a of u nügen. Der Ums 
gang mit feiner lie und mit Wenigen Freunden, die 
auf gegenfeitige — gegründete vertraute Bes 
kauniſchaft mit mehreren ansgı Pöneten Männern, einige 
fen, die er aud zu wiſſen waftliven Rebadtungen 
und Arbeiten benugte md die innere Befriedigung, wei Ice 
fein Miffen und fein Micten ihm gewährten, madı 
. feine @ebensfreude ans, — Im „euhern war er he 
jeiner als mittlee Statur und haget. Im ganzen Benehs 
men —F a, Berti —S und —— 
find: Predigtfamml., nebft e. Ans 
han iR. — % —* — naebrannten tn Qued⸗ 
Golberhapt 1797. lage b. d. Unterr. in 
» hriftl. Rı —X ⸗inb. Ken ‚Predigten. 1799, 
dertjähr. Kalender; m. K. Auch mit A, itel: Beits 
Bunde im 19. Jahrh. 1801. Neue Xufl, 1: 
ſchenb. f. Freunde d. 0, olaem, Weltkunde Fa d Fr 180| 
is. x. ⸗ Soe ‚üb, die Sonnenflecken 2c.; in Bodes after: 


de b, f. d. I. 1804, — eb, d. eigenthüml, Beweg. 


jonmenflecken 26, ; ebd. 48 — Bermifchte Bemerk, 
% Beob.; ebd. 1806. — Hobch. für Pred. zur prokt. Bes 
andl. d, fonns u. feſttaͤgi. ran lien, Magdeb. 1811 u. 
12. 2. Ausg. 1818. — Hdbc. für Pred, 3. prakt, Bes 
Yandi. der Epifteln. 2. Aufl. 1818, — Hdbd, f. Pred, 
13 prakt, Behandl. der Eeidendgefch. Set! 1814. — Gobch. 

prakt. Glaubenslehte d. heiten. 1816—20. — Zi 
dien Barbiot, 07 find bie © er 
eg. Bernaläfl. d. Her ottesdienſtes, od. was iſt 
fonft die Schi d? 1816. — Zafchenb, f. Neifende im 
——— Reipg. 1816. m. 8. — Web, d, Ertem; 
ziren d, SPrediger. Bannov, 1817, — Mad follte 
FZeier d. dritten Meformationzjubil. hauptfächt. auszei 
nen? Yan — 1ieb, d. zwedm. Mittel 5. Wiederherftels 
Iung e. fleiß. Benugg. d. öffentl. Gotteödienftes. 1817. — 
Ginige Worte b. * Beerd. d. Hrn. Confift. Nibs. Dr- 
‚Hermes. — Leitfaden b. v. Unterr. in d, Natur» 
meh, Docker W Zheol, ze tik bei. Dia a 
mes, Do . Speol. zc. mi . Bildniß u. 
4827. — el — eb. ö verew. Kanzlers Riemeher *) Lkr, 


OP Deflen Bio. 5. Jahr, © 00T v. Rom. nes 





felbft die Urfachen der , 


. 884 Roͤßler — Gorben. 
Wirken. 18285. — Becenfionen für d. Ei. Bl. IE 
nes —— — 
* 150. Gottlieb Friedrich Koͤßler, 


Kaufmann su Deflau; 
Geb. «0 . 0, gel. d. 11. Ayril 1829. 






ſcharfen Berfkand, einen 
cher in den verfdiedenarti 





Alöleben. Schmidthammer, 


* 151. Michael Sorben, 
Paſtor zu Sänifhwalde u. Drewis unweit Cottbus; 
geb.d. 21. Sept.1746, gefl.d.14. Apr. 1829, *) 


Ein Bauer zu Heineröbräd bei Pelz, Martin Sors 
ben, ein Wende, war fein Bater, der ihn in Cottbus und 
ale fludiren ließ. Nach Bollendung feiner alademifchen 
tudien ward ©. Gantor in Peiz, 1779 aber Pfarrer zu 
ifhwalde und Drewig. Hier blieb er in ungeftörter 
Gefundpeit, obwohl fein Amt fehr befchwerlidy war. Uns 
tee den Predigern der Gegend zeichnete er ſich Durch vers 
jüglieve Kenntniß der wendifhen Spradye aus, war ein 
t evangelifcher Prediger, ganz anſpruchslos und heiter. 
Die Gemeinde verlor durch feinen Tod einen erfahrnen, 
Hebreihen, unverdroſſenen Seelforger, und gewiß würde 
fein Amtöjubiläum mit großer Theilnahme gefeiert wor⸗ 


*) auf, Magaz. 1929, 808. 1 





Hennig — Engler. ss5 


den feyn. Es ſtand den 17. Mat bevor, die nöthigen 
Einleitungen zu feiner Feier waren geteolten , er felb 

frente ficy auf diefen Sag, und von Sr. Maj. dem Kös 
nig war ihm die Decoration des allgemeinen Ehrenzei⸗ 


end 1. Kl, zugedadht. Allein mehrere traurige Tode⸗⸗ 


fälle unter den Geinigen hatten ihn gebeugt, feine Ges 
fundheit wantte immer mehr und er Eonnte fein Jubel⸗ 
feft nicht erleben, fondern entfchlief im 83. Lebensjahre. 
Bereheliht war er mit Ghriftiane Gottliebe Schemel 
aus Schentendorf bei Guben, die ihm 6 Soͤhne und 5 
Toͤchter geboren, von denen nur 4 Toͤchter ihn überlebs 
ten. Sein hoffnungsvoller Sohn flarb als Student dee 
Theologie zu Berlin, 5 3. vor dem Vater. Died beugte 
ihn fehr; doch wußte er mit chriſtlicher Ergebung feinen 
Schmerz zu tragen. 


* 152. M. Garl Auguft Hennig, 
Paſtor zu Kleinzſchocher u. Großmiltitz bei Leipzig; 
geb. d. 5. Apr. 1758, geſt. d. 14. April 1829. 
Hennig wurde zu Göttewig bei Weißenfels geboren, 


wo fein Vater als Gutöbefiger und Handelsherr Icht® _ 


und kam im 10. 3. auf die Fürftenihule nah Beif, 
Hierauf Fudirte er in Seipii Philologie und Theologie, 
erwarb ſich 1779 das Ma —8 und trat nach be⸗ 
endigten Studien als Hofmeiſter in das Haus des Hrn. 
- 9. Gersdorf auf Zangenberg. Der Verewigte erhielt von 


demſelben 1781 die Vokation als Prediger in Kleinzſcho⸗ 


cher, wo er ſein Amt 48 J. lang zur groͤßten Zufrieden⸗ 
heit ſeiner Gemeinden verwaltete. Cr vermaͤhlte ſich im 
Mai 1782 mit Eliſabeth, Tochter des Hofcommiſſaͤrs 
Plenkner aus Leipzig,.verlor diefe aber, nachdem fie ihm 
2 Söhne geboren, im 3. 1788. 1796 verheirathete er 
fih zum zweitenmale mit Henriette, Tochter des 
wundarztes Gruner in Arnfladt, die ibm noch 2 3 
gebar Er flarb im 72. Bebensjahee, nachdem ihm 

eiden Söhne in jenes Leben vorangegangen waren. 





153. Joh. Gottlieb Benjamin Engler, 


Drgelbauer zu Breslau; ° 
geb. d. 8. Sept. 1775, geſt. d. 15. Apr. 1899, %' 


Bu Bredlau, wo ſchon fein Urgroßvater als 
*) Schleſ. Prov. BI. 1839, Imiheft. 


in 


—48 


e . . 
Fe 3% “7 Engler. 


Bauer wirkte, wurde auch er geboren und zeigte von Ju⸗ 

d auf große Neigung für des Vaters Beichäftigun 

2 Eden er Fe Sreiftunde benugte, fich von dem Orge 
‘baue vraktiſche Kenntaiffe zu erwerben und u feifen au 
2... Wachen. Der Bater fuchte diefen guten Willen durch 
—R wöglicht faßlichen Unterricht zu ſtaͤrken, fo daß es €, 
Ba. Amgeactet er. bei des Mater Node die Behrjahre noch 
nicht überflanden hatte, doch möglich wurde, fidy zu eis 
nem geichiekten Arbeiter zu bilden, Wei feinen Acheiten 
ſcheute er Leine Muͤhe, ſuchte immer etwas Zuͤchti⸗ 
ges zu liefern und verfolgte dieſen Zweck felbft bis 
zus ſcheinbarſten Unbedeutenheit. Wermöge diefer lobens⸗ 
werthen Gigenihaften und bei feiner großen Umſicht, Ge⸗ 
duld und Ehrlichkeit, eignete er ſich vorzüglich zu der 
Ausführung wichtiger Orgelverbeſſerungen, wodurch ee 
& in feiner Gegend einen großen Ruf erwarb. In allen 
einen Merten aber ift eine fo. ſchoͤne Füllung, eine fo rich 
tige Berechnung , fo faubere und Reibige Ausführun 
&tbar, dab das Urtheil Dr. Ehladni’8 *) uber ihn: „ ie 
e abe auf meinen vielen und weiten Reifen wenig Orgels 
> ® auer kennen gelernt, weldye fo viel Theorie bei der vols 
endetften Prarid hatten, ald Engler in Breslau’, vers 
Dient erſcheint, aus foldy’ einen Munde aber auch ein 
ehrenwerthes Anerkenntniß des fchlefifhen Kunftfinnes 
und Kunſtfleißes gewährt, Eben fo genoß E. auch die 
} Adıtung und dad volle Wertrauen des Magiftratd zu 
Bxeslau, welder. ibm die DOberaufficht über ſaͤmmtliche 
Drgeln dee evangelifchen Kirchen dafelbft übertrug. Und 
in der That nahm er ficy feiner Pfleglinge oft mehr 
als ihm oblag, an. Vielfache koͤrperliche Auſtrengungen 
machten, daß er zu Zeiten von einem heftigen Krampf 
gepein t wurde, fo daß man ihn fchon 3 J. vor feinem 
ode einkmals nad langem Bermiflen .auf dem Fußbo⸗ 
den des Mufilfanled im evangelifchen Seminar zu Bres⸗ 
Iau leblos fand, Dennoch war er in den fchmerziofen 
MBeiten der emfig Fleißige, übernahm mehrere Umbaue 
von Orgeln und folgte fogar dem Rufe des großen Or 
ganiften Bach in Berlin nah Frankfurt a. d. O., um 
ort den Bau einer Orgel von mindeftens 50 Regiftern 
gu veranſchlagen und die Ghordißpofition anzugeben und 
— —— ber ee ie 
e n Krampf herbeig ‚vor Anfang diefer Arbei 

—*38c Fr. ———* 












*) Deſſ. Biogr. 6. Sabre. ©. 8566 d. Rekr. 


„| 
J 


37 
337H: 
* 154. Johann Sigismund Jenzſch, 
yenfionirter Geleits⸗ u. Acctdcommiffär zu Weißenfels; 

geb. d. 19. Sept. 1750, „gef. d. 16. Apr. 182% 


Das Städtchen Schwarzenberg im fächfifhen Erzge⸗ 
birge ift der Geburtdort des Berftorbenen, wo fein Water 
Karl Sigismund 3. kurſaͤchſ. Amtöverwalter war, Ge 
erhielt eine -vortrefflide Erziehung in dem elterlichen 
Kaufe und den aufftrebender Geift Durch einen Hausle 
ter eine wiflenfchaftliche Bildung. Später befuchte er b 
gu feinem 18. 3. die — zu Dresden, welche er 
1768, um ſich der Rechtswiſſenſchaft zu widmen, mit der 
Univerfität Leipzig vertauſchte; und nicht nur daß er dies 
fem Fache mit dem senften Eifer —V war er auch be⸗ 
muͤht, eine vielfach wiſſenſchaftliche Bildung zu erlangen. 
Gellert war der, dem er fich vor allen Übrigen Lehrern der 
Hochſchule anſchloß und von defien Borlefungen über 
die Moral er fyäterhin mit der größten Wegeifterung 
ſprach. Aber nicht nur mit Diefem allgemein ges 
feierten Manne, fondern auch mit dem berühmten Kanzels 
redner Bollikofee dafelbft trat er in nähere Verbindung. 
Gr ſchrieb eine feinem Gönner dem Grafen v. Solms ge⸗ 
widmete Dissertatio ad decisionem' electoralem XIII, de 
anno 1746 de Pacti successorii effectis, welche er zu Ende 
des 3.1771 Öffentlich vertheidigte, wurde Dann im Auguft 
1772 bei feinem Abgange von der Akademie zum Notarius 
ernannt und erhielt die Advokatur, worauf er über 2 3. 
in feiner Bateritadt praftizirte, Dann nach Dresden zus 
ruͤckkehrte und dafelbft 12 J., anfänglih ald Gun 
pernumerar - Rentfelretär beim Kammercollegium, darauf 
als Finanzfekretär unter dem Grafen v.Wallwig und von 
1788 an als Sekretaͤr bei der Kreishauptmannfchaft für 
den erzgebirgifchen Kreis unter dem Landeshauptmann 
Strafen v. Solms lebte, — In Dresden erhielt fein gau⸗ 
zes Weſen einen fehe hohen Grad von Bolltommenpelt 
und er hatte fih eine Humanität zu eigen gemacht, bie 
nicht nur Außerlih, fondern tiefer begründet war, Bes 
fonders wohlthätig wirkte auf feinen Charakter der nähere 
Umgang mit dem biedern Grafen v. Solms, den er als 
väterlichen Freund bis an fein Grab verehrte. Hier lernte 
er auch feine Gattin Anna Heinzel aud Buchau bei Karls⸗ 
bad kennen, die mit einem religiöfen Sinn auch eine hei⸗ 
tere Weltanficht verband. — «1787 erhielt er daB 
BSice⸗Gleits⸗ und Landaceis⸗Gommiſſariat im thüringfchen 
Kreiſe, worauf er Dresden verlieh und feinen Wohnfig 
R. Rekrolog 7. Fahre. 22 


Jahn. | 889 


Auf zu der Ferne 

Leuchtender Sterne 
vom Staube 

Muthig der Glaube 


Wohl Tonnte kein fchdneres Motto aufzufinden und yafz 
fender feyn, dad 38. innerem Zuftande mehr entfprochen 
hätte, und gerade für den legten Abfchnitt feines Lebens 
. mußten diefe Worte die erhebendften für den Greis ſeyn, 
der dem Eingang in die Ewigkeit nahe war. Die tes 
flende Kraft des Glaubens erfuhr er auch bald, ald am 
5. Mai 1826 feine treue Lebensgefährtin in ihrem 70. Les 
bensjohte von ihm fchied. — Geinen Geift fegte er forts 
während bis an fein Ende in Thätigkeit und machte von 
Derfonen in fd hohem Alter in fofern eine Ausnahme, 
als man diefe der bequemen Ruhe zu befchuldigen pflegt. 
Er correfpondirte fleißig, an liebften mit feinem Neffen, _ 
dem Ingenieur: Hauptmann Jenzſch zu Dreöden, und dem 
Oberftlieutenant Wagner zu Berlin. Mit det deutfchen, 
franzöfifchen und englifchen Literatur befcpäftigte er ſich 
fortwährend und unterrichtete fogar in feinem 78:3. nody 
einen mit ihm verwandten Studenten in der englifchen 
Sprade. Seine Morgenftunden waren regelmäßig dem 
Lefen der Bibel und verſchiedener Erbauungsſchriften Ges 
widmet. So bereitete er fich auf die würdigfte WWeife 
auf den Abfchied von diefem Leben vor; Der Winter 
1828 bannte ihn auf lärigere Zeit auf fein Simmer, und 
ald er den erften Ausgang wieder verfuchte, wirkte die 
rauhe Luft ſchaͤdlich auf ®zinen Körper, fo daB er nad 
Turzem Krantenlager im 79, Lebensjahre verſchied. 
Zeig. Major v. Eindeman; 


| * 155. Rudolph Jahn, 
ehem. koͤnigl. weftphäl. Procurator u. Erb⸗, Gerichtd: u. Lehnhert 
anf KI. Vielen, Langhagen u. Hartwigshof im Großderzogthung 
Meclklenburg⸗-Schwerin; 
geb. im J. 1758, geſt. d. 16. Apr. 18%9, 


Bon ihm läßt fich in Wahrheit fagen, daß er fi 
befannter gemacht hat durch das, was er hätte laffen 
follen , als durdy das, was er gethan hat. Indeſſen lafs 
en wir e8 dahin geftellt feyn, daß der Berewigte durch 
eine Freiſinnigkeit und feine befondere Liebe für die Pu⸗ 
blicität; fo wie durch die zügellofe Schreibart, welcher er 
ſich in feinen ſchriftlichen Auffägen felbft gegen die hoͤch⸗ 
ften Behörden bediente, feinem Ruf wohl am meiften 
geſchadei haben mag und dies die Hefade init geweſen 





Fre J 
840 Jahn. 
ei, daß er allenthalben als ein untnhiger und gänkifcger 
& * 


d, wenigftend ift [> viel gewiß ,. 
56 — u feis 


gen gehabt hat. — 3. ward von bemittelten Eltern in der 
riegnis geboren und nad) vollendeten juriftifchen Gtus 
dien, denen er auch gu Frankfurt a. d. O. obgelegen, za 
Anfange ber achtziger Iabre des vorigen Ja} — 

« 


N 
aber andy mit Geld» und fängnißftrafe bele, Im 
3- 1807, als er fidy abermals eine leiptfertige Handlung 
pa gu Schulden Tonmen laffen, ward ee aller feiner 
jenungen im Baterland —8 und wegen der von 
dem Freiherrn v. Hertefeld gegen ihn Bean! ivten, in der 
itiarius des adligen Gut‘ 

genen Sportelerceffe zu einer An 


Giviltribunale u Stendal angeftellt zu werden. Aber 


heilt, ihm ira Iegtere Strafe im Wege der Gnade 


=. 
8 
% 
3 


u betreten und erfauft Ü 18 
im ernten Amte — 9 a Eu ne 


‚Kl. Bielen, 





- 842 v. Kan, 


Sie entdeckten in ihm den ungefchliffenen Demant, 
* beredeten feinen Vater, den Kndben De Biffenfchaf, 
ten zu widmen, worauf er im Gymnaflum feiner Bater: 
Eadt feine Studien vollendete, Bon feinem Bater für die 
iegie beftimmt, für welches Fach der geiftvolle Sün, 
‚aber keine befondere Luft zeigte, Fam er zu dem Bun 
je Mederer zu Gräg, wo er aber bald_auf Abwege ges 
zieth,, dem£eichtfinne Fröhnte und feinem Bang zum Spieie 
ab. Glüclicher Meile trat jedoch nody zu zechter 
er Entfchluß, den Leichtfertigen Gefährten feiner Ius 
d zu entfagen und feine Geburtöftgdt, die bisher der 
melplag feiner Berirrung gewefen, zu verlaffen, vor 
feine Seele, Ohne ſig einen eigentlichen Plan für. die 
akunft entworfen zu haben, wanderte er mit einem Her⸗ 
sen vol) banger Erwartun, {m 3. 1779 aus Gräg, Geine 
jenigen Habfeligkeiten auf dem Rücken, z0g er ohne&m: 
ung und Bekanntfchgft der oberen Steiermark zu und 
nad) Beiring und Judenburg, wo er einen fpermticnen 
ie feine Zukunft entwarf, Er wolte namlich die 
‚urgie, der er doch nun einmal —D rte ordentlich 
diren und arbeitete rüſtig auf diefes Stel los indem er 
jeils in hp tHeils in Zrieft und Venedig in Son 
dition trat. Auf ſich felbft befchränkt, Iernte er auch bald 
auf ſich felbft vertrauen. Er eignete fi) Menfchenkennts 
an und wurde frühzeitig ein praktiſcher Mfycholog. 
Dee Aufenthalt in Italien hatte für ihn das Gute, daß 
ge mit der welfchen und franzöfifyen Sprache bekannt 
wurde. Was ihm an Zeit übrig blieb, das verwendete er 
mit vaftlofem Eifer auf die Wiffenfcaften, ging nie aus, 
ohne ein wiflenfchaftliches Buch mit fich zu führen und 
wurde ſo fein eigener Lehrer, Geine Bildung Fam nicht 
pon außen, fie war Die Tochter feines eigenen Geiftes, 
Daher jene Originalität, die man fpäterhin an ihm bes 
wunderte. eine Ideen wären eigenthümlich und nicht 
auf den alltäglichen literarifchen Werbeplägen gefammelt; 
darum trugen fie aber auch fpäterhin die Farbe feines 
Seiſtetz und verfchmähten teogig jedes andere gelehrte 
ldzeichen, Hieraus erklärt ſich vieleicht eine gewiffe ges 
hrte Unfügfamteit, die K. eigen war und von Unge— 
eigten oft mifidentet wurde, Mühevol hatte K. ends 
fa eine kleine Summe erfpart, mit Hilfe deren er Die 
—A Magifterwürde zu erlangen gedachte. Zu dies 
jem Ende reiſte ex im Herbſte, des 3. 1783 nach Wien, 
wo er unter der Leitung guter Beyer im St. Matrer Ho⸗ 
fpital feine Fähigkeiten zu entwideln begonn, Die Llein 


Er : 
5 v. Kern. 345 


Baarſchaft war bald jegehrt, und trot der 'gröften 
der drüdend e 
Era BU EEE 


am jeburtähelfer promonict, Auf diefem Wege kam, 
im Mann entgegen, ber entfcheidend auf fein Leben 
imwirkte: Leber war der Mann, der auf XS. Leben ein 
wohlthuendes Licht warf, Als damaliger Lehrer der Chiz 
zurgie get er bald Gelegenheit, die auögezeichneten Tas 
Iente feines Schülers au entdeden, und er wandte alles 
on, um 8, in Thaͤtigkeit zu feßen. Auf Lebers Empfehs 
Im erhielt ex nach glücklich beftandenem Examen die Ans 
ung als Leibchirurg des Ks Herzogs von ©. ‚Bild: 
urghaufen. So wenig glänzend dies neue Berhältni auch 
war, fo gewährte es Doc) ein forgenfreicd Austommen, 
Bwel Jahre darauf farb der Herzog und K. war wieder 
opne: fefte Anftelung, Während er in berzogl. Dienften 
and , Kam er durch einen an und für fich unfcheinbaren 
fl auf eine Eutdeckung, die in der Folge jene wohls 
th tige Reform ber Chirurgie herbeiführte, Die den Ruhm 
des Berewigten für alle Seiten begründet, Ein armer 
er feines Ortes litt feit mehreren Jahren an eis 

nem päßtichen ‚ weit verbreiteten Gefchwüre des Schenfels. 
Alle dagegen angewandten Mittel leifteten feinen günftigen 
Erfolg. In diefer traurigen Lage fuchte der Kranke ends 
lich auch bei-dem jungen herzoglichen Leibwundarzte Hilfe. 
Diefer unterfuchte den leidenden Theil, ward jedoch von 
dem entftellten Auöfehn des Gliedes fo ver daß er 
dem Kranken befahl, den Fuß zu reinigen, eubig zu 
verhalten und zur Erweichung des vertrodtneten Schmuzes 
Linnen in laues Waffer getgucht, überzulegen. rigens 
EM er dem. Kranken dad Verfprech: nad einigen 
‚gedachte -feis 


Igfame Kranke 
patıie mehrere Wochen vergebens auf feinen Arzt. Des 
fangen Liegens endlich müde, fandte er feine Frau an ihn 


84 v. Kern. 
— 
un ar ibm em Se 





len Büknonen We fe Hefte c6 ipme Mac Ara 
omen war, fo e m do 
Fr ——— zur lm eined Geſchwüres kei⸗ 


— viel und maucherlei bedürfe, ais man damais 
allenthalben für nöthig erachtete und in Auwe 
beacgte. Der Zufall Hatte ihm einen Wink gegeben, der 
ie ihm nicht verloren war. Cr ging diefem: Singen e 
nach , die bisherigen Quadfalbereien erfchienen ihm im ih⸗ 
Ser engen Nichtigkeit, und fo wurde es immer Lichter und 
” Hafer in feiner Seele, Diefer Gedanke der Vereinfachung 
in der Behandlung äußerer Schäden lag freilich jest nur 
Embryo in feinem Geiſte * er wuchs bald am 
und trat fpäter ausgebildet in die hirurgifche Welt. — 
8. wußte nur zu gut, wie nüglich ed dem MWundarzte 
wird, wenn er Au Reifen im Auslande der Wiffenfchaft 


und 

Fremde findet, dankbar heim, und lernt durch die Mäns 
1 auf bie Blan Im Kublande Aoht, das Heimifige def 

file fhägen. In diefem Sinne bereifte er nach dem 


len und einen Iheil Frankreſchs,  befuchte Die di igen 
Univerfitäten und Spitäler und Tnüpfte mit mehreren: 
Ieprten in feinem Fache innigere Berhältniffe an, Er fa) 
jeet die Chirurgie aus einem höheren Standpunkte m: 
wollte fie in einem großartigen Sinne zur Seflenfaft 
ausbilden. Mit diefem hochherzigen Vorjag kam er. im 
3.1786 nach Wien. Bei feiner Entloffung von ‚Hllbburgs 
yaufen hatte er 300 fl. erhalten. Mit diefer unbedentens 
en Summe begann er von neuem feine Studien, um fich 
gm Doctor der Chirurgie auszubilden. Er beſuchte die 
orlefungen über allgemeine Pathologie und Arzneimittels 
Iepre, über Shemie und Botanik, Anatomie und PI — 
über medicinifche Kiinik und Ghirurgie bei feinem 
Iepäter Leber. Bald fah er ſich in neuen pecuniären 
J Verilegenheiten und das J. 1788 fuchte ihn von neuem 
— mit Nabrungsforgen heim. Der auch als Menfch vors 
teeffliche Leber trat K. jest als freundlicher Genius zur 
@eite und verhalf ihm duch Rachtwachen bei feinen 
Dperirten und durch den ihm übertragenen Privatunters 
richt der irurgifchen Schüler zu einigem Verdienfte. Auch 
empfahl er ihn dem damaligen Staats: und Genfer 
. Minifer Grafen von Hagfeld als Hauscirurg. Die Bes 
Wehung MS. au demfelben führte den Berswigten feinem 





- b * 


Zu 
v. Kern. 846 


Verewigien gewöhnt war, als daf er ſich von ihm 
nen Tonne ‚‚ beftimmte &. zur Ablehnun * 


manne& begann der Singeſchedene die Ausübung der 
Sragie in ec ımd_verheirathete fi bad L 
mit der Tochter des dafigen Handelsmannes, einer 
Ättniffen 
die Gefundbeit der taub| ö, hr 
um die Gefundheit der taubftummen je wer an 
dem daſigen Taubſtummen⸗Inſtitute as Bundarıt q e⸗ 
elit, in welchem neun bad tniffe er zugleich fe me 
mmanität bewährte, Im 3. 1797 bi er al& Prof 


lbftverlengnung Geld_ und Zeit dieſer fegensr hen 
ät weipte er 
a RE 
. Ges 

en dede Meinung, wenn fie auch Hundert A 
0 


K. war aber nun einmal Kein geehrter ſabius 
eines geiſtigen Gunctators blieb feinem GI ver fremd, 
er wollte auf der &telle fiegen, und follte ihn diefer 
auch — koſten. Vielleicht iſt dies eine 
Schattenfeite in dem Charakter des ausgezeichneten Mans 
ned; doc wo viel Licht ift, da muß auch Schatten feyn, 
kr gibt e8 ein chimefifches Bild, das dem verftändigen 
x a — — ——— Een In —8 
üßte feine Ktafchheit denn vorgefaßte Meinungen un! 
Reid traten oft gegen ihn in vie Ocemten, hing er 


.r > 
ET v, Kern. 


je gleich zuletzt aus dem Felde, fo hemmten fie dor 
HH Seit den Gaug Tee een Rseten Geil —— 
jefordert von der hohen dandetſtelle ſchrieb er im I. 1798 
fomopl über die natürliche ald Schugpodenimpfung einen 
olköuuterrieht, ber die zwedmäßigite Behandlung der 
Impfllinge angab und im Lande vertheilt wurde. Er 
war damit nody nicht zufrieden, Um der guten Bade 
durch feine, Perfönlicpkeit einen guten Eingang gu vers 
fchaffen , bereifte er auf eigene Koften mehrere Gegenden 
—  Krains und Kärntheng , unterrichtete Die dafelbft anges 
- ftellten Terzte und Geieusaen in dem Gefhäfte der 
fung, belehrte fie über den regelmäßigen Verlauf der 
Saukpoden und verfah fie mit dem nothigen Gtof 
Diefes rege Leben, Diefe raſtioſe Thätigkeit zog jedoch den 
Berewigten nicht von feiner Selbitbildung ab. Das Ges 
biet der Chirurgie, dem er felbft einen fo bedeutenden Ge⸗ 
bietszuwachs verfchafft hatte, war dennoch zu enge für 
ihn; denn auch. in dem Nachbarlande der Medicin war es 
ihm um Eroberung zu thun, und ald er von dem ſelbſt⸗ 
Ihtigen Egoismus auf die natürliche Grenze friner Shie 
zurgie zurücgewiefen wurde, mahm er im J. 1799 nad 
‚ehrenvoll beitandenen Prüfungen auch den mel ſchen 
Doctorgrad an, _Tros diefer auögezeichneten Leif en 
jatte Der Verxewigte zu Laibach doch manchen Geı 
hmerz. Der Gedanke des Berkanntfeins war für ihn um 
fo drückender, je reiner die Abficht da ftand, imit der er 
ergraute Mifbrauche zu bekämpfen fuchte, und er ward 
won einer Wehmuth befehlichen, deren er fich nicht erwehs 
zen Eonnte, wenigitens verhülfte diefes düſtere Gefüpl auf 
Tugenblicke feinen geiftig heiteren Geſichtskreis. Auch den 
‚Himmel feines Häuslicen Stilllebens bezogen dunkle WBols 
ten. Schon im 3, 1801 verlor er fein einziges Kind, ei⸗ 
nen hoffnungsvollen Knaben an den Poden. Durch die 
Geburt einer Tochter im folgenben Sabre wieder getröftet, 
ging er einem neuen fhrelichen Schlag entgegen. Geine 
eliebte Gattin mußte ex in der Blüthe ihrer Sabre durch 
en Tod verlieren, und zwar ohne derfelben ein kebewohi 
fagen zu Eönnen, da er Damals gerade in Wien fich bes 
fand, um feine Berfegung an eine der zu Junebruck, 
and Krakau erledigten Cehritellen zu vermitteln, Der font 
fo rüftige Mann erlag diefem Schmerze. Er erkrankte zu 
Wien, Seine Lage war bedenklich, und nur der liebevol 
Ien Pflege feiner dafigen Freunde verdanken Kunft und 
Renſchheit die — biefes ausgezeichneten Mannes. 
Stumm und in ſich gekehrt ging, der Verewigte am bey 


v. Kern. 847 


Ort feiner Beſtimmung zurũck. Seine einzige Zodıter, 
diefes theure Vermoͤchtniß und Abbild der far ter, nahni 
feine Baterforge jest doppelt in Anfprucd und die Wifs 
fenfchaft tröftete ihn für fo manchen verfehlten Lebensz 
plan. Dabei verlor er jedoch die Menfchheit keinen Aus 
enbiick aus dem Gefichte. Anabtäffig mit der Kunft bes 
häftigt, weifte er im 3. 1803 nach Benedig, und zwar 
einzig und allein, um vom Prof. Paola den Blafenfchnitt, 
den Diefer damals mit auffallend günftigem Erfolge übte, 
u lernen, und befuchte bei diefer Gelegenheit die Spitäs 
ke daf Loft , fowie zu Padua und Trieſt. — Das 3. 1805 
war für 8. wohl das entfcheidendfte feines Lebens ; denn 
in biefem wurde er mit einem jährlichen Gehalt von 
1000 fl. zum Profeffor der proktifchen Chirurgie und Klis 
nit an die Wiener Univerfität berufen, Hier fanden feine 
feitenen, ‚Kerntniffe, feine raftlofe Thätigkeit die lange vers 
jiente Anerkennung und ed eröffnete Th ihm ein feines 
Geiftes würdiger Wirkungskreis, Die hirurgifche Klinie 
lag öde und verwaift, ohme wifienfchaftliche Pflege da. 
Der jungen Arbeiter gab es zwar viele, denn groß war 
die Zahl der Schüler, aber es fehlte an dem erfahrnen 
ihrer. K. wor der Mann, der diefer Mentorfchäft ges 
wachfen blieb, und auf ihn blickte die nach Wiſſenſchaft 
und Kunft verlangende Jugend hin, Bald wurde die dis 
eure je Klinit der Schauplas der ſchwierigſten und ges 
Hi ten Operationen, die der günftigfte Erfolg Erönte, 
ad Ausland ftaunte über die chirurgiſchen Leiftungen, 
die unter Ks. Xufpizien prunkios vor ſich gingen. Alles 


hung durch keine ide Form gebunden war. Die Mes 
gi And Grundfäge des verewigten Meifterd waren ein. 


ner Bücherfommlung,, die, durch die Großmuth ihres uns 
—* Grinders und Beiträge mit jedem Sohee bes 
deutend heranwachfend, fchon jet einige taufend Bände 
zählt. Der geheime Staats⸗ und Conferenzrath, Freiherr 
von Stift, dem bie Medicinalanftalten in Deftreich6 Gtans 
ten überha: ip viel verdanken, würdigte auch die dis 
zurgifche Klinik feines befonderen Wohlwollens; er grüne 
dete im 3. 1807 auf Ks. uneigennügigen Antrag dad noch 





= 


IE, Me 


Han: 


“za 2 ! ’ & 8 FH 
j weinen Ben: | 


„ * 
v. Kern. “r 849 


gebiegene Erfahrung durch. So originell feine Anſichten 
und Grundfäge auch waren , fo verachtete er doc darum 
das Alte nicht. ein Werl Über die Gteinbefchwerden 
der Harnblafe und den Blafenfchnitt, melden er im Gans 
zen 337mal verrichtete und darunter nur 10 Operirte an 
Den unmittelbaren Folgen der Operation verlor, enthält 


einen Schag praktiſcher Wahrheiten und wird immer Elafz - 


Sifhen Werth behalten, — Seine Abhandlung über die 
Berlegungen am Korte und die Durchbohrung der Hirn⸗ 
ſchale ift, wie jede feiner Schriften, der Natur entnoms 


mer, und. fein im Manufcripte zurückgelaſſenes Handbuch 


der Chirurgie athmet das Gepräge reiner Erfahrung und 
ift gewiß der Eoftbarfte Schag feines literarifchen Wir⸗ 
kens. — Bei ſolchem Wirkungen konnte es nidjt fehlen, 
daß der Verewigte das allgemeine Vertrauen beſitzen mußte. 
Er hatte unendlich viel für die Leiden der Menſchheit ge⸗ 
than. Er hatte für ſie gedacht, er hatte für ſie gehan⸗ 
delt. Tauſende verdanken ihm Leben und Geſundheit und 
halten ihm noch oft in ihren Herzen ein ſtilles Todten⸗ 
amt. Was er als Lehrer feinen Schülern war, erhellt 
ſchon ans dem. Vorhergehenden. Tief und wahr, bieder 
und offen, freundlich und theilnehmend erfchloß er, frei 
von jeder Geheimnißfrämerei, in Elarem Vortrag die Schäge 
ſeines Wiſſens und feiner Erfahrung. Sein Geradfinn, 
feine Zeftigkeit, fein Ernſt, feine Sicherheit, fein prak⸗ 
tifcher Takt, feine Humanität am Krantenbette waren edle 
Mufterbilder für feine Zöglinge. Wie fehr ihm auch noch 
im hohen Alter die Kultur feiner Kunft am Herzen lag, 
bewies er am auffallendften Dadurch , Daß er noch in den 
3. 1821 und 1822 gelehrte Reifen nah Deutfchland, 
Keantreih, Ober» Italien, Rom und Neapel machte. — 

iv kommen nun in dem Gemälde Ks. auf eine Seite, 
von der er oft verkannt wurde — wir meinen die als 
Menſch. Wie man den Charakter eines Schriftftellerd 
nicht aus einzelnen Stellen und Bruchflüden beurtheilen 
Tann, wie man vielmehr feine Werke ganz leſen und in 
ihrer Zotalität erfaffen muß; fo darf man audy aus dem 
Leben eines Menfchen, wenn man über defien GSinnedart 
abfprechen will, nicht einzelne Züge ausheben ; im Gegens 
theil muß man fein ganzes Thun und Treiben gleich ei⸗ 
ner Landfchaft aufnehmen und ſich mit Verleugnung ale 
Ver Vorurtheile zur Entfcheidung vorbereiten, Männery 
die alleö waß fie find, durch fich felbft find, bie na 
mentlich aus ſich ſelbſt herausgebildet, pflegen in der Rce 


gel etwas Abgeſchloſſenes und Ernſtes an ſich au haben. 


x 


an 
PR 





„eo ” oo un 
v. Kern. * 361 


Jofephs⸗Akademie u. ni; a. ehrten ih als wuͤrdiges Deie⸗ 
glied und betrauern feinen Verluſt. Die Fürſten des Aus⸗ 
Jandes ftiminten in das. Lob ein, mit dein die fremden 
Literarifpen Bereine den Berewigten Begrüßt hatten; 
I: 3: M. M. der Kälfer Alerander und Nicdlaus von 


Rußland, ſowie der König bon Dänemark überfandten ., 


ihm koſtbare Brillautringe, uhd der legtberftöchene König 
von Baiern*) eine werthvolle göldene Doſe. Won Or, 
Maseftät dem Könige_von reishen empfing er eine dem 
Berdienfte geweihte Dentmünze, Gein erhabener Kaifer 
ab dem SBerftörbenen feine Sup und Gtiade auf daB 
ürdigfte kund. Schon im I: 1807 wurde fein bisheriger 
‚Gehalt von 1000 auf .2000 fi. erhöht, ihm auch noch in 
der Zölge, in Berü ſigti ung feiner ausgezeichneten Lei⸗ 
ſtungen, eine. Perſonal⸗Zulage von 500 fl: zu Theil. 
Bon einer ſchweren in feinem Berufsgefchäfte erhaltenen 
Krankheit kaum genefen,, erwählte Fin Derfelbe im J. 
1817, nachdem ihm ſchon im I. 1815 der Titel und Gha⸗ 
after eines k. k. Rathes verliehen worden war, aüch zu 
feinem wirklichen Leibwundarzte. Als er im I. 1824 auf 


e 
böcten Huld, die Infighieh des Eaif, öſte. Leopsldsrdens, 


fe Belohnung, die K. fe erfahren. So Yerlief die Lebens⸗ 
ahn des Dahirigefchiedenen b 


— — . . 
9) Sein Leben 8. Jahrg. S. 968 d. Nekr. 


3” v. Sem. ” 


nes Lebens, oßne fein —— — zum Sice⸗Directoe der 
mediciniſ⸗ Etutien an der 
a a en nee 
i Ummdt in en ſchwierigen wert 
ah. Dib Ahnung Yatte ibm fdion Längf Die Rähe fe 
Die Ah atte ibm ſchon ie Ra i 
nes Aodes kund gegeben. Lft ſprach er von demielben 
mit chriſtlicher Rude und trudte in feinen Reden eine 
Sehnſucht nad) dem Lande Les Friedens aus. Diele 
wurte bei ihm sur Ueberzeugung: und fo_ orbneie 
er alled Serge ſeibſt Lie Dokumente der 
Am 15. Apr. 1329 machte er eine Srazierfahet 
einer über Alles geliebten achte, der Gattin des 
2 erften Hof» Zhierarstes I. G. Funtidert. Gr war 
anfdpeinend wohl, fein Geiſt Hatte "feine gewöhnliche Hei⸗ 
terkeit, als er ploglih vom Schlagfluſſe gerührt wurde 
Die Rachricht von diefem traurigen Geeignifle t traf Refes 
renten dieſes um jo mehr, da on temfelben Mittage 
erklärt hatte, Daß wenn er ihn orte nicht wie 
uchte, er ihn nicht wiederfehen würde. Die Ahnung 
Hatte ihm nidyt betrogen; denn ſchon am folgenden Mer 
gen verlieh fein vafliger, Geift im 69. 3. feined Alters die 
irdiſche © — bedarf des Marmors nicht. Aubs 
gezeichnet als Kent und praktiſcher Wundarzt, zärtid 
als Bater, bieder als Freund, geſchätzt von feinem erha⸗ 
benen Monarchen, geachtet von feinen Gollegen, 
von feinen Zöglingen, beweint von der leidenden Menſch⸗ 
eit, der er fein ganzes Leben weihte, ſteht fein Name 
tolsfjalften sapitarfyle gearbeitet in den Annalen der 
zeiflenfcpaft und Zunft, und fein Geift hat ſich hienieden 
Denkmal erbaut, an dem man noch nach Jahrhun⸗ 
Dderten feine Aſche fegnen wird! 
Berzeichniß feiner Schriften: Erinnerung 3. Ginführ. 
d. Blatternimpfung in Krain. Laibady 1798. — Aufruf an 
B. anewohner Krains z. allgem. Annahme d. Kuhpocken. 
178, — Bemerk. üb. d. Gebr. d. Bäder, 1802. — 
füge a. d manuellen Zheile d. Heilkunde. 1803. — 
nal. d. chirurg. Klinik a. d. hohen Schule zu Wien. 2 
BR. Wien 1807 — 1809. — Avis aux chirurgiens, pour 
les engager à ado opter une methode plus simple, plus na- 
e et moins ispendieuse dans le pansement des bles- 
ses. Par Dr. Vinc. Kern, ä Vienne 1809. Seconde er 
Vienne 1836. — Rede üb, d. Werth u. d. Wi 
phuf. Grziehung. 1811. — Antrittörede b. ler * 
Lehramtes a. d. hoben Schule zu Wien im J. 





. X 
Boͤttrich — Glaͤſer. 353 


Ueb. d. Handlungsweiſe bei Abfegumg der Glieder, 1814. 
2. Aufl. 1826. — Bemerk. ub. d. nee v. Civiale uU, Le 
Roy verübte Methode , d. Steine in d. Harnblafe zu zer⸗ 
malmen u. auözuziehen. 1826. — Web. d. Anwend. d. 
Glüheiſens b. verſchied. Krankheiten. 1828, — Die Stein: 
befhwerden d. Harnblafe u. d. Blaſenſchnitt b. beiden 
Geſchl. Mit: dem wohlgettoffenen Bildniffe des Berfaff; 
18238. — Die Leiftungen d. Hirurs Klinik a. d. hoben 
Schule zu Wien vom 18. Apr. 1805 bis dahin 1824. 1828, 
— Beobadht. u. Bemerk. a. d. Gebiete d. prakt. Ehirur⸗ 
gie. 1828. — Abhändl. üb. d. Berleg. am Kopfe u. d. 
Durchbohrung d. virnſchale. 4829. — Einige Kufläge in 
d. medicin. Jahrb. d. k. k. öſtr. Kaiſerſtaates. — Noch 
ungedruckt: Handb. d. EChrirurgie. 3 Bde. 


* 157. Ignaz Boͤttrich, 
Pfarrer zu Warburg im Regierungsbezirk von Minden; 
geb. d. 25. Jul. 1772, geſt. d. 16. Apr. 1829. 


Der Vater ded Berflorbenen war der ;Bürgermeifter 
P. A. Boͤttrich zu Warburg, der ihn zum geiftlichen Stande 
beftimmte. Er ftudirte zu Paderborn Theologie und bes 
gann feine Laufbahn mit Webernahme der Kaplanſtelle an 
der Neuftädter Kirche In feinem Geburtöorte im J. 1796, 
worauf er 1820 zum Pfarrer ernannt ward; er hatte füch 
das Zutrauen feiner Taregenchen im hoben Grade er: 
worben und flarb zu früh für fie, 4 


158. Karl Gotthelf Gtäfer, 


Zonkünftler und Eomponift zu Barmen; 
geb. d. 4. Mai 1784, geſt. d. 16. Apr. 1829*). 


Er wurde zu Weißenfeld geboren, wo fein Water 
Gantor und Mufitdirector, wie auch Lehrer am dortigen 
Lehrerfeminar war. Der Sohn zeigte frühzeitig Talent 
für Muſik und beurkundete daffelbe dadurch, Daß er ſchon 
in feinem 9. Lebensjahre als Solofänger in feiner Vater⸗ 
Stadt auftrat, Nach ded Baterd Tode 1796 Fam er auf 
die Thomasſchule in Leipzig, welche an ihm einen fleißi⸗ 
gen, Schuler fand und die ihm zugleich in der Perfon des 
beruhmten Hiller einen auögezeichneten Unterricht in der 
Muſik angedeihen ließ. Unter diefes Mannes Leitung 


*) Eutonia 8. Bd. 9.1.2 
R. Rekrolog 7. Jahrg. 28 


354 Glaͤſer. 


fang ee von feinem 14. bis 18. J. die Diskant⸗Solopar⸗ 
tien mit einem immer wachſenden Beifalle. Nach einem 
Goncerte, das in Diefer Zeit dort der GEoncertmeifter Hof: 
meifter aus Wien gab und in weldem &. wieder fo 
rühmlich beftanden hatte, bot ihm der damalige Drga: 
niſt Eberhard Müller, nachheriger Kapellmeifter zu 
Weimar, unaufgefordert den Unterricht im Generalbaß 
und im Klavierfpielen, und der Gonzertmeifler Campag⸗ 
noli Biolinftunden an, welche menſchenfreundliche Aner⸗ 
bietungen er mit dankbarer Freude annahm und mit 
glädlihem Erfolge benugte. Bon den Kımftfreunden Leip⸗ 
zigs erhielt er öfter aufmunternde Geſchenke, unter andern 
von dem nachherigen Bürgermeifter Ginert *), in deſſe 
Privatconcerten er oft fang, eine Taſchenuhyr. — Bor 
feinem 30. 3. an befuchte er die Univerfität und ftudirte 
nach dem Wunfche feiner Verwandten die Rechte, wiewohl 
er feiner Neigung nach die Theologie vorgezogen hätte, 
um fidh der Muſik ald Cantor beffer widmen zu Tonnen, 
Rach beftandenem Eramen im 3.1808 ging er als Regi⸗ 
firator nach Naumburg; jedoch trieb ihn feine überwies 
gende Neigung zur Muſik im folgenden Jahre nach Leip⸗ 
ig zurück, wo er bei Kuͤhnel als Correktor der muſikali⸗ 
hen Werke arbeitete und fi) nun ganz der Muſik ergab, 
bier componirte und arrangirte er Mehreres für Glavier 
und Guitarre; befonder8 aber benugte er die fchöne Ges 
legenheit, die Sompofitionen alter Meifter zu ſtudiren. 
Am_meiften fprachen ihn immer die Geſangcompoſitionen 
toßee Alten, fowie überhaupt kirchliche Compoſitionen 
im ſtrengen Styl und Zugen an. Die Orgel beſuchte er 
fleißig und fpielte fie bald mit ungemeiner Fertigkeit. 
Zu den ubrigen Inftrumenten, die er mit Innigkeit er: 
griff, gehörte auch befonderd die Guitarre, auf welder 
er eine feltene Meifterfchaft erlangte. — Unter mehreren 
vortheilhaften Anträgen, Die ihm um diefe Zeit gemacht 
wurden, wählte er den Ruf als Mufikdirector nad Bar . 
men. ‚Bier fand er für fein muſikaliſches Talent ein 
weites Feld, aber leider keine Orgel, die ibm übergeben 
werden konnte. Die dafigen Freunde der Kunft mußten 
bei näherer Bekanntſchaft mit des Künftlers geläutertem 
Geſchmack und ungewöhnlicher Fertigkeit im Fugiren ꝛc. 
ohne Erfolg bedauern, daß er dieſes ausgezeichnete Talent, 
daß er fonft mit Leidenfchaftlichteit weiter ausgebildet 
baden wurde, Hier nicht praftifcher anwenden £onnte. 
Ungeachtet deſſen und felbft bei der ihm eignen äußern 
Lebhoftigkeit huldigte er Doch dem fromm:fchaffenden Sinn 


*) Doffen Biogr. 1. Jadrg., ©. 898 d. Rekr. 


Glaͤſer. 856 


fuͤr Kirchenmuſik in einem treu fortgeſetzten Studium der 
größten Meiſter alter und neuer Seit. So geleitet, übte 
er den wefentlichften und wohlthätigften Einfluß auf die 
Einrichtung der dortigen Goncerte aus und begründete ei⸗ 
nen Singverein und eine Singfchule, die In ihren Folgen 
noch lange erfreuliy feyn werden. — In Ddiefer Zeit 
fühlteer auch einen befondern innern Drang, etwas zu fchaften, 
worin er feine Gefühle beſſer aubſprechen und wodurch 
er zugleich für feinen Wirkungskreis, wie überhaupt für 
Kirche und Schule nüglicher werden koͤnnte. Und diefen 
Zweck hat er durch wohlgelungene Sompofitionen glücklich 
erreicht; dafür fprechen nicht nur Die vielen günftigen Urs 
theile in den kritifchen Beitfchriften und die häufigen 
Nachfragen, fondern auch der treffliche Erfolg im Unters 
richt beim zweckmaͤßigen Gebrauch derjenigen feiner Wer⸗ 
te, die er dem Druck übergeben. Die meiften derjelben 
find bei Baͤdecker in Effen verlegt. Seine vorzüglichiten 
Sompofitionen wollen wir bier, nicht nach ihrer chronos 
Iogifchen Folge, fondern nach ihrer Aufftufung und nach 
ihrem Style gefondert, Eurz anführen. Für feine Eleinen 
Klavierſchuͤler componiete er viele Klavierſtuͤcke, die theils 
noch ungedrudt, theils Im erften Hefte einer Klavierfchule 
1817 herausgegeben, enthalten find. &o viel und bes. 
tannt, liegen die Materialien zu dem eeiten Hefte in 
feinem Yulte bereit. Für die unterfte Gingklaffe, die er 
blos nach dem Gehör fingen ließ, gab er 1819 unter dem 
Zitel: „Karl Glaͤſers Biederbudy”, eine Sammlung paſ⸗ 
Tender Lieder heraus, zu denen er die Melodien größtens 
theils felbft componirt hatte. Hiervon ift 1822 eine ver: 
befferte und vermehrte Auflage erfchienen, Im I. 1820 
bi6 1822 übergab er in 3 Heften 27 Kindergedichte von 
Lieth den angehenden Klavierſchuͤlern und 1822 fertigte 
er die Melodien gu fämmelichen (114) Kindergedichten 
von Lieth an, welche jegt auch gedrudt find. Auch wollte 
er 27 derfelben wieder mit Klavierbegleitung jenen erften 
8 Heften folgen laffen, wozu die Materialien fich gleich» 
falls vorfinden muͤſſen. — Fuͤr feine zweite Singklaffe 
componirte er in flufenweifer Hrdrung ſehr vortheilhaft 
ſich auszeichnende Uebungen auf, 17 Wandtafeln, deren 
Noten in weiter Entfernung deutlich geſehen werden koͤnnen. 
Dieſen fuͤgte er eine kurze Anleitung zum Gebrauch derſelben 
hinzu und gab das Ganze 1821 heraus; ſowie er fuͤr 
dieſelbe Klaſſe noch eine große Anzahl fich aufſtufender 
mehrſtimmiger Gefaͤnge audarbeitete, von denen eine vor⸗ 
zugliche Auswahl unter dem Fitel: Swulgeſambuch 
2 * 


356 Glaͤſer. 


1. Theil,“ auch isri erſchien, welches 1827 eine nem, 
verbefferte und vermehrte Auflage erlebte. Dieſem folgte 
bald der ebenfalls mit Beifall aufgenommene 2. Shell. - 
Geiner dritten Klaſſe componirte er eine Menge Motette 
und Arien, von denen noch viele ungedrudt find. Mi 
diefer Klaffe ftudirte er befonderd größere Werke va 
Romberg, Haydn, Mozart, Schicht 2c., auch von ihe 
elbft, ein, an welden Uebungen zugleih Erwachſen 

heil nahmen. — Den Kunfterfahrneren Barmens , web 
de unter dem Ramen „Gingvereine‘ zuſammengdtreten 
waren, componirte er eine Menge Arien und Motetten, 
die er zum Theil, und zwar unter dem Zitel: „BReligiäf 
Geſaͤnge“, herausgab. Unter den noch ungedruckten Ge 
fangftüden dieſer Art zeichnet fih ein Waterlandslie, 
achtFimmig mit Occhefterbegleitung rühmlichft aus. Mit 
diefem Vereine hatte er nicht felten die Freude in Aufı 
führung großer Meifterwerte aufzutreten und darzuthu,, 
wie fi) der allgemeiner gewordene Sinn für das Große 
und Erhabene in der Mufit mebr und mehr befeftige. — 

Kircyengefang : Chöre componirte er vierfii 


ür 
—E Gefaͤnge und Lieder aus Mohns Chor⸗Geſangbuh⸗ 


lein, die im 3.1825 erſchienen find. Im J. 1828 üb 

er der Deffentlichkeit: „Dreiftimmige Shoräle, zum Ge 
brauch für Burgerſchulen, Inftitute, Gymnafien und für 
ſolche Kirchengemeinden, die ohne Begleitung der Drgd 
fingen.” Zugleich, erfhien von ihm: „Bereinfachter und 
kurzgefaßter Unterricht in der Theorie der Tonknuſt mit 
telft eines mufitalifhen Kompaſſes“ Obgleich er biefe 
Anweifung nur als einen geringen Rothbehelf für folde 
anfah, die ein tieferes Studium entbehren mufjen, fo vers 
dient feine finnreich vereinfachte Darftelung der mufikalis 
fhen Zirkel 2c. ſchon alle Beachtung. Gleichzeitig gab 
er eine „Anweifung im Orgelfpielen” und 1820 ein „Gho⸗ 
ealbuch, welches 140 Melodien der reformirten und Iuthe: 
eifhen Gemeinden zwifchen der Weſer und der Maas, in 
enger Harmonie, mit kurzen und leichten Zwifchenfpielen 
enthält,“ heraus, — Diejenigen Sompofitionen, weldye am 
meiften feinen Künftlerwerth offenbaren, find leider unge: 
druckt geblieben. Fur die 200jährige Subelfeier der märs 
kiſchen Synode in Hagen componirte er eine Gantäte von 
Aſchenberg, die er dort in eigner Perfon mit ganz aus⸗ 
gezeichnetem Erfolg im J. 1811 aufführte und durch wels 
de er feinen Künftlerruf zu begründen anfing. Dieſen 
beftätigte er ferner duch eine Neujahröcantate von Göthe, 
durch »eine Weihnachtscantate von Krummacher, fowie 





7 RE 


Glaſer. 357 


ü MR, 
durch eine Gantate von Lieth auf die Boojäprige Jubels 
u der Reformation, die dr ee —— ſelbſt 
"im J. 1817 in dee Intherifchen Kirche zu Barmen aufs 
führte, wofür ihm bie ausgezeichnetſte mestennung das 
felbft zu Zheil ward und für weiche er und der Dichter 
von Cr. Mai. dem Könige von Preußen goldene Verdienſt⸗ 
daillen erhielten, Darauf compohitte er 1319 eine Pafs 
fionscantate, auch von Lieth, die er ebenfalls im jener 
Kirche —F te. — In allen dieſen Cantaten bewunders 
ten die en Konſtfreunde befonders feine tiefe Kennt» 
niß im einfachen und doppelten Gontrapunft; und feine 
©canfion zeigte eben fo ſehr den Grad feiner geiftigen 
Silduug, als feine wirrdige Barftelung den tief viligiöfen 
Sinn des Eomponiften aut das unzweidentigfte bewies. — 
As im 3.1818 im nördlichften Deutſchland die allger 
meine triegerifche Aufregung ftatt fand, zog ©. ein hei⸗ 
mathliches Gefühl von Wartoen weg nach Berlin, Weißens 
fels Schwemfal und Raumburg zu feinen geliebten Ber: 
wandten, und nach Leipzig, der Wiege feines Geiftes. 
‚Hier in geinnig gab er Variationen, mehrere Guitarefas 
hen, zwei Glavierfonaten in D und F, wie au die Leips 
ziger Schlacht, eine muſikaliſche Phantafte heraus, wels 
es Alles ruhmiiche Aufnahme fand. Rum aber z0g er 
von Baterlandsliebe befeelt, freiwillig mit dem fählifchen 
Banner als Kapelimeiſter über den Rhein und fam nach 
dem Beruuae, mt einer fehr geringfügig fcheinenden 
‚Hautkrantheit befallen, in feinen Wirkungskreis nach Bar⸗ 
men zurüd. Durch feine Unbeanntfchaft mit den ges 
fährlicyen Zolgen diefes Uebeis äbereilte ihn eine totale 
2öhmung der Füße, die ſich bald auch, aber in minderem 
Grade, an den Bänden Auferte und deren Heilung durch 
die forgfältigfte Behandlung vieler Aerzte nicht erreicht 
werden tonnte. Gr ergab fich dabei mit ruhigem Sinn 
und feſtem Muth in fein Schigſal. Im Anfange biefer 
Krankpeit componirte er „die Schlacht bei Belle-Alliance 
oder des Herzogs von Braunſchweig Tod, eine mufitalifche 
deklamatorifebe Phantafie von Puftkuchen,“ und widmete 
den Ertrag diefes Kunftwerts der Werfügung der vaters 
ländifchen Zrauenvereine. — Merkwürdig, ja zu bewuns 
dern bleibt e8, daß die rupmvollfte ‚Höhe feiner unermüs 
deten Wirkfamfeit gerade in feiner fchmerzerfühiten Les 
bensepoche zu finden ift und daf er — fogar unter fürchte 
baren Krämpfen — für das Höcjfte und Heiligfte begei: 
ftert, oft Schöpfungen pereorrief, ‚die feinen Namen noch 
lange erhalten werden. — Um fein ia zwar hinlänglich 





" Eggebrecht — Eicpler von Auritz. 359 


der er ſeit 20 J. näher angehoͤrte.“ Sein Hinfcheiden er⸗ 
weckte daher allgemeine Theilnahme und dem Herzen ſei⸗ 
ner Schüler und Schülerinnen war es Beduͤrfniß, ihren 
trefflichen Meifter am Grabe noch zu ehren. Sein Leis 
chenbegängniß war das eines ausgezeichneten Mannes. 


* 159, Nikol. Jakob Heinr. Eggebrecht, 


Prediger zu Holzendorf u. Muͤſſelmow im Großherzogthum Mecklen⸗ 
burg: Schwerin; 
geb. dv. 8 Mai 1768, geft. d. 17. Apr. 1829. 


Der Berewigte gehörte in jeder Hinficht zu den würs 
digen Geiftlihen deö Landes und hat fich während feiner 
aljaͤhrigen Amtöführung durch ſtrenge Nedlichkeit, gewiſ⸗ 
fenhafte Treue in Erfüllung feiner Pflichten ald Menſch 
und Diener der Religion ein dauerndes Andenken in den 
Herzen aller Gutgefinnten erworben. Er war zu Stern: 
berg im Medleiburg:Schwerinfchen geboren und der Sohn 
des dafelbft am 12. März 1795 verftorbenen Senatord und 
Stadtfekretärd Joh. Peter Chriſtoph E., erhielt auf der 
daſigen Stadtſchule den erften Unterricht und anderweitig 
wifjenfchaftliche Ausbildung wahrfcheinlich auf der Doms 

ſchule, zu Guͤſtrow, bezug dann die FriedrichBuniverfität 
zu Bügow, wo er mehrere Jahre zubrachte und außer 
Den theologifchen Studien auch den pbilologifchen Willens - 
haften oblag. Er trat dann als Hauslehrer ind prakti⸗ 
che Leben über und hatte ſchon 1788 das feltene Gluͤck, 
in feinem 20. Lebensjahre ald Prediger an den Gemeinden 
zu Holzendorf und Müffelmow berufen zu werden, Nicht 
lange darauf verheirathete er ſich mit Sophie Marie Zroje 
aus Gternberg ‚, weldye Ehe mit mehreren Kindern gefeg: 
net wurde. 


Schwerin. Ä Dr, Brüffow, 
160. Friedr. Gafimir Elias Baron Eichler 
von Auritz, 


koͤnigl. preuß. Major, Director d. Remonte⸗Commiſſ. u. Adjutan 
des Kriegsminiſtes zu Berlin; 


geb. im J. 1768, geſt. d. 18. Apr. 1820 *).. 
Zu Andbady_geboren, trat er 1786, noch zu Bebzeiten 
Friedrichs des Gr. als Fahnenjunker in das damalige 


°) Rürnb, Correfp. 18%, Nr, 146. “ 
Be 


— 





Laves. | 361 


es Lector der feanzöfifchen Sprache auf der Univerfität 
Duisburg. Diefe Stelle vertaufchte er im I. 1801 mit 
einer Preofefiur an dem Gymnaſium zu Weimar, wo er 
zugleich Die PrinzeflinGaroline des großherzogl. Weimarſchen 
Haͤuſes in der franzöfifchen Sprache unterrichtete, Seit 
Dem Jahre 1816 bis zu feinem Tode lebte er als Pros 
feffor der fronzöfiigen Sprache an der Univerfität zu 
Jena. — 8. war ein vielfeitig gebildeter und befonders 
in mehreren Zweigen der franzöfifchen Literatur fehr bes 
wanderter Mann. Aber audy die deutſche Wiffenfchaft, 
Kunft und Sprache war ihm nicht fremd geblieben. Gr 
wußte Sich im Deutfchen geläufiger auszudräden, als dies 
— bei Franzoſen, ſelbſt nach einem laͤngeren Aufent⸗ 
alte in Deutſchland der Sal zu feyn pflegt. Aus ſei⸗ 
nen Shidfalen und Berhältniffen erklärt es fich, Daß er 
ein eifriger Noyalift und ein entfhiedener Gegner Rapo⸗ 
leond war. In feinem Urtheil über dieſen verrieth ſich 
öfters eine größere Leidenfchaftlichkeit, als feiner liberas 
len Dentungsart fonft eigen war. Zu einer ununterbros 
denen Lektüre politifchee Journale trieb ihn feine lebs 
hafte Theilnahme an den neueften Beitereigniffen. Weber 
das Gelefene ſich in gefelligen Zirkeln mitzutheilen, war 
niemand bereitwilliger ald er. Da er gern und viel 
ſprach, wies ſich felten in der Unterhaltung ejne Lüde, 
die er nicht geiftveich audzufüllen wußte, Die Kaupts 
züge feines Charakters als Menſch enthält die nachfol⸗ 
gende Strophe eined Rundgefangd von Dr. Heinrich Doͤ⸗ 
ting in Jena, zu dem den 3. September 1829 gefeierten 
Stiftungsfefte der Erholungsgeſellſchaft gedichtet, deren 
felten fehlende Mitglied der verftorbene &, war. Ihm, 
beißt es darin: 
Ihm, der ed vedlich ftetd gemeint, 
Der offen war, ein treuer Freund, 
Geſpraͤchig, voll Gefälligkeit — 
Sei diefed volle Glas geweiht. 
KWBefonders liebenswürdig erfchien &. durch die Bereits 
willigleit, Kraͤnkungen zu verzeihen, die feine Neizbarkeit 
für ihn mitunter herbeiführte. Auch durch feine Dffen: 


heit, Nechtfchaffenheit und feinen rein moralifchen Le⸗ 


benswandel erwarb er ſich allgemeine Achtung. Wer ihn 
in feinen häuslichen Verhältniffen gekannt hat, wird bes 
eugen, daß ihm kein Opfer zu ſchwer Dünkte, das er der 
ube und dem Wohle feiner Gattin, mit der er fich bes 
reits in Duisburg vermählt, und feinen drei Toͤchtern 


862 Carſtens. 


bringen konnte. Als Schriftſteller bat ſich 8. Durch nach⸗ 
folgende Werke bekannt gemacht; Neue range. Sprach⸗ 
lehre zum prakt. Unterricht in Frage und Antwort ges 
feaut zc. Weimar 1805. 4. Aufl. Jena 1822. — Paral- 
die de la langue allemande et frangaise, ä l’usage des 
deux Nations, 1819. . 

Lena. Dr, Heinr. Doering. 


* 162. Carl Friedrich Carſtens, 
Ober⸗ u. Landgerichtsadvokat zu Oldesloe Im Herzogth. Holſtein; 
geb. d. 17. Juli 1778, geſt. d. W. Apr. 1829. 


Der Berflorbene wurde zu @egeberg geboren, wo 
fein Bater Phyſikus und ausubender Arzt war, dem er 
aber ſchon in feinem 5. I. verlor. Seine Mutter wohnte 
nun mit ihm in Reumänfter, Kiel und Plön; am legtern 
Drte erhielt er feinen Schulunterricht und befuchte ehe 
er die Univerfität bezog, noch 1 3. dad Symnafium zu 


- Altona , von wo er zuerft nach Jena ging und darauf m 


Kiel feine juriftifchen Studien beendigte. Nach ehrenvoll 
beftandenem Eramen in Sludftadt ließ er ſich zu Oldes⸗ 
Ioe im 3. 1801 als Advokat nieder, wo er bis zu feinem 
nur zu früh erfolgten Ableben feinen Wirkungskreis 
fand. In den erften Jahren war er zugleich Gerichts⸗ 
palter der adligen Güter Blumendorf, Schuienburg, Klins 
en und Krummbeck, mußte aber zufolge Patents vom 
25. October 1805 ſich entichließen, entweder dieſes vich- 
terlide Amt oder die Advokatur niederzulegen und ents 
jertop fih zum erftern. Ihm genügte fein Beruf als 

echtöfreund,, und konnte ihm genügen, denn er verband 
mit gründlichen Kenntniffen des Rechts und einem rafts 
loſen Streben nach Bervolllommnung in feinem Fade, . 
den wahren Eifer, der aus dem Bewußtſein, die wohlges 
prüfte Sache durchdacht zu haben, und einem lebendigem 
Dflihtgefühl, Das für recht Erkannte mit aller Kraft 
eltend machen zu muͤſſen, entfpringt ; und allgemein und 
aut wurde feine unerfchutterliche Rechtlichkeit und fels 


tene Uneigennugigkeit erkannt. Was G, feinen Freuns 


den war, haben fie tief empfunden, als er ihnen durch 
Den Tod entriffen ward. Nur das werde Öffentlich ge: 


‚jagt, daB Jedermann ſich an ihn wandte, wo er rathen 


und helfen Eonnte und ihn ftetd bereit fand. Bon Freuns 
den wird fein Andenken geehrt, von Wittwen und Wais 
fen gefegnet. ©. liebte feine jegige Baterftadt Oldesloe, 
und zeigte dieſes bei jeder Gelegenheit, wo er zum Bes 


iſch. "368 
Friſch Pr 


ſten feiner Mitbürger oder zur Ehre der Stadt etwas 
thun konnte. So war er ftetö bereit, fein poetifche® Tas 
Ient zu fpenden, wenn bei einer Öffentlichen Gelegenheit 
ein Keftlied gewünfcht ward. Gin bleibendes Denkmal 
aber hat ſich EG. durch den im 3. 1824 von ihm geftif 
teten Verein zu einer Spar: und Leichenkaffe in Oldes⸗ 
Ioe geftiftet. Als ein tüchtiger Mathematiker hat er den 
ziaı dazu allein auögearbeitet und es erfreut fich diefe 

nftalt, der er biö zu feinem Ende mit einigen einfichts: 
vollen und thätigen Mitbärgern vorgeflanden , und die in 
kurzer Zeit fchon viel geleiftet hat, des trefflihften Fort: 
gangs. Er ftarb im 57. Lebensjahre und hinterließ feine 
um ihn trauernde Wittwe, die Zochter des Superinten⸗ 
denten Suſemihl. — In der literarifchen Welt hat fidy 
der Berewigte durch folgende Schriften bekannt gemacht: 
Die Rechtsmittel d. Gupplication. Schleöwig 1820. — 


Erwiederung auf e. Artikel d. Alton. Merkur d. I. in 
Nr. 26, 83 u. 30. — Zwei Schriften d. Hrn. Sandinfpecs 
tors Gudme betreff. 1821. — Mit Dr. N. Zald: Staats⸗ 
buͤrgerl. Magazin mit befond. Nücficht auf d. Herzogth, 
Schlesmig, Holftein u. Lauenburg. 1821 — 1825. 5 Bde, — 


Beiträge zu den Kieler Blättern. Bd. 5 u. 6 (1817). 
163. Samuel Gottlob Friſch, 


Doctor d. Theologie wu. erfter evangel. Hofprediger zu Dresden; 
geb. d. 22. Mat 1765, geft. d. 21. Apr. 1829. *) 


Der Berewigte, ein Mann von feltenem Werthe und 


audgezeichneten Verdienſten, deſſen Verluft die gefammte 


vaterländifche Kirche ſchmerzlich zu betrauern Urfache hat, 
war zu Freiberg geboren, wo fein Water, Amtöprediger 


an der Petrikicche, ein hohes Alter erreicht und noch Die 
Freude ericht hat, den bereits Damals fehr hochgeachtes 
ten Sohn als Mittagsprediger an der Domkirche neben 


fih wirken zu fehen. Nad) tüchtiger Borbereitung auf 


dem Gymnafium feiner Vaterſtadt bezog ee 1788 die 
Univerfisät eipaig , wo damals ausgezeichnete Profeſſo⸗ 
ren ihre Wirkſamkeit b 

fih für feinen tünftigen Beruf möglihft vollkommen 
vorzubereiten, fowie die angenehmften Verbindungen mit 


begannen. Dies und dad Streben, 


gelehrten Männern, insbefondere mit dem um ugends ** 


bildung höcft verdienten Ehr. Felix Weiffe, deffen jüns 
gere Töchter er unterrichtete, veranlaßten ihn, bis 1798 





*) Auszuͤgl. a. d. Allgem. Kirchenztg, 1929. Nr. 97 u. 98. 


* 





Friſch. gs 


tigkeit, fondern auch vornehmlich bie moralifche Vils 
dung feiner Söglinge gewirkt, umd welche große perföns 
liche Achtung er bei diefen genofien hat, davon haben 
ſich theils (yon fruͤher bei feiner theologifchen Doctors 
promotion, theild vornehmlich bei feinem abeagange nad) 
Dresden die rührendften und ehrenvollften Beweife an 
‚den Sag gelegt. Zu nicht geringerer Befriedigung hat 
ihm unftreitig auch das gereicht, daß das von ihm ſo 
trefflid begonnene und befeftigte Werk unter feinem Nach⸗ 
folger, dem Amtöprediger M. Döhner in Freiberg noch 
in voller Bluͤthe dafelbft fortdefteht und daß die Ber 
dienfte defielben um die Schöpfung eined fo würdigen 
Vorgängers von Seiten der Oberbehörde zu Dresden die 
ehrenvollfte Anerkennung gefunden haben. Mit bdiefem 
fo nuͤtzlichen Unternehmen, das fein Andenken ſchon als 
lein für fein Vaterland unvergeßlich macht, und das ihm 
nebft feinen mit der größten Sorgfalt abgewarteten Amtds 
geſchaͤften jeder Art unter nie raſtendem wiſſenſchaftli⸗ 
chem Zortftreben, ſchon mehr als zu viel Zeit und Atts 
ſtrengung Eoftete, hat er fid) aber während feiner Amts⸗ 
führung bei weitem nicht begnügt, fondeen nicht eher ges 
ruht, bis er 1815 feinen Plan mit der unter feiner Aufs 
ſicht beftehenden Elementarichule der ärmften und bevöl- 
Tertiten Worftadt Freibergs noch eine Arbeitsfreiſchule gu 
verbinden, gu Stande gebracht hat, was ihn unbeſchreib⸗ 
liche Mühe gekoftet, wobei er aber doch die Freude ge⸗ 
habt hat, mandye Wünfche dafür, die er wegen beſchraͤnk⸗ 
tee Mittel beim Beginne der Anftalt hatte unterdrüden 
muffen, durch ein nicht unbedeutendes Geſchenk englifcher 
Hiltsgelder auögefuhrt zu fehen. Nicht minder war er 
einer von denen, welche Die erſte Anregung zu der einige 
Jahre nachher in Kreiberg geftifteten Arbeitsanftalt für 
Erwachiene gegeben haben, die ſich ebenfalls fehr thätig 
bewährt, und der er ſich mit gewohnter Wärme anges 
nommen bat. Selbſt dad aber war ihm noch nidyt ges 
nug. Im 3. 1821 entwarf er den Plan zu einer Spar⸗ 
kaſſe, die ihm ein nicht minderes Bedürfniß feiner Mit: 
bürger ſchien, und womit er fpäterhin eine Leihanftalt zu 
verbinden wünfdte. Zwar Lam durch ihn jener Plan 
nicht zur Ausführung, da er im 3. 1822 nach Dresden 
berufen wurde, allein er hatte Doch Diefe Idee angeregt 
und fie trug nach feinem Weggange noch Fruͤchte. So 
viele Arbeiten, die er in Kreiberg auf feine Schultern 
geladen hatte und deren Bollbringung nut aus der flrens 
gen Ordnung, die in feiner Zeiteintheilung und allen ſei⸗ 


riſch. 


ö 
FJerrſchte, erklaͤrlich wird, machten 
ihm jedoch bei einem ſchwaͤchlichen Körper auf Die heran⸗ 
nahenden Zage des Alters einen ruhigeren Poſten wüns 
ſchenswerth. Er glaubte diefen in der Stelle eines zweis 
ten enangelifiben Hofpredigerd zu Dresden zu finden. 
Am 25. März 1822 ſchied er, von Dielen ſchmerzlich bes 
trauert, nicht ohne Wehmuth von Freiberg. Vergebens 
‘ober "hatte er ficy in Dresden mehr Ruhe verfprocdyen. 
Nicht nur daß er als fehn thätiges Mitglied der dorti⸗ 
en Geſellſchaft zu Rath und That, durch die von ihm 
ebernommene Stelle eines der GSpecialvorfteher der uns 
längft gegründeten Zreifchule neben feinem Amte Be⸗ 
fhäftigung vollauf erhielt, vermehrten fich auch durch 
Keantbeit und oft wiederholten Wechſel feiner Gollegen 
Die Arbeiten der treuen Geiftlichen oft um das Doppelte, 
Eine ruhig kraͤftige Wirkſamkeit war die des Binges 
djiedenen; denn Die größte WBefonnenheit und das ru⸗ 
bigſte Gleichgewicht, die ſich ſchon in der edlen Geftalt 
‚ und ungezwungenen feften Haltung feines ſchlanken und 
zart gebauten Körpers und den feinen Sügen feine& {pres 
enden Geſichts ankündigten, war in der That die Seele, 
wie feines gefammten, fo namentlich feines theologifcdyen 
Sharatterd. Bol ungeheucelter Ehrfurcht gegen die 
Offenbarung Gottes in Chrifto und gegen die Auctorität 
der in der Bibel uns überlieferten Lehre des Legtern, war 
er doch durchaus entfernt, beide mit der Bernunft in 
Golliſion zu bringen, ja eine ſolche Golifion, wo von 
moralifchsreligiöfee Auctorität die Rede feyn foll, aud 
nur für möglich zu halten. Deſto wichtiger war ihm 
aber jenes faktiſch Gegebene und Pofitive zum prakti⸗ 
[den Gebrauch für Beförderung wahrer Gottfeligkeit, 
und deſto mehr feste feine innig vertraute Bekanntſchaft 
mit der Bibel, deren doctrinale und afcetifche Auslegung 
er nie mit den Anllegenheiten ihrer grammatifc = hiftoris 
fon Erklärung verwecfelte, wohl aber zu diefer ſtets 
n derjenigen Angemefjenheit, welde die Wahrheit fors 
dert, zu erhalten wußte, ihn in den Stand, von richtig 
verflandenen und mit fcharfer DBeurtheilung gewählten 
Audfprächen der heil. Schrift zu ſolchem Behufe die 
fruchtbarſte Anwendung zu machen. Bon durchaus unbe: 
fongener WBahrheitsliebe, von eben fo unverdroffenem als 
vorurtheildfreiem Borfchergeifte und von nicht gemeiner 
Sombinationdgabe, hat er nicht nur in der unten anges 
eigten Abhandlung, durch die er zuerſt der Gelehrten 
elt vortheilhaft bekannt worden ift, fondern vornehm⸗ 


- 


8566 
nen Angelegenheite 







geiſch. er 


lich in feiner Inauguraldisputation ,' Die auch in theol. 
Lit. BL. der A. 8. 3. verdiente Anerkennung gefumden 
hat, fprechende Dentmale hinterlaſſen. Gewiß find auch 
bei dem raftlofen Eifer feines Bibelftudiums dergleichen 
Unterfuchungen mebrere von ihm angeftellt und bis zu 


recht fehr der Aufmerkfamkeit werthen Ergebniſſen forts 


geführt worden: nur daß theils feine vielen Geſchaͤfte 
ihm keine Beit gelaffen, fie in Form und Materie bis zu 
dem Grade der Reife, ohne die er nichtd aus feiner Fe⸗ 
der der Deffentlichkeit übergab, zu verarbeiten, theils 
feine ausnehmelde Befcheidenpeit, die lieber nichts gab, 
wo fie nicht Vollendetes, oder wenigftens nicht beffer, 
als fchon von Andern Gefagted geben konnte, ihn damit 
bervorzutreten abgehalten bat, Bon feiner feltenen Bes 
obachtungd s und Auffafiungsgabe zeugen die nach Form 
und Gehalt ungemein intereflanten biographifchen Aufs 
fäge, die ſich am Schluffe Diefer Biographie verzeichnet . 
finden. Iu der ungemein anziehenden Schrift über den 
bochverdienten Mineralogen Werner wird überdem Die 
lichtvolle Darftelung der geognoftifhen Theorie diefed 
Mannes und die aus den Bemerkungen über die Syſteme 
des Neptunismus und Vulkanismus hervorleucdhtende Sachs 
kenntniß felbft Kenner des Faches in Bewunderung ſez⸗ 
zen. Mit fehr fprechend hervortretender Eigenthümlichz 
teit und. eben darum Kenntlichkeit für Alle, welde its 
gend Einiges von ihm gelefen hatten, trug der Styl des 
verewigten 5. in allen möglichen Auffügen bis zu feinen 
vorzüglich intereffanten brieflihen Mittheilungen berab, 
bei weitem mehr die Farbe der Zeit, wo Leſſing, Engel, 
Mendelsfohn, Sarve, Zolikofer und ihres Gleichen für 
profaifhen Ausdrud auch in Werten der Beredſamkeit 
den Ton angaben, als die der allerneueften Epoche. In 
der Befonnenpeit, in der Klarheit und Gründlichkeit feis 
ner Einſichten, in dem Beftreben, dee Wahrheit durch 


woͤrtliche Darſtellung die vollefte Genüge zu leiften und 


in einer eben um Ddeöwillen nie mangelnden Achtfamteit 
auf fich felbft, lag der Grund von der auch im vertraus 
lichen Geſpraͤche fich nie werleugnenden Beftimmtheit, Abs 
gemefienheit, feften Haltung und Rundung feines Aus» 
drucks, worin doch nichts Geziertes und Manierirtes, am 
alleewenigften ein Schimmer gefuchter Originalität zu 
finden, an rechter Stelle aber auch Wärme nicht zu vers 
miffen war. Go groß übrigens der Zleiß war, den 3. 
auf feine Predigten wandte, und fo fortdauernd nüglich 
er damit unftreitig Allen gewefen ift, ‚die für veife Bes 





Sur.” . 3 


feinen Aritiken ihre homiletifchen Arbeiten gerät ſchoͤpft 
ben. — Wie ſehr das Leben des Hingeſch 

durch die Freuden ſtiller Wopltpätigkeit, mom 37 — 
dings einige Wohlhabenheit vor manchen Andern in den 
Stand fegte, verihänert worden ift, davon hat man wähs 
rend Di ibn weit weniger vernommen, ald nach feinem 
Hinfiyeiden den Geinigen 14:2 Spuren davon entdedt has 
ben, Was Garve von Bollikofer fagt: „Leben und Ende 
waren bei ihm aus einem Stücte" — dem hat gleichfaNs 
des edlen $. legte Lebensepoche entfprochen. 

Seine Schriften find: Bergleiipung D d. Ideen, wels 
he in den Apokkyphen d. A, Ir m, d. Okt. d. R. & 
üb. Unfterblichkeit, Auferftehung, Seite u, Bergeltung 
berefhen; in ya *) allgem. —R d. bibl, Bit. 
1798. ®b. 4, ©, 655— 718, — Predigten mit — 
auf ee. jehler u. Beatefmiite d. Aeit. £eip; 
wei Pred. i. Teuerſchen Magazin — Dieb. 
u. 9, Et. 2. oe — "Selegenpeitöpeed. m meiftens im 


3. 1800 spalten, Breib. 1801. — eben d. Buchänds 
led u. gi el, Bernpardi. He _ Biogr. Fr 

ib Fl —8 2». Braufe 
Racht. v. "meinem Water M. Shi —— A) —5 
elen Bufäge 


‚en herausgeg. v. deſſen Sohn u. deſſen Schwiegerſohn 26, 
1806. — Amtöreden in 6 Bddhn., —E [3 
—E zu kleinen Amtsreden, besauegeg- v.Dr. Eu 
Georg Hader **). 1806 — 1809. — *6 Berfafl. 
Wildingsonfalt f Künftige Lehrer in Bürgers u. 
ſchulen. Kreib. 1809. Die aan far ie Sefu, e. vn 
‚eb. Darftel. d. Sriumpbes zeligii ab: a 1810, 
— Paffiondpred. (eine vorzügl. 10m 
Erheiterungen d. Geiftes durch d. — Fu  Berwäß, 
d. Menſchen. Pred, am Grntefefte. Freib. 1813. — ®es 
ſchichte d. Eufebienſchule in Freiberg; nebft Aukünd. €, 
damit zu verbindenden Arbeitäfchule. 1814. — Mebrere 
velig. Amtöreben in mehreren v. Dr. Hader unter dieſem 
Zitel herausgeg. Bden. 1816— 20. — Diss. inaugural, 
Utramque Lacae commentar. de vita, dictis fatisgue Je- 
sa et Apostolor. non tam historicae simplicitatis , gem 
artiliciosae treotationie indolem habere, 1817. Mit 
befferungen u. Zufägen d. Berfaffers wieder al — 


— Seispbioge. dv. Ghrift. Felix 





lnden von — Der, Beldener u. Mamer geſammei⸗ 








Bo Rn Sir kur. 
R. Retrolag 7, Zahrz. 2 


370 Seidner. 


ten Commentationibus theologicis Part. I. Sect, I, p. 
273, unter dem Titel: de ratione dicta factaque Jesu 
et App. commemorandi, qua Lucas in utroque commen- 
tario usus est, 1825. — Einige Pred. in Ammons Pred. 
Magaz. u. einzeln abgedr. — Kurze Biogr. von Dr, 
Lob. Georg Hader, Dresden 1823. Mit Hackers wohl 

etroffenem Bildniffe. — Lebendbefchreibung Abrap. Gotti. 

erners; n. zwei Abhoͤlgen. üb, W's. Verdienſte um 
Dryktognoſie u. Geognofte von Ghr. Sam, Weiß. 1825. 
— Zwei Pred. i. d. Predigtfammi. f. d. nee evangel. 
Gemeinde zu Mühlhaufen. SHerauögegeb. ©. Dr. Gruft 
Zimmermann. Th. 2. 1827. — BPred. für d. Bergleute 
im Freib. Revier zc.; in Ammons Magaz. f. chriftl. 

red. Bd. 1, ©t. 2 ©. 405 —417. — ge [ } b. d. Ab⸗ 
iede ** Domgem. 3. Freib.; ebd, Bd. 8, St. 1, G. 

— 1 [2 


164. Joh. Ignaz Seidner, 
koͤnigl. baier, Archivar zu Würzburg ; 
geb, d. 1. Sun. 1758, get. d. 23. Apr. 1829. *) 


Er war der Sohn des fürftl. wärzburgifchen Hof 
kammerraths, nachherigen Amtskellers zu Oberſchwarzach, 
Georg Heinr. S. und der Joh. Eliſab., geb. Armknecht. 
Der Verftorbene erhielt die noͤthigen Vorkenntniſſe zu feis 
ner tünftigen Ausbildung in der GStift-Burkardinerfchule 
feinee Baterfladt Würzburg, von welder er auf das 
Gymnaſium und auf die Hochſchule dafelbft überging und 
feine Ausbildung in den höheren Wiffenfchaften mit Aus⸗ 
zeichnung vollendete, — Geleitet von einem innern Bes 
tufe, widmete er ſich dem geiftlihen Stande in der 1809 
aufgelöften Bernhardiner - oder Zifterzienferabtei Ebrach, 
in welder er am 18. October 1772 feine Geluͤbde ablegte 
und den 6. Dctober 1776 Priefter wurde, als welcher er 
fi durch wiflenfchaftlihe Bildung fowohl, als durch 
ſtreng fittliched Betragen dad volle Vertrauen. des Abs 
tes und feiner Mitbrüder erwarb. Er wurde daher bald 
als Amtmann zu Sulzheim und andern der Abtei gehds 
tigen Drten, und endlich als Kanzleidirector und Archi⸗ 
var der Abtei ernannt, in welcher legtern Eigenfchaft er 
das Klofterarcbiv nach eingetretener Säkularifatien an . 
Die Eurpfalz-baierfche Regierung überliefert. — Rad 
Auflöfung der Abtei Ebrach arbeitete ©, im kurfuͤrſtl. 





*) Inland 1829. Ar. 504. 





312 Kraufe. 


ebild feines Standes, ein treuer und fleißiger Beam⸗ 
er des ——* ſowie ein Freund der Kent Wiſſen⸗ 
fſchaften und Kuͤnſte. Die Muſe der vaterländifchen Ge⸗ 
ſchichte, aus deren verborgenem Schacht er ſo manches 
Goldkorn zu Tage gefördert und in der „Zeitſchrift für 
Balern”, I den „geöffneten Archiven” u. ſ. w. niederges 
legt hat, betra den Tod diefed Edlen eben fo tief, als 
deifen Berehrer. — Unaudgefest , bid noch wenige Sage 
vor feinem Ende, befuchte er das Archiv; und gleichwie 
er demfelben feine volle Thätigkeit mit Liebe und hoͤch⸗ 

er Treue gewidmet hatte, fo gab er dieſer Auftalt noch 
Dadurch einen Beweid feiner Surforge, Daß er derfelben 
eine fämmtlichen diplomatifchen und archivalifchen fehr 
hägbaren Werke und Manufcripte vermachte, worunter 
ich mehrere befinden, die für die Gpecialgefchichte des 
Untermaintreifes von befonderer Wichtigkeit find. — Geis 
Name wird von feinen Mitbürgern lange mit Dan 
barkeit genannt werden, 


* 165. Heinr. Friedr. Matthias Kraufe, 
Paſtor zu Jamund bei Coͤslin; 
geb. den 8. Mat. 1804, geſt. d. 2. Apr, 1889, 


Coslin war fein Geburtsort und fein Bater Schorn⸗ 
fteinfeger daſelbſt, der ihn, obgleich er felbft Eat ol, 
aber fehr aufgeklärt war, nebft feiner Schweſter 

erifhen Glauben erziehen ließ. 

ge Gymnaſium und ging bierauf im J. 1828 auf die 
Univerfität zu Königeberg. Auf der Reife dahin Hätte er 
beinahe auf dem frifhen Haff feinen Tod gefunden, da 
das — vom Mirbelwinde ergriffen und umgefchlagen 
wurde, ue durch feine Zertigteit im Schwimmen ges 
lang e6 ihm, nicht nur ich, fondern auch die übrigen 
Reiſenden bis auf iwei zu retten. Michaelis 1826 Eebrte 
er reich an Kenntniffen und mit guten Anlagen zum kuͤnf⸗ 
tigen Prediger in feine Baterfiadt zurüd und ſchon im 
December des folgenden Jahres wurde er als Paftor zu 
Jamund inftituirt. Er vermählte ſich bierauf mit Gas 
zoline Kriederike, der Tochter feines Worgängers im Amte, 
des Paſtors Kleift, deren Tod ex leider fcyon nach einem 
Fahre beklagen mußte, Zwar hatte er zur Zreude feiner 
Gemeinde mit Eifer und reger Thätigkeit fein Amt bes 
gonnen, auch ſchon den Entwurf zur Herausgabe einer 
chriſtlichen Kirchengeſchichte —— allein auch er er⸗ 
krankte bald und ſchon 4 Wochen nach dem Tode ſeiner 








876 Albertine Wilhelm. Amalie, Herzogin v. Wuͤrtemb. 


gelte fpäter bei der für alles Schöne und Erhabene jem- 
pfänglichen Prinzeffin die Grazie, welche nachher jede ih⸗ 
ver Handlungen verfchönerte, während der edlen, frommen 
Mutter Acht religiöfer Sinn auf fie überging, ihr Herz 
bildete und ihr die Gigenfchaften des Eharakters verlieh, 
durch welche fie ſich vor vielen ihres Geſchlechts auszeich⸗ 
nete. Leider eher ihrer vortrefflichen Mutter durch den 
Tod beraubt, als zu erwarten ſtand, leiteten ihre erſte 
Erziehung mehrere Gouvernanten, welche gu dieſem ehren⸗ 
vollen Gefchäfte die erforderlichen Eigenſchaften befaßen ; 
Dabei erhielt fie fpäter den Gonrector Boͤttiger zu ihrem 
Hauptlehrer, unter deffen bildender Hand fie ſich Kennt: 
niffe aller Art, vorzüglich in der Sefichte und Baukunſt 
erward, Den größten iii ihres gediegenen Wiſfſens 
verdantte fie aber ſich felbft, indem fie in hohem Grade 
olche Lektüre liebte, die zur Wervollfommnung Des Geis 
es und ‚Bereblung bed Herzens beiträgt. Sie beſchaͤftigte 
ch viel mit dem Studium der franzöfifhen Sprache, in 
welcher fie ſich eben fo geläufig auszudräden vermochte, 
wie fie diefelbe auch correct ſchrieb. In ihrem Umgang 
Außerft Iiebenswürdig, wußte fie gefellige Bildung, An: 
muth, Zalente eben fo anſpruchslos geltend zu machen, 
als fie es verſtand, dieſe Gigenthümlichkeiten nad ber 
Individuclität eines Jeden zu modifiziren. Geiſtreich and 
Yon der Natur mit jenem Wise begabt, der nie verlegend 
auf Andere wirkte, fondern meiftens ihre Perſon zum 
Siele hatte, verfehlten alle diefe angegebenen Züge den 
- angenehmen Eindruck nicht, dem ſich ihr Water mit gros 
Bem Woplgefallen hingab, und welches der Grund war, 
er die geliebte Zochter zu feinem großen Lieblinge 

or, ohne deffen Rath und Suftimmung er nichts Wich⸗ 
tigeö unternahm. Sie trug durch ihre jugendlich frohe 
Laune, durch ihre Talente fehr zuc Erheiterung des Fürs 
ften bei, um den fie Eis war, und machte die Bierde der 
Hofzirkel aus. — She hoher Rang verhinderte fie aber 
auch nicht, ſich um die Einzelheiten der Wirtpfchaft zu 
befummern, weiche die damit befchäftigte Dienerfchaft 
größter Ordnung führen mußte. Letztere war nach Ipcen 
rundfägen ein Hauptpringip aller weiblichen Bei ftis 
gungen, ohne welche auch nicht der geringfte Zweig oko⸗ 
nomtfcher enelenen beiten gut gedeihen koͤnne. Bon ſol⸗ 
den vortrefflichen Grundfägen erfüllt, würde fie jedem 
Stande zur Zierde gereicht haben, um wie viel mehr 
mußte man an ihr diefen Zug bewundern, da ihre in ib: 
rem Wirkungstreife fo viel Höhere Beſchaͤftigungen übrig 





878 Albertine Wilheim. Amalie, Herzogin v. Wuͤrtemb. 


auch fie, die Fromme brave Kürftin, die Erfahrung mas 
en: daß man keines Sterblichen Loos vor feinem Gnde 
preifen folle. Ihe eheliches Gluͤck, für fie eine Quelle 
frommer feliger Eintracht, wenn auch auf glänzender Höhe 
erbaut, begann ſich plöglich zu trüben. Immer dunkler 
umhällte —* ihr Lebenshorizont, den kein freundliches 
Geſtirn etwas zu erhellen vermochte, da ihr von der Vor⸗ 
fehung die füßen Mutterfreuden verfagt waren und kei⸗ 
ned Kindes Lächeln Balſam in die Wunden Des Herzens 
= gießen vermochte. Noch glaubte fie durch würdenolles 
enehmen , durch religiöfe Aeußerungen, welche ſich in 
ben Worten auöfprachen: „Was Gott sufammenfügt, fol 
der Menſch nicht ſcheiden!“ ihrem Bunde eine längere, 
feftere Dauer zu verleihen, Umfonft — die Scheidung 
ward nad) endlich gefchebener gemeinfchaftlicher Uebereins 
Zunft von GSonderöhaufen auß eingeleitet und fand deu 
25. Auguft 1801 ſtati. Ihr Gemapl, der Herzog von Wuͤr⸗ 
temberg, verlobte ſich nach einem langen Zeitraume mit 
bee Zochter des Fürften Kranz von Metternich, Pauline, 
und feierte mit derfelben feine Bermählung in Wien den 
23, Ber: 1817. — Rachdem die Herzogin in moralifcher 
inficht die traurigfle Kataftrophe ihres Lebens mit gros 

er Ergebung überftanden hatte, glaubte fie es fidy und 
Denen, weldye wit großer Verehrung an ihr hingen, ſchul⸗ 
Dig zu feyn, ihr niedergedrücktes Gemüth wiederum einer 
HT tern Stimmung zu öffnen. Denn fo wahr an ſich die 
emerlung wohl immer feyn mag: daß Leiden die Men⸗ 
chen veredeln, eben fo gewiß ift e8, Daß den wahrbaften 
hriſten Die Freude noch mehr veredelt und vervollkomm⸗ 
wet. Diefe verfeinerte ihr Gefühl gegen Minderbeglüdke, 
machte fie fchonungsvoll gegen die Schwächen anderer 
Menfchen, erhöhte ihr Wohlwollen gegen jeden fich ihe 
Nahenden und regte die Dankbarkeit gegen den an, von 
welchem ihr Geſchick in Ewigkeit beijchlofien war. Wer 
das Gluͤck genoß, ihre nähere Belanntfchaft zu machen, 
gewann ein großes Intereſſe für fie, daher erfcheint ed 
gewiß nicht auffallend, wenn der König von Weftphalen, 
Hyeronimus Napoleon, in dem kurzen Zeitraume feiner 
a feiner fo ollgemein geliebten Berwandtin wies 
a Decholte Beweiſe der Verehrung und Hochachtung zollte, 
die fih in manchem bedeutenden, finnreichen Gefchente 
audfprachen. Die größte Auszeichnung ward ihr aber 
zu Theil, ald ihe die Kaiferin von Rußland den Katha⸗ 
einenorden verlieh, der wohl nicht leicht eine edlere Bruſt 
Ihmüdte, — Jeder, welcher durch Dienfiverhältniffe an 











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neben fsinem halten Gehalt uud gizg dasn tm J. 1814 
nach Eraunſchweig, wo et in Lem neuerrichteten 

wars uls Gapitän angeflelt warte. — Im J. 1315 
wohnte ex mit demfelben dem Feldzuge tm ich und 
den Schlaͤhten von tebras und Waterloo bei und 


friogeriiyen Grelgniffe unterbrochgm worden war, weldye 


) d Braunfhweig ver o 
N Bräulch ouifeo. Siefewalh de ch te Becbime 


dung feierte. Da v. 9. viel Sinn für haͤusliches Gluͤck 





884 Schmidt. 


amd verlebte überpaupt daſelbſt fehr glückliche Tage im 
Umgange mit geiftvollen und wohlgejitteten Süngli 
deren Freundſchaft er ſich hier, wie fpäterhin zu 
erwarb, wohin er im 3. 1778 ging. In Gera hatte er 
ch fchon einen für feine Lage nicht unbedentenden Bücher 
fchag erworben, der ihm aber, ald er ihn in Gera zurück⸗ 
elaffen hatte, in dem dortigen fchredlichen Brande tm 
, 1780 von den Flammen verzehrt wurde. In Leipzig, 
wo er auch in der legten Zeit feines alademifchen Lebens 
Unterricht erheilte, benugte er gewifienhaft den Unterri 
der berühmten theologifchen Profefforen und verfäumte ni 
eine Predigt ded allgemein gefchästen Zollikofer; Denn ſei⸗ 
ne Neigung trieb ihn eben Towopt zur Theo gie als zur 
hilologie hin. Hier ſchloß er auch den Bund der 
chaft mit vielen Männern, die fpäterhin eine ehrenvolle 
und auögezeichnete Stelle in der ' elehrten Welt einnah⸗ 
men, und mit denen er auch nachher n faſt unumterbros 
chenem Briefwechſel blieb; nur erde gen hier genannt 
werden: Der pochberühmte königl. fächf. ofrath öttiger 
zu Dresden; Die Gebrüder Lenz, der eine in Gotha, 
andere in Weimar Direktor des Gymnaſiums; der Kir: 
chenrath Döring zu Gotha; der Superint. mare) zu 
Jena; Brendel), Rektor zu Eifer: Der 
Schmidt zu Weißenfels***) u.a.m. Im J. 1782 eß et 
Leipzig und kam als Baudlehrer zu dem damaligen Com⸗ 
mifftonsrath und Amtmann After in Ziegenrü 
1:3. war er in diefem achtbaren Haufe, ald er vom Gtadts 
zath zu Pösned einmüthig zum Rektor an der dortigen 
Knaͤbenſchule erwählt wurde. In der Prüfung zu Alten 
burg beftand er fo rühmlih, daß in dem ihm ausgeſtell⸗ 
ten Somfiftorialdiplom gefagt wird, er fei im Stande, ald 
Direktor jedem Gymnafium vorzuftehen. Mit ihm begann 
für Pösnecks Schule eine neue Aera; er führte nicht nur 
eine neue und zwedimäßigere Unterrichtsmethode, fondern 
such Ra Ideen and FR e ni ein, ne ſich einige 
nterftügung in ökonomiſcher Hinficht zu verſcha a 
er mit unermüdeter Thätigkeit außer feinen — 
funden noch täglich in jeder freien Suifgengeit bis zum 
bend jungen Leuten Privatunterricht in Altern und neus 
ern Spraden, und legte auch bald nach dem Antritt feis 
ned Amtes eine Leihbibliothe (bis zu 6000 Bdn.) an, die 
nicht zu den gewöhnlichen gehörte. Denn mußte er fi) 


Bet. Bioas. d, iekr 
“. “ “* L} . “ e s 
” Def. Biogr. —XR S. 745 d. Rekr. 


Schmidt. 385 


- auch durch Ba von Romanen und dergleichen 
Schriften nach dem Geſchmack der Zeit und eines Theile 
feines Publitums bequemen, fo enthielt fie doch bei wei- 
tem mehr wiſſenſchaftliche und belehrende Werke über bei⸗ 
nahe alle Gegenftände en lichen Wiſſens, und wurde 
daducch fowohl, ald durch feinen Umgang und Unterricht 
viel Licht und Aufklärung , im edelften Sinne, nach Pös⸗ 
ned und in die Umgegend getrag Mit feinen reichen 
pilologiihen und theologifchen Kenntniffen, fowie mit 
feinem ücherfchag ftand_er außerdem dem Sernbegierigen 
mmer auf die Liberalfte Weiſe zu Gebote, Als gutem Li⸗ 
terator entging auch feiner Aufmerkfamkeit kein wichtiges 
Werk, keine bedeutende Erſcheinung im Gebiete der Ges 
Ichrfamteit im Ins und Außlande. Und ging es nicht über 
eine Kräfte, fo fuchte er folche Werke für feine Leihs 
ibliothek zu gewinnen, Die er als Schooskind pflegte und 
liebte. So wirkte er ftil und fegensreich an feiner Stelle 
und wurde als vechtichaffener und gelehrter Mann von 
alten, die ihn kannten, ohgefwägt. Seit dem I. 1788, 
wo er am 27. Mai in fein Amt eingeführt ward, lebte 
er, ohne einen recht ernftlichen Verſuch f" Erlangung eis 
ner andern Stelle zu machen, in Pösne und hat fo eine 
anze Generation herangebildet und beigetragen, daß ſich 
ösnecks Bürger duch Kenntniffe und Schulwiffenfchaften 
o ehrenvoll auszeichnen. — Sein Herz war zufrieden und 
genügfam; er beneidete Keinen, der ihm etwa vorgezogen 
und vor ihm begin fe t wurde, wenn ‚er ihn gleih an 
Kenntniffen weit überſah. Es fehlte ihm nicht an wohl- 
begründeten Gelbftvertrauen; aber dennoch fprach und 
dachte er immer Höchft befcheiden von feinen Kenutniffen 
und Leiftungen. Diefe befcheidene Meinung von fich Telbft 
erlaubte es ihm auch nicht, als Schriftfteller in der ge⸗ 
Iehrten Welt aufzutreten; nur einmal, am Reformationd- 
 Subiläum ließ er eine kleine Schrift drucken, die Eurze 
Lebensbefchreibungen der feit der Reformation in Pößneck 
angeftellt gewefenen Geiftlichen , nebft einer Predigt eines 
Berwandten von ihm enthielt. Seine unwandelbare Recht⸗ 
fchaffenheit, fein unermüdetes Zorfchen nach Wahrheit 
machten ihn Jedermann fchägendwerth; für feine Freunde 
hatte er ein treued Herz. Er war religiös im ächten Gin: 
ne ded Worts, verfäumte in gefunden Tagen nie die öf⸗ 
Je ee eungen zu befuchen und fuchte felb 
n den Predigtfommlungen der beften Religionslehrer un 
Kanzelredner, unferer Zeit Nahrung für feinen religiöfen 
Sinn, Als zärtlicher glücklicher Gatte und Zater erfreute 


N. Rekrolog 7. Jahrg. 


Schmidt, 887 


Generalbaffe, forwie.auch mit der Kunfl des Satzes immer 
vertranter , und verfuchte fich endlich auch in eigner Com⸗ 
ofition, Kirchenmuſiken zu componiren machte er fich zum 
efondern Geſchäft, und führte fie auch öfters öffentlidy 
auf. Er wußte den Sinn feiner Mitbürger und der Schuls 
jugend für k zu wecken und zu_ beleben, und bildete 
in kurzer Zeit ein vollſtändiges Muſikchor. Sehr ungern 
verließ er daher einen Drt, wo er 22 I. lang mit regem 
Eifer in feinem Pete gewirkt und fo viele Beweife wah⸗ 
rer Liebe und Freundjchaft erhalten hatte, als er im J. 
1807 al8 -Stadtcantor und Lehrer and Lyceum nach Gaals 
feld berufen wurde. Auch Hier erwarb er ſich bald Liebe 
und Bertrauen und wirkte eden in dem ihm theuer ges 
wordenen Berufe; denn er befaß die jedem Lehrer noths 
wendige Gemüthsruhe und wußte Freundlichkeit und Milde 
mit Strenge und Berufseifer zu vereinen. Auch hier bils 
dete er, wie in Reuftadt, ein Sängerchor, das noch jetzt 
fortbefteht und ſich dankbar feines Stifterd erinnert. 
Schon ein I. vor feinem ‚Hinfcheiden bedrohte ihn der Tod 
durch eine Lähmung der linken Seite, doch feine Eräftige 
Ratur widerfiand, und fo wirkte er noch 1 Jahr lang 
mit fleter Shätigkeit in ſeinem Amte, Doch diefer fchlags 
ähnliche Zufall kehrte wieder, als er eben mit Aufführung 
zweier Kirchenmufiten, für O beftimmt, beichäftigt 
war, und diesmal erholte er fich nicht. wieder. Auf dem 
Gterbebette noch trug er fortwährend Beforgniß für ſei⸗ 
nen Beruf für den er bis zum legten Lebendtage gelebt, 
und fchied endlich von den Seinen im 64, Bebensiahte. 


* 172. Siegfried Auguft Georg Schmidt, 


Gonfiftorialrath u. Klofterprediger zu Preeb im Herzogth. Holftein 
geb. d. 5. Ian. 1745, göft. d. W. Apr. 1889. 


Sein Geburtsort ift Mondeldloh unweit Hannover, 
wo fein Vater Prediger war. Schon im 7. I. verließ er 
daB väterlihe Haus und wurde, da man ihn den Wiffen- 
fenaften beſtimmt, in die zu ihrer Erlernung geeignetften 

nftalten egeben. Auf dem damals fehr berühmten Gym⸗ 
nafium zu Hildesheim fludirte er hernach Philologie, und 
da er Rn der Sheologte widmete, fo kamſer auf die Unis 
verfitãt Göttingen, wo er ald Mitglied in das bortige 
Predigerfeminarium trat. Rad) Beendigung feiner alas 
demiſchen Studien erhielt er einen Auf a auslehrer 
bei dem Landrath von Hedemann auf Hemmelmard im 
Schleswigſchen, welcher feinem Bebentplane, eine ganz ans 


888 Umbreit. 


demfelben » ward Gandidat 
— be Sen Bite jemeinden zu Su 
iin Be — Ba Fee Sie 
Bye em 17% als Ferien an Er mein 
jogthum Holftein — Ka u 
lät ierte , bei 6 eit Br. 
— König ven F ne m Halo. den ab 


Re tung — RT 
au a Be des ai an un man, 

m, 
—— — — dr a m 
3. long feinem Amte mit 
Be u ae dena — Sat, ein 4Yjähriges Wirken 
e8 oſtangelnſchen Bereins ers 
nos Pa die Fa unr. ie und die — — 


weihuuge feier ds —5— u. Gappı EN Flensbur⸗ _ 
Chriftl; Nachdenken üb, d. Se, das wir in Hafer Bo 
terlande haben. 1795. — Prei algten b Imtöveränd. 
galt ran, 1796, * af eine ee nd 
ehren d. riſtent v. e. rechtſchaffenen Prediger ers 
warten berechtigt u. ipm wiederum At, 1. Kiel Pıedt. 
— Der Preeher Bibelverein. 1817. — — 
tigkeit durch d. Glauben an Chriftum Arlum, Altona kan. 
Meine 50jäl beige Amtöjubelfeier. Kiel 1822. — Rede 
br —— —— De Mine Sara Er Iun, 1822, Schleswig 


m. heit, D. ® A. 


178. Karl Gottlieb Umbreit, 
berägmter Drganift u. Componiſt zu Sonneborn 5. Gothat zu Re: 
ſtaͤdt d. Aenftabt; 

bed:d. . Yan. 1768, geil, d. 28. Apr. 182°). . 
&r wa Rebftädt, einem Lleinen Di des 
gm —— — — — Bet, 23 
en 
gelegt. Es iR bemerfenswertp, wie je aa ad 


") Ahgem. 8. Big. 1000. Mr. 10. 
* 





800 Umbreit. 


müthlicher Zurũckgezogenheit, froh und befriedigt in einem 
glü ie — amilienverhältniffe, eine Tan eBiein 
von Jahren fegensreich die Bewohner des Drts 
Kirche und Schule gewirkt , und außer feinen Berr 
ſchaäften gang ber errlichen Kunft dahin „Beseben f e 
unfterblichen nſtücke gefchaffen. Vorzüglich er als 
Meiſter in der — sur Verbeſſerung des Kirchenge⸗ 
ſanges in ſeinem Vaterlande bei. Der Sohn erinnert dic 
Her: mit wehmũthiger Freude, wie er ald Knabe des Genus 
tags neben der Orgelbant des Waters gefeflen und das 
—7 — begeiſterte Spiel mit einem Gefühle vernommen, 
welches ihm feft in der Gerle geblieben und zu Teinem 
Srundtone geworden, der ihn fiyer durch alle DRAN 
den des theolo ifchen Zweifelns getragen. - 1Durch ganz 
verbreitete ſich der Huf von der —** 
aniſten und mancher 
mte Künſtler bog auf der Landſtraße zwifchen Gotha 
und Eiſenach feitwärts nach dem unfcheinbaren Sonneborn 
ob, neugierig den Mann zu betrachten, Der es vorziehen 
Eonnte, einer Landgemeinde den Ghoral zu fpielen, flatt 
als veifender Birtuos in großen Städten zu glänzen. Gr 
aber sflegte gar oft zu fagen, wie er immer den feligfen 
Genuß feiner Kunft in jenen ftil- feierlichen. Frühkirchen 
des Sommers empfunden, wo er beim erften Scheine des 
Saged nur wenigen, aber andächtigen Gliedern der Ges 
wmeinde , die tröftliche Melodie: Wie ſchön leuchtet der 


en. 
Doc ſprach er auch gern noch in inet legten — 


an nen Choralbuches 


der jetzt rvegierende König von Preußen, der 
Beſchützer der enangelifchen Kirche, dem omponifen durch 
Ueberſendung einer goldenen Verdienſtmedaille ein ZSeichen 

















306 v. Beming. 


rdert ee die Fuͤſiliergarde In die Sampanne 

* dentirdigen Jahres, wo er den Affären vo 
kirch und Rothaulit beimohnte. @ine daB genannte 
Korps auflöfende und dafjelbe theilmeife der Tranzöfis 
fen Garde einverleibeude höhere Beſtimmung rief den 
Dberften im er 33 von — polen, dem ee 

re und gewifienbafter Dienfterfüllung vorgeftan: 
hy ‚ gr Beftphalen zuruͤck. Bon Liebe fir Da an 





Kammte . aus und fein MBaterland glapend, war 
v. B. ee Erſten, welche nach der Auflöfung des 
Koͤnigreichs Meftphalen Im Winter 1813. dem Water 


ihre Dienfte auboten, und wie hoch ihn das Bertrauen: 
feines Fuͤrſten ehrte, gebt aus feiner fofortigen Anftels 
lung ald Gommandeur des Regiments Kurfärk mit dem 
Grabe als Oberſtlientenant hervor. Hier rechtfertigte er 
vorzüglich durch Cinficht, und zwedimäßige Anordnungen 
das auen feines Fürften und führte das von im 
ebildete Regiment mit dem Armeekorps unter den 
ehlen des jegigen Kurfürften nach Frankreich, dafelbf 
an dee Blokade von Thionville und Meg fo wirkfamen 
Antheil nehmend, daß, ihm im September 1814 die Aubs 
eichnung des Drdens vom eifernen Helm. zu heil warb, 
Km 3. 1815 wohnte er an dee Spitze feines MR t8 
den Belagerungen. von Gedan, Mezieres und Givet bei 
und erhielt durch die Wahl des Korpschefs der 2. kur 
eff. Brigade eine der von des Könige von Preußen Mes 
eftat diefer Brigade bewilligten Dekoration des Ordens 
pour le medrite. — In daß Baterland und zum Frieden z0s 
südigelehet, war v. B. unabläffig bemüht, in jeder Bes 
ziehung feinen Riten auf das Pünktlichfte nachzukom⸗ 
men und errang fich auch bier die Gnade und das Wohls 
. wollen feines Zürften, welcher ihn im Januar 1816 zum 
Oberften und im November des Darauf folgenden Jahres 
zum Ritter des Ordens pour la verta militaire ernannte, 
— Im Sabre 1821 erhielt er das Commando des 1. Bis 
nien⸗Infanterieregiments; im Juli d. I. für unermübdes 
ten Eifer und mit Erfolg gefrönte Wirkfamkeit das Rit⸗ 
ter: und 1826 das Commandeurkreuz vom goldnen Loͤ⸗ 
wen, fowie mehrere ihn ehrende höhere Aufträge. — 
Unbegrenzte Treue und Anhänglichleit an fein Fuͤrſten⸗ 
haus und genaue Pflihterfüllnng als Staatödiener, vers 
unden mit einem fchlichten vedlichen Betragen, waren 
bie Grundzüge feines edlen Charakters und zugleich das 
Ziel feines unermüdeten Strebens. Sheilnehmend und eh⸗ 
venwerth als Freund und Familienvoter fdied er, ges 






































400 Dolz. 


mer um 4 Uhr auffland.— v. 9. flarb unnerehelicht, nit ! 
ober als ob er keine ebeliche Verbindung gefucht hätte ; 
Gr war zmeimal der ehelichen Trauung feps nahe, jede 

mal aber wurde: ihm die Braut duch ein befondere 
trauriges Geſchick durch den Tod entriffen. Als Kan: 
merbere wollte er ficy mit dem Kammerfräulein v. Dal⸗ 
big verehelichen , dieſe befam aber kurz vorher ehe bie 
Trauung vor fich geben follte, die Blattern, woran fie ſtarb. 
Auch noch als Wicepräftdent in Mannheim wollte er mit 
der Kammerfrau von Biere eine eheliche Verbindung 
eingehen, allein auch diefe wurde von einer Krankpeit 
überfallen und ſtarb. Bon nun an hatte er fich faſt al: 
Yes weiblichen Umganges entſchlagen und ale Seit füR 
allein feinem Dienfte und der Wiſſenſchaft gewidmet. — 
Bon feinem ſchoͤnen Bermögen erhielten Die Stadtarmen 
in Mannheim die Summe von 43,000 fl. Reicyewährung, 
die größtentheild für den Unterricht fchulentlaffener av 
mer Würgersföhne und. Toͤchter verwendet werden foll, 
Den Armen in Raftadt vermachte er 3000 fl. Bon feine 
Bibliothek verehrte er noch zu Lebzeiten Der erzbifchäflis 
wen Bibliothek in- Freiburg 1000 Bände ausgefuchte theo 
logiſche Werke, 

Raſtadt. Profeſſor Eckerle. 


* 177. M. Johann Wilhelm Volz, 


Bönigl. wuͤrtemb. geiſtl. Rath, Dekan u, erſter Stadtpfarrer 
zu Biberach; 
geb. d. 7. Mai 1743, geſt. d. 80. Apr. 1829. 


Er wurde zw Xhieringen, einem Dorfe bei Balingen 
im Würtembergifchen, wo fein Vater Pfarrer war, gebos 
zen. Er wählte ‚den väterlichen Beruf und betrat zuerft 
feine Studienlaufbahn in den beiden niedern Seminarien 
Denkendorf und Blaubeuren, feste nachher Diefelbe zu 
Zübingen fort, wo er bis 1767 blieb und hierauf noch 2 
3. lan Bitariatödienfte verfah. Im J. 1780 wurde e 
zum Pfarrer in Oberholzheim, dem Geburtsort Wielands 
ernannt, Bei Erledigung, einer Pfarritele in Biberach 
wurde ihm 1782 das «Dofpitalpredigeramt übertragen, bie 
er endlich 1795 in die Stelle des Abendpredigerd und noch 
in die des erften Stadtpfarrerd trat, der naleich den Ti⸗ 
tel eines Seniors der Biberachfchen Seit chkeit führte. 
Doch flellten ng bei ihm traurige Umflände ein, indem 
feit 1794 feine Sehkraft immer Ichwächer wurde und fid 
endlich 1801 bei beiden Augen in den grauen Staar und 





402 Dtto. 


D. Necher zu Biberach. Im Frühjahr 1827 erhielt er die 
ihn fehr niederbeugende_ Nachricht von dem ode feine 

en, des Prälaten v. Schmid in Ulm*), und Ende d. J 
1828 verlor er noch feine älteſte Zochter, die Wittwe des 
vorpergenannten D. Necher. Rach diefer Zeit nahmen fein 
Kräfte ſichtbar ab und er flarb fanft, nachdem er das 
hohe Alter von 86 I. erreicht, 


* 178. Johann Georg Otto, 


herzogl. Sachſen⸗Meiningiſcher geheimer Dofrath zu Meiningen; 
geb. d. 16. Febr. 1746, geſt. d. 80. Apr. 1829, 


Gen Water Joh. Martin D. war berzoglicher Rent: 
meifter zu Meiningen, feine Mutter eine geb. Hübner; 
außer einem Bruder hatte er Leine Geſchwiſter. Auf dem 
damaligen Eyceum feiner Baterftadt vorbereitet, bezog er, 
um ſich dem Studium der Iuriöprudenz zu widmen, bie 
Univerfität Göttingen. Bon da wurde er bei einem apa 
nagirten Grafen v.d. EippesDetmold als Hofmeifter feiner 
Söhne angeftellt, weldye er in der Folge auch get die 
Univerfität begleitete. Bei Gelegenheit einer Reife in 
feine Baterftadt ernannte ihn am 4. Dct. 1770 die da 
mals als Ddervormänderin regierende Sertogin Charlotte 
Amalie zum Mitinfteuctor ihrer beiden Ptinzen Garl und 
Georg, melde er fpäterhin mit feinem Gollegen, dem 
Geheimeratb Heim, unter Dberaufficht_ des Dberhofmels 
ſters v. Zürkheim auf bie Univerfität Straßburg beglei⸗ 
tete. NRach vollendetem Unterricht der beiden Prinzen 
wurde er im 3. 1775 als Rath und Rentamtsverwefer, 
ingleihen als Adminifirator des Gerichts Rauenftein, in 
Chal au, angeftelt. Im Februar 1800 aber ward er 
mit dem Prädikat eines Hofraths wirklicher Amtınann 
in Schalfau mit Beibehaltung der Rauenfteiner Gerichte, 

erner führte er 30 I. lang die Direktion der oberländt: 
hen Handiungscommiffion und 12 I. hindurch die Ober: 
aufficht Aber die Chauſſee im meiningifchen Oberlande. 
Nach einer langen Reihe in mannichfacher nüglicher Thaͤtigkeit 
durchlebter Jahre traten die Schwächen des hoben Alters 
ein und er wurde feinem Wunſche gemäß in den Ruhe⸗ 
fand verfegt, und zwar mit Beibehaltung feiner vo 
Befoldung. Zu Ochallau feierte er im Octoser 180 
noch fein Sojähriges Dienftiubiläum, aber ganz im Stillen 
und nur im Kreife feiner Familie; darauf op er mit feis 
ner Sattin in der Mitte des April 1821 zu % ner von ihm 
innigft geliebten, an den Gommiſſionsrath Werner verehe⸗ 


*) Defl. Biogr. 6. Jahrg. ©. 871 d. Nekr. 


Sn. 











406 Schaflitzl. 


Kenntniffe, in feinem haͤuslichen Leben aber durch einen 
mäßigen, fittenreinen und religiöfen Lebenswandel aus. 
Er war ein treuer, liebevoller Satte und Water, der ge⸗ 
fälligfte und biederfte Freund und dabei ein angenehmer 
Gefellfchafter, der Zielen zu früh — im 65. J. feines 
Alters — fein irdiſches Dafein befchloß. 


* 180. Blaſius Schafligl, 
koͤnigl. baier. Hofrath u. Eandrichter zu Sonthofen im Oberdonaukr.; 
geb. d. 8, Febr. 1748, geft. d. 8. Mai 1829, 


Diefer allgemein gerää te Mann wurde in dem Dorfe 
Steinenbichl (Tandgerichts Zusmarshauſen), wo feine Gl: 
tern nur ein kleines Landgut befaßen, geboren. bes 
fuchte er in feiner fruͤheſten Jugend die Volksſchule. Da 
aber die damalige Schuleinrichtung nur einen dürftigen 
Erfolg erwarten ließ, fo unterrichtete ihn der dortige Ortbs 
pfarrer; er trat hierauf 1758 in das Gymnaſium zu St. 
©a!vator in Augsburg und zeichnete ſich in allen Klafjen 
aus. Dadurch, und befonders durch fein mufterhaftes Des 
tragen, erwarb er ſich bald die Liebe einiger Domkapitu⸗ 
laren, welche ihn als einen unvermögenden Sungling fo 
unterflügten, daß er auf eine ehrenvolle Weiſe ferne Stu 
Dien beendigen konnte. Im 3.1764 bezog er die Univer⸗ 
fität Insbruck, um fich der Rechtswiſſenſchaft zu wibmen 
und brachte es auch hier nach einem 4iährigen Studium 
fo weit, daß man ihm nad wohlbeftandener 


fung das Gefchäft eines Nepetenten 4 3. hindurch über. 


teug. Kurz vor feiner Abreife in fein Vaterland 1772 
erlangte ex wegen einer rühmlich beftandenen Disputation 
Die Würde eines Doctors der Rechte, mit der Verſiche⸗ 


rung einer baldigen Anftelung in den Öftreichifchen Staa⸗ 


ten. Aber kaum war er in Dillingen bei einem feiner 
ehemaligen Gönner eingetroffen, als ihm nach wenigen 
Tagen von dem Juſtiz⸗-⸗Senate derfelben Stadt eine Pre⸗ 
berelation in einer wichtigen Suftigfache aufgegeben wurde, 
und da er diefe zur allgemeinen Zufriedenheit Löfte, fo 
wurde er ald Mitarbeiter dieſes Senats am 1. Jan. 1773 
angeftelt. Noch im nämlihen Jahre rüdte er in bie 
Stelle eines Affeffors und Lehen » Sekretarintd = Berwefers' 
bei derfelben Behörde ein. Im 3. 1775 wurde er als 
Regierungsſekretaͤr und 1785 als wirklicher Hof: und Res 
gierungsrath befördert. — Er erhielt 1783 das Amt ei: 
ned Landammans der Pflege und Herrſchaft Nettenberg 
im füdlihen Sheile ded Bistums Augsburg, und als 














Schüg. 41 


im 3. 1817. &ypag. 1819. m. X. — Blätter f. d. gefammte 
ſchlef. Alterthumst. Bresl. 1820 — 1822, m. Steindr. — 
De originis et signetis nötarior. veteram in Silesiacis ta- 
balis. Lips. 1820. — Werfuch e. Einleit, in d. Gef.’ d. 
altdeutfchen Bauart; Vorleſ. 1821. — Das Schloß d. 
deutſchen Ritter zu Marienburg. Berl, 1823. m. K. — 
Nittergeit u. Ritterwefen. Lpz. 1823. — Prog. De an- 
tig. Silesiacis sigillis. Bresl, 1824. — Ab d. deutfchen 

tertäumst. Weimar 1824. — Sagen, . Geld. 0. d, 
Schleſierthaie u, d. Burg Kinsberg. 1824. m. Steinde. — 
Der heil, Berg u. deffen Umgeb. in Oswig. 1824. — Die 
Alterth. d. Stadt Görlig. Görl. 1825. m. Steindr. — 
Grabmal d. Herzogs Heinrich IV. von Breslau. 1826, m, 
5 Abbild. — Lit, Beil. 3. Streits fchlef. Prov. BI. 1827. 
—  Beite, olg. Beitfche.: 1) Zu den fehlef. Prov. BL 


©. 1811 — 1824. 2) zur Stg. fd. eleg, Welt o. 1812— - 


1815. Darin d. Auffag: Span. Künftler durch d. 2. Jahrg. 
1813 u, 18145 ferner 3. Zahrg. 1813: Kurfürft Koachim 1. 
rt. üb, d. Rang d. Städte in d. Mark, Nr. 29, — 

» Probe e, neuen Ueberf, d, Nibelungen, Nr, 45, 55 —57. 
— Die Lit. d. Mittelalt. u. deren Stud. Nr, 99— 102, 
— Gruft u. Scherz in alt. Geſch. u. Sprüchen. Nr. 230 u, 
234. 1814: Re. 20, 65, 131 u. 178, — Gefpenftergefch, 
a. d, Leben d. Hrn, Schweinichen i. 3. 1576. 1813. Ne, 
245. — 3) 3u Gchlegeld deutſch. feum (1813); 4) zw 
den Gaben der Milde (1817); 5) zu d. 3. Morgenbl. ges 
— Kunſtbl. (1820 — 1824). — Wecenf. in d. Wiener 
itztg. 


188. Franz Schuͤtz, 
Stadtrath zu Erfurt; 
aeb, d. 2. San. 1775, gef. d. 6. Mat 1829.) 


Er war zu Vainz geboren und begann feine Lauf- 
bahn in Militärdienften des Kurfürften von Mainz, nahm 
Shell an den Zeldzügen von 1792— 1801, wurde aber als 
Lieutenant im Negimente von Ander, zu dem er verfegt 
worden, pı nit, als mit dem Königrei 
je in Berbindung kam. In den 3. 1805 und 1806 ers 

8 


U 


lt er eine Anftel bei dem Proviantwefen der königl. : 


reuß. Armee und 1809 als Poligeicommifjär zu E: 
— — 1814 Polizeiinſpektor um — — De Dia 





FR Ro u dr Öffentt. Mittheil. von einigen Blieberw 


412 Bergiuß. 


iſtrats und Stadtraths daſelbſt. — Durch alle Stadien feiner 
BicHfamfeit hat er einen außgsgeichneten Ruf Der Recht⸗ 
lichkeit, eines ſchlichten edlen Geradſinns, einer unbefan⸗ 
enen frommen Denkungsart und einer treuen Anhäng⸗ 
—** an Freunden erprobt. Als Beamter und als Menſqh 
bethätigte er einen edlen Charakter felbft in den fchwies 
rigften Dienftverhältniffen. Sein reger Gifer, durch den 
ipm gewordenen Beruf dem Staate wie der Menfchheit 
nach Kräften zu nügen, fand Die Grenze der Thäti 
nicht an dem Buchſtaben, der ihm feine Wirkfamkeit zu- 
maß. Wo er immer durch fein Einfchreiten einem Bes 
drängten Hilfe verfchaffen, dem Unfrieden fleuern, den 
Berderbten beſſern konute, da ließ er fein ernftes und fein 
zutrauliched Wort gern wirken, und that da, wo er Koth 
erblidte, gern im Stillen wohl. Es gelang dem Ber; 
ewigten, durch feine thätige Amtösführung der Pflicht zu 
entfprechen und Dabei dennoch ſich allgemeine Achtung und 
in einem hohen Grade Liebe zu erwerben, felbft die, wel: 
he für ihre wiederholten Zehltritte Ifeine Strenge em: 
pianden, blidten mit Furcht und Achtung zugleich auf . 
hn. Und was feine Denk: und Handlungöweife in das 
ehrenvollſte Licht ſtellt, iſt, Daß fein Ruf aus der für feine 
Stellung fo bedenklihen Zeit der Fremdherrſchaft nicht 
wallein vein hervorgetreten ift, fondern fogar eben dama 
dh) feft begründete. So hat ſich durch fein Leben das 
ild eines wahren Deutfchen Biedermannes jedem, der ihn 
kannte, lebhaft vor die Seele geftellt und tief ins Herz 
geprägt. — Er endete fein Wirken im 5. I. feines Les 
ens und hinterließ Feine Berwandte, 


* 184. Garl Ludwig Auguft Bergius, 


Eönigi. preußifher Regierungsrath zu Königäberg ; 
geb. d. 14. Apr. 1784, geft. d. 8. Mai 1829. 


In dem, Städtchen Pr. Holland in Oftpreußen ge: 
boten, wo fein Bater ald Regimentöquartiermeifter ftand, 
war 8. fon als Kind Iebhaften Geiftes und aufmerk; 
fam auf die ihn umgebenden Dinge, und feine ſchnelle 
Auffaflungsgabe erleichterte ihn das Lernen fehr. Er 
verlor feinen Vater im noch nicht vollendeten 6. Lebens⸗ 
jahre und kam mit feinem jüngern Bruder in das Haus 
feines Oheims , des Buchhändlerd Nicolovius in Königs 
berg, der die Erziehung beider Knaben übernahm und 
mit der größten Sorgfalt und Uneigennägigkeit vollen: 
dete. Der Verewigte erhielt zuerft Privatunterricht und 





404 Hilt. 


und Niedern genoß er ſtets ungebeuchelte Ehrerbietung 
und Liebe. Selbft in feiner Burücdgezogenheit von dem 
öffentlichen Gefchäftsleben intereffirten ihn doch noch die 
Zeitereigniffe und die Schickfale dev Menfchen , befonders 
aber die Angelegenheiten des Vaterlandes. Sein Herz 
war erfüllt von Sreundfchaft und Wohlwollen für Ber: 
wandte und Bekannte; Dienftfertig und gefällig kam er 
Andern fletö entgegen; überall fuchte ex Freude und Su: 
friedenheit unter feinen Mitmenfchen, mit weldhen er ir: 
gend in Berührung kam, zu verbreiten. Gr war eben fo 
wohl ein Freund der Ratur, als des heitern gefelligen 
Lebens, und man konnte ihn in diefee Hinficht mit Recht 
einen jugendlichen Greis nennen. Worzüglid aber verdient 
feine und feiner zweiten edlen Gattin Wohlthätigkeit ges 
gendie Armen rühmlichft erwähnt zu werden ; Beide trock⸗ 
neten im Stillen und oft unangefleht die Shränen vieler 
Nothleiden; zu potriotifchen Zwecken gab er bereitwillig 
und meigennüsig nicht unanfehnliche Beiträge und mans 
en hilfsbedärftigen jungen Studirenden etheilte er ge 
legentlih eine Seldfpende, ohne dag er feinen Namen 

enannt wiflen wollte. Niemand erzeigte dem biedern 

bepaare irgend einen Dienft, der nicht reichlich belohnt 
worden wäre. 3u Diefer-ungemeinen Menfchenliebe gefellte 
fih aber bei Beiden in ihrem wahrhaft frommen, gleids 
fam patriachalifchen Leben eine ungeheuchelte Gottes 
Als das hohe Alter ihnen nur felten den Tempel dei 
Heren mehr zu befuchen erlaubte, da erbauten fie eimans 
der felbft in der ftillen Wohnung durch das Vorleſen von 
Neligionsbücdern und andern geifterwedenden Schriften, 
und waren hierin aud ihren Hausgenoffen ein mufterbafs 
tes Vorbild des Wandels. Daher wird auch ihr Anden 
Ten ſtets ehrenvoll und gefegnet bleiben. 

Meiningen. Profeſſor Dr. Ihling. 


* 179. Caspar Hilt, 
herzogl. naſſ. Ober⸗App. Gerichtsrath zu Wiesbaden; 
geb. d. 7. Febr. 1765, geft. d. 2, Mai 1820. 


Er war der Sohn des kurfuͤrſtl. mainzifchen Amts⸗ 
vogts H. zu Erbach im Rheingau und in Mainz geboren, 
Geine Studien vollendete er auf der damaligen Univerfi- 
tät Mainz und bildete ſich im 3.1784 praktiſch für- fein 

ach im Amte Rüdesheim, und Eon nebenbei feinem 
ater in allen Bogteiamtö:Gefchäften bei. Nachdem er 
fiy hatte eraminiven laſſen, wurde er 1787 am nämlidgen 


ww. 





418 Bruder. 


Aeſchylus betreffend und einige Schulreden Hinterlaffen, 
Seit 1817 war ee Mitglied der oberlaufigifchen Geſell⸗ 
fhyaft der Wiſſenſchaften zu Goͤrlitz. 


187. Johann Gottlieb Bruder, 


Doctor d. Medic., Obermedicinalrath u, Ritter des eifern. Kr. am 
weißen Bande zu Berlin; . 


geb. d. 18. Feb. 1770, geft. d. 12. Mai 1829, °) 


Gin großer Verluſt für Berlin und fo Viele, die in 
ihm den ausgezeichneten Arzt und Wundarzt fo hoch ak: 
teten. Geboren zu Köpenit, waren feine äußern Berhält: 
niffe nicht begünftigt, aber mehr als alle werth war es, 
DaB ſchon dem Knaben der religidfe Sinn und das Ber: 
langen zum Guten und Wahren tief Tingeprägt war. 
Er widmete fich der Chirurgie und firebte mit etfernem 
leiß, fich das au eigen zu machen, was Der gewoͤhnliche 
eg zur Ausbildung in der Chirurgie Damals vorſchrieb. 
Als Gompagniehirurgus im Artilleriecorp& wohnte er der 
Zeldzügen am Rhein bei, für ihn fo wichtig, Da er hie 
„sue elt⸗ und Lebendverhältnifie in fo mancher Be 
ziehung kennen lernte und feine Wißbegierbe eine Maflı 
von Erfahrungen fammelte, die nachher fein Wifſen be 
gründeten und von dieſem geordnet wurden. Im Jahre 
1797 wurde ihm das Glüd zu Theil, in Der damali 
chirurgiſchen Pepinieve feine feltene Ausbildung —* 
vollenden zu koͤnnen, und dankbar gedachte er der An 
alt, mit welder er in mehr als 10jähriger Berbindung 
eblieben und welcher er alıh nuglih war. Daß Br. 
Phon damals viel leiftete und mehr als das Gewoͤhn⸗ 
liche verfprach, geht ſchon daraus hervor, Daß er im 3. 
1804 nach Spanien geſchickt werden follte, um genauere 
Kenntniß über Das damals dort herrſchende fo bösartige 
elbe Fieber einzufammeln, eine Reife, die fpäterhin nicht 
ur nöthig erachtet wurde, Die Anftrengungen des Geld 
zugeö 1806 und die Sorgen jener Zeit zogen ihm eine 
langwierige Krankheit zu, die feinem "Beben gefährlid 
wurde, und er ſich genöthigt fah, die Dienfte als Milis 
tärarzt zu verlaflen. Auf dem Lande der Ruhe zuräd: 
egeben, war er fo glüdli, durch Oeffnung eines Ab⸗ 
der eö im Unterleibe feine Gefundpeit wieder zu erbal: 
ten. Rad Berlin eher wurde er als Arzt und 
Bundarzt bald in den größten Wirkungskreis verfeht, 


*), Berl. Voß. Beitg. 1889. Nr. 113. 








Buͤſching. 409 


feine Theilnahme an den Angelegenheiten des Lebens ſich 
verminderte, Neber Entwürfe zu Tünftigen Berbeflerungen 
der Schule wurde von ihm felbft dann noch nachgedacht, 
als alles Nachdenken, alle Entwürfe, die feine eigene 
Beſſerung herbeiführen follten, vergeblidh waren. — Bon 
ihm erſchien außer mehreren Programmen eine „Nachr. 
v. d. Selehrtenfhule zu Plauen. 1816. und 1827 eine 
„kurze Geſch. d. latein. Stadtfchule zu Plauen,“ 


182. Johann Guſtav Gottlieb Buͤſching, 


Doctor d. Rechte u. Prof. d. Alterthumswiſſenſch. an db. Univer⸗ 
fität zu Bredlau 5 
geb. d. 19. Sept. 1788, geft. d. 4. Mai 1829. *) 


Er war ein Sohn des berühmten Geographen Anton 
Bar. Büſching und zu Berlin geboren, Nachdem ex 
einen Schulſtudien in Berlin, obgelegen hatte, wids 
mete er fich auf den Univerfitäten Erlangen und Halle 
dem Studium der NRechtöwiflenfchaft und wurde im J. 
1806 als Regierungs⸗-Referendar in Berlin angeftellt. 
. Schon frühzeitig hatte ihn befondere Neigung zum Gtus 
dium deut cher Kunft und Alterthümer hingezogen. Im 
November 1810 erhielt er daher dad Sommifjorium, die 
fücularifirten Tat oifhen Stifter und Klöfter Schlefiens 
au bereifen, die Bibliotheken, Archive, Bilder und Bils 
derwerke, Münzfammlungen und andere Kunftgrgenftänbe 
derfelben zu verzeichnen und zu übernehmen. Diefem mit 
ſehr glücklichem ee auege ührten Auftrage hatte er 
ım 3.1811 feine Anftelung als königl. Archivar zu Breslau 
zu verdanken; ein Amt, das er bi6 1825. befleibet hat. 
©eit 1816 war er zugleich Privatdocent, feit dem Decems 
ber 1817 auperorbentli er und feit 1823 ordentlicher Pro⸗ 
Ei der Alterthumswiſſenſchaften an der dafigen Univer- 
ität. Während er an Allem, was in das Gebiet des 
allen, en Oi Sehens — dat le: 
endigſte Intereſſe während jer mit deutfchen, ſcan⸗ 
—æã8 klaren und böhmifchen Gelehrten 
eine anögebreitete wiflenfchaftliche und artiftifche Corre⸗ 
fpondenz führte, hatten feine eignen Iitevartichen Beftres 
ungen vorzugsweife die Richtung auf fein liebes Schle- 
fien genommen, Mit dankbarer Anerkennung erinnert fich 
Breslau der Verdienſte, die fich der Verewigte durch die 
erfte Anordnung ded dafigen Provinzialarchivs, fowie Durch 





”) Bresl. At. 1829. Sr. 108, 


422 | Meyern, 


ſtrebende Welt zu fuchen, oder zu gründen, fi 
mit andern Sugendträumen dahin. Gr trat 
e Dienfte bei der Artillerie und lebte in Diefer Form 





Lebens find feine vielen wohlgeordneten und wohlge: 


"her, liebender Freunde gerathen , damit fie der Welt a 
balten werden, und nicht in fefte Hand, die fie einen ver⸗ 
ſchloſſenen Schag bleiben läßt. Wenn fich Leine Ber: 
wandte melden (Bater und Mutter find längft fchon dem 
em igen Sohne dorangegangen), fo IR die oͤſtreichſche In: 
validenkaffe Erbin des baaren Bermögend, und leide 
auch der vielen hoͤchſt fhägbaren Manufcripte, Mödte 
Doch in Diefem Zalle Graf Sternberg, der den MWBerksr: 
benen hochichägte, oder allenfalld die Nedaction der „Wit: 
ner Jahrbücher“ Der Melt diefe Shäge erhalten! — 

Doch zurüd von diefer Epifode zu dem Leben des Krems: 
des. Er fand endlich 2 junge Männer von Adel, die er 
u einer großen wiffenfchaftlichen Rele in feiner Gefel: 
haft begeifterte.. Er dankte ald Artillerielieutenant ab 
und reifte mit ihnen in die klaſſiſchen Länder der alten 
Geſchichte, befonders nady Italien, Griechenland, Klein 

afien, ſah mit Hifkorifchem ; militärifchem und befonders 
mit Kunffinn die Denkmale der Vorwelt, die Orte, wel 
he duch Schlachten, Belagerungen und andere Krieg 
thaten berühmt geworben und fludirte überall den Man: 
ſchen. Gebr lang hielt er ſich in Gonftantinopel auf. 

Ihm erfchienen die Tuͤrken nicht fo roh und barbarifk, 
ald man fie gewöhnlich fchildert. Ungarn, Polen, fowie 

England und Schottland waren damals von ihm befuht 
und ducchforfcht worden, *) — Späterhin dhielt er ſich 


») Diefe große wi aftliche Reife würde noch weiter fortge: 
fegt Ar Gen Fl Faber: dur) den Tod des Ginen der 


d 


Meyern. 423 


lange mit der öſtreichſchen Geſandſchaft in Sicilien auf, 
wo eben dies Berhältniß ihm die Belanntfchaft mit dies 
fr einft fr reichen und intereffanten, jetzt fo vernachläfs 
igten Inſel ſehr erleidhtgete. Damals war Neapel in 
der Gewalt der Zrangofen und Sicilien unter englifchem 
Schuge, der Aufenthalt der alten Königsfamilie. Sein 
Lieblingsgedante war damals, eine zahlreiche Golonie von 
vecht arbeitſamen deutſchen Bauern dahin zu führen, und 
bier dem Mangel an fleißigen Händen, dort der ſichtba⸗ 
ren Mebervölterung abzuhelfen. Aber Borurtheile und 
Srivilegien find Berge, welche auch das Träftigfte Wohl: 
wollen nicht immer überfleigt. Auch in Rom war er 
lange Zeit mit der oͤſtreichſchen Gefandtfchaft, und konnte 
mit ihrem Schuge um fo ungeftörter das alte Nom ftus 


Diren und. alle bochgepriefenen Herrlichkeiten des neuen | 


anz kennen lernen. Aber — der Mann mit dem zarten 
fi ebildeten, religiöfen Kunft: und Schoͤnheitsfinn Rellte 


te, befonders die Eirchlichen, bei weiten nicht fo body, .. 


"als fie der oft affectirte Enthufiagmus Mancher zu bes 
ben fich bemüht *). Unter den mancherlei Schilderungen 
aus feinen Reifen, die in der Unterhaltung mit ihm vors 
Tamen, hier eine der Lleinften und freundiichften: In 
Smyrna lernte er in dem Vorſteher des Pefthofpitals 
einen Greis von 80 Jahren kennen; einen choͤnen ſtar⸗ 
Ten, gefunden, mildfreundlichen Mann, Er war als jun: 
er Kaufmann aus Italien in Smyrna von der Peſt be: 
allen worden und hatte das Gelübde gethan, wenn er 
wieder genefe, fein ganzes übriges Leben der Pflege der 
eftfranten zu widmen ; er genad und war erit als 
aͤrter und dann, feit 40 Jahren, ald Borkeher in dem 
Hoſpital der Peſtkranken. Ein Mann von vielfeitiger 
Bildung, aber ganz feinem Amte lebend und fich —* 


opfernd, oft monatelang von allem Umgang, außer mit 


Peſtkranken, getrennt, fo daB er mit Andern nur von der 
Höhe eines Fenſters oder Balcons herab das Nöthigite 
fpregpen Eonnte, — „Wie füblte ih mich fo klein und 
gedemäthigt, dem edlen Greis gegenüber”, pflegte M. 


0] 


Neifefährten und den Nüdtritt_ded Andern unterbrochen worden. 
Dom jede feiner Reifen war wiflenfhaftlich. 

) Ueberhaupt erwarb fit) M. von allen Ländern, die er be: 
uchte, die richtigſte und tieflte Kunde, erforfchte ihre Sprache und 
iteratur, Zebendart und Charakter, 8 i 
Natur in ihren mannichfal tigſten Beziehungen, Anftälten des Ver⸗ 

Ki: Kriegsweſen, Staatswirthſchaft, Geſchichte und bildende 
unſt. 


erfaffungen der Voͤlker, die 





Dot. 425 


Tod war ; fein Geift blieb hell und bewußt bi ans 
Onde, das ihm gute nur alö ein erwänfchter Uebergang 
in fin höhered, f ikigeres Weſen erfchien.  Ungefhwädht 
blieb bei ihm Gebächtniß und jede höhere, geiftigere Kraft; 
fein reicher Schat von Kenntniffen ftand ihm ſtets zu 
Gebote; man Eonnte ſicher fein wenn man irgend einen 
unet der alten oder neuern Gedichte, der Philpfophie, 
er Erds, Raturs und Menfchenkunde , irgend, einen Ges 
jenftand der Kunſt zc. berührte, ihn gleicy mitteh ‘in der 
Eise zu finden, und fie erörtern zu hören, als hätte er 
je eben erft durchdacht. Leben und Wiſſenſchaft hatten 
gegenfeitig bei ihm durchdrungen; body erhaben über 
eteifacht und Borurtheile war fein Urtheil ftets mild, 
aber doch ſcharf und eig: In all feinem Wiffen war 
er ganz zw Haufe, hell, Elar, befonnen und ftets eigens 
mli. Mer Umgang 'mit ihm bot daher Jedem, deu 

di ve zu fdägen wußte, in reichem Maße goldene Aes 


fel in filbernen Schalen. — Go ein af Tann und 
el 


im Leben nur einmal begegnen ! Gr iſt zu felten; wohl 
dem, der ihn findet und nt. Beine Freunde vermifs 
fe ihn tief und fhmerzlig. — „Sein Andenken wohne 
H — Heiligthum unſerer Herzen." („ Dya- Na- 
ors.“ 


189. Eduard (Paul Gottwald) Pohl, 
Candidat des Predigtamtd zu Bredfaus 
geb. d. 1. Nov. 1801, get. d. 18. Mai 1829.) 


Er war von Dürftigen Eltern zu Breslau geboren 
und erhielt feine erſte Bildung in der mit dem Friedrichs⸗ 
Oymnafium verbundenen Bürgerfchule. Im 8.3. am er in 
die unterfte Klafle des Spmne m& , welches er bis Oftern 
1823 befuchte Geine afademifchen Studien old apealss 
begann er in der Waterftadt, und vollendete [ in Berlin, 
Nur kuͤmmerlich Eonnte er ſich erhalten, denn Breslau’s 
Belagerung raubte deinen Eltern ihr weniged Befigthum, 
und die Kantorftelle feines noch lebenden Vater in Gils 
berberg bot zu geringe Mittel, um Mutter, Gchwefter 
und ihn vor Nahrungaforgen ui fügen. Deöhald Iaftes 
ten ſchon von früher Sugend# an am Theil auf ihm die 

lichten eines Familienvaters. ein er trug fie mit 
freudiger Kraft, weil er in der Unterftügung von Mutter 


ef, Roſenalmanach 1880, wofelbft auch das Porträt def 


426 | Hohl. 
und Schw ‚ die ihn durch Ertheilung von Privatun 
—ã—nù mai wurde, fein höchſtes Slüd fand. Gefühl 
und Talent für die Dichtkunſt entwicelte er früh Und 
mehrere Zodesfälle geliebter Lehrer und Mitfchüler boten 
ibm Gelegenheit, ed in dem Kreife feiner Gönner und 
reunde leuchten und wärmen 8 laſſen. Selbſt in ge⸗ 
Bee Sirkel begleitete ihn die Muſe, wo er nicht felten 
durch in wenig Augenbliden verfaßte, wohlgelungene Ge⸗ 
Dichte, überraſchte, von denen einige in Die von ihm ver: 
anftaltete Sammlung Iyrifcher Sroüffe (Breslau 1829) 
aufgenommen find. Ungeheuchelte Gleichheit der Empfin⸗ 
Dung , Dentweife und Auffaſſung äußerer Berhältniffe zog 
ihn mächtig zu Iean Paul*) hin. Cr wußte die ihm 
entgegentretenden Hinderniſſe zu befeitigen , wunterzog ſich 
mit fifchem Muthe den vorauszufehenden Entbehrungen, 
und trat eine Wanderung zu dem geliebten Dichter an, 
der ihn mit vieler Freund ichkeit empfing, und, angesonen 
von der klaren Ziefe und einfachen Wahrheit feines S 
fens, auch nach feiner Heimkehr durch Grüße und Briefe 
ihm fein dauerndes Wohlwollen zu erfennen gab. Rad 
beendigten Univerfitätöjahren lebte Y. ald Hausiehrer bei 
dem Grafen Pilat in Schlegel, und war kaum von da nad 
Breslau zuruͤckgekehrt, als ihn eine Erkältung auf ein 
14 tägiges Krankenlager warf, von welchem er nicht mehr 
erftand. Er flarb nahe an der Erfüllung feiner fchönften 
Hoffnung; denn eine geliebte Braut und eine Gemeinde, 
in deren Mitte er ald Religionölehrer treten follte, har: 
reten feiner Genefung; und die Sammlung feiner Gedichte, 
deren Ertrag er fir feine Mutter beftimmt hatte, wat 
eben im Druck erfchienen, — Mit wehmüthigen Zögern 
farich Unterzeichneter diefe wenigen Andeutungen über Dad 
eben des vollendeten theuern Freundes, die ihm zur öf: 
fentlihen Bekanntmachung gütigft mitgetheilt wurden, 
nieder. Wenn der Genius des Todes einen andern auf 
der Erde eingebürgerten Genius aus feiner Hülle abruft, 
ehe er fein Dafein hienieden verkünden Tonnte, ſo iſt ed 
nicht Anmaßung , fondern Pflicht, daB die, welche ihn tm 
kleinen Kreife auffinden und erkennen durften, von feinem 
Merthe ohne Rückhalt ſprechen. Pohl's Inneres war ein 
reiner Kryftall, dem eine Myöne Erde, ein ſchöner Him: 
mel und eine heilige Meligion belle Funken entlodten; 
ein Dichter in dem Sinne, den Elaudius diefem Worte 
beilegt. Die Wahrheit Diefer Behauptung wird Durch die 


üü— 
4 


*) Del. Biogr. 3. Sahrg. S. 1085 d. Nekr. 


Parreidt — Hänlein. 427 


erwähnte Sammlung feiner Gedichte untı t, aus weis 
her der Verf. freilich, bei Tpäterer Durchficht, viel weg⸗ 
jelaffen ; der er aber, auch nody viel mehr des alles Bißs 
Beciae Uebertveffendeh hinzugefügt haben würde, wenn 
nicht ſchon jept die erftartte San von den tönenden Gais 
ten herabgeglitten wäre. R. Hilſcher. 


* 190. Johann Auguft Parreidt, 
toͤnigl. preuß. Juſtizcommiſſär u. Rechtsconſulent zu Deligi im 
Verzogthum Saqhſen z 
geb. d. ©. Jul. 1761, geſt· d. 14, Mai 1829. 

Er war aus einer alten, angefehenen und um die 
Gtadt_Delisfch vielfach verdienten Familie nf offen ; 
denn fein Bater Chr, Aug. P. war Bürger —* unð 
Nechtöconfulent ‚feine Mutter Regine Sophie, eine geb. 

ofmann bdafelbft. Den Grund feiner wii enfehaftlichen 

ildung- legte er auf der Stadtfchule feiner Baterftadt 
und genoß weitere Ausbildung auf der Fürftenfchule Pfor- 
ta. In Beinsio vollendete er Peine uriftifchen Studien und 
wurde ein eben fo geſchickter al& rechtichaffener, allgemei- 
ned Vertrauen und ungetheilte Liebe geniefiender Rechts- 
gelehrter, welchen Ruhm er bis an fein Ende ſich erhal⸗ 
ten hat. Zuerſt fand er feinem, Bater in feinen ausge- 
breiteten. Geſchaͤften bei und machte ſich fpäterhin befonz 
ders auch als Kicchenvorfteher um das Delisfcher Kirchen» 
wefen fehr verdient; auch war er Gerichtäverwalter 
der Patrimonialgerichte Sollen bei Landsberg und Roigfch 
bei Bitterfeld. Ex hatte mit manchen Unfällen und Krant- 
geiten zu fümpfen;_am meiften litt ex. durch langwierige 

eraubung —5— Sevtaft, waß ihn jedoch, bei einem 
außerordentlich ſtarken Gedächtniß und bei feiner großen 
Erfahrung , in feiner juriftifhen Praxis nicht bedeutend 
hemmte. Den 26, Oct. 1791 hatte er ſich mit Chriftiane 
Wilhelmine geb. Laue von Seittenberg, ehelich verbun⸗ 
den, und die 3 Söhne und 1 Tochter, die fie ihm gebar, 
haben ihn überlebt, 


* 191, Heinrich Carl Alerander dv. Hänlein, 
der Phil. u. Theol. Doctor, Director d. koͤnigl. batr. proteſtant. 
Dberconfiforiumd zu Münden, Ritt. d. Drd. d. baler. Krone. 
+30 Gölingen im Würtembergifchen ; 
geb. d. 11. Iul. 1762, geil. d. 16. Mai 180. 
Der Bollendete war der Sohn des fürſtlich 
burg · Ausbach ſchen Hofs und Regierangsratheb u 





v. Haͤnlein. 429 


wutde · — Im Brühjahe 1789 folgte et dem bereits im 
Serbſt 1788 erhaltenen Ruf in, feine Heimath als Pros 
feffor der Theologie und Univerfitätsprediger zu Erlangen, 
wo er biß zum Gerbſt deö 3. 1804 in Diefeh beiden Aem⸗ 
tern fegensreic wirkte und auf gleiche Weife fi) der Zus 
Feiebenbeit feiner Vorgefeßten und der Liebe and Vereh— 
rung feiner. Gemeinde zu erfreuen hatte, eine akas 
demifchen Lehrvorträge, gegründet auf tiefe wiffenfchafts 
liche Studien, dabei den Geiſt feiner Forſchung athmend, 
welcher ihn ſtets befeelte und gleichwohl ihn nie über die 
Grenzen hinausführte, wo menschliches, Forſchen aufhört 
und Glaiben beginnt, belebt dabei durch den innigen Ans 
theil, welchen er felbft an dem nahm, wad er mit wahrer 
Ueberzeugung vortrug, hatten, fowie feine and tiefem tes 
Yigiöfen Seffpt hervorgegangenen und mit edlem Anftand 
und einem glüdlichen Organ vorgetragenen Kanzelveden 
fid) ſtets deö lebhafteften Antheils der Zuhörer zu erfreuen 
und leben noch fegensreich in den Herzen wieler berfelben 
fort. Dabei mußte feing Heiterkeit und _Gemütplichkeie 
im gefelligen Umgang , die Offenheit und lichkeit, wos 
mit er jedem, ber ſih zu ihm gezogen fühlte, entgegens 
tam, Alle mit Liebe für den Mann erfüllen, deffen ent 
lied wie Privatleben mit dem, was er Veprte und pres 
digte, im innigen Einklang ftand. — Treu und anhängs 
lid) dem Waterlande und der Univerfität, nuf weicher er 
feine erfte Bildung erhalten hatte und mit Luft und Liebe 
wirkte, wies ex mehrere während feines afademifchen Lehrs 
amtes in Erlangen an ihn ergangene Bokationen auf auss 
wärtige Univerfitäten zurück und bewies auch hierbei, ins 
dem er nie dergleichen Anträge zur Begründung von Ans 
fprüden an bie ihm ger fegte Regierung benupte, die 
zeinfte Wneigennügigteit, Doc erkannte die Eönigl, preis 
ifige Begternng , unter weicher damals die Fürftenthümer 
inöbach und Baireuth ftanden, feine Berdienfte an, und 
bethätigte dies aus, eignem Antrieb durch fucceffive Ges 
haltserhöhungen und durch die ihm den 23. Det. 1808 
verlichene Wurde eines Gonfiftorialrathes bei dem Göns 
Eroclum au Ansbach, unter Enthebung von den laufenden” 
sonfiftorial, uiaätten. — In die Periode feined Lebens 
als ai ademilejer un zu Erlangen und Göttingen fällt 
auptfächlich feine rifeitelerife jätigkeit, Die Reihe 
jeineer am Gcluß Diefer Lebens - aufgeführten 
Schriften, weiche alle mit großem Beifall von der gelehr⸗ 
ten Welt aufgenommen wurden, zeugt hietvon. Neben 
diefen unter feinem Ramen einzeln —E Schriften 


430 j v. Hänlein, 


enthalten aud; mehrere gelehrte Beitfchriften, an well 
2 Antarteltete, Vrobikte ———— 
fchens. So redigiete er namentlich erft mit Ammon, dann 
ft diefem und Paulus, das früher von Döderlein begon 
mene theologifhe Sournal in den 3. 1793 und den fol: 
enden Jahren und arbeitete thätig mit fowohl an der in 
tlangen eine Seit lang erfchienenen Siteraturzeituug, ala 
audy, nachdem dieſes Iiterarifche Inftitut aufhorte, an der 
allgemeinen, erft in Jena, dann in Halle erfchienenen %i- 
teraturgeitung, Die firenge Prüfung, welcher derfelbe 
ftets feine Arbeiten unterwarf und die Gewiffenhaftigkeit, 
womit er ſich feinem Be als_atademifcher Lehrer und 
Prediger widmete, mag Urfache feyn , daß bei aller feinen 
wiffenichaftlichen Beftrebungen gewidmeten Thätigkeit, dod 
die im Yublitum erfchienenen literarifchen Produkte ders 
felben nicht zahlreicher find. — eine Gefundheitsums 
tände, Fr im De dem ee — ver⸗ 
mdene anhaltende Anſtrengung der Bruſt nicht ufagte, 
nöthigten indeſſen ihn von Kabe zu Jahr mehr, An 
eine andere Anftellung umzufehen, weldye mit feiner Gons 
itution weniger — eſchatten serbunden wäre, 

ei ‚am bie preu‘ e He, 

4 Bamald 


und von diefem an die Krone Baiern, Zwar gehötte nas 
mentlich der Berewigte zu denjenigen , weldye Pete lange 
daß edle Beftreben des Königs von Baiern und feiner Re 
gierung für das Beſte der ange‘ ammten alten, wie der 
Heu erworbenen Länder zu würdigen wußten; indeffen der 
Anhänglidhteit an den bisherigen Zandesheren wid jede 
andere Mädfiht, und es erklärte deshalb der Beremigte 


v. Hänlein. 431 


auf die bei der Landedabtretung von preußiſcher Seite an 
die höheren Staatsdiener ergangene Aufforderung, ſich 
darüber auszufprechen , ob fie noch im preußifchen Dienft 
zu bleiben wünfchen oder nicht? — fi, für. das Erſtere, 
. und war bereit, dahin zu gehen, wohin ihn fein biöheriger 
Landesherr berufen würde. Allein das Unglück, weldjes 
noch in demfelben Zahr die preußifche Monarchie traf, 
machte die Ausführung diefed Plans unmöglich. Willig 
fügte er fih nun der Nothwendigkeit und bewies dem 
neuen Landeöheren diefelbe Pflichttreue, denfelben redlichen 
Dienfteifer, durch welchen er fi) in feinen biöherigen 
Dienftverhältniffen ausgezeichnet hatte, — Der fo auf⸗ 
merkſamen baierfhen Regierung konnte das redliche Wir⸗ 
ten eines fo tüchtigen Gtaatödieners nicht entgehen. Sie 
erfannte dies auch durch die That an, indem fie den Bers 
ewigten, ohne, daß er irgend eitten Scheitt diesfalls ‚ges 
than hätte, bei der im 3. 1808 gefchehenen Organifation 
des Königreich& Baiern, den 15. Sept. d. I. zu der eben 
fo ehrenvollen als wichtigen Stelle eines erften ordentlichen 
Ober: Kirchenrathes in das für den proteftantifchen Theil 
des Königreichs damals errichtete DOber-Confiftorium in 
München ernannte. In diefem auögebreiteten Wirkungds 
kreis, an der Spitze der proteftantifhen Geiftlichteit 
Baiernd, wirkte er nun unermüdet feit Ddiefer Zeit 
bis zu feinem Ende fort. Ohne Menfchenfchen, ernft 
und Eräftig in Behauptung defien, was er für recht und 
ut erfannte, und doch vol Milde und Freundlichkeit, ges 
ang ed ihm, ‚nun unter- den fchwierigften Beitverhälts 
nifien, ſehr viel Gutes durchzuführen, Viele der treff: 
lichſten Einrichtungen , deren ſich die Berfaffung und Bers 
waltung der. proteſtantiſchen Kirche Baierns BY erfreuen 
at verdanken feinem und feiner Gollegen Wirken ihrs 

ntftehung. und Erhaltung. — Unter den manderlei 
trefflichen Sineichtungen, welche feit der im 3. 1808 ges 
[ogenen Gründung des proteftantifchen Oberconfiftorlums 
n Baiern ihre Entftehung oder Vervollkommnung fanden, 
und wobei der Verewigte ftetd thätig mitwirkte, verdient 
namentlich befondere Erwähnung die kirchliche Eintheilung 
des proteflantifchen Theils des Reichs und die Organifas 
tion der kirchlichen Mittel: und Unterbehörden; die zur 
Erlangung tüchtiger Geiſtlicher neueingerichteten theo⸗ 
logiſchen Candidatenaufnahms⸗ und Anſtellungsprüfungen; 
die zur fortdauernden Snfpeftion der Geiftlichen in willen: 
f&haftlicher und fittlicher Beziehung und zur Leitung ihrer 
theoretifchen und praktiſchen Kortbildung getroffenen Sins 


48% v. Hänlein. 


richtungen; die Einführung einer auf firenge Unparteilich⸗ 
Beit und Auswahl der — aus der Zahl der Be 
werber um erledigte Pfarrftellen hinzielenden Beförderun 
ordnung; Die Purifitation und Anordnung vieler —* 
reien und Auflöſung fo mancher Simultanverhältniſſe im 
Weg der Güte zum beiderſeitigen Vortheil und damit He⸗ 
bung der Urſachen ſo mancher gehäſſigen Streitigkeiten 
wiſchen verſchiedenen Religionsparteien; die, bei oft ſehr 
def ränkten pecuniären Mitteln getroffenen Einrichtun 
zur efriebigung der religiöfen Bedürfniſſe neuer, an Or⸗ 
ten , wo vormals kein proteftantifcher Gottesdienft beftand, 
ebildeter proteftantifcher Gemeinden, zur Unt ung 
eener der ärmern proteftantifchen Geiftlichen und beffere 
Dotirung einzelner Pfarreien, fowie zur Unterflügung der 
Wittwen und Waifen proteftantifcher Geiſtlichen; die Mes 
gründung einer die Arbeiten der kirchlichen Behörden fehr 
erleichternden und ihnen a Data dazu Liefernden 
kirchlichen Gtatiftit; ‚die rs tung eines neuen verbef 
ferten und gleichförmigen Geſang⸗ und Ghoralbuchs | 
die Vorarbeiten zur Einführung einer gleichförmigen zweck 
mäßigen Liturgie; was ferner zur eg ndung einer die 
Bertretung ber Rechte der kirchlichen Gemeinden, fowis 
die Erhaltung der Kirchenzucht fürdernden Repräfentation 
der kirchlichen Gemeinden gefhah ; Die Vereinigung der 
Lutheraner und Reformirten im Rheinkreife; die Begrüns 
dung von Geſellſchaften zur Verbreitung dee heiligen 
Wi DR mit forgfältiger Vorkehrung gegen dabei Leicht 
einfchleichende myjitifche Umtriebe; und fo manche Eins 
richtungen noch, welche in diefe Epoche fallen — nicht zu 
verge len dabei defien, was zur Verhütung manches dros 
henden Uebels, insbefondere zur Gicherftellung des evans 
gelifhen Kirchenvermögens gegen Verwendung zu fremd: 
Artigen Zwecken; zur Wahrung der Rechte der Kirche ges 
“ gen die — dem gegenfeitige Religiondfreiheit und Ems 
tracht der verfchtedenen Neligiondparteien verlangenden 
Willen des Königs und feiner Regierung zuwider — von 
einer gewiſſen Seite her verfuchten Anfechtungen, gegen 
Profelytenmacherei und fonftige ultramontane Umeriebe; 
zur Srhaltung ferner der Reinheit der enangelifchen Lehre, 
zur Bermeidung von Separatismus und Gectirerei in ber 
evangelifchen Kirche felbft ; fowie endlich was zur Leichtern 
Ertragung wenigftend unvermeldlicher, durch den Dran 
der Zeiten herbeigeführter Nachtheile een Mag gu 
mancheö, was in Tirchlicher Hinſicht in dieſer Epoche ges 
ſchah, zur Beit noch nicht immer ganz den Zwecken ent 




















438 Maria Joſepha Amalia, Königinvon Spanien, 


jarmloſen mild den König ſelbſt aufrichtete. Ih 

En —E Königin har überhaupt tadeReh 
und würdig; und weite wir fie jeder Berfuhung, in dl 
entlige Get fte fich zu mifhen, ans. — Gi 

fteude geno| ein Jahr fpäter, als Vater, 
und Sreundin ubes Zlorenz den 3. Dec. 1824 in Madıd 
fie befuchten. Diefe an bes Jepten Wiederfehens hatten 
eine unbefcreibliche Heiterkeit Aber ihe Gemüth verbeek 
tet. Berſagte ihr auch Gott einen kiebiingswunſch der 
Böniglicyen Familie, da ihre Che kinderios blieb, fo weihte 

ie do um fo außichließender der Werehrung Gottes um 
er Piebe zu ihrem Gemobl, die fie täglich wie die Eich 
E allen den Ihrigen felbft im Gebete ausſprach. Gis 

ebetbuch in —A Syrache ward, von ihr verfaßt, 
dem Druck übergeben. Dieſelbe Gpttergebenpeit und Geis 
Fesftärke, die fie immer ausgezeichnet hatte, bewies fie 
auch in den legten Tagen iyres debend. schon am 1. 
Mai 1829 war nämlich die Königin von einem Callenfits 
ber befallen worden, das jedoch anfangs wenig Deſe 
erwedte, Noch am 6. d. MR, war, fie im Stande, 
festen Water ua cin enpindiges Sereiven er 

ren Buftand u becul on 2 zn 
de Krankheit einen (edenflien Li ter an und ang 
endlich in ein Nervenfiebeu über, das ihrem edlen Leben 
am 17. ein Ende macıte. Sie verſchied in einem Alte 
von 25 3., betranert und gefegnet vom neuen MWBaterlandt 
wie von dem ihr ftetö nahe gebliebenen Sadfenlande*) 





r . Seunkehn 
imaren juleßt in Aranjuez verfammelt, Die beili 
einer SR: Su welcher ad Tpanifipe Örandes —— 
Mabrib nash Aranjuep gebracht und auf befondern Altäten 7 
mer der Königin aufge ellt, en allen Provinzen“ — = 
pen Gebete angeordnet. — In ihren hantaften war die Königin 










440 Str. v. Barnekow. 


ZRitteln Geld gu einer Armenkaofle gab, woraus m la 

Yrmen nah feinem Ermeſſen Unterfugung reichen Tezıt. 
Ginigemal follte er auf eine beffere Pfarrikelle verſch 
werden, er hatte aber feine Gemeinde zu Lieb, als I 


ern, fein Anſehn war blubend Na ins foätche Alte, 
0 daß man von ihm wohl fagen Tonnte: ost mens san 
corpüre gano, 


C. F. Roft, 
Pfarrer zu Ringenthal bei Mittweida 


* 194. Chriſtoph Gottlieb Bogislay Freihen 
von Barnekow, 


koͤnigl. preuß. Oberforſtmeiſter, Ritter ded St. Johamiter⸗ u. re: 
then Adlerord., wie auch Ehrenmitgl. d, medienb. patriot. Vereint 
— zu Teſcheritz auf der Infel Rügen; 
geb. d. 6. Apr. 1760, geſt. d. 21. Mai 1829. 


Er war zu Teſchevitz auf der Infel Rügen geboren 
und erhielt den erſten Unterrid,t im elterlidhen Kaufe, 
Bann in Bergen duch den dortigen Probft Keftius, wo 
fi ihm der hohe religiofe Sinn und der unerfchätterlide 
Glaube an die Liebe und väterlihe Führung Gortes, die 
ihn vor Bielen audzeichneten und nie, weder in Freude 
noch Schmerz verließen, tief einprägten. Darauf beſuchte 
er die Hochfchulen zu Greifswald, Kiel und Göttingen, 
wo er duch den Tjährigen Krieg häufig mit den BDfficies 
ren der verfchiedenen Triegführenden Armeen zufammens 
tom, in deren Gefellfchaft der lebensfrohe Süngling fich 
wohl befand und aldReiter und Boltigeur fich auszeichnete, 
wie überhaupt fein Eräftiger Körper, der felbft bis ins 

oͤhſte Alter nie von Krankheit angegriffen ward, in 
eibesubungen Stärke und Leichtigkeit entwidelte Bei 
der Ausbildung des Körperd ward aber keineswegs der 
Geiſt vernachlaͤſſigt, mit großem Fleiße der Surisprudenz 














Peter Friedrich Ludwig, Herzog von Oldenburg. 445 


torp an einen Theil des Herzogthums Gdledrig, ten 
der Großfürft Paul nach erlangter Boljährigkeit in tem 
ergiachic befannten Definitivtraftst im Jabre 177 
eftätigte. In Folge dieſes Traktats erlangte Lie Alzere 
Linie des Haufe Oldenburg, die im Beſitz der Krcae 
Dänemark war, den ruhigen Beſit von ganz Schleſswig 
und Holftein, und trat Dagegen an den Grchfürfen tie 
Sraffchaften Oldenburg und Delmenhorfi an ter Nie 
derwefer mit allem Zubehör ab, übernahm tie anfehnlis 
chen holſtein⸗gottorpſchen Landesſchulden und befreite Lie 
gedachten Graffchaften von allen Staatsſchulden. Tem 
bisherigen Biſchof von Lübel und Hersog con Helfſtein, 
auch Adminiftrator der holftein : gottorpiden Lande im 
Deutfchland, Friedrich Auguft, leiblidem Chem des 
Prinzen Peter (nachherigen Herzogs von Didenburg,, trat 
der Großfürft in dem erwähnten Definitivtraftate Lie fos 
genannten jüngern Zideicommißgüter des Amtes Zitens 
burg in Wagrien ab und bedang ihm zugleich von Zä- 
nemark als eine Entfhädigung eine anfehnlide Summe 
wegen rückſtaͤndiger Apanagen. — ine weitere Folge 
dieſes Vergleichs war, daß der Halbbruder des Koͤnigs 
Chriſtian VII. von Dänemark, Prinz Friedrich, der 1756 
zum Goadjutor des Hochſtifts Lübel erwählt worden 
war, zum Bortheil des Prinzen Peter Friedrich Wils 
heim, einzigen Sohns des Biſchofs Friedrich Auguft, ſei⸗ 
nen Rechten auf jenes Hochſtift entſagte. Auch trat 
wenige Sage nady der Befigergreifung der Grafſchaften 
Dldenburg und Delmenhorft durch den Sroßfürften Paul 
diefer felbe als Dotation und Zideicommiß an die jün- 
gere Linie feiges Haufe uud deren Chef, dem Biſchof 
arg Auguft, ab. — Daß alte Stammhaus des Baus 
ed Oldenburg an der Niederwefer, welches nach dem Abs 
leben des legten Grafen Anton Günther 1767 an die Als 
tere Einie und deren Hauptagnaten, den König von Däs 
nemark, und an den Chef der jüngeren Linie, den Ders 
z0g von Holſtein⸗Gottorp teſtamentariſch gelangt war, 
aber durch Neichöhofrathäurtheil dem regierenden Her⸗ 
z0ge von Holftein- Plön, Joachim Ernſt, als nähern Agna⸗ 
ten zuerfaunt wurde, war der regierenden daͤniſchen Li⸗ 
nie durch Vebertragung jened Herzogs von Holftein- Plön 
verblieben. — Diefe dem Haufe polftein: Gottorp uners 
wartete Wendung legte den Grund zu den nacıherigen 
langen Mißverftändniffen beider Hauptregentenlinien des 
Haufes Holftein. Als der legte Graf Anton Günther 
von Oldenburg geftorben war, fiel die Herrſchaft Iever 








448 Peter Kriebrich Ludwig, Herzogvon Oldenburg. 


Tünftlern ausgeführt, duldete er Dagegen gern. Beſon⸗ 
derö aber fand die Arditektur bei ihm Aufmunterung 
und Unterflägung. Noch mehr als für Die Künfte tyat 
er für die Wiſſenſchaften. Gr war der Grunder der in 
D!denbarg befindlihen, einen Schag von gediegenen wii: 
enfchaftlimen Werten und mandye antiquarifdye Gelten: 
Seiten enthaltenden öffentlihen Bibliothel. Cr gründete 
im 3. 1807 ein Gchullehrerfeminar mit einem Fond von 
‚20,000 Zhle. ; im J. 1814 ein Gymnaſium und 1819 
ein Zaubflummeninftitut zu Wildeshauſen. — Recht und 
Gerechtigkeit handhabte er ohne Anfehn der Perfon; kei: 
ner feiner Unterthanen iſt unter ihm und durch ihn wiſ⸗ 
fentlid oder abſichtlich jemals in jeinen wohlgegrüundeten 
Rechten gekraͤnkt worden. Die Abfchaffung der Todes⸗ 
ftrafe für Berbrecher iſt in der neueften Zeit lebhaft zur 
Sprache gelommen und in Frankreich wird dieſelbe bins 
nen wenigen Wochen gefeglih ausgeſprochen ſeyn. Aber 
dem Herzoge Peter, von Dldenburg gebührt der Ruhm, 
Daß er, wenigfiens in den legten Sahrzehnten , der erfle 
Bi in der Welt gewefen ift, durch den die Todesſtrafe 
aktiſch abgefchafft worden; indem er nie ein Todesur⸗ 
theil unterzeichnet hat. — Scon dieſe einzelnen Züge, 
befonders der legte, dürften als genügend erkannt wer; 
den, um Dem edlen Herzog.den Ehrentitel: Water feines 
Voikes beilegen zu Tönnen. Um fo fchmerzlicher mußte 
ed für feine Untertharten feyn, dag ihm von Napoleon 
unverdienter Weife ein fo trauriges Loos bereitet wurde, 
— Herzog Peter war 1809 im October, zu Der Zeit, ald 
Napoleon durdy fein Machtgebot Deutfchland beherrfchte, 
dem Rheinbunde beigetreten ; doc mehr dem Drange 
der Zeit, als feinem Willen folgend, indem er vorauds 
fah, daß durch diefen At die auf feinem Volke ruhenden 
Laften direkt oder indirekt vermehrt werden würden. Aber 
auch diefer Schritt rettete ihn und fein Land nicht vor 
dem Schidfale, weldyes Damald mehrere deutſche Fürften 
traf: ein einziger Federſtrich des gewaltigen Kaifers ver- 
nichtete die Exiſtenz des Herzogthums Dldenburg im 3. 
1810, und e8 wurde im Anfange des folgenden Jahres 
dem franzöfifhen Reiche einverleibt,. Man bot zwar dem 
Derzoge Erfurt nebſt deſſen Gebiet als Entfchädigung an, 
aber er flug es ans, indem er fagte: „Ich will Uns 
tertbanen, die ich Eenne und liebe, und die auch mid) 
lieben!" Er ging zuerft nach Eutin und dann nad 
Rußland zu der durch Bande des Bluts ihm nahe bes 
teundeten Kaiferfamilie. Gegen Ende des Jahres 1813, 





= 


450 Alex. Ludw. C. Heinr., Prinzd. Hohenl. Ingelfing, 


1805 nahm er den an ihn ergangenen Ruf zu einer au: 
Serordentliygen Profeſſur der Rechte nach Kiel an, ward 
1814 ordentlicher Profeſſor derſelben dafelbft und Weis 
figer der Zuriftenfatultät, 1818 dafjelbe in Göttingen 
und endliy 1822 als Oberappellationsgerichtsrath nad 
übe berufen, wofelbft er im eben begonnenen 47 e- 
bensjahre verftard. — Als Schriftſteller hat er geliefert: 
Diss. inaug. de querela inoffhiciosi testamenti. Goett, 
1808. — Entw. eines Syſt. d. Pandelten. Kiel 1806. 
8. Ausg. 1812. — Das Syſt. d. Concurſes der Glaͤubi⸗ 
ger: 1812. 2. Ausg. Goͤtt. 1824. — Das röm. Privat: 
zecht in feiner Anwend. auf deutſche Gefchichte. 3 Th. Als 
tona 1814 — 1815. 2, Audg. in 1 Bde. u. 8, fehr ver: 
mehrte Ausg. 1823. 4. A. 1. Ih. Goͤtt. 1828. — Juriſt. 
gef . ©. Rechtsalterth. Goͤtt. 1822. 2. Ausg. 1826. (SEgls 
ber ihn: Hugo's Geſch. d. röm. Rechts feit Iufkinian 
Berlin 1818) &. 516. — F. Gaalfelds Fortf. v. Gt. 
tterd Gelehrt. Geſch. Böttingens (1820) ©. 302. — 
uͤders Zeitungs⸗ u. Gonverfationsleriton v. I. Hübner, 
81. Aufl. 4. 3b. ©. 218; u. Luͤbkers u. Schröders Le: 
xikon d. ſchlesw. holſt. lauenb. u. Eutiniſchen Schrift: 
ſteller. Abth. 2, &. 568. 
Schwerin. Dr. Brüffow. 


* 197. Alerander Ludwig Carl Heinrich, 
Prinz von Hohenlohe-Ingelfingen, 


Ritter d. Iohanniter = Ordend zc. zu Stuttgart; 
geb. d. 3. Zul. 1798, geft. d. 23. Mai 1829. 


Diefer Sprößling eines erlauchten Fürftenhaufes, wel- 
der in der Bluthe feiner Jahre die Beute des Todes 
ward, war zu Debringen im Würtembergifchen geboren 
und der jüngfte Sohn des am 15. Februar 1818 verftor- 
benen regierenden Fuͤrſten Friedrich Ludwig von Hohen- 
Iohe:Ingelfingen, der fich von feiner Gemahlin Amalie 
Louiſe Anne, der Zochter ded Grafen Julius Gebhard 
von Hoym, dev Mutter des Prinzen, im 3. 1799 auf ge: 
feglihem Wege trennen ließ. Diefe vermählte fich dar- 
auf im 3. 1802 mit dem Oberften Friede. Ludwig, Gra: 
fen von der Dften Saden auf Bellin bei Guͤſtrow im 

ecklenburgiſchen, wo fie noch jest, nachdem fie ſich um 
die im Kriege verwundeten Medlenburger, während der 
eldzüge 1813 und 1814, in denen felbft ihe Gemahl als 
berft u. Chef eines freiwilligen Sußjäger:- Regiments mit 


Derle. 451 


Auszeichnung focht, hoch verdient gen t hat, in laͤnd⸗ 
licyer Zuchckgezogenheit lebt und allgemein verehrt wird. 
Der damals no im evften Eebensjapre fi befindende 
Prinz Lannte noch nicht den Berluft, welchen er durch 
die Abwefenheit der Mutter erlitten, und wenn er auch 
fpäterhin den Händen fehr gefcickter Lehrer anvertraut 
ward, fo möchte demungeachtet doch manches an feiner 
Grziehung audzufesen feyn, was Meferent aber mit Stils 
chweigen übergehen will, wenn gleich er auch font Ges 
jegenheit hatte, dem Prinzen ganz in feiner Nähe mehs 
tere Monate lang zu beobadıten. Gchon fruͤhzeitig trat 
{R in tönigl. preußiice Militärdienfte, wo er «6, wie vers 
jautet, bis zu dem Range eines tit, — gebracht ha⸗ 
ben fol, was aber Referent nicht verbürgen kann, Im 
3. 1818 verließ er den Militärftend und begab ſich fei 
ner weitern Ausbildung wegen Migaelis 1819 auf bie 
jochfchule zu Roſtock. MDie Borlefungen, eines Flörde, 
ries und Karften *) wutden bier hauptfächlich von ihm 
jenugt, jedoch verweilte er nur bis Michaelid 1820, wo 
er wieder in die Heimath gurüdkehrte, nachdem ihm zus 
vor von dem Könige von Preußen der Jobanniterorden 
verliehen worden war, Während feiner Studien zu Ros 
& batte er ſich den 24. Det. 1819 mitgfatoline Eouife 
ohanne, der Erbtochter des geheimen Legationstatys und 
Domdechanten Hans, Grafen von Schlig auf Burg 
Sılig ꝛc. im Meckienb. Schwerinfhen, verlobt, was 
aber ſchon früh wieder rüdgängig ward, und wahrfcheins 
li den Prinzen beftimmte, feinen zeitherigen, Aufents 
Halsort zu verlaffen und fi auf Reifen zu begeben. 
eine ehemalige Verlobte vermäplte fich Darauf den 14, 
October 1822 mit dem Grafen Heinrich von Baſſewig⸗ 
Schlit auf Wardow zc., und fo ward denn dieſes Berhälts 
niß auf immer-abgebrochen, wodurch fonft- der Prinz in 
den Wefis bedeutender Güter und Reichthürmer getommen 
feyn würde, Die weitern Lebensſchickfaie des Berbliches 
nen find dem Referenten unbelannt.  - 
Schwerin. Dr. Brüffow, 


* 4198. Carl Friedrich Derle, 
Polizei s Gaffier zu Dresden; 
geb. d. 6, Jun. 1778, geſt. d. 26, Mai 1820. 


Seine zu Dresden wohnhaften Eltern erteilten ihm 
eine fehr vollkommene Erziehung. Im 16. J. begab er 


*) Deffen Blogr. ©. 901 diefe Jahrg. 
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Chriſt. Graf 


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gem lebten, “Mi 
vermii 


Gefanftns eier on De Dienkoniht wide 
wofelbft er bald nach feiner Ani a d' . 
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1813 nahm Graf Emil an der Schlacht — 
theil, und hierauf, ais itan⸗dieutenant — 


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ten aucı auf Der Graffcaft fehwer 
Yoftet und — — u. ſolche Schuldenlaft * 


fen, als 


fern zur 


den Op} 
Schönberg für die vereini; 
Gronau. Schon waren hi 


der Tod dem 





ae felten a I er bald diefen, 
ihrer Witle 


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eenahme der Schulden feines Satees sine — 








458 Eichhorn. 


er für volltommen fähig zur Aufnahme in das Goburg⸗ 
ſche Sumnafium erklärt wurde. Sichhorns Eltern traten 
imdeß diefer Abficht und des Sohnes MBunfdye, fich dem 
Gtutium der Zhenlogie zu widmen, entgegen, und er er 
iff nun dos Metier feined Waters, det ein Weber war. 
Det ber in ihm einmal rege gemordene Zrieb‘ nady Fort: 
bildung ſeineß Geiſtes ließ ſich dadurch nicht unterdruden. 
Durch unermüdetes Befen gutgemählter , wiflenfchaftlicher 
Bäder, dur die gefpanntefte Aufmerkfamteit auf bie 
Seſpraͤche unterrichtetee und wiſſenſchaftlich gebildeter 
ner, deren Umgang E. immer eifrig ſuchte, und durch 
weiteres eigened Rachdenten über Geleſenes und Gehörtes, 
war er unabläffig bemüht, fidh uber alle Gegenftände des 
Lebens richtige Begriffe zu erwerben und feine Kenntnifle 
in erweitern und zu vermehren. Kein Feld menſchlichet 
tniß gab ed, das feine rege meipbegteche nidyt angezogen 

hätte. Gr lad mit gleich lebhaften Intereffe faßlich ge: 
ſchriebene politifche wie juriſtiſche, mebdicinifche und theo: 
logiſche Schriften. In feinen frühern Jahren kamen 
ihm dabei und überhaupt in feinem Beſtreben, ſich zu un- 
terrichten, die Belehrungen und der Umgang des damali⸗ 
gen Beamten zu Neufladt, nadımald zu Coburg verſtor⸗ 
benen herzogl. ©. Coburg. Geheimeraths v. &runer, eines 
Mannes vol Bohlwollen, der überall in feinem Kreife 
ern Licht und wahre Bildung verbreitete, ſehr zu ‚Hilfe. 
ne Geſchickliokeit dazu befürderte &. bald-in die Llei- 
nen ftädtifchen Aemter feiner Baterftadt und in den Rath. 
Im 3.1807 wurde er zum dortigen Bürgermeifter gewäplt. 
&r hatte fi im 3.1799 mit der Tochter eines Eandmanns 
in der Nähe feines Wohnorts verheicathet und war durch 
dieſe Heirath in den Befis nicht unanſehnlicher Bändereien 
efommen. E. entfagte daber nunmehr dem väterlichen 
ewerbe und widmete die Zeit, welche die ihm übertra: 
enen flädtifchen Aemter übrig ließen, der WBetreibung 
Feiner landwirthfchaftlichen Gefchäfte. Der denkende Kopf 
eigte fich auch bier. Denn von feinem WBorurtheile ge: 
effelt und den Zadel der am Gewöhnliden Zefthaltenden 
nicht achtend, ging er auch hierbei feinen eignen Weg. 
Die Sefhäftögefchidlichkeit und Die mannichfaltigen Kennt: 
niffe, welde E. fidy erworben, hatten ihm im J. 1810 
die Ernennung zum Affiftenten bei dem in feiner Bater: 
ftadt beftehenden herzogl, Kammeramte zuwege gebradit. 
Er zog es indeß vor, die Gtelle einge perpetuirlichen und 
lebenslänglicyen dortigen Bürgermeifters, die ihm noch in 
demfelben Jahre, obwohl als eime Reuerung, da ber der: 








y 
, 


22 


Fehr. v. Hünecken. 461 


deburg. Allein bier, wo alles in unſaͤglicher Verwirrung 
Durcheinander wirbelte, Eonnte feines Bleibens nicht feyn. 
Endlich traf er, nachdem er ſich noch glüdlich genug bis 
Mecklenburg hindurchgewunden hatte, auf Bluͤcher, ber 
den befannten Ruͤckzug nad Lübed unternahm, und bat 
ihn, ſich anſchließen zu Dürfen. Aber auch hier fehlte ed an 
Lebensmitteln und Bluͤcher rieth ihm, daß er bei Anclam 
über die Peene na fchwedifh Pommern zu enttommen 
fuhren möchte. Allein auch dieſer Berfuch mißgindte. 
Die Sranzofenfluth hatte bereits dieſe ganze Gegend 
überfhwenmt; bald fah auch der Nittmeifter ſich und 
feine kleine Schaar von allen Seiten, umzingelt, mußte 
das Gewehr ſtrecken, wurde rein ausgeplündert und dann auf 
Ehrenwort in die Heimath entlafjen. Da ſich jeht Leine 
Ausficht zeigte, fuͤr das Vaterland irgend etwas Bedeu⸗ 
tendes mit den Waffen zu wirken, beſchloß der Rittmei⸗ 
ftet, nun vorerſt darch Givildienfte feinen Mitburgern ſo 
wiel ald er vermochte, zu nügen. Beine freundfchaftlichen 
Berbindungen mit vielen in bedeutenden Aemtern ſtehen⸗ 
Den Männern, feine mannichfachen Erfahrungen, fein Aus 
fehn in der Umgegend und das Vertrauen, welches ihm - 
Rechtlichkeit und Sreundlichkeit erworben hatten, ſetzten 
allerdings ihn, den auch eine ftattliche Perfönlichkeit aus: 
eichnete, vorzugsweiſe inden Stand, obrigkeitliche Aemter im 
erwaltungsfadye zum allgemeinen Beſten und zur allges 
meinen Zufriedenheit zu bekleiden. Und das ift denn . 
von ihm auf eine febr loͤbliche Weiſe gefhehen, Zuer 
übernahm er in Dedeleben felbft das Amt eines Maire, 
und bald nadıher das eines Ganton- Maire, oder, wie 
ed in der Folge genannt wurde, eines Kreis:Amtmanns, 
Seiner Sorgfalt hatte nit nur Dedeleben, fondern det 
Hanze Inbegriff von Gemeinden, die feiner Aufficht ans 
vertraut wurden , es zu verdanken, daß durch wohlgeorhs 
nete ſtrenge Wirthfchaftlichkeit überall das an inanchen 
Orten fehr zerrüttete Gemeindevermögen wieder ficher ges 
ftelt und in fo guten Stand gebracht wurde, Daß viele 
der damals fehr mannichfachen und fchweren Ausgaben 
und Leiftungen, welche von den Einzelnen kaum wütden 
haben erfhwungen werden Tonnen, nun aus den Gemein: 
dekaſſen beftritfen wurden, ine überaus eifrige Sorge 
für die Geinigen brachte ihn 1813 am 30. Mai (einem 
verhängnißvollen Tage, — im 3. 1829 fein Zodestag) 
in eine große Gefahr, Diele Leute und Pferde aus Des 
beleben und andern Dörfern des Kreiſes waren zum Vor⸗ 
fpann nach Silly beordert, und dahin uber den Huy (Wald) - 





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STANFORD UNIVERSITY LIBRARIES 
STANFORD, CALIFORNIA 
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