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Neues ArcMv
der
GBüBllsiM lir iltgni ttclu Guscliiclitiikiiilli
Beförderung einer Oetanuntansgabe der Qnellentehriften
denttoher Oetohichten des Kittelaltert.
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/ X Zwölfter Band.
V.
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Hannoter.
Hahn 'sehe Buchhandlung.
1887.
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^ftonoTer. OaUm^nn'sebe 9ucbdruokerel.
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5
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Inhalt
deite.
I. Bericht über die zwölfte PlenarverBammlang der
Central - Direction der Monnmenta Germaniae
Berlin 1886 1—10
II. Zar Kritik Dänischer Gesehichtsquellen. Von
G. Waitz 11— 39
m. Ueber den ersten Theil der Annales Fnldenses.
Von G. Waitz 41— 61
IV. Ueber das älteste Verbrüdemngsbuch von St. Peter
in Salzburg. Von S. Herzberg-FrSnkel. Mit
1 Tafel : 63—107
Y. Diuirämen der Bonifazischen Briefe im Liber vitae
ecclesiae Dnnelmensis. Von H. Hahn . . . . 109 — 127
VI. Zur Translatio 8. Benedicti. Von O. Holder-
Egger 129—141
VII. Zur Kritik Tegernseer Geschichtsquellen. Von
L. y. Heinemann 143 — 160
Ueber einige unechte Kaiserurkunden in der Schweiz.
Von Rudolf Thommen. Mit 2 Tafeln . . . 161—186
Zur Kritik des Chronicon Gozeceuse. V Oil 1**. 11 U r z e 187 — 202
Miscellen :
Zu Einharts Vita Karoli. Von M. Manitius 206—206
Ueber die wiedergefundene Handschrift von
Königshofens Chronik. Von C. Hegel . 207—208
Eine ungedruckte Vita Erzbischofs Anno H.
von Köln. Besprochen von F. W. E. Roth 209—217
Handschriften italienischer Chroniken. Von
H. Simonsfeld 218—220
Lateinische Elegie auf 'Neun Schneider und
Ein Ei\ Von G. Schepss 221—222
Zur Genealogia regum Francorum. Von
A.Rethfeld 223—226
Zu Hermannus Contractus. Von J. May. . 226 — 231
Nachrichten 282 — 328
XI. Die Abtheilung 'Briefe* der Monumenta Germaniae.
Von W. Wattenbach 239--244
Uebersicht der ersten Abschnitte bis zum Jahr 911.
Von W. Gundlach 246—288
Xn. Chlodovechs Sieg über die Alamannen. Von Bruno
Krusch . 289—301
XIII. Zu Gregors Schrift *De cursu stellarum*. Von
Bruno Krusch . . . • 803—308
XIV. Codex A 2 der Historia Francorum des Gregors
von Tours. Erklärung von Max Bonnet und
Entgegnung von Bruno Krusch 309—314
XV. Das Anger8*sche Fragment des Saxo Grammaticus.
Von P. Hasse 316—332
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VI
Inhalt.
Seite
XVI. Leben Panls von Bemried. Von J. May . . . 888 — 352
XVII. Der Titel der Meroviogerkönige. Von H. Bresslau 363^-360
XVni. Zu Rahewin, Raotger und Lambert. Von
M. Manitius 361 — 386
XIX. Eine neuentdeckte westgothisehe Rechtsqnelle.
Von K. Zeumer 887—400
XX. Miscellen :
Annalen von 122—1044. Von A. Qoldmann 408—407
Papstbullen im Germanischen Museum. Von
W. Wattenbach 408—410
Ein Nachtrag. Von R. Thommen . . . 411—414
Aus den Regesten Honorius III. Mitgetheilt
von Reinhold Röhricht 416 — 418
Eine Berichtigung. Von 8. Löwenfeld . 419 u. 420
Der Mainzer Chronist Georg Heilmann ; Bruch-
stück seiner Chronik. Mitgetheilt von F. W.
E. Roth 421U.422
Der Fonds Libri in Florenz. Von B. K r u s c h 428 u. 424
Nachrichten 426—462
XXI. Die Abtheiiung 'Briefe' der Monnmenta Germaniae.
Uebersicht der ersten Abschnitte bis zum Jahr 911.
Von W. Gundlach. Schluss . 453—602
XXII. Noch einmal die Biographien des Majolus. Von
Ernst Sackur 608—616
XXIII. Die Confatatio primatus papae. Von Dr. Bruno
Gebhardt 617—530
XXIV. Das Capitulare des Kaisers Lothar I. vom Jahre
846. Von Woldemar Lippert 631—641
XXV. Zur Kritik Alberts von Aachen. Von Dr. Fritz
Kühn 648-668
XXVI. Aventin und die ungarische Chronik. Von Dr. Otto
Rademacher 669—676
XXVIL Miscellen:
Der Codex Paris, lat. nouv. acq. 204. Von
Dr. K. Lehmann 679—586
Miracula Burchardi III. archiepiscopi Magde-
burgensis. Von W. Schum 686 — 690
Zu Fortunatus, den Annales Quedlinburgenses
und Sigeberts Vita Deoderici. Von M. Ma-
nitius 591—596
Zur Kritik des Widukind. Von Professor
B. Simson 697—698
Der sogen. Briefwechsel des Trierer Erzb.
Hillin und Dietrich von Nieheims Chronik.
Von H. V. Sauerland 599—601
Nachrichten 602—608
Register 609—614
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I.
Bericht
über die
zwölfte Plenarversammlxing^
der Central -Direction
der
Monumenta Oermauiae
Berlin 1886.
Kenes Archiv etc. XII.
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Am 25. Mai 1886 ist nach nur kurzer Krankheit der
Torsitzende der Centraldireetion, der Geheime Reffierungsrath
Dr. Georg Waitz durch den Tod von uns geschieden. Die
Leitung der Osterversammlung und die Abfassung des Be-
nchts darüber waren seine letzten Arbeiten. Mit grosser An-
strengung hatte er sich so lange aufrecht gehalten; schon vor
flter letzten Sitzung befiel ihn eine tiefe Ohnmacht.
Seine bis dahin so kräftige Constitution schien zu der
Hoffnung zu berechtigen, dass durch die, nach den Sitzungen
leichter zu bewirkenae Ruhe seine Kräfte sich wieder her-
stellen würden, allein die Hoffiiung täuschte, es trat eine ausser-
Mtlentlich rasche Abnahme ein, welcher keine Kunst der Aerzte
zu begegnen im Stande war. Schmerzen hat er wenig zu
linden gehabt, und von der nahen Auflösung hatte er keine
Empfindung. So ist er mitten aus der Fülle seiner rastlosen
Thätigkeit geschieden, ein hohes Vorbild für jeden seiner
ITachfolger.
Georg Waitz war am 9. October 1813 in Flensburg ge-
boren; schon auf dem Gymnasium entwickelte sich in ihm,
Torzüglich angeregt durch das Studium von Niebuhr's Römi-
scher Geschichte, die Neigung zu historischen Studien, welche
er mit dem Hauptfach der Jurisprudenz zu verbinden gedachte.
Sach einem Studienjahr in Kiel ffing er Ostern 1833 nach
Berlin, wo er sich eine umfassende juristische und philologische
Bildung erwarb, und eifrig an den historischen Uebungen des
Prot und Oberbibliothekar Wilken theilnahm; ganz vorzüglich
aber zogen ihn die Vorlesungen und Uebungen von L. Ranke
an. Schon 1835 gewann er einen akademischen Preis mit seiner
Bearbeitung des Lebens Heinrichs I ; diese Arbeit wurde wäh-
vend eines Aufenthalts in Kopenhagen im Winter 1834/5 aus-
gearbeitet. 'Als ich nach Berlin zurückkehrte', sagt Waitz in
»einem Lebensabriss, 'widmete ich mich, durch Ranke's Er-
munterung bestimmt, ^anz dem Studium der Geschichte'. Er
lebte in dem Freundeskreise, aus welchem unter Ranke's Lei-
tung die Jahrbücher des Deutschen Reichs unter den Sächsi-
schen Kaisern hervorgingen ; hier wurde auch die Untersuchung
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4 Bericht über die zwölfte Plenarversammlung 1886.
über die Unechtheit des Chronicon Corbejense geführt, welche
endlich, von Waitz und Hirsch gemeinsam ausgearbeitet, ihnen
1837 den Preis der Göttinger Societät einbrachte. Schon 1836
aber hatte Waitz mit einer Untersuchung über das Chronicon
Urspergense den Doctorgrad gewonnen, und gleich nachher
folgte er einer Aufforderung von G. H. Pertz, der ihn auf
Ranke's Empfehlung eingeladen hatte, nach Hannover über-
zusiedeln una an der Herausgabe der Monumenta Germaniae
theilzunehmen: eine Aufgabe, welcher er sich sogleich mit
frösstem Eifer und glänzendem Erfolge widmete, und die für
ie wesentlichste Richtung seiner Studien den Ausschlag gab.
Sowohl fruehtreiche wiasenscfaafüicbe Reisen wie musterhafte
Ausgaben, beginnend mit der Ausgabe des Widnkind im
3. Band Scriptores^ bewährten bald seine hervorragende Tüch-
tigkeit auf oiesem Gebiete ; er begleitete Pertz auch 1842 nach
Berlin, jedoch nur, um angefangene Arbeiten zu vollenden,,
denn schon war an ihn die Berufting nach Kiel als ord. Pro«
fessor der Geschichte ergangen, welche ihn in neue Bahnen
führte; Aber weder dieser noch der Ruf nach Göttingen,
welchem er 1849 folgte, haben seine Theilnafame an den
Arbeiten für das grosse Werk der Monumenta G^rmaniae
unterbrochen« Er allein unter den Mitarbeitern hat niemal»
au%ehört,. für dasselbe thätig zu sein, obgleich auch ihm ein.
Antheil an der Leitung des Unternehmens versagt blieb. Eft
lieet uns fem und ist nicht dieses Ortes, hier auf seine reiche
Wn^ksamkeit in verschiedenen Richtungen einzugehen; nur daa
glatiben wir nicht überj^hen zu dürfen, dase die langjährige
Thätigkeit als Leiter historischer Uebungen ihm Anlass gab
zu einer Fülle quellenkritischer Untersuchungen, welche unter
seiner Leitung und Mitwirkung zum Abschluss kamen, wäh-
rend ihm zugleich diese Stellung besomdJBra nahe und lebhafte
Beziehungen zu ganzen Generationen^ .junger Historiker ^ab,
welche fruchtbar wurden für die groisden Au%aben, die ihm
ab Mitglied der historischen Commission in München und als
Vorsitzendem der Centraldirection der Monumenta G^ermaniae
zufielen. Wo er in solcher Weise betheiligt war^ und ich nenne
in dieser Beaiehung namentlich noch den hänsischesi Geschicfats-
verein, dessen zweckmässige Organisation man grosse&theils
als sein: Werk betrachten kann, &l ent<ete er stets dieselbe
me ermattende Thätigkeit,, die immer sich gleich bleibende
Gewiseetthaftij^keit, welche ihn in allen Verhältnissen aiuh
zeichneten. Nicht minder aber fielen die Eigenschaften seines
Charakters ins Gewicht^ welche ihm von allein Seiten, das un^
erschütteriichste Vertrauen sieherfcen: man war voUkommen
sicher, dase niemals auf seine Hondlangsweise persönUehe
Rückmehten oder gar selbsts&cbdge Mbtive Emfluss übten;
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Berioht über ^e ewölfte Plenanr«niammlutig 1886. %
das« uBier allen Umständen nor eine rein sachlicbe Entschei-
dong zu eriv:M:ten wixr.
Diese Ito^ bewährten Eigensokaften des Charakters
nicht minder als die Vertrautheit mit dem Unternehmen seit
80 langer Zeit, und die aligemein anerkannte Virtuosität in
der Bearbeitung mittelalterlicher CbroBiken waren es, wölehe
ihn bei dei* neuen Orgamistttion der ttonumenta Germaniae im
J. 1874 sofort als den einzig zur Leitung desselben Geeig-
neten und Berufenen erscheinen Hessen, und er s^st ttvif
demi auch kein Bedenken, im folgenden Jahre 1876 seine
Lebrthätigkeit in Gröttingen mit dieeer Aufgabe zu vertausebeta,
welche ihm selbst als die ihm gebührende erschien. Von
seiner 'Thätigkeit in dieser -Stellung legen die Berichte in den
11 Bänden dieser Zeitschrift Zeuenis ab, doch kt darin nur
ein kleiner Theil derselben enthalten. Es entzieht sich ^der
Kenntnis, wie viel er fortwährend durch Rath und Anleitung,
durch die sorgfältigste Prüfung und nicht selten Umart)eitung
der eingelieferten Arbeiten seiner Abtheilun^ gewirkt hat. Es
war die Abtheitung der Seriptores, die umfassendste und von
ihm stets als der eigentliche Kern der ganzen Bamtnlung be-
trachtete, welche er sich selbst vorbehalten hatte, aber nicht
minder hatte er immer das Ganze im Auge und wusste mit
sicherem Tact und scharfem Blick alle Fäden des vielver-
zweifften Unternehmens in der Hand zu behalten. Gleich-
gestellten Collegen volle Selbständigkeit gewährend, war er
doch zu Rath und Hülfe stets bereit, und gab allen aas leuch-
tendste Beispiel und Vorbild unermüdlichster Arbeitsamkeit.
Lange noch wird er im Kreise der Mitarbeiter schmerzlich
vermisst werden, aber es bleibt als ein bohes Glück anzu-
erkennen, dass gerade in seine Hand die überaus schwierige
Aufgabe gelegt war, das unheilvoller Stockung anheimgefallene
Unternehmen in neue Bahnen hinüberzuleiten und länger als
ein Jahrzehnt hindurch die neue Organisation so trefflich zu
befestigen, dass dadurch auch dem Nachfolger «eine Aufgabe
sehr erleichtert ist.
Trotz wachsender Beschwerden war Waitz auch im letzten
Winter noch angestrenfft thätig, und die folgenden Blätter
werden die letzten Früchte seiner Arbeit bringen. Sehr er-
Bcliöpft durch die Leitung der Jahresversammlung, verfasste
er doch noch in gewohnter Weise den Bericht, welchen wir
nun folgen lassen.
Die Plenarversammlung der Centraldirection der Monumenta
Germaniae ward in diesem Jahr in den Tagen vom 13 — 15.
April in gewohnter Weise abgehalten. Leider waren von den
aixswärtigen Mitgliedern zwei. Geh. Rath Prof. v. Gieteeb recht
in München durch Unwohlsein, Hofrath Ritter t. Sickel in
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6 Bericht über die zwölfte Plenarversammlung 1886.
Wien durch einen längeren Aufenthalt in Rom von der Theü-
nahme abgehalten. Da die Centraldireetion im Lauf des Jahres
ihr Mil^lied, den Justizrath Euler in Frankfurt a. M., der
schon der früheren Leitung der Monumenta angehört hattOp
durch den Tod verloren, nahmen von auswärts nur Pro£
Dümmler in Halle, Prof. Hegel in Erlangen, Hofrath Prot
Maassen in Wien theil» Dagegen waren die hiesigen Mit-
glieder vollzählig anwesend, von der Wahl eines neuen Mit-
gliedes ward für jetzt Abstand genommen.
Auch in diesem Jahr hat es nicht an manchen Störungen
gefehlt, wie sie bei der grossen Zahl betheiligter Arbeiter kaum
zu vermeiden sind. Doch darf sowohl nach den vollendeten
Werken wie nach den Berichten, welche die Leiter der einzelnen
Abtheilungen erstatteten, der Stand der Arbeiten als ein all-
gemein befriedigender bezeichnet werden.
Vollendet wurden im Lauf des Jahres 1885/86
in der Abtheilung Auetores antiquissimi :
1) Tom. rV, 2 Venanti Honori Clementiani Fortunati opera
pedestiia. Recensuit et emendavit Bruno Krusch. 4.;
2) Tom Vn Magni FeUcis Ennodi Opera. Recensuit Fe
Vogel. 4.;
in der Abtheilung Scriptores:
3) Scriptores rerum Merovingicarum tom. I (Gregorü
Turonensis opera), pars 2: Miracula et opera minora (ed.
Bruno Krusch). 4.;
4) Gesta abbatum Fontanellensium. Recensuit S. Löwen-
feld. 8.;
in der Abtheilung Leges : .
5) Sectio V Formulae Merowinrici et Karolini aevl
Accedfunt ordines judiciorum Dei, ed. K. Zeumer. Pars 2. 4.;
von dem Neuen Archiv der Gesellschaft für ältere Deutsche
Geschichtskunde :
6) Band XI.
Der Leiter der Abtheilung Auetores antiquissimi, Pr©£
Mommsen, hat auf der im vorigen Jahr begonnenen, in die-
sem beschlossenen Reise die Bibliotheken Italiens, der Schweiz,
Frankreichs und Englands für die kleinen Chroniken aus der
Zeit des Uebergangs aus dem Alterthum in das Mittelalter voll-
ständig ausgebeutet und jetzt an die Ausgabe selbst Hand ge-
legt. V on den noch ausstehenden Editionen des Sidonius, mit
Anhang der Briefe des Ruricius und Faustus, und des Clau-
dianus ist jene der Vollendung, diese dem Drucke nahe. Da-
gegen sind die auf die Bearbeitung des Cassiodorius gesetzten
Hof&iungen auch in diesem Jahr nicht in Erfüllung gegangen.
Die umfassende Abtheilung der Scriptores hat weniger im
Druck vollendet, mehr aber thefls weitergeführt, theils begonnen
als in manchem früheren Jahr. Lebhaft gefördert ward der
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Bericht über die zwölfte Plenarversammlung 1886. 7
15. Band der Folioausgabe, der bestimmt ist die zahlreichen
Supplemente zu den Vitae und kleineren Historiae der Karo-
lingischen, Sächsischen und Fränkischen Zeit zu geben: sie
haben solchen Umfang erhalten, dass jetzt mit dem Ende des
10. Jährhunderts schon 700 Seiten überschritten sind. Der
Druck steht in der Ausgabe der interessanten Vita quinque
fratrum des Bruno, die Dr. Kade aufgefunden und für ims
bearbeitet hat. Den grösseren Theil des Bandes lieferte Dr.
Holder -E^eer, einzelnes Dr. v. Heinemann, dessen
Thätigkeit leider durch längeres Kranksein unterbrochen ward.
Die in den Monumenta bisher fehlende Ausgabe der Gesta
Heinrici metrice (Carmen de hello Saxonico), über deren Ver-
fasser neuerdings wieder lebhaft verhandelt ist, wird Oberlehrer
Dr. Pannenborg in Gröttingen liefern. — Der 28. Band der
Scriptores enthält auf den 30 Bogen, die gesetzt sind, die aus-
fiihriichen Nachrichten des Bogerus de Wendover und Matheu»
Parisiensis zur Geschichte der Staufischen Zeit, die Dr. Lieb er-
mann bearbeitet hat. Und noch immer steht ein bedeutender
Theil aus. Dann folgen die Dänischen Autoren, die ebenfalls
för die Staufische Periode, insonderheit die Zeit Friedrich I»
und Heinrich des Löwen die wichtigsten Nachrichten enthalten.
Der Leiter der Abtheilung, Geh. Reg.-Rath Waitz, von früher
her mit diesen Autoren näher bekannt, benutzte einen Aufent-
halt in Kopenhagen, um die Handschriften der königlichen imd
Cniversitäts- Bibliothek zu untersuchen, von denen mehrere
später, ebenso wie wichtige Codices der Universitäts-Bibliothek
zu Upsala, zu näherer Benutzung ^eföUigst hierher gesandt
worden sind. Untersuchungen zur Kntik Dänischer Geschichts-
quellen werden demnächst die Ausgabe selbst vorbereiten. Da
es sich aber als nothwendig herausgestellt hat, auch die islän-
disch geschriebenen Berichte heranzuziehen, ward Hr. Dr. Fin-
Bur Jönsson in Kopenhagen gewonnen, die einschlagenden
Stücke der Knyilinga-Saga und einige)* anderer nordischer Dar-
stellungen zu bearbeiten. — Auch von dem 29. Bande, der zu
Anfang Nachträge älterer Italienischer Werke, Miracula Colum-
bani, Vita Petri Urseoli ducis Venetici, die ungedruckte Vita
eines Abts Gregorius, die ausführliche metrische Bearbeitung
der Vita Anselmi u. a. bringen wird, sind schon einzelne Bo^en
gedruckt. Für die späteren Historiae der Staufischen Zeit hat
Dr. Holder-Egger auf einer zweiten Reise nach Italien in
Rom, Florenz, Lucca, Asti, Mailand gearbeitet; einiges andere
Dr. Simonsfeld in München übernommen. — Am wenigsten
Fortschritte haben in diesem Jahr die neuen Ausgaben der
Gesta pontificum Romanorum und der Streitschriften aus der
Zeit Gregor VQ. und seiner Nachfolger gemacht, nachdem die
handschriftlichen Vorarbeiten grossentheiis abgeschlossen sind.
— Dagegen ist nach Vollendung des ersten Bandes der Scrip-
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S Bericht über die zwölfte Plenarverflammlung 1886.
tores remm Merovingicarum der Druck des zweiten regelmässig
gefördert; die umfassende^ompilation des sogenannten Fredegar
grossentheils vollendet. Es schUessen sieh an der Liber histo-
riae Francorum (Gesta regum Francorum) und die Bücher über
einzelne Könige oder Mitglieder der königlichen Familie, alles
bearbeitet von Dr. Krusch, der inzwischen eine interessante
Untersuchung über die Gesta Dagoberti in den Forschimgen
zur Deutschen Geschichte veröffentlicht hat. — Der Zeit nach
reiht sich hier die neue Bearbeitung der Gesta abbatum Fon-
tanellensium an, welche Dr. Löwen feld für die Sammlung
der Octavausgaben geliefert hat auf Grund einer alten Hand-
schrift in Havre, die Pertz unbekannt geblieben war und die
erheblich von dem früher gedruckten Text abweicht. Da das
Werk für die Kritik der Karolingischen Annalen des 9. Jahr-
himderts eine nicht geringe Bedeutung hat, wird der zuver-
lässige Text vielen erwünscht sein. — Mit besonderer Freude
ist endlich zu melden, dass der Druck der Deutschen Chro-
niken wieder hat aufgenommen werden können. An die aus-
führliche Einleitung von Dr. E. Schröder schliesst sich der
mit Benutzung alles handschriftlichen Materials bearbeitete Text
der Kaiserchronik, den wir sicher erwarten dürfen im Lauf
des Jahres vollendet zu sehen. Auch macht Prof. Strauch
in Tübingen Hoffiiung, dass dann alsbald das noch umfang-
reichere Werk des Enenkel folgen kann, das den ersten Band
der Deutschen Chroniken abschliesst. — Wenn die Arbeiten
dieser Abtheilung vielleicht am meisten durch Zusendung von
Handschriften aus den Bibliotheken des In- und Auslandes ge-
fordert worden sind, so haben ausserdem zahlreiche Gelehrte
durch Collationen oder Abschriften bereitwilligst ihre Unter-
stützung gewährt: zu nennen sind A. Molin ier in Paris,
Ouverleaux in Brüssel, Thompson und Dr. Hiess in
London, Rogers in Cambridge, C. Cipolla in Turin,
Fleiuming in Stockholm, Erslev in Kopenhagen, Herz-
berg-Fränkel in Wien, W. Meyer und Simonsfeld in
München, Wyss in Darmstadt, Wächter in Düsseldorf.
In der Abtheilung Leges hat Dr. Lehmann, der die
neue Bearbeitung der Lex Alamannorum übernommen, die
wichtigeren älteren Handschriften aus Paris, SangaUen, München,
Wien, Gotha, Wolfenbüttel, Hamburg, die sämmtKch gefälligst
hierher gesandt wurden, neu verglichen und hofft im Lauf des
Jahres die Bearbeitung des Textes vollenden zu können. —
Der zweite Band der Capitularien ist durch amtliche Geschäfte
und längeres Unwohlsein des Prof. Boretius zurückgehalten
worden. — Dagegen gelangte die Ausgabe der Formeln von.
Dr. Zeumer imd damit eine sehr wichtige Publication zum
Abschluss; fast noch in letzter Stunde konnte eine in Klagen-
furt aufgefundene Handschrift durch gütige Mittheilung der
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Beriofat über die zwölfte Plenarveraammlang 1886. 9
nöthigen Abschriften von lütter v. Jaksoh verwerthet werden.
Die Sammlung der Formeln von Gottesurtheilen, die den SchlHss
bildet, ist ungleich viel reicher als irgend eine frühere und
bringt eine nidit geringe Zahl imgedruckter Stücke. Genaue
Register und Concordanzen werden den Gebrauch des Bandes
erleichtem. — An der Herausgabe der Fränkischen Conoilien,
für welche die hiesige aus der Hamilton'schen Sammlung er-
worbene Handschrift verglichen ward, wird sich demnächst
unter Leitung des Hofraths Prof. Maassen in Wien Dr. Lip-
pe rt betibeihgen. — Prof. Weiland in Göttingen ist bei der
Arbeit fär die neue Ausgabe der Reidisgesetze und Acta pu-
blica (Le^es H) besonders durch Mittheimngen aus dem Vati-
canischen Archiv von Hofrath v. Sickel unterstützt worden.
Dr. Kehr, der hierbei schon Hülfe geleistet hat, wird noch
einige Monate für diese Zwecke in Rom verweilen.
Dagegen kehrt Hofrath v. Sickel, der Leiter der Ab-
theilung Diplomata, der den Winter über durch die Direction
der Oesterreichischen Station für urkundliche Geschichtsforschung
in den Römischen Archiven in Anspruch genommen war, jetzt
nach Wien zurück und wird die Arbeiten filr die Ausgabe der
Urkunden, zunächst Otto H, die inzwischen die Drr. iJhlirz
und Fanta, dieser leider gestört durch ungünstige Gesund-
heitsverhältnisse , fortgeführt haben, zum Abschluss bringen.
Eine längere kritische Abhandlung über Aechtheit, Ausfertigung,
Datierung und Ueberlieferung der einzelnen Urkunden erscneint
in den Ergänzungsheflen zu den Mittheilungen des Instituts
für Oesterreichiscne Geschichtsforschung.
Die Abtheilung Epistolae unter Leitung des Prof. Watten-
bach bereitet durch den zuletzt eingetretenen Hülfsarbeiter
Dr. Gundlach jetzt eine Edition aller älteren, besonders für
die Fränkische Geschichte wichtigen Briefe vor. Zu dem Ende
ist ein Verzeichnis der Ausgaben und Handschriften aufgestellt,
das demnächst im Neuen Archiv veröffentlicht werden soll, und
dem die Bearbeitung der Texte nach den grossentheils schon
verglichenen Handsäriften folgen wird. — Von Dr. Roden -
berg, der sich inzwischen auch als Privatdocent an der hie-
sigen Universität habilitiert hat, ward der Druck der Briefe
Innocenz IV. weitergeführt imd der Abschluss eines Bandes
für das nächste Jahr in Aussicht gestellt: manche wichtige Er-
fänzungen zu den Abschriften von Pertz, welche fortwflirend
ie Grundlage bilden, lieferte aus dem Vaticanischen Archiv
Dr. V. Falke.
In der Abtheilung Antiquitates, welche Prof. Dum ml er
in Halle leitet, wird Dr. Traube in München die erste Hälfte
des 3. Bandes der Poetae aevi Earolini demnächst zum Ab-
schluss bringen. Die Fortsetzung hat Dr. Harster in Speier
übernommen. — Von den Necrologia Germaniae gelangt eine
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10 Beriebt über die zwölfte PI enar Versammlung 1886.
Hälfte des vom Archivar Baumann in Donauesehingen be-
arbeiteten Bandes, die Alamannischen Diöcesen mit Ausschluss
Strassburgs, besonders zur Ausgabe; woran sich später die
Sammlung der Oesterreichischen von Dr. Herzberg-Fränkel
in Wien anschliessen wird : auch einzelne Verbrüderungsbücher,
wie das besonders wichtige von Salzburg, finden hier Berück-
sichtigung.
Der 11. Band des Neuen Archivs unter Prof. Watten-
bachs Redaction enthält ausser kritischen Untersuchungen
verschiedener Art — über den Catalogus Felicianus der Papst-
geschichte von G, Waitz, über die Formelsammlungen von
£. Zeumer, zur Ausgabe der Lex ßibuaria von K. Leh-
mann, über Tironische Noten von W. Schmitz — auch eine
Reihe bisher ungedruckter Stücke, mitgetheilt von Bishop,
Dümmler, Hansen, Löwenfeld, öchepps u. a. Ör.
Holder-Egger berichtet über seine Italienische Reise. —
Schon ein Blick auf diese Bände zeigt, wie viel auf dem Ge-
biet der Deutschen Geschichtsforschung gearbeitet wird, aber
auch wie viel zu thun, wie in mancher Beziehung unerschöpf-
lich der Reichthimi unserer Geschichtsquellen ist.
Die interimistische Geschäftsführung ist dem Prof. Watten-
bach übergeben.
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II.
Zur Kritik
Dänischer Geschichtsquellen.
Von
G. Waiti.
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I. Der Text des Soeno Ag^onis..
Die Geschichte der Dänisdien Könige von Sueoo Aggonis
ward im J. 1642 zu Soröe heraasge^eben yoel Stephanus Johanr
lOB Stephaniufi 'ex vetustissimo codice membranaceo ms. re^ae
bibüothecae Hafhiensis'. Der Codex ist, wie so viele anoere
Schätze der alten Kopenhagener Universitötsbibliothek, im Jahre
1728 verbrannt, nna lässt sich auch nicht mit voller Sidierheit
in alten Verzeichnissen der Handschriften erkennen. WoU
sagt Stephanius in einer handschriftlich erhaltenen^ von Birket
Smith in seinem Buch ^jöbenhavns Universitetsbibliothek f0r
1728' S; 149 N. 5 mitgetheilten Notiz: 'Liber antiquas ms., in-
»gnitiis E. 38 complectitur «teste Danorum ^uaedam, quae
egregius grammancns, ongine oialandicus, nomme oveno, con-
seripsit ad instantiam dn. Absolonis^ arc^episcopi Lmidensis,
dedncens historiam a Dan, primo Danorum rege^ usqne aa
Valdemaram I. et Canutom, nlium eins, ex Saxone Grrämmaf.
Der Herausgeber macht dingen geltend, dass weder Sven
aus Saxo ^eschöpfk,^ noch seinWeik mit Dan begonnen, dass
auck in einem Verzeichnis der Handschriften von 1662 der
Inkalt an&egeben wird: 'Saxo Qrammat. vel gesta Danorum etc.';
wozu sich noch hinzufügen lässt, dass Sueno nirgends aus-
drücklich sagt^ er habe 'ad instantiam Absolonis' geschrieben.
Da aber von einer andern Handschrift, die das Werk des
Sueno enthaltai könnte, sidi in jenem Verzeichnis keine Spur
findet, wird die Sache zweifelhaft bleiben müssen, ein Irrthum
des Stephanius in der Bezeichnung des Werkes,, ehe er das-
selbe herausgegeben — die Notken b^innen mit dem J. 1640
— immerhin möglich sein.
Bei der Memrzahl der in jenem Brande zerstörten Codices
ist ein gewisser Ersatz in Abschriften zu finden, welche Dä-
nische Gelehrte vorher gemacht mad welche sich jetzt grossen-
theils wieder in der Ümvercatätsbibliothek zu Kopenhagen,
andere in Unsda finden. Dasselbe scheint nun auch bei dem
Werk des Sueno der Fall zu sein, da die Am-Magnaeische
Sammlung Nr. 33(, 4 eine Abschrift der Gesta imd der von
Sueno aalbewahrten. Leges castr^ises des Knud enthält. Sie
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14 G. Waitz.
ist Ton der Hand des EI. Chr. Lyskander, eines um Dänische
Geschichte wohl verdienten Mannes (geb. 1558, f 1624), über
den und dessen Arbeiten vor einigen Jahren (1868^ R0rdam
in einer eigenen Schrift ausführlich gehandelt hat, onne leider
«über diese Abschrift irgend etwas zu bemerken. Auch der
Band selbst giebt keine nähere Auskunft über die benutzte
Vorlage. Langebek aber, der das Manuscript kannte, sagt
(SS. J, S. 42): *quod olim Lyscander exscnbi fecerat, sed
rudi ita et inaocta manu exaratum mendisque adeo refertum,
ut nulli mihi usui esse potuerit'. Ich glaubte gleichwohl, in
Ermangelung irgend anderer Hülfsquellen, den Band zur Hand
nehmen zu sollen, und war erstaunt über das was ich fand.
Allerdings ist das vorliegende Exemplar ^endis refertum',
indem der Schreiber seine Vorlage häung offenbar nicht lesen
konnte, Worte ausÜess oder in sehr entstellter Weise wieder-
gab. So schrieb er ein paar Mal 'dignis' statt ^elinguis',
-^opinione' statt 'optione', 'constitueretur' statt Neon-
ater naretur', und was der Art mehr ist und einzeln anzu-
führen sich gar nicht lohnte. Er hat aber auch entschieden
bessere Lesai*ten, wie z. B. 'nulla spes salutis' statt 'nulla
^pecies salutis'. Viel wichtiger aber ist, dass sich häufig
andere Ausdrücke oder Redewendungen finden, und zwar
solche, die einen mehr alterthümlichen oder ursprünglichen
Charakter an sich tragen xmd die man am wenigsten einem
JBO mechanisch, oft ohne alles Verständnis der Worte abschrei-
benden Copisten zutrauen kann. So steht häufig ^quatenus'
statt 'ut', 'quia' in dem Sinn von *dass' für 'quod'; 'itidem*
für *iterum'; 'capessas' für 'capessere velis'; 'gurgiti
praecipitarefftlr ^ngurgitem pr.', und ähnlich sonst Dativ
statt *in mit dem Accusativ ; ^oceurrere' für *se opponere'
^classe congegrata' für 'constructa classe', 'speciosi-
tatis formam' für 'formae speciem'; *patratorem' für
^auctorem'; 'opitulationem interpellavit'fur *auxilium
imploravif; 'parificari' für ^adaequare se'; 'a regno
exterminare' für 'e regno eicere*; *commovit' ftir'con-
tendit*, 'Danorum e converso phalanx' für ^ani';
4nnumerabili dote' statt 'variis animi corporisque
dotibus'. Ganze Sätze weichen ab. Wo der Druck giebt:
^ubi compluribus rerum indiciis ingens sanctitatis
eins splendor eluxit' hat die Handschrift: 'et multis
cernentibus a Christo divina potentia multa pa-
trata sunt miracula'; für 'tuta undique navigatione
reddita' steht: 'pacificatis marium transitibus'; für 'et
Juicquid illic pretiosum erat re^i liberando impen-
ebanf nur: 'regio censu adicientes sufficienter
äuge baut*. Es fehlen Sätze oder grössere Satztheile und
mitunter solche, die zum rechten Verständnis erforderlich er-
:scheinen.
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Zur Kritik Dänischer Geschichtsquellen. 15
So steht c. 7
Handschrift:
Spreto namque consangaini-
tatis vinculo, adhibito secum
eiusdem (Xȟcke) con-
sanguineis, Henrico videlicet
Skatelar, super arduo regni
ne^otio Ib conclavi captabant
coUoquium.
Ausgabe:
Magnus namque, Eanuti pa-
truelis, spreto eonsanguinitatis
vinculoy adhibito sibi Henrico
Skatelar, Ubbone et Haquino
aliisque coniurationis sociis
tanquam super arduo regni ne-
gotio de Eanuto trucidando in
conclavi quodam pestifere cap-
tabat consilia.
Wenn es auch wahrscheinlich ist, dass hier in der Hand-
schrift Worte, besonders die Namen der Verschworenen aus-
gefallen sind, so ist doch die kürzere Fassung des Satzes schwer-
lich auf die Abschrift zurückzuftlhren. Dazu ist um so
weniger Grund, da der Codex an vielen Stellen mehr hat als
der gedruckte Text. Der Herzog Enud erhält zu den Bei-
namen^ die dieser ^ebt, die weiteren: 'discretus', facetus',*
von König Svend Tveskjaeg wird zu 'sacri baptismatis
unda renatus* hinzugemgt: 'ortodoxa factus, zu Palni
Tokki erläuternd: *qui binomius extitif; statt 'ignaris'
heisst es tantologisch: 'ignaris et nescientibus'; statt:
^voluntatem': *i!ngenium et voluntatem'; unter Harald
Blaatand wird zu 'popularis coepit effervere tumul-
tus' hinzugefügt: 'ibidemque vulgaris coepit sevire in
regem tumultus', was im wesentlichen ja dasselbe noch
einmal ausdrückt. Wo von der Bekehrung der Eyenses durch
Waldemar I. die Rede ist, geschieht dies hier nach biblischem
Ausdruck: 'in virga ferrea et brachio extento*. Aber
auch längere Stellen finden sich: wo von den listigen Reden
der Thyra die Rede ist, wird hinzugefügt: *iuxta illud: "Mel
portas ore, sed fei latitatur corde". tanquam haec
ore prophetico perfundisset: "Adhereat lingua mea
faucibus meis, si non meminero tui^; wo von den
jugendlichen Fehlem des üffo: 'potius industria quam
corpore istis inservit; ut in iuvenili constitutus
aetate robur corpori conservet indefessum*. Einige
dieser nur handschrimich überlieferten Stellen sind so verderbt,
dass es kaum möglich ist die Worte, oder auch nur die Ge-
danken mit Sicherheit zu erkennen. Und auch sonst ist der
Text der Handschrift oft undeutlich, grammatisch bedenklich,
an ungewöhnlichen Ausdrücken reich, während der gedruckte
im ganzen ziemlich glatt daherfliesst und was dort holperich
oder schwerfallig berichtet wird, im ganzen klar und in gutem
Latein ausdrückt. Ich führe hier noch eine Stelle an, die be-
sonders in neuerer Zeit viel besprochen ist. Wo Sven des
Saxo gedenkt, dessen Arbeit ihn abhalte, die Geschichte Svend
Estrithsons imd seiner Söhne ausführlicher zu erzählen, heisst
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16 G. Waitz.
es in dem Druck: *quum, illustri arehipraesule Absalone referente
contubemalis meus Saxo elegantion stilo omnium gesta pro-
lixius exponere decreverit*. Statt der letzten Worte in der
Handschrift;, wie mir Herr Prof. Erslev nachträglich mitgetheilt
hat: 'gesta executus prolixius insudabat\ G^ewiss ist das keine
spätere Aenderung , der Sinn auch nicht derselbe, da Saxo
hiernach jedenfalls schon mit seinem Werk beschäftigt war,
wie man verstehen muss, diesen Theil ausgearbeitet hatte.
Wie ist dies Verhältnis zu erklären? Die Annahme, dass
ein Schreiber oder auch der Autor selbst den gedruckt vor-
liegenden Text in dieser Gestalt wissentlich oder unwissentlich
umgestaltet hat, ist ganz und gar ausgeschlossen. Nur das
Umgekehrte kann der Fall sein. Und an und für sich bieten
sich drei Möglichkeiten dar. Es ist ja nicht absolut undenkbar,
dass Sueno sein Werk später noch einmal überarbeitet, Rauh-
heiten des Ausdrucks, auch überflüssige Bemerkungen entfernt
und so gewissermassen eine zweite Auflage seines Buchs ver-
anstaltet hat. Aber in hohem Grade unwahrscheinlich ist es
doch und in der Weise ohne Beispiel in der Litteratur des
Mittelalters. Oder ein anderer Autor desselben hat es gethan.
Bei Heiligenleben liegen ja Beispiele solcher glättenden Ueber-
arbeitung nicht wenige vor. Aber meist gehen sie dann noch
weiter, kleiden die aue Erzählung in ein ranz neues Gewand,
behalten nur hier und da einzelne Sätze oder Redewendungen
der Vorlage bei. Und bei einem Werk ganz anderer Art, aas
nicht zum Vorlesen bestimmt war, an dem ein späterer schwer-
lich ein besonderes Interesse hatte, von dessen Benutzung sich
nirgends eine Spiu* zeifft, von dem das Vorhandensein nur
einer alten Handschrift bezeugt ist, muss etwas derartiges als
ganz ungewöhnlich erscheinen. So bleibt ein dritter FaS: erst
die Ausgabe hat diese Veränderungen gemacht, d. h. der das-
sisch gebildete Stephanius sich eme Umformung des Textes
erlaubt, die wohl den historischen Gehalt unverändert Hess,
aber diesen vielfach in ein anderes Gewand kleidete. Auch
von einem solchen Verfahren, will ich gleich hinzufügen, wird,
so kühn auch manchmal Editoren älterer Zeit mit ihren Autoren
umgegangen sind, schwerlich ein Beispiel aufzuweisen sein.
Und gewiss hat es grosse Bedenken, den Stephanius für
den Autor dieser Ueberarbeitung zu erklären. Er bat sich in
der Geschichte der*X>änischen Historiographie namentlich durch
seine Ausgabe des Saxo einen Namen gemacht, und ist öfter
wegen einzelner Verbesserungen, die er an dem Text der
Editio princeps vorgenommen, gelobt worden. Sie tragen
aber entfernt nicht einen solchen Charakter an sich wie die
Abweichungen der Ausgabe des Sueno von der vorliegenden
Abschrift, sondern beziehen sich immer nur auf einzelne, meist
wirklich der Verbesserung bedürftige Worte. Man wird viel-
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Zur Kritik Dänischer Gescbichtsquellen. 17
leicht sagen, dass hier die bereits vorliegenden Ausgaben der
Neigung zu ändern und bessern bestimmte Schranken zogen,
dass auch der oft gelobte Stil Saxo's einer solchen Nachhülfe
viel weniger bedurfte, wie sie dem, wahrscheinlich auch in der
ihm vorliegenden Handschrift corrupten Text gegenüber in-
diciert uud erlaubt erschien. Denn wenn auch über die Her-
kunft der Lyskanderschen Abschrift nichts bekannt ist, so liegt
es doch nahe genug, anzunehmen, dass die einzige bekannte
ältere Handschrift, eben die später verbrannte, der Univer-
sitätsbibliothek zu Kopenhagen zu gründe liegt >, zumal es
bekannt ist, das Lyskander Codices dieser in Händen gehabt
hat>. Andererseits muss man aber in Anschlag bringen, dass
Stephanius in der Note hier wie in denen zum Saxo eine gute
Kenntnis mittelalterlicher Latinität zeigt und nicht wenige Aus-
drücke derselben erläutert oder anderswo nachweist*. Natür-
lich sind es solche, die in seinem Text Platz behalten haben;
auch nicht gerade Worte, in deren Gebrauch die beiden Texte
auseinander gehen. Eine irgend auffallige Uebereinstimmung
zwischen Redewendungen des Stephanius und denen des ver-
besserten Textes habe ich nicht bemerkt.
So wird es allerdings nicht möglich sein, mit irgend
welcher Sicherheit den Ursprung dieses zu erkennen*. Aber
darüber kann doch kein Zweifel sein, dass der handschriftliche
Text, so verderbt und an manchen Stellen lückenhaft derselbe
ist, im grossen und ganzen als der ursprüngliche angesehen
werden muss, und dass deshalb eine neue Ausgabe auf Grund
desselben dringendes Bedürfnis ist. Sie wird an vielen Stellen
daran verzweifeln müssen, die wirklich echte üeberlieferung
herzustellen, aber sie wird glauben dürfen, ihr ungleich näher
zu kommen, als es in dem Druck des Stephanius der Fall ist.
II. Quellen des Saxo.
Auf das eifrigste haben Dänische Gelehrte sich jederzeit
mit dem hervorragenden Historiker ihres Alterthums beschäf-
tigt, den Charakter seines grossen Werkes zu bestimmen,
1) Dagegen kann es zu sprechen scheinen, dass in Lyskanders A^-
Schrift die Leges castrenses vorangehen, bei Stephanius nachfolgen, dem
entsprechend es dann dort c. 5 heisst: 'snpra libavi'; hier: *dein-
ceps libabimus'. Ward aber die Reihenfolge geändert, kann es auch
an dieser Stelle geschehen sein. 2) Birket Smith, Om Ej0benhavn8
Universitetsbibliothek S. 24, wo eine Annahme R0rdams in seinem Leben
Lyskanders berichtigt wird. 3) Doch war ihm das Wort 'mediam-
nis' für Insel fremd; er sagt: 'Usus est . . . vocabnlo non nbivis obvio
et fortean a se conficto*. Bei Dncange finden sich Beispiele ans ver-
schiedenen Autoren. 4) Für ein bestimmtes Urtheil wird jedenfalls
nöthig sein, nicht bloss den vollständigen Text der Gesta, auch den der
Leges castrenses zu vergleichen.
Neues Archiv etc. XII. 2
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18 G. Waite.
Mängel, die sich bei näherer Betrachtunff darboten, zu erklären,
möglichst zu beseitigen gesucht. Ich sehe da ab von den ersten
9 Büchern, deren Inhalt heutzutage niemand mehr als wirk-
liche Q-eschichte in Anspruch nimmt, während ihre hohe Be-
deutung für die Kenntnis der Mythen, Sagen und Lieder des
Skandinavischen Nordens die allgemeinste Anerkennung findet
und die Forschung vielfach beschäftig, das seltene Ta^nt des
Autors in Wiedergabe alter Gedichte m Lateinischen Rhythmen
ihm auch allein schon den Ruhm eines der begabtesten Schrift-
steller des Mittelalters sichern wird. Es ist vor aUem die
Zeitgeschichte, die ausführliche Darstellung der Regierung
Waldemar I. und der Anfänge Enuds, oder, um es ger^e her-
aus zu sagen, der Thaten und Verdienste Absalons, durch die
veranlasst Saxo sein Werk unternahm, mit der sich neuerdings
die Kritik beschäftigt hat. Dass diese Darstellung, bei allem
Geschick und Glanz der Erzählung, die über sie ausgebreitet
ist, an erheblichen Mängeln leidet, hat auch den Landsleuten
des Autors nicht entgehen können, und wenn sie auch die weit-
gehende und einseitige Verherrlichung alles Dänischen, die
jedenfalls nicht unparteiische Auffassung der Beziehungen der
Dänischen Könige zum Deutschen Reich und Sächsischen Herzog
seiner patriotisdien Gesinnung zu gute hielten, so haben sie
doch cUe ungenauen Zeitbestimmungen, den Mangel jeder
sicheren Chronologie und mancherlei Irrtnümer in der Darstel-
lung der Begebenheiten anerkennen müssen. Statt das aber
der dem Autor überhaupt eigenthümlichen Behandlungsweise,
der geringen Rücksicht auf historische Genauigkeit, beziehungs-
weise der auf mündlichen Ueberlieferungen beruhenden wenig
zuverlässigen Kenntnis, zumal wenn ein längerer Zwischenraum
zwischen den Ereignissen und ihrer DarsteUung verflossen, zu-
zuschreiben, hat man andere Auskunftsmittel ftlr ihre Erklärung
oder womöglich Beseitigung gesucht. Es sind in der letzten
Zeit besonders zwei Arbeiten die hier einschlagen, deren We^e
ich aber gleich wenig für glücklich halten kann. Hovgaard m
einer langem Abhandlung über die Zeitrechnung in der Ge-
schichte Waidemars mit besonderer Rücksicht auf Saxo (Histo-
risk Tidskrift 4. Rsekke 11, S. 470—678), einen Gedanken
"von Suhm, den auch Dahlmann (Gesch. von Dännemark I,
S. 301 S,) gebilligt, au&ehmend und weiterführend, will die
Annahme begründen, dass der uns überlieferte Text des Saxo
nicht der ursprüngliche sei, sondern durch Umstellung und
Verlust von Blättern wesentliche Entstellungen erfahren, und er
dehnt das dann, lun die Zusammenstimmung verschiedener
Autoren noch besser zu begründen, auch auf Snorris Heims-
kringla und die KnytHngasaga aus. So viel Scharfsinn dabei
aber auch aufgewandt ist, das Ganze ist doch nur ein Gewebe
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Zur Kritik Dänischer Geschichtsquellen. 19
von willkürlichen, unbefiTündeten Aimalimen i, wie schon Paludan
Müller ^ebenda V, S. 376) bemerkt hat. Dieser will seiner-
seits aoi alle sichere Chronologie verzichten und meint, die An-
lage des 14. Buchs, das hier zunächst in Betracht kommt, so
erklären zu können, dass Saxo die einzelnen Begebenheiten
gleich und meist als Augenzeuge (Begleiter Absalons) nieder-
geschrieben, dann die so entstaimenen btücke später zusammen-
gestellt und dabei auf rechte Ordnung wenig geachtet habe.
&r setzt sich so mit der bisherigen Amiahme, dass Saxo erst
nach dem J. 1185 seine Arbeit oegonnen, diese Abschnitte be-
deutend später, zum Theü erst naäi Absalons Tod (1201) ge-
schrieben nahe, in den directesten Widerspinich, und macSit,
wenn er die chronologischen Sünden des Autors auf die ange-
gebene Weise entschiüdigt, ihn für anderes, was sich als em-
seitig oder unrichtig in seinem Bericht herausstellt, nur um so
mehr verantwortlich.
Es findet sich dann auch wenigstens nirgends der Beweis
einer solchen Gleichzeitigkeit der Aufzeichnung, ebenso wenig
wie irgend welche Andeutung, dass Saxo bei den Begeben-
heiten, die er beschreibt, anwesend gewesen'. Man sollte
meinen, er habe vor allem Anlass gehabt, das in der Vorrede
hervorzuheben, wo er sagt: ^Absaloms asserta sectando quae vel
ipse gessit vel ab aUis gesta perdidicit docili animo stiloque
con^plecti curae habui, venerande eins narrationis documentum
perinde ac divinum aliquod magisterium amplexatus'. Nur die
stylistische Verarbeitung nimmt er ftir sich in Anspruch, die
Verantwortliohkeit für die Richtigkeit der Thatsachen lehnt er
ab'. Er stellt auch Absalons Erzählungen unmittelbar neben
die der Isländer und sich zu beiden in das gleiche Verhältnis.
Diese Vorrede ist aber auch mit dem was Paludan Müller weiter
entwickelt, in entschiedenem Widerspruch. Saxo, meint er,
habe erst das 14. Buch allein und als besonderes Werk ver-
fasst, dann die Geschichte im 15. und 16. Buch bis 1185
weitergeführt, darauf, nach der Auslegung, die einer oft ange-
führten Stelle des Svend Aagesen zuerst wohl von Velschow
1) Ich hebe nur eine hervor. Der Antor rechnet immer mit den Ab-
schnitten, wie sie sich in den neuen Ausgaben finden und die er nach den
Anfangsworten bezeichnet. Nun ist es ganz undenkbar, dass in irgend
einer Handschrift gerade umgestellte (resp. verlorne) Blätter mit solchen
Abschnitten begonnen hätten. Biese selbst aber beruhen nicht etwa auf
handschriftlicher Ueberlieferung, sondern sind selbst der editio princeps
fremd und erst von Stephanius, man kann sagen ziemlich verständig, ge-
macht, aber dpch nimmermehr von der Autorität, dass mit ihnen als
gegebenen Einheiten gerechnet werden kann. 2) Das bemerkt mit Recht
schon Molbech, Njt bist. Tidskrift 11. S. 71. 3) Dass Absalon ihm
'commentarios scriptos' mitgetheilt habe, wie Velschow S. LXIII wahr-
scheinlich findet, scheint mir nach den Worten nicht anzunehmen.
2*
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20 G. Waitz.
fegeben ist ', auf Absalons Veranlassung die Geschichte Svend
Istrithsons und seines Hauses verfasst, sich dann wieder von
jenem bewogen an die Sagengeschichte der ersten Bücher ge-
macht, um eine voUständige Dänische Geschichte herzustellen,
sei so zuletzt im 10. Buch auf die Zeit Gorms und seiner Nach-
folger gekommen und habe, alt xmd müde wie er war, diese
am flüäitigsten und ungenügendsten behandelt'. Wie sich das
mit der Vorrede vertragen soll, ist schwer einzusehen. Nach
dieser trägt Absalon dem Saxo, comitum suorum extreme, da
andere es ablehnen, auf, 'res Danicas in historiam conferendi',
die bisher niemand beschrieben habe. Widerstrebend über-
nimmt er es : 'oneri cunctis preteriti evi scriptoribus inexperto
.rüdes laboris humeros subicere coactus'. So soll ein Autor
schreiben, der schon ein Werk von fast gleichem Umfang vol-
lendet, oder wenn wir auch nur bei der ersten Annahme stehen
bleiben, fortwährend von Jahr zu Jahr die Thaten seines Pa-
trons niedergeschrieben hatte, soll mit keinem Worte, weder
hier, noch wo er von den Quellen spricht, noch später andeu-
ten, dass das Werk aus ursprünghch verschiedenen Stücken
zusammengesetzt ist«. Ich meine mit solchen Hypothesen ist
der Kritik wenig gedient.
Wohl aber hat diese jetzt einen anderen Anhalt bekommen,
der dazu dienen kann, manchen Zweifel freilich mehr anzu-
regen als zu beseitigen. Aus zwei Blättern einer Handschrift,
die sich wunderbarer Weise zu Angers in Frankreich gefunden,
jetzt für die Königliche Bibliothek in Kopenhaffen erworben
sind, in photographischer Nachbildung von der dortigen Aka-
demie herausgegeben, aufs sorfffaltigste erläutert und verwerthet
von ßruun*, sehen wir aufs deutlichste, wie der Text Saxos
1) Prolog za der Ausgabe yon P. E. Müller lU, S. XXXIX. AU
ganz nnmöglich mnss ich aber die Interpretation bezeichnen, welche
Palndan Müller S. 344 den Worten Svends c. 5 giebt: 'Quorum gesta
superfluum duxi plene recolere, ne crebrius idem repeti-
tum fastidium pareret legentibus, cum, illustri archi-
praesule Absalone referente, contubernalis mens Saxo ele-
gantiori stilo omnium gesta prolixius exponere decr.ev.erit'.
Es soll nicht heissen, wie bisher alle verstanden, dass Svend 'referente
Absalone' von der Absicht Saxos gehört, sondern dass Saxo beschlossen
habe, 'referente Absalone', nach den Erzählungen Absalons, die Gesta
Svends und seiner Söhne zu schreiben I 2) Beigestimmt hat Steenstrup^
Revue hist. VII, p. 408. 8) Das 14. Buch, das allerdings durch seinen
so viel grösseren Umfang anffftllt, fängt auch nicht etwa mit Waldemar I.
Geschichte oder irgend einem Ereignis in Absalons Leben an, sondern
mitten im Znsammenhang der Dinge mit einem gewöhnlichen 'Interea*.
Die Eintheilung in 16 Bücher kennt aber schon der Auszug bei Ghejs-
mer, Langebek II, S. 288; beginnt aber 12 wo die Ausgabe 13, und
nennt die folgenden Bücher nicht. 4) In Lykonskningsskrift til Ej0ben-
havns Universitet ved dets trehundredaars stiftelses fest 1879. 4.
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1
Zur Kritik Dänischer Geschichtsquellen. 21
von ihm aufs sorgfaltigste überarbeitet ist, die ursprüngliche
Fassung mit Aenderungen und Zusätzen versehen, die haupt-
sächlich wohl den Ausdruck betreffen, aber doch auch sachliche
Erweiterungen enthalten. Wie hier in dem ersten Buch ver-
fahren ist, kann es natürlich auch später geschehen sein, es
können auch längere Stücke von dem Verfasser eingeschoben
und es kann dadurch in einzelnen Fällen auch wohl die chro-
nologische Ordnung gestört sein. Das Einzelne ist dann freilich
auch wieder der Vermuthung überlassen und die Bemerkung
im allgemeinen wird dazu dienen, bei der Benutzung des Buchs
die grösste Vorsicht zu empfehlen, den Angaben, die mit an-
deren in Widerspruch stehen, nicht zu grosses Vertrauen zu
schenken.
Dazu nöthi^ dann aber vor allem die Art und Weise, wie
Saxo vorliegende schriftliche Quellen benutzt oder auch nicht
benutzt hat. Die früher ziemUch allgemein angenommene
Meinimg war, dass er solche überhaupt so gut wie gar nicht
gehabt, jedenfalls nirgends gebraucht habe. 'Es ist nicht an-
ders': schreibt Dahlmann', 'Saxo suchte nicht allein keine
schriftlichen Quellen, er stiess sie von sich, liess keine Erin-
nerung an sie aufkommen'. Man ist soweit gegangen, die paar
Stellen, wo er andere Autoren nennt, Beda. raulus, Dudo, ftir
möglicher Weise spätere Einschiebsel zu halten '. Diese Auf-
&ssung hat sich allerdings ändern müssen, seit die Vita E^anuti
ducis bekannt geworden und ihre Benutzung durch Saxo nach-
gewiesen ist». Die Art und Weise aber, wie er hier verfuhr,
muss die Aufforderung geben, auch andere Theile seines Werkes
näher ins Auge zu fassen und mit den Autoren zu vergleichen,
die von denselben Gegenständen handehi.
Das Nächste was sich darbietet ist die kurze Roeskilder
Chronik, die vor der Mitte des 12. Jahrhunderts geschrieben
ist, sich ihrerseits grossentheils auf Adam von Bremen stützt.
Sie ißt uns in demselben Codex wie die Vita Kanuti erhalten,
und es scheint kaum denkbar, dass Saxo sie nicht gekannt
haben sollte. Doch wird es bestimmt in Abrede gestellt *. Ich
glaube aber wenigstens eine Stelle nachweisen zu können, wo
eine Benutzung in hohem Grade wahrscheinlich ist. Es heisst
X, S. 606: 'Esdem temporibus Popponi Eimbrandus, Hanrico
Harens pontificii reUgione successit. Pro Lifdago Fulbertus
sacerdotio fulsit. Post quem Othincarus Albus, splendidissimo
loco natus, infulas sumpsif. Dies entspricht der Chron. Roes-
1) Forschungen I, S. 192. 2) Höchst wunderlich ist das Urtheil
Ton Petersen, 'Bidrag til den danske Literaturs historie* I, S. 44, dass er als
Gelehrter diese fremde Autoren gekannt und benutzt, sei vielleicht für
•eioe Darstellung nicht immer vortheilhaft gewesen. 3) Auch Paludan-
Moller S. 346 erkennt dies an. 4) Velschow S. 64; Paludan- Müller
8. 361.
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22 G. Waitz.
kild., wo es heisst: 'Postea eciam phires ordinavit Adaidagus
Bremensis archiepiscopus ad nostrates episcopos, ad Sleswich
post Hericum Marconem, post Liafdagum ad Ripam Folbertum*
Othincarus Albus' etc. Die ersten Worte schliessen sich an Adam
II, 23 an, während dieser aber die Sitze der Bischöfe unbe-
stimmt lässt, giebt Roesk. sie bei Marcus und Fulbert an, und
verwirrt die Reihenfolge bei Schleswig, aber genau so wieder-
holt sie Saxo. Auch den Rimbrandus (Rehinbrandus) nennt
jener unmittelbar vorher als Bischof von Aarhus, nur nicht als
"Nachfolger des Poppo, da dieser von ihm später gesetzt wird;
ebenso einen Othinkar als Bischof von Ripen, den er aber mit
Adam von Othincarus Albus unterscheidet, während Saxo die-
sen hier fälschlich für Ripen in Anspruch nimmt, ohne Zweifel
weil derselbe unmittelbar darauf genannt ward, während er
später (S. 522) richtig den Othyncarus junior nennt. Er hat
emen Irrthum mit Roesk. gemein, ein zweiter erklärt sich aus
diesem: das lässt nicht zweifeln, dass er dies Werk vor sich
hatte. Wo es aufhört, unterlässt auch Saxo in der bisherigen
Weise über die Reihenfolge der Dänischen Bischöfe zu berichten^
und nimmt nur auf einzelne bedeutsam hervortretende Rück-
sicht.
Eine andere Stelle, die in Anschlag gebracht werden kann^
betriflFt eben den Poppo. Saxo X, S. 498 ebenso wie Chron.
Roesk. setzt das Wunder das er vollbringt in die Zeit des
Königs Svend Tveskjaeg. Sagt dies: 'Poppo vir sanctissimus
feftur Suenoni multum familiaris fuisse*, so Saxo : 'Deus Pop-
ponem ingenio et sanctitate conspicuum — preclari operis
consortem [dem König] adiecit'. Er malt dann die Sache viel
weiter aus, lässt ihn namentlich 'candentem ferri laminam
chirothecae formam habentem' anziehen, während die Chron^
sagt: 'ferrum candens in manu gestavif. Das 'in modum cyro-
tecae formatum' begegnet auch in Schol. 21 des Saxo, das in
der Hauptsache aus Sigebert stammt und mit ihm die Sache
unter König Harald setzt, aber diesen Zusatz hat. Es steht
von etwas späterer Hand in der jetzt Kopenhagener Hand-
schrift, war aber schon dem Albert von Stade bekannt'. Dass
hier Saxo benutzt ist, halte ich kaum für wahrscheinlich ; dasa
es ihm bekannt war, wage ich wenigstens nicht zu behaupten.
Wenn derselbe das Wunder an den Isefiord setzt, den Poppa
zum Bischof von Aarhus statt Schleswig macht, so geht er aa
seine eigenen Wege, ohne dass man diesen Angaben irgend
welchen Werth beilegen kann.
Unmittelbar darauf erzählt er aber von dem Norwegischeik
König Olaf, was so genau mit Adam von Bremen überein-
stimmt, dass es die sorgfältigste Beachtung verdient. ^CuiuSr
1) SS. VII, p. 273.
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Zur Kritik Dauisclier GescbicbtsquelleD. 23
regi Olavo tanta sumendorum auspiciorum annotandorumque
ominum cura acta est^ ut etiam aquarum sacrarum liquore
perfusus, cum pariter religiöse discipline rudimenta sumpsisset,
nallo tarnen sanctitatis exemplo, nullius auctoritate doctrinae^
quo minus augurum monitus sectaretur futuraque per pullarios
disceret, vetari posset. Itaque sanctitate vacuus^ necnisi in-
anem eius umbram complexus, susceptam religionis speciem
fucosa superstitione damnabat'. Das ist offenbar nichts als
eine ausmalende Ausführung dessen was Adam II, 38 giebt:
'Narrant eum (1. ^enim'; es scheint ein Druckfehler zu sein, Watt.)
aliqui illum christianum fuisse, quidam christianitatis deser-
torem ; omnes autem affirmant peritum auguriorum, servatorem
sortium et in avium prognosticis omnem spem suam posuisse'.
Ebenso verhält es sich meines Erachtens, wo Saxo S. 522
von dem Wenden Gotschalk erzählt: 'ut eum (seinen Vater) a
Saxonibus potiende Sclavie cupidis interemptum cognovit^
efferatum ingenium leni studio mitescere passus non est. Re-
pente enim armis scolam mutavit et ne alienigeni ingenii exer-
citatione patrios ritus pigrius prosequeretur, literarum cultum
in tyrocinium vertit, omissoque doctrine studio, strenui vindicis
auam ignavi discipuli partes agere maluit, audacter quam in-
ustrie animo uti satius autumans'. Das ist nichts als eine
Breittretung von Adams Worten II, 44: 'Verum is, comperta
morte parentis, ira et furore commotus, reiectis cum fide
litteris, arma corripuit'. Es giebt, wo wörtliches Abschreiben
nicht stattfindet, wie es offenbar mit Saxos ganzer Art und
Weise unvereinbar war, keinen besseren Beweis der Abhängig-
keit, als Uebereinstimmung in solchen kleinen Zügen, wie hier
das Verlassen der Schule, der Tausch der stillen Studien mit
dem Waffenhandwerk.
Ich lasse dahingestellt, ob der Slave, welcher 12 von den
Dänen erschlagene Söhne zu rächen einen Einfall in Jütland
machte, aus dem Ratibor entstanden ist, den nach Adam II, 75
umgekehrt acht Söhne zu rächen suchten. Immer aber ist zu
beachten, dass dann über den Sieg des Magnus und über Got-
schalk in derselben Reihenfolge wie von Adam erzählt wird,
wenn dieser auch nichts davon weiss, dass Gotschalk nach
Knuds Tod dem Suend Estrithson gedient haben soll: was
Saxo beibringt scheint nur zur bessern Motivierung der Rück-
kehr Gotschsuks hinzugefügt zu sein.
Der langen Erörterung über die Trunksucht des Bischofs
Heinrich von Lund, XIII, S. 548, liegt ohne Zweifel Adams
Bericht IV, 8 zu gründe: *De quo narrant etiam, quod pesti-
fera consuetudine delectatus inebriandi ventris tandem suffo-
catus crepuif. Und wenn dieser III, 12 vom Bremer Erz-
bischof erzählt: 'furentem regem, missis legatis ad eum, de
scelere terribiliter increpuit, postremo, nisi resipuerit, excom-
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24 G. Waitz.
municationis gladio feriendum esse; tunc ille con versus in fu-
rorem, minabatur omnem Hammabargensem parrocbiam vastare
et exseindere', so hat das sicberlicb Saxo vor Augen gebabt,
als er scbrieb : ^A quo cum rex per sacram ac salutarem am-
monitionem incesti reus ageretnr, discipline minas opposuit
seque ferro correptionis insolentiam repressurum edixit^ und
ganz fabelbaft binzufugte: 'Que res ab Uamburgensibus ma-
ritimi periculi motu ad Bremenses pontificium transtulit'.
Es smd nicht die grossen Ereignisse der Geschichte, für
die Adam herangezogen wird; der Autor bindet sich auch
nirgends ^enau an seinen Bericht; aber dass er ihn gekannt,
einzelnes ihm entlehnt hat, scheint mir nicht bezweifelt werden
zu können i. Es ist möglich, dass er das Buch bei der Arbeit
selbst nicht zur Hand natte, vielleicht als Darstellung eines
Fremden nicht weiter ausnutzen wollte'; dass er überhaupt
was ihm von Büchern zu geböte stand nur nebenher berück-
sichtigte und mit ihrem Stoff aus dem Gedächtnis frei genug
schaltete'. Der Glaubwürdigkeit seiner Erzählungen auch in
anderen Theilen des Werks muss dadurch jedenfiQls Abbruch
geschehen. Für vieles fehlt uns jede Controlle, aber überall
wird man das Einzelne nur mit Vorsicht aufnehmen können^.
Dass Saxo das Werk seines 'contubemalis' Sven Aagesen
gekannt, oder wenigstens dass er es benutzt, wird allgemein
m Abrede gestellt, und ich will auch nicht das Gegentheil be-
haupten. Doch mag man bemerken, dass in der sagenhaften
Geschichte des Wermund und Uffo sich eine auffallende lieber-
einstimmung in Einzelheiten (z. B. wie der König sich auf die
Brücke setzt, um im Fall dass der Sohn erliegt, sich in den
Fluss zu stürzen) zeigt , die so erklärt werden könnte, wäh-
rend sie sonst auf Benutzung etwa desselben Gedichtes zurück-
geführt werden müsste. Auch könnte man wohl die Vermuthung
äussern, dass die ganz unbegreifliche Angabe Saxos (X, S. 537),
Knud aer Mächtige sei auf seinen Wunsch in Ronen begraben,
auf einer unklaren Reminiseenz von dem beruht, was Sven er-
zählt, der König habe diese Stadt besonders geliebt und Re-
liquien des h. Martinus dahin gebracht. Das Eine so wenig
begründet und zu erklären wie das Andere. Denn dass Saxo
in Adams Angabe, Knud habe 'regna Danorum, Anglorum ac
1) Bestritten wird es von P. £. Müller zu den einzelnen Stellen,
und Velschow S. LXV. Auch Paludan - Müller S. 351 sagt, es fehle an
einem sicheren Zeichen. 2) Insofern kann das 'er stiess sie von sich*
Dahlmanns gelten, gegen das sich Velschow a. a. O. erklärt. 3) So
hat ganz treffend Jörgensen gesagt, S. 266, und hinzugefügt; 'kun saaledes
kan man med nogen rimelighed forklare de tydelige spor af seldre kilder
og den forunderlig l0se maade, hvorpaa de er anvendte\ 4) Ent-
schieden zu günstig urtheilt L. Giesebrecht, Wend. Gesch. III, 8. 366,
und folgt ihm überall auch im Detail der Erzählung.
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Zur Kritik Dänischer GeschichtsquelleD. 25
Nortmannorum'y das Letzte auf die Normandie statt auf Nor-
wegen bezogen, ist wobl kaum denkbar und würde aucb noch
immer nichts für das Begräbnis in Ronen austragen. Wie
wenig sichere Kunde Saxo aber auch nur 100 Jahre zurück
besass, zeigt diese Stelle fast mehr als man wünschen möchte.
III. Heber die Annales Colbaiienses , Lundenses nnd andere
ältere Dänische Annalen.
Die Bedeutung der in einer Handschrift der Berliner
Bibliothek, bezeichnet ^liber sancte Marie in Colbaz*, erhal-
tenen Annalen für die Kritik der Dänischen Jahrbücher ist
schon von dem ersten Herausgeber W. Arndt (SS. XIX, 1866)
wohl erkannt, dann besonders von J0r^ensen (Bidrae 1871,
S. 202 S.) hervorgehoben, später von Scnaefer (Dänische An-
nalen 1872, S. 115 ff.) und dem zweiten Herausgeber Prümers
(Pommersches Urkundenbuch I, 2, 1877, S. 467 f.) näher be-
sprochen, wogegen sie Usinger bei seiner Untersuchung der
altem Dänischen Annalen (1861} überhaupt noch nicht zugäng-
lich waren. Doch haben sie gerade für die von diesem ver-
tretene Ansicht, dass die uns erhaltenen Dänischen Annalen
grossentheils Excerpte eines älteren uns verlorenen Werkes,
das er als Annales maiores Lundenses bezeichnete, zu betrachten
seien, eine ^osse Wichtigkeit. Es sind nämlich Aufzeichnungen
zuerst nur bis zum J. 1137 fortgeführt, dann von einer andern
Hand bis 1150, imd von verschiedenen bis in die 70er Jahre
fortgesetzt, wie nicht zu zweifeln in Dänemark, von hier bei
der Ghnindung des Klosters Colbaz nach Pommern gebracht,
und dann hier vermehrt imd im Laufe der Zeit weiter fort-
gesetzt. Nur der erste Theil kommt hier in Betracht. Dass
er in den spätem Annales Lundenses benutzt worden, was
Schäfer bestritten*, kann keinem Zweifel unterliegen; Prümers
hat gezeigt, dass auffallende Irrthümer dieser gerade aus der
Beschaffenheit der Handschrift sich erklären. Doch geht die
Benutzung kaum über das Jahr 1137 hinaus; was sie später
gemeinsam haben, Tod des Bischofs Malachias, des Abts Bern-
hard von Clairvaux, des Thomas von Canterbury, ist zu wenig
bezeichnend, um darauf Gewicht zu leffen, auch in Colb. von
verschiedenen Händen eingetragen, während einige besonders
charakteristische Angaben des späteren Theiles in den Lund.
nicht wiederkehren. Dahin ffehört namentlich die Nachricht
1150 über einen Kampf bei Arcun in Eugen mit genauer An-
fabe des Datums. Noch wichtiger konnte scheinen: ^1170
lugia a Danis subiugata est et m christianitatem conversa',
da dies Jahr als unrichtig erscheint. Die Lund. setzen es zu
1) 8. 114.
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26 G. Waitz.
1167; Helmold II, 12 zu 1168^ und für dies Jahr erklären
sich mit P. E. Müller die meisten Neueren (Dahlmann, Gesch.
V. Dännemark I, S. 290; L. Giesebrecht, Wend. Gesch. HI,
S. 171; besonders Hovgaard, in der Hist. Tidskrift IV, 2,
S. 516 ff. gegen Velschow, der in den Noten zu Saxo Hr, S. 343
das Jahr 1169 vertheidigt hat). An 1170 ist jedenfalls nicht
zu denken, höchstens für die Durchführung kirchlicher Ein-
richtungen dies Jahr anzunehmen. Dieselbe Notiz kehrt nun
aber in verschiedenen anderen Annalen wieder; in der Form
am meisten übereinstimmend in den Annalen — 1219, die ich
Waldemariani nenne : ^Kuia a Danis acquisita est et ad fidem
Christi conversa'; die diesen sehr nahe verwandten Annalen
— 1300 (Langebek IV) haben die Dänische Form des Namens:
^Rö a Danis acquisita est et ad fidem conversa'; wörtlich ebenso
Annalen — 1286 (Langebek II), ganz ähnlich die Ann. Ryenses
(SS. XVI, S. 403) : ^R0 a Danis adquisita est et ad fidem
Christi conversa'; wenig verändert die sog. Chron. Sialandiae:
^R0 in Sclavia a Danis est victa et ad fidem Christi conversa'.
Es liegt nahe, an eine gemeinsame Quelle zu denken, keine
unmittelbar aus der andern abzuleiten; wäre aber die Eintra-
gung in dem Colbazer Codex gleichzeitig, müsste man geneigt
sein, sie als Grundlage für die andern zu betrachten; so dass
allerdings für ^R0' statt 'Rugia' oder ^Ruia', und ^acquisita für
*subiugata' eine Zwischeninstanz angenommen werden müsste.
Aber eine Einsicht des Codex zeigt, dass der Satz nicht zu
den unzweifelhaft gleichzeitigen Eintragungen gehört, erst später
am Rand hinzugefügt ist». Von den angeführten Annalen
stimmen die Ryenses noch in einer späteren Notiz mit Colb.
überein, 1176:
Colb. Ryen.
Castrum Stytin obsessum a Castrum Stettin a Danis ob-
Danis. sessum est.
Die Nachricht, von grosser Wichtigkeit ftir die Kritik
Saxos, findet sich ausserdem in den nach Eskinbek gehörigen
Annalen — 1323 (Langebek II, S. 523), wo der Herausgeber
- unrichtig ^Julin' gedruckt hat , und kann sachlich nicht be-
zweifelt werden, obgleich sie in den Lund. und anderen Ab-
leitungen der gemeinsamen Grundlage fehlt *. Dass die Colb.,
wo der Satz von alter Hand geschrieben ist, hier Quelle sind
für die Ryenses, ist sehr wahrscheinlich, zumal sie auch andere
Nachrichten gemeinsam haben, die sich anderswo nicht finden,
1) Auch die Worte 1173 *et terre motus factus est*, die ähnlich sich
in den Ryenses finden, sind ein späterer Zusatz. 2) In den späteren
Zusätzen der Chron. Sialandiae ist es wohl aus den Ann. Ryens. entlehnt;
s. Usinger S. 61. Ganz spät ist das Breve chronicon, Langebek III,
S. 629; ebend. S. 26.
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Znr Kritik Dänisclier GeschichtsquelleD. 27
SO namentlich die schon angeführte Stelle über den Kampf bei
Arcun.
Colb. 1150.
3. Kai. Innii bellum friit apud
Arcun in Slavia feria 4.
Rjrens. 1149.
Bellum fuit apud Arcune in
Sclavia.
Dem Jahre 1150 entsprechen die Tagesdaten. Die beiden
Annalen haben auch die meisten Nachridbten über die Cister-
cienserklöster in Dänemark und Pommern gemeinsam; doch
sind hier die Angaben der Ryenses meist genauer, in den
Colb. einige wohl im 12., die meisten aber erst im 13. Jahrh.
eingetragen. Dass die Ryenses daneben die uns erhaltenen
Lundenses benutzten, zeigen gemeinschaftliche Fehler. Dahin
darf man wohl das Jahr 1137 rechnen, wo beide eine Fin-
sternis (Henebre') fast mit denselben Worten berichten, die,
wie Schäfer S. 117 hervorhebt, in diesem Jahre gar nicht
stattfand, und die in Colb. mit genau richtigen Tagesdaten zu
1140 verzeichnet wird, und aus ihnen auch nocmnals in die.
Ryen. überging'. Ebenso 1140, wo der Erzbischof von Bremen,
dessen Schwester der König Erich heirathete, unrichtig Hen-
ricus statt Hartwicus heisst (Lappenberg hat dies mit Unrecht
gegen die Handschrift in die Ausgabe aufgenommen). Die
Kyenses sind offenbar nicht eine blosse Ableitung aus ver-
lorenen Ann. Lundenses maiores *, sondern eine Compilation aus
verschiedenen kürzeren Aufzeichnungen.
Eine directe Benutzung der Colbaz. in andern Dänischen
Annalen lässt sich nicht nachweisen. Müsste man früher in
den reichen Annalen — 1219 (Waldemariani) bei der Stelle
über die Unterwerfung Rügens 1170 daran denken, so fällt
das jetzt fort. Ausserdem sind es nur die wenig charakteristi-
schen Notizen über die Ermordung Knud Lawards 1130, der
Tod des Magnus 1136, des h. Bemard 1153 und des Thomas
von Canterbury 1171, die eine gewisse Verwandtschaft zeigen,
aber zu der Annahme einer Bekanntschaft nicht berechtigen.
Dagegen haben diese Annalen in ihrem altem Theil eine
Anzahl kurzer Nachrichten, die mehr oder minder wörtlich in
den der Zeit nach nächststehenden Nestvedenses ( — 1228) und
ausserdem in zahlreichen anderen Ableitungen sich finden.
Wald.
1131. Bellum fuit lalenge.
1132. Bellum fuit Syrae et
aliud Ren0biargh.
1134. Roskildes depopulata
est.
Nestv.
Bellum fuit in lalungi inter
Hericum et Magnum.
Bellum fuit in Syra et aliud
in Rumbiorg.
Roschild devastata est.
1) Die Nachricht ist aber auch in andere Annalen übergegangen
und der Irrtbum also vielleicht älter. 2) Wie Usinger S. 28 annimmt;
▼gl. S. 75y wo er für einzelnes anderen Ursprung zugiebt.
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28 G. Waitz.
1135. Rex Nicolaus fugit et
7 episcopi interfecti sunt.
1147. Ericus Lamb mortuus
est.
1167. Burisius captus est.
Hier kann nicht der eine '
Quatuor episcopi occisi sunt
apud Scaniam et r^icolaus rex.
Hericus Lamb mortuus est,
et bellum fuit in Sclangathorp.
Burius captus est.
ext aus dem andern abgeleitet
sein, sondern sie gehen auf eine gemeinschaftliche Quelle zu-
rück. Diese auch in Lund zu suchen, liegt nahe, wenn man
sieht, dass dieselben sich, theilweise etv^as genauer, in unseren
Ann. Lundenses finden: nur sind die Angaben dieser keines-
wegs immer richtig. So wird die Niederlage des Magnus 1133
statt 1135 gesetzt, die Zahl der gefallenen Bischöfe zu fünf
angegeben. Die Zerstörung Roskildes, die Nicolaus vornahm,
wird erst nach seinem Tod berichtet 1135, und es heisst: *deva-
stata est a Sclavis% was drei andere Exemplare Dänischer
Annalen wiederholt haben, während die Chron. Sial. schreibt
^1134. Roskildis depopulata est, Haralde Ksesiae caedem et mu-
tilationem faciente*, eine Nachricht, die dem entspricht, was
Saxo erzählt (XHI, S. 652). Auch wird hier der Anlass dieser
Zerstörung von dem castrum des Harald mit Recht vorher,
1133, erzählt, in den Lund. 1135 nach der Verwüstung der
Stadt: 'Eodem anno fractum est castrum Haraldi Roskyldis'.
Ich bin geneigt, keine der beiden reicheren Fassungen für ur-
sprünglich zu halten, die eine auf willkürliche Ergänzung, da
man bei Zerstörung einer Stadt in dieser Zeit immer zunächst
an die Slaven dachte, die andere auf den dem Compilator wohl-
bekannten Saxo zurückzuführen.
Auch andere Stellen kann ich nicht als Beweis für das
Vorhandensein erheblich ausführlicherer Annalen von Lund be-
trachten, sondern nur zugeben, dass der erhaltene Text nicht
immer der ursprüngliche ist und manche Verderbung erfahren
hat. üsinger hat in der späteren Zeit besonders die Jahre
1152—1157 geltend gemacht (S. 32). Allerdings enthalten
andere Annalen hier manches mehr und anders als die Lun-
denses. Wenn diese 1154 schreiben: ^Hic rediit Kanutus, et
assumpta milicia pugnavit contra Suenonem', so haben die
Annalen — 1286 (Langebek H) und — 1300 (ebend. IV)
^assumpta militia de Saxonia'; die Ryenses 1132: ^assumpto
auxilio de Saxonia', was dem Berichte Saxos (XIV, S. 684)
und der Knytlingasaga entspricht, und was man also wohl als
alt gelten lassen kann. Fahren die Lund. fort : ^pugnavit con-
tra Suenonem', so fügen die Annalen von 1300 ninzu: 'apud
Gierbic', oder wie Petrus Olai, Lang. I, S. 176, der diese Stelle
ausschreibt, hat: 'Giezbec', eine Bezeichnung, von der weder
die anderen Exemplare der Annalen, noch Saxo, etwas wissen,
das aber dem ^Geasbsßk' der Knytlingasaga (c. 108) entspricht.
Da auch die Ryenses es nicht haben, wird es wohl auf eine
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Zur Kritik Dänischer GeschicLtsquellen.
29
selbständige! Ueberlieferung zurückgeführt werden müssen«
Sagen die Ryenses und die Ann. — 1300 noch: ^et fugit*, so
müsste das der Grammatik nach auf Enud gehen ; gemeint
kann aber nur Sven sein und die Ann. — 12o6 ändern: ^fu-
gavit Suenonem\ Die Lund. sagen aber deutlicher zum fol-
genden Jahr (1155): 'fugit Swen in Saxoniam', und ebenso
wahrscheinlich aus diesen die Ryenses. Beide und die Ann,
— 1300 haben dann gleichlautend die Rückkehr Svens mit
Hülfe Herzog Heinrichs des Löwen, der bis 'Symerstadt' ge-
kommen; die Lund. richtig zu 1157 ^ Die Ryen. und Ann.
— 1300 fügen hinzu: ^sed furo arrepta dux cum rege iter 15
dierum veniendo sub compendio duorum dierum compleverunt*.
Das ist gar nicht im Charakter dieser kurzen Annalen und
gebt ohne Zweifel auf Saxo zurück', den die Ryenses, wie
eben Usinger gezeigt und auch 1 153 noch wahrscheinlich findet
(S. 75), benutzt haben, aus ihnen ging es in jene Annalen über,
aie mit Ausnahme dieser beiden Jahre ganz von den Wald,
abhängig sind. — Ausser dem ^de Saxonia' bleibt also nichts
übrig, was. die Lund. weggelassen haben könnten. Wohl haben
die Ryenses und die Chron. Sialandiae 1151 nach 'Bellum fuit
Wibergis' noch: 'et iterum fugit Kanutus', das in den Lund,
fehlt, und fahren fort: 'Exulavit Kanutus* etc. Dafür aber
sagen diese 1152: 'Eanutus pugnavit contra Swenonem, et
devictas est et exulavit* etc., wo der Kampf gegen Sven eben
das 'bellum apud Wibergis' ist. So geben unsere Lundenses
allerdings einen Text, der von einer älteren Vorlage schon
mannigfach abweicht; diese, die auch anderswo benutzt ist, er-
scheint manchmal eher kürzer als ausfuhrlicher gewesen zu sein,
Ihre Spur finden wir auch in den Ann. Waldemariani, die
von allen, die erhalten^ die ältesten sind. Ich stelle in An-
schluss an die oben mit den Nestved. verglichenen Jahre hier
einige weitere zusammen':
Wald
1181. Rex
Waldemams I.
occarrit impe-
ratori F. apad
Tranf ....
1184. Expe-
diclo ad Wo-
legnst.
Lund,
Waldein anis
rexoccnrritim-
peratori apnd
Trafn.
Hoc anno
expedicio facta
est ad Walae-
gnst.
Ann. ~ 1286.
Walddmanis
occnrrit impe-
ratoriinTraffn.
Expeditio
Yalegnst.
Lang, n, 166.
Rex Walde-
marns occnrrit
imperatoriFre-
derico apnd
Traffn.
Expeditio ad
Walngust.
Chron. Sial.
Rex Walde-
mams occnrrit
imperatori
apud Trafn . . .
Expeditio
facta est a rege
Kanuto ad ca-
Btrüm Walgnst
in Sdavia.
1) Usinger sagt mit Unrecht, ihre Nachricht sei hier in ihrer chro-
nologischen Anordnung durchaus falsch. 2) Das 'semestre*, von dem
dieser spricht, haben Suhm, P. E. Müller u. a. mit Recht von einem
halben Monat verstanden. 3) Die Annalen — 1300 (Langeb. IV), von
denen vorher die Rede war, übergehe ich hier, da sie sich so eng aQ
Wald, anschliessen, dass sie als abhSngig angesehen werden müssen.
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30
G. Waitz.
Wald.
1187. Dax
Waldemaros
n. miles fac-
tos est 7. Ka-
lendas lanu-
arii.
1191. Ezpe-
ditio ad FId-
landiam.
1192. Epi-
aeopna Wolde-
maros fagit de
Dacia.
1193. Idem
episcoptts re-
versnB est et
captas.
1194. Prima
ezpedicio ad
Holzaciam.
Comes A. sab-
didit se potes-
tati regis Ka-
nati et coactos
est pecuuiam
dare.
1197. Ezpe-
dicio facta est
ad Estoniam.
Land.
1188. Dax
Waldemaros
factasestmiles
7. Kai. lana-
arii.
Ezpedicio
facta est ad
Finland , qae
victa est a Da-
nis mana fortL
1192. Epi-
scopas Walde-
maras sibi doli
conscias , ne-
mine fagaote,
ad regem Sa-
ecie fagam te ^
nait . . •
armata mana
rediit seqaenti
anno
a rege Kannte
est captas
8. Idas lalii.
Prima ezpe-
dicio in Holt-
Rex Kanntas
cam exercita
magno ad Est-
landiam pro-
fectos est.
Anm. —1286.
1190. Expe-
ditio facta in
Finlandia et
victa est a
Danis.
Episcopas
Waldemaras
fagit de Dada.
Waldemaras
episcopas re-
versas est et
captas a Ka-
nnte rege,
1193. Comes
Adoipbas cap-
tas est.
1194. Ka-
nntas ivit in
Estoniam.
Lang, n, 166.
1188. Dax
Waldemaras
faetas miles.
Captas Wal-
demanis epi-
scopas.
1197. Expe-
ditio ad Esto-
Cbron. Sial.
1188. Dax
Waldemaras
fit miles 7. Kai.
lanaarii.
Expeditio
ad Fioland,
qaae devicta
est a Danis.
Episcopas
Waldemaras
fagit de Dacia.
Beversas est
, Waldemaras
episcopas et
captas.
comes Adal-
fas de Holsa-
tia capitar a
rege Kanato.
1196. Ka-
natas rex oam
exercita pro-
fectas est in
Estland.
Ueberblicke ich diese Stellen ^ so scheint mir im allge-
meinen die kürzere Fassung die ursprüngliche zu sein, welche
die verschiedenen Annalisten nur manchmal jeder in seiner
Weise etwas verändert haben, während eine gleichmässige Ab-
kürzung ausführlicherer Nachrichten an sich kaum denkbar ist
und hier auch schon dadurch ausgeschlossen erscheint ^ dass
die älteste Ableitung, die Wald., zum Theil gerade die kurze
Fassung haben, Dass aber sie nicht Quelle für die anderen
sein können, zeigt das Jahr 1191, auch die abweichende Fas-
sung 1194, die einen ihnen eigenthümlichen Zusatz enthält.
Was die Lund. 1192. 1193 mehr haben, wird auch schwerlich
auf die gemeinschaftliche Grundlage zurückgeführt werden
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Zur Kritik der Dänischen Geschichtsquellen. 31
können. Weggelassen haben sie ohne Zweifel die Gefangen-
schaft Adolfs y und ebenso wahrscheinlich einen Satz llSl,
der lautet:
Sial.
ubi etiam duas
filias suas maritavit.
Wald,
ubi duas filias suas
maritavity unam filio
imperatoris et aliam
comiti Si&ido.
Stellen der Ann.
Ann. -- 1286.
ubi dedit filias suas
imperatori , alteram
filiam filio imperato-
risy aliam comiti Si-
frido.
Vergleichen wir die entsprechenden
Ryenses, so lassen sie sich mit Sicherheit auf keinen der an-
deren Texte zurückführen:
1181. Rex Waldemarus occurrit Frethaerico imperatori
apud Thiaven, ubi duas filias suas maritavit^ unam nlio im-
peratoris, aliam comiti Sifrido.
1184. Expeditio facta est in Wolgust.
1188. Dux Waldemarus factus est miles.
1191. Expeditio facta est in Flandria (so für: Finlandia),
quam vicerunt Dani.
1192. Waldemarus episcopus nuUo cogente regi se oppo-
nens ivit in Norwegiam. Indeque rediens cum 35 longis na-
vibus captus est.
1194. Expeditio facta est in Estoniam (so fiir: Holsaciam),
Comes Adulphus factus est homo regis tributarius Daciae.
1196. Eanutus rex duxit exercitum in Estoniam.
Erinnert 1194 an Wald.^ so sind diese 1191 ausgeschlossen;
1192 hat eine gewisse Verwandtschaft mit Lund., aber doch
theis andere, theils genauere Angaben: 1181 den Zusatz, der
hier fehlt. Wahrscheinlich dass auch hier verschiedene Texte
benutzt worden sind.
Von 1200 an werden die Wald, sehr viel ausführlicher,
enthalten zahlreiche Nachrichten, die, mit Ausnahme der von
ihnen abhängigen Annalen, andere nicht haben. Auch diese
auf angebliche grössere Lundenses zurückzuführen, wie Usin^er
S. 34 und Schäfer S. 46 anzunehmen geneigt sind, halte ich
sowohl nach dem Inhalt — sie betreffen besonders die Ver-
hältnisse zu den Deutschen und Slavischen Landen — wie aus
allgemeinen Gründen für unmöglich: es müsste dann ein
Exemplar, das alles dies weggehssen hätte, den übrigen zu
? runde liegen. Es wäre auch nicht zu begreifen, dass in der
Jhron. Sialandiae diese Stellen erst von zweiter Hand, offen-
bar aus den Wald., nachgetragen sind: der erste Autor, der
seinen Stoff von allen Seiten zusammenbrachte, würde gerade
diese Nachrichten sicher nicht weggelassen haben, wenn er sie
in seiner Quelle gefunden hätte. Dagegen finden sich aller-
dings auch hier Stellen, die auf die ältere Vorlage zurück-
gehen müssen.
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32
G. Waitz.
Wald.
1205. Rex
W. secnndas
nxorem daxit
filiam regis
Boemie. £x-
pedicio facta
est in Slaviam,
ubi dox Lodiz-
laus occurrit
domino regi.
1206. Epi-
scopus Walde-
maras libera-
tus est.
1208. Rex
Waldemarus
seeundus obti-
nuit Byzen-
burgh et illnd
destruxit.
1209. Epi-
scopusW. eiec-
tns est a sede
Bremensi et
iterum exeom-
manicatus.
1210. Expe-
dicio facta est
in Prnsiam et
Samland.Mist-
wi dux Polo-
niae homininm
fecit regi Da-
noram W. se-
cundo.
1211. Ca-
strura Dymin
reaedificatnm
est a Danis.
1212. Re-
gina Danoram
Margareta de^
cedit.
Lnnd.
Rex Walde-
marus doxit
nxorem filiam
regis Boemie
Dagwmarb; et
expedicio facta
est in Slaviam.
Solutas est
episcopusWal-
demarus de
carcere.
Waldemarus
episcopus eiec-
tus est de sede
Bremensi et
iterum excom-
municatns ;
et expedicio
facta est in
Pruciam et
Samland.
Obiit Dau-
marb regina
Dacie de Boe-
mia.
— 1286.
Waldemarus
ducit flliam re-
gis Bohemiae.
Waldemarus
exivit de cap-
tivitate.
1207. Wal-
demarus de-
struxit Bierse-
buch (?)
Episcopus
Waldemarus
eiectus est de
sede Bremensi
et excommuni-
catus.
Sial.
Rex Walde-
marus duxit
filiam regis
Boemiae
Castrum
quod dicitur
Damin reaedi-
ficatnm est a
Danis.
Obiit Mar-
gareta, filia re-
gis Bohemiae.
1207. Rex
Waldemarus
obtinuit Buze-
burgh et de-
struxit.
Episcopus
Waldemarus,
qui . , . . , eiec-
tus est de sede
Bremensi et
iterum excom-
municatus.
1210. Expe-
ditio facta est
in Samland et
in Prusciam.
Castrum Di
min in Sclavia
aedificatur a
Danis.
Obiit Mar-
gareta regina
filia regis Boe-
miae.
Ryen.
Rex Walde-
marus duxit
Daghmar
filiam regis
Boemiae in
uxorem.
Waldemarus
episcopus libe-
ratus est ad
preces Dagh-
mar reginae
Rex Walde-
marus castrum
Hwiceborg (?)
destruxit.
1206. Postea
. . depositus
est et excom-
municatus a
papa.
Expeditio
facta est in
Pruciam et
Samland. Mist-
win dux Polo-
niae factus est
homo regis.
Dani castrum
Dymin reaedi-
ficant.
Obiit Mar-
gareta regina,
quae propter
praecipuam
formae pulchri-
tudinem dicta
est Daghmar»
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Zur Kritik der Dänischen Geschichtsqnellen,
33
Wald.
Land«
1215. Rome Generale Ooncilium
oelebratam est eonciliam cele- ^nerale cele-
eonciliam ge* brstam e«t bratar Romae
Derale coram Borne ab Inno- a papa Inno-
papa Innocen* cencio papa. centio.
cio tercio.
Zeigt fiich an einer anderen Stelle eine Verwandtschaft
zwischen Wald, und Sial., so bin ich zweifelhaft^ ob das auch
auf die gemeinschaftliche Grundlage oder auf Abhängigkeit
der letzteren von jener zorückzuftlhren ist
Sial.
Sial.
1216. Waldemarus
palatini devastavit.
terram
Wald.
1216 rex W. secun-
dus cum exercitu transiit AI-
biam et terram Henrici comitis
palatini incendio devastavit.
Hier haben Wald, eine längere Erzählung, der schwerlich
solche kurze Notiz angeschlossen ist ^ ; und weim dieselbe sich
in den ßyenses findet, so zweifle ich nicht, dass diese die
Wald, vor sich gehabt haben. In den Lund., die in diesen
Jahren sehr kurz sind, findet sich von diesen und anderen
Nachrichten der Wald, nichts, so dass auch deshalb die Quelle
dieser nicht dort in Schonen gesucht werden kann.
IV. Ungedrnckte Annalen.
In einer Handschrift der Kopenhagener Universitätsbiblio-
thek, Add. 120. 4, welche Abschriften verschiedener Wwke
und Notizen zur Dänischen Geschichte geschrieben oder ge-
sammelt von Vedid (Velleius) enthält, findet sidi auch ein
frösseres Stück, das durch Form und Inhalt die Auftnerksam-
eit auf sich zieht^ und so viel ich habe ermitteln können,
weder gedruckt noch sonst näher besprochen ist. Ee ist über-
BchrielHBn: ^Aff die gamle rolle som kom af Soor', d. i doch ohne
Zweifel Soroe. Wir besitzen ausserdem nur ganz kurs&e An-
nalen, die sich in einer Handschrift der Königl. Bibliothek,
Alte KönigL Sammlxmff Nr. 450, befinden, gedruckt Langebek
V, S, 456, die mit aem hier vorliegenden Werk kdnerlei
Gemeinschaft haben ^.
1) Vielleicht gehört die Stelle zu den Zusätzen, die später zahlreich
ans den Wald, dem ursprünglichen Text beigefügt sind und die der
«rste Herausgeber (der Codex ist verbrannt) nur unrichtig zu diesem ge-
teehnet bat. 2) Das Inbaltsyerzeicbnis eines der im J. 1728 ver-
lininnten Codices A. 9, Birket Smith, 'Om Kj^benhavns Universitets-
bibliot&ek' 8. 167: 'Antiquitates rerum Danicarum a Canuto IH. ad Mar-
garetam*, offenbar eine Sammlung von Abschriften, enthielt p. 667. 669.
575 drei Stücke *ex ms. coenobii Sorensis\
Neues Archiv etc. XII. 3
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1)4 a. Waitz.
Leider ist, was vorliegt^ keine Abschrift, sondern Exoerpte,
wie es scheinen kann gemacht mit Rücksicht auf einen anoem
Text, den ich aber auch nicht zu ermittehi vermochte: und
vielleicht auch nur für den eigenen G-ebrauch, so dass Vedel
— denn um seine Hand handelt es sich hier — ausschrieb,
was ihm neu oder bemerkenswerth erschien, anderes als be-
kannt überging. Die Art der Behandlung hat eine gewisse
Aehnlichkeit mit den Auszügen, die Vedel aus der Vita des
Knud Laward von Robertus Sinensis erhalten hat Die Ex-
cerpte sind in 2 verschiedenen Lagen, nicht hinter einander,
una auf einem schmalen eingelegten Blatt geschrieben, aber
durch Zeichen so mit einander verbunden, dass über die Zu-
.sammengehörigkeit kein Zweifel sein kann. Die Schrift ist
leider eine sem* flüchtige, und wenn Vedels Abschriften über-
haupt sicherer Lesung^ ^osse Schwierigkeiten bereiten, so ist
hier mir wenigstens vieles leider unlesbar geblieben ^
Die Bxcerpte gehen bis zum J. 1268 (1270), womit das
einzelne Blatt schliesst. Dass das Werk weiter fortgesetzt
war, weitere Blätter verloren oder von Vedel nicht alles benutzt,
ist möglich, am Ende aber doch nicht eben wahrscheinlich,
wenn auch über die Zeit der Abfassung, wie nachher zu be-
merken, erhebliche Zweifel bleiben.
Die Handschrift (Rolle, wie es heisst) hatte aber selbst
zwei grössere Lücken, wie mit den Worten angegeben ist:
(Hie) ^multa deerant', das eine Mal in der älteren Geschichte,
wo von dem König Roe hin Fridgothe, der als der 37. gezählt
wird, übergesprungen wird auf 84. Ericus filius Sivarm ; so-
dann nach 1215, wo die Jahre — 1249 fehlen.
Es handelt sich, wie schon aus dem Gesagten erhellt, um
eine vollständige Dänische Geschichte, anfangs nach Königen,
S Jäter in der Form von Annalen, ähnlich wie in den Annales
yenses, Lundenses. Voran ^eht aber die Notiz:
'A. Di. 966. Dani ad sidera (übergeschr. ^fidem') sunt
eonversi per Popponem, qui chirotecam ferream ignitam illesus
portavit, mspectante reffe Haralde ; qui conversus est et Poppo
promotus in episcopum.
Sie ist am nächsten verwandt nut dem Scholion 21 des
Adam (SS. VH, S. 313), das sich nur in der Kopenhagener
Handschrift findet; kürzer, aber mit dem J. 816, findet sich
die Notiz in dem Schwedischen Theil der Annalen des Codex
1) Auch die Vorlage muss manchmal fehl erhalt oder undeatlich ge-
wesen sein. 1136, wo von d^r Schlacht bei Fotwig die Rede ist, heisst
«s: ^abi rex Magnus occisus est et 600 cum eo*. Üeber der Zahl 600
«teht Vel 6000\ und darunter: "sex m"; gemeint ist: 'sex episcopi*. Es
fehlt nicht an entschiedenen Lese- oder Schreibfehlem: 'sidera* für
^fidem'j *candere' für *candente*; 'Kading* für 'Kaiding*.
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Zur Kritik Dänischer Geschichtsquellen, 35
70 in Qpsala (s. Steenstrup. Danske Samlinger, 2. riekke IV.
S. 364).
Es folgte dann die Reihe der Dänischen Könige^ von denen
hier nur £e Namen und meist erst später mit anderer Dinte
kurz angegeben sind. Namen und Zahlen, ebenso einzelne
Notizen, die aufgenommen sind, schliessen sich meist an die
Annales Ryenses an, doch so, dass sich einzelne Abweichungen,
wie in den Namensformen, so in den Zahlen finden. Ein Zu-
satz, der vielleicht dem Schreiber angehört, findet sich in dem
Satz (20): ^Boldersund a Balder, non Belesunt, propter
maritimum bellum cum eo'.
Im 9. Jahrh. zeigt sich Verwandtschaft auch mit den Ann.
Lundenses, z. B. 821: ^Haraldus foedus iniit cum imperatore'.
Eigenthümlich aber ist die Nachricht: ^e dade Germanorum.
destruxit Coloniam, Franciae urbes et Trevirensem episcopum
ante altare consecrantem ocdderunt' , was meines Wissens
nirgends von dem Trierer Bischof erzählt wird (die Ann. Lund.
ha^n es 931 allgemein von ^sacerdotes\ die G. Trev. aus Begino
853 vom Bischof von Nantes). Aul verhältnismässig späte
Ab&ssung weist es dann aber hin, dass der Sachsenherzog
Bruno (der Name selbst findet sich nicht) bezeichnet wird als
^a Brmiswig dictus'; die 12 Grafen und 2 Bischöfe, die mit
ihm fallen, entspredien den Ann. Lund. Aus diesen stammt
der Satz: ^91ö. Facta est pax inter Francos et Danos'. Ab-
weichend aber von diesen, den Ryenses imd allen andern
Dänischen Quellen, wird in Anschluss an Adam über den Zug
Heinrich I. geg^en Dänemark berichtet, eine Stelle, die Vedel
offenbar absctoeb, weil sie etwas ihm ganz unbekanntes ent-
hielt:
Nachdem vorausgegangen:
^Magna persecutio fuit. Huius (Gorm Gamle) tempore
regnum (cor r. regni) terminum accipit apud Heidebam civitatem',
wird fortgefahren:
^Tum Imperator Henricus ad restinguendam persecutionem
in Dania (leerer Raum, wie da, wo etwas bekanntes nicht
abgeschrieben ist) coloniam Saxonum vocavere (?), et posuit
ibi in monte castrum iuxta Haddeboth, ubi posuit marchionem
Roythengerum, ut Daniam'.
Dieser Markgraf erscheint noch einmal unter Haraldus
Blatten, imter dem es heisst: ^rebellare cupiens imperio, marchio-
nem Rodengherum cum legatis imperatoris trucidavit et colo-
niam Saxonum'.
Das Folgende schKesst sich an die Ann. Ryenses an.
Aber der Markgraf Roden^erus, Roythengerus ist eine in Deut-
schen und Dänischen Berichten ganz unerhörte Persönlichkeit,
die über die Zeit dieser Compilation lebhaften Zweifel erwecken
kann. Denn es liegt nicht eben ferne, an jenen Rüdiger von
3*
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26 G. Waitz.
PeoUfim zu dexiken, den sfilBtera Dichtung zum Markgrafen
von Oesterreich gemacht (s. Jahrbücher K. Heinrich's, 3. Aufl.
Excon. 17) und den weitere Willkiir faieriier nach dem Norden
Tereetst hätte. Doch kami ja auch die Aelmlidbkeit des Namens
täuschen^ und dieser -- es ist aUerdiugs scäiwer zvl sagen wo-
her -- sonst entlehnt oder frei erfonden sein. Es ist zu be-
soerken, dass auch in dem letzten Theil des Werkes eine
besondere Bücksicht auf Sdileswig genommen wird, so dass
es nicht unwahrscheinlich ist, dass der Verfasser hier gesucht
w^den muss und daain sich wohl auch eine Ausschmückung
dessen erlaubte, was sich auf die Geschichte der Stadt bezog.
So ist auch nach dem Sie^ über Otto noch weiter von
dem Danewirk die Kede: ^fien aggeres et fossata ex li^s
que pistate dicuntur*; woran sich eine Notiz über den §au
unter Waldemar I. anscbliesst (Saxo S. 481). Am Rande ist,
wie ziu* Erklärung, ^pigstate' geschrieben, jedenfalls ein Däni-
sehes Wort.
Mit dem J. 1099 nimmt das Werk den annalistischen
Charakter an:
1099. ßex Egoäie in lerosolymam.
1103. Ascerus factus est primus archiepiscopus.
1104. accepit pallium.
1115. Clarevallis fundatur, et s. Canutus fit dux lutiae etc.
Im ganzen zeigt sich au^h in diesem Theil Anschluss an
die Ann. Ryenses; doch entspricht der Ausdruck mitunter
mehr anderen Annalen, z. B. der Satz 1115 über Herzog Ejiud
den Ann. Nestvedenses ; 1134. ^Civitas Bosk. vastata est a
fidavis', den Annalen des Delagardieschen Codex 50 in Upsala.
Ausserdem finden sich aber Einschaltungen, die aut Saxo
zurückgehen, 1133 über ^castrum Haraldi iuxta ßoskild factum',
1152: %ex Sueno ad curiam imperatoris veniens apud Mar-
borg (so statt Merseburg) compiilsus estDaciam dedere'; 1156
über den Untergang von 1500 Schiffen an der HaUandisdiien
Küste (ed. Müller S. 729^. Hier wird die Naclmcht mit ver-
hältnismässig grosser Freiheit wiedergegeben:
Saxo S. 729:
Eadem nox Selavos ad Halian-
diam mille quingentarum na-
' vium classe appulsos naufra-
gio obruit. £ quibus quot>*
quot in littus evaserant ferro
periclitati sunt.
Handschrift:
Eodem tempore 1500 naves
Scanoruzn cum personis orta
tempestate perierunt una
nocte apud Halland, qui prius
omnes partes regni famenta-
biliter vastaveraat, nulli paar-
oentes sexui vel aetati.
Dann hinzugefügt:
^e piUs .... lium immisso
Ser medium uberum mulieres
educebant'.
ein Satz^ dessen Quelle ich nicht kenne.
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Zar Kritik Däniaeher Geschichtsquellen.
37
Abweichend gentig ist auch
Saxo S. 652: 1133:
Germanos . . . extrema narinm 60 s. Temtontcos in Sialatidia
Jarte praecisa deformes red- inpunavlt (?) el eorom nares
idit. cam ferro candere (l.r can-
dente) usqne ad oculos spo-
liarit.
Kaöh der Art, wie der Verf. sich sonst zu seinen Quellen
verhält^ ist kaum anzunehmen^ dass er solche Erweiterungen
vorgenommen hat.
Gegen Ende des 12. Jahrh. aber schliesst sich das Werk
nahe an die ausführlicheren Annalen der Stockholmer Hand-
achrift (Langebek 111^ S. 260) an, die zu den ältesten und
besten gehören, die überhaupt erhalten sind ^benutzt wurden
sie sonst nur in den Zusätzen zur Chronica Sialandiae).
Ann. Holm.
Mortuo Bugizlao heredes eiufi
ad regem K, veniunt pro
beneficio so» habendo.
1200. Castrum Reffnolzburgh
est subiugatum etThetmarsiä
acquisita.
1202. Comes Adulfus captus
est.
1207. refi^m 0. in Angliam
fecit de Ripia transferri in sua
expensa.
1188. Mortuo Bogisla^x, eins
heredes veniunt ad regem
nro auxilio»
1199. Castrum Rensborg cap^
tum et Djtmarsia.
1202. Adolphus comes eaptus
et tributarius factus regi.
1207. Ottonem^ de Ri|^ in
Angliam fecit duci m ex«'
pensis suis
u. s.. w.
Ob die Abwdchimgfin Uar auf Rechnung des Autortf oder
des Exeerptes zu setzen sind, muss woU daGbigeatellt Meiben.
Der wichtigste Theil ist der vom J. 1250—1268 (1270)y
leider aber aucn am fllbcditigsten geschrieben und mir «nt
mandke» Stellen ganz unlesbar. Auch hier zeigt sich V«r-
wandts^iaft mit den Ann, Rjense» (keiner mit der D.ätttschen
XJebersetzung)^ aber die Nachrichten sind nicht selten geuaner
(z. B. 1260 dw Tod des Bisdiofiai Olavu» Bur^anensis), oder
in der Weise überhaupt nicht anderweit überliefert (1255 über
drei Schlösser, die König Christoph gewann; 1263 über Bischof
Petrus von Odensee)» Das letzte ^ilt, wie schon bemerkt^ nament-
lich von eiiBffen Notizen^ die sidt auf Sehleswig, iq^iefi den
Bischof bezidien (1352. 126a).
So mangelhaft daher auch der Text ist, den ich zu gebött
vermag, dora ^kube ich (Besen Theil hier vollständig mittneflea
zu soflen. Vielleicht dass wiederholte Einsicht und bessere
Kenntnis der Hand des Yedel die Lücken und zweifelhaften
Stellen beseitigt.
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38 G. Waitz.
1250. Dux Abel compulsus est bona sua et . . . Ericus
saneti Laurentii a fratre buo Abel captus est^ quasi quod|
miles e (?) Lajo Ghidmund (?) positum (??)
oecidit et corpus suum
li ut moris est tunc in processione . . . dum secundo baitone
super pedeff s« Ceridii quod pro malo omine.
1252. resignans > intravit ordinem fratrum Minorum. et
electus est Olavus prepositus. Rex Abel occisus est a Frisonious.
Captus est Erkillus episeopus * tis suis et luitis (?)
deduct . . .
Rex Christoferus Suinebor^ obtinuit' occisis cas . . . .
Regem Christoferum debellavit^ et Danos, multis occisis
et terra devastata sed ex . . ocato (?) ab . . •
Rex Chr. cum exercitu . . . venit in Sles ram et
castrum Corseberg * acauisivit. Rustici sunt (?)
Episeopus Rosk. « factus est archiepiscopus, Petrus Skel-
moni . • est episeopus Rosk.
1255. Rex Cnristoferus castrum Nyk0ping, . . . bürg (?),
Transßkier obtinuit, quae marchio Branden, veniens (?) exussit (r)
1257. Rex Christoferus^ rex Haquinus Nor.^ et dux
Suetiae^ apud Kopmannahaven convenientes coniurarunt.
1258. Rex Christ, cum navali exercitu venit Sles . . •
corpus est fratris sui ^, qui a s. (?) repetabat (?)
1259. lacobus captus est iussu regis, importatus Hakin-
skogio. Mortuus est rex Christoferus Kipis.
1260. partem Syelandiae cum civitate Hafhiensi devasta-
vit". Pe. episeopus'* fugit de Dania. larimarusi^
Episeopus Olaus ^^ öccisus decolatione saneti lohannis infra
missa^'^. Occisus Ugotus prepositus ab eisdem.
1261. Dux Ericus, filius Abel, receptus est a Sünderin-
tensibus clario (?) ubi plures sibi fidelitatem iuraverunt,
larimarus
tuta parte regis. Rex ipse cum matre sua M.i«, N. ^^ episeo-
pus Sless. et multi alii nobiles capti sunt, plurimis occisis.
1262. Rex captivus assignatus est marchioni Brand, ^o^
Regina liberata est*«. Episeopus.
1263. Dux Ericus destruxit castrum Tucoa (?). Episco-
1) Bndolfiu episcopas Borglanensis. 2) Slesvicensis ; in arce Sege-
hergerut detinebatur, Cypraeus p. 276. 8) Cf. Hnitfeld p. 236. 4) Hen-
ricuB Aemelthorp? 5) Gasenborg, Hoitfeld p. 241. 6) lacobas; cf.
Ann. Ry. 7) Haquinus rex Norwegie ßjwt in Dania, A. Ey., cf. Hams^
fort I, p. 290. 8) ByrgeruB. 9) Cf. A. Ey. Essenb. Legendam videtar:
Translatum corpus est etc. 10) Cf. A. Ry. 11) sc. larmaniB; cf. A. Rj.
12) Eoskildensis; cf. Hamsf. 13) occisas est. 14) Burglanenais.
15) Haec breviiiB sine diei indicatione referunt Ann. Ry. 16) Margareta.
17) NicolauB.
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Zur Kritik Dänischer G^schichtsquellen. 39
pns N. 1 liberatus, iurans duci fidelitatem, quod cito* fregit
ragiens ».
Loherte et Ivarum Tatia^ quia (quem?) captivavit, su-
spendi feeit. Eclipsis solis fuit.
Rexy positis marchioni obsidibus pro 6 mill. pari argenti^
insuper filiam marchionis ^.
Guido cardinalis venit in Daniam'.
Frater Petrus de ordine Cisterciensium Oallicus natione
factus est episcopus Ottoniensis, qui tarnen (?) quam diu vixit
numquam ad eccleBiam.
1268. W. Ericus rex aedificavit castrum Ealding«.
aedificavit castrum Ripis.
Matthaeus dapifer cum Danis corruerunt Estoniae*.
1) Nicolaas. 2) scito c. 3) Qua de re apad Cypraeum ne ver-
bnm qaidem. 4) Agnetam . . indotatam dueeret in uxoret», Ann. Arch.
n, p. 241. 5) y. Ann. Lund. 6) Kadingr c. 7) A. 1270; Ann.
— 1323, Langebek ü, p. 527.
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m.
Ueber den ersten Theil
der
Annales Fuldenses.
Von
0. Waiti.
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fV iederholt hat der erste Theil der Annales Fuldenses
in neuerer Zeit zu eingehenden Erörterungen Anlass gegeben^.
Zunächst das Verhältnis zu den Ann. Sithienses bot dazu Ge-
legenheit. Wenn diese jetzt in der Hauptsache als beseitigt
gelten können, so ist eine Frage, die bei den Verhandlungen,
welche gepflogen wurden, aufgeworfen ward, ob nicht das Werk
tfaeilweise in einer älteren Gestalt vorhanden gewesen ist, als
die in welcher es uns jetzt vorliegt, nicht erledigt; sie erhielt
besonderes Interesse durch die Erwägung, welche sich daran
knüpfte, ob vielleicht der Name des 'Enhardus', der als Ver-
fasser des ersten Theils in einer Handschrift genannt wird,
auf den bekannten Historiker, den Zeitgenossen und Freund
Karl d. Gr., Einhard, zu beziehen sei. Eine leise ausgesprochene
Vermuthunff von mir (Forschungen XVHI, S. 360) ist später
von Dünzelmann (N. Arch. II, S. 505) und Mauitius ^Die
Annales Sithienses u. s. w. S. 22 fi.) aufgenommen, von beiden
aber wesentlich verschieden schon das J. 793 oder 794 als
dasjenige bezeichnet, bis zu dem Einhard den Text der jetzigen
Fuldenses verfasst haben soll.
Das weicht, wie bereits Wattenbach (S. 185) bemerkt,
jedenfalls weit ab von der Angabe jener Handschrift, die den
Enhardus bis 838 schreiben lässt. Aber auch andere äussere
Gründe stellen sich dem auf das entschiedenste entgegen. Das
Verhältnis zu den Ann. Sithienses ist vor und nach 793 ganz
das gleiche; Dünzehnanns überaus künstliche und in Wahrheit
durch nichts begründete Annahme, dass bis zu jenem Jahre
die Fuld. Quelle seien, nachher aber umgekehrt doch die Sith.
benutzt hätten, hat auch bei Manitius keinen Beifall gefunden,
nach dem diese bis 803 lediglich Excerpte der Fuld., später
(— 823^, der Fuld. und Einh. (oder, wie er schreibt Laur.
mal.) sind. Er selbst ist dann aber zu einer ganz ähnlichen,
nicht weniger künstlichen und innerlich unwahrscheinlichen
Annahme gelangt: bis 794 wären die Ann. Fuld. in den Ann.
1) Ich verweise im allgemeinen auf Wattenbachs Darstellang, 4 Aufl.
8. 183 ff., die aber noch an der Meinung einer Benutzung der Annales
Sithienses festhält. (Dieses Citat zeigt, dass der Aufsatz, welcher sich im
Nachlass vorfand, schon etwas ftlter ist.)
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44 G. Waitz.
Einh. benutzt, von 795 an (freilich nur bis 799) trete das um-
gekehrte Verhältnis ein (S. 38 ff.), wobei dann noch zu unter-
scheiden, dass in dem älteren Theil beide Annalenwerke dem-
selben Autor, eben dem Einhard, angehören sollen, während
später der Verfasser oder wie man sagen müsste Fortsetzer
der Fuld. ein anderer gewesen sei. Es ist das freilich durch
das angegebene Verhiutnis zu den Ann. Sith. nicht ausge-
schlossen, da diese ja immerhin das bis 823 weitergefährte
Werk benutzt haben könnten. Aber das Verhältnis zu den
Quellen steht dem auf das bestimmteste entgegen.
Manitius freilich (S. 38) geht von der Behaaptung des
Gegentheils aus : die Fuld. hätten nur bis 794 die Laur. min.^
bis 793 die Laureshamenses benutzt.
Was das Erste betrifft, so ist die Sache die, dass, wie oft
gezeigt und allgemein anerkannt ist, die Fuld« zu Anfang fast
Sanz auf den Laur. min. beruhen, später aber die Bemitzung .
ieser anderen reicheren Quellen gegenüber eine immer spar-
samere wird. Manitius hat die Jahre 785—789 verglichen
(S. 33), und dass iene hier Einfluss auf die Fassung der Fuld.
gehabt, ist wahrscheinlich genug, wenn es auch an Abweichun-
gen nicht fehlt. Ganz bestimmt entlehnt ist die Stelle über
die Himmelszeichen, die zu 786 gehört, falschlich aber unter
781 gesetzt ist — sicher nicht das Zeichen eines Zeitgenossen
— , dann 794: *et tercius ex eh homo translatus', und wörtlich
was über Alcuin berichtet wird. Dieser Notiz ganz gleich-,
artig sind die über den Patriarchen Päulinus 8(ä, den Erz-
bischof Rihbodo 804« Sie stehen keineswegs nur in dem Cod.
Fuld. der Ann. Laur. min., wie man nach Manitius S. 37
Slauben könnte, sondern gehören zu dem ursprünglichen Text
er Annalen, die also nicht blos bis 794, sondern fast ganz
bis zu Ende gleichmässig benutzt sind. Wir wissen jetzt, dass
sie erst nach dem J. 805 geschrieben sein können (s. meine
Abhandlung über die kleine Lorscher Frankenchronik); der
Theil der Fuld., der sich zu Anfang wesentlich auf sie stützt
und sie stellenweise bis zu Ende benutzt, kann keinesfalls vor'
diesem Jahr geschrieben sein.
Was aber eine Benutzung der Ann. Laureshamenses be-
trifft, so muss ich diese £fir sehr zweifelhaft erklären. Die
einzige wirklich gemeinschaftliche Nachricht ist die der Ver-
lobung der Tochter Karls Hruotrudis mit dem Griechischen
Kaiser Constantin, die jene Annalen (und die ihnen ganz ent-
sprechenden Mosellani) zu 781, die Fuld. zu 787 berichten.
Fehlt es, wie vorher bemerkt, hier auch gerade in diesen Jahren
nicht an chronologischer Verwirrung, so ist doch wahrschein-
licher, wie Abel (Jahrb. Karl d. Gr.lS. 471 N. 5) bemerkt hat,
dass der Autor, aus dem was Ann. Einh. 786. 788 von diftr
verweigerten Heirath berichten, die Sache entnahm und die
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Ueber den ersten Tkeil der Aunales Fuldenses. 4Ö
Diamen aus der Vita Earoli c* 19 hinzufägte« Die zu dem-
fielben Jahre erwähnte Sonnenfinsternis hat auch der (von
Pertz 6 genannte) Codex der Ann. Laur. maj., mit dem aueh
sonst die Fiüd. näher yerwandt sind (vgl. d. J. 823). In dem
weiter angeführten J. 791 zeigt sich in Wahrheit nicht die ge-
ringste Verwandtschaft mit Ann. Lauresh.; denn dass diese
sagen: 'dividitque exereitum suum in tres partes', die Fuld.:
^exercitam dLyidit', wird niemand dafür gelten lassen. Das
Sachliche ist ganz verschieden : nach Ann. Lauresh. zieht Karl
südlich der Donau, nördlich des Flusses ein Heer von Ribua-
riem, Friesen, Sachsen, Thüringern, ein ^navalis hostis' auf der
Donau. Die Fuld. aber geben Karl südlich der Donau ein
Heer Yon Franken, Alamannen und Baiern, lassen das nörd-
liche Heer aus Sachsen. Thüringern und einem Theil Franken
bestehen, die Friesen aber auf dem Fluss fahren. Endlich 793
findet sich die Nachricht über den Kanal ebenso gut in den
Aim. Laur. maj. und £inh. wie in den Lauresh., die Einh.
sagen wie die Fuld. 'fossa', während die beiden anderen ^fos-
aatum' haben. Den Kampf mit den Sarracenen berichten auch
die Ann. Einh., nennen die Landschaft nur Septimania statt
Oothia, stimmen aber mit den Fuld. besser überein als die
Lauresh., welche sagen: ^et. ceciderunt ibi multitudo eorum,
sed et de parte nostra ibi multi interfecti sunt'; Einh. dagegen:
^multis Francorum interfectis, victores ad sua regressi sunt',
und dem entsprechend Fuld. : 'in quo Sarraceni superiores ex-
titerunf. Ich finde also durchaus keinen Grund zu der An-
nahme, dass die sogenannten Ann. Lauresh. von dem Autor
der Fuld. irgendwo benutzt worden sind. Und für die Be-
stimmung der Zeit, da dieses geschrieben, kommen sie also
überhaupt nicht in Betracht.
Es nandelt sich da wesentlich nur um das Verhältnis zu
den Ann. Laur. maiores und den Ann. Einhardi. Leider sind
ja trotz allen aufgewandten Scharfsinnes die Untersuchungen
über die verschiedenen Theile und ihre Verfasser nicht zu so
idlgemein anerkannten Resultaten gelangt, dass von ihnen als
einem sicheren Fundamente ausgegangen werden könnte.
Von allen V<^muthungen die geäussert am wenigsten
glücklich scheint mir aber die, welche Manitius vertheidigt,
dass ein Tbeil der Ann. Einharai Quelle, ein anderer grösserer
Ableitung der Fuld. sei.
Die Gründe sind wesentlich sprachlicher Art: der Verf.
der Fuld. könne bis 794 nicht die Ann. Einh. vor sich gehabt
haben, weil sie in besserem Latein geschrieben und es undenk-
bar sei, dass er bei seiiram Streben nach eleganterem Aus-
druck sieh an die gröbere Fassung der älteren Werke ange-
schlossen habe, wenn jene ihm vorgelegen hättea. So ver-
dienstlich aber aueh die firüher von Dorr (in einer wenig
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46 G. Waitc.
beaditeten verdienstlichen Abhandlung über die Ann. Einhardi),
neuerdings von Dünzelmann und Manitius angestellten Beob-
achtungen über den sprachlichen Ausdruck dieser und ver-
wandter Werke sind, zu so sicheren Resultaten fuhren sie
keineswegs, wie namentlich der letztere annimmt, dabei recht
wesentUene Dinge übergeht. Nach AnfUhrung eines Beispiels
heisst es (S. 51 N. 36): ^Und so ist es bei allen Stellen. Fuld.
sind die Mittelstufe zwischen der barbarischen Sprache der
Laur. und der elegant stilisierten Ann. £inh.'. Ich muss da-
gegen gleich eine Einwendung machen. Jeder wird zugeben,
und Manitius am meisten, der in einer späteren Abhandlung
(K Arch. VII, S. 565) den Gebrauch Römischer Namen filr
Länder, Flüsse u. s. w. besonders erörtert hat, dass ^Visurgis'
der mehr lateinische, klassische Name der Weser ist; so aber
schreiben die Ann. Fuld. 772. 775. 798; an allen drei Stellen
dagegen Ann. Einh.: ^Wisura'. Hätte Einhard vorher schon
den klassischen Namen gebraucht, dazu, wie angenommen wird,
dies Werk bei der späteren Arbeit vor sich gehabt, wie wäre
er dazu gekommen, zu dem deutschen Namen zurückzukehren?
Ich wiederhole, dass ich auf solche Dinge kein entscheidendes
Gewicht legen kann; aber diese eine Bemerkung hebt mir
jedenfalls alles auf, was für die angenommene Meinung bei-
gebracht wird.
Ueberblicken wir die Stellen, welche Manitius S. 38 £f.
zusammenstellt, um die Benutzung der Ann. Fuld. in den Einh.
nachzuweisen, so ist nicht eine einzige, wo nicht das umge-
kehrte Verhältnis ebenso gut stattfinden kann, manche, wo eme
unbefangene Betrachtung nur dies gelten lassen wird. Heisst
es z. B. 791 A. Einh.: ^Wormaciam reversus est. Cumque
ibi hiemaret, ipsum palatium in quo conversabatur casu acci-
dente nocturno incendio concrematum est'; und A. Fuld.:
^Palatium Wormacense incendio consumptum est', so wird doch
doch nimmermehr dies für die Quelle gelten können ; oder 792
die Worte der Einh.: <Rex autem propter bellum cum Hunis
susceptum in Baioaria sedens, pontem navalem, quo in Danu-
bio ad bellum uteretur, aeaincavit', zurückgeführt werden
können auf den Satz: 'Pons navalis in Danubio factus est\
Es ist ^anz dasselbe Verhältnis, wie es im J. 796 deutlich vor
Augen liegt, wo A. Einh. schreiben: ^regia, quae, ut dictum
est, hringus, a Langobardis autem campus vocatui*', und Fuld.
statt dessen kurz sagen : ^campus eorum quem vocant hringum\
Man hat hiernach wohl Grund anzunehmen, dass die Ann.
Fuld. neben anderen Quellen auch die Ann. Einh. benutzt
haben. Denn dass sie nicht vorzugsweise diese ausschreiben,
sondern sich oft näher an die ältere Gestalt der Laur. maj. an-
schliessen, ist allerdings leicht zu zeigen und. von allen aner-
kannt. Das Werk hat eben einen compilatorischen Charakter :
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Ueber den ersten Theil der Annales FuldenseB. 47
er benutzte jedenfalls die Ann. Laur. min., Petaviani, Lauresfa.,
Ann. Laur. maj. und BteUt aus diesen und einigen andern
Nachrichten rVita Karoli, V. Stephani) den kurzen Abriss der
Fränkischen Geschichte zusammen ^ der hier sich findet. Da-
bei ist der Verf. allerdings bemüht, die Ausdrucksweise zu
bessern, scheut sich nicht, kleine ausmalende oder doch die
Sachen verdeutlichen sollende Zusätze zu machen, während er
anderswo sehr zusammenzieht, nicht selten aber auch die
Worte seiner Vorlage beibehält. Dass er da neben den Laur.
mai. auch die Ueberarbeitung der A. Einh. zu Rathe gezogen ^
und einzeln ihren Ausdruck vorgezogen, ist bei der jganzen
Art, wie verfahren wird, nicht gerade auffallend. Auffallend
vielleicht nur, dass es doch nicht öfter geschehen, dass von
den eigenthümlichen Nachrichten, die doch immer die A. Einh.
haben, so wenig Aufnahme gefunden hat. Ich weiss nur ganz
einzelnes anzuführen: 771, worauf schon Manitius aufmerksam
femacht (S. 51), 'et filii', von den Söhnen Earlmanns, 773 die
Fachfolge Hadrians in Rom, 791 die schon angeführte Stelle
über den Brand der Pfalz zu Worms, 793 der Kampf mit den
Sarracenen, 794 ^Mogontiaci' zu 'apud S. Albanum'. Manches
andere das die A. Einh. haben wird übergangen, mitunter er-
heblich abgewichen, z. ß. 791 bei dem Zug gegen die Avaren,
wo es nach A. Einh. nicht die Friesen, sondern die Baiem
sind, die mit dem Train zu Schiff die Donau hinunterfahren.
Mehr als die Sachen sind es die Ausdrücke, die Ver-
wandtschaft zeigen. Manitius hat schon in der Dissertation
einiges zusammengestellt, dann in dem späteren Aufsatz mit
grossem Fleiss gesammelt, was ihm in der Diction Einhards
charakteristisch, bekannten alten Autoren oder doch klassischer
Latinität entlehnt erscheint, und hat da den für Einhard in
Anspruch genommenen älteren Theil der Fuld. mit herange-
zogen. Vieles erscheint geringfügig oder geht schon auf an-
dere Quellen zurück (so das S. 523 angeführte, aus Nepos
entnonmiene: 'nomine non potestate' auf Laur. min., ebenso
716: 'regiones Rheno contiguas', 742: ^res novas molientem').
Es bleibt aber immer einiges Beachtungswerthe: 742: ^mira
celeritate comprimere' (A. Einh. 786); 7&0: *nec ibi se tutum
esse ratus' (A. Einh. 769); 755. 761 und öfter: <ferro et igne
vastare' (depopulari); 768: ^infulas re^i suscipiunf (A, Einh.
821, an dieser Stelle: ünsignia regn?); 771 'idolunr als Be-
zeichnung der Irminsul. Dazu kommt, dass abweichend von
den Aim. Laur. maj. 782 die Normannen <Dani', die Avaren
*Huni' heissen, 798 die *Nordliudi' zu 'Transalbiani Saxones'
1) Denn dass nicht etwa nur ein Exemplar der Laur. maj. mit der
Fortsetzangc der A. Einh. benutzt ist, zeigen einzelne Stellen bestimmt
genag (Manitius, Diss. 8. 39. 40).
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48 Q. Waitx.
„werden. AndereB ist aber auch den Fuld« eigentfaümlich, so
das ^Saxonum perfidiam ulcisd' 745. 775. 779, während Ann.
Einh. nur an der ersten Stelle von den 'perfidi Saxones'
sprechen; oder sagen: ^perfidiae poenas dare' (796); 786 imd
792: ^eaecitate damnare', wo A. Einh. an der ersten Stelie
(785) von 'privatione Inminum' sprechen (Manitins^ Diss. S. 35
citiert unnöthig die Lauresh.), an der zweiten ear nichts von
Blendung wissen. Oft wdchen sie fast auffallend von einander
triduo celebratis'.. Es sieht das nicht darnach aus, als wenn
das ein und derselbe Autor geschrieben hätte (Manitius S. 552
.hebt das erste hervor).
In den Jahren^ wo Ann. Laur. maj. und Einh. zusammen-
&llen, schliessen sich die Fuld. diesen näher an, ds vorher
einem der beiden Elxemplare. Es lässt sich das vollständig
daraus erklären, dass hier die bessere Latinität, die man Grund
hat, eben dem Einh. zuzuschreiben, vorlag und deshalb wenig
Grund für den Verf. der Fuld., den Ausdruck zu ändern.
Ebenso wenig Grund aber sehe ich, hier einen anderen Verf.
anzunehmen. Das Verhältnis zu den älteren Annalen ist ganz
dasselbe wie vorher, Auswahl und abgekürzte Wiedergabe
.ihrer Nachrichten. Dass der Verf. sich ihnen genauer an-
schliesst als früher, erklärt sich zugleich daraus, dass seine
andern Quellen ihn verliessen und er immer mehr auf die eine
Vorlage angewiesen war.
Dabei fehlt es aber an einzelnen kleinen Abweichungen
oder Zusätzen nicht. 799 (und 818) heisst die Britannia ^cis-
marina' im Gegensatz zur Insel. 8CQ und 807 wird der Name
des Perserkömgs Aaron genannt (A« Einh. erst 810); das
'praesidium nostrorum' wird in 'praesidium Francorum' ver-
wandelt (vgl. 827 : 'Francorum exercitu' statt *no8tro exercitu',
während 828 ^nostri' beibehalten, 829 selbständig gebraucht
ist). 805 und 806 heisst Karls gleichnamiger Sohn ^junior',
wie auch schon 784 (gewiss kein Argument für einen ver-
schiedenen Verfasser der beiden Theile^ ; statt ^Befaeimi' findet
sich hier und 806 die Form 'Boemani', die Einh. nur in der
Vita Karoli (c. 15) benutzt (A. Einh. auch 701 'Boehaimi') ;
der Fürst derselben heisst *rex' (nicht Mux') ; umgekehrt 81 7
*Sclaomir dux Abodritorum' statt *rex'). Statt 'patria' (Land)
und ebenso 806 statt ^terra' steht 'provincia', jed^i&lls ein
mehr lateinischer Ausdruck, den Eünhard anderswo auch mit
Vorliebe verwendet (N. Arch. a. a. O. S. 550 ff., 554) ; ebenda
*Genuae praefectusV statt 'Genuae comes', gerade wie auch 777
vom 'praefectus Caesaraugustae', 778 von '^raefecti Sarra-
cenorum'y 797 ^praefectus Siciliae' gesprochen wuxl, abweichend
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Üeber den ersten Theil der Annales Fuldensis, 4i^
von A. Einh.^ die den Ausdruck anderswo gebrauchen. 808
ißt die Lesung bei Pertz ^bello aggressos' wohl mit den Sith.
zu ändern in ^bello aggressus' und dann der Ausdruck ^anz
derselbe wie 777: 'Saxoniam hello adgressus*, den Manitius
^. A. S. 540) mit Recht als antik bezeichnet, den aber Ann.
Eiüh. an keiner der beiden Stellen haben. Auch das folgende
'qaamvis multis afHceret malis' hat solchen Anklang (M. weist
S.539: 'clade adficere' aus Sueton nach). 809 heisst der Bischof
von Worms (Wormac, A. Einh,^ *ep. Wangionum'; 811 steht
'Aquileja' für ^Foroiulii'. 812 wird deutlicher als in den Ann.
Einh. gesagt, dass der griechische Kaiser Nicephorus ^a Vul-
garibus occisus esf ; 813 wie 782 statt 'Ncfrdmannorum' ge-
schrieben *Danorum'. Am Schluss des Jahres ist die Nach-
richt Tons apud Magontiacum incendio conflagravit' aus der
V. Earoli c. 17 entlehnt (dass von einer Benutzung der Fuld.
in der Vita nicht die Rede sein kann, wie Manitius, Diss.
S. 30, für den ersten Theil annimmt, glaube ich kaum be-
merken zu sollen) >. 814 sind, so viel ich sehe, die Worte:
'et erepta per vim patrimonia multis restituif selbständig,
wenn auch der Erzählung Thegans nahe verwandt. Auch der
Schlusssatz 815 über die Unruhen in Rom entspricht den Ann,
Einh. nicht. 816 steht ^gentilitia levitate', ein Ausdmck^ den
diese nicht hier, aber 827 verwenden ; der Kaiser wird einmal
als ^princeps' bezeichnet. 817 ist die Sonnenfinsternis zu einer
des Mondes geworden und von dem Cometen gesagt, dass er
' - ■ — ' Pa '^ ^
Langobardorum' statt *rex Itafiae' (ebei
753). 818 heisst es von dem Britten Mormannus: 'qui in ea
tyrannidem exercuit', und gerade so schon 749 von Waipha-
rius: 'tirannidem exercens*. 820 scheint die Vertheilung der
Stämme auf die drei Heere, die gegen den Liudewit aufgeboten
werden, keine glückliche zu sein; schwerlich sind die Sachsen
*per Carantanorum provinciam' gezogen (vgl. Simson, Jahrb.
Ludwig d. Fr. I, S. 159 N. 2). 822 ist über die Busse Lud-
wigs und die weiteren Massregeln des Kaisers mit etwas
anderen Worten berichtet, der Satz über die Mission Ebos bei
den Normannen aus dem folgenden Jahr herübergenommen
(ebenso 798 die Blendung Constantins), der Ausdruck 'evan-
gelizavit verbum Dei' eigenthümlich, aber genau derselbe,
dessen sich die Annalen 754 vom Bonifaz bedienen. 823 wird
Lothar als 'iuvenis' bezeichnet. 826 heisst Baldricus hier
1) Was dafür angeführt wird, der theilweise weniger elegante Ans-
dmck beweist an sich nichts, erklärt sich aber auch einfach daraus, dass
die Stelle der A. Fuld. aus den Ann. Laur. min. und Einhards Vita zu-
sammengesetzt ist.
Neues Archiv etc. XII. 4
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50 a. Waitz.
^comes Foroiuliensis'; das Organum^ das der Priester Georg
anfertigt, erhält den Beisatz 'ydraulicum' ; wichtiger ist, dass
hier Aizo Gothas genannt und von ihm gesagt wird, dass er
^de palatio fugiens ad Saracenos se contmisset', 827 von dem
Hülisheer der Sarracenen ist das 'Gerundam venif wenigstens
nicht direct in A. Einh. zu lesen. Dass nicht diese, aber wohl
die A. Fuld. 827. 828 über die Translation der heiligen Mar-
cellinus und Petrus nach Francien berichten, ist bekannt genug,
aber auch dass gerade hier die Jahresan^aben falsch sind und
also schwerlich dem Einhard zuzuschreiben.
Ich habe diese Zusammenstellung gemacht und nur in
den letzten Jahren minder wichtige Abweichungen im Ausdruck
übergangen, um zu zeigen, dass das Verhältnis der beiden
Annalen bis zum Ende der A. Einh. wesentlich dasselbe bleibt,
im ganzen genauer Anschluss an die Vorlage, aber einzelne
Abweichungen in den Sachen und namenthcn im Ausdruck.
Dabei ergiebt sich, dass Stil und Ausdrucksweise hier ganz
dieselben sind, wie in dem älteren Theil, manchmal gerade in
auffallender Abweichung von den Worten der A. Einh. Ge-
wiss findet auch manche Uebereinstimmung mit der Sprache
Einhards statt, wie Manitius sie in ausführlicher Sammlung
vorgeführt hat; Einhard könnte — darf man vielleicht sagen —
auch diese Annalen gesehrieben haben; aber nicht der min-
deste Grund wäre, es auf einen Theil zu beschränken; und
auffallend bleiben theils die mancherlei charakteristischen Ab-
weichungen auf die hingewiesen ward* (Britannia cismarina;
Karolus junior; Visurgis; Wangiones; perfidiam ulcisci; ver-
bum Dei evangelizare ; caecitate damnare), theils die sach-
lichen Abweichungen, die sich an einzelnen Stellen finden,
zuletzt die Ungenauigkeit in den Angaben über die Trans-
lation der beiden von Einhard selbst nach Deutschland ge-
brachten Heiligen.
Ich finde auch keinen Grund, wie man nach der Ver-
fleichung der Ann. Sith. anzunehmen geneigt sein konnte, im
. 823 einen Abschnitt zu machen: das Verhältnis zu A. Einh.
ist vor und nach diesem Jahr ganz dasselbe. Dass Einhard
aber erst diese kürzere Fassung geschrieben und dann erst
die ausführliche Umarbeitung und Fortsetzung der A. Laur.
maj. vorgenommen, daran ist bei einer eingehenden Vergleichung
der beiden Werke nimmermehr zu denken. Hat es, wie früher
als möglich angenommen ward (Forsch. XVIII a. a. O.) ein
Exemplar von Annalen gegeben, das sich noch etwas näher
an die Einh. anschloss, als die uns vorliegenden weiter fort-
1) Mehrere darunter zeigen zugleich, dass keineswegs der Ausdruck
der Fuld. weniger elegant oder wenn man so sagen will, klassisch ist als
der der A. Einhardi.
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Ueber den ersten Theil der Annales FuldenseB, 51
gesetzten Fuld., so kaim auch das kaum älter als 829 gewesen
sein, und es dem Einhard zuzuschreiben, wüsste ich keinen
hinreichenden Qrund. Manche gerade charakteristische Ver-
schiedenheiten (Britannia cismarina; Karolus junior, HIotharius
juvenis, auch 821) finden sich auch in diesen i.
Dass Einhards Ausdrucksweise auch in dem späteren
Theil der Annales Fuldenses, der dem Rudolf zugeschrieben
wird, vielfach Nachahmung gefunden, hat Manitius hervor-
geboben (N. Arch. S. 564). Es liegt nahe, dasselbe auch bei
einem anderen Schriftsteller des Klosters anzunehmen, der
immerhin den Namen Enhardus gefuhrt haben kann, wenn es
auch möglich ist, dass man später den Namen des berühmten
Schriftstellers mit dem Theil der Annalen in Verbindung
brachte, der der Arbeit Rudolfs voranging und grossentheils
auf seinem Werke beruhte.
1) Bemerkenswerth ist dagegen, dass 805. 806 sich hier die Form
^Beheimi' findet. Aber auch 799 ^Arari*, wo Einh. und Fald. *Hani'
haben.
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IV.
Ueber
das älteste Verbriideningsbuch
von
St. Peter in Salzburg.
Von
S.* Heraberg-Fränkel.
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Die vorliegende Untersuchung ist aus den Vorarbeiten für
die Ausgabe der salzburgisch - passauischen Verbrüderungs-
bücher und Necrologien, die in den Monumenta Germaniae er-
scheinen soll, erwachsen. Durch eine Vergleichung des Originals
mit der Edition von Earajan gelangte ich zu Ansichten, die von
der Auffassung dieses trefflichen Gelehrten, sowol was den
paläographischen Bestand, als was die sachlichen Erklärungen
betrifft, zu stark abweichen, als dass ich meine Begründung in
den Anmerkungen der Ausgabe zum Ausdruck bringen könnte.
Ich entschloss mich daher, eine zusammenhängende Untersuchung
zu veröffentlichen, welche diese alte, berühmte und werthvolle
Quelle wohl verdient.
Es wäre mir nicht möglich gewesen, meine Absicht durch-
zuführen, hätte ich nicht an den massgebenden Stellen die
eifrigste Unterstützung gefunden. Es sei mir gestattet, allen
Förderern dieser Arbeit den wärmsten Dank auszusprechen:
dem hochwürdigsten Prälaten von St.Peter, Herrn AbtKomuald
Homer, der die kostbarste Handschrift seines Stiftes mit nicht
genug zu rühmender Liberalität zu meiner Benutzung nach Wien
sandte; dem hohen k. k. österr. Unterrichtsministerium, auf
dessen Ersuchen diese Ueberlassung erfolgte; der verehrlichen
Direktion des Instituts für österr. Geschichtsforschung, welche
die Verwahrung der Handschrift übernahm ; ferner dem Herrn
Prior Amand Jung, und insbesondere auch dem Herrn Dr. und
Gymnasialdirektor P. Willibald Hauthaler, beide von St. Peter,
die alle meine Anfragen auf das freundlichste beantworteten
und mich in jeder Weise unterstützten, endlich dem Conci-
fisten am k. und k. Haus- und Staatsarchive, Herrn Johann
aukert, dessen Güte und Geschicklichkeit ich die dieser
Untersuchung beigegebenen Pausen verdanke.
Das Verbrüderungsbuch von St. Peter in Salzburg, dessen
von Earajan so genannter erster Theil den Gegenstand dieser
Untersuchung bildet, hat durch sein hohes Alter und seine
Bedeutung für die altbairische Geschichte von jeher die Auf-
merksamkeit der Forscher auf sich gezogen. Dennoch hat es
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56 S. Herzberg -Fränkel.
lanffe Zeit nicht die kritische Würdigung gefunden, die er-
zählenden und urkundlichen Quellen in reichem Masse zu
Theil wird. Es ist eben nicht nach jedermanns Geschmack,
sich ungeachtet der paläoeraphischen Schwierigkeiten in diese
unzusammenhängenden öden Namenreihen zu versenken und
sich einer Arbeit zu widmen, deren Mühen nicht gering, deren
Früchte zweifelhaft schienen. Daher war es ein grosses Ver-
dienst Th. G. von Earajans, dass er sich dieser entsagungs-
reichen Aufgabe mit Fleiss und Eifer unterzog und aus dem
spröden Stoffe Aufschlüsse zu gewinnen wusste, die derselbe
wiederholter und eindringlicher Untersuchung gewährt. So ist
es ihm gelungen, diese reiche Quelle dem Historiker und dem
Sprachforscher zu erschliessen. Er hat eine Grundlage ge-
schaffen, auf der andere fortbauen können; als abschliessend
hat er selbst die Ergebnisse seiner Forschung nicht betrachtet.
Manche seiner Deutungen sind sehr bald als irrig erkannt
worden, doch blieb die paläographische Grundlage des Werkes,
die Sonderung der Hände und die Altersbestimmung der
Schriften, lange Zeit unerschüttert und unbezweifelt. Alois
Huber war der erste seit Karajan, der in seinem trotz vieler
Fehler beachten swerthen Werke: Geschichte der Einfiihrung
und Verbreitung des Christenthums in Südostdeutschland, die
Handschrift neuerdings zu Rathe zog und manche Behauptungen
Karajans als unrichtig erwies. Allein auch Huber, in den An-
schauungen der Salzburger Tradition über das Zeitalter des h.
Rupert befangen, ist nidit zur vollen Erkenntnis der Sachlage
durchgedrungen. Die treffenden Bemerkungen, die sich in
seinem Buche finden, werden von einer verwindenden Fülle
phantastischer Vermuthungen überwuchert und von einer un-
endlich weitschweifigen Darstellung fast erdrückt. So kommt
er häufig genug bis dicht an die Wahrheit heran, um mit dem
letzten entscheidenden Schritt einen Irrpfad zu oetreten'.
Earajan ging von der Ansicht aus, dass der erste Schreiber,
von dem ein Dedeutender Theil der Handschrift herrührt, mit
seiner Arbeit mehr als 20 Jahre hindurch beschäftigt war ; in-
dem er demselben Einträge von ganz verschiedenen Schriften
zuweist, ist er genöthigt, eine allmähliche Entstehung des Ver-
brüderungsbuches anzunehmen. Dazu kommt, das er bei der
Erläuterung der Namen nicht jene Vorsicht anwendet, die be-
sonders in der Geschichte so quellenarmer Zeiten vonnöthen
ist, und oft auf den blossen Gieichklang der Namen hin die
Identität der verzeichneten Personen festzustellen sucht. Huber
nähert sich der Wahrheit in so fem, als er wenigstens für
1) Haber bespricht das YerbrüderuDgsbuch an vielen Stellen, beson-
ders IL Bd., 84 — 131. üeber dies Buch vgl. Riezler, Gesch. Baierns
I, 92 und Histor. Zeitschrift XXXIX, 130.
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Ueber d. älteste Verbrüderuugsbuch von St. Peter in Salzburg. 57
einzelne Reihen die Eintragung in einem Zuge gelten lässt und
auch in der Scheidung der Hände erheblich und in manchen
Punkten mit Recht von Earajan abweicht.
Denn die Ansicht von der langwierigen Thätigkeit des
ersten Schreibers und die unrichtige, ja völlig willkürliche Ein-
theilung der Hände > sind die beiden Grundirrthümer, an denen
Earajans Ausgabe leidet, und die von Huber im Einzelnen
verbessert, in der Hauptsache aber getheilt werden. Diese
Fehler autzudecken ist freilich nicht leicht, wenn man auf das
beste Beweismittel, den Augenschein, verzichten muss. Ver-
suchen wir es jedoch und wenden wir uns der Handschrift
selbst zu, über deren äussere Beschaffenheit und Eintheilung
Earajan m der Einleitung so genaue und erschöpfende Nach-
richt eiebt, dass ich mich begnügen kann, darauf zu verweisen.
Uns oeschäftigt hier nur der erste Teil; der zweite, um
220 Jahre jüngere, in Anlage, Inhalt und Zweck durchaus ver-
schiedene, hat mit dem älteren nichts gemeinsam, als dass er
mit demselben frühzeitig zusammen geheftet wurde, und so
äusserlich als dessen Fortsetzung erscheint. Betrachten wir nun
diese ersten 12 zum Theil eng beschriebenen Blätter, so tritt
aus dem Qewirre verschiedener Schriften ein Grundstock von
Aufzeichnungen mit vollkommener Deutlichkeit hervor. Die
schöne, starke Schrift > ist von so ausgeprägter Eigenheit, dass
ein Zweifel an der Zugehörigkeit eines Wortes zu dieser Gruppe
nur selten aufkommen kann. Aber noch mehr — so scharf
gerichtete Reihen, so stets gleichmässige Buchstaben, deren
feststehende Form nur durch die Unebenheiten des Pergamentes
beeinflusst ist, sind nicht möglich, wenn der Schreiber seine
Spalten im Laufe vieler Jahre durcn allmähliche Einträge füllt.
Es ist vielmehr unzweifelhaft, dass das Verbrüderungsbuch
seine Entstehung einer ununterorochenen, zusammenhängenden
Arbeit verdankt, und so wie es vorliegt, in kurzer Zeit nieder-
geschrieben wurde. Die Zahl der von der ersten Hand her-
rührenden Zusätze, die meist eine hellere Dinte kenntlich macht,
ist zu gering, als dass sie ins Gewicht fiele. Doch gehören
weitaus nicht alle Namen, die Earajan mit a bezeichnet, dem
Grundstock an; ausser dem was Huber der Hand a> zuschreibt,
muss noch vieles ausgeschieden werden, um den sicheren Bestand
der ersten Anlage zu erhalten'. Dass aber diese von einem
1) Vgl. Face. IV. Alle diese Schriften spricht Karajan einer Hand,
d, zu. 8) Haber 1. c. S. 95 hat diese Kiteste Hand a ganz treffend
gekennzeichnet. 3) Folgende Einträge, die Karajan der Hand a zu-
weist, gehören nicht zum Grandstock: CoU. 7, 17, 18; 11, 17; 13, 7;
14, 1,8,9; 15,32$ 16,4, 16, 17; 17,4, 7,9,13; 18, 7-12, 42 ; 32, 7, 10,
13, 19, 21, 38 (26 2. Wort von erster Hand nachgetragen) ; 33, 12 ; 34, 2 ; 35,
28,29; 36, 7, 30—36; 37, 1, 12—14, 19. 20, 22; 38,36—37; 39, 1, 2; 40
die Namen von Z. 6 abwärts; 41 die Namen von Z. 5 abwärts; 42 die Namen
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58 S. Herzberg -Fränkel.
Schreiber in einem Zuge gemacht worden sei, wird wohl nie-
mand bestreiten, der die Handschrift selbst gesehen hat. Wenn
Wattenbach > die Entstehungszeit des Verbrüderungsbuches zu
berechnen versucht, indem er einige uns bekannte Todestage
von Personen, die unter den Verstorbenen vorkommen, mit
denen anderer vergleicht, welche noch unter den Lebenden er-
scheinen, so geht er von der Voraussetzung aus, dass ein Theil
des Verbrüderungsbuches auf einmal niedergeschrieben worden,
und dass die Zeit der ersten Anlage durch jene wenigen Namen
bestimmbar sei. Diese Ansicht wäre geltend geblieben, hätte
nicht die Autorität des Herausgebers jede andere Meinung in
den Hintergrund gedrängt.
Wie wir nun den Grundstock als ein Ganzes erkennen,
müssen wir ihn scharf von den Zusätzen scheiden , denn von
ganz anderen Gesichtspunkten als der erste Schreiber, der nach
einem bestimmten Plane verfuhr, sind die Aufzeichnungen seiner
zahlreichen Fortsetzer zu betrachten. Diesen Grundsatz fest-
haltend, schreiten wir zunächst an die Untersuchung der ältesten
Einträge.
Die erste Anlage.
I. Der Aufbau.
Wenn wir den Grundstock in Bezug auf 'seinen Inhalt
prüfen, so erweist sich derselbe abermals als ein aus einem
Gusse entstandenes Werk von strengem und regelmässigem
Aufbau. Die zur ersten Anlage gehörenden Ueberschrißen,
welche Earajan p. XXU zusammenstellt, deuten die Absicht
des Verfassers nur in allgemeinen Umrissen an; eine genauere
Einsicht in seine Arbeit erhalten wir erst, indem wir den Inhalt
ausser den ersten 3 der Z. 3 und den ersten 4 derZ. 4; 43 alle Namen; 47
die Namen von Z. 8 abwärts; 50 (die zweiten Worte der Z. 18, 19, 20 sind
von erster Hand nachgetragen); 52, 53, 59, 62 alle Namen; 65 die
zweiten Namen theils von erster Hand, tbeils von anderen nachgetragen;
65, 34—36, 42 — 46 (die ursprünglichen, zur ersten Anlage gehörigen Ein-
träge sind radiert); 66, 1, 2; 67, 6; 69, 30 zweites Wort; 70 von Z. 16
abwärts; 75, 6, 8; 76, 6; 78, 20; 79, 12; 81, 20, 24 (zweite Worte); 86, 2;
86,7—16 (zweite Worte), vielleicht auch 16—26 (zweite Worte); 90, 26—29
(zweite Worte), 37—44; 91, 92, 93, 94 alle Namen ; 104 von Z. 15 ab-
wärt« ; 105, 106 alle Namen. Dagegen gehören zum Grundstock folgende
von Karajan anderen Schreibern zugeschobene Notizen: 17, 34 — 38;
80, 54; 81, 64. — Ich gebe diese Tabelle schon hier, weil die Entschei-
dung über die Zugehörigkeit eines Namens zum Grundstock für die wei-
tere Untersuchung, besonders aber für die Berechnung der Entstehungs-
zeit, von Wichtigkeit ist. 1) Ueber das Zeitalter des h. Rupert (Oestr.
Arch. V, 512). Ich führe die Auffassung eines berühmten Paläographen
an, um den Mangel des Augenscheins einigermassen zu ersetzen. VgK
auch Facs. II und V.
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Ueber d. älteste Verbrüderungsbuch Ton St. Peter in Salzburg. 59
der einzelnen Spalten mit ihrer Ueberschrift vergleichen. Das
Verbrüderungsbuch zerfällt — von den Patriarchen und Aposteln
abgesehen — in zwei Abtheilungen, die der Lebenden und die
der Verstorbenen, und jede derselben ihrerseits in mehrere ein-
ander ziemlich gennu entsprechende Gruppen. Im Verzeichnis
Karajans erscheinen die Bischöfe und Aebte je zweimal genannt;
es ist dies keine Willkürlichkeit, sondern oezieht sich auf die
Trennung der Salzburger von den Fremden , die zwar in der
Ueberschrift nicht ausdrücklich angekündigt, aber aus dem
Inhalt der Columnen, soweit derselbe dem Grundstock angehört,
ersichtlich ist. Auch manche Ausdrücke der Ueberscbriften
bedürfen der Erörterung. ^Canonicorum ordo' (Karajan, S. 5)
ist ein später Zusatz. Die Pulsantes hat Karajan nach Ducange
als Novizen oder als solche, die vor der Aufnahme ins Kloster
eine Probezeit durchmachen, erklärt. Das Wort wird häufig
in diesem Sinne gebraucht, hier jedoch könnte es auch eine
andere Bedeutung haben. Alcuin nämlich spricht in einem
Briefe an Arno von einer zwischen Canonikern und Mönchen
stehenden dritten Kategorie >, welche vielleicht mit Pulsantes
bezeichnet ist, da von den übrigen Titeln keiner sich auf die-
selbe beziehen lässt. Doch muss ich, mangels ausreichender
Beweise, die Frage unerörtert lassen.
Auch Karajans Deutung der 'religiosi' und 'religiosae' als
Laienbrüder und Laienschwestern scheint mir nicht ganz zu-
treffend zu sein. Denn diese Institution kam erst im elften
Jahrhundert durch die Hirschauer auf>: Männer weltlichen
Standes aber, die sich ins Kloster zurückzogen, um dort ihr
Leben zu beschliessen, wie dies wohl zu allen Zeiten geschah,
kann man nicht Laienbrüder nennen. Dass eine solche Art
engerer Verbindung mit dem Kloster hier nicht gemeint sei,
ergiebt sich aus dem Inhalt der Col. 42, welche mit *Ord. com.
virorum vivorum religiosorum' überschrieben ist. Ein glücklicher
Zufall gewährt uns aus anderen Quellen Nachrichten über
mehrere der hier genannten Personen: Immino und Ogo kommen
als Grafen unter den Zeugen vor, die der Bischof Virgil im
Streit um die Maximilianszelle vernahm >, ebenso Isinhard, 'ein
edler Mann und Chunialds Pathenkind\ Dass wir diese drei
Namen unter den 7 oder 8, welche in Col. 42 der ersten An-
lage angehören, finden, bürgt wohl genügend für ihre Identität.
1) Jaff^, Monam. Alcmniana, 674: 'Ut diligenter ezaminetur, qaid
cui coDveniat persooe, quid cauonicis, qaid monachis, quid tercio gradui,
qui inter hos duos variatur, superiori gradu canouicis et iuferiori monachis
stantes. Nee tales sperneudi sunt, qnia tales maxime in domo Dei inveni-
untur'. 2) Vgl. Hist. Hirsaug. Mon. Germ. SS. XIV, 266, wo vom Abte
Wilhelm erzählt wird: ^ . . ut plus quam 150 monachos congregatos
haberet, absque multitudiue fratrnm quorum conversationis auctor ipse
primuB extitit\ 3) Breves Notitiae ed. Keinz 34, (Vm, 12 ff.).
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60 S. Herzberg - Fränkel.
Immino wird später, als Zeuge des Indiculus Amonis^/ noch
Graf genannt, zu einer Zeit, da dieses Wort noch keinen
persömichen Titel, sondern ein Amt bedeutete; er kann sich
also nicht mittlerweile in das Kloster zurückgezogen haben.
Femer ist uns Cheitamar (Col. ^, 2 von einer der ältesten
Hände nachgetragen), aus der Bekehrungsgeschichte der Baiem
und Kärntner bekannt ^ ; wir wissen, dass er in engen Beziehun-
gen zur Kirche von Salzburg stand, der er sich zum Dienste
gelobte, sonst aber ausserhalb der Klostermauem als Herzog
der Slaven lebte und starb. Chuniahri und Noe, die Col. 42, 3
ebenfalls in sehr früher Zeit dem Grundstock zugesetzt sind
und Col. 79, 23 als Chuniheri und Noe abermals gemeinsam
auftreten, erkennen wir in Noe und Chunrih wieder, welche in
den ^Breves notitiae' als Spender erscheinen. Wohlthäter sind
es also, die unsere Quelle 'religiosi viri' nennt, wie etwa die
'Breves notitiae' die Schenkgeber als 'fideles viri' bezeichnen »
oder in einer Freisingischen Urkunde* eine Stifterin mit dem
Titel 'religiosa femina' geehrt wird. Aber nicht Wohlthäter
schlechthin. Denn in der Abtheilung der Todten bilden die
Spender, nach dem Geschlechte getrennt, unter den lieber-
scnriften 'Ordo commun. virorum defunctorum' Coli. 80 ff. und
^feminarum defunctarum' Coli. 101 ff. zwei besondere Gruppen,
während die 'Religiosr mit den verstorbenen Pulsantes zu-
sammen gestellt sind: Col. 65, 'Ordo pulsant. defunct. seu reli-
giosorum virorum'. Ueberdies ist die Zahl der lebenden 'reli-
giosf zu gering (7 oder 8 Männer, 4 Frauen) als dass sie die
Gesammtheit der Wohlthäter darstellen könnte, auch lässt sich
der gebräuchliche Sinn des Wortes mit einer solchen Deutung
nicht recht in Einklang bringen. Ich g^laube nicht fehl zu
gehen, wenn ich die Religiösen als Wohlthäter deute, deren
Verhältnis zu dem Kloster ein besonders inniges war, wie sich
^dies für Cheitamar aus der Erzählung der Conversio, für die
genannten Zeugen eben aus ihrer Zeugenschaft ergiebt. Wären
nicht die Namen des Grafen Immino, besonders aber Cheitamars,
der doch gewiss ein freies weltliches Leben führte, man könnte
in den 'Religiosi' jenen dritten, von Alcuin erwähnten Grad ver-
muthen. So aber sind wir zu einer anderen Deutung gezwungen:
Vielleicht dass schon damals ein Unterschied zwischen der
vollen und gemeinen Brüderschaft bestand ^ oder eben aufkam
1) Indic. Arnon. ed. Keinz 26 (VIII, 8). 2) SS. XI, 7 in der
fast genau, gleichen unrichtigen Form Cheitmar. 3) Keinz 39, Cap. XIV,
üeberschrift. 4) Meichelbeck, Bist. Fris. I, 2, 64, nr. 63. 5) Vgl.
über die einschlägigen Gebräuche des Ritus besonders Zappert, lieber
Yerbrüderungsbücher und Necrologien im Mittelalter, Wiener Sitzungsb.
10, 432, und Delisle, Des monuments pal^ographiques concernant Tusage
de prior pour les morts (Biblioth^qne de TEcole des chartes, II. S^rie
1847, Tome HI.
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Ueber d. älteste Verbrüderungsbuch von St. Peter in Salzburg. 61
(denn in der Ahtheilung der Todten hat die erste Hand keinen
einzigen Namen in dieKubrik der 'Religiosi' eingetragen) und
dass die engere Gemeinschaft das Recht des Eintritts in das
Kloster in sich schloss. Sicher ist, dass die grosse Menge der
Spender nicht zu den Religiösen zählte, und bei Lebzeiten nicht
in das Verbrüderungsbuch aufgenommen ward. Dies zeigt sich,
wenn wir den Plan des Ganzen übersehen, der sich nach unseren
Erörterungen und Berichtigungen folgendermassen aufbaut:
Lebende.
1. Bischöfe und Aebte von
Salzburg.
2. Mönche.
3. Pulsantes.
4. Könige.
5. Herzoge.
6. Fremde Bischöfe u. Aebte.
7. Priester und Cleriker aus-
serhalb des klösterlichen
Verbandes ^
8.- Nonnen und Religiosae.
9. Religiosi.
Todte.
1. Bischöfe und Aebte von
Salzburg.
2. Mönche.
3. Pulsantes und Religiosi.
4. Könige.
5. Herzoge.
6. Fremde Bischöfe u. Aebte.
7. Priester und Cleriker aus-
serhalb des klösterlichen
Verbandes.
8. Nonnen.
9. Ordo com. virorum de-
funct.
10. Ordo com. femin. defunct.
Wir bemerken, dass, von den letzten zwei Gruppen der
Verstorbenen abgesehen, beide Abtheilungen ganz gleicnmässig
angelegt sind und sich nur durch die verschiedene Behandlung
der Reümosen unterscheiden. Einmal tritt ihr Laienstand her-
vor, so dass sie (unter den Lebenden^ den Nonnen nachgesetzt
und an das Ende gestellt werden: aas andere Mal wird ihre
Zugehörigkeit zur Kirche von Salzburg stärker betont und sie
erscheinen an der Seite der Pulsantes vor den Königen und
fremden Bischöfen. Ihrer geringen Zahl wegen suchte man
sie unterzubringen, wo man gerade Raum fand. Kiinnte man
keine verstorbenen Religiösen, oder war diese Einrichtung so
neu, dass es noch keine Todten gab, genug der Platz neben
den Pulsantes blieb, wie gesagt, unausgefüllt, und an die ver-
storbenen weiblichen Rehgiosen vergass man so ganz, dass
keine üeberschrift ihrer erwähnt.
Während sonst jede Rubrik der Todten ihr Gegenstück
unter den Lebenden findet, machen die beiden letzten eine
auffallende Ausnahme. Es sind dies der 'Ordo commim. viro-
rum defimctorum' und 'feminarum deftmctarum' ^ich möchte
diese Abkürzung^ lieber mit 'communis' als, Karajan folgend,
mit 'communium' auflösen), die man nur als Wonlthäter der
1) Ordo Sacerd. vel. Diacon. seu clericornm (vivornm Col. 37,
defimct. Col. 87).
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62 S. Herzberg. Fränkel.
Kirche deuten kann, weil für ihre Au&ahme sonst kein zu-
reichender Grund anzugeben wäre. Wie das einleitende Gebet
auch diejenigen dem Herrn empfiehlt: 'qui elymosinis suis se
commendaverunf, so verlanffte der liturgische Gebrauch der
Zeit, dass man die Namen der Spender in das Diptychon ein-
trage ^ Sie müssen also in unserem Verbrüderungsbuche ge-
nannt sein und nach dem, was über die Bedeutung der Reli-
giosi gesagt wurde, sind diese beiden letzten Rubriken die
einzigen, deren Ueberschrift sich mit der Erklärung als Wohl-
thäter verträgt. Warum aber findet sich nicht dergleichen in
der Abtheilung der Lebenden? Es ist nur eine Antwort mög-
lich: weil dies nicht der Zweck der Schenkung war. Wenn
Einzelne sich in die völlige Gemeinschaft des Klosters ein-
kauften, so begnügten sich andere damit, nach ihrem Tode der
Fürbitte theilhaflig zu werden: 'ut a te. Domine, veniam pecca-
torum consequi mereantur', wie das Gebet am Schlüsse des
Diptychon besagt. Noch war die Zeit, der Anniversarien*
nicht gekommen, noch verlangte man nicht ein besonderes
Gedächtnis am Jahrestag des Todes; in das allgemeine Gebet
eingeschlossen zu werden, genügte dem geisthchen Bedürfnis
der Zeit. Oft wird eine Stiftung fiir das Seelenheil verstor-
bener Verwandter gemacht; es ist klar, dass die Namen der-
selben nicht unter den Lebenden stehen können. Aber auch
die grosse Zahl der Schenkungen, die pro anima oder pro
Salute animae gegeben werden — diese Worte finden sich
häufig in den salzburgischen Güterverzeichnissen und in Ur-
kunden jener Zeit — scheinen keinen anderen Zweck zu haben,
als das Gebet der Mönche nach dem Hinscheiden der Spender
zu erlangen. Und da das Diptychon nicht zur Aufeeichnung
der in die Brüderschaft aufgenommenen dient — unsere Quelle
ist in ihrer ersten Anlage durchaus Diptychon — , sondern alle
hier Genannten in das Gebet eingeschlossen wurden, so konnten
diejenigen, welchen diese Gunst erst nach ihrem Tode zukam,
nicht bei Lebzeiten eingetragen werden.
Die Anordnung der Namen innerhalb der Gruppen.
Ich habe die Bedeutung der Rubriken und den Plan des
Ganzen ausftihrlich erörtert, weil sonst die folgende Untersuchimg
ohne sichere Grundlage in der Luft schweben würde. Wir
kennen nun die allgemeine Gliederung des Stoßes und die
Bedeutung der Ueberschriften ; prüfen wir, welche Grundsätze
für die Reihenfolge der Namen massgebend sind. Es empfiehlt
sich, dabei von der Abtheilung der Verstorbenen auszugehen,
deren reicherer Lihalt das Princip der Anordnung deutlicher
1) Vgl. Zappert 1. c. 443, Delisle 1. c. 2) Zappert I. c. 449.
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Ueber d. älteste Verbräderungsbuch von St. Peter in Salzburg. 63
erkennen lässt^ und im unmittelbaren Anschluss an jede Rubrik
der Todten die ^leichbenannte Gruppe der Lebenden zu be-
trachten.
Das Verzeichnis der Eirchenvorstände von Salzburg, Col. 47,
welches bis Johannis der ersten Anlage angehört, ist als das
älteste uns bekannte oft genug besprochen worden. Es ist
nach der Zeitfolge geordnet, ohne die Aotbischöfe von den Aebten
zu sondern; Virgfls Name, der einzige der in die Spalte der
lebenden Bischöfe von Salzburg Col. 14 von der ersten Hand
eingetragen war, wurde weggeschabt und von einem anderen
Schreiber durch Am ersetzt*.
Während dieser Bischofskatalog in der ausgebreiteten
Literatur über die Rupertusfrage eine hervorragende Rolle
spielt, hat das Verzeichnis der verstorbenen Mönche, welches
die nächstfolgenden Spalten einnimmt — Coli. 48 u. 49 gehören
fanz, Col. 50 bis Pem Z. 28 dem Grundstock an — selbst
ei B^arajan und Huber nur geringe Beachtung gefunden. Und
doch ist dieser Katalog, wie wir noch sehen werden, von nicht
zu unterschätzender Bedeutung für die Geschichte der Kirche
von Salzburg.
Die Ordnung erweisst sich auch hier als eine chronologische.
An der Spitze stehen die Genossen des h. Rupert, Kvslarios
und Kunialdus und Namen keltischen und romamschen Klanges
drängen sich am dichtesten in der ersten Spalte. Auch die
kirchliche Rangordnung tritt vor der Zeitfolge zurück, Priester-
mönche wechseln mit Diaconen und einfachen Mönchen in
bunter Folge ab, wie es eben der Zeitpunkt ihres Ablebens
mit sich bringt. Einen vollwichtigen und sehr werthvollen
Beweis aber bietet unsere Quelle selost in einer unscheinbaren
Notiz Col. 47, 25, ^hinc sub Virgilio*, die durch ein : 'usque hie
sub Virg.' Col. 48, 33, ergänzt und erklärt wird. So wie dies
*hinc sub Virgilio' bei Karajan steht, in der Rubrik der Bischöfe,
w^eit unterhalb des Namens Virgil, und gleich den umstehen-
den Einträgen von der späten Hand geschrieben, welche der
Herausgeber mit q bezeichnet, sind sie völlig unverständlich.
Aber diese Worte rühren von dem ersten Schreiber her; auch
haben sie nichts mit der Spalte 47 zu schaffen, sondern ge-
hören zu der rechts stehenden Columne 48*, wie auch das
%saue hie sub Virg.' sich nicht auf Col. 49, sondern auf die
nächst folgende bezieht. Der Zusammenhang beider Bemer-
kungen ist klar: sie sondern die unter Virgil verstorbenen
Mönche von den älteren und jüngeren ab. Da zeigt es sich,
dass aus der ganzen Vergangenheit der Salzburger Kirche nur
22 Mönche Aufnahme geranden haben ; etwa 90 sind als wäh-
1) Vgl. unten 8. 73, Anm. 4 und Facs. III, sowie Huber II. 1. c,
2) Vgl. Facs. I.
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64 S. Herzberg -Fränkel.
rend der nahezu 40 jährigen Regierung Virgils gestorben ver-
zeichnet*. Die letztere Zahl ist für eine so lange Reihe von
Jahren zu gering, als dass sie richtig sein könnte, selbst wenn
man annimmt, §t. Peter habe nicht immer den grossen Bestand
von mehr als hundert Mönchen gehabt, der sich aus dem
Katalog der Lebenden ergibt. In der That fehlt es nicht an
Beweisen für die Unvollständigkeit dieser Angaben. Col. 49, 27.
28 lesen wir: 'Cenzo p. m. Maurontus m.' Wenn wir so seltene
Namen, die im ganzen Verbrüderungsbuch nur an dieser Stelle
vorkommen, in den Breves notitiae» als Cencio und Mauren-
tius ebenfalls nebeneinander finden, in Verbindung mit dem-
selben Virgil, unter dem sie nach unserer Quelle noch lebten
— denn sie werden fast in der Mitte der unter diesem Bischof
Verschiedenen genannt — dann darf man sie mit Sicherheit
ftir dieselben Personen erklären. Sie treten als Zeugen in
jenem berühmten Process um die Maximilianszelle auf, dessen
Schilderung den wichtigsten Theil der in den Güterverzeich-
nissen erhaltenen Nachrichten bildet, imd zwar gehören sie zu
den ältesten Gewährsmännern, die ihre Kenntnis noch aus erster
Hand empfangen hatten. Wann Virgil die Zeugen vernahm
und ihre Aussagen niederschreiben liess, ist allerdings nicht
überliefert. Allein es kann nicht lange vor seinem Ende ge-
wesen sein; denn die meisten dieser ^sehr alten imd vertrauens-
würdigen Männer' finden wir in der Zeugenreihe des 788 ent-
standenen Indiculus Amonis wieder. Einer der ältesten, Isin-
hard, Chunialds Pathenkind, der im Jahre 788 nicht mehr vor-
kommt, wird von der ersten Hand des Verbrüderungsbuches
als lebend eingetragen» was, wie wir sehen werden, verbürgt,
dass er nicht vor 784 starb *. Es lässt sich auch ein Jahr
ausfindig machen, hinter welches die Inquisition nicht zurück-
verlegt werden kann. Denn die ganze Darstellung des Pro-
zesses, die nach dem Zeugnis der Breves notitiae selbst auf
Virgil zurückgeht*, setzt den Bestand der von diesem Bischof
erbauten und den heiligen Petrus und Rupertus geweihten
Kathedrale voraus. Theodebert hatte die Maximilianszelle dem
Bischof Rupert 'ad sedem luvavensem episcopatus suf bestätigt;
Virgil verlangt sie von Otilo für den n. Petrus und wendet
sich an den unrechtmässigen Besitzer mit den Worten: 'Quo
amplius tu illic laboraveris et quo plus ibidem de tuo dederis
eo amplius habebit S. Petrus atque S. Ruodbertus';
dann werden wieder Cencio und Maurentius als monachi
1) 3 sind von der ersten Hand nachgetragen, 2 von einer späteren
hinzugefügt. 2) Keinz 36 ; VIII, 13. 3) Vgl. oben S. 69. 4) Vgl.
unten S. 74. 6) *Haec omnia Virgilins episcopus a viris valde senibns
atque veracibus diligenter perquirere studuit posterisqne ad memoriam
scripta dimisit*. Keinz 34; VIII, 12.
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Ueber d. älteste Verbrüderungsbuch von St. Peter in Salzburg. 6&
sancti Ruodberti bezeichnet. Nun konnte man immerhin
die den zwei Heiligen geweihte Kirche nach beiden oder der
Kürze halber nach einem yon beiden benennen; aber man
konnte dem einen nicht zusprechen, was dem ander^i gehörte,
konnte Mönche des h. Petrus nicht grundlos für den h. Rupert
in Anspruch nehmen. Jene Zeit insbesondere dachte sich das
Verhältnis zum Heiligen als ein höchst persönliches; diesem
wurden die Schenkungen gemacht, auf semen Altar legte man
die Urkunde nieder. Die Traditionen des Domcapitels nennen
dasselbe immer nach beiden Heiligen i, die Necrologien unter-
sdieiden seine Mitglieder durch ein S. R. von den mit S. P.
bezeichneten Mönchen von S. Peter *. Auch hier können mo-
nachi S. Ruodberti nur Mönche sein, die an der Kathedrale
den Dienst des Domcapitels besorgten^. — Die Domkirche
aber wurde am 24. September 774^ eingeweiht, an dem Tage,
an welchem Vir^ den h. Rupert und seine beiden Genossen
Chuniald und Gisilher dahin übertrug; vor dieser Zeit kann
es keine ^Mönche des h. Rupert' gelben haben; vorher können
Cendo und Maurentius nicht als Zeugen vernommen werden,
also noch weniger gestorben sein. Klaren wir nun zum Ver-
brüderungsbuch zurück, so sehen wir, dass von den 90 unter
Virgil verstorbenen Mönchen nur 40 vor Cenzo imd Mauron-
tus genannt sind. Während sich aber diese 40 Namen zum
ministen auf die ersten 30 Jahre des Bischofs vertheileni
also im besten Falle auf ein Jahr nur etwas mehr als ein
Name entßült, drängen sich die übrigen 50 in keinem längeren
Zeitraum als dem letzten Jahrzehnt Virgils 774 — 784, zusam-
men, so dass einem Jahre mindestens 5 verstorbene. Mönche
entsprechen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit jedoch werden
wir dieses halbe Hundert von Todten einer noch kürzeren Zeit
zuweisen, denn, wie bemerkt, können wegen des hohen Alters
der Zeugen die beiden Vernehmungen durch Virgil und durch
Arno nicht weit auseinander liegen.
Diese Berechnung, die ims auch noch anderweitig zu Statten
kommen wird, beleuchtet klar den Charakter imserer Quelle:
der Aufbau ist zwar ein chronologischer, aber kein gleich-
massiger; überaus dürfÜ^ für die älteren Zeiten, nimmt der
Stoff an Fülle zu, je mehr wir uns dem Jahre der Auüseich-
nung näliem. Wir nehmen ein aUmähliches Anschwellen wahr^
wie es bei erzählenden Quellen regelmässig stattfindet
Das Verzeichnis der lebenden Mönche umfasste Ursprung-
1) Vgl. die Traditionen im Anhang an Kleimaynu Nachrichten von
Inra^ria. S) Vgl. Meillers Ansauge ans demselben Oestr. Arch. 19, S09.
S) Vgl. Hnber n, 267 ff. nnd nnten S. 86. 91. 4) Ich entscheide
mich für dieses Jahr gegen 773 ans den Gründen, die Abel, Jahrb. des
fränk. Reiches unter Karl. d. Gr. 168 entwickelt.
NevM ArohiT etc. XU. 5
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66 S. Herzberg-FränkeL
lieh 115 dem Grundstoek angehörige Nameo(Coll. 15. 16. 17),
von denen einige später radiert wurden, um anderen Platz zu
machen. Auch hier wird der kirchliche Rang nicht beachtet;
Priester, Diacone, Mönche folgen aufeinander, vielleicht nach
ihrem Älter, wahrscheinlicher nach der Zeit inres Eintritts in
das Kloster. Hier können wir wieder die Zeugenreihen der
Breves notitiae zum Vergleiche heranziehen. Von den Mön-
chen, die noch unter Virgil, aber nicht mehr unter Arno auf-
treten, also in der Zwischenzeit vor 788 verstorben sein dürften,
lassen sich einige im Verzeichnis der unter Virgil Verstorbenen
nachweisen. Andere, die zur Zeit der Anlage des Verbrüde-
rungsbuches (784) noch am Leben waren, erscheinen, da sie
zu den ältesten ihrer Genossen zählen mussten, in der ersten
Spalte der Lebenden >, Col. 15, und bezeugen dadurch die
chronologische Ordnung auch dieser Rubrik.
Die Verzeichnisse der Pulsantes bieten keinen Anhalts-
punkt für die Untersuchung.
In den Reihen der Könige (Col. 69, Col. 35) und Herzoge
(Col. 69, Col. 36) ist Ordnung nach Zeitfolge und Alter unter
Wahrung des genealogischen Zusammenhanges die einzig mög-
liche. Wir finden hier die Karolinger zurückgeführt bis auf
KarlMartell; es ist keine vollständige Genealogie, sondern ein
Verzeichnis der nächsten Angehörigen Karls des Grossen, das
seine Grosseltern und Eltern, seinen Bruder Karlmann, seine
dritte Gemahlin und vier Söhne > des Königs sowie eine
Tochter umfasst. Auf die Karolinger folgt der Langobarden-
könig Desiderius mit seiner Familie. Die Reihe der Agilolfinger
eröffnet Herzog Theodo; sie ist die Hauptquelle für unsere
Kenntnis der Regenten — oder richtiger aer Geschlechtsfolge
der Herzoge in Baiem. Auf Theodo folgen seine Söhne, dann
sein Enkel Hucbert, endlich Otilo ; unter den Lebenden Tas-
silo mit seiner Gemahlin und seinen Kindern ». Nur darf man
nicht ohne weiteres annehmen, dass alle hier genannten auch
wirklich Herzoge gewesen seien. Wenn der in dieser Spalte
zwischen Theodolt und Hucbert angeführte Tassilo seit
1) lohannes sab. m. 15, 6; Latinus 13, 17; Salomon 15, 19. 2) Pippin
Col. 35, 2 ist Pippin der Bucklig'e, Karls Sohn von der Himiltrud ; Pippin
Col. 35, 7 nicht wie Karajan meint, ein Sohn Ladwigrs des Frommen,
sondern der dritte Sohn Karls, der ursprünglich Karlmann hiess und erst
781 den Namen Pippin empfing. Er ist hier nach dem um ein Jahr
jüngeren Ludwig eingetragen, sei es aus Irrthum, sei es eben wegen
dieser späten Taufe. 3) Es ist nicht zu bezweifeln, dass Cotani Col.
36, 3 weder, wie Karajan annimmt, mit dem avarischen Tudun, noch, wie
Büdinger. meint (Oestr. Qesch. 100), mit dem Picten- König Cinadhon
identisch ist, sondern wie das folgende Hrodrud, eine Tochter Tassilos
»ennt. Vgl. Riezler, Gesch. Baierns I, 170 und unten S. 96.
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üeber d. älteste Verbtüderungsbuch von St. Peter in Salzburg. 67
Büdinger i und Riezler* als einer der Theilherzoge gilt, die neben
und nach Theodo über Baiem herrsohten, so ist dies an sich
möglich und mag dahingestellt bleiben, obgleich keine andere
Quelle Tassilos IL Herrschaft erwähnt. Aber aus dem Ver-
brüderungsbuch selbst ist ein solcher Schluss nicht zu ziehen.
In Salzburg gerieth dieser Agilolfinger in so gänzliche Ver-
gessenheit, dass ein Schreiber (wohl noch des 8. Jahrhunderts)
seinem Namen Liutpirc beisetzte, weil er nur Tassilo, Otilos
Sohn, als Herzog kannte s.
Weniger klar ist die Anordnung der nicht salzburgischen
Bischöfe, deren Reihe schon durch ihre graphische Erscheinung
auffallen muss. . Während sonst die Namen — besonders die
der Aebte und Bischöfe, bei denen es auf die Reihenfolge an-
kommt — unter einander zu stehen pflegen, finden wir hier
Zeile 4. 6. 10 je zwei Bischöfe auf einer Zeile zusammen. Dass
Erhardus ep (Z. 4) nachgetragen ist, zeigt das wegen des
Raummangels über der Zeile stehende 'dus'; Anthelmus (Z. 11)
ist mit kleineren Buchstaben und lichterer Dinte geschrieben,
epfs befindet sich unterhalb des Namens; bei Liudin** ep (Z. 6)
ist die Nachtragung nicht nachzuweisen, aber schon wegen der
im Grrundstock ungewöhnlichen Abkürzung für 'us' anzunehmen,
die offenbar zum Zweck der Raumersparnis und in Berück-
sichtigung der Nachbarcolumne angewendet ist. Alle drei
Namen rühren jedoch zweifellos von der ersten Hand her, die
bis einschliesslich Uuisurih reicht. Uuillipald und Arpio sind
auf Rasur von einem späteren eingetragen. Von der ursprüng-
lichen Schrift der letzteren Zeile sieht man noch die Spuren
des ersten Buchstaben — eines u; weiter die Oberlängen
zweier 1, endlich einen unter die Zeile hinabgehenden Schaft:
der Name dürfte Uuillipald gelautet haben, wozu die Zwischen-
räume zwischen den Schriftresten vollkommen passen. Gründ-
licher ist das Wort zerstört, das nun durch Uuillipald ersetzt
ist ; ich sehe nur noch die Reste eines p und am Schlüsse das
ps von eps, unverkennbar von der Hand des Grundstocks ge-
schrieben. Wenn man nun erwägt, dass schon Arbeos von
1) Zur Kritik altbair. Gesch., Sitzungsber. d. Wiener Akad. 23, 383 ff.
2) Gesch. Baierns I, 79 und 839. 3) Diese so nahe liegende Erklärung
ist für Alois Huber zu einfach. Er nimmt an (Das Vorleben Arnos, Arch.
f. östr. Gesch. 47, 197), es müsse den Schreiber geschmerzt haben, dass
er aus Furcht vor Karl dem Grossen den Namen des Wohlthäters Tassilo
nicht unter die verstorbenen Herzoge einzutragen wagen durfte, darum
habe er listiger Weise durch den Beisatz *Liutpirc* den Siteren Tassilo
in den jüngeren zu verwandeln gesucht. Eine solche Auslegung wird
wohl niemand ernst nehmen ; ich führe sie auch nur an, um an einem Bei-
spiele zu zeigen, wie wenig dieser Gelehrte seine Phantasie zu zügeln
versteht, und weshalb ich nicht auf alle seine Einfälle berichtigend ein-
gehen kann.
5*
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68 S. Herzberg-Fränkel.
Freising Nachfolger Ato (Col. 35) von erster Hand eingetragen
isty um so eher also Arbeos Name unter den Todten im Grund-
stock zu suchen wäre, so ist es höchst wahrscheinlich , dass
der auf Z. 16 radierte Name ursprünglich Arpio gelautet und
der ersten Anlage angehört hat. Arpio und Uuillipald sind
also von einem späteren Schreiber umgestellt worden ' und
den ersteren wenigstens müssen wir bei unserer Untersuchung
berücksichtigen.
Die vorliegende Bischofsreihe verdankt , meine ich, ihre.
Entstehung und Zusammensetzung dem Bestreben, die Ge-
schichte der bairischen Diöcesen so nahe als möglich an die
Zeit des h. Rupert hinaufzuführen ^ und jedem Bischof je einen,
so weit die Kenntnis reichte, gleichzeitigen Amtsffenossen aus
den übrigen Bisthümem gegenüber zu stellen. Man gelangte
so zu drei Serien oder Generationen, denen gegenüber Salz-
burg mit vier Generationen ^Rupert, Vitalis, Flobrigis, Jo-
hannis) ein höheres Alter in Anspruch nehmen konnte. An
der Spitze der Spalte 70 stehen Emmeram von Regensburg,
Corbinian von Freising, Agnellus von Sehen», Vivilo von
1) Diese Umiitelliiiig geschah vielleicht mit Recht, um die chrono-
lo^sche Reihenfolge aufrecht zu erhalten. Denn es ist keineswegs un-
möglich, das Bischof Willibald von EichstStt vor Arbeo gestorben sei.
Die einheimische Tradition (Liber pontificalis Eichstet. SS. VII, 245) giebt
781 als sein Todesjahr an, und das einzige, was dieser Annahme ent-
gegensteht (denn was Abel, Jahrb. Karls d. Gr. I, 450 sonst vorbringt,
Wlt nicht schwer ins Gewicht), ist die Urkunde bei Dronke, Cod. Fuld.
S. 52, nach welcher Bischof Willibald im 18. Jahre der Regierung Karls,
also 786, noch eine Schenkung an Fulda macht. Aber ist diese Datie-
rung unumstösslich richtig? Man weiss, dass selbst die königliche Kanzlei
in der Angabe der Regierungsjahre nicht immer zuverlässig ist (vgl.
Sickel, Beiträge zur DiplomatikVin, Sitzungsber.d. Wiener Akad. 101, 131)
und pflegt ihre Berechnungen sorgfältig zu prüfen, die oft ganz will-
kürlichen Daten der Privaturkunden aber gelten noch vielen Forschem
als ein 'noli me tangere'. Man nimmt nur zu oft ihre Angaben gläubig
hin, weil man sie noch nicht kritisch untersucht hat. Ehe man genaueres
über die Datierungen der Fulder Traditionen weiss, lässt sich über Willi-
balds Todesjahr nichts Gewisses sagen. Ich muss deshalb die Frage offen
lassen. Uebrigens ist die Stellung Willibalds nach Arbeo auch dann er-
klärlich, wenn der erstere in der That erst 786 gestorben sein sollte : er
wurde eben zugleich mit den beiden anderen Franken, Lul und Albuin,
unter Arno der bairischen Bischofsreihe angefügt, 2) Riezlers ent-
gegengesetzte Ansicht (Forschungen 16, 420 Anm. 1) fällt, wenn wir er-
wägen, dass die Abtsreihe von Hy nur äusserlich in das Verbrüderungs-
buch eingeschoben ist, weil Yirgil aus Hy stammte. 3) Im Katalog der
Bischöfe von Sehen wird Agnellus genannt; doch wissen wir von ihngi
nicht mehr aU den Namen. Schon Resch, Annal. Sabion. I, 698 N. 440
und Sinnacher, Beyträge zur Gesch. d. bischöfl. Kirche Sähen und Brixen
I, 212 beziehen den Namen des Verbrüderungsbuches auf diesen Agnellus«
Der Brixener Katalog liegt nun (bis zum 13. Jahrh.) gedruckt vor bei
Redlich, Zur Gesch. der Bischöfe von Brixen, Zeitschr. d. Ferdinandeums
1884, 48 ff.
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Ueber d. älteste VerbrUderungsbach von St. Peter in Salzburg. 69
Passau. Der Name Agnellos ist für die Absicht des Verfassers
bezeichnend; nicht den ältesten Kirchenftirsten wollte er an-
fuhren, denn sonst hätte er den wohlbekannten Ineenuin nicht
übergangen, sondern denjenigen, den er sich als Zeitgenossen
der anderen Bischöfe dachte. So kam er auf den sonst wenig
hervortretenden Agnellus. Vivilo ist nun freilich kein Zeit-
genosse Emmerams, aber man kannte keinen älteren Bischof
von Passau.
Die zweite Serie umfasst Erenbert von Freising, Beatus
von Passau, Sedolius, der sonst nirgends vorkommt, aber
wahrscheinlich Bischof von Sehen war oder doch dem Ver-
fasser dafür galt (denn auf den übrigen bairischen Bischof-
sitzen ist kein Platz für ihn); endlich Gawipald von Re^ens-
burg. Dies ist die Zeit der von Bonifaz geweihten Bischöfe,
zu denen Erenbert und Gawipald gehören, wie in Salzburg
Bischof Johannes. Vivilo, der schon vor Bonifaz' Ankunn
ordiniert war, gehört zur vorhergehenden Gruppe. Die dritte
Serie ist unvollständig, sie umfasst Sidonius von Passau, Jo-
seph von Freising, Sigirih von Regensburg; einen gleich-
zeitigen Bischof von Sehen kannte man in Salzburg nicht.
Innerhalb leder Serie herrscht chronologische Ordnung», die
älteren stehen voran. Nun blieben einige Bischöfe übrig (da
Re^ensburg und Passau deren mehr zählten, als Freising und
Sehen), die man zunächst überging und erst hinzufügte, als
Col. 70 mit den Achten von Hy scnon eingetragen war. Er-
hard von Regensburg und Anthelm von Passau wurden als
zweite Namen an die Seite jener Bischöfe gestellt, fUr deren
Zeitgenossen sie galten. Ihr Schicksal theilte Liudinus, in dem
wir den vacans episcopus Liuti der Breves Notitiae erkennen *,
welcher keiner bairischen Diöcese angehört.
Ist diese Bischofsreihe mehr von historischem als von
liturgischem Ghesichtspunkt angelegt, so folgen nun, ohne
Zweifel ebenfalls nach der Zeit ihres Ablebens, Bischöfe, zu
deren Aufnahme man durch Synodalbeschluss verpflichtet war:
Manno von Neuburg, Wisurich von Passau, Arbeo von Frei-
sing hatten an der Synode von Dingolfing meilgenommen, wo
jener bekannte Todtenbund geschlossen worden war^, der jeden
Bischof und Abt verband , für den verstorbenen Amtsbruder
eine bestimmte Zahl von Messen lesen zu lassen. Eallach —
1) Emmeram unter Theodo; Corbinian wenig spftter (vgl. Ridsler,
Oesch. Baiems I, 96 ff.). Agnellus unbekannter Zeit; Vivilo Ewischen
781 und 739 geweiht (Dümmler, Pilgrim von Passau, 141); Erenbert
789 ordiniert; Beatus, Vivilos Nachfolger; Sedolius unbekannter Zeit;
Oawipald 789 geweiht; Sidonius nach 748 Bischof; Joseph um dieselbe
Zeit; Sigirich nach 763 (vgl. Rettberg, Kirchengesch. II, 274). 8) Keins
84 (Vm, 10). 8) Wisurich vor 774, Arbeo wohl 788, fiber Manno
vgl. Anhang 108. 4) LL. m, 461.
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70 S. Herzberg -Pränkel.
der Käme Cellach ist bei Iren und Schotten sehr häufig — ist
wohl ein Bischof aus Hy, aus dem Kloster, welchem Virgil ent-
stammte und dessen Aebte in der folgenden Spalte 71 auf-
gezählt sind. Er ist ein Zeitgenosse Vir^ils, da er zwischen
Manno und Wisurich genannt ist Bei der dem Abte unter-
geordneten Stellung der Bischöfe von Hy ist es begreiflich|
dass sein Name sonst nicht bekannt ist, obgleich wir über die
Qeschichte dieses Klosters recht gute Nachrichten habend
Von den Todten gehen wir zu dem Verzeichnis der leben-
den Bischöfe (CoL 35) über| in welchem die Absicht besonders
deutlich zum Ausdruck kommt, die bairische Kirche , aber
auch nur diese, als eine abgeschlossene Gesammtheit darzu-
stellen. Nach der Ordnung des Alters sind hier aufgezählt:
Alini von Sehen, Sindperht von Regensburg, Udalhart von
Neuburg*, Waldrich von Passau', Atto von Freising. Es ist
dies die Reihenfolge, in der sie zur Regierung kamen. Die
beiden zuerst genannten Bischöfe treten schon als Theilnehmer
an der Dingolnnger Synode auf, wo Alim ebenfalls vor Sind-
bert genannt wird. Udalhart ist jünger als beide, da sein
Vorgänger Manno in Dingolfing zugleich mit jenen anwesend
war. Waldrich muss später als Udalhart sein Bisthum ange-
treten haben, denn Manno starb nach dem Verzeichnis der
todten Bischöfe früher als Wisurich, Waldrichs Vorgänger.
Der jünffste unter den Bischöfen, Atto von Freising, der wohl
784 Biscnof wurde, nimmt die letzte Stelle ein. Damit ist
die streng chronologische Ordnung auch für diese Reihe
nachgewiesen.
Durch einen Zwischenraum von den bairischen Bischöfen
getrennt, aber unter derselben Ueberschrift mit ihnen ver-
einigt, finden wir zwei fromme und berühmte Männer: Folrad,
den Abt von St. Denis, und Hariolf, den einstigen Bischof von
Langres, der dieser Würde entsagt hatte und nun als Abt des
von ihm gestifteten Klosters Ellwangen lebte *. Es sind dies,
ausser den Karolingern, die einzigen fränkischen Namen des
Grundstocks.
Dagegen gehört unter den verstorbenen Achten (Col. 71)
der grösste Theil der fernsten Fremde an, jenem merkwürdigen
Hebridenkloster Hy (lona), woher gleich zahlreichen anderen
Missionären auch Virgil gekommen war. Die ganze Spalte
bis Zeile 19 führt die Vorstände dieser Mönchsgenossenschaft
nach ihrer Zeitfolge aufs, von Patrik und Columba bis auf
1) Vgl. Alphons Bellesheim, Geschichte der kathol. Kirche in Schott^
land 1883, I, 66 ff. 2) Vgl. Anhang 104. S) Von Karajan irrig Chal-
drih gelesen. 4) Vgl. nnten S. 74. Col. 35, 28 and 29 gehören nicht
zum Grundstock. 5) Vgl. Beilesheim 1. c, 47 — 102 und 135 ff., wo
alle diese Aebte, Zeile 11 und 12 ausgenommen, verzeichnet sind. Daher
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Ueber d. älteste Verbrüderun gsbuch 7on St. Peter in Salzburg. 71
Zslibdeni (Slebhine), der seine Würde zu einer Zeit erlangte^
da Virgil längst in Salzburg sass^
£twas unterhalb dieser Reihe folgen die einheimischen
Aebte. Hier zum ersten Mal ist der Grundsatz der chrono-
logischen Anordnung nicht strenge durchgeführt. Die Namen
haben zum Theil eine andere Stellung als in den Akten der
Synode von Dingolfing, wo die Aebte nicht minder als die
Bischöfe nach ihrem Amtsalter in einer Ordnung aufgezählt
sindy welche durch die Zeugenreihe der Stiftungsurkunde für
Kremsmünster ihre Bestätigung findet >. Im Verbrüderungs-
buch ist die Zeitfolge der Synodalakten schon durch die Tren-
nung der Todten von den Lebenden zerrissen: Emust und
Oportunus waren seit der Synode aus dem Leben geschieden»
Das kurze Verzeichnis der verstorbenen Aebte ist noch chro-
nologisch; es wird von dem ersten Abte von Kiederaltaich,
Eparsuindus, eröffiiet und von Oportunus von Mondsee ge-
schlossen, der 783 noch am Leben war'. Aber der Katalog
der Lebenden weicht gleich im Beginne von diesem Grund-
satz ab, indem er den Nachfolger des Oportunus, Hunrich, der
an den Schluss gehört, an zweiter Stelle nennt. Adalperht
steht in den Synodalakten vor Utto und Alpuni; hier hat er
diesen Aebten den Vortritt gelassen. Von Raginperht an stim-
men beide Folgen wieder überein. Wie man sieht, sind es
hauptsächlich die seit der Synode neu Hinzugetretenen, welche
die Verwirrung veranlassen ; die Verstorbenen werden theils in
das Verzeichnis der Todten aufgenommen, theils verschwinde»
sie, um anderen Namen Platz zu machen. Weshalb das Ver-
brüderungsbuch gerade an dieser Stelle von der sonst so genau
beobachteten chronologischen Ordnung abweicht, ist nicht klar»
Eine Absicht ist dabei wohl nicht vorauszusetzen. Ich be-
schränke mich auf die Vermuthung, es könnten schon in der
Vorlage, welche der Schreiber benützte, einige Namen der
Verstorbenen radiert und durch andere ersetzt gewesen sein.
Klarer würden wir vielleicht die Ursache einsehen, wenn wir
jeden der hier genannten Aebte einem bestimmten Kloster zu-
weisen könnten und über ihre Lebenszeit besser unterrichtet
wären. Aber nur von zweien sind die Jahre des Antrittes
bekannt: von Hunrich von Mondsee, der 784, und von Fater
von Kremsmünster, der 777 Abt wurde, üeber die Zugehörig-
keit der meisten haben wir nur Vermuthungen.
Der ordo sacerdotum bietet weder unter den Lebenden,
noch unter den Todten eine Handhabe für die Zeitbestim-
flind die widersprechenden Erklärungen Karajans, welcher einen Theil
dieser Namen für andere Klöster in Anspruch nimmt, unhaltbar. 1) Sleb-
hine, 752—767; Bellesheim 1. c. 140. 2) Vgl. Anhang 102. 3) Vgl.
Anhang 8. 105.
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72 8. Herzberg -Fränkel.
muDgen. Auch über die Chronologie und Zugehörigkeit der
Aebtiflsinnen (Col. 77, Col. 40) sind wir schlecht unterrichtet.
Vier Frauenklöster unter eigener Leitung sind uns aus dieser
Zeit in Baiern bekannt: Nonnberg, Frauenchiemsee^ Niedern-
burg, Kochel (Heidenheim gehört zu Eichstädt) ; wenn unter
den Lebenden nur drei Aebtissinnen erscheinen, so wird wohl
Kochel auszuschliessen sein. Die zwölf von erster Hand unter
den Todten angeführten Aebtissinnen sind ohne Zweifel den-
selben Congregationen zuzuweisen, an ihrer Spitze steht die
älteste, Arindrud, die erste Vorsteherin von Nonnberg.
So ist denn überall, so viel wir sehen können — mit einer
vereinzelten Ausnahme — die Ordnung nach der Zeitfolge ein-
gehalten. Man sollte annehmen, dass dies auch bei der letzten,
nur in der Abtheilung der Verstorbenen vorkommenden Gruppe,
dem Ordo communis virorum deAmctorum und feminarum
defunctarum, der Fall sei. Aber ein sicherer Beweis lässt sich
dafür nicht erbringen. Das einzige Mittel der Kritik geben
uns die salzburgischen Güterverzeichnisse an die Hand und
auch diese versagen fast durchweg. Denn die Schenkungen
sind nicht nach historischen, sondern nach geographischen
Gesichtspunkten geordnet; ein bestimmtes Jahr lässt sich nur
fäv eine Stiftung angeben, für die der Zelle Otting, welche
Graf Guntherius im Jahr der Bischofsweihe Virgils, also 767,
dem Bischof von Salzburg übergab i. Wenn auch der Name
dieses durch seine Stellung und seine Qabe hervorragenden
Wohlthäters im Verbrüderungsbuche kaum übergangen ist
— in welchem der zahlreichen Cundachar, Cundhart, Cund-
hari finden wir ihn wieder? Gleichen Schwierigkeiten be-
gegnen wir immer, wenn wir die Identität gleichlautender
Slamen in den Güterverzeichnissen und in unserer Quelle fest-
stellen wollen. Auch aus jenen Stiftungen, die zwar nicht
einem bestimmten Jahre, aber der Regierun^szeit eines Herzogs
zugewiesen werden, ergiebt sich nichts sicheres. Die Namen,
welche in den Vergabungen an die Maximilianszelle aus Otilos
Zeit vorkommen*, finden sich unter den Wohlthätem theils
gar nicht, theils in den Spalten 83 --88 verstreut, so dass an
eine Identificierung nicht zu denken ist. Wenn andererseits
als Zeitgenosse Otilos ein Milo genannt wird und derselbe
Name Col. 81, 36 erscheint, wenn die edle Frau Tisa zur Zeit
Theodeberts vorkommt*, und eine Tisa Col. 101,8 also unter
den ersten Wohlthäterinnen genannt wird, und in anderen
ähnlichen Fällen die Ordnung des Verbrüderungsbuches dem
in den Güterkatalogen angegebenen Zeitalter der gleichlauten-
den Namen besser entspricht, so ist damit nur die Möglichkeit
1) BreyeA ootitiae, Eeinz 37, XIII. 2) Brey. not., Keins 36, X.
8) Breves not. 87, XII, 2; der Indiculns (Keinz, 19, VI, 12) setzt sie in
Otilos Zeit.
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lieber d. älteste Verbrüderangsbach von St. Peter in Salzburg. 73
der Identität, aber nicht die Identität selbst erwiesen. Mit
eben so wenig Erfolg habe ich versucht , Männer , die gleich-
zeitig und gemeinsam schenken — meist Verwandte — auch
im Verzeichnis der Wohlthäter nebeneinander zu finden ; zwei
derselben, die einzigen, bei denen der Versuch gelang, gehören
einer anderen Gruppe an>.
So ist im Ordo virorum defunct. ein chronologisches
Prindp nicht zu erkennen; mancher Umstand spricht sogar
dagegen. Die ersten Namen sind bairisch, keltische und ro-
manische Wohlthäter werden später angeführt. Donazanus,
einer der Männer aus Ruprechts Zeit, von welchen der An-
spruch Salzburgs auf die Maximilianszelle herrührt, ist schwer-
heh vergessen worden; der einzige Donazanus des Verbrüde-
rungsbuches aber steht Col. 83^ 32, erst in der dritten Spalte der
Wohlthäter. Nichts desto weniger dürfen wir annehmen, dass
auch hier, wie bei den übrigen Gruppen, eine Zeitfolge beab-
sichtigt war; weshalb sie nicht durchgeführt werden konnte,
dafür wird sich vielleicht bei der Erörterung der Quellen un-
serer Aufzeichnung ein Erklärungsgrund finden.
Die Zeit der Entstehung^.
Haben wir nun über Inhalt und Anordnung des Ver-
brüderungsbuches in allen seinen Theilen eine vollständige
Uebersicht gewonnen, so kann es nicht schwer fallen, die Ent-
stehungszeit desselben zu bestimmen, da ein nicht allmählich^
sondern aus einem Gusse entstandener Grundstock vorhanden ist.
Wir finden unter den Lebenden Fastrat, die Gemahlin
Karls des Grossen, deren Vermählung nach der Rückkehr des
Königs aus dem sächsichen Feldzu^, im Herbst 783, stattfand '^
und Atto Bischof von Freising, dessen Vorgänger Aribo am
4. Mai 783, vielleicht erst 784, starb*. Dagegen lebten zur
Zeit der Anlage noch Bischof Virgilius, der am 27. Nov. 784*,
1) Koe und Chnniahri oben 8. 60. 2) Vgl. Abel, Jabrb. Karls
d. Gr. I, 375 , Mfihlbacher Regesten 256 a. 3) Vgl. Anhang 103.
4) Die Belege bei Abel I, 898. "Wlren die Ueberreste des Namens
Yirgiliiis auch nicht so deatlich unter dem von anderer Hand ge-
sehriebenen Am (Col. 14, 1) sn lesen (Facsimile HI), so bewiese schon
die Stellung dieses Bischofs in der Reihe der Verstorbenen Col. 47, 8,
dass die Anlage unter Virgil erfolgte. An letzterer Stelle nämlich ist der
Name nach links aus der Reihe der von erster Hand eingetragenen
Bischöfe gerückt (vgl. Facsimile II) von anderer Hand (derselben, welche
seinem Titel 'et abbas* hinzugefügt bat) mit lichterer Dinte geschrieben
und dann mit dunklerer überfahren. Virgil wurde also nicht zur Zeit der
ersten Anlage unter die Todten eingetragen. In Col. 14, 1 ist von der
ursprünglichen Schrift noch das 'epis.' stehen geblieben. Das *diac.* rechts
von Am, das Huber zu einer kühnen Hypothese benutzt, rührt von einer
ganz anderen, späteren Hand her und bezieht sich wohl auf einen nun
verwischten Namen.
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74 S. Herzberg -FränkeL
und Äbt Folrad von St. Denis, der am 16. Juli 784 aus dem
Leben schied'. Danach wäre die Entstehung der ersten An-
läge zwischen Herbst 783 und Herbst 784 anzusetzen. Doch weist
manches darauf hin, dass die Niederschrift unserer Quelle kurz
vor dem Tode Virgils erfolgte. Der Name des Bischofs wäre
wohl so wenig wie andere aus der Reihe der Lebenden gelöscht
worden, hätte man diese Aenderung nicht gleichsam als eine
Korrektur des eben vollendeten oder in der Vollendung be-
Siffenen Werkes angesehen. Von den unter Virgil verstorbenen
önchen sind nur 2, höchstens 3, von anderer Hand ge-
schrieben', während auf jedes dieser letzten Regierungsjabre
des Bischofs mindestens 5, wahrscheinlich noch mehr entfallen
sollten 3. Es ist also aller Grund zur Annahme vorhanden, dass
das Verbrüderungsbuch erst in der zweiten Hälfte des Jahres
784 vollendet worden sei.
Was wir sonst über die Lebenszeit der hier verzeichneten
Personen wissen, stimmt mit diesem Ergebnis auf das Beste
überein: die als lebend angeführten waren im genannten Jahre
noch am Leben, die als todt bezeichneten waren in der That
verstorben. Freilich darf man bei der Deutung der Namen
Karajans Erklärungen eben so wenig wie seine Bestimmung
der ersten Hand zu Grunde legen. Die wenigen Schwierig-
keiten, die sich entgegenstellen, halten einer genaueren Prüfung
nicht Stand. Es sind dies die Eintragungen der Aebte Hariolf
von Ellwangen (Col. 35, 27), Hunrieh (Col. 36, 18) und Opor-
tunus (CoL 71, 26) von Mondsee. Von den beiden letzteren
weise ich an anderer Stelle* nach, dass ihre Regierungszeit
mit unserer Annahme nicht im Widerspruch steht. Was Hariolf
betrifft, den Gründer von Ellwangen und Bischof von Langres,
so nimmt Mabillon* 780 als sein Todesjahr an, aber mit Un-
recht. In diesem Jahre scheint er allerdings auf sein Bisthum
verzichtet zu haben, wie denn auch im Verbrüderungsbuch
sein und des Abtes Folrad Name zwar in die Spalte der
Bischöfe aufgenommen, aber von den wirklich regierenden durch
einen Zwischenraum getrennnt ist. Dass er aber noch lange
nachher lebte, zeigt die Urkunde Ludwigs des Frommen für
Ellwangen, nach welcher Hariolf noch 814 Abt gewesen sein
muss*. Das Diplom, dessen Echtheit man frti)ier angriff, ist
von Sickel als Copie eines unverdächtigen, nach älterer Vor-
lage stilisierten Originals festgestellt worden'. Auch iinde ich
keine glaubwürdige Nachricht, die dieser Urkunde widerspräche;
1) Vgl. Abel I, 394. 2) Die drei Col. 50 (18. 19. 21) vom ersten
Schreiber mit lichterer Dinte nachgetragenen Namen gehören ihrer Stel-
lung nach in eine frühere Zeit. 3) Vgl,' oben S. 66. 4) Anhang
105. 6) Annales ord. 8. Bened. II, 256. 6) Mühlbacher Re-
gesten 602. 7) Acta Karol. 5.
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Ueber d. älteste Verbrüdeniiigsbacb von Ht. Peter in Salzburg. 75
von den Nachfolgern Hariolfs, die von verschiedenen Oeschicht-
Schreibern genannt werden, lässt sich erst Sindolt (823) nach-
weisen *.
Die erste Anlage ist also 784 entstanden, im letzten Regie-
rongsjahre jenes Bischofs, an welchen sich die Anfange der
salzDurgischen Oeschichtschreibung knüpfen. Man hat das Ver-
brüderungsbuch geradezu als ein Werk Virgils bezeichnet.
Jedenfalls ist er der geistige Urheber desselben, der seiner
Schöpfung das Gepräge einer hervorragenden Persönlichkeit
aufgedrückt hat. Denn nur ein Mann in bedeutender Stellung
konnte einen so umfassenden Plan entwerfen, der in bewusster
Absicht einer liturgischen Aufzeichnung das Wesen und den
Werth eines geschichtlichen Denkmals verlieh. Die achtungs-
werthe Kenntnis der bairischen Landes- und Kirchenp^eschichte,
die Uebergehung des Bonifatius, den der Gegensatz kirchlicher
und politischer Bestrebungen in ein feindliches Verhiütnis zum
Bischof von Salzburg gebracht hatte, die Aufnahme der Aebte
des fernen Hy, sind eben so viel Momente, die auf Virgils
persönliche Einflussnahme deuten. — Den Schreiber des Grund-
stockes will Huber in jenem Johannes finden , der unter den
verstorbenen Mönchen — noch im 8. Jahrb. — Col. 52, 36 als
Johann, scrib. m. verzeichnet ist. Die Vermuthung hat viel
für sich ; denn Titel, die keinen geistlichen Rang bedeuten, sind
so selten, dass ein ganz besonderer Grund sie anzuwenden vor-
liegen muss. Auch ist die Schrift der ersten Anlage eine aus-
gebildete Minuskel von solcher Schönheit und Reinheit, dass
sie nur von einem sehr kunstfertigen Schreiber herrühren kann,
der leicht den auszeichnenden Zusatz zu seinem Namen erhalten
konnte, weil es in Salzburg wohl nicht viele seines gleichen
gab. Aber freilich, beweisen lässt sich Hubers Annahme nicht.
Die Züge der ersten Hand verrathen keine bestimmte
Nationalität; zu ihren auffallenderen Eigenthümlichkeiten gehört
es, den Doppellaut ae häufig 6 zu schreiben, wie Efhardus oder
KSrlind. Wenn dies vielleicht mit dem angelsächsischen £a-
Laut zusammenhängt, so kann man doch die Schrift sonst nicht
als eine angelsächsische bezeichnen >.
Kritik der ersten Anlage.
An eine Quelle solchen Ursprungs darf man höhere An-
sprüche stellen. Und obgleich dieselben im Allgemeinen
befriedigt werden, fehlt es nicht an einzelnen Ungenauigkeiten
und Uebersehen. Für Salzburg freilich ist unsere Aufzeichnung
die älteste und unanfechtbarste und der Zweitälteste Bischofs-
1) Vgl. Stalin, Wirtemb. Gesch. I, 370. Reichenauer Verbräderangs-
buch Mon. Germ. Libri Confrat ed. Piper CoL 448«. 2) Vgl. Facsi-
mile n. m. V.
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76 S. Herzberg -Fränkel.
Katalog in den Salzburger Versen des 9. Jahrh. ^ stimmt damit
vollkommen überein. Wenn das Verzeichnis der übrigen bairi-
schen Bischöfe einiges zu wünschen übrig lässt, wenn Corbinian
als Bischof von Freising betrachtet wird, obgleich selbst seine
Weihe zum Wanderbischof zweifelhaft ist, wenn wir Sehen
lückenhaft vertreten finden, so darf uns dies bei der Dunkelheit
der Ueberlieferung nicht Wunder nehmen. Auch gegen die
Reihe der Könige und Herzoge ist nichts einzuwenden. Genear-
logische Vollständigkeit war hier nicht angestrebt. Lantfrid
und Uta, die Kinder Herzog Theodos, welche die Legende von
St. Emmeram nennt, sind wohl eben wegen ihres Verhältnisses
zu diesem Heiligen nicht aufgenommen. In der Behandlung
der bairischen Aebte, mit welchen die Salzburger den Dingol-
finger Todtenbund geschlossen hatten, herrscht eine gewisse
Ungleichmässigkeit. Einige, die indessen verstorben waren,
wie Oportunus, Emust, werden unter den Todten genannt;
andere, wie Lantfrid, R5adhart, Si&^idio, fehlen. Eparsuindus
von Niederaltaich ist eingetragen, obgleich erst sein Nachfolger
Wolfperht dem Todtenbunde beitrat, während die meisten Aebte
ohne Vorgänger und Nachfolger erscheinen. lieber die Rubriken
der Priester, rulsantes. Religiösen, Aebtissinnen lässt sich nichts
sagen, da hiefür das Verbrüderungsbuch unsere einzige Quelle
ist. Dagegen kennen wir Mönche von Salzburg, welche im
Verbrüderungsbuch nicht erwähnt werden, und zwar nicht bloss
aus der älteren Zeit vor Virgil, welche, wie wir wissen, nur
höchst dürftig durch 22 Namen vertreten ist, sondern selbst
aus den T^en der vollsten und wirksamsten Thätigkeit des
Bischofs. Trotz der hervorragenden Bedeutung, die man von
jeher der Karantanischen Mission beilegte, ist der erste von
Virgil eingesetzte Regionarbischof Modestus mit Schweigen
übergangen, ebenso einige Missionäre, deren die Bekehrungs-
geschichte gedenkt ', während doch andere und zwar die meisten
vom Verbrüderungsbuch als Zeitgenossen Virgils bestätigt
werden *.
Auch die Mönche, die Virgil ab Zeugen im Processe um
die Maximilianszelle vernahm, sind im Grundstock nicht voll-
ständig verzeichnet^; andere die von den ältesten, bald nach
1) SS. Xm, 351. 2) Dapüteras (vielleicht für einen anderen
Namen yerachrieben), Reginbaldns, Reginhari, SS. XI, 8. 3) Hatto
Col. 15,20; Beginpero (Hraginperht) 50,1; Coshari 17,17; Latiaus
15, 17; Akihart diac. 50, 3; Madalhoh 50, 13; Uarman 49, 30; Heimo
15,2; Maioranus 16,37; Erchanbertns 15,25 oder 16, 35; Ang^tinns
15, 14; Gnndhari 17, 26, sSmmtlich im Grandstock unter den Lebenden
oder unter den zur Zeit Virgils Verstorbenen. 4) Es fehlen: Aman-
dus (wenn er nicht mit Amandinus Col. 50, 86 identisch ist) } Bcnedictus
diaconns (wohl der Verfasser des Indicnlus), Col. 48, 40 von einer anderen
Hand nachgetragen, Amicho Col. 50, 32 und Tazzo Col. 52, 32 unter dea
Zusätzen; Wolfhardus subdiac. fehlt.
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Ueber d. älteste VerbrüderuDgsbueh von St. Peter in Salzburg. 77
der Anlage thätigen Schreibern Col. 50 bis Col. 53 als ver-
storben eingetragen sind, kommen unter den Lebenden des
Grundstocks nicnt vor.
Was die Wohlthäter betrifft, so ist eine PrtÜunff des Ver-
brüderun^sbuches schwer möglich, obgleich die beiden Güter-
verzeichmsse einen reichen Stoff verwandter Natur enthalten.
Denn einerseits lässt sich, wie erwähnt, die Identität gleich-
lautender Namen nur in den seltensten Fällen sichern, anderer-
seits wissen wir nicht, ob jede Schenkung zur Eintragung in
das Diptychon verpflichtete. Nur einige Uebersehen sind
nachweisbar: Cheitamar, der Karantanemurst der Conversio.
ist erst später (Col. 42, 4) nachgetragen worden; Hiltrua
Otilos G^nahlin, welcher die salzburgische Kirche reiche Schen-
kungen verdankt!, ist überhaupt nicht genannt. Dies sind
Feh&r, die im Verhältnis zu dem Umfang der Aufzeichnung
weder an Zahl noch an Bedeutung allzu schwer in's Gewicht
fallen und die Zuverlässigkeit &r Quelle nicht erheblich
mindern.
Woher aber stammt die Masse der Namen, die in der
ersten Anlage enthalten sind? Dba Verbrüderungsbuch ist
nächst der Lex Baiuw., mit welcher es ^ar keine Berührungs-
punkte hat, die älteste aller erhaltenen bairisdien Geschichts-
quellen, mit Ausnahme von Le^nden und Urkunden baiiischer
Bisthümer, die naturgemäss emen örtlichen Charakter trafen
und der salzburgischen Geschichte ferne liegen. Ihm znnäcnst
stehen der Indiculus Amonis, die Breves notitiae und die Be-
kehrungsgeschichte, welche zum Theil auf Nadurichten zurück-
S^hen, die schon in der Zeit Virgils niedergeschrieben wurden,
iese müssen wir nun heranziehen und am ihr Verhältnis zu
unserer Quelle prüfen. Die Güterverzeichnifise nennen uns
mehrere Glieder des agilolfingischen Hauses, in ihrer Folge als.
Bedeuten und als Wohlthäter der Kirche. Doch kemien sie
weder den Tassilo des Verbrüderumrabuches (CoL 69, 30) noch
die an letzterem Orte genannten Herzoginnen, dagegen fehlt
im Ordo ducum die Herzogin Hiltrud, Otilos Gemahlm. Von
nicht salzburgischen Bischöfen kommen im Indiculus und in
den Notitiae nur der episcopus vacans Liuti, von Achten nur
Wolchenhardus vor. Grössere Ausbeute dürfen wir für die
Reihen der Wohlthäter erwarten, aber auch hier werden wir
enttäuscht. Denn so nahe der Gedanke liegt, dass das Ver-
zeichnis der Spender im Verbrüderungsbuch aiu dieselbe Quelle
zurückgehe, aus welcher die Schenkungslisten geflossen sind,
so müssen wir ihn doch bei nidierer Betrachtung fallen lassen.
Beider Inhalt ist vielmehr zum grössten Theue verschieden.
Dies im einzelnen nachzuweisen, ist freilich nicht möglich| weil
1) Brevw notitUM 86, XI, 1.
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78 8. Herzberg. Fränkel.
wir die Identität gleichlautender Namen, die durch keine Orts-
und Standesbezeichnun^ bestimmt sind, nicht feststellen können ^
Aber die Zahlenverhältnisse sprechen deutlich. Der Grund-
stock des Verbrüderungsbuches enthält allein an Laien (Männern
und Frauen) etwa 600 Namen, während Indiculus und Breves
notitiae nur gesen 370 Spender (unter denen auch Fürsten
und Geistliche) kennen, die doch zum Theile auch schon der
karolin^chen Zeit angehören. Von diesen 370 kommen zwar
die meisten im Verbrüderungsbuch vor, aber die Zahl der-
jenigen, welchen gleichlautende Namen in der ersten Anlage
entsprechen, beschränkt sich auf kaum 200. Und auch diese
Zahl vertritt durchaus nicht den beiden Quellen gemeinsamen
Stock von Nachrichten; es können deren nicht mehr, wohl
aber viel weniger sein. Denn ein grosser Theil dieser gemein-
samen Namen ist in Baiem überaus verbreitet: Stichproben
zeigen, dass viele derselben auch in Freisineer Urkimden vor-
kommen. Mindestens zwei Dritteile der 600 Laiennamen müssen
also unbedingt aus Quellen stammen, welche .von den Verfassern
der Güterverzeichnisse nicht benutzt wurden. Noch grösser
ist das Missverhältnis bei dem Ordo com. femin. defunct. : von
den etwa 150 Namen der ersten Anlage kommen nur 12 in
den Notitiae und im Indiculus vor*. Und diese grosse Ver-
schiedenheit lässt sich nicht etwa daraus erklären, dass in den
Schenkungslisten nicht das gesammte urkundhche Material ver-
werthet worden sei. Der Indiculus ist nur 4 Jalire nach dem
Verbrüderungsbuch, die Breves notitiae sind wenig später ent-
standen — es ist kaum anzunehmen, dass in der kurzen Zwischen-
zeit viele Urkunden in Verstoss gerathen seien. Wohl hat
man, wie sich nachweisen lässt, einzelnes bei der Zusammen-
stellung übersehen i», aber der Zweck, alles was man an Besitz-
titeln kannte, übersichtlich aufzuzählen, tritt in den Notitiae
unverkennbar zu Tage. Ja, man begnügte sich nicht mit den
vorhandenen Urkunden ♦, sondern rie^ wo diese mangelten, das
Gedächnis der Zeitgenossen zu Hülfe.
1) Vgl. S. 72 fif. 2) Keine dieser Berechnungen ist genau; denn
der Laatwechsel, besonders aber die Umgestaltung der Namensformen in
den Breves notitiae, sowie die Uugewissheit , ob ein öfter wieder«
kehrender Name dieselbe Person oder verschiedene Schenk'geber bezeichne,
lassen eine sichere Feststellung der Zahlen unmöglich erscheinen. Ueber-
dies war das Aufsuchen der Namen der Güterverzeichnisse im Ver-
brüderungsbuch und die Bestimmung der Zugehörigkeit derselben zum
Grundstock so mühselig, dass mancher Irrthum mit untergelaufen sein mag.
Bei der Grösse der Zablenunterschiede ist diese Unsicherheit nicht von
Belang. 3) Vgl. Keinz, 63, Anhang. 4) Wenn z. B. von der Schen-
kung des Grafen Guntherius gesagt wird, sie sei in dem Jahre der
Bischofsweihe Yirgils geschehen, so scheint eine solche Datierung eher
dem Gedächtnis eines Zeugen als einer Urkunde entnommen zu sein«
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Ueber d. älteste Yerbrüderungsbuch von St. Peter in Salzburg. 79
Das Verbrüderungsbuch hat also mit den Güterverzeich-
nissen ausser wenigen Namen von Herzögen, Bischöfen und
Aebten höchstens einen kleinen Theil der Verzeichnisse von
Wohlthätern gemeinsam. In der Bekehrungsgeschichte der
Baiern und Kärntner finden wir gar nur einige Namen von
Missionären wieder^ die zur Zeit der ersten Anlage meist noch
am Leben waren. So müssen denn reiche, uns nicht erhal-
tene Quellen vorhanden gewesen sein, aus welchen unser Autor
schöpfen konnte. Welcner Art waren dieselben?
JDer bedeutende Inhalt des salzburgischen Diptychon legt
die VermuthuDg nahe, dass es nicht das erste semer Art ge-
wesen sei. Solche liturgische Aufzeichnungen pflegen in der
Weise fortgesetzt zu werden , dass man den Inhalt einer
älteren, überfüllten Handschrift in das neue Buch überträgt,
um so für neu hinzutretende Notizen Raum zu schaffen. Dip-
tycha waren in den Kirchen jener Zeit gebräuchlich*, wenn
auch der Umfang der wenigen, die uns emalten sind, sich mit
dem des Verbrüderungsbuches nicht messen kann; höchst
wahrscheinlich wurde dieser kirchlichen Sitte gemäss auch in
Salzburg schon vorher ein solches Diptychon geführt, aus dem
ein Theil der Verzeichnisse des Verbrüderungsbuches stammt.
Die lange Reihe von Wohlthätern (deren Namen im Diptychon
nicht fehlen durften) erklärt sich am ungezwungensten aus
dieser Annahme. War die Handschrift vollgeschrieben, so dass
auch, wie in unserer Aufzeichnung, die Bänder und die Räume
zwischen den Spalten ausgefüllt waren, so konnte der Ab-
schreiber die chronologische Ordnung weder finden noch
wahren, sondeirn musste die Namen copieren, wie sie eben der
Zufall neben einander gestellt hatte. Daher mag es kommen,
dass wir in diesem Tbeile unserer Quelle keinen Grundsatz
der Reihenfolge zu erkennen vermögen.
Aber das Diptychon kann nicht die einzige Vorlage des
Verbrüderungsbucnes gewesen sein; denn in diesem Falle
hätte sich das letztere vielleicht in Einzelheiten reicher, aber
nicht so systematisch gestaltet. Wir haben gesehen, wie hier
das Bestreben zu Tage tritt, die Reihen der Könige, Herzöge,
Bischöfe, Aebte, Aebtissinnen bis zu den ältesten Zeiten der
Kirche von Salzburg hinauf zu führen. Einige alte Bischofs-
namen sind zuerst nachträglich beigesetzt, was unerklärlich
wäre, wenn der Verfasser sie nur einfach aus dem Diptychon
abgeschrieben hätte. Die nicht salzburgischen Bischöfe waren
in der Vorlage gewiss nicht zu finden. Man wusste anzugeben,
welche Mönche unter Virgil gestorben waren; obgleich Zeit-
1) Vgl. ausser den angeführten Schriften von Zappert und Delisle
und der älteren Literatur, welche dieselben anführen, den Artikel Diptycha
bei Ducange.
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80 S. Herzberg -Fränkel.
angaben bis in das späte Mittelalter hinein in solchen
liturgischen Aufzeichnungen fehlen. Einige Quellen ausser
dem Diptychon lassen sich noch deutlich unterscheiden, so
das Verzeichnis der Aebte von Hy, welches erst mit Virgil
nach Salzburg gekommen sein kann^ aber hier noch weiter-
geführt wurde», oder die Acten der Dingolfinger Synode».
Fassen wir alles zusammen, so erscheint das Verbrüderungs-
buch in seiner ersten Anlage als ein Werk geschichtlichen
Studiums, das zwar auf einem älteren Diptychon beruht, aber
auch andere, uns nicht mehr erhaltene QueUen benützt und
systematisch verarbeitet. In dieser Gestalt greift es über den
Sprengel von Salzburg hinaus, und zieht die gesammte bai-
rische Kirche in seinen Bereich, ein halbes Menschenalter, ehe
es dem letzten Bischof von Salzburg gelang, die Metropolitan-
gewalt in Baiem an sich zu bringen.
n. Die Zusätze.
Wenden wir uns nun der Untersuchung jener Einträge zu,
welche sich im Laufe des 8. und 9. Jahrh. an den Grundstock
ansetzten. An den Ueberschriften haben wir keine verläss-
lichen Führer mehr; wir müssen uns erst von Fall zu Fall
überzeugen, ob die Fortsetzer den Andeutungen der ersten
Anlage wirklich Folge geleistet und sich an das Schema der-
selben gehalten haben. Einige Beispiele werden genügen.
Coi. 14 soU, wie wir wissen, die Bischöfe und Aebte von
Salzburg verzeichnen. Aber auf 32 Zeilen enthält diese Spalte
mit Einschluss Ams nur vier Namen, welche ihrer ursprüng-
lichen Bestimmung entsprechen, die übrigen sind zwar, wie
der Wortlaut des Titels verlangt, meist Bischöfe und Aebte,
aber auch Priester, Diacone und Namen ohne jeden Beisatz
haben hier Aufnahme gefunden. In noch höherem Masse ist
dies bei der entsprechenden Columne der Verstorbenen
(Col. 47) der Fall.
In den Reihen der Könige und Herzoge ist unter den
Lebenden ausser der ersten Anlage kein einziges Glied eines
königlichen oder herzoglichen Hauses zu finden, obgleich die
Spalten 35 und 36 von verschiedenen Händen mit mehr als
40 Namen gefüllt ist. Wenn Elarajan Zwentibald (Col. 36, 5)
für den Mährerfärsten hält, so ist dies durch nichts zu er-
weisen. Die Ordines reg. und duc. defunct. bieten unter etwa
60 Zusätzen nur 4 oder 5 zur Ueberschrift passende Namen.
Unter den männlichen Religiösen Col. 42 erscheint schon auf
der 6. Zeile eine Cristina, unter den Mönchen Col. 5% 8 eine
Aebtissin Imma. Auf Col. 55 und 56 wirbeln die Namen ganz
1) Vgl. S. 71. 2) S. 69.
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üeber d. älteste Verbrüderungsbuch von St. Peter in Salzburg. 81
ordnungslos durcheinander« In der Rubrik der verstorbenen
Nonnen finden wir Col. 77,24 u. 77, 25 Sigifrid laicus und Gerulf
laicus. Im Allgemeinen kann man sagen, dass sich die ersten
Fortsetzer (aber auch diese nicht immer), noch an den Wortlaut
der üeberschriften hielten, wenn ihnen auch die Bestimmung
derselben nicht mehr vollkommen klar war, dass sie sich aber
ie später desto mehr die grössten Willkürlichkeiten zu Schulden
kommen Hessen. Was ist nicht alles mitten unter die Pa-
triarchen und Apostel gestellt worden I Man trug an einer be-
hebigen freien Stelle em, was man eben einzutragen hatte, so
dass Diacone in die Spalten der Bischöfe, Geistliche in die
Rubrik der Laien, Männer in die Columnen der Frauen ge-
langten. Nur die Titel, die den Namen beigesetzt sind, die
Gleichheit der Hand f^ und der Zusammenhang der in einem
Zug geschriebenen Einträge geben dürftigen Aufschluss über
die Bedeutung der verzeichneten Personen.
Deshalb müssen wir auch bezweifeln, dass die Trennung
der Lebenden von den Todten überall in den Zusätzen in zu-
verlässiger Weise durchgeführt sei. Freilich ist nichts schwerer,
als dies festzustellen. Wenn aber Col. 14, H und 7 die beiden
Aebte von St. Peter, Bertricus und Ammiloni, gleichzeitig von
derselben Hand eingetragen sind, so darf man annehmen,
der erste habe zur Zeit der Niederschrift nicht mehr gelebt.
Längere, von einer Hand eingetragene Namenreihen lassen
eher schliessen, dass eine grössere Zahl von neu aufgenomme-
nen Verbrüderten oder der Personalstand eines Klosters, als
dass eine lange Liste von Todten verzeichnet worden sei (ob-
fleich sich auch Fälle letzter Art, wie Col. 52, erweisen lassen).
Ind solche Massen ein träge finden sich in bedeutender Anzahl
in der Abtheilung der Verstorbenen (Coli. 55. 57. 59. 60. 68 etc.).
Col. 58 giebt wahrscheinlich den Bestand von St. Peter aus
Erzbischof Deotmars Zeit. Die blosse Stellung eines Namens
in einer der beiden Hauptabtheilungen verbürgt also keines-
wegs die Zugehörigkeit zu derselben. Aber nicht nur von
den Willkürhchkeiten der Schreiber wird das Schema der
ersten Anlage durchbrochen: unter Arno war eine neue Ein-
richtung aufgekommen, welche in dem alten Rahmen keinen
Platz mehr fand. Während man früher nur die Aebte, für
welche gebetet werden sollte, eintrug und ihre Klosterange-
hörigen mit ^et congregatio ipsius' zusammenfasste, begann man
nun, die fremden Mönche namentlich zu verzeichnen und den
Katalog des verbrüderten Stiftes als ein Ganzes zu behandeln.
So wurden einige leere Blätter für die Klöster St. Amand,
Chiemsee, Mosburg und drei andere in Anspruch genommen.
Es ist schon aus dem Gesagten ersichtlich, dass von einer
gewissenhaften Fortführung des Verbrüderungsbuches, von
einer regelmässigen Folge der Namen nicht die Rede sein
Neues Archiv etc. Xn. 6
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82 S. Herzberg - Fränkel.
kann. Nichts desto weniger wollen wir zu ermitteln suchen^
was sich über die Bedeutung, die Zugehörigkeit, den Zeit-
punkt dieser Einträge feststellen lässt, indem wir zunächst die
Fortsetzungen der alten Rubriken, dann die Kataloge der ver-
brüderten Klöster untersuchen.
Die einseinen Rubriken.
Col. 14 enthält aus Arnos Zeit nur neun Namen. Zwei
derselben sind Diacone, zwei (Ato und Tubensius) ohne Titel.
Rachto vocatus episcopus ist wahrscheinlich nachgetragen *, der
Abt Bertricus von St. Peter gewiss erst nach seinem Abtreten
verzeichnet'; wir dürfen also nicht aus der Reihenfolge auf
die Zeitfolge schliessen. Der Rest der Columne gehört der
Regierung des Erzbischofs Adalram an und ist von Zeile 11
— 29 unzweifelhaft von einer Hand in einem Zuge geschrieben
worden. Dass demnach alle hier Genannten Zeitgenossen sein
müssen, hat Karajan nicht erkannt und deshalb manche Namen
falsch gedeutet. Wie die Reihe der bairischen Aebte im
Grundstock an die Synode zu Dingolfing anschliesst, so scheint
auch dieses Verzeichnis an eine Kirchenversammlung anzu-
knüpfen; die Namen der Erzbischöfe von Mainz, Trier, Reims
u. a., die zu Baiern wohl keine Beziehungen hatten, lassen
vermuthen, dass es eine fränkische gewesen sei, wahrscheinlich
diejenige, welche im Jahre 829 unter Theilnahme bairischer
Bischöfe und Aebte zu Mainz stattfand. Denn in der Liste
der Anwesenden, die uns erhalten ist, finden wir mehrere
Namen der Col. 14 wieder ^ Mit dieser Annahme stimmen
die Regierungszeiten der angeführten Bischöfe und Aebte, so-
weit sie uns bekannt sind, sehr wohl überein; etwa um das
Jahr 830 treffen alle zusammen*. Doch darf man in der
^) Vgl. Karajans Erklärung. 2) Vgl. oben S. 81. Dass Bertricns
und Ammiloni erst unter Arn eingetragen sind, folgt zwar nicht aus ihrer
Stellung nach Arn, dessen Name ja auf Rasur geschrieben ist, wohl aber
daraus, dass sie nicht von der ersten Hand verzeichnet sind; sie sind
wahrscheinlich erst unter Arno nach S. Peter berufen worden, denn ihre
Namen finden sich nicht unter den lebenden Mönchen des Grundstocks.
Pertrihc Col. 51, 42, Zusatz, und Amilo, Col. 50, 18, Grundstock, sind
unter den Verstorbenen als Mönche genannt. 3) Vgl. Dümmler,
Epistolae Fuldenses, Forschungen V, 387. 388. Simson, Jahrbücher Lud-
wigs des Frommen I, 313. Adalram, Otgar, Hetti, Baturich, Erbeo ep.,
Adalingus ep., Hildi ep., Theotger abb. sind beiden Verzeichnissen ge-
meinsam; ausserdem könnten Manno chorep. und Sigimarus abb. der
Synode mit Anno chorep. und Sigimuot oder Sigiuualh abb. des Ver-
brüderungsbuches identisch sein. 4) Ratold ist nicht, wie Earajan
«neint, der Bischof von Strassburg, der 840 — 876 regierte, also nicht als
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Ueber d. älteste Verbrüderangsbuch von St. Peter in Salzburg. 83
Mainzer Synode nicht den unmittelbaren Grund, sondern nur
die fernere Veranlassung der Verbrüderung sehen, denn einer-
seits nennt unsere Quelle Namen, die dort fehlen >, andererseits
waren Manche in Mainz anwesend, die unsere Aufzeichnung
übergeht. Von einer chronologischen Ordnung ist keine Rede.
Aotker von Mainz z. B. ist vor den Erzbischöfen von Trier
und Reims eingetragen, obgleich er nach ihnen zur Regierung
kam. Nur soweit wird der kirchliche Rang berücksichtigt,
dass die Erzbischöfe an der Spitze stehen, die Bischöfe, Chor-
bischöfe, Aebte, Priester in dieser Ordnung folgen. Die drei
letzten, titellosen Namen der Spalte gehören nicht zu derselben
Reihe.
Nicht sorgfältiger ist die entsprechende Gruppe in der Ab-
theilung der Verstorbenen, Col. 47, fortgeführt, wo obendrein
durch Kasuren, Umstellungen, Einschiebungen die ursprüng-
liche Ordnung verändert wurde. Unmittelbar nach Virgil er-
scheinen Albinus abbas (Alcuin *|- 804) Hygbaldus ep. auf
Rasur*, dann Uuizo prbt., ursprünglich mit gleicher Dinte wie
die vorhergehenden geschrieben, später von derselben Hand,
welche diesem Namen et al. nomine Pemfrid hinzugefugt hat,
dunkler überfahren'. Nicht bairische Bischöfe, sondern per-
sönliche Freunde Arnos werden uns hier genannt. Wenn diese
Zeitgenosse Adalrams (821 — 836) eingetragfen sein kann, sondern der Bischof
Ton Verona ans den Jahren 799—840, dessen auch das Verbrüderungsbuch
Ton St. Gallen Mon. Germ. Libri Confr. ed. Piper (S. 36, Col. 76, 1) und
das von Reichenau ibid. Col. 384, 3, Col. 506, 28 gedenkt. Karajans A^ch
archiep. ist durch einen Lesefehler entstanden ; es steht Aotachar choreps
da (Col. 14, 18), so dass an Ado Ton Vienne nicht zu denken ist. Die
Namen der Epistolae Fnldenses sind erläutert bei Dümmler, Ostfr. Reich
I, 351. Ueber Odalscalh von Trient vgl. S. 90. 1) Dass die Bischöfe
von Trient und Verona hinzugetreten sind, erklärt sich aus der Nähe
Italiens, weshalb aber der entfernte Ebo von Rheims, der der Mainzer
Synode fern geblieben war, aufgenommen ist, wüsste ich nicht zu sagen.
2) So ist zu lesen, nicht Hrgbaldus (Karajan). Es ist Hygbaldus - Spe-
ratus, der Bischof von Lindisfarne, der zu den Intimen Alcuins gehörte
nnd in dessen Briefwechsel eine grosse Rolle spielt. Diese Stelle zeigt,
dass er auch zu Arno persönliche Beziehungen hatte, denen wir vielleicht
die Verwendung der Annalen von Lindisfarne in Salzburg verdanken (vgl.
Wattenbach, Gesch. -Q. 6. Aufl. I, 140). Auch Cundperht eps. Col. 47, 5
dürfen wir wohl als Bischof von Lindisfarne, als den h. Cuthberth auf-
fassen. Zwar kommt auch ein fränkischer Bischof Cunipert 799 vor
(Simsen, Jahrb. Karls II, 186), aber ich gebe wegen der zurückgescho-
benen Stellung des Namens neben Izzio jener Deutung den Vorzug.
3) Pemfrid ist aus Perafrid corrigiert, dagegen ist Perafrid Col. 47, 16
radiert und durch Hahfiid ersetzt worden. So scheint denn Wizo ausser
seinem literarischen Namen Candidus auch noch einen zweiten geführt zu
haben; ein Gebrauch, der öfter vorkommt. Mit Büdinger, Oestr. Gesch.
160, Anm. 3 aus dem Verbrüderungsbuch auf das Todesjahr Wizos zu
schliessen, ist bei der erörterten Beschaffenheit der Columne nicht möglich.
6*
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84 S. Herzberg. Franke].
Namen wirklich erst nach dem Tode ihrer Träger vermerkt
worden sind, so ist die erste Anlage 20 Jahre lang nicht fort-
geführt worden, denn Alcuin starb 804, Hygbald 803. Manches
deutet in der That darauf hin, dass über diejenigen^ welche in
das Gebet eingeschlossen werden sollten, noch irgend ein an-
deres Verzeichnis geführt worden sei (vgl. S. 98). Aus dem
Freundeskreise Arnos fehlen einige, deren Uebergehun^ sehr
auffallend ist, so Paulinus, Patriarch von Aquileja, dessen
Nachfolger Urso Col. 47, 12 erscheint; Laedred, der Erzbischof
von Lyon, Adalbert, Aot von Ferri^res (Magus), Adhelricus
Levita ' ; vergebens suchen wir auch den Erzbischof von York,
Eanbald (-[- 796), obgleich Alcuin eindringlich gewünscht hatte^
dass Arno für desselben Seelenheil Gebete anordne •. Ausser
den Genannten sind nur noch einige Bischöfe (unter ihnen
kein Baier) eingetragen, drei derselben: Adaiger, Hahfrid,
Sigifrid zugleich und von einer Hand, was man gegen die
Gleichzeitigkeit der Aufzeichnungen mit den Todesfällen deuten
könnte. Nach Arn ist nur noch ein Bischof verzeichnet; die
später folgenden Namen gehören verschiedenen Ständen an.
Die beiden besprochenen Spalten, Col. 14 und 47, sind fast
die einzigen, die auch in den Zusätzen Namen von historischem
Interesse bieten. Denn die Reihen der lebenden Könige,
Herzoge und der fremden Bischöfe sind nicht weiter geführt,
sondern mit Einträgen gefüllt worden, welche nicht zu diesen
Ueberschriften gehören; das Verzeichnis der lebenden Aebte
hat nur eine unbedeutende Vermehrung aus dem Jahre 807
erhalten». Auch in den gleichlautenden Rubriken der Ver-
storbenen ist nur äusserst wenig hinzugekommen und dies
Wenige besteht aus Ergänzungen, deren Inhalt sich auf eine
frühere Zeit bezieht *, und aus einigen Einträgen, die meist aus
den ersten Jahren Arnos stammen *. Hier wie anderwärts
sind mehrere Namen zugleich von derselben Hand verzeichnet
worden, so Lul von Mainz und Albuin-Witta von Buraburg,
die in dem gleichen Jahre (wenn auch nicht in der Reihen-
folge des Verbrüderungsbucnes) starben ; ferner Gislebert von
Noyon und Tournajr (-{- 782), der gleichzeitig mit Agelfrid von
Lüttich (-[- 787) eingetragen ist. Auch dies letztere ist er-
1) Die Belege sind mit Hülfe des Registers zu Jaffö's Monum. Alcuin.
leicht zu finden; vgl. auch Zeissberg, Alcuin und Arno, Zeitschrift für
österr. Gymnas. 1862, 85. d) Mon. Alcuin. 324. 'Obsecro ut pro
anima Eanbaldi archiepiscopi intercedere diligenter iubeas*. Alcuin selbst
empfiehlt sich sehr häufig dem Gebet der Mönche. 3) Vgl. Karajans
Erklärung zu Col. 36, 31. 4) So Hiltigart Col. 69, 3, die Gemahlin
Karls. Crimolt Col. 69, 30 ist Zusatz ; Karajans Versuche, auch die nicht
zum Grundstock gehörigen Namen auf Mitglieder des königlichen und
herzoglichen Hauses zu deuten, sind meist unhaltbar. 6) So Lul,
Albuin t 786 Col. 70, 18. 19; Albuinus, Wolfperht Col. 71, 27. 28.
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lieber d. älteste Verbrüderungsbuch von St. Peter in Salzburg. 85
klärlich; beide waren Aebte von St. Amand gewesen und
haben erst durch Arno Aufnahme gefunden. Abseits steht,
begleitet von einigen Geistlichen, der Bischof Theoduif von
Orleans (-[- 821). Unter den todten Aebten nennt der zweite
und letzte Zusatz Wolfperht von Niederaltaich (-]- um 790).
Fügen wir noch einige Aebte und Bischöfe des 8. und 9. Jahrh.
hinzu, die sich in verschiedenen Spalten zerstreut finden >, so
ist die Liste hervorragender Persönlichkeiten erschöpft. Die
dürftige Fortführung des Verbrüderungsbuches tritt gerade in
seinen kirchlich und geschichtlich wichtigsten Theilen am
schärfsten hervor, während es mit den übrigen, weniger be-
deutenden Rubriken etwas besser bestellt ist.
Eine systematische, zuverlässige Fortsetzung hat auch bei
diesen nicht stattgefunden, aber die Aufzeichnung wurde auch
nicht durch eine längere Pause unterbrochen, sondern im An-
schluss an die erste Anlage weiter geführt. Wie in Col. 14
Virgil durch Arn ersetzt wurde, so tilgte man mitunter die
Namen der seit dem Abschluss des Grundstocks verstorbenen
Mönche, um die neu eingetretenen an ihre Stelle zu bringen;
fewöhnlich aber liess man die Todten unangetastet und reihte
enselben die Zusätze auf dem hiefür bestimmten freien Räume
an. Nach dem anfänglich häufigen Wechsel der Hände zu
urtheilen, wurden die Einträge von Fall zu Fall gemacht, allein
schon Col. 18, 7 — 12 sind 13 Namen in einem Zug verzeichnet,
dann finden sich wieder einzeln oder paarweise geschriebene
Notizen, die abermals von grösseren Einträgen (Col. 18, 25)
abgelöst werden. Je später, desto mehr überwiegt die letztere
Art von Aufzeichnung.
Kein misslicheres und gewagteres Unternehmen als be-
stimmten Zeiten zuzuweisen, was hier von verschiedenen
Schreibern ohne System und Ordnung im Laufe des 8. und 9.
Jahrhunderts aufgehäuft wurde. Zuweilen bietet sich für eine
sonst nicht bestimmbare Reihe eine Zeitgrenze dadurch, dass
die gleiche Hand einen Namen vermerkt hat, der sich chro-
nologisch sichern lässt. So stammen Otricus und Cundolfus
(Col. 18, 14 und 15) von dem Schreiber der Namen Bertricus
abb. und Ammiloni abb. (Col. 14, 6 und 7) oder Col. 24, 1—6
von der Hand, welche zu Arns Zeit in Col. 47, 14— 16 und
um 830 in Col. 14, 11 ff. thätig war. Earajan hat dies durch*
zuführen versucht, aber mit völligem Misserfolge: da er die
1) Engilfrid, Bischof von Lüttich, Col. 20, 8 ; Morthranus abb. de
Oorbeia Col. 21, 9; Hrodlaot abb. et congreg. eias Col. 30, 1; Uabigb.
ep. Col. 36, 6 ; Deotmar archiep. (von Salzburg 873 — 907) mit zwei Chor-
bischöfen Col. 38, 15 — 17; Hiltigaer, Daniel, Heimpert, Ratolt episcopi;
die ersten drei von Trient, der vierte von Verona Col. 61, 1 — 4 und einige
Kamen des 10. und 11. Jahrh.
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86 S. Herzberg. Fränkel.
verschiedensten Schriften derselben Hand und die gleiche
Schrift verschiedenen Händen zuwies i. Ein zweites Mittel der
Zeitbestimmung ist uns^egeben, wenn eine grössere Zahl von
Namen sich in mehreren Eintragsgruppen, deren jede von einer
Hand in einem Zug geschrieben ist wiederholt, und eine der-
selben einen chronologischen Anhalt und damit zugleich eine
freilich weit gezogene Zeitgrenze für die üferigen Keihen ge-
währt. Nur dass man bei dieser mühseligen Vergleichung sich
f rosser Vorsicht befleissen muss, weil viele Namen so ver-
reitet sind, dass sie immer und immer wieder vorkommen.
Dürftig genu^ sind die Ergebnisse, zu welchen wir auf
diesen Wegen gelangen. Col. 18, in der die Hände häufig
wechseln, gehört deshalb wohl noch in Arnos Zeit*, Von dem
folgenden Blatte wurde ein Theil schon früh in Arnos ersten
Jahren 5 für den Mönchskatalog von St. Amand in Anspruch
genommen, zu welchem vielleicht, aber nicht sicher, auch
Col. 22 gehört*. Col. 23, 17—40 enthält, von einer Hand ge-
schrieben, 23 Namen, von denen sich 10 unter den 27 der
Col. 58, 4 — 30 wiederfinden*, eine zu grosse üebereinstim-
mung, als dass man sie dem Zufalle zuschreiben dürfte. Die
^Eintragsgruppe Col. 58, 4 — 30 ist aber ihrerseits mit Col. 38,
15—34 auf das engste verwandt, welch letztere ausser dem
Erzbischof Deotmar und zwei Chorbischöfen 18 titellose Na-
men anfuhrt. Neun derselben, also die Hälfte, kommen auch
Col. 58, 4—30 vor «. Vergleicht man die Reihe der Col. 23
unmittelbar mit der der Col. 38, so ergiebt sich ein beiden
femeinsamer Inhalt von sieben Namen, von denen einige, wie
Ituualh, IJuchilo, Frouuipolt, nicht zu den häufigsten gehören.
Eben in diesem Theil der Spalte 38 stehen wir enalich auf
chronologisch festem Boden: Erzbischof Deotmar, der das Ver-
zeichnis eröfliiet, regierte 873 — 907 ; in seine Zeit gehören also
die folgenden Namen, welche ohne Zweifel das Domcapitel
von Salzburg vorstellen, das zum Theil aus Mönchen von St.
Peter bestand '. Die beiden verwandten Gruppen können also
durch keinen grossen Zeitraum von Col. 38 getrennt sein;
wenngleich Col. 23, 17— 40 älter ist, als Col. 58,4—30, da
üuilHhelm und Ellenperht, die hier als Presbyter genannt
werden, dort noch als Diacone erscheinen, so hat doch auch
jener frühere Eintrag noch so vielfache Berührung mit Deotmars
Zeit, dass wir seine Entstehung kaum vor 850 ansetzen können.
1) Vgl. Facsimile IV, welches vier von ganz verschiedenen Schrei-
bern herrührende Stellen zeigt, die Earajan sämmtlich für Einträge der
Hand d ausgiebt. 2) Vgl. jedoch auch S. 87. 3) Vgl. S. 94 ff. 4) Vgl.
S. 95. 6) Altuualh, Ellenperht, Unillihelm, Perhtolt, Heripald, Helm-
perht, Reginpero, Frouuipolt, Ellanuuof, Engilperht. Col. 58, 6. 7. 4. 9.
20. 8. 12. 10. 13. 19. 6) Col. 58, 4. 6. 6. 7. 9. 10. 11. 12. 37. 7) Vgl.
S. 91.
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üeber d. älteste Verbrüderuogsbuch von St. Peter zu Salzburg. 8T
Dieselbe Hand, welche Col. 23, 17 — 40 schrieb, hat aber
auch Col. 24, 14 — 16 drei Mönche verzeichnet', die uns schon
aus Col. 18; 27. 33. 34 bekannt sind, wo sie zu einer Gruppe
von 15 Namen gehören. Ich zweifle, ob wir auf diese An-
klänge hin berechtigt sind, jenen Eintrag der Col. 18 in
späte Zeit zu setzen, da er zur ersten Spalte der Fortsetzungen
gehört. Wenn femer derselbe Schreiber der Col. 23 den
Engilfrid eps. (Col. 20, 8) so vereinzelt mitten unter die Mönche
von St. Amand stellt, dass damit nur der Abt Angilfrid dieses
Klosters gemeint sein kann, der als Bischof von Lüttich 787
starb (vgl. Col. 70, 22), so ist dies ohne Zweifel, wie sich
schon aus dem graphischen Verhältnis ergiebt, ein verspäteter
Nachtrag. J^ber aurfallend ist es immerhin, dass man sich noch
lange nach Arnos Tode um Aebte von St. Amand bekümmert
haben soll.
Col. 24, 1 — 6 ist, wie erwähnt, von einer Col. 47 und
Col. 14 vor Arnos Tode und um 830 thätigen Hand ge-
schrieben; Col. 24, 19. 20 rührt wieder von dem vielgeschäf-
tigen Schreiber der Col. 23, 17—40 her.
In Col. 26, 1—23 stossen wir abermals auf ein Zeugnis
jener eigenthümlichen Organisation des Salzburger Dom-
capitels, das einen grossen Theil seiner Mitglieder den Mönchen
von St. Peter entnahm *. Wohl fehlt auch hier wie in anderen
Verzeichnissen, wo sie in ihrer Eigenschaft als Eathedral-
cleriker auftreten, der Beisatz 'monachus', doch werden nur
drei ausdrücklich als Nichtmönche (clerici) bezeichnet. Der
grösste Theil dieser Namen bat auch in Col. 17 und 19 unter
den lebenden Mönchen Aufnahme gefunden ', meist durch die-
selbe Hand, welche sie in Col. 26 wiederholt. Während sie
aber dort, gleich vielen anderen Zusätzen, titellos dastehen^
heissen sie hier, ihrem Weihegrade entsprechend: Presbyter,
diaconus, subdiaconus, acolitus, ostiarius. lector. Wir dürfen
diese Reihe vielleicht in die späteren Janre Arnos setzen, da
sie erst geschrieben wurde, nachdem Col. 18 vollendet war*»
1) Ellauuolf, Keruualh (nicht blos, wie Karajan liest, Kerau) und
Zeisrih d (nicht Zeisrilus, Karajan). 2) Vgl. S. 91, auch Huber 1. c
3) Die Kleriker Nothart und Kozpald (Col. 26, 11 und 12) sind hier
nicht genannt; ein Odalhart steht zwar Col. 18, 41 auf Rasur, kann
aber bei der Häufigkeit des Namens leicht einen anderen als den Kle-
riker der Col. 26, 13 bezeichnen. Von den Namen der Col. 26 finden
sich in Coli. 17 und 19: Friccho 17, 7; Agarizzo 17, 28 oder 19, 20;
Ate 19, 22; Suuarnagal 19, 9; Odalgaer 19, 8; Kozperht 19, 10; Kerhart
19,11; Erchanperht 19,24; Engilhram, Adaluualt, Hrodmunt, Gregoriu»
(19,13.14.15.16); Eihhart, Secundus, Isanperht 17,35.36.37. Drei
Namen ausser den Klerikern fehlen. 4) Die in Col. 26 wiederholtCD
Worte sind in Col. 19 am Rande, in Col. 17 auf dem freien Zwischen-
raum zwischen dieser Spalte und Col. 18 nachgetragen.
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88 S. Herzberg - Fränkel.
Einen Beweis mehr, wie wenig bereits die ältesten Port-
set^er daran dachten^ sich ängstlich an das Schema der ersten
Anlage zu halten, bietet Col. 30^ 1. Hier, in der letzten für
die lebenden Mönche bestimmten Spalte, wurden Abt Hrodlant
und seine Congregation noch im 8. Jahrhundert eingetragen.
Ich erkenne die Hand, welche Col. 52, 2. 3 und 53, 2 bald
nach Abschluss des Grundstocks geschrieben hat.
Der beschränkte Raum, welcher den lebenden Mönchen
vorbehalten war, etwa 1»/» Blätter, wurde nur in den Coli.
14—19 ganz ausgenutzt; das übrige ist theils leer geblieben,
theils mit Namen gefüllt, die in andere Rubriken gehören,
theils mit Traditionen beschrieben worden. Nicht viel anders
behandelte man die fast 2Va> den verstorbenen Mönchen ge-
widmeten Folien. Auch in dieser Gruppe wechseln die fort-
setzenden Hände häufig, so dass nicht über acht Namen, ge-
wöhnlich nur 3 — 6 auf einmal verzeichnet werden. Viele kennen
wir bereits aus dem Katalog der Mönche, die zur Zeit der
Anlage lebten, andere, deren Zahl zu gross ist, als dass man
sie auf Rechnung der Nachlässigkeit im Grundstock oder der
Rasuren in demselben schreiben könnte, sind dort nicht zu
finden. Vielleicht wurden auch Mönche aufgenommen, die
nicht zu St. Peter gehörten. Jedenfalls hat man dies Ver-
zeichnis nicht lange genau geführt; ein Schreiber, welcher den
Versuch machte, die bis zu seiner Zeit Verstorbenen ergänzend
einzutragen, konnte mehr als eine Spalte (Col. 52, 11 bis 53, 14)
mit über 50 Namen füllen. Dieses Supplement ist gewiss noch
im 8. Jahrh. entstanden, denn weitaus die meisten der hier
Genannten kennen wir aus dem Verzeichnis der Virgilischen
Mönche, Coli. 15—17, wenn sich darunter auch schon einige
finden, die erst unter Arno eingetreten waren. Die nun folgen-
den Notizen rühren von verschiedenen Händen her, auch sie
lassen sich noch zum grossen Theile unter den Lebenden der
ersten Anlage nachweisen.
Aber nicht auf Salzburg beschränken sich die Zusätze.
Col. 53, 39—53 scheint einige Verstorbene aus den verbrüderten
Klöstern von Troyes zu enthalten, deren aus Arnos früher Zeit
stammende Kataloge die letzte Seite des Verbrüderungsbuches
bringt (Coli. 114. 115. 116)'. Drei nicht gewöhnliche Namen 2,
worunter zwei ausgesprochen romanischen Klanges, kommen
nur an den angeführten Stellen und in Col. 53 vor, fünf andere
desselben Eintrags, die sich freilich auch anderwärts finden,
kehren ebenfalls in den Reihen der französischen Mönche
wieder'. Die hier vermerkten Todesfalle gehören wohl dem
1) Vgl. S. 96 ff. 2) Gaudius (St. Peter in Troyes, 114, 23),
Alatheus (St. Lupus, 116, 25), Zuiual (St. Peter in Troyes, 116, 5).
3) Abraham (St. Peter, 114,42.43), Paldrih (St. Lupus, 116, 24); Kerpald
(Gaerbaldus, St. Lupus, 116, 26), Adalhard (St. Peter, 116, 8).
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üeber d. älteste Verbrüderungsbuch von St. Peter in Salzburg. 89
9. Jahrh., der Regierung Arnos an, denn die Schrift ist die-
selbe, die in Col. 47, 14—16, vor dieses Erzbischofs Tode,
in Col. 14, 11—29 aber um 830 auftritt. Mehrere Namen der
Col. 54 sind dem gleichen Schreiber zuzuweisen.
In eine viel spätere Zeit versetzt uns die Spalte 56, deren
Anfang (Z. 5. 6) wegen des Zusammenhanges mit Col. 58, 31
—38 auf die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts hindeutet.
Denn die letztere Notiz umfasst acht Namen, die sich unmittel-
bar an jene Reihe anschliessen, deren Uebereinstimmung mit
dem Verzeichnis des Domcapitels aus Erzbischof Deotmars
Zeit bereits dargethan worden ist ', die also auch nicht älteren
Ursprungs als dieses sein können. 4 von den 8 Namen der
Col. 58, 31 — 38 wiederholen sich in Col. 56, 5. 6, darunter
3 in gleicher Reihenfolge *.
Wenn ferner in demselben (Z. 5—12 von einer Hand
geschriebenen) Eintrag mehrere Namen auftauchen, die auch
im Mitgliederverzeichnis von Chiemsee Col. 59, 22 ff. er-
scheinen», so würde ich trotz cfer Gemeinsamkeit des seltenen
Muntito und Antroh nicht wagen, die Identität der Personen
mit Bestimmtheit behaupten, sprächen nicht noch andere
Gründe für die späte Aufnahme Chiemsees in die Brüder-
schaft von Salzburg*.
Die nächste grössere, 18 Namen umfassende Reihe, die
nach einigen Notizen wechselnder Hände folgt, Col. 56, 37-50
ist mit Col. 107, 14—17 und 24, 19. 20 unzweifelhaft genau
verwandt, stammt also wie die letztere, aus der zweiten Hälfte
des 9. Jahrh. Indem sich nun Anfang und Ende der Spalte
als etwa derselben Zeit angehörig erweisen, bestimmen sie
zugleich die zwischen beiden stehenden Namen.
Col. 57, 1 — 12 führt uns wieder in die älteste Zeit der
Fortsetzungen zurück. Es ist dieselbe Hand, von welcher der
grosse Eintrag Col. 52, 11 ff. herrührt. Nicht viel jüngeren
Ursprung scheint mir der Schriftcharakter der sich an-
schliessenden Zeilen 13—26 anzudeuten.
Die Mönche der folgenden Col. 58, 4—38 haben wir als
Zeitgenossen Erzbischof Deotmars kennen gelernt. Diese
Spalte nimmt nur den schmalen linken Rand auf der Rück-
seite des 6. Blattes ein, dessen Rest sowie die ganze Vorder-
seite des siebenten mit Gedichten AIcuins und mit Traditionen
beschrieben ist. Neuerdings beginnen dann f. T die Auf-
zeichnungen mit Col. 59, deren ersten Theil (Z. 1-— 9), als
1) S. 86. 2) Es sind dies: Paoso (Poso 58, 33); Engilson (58, 34);
Kerhart (58, 36), Otochar (58, 38). Wohl Kathedralcleriker wie die
übrigen Col. 58 genannten. 3) Muntito (Munzito 59, 35), Antroh
(Antrohc 59, 52), Ellanheri (Eillanger 59, 31), Herigoz (60, 10), Atto
(Aato 59, 45). 4) Vgl. S. 97.
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90 S. Herzberg. Fränkel.
von der Hand der Col. 52^ 2. 3 geschriebeD, dem 8. Jahrh.
angehört. Dafür sprechen auch die am Schlüsse befindlichen
Namen Strullo und Alhuni, die schon Col. 52^ 33. 34, also bald
nach Virgils Tode, vorkommen, dort aber durchstrichen und
durch Einrahmung ausgeschieden sind.
Der nächste Theil der Col. 59, Z. 9—21, umfasst Namen,
die meist romanisch und vielleicht italienischer Herkunft sind,
da derselbe Schreiber Col. 61, 1 — 4 vier italienische Bischöfe,
drei von Trient und einen von Verona, vermerkt hat. Die
drei Trientiner — Hiltigaer, Daniel, Heimpert — regierten
nach einander; wenn sie hier in einem Zuge eingetragen sind,
so scheint dies, der Ueberschrift entsprechend, nach ihrem
Tode geschehen zu sein. Das Sterbejahr Heimperts ist nicht
bekannt — er lebte noch 827» — ; wohl aber wissen wir, dass
der vierte der Bischöfe, Ratold von Verona, 840 starb. Nicht
früher also als in diesem Jahre, aber ehe Heimperts Nach-
folger Odalschalk starb — denn sonst wäre derselbe hier mit
seinen Vorgängern genannt worden — ist dieser Eintrag ent-
standen. Odalschalk aber kommt zuletzt 860 oder 864 *,
Adelgis, der nach ihm regierte, zuerst 881 vor.
Auf den Katalog von Chiemsee (Col. 59, 22 bis 60, 26)
werden wir noch zurückkommen. Die übrigen Spalten der
Rubrik verstorbener Mönche, welche bis Col. 64 reicht, lassen
sich nur nach dem oft so trügerischen Merkmal des Schrift-
charakters zeitlich bestimmen^.
Fast noch regelloser als die Verzeichnisse der Mönche
wurden manche der übrigen Gruppen fortgesetzt. Die Gruppe
der Pulsantes hat man sichtlich vernachlässigt ; für die Lebenden
war nur eine halbe Seite bestimmt und auch diese wurde nicht
ausgefüllt. Die geringe Zahl der Einträge umfasst Namen,
die in andere Rubriken gehören; gleich unter den ersten Zu-
sätzen finden sich Frauen. Auch die zeitliche Ausdehnung
der Zusätze ist gering; da eine der letzten Notizen, Col. 33, 29
—32 die bekannte Schrift aus dem 2. und 3. Jahrzehnt des
9. Jahrh. (Col. 47, 14—16; 14, 11 ff.; 24, 1-6) aufweist.
1) De Bubeis Mod. eccl. Aqailegiensis 415, wo sein Stellvertreter
Andreas in der Sjnodalakte von Mautua 827 erscheint. 846 wird nicht
Heimpert, sondern nur Andreas genannt (Muratori Antiquitates 2, 271 ff.).
Der Odalscalh der Col. 14, 16 kann also recht wol Heimperts Nach-
folger sein (auch hier erscheint der Bischof von Verona, Ratold, neben
dem von Trient) ; und diese Anführung im Verbrüderungsbuch, die um 830
zu setzen ist (vgl. S. 82), wäre die älteste Erwähnung Odalscalhs.
2) Bonelli Notizie II, 41. 3) Die Namen Liutfrid, Ootesman, Regin-
frid Col. 64, 9. 10, wiederholen sich zwar fast in derselben Ordnung Col.
38, 8. 9. 10 von dem Domcapitel aus Deotmars Zeit, aber es ist nicht
festzustellen, ob sie hier eingeschoben oder wirklich früher geschrieben
sind.
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Ueber d. älteste Verbrüderungsbach von St, Peter in Salzburg. 91
Reicher, aber eben so verschiedenen Geschlechtern und Ständen
angebörig sind die Zusätze zu der Reihe der Verstorbenen.
Man hat viele Stellen des Grundstocks radiert und mit neuen
Namen beschrieben. Die Masseneinträge beginnen schon in
der zweite Spalte Col. 66; vergebens aber wird man hier die
Pulsantes suchen, welche in der ersten Anlage unter den
Lebenden erscheinen und doch auch nach ihrem Tode ver-
zeichnet sein sollten. Viele Namen dieser Gruppe stehen ganz
vereinzelt da; die einzige nachweisbare Beziehung zu anderen
besteht darin, dass neun Namen der Col. 66^ 25—32 im Ord.
comm. femin., Col. 105^ 35 — 39 fast in derselben Ordnung
wieder auftreten. Die Entstehung der Coli. 66 und 67 fällt
wahrscheinlich noch in Arnos Regierungszeit, denn ich erkenne
in Col. 67, 15-20 wieder die Schrift der Col. 47, 14—16, und
von derselben Hand, wenn auch nicht in einem Zuge mit
jenen Zeilen der Col. 67, scheint mir der grosse Eintrag der
Col. 69, 1 — 17 geschrieben zu sein.
Von der halben Seite, die dem Ordo sacerd. viv. vel
diacon. seu clericorum gewidmet ist, lässt sich nur sagen, dass
die Eintragsgruppen der Coli. 37 und 39 älter sind iQs die in
gleicher Höhe mit ihnen stehenden Namen der Col. 38, welche
überall den Nachbarreihen ausweicht. Col. 38; 15 — 34 wurde
als einer der Angelpunkte unserer Zeitbestimmungen bereits
des öfteren erwähnt. Dass diese Reihe in der That das Ver-
zeichnis des Domcapitels aus Erzbischof Deotmars Zeit dar-
stellt, wird durch den Erzbischof und die beiden Chorbischöfe
an ihrer Spitze, sowie durch den Vergleich mit Coli. 23 und 58
genugsam klar bewiesen ^ Wie öfter in solchen Fällen, er-
scheinen diejenigen Canoniker, welche zugleich Mönche von
St. Peter waren, hier nicht in dieser Eigenschaft, sondern
ohne Titel mit ihren blossen Namen. Merkwürdig ist es
immerhin, dass so lange, nachdem die Regel des h. Chrode-
fang auch in der Kathedrale des h. Rupert zur Geltung ge-
ommen war, der alte Zusammenhang mit St. Peter unver-
ändert erhalten blieb.
Dieser Katalog, welcher den grössten Theil der Col. 38
einnimmt, bildet, abgesehen von einigen vielleicht eingeschobenen
Namen derselben Spalte, den jüngsten Bestandtheil der Rubrik.
Col. 37, 1 — 32 und Col. 39 nennen, soweit Titel beigesetzt sind,
Presbyter, Diacone, Subdiacone, also Personen, wie sie die
üeberschrift verlangt, aber Col. 37, 33 — 38 führt Mönche und
Laien, Col. 38 auch Frauen an. Die Hände wechseln häufig.
In der entsprechenden Gruppe der Verstorbenen besteht
fast die ganze Fortsetzung aus einem einzigen grossen Eintrag
von mehr als 100 Namen, alle Presbyter (Col. 73, 16 — 42;
1) Vgl. S. 86. 89.
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92 S. Herzberg -Fränkel.
74 ganz; 75, 10—44). Es ist erklärlich, dass sich unter so
vielen Namen Anklänge an andere Abtheilungen finden, aber
eine bestimmte Beziehung tritt nirgend zu Tage. Nur der
fast unmittelbare Anschluss an den Grundstock und der Schrift-
eharakter veranlassen mich, diese Reihe in Arnos Zeit zu setzen.
Col. 40 und 41 (Nonnen und weibliche Religiösen) sind
bis Z. 31 und 26 von verschiedenen Händen geschrieben;
Col. 40, 32—40 bringt etwa 60 in einem Zug eingetragene
Namen, also wohl den Katalog eines Frauenklosters (man
denkt am ehesten an Nonnberg), der noch der Zeit Arnos
angehören dürfte, denn in den folgenden Zeilen 41, 42 finden
wir die so oft erwähnte Schrift der Col. 47, 14 — 16 wieder.
Dazu passt sehr gut die Wiederholung einiger Namen aus
dem vorhergehenden Theil der Spalten 40 und 41, also aus
dem ältesten Theil der Zusätze, ohgleich ich auf diesen Um-
stand der Häufigkeit jener Namen wegen kein Gewicht lege.
Unter die bis hieher Verzeichneten haben sich nur wenige
Männer verirrt, von Col. 40, 45 und 41, 27 an herrschen die
letzteren vor. In der Gruppe der verstorbenen Nonnen — die
weiblichen Religiösen fehlen hier — stehen vier von gleicher
Hand in einem Zuge vermerkte Aebtissinnen an der Spitze
der Fortsetzungen. Nur einige Zeilen der Coli. 77 und 78
rühren von wechselnden Händen her; dann folgt ein Massen-
eintrag von 46 Frauennamen, unter welchen uns die Hälfte
der zu dem Grundstock der Col. 78 gehörigen ', und mehrere
aus dem Katalog Col. 40, 32 — 40 begegnen. Auf solche Ueber-
einstimmung hin dürfen wir diesen Zusatz in die früheren
Jahre Arnos verlegen. Aus desselben Bischofs Zeit scheinen
mir die Priester, Diacone und Laien Col. 79, 1—12 zu stam-
men, denn es finden sich hier einige zum Theil sehr auffallende
Namen aus dem Verzeichnis der Mönche von St. Amanda.
Die Zeilen 14—19 zeigen wieder die Schrift der Col. 47, 14 — 16.
Vermuthlich noch der ersten Hälfte des 9. Jahrh. gehört das halbe
Hundert von einer Hand geschriebener Namen Col. 79, 22—37
an, wo Noe und Chuniheri, die zu den ältesten Zusätzen in
der Gruppe der lebenden Religiosi zählen, wieder, wahrschein-
lich als Todte, neben einander eingetragen sind. Hier sind
alle Stände und Geschlechter vertreten: Presbyter, Mönche,
Religiösen, Männer, Frauen.
Fleissiger als andere Gruppen wurden die der lebenden
Religiosi fortgeführt: die halbe Seite war, so scheint es, schon
1) Akiuuiz 78,2 = Acgiuuiz 77, 39; Uuaclind 78,3 = 77,29;
Aata 78, 6 =s Atta 77, 89; Uualahin 78, 6 = Uualni 77, 39; Madalhaid
78,8 = 77,-27; Odallind 78, 10 = 77,28; Tisa 78,11 « 77,36.
2) David 20, 42; Bertharius 21, 6; Dotharius = Tudhari 20, 28; Ebar-
cius 20, 38.
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Ueber d. älteste Verbräderungsbuch von St. Peter in Salzburg. 93
unter Arno gefüllt; denn als der oft genannte Schreiber aus
der Zeit Arnos uud Adalrams in Col. 39 und 43 Zusätze ein-
tragen wollte, fand er nur zwischen den Zeilen Raum. Grössere
Remen kommen bis zuletzt nicht vor. Mehrere, auch seltene
Namen stimmen mit den Fortsetzungen der Wohlthäter über-
ein, aber da die gleichlautenden sich nicht in grösserer Zahl
in einer Eintragsgruppe zusammen finden, sondern über mehrere
von verschiedenen Händen geschriebene verstreut sind, so ist
aus diesen Anklängen kein Schluss auf einen sachlichen Zu-
sammenhang beider Rubriken zu ziehen. — In der Abtheilung
der Todten sind die Religiösen mit den Pulsantes vereinigt,
doch lässt sich nicht nachweisen, dass letztere auch wirklich
verzeichnet worden seiend
Wie der Ordo comm. viror. defunct. den umfänglichsten
Theil der ersten Anlage bildet, so wurde er auch am reich-
lichsten durch Zusätze vermehrt, die sich über etwa 2Vj Seiten
(Coli. 90—100) erstrecken. Der Zusammenhang mit den Er-
eignissen blieb lange aufrecht: verschiedene Hände, die ein-
ander ablösen, lassen auf die Gleichzeitigkeit der älteren Be-
standtheile schliessen ; erst Col. 92 beginnen grössere Einträge,
immer wieder von kürzeren unterbrochen. Die Zeit Arnos
dürfte mindestens bis Col. 94, 38 reichen, denn in dieser und
den unmittelbar vorhergehenden Zeilen findet sich eine Schrift,
die auch Col. 105, 33 und 34 vorkommt und wahrscheinlich
der Regierung dieses Bischofs angehört*. Aber auch die
meisten übrigen Einträge sind wohl nicht viel später zu setzen.
Col. 97, 16 — 25 zeigt grosse Aehnlichkeit mit der Hand, welche
Col. 18, 25 — 34 geschrieben hat ' und welcher jedenfalls Col. 95,
13 — 23 zuzuweisen ist. Ich glaube nicht zu irren, wenn ich
dieselbe Schrift auch in den zweiten Worten der Col. 96, 3
— 11 erkenne, wo sich die Namen der Col. 95 wiederholen.
Ueberdies scheint mir der Schriftcharakter fast aller Zusätze
für die erste Hälfte des 9. Jahrb. zu sprechen.
Weniger als andere Gruppen ist diese mit Elementen
durchsetzt, die nicht hieher gehören ; Frauen kommen erst in
Col. 96 in grösserer Anzahl, früher nur vereinzelt vor, noch
seltener werden Männer geistlichen und mönchischen Standes
genannt. Die Ausnahmen der letzteren Art finden sich haupt-
sächlich unter den meist späten Notizen, welche zwischen den
Spalten und Zeilen der ersten Anlage (Coli. 80— 90) zerstreut
sind. Zuweilen, aber erst bei jüngeren Namen, wird ausdrück-
lich angegeben, dass die Verzeichneten als Verstorbene ein-
getragen wurden.
Derselben frühen Zeit, wie die Zusätze zum Ordo viro-
rum, gehören die Fortsetzungen des Ordo feminarum an.
1) Vgl. S. 90. 2) Vgl. S. 94, Anm. 1. 3) Vgl. S. 87.
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94 S. Herzberg -Fränkel.
Col. 105} 35 — ^38, wiederholt fast genau in gleicher Reihenfolge
die Namen der Col. 66,25—32, ist also etwa gleichzeitig mit
den letzteren während Arnos Regierung geschrieben >, woraus
sich zugleich eine Altersgrenze für die vorhergehenden Auf-
zeichnungen ergiebt*.
Col. 106 beginnt mit Namen, die zu den ältesten Zusätzen
fehören (es ist die Schrift der Col. 52, 2. 3). Jüngerer Her-
unft ist ein Theil der Spalte 107, 1 — 10, die mit jenen Zügen
der Col. 97, 16 — 25 genau übereinstimmt, in welchen ich die
Hand der Col. 81,25 — 34 wieder zu finden glaubte. In
Col. 107, 14—17 erscheinen die meisten der in Col. 24, 19. 20
angeführten aufs neue ; beide Einträge gehören also etwa der-
selben Zeit, der zweiten Hälfte des 9. Jahrh, an.
Die meisten Namen dieser Rubrik entsprechen der lieber-
Schrift; Männer kommen nur, sonderbar genug, im Beginn der
Zusätze, dann in grösserer Zahl, am Schluss derselben vor.
Grössere, in einem Zug geschriebene Reihen sind selten.
Die Kataloge der verbrüderten Klöster.
Von den Fortsetzungen der in der ersten Anlage ent-
worfenen Rubriken wenden wir uns jenen Verzeichnissen von
Mönchsgenossenscbaften zu, welche im Verhältnis der Ver-
brüderung zu Salzburg standen und sich in das Schema des
Grundstocks nicht einfügen konnten. Die Zahl dieser Kata-
loge ist gering; sie beschränkt sich auf St. Ämand, St. Lupus
und St. Peter in Troyes, Mosburg und Chiemsee, und viel-
leicht auch Corbie.
Wann sind dieselben in das Verbrüderungsbuch aufge-
nommen worden?
Dass die Verbindung Salzburgs mit St. Amand auf Arno
zurückzuführen sei", den gewesenen Abt dieses Klosters,
dessen Name das Verzeichnis Col. 20 eröffnet braucht nicht
erst bewiesen zu werden. Der beigesetzte Bischofstitel be-
rechtigt uns, die Eintragung vor die Erhebung Salzburgs zur
Metropole (798) zu setzen. Aber ich glaube die Zeit noch
fenauer begrenzen zu können. In Col. 21, 8 — 11, unzweifel-
aft später als Col. 20 geschrieben, finden wir den um 780
verstorbenen Abt Morthrannus von Corbie, begleitet von einigen
von derselben Hand verzeichneten Namen. Ich sehe darin das
Rudiment eines Katalogs des verbrüderten Stiftes, in welchem
nur wenige hervorragendere Mönche namentlich angeführt
werden, wie sich dies bei St. Lupus und St. Peter in Troyes,
auch bei St. Peter in Berg in ähnlicher Weise wiederholt*.
1) Vgl. S. 91. 2) Unmittelbar vorher sind Kaozhilt UDd Rdtnnih
(105, 33. 34) von derselben Hand, die in Col. 94, 83—38 auftritt, ver-
merkt, so dass wir anch diese Schrift der Zeit Arnos zuweisen müssen.
Vgl. S. 93. 3) Vgl. S. 96. 97.
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lieber d. älteste Verbrüderungsbucb von St. Peter in Salzburg. 95
Auch anderwärts wird der verstorbene Abt in das Ver-
brüderungsbuch aufgenommen y der lebende Überzügen (vgl.
Coli. 114. 115); so erklärtes sieb, dass der todte Morthrannus
an dieser Stelle vermerkt ist, obgleich man in jener frühen
Zeit die Scheidung der beiden Hauptabtheilungen im Allge-
meinen noch aufrecht zu halten pflegte'.
Im unmittelbaren Anschluss an die Mönche aus Corbie
und in einem Zuge mit diesen eingetragen begegnen uns drei
wohlbekannte Namen: Liutpirc, Cotani, Hroddrud (Col. 21,
12. 13) ; also die Gemahlin und die Töchter Tassilos, die Col.
36, 1. 3. 4 unter den zur Zeit der Anlage lebenden Gliedern
des herzoglichen Hauses in gleicher Reihenfolge erscheinen.
Mit Corbie haben diese Fürstinnen nichts zu thun, da sie ver-
schiedenen anderen Klöstern angehörten; als Todte hätten sie
alle nicht hier, sondern wie Liutpirc unter den verstorbenen
Herzögen ihren Platz gefunden; nichts ist deshalb wahrschein-
licher, als dass sie in diesen Spalten bei Gelegenheit ihrer
Schleierung im Jahre 788 oder bald nachher Aufnahme ge-
funden haben. Der früher geschriebene Katalog von St. Amand
kann also nicht jüngeren Ursprungs sein. Aber derselbe ist
auch nicht vor 787 entstanden. Denn er hängt offenbar mit
den Col. 61, 21. 22 von der Hand der Col. 20 verzeichneten
Namen zusammen : an der einen Stelle sind die aus St. Amand
hervorgegangenen Bischöfe Arn und Siccharius unter den
Lebenden, an der anderen Gislebert und Agelfrid unter den
Verstorbenen angegeben; Agelfrid starb aber erst 787. Das
Verzeichnis von St. Amand ist übrigens nicht ganz in einem
Zuge geschrieben worden ; der älteste Bestandtheil reicht bis
Col. 20, 42; die Zusätze erstrecken sich höchst wahrscheinlich
bis Col. 21,7. Ob auch Col. 22 Mönche desselben Klosters
nenne, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Der grösste
1) Die Darlegungen Karajans (Einleitung X) entbehren jeder Grund-
lage. Die Col. 20 soll erst um 814 eingetragen worden sein. Dass Am
hier nur Bischof genannt wird, erklärt K. als eine Nachlässigkeit des
Schreibers der auch den auf Arn folgenden Siccharius, einen Erzbischof
von Bordeaux, welcher um 814 lebte, als Bischof bezeichnet habe. Womit
aber beweist K. die Identität des Siccharius der Col. 20 mit dem Sicha-
rius von Bordeaux, gegen welche eben der Titel 'episcopus' spricht?
Nicht mit dem Schatten eines Grundes. Und diese ganze Kette von
Fehlschlüssen verdankt ihre Entstehung einer durchaus willkürlichen
Scheidung der Hände. Denn K. weist Arn und Siccharius (Col, 20),
femer die Namen Theotolf von Orleans f 821 (Col. 72, 8) und Zwenti-
bald Col. 36, 6, den er für den Mährerfürsten hält, demselben Schreiber
zu. Aber diese drei Stellen gehören drei ganz verschiedenen Händen an
(vgl. Facsim. IV; Zwentibald konnte der halbverlöschten Schrift wegen
nicht wiedergegeben werden), und dass Zwentibald der Mährerfürst sei,
ist ebenfalls eine ganz unbeweisbare Vermuthung.
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96 S. Herzberg -Fränkel.
Theil dieser Spalte, Z. 7 — 45, zeigt eine Schrift, die sich von
der der Col. 20 trotz mancher Aehnlichkeiten deutlich unter-
scheidet.
Auch die Verbindungen mit den weit entlegenen fränki-
schen Klöstern, deren Mitglieder auf der letzten Seite des
Verbrüderungsbuches, Coli. 110 — 116, ßaum gefunden haben,
weisen auf Arno zurück und lassen sich nur durch dessen
persönliche Beziehungen erklären. Sein freundschaftlichcB
Verhältnis zu Alcuin giebt auch in diesem Falle den Schlüssel
zur Lösung der Frage, was die Mönche von Salzburg in so
nahe Berührung mit denen von Troyes gebracht haben mochte.
Eines der beiden Klöster, die Alcuin von Karl erhalten hatte,
war St. Lupus in Troyes, welches hier unter den verbrüderten
Stiftern erscheint. Wenn es auch nicht mit einem so ausführ-
lichen Verzeichnis bedacht ist, wie das in derselben Stadt
gelegene Moutier-la- Celle (St. Peter), welches dem gleichen
Heiligen wie die Stiftung Kuperts geweiht war; wenn auch
noch ein anderes Peterskloster, das zu Berg an der Ruhr, den
Vortritt vor St. Lupus erhielt, so ist es doch unzweifelhaft, dass
die Verbindung mit Salzburg auf dem letzteren beruht. Wir
dürfen demnach mit gutem Grunde diese Einträge vor den Tod
Alcuins, also vor 804, setzen. Auf dieselbe oder eine noch
frühere Zeit weist der an der Spitze der Brüder von Troyes
(Col. 117, 1) vermerkte Bischof Adelger hin, der um 787 lebte».
Abt Amald (Col. 116, 1) ist ebenso wenig bekannt wie Bal-
. . frid (Col. 115, 1), beide sind wohl als Aebte von Moutier-
la -Celle in die grosse Lücke einzuschieben, welche am Ende
des 8. und in der ersten Hälfte des 9. Jahrh. die Reihe der
Vorstände dieses Klosters unterbricht*. Der Katalog ist ohne
Zweifel kein vollständiger, da er nur 12 Namen umfasst. Noch
summarischer sind St. Peter zu Berg und St. Lupus behandelt,
indem das erstere ausser ^Audoinus presb. et congreg. S. Petri
Bergensis' nur noch durch einen, das letztere durch ^Adelhardus
presb. et congreg. S. Lupi Tricasensis' und 4 andere Priester
vertreten ist. Die Namen aus allen drei Stiftern wurden von
derselben Hand in einem Zuge eingetragen.
Die Verbindung Salzburgs mit Moutier-la -Celle dauerte
fort. Col. 114 und 115 bringen ein zweites, umfangreicheres
Verzeichnis der Mönche dieses Klosters, welches Lebende und
Verstorbene in gesonderten Reihen anführt, und über 60 Namen
enthält. Es muss jünger sein als das erste, weil Abt Amald
1) Mabillon, Annal. Bened. II, 281. Gallia Christ. 12, 489. 2) Gallia
Clirist. 12, 592. Cartnlarien und Todtenbücher von Troyes in der Col-
lection des principaux cartalaires du dioc^se de Troyes, Paris 1875 — 82
und in der Collection des documents in^dits relatifs k la ville de Troyes,
1878 — 82, aus welchen sich die Abtsreihe vielleicht ergänzen Hesse, sind
mir nicht zugänglich. (Ueber diese Frage ist nichts darin zu finden. W.)
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Ueber d. älteste Verbrüderungsbuch von St. Peter in Salzbarg. 97
unter den Todten erscheint, kann aber doch nicht viel später
geschrieben sein, da es von derselben Hand wie Col. 116 her-
rührt und in der Beihe der Verstorbenen kein Nachfolger
Amalds vorkommt.
Dieselbe Scheidung Lebender und Verstorbener findet
auch im Katalog von Mosburg (Coli. 110—113) statt, welcher
jünger ist als das Verzeichnis von Montier -la- Celle, da Col.
113 der Col. 114 ausweicht, während die untereinander stehen-
den Namen der letzteren die Verticallinie streng einhalten.
Aber auch diese Spalten gehören noch der Zeit Arnos an,
dessen Zeitgenosse, Abt Raginbert>, die Reihe der Mosburger
eröfinet (Col. HO, 1). Hier sind mehr als 80 Lebende und
50 Todte eingetragen, das meiste in einem Zuge, nur dass die
Abtheilun^ der Verstorbenen einige Zusätze erhalten hat.
Schwieriger ist die Zeitbestimmung der Namen aus Chiem-
see, die Col. 59, 22 und Col. 60 unter der üeberschrift: 'Hie
nomina fratrum et monachorum de monasterio Auu^' erscheinen.
Dass die unmittelbar vorangehenden Einträge etwa aus der
Mitte des 9. Jahrh. stammen dürften', ist an sich nicht von
Belang, denn dieselben können sehr wohl eingeschoben sein.
Ein Abt, dessen Zeit sich leichter feststellen liesse, wird nicht
genannt. Mit den Katalogen aus Chiemsee, die das Verbrü-
derungsbuch von Reichenau aufbewahrt hat', zeigt der unsere
nicht die mindeste Verwandtschaft. Aber eben darin liegt ein
Grund, den letzteren in eine spätere Zeit zu setzen; denn
wenn er noch aus dem 8. oder der ersten Hälfte des 9. Jahrh.
stammte, so müsste er eine Anzahl Namen mit den Reichenauer
Verzeichnissen gemein haben, von denen ein Theil aus der
Zeit des Abtes Liutfrid, also schon aus dem Anfang des
9. Jahrh. herrührt*, ein anderer um 830 geschrieben wurde*.
Unter solchen Umständen gewinnt jene Uebereinstimmung an
Bedeutung, die wir zwischen einigen Namen Chiemseer Manche
und den m der zweiten Hälfte des 9. Jahrh. entstandenen Ein-
trägen der Col. 56, 5—12 gefunden haben«: in Erwägung aller
dieser Momente weisen wir unseren Katalog der Zeit nach
850 zu.
So hat sich denn das Diptychon allmählich zu einem
wahren Verbrüderungsbuch umgestaltet. Während in der ersten
Anlage nur der Bischof oder Abt namentlich erscheint und
die Congregation neben ihm in ihrer Gesammtheit in das Gebet
eingeschlossen wird % treten später auch einige höher gestellte
1) Vgl. Karajans Erkläning. 2) Vgl. 8. 90. 8) Ed. Piper 191,
Coli. 124—127. 4) Vgl. Meichelbeck, Bist Fris. I, 2, 91. 6) Vgl.
Pipers Einleitung 148 über die Coli. 124, 126 und 126, 127. 6) Vgl.
S. 89. 7) Todtenroteln mit den Namen und den Todestagen einzelner
Mönche wurden schon früher versendet (vgl. den Brief Adalperts an
Virgil, Mon. Boica 14, 351), aber von einer Eiiitragung in das Verbrüde-
mngsbuch findet sich keine Spur.
Keves ArehiT etc. XIL 7
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98 S. Herzberg -Fränkel.
Mönche, meist Priester, namentlich hervor, bis endlich die ge-
sammte Genossenschaft mit allen Mitgliedern Aufnahme findet ^
Es bleiben noch einige Einträge zu besprechen, welche
ohne jede Rücksicht auf eine Ueberschrift, ohne irgend eine
örtliche Beziehung, auf der ersten und letzten Seite unter-
gebracht worden sind. Auf die erste Seite, mitten unter die
Apostel und das einleitende Gebet, haben sich ebenso wie in
andere Spalten Namen verirrt, die nicht hieher gehören. Es
sind meist Notizen aus später Zeit: Col. 9, 5 — 14, zu der auch
die zweiten Worte von Col. 8, 15. 16 zu zählen sind, ist mit
den oft erwähnten Reihen verwandt, die wir der zweiten Hälfte
des 9. Jahrh. zugewiesen haben (Col. 24, 19. 20; Col. 107,
14 — 16) und aus derselben Zeit stammen die Zusätze Col. 8,
28. 29.
Von grösserer Bedeutung ist der Masseneintrag von fast
250 Namen, welcher sich unter der Ueberschrift *Nomina virorum
monachorum atque presbyterorum' über die freien Stellen der
letzten Seite verbreitet*. Dass sich in solcher Menge viele
Einträge verschiedener Spalten wiederfinden, ist selbstverständ-
lich; in engen Beziehungen aber steht diese Aufzeichnung zum
Katalog von Mosburg, mit dem sie eine nicht geringe Zahl
zum Theil seltener Namen gemein hat*. Daraus ergiebt sich,
dass dieselbe etwa gleichzeitig mit den Mosburger Mönchs-
reihen, also noch zur Zeit Arnos entstanden ist.
Fassen wir nun die Ergebnisse zusammen, zu denen wir
bei der Untersuchung der Zusätze gelangt sind.
Man hat nach dem Abschluss der ersten Anlage das alte
Schema nicht mehr strenge durchgeführt. Von einem einheit-
lichen Plane ist nicht die Rede, die Aufzeichnungen tragen
das Gepräge der Willkür und Zufälligkeit. Manches spricht
dafür, dass man neben dem Verbrüderungsbuch noch andere,
ähnliche Verzeichnisse geführt habe: die Spalte der verstorbe-
nen Bischöfe und Aebte begann man erst nach einer Pause
1) WeDn das Verzeichnis von St. AmaDd, das vielleicht älter ist als
<die Namen aus Troyes, welche die Uebergangsstufe darstellen, bereits
«inen vollständigen Katalog bildet, so ist dabei das persönliche Verhält-
nis Arnos zu jenem Kloster zu beachten. 2) Dazn gehören — die in
kleineren Gruppen verstreuten übergehe ich — Col. 110, 39 — 46, mit
Ausnahme der von Karajan mit X bezeichneten Namen ; Col. 1 13, 30 — 46 ;
Col. 115, 30 — 40 die zweiten und kleingedruckten Namen, ferner Z. 41
— 45j Col. 116, 31-30; Col. 117, 2—20. 3) Z. B. Unicprant 110, 7
und 117, 13; Uueidheri 110, 14 und 116, 32; Irinc 110, 21 und 117, 13;
Irminfrid 110,22 und 117,11; Sigideo 110,23 und 117,12; Fvaauilo
111, 10 und 117, 17; Uuluicho 111, 27 und 116, 34; Meizolt 111, 31 und
112,24; 113,32; Sandrid 113, 8 und 110,42 (Sandfrit) und mehrere
andere.
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Ueber d. älteste Yerbrüderangsbaeh von St. Peter in Salzburg. 99
von zwanzig Jahren mit einigen Notizen zu füllen ^ während
manche Namen übergangen sind, die wir an dieser Stelle
suchen dürfen; andere fär die kirchlichen oder weltlichen
Grossen bestimmte Colamnen worden gar nicht oder in sehr
geringem Masse fortgesetzt, und, was yielleicht am meisten
anfi&Ut: in den Katalogen der verbrüderten Stifter fehlt nicht
selten gerade der regierende Abt, wie in denen von St. Amand,
St. Lupus in TrojeHy St. Peter in Bere, im zweiten Register
von St. Peter in Troyes und in dem veneichnis von Cniem-
see. Das Gleiche ist nei jenem<^ dem Verbrüderungsbuche bei-
feliefteten Pergamentstreifen mit den Namen der Angehörigen
es Klosters Schwarzach der Fall^ dessen Inhalt Karajan p. VI
abdruckt. Da man doch nicht eben die Kirchenfursten und
Klostervorstände übergangen haben kann, so müssen sie an
anderen Orten vermerkt gewesen sein. Aber auch die Zusätze
zu den Abtheilungen der Mönche, Nonnen, Priester, Laien sind
von ganz ungleicher Fülle und von verschiedenem Werth.
Bald von Fall zu Fall, bald in grösseren Reihen eingetragen,
Sehen sie keineswegs ein genaues Bild von dem Ab- und^u-
U88 der Mitglieder der Sidzburger Kirche. Es werden nicht
nur Neueingetretene oder Verstorbene, sondern häufig auch
der jeweilige Personalstand des St. Petersstiftes, des Dom-
capitels oder fremder Klöster verzeichnet, so dass sich Reihen
von Namen an verschiedenen Stellen wiederholen. Wir konnten
öfter bemerken, dass man nicht Blatt für Blatt, Spalte für
Spalte füllte, sondern bald hier, bald dort Notizen machte, so
dass, selbst innerh€db einer und derselben Rubrik, Reihenfolge
und Zeitfolge nicht immer zusammenfallen; wie z. B. Coli. 5&
und 58 weit jünger sind als der erste Theil der Col. 59, oder
die letzte Seite, die von rechts nach links beschrieben wurde,
mit dem spätesten Verzeichnis, dem von Mosburg. beginnt und
mit dem ältesten, dem von Troyes. endigt. Aber selbst in
jenen Fällen, in welchen sich feststellen lässt, dass ein Eintrag
jüngeren Ursprungs ist als die ihm vorhergehenden, ist die
chronologische Ordnung der Namen nicht gesichert; denn
grössere Reihen enthalten oft Nachträge aus früherer Zeit, die,
wie etwa Col. 52, 11 ff.) älter sind als die vor ihnen stehenden
Namen. Auch innerhalb der in einem Zuge geschriebenen
Aufzeichnungen lässt sich eine zeitliche Folge nicht erweisen,
zuweilen ist in denselben die kirchliche Rangordnung mass-
gebend (vgl. Col. 23, 16 ff.; 38, 15 ff^.
Daher ist die Bestimmung der Zeit, aus welcher die Zu-
sätze stammen, mit den grössten Schwierigkeiten verbunden.
Genauere Angaben sind fast niemals möglich, die Zeitgenossen-
schaft, also ein Menschenalter, oder ein halbes Jahrhundert
sind aie weiten und unsicheren Grenzen,, in die wir unsere
Behauptungen einschliessen müssen. Freilich dürfte dies in
7*
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100 S. HerEberg-Frankel.
den meisten Fällen genügen, da ein grosser Theil der Namen
mehr von sprachlicher als von gescmchtlicher Bedeutung ist.
Die Fortsetzungen stammen hauptsächlich aus dem Ende des
8. Jahrh. und der Regierung Arnos ; seit dem 3. Jahrzehnt des
9. Jahrh. scheint die Thätigkeit bedeutend nachgelassen zu
haben und erst nach 850 wieder lebhafter geworden zu sein.
Doch erlosch der Eifer bald ; vielleicht schon vor dem grossen
Ungarnsturm des Jahres 907, der dem letzten Erzbischof, den
unsere Quelle nennt, Deotmar, das Leben kostete ^ hören die
Aufzeichnungen fast völlig auf. Versprengte Notizen, sogar
einzelne Reihen, finden sicn auch aus dem 10. und 11. Jahrb.,
aber sie sind wie durch Zufall in das Verbrüderungsbuch ge-
rathen und im Ganzen von so geringem Belang, dass sie keine
Beachtung verdienen i.
Wo Keine klar durchdachte Absicht waltet, dürfen wir
auch keine Vollständigkeit und Genauigkeit erwarten. Dass
diese Eigenschaften selbst jenen Rubriken fehlen, die man am
eifrigsten fortsetzte, ist aus unserer Darstellung ihres Inhalts
ersichtlich. Nur der geringste Theil der Personen, die unter
den Lebenden des Grundstocks oder der Zusätze vorkommen,
wird unter den Verstorbenen wieder genannt; für die regel-
mässige Eintragung der neuen Mönche fehlte es von vornher-
ein an Raum. Ein wenig besser scheint es mit der Rubrik
der Wohlthäter bestellt zu sein, die wenigstens für Arnos Zeit
eine Fülle von Aufzeichnungen bietet. Die salzburgischen
Schenkun^listen weisen viele Namen auf, die unter den Zu-
sätzen fehlen, und umgekehrt; aber da die ersteren Arnos
Namen nur in den seltensten Fällen mit den Erwerbungen
ausdrücklich in Verbindung bringen, sind sie als Hilfsmittel
der Kritik wenig brauchbar. Wenn man deshalb die Unge-
nauigkeit der Fortsetzungen nicht erweisen kann, so fehlt doch
auch Jede Gewähr ihrer Vollständigkeit.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung zwingen uns, über
den Werth der Zusätze ein ungünstiges Urtheil zu fallen^ An
historischer Bedeutung reichen sie nicht von ferne an die erste
Anlage heran; nicht nur weil sie in eine Zeit fallen, in welcher
eine Aufzeichnung dieser Art neben der zunehmenden Fülle
anderer Quellen wenig zur Geltung kommt, sondern auch weil
gerade die wichtigsten Abtheilungen die geringste Ausbeute
gewähren. Einige Nachrichten zur Hausgeschichte von St. Peter
1) Es sind dies: Coli. 9,14—19; 28,1—6; 30,5—12; 37,38;
43, 1 (die letzten 3 Namen); 43, 2 (die letzten 2 Namen); 43, 11. 12
(was Karajan mit a beaeichnet); 46,1—6 (Aebte sec. 11); 58,39 bis
Ende; 60,29.30; 61,24.26; 62, 6~-9; 63,19; 68,27-82; 70,34;
72, 20. 21 ; 95, 37- 39 ; 98, 46. 46; 100, 10—13. 108, 4 (den ersten Namen
ausgenommen); 108, 6. 13. 14. 16; nnd noch mehrere einaeln stehende
Noticen.
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Ueber d. älteste Yerbrüderangsbuch von St. Peter in Salzburg. 101
und der verbrüderten Erlöster lassen sieh durch sorg<ige
Sichtung des Stoflfes gewinnen; im Uebri^en wird das Üer
aufgespeicherte Material mehr dem Sprachforscher als dem
Historiker von Nutzen sein.
Schlussflbersicht.
Es ist nicht ohne Interesse, indem man Grundstock und
Zusätze des Verbrüderungsbuches mit einander vergleicht, zu
beobachten, wie die grossen politischen Wandlungen sich in
dieser, scheinbar eanz abseits vom Getriebe der Welt fliessen-
den Quelle spiegeln. Die erste Anlage ist im Wendepunkt
zweier Epochen entstanden, kurz vor dem Ausgange der
A^olfingischen Zeit, recht als ein Ausdruck der Selbständig-
keit, deren sich der bairische Stamm vor dem Untergang seiner
Herrlichkeit erfreute. Die bairische Kirche war damals m einer
reichen und tiefgreifenden Wirksamkeit aufgeblüht, und wie
sich in späteren Zeiten an jede Erhöhung des religiösen Lebens
eine Vermehrung der necrologischen Aufzeichnungen knüpft,
so ist das Vir^ilische Diptychon ein Erzeugm's des durch
Otilo und Tassilo beförderten Aufschwungs der Kirche, Der
Verfasser greift mit unverkennbarer Absicht auf die älteste
Geschichte Salzburgs zurück und führt dieselbe bis zu seiner
Zeit, aber sein Blick reicht nicht über die Grenzen des bairi-
schen Landes. Virgil hat sein Leben im Dienste seines Her-
zogs und im Kampfe ^egen die römisch -fränkische Kirche
verbracht; dem entspricht es, dass in dem Werke, dessen Ur-
heber er war, die bairische Kirche als ein Ganzes in fast
völliger Absonderung erscheint Von den Bisthümern und
Abteien draussen im fränkischen Reiche ist nicht die Rede,
der Mann, welcher Deutschland dem römischen Stuhle unter-
warf, Bonifaz, wird nicht einmal genannt. Wären nicht die
Namen der Pipiniden, die man zur Zeit der Anlage nicht mehr
übergehen konnte, und die einiger frommen Männer ausserhalb
Baiems, keine Spur verriethe irgend eine Beziehung zu den
Ländern, die nicht zum Herrschaftsbereich der Agilolfinger
gehörten.
Vier Jahre nach der Anlajze des Verbrüderungsbuches ge-
schah es, dass sich Tassilos Schicksal erfüllte und Baiern in
dem Bannkreis der fränkischen Weltmacht unterging. Da,
wie mit einem Schlage, ändert sich von Grund aus der Cha-
rakter der Aufzeichnungen. Es ist als wäre Baiern von der
Landkarte verschwunden und nur Salzburg übrig geblieben.
Die Bischöfe, die Aebte, die verbrüderten Klöster, die nun
eingetragen werden, sind est- und westfränkisch, an^lsächsisch,
italienisch, am wenigsten bairisch. Und in noch höherem Masse
als einst Virgil bestimmt jetzt Arno den Inhalt der Fort-
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102
S. Herzberg - Fränkel.
Setzungen: seine Freundschaften^ seine persönlichen Beziehun-
gen, sein Verhältnis zu Alcuins litteransohem Kreise machen
sich bemerklich und beherrschen die Auswahl der in das Ver-
brüderungsbuch aufgenommenen Personen. Sein Tod hat den
Eifer der schreibenden Mönche gelähmt, der später nur für
kurze Zeit erwachte; aber ausschliesslich bairisch sind die
Aufzeichnungen nie wieder geworden, den Untergang der
königlichen Gewalt, die das ostfränkische Reich zusammenhielt,
haben sie nicht überdauert.
Anhang.
Zur Ghronologie einiger bairisclier Bisclidfe und Aebte.
Durch die Vergleichung des Verbrüderungsbuches mit den
Acten der Synode von Dingolfing und der Gründungsurkunde
für Eremsmünster lässt sich die Zeitfok^e der bairischen Bi-
schöfe und Aebte in einigen Punkten sicherstellen. Die erste
dieser Quellen ist, wie ich dargethan habe, streng chronolo-
fisch aufgebaut, eine Regel, die leider gerade in der Reihe
er Aebte eine Ausnahme erleidet. In aer zweiten sind die
Namen ebenfaUs chronologisch geordnet, nicht nach dem
Weiherang, sondern nach der Zeit des Regierungsantrittes. So
steht Virgil, der 745 die Leitung der Kirche von Salzburg
übernahm, aber erst 767 die Bischofsweihe empfing, in den
Synodalacten vor Sindbert und Aribo, obgleich der erstere 756
ordiniert wurde (Annales S. Emmerammi SS. 1, 93), der letztere
765 schon Bischof war. Die Gründungsurkunde für Krems-
münster von 777 (Urkundenb. v. Kremsm. 1) zeigt dasselbe
Princip. Ich setze der leichteren üebersicht wegen die drei
Reihen nebeneinander.
Synodalacten.
Bischöfe :
Hanno
Alim
Virgilius
Wisurih
Sindperht
Heres (Aribo)
Aebte :
Oportunus
Wolfperht
Adalperht
Atto
Utto
Lantfrid
Urk. f. Kremsm.
Bischöfe :
Virgilius
Sinpreht
Walter (Waltrih)
Aebte :
Oportunus
Wolfperht
Atto
Gaozrich
Hrodhart
Verbrüderungsbuch .
Bischöfe (todte):
Sigirih
Manne
Killach
üuisurih
Arpio (vgl. ob. S. 68)
lebende :
Alini
Sindperht
üdalhart
Uualdrih
Atto
Aebte (todte):
Eparsuindus
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lieber d. älteste VerbrüderuDgsbttch von St. Peter in Salzburg. 103
Alpuni
Roadhart
Ernüst
Reginperht
Wolchanhart
Perahtcoz
Sigideo
Ernust
Scaftuni
Taato
Oportunus
lebende :
üuolfperht
Hunricfa
Utto
AlbuinuB
Adalperht
Hrincrim
Cundhari
Raginperfat
Uuolcoanhart
Caozhrih
Perhtcaoz
Fater
Anno
Manno^ welcher die Reihe der Dingolfinger Väter eröfinet^
muss jedenfalls vor Virgil, also vor 745, zur Regierung ge-
kommen sein; jene Nachricht^ die seine Erhebung mit der
Wirksamkeit des Bonifatius in Baiern in Verbindung bringt
(vgl. Rettberg IT, 159), gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit.
Aus seiner Anführung unter den Todten vor Wisurich von.
Passau schliesse ich mit Rettberg, dass Manne vor 774 ge-
storben sein muss. Wisurich gelangte nach den SynodalacteD
vor Sindbert von Regensburg, also vor 756, auf den Stuhl von
Passau, so dass für seinen Vorgänger Anthelm sehr wenig
Raum übrig bleibt, weil Sidonius, der unmittelbar vor Anthelm
regierte, noch 754 am Leben war (Rettberg II, 248).
üeber Aribo von Freising bieten unsere Quellen nichts
neues; doch mö^en an dieser Stelle einige Bemerkungen über
das streitige Todesjahr dieses Bischofs folgen, welches für die
Bestimmung der Entstehungszeit des Verbrüderungsbuches von
Wichtigkeit ist. urkundlich kommt Aribo zuletzt im December
782 vor. (Meichelb. I, 2 Nr. 71: vgl Gf. Hundt, Ueber die
bair. Urk. Abhandl. der bair. Akad. 12, 210 Nr. III). Wenn
Riezler seine Annahme (Bair. Gesch. I, 148), Aribo sei 784
gestorben, auf das Freisinger Todtenbuch (ed. Dümmler,
Forschungen 15, 163) stützt, so ist dies nicht beweiskräftig,
weil die Jahreszahl, welche der Herausgeber beigesetzt hat,
nur von den Annales S. Emmerammi SS. L 92 angegeben wird»
Auf diesejedoch, welche auch den Tod aer 783 verstorbenen
Königin mldegard zum Jahre 784 melden, ist kein Verlas».
Für das Jahr 783 spricht, was Abel (Jahrb. Karls d. Gr. I,
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104 S. Herzberg. Fränkel.
375) anführt. Auch ist zu bedenken^ dass Atto, Aribos Nach-
folger^ der nach der Urkunde bei Meichelbeck I^ 3ö einige
Zeit ohne Bisehofstitel der Kirche von Freising vorstand^ im
Grundstock des Verbrüderungsbuches, der im Juli 784 bereits
vollendet war, schon Bischof genannt wird. Wäre Aribo am
4. Mai 784 gestorben, so blieben für die Zeit von seinem Tode
bis zur Annahme der bischöflichen Würde durch Atto nur wenige
Monate übrig. (Ueberdies müsste man voraussetzen, dass die
erwähnte Urkunde Meichelbeck I, 35, Hundt 1. c. Nr. 112 mit
35 a. regni Tassilonis falsch datiert sei, was ja wol möglich
ist). Die besseren Gründe stehen also auf Seite des Jahres 783.
Alim von Sehen findet sich sonst erst um 769 (Rettberg
II, 282) ; aus dem Verzeichnis der lebenden Bischöfe folgt, dass
er vor Sindbert, also vor 756, aus den Synodalacten, dass er
schon vor Virgil, also früher als 745, Bischof wurde.
Udalhart ^Col. 35, 23) ist nicht ein Landbischof, welche
Vermuthung Meichelbecks schon Earajan wegen des beige-
setzten ^et congreg. ipsius' bedenklich gefunden hat, sondern
Mannos Nachfolger auf dem Stuhle von Neuburg. Dafür
spricht ausser seiner Stellung unter lauter bairischen Bischöfen
eine alte Nachricht, die sich in der aus Benediktbeuem stam-
menden Handschrift von Willibalds Vita S. Bonifatii befindet
(JaflK, Monumeota Moguntina 457): ^Quartum in Nova Civi-
tate nomine Mannonem cui Uodalhart episcopus successit\ Die
Stelle erschien verdächtig, da sie auf Hasur geschrieben ist;
der Zusammenhalt mit dem Verbrüderungsbuch aber zeigt ihre
Bichtigkeit. Udalhart kam vor Waldrich, also vor 774, zur
Regierung; obere Grenze ist die Zeit der Dingolfinger Synode.
üeber Waldrichs Regierungsantritt vgl. Kettberg II, 249.
Atto von Freising wird als Bischof zuerst im Verbrüde-
rungsbuche genannt.
Grössere Schwierigkeiten bieten die Reihen der Aebte.
Aventin (Annales III, cap. 10; Aug. von Riezler 1, 407), Meichel-
beck THist. Fris. I, 70), Resch (Annales eccl. Sabion. I, 694),
Merkel (Leges III, 461) und mehrere andere haben die Namen
der Dingolfinger Acten und damit auch des Verbrüderungs-
buches zu erklären versucht, aber weder ihnen noch Earajan
ist es vollständig gelungen. Auch ich kann nur Vermuthungen
bieten. Denn die Quellen versagen; oft müssen wir uns auf
die Sorgfalt und Belesenheit Aventins verlassen, da die meist
späten Abtskataloge von problematischem Werthe sind.
Eparsuindus (CoL 71, 22) war Abt von Niederaltaich (SS.
XVII, 366, Katalog; Mon. Boica XL 18 zum Jahre 753, nimmt
am Todtenbund von Attigny 762? Theil, Oelsner Jahrb. Pip-
pins 363). Sein Nachfolger ist Wolfperht Col. 36, 17 (Mon.
Boica XI, 18; SS. XVII, 366), welcher zuerst auf der Dingol-
finger Synode erscheint, jedoch schon vor 765 zur Regierung
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lieber d. älteate Verbrüderungsbuch von St Peter in Salzbarg. 105
gelangt sein dürfte ^ denn er wird in den Synodalacten vor
Atto genannt; der 765 Abt von Schamitz wurde. Emust
Col. 71, 23 als Abt von Oberaltaich zu bezeichnen, wie es bis-
her geschehen ist, halte ich für zu gewagt, da der Bestand
dieses Klosters im 8. Jahrh. nicht zu erweisen ist. Der Abts-
katalog Mon. Boica 12, 10 ist schon durch die regelmässig bei-
gesetzten Todestage verdächtig; auch findet sich keiner der
daselbst als Nachrolger Ernusts genannten im Verzeichnis der
Lebenden des Verbrüderungsbuches. Scaftuni (Col. 71, 24)
vermag ich nicht nachzuweisen.
Ebenso wenig ist der folgende, Taato, bekannt. Vielleicht
finden wir in ihm jenen Dobda wieder, welcher in der Weise
des Ellosters Hy unter Virgil die bischöflichen Functionen aus-
geübt und später Chiemsee erhalten hatte. Zu seinen drei
Namensformen (Dobda in der Conversio Bagoar. SS. XI, 6,
Dodo in der Urk. Karls vom October 788 luvavia Anh. 49,
Tuti. Meichelbeck I, 2, 91) würde sich nun die vierte gesellen,
welcne die Vocale der einen mit den Consonanten der anderen
combiniert. Dies ist die einzige Stelle des Verbrüderungs-
buches, die sich auf Dobda deuten lässt, und dass man den
Gehilfen Virgils ganz übergangen habe, ist möglich, aber nicht
wahrscheinlich.
Dazu würde die Anfiihrung des Perhtcaoz Col. 36, 27
passen, welchen Aventin (1. c. 407) als Abt von Chiemsee
kannte, so dass wir in Taato seinen Vorgänger zu sehen hätten.
Man hat zwar Perhtcaoz als den Abt von Schliersee erklärt,
dessen Wahl die Urkunde von etwa 779 bei Meichelbeck I, 1,
79 erzählt, allein wenn hier auch die Einsetzung des Peifitcaoz
zum Abte als etwas Vergangenes dargestellt wird, so können
seither doch nicht mehrere Jahre verflossen sein, denn der
Zweck der Urkunde ist, gelegentlich einer Abtswahl die Ab-
hängigkeit Schliersees von Freising zum Ausdruck zu bringen.
Ist aber Perhtcaoz erst um 779 zur Regierung gelang, so ^
kann er nicht mit dem gleichnamigen Abte der Dingoifinger
Svnode, dessen das Verbrüderungsbuch gedenkt, identisch sein.
Weitere Berechnungen lassen sich an unsere immerhin un-
sichere Vermuthung nicht knüpfen.
Oportunus, der erste Abt von Mondsee, soll nach den
Annalen von S. Emmeram (SS. I, 92) 785 gestorben sein.
Da jedoch dieselbe Quelle auch den Tod des 784 verschie-^
denen Vii^l zum Jahre 785 meldet, so darf man sich auf
diese Nachricht nicht berufen. Urkundlich erscheint Oportu-
nus zuletzt in einer Mondseer Tradition vom 36. Regierungs-
jahr Tassilos, also 783 (Urkbuch d. Land. o. Enns I, 26); doch
möchte ich auf die unzuverlässig und widerspruchsvoll datierten
Urkunden von Mondsee kein aSzu grosses Gewicht legen. Von
grösserer Bedeutung ist es, dass eine Freisinger Tradition der
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106 S. Herzberg. Fränkel.
Sammlung Eozrohs, mit deren Datieran^en es im Allgemeinen
besser bestellt ist^ des Oportunus Nachfolger Hunrich schon
zum 37. Regierungsjahre Tassilos (784, mit der richtigen In-
diction 7, erwähnt Meichelb. I^ 2. Nr. 97, p. 89). Oportunus
muss also 783 oder 784 gestorben sein.
Utto (CoL 36^ 19) gilt seit Aventin als Abt von Ilmmünster^
und, wie es scheint^ mit Recht. Karajan hält ihn für den
ersten Abt von Metten, was aber unmöglich ist, da die Grün-
dung dieses Klosters erst der karolingischen Zeit angehört^
während dieser Utto schon auf der« Synode von Dingolfing
erscheint. Seine Stellung nach Atto, der 765 Abt geworden
war, beweist, dass Utto nach 765 sein Amt antrat.
Adalperht ist vielleicht derselbe, der in den Synodalacten
an dritter Stelle erscheint. Man hat ihn für den agilolfingischen
Qründer Te^ernsees gehalten, der auch als erster Abt die
e^eistliche Leitung des Stiftes übernommen hatte (Mon. Boica
Vi, 154; Rettber^ II, 263). AOein diese Annahme ist mit der
Stellung Adalperhts in den Synodalacten, wo er nach Wolf-
?erht erscheint, unvereinbar; denn der letztere kam nicht vor
62 zur Regierung, während Tegernsee in den Tagen Pippins
und mit dessen Erlaubnis (also wol während der vormund-
schaftlichen Regierung des Königs über Baiern), sowie zur
Zeit des Papstes Zacharias (also vor 752) gegründet wurde.
Oder aber man müsste, um die Identität der beiden Adalperht
zu retten, die Gründung Teeemsees in eine spätere Zeit, etwa
unmittelbar vor den Abfall Tassilos im Jahre 763 setzen, und
die Erwähnung des Papstes Zacharias als eine Ungenauigkeit
der heimischen Ueberlieferung betrachten, wie ja auch in der
Oründun^sgeschichte von Benedictbeuem derselbe Papst zu
einem Jahre genannt wird, in welchem er noch nicht gewählt
war (Chron. Benedictobur. SS. IX, 212). Aber freilich müsste
eine solche Behauptung sich noch auf andere Belege stützen.
Ein ähnliches Verhältnis herrscht zwischen unseren Quellen
und der Haustradition von Benedictbeuem. Diesem Stift wird
der Abt Hrincrim (Col. 36, 32) zugewiesen; Lantfrid in den
Synodalacten gilt als dessen Vorgänger. Beide Annahmen
sind mit dem, was wir sonst über dies Kloster wissen, nicht
in Einklang zu bringen. Denn Lantfrid erscheint in dem Ver-
zeichnis von Dingolfing nach Atto und Utto; er wurde also
nach 765 Abt, während sein Namensgenosse schon 740 Bene-
dictbeuem gegründet haben soll. Auf Lantfrid lassen die
Oeschichtsqueflen des Stiftes (Chron. Benedictobur. 1. c.) seine
beiden Brüder Waldram und Eliland mit unmöglich langen
Regiemngszeiten und dann erst den Abt Hrincrim folgen, der
mit Rücksicht auf die Urkunde bei Meichelbeck Chron. Bene-
dictobur. I, 20, nach welcher Elilant noch 808 Abt war, ins
9. Jahrb. geseUt werden muss, also nicht mit dem Hrincrim
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Ueber d. älteste Verbrüderungsbuch yod St. Peter in Salzburg. 107
des Verbrüderungsbuches identisch sein kann. Entweder sind
also die Ueberlieferungen Benedictbeuems — denen übrigens
jede urkundliche Stütze fehlt ~ im Ganzen ebenso unhaltbar,
wie sie in Einzelheiten unmöglich sind, oder der Lantfrid una
Hrincrim unserer Äbtreihen sind nicht als Aebte von Benedict-
beaem anzusehen. Welchem anderen Kloster sie angehört
haben mögen^ wüsste ich nicht zu sagen.
Cundhari ^It als Abt von Isen (vjd. Graf Hundt : Die
Urkunden des Bisth. Freising aus der Zeit der Earolinger^
Abhandl. der bayr. Akad. Hist. Klasse XIIII, 69;). Wenn
diese eines vollen Beweises ermangelnde Annahme richtig ist,
so hätten wir in ihm den Nachfolger des Roadhart der Synodal-
aeten ^fiinden. der um 772 diesem Kloster vorstand (Meichelb.
Hist. Fris. I, 73).
Ueber Alpuni- Albuin (Col. 36. 20) und die Aebte Col. 36,
24—29 ist nichts neues zu bemerken.
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Zu S. Herzberg -FrüDkel: Ueber das äilesti
Col. 47, 28—27. CPnOnO m
Col 48, 20—23.
Facs. I.
Col. 7, 18. Col. 8, 28.
Col. 20, 14— 17.
Col. 72, 8. 9.
Facs. IV.
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MderoDgsboch vod St Peter in Salzbnrs.
\xzxo iMf-C^fJ^]^^
flottier eprs^i^-
Col. 47, 3—8.
Facs. n.
ruiiu
^l
p f
Col. 74, 6-9.
^
1 ö-^ö
Col. 70, 1.H— 19.
Pacs. V.
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V.
Die Namen
der
[ Bonifazischen Brief e
im
Über vitae ecclesiae Dtinelmensis.
Von
H. Hahn.
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£lu» dem Jahre , wo die 'libri confraternitatum von
S. Gallen, Reichenau und Pfavers' in der sorgfaltigen Ausrabe
von P. Piper erschienen und das von S. Gallen von E. Arnenz
herausgegeben sind>, stammt die genaue Beschreibung der
Hs. eines anderen Verbrüderungsbuches, das zwar nicht dem
germanischen Gebiet des Festlandes, sondern Northumberland,
aber doch auch germanischen Stämmen und auch dem achten
und neunten Jahrhundert angehört. Dieses Buch giebt nicht
blos einen Beitrag zur angelsächsischen Geschichte, sondern
wirft auch einiges Licht auf die Beziehungen zwischen Bonifaz,
Lul, Alkuin und ihren Freunden in der Heimath. Es ist der
Üiber vitae ecclesiae Dunelmensis', dessen Hs. iii dem Ver-
zeichnis alter Hss. des British Museum beschrieben und durch
theilweisen Abdruck seines Inhalts , durch ein Facsimile und
Erläuterungen dem Verständnis des Lesers näher gebracht ist >.
Wegen der Unvollständigkeit dieses Abdrucks benutzen wir
bei unserer Besprechung die unter Aufsicht von Stevenson
bewirkte Ausgabe der Surtees Society^. Nicht zugänglich war
mir die von H. Sweet und der Early Engl. Texts- Society.
Hier ist nun keine ausführliche Behandlung des Buches
selbst beabsichtigt) die es freilich vom englischen Standpunkte
aus wohl verdient und zum Theil durch J. Stevenson und
Thompson erfahren hat, sondern nur ein Hinweis auf die
Berührungspunkte zwischen dem Verbrüderungsbuch und den
Briefen des Bonifaz und Lul.
Die Hs., als Cotton Ms. Domitian A. VH. flf. bezeichnet,
stammt nach Thompson aus Northumberland und zwar aus
dem 9. Jahrhundert, enthält Evangelienauszüge des 12. Jahr-
hunderts, Zusätze des 10. bis 16. Jahrhunderts und eben jenen
1) Mon. Germ. bist. Antiqnitates. P. Piper: Libri confraternitatum
S. Gall., Aug., Fabar. Berlin 1884. YII, 550. £. Arbenz, Das S. Gallische
Verbrüdernngfsbuch und das S. Gallische Bnch der Gelübde. S. Gallen.
Huber (F. Fehr) 1884. 2) E. Maunde Thompson Catal. of ancient
Mscr. in the Brit. Mus. P. H. Lat. Lond. 1884. Vgl. 9. 81 ff. und Facs.
N. 25. 8) Liber vitae eccl. Dunelmensis. Publications of the Surtees
Sog. 1841. Lond. Nichols.
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112 H. Hahn.
'über vitae'. Dieser ist angeblich eine Liste der Wohl-
thäter des b. Cuthbert in Lindisfarne und wurde später
nach Durham übertragen. Die Hs. ist von kostbarer Aus-
führung, in den älteren Th eilen in Gold- und Silbertinte, und
genoss ein solches Ansehen in jener Kirche, dass sie nach einer
Schilderung vom Ende des 16. Jahrhunderts auf dem Altar
derselben aufbewahrt und zur täglichen Erinnerung an ihre
Wohlthäter in Messe und Oottesdienst benutzt wurde.
Man unterscheidet in dem 'liber vitae' einen älteren Theil,
den eigentlich angelsächsischen, der nach Thompsons Ver-
muthungi in frühster Form etwa 840 n. Chr., jedenfalls zwischen
der Zerstörung von Lindisfarne 793 und vor der Flucht der
Mönche von der Insel 875, ebenso auch nach Stevensons über-
einstimmender Meinung im 9. Jahrhundert* geschrieben ist und
zwar fast nur von einer einzigen gleichmässigen Hand von
'eigenthümlicher Eleganz'. Die Eintragungen beginnen auf
f. 15, nach St. auf f. 12 der Hs.» und reichen bis f. 45 (St. 42).
Von hier ab schreiben Hände des 10. bis 16. Jahrhunderts; aber
auch schon früher findet man Einschiebungen und Zusätze aus
gleichen Zeiten. Sie sind von beiden Herausgebern besonders
hervorgehoben, ebenso wie der Wechsel in Gold- oder Silber-
schrift. Der ältere Theil allein enthält über 3100 Namen.
Die späteren Nachträge bleiben natürlich hier unberück-
sichtigt; nir die letzte angelsächsische und die normannische
Epoche haben freilich auch sie bedeutenden Werth.
Ueber die Veranlassung zur Anlage solcher Verzeichnisse
und ihre Bedeutung für geschichtliche wie sprachliche Zwecke
ist von Karsüan, Arbenz u. a.« schon hinreichend gehandelt
worden, so däss ich mich dessen überheben kann, noch einmal
im allgemeinen darauf einzugehen.
Nur auf die Spuren, die sich in der Bonifazischen Brief-
sammlung von der Sitte der Gebetsverbrüderung finden, und
die von den Ursachen der Entstehung dieses Brauchs, von
seiner allmählichen Ausbreitung und der Art seiner Hand-
habung deutliche Fingerzeige geben und dadurch für das Ver-
ständnis der Sache im allgemeinen und für die Erkenntnis von
dem Einfluss der Inselsachsen auf das festländische Leben von
Wichtigkeit sein können, will ich aufmerksam machen.
In der Zeit des Bonifaz wird die Einrichtung weniger er-
wähnt; dagegen bildet sie in starkem Maasse den Inhalt der
Briefe aus der Luischen Zeit. Offenbar ist sie also schon im
Anfang des 8. Jahrhunderts und noch früher in Britannien
bekannt, wie auch aus dem *liber vitae' hervorgeht, aber erst
1) 1. c. 8. 84. 2) Stevenson 1. c. S. ZI. 3) Die Anführancren
mache ich nach Stevensons Folienangahe. 4) Ygl. anch Rettberg,
Kirchengesch. Deutschlands 2, 788 f.
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Die Namen der Bonifazischen Briefe etc. 113
gegen Ende von Bonifaz' Leben stärker verbreitet und durch
ihn und seine Genossen nach Germanien verpflanzt. Die fest-
ländischen Kirchen und ihre Stifter genossen anfangs zu Hause
noch nicht den Ruf, um dort den Wunsch der Verbrüderung
mit Genossen des Festlandes lebendig werden zu lassen. Erst
mit des Apostels wachsenden Ruhme und seinem Märtyrertode
wird die Verbindung zwischen Festland und Inselreich auch
auf dem berührten Gebiete eine engere.
In den ersten und ältesten Briefen beschränken sich die
Schreiber nur auf den Wunsch wechselseitiger Fürbitte >. Be-
sonders Bonifaz empfindet in seiner Herzensangst mitten in
den Schwierigkeiten seines Missionsberufes diesen Wunsch leb-
hafter als andre und lässt ihn daher in keinem seiner Briefe
unausgesprochen*. Er, wie seine Genossen hoffen von seiner
Erfttllung Stärkung der eignen Kraft, Erfolg des Wirkens,
Schutz gegen Versuchung des bösen Feindes auf Erden und
ewiges Seelenheil im Jenseits; denn allen schwebt der biblische
Satz vor: *Die Fürbitte des Gerechten vermag vier». Man
begnügt sich späterhin nicht mit dem blossen Ersuchen, sondern
es werden Verträge zu wechselseitiger Fürbitte geschlossen^
und von den Nachfolgern der Vertragschliessenden wieder er-
neuert, wie zwischen Cudberth, Milred und Lul*.
Um des ewigen Seelenheiles willen beginnt man schon
frühzeitig nicht blos die eigne Person, sondern auch die ver-
storbenen Verwandten dem Gebet der Freunde zu empfehlen.
Die Aebtissin Cneuburga sendet die Namen ihrer verstorbenen
Schwester und andrer Verwandten und bittet, sie allen Freunden
rings umher weiter zu senden«. Ein Abt Sigebald hat den
Namen des Bonifaz dem seines eignen Bischofs hinzugefügt
und will bei der Messe seiner mit dem Bischof Ercnwald zu-
sammen gedenken''. Es werden also bereits Listen angelegt,
an die Genossen anderer Kirchen und Klöster versandt und
für die Verzeichneten beim Gottesdienst gebetet*. Die persön-
liche Geiälligkeit fängt an sich zur gottesdienstlichen Handlung
1) Vgl. Jaff^, Mon. Mogunt. Bonif. et Lulli epist. N. 2 8. 31. Von
hier ab bedeutet J das eben augeführte Werk, die erste Nummer den
Brief, die zweite die Seite, der Name den Briefschreiber, lat. Worte An-
fang nnd Ende der Anführung, also J 2, 31 (Aldhelm) ^Orationnm — ad-
sidua'. J 4, 35 (ein Schotte) nnd 8, 50 (Aelfled) 'Orantem — dignetur'.
J 23, 84 (Leobgytha) u. a. m. 2) J 29, 94 Taternam — tendamns*;
30,95 'Almitatis — merear'; 31,97 *nt orationibus — snblevare studeas*;
39, 107 u. 8. w. 3) J2, 31 *Multum valet — adsidua (Jak. 5, 16);
J 60, 177 (Bonifaz); 120, 286. 4) J 71, 211; 108, 264. 5) J 108, 264;
109, 268; 120, 287; 138, 307. 6) J 46, 126 'Nomina — propinquae'.
7) J 57, 167 *Notum — adscribo nomen*. 8) J 71, 211 *Memoriaque —
designantur' ; 90,238 (Bonifaz); 110, 270 (Cyneheard); 117, 282 (Ean-
wulf); 120, 287 (Eardulf); 161,315 (Formel darüber).
Neues Archiv etc. XII. 8
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114 H. Hahn.
umzugestalten und aus der Angelegenheit des Einzelnen eine
der Kirchlichen Gemeinschaft zu werden. Fromme Könige
fühlen sich in derartigen Bestrebungen mit der Kirche ihres
Landes eins. König Aelbwald von Ostanglien dankt Bonifaz
für seine Erwähnung in dessen Oebeten und verspricht ihm
dafür die Fürbitte in 7 Klöstern seines Reichs und wünscht
auch die jährliche wechselseitige Uebersendung der Listen der
Gestorbenen». Umgekehrt berichtet Abt Eanwulf Karl dem
Grossen von den beständigen Gebeten der Seinigen für ihn
und sein Volk. Ob für Lebende oder Todte, macht also bei
der Fürbitte keinen Unterschied; vielfach aber tritt sie für die
Hingeschiedenen und ohne Beschränkung auf die Geistlichkeit
ein. Dieser letztern nehmen sich natürlich gern Bischöfe und
Aebte an'. Mitunter wird der Todestag eines Gestorbenen
besonders angegeben, wie bei Bonifaz und Bugga^, um die
Oedächtnisfeier an diesem Tage abhalten zu lassen, manchmal
auch die Art der Feier festgesetzt mit Berücksichtigung der
Rangunterschiede. So bestimmt Lul für den Bischof Romanus
30 Messen, Psalmgesänge und Fasten, für 2 Laien 10 Messen,
Gudberct von Wearmouth für Luis Genossen 90 Messen und
darüber *.
. Wie aus dem ersten dieser Beispiele hervorffeht, ist die
Sitte durch Bonifaz und seinen Anhang bereits nach Germanien
verpflanzt; auch Doto, Abt von Luxeuil bittet Lul, durch alle
ihm untergebenen Geistlichen, Mönche und Nonnen für seine
Congregation beten zu lassen, und die Mönche von Fritzlar
lesen für Lul den Psalter und 5 Messen*.
Bei diesen zahlreichen Gebetsverträgen zwischen Bonifaz
und Lul und den Königen^ Bischöfen, Aebten aus allen Theilen
Britanniens, auch aus Northumberland wäre es aufikllig, dass
wir in dem ^liber vitae eccl. Dunelm.' jenen Bischöfen in eben
diesem Range nicht begegnen, wenn nicht, wie unten bemerkt
werden wird, das Verzeichnis der Bischöfe fehlte.
Was nun den ^liber vitae' betrifft, so kann ich die Be-
merkung nicht unterdrücken, dass dergleichen Quellen erst
dann Werth erhalten, wenn die Herausgeber, ähnlich wie Arbenz
und Piper, die Namen auch mit historischen und chrono-
logischen Bemerkungen begleiten und alphabetische Register
1) J 71, 211 *No8tram parvitatem — debet' und ^Nomina — ad-
ducantur'; HO, 270; 119, 28i (Alhred und Osgeofu); 138, 307 (Cynewnlf).
"2) J 90, 238 ^Similiter ut pro dormientium — demonstrabit* (Bonif.) ;
110,270 (Cyneheard); 108,263 (Cuthberct); 122,288 (Lul); 123,289
<Lul); 124, 290 (Gudberct); 129, 296 (Botwin). 3) J 113, 279 *Diem
vero depositionis — transmitterem' (über Bugga); 108,263 ^Uade in
generali synodo — celebrare' (über Bonif.). 4) J 116, 282 *Misimus
— cantet' (Lul); 124,290 (Gudberct); 130,296 (Wiebert für Lul).
6) J 130, 296; 131, 297.
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Die Namen der Bonifazischen Briefe etc. 115
derselben anlegen. So verdienstvoll nun in der Hinsieht auch
die Erläuterungen von Thompson sind, so hat er sie doch leider
nur auf einige Abschnitte beschränkt , Ja, was ganz seinem
Zwecke der blossen Beschreibung der Hs. entspricht, die
umfang- und namenreichsten Theile nur angedeutet, nicht ab-
gedruckt. Zur Kenntnisnahme dieser war ich daher auf Steven-
sons Ausgabe angewiesen, die die Listen vollständig bringt,
aber freilich nur den Text ohne Erläuterungen.
Infolge dieser unvollkommenen Editionsweise bleiben
wichtige Fragen ungelöst, die nur ein englischer Herausgeber
erledigen kann, der ausgiebige Kenntnis der Personen der a^ls.
Zeit besitzt und die ürkundenwerke Kembles, Gray-Birchs,
so wie die einschlägigen Geschichten, Annalen und Heiligen-
leben zu Rathe 2ieht.
Es ist nämlich nicht damit abgethan, zu untersuchen, in
welcher Zeit wohl die letzte Eintragunff des älteren Theils ge-
macht sein wird und wann also etwa der Abschluss desselben
stattgefunden hat. Das ist fär die Feststellung der Schrift,
auch in historischer Beziehung für die Erläuterung vieler Namen
von WerÜi ; doch muss für mese mehr geschehen, sonst ist die
grössere Masse derselben werthlos.
Es ist ja klar, dass bei Eintragungen, die von einer Hand
vom 7. bis zum 9. Jh. reichen, uns kein Original, sondern eine
Abschrift älterer Eintragungen vorliegt, und selbst diese Ab-
schrift ist nicht einmal die erste gewesen. Eine Anzahl Fragen
harren infolge dessen ihrer Lösung. Zunächst: fanden die Ein-
tragungen durchweg in allen einzelnen Abtheilungen chrono-
logisch statt, d. h. der Reihenfolge der Meldungen nach oder
nicht? Femer: ist das Buch, wie es die späte Quelle bezeichnet,
nur ein Wohlthäterverzeichnis, d. h. enthielt es nur die Namen
Von Wohlthätem gegen die Kirchen von Lindisfame und Dur-
ham, also vielleicht die der Aussteller und Zeugen von Schen-
kungsurkunden für jene Institute? Oder ist es ein Gebets-
verbrüderungsbuch, und zwar ftir Gestorbene oder Lebende,
d. h. enthält es die verschiedenzeitig übersandten Listen ge-
storbener oder lebender Mönche und Geistlichen aus befreun-
deten Instituten?
Erst nach Beantwortung von dergleichen Fragen werden
. ausser den Königs-, Herzogs- und Königinnenlisten auch die
der Geistlichen ihren voUen Wertii erhalten. ' Man wird dann
einzelne Gruppen schaffen und deren Herkunft nach Zeit und
Ort, nach Landschaft, Kirche und Erlöster bestimmen können ;
man wird entscheiden können, woher die häufige Wiederkehr
derselben Namen riUui;, ob diese gleichen oder verschiedenen
Personen angehören; mit welchen Klöstern Lindisfame und Dur-
ham -in Verbindung gestanden haben, und ob, wenn die Namen
solche von Scbenkungszeugen sind, sie viele solcher Schenkungen
8*
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116 H. Hahn.
empfangen haben. Es würde das Lebensbuch dann einen kleinen
Ersatz bieten für den grossen Verlust von northumbrischen
Urkunden, von denen fast gar keine mehr vorhanden sind. Und
nicht blos der Aufenthalt bekannter, sondern auch bisher unbe-
kannter Geistlichen würde sich dadurch feststellen lassen. Das
S. Galler Verbrüderunffsbuch leistet in der Beziehung der
historischen Arbeit durch seine Sonderung und Benennung der
verbündeten Klöster schon mehr Vorschub.
Man könnte einwenden, dass die Beantwortung derartiger
Fragen unmöglich sei. Schwierig ist sie, zumal da zur Lösung
nicht so zahlreiche und zuverlässige Urkunden zu Gebote stehen,
wie dem Behandler des S. Galler Buches aus dem höher ent-
wickelten Karolingerreich, und eine vollständige Lösung nicht
zu erhoffen. Ganz aussichtslos ist sie aber auch nicht bei
sor^ältiger Vergleichung der immerhin noch zahlreichen, wenn
aucm stark interpolierten Urkunden und historischen Quellen
der angels. Zeit und der häufig wiederkehrenden Namengruppen,
besonders in den umfangreicheren Listen der Kleriker und
Mönche.
Einige Beispiele mögen meine Ansicht erläutern ^
Hält man z. B. die Namen Edilbald 39, 10, 15, Cuthlac
39, 51 und Ecga 39, 57 zusammen und denkt daran, dass der
königliche Flüchtling Aethelbald in seinen Jünglingsjahren mit
seinem Begleiter Ecga bei dem Einsiedler Guthlac in Kloster
Croyland war ', so ist man versucht, eine Mönchsffruppe dieses
Klosters hier anzunehmen und zwar eben aus der Zeit der
Verbannung jenes Königs,
Auch Urkunden kann man zum Vergleich heranziehen.
Leider sind aus der angels. Zeit nur zu wenig völlig zuver-
lässig, besonders betreffs der unterschriebenen Zeugen. In
K 24* (Aug. 682) « erbKckt man u. a. die Zeugen Cisi imd Win-
bercht und in K 28* (Aug. 688^* dieselben und Wudda. Wenn
nun f. 24**, 41 ein vada, 24**, 60 ein cissa und f. 25, 6 ein vini-
berct vorkommt, so erscheint auch hier, unter Voraussetzung,
dass entweder schon der Abschreiber des 9. Jh. oder der Ur-
kundenkopist oder der Herausgeber der Hs. nicht frei von Lese-
irrthümem geblieben ist und dass die Foliosonderung keine
1) Bei allen Namenanführuugen bedeutet die Zahl vor dem Komma
stets die Foliozahl der Hs. nach Stevenson, die Zahl nachher die Stellung
des Namens in der Reihenfolge. Jede Seite d. Hs. enthält nämlich meist
63 Namen. 2) Vgl. Hahn, Bonifaz und Lul S. 182 A. 6. Fernere
Citierungen H 182 «. 3) Die ürkundencitierung geschieht nach Kemble,
Codex diplom. aevi Saxonici I. Lond. 1839; * bedeutet Interpolation oder
Verdächtigkeit. Kemble N. 22* = Walter de Gray-Birch: Cartularium
Saxonicum I. Lond. 1885 N. 63 S. 98. J. S. Brewer, Registrum Mal-
mesburiense I. Lond. 1879 N. XVH S. 282. 4) = G.-B. N. 71 S. 106.
R. M. N. XVm S. 284.
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Die Namen der Bonifazischen Briefe etc. 117
Trennung in der Zusammengehörigkeit bedeutet, die nämliche
Gruppe, wie in den Urkk. und zwar eine, die auf Malmesbury
hinfuhrt. Aehnliches ergiebt sich aus K. 11 * (Auff. 675) >, einer
Schenkung eines Bischofs Leutherius an den Fresbyter Aldhelm
in Malmesbury. Hier unterschreiben u. a. Cuniberctus abbas,
Haeddi abbas, Wymberthus presb., Hiddi presb., Hedda. In der
Liste der Aebte mit Presbyterrang Kommt nun ein Ald-
helm pr. 15*», 5 und Cynibercht pbr. 15*>, 13 vor, femer unter
den Klerikern ältester Zeit haddi 24, 5, hiddi 24, 6, cyniberct
24, 8 und viniberct 25, 6, diese noch vor ihrer Weihe verzeichnet.
Der letzte war also ein Zeitgenosse der andern; die 3 voran-
gehenden scheinen Genossen eines Klosters gewesen zu sein
und vielleicht dem Kreise Aldhelms in Malmesbury oder Cyni-
bercts angehört zu haben.
Endlich kann eine Vergleichung der in der Nähe eines
bekannten Namen öfters wiederkehrenden und besonders auf-
falligen Namen ebenfalls zu dem Schluss auf Zusammengehörig-
keit einer Gruppe fuhren. Wenn also in der EJerikeruste bei
Vynfrith 29 ^ 7 kurz vorher ein Aldmon 29, 58, Berctvini 29, 59,
Haduberct 29, 63, Heardred 29 ^ 1, Helmvald 29^, 2, Cynhelm
29^, 4, Tondberct 29*», 6 und eine Kleinigkeit früher ein Hiuddi
29, 18, Tunberct 29, 21, Hygberct 29, 22 u. 34 und bald nach
Erstgenanntem ein Plaegvini 29**, 12 imd wiederum in der
Mönchsliste nach Vynfrith 34**, 63 unweit davon Plegvini 35, 6,
Heardred 35, 10, Aldmonn 35, 11, Helmvald 12, Berctvini 13,
Hiuddi 19 und kurz vorher Cynhelm 34**, 50 und ebenda auch
Eanvini 34 ^ 57, Bercht 34 b, 58, Eanberct 35, 3, Eadvald 35, 7
imd diese letzteren endlich mit vorher erwähnten zusammen
auch bei Vinifrith 35*>, 11 zu finden sind, nämlich Hygberct
35, 47, Haduberct 35, 57, Eanberct 35, 56 und 59, Eadvald
35**, 6, Eanvini 7, Bercht 20, so ist der Schluss auf eine Ge-
nossenschaar Vynfriths erlaubt, die freilich nach Zeit und Ge-
legenheit der Listenübersendung im Personenstand etwas wech-
selt. Man würde auf diese Weise also vielleicht das Kloster
feststellen können, in dem er seine erste geistliche Thätigkeit
geübt hat.
Ich will nun obige Vermuthungen durchaus nicht für un-
umstösslich richtig halten, sondern damit nur einige Wege
andeuten, auf denen man zum Ziele gelangen kann. Erst die
Gesammtheit derartiger üntersuchimgen kann ergeben, ob jene
anzunehmen oder zu verwerfen sind.
Freilich würde eine solche Arbeit eine äusserst mühselige
werden, die grosse Opferfreudigkeit und Entsagung fordert;
denn das historische Kesultat derselben würde nicht der auf-
gewandten Mühe entsprechen; aber immerhin würde manche
1) = G.-B. N. 37, 61; R. M. XDII S. 280.
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118 H. Hahn.
Anregung gegeben werden, nicht blos für Personalstadien in
Bonimzischen, sondern auch in Alkuinschen Briefen, für die
Kritik der Urkunden bei Kemble und Gray-Birch, für die
Feststellung des Geistlichenstandes auch späterer Jahrhunderte,
für die richtige Lesung zweifelhafter oder verstümmelter Namen.
Betreffs der Alkuinbnefe verweise ich nur auf die Zeugen des
Concils vom J. 786, auf Brorda dux, Eadbald dux>, die sich
f. 12, 57 u. 58 in der Königs - und Herzogsliste in derselben
ßeihenfolge wiederfinden. Ohne solche Untersuchungen wird
sich die Benutzung des grössten Theiles dieses Verbrüderungs-
buches darauf beschränken, dass man erklärt, der oder jener
Name einer historischen Quelle kommt in gleicher oder ähn-
licher Form mehrmals in dem 'Buche des Lebens' vor. Man
hat aber wenig damit gewonnen und nicht einmal die Sicherr
heit, dass die gemeinte Person im Buche überhaupt oder jedes-
mal dieselbe ist.
Trotzdem wollen wir in der eben angedeuteten Beschränkung
eine Vergleichung der Namen der Bonifazischen Briefsammlung
mit denen der Listen vornehmen, und wie ausgiebigen Stoff
diese dazu bieten, geht daraus hervor, dass von allen in jener
Sammlung vorkommenden Frauennamen, von der Königstochter
Aelfled an, die zuerst, bis zur Königin Osgeofii von NorÜiumber-
land, die zuletzt hervortritt, und unter 'den Männern von Abt
Aldhelm an bis zu jenem Balthard, an den sich sehnsüchtige
Briefe seiner Schwester richten^ nur wenige Namen nicht ver-
treten sind.
In der Anordnung der Besprechung werden wir uns zum
Theil der des Über vitae, natürlich der älteren Listen, an-
schliessen. Er enthält nämlich die Eintragungen nach Rang-
stufen geordnet und zwar zuerst die Namen der Könige und
Herzöge 2^ von Edvini — Eanred (101 Namen), 2) die Königinnen
imd Aebtissinnen«, von ßaegumaeld — üsgeofu (196 N.), 3) Ein-
siedler (anchoritarum n.)* 28 N., 4) Aebte vom Raiige der
Presbyter * von Ceolfridus — ^Eadvulf(D7 N.), 5) Aebte vom Range
der Diakonen • vonBeomvini diac' — Ecgvulf diaco' (9 N.), 6) Aebte
von Biscopus— Huaetbercht' (99 N.), 7)Presbyter von Demma —
Aldvulf» (372 N.J, 8) Diakonen von Haduvald bis Beomred»
(40 N.), 9) Klenker^o von Eanvulf bis Hadumer (1175 resp.
1163 N.), 10) Mönche von Herding bis Eadvulf ^ (1029 resp.
1036 N.\ im ganzen über 3000 Namen.
Auffallig ist dabei, wie schon Thompson bemerkt hat, dass
1) Monum. Alcuin. Ep. 10 S. 162. 2) Thompson S. 81 f. 15,
Stevenson f. 12 und 12b. 3) xh. f. 16, St. 13— 14b. 4) Th. f. 18,
St. 16. 6) Th. 18b-l9, St. 16b— 16. 6) Th. 19b, st. 16b. 7) Tb.
20. 20b, St. 17. 17b. 8) Th. f. 21b, st. 18b— 21. 9) Th. f. 26,
St. 23. 10) Th. f. 27, St. 24-33. 11) Th. 37, St. f. 34—42.
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Die Namen der Bonifaziscben Briefe etc. 119"
trotz dieser sorgfältigen Sonderung der verschiedenen geist-
lichen Lebenskreise in den älteren Listen die Abtheilung der
Bischöfe fehlt. Von einer Hand des 13. Jh. ist freilich f. 16
ein Verzeichnis von Bischöfen und Erzbischöfen von York vor
und nach der Theilung der Diözese hinzugefügt, aber natürlich
nicht von dem Werth, wie zeitgenössische Eintragungen.
Selbstverständlich werden wir nicht sämmtfiche Namen
der Briefsammlung besprechen, sondern nur solche von her-
vorragenderem Interesse, oder aie durch irgend einen Umstand
zu einer Bemerkung anregen können».
Die Liste der Könige und Herzoge beginnt mit 4 Königen
von Northumberland aus dem 7. Jahrhundert. Es reihen sich
aber auch solche aus anderen Reichen, wie Ostanglien, Mer-
eia u. 8. w. an, zum Theil Herrscher, die in verwandtschaft-
licher Beziehung zu den northumbrisehen gestanden haben.
Man bemerkt an den Namen ein allmähliches Vorrücken in
der Zeit, so dass z. B. die letzten von f 12 dem Ende des
8. Jh. angehören und ebenso solche der Mitte von f 12 *> wie
Edilred 12J>, 12, Osberct» (793) f. 12^,23, Maegenfrith, wahr-
scheinlich der Freund Alkuins (f. 12^ 17)» und Karins 12«>, 19S
wohl der Frankenkönig, am Ende des 8. oder Anfang des 9.
eingetragen sein mögen. Die letzten Namen von f. 12^ von
Ecgbercht ab, den Thompson für den bekannten König von
Wessex hält, werden nach seiner Vermuthung der ersten Hälfte
des 9. Jh. zufallen ^. Uebrigens sind auch in den Geistlichen-
listen hin und wieder hochstehende Personen mit ihren Titeln
vermerkt, z. B. unter den Aebten Edilvald rex a 17*^, 2, Ead-
bercht rex a 17, 49, Eadvulf dux in 39*», 40. Der erste ist
vielleicht identisch mit Aedilbald rd 12, 35, der 2. mit Ead-
berct rd 12, 23 oder 46, der 3. mit Eadvulf rd 12, 16.
Uns gehen nur wenige Namen an, zunächst der von
König Aldfrid (685—705) «, hier Altfrith rd 12, 14 geschrieben,
der gelehrte Freund Aldhelms und Gegner Bischof Wilfrids^
der Stiefsohn Oswiu's, hier Oswio 12, 3, der mit seinen
Söhnen Ecgfrith, Alchfrith und Aelfvini 12, 4—6 genannt wird,
Bemerkens werth ist ferner Oslaf 12, 8. In ^Bonifaz und LuP
ist die Vermuthung ausgesprochen', dass ein Oslavus ein
Diener de»* Königs Aethelred von Mercia und späterhin Geist-
licher oder Mönch mit einem Oshere (f 706), einem frommen
1) Bei der Anführung bezeichnen wir die Liste der Könige und Her>
zöge mit rd, der Königinnen und Aebtissinnen mit ra, der Einsiedler mit
an, der Aebte mit Presbjterrang ap, mit Diakonenrang ad, der Aebt&
mit a, der Presbyter mit p, der Kleriker mit cl, der Mönche mit m.
2) Mon. Alcuin. Ep. 23, 184. 3) Vgl. Thompson 1. c. S. 81 Anm. 3;
Mon. Alcuin. Ep. 69, 318. 4) Th. 1. c. Anm. 6. 6) Das. Anm. 12 ff.
und S. 84. 6) Vgl. H. Hahn, Bonifaz und Lul. Leipzig. Veit 1883,
8. 21 und 71, yon hier ab nur H 21 und 71 citiert. 7) H 102'.
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120 H. Hahn.
Unterkönige des Äetbelred, und dieser wieder mit einem Freunde
des Bonifaz und Bruder einer Korrespondentin desselben £cg-
burga^ ein und dieselbe Person sein könne. Die erste An-
nahme ist damit gestützt, dass beide im Dienste Aethelreds
und beider Söhne gleichnamig sind. Unter diesen befindet
sich ein Aethilbert. Hier aber begegnen wir hintereinander
einem Oslaf, Edilred, Edilberet, so dass wir es hier vielleicht
mit jenen als Ausstellern oder Zeugen einer Schenkungs-
urkunde vom Anfang des 8. Jh. zu thun haben. Von dem
Unterfetoig Oshere sei hier noch nachgetragen, dass er im
J. 680 einem Mönch Frithwald eine Schenkung machte behufs
klösterlichen Lebens ', und dass auf seinen Rath König Aethel-
red 679 die Provinz Mercia in 5 Parochieen theilte und Wor-
cester zum Bisthum erhob'. Nach obiger Annahme wäre
*ene Ecgburga eine Frau von königlichem Geblüt; wirklich
begegnen wir in der Reihe der Königinnen und Aebtissinnen
einer Ecgburg 13*», 5 und 14*, 8 und unter den ersten Achten
einem Oshere a 17, 3, was bei den frommen Neigungen des
Obengenannten und bei dem häufigen Gebrauch, als Laienabt
einem selbstgegründeten Kloster vorzustehen, nicht auffällig
wäre.
In dem bald nach Altfrith 12, 14 verzeichneten Osred
(705—16)* 12, 8, der nach kurzer Zwischenregierung des
von einer nationalen Partei gewählten Eadvulf 12, 16 den Thron
besteigt und von seiner Tante Aelfled und einem Grossen
Berctfrid geschützt wird, hab^en wir wohl den Sohn von jenem
ersten zu erblicken und in Berctred 12, 22 wohl jenen Berct-
frid. Auch die Schwester Altfrith's und die Aebtissin Aethel-
burg, denen der sterbende König seinen letzten Willen betrefi^s
der Versöhnung mit Bischof Wilfrid kundgegeben hatte *, er-
scheinen in dem Aebtissinnenverzeichnis (Aelfled, Aedilburg
ra 13, 4 u. 5) nebeneinander. Ob nun Ecgberct rd 12, 28 der
Verbreiter der katholischen Osterrechnung (f 716) oder der
Erzb. von York (732) ist, ist nicht klar; anscheinend ist er der
letztere, da kurz vorher sein Vetter, der König Coenred 12, 17
u. 25 (716—18) und sein Bruder Eadberct (737-57)« 12,23
eingeschrieben sind. Schwer ist die Entscheidung, ob der
Presbyter Ecgberct p. 20»», 37, der Kleriker cl 25, 33; 26»>, 2;
33, 56 und der Mönch m 38**, 63 jener Erzbischof in niedern
Rangstellungen ist; doch dürfte die späte Einreihung des letztern
eher auf einen andern deuten, ebenso wie die von Ecgred
ap 16, 2 u. 4, cl 28»>, 4, m 38, 45 ; 40, 22 ; 45, 31 ; 41 »>, 13 weniger
auf den Bruder Ecgberts, den in Rom gestorbenen Diakon',
als vielleicht auf einen spätem Bischof von Lindisfarne (828 — 45).
1) H 101. 2) Florent. Wigorn. chron. 680. Mon. bist. Brit.
S. 536 C. 3) Flor. Wig. ad. chron. appendix. Mon. bist. Brit. S. 622 C
624 D. 4) H 74 und 80. 5) H 73. 6) H 192. 7) H 193.
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Die Namen der Bonifazischen Briefe etc. 121
Viel schwerer sind die Frauennamen zu bestimmeD, weil
die geschichtlichen Anhaltspunkte zur Feststellung der Lebens-
zeit ihrer Trägerinnen meist fehlen. Eine Anzahl derselben
sucht man im Verzeichnis auch vergebens. Bonifaz' Freundinnen
gehörten ja dem Süden, die Liste aber dem Norden Englands
an. Auch nahmen die Frauen seltener an der Urkunden-
bezeugung theil als die Geistlichen und wurden daher den
Kirchen von Lindisfarne und Durham weniger bekannt. Ferner
sind die Nonnen, welche lateinische Namen trugen, wie Maxi-
ma>, Justina, Eulalia, Tekla* nicht vorhanden. Vielleicht ver-
bargen sich hinter diesen Elostemamen, wie bei Hauetbercht-
Eusebius heimische^ die im Verzeichnis wohl genannt sein
mögen ; denn hier smd nur angelsächsische zu finden. Ueber-
haupt vermisst man, wie eine Liste der Bischöfe, so auch eine
der xfonnen. Von den früh nach Deutschland Ausgewanderten
wird gleichfalls keine Aufnahme in der Aebtissinnenliste ge-
Ainden haben, weil sie eben noch nicht Aebtissinnen waren.
Aber selbst ganz bekannte und Northumbrien angehörige
Frauen, wie Hilda, die Vorsteherin des Klosters Heruteu
(Hartlepool^ und Streaneshal (Whitbv), die Tante Aelfleds,
sind ausgelassen. Im allgemeinen jeaoch sind die Frauen-
namen aus Bonifaz' Bekanntenkreise reichlicher vertreten, als
die Königsnamen, was theils auf die vornehme Oeburt der
Verzeichneten, theils auf die grössere Fläufigkeit von Toten-
verbrüderungen der Frauenklöster schliessen lässt.
Die Liste der Königinnen und Aebtissinnen beginnt mit
zwei Frauen des Königs Oswiu, Raegumaeld und Eanfled aus
der ersten Hälfte des 7. Jh. und schliesst mit Osgeofu am
Ende des 8. Jh.
Aelfled und Ecgburg haben wir schon erwähnt'. Der
Name der westsächsischen Osgyth, einer Freundin Aldhelms,
auch Sigegitha genannt*, kommt vier Mal vor: ra 13, 17 u. 26;
(osgid) 14,44; 14*>, 5. Da sie zu den Frauen der älteren Zeit
gehört, könnte sie mit den beiden erst verzeichneten gemeint
«ein, zumal sich die beiden andern in der Schreibweise unter-
scheiden. Andere Freundinnen Aldhelms, in der Widmung
seines Gedichts de laudibus virginum erwähnt und wohl dem
Kloster Barking in Essex angehörig, sind Aldgida, Bumgida,
Hidburga, Osburga*. Die letzte findet sich ra 13,29; 13*^,7.
Die erste Gruppe scheint sich wiederzufinden in Tidburg ra
13,*» 3 u. 52, Beorngyth 13^ 53, 56, 58; Beorngid 14, 43^ Aid-
eyth 13**, 55. Hidburga und Burngida sind nur theils Lese-
fehler, theils Veränderungen, durch Latinisierung entstanden.
Das ist grade ein Vorzug dieses Über vitae, dass wir hier die
1) H 19. 2) H 100. 3) S. 0. 120. 4) H 20*. 5) H 100.
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122 H. Hahn.
Namen in rein angelsächsischer Form, befreit von den Verun-
staltungen in lateinischen Quellen, lesen. Wir haben hier also
vielleicht eine Schaar von Nonnen des Klosters Barking vor
uns, der die dazwischen zu lesenden Eardgyth ra IS^*, 54 und
Berctvaru 13*>, 57 zuzuzählen wären. Und wäre Eardgyth
14**, 26 mit jener identisch, so entstünde die Frage , ob nicht
Hildigid 14**, 28 die richtige Form für Hildelida, die Vorsteherin
des genannten Klosters und Nachfolgerin der Aethilburg (Edil-
bürg 13, 24), wäre K Eadburg ra 13>» 48; 14, 39 u. 42 ist viel-
leicht die Aebtissin von Thanet in Kent», die Lehrerin der
Leobgytha (Lioba) und die bald darauf genannte Si^burg 14, 58
ihre Nachfolgerin. Lioba ist nicht erwähnt; doch erscheint
weiter vorn der Name ihrer Mutter Aebbe ra 13,34«, die
Thompson freilich für die Aebtissin von üoldingham (683}
hält*, während ihre Lehrerin die Aebtissin Tetta von Wim-
borne ^ vielleicht unter dem Namen Tatae 13^, 8 zu suchen ist.
Eine Verehrerin des Bonifaz ist Eangyth 13,20, deren
Brief an ihn zwischen 719 — 22 geschrieben ist«. Weiter er-
blicken wir den Namen ihrer Tochter Heaburg 13*^, 27 ', aber
nicht mit ihrem Beinamen Bu^ga, der trotz mehrfachen Ge-
brauchs hier nicht vorkommt. Es wurde bei ihrer Besprechung*
einer andern Bucga gedacht, die eigentlich Hrodware hiess.
Auch diesem Namen begegnen wir (Hrothvaru 13, 31). Cuth-
burg 13, 6 ; 13**, 40 und Cuoenburg 13, 32 sind wahrscheinlich
die Schwestern König Inis« und Cyniburg 13,25; 13**, 32 jene
Cuneburga, an die Lul mit seinen Genossen zwischen 732 — 42
ein Schreiben sendet». Von einem Geschwisterpaar, uns da-
durch bekannt, dass die Schwester ihrer Sehnsucht nach dem
Bruder mehrfach vorwurfsvollen Ausdruck giebt*^, kommen
beide Namen vor: Berhtgid 14,41 (Berctyth 13,58) und Bald-
hard als Mönch m 37,23. — Edilu 14,61 endlich ' könnte auf
Edlu, die Verwandte des Abtes Aldhunus, bezogen werden»*.
Bei Besprechung der Freundinnen des Bonifaz und Lul
will ich noch bemerken, dass mein Einwand gegen die Ver-
muthung Ewalds über die Namen der Geheimschrift in Jaff^^
Ep. 95, 244 1> auch durch diese Liste seine Bekräftigung findet.
Die Namen Susanne und Brannlinde, die Ewald annimmt, sind
nicht einmal in annähernder Form unter den 196 Frauennamen
1) H 99. 2) H 83 ff. 3) H 133*. 4) Thompson 1. e. S. 82i.
6) H 134; vgl. Th. 8. 82». 6) H 104 ff., besonders 106*. 7) H 105»;
108«. 8) H 143 und 149; vgl. Th. 81»o, 822». 9) H 1495.6; Th. SPi
bezeichnet sie als Tochter E. Pendas. 10) H 133. 11) H 148.
12) Vgl. Ewald, N. Arch. VII, 196 und H 242i. W. Diekamp, Die
Wiener Hs. der Bonifatiusbriefe, N. Arch. IX, 16 verwirft auch Ewalds
Erklärung. Seine Lesung *Erfcenchinde* für 'Brannlinde* wird ebenso-
wenig durch Anklänge in ra 13 — 14b unterstützt.
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Die Namen der Bonifsußiscben Briefe etc. 123
der agls. Liste vorhanden. Keine einzige Zusammensetzung
mit Brann und linde, mit Erken und chinde, kein biblischer
Name ist zu sehen. Es überwiegen Wortbildungen mit bürg,
dryth, suidy gyth (gid). Seltner sind schon solche mit hild,
camae, varu, geofu.
Von den Männern geistlichen Standes ist zu erwähnen,
dass sie oft in mehreren Listen zugleich verzeichnet sind, z. B.
als Einsiedler, Aebte, Presbyter, was entweder auf eine Ein-
zeichnung in verschiedenen Zeiten oder auf eine ängstliche
Einordnung derselben Leute nach ihren verschiedenen Titeln
in die einzelnen Verzeichnisse zurückzufahren ist. Es ist da-
bei woU anzunehmen, dass, wexm wir den Namen bekannter
Bischöfe unter Aebten, Presbytern, Klerikern und Mönchen be-
fegnen, wir darin die Vorstufen ihrer spätem Stellung zu er-
ennen haben.
Auch hier bringen wir übrigens, um die Besprechung nicht
zu weit auszudehnen, aus jeder Gruppe nur eme kleine An-
zahl von Beispielen.
Unter den Einsiedlern heben wir den frommen Balthere
von Tiningham (f 756) * hervor (balthere pbr' an 15, 13, wohl
identisch mit baldhere ap 15*», 33, baldhere cl 26*^,4^; dann
seinen Zeitgenossen Echa oder Etha, einen Einsiedler bei Dur-
ham*, Echna pbr^ an 15,17, p 18**, 21. Möglicherweise ist
auch der Diakon Ecca d 23,5 derselbe. Der Presbyter und
Abt des Klosters Lindisfarne, der wahrscheinliche Verfasser
der vita Cudberthi, an den sich Bonifaz um Unterstützung in
Angelegenheiten des König Aethelbald wendet 3, ist den Ein-
siedlem als Herefrid pbr* an 15, 10 beigezählt; vgl. ferner
Herefrith pbr' ap 15*>,7; cl 24,10; 24^,62; 26,58; m 37^8;
38,60.
Schwieriger ist zu entscheiden, ob die verschiedenen Ge-
nossen des Bonifaz, Namens Wicbercht*, auch die im über
vitae verzeichneten sind, und ob sie untereinander in Beziehung
stehen. Unter den Einsiedlern erblickt man einen Uichtbercht
pbr* 15, 5 und einen Vigbercht pr' an 15, 28, also am Anfang
und am Ende der Liste, sodann einen viebercht pbr' ap lb\ 21,
vigbercht p 21, 47; cl 28, 1 ; 28^ 42; m 35, 23.
Vor allem dürfen nicht unerwähnt bleiben Wynfrith selbst
und seine ältesten Genossen. Bonifaz kann, ebenso wie diese,
natürlich in seiner Heimat nur in niederem geistliehen Eange
erscheinen und er nur unter dem Namen Vynfrith. Dieser be-
gegnet uns cl29»>,7, dicht neben Tondberct cl 29S 6, u. 31,52
und m 34*^,63 und in der Form Vinifrith m 35**, 11. Kurz
vor Vynfrith cl 31,52 ist ein Verberct cl 31,49, vielleicht mit
dem Verberhtus (Verbeht) identisch, der 745 mit Bonifaz und
1) H 203. 2) Das. 3) H 176. 4) H 141 ff., 319,
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124 H. Hahn.
andern agis. Bischöfen an König Athelbald schrieb \ und bald
darauf ein Berctvald cl 31,55, wohl der spätere Erzbischof von
Canterbury, Der Name des Lehrers von Bonifaz, des Abtes
von Nhutscelle (Nursling), Vynbercht*. ist unter den Aebten
zwar nicht zu finden, dagegen unter aen Klerikern Vynberct
cl 'dO\ 38, Vinberct cl 25»», 32, Viniberct 25, 6; 30, 52; m 35, 43;
35»,4u. 36; 36^46; 39»>,59, Vermisst wird aber sein Zeit-
genösse Abt Wintra^. An die Gebrüder Willibald, den Bischof
von Eichstedt, und seinen Bruder Wunnebald^ erinnern Vil-
bald m 38,»> 19 und Vynbald m 41»», 47. Beide Namen sind,
freilich sehr gegen Ende der Listen. Da aber Vilbald ganz
in der Nähe von Aldhelm 38»», 17 steht, ausserdem in derselben
Weise wie in der Briefsammlung (vilbaldum)* geschrieben
wird, und Hvita, bei dem man an den Bischof von Buraburg
denken kann «, unmittelbar folgt (m 38»», 20) und unweit von
Vvnbald 41»», 47 wieder angegeben ist (m42, 12), so stossen
wir hier wohl auf einige ältere Gruppen von Mönchen, denen
dann Bonifaz' älteste Mitarbeiter angehörten. Doch ist freilich
nicht zu verschweigen, dass es zwischen 672 — 74 auch einen
Bischof Vynfrid von Mercia gibt, der wieder Mönch wurde
und um 737 einen Bischof Hvita von Mercia. — Burgheard
m 41, 1 endlich, in dessen Nähe sich gleichfalls ein Aid red
m40»», 62 und ein Aelfsig m41,3 befindet, wie bei Vilbald
m 38b, 29 und Vynbald m 4P, 47 (Aldred in 38^,21; 4P, 8;
Aelfsig 38»», 18; 41»», 51) klingt an den Namen des Bischofs von
Würzburg an'. Dagegen findet sich der angebliche Name
ihres Vaters Richard nicht, auch nicht einmal ein ähnlicher;
er muss also spätere Erfindung oder starke Verstümmlung eines
angelsächsischen sein. Desgleichen fehlt auch der Name Luis.
Aus den Reihen der Aebte heben wir zunächst hervor
Aldhelm pbr' ap 15^5; p 19,7; cl31»»,31; 32^23; m34»»,23.
Da er in der ersten Liste ziemlich am Anfang, in den andern
in der Nähe von Personen aus älterer Zeit steht, wie Ingild
31»», 25, Huaetbercht 31»», 42, so maff wohl überall der bekannte
Aldhelm bezeichnet sein. Cyniwmf nennen wir wegen des
litterarischen Interesses, das dieser Name erregt», ohne dass
wir jedoch gemeint sind , den Dichter darunter zu verstehen.
Eher dürfte der Name den gleichnamigen Bischof von Lindis-
fame angehen. Die zahlreichen Wiederholungen (ap 15»», 25;
p20»»,53; c25b,53; 32, 44 u. 54; 32S 1 u. 16; 33,28 u. 41; m
35b, 50; 36S 27; 37^, 18 u. 23; 38, 58; 39, 25; 40^, 24; coenvulf
1) J 69, 168H. 2) H 27. 3) H 29. 4) Vgl. H. Hahn, Die
Reise des beil. Willibald nach Palästina. Progr. der Luisenst&dt. Real-
schule. Berlin 1856, S. 4 und Jahrbücher d. fränkischen Reichs, 741 — 52.
Berlin 1863, S. 26. 5) J 47, 127; 59, 168 *Vilbalth\ 6) H. Hahn,
Jahrbücher 26» und J 44, 123l>. 7) Das. 26» und J 46, 124 u. 69, 168i
(Burghardus, Burghurt). 8) H 21.
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Die Namen der Bonifazischen Briefe etc. > 125
42, 20) deuten wohl auf das häufige Vorkommen des Namens
an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten und legen
die Nothwendigkeit einer Gruppenherstellung recht dar.
Von gleicher Wichtigkeit sind auch die ^men der Räthsel-
dichter, Bischofs Tatwin von Canterbury^ und des Abts
Hwaetbercht-Eusebius von Wearmouth*. Jedenfalls dürften
die hier gemachten Eintragungen des ersten Namens wohl eher
auf den Q-enannten, als auf den gleichnamigen Fritzlarer Mönch '
sich beziehen y besonders in den vordem Listen (Tatvini pbr^
.apl5»»,20; p2üb,12u. 31; cl25,28u. 30; 27^53; 28^ 10;
30^, 15). In der Mönchsliste dagegen ist ein Zusammenhang
mit dem letztern nicht ausgeschlossen , da in der Nähe von
Tatvini m 35, 45, Pecthelm m 35, 40, Viniberct 35, 43, Vynbald
45, Berctuald 46, also eine Gruppe von Geistlichen der älteren
Zeit steht. Hwaetbercht l?**, 39 ist in der Abtsreihe der letzte;
sonst ist er verzeichnet cl 27^ 2; 30,51; 31^ 42; ra 38,7;
41, 14. Sein kirchlicher Beiname Eusebius ist natürlich nicht
mit eingetragen.
Von andern bedeutenden litterarischen Persönlichkeiten
Northumberlands stossen wir in der Abtsliste auf Aelberct^
und Alchuini, nebeneinander, a 17, 55 u. 56, was wohl erst auf
späte Aufzeichnung dieser Stelle schliessen lässt. In der Form
Aelberct a 17, 55; d 23, 19 kommt der Name ausser an diesen
Stellen nicht weiter vor. Da ich nicht weiss, ob Alberet, der
sehr häufig erscheint, derselbe ist wie Aelberct und deswegen
ebenso auf den spätem Erzbischof von York und Lehrer AI-
kuins bezogen werden könnte, begnüge ich mich mit Angabe
einiger Stellen (cl 27, 16; 28^ 52, 54, 61 u. 62; m 34», 54). Da-
gegen erwähne ich wegen der noch o£Fenen Frage über die
Identität von Aluberct und Aelberct, die zwischen mir und
dem zu früh verblichenen Diekamp verhandelt wurde', auch
die Form Aluberct (cht): a 17>», 21 ; p 19, 51 ; cl 24^ 36; 27, 33;
29,60; 30,2; m36,52; 41^,37. Sicher aber ist, dass Aelberct
den Doppelnamen Coena fdhrte<^: auch dieser ist vorhanden
und gehört offenbar seiner Kleriker- und Mönchzeit an (Coena
cl 28», 19; 31,54; Koena m 37, 12, wie bei Jaffö ep 125,290).
Von den Aebten berühren wir nur noch einige ältere, z, B.
Cynigils (a 17», 1 ; p 20, 37 ; 20», 60; 21, 38, wo nebenan Vini-
bald 21, 39 steht; femer m 37, 24; 38^ 49; 40, 62), den in Jaff.
ep 46, 126 zusammen mit dem Abt Ingeldus und dem Pres-
byter Wiethbert angeredeten Abt von Glastonburv '. Ingeld
oaer Ingild^ erscheint hier nirgends als Abt, sondern nur als
1) H 1621. 2) H 213 ff. 3) H 146. 4) H 300 ff. 5) H 3059;
vgl. Hahn in Forsch, mr D. G. XX, 562 f. und W. Diekamp, Yitae
8. Lindgeri, Gesch. - Quell, d. B. Münster IV, 15 A 2 nnd Chorbischof
Alnbreht nnd Erzbischof Aelbreht, Forschungen zur D. G. XX, 425 ff.
6) H 300«.». 7) H 142. 8) H 143.
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126 H. Bahn.
Presbyter und in den niedem Rangstellen, dafür hier so oft,
dasB ich das vollständige Verzeichnis als ein Beispiel von der
Häufigkeit des Vorkommens einzelner Namen bieten kann
(p. 19, 4 in der Nähe von Aldhelm 19, 7; 21, 16 u. 21; cl 25, 1
u. 41 ; 25^ 20; 26S 28; 27, 30; 29S 37; 3P, 25; m 34^ 4
u. 12: 35, 54; 36, 44; 38, 39; 40^ 46).
Uebrigens ist nicht nur Cjni^ls, sondern auch der Name
seines Vorgängers Haemgils i an 15. 6; cl 26, 56 ; m 34, 41 und
eines spätem Abts Tunberct von Glastonbury, der möglicher-
weise mit dein in einer Grabschrift verherrlichten Freunde des
Bonifaz identisch ist*) vorhanden. Allerdings finden sich ver-
schiedene Formen : Tonberat d 23,28. Tunberct cl 28,51 ; 29, 21 ;
30», 43; Tondberct 29^,6, dicht nebisn Vynfrith 29«»,7; aus
dieser Fülle von Abweichungen lässt sich auch die Umwandlung
in Dombercht erklären.
Aldhunus, der im Verein mit zwei Aebtissinnen an jene
drei oben erwähnten Männer schreibt ', zeigt sich, wenn nicht
das häufiger vorkommende Aldwin eine Abwandlung von
Aldhun ist, nur einigemal (cl24'', 8; 30^54; 31*», 6; aldwin
p21,50; cl24»,44 u. s. w.
Von den zahlreichen übrigen Namen aus der Reihe der
Presbyter, Kleriker und Mönche sollen uns nur noch wenige
in Anspruch nehmen, zunächst nur solche, deren Träger später
zu Bischöfen oder Erzbischöfen erhoben worden sind, so Berht-
wald, der Erzbischof von Canterbury und Nachfolger Theodors *.
Hier freilich erscheint er nur in der Form Berct- und Bercht-
waldpl9,16u.58; 21,11; cl26,23; 27»,30; 29^21; 30^20;
31,56: m 34, 35 u. 36; 35,45; 42,1. — Den Namen des Bischöfe
Haedai von Winchester * finden wir nur in Anklängen, z. B.
Haethi cl 26, 12, in nicht allzu weiter Entfernung von Berctuald
26, 23; Haedi m 34«». 2, nicht weit von Inrild 34^,4. — Daniel
fehlt, weil dieser Name offenbar ein biblischer, kein angel-
sächsischer ist; dagegen ist der seines Nachfolgers Hunfrith*
744—54 wieder vorhanden: p 20»', 45; d 23, 17; m 35^,62, bei
welch letzterem man auch auch an den gleichnamigen Mönch
von Fritzlar denken hönnte % endlich auch dessen Nachfolger
Cyniheard» ap 15^ 30; Cynh. p 20^2; m 36^,20; 37^,28.
Der Name von Torhthelm, dem Bischof von Leicester », kommt
sowohl in dieser Form vor (p 19^53; cl 24,36; 24^,24;
27, 49; m 34, 14; 34^, 5) als auch in der andern Bezeichnung
Totta m 34**, 30. Milret, Bischof von Worcester»®, erscheint
a 17, 34; cl 30^, 5 (Milred).
1) H. 147. 2) H. 147» u. 165«. S. Dümmler, N. Arch. IV, 116
und Poet. lat. aev. Karol. I, 19 N. VH. 3) Jaff^ ep. 46, 126. 4) H 66 ff.
6) H. 30. 6) H. 128. 7) H. 146; J. 64 S. 183. 8) H. 269.
9) H. 168*. 10) H. 266 ff.
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Die Namen der Bonifazischen Briefe etc. 127
Von sonstigen Namen möchten wir auf Baegloc el 26^^ 31,
Baeglue 31, 19; Baedlog 24^, 34 aufmerksam machen, die wohl
sämmtlich dieselbe Person bezeichnen und an Luis Freigelassenen
Beiioc > erinnern, der im cod. Carlsruh. der Ep. Bonif. auch
Begiloc genannt wird. Die Verschiedenheit der Formen ist
wahrschemlich wie bei anderen Namen auf die roheren Zeiten
eigne Unsicherheit der Schreibweise und Aussprache zurück-
zuführen. Hereca, der Freund von Lul und Abt von Malmes-
bury*, wird vermisst, obwohl viele Zusammensetzungen mit
Here und frith, bald, uald gebildet sind. Vielleicht ist Hereca
eine Verstümmlung von Hereric cl 24 '»j 11, in dessen Nähe
auch Aldhun 24^, 8 , Baedlog 24^,34, und vor allem auch
Eofa 24^, 31, ein Anklang an Eaba oder Eoba, den Abt von
Malmesbury und Erzieher von Lul*, eingetragen sipd. Hinter
Lutting cl 24^,28 könnte man dann Lytel, den Kosenamen
von Lul*, wittern, wenn nicht der gleichzeitig verzeichnete
Eofa als Abt eben sein Leiter in seinen Kinderjahren gewesen
wäre.
Wenn also in dieser Abhandlung nur eine Reihe von Ver-
muthimgen über die Identität bekannter Persönlichkeiten,
häufiger gar nur geringe Anhaltspunkte zu solchen Combina-
tionen aufgestellt sind, wird es Sache eines tüchtigen Heraus-
gebers dieses liber vitae sein, in eingehender Untersuchung
und Vergleichung derartige Vermuthungen zur Wahrschein-
lichkeit zu erheben oder zu beseitigen. Bis zu einer solch
gründlichen Ausgabe dieses Buches bleibt es ein zwar inter-
essanter, aber doch unhandlicher und nicht sehr werthvoUer
Torso.
1) H. 238». 2) H. 239», 3) H. 239«. 4) H. 237«; 239i.
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VI
Zur
Translatio S. Benedicti.
Von
0. Holder -Eg^g^er.
Neue» Archiv etc. XI T. 9^
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In dem ersten Bande S. 75—84 der Analecta Bollandiana,
welche schon so manchen interessanten Fund zuerst ans Licht
gebracht haben, ist von den Herrn Bollandisten aus einem
•Neapolitaner Codex des 13. Jahrhunderts eine bisher unbe-
kannte Translatio S. Benedicti herausgegeben, welche nach
den Vorbemerkungen des Herrn Editors zwischen 830 — 833
verfasst ist. Ueber den Ort, wo sie geschrieben ist, spricht
sich derselbe nicht aus', doch sagt der Autor ausdrücKÜch,
dass er im Fürstenthum Benevent schrieb, und aus seinem
Schriftchen geht mit absoluter Klarheit hervor, dass er in
Monte Cassino lebte ', obgleich er fast ängstlich vermeidet das
anzudeuten.
Die Schrift scheint geeignet den tausendjährigen Streit
über den Besitz des Körpers des heiligen Mönchsvaters, der
zwischen den Benedictsklöstern an der Loire (Fleury) und auf
Monte Cassino mit so grosser Erbitterung geführt wurde, zur
definitiven Entscheidung zu bringen. Bislang lag ja die Sache
so, dass Jeder Unbefangene urtheilen musste, im 7. Jahrhundert
— das Jahr lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen — sind
die Gebeine des heil. Benedict aus Monte Cassino gestohlen
und nach St. -Benoit-sur- Loire, die seiner Schwester Schola-
stica nach Le Mans gebracht worden. Dafür sprach vor allem
das Zeugnis des Cassineser Mönchs Paulus aiaconus, ferner
ein jetzt als echt erkannter Brief des Papstes Zacharias», der
auf Bitten des Ex-Maiordomus und damaligen Cassineser
Mönchs Karlmann und des Abts von Monte Cassino die frän-
kischen Bischöfe auffordert, sie sollten dahin wirken, dass die
Floriacenser Mönche die Gebeine des heil. Benedict an die
Cassineser ausliefern. Dafür spricht endlich die um Mitte
des 9. Jahrhunderts in Fleury verfasste Translatio S. Benedicti
und viele spätere Schriften dieses Klosters, wo der heil. Benedict
im Laufe der Jahrhunderte zahllose Wunder wirkte. In Monte
1) Auch über die Herkunft des Codex ist keine Angabe gemacht.
2) Das nimmt auch Wattenbach, GQ. 6. Aufl. I, 287 an. 3) Jaff^,
Reg. pont. ed. 2. nr. 2290. Die von Hahn, Löwenfeld, Ewald angenom-
mene Echtheit bezweifelt freilich W. Diekamp im Historischen Jahrbuch
I, 231, aber ohne Angabe eines Grundes.
9*
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132 0. Holder -Egger.
Cassino jedoch erklärte man im 11. und 12. Jahrhundert» die
ganze Geschichte von der Translation für eine Lüge', die
ganzen Gebeine der heil. Benedict und Scholastica wurden im
Jahr 1066 gefunden» und thaten fortan auch hier unzählige
Wunder.
Die neu gefundene Cassineser Translatio entscheidet nun
den Streit dahin, dass beide Theile Recht haben. Die Trans-
lation der heil. Benedict und Scholastica nach Frankreich hat
allerdings stattgefunden, aber es sind nur Theile der beiden
Heiligenieiber dorthin übertragen worden, ein anderer Theil,
und zwar, wie der Autor wenigstens zu verstehen giebt, der
grössere, ist in Monte Cassino zurückgeblieben. Diese That-
sache, die nur theil weise üebertragung, hervorzuheben, liegt
dem Verfasser besonders am Herzen, denn dreimal betont er das,
Cap. 6 : 'Exin autem, cum illic diligentius veneranda sanctorum
(Benedicti et Scolasticae) corpora ... in negligentia ab hominibus.
haberentur, ad Galiiarum fines eorum, nonextoto,sed
partim, sunt beata translata cadavera'. Cap. 7 : ^ut cjuantociua
ad Italiam pergerent et sanctorum Benedicti atque ilhus sororis
. . , Scolastice diu neglecta sacrata corpora dignis obsequiia
visitarent et ex eorum venerabilibus membris que-
que clariora auferre valuissent veneranter ad Gallias per-
veherent'. Endlich im Schlusscapitel: *Nam quod ex eorum
membris aliquasDeus portiunculas m extremas natio-
nes transmigrare permisit, ob nil aliud hoc actum est' etc.
Der Herausgeber in den Analecta hebt mit einer gewissen
Befriedigung hervor, dass schon früher ein Bollandist, J. Stil-
ting, auf diesen schlauen Vermittelungsgedanken gekommen ist^
der hier eine so volle Bestätigung erhält. Dem stellen sich
aber doch auch einige nicht ganz ungegründete Bedenken
gegenüber. Als Papst Zacharias um 750 seinen obengenannten
Brief schrieb, und als Paulus diaconus etwa 50 Jahre später
seine Langobardengeschichte abfasste , war man in Monte
Cassino der Meinung, die beiden Heiligenleiber seien ganz
nach Frankreich gebracht. Hat man in der Zeit von 800 — 830
nun etwa in Monte Cassino die zurückgebliebenen Knochen
gefunden ? Das würde der Verfasser der Translatio doch wohl
erwähnt haben. Ferner Abt Desiderius, Leo, Petrus im 11.
und 12. Jahrhundert kannten diesen in ihrem eigenen Kloster
1) Schon der Verfasser der Chronica S. Benedicti (um 870) unter-
lässt es, die Translation nach Paulus, dem er sonst die ältere Geschichte
des Klosters entnimmt, zu erwähnen, sagt dagegen c. 21 (SS. Lang,
p. 480); ^In eiusdem vero urbis (Casinatium) arcem . . ., ubi decenter
corpus Benedicti humatum est'. 2) Ihre Aeusserungen lassen an Energie
des Ausdrucks nichts zu wünschen übrig. S. namentlich Leonis Chron.
Casin. II, 44, SS. VII, 657; II, 48, eb. s. 659 f.; Petri Chron. Casin.
IV, 5, eb. 8. 762; IV, 29, eb. S. 775. 3) Petri Casin. Mirac. S. Bened.,.
Acta SS. Mart. III, 288; Leonis Chron. Casin. III, 26, SS. VII, 717.
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Zur Translatio S. Benedicti. 133
geschriebenen, für sie so hochwichtigen Bericht nicht, ihnen
war nur die Floriacenser Translationsgeschichte bekannt, die
sie als die 'falsissima translationis series' und ähnlich bezeichnen.
Leo erzählt II, 43. 44, Kaiser Heinrich III. habe, da er durch
eine Vision überzeugt worden, der heil. Benedict ruhe wirk-
lich in Monte Cassino, alle Exemplare der Floriacenser Trans-
lationsgeschichte, deren er habhaft wurde, verbrennen lassen,
so dass über allen Zweifel erhellt, er kannte eben nur diesen
Bericht^. Hätte man in Monte Cassino im 11. und 12. Jahr-
hundert eine Ahnung von der heimischen Erzählung gehabt,
hätte man dann nicht vorgezogen, ihrem Bericht Glauben zu
schenken, den Floriacensern zuzugestehen, dass sie einen Theil
der heiligen Reliquien besässen, da man dadurch den grösseren
Theil für sich sicher retten konnte, namentlich den erdinicken-
den Beweismitteln von St. • Ben oit-sur- Loire gegenüber^ die
nach dem eigenen Zeugnis der Cassineser Leute wie Kaiser
Heinrich III. und Papst Urban II, ja die Mönche selbst, wie
den Pförtner Adam, zu den stärksten Zweifeln bewogen, ob
man in Monte Cassino wirklich den h. Benedict habe? Es ist
sicher, dass man hier den Floriacenser Beweisstücken nichts
ähnliches entgegenzustellen wusste, allein der heil. Benedict
selber konnte helfen und musste durch immer neue Visionen
die Zweifler von seiner Anwesenheit in seinem Stammkloster
überzeugen. Wattenbach a. a. O. ' hilft aus dieser Schwierig-
keit, indem er meint, der alte Cassineser Bericht sei später
vergessen worden. Dem ist nur entgegenzuhalten, dass er uns
nicht in einer — den Cassinesern etwa abhanden gekommenen
— Handschrift des 9, sondern in einem Codex des 13. Jahr-
hunderts überliefert ist. Also Andere haben ihn doch auch
später noch gekannt, und überaus befremdend ist es, dass von
solchem Schatz den Cassinesern keine Kunde zugekommen ist.
Aber eine genauere Prüfung des Stücks flihrt zu einer andern
Lösung des Dilemma.
Nach einer kurzen phrasenhaften und inhaltslosen Vorrede
in dem bei solchen Schriftstücken hergebrachten Stil beginnt
1) Den er noch dazu deutlich kennzeichuet durch die sehr hübsche
Kritik, welche er den Kaiser daran üben lässt. Der Kaiser erklärt es
nämlich sehr mit Grund als widersinnig, dass durch himmlische Inter-
vention erst die fränkischen Sendlinge die Heiligen zu stehlen, dann der
Papst zur Verfolgung der Diebe und endlich diese wieder zu eiliger
Flucht aufgefordert werden. In der Cassineser Erzählung ist von den
beiden letzten Visionen nicht die Rede. 2) Wattenbachs Ausdruck:
^Dieser Bericht ist, da man später von der ganzen Translation nichts
wissen wollte, vergessen' scheint mir nicht ganz präeis. Mich dünkt, ent-
weder hatte man ihn vergessen, und erklärte deshalb die ganze Traus-
lationsgeschichte für apokryph, oder man wollte von ihm nichts wissen,
da man auf keinen Theil der Heiligenleiber Verzicht leisten wollte.
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134 0. Holder -Egger,
der Verfasser seinen Bericht in höchst eigenthümlicher Weise.
Ich muss das ganze Capitel zum Verständnis hierhersetzen:
^Ergo ut nostra hec assertio vera esse credatur, sub quali
vel quanto nunc principe Beneventi gloria sublimata consistat,
e quibus illius studiis Domini vel eins sanctorum laudes iu-
fiter extollantur, nostris his parvis apicibus Studiosus quisque
inoscere poterit. Eo igitur tempore quo, forma corporis atque
animi preclarus decore, celesti Providentia Sico illustrissimus
Srinceps Samnii Longobardorum gentis principatum regebat,
um plures ex sibi subditis viri illustres eins alacritatem
sapientie cernerent eumque in historiis veterum et maxime in
sanctorum cognoscendis miraculis, que ab illis superna virtute
peracta sunt, perpendissent Studium dare, ceperunt in exqui-
rendis doctorum libris vel sanctorum virtutibus eorum succres-
cere studia, ut eins certatim auribus semper aliquid novi
haberent quod inferre potui8sent\ So manche Fragen beim
Lesen dieses Kapitels auch sofort aufsteigen, das war mir so-
gleich klar — und ich meine, es wird den meisten so gehen, die
mit solchen mittelalterlichen Denkmälern öfter zu thun gehabt
haben — was ich von diesem Schriftstück zu halten habe.
Was ist das für eine seltsam ungeheuerliche Einleitung? Da-
mit man ihm Glauben schenke, sagt der Autor, soll aus seiner
Schrift ersichtlich sein, von welchem Fürsten jetzt Benevent
regiert werde u. s. w.? Er denkt sich also in die Seelen später
zweifelsüchtiger Leser hinein, die zunächst mit Mistrauen
seine Schrift in die Hand nehmen; wenn sie dann aber ver-
nehmen, dass er schon in so uralter Zeit, schon unter dem
Langobardenfürsten Sico geschrieben hat, ja, dann sollen sie
sagen: Ja dann muss alles wohl wahr sein. Zur Bestimmung
seiner Zeit giebt er nicht an, dass damals der mächtige Franken-
kaiser Ludwig regierte, welcher Papst auf dem heiligen Stuhl
sass, sondern nur, dass Sico Fürst von Benevent war. Aber
sollte der kluge, so weit voraussehende Mann nicht bedacht
haben, dass manche seiner späten Leser garnicht mehr wissen
werden, wann vor Zeiten der obscure Fürst Sico existiert
habe? Nun vielleicht war es ihm überhaupt nur darum zu
thun, den Schein altersgrauer Vorzeit zu erwecken, wenigstens
scheint er selbst von dem Zeitalter des Fürsten Sico höchst
dunkle Vorstellungen gehabt zu haben, da er im Schluss-
capitel sagt: 'pro raonasterio quod in (Montis Casini) superficie
a beatissimo Benedicto constructum fuerat et nuper a Longo-
bardis destructum est, nunc ab eis iterum Longobardis ad
honorem tanti patris sub unius pastoris regimine duo sunt
constructa coenobia'. Konnte ein Mann, der um 830 < schrieb,
1) Oder vielmehr zwischen 814 and 833, das ist in der Regierung-s-
zeit Sicos, denn es ist kein hinreichender Grund vorhanden, mit dem
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Zur Translatio S. Benedicti. 135
wirklich sagen, das vor circa 240 Jahren zerstörte Kloster sei
^nuper a Langobardis destructum', und von der Wiederher-
stellung desselben, die um 720 iUllt, sie sei ^nunc' geschehen,
ganz zu geschweigen, dass die Langobarden nichts mit der
Wiederherstellung zu thun hatten? Der Herausgeber in den
Analecta, der sich S. 77 diese Fragen auch stellt, meint doch,
sie müssten mit *Ja' beantwortet werden. Wir sind anderer
Meinung, aber da aus dem *Ja' des Herrn Herausgebers er-
hellt, dass nicht Jeder durch unser bisheriges Raisonnement
zu überzeugen ist, so müssen wir noch einen andern Weg der
Beweisführung einschlagen, denn was hälfe es uns, solchem ^Ja'
gegenüber zu erklären, solch ein Gedanke, wie der oben an-
geführte Eingang enthält, sei in einem derartigen mittelalter-
lichen Werk unerhört und sei genügend, um das Stück als
ein späteres Machwerk zu kennzeichnen? Was hälfe es uns,
zu benaupten, des Mannes Stil gehe auf Stelzen, er sei ge-
wohnt anders zu schreiben und habe hier seine Sprache auf
künstliche Schrauben gestellt, um seinem Opus alterthümliche
Färbung zu geben? Solche Dinge lassen sich fühlen, aber
nicht beweisen.
Nach dem oben S, 134 ganz abgedruckten Capitel fährt
der Autor fort, unter denen, welche für den studieneifrieen
Fürsten Sico* thätig waren, habe sich auch ein vorzüglicher
Gelehrter mit Namen Arechius oder Arechis befunden und der
habe über den heiligen Benedict noch in dem Buch eines ge-
wissen sehr weisen Marcus einiges aufgefunden, was von Gregor
dem Grossen nicht erzählt war, und tneilt danach mit.anderen
Worten mit, was Paulus diac. in der Langobardengeschichte
I, 26 berichtet*, der eben dafür das Gedicht des Marcus be-
Herrn Herausg-eber die Abfassnngszeit — nach Angabe des AntorsI —
auf 830 — 833 einzuschränken. 1) Gegenüber den Lobsprüchen, mit
denen dieser angeblich gleichzeitige Cassinese diesen Mäcen bedenkt^
ist es nützlich nachzulesen, wie seine wirklich gleichzeitigen Kloster-
brüder Erchempert und der Verfasser der Chronica S. Benedicti über ihn
urtheilen. 2) Dasselbe, was Hist. Lang. I, 26 steht, ist auch in die
Chronica S. Benedicti (SS. Lang. p. 478 f.) aufgenommen, und der
Heraasgeber in den Analecta yermnthet nun, der Verfasser der Chronica
habe es ans der von dem Autor der Translatio citierten Schrift des
Arechis abgeschrieben. Wäre aber dem Herrn Herausgeber Waitz* Aus-
gabe der Chronica in den SS. Lang, bekannt gewesen, so hätte er in
solchen Irrthum nicht verfallen können, sondern gesehen, dass der Ver-
fasser der Chronica das betreffende Stück aus des Paulus diac. Schrift
de 8. Benedicto, welche Archiv X, 325 ff. gedruckt ist, wörtlich abschrieb.
Der Verfasser der Translatio benutzte dagegen offenbar nicht Paulus*^
Schrift de s. Benedicto, sondern desselben Hist. Lang., da er seine Mit-
theilungen genau da schliesst, wo das Capitel I, 26 derselben aufhört^
namentlich nur den einen hier citierten Vers des Marcus kennt, von den
anderen Versen desselben, die in den beiden andern genannten Werken
folgen, und überhaupt von Marcus sonst nichts weiss.
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136 O. Holder- Egger.
nutzte; auch in seiner kleinen Schrift über S. Benedict hatte
er schon Gebrauch davon gemacht und die Anfangsverse daraus
citiert (Archiv X, 330 f.). Welch ungeheuere Albernheit tischt
uns nun der Verfasser der Translatio auf! Um 830 kannte
natürlich jeder Cassinese seinen vor circa 30 Jahren gestor-
benen berühmten Eiosterbruder Paulus und sein berühmtes
Werk, die Langobardengeschichte. Ebenso war natürlich dessea
Schriftchen und des Marcus Gedicht > über den heil. Benedict
im Kloster vorhanden und bekannt. Und nun kommt ein
Cassineser jener Zeit und will — des Paulus Worte theilweise
entstellend — uns weiss machen , dass um 820 — 830 ^cuid
(S. Benedicti) vitam per multorum et antiquorum volumina
prefati strenuissimi viri Arechis sagax inquireret diligenter
sollertia, in cuiusdam sapientis Marci nomine libro^ repperit'
was bei Paulus Eist. Lang. I, 26 steht. Das ist natürlicn eine
Lüge, Aber warum log er so ungeschickt, warum saete er
nicht einfach, die folgende Geschichte erzähle Paulus? Meine
Antwort ist darauf: weil der brave Mann sich einbildete, der
Fürst Sico sei älter als Paulus, er hätte bald nach der Wieder-
herstellung des Klosters Monte Cassino gelebt, und er selbbt
sich den Schein geben wollte, als habe er schon um diese Zeit,
also etwa um 730, geschrieben'. Das scheint mir sein oben
angeführtes ^nunc' und ^nuper' zu beweisen. Also lebte der
Verfasser weder um 730 noch 830, sondern war ein späterer
Fälscher. Dies weiter zu erhärten, gehen wir zum dritten
entscheidenden Beweise über, indem wir uns die Translations-
geschichte selbst näher ansehen.
Vergleicht man nämlich diese mit der in St. -Benoit-s ur-
Loire verfassten, so ergiebt sich die merkwürdigste Ueberein-
stimmung zwischen beiden. Zunächst der Anlass der Trans-
lation, die Entdeckung der Heiligenleiber auf Monte Cassino und
deren Wegführung von da werden in beiden mit wesentlich den-
selben Umständen erzählt. Dann folgen bei beiden genau die-
selben während der Uebertragung geschehenen Wunder, genau
mit denselben Nebenumständen und genau in derselben Reihen-
folge berichtet, die bei beiden an denselben Orten passieren,
und diese Orte liegen alle in der nächsten Umgebung von
Fleury. Die Worte sind aber bei beiden fast immer verschie-
den, freilich ein paar Mal kommen sie auch darin so stark
1) Der Verfasser der Chronica S. Benedicti kannte es sehr wohl. Er
sagt nach den Anfangsversen, die er von Paulus übernimmt: 'Requirantur
alibr. 2) Der Autor hat, wie man sieht, den *liber*, der in einem Ge-
dicht bestand, nie mit Augen gesehen. 8) Der Name Arechis, den er
für seinen weisen Forscher wählt, kommt in der alten Zeit im Beneven-
taniscben oft vor, zwei Herzoge führten ihn, aber auch Paulus' Bruder
hiess so. Vielleicht gab dieser Umstand dem Fälscher den Anlass zur
Wahl dieses Namens.
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Zur Tranelatio S. Benedicti. 137
überein, dass Niemand an directer Benutzung des einen durch
den andern zweifeln kann. Der Oassineser Bericht ist viel
kürzer als der Fbriacenser, aber des ersteren Verfasser kün-
digt auch schon selbst an, dass er kürzer sein will^ wenn er
sagt: ^Que (beata cadavera) qualiter vel quo ordine illis in
partibus sunt evecta, lectorum auribus intimamus. Etenim
de multis pauca legentibus intimare curamus, ne prolixior
sermo audientibus fastidium prebeat et legentium animis scru-
pulositatem aliquam inferat. Unde et cursim brevique stilo
hec annotare curavimus que sequuntur'. Genau diesem Pro-
gramm gemäss ist der Verfasser mit der Floriacenser Trans-
latio abkürzend verfahren. Den ausführlichen Bericht derselben
über den Anlass der Translation und Beginn der Reise giebt
er mit wenigen Worten wieder, indem er, ohne die Namen,
die seine Quelle angab, zu nennen, erzählt : Jemand in Le Maus
und der Prälat von Fleury seien durch himmlische Vision
aufgefordert worden, soviel von den Gebeinen der h. Benedict
undf Scholastica aus Italien zu holen, als sie kriegen könnten ^
Was der Floriacenser von dem Aufenthalt der Boten in Rom
erzählt, übergeht der Cassinese. Bei ihm kommen sie an die
Grenze von Campanien und machen in der Gegend von Aquino
Halt. Das steht nicht im Berieht des Floriacensers, der nur
die dunkle Vorstellung hat, dass Monte Cassino noch ein ganz
Ende hinter Rom liegt. Der Cassinese hat hier seine Lokal-
kenntnis benutzt, um etwas neues einzufügen', denn das sieht
man seiner ganzen Mache an, er sucht möglichst selbständig
zu erzählen, sich möglichst von dem Wortlaut seiner Quelle zu
entfernen, hütet sich aber sehr, etwas zu sagen, was jener, die
grosse Autorität für ihn haben muss, widerspricht, er verfährt
genau, wie ein plumper und unwissender Fälscher verfahren
muss. Jetzt erzählen beide Berichte in schöner Uebereinstim-
mung — der Cassinese immer viel kürzer — , dass ein ganz
alter Greis den Boten das Mittel angiebt, die Heiiigenleiber zu
finden. Sie sehen in der Nacht den Klosterberg im hellsten
Licht erstrahlen, finden natürlich die Gebeine' und schleppen
sie fort. Bei dem Floriacenser folgt nun die Erzählung, wie
die Boten auf der Rückreise Rom passieren, .wie der Papst
durch himmlische Botschaft zu ihrer Verfolgung veranlasst^
wird, wiederum himmlische Hülfe sie aber bei der Verfolgung
schützt — es ist eben die bedenkliehe Stelle, an der Kaiser
Heinrich IIL seine Kritik übte*. Den ganzen Passus Hess der
1) S. oben die Stelle S. 132. 2) Ich mnss hier die Zwischen-
hemerkang- machen, dass der Floriacenser sich doch sicher diese schöne
Lokalnotiz nicht hätte entgehen lassen, wenn er etwa den Cassineser
Bericht benutzte. 3) Der Cassinese sagt hier: 'membrorum patro-
ciniis furtim ablatis', also nicht die ganzen Leiber, soll ergftnzt werden.
4) S. oben S. 133, n. 1.
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138 0. Holder -Egger.
Cassinese weg ; ihm wird wohl bekannt gewesen sein, was man
dagegen eingewendet hatte. Von nun aber befindet er sich
stets in vollster üebereinstimmung mit dem Floriacenser. Die
ganze weite Reise der Boten wird mit Stillschweigen übergangen,
wir finden sie bei beiden erst ganz in der Nähe von Fleury,
in dem Orte Bonodium wieder. Hier passieren zwei Wunder,
ganz übereinstimmend von beiden erzänlt: erst erhält ein von
Greburt an Blinder das Gesicht wieder, dann wird ein Con-
tracter geheilt. Hier findet sich auch Wortübereinstim mung,
denn von letzterem sagt der Floriacenser: *utpote qui et om-
nium membrorum officio destitutus erat', der Cassinese: *qui
pene omnium membrorum officiis in tantum destitutus erat',
aber dabei strebt der Letztere immer nach unwesentlichen
Abänderungen, z. B. in seiner Quelle schleppt sich der Lahme
selbst auf der Erde kriechend heran, er selbst lässt ihn von
andern herbeigetragen werden. — Man zieht nach Nova-villa
(La Mairie de Neuville, circa 2 km von St.-Benoit entfernt)
weiter, auch hier geschieht bei beiden dasselbe Wunder, wieder
findet sich Wortübereinstimmung. Flor.: 'respondit se nuUo
modo posse ab ea (sporta, worin die Gebeine lagen) divelli';
Cass. : 'dicens se nullo modo a sancto feretro posse evelli' da-
bei wieder die DiflFerenzen in eilizelnem Nebensächlichen. Eine
der sonderbarsten ist folgende : Der Floriacenser giebt an, dass
Nova-villa 1500 passus von St.-Benoit entfernt liege, das über-
geht der Cassinese, aber überrascht an anderer Stelle durch
überaus merkwürdige Ortskenntnis, indem er sagt, dass Bono-
dium, das die Boten vorher passiert hatten, Hribus fere milibuö
a . . . Floriaco' entfernt liege, während der Floriacenser die
Lage nur mit den Worten 4n pago Aurelianensi' bestimmt.
Jene Angabe ist nicht sehr falsch, denn Bonnde liegt nicht
eine volle deutsche Meile (6 km) von St.-Benoit entfernt. Aber
sollte der Cassinese nicht aus der Entfernung von 1500 Schritt
des näher gelegenen Ortes die doppelte Entfernung der weiter
abgelegenen auf gut Glück gerathen haben? — Weiterhin
bleiben die beiden Berichte immer in demselben Verhältnis,
der eine kürzer, der andere ausführlicher, berichten dasselbe.
Man kommt von Neuville nach Vetus'-Floriacus; daraus macht
der Cassinese, dem hier doch die Ortskenntnis ausgeht: 'ad
predictum monasterium Floriacum', und das ist um so ver-
kehrter, als, wie er selbst in üebereinstimmung mit seiner
Quelle erzählt, sich hier in Fleury-le-Vieil (nahe bei St.-Benoit)
ein Streit zwischen den Leuten von Le Maus imd Fleury ent-
spinnt darüber, welche Heiligenknochen in das Elloster und
welche nach Le Maris gebracht werden sollen. Die Entschei-
dung des Streites dahin, dass S. Benedict» nach dem Loire-
1) Der Cassinese eingedenk seines Hauptzweckes schreibt: ^Benedict!
corporis membra*.
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Zur Translatio S. Benedict!. 139
Kloster und S. Scholastica nach Le Mans gebracht werden
sollen, die mirakulose Trennung der beiderseitigen Knochen
verbiinden mit der Auferweckung eines Knaben und eines
Mädchens vom Tode, ist von beiden ganz gleich erzählt, auch
mit Wortübereinstimmung, wie Flor.: ^ad hoc consilium ven-
tum est, ut ea quae minora viderentur ossa separatim pone-
rentur, maiora vero altrinsecus congregarentur', Cass.: ^Initoque
ab eis consilio, quae maiora seu prolixiora (ossa) erant posue-
runt seorsum, quae minora erant altrinsecus separarunf.
Nachdem der Cassinese seine Quelle so bis zu Ende be-
gleitet, nur deren Schlusscapitel weggelassen hat, das sich
allein auf Vorfälle in Fleury bezieht, die ihn nicht interessier-
ten, fugt er seinerseits ein Wunder hinzu, das angeblich in
Monte Cassino an einem Pilger geschehen, und versichert, es
seien da noch viele andere vorgefallen. Dieses zur Bekräfti-
gung, gewissermassen als quod erat demonstrandum, seiner
Behauptung, dass die Franzosen nur einen Theil von den Ge-
beinen des heil. Benedict gestohlen hätten.
Aus der gegebenen Analyse wird für jeden überzeugend
hervorgehen, dass der Verfasser der Cassineser Translatio die
Floriacenser benutzte. Wie käme auch ein Cassinese dazu,
um 830 eine Anzahl Wunder zu erzählen, die vor beinahe 200
Jahren in der nächsten Umgebung von Fleury geschehen sein
sollen, und mit genauer Ortskenntnis jener Gegend ! Ja was
hatten die Cassinesen überhaupt für ein Interesse daran, der
Welt um 830 auszuposaunen, dass man vor 200 Jahren einen
Theil ihrer kostbaren Heiligenleiber gestohlen habe, ja diese
That noch zu ^lorificieren ? Ist es erhört, kann Jemand unter
den zahllosen Translationsgeschichten eine nennen, die an dem
Orte geschrieben ist, von wo die heiligen Reliquien wegge-
bracht, wie hier gar gestohlen wurden?
Um 830, zu welcher Zeit er geschrieben haben will,
konnte der Cassinese die Floriacenser Translatio S. Benedicti
noch nicht benutzen, einfach weil sie damals jedenfalls noch
nicht verfasst war. Mit Sicherheit ist nicht auszumachen, ob
Adelbert, der 853 starb, oder Adrevald, der bis 875 circa lebte,
oder sonst Jemand ihr Verfasser war*, auch die Zeit ihrer
Abfassung lässt sich nicht genau feststellen, soviel steht aber
fest, dass erst nach Mitte des 9. Jahrhunderts Spuren von ihr
sich finden, und dass sie schwerlich vor Mitte desselben ge-
schrieben ist. Es ergiebt sich also auch auf diesem Wege,
dass die Cassineser Translatio eine Fälschung ist, in sofern sie
vorgiebt, unter dem Principat des beneventanischen Fürsten
1) Vgl. was ich SS. XV, 474 ^. g-egen Certain, der für Adrevalds
Autorschaft eintritt, bemerkt habe. Wattenbachs Bemerkung, dass in den
Acta SS. Adelbert als Autor nachgewiesen sei, ist nicht mehr zutreffend.
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140 0. Holder -Egger.
Sico verfasst zu sein. Zweck der Fälschung war, der Angabe,
dass bei der Uebertragung nach Frankreich nur ein Theil der
heiligen Gebeine von Monte Oassino weggebracht, der grössere
Theil zurückgeblieben sei, den Schein hohen Alterthums und
damit Glauben zu verschaffen.
Längst bekannt ist ja eine andere umfangreiche Cassineser
Fälschung, die des Pseudo-Anastasius^, deren Hauptzweck
ist, neben andern Fabeleien vornehmlich glauben zu machen,
dass die Gebeine der heil. Benedict und Scholastica im Jahre
754 von Papst Stephan im Verein mit König Pippin und Karl-
mann aus Frankreich nach Monte Cassino zurückgebracht
seien. Auch hier wird behauptet, dass die Floriacenser nur
etwa die Hälfte der heil. Leiber gestohlen haben*. Danach
erhellt, dass die Translatio S. Benedicti vor dem Machwerk
des sogenannten Anastasius gefälscht sein muss. Nach dem
Bekanntwerden des letzteren hatte jene keinen Zweck und Sinn
mehr. Dieser entnahm jedenfalls der Translatio die Angabe,
dass nur ein Theil Knochen weggeschleppt wurde, und seine
Absicht ist,nun zu ze igen, wie diese wieder nach Monte Cas-
sino zurückkamen, da man hier nun doch auf keinen Theil
des kostbaren Besitzes Verzicht leisten wollte. So stehen diese
beiden Fälschungen in einem gewissen Zusammenhange zu ein-
ander; während jedoch Pseudo-Anastasius wie alle Cassinesen
von glühendem Hass gegen die Floriacenser beseelt ist, zeigt
der Fälscher der Translatio keine Erbitterung gegen sie, ja er
betrachtet ihren Heiligendiebstahl als löblich. Das, scheint mir,
ist aus der Absicht des Fälschers zu erklären, sein Machwerk
als parteilos zwischen Floriacensern und Cassinesen erscheinen
zu lassen und ihm so um so mehr Glauben zu verschaffen.
Daher auch giebt er zwar an, dass er im Beneventanischen
schrieb, vermeidet es aber sorgfältig zu verrathen, dass er
selbst Cassinese ist.
Bekanntlich hält man seit Mabillon die pseudo-anastasische
Urgeschichte von Monte Cassino für ein Machwerk des Petrus
diaconus, und gewiss sprechen manche Gründe für diese An-
nahme, die zu beweisen indess sich noch Niemand die Mühe
genommen hat. Ist sie begründet, so müsste die Translatio
spätestens gegen Mitte des 12. Jahrnunderts verfasst sein. Wie
dem auch sei, das scheint mir sicher, dass nicht derselbe Fäl-
scher beide Werke fabriciert hat. Der Pseudo-Anastasius zeigt
grosse Belesenheit und gründliche Kenntnis der alten Ge-
schichte; ihm ist es wohl bekannt, wann Fürst Sico gelebt
1) Bei Muratori, SS. II, i, 351 fif. 2) Das. S. 355: 'effracto a
latere patris Benedicti einsqae sororis sepulcro, abstulit fere dimidiam
partem sauctorum osaiom occulte'; vgl. auch die folgenden gefälschten
Papstbriefe.
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Zar Translatio S. Benedicti. 141
hat, über dessen Regierungszeit der Fälscher der Translatio,
wie wir oben gesehen haben, ganz unsicher war, und welchem
überhaupt die ältere Geschichte von Monte Cassino wenig be-
kannt gewesen zu sein scheint i.
1) Man könnte vermnthen, dass der FKischer der Translatio einmal
St. -Benoit-snr- Loire g^esehen hat, da er Cap. 7 folgrende Worte hat, dio
nicht ans der Floriacenser Translatio g^enoinmen sind: 'Floriaoas . . .
qui plus minns viginti milibus ab Aurelianensi oppido distans .... fm-
tectis vallatoB opimis, pulchrum videntibas spectaculnm prebet*. Die Ent-
fernung' zwischen Orleans und St.-Benolt ist unfi^efähr richtige angegeben,
Adrevald, Mirac. S. Bened. c. 34, 88. XV, 495 ff., bestimmt sie auf
18 Milien; die liebliche Umgebung des Loireklosters ist allgemein be-
kannt. Freilich sagt auch Psendo - Anastasias 8. 866: Flenry sei 'quin-
decim fere miliaribns ab arbe Aurelianensi* entfernt, und die ungefKhre
Kenntnis der Lage des Klosters erklärt sich bei beiden gewiss hinreichend
dnrch Hörensagen.
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VII.
Zur Kritik
Tegernseer Geschichtsquellen.
Von
L. V. Heinemann.
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Lieber die Gründungsgeschichte von Tegernsee besitzen
wir eine ganze Reihe von Relationen. Schon im 15. Jahrh.
erwähnt ein Angehöriger des genannten Klosters in den 'Re-
sponsa ad quesita domni lohannis Hinderbach episcopi Tri-
dentini' (1465—86), dass die Mönche von Tegernsee von der
Quirinuslegende und der Gründungsgeschichte ihres Klosters
^sex hystorias in sensu omnino concordantes, sed in verbis dis-
cordantes' * besässen. Von diesen sechs verschiedenen Recen-
sionen sind uns bislang vier bekannt, nämlich die sog. Fun-
datio monasterii Tegrinse mit der Translatio des heil. Quirinus
von Pez, Anecdota fll, 3, p. 475 sq., herausgegeben und fälsch-
lich Froumund von Tegernsee zugeschrieben, dann die dich-
terische Bearbeitung des Metellus, die Quirinalia, gedruckt bei
Canisius, Ant. Lect. III, 2, p. 115 sq., schliesslicn die beiden
Passiones S. Quirini, welche Mayer in dem Archiv f. Österr.
Gesch. III, p. 291 sq. bekannt gemacht hat. Mayer hält die
kürzere Passio für die ältere, die erweiterte, mit vielen Wun-
dergeschichten ausgeschmückte zweite Passio für die spätere,
welche er Wemher von Tegernsee ohne irgend welchen Grund
zuschreibt, vielmehr ist, wie aus der ältesten Vorauer Hand-
schrift deutlich ersichtlich», ein ^Heinricus monachus', wohl
von Tegernsee, der Verfasser dieser Leidens- und Translations-
geschichte '.
Von diesen verschiedenen Recensionen der Translation des
heil. Quirinus nach Baiern und der Gründungsgeschichte von
Tegernsee hat man bisher die Fundatio monasterii Tegrinse
(F) ftlr die älteste gehalten. Allein schon VP'aitz hat in der
neuesten Auflage seines Heinrich I. * mit Recht F in eine viel
spätere Zeit verwiesen. Jedenfalls ist sie nach den Quirinalia
des Metellus (M), welche etwa um 1150 verfasst wurden », ent-
1) Cod. lat. Monac. 1036 f. 4, dessen unten S. 160 genauere Er-
wähnung geschieht. 2) S. N. Arch. 11, S. 397. 3) Die Bearbeitung
bei Oefele, SS. rer. Boic, 21, p. 65 sq. ist aus viel späterer Zeit, ebenso
die der Bollandisten zum 25. März. 4) S. 225. 5) S. Bursian,
'Classische Studien im Mittelalter' in SB. der Müncb. Akad. philos. - bist.
Cl. III, S. 497, und vgl. unten S. 158.
Neues Archiy etc. XII. 10
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146 L. ▼. Heinemann.
staDden, da sie nicht nur sachlich im Grossen und Ganzen
mit M übereinstimmt^ sondern auch wörtliche Anklänge an M
aufweist, welche, wie man sich durch das beigefügte Beispiel
überzeugen kann ^, nur durch die Benutzung von M in F ge-
langen Konnten. Wie uns die Fundatio in dem Drucke bei
Pez vorliegt, zerfallt sie offenbar in zwei ursprünglich nicht
zusammenhängende Theile, deren erster, nur die Translation
des heil. Quirinus umfassend, mit Cap. 4 abschliesst mit den
Worten: ^praestante Domino nostro lesu Christo, qui cum Patre
et Spiritu Sancto vivit et regnat Deus per omnia saecula sae-
culorum. Amen . Hieran ist als ursprünglich mit der Trans-
latio nicht zusammenhängend die Erzählung de origine No-
ricörum und ein Mirakel <ex libro de miracuTis sancti Quirini'
angefügt. Beide Stücke finden sich, und zwar wörtlich, in der
Passio Heinrici, so dass sie aus dieser später entnommen und
der Translatio angehängt zu sein scheinen. Diese letztere
selbst ist aber offenbar aus einem grösseren Zusammenhang
ferissen, denn sie beginnt mit den Worten: *Evolutis antece-
entibus temporibus'. Dieser Bearbeitung, welche also ver-
muthlich auch die Leidensgeschichte des heil. Quirinus enthielt,
waren auch Miracula angefügt', dieselben sind jedoch ebenso
wie die Passio in dem uns erhaltenen F nicht mehr vorhanden.
Hiernach scheint F auf einer Bearbeitung der Quirinuslegende
zu beruhen, welche, ebenso wie die uns sonst bekannten Re-
censionen, in drei Theilen die Passio, die Translatio und die
1) F. p. 485.
Qui non pro terrenaram divitiarum
lucris neque pro spoliis se patriam
liquisse et pregrina loca petisse di-
cebant, sed a matre saa Romana
«cclesia perquisisse patronos, quos
desiderarent haeredes rerum suarum
perpetuo fieri.
M. p. 140.
Non terrenaram prOpter lucra divi-
tiarum,
Sed neque pro spoliis,
Sponte domos liquisse suas, peregrina
petisse.
Bes hominesque suos
Non dubiae voluisse viae facile tri-
buisse
Deciduas ob opes,
Cum patria tellure peramplo praedia
rure
Plurima possideant,
Sed quibus esset bonos sibi perqui-
sisse patronos,
Quos et adbuc cupiant
Haeredesque suarum poscant divi-
tiarum
Perpetuo fieri.
2) L. c. p. 490 : *De quorum miraculorum magnaificentia pauca e plu-
Tibus in fine libri scripta inveniuntur*. Dann findet sich aber, offenbar
ivie oben bemerkt später hinzugefügt, nur die eine Wundergeschichte aus
der Passio Heinrici.
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Zur Kritik Tegernseer Geflchichtsquellen.
147
Miracula des heil. Quirin umfasste^ und als deren Quelle wir
zunächst M erkannt haben.
Allein ausser mit M zeigt F auch mit der von Mayer ver-
öffentlichten älteren Passio S. Quirini (P 1) die grösste Ver-
wandtschaft. Man vergleiche z. B.:
F. p. 479,
Videntesinpraediis suis iuxta
lacum Te^inse locum ad divini
servitii ciütum idoneum, in quo
basUicam in honorem domini
Salvatoris construxerunt.
Deinde sylvam, quae locum et
lacum plurimum vallabat, cum
omni diligentia eradicantes, mo-
nasterium cum aedificiis sufH-
cientibus usibus monachorum
continuo iuxta praedictam basi-
licam fundare coeperunt. Dis-
positis itaque omnibus huius fa-
cultatis sumptibus, prout operis
diversitas exigebat, orandi gra-
tia, necnon pro reliquiis sanc-
torum ad Romanam sedem no-
bilissimo comitatu profecti sunt
.... Quo dum pervenissent,
visitatis diligentius apostolorum
liminibus cum praedictis litteris
honestaque munerum oblatione
se Zachariae papae praesenta-
verunt.
P 1. p. 294.
Prospicientes iuxta lacum
locum oivino cultui aptum, stir-
pare atque locum incultum
emundare ceperunt; aedifican-
tesque ibi basilicam in honore
domini Salvatoris atque aliam
maiorem aedificare statuentes^
adiunctis huic cementariis aliis-
que necessariis, ipsi Romam
profecti sunt, limina sanctorum
cupientes quaerere et Domino
annuente inde aliquas reliquias
sanctorum secum adducere.
Quo cum pervenissent, et ora-
tione facta ad utraque beatorum
apostolorum limina ad Zacha-
riae summi pontificis praesen-
tiam venientes, ad eins se stra-
verunt vestigia muneraque ei
non modica obtulerunt. Quibus
resalutatis, orationibus eius se
commendaverunt et pro suis
negotiis ad quem venerant fia-
gitare ceperunt.
Nach dem Bemerkten ist entweder P 1 ein Auszug aus F
oder F hat mit Hülfe von M und eigenen Zuthaten r 1 er-
weitert oder P 1 und F beruhen auf gemeinsamer Quelle,
welche letztere M benutzte. Die erstere Möglichkeit fallt weg,
da P 1, wenn auch mit F im allgemeinen übereinstimmend,
doch in einzelnen sachlichen Punkten und stilistischen Wen-
dungen M näher steht als F, wie das folgende Beispiel lehren
mag:
P 1 p. 296.
At ille: ^Ite', inquit, 'cum
paee ad propria et quam ci-
tissime potestis, cautos mis-
sos micni mittite, tunc ergo
desideriis vestris satisfacero
devotis'.
Uli autem consilio tali robo-
rati laetique de promissis,
F p. 487. 488.
Inquit : 'Desiderium^ quod ad
religionis propositum pertinere
noscitur, sine aliqua est dila-
tione complendum . . . Sicque
dimissi cum benedictione de
adeptis donis et promissis pa-
tronis, utriusque etenim intuitu
laetiores eflFecti, celeriter rever-
10*
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148
L. V. Heinemann.
ovantes in auam patriam sunt
reversi .... Praecipiens
eisdem legatis caute observan-
dam, ne rumperetur signa-
culum, et admonens eos^ ut
per aliam viam reverteren-
tur, ne per viam a Romanis
raperetur ab eis. Illi autem
viam regiam declinantes, si-
cut erant edocti, ad maritima
iter carpebant, et rapido cursu
usque ad Appenninos montes
pervenerunt, ibique de Roma-
norum metu securi esse ce-
perunt.
M p.
^Sicque redite domum
Et mini legatos hue inde re-
mittite eautos,
Qui Sacra dona ferant.
Interea conabor et hoc solers
operabor,
Unde satisfaeiam'. . .
Parent primates dictis, consulta
probantes,
Aecelerant reditum.
tuntur ad propria . . . Et ait:
^Deferentibus vobis pretiosa
pignora sancti martyris diver-
tendi a regia via consilium
damuSy et ne aliqua de incuria
signaculum nostrum rumpatur
praeeipiendo mandamus. Illi
vero, ut eius instructi sunt mo-
nitis^ via gaudentes alia redie-
runt ab Italia. Sed postquam
Alpinis montibus terga dedis-
sent, iam de insidiis Komano-
rum securiores effecti.
140.
Monetque, ne qua curiositas eis
Sigilla laedat indita.
Vale pium praesul refert eun-
tibus:
nie sibi grates agunt.
Onus sacrum levant, ab Urbe
promovent,
Iter petendo tutius.
Via reflexa eis marina diligunt,
übi pateret exitus.
Ut Alpium supema transmea-
verant,
Quiete se remiserant,
Timoris immunes ab aemulis suis,
Quos ante formidaverant.
p. 142.
Per alteram viam redire nuntios
lubet pater piissimus,
TimenSi ab insequentibus ne ci-
vibus
Votiva dona perderent;
Allein auch die Annahme, dass der Verfasser von P 1,
indem er P excerpierte, einzelne Wendungen M entlehnte, oder
dass F und P 1 auf gemeinsamer Grundlage, deren Quelle M
war, beruhten, ist zurückzuweisen. Dennrl repräsentiert M
und P gegenüber ganz fraglos eine viel reinere, von Sagen
und Ausschmückungen freiere Gestalt der Legende. Sie folgt
in der Erzählung der Leidensgeschichte des Quirinus wörtlicn
den Acta SS. Marii, Marthae und ihrer Söhne Audifax und
Abacuc *, weiss daher nichts davon, dass ihr Heiliger ein Sohn
des Kaisers Philipp gewesen sei, wie uns M ausfuhrlich be-
richtet. Dasselbe ist in der Translationsgeschichte der PalL
P 1 weiss nichts davon, dass Adalbert sieben Grafschaften in
1) S. Acta SS. lan. 19, p. 214.
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Zur Kritik Tegernseer Ge&chichtsquellen. 149
Baiern verwaltete, Otkar Herzog in Burgund sei. Der un-
glückliche Tod des Knaben beim Schachspiel, eine so recht
nach dem Dichter schmeckende Episode, ist P 1 ebenso fremd,
wie die weiteren Stiftungen der bairisohen Brüder in St. PÖlten,
Nüssen und so fort. Und hätte wohl der Verfasser von P 1,
wenn er M kannte oder ihm durch eine Mittelquelle nahe
stand, bei dem Uebergange von der Passions- zur Translations-
geschichte schreiben können: 'Sed miror, quod in tarn parva
scedula memoria passionis eins adscribitur'? Das passt auf die
Acta SS. Marii et Marthae, aber nicht auf Metellus, dessen
Spuren, falls eine Benutzung in P 1 direct oder indirect statt-
gefunden hätte, auch in stilistischen Wendungen deutlicher zu
Tage treten würde. Die Uebereinstimmung von P 1 und M
ist also nur durch Benutzung der ersteren Fassung der Quiri-
nuslegende in den Gedichten des Metellus zu erklären. Und
dieses bestätigt, wie schon Bursian bemerkte i, Metellus selbst
in der 5. Ode, wo er von seinen Quellen sagt»:
Scilicet adnitens di^os deducere testes
Authenticis scnptoribus
In commendandis causis per nos memorandis,
Ne fluctuans opus ruat,
£x veterum multis extraxi carmina scriptis
Incognitis et cognitis:
Huic serto flores quaesivi nobiliores
Per prata sive per nemus.
At nunc complanata datur mihi regia strata
Praesente carminis via,
Qua nisi vel scriptum vel teste superstite dictum
Versu nihil reponitur.
Das Vorhergehende also schöpfte er aus alten Schriften, unter
denen — fugen wir hinzu — PI den ersten Rang einnahm,
das Folgende erzählt er theils nach ihm vorliegenden Auf-
zeichnungen, theils nach mündlicher Ueberlieferung. Und nun
folgen zunächst die drei Wundergeschichten, welche in P 1 den
Schluss bilden. Metellus hat also wohl gerade diese nach
schriftlichen Quellen, d. h. nach PI, verfasst, alles Folgende
mündlicher Tradition zu verdanken ». F hingegen er-
weiterte entweder mit Hülfe von M die ältere Passio, oder
1) L. c. p. 504. 2) L. c. p. 146. S) Die von PI bekannten
Handschriften gehen nicht hinter das 12. Jahrh. zurück. Die älteste ist
München 1714 (Scheftl. 143) saec.XH; cf. N. Archiv IX, p. 672. Sodann
ist diese Passio in den grossen österreichischen Legendarien vorhanden,
von denen das Heiligenkrenzer saec. Xu ex. das älteste ist. Mayer 1. c.
p. 285 giebt seinen Text aus einer Abschrift, welche Bernh. Pez aus einer
Tegernseer Handschrift des 11. Jahrh. machte. Ist die Angabe von Pez
richtig, so genügt das allein, die Priorität von P 1 vor M zu erhärten.
Ansserdem vgL unten S. 157.
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150 L. ▼. Heinemann.
aber die ihr, wie oben bemerkt, zu Ghnnde liegende verlorene
Bearbeitung der Quirinuslegende vermittelte die Bekanntschaft
mit P 1, d. h. sie benutzte so wohl diese als den Metellus.
Des Metellus Quirinidia waren auch für den Verfasser der
zweiten Passio S. Quirini (P2) eine Hauptquelle, wie schon
Bursian gegen Mayer mit Recht hervorgehoben hat ^ Ja, man
könnte nach den Worten der Einleitung > und nach einem
flüchtigen Vergleich von P2 mit M annehmen , dass letzterer
die alleinige Quelle für P 2 gewesen sei. Dem steht, so viel
ich sehe, nur eine Beobachtung entgegen. In der Erzählung
der Helaenthaten der bairischen Grossen Adalbert und Otkar
auf römischem Boden findet sich ein Satz, der sich auch nur
annähernd in M nirgends findet'. Dagegen hat ihn die Fun-
datio in fast wörtlicher Uebereinstimmung mit P 2^ Sonst
finden sich keine Berührungspunkte zwischen F und P2, welche
auf Benutzung der einen Darstellung durch die andere schliessen
Hessen. Somit müsste man annehmen, dass der Verfasser von
P 2, sonst M ausschreibend, nur diesen einen Satz F entlehnte
oder umgekehrt F, im übrigen in diesem Theile auf anderen
Quellen beruhend, diesen kleinen Passus einer Vorlage, der
sie sonst völlig fem steht, entnahm.
Zu einer minder gezwungenen Annahme verhilft uns
der Vergleich der vier bislang bekannten Bearbeitungen der
Quirinuslegende mit einer fünften, den Gestis S. Quirini, wie
sie uns in dem schon oben berührten Cod. lat. Monac. 1036
(Teg. 1401)' erhalten sind. Diese Handschrift besteht aus
drei Theilen, deren erster von einer Hand saec. XV. geschrie-
ben f. 1 — 3 die kürzere Passio S. Quirini, f. 3, Sp. 2 eine Auf-
zählung der verschiedenen heiligen Quirine, wie sie von hier
in die Bearbeitung bei Oefele SS. rer. Boic. II, p. 65 über-
fegangen ist, f. 5 die oben erwähnten 'Responsa ad quesita
omni lohannis Hinderbach episcopi Tridentini' enthält. Daran
schliessen sich f. 5—32 die Gesta S. Quirini martyris von
einer Hand saec. XFV. in grosser deutlicher Schrift zweispaltig
geschrieben. Den Beschluss machen von einer Hand des 17. Jh.
i) A. H. O. S. 505 ff. 2) ^Ideo nunc, quoniam ad nos usque
neglectnm est. clarissimi martiris gesta de metro aliornm
in prosam yel de scedulis et pitaciis in paginam con-
pilare* etc. Für den Text der Passio Heinrici benutzte ich die ältesten
beiden Handschriften, die eine in Voran saec. XII ; cf. N. Arch. II, p. 397 ;
Archiv X, p. 627, die andere in München 18571 (Teg. 571) saee. XIII.
3) Mayer p. 330 : ^Compositis omnibus victricia signa urbem versus femntor.
Discreverat autem ezeuntibus pontifex, ut victores albis cum vexillis re-
deant, victi, quod absit, cum rubeis ; non perfunctorie, non incongrue fit, nt
iusserat\ 4) S. 485: ^Compositisque omnibus, ut iusserat apostolicus,
ut victores in signum victoriae cum albis redirent vexillis, victi vero»
quod absit, cum rubeis*. 5) Vgl. N. Archiv IX, S. 404.
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Zur Kritik Tegernseer GeBcbicbtsquellen.
151
^e 'Censura in hystoriam de S. Quirino' und die 'Historia
S. Quirini' *, wie sie bei Oefele 1. 1. uns vorliegt. Als Ver-
fasser der Censura giebt sich am Schlüsse 'Joannes Fabricin»
Dilinganus J. V. D. a consiliis aule reverendissimi et iliustris-
simi archiepiscopi Salisburgensis' an.
Uns interessiert hier nur der ältere Theil, die Gesta
S. Quirini. Diese Bearbeitung unserer Legende zerföilt in vier
Theile, die ^enealogia, passio, translatio, miracula. Von diesen
ist die Passio in Lectionen eingetheilt, das Oanze mit hexa-
metrischen Versen untermischt Vergleichen wir den Inhalt
der G^sta mit den uns sonst erhaltenen Bearbeitungen der
Quirinuslegende^ so ergiebt sich, dass dieselben, falls sie jünger
sind als die genannten vier Recensionen, diese sämmtlich be^
nützt haben müssen. Denn was zunächst den ersten Theil
der Gesta, die Passionsgeschichte, anbetrifft, so zeigt derselbe
eine enge Verwandtschaft mit P 2, doch sind die Gesta sach-
lich und stilistisch ausführlicher. Dieses sachliche Plus von
G lässt sich einerseits auf M zurückfuhren, an den G auch
hin und wieder stilistische Anklänge aufweist^, andererseits
ist auch P 1 in dem folgenden Passus von G wiederzuerkennen^
dem ich zur Vergleichung den Text von P2 hinzufüge:
G.
Eadem tempe-
State Marius et Mar-
tha uxor eius et
filii cor um Audi-
fax et Abacuch
nobilesde partibus
Persyde venerunt
ad apostclorum li-
mina oraturi. Qui
post voti eorum efß-
catiam martymm
curam adgredientes,
ubicumque in er-
gastulis detineban-
tor, quia et ipsi ad
agonem martyrii pro-
perabant. Trans-
P 2 p. 326.
Ea tempestate
Marius et Martha
nobiles de Perside
ad limina apostolo-
rum oraturi cum fi-
liis venerunt. Post
voti completorium
primam martirum
curam adorsi Tvbe-
rim transeunt, Qui-
rl num genere fa-
mosiorem inveniunt,
amplexum osculan-
tur, flent et gaudent
omnia in Domino.
Dorsi fovere vul-
nera, ligatos pedes
P 1 p. 291.
Temporibus Clau-
dii venit quidam vir
de Persidae par-
tibus cum uxore-
sua etjSliis, Marius^
Martha, Audifax
etAbacuC;Christia-
nus vir ad oratio-
nem apostolorum..
Venientes Romamy
ceperunt corpora
sanctorum per car-
ceres et sepulturas
quaerere. Et dum
n*equenter, solicite et
curiose sanctos quae-
rerent, venientes
1) Dieser Abschnitt wahrscheinlich Abschrift von Cod. Monac. 2301.
N. Archiv a. a. O. p. 404. 2) Man verg^leicbe:
Metellus p. 119.
Arbiter sedit popnlo Quiritnm
Ezhibens spectacnla dig'na caesar
Filio consorte throni paternum
Nomen habente.
Gesta.
. . regnavit cum Philippo filio suo
Philippns Imperator annis 7, quem
filium consortem sibi regni fecit
etc.
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152
L. y. Heinemann.
lavare ipsa aqua vel
magis sacrificare se-
que suosque liberos
operam dabant Sic
incumbentea cum de
suis facuUatibus
laute ministrarent,
post 8. dies vcde-
facere coguntur.
euntes autem Ty-
herym venerunt
ad carcerem, ubi
Quirinum regia
stirpe procreatum
mox ut ingressi sunt
inTenerunt. Cog-
nita generositatetanti
martyris amplexa-
tum oscuiantur,
flent sui corporis
dilaniationem, tarnen
exultantes ut iusti a
iusto spe celestis pa-
trie. QuitimetDeum,
facit bona. Propterea
isti fecerunt bona
beato Quirino, dorsi
eins foventes vvl-
nera, pedes suos
in vinculis eon-
strictos ceterorum-
que pedes lavantes,
ablutionem ipsam
sua super capita
et super capita fi-
liorum suorum
f u d e r u n t. Sic in-
eumbentes ministe-
rio, quia locupletes
erant, de suis fa-
cultatibus sancto
Quirino ceterisque
martyribus laute mi-
nistrabant Hoc
facientes 8. diebus
sanctum Quirinum
valefacere coguntur
et exire.
Nach dem Gesagten hat also entweder G, P 2 als Haupt-
faden benutzend, nur ab und an einzelne Wendungen aus M
und P 1 entlehnt^ oder aber P 2 beruht auf den Gesta, denen
sie hier und da etwas aus M hinzufugte, oder schliesslich P 2
und G benutzten eine uns verloren gegangene Quelle, welche
aus P 1 und M schöpfte.
Ganz ähnlich wie in der Leidensgeschichte zu P 1 , M und
P 2 gestaltet sich das Verhältnis von G zu F und P 2 in der
in castra trans Tibe-
rimintra carcerem
invenerunt homi-
nem nomine Quiri-
num, qui iam multa
verbera pro nomine
Christi perpessus fue-
rat et facultate saa
nudatuB. Ad quem
venientes miserunt
se ad pedes eiusMar-
ius et Martha, ^xor
eins, cum duobus fi-
liis suis Audifax et
Abacuc, ut oraret
pro eis. Et ibi man-
serunt diebus octo
et ceperunt de fa-
cultatibus suis
ministrare beato Qui-
rino et lavare pe-
des eorum, qui in
vinculis erantcon-
stricti, etincapita
sua vel filiorum
suorum effun-
dere.
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Zur Kritik Tegernseer Geschichtsquellen. 153
Erzählung der Translatio. Man könnte sie für aus F und P 2
mosaikartig zusammengesetzt halten. Daneben jedoch lässt
sieh in einzelnen Wendungen auch in diesem Theile von G
eine wörtlichere Anlehnung an P 1 verfolgen. Man vergleiche
P 2 p. 327.
Erant ex propinquis Pippini
duo principes super principes
etc.
G.
. . erant in provincia No-
ricorum ex propinquis Pip-
pini duo excellentes principes
super principes etc.
P 1 p. 294.
. . . erant in provincia Noricorum duo germani fra-
tres Adalbertus et Otkarius etc.
F p. 482.
Collecta igitur valida manu,
tempus erat, quo Romanas aqui-
las Noricus ensis regeret. Ac-
cepta benedictione ab aposto-
lico, versus maritima movere
procinctum.
G.
Collecta igitur valida manu,
tempus erat , quo Romanas
aquuas Norycus ensis regeret.
Accepta benedictione ab apo-
stolicO; versus maritima Okka-
rius et Albertus tam cum
provintialibus quam cum
suis' et cum Romanis mo-
vere procinctum.
P 1 p. 295.
Et accepta benedictione a summo apostolico, assumptis
comitibus simulque Romanis contra hostes suos iter
carpebant.
Ausserdem könnten wir uns, wenn man G in diesem Theile
als aus F und P 2 compiliert ansehen müsste, schwer erklären,
auf welche Weise der obeti schon hervorgehobene Satz, in
welchem sich in der Translationsgeschichte allein die Berührung
von P 2 und F zeigt, in erstere Bearbeitung gelangte.
Ohne jegliche Schwierigkeit jedoch ist die Erklärung dieser
Erscheinung sowie der hervorgehobenen Spuren von P 1 in
G, wenn wir eine Benutzung der Gesta, in welchen der ge-
nannte Passus ganz so wie in F sich findet, oder einer gemein-
samen Quelle in P 2 annehmen. Daneben muss allerdings,
wie schon oben hervorgehoben, P 2 auch M zu Rathe gezogen
haben, und das bestätigen auch die Gesta, welche immer
dann von P 2 abweichen und sich mehr dem Texte von F
nähern, wenn P 2 sich M zuwendet.
Auch für die Passionsgeschichte werden wir also nur die
beiden Möglichkeiten gelten lassen, welche wir für die Erzäh-
lung der Uebertragung angenommen haben. Zu einem ganz
festen Resultate aber führt uns ein Vergleich des dritten Theiles,
der Miracula.
Die Wundergeschichten in G sind sachlich und stilistisch
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154
L. y. HeinemanD.
auf das engste mit der Fassung der Miracula in P 2 verwandt
In derselben Reihenfolge wie in P 2 überliefert, bieten sie
doch bedeutend weniger als die Wundererzählungen in P 2.
So sind die Ochsenwunder bis auf eines nicht erhalten. Das
Wunder vom Oemüsediebe, das siebente in der Reihe in P 2,
welches, da ein im J. 1140 urkundlich geschehenes Tausch-
f^eschäft darin erwähnt wird >, nach dem genannten Jahre ver-
asst sein muss, fehlt in G und ebenso in dem 19. Wunder
die Angabe von P 2, dass dieses unter dem Abte Conrad
(1134—55) geschehen sei. Die vier Geschichten, welche
in der dem heil. Quirin geweihten, dem Kloster Niederaltaich
gehörigen Kirche geschehen sein sollen, kennen die Gesta nicht,
und von den Streitigkeiten der Vögte mit dem Kloster er-
wähnen sie nur die Geschichte von dem Grafen Siboto (Vogt
1102 — 6) und seiner Frau und schliessen dann in dieser Er-
zählung mit der Erwähnung der Bestattung des Grafen Otto
von Andechs, der am 27. Mai 1135 starb. Dieses ist das spä-
teste Datum, welches in den Gestis überhaupt vorkommt.
Auch formell stehen die Gesta P 2 sehr nahe. Trotzdem
tritt in einzelnen Wendungen eine nähere Verwandtschaft mit
M als mit P 2 zu Tage. Ich führe zwei Stellen als Bei-
spiele an
M p. 159.
Villa quaedam rapta
Flammis, estadusta;
Nata pauper illic
Clamat ad parentem :
'Mater invoca
nunc
Martyrem Quirl
num,
Quem pium patro
num
Omnium sonat vox\
lila deprecatur:
'Sancte, nos,Quirine,
Adiuva misellas,
Ignibus repressis!
Ecce, non haberous
Prorsus adiuvantem,
Tu misertus aflTer
Spem necessitati'
etc.
G.
Villa quedam casu
incendii rapta, con-
flagrata est. Erat ibi
paupercula vidua,
quae surgens furente
incendio timuit vetus
proverbium : Nam tua
res agitur, paries cum
proximus ardet. Ig-
norans, quo se ver-
teret, filia matris ma-
gistra ait: ^Mater,
invoca sanctum
Quirinum et ab
igne intacta perma-
nebis*. Placuit matri
et intim o gemitu in
aera clamitat: 'Me,
pie Quirine, redimas
miseratus ab igne'
etc.
P2.
Villa quedam casu
incendii rapta et con-
flagrata est. Erat
inter alias ibi pauper-
cula vidua,auae sur-
gente incendio timuit
sibi vetus prover-
bium: Nam tua res
agitur, paries cum
proximus ardet. Ig-
norans, quo se ver-
teret, niia astans
matris magistra fit
dicens : 'Mater audisti
de Quirinimiraculis?
Si potens, si pius
probatur, ire in nobis
rogetur\ Placuit ma-
tri et raucido gemitu
non semel neque bis
in aera clamitat :
Sancte Quirine, sub-
1) Vgl. Mayer a. a. O. S. 336 d. 4.
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Zur Kritik Tegernseer Gescbicbtsquellen.
155
veni miselIiS| suc-
curre necessitati
et ab igne hoclibera'
etc.
Das Verhältnis von P 2 und G zu M ist hieraus ersicht-
lich. Im allgemeinen wörtlich übereinstimmend steht in ein-
zelnen Wendungen bald P 2, bald Gt der gemeinsamen Quelle
M näher. Das mag noch das folgende Beispiel erhärten:
P 2.
sancto Quirino de-
vovity si Sanum illum
reduxisset atque va-
lentem. Hicaburbe
Roma rediens, Te-
grensem locum adiit
et ante ecclesiam
martiris equum ip-
sum in valvis templi
alligans , ingressus
est et 6 solidos altari
imposuitpro redemp-
tione caballi. Re-
gressus, equum a ia-
nua solvere voluit et
nullo modo potuit.
G.
sancto Quirino vo-
vit, si reduceret
illum validum. Hie
ab urbe Roma re-
diens, Tegernse ve-
nit et ante fores
templi equum li-
gans, ingressus est
et 6 solidos altari
imposuit pro redemp-
tione caballi. Re-
gressusy equum sol-
vere non potuit.
M p. 161.
Vovit equum quo
sedit,
Si reduceret va-
lentem,
Ferre dono martyri.
Duxit et reduxit illum
Sospitem levi gradu.
Venitad templum
Quirini
Ad fores equum
Hgat,
Pro redemptione
cuius
Sex Deo siclos dedit.
Exiens equum liga-
tum
lanuis resolvere
Tentat et non prae-
valebat.
Man wird kaum annehmen , dass der Verfasser von P 2,
G aussehreibend, einen Blick in M warf und ihm nur die im
Druck hervorgehobenen beiden Wendungen entlehnte. Ebenso
unwahrscheinlich ist ein gleiches Verfahren von Seiten des
Verfassers von G, M und P 2 gegenüber. Vielmehr legt das
aufgedeckte Verhältnis von G und P 2 zu M den Gedanken
nahe, dass die ersteren Bearbeitungen der Quirinuslegende auf
einer gemeinsamen Quelle beruhen, welche ihrerseits die Ge-
dichte des Metellus als Vorwurf benutzte. Unterstützt wird
diese Vermuthung dadurch, dass auch F, wie wir oben aus-
zuführen versuchten, auf einer uns verlorenen Bearbeitung der
Quirinuslegende beruht. Da nun F und G sehr häufig wört-
lich übereinstimmen, so ist zu vermuthen, dass die von F be-
nutzte Recension der Quirinuslegende die gemeinsame Quelle
auch für P 2 und G war.
Auch was F, über G hinausgehend, P 1 entlehnt zu haben
scheint *, ist wohl der verlorenen Quelle zuzuweisen, wie denn
1) Es ist dieses, soviel ich sehe, nur bei dem folgenden Passus der
Fall. S. 481: 'Finitis querimoniis, principes Noricorum improbantes
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156 L. V. Heinemann.
der Passus von F, nach welchem wir oben auf Verwandtschaft
mit P 1 schlössen', sich wörtlich auch in G findet. Dagegen
hat F, wie bereits oben bemerkt, neben der verlorenen Bear-
beitung, soviel aus dem Vergleich mit Q erkenntlich ist, auch
die Gedichte des Metellus benutzt.
Hiemach ergäbe sich folgender Stammbaum:
Allein ausser P 1 scheint Metellus nach einer Stelle seiner
Oden noch eine zweite uns unbekannte Bearbeitung der Pas-
sions- und Translationsgeschichte des heil. Quirinus benutzt zu
haben. In der 3. Ode Vers 11 sagt er nämlich, indem er die
Stadt Rom anredet:
Quod si canicies mera
Exin lustra seni ter duodena dat,
lam coelo licet alteras
Ducas millesias, par nihil afferas.
Das erste Jubiläum des tausendjährigen Bestehens der Stadt
Rom wurde im J. 247 n. Chr. gefeiert. Die zweite Feier
musste also im J. 1247 stattfindei^. Ziehen wir hiervon 180
Jahre ab, so kommen wir auf das Jahr 1067 als Abfassungs-
zeit jener Stelle des Metellus. Da aber mehr denn eine Spur
auf eine spätere Abfassungszeit der Quirinalia hindeutet, so
hat man angenommen, Metellus habe jene Notiz einer um 1060
verfassten Schrift ^de passione et translatione S. Quirini', der
er getreulich folgte, entnommen 2. Allein ich weiss nicht, ob
man auf diese Stelle ein so grosses Gewicht legen darf. Sollte
dem Metellus hier nicht ein Rechenfehler untergelaufen sein?
Jedenfalls müssen wir diese Frage, besonders so lange ein
kritischer Text der Quirinalia noch nicht festgestellt ist, vor-
läufig noch ruhen lassen.
Kehren wir hingegen zu den uns erhaltenen Bearbeitungen
der Quirinuslegende zurück, um womöglich die Zeit ihrer Ab-
improbitatem desidiae Romanoram dixerant: ^'Nimis deses residet ini-
micos domi expectans" etc.' Vgl. P 1 S. 296: *At illi respondentes dixe-
runt; "Diu residet, qui inimicos domi exspectat". 1) S. oben S. 147.
2) S. Bursian a. a. O. S. 600 fif.
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Zur Kritik Tegernseer Geschichtsquellen. 157
fassuDg zu bestimmen, so ist zunächst P 1, wie bemerkt, vor
M, also vor Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden. Ja, diese
Bearbeitung der Quirinuslegende scheint so^ar noch dem 10.
Jahrhundert anzugehören. Am Schlüsse nämlich von P 1 wird
nachträglich von einem Wunder, welches dem Bischof Am
von Würzburg (854 — 891) zur Zeit des Abtes Megilo von
Tegemsee passiert sein soU, berichtet. Der Verfasser dieser
Wundergeschichte, welche sich also etwa Ende des 9. Jahrh.
ereignete, giebt sicn als Zeitgenosse unzweideutig zu erkennen i.
Wir werden demnach wohl kaum fehl greifen , wenn wir die
Abfassung dieses Mirakels etwa in den Anfang des 10. Jahrh.
setzen, ohne dass ich indessen die am Schlüsse von P 1 be-
findliche Notiz: 'Acta sunt autem hec anno incamationis Do-
minicae 921', mit Mayer auf das Jahr der Niederschrift beziehen
möchte. Denn in anderen Handschriften von P 1 steht die
erwähnte Jahresangabe nicht am Schlüsse der Legende, son-
dern am Anfange des berührten letzten Mirakels *, so dass
augenscheinlich damit der Zeitpunkt dieser Wundergeschichte
angegeben werden soll'. Rührt diese Zeitangabe von dem
Verfasser des Mirakels her und ist sie nicht vielmehr, wie ich
glaube, ein späterer Zusatz, so spricht der Irrthum, welcher
in dieser Notiz liegt, für eine erst nach Jahren erfolgte Nieder-
schrift jenes Wunders. Da aber letzteres offenbar erst nach-
träglich der schon völlig abgeschlossenen Passionserzählung
hinzugefügt wurde«, so müssen wir letztere als schon fi*üher
abgefasst ansehen, doch wird dieselbe kaum viel früher als im
Anfang des 10. Jahrhunderts entstanden sein. Dass die Tra-
dition von der Gründung Tegernsee's durch die bairischen
Grossen Adalbert und Otkar und von der Erwerbung der Reste
des heil. Quirinus durch dieselben schon im 10. Jahrh. vor-
handen gewesen ist, geht auch ans einer Urkunde Ottos II.
vom 10. Juni 979, St. 741, Mon, Boica VI, p. 154, hervor, in
welcher es heisst: ^ . esse quoddam in Bawarica sui (sc. Ot-
tonis Alamannorum et Bawariorum ducis) ducatus provincia
1) Mayer a. a. O. S. 808: *Hoc solnm in ipso remansit virinm, sicat
ipse nobis dixit, nt coUigeret reliqnias* . . . 'res mira et valde nostris
temporiboB stnpenda'. 2) So in dem oben erwähnten Codex Monac.
1086 (Teg. 1401), wo indessen 922 statt 921 steht. 8) Dieser Ansicht
war anch der Verfasser der Chronik von Tegemsee, Pez m, 8, p. 601,
welcher das Mirakel voril Bischof Am unserer Passio entlehnte mit der
Einleitang: 'Qno in tempore, anno scilicet Domini 922 (ygl. vorhergeh.
Anm.), celebre illnd miracnlnm in lUminensi coenobio accidit*. 4) Mayer
p. 302: 'Haec antem omnia Operator per sancti martiris sni intercessio-
nem lesos Christas filins Dei, qni vivit et regnat cum Deo patre et Spi-
ritn Sancto per omnia saecala saecnloram Amen. Operae pretinm est,
si adhac addo unum miracnlnm etc.' nnd nnn folgt die in Frage stehende
Wandergeschichte.
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158 L. V. Heinemann.
cenobium Tegarinseo dictum; quod duo germaoi fratres et in-
lustres comites in suo et de suo patrimonio temporibus Pippini
regis Francorum ipsius permissu condidenint et regio mundi-
burdio commendaverunt et a sanetissimo papa Zacharia ipsi
germaui fratres Adalbertus et Otgarius, quos supra prelibavi-
mtts, corpore beati Quirini martiris impetrato venerabile reddi-
demnt, ubi omni patrimonio suo contradito ipsi, coma capitis
deposita^ monachico habitu suscepto, unus de duobus fratribus,
Adalpertus nomine, in eodem loco centum quinquaginta mo-
nacborum primordialis extitit abbas . . .'^.
Um die Mitte des 12. Jahrb. verfasste Metellus seine Ge-
dichte. Es genügt hier, auf die von Bursian* gesammelten
Beweisstellen hierfür zu verweisen.
Sehr bald darauf muss die verloren gegangene Bearbeitung
der Quirinuslegende, deren Spuren wir noch in der Passio II,
den Gesta und der Fundatio verfolgen können, entstanden sein.
Keine dieser Ableitungen aber hat die verlorene Quelle rein auch
nur im Auszug übermittelt, so dass wir nur durch den Ver-
f gleich aller drei unter einander annähernd die Gestalt der ver-
orenen Redaction der Quirinuslegende uns wieder vergegen-
wärtigen können; Die Geschichte des Märtyrerthums des heil.
Quirinus und der Uebertraffung nach Baiern war in der ver-
lorenen Quelle aus M und r 1 zusammengearbeitet ; doch alles
viel kürzer und zusammenfassender gehalten als in M. Für
die Miracula, welche sich anschlössen, war M die alleinige
Quelle, doch ward die Reihenfolge verändert, vieles wegge-
lassen, einiges hinzugefügt'.
Noch im Laufe des 12. Jahrb. ist dann die Passio Hein-
rici entstanden. Ihr Verfasser verschmolz M und die verloren
gegangene Bearbeitung und fügte, wie es scheint, zum Schlüsse
1) Die Urkunde ist, soviel ich aus den inneren Merkmalen entnehmen
kann, echt. Sie bestätigt zugleich unser bislang gewonnenes Resultat,
indem sie sachlich und wörtlich in ihrer Notiz über die Gründung Tegern-
sees von allen Bearbeitungen P 1, d. h. der ältesten Recension, am meisten
sich nähert. Vgl. P 1 p. 294: 'erant in provincia Noricorum duo
germani fratres Adalbertus et Otkarius viri famosi atque laude in-
ormes etc.* und p. 299 : 'Ipse vero praedlctus Adalpertus mutato seculari
habitu sanctae conversationis habitum quaesivit et illorum monachorum
abbas extitit'. Dass die Zahl der Mönche 150 gleich anfangs betragen
habe, weiss P 1 allerdings nicht. In diesem t^unkte stimmt die Urkunde
mehr mit M, P 2 und namentlich mit F, wo sich auch eine kleine stili-
stische Verwandtschaft findet; p. 491: *. . primordialis praedictorum
fratrum constituitur abbas', 2) A. a. O. S. 600 flf. 3) In P 2 fehlen
von den Mirakeln, welche M erzählt, 17 Geschichten, aus den Oden 12,
aus den Bucoliken 5. Noch weniger finden sich in G (s. oben S. 154).
Dagegen haben beide Bearbeitungen 4 Wundergeschichten, welche sich
in M nicht finden. Wie weit aber in dieser Hinsicht G oder P 2 der
verlorenen Vorlage näher kommt, ist kaum festzustellen.
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Zur Kritik Tegernaeer Geschichtsquellen. 159
die Erzählungen über die Streitigkeiten des Klosters mit seinen
Vögten 1 hinzu, welche sich in M und G nicht finden. Zwar
in einem Codex saec. XII der Admunter Bibliothek nr. 267
(25) * steht nach den von Canisius herausgegebenen Quirinalia
Metelli noch ^Sexta pars Quirinalium' in Hexametern, zum
frössten Theil dieselben Geschichten über die Streitigkeiten
es Klosters Tegernsee mit seinen Vögten enthaltend wie die
Passio Heinrici. Allein so viel man aus den von Wattenbach
mitgetheilten Proben, auf die ich allein hier angewiesen bin,
ersehen kann, stimme ich vollständig Bursian bei, der schon
hervorgehoben hat, dass diese Verse im Stile sehr von den
Oden und Bucoliken des Metellus abweichen und daher wohl
kaum diesen zum Verfasser haben. Und das bestätigt auch
ein Vergleich der mitgetheilten Bruchstücke mit den Erzäh-
lungen in P 2. Während nämlich in dem früheren Theile, bei
dessen Abfassung die Quirinalia dem Verfasser von P2 vor-
lagen, eine solche Menge von stilistischen Anlehnungen an M
vorkommen, dass an einer Benutzung von M in P 2 gar nicht
zu zweifeln ist, tritt in der Erzählung der Klosterstreitigkeiten
mit den Vögten ein ganz anderer, keinen dichterischen Anflug
verrathender Stil zu Tage. Hätte die sog. sexta pars Quiri-
nalium des Admunter Codex dem Mönch Heinrich vorgelegen,
er würde sie in gleicher Weise benutzt haben wie die ersten
Theile der Quirinalia und dann würden sich fraglos poetische
Wendungen und Ausdrücke in Anlehnung an diese Vorlage
auch in P2 finden. Das ist nicht der Fall, und somit halte
ich den Verfasser von P2 für den ersten, welcher von den
erwähnten Klosterstreitigkeiten berichtete. Auf ihn fussend
und Manches aus Eigenem hinzufügend, hat dann nach dem
Muster des Metellus vermuthlich ein Tegernseer Mönch zu Ende
des 12. Jahrh. eine metrische Bearbeitung der genannten Ge-
schichten den Quirinalia hinzugefügt. Ist das richtig, so ist
damit auch eine genauere Bestimmung der Abfassungszeit von
P 2 gegeben. Denn dann bezieht sich die Zeitangabe in einer
der öfter berührten Erzählungen: 'Nostra exinde etate, ut Om-
nibus notum adiiciam, comes Otto regia clarus affinitate ad-
vocatiam tenuit Tegriensem' etc. *, auf die Abfassung von P 2.
Mit dem 'comes Otto' ist der Graf Otto von Diessen, welcher
am 27. Mai 1135 starb, gemeint. Da derselbe noch als Zeit-
fenosse des Verfassers von P2 bezeichnet wird und letzterer
ie um 1150 verfassten Quirinalia des Metellus schon benutzte,
so dürfen wir die Abfassung von P2 wohl nicht zu weit an
das Ende des 12. Jahrhunderts rücken, sondern spätestens den
1) S. Mayer a. a. O. S, 342 flF. nr. 43—49. 2) Vgl. Archiv X,
p. 635. 3) S. Mayer S. 343 und vgl. aus dem Admunter Codex bei
Wattenbach a. a. O. S. 637 : ^Tandem tempore nostro fit tutor comea Otto'.
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160 L. V. HeiuemanD.
Jahren 1160 — 1170 zuschreiben. Und damit wäre auch die
Zeit der Niederschrift der verlorenen Bearbeitung der Quirinus-
legende gegeben. Denn da diese den Metellus schon benutzte
und wiederum eine Quelle für die Passio Heinrici war, so muss
sie etwa in den Jahren 1150 — 1160 entstanden sein.
Nicht so genau, auch nur annähernd, können wir die Ab-
fassungszeit von F und G bestimmen. F muss nach P 2 ent-
standen sein, denn es entlehnte diesem den Abschnitt de Ori-
fine Noricorum und ein Mirakel '. Dajgegen ist der erste Theil,
ie Translation des heil. Quirin und die Gründung von Tegem-
see, aus der verlorenen Bearbeitung und den Quirinalia com-
biniert und mit eingeschobenen Reden und Phrasen ausge-
schmückt. Die Abfassung möchte ich in das 13.. vielleicht
sogar erst in das 14. Jahrh. setzen. Nicht viel früher mag
auch G entstanden sein. Ihr Verfasser benutzte, wie bemerkt,
vornehmlich die uns verloren gegangene Recension der Qui-
rinuslegende, doch ist auch hier die Vorlage offenbar durch
Weglassungen und Hinzufügung von Versen und stilistischen
Wendungen verändert und interpoliert*.
Von dem Verfasser des im 15. Jahrh. geschriebenen Chro-
nicon monasterii Tegemseensis « sind von den erwähnten Be-
arbeitungen der Quirinuslegende nur zwei, so viel ich erkennen
kann, benutzt, nämlich P 1 und P 2. Der älteren Passio ent-
lehnte der Chronist das Mirakel, welches dem Bischof Am von
Würzburff passierte*, die jüngere Leidensgeschichte citiert er
ausdrückficn, zweimal als ^liber de miracmis sancti Quirini'«,
einmal als Quirinalia prosaica'«, woraus hervorzugehen scheint,
dass ihm des Metellus Quirinalia auch bekannt waren, doch
findet sich von ihnen keine Spur in der Chronik. Vielmehr
hat der Verfasser der letzteren sehr eifrig die Urkunden des
Klosters benutzt, und wenn er einmal als seine Quelle einen
'antiquus liber fundatorum' citiert', so ist damit der Codex
Traditionum gemeint^ wie er auch uns in den Mon. Boic. VI,
p. 9 sq. gedruckt vorliegt.
1) S. oben S. 146. 2) So gehörte z. B. die in Q allein auftretende
Notiz, dass Otkar 'propter ingentiam ossiam snomm* Ossygenis genannt
sei, kaum der älteren Recension an. 3) Pez, Anecdota III, 3, p. 498 ff.
Woher Pez die Angabe, dass die Chronik von drei verschiedenen Ver-
fassern aus dem 13., 14. und 15. Jahrh. herrühre, entnahm, ist mir uner-
findlich. Vielmehr geht aus mehr denn einer Stelle deutlich hervor, dass
der erste Theil der Chronik bis Ende des 15. Jahrh. von einem Ver-
fasser herrührt, die Fortsetzung bis in das 18. Jahrh. lieferte, wie Pez
angiebt, Alphons Hueber, Mönch von Tegemsee. 4) Pez 1. c. p. 501.
Vgl. oben S. 157. 5) p. 518. 519. 6) p. 520. Dass beide Male
P 2 gemeint ist und nicht etwa G, geht aus dem Vergleiche des Wort-
lautes in der Chronik mit dem Texte der Passio 2 hervor. 7) p. 510.
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vm.
Ueber einige unechte
Kaiserurkunden in der Schweiz.
Von
Rudolf Thommen.
Nenei Archiv «tc. XII. 11 \ " ;':
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L
L)ie lange Liste naehweislich gefälschter Urkunden erhält
im Nachfolgenden einen neuen und in vieler Beziehung inter-
essanten Zuwachs.
Es handelt sich zunächst um drei Diplome Friedrich I.
St. 3636—3638. Das erste ist der Schirmbrief des Königs
für das Kloster St. Alban bei Basel, das zweite eine Besitz-
bestätigung für das Kloster Beinwiel (K. Soloturn) beide vom
29. Juli 1152, das letzte ebenfalls eine Besitzbestätigung für
das Kloster Rüggisberg(K. Bern) vom 30. Juli desselben Jahres >.
Auf eine nähere Prüfung dieser Privilegien einzugehen, scheint
um so angemessener, als die Urtheile auch ganz competenter
Forscher m Betreff dieser Urkunden von einander abweichen.
Stumpf und Zeerleder halten das Rüggisberger Stück für
echt, Hidber und die Herausgeber der Font. rer. Bemens.
für unecht; das Diplom für St. Alban begleitet Hidber mit
der Bemerkung ^zweifelhaft*. Boos glaubt es gegen diesen Ver-
dacht in Schutz nehmen zu müssen. Das Privileg für Bein-
wiel endlich wird von Hidber und Boos übereinstimmend für
echt gehalten. Diese Verschiedenheit der Ansichten wird nun
in seltsamer Weise durch die gleich im Folgenden bewiesene
Thatsache beleuchtet, dass alle drei Urkunden von einem und
demselben Schreiber herrühren. Unter solchen Umständen
dürfte eine Untersuchung, wie es denn eigentlich um die
Originalität dieser so ungleich beurtheilten angeblichen Pro-
ducte der kaiserlichen Kanzlei steht, wohl am Platze sein.
Wie üblich hat dieselbe mit einer Darlegung der äusseren
Merkmale der fraglichen Urkunden zu beginnen, welche durch
die beigegebenen Facsimiles nach Möglichkeit unterstützt
werden soll.
Alle drei Urkunden sind in gutem Zustand erhalten; der
Text ist auf starkem, groben, mit wenig Sorgfalt bereiteten
Pergament geschrieben, so dass das Aeussere der beanspruch-
ten hohen Herkunft wenig Ehre macht.
1) Die Urkunden folgen auf S. 180 ff.
11*
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164 Rudolf Thommen.
Die Privilegien für Alban und Beinwiel tragen noch ihre
Siegel — allein der Zustand derselben fordert die Kritik aufs
schärfste heraus.
Bei beiden ist das sonst fein und fast vollständig erhaltene
Siegelbild aus Bruchstücken zusammengesetzt, die durch einen
Pergamentstreifen, welcher um den Rand des Siegels herum-
geklebt ist, zusammengehalten werden. Bei dem Diplom für
St. Alban sind femer einige weggebrochene Stellen ersetzt,
jedoch mit andersfarbigem Wachs. Die ergänzten Stellen heben
sich durch die grüne Farbe deutlich von dem Braun des übrigea
Sie^elkörpers ab. Daran wäre nun, an und für sich betrachtet,
auch nichts Bedenkliches. Der Gedanke liegt nahe, dass die
Siegel bei irgend einer Gelegenheit verletzt worden und auf
diese Weise ausgebessert worden seien, wenn auch die üeber-
einstimmung in der Form der Ausbesserung gewiss aufföllig
erscheinen muss. Um so ungünstiger wirkt die Wahrnehmung,
dass bei beiden Siegeln auch die Reversseite durch Farbe und
Structur des Wachses von dem Avers sich unterscheidet. Dieser
Umstand macht es schon im höchsten Grade wahrscheinlich^
dass die Siegel einmal vollständig von den Urkunden müssen
abgebrochen sein und dass man dann sich Mühe gegeben habe,
sie wieder möglichst gut an denselben zu befestigen. Wenn
wir aber vollends bemerken, dass sich beide Siegel auf der
Aversseite ihrem ganzen Umfange nach imd zwar von einer
Seite her bis über die Mitte des Siegelbildes hinaus von der
Pergamentunterlage abheben lassen, ein sicheres Zeichen, das»
die V erbindung zwischen Avers imd Revers nicht in der Mitte
der Siegel, sondern ganz excentrisch hergestellt wurde — dann
sehen wir uns wohl zu der weiteren Annahme genöthigt, das»
diese beiden Siegel von andern Urkunden einmal gewaltsam
entfernt und hier befestigt worden sind, was zwar mit Ueber-
legung bewerkstelligt wurde, aber doch nicht soweit geglückt
ist, um den Hergang gänzlich zu vertuschen.
Alle drei Urkunden haben blinde Linien, aber auf versa
gezogen, welche auch bei allen in den gleichen Zwischenräumen
von je 11mm von einander abstehen. Zu beachten ist dabei,
dass die Schriftlinien nicht durchlaufen von einem Pergament-
rand zum andern, sondern dass sie nur zwischen zwei eben-
falls blinden Randlinien gezogen sind, welche den für den Text
bestimmten und überall vom Schreiber streng eingehaltenen
Raum abgrenzen. Ein derartiges Linienschema kommt aber,
soviel ich weiss, bei Kaiserurkunden des 12. Jh. noch nicht
vor, wohl aber findet es sich regelmässig bei den feierlichen
Papstbullen, ein Umstand, auf den wir noch zurückkommen
werden.
Ebenso sind alle drei Diplome gleichmässig gefaltet und
zwar vollkommen kanzleigerecht. Geschrieben sind sie von
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Ueber einige unechte Kais erurkun den in der Schweiz. 165
einem und demselben Schreiber; daran kann niemand, der ein
für solche Dinge halbwegs geübtes Auge haL zweifeln. Die
Richtigkeit dieser Behauptimg werden wohl auch die beigefugten
Facsimile zur genüge darthun. Man vergleiche nur in der
verlängerten Schrift die regelmässige Wiederkehr des A mit
dem Qeinen Ansatz unten , das D mit der zurückgelegten
SchUnge, die meist sehr ungeschickt gerathen ist und oft wie
nachgetragen aussieht; die Bildung des G, das nicht aus einem
Zuge gemacht ist, sondern dessen untere es vom C unterschei-
dende Rundung wie angehängt erscheint, die ungeübte Hand
verrathend, die diesen Buchstaben nicht mit einem Federstrich
zu bilden verstand; die Zickzacklinien, welche im Beinwieler
und Rüggisberger Stück den leer gelassenen Raum der ersten
Zeile ausfüllen ; den bezeichnenden Casusfehler in der Signum-
zeile, im Alban- und Beinwieldiplom 'rex invictissimus statt
des Genitivs; dabei hat der Schreiber den Fehler im Alban-
diplom erst bemerkt, als er schon beide Worte ausgeschrieben
hatte ; in der zweiten Urkunde zwar erst, nachdem mm wieder
das fatale 'rex' entschlüpfk war, aber noch bevor er das folgende
Wort beendet hatte; wie man daraus ersehen kann, dass das
^invictissimi' ohne Correctur, das s des aus 'rex' hergestellten
'regis' aber übergeschrieben ist; offenbar haben schon einige
Buchstaben des ^invictissimf gestanden, die es dem Schreiber
verwehrten, die corrigierte Genitivendung 'is* ganz auf die
Zeile zu setzen.
Ebenso ist die Schrift des Contextes bei allen drei ür-
künden die gleiche : das gleiche G mit dem nachgezogenen
Aufsatz, das gleiche geschwänzte m, n und s, die gleichen
Kürzungszeichen, die bleichen kurzen p und q, die gleiche
Form des recognovi, die gleiche Interpunktion; die gleiche
Bildung des Monogramms, nur dass beim Albanerstüdc das
R am rechten Schaft, und beim Rüggisberger der Querbalken
im M fehlt. Endlich kann man auch auf die vielen Correcturen
und orthographischen Fehler hinweisen, die sich (am wenigsten
noch im ^bandiplom) in allen drei Urkunden übereinstimmend
finden.
Dies alles zusammengenommen, wird die Annahme, dass
diese drei Stücke von demselben Schreiber herrühren, wohl
ziemlich unanfechtbar machen. Ueberdies ist festzuhalten, was
auch im Vorstehenden schon mit angedeutet liegt, dass jede
dieser drei Urkunden vom Chrismon angefangen bis zum Amen
der Apprecation in einem Zuge geschrieben worden ist.
Nirgends ist ein Wechsel in der Faroe der Tinte oder eine
Veränderung im Ductus zu gewahren.
Gehen wir nun zur Erörterung der inneren Merkmale über.
Die erste Frage, die sich aufdrängt, ist: Hat der Schreiber
seine Urkunden frei concipiert, oder hat er Vorlagen benutzt,
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166 Rudolf Thommen.
und wenn dies der Fall ist, welche? Schon ein flüchtiges Durch-
lesen der Urkunden kann uns schwerlich hvnge darüber im Zweifel
lassen, wie diese Frage zu beantworten ist. — Der streng formel-
arti^e Charakter der Fassung und eine grosse Anzahl von
Fehlem, welche sich als reine Abschreibefehler zu erkennen geben,
beweisen, dass der Schreiber nach Vorlagen gearbeitet hat.
Ein glücklicher Zufall hat es nun gefügt, dass die betref-
fenden Vorlagen auch uns noch erhalten sind. Da der Vor-
fang, welchen der Copist bei der Anfertigung seiner Urkunden
eobachtet hat, nicht bei allen Stücken der gleiche ist, so dürfte
es sich empfehlen, die Vergleiche zwischen Abschrift und Vor-
lage bei jeder Nummer einzeln durchzufahren.
Beginnen wir mit dem Diplom für Rüggisberg. Es ist
angefertigt mit Hilfe des Privilegs Friedrich I. fiir dasselbe
Kloster vom Jahre 1161, St. 3923. mit dem es im Contexte
fast wörtlich übereinstimmt; nur aass das Wörtchen Hemere'^
welches in der Pönformel der Vorlage, obwohl man es formel-
mässig erwartet, fehlt, vom Schreiber wieder eingeRigt wurde.
Dass übrigens wirklich diese Urkunde von 1161 von unserem
Fälscher geradezu abgeschrieben worden ist^ beweisen die zahl-
reichen Auslassungen. Vertauschungen und Nachtragungen, die
bei sonstiger textlicner Uebereinstimmung keine andere Er-
klärung schlechterdings zulassen. — Die nöthigen Belege sind
in den Noten S. 184 ff. gegeben und hier will idi nur noch an-
führen, dass die Worte 'iniuste abstuleraf vom Schreiber ver-
tauscht und in der Corroboration die Worte der Vorlage 'in-
scribi et . . . (signari)' von ihm ausgelassen worden sind.
Im Uebrigen ist es ganz hübsch zu bemerken, wie der
Schreiber, der ein geschickter und überlegender Kopf gewesen
sein muss und seine Vorlage entsprechend zu behandeln ver-
standen hat, andererseits doch wieder in vollkommene Ab-
hängigkeit von ihr ^erathen ist. Da das benützte Diplom zu
einer Zeit ausgefertigt worden war, als Friedrich schon Kaiser
war, unser Freund jedoch sein Fabrikat auf ein Jahr zurück-
datieren wollte, in dem Friedrich noch König war, so hatte
er darauf Bedacht genommen, die auf dieses Verhältnis sich
beziehenden Ausdrücke abzuändern. Dem entsprechend wurde
die kaiserliche Titulatur in das auch auf den beiden andern
Stücken wiederkehrende 'Fridericus dei gratia Eomanorum rex
augustus' abgeändert. Dieser Titel ist ganz correct und kehrt
neben dem sonst beliebteren *Fr. divina favente dementia R.
rex' auf mehreren andern, wenn auch nicht im Original erhal-
tenen, so doch gut beglaubigten Privilegien aus der Köni^szeit
wieder 1. Dem entsprechend lesen wir auch ganz folgenchtig
Z. 4 V. o. regni, Z. 11 v. u. regia auctoritate, Z. 7 v. u. erarium
1) Stumpf, Act. ined. nr. 119 S. 147, nr. 121 S. 150 und sonst.
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Ueber einige unechte Kaiserurkunden in der Schweiz. 167
regale. Seltsamerweise hat er aber auch den Pluralis maiestaticus
in einen simpeln Singular verwandelt ; er meinte wohl, dass ein
König nicht in denselben Ausdrücken sprechen dürfe, wie ein
Kaiser. Dabei ist ihm aber das Misseescnick widerfahren, dass
er zweimal in diesem Sinne die Umwandlung vorzunehmen
vergessen hat und so finden wir jetzt zwar ganz correct 'regni
mei, a me', aber daneben: ^Igitur ego F . . . concedimus et
donavimus' und 'siffilli nostr i impressione signari precepimus*
ganz nach dem Wortlaute der Vorlage, und diese oft jede ueber-
legung erstickende Abhängigkeit erklärt wohl auch die weitere
gegen die obige Voraussetzung ins Gewicht fallende Inconse-
quenz, dass der Fälscher bei den beiden andern Urkunden
keine solchen Umwandlungen vorgenommen hat.
Zu einem andern Schluss fuhrt uns die Betrachtung des
Eschatocolls. Vorsorglich hat sich der Schreiber gehütet, irgend
einen Theil desselben der Vorlage zu entnehmen, sowenig wie
die Zeugenreihe derselben. Beide Theile sind vielmehr frei
concipiert und finden in den correspondierenden Abschnitten
der Urkunde für St. Alban und Beinwiel ihre analogen Gegen-
stücke. Wir können alle drei Urkunden daher im Zusammen-
hang behandeln.
Wenn in den zwei letzt erwähnten Stücken Signumzeile^
Eecognition und Datum sich fast vollständig decken — ab-
weichend ist bloss die Form Maguntini in der Beinwieler Ur-
kunde — so besteht ebenso der Unteirschied zwischen diesen
beiden imd dem Rüggisberger Privileg auch nur in der Ver-
setzung von ^invictissimus' und ^gloriosissimus' in Signum- und
Datumzeile imd der Verrückung des Datums um einen Tag
(III. Kl. statt IV. KL). Diese kleinen Varianten sind gegen-
über der sonst herrschenden Uebereinstimmung bedeutungslos.
In allen drei Urkunden ist die Signumzeile und Recognition
vollkommen kanzleigemäss gehalten. Was die Datumzeile be-
trifft, so kann ich sie in gleicher Form gut überliefert nicht
nachweisen. Man wird daher annehmen dürfen, dass der
Schreiber der fraglichen Urkunden das Datum sich aus der in
seiner Vorlage befindlichen volleren Formel selbst zurechtge-
macht hat. Das war um so leichter, als das in dem kaiser-
lichen Privileg stehende Datum alle nothwendigen Bestandtheile
schon enthält, daher durch eine einfache Kürzung und durch
Umwandlung des ^imperator* in *rex' eine anscheinend ganz cor-
recte Formd hergestellt war. Dennoch sind bei dieser Opera-
tion zwei Fehler mit unterlaufen, die den Mann verrathen und
die aufgestellte Behauptung rechtfertigen dürften. Der erste
ist die Auslassung des 'domino' vor 'Friderico' — dieses Attri-
but fehlt sonst, so viel ich sehe, in keiner der auch nur ab-
schriftlich erhaltenen Königsurkunden, ausser in der bei Stumpf
Act. ined. nr, 119, S. 148 abgedruckten. Aber gerade diese
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168 Rudolf Thommen.
hat dafür auch eine andere Stellung der betreffenden Worte
welche daselbst lauten: ^regnante gloriosissimo Romanorum
rege F.', wodurch die Einschätung des dominus unmöglich oder
doch mindestens überflüssig wurde. In unserem Diplom wäre
die Auslassung des dominus wohl auf gleiche Linie zu stellen
mit dem schon früher erwähnten Versuch, durch ein Herab-
drücken der Ausdrucksweise der aus der kaiserlichen Kanzlei
stammenden Vorlage eine Urkunde herzustellen, die durch ihre
Fassung, nach der Meinung des Schreibers, der früheren nie-
derem Würde des angeblichen Ausstellers entsprechen sollte.
Und unter diesem Gesichtspunkt würde sich auch der zweite
Fehler erklären, nämlich der Wegfall der Apprecation. Doch
bin ich hierbei nicht so sicher, ob nicht etwa ein im Original
erhaltenes Diplom Friedrichs auch ohne diese Formel vorhan-
den sein könnte. Ganz das Gleiche gilt natürlich auch von
den für St. Alban und Beinwiel ausgestellten Urkunden.
Auch für die Zeugenreihen sind ofie drei Urkunden zugleich
ins Auge zu fassen. Ein Grundstock von Namen kehrt in allen
drei Privilegien wieder. Das Beinwieler Privileg hat die kleinste
Liste, indem der in der Albaner Urkunde genannte Bischof
von Como, Ardicio, fehlt. Das ist zwischen diesen beiden
Nummern die einzige Abweichung. Dagegen hat die Urkunde
für Rüggisberg nicht bloss statt des Ardicio den Wormser Bi-
schof Conrad eingesetzt, sondern der sonst unveränderten Na-
mensreihe noch zwei weitere Zeugen einverleibt. Wemher
Graf von Baden und Hermann Markgraf von Breisgau (? !).
Interessanter ist aber eine andere Wahrnehmung. Während in
dem Albaner und Beinwieler Stück dem vorausgehenden 'testes
sunt hii' die Zeugennamen natürlich im Nominativ folgen, war
der Schreiber bei der Urkunde ftLr Rüggisberg durch das dem
kaiserlichen Privileg entlehnte ^testibus praesentibus' genöthigt,
die Namen der Zeugen im Ablativ anzuschliessen. Wie man
nun aus den Noten auf S. 185 ersehen kann, sind ihm dabei
zahlreiche Fehler unterlaufen und lassen mehrfache Correcturen
ganz deutlich erkennen, dass die Ablativformen aus den zuerst
geschriebenen Nominativformen herauscorrigiert wurden.
Daraus läest sich mit einiger Sicherheit der Schluss ziehen,
dass die Zeugenreihe in der Rüggisberger Urkunde unter Zu-
grundelegung der in dem Diplom für bt Alban und Beinwiel
enthaltenen angelegt worden ist, respective, dass die gleichen
Namen aus einer der beiden letzteren Urkunden abgesdbirieben
worden sind, wobei der Copist ungeschickt genug die Um-
wandlung der Casusendimg rechtzeitig vorzunehmen mehrfach
vergessen hat, und daraus ist weiter zu folgern, dass die Ur-
kunde für Rüggisberg nach der für Beinwiel und St. Alban
entstanden sein muss.
Wenn ich nun noch auf das zurückweise, was oben S. 165
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Ueber einige unechte Kaiserurkunden in der Schweiz, 169
über den Casusfehler in der Signumzeile der beiden letzt ge-
nannten Diplome gesagt wui^de, und wenn man es wohl als
wahrscheinlich wira gelten lassen dürfen, dass der grössere
Fehler vor dem kleineren begangen wurde — so ergiebt sich
im Änschluss an das Voranstehende, dass die drei Urkunden
in dieser Reihenfolge geschrieben worden sind : zuerst das Di-
plom für St. Alban, dann das für Beinwiel; endlich das fiir
Rüggisberg.
Was nun die Zeugennamen selbst betrifft, so muss man
zugeben, dass unser Schreiber mit Geschick dieselben zusammen-
gestellt hat.
Den Herzog Weif, Herzog Berthold IV. von Zähringen,
Ottokar von Steier, Ulrich von Lenzbur^, Conrad von Worms
können wir für die Dauer des Königsnttes — und in diese
Periode fallen unsere drei Diplome — in der Umgebung des
neugewahlten Herrschers nachweisend Ob die Bischöfe von
Basel und Constanz bei dem Reichstag in Ulm zugegen waren,
lässt sich mit Sicherheit nicht behaupten, wenn es auch der
Natur der Sache nach wahrscheinlich ist^. Dass sich Herzog
Berthold ^dux Burgundiae' nennt, ist durch einige andere bei
Schöpf lin angeführte Urkunden sicher gestellt«. Bleiben noch
drei der Erkmrung bedürftige Namen übrig, nämlich Ardicio
Bischof von Como, Wemher Graf von Baden und Hermann
Mark^af von Breisgau. Der Bischof w;ar zwar ein Zeitgenosse
des Kaisers ^ und wenn nun der Fälscher gerade ihn unter die
bei der Handlung gegenwärtig gedachten Zeugen einreiht , so
erweist er sich au(m insofern als ein mit der Geschichte jener
Zeit vertrauter Maim, als Bischof Ardicio allerdings deutschen
Boden betreten hat , nur geschah das nicht im Juli 1 152 in
Ulm, sondern erst März 1153 in Constanz, wo er als Anwalt
seiner Stadt gegen die Mailänder vor Friedrich erschien '. Von
einem Aufenthalte in Ulm ist nichts bekannt und durch die eben
erwähnte Thatsache wird er auch sehr unwahrscheinlich, weil
man sonst annehmen müsste, dass Ardicio binnen acht Monaten
zweimal die Reise nach Deutschland gemacht habe oder dass
1) Stumpf, Act. ined. S. 149 nr. 120, S. 481 nr. 338, S. 151 nr. 122.
Vgl. auch Giesebrecht, Gesch. d. d. K. Bd. 5 S. 17. 2) Ortlieb von
Basel erscheint zuerst in der in Trier am 28. Dec. 1152, St. a. a. O.
8. 151 ansg-estellten Urkunde unter den Zeugen und Hermann von
Constanz ist, soviel ich sehe, in keinem der aus dem Jahre 1152 stam-
menden Diplome zu finden. Um die Anwesenheit des Baslers in Ulm zu
beweisen, kann auch Vautrey, Hist. des eveques de Bäle I, p. 167 sich
eben nur auf das hier als unecht angefochtene Privileg berufen.
3) Schöpflin, Hist. Zaringo -Bad. I, 123 ff. und Alsat dipl. I, 241 nr. 292,
238 nr. 289, vgl. auch Stalin, Wirtenib. Gesch. I, 288. 4) Garns,
Series episcopor. S. 787 giebt für die Dauer seiner Regierung die Jahre
1125—1158 März an. 6) Giesebrecht, Gesch. d. d. K. Bd. V/1 S. 26
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170 Rudolf Thommen.
er die ganze für einen italienischen Grossen unerhört lange
Zeit über im Norden verblieben sei *. Dieses Zeugen Anwesen-
heit in Uhn dürfte daher mit einigem Grund der Erfindungs-
kraft des Fälschers zuzuschreiben sein. Noch schlimmer steht
es aber um die beiden andern Zeugen Graf Wemher von Baden
und den Markgrafen von Breisgau Hermann. Schon der Titel
*marchio de Brisgowe' ist für jene Zeit nicht mehr möglich. Es
hatten ihn zwar die ersten Zähringer eine Zeit lang getragen,
allein er verschwindet in der Mitte des 11. Jahrb., um dem
Herzogstitel Platz zu machen >. Andererseits giebt es wohl
mehrere Markgrafen des Namens Hermann, diese aber nennen
sich fataler Weise nicht 'marchiones de Brisgowe', sondern *mar-
chiones de Baden', folgten in directer Linie aufeinander von der
Mitte des 11. bis Mitte des 13. Jahrh.« und einer derselben^
Hermann IV. (von 1160 — 1190), war ein treuer Anhänger des
Kaisers*. Dadurch ist nun aber auch der letzte dieses un-
glücklichen Triumvirats, Wemher Graf von Baden, als eine
ledifflich fingierte Person, für den in der Geschichte kein Raum
bleibt, gerichtet.
In ganz abweichender Weise ist das Privileg für das
Kloster Seinwiel (K. Solotum) entstanden. Zwar ist gar nicht
daran zu zweifeln, dass auf seine textliche Gestaltimg eine
Papstbulle eingewirkt hat; dies beweist die Fassung der Narratio,
der Pertinenzformel und ,des *Decemimus ergo' etc., welche wört-
lich einem aus der römischen Kanzlei hervorgegangenen Stück
entnommen sind ; femer das bereits erwähnte äusserliche Kenn-
zeichen: die Anlage des Linienschemas. Deutlicher ist durch
die Uebereinstimmung der Namensreihe der Stifter mit der in
der Bulle Eugen III. vom 23. Juli 1147* stehenden diese als
Vorlage gekennzeichnet. Im übrigen hat sich der Fälscher je-
doch ziemlich von seiner Stütze zu emancipieren versucht und
den Rest des Textes frei stilisiert. Titel und Invocation lauten
wie in dem früher besprochenen Privileg.
Die Narratio hingegen ist nicht mehr ganz frei stilisiert,
sondern scheint viel eher eine willkürliche Umbildung des cor-
respondierenden in der Vorlage stehenden Satzes zu sein. Beide
beginnen mit ^ea propter ; das 'dilecti in domino filii' ist in be-
rechnender Weise in 'dilecti i. d. fratres' umgewandelt, da ein
weltlicher Herrscher seine geistlichen Unterthanen mcht mit
^filii' titulieren darf. Daran schliesst sich nun eine sehr cha-
rakteristische Wendimg: ^qui . . . divino mancipati estis ob-
sequio\ In dieser relativen Fortsetzung mit airecter Anrede
1) Vgl. daza Giesebrecht a. a. O. 8. 19. 2) Schöpflin, Hist.
Zaringro-Bad. I, S. 44, vgl. auch S. 38 und 47. 3) Schöpflin a. a. O.
8. 267. 4) Ebend. 8. 291, vgl. auch St., Act. ined. 8. 140 nr. 115,
8. 195 nr. 129, 8. 675 nr. 479 u. sonst. 5) J. 9101.
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Ueber einige unechte Eaiserurkunden in der Schweiz. 171
ist die Phrase durchaus formelwidrig und kommt in Schrift-
stücken der päpstlichen Kanzlei, in welchen sie überhaupt erst
seit Innocenz II. auftaucht, gar nicht vor: sie ist ebensowenig
in kaiserlichen Privilegien zu finden, sonaem stets ist das Re-
lalivum auf das ^monasterium' bezogen und wird fortgefithren
mit 'in quo . . .' — Diese Abweichung von einer, so viel ich
weiss, ausnahmslos geltenden Regel ist daher auf Rechnung des
Fälschers zu setzen, der augenscheinlich seine Vorlage — und
dies weist uns wieder auf &e Bulle Eugens zurück — in un-
geschickter Weise umgemodelt hat. Ueorigens hat diese Um-
formung auf die ganze Satzconstruction sehr nachtheilig ein-
gewirkt, indem sie den Schreiber das für den Zusammenhang
nothwendige teonasterium' dreimal zu wiederholen nöthigte.
Diese Unbeholfenheit verräth die Mache recht deutlich.
Die hier hinzutretende neue Bestimmung, betreffend die
Vogteiverhältnisse, findet ihr Gegenstück in oer auf denselben
Gegenstand bezüglichen, im PrivSeg fiir St Alban enthaltenen
Verfugung. Während aber dort der eigentliche Inhalt der
VerftL^ung klar zum Ausdruck kommt, indem durch den Zu-
satz, aass das Kloster keiitem 'subadvocatus' unterstellt werden
soll, der Gegensatz als in dem 'advocatus' liegend bezeichnet
wird, bleibt man über diesen Punkt nach dem in der Bein-
wieler Urkunde befindlichen Wortlaut im Dunkel. Hier könnte
der Gegensatz mit viel mehr Grund in dem *unus* liegend ge-
dacht werden. Und doch ist unzweifelhaft, dass lediglich das-
selbe Verbot der Anstellung eines Untervogtes gemeint ist.
Die Undeuthchkeit des Ausdrucks aber erklärt sich ganz gut
daraus, dass der Schreiber, von dem, wie früher bemerkt wurde,
alle drei Urkunden herrühren, und der diese Bestimmung ein-
fach aus dem Diplom für St. Alban in das für Beinwiel in ab-
fekürzter Form herübergenommen hat, bei dieser Satzver-
ürzung etwas ungeschickt zu Werke gegangen ist. Die Ueber-
tragung selbst hinwiederum ist durch die fast wörtliche Ueber-
einstimmung der aufgenommenen Satztheile genügend sicher
gestellt. Zugleich haben wir hier einen weiteren zutreffenden
Belag für die oben (s. S. 169) ausgesprochene Ansicht, dass
das Beinwieler Stück nach dem von St. Alban entstanden ist.
Die Bestimmung bezüglich der Erblichkeit der Vogtei sowohl
wie ganz besonders das Verbot der Anstellung eines Untervogtes
kann an und für sich betrachtet nicht befremden. Mit der
ersteren wird lediglich ein damals schon allgemein geltender
Grundsatz ausgesprochen und die zweite hatte gerade in jenen
Jahren eine neue Bedeutung erhalten, indem die Klöster aJlent-
halben sich der oft drückenden Verwaltung durch die Unter-
beamten der Vögte zu entziehen suchten, ein Bestreben, das
durch den Bescmuss des Concils von Rheims im Jahre 1148 >
sogar einen gesetzlichen Boden erhalten hatte.
1) Mansi XXI, 8. 715, 6.
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172 Rudolf Thommen.
Wir kommen endlich an das letzte Privileg für St. Alban,
welches auf ähnliche Weise wie das ftlr Rüggisoer^ entstanden
ist. Der Text ist fast wörtlich der Bulle Eugen In. für dieses
Kloster m. d. 20. Dez. 1147» entlehnt, selbst das Verzeichnis
der Güter deckt sich mit dem in der Bulle enthaltenen der
Reihenfolge nach, in der die Besitzungen aufgezählt sind, und
der Zahl nach ist es bloss um die Kapelle Künheim (im Elsass)
vermehrt. Einen für unsere Betrachtung nicht unwichtigen Zu-
satz hat sich der Fälscher hinter ^molendina in ripa Birse' ein-
zufügen erlaubt. Die Bestimmung ^mit dem für alle diese Mühlen
hinreichendem Wasser steht vollkommen isoliert in diesem
Privileg und kehrt in keiner der anderen Besitzbestätigungen
für St. Alban weder früheren noch späteren Datums wieder,
Sie wird nun dadurch in ein eigenthümliches Licht gerückt,
dass in einem Breve Alexander III. *, durch welches der Bischof
von Basel ermächtigt wird, den Bann gegen eine grosse An-
zahl von Widersachern des Klosters St. Alban zu schleudern,
die sich vielfältige Eingriffe in Klosteigut erlaubt hatten, auch
folgender Satz zu finden ist: ^comes Here de Froburg aquam
vid. Birsam . . a molendinis sanc^ Albani, quod praeaeces-
sores sui non fecerunt, iniuste conatur auferre\ Dieses Breve
ist mm zwar in der uns vorliegenden Form entschieden un-
echt — allein dies beweist natürlich nichts gegen die historische
Wahrheit der in ihr angeführten Thatsachen. Vielmehr liegt
gerade in dem Umstände, dass das Kloster zum Schutze seines
Gutes angeblich den Papst intervenieren lässt, eine gewisse
Bürgschan für die Richtigkeit dessen, was hier erzählt wird.
Wir dürfen daher wohl annehmen, dass es auch mit den
Versuchen des Grafen Hermann von Frohburg, das Kloster
dadurch finanziell zu schädigen, dass er seine Mühlen zum Still-
stand brachte, seine Richtigkeit haben wird. Dies wird um so
wahrscheinlicher, wenn wir sehen, dass dieselbe Angelegenheit
dem Kloster zu einer zweiten Fälschung Anlass gegeben hat.
Eine angebKch von Bischof Heinrich von Basel im Jahre 1221
ausgestellte Urkunde sollte einen von ihm im Verein mit einigen
andern geistlichen Herren gethanen Schiedsspruch verbriefen,
demzufolge dem Grafen Hermann von Frohburg an dem Wasser
der Birs von einem gewissen Punkte an bis zum Einlauf in
den Rhein durchaus keine Rechte zustehen, sondern dieses Ge-
biet dem Kloster gehört ». Mag nun auch dieses Stück in viel
späterer Zeit entstanden sein und soll es vielleicht überhaupt
nur die Anrechte des Ellosters . auf jenen Wasserlauf und das
1) Jaff^ 9168 (6372). 2) Trouillat, Monum. de BÄle I, S. 346.
nr. 227. Das Original (mit Bleibulle) im Staatsarchiv zu Basel. Hidber
2220. 3) Boos, Urkdb. v. Basselland I, 17 nr. 36. Dieser Hermann
ist jedenfalls mit dem in dem Breve g^enannten nicht zu identificieren.
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lieber einige unechte Kaiserurkiinden in der Schweiz. 173
angrenzende Gebiet sicher stellen, so beweist es doch, dass es
einmal und zwar vor 1221 Fehde zwischen dem Kloster und
jenem Geschlecht über den Besitz der ßirs gegeben und dass
nierüber eine ganz bestimmte und glaubwürdige Tradition im
Erlöster sich erhalten hat. Was die Person des lütters be-
trifft, so ist allerdings nicht viel von ihm zu sagen, doch ist
die Existenz desselben urkundlich sicher gestellt i.
Sei dem nun wie ihm wolle — ein Zusammenhang zwischen
jenem Zusatz im Privileg FViedrichs und dem citierten Satze
aus der Bulle Alexander Ul. scheint unbestreitbar. Man wird
oline den Vorwurf einer leeren Vermuthune auf sich zu laden
annehmen dürfen, dass vielleicht derselbe Schreiber, der den
Mönchen eine wirksame Waffe in die Hände spielte, mittelst
"welcher sie einer vorübergehenden Beeinträchtigung ihrer Besitz-
rechte begegnen konnten, auch darauf bedacht gewesen ist,
dieses ihr Recht mit den grösstmöglichen Garantien für die
Zukunft zu umgeben.
Hiermit gewinnen wir aber zugleich auch einen Stand-
Eunkt, von dem aus sich die Frage, wo denn dieses und da-
er wegen der Identität des Schreibers auch die beiden andern
Diplome entstanden sein könnten, beantworten lässt. — Mit
ziemlicher Sicherheit wird man behaupten dürfen, dass im
Booster St. Alban selbst der grosse Verbrecher zu suchen ist.
Denn nur ein mit den lokalen Verhältnissen ^anz vertrauter
Mann konnte auf den Gedanken verfallen, in einem für jeden
Aussenstehenden nebensächlichen Pimkte von der sonst getreu-
lich aufgenommenen Vorlage abzuweichen und einen Zwischen-
satz einzuflechten, der em durch die Vergangenheit ganz
speciell genährtes Interesse des Schreibers fiir die Stätte seiner
Wirksamkeit bekxmdet.
Wenn man in diesem Falle schon in der angenehmen
Lage ist, den Ort feststellen zu können, an welchem jene für
verschiedene Stiftungen bestimmte Privilegien entstanden sind,
so ist es nun doppelt angenehm, mit einer in solchen Dingen
seltenen Bestimmtheit auch die Zeit angeben zu können, in
der diese Privilegien entstanden sind. Anhaltspunkte, um die-
selbe zu ermittdn, liefern die Urkunden für Küggisberg und
Beinwiel ; wegen der Identität des Schreibers sind jeaoch me aus
d^iselben abgeleiteten Schlussfolgerungen für alle drei gültig.
Als terminus a quo ergiebt sich mit Rücksicht auf das
früher angedeutete Verhältnis zwischen den beiden Rüggis-
berger Privilegien das Jahr 1162.
1) Ein Hermannns comes de Frohbnrgf ist nachzuweisen seit 1169
Tronillat a. a. O. I, 358 Anm. 1. Stumpf, Acta ined. S. 557 nr. 396.
Nach J. V. Arx, Geschichte der Landgrafschaft Buchsgau S. 49 starb ein
Hermann II. von Frohburg wahrscheinlich 1214.
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174 Rudolf Thommen.
Den terminus ad quem gibt das Beinwieler Diplom und zwar
einmal durch den Inhalt der Pertinenzformel — das hier ge-
gebene Güterverzeichnis nimmt nämlich eine Mittelstellung ein
zwischen dem in der Eugenbulle von 1147 und dem in einer
Bulle Cölestin III. von 1 193 enthaltenen. Das Verzeichnis der
ersteren kehrt im Fridericianum vollständig wieder. Von den
übrigen Namen finden sich einige auch in der Urkunde Cöle-
stins wieder, einige sind bloss dem Fridericianum eigen —
immer aber bleibt der weitaus grösste Theil der in dem rapst-
brief von 1193 angeführten Güter unberücksichtigt. Man wii'd
annehmen dürfen, dass der Fälscher die Gelegenheit nicht ver-
säumt haben würde, für diesen viel weitläufigeren Güterbesitz
die königliche Bestätigimg zu fingieren, wenn das entsprechende
Verzeichnis ihm überhaupt schon vorgelegen hätte. Daraus
folgt, dass er schon vor 1 1 93 die Königsurkunde verfertigt
haben muss. Zweitens durch den Inhalt des von der Vogtei
handelnden Satzes. Als Kastvogt des Klosters wird ein nobi-
lis vir Oudolardus genannt. Derselbe wird als noch lebend
bezeichnet und es Uegt natürlich gar kein Grund vor, diese
Angabe in Zweifel zu ziehen. Oudolardus oder Udelhard ge-
hört nun dem Geschlechte der Grafen von Sogren oder Sau-
gern (SoyhiöresJ an, deren Burg auf einem der Bergrücken,
welche das tiet eingeschnittene Thal der ßirs nach Norden
a,bschliessen, stand, und von der man noch ansehnliche Ueber-
reste auf der Fahrt von Basel nach Delsberg sieht'. Er scheint
ein frommer Herr gewesen zu seim denn nicht weniger als
drei Klöster, nämlich Frienisberg^, Lützel' und Beinwiel, ver-
ehrten in ihm ihren Stifter oder doch Mitbegründer. Aus-
drücklich wird er als Vogt für Beinwiel bezeichnet in einer
Urkunde von 1146*. Zu Anfang der 70er Jahre war er aber
allem Anscheine nach nicht mehr am Leben; denn in einer
Urkunde, welche Trouillat mit Vers 1174' datiert«, wird als
Kastvogt genannt Wernher von Honberg (^laudante advocato
comite Gamerio de Honberg').
1) Vgl. bes. Dr. Qaiqerez, Essai sur Thist. des contes de Soyhieres,
Bern 1863. 2) Trouillat a. a. O. I, 259 nr. 174. 8) Ebend. nr. 176
'S. 266. 4) Adalbert von Rapoldstein und seine Anverwandten schenken
der Abtei Beinwiel den Flecken Nuglar (K. Solotarn), Trouillat a. a. O.
I, 294 nr. 193. Der Schenker, heisst es da, 'omnia (bona) supra dicta
manu sua . . in mannm comitis Oudeardi praefati monasterii advocati
benevole consolidavif. 5) Trouillat a. a. O. I, 355 nr. 233. Die eben-
dort S. 350 nr. 230 abgedruckte Urkunde ist für unsere Zwecke nicht
zu gebrauchen, weil sie nach Hidb.er 2279 unecht ist. Diese Bemerkung
scheint mir mit Rücksicht auf die ganze Fassung der Urkunde sowohl,
wie auch darauf, dass eine derartige nachträgliche Besitzbestätigüng
durch die Frau des Schenkers, der noch dazu nicht einmal als abgeschie-
den bezeichnet wird, etwas ungewöhnlich ist, richtig.
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Ueber einige unechte Kaiserurkunden in der Schweiz. 175
Dem Gesa^n zufolge lässt sich also als Entstehun^s-
periode der in Kede stehenden drei Königsurkonden mit voUer
Sicherheit der Zeitraum von 1162 — 1193, mit grosser Wahr-
scheinlichkeit der Zeitraum umfassend die zweite Hälfte der
sechziger xmd die erste Hälfte der siebziger Jahre des 12. Jh.
abgrenzen.
n.
Die Freiheitsbriefe des Klosters Rügfgisbergf.
Ich komme noch einmal auf das Rüggisberger Diplom
zurück. Dasselbe ist nämlich keineswegs, wie es nach der
voraufgegangenen Erörterung den Anschein haben könnte, ein
isoliertes Stück, wie dies bei dem Privileg für St. Alban und
Beinwiel der Fall ist. Vielmehr gehört es einer Reihe von
Urkunden an^ welche das Kloster von mehreren deutschen
Königen erhalten hatte oder, zum Theile wenigstens, erhalten
zu haben vorgab'. In dieser Reihe nimmt nun das Frideri-
cianum von 1152 die vierte Stelle ein. Es gehen ihm voraus
ein Diplom Heinrich IV. vom J. 1076, St. 2788; Heinrich V. von
1115, St. 3121 und Konrad IIL von 1147, St. 3538. Das im
Fridericianum erwähnte Diplom Lothars ist nicht mehr auf
uns gekommen. Diese Vorurkunden sind nun sämmtlich ebenso
unecht wie das Privileg Friedrich I. Dies hat wenigstens
bez. der ersten Urkunde schon Zeerleder, der diese Privilegien
zum erstenmal veröffentlichte, erkannt (Berner Urkbch. I, 37)
und Hidber im Schweizer. Urkreg. die Unechtheit schon von
allen drei Privilegien behauptet (a. a. O. Bd. I nr. 1410,
1585, Bd. II 1858), eine Ansicht, die dann in den Fontes
rerum Bemensium I, S. 336 und 368 mit guten Gründen auf-
genommen worden ist. Stumpf hält gleichfalls die Urkunde
Heinrich IV. für eine Fälschung, zweifelt die Echtheit der Ur-
kunde Heinrich V. wenigstens an, will aber offenbar das Pri-
vilee Konrad III. für echt angesehen wissen, wie aus dem
Fehlen jeder Bemerkung zum Regest und aus dem Abdruck in
seinen Acta ined. II, S. 475 — 477 hervorgeht. Allein dieselben
Bedenken, welche die Herausgeber der Fontes bewogen haben die
voraufgehenden Diplome Heinrich IV. und V. für unecht zu er-
klären, sind auch gegen dieses Privileg Konrads vorzubringen
und einige' andere Einzeln heiten, welche diese Urkunde ver-
dächtig machen, kommen noch dazu. Der äussere Eindruck
dieser wie der voraufgehenden beiden Urkunden ist von vorn-
herein ein ungünstiger wegen des schlechten Stoffes und der
höchst unsicheren Schrift. Unkanzleimässig dürfte es wohl
1) Die Urkunden sind sämmtlich verzeichnet von Stettier, Regesten
der Klöster u. Stifter des K. Bern S. 9 und 10 bei Th. v. Mohr, Schweize-
rische Rogesten Bd. 1.
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176 Rudolf Thommen.
auch sein, wenn das E im E^o der Eanzlerunterschriften ebenso
verziert ist, wie das die Urkunde einleitende Chrismon ; ferner
ist es jedenfalls ein sehr eigenthümlicher und bei einem ge-
übten Kanzlisten sonst schwerlich vorkommender Fehler^ dass
hinter der Recognition des Königs noch das zur Unterschrift
des Kanzlers gehörige Ego angeoracht ist*. Der Schreiber
hat zwar seinen Irrthum sofort erkannt, die Fortsetzung fallen
gelassen und Formel XI ganz regelrecht mit Ego wieder ein-
geleitet. Das Unglückswörtlein hat er aber stehen gelassen und
nicht einmal versucht, es wegzuradieren, um so seine aus
mangelnder Uebung entspringende Zerstreutheit zu verdecken.
Anders steht es nun mit dem auf das Fridericianum
von 1152 folgenden Diplom desselben Kaisers vom 4. De-
zember 116 ly abgedruckt und zwar in abgekürzter Form in
den Font. rer. Bemens. Bd. I, S. 445^ n. 47, vollständig bei
Stumpf Acta ined. S* ö()4 nr. 335; merkwürdigerweise aber
nicht nach dem in demselben Fundort befindlichen Original,
sondern nach einer Copie des 14. Jh. Zu dem Stumpf sehen
Drucke bemerke ich daher, dass die mit ^sic' bezeichneten
auffallenden Worte auch im Original vorkommen, dass es
femer S. 505, Z. 11 v. o. 'Linebrgam', Z. 19 'nocitive' zu lauten
und das eingeklammerte 'temere' als nicht im Original stehend
wegzufallen hat. Stumpf giebt die Urkunde als echt, während
Hidber a. a. O. III. S. 104 und der Herausgeber der Fontes
(I, S. 445 u. 47) sie als unecht bezeichnet haben. Ich bin
aer Ansicht, dass St. hier im Recht ist. Das Privileg (45 cm
hoch, 55 breit) scheint mir in jedem Betracht unanfechtbar.
Auf italienischem Pergament (Ausstellungsort Lodi*) ist der
Text ohne Correcturen, Nachtragungen oder Rasuren — nur
die übrigens zum Datum 1161 Dez. 4 passende Indiction x
steht auf Rasur — in einem Zuge mit geübter Hand nieder-
geschrieben (blinde Linien in recto), das Monogramm correct
ausgeführt, vom Siegel ein freilich nur mehr bedeutungsloser
Rest erhalten. Die Schrift, besonders in der ersten Zeile, ist
etwas der des Privilegs St. 3953 (Facs. bei Schöpflin Als,
dipl. I, 253) verwandt. Dafür, dass nicht bloss Invocation und
Titel, sondern auch die Anfangsworte des Contextes in verlän-
gerter Schrift erscheinen, liegt ein Analogon vor in St. 3947,
Orig. in München. Ebenso bietet auch die Fassung 'des Textes
zu keinerlei Bedenken Anlass. Für Titel- und Signumzeile
bedarf es weiter keiner Belege ; für die im Ganzen seltenere
1) Formel x lantet im Orig^. 'Sig^llam domni Canradi Bomanoram
Regis secandi Ego\ Stampf, Acta ined. nr. 334 8. 477 hat dies über-
sehen, dagegen ist der Fehler in den Font. rer. Bernens. I, 422 nr. 23
berücksichtigt worden. 2) Irrig hat Stettier a. a. O. nr. 6 als Ans-
stellungsort Lüttich.
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lieber einige unechte Kaiserurkunden in der Schweiz. 177
Form der Datumzeiie — gewöhnliclier ist 'actum' etc. — findet
sich ein fast gleiches Beispiel in dem Originaldiplom Fried-
richs Stumpf Act. ined. S. 521 nr. 365.
Was den Context betrifft, so ist derselbe ersichtlicher Weise
durch die drei früher genannten Diplome als Vorurkunden
bestimmt. Selbständig ist darin einmal der Beginn der Nar-
ratio : 'Igitur nos Fridericus • . . donamus quidquid a praede-
cessoribus . . . donatum est'. Abgesehen von der natürlichen
Erweiterung der Liste der Schenker durch 'patruo nostro Cuon-
rado rege' weicht diese Namensreihe auch dadurch von der im
Privileg Eonrads vorhandenen ab, dass sie auch Kaiser Lothar
nennt) der im früheren fehlt und dessen Diplom oder besser
gesagt dessen angebliches Diplom nicht erhalten ist. Ob dieser
Name bloss von dem.Fälscner bei der Anfertigung der Ur-
kunde Eonrads übergangen worden ist^ oder ob dies Diplom
wirklich gar nie bestanden hat, wird sich schwer entscheiden
lassen. Idi neige mich deshalb der ersteren Ansicht zu, weil^
die Echtheit des Privilegs Friedrich I. vorausgesetzt, gar nicht
einzusehen ist, weshalb der Schreiber in der kaiserlichen Kanzlei
einen Namen eingefügt haben sollte, der durch kein ihm vor-
liegendes Schriftstück gestützt gewesen wäre und weil, die Un-
echtheit des Fridericianum angenommen, man den Fälscher
eine Unvorsichtigkeit begehen hiesse, die er nicht bloss zu
vermeiden bemüht gewesen sein muss, sondern die er auch
sehr leicht vermeiden konnte. Denn schliesslich war es nicht
viel schwieriger, ein Diplom Heinrichs als eines von Lothar
herzustellen. Ich glaube, dass dieses Privileg Lothars sehr
wohl bestanden hat und mit den drei andern uns noch erhal-
tenen bei der kaiserlichen Kanzlei zur Bestätigung eingereicht
worden ist. In demselben Satze findet sich aber noch eine
andere Abweichung von den Vorurkunden, die mir sehr be-
zeichnend und zusammengehalten mit allem übrigen ein Beweis-
moment mehr für die Echtheit dieser Urkunde von 1161 zu sein
scheint. Es heisst da nämlich: 'propter spiritualis patris Petri
abbatis Cluniacensis reverentiam'. Alle, die sich mit diesem
Privileg noch beschäftigt haben, nahmen an dieser Stelle An-
stoss, indem sie darauf hinwiesen, dass Abt Peter schon 1 157
gestorben sei. Zunächst möchte ich darauf aufmerksam machen,
dass das Wort ^reverentia' durchaus nicht in sich schliesst, dass
der mit diesem Titel bezeichnete auch wirklich noch am
Leben ist.
Dazu kommt nun im vorliegenden Falle noch Folgendes.
Mit dem Worte 'reverentia' weicht diese Urkunde von ihren
drei Vorgängerinnen insofern ab, als dieselben an dieser Stelle
alle drei 'presentia' haben; umgekehrt wechselt bei jenen der
Bedeutung von 'presentia' entsprechend in ganz correcter Weise
der Name des Abtes — in dem Diplom Heinrich IV. heisst
Nenes Archiv etc. XII. 12
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178 Rudolf Thommen.
er Hugo, in dem Heinrieh V. PontiuF, in dem Konrads Peter,
während im Privileg Friedrichs der letztgenannte Name wieder
aufgenommen ist. Der Sachverhalt scheint daher ganz durch-
sichtig. Der oder die Fälscher der ersten drei Bestätigungs-
briefe haben angenommen, dass der jeweilige Abt von Cluny
jBur Zeit der angeblichen Ausfertigung jener Privilegien in der
Umgebung des Kaisers sich benmden hätte — ob dies der
Wahrheit entsprach oder nicht, thut hier nichts zur Sache.
Sie waren daher genöthigt, wenigstens auf den Wechsel der
Träger der Abtswürde Rücksicht zu nehmen. Für einen
Schreiber in der kaiserlichen Kanzlei liegen die Verhältnisse
anders. Für ihn war gerade das Moment der Anwesenheit
der genannten Person, welches für den Fälscher erst in zweiter
Linie zu stehen kam, bestimmend. Er brauchte nicht zu
wissen, wie der damalige Abt von Cluny hiess und hat es auch
augenscheinlich nicht gewusst; er wusste nur soviel, dass dieser
Abt im Jahre 1161 nicht bei Hofe war. Andererseits fand
er sich nicht veranlasst, die auf die Intervenienz bezügliche,
in seinen Vorlagen regelmässig wiederkehrende Stelle ganz zu
unterdrücken. Er ergriflf daher den Ausweg, den ein geübter
Mann seines Standes ohne Mühe finden konnte — er verwan-
delte das unmögliche 'presentia' in einen Ausdruck, der der
Situation ziemlich entsprach, ohne ihn zu nöthigen, sich der
Abhängigkeit von seiner Vorlage gänzlich zu begeben. Man
wird behaupten dürfen, dass, wenn diese Urkunde gefälscht
worden wäre, der Fälscher schwerlich auf diese auf anderen
Voraussetzungen ruhende Abweichung verfallen wäre, sondern
liöchst wahrscheinlich mit gleicher Aengstlichkeit wie sein
Vorgänger sich bemüht haben würde, den historisch richtigen
Namen nier einzuschalten^ wenn er damit auch den historisch
richtigen Thatsachen widersprach.
Selbständige Abweichungen zeigt femer die Pönformel.
Schon das vorausgehende mit 'Deere tum igitur a me' etc. ein-
geleitete Verbot zeigt gegenüber dem in den voraufgehenden
Urkunden herrschenden Wortlaut * redactionelle Veränderungen,
in welchen unschwer die Hand eines mit dem Kanzleistil ver-
trauten Mannes zu erkennen ist. Der Satz ist zusammengezogen,
die verschiedenen ihre Zustimmung ertheilenden Würdenträger
werden nicht mehr speciell aufgeführt, sondern es heisst einfach
^ab Omnibus principibus collaudatum'; ebenso ist der folgenden
Wendung 'ut nuUi omnino hominum sive ditiori sive pauperiori
posthac Bceaf, wie es auch noch die angebliche Urkunde Kon-
rad HI. enthält, mit Uebergehung der Worte 'sive ditiori sive
pauperiori' ihr eigentlicher formelmässiger Charakter wieder-
1) Vgl. den Abdruck der Urkunde Konrad HI. bei Stumpf, Act.
ined. nr. 334 S. 476.
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Ueber einige unechte Kaiserurkunden in der Schweiz. 179
gegeben worden. Vor allem ist aber dann mit dem ^Decerni-
mus igitar'y welches an die Stelle des so überaus schwerfälligen
^Huic decreto . . . addimus' getreten, ein nicht bloss lo^sch
richtigerer, sondern auch dem Kanzleistil entsprechenderer
Ueber^an^ hergestellt worden. Dass der Satz in dieser Fassung
auch ractisch ganz gut aus der kaiserlichen Kanzlei hervor-
gegangen sein kann, beweist die analoge Stelle des im Original
erhaltenen Diploms Friedrichs für das Klosterberg Kappenoerg
von 1162".
In gleicher Weise ist auch die Corroboration der Vorlagen
vom Schreiber der kaiserlichen Kanzlei vereinfacht und wie
bei den eben besprochenen Theilen des Contextes mit Anleh-
nung an den eegeoenen Wortlaut durch eine vollkommen regel-
rechte Formel ersetzt worden. Viel wichtiger noch ist es,
dass das EschatocoU in allen seinen Theilen vor der ein-
gehendsten Kritik Stand hält. Ueber die Signumzeile des
Kaisers ist nichts zu sagen. Die Unterschrift des Kanzlers
kehrt in gleicher Form in mehreren Orisinaldiplomen Fried-
richs wieder >. Das Monogramm findet sich genau so gezeich-
net auf dem Privileg Friedrichs für Würzburg vom 13. Juni
1156, zu dem das Original in München liegt'. Die Angaben
der Datumzeile stimmen untereinander vollkommen überein —
endlich die Zeugenliste ist ebenfalls vollkommen correct, denn
es lässt sich' zeigen, dass die genannten Personen zur Zeit, als
die Urkunde ausgestellt wurde, wirklich in Italien am Hofe des
Kaisers verweilten ^ und dass, was besonders hervorgehoben
zu werden verdient, einer derselben sogar nur in eben diesem
Jahre 1161 dort gewesen sein durfte, nämlich Erlebold von
Stablo'. Von den meisten der angeführten Zeugen ist übri-
gens ohnehin bekannt, dass sie den Kaiser auf seinem grossen
Feldzug gegen Mailand begleiteten und sich also längere Zeit
bei ihm aufhielten«. Alle diese Momente zusammengenommen
1) Erhard, Cod. dipl. Westfal. n, 96 nr. 325 Reg. nr. 1886. 2) Vgl.
6t. nr. 3919. 3929. 3916. 3936. 3) St. 3742. 4) Da Friedrich
vom October 1161 bis Mitte März 1162 in Lodi war, so können znm
Beleg für diese Behauptung folgende Urkunden herangezogen werden:
Privileg für Crema von 1162, März 7, Stumpf, Act. ined. nr. 142 S. 187,
Privileg für Merseburg von 1162, Jan. 20, Böhmer, Act. imper. nr. 111
S. 103, beide Orig., Privileg für den Grafen von Biandrate von 1162,
Jan. 19, Stumpf a. a. O. nr. 356 S. 506. Einzig wegen des Heinricus
marescalcus muss ich auf eine etwas ausser der Reihe stehende und zudem
nicht ganz sicher datierte Urkunde verweisen: Privileg für den Grafen
-von Lavagna, Stumpf a. a. O. nr. 354 S. 503. 5) Er erscheint als
Zeuge wieder in dem von Friedrich I. den Pisanem ertheilten grossen
Privileg von 1162, April 6, St. 3936. üeber die Datierung ist jedoch
zu vergleichen Ficker, Urkundenlehre ü, §. 409 S. 351. 6) Vgl. Giese-
'brecht, Gesch. d. D. K. V, S. 290. 295. '
12
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180 Rudolf Thommen.
därften meines Erachtens wohl genügen, um die Ansicht zu
rechtfertigen, dass dieses Privileg zwar mit Zuhilfenahme seiner
im Kloster Räggisbere gefälschten Vorgänger aber doch in
der kaiserlichen Kanzlei aasgefertigt worden und mithin als
vollkommen echt anzusehen sei. Dass es seinerseits wieder
als Grundlage für die auf das Jahr 1152 zurückdatierte Fäl-
schung gedient hat, hoffe ich oben dargethan zu haben.
Mit dem Privileg Friedrich L von 1161 schliesst die Reihe
der Rü^gisberger Urkunden, welche in einem strengen stilisti-
sehen Abhängigkeitsverhältnis von einander stehen. Gegen-
über der von emigen Forschem vertretenen Ansicht, dass sie
auch sämmtlich Produkte einer absichtlichen Täuschung sind^
habe ich zu zeigen versucht, dass eine derselben diesem Ver-
dicte nicht unterworfen werden soll. Von den auf diesea
Fridericianum folgenden königlichen Freiheitsbriefen ist nicht
viel mehr zu sagen. Die Privilegien Friedrich II, Heinrich VII,
Konrad IV. » und Rudolf I. * sind, soviel ich sehe, von Niemand
noch irgendwie beanstandet worden und das Aeussere der
Originale kann nur dazu dienen, die gute Meinung zu recht-
fertigen, die man von diesen Urkunden hat.
König Friedrich I. nimmt das Kloster St. Alban in seinen
Schutz und bestätigt ihm seinen Besitzstand'.
Ulm 1152, Juli 29.
Urkunde in Diplomform im Staatsarchiv zu Basel, St»
Alban 7. A.
Schöpf lin, Alsatia diplomatica I, 236 nr. 285 «= Trouillaty
Monuments de Bdle I, 316 nr. 207. — Schöpf lin, Historia
Zaringo Badensis IV, S. 99. — Erwähnt bei Boos, Urkunden-
buch der Landschaft Basel I, 8 nr. 21. Hidber 1985. Böh-
mer 2306. Stumpf 3636.
'(C.) ♦ In nomine sancte et individue trinitatis Fridericus
dei gratia Romanorum rex augustus. •'
Sicut iniusta poscentibus nuUus est tribuendus effectus ita
legitima et lusta postulantium non est differenda petitio. Ideo-
que dilecti in domino 'fratres qui in jcdesia sancti Albani Ba-
silef' divino estis obsequio mancipati, vesrtis iustis postulatio-
nibus dementer annuimus et preiatam ^cclesiam sub nostram
protectionem suscipimus et presentis scripti privilegio conmu-
nimus statuentes, ut quascumque possessiones quecumque bona
1) Böhmer- Ficker 2186. 3956. 4489. 2) Font. rer. Bernens. III^
S. 124 nr. 129. 3) In den folgenden Abdrücken ist, was von den Vor-
lagen abweicht, durch Anführungszeichen bezeichnet.
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Ueber einige unechte Kaiserurkunden in der Schweiz. 181
eadem ecclesia in presentiarum iuste et canonice possidet, pre-
cipue illa que Burchardus bon^ memori^ Basiliensis episcopus
f ccle8i§ vestr§ concessit et scripto suo firmavit aut in futurum
concessione pontifieum, largitione regum vel principum, obla-
tione fidelium seu aliis iustlB modis deo propitio poterit adipisci
firma vobis vestrisque succeBSoribus et illibata permaneant. fn
quibus hec propriis duximus exprimenda vocabulis: in ipsa
civitate parrochiales ecclesias sancti Albani et sancti Martini
sicut fluvius Pirsicus aeterminat, ecclesiam de Buzensheim cum
capella de Chuannehim cum 'reliquis' appenditiis suis, in yill[a]
que dicitur inferior Basilea ^cclesiam cum suis appenditiis, ius
vestrum in ^cclesia de villa que dicitur Kenpez et medietatem
vill^ cum suis appenditiis, ecclesiam de Hagendorf, ^cclesiam
et villam de Appenwillare cum earum pertinentiis, Lörrach cum
^cclesia et omnibus suis appenditiis tarn in vineis quam in
agris, pratis et silvis, ^cclesiam de Houingen, ^cclesiam de
Candro, ^cclesiam de Ansconcingen cum omnibus earum per-
tinentiis, silvam qu^ sita est iuxta sanctum Albanum, molendina
in ripa Birse ^cum aqua omnibus eisdem molendinis sufGcienti
et' cum pratis adiacentibus, decimas in villa que dicitur Hu-
ningen, Kinwilar, Apparingen, Letchdencouen , Habenkesen,
Guzwilre, Sirenze, in villa que dicitur Uestalda curtem unam
cum vineis, Morswilre, Vf heim, Ramespach, Michilenbach, Obel-
wilre, Bratela, Gelterchinge, Durnum, Hülsten, Meten, Bladol-
zeim, Biningen, Machstat, Hutingen ■ cum omnibus suis appen-
diciis. Decernimus 'etiam ut vestra ^cclesia nullum subadvocatum
habeat sed uno tantum principali et legitim o sit semper ad-
vocato contenta et' ut nulli omnino hominum licea* prefatam
^cclesiam temere perturbare aut eins possessiones auferre vel
ablatas retinere, minuere aut aliquibus vexationibus fatigare,
sed omnia integra conserventur eorum pro Quorum gubernatione
et sustentatione> concessa sunt usibus omnimodis profutura. Si
qua igitur in futurum ^cclesiastica secularisve persona hanc
nostre constitutionis paginam sciens, contra eam venire temp-
tavent secundo tertiove conmonita si non satisfactione congrua
emendaverit 'mille libras auri obtimi ad kameram regalem per-
solvet. Testes autem in quorum presentia hoc scriptum fieri
mandavimus sunt hü: Hermanus episcopus Constantiensis, Or-
toliabus episcopus Basiliensis, Ardicio episcopus Cumanus, dux
Welpho, Bertoldus dux Burffundi§, Odaccar marchio de Stira,
Vlricus comes de Lenzeburen.
^1 Signum domni Friderici Romanorum regis invictis-
simis. V (M.)
1) Das 'e' über *n' von späterer Hand, ebenso ein Strich über 4*.
2) Sic! 3) Diese beiden Worte corrigiert aas 'rez invictissimus*.
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182 Budolf Thommen.
^Ego Arnoldus cancellarius vice Henrici Moguntini archi-
episcopi et archicancellarii recognovi'.
^Dat. aput Ulmam IIIP<> Eal. augusti anno dominic^ incar-
nationis MöC^LIIö, indictione XV, regnante Friderico rege
^lorioso anno vero regni eins primo'. (SI.)
n.
König Friedrich I. nimmt das Kloster Beinwiel in seinen
Schatz und bestätigt dessen Besitzstand.
Ulm 1152, Juli 29.
Urkunde in Diplomform im Stadtarchiv zu Soloturn A.
Herrgott, Genealogia dipl. Habsburgica U, 175 =
A. Trouillat, Monuments de Bäle I, 318. Erwähnt bei Boos^
Urkundenbuch der Landschaft Basel I, 8 nr. 22. Hidber 1986,
Böhmer 2307, Stumpf 3637.
'C J In nomine sancte et individue trinitatis Fridericus
dei gratia rex augustus |'
'Decet omnes Christian^ fidei amatores religionem diligere
et loca venerabilia divino obsequio mancipata congrua in
domino protectione fovere'. Eapropter dilecti in domino
*fratres' qui in monasterio beati Vincentii' omniumque sanc-
torum divino mancipati estis obsequio 'quod videlicet mona-
Bterium' in ^proprietate virorum nobilium Nokeri, Oudelardi,
Burchardi, Vdalrici ^noscitur esse' constructum et ab eisdem
beato Fetro cum omnibus suis pertinentiis pia devotione ob-
latum, vestris petitionibus 'anDueutes' prefatum monasterium
'cum Omnibus suis proprietatibus in nostram nostrorum suc-
cessorum' protectionem suscepimus^ et presentis scripti pri-
vilegio conmunivimus statuentes, ut quascumque possessiones
quecumque bona prefata ecclesia iuste et canonice possidet
aut in futurum concessione pontificum, largitione regum vel
principum seu aliis iustis modis deo propitio poterit adipisci
nrma vobis vestrisque successoribus et illibata permaneant.
In quibus hec propriis duximus exprimenda vocabulis: Liela,
Nugerolo et capeliam eiusdem vill^ cum omnibus mancipiis
suis, 'allodium in' Sewin et capeliam eiusdem vill^ cum omni-
bus pertinentiis suis, ^allodium in' Grindil et medietatem ca-
pell§ eiusdem vill§, 'allodia in' Mulinheim « 'et in' Hergiswilre
*et in' Breitenbach 'et in' Nunningen 'et in' Morspach 'et in Edirs-
wilare, villam Luikiswilare, allodium in Dietingoven et in
Driritun * et in' Blakwan * 'et in' Rammolswilare 'et in' Turlans-
1) *frs' auf Rasur, doch ist noch das frühere *qui in' erkennbar.
2) *e' ans *i* corr. 3) *e' zwischen *hi* von gleicher Hand über-
geschrieben. 4) 'Dr' ans 'Drititun' corr. 6) 'w' von gleicher Hand
übergeschrieben, das ursprüngliche 'u' durch Punkte getilgt.
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lieber einige unechte Kaiserurkunden in der Schweiz. 183
dorf, ^Eriswilre et ^cclesiam eiusdem ville cum omnibus man-
cipiis suis, allodium in Rigol teswilre, allodium in Zolwilre et
in Bovenonowe et in Arcbnge'. Decernimus ergo, ut nulli
omnino hominum liceat prefatam eccl^siam temere perturbare
aut eius possessiones auferre aut ablatas retinere, mmuere aut
aliquibus vexationibus fatigare, sed otnnia integra conserven-
tur eorum pro quorum gubematione et sustentatione concessa
sunt usibus omnimodis profutura. Si qua igitur ecciesiastica
secularisve persona hanc nostr^ constitutionis pagmam sciens
contra eam temere venire temptaverit secundo tertiove com-
monita si non satisfac[tione cojngrua emendaverit, ^mille libras
auri ad kameram regalem persolvat. Decernimus insuper,.
ut memorata ecclesia uno tantum semper sit advocato con-
tenta^ sub cuius protectione omnia que ad> ipsam ^cclesiam
spectare noscuntur in perpetuum defendantur et custodiantur.
Cum autem prenominatus Oudelardus^ qui in presentiarum
ipsius advocatus existit ab hac vita' decesserit, proximus heres
ipsius in officium advocati^ succedat et ita semper advocato
oefuncto alius predicto modo succedat. Semel vero in anno^
familia ^cclesi^ ex consensu abbatis in conspectu advocati,
evocata consistat, quatinus de singulis excessibus secundum
f cclesi^ ipsius consuetudinem rationabiliter satisfaciant. Teste»
autem huius scripti fuerunt: Hermannus episcopus Constan-
tiensis, Ortliabus episcopus Basiliensis, dux Welpno, Bertoldu»
dux Burgundi^, Odackar marchio de Stire, Vlricus comes de
Lenzeburh*.
'; Signum domni Friderici Romanorum Regis* invictis-
simi r (M.)
'Ego Arnoldus cancellarius vice Henrici Maguntini archi-
episcopi et archicancellarii recognovi'.
'Dat. aput Ulmam IIII<> kl. augusti, anno dominic^ incar-
nationis MCJLII, indictione XV, regnante Friderico rege glo-
riose, anno vero regni eius primo'. (SI.)
III.
König Friedrich I. bestätigt dem Kloster Rüffgisberg den
Besitzstand und seine Unterordnung unter die Abtei Climy.
Ulm 1152, Juli 30.
Urkunde in Diplomform im Staatsarchiv zu Bern A. Zeer-
leder, Urkunden für die Geschichte der Stadt Bern I, 43 nr. 3
(unvollständig). Stumpf, Acta imperii inedita S. 477 nr. 335^
Fontes rerum Bernensium I, S. 430 nr. 31 (unvollständig)^
Stettier in Mohr, Schweizerische Regesten I, S. 11 nr. 5>
Hidber 1987, Stumpf 3638.
1) *ad' auf Rasar. 2) *Ad' vor Oudalardus, durch Puncte getilgt.
3) *ab hac vita' auf Rasur. 4) Corr. aus *rex'.
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184 Rudolf Thommen.
Der bei Zeerleder noch erwähnte Siegelrest ist seither
ganz abgefallen; dies bemerkt übrigens auch schon Stumpf^
Act. ined. S. 479.
*C. J In nomine* sancte et individue trinitatis Fridericus
dei gratia Romanorum rex augustus. J'
Si his qui sub obtentu sacr$ religionis iugiter divinis^
mancipati offieiis aures serenitatis nostr§ benegno favore acco-
modamus, devotiores eos in orationis constantia pro nobis
credimus permanere et aput remuneratorem omnitun bonorum
nos recepturos non ambigimus premia sempiterna. Notum
igitur fore volumus Omnibus Christi fidelibus tam futuris quam
presentibus, quod quidam illustris vir Lutolfus nomine de
castello Romelinga cum fratre ^ suo Benfrido et filiis eius con-
sentientibus quorum hec nomina sunt : Vdelricus, Lutprandus,
Nokerus, Burchardus, Rodulfus donavit per manum Bertolfi
ducis filii Rodulfi patre ipso iubente in hoc placito^ advocati
^cclesiam de Rukeresperch cum tali recto. quod undecumque
ipsis in ea parte videbatur, et insuper allodium eorum quod
eidem jcclesi^ sub prefato duce Roduifo contradiderat in fidem.
Oonstructam autem ^cclesiam ipsam et allodium suum in regno
meo in Lausannensi episcopatu in pago nomine Ufcowe in
comitatu Bargensi donavit cum laudamento fratris sui Reinfridi
et filiorum eius supranominatorum deo et sanctis eius apostolis
Petro et Paulo et domino Hugoni abbati tunc presenti et suc-
cessoribus eius ad locum Cluniacensem pro salute anim$ su§
et uxoris eius Guat§, pro salute fratris sui Renfridi et filiorum
eius, pro remedio defunctorum parentum amborum et pro
consolatione in posteritate sua futurorum, ob memoriam quo-
aue regum et imperatorura principum et etiam omnium pre-
aict^ cell$ statum et honorem diligentium et defendentium
atque omnium prorsus Christi fidelium ut in ordine monastico
f)erpetualiter inibi serviant domino. Ipsi vero ibidem famu-
antes deo monachi* sub regula Clumiacensi liberam habeant
de sua propria causa potestatem suis necessitatibus et omni-
modo providere uti ac vivere tantum, ut censum reddant
ad Cluniacum per singulos annos aureum denarium^ in natali
^postolorum P(etri) et P(auli). Igitur ^ego' Fridericus dei gra-
tia Romanorum ^rex' sancto spiritu instructus propter spiritualis
patris Petri abbatis Cluniacensis reverentiam concedimus et
donamus quicquid a predecessoribus nostris imperatoribus
Heinrico scilicet III® imperatore et filio eius quarto impera-
1) *nmine' A. 2) Corr. aus Mivinitus*, das Kürzungszeichen für
'us* durchgestrichen. 3) Fehlt das Kürzungszeichen. 4) Corr. aus
'paacito'. 5) *monach' A. 6) *dedenarium' A, das erste *de* durch
Punkte getilgt.
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üeber einige unechte Kaiserurkunden in der Schweiz. 185
tore Henrico et Lothario au^usto^ et patruo nostro Cvnrado
rege ecclesif de Ruakersperch donatum est et concessum, sci-
licet Ruicinum locum et adiacens desertum quoddam iuris
^regni mei' scilicet nemus adbuc viride ob spem vit$ §tern§ ea
conditione, ut predict^ ^cclesi^ monachi cum hominibus suis
exstirpent et suceidant atque conburant atque exerceant atque
laborantibus agricolis ad succidendum et exstirpandum collo-
Cent, donec in cotidianos usus suos bene redigant. Terminus
vero eiusdem silv§ ac deserti circa montem Gvgani* extensus
in longitudinem et latitudinem ubique nemorosus et incultus
per circuitum dicitur constitutus: de monte Ganbath ubi oritur
usque ubi cadit in nigram aquam primus terminus est^ secun-
dus rursus de monte Gambach usque ad Loupach et ab ortu
eiusdem filuvii usque ubi cadit in Sensunnam, tertius de
Loupach usque ad filuvium Guckani ubi ille cadit in Sensun-
nam, quartus ab illo usque ad Turingesperin, quintus usque
ad Linebrgam, sextus inde usque ad Scutum, Vit"™« de Scuto
usque ad cecum fluvium, VIIP™« jnde usque ad rubeum flu-
vium et sicut idem rubeus fluvius cadit in nigram aauam,
Villi"™» de nigra aqua iterum» usque ad montem Ganbach,
eruntque omnes termini simul Villi coniuncti. Decretum ergo
a ^me atque ab omnibus principibus coUaudatum, ut ntuli
omnino hominum posthac iiceat in eodem loco nee in eadem
Silva 4 aliquas proprietates conditiones non hereditariis iuris
non advocatie non cuiuslibet potestatis usurpatione que liber-
tatis sunt usibus nocitiv^ sibimet audeat vendicare vel temere
perturbare aut subditas* eis possessiones auferre vel minuere
sed omnia conserventur eorum pro quorum sustentatione ac
gubernatione concessa sunt usibus omnimodis profutura. De-
cernimus ergo et 'regia* auctoritate precipimus, ut si qua per-
sona ^cclesiastica vel secularis huius constitutionis paginam
sciens contra eam 'temere' venire temptaverit semel ac secundo
tertiove conmonit'us', si non satisfactione congrua emendaverit,
XXX libras auri ad erarium 'regale' persolvat, primitus §ccle-
si§ reddito eo q^uod fcclesi§ iniuste abstulerat, et potestatis
honorisque sui dignitate careat. Et ut hec omnia firma et in-
convulsa permaneant presentem paginam sigilli nostri impres-
sione signari prec§pimus presentibus testibus 'Hermano epi-
scopo« Constantiensi', Ortliabo« Basiliensi, Cvnrado War-
matiensi, duce Welfone •, Bertoldo duce Burgundi$, Odackaro
1) 'et Lothario augusto' von gleicher Hand über der Zeile nach-
getragen; über 'Lothario* ein Kürznngszeichen für *U8' ausgewischt
2) *Qogani' A. o. durch Punkte getilgt. 3) *i' aus *t' corr. 4) *silva
in A. hinter *proprietates', vgl. d. Facs. B) *d* von gleicher Hand über
der Zeile nachgetragen. 6) *o' aus 's' corr. 7) Zuerst '-sis', das
Bchluss-8 ausradiert. 8) Vor 'Ortliabo' ein 'du* durch Punkte getilgt.
«) Corr. aus 'Wellone*.
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186 Rudolf Thommen.
xnarchione de Stira, Vlrico comite de Lenzburch^ Wernhero»
comite* de Baden, Hermanno marchione* de Priscowe*.
<* Signum domni Friderici Romanoram regis gloriosi « (M.)
Ego Ärnoldus cancellarius vice Henrici Moguntini archiepi*
Bcopi et archicancellarii recognovi'. (älD.)
'Dat. aput Vlmam HI. kal. augusti, anno dominie§ incar-
nationis MCLII, indictione XV, regnante Friderico Romanorum
rege invictissimo, anno vero regni eins primo'.
1) Kürzangszeichen für 'as* durchgestrichen. 2) Corr. aas 'come8\
3) Vor 'marchione* ein 'he* durch Punkte getilgt. Die zwei ersten
Schäfte des *in* aus einem nicht mehr kenntlichen Buchstaben heraus»
corrigiert.
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Schweiz.
Taf. I.
S
vctrr mti -^ru
x<h
^f^
U L
»fitv -uUmim,
^'l^^^^^^^h^q—TKX 9\ ^
^ ijip 1 «« ^(11 Ml«!/ (
jcnpti jt^'
^Tm).
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fi
J
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IX.
ci
Schweiz.
(Y)
i\y)
vi
b^
A {
)\
raucftcr
Taf. III.
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IX.
Zur Kritik
des
Glironicon Gozecense.
Von
F. Kurze.
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Jjie Gosecker Chronik* ist, wie aus ihr selbst hervor-
geht, von einem Mönche des Klosters im Jahre 1135 oder einem
der nächstfolgenden verfasst worden. Der Verfasser theilt sein
Werk in zwei Theile, deren erster enthalten soll, was er durch
das Studium schriftlicher und mündlicher Ueberlieferung er-
fahren, der zweite, was er als Zeitgenosse selbst erlebt habe*.
Im zweiten Theile, welcher ungeßmr mit dem Jahre 1100 be-
finnt, verdient er daher durchweg den Glauben, den ein
chriftsteller beanspruchen kann, welcher über Ereignisse, die
zu seiner Zeit und in der Gegend seines Aufenthaltsortes sich
zugetragen haben, berichtet: denn sicher lag ihm nichts femer,
als die Wahrheit zu fälschen, höchstens ist ihm dann und
wann einmal ein kleiner Irrthum mit untergelaufen. Im ersten
Theile dagegen hat er sich bei seiner Chronologie in manche
Widersprüche mit sich und andern Berichterstattern verwickelt,
und um diese zu entwirren, kommt es also sehr darauf an,
welcher Art die Ueberlieferung war, auf welche er sich stützte,
und in welcher Weise er dieselbe zu verarbeiten gewusst hat.
Diesen Fragen nach Möglichkeit auf den Grund zu gehen, soll
die Aufgabe der vorliegenden Untersuchung sein.
Der Mönch beginnt sogleich mit einem chronologischen
Fehler, indem er erzählt, dass 'anno incarnationis Domini 1041,
regnante rege Heinrico III. anno quarto, 8. Kai. Aprilis in-
choatio huius coenobii facta' sei: offenbar ist entweder das
Jahr der Incarnation unrichtig angegeben für 1043, oder das
Regierungsjahr des Königs war nicht das vierte, sondern das
zweite, denn Heinrich IIL kam erst im Jahre 1039 zur Regie-
rung. Dass der Chronist wirklich das Jahr 1041 als das
Stiftungsjahr des Klosters gemeint haben muss, zeigt der An-
fang von c. 6: hier bezeichnet er nämlich das Jahr 1046, in
welchem die Krypta geweiht wurde, als das dritte Jahr des
zweiten Abtes Thiemmo, nachdem er im vorhergehenden Capitel
gesagt hat, dass der erste Abt Benno drei Jahre dem Kloster
1) Herausgegeben von Eoepke in den Monum. Germ. Scriptores X.
2} C. 29: 'Hactenus lectione vel relatione comperta disseruimus, nunc
qoae fama didicimns, dictnri samns, qnippe qnomin contemporanei fuimiis*.
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190 F. Kurze.
vorgestanden habe. Thiemmo war also nach der Vorstellung
des Verfassers Äbt von Goseck seit dem Jahre 1043. Er
blieb es nach c. 6 nicht ganz fünf Jahre lang und wurde
darauf wieder abgesetzt: das müsste also etwa 1048 geschehen
sein. Zu seinem Nachfolger wurde der Baier Hiltin erwählt^
also wohl im Anfange des Jahres 1049, und in dessen fünften
Regierungsjahre, am 5. Nov. 1053 soll die Klosterkirche vom
Erzbischof Adalbert geweiht worden sein, wofär der Verfasser
als Beweis die damals aufgesetzte Urkunde in vollständiger
Abschrift beibringt.
Soweit scheint chronologisch alles sehr schön übereinzu-
stimmen, nur dass wir statt des vierten Regierungsjahres des
Königs Heinrich III. in c. 2 das zweite zu setzen hätten. Nun
aber zeigen die Namen der unterzeichneten Zeugen und ein
Widerspruch in der Datierung, dass die Urkunde durchaus
nicht aus diesem Jahre stammen kann, wiewohl die am Schluss
derselben beigefügte Datierung mit dem Ansprüche auftritt,
noch als zur Urkunde selbst gehörig zu gelten. Das Jahr
1053 wird nämlich als indictio III. und als das achte Re^erungs-
jahr des Erzbischofs Adalbert bezeichnet, während es m Wirk-
lichkeit indictio VI. und das zehnte Jahr Adalberts war; femer
aber tritt unter den Zeugen der Bischof Winither von Merse-
burg auf, welcher unmöglich 1053 schon Bischof sein konnte.
1050 war nämlich erst Bischof Hunold gestorben *, und auf
diesen folgten erst Alberich, Ezelin, Oflfo und dann erst Wi-
nither*; Offo regierte noch 1057», und da er fünf Jahre lang
das Bisthum verwaltete, so kann Winither kaum vor 1060 —
Koepke meint: erst 1062 — Bischof geworden sein. Trotz
dieser offenbar falschen Datierung müssen wir aber die Urkunde
ihres durchaus unverdächtigen Inhalts wegen für unzweifelhaft
echt halten: Koepke setzt sie daher in das Jahr 1062, lässt es
aber ganz unerklärt, wie denn das falsche Datum unter die
Urkunde gekommen sei. Er spricht zwar die Vermuthung
aus, dass irgend eine Zahl durch den Ausfall des Zeichens X
corrumpiert sei, sagt aber nicht, welche das wohl sein könnte.
Das Zusammenstimmen des Incarnationsjahres 1053 mit dem
fünften Jahre des Abtes Hiltin, der nach des Chronisten Rech-
nung 1049 die Leitung des Klosters übernahm, so wiö die
Angabe (c. 11), dass Hiltins Nachfolger Sindram bereits am
29. April 1062 gestorben sei, zeigen zur Genüge, dass der
Verfasser der Chronik nicht bloss beim Abschreiben des Datums
der Urkunde ein einfaches Versehen begangen haben kann^
sondern die Datierung, die er jedenfalls unvollständig vorfand,
durch eigene Combination zu ergänzen versucht hat.
1) Annalista Saxo a. 1060. 2) Wilmans, Archiv XI. 3) Gonde-
^har, über pontif. Eichstetensis (MG. SS. YII).
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Zur Kritik des Chronicon Gozecense. 191
Um diesen dunkeln Punkt aufklären zu können, müssen
wir vorerst die weiteren chronologischen Verstösse der Chronik
untersuchen. Nachdem in c. 10 erzählt ist, dass 4psis in tem-
poribus'. nämlich als der Pfalzgraf Dedo starb, also 10&6, der
Äbt Hiltin die Abtei an den Thüringer Sindram abgegeben
habe, heisst es am Anfange von c. 11 in der einen Hand-
schrift: ^anno 1062 abbas Sindramnus ordinationis suae anno
XIV, 2 Elal. Mali moritur', während in der andern die Zahl
hinter ^anno' fehlt. Koepke entscheidet sich für die zweite
Lesart und nimmt also an, dass Sindrams Einsetzung erst
1062 erfolgt sei: allein dann würde einmal^n der Abtsreihe
nach Hiltins Abgange noch immer eine grosse unerklärliche
Lücke bleiben, und andrerseits wird dadurch der Widerspruch
in der Datierung jener Urkunde noch nicht gehoben, da, wenn
diese am 5. Nov. 1062 ausgestellt war, und des Chronisten
Angabe über Sindrams Tod richtig ist, die Einweihung der
Kirche doch nicht mehr zur Zeit des Abtes Hiltin stattgefunden
haben kann. Auch an sich ist es wahrscheinlicher, dass in
der einen Handschrift die Zahl XIV ausgefallen, als dass sie
in der andern irrthümlich eingeschoben ist, zumal da letztere
die bessere ist: gleichwohl wird auch durch die erste Lesart
das Dunkel nicht sogleich gelichtet, denn dann erhielte man
als das Jahr von Sindrams Amtsantritt 1049, in welchem nach
der obigen Berechnung des Mönches doch erst Sindrams Vor-
gänger Hiltin die Abtei bekam.
Auf Sindram folgte nach c. 11 Friedrich, der natürliche
Sohn des Pfalzgrafen Dedo. Von diesem heisst es c. 29, dass
er der Gosecker Kirche achtundzwanzig Jahre lang vorgestanden
habe und 1098 gestorben sei: das würde also auf das Jahr
1070 als das Anfangsjahr seiner Regierung zurückweisen und
wiederum nicht mit der Datierung von Sindrams Tod in Ein-
klang zu bringen sein. Bei dieser letzteren muss also dem
Verfasser jedenfalls ein Irrthum untergelaufen sein, da sie weder
mit den vorhergehenden, noch mit den folgenden Angaben
übereinstimmt. Sehen wir nun einmal die Amtszeit Friedrichs
als richtig überliefert an und halten von der Notiz über Sind-
rams Tod nur die Zahl seiner Regierungsjahre fest, so kommen
wir, indem wir von 1070 vierzehn Jahre zurückrechnen, auf
das Jahr 1056 als dasjenige, in welchem Sindram ordiniert
worden. In der That ist nun oben in c. 10 Hiltins Abgang
in dieses Jahr gesetzt worden, und so würde diese Schwierig-
keit beseitigt sein, wenn wir berechtigt sind, die Jahreszahl
1062 in c. 11 wiederum als eine durch eigene, aber falsche
Combination des Chronisten gewonnene Zeitbestimmung anzu-
sehen. In seiner Quelle könnte dann nur gestanden haben,
dass der Abt Sindram am 29. Apr. des vierzehnten Jahres
seiner Ordination gestorben sei.
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192 F. Kurze.
Nunmehr wird es Zeit, uns nach den Quellen der Chronik
umzusehen. Die genaue Datierung der Gründung des Klosters
und der Einweihung der Krypta, wobei sogar der Tag ange-
geben wird, lässt sich nur erklären, wenn der Verfasser eine
schriftliche Ueberlieferung vor sich hatte: Urkunden waren es
nicht, denn die hätte er sonst in sein Werk aufgenommen, so
gut wie die in c. 7 ; auswärtige Chroniken waren es auch nicht
allein, denn eine solche hätte schwerlich Veranlassung gehabt,
den Einweihun^stag der Gosecker Krypta aufzuzeichnen, es
wird also wohl im Kloster selbst eine schriftliche Aufzeichnung
der denkwürdigi^en Ereignisse existiert haben. Nun ist es
doch jedenfalls auffallend, dass von jedem der fiiaf ersten Aebte
die Amtsdauer angegeben ist, ausser von Hiltin, und dass ge-
rade über die Zeit dieses Abtes und seines Nachfolgers die
Angaben der Chronik völlig verworren sind. Femer ist be-
merkenswerth, dass bei zwei für die Geschichte des Klosters
wichtigen Ereignissen, der Einweihung der Krj^pta und der
der Kirche, das betreflfende Abtsjahr angegeben ist *. Ich bin
daher überzeugt^ dass dem Chronisten ein Katalog der Aebte
mit einer kurzgefassten Aufzeichnung ihrer Amtsdauer und der
f[ir das Kloster wichtigsten Ereignisse vorgelegen hat. Dieser
Abtskatalog kann nicht weiter als bis zum Tode des fünften
Abtes Friedrich gereicht haben, da der Chronist hier den
zweiten Theil beginnt, in welchem er sich nicht mehr auf lectio
und relatio (c. 29), sondern nur noch auf die fama und seine
eigenen Erfahrungen stützt: meiner Ansicht nach wird er aber
noch unter Friedrichs Regiment, bald nach dem Tode des
Pfalzgrafen Friedrich (f 1088) verfasst sein, da unter diesem
tüchtigen Abte nach der ganzen Schilderung das Kloster einen
lebhaften Aufschwung genommen zu haben scheint^ und der
Tod des Pfalzgrafen, welcher ein eifriger Gönner des Klosters
und von den Mönchen darum sehr geschätzt war, gar wohl
eine Veranlassung zur Aufzeichnung der bisherigen Schicksale
des Klosters gegeben haben kann. Friedrichs Abgang und die
Dauer seiner Amtsführung werden dann wohl nach seinem
Tode von den Klosterbrüdern, bei denen er in bestem An-
denken stand, nachgetragen worden sein: jedenfalls reichte die
schriftliche Quelle des Chronisten bis zu Friedrichs Tode.
Vergleichen wir nun irgend einen andern Abtskatalog, deren
ja mehrere erhalten sind, so finden wir, dass die Amtsjahre
ibte das hauptsächlichste Mittel zur Datierung bilden,
id die Incarnationsjahre viel seltener angeführt sind; und
die Annahme, dass dies auch hier der Fall gewesen ist,
e Incarnationsjahi'e meist erst von dein Chronisten hin-
c. 6 : *huius intronisationis anno III .. . dedicata est criptÄ*. c. 7 :
»giminis anno qainto dedicatum est templnm'.
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Zur Kritik des Chronicon Gozecense. 193
za^efiigt worden sind, klären sich sehr leicht die Schwierig-
keiten auf.
Wie oben des Näheren ausgeführt worden ist, wird die
Chronologie vom Abgange Hiltins an mit einem Schlage in
Ordnung gebracht, wenn wir bei der Notis über Sindrams Tod
die Jahreszahl 1062 als irrigen Zusatz des Chronisten streichen.
Zur Zeit der Ermordung des Pfalzgrafen Dedo, deren Datum
1056 durch Lamberts und Adams ^Gesta Hammabur^. pontif.
IJI, c. 55) übereinstimmende Angaoe sicher gestellt ist^ legt«
Hiltin sein Amt als Abt des Gosecker Klosters nieder: vier-
zehn Jahre lang verwaltete dann Sindram die Abtei, er starb
also nicht 1062, sondern 1070 am 29. April; auf ihn folgte
Friedrich, welcher nach achtundzwanzicjähriger Thätigkeit als
Leiter des Klosters 1098 starb. Aus dem oben Gesagten er-
giebt sich aber femer auch, wie der Chronist dazu kam, 1062
als Todesjahr Sindrams anzusetzen: er verwechselte durch ein
Versehen Sindram mit seinem Vorgänger Hiltin und rechnete
die vierzehn Amtsjahre des Ersteren von dem Amtsantritte des
Letzteren an, welcher nach seiner Rechnung am Ende des
Jahres 1048 oder am Anfange des Jahres 1049 stattfand. Wo-
durch aber diese Verwechselung Hiltins und Sindrams veran-
lasst wurde, erklärt sich aus der in c. 7 eingeschalteten Ur-
kunde. Diese hatte meiner Ansicht nach entweder gar kein
Datum, wie so viele Urkunden, welche nicht vom Könige selbst
ausgestellt sind, oder es stand darunter ^data 3. Kai. Oct. anno
episcopatus domini Adalberti archiepiscopi XVHP; der Abts-
katalo^ enthielt dann jedenfalls die Worte: 'cuius regiminis
(auf Smdram bezogen) anno quinto, 3. Kai. Oct.', und wenn
unter der Urkunde das Datum fehlte, so muss hier noch die
Angabe 'anno episcopatus domini Adalberti archiepiscopi XVIII'
zugesetzt gewesen sein. Die Urkunde war also vom 29. Sept.
1061, mithin ungefähr aus der Zeit, in welche Koepke sie,
durch andere Indicien veranlasst ^ setzen zu müssen geglaubt
hat. Indem nun der Chronist an Stelle des achtzehnten Epi-
scopatsjahres Adalberts, wie schon Koepke angedeutet hat, in-
folge des Ausfalls des Zeichens X ^schlich das achte gelesen
zu haben scheint, kam er auf den Gedanken , dass nicht das
fünfte Jahr Sindrams, sondern Hiltins gemeint sein müsse, und
setzte die Urkunde daher in das Jahr 10Ö3; nachher sah er
aber doch wieder das Jahr 1053 als das fünfte Jahr Sindrams
an und berechnete daher dessen Tod auf 1062 1.
1) Gegen die Datierung der Urkunde aaf den 29. Sept. 1061 scheint
freilich der Umstand zu sprechen, dass damals der Pfalzgraf Dedo schon
todt war, aber aus den einleitenden Worten der Urkunde *Notum sit . . . ,
quod ego Adalbertus fratresque mei Dedo, Fridericus, pala-
tini praesides, hoc coenobium Qozeca . . . cum omnibus pertinentiis
Neues Archiv etc. XII. 13
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194 F. Kurze.
Freilich setzt diese Erklärung voraus ^ dass der Chronist
ziemlieh oberflächlich verfahren ist und weder die nöthige
Fähigkeit noch die nöthige Sorgfalt besessen hat, um wider-
sprechende Angaben seiner Quellen auf ihre Wahrheit zu prüfen
und mit einander in Einklang zu bringen: aber zu diesem
Urtheil über den Chronisten gelangt man ohnehin, mag man
nun seine chronologischen Versehen erklären, wie man will.
Vielleicht wurde in dem letzten Falle das Versehen noch durch
unklare Ausdrucksweise seiner Quelle begünstigt, indem mög-
licherweise schon dort nur das Abgangsjabr Hiltins, nicht seine
Amtsdauer angegeben war.
Gleichzeitig würde ferner aus dieser Erklärung folgen,
dass der Mönch das Bestreben gehabt hat, durch möglichst
genaue Datierungen seine Kenntnis der alten Zeit an den Tag
zu legen, und dass er darum bemüht gewesen ist, die Angaben
seiner Quellen durch oberflächlich angestellte Combinationen,
besonders durch Berechnung der Incarnationsjahre zu vervoll-
ständigen. So fu^te er dem Todesjahre Sindrams die Jahres-
zahl 1062, der l^kunde Adalberts die Jahreszahl 1053 und
sogar das Indictionsjahr bei, welches natürlich falsch berechnet
ist und sich auch auf keine Weise erklären lässt, denn die
Angabe 4ndictione tertia' passt nur auf das Jahr 1050 oder
1065. Die affectierte Genauigkeit des Chronisten in den zeit-
lichen Angaben hängt zusammen mit seinem unverkennbaren
Bemühen, überhaupt mit seiner Gelehrsamkeit zu glänzen, wo-
von später noch mehr die Rede sein wird.
Haben wir nun aber so die Jahreszahlen 1053 in c. 7 und
1062 in c. 11 als falsche Zusätze des Chronisten beseitigt, so
müssen wir doch auch gegen die übrigen Jahreszahlen, nament-
lich am Anfange des Werkchens, ein wenig misstrauisch werden.
Ich erinnere an den Fehler, welcher in c. 1 begangen ist;
stehen dort zwei Zeitangaben des Chronisten selbst in Wider-
spruch um eine Diflferenz von zwei Jahren, so finden wir in c. 4
eine andere Nachricht, welche von der Datierung Lamberts,
der dasselbe Ereignis erzählt, ebenfalls um zwei Jahre ab-
weicht: der Gosecker Chronist erzählt nämlich, dass Adalbert
von Bremen 1043 gegen Verzicht auf sein Erbtheil seine Brüder
bewogen habe, das neugegründete Kloster direct dem Erzstift
Bremen zu unterstellen, während Lambert von Hersfeld das
selbe Ereignis in das Jahr 1045 setzt. Wahrscheinlich war die
Stiftung des Klosters im Abtskatalog nur auf das vierte Jahr
«anctae ecclesiae Bremens! tradidimas* folgt nicht| dass Dedo zur Zeit
•der Ausstellung noch am Leben gewesen sei, sondern nur, dass er sich
«einer Zeit mit der Uebergabe des Klosters an das Erzstift Bremen ein-
verstanden erklärt hat; diese Vereinbarung der drei Brüder war schon
längst geschehen (c. 4), ihr Resultat wurde nur jetzt förmlich beurkundet.
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Zur Kritik des Chronicon Gozecense. 195
des Königs Heinrichs III. datiert , und erst der Chronist,
welcher seine Kenntnisse zeigen wollte, hat das falsche Incar-
nationsiahr 1041 hinzugesetzt; ebenso war vermuthlich über
die Zeit des Abkommens der drei Gosecker Brüder, welches
den Anfall des neuen Klosters an Bremen betraf, im Abts-
kataloge nur gesagt, dass es zwei Jahre nach der Stiftung er-
folgt sei. Ich sehe daher das Jahr 1043 als das der Stiftung
an und 1045 übereinstimmend mit Lambert als dasjenige, in
welchem Adalbert seinen Brüdern sein Erbe überliess. Da-
durch verschieben sich die Jahreszahlen bei den Regierungs-
zeiten der drei ersten Aebte sämmtlich um zwei Jahre : Benno
war von 1043—1045 Abt, Thiemmo 1046—1050, Hiltin 1051
bis 1056, und die Einweihung der Krypta fand nicht 1046,
sondern 1048, als im dritten Jahre Thiemmos, am 5. Nov.
statt. Vielleicht trug auch dieser falsche Anfang seiner Zeit-
rechnung mit dazu bei, den Chronisten in Bezug auf die Zeit
Hiltins und Sindrams zu vermrren : denn wenn nun doch der
ihm vorliegende Abtskatalog ausser dem Abgangsjahre Hiltins
(1056) auch seine Amtsdauer angab — oben haben wir mit
der Voraussetzung gerechnet, dass dies nicht der Fall gewesen
— , so stimmte das wieder nicht mit der Zeit seiner Einsetzung,
welche der Mönch auf 1048/49, statt auf 1050/51 berechnet
Iiatte. Nach Hiltin war Sindram vierzehn Jahre lang Abt von
1056 bezw. 1057 an bis 1070, darauf Friedrich achtundzwanzig
Jahre 1070 ^1071) bis 1098. Zwar existiert noch eine angeb-
liche Urkunde des Abtes Friedrich, welche bei Wenck, Hes-
sische Landesgeschichte II, 52 das Datum 1099, 8. Kai. Sept.
trägt: aber wenn die Urkunde überhaupl^ echt ist, so ist doch
die Jahreszahl sicher falsch, denn in Bezug auf das Todesjahr
Friedrichs verdient der Chronist jedenfalls Glauben, da, wenn
seine schriftliche Quelle etwa nicht mehr so weit reichte, doch
zur Zeit der Abfassung der Chronik noch eine ganze Anzahl
Älterer Klosterbrüder dagewesen sein muss, deren Gedächt-
nis bis in die Zeiten Friedrichs zurückreichte.
Auf dieses Abtsbuch sind alle diejenigen Nachrichten der
Chronik zurückzuführen, welche sich auf die Geschichte des
Klosters selbst beziehen. Dies sind also
in c. 1 die Nachricht, dass im vierten Regierungsjahre des
Königs Heinrich IH. das Kloster von den drei Brüdern Adal-
bert, Dedo und Friedrich gestiftet worden sei;
in c. 3 die Erzählung von der Zerstörung der alten Burg,
der Erbauung der Kirche und der Ansiedelung von Mönchen
auf Goseck, welche auf den Rath des Bischofs Burchard von
Halberstadt erfolgt sein soll;
in c. 4 die schon besprochene Angabe, dass Adalbert zwei
Jahre nach der Stiftung (nicht 1043, sondern mit Lambert 1045)
13*
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196 F. Kurze.
duroh Abtretung seines Erbes den Anfall des Gosecker Klosters
an das Bremer Erzstift erwirkt habe;
in c. 5y dass der erste Abt Benno nur drei Jahre re^ert
und in dem Baiem Thiemmo, Mönch von Admunt, einen Iskch-
folger gefunden habe;
in c. 6y dass in Thiemmos drittem Amtsjabre (also 1048
— die Jahreszahl 1046 ist irrieer Zusatz des Chronisten) am
5. Nov. die Elrypta geweiht und von den Stiftern mit den drei
Dörfern Pothelicey JPozieste und Zlaute> dotiert worden sei^
und dass der Abt Thiemmo nach kaum fänQähriger Amts-
ftthrung abgesetzt sei;
in c. 7 alles, was dem Texte der Urkunde voraufgeschickt
ist. abgesehen von der Jahreszahl 1053, welche der Chronist
selbst zugesetzt hat; vielleicht war statt dieser noch das Re-
gierungsjahr des Erzbischofs Adalbert (das achtzehnte = 1061)
angegeben ;
m c. 8 der Bericht über die Dotierung des Klosters bei
Gelegenheit der Kirchweih mit Gütern in iToethe, Christide^
Sciervene, Gerenstide, Lochestede, Scortrege, Ylawe, Alfar-
atide und Veiteggelethe*;
1) Nebe (Harsceitschrift XII, 400 ff.) erklärt diese offenbar richtige
als Poedeliflt, Pettstedt und Lauta, letzteres wüst bei Bedra; Koepke ver-
Ittfst sich auf Limmer, Oesch. d. Pleissnerlandes, und erklärt die Namen
als Podlitz, Possen und Leute, welche aber nirgends aufzufinden sind.
Poceste scheint hier für Poziestide geschrieben zu sein, wie z. B. Gro-
disti (Urk. v. 19. Jan. 991, Stumpf 940) für Qrodestete (Chron. Qozec. I,
c. 18) sich findet. 2) Christide, Lochestede und Alfarstide erklärt
schon Koepke richtig als Kriegstedt bei Lauchstedt, Lauchstedt selbst
und Alberstedt westlich von Schraplau ; Sciervene hält er aber mit Limmer
wunderlicherweise für Schotterei, Scortrege für Schorbau, welches übrigens
gar nicht existiert: dagegen hat schon Nebe (a. a. O.) gefunden, dass
Scortrege Schotterei bei Lauchstedt, Sciervene aber Zscherben bei Halle
bedeutet, worauf der Lautbestand der beiden Namen deutlich genug hin-
weist. Ylawe haben wir mit Nebe für das heutige Eylau an der Saale
bei Goseck anzusehen, Gerenstide, wie bereits Koepke unsicher vermuthet
hat, für Gernstedt bei Eckardsberga, welches später das Kloster Pforta
1183 von Goseck gekauft habe. Velteggelethe lässt Nebe unerklärt und
constatiert nur, dass die Erklärung, welche Schultes, Dir. dipl. I, p. 16S
aufstellt (s=s WÖlkau), gänzlich verfehlt ist. Der Name ist offenbar zu-
sammenzubringen mit demln c. 18 genannten Holzegglide, wo der Thüringer
Rether Besitzungen hatte: der gemeinsame Kern beider Namen ist Eng-
lide, die beiden Orte, welche, wie die letztangeführte Stelle zeigt, in
Thüringen lagen, sind dahin zweifellos Holzengel und Feldengel südlich
von Sondershausen. Noethe wird von Koepke als Noeda nördlich von
Erfurt erklärt, und das passt auch ganz gut zu den sonstigen Nachrichten
über Besitzungen der Gosecker in Thüringen, z. B. hier in Feldengel
und c. 29 in der Umgegend der Wachsenburg. Nebe, welchem Noeda
zu weit von Goseck entfernt liegt, räth auf die angebliche Wüstung Notha
bei Gross - Osterhausen, wofür er sich auf Grössler beruft: aber Grössler
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Zur Kritik des Chronicon Gozecense. 197
in c. 9 der Tod des Pfalzgrafen Dedo am 5. Mai 1056;
Tielleieht enthielt das Äbtsbuch auch hier nur die Angabe 'am
5. Mai des Jahres, in welchem der Abt Hiltin sein Amt nieder-
legte' (et c. 10), und die Jahreszahl 1956 ist erst aus Lam-
berts Annalen ergänzt, welche im Gosecker Kloster jedenfalls
vorhanden waren (s. u.);
in c. 10 der Abgang Hiltins;
von c. 11 und 12 der ganze Inhalt, worin die Amtsdauer
und der Tod Sindrams (die Zahl 1062 ist irriger Zusatz des
Chronisten), der Amtsantritt seines Nachfolgers Friedrich und
die Verdienste, die sich beide um das Erlöster erworben, be-
richtet werden, dazu auch der Tod des Erzbischofs Adalbert,
wobei aber wieder die Jahreszahl auch erst aus Lamberts
Annalen genommen sein kann.
Im Abtsbuche fand der Chronist wahrscheinlich auch die
Angaben über den Todestag des jungen Pfalzgrafen Friedrich
/ermordet am 5. Febr. 1085) und seines gleichnamigen Vaters
{gestorben am 27. Mai 1088), welche er in c. 15 und c. 19
wiedergiebt; den Todestag des Ersteren wird er aber wohl
auch an dem hölzernen Kreuze gelesen haben, welches nach
«einem Zeugnis (c. 15) noch zu seiner Zeit die Mordstätte be-
zeichnete. Unzweifelhaft ist aber dem Abtskataloge der Be-
richt über die zahlreichen Schenkungen entnommen, welche
in den letzten Re^ierungsjahren des Pfalzgrafen Friedrich (c. 18)
und in der nächsten Zeit nach seinem Tode (c. 20 und 21)
dem Kloster gemacht wurden). Im Abtskataloge muss endlich
wohl, wenn auch in kürzerer Darstellung, die Wahl des Abtes
Friedrich zum Bischof von Zeitz, die Weigerung des Kaisers,
ihn anzuerkennen, die Entschädigung Friedrichs durch die Abtei
Hersfeld, die Ernennung eines neuen Abtes in Qoseck, Kon-
rad, sowie dessen Absetzung, die nochmalige Uebemahme der
Abtei durch Friedrich und schliesslich dessen Tod berichtet,
und auch die Amtsdauer Friedrichs angegeben gewesen sein.
-(HarKseitflchr. XI, 166), welcher überhaupt in seinem Streben, wüste Ort-
schaften zQ entdecken, mehrfach wohl etwas zu weit geht, hat auf das
Vorhandensein dieser Wüstung nur aus der Bezeichnung *Nothmark* für
«in Feld jener Gegend geschlossen, welche sehr wohl auch irgend einen
andern Ursprung haben kann. 1) Die in der Chronik erwähnten Ort-
schaften sind: in c. 18: Holzegglide = Holzengel südl. von Sondershausen,
Vitstide =« Bittstedt westl. von Arnstadt (Qrotefend), Gerenstide »b Gern-
stedt (Nebe), Grodestete = Groest (Nebe); *Cidere' ist wohl richtiger
''Cidece* zu lesen und für gleichbedeutend mit dem in der Urk. v. 19. Jan.
991 (Stumpf 940) vorkommenden Zidici = Zütschdorf zu erklären (in der
That bietet die andere Handschrift der Chronik die Lesart 'Gideze*) ; Gre-
vendorp = Graefendorf bei Lauchstedt (Koepke), Locstede maior = Stadt
Lauchstedt (Koepke), Tyrungun &== Thürnngen bei Kelbra; in c. 21: Zur-
bowo = Zorbau bei Mücheln.
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198 F. Kurze.
Ausser dieser kurzen Geschichte der Gosecker Aebte bis
Friedrich müssen dem Chronisten auch Lamberts Annalen zur
Benutzung vorgelegen haben. Bei der Fürsoree, welche die
Aebte Sindram (c. 11) und Friedrich (c. 12^, besonders aber
der für damalige Zeiten hochgebildete Ptalzgraf Friedrich
(c. 13) der Klosterbibliothek zuwandten, und da der Abt Fried-
rich später soffar selbst Abt von Hersfeld wurde, ist es selbst-
verständlich; dass das Werk des berühmten Hersfelder Anna-
listen in Goseck vorhanden war: in der Chronik finden sich
daher denn auch mehrere Spuren, dass dasselbe benutzt worden
ist. Zwar weicht der Chronist, wie schon besprochen worden
ist, im dritten Capitel bei der Datierung eines auch von Lam-
bert erzählten Erei^sses von diesem um zwei Jahre ab : aber
der Chronist mag in seiner Oberflächlichkeit sehr wohl diese
Stelle übersehen oder auch, zu fest in dem Wahne befangen,
dass Heinrich lU. 1037 zur Regierung gekommen sei, Lam-
berts Angabe für falsch gehalten haben. Dagegen ist es wohl
möglich, dass der Chronist die genauen Data betreffs des
Todes des Pfalzgrafen Dedo und seines Bruders Adalbert den
Annalen Lamberts entnommen hat: freilich ist es, wie gesagt,
auch nicht ausgeschlossen, dass der Tod dieser für das Kloster
Goseck sehr bedeutenden Männer mit ebenso genauer Datierung
auch im Abtskataloge berichtet war. Unbedingt aber stammen
aus Lamberts Werk die Erzählung von Heinrichs HL Ungarn-
feldzuge, der in unserer Chronik (c. 9) übereinstimmend mit
Lambert in das Jahr 1042, von Hermann von Reichenau rich-
tiger in das Jahr 1044 gesetzt wird, und die Erzählung von
der Betheiligung des Pfalzgrafen Friedrich am Aufstande der
Sachsen gegen Heinrich IV. und von seiner Gefangenhaltung
in Pavia (c. 13), worüber Lambert sehr ausfuhrlich berichtet:
denn diese Ereignisse lagen den Interessen des Gosecker
Klosters zu fern, um in der kurzen Erzählung des Abtskataloges
Berücksichtigung zu finden.
Eine dritte und zwar sehr wichtige Quelle war für den
Chronisten die mündliche Erzählung älterer Klosterbrüder,
welche er selbst mehrfach als Quelle anführt >. Um deren
Zuverlässigkeit zu prüfen, müssen wir uns einmal in die Zeit
des Chronisten möglichst hinein zu denken suchen. Derselbe
schrieb in den 30er Jahren des zwölften Jahrhunderts, es gab
also jedenfalls zu seiner Zeit noch eine ganze Anzahl von
Mönchen, die schon unter dem Abte Friedrich dem Kloster
angehört hatten, und wohl auch mehrere, die sich noch des
Pfalzgrafen Friedrich entsannen, allenfalls vielleicht auch Einen
1) c. 1 : *at scripturarum et yeraciam virornm attestatione
didicimtis'; c. 2: *fama referente'; c. 29: 'hacteniu lectione yel rela-
tione comperta di88eraima8\
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Zur Kritik des Chronicon Gozecense. 199
oder den Andern, der, im Kloster aufgezogen, bis in die 60er
Jahre des vorigen Jahrhunderts zurückdenken konnte. Was
der Chronist über die Zeit des Abtes Friedrich erzählt, dürfen
wir daher wohl, abgesehen von kleinen Ungenauigkeiten, als
reine Wahrheit hinnehmen. Ueber das Jahr 1060 hinauf aber
reichte schwerlich das Gedächtnis irgend eines der zu des
Chronisten Zeit noch Lebenden, und für die diesem Jahre vor-
ausliegende Zeit war also der Chronist angewiesen auf das,
was seine Gewährsmänner in ihrer Jugend von Andern er-
fahren hatten. Da nun diese Gewährsmänner doch keine
Chronik zu schreiben beabsichtigten, so werden sie nach
manchen Dingen gar nicht gefragt haben, die den Geschichts-
schreiber wohl interessiert hätten; und von den Ereignissen
vor dem Jahre 1043 wird man im Kloster überhaupt so gut
wie nichts gewusst haben, da die Mönche erst in diesem Jahre
ihren Einzug in Goseck hielten. Die dem Chroniaten vor-
liegende mündliche Ueberlieferung konnte also über die Zeit
vor 1070 nur dürftig sein und schnitt mit dem Jahre 1043
glatt ab. Eine Ausnahme machen einige genealogische Ver-
hältnisse : wenn jemand an einen Ort kommt, um dort künftig
unter dem Schutze eines mächtigen Herrn sein Leben hinzu-
bringen, so ist es doch wohl natürlich, dass er fragt: ^wer war
der Vater unseres Herrn? aus welchem Hause stammt seine
Mutter? sind sie schon lange todt? wo und wie hat unser
Herr seine Jugend verlebt? Diese Fragen haben die Gosecker
Mönche zweifelsohne auch gestellt und sicher von den Burg-
leuten auch Antwort darauf erhalten: wenn daher der Chronist
berichtet, dass der Vater der Pfalzgrafen Dedo und Friedrich
ein Graf Friedrich gewesen sei, ihre Mutter Agnes geheissen
und dem weimarschen Grafenhause angehört habe, so ist da»
nicht wohl zu bezweifeln, obgleich der sächsische Annalist
eine andere Genealogie der Agnes aufstellt. Ebenso dürfen
wir getrost glauben, dass beide Eltern nicht lange vor der
Gründung des Klosters in hohem Alter (c. 2) gestorben seien^
und dass der Pfalzgraf Friedrich seine Jugenderziehung bei
dem Abte von Fulda erhalten und sich dann meist in Goseck
aufgehalten habe. Weiter als auf die Eltern und die noch
lebenden Geschwister ihres Schutzherrn wird sich aber das
genealogische Interesse der Mönche kaum erstreckt haben,
auch fragt es sich, ob die Burgleute viel mehr Auskunft zu
ertheilen im Stande gewesen wären : sicherlich werden die Ge-
währsmänner des Chronisten als Knaben nicht viel weiter
geforscht und nicht viel mehr erfahren haben. Wenn Letzterer
also erzählt, dass Friedrich, der Stammvater der Gosecker
Grafenfamilie, 'de nobilissima antiquorum Saxonum et Franco-
rum prosapia originem duxisse', so ist dahinter gar nicht
weiter nach einem tiefen Sinn zu suchen, sondern es ist ein-
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200 F. Kurze,
fach eine voUtöuende Phrase, mit der der Mönch nur saeen
wollte, dass Friedrich einem sehr edeln, ihm aber sonst unbe-
kannten Geschlechte angehört habe.
Volltönende Phrasen und gelehrt klingende Ausdrücke
liebt der Chronist überhaupt. Wir haben schon oben bemerkt,
wie er bei aller Oberflächlichkeit seiner Forschung sich doch
durch genaue Datierungen den Schein gründlichen Wissens
zu geben sucht. Am offensten zeigt sich sein Bestreben, durch
Gelehrsamkeit zu glänzen, in c. 19, wo er dem AndenKen des
Pfalzgrafen Friedrich und seines Sohnes vier Distichen widmet,
die er gern an ihren Grabsteinen als Aufschrift angebracht
sehen möchte, und in c. 29, wo er über den Tod des Abtes
Friedrich ein ganzes Capitel gelehrter Citate zusammen schreibt.
Auch sonst aber ist das Werk in einer gesucht bilderreichen
Sprache geschrieben und wimmelt von klingenden, aber nichts-
sagenden Phrasen und gelehrten, theilweise schwülstigen Aus-
drücken. Ein solcher ist z. B. das Wort 'prosapia in c. 2
für ^Geschlecht, Sippschaft', oder 'apicem ecclesiae conscendere'
(II, 22) für 'Abt werden', oder 'herili orbatus pignore' (I, 18),
wobei der Verfasser 'pignus' in dem Sinne von 'Kind, Sohn'
gebraucht, in welchem es auch bei lateinischen Dichtern und
bei Livius vorkommt, aber an Stellen, wo der Zusammenhang
das Bild rechtfertigt. Gelehrt klingen soll es ferner, wenn er
erzählt (c. 18), dass ein gewisser Siegfried einen 'paganum
giganteae magnitudinis triumphavit', über einen Heiden von
gigantischer Grösse triumphiert habe, oder wenn er mit Bezug
auf das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberge* das
zweite Buch mit den Worten beginnt, dass 'defunctis, qui pro
huius Domini vineae putatione singulos denarios aeceperant',
alsbald viele aufgetreten seien, 'qui velut aper de silva eam
vastaverunt'; den Eintritt in das männliche Alter bezeichnet er
gar mit der Phrase 'Pitagoricae litterae bivium attingere' (c. 17),
anspielend auf Lactantius, Institutiones divinae VI, 3, 6, welcher
erzählt, dass Pythagoras zuerst mit dem Zeichen Y die beiden
verschiedenen Lebenswege der Tugend und des Lasters ver-
glichen habe*. Dabei zeigt der Chronist grosse Neigung zu
Gefühlsschwärmerei : in c. 15 überlässt er es noch einmal dem
Leser, die Gefühle der treuen Gefährten des ermordeten Fried-
rich, mit welchen sie die Leiche ihres Herrn fanden und heim-
trugen, sich selbst zu denken, in c. 13 aber kann er nicht
umhin, die Gemüthsstimraung auszumalen, in welche Pfalzgraf
Friedrich durch seine Einkerkerung in Pavia versetzt worden
f^ein müsse. Die ganze Darstellung ist in einem gewissen
Pathos gehalten, und gut klingende Redensarten werden gern
1) Matth. 20. 2) Georges, Lat. - deutsches Wörterbuch unter
^Pythagoras'«
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Zur Kritik des Chronicon Gozecense. 201
aufgenommen y auch wenn kein tiefer Sinn in ihnen steckt:
die pfalzgräflichen Brüder erhalten (c* 1) den sinnlosen Titel
^Palatinos comites et regalium decretorum maximos principes',
von dem Abte Friedrich erzählt der Chronist, dass von seiner
^plurimorum et frequentum miiitum potentia tota Thurin^ae
contremuit provincia', ohne dass er etwa dabei irgend welche
kriegerische Vorgänge im Auge hätte, und II, c. 17 eröffnet
er mit den hochtrabenden Worten : <anno . . . veritas de terra
prodiit, iustitia de caelo prospexit'.
Diese beliebig, wie oer Zufall es fäffte, herausgegriffenen
Beispiele, deren Zahl sich noch erheblich vermehren liesse,
weraen, denke ich, genügen, um Nebes Urtheil zu widerlegen,
welcher die Chronik für 'einfach und nüchtern, ohne Schwulst
und Bombast' geschrieben hält; zum wenigsten ist es wohl
nicht so ungeheuerlich, wenn man mit Waitz auch den Aus-
druck 'monarchia palatii' in c. 9, welchen Nebe mit Gervais ■
wörtlich verstanden wissen will, für eine blosse schwülstige
' Umschreibung des Begriffes Pfalzgrafschaft erklärt*. Etwas
Anderes konnte der Chronist schon deshalb nicht darunter ver-
stehen, weil er über die Zustände vor Dedos Ernennung zum
Pfalzgrafen nicht besser, sondern sogar schlechter unterrichtet
war, als wir heutzutage. Von seiner mangelhaften Kenntnis
jener Zeit zeugt auch, dass er den Grafen Dedo die Pfalzgraf-
scbaft durch militärische Auszeichnung in dem Ungarnfeldzuge
erringen lässt, welchen er zwar mit Lambert in das Jahr 1042
setzt, welcher aber erst 1044 stattgefunden hat, während doch
Dedo schon 1043 als Pfalzgraf urkundlich bezeugt ist'. Gleich-
zeitig zeigt aber eben diese Stelle auch, wie bereit der Chronist
war, unsichere mündliche Angaben seiner Gewährsmänner in
Zusammenhang mit Ereignissen zu bringen, die ihm durch
Leetüre bekannt geworden waren, und aann seine Combina-
tionen als feststehende Wahrheiten zu erzählen. Für unglaub-
würdig halte ich daher auch seine Nachrichten über den
ferneren Verbleib der Aebte Thiemmo und Hiltin, welche dem
Kloster Goseck nicht bis zu ihrem Lebensende vorgestanden
1) Oervais, Geschichte der Pfalzgrafen von Sachsen, Nene Mitthei-
Inngen d. sächs.-thür. Ver. IV, 4, S. 12 S. 2) Vgl. Kurze, Ge-
schichte der sächsischen Pfalzgrafschaft bis zu ihrem Uebergange in ein
Territorialfürstenthum, Neue Mitteil. d. sächs.-thür. Ver. XVII, 3, §. 9.
3) Nebe a. a. O. vertheidigt auch diesen angeblichen Ungarnfeldzng von
1042 als reine Wahrheit: vermuthlich hat er nicht gewusst, — er ver-
wechselt auch gelegentlich den Pfalzgrafen Dedo mit seinem Nachbarn
im nördlichen Harzgau und südlichen Schwabengau, dem Markgrafen
Dedo aus dem Hause Wettin (f 1075), — dass die bezügliche Erzählung
des Chronisten bis auf die Betheiligung Dedos wörtlich mit dem Berichte
Laml>erts übereinstimmt, also unzweifelhaft diesem entlehnt ist, sonst
würde er nicht der Angabe unserer Chronik einen selbständigen Werth
gegenüber dem gewichtigen Zeugnis Hermanns von Reichenau beimessen.
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202 P. Kurze.
haben >. In Betreff des Ersteren, welcher Bischof von Regens-
burg und Erzbischof von Salzburg geworden sein soll, ist es
klar, dass der Chronist diesen unberechtigter Weise mit dem
Erzbischof Thiemmo von Salzburg (1090—1101) identificiert
hat, von welchem er irgend wie gehört haben muss; einen
Bischof Thiemmo von Regensburg hki es nie gegeben. Ebenso
unzuverlässig ist die Nachricht über Hiltin (c. 10), welche in
Widerspruch mit Angaben Adams von Bremen (III, 70; IV, 20)
und dem sächsischen Annalisten (a. 1071) steht.
Im Uebrigen halte ich alles, was der Chronist uns bietet^
bis auf die Chronologie, fxir durchaus glaubwürdig, wofern
man nur seine Phrasen nicht zu wörtlich nimmt. iNur die in
c. 16 eingeschobene angebliche Urkunde Heinrichs IV. vom
12. Juni 1085 (Stumpf 2868), betreffend die Schenkung de»
Hofes Tundorp (Thondorf bei Mansfeld) seitens des Pfalzgrafen
Friedrich halte ich mit Stumpf, Böhmer, Schultest, Stenzel*
und überhaupt allen Forschern, welche sich mit ihr beschäftigt
haben, für unecht, da nicht nur die einzelnen Bestimmungen '
des Datums mit einander in Widerspruch stehen, sondern auch
unter den Zeugen die Bischöfe Burchard von Halberstadt und
Werner von Merseburg aufgeführt werden, welche damals zu
den Gegnern des Kaisers gehörten. Gerade dass der Mönch
diese Urkunde zur Bekräftigung seiner Angaben in sein Werk
aufnimmt, während er sich sonst bei den zahlreichen Schen-
kungen aus der Zeit des Pfalzgrafen Friedrich mit einem
knappen Regest begnügt, zeigt, dass das Anrecht des Klosters
auf Thondorf damals bestritten wurde. Wir haben es hier also
mit einer Fälschung der Gosecker Mönche zu thun, die man
aber darum noch nicht sogleich dem Chronisten zur Last zu
leffen hat: vielleicht hielt er selbst die Urkunde für echt und
schrieb sie ab, um den Geffnern, die sich über des Klosters
ungerechte Ansprüche bescn werten, endlich den Mund zu
stopfen.
1) Vgl. Koepke in der Aasgabe des Chron. Qoz. (SS. X). 2) Schnltes^
Dir. dipl, I, 201. 3) Stenzel, Fränkische Kaisergeschichte II, 285. 286.
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X.
Miscellen.
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Zu Einharts Vita Earoli«
Von N. NaDÜlDS.
Die Entlehnungen Einharts aus älteren Autoren lassen
sich noch durch eine Reihe von Stellen aus der Vita Martini
des Sulpicius Severus vermehren. Der Vergleich lehrt, dass
Einhart seine Vorrede im engsten Anschluss an den Frolo^us
und Epilogus jener Schrift des Sulpicius verfasst hat, doch ist
daneben die Stelle aus Velleius (N. A. VII, 525) festzuhalten.
Die Lebensbeschreibung des Martinus von Sulpicius Severus
ist im Mittelalter sehr verbreitet fi^wesen, und so kann es
nicht Wunder nehmen, dass dieselbe auch dem Einhart be-
kannt war, welcher mit der ihm eigenen Geschicklichkeit dem
Gedankengange bei Sulpicius eine völlig andere Wendung zu
geben versteht. Man vergleiche hierzu:
Sulp. Sev. V. Mart. 26, 2:
interiorem vitam illius et con-
versationem . . . nulla expli-
cabit oratio.
1, 8: ne quod bis pareret co>
pia congesta feistidium.
1, 1: Plerique mortales studio
et gloriae saeculari inaniter de-
diti exinde perennem, ut puta-
bant, memoriam nominis sui
quaesierunt si vitas clarorum
virorum stilo illustrassent.
27, 7 : ego mihi conscius sum
me rerum fide et amore Christi
impulsum ut scriberem mani-
festa exposuisse, vera dixisse.
Einh. praef. : Vitam et con-
versationem . . postquam scri-
bere animus tulit; c. 18: ad in-
teriorem . . vitam.
praef. : neque prolixitate nar-
randi nova quaeque fastidien-
tium animos offenderem.
Ib. : Et quamquam plures esse
non ambigam qui otio ac litte-
ris dediti . . potiusque velint
amore diutumitatis inlecti alio-
rum praeclara facta qualibus-
cumque scriptis inserere (j^uam
sui nominis famam posteritatis
memoriae nihil scribendo sub-
trahere.
Ib.: quando mihi conscius
eram nuilum ea veracius quam
me scribere nosse . . quaeque
praesens ocuiata . . fide cog-
novi.
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206
M. Maoitius.
prol. 5: quia nefas putarem
'tanti viri latere virtutes.
Ib. 1 : qui materiem disertis
meritoscriptoribas reservandam
inpudens occupassem.
Ib. 1: qui iudicia humana
vitabam ne quod fore arbitror
sermo incultior legentibus dis-
pliceret.
7, 1 : paucis interpositis die-
bus.
1, 7: igitur sancti Martini vi-
tam scribere exordiar.
Ib. : ut merito ingratus viderer
si..patererquevitameiu8 .. sine
litteris ac debita laude manere.
Ib.: cui scribendaenon meum
ingeniolum quod exile et par-
vum . . sed Tullianam par erat
desudare faeundiam.
Ib. : nisi animo praemeditatum
habere m hominum iudicia po-
tius experiri et haec scribendo
ingenioli mei periculum facere.
C. 8: paucis quoque inter-
positis diebus.
C. 18 : ad interiorem . . vitara
pertinentia iam abhinc dicere
exordiar.
Wir ersehen hieraus, dass Einharts Vorrede in ihrem
rhetorischen Aufbau eine getreue Wiedergabe der betreffenden
Stellen bei Sulpicius Severus ist, wodurch die Selbständigkeit
der Schriftstellerei Einharts wieder um ein beträchtliches ge-
schmälert wird.
Noch können die Citate Einharts aus Velleius Paterculus
und Curtius Rufus um einige vermehrt werden. Man ver-
gleiche hierzu:
V. Kar. 6: describerem nisi . . . praesenti opere animo
esset propositum. Voll. II, 66, 3: cogit enim excedere propositi
formam operis erumpens animo . . indignatio.
Ä. Laur. 800: mare piratis infestum. Vell. II, 73, 2: mare
infestare piraticis scelerious.
V. Kar. 13: Quantum sanguinis effusum sit testatur vacua
. . Pannonia. Curt. IV, 4, 16: quantumque sanguinis fusum sit,
vel ex hoc aestimari potest, quod . . VI milia . . trucidata sunt.
A. Einh. 775: quanta potuit celeritate. Curt. IV, 8, 10:
quanta maxime celeritate potuit.
A. Laur. 826: si necessitas exigeret. Curt. V, 4, 12: quanta
et praesens necessitas exigebat
V. Kar. 17: molitus est et dassem. Curt. V, 7, 8: molita
mille navium classem.
A. Laur. 816: utilitatibus pro temporis oportunitate dis-
positis. Curt. VI, 1 : opportunitate temporis strenue usi.
A. Einh. 775: fugientium terga insequi. Curt. VII, 9, 14:
fugientium tergis inhaererent. VIII, 2, 35: fugientes insequebatur.
A. Laur. 820: aquis in piano stagnantibus. Curt. VIlI, 13, 9:
aquarum late stagnantium.
A. Laur. 801: missa expeditione. Curt. IX, 5, 21: missum
in expeditionem.
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Ueber die wiedergefundene Handschrift von
Eönigshofens Chronik,
Von G. He^el.
Die Cronika uff Unser-Frauen-Hauß. La Chronique de
la maison de Toeuvre Notre Dame ä Strasbourg. Etüde sur
un manuscrit de la Chronique de Koenigshoven par l'abbö
L. Dacheux. Avec 4 planches. Strasb. R. Schultz et Co. 1886.
Die Hs. der Chronik von Königsbofen, über welche Herr
Dacheux in dieser Abhandlung Auskunft giebt, ist die auf
U. 1. Frauenhause zu Strassburff^ welche Schilter bei seiner
Ausgabe von 1698 zu Grunde gelegt hat und die, nachdem sie
lange verschwunden war und mr verloren gehalten wurde, nun
glücklich wieder von Prof. C. Schmidt in Strassburg in der
Bibliothek des bischöflichen Seminars aufgefunden worden ist.
Herr Dacheux^ der sie eingehend untersucht hat, giebt in
4seiner Abhandlung den vollständigen Beweis von der Identität
derselben mit Schilters Vorlage und fügt eine genaue Beschrei-
bung nebst 4 Tafeln von photographierten Facsimile hinzu,
in denen die von einem Copisten in Mönchsschrift gefertigte
Hs. von den durch den Autor selbst eigenhändig hinzugefügten
Zusätzen sich unterscheiden lässt. Die Vergleichung der Hs.
mit dem Schilter'schen Abdruck ergiebt, dass dieser, wie zu
erwarten, mit geringer Sorgfalt ausgeführt wurde, und sowohl
durch Schreibfehler als Druckfehler entstellt erscheint.
In Ansehung der Hs. selbst glaubt Herr Dacheux nicht,
dass sie einen officiellen Charakter an sich trage oder nach
Wenckers Vermuthung nomine civitatis abgefasst worden sei.
Er nimmt das Ergebnis meiner Untersuchung über das Ver-
hältnis der mehrfachen « Bearbeitungen der Chronik in drei
verschiedenen Redactionen Eönigshofens als bekannt an, in-
dem er in einer kurzen Note (S. 3 Anm.) darauf hinweist,
und weicht auch in der Zeitbestimmung der ersten Abfassung A,
welche in dieser Hs. vorliegt, nur unbedeutend von mir ab,
indem er mich dahin berichtigt, dass die Vollendung des
Textes nicht erst in das Jahr 1390, sondern in das Jahr 1386
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208 C. Hegel.
falle, weil die über dieses Jahr hinausgehenden Zeitangaben^
nur Zusätze seien, die in der Ausgabe von Schilter nicnt als
solche, wie in der Hs., unterschieden worden.
Der Werth der wiederaufgefundenen Hs. besteht darin,
dass sie die Originalhs. der ersten Abfassung der Chronik ist,
die mir bei meiner Ausgabe nur aus dem Schilter'schen Ab-
druck und aus einer Hs. des Stadtarchivs zu Köln, welche
eine bessere Abschrift des Originals als dieser darstellt, sowie
aus einigen daneben kaum in Betracht kommenden anderen
Abschriften bekannt war (s. meine Einleitung, Chroniken Bd. 8
S. 202 f.). Er steht dagegen hinter dem Werth derjenigen
Ori^nalhs., die ich bei meiner Ausgabe benutzt habe und die
seitdem leider für immer zu Qrunde gegangen ist, weit zurück
in der zwiefachen Hinsicht, dass letztere das von Königshofen
in der schliesslich en dritten Redaction vollständig ausgeführte
und weiter fortgesetzte Werk enthielt, und durchaus von
dem Autor eigenhändig geschrieben war, also auch allein im
eigentlichen Sinne als Originalhs. gelten konnte, während die
auf dem fVauenhause nur von einem Schönschreiber, dessen
sich der Autor zur Abschrift bediente, herrührt. Hätte ich
diese gleichfalls gekannt, so würde ich die Varianten von A
natürlich nicht aus Schilter, sondern aus ihr entnommen, sonst
aber kein anderes Verfahren bei meiner Ausgabe eingeschlagen
haben.
Von der Identität der Hand in demjenigen, was Königs-
hofen selbst geschrieben, kann man sich leicht durch Ver-
Sleichung der von Herrn Dacheux mitgetheilten Proben mit
en von mir a. a. O. zu S. 199 S. gegebenen, überzeugen.
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Eine ungedruckte Vita Erzbxschofis Anno 11«
von Köln,
Besprochen von F. W. E. Roth.
Die MoDumenta brachten im Band XI, S. 462 f. ^der
Scriptores einen kritischen, durch Anmerkungen erläuterten
Text der bekannten Vita Annonis und der Herausgeber
R. Koepke bemerkte S. 464 unter N. 5 des Handschmten-
verzeichnisseSy dass unter den kleineren Vitas Annos eine
solche existiere, welche in einer Hs. saec. XIV in Erfurt und
einer Copie vom J. 1684 in Brüssel vorhanden sei. Diese
Vita galt dem Herausgeber als Auszug aus der abgedruckten
grösseren und fand keine weitere Beachtung. — Die Darm-
städter Hs. Nr. 945, 8® Pergament saec. 33l enthält diese
kleinere Vita, welche sich hiermit als eine in der Abfassungs-
zeit an die grössere Vita heranreichende Arbeit erweist. Der
Codex trägt den Vermerk: 'Monasterii Graffschaff und stammt
aus dem Cistercienserkloster Grafschaft in Westfalen, sowie
aus der Sammlung des Barons v. Hüpsch. Ersterer Umstand,
sowie zahlreiche Correcturen und zwei eingeheftete Pergament-
blättchen mit Nachträgen machen die Vermuthung. berechtigt,
dass das Ms. ein Autograph des Verfassers sei. Auf beson-
dere Beziehungen Grafschafts zu Anno deutet Blatt 1' das
stehende Bild des Erzbischofs Anno in Miniatur saec. XII,
eine Kirche hinter dem Haupte, je eine in der Hand, und
zwei zu den Füssen, auf die kirchlichen Stiftungen Annos
hinweisend. Die Arbeit hat noch romanischen Charakter. Der
Inhalt des Codex ist auf 68 Blatt folgender:
I. F. 2-55 die Vita.
n. F. 55'— 61 Anhang hierzu, Wunder des Heiligen zu
Bamberg gewirkt, meist sich nur mit Errettung mehrerer zum
Ertränken bestimmter Kinder befassend, theilweise aus der
Zeit, als Anno Scholaster in Bamberg war. Unbekannt und
in aer grössern Vita fehlend, bedeutungslos »für Geschichte,
aber interessant, wie man sich den Mann in seinem Wirken
dachte. Diese zwei Stücke von Händen saec. XH.
Neues Archiv etc. XII. 14
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210 F. W. E. Roth.
III. F. 61' — 63 eine Denkschrift auf die Translatio von
Gebeinen Annos vom Siegber^ nach Grafschaft 1374; 1381 in
den Codex von einem Gra»chafter eingeschrieben. Hand
8aec. XIV. Urkundenschrift.
IV. F. 63'— 68' Passio septem sanctorum fratrum; Hand
saec. XV.
Der Verfasser der kleineren Vita unternahm seine Arbeit
a.uf Anstehen des Abts Gerhard (von Siegberg um 1186), er
erwähnt eine Vita Annos und tadelt ihre Weitschweifigkeit.
Diese Vita ist die Quelle seiner Arbeit, der er aber nicht
sclavisch folgt, sondern anders eintheilt, die Ereignisse anders
ordnet, selbständige Zusätze macht ja mehrfach das Gegen-
theil der grössern Vita schreibt. Die in der grösseren Vita
ein^eschaltenen Stellen aus Lambert^ Sallust und die Urkunden
fehlen gänzlich. Die kleinere Vita ist mehr legendenartig,
berührt die politische Thätigkeit des Erzbischofs noch weniger
als die grössere hierin äusserst dürftige, verweilt aber gerne
bei dem Verhältnisse Annos zu den Kölnern. Jedenfalls miss-
fiel die grössere Vita durch ihre Weitschweifigkeit auch da-
mals schon, der Verfasser der kleineren fühlte sich hiervon
angeregt^ der grösseren Arbeit seine kleinere entgegenzusetzen,
die allerdings ein rascher orientierendes Bild von Anno giebt.
Der Verfasser ist ein Siegberger oder Grafschafter Mönch.
Besondere Bemerkungen über seine Herkunft enthält die Vita
nicht. Eigenes Product ist der Anhang der Vita: 'Quid in
Bavinbergensi civitate per Annonem gestum sit'. Hier beruft
sich der Verfasser auf mündliche QueDen : 'Quiddam relatu et
memoria dignum, quod a canonicis Bavinbergensibus fideli
relatione didicimus^ posterum co^nitioni opere precium inno-
tescere duximus' und später nochmals: 'Sed hec compendio
lectori dicta sint; adhuc, quod a prefatis canonicis Bavinber-
gensibus accepiraus, subiungamus'. Die Vita verdient als
Arbeit über einen der grössten Männer des 11. Jahrhunderts
Beachtung und einen Abdruck in den Monumenta^ wenn die
Bedeutung auch mehr eine literare als eine historische Aus-
beute ergebende sein dürfte. Diese kleinere Vita scheint ver-
breitet gewesen zu sein, da sich die oben erwähnten zwei Hss.
£nden und das von Jansen in den Annalen des hist. Vereins
f. d. Niederrhein I, 92 erwähnte Ms. einer Vita Annonis in
Halle, jedenfalls keine Arbeit Levolds von Northof, aber mit
der kleineren Vita einerlei sein dürfte. Ms. 814 der hiesigen
Hofbibliothek, Papier, saec. XV (v. Hüpsch 53), Folio, ein
niederdeutsches Le^endarium enthaltend, hat Blatt 14' 'Van
sent Anno dem heiigen busschof auf 8 Seiten einen nieder-
deutschen Text, der üebersetzung resp. Auszug der kleineren
Vita ist. Als Probe der Vita theile ich den Prolog, den An-
fang der Arbeit selbst und die Summarien der Kapitel mit.
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Eine ungedruckte Vita Erzbischofs Anno II. von Cöln. 211
Die als Anlage IV abgedruckte Translatio ist fehlerhafter Text
eines des Lateins wenig kundigen Mönchs; sie ist mit allen
ihren Fehlem und den Verbesserungen eines Spätem als un*
bekannt und ungedruckt mitgetheilt.
L
PrologDS in vitam beati Annonis archiepiscopi.
Inter preeipuas spiritalium profectuum delicias sanctorum
gesta vel aicta reputari Quantum arbitror fatendum non ab-
surde videtur^ quibus anima fidelis in actionis sue formam
redactis enutrita crescat et impleatur in omnem plenitudinem
Dei. Nam auoniam propin(|uante mundi occasu rarescit lux,
et tenebre dfensantur^ defecit sanctus et diminute sunt veri-
tatesy bis potissimum temporibus opere precium est^ nos inten-
dere doctrmis ac descriptis electorum virtutibus^ ubi inter lilia
pascit et pascitur dilectus^ donec aspiret dies et inclinentur
umbre. Cumque in omni genere stuaiorum bene agendi Stu-
dium premineat. constat eque in scribendi operibus nil rectius
4iuam virtutis exempla proponi. Verum quia in plerisque
mortalium virtutis nomen inane fuit, et falsarum virtutum tam
multe considerantur imagines^ ut veri fucatique boni distan-
tiam vix possibile sit investigari, virtutem hie non qüalem-
<$unque acceperim, sed eam. que nos creatoris conformat ima-
giniy queque nos in summe lelicitatis et glorie^ que a solo Deo
«sty perennitate constituat. Cupientes igitur illustris viri vir-
tutes ac pietatis opera in multorum noticie lucem propalare,
«a imperitiam nostram ratione solamur^ quod licet sermo pe-
destris recitanti possit iure displicere^ credimus tarnen rebus
non facile offendi eos, quorum fuerit erga dicenda fidelis et
pia emulatio. Si quos vero livor aut incredulitas aurem de-
clinare cnmpulerit, id sane rerum veritatem^ que a piis ac
sine dolo rationabilibus viris ad nos perlata est, mutilare non
prevalet, quibus licuit, ut semper licebit, iusti immortalem
memoriam posteritati scribendo transmittere. Etenim si lau-
datur peccator in desideriis anime sue, si protegunt umbre
behemoth umbram eiu9> multorumque res geste codicibus con-
tinentur^ quorum olim periit memoria cum sonitu, quis eorum
studiis audeat succensere^ qui sanctorum merita celestibus
ostentis declarata, ne solo' premantur oblivionis^ adhibita in
lon^m opera fidelium oculis spectanda proponunt? Proinde
o Christi familie fidelis dispensator et abba Gerharde^ dum de
presulis Annonis nomine propagando curam ^eritis^ digna
sanctum Dei gratitudine remuneratis, a^endo videlicet, ut ^ue
de gestis illius decoro quidem ac lepido sermone, sed latius^
1) 'situ'? W.
14*
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212 F. W. E. Roth.
quam oportuit, diffiiso digesta lectoris animum poterant aver-
tere, ad artioris pagine semitam contrahantur, et semel incudi
reddita librariorum scedis et calamo superfluitate decisa fiant
ma^is accommoda. Qua in re sie fastidiosis aut brevitatem
Sotius amplectentibus obtemperandum video^ ut nee Uli offen-
antur, qui dudum eognita dolerent ad extreme tenuitatis
limam revocari^ tamesti multorum ac diversorum yoluntatibus
ad libitum deservire, sieut plerumque minus utile ita semper
difficile esse non ignoremus. Sit ergo precor inculpabile coram
Deo nee ingratum sancto quod hominum preiudieiis obnoxium
fore perpendo, solamque a presentibus veniam deposco non
temere presumpti, sed parendi debito suseepti laboris, dum-
modo fiiturorum longanimitas res non verba trutinando con-
suescat ex bis, que legerit, mecum Domini magnifieentiam in
sancto ipsius coUaudare. Explicit prologus.
IL
Incipit Vita beati Annonis archiepiscopi et conressoris.
Electus Deo puer Anno patre Alemanno, matre Saxoniea
progenitus est, e quibus hie Waltherus, hec Engela dicebatur,
qui camis generositatem, qua ex ingenuis ingenui florebant,
nde in Deum et pia operatione feliciter illustrarunt. Quorum
soboles in sexus utriusque propagines late diffusa satis in se-
eularibus, plurimum in ^cclesiasticis diseiplinis ac dignitatibus
eminuit, sed ex omnibus Anno quantum studiis erga Deum
tantum et nomine clarior apud homines inventus est. Qui
dum iam primevis incrementis ingenii morum formeque insig-
nibus merito cunctis gratiosus haberetur, a patre militaribus
exercitiis tanquam mundi heres futurus deputatur.
III.
Incipiunt capitula libri primi.
I. Unde originem duxerit, et qualiter ab avunculo sub-
latus in Bavinbergensi scola sit positus.
IL Quod ibidem magister scolarum fuerit, indeque in
palatium assumptus.
III. De ooitu Coloniensis archiepiscopi et Annonis sub-
stitutione.
IUI. Qualis in episcopatus administratione extiterit.
V. De constantia eins et rigore circa imperatorem.
VI. Qualiter mortem regis presciverit nliumque ipsius
educaverit.
VII. Descriptio conversationis et actuum illius.
VIII. Quod mulierem partu periclitatam noctu reperit,
et sublatam cum infante fovit.
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Eine nngedruckte Vita Erzbischofs Anno II. von Cöln. 213
IX. Qualiter parvulum nocte repertum deportavit et nu-
trici commendavity et quod insidias noctu perpessus est, vel
quomodo in incestos vindicabat.
X. Qualiter in cunctis episcopii sui monasteriis aposto-
licam normam reformavit.
XI. Quod in honorem Dei genitricis novum opus erexit
loco qui dicitur Ad ^radus.
AU. Quod et aliam Colonie ecclesiam construens sancto
Oeorgio attitulaverit, et que in eins dedicatione contigerint.
XIII. Qualiter a sene incognito premonitus sit de ex-
truendo sepulture Bue loco.
XIIII. Quibus ßx causis montem Sigeberg obtinuit, et
de prodigiis que strueture ipsius initia precesserunt.
XV. De templi dedicatione et de celitus radiante igne
in altaris consecratione itemque in missarum actione.
XVI. Quos in ipso cenobio fratres constituerit^ et de eins
erga filios pia affectione.
XVII. Quomodo regia passus inimicicias suorum mona-
chomm preces periculis omnibus opposuit.
XVUI. Quod et alia duo cenooia diversis locis constituit
XVIIII. De gloria et humilitate et in divitiis paupertate
et pro ecciesia laboribus illius.
XX. Quanta a Palatino apostata vel quo fine pertulerit.
XXL Quo studio in sanctis honorandis fervebat, et de
incendio, quod accidit, dum populo predicaret.
XXII. Qualiter a beato Petro de ecciesia dotanda fuerit
edoctus.
XXIII. Visio qua in summe trinitatis gloria psallenda
clerici sui neglegentiam agnovit.
CapHula libri secnndi.
I. Miraculum, quo absque clave capsam, qua s. Qeorgii
forachium continebatur, aperuit.
II. Quod ad tactum vestis eins cecus illuminatus sit.
III. De ceco per aquam manibus Annonis infusam illu-
minato.
im. Item de ceca per eum lumen recipiente.
V. De iuvene, cuius venter per aquam ab eo benedictam
detumuit.
VI. Qualiter infirme asinum, quo subveheretur, dedit, et
sanata est.
VII. Quod Hildolfum sibi in episcopatu successurum
predixerit.
Vni. De simili presagio ipsius in Sigewinum postea
episcopum.
Villi. Qualiter Egilberto Mindonensi episcopo scripsit,
quod ab eo terre commendandus esset.
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214 F. W. E. Roth.
X. Qualiter ad fratres Sigeberg habitis sermonibus in
futura prospexerit.
XI. De claudo ad eius in sanctum Bardonem invectio-
nem resiliente.
Xn. Quod ad illius in sanctum Severinum commina-
tionem rediit serenitas.
XIII. Qualiter orante illo musca sacramenti dominici
portionem reportavit.
XIIII. De duobus a suspendio per eius persone similem
formam liberatis.
XV. Quomodo visis celestibus secretis egrotavit^ et in
Sigeberg se petiit humari.
XVI. Visio qua de exitu suo premonitus est.
XVIIy De civium seditione paulo ante contra eum mota
itemoue pacis conventione.
XVIII. Qualiter ultimo suo anno locum requiei sue fre-
quentavit, et tumulum suum ipse mensus obitum sibi instare
predixerit.
XVIIII. Quod longo podagre dolore confectus sit.
XX. AUocutio eius consolatoria ad fratres sui cenobii^
et quod sub anathemate vetuerit, ne alibi quam in Sigeberg
tumularetur.
XXI. Quomodo sanctos in loculis efferri seque illis ob-
viam portari fecit, vel quanta fidueia se ipsis commendavit.
XXII. Quomodo Sathanan vidit et abegit.
XXIII. Qualiter indulgentiam cunctis dedit et accepit ac
debita omnibus reddenda disposuit.
XXI III. Quod diem transitus sui designavit et ducis
mortem prenunciavit.
XX V. De sensus eius usque in exitum vivacitate et qua-
liter pro eivitate sanctos omnes invocans spiritum effiavit.
aXVI. De fratre per somnum exterrito, et de urbis
planctu.
XXVn. De exequiarum eius gloria vel miseria.
XXVIIL De Coloniensium dissensione pro sepultura eius
et de miraculoy quod visum est in navis transitu, que corpus
ferebat.
XXVTTTI. Qualiter septimo die corpus Sigeberg deduc-
tum est, ibique die obitus eius octavo sepultum.
XXX. Quod fratribus per visum se non mortuum, sed
melius vivere testatus, ipsi cenobio rerum copiam repromisit«
XXXI. De mulieris aridam manum habentis et fabri ac
puelle curatione et claudi restauratione.
XXXII. De monachi ex ruina claudi erectione, et cuius-
dam egerrimi ac mulieris incurvate et duorum claudorum sa-
natione.
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Eine nngedrnckte Vita Erzbiscbofs Anuo II. von Cöln. 21&
XXXni. De puero distortis pedibus nato et de claudo
itemaue paralitico sanatis.
XXaIIIL De clericoy ^ui sanetum hunc blasphemaDs
gressus, donec peniteret. amisit.
XXXV. De blaspnemoy qui sanctitatis eius incredulu»
oculos perdidit ac rursus penitens recepit.
IV.
Ad perpetuam rei memoriam. Cum omnia, que in Bcripti»
redacta non sunt^ oblivioni traduntur^, ideirco ex ro^atu spe-
ciali grosso sensu meo scripsi, qualiter reliquie sancti Annonis
[in*] Grasscaph de monte Sybergh, quem sanctus Anno pre*
elegeraty sunt translate. Fuerunt hiisdem temporibus duo viri
venerabiles magne recommendationis et astuti^ de quibns postea
mencionem faciaii]. Sed antequam proposicionem meam a^gre-
diar^ prius unum de suis miraculis tangam, quod elegi pre
aliis in hoc libello contentis. Accidit autem^ cum deduci se
fecisset sanctus Anno de Selueldt versus Sybergh in curru
sao circa meridiem vidit suis oorporalibus oculis celum aper-
tum, viditque archana Dei ille speculator spiritalis quasi Sera-
phim sub alis Dei videns faciem^ de qua visione tantam gra-
tiam habuit, ut preterita sciret, presencia cognosceret, futura
prophetaret, nam dixit«: 'Ve misero mundo, ve misero mundo,
ve misero mundo ^, quod de episcopis et pontificibus tanta
scandala oriri debent'. Versus: *Ve misero mundo, ve primo
veque secundo, ve per pontificum dedicus ^!) horrificum', ut
Slenius invenies in secunda parte huius libn capitulo quinto-
ecimo, que intitulatur ^Adherant (!) hiberni temporis dies*.
Proch dolor I quod {)ropheciam istius sanctissimi viri modo
nostris temporibus vigere videmus, ^uamquam in codicibus
legimus, quod sine gravi merore loqui non possum, avariciam
videmus regnare in toto mundo, et plus in dominis spiritua-
libus quam aliis, quia papa, qui est summus pontifex, archi-
episcopi, episcopi, decani et prepositi et alii aui deberant»
dare, rodunt et radunt, deberant' defendere, tradunt; malicia
crevit in terra incipiens a senioribus, id est potentibus, ergo
et cetera. Circa presens tempus F. de Sarword archiepiscopus
Coloniensis discordabat cum' civibus Coloniensibus, ita quod
predicti cives faötarunt« villam Tuyciensem, monasterium Sancti
Heriberti cum omnibus habitacionibus et pertinentiis suis,
necnon et ecdesiam parochialem ibidem, propter quod susti-
1) Corr. von späterer Hand: Hradantur'. 2) Von späterer Hand
eingeschaltet. 8) Das ^V von anderer Hand. 4) So weit in der
älteren Vita ü, c. 24, MG. SS. XI, p. 496, 44. 5) Corr. von späterer
Hand: *debereut\ 6) Desgleichen. 7) Von anderer Hand 'cum*
ergänzt. 8) Andere Hand darüber 'vastamnt'.
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216 F. W. C. Roth.
nuerunt interdictum pluribus annis et adhuc finem non vide-
mus. Item circa annos Domini M^CCC^LXXViij® in urbe
Romanorum Urbanus sextus est electus in summum ponti-
ficem^ contra quem quidam suusi cardinalis^ qui sacramenta
de manu eius* acceperat, et sibi obedienciam fecerat, ex in-
stinctu Spiritus maligni in Avinion^ c. in antipapam se^ co-
ronare' permisit^ et se« dementem nominare* lecit, et tunica
Domini inconsutilis per hoc scinditur, de quibus magnas (!)
errores in fide oriuntur*; de fine istius facti nichil ad presens
dicere possum. Eciam circa presens tempus duo^ unus de
nobili progenie videlicet de marchionibus Mycie episcopos
Babenbergensisy alter de progenie Nassowe episcopus SpirensiS;
liti^abant pro archiepiscopatu Maguntinensi^ de qua litigacione
miuta mala evenerunt^ sed Spirensis obtinuit. Nota legens,
que et qualia iste sanctissimus Anno prenosticaverat, et si
omnia et singula, que tangunt suam * propheciam, que vidimus
et videmusy enarrare deberem, non sufficerem complere volu-
mine magno (!). Sed revertar ad propositum; duo viri, de
quibus supra mencionem feci, unus dominus Tilemannus de
Smalenborch decanus sancte Marie ad gradus Coloniensis,
alter dominus Rotgerus de AfHen prior monasterii in Grass-
caph, quos laudare non audeo, sicut bene eis dicet^^^^ quia
scriptum est: ^Ne laudaveris hominem in vita sua\ Et licet
quod'i sanctus Anno fundaverat^' ecclesiam sancte Marie ad
gradus et cenobium in Grasscaph^ tarnen de suis^^ sanctissi-
mis reliquiis nil habuerunt. De quo viri predicti dolentes cum
magna subtilitate et labore apua dominum abbatem Sjber-
gensem obtinuerunt, quod predictus abbas cum consensu
suorum confratrum capsam sancti Annonis aperuit, et eis de
reliquiis predictis participacionem contulit, quas cum magna
reverencia et gaudio susceperunt deducendo Colonie^* clero
ac populo obviante Deum et sanctum Annonem laudantes.
Post nee prior predictus ea, que sibi erant commissa, de
Colonia Wormbeke duxit, donec se prepararet Theodericus de
Snellenbergh abbas in Grasscaph cum suis confratribus et cum
vicinis presbiteris, ut" honorifice reliquias predictas per opi-
clum Smalenborch ad monasterium Grasscapn portarent, quod
fecerunt sub anno Domini MoCCCoLXXiiijo, feria tercia post
octavas festi Penthecostes "•, presentibus domino G. decano in
1) Andere Hand: Mpsius". 2) Andere Hand, Zusatz. 3) 'Avenio-
tiensi civitate*, andere Hand. 4) Andere Hand, Zusatz. 5) Andere
Hand corr. 'coronari*. 6) 'se* von anderer Hand durchstrichen. 7) Corr.
^nominari*. 8) Andere Hand darüber: 'Et magnae oriuntnr inter fideles
dissehsiones*. 9) Corr. andere Hand: 'ipsius'. 10) Darüber: *merentur*.
11) Von anderer Hand durchstrichen. 12) Corr. 'fnndaverit*. 13) Corr.
*ipsiu8\ 14) Corr. 'Coloniam'. 16) Von späterer Hand ergänzt.
16) 21. Mai.
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Eine ungedruckte Vita firzbischofs Anno II. von CÖln. 217
Wormbeke, domino H. decano Gerirhartichussen, lo. Stoypen
in Smalenborchy H. in Yfelpe^ Her. in Lene, C. in Rorbeke,
lo. in Ouenerkerken, Emesto in örasscaph plebanis^ necnon
et quampluribus presbiteris et vulgari populo, coram quibus
sepedictus prior abbati suo iuravit, reliquie vere esse sancti
AnnoniS; et sie abbas predietus reliquias predictas in suum
monasterium colloeavit, quibus intermi et vidi et ex mea
grossitate compilavi et scripsi. Consulo ^ igitur vobis religiosis
viriB Grasscaph ad presens existentibus et in futurum ad-
venientibus, ut^ reliquias [)refatas in honore et reverencia ha-
beatis^ et diem translacionis soUempniter celebretis, ne indig-
nacionem vestri fundatoris sancti Annonis iueurratis. Gracias
igitur agamus domino nostro Ihesu Cristo de omnibus bonis
nobis largitis et largiendis, rogantes eundem dominum nostrum,
ut per intercessionem sue genitricis gloriose virginis Marie et
per merita sancti Annonis sui gloriosi confessoris necnon et
omnium suorum sanctorum det nobis tranquillam et quietam
vitam finemque bonum, ut cum sanctis et iustis yitam capi-
amus sempiternam prestante' eodem domino nostro, qui cum
Patre et Spiritu sancto vivit et re^nat in secula seculorum
Amen. Scriptum anno Domini MoCCC^LXXX primo.
1) Darüber cörr, 'Suadeo*. 2) Von späterer Hand ergänzt. 8) Ms.
Vastante' (!)
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Handschriften italienischer Chroniken.
Von H. SimoDsfeld.
Auf einer kürzlich, im September 1885, ontemommeneix
Reise nach Oberitalien hat Herr Dr. Simonsfeld in Mailand,
Vicenza und Venedig mehrere Handschriften von italienischen
Geschichtschreibern der Stauferzeit für die Monnmenta be-
nutzt, deren Beschreibung hier folgt.
I. Handschriften des Gerardus Maurisius.
1) Vicenza, Biblioteca communale (Bertoliana). L. 6. 9.
Gonzati, in klein Folio, chart. et membr., immer je eine Lage
von 4 Papierblättem in einem Folioblatt von Pergament und
die ganze Lage von einem Pergamentfolio umschlossen: also
F. 1 Pergament, F. 2—5 Papier, F. 6 und 7 Pergament^
F. 8 — 11 Papier, F. 12 Pergament. Enthält im ganzen
108 Blätter und 1 angeheftetes; saec. XV mit Randbemer-
kungen einer Hand des 16. Jahrh. (F. 84). Die Ueberschriften
roth und blau. Initialen.
F. 1 — 4. luuentii . Celii . Callani . Dalmate in-
cipit. 'Atilla Rex Hunnorum' etc.
F. 4' beginnt die Chronik des Gerardus Maurisius
ohne Ueberschrift ; am Rand von späterer Hand: ^Girardus
de Maurisio auctor libri reperitur sepius in libris comunitatis,
maxime in libro Albo i(n) pr® (principio ?), et fuit iudex filius
domini Petri Maurisii, et reperiuntur ambo vixisse de anno
1208'. Schliesst F. 27 mit den Versen des Thaddaeus.
F. 28 folgt der Rolandinus Patavinus (nicht unter-
sucht). Beginnt: ^Infrascripti cives Paduani exiverunt obviam
sancto Prosdocimo honorante cum*. Dann Tractationes libri
huius (Muratori VHI, 167). F. 63'. <Explicit liber quintus.
Incipit sextus et inchoatus die vero sabbatti vigesimo nono
mensis Martii anno domini (MCCCCLV) 1455 indictione tertia'.
F. 70'. Explicit liber sextus. Incipit septimus quem inchoavi
die 12. Aprilis 1455. F. 74. Hie explicit liber septimus. In-
cipitque octavus et sub die 29. Mail 1455. F. 80'. Explicit
liber octavus. Sequitur nonus quem inchoavi die primo lunii
1455. F. 85. Hie explicit liber nonus. Et sequitur X, quem
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Handschriften italieniscber Chroniken, 219
incepi die Martis tertio lunii 1455. F* 91. Explicit Über
decimus. Seqaitur deinde undecimus inchoatus die 5. lunii
1455. F. 97. Beim 12. Buch das Datum nicht angegeben.
ScUÜesst F. 104, wo der Schreiber mit rother Dinte mehrere
Linien beifu^e^ die nicht mehr zu lesen sind. Auf einem an-
gehefteten Blatt bemerkte ein früherer Benutzer: Le parole
rosse cancellate mi pare che dicessero: 'Scripsi hunc librum
ego Nicolaus q. Antonii de Mainente et complevi (in VIII)
domo mea Nicolai ', Nicolo q. Antonio
Mainenti scrivevai nel 1455 e nel 1493, era Notajo descritto
nella Matricola del Collegio in istampa, vedi Statute de' Notai
pag, 54.
Folgt von einer Hand des 16. Jahrb.: ^Reperitur in Anna-
libus Rome temporibus Octaviani quidam nomine Lentulus',
über Christus.
F. 106. Unten mit Rothstift, halb verwischt: 'Praecepta
civitatis Vincentiae facta diversis civibus, quod porticus et
muros destruant anno 1208'. Darauf F. 106' : ^Hec est desig-
natio comunis facta porticorum et subporticorum civitatis Vin-
centie tempore Henrici (!) sexti Romanorum regis millesimo
ducentesimo octavo'.
2) Vicenza, Bibl. communale G 3. 11. 1, chart. fol., 'dal
mano del Silvistro Caetellini notaio e storico Vicentino 1630';
30 Blätter. £nthält nur den Gerardus Maurisius. Schliesst
wie Muratori VIII, 66 B *cum istis*.
3) Vicenza, Bibl. communale F 1. 4, chart. 4% enthält
neben anderem eine neuere Absehrif); des Gerardus Maurisius
aus Muratoris Ausgabe.
4) Mailand, Ambrosiana, Y70. P. sup., chart. 4o. saec. XVII:
Fol. 99. 'Historia Domini Gerardi de Maurisio de vita et
moribus Dominorum de Romano*. Auf dem Deckel erste Seite
rückwärts: 'Donato dal Sig'. Siluestro Castellini Vicentino'.
II. Handschriften von Antonii Godii Chronica Vicentina.
1) Ambrosiana. D 223. P. inf., chart. fol, saec. XVI. Mit
Inhaltsverzeichnis von der Hand Pinellis^ der selbst seinen
Namen darüber gesetzt hat. Enthält Antonii Godii Anoales
urbis Vicentinae. — Vincentinae familiae nobiles extinctae. —
Potestariae et regimina civitatis Vinc. per Nicol. Smereghii.
Pinelli hat auch selbst in das Exemplar viele Correcturen ein-
getragen, welche bei Muratori als Lesarten von Ambr. I. auf-
geführt sind. Der Text kann aus einem älteren nicht erhal-
tenen Exemplar herstammen und muss daher verglichen werden.
2) Ambrosiana. I, 211. chart. Sammelcodex Nr. 3:
I, 244. P. inf. 'Cronica Magnifici Domini Antonii de Godis
cum potestariis Vicentiae ab anno 1200 usque ad annum 1311
1) 'scriveva — 1493' von neuerer Hand corrigiert.
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220 S. Simonsfeld.
Nicolai Smareehi(!). MDCX\ In klein 4«, 50 Blätter, von
Muratori als ^Alter MS. Ambros/ oder II bezeichnet, aber
nicht sorgfältig collationiert oder während des Druckes manches
irrig angegeben. Schliesst F. 66' = Mut. 90 D 'camisias'.
3) Vicenza, Bibl. communale (Bertoliana). G 7. 9. 15,
Chart., klein Folio, saec. XV (XVI), 14 Blätter, zu 2 Columnen.
Auf dem Vorsatzblatt (ältere Signatur: E = VII, 3. 19):
Ex lib. Go. Bapt. de Fracanzanis. Enthält: Fol. 1—8'. Ant.
Godii Chronica s. XV: ^Enarrare deliberans — usque ad
camisias'. Am Rand F. 1: ^Compilata ab Antonio de Godis'
von des Schreibers Hand.
F. 9. Haec sunt nobiles famili^ qu^ in civitate nostra
extinct^ sunt, ut de eis vix memoria maneat. TMur. 91 C).
Danach: ^Famili^ potentes in urbe, et potentes. ^Famili;,
qu^ aliunde Vincentiam habitatum revertunt' (sie!).
F. 11'. Rerum Vicentinarum compendium saec. XVI.
Am Schluss von anderer Hand: ^Nota. Compendium supra-
dictum a Go. Gorgio de Trissino compilatum fuit et trans-
missum ad reverendum patrem Leandrum de Albertis, ut ipse-
met testabatur recepisse ab eodem de Trissino, in suis Histo-
riis, iam typis editis, de descriptione totius Itali^. Dictus
frater Leander fuit de ordine Pr^dicatorum*.
Hierzu aber in einer modernen Notiz auf der Rückseite des
Deckels bemerkt: ^essa ^ di tanto poco merito, che comune-
mente non credesi appartenere ad un uomo di tanta letteratura.
V. Vigna Preliminare ec.'.
4) Vicenza, Bibl. communale G (nicht Q) 7, 9. 21, membr.
49 saec. XVII (nicht XVI), enthält des Nicolaus Smereghus
Annales Vicentini, welche Fedele Lampertico, Scritti storici e
letterarii II, 275 ff. neuerdings aus dieser Handschrift, wie es
scheint, correct ediert hat.
F. 1. Von anderer als des Schreibers Hand oben: An-
nales Ciutatis (!) Vincenti§ Nicolai Smeregli ab anno 1200
usque ad annum, das folgende Jahr radiert und nicht mehr
zu lesen.
Unten von anderer Hand: 'ad usum bibliothece civitatis
Vincenci^'.
Auch die Schlussworte 'No habet' etc. (Lampertico p. 298)
F. IV scheinen mir von anderer Hand.
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Lateinische Elegie auf ^Neun Schneider und Ein Ei'.
Von 6. Schepss.
Im Münchner c. 1. 18910 s. XV steht auf Bl. 34 ein Ge-
dicht, das wegen seines launigen Inhalts der Veröffentlichung
nicht unwerth erscheint. In seiner nächsten Umgebung stehen
die Nummern 633 (von Vitalis^, 629 (von Asklepiadius), 647
(von Ausonius) der lat. Anthologie ed. Riese. Der Verfasser
mag indessen imter den ersten Vertretern des deutschen Huma«
nismus gesucht werden, für dessen Spuren die Hs* auch sonst
interessant ist. Wand er citiert in seinem Sprichwörterlexikon,
4. Bd. (1876) S. 300, das Sprichwort 'Neun Schneider haben
an eim Ey genu^aus Eirchhoffs im Jahr 1563 erschienenen
Wendunmuth. Wattenbach theilt im Anzeiger des Germ.
Mus. 21 (1874)^ Sp. 216, die Verse mit: 'Vilis est multum,
qui solum dividit ovum; Vilior est ille, qui partem recipit inde'
(Berliner Hs. lat. fol. 49). Die von mir in die Anmerkungen
verwiesenen Interlinearglossen der Hs. dürften an manchen
Stellen ergiebiger sein.
Carmen elegiacum merito sie appellatum, nam miseriam et
inediam sartorum describit.
Forte novem insignes epulones prandia pacti;
Sartores omnes, sartor et hospes erat.
Introire domum, parent* considere iussi,
Statque salum m medium Candida dona ferens*.
5 ^Huc ^ cibus, o hospes ! dictum et factum' *y inquit, ^habemus I
Munera quae poterunt alleviare famemM
Nee mora: mox^ affert patera sublime saligna',
Una die galli quod dedit uxor ovans.
1) Glosse: 'obediuDt'. 2) In der Hs. steht: 'Statqne et salem in
medium Candida ferens\ Ueber 'Statque' steht die unklare Glosse
'scriptum est supra mensam*, über 'salem', das aus 'salum' yerschrieben
zu sein scheint, *salium' (d. i. Gen. PI.), über 'medium' 'mensale'. (Man
könnte auch an ein auf den Tisch geschriebenes 'Salve' denken, 'Candida
Vota ferens'. W.) 3) Lies 'hie'? 4) Gl. 'cibum'. 5) 'mox' fehlt
in der Hs. 6) Aus Weidenholz.
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222 G. Schepss.
Accipit haec hospes, nam sie et iura monebant
10 Hospicii: sociis praeparat ante cibum;
Spergere^ sal primum samma testudine rupta^
Deinde levi cultro moUe reraiscet opus.
Expectata famis tandem medicamiDa porgit,
rarva velut eunctis ante parata Ceres*;
16 Qua' tingunt« avidi praeparantcjue et fercula siccant
Unus itemque alius ordine quisque suo.
Foelices primi fortunae* munera sumunt^
Ultimus infelix fit sine parte eibi;
Proximus Uli et' siccus mansisset et expers,
20 Sed reficit mensa guttula* parva cadens:
Guttula conciderat, rapuit promptissimus iUe
Ante aliosy plures traxerat illa manus.
Fit racio*, soivunt escam^ sed laueiör hospes >^:
Content!^ tertrina cohors, — quis credit? — ab uno
25 Ovo abeunty sese iudice quisque satur.
1) Glosse 5spergebat* (statt 'spargebat*)» also soll 'sperg^ere* als bist.
Inf. gefasst werden. 2) D. h. jeder bekam auch ein kleines Stück
Brot. 3) Lies 'quam*? 4) Tanken. 6) Ansschlärfen, ausschlecken.
6) Hs. 'fortonis*. 7) Hiatus! 8) Gl. 'de Titello ovi'. 9) D. h.
es wird die Rechnung gemacht. 10) Hier ist der Pentameter aus-
gefallen, welcher die Worte des Wirthes enthielt.
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r
Zur Genealogia regum Francorom.
Von A. Rethfeld.
Als ich bei einer Arbeit über die Entstehung der Fuldi-
schen Annalen auch die sogenannte Altaicher Handschrift in
der Rathsbibliothek zu Leipzig näher untersuchte^ fand ich
auf dem letzten (50.) Blatt eme Handsdirift zu der MG. SS.
II, 312 Abschn. 4 von Pertz herausgegebenen Domus Caro-
lingicae Genealogia. welche neuerdings (MG. SS. XIII, 247:
Genealogia regum Irancorum) von Waitz besser veröffentlicht
ist. Dieser hat noch verschiedene andere Handschriften heran-
gezogen und einen solchen Text hergestellt, dass der Text
unserer Handschrift, welcher bedeutend besser und richtiger
ist, als ihn die erste Herausgabe von Pertz bietet, nur in
geringem Masse von jenem abweicht. Da jedoch diese Hand-
schrift aus dem Altaicher Codex auch von Waitz nicht ver-
f hohen ist, so dürfte vielleicht eine Collation derselben zu
em von Waitz hergestellten Text neben einigen Bemerkungen
über die Entstehungszeit und das Alter derselben, welches der
Verfasser resp. der Schreiber am Schlüsse ziemlich genau
verräth, von einigem Interesse sein.
Genealogia reg. Franc.
MG. SS. XIII, 247.
Handschrift.
. 14. Earlomannus.
Carlmannus.
14. Austrifrantia.
Austrifrancia.
15. Lotharius.
Lutharius.
16. cui prefuerat Theo-
cui praefatus Theodericus.
dericus.
1 6. Austrifrantiae.
Austrifranciae.
16. prefuerat.
16. Theodebertus.
praefuerat.
Theodepertus.
17. prefuerat ipse.
praefuit ipse.
17. Austrifrantiam.
Austrifranciam.
19. Austrifrantia.
Austrifrancia.
20. Ansigisus.
20. Arniüfi.
langisus.
Arnolfi.
24. Piletrudem.
Plectrudem.
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224
A. Rethfeld.
L. 25.
25.
25.
26.
26.
26.
28.
28.
29.
29.
30.
31.
32.
33.
33.
34.
36.
Karolum.
et obtinuit.
annis 27.
Earolus.
Rainfredo.
Earlomannum.
genuit Earlomannum,
Karolum.
Earolus.
Earolum.
Aquitaniae.
Prumiae.
Aquitaniae.
Earolum.
Lotharius.
Earolus.
Ludowicum
torem.
impera-
Carolum.
qui obtinuit.
annis XXXIII.
Carolus.
Raginfrido.
Carlmannum.
Carlmannum genuit.
Carolum.
Carolus.
Carolum.
Equitaniae.
Brumiae.
Equitaniae.
Carlum.
Lutbarius.
Carlus.
Ludowicum imperatorem et
Carolum, Provinciae etBur-
gundiae regem,
et Lutharium, qui
Watrada.
Equitaniae.
Carlus.
Carlum.
Carlmannum.
Carlmannus.
Carolus.
Ludowicum.
Carlmannum.
Carolum.
Carolus.
Carolum.
Quorum sororem, flliam vide-
licet Ludowici regis, Chunradus,
rex Burgundiae in uxorem
duxit; ex qua genuit Ruodolfum
regem ac sororem eins nomine
.... Quam Hermannus,
dux Alamanniae, accipiens ge-
nuit ex ea Gislam imperatricem
quae modo gloriosissimo impe<
ratori Chuonrado feliciter con-
regnat.
Von einigen Schreibfehlern absehend muss man zugeben,
dass die Handschrift dem Waitz'schen Text sehr nahe kommt,
da der ihrige von jenem nur durch verschiedene Schreibung
einiger Eigennamen abweicht. Erwähnenswerth ist vielleicht
37.
38.
38.
40.
41.
41.
43.
45.
45.
45.
46.
47.
et Lotharium, qui.
Waldrada.
Aquitaniae.
Earolus.
Earolum.
Earlomannum.
Earlomannus.
Earolus.
Luduwicum.
Earlomannum.
Earolum.
Earolus.
Earolum.
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Zur Genealogia regum Francorum. 225
noch der Umstand, dass sie allein alle drei Söhne Lothars
nennt; während nämlich Pertz* Ausgabe nur Lothar (IL von
Lothringen f 869), die Waitz'sche ausserdem Ludwig (IL von
Italien, seit 850 Kaiser f 875) als Lothars Söhne angiebt, fügt
unser Text mit den Worten *et Carolum, Provinciae et Bur-
gundiae regem', auch Karl (seit 855 König der Provence,
f 863) richtig als dritten hinzu.
Der letzte Theil unserer Handschrift, welcher die karo-
lingische Genealogie zu der burgundischen überfahrt, fehlt
sowohl in der Ausgabe von Pertz wie von Waitz. Konrad,
König von Burgund (937—993), ein Enkel Rudolfs I. von
Hochburgund (888—911), Sohn Rudolfs ü, Königs von Hoch-
burgund (911—937), von Italien (seit 920) und des vereinigten
Burgunds seit 934, Bruder Adelheids, der Gemahlin Ottos des
Grossen, vermählt sich mit der Schwester Ludwigs V (fain^ant;
f 987), des letzten westfränkischen Königs aus dem Hause
der Karolinger. Aus dieser Ehe gehen Rudolf IH, König von
Burgund (993—1032) und Gerberga hervor; den Namen der
letzteren hat der Verfasser der Handschrift offenbar nicht ^e-
wusst, da er an der Stelle, wo er stehen sollte, wie ich in der
Gollation angedeutet, eine Lücke gelassen hat; vielleicht wollte
er denselben später eintragen, ohne dass er dazu kam. Ger-
berga wird die Gemahlin Hermanns von Schwaben, ihre
Tochter ist Gisela, die Gemahlin Konrads II. (1025—1039).
Am Schluss bezeichnet der Verfasser den Zeitpunkt, in welchem
er schreibt, ziemlich genau durch die Worte *modo imperatori
Chuonrado conregnat'; denn da Konrad IL im Jahre 1027
zum Kaiser gekrönt wurde, so würde die Abfassung unserer
Handschrift, zumal da der Buchstaben- und Schriftcharakter
von Anfang bis zu Ende derselbe bleibt, in die Zeit von 1027
~1039 fallen. Indess dieser scheinbar sicheren Annahme tritt
entschieden die Beschaffenheit der Buchstaben und der Schrift
entgegen, welche besonders durch starke Abkürzungen eher
auf das 13. als auf den Anfang des 11. Jahrhunderts liinweist.
Wir werden daher unsere Handschrift als eine im 12. Jahr-
hundert verfertigte gute Copie eines Originals betrachten
können, welches, und zwar sicher in seinem letzten Theile,
in den Jahren von 1027—1039 verfasst ist.
Neues Archiv ete. XII. 15
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Zu Hermannus Contraotus.
Von J. May.
Im 89. Bande der Zurlauben'schen Sammlung in der
Xantonsbibliothek zu Aarau befindet sich eine von Mauritius
Hohenbaum Van der Meer, Mönch im Kloster Rheinan^ 1776
hergestellte handschriftliche Ausgabe der Chronik des Her-
mannus ContractuSy welche Pertz zwar kannte , aber der
Berücksichtigung nicht würdig erachtete. Die Vergleichung
einer grösseren Partie dieser Ausgabe mit dem Pertzischen
Text ergiebt jedoch nicht unerhebliche, ja sehr wesentliche
Varianten, insoesondere auch ursprünglichere Formen in der
Schreibung der Eigennamen, so dass man diese Abweichungen
an der Stelle mancher anderen von Pertz gegebenen gesetzt
zu sehen wünscht*. Beispielshalber wollen wir einige heraus-
greifen: Zum J. 1052 S. 130, Z. 39: ^versiculos' statt 'versus';
S. 131, Z. 1: ^succedere' statt ^consistere* * ; Z. 42: ^laborasset'
statt ^intervenissetf sehr beachtenswerth, da *laborare' der rich-
tige Ausdruck für die Thätigkeit des Papstes Leo IX. ist;
in dem Streite zwischen Kaiser Heinricn III. und König
Andreas intervenieren konnte er eigentlich nicht^ wohl aber
um die Herbeiführung des Friedens sich bemühen. Vgl. Wi-
bert in derselben Sache 1. 11. c. 8 : ^Dum pro regni pace soUi-
licite laborans — moraretur*. Zu 1053, S. 132 Z. 39 ist
die Lesart Van der Meers *et quae prius iniuste sibi usur-
pantes invaserant* statt ^et quaeque' sogar die allein richtige ».
1051, S. 130 Z. 3: *Eadem tempestate' statt ^aestate'. Z. 23
und 24 ist die Rede von einem durch die Deutschen zu früh
1) Waitz bemerkte hierza: *Die angeführten Lesarten stammen
grossentheils aus dem von Urstisias benutzten cod. ViUinganas, nicht aus
dem cod. Augiensis, und sind nur ein Beweis, wie man damals meist die
alten Ausgaben wiederholte; sie hätten wohl als Varianten von Pertz
angeführt werden können, und verdienen nur als solche allenfalls erw&hnt
zu werden*. In Betreff des cod. Aug. wird man sich auf Pertz's bekannte
Genauigkeit verlassen können. W. 2) Beides bei Urstisius. W.
S) Vielmehr ist *quaeque* zu verstehen als *quaequae*. Die angeführte
Lesung ist von Urstisius entnommen. W.
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Zu HermannuB Contractus. 227
in Brand gesteckten Brückenkopf an der Repcze, weswegen
ein Theil der Nachhut abgeschnitten wurde und den Ungarn
in die Hände fiel. Die Stelle lautet bei Pertz: 'Quae — in-
censa, aliquot de postremis — reditum interclusif ; 'reditum'
ist Conjectur. Wenn man so liest, so wäre ^quae — incensa*
Subjekt des Satzes, was eine wenig wahrscheinliche Verbin-
dung ergäbe. Dann müsste das Komma nach ^incensa' weg-
fallen. Van der Meer aber schreibt: '^ua^ — incensa, aliquot
de postremis — interclusi' ohne 'reditu': In Folge der Zer-
störung des Brückenkopfs wurden Einige von der Nachhut
abgeschnitten. Diese Lesart giebt in richtiger Verbindung
einen guten Sinn. Z. 27 : ^Buochaugiense' statt ^Bouchaugiense .
1050, S. 129 Z. 23: 'pacem pactumque eum potentem' statt
^pacem eum pactumque potentem'. 1049, S. 128 Z. 36: *sua
auctoritate' statt ^sui auctoritate\ 1048, S. 128 Z. 11: Topo'
statt <Poppo' und später noch einmal so. 1047, S. 126 Z. 36:
^Basileae (Urst.) statt 'Basilae'; Z. 39: ^aliis eorum locorum
urbibus' statt 'aliis eo locorum > urbibu8\ S. 127 Z. 9: <ubi
sepultum fuif (Urst.) statt 'ubi sepultus fuif . Diese Stellen
dürften beweisen, dass der Text Van der Meers Berücksichti-
gung verdient.
Seiner Ausgabe schickt nun Van der Meer eine Vorrede
voraus, welche sich über die des Sichard, Pistorius, Urstisius
und Canisius und über die denselben zu Gh*unde gelegten
Handschriften, ferner über die Schicksale und Wandenmgen*
des Reichenauer Codex, der Grundlage seiner Ausgabe, ver-
breitet. Im Anschluss daran betont er die Nothwendigkeit
«iner neuen Ausgabe und untersucht, wer der Schreiber des
Oodex Augiensis sei. Nachdem er dann noch eine aus ver-
schiedenen bekannten Notizen zusammengestellte Vita Her-
manni gegeben, und sich über das Verhältnis Bertholds und
Bernolds in wenig aufhellender Weise ausgesprochen, beweist
er, dass der Verfasser der VSTeltchronik von Muri der Abt
Frowin von Engelberg sei. Obwohl nun Pertz diese Vorrede
in der Einleitung seiner Ausgabe des Hermannus Contractus
benutzt, so scheint uns doch die sehr ansprechend geschriebene
Darstellung einer Mittheilung wenigstens im Auszuge werth.
^Mauritius Hohenbaum van der Meer, monachus ord.
S. Benedicti' widmet seine Arbeit: ^Celsissimo ac Revei'endis-
simo Domino Domino Maximiliane Dei ^ratia Epis. Constant.
S. R. I. Principi Domino Augiae Maions et Oeningae Dno.
Clementissimo\
Bevor Van der Meer in die Kritik der einzelnen Aus-
gaben eintritt, theilt er mit, dass er aus der Reichenauer
Bibliothek den ^codex perantiquus in pergameno scriptus
1) 'qua' hat auch Urst. W. 2) Uret. *eo loco\ W.
15*
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228 J. May.
durch VermittluDg des Bischofs Conrad Franciscus de Rot
erhalten habe. In dem Brief an den Bischof von Eonstanz
sagt er von Berthold^ dem Fortsetzer Hermanns: ^et Berthol-
dus ex Presbyterorum ac Cathedralium canonicorum
numero, quos tu Episcopus regis. Dabam Rhenaugiae Id. lan.
1776\
Die ersten drei Ausgaben (Sichard, Pistorius, Urstisius)
behandelt er unter dem Gresichtspunkt des Verhältnisses der
Chronik Hermanns zu dem Excerpt, wie es bei Sichard vor-
liegt. Darüber sagt er u. A.: 'a quo tempore (sc. ab aetate
Christi) licet primis verbis Sichardi impressum cum Manu-
scripto Augiensi convenire videatur, mox tamen magnopere
discordat, nam et interpolata in Sichardo comparent/anni alii
factis assignantur, et ubi uberior incipit esse Hermannus ipse,
ibi plurima omittuntur a Sichardo, ut vix exiguam partem
narratorum continere videantur, quoadusque ad annum 1040
denuo conspirent*.
Ueber die ürstisiana: 'Hermannus quem hactenus excus-
sum vidimus, ex antiqno exemplari coenobii Sangallensis in
Helvetia transscriptus esse dicitur, qua forte coniectura Con-
tractus Sangallensis Monachus habitus est: At veror, ne vul-
garis illa opinio, qua editiones illae Sangallensi Manuscripto
adscribebantur, fundamento careat, cuius vestigium nuUum
superest, nisi in Sichardi praefatione, ex qua tamen potius
inverso ordine dicendum erat: opinionem apud vulgus in-
valuisse, impressa ex codice S. Galli desumpta fuisse, quod
Sichardus, qui primam curavit , Hermannum in Divi Galli
Asceterio scripsisse dixerit. Cum igitur Urstisius codicem
alterum praeclarum, vulgo Vilinganum nuncupatum », ex biblio-
theca S. Georgii^ Herciniae Sylvae, quod modo Vilingae sub-
sistit, nactus fuisset, in quo praeter alia eximia antiquitatis
monumenta Hermanni chronicon continebatur, multumque co-
piosius esset emendatiusque iam impressis, illud quoque publici
iuris facere at^ue cum priori in duabus columnis e regione
exhibere constituit. Vidimus illum codicem, qui aetatem
saeculi XII non excedebat, in Principali Monasterio S. Blasii,
antequam una cum aedificio anno 1768 in flammas abiret.
Verum licet melior uberiorque sit ürstisiana editio, iisdem
tamen vitiis fere laborat^ quibus Pistoriana; nam et ipsa in-
cipit a condito orbe, manca ut plurimum est, ut nee ad
raedietatem contentorum in Augiensi Manuscripto accedat,
nee caret annorum transpositionibus additionibusque aliunde
petitis\
1) Bekanntlich eine Handschrift der Chronik Bernolds; s. M6. SS.
V, 390. 2) St. Georgen.
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Zu Hermannus Contractus. 229
Ueber die Canisiana sagt er: ^Quartam editionem Her-
manni curavit laudatus Canisius, de qua merito in fronte
scripsit, esse vulgato illo et ab eo etiam, quod Urstisius edidit,
longe diversissimam et locupletiorem, ex Mannscripto codice
Augustano Monasterii Sanctorum Afrae et Udalriei procusam.
Profecto tale est illud exemplar, ut cum reliqua omnino diversa
sint^ hoc unum pressius cum Augiensi convenire videatur.
Nee mirum, cum illius apographum fuisse constet' u. s. w. >
Den ^migrationes Codicis Augiensis' widmete Van der
Meer ein eigenes Kapitel, welches Pertz in der Einl. seiner
Aasgabe S. yO und 71 benutzt und erweitert hat. Wir be-
schränken uns deswegen auf das, was Van der Meer im An-
schluss an die Worte: ^dedit nobis (Einsidlensibus) istum novum'
(S. 71 bei Pertz) bemerkt: ^Notari velim, quod iam tunc codex
Augiensis vetustissimus über vocetur, ab aevo nimirum aucto-
ris id est a trecentis annis scriptus. Ceterum codex male
f^artus haud diu Fabariae remansit; docent enim interpolationes
iactae saeculo XV eum rursus in Monasterio Augiensi extitisse,
ut inter alia videre est ad annos 882 et 988 quae tractant de
Augia et desiderantur in Einsidleosi Fabariae conscripto.
Incimo verisimile est hanc translationem iam contigisse a. lo61,
quo totum paene Monasterium Fabariense ex incendio in cineres
abiit. Reversus est igitur in Augiam locumque nativitatis suae
codex iste ataue hactenus tanquam res propria ibi fuit retentus.
Quod Einsidlense Apographum in pergameno eadem forma
descriptum attinet, ia reliquis quidem emendatius est: erroribus
tarnen non vacat et interpolationes anteriores quasi ab Her-
manne scriptas continet'.
In dem Kapitel über die Nothwendigkeit einer neuen Aus-
gabe spricht er unter Anderem von dem Codex Ratisbonensis
ad S. Emmeramum (2 bei Pertz), welchen er für eine Abschrift
der Augiensis hielt, während nach Pertz beide aus gleicher
Quelle stammen.
Ueber seine eigene Bearbeitung sagt Van der Meer: *Pro-
dit itaque ex loco, quo scripsit Hermannus, codex ipsi coaevus,
quem cum Ratisbonensi, Einsidlensi et Augustano conferre
libuit et discrepantias accurate ad inferiorem marginem » appo-
nere quod codici Augiensi duobug postremis annis deest,
supplevimus ex Sichardi editione, quam nobis Reverend issimus
et Amplissimus Dominus Philippus Celeberrimi Monasterii ad
1) Ein Theil dieses Abschnittes ist schon im Arch. III, 212 mit-
getheilt; die Hs. ist bei Pertz ic, SS. V, 72. 2) Am Ende jeder Seite
verzeichnet Van der Meer die wichtigeren Lesarten der verschiedenen
Handschriften; die oben von mir mitgetheilten sind natürlich dem Texte
seiner Handschrift entnommen.
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230 J. May.
S. Petrum abbas in Sylva Hercinia communicavit. Convenit
ea saltem quoad substantiam cum codice Mareosi^ notas autem
ex Msc. S. Emmerami adiecimus'.
Es folgt nun die Vita Hermanni, aus welcher folgende
Stelle wichtig ist: 'ünde vera eins opera esse possunt, quae
Trithemius in chronico fusiori «Hirsaugiensi ad annum 1005
enumerat; quamvis Mabillon ad annum 1054 nulla alia eius
opera praeter chronicon superesse scribat. Porro copiosum
scientiae donum eius devotioni erga Deiparam Virginem attri-
buit Trithemius, quod prae oblata corporis sanitate praeelegerit,
in cuius etiam honorem praeter alia antiphonas Salve Regina
et Alma Redemptoris composuerit; de quibus licet taceat
Bertoldus, yocat tarnen Hermannum Mariae' cultorem hila-
rissimum\
Darauf spricht er sich in der oben angedeuteten Weise
über Berthold und Bemold aus. Zum Schluss äussert er sich
über den muthmasslichen Autor des Cod. Murensis : 'Codicem
porro Murensem non autographum quidem, sed supparem
saltem dicimus et imminenti saeculo All descriptum. Quis
autem scriptor fuerit, coniicere licet ex fragmento chrono-
grapho toti operi praefixo, auod videtur eiusdem manus, licet
minutiori charactere ob arctitudinem spatii exaratum. Prodit
se haud obscure Monachum S. Blasii in Monasterio Engel-
bergensi existentem, ut ex notis adiectis facile quivis perspi-
cere poterit. Et quis ille, nisi Frowinus, quem Engelbergenses
Abbatem suum secundum celebrant asservantaue alios codicea
ipsius autographosy quorum characteres cum Manuspripto isto
satis apte conveniunt ? sane Beatus ille vir non solum descriptia
operibus; sed etiam proprio marte compositis notissimus, instar
Monachi Schaff husiensis, pro more illorum temporum^ Chro-
nicon universale compilaturus, primo Reginonis Abbatis Bru-
miensis a Nativitate Christi annales transsumpsit; et ubi hie
desinit, Chronicon Hermanni pro suo suorumque usu decerpsit;
postremo Bertoldi continuationom cum vita Hermanni accura-
tius exhibuit. Haec posteriora utpote maiorem sui partem
inedita, in volumine nostro comparent unacum cum Fragmente
chronographo y quod ipse Frowinus composuit, cum praeter
alia notabilia accuratam summorum Pontificum seriem con*
tineat. Fuit porro Frowinus electus Abbas Engelbergensis-
anno 1147 pervenitque usque ad annum 1178. Intra quod
tempus codex iste, charactere consentiente, exaratus est.
Mabillon tomo VI. Annalium in appendice p. 657 quaedam
fragmenta duorum operum Frowini affert: primum Expositio*
1) Unzweifelhaft falsche Auflösung einer Abkürzung statt 'miseri-
cordiae' (SS. V, 267, 20). Waitz.
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Zu Hermannas Contractus. 231
nis orationis Dominicae, alterum de laude Liberi Arbitrii.
Primum illud opus Frowinus dedieavit euidam Bertoldo Pres-
bytero, qui confundendus non est cum Bertoldo continuatore
Hermaimi contracti, cum toto fere saeculo distent. Laudatus
Mabillonius utraque opera in Monasterio Einsidlensi se vidisse
propria Frowini manu scripta testatur, cuius Monasterii Mo-
nacnum fuisse existimaV.
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Nachrichten.
Nach dem Tode unseres Vorsitzenden, dessen am Ein-
fang dieses Heftes gedacht ist, wurde von der Berliner Aka-
emie der Wissenschaften an seiner Stelle der Prof. Wilhelm
Scherer zu ihrem Vertreter in der Centraldirection gewählt,
welcher schon oft bei der Herausgabe der in deutscher Sprache
verfassten Werke mit Rath und Beihülfe dem Unternehmen
forderlich gewesen war. Aber auch dieser ist uns und der
Wissenschaft durch einen frühen Tod am 6. August d. J. ent-
rissen.
Eine bibliographische Uebersicht über G. Waitz's Werke,
Abhandlungen und Aufsätze hat ö. St ein dorff veröffentlicht
(Göttingen, Dieterich).
Aus der Abtheilung Diplomata ist der langjährige Mit-
arbeiter Dr. A. Fanta wegen leidender Gesundheit Ende
September ausgeschieden, und statt seiner Dr. Paul Kehr
aus Erfiirt eingetreten.
Bei dem Jubiläum der Heidelberger Universität hat
die juristische Facultät unseren Mitarbeiter Dr. C. Zeumer
zum Doctor honoris causa ernannt, als ^socium strenuum
hominum doctorum qui celeberrima illa Monumenta Germaniae
historica edunt, qui cum libellis eruditissimis ad leges mores-
que Germanorum antiquorum spectantibus, tum egregia vete-
rum formularum editione, exploratione, interpretatione seien-
tiam iuris patrii mirum quantum promovif. Wir erwähnen
diese ehrenvolle Auszeichnung hier um so lieber, weil darin
zugleich eine rühmliche Anerkennung der Ausgabe der ^For-
mmae' ausgesprochen ist.
Von der Abtheilung Antiquität es ist die 1. Hälfte des
I.Bandes der 'Necrologia Germaniae' ausgegeben, welcher
die Diöcesen von Augsburg, Constanz und Chur umfasst, be-
arbeitet von Dr. Baumann. Vorrede, Register und Glossar
werden in der 2. Hälfte des Bandes erscheinen.
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Nachrichten. 233
Von der neuen Bearbeitung von J. F. Boehmer's
Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern durch
E. Mühlbacher ist die vierte Lieferung erschienen.
Von den 'Geschichtschreibern der deutschen Vorzeit' ist
erschienen: Rahewins Fortsetzung der Thaten Friedrichs,
übers, von Dr. Horst Kohl, und das Leben K. Sigmunds,
von Eberhard Windecke, nach Hss. übersetzt von
Dr. V. Hagen.
Dem Andenken an G. Waitz gewidmet ist eine Samm-
lung von historischen Aufsätzen im Verlane der Hahn'schen
Buchhandlung erschienen, welche ursnrün^ich .dazu bestimmt
war, dem Jubilar am 18. Aug. 1886, aem Tage seines fünfzig-
jährigen DoctoijubiläumSy von den Verfassern, seinen Schülern,
überreicht zu werden, lieber die einzelnen Aufsätze werden
wir an den geeigneten Stellen berichten.
Von dem so sehr dankenswerthen Verzeichnis de;* Hand-
schriften der herz. Bibliothek zu Wolfenbüttel, von O. von
Heinemann, ist der zweite, nicht minder schön ausgestattete
Band erschienen. Auf den Inhalt werden wir zurückkommen.
Zn dem Jubiläum der Heidelb. Univ. hat Papst Leo XIH.
den ersten fertig gewordenen Band der neuen Kataloge der
Vat, Bibliothek übersandt, den ersten Band der lat. Codices
palatini, beschrieben von H. Stevenson jun. unter Aufsicht
und beständiger Mitwirkung des Commend. Giov. Batt. de
Rossi. Von diesem eröffnet den Band eine Abhandlung: 'De
origine, historia, indicibus scrinii et bibliothecae Sedis apo-
ßtoücae', mit seiner gewohnten Meisterschaft gearbeitet, voll
reichster Belehrung. Wir heben daraus hier nur den Nach-
weis auf S. LXXv hervor, dass die Inschrift des schönen
Cod. Amiatinus ursprünglich gelautet hat:
Culmen ad eximii merito venerabile Petri,
Quem Caput ecciesiae dedicat alma fides,
Ceolfridus Bntonum extremis de finibus abbas
Devoti affectus pignora mitto mei.
£s ist also aller Wahrscheinlichkeit nach jene Handschrift das
716 von Ceolfrid nach Rom gebrachte Kunstwerk und in Eng-
land geschrieben.
In Rom (Bencini 1885) ist das erste Heft des Verzeich-
nisses der Codices palatini der Centralbibliothek in
Florenz erschienen, von Prof. Ad. Bartoli. Es ist der
Anfang eines vom k. Unterrichtsministerium angeordneten
Unternehmens.
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234 Nachrichten.
Von dem unermüdlichen L. Delisle ist in den Not. et
Extr. des Manuscrits XXXII, 1, erschienen: ^otice sur des
manuscrits du fonds Libri conservös k la Laurentienne
k Florence.
Von dem ^Catalo^e gän^ral des mss. des bibliothiques
publiques de France' ist der erste Band erschienen, von der
Bibl. de TArsenal, von H. Martin, und der dritte von
den Bibliotheken von Chälons, Soissons, Moulins^ Ajaecio,
Ägen, Saint- Quentin^ Provins, Beauvais^ Meaux, Melan, Noyon,
Corbeil, Gap, Bourbourg, Vendöme.
Im Bulletin des bibl. et des archives 1885, nr. 2, ist ein
Bericht vonLoriquet, Arch. du Pas -de -Calais, abgedruckt,
über Fragmente von Hss., welche in Calais gefunden sind.
Diese Hss. waren 1841 aus der öflF. BibL in Saint-Omer
gestohlen; ein Theil kam in den Besitz von Sir Thomas Phillipps.
Der 40. Band der Tublications de la Section bist, de
rinstitut royal ^rand-ducal de Luxembourg' enthält von
Ad. Reiners, Pmrrer zu Tadler: 'Les manuscrits de Tancienne
abbaye d'Echternach conservös k la biblioth^que nationale
de Paris'. So weit sie für uns in Betracht kommen, sind sie
tbeils benutzt, theils im NA. II, S. 627, auf das Verzeichnis
von Delisle verwiesen, welcher im ^Cabinet des manuscrits'
genauere Nachrichten giebt. Doch sind auch die hier befind-
lichen Angaben zu beachten. Vorangeschickt sind Nachrichten
über den Verbleib der Echtemacher Handschriften; ich füge
hinzu, dass der Laurentius, welcher für WilHbrord schrieb,
auch der Urheber des jetzt in Maihingen befindlichen Evan-
geliars ist, welches ich im Anz. d. Germ. Mus. 1869, und
Kevue Celtique I, S. 26—31, beschrieben und zu früh ange-
setzt habe. Maugerard, welcher eine darin befindliche Notiz
unterschrieben hat, war als Commissär thätig, und es war irrig,
deshalb die Herkunft in dem Metzer Arnulfsklpster zu suchen,
welchem Maugerard angehörte; es wird auch aus Echtemach
stammen.
Die 3. Lieferung der 'Collezione Fiorentina di Facsimili
paleografici* von G. Vi teil i und C. Paoli enthält (t. 25)
eine Seite aus einem schön^eschriebenen Missale der Bibl.
Maeliab. mit Fürbitte für Kaiser Otto, wahrscheinlich Otto I,
und(t. 29) eine Urkunde aus Volterra von 780. Ferner (t. XXV)
die Fortsetzung des ConsiJverzeichnisses in griechischer Uncial-
schrift aus Laur. 28, 26, geschrieben um Sw, wovon der An-
fang auf t. XIII gegeben war, zusammen die Jahre 138 — 240 p. C.
umfassend.
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Nachrichten. 235
Im 47. Bd. der Bibl. de P^cole des eh. hat J. Havet meine
Bemerkungen im NA. XI, S. 631, über die von Vignier her-
rührende G-enealogia Earolorum mitgetheilt, in Betreff deren
ich noch nachtrage^ dass Waitz damit vollständig einverstanden
war und die Publieation wünschte. Damit verbunden ist der
Abdruck eines Artikels des Abbö Pierre Batiffol in Paris
aus dem Bulletin critique VE, v. 15. Apr. 1886, S. 155—160,
worin die Unechtheit des im Spicilegium von D'Achery XII,
S. 545, 1675 veröffentlichten Schreibens von Thomas an
Lucian, angeblich von dem Bischof Thomas von Alexandrien
von 288—300, nachgewiesen wird. Auch in diesem Falle ist
niemals eine handschriftliche Spur bekannt geworden; mit-
getheilt war die Abschrift von dem Oratorianer P. Quesnel.
Auffallende Aehnlichkeit des lat. Stils lässt auch hier die
Urheberschaft Vignier's als im höchsten Qrade wahrscheinlich
erscheinen. — Zu J. Havet's früherer Publieation hat W. Arndt
im Lit. Centralbl. 1886 Sp. 1190 seine volle Zustimmung aus-
gesprochen.
In der k. Universitätsbibliothek zu Würzburg hat un-
längst Georg Schepss in einer spätestens aus dem 6. Jahr-
hundert stammenden Uncialhandschrift elf Traktate des im
Jahr 385 zu Trier enthaupteten spanischen Häretikers Pris-
cillian entdeckt, dessen Schriften bisher als verschollen galten.
Schepss erstattet näheren Bericht über den Fund in einem
Schnftchen, das soeben bei A. Stuber -Würzburg erschienen
ist unter aem Titel: 'Priscillian, ein neuaufgerandener lat.
Schriftsteller des 4. Jahrhunderts'.
Eugippii Vita Severini ist als Band VIII, 2 des
Wiener ^Corpus Scriptorum ecclesiasticorum Latinorum' in der
Bearbeitung von Pius Enöll erschienen.
Die Sitz. Ber. d. Wiener Akad. CX, Heft 2, enthalten
von A. Engelbrecht: ^Untersuchungen über die Sprache des
Claudianus Mamertus'. Von demselben ist als 11. Band
des Corpus SS. eccl. die Ausgabe des Claudian erschienen.
Von Gaudenzi ist in: 'R. Deputazione di storia patria
per le provincie di Komagna. Atti e memorie. 3. Serie, fasc.
§. 4'. (1885) der erste Artikel einer ausführlichen Unter-
suchung über Cassiodor erschienen, worin auch die Variae
analysiert werden.
Von Thomas Hodgkin ist erschienen: *The letters of
Cassiodorus being a Condensed translation of the Variae* etc.
London, Frowde, 1886. Mit Erläuterungen und ausführlicher
Einleitung.
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236 Nachrichten.
L. Duchesne, Un mot sur le Liber pontificalis (Extrait
des Mölanges d'archöologie et d'histoire publiös par TEcole
fran9. de Rome, t. VI), Rome 1886, ist gegen Waitz's Auf-
satz über den Catalogus Felicianus (N. A. XI, S. 219) ge-
richtet. D. hatte aus Felicianus und Cononianus den Auszug
aus einem älteren Lib. pont. (II) zu restaurieren versucht, der
durch seine Verwandtschaft mit dem Lucensis das Ansehen
dieser Hs. gegenüber dem Neapolitanus erhöhen würde. Diese
Ansicht suchte Waitz, bei dem der Neap. (A) den ersten, der
Lucensis (B) den zweiten Ran^ einnimmt, durch Zusammen-
stellung der gemeinsamen Fehler der beiden Kataloge zu er-
schüttern. Eme so verdorbene Recension, meinte er, könne
man unmöglich für die Ur(]^uelle des Lib. pont. ausgeben.
Dagegen bemüht sich D., wie es scheint, nicht ohne Erfolg,
einige dieser vermeintlichen Fehler vielmehr als die einzig
richtigen Lesarten zu erweisen, zum Theil durch Heranziehung
der Quellen. Der Verf. verwahrt sich am Schluss gegen den
Vorwurf der Kritiklosigkeit, den Waitz a. a. O. S. 222 gegen
ihn erhoben hatte. B. Kv.
In der Revue arch^ologique von Apr. -Mai 1886 behandelt
Bapst das Leben des h. Eligius, und wird weiterhin seine
Werke besprechen.
Ueber die Vita Lebuini und den Ursprung von Deventer
hat Verloren geschrieben (Revue bist. XXXl, 236).
In d. Forsch, z. D. üesch. XXVI, 1. Heft, S. 161—191,
untersucht Br. Krusch die Gesta Dagoberti, deren Ab-
fassung er in das erste Drittel des neunten Jahrhunderts setzt,
ihre Quellen, und namentlich die darin benutzten echten unä
unechten Urkunden, deren Ausnutzung bis jetzt vernach-
lässigt ist.
Dieselben enthalten im 2. Heft, S. 193—215, einen Auf-
satz von S. Loewenfeld ^Zur Kritik der Gesta abbatum
Fontanellen sium', worin namentlich das Verhältnis zu den
darin benutzten Annalen eingehend erörtert ist.
Von A. Rethfeld ist eine Hall. Diss. erschienen 'Ueber
den Ursprung des zweiten, dritten und vierten Theils der
sogenannten Fuldischen Annalen vom J. 838 bis. 887*.
Der Vf. bemüht sich nachzuweisen, dass die Annalen in Fulda
nur begonnen, in Mainz aber fortgesetzt sind. Rudolf ist
nur bis 841 in Fulder Urkunden zu finden; er habe wahr-
scheinlich Hraban 847 nach Mainz begleitet. Die Fortsetzung
schreibt er Meginhard zu, der bis §69 urkundlich in Fulda
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Nachrichten. 237
war; erst 870 habe er in Mainz für Erzb. Liutbert, der 870
Erzkaplan wurde, die Fortführung übernommen, die Lücke
nachlässig und mit mangelhafter Kenntnis ausgefüllt. Die
Verdrängung Liutberts durch Liutward erkläre den veränderten
Standpunkt — worin sich denn eine Parallele zu den Ber-
tinianischen Annalen unter Hinkmar ergeben würde —y und
auch der sog. dritte Theil sei von Meginhard, welcher 888
starb. Ein Anhang enthält eine Untersuchung über das Ver-
hältnis der Hss. zu einander.
Im N. Archiv f. Sachs. Gesch. VII, S. 131—144, publi-
ciert und erläutert B. Doebner einen Briefwechsel, welcher
sich auf die von Hieronymus Embser verfasste Vita Benno-
nis bezieht. Es ist darin (S. 137) die Rede von dem %cus
ubi vita divi Bennonis est inventa', im Michaeliskloster in
Hildesheim, und von der Abtschronik in neuer Abschrift, da
das Original verbrannt sei (ignis voragine per vos absumpta),
auch von einer für eigenhändig gehaltenen ^cedula professionis'
des Benno und seinem Wappen. Hennin&p Rose, Profess zu
St. Michael, erscheint dabei m etwas verdäcntiger Beleuchtung.
In der Ztschr. f. Deutsch. Philol. Bd. XVII, S. 385-405,
bespricht Ad. Aus fei d das Excerptum de vita Alexandri in
Ekkehards Weltchronik und weist die Richtigkeit der An-
sicht von Waitz nach, dass er aus der Bamberger Hs. E. III, 14
geschöpft habe, vergleicht die anderen bekannten Bearbeitungen,
und ergänzt aen Nachweis der von Ekkehard aus anderen
Quellen entnommenen Bruchstücke.
B. Eugler: 'Zur Geschichte Gottfrieds von Bouillon*
(Forsch, z. D. Gesch. XXVI, 2, 302—307) sucht diesen nach
Albertus Aq. als Anfährer der lothr. Kreuzfahrer nach-
zuweisen und eiebt zugleich den Versuch einer Aussonderung
der Stellen, welche nach seiner Ansicht bei Alb. auf ein werth-
volles lothr. Geschichtswerk zurückzuführen sind.
Die Ztschr. des Vereins f. Lübeckische Geschichte und
Alterthumskunde, Band V, 1. Heft, enthält Untersuchungen
von Senator Dr. W. Brehmer über die Lage von Alt- Lübeck,
und zur Baugeschichte von Lübeck, welche für die Kritik
und richtige Erklärung Helmolds von Wichtigkeit sind.
In d. Mitth. d. Inst. VH, 3. Heft, S. 468—471, bringt
Aloys Schulte zu seiner Untersuchung über die elsässische
Annali st ik (s. N. A. X, S. 433) weitere Nachweise über
Beziehungen zwischen den sog. Ann. Marbac. und Neuburg,
auch über den Abt Peter, welchem er einen grossen Antheil
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238 Nachrichten.
daran zaschreibt. Ungern lesen wir da: ^quum comes Hugo
castrum Horburch obsederat', vermuthlich für ^quando\
O. Hold er -Egger widerlegt in d. Deutschen Litt. Z.
1886, Sp. 1232—1234, die Behauptung K. v. Richthofen's
(N. Ä. XI, S. 635), dass der Vf. des Chron. Egmond. nicht
die Ann. Egmond. ausgeschrieben habe und eine gemein-
same Quelle anzunehmen sei, während er die über die Ur-
kunden und die Geschichte der Abtei handelnden Abschnitte
in ihrem Werthe anerkennt. Die leider nur zu dürftigen bist.
Nachrichten in den Mir. S. Adalberti nimmt er gegen v. R.
in Schutz.
In der Ztschr. f. d. Gesch. der Juden in Deutschland,
2. Heft, S. 199, theilt Moritz Stern eine Stelle aus dem
Responsum des Rabbi Elieser in Bonn mit, welche sich auf
einen verschollenen Juden aus Andernach bezieht, und gleich-
zeitige Nachrichten über die Kämpfe zwischen Philipp und
Otto 1198 und 1199 enthält, mit Benutzung welcher das
^Gulphen' der Reimchronik als Gulpen zwischen Aachen und
Mastricht, nicht Zülpich, bestimmt wird.
Die SB. d. Wiener Akad. CXI, 1. Heft, enthalten von
A. Bussen: Beiträge zur Kritik d. steierischen Reimchronik
und zur Reichsgesch. im 13. und 14. Jahrhundert. I. Der
falsche Friedrich.
G. Roethe erörtert in der Ztschr. f. D. Alt. XXX,
S. 345 — 350, gegen Marczali die Gründe, welche dafür sprechen,
dass von Heinrich von Mügeln ausser seiner Ung. Chronik
in deutscher Sprache auch die lat. Reimchronik verfasst sei.
Th. V. Liebenau hat in dem ^Gedenkbuch zur 5. Sekular-
feier der Schlacht bei Sempach' (Luzern 1886) alle Be-
richte der Chroniken über diese Schlacht gesammelt. In einer
eigenen Schrift: 'Winkelrieds That bei Sempach' (Basel, DetloflF)
ist A. Bernoulli mit genauer Prüfung dieser Berichte für
^ie Richtigkeit der Ueberlieferung eingetreten.
Die noch übrigen, sehr zahlreichen Notizen, müssen wir des
Jtanmes wegen dem nächsten Hefte vorbehalten.
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XI.
Die
Abtheilung' 'Briefe'
der
Monumenta Germaniae.
Von
W. Wattenbach.
Uebersicht der ersten Abschnitte bis zum Jahr 911.
Von
W. Gnndlach.
Menes Archiv etc. XII. 16
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Unter den verschiedenen Abtheilungen der Monumenta
Germaniae ist diejenige der 'Briefe* aus verschiedenen Ursachen
am meisten im Rückstand geblieben. Ich darf wohl darauf
hinweisen, dass dem Leiter derselben zugleich die Redaction
des 'Neuen Archivs' zugetheilt war, welche, neben vielen Auf-
gaben anderer Art, seine Zeit in höherem Grade in Anspruch
nahm, als zuerst erwartet wurde. Als Anfang war die Samm-
lung der Briefe Gregors I. in AngriiSf genommen, welche
freilich ihrer grossen Mehrzahl nach der fränkisch - deutschen
Geschichte fernsteht, aber für die Uebergangszeit vom Römi-
schen Reich zum Mittelalter überaus wichtig ist, und um so
weniger eine Beschränkung auf einzelne Auszüge zuliess, weil
doch die kritische Vorarbeit sich auf die ganze Sammlung
erstrecken musste, und sieh dabei alsbald die Nothwendigkeit
einer vollständigen Umgestaltung ergab. Es ist allgemein an-
erkannt, mit welchem Scharfsinn Dr. P. Ewald diese Unter-
suchung geführt hat, und nicht minder die Bearbeitung der
durch Mr. E. Bishop uns mitgetheilten Britischen Sammlung,
welche auch unserer Briefsammlung neue Schätze in über-
raschender Weise zuführte. Diese Untersuchung, nebst der
Betheiligung an der neuen Ausgabe der Regesta Pontificum
Romanorum und der Spanischen Reise mit ihren reichen Er-
gebnissen handschriftlicher Forschungen, verzögerte die Fort-
fiihrung der Ausgabe des Registrum Gregorii I, welche in
ihrem Fortgang auf immer neue Schwierigkeiten der Wort-
kritik sowohl wie der Erklärung führte.
Leider hat der Herausgeber sich durch das Bestreben,
jeden Knoten vollständig zu lösen, lange von der Fortsetzung
des Druckes abschrecken lassen; jetzt ist derselbe jedoch
wieder aufgenommen worden und wird hoffentlich ohne wei-
tere Unterbrechung zu Ende geführt.
Auch eine andere Schwierigkeit verhindert das chrono-
logisch regelmässige Fortschreiten. Seit mehr als einem halben
Jaorhundert lagen die Abschriften da, welche einst Pertz aus
den Vaticanisdien Regesten gewonnen hatte, ein reicher
Schatz, zu dessen Bearbeitung er niemals gekommen war.
16*
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242 W. Wattenbach.
Mit wachsender Ungeduld war das Verlangen danach vielfach
ausgesprochen; viele Briefe waren im 2. Band der Leges,
andere aber auch von anderen Forschern veröiSfentlicht: es
war einerseits zu fürchten, dass die ganze Sammlung viel
von ihrem Werth verlieren werde, andererseits aber war diese
mit ausserordentlichem Fleiss^ mit grösster Zuverlässigkeit
und richtigem Blick zu Stande gebrachte Auswahl von c. 1800
die deutsche Reichsgeschichte betreffenden Schreiben so wichtig
für die geschichtlidie Forschung, dass der Beschluss gefasst
wurde, sie unverzüglich zum Druck zu bringen. Diese Arbeit
übernahm der Dr. C. Rodenberg; während derselben wurden
die bis dahin schwer zugänglichen päpstlichen Regesten der
wissenschaftlichen Forschung geöffnet, und man kann wohl
sagen, dass eben noch zu re<3iter Zeit zum Druck jener Samm-
lung geschritten war. Zugleich aber wurde es dadurch zur
unabweisbaren Pflicht, Nachvergleichungen zweifelhafter Stellen
vorzunehmen und in Anlehnung an die Berger'sche Bearbei-
tung der Regesten auch noch durch eine etwas weiter gehende
Auswahl die Sammlung zu bereichern.
Natürlich wurde dadurch die Arbeit erschwert und ver-
zögert, und nachdem 1883 der erste Band erschienen ist,
nähert sich der zweite erst jetzt der Vollendung. Da über-
diess Herr Dr. Ewald aus der Verbindung mit der Gesell-
schaft ausgeschieden war, Dr. Rodenberg sich als Privatdocent
habilitiert hatte, bedurfte es durchaus eines neuen Hülfs-
arbeiters, um die zunächst vorliegende Aufgabe vorzunehmen,
nämlich die Auswahl und Zusammenstellung des zu bearbei-
tenden Materials. Wohl waren auf allen für die Gesellschaft
unternommenen Reisen die Briefe, welche in Handschriften
gefunden waren, abgeschrieben, und reichhaltige Notizen in
das Directorium eingetragen, allein planmässig war noch nie-
mals vorgegangen; ernstlich gearbeitet fast nur für Petrus de
Vinea und die zu ihm in Beziehung stehenden Briefsamm-
lungen. Noch war nicht die grosse und wenig erquickliche
Arbeit durchgeführt, die älteren Sammlungen systematisch für
diesen Zweck durchzunehmen und die an zahllosen Orten zer-
streuten Notizen und Abdrücke zu sammeln: eine Arbeit,
welche um so mehr Aufopferung verlangt, weil dem endlichen
Resultat nicht anzusehen ist, wie viele Bände ohne Erfolg
durchgemustert sind.
Dieser Aufgabe nun hat sich Herr Dr. W. G und lach
unterzogen, zunächst für die ersten Jahrhunderte bis zum Aus-
gang der Karolinger in Deutschland, und wir legen hier das
Verzeichnis der in Betracht kommenden Briefe vor, mit dem
Wunsche, dass, wo jemand einen übersehenen Brief oder eine
übersehene handschriftliche Quelle nachweisen kann^ er uns
dieselbe nicht vorenthalten möge.
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Die Abtbeilnng ^Briefe' der Monnmenta Germaniae. 243
Zunächst kommt es darauf an, den Begriff des Briefes
festzustellen. Es ist das nicht so ganz einfach; die Form
allein reicht als Kennzeichen nicht aus. Viele Urkunden und
Mandate sind in Briefform geschrieben; diese fallen aber
zweckmässiger den Abtheilungen der Diplomata und der
Leges, der Sammlung der Capitularien anheim, welche ver-
schiedene in der Form von Briefen erlassene Bescripte ent-
hält. Zweifelhafter würden manche Stücke der Formelsamm-
lungen sein, wie namentlich die in den St. Galler Formeln
enthaltenen Briefe, wenn nicht hier schon Dr. Zeumer durch
die Aufnahme in die von ihm herausgegebene Sammlung die
Frage gelöst hätte. Ebenso erledigt sich die Frage wegen
einiger Briefe in poetischer Form dadurch, dass sie in der
von Prof. Dümmler geleiteten Abtheilung zu finden sind.
Aktenstücke in Briefform kommen auch in den Verhandlungen
der Synoden vor, sind aber in der Regel von diesen nicht zu
trennen, und ebenso gehören die in Briefform erlassenen päpst-
lichen Decretalen einem andern Gebiete an, während dagegen
Rescripte aufzunehmen sind, weil sich für diese ein anderer
Raum in unserem Unternehmen nicht findet.
Schwieriger wird die Frage in Bezug auf die Briefe,
welche sehr häufig theologischen Untersuchungen, Heiligenleben
und anderen Werken vorangestellt sind. Ganze Werke haben
die Form eines Briefes, wie z. B. die Vita Heinrici IV. Hier
müssen wir im Allgemeinen sagen, dass solche Briefe in unsere
Sammlung nicht gehören, allein es werden Ausnahmen zuzu-
geben sein für Briefe, welche an geschichtliche Persönlich-
keiten und Ereignisse anknüpfen, wie mehrere von Hraban,
oder welche von Personen herrühren, deren Briefe auch sonst
erhalten sind. So hat auch JaflF^ mehrere Widmungsschreiben
unter Alcuins Briefe aufgenommen. Auch wirkt hier der
praktische Gesichtspunkt ein, dass gerade solche, welche sonst
zu benicksichtigen sein würden, wie Nithards Prolog und die
Vorreden verschiedener Legenden, in den betr. Bänden der
Scriptores schon gedruckt vorliegen.
Für die spätere Zeit, aus wjßlcher schon massenhaft Briefe
erhalten sind, ist auch eine Auswahl nöthig; nicht alle Privat-
briefe können Aufnahme finden. Allein für die hier zunächst
behandelte Zeit der Merowinger und Karolinger ist eine solche
Sonderung noch nicht nothwendig. Dagegen tritt uns schon
hier die EVage entgegen, wie wir uns zu den von verschiedenen
Schriftstellern erhaltenen Briefen zu verhalten haben? Solche
finden sich in grosser Anzahl z. B. bei Bruno de hello Saxo-
nico, bei Hugo von Flavigny, und auch schon bei Gregor von
Tours '. Diese auch hier zu wiederholen, würde zwecklos sein.
1) Diese gind Rescripte von Bischöfen (IX, 39. 41, X, 16) und auch
ihrem Inhalt nach kaum hierher gehörig.
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244 W. Wattenbach.
Dagegen werden Fälschungen, wo entweder die Sache
noch zweifelhaft ist, oder das betr. Stück eine litterarische
Bedeutung hat, aufzunehmen sein.
In Bezug auf den Anfang ist zu bemerken, dass die Briefe
des Cassiodor, an denen einst diese Abtheilung scheiterte,
jetzt von den ^Auctores antiquissimi' übernommen sind, und
ebenso die Briefe des Avitus, einige von Venantius Fortunatus,
die Briefe des Faustus und Ruricius, die des Eu^^ippius und
Paschasius vor der Vita Severini. Dagegen bleibt uns eine
umfassende Sammlung päpstlicher Schreiben, welche den Streit
zwischen Arles und Vienne über den Primat betreflFen. Sie
reichen hinauf in römische Zeit, aber in weiterem Verlauf
sind sie an Frankenkönige gerichtet, und da es den sonst be-
folgten Grundsätzen widerstreiten würde, diese aus dem Zu-
sammenhang zu reissen, auch die späteren Schreiben nur mit
Kenntnis der früheren verständlich sind, so ist es nothwendig,
diese Sammlung vollständig mitzutheilen, um so mehr, da es
keine abgesonderte, und überhaupt keine neuere kritisch
bearbeitete Ausgabe derselben giebt.
Ferner tritt uns die Frage entgegen, wie die Briefe an-
zuordnen sind, da eine genaue chronologische Bestimmung nur
ausnahmsweise möglich ist. Zunächst entspricht es den sonst
befolgten Grundsätzen, zusammenhängend überlieferte Massen,
welche an eine bestimmte Persönlichkeit sich anknüpfen, un-
getrennt zu lassen, und mit diesen grösseren Sammlungen wird
zu beginnen sein. Demnächst werden naturgemäss Kaiser
und Könige, dann die römischen Päpste voranzustellen sein;
beide einer chronologischen Anordnung fähig. Ihnen folgen
die von einzelnen Personen erhaltenen Briefe in alphabetischer
Reihenfolge innerhalb eines kleinen Zeitraums; so erschien es
für diese Uebersicht, und doch wohl auch für die Ausgabe,
am zweckmässigsten zu sein. Die Abschnitte aber ergeben
sich naturgemäss als die Zeit der Merowinger bis 751, der
früheren Karolinger bis 840, der späteren bis 911.
Ich lasse nunmehr das von Herrn Dr. Gundlach aus-
gearbeitete Verzeichnis folgen, in welches auch solche Briefe
aufgenommen sind, deren erneuter Abdruck aus den vorher
angegebenen Ursachen nicht zweckmässig erscheint; aus-
fenommen jedoch die Vorreden in den MG. schon abge-
rückter Heiligenleben, die zu den Synodalakten gehörigen
Rescripte, und die Mandate der Abtheilung Diplomata, sowie
Briefe und Briefformen aus der Sammlung der Formulae.
Von den Drucken sind, um eine zu grosse Häufung zu
vermeiden, und weil das Verhältnis zu den Hss. sich noch
nicht hinlänglich feststellen liess, nur die wichtigsten und zur
Orientierung nöthigen aufgenommen; die Hss. sind geo-
graphisch nach den Bibliotheken, in welchen sie sich befinden.
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Die Abtheilung 'Briefe* der Monumenta Germaniae. 245
geordnet. Die Hss., welche verglichen sind, werden durch
ein Sternchen bezeichnet, und der Name des Urhebers der
Collation in Klammem zugesetzt.
Epistolarom qoae ad res Francorom pertinent series.
Auctore W. Gondlach.
I. Aevnin Merovingiciim.
A.
1* Epistolae Arelatenses.
Codd. mss.: Cod. Paris, lat. 2777 (Colb. 5034, Reg. 3989, 3—3)
8. IX.
lat. 3849 (Mazarinaeus, Reg. 3989) s. IX.
lat. 5537 (Colb. 5141, Reg. 3989, 3) s. XI. XII.
lat. 3880 (Mazarinaeus, Reg. 4247) s. XII.
Cod. Carpentor. Peirescii 74 manu reo.
Eine genaue Beschreibung dieser Hss. giebt Maassen in
der Geschichte der Quellen und der Litteratur des canonischen
Rechts I, S. 767—771. Die von Thiel (Epistolae Romanorum
J)ontificum genuinae I, p. XXVIII) aufgestellte Sammlung um-
asst nur die ersten drei Hss., von welchen er die dritte nur
in der Abschrift des Cod. Vallicellianus G. 99 s. XVI. hat
benutzen können.
Da die Sammlung als ein Ganzes bisher noch nicht heraus-
gegeben ist, so dürfte eine Inhaltsübersicht vonnöthen sein:
1) Honorii et Theodosii H. imperatorum ad Agricolam
praefectum Galliarum ep. ^ut, servata posthac quotannis singulis
consuetudine, constituto tempore in metropolitana id est in
Arelatensi urbe incipiant Septem provinciae habere concilium' :
'Saluberrima magnincentia'. Haenel, Corpus legum p. 238.
2) Zosimi papae ad omnes episcopos per Gallias et septem
provincias constitutos epp.:
a. de privilegiis ratrocli episcopi Arelatensis: 'Placuit
apostolicao. Jaffa - Ealtenbrunner ^ 328. Baron. Ann.
eccl. A. 417 N. 41: 'Plures epistolae Romanorum
pontificum inferius recitandae ex Arelatensis eccle-
siae Scripte antiquitus codice acceptae\
b. de Urso et Tuentio Priscillianista a Proculo episcopo
Massiliensi contra iura Patrodi Arelatensis episcopi
1) D. h. nach der zweiten Ausgabe der Regesta Pont. Rom. von
Jaff^, welche überall zu verstehen ist, wo der Kürze halber ni|r ipit J,
citiert ist.
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246 W. Gundlach.
coDsecratiB: 'Cum adversuB statuta'. J. 331. Baron.
Ann. eccl. A. 417 N. 44.
ad Hilarium Narbonensis primae provindae episcopum
de iure episcopos provinciae Narbonensis ordinandi episcopo
Arelatensi concesso ep. 'Mirati admodum'. J. 332. Baron. Ann.
eccl. A. 417 N. 50.
ad Patroclum Arelatensem episconum epp.:
a. de dignitate metropolitana. 'Quid de Proculi*. J. 333.
Baron. Ann. eccl. A. 417 N. 52.
b. de eis quos Proculus consecraverit. 'Cum et in prae-
senti'. J. 340. Baron. Ann. eccl. A. 418 N. 41.
ad episcopos provinciarum Viennensis et Narbonensis se-
cundae ep., qua significat neque Massiliensis neque Viennensis
episcoporum, sed unius metropolitani Arelatensis esse, epi-
scopos utriusaue Narbonensis et Viennensis provinciarum
consecrare : 'Multa contra'. J. 334. Baron. Ann. eccl. A. 417
N. 49.
ad clerum et populum Massiliensem ep.: Patrocio Are-
latensi episcopo negotium esse datum, ut in Proculi damnati
locum novum episcopum curaret substituendum. 'Non miror
Proculum'. J. 341. Baron. Ann. eccl. A. 418 N. 41.
3) Leonis I. papae [ad omnes episcopos per Viennensem
provinciam constitutos de arrogantia Hilarii Arelatensis epi-
scopi ep. 'Divinae cultum*. J. 407. Codd. nach Maassen I, 258:
Cod. lat. Sangerm. 936 (Corb. 26) s. VI. yn.
Cod. Albig. 2 (ex libris venerabilis capituli ecclesiae
Albigensis) s. IX.
Cod. Tolos. B. 63. s. VIE. IX.
Cod. lat. Paris. 1564 (Colb. 1863, Reg. 3887, 4—4) s. IX.
Cod. Phillipps. 1745 (les. 569, Meerm. 578) s. VIH.
Cod. lat. Paris. 1452 (Colb. 449. Reg. 3887 a) s. X.
S. Leonis Magni Opp. ed. Ballerini I, 633. [Dazu gehört die
auf Veranlassung des Papstes Leo an Aetius über denselben
Gegenstand erlasssene Verfügung der Kaiser Theodosius und
Valentinianus 'Certum est et nobis', Leonis I, Opp. I, 642],
ad episcopos comprovinciales metropolis iu^elatensis de
Ravennio Arelatensi episcopo consecrato ep. 'lusta et ratio-
nabilis*. J, 434. Leonis Opp. I, 890.
ad Ravennium de episcopatu Arelatensi suscepto ep. 'Pro-
vectionem dilectionis'. J. 435. Leonis Opp. I, 891.
ad Ravennium Arelatensem episcopum ep.: pelli iubeat
Petronianum, qui diaconum Romanum simulans per Galliarum
ecclesias circumeat. 'Circumspectum ie\ J. 436. Leonis Opp.
I, 892.
[f ad omnes episcopos per Gallias et Viennensem pro-
vinciam constitutos ep.: Hilario Arelatensi episcopo a privi-
legio submoto, principatum ad Viennensem archiepiscopum
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Zur Abtheilung ^Briefe' der Monumenta Qermaniae, 247
relatum esse. ^Quali pertinacia'. J. 446. Bosco, Bibl. Floriac.
xyston laevum p. 30>.]
Preces missae ab universis comprovincialibus episcopis
metropolis Arelatensis ad Leonem papam de renovando eccle-
siae Arelatensis privilegio. ^Memores quantum'. Leonis Opp.
I, 993.
ad episcopos provinciae Arelatensis ep. : se controversiam
inter Viennensem et Arelatensem episcopos ita decrevisse, ut
ille Valentiae, Tarantasiae, Genavae, Gratianopoli, hie reliquis
eiasdem provinciae civitatibas praesideret. ^Lectis dilectionis'.
J. 450. Leonis Opp. I, 998.
ad Ravennium Arelatensem episcopum de sua epistola ad
Orientem pro fidei defensione directa ep. 'Diu filios nostros'.
J. 451. Leonis Opp. I, 1000.
4) Hilari papae ad Leontium Arelatensem episcopum
ep. : pontificatum ad se venisse nuntiat. 'Quantum reverentiae*.
J. 552. Thiel I, 137.
[f Leontii Arelatensis episcopi ad Hilarum papam ep.,
c^ua ei de suscepto pontificatu gratulatur et iura suae eccle-
siae recommendat. 'Quod Leonem'. D'Achery, Spicilegium V,
p. 578 ex schedis Hieronymi Vignerii, cf. HaVet, Questions
M^rovingiennes 11, p. 50].
Hilari papae ad Leontium Arelatensem episcopum epp.:
a. respondet ad litteras, auas putat antea datas quam
superior sua epistola aa eum pervenerit: 'Dilectioni
meae'. J. 553. Thiel I, 139.
b. de episcopatu Narbonensi per Hermem invaso: 'Mira-
mur fratemitatem'. J. 554. Thiel I, 140.
ad episcopos provinciarum Viennensis, Lugdunensis, Nar-
1) Ueber die Herkunft der in diesem Werke mitgetheilten Briefe
und Urkunden giebt Bosco in der Zueignung des laevum xyston p. 3
Nachricht; es heisst hier mit Beziehung auf die Viennensis ecclesiae
amplitudo: 'Quam religiosus admodum arcbimandrita atque praeclams
antistes Arelatensis Petrus Laurentius propensissimo animo, communi-
catis mecum incredibili benevolentia clarissimi coenobii S. Petri
Viennensis, cui dignissime praeest, arcbiviis, mirum in modum
eyexit atque provexit'. Da nun von den fünfundzwanzig ältesten Stücken,
welche der fränkischen Zeit angehören, die achtzehn ersten — der Brief
des Symmachus an die gallischen Bischöfe 'Cunctas inter ecclesias*
Bosco p. 33 fehlt unter den Briefen dieses Papstes in dem Jaff^*schen
Regestenwerk — Stück für Stück bereits als Fälschungen erkannt worden
sind, so dürfte die Vermuthung gestattet sein, dass in diesen Briefen,
welche sämmtlich der 'amplitudo Viennensis ecclesiae* dienen, eine in
Vienne entstandene Sammlung vorliegt, dazu bestimmt, den Epistolae
Arelatenses das Widerspiel zu halten. Sollte eine genaue Untersuchung,
welche ich mir vorbehalte, diese Vermuthung als Thatbestand erhärten,
so möchte zu erwägen sein, ob den Epistolae Arelatenses nicht die ge-
fälschten Epistolae Viennenses in dem ersten Bande der fränkischen Briefe
UQgetrennt anzuschli essen sind.
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248 W. Gundlach.
bonensium primae et secundae^ Alpinae de Hermis potestate
episeopos ordinandi et de concilio episcopali quotannis Leontio
auctore eelebrando: 'Quamquam notitiam, J. 555. Thiel I, 141.
ad Leontium Arelatensem episcopum ep.: ut a Mamerto
Viennensi episcopo rationem reposcat, quare episcopum Diensis
ecclesiae consecraverit. 'Qualiter contra'. J.556. Thiel I, 146.
ad Victuriam, Ingenaum etc. Leontium episeopos de
Mamerto Viennensi episcopo ep. 'SoUicitis admodum'. J. 557.
Thiel I, 148.
ad episeopos provinciarum Viennensis, Lugdonensis, Nar-
bonensium primae et secundae, Alpinae de concilio quotannis
eelebrando et de Mamerto Viennensi episcopo ep. ^Etsi memi-
nerimus'. J. 559. Thiel I, 151.
5) Oelasii I. papae ad Aeonium Arelatensem episcopum
ep., qua caritatis suae erga Gallos sollicitudinem testatur.
'Inter difficultates*. J. 640. Thiel I, 385.
6) Symmachi papae ad Aeonium Arelatensem episcopum
epp. :
a. ut et ipse et Viennensis episcopus nuntios mittant,
ne temere de eorum controversia decidat: ^Movit
equidem'. J. 753. Thiel I, 654.
b. episeopos in vicinis civitatibus ordinandi iura ab
Anastasio II. imminuta Aeonio restituit: ^Dilectionis
tuae litteras'. J. 754. Thiel I, 655.
ad Caesarium Arelatensem episcopum ep., qua consultatio-
nibus eins respondet (libellum quo ipsum consuluerat sub-
iciens 'Sicut a persona*). 'Hortatur nos'. J. 764. Thiel I, 723.
ad omnes Galliarum episeopos ep., qua fines Arelatensis
et Viennensis provinciarum a Leone I. constitutos potente
Caesario confirmat: ^Sedis apostolicae*. J. 765. Thiel I, 722.
ad Caesarium Arelatensem e{)iscopum ep. : privilegia con-
firmat (libellum petitorium Caesarii oblatum ab Aegidio abbate
et Messiano notario subiciens ^Quantum in omnibus'). 'Qui
veneranda'. J. 769. Thiel I, 728.
7) Hormisdae papae ad Caesarium Arelatensem episco-
pum epp.:
a. ordinationem suam indicit: ^Quamvis ratio'. J. 770.
Thiel I, 993.
b. 'episeopos tam Dardanos quam lUyricos paene omnes
necnon Scythas' ad sedis apostolieae communionem
rediisse nunciat : 'lustum est ut'. J. 777. Thiel I, 758.
8) Felicis IV. papae ad Caesarium Arelatensem episcopum
ep.: nee laico licere ante probationem fieri sacerdoti, neque
ordinato ad saecularem vitam reverti. *Legi quod'. J. 874.
Mansi VIII, 666.
9) lohannis 11. papae de Contumelioso Reiensi episcopo
multis criminibus astricto in monasterium relegando epp.:
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Zur Abtheilong 'Briefe' der Monumenta Germaniae. 249
a. ad omnes episcopos per Gallias constitutos: Cae-
Sanum visitatorem sabstitutam nuntiat. ^Innotuit
nobis'. J. 886. Baron. Ann. eccl. A. 534 N. 48.
b. ad clerum Reiensem: obediat Caesario visitatori.
fPervenit ad nos*. J. 887. Baron. Ann. eccl. A. 534
N. 49.
[c. ad Caesarium Arelatensem episcopum: ut Contu-
meliosum in monasterium relrudat. 'Caritatis tuae
litteras'. J. 888. Codd. mss. nach Maassen I, S. 297:
Cod. lat. Sangerm. 936 (Corb. 26) s. VI. VII. —
Colon. 212 (Darmstadt 2326) s. VH. — Vat. Pal.
574 8. IX. — Conc. Gall. opera et studio congreg.
S. Mauri I, 965].
10) Agapiti I. papae ad Caesarium Arelatensem episco-
pum epp.:
a. Contumeliosum Reiensem episcopum ad sese pro-
vocasse, quapropter iudices missum iri: 'Optaveramus
frater'. J. 890. Baron. Ann. eccl. A. 535 N. 111.
b. Caesario de augendis alimoniis pauperum petenti non
satisfacit: 'Tanta est Deo'. J. 891. Baron. Ann.
eccl. A. 535 N. 109.
11) Vigilii papae ad Caesarium Arelatensem episcopum
ep. de Theodeberto rege : 'Si pro observatione*. J. 906. Baron.
Ann. eccl. A. 538 N. 28.
ad Auxanium Arelatensem episcopum epp.:
a. canonice electo gratulatur: ^Scripta de*. J. 912. Baron.
Ann. eccl. A. 544 N. 11.
b. Auxanium vicarium suum constituit hortaturque ut
^inter gloriosissimum virum Childebertum regem sed
et anteaictum clementissimum principem(Iustinianum)
conceptae gratiae documenta patema adbortatione
servet. ^Sicut nos pro'. J. 913. Baron. Ann. eccl.
A. 545 N. 4.
ad omnes omnium per Gallias provinciarum episcopos,
*qui sub regno vel potestate gloriosissimi Childeberti regis
Francorum constituti simt' ep.: Auxanium sedis apostolicae
vicarium constitutum esse. 'Quantum nos\ J. 914. Baron.
Ann. eccl. A. 545 N. 8.
ad Auxanium Arelatensem episcopum ep.: ut de causa
Praetextati Cabellionensis episcopi iudicet. 'Licet fratemitati'.
J. 915. Baron. Ann. eccl. A. 545 N. 7.
ad Aurelianum Arelatensem episcopum ep. : per Childe-
berti Francorum regis litteras commendato vices suas tribuit.
'Administrationem'. J. 918. Baron. Ann. eccl. A. 546 N. 61.
ad omnes 'qui sub regno gloriosissimi Childeberti regis
sunt per Gallias constituti' episcopos ep.: se Aureliano vices
suas in Gallia permisisse. *Admonet nos'. J, 919. Baron. Ann,
eccl. A. 546 N. 65.
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250 W. Gundlach.
ad Aurelianum Arelatensem episcopum ep., in qua ei
mandat, roget Childebertum regem *at quia Goti cum rege
suo in civitate Romana perhibentur ingressi^ hoc eis dignetur
scribere, ne se in eociesiae praeiudicio . . inmisceat et aliquid
faciat . . unde catholica possit ecclesia perturbari'. 'Fratemi-
tatis vestrae'. J. 925. Baron. Ann. eccl. A. 550 N. 9.
12) Pelagii I. papae ad Universum populum Dei de fide
sua ep. : profitetur se amjplecti quattuor conciliorum statuta.
'Vas electionis*. J. 938. Baron. Ann. eccl. A. 556 N. 33.
ad episcopos Tusciae Annonariae: schismaticos esse scribit:
'Directam a vobis*. J. 939. Baron. Ann. eccl. A. 556 N. 31.
ad Sapaudum Arelatensem episcopum epp. :
a. ad scribendum elicit : *Quae nobiscum*. J. 940. Baron.
Ann. eccl. A. 556 N. 22.
b. de litteris ad Childebertum regem simul missis signi-
ficat: 'Fraternitatis vestrae'. J. 941. Baron. Ann.
eccl. A. 556 N. 23.
ad Childebertum regem ep.: ex Rufino regis legato quae
de öde sua mendacia in Gallia dispergerentur se cognovisse
scribit additque de reliquiis ad Sapaudum Arelatensem epi-
scopum missis. 'Rufinus vir'. J. 942. Baron. Ann. eccl. A, 556
N. 26.
ad Sapaudum Arelatensem episcopum epp.:
a. de reliquiis per Hominem-bonum missis : 'Quia legati\
J. 943. Baron. Ann. eccl. A. 556 N. 21.
b. per universam Galliam sedis apostolicae vices tri-
buit palliumque mittit: 'Maiorum nostrorum'. J. 944.
Baron. Ann. eccl. A, 556 N. 18.
ad Childebertum regem epp.:
a. Sapaudum pallio donatum commendat: 'Excellentiae
vestrae'. J. 945. Baron. Ann. eccl. A. 556 N. 20.
b. fidei professionem, flagitante rege, mittit: 'Humani
generis\ J. 946. Baron. Ann. eccl. A. 559 N. 13.
ad Sapaudum Arelatensem episcopum ep.: de sua fidei
professione ad Childebertum regem missa quid sentiat audire
cupit. 'Tanta nobis*. J. 947. Baron. Ann. eccl. A. 559 N. 10.
ad Childebertum regem de Sapaudo Arelatensi episcopo:
'Cum celsitudini'. J. 948. Baron. Ann. eccl. A. 556 N. 25.
[ad Sapaudum Arelatensem episcopum de suspicione fidei
suae in Gallia orta ep. : mirari se affirmat schismaticis epi-
scopis Galliae sacerdotes aures praebere, quamvis ad eos in
ipsis statim ordinationis suae principiis potente viro gloriose
Childeberto rege fidem suam propria manu subsoriptam
direxerit, in qua nihil se contra quattuor venerabiles synodos
vel fecisse vel facienti consensisse signaverit. 'Quomodo ergo*.
J. 978. Cod. ms.: London, Brit. Mus. Additional Mss. 8873
s. Xn. in. A. IX, 492, N. A. V, 279, 533-562. Veröfi^ent-
licht von Ewald N. A. V, 536].
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Zur Abtheilung 'Briefe' der Monumenta Germaniae. 251
Ä^ Epistolae Merowingicae^
Cod. ms.: *Eom, Vat. Pal. 869 (S. Nazarii) s. IX. ex. A. XII,
344, N. A. ni, 154 [Bethmann- Ewald]. Erste und einzige
nach der Hs. gemachte Ausgabe von Freher, Corpus Fran-
cicae historicae, I, p. 182 — 212.
3* Desiderii Cadurcensis episcopi epistolae*.
4* Bonifatii Moguntini archiepiscopi epistolae'». (Die
Desiderius- und die Bonifatiusbriefe werden von Herrn Prof.
Arndt bearbeitet).
1) Damit man die einzelnen Stücke der Briefsammlangen, welche in
den älteren Druckwerken häufig auseinandergelegt sind, in den folgenden
Abschnitten nicht vergeblich suche, sind jedes Mal die Namen der in den
Sammlungen vertretenen Absender in einer Anmerkung aufgeführt. — Die
Epistolae Merowingicae gehen aus von
Theodobaldns rex Fortunatus
Theodebertus rex Germanus
Childebertus rex Qogo
Brunechildis regina Mapinius
: Mauricius imperator
Aurelianus Nicetius
Auspicius Remigius
Dinamius Romanus
Florianus Rufns.
2) In dieser Sammlung kommen ausser Desiderius noch die folgenden
als Absender vor:
Sigebertus rex Elegius
Felix
Abbo Gallus
Anjulfus Palladius
Berti gislus Paulus
Chaenulfus Rauracius
Constancius Sulpitius
Constantius et Dado Verus.
3) Unter den Bonifatiusbriefen befinden sich auch Schreiben von
folgenden Persönlichkeiten :
Carolus Martellus Benedictus
Pippinus rex Berhtwaldus
Berthgyth
Gregorius II. papa Botwinus
Gregorius III. papa Bregowinus
Zacharias papa Bugga
Cenae
Aeardulfas Cineheardus
Aedilwaldus Cuthberhctus
Aelbwaldus Cynewulf
Aelffled Daniel
Aethilbertus Denehartus et Lullus et Burghardus
Aldhelmus Doto
AldhuDus et Cneuburga ac Eangyth et Heaburg
Coenburga Eanwulf
Alhredus rex et Osgeofu regina Egburg
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252 W. Gundlach.
B.
1) Chlotfaarii IL regia ep., qua Arnolphum Metensem
episcopum hortatur, ut officio fungi pergat: ^Domne et pater'.
(Fragmentum, cf. Meurisse, Histoire des övSques de Metz I,
p. 116).
Codd. mss.: Metz Stadtbibl. Ms. 62 s. XVIII. N. A.
VII, 222. Paris, Bibl. nat. 5294 s. XII, 5327 s. IX, Suppl.
lat. 1002 8. X, — Mabillon, Acta SS. ordinis S. Benedicti
saec. II, p. 154, e Vita S. Amulphi auctore monacfao ano-
nyme coaevo.
2) Dagoberti I. regia ad Sulpitium Bituricensem indi-
culus: ut consecratio Desiderii in episcopum Cadurcensem in
soUemnitate pascfaae fiat: Qeo et sanctitati'.
Codd. mss. : Kopenhagen, Kgl. Bibl. Tottsche Samml. 136
s. XIII. Paris, Bibl. nat. Notre Dame^O? s. IX. — Ausgabe:
Labbe, Sacrosancta concilia V, p. 1855, e Vita S. Desiderii
c. VIII.
3) Pippini maioris domus ad Gayroinum abbatem et
omnem congregationem S. Petri et S. Praeiecti Flaviniacensis
monasterii ep. 'Mittimus tibi' — mittit tabulas eburneas, 'in
quibus', inquit, 'mandamus, ut suscipiatis illam piscinam nomine
Gj-lennonem ad opus fratrum, ut habeant inde refectiouem'.
Codd. mss.: *Brü8sel, Cartular S. Petri Flavin. [Arndt].
Paris, Bibl. nat. *Coll. Bouhier tom. 128, p. 16 [Waitz]. Paris,
Bibl. nat. *Armoires de Baluze (aus dem Cartul. S. Petri
Flavin.) [Arndt]. — Ausg. Labbe, Nova bibliotheca I, p. 269
ex Analectis monumentorum coenobii Flaviniacensis descriptis
ex schedis lac. Sirmondi (Böhmer- Mühlbacher R. 62).
C.
1) f Anastasii 11. papae ad Chlodoveum regem ep.,
qua ei inter initia pontificatus sui sacris christianis imbuto
gratulatur: *Tuum gloriose fili*. J. 745. D'Achery Spicil. V,
&582 ex schedis Hieronymi Vignerii, cf. Havet, Questions
ärovingiennes II, p. 59.
2) fHormisdae papae ad Remigium episcopum Remen-
sem ep., qua ei vices suas per omne regnum dilecti et spiri-
Gemmulus
Torhtbelmus
Gadberctus
Traea et Aldbercbt
Ingalice
Eoaena
Vigberht
Wicbertus
Leobgytba
Wiehtberht
Lullus
Magingaoz
Milret
Wynfrethus
Acta synodi Liftinensis
Sigebaldus
Tbeopbilacias
Acta synodi Romanae.
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Zar Abtheilung 'Briefe' der Monumenta Germaniae. 253
talis filii sui Ludovici nuper cum gente integra conversi com-
mitidt: 'Suscipientes plena'. J. 866. Hincmari opera ed. Sir-
mond n, 435 (H. hanc epistolam laudat ac totam libro LV
capitolorum c. 16 inserit).
3) Pelagii II. papae ad Aunarium Autissiodorensem
episcopum de orthodoxis Francornm regibus adiutoribus sedis
Romanae divinitus constitutis ep. ^Laudanda tuae'. J. 1048.
Codd. mss.: Paris, Bibl. nat. 1564 (Colb. 1863, Reg. 3887,
4—4) s. IX. Maassen I, S. 604. — 1700 (Colb.) s. Xin. fob
der folgende Brief?). Gedr. Baron. Ann. eccl. A. 584 N. 20:
^Accepimus eam cum aliis monumentis ad ecclesiasticos annales
speetantibus a Nicoiao Fabro Parisienei viro insigni'.
ad eundem de continuis angustiis suis ep. 'Quantum Deo'.
J. 1057. Cod. ms.: Auxerre, Stadtbibl. 123. — Ausg. Duru,
Biblioth^que de l'Yonne l, p. 327 ex Historia episcoporum
Autissiodorensium '.
4) Bonifatii IV. papae ad Florianum episcopum Are-
latensem ep. data, epistolis 'praecellentissimorum regum' de
electione Floriani acceptis: 'Multum frater'. JaflK -Ewald 2001.
ad Theodoricum regem Francorum de ordinatione Floriani
episcopi Arelatensis ep. 'Scripta excellentiae'. J. 2002. Codd.
mss. nach Maassen I, S. 471: Cod. Ambros. S. 33 s. IX.
Cod. Vercell. CXI s. X. — Ausg. Peyron, Ciceronis oratt.
fragm. App. p. 148. 152 (nach dem Cod. Ambros.).
5) Martini I. papae ad Amandum episcopum Traiecten-
sem ep., in qua Sigebertum regem Francorum moneri iubet,
ut qui acta concilii ad imperatorem perferant episcopos sibi
mittat: 'Fraternitatis tuae. J. 2059. Mabillon, Acta SS.
saec. II, p. 721 ex Supnletione quae addita est libello
S. Amandi a Milone monacho.
6) Vitaliani papae de Mumolo et Floriacensibus, qui
b. Benedicti reliquias monasterio Casinensi furto subduxerant
epp.:
f a. ad omnes episcopos: 'Vestrae universitatf J. 2099.
f b. ad heremitas in Floriacensi monasterio commorantes
eorumque cynocephalum Mumolum: 'Audivimus
quod'. J. 2100.
f c. ad Chlodoveum regem Francorum: 'Sancti et magni'.
J. 2101. Muratori Rer. It. Ss. II, I, 356. 355 ex
Epitome Chronicorum Casinensium auctore, ut fertur,
Anastasio bibliothecario.
7. f A^athonis papae ad Edictum Viennensem archi-
episcopum de synodo Romana ep. omnibus Oalliarum episcopis
legendi actenenda: 'Presbyter tuus*. J. 2113. Bosco, Floriac.
bibl. laevum xyston p. 39.
1) Hier würden die Briefe Gregors I. einzureihen sein, wenn sie
nicht der Gesammtausgabe seiner Briefe vorbehalten blieben.
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254 W. Gundlach.
8) f Leonis 11. papae ad Cfaildebertum regem ep.^ qua
praecipity ut reli(|uias monasterio CasinenBi surreptas intra dies
viginti restitui iubeat: 'Dum nos*. J, 2117. Muratori, Rer.
It. Ss. II, I, 356 ex Epitome Chronicorum Casinensium.
t ad Chlotharium regem de ecclesia extra muros Roto-
magi S. Petro aedificata. J. 2124. Ex Bibl. nat. Paris, cod.
lat. 12777 (S. Germ. 1. 577) dedit DeKsle.
9) t lohannis VII. papae ad Edaldum archiepiscopum
Viennensem de ofSciis missarum more Romano agendis ep.
'De officiis*. J. 2146. Cod. ms.: Paris, Bibl. nat. 12768,
N. A. VI, 492. — Bosco^ Floriac. bibl. laevum xyston p. 40.
10) t Constantini I. papae ad Chilpericum regem ep.,
qua ei anathematis gladium intentat, nisi intra viginti dierum
spatium reliquiae b. benedicti redditae fuerint: 'Quanto maiori'.
J . 2150. — Muratori, Rer. It. Ss. II, I, 357 ex Epitome Chro-
nicorum Casinensium.
f ad Eoaldum archiepiscopum Viennensem ep,, quacum
ei reliquias quasdam mittit: ^Reliquias ecclesiae'. J. 2151. —
Bosco, Floriac. bibl. laevum xyston p. 42.
11) Gregorii IL papae ^ capitulare Martiniano, Gregorio,
Dorotheo legatis euntibus in Baioariam datum: 'Ut datis
nostris'. J. 2153. — Mon. Germ. LL. III, p. 451, wo die Hss.
angegeben sind.
f ad Austrobertum archiepiscopum Viennensem ep., in
qua Bonifatium rudibus gentibus episcopum designatum prin-
cipibus Francorum commendari iubet: 'Desiderabiles litteras'.
J. 2158. — Bosco, Floriac. bibl. laevum xyston p. 42.
12) f Gregorii III. papae ^ ad Bonifatium episcopum ep.,
qua ei gratulatur, ^uod gentem Saxonicam christanae fidei
conciliaverit : 'Benedictus Deus\ J, 2255. — Wilmans, Kaiser-
urkunden der Provinz Westfalen I, S. 491 (Vita Waltgeri
c. IX) nach der Herforder Originalhs. Msc. VU, 5208 s. XIII.
13) f Zachariae papae ad Austrobertum archiepiscopum
Viennensem ep., in qua de Langobardis devastatoribus finium
Romanorum conqueritur : ^enit ad'. J. 2258. Cod. ms. : Paris,
Bibl. nat. 2282 s. Xll. (Fragm.). — Bosco, Floriac. bibl. laevum
xyston p. 43.
ad omnes sacerdotes et presbyteros ecclesiae Francorum
de concordia inter Pippinum et Griphonem fratres restituenda
1) Die Briefe des zweiten and dritten Gregor und des Zacharias,
welche aaf die fränkische Geschichte Bezug haben, ohne hier aufgeführt
zu sein, befinden sich unter den Bonifatiusbriefen oder im Codex Caro-
linus. 2) Von Gregor HI. (wie schon von Symmachus J. 767) käme
hier ein auf das Erzbisthum Lorch-Passau bezüglicher Brief (J. 2248)
in Betracht; aber alle diese Schreiben werden wohl besser zusammen
derjenigen Periode vorbehalten, in welcher die Fälschungen entstanden
sind.
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Zur Abtheilung 'Briefe* der Monumenta Germaniae. 255
deque reliquiis b. Benedicti rejpetendis ep. : 'Egregius apo8tolu8\
J. 2290. Cod. ms.: Paris, Bibl. nat. 2777 (Colb.) s. X. —
MabilloD, Acta SS. saec. II, p. 373, e Miraculis S. Benedicti
scriptis ab Adrevaldo. — Ueoer die Frage der Echtheit ver-
gleiche man N. A. I, 580. IV, 173. 174.
D'.
1) Aunarii Autissiodorensis episcopi ad Stephanum
abbatem ep., qua ab eo petit, ut vitam S. Amatoris componat:
*Tuae nobis'.
Stephani abbatis ad Aunarium rescripta ep., qua petenti
se satisfacturum üollicetur: 'Decursis littens'. — Beide Briefe
finden sich vor der Vita S. Amatoris auctore Stephano Afri-
cano presbytero (Acta SS. Mai. I, p. 50).
2) Bul^arani Galliae Narbonensis praefecti ad qaendam
Franciae episcopum epp.:
a. nisi legati regis Gundemari a Francorum rege capti
in libertatem vindicati sint, negat agi posse de locis
Tubiniaco et Corneliano restituendis, ^quae in pro-
vincia Gotorum noscitur domna Brunegilde posse-
disse', pro stabilitate concordiae s. m. Recharedo rege
contraaicente: 'Sanctitati veötrae'.
b. fama se accepisse ^Brunigildam reginam et Theu-
dericum regem, amarissima sub dispositione adsuetä
diffundentes venena in excidium unitae gentis contra
gloriosum Theudibertum regem, atrocissimum barba-
rorum excitasse dimicare regem'. Quod ita se habere
epistola confirmetur rogat, ^ut certius', inquit, 'scia-
mus, quomodo aut ubi pecunia praeparetur'. ^Reve-
rendissimam apostolatus .
c. de Theudiberti regis pace perpetua cum gente Goto-
rum roboranda et de mittenda pecunia contra Avaros
a Brunegilda et Theuderico ad oellandum provocatos :
'Etsi universus*.
ad Agapium episcopum epp.:
a. memor eins benevolentiae erga se in Francia captum
collatae, petit, ut pro se obsecrationes effundat: 'Si
tanta mea itineris'.
b. de eadem re: ^Gonlatis occasionibus'.
ad Gunthemarum regem ep., qua eum de Hilduanae
reginae discessu consolatur: 'Oracula regni vestri'.
Codd. mss.: EscoriaL Real bibl. de San Lorenzo b. III. 14,
8. XVI, N. A, VI, 234. — &. I, 14, N. A. VI, 250. — Madrid,
1) Die in diese Unterabtheilungen fallenden Briefe sind hier zunächst
nicht chronologisch, sondern der leichteren Uebersicht halber alphabetisch
nach den Namen ihrer Absender aufgeführt.
Neues Archiv etc. XII. 17
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256 W. Gundlach.
Bibl. nacional, D. d. 104, N. A. VI, 298. ~ F. 58 s. XVIir,
N. A. VI, 304. — Toledo, Bibl. capitolar, 27. 24 Tom. I,
N. A. VI. 362.
Die ersten drei Briefe sind zuerst von Mariana in der
Istoria de Espana tom. II, p. 547 ss., die letzten drei und die
ganze Reihe zuerst von Heine herausgegeben in der Biblio-
theca anecdotorum p. 124 — 131.
3) Caesariae Arelatensis abbatissae ad Ricbildem et
Radegundem ep., quacum eis regulam S. Caesarii mittit easque
dehortatur a nimia vitae austeritate: 'Veniente misso vestro'.
Cod. ms.: Troves 1248 s. X. XI, cf. Krusch, Fortunatus II,
p. XVII. — Martehe et Durand, Thes. I, p. 3 ^ex ms. illu-
strissimi Boherii in Divionensi senatu praesiais\
4) Caesarii episcopi Arelatensis regula. Prologus ad
virgines monasterii Arelatensis: 'Quia nobis dominus'. Max.
bibl. vet. patr. Lugd. VIII, p. 866.
ad Caesariam abbatissam eiusque congregationem ep. ex-
hortatoria: 'Coegisti me, famula £)ei'. Max. bibl. vet. patr.
Lugd. XXVII, p. 347.
ad eandem de eadem re: 'Vereor, venerabiles'. Max.
bibl. vet. patr. XXVII, p. 348.
ad virginem Deo dedicatam ep. exhortatoria : 'O profun-
dum divitiarum'. Max, bibl. vet. patr. XXVII, p. 350.
ad quosdam germanos exhortatoria ep. : ^Vereor venerabiW.
Max. bibl. vet. patr. VIII, p. 862.
5) Columbani abbatis Bobiensis epp.:
a. ad Grregorium papam de ritu celebrandi pascham :
'Libet me o sanete pater'.
b. ad patres synodi cuiusdam Gallicanae super quae-
stione paschae congregatos: 'Gratias ago Deo meo'.
c. ad Bonifatium IV. papam de ratione paschae : ^lam
diu omnes'.
d. ad monachos congregationis suae Luxoviensis de sua
violenta expulsione contristatos consolatoria ep.: ^Haee
tria tribuat*.
e. ad Bonifatium IV. papam: hortatur eum, ut cogat
eoneilium ad schisma quoddam toUendum, quod cau-
sam doloris pepererit etiam ipsi regi Langobardorum
Agilulfo, cuius rogatu haec ep. exarata sit: 'Quis
Soterit glaber audire?'
e vanitate vitae humanae ep.: 'O tu vita'.
Codd. mss.: Wien, Hof bibl. 3878 (Lunael. F. 237) s. XV'.
Paris, Bibl. nat. 13440 (Corb., S. Germ. 116 dann 1540) s. IX,
N. A. X, 83.
1) Derselbe Brief scheint auch in den codd. 1660 (Theol. 302) s. XII.
und 3912 (Lunael. F. 87) s. XV. enthalten zu sein.
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Zur Abtbeilung ^Briefe* der Monumenta Germaniae. 257
g. ad Bonifatium IV. papam de ratione paschae ep.:
^De soUempnitatibus'. Cod. ms.: Paris, Bibl. nat.
16361 (Sorbonne 283) s. XII. N. A. X, 84.
Die erste Ausgabe der ersten fänf Briefe a— e ist von
Fleming ex ms. cod. monasterii Bobiensis' gemacht und in
der Maxima bibliotheca veterum patrum (Lugdun.) tom. XII,
p. 24—33 abgedruckt rZeitschrift für bist. Theologie Bd. XLV,
1875, S. 424); das secnste Schreiben 'dürfte noch ungedruckt
sein' (Krusch), das siebente ist von Krusch im N. A. X, 84 — 88
veröffentlicht worden.
6) Cypriani Telonensis episcopi ad S. Maximum epi-
scopum lenavensem ep.: Tervenit ad parvitatem'.
Der Brief ist noch ungedruckt und findet sich im Cod.
Colon. 212 (Darmstad. 2326) s. VII, welcher von Maassen I,
S. 574 ff. beschrieben ist.
7) lohannis Arelatensis episcopi ad virgines monasterii
S. Mariae ep., qua praescribit, *ut in ipsis temporibus, ouibus
ieianandi et renciendi vobis statuta praecepta sunt, nuila sit
vobis cum viris aut mulieribus religiosis aut laicis quamvis
quibuslibet propinquis aut extraneis potandi licentia': 'Cum
plenissime*. Migne LXXII, p. 859 ohne Angabe der Herkunft.
8) Italiae clericorum ad Francorum legatos qui Con-
stantinopolim proficiscebantur ep., qua suggerunt, ut Vigilio
papae et Datio episcopo Mediolanensi, in eadem urbe ob trium
capitulorum controversiam ab imperatore lustiniano vexatis,
solatio atque auxilio esse studeant : 'Ita se'. Mansi IX, p. 151
ex cod. ms. S. Mariae Remensis.
9) Leodegarii episcopi Haeduorum ad Sigradam geni-
tricem ep. consolatoria post obitum germani sui missa: 'Gra-
tias ago\ Codd. mss.: Paris, Bibl. nat. 2077 (Colb.) s. XI.
Rom, Vatic. Christ. 272 (Pauli Petavii) s. X. (Jaff^, Bibl.
rer. Germ. VI, 138). — Mabillon, Acta SS. saec. II, p. 707
ex ms. cod. Maxentiano.
10) Leonis Senonensis episcopi ad Childebertum reffem
ep., qua deprecatur, ne Meleduni in dioecesis suae parochia,
ubi num^uam fuit, novus fiat episcopatus: ^Litteras celsitudi-
nis'. Ruinart, Opera Gregorii Turon. App. col. 1328 ex ms.
Corbeiensi, derselben Hs., wie es scheint, welche Maassen I,
S. 380 bezeichnet: Cod. lat. Sangerm. 936 (Corb. 26) s. VI. VII.
11) Troiani episcopi Santonensis (?) ad Eumerium epi-
scopum Namnetensem ep. de quodam puero, qui nescire se
dicit, si fuerit baptizatus: ^Deferentibus'. Codd. mss. nach
Maassen I, S. 380: Paris, Bibl. nat. 1564 (Colb. 1863, Reg.
1) 'Die Hs. der Briefe Columbans*, sagt Krusch N. A. IX, 147, Anm.,
*war ehemals in Bobio und ist jetzt wohl in Turin (Univ. Bibl. Nr. 78
in 80 8. X). Eine Abschrift enthält der Sangall. 1346 s. XYir.
17*
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258 W. Onndlach.
3887, 4—4) 8. IX. — 1454 (ex bibl. GuilK Sacheri, Mazar.,
Reg. 4241) fl. IX. X. — 3842 (Thuaneus, Colb. 932, Reg.
3887, 12) 8. IX. X. — Sirmond, Conc. Gall. I, p. 259 ('co-
dices iion pauci').
U. Aevom Karolinonim regTim et imperatomm
prionim.
A.
!♦ Codex Carolinus*. Cod. ms.: *Wien, Hofbibl. 449
(lur. can. 83) [Pertz] A. I, 449, II, 377. 453. — Wolfenbüttel
(Abschrift der Wiener Hs.). — Letzte Ausgabe von Jaff^ in
der Bibl. rer. Germ. IV, p. 13 — 306 nach der Wiener Hs.
8* Alcuini epistolae^ Codd. mss.: Wolfenbüttel,
Herz. Bibl. 305 (Heimst. 272) s. XV. Ep. 243». - 203
(Heimst.*). Ep. 243. A. VII, 222. — 465 (Heimst.*) s. IX. X.
Ep. 97? 182? A. VII, 222. — Weissemb. 93. Ep. 243. 258.
A. VII 225.
Köln, *Kathedralbibl 106 (Darmst. 2106)' s. IX.
Ep. 154. 232. 233. — 107 (Darmst. 2107) s. IX. Ep. 137. 158.
— 108 (Darmst. 2108) s. IX. Ep. 136. 158,
Trier, Domkap. 133«. s. XL XII. Ep. b. Augustini ad
quendam comitem : 'O mi frater, si cupias scire' «. N. A. IV, 152.
Karlsruhe, Hofbibl. s. n. Ep. 237. 243. 258. A, H, 150.
Schlettstadt, Stadtbibl. 104. s. XI. Ep. 237. N. A. IX, 235.
München, [2. a. 1135. Alcuini ep. ad Heribertum archi-
episcopum de adventu antichristi ''. N. A. IX, 392]. — 2543
1) Der Codex Carolinus enthält Briefe der Päpste
Gregorius m. (Senatus populusque Bomanus)
Zacharias Constantinus II.
Stephanns 11. Stephanns III.
Paalns I. Hadrianns I.
2) Unter den Alcuinbriefen stehen auch Briefe von
Karolus Magnus Eanbaldas
Elipandus
Hadrianns I. papa Felix
Leo m. papa Georgias
Gisla et Rodtruda
Aqnila (Arn) Paulinas.
3) Der Inhalt der Hss., welche nur einzelne Briefe enthalten ist
stets durch Anführung derjenigen Nummern (£p. . .) angegeben, welche die
in den Hss. enthaltenen Briefe in der letzten von Dämmler besorgten
Ausgabe der Alcuinbriefe führen: JaflF^, Bibl. rer. Germ. VI, p. 144 — 897.
4) Diese Bezeichnung ist nach dem neuesten Katalog der Bibliothek
unzutreffend. 5) Die Bezeichnung der schon von Jaff^ benutzten Hss.
ist wie oben durch den Druck hervorgehoben. 6) Der Brief wird im
Katalog der Pariser Bibl. dem Alkuin beigelegt. 7) In dem Katalog
der Münchener Bibl. setzt zwar der Index Albinus = Alcuinus und ver-
weist somit auch auf die oben angeführte Hs.; aber aus der dabei
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Zur Abtheilung 'Briefe* der Monumenta GermaDiae. 259
(Aid. 13) 8. XII. Ep. 154(?). — 2634 (Aid. 104) s.XHI.XIV.
Ep. 237. (und 243?) N. A. IX, 412. — 4601 (Bened. 101)
s. XI. Ep. 237. - 4650 (Bened. 150) s. IX. Jafifö, Bibl.
VI, p. 136 = B. — 4753 (Bened. 253) a. 1470. Ep. 237. -
6292 (Fris. 92) s. X. XI. Ep. 237. - 6407 (Fris. 207)
8. IX. Ep. 261. N. A. IX, 436. - 11306 (PoUing. 6) s. XII. XIII.
Ep. 96. 97. N. A. IX, 550. — 13581 (Rat. Dom. 181)
8. IX. Jaff^, Bibl. VI, p. 137 = D. N. A. IX, 555. — 14311
(Em. D 36] 8. IX. Ep. 97. N. A. IX, 558. - 14391 (Em.
E14) 8. IX. Ep. 137. 158». — 14405 (Em. E 28) s. IX.
Ep. 97. N. A. IX, 559. — 14447 (Em. E 70) s. IX. Ep. 154.
233. N. A. IX, 560. — 14478 (Em. E 101) 8. IX. Ep. 187.
- 14510 (Em. Fl 3) 8. IX. Ep. 191. 243. 258. — 14581
(Em. P84) 8. XI. Ep. 261. N. A. IX, 562. — 14614 (Em.
F 117) 8. IX. X. Ep. 187. 191. 243. 258. - 14727 (Em.
G 111) 8. IX. Ep. 257. 259. 260. 261. N. A. IX, 564. -
14743 (Em. a 5) 8. IX. Jaffö, Bibl. VI, p. 137 = R. N. A.
IX, 564. — 14760 (Em. c 3) s. IX. Ep. 49 (?). 257. 259. 260.
261. N. A. IX, 564. — 15813 (Sal. cap. 13) 8. IX. Ep. 191.
243. 258. N. A. IX, 568. - 17505 (Schir. 106) 8. XV. Ep. 237.
- 18372 (Teg. 372) s. XI. Ep. 243. 258. N. A. IX, 575. —
18545 (Teg. 545) s. XII. Ep. 237. - 18746 (Teg. 746; e. XV.
Ep. 49. — 18956 (Teg. 956) s. XI. Praefatio Vitae S. Willi-
brordi, Jaffö VI, p. 39 >. N. A. IX, 580. — 21539 (Weihenst. 39)
8. X. Ep. 237. — 21551 (Weihenst. 50) s, XII. Praef. Vitae
S. Willibrordi, N, A. IX, 586. — 22244 dieselbe Praefatio,
N. A. IX, 643.
Heiligenkreuz 212. Ep. 49. A. X, 597.
Wien, Hofbibl. *458 (Salisb. 174) s. X. [Pertz]. Jaflf^,
Bibl, VI, p. 138 = X, ausführlich beschrieben von Sickel,
Alkuinstudien S. 83—87. A. IH, 630. - *794 (Theol. 433)
8. XII. [Pertz]. Ep. 191 (?). 237. 243. 258. - *795 (Salisb.
140) 8. IX. [Pertz]. JaflK. Bibl. VI, p. 137 = Y, ausführ-
lich beschrieben von Sickel, Alkuinstudien S. 10—28. N. A.
IV, 123. — *808 (Salisb. 234) s. IX. [Pertz]. Jaflf^, Bibl.
VI, p. 137 = Z, ausführlich beschrieben von Sickel, Alkuin-
studien S. 28—38. N. A. IV, 123. — *827 (Theol. 511) s. XI.
[Pertz]. Ep. 191. A. II, 402. III, 630. — '956 (Theol. 320)
8. XI. [Pertz]. Ep. 237. A. II, 403. III, 630. — '966 (Theol.
331} 8. IX. tPertzJ. Jaffö, Bibl. VI, p. 137 = C, ausführlich
beschrieben von Sickel, Alkuinstudien S. 76—83. A. II, 453.
angezogenen Stelle Froben. n, p. 627 ergiebt sich, dass es sich am einen
Brief and eine Schrift des Albninas handelt, welche dem libellas Adsoois
abbatis de antichristo ad Qerbergam reginam fast wortgetreu entnommen
iat. 1) Za diesen Briefen ist in den Anmerkungen die Hs. von Jaff^
falsch bezeichnet: es ist nicht 14478 (Rat. E 14), sondern die oben an-
gegebene Hs. 2) Andere Hss. dieser Praefatio daselbst p. 37 s.
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260 W. Gnndlach.
— 1012 (Rec. 85') 8. XII. Ep. 191. - 1029 (Salisb. 190)
s. XI. Ep. 49 (?). — 1060 (Theol. 464) s. XII. Ep. 49. —
*4760 (TBeol. 699) s. XV. [Pertzl. Ep. 191. 258. A. H, 402.
III, 630.
Bern, Bibl. 83 8. X. Ep. 83.
St. GaUen, Bibl. 40 s. VIII. IX. Ep. 75. N. A. III, 217.
— 124 8. VIII. IX. Ep. 97. N. A. IH, 218. - 146 s. X.
Ep. 237. A. V, 510. - 267 s. IX. X. Ep. 154. 233. A. V,
509. — 269 8. X. (= 276 s. X). Ep. 191. 237. 243. 258.
A. V, 510. - 27 1 8. IX. Jaffö, Bibl. VI, p. 138 = G. Sickel,
Alkninstudien S. 44-48. A. V, 509. - 272 s. IX in. Ep. 191.
237. 243. 258. A. V, 510. — 275 s. IX. Ep. 136. 158. -
286 8. IX. Ep. 97. - 446 s. X. Ep. 261. A. V, 510. - 559
s. X. Ep. 212. - 563 8. X. Ep. 212. — 677 s. IX. X.
Ep. 97. 237. A. V, 510. — 878 s. XI. Ep. 97. — 899 s. IX.
Ep. 97. N. A. IV, 106. 126.
Zürich, Bfirgerbibl. C. 78. 451 a. IX. X. Ep. 237. 259.
N. A. IV, 100.
Leyden, *Vo88. Lat. fol. 70 8. X. rBethmannl. Ep. 239.
N. A. IV, 121. ' ^ ^
Bra88el, Burg. Bibl. "5354 8. X in. [Bethmannl. Ep. 265.
-9581-95 8. X. [Bethmann]^ Ep. 261.
Mons in Hennegau *8. X. [Bethmann]. Ep. 49.
Troye8, Bibl. *1165 8. VIII. IX. [Arndt]. JaflF^, Bibl. VI,
135 = T, beschrieben von Sickel, Alkninstudien S. 41 — 43.
A. n, 239. - "1528 s. IX. [Arndt]. Ep. 191. 243. 258.
261. A. VII, 218. 859. — 1742 s. IX^. Ep. 237. — 1776
8. XIII ex., XIV in. Ep. 238. N. A. II, 296.
Reims, Stadtbibl. E. 249. 326 s. IX. Ep. 243. A. VEH,
393. — E. 346. 363 s. X. XL Ep. 233. 237. A. VIII, 393.
— K. 785. 795 (Haenel 784) s. X. Ep. 212. N. A. II, 310.
— K. 786. 769 (Haenel 785^ s. XH. Ep. 212. N. A. U, 310.
Laon, 122 bis 8. IX. Ep. 242.
Valenciennes, Stadtbibl. 237 s. VHI ex. Ep. 96. 98. N. A.
n, 312. — *B. V. 16 8. XI. [Bethmannl. Ep. 191. — *B. V. 22
8. X. [Bethmann]. Ep. 137, 158. — 'K. 63 [Unbekannt]. Ep.
b. Augustini ad quendam comitem'.
Douai. Stadtbibl. '296 [Bethmann]. Ep. b. Augustini. —
*315 8. XII ex. [Bethmann]. Ep. 191. 243. 258. A. VIII, 423.
Arras, Stadtbibl. 734 (früher 686, S. Vedasti) s. XI. XII.
Ep. 224 (von Jaffö nur nach Martene wiederholt). N. A. II,
318. IV, 131. — 292 (früher 846, S. Vedasti) 8. X. Ep. (?)
de vita Martini. N. A. II, 318.
Rouen, A. 407. 463 s. XI. Ep. 187. A. VIH, 368.
Paris, Bibl. nat. 113 s. XI. Ep. 261. - 331 (Mazarin.)
&
1) Vgl. S. 258 Anm. 6.
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Zur Abtheilnng 'Briefe' der Monnmenta Germaniae. 261
8. XII. Ep. 137(?). 158(?). 159(?). — 1764 (Colb.) s. X. XI.
Ep. 49. — 2024 8. IX. Ep. 237. — *2183 s. XI. [ßethmann-
Pertz]. Ep. 67. 239. A. I, 295. VII, 852. - 2341 s.IX. Ep.
191. 237. 243. 258. A. I, 295. — 2373 (Colb.) s. Xn. Ep. 237.
2384 (Colb.) 8. X. Ep. 49. — 2385 (Colb.) s. XI. Ep. 137.
2386 (Colb.) 8. IX. Ep. 142. 143. — 2387 (DD. de Bethune)
8. Xm. Ep. 191. 243. 258. - '2388 (Colb.) e. XI ex. [Beth-
mannl. Ep. 115. 122. 145 (Ep. 140? 141?). — 2390 (Colb.
4310) 8. XI. Ep. 145. 191. 243. 258. — *2718 (Colb. 4593)
8. IX. rPertz- Amdtl. Ep. 182. A. I, 297. VII, 859. — 2731 Ä
(Colb. 4085) 8. X. Ep. 244. A. VH, 852. — '2826 (S. Mar-
tiali8Lemov.) 8. IX. X. [Bethmannl. Jaffö, Bibl. VI, p. 136
= L. A. I, 295. VII, 852. - 2847 s. IX. Ep. 154 (auch
Ep. 233. 237?). — 2848 (Colb.) s. X. Ep. 143 (auch Ep. 30?).
— 2849 8. IX. Ep. 191. 243. 258. — 2849 A (Ludovici de
Targny) s. X. Ep. 191. 258. — 2850 (Colb.) 8. XIV. Ep. 191.
243. 258. — '2851 (Colb.) 8. XII. rBethmannl Ep. b. AugU8tini
ad quendam comitem*. — 2974 (Colb.) s. XL Ep. 191 (auch
Ep. 258?). — '2997 (Colb.) s. XI. [Bethmannl. Ep. 237. —
*3244 (Colb. 631) 8. XÜI. [Bethmannl. J&«6, Bibl. VI,
p. 136 = Q. A. Vn, 852. - 3480 (Colb.) s. XV. Ep. 243.
*5577 (Colb. 4167) 8. IX. [Chardin]. Jaffö, Bibl. VI, p. 135
= P, beschrieben von Sichel, Alkuinstadien S. 54. A. I, 295.
VIT, 851. N. A. IV, 128. — 8433 (Baluz.) 8. XIII. Ep. 238.
— '12268 (S. öermain 801) s. X. XI. [Bethmannl. Ep.
187. A. vn, 854. Vra, 291. — '12279 (S. Germain 320)
8. IX. [Bethmannl. Ep. 137. 158. A. VH, 854. VÜI, 289. -
'12292 (S. Germain 852) 8. X. [Bethmannl. Ep. 254.
A. vn, 854. VIII, 292. — 13091 (S. Germain) s. XIH.
Ep. 238. — '13373 (S. Germain 1291) s. IX. [Bethmannl.
Jaffö, Bibl. VI, p. 136 = G. A. VH, 853. Vm, 294. Davon
ist S. Germain 1290 s. XI. XII. eine Abschrift. A. VH, 853,
vm, 294. XI, 490. — 14863 (S. Victor) s. XHI-XV. Ep.
237. — 14926 (S. Victor) s. XHI. XTV. Ep. 237. — 15074
(S.« Victor) 8. xn ex. Ep. 49. — '17448 (Navarre 5) aus
2826 8. X. [Bethmann]. Ep. 155. 175. 191. 304. A. VIH, 299.
— '(Notre Dame 41) s. XII. [Bethmannl. Ep. 187. A. VIII,
300. - (Notre Dame 133) Ep. 67. A. VII, 855. Vm, 300.
— Suppl. latin 9567 s. XII. Ep. 243. 258. N. A. VI, 480.
— CoU. Baluze vol. 69 s. IX. X; der von Löwenfeld entdeckte
Brief Alkuins an Theodulf gegen die Lehre des Bischofs Felix
von ürgel, gedruckt Bibl. de Ytcole des chartes t. XUI (1881)
p. 10. N. A. VII, 242.
Chartres *61 (S. Petri Camotensis) s. IX. [Bethmannl.
Ep. 49. 237.
1) Vgl. 8. 258 Arno. 6.
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262 W. Gnndlacb.
Ivrea, Capitularbibl. *30 s. X. [Ewald] Ep. 154. 191.
233. 237. A. IX, 616. 617. XH, 594. N. A. III, 142.
Mailand, Capitelarchiv S. Ambrosio s. X. Ep. 191. 258.
A. IX, 640. — Ambros. Bibl. 1.89 a. IX. Ep. 277. A. XH,
609. — A. 49. Ep. 237; A. XII, 609. - M. 1 s. XII. Ep. 96.
A. Xn, 610.
Verona, Capitularbibl. -LXVII (64) 8. IX. [Ewald]. Ep.
191. 243. 258. A. XII, 660. N. A. III, 142.
Parma, De Rossi II. IV. 126 (früher Lat. 35) s. XH ex.
Zwei Briefe: Karl verlangt Aafschluss über die Herkunft der
Beneventaner, Alkuin ertneilt denselben in einer längeren ganz
fabelhaften Geschichte der Franken (gedr. N. A. I, 169. 170).
Bologna, Bibl. communale Ep. 49. A. XU, 576.
Lucca, Capitularbibl. 490 s. Vm. Ep. 99. A. XII, 707.
Florenz, Laurentiana XD, 22 s. XV. Ep. 191 (?) 258 (?).
A. XU 718.
Rom, Eig. Vatic. 650 varia opera. A. XII, 222. — 1339,
ni, 199 s. XL Alkuin an Karl: 'Nocturnes celebramus''.
A. XII, 225. N. A. I, 569. — Palat. 289 s. IX. Ep. 49.
A. XII, 333, N. A. m, 154. — 584 s. XI. Ep. 97. A. XII,
339.-1449 Ep. 97. A. XII, 355. — Ottobon. 1499. Ep. 243.
A. XII, 367. - Minerva 'B. IV, 18 s. IX. [Bethmann-
Ewald]. Ep. 97. 191. 243. 301. Ale. Karolo de decem prae-
ceptis: 'Nocturnes celebramus'». A. XII, 404. 405. N. A. III,
156. — Christin. 69 (S. Mariae Luoion.) s. X. Jaffö, Bibl.
VI, p. 138 = M. A. XII, 266. N. A. III, 151. - 109 s. XIH.
Ep. 136(?). 158(?). 159(?). A. XII, 267. — 191 s. IX. Ep.
258. A. XII, 270. — 194. Ep. 191. A. XII, 270. — 226
(Pauli Petavii) s. X. Jaffö, Bibl. VI, p. 139. A. XII, 271. -
231. Ep. 191? 243. 258. A. XH, 271. - 272 s. X. JaflFö,
Bibl. VI, p. 138 = N, A. xn, 272. N. A. lU, 152 ». - 421 s. XL
Ep. 97. N. A. IV, 106. 126. — 598 (1382) s. X. Ep. 286.
N. A. IV, 285. - 1554. Ep. 237. A. XII, 321. — 1569 (S. GalH)
Ep. 259. A. XII, 322. - Corsini 1110 s. XIIL Ep. 237.
A. XII, 395. N. A. III, 156.
Montecassino 3. Ep. 191. 243. A. XII, 498. — 153 s. XI.
Ep. 97, A. V, 339. XII, 500.
Neapel, Borbonica VII, D. 33. Ep. 191. A. XII, 518.
London, Brit. Mus. Harlei. "208 s. IX. X. [Pertz]. J&S6,
Bibl. VI, p. 133 = H, ausführlich beschrieben von Sickel,
Alkninstudien S. 38-41. A. VH, 851. N. A. X, 609. — 213
1) Dieser Brief (?) fehlt bei Jatti. 2) Hier wird bemerkt, dags
nnter Nr. 111 in der Hs. eine Ep. Alchnini ad Sigradam genetricem sich
finde, welche bei Frohen und Jaff^ fehle: Schon J&Si hat Bibl. VI,
p. 138 daranf hingewiesen, dass es ein Brief des h. Leodegar (oben
S. 257) ist. Vgl. N. A. III, 669.
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Zur AbtbeiluDg 'Briefe' der Monumenta Germaniae. 263
s. X. Ep. 187. - 3036 s. XI. A. VII, 851. - 4980 s. IX.
Ep. 191. 243. 258. - Kings *8. E. XV. s. IX. [Pertzl. Jaffö,
BiTbl. VI, p. 134 = K, Sickel, AlkuiDstudieD S. 43 f. A. VII,
851. N. A. X, 609. - Kings *6. B. Vffl s. XL [Pertzl. Ep.
175. 191. 243. 258. A. VII, SM. — 6. A. XII s. XII. Ep. 191.
— Cotton. 'Vespas. A. XIV. s. X. XL [Pertzl. Jaffö, Bibl.
VI, p. 134 = V. A. IL 381. VH, 851. - Tiber. A. XV
(Appendix 35) s. X. fPertzl. JaflK, Bibl. VI, p. 134 = A,
Sickel, Alkuinstudien S. 48—51. A. VII, 851 '. — Faust. B, IV?
A. n, 381. - Addit. 18327 s. XIL Ep. 243. - London,
Lambeth. *218 s. IX. [Pertzl. Jaffö, Bibl. VI, p. 135 = L.
A. Vn, 851. - 148 s. XIL Ep. 49.
Salisbury 143 s. XH. A. VH, 851.
Oxford, *Bibl. Canoniciana Class. 279 s. XI in. [Pertzl.
Ep. 97. N. A. IV, 382.
Cambridge, *Trinity Coli. O. 10. 16. [Pertzl. Jaffö, Bibl.
VI, p. 134 = O. A. VII, 851. - Bibl. S. Benedict!. Ep. 191.
A. III, 433.
Cheltenham (früher Middlehill) Hss. des Sir Thomas
PhiUipps (Meerm.) 459 (1683) s. XII. Ep. 187. A. Vn, 98.
— 636 (1784) s. IX. enthält nach A. VH, 851 nur ein
Schreiben Dungais, Jaffö, Bibl. IV, 396.
Ashburnham- Place, Bibl. des Earl of A., Libri 1881
s. Xn. Alcuini ep. ad Carolum imp. N. A. IV, 612.
Madrid, Bibl. nacional A. 16 s. XIL Ep. 97. A. VIII, 769.
N. A. VI, 287. - A. 151 s. IX. Ep. 237. 191 (s. X. XI).
N. A. VI, 288. — Bibl. del noviciado de la Universidad central
66 s. XL Ep. 191. N. A. VI, 322.
Escorial, Real bibl. de S. Lorenzo d. III. 7 s. XIV. Karls
Brief an Alkuin: 'Nocturnes celebramus' N. A. VI, 243. —
L, III. 8 s. X. Ep. 237. N. A. VI, 254.
Vieh, Cathedr. 35 s. XIL Alcuini liber quaestionum de
litteris vel libris, interrogante Karolo M. ; Alcuini ep. ad Karo-
lum ibidem inseritur, tum et istius responsio (vgl. G. Heine,
Serapeum 1847 S. 92). N. A. VI, 340. — 80. Ep. 191. N. A.
VI, 340. - 88 s. XII. Ep. 191. 237. N. A. VI, 340. - 104
8. XL XIL Ep. 191. N. A. VI, 340.
Lissabon, Bibl. publ. 302 s. XIII. Ep. (?) Albini de vita
S. Martini. N. A. VI, 396.
3* Einhardi epistolae*. Codd. mss.: Paris, Bibl. nat.,
1) üeber die in dieser Hs. enthaltene £p. Albini magistri ad quen-
dam ducem et nxorem illius in Francia vergleiche man den Schiass-
abschnitt dieser Arbeit. 2) Ausser Einhard sind in den Einhardi epi-
stolae als Absender anzufahren:
Ladovicus Pias imp. Borna
V. et Gl.
Bemharias W. et G.
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264 W. Gundlach.
Suppl. lat. 11379 (früher 334, aus Laon) s. IX. A. VII, 861.
862. N. A. VI, 486.
Rom, Pakt. *487 s. IX. ex. [Bethmann] der Brief über
den Kometen: 'Novo et insolito'. A. XII, 336. N. A. I, 585.
II, 450. IV, 570.
Cheltenham, früher Middlehill 1717 (Meerm. 568, Abschrift
des Laoner Codex) s. XVII. A. VII, 864.
Letzte Ausgabe von Jaff^ in der Bibl. rer. Germ. IV,
p. 440—486 nach der Pariser Hs.
4* Frotharii TuUensis episcopi epistolae>. Codd. mss. :
Paris, *Nat. Bibl. Rösidu S. Germain 97 n. 4 s. X. [Bethmann].
A. VIII, 317; jetzt 13090 (S. Germ.) s. IX. Ausg. von du
Chesne, Hist. Franeorum SS. 11, p. 712—722: 'Ex antiquis
membranis Carnotensibus nunc primum editae'.
B.
1) Karoli Magni epistolae. Codd. mss.: Leipzig, Uni-
versitätsbibl. 353. Karoli M. epp. A. VI. 219.
Karlsruhe, Hofbibl. 209 (XVIII) ad Hildibaldum epi-
scopum Coloniensem aliosque episcopos de Spiritus septiformis
gratia ep. : 'Gratias agimus'. Jaffö, Bibl. IV, p. 374. A. XI, 784
(Böhmer -Mühlbacher R. 353).
München, Cod. lat. 14468 (Em. E. 91) a. 821 ad Eli-
fandum: 'Gaudet pietas'. Sirmond, Conc. Gall. II, 186. N. A.
X, 560 (Böhmer -Mühlbacher R. 317^).
S. Paul (in Kärnten) XXV. 1) K. ad Odilbertum Medio-
lanensem archiepiscopum ep., ut baptizandi ritum sibi exponat :
'Saepius tecum (eine andere He. in Wien: lus. can. 45)
(Böhmer -Mühlbacher R. 461), 2) Odilberti ad Karolum ep.
rescripta, quacum excerpta de ritu baptizandi mittit: *Igitur
immensae*. Jaff^, Bibl. IV, p. 401. 403, Boretius, Cap. I,
p. 246. 247».
Zürich, Cantonalbibl. C. 102 s. X. 1) K. ad Amalarium
Trevirensem archiepiscopum ep., ut baptizandi ritum sibi ex-
i)onat: 'Saepius tecum' (Böhmer -Mühlbacher R. 461). 2) Ama-
arii ad Karolum de baptizandi ritu ep.: 'Domne mi christia-
nissime Imperator, misistis*'. 3) Karoli ad Amalarium ep.:
1) Die Frothariusbriefe enthalten auch Schreiben von
Albericus Senonica plebs (congregatio)
Aldricus (Frotharius et) Smaragdns
Hetti Wicardus.
Hieremias
2) Obwohl in den Mon. schon gedruckt, sind die Briefe hier auf-
genommen, weil sie inhaltlich eng mit den folgenden zusammengehören
(der Brief Odilberts ist übrigens auch in Paris, Nat. Bibl. 2389 (Colb.)
s. XII. enthalten). 3) Der Brief findet sich auch in St. Gallen, Bibl. 446
(A. V, 510) und (auch dem Alkuin zugesprochen) in Rom, Vatic. Christ.
284 8. X. (A. XII, 273. N. A. HI, 162) und Ashburnham - Place, Libri 69
8. IX. (N. A. rV, 610). Frage und Antwort vereint wahrscheinlich in *
Arras, StadtbibK 685 (741) s. XU. (s. Vedasti) N. A. H, 318.
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K
Zur Abtheilung 'Briefe' der Monumenta Germaniae. 265
de responso sibi super ritu baptizandi dato gratias agit : 'Scripta
nobis tua'. Jaffö, Bibl. IV, p. 402. 406. 409. (Böhmer -Mühl-
bacher R. 462).
St. Gallen, Bibl. 271 s. IX. K. Nicephoro Graecorum im-
peratori scribit, Arsafium legatum eius a sese susceptum pacem-
ue confirmatam esse: 'Cum in omni humanae'. Jaffö, Bibl.
^", p. 393. (Böhmer-Mühlbacher R. 446).
jParis, Bibl. nat. Notre Dame 133 (Willelmi Malmesburien-
sis Gesta regum Anglorum) s. XII. ad Offam regem Mercio-
rum ep. de pregrinorum Romam euntium immunitate: 'Primo
gratias'. Jaffa, Bibl. IV, p. 357. A. VH, 855. 859. VIH, 300».
— *528 (S. Martialis Lemov.) s. IX. [Arndt] ad archiepi-
scopum quendam ep., ut clerum suum Iitteris erudiat: 'Cum
in adquirendis'. Jaff^, Bibl. IV, p. 369. A. I, 297. N. A. IV,
106. (Böhmer- Mühlbacher R. 269). — *2777 (Colb.) s. IX.
[Pertz] ad Fastradam reginam ep. de Avaris a Pippini Italiae
regis exercitu superatis : ^Salutem amabilem' >. JsLuiy Bibl. IV,
p. 349. A. I, 297. VH, 859. (Böhmer- Mtihlbacher R. 306).
Florenz, Riccard. 300 ^früher K. III. 9) s. XI. (Auszug
aus Vatic. 1349). Fragment de die dominico: ^Dominicum diem
apostoli ideo religiosa soUempnitate sanxerunt' ohne Gesetzes-
intention, wahrscheinlich aus einem Briefe. N. A. I, 575.
Montecassino 353 s. X. (= La Cava, auch Parma s. XII).
Fabelhafte Briefe Karls und des byzantischen Kaisers, welche
auch von dem Anon. Salernitanus in seine Chronik (Mon.
Germ. SS. III, p. 488) aufgenommen sind. A. V, 150. 254,
XII, 506. N. A. I, 169 (Böhmer - Mtihlbacher R. 160). - 257
s. XII. Karoli M. ep. ad Paulum Diaconum. A. V, 124. 338.
La Cava, s. XI. Dieselben fabelhaften Briefe wie in
Montecassino. A. V, 150. X, 394. N. A. I, 169 (Böhmer- Mühl
bacher R. 160).
London, Brit. Mus. Harlei. 208 s, X. ad Michaelem I.
Graecorum imperatorem legatos mittit, qui foederis tabulas ab
eo signatas accipiant: ^Benedicimus Dominum'. Jaff^, Bibl.
IV, p. 415. A. IL 381. (Böhmer -Mühlbacher R. 463).
Cheltenham, Bibl. des Sir Thomas Phillipps 11604 s. XIII.
ad OflFam regem: 'Primo gratias'. Jaffö, Bibl. IV, p. 357.
N. A. IV, 598».
Von folgenden Briefen Karls fehlen neuere Nachrichten
über die dazu gehörigen Hss.:
1) K. Offam regem Merciorum rogat, ut presbyterum et
Scottum, qui ieiunium non observaverit, e dioecesi Coloniensi
1) Nach Mühlbacher R. 322 ist dieses Schreiben nur ein Auszug ans
dem Alkuinbriefe : *Inter regales dignitates'. (Ep. 67, Jaffd, Bibl. VI,
p. 286). 2) Der Brief ist auch von Zeumer in den Formulae p* 510
abgedrackt 3) Vgl. Anm. 1.
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266 W. Gundlach.
in patriam redire iubeat, ubi proprius episcopus de eo iudicet:
'Presbyter iste et Seottus'. JaflFö, Bibl. IV, p. 351. (Böhmer-
Mühlbacher R. 323).
2) E. Athilhardum archiepiscopum Cantuariensem et Ceol-
walfum episcopum Sidnacestrensem rogat, ut exsules quosdam
Offae regi Merciorum commendet: 'Nullatenus vastam terrae'.
Jaffö, Bibl. IV, p. 352. (Böhmer- Mühlbacher R. 324).
3) E. Angilberto abbati S. Richarii Romam eunti ad
Leonem III. papam mandata dat: ^Divina regente miseri-
cordia'. JaflF^, Bibl. IV, p. 353. (Böhmer- Mühlbacher R. 320).
4) K. Leoni IIL papae constituto gratulatur et Angil-
bertum legatum suum commendat: ^Perlectis excellentiae
vestrae'. JaflF^, Bibl. IV, p. 354. (Böhmer- Mühlbacher R. 321).
Jaff^ scheint die beiden ersten Briefe nach Quercetanus,
Opp. Alcuini p. 1614. 1576 wiederholt, die beiden letzten
nach Frobenius, Opp. Alcuini II, p. 558. 559 gegeben zu
haben, welcher sie ex S. (cod. Salzburgensi) et ex E. (cod.
S. Emmerammi) veröflfentlicht hat.
Dazu kommen noch zwei gefälschte Stücke:
1) K. schreibt an König Offa von Mercia, dass jetzt nach
Eroberung der Hauptstadt der Langobarden und ganz Italiens
der Langobardenkönig Desiderius und die unterworfenen
Sachsenherzoge Withimund und Alboin mit fast allen Bewoh-
nern Sachsens die Taufe empfangen haben: 'Cum deceat reges'.
(Böhmer - Mühlbacher R. 261 vgl. Sickel, Acta Karol. II,
p. 276). Spelman I, 315 ex vita ms. Offae regis.
2) K. schreibt an Abt Manasses von Flavigny, dass er
auf Vermittelung Theodulfs, Bischofs von Orleans und Abts
von Fleury, die Errichtung eines Klosters bei Corbigny ge-
nehmige, dasselbe, wie früher Flavigny, von jedem Zins ausser
an das Mutterkloster befreie und einen silbernen Schrein mit
Reliquien schicke : 'Benedictum nomen'. (Böhmer -Mühlbacher
R. 200, vgl. Sickel, Acta Karol. II, p. 408). Labbe, Nova
bibl. I, p. 270 ex schedis J. Sirmondi. Cod. ms.: Chartul.
Flavin. in bibl. civitatis Castellionis ad Sequanam, cuius copia
extat in cod. bibl. Paris. Bouhier 128.
2) Ludovici Pii et Irmingardis epistolae. Codd.
mss.: München, Cod. lat. 4608 (Bened. 108} s. XL XII. Vor
der Passio S. Dionvsii Areopagitae: L. ad Hilduinum abbatem
S. Dionvsii de colligendis in unum corpus eis quae in Grae-
corum nistoriis de S. Dionysio passim repererat: ^Quantum
muneris'. (Bouquet, Recueil des historiens des Gaules VI, p. 347,
Böhmer -Mühlbacher R. 920). Hilduini ad Ludovicum rescripta
ep., qua ei quaecumque memoria librique prae manibus haoiti
suppeditarunt de S, Dionysio collecta transmittit: ^Exsultavit
cor meum'. (Bouquet VI, p. 348). N. A. IX, 423. — 21551
(Weihenst. 51) s. XIL Dieselben Briefe. N. A. IX, 586.
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Zur Abtbeiluog 'Briefe* der Monumenta Germaniae. 267
Wien, Hofbibl. Rotulus s. X. ad Eugenium papam: rogat,
ut Adahrammum luvavensis ecclesiae archiepiscopum benigne
suscipiat eique pallium largiatur: 'Rogavit noB\ Kleimayrn,
luvavia, Anhang S. 77 (Böhmer -Mühlbacher R. 765).
Bern, 322 s. IX. Ludovici imperatoris ep. ad episcopum.
A. V, 499.
Brüssel, Burg. Bibl. 9290. Ep. Ludovici ad Hilduinum,
Hilduini responsum, wie oben. A. VIII, 527.
Paris, Bibl. nat. 2445 A s. XIV; 2445 B fColb.) s. XVI;
2447 ; 2873 A s. XI; 2873 B s. XV; 10846 s. X; 10847 s. XL
Hilduini Areopagitica. — 5411 s. Xu. Mehrere Briefe des
K. Ludwig und der Irmingarde. A. XI, 486.
Rom, *Ottobon. 3064 s. XI in. [Bethmann]. A. XII, 372;
^Christ. 1244 s. XVI. [Bethmann]: Conquestio domni Chludo-
wici imp. et augusti piissimi de crudelitate et defectione et
fidei ruptione militum suorum et de horrendo scelere filiorum
suorum in sui deiectione et depositione patrato : 'Fractus robusti
olim brachii'. Mai, Spicil. Rom. VI, p. 197.
Oxford, Bodlei. Laud. Mise. *163 s. XV. (=1276?)
[K. Pertzl. Ludovici ep. ad Hilduinum ». N. A. IV, 380. -
n276 [PertzJ. Dasselbe. A. III, 441.
3) Ludovici et Lotharii imperatorum epistolae.
Wien, *Cod. Trevis. s. XV. [Pertzl. Sickel, Acta Karol.
L. 248. 251 ad Venerium patriarcnam Gradensem ; L. 248, se
ecclesiae eius praeceptum, quod Karolus antecessori lohanni
concessisset, confirmasse et ob eius petitionem cum ad domnum
apostolicum tum ad Bosonem comitem conscribi iussisse : 'Sus-
cepimus litteras''. — L. 251, eum iterum Romam se conferre
iubent, ut lis inter ipsum et Maxentium patriarcham orta
coram domno apostolico dirimatur: ^In litteris'. Ughelli, Italia
Sacra V, p. 1103. 1104. (Böhmer - Mühlbacher R. 812. 814).
Nachrichten über Hss. der beiden folgenden Briefe fehlen :
1) Sickel, Acta Karol. L. 235 ad leremiam et lonam
le^atos Romam mittendos de Halitgarii et Amalarii collectio-
nibus: ^enerunt ad praesentiam'.
2) Sickel, Acta Karol. L. 236 ad Eugenium papam de
leremia et lona episcopis, legatis suis Romam missis, et de
legatione papae Constantinopolim mittenda: ^Quia veraciter'.
Synodus rarisiensis de imaginibus habita a. 824 (Francofurti
1) In derselben Hs. findet sich auch (nach einer Notiz von der Hand
E. Pertz*) das rescriptnm Hilduini ad imperatorem und die Ep. Hilduini
ad cunctoB s. catholicae ecclesiae filios et fideles de Vita S. Dionysii:
'Cum nos scriptura'. 2) Der Brief des Venerius, welcher zu diesem
Schreiben den Anlass gegeben hat, ist in einem doppelten Entwürfe ad
LudoYicum imperatorem: 'Yestrum quidem piissime' und ad Ludovicum et
Lotharium imperatores : ^Yestrum quidem piissimi' von Pertz aus demselben
Codex abgeschrieben.
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268 W. Gundlach.
1596 in 80) 125. 123 (Bömer- Mühlbacher R. 794. 795). —
Cod. ms. vielleicht Paris, Bibl. nat. 1597 A. s. IX. (liber
s. Remigii)?
C,
1) t StephanusU. papa' testatur se comitante Pippino
rege reli(juias patris Benedicti eiusque sororis e Francia in
monasterium Cassinense retulisse: ^Öicut nemo*. J, 2318. —
Muratori Rer. It. SS. II, I, p. 363 ex Epitome Chronicorum
Casinensium.
2) t Paulus I. papa Earolo regi afflictam ecclesiam
Viennensem commendat: ^Humanae substantiae'. J. 2367.
Bosco, Floriac. bibl. laevum xyston, p. 45.
3) t Stephani IIL papae ad Proculum Viennensem
archiepiscopum de vexata eins ecclesia quam principibus Fran-
corum commendaverit ep.: 'Lectis Htteris'. J. 2385. Bosco,
Floriac. bibl. laevum xyston p. 44.
ad Aribertum Narbonensem archiepiscopum de ludaeis qui
4ntra fines et territoria Christian orum allodia hereditatum in
villis et suburbanis quasi iucolae christianorum possideant per
Juaedam regum Francorum praecepta': 'Convenit nobis*.
. 2389. Mansi XVIII, 177: ^Epistolam hanc primus edidit
Catellus in Commentariis Septimaniae*.
4) Hadriani I. papae ad metropolitanum Tilpinum Re-
mensem archiepiscopum de Lullo archiepiscopo Mogontino ep. :
'Quia ad petitionem\ J. 2411. MG. SS. XIII, p. 463 (Flodoard).
f de metropolitanis Francorum ad Bertherium Viennen-
sem archiepiscopum: 'Dilectus'. J. 2412. Bosco, Floriac. bibl.
laevum xyston, p. 46.
de re Elipandi ad sacerdotes Galliae et Hispaniae ep.j:
'Igitur dilectissimus\ J. 2482. Mansi XIII, p. 865: 'Collata
a P. lacobo Sirmondo cum codice S. Mariae Remensis ab
Hincmaro donato, - ut ait P. Sirmondus in apographo, quod
asservatur in bibl. CoUegii Parisiensis Soc. lesu'.
ad Fulradum de immunitate coenobii Dionysiani ep.:
'Quanta beati'. J. 2491. Mabillon, De re dipl. 492 ex cod.
Thuaneo (nunc Colb.) num. 780.
ad legatos Karoli regis, ut videtur, ep.: ^uaerit, num
Capuanorum quorundam deditionem accipiat, litterasque ad
Adelpergam Arichis ducis Beneventani viduam mittit: ^ .
(ad co)gn(i)tionem pruden(tissi)m(ae)'. Nach dem Facsimile
des in Paris befindlichen Originals: Tardif, Facsimile de
chartes et de diplomes Mörovingiens et Carlovingiens, ge-
druckt bei JaflF^, Bibl. IV, p. 345.
1) Zu den von Stephan 11, Paul I, Stephan III. und Hadrian I. hier
vermerkten Briefen kommen diejenigen hinzu, welche sich im Codex
Carolinus und unter den Alkuinbriefen (J. 2483) finden.
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Zur Abtheilung 'Briefe^ der Monumenta Germauiae. 269
Codd. mss.: München 14468 (Em. E 91) s. IX. J. 2482.
N. A. IX, 560.
Paris, Bibl. nat. 2777 (Colb. 3335) s. IX. Adriani I. papae
epp., darunter J. 2491. A. I, 294. N. A. VII, 401.
Rom, Eig. Vatic. 3827 (S. Petri Bellov.) s. X. Adrianus
Carolo de imaginibus : 'Dominus ac redemptor*. A. XII, 237.
Christ. 1041 s. XVI. Dasselbe. A. XII, 313. — Barberina
XXXII, 38 (3158) 8. XVII. Adriani I. epp. e cod. Nonantu-
lano. A. XII, 382. - ib. XI, 197 (1234) s. XVII. Adriani L
epp. A. XII, 379.
5) Leonis III. papae de Amone Salzburgensi archiepi-
scopo epp.:
a. b. ad clerum et populum provinciae Baioariorum: *Di-
lectionis vestrae'. J. 2495, 'Dum amore'. J. 2503. Beide bei
Zahn. Urkb. des Herzogthums Steyermark S. 3. 4 nach einer
Abscnrift des 11. Jahrhunderts im k. k. geh. Haus-, Hof- und
Staatsarchiv zu Wien.
c. ad Karolum regem : 'Dum per\ J. 2496. Kleimayrn,
luvavia, Anhang S. 52, ex archiv. Capitul. Metrop.
ad Arnonem de munere archiepiscopali administrando ep.:
'Officium sacerdotis*. J. 2498. Zahn, S. 1 aus der oben an-
gegebenen Abschrift.
de monachis s. montis Oliveti ad Carolum augustum ep.:
'Omnia quae'. J. 2520.
[Congregationis s. montis Oliveti ad Leonem III. papam
en., qua cum eo de iniuriis a lohanne S. Sabae monacno sibi
illatis queritur: 'Domine pater te dignatus est*. Dieser Brief
ist wie der des Leo von Jaflfö, Bibl. IV, p. 382 (bez. p. 386)
nach Baluze^ Mise. VII, p. 14 (bez. p. 17) wiederholt, welcher
beide Briefe ex cod. S. Martialis Lemovicensis heraus-
gegeben hat].
ad Riculfum Moguntinum archiepiscopum de epistola
Caroli M. et de reliquiis S. Caesarii ep. : 'Cum ad limina*.
J. 2522. JaflFö, Bibl. III, p. 317 : Wien, Hofbibl. 751 (Theol. 259).
f de iurisdictione sacerdotum ad Carolum imperatorem ep.:
'Omnibus vobis\ J. 2530. MO. LL. II, App. p. 48.
f ad Volferium Viennensem archiepiscopum de privilegiis
Gallicanorum episcoporum Carolo augusto potente confirmatis
ep.: (Potente inclyto*. J. 2533". Bosco, Floriac. bibl. laevum
xyston ü. 47.
Codd. mss.: Wien, Hofbibl. luscan. 41. 42. 43. Leonis
papae ad imperatorem et diverses epp. A. H, 552.
Rom, Eig. Vatic. 1348 s. XII. Brief Leos an den Klerus
über Karis Ankunft in Rom. A. XII, 226. N. A. III, 148. —
1) Dazu kommen die von Jaff^ in der Bibl. IV, p. 307 sqq. als
Leonis III. epistolae veröffentlichten Briefe (nach dem in der Herz. Bibl.
in Wolfenbüttel befindlichen Cod. 287 (Heirost. 254) s. IX).
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270 W. Gundlach.
3790 a. 1551. Leonis III. ratio fidei ad Bernariam et lesse et
Adularium missos Karoli M. A. XII, 237. — 4898 Epp.
Zachariae, Bonifatii, Leonis (III?), Gregorii. A. XII, 244. — -
4982 s. XVII. Leo ad imp.: ^In magno se saeriiegio' über
die Gottheit Christi. A. XU, 246.
6) Paschalis I. papae ad Barnardum abbatem Ambro-
niacensem ep.: ne oblatum archiepiscopatum Viennensem as-
pernetur: *Cum militiam'. J. 2547. Alabillon, Acta SS. saec. IV,
pars II, p. 562 e Fragmente primo Vitae S. Barnardi archi-
episcopi Viennensis edito ex ms. cod. Ambroniacensi.
aa Barnardum archiepiscopum Viennensem ep. qua su-
sceptam dignitatem gratulatur: <Quia sanctitatem. J. 2549.
Bosco, Floriac. bibl. laevum xyston p. 49 (Mabillon, Acta SS.
saec. rV, II, p. 566 e Fragmente altero Vitae S. Barnardi).
ad Ludovicum imperatorem de sacerdotibus venerandis et
defendendis ep. : ^Honor quidem*. J. 2550. Mansi XIV, p. 376
ex ms. cod. t. IV, 7 bibl. Univers. Taurin.
Cod. ms.: Turin, üniversitätsbibl. 903 (E. V. 44) s. XIL
N. A. VIII, 361.
ad omnes christianos de Ebene archiepiscopo Remensi
eiusque socio Halitgario episcopo Cameracensi ad partes aqui-
lonis fidem Christi propagatum missis ep.: <Cum religiosissi-
mum'. J. 2553. Lappenberg, Hamb. ürkb. I, S. 9: ^Zuerst
von Cäsar mitgetheilt aus einer Hs. des Triapostolatus sep-
tentrionis, hernach von Mader, S. 246 aus einer Hs. der Helm-
stedter Bibl. Nr. 32, jetzt in Wolfenbütter. — Abschrift von
Pertz aus einer ungenannten Handschrift.
f ad Stephanum Cadurcensem episcopum de monasterio
Figiacensi restaurando ep. : ^Figiacense . J. 2554. Gallia christ I,
Instr. p. 43 (ex cartulario Cluniacensi ?) cf. Bibl. de FEcole
des chartes XXXIII, 1872, p. 266.
7) Eugenii II. papae ad Adalrammum archiepiscopum
Salzburgensem ep. : pallii usum concedit : Tallii usum\ J. 2558.
Kleimaym, luvavia, Anhang S. 80 ex arch. archiepisc.
ad Barnardum archiepiscopum Viennensem de quodam
lustinianae legis loco ep.: *Congaudeo*. J. 2563. Mabillon,
Acta SS. saec. IV, II, p. 567 e Fragmente altero Vitae S. Bar-
nardi (Bosco, Floriac. oibl. laevum xyston p. 50).
8) Gregorii IV. papae ad Francorum episcopos de
eorum insolentia ep. : ^Komano pontifici*. J. 2578. Agobardi
Opp. n, p. 53 (ed. Baluze) nach dem Codex, der die Werke
Agobards enthält (?).
f de Aldrico Cenomanensi episcopo ad omnes episcopos
ep. : ^Divinis praeceptis\ J. 2579. Baron. Ann. eccl. A. §39
N. 2 ex Vatic. bibl. et cod. bibl. S. Mariae supra Minervam
Rom., Mabillon, Vet. Analecta p. 298 aus dem c. XXIII der
'Actus pontificum Cenomannis in urbe degentium' ex bibl.
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Zur Abtheilung 'Briefe* der Monumenta Germaniae. 271
Colbertina seu ex schedis clarissimi Ändreae Chesnii^ davon
abweichend Baluz. Mise. III ex ms. cod. Cenomanensi.
ad Liuprammum archiepiscopum Salzburgensem de pallii
usu ep. *Si pastores*. J. 2580. Kleimayrn, luvavia, Anhang
S. 82 ex arcn. archiepisc.
f de Ebone archiepiscopo Remensi ad omnes christianos ep.
^Cum divina'. J. 2583. Sirmond III, p. 609: fNunc primum
in lucem edita ex cod. S. Mariae Landunensis'.
ad Ot^arium archiepiscopum Moguntinum ep.: de mune-
ribus missis gratias agit. ^Quod nos. J. 2584. Jaff^, Bibl.
III, p. 325: Wien, Hof bibl. 751 (Theol. 259).
Codd. mss.: Laon 399. 456 s. IX. X. J. 2583. A. XL
495 cf. A. Vn, 865.
Paris, Bibl. nat. 1557 (Colb.) s. X. J. 2579. - 3859 A
(Mazarin) s. XVI. Zachariae, öregorii (IV?) etc. epp.
Rom, Eig. Vatic. 4898. Epp. Zachariae, Bonifatii, Leonis,
Gregorii (IV?). A. XU, 244.
D.
1) Agobardi Lugdunensis archiepiscopi libelli, epistolae,
praefationes:
a. Adversum dogma Felicis episcopi ürgellensis Über.
Praefatio ad Ludovicum Pium: 'Christianorum religiosissimo'.
Agobardi Opp. (ed. Baluze) p. 1.
b. De insolentia ludaeorum ad Ludovicum Pium: ^Cum
deus omnipotens'. Opp. p. 59.
c. Agobardi, Bemardi et Eaor episcoporum ad eundem
imperatorem de ludaicis superstitionibus ep. ^Sicut in prae-
missa'. Opp. p. 66.
d. Supplicatio ad proceres palatii (Adalardum, Walam,
Helisachainim) de baptismo ludaicorum mancipiorum. 'Nuper
cum a palatio'. Opp. p. 98.
e. Ad Nibridium episcopum Narbonensem de cavendo
convictu et societate ludaica exhortatoria ep. *Si locorum
vicinitas'. Opp, p. 102.
f. Adversus legem Gundobadi et imjpia certamina quae
per eam geruntur Über. Praefatio ad Ludovicum Pium: ^Ob-
secro inaperturbabilem\ Opp. p. 107.
g. De privilegio et iure sacerdotii liber, Praefatio ad
Bernardum episcopum: 'Nuper dum in unum\ Opp. p. 122.
h. Liber contra obiectiones Fridugisi abbatis: ^Dudum
modestiae vestrae'. Opp. p. 165.
i. Ad proceres palatii (Hilduinnm, Walam) contra prae-
ceptum impium de baptismo ludaicorum mancipiorum ep.
'Noverit mansuetudo vestra\ Opp. p. 192.
k. Ad Matfredum, procerem palatii, de iniustitiis deplo-
ratoria ep. ^Obsecro praecellentissimam*. Opp. p. 207.
Neues Archiv etc. XII. 18
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272 W. Gundlach.
1. De divisione imperii Francortim inter filios Ludovici
imperatoris ad Ludovicum flebilis ep. 'Cum unusquisque'.
Opp. n, p. 42.
m. De comparatione utriusque regiminis ecclesiastici et
politici et in quibus ecclesiae dignitas praeftügeat imperiorum
maiestati ad Ludovicum imperatorem : 'lubet vestra prndentis-
sima'. Opp. 11, p. 48. v
n. Pro filiis Ludovici Pii imp. adversus patrem liber apo-
logeticus: ^Audite haec omnes'. Opp. U, p. 61.
o. Cartula porrecta Lothario augusto m synodo Compen-
diensi anno 833 de eis ouae ad soliditatem regni et ad pur-
gationem animae domni Hludowici pertinere videbantur: 'In
nomine Dei ac Domini\ Opp. II, p. 73.
p. De spe et timore. Praefatio ad Ebbonem archiepisco-
pum Remensem: 'Cum quadam die'. Opp. 11, p. 76.
q. De correctione antiphonarii liber. Praefatio: 'Dilectis-
simis in Christo fratribus et praecipue cantoribus ecclesiae
Lugdunensis'. 'In divinis laudibus'. Opp. 11, p. 85.
Codd. mss. Paris, Bibl. nat. 2853 c. 840 Agobardi Opp.
A. I, 295. VII, 864. — 2315 (Colb.) s. XII. enthält q. —
8917 s. XII. dassebe.
2^ Amalarii Trevirensis archiepiscopi praefationes et
epistolae :
a. De ecclesiastico officio libri IV. Praefatio ad Ludo-
vicum Pium: 'Gloriosissime imperator\ Max. bibl. XIV,
p. 934.
Codd. mss.: St. Gallen, Bibl. 278 s. IX. — Paris, Bibl.
nat. 1938 (Claudii Puteani) s. X. XII. — 2401 (Bigot.) s. XL
XII. — 11580 (S. Germain) s. XIL
Dieselbe Schrift (?) unter dem Titel: De divinis officiis
libri. Praefatio ad Carolum regem (?). Mabillon, Vetera Ana-
lecta II, p. 93 (nur ein Supplementum ad librum IV de offi-
ciis divinis).
Codd. mss.: Paris, Bibl. nat. 2400 (S. Martialis Lemov.)
s. XI\. — 2402 (Nicolai Fabri, postea Colb.) s. XIL - 2852
(ülrici Obrechti Argent.) s. X.
Rom, S. Croce 30 (Nonant.) s. XL A. XIL 396. — Christ.
146 s. X. A. XII, 268.
Montecassino 153 s. XL A. XII, 500.
Barcelona, Archive de la Corona de Aragon 162, s. XL
— 76, s. XL N. A. VI, 391.
b. Ad leremiam Senonensem archiepiscopum de nomine
lesu ep. 'Scribunt salvatoris'.
[leremiae ad Amalarium rescripta ep. 'Porphyrius philo-
sophus*].
c. Ad lonam episcopum de eadem re ep. 'Pater inti-
mate'.
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Zur AbtheiluDg 'Briefe^ der Monumenta Germaniae. 273
d. Ad Rantgarium episcopum Noviomensem de loco illo:
*Hic est calix sanguinis Novi et aeterni Testamenti^ mysterium
fidei' ep. ^Memini me interrogatum'.
e. Ad Hettonem monachum de auetore illo, 'qui distinctio-
nem faeit inter Seraphin, quando neutri generis est et quando
masculini' ep. ^Dignata est fratemitas'.
f. Ad Gruntradum ep. qua respondet interroganti , cur
statim spuat post comestam eucharistiam. ^Fili mi recor-
datus sum\
Die aufgezählten Briefe b— f finden sich bei D'Achery,
Spieil. III, p. 330. 331 ex ms. Corbeiensi.
Codd. mss.: St. Gallen, Bibl. 278 s. IX. — Wien, Hof-
bibl. 914 (Reo. 17) s. X. Amalarii VI. epp. cum responsis.
Paris, Bibl. nat. 2399 (Colb.) s. XL epp. qüinque.
*Rom, Christ. 146. s. X. ^Scribunt^ Torphyrius', 'Patri\
[Bethmann]. A. XII, 268.
g. Ad episcopum anonymum epistolae exhortatoriae frag-
mentum: 'Sufficere quidem'. Martene et Durand, Thes. I,
p. 25 ex ms. S. Albini Andegavensis.
h. Ad Petrum abbatem Nonantulanum ep. quacum ei quae-
dam opuscula mittit: ^Nuperrime suscepi*. Jaflfö, Bibl. IV,
p. 423. Zürich, Cantonalbibl. C. 102 s. X. N. A. IV, 140.
3) Amalardi abbatis monachorumque Hornbacensium
ad Riculfum archiepiscopum Moguntinum ep. qua rogant, ut
monasterii ecclesiis in dioecesi Moguntina sitis Macharium
presbyterum praeesse sinat. 'De cetero notum sit\ JaflFö,
Bibl. III, p. 317: Wien, Hof bibl. 751 (Theol. 259).
4) Angilberti S. Richarii Centulensis abbatis ad Ar-
nonem, ut videtur, archiepiscopum Salzburgensem epp.:
a. scribit de sua valetudine, de ecclesia S. Pauli et coe-
nobio S. Stephan! ei collatis; de monachis S. Amandi: se regi
post medium Septembrem obviam iturum esse. 'Prospera
nobis'.
b. respondet de Arnonis ad Carolum regem accessu.
'Immensas gratias'.
c. respondet de Caroli regis itinere: rem eins sibi curae
esse. 'Gratiarum actiones'. Jaffd, Bibl. IV, p. 365. 367. 368:
*Wien, Hofbibl. 795 (Salisb. 140) s. IX. [Pertzl. A. III, 392.
N. A. IV, 123.
5) Anskarii ad omnes episcopos regni Ludovici ep.
quacum librum quendam de Ebone archiepiscopo Remensi
compositum transmittit 'Nosse vos cupio'. Lappenberg, Hamb.
Urkb. I, S. 28 aus Cäsar«.
6) Arnonis archiepiscopi SaJzburgensis de synodo in
1) In der Hs. Paris, Bibl. nat. 12296 (S. Germ.) s. IX. findet sich
am Schlofls: 'lettre de A. archeveque de Hambourg & Tabbd de Corbie\
18*
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274 W. Gundlach.
Rispach celebranda ep. encjclica: ^Solito etenim'. Pez^ Cod.
dipl.-hist.-epistolaris I, p, 74 ^ex veterrimo cod. Tegems/
Cod. ms.: München, Lat. 19410 (Teg. 1410 = Cimel. 17)
8. IX. N. A. IX, 581.
7) Attonis presbyteri ad Ludovicum imperatorem de
Frotwino clerico ep. 'Öominationi vestrae'. Jaff^, Bibl. III,
p. 324: Wien, Hofbibl. 751 (Theol. 259).
8) Bernardi abbatis ad Carolum M. de pecuniis patri
suo mutois datis aliisque rebus ad ludaeum quendam spec-
tantibus ep. *Noverit celsitudo vestra'. Bornstedt, Der heilige
Ludgerus S. 219 *ex originali et archivio Claust. Werdens'.
9) Casinensium monachorum ad Carolum M. ep. Cf.
Theodmarus.
10) Chathwulfi ad Carolum M. ep.: prosperitatem ei
gratulatur eumque ad virtutem sequendam admonet. ^Domine
mi rex\ JaflFä, Bibl. IV, p. 336: Paris, Bibl, nat. 2777 (Colb.
3335) 8. IX. A. VII, 859. N. A. VII, 401.
11) Claudii Taurinensis episcopi praefationes:
a. Libri informationum litterae et spiritus super Leviticuni.
Praefatio ad Theudemirum abbatem. 'Cogis et compellis'.
Mabillon, Vet. Anal. p. 90 ex cod. Remigiano.
b. (Jatena super Matthaeum. Praefatio ad lustum ab-
batem: 'Anno 815 incarnationis Salvatoris*. Mai, Spicil. IV,
p. 301 : 'in duobus conspexi codicibus' (de cod. cathedralis
ecclesiae Laudunensis cf. Mabillon, Vet. Anal. p. 92).
c. Commentarii epistolarum Pauli apostoli. Praefatio ad
Theudemirum abbatem: <Non vetat pertinaciter'. Mai, Script,
vet. Coli, nova VII, p. 274 ex antiquo cod. Bobiensi, nunc
Vaticano, ohne Zweifel demselben Cod. — Vat. 5575 (S. Co-
lumbani Bob.) s. IX. — , aus welchem Bethmann diese Vor-
rede abgeschrieben hat. A. XII, 252.
d. Enarratio in epistolam S. Pauli ad Galatas. Praefatio
ad Dructerannum abbatem: 'Tres ni fallor*. Max. bibl. vet.
patr. Luffd. XIV, p, 141, vgl. Mabillons Bemerkung unter e.
e. Expositio in S. Pauli ad Ephesios epistolam. Prae-
fatio ad Ludovicum Pium: 'Cum nostris temporibus'. Mabillon,
Vet. Anal. p. 91: 'Expositiones super epp. Pauli habemus in
duobus voluminibus bibl. Floriacensis*.
f. Apologeticum adversus Theudmirum abbatem rescrip-
tum : 'Epistolam tuam*. Baron. Ann. eccl. A. 823 N, 60 Exe.
12) Dodanae liber manualis. Praefatio ad Willelmum
filium suum: 'Cernens plurimos'. Cod. ms.: Paris, Bibl. nat.
12293 (S. Germ.) s. XVII. — Mabillon, Acta SS. saec. IV, I,
p. 750 'ex ipso autographo quod illustrissimus Petrus de Marca
quondam Acherio nostro concessit'. Eine neue Ausgabe ist in
Vorbereitung, vgl. N. A. XI, 641.
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Zur AbtheiluDg 'Briefe' der Monumenta Germaniae. 275
13) Dnngali Reclasi epistolae:
a. Responsa dat contra perversas Claudii Taurinensis epi-
scopi sententias 'sub nomine et honore gloriosissimorum prin-
cipum . . Ludovici maximi ac Serenissimi imperatoris eiusque
filii nobilissimi augusti Lotharii'. Prologus: 'Hüne itaque li-
bellum'. Migne CV, p. 465 'e cod. scripto in monasterio
b. Dionysii ad Seqnanam fiamen, tum Pauli Petavii senatoris
Parisiensis'.
b. Carolo imperatori exponit de solis defectione anno 810
bis facta: ^Audivi ergo'. Jaflfd, BibL IV, p. 396: *Hanc epi-
stolam a Mabilione ex cod. S. Remigii descriptam edidit
d'Achery, Spicil. III, p. 324'. Cod. ms.: *Cheltenham, Bibl.
des Sir Thomas Phillipps 1784 (Meerm. 636) s. IX. [Pauli].
A. VII, 851. N. A. IV, 589.
c. Theodradae, Caroli imp. filiae, monachae factae gra^
tulatur: <Saepe volui'.
d. Ab episcopo quodam subsidium petit: 'Vestra copio-
sissima'.
e. Abbatem quendam hortatur^ ut a rege stipem sibi
exigat: ^Memor nostri'.
f. Adamum abbatem rogat^ ut sibi ad regem ituro sub-
veniat: ^Vestra beneficia'.
g. Abbati cuidam argentum mittit, unde mensulam et ca*
licem et pateram confici iubeat: ^Vestra ergo'.
h. Aobati cuidam errorem suum excusat eumque rogat,
ut sibi prospiciat: 'Modo vobis'.
Die Briefe c-h finden sich bei Jaffö, Bibl. IV, p. 429
—434. 436: *London, Brit. Mus. Harlei. 208 s. IX. X. [Pertz].
14) £bonis archiepiscopi Remensis a Lothario impera-
tore restituti apologia: 4n nomine'*.
Codd. mss.: Wolfenbüttel, Herz. Bibl. 35 (Heimst. 32)
s. XI. in.
Brüssel, Burg. Bibl. 5413-22 s. IX. A. VII, 867.
Laon 399. 456. A. XI, 495.
Rom, Palat. 576 (RA. II) s. IX. ex. A. XII, 338. D'Achery,
Spicil. III, 335 ex Vatic. bibl., ex ms. Em. Card. Francisci
Barberini.
15) Elipandi archiepiscopi Toletani de doctrina ad-
optionis epistolae:
a. ad Migetium: ^Epistolam tuam'.
b. ad Carolum Magnum: 'Celebre ac solemne'.
c. ad Pelicem: 'Sciente vos reddo'. (Jaffa -Dümmler, Al-
cuini Ep. 123). Florez, Espaiia sagrada V, p. 514. 539. 558.
d. nomine episcoporum Hispaniae ad episcopos Galliae,
1) Abschrift von Pertz aus einer uDgenaunten Handschrift; einei)
Brief Ebos s. unter Halitgarius.
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276 W. Oondlach.
Aquitaniae, Äustriae: ^Ad notionem nostram'. Helfferich, Der
westgotische Arianismus, Anhang.
Codd. mss,: Madrid, BibL nac. D. d. 17 s. XVIIL (Abschr.
des Tolet). N. A. VI, 293. - D. d. 104 s. XVIII. (Abschr.
des Tolet). N. A. VI, 299. — D. d. 139 s. XVIIL (Abschr.
des Tolet.). N. A. VI, 300. — Escorial, Real bibl. de S. Lo-
renzo d. IL 5 s. XVI. (Abschr. des Tolet.). N. A. VI, 242. —
Toledo, Bibl. capit. 14. 23. s. XI. N. A. VI, 360. 361.
16) Flori Lu^dunensis diaconi adversus libros Amalarii
de corpore Domini tripartito ad Drogonem, Hetti, Aldricum,
Hrabanum, Albaricum ep. ^Obsecro mansnetissimi'. Martene
et Durand, Ampi. Coli. IX, p. 641 : <e duobus mss. Pelteriano
et Harlaeano eruit Mabillonids'.
ad Theodonis viUae concilium adversus libros Amalarii
ep. ^Audite patres'. Migne, CXIX, p. 94.
Codd. mss.: Metz, Stadtbibl. MS. 62, Fragm. cf. Simson,
Ludwig der Fromme II, S. 184. N. A. VII, 222.
Paris, Bibl. nat. 12292 (S. Germ.) s. IX. — 13371
(S. Germ.) s. X.
17) Fridugisi abbatis monasterü S.Martini Turonensis
ad proceres palatü de nihilo et tenebris ep. ^Agitatam diutis-
sime*. Baluze, Mise. I, p. 403—408, aus dem cod. lat. Paris.
BibL nat. 5577 (Colb.) s. X. Aus demselben (Christ. 69 ist
eine Abschrift davon) bei M. Ahner, Fredegis von Tours
(Leipz. 1878^ S. 15-23.
18) Fuldensium monachorum ad Karolum M. ep. qua
ut vitam suam monachicam constituat petunt: 'Imprimis peti-
mus*. Brower, Ant. Fuld. p. 212 ohne Angabe einer Quelle.
19) Halitgarii episcopi Cameracensis de vitiis et vir-
tutibus et ordine poenitentium libri V. Davor: Ebonis ad
Halitgarium ep. qua ei mandat, ^ut ex sanctorum patrum
canonumque sententiis poenitentialem in uno volumine aggreget':
'Non dubito tuae', Halitgarii ad Ebenem rescripta ep. qua
annuit: Tostquam venerande pater'.
Codd. mss. : München, Lat. 3909 (Aug. eccl. 209) s. Xu.
Paris, Bibl. nat. 2998 (Colb.) s. X. — 2999 (Tellerianus)
8. XL — 12315 (S. Germ.) s. XII.
Rom, Ottobon. 3295 s. X. A. XII, 374. — Gallandii
Bibl. vet. patr. XIII, p. 521 (auch MG. 8S. VH, p. 416 in
den Gesta episcoporum Cameracensium).
20) Helisachari ad Nibridium Narbonensem archi-
episcopum de antiphonario reformando ep. 'Meminisse cre-
dimus . Gedruckt N. A, XI, 566—568. e cod. London. Brit.
Mus. Harlei. 2637 s. X.
21) Hildebaldi archiepiscopi Coloniensis ad CarolumM.
ep. commendaticia : 'Egregia benignitas vestra*. Acta SS. Oct,
V, p. 551 e Translatione S. Nigasii,
Digitized by VjOOQIC
Zur Abtheilung ^Briefe' der Monumenta Germaniae. 277
22) Hildegrimi episcopi ad Reginbertum praepositum
ep. qua eum certiorem facit, nuntinm säum ad palatium pro-
ficisci ^propter ammonitionem negotii nostri', et monet, ^ut
unusquisque suum ministerium ad communem fratrum utili-
tatem procuref et aedificio turris sine intermissione insistere
iabet. ^Serenam'. Erhard, Cod. dipl. historiae Westfaliae S. 1.
Cod. ms.: '^Münster, Bibl. archigjmn. Paulini [Wilkens-
Pei-tzj.
23) Hilduini abbatis S. Dionjsii ad omnes christianos
de Vita S. Dionjsii a se eomposita ep. : 'Cum nos scriptura' ^
Migne CVI, p. 22.
Codd. mss.: München, Lat. 4608 (Bened. 108) s. XI. XII.
N. A. IX, 423. - 21551 (Weihenst. 51) s. XH. N. A. IX, 586.
Metz, Stadtbibl. F. 76. 4 s. XL A. VIII, 456.
Paris, Bibl. nat. S. Germain 493. A. VIII, 290. ~ 2447
8. XV.
Oxford, Bodl. 1276 s. X.
24) lonae Aurelianensis episcopi praefationes:
a. De institutione laicali libri Ul. Praefatio ad Matfre-
dum: ^Tuae nuper strenuitatis*. D'Achery, Spicil. I, p. 258
e cod. Corbeiensi, variae lectiones e cod. ms. Carmelitarum
discaiceatorum apud Clarummontem in Arvemia, (]ui olim fuit
Laudunensis ecclesiae cathedralis, et ex veteri editione, quae
Duaci prodiit anno 1645 (ex ms. cod. monast. EInonensis) a
Baluzio annotatae.
Codd. mss.: Paris, Bibl. nat. 2397 (Colb.) s. X. — 2398
(Colb.) s. XL
Rom, Eig. Vatic. 990 (S. Petri Corb.) s. IX.
b. De institutione regia opusculum. Praefatio ad Pippi*
num regem: 'Quod tantum temporis'. D'Achery, Spicil. I,
p. 324 ex ms. Tabularii Canonicorum S. Petri Romae.
Cod. ms.: Rom, Capitel von S. Peter. A. XII, 407.
c. De cultu imaginum libri III. Praefatio ad Carolum
regem: 'Quantus Dominus noster'. Max. bibl. vet. patr. XIV,
p. 167.
d. Vita S. Huberti. Ep. nuncupatoria ad Waltcaudum
episcopum: ^Cum animus*. W. Arndt, Kleine Denkmäler aus
der Merovingerzeit (1874) S. 80, vgl. S. 51.
Codd. mss.: Wien, Hofbibl. 550 (Eist. eccl. 123) s. X.
Paris, Bibl. nat. 5609 (Colb.) s. IX. cf. 5308 (Colb.)
8. XII. Xm. — Brüssel, Burg. Bibl. 9636 s. XL
25) Leidradi Lugdunensis archiepiscopi ad Carolum M.
a. librum de sacramento baptismatis mittit: 'Praecipere
nobis'.
1) Da sich der Brief vor der Vita S. Dionysii Areopagitae findet,
so kommen auch die oben S. 266—267 angeführten Bss. in Betracht,
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278 W. Gundlach.
Codd. msB.: Paris, Bibl. nat. *S. Germ. 794 s. X. [Beth-
mann]. A. VIII, 291- — 1008 (Colb.) s. XII.
b. de abrenuntiatione diaboli opasculum mittit: ^Christia-
nissima et admirabilis'.
0. de rebus suis Lagduni gestis refert: 'Domine noster'.
Jaff^ hat die beiden ersten Briefe (Bibl. IV, p. 410. 411) nach
Mabillon, Anal. III, p. 1. 28, den dritten Brief (Bibl. IV,
p. 419^ nach den Opera S. Agobardi (ed. Baluze) 11, p. 125
wiedernolt.
d. ad sanctam sororem quandam morte filii, postea fratris
vehementer dolore perculsam ep. eonsolatoria : 'Cognoseere
dignetur\ Opp. Agobardi ed, Baluze 11, p. 129.
Cod. ms.: Paris, Bibl. nat. 2449 (Tellerianus) s. X.
26) Maginarii abbatis S. Dionysii Parisiensis ad Karo-
lum ep. Qua regi legationem suam renuntiat: 'Dominatio'.
Jaff^, Bibl. rV, p. 346 nach dem Facsimile des in Paris be-
findlichen Originals : Tardif, Facsimile de chartes et diplomes
Mörovingiens et Carlovingiens.
27) Magnonis Senonensis archiepiscopi libellus de my-
sterio baptismatis iussu Earoli M. editus: 'Grioriosissime impe-
rator'. Jaflf^, Bibl. IV, p. 414, nach Martene, De antiquis
ecclesiae ritibus I, p. 169 'ex ms. Coisliniano'.
28) Maxen tii Aquileiensis patriarchae ad Earolum M.
de ritibus baptismi ep. ^Magnas iffitur'. Pez, Thes. anecd. II,
2. 8 ex cod. dipl.-ep. üdalrici Babenberg. ms.
Cod. ms.: München, Lat. 14410 (Em. E 33) s. IX. N. A.
IX, 559.
29) SS. Medardi et Sebastiani congregationis ad Earolum
ep.: 'adversus filium vestrum, seniorem nostrum E. eiusque
sequaces pro innumeris quas nobis intulere violentiis que-
relam vix explicabilem agitare compellimur'. (Der Schiuss
fehlt). ^Sicut munificentiam\ (Scheint ungedruckt).
Cod. ms.: 'Madrid F. III. 19. s. XII. [Enust]».
30) Michaelis Balbi et Theophili imperatorum Constan-
tinopolitanorum de non adorandis imaginious ad Ludovicum
ep. ^Notum esse*. Mansi XIV, p. 417.
ad eundem ep. qua confirmant priorem pacem et ami-
citiam: ^Ex eo tempore'. Bouquet VI, p. 336.
1) In derselben Hs. findet sich, gleichfalls von Knust abgeschrieben,
ein Brief mit der Aufschrift 'Semper domino, semper patri L. episcopo
omni praeconiorum genere efferendo H. servus suus'; der Brief beginnt
*Quo magis vivo' und erwähnt eines Bischofs Gerbaldus. Der Verf. *ob-
septus partim regis imperio huic terrae assidne et capitaliter imminenti,
partim inflexibilis, ut nostis, senioris mei vigore', bittet, um Linderung
seiner Lage zu erlangen, der Empfänger möchte 'quippiam comminisci,
quod pro me regi ad vos venture suggeratis'.
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Zur Abtheilung 'Briefe' der Monumenta Germaniae. 279
31) Moguntinorum ad Ludovicum imperatorem ep.
Qua ab eo petunt, ut Otgerus archiepiscopus post absentiam
aiutinam aa sedem suam revertatur: 'Litteras quidem humilli-
mas\ JaflFö, Bibl. III, p. 321: Wien, Hofbibl. 751 (Theol. 253).
32) Otgeri episcopi ad Tetelonem et Walterium fratres-
que monasterii S. Martini Turon. ep. commendaticia : 'Omni-
genas universalis fidei'. Paris, Bibl. nat. 13029 (S. Germ. 635,
früher 534) s. IX. N. A. IV, 122.
33) Pascbasii Radberti abbatis Corbeiensis praefationes
et epistolae:
a. Expositio in evangelium Matthaei. Prologus ad Gunt-
landum monachum: 'Dum sacrae professionis'. S. Pascbasii
Radberti Opp. ed. Sirmond p. 2.
Codd. mss.: Paris, Bibl. nat. 2403 (Bigot.) s. XII. (libri
V~VIII). — 12296 (S. Germ.) s. IX. (libri I-IV).
b. Expositio in psalmum XLIV. Prologus ad sacras vir-
gines Suessione in S. Mariae monasterio degentes: <Cum soUi-
citudine pastoralis'. Opp. p. 1225.
Cod. ms.: Paris, Bibl. nat. 12298 (S. Germ.) s. XII.
c. In Threnos sive Lamentationes leremiae libri V. Pro-
logus ad Odilmannum Severum : 'Multo cogor longoque'. Opp.
p. 1307.
Codd. mss.: Paris, Bibl. nat. 12294 (S. Germ.) s. X. —
12295 (S. Germ.) s. XII.
d. Liber de corpore et sanguine Domini. Ep. ad Carolum
regem: ^Hinc inde condignum esf. Prologus ad Placidium
discipulum suum: 'Novi igitur nee', Martene et Durand, Ampi.
Coli. IX, p. 374 mit Benutzung von 21 Hss. (in den Opp.
p. 1551 findet sich nur der Prolog an Placidius).
Codd. mss.: München, Lat. 4608 (Bened. 108) s. XI. XII.
— Wien, Hofbibl. 863 (Univ. 525) s.XII. - 864 (Salisb. 146)
s. XI. — 4906 (Theol. 542) s. XV. - St. Gallen, Bibl. 681 s. XI.
Paris, Bibl. nat. 1784 (S. Martialis Lemov.) s.XI. Frag-
menta. — 2077 (Colb.) s. IX. — 2404 (Mazar.) s. XH. ~
2425 (Colb.) s. XIII. - 2473 (Carmelitarum Paris.) s. XIII.
— 2731 (Colb.) s. XIII. — 2854 (Puteanus) s. IX. — 2855
(Colb.) s. IX. - 2856 (Colb.) s. XI. — 2857 (Mazar.) s. XII.
— 2927 s. XIII. — 8915 s. XI. ex. — 11686 s. XVII. und
12300 s. XVII: Matöriaux pour une ödition de Pascase Rad-
bert. - 12299 (S. Germ.J s. XH. — 13407 (S. Germ.) s. XVI.
— 13786 (S. Germ.) s. XVI. — 16363 (Sorbonne) s. XII.
e. De corpore et sanguine Domini ad Frudegardum ep.
*Perlectis litteris tuis*. Opp. p. 1619.
Cod. ms.: Paris, Bibl. nat. 2404 (Mazar.) s. XII.
f. Passio Sanctorum Rufini et Valerii. Prologus ad con-
fessores Christi: ^Cum nos supplicationes'. Opp. p. 1687.
g. De partu virginis opusculutn. Praefatio: ^Venerabili
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280 W. Gundlacfa.
matronae Christi una cum sacris virginibus Vesona monastice
degentibus'. ^Qaaestionem, cariBsimae'. D'Acbery, Spicil. I,
p. 44 ex duplici ras. Corbeiensis monasterii.
h. De fide, spe et caritate libri tres. Praefatio ad Wari-
num Corbeiensem abbatem: ^Nec dubium quin alti8simum\
Martene et Durand, Ampi. Coli. IX, p. 471 ex ms. cod. Cor-
beiae novae.
34) Paulini Aquileiensis patriarchae libelli, praefationes,
epistolae :
a. Libellus sacrosyllabus contra Elipandum concilii Franco-
fordensis anno 794 decreto missus ad provincias Hispaniae.
'Sancto incitante'. Madrisius, Paulini Opp. p. 1 ex schedis
Sirmondi.
Cod. ms.: München, Lat. 14468 (Em. E 91) a. 821. N. A.
IX, 560.
b. Ep. ad Heistulfum, qui uxorem suam occiderat causa
adulterii propter unius testimonium: ^Admonere te cum lacri-
mis*. Opp. p. 15 ex. ms. cod. Remensi coUato cum cap. 40
lib. VI. Decretorum Burchardi, auch N. A. I, 422—424 cf.
N. A. III, 659.
Codd. mss.: Wolfenbüttel, Herz. Bibl. (Heimst. 454).
N. A. I, 422.
München, Lat. 3853 (Aug. ecci. 153) s. X.
Assisi, S. Francesco, Sacro Convento F. 327 s. XII.
A. XII, 539.
Rom, Vatic. 5715 s. XII. N. A. I, 422.
c. Contra Pelicem Urgellitanum episcopum libri IH. Prae-
fatio ad Carolum regem: ^Reverendorum siquidem'. Opp.
p. 95 ex bibl. vv. omatiss. Puteanorum fratrum Claudii v. d.
senatoris Parisiensis filiorum.
Codd. mss.: Paris, Bibl. nat. 2846 (Puteanus) s. X.
N. A. IV. 114. - 4628 A. s. X.
d. Ad Carolum regem ep. exhortatoria : ^Moneo te et de-
precor'. Baluze, Mise. I, p. o62 ex veteri cod. ms. clarissimi
viri Aymonis a Campoburgo.
e. De rectoribus (ad Carolum et episcopos concilii Franco-
fordensis?) ep. Trimum est quod*. Mi^e XCIX, p. 505,
aus den Opp. Paulini (Edit. Basil. anni 1555).
f. Ad Carolum imperatorem ep. exhortatoria: 'Expedit
tibi venerando*. Migne XCIX, p. 508, ohne Angabe der Herkunft.
g. Ad Leonem III. papam Felicis Urg. causa, ut videtur,
ep. 'Sciendum namque est'. Baluze, Mise. IV, p. 412.
h. Ad Carolum M. de gestis in synodo, quae celebrata
est apud Altinum anno 803 ep. 'Et sacris patemorum'.
Migne XCIX, p. 511: 'Baronius ex Vaticano mendosissimo
initium et finem epistolae prodit, Baluzius ex schedis Sir-
mondi dat integram tom, VU Mise. p. 6'.
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I Zur Abtheilung ^Briefe* der Monumenta Germaniae. 281
Codd. mss.: Paris, Bibl. nat. 1568 (Colb.) s. X~XIV,
Fragm. epistolae Paulini ad Leonem patriarcham cf. g.
I Rom, Eig. Vatic. 3827 (S. Petri Bellov.) s. X. Paulinus
I Carolo: 'Concordi parilique*. A, XII, 237. (Der Brief scheint
I noch ungedruckt zu sein.)
I 35) rauli Diaconi ad Carolura M. ep., qua illi vocabu-
larium suum nuncupat: ^Cupiens aliquid vestris'. MG. SS.
rerum Langob. p. 19.
Codd. mss.: Paris, Bibl. nat. Nouv. acq. lat. 207.
Rom, Eig. Vatic. 1550—54. 1558. 2732. 2733. A. XII, 228.
ad Theudemarum abbatem Casinensem ep., qua redeundi
desiderio se flagrare profitetur (*ad comparationem vestri coe-
nobii mihi palatium carcer esf): ^Quamvis prolixa terrarum'.
MG. SS. rerum Langob. p. 16.
Cod. ms.: Paris, Bibl. nat. *528 (S. Martialis Lemovicen-
sis) B. IX. rWattenbach-Pertz-Bethmann]. N. A. IV, 105.
ad Adalhardum abbatem Corbeiensem ep. quacum ei epi-
stolas Gregorii M. mittit. ^Cupieram dilecte mi*. MG. SS.
rerum Langob. p. 21 und N. A. I, 566.
Codd. mss.: Paris, Bibl. nat. S. Germ. 280. A. VIII, 288.
— 858 (S. Germ. 169) s. VIII. cf. A. X, 297. 298. N. A. IH.
472. 473.
[Pauli (bI. lohannis) diaconi ecclesiae Neapolitanae ep. ad
Carolum Calvum in versionem a se factam vitae S. Mariae
Aegyptiacae : ^Sciens gloriosissimam'. Mabillon, Ann. Bened. III,
p. 666 ex cod. ms. S. Remigii.
Codd. mss.: Paris, Bibl. nat. 1934 (Colb.) s. XIII. —
2708 (Mazar.) s. XVI. - 5292 (Colb.) s. XUI. — 5324 (Put.)
s. XI.j
36. Petri abbatis Nonantulani ad Amalarium Treviren-
sem archiepiscopum ep., qua eum rogat, ut opuscula duo sibi
mittat: 'Notum sit venerabili'. Jaffö, Bibl. IV, p. 422.
Codd. mss.: München, Lat 13581 (Rat. Dom. 181) s. IX.
N. A. IV, 140. IX, 555.
Zürich, Cantonalbibl. C. 102 s. X. (von Jaff^ benutzt).
37) Petri Oldradi Mediolanensis archiepiscopi ad Caro-
lum M. ep. de translatione corporis b. Augustini episcopi de
Sardinia rapiam opera Liutprandi Langobardorum regislacta:
^Opus quod celsitudo vestra'. Baron. Ann. eccl. A. 725 N. 2
ohne Angabe der Quelle.
38) Riculfi archiepiscopi Moguntini ad Bernarium epi-
scopum Wormatiensem ep. formata, qua Gerbertum clericum
commendat: 'Notum sit almitati'. Von Jaflfö (Bibl. III, p. 318)
ist der Brief nach Martene et Durand, Thes. anecd. I, p. 17
wiederholt, welche ihn ex. cod. ms. Morbacensi herausgegeben
haben; ebenso von Zeumer, Formulae, p. 559.
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282 W. Gundlach.
39) Salisburgenses epistolae:
a. Ep. funebris Adalperti ad Virgiliam episcopnm Salz-
burgensem: *De cetero cognoscere vos*.
b. Ep. commendaticia Arnonis : ^Sub de et quasi pedibus*.
c. Formula libelli supplicis ad Ludovicum Pium impe-
ratorem: ^Ego enim ille per gratiam vestram'. Mon. Boica
XIV, p. 351 e cod. Salisb. s. VIII. Zeumer, Formulae p. 533,
ffiebt die unter c. angeführte Formel nach den Mon. Boiea mit
der Bemerkung 'codex nunc periisse videtur*.
40) Siewaldi Aquileiensis patriarchae ad Carolum ep.
'Nullo quolibef. Fragment», scheint ungedruckt.
Cod. ms.: Valenciennes, *Stadtbibl. 5. 41. s. IX. [Beth-
mann].
41) Smaragdi abbatis nomine Caroli ad Leonem IIL
papam de spiritu sancto ep. *Deus omnipotens'.
Via regia. Ep. nuncupatoria ad Ludovicum regem: 'Dens
omnipotens te, o clarissime rex'. D'Achery, SpicU. I, p. 238
ex bibl. reginae Sueciae.
Cor., ms.: Rom, Christ. 190. A. XII. 270.
42) Tattonis monachi Augiensis ad Otgerum archi-
episcopum Moguntinum ep., ^ua cum hortatur, ut pro se pre-
cetur membranasque sibi mittat, in quibus lectionarium et
missalem Gregorianum perscribat. ^Omnium huius'. Jaffö,
Bibl. III, p. 323: Wien, Hof bibl. 751 (Theol. 259).
43) Thegani antistitis ad Hattonem praesulem ep., qua-
cum ei librum Alcuini de Trinitate mittit: 'Cum mihi diu co-
gitanti*' Martene et Durand, Ampi. Coli. I, p. 84 ex antiquo
ms. S. lohannis Bapt. Florinensis.
44) Theodmari abbatis Casinensis ad Carolum M. de
variis rebus ad monachorum vitam pertinentibus ep. (a Paulo
Diacono dictata), quacum regulam S. Benedicti, hymnos, pon-
dus panis, mensuram potus, promissionis monachicae exemplum
mittit. 'Propagatori . . Tam per epistolae seriem'. Jaffa, Bibl.
IV, p. 358.
Codd. mss.: Berlin, Kgl. Bibl. Theol. fol. 368 (Lies-
bornensis) s. XHk
Trier, Stadtbibl. 1422 (S. Maximini) s. IX. A.X,298.
München, Lat. 6255 (Fris. 55) s. X. N. A. IX, 434.
21706 (Weihenst. 206) s. XVI. XVII. N. A. IX, 588.
Salzburg, St. Peter. VIII, 18 s. XII. (Fragm.) A. X,
298. 615, IX, 481.
Admunt 712 (55) s. XII. A. X, 643.
S. Gallen 914 s. IX. A. V, 338. X, 298. — 942 s. XV.
1) Jede Zeile der Hs. hat am Anfang einige Silben eingebüsst. Der
Bischof scheint durch seine Vorstellung eine von Karl beabsichtigte Yer-
kürzung seiner Kirche abwenden zu wollen.
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Zar Abtheilung 'Briefe' der Monumenta Germaniae. 283
Paris, ßibl. nat. 2628 (Bigot.) s. XL — "2989 (Co Ib.)
8. XL [Pertz] (Pragm.). A. X, 298. - 4215 (Colb.) s. XVI.
— *5256 (Colb.) 8. XL [Bethmann]. A. X, 298. — 13371
(S. Germ.) 8. X.
Marseille 891 (Eb. 188) s. XIL N. A. IX, 240.
Turin, Universitätsbibl. 26 (S. Columb. Bob.) s. X. ex.
A. IX, 610.
*Todi, S. Fortunato 22 s. X. ex., XL in. fBethmannl.
A. XII, 550. ^
Rom, Chigi D. VI. 82 s. X. A, V, 338. X, 298 (ist ver-
loren). Barberina XI, 64 s. IX. X. A. XII, 379. N. A. IIL
154. Vallicell. A. X, 298.
Montecassino, *353 s. X. in. [Pertz], hieraus 179. 352.
442 und Turin (Bob.) 26 s. X. A. V, 338. X, 298. XII, 500.
505. 509. ^ Miscellan. XXXVIII. A. XII, 511.
Oxford, Oriel. 42 s. XIL N. A. IV, 386.
45) Theodulfi episeopi Aurelianensis ad Magnonem
Senonensem archiepiscopum ep., quacum ei de ordine baptismi
librum mittit. *Praeeeptum tuum'. Jaff^, Bibl. IV, p. 413
wiederholt diesen Briei nach Sirmond, Theodulfi Opp. p. 28.
Codd. mss.: Paris, Bibl. nat. *S. Germ. 320 s. X. [Beth-
mann]. A. VII, 855. VIII, 289. - 12233 (S. Germ.) s. XVII.
— 12279 (S. Germ.) s. IX. ~ 12315 (S. Germ.) s, XIL
Rom, Vatic. Christ. 284 (S. Bened. Floriac.) s. X. A. XII,
272. — Pakt. 278 s. X. A. XII, 333.
46) Theutmiri abbatis XXX Quaestiones super libros
Regum. Praefatio ad Claudium Taurinensem episcopum: ^Mi
pater et magister'.
Cod. ms.: Pistoja, Capitel, s. X. A. XII, 754.
47) Venerii Gradensis patriarchae ad Ludovicum imp.,
ad Ludovicum et Lotharium impp. epp. cf. oben S. 267 Anm. 2.
48) Victoris episeopi Curiensis ad Ludovicum impe-
ratorem proclamationes tres, quibus ab imperatore petit, ut
ecclesiam Curiensem a Roderico comite oppressam adiuvet:
a. 'Audiat piissimi', b. 'Victor humilis', c. *Ad clementiam'.
Mohr, Cod. dipl. I, p. 26. 29, 30.
Cod. ms. : •Chur, Bischöfl. Archiv s. IX. [Jaff<5].
49) Walafridi Strabi abbatis Au^iensis praefationes :
a. De visionibus Wettini. Praef. ad Grimaldum capel-
lanum: 'Ex c[uo pater beatissime*. Dtimmler, Poet. Lat. II,
p. 301, wo die Hss. angegeben sind.
b. Vita S. GaUi. Praef. ad Gozbertum abbatem et
1) Die durch den Druck henrorgehobeneD Hss. sind bereits von
Jaff^ benutzt.
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284 W. Gundlach.
monachos S. Galli: <Nisi me sanctarum'. Mabillon, Acta SS.
saec. II, p. 228 (ex Melehiore Goldasto et Surio).
Codd. m88. praeter Sangallenses: Wolfenbüttel, Herz. Bibl.
357 (Heimst. 322) a. XV.
Stuttgart, Kgl. Bibl. Vitae SS. nr. 8. Fol. (alte Wein-
gartner Nr. G. 8) s. XVI. N. A. X, 601. cf. N. A. VII,
401-3. VIIL 496 ff.
Wien, Hofbibl. 357 (Eist. eccl. 14) 8. X. — 520 (Eist,
eccl. 109) 8. XI.
c. Vita S. Othmari. PrologU8 ad fratres monasterii S. Galli:
^Finitis duobus libelli8\ Mabillon, Acta SS. III, U, p. 155 ex
Goldasto et ms. cod. Chesniano, MG. SS. p. 41 nach vier
S. Galler Hss. • G. Meyer v. Knonau in Mittheilungen z. vaterl.
Gesch. XII (S. Gallen 1870), S. 95.
d. De exordiis et incrementis rerum ecclesiasticarum liber.
Praefatio ad Reginbertum: *In nomine*. Max. bibl. XV, p. 181.
Codd. ms8.: Wien, Hofbibl. 914 (Rec. 17) s. X. St. Gallen,
Bibl. 446 8. X.
50) Wandalberti Prumiensis monachi Martyrologium.
Praefatio ad Otricum monachum : ' Veteri et perantiquo'. Ausg.
Dümmler, Poet. Lat. II, 569 mit Angabe der Hss.
Vita S. Goaris. Praefatio ad Marcwardum abbatem Pru-
miensem: ^Miracula divinorum'. Mabillon, Acta SS. saec. II,
p. 281 ex Surio ad ms. cod. S. Remigii Rem. aucto et
emendato.
51) Ep. ad Karolum M. de ritibus baptismi: *Placuit'.
Migne XCVlII, p. 938 ex Martene, Thes. anecd. I, p. 15.
52) Epp. ad Karolum M.
Codd. mss.: Turin, Bibl. publ. Codici lat. Suppl. del
Pasini G. V. 4. N. A. V, 28.
Middehill, Hss. des Sir Thomas Phillipps 1784 s. IX.
A. IX, 499.
53) Ep. cuiusdam ad Ludovicum Pium imperatorem, ut
sibi suaeque sorori hereditatem paternam restitui iubeat:
Tiissimis auribus'. Jaffö, Bibl. III, p. 319: Wien, Hofbibl.
751 (Theol. 259).
54) Sacerdotis cuiusdam coenobii S. Dionysii Parisiensis
ad sacerdotem quendam ep. rescripta: ^Sagacissima vestra'.
Unter den Dungalbriefen (vgl. oben S. 275) von Jaff^,
Bibl. IV, p. 433 herausgegeben: London, Brit. Mus. Harlei.
208 s. X.
55) Ep. temporibus Karoli regis composita.
Cod. ms.: Verona, Bibl. XXIII (21). A. XII, 659.
56) Ep. archiepiscopi ad archiepiscopum anno 803 com-
posita.
Cod. ms.: Paris, Bibl. nat. *2777 s. IX. [Pertz],
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Zur Abtheilung 'Briefe' der Monumenta Germaniae. 285
Indem wir den dritten Zeitraum (840—911) dem folgenden
Hefte vorbehalten, lassen wir hier noch die aus den oben an-
geführten Ursachen als nicht für diese Sammlung geeignet
übergangenen Briefe folgen, damit nicht etwa jemand sie in
dem Verzeichnis vermissen möge; sie sind ebenfalls von Herrn
Dr. Gundlach zusammengesteUt.
Zu den Concilsakten der Merovingerzeit gehören:
Ep. synodi Aurelianensis I. ad Clodoveum regem, Sir-
mond 1, 1y7 ; Carpentoratensis ad Agroecium episcopum, ib.
I, 213; Arvernicae ad Theodebertum, ib. I, 245.
Ep. episcoporum provinciae Turonicae ad plebem missa
post synodum Turonensem II. Sirmond I, 343.
Die Schreiben, aus welchen das Concilium Parisiense IV.
(in causa Promoti in Castro Dunensi constituti celebratum)
besteht, nämlich: a. Ep. Pappoli ad synodum, Sirmond I, 350;
b. Constitutio synodi ad Aegidium episcopum Remensem, Sir-
mond Ij 351 ; c. Ep. synodi ad Sigibertum regem, Sirmond
I, 353.
Ep. concilii Cabillonensis ad Theodosium episcopum Are-
latensem, Sirmond I, 494.
Aus der Zeit der ersten Karolinger:
Aquis^anensis synodi ad Pippinum regem Aquit. ep.
Mansi XIV, 697. (Francofordensis synodi ep. von raulinus
verfasst, ist aufgenommen, desgleichen der im Zusammenhang
mit dieser Synode stehende Brief Karls des Gr. an Elipandus).
Moguntini concilii ad Carolum M. ep. Mansi XlV, 64.
Parisiensis synodi ad Ludovicum et Lotharium de cultu
imaginum ep. 'Nos servi'. Bouquet VI, 338.
Parisiensis synodi ad Ludovicum et Lotharium ep. 'Nos
famuli'. Bouquet VI, 345.
Aus der späteren Karolingerzeit:
Aquisgrani coactorum episcoporum sententia: ^Cum ex
diversis'. Mansi XV, 615.
Duciacensis synodi ad Hadrianum IL papam rescriptum:
^Veniens'. Mansi XVI, 569.
Pistensis synodi ep. ad Rotbertum Cenom. episcopum :
*Expectata\ Bouquet VII, 585.
Suessionensis concilii ep. ad Nicolaum papam: <Cum
respectus'. Bouquet VII, 586.
Suessionensis IV. synodi ad Nicolaum papam ep.: ^Con-
venimus'. Mansi XV, 728.
Tricassinae synodi ad Nicolaum papam ep.: 'Seriem'.
Bouquet VII, 589.
TuUensis apud Saponarias synodi ad Bretones epistolae:
*Quo plura', 'Propter dissensiones*. Bouquet VII, 583. 584;
eiusdem synodi ad Wenilonem archiep. ep.: 'De instauratione'.
Bouquet VII, 582.
Vernensis concilii ad Carolum regem ep. : 'Qratias'.
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286 W. Gundlach.
Wonnatiae coadunatornm Germaniae episcoporum de fide
S. Trinitatis contra Graecorum haeresin rescriptum: ^Omnis
ecclesia'. Migne CXIX, 1201.
Alle Briefe dagegen, welche von einer Anzahl von
Bischöfen ausgegangen sind, ohne dass eine Synode als Grand
ihrer Vereinigung angegeben wäre, sind gesammelt unter dem
Titel ^Episcoporum regnorum Francorum epistolae communes'
aufgenommen worden.
Der Diplomat a-Abtheilun^ sind die sämmtlichen Man-
date überlassen worden mit Ausnahme des gefälschten Erlasses
Karls an Abt Manasses von Flavigny über die Errichtung
eines Klosters, eines Erlasses, den Mühlbacher Reg. 200 darum
mehr als Brief zu fassen geneigt scheint, weil damit zugleich
ein Reliquienschrein übermittelt wird.
Aus dem ersten Bande der Capitularia kämen in
Betracht:
p. 1. Chlodowici regis ad episcopos ep. ^Enuntiante fama'.
p. 42. Pippini ad Lullum ep. *Cognitum scimus'. (Boni-
fatiusbrief.)
p. 78. Karoli ad Baugulfum abbatem Fuld. ep. de litte-
rarum studiis per monasteria urgendis: 'Notum igitur sit'.
p. 80. Karoli ep. generalis qua sermones patrum catho-
licorum a Paulo Diacono excerptos clericis commendat: 'Cum
nos divina'.
p. 168. Karoli ad Fulradum abbatem ep., qua eum ad
bellum Omnibus rebus instructum ad Starasfurt venire iubet:
'Notum sit tibi'.
p. 211. Karoli ad Pippinum filium ep. 'pro diversis
iistitiis et oppressionibus quae a ministris publicis aliisque
personis tam ecclesiasticis quamque reliquis hominibus infere-
bantur'. Tervenit ad aures .
p. 225. Memoratorium missis datum ad papam Adrianum
legatis: 'Salutat vos'.
p. 241. Karoli M. ad Ghaerbaldum episcopum Leodien-
sem ep., qua eum hortatur, videat ne uUus sacerdos baptizet
nisi qui orationem dominicam et symbolum fidei in memoria
habeat: 'Bene igitur recordari' ; Ghaerbaldi ad dioeceseos suae
presbjteros ep., ut orationem dominicam et symbolum fidei
committant memoriae: 'Cognoscatis quia'.
p. 244. Karoli ad Ghaerbaldum ep., qua ieiunium noven-
diale indicit: *Notum sit\
p. 246. Karoli M. ad Odilbertum ep. ut baptizandi ritum
sibi exponat: ^Saepius tecum'; p. 247. Odilberti responsum:
'Igitur immensae*; Deide Briefe sind aufgenommen, weil sie mit
den von Boretius nicht abgedruckten Briefen an Amalar in
engem Zusammenhange stehen.
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Zur Abtheilung 'Briefe* dsr Monumenta Germaniae. 287
p. 249. Rihcolii archiepiscopi ad Eginonem ep., qua
iussu imperatoris mandat, ut ieiunium triduanum instittiat:
^Notum Sit fraternitati'.
p. 338. Drei Erlasse Ludwigs des Frommen an die Erz-
bischöfe Sicharius und Am: ^Sacrum et venerabile' und Magno:
^Sicut nobis' als Ausführung der Beschlüsse des Aachener
Concils von 816.
p. 355. Hludowici Pii ad Hetti archiepiscopum Trevir.
Sraeceptum, ^ut abhinc in futurum nulla vihs et servili con-
icioni obnoxia persona ad gradum presbyterii adspirare per-
mittatur: Neminem in genere'.
Aus dem Bande der 'Formulae Merowingici et Earolini
aevi' sind anzuführen:
p. 36. Praefatio Marculfi ad Landericum episcopum:
'Utinam'.
p. 216. Litterae commendaticiae Ebroini Bituricensis
archiepiscopi ad Magnonem Senon. archiep.: ^De cetero\
p. 219. Franconis Cenomanensis episcopi ad eundem:
<De cetero', und andere epp. formatae aus den Formulae Seno-
nenses recentiores, p. 211 — ^220.
p. 330. Ep. Amiconis abbatis monachorumque Morbacen-
sium ad Earolum regem : petunt ut res a comite regis ex-
poliatae sibi restituantur: ^De cetero'.
p. 331. Eorundem ad eundem indiculum de mancipiis
aliisque rebus restituendis : ^Supplicamus'.
p. 332. 'Cognoscatis', *De cetero co^noscas', 'De cetero
comperiat', 'De cetero comperiat' : Die indicula des Sindbertus
abbas Morbacensis.
£. 336. Prudentii Trecensis episcopi ad Walahfridum
> ep. : 'Quantum, me frätrum'^ in den Formulae Alsaticae.
p. 364—377. Formulae epistolares Augienses, darunter
z. B. p. 366, Nr. 4, Petrus optimas ad fratrem (juendam:
'Cum vestra' oder p. 377. Ep. congregationis Augiensis ad
Gregorium IV. (auctore Walahfrido Str."): 'Nisi quia\
p. 390 — 433. Die Collectio Sangallensis Salomonis III.
tempore conscripta; über den formelhaften Charakter der Briefe,
welche als authentisch nicht betrachtet werden können, s. jetzt
auch Zeumer in den Hist. Aufsätzen zum Andenken an Waitz^
S. 100.
p. 452. Unter den Formulae Salisburgenses Arnonis ut
yidetur ep. ad Leonem III. missa: 'Inmarcescibilis'.
p. 504. (in der Collectio S. DionysiiJ: 'Carus carissimo
dilectus dilectissimo filius in Christo patri lU.' etc.: 'Duo enim
simuF (ab abbate quodam pergente ad conventum anno 810
mense Augusto Mogontiae habitum).
p. 505. Ep. cuiusdam ad Pippinum regem Italiae : 'Gra-
tias itaque'.
Neues Arcbiy etc. XII. 19
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288 W. Gundlach.
p. 506. Ep. Theodulfi Aurel. episcopi ad Fardulfum ab-
baten!: 'Plures mihi'.
p. 507. Ep. eiusdem ad Pippinum regem: ^Obnixi'.
p. 510. Karolus ad Fastradam reginam: 'Salutem'; ist
aufgenommen.
p. 519 (unter den Formulae codicis Laudunensis). Ep.
lohannis Cameracensis episcopi: 'Permaximo', Ep. Heidilonis
Noviomag. episcopi ad Didonem: ^Comperiaf.
p. 525—528. Der Indicularius Thiathildis abbatissae wäre
ganz aufzunehmen, wenn er nicht hier schon zu finden wäre.
f. 533 (unter den Formulae negotiorum civilium). Ein
an Kaiser Ludwig: 'Ego enim ille, aus einem (wie es
scheint) verlorenen Salzburger Codex: der Brief ist in das
Verzeichnis aufgenommen, weil mit ihm noch zwei andere
Briefe überliefert sind, deren Abdruck Zeumer ablehnt ('Capita
1 et 2 Veras epistolas omisi').
Endlich unter den Formulae ecclesiasticae:
p, 549. 'Adnuntiamus vobis'.
p. 553. 'Canonicis et apostolicis', an Hinkmar.
p. 557. 'Vestrae celsitudini', L. abbas ad Gislebertum
Carnot. episcopum.
p. 559. 'ITotum sit': Riculfus archiep. Mogunt. ad Ber-
narium, von Jaffö III, 318 bereits gebracht und darum in das
Verzeichnis aufgenommen.
p. 559. 'Hie frater et compresb.', lohannes Arelat. ad
Nibridium archiep. Narbonensem.
p. 560. 'De cetero noverif, Wolfeo Constantiensis epi-
scopus ad Bernaltum Argentariensem episcopum.
p. 562. 'Optarem valde', Liutadus Vinciensis episcopus
ad Wenilonem Kotomag. archiepiscopum.
p. 563. 'Decreta sanctorum', Adventius Metensis episco-
pus ad archiep. quendam.
p. 564. 'Vestrae intueatur', Heidilo Noviomensium epi-
scopus ad Rodulfum Laudun. episcopum.
p. 564. 'Cum sancta catholica, Dado Virdunensis epi-
scopus ad Ratbodum Trevirensem archiepiscopum.
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XII.
Chlodovechs Sieg
über
die Alamannen.
Von
Bruno Krusch.
19*
i
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Oass die Angabe Gregors, H. Fr. II, c. 30, der Franken-
könig habe in seinem 15. Jahre, d. i. 496 p. Chr., der Selbst-
ständigkeit der Alamannen ein Ende gemacht, mit dem Schreiben
Theoderichs bei Cass. Var. II, 41 über die auf sein Gebiet ver-
sprengten Reste des unterlegenen Volkes nicht zu vereinigen
sei, hat zuerst Usener, Anecdoton Holderi S. 40 behauptet.
Er stellte die Ansicht auf, dass die bei Cassiodor erwännte
Alamannenschlacht von der Gregors verschieden und in den
ersten Jahren des 6. Jahrh. zu suchen sei. Ihm hat später
V. Schubert, Die Unterwerfung der Alamannen, im Wesenthchen
beigestimmt. Einen Schritt weiter ist kürzlich Vogel, Chlod-
wigs Sieg über die Alamannen und seine Taufe, in v. Sybels
Histor. Zeitschr. 1886, S. 385 ff. gegangen. Er verwirft die
Zeitangabe Gregors als Interpolation und lässt nur die spätere
Alamannenschlacht Useners gelten.
Den letzten Forscher empfiehlt es schon nicht sonderlich,
dass er in der Einleitung die Ranke'sche Prüfang von Gregors
Bericht ^an der Hand der Gesta Francorum und der sog.
Historia epitomata Fredegarii' für beweisend hält, 'dass Gre-
gors Darstellung mit Vorsicht aufzunehmen sei'. Nach dieser
Methode wird in nicht zu ferner Zeit wieder Aimoinus die
Hauptquelle fiir die Frankeneeschichte werden. Die Unter-
suchung selbst erscheint auf den ersten Blick glänzend. Mit
schlagenden Gründen scheint der Verfasser einen alten Irrthum
endlich beseitigt zu haben ; bei näherer Prüfung zerfallen aber
seine Argumente, und es bleiben nur kühne Vermuthungen.
Dem Verf. fehlt aber auch eine hinreichende Kenntnis der
Literatur; beispielsweise ist v. Schuberts Arbeit für ihn noch
nicht geschrieben.
Die Zeitangabe Gregors, H. Fr. II, c. 30: 'Actum anno
XV. regni sui' hielt schon Ruinart für Interpolation aus den
Gesta regum Francorum. Seine Ansicht, meint Vogel, hätte
wohl mehr Beifall gefunden, wenn Gregors Zeitbestimmung
nicht durch den bekannten Brief des Papstes Anastasius unter-
stützt worden wäre. Nachdem Havet die Unechtheit des
letzteren nachgewiesen hat, sind wir 'von diesem Banne* be-
ireit, denn der Angabe Gregors, die nicht in all^n I{ss, steht^
ist die stärkste Stütze entzogen.
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292 Bruno Krusch.
Was zunächst die Ueberlieferung der fraglichen Worte
betrifft, so ist diese tadellos. Sie stehen in den ältesten B-Hss.
und fehlen in den jüngeren vollständigen Codices. Von den
ersteren gehören zwei dem 7. Jahrhundert an; eine Ein-
Schwärzung aus den im J. 727 verfassten Gesta regum Fr. ist
also absolut undenkbar, vielmehr hat der Verf. dieser Schrift
die Worte in der von ihm benutzten B-Hs. vorgefunden.
Der zweite 'Bann' scheint mir also so leicht nicht wegzudis-
putieren zu sein. Aber auch, wenn man die Worte mit Vogel
streicht, ist wenig geholfen, denn dass Gregor die Alamannen-
Schlacht noch in das 5. Jahrb. setzt, geht aus der Folge der
Begebenheiten bei ihm hervor. Er behandelt den Kampf mit
den Alamannen und die damit zusammenhängende Taufe
II, 30. 31 und erst im folgenden Kapitel II, 32 kommt er auf
den Burgunderkrieg zu sprechen. Die dort erwähnte Schlacht
bei Dijon und die Flucht Gundobads nach Avignon erfolgten
nach Marius im J. 500. An der Richtigkeit dieser Zeitangabe
ist kein Zweifel gestattet, nachdem sich in einem Cod. Gotha-
nus aus dem 7. Jahrb. unter dem Jahre 501 die Notiz ge-
funden hat: 'Gundubadus fuit in Abinione' (N. Arch. IX, 277).
'Von jenem bertlckenden Trugbilde' befreit, geht Vogel
zu den Usener'schen Resultaten über. Zugegeben, dass kein
Brief der Variae vor dem Jahre 501 geschrieben sein kann >,
so ist doch bei strenger Interpretation von Cassiodor II, 41,
wo Theoderich für die auf Gothischen Boden geflüchteten Ala-
mannen Fürsprache einlegt, nur der Schluss vollkommen sicher,
dass die Bedrohung der üeberreste des Volkes und die Inter-
cession des Osteothenkönigs dem 6. Jahrh. angehören, wie
dies jüngst noch Waitz, V. G. II, 1*, S. 56, richtig betont
hat. Denn der fragliche Brief ist nicnt*, wie man wohl an-
genommen hat, ein Glückwunschschreiben zu dem Alamannen-
siege, der nur in der Einleitung gestreift wird, sondern er
bezweckt lediglich, den Franken von der Verfolgung der auf
G ethischem Boden angesiedelten Alamannen abzuhalten. Theo-
derich gedenkt am Schlüsse von IL 41 eines Kitharöden, den
er dem Chlodovech auf dessen Wunsch übersendet. Nach
dem vorhergehenden Schreiben Theoderichs an den Patricius
Boethius II, 40 war mit der Ermittelung des Künstlers dieser
betraut gewesen. Boethius war nach Usener 'fi'ühestens 480,
wahrscheinlicher ein oder zwei Jahre später' geboren, im Jahre
496 also in einem Alter von etwa 16 Jahren. Aber auch
wenn man mit Vogel die Geburt erst in das Jahr 483 setzt*,
1) So üsener, Anecdoton Holderi p. 70. 2) Vgl. v. Schubert
S. 32. 3) Er sagt *8i eher lieh nicht vor 483*. ^Sicherlich* scheint
bei Vogel etwa die Bedeutung von 'vermuthlich* zu haben. Das Geburts-
jahr des Boethius ist nicht überliefert; 483 ist gerathen.
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Chlodoyechs Sieg über die AlamanneD. 293
so kann ich doch die Unmöglichkeit nicht einsehen ^ 'dass
Boethius im Jahre 496, also in einem Alter von kaum 13 Jahren
als Musikkenner berühmt gewesen und aus dem Kabinet ein
ofBcielles Schreiben erhalten habe'. Ich dächte, der Musiker,
die in den Kinderjahren die höchsten Staffeln des Ruhmes
erreicht haben, gäbe es nicht wenige; das glänzendste Bei-
spiel ist vielleicht Mozart, der als 12jähriger kk. Concert-
meister wurde. Man wird entgegnen : Mozart war ein Wunder-
kind; aber Boethius auch. Seine frühe Entwickelung bezeugt
£nnodiu8 (bei Vogel S. 236, Z. 26) : ^quem in annis puerilibus
sine aetatis praeiudicio industria lecit antiquum'. Wir wissen
auch, dass er Würden, um welche ergraute Männer oft ver-
geblich sich bewarben, in jungen Jahren * erlangte. Die
Altersfrage des Boethius ist jedoch irrelevant, wenn man
zugiebt. dass das Schreiben Cass. II, 41 nicht unmittelbar
nach Cnlodovechs Siege über die Alamannen, sondern im Hin-
blick auf eine im 6. Jahrh. erfolgte Bedrohung der unter
Gothischem Schutze stehenden üeberreste geschrieben ist. Da
wir über diesen Fall sonst nichts wissen, bleibt es unent-
schieden, ob Chlodovech seinen Plan verwirklicht hat.
Auf Grund von Cass. II, 41 statuiert Usener neben der
von Gregor erwähnten Alamannenschlacht im Jahre 496 eine
spätere im 6. Jahrhundert. Vogel hat ihm mit Recht wider-
sprochen, denn Cassiodors und Gregors Worte beziehen sich
unzweifelhaft auf die nämliche Schlacht. Es ist dies ein Ver-
dienst Vogels^ freilich hatte ganz dasselbe bereits Waitz, V. G.
II, 1\ S. 56, ausgesprochen.
Nach Vogel Derechnet sich das Jahr, in welchem Chlo-
dovech die Alamannen besiegte, 'sehr einfach' aus Ennodius,
der in seinem Panegyrikus auf Theoderich vom J. 507 die
Ansiedelung der Alamannen in Italien erwähnt. Dass diese
nicht lange vor 507 erfolgt sei, beweisen nach Vogel die Worte
des Autors: Ihr (Alamannen) habt ein Land erworben, das
sich dem Karst wird anzubequemen wissen'. Diese deutet
er so: ODie Alamannen sind also eben im Begriff, das
ihnen angewiesenen (bisher sumpfige) Land zu kultivieren'.
Diese Auslegung ist im höchsten Grade bedenklich. Enno-
dius erwähnt im vorhergehenden Satze das Glück der Ala-
mannen, die ihren armseligen Boden mit einer 'opulentia
soll' vertauscht hätten; und nun soll er fortfahren: die Erde
wird sich erst als anbaufähig erweisen? Sehr anfechtbar ist
die Supplierung Vogels, der neue Boden sei sumpfig » gewesen.
1) Cf. üsener, Anecdoton Holderi p. 38. 2) Im Folgendei^ spricht
Ennodius von dem Glücke, welches den Alamannen ans dem Unglück
erblühte : 'Sub te vidimus eventus op^timos de adversitate generari u. s. w.
Ulvis liberata gratulatur terram incolens*. Die 'ulvae' bezieht v. Schubert
wohl mit Recht auf die alte Heimath der Alamannen.
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294 Bruno Kruscb.
Ich denke 'noverit' in dem Satze des Ennodius: 'Adauisitis quae
noverit ligonibus adquiescere tellus' ist Conj. Pen.; übersetze
also: 'Ihr habt einen Boden erworben von der Beschaffenheit,
dass er sich dem Karst anzubequemen weiss'. Ebenso hat
übrigens v. Schubert die Stelle verstanden. Nur bei dieser Inter-
pretation wird die 'opulentia soli' erklärt. Vogel erwähnt
nicht einmal in einer Note, dass die Worte eine weserclich
andere Deutung zulassen, auch vor ihm anders gedeutet worden
sind.
Die Anordnung der Thaten Theoderichs ist bei Ennodius
nach Vogel nicht sachlich, sondern nach der Zeitfolge. Da
nun Ennodius c. 12 die Wiedererlangung Sirmiums nach der
Unterwerfung der Bulgaren im Jahre 504 meldet, so muss
man, wie Vogel meint, die in c. 15 erwähnte Flucht der Ala-
mannen nach 504 ansetzen. Nun erzählt aber Ennodius nach
den Kämpfen bei Sirmium im J. 504 die Bestrafung der plün-
dernden Vandalen in c. 13, die, wie zuerst Sirmond gesehen
hat, und Vogel zuffiebt, mit der Nachricht Cassiodors,
Chron. a. 491 identisch ist: *Tunc etiam Vandali, pace suppli-
citer postulata, a Siciliae solita depraedatione cessarunf.
Freilich bezeichnet Ennodius die Vandalen als Verwandte,
während die Heirath Trasamunds nach Vogel erst um 506 er-
folgt ist. Das beweist aber meiner Ansicht nach nur, dass
diese Nachricht über das Jahr 491 erst im Jahre 507 von
Ennodius aufgezeichnet wurde, was ja niemand bezweifelt.
Wenn nun c. 12 vom Jahre 504, c. 13 vom Jahre 491 han-
deln, so sehe ich nicht ein, weshalb nicht c. 15 auf das Jahr
496 bezogen werden kann. Sicher ist die zeitliche Reihen-
folge von Ennodius nicht streng innegehalten worden. Es ist
aber auch nicht richtig, wenn Vogel die sachliche Anordnung
bei Ennodius durchaus verneint. Die Disposition des Pane-
gyrikus ergiebt sich aus dem Beginne des c. 14: ^Haec de
gestorum tuorum cumulis maior voto quam eloquentia strictim
digesta replicavi'. Darnach ist nach c. 13 ein Abschnitt zu
machen*, denn hier sind die Gesta Theoderici zu Ende, zu
welchen c. 14 mit einer Lobpreisung des Königs gewissermassen
den Epilog bildet. In c. 15 schildert dann der Panegyriker
die Verdienste Theoderichs um die Kolonisation des Landes:
die Ansiedelung der Alamannischen Flüchtlinge bildet den
Inhalt dieses Kapitels. Es ist also Vogel eanz entschieden
zu widersprechen, wenn er aus der Reihenfolge der Begeben-
1) Dies hat auch v. Schubert S. 77 schon gesehen: *Die Verpflanzung
der Alamannen bildet den üebergang von der auswärtigen zu der innern
Politik, von den Erfolgen der Waffen und der Diplomatie zu denen der
Friedensregierung'.
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Chlodoyechs Sieg über die Alamannen. 295
heiten bei Ennodias einen Schluss auf die Zeitbestimmung
der Alamannensehlacht machen will.
Vogel legt besonderes Gewicht auf die Worte Theoderichs
bei Cass. 11, 41: 'Höre einen alten Practicus: jene Kriege
hatten für mich einen glücklichen Erfolg, welche nach Er-
reichung eines massigen Zieles beendet wurden'. Theoderich,
meint Vogel, konnte sich hier nur auf die Kämpfe bei Sir-
mium im Jahre 504 beziehen, nach deren Beendigim^ der
König gegen die Besiegten Milde walten Hess. Es oleibt
dahin gestellt, ob man nicht auch an frühere Kämpfe Theo-
derichs denken darf; Jedenfalls ist gegen Vogels Schluss das-
selbe einzuwenden, wie gegen die Usener'sche Ansicht: man
kann zugeben, dass der Brief Theoderichs im ersten Jahrzehnt
des 6. Jahrh. geschrieben ist und doch den Alamannensieg in
das J. 496 setzen.
Die Bemerkungen Vogels über die Oertlichkeit der
Schlacht beruhen auf der V. Vedasti; er kennt jedoch noch
nicht den ältesten zuerst von Schubert veröffenthchten Text,
sondern nur die Ueberarbeitung in den AA. SS. Den Kampf
bei Tolbiacus, in welchem der Ripuarische König Sigibert
nach Gregor H. Fr. II, 37 verwundet wurde, will Vogel mit der
Nachricht Fredegars III, 21 in Verbindung bringen, dass die
Alamannen vor mrer Unterwerfung unter die Herrschaft Chlo-
dovechs neun Jahre als Verbannte herumgeschweift seien.
Damach wären sie schon durch eine frühere Niederlage aus
ihren Sitzen vertrieben worden, und diese ^könnte allenfalls'
mit der Schlacht bei Tolbiacus identisch sein. Diese frühere
Schlacht der Ripuarier gegen die Alamannen müsste nach
Vogel 496 angesetzt werden.- Man könnte hiergegen ein-
wenden, dass die Alamannen durch eine Schlacht bei Tolbia-
cus wohl aus den Ripuarischen Sitzen, aber nicht aus den
ihrigen vertrieben werden konnten. Die Quelle aber, auf
welcher Vogels Vermuthung beruht, ist für diese Zeit unglaub-
würdig, der Zusatz, so wie er dasteht, unverständlich: denn
es wird, wie Jahn ganz richtig interpretiert hat, das neunjährige
Exil zwischen den Sieg Chlodovechs und die Unterwerfung
der Alamannen gesetzt.
Seine Behauptung, dass Chlodovechs Alamannensieg und
Taufe erst geraume Zeit nach 496 stattgefunden haben kann,
lässt Vogel zur Gewissheit erhoben werden durch eine <nach
der bisherigen Chronologe unerträgliche Stelle' des bekannten
Schreibens des Avitus, m welchem er Chlodovech zur Taufe
beglückwünscht. Nach dem Vorgange Pötigny's hatte Peiper
den Brief in zwei Theile zerlegt, da er der Ansicht war, dass
der Schluss unmöglich an Chlodovech gesandt sein könne,
wohl aber an den Kaiser. Jahn, Gesch. d. Burgundionen
II, 136, N. 2 hat zuerst die Theilung angegriffen, und Vogel
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296 Bruno Krusch.
bleibt es vollends ganz unverständlich, *wie P^tigny's unglück-
licher Vorschlag irgend einen Anhänger finden Konnte, da er
den Brief just da zerreisst, wo der Zusammenhang der engste
ist*. Der Verf. müht sich nun ab, den Grund mr die Vor-
nahme einer so gewaltsamen Trennung aufzufinden und kommt
endlich zu dem Kesultate, dass der eigentliche Stein des An-
stosses jedenfalls in den Worten liege: ^q[uod apud domnum
meum, suae quidem gentis regem, sed militem vestrum obti-
nuisse me suggero, nihil (juippe est, in quo servire non optetf
(ed. Peiper p. 76, 24). Diese Worte passen nicht für Gundo-
balds Verhältnis zu Chlodovech im Jahre 496. Die Lösung
des Räthsels hat Vogel gefunden: *Der Brief, welcher kurz
nach der Taufe Chlodwigs verabfasst wurde, ist nicht im Jahre
496, sondern zehn Jahre später geschrieben, also nach dem
Jahre 500, wo der Burgundenkönig Gundobald sein von Chlod-
wig erobertes Land aus der Hand des Siegers als tribut-
pflichtiger Vasall zurücknahm'.
Ich weiss nicht, was man mehr bewundem soll, die
Leichtigkeit, mit der Vogel die nebensächlichen Bedenken
seiner kritiklosen Vorgänger beseitig^, oder die Vorsicht, mit
der er es vermeidet, P^tigny's (Etudes sur Thistoire de
r^poque Mörovingienne II, p. 433) Hauptgrund auch nur mit
einem Worte zu berühren. In dem Schreiben nr. 46 a,
welches Peiper von dem an Chlodovech fferichteten Briefe
nr. 46 getrennt hat, wird der Sohn des vir illustris Laurentius
dem Adressaten auf dessen Befehl zugesandt: ^Ex qua utique
factum est, ut dirigi ad vos servi vestri, viri illustris Lau-
rentii, filium principali oraculo iuberetis, quod apud domnum*
u. s. w. (es folgt der von Vogel für seine Ansicht verwerthete
Satz). Diesen Sohn des Laurentius empfiehlt König Sigis-
mund in dem Briefe nr. 47 dem Senator Vitalinus, der Bischof
Avitus in dem Schreiben nr. 48 dem Senator Celer. Am
Hofe des Adressaten von nr. 46a waren also Senatoren: das
stimmt für das Byzantinische, aber nicht für das Fränkische
Reich. Dazu wissen wir aus der Chronik Marcellins, dass
Vitalinus und Celer hohe bjrzantinische Beamten waren. Aber
auch das von Avitus an Sigismund gerichtete Schreiben nr. 49
bezieht sich noch auf den vorliegenden Fall. Der Bischof
äussert seine Bedenken gegen den Wunsch des Königs, dass
das Schreiben in der gehobenen Sprache abgefasst werde:
'Si ita, ut dignamini credere, loqui possem, importune obstre-
peret Graecis auribus sermo Latinus', denn er glaubt, dass
dem Adressaten gerade das plebejische Latein mit seinen Feh-
lern recht verständlich sei, und schliesst mit dem Hinweis auf
die Rücksendung des Jünglings: 'Quod etiam in hoc ipso
adulescente quem dirigitis tale monstratur' etc. Hierdurch ist
der mathematische Beweis geführt, dass das Schreiben nr. 46 a
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Chlodovechs Sieg über die Alamannen. 297
als an den Kaiser nach Konstantinopel gesandt von dem vor-
angehenden Briefe an Chlodoveeh zu trennen ist. Die Affaire
des Laurentius war übrigens Vogel nicht unbekannt; auf seine
Darstellung der Vorgänge wird unten einzugehen sein.
Aber vielleicht ist die Trennung an unrechter Stelle
vollzogen worden. Der erste Satz von nr. 46 a schliesst mit
den Worten: ^totis quos bonorum gradibus attoUitis, eonstat
vos esse communem'^ und kann nur an den Kaiser gerichtet
sein, denn dieser und nicht Chlodoveeh überschüttete die Welt
mit Honores. Derselbe Gedanke leitet das folgende Schreiben
nr. 47 ein: 'quoscumque bonorum privilegiis erigitis, Romanos
putare debetis'. Peiper hat also die Scheidung an der rich-
tigen Stelle vorgenommen ; Vogel stellt dagegen auf den Seiten
392 und 393 die Wahrheit einfach auf den Kopf.
Dass des Remedius Antheil an der Taufe nicht so her-
vorragend gewesen sei, wie Gregor erzählt, hat schon v. Schu-
bert §. 137 hervorgehoben; Vogel hätte aber statt der Acta
Sanctorum letzt die Monumenten -Ausgabe der V. Remedii
benutzen sollen. Er hätte dann auch gesehen, dass letztere
Fortunat nicht zum Verfasser hat.
Aus dem Gratulationsschreiben des Avitus hat Vogel eine
Bestätigung der Nachricht Gregors herausinterpretiert, dass
der Kaiser dem Frankenkönige den Consulat verliehen habe.
Avitus bekundet in dem Schreiben an Chlodoveeh seine Freude
darüber, dass dieser den katholischen und nicht den ariani-
schen Glauben erwählt habe : ^vestra fides nostra victoria est*.
Er stellt den König als leuchtendes Beispiel für diejenigen hin,
die sich unter Berufung auf den Gebrauch ihres Stammes
und auf die Ueberlieferung ihrer Vorfahren weigern, den Un-
glauben abzulegen. Chlodoveeh habe mit der Vergangenheit
febrochen und nur den Adel als Erbschaft seiner Ahnen in
as neue Leben mit herübergenommen. Avitus fährt dann
fort: 'Respondetis proavis, quod regnatis in saeeulo, instituistis
posteris, ut regnetis in caelo. Gaudeat equidem Graecia
principem le^isse nostrum, sed non iam quae tanti mu-
neris donum sola mereatur. lUustrat tum quoque orbem cla-
ritas sua, et occiduis partibus in rege non novi iubaris lumen
eflFulgurat*. Sehr gut, heisst es weiter, sei der Geburtstag
unseres Erlösers für den Taufakt gewählt worden. Jeder sieht
leicht, dass durch den vorliegenden Brief der katholische
Bischof seiner Freude darüber Ausdruck giebt, dass Chlodo-
veeh sich dem allgemeinen Glauben zugewandt habe. 'Griechen-
land kann sich zwar freuen, unseren Fürsten erkoren zu haben,
aber es verdient nicht allein ein so grosses Geschenk, auch
dem Abendlande erstrahlt die Leuchte seines Glanzes',
oder mit anderen Worten: Freude über Deine Bekehrung
herrscht nicht bloss in Byzanz, sondern auch bei uns burgun-
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298 Bruno Krasch.
dischen Katholiken. Was macht nun Vogel aus den durch
den Druck hervorgehobenen Worten. 'Trotz aller Dunkel-
heit'y sagt er^ ^st aber doch soviel sicher erkennbar, dass
Chlodwig vom oströmischen Kaiser ^gleichzeitig mit seiner
Taufe) eine Auszeichnung erhielt\ Diese Annahme findet er
dadurch bestätigt, dass in diesem Briefe des Avitus, sowie in
den zwei folgenden, welche an zwei oströmische Senatoren
{rerichtet sind; der Sohn eines vir illustris Laurentii, kaiser-
ichen Hof beamten in Konstantinopel, erwähnt wird. 'Dieser
Sohn des Laurentius befand sich noch in Burgund, wo der
Vater zuvor Staatsbeamter gewesen war, und wurde nun unter
nachdrücklicher Verwendung Chlodwigs dem Burgunderkönig
abverlangt. Es scheint also damals eine oströmische Gesandt-
schaft am Hofe Chlodwigs geweilt zu haben, welche den Franken-
könig vom Kaiser Anastasius (491-— 518) eine grosse Aus-
zeichnung zu übermitteln hatte\ Diese ganze Deduction ist
ein entsetzlicher Brei von Missverständnissen und Hypothesen.
Es handelt sich in dem Briefe des Avitus um den katholischen
Glauben, und nicht um Byzantinische Auszeichnungen. Statt
'consulem', wie Vogel will, kann man hinter 'Graecia prin-
cipem legisse nostrum' auch jeden beliebigen anderen Titel
einschieben. Sirmond, der eine verlorene Handschrift benutzte,
liest 'habere se principem legis nostrae', was wenigstens den
Sinn wiedergiebt. Ich bemerke auch, dass 'legis nostrae' der
stehende Ausdruck des Avitus für den Katholicismus und viel-
leicht statt 'legisse nostrum' in den Text aufzunehmen ist.
Lässt man mit Vogel die Briefe nr. 46 und 46 a zusammen,
so wird der Sohn des Laurentius nicht 'unter nachdrücklicher
Verwendung Chlodwigs dem Burgunderkönig abverlangt',
sondern, wie klar und deutlich dasteht, Chlodovech auf
dessen Special -Befehl übersandt: 'Ex qua utique factum est,
ut dirigi ad vos servi vestri, viri illustris Laurentii, filium
principali oraculo iuberetis'. Da aber aus den folgenden
Briefen hervorgeht, dass der Jüngling nach Constantinopel
geschickt worden ist, so ist der Brief nr. 46 a als an den
Kaiser gerichtet von nr. 46 an Chlodovech zu trennen, wie
oben gezeigt wurde. Für die oströmische Gesandtschaft am
Hofe Chlodovechs ist Vogel der einzige Gewährsmann.
Nachdem Vogel den Avitus -Text durch Einschiebung von
'consulem' für seine Zwecke zurechtgemacht und mit der Nach-
richt Gregors H, 38 verglichen hat, dass Chlodovech das
Consulatspatent vom Kaiser erhalten habe, fuhrt er den Beweis,
dass der Franke ein rechter, unverfälschter oströmischer Consul
-gewesen sei, auch wirklich in den Fasten gestanden habe.
Seiner Ansicht hat schon v. Sybel widersprochen. Es ist wohl
auch in neuester Zeit noch Niemand so weit gegangen, wie
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Chlodoyechs Sieg über die Alamannen. 299
der Verfasser, Selbst diejenigen, welche Gregors Nachricht
über den Consulat nicht völlig verwarfen, betonten wenigstens,
dass es sich nur um den consularischen Titel handeln könne'.
Und das ist das geringste Zugeständnis, welches man in An-
betracht der Thatsache machen muss, dass ein Consul Chlodo-
vech weder in den Fasten, noch in den Inschriften, noch in
den Urkunden und Briefen genannt wird. Niemandem ist
diese Lücke mehr zu Herzen gegangen, als .dem seligen
Lenormant, der eines schönen Tages die von ihm gefalscnte
famose Runeninschrift ausgrub: 4nkomr sn Hakns in frith
konunk kluthouik konsuF, die jetzt eine Zierde derLeßlant-
sehen Sammlung ^nr. 145) bil^t.
Wie erklärt aoer Vogel das Schweigen der Quellen? 'Seit
501', schreibt er, stellten Theoderich und Anastasius nach
Uebereinkommen jährlich zwei Konsuln auf, dieser für den
Osten, jener für den Westen (Rossi, inscript. Christ I, XLI)\
Ich war schier starr ob dieser Entdeckung, denn nach den
Inschriften hat Rom, wie überhaupt das Abendland, von 501 ab
die orientalischen Consuln durchaus ignoriert. Vogel beruft sich
für seinen paradoxen Satz auf die Autorität de Kossi's, die ja
unbestreitbar ist. Was schreibt aber der römische Gelehrte?
Nachdem er auseinandergesetzt hat, dass Theoderich bis zum
J. 500 die Promulgation des orientalischen Consuls oft nicht
zugelassen, andererseits nicht gewagt habe, selbst einen Consul
aufzustellen, macht er auf die Aenderung aufmerksam, die mit
dem J. 501 eintritt : 'Ab anno 501 ad Gothici belli initia occi-
dentalium consulum series recte procedit. — Hoc i&^itur tem-
pore ea, quae Gothos inter et Byzantinos Augustes hac de re
Eacta et usu confirmata esse supra ostendi, certe viguerunt'.
^e Rossi versteht das Uebereinkommen in dem Sinne, dass
Theoderich von 501 ab die occidentalischen Consuln in Wirk-
lichkeit ernannt, dem Kaiser aber den Schein der £mennung
gelassen habe. Eine gegenseitige Verständigung der Herrscher
über die beiden Consuln ist nicht erfolgt. Allerdings Hess der
E^aiser in offiziellen Aktenstücken auch den abendländischen
Consul nennen; dagegen hat Theoderich den orientalischen
consequent ignoriert, oder, wie sich de Rossi ausdrückt: ^Ab
anno 501 Orientales (consules) in Occidente et in Gotho-
rum regno omnino nunquam (adscribuntur)\ Diese Worte
kann Vogel unmöglich gekannt haben, als er die folgende
Hypothese aufstellte. Die Friedfertigkeit zwischen den beiden
Herrschern hätte 507 einen bedenklichen Stoss erlitten, da
Theoderich in seinem Schreiben vom 11. März 507 (Thiel ep.
pontif. I, 696) nur seinen Consul Venantius anfährt, und nicht
auch den oströmischen Anastasius. Umgekehrt, meint er, hat
1) So Waitz, V. G. H, 1», p. 47.
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300 Bruno Krusch.
jedenfalls auch Anastasius den Venantius nicht anerkannt, ^so
dass die Vermuthung wenigstens als sehr wohl möglich auf-
gestellt werden kann, in Ostrom seien im Jahre 50? Anasta-
sius und Chlodwig als Consuln bezeichnet worden'. Die Vor-
aussetzung ist unrichtig, denn auch von 501—506 wird in
weströmischen Quellen nur der weströmische Consul genannt.
Nun aber statuiert Vogel gar drei Consuln für 507 : zwei ost-
römische und einen weströmischen ! Der Verf. hat hiermit den
Conjectural - Historikern ganz neue Bahnen gewiesen. Welch'
dankbare Aufgabe wäre es nun, auch für alle anderen Consuln-
paare den dritten Mann zu suchen! Die oströmischen Listen
nennen leider entweder, wiö Marcellin, nur den Anastasius,
oder Anastasius und Venantius. Vogel muss also den Stroh-
mann wieder beseitigen: <Vom Jahre 511 an ernennen dann
wieder Theoderich und Anastasius die Consuln gemeinsam;
dabei erfolgte sicherlich auch eine Einigung über die Consul-
namen der Jahre 507—510; so ist es leicht erklärlich, dass
der Name des 511 bereits gestorbenen Chlodwig in den Fasten
keine Stelle erhielt'. Wir besitzen noch das Schreiben, durch
welches Theoderich dem Anastasius die Wahl des Consuls
vom Jahre 511 Felix notificierte (Cass. Var. 11. 1). In ihm
steht nichts von einem voraufgegangenen Zwiespalt, nichts von
einer Einigung über die Consmn von 507 — 510. Im Gegen-
theil, der Anfang des Briefes: 'Admonet nos consuetudo
BoUemnis dare tastis nomen', möchte fast zeigen, dass der Ge-
brauch, dem Kaiser den weströmischen Consul anzuzeigen, nicht
cessiert hatte. Das Schreiben muss natürlich schon 510 gegeben
sein, stimmt also nicht zur Chronologie Vogels, der voraus-
setzt, dass Chlodovech schon todt war (511). In der Sache
selbst tritt aber mit dem Jahre 51 1 gar keine Aenderung ein.
Nachher wie vorher hat man im weströmischen Reiche den
oströmischen Consul nicht anerkannt: beispielsweise bezeich-
nete man in eben diesem Jahre 511 das Jahr nur nach dem
Consulate des Felix und nicht auch nach dem des oströmischen
Consuls Secundinus. Die Scheidung Vogels steht also in
directem Widerspruche mit den Quellen. Wie stellt sich nun
der Verf. 'die Emigung über die Consulnamen der Jahre 507
' — 510' vor? Man müsste annehmen, dass Boten durch das
oströmische Reich gesandt wurden, die auf Schriften und
Steinen den Namen Chlodovechs tilgten. Sämmtliche Ver-
muthungen Vogels über diese Frage sind müssig und verrathen
nicht die mindeste Sachkenntnis.
Schliesslich ist Vogel 'geneigt anzunehmen, dass Chlodwig
die Ehre seines Alamannensieges dem Kaiser Anastasius an-
geboten habe, und dass infolge dessen der Titel Alamannicus
neu auflebte'. Welch' ein grossmüthiges Geschenk! Sicherlich
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Chlodovechs Sieg über die Alamannen. 301
hat der Kaiser nicht verfehlt, für die hohe Ehre dem Franken-
könige gnädigst zu danken.
Zum Schluss ein Wort zur Charakteristik der VogeVschen
Methode. Der Verfasser ist mit einem fertigen Resultate an
die Leetüre der Quellen gegangen . die nur das aussagen
durften, was er brauchen konnte. Durch Willkür hat er sein
Ziel erreicht. Er hatte aber auch den Ehrgeiz, noch viel mehr
wissen zu wollen, als in den gewaltthätig behandelten Quellen
stand, und griff deshalb zu Vermuthungen. Aus Willkürlich-
keiten und Vermuthungen hat Vogel ein Gebäude aufgeführt,
das vor der Kritik einfach in nichts zerfällt.
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XIII.
Zu Gregors Schrift
'De CTirsTi stellanim'.
Von
Bruno Rruseh.
Neues Archiv etc. XII. 20
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JMit der handschriftlichen üeberlieferung von Gregors
kleiner Schrift 'De cursu stellarum' ist es schlecht bestellt.
Bekanntlich existiert nur eine vollständige Hs. in Bamberg, wäh-
rend drei Codices Fragmente enthalten ; es ist nämlich Gregors
Darstellung der sieben Weltwunder aus dieser Schrift zuweilen
besonders abgeschrieben worden. Um so mehr freute ich
mich, als ich zufallig in Scherrers Kataloge S. 289 auf einen
Sanctgallener Codex (nr. 855, saec. IX, p. 429, in 8®) stiess
mit ungeföhr demselben Inhalt, wie der Bambergensis. Die
von verschiedenen Händen geschriebene Hs. enthält ebenfalls
Cassiodors Institutionen, Mallius Theodorus und anonym die
Schrift Gregors. Aber leider auch nicht vollständig. Den
Schreiber haben ebenfalls nur die Weltwunder interessiert; er
versah sich jedoch im Schlüsse und copierte noch den Anfang
des astronomischen Theiles (c, 17 bis *horae auindecim 15'),
so dass diese Hs. einige Zeilen weiter reicht, als alle anderen
dieser Kategorie. Gregor hat den sieben Weltwundern, die
durch Menschenhand entstanden sind, noch eine zweite Serie
Naturwunder hinzugefügt, die göttlichen Ursprungs sind. Eine
Pariser Hs. enthält beide Kategorien, eine Wiener nur die
zweite. Der Sanctgallener Schreiber begann ebenfalls zuerst die
zweite Reihe zu copieren, besann sich aber dann und schob
vom dritten Naturwunder an die entsprechend numerierten
menschlichen 'suo loco' ein. Im Ganzen reicht der Text der
Hs. von p. 858, 30 *ITEM TERTIUS. Ala Cherubin' bis
S. 863, 19 'quindecim 15', Script. Rer. Merov. I. Es folgen
ann noch 5 Kapitel, die der Schrift Isidors 'De natura rerum'
entnommen sind.
Vor den Auszügen aus Gregor steht p. 398 das folgende
Inhaltsverzeichnis :
^NCIPIT CAPITÜLA DE DIVERSA MIRACULA,
QUAE SUNT SUPER TERRA.
I. Primum est enim omnium maris oceani commotio.
II. Secundum simile huic de granis scilicet.
III. Tertium est, quod de Fenice Lactantius refert, et
ala Cherubin.
20*
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306
Bruno Krusch.
IUI. Quartum est Ethena moDS Siciliae et sepulchrum
regis PerBieit
V. Quintum est de fontibus Gratianopolitanis et de
statua colossir (sie).
VI. Sextum est illud, licet ante ista Dei opera
^c. 11 litt, ras.), et de theatrum, quod in Heraclea
nabetur.
V (sie). Septimum est enim, qualiter luna inter (sie)
quinis, et de pharus Alexandrinus.
I. De pestilentia. IUI. De terrae motu,
n. De oceani aestu. V. De monte Ethena'.
III. De Nilo flumine.
Das Verzeichnis stimmt nicht ganz genau mit dem Texte,
indem die Weltwunder menschlicnen Ursprungs in c. 4. 6
und 7, nämlich das Grab des Perserkönigs, das Theater von
Heraklea und der Leuchtthurm von Älexandrien im Texte vor
den natürlichen Wundern des Aetna, der Sonne und des Mondes
stehen. Die Aufeinanderfolge des Textes veranschaulicht die
folgende Gegenüberstellung der Kapitel des Sangallensis mit
denen der Monumentenausgabe:
Codex
c. 1 =
2 =
3 =
4 =
6 =
7 =
10.
11.
12.
4
Ausgabe
(von p. 858, 30:
Cherubin' ab),
(im Index hinter c.
13.
14.
} 6.
7 (im Index hinter c.
15.
8 (im Index hinter c.
ITEM TERTIUS. Ala
13).
15).
16).
9.
16.
17 (bis p. 863, 19 'quindecim XV').
Wie man sieht, hat der Schreiber die Kapitel wild durcb-
einanderge würfelt. Dieselbe Willkür zeigt auch der Text im
Einzelnen, der so lüderlich behandelt ist, dass es zwecklos sein
würde, alle Varianten zu veröflFentlichen. Die Flüchtigkeit des
Schreibers illustrieren die folgenden Lesarten : p. 859, 3 et
variis] cavariis; p. 859, 7 pictural struetura; p. 859, 13 ami-
tisto cavato] amit cavax; p, 859, 22 factum] fac ex; p. 861, 9
ore] 0 est; p. 861, 19 luteus] eos; p. 862, 11 foci nee uriris]
focmae curru res. Der Text ist ausserdem durch eine Menge
Lücken verunstaltet. Es fehlen beispielsweise die Worte
p. 859, 1 summitatem alae usque ad alae alterius; p. 860,10
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Zu Gregors Schrift *De cursu stellarum'. 307
in ostensione proferuntur virtutis, ut est sol, luna; p. 860, 16
repleat; p. 860, 23 iaciebat; p. 860, 30 tamquam mortui haben-
tur, vemo vero tempore ornantur foliis; p. 861, 14 et in unam
niassam quasi in ovi speciae eonglobatur; p. 862, 10 videas;
p. 862, 13 non; p. 862, 14 undae; p. 862, 18 vena fontis;
p. 862; 20 aeternae; p. 863, 2 oecidentem; p. 863, 11 ipsorum
signaculorum ; p. 863, 14 impleatur; p. 863, 16 autem. Da-
gegen sind p. 859, 19 nach Hibiam' die Worte 'si exitu' inter-
poliert. Nach diesen Proben ist leicht zu ermessen, dass der
Werth des 8angallensis sehr gering ist. Ich übergehe deshalb
die sonstigen Willkürlichkeiten dieser Hs., die nur dazu dienen
würden, den Noten - Ballast zu beschweren. Nahe verwandt
ist sie mit dem Parisiensis (= 2^. Eine Vergleichung beider
ist nicht ohne Interesse, da wir jetzt die ebenfalls zahlreichen
singulären Aenderungen der nicht unwichtigen Hs. 2 aus-
zuscheiden vermögen. Ich theile deshalb alle Varianten mit,
die 2 und der Sangallensis (S), oder wohl gar dieser und der
Bambergensis (1) gemeinsam haben, und versehe diejenigen
mit einem Sternchen, die Beachtung verdienen und vielleicht
in den Text aufzunehmen wären:
859. 16 celato] *nimis Zusatz S. 2.
859. 18 inicere] *iniecere S. (i : i : : ri 1 ; eiecere häufig bei
Gregor).
859. 19 ascendere] conscendere S. 2.
860. 8 noster] nos S. (3). (nobis 2).
860.9 curriculum] curriculo S. (circulo 2).
860,25 deinde spicam] fehlen S. 2.
860, 27 rationem] sacione S. (*sationem 2).
861,6 comam verno] cum averno S. (comam fehlt 2).
861,6 medium] medio S. 2. (3).
861. 10 incipit] *incipiet S. 2. (incipiit 1).
861, 14 tota] totam S. (totum 2).
861, 14 pulves exustus] pulvis exustum S. (pulves exustum?
verbessert exustj 1 ; penitus exustus 2).
861, 16 Tantum caelesti rore nutrita] Sic tamen notu Dei
tantumque, c. r. n. S. (Sed tantum nutu Dei et c. r. n. 2;
Sed rore tamen c. n. 3; nutu Dei scheint Glosse zu sein).
861.17 eisdem plumis eidemque colore] eisdemque colo-
ribus S. (eiusdem coloris 2).
861,22 evomens] 2; evomet S. (*evomit 1).
862, 6 prope fide credentium] prope fidem creditum est S.
{prope fide creditum est 2; die Stelle ist corrupt).
862, 8 est] fehlt S. 2. (3).
862,13 inicias] *iniecias S. (ini:as 1).
862. 13 Elarius] Hilarius S. (Ilarius 2).
862.14 exurunt] exurent S. (exur::, radiert et? 1).
863,4 in ter] inter S. 1. 2. (3).
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308 Bruno Knisch.
863,5 minuitur] 2. (3); *minuatur S. h
863,9 Deus] Dominus S. 2.
863, 12 expremit] exprimit S. 2. (3).
863, 18 haoet mensuram] 1; "habent mensura S.
Obwohl die Pariser Hs. 2 erst dem 12. Jahrh. angehört,,
so ist sie doch im Allgemeinen correeter als der SangaTlensis,
enthält auch den in diesem fehlenden Anfang der Schrift.
Wie wir oben sahen, haben die beiden Hss. einzelne Lücken
gemeinsam, die meisten finden sich nur im Sangallensis, einige
wenige aber hat allein der Schreiber 2 verschuldet. Die grosse
Lücke von 2, p. 858, 43 h) ergänzt S, wenigstens zum grössten
Theile; p. 860,4 fehlt 'vento' in 2, S. hat 'venite' und aus
Correctur *venti'.
Die Auszüge aus Gregor stehen im Sangallensis p. 399 —
414. Es folgen dann noch fünf andere Kapitel mit ähnlichem
Inhalt: p. 415 DE PESTILENTIA, p. 417 DE OCEANI
AESTÜ, p. 419 DE NILO FLUMINE, p. 421 DE TERRAE
MOTU, ü. 423 DE MONTE AETHENA. Dies sind, wie
schon Scnerrer gesehen hat, die Kapitel 39. 40. 43. 46. 47
von Isidors Schrift 'De natura rerum', welche ebenfalls in der
Bamberffer Hs. (1) auf Gregor 'De cursu stellarum' folgt.
Wie in dieser*, folgt unmittelbar auflsidordas Gedicht König
Sisebuts (Riese, Anthologia II, p. 9) : 'Tu eorte in loculentSs
vaga carmina gignis, — — rectis obiectibus argens\ Mit
diesen Worten schliesst der Codex.
1) Vgl. Isidorus, De natura rerum ed. Becker p. 78.
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XIV.
Codex A2 der Historia Francomm
Gregor von Tours.
Erklärung von Max Bonnet
und
Entgegnung von Bruno Krusch.
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Im N. Archiv Bd. XI, S. 629, beruft sich Br. Krusch
auf eine Arbeit von H. Omont (Notices et Documents publica
pour la Soci^t^ de Thistoire de France ä Toccasion du cin-
quanti^me anniversaire de sa fondation, Paris 1884, S. 3 ff.
und 461), der es bestreite^ dass die drei von W. Arndt mit
A 2 bezeichneten Bruchstücke der Historia Francorum des
Gregorius von Tours einer und derselben Handschrift ange-
hören. Omont bestreitet diese Ansicht von Waitz (?) und
Arndt nicht gerade, sondern kennt sie S. 3 ff. nicht, und zwei-
felt S. 461 an ihrer Richtigkeit. Es ist eine Frage, die, wie
Omont selbst andeutet, sich wohl nur durch Autopsie wird
entscheiden lassen. Die Schriftproben^ welche Arndt seiner
Ausgabe beigegeben hat, lassen kein Urtheil zu, da sie nicht
photographisch, ja nicht einmal von derselben Hand facsimi-
liert sind und Format, Zeilenzahl. Tinte u. dgl. nicht erkennen
lassen. Die von Omont angegebenen Maasse geben eher zu
Bedenken Grund.
An demselben Orte versucht es Krusch, meine Behauptung
zu erschüttern, dass Cod. A 2 (vorläufig als eine Handschriit
betrachtet) zur Familie D gehöre. Seine Gründe sind nicht
geeignet, meine Ansicht von der Sache umzukehren. Die-
selbe stützte sich auf folgende Stellen:
richtige Lesart
AI
A 2
D
1) p. 192, 16 fuerit
fuerit
fo...
foret D 1. 6.
2) p. 237, 18 offereretur
offereretur
offeritur
offeretur D4.
3) p. 237, 24 A
A
<1
<:a D6.
4) p. 384, 8 conuenentia
conuenientia
coniueiitia
coniuentia D 4.
5) p. 384, 14 reddere de-
reddiuerent
re reddere de-
re reddere debe
beret
beret
ret D 6. 9.
6) p. 384, 20 est
est
esse
esse D 5.
7) p. 390, 11 ingredietnr
ingredietur
iugreditur
ingreditur D 5.
Krusch hält dem entgegen, dass unter 7. A 2 ^ingredietur'
liest, d. h. nicht den Irrthum von D 5 theilt. Dies wusste
ich nicht. A 2 war mir nur aus der neuen Ausgabe bekannt,
auf die ich mich verlassen zu können glaubte. 2. 3. 5. be-
mäkelt Krusch in verschiedener Weise; ich denke, jeder Unbe-
fangene wird hier urtheilen, dass A 2 auf Seiten von D steht.
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312 Max Bonnet.
Vier Stellen sollen nach Erusch auszuscheiden sein (welche,
sagt er nicht), weil ich die Lesarten von A 1 und D 5 aus
dem Schweigen der Fussnoten ermittele. Die Lesart von D
war mir jedoch überall ausdrücklich bekannt; die von A l
habe ich an drei Stellen (darunter 7; es bleiben also nur
zwei, nämlich 1. und 6) aus Arndts Schweigen gefolgert.
'Solche Schlüsse', sagt Krusch, ^sind bei allen Collationen un-
statthaft'. Dieser Ausspruch ist wohl auf die Collationen der
neuen Gregor- Ausgabe zu beziehen, denn sonst gilt bekannt-
lich heutzutage in Ausgaben mit ausführlichem kritischen
Apparat das Gegentheil, wofern der Leser nicht ausdrücklich
gewarnt ist. Statt dessen heisst es aber Praef. p. 29, 5 'ut
. . . religiöse lectiones quas AI. B 3. 4. 5. C 1. praeberent
notaremusM Sollte nun aber auch Arndt gerade an jenen
zwei Stellen Lesarten von A 1 verschwiegen nahen, und sollte
hier A 1 mit A 2. D übereinstimmen, so bleiben immer noch
vier Stellen (2. 3. 4. 5) an denen A 2 und D nach ausdrück-
lichem Zeugnis in charakteristischen (falschen !) Lesarten gegen
A 1 zusammenstimmen. Dies genügt mir zu dem einfachen
Schlüsse : 1 mal A 2 = A 1 ; 4 mal A 2 = D ; also ist A 2
mit D näher verwandt als mit A 1. Wahrscheinlich aber wird
man sagen dürfen: 6 mal A 2 = D; hierüber ist es mir nicht
gelungen, sichere Nachricht zu erhalten. Findet man mit
Erusch mein Beweismaterial ungenügend, nun, so ist das ent-
gegenstehende noch 4 (bezw. 6) mal ungenügender, und die
Bezeichnung der Hs. als A 2 noch 4 (bezw. 6j mal unbegrün-
deter als die Zuweisung zur D-Elasse. Gemhlsgründe end-
lich, wie z. B., dass der ehrwürdige A 2 doch nicht in die
schlimme Gesellschaft der interpolierten' D-Hss. gerathen
dürfe, sind um so weniger am Platze, als A 1 mindestens
ebenso interpoliert ist, wie die besten D-Hss., namentlich D 5,
der A 2 besonders nahe steht. Im übrigen verweise ich auf
Revue critique 1885 I, p. 163; 1886 I, p. 153.
Max Bonnet.
M. Bonnet hat ganz Recht. 'Omont bestreitet die Ansicht
von Waitz (?) und Arndt nicht gerade, sondern kennt sie
S. 3 ff. nicht, und zweifelt S. 461 an ihrer Richtigkeit'. Der
letztere Ausdruck ist leider immer noch nicht ganz genau.
Omont schreibt wörtlich S. 461: *il semble difficile, que
le fragment de Leyde ait appartenu ä ce m§me manuscrit',
nachdem er S. 5 ganz bestimmt behauptet hatte: ^Le fragment
de Leyde, qui a appartenu ä un manuscrit diff^rent de celui
de Copenhague'. Soviel über Omonts Verhältnis zu Arndts
Ansicht. Dass Waitz sich über diese Frage geäussert hätte,
war Omont ebenso unbekannt, wie mir.
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Codex A 2 der Historia Francorum des Gregor von Tours. 313
Nachdem ich Einsicht in die betreffenden CoUationen er-
langt habe, habe ich M. Bonnets 7 Stellen einer neuen Prü-
fung unterzogen.
ad 2) In der Vergleichung von D 5 ist keine Variante
notiert; der Druck hat 'offerretur'. Auch D 4 ('offeretur')
stimmt nicht mit A 2 ('offeritur') geffen A 1 ('offereretur*^.
ad 3) Die Deltas hat Pertz mit der Hand nachgezeicnnet,
die Handzeichnung der Herausgeber copiert, diese Copie
der Setzer geschnitten, den Druck endlich hat M. Bonnet
reproduciert. Schriftproben, die durch Durchpausen der Hand-
schrift hergestellt und durch Photolithographie vervielfältigt
wurden, lassen nach Bonnet kein ürtheil zu, Ma sie nicht
photographisch facsimiliert sind\ Aber diese Kunstwerke des
Pormschneiders ! Wer sich überzeugen will, wie sehr Bonnets
Zeichnung * sich von dem Original A 2 entfernt, vergleiche sie
mit der Schrifttafel nr. 4 in Arndts Ausgabe. Endlich, woher
in aller Welt weiss Bonnet, dass das gleichseitige Dreieck
die richtige Form ist? Glaubt er, dass Gregor mit Zirkel und
Lineal seine Buchstaben gezeichnet hat?
ad 4) Wäre ^convenentia* (B 2) die richtige Lesart, so
würde A 1 mit 'convenientia* einen Fehler vermeiden, in den
A 2. D 4. 5 mit ^coniventia' verfallen. Es ist aber 'conibentia'
oder ^conhibentia' zu lesen, wie besonders die folgende Stelle
zeigt: ^simulque unam habentes conibentiam (B 1. 2. D 5, *con-
hibentiam' B 3. 4. 5. C 1, 'convenientiam' A l), 'uf (p. 154, 16).
^Conhibentia', in der Bedeutung 'coUusio*, 'assensus' ist eine
im Mittellatein sehr häufige Vocabel (vgl, Ducange ed. Favre
in, p. 505) und findet sich schon in den Hss. der Briefe
Leos d. Gr. 'Coniventia' von A 2. D 4. 5 steht also der rich-
tigen Lesart näher, als 'conven(i)entia' von AI. B 2: beide
Schreiber haben auch sonst die ihnen unverständliche Vocabel
emendiert (cf. p. 154, 16. 202, 7. 293, 28). Es ist nur zu
loben, dass Arndt p. 384, 8 die Lesart in den Text gesetzt
hat, welche Bonnet für fehlerhaft hält.
ad 5) Hat A 1, wie ich schon a. a. O. bemerkte, eine
ganz willkürliche Corruptel, und es lässt sich nicht entscheiden,
ob diese aus der richtigen Lesart oder aus der verderbten von
A 2. D hervorgegangen ist.
ad 7) Ist zu streichen; vgl. Omont S. 16.
Es bleiben also die sud 1 und 6 erwähnten Stellen. An
beiden hat Pertz aus A 1 keine Lesart notiert; der Druck hat
'fiierit* und ^est\
Zum Schluss bemerke ich, dass die betreffenden Colla-
tionen der neuen Gregor -Ausgabe von einem Manne ange-
fertigt sind, dessen Meisterschan auf diesem Gebiete schlechter-
1) Sie ist oben im Drucke nicht gat wiedergegeben worden.
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314 Bruno KrUBch.
dings nicht in Frage gestellt werden kann. Nach Ausweis
der Vorrede hat Georg Heinrich Pertz im Jahre 1822 die
beiden Hss. verglichen. Stets richtig würden Schlüsse ex
silentio sein, wenn Pertz gar nichts übersehen hätte. Dies ist
aber in diesem Falle a priori nicht anzunehmen, da es sich
um einen Autor handelt, aessen Text bisher geradezu verwahr-
lost war. Dass Arndt Lesarten verschwiegen hätte, habe ich
nicht behauptet. Ich halte es für meine Pflicht, eine der-
artige Unterstellung mit aller Entschiedenheit zurückzuweisen.
Bruno Krusch.
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XV.
Das Angers'sche Fragment
des
Saxo Gramm a t i c u s.
Von
P. Hasse.
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Die Ausgaben der Gesta Danorum des Saxo Gramma-
ticus beruhen auf der Editio princeps, welche im Jahre 1514
Christian Pedersen zu Paris veröffentlichte. Von Handschriften
sind bisher nur unbedeutende Fragmente zu Tage getreten,
von denen die in Dänemark gefundenen, von geringfügigen
Abweichungen abgesehen, im Wesentlichen mit dem Text der
Editio princeps übereinstimmen. Dagegen tauchte im Jahre
1877 zu Angers in Frankreich das Bruchstück einer Hand-
schaft auf! vier Blätter in Quartformat, aus dem ersten Buch
die Erzählung von den Königen Skjold und Gram enthaltend',
welches ein ganz anderes Verhältnis zeigte. Während die
dänischen Fragmente in das vierzehnte und fünfzehnte Jahr-
hundert gehören, entstammt dies nach dem Urtheil der fran-
zösischen Gelehrten dem Ende des zwölften oder dem Beginn
des dreizehnten Jahrhunderts, und ist, wie sich Gaston Paris
ausdrückt, gleichzeitig mit der Redaction des Werkes, also,
um zunächst nicht mehr zu sagen, aus der Zeit des Saxo selber.
Die vier Blätter hatten als Einband einer Handschrift des
fünfzehnten Jahrhunderts gedient, sind aus demselben gelöst
und im Jahre 1878 durch Austausch von der grossen könig-
lichen Bibliothek erworben, woselbst sie unter der Rubrik:
*Neue kgl. Sammlung 4P, N. 869' Platz gefunden haben. Der
Chef dieser Bibliothek, Herr Justizrath Dr. Chr. Bruun, publi-
cierte dieselben ein Jahr später in photolithographischem
Facsimile und Hess im selben Jahr als Festschrift zum Jubi-
läum der Kopenhagener Universität eine äusserst sorgfältige
Untersuchunff über dies Fragment sowie über die früher ge-
fundenen, und die in mittelalterlichen Chroniken vorkommenden
Benutzungen von Saxos Werk folgen*.
1) Müller und Velschows Ausgabe I, S. 24 Z. 3 — S. 29 Z. 9. Hol-
ders Ausgabe S. 11 Z. 35 — 8. 16 Z. 3; s. d. kritischen Apparat S. LXI ff.
2) 1. Det i Angers fundne Brudstykke af et Haandskrift af Saxo Gram-
maticus. Udgivet i fotolitbographisk Facsimile af det kongelige danske
Videnskabernes Selskab. Ej0benbayn 1879. 40. 2. Lyk^nskningsskrift
til Ej0benhayns Universitet. Darin: Angers -Fragment et af et Haandskrift
af Saxo Grammaticus med en indledning udgivet af Bibliothekar Chr. Bruun.
Kj0benhavn 1879. 40.
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318 P. Hasse.
Das Pergament der Handschrift ist, nach Bruun, aus
Kalbsfell bereitet, die Schrift, gross, fest und schwer, steht auf
Linien, je 15 auf der Seite. Mit dem Raum ist nicht gespart^
Abkürzungen sind wenig angewandt, Schreibfehler sind nicht
übermässig zahlreich, eine Anzahl derselben ist vom Schreiber
verbessert. Das Ganze macht den Eindruck schmucker, ja
verschwenderischer Breite.
Schriftfeld sowohl, wie Rand der Handschrift sind mit
Interlinear- und Marginalnotizen durchsetzt, in welchen Bruun
zwei Hände scheidet, deren jede durch ein besonderes vel-
Zeichen ihre Varianten einführt und von denen er die erste
mit der Hand des Schriftfeldes identificiert, die zweite als ihr
gleichzeitig, aber von ihr verschieden erachtet und sie dem
Verfasser, also Saxo selbst, zuweisen möchte.
Diese Ansicht ist von Holder in seiner 1886 erschienenen
Ausgabe des Saxo acceptiert worden, auch Wattenbach refe-
riert in der fünften Auflage seiner Geschichtsquellen (Bd. II,
S. 314, Anm. 2) : ^kürzlich ist in Angers ein Bruchstück seines
(Saxos) Autographon gefunden', und ebenso sind die Recen-
senten der Holder'schen Ausgabe in der Deutschen Litteratur-
zeitung (1886 N. 25) und im Litterarischen Centralblatt (1886
N. 28) dieser Ansicht gefolgt.
Aber Bruun gesteht selber ein (S. XXI), dass ihm eigent-
liche Beweise fehlen. Vergleicht man, sind seine Worte, die
zwei Reihen Zusätze mit einander, so bemerkt man, dass die
Farbe der Tinte verschieden ist, die der zweiten Reihe ist
heller, dünner, mehr gelblich. Es lassen sich Verschieden-
heiten in der Form der Buchstaben beobachten, aber ebenso
Gleichheiten. Ob dieselbe Person in längerem Zeitzwischen-
raum oder verschiedene sie geschrieben, bleibt schliesslich
zweifelhaft. Dass die Varianten anderen Handschriften ent-
stammten, meint derselbe S. XXV, ist nicht anzunehmen, eben
weil sie theils von derselben Hand, theils gleichzeitig mit dem
Haupttext geschrieben sind, und es nicht denkbar erscheint,
dass damals, also um 1200 zu Saxos Lebzeiten, schon drei
Handschriften des Werkes (nämlich der Text der Editio prin-
ceps, der Text des Schriftfeldes, der Text, aus welchem die
Varianten stammen) vorhanden gewesen sein sollten.
S. XXVII summiert Bruun: ^Bestimmte Beweise, dass
das Fragment von Saxo selbst geschrieben sei, lassen sich
nicht beibringen. Es ist wahrscheinlich, dass der Text von
einem Copisten abgeschrieben ist, die Marginal- und Inter-
lineamoten können ihm vom Verfasser dictiert sein. Vielleicht
darf die Vermuthung gewagt werden, dass die grosse Marginal-
note auf der ersten Seite von Saxo eigenhändig herrührt'.
In seiner Ausgabe des Fragmentes sind für die Scheidung
der Hände ihm die zwei verschiedenen vel- Zeichen die Weg-
weiser gewesen.
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Das Angers'sche Fragment des Sazo Grammaticus. 319
Von diesen Händen unterscheidet Bruan, und mit Recht,
eine dritte, welche kurze und ganz bedeutungslose Noten ein-
gefügt hat, sowohl am Rande, wie zwischen den Zeilen
^geschrieben mit Buchstabenformen, welche man in Frankreich
Philipp Augusts nennt, und nimmt man an, dass sie in Däne-
mark geschrieben sind, so kann man sagen, dass sie als in
Urkundenschrift geschrieben, sich bis etwa zum Jahre 1300
herabführen lassen'.
Die Entstehung der Handschrift in Dänemark wird wohl
ohne Widerspruch als Praemisse zu gelten haben, bis das Gegen-
theil erwiesen wird, und der Fundort zunächst nur eine be-
dingte Bedeutung in Anspruch nehmen können.
Das Verhältnis des französischen Fragments zu den däni-
schen und zur Editio princeps charakterisiert Bruun S. XXV
also: 'diese unter sich bieten Verschiedenheiten nur in ein-
zelnen Buchstaben, Sylben und Worten, jenes aber Varianten,
welche ganze Sätze berühren, theils mehr theils weniger als
die Pariser Ausgabe und einzelne Sätze in . anderer Folge.
Einzelne Lesarten der Editio princeps finden sich in den
Interlinearnoten, andere im Textf.
Wie gesagt, eigentliche Beweise vermisst Bruun selbst
für die vorgetragene Ansicht. Sie ist zunächst abhängig von
der Datierung der Handschrift, sodann von der angenommenen
Scheidung der zwei Hände, leitet daraus die Schlus&folgerung
her, dass die Existenz anderer Handschriften undenkbar sei
und daraus wieder die weitere, dass der Verfasser selbst einen
bestimmten und bestimmenden Antheil an der Herstellung des
Manuscripts wenigstens gehabt haben könne.
Es fragt sich, ob diese Voraussetzungen, und wenn auch
sie, ob jene Schlussfolgerungen zu acceptieren und in der
That Beweise für das Für oder Wider nicht zu finden sind.
Ich setze zunächst den Text des Schriftfeldes selbst, nach
der Zeileneintheilung der Handschrift her'.
S. 1*. specimen preferebat tantaque indolis eins
experimenta fuere ut ab ipso ceteri danorum re-
ges communi quodam uocabulo scioldungi nu-
cuparentur. Precurrebat igitur scioldus
iurium complementum animi maturitate
confiictusque gessit quorum cum uix specta-
torem etas esse paciebatur. Inquo annorum uir-
tutisque procursu ob aluildam saxonum regis fi-
liam quam summe pulcritudinis intuitu postu-
labat cum scato allemannie satrapa eins
dem puelle competitore teutonum danorum
1) 8. a. Brunns Ausgabe S. 2. Die corrigierten Schreibfehler sind
auch hier corrigiert, die uncorri gierten stehen gelassen.
Neues Archiv etc. XII. 21
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320 P. Hasse.
que exercitu inspectante exprouocacioDe di-
micauit interfectoque eo omnem alleman
mannorum ^entern perinde . ac ducis sui in-
teritu debeilatam tributi lege choer-
1**. cuit. Puellam cuius pociende graeia conflie-
tum ediderat .... acerrimo nupciarum
emulo liberatus inpugne premium recepit.
Eamque sibi matrimonio eopulauit. Ex qua
paruo post tempore gram filiam sustulit. Cuius
mirifica indoles ita pateruas uirtutes
redoluit ut prorsus per eorum uestigia de-
currere putaretur. Corporis animique prestan-
tissimis dotibus preditam adolescenciam ad-
summum glorie eumulum perduxit tantumque
ma^nitudini eius a posteris tributum est
ut m uetustissimis danorum carminibus ip-
sius uoeabulo regia nobilitas censeatur.
Quiequid ad firmandas aeuendasque
uires attinet aeerrima ingenii exer-
2*. eitacione tractabat. A gladiatoribus
uitandi infereudique ietus consuetudinem
studioso exercii genere contrahebat. Edu-
catoris sui roari filiam coeuam sibi eol-
laeteamque quo maiorem incunabulis
suis graeiam referret uxorem adciuit
quam postmodum besso cuidam quod eius
strennua opera sepe numero usus fuerat
mercedis loeo coniugem donauit. Quem
cum bellicorum operum socium haberet
plus glorie sua an bessi uirtus contracse-
rit incertum reli^uit. Hie cum forte
suevnum regis sigtru gi filiam gro gigan
tum cuidam desponsam cognosset tarn in
digne condicionis uinculum execratus bellum
2*^. suethicum auspicatur herculee uirtutis
exemplo monstrorum nisibus obstaturus.
Inita gotbia cum deturbandorum obuiorum graeia
caprinis tergoribus amictus incederet ac ua-
riis ferarum pellibus cir coactus gigante-
as simularet exuuias. ipsam gro siluestres
forte latices cum paucis ad modum pedis-
sequis lauandi graeia potentem equo ob-
uiam habuit. Que tarn insoliti cultus
horrore muliebriter mota succussis
frenis patrio carmine sie cepit.
Conspicor inuisum regi uenisse gigantem.
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Das Angers^Bche Fragment des Sazo Grammaticus. 321
Et gressu medias obtenebrare uias.
Aut oculis fallor nam tegmine sepe ferino
Contigit audaces dilituisse uiros.
Es folgt auf fol. 3* bis 4*» Z. 6 in adonischen Versen ein
Zwiegespräch zwischen Bessus und Qro:
Tum bessus sie orsus
Uirgo caballi
Que premis armos u. s. w.
und auf fol. 4^ von Z. 7 ab:
Post hec gram horrende monstro-
seque uocis habitum trucioris soni mo-
dulis immitatus silenciique vlterioris
inpaciens talibus dictis virginem aggre-
ditur.
Ne timeat rapidi germanum uirgo ^i^antis
Me neque contiguum palleat esse sibi«
Ä grip. missus enim numquam nisi compare uoto.
Fuicra puellarum concubitumque peto.
In der zweiten Zeile von fol. 1^ findet sich eine Rasur
von drei bis vier Buchstaben, oder, wie Bruun anmerkt ', von
einem Worte; Holder liest in derselben %nq.', doch dürfte
diese Lesung schwerlich richtig sein, da daraus auch unter
Annahme von Compendien sich eine Auflösung und sinn-
gemässe Herstellung nicht finden lässt. Am deutlichsten er-
kennbar und wohl zweifellos sicher ist der letzte Buchstabe
*q' und der darauf folgende Punkt dürfte der Rest eines Semi-
colonzeichens sein, so dass zunächst ^que' zu lesen sein würde *.
Den Buchstaben vor dem *q' halte ich fiir ein *m' und vor
diesem meine ich den schliessenden oberen Bogen eines V zu
erkennen, die schwachen Reste vor diesem lassen auf ein *e'
schliessen. Ich erkenne also ziemlich sicher 'amque' und
schliesse, dass in der Lücke 'eamque' gestanden hat. Aller-
dings passt das nicht in den Satz hinein und keines seiner
Worte lautet so aus, immerhin deutet ja aber auch die Rasur
auf einen Schreibfehler hin. Wohl aber beginnt der gleich
folgende Satz: 'Eamque sibi'. Es liegt somit die Lösung nahe,
dass der Schreiber den Rest des Satzes anfänglich übersehen
und schon den folgenden begonnen hatte, das Versehen ge-
wahr ward und das schon geschriebene Wort wieder tilgte;
ist dem aber so, so wird an dieser Stelle deutlich die Existenz
einer schriftlichen Vorlage wahrnehmbar und somit ist der
vorliegende Text Abschrift. Man darf wohl weiter schliessen,
dass in der Vorlage die Perioden nicht mit grossen Anfangs-
buchstaben begonnen haben.
1) In seiner Ausgabe S. 3 ist die Lücke reichlich gross durch sechs
Punkte gekennzeichnet, drei oder vier hätten genügt. 2) Alles nach
dem Facsimile, nicht nach der Handschrift beurtheilt.
21*
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322 P. Hasse.
Zu fol. 3", Zeile 1, merkt Bruun an, dass das Wort
^orsus' auf Rasur stehe und dort möglicherweise ursprünglich
*uirgo' gestanden habe. Nach dem Facsimile ist das nicht zu
entscheiden, ist aber die Beobachtung richtig, so liegt hier ein
schlagendes Seitenstück zu dem ^eamque' vor. Das Anfangs-
wort der zweiten Zeile, eben 'uirgo', war zuerst versehentlich
statt des ^orsus' in die erste gesetzt und ward hier getilgt,
also auch hier ist dann eine Vorlage verlesen gewesen, wie
vorher lässt sich hier der ursprüngliche kleine Anfangsbuch-
stabe, an dessen Stelle für den Beginn jeder Verszeile ein
grosser treten soll, beobachten und vielleicnt weiter schliessen,
dass die Vorlage die Verse nicht metrisch abgetheilt, sondern
wie Prosa in fortlaufenden Zeilen geschrieben enthielt.
Auf fol. 2*>, Z. 5, steht ganz sinnlos 'cir coactus', der
Text der Edictio princeps bietet 'circumamictus', was Stephanius
in 'circumactus' emendierte, um, wie Müller und Velschow I,
S. 26, N. 3, anmerken, die Tautologie mit dem ^amictus' in
der Zeile vorher zu vermeiden. Die Corruptel zeigt, dass
auch der Schreiber an der Wiederholung Anstoss nahm oder
ihm das Compendium unverständlich blieb. Jedenfalls ist der
Schreibfehler an dieser Stelle ebenfalls nur aus einer schrift-
lichen Vorlage und nicht aus einem Dictat erklärlich.
Auf fol. 4**, Z. 10, steht über Mictis uirginem' nicht, wie
Bruun liest 'v. a. = virginem aggreditur', sondern 'b. und a.',
d. h., wie übrigens schon Holder oemerkt hat, dass eine Wort-
umstellung vorgenommen und 'uirginem dictis' gelesen werden
soll, ganz ähnlich also wie die Editio princeps in 'talibus
f)uellam dictis' die Lesung bietet. Die Abschrift einer Vor-
age ist auch hier durchaus möglich.
Nicht anders in der Zeile vorher. Die Bruun unverständ-
lichen Worte über ^silenciique' sind aufzulösen 'vel si(lenciique)
i(mpaciens) vlterioris' — Holder nähert sich dem richtigen,
*si . i . . . . cuis' lesend. Also auch hier eine einfache Wort-
umstellung, gleich der vorigen, zu Gunsten einer eleganteren
Satzbildung, aus einer Vorlage durchaus erklärlich.
Diese Beobachtungen, im Zusammenhang betrachtet, ge-
währen an einzelnen Stellen die Möglichkeit, aus schriftlicher
Vorlage eine befriedigende Erklärung zu gewinnen, bei anderen
eine nicht abzuweisende Wahrscheinlichkeit, in einem Falle,
bei dem ^circumamictus', die stricte Nothwendigkeit.
Eine Betrachtung der Varianten wird zu demselben Er-
gebnis führen.
Fol. 1«, Z. 2, steht über 'ceteri' 'posteri' nach Bruun von
Hand 1 und mit dem ersten vel- Zeichen eingeführt. Die Ed.
Er. bietet 'cetera wie der Text, die Variante ist von keiner
iedeutung. Zu bemerken bleibt, dass der in der Editio prin-
ceps folgende Satz: *Idem — excitabat' in der Handschrift fehlt.
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Das Angers^sche Fragment des Sazo Grammaticus. 323
Fol. 1% Z. 4. Zu dem Satze des Textes: 'Precurrebat
igitur scioldus uirium complementum animi maturitate', welcher
in der Ed. pr. ganz gleich lautet, sind drei Varianten gegeben^
alle durch das erste vel- Zeichen eingeleitet:
1) qui cum uirium stabilimentum animi maturitate pre-
curreret,
2) qui cum etatis stabilimentum clarissimis indolis experi-
mentisy
3) animi uigore . . . eciam fulgore suo finitimos occupauit.
Variante 1) und 2) beginnen beide die Periode mit einer
subordinierten Satzconstruction, gegenüber der Coordination
des Textes und des Druckes. Soll in Berücksichtigung dieser
Varianten die Periode her£;estellt werden, so muss das 'que'
hinter dem folgenden /conflictus' zunächst in Wegfall kommen,
was aber' anzugeben unterlassen ist, zugleich aber nimmt
Variante 2) den BegrifiP 'etas' aus dem Nachsatze des Textes
vorweg, und verlangt diesen demnach in einer Form, wie ihn
die beiden Varianten zu Z. 6 bieten: ^quorum vix' spectator
ob teneritudinem (2 teneritatem) esse poterat'. Dazu kommen
die Worte: 'indolis experimenta' in dem voraufgehenden Satze
des Textes vor. Der leider unvollständig überlieferte Satz
der Variante 3) ist augenscheinlich als iNachsatz zu fassen,
parallel dem 'conflictusque ^essit' des Textes. Ihn plausibel
zu ergänzen, wird schwerlich gelingen. Der halb erkennbare
Buchstabe nach 'uigore' ist mit Bruun für ein 'p' mit einem
Strich darüber aller Wahrscheinlichkeit nach zu halten, die
dann gegebene Auflösung 'pre' könnte auf 'precurrere' hin-
deuten, aber dafür dürfte der Kaum zu klein sein. Man erwartet
einen Genitiv zu 'fulgore suo'. Sollen nun diese Varianten
Verbesserungen des Textes sein, aus denen ein Abschreiber
einen neuen und volleren herzustellen hatte, so wirft sich die
Frage auf, wie er sich aus dem Wirrsal bei der Verschieden-
heit der Construction herausfinden sollte, da es eben an jeder
Andeutung, welche Form des Vordersatzes und des Nachsatzes
er wählen sollte, fehlt. Nach Brunns Hypothese hat Saxo die
Angers'sche Handschrift selbst durchcorrigiert, seiner Correctur
ist dann diese Stelle entschlüpft und seiner Sorglichkeit wird
kein Compliment gemacht. Unter der Annahme von Ent-
lehnung aus Handschriften, lässt sich aus diesen Varianten
auf die Benutzung von zweien schliessen und den Text ein-
begriffen also die Existenz von dreien annehmen.
Von den schon genannten Varianten zu Zeile 6 ist die
über der Linie durch das zweite vel -Zeichen eingeführt also
nach Brunns Meinung von Saxos eigener Hand, sie stellt den
Text des Druckes her. Ihr ist mit der zweiten Variante unter
1) Fehlt in 2.
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324 P. Hasse.
der Linie mit dem ersten vel- Zeichen die Absicht gemeinsam^
aus dem Text das Wort 'etas' zu eliminieren, sei es in Ueber-
einstimmung mit Var. 2 zu Zeile 4, womit sich also Provenienz
aus derselben Handschrift mit dieser schliessen Hesse, sei es,
um nicht dem folgenden Satze und seinem Anfange 'In quo
annorum virtutisque procursu' durch eine ähnliche Wendung
etwas vorweg genommen zu haben.
In diesem Satze, der bis Z. 15 den Rest der Seite aus-
fiillty weist das Schriftfeld gegen die Editio princeps zunächst
einen Zusatz auf: 'aluildami, saxonum regis filiam', eine
durchaus nothwendige Ergänzung. Zu den Schlussworten
^tributi lege choercuit', wo der Druck 'tributaria ditione per-
domuif liest, finden sich zwei Varianten mit dem ersten vel-
Zeichen Z. 15, 'tributo adegif und ^tributaria pensione per-
domüit', vielleicht also Varianten zweier Handschriften. Der
ersten Hand schreibt auch Bruun die Variante 'precabatur'
für 'postulabaf Z. 8, ^earundem nupciarum' für 'eiusdem puelle'
Z. 9 zu, beides und namentlich die letztere Besserungen im
Sinne gezierterer, verfeinerter Latinität. Von Saxos Hand
dagegen sollen herrühren: Z. 8 für *procursu' *pirocinio'
(1. tirocinio), Z. 9 ^gracia' für 'intuitu', an erster Stelle also
ein Schreiofehler des Schriftstellers, an zweiter eine Ab-
schwächun^ — statt 'summe pulcritudinis intuitu' würde
*summe pulcritudinis gracia' zu lesen sein — die doch kaum
dem Verfasser selbst wird zugetraut werden dürfen, jedenfalls
nicht als eine Verbesserung bezeichnet werden kann.
Das Hauptinteresse erregt selbstverständlich die grosse
Marginalnote zu 1* Z. 7, welche nach den Verweisungsstrichen
hinter 'paciebatur' und vor 'In quo' einzuschieben und nach
Brunns richtiger Beobachtung später als die Varianten zu Z. 8
und 9 geschrieben ist. Da in ihr nur die zweiten vel - Zeichen
vorkommen, soll sie von Hand 2, folglich von Saxo selbst her-
stammen, es läge also hier ein nicht unbeträchtliches Stück
seiner eigenen Handschrift vor. Zunächst aber ist einzu-
wenden, dass die Schrift dieser Randnote ganz entschieden
weit mehr Aehnlichkeit mit Hand 1 als mit den übrigen der
zweiten Hand zugetheilten Varianten aufweist, man vergleiche
nur z. B. die mit 'orrificumque' beginnende zu 2** Z. 5, die
Bruun an anderer Stelle ganz verständig zum Ausgangspunkt
seiner Betrachtung gewählt hat. Aber auch sonst treten gerade
hier wieder Bedenken gegen die ganze Bruun'sche Hypothese
zu Tage.
Die Marginalnote enthält folgende Sätze:
1)> Hie non armis modo uerum eciam patrie caritate
1) Ed. pr. *auildam\ 2) Ich ergänze das wenige am Rande weg-
geschnittene.
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Das Angers^sche Fragment des Saxo Grammaticus. 325
conspicuus extitit (anfänglich ^fuit' geschrieben, dann durch
Unterpungierung getilgt).
2) Siquidem impias leges abrogauit salutares tulit et quid-
quid ad emendandum patrie statum attinuit summa diligencia
prestitit.
3) Sed et (vel itaque) regnum patris improbitate amissum
uirtute recuperauit.
4) Primus recindendarum manumissionum legem edidit
(zuerst 'tulif geschrieben, durch Unterpungierung getilgt^.
5) serui quem forte libertate donauerat clandestinis in-
sidiis petitus.
6.) Proceres non solum domestis (1. domesticis) stipendiis
colebat sed eciam spoliis ex hoste quesitis affirmare solitus (vel
dicens^ pecuniam ad milites gloriam ad ducem redundare de-
bere (^testatus' folgt, durch Unterpungierung getilgt).
7) Omnium es alienum ex fisco suo soluebat et quasi
cum aliorum regum fortitudinem (1. fortitudine) munificencia
ac libertate certabat.
8) Egros (vel egentes) fomentis prosequi remediaque
grauiter aiFectis prouidere
Der Text der Editio princeps deckt sich mit diesem voll-
ständig bis auf die kleine Abweichung im Schlusswort: 'benig-
nius exhibere' statt ^prouidere', berücksichtigt die drei Varianten
nicht, stellt aber die drei letzten Sätze in folgende Ordnung:
7. 8. 6 und hat sie allesammt an anderer Stelle, erst hinter:
^tributaria lege perdomuit' eingeschaltet.
Die Aenderungen: *fuit' in 'extitit', und 'tulit' in 'edidit'
sind für die Beurtheilung irrelevant, sowohl ein Abschreiber
kann die einfachere und geläufigere Wendung zuerst gesetzt
und sie dann sich berichtigend durch die gewähltere der Vor-
lage verbessert haben, so gut wie sie vom Autor geschrieben
oder dictiert sein kann. Wohl aber fragt sichs, woher das in
Satz 6 getilgte 'testatus' stammt, es geht ja die tautologe Wen-
dung 'affirmare solitus' vorher und das Wort ist gänzlich über-
flüssig. Und nun bemerke man, dass der in der Handschrift
unvollständig überlieferte Satz 8 nach der Editio princeps
hinter 'benignius exhibere' schliesst: 'solebat, se non sui, sed
patriae curam suscepisse testatus'. Ist das 'testatus' am
Schlüsse von Satz 6 irrthümlich von hier herübergenommen
gewesen, so ergiebt sich daraus auf das allerdeutlichste, dass
ier die Copie einer schriftlichen Vorlage vorhanden ist. Und
nun nehme man hinzu, dass in Satz 5 der ganze Schluss fehlt:
'acrem poenam exigit, tanquam in omnium libertorum poenam
unius crimen redundare par essef, er mithin in der Hand-
schrift ein völlig unverständliches Bruchstück bildet. Die
schon einmal hervorgehobene Flüchtigkeit müsste also auch
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326 P. Hasse.
hier wieder auf des Verfassers Schultern geschoben werden.
Und für den Dritten ist wiederum die Orientierung unmöglich.
Unter der Annahme, dass jene drei, übrigens bedeutungs-
losen Varianten einer Handschrift entstammen, liesse sich hier
wie schon sonst die Benutzung von zweien, den Text des
Schriftfeldes inbegriffen, von dreien constatieren.
Der TöKt auf fol. P weicht in der ersten Periode vom
Druck in einem Nebensatze ab: ^cuius pociende gracia con-
dictum ediderat' schreibend, statt 'cuius amore conflixerat'.
Ueber ^pociende gracia' sind Spuren von übergeschriebenen
Worten — der Rand ist hier beschnitten — sichtbar, wahr-
scheinlich stand dort die Abweichung des Druckest
Zu 'acerrimo nupciarum emulo liberatus' in Z. 2 und 3
sind zwei Varianten, die über der Linie mit dem ersten, die
unter derselben mit dem zweiten vel- Zeichen, also wie an-
genommen von Saxos Hand, hinzugefügt:
1^ acri iam nupciarum emulo iiberatus
2) nupciarum competitore sublato.
Der zweite Zusatz ist der schlichtere und schwächere,
dazu kommt das Wort ^competitor' in der Handschrift nur
sieben Zeilen vorher und dasselbe Verbum in andrer Bedeu-
tung nur zwei Zeilen und Sätze später vor: ^filium sustulit'.
Soll man diese Verschlechterung auf Rechnung des Schrift-
stellers setzen?
Zu dem Satze in Zeile 5: 'Cuius mirifica indoles ita pa-
temas uirtutes redoluit ut prorsus per earum uestigia decur-
rere putaretur', der mit dem Druck ganz gleich lautet, fügt
eine Variante am Rande mit dem ersten vel -Zeichen hinzu:
^Cuius mirifica proles gram per omnia pateme uirtutis exempla
decurrens corporis animique' etc. Da der vorau%ehende Satz
des Schriftfelaes : *Ex qua paruo post tempore (Ed. pr. paulo
post) gram filium sustulit* lautet, so bietet die Variante in
*proles' zu dem 'filius' und in der Wiederholung des Eigen-
namens Gram eine zwiefache Tautologie, so dass sie diesen
Satz nicht oder doch in anderer Fassung voraussetzt, und wenn
sie aus einer Handschrift geflossen ist, derselbe in dieser gefehlt
oder mindestens den Eigennamen nicht enthalten haben wird.
Abweichungen vom Druck und die Varianten der ersten
Hand sind im übrigen folgende:
Z. 9 und 10: 'ad glorie ('vel laudis' übergeschr.) cumulum
perduxit', Ed. pr.: 'glorie statum perduxit'.
Z. 12: 'in uetustissimis danorum carminibus' übergeschr.
vel: 'apud danorum carminum peritos'.
Z. 15: 'attinet acerrima, übergeschr.: 'vel attinebat coti-
diana'. Ed. pr.: 'attinuit acerrima'.
1) Es dürfte namentlich das V zu erkennen sein.
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Das Angers'sche Fragmeut des Sazo Grammaticus. 327
Auf fol. 2" fehlen die Correcturen zweiter Hand gänzlich.
Der Text ist bis auf die Schreibfehler 'exercii' für ^exercicii',
^coUacteamque' für 'collectaneamque' correct, Abweichungen
von der Ed. pr. sind Z. 9: 'coniugem donauit', Dr.: *coniugem
tribuit', Z. 10: 'quem cum bellicorum operum socium haberetf,
Dr.: 'quo bellicorum operum socio fretus'.
Varianten finden sich zu Z. 2 und 3: 'consuetudinem stu-
dioso exer[ci]cii genere contrahebat', alle mit dem ersten vel-
Zeichen eingeleitet:
1) 'disciplinam docili animo tracsit'.
2) Zu 'consuetudinem': 'doctrinam'.
3) Zu 'exercicir: 'consuetudinis'.
4) Zu 'contrahebaf : 'perdiscebat'.
Gehören 2—4, wie das möglich ist, einer und derselben
Handschrift an, so sind also auch hier die Varianten von
Tsweien vorhanden.
Die Varianten zu Z. 3 : 'Educatoris sui roari filiam : Hi[c]
pedagogi sui roari filiam', und zu Z. 6: 'graciam referret
uxorem adciuit': 'mercedem exsolueret coniugem adciuif, beide
mit dem ersten vel- Zeichen bieten nur stilistische Aenderuugen,
wie das ja auch durchweg sonst der Fall ist.
Dem Satze in Z. 9—11: 'Quem cum bellicorum operum
socium baberet plus glorie sua an bessi uirtute contracserit
incertum reliquit' sind fünf Varianten, alle mit dem ersten
vel-Zeichen hinzugefugt i.
1) ^Quo bellicarum uirtutum socio fretus plus glorie'. Sie
nähert sich der Ed. pr.
2) 'milicie et magnarum uidelicet rerum'.
3^ 'plus glorie ei sua an bessi uirtus attulerit'.
4) 'Igitur incertum plus glorie ei etc.'
5) 'incertum plus glorie sua an bessi uirtus contracserit'.
1) und 3) können recht wohl zusammengehören und eine
abweichende Lesung repräsentieren, 4) leitet den Satz beson-
sonders ein, er scheint hier nur: 'Igitur incertum, plus glorie
ei an bessi uirtus contracserit' gelautet und das Uebrige ihm
^anz gefehlt zu haben. Es sind also hier unter Zurechnung
des Druckes und des Schriftfeldes mindestens sechs Lesarten
vorhanden, ein Vermerk des Schriftstellers wird um so mehr
vermisst, die Frage^ wie sich ein Copist zurecht finden sollte,
darf wiederholt werden. Gehören Varianten 1—3 zusammen
und entstammen 4 und 5 einer selbst Varianten enthaltenden
Handschrift, so liesse sich auch hier die Benutzung von zwei
Handschriften für die Varianten wahrscheinlich machen, wie
vorher, aber eben nur unter dieser recht künstlichen An-
nahme.
1) Das der dritten ist freilich nicht ganz deutlich.
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328 P. Hasse.
Zum Text Z. 12—15 sind folgende Varianten, alle von
der ersten Hand und 1 — 3 mit dem ersten vel- Zeichen gesetzt:
1) <regem sietru gum filiam gro fruende pacis studio gi-
ganti sibi infesto poUicitum animaduerteret, (vel comperisset)
tam inhonestam uinculi condicionem perosus . . . mam future
copule detestacionem bellum suethicum auspicatur.
2) lieber *tam indigne\* ^per sanguinem^'.
3) 'tam indignam regio sanguine copulam belle precurren-
dam putavitf (vel precurrere statuit).
4) Ueber Z. 15: 'tam execrabilis copule detestacionem
bellum sueihicum auspicatur'.
Variante 1) ist in keiner Weise ganz deutlich, was in der
Lücke gestanden haben kann, nicht mehr auszumachen, die
Construction durchaus unklar. Es ist möglich vier, und ebenso
möglich sechs Texte zu unterscheiden, die Reduction auf zwei
versagt sich hier, soviel ich sehe, ganz. Aber die Fragen von
vorhin wiederholen sich auch hier.
Der Text des fol. 2^ ist kürzer als der der Editio princeps.
Auch hier fehlt die zweite Hand bis auf die letzte Zeile gänzlich.
Am Rande von Z. 5 ist hinter 'coactus', durch zwei leichte
Striche mit zwei Punkten darüber auf entsprechende über der
Linie verweisend — ganz wie bei der grossen Randnote fol. 1* —
eingefügt: *orrificumque dextra gestamen complexus', welchen
Zusatz auch die Ed. pr. aufweist.
Z. 9 steht über 'Que tam insoliti cultus', durch das erste
vel -Zeichen eingeleitet: 'que sponsum occurrisse rata simulque
cultus horrore' etc. Der Druck ähnlich : ^sponsum adesse rata
simulque'
In Z. 10 ist 'mota' durch ein übergeschriebenes 'territa'
verbessert und so die Stelle der Editio princeps conform gemacht.
Z. 1 1 ist wie in Z. 5 mit Strichen und Punkten über
'frenis' nach 'patrio sermone' stets mit dem ersten vel -Zeichen
hinzugesetzt :
1) 'maxima cum tocius corporis trepidacione',
2) 'per summam corporis ac uocis',
3) uel corporis a . . . aue trepidacionem carmine sie cepit*.
Wiederum also drei Varianten, von denen die erste mit
der Editio princeps übereinstimmt, der Accusativ in der dritten
ein anderes Verbum zu erheischen scheint und daselbst die
Lücke nicht mit 'uocis' ausgefüllt werden kann. Sollte 'animi-
que' nach P Z. 8 zu ergänzen sein? Immerhin ist die Sach-
lage genau wie vorher, die Auswahl unter den Varianten
schwierig und keine Directive vorhanden.
- Die Schlusszeile des Blattes trägt nach Brunns Annahme
von Saxos Hand und mit dem zweiten vel -Zeichen den
Variantenvers :
1) Brunn: 'per samin* mit einem Fragezeichen.
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Das Angei-8*8che Fragment des Sazo Grammaticus. 329
'Summe pugnaces delituerere (I.: delituere) uiri',
was gegenüber dem Texte keineswegs eine Verbesserung ge-
nannt werden kann und dem Schriftsteller wäre demnach hier
wieder ein Schreibfehler passiert.
Die Blätter 3* und S^ sind völlig dem Druck entsprechend
und ohne Varianten von erster oder zweiter Hand. Auf fol. 4*
soll Z. 8 von Saxos Hand 'plexum' in 'cesum' verbessert sein.
Es wäre damit also das allgemeinere und gebräuchlichere Wort
vom Verfasser an die Stelle des ungewöhnlicheren gesetzt,
ohne dass Sinn und Ausdruck gewonnen hätten.
Fol. 4* giebt den Text, conform dem Druck der Ed. pr.
wieder, bis auf drei Abweichungen, Z. 9 ist 'immitatus' von
der zweiten Hand durch 'emulatus' ersetzt, und in derselben
Zeile, nach Bruun von der ersten Hand 'viterioris' durch
'diutumioris' verbessert, in beiden Fällen so die Lesart der
Editio princeps hergestellt; von den beiden übrigen Varianten
zu Zeile 9 und 10 ist schon die Rede gewesen.
Nach Betrachtung dieser Einzelheiten ist die Frage der
Datierung der Angers'schen Handschrift noch einmal auf-
zuwerfen. Graston Paris' Ansetzung auf ungefähr 1200 ist aus
dem Vergleich mit französischen Handschriften hervorgegangen %
es bleibt die Zulänglichkeit dieses Vergleiches zweifelhaft, so-
bald die Möglichkeit, dass der Ursprung des Fragments in
DänenQark zu suchen sei, zur Erwägung gestellt wird. Mir
selbst ist aus Dänemark keine Handschrift bekannt, welche
einen ähnlichen Schriftcharakter oder eine gleiche Schulung
aufwiese, und auch Bruun, welcher S. XX n. 1 die ältesten
dänischen Handschriften, die zum Vergleich dienen könnten,
aufzählt, fügt am Schluss hinzu: Keine derselben hat volle
Gleichheit mit dem Angers'schen Fragment.
Für den Fall aber der Herkunft aus Dänemark dürfen
die Worte Wattenbachs in seiner Anleitung zur lateinischen
Palaeographie S. 39 (Aufl. 4) citiert werden: 'Ein sehr wich-
tiges Gesetz ... ist dieses, dass im Allgemeinen der Westen
vor dem durchschnittlichen Standpunkt um ein halbes Jahr-
hundert vorauf ist, der Osten um eben so viel zurückbleibt'.
Er fuhrt eine Salzburger Handschrift an, welche durch
die Erwähnung des Gratian der Mitte des 12. Jahrhunderts
zugewiesen wird, und doch ganz den Charakter des elften
trägt. Er schliesst: 'G. v. Buchwald (Zeitsch. f. Schi. -Holst.
Lauenb. Gesch. VH, 298) bemerkt, dass noch der Süden resp.
Norden mit dieser Bestimmung verbunden werden müsse*.
Die Consequenz aus Wattenbachs Worten gewährt die
Möglichkeit, die Handschrift auf später anzusetzen, und somit
Bruuns Bedenken, die freilich auch noch diskutiert werden
1) 8. Bruun S. 4.
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330 P. Hasse.
könnten (S. XXV), zu entgehen. Einen terminus ad quem
gewährt zunächst der Umstand, dass die Ängers'schen Blätter
als Einband für eine Handschrift aus der Mitte des fünfzehnten
Jahrhunderts verwandt waren, und gewähren ferner die Notizen
dritter Hand, deren Schriftzüge durchaus denen der dänischen
Urkunden aus dem vierzehnten Jahrhundert und bis in den
Beginn des fünfzehnten hinein entsprechen. Des Weiteren
bemerke man, dass auf fol. 4^ Z. 9 zur Tilgung eines Wortes
Durchstreichung und nicht wie sonst, z. B. in der grossen
Marginalnote auf fol. 1*, Unterpungierung angewandt, und
ferner, dass durchgängig an Stelle des ^ti' das ^ci' getreten
und demnach ^paciebatur^ 'prouocacione'^ ^nupciarum', *con-
dicionem' u. s, w. geschrieben ist, und zwar im Text wie in
den Varianten und von allen Händen unterschiedslos — ein
Vorgang, der in den Urkunden des Nordens erst um 1300
beginnt uud sich keineswegs schnell verallgemeinert hat. Ich
verweise gerade in dieser Hinsicht auf die Facsimiles der
beiden dänischen Saxofragmente in den Jahresberichten des
dänischen Geheimarchivs Bd. I und Bd. VI, das erstere. das
Kall-Rasmussen'sche, welches in den Beginn des vierzehnten
Jahrhunderts gesetzt wird, hat durchgängig ^f statt 'c', letzteres,
das Plesner'sche aus der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts
durchweg 'c'. In beiden kommen Durchstreichungen vor.
Auch darf hervorgehoben werden, dass das in Abkürzungen
verwandte, über der Linie stehende, ursprünglich offene a in
dem Angers'schen Fragment stets durch einen wagerechten
Strich geschlossen ist. Daneben findet sich zweimal noch ein
Uncial-M am Wortschluss. Ich stehe demnach nicht an, das
Fragment erst dem späteren 14. Jahrhundert zuzuweisen, selbst-
verständlich und wie betont unter der Voraussetzung dänischen
Ursprungs. Ist nun aber in der That der Text des Angers'-
schen Fragments — und dies Ergebnis ist allerdings, wie ich
meine, aus einer Anzahl Beobachtungen dargethan — aus
mehreren Handschriften geflossen, so drängt sich auch unab-
weislich die Folgerung auf, welche bereits Bruun S. XXV,
N. 3, andeutet: ^Es ist möglich, dass Jemand besonders aus
dem Umstand, dass die Editio princeps vollständiger ist als
das Angers'sche Fragment und aass dies an einzelnen Stellen
etliche Worte mehr hat als die Ed. pr. den Schluss ziehen
wird, 'dass Saxos Werk nach seinem Tode Zusätze erhalten
hat und überarbeitet wurde. Eine solche Annahme würde
wichtige Consequenzen nach sich ziehen können, da dann der
Weg offen steht für viele Hypothesen über jüngere einge-
schobene Parthien, kleinere und grössere. Die Ueberein-
stimmung zwischen den früher gerandenen Handschriftfrag-
menten und der Editio princeps und die Uebereinstimmung
im Ganzen zwischen diesen und dem Angers'schen Fragment
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Das Angers^sche Fragment des Saxo Grammaticus. 331
fordert doch zu grosser Vorsicht auf bei der Vertiefung in eine
solche Anschauung'.
Auch ich wünsche die Vorsicht nicht ausser Acht zu lassen^
aber ebenso wünsche ich auch eine auf Beweise gestützte Be-
gründung der Hypothese vom Autographon.
und schliesshch führe ich als den Hauptgrund der von
mir vorgetragenen Ansicht den Text des Schriftfeldes selbst
und allein an. Ich habe ihn zu diesem Zwecke oben voll-
ständig zum Abdruck gebracht. Er lässt nichts zu wünschen
übrig, er ist in seiner Kürze klar und vollständig. Die Mar-
ginal- und Interlinearnoten dagegen bieten nirgends sachliche^
sondern überall nur stilistische Aenderungen und Erweiterungen,
nicht alle glücklich ^ die meisten in der Tendenz gezierterer
Wortstellung und gewählteren Stils. Wenigstens an der Stelle^
an welcher uns jetzt das Angers'sche Fragment die Controle
ermöglicht 9 ist Saxos Text deutlich interpoliert. Ich ziehe
keine weitere Consequenz, aber diese vollständig.
Wenn endlich sich Bruun S. XVIII. darauf bezieht, dass
alle anderen Fragmente und Ableitungen mit der Editio prin-
ceps übereinstimmen, dass sie alle dasselbe bieten wie jene
und kein Fragment sich finde, welches, sei es mehr, sei es
weniger enthalte als die Ausgabe, so muss ich das wenigstens
in Bezug auf eine der Ableitungen, das ühronicon Sialandiae
(Lgb. SS, rer. Dan. T. II.) in Abrede stellen. Es bleibt doch
aufiallig, dass in der Anfiihrung des Chronicon Sialandiae
Lgb. II., S. 600 die Sätze der Editio princeps: *Tunc — abun-
dantia (Müller und Velschow S. 601), quae — conciliavit, cum
staturae — sortitus, suum se — affirmans' (S. 602) gänzlich
fehlen trotz des wörtlichen Citats. Und aer kürzere. Text
bleibt nach Ausscheidung dieser Sätze durchaus verständlich
und zusammenhängend. Imnierhin mag Bruuns Bemerkung : 'die
in der Chronik fehlenden Sätze können absichtlich ausgelassen
sein' hier ihre Geltung behaupten, aber für eine andere Stelle
trifft sie nicht zu:
Chr. Sial. (Lgb. II., S. 608): Trofectus igitur a curia
legatus Albericus, qui nostrae gentis sacerdotium adornaret,
cum cunctas Danorum urbes curiose illustrasset, Lundiae ob
egregios Asceri mores hunc honorem deferendum existimavif.
Saxo (M. u. V. II, S. 610) : 'Profectus enim a curia legatus,
qui sacri insignis praerogativa nostrae gentis sacerdotium ador-
naret, cum, celeberrimis Danorum urbibus inspectis, cuncta
curiosissime coUustrando non minorem personarum quam civi-
tatum respectum egisset, Lundiae, ob egregios Asceri mores,
tum quod ad eam e finitimis regionibus terra marique transitus
abunae pateat, hunc potissimum honorem deferendum existi-
mavit'.
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332 P. Hasse.
Der Text des Chronicon Sialandiae lässt sich an dieser
Stelle nicht als Kürzung aus dem vollständigeren Saxo ab-
leiten, im Oe^entheil sich die Erweiterung des kürzeren Textes
leicht wahrscneinlich machen. Und die Aenderungen, durch
welche der erweiterte Text entstanden ist, gleichen durchaus
denen, welche im Angers*schen Fragment die Varianten mit
dem Schriftfelde versucht haben.
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XVI.
Leben
Pauls von Bernried.
Von
J. May.
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Am westlichen Ufer des Stariibergersee's^ etwas südlich
der Bucht des sog. Karpfenwinkels, zwischen dieser und einer
in den See vorspringenden Landspitze liegt Bemriedy heute
wie in alter Zeit eine kleine Gemeinde >, aber berühmt nicht
bloss durch landschaftliche Schönheit, sondern auch durch den
nach dem Orte genannten Biographen Papst Gregors VII, den
Priester Paul von Bernried >, welchen Eurnirst Maximilian den
Livius Baierns nannte.
Das Kloster, in welchem Paul lebte und wirkte, 1121 durch
den aus der Dachauer Linie der Grafen Scheyern- Witteisbach
stammenden Grafen Otto von Vallay in Verbindung mit seiner
Gemahlin Adelheid gegründet», war ein reguliertes Chorherren-
Btift der Augustiner.
Zu Anfang dieses Jahrhunderts wurden die noch vorhan-
denen Gebäude und Mauern desselben in ein Schloss umge-
wandelt und erweitert.
Paul ist nicht bloss Verfasser der erwähnten Vita Gre-
forii VII 4, sondern auch einer unvollendeten Vita der hl.
[erluca*, welche in ihrer Zeit als Seherin eines weitverbreiteten
Rufes ^enoss. Ebenso berühmt sei sie als Gelehrte gewesen,
was jedoch Angesichts der Bemerkung im Prolog der Vita
Herl. ^prorsus litteraturam non cognoscente' (sc. Herluca) sehr
zweifelhaft zu sein scheint. Doch fehlen mir die Hülfsmittel,
um ein sicheres Urtheil darüber zu gewinnen. Ich fuge nur
noch hinzu, dass femer erzählt wird, ihre Schriften, einst der
Heidelberger Bibliothek einverleibt, seien mit derselben in den
Vatikan gewandert •.
Letztere Biographie enthält über das Leben des Verfassers
schätzbare Nachrichten.
1) Jetzt TOD 458 £.; im 12. Jahrh. nach den Worten Panls im Prol.
der Vita Herlacae: «pusillus grex\ 2) Taulns frater indignus vocari
preBbyter' sagt er von sich (Prol. V. Herl.). 3) Hund, MetropoU
Salisburg. ü, 8. 102. 4) Herausgegeben von Watterich, Pontif. Roman.
Vitae I, 474—546. 5) Acta SS. Apr. H, 552—567. 6) In dem der
Heidelberger Universität zu deren 5. Säkulaitfeier 1886 überreichten
Katalog der bibliotheca palatina, welcher übrigens noch nicht vollständig-
ist, steht kein Werk der Herluca verzeichnet«
Neues Arehiv etc. XII. 22
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336 J. May.
Daraus geht hervor, dass er seine Laufbahn in Regensburg
begründete und zwar weisen die frühesten Nachrichten auf das
Jahr 11021. Sehr jung kann Paul damals nicht mehr gewesen
sein, denn wir finden ihn zu dieser Zeit schon einerseits in
gleichberechtigter Stellung zu den andern Regensburger Kleri-
kern, andrerseits als Lehrer und Fürsorger Gebhards, der ihm
gerade im Jahre 1102 als Alumnus übergeben wurde* und von
da an sein unzertrennlicher Begleiter war, solange wir über-
haupt von Paul hören (domi forisque sociatus). Die Innigkeit
des Verhältnisses und die Theilnanme Gebhards an allen Be-
strebungen und Schicksalen Pauls tritt namentlich in den später
zu besprechenden Briefen hervor.
Pauls geistiger Berather und Freund in Regensburg war
lange Zeit der Domherr Walter, der 1119 Erzbischof von
Ravenna wurde, zur Zeit aber, als Paul die Vita Herlucae
schrieb, schon ein Jahr todt war. Er starb 1144. Im Prolog
der Vita setzt Paul ihm ein rühmendes Denkmal der Dank-
barkeit: Niemand habe in Regensburg tiefer auf ihn und Geb-
hard eingewirkt als Walter.
Paul und Gebhard unterhielten, wie die Mönche der
damaligen Zeit überhaupt, von Regensburg aus nicht nur
weitreichende briefliche Beziehungen', sondern machten auch
selbst vielfache Wanderungen. Namentlich häufig und gern
besuchten die beiden Freunde Eppach*, also diejenige Gegend,
in welcher sie sich später dauernd niederlassen sollten. Pres-
byter von Eppach war damals Pauls Gastfreund Sigebot, der
aber noch nicht nach Eppach übergesiedelt war, sondern nach
1 ) Dies Jahr eruiert Watterich (a. a. O. Prolegfom. C, Anm. 2) durch
folgende Rechnung: Voraussetzung ist dahei, dass die 'quinti Heinrici
persecutio* (Vita Herl. nr. 44), die letzte der über Kegensburg wegen
antikaiserlicher Gesinnung hereingebrochenen Verfolgungen, welche Paul
und Gebhard schliesslich zwang, Begensburg zu verlassen, in das Jahr
1121 fällt. Watterich hat dies Jahr, wie icti meine, mit genügenden
Gründen gestützt. Wenn nun Paul nr. 43 der Vita Herl. sagt, dass von
der Zeit seines dritten Aufenthalts in Eppach, wo ihm Herluca auf Ein-
gebung des hl. Laurentius und des hl. Wikterp die Absicht, Regensburg
zu verlassen, widerrieth, bis zur Ausführung des Planes 12 Jahre ver-
flossen seien, wenn er ferner hervorhebt, dass damals, als ihm Herluca
jenen Rath gab, sein Alumnus Gebhard bereits 5 Jahre mit ihm zu-
sammen gewesen, so ergiebt sich daraus ein neunzehnjähriger Aufenthalt
in Regensburg von 1102 — 1121, womit aber nicht gesagt ist, dass Paul
nicht schon vorher dort war. Der dritte Aufenthalt in Eppach fällt, wenn
«r noch 14 Jahre in Regensburg bleiben musste, in das Jahr 1107.
2) Vita Herl. nr. 43. 3) v. Pflugk - Harttung macht Iter Italicum II
in den Bemerkungen zur S. Ambrosianischen Briefsammlung S. 729 auch
darauf aufmerksam, 'dass die Beziehungen und Correspondenzen der
Klöster und Kirchen im Mittelalter viel ai^sgedehnter gewesen sind, als
«ich gemeinhin jetzt noch beweisen lässt*. 4) Am linken Ufer des Lechs
zwischen Landsberg und Schongau.
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Leben Pauls von Bernried. 337
Nr. 40 (Vit. Herl.) noch auf dem norischen Ufer des Lech
wohnte, um nicht zu sehr von Fremden belästigt zu werden*
Ferner wohnte seit ungefähr 20 Jahren Herluca in Eppach^
welche Paul jetzt kennen lernte und deren Bedeutung für die
Förderung der von ihm vertretenen Richtung er sofort erkannte.
Da die Bekanntschaft mit Herluca auch für das spätere
Leben Pauls mehrfach bestimmend wurde, so dürfte es am
Platze sein, ihre religiöse Anschauung mit einigen Worten zu
kennzeichnen.
Eine Schülerin Wilhelms von Hirschau und Dieteers, des
Abts von St. Georgen (seit 1088) und späteren Bischofs von
Metz, die zur Zeit, als sie noch in Schwaben lebtet, ihre
geistlichen Berather waren ', wurde Herluca von diesen Haupt-
vertretern der kirchlichen Reform, die namentlich auf eine
grössere Verinnerlichung des religiösen Lebens gerichtet war,
Smz in die Bahn jener Partei gelenkt. Da Henuca in ihrer
eimath nicht volle Befriedigung fand, so Hess sie sich in
Eppach nieder, wohin sie zufellig gekommen war. Hier lebte
sie 36 Jahre. In der Laurentius- und Marienkirche, welch'
letztere im Chor die Gebeine des hl. Wikterp, «des einstigen
Bischofs von Augsburg" geborgen haben soll, fand sie den
gewünschten Mittelpunkt der Verehrung und Erbauung.
Durch die Einwirkung dieser Heiligen empfing Herluca
Visionen und Offenbarungen, die der Autor c. 2 und 3 unter
verschiedenen Gesichtspunkten mittheilt. Die einen bezeichnen
die Richtung, welche die Reform thätigk ei t oder vielmehr die
Agitation in der dortigen Gegend nahm, die andern c. 3 ver-
zeichneten sammelt er für einen jungen italienischen Kleriker,
und darunter sind eben die, welche sich auf Paul beziehen.
Die ersten sind ein Kampfmittel gegen verheirathete
Priester, die als solche ^incontinentes' sind und einem der
Hauptgebote Gregors VH. zuwiderhandeln. Der eine derselben
starb plötzlich (Vita Greg. c. 115), den andern suchte Herluca
durch das vom Papst Gregor empfohlene Mittel der Aufreizung
der Laien gegen die Geistlichen auf einen andern Weg zu
bringen (ebendas. c. 114). Indem Herluca so agitatorisch
wirkte, handelte sie ganz im Geiste ihres Patrons Wilhelm
V. Hirschau, der ebenso feindselig gegen den seit 1080 von
neuem gebannten Kaiser Heinrich IV.» auftrat.
1) Wo Adelheid, die Gemahlin des Pfalzgrafen Mangold von Dillingen
ihre Gönnerin war, Vita Herl. nr. 5: 'Adelhaidis — eandem Herlucam
sibi assumpsit in adintorium pernoetandi in oratione Dei\ 2) Vit. Herl-
ur. 11 : *Habebat . . . Herluca probatissimos sacri propositi monitores, beatum
scilicet Wilhelmum Hirsangiensis monasterii abbatem ac patrem einsque
discipulnm Theocarium . . . Adhuc enim in eorum compitis ultra Dann-
bium commorabatur. 3) Die Erwähnung Heinrichs IV. (Herl. nr. 36)
ist von einer Notiz begleitet, die zu den stehenden Phrasen in den damaligen
22*
Digitizedby Google
338 J. May,
Die andern im 3. Cap, erzählten Visionen greifen, wie
gesagt, in das Leben Pauls ein.
Bei einem Aufenthalt in Eppach nahm dieser mit Gebhard
an einer Beerdigung in Berg> theil, wo nicht lange vorher
viele wichtige Keliquien gefunden wurden , die der Propst
Heinrich von Beuerburg» *in crem um' wegführte. Bei diesem
Anlass trafen Paul und Gebhard auch mit Herluca zusammen.
Aus der weiteren Erzählung Pauls in diesem Cap. (Nr. 43)
erhellt, dass Paul bis zum Jahre 1107 (nicht bis zu seinem
definitiven Weggänge von Regensburg) dreimal in Eppach
war; einmal bheb er ein ganzes Jahr und zwar bei Sigebot,
der, wie wir wissen, damals Presbyter in Eppach war, später
aber Propst von Bernried wurde ("Nr. 40).
Dabei wurde nun der Verkehr zwischen Herluca und Paul
immer inniffer. Niemandem vertraute sie ihre Geheimnisse
lieber an als ihm. Den Grund der Zuneigung suchte dieser
in dem unwillkürlichen divinatorischen Bewusstsein Herluca's,
dass er einst ihr Biograph würde.
Beim dritten Besuch in Eppach (1107) war Paul sehr
gegen seinen Willen wieder von Gebhard begleitet, denn er
war entschlossen, nicht mehr zurückzukehren, Gebhard aber
in Regensburg zurückzulassen. Die Ursache dieses Entschlusses
lag weniger in dem Freundschaftsverhältnis zu Sigebot und
Herluca, als in den Anfeindungen seitens seiner geistlichen
Brüder, die ihn 'velut auctorem molestiarum suarum odio
habebant propter irreprehensibilem vitam et linguam veridicam'
(Nr. 43). Daraus ersieht man nicht bloss, dass ihn seine
Kollegen der Richtung wegen hassten, sondern auch als Ur-
heber der über die Kegensburger Kirche hereingebrochenen
Verfolgungen bezeichneten. Denn Paul war ein strenger
Gregorianer und eifriger Anhänger der durch Gregor VII.
inaugurierten und durch den schon erwähnten Abt Wilhelm
antikaiserlichen Schriften gehört; 'quarti Henrici, diu pessime regnanüs
propter peccata popnli*. Die Stelle les. 63, 5: 'ipse autem vulneratus est
propter iniquitates nostras, attritns est propter scelera nostra' hämisch ver-
dreiiend schreibt Paal das 'schlechte' Regiment des Kaisers den Sünden
der Menschen zu, um deretwillen Christus einst gestorben, der Kaiser aber
schlecht regiert! Letzteres ist für Paul ein ebenso unumstössliches
Dogma, wie das von der unbedingten Heiligkeit Gregors YII. Es waren
eben die Ansichten über die letztvergangenen Zeiten noch so verwirrt,^
dass auch nicht der Schein einer gerechten Würdigung aufkommen konnte.
1) Zwischen Eichstädt und Neuburg a. D. 2) Südlich von Iringsburg^
von dessen Herren die Gründung des Klosters ausging (Hund, Metrop.
Salisb. II, 92). Iringsburg lag gegenüber von Bernried in einiger Ent-
fernung vom östlichen Ufer des Stambergersees. Da jenes Kloster um
1100 gegründet wurde, so fällt also der diesmalige Aufenthalt Pauls in
Eppach nach dieser Zeit.
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Leben Pauls von Bernried. 339
V. Hirschau und seine Sendlinge in vielen Klöstern Baierns
und Oesterreichs eingeführten Reform. Für dieselbe wirkte
er, wie wir aus obiger Stelle sehen, durch Wort und Beispiel,
durch untadelhaften Wandel für seine Person und Eifern gegen
die immer mehr überhandnehmende Verweltlichung des Klerus.
Ein grosser Theil der Geistlichkeit widersetzte sich aber der
neuen Doktrin. Daher der Konflikt und Pauls Entschluss.
Im Jahre 1107 jedoch ward Paul an der Ausführung desselben
durch Herluca verhindert, welche es als bestimmten Willen
des hl. Laurentiua bezeichnete, dass er noch in Regensburg
bleibe. Er blieb dann noch 14 Jahre hier, also bis 1121.
Vor dem Jahre 1121 war Paul von Udalrich, Bischof von
Passau (1092 — 1121) und päpstlichem Legaten als Presbyter
ordiniert worden >, jedenfalls als Anerkennung für das treue
Festhalten an der Gregorianischen Richtung, was sowohl der
Umstand beweisen dürfte, dass er von einem Hauptvertreter
derselben* ordiniert wurde, als auch dass er und sein etwa
1134 als Presbyter ordinierter Alumnus ' beide 4n tutelam et
specialem filiationem Romanae ecclesiae' aufgenommen wurden.
Endlich im Jahre 1121 that äusserer ^wang, was längst
innerer Entschluss gewesen war, ^quinti Henrici persecutione'
wurde das Freundespaar ^praedictae societatis biga' aus Regens-
burg vertrieben (Herl. Nr. 44).
Aus den andern Zeitnachrichten ^ ist bezüglich dieser Ver-
folgung nichts zu ersehen ; es scheinen im Gegentheil Heinrich V,
als er in den ersten Monaten des Jahres 1121 eine Rundreise
durch Baiem machte, gerade hier wenig Schwierigkeiten ent-
gegengetreten zu sein, und auch er trat in der Zeit vor dem
Würzburger Konvent, als er den Gegenp^st Burdinus schon
aufgegeben hatte, milder gegen die andere Partei auf. Dennoch
aber wird man an der von Paul berichteten Thatsache nicht
zweifeln können. Dass es da und dort noch zu Kämpfen
zwischen den Parteien kam, sieht man an dem Beispiel
Schwabens '. und so mag auch in Regensburg die gegnerische
Partei, ermuthigt durch die Anwesenheit des Kaisers, die
^auctores molestiarum suarum' verdrängt haben. Der Ausdruck
^molestiae' scheint übrigens nicht bloss mannigfache Bedräng-
nisse der Regensburger Kirche zu bedeuten, sondern auch den
zeitweiligen Sieg der Gregorianischen Partei, welcher wieder
eben solche ^persecutiones' zur Folge hatte. Und wenn Herluca
1) Das Jahr der Ordination kann nicht genauer bestimmt werden.
Paul sagt Vit. Qreg. c. 121 bloss, dass der 1121 gestorbene Bischof
udalrich ihn ordiniert habe. Worauf aber Watterich seine Angabe stützt,
^ass dies gerade 1120 geschehen sei, weiss ich nicht. 2) Vit. Greg.
0.121: 'post multos pro assertione Gregoriani dogmatis — obdormivit*.
3) Harttung a. a. O. Brief nr. 59 S. 473. 4) Giesebrecht, Kaiserzeit 3, 2,
S. 927 ff. 5) Giesebrecht S. 928.
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340 J. May.
ihren Freund noch 14 Jahre in Regensborg festhielt^ so that
sie es vielleicht, weil sie ihn als Hauptstütze der dortigen
Partei betrachtete.
Mit der Vertreibung Pauls aus Regensburg &llt merk-
würdigerweise die Herluca's aus Eppach zusammen. Herluca
wurde ^durch die Wuth verbrecherischer Bauern' (Nr. 44J ge-
zwungen, Eppach nach 36jährigem Aufenthalt (1085 — ll21)
zu verlassen.
Paul und Herluca fanden sich in Bemried zusammen,
womit eine neue Epoche in der Geschichte dieses Ortes begann.
Was die Wuth der Bauern erregt, ist aus dem Wortlaut
der Stelle nicht ersichtlich. Streit zu erregen war wohl ge-
eignet die oben berührte Aufreizung des Volkes gegen ver-
heirathete Priester. Allerdings nahm die Sache des Presbj^ter
Richard durch die bussfertige Reue desselben eine friedhche
Wendung, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass bei der nach-
haltigen Opposition der Weltgeistlichkeit gegen die betreflfenden
Verordnungen Gregors VII. ähnliche Fälle sich wiederholten
und dass eine Gemeinde auch einmal, da man doch ihre
Parteinahme provocierte, für ihren Pfarrer eintrat.
In Bernried erhielt nun die strenge, weltfeindliche Richtung^
die Paul und Herluca an ihren seitherigen Wohnsitzen ver-
traten und jener in seinen Schriften preist, eine konkrete Form
in der Gründung der oben erwähnten klösterlichen Genossen-
schaft.
Bald darauf begab sich Paul mit Gebhard» nach Rom,
um ein päpstliches Privileg für die Stiftung zu erlangen. Der
damalige Papst Calixtus TL. gewährte dies, indem er nicht
bloss die Gründung des Klosters bestätigte, sondern es auch
unter unmittelbaren päpstlichen Schutz stellte und ihm da»
Recht freier Wahl der Pröpste gab, alles 'salva Augustensis
Episcopi reverentia'.
Scnon auf dieser Reise tritt uns Pauls wissenschaftliches
Streben entgegen, indem er an verschiedenen Orten nach
Denkmälern der kirchlichen und historischen Literatur forschte,,
in Rom insbesondere nach Material für eine Biographie Gre-
fors VII, zu der er schon damals den Plan ffefasst hatte»
'heils waren es mündliche Berichte, die er von den Römern %
speciell wie wir sahen, auch vom Papste erhielt, theils officielle
1) Dass der Qesandten wenigstens zwei waren, darf man ans den Aus-
drücken der Bulle (bei Hund) Vestris', 'vestram* schliessen, dass es aber
gerade Paul und Gebhard waren, weist Watterich, Proleg. CI Anm. 12
nach: Vit. Greg. c. 117 sagt Paul, dass er in Rom gewesen, c. 17, dass
er mit Calixtus verkehrt, aus dessen Munde er Erzählungen über Gregor
vernommen ('narrare consuevit'). Wenn nun Calixt schon 1124 starb und
Paul erst 1121 nach Bernried kam, so fällt die römische Reise in die
Jahre 1122—1128. 2) Vit. Greg. c. 117: *Romanorum relatu didicimus*.
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Leben Pauls von Bernried. 341
Aktenstücke^ namentlich das Registrum u. a. Im allgemeinen
aber beziehen sich seine Studien und Nachforschungen weniger
auf Geschichte im strengen Sinn, als auf wunderbare Ereignisse
aus dem Leben seines Helden. Darin aber war er ein fleissiger
Sammler, wie er denn auch Andere gern unterstützte, die in
ähnlicher Richtung thätig waren (Vit. Herl. Nr. 35).
Auf der Rückreise von Rom verweilte Paul längere Zeit
bd den Mönchen von St. Ambrogio in Mailand und knüpfte
mit denselben dauernde nur durch einen Zwischenfall unter-
brochene Verbindungen an, wofür eine Anzahl Dokumente in
Form von Briefen * vorliegt.
Zwei dabei in Betracht kommende Fragen: 1) in welche
Zeit die Briefe gehören, 2) ob die in der Vita Herl. genannten
Freunde, Paul und Gebhard, identisch seien mit den Schreibern
der Briefe, hängen mit-^inander zusammen. Gehören nämlich
die Briefe, woran gar nicht mehr zu zweifeln", nicht in's elfte,
sondern in das zwölfte Jahrhundert, so wird sich auch die
Identität der genannten Personen kaum abweisen lassen.
Watterich Proleg. C II nimmt dies ohne weitereBew eise
an und stellt so eine logisch und zeitlich passende Erzählung
her, während Harttung a. a. O. in seiner Untersuchung über die
Verfasser und Zeit der Briefe jenes Moment der Identität un-
berücksichtigt lässt.
Die Gründe für dieselbe sind theils allgemeine, theils be-
sondere; manche müssen sich aus dem Zusammenhang der
folgenden Darstellung von selbst ergeben.
Im allgemeinen kann gesagt werden, dass der religiöse,,
politische und litterarische Standpunkt (bezüglich der Art und
Kichtung der Studien) bei beiden, P. und G., ganz der gleiche
ist. In diesen drei Punkten wird sich zwischen den Briefen
und den beiden Vitae nicht leicht eine DiflPerenz nachweisen
lassen. Beide stehen auf dem strenghierarchischen Standpunkt,
wie er durch Gregor VII. begründet wurde. Unbedingt nehmen
sie für Lothar gegen Eonrad Partei. Und geht nicht durch
die Briefe wie durch die Vitae dasselbe Studium heiliger Per-
sonen und dasselbe unermüdliche Suchen und Sammeln heiliger
Geschichten? Ebenso lassen sich alle andern in Betracht
kommenden Momente recht gut mit einander vereinigen*.
Unter den besonderen Gründen scheint mir der wichtigste
in Brief Nr. 62 (bei Harttung) zu liegen.
Martin von St. Ambrogio hatte sich nach dem Namen de»
Heiligen erkundigt, dessen Tag auf den 14. Juli falle. In
jenem Brief teilen P. und G. den Namen mit; es sei Udalrich*,
1) *E8 erstreckten sich die Briefschaften der Mailänder Kirche von
Böhmen bis an die Grenzen Süditaliens'. Harttnng a. O., S. 729. 2) Hart-
tnng a. O. S. 730. 3) Schwierigkeit macht nur Brief nr. 63 bei Harttung.
4) S. Ulricnsy Prior Yon Zell im Schwarzwalde f 14. Juli 1093 (Harttung).
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342 J. May.
60 benannt nach Udalrich, Bischof von Augsburg (924—973).
'Besitzer einst dieser schönen Kurie, in welcher wir jetzt
wohnen und sowohl sein als auch des hl. Magnus Andenken
pflegen'. Dies weist auf Augsburg, nicht auf Regensburg.
Magnus^ Confessor wird Vita Herl. Nr. 47 ausdrücklich m
das Bisthum Augsburg verlegt, und zwar in eben die Gegend,
wo Paul seit 1122 wohnte. Paul sagt an jener Stelle: 'Nam
a diebus S. Magni Confessoris, quem idem Praesul Wicterpus
apud Eptaticum primitus vidit caelesti lumine coronatnm et
paulo post ibidem gratulabundus ordinavit Presbyterum, nuUa-
tenus eins mentionem vel audiendo vel legende suscepimus
usque ad tempora S. Herlucae'. Was ist unter 'am^nj curi§'
zu verstehen? doch wohl das schön gelegene Bernried.
Das im Vorstehenden erwähnte Kloster Zell im Schwarz-
wald gehört in das Erzbisthum Mainz, wie auch Aufi;sburg,
das ein Suffraganbisthum von Mainz ist. Auf Mainz und damit
indirect auf Augsburg weist aber auch noch eine andere Stelle.
In Brief Nr. 59 (Harttung) richtet Paul an Martin von S. Am-
brogio die Frage, welche und wie viele Suffragane das Erz-
bismum Mailand zählte, bevor die Mainzer Erweiterung die
Grenzen desselben eingeschränkt habe ? Wenn nun auch mit
unsem Mitteln Zeit und Umfang dieser Grenzverschiebung
zwischen dem Erzbisthum Mainz und Mailand nicht angegeben
werden kann, so hat doch jedenfalls eine solche stattgefunden,
und aus der weiteren Bemerkung: 'neque enim invidemus,
immo plurimum congaudemus amplitudini honoris Ambrosiani'
geht hervor, dass sich der Schreibende im Erzbisthum Mainz
befindet und obwohl Mainzer doch lebhaftes Interesse an
Mailand nimmt. Der in Bernried wohnende Paul also, welcher
dem Bisthum Augsburg angehört, betrachtet sich als Mainzer
und kann schreiben: ^nequaquam enim invidemus'.
So weisen also zwei Steilen der Briefe, die eine aus dem
Jahre 1137, die andere aus 1134 auf die Gegend hin, wo Paul
nach der Vita Herl. schon seit 1122 ansässig war.
Es wird nun nöthig sein, aus den Briefen * die Beziehungen
auf das Leben Pauls und Gebhards zu erörtern.
1) Brief nr. 62 hätte Harttnog 'Magni Confessoris' statt 'magni Conf.'
schreiben sollen. 2) Wie Harttang a. a. O. mittheilt, sind die Briefe
Pauls and Gebhards theils als Originale im Archiv S. Ambrogio, theils
als Copien in einem Cod. der bibliotheca Ambrosiana erhalten. Ans dem
Copialbuche edierte Mabillon eine Anzahl derselben (Mosenm Italicam I,
8, 95 ff.), die theilweise dieselben sind, wie die im Archiv enthaltenen.
Harttang, keinen der Mabillon'schen wiederholend, vervollständigt das
Material, indem er theils die in den selten gewordenen Werken von Sor-
man und Paricelli gedruckten, theils bisher unbekannte giebt, soweit sie
im Archiv vorlagen. Doch sei damit das Briefmaterial nicht erschöpft ; es
gebe noch andere, unedierte.
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Leben Pauls von Bernried« 343
Die Briefe bei Mabillon und Harttung enthalten je einen
für sich abgeschlossenen Zeitraum und zwar die ersteren die
Zeit von der römischen Reise bis zum Ende des Gegenkönig-
thums Konrads des Staufers ^1122— 1133]; die andern die Zeit
von 1134— llöO; über dieses letzte Jahr hinaus existieren keine
mehr. Dazwischen fallt die Abfassung der beiden Vitae.
Geführt ist die Korrespondenz in den Briefen vorwiegend >
mit Martin, dem 'eustos thesaurorum beati Ämbrosii', auch
einmal ^eustos paucorum bonorum' genannt, eine, wie es scheint,
einäussreiche Stellung. Uebergangsphase zur Stellung als
Propst, die er Mitte der 30er Janre erlangte *, war die uns in
ihrer Bedeutung unklare Würde als 'vicedominus' (Brief Nr. 59).
Von Martin selbst besitzen wir nur einen Brief, den fünften
bei Mabillon. alle andern sind von den beiden Freunden, einer
von Paul allein.
Der erste Brief, in welchem sich P. und G. ganz allge-
mein als 'Germani' bezeichnen, ist drei Jahre nach der italieni-
schen Reise geschrieben, also etwa 1126. Wir sehen daraus,
dass jene sich zu Pfingsten in Mailand aufhielten, und noch
feiern sie im Geiste das Fest in dankbarer Erinnerung an die
freundliche Aufnahme. Ihre Dankbarkeit, heisst es weiter,
hätten sie dadurch bekundet, dass sie eine, wie aus dem Brief
an den Erzbischof Anselm von Mailand hervorgeht, in Verona
gefundene ^expositio' des hl. Ambrosius über den 15. Psalm,
in welchem auch über den Tod des Kaisers Gratian (f 383)
gehandelt werde, sofort nach ihrer Heimkehr eingesandt hätten.
Jetzt aber bäten sie um einige in der Mailänder Kirche ge-
bräuchliche ambrosianische Ritualbücher, fiir Paul speciell um
den versprochenen Katalog der Mailänder Erzbischöfe.
Schliesslich bittet Paul die Aebte von St. Viktor, St. Dio-
nysius, den Klerus von St. Nazarius und den Presbyter Am-
brosius, die alle seine Wohlthäter gewesen und von denen der
erstgenannte ihn zuerst aufgenommen, zu erüssen. Wenn
Harttung a. a. O. S. 731 meint, ^die in diesem Briefe genannten
Kirchen von St. Denis, St. Victor und St. Nazaire wiesen auf
Paris', so halte ich dies für unrichtig, da dem der Zusammen-
hang widerspricht. Dass die genannten Klöster und Kirchen
vielmehr nach Mailand gehören, geht auch aus dem von Mabillon
S. 109 ff. angefügten Katalog der Mailänder Erzbischöfe hervor
wo jene als Begräbnissorte von Erzbischöfen mehrfach be
zeichnet sind.
Die beiden folgenden Briefe dienen zur Ergänzung des
«rsten, insbesondere ist der zweite, an Erzbischof Anselm de
1) Zwei derselben sind an die Erzbischöfe von Mailand, Anselm and
Oberto gerichtet. 2) Nr. 60: Brief Bischofs Atto von Pistoja Momno
Martino dei gratia venerabili presbitero et praeposito* (ans dem J. 1135).
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344 J. May.
Pusterla gerichtete, geeignet, den Zweck der Reise durch
Oberitalien (Mailand, Verona) erkennen zu lassen.
Wie Mabillon den ^Observationes de ritu ambrosiano^
(S. 99, Nr. 1) zufolge diese drei, bezw. fünf Briefe auswählte^
um ein Bild des in der Mailänder Kirche herrschenden Ritus
zu geben, so durchreisten P. und G. Oberitalien, um Werke
des Ämbrosius selbst zu suchen oder solche, die den ^orda
ambrosianus' darstellten. Und wir wissen, dass der Aufenthalt
in Verona belohnt wurde. Die Mailänder kannten oder hatten
das daselbst gefundene Werk selbst nicht.
Den Erzbischof Anselm, der sich über dies lebhafte Be-
mühen um den ambrosianischen Ritus wunderte, da doch in
der deutschen Kirche der römische bestehe, kläi'ten die beiden
Freunde in eben dem zweiten Briefe auf.
Als *princeps in divinis laudationibus^ sei 'mellifiuus doctor
Ämbrosius' in der lat. Kirche bekannt und der von ihm ein-
geführte Ritus von Augustin nach Afrika übertragen worden.
Ihn wolle er jetzt auch nach Deutschland verpflanzen 'ad
excitandam et dilatandam boni odoris fragrantiam'. Dies
Wort ist besonders wichtig. Das Streben Pauls, einen guten
Geist in der deutschen Kirche zu schaffen und zu verbreiten,
kennen wir bereits aus der Vita Herlucae, und es war ja der
Grund, warum er Regensburg verlassen musste. Nun sammelte
er Schriften berühmter Kirchenväter», um die Kreise, die er
beeinflussen konnte, mit jenem Geiste zu erfüllen. Das war
ein Hauptgrund des in den Briefen hervortretenden unermüd-
lichen Forschens und Sammeins ». Ein so eifriger Anhänger
Gregors VIT. und seines Systems Paul war und so sehr er
sich bemühte, die Ideen desselben in Deutschland zu verbreiten,
so hielt ihn das doch nicht ab, ausgezeichnete Institutionen
und Schriften einer andern Kirche zu entlehnen, obwohl ja
gerade die ambrosianische in manchfachem Gegensatz zur
römischen stand.
Der dritte Brief ist eine Beseitigung der Zweifel des
Kustos Martin bezüglich der verlangten liturgischen Bücher.
Die drei Briefe, inhaltlich zusammengehörig, können auch
zeitlich nicht weit auseinander liegen.
Auf die im Vorstehenden bezeichnete Weise suchten P.
und G. das neugegründete Kloster Bernried mit Andachts-
und Ritualbüchern auszustatten, überhaupt mit geistigen Mitteln,
die der Pflege der neuen Reformrichtung dienen sollten.
Im Jahre 1128 vollendete Paul sein grösstes Werk, *die
umfassendste Biographie Gregors VII, die das Mittelalter her-
1) ^desine ergo admirari imitatrices sanctoram Patram inquisitiones
nostras* sagt Paul in dem Brief an Erzbischof Anselm. 2) Diese Üeber-
einstimmung zwischen der Vita Herl. nnd den Briefen dürfte ein weiterer
Beweis für die gesuchte Identität sein.
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Leben Pauls von Bernried. 345
vorgebracht hat (Giesebrecht)'. In Cap. 121 derselben berichtet
nämlich Paul, dass Udalrich von Passau ^ante hoc septennium',
also sieben Jahre, bevor er dieses schrieb, nach vielen Kämpfen
für das Gregorianische Princip gestorben sei. udalrich starb
1121. Und da das Cap. 121 das viertletzte des ganzen Werkes
ist, so kann man den Äbschluss desselben wohl auf 1 128 fixieren.
Doch ist das Werk in seiner Gesammtheit nicht erst in
diesem Jahre entstanden.
Die Sammlung des reichhaltigen Materials, das theils aus
römischen, theils aus deutschen Quellen zusammengesetzt ist,
setzt Vorstudien voraus. Und wir wissen, dass er solche in
Rom öchon vor mehreren Jahren machte. Ebenso bedurfte
die unzweifelhaft geschickte Gruppierung des Stoffs und die
schliessliche Ausarbeitung sicher längerer Zeit. Jedenfalls aber
ist der Gedanke, als sei das Werk erst Ende 1127 durch ein
um diese Zeit eingetretenes Ereignis, das Gegenkönigthum
Konrads gegen Lothar, veranlasst worden, völlig ausgeschlossen.
Wenn Watterich, der diesen Gedanken aussprach, meint, als
durch jene Erhebung Konrads die Zeiten Heinrichs IV. und
Rudolfs von Schwaben wiederzukehren drohten, habe Paul,
um dies zu verhindern, seinen Landsleuten ein Spiegelbild
jener traurigen Zeit vorhalten wollen, so verkennt er vollständig
die Denkungsweise und den Entwickelungsgang des Autors.
Ausserdem ist in der Vita jenem Streit nicht mehr Raum
gegeben, als eine ffeschichtliche Darstellung der damaligen Zeit
überhaupt mit sich bringt. Nein, der Entstehungsgrund des
Werkes liegt anderswo und muss in der Richtung des Schrift-
stellers selbst gesucht werden.
Eine aufmerksame Lektüre ergiebt, dass in der Vita,
wenn man von der mit zahlreichen Wundern begleiteten Jugend-
und Entwickelungszeit absieht, drei Gesichtspunkte vorwalten:
des Papstes Kampf — als kämpfender Held ist er überhaupt
dargestellt — 1) gegen Simonie, 2) gegen Nikolaitismus,
3) gegen König Heinrich, 'den modernen Nero', wie er ihn
nennt, und gegen andere Feinde (Cencius).
Was Watterich als die Haupttendenz des Werkes be-
zeichnet, ist nur ein integrierender, allerdings wichtiger und
zufällig qualitativ der beste Theil der Vita, aber keineswegs
das leitende Motiv des Ganzen.
Ein vorherrschender politischer Gesichtspunkt ist gar
nicht zu erkennen, und auch den deutschen König bekämpft
der Autor nicht als Träger eines politischen Princips, sondern
als Element des Bösen im moralischen Sinne, als den Inbegriff
aller Schlechtigkeit, die zu überwältigen jedes Gottesmannes
Aufgabe sei. Ebensowenig macht er sich Sorge um das
deutsche Reich, wenigstens tritt nirgends eine Mahnung an
die Könige oder Fürsten heran, Zwiespalt zu vermeiden, weil
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346 J. May.
dies dem Reiche schaden könne. Der Standpunkt Pauls ist
also kein politischer, sondern ausschliesslich refigiös-kirchlieher
Natur. Was ihm am Herzen liegt und schon in Regensburg
am Herzen lag, ist die Durchmhrung der Gregorianischen
Reformen in der deutschen Kirche, womit es damals immer
noch seine Schwierigkeiten hatte. Paul hatte ja selbst in dem
Kampfe dafür viel zu leiden, und auch unter der ^Henriciana
vesania'. Was lag nun näher, als dass er seinen Gläubigen,
überhaupt der deutschen Kirche, ein Charakterbild des Mannes
vorführen wollte, unter dessen Flagge und für dessen Ideen
er kämpfte? wenn er ihnen zeigen wollte, wie eigentlich der
Mann war, dessen System er stets empfahl? Und es ist kein
Zufall, sondern innerlich begründet, dass in der Vita gerade
die Punkte hervortreten, die ihn am meisten berührten. Konnte
er der Verfolgte, der unter der 'Henriciana persecutio' so gut
litt, wie der Papst, sich nicht aufrichten an dem Schicksal
seines Helden und sich trösten mit dem Bewusstsein, für eine
gute Sache zu kämpfen?
Der gekennzeichnete Standpunkt erklärt nun auch die
Art, wie der Papst aufgefasst ist. Dieser ist dem Autor nicht
der grosse Papst, der mit seinem Einfluss die Welt zu um-
spannen sucht, sondern ein Heiliger von der Bestimmung eines
Elias, der die Dynastie Omri stürzte und für die Reinheit
des Jehovakultus eintrat. Und wie dieser Feuererscheinungen
hatte, so war Gregors Leben von Anfang an von Wundem
begleitet. Als 'athleta Dei' kämpfte er für die Reinheit der
Kirche, indem er, ein zweiter Herkules, den durch Simonie
und Nikolaitismus verunreinigten Stall der Kirche säubert und
überhaupt die ihm feindlichen Mächte überwältigt. Paul stellt
den Pa{)st als kämpfenden, für die gute Sache vielfach leidenden,
aber diesen Kampf siegreich bestehenden Helden dar. als
Princip des Guten, wie den König als Princip des Bösen, kehrt
also mehr die moralisch - ethische, als die politisch -historische
Seite hervor. Um die Heiligkeit des Papstes zu erhöhen, flicht
der Autor einen so dichten Kranz von Legenden und Wundem
um ihn, dass die historische Person kaum noch zu erkennen
ist. Zur Verdunkelung des Thatbestandes tragen die zahl-
reichen Reflexionen und aufgehäuften Bibelstellen ebenfalls das
ihrige bei.
Wenn dennoch schätzbare Partieen in dem Werke sind,
so liegt das an der unveränderten Herübernahme der Quellen,
Richtig fühlte übrigens Paul heraus, dass mit dem Jahre 1077
Gregor den Höhepunkt seiner Macht überschritten, denn die
folgenden Jahre smd auffallend kurz, nur durch Wiedergabe
von Aktenstücken behandelt.
Eine wie grosse Rolle im Werke der Kampf gegen
Simonie und Nikolaitismus spielt, zeigt der Anhang, wo der
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Leben Pauls von Bernried. 347
Autor von c. 113 ab Beispiele über die Wirkung der bezüg-
lichen Dekrete Gregors in Deutschland aufzählt.
So giebt Paul ein engbegrenztes Charakterbild, das jedoch
innerhalb der durch die Denkungsweise des Verfassers gezogenen
Schranken reich ist an farbenreichen^ oft dramatisch gehaltenen
Zügen.
Der Zwiespalt, der durch die Erhebung Eonrads von
Franken im Reiche ausbrach, veranlasste zwar nicht die Bio-
graphie Gregors VII, warf aber seine Schatten auf das Ver-
hältnis Pauls zu seinen Mailänder Freunden.
In Mailand drängte der Gegensatz zu Rom, der von jeher
bestand, den Erzbischof Anselm zur Parteinahme für den
Qegenkönig. Trotz des Bannes, den Papst Honorius über
diesen aussprach, sah sich Anselm nach einigem Bedenken
genöthi^, den Usurpator in Monza und Mailand mit der lom-
ardischen Blrone zu schmücken. Aber ungeachtet dieses
anfanglichen günstigen Erfolges war Konrads Königtfaum ohne
feste Grundlage. Die Erfolge wurden geringer, namentlich in
Tuscien, und vor Rom scheiterten seine Hofinungen. Die
Exkommunikation, welche Papst Honorius über ihn aussprach,
wurde auch über den Mailänder Erzbischof verhängt, und an
Lothar ergingen dringende Aufforderungen, sich nicht länger
von Italien fern zu halten. Konrad kehrte in die Pogegend
zurück, aber selbst den Mailändern wurde er unbequem. Und
halten konnte er sich nur noch in Parma, mit Mühe deq
Unterhalt für sich und sein Gefolge beschaffend. Als jedoch
Lothar Ende des Jahres 1132 auf seinem Römerzug nach Ober-
italien kam, verschloss ihm Mailand die Thore. Erst auf dem
zweiten Zuge fand Lothar hier freundliche Aufnahme, weil
unterdessen Bernhard von Clairvaux eine vollständige Sinnes-
änderung hervorgebracht hatte.
Auf die im Vorstehenden geschilderte Bewegung, in so
weit sie die Vorgänge in Mailand betrifft, werfen ein nicht
uninteressantes Streiflicht zwei zwischen Paul und Martin ge-
wechselte Briefe (IV. und V. bei Mabillon).
Offenbar auf die Nachricht hin, dass in Mailand ein Ge-
sinnungswechsel sich vorbereite, nimmt Paul den längere Zeit
unterbrochenen brieflichen Verkehr wieder auf. Dass aber
der Umschlag noch nicht vollständig war, beweist die Mahnung,
sich vom unrechtmässigen Kaiser Eugenius ab- und sich dem
rechtmässigen Theodosius zuzuwenden, ebenso die Aeusserung
Martins, in seiner Antwort: 'in agone fideli persistere'. Daraus
würde folgen, dass die Briefe zu einer Zeit abgefasst sind, wo
die Begeisterung für Konrad zwar abgekühlt, der Umschwung
zu Gunsten Lothars aber noch nicht eingetreten, sondern die
ganze Frage noch in der Schwebe war, also etwa um 1131
oder 1132. Dass aber die Bewegung gegen Lothar nicht von
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348 J. May.
den massgebenden Kreisen der hohen Geistlichkeit ausging,
zeigen beide Briefe, insbesondere die Antwort Martins.
Paul hätte in der Uebersehrift seines Briefes wohl nicht
geschrieben : 'redintegrare quidquid corruptum est perfidorum
contagione', wenn jene die Verderbnis verursacht hätte. Wenn
er aber in betrübtem Tone sagt, lange hätten die Hagarener
der vornehmen Mailänder Kirche gespottet, so liegt darin, dass
sie die Geistlichkeit in's Spiel mit ninein gezogen. Da aber
jetzt die Ismaeliten der Einwirkung des h. Ämbrosius nach-
gesehen haben und das Licht der Besserung wieder leuchten
soU (feruntur, dicitur), so will er nicht unterlassen, das alte
Verhältnis wiederherzustellen.
In der Antwort sucht Martin offenbar um den Gegenstand
herumzukommen, indem er ausgehend von dem von Faul ge-
brauchten Bild bezüglich der Hagarener durch mehrere ent-
sprechende sinnbildliche Wendungen und Beispiele aus dem
alten und neuen Testament den wirklichen Sachverhalt nur
andeutet, aber doch durchblicken lässt, wie die Sache steht
Die Schuld an dem Vorfall schiebt Martin auf ^das
rebellische und ungläubige Volk' in der Wüste, das ein goldenes
Kalb aufgerichtet habe, während Aaron's und Hur's Gewissen
rein geblieben sei. Unter fernerer Exemplificierung auf die
Sichemiten, die sich gegen den rechtmässigen König Jonathan
erhoben und Abimelech als Gegenkönig aufstellten, und auf
Husai, der dem Absalon zurief: Auf dessen Seite werde ich
stehen, den Gott erwählt, betont er mit Berufung auf noch
andere Stellen, theils aus dem neuen Testament, theils aus den
Schriften des h. Ämbrosius seinen rechtgläubigen Standpunkt,
d. h. sein Festhalten an der. Sache des Stuhles Fetri. Manche
suchen das Erbe Fetri durch ruchlose Spaltung zu zerstückeln,
aber bald wird durch Früfung des Herrn die Spreu vom Korn
gesondert werden.
Der Brief besagt nicht, dass in der Masse des Mailänder
Volkes ein Umschlag eingetreten sei, vielmehr dauert der Kampf
inlierhalb Mailands noch fort. Martin will nur nachweisen,
dass, während das Volk um das goldene Kalb tanzte, das
Gewissen Aaron's und Hur's, also der Friester, intakt geblieben
«ei. Die Geistlichkeit, insbesondere die höhere, scheint also
die Begeisterung des Volkes für den Staufer nicht getheilt zu
haben, wenn sie auch eine Zeitlang der Strömung, die im
Volk herrschte, nachgeben musste. Jedenfalls befand sie sich
zur Zeit, wo der Brief geschrieben wurde, noch im Kampfe
für die Wiederherstellung des alten Zustandes.
Was die nun folgenden sechs Briefe bei Harttung (a. a. O.
S. 472—479) betrifft, so haben wir aus denselben schon zwei
wichtige Notizen entnommen bezüglich des Wohnsitzes Fauls
«eit 11225 sonst ist nicht viel Fersönliches daraus zu gewinnen,
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Leben Pauls von Bernried. 349
als dass die beiden Freunde in derselben unermüdlichen Weise
wie bisher fortfuhren, ihre ambrosianische Litteratur zu ver-
vollständigen, wofür sie vor grossen Opfern nicht zurück-
schreckten, indem sie Boten nach Frankreich, Sachsen und
Belgien schickten. Ein Werk wurde denn auch in Reims
f;efunden, nämlich das des h. Ambrosius über den Propheten
saias, während die Schriften desselben 'ad Pansophium' und
an die Königin der Markomannen vergeblich gesucht wurden.
Um dieses sowie um die Vervollständigung des Katalogs der
Mailänder Erzbischöfe und um den Todestag mehrerer Heiligen
dreht sich hauptsächlich die Korrespondenz.
Einige andere Punkte müssen speciell besprochen werden.
So scheint mir die Fixierung des Briefes Nr. 61. auf
1136 — 1137 nicht richtig zu sein. Dass nämlich Paul, wenn
er das Buch über Isaias schon hatte, noch schreiben konnte:
der Fortsetzung des Briefwechsels stehe entgegen : ^pudor illius
inefficatie, quam iamdiu passi sumus et adhuc patimur in in-
dagandis libris Ambrosian§ doctrin^' halte ich für unmöglich.
Ferner sagt er : trotzdem sei er vom Suchen nicht abgestanden,
so habe er neulich noch nach Sachsen und Belgien geschickt,
um das Buch über Isaias zu suchen, woraus man doch, wenn
man natürlich erklärt, schliessen muss, dass er das Buch noch
nicht hat. Unmuthiff bricht er dann ab mit den Worten:
^Verum sapienti de Eis sat dictum*. Aus dem Brief spricht
überhaupt eine grosse Niedergeschlagenheit über die Erfolg-
losigkeit der Bemühungen, Vergleicht man damit Nr. 59, so
sieht man, dass er sich dort nach Auffindung des Buches über
Isaias ganz gleichmüthig über die noch fehlenden Bücher aus-
spricht; er werde sich freuen, wenn sie etwas fänden. Hätte
er jenes Buch schon gehabt, als er Nr. 61 schrieb, so könnte
er nicht so hoffnungslos sein. Darum meine ich, dass Nr. 61
vor Nr. 59 zu setzen sei. Wenn übrigens Harttung den Satz:
'Omnes sanctos etc.' in Nr. 61 als Antwort auf die Stelle:
*scire me facias' in Nr. 59 betrachtet, also auch darin eine
Beziehung sieht, so kann ich auch das nicht für richtig halten,
denn hier ist nach den Suffraganbischöfen der Mailänder Diöcese
fefragt, Martin gab aber bloss die Namen der Mailänder Erz-
ischöfe. Dazu kommt noch, vorausgesetzt, dass sie richtig
ist, die auch von Harttung citierte Bemerkung Sorman's,
welche den Brief auf den Königsstreit bezieht oaer vielmehr
in die Zeit derselben setzt. Zwar lässt sich aus dem Brief
nichts darüber eruieren, wenn man nicht etwa den Satz:
^Epistolam, quam archiepiscopo misimus, et quid sibi et tibi
pariter commiserimus, misericorditer agnosce dahin deuten
will, dass Paul einen Versuch machte, auf den Erzbischof
Anselm im Sinne Lothars einzuwirken. Eine genauere Zeit-
bestimmung nun ist schwer. Darf man die eben besprochene
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350 J. May.
Bemerkung berücksichtigen^ so wird man vielleicht sagen, der
Brief gehöre in die Zeit, wo noch Aussicht vorhanden war,
den Erzbischof umzustimmen (1133?). Für unbedingt noth-
wendig dagegen halte ich, den Brief vor Nr. 59 zu setzen.
Auf den Ausdruck 'conpresbiteri' möchte ich kein so
frosses Gewicht legen. Da doch Paul immer die Hauptperson
er Schreibenden ist, wird er wohl so sagen können, wenn
Gebhard auch noch nicht presbyter war. Ernster ist das Be-
denken, das die Worte 'ab orthodoxe praesule' erregen; wenn
aber der am Schlüsse erwähnte Brief, wie es scheint, eine
Vorstellung an Martin und an den Erzbischof enthielt, um
deren Berücksichtigung die Briefschreiber angelegentlichst
bitten, so kann dies dem Zusammenhang nach nur Anselm
gewesen sein. Folglich kann auch nur er den Alumnus
Walther ordiniert haben.
Eine Mittheilung in Brief Nr. 59 betriflft Pauls treuen
Genossen Gebhard, der mit ihm seit 1102 Momi forisque' ver-
bunden alle wissenschaftlichen und kirchlichen Bestrebungen^
sowie überhaupt Freud und Leid theilte. Gebhard wurde jetzt,
1134, nachdem er während 32 Jahren der Kirche und seinem
Lehrer treu gedient, als presbyter ordiniert und wie Paul
selbst in unmittelbaren Schutz der römischen Kirche aufge-
nommen.
Damals als der Brief geschrieben wurde, war Gebhard
als päpstlicher Gesandter abwesend.
Im Jahre 1142^ starb Herluca in Bernried. Drei Jahre
darauf begann Paul die Darstellung ihres Lebens, nachdem er
seit mehr denn 20 Jahren den Merkmalen ihrer Heiligkeit
nachgegangen war«.
Seit 1122» also, seitdem er sich in Bernried dauernd
niedergelassen hatte, war er entschlossen, ihr heiliges und
durch vielfache Wunder ausgezeichnetes Leben der Nachwelt
zu überliefern.
Mit der Vita Herlucae nahm die schriftstellerische Thätig-
keit Pauls fast ausschliesslich die Richtung, welche schon in
der Vita Greeorii stark hervortrat — die Richtung zur legen-
darischen Behandlung des Stoffs. Die Vita ist darum mehr
ein Erbauungsbuch für die Gemeinde, welcher sie auch ge-
widmet ist, als Geschichte*. Dennoch bietet sie einige sowohl
1) Watterich, Prolog. CHI, Anm. 4. 2) Prol.: *Plusquam viginti
anni snnt, qnod animns meus voto scribendi obligatus ezplorare coepit et
investigare qnaedam signa sanctitatis de conversatione B. Herlncae qaae
nunc demum, tertio depositionis eius anno, in notitiam posteritatis eius
proferre volo'. 3) Ergiebt bis 1142 genau die im Prolog bezeichneten
20 Jahre. Und wenn er dort den Ausdruck *seit mehr als 20 Jahren*^
gebraucht, so hat er wohl die zeitweiligen Besuche im Auge, die er vor
1122 machte. 4) Prol.: 'primum quidem ad commendationem divinae
gratiae, secundo ad consolationem charitatis vestrae*.
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Leben Pauls von Bernried. 351
für das Leben Pauls als auch für die Bedeutung Herluea's
selbst wichtige -Notizen, welche im Vorhergehenden bereits be-
handelt sind.
Mit einer kurzen Vita et Translatio S. Wicterpi bricht
die Vita ab.
Da die letzte Notiz, deren Zeit bestimmt werden kann,
in das Jahr 1122 fallt und diese nahezu an den Schluss der
Vita (Nr. 44 unter 55 Nrn.\ so darf man feststellen, dass die
letzten zwanzig Jahre aus dem Leben der Heiligen nicht mehr
vorliegen, also entweder imbehandelt blieben oder der Bericht
darüber verloren ging.
Nun hört merkwürdigerweise der Briefwechsel mit Propst
Martin zu derselben Zeit auf, als die Vita abbricht. Harttung
stezt nämlich die zwei letzten Briefe (Nr. 63 und 64) in die
Jahre 1146 — 1150. Wenn nun die Vita, wie wir annahmen,
1145 begonnen wurde, so mag Paul in eoen jenen Jahren die
Feder niedergelegt haben, vielleicht gestorben sein.
Eine Berechnung bestätigt diese Angabe. Wenn Paul im
Jahre 1102 schon einen Alumnus zur Leitung übernehmen
konnte und bereits ein Kleriker von Einfluss war, so muss
er doch wenigstens 20 Jahre alt gewesen sein. Hörte er nun
1146 oder 1148 zu schreiben auf, so erreichte er ein Alter
von 66, vielleicht auch 70 Jahren. So erscheint es ziemlich
wahrscheinlich, dass die Fortsetzung der Vita und des Brief-
wechsels mit den Mailändern durch den Tod unterbrochen
wurde.
Gegen die Annahme, auf der unsere bisherige Darstellung
beruht, dass Paul und Gebhard seit 1122 dauernd in Bernried
sich aufhielten, scheint der Brief Nr. 63 zu sprechen, bezüglich
dessen Harttung meint, er sei aus Regensburg datiert und die
zu erwartende Verwüstung des Landes beziehe sich auf die
im Jahre 1146 ausgebrochene Fehde zwischen Bischof Heinrich
von Regensburg und Herzog Heinrich dem Babenberger
(Giesebrecfat, Kaiserzeit IV. S. 218).
Wenn nun auch daran nicht zu zweifeln und namentlich
fanz sicher ist, dass die Verwüstung besonders das Regens-
urgische Gebiet betraf, so ist doch festzuhalten, dass wir nach
Giesebrecht (ebenda) einerseits über die Veranlassung und den
weiteren Fortgang der Fehde nicht unterrichtet sind, andrer-
seits dass auch der Bruder des Bischofs von Regensburg, der
Graf von Wolfrathshausen, dessen Gebiet Bernried gegenüber
lag, mit in die Fehde hereingezogen wurde. Es ist also nicht
ausgeschlossen, dass auch Bernried darunter zu leiden hatte.
Wo und wie Paul die im Brief erwähnte Entscheidung
des Königs bezüglich Mailands erhielt, ist nicht ersichtlich ; in
persönliche Beziehung mit diesem braucht er nicht gerade
getreten zu sein.
Neues Archiv etc. XII. 23
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352 J. May.
Am Schlüsse des Briefes bringen P. und O. dem neuen
Erzbischof Oberto von Mailand ihre Huldigudg dar.
An diesen ist der letzte Brief der beiden Freunde gerichtet
(Nr. 64), in welchem sie ihn bitten, den üeberbringer gegen
seine Feinde zu schätzen, die noch ein Talent forderten, wozu
sie gar kein Recht hätten. Es handelte sich um italienische
aus dem Bisthum Como stammende Werkleute, die Gebhard
als ^patrator operis' entliess, weil er sie nicht brauchen konnte,
und die nun, weil sie ungerufen zu arbeiten angefangen, dafür
obige Forderung stellten.
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xvn.
Der Titel
der
Meroving^erkönig'e.
Von
H. Bresslaa.
23*
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Im Qompte rendu der belgischen Commission royale
d'histoire s^r. 4, tome XIII, nr. 2, hat Dr. H. Pirenne eine
kurze Abhandlung veröffentlicht, welche sich gegen die Aus-
führungen Julien Havets über den Titel der fränkischen Könige
aus dem merovingischen Hause wendet. In dem ersten seiner
§ ehaltreichen Aufsätze über 'Questions m^rovingiennes' (Bibl.
e r^cole des chartes XLVI, 138 ff.) hat Havet bekanntlich
die bisher herrschende Annalime, die merovingischen Könige
hätten den Titel ^N. rex Francorum vir inluster' geführt, mit
gewichtigen Gründen bestritten; er will als Titel der Könige
nur die Worte 'rex Francorum' gelten lassen, die beiden fol-
genden Worte aber nicht Mr inluster*, sondern 'viris inlustri-
bus' lesen und als Anfang der Inscriptio, der Adresse der in
Briefform gekleideten Urkunden, auffassen.
Die Ausführungen Havets haben bisher, so viel ich sehe,
keinen Widerspruch gefunden; mehrfach ist ihnen ausdrück-
lich zugestimmt worden*. Da ich nie von ihnen überzeugt
worden war, so theile ich um so lieber die Gegenbemerkungen
Pirennes hier mit und versuche seine Beweisführung noch
durch ein paar andere, meiner Meinung nach nicht ganz un-
wichtige Argumente zu verstärken.
Bekanntlich sind uns noch 37 Originale merovingischer
Königsurkunden erhalten, 36 im Nationalarchiv, eins in der
Nationalbibliothek zn Paris. Von diesen Stücken ist der Titel
in fünf Fällen verloren ; in 22 Fällen lautet er nach Havet
^rex Francorum v. inl.' oder V. inlt.', in 10 Fällen ist aus-
geschrieben 'viris inlustribus' oder 'inlbus'; diese Auflösung hält
Havet auch in jenen 22 Fällen fiir die allein zulässige. Es
ist von keiner grossen Bedeutung, wenn Pirenne dem gegen-
über in drei Fällen (Letronne N. 4. 9. 10) bestreitet, dass der
Dativ Pluralis angedeutet sei und nur ^v. inl.' lesen zu sollen
flaubt; legt man dem Argument, dass die vollständige Schrei-
ung für uns in Bezug auf die Auflösung der abgekürzten
1) So von Kruach, Hist. Zeitschr. LV, 284 f., ebenso in den Mittheil,
des Institnts f. Österreich. Geschichtsforschung^ VI, 470; vgl. auch Neues
Archiv XI, 209; Revue historique XXVIII, 194. 427.
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356 H. Bresslau.
Form massgebend sein müsse, überhaupt entscheidende Be-
deutung bei, so ist es ohne wesentlichen Belang, ob wir die
Ausschreibung in sieben oder in zehn Fällen finden. Wich-
tiger ist, worauf Pirenne demnächst hinweist^ dass in allen den
Fällen, in welchen der Dativ Plur. zweifellos gebraucht ist —
mit Ausnahme eines Diploms Pertz N. 81 * — auf 'inlustribus'
eine Nennung oder nähere Bezeichnung der Personen folgt,
welche angeredet sind, während eine solche nähere Bezeicn-
nung überall da fehlt, wo ^v. inl.* geschrieben ist, hier viel-
mehr auf jene in der ersten Zeile stehenden und sich an den
Namen und Titel des Königs unmittelbar anschliessenden und
in derselben Weise wie dieser durch verlängerte Schrift aus-
fezeichneten Worte, sofort in der zweiten Zeile Arenga oder
farratio folgen, und gegen die dativische Auflösung dieser
Abkürzung wendet Pirenne mit Recht ein, dass dieselbe
Abbreviatur sich in den Unterschriften des Originals Pertz
N. 19 findet: ^Signum f v. inl. Radoberto maior domus, Sig-
num f V. inl. Ermenrico domesticus' u. s. w., wo doch die-
selbe zweifellos 'vir inluster' aufzulösen ist; Pirenne bemerkt
zutreffend, dass man nach den Grundsätzen der mittelalter-
lichen Abbreviation überhaupt fär 'inlustribus' nicht *inl.', son-
dern 'inlbus* oder eine entsprechende, die Endung andeutende
Abkürzung erwarten muss. Dem füge ich hinzu, worauf, wie
ich glaube, entscheidendes Gewicht zu legen ist, dass in der
That im Text der Diplome, da wo zweißllos *inlustribus' zu
lesen ist, nie 4nl.', sondern, immer Bulbus' oder entsprechend
geschrieben ist; vgl, Pertz N. 57» (S. 51 Z. 26): ^qui fuit
inlbus viris Aebroino üuarattune et Ghislemaro quondam
maiores domos nostros' » ; Pertz N. 66 (S. 58 Z. 35) : 'seu et
inlbus viris Godino Nordoberctho* u. s. w.; endlich Pertz N. 64
(S, 57 Z. 9), wo ^inlis viris' geschrieben, also anscheinend
'mluster' nach der zweiten Declination flectiert, auf jeden Fall
aber auch die Pluralendung angedeutet worden ist.
Wie das letztere, so lassen sich auch die nächsten Argu-
mente Pirennes noch verstärken. Nach dem Vorgange Sickels
(Acta Kar. I, 176 N. 5) macht er darauf aufmerksam, das&
in Pertz N. 82 die hier ausgeschriebene Anrede 'viris inlustre-
bus omnis tilenariis Masiliensis' doch sehr auffallend ist. Ea
ist nicht daran zu denken, dass so niedrig stehende Beamte
wie die Zöllner von Marseille, denen hier eme Anweisung er-
theilt wird, in Wirklichkeit einen Anspruch darauf gehabt
1) üeber Pertz' Lesung 'inluster' s. unten S. 367. 2) Ich benutze
die Facsimiles von Letronne. 3) Dagegen in derselben Urkunde S. 51
Z. 28 : 'seo et inl. viro Berchario', wo der Singular aufzulösen ist, ebenso
Pertz N. 12, S. 14 Z. 31 : *vir inl. Ursinus'. Pertz N. 76 S. 68 Z. 6
Hn\, vir Bertoaldns* nud so öfter.
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Der Titel der Merovingerkönige. 357
hätten, als 'viri inlustres' angeredet zu werden: die Urkunde
geht vielmehr offenbar auf eine Vorlage zurück, in der <v. inl/
feschrieben war» und der Schreiber von N. 82 hat diese Ab-
ürztmg missverständlich aufgelöst. Ebenso wie hier aber
scheint mir die Auflösung von <v. inV in 'viris inlustribus'
auch überall da unzulässig zu sein, wo aus diesen Worten
allein die Adresse bestehen würde, ohne dass eine nähere Be-
stimmung der Angeredeten nach ihrem Namen oder ihrem
Titel gegeben wäre. ^Vir inluster' oder ^inluster vir' ist ja
kein Amtstitel an sich, sondern vielmehr ein Ehrenprädikat,
das neben dem Amtstitel oder neben dem Namen stehen kann,
das aber für sich allein keineswegs gesetzt werden durfte. So
erscheint es denn auch im Context der Diplome und Placita
niemals ohne folgenden Namen und Titel; der König sagt wohl,
er habe ein Placitum abgehalten 'procerum nostrorum presen-
tia' (Pertz N. 49. 59. 77. 83) oder *una cum nostris feaelibus'
(Pertz N. 68. 73. 76. 94); er handelt 'consilio ponteficum vel
obtimatum nostrorum' (Pertz N. 57); aber nie ist in solcher
Weise von 'viri inlustres' die Rede. Das letztere Prädikat
mae etwa unserem ^Excellenz' verglichen werden; so wenig
ein königliches Rundschreiben heutzutage schlechtweg adressiert
werden würde ^Ihren Excellenzen', so wenig correct war es im
Merovingerreich, eine Urkunde ^viris inlustrebus' zu adressieren.
Und wenn in einem Diplom Chilperichs II. Pertz N. 81 den-
noch ^Chilperichus rex Francorum v. inlustribus' geschrieben
ist, so hätte Pertz als Herausgeber zwar den Wortlaut des
ihm vorliegenden Originals nicht ändern und ^inlustribus'
drucken sollen : aber in der Sache trifft seine Emendation das
Richtige : ^inlustribus' kann auch hier nur auf missverständliche
Auflösung einer Abkürzung der Vorurkunde zurückgeführt
werden ».
Keine Entscheidung vermögen in der Frage über den
königlichen Titel die Formeln zu geben. Wo bei Marculf
bloss *ille rex' steht, ist ohne Zweifel eine Verkürzung vor-
genommen, und so gut wie ^Francorum' kann auch 'vir in-
1) Dass Pertz N. 61 diese Vorlage war, wie Sichel und Pirenne an-
nehmen, halte ich nicht für sicher; hier ist nur geschrieben ^Chlodoveus
rex Francorum v. inl.' und die folgenden Worte: *omni[bu]s til. Masil.'
fehlen. Ich möchte vermuthen, dass zwischen Pertz N. 61 und N. 82
ein verlorenes Mandat Childeberts III. ähnlichen Contextes, aber mit dem
Anfang ^Childeberthus r. Fr. v. inl. omnis til. Mass.* lag, und dass dies
letztere Vorlage von N. 82 war. 2) Auch in Copialurkunden kommt
'vir inluster' im Context nicht ohne folgenden Titel oder Namen vor.
Dagegen steht allerdings in Pertz N. 62: 'Theudericus rex Francorum
episcopis et viris illustribns'. Aber diese Urkunde ist nicht unverkürzt
überliefert; das ganze Schlussprotokoll fehlt, und dass der Anfang unver-
stümmelt erhalten sei, dafür ist keine Gewähr.
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358 H. Bresslau.
luster' fort^Iassen sein. In Marc. I^ 28 haben die Hand-
schriften ^ille rex vero inlustris illo coraiti', dafür aber auch
'viro ili. inlustris, viro inlustrem^ vel inl.' ; in Marc. 1, 29 'vir in-
lustris, vir inluster, vel inl., viro inlustre' ; in Marc. I, 39 *viro
(vero) inlustris (inlustre), vir inl.'; in allen drei Fällen hat
offenbar die Vorlage bloss ^v. inl.' gehabt. Eher kommt,
worauf Pirenne nicht hinweist, ein Capitulare, die Decretio
Childeberti secundi*, in Betracht. Unter den wenigen mero-
vingischen G-esetzen ist diese Decretio dasjenige, welches das
vollständigste Protokoll hat, indem auch die Unterschrift des
Referendars erhalten ist; hier aber lautet der Titel 'vir inluster',
und die Lesung Mris inlustribus' scheint mir schon darum
ausgeschlossen, weil nichts in diesem Gesetze an die Briefform
erinnert.
Ebenso unmöglich ist aber diese Lesung, wie Pirenne mit
Recht bemerkt, auch in allen Placiten. Allerdings nicht aus
dem einen der von ihm hervorgehobenen Gründe: weil die-
selben in den Händen der obsiegenden Partei blieben'. Da-
durch würde die Adressierung an die königlichen Beamten
noch nicht ausgeschlossen sein; auch Diplome oder Mandate,
welche etwa die Adresse 'omnibus agentibus nostris praesen-
tibus atque futuris' oder 'omnis tilenariis Masiliensis' tragen,
sind ja in Wirklichkeit nicht ^n die Beamten versandt worden,
sondern denjenigen ausgehändigt, zu deren Gunsten sie aus-
festellt wurden, damit die Empfänger im Nothfalle den
leamten gegenüber davon Gebrauch machen konnten: sie
sind aus den Archiven dieser Empfänger auf uns gekommen».
Aber dass in keinem Placitum neben der umstrittenen Ab-
breviatur ^v. inl.' jemals eine nähere Bestimmung der Adresse
gegeben wird, wie sie in Diplomen so oft vorkommt, hängt
mit der anderen Erscheinung zusammen, dass auch im Con-
text der Placita niemals eine Anrede in der zweiten Person
sich findet*, und beruht einfach auf dem Umstände, dass die
Placita keine cartae, sondern notitiae sind, daher also nicht
1) Capitul. I, 15 N. 7. 2) Letronne N. 29, Pertz N. 67, das
Pirenne bei dieser Ansführting citiert, ist kein Placitum, sondern ein
Diplom. 3) Der Umstand, dass in den Urkunden der Merovinger nicht
wie z. B. in denen der Päpste oder der lan^obardischen Könige der
Empfänger der Urkunde der Adressat oder der Angeredete ist, sondern
dass immer die Beamten des Königs, beziehungsweise dass alle, denen
der Empfänger die Urkunde vorlegt, angeredet werden sollen, dürfte auch
den an sich auffallenden und von Havet stark betonten Umstand erklären,
dass (bei der Lesung *vir inluster') in Merovingerdiplomen so oft die
Adresse ganz fehlt. 4) Also z. B. niemals die Promulgatio 'cognnscat
magnetudo seu utiletas vestra\ niemals das sonst häufige 'cognoscite'
beim Ueb ergang von der Narratio zur Dispositio u. s. w. Bekanntlich
sind die Placita auch niemals vom König unterzeichnet.
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Der Titel der Merovingerkönige. 359
die Form von Briefen haben und deshalb nicht mit einer
Adresse versehen sein können. Die Abbreviatur *v. inl.' in
Placiten ^viris inlustribus' aufzulösen, ist eine Verkennung der
inneren Natur dieser Documente.
Copialurkunden hat Pirenne bei seinen Ausführungen im
allgememen mit Recht unberücksichti^ gelassen. Ebenso mit
Recht aber bezieht er sich auf zwei derselben^ welche für die
vorliegende Frage von erheblicher Bedeutung sind. Das eine
ist Pertz, Dipl. spur. N. 9, in Wirklichkeit eine unanfechtbare
Urkunde Chlothars I.", das andere Pertz N. 15, ein nie an-
gegriffenes Diplom Dagoberts*!. In jenem heisst es: 'Chlo-
tarius rex Francorum vir illustris. Omnibus episcopis, ab-
batibus et illustribus viris, magnificis ducibus, comitibus,
domesticis, vicariis, grafionibus, centenariis vel omnibus iunio-
ribus nostris, tam praesentibus quam futuris\ In diesem:
^Dagobertus rex Francorum vir inluster. Apostolicis patri-
bus nostris domnis episcopis et illustribus viris ducibus
itemque magnifico Chanulfo comiti vel omnibus agentibus tam
praesentibus quam et futuris temporibus ubique in Dei nomine
in regno nostro constitutis'. Da in beiden Fällen die 'illustres
viri' inmitten der Adresse ausdrücklich genannt werden, in
der Adresse aber an erster Stelle die Bischöfe aufgeführt sind,
die nie diesen Titel führen, ist es ganz zweifellos, dass hinter
^rex Francorum' auch in den uns nicht erhaltenen Originalen,
aus denen unsere Copien abgeleitet sind, nur der Nominativ
gestanden haben kann'.
Dass in der ersten Earolingerzeit 'vir inluster* zum Titel
des Königs gehört, ist bekanntlich ganz sicher; in mehreren
Urkunden derselben finden sich die beiden Worte nicht ab-
gekürzt, sondern mit allen Buchstaben ausgeschrieben. Havet
hatte die Thatsache damit erklärt, dass Pippin und Karl das
Ehrenprädikat auch als Könige beibehalten hätten, welches
die arnulfingischen Hausmeier geführt hatten. Pirenne hat
demgegenüber vollkommen recht, wenn er diese Erklärung als
unwahrscheinlich bezeichnet und hervorhebt, dass Pippin nach
seiner Königskrönung durchaus in der Form der merovin-
gischen Könige urkundet, also schwerlich einen Titel bei-
nehalten haben wird, den diese nicht führten. Aber einen
entscheidenden Umstand scheint auch Pirenne nicht beachtet
zu haben. Es ist nämlich gar nicht richtig, dass die Arnul-
finger den Titel Mr inluster' geführt haben, vielmehr nennen
sie sich niemals so. Man vergleiche Pertz, D. Arn. 2. 4. 5. 6:
1) y^I. Sickel, Beitr. z. Dipl. UI, 21 (195). 2) Diesen beiden Fällen
reiht Pirenne die Formel Marcnlfi Additam. N. 2, an, die in der That
•eine analoge Inscriptio bietet, für seine These aber nichts beweist, da sie
AUS der Zeit Pippins stammt.
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360 H. BresBiaQ.
'inluster vir Pippinas', D. Am. 3: 'inltister viro Pippino^
D. Arn. 9. 10. 11. 12. 13. 14: 'inluster vir KaroluB', D. Am. 15:
'Signum inluster vir Earlomannus', D. Am. 16: 'inluster Karlo-
mannus', D. Am. 18. 20. 21. 22. 23: 'inluater vir Pippinus'.
EEätte Pippin nach seiner Thronbesteigang an die Titolator
angeknüpft, deren er sich früher consequent bedient hatte, so
würde demnach der Anfang seiner Urkunden lauten müssen: 'in-
luster vir P. rex Francorum', oder allenfalls *P. rex Francorum
inluster vi r\ Heisst es in seinen Königsurkunden niemals so^
sondern immer ^P. rex Francorum vir inluster', so kann
das nur durch Adoption des m^ovingischen Titels, aber nicht
durch Fortführung des bisherigen arnulfingiscnen erklärt
werden.
Schliesslich will ich noch ein Argument anführen, das aus
dem Urkundenwesen der nicht fränkischen Reiche, welche von
Germanen auf römischem Boden begründet worden sind, ent-
nommen werden kann ^, Der Titel der langobardischen Könige
lautet in den meisten echten Urkunden, die uns erhalten sind:
'Flavius N. vir excellentissimus rex'. Urkunden von Königen
des burgundischen und westgothischen Reiches haben wir nicht.
Aber Gundobad heisst in der Vorrede zu seinem Gesetz > ^vir
gloriosissimus Gundobadus rex Bur^undionum' , und in den
Ueberschriften der einzelnen Capitel des westgothischen Ge-
setzes findet sich sehr oft der offenbar officielle Titel 'Flavius
floriosus N. rex''. Eine vollkommene Analogie zu diesen
'iteln bildet das 'vir inluster' der Merovinger.
Mit Pirenne halte ich nach diesen Ausführungen daran
fest, dass der ursprüngliche und regelmäsige Titel der mero-
vingischen Könige gelautet habe: *N. rex Francorum vir in-
luster'. Nur das ist Havet zuzugeben, übrigens im wesent-
lichen schon vor ihm von Sickel bemerkt worden, dass, wenn
die Adresse mit 'viris inlustribus' oder 'inlustribus viris' be-
fann, in einigen Fällen selbst dann, wenn diese Worte inner-
alb der Adresse vorkamen, das entsprechende Prädikat im
Königstitel fortgelassen und dieser auf die Formel *N. rex
Francorum' verkürzt wurde.
1) Damit dürfte zugleich die Ansicht Havets, dass das Prädikat *yir
inluster' für die merovingischen Könige nicht passend gewesen sei, wider-
legt sein. Auf die Frage, ob die Annahme desselben mit dem von Greg.
Tur. II, 38 erwähnten Vorgang zusammenhängt, will ich dabei gar nicht
eingehen. 2) Mon. Germ. LL. III, 526, 3) Vgh auch Form. Visig.
7. 25: 'gloriosissimus domnus mens ill. rex\
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XVIII.
Zu
Rahewin, Ruotger und Lambert.
Vom
M. Manitius.
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Waitz'B Ausgabe von Rahewins Fortsetzung der Gesta
Friderici bringt in den Noten die Belesenheit Rahewins zur
Anschauung. Danach zeigt sich derselbe bewandert in Rufins
Uebersetzung des losephuS; in Sallust und einigen römischen
Dichtem. Mit vollem Rechte hat nun Wattenbach Rahewins
Glaubwürdigkeit behauptet. Denn wer die längeren Berichte,
welche Rahewin aus Rufin oder Sallust abschreibt, mit den
eigenen Worten Rahewins vergleicht, der wird sich sofort über-
zeugen, dass letzterer seine Quellen mutatis mutandis benutzt
hat». Auch die Kenntnis von Einharts Vita Karoli ist für ihn
in Anspruch zu nehmen. — Zu diesen Quellenstudien kann
ich nun nicht unbedeutende Nachträge geben, welche das Bild
von der Belesenheit Rahewins in einigen wesentlichen Punkten
ergänzen, nachdem schon Scheffer -Boichorst (Mittheilungen des
Instituts f. österreichische Gesch. VI, 633 ff.) mancherlei neues
geboten hat.
Zunächst macht Rahewin viel mehr Anführungen aus der
Vita Karoli, als durch die Ausgabe ersichtlich wird. Beson-
ders tritt das IV, 86 hervor, wo der Verfasser eine ähnliche
1) Es ist überhaupt darchaas nicht zu beklagen, dass so viele der
mittelalterlichen Oeschichtschreiber sich mit fremden Federn schmücken.
Trotzdem ja die Yalgata für viele ein Anhalt sein konnte, nm danach die
eigenen Schilderungen zu verfassen, so ist doch die Sprache der Vulgata,
verglichen mit der Yielgestaltigkeit in der alten römischen Geschicht-
schreibung, einförmig zu nennen. Die Benutzung der alten Autoren ver-
leiht erst den Schriftstellern des Mittelalters eine gewisse Frische und
Lebendigkeit, sie giebt ihnen Gedanken und vor allem die Fähigkeit,
sich in der fremden Sprache etwas gewandt auszudrücken. Wo eine
solche Benutzung ganz wegfällt und der Yulgatastil überwiegt oder viel-
mehr allein vorhanden ist, da wird der Bericht gewöhnlich trocken und
nur für den Geschichtsforscher interessant. Die Schule allein vermochte
es auch in der karolingischen Zeit nicht, dem Geistlichen einen lesbaren
Stil beizubringen. Wie gross ist z. B. * der Unterschied zwischen Einharts
Werken und den Annales Bertiniani, deren Verfasser sich nirgends an
alte sprachliche Muster angeschlossen haben! Während Einhart durch
seine Erzählung stets zu fesseln versteht, so ist bei Prudentius und Hinc-
mar das Gegentheil der Fall, trotzdem ja ihre Werke von unschätzbarem
Werthe für uns sind.
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364
M. Manitius.
Charakteristik über Friedrich giebt^ wie einst Einhart über
Karl. Gleich am Ende von c. 85 gebraucht Rahewin bei dem
Uebergange von den Gesta zu den Notizen über die Persön-
lichkeit Friedrichs einen Satz aus Einhart i:
Einh. V. E. 4. ad actus et
mores ceterasque vitae illius
partes . . . mores et studia eins
tum de regni administratione.
Rahew. IV, 85. mores quoque
caeterasque vitae illius partes
et studia circa regni aamini-
strationem.
In c. 86 heisst es 'facies laeta et hylaris'^ Einhart c. 22
'facie laeta et hilari'. Nach der Beschreibung der Persönlich-
keit Friedrichs bringt dann Rahewin noch folgende An-
föhrungen :
Einh. c. 17. Qui cum tantus
in ampliando regno et sub-
igendis exteris nationibus ex-
isteret et in eiusmodi occupa-
tionibus assidue versaretur,
opera tarnen plurima ad regni
decorem et commoditatem per-
tinentia diversis in locis in-
choavit quaedam etiam con-
summavit.
c. 16. Adeo namque Hade-
fonsum Galleciae at(|ue Astu-
riae regem sibi societate de-
vinxit ut is cum ad cum vel
litteras vel legatos mitteret . . .
Scotorum quoque reges sie ha-
buit ad suam voluntatem per
munificentiam inclinatos. . . .
Erat enim semper Romanis et
Grecis Francorum suspecta po-
tentia.
ib. Imperatores etiam Con-
stantinopolitani Niciforus, Mi-
chahel et Leo ultro amicitiam
et societatem eins expetentes.
c. 27. Neque ille toto regni
sui tempore quicquam duxit
antiquius quam ut urbs Roma
sua opera suo(]^ue labore vetere
polieret auctontate.
Rah. IV, 86. Qui cum in
ampliando regno et subigendis
gentibus tantus existat et in
predictis occupationibus assidue
vers e t u r , opera tamen plurima
ad regni decorem et commo-
ditatem pertinentia diversis in
locis inchoavit quaedam etiam
consummavit.
ib. Reges Hyspaniae Angliae
. . . quamvis suspectam semper
eins haberent potentiam sibi
adeo per amicitiam et socie-
tatem devinxit et ad suam vo-
luntatem sie inclinatos habet
ut quotiens ad cum litteras vel
legatos miserint . . . (ex epi-
stola Heinrici regis Angliae
HL 7 allata citat: imperandi
cedat auctoritas, nobis non de-
erit voluntas obsequendi).
ib. Imperatorem Constanti-
nopolitanum Manuel ultro ami-
citiam et societatem eins ex-
petentem.
ib. toto regni sui tempore
nichil umquam duxit melius . .
quam ut Imperium urbis Romae
sua opera suoque labore pri-
stina polieret et vigeret aucto-
ritate.
1) Die hier folgenden Stellen sind auch in der Uebersetztmg von
H. Kohl angeführt. W.
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Zu Rahewin, Ruotger und Lambert.
365
Hierzu kommt noch eine Anzahl zerstreuter Anführungen
AUS der V. Karoli und den Annal. Einharti; denn auch diese
«ind dem Rahewin bekannt gewesen, wie das Folgende be-
weisen soll:
Einh. praef. sine litteris ac
debita laude.
A. Einh. 741. ad re^num or-
dinandum ac provincias reci-
perandas animos intendunt.
A. Einh. 787. infecto pacis
negotio.
A. Einh. 791. is fluvius inter
Baioariorum et Hunorum ter-
minos medius currens.
A. Einh. 774. fatigatam longa
obsidione.
V. Kar. 9. noctis beneficio . .
protecti.
V. Kar. praef. res ^estas do-
mini et nutritoris mei.
A. Einh. 801. more antiquo-
rum principum.
A. Einh. 809. negotio penitus
infecto diseessum est,
V. Kar. 11. hello . . celerri-
mus finis impositus est.
Rah. prol. vel debitam lau-
dationem accomodare.
III) 12. ad ordinanda imperii
negotia in regno Burgundiae ani-
mum intendit. cf. III, 50.
III, 30. pacisque infecto ne-
gotio.
III, 31. Is fluvius Cremo-
nensium et Mediolanensium fines
medius dirimens.
III, 38. longa potius obsidione
fatigatos.
111,39. atrocitatem cladis noc-
tis beneficium imminuebat.
IV, 14. domini et nutritoris
mei interitum.
IV, 21. antiquorum principum
morem.
IV, 27. infecto pacis negotio
discedunt.
IV, 71. optare se hello finem
imponere.
Noch ist zu erwähnen, dass die Ansicht von Waitz (Praef.
XXIV sq.), die Recension A biete Rahewins Werk in seiner
frühesten Gestalt, durch die Ueberlieferung zweier dem Ein-
hart entlehnter Stellen als richtig erwiesen wird. Es handelt
sich um die grössere Anführung aus c. 17, wo Einhart 'existeret
. . versaretur', Rahewins spätere Version 'existat . . versetur'
bietet, während in A 'existeret . . versaretur* steht. Letzteres
übernahm Rahewin zuerst (A) wörtlich aus Einhart, später
stellte er das Präsens her, da ja Kaiser Friedrich noch am
Leben war. Granz den gleichen Fall haben wir am Schlüsse
von c. 86 *reges Hyspaniae . . sie inclinatos habet', wo Ein-
hart und A 'habuii bieten. Auch hier musste das Perfectum
geändert werden, damit nicht der Sinn dem Sachverhalte
widerspreche.
Femer können wir die Stellen vermehren, welche Rahe-
win aus Florus abgeschrieben hat. Erstens stammt der Satz
am Schlüsse der Vorrede Rahewins ^si quis magnitudinem —
ultra putet' ebenso aus dem Anfange von Flor. 1, 1, wie auch
das folgende. Und dann findet sich noch eine längere An-
fuhrung:
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366
M. Manitius.
Flor. II, 13. cum diu pari
Harte nihil amplius <][uam (nihil
aliud quam K) occiderent . .
veteranorum manus gradum
retro dedit . . pudore magis
quam virtute resistere.
Rah. IVy 54. cum diu marte
pari (pari marte A) utrimque
nil (mnil C) aliud quam occi-
derent . . tam pudore quam
virtute summa vi resistere . .
hostium manus ea die gradum
retro dedisset.
Auch hier dürfte die Stellung <marte pari' als nachträg-
liche Aenderung zu betrachten sem. Obgleich nun Rahevirin
fast nie ganz wörtlich abschreibt, sondern gewöhnlich kleine
Aenderungen mit seinen Quellen vornimmt, so ist es doch hier
möglich, zu bestimmen, welche Art der üeberlieferung des
Florus er benutzt hat. Ausser dem oben erwähnten Anklänge
an cod. N (cf. Florus ed. O. Jahn, p. VIII sq.) findet sich
noch ein solcher in dem Stücke aus I, 1 (Rahew. prol. in fine),
wo Florus 'res illius legerit' bietet, N und Rahewin 'res eius'
haben. Eine Florus - Handschrift hat dem Rahewin sicher vor-
gelegen, das ergiebt sich aus dem Umstände, dass er aus drei
ganz verschiedenen Stellen grössere Anführungen macht (1, 1.
II, 13. II, 30). Diese Handschrift aber muss dem cod. N sehr
nahe gestanden haben, wie wir soeben erwiesen.
Vielleicht hat Rahewin auch den Velleius gekannt, wenig-
stens klingen zwei Stellen sehr deutlich an die eigenthümliche
Ausdrucksweise dieses Schriftstellers an:
Vell. II, 114, 1. tanquam dis-
tractissimus ille tantorum one-
rum mole huic uno negotio va-
caret animus.
II, 13, 1. meliere . . ingenio
. . quam fortuna usus est.
Von Anführungen aus Sallust sind noch folgende zu er-
wähnen :
Rah. prol. . . curis non tam
vacat aa scribendum distractos
animos applicare.
Rah. III, 33. qui meliere for-
tuna usi fuissent'.
Sali. lug. 7, 3. Set ea res
longo aliter ac ratus erat evenit.
Sali. lug. 54, 3. loca saltuosa
et natura munita.
lug. 9, 2. nobis ob merita
sua carus est.
Cat. 57, 5. neque fugae neque
praesidi ullam spem.
lug. 76, 4. Contra haec oppi-
dani festinare parare.
1) Im Anfange von c. 33 ist für 'roalae afPectatae laudis' zu schreiben
'male a. ].* 2) Nach dem Zusammenhange ergiebt sich, dass hinter
'parare* bei Rahewin ein Komma za stellen ist; der Ablativ 'vallo' ist von
•munire* abhängig und nicht von *parare'.
Rah. III, 2. cessit vero hi»
secus ac rati sunt.
Rah. ni, 3. arte et natura ad-
modum munita.
III, 14. ob merita sua Omni-
bus carus esset.
III, 32. cum nullum locum
fugae nullum de civitate pre-
sidium sperarent.
III, 38. singuli eorum festi-
nare parare 2.
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Zu Rahewin, Ruotger nnd Lambert.
367
lug. 44, 1. ÜDgua quam manu
promptior.
Cat. 60, 2. gladiis res geritur.
lug. 10,2. quod difficillumum
inter mortalis est.
Cat. 52, 1. Postquam Caesar
dicendi finem fecit . . alius alii
varie adsentiebantur.
Cat. 11, 3. animumque viri-
lem effeminat.
Cat. 15, 1. contra ius fasque.
Cat. 57, 5. optumum factu
ratus.
Cat. 28, 4. plebem . . nova-
rum rerum eupidam.
lug. 77, 1. Hamilearem . .
rebus novis studere.
lug. 38,4. intempesta noete.
Cat. b4, 5. cum strenuo —
sequebatur.
Cat. 57, 5. Catilina postquam
videt . . neque fiigae neque
praesidi ullam spem.
luff. 60, 3. qui moenia de-
fensaoant, 5. ac diffidentiam rei
simulare.
III, 41. manu quam lingua
promptior.
III, 44. quando gladiis inter
se res ageretur.
III, 45. quod in tali re diffi-
cillimum fuit.
in, 47. Postquam dicendi
finem fecit alius voce alius nutu
assentire aut contradicere.
III, 52. militumque animos
eflFeminare poterat.
IV, 5. contra ius fasque.
IV, 30. Optimum ratus.
IV, 31. eos . . novarum re-
rum cupidos.
IV, 42. ipsi quoque novis
rebus studentes.
IV, 44. nocte intempesta.
IV, 46. cum strennuo — asse-
quebatur.
IV, 51, videntes se circuni-
ventos . . nee uUum sibi fugae
presidium superesse.
IV, 53. ad defensanda menia
. . preparare, diffidentiam rei
simulare.
Auch die Schriften des Sulpicius Severus sind dem Rahe-
win bekannt gewesen, wie sich aus folgenden Anklängen
ergiebt;
Sulp. Sev. chron. II, 1, 7. 1 Rah. III, 8. utri parti suum
favore accommodato in con- ivelit accommodare favorem.
silium.
Chron. I, 23, 3. maturato iti-
nere inopinantibus supervenit.
V. Mart. 3, 1. media hieme
quae solito asperior inhorruerat.
Chron. I, 33, 4. sera pecca-
tum paenitentia fatebatur.
III, 52. inprovisus ac inopi-
natus supervenit.
ly, 67. hvemsque . . gelu
asperrima illo anno- plus solito
inhorruerat.
IV, 71. sera saltem paeniten-
tia corrigat excessum.
Ferner ist an vielen Stellen eine Benutzung Vergils und
anderer Dichter zu erkennen:
Horat. C. II, 16. 27. nihil est
ab omni | Parte beatum.
Aen. I, 91. intentant omnia
mortem.
Neues Archiv etc. XII.
Rah. prol. a quorum parte
utrimque me beatum estimo.
in, 10. cervici . . mortem
intentaret.
24
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368
M. ManitittB,
Aen. VI, 384. Ergo iter in-
ceptum peragunt.
Aen. II, 65. Accipe nunc
Danaum insidias.
Aen. III, 234. arma capes-
sant.
Ov. Met XIII, 458. iugulo
vel pectore telum | Conde meo.
Aen. X, 160, Eventus belli
varios.
Aen. IX, 580. letali volnere
rupit.
Aen. X, 59. cinerea patriae
insedisse.
Aen. IX, 507. scaUs ascen-
dere muros.
Aen. VI, 5. iuvenum manus
emieat ardens.
Aen. I, 209, premit altum
corde dolorem.
Aen. VI, 465. Siste gradum.
Sonst sind noch folgende
Cic. oflF. 11,27,100. magni-
tudinis animi et fortitudinis est.
Cic. Farn. IV, 5, 3. iicitum
est mortem cum vita commur
tare.
Gurt. III, 5, 11. in quo . .
articulo rerum.
Curt. III, 3, 25. lixarumque
et calonum greges.
Suet. Claud. 21. magno
omnium favore.
Varro de 1. lat. V, 11, 75.
upupa . . ulula bubo.
Cic. Cat. I, 1, 1. Quousque
tandem Catilina abutere patien-
tia nostra.
lustin. II, 15. infirmitate si-
mulata.
Caes. B. G. I, 26. diutius cum
sustinere nostrorum impetus
non possent.
Liv. III, 4. videret ne quid
res publica detrimenti caperet;
cf. Sali. Cat. 29, 2.
III, 21. ceptum iter peregit.
III, 21. ignorare Danaum in-
sidias.
III, 38. arma capessere.
III, 44. mucronem iugulo
coudere.
IV, 18. varius belli eventus:
cf. III, 29.
IV, 55. letali vulnere . . sau-
ciare.
IV, 57. senes ad cineres pa-
triae . . assidere.
IV, 69. murumque scalis as-
cendere.
IV, 70. valida iuvenum manus.
IV, 71. dolorem quem corde
habebant . . supprimentes.
IV, 83. gradum sistere.
Stellen zu erwähnen:
III, 39. fortitudinem corporis
ac animi magnitudinem.
III, 45. vitam se morte velle
commutare.
III, 46. in tali rerum articulo.
III, 52. turbam calonum me-
retricum et lixarum.
IV, 5. magnus favor omnium.
IV, 16. ululae upupae bu-
bones.
IV, 25. abusi dementia nostra
abusi patientia.
IV, 27. simulata infirmitate.
IV, 37. impetum hostium di-
utius sustinere non poterant:
cf. III, 38.
IV, 64. ne quid . . res publica
imperii detrimenti caperet:
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Zu Rahewin, Kuotger und Lambert.
369
Pertz bemerkte zuerst einige wenige Stellen^ wo sich in
der Vita Brunonis des Ruotger Anführungen aus älteren
Autoren vorfinden. Dann haben sieh Dümmler (Forschungen
XII, 455) und Simsen (Arch. f. d. Gesch. d. Niederrh. VII, 172)
hiermit näher beschäftig, besonders ersterer, indem er eine
ganze Anzahl Dichterstellen bei Ruotger auffand. Es erübrigt
nun hierzu grössere Nachträge zu Reben, da durch die bis-
herigen Forschungen Ruotgers Belesenheit keineswegs er-
schöpfend dargethan ist. Dabei zeigt sich, dass Ruotger wie
auch Widukind im Sallust und in der Aeneis ganz besonders
zu Hause ist; freilich war ihm ausserdem noch eine ganze
Reihe anderer Schriftsteller bekannt, wie aus Folgendem her-
vorgeht:
Aen. III, 528. maris et terrae
, . potentes.
Sulpic. Sev. dial. I, 19,6.
Sed me dies ante deficiet, quam
diversa miracula . . consummem.
Sulp. V. Mart. 7, 2. humanis
rebus excederet.
Sali. Cat. 7, 1. Ingenium in
promptu habere.
Sulp. V. M. 2, 8. adsistere
scilicet laborantibus, opem ferro
miseris, alere egentes.
Sali. Cat. 29, 1. volgi rumo-
ribus exagitatum.
Curt. III, 10, 9. rapto vivere
adsuetos.
Sali. Cat. 28, 4. plebem . .
novarum rerum cupidam.
Aen. 1, 218. Spemque metum-
que inter dubii.
Cic. de sen. 4, 10. Erat enim
in iUo viro comitate condita
virtutis gravitas.
Sali. lug. 47, 2. ob oportuni-
tates loci
Sali. lug. 92, 2. milites . .
ad caelum ferro.
Aen. IX, 592. fortemque
manu.
Horat. ep. II, 3, 285. Nil in-
temptatum nostri liquere poetae.
Sulp, chron. I, 37, 6. sum-
mara rerum loab principi mili-
tiae permiserat.
Ruotg. c. 3. terra marique
potens.
ib. dies antequam huius
mali materies narrandi deficeret.
c. 5. rebus humanis concessit.
ib. quod in promptu habebat;
cf. c. 43.
8. consulere afSictis, opem
ferro miseris.
9. rumores vulgi pro nihilo
duxit.
10. vi et rapto assueti.
ib. populi rerum novarum
cupidi.
11. inter spem metumque
dubii ferebantur; cf. c. 44,
12. Erat ei comitate condita
gravitas.
15. propter oportunitatem
loci.
16. innocentiam eins in cae-
lum ferro.
19. tam manu fortem.
ib. nihil intemptatum relin-
quere; cf. c. 24. 33.
ib. Arnolde . . cui summa
rerum per idem tempus . .
commissa fuit.
24*
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370
M. Manitius.
Sali. lug. 85, 9. mihi . . bene-
facere iam ex consuetadine in
naturam vortit.
Cic. Rose. Am. 36, 104. ne
tibi desiB.
Sali. lug. 57, 2. pro tempore
atque loco.
Frud. Perist. X, 247. si Sa-
num sapis.
Lucret. VI, 1082. paucis com-
prendere multa.
Sulp. V. M. 10, 3. cum in-
quietudinem se freauentantium
^rre non posset, auobus fere
extra civitatem milibus mona-
sterium sibi statuit; qui locus
tam secretus et remotus erat.
Aen. VI, 605. Regifico luxu.
Claud. C0D8. Prob, et Olybr.
40. mens circümflua luxu.
luvenc. h. ev. III, 566. tor-
perent otia lenta.
Curt. IX, 1, 21. dum nihil in
commune consulitur.
Curt. VII, 2, 35. Parmenioni
quondam intima familiaritate
coniunctum. Einh. V. Kar. 18.
Colebat enim eam cum summa
reverentia.
Sidon. ep. V, 16. a tramite
communium gaudiorum . . ex-
orbitat.
Claud. IV cons. Hon. 297.
tunc observantior aequi.
Aen. VII, 599. nee plura lo-
cutus.
Aen. IX, 166. noctem custo-
dia ducit I Insomnem ludo.
20. ut benefacere . tibi
iam ex consuetudine in nata-
rum venerit.
ib. ne nobis nos desimus.
ib. pro loco et tempore.
23. si quid sanum sapiunt.
25. ut paucis multa compre-
hendam.
28. utputa in loco secretiori
et ab urbanae inquietudinis mo-
lestia remotiori fratres . . . sub
monasticae regula disciplinae
Domino servire instituit.
29. regifici luxus.
30. iuvenis ut erat omnique
pompa circumfluus.
33. aut otio torpere inerti;
cf. Transl. S. Epiphan. c. 2:
inerti ante torpebant otio.
36. de statu regni . . sedulo
et strennue in commune con-
sultum.
37. imperatori . . utrumque
familiaritate coniunctissimos
ipse quoque inprimis summa
veneratione colebat.
ib. a tramite veritatis uspiam
exorbitaret,
41. vir . . observantissimus
aequitatis.
45. Nee plura his locutus.
47. Noctem illam . . in vi-
giliis . . insomnem duxerunt.
In der Ausgabe Lamberts von Hesse ist der Versuch
gemacht worden, die sprachliche Abhängigkeit Lamberts von
einigen früheren Schriftstellern darzuthun. Doch es ist fast
nur beim Versuch geblieben und wenn wir im Folgenden
diese Dinge einer eingehenden Untersuchung unterziehen, so
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Zu Rahewio, Ruotger und Lambert. 371
thun wir dies, um ein klares Bild von dem Umfange der
wissenschaftlichen Studien in Hersfeld zu gewinnen >.
Wattenbach meint, dass die Sprache Lamberts diejenige
sei, die sich durch fortgesetzte schriftstellerische üebung nach
und nach ausgebildet habe. Diese Worte scheinen mir das
wirkliche Verhältnis nicht ganz darzulegen. Denn wenn wir
auch bei vielen grösseren Stellen Lamberts sprachliche Selb-
ständigkeit zugeben müssen, so ist anderwärts vielfach das
Gegentheil der Fall. Fast überall, wo Lambert über kirch-
liche Verhältnisse, über Bischöfe und über die Beziehungen
der deutschen Kirche und des Königs zu Rom spricht, hat
sein Ausdruck ein subjectives Gepräge; aber bei der Dar-
stellung von Kriegsereignissen, von Bündnissen, Friedens-
verhandlungen u. dgl. finden wir in der That eine grosse
Menge von wörtlichen Anführungen aus früheren Geschicht-
schreibern. Hier nähert sich die Sprache Lamberts derjenigen
der alten Historiker, da sich in solchen Abschnitten fort-
währende Anlehnung an alte Muster geltend macht. Und wir
finden hierbei keineswegs die Bevorzugung eines einzigen
Autors: wenn auch Sallust an vielen Stellen in den Voroer-
grund tritt, so zeigt sich doch daneben die Benutzung einer
ganzen Reihe von alten Schriften, ein Zeugnis fiir die Be-
lesenheit Lamberts und für die Reichhaltigkeit der Bibliothek
in Hersfeld. — Man kann überhaupt kaum sagen, dass sich
damals schon ein herrschender Stil ausgebildet hätte, gerade
die besseren unter den Geschichtschreibern jener Zeit ver-
rathen vielfach sclavische Anlehnung bezüglich der Sprache.
Dies Verhältnis ist erst kürzlich von Gundlach für eine histo-
rische Schrift aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts ein-
gehend nachgewiesen worden (Ein Dictator aus der Kanzlei
Heinrichs HL 1884. S. 185 ff.), der Biograph Heinrichs IV.
hat sich sein Latein im engsten Anschlüsse an Sallust u. A.
gebildet. Das Gleiche gilt von Otto von Freising, und ganz
besonders von Rahewin. So dürfen wir auch in jener Zeit
der Schule noch nicht allzuviel Gewicht beimessen; wo wir
einen classisch gefärbten Stil finden, werden wir stets auf
unmittelbare Ausbeutung älterer Schriften rechnen können.
Ich lasse nun die gefundenen Stellen nach den Autoren
geordnet folgen, sie sind citiert nach den Seitenzahlen der
Octavausgabe von Pertz.
1) Hierüber haben inzwischen gehandelt Holder -Egger N. A. IX,
S. 196 ff., der eine Anzahl Stellen aus Sallust und Snlpicius Severus
nachwies, und Rockrohr, Forschungen z. D. G. XXV, 672 f., der ein
längeres Citat aus Livius brachte, aber die irrige Ansicht hegt, als seien
dem Lambert nur Buch I und II des Livius bekannt gewesen.
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372
M. Maoitias.
1) Sallustius.
lug. 36, 2. metum simulare,
cedere instanti.
ib. 57,2. pro tempore atque
loco paratis rebus cuncta.
ib. 7, 4. inpigro atque acri
ingenio.
Cat. 60,7. in ConfertiBSumoB
hostis incurrit.
ib. 50, 2. grege facto cum
telis ad sese inrumperent.
ib. 60, 2. pila omittunt, gla-
diis res geritur.
lug. 60, 7. utrimque proelium
nox diremit.
ib. 54, 2. ubi gentium aut
quid agitaret . . exploratum
misit.
ib. 60, 7. magna pars vol-
neribuB confecti.
ib. 99, 1. atque portis erum-
pere.
ib. 21, 2. alioB arma sumen-
tis fiigant funduntque.
ib. 44, 1. lingua quam manu
promptior.
ib. 11, 1. Ad ea lugurtha . .
benigne respondit
ib. 58, 3. grege facto . . fim-
dere atque fugare.
Cat. 47, 3. in liberis custo-
dÜB habeantur.
ib. 38, 2. Contra eos summa
ope nitebatur.
ib. 57, 5. ratus in tali re for-
tunam belli temptare.
ib. 40, 1. inpellat ad socie-
tatem belli. 57, 1. plerique quos
ad bellum BpcB rapinarum aut
Qovarum rerum Studium in-
lexerat.
lug. 12, 3, carus acceptusque
ei semper.
Lamb. 1055 p. 35. dissimu-
lato motu . . obviam processit.
ib. cuncta . . pro loco et
tempore ordinavit
1057 p. 38. vir acer ingenio
et manu impiger.
p. 39. cursu in confertiBBimos
hostes praecipitem se mittit:
cf. 1071 p. 89.
1063 p. 49. facto grege ec-
clesiam irrumpunt; cf. 1065
p. 64. 1074 p. 148.
ib. rem non iam fustibuB sed
gladÜB gerunt.
p. 50. sed nox concertatio-
nem diremit.
p. 53. ubicumque gentium
reperiatur perquirant.
1065 p. 61. vulneribus mul-
tis confecti.
p. 62. portis etiam interdum
erumpere.
p. 64. arma capessunt . . con-
serta manu fundunt fugantque:
cf. 1074 p. 150.
p. 66. lingua promptus et
consilio.
1069 p. 74. Rex ad haec
benigne respondit.
p. 75. facto grege . . fiindere
fugare.
ib. aliquamdiu babitus in cu-
stodia.
1070 p. 79. summa vi summa
ope niteoantur.
p. 81. ancipitem belli for-
tunam temptare maluerunt.
p. 82. quorum plerosque ad
societatem belli sola spes rapi-
narum allexerat; 1074 p. 152.
intemperans novarum rerum
studio; cf. 1075 p. 188.
p. 83. tam caram tamque
acceptam.
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Zu Rahewin, Ruotger und Lambert.
373
Cat. 16y 5. tranquillaeque res
omnes.
lug. 83, 1. consuleret neu
florentis res suas cum lugurthae
perditis misceret.
Cat. 58, 1. verba virtutem non
addere.
ib. 4y 1. socordia at(j[ue desi-
dia . . otium conterere.
lug. 9, 4. morbo atque aetate
confeetus.
ib. 36, 2. metum simulare,
cedere instanti.
Cat. 38, 2. summa ope nite-
batur.
lug. 9, 4. Set ipse . . morbo
atque aetate confeetus.
Cat. 42, 3. Ex eo numero
conpluris . . in vincula con-
iecerat.
ib. 5, 2. bella intestina.
ib. 4, 1. aetatem a re publica
procul habendam decrevi; 39,2
aetatem agere.
ib. 57, 5. neque fugae neque
praesidi ullam spem.
ib. 57, 2. ex dificultate rerum
. . agitare.
ib. 7, 1. ingenium in promptu
habere.
lug. 49, 4. pecunia aut ho-
nore extulerat.
Cat. 20, 9. nonne emori per
virtutem praestat quam vitam
. . per dedecus amittere.
io. 34, 1. ab armis discedant.
lug. 88, 2. nihil apud se re-
missum neque apud Qlos tutum
pati.
ib. 98, 5. loci difficultate
coacti.
Cat. 46, 2. dubitans . . quid
facto opus esset.
1071 p, 84. itaque res tran-
quillae erant.
ib. quam res suas florentissi-
mas desperatis ac perditis eiua
rebus admiscere.
5. 85. timidis etiam virtutem
ere.
S. 87. desidiae ac socordiae
iti ; cf. 1074 f. 164.
p. 88. pater eius morbo ac
senio confeetus.
p. 90. simulato aliquamdiu
metu et fugiendi studio,
ib. summa ope conarentur.
1072 p. 99. Sed is morbo et
aetate exhaustus.
p. 100. plerosque ex ipsis . .
in vincula coniecit; cf. 1073
p. 110. 1075 p. 157.
p. 102. intestini belli tem-
pestatem.
p. 104. statuit . . privatus
aetatem agere atque ab omni
. . strepitu . . feriari.
1073 p. 107. nihil sibi prae-
sidii aut spei reliquum esset:
cf. 1076 p. 223.
p. 108. rerum difficultate su-
peratus; cf. 1075 p. 192.
p. 111. causam in promptu
habebat.
ib. amplissimis honoribus ex-
tulerat.
p. 112. malle (male Pertz)
se mori . . quam . . libertatem
per dedecus amittere.
p. 117. ab armis . . mature
discederent.
p. 122. nihil sibi deinceps
otii aut remissi habend um.
p. 125. propter difficultatem
locorum; cf. 1074 p. 163.
p. 129. et quid facto onus
esset . . perquirerent ; cf. 1074
p. 150. 1075 p. 178.
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374
M. Manitius.
Cat 18, 5. Cum hoc Catilina
. . . consilio comtnunicato.
lug. 38, 10. tarnen . . pax
convenit.
Cat. 16y 5. tranquillaeque res
omnes.
lug. 29, 2. socius et ad-
minister omnium consiliorum.
ib. 58, 2. nostri repentino
metu perculsi.
Cat. 2, 9. praeclari facinoris
• . famara quaerit.
lug. 36, 2. metum simulare,
cedere instantibus.
Cat. 57, 5. ratus . . fortunara
belli temptare; 20, 9. emori . . .
praestat quam vitam miseram
atque inhonestam . . . per de-
decus amittere.
lug. 29, 3. in maxuraam
spem adductus recuperandae
pacis.
Cat. 58, 11. no8 pro patria
pro übertäte pro vita certamus.
lug. 88, 5. ne quid ab se
hostile timeret.
ib. 9, 2. nobis ob merita sua
carus est ; 12, 3. carus acceptus-
que.
Cat. 13, 3. viri muliebria pati.
lug. 60, 7. ceteri . . magna
pars volneribus confecti abeunt.
Cat. 56, 5. simul alienum suis
rationibus existumans.
ib. 54, 2. integritate vitae
Cato.
lug. 9, 3. Igitur rex . . per-
motus flexit animum suum et
lugurtham beneficiis vincere ad-
gressus est.
ib. 5, 4. bello Punico seeundo
. . Italiae opes maxume adtri-
verat.
p. 129. cum ceteris regni prin-
cipibus coDsiiium hoc commu-
nicarent.
ib. dummodo pax eonveniret;
cf. p. 134.
p. 131. in tranquillis rebus;
cf. 1074 p. 147.
ib. consilii participes et sce-
leris administri.
p. 133. plures metu perculsi,
p. 134. praeclara . . facinora
fecerunt; cf. 1074 p. 151.
p. 135. fuga simulata cede-
bant insequentibus.
1074 p. 138. statuit . . for-
tunae aleam temptare . . . magis
eligens vitam noneste quam
regnum per dedecus amittere.
p. 140. an aliqua spes recu-
perandae pacis reliqua esset;
cf. 1075 p. 195. pro recupera-
tione pacis. p. 203.
p. 142. pro übertäte pro le-
gibus pro patria sua indefessi
dimicent; cf. 1075 p. 199.
p. 145. nihil deinceps hostile
. . facerent.
p. 150. ob merita sua pri-
moribus . . maxime carum et
acceptum.
p. 151. tarn diu muÜebriter
patiantur.
p. 152. ceteros . . vulneribus
confectos in fugam vertunt.
p. 159. abnuerunt . . longe-
que a suis rationibus aüenum.
p. 161. ac vitae integritate.
ib. tandem evictus rex . .
flexit sententiam et ait maUe
(malePertz) se cum eo bene-
ficiis certare.
p. 162. opes suae bello Saxo-
nico nimium attritae fuissent.
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Zu RahewiD, Buotger und Lambert.
375
lug. 70, 2. carum acceptum-
que popularibus suis.
ib. 51, 1. ordines observare.
ib. 53, 8. quippe res huma-
nae ita sese habent, in victoria
vel ignavis gloriari licet.
ib. 46, 8. tantaque peritia lo-
corum.
Cat. 61, 8. multi . . qui e
castris . . processeraiit volven-
tis hostilia cadavera amieum
alii pars hospitem aut cogna-
tum reperiebant . . Ita varie
per omnem exercitum laetitia
maeror luctus atque gaudia.
ib. 36, 4. qui seque remque
publicam obstinatis animis per-
ditum irent.
ib. 60, 3. pristiuae virtutis
memores comminus aeriter in-
stare.
lug. 44, 1. laboris patiens
lingua quam manu promptior.
ib. 12, 3. carus acceptusque
ei semper fuerat.
Cat. 7, 6. dum tale facinus
faceret.
lug. 14, 11. extorrem patria
domo.
Cat. 52, 29. prospere omnia
cedunt.
lug. 37, 4. et oportunitate
loci neque capi.
ib. 11, 1. lugurtha tametsi
regem fictalocutum intellegebat.
ib. 33, 1 . contra decus regium.
Cat. 11, 6. Sacra profanaque
omnia polluere. lug. 5, 2. di-
vina et humana . . permiscuit.
Cat. 57, 5. optumum factu
ratus.
ib. 36, 4. qui seque remque
publicam obstinatis animis per-
ditum irent.
lug. 49, 5. dubius quidnam
insolita facies ostenderet.
1075 p. 174. quibus se . . po-
pulärem acceptumque fecerat.
p. 183. servatis ordinibus.
p. 185. ut semper in fuga
hostium ignavissimis . . par
solet esse audacia par gloria.
p. 186. tum peritia locorum
. . usi.
ib. cumque ad locum con-
gressionis reversialius dominum
suum . . alius fratrem alius co-
gnatum . . reperissent, laetitia
omnis in maerorem, cantus ver-
sus est in vocem flentium.
p. 189. se gentemque suara
obstinata desperatione . . perdi-
tum irent; cf. p. 203.
p. 199. sedulo instabant ob-
secrantes ut pristinae virtutis
memores.
p. 209, lingua promptus vi-
giiiarum et inediae patientissi-
mus.
p. 213. quibus paulo ante
unice carus acceptusque fuerat ;
cf. 1076 p. 220.
1076 p. 219. audaciae faci-
nora contra faciebat.
p.225. patriis finibus extorres.
ib. res prospere cessissent.
p. 233. capta loci oportuni-
tate.
p. 235. Uli etsi eum haec
ficta loqui scirent.
p. 237. contra decus imperii.
p. 244. Sacra et profana, di-
vina et humana . . confusa.
)p. 249. Optimum factu sibi
iudicavit.
p. 258. quorum consiliis se
remque publicam prodidisset.
p. 264. Territus rex insolita
rerum facie.
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376
M. MaDitius.
2) Livius.
XXI, 8. acrius de integro
obortum est bellum.
I, 8. turba . . avida novarum
rerum perfugit.
V,9. In quam senteDtiam cum
pedibus iretur.
XXII, 13. ad conciliandos
popularium animos.
III, 4. videret ne quid res
publica detrimenti caperet.
111,50. perpulerunt ut ad arma
conclamaretur.
XXV, 29. quae in promptu
erant diripuerunt.
11, 3. nihil laxamenti nee ve-
niae habere.
II, 5. ad sumendum suppli-
cium nudatos virgis caedunt.
II, 23. nee temperatum mani-
buB foret ni . . consules . . inter-
venissent.
XXXVIU, 26. velut nubes
levium telorum coniecta.
VI, 10. completisque fossis
scalae admotae.
VI, 23. ferox cum aetate et
ingenio.
XXXIV, 24. moribus ritibus<
que efferatioribus.
XXVIII, 33. novo etiam con-
silio adiecit animum.
XXXVIII, 28. an iactata ser-
monibus res.
VII, 4. criminique ei tribu-
nus inter cetera dabat.
V, 6. ac naturali situ inex-
pugnabiles.
XXVIII, 14. Signum receptui
dabat.
1046 p. 29. bellum rursus de
integro sumpsit.
1053 p. 33. animi . . semper
avidi novarum rerum: cf. 1075
p. 175.
1057 p. 38. in mores . . pe-
dibus ut aiunt iturum esse.
1073 p. 129. pedibus, ut.dici
seiet, in sententiam abiit.
1062 p. 47. popularium ani-
mos soUicitare.
p. 48. ne quid detrimenti res
publica pateretur provideret.
1063 p. 49. quibus ilico ad
arma conclamantibus ; cf. 1066
p. 68.
ib. quibus arma in promptu
erant.
p. 53. nihil veniae nihil laxa-
menti admittebat; cf. 1076
p. 172.
p. 55. iussit publice virgis
caesos . . expelli . . . sumptum
supplicium est.
p. 57. nee manibus in legatos
ipsos temperassent, nisi . . va-
luisset; cf. 1066 p. 69. 1073
p. 123.
1065 p. 61. mafi;nam telorum
nubem . . coniecissent.
p. 63. cumque admotis scalis.
1066 jp. 70. adolescens tarn
natura ferox quam aetate; cf.
1075 p. 171.
1068 p. 72. efFeratis moribus
suis.
p. 73. negocio . . cui rex . .
ammum adiecisset.
1069 p. 75. vulgi sermonibus
passim iactaretur.
p. 77. id quoque ei crimini
dantes; cf. 1075 p. 187.
1070 p. 81. etsi loci situ in-
expugnabiles essent.
p. 83. signo receptui dato.
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Zu RahewiD, Ruotger und Lambert.
377
XLV, 8. regnum suum ad
ultimum discrimen adduceret.
XXIIIy 29. obstinaverant ani-
mia vincere aut mori.
I, 8. ex . . populis turba . .
avida novarum rerum.
XXVIIy 27. se coUegamque
et prope totam rem publicam
in praeeeps dederat.
Fraef. successus prosperos
darent.
XXXVn, 9. qoibusdam ad
Antiochum multitudinis animos
avocantibus.
XXIV, 42. Data instaurandis
reparandisque beUis.
XXVIII, 14. eitato gradu in
hostem ducebant.
ly 17. Quod bonum faustum
felixque sit.
I, dO. ad comprimendos mo-
tus.
I, 7. confusus atque incertus
animi.
Vni, 28. iuvenis cum se in
publicum proripuisset.
I, 45. ob rem totiens infeli-
citer temptatam armis.
1, 42. In eo bello et virtus
et fortuna enituit TuUii.
XLII, 59. fluctuante rege
inter spem et metum.
XXV, 39. Valiig cava inter-
erat condensa arboribus.
XXVIII, 42. ibi caput atque
arcem belli esse.
V, 4. aequo igitur animo
patiatur.
3) Caesar.
B. G. VIII, 35. Ipsi inter se
provincias partiuntur.
ib. V,36. se suam fidem inter-
ponere.
1071 p. 85. statuit rem in
extremum discrimen adducere.
p. 88. animiim eius vel ad
mortem vel ad victoriam ob-
stinatum; 1073 p. 121. aut mori
aut viucere sit obstinata.
p. 97. popularium animi no-
varum rerum avidi.
1073 p. 115. seque remque
publicam praecipitem dedisset.
p. 122. prosperis successibus
. . indulgeret.
1074 p. 138. multum enim
animos militum ab eo avoca-
verat.
p. 149. occassionem instau-
randi belli nactus.
p. 155. eitato quantum pos-
sent gradu.
p. 157. quod bonum felix
faustum que esset.
ib. ad comprimendos urbanos
motus.
1075 p. 172. incertus con-
fususque animi.
p. l77. cum unus legatorum
. se . . in conspectum regia
proripuisset.
p. 184. infeliciter gestae rei.
ib. in exercitu Saxonico . .
enituit virtus Ottonis.
1076 p. 237. cum inter spem
et metum äuctuarent.
p. 241. per condensa silvarum
. . per concava vallium.
6. 248. civitatem . . arcem
i . . fecerat.
1077 p. 255. aequo animo
paterentur.
1063 p. 56. ea inter se tam-
quam provincias partiebantur.
1072 p. 103. cum interposita
fide; 1073 p. 127. fidem suam
interponerent.
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378
M. Mauitius.
B. C. II, 41. vehementius
equos incitare poterant.
B. G. VIF, 42. maiorem mul-
titudinem armatorum concitant.
B. C. I, 85. provinciis exce-
derent.
4) Nepos.
Iph. 1, 1. Don tarn magni-
tudme rerum gestarum . . no-
bilitatus.
Eum. 1, 5. nemo . . admit-
titur nisi honesto loco.
Them. 8, 4. quo maiore reli-
gione 80 reeeptum tueretur.
Them. 4, 2. hortarentur ut
domos suas discederent.
5) Curtius.
X, 9, 21. ne loci quidem re-
ligione defensus.
VI, 9, 21. prinoipibus nobi-
lissimae iuventutis.
IV, 14, 7. tot terrarum spa-
tia emensis.
VIII, 4, 24. omnium tamen
oculos convertit in se.
IX, 1, 21. Sed dum nihil in
commune consulitur.
IV, 14, 7. tot terrarum spatia.
IV, 7, 29. magna ex parte
avidos gloriae.
VI, 11, 20. in devios montes
vastasque solitudines.
VI, 11, 9. quamquam in ves-
peram inclinabat dies.
IV, 16, 2. ni mature subveni-
retur non posse sisti fugum.
6) Tacitus.
Ann. III, 20. impiger manu
exercitus militia.
Eist. III, 67. ferebatur . . ve-
lut in funebrem pompam.
1075 p. 185. incitatis ad cur-
sum equis.
1076 p. 235. imperitam mul-
titudinem . . ad arma concitas-
sent.
1077 p. 266. provincia ex-
Icedere.
1070 p. 78. magnitudine su-
arum rerum gestarum comper-
tus et cognitus.
1073 p. 110. plerosque ex
his honesto loco natos.
1074 p. 153. et loci religione
et murorum firmitate se tuta-
retur.
p. 165. iniussi omnes in domos
suas discedant.
1063 p.49. ne loci religione ab
armisterrerentur. cf. 1074 p. 153.
p. 53. principes iuventutis.
1065 p. 66. emensis tot rerum
asperitatibus.
p. 67, populi oculos in se
atque ora converteret.
p. 68. omnes in commune . .
consulere rogitabant.
1073 p. 127. per longa ter-
rarum spacia; ct. 1077 p. 266.
1073 p. 145. gloriae militaris
avidus.
p. 148. in horrorem vastam-
que solitudinem.
p. 152. inclinata iam die in
vesperum.
1076 p. 232. nisi mature con-
suleretur extremam perniciem
allatura.
1057 p. 38. manu impiger.
1063 p. 54. acsi eos ad se-
pulturam funebris pompa . .
efFerret.
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Zu Rahewin, Ruotger und Lambert.
379
Ann. IV, 3. ad . . consortium
regni . . impulit.
ib. XVI, 19. somno indulsit,
ib. I, 10. quamquam fas sit
privata odia publicis utilitatibus
remittere*
ib. 1, 10. cupidine dominandi
concitos.
ib. I, 3. vel novercae Liviae
dolus abstulit.
Hist. 111,20. ut pro vlrili
portione armis , . iuverit
Germ. 11. sed et alter et
tertius dies canetatione coeun-
tium absumitur.
Ann. 1, 3. Agrippam igno-
bilem loco . . geminatis con-
sulatibas extulit.
Hist. II, 99. atrocibus undi-
qne nontiis exterritus.
Ann. 1, 22. missum . • de
communibus commodis.
Ann. 1, 32. tum adulescens
et animi ferox.
Hist. I, 28, Stationen! in ea-
stris agebat.
Ann. II, 53. paueos dies in-
sumpsit reficiendae classi.
Ann. 1, 32. inter obstantes et
armatos ferro viam patefecit.
Germ. 8. quasdam aeies in-
clinatas iam et labantes a fe-
minis restitutas constantia pro-
cura et obiectu peetorum.
Ann. I, 22. utilitati legionum
consulebamus.
7) Sueton.
Cal. 3. conciliandaeque homi-
num gratiae.
1066 p. 69. a regni consor-
tio amoveret; cf. 1072 p. 99.
1075 p. 212.
p. 71. somno indulgere vide-
retur.
1069 p. 74. per occasionem
publici belli privatum in Thu-
ringos odium vindiearet; cf.
1073 p. 112: praeter publicam
gentis suae causam etiam pri-
vate odio • . desciverant; cf.
1072 p. 100. 1075 p. 176.
p. y5. dominandi cupidine
praeceps raperetur.
ib. quamquam dolo novercae
interfectum.
1070 p. 81. singuli pro virili
portione aggrediuntur ; cf. 1073
p. 105. 121. 133. 1075 p. 206.
1073 p. 107. primus ac se-
cundus aies in hac concertatione
iam fluxerat.
p. 111. obscuris et pene nullis
maioribus ortos amplissimis ho-
noribus extulit; cf. 1076 p. 244.
1074 p. 160. Territus rex
tam atroci nuncio.
ib. communis commodi negli-
gentem.
1075 p. 171. Adolescens . .
et animis ferox et aetate.
p. 179. stationes iugesque
excubias agant.
ib. noctes perinde ac dies
precibus insumunt.
p. 185. per hostiles cuneos
, viam ßibi ferro parare; cf.
1069 p. 73: viam patefaciat.
ib. inclinatas iam ad fugam
acies dux Otto restituere ob-
secrando increpando . . expro-
brando.
1076 p. 230. utilitati magis
quam iracundiae consulendum.
1074 p. 155. non minimum
ei gratiae apud populäres con-
ciliabat.
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380
M. Manitius.
Tib. 55. fraudibus liberos
Germanici circumveniret.
Caes. 53. ad evertendam rem
publicam . . accessisse.
8) lustinus.
I, 7, 2. quae res multorum
bellorum Cyro causa et origo
fuit.
XII, 13, 7. cum diei noctem
pervigilem iunxisset.
XII, 2, 4. ad declinanda fa-
torum pericula.
Villi, 3, 6. legationibus Grae-
ciam fatigant.
IV, 5, 3, in bello male auspi-
cato.
XIII, 3, 2. legatos ad miti-
gandos eorum animos.
9) Sulpicius Severus
V. Mart. 7, 2. absque baptis-
mate humanis rebus excederet.
Chron. II, 24, 3. impar viri-
bus.
V. Mart. 6, 4. nam et publice
virgis caesus est et . . de civi-
tate exire conpulsus.
ib. 4, 7. sua omnia seque de-
dentes.
Chron. I, 44, 3. extrema per-
peti satius visum.
V. M. 4, 5. hostium cuneos
penetrabo.
Chron. 1, 24, 4. exercitu liber-
tatem armis vindicavit.
V. M. 4, 4. metu pugnae . .
detractare militiam.
ib. 6, 4. cedendum itaque
tempori arbitratus.
ib. 4, 6. facturus fidem dictis.
1075 p. 172. circumventum
se fraude clericorum suorum.
1076 p. 229. ad evertendum
rei publicae statum . . eonspi-
rassent.
1062 p. 46. quae res mul-
torum malorumseminariumfuit;
cf. 1074 p. 165: hanc causam
originem . . extitisse omnium
calamitatum.
1066 p. 69. totamque dein-
ceps noctem ducentes pervigi-
lem.
1073 p. 121. fugae praesidio
periculum declinasset.
p. 124. crebris legationibus
fatigati.
1075 p. 189. male auspicato
rem certamini commisissent.
p. 194. multitudinis animos
. . moderatione mitigabant.
1054 p. 34. comperit . . pa-
pam humanis rebus excessisse;
cf. 1063 p. 57. 1073 p. 114.
1059 p. 43. tamquam viribus
imparem; 1061 p. 45: numero
et viribus impares. 1071 p. 90.
1074 p. 166.
1063 p. 55. iussit publice
virgis caesos et attonsos ex-
pelii.
1069 p. 74. se suaque omnia
dedidit.
1071 p. 87. paratus etiam
extrema perpeti.
p. 89. hostium cuneos temere
invectus.
p. 93. et armata manu vin-
dicaturum in libertatem.
1073 p. 127. miles eins . .
detrectabat militiam.
1074 p. 147. necessario dein-
ceps loco et tempori concessuros.
p. 149. dictis fidem facere.
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Zu R'ahewin, Ruotger und Lambert.
381
V. M. 4, 7. hostes legatos de
pace miserunt.
ib. 1, 8. ne quod bis pareret
<;opia congesta fastidium.
ib. 2, 7. multa illius circa
commiiitones benignitas, mira
oaritas.
ib. 9, 3. repugnabant dicentes
^ . indignum esse episcopatu
hominem vultu despicabilem.
Chron. II, 34, 2. admota mi-
litari manu.
Chron. I, 13, 7. prae doloris
impatientia.
Dial. I, 17, 2. montis cuius
cacumen caelo paene conti-
guum est.
V. M. 11,2. non temere ad-
hibens incertis fidem.
10) Andere Prosaik
Cic. Font. 14, 31. tum in re
militari quam summi consilii
. . exercitatus.
Cic. de or. II, 19, 77. Dimitto
autem eos non tam contume-
liose.
Cic. Plane. 35, 86. vox . .
acerbissime personabat.
Cic. Dejot. 2, 5. dico intra
domesticos parietes.
Cic. Mil. 9, 25. tanto hie
' magis in dies convalescebat.
Cic. Phil. II, 15, 38. cum ullo
• . consilia contulit saepius.
Cic. Att. 3, 8. vix mini vitam
reliquam fecit; cf. Sali. Cat.
28, 4 : nihil relicui fecerat.
Cic. off. III, 33. non incallide
tergiversantur.
ib. III, 27, 101. si rei publi-
cae conducebat.
p. 156. obviam legatos de
I)ace miserunt; cf. 1075 p. 181:
egatos . . de pace mittant.
1075 p, 188.- ut . . plebi . .
copia pareret fastidium.
p. 209. multa illius in pau-
peres . . . benignitas, mira libe-
ralitas erat.
1076 p. 217. contra . . nite-
bantur obicientes quod homo
statura pusillus vultu despica-
bilis . . nee tanto sacerdotio
dignum.
p. 239. admota militari manu
recepit; cf. p. 226: militari
manu.
p. 242. Stridens dentibus prae
doloris impatientia.
1077 p. 251. montes . . pene
nubibus cacumen ingerentes.
p. 256. nee . . temere fides
haberetur; p. 259: nee . . pro-
mittenti temere fides habita est.
er.
1044 p. 28. atque in re mi-
litari admodum exercitatus.
1063 p. 57. contumeliosius
multo sunt dimissi.
1073 p. 113. Ea vox acerbe
prolata.
p. 122. intra domesticos pa-
rietes.
p. 125. magis magisque in
dies convalescere.
p. 129. Cumque toto triduo
consilia contulissent.
1074 p. 140. praeter miseram
vitam nihil reliquum faciebat.
p. 145. callidis responsioni-
bus tergiversari.
ib. quod utilitati rei publicae
conduceret.
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382
M. Manitius.
Cio. Farn. XVI, 21, 7. ex-
cusationem angustiarum tui
temporis accipere.
die. fin. V, 27. vigiliis et in-
edia necatus.
Cic. Plane. 9, 23. omamen-
tam civitatis, firmamentum rei
publieae.
Plin. ep. I, 12, 1. quod do-
lorem meum exulcerat.
ib. VIII, 10, 3. neque enim
ardentius . . quam ego . . cupio.
Gell. XVni, 11, 4. Omnia
noctescunt tenebris ealiginis
atrae.
2 Paral. 19, 7. nee persona-
rum acceptio.
Gen. 24, 63. inelinata iam die.
Rufin. bened. in Dan. c. 3.
Maeero corpus meum (Migne
XXI, 324).
11) Vergil, Ovid u. a
Aen. X, 770. Obvius ire
parat.
Aen. IX, 580. letali volnere
rupit.
Aen. V, 15. validisque in-
cumbere remis.
Aen. V, 532. Muneribus cu-
mulat magnis.
Aen. IV, 15. Si mihi non
animo fixum . . sederet.
Aen. 111,234. arma capessant.
Aen. I, 218. Spemque metum-
que inter dubii.
Aen. VII, 298. odiis aut ex-
saturata quievi.
Aen. VII, 572. extremam Sa-
turnia bello | Imponit regina
manum.
Aen. XI, 441. haut ulli ve-
terum virtute secundus.
Aen. II, 709. Quo res cum-
que cadent.
p. 162. alii temporis angustias
. . alii aliud excusationis genus
obtendentes.
1075 p. 209. vigiliarum et
inediae patientissimus.
1076 p. 231. ingens columna
et firmamentum rei publieae.
1074 p. 149. Quod dolorem
pristinum . . exuloerassent.
1075 !>. 182. qua nihil arden-
tius cupiebat.
1074 p. 153. in mediam noc-
tem . . norrebant omnia tene-
bris et caligine.
p. 151. sine personarum ac-
ceptione.
p. 152. inelinata iam die.
1075 p. 209. corpus suum
macerabat.
. Dichter.
1051 p. 31. obviam ire para-
bat.
1057 p. 39. letali vulnere
transfoderet.
1062 p. 47. remis incumbunt.
1063 p. 52. duplicatis . . mu-
neribus cumulaturum.
p. 53. animo sibi fixum esse;
cf. 1071 p. 89. 1076 p. 246.
1065 p. 64. arma capessant.
p. 65. suspensis . . omnibus
inter spem et metum ; cf. 1075
p. 198.
1070 p. 80. ad exsaturanda
hostium . . odia.
p. 81. extremam operi manum
per se ipsum imposuit.
p. 83. virtute militari nuUi
secundus.
1071 p. 85. quomodocum-
que res in praelio cecidissent;
cf. 1074 p. 146.
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Zu Rahewin, Ruotger und Lambert.
383
Aen. Ily 338. sublatus ad
aethera clamor.
Georg. IV, 421. statio tutis-
sima nautis.
Aen. ly 77. iussa capessere
fas est.
Aen. VIII, 658. Defensi tene-
bris et dono noctis opacae.
Aen. III, 331. furiis agitatus.
Aen. II, 86. consanguiDitate
propin(mam.
Aen. Y , 743. et sopitos susci-
tat ignis.
Aen. I, 620. Finibus expul-
sum patrÜB.
Georg. I, 269. nulla | Religio
vetuit.
Georg. 1, 87. per ignem | Ex-
coquitur vitium.
Aen. in, 436. Praedicam et
repetens iterumque iterumque
tnonebo.
Horat. Sat. II, 3, 321. oleum
adde Camino.
ib. II, 3, 276. atque ignem
gladio scrutare.
ib. Ep. 1, 20, 11. Contrectatus
ubi manibus.
ib. C. II, 3, 26. serius ocius|
Sors exitura.
Ov. Met. XIV, 229. praedae-
qne cnpidine victos.
ib. VI, 145. exeroet aranea
telas.
ib. IV, 134. retroque pedem
tulit.
ib. V, 664. convicia victae |
Cum iacerent.
ib. XIV, 364. Spemque se-
quens vanam.
ib. VI, 585. sed fasque nefas-
que I Confusura.
ib. IX, 683. ne spem sibi
ponat in arte.
Nene« Arehiv etc. XII.
1073 p. 135. sublato undi
que clamore.
1074 p. 147. tuta nunc sta-
tione locatus.
p. 150. nisi mature iussa ca-
pessant.
p. 154. abiit opacae noctis
tenebris . . commodissime usus.
p. 155. Talibus furiis . . agi-
tabantur.
1075 p. 190. consanguinitate
proximum.
1076 p. 234. iam sopitos
ignes . . suscitandos.
E. 238. patriis finibus ex-
ere minabantilr.
p. 249. nulla deinceps vetaret
religio.
1077 p. 255. peccati rubigi-
nem . . igne exuri et excoqui.
p. 256. omnia repetens iterum
iterumque praecepit.
1063 p. 52. tamquam oleum
igni adcUdit.
ib. iuxta vetus proverbium
ignem gladio scrutarentur; cf.
1071 p. 93.
1074 p. 153. pollutis manibus
contrectant.
1075 p. 183. prout ocius se-
riusve . . expedierant.
1074 p. 157. praedae cupi-
dine accensi.
p. 161. tamquam aranearum
telas dirupit.
1075 p. 184. iamque pedem
retro ferentibus.
1076 p. 229. convicia in
omnes . . iaculari.
p. 235. vana spe elusus.
p. 244. fasque nefasque con-
fusa esse.
p. 248. spes omnesque copiae
in artum coactae.
25
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384
M. Manitius.
ib. Uly 235. Anticipata via
est.
ib. IX; 582. obsessum
ciali frigore corpus.
Lucan. 11,219. Tandem
vix eluctatus.
ib. I, 396. tentoria fixa.
VI, 424. Impatiensqae morae.
I, 605. longis anfractibus.
StatiTheb. 1,391. In senium
vergens.
luvenci h. ev. HI, 474. saxea
corda revinci | . . possent.
1077 p. 251. omnes vias . .
anticipasse.
gla- p. 252. latus . . glaciali fri-
gore lubrieum.
1063 p. 50. Tandem . . vix-
que . . eluctatus.
1075 p. 182. lam fixis ten-
toriis.
p. 183. morarum impatientes
ruunt; cf. p. 197.
p. 197. longos anfractus . .
legendo.
1073 p. 105. in senium iam
vergentera aetatem.
1075 p. 210. ut saxeis etiam
cordibus . • . lacrimas excutere
posse.
Man ersieht aus diesen Zusammenstellungen, dass Lam-
bert es durchaus nicht verschmäht hat, sich mit fremden
Federn zu schmücken. Wenn wir nun einerseits ein Streben
nach Mannigfaltigkeit im Ausdrucke bei ihm zugeben müssen,
so wird doch andererseits durch die vielfachen Wiederholungen
seiner Citate eine gewisse Einförmigkeit hervorgerufen. Wie
häufig kehrt z. B. die taciteische Phrase ^pro virili portione'
wieder, wie oft werden Anführungen aus Sulpicius Severus
wiederholt ! Darin zeigt sich eben keine besondere grosse Be-
gabung unseres Autors.
Lambert ist jedoch nicht nur in den Schriftwerken des
Alterthums zu Hause gewesen, sondern wir finden bei ihm
auch eine ganze Reihe von Anlehnungen an zwei Vorbilder
aus dem Mittelalter, sein historischer Stil erinnert oft an Ein-
hart und ßuotger. Man vergleiche hierzu folgende Anklänge :
Einh. V. K. c. 2. qui et cla-
ritate generis et opum ampli-
tudine ceteris eminebant.
c. 1, opes et potentia regni.
Ann. Einh. 759. immatura
morte praeventus.
ib. 818. morbo invalescente.
1054 p. 34. propter claritatem
generis; 1063 p. 56: eminebat-
que inter eos . . propter clari-
tatem generis ; 1075 p. 204 : qui
generis vel opum claritate . .
eminebant in populo; 1076
p. 218: et generis claritate et
opum gloria eminens.
p. 34. opes et potentiam
Gotefridi^ 1076 p. 250: poten-
tiam opesque barbarorum.
1056 p. 66. immatura morte
praeventus.
p. 67. invalescente morbo.
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Zu Rahewio, Ruotger und Lambert.
385
V. K. 20. partim luminibus
orbati.
Ann. Einh. 780. Quibus tunc
pro tempore ordinatis atque
dispositis.
ib. 780. cum primum tem-
poris oportunitas adridere visa
est. 784. Cum primum oppr-
tunitas temporis advenit.
V. K. 22, praeter quod . .
ad extremum etiam uno pede
claudicaret.
Ann. Einh. 779. peracto prop-
ter quod venerat negotio.
V. K. 7. tractum per tot
annos bellum constat esse fini-
tum.
Ruotg. V. Brun. c. 23. si quid
Sanum sapiunt.
ib. 42. vir . . amantissimus
pacis, observantissimus aequi-
tatis.
ib. 28. et in lege domini . .
adprime eruditum.
ib. 33. aut otio torpere inerti.
ib. 33. Et ut nihil . . . in-
temptatum relinqueret; cf.
c. 19. 24.
ib. 24. eins factorum memo-
ria recens est.
1074 p. 158. pauci alii lumi-
nibus sunt orbati.
p. 163. ordinatis ibi pro tem-
pore et copia regni negociis
. . dispositum habens.
p. 165. cum primum opor-
tunitas arrisisset; 1075 p, 167:
nactus oportunitatem temporis;
cf. p. 173: cum primum con-
ficiendae rei temporis oportuni-
tas arrisisset.
1075 p. 180. praeter quod ab
ineunte aetate uno pede graviter
claudicaret.
1076 p. 233. dissimulato
propter quod venerat negotio.
f). 238. tractum tot annis
ium Saxonicum . . confec-
tum fuisset.
1054 p. 34. qui sanum sa-
piebat; 1063 p. 54: qui sanum
aliquid sapiebant; cf. 1073
p. 116. 1074 p. 160.
1070 p. 83. adolescens boni
et aequi in pace . . servantis-
simus.
ib. divinis quam saecularibus
litteris adprime eruditus; 1074
p. 162: in sacris scripturis ad-
prime eruditus; cf. 1076 p. 220.
1074 p. 139. inerti otio tor-
pescebat.
1075 p. 173. ne quid . . in-
tactum intemptatumque relin-
queret.
p. 199. acceptae cladis recen-
tem memoriam.
Endlich kann ich zu Einharts Entlehnungen aus dem Epi-
logus der V. Martini des Sulpicius Severus noch eine hinzu-
fügen:
Sulp. V. M. 25, 1. ardebat
animus vitam illius scribere.
Einh. V. K. praef. Vitam . .
Karoli . . postquam scribere
animus tulit.
25*
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XIX.
Eine neuentdeckte
westg-othische Rechtsquelle.
Von
K. Keumer.
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Jl rofessor A. Gaudenzi zu Bologna handelt in seinem
jüngst erschienenen Werke, betitelt: 'ün' antica comnilazione di
diritto Romano e Visigoto con alcuni frammenti deile leggi di
Eurico', Bologna 1886, 8®, über eine sehr merkwürdige Samm-
lung in einem Codex zu Holkham (Nr. 210), auf welchen der
Verfasser durch F. Liebermanns Mittheilung in Band X dieser
Zeitschrift S. 597 aufmerksam geworden ist
Für die Geschichte der mittelalterlichen Rechtslitteratur
ist die Compilation schon durch die Art ihrer Zusammen-
setzung von grossem Interesse. Ganz besonderen Werth aber
hat ein bisher unbekanntes Stück, welches als Capitel 7 — 20
dem ersten Theile der Sammlung eingefiigt ist. In diesen
Capiteln glaubt der Entdecker Bruchstücke der ältesten west-
gotnischen Gesetzgebung durch König Eurich (466—485) er-
blicken zu dürfen und hat in gelehrten und vielfach scharf-
sinnigen Untersuchungen, welche den wesentlichen Inhalt des
angenihrten Werkes ausmachen, diese Annahme zu begründen
versucht.
Wie sehr ich nun sowohl der Wissenschaft als auch dem
mir persönlich befreundeten Verfasser die Auffindung von Be-
standtheilen der Leges Eurici gewünscht hätte, so vermag ich
doch leider den mitgetheilten Capiteln diese Bedeutung nicht
zuzuerkennen und hoffe meinen Widerspruch hinreichend be-
gründen zu können.
Die Handschrift hat vor dem Jahre 1534, wo sie in den
Besitz des Neapolitanischen Rechtsgelehrten Marino Freccia
überging, der Hauptkirche von Ravello im Fürstenthum Salerno
angehört, ist von langobardischer Hand geschrieben, und zwar
nach übereinstimmendem Urtheil des Verfassers und des Herrn
E. M. Thompson im X, oder vielleicht noch am Ende des
IX. Jahrhunderts.
Nach einer Ueberschrift, aus welcher hervorgeht, dass der
Schreiber des Glaubens war, ein Gesetzbuch lustinians zu
copieren, folgt das stark entstellte Commonitorium Alarici und
ein erster nach Capiteln geordneter Theil folgenden Inhalts:
1) lust. Nov. 143 (De virginura, viduarum et matrimonialium
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390 K. Zeumer.
raptu). — 2—4) drei Capitel aus der soff. Sanctiojpragmatica.
5) de adflcripticiis et coloBisi. — 6) Cod. Inst. Vfil, 4, 7. —
7—20) unsere Capitel. — 21—25) Cod. lust. I, 3, U. 7. 8.
19. 20. 23. — 26) Constitution von Theodosius und Valen-
tinian (MG. LL. I, p. 191). — 27) Si quis percusserit u. s. w.,
ebend. p. 192. — 28—30^ verschiedene Codex -Stellen. —
31—60) Stellen aus lustinians Institutionen und dazwischen
einiges aus lulians Epitome Novellarum und zwei Stellen aus
der sog. Epitome Aegidii der Lex Romana Visigothorum
(C. Theod. IV, 13, 1 und I, 5 in Capitel 45 und 47). — Dann
tolgt als zweites Buch eine Auswahl aus der Lex Visigothorum
in 159 fortlaufenden Capiteln und darauf die Epitome Aegidii
der Lex Romana Visig. und auf diese wieder Novellen aus
Julians Sammlung. Den Schluss macht eine von späterer
Hand hinzugefügte angebliche Bulle Gregors d. Grossen.
Ich lasse nun einen Abdruck der neuentdeckten Capitel
nach Gaudenzi's Text folgen.
Vn. De filiis ante patrem mortuis.
Si cuicumque moriatur filius eins, antequam iUe moriatur,
et relinquant ei filii nepotes, ita ut unus relinquat unum filium
et alius relinquat plurimos, et moriatur postmodum avus illo-
rum intestatus: ille unus talem portionem accipiat ex here-
ditatem avi sui, qualem et alii nlurimi, qui de fratre illius nati
sunt. Et si fuerint filii tres vei quattuor et moriantur duo ex
Ulis, et reliquerit unus unum filium et alius frater plurimos, et
moriatur post casus tertius frater sine filiis: omnes nepotes
illius aequaliter portionem dividant, hoc est toti. Ita et si
duae sorores relinquant filios, una plurimos et alia paucos, et
tertia soror moriatur sine filiis: aequaliter partiantur filii earum
hereditatem, sicut in edictum scriptum est.
VIII. De naturalibuS; qui de ancilla nascuntur, ita et si
de ingenua absconse nati fuerint. Et si non abeat filios de
legitima uxore, potest fieri mater eorum, quae concuba fuit,
uxor, cum conscientia tarnen regis. Et postea illa mater filio-
rum in matrimonio, et filii eius sint liberi. Et potestatem habeat,
si voluerit, pater derelinquere illis hereditatem suam. Si autem
intestatus obierit, sint illi heredes filii.
Villi. Si quis non habuerit filios legitimes de legitima
uxore natos et habuerit naturales, quartam partem hereditatis
suae habeat licentiam relinquere naturalibus, si voluerit: dum
sanus est, per donationis chartulam, aut moriens per testa-
mentum ; ita tamen, si ancilla sit, illa concuba ipsius cum filiis
1) Der Sanctio pragmatica folgt auch im Codex Utinensis der Lex
Romana Curiensis dieses Stück und ebenso geht auch dort Nov. 143
yorher.
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Eine neuentdeckte westgothische Rechtsquelle. 391
suis ante testes legitimos ingenua dimittatur; ad iunctos filios
et matrem illorum det hereditatis suae quartam portionem;
nam amplias quarte portionis naturalibus dare non potest.
Quod si filios de legitima uxore habuerit, nullatenus ei relin-
quere liceat naturalibus filiis^ nisi duodecimam partem; un-
decim reliquae partes ad legitimos remaneant filios, Si vero
pater moriens non reliquerit aliquid naturalibus filiis, ingenoi
sint sivi contenti; et non eos revocenti ad servitium legitimi
filü.
X. Si qais iudex voluntate sua iudicaverit et edictum
transgressus luerit propter pecuniam et aliquem preiudicaverit,
quadruplum quantum acceperit inferat fisco, et amplius iudex
non Sit. Quod si causam ipsam non preiudicaverit voluntariae,
satis reducatur secundum edicti seriem.
XI. Si quis iudex miserit nuntium ad aliquem veniendi
ad iudicium, et ad quem miserit venire contempserit semel et
bis^ et si tertio ad iudicis iussum non venerit ad iudicium,
perdat causam et restituat debitori» suo quod ei debere con-
stiterit. Et si forte praesens non fuerit, quando iudicis prae-
ceptio ad domum ipsius venerit, aut infirmitas illum tardaverit,
aut forsitan in causa regis fuerit occupatus, si de bis tribus
una occupatio fuerit super eum, non molestetur. Et si post-
modum venerit, restituat debitum suum secundum regis edictum.
Xn. Qui ad iudicium iudicatum non reddiderit debitum,
et contempserit in duobus mensibus, interpellet creditor regem
aut iudicem, qui transmittat sagionem cum ipso, et toUat sagio
ille de substantia eins c^nod ipsum debitum possit valere, quan-
tum creditori suo restituere iussus fuerat, et reddat creditori.
Et habeat creditor ille pecuniam apud se, usque dum reddatur
ei debitum suum, quod ei lex reddi precepit.
XIII. Si quis causam habet cum alio homine, sicut su-
perius scriptum est, ad regem proclamet aut ad iudicem, quem
rex constituit. Quod si prius quam interpellet pigneraverit,
et tulerit ei unum caballum, componat solides tres. Quod si
bobem iugalem tulerit, det solides duos ad hominem illum, cui
caballum sibe bus fuerit; et quod pigneravit restituat. Si
autem mancipium pigneraverit, cum tres solidis cum restituat
domino suo.
Xini. Si quis donaberit aliquid alio homini peculium
suum, aut aurum sive argentum, aes aut omamentum, mancipia
aut de peculio aliquid, non requirat postea quod donavit, neque
vicissitudinem requirat, nisi quod ille sua voluntate retribuere
voluerit. Habeat tamen testes duo aut tres ingenuos, testantes,
äuod illum non impromutuaverit, sed donavit. Si autem
onator ille mortuus fuerit, heredes illius non repetant' quod
1) *revocet* d. Hs. 2) 'creditori' verbessert Gaudenzi. 3) 'repetaf
d. Hs.
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392 K. Zeumer.
donatum est. Et si non habuerit testes mgenuos, qui ibidem
presentes fuerunt in ipsa donatione, restituat ei quod ille pro-
mutuavit.
XV. Si quis domum aut villam alio donaverit, hoc quod
donavit per donationis chartulam firmet, ita ut in ea donatione
ipse donator propria manu subscribat^ et ipsa donatio non
minus tribus testibus roboretur. Si autem ipse donator et
testes iitteras nesciunt, unusquisaue Signum propria manu faciat
et donatio ipsa ante curiales aeferatur. Quod si in civitate
eadem curiales non possunt inveniri, ad aliam civitatem, ubi
inveniantur, deferatur.
XVI. Si quis mutuaverit tributario sive servo alieno sine
iussu aut 1 conscientia domini sui, nihil a domino serbi exigat^
ne^ue a domo in qua habitat ille serbus; nisi de rebus servi
qui mutuum accepit. Ita tamen, si tributum suum non babeat
serbus ille completum, ante^ dominum suum restituat tributa
de labore suo, et tunc si aliquid remanserit de peculio ipsius,
interpellet ille, qui illi impromutuavit; et serbum non tangat,
sed sit domini sui.
XVII. Si quis ingenuum hominem captivum aut in fame
oppressum emerit super quinque solides numerum, reddatur
illi sex; si decem emptus fuerit, reddat duodecim; quod si
()lures eum sol. emerit, his similia restituatur; et redeat ad
ibertatem.
XVin. Si quis ingenuus absconse« peculium ad custodien-
dum acceperit, et hoc se postea accepisse ipse negaverit, com-
probetur ei, et reddat duplum. Si autem coramendatum sibi
ad custodiendum peculium per sua neglegentia perdiderit quo-
libet furto, restituat quod accepit. Quod si suam et alienam
perdiderit causam, nihil dare cogatur.
XVIIII. Si quis serbum fugacem venientem ad se susce-
perit, sive tributarium sive serbum, et ipse se dixerit liberum
esse, adducat eum ante priorem civitatis aut ante tres vel
quattuor, ante quorum praesentiam se ingenuum dicat. Et
postmodum si eum dominus suus invenerit et probaberit, quod
serbus ipsius fuerit, et si fuerit inventus, is qui eum ante testes
suscepit, ipsum tantum solum reddat domino suo.
XX. Si cuiuslibet tributarius duxerit tributariam alienam
uxorem, et procreaverit filios ex ea, medietatem de filiis tollat
pater et alia medietatem uxor. Et si cuiuslibet ancilla tulerit
serbum alienum, omnes filii matrem sequantur, et dominus eius
mulieris habeat omnes.
Dass wir es im Vorstehenden mit einer gothischen Rechts-
aufzeichnung zu thun haben, bedarf keines weiteren Beweises.
1) 'au* d. Hs. 2) = antea. 3) d. h. ohne Zeugen.
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Eine neaentdeckte westgothische Rechtsquelle. 393
Da nun diese Capitel einem ost^othischen Gesetze, wie Gau-
denzi ausführt, nicht angehören Können, so müssen sie, folgert
derselbe, S. 25 f.^ einem westgothischen angehören; und weiter:
da dieselben einem ursprünglicheren Stadium der Rechts-
entwickelung angehören, als die Antiqua, wir aber vor dem
Erlass der Antiqua durch Reccared oder, wie Gaudenzi an-
nimmt, durch Leovigild nur von einer Gesetzgebung durch
Eurich wissen, müssen die Capitel zu dieser letzteren gehören.
Dieser Schluss ist aber irrig. Denn erstens ist nicht er-
wiesen und sogar erweislich unrichtig, dass diese Capitel der
Antiaua gegenüber ursprünglicheres Recht enthalten. Wenn
der Verfasser meint. Lex Vis. II, 4, 8 (= Antiqua Fragm.
c. 331) sei nur eine Wiederholung der letzten Bestimmung
des Cap. 7, so ist, wie wir nachher sehen werden, vielmehr
das umgekehrte Verhältnis anzunehmen. Mit der Bestimmung
unseres Cap. 15, dass die bei Immobiliarschenkungen erfor-
derte Urkunde vom Aussteller und drei Zeugen zu unter-
zeichnen ist, dass aber, falls Schenker und Zeugen des Schrei-
bens unkundig sind, Handzeichen an Stelle der Unterschriften
treten können (^si donator et testes litteras nesciunt, unusquis-
que Signum propria manu faciat'), vergleicht Gaudenzi Lex
Vis. V, 2, 7 Antiqua: ^scripturam manus suae subscriptione v e 1
signo confirmet — , ita ut duo aut tres testes ingenui sub-
scriptores vel signa facientes accedant'. Gerade hier aber
zeigt die ursprüngliche Gestalt der Antiqua, wie sie die Frag-
mente bieten, in c. 307 älteres Recht als unser Capitel, denn
der alte Text kennt den Ersatz der Unterschrift durch Hand-
zeichen noch nicht; erst in dem reformierten Text der Lex
Visigothorum sind die darauf bezüglichen Worte hinzugefügt.
Dass wir femer nicht mit Gaudenzi in Capitel 18 den
einfachen Ausgangspunkt für die casuistisch erweiterten Be-
stimmungen der Antiqua, Lex Vis. V, 5 (= Fragm. c. 278)
sehen dürfen, wird sich später ergeben, und ebenso, dass der
Satz Lex Vis. V, 6, 1 (Antiqua?): 'si non acceptum pignus
praesumpserit de iure alterius usurpare, duplum cogatur ex-
solvere', nicht die Verallgemeinerung einer Angabe des
13. Capitels ist, sondern dessen Inhalt weit eher als specielle
Ausführungen zu jenem allgemeinen Satze zu betrachten sind,
üeber die Beziehungen, welche Gaudenzi zwischen dem Gesetz
Erwigs, Lex Vis. IX, 1, 8 und Capitel 19 annimmt, brauchen
wir nicht zu handeln, da das Resultat für das Verhältnis der
Capitel zur Antiqua ohne Belang ist.
Der zweite wesentliche Fehler in Gaudenzi's Beweisführung
ist die petitio principii, dass unsere Capitel einem Eönigs-
^esetze angehören. Eine solche Annahme entbehrt nicht nur
jedes Anhalts im Text, sondern wird vielmehr durch den Wort-
laut unbedingt ausgeschlossen. Derselbe enthält mehrfach den
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394 K. Zeamer.
Hinweis auf ein ^edictum' und dieses wird einmal ausdrücklich
als ein 'ediotum regis' bezeichnet. Dass dieses 'edictum' etwas
von der Quelle, welchem die Capitel selbst angehören, Ver-
schiedenes ist, kann ernstlichen Zweifeln nicht unterliegen, und
wenn Gaudenzi die entgegengesetzte Ansicht vertritt, so hat
er sich dazu durch ein paar ungenau verstandene Stellen der
Volksrechte verleiten lassen '. Wenn man vielleicht in Cap. 10:
^Si quis iudex — edictum transgressus fuerit' und im I^oth-
falle auch noch die andere Stelle: ^reducatur secundum edicti
seriem' auf ein Gesetz, welchem dieses Capitel selbst angehört
hätte, beziehen könnte, so ist eine solche Beziehung völlig aus-
geschlossen bei den Stellen im Capitel 7: 'sicut in edictum
scriptum est' und im Capitel 11: ^restituat debitum suum se-
cundum regis edictum'. Es wäre gewiss höchst seltsam, wenn
ein König sein Gesetz in diesem Gesetze selbst als ^edictum
regis' bezeichnen wollte, und mehr als seltsam, wenn die Worte
'sicut in edictum scriptum est' keinen anderen Sinn haben
sollten, als: ^wie hier an dieser Stelle geschrieben steht.. Diese
Worte sind also das sicherste Zeugnis gegen Gaudenzi's An-
sicht von der Bedeutung unserer Capitel. Denn wenn sie über-
haupt nicht Bestandtheile eines Königsgesetzes sind, so können
sie auch nicht den leges Eurici angehören. Selbst aber, wenn
man, was an sich sehr unwahrscheinlich, annehmen wollte, die
'geschriebenen Gesetze', welche die Westgothen, nach Isidors
Nachricht, zuerst unter Eurich bekamen, seien nicht als Ge-
setze des Königs erlassen', sondern wie andere Volksrechte als
'pactus' zu Stande gekommen, so hätte doch wieder das 'edic-
tum regis', auf welches Bezug genommen wird, schon früher
existiert.
Es verbieten aber auch noch eine ganze Reihe anderer
selbständiger Gründe, die Capitel der Zeit Eurichs zuzu-
schreiben. Die Capitel sind jünger als die sog. westgothische
Interpretatio. jünger als das Edictum Theoderici, und endlich
jünger als aie westgothische Antiqua. Die beiden ersteren
1) S. 82 f. Bei den drei ersten der sechs von Gaudenzi als Beleg für
die Richtigkeit seiner Erklärung angeführten Stellen, Lex Salica t. 46. 60
und 52 (in hoc quod lex Salica habet — in hoc quod 1. L. ait — quod
1. S. continet) hat derselbe übersehen, dass überall die bezüglichen Worte
Bestandtheile einer Formel sind, die Jemand zu sprechen hat. Also nicht
die lex Salica citiert sich hier als lex Salica, sondern z. B. t. 45 der,
welcher zu sprechen hat : 'Hie tibi testo in hoc nocte proxima in hoc quod
lex Salica habet sedeas* u. s. w. Die übrigen Stellen sind Lex Bib. 57 :
'secundum legem Ripuariam* und Lex Alam. 30 : 'sicut lex habet* und 38
*quia hoc lex prohibuit'. Solcher giebt es noch viele. Sie beziehen sich
sämmtlich entweder auf das ungeschriebene Recht, welches bei den Ger-
manen ja vorzugsweise *lex' heisst, theils auf andere Gesetze oder Ge-
setzesstellen, niemals aber auf die Stelle selbst. 2) Direkt dagegen
spricht Isidor, Ohron. a. 608: 'quae ab Enrico incondite cosstituta vide-
bantur correxit (Leovigild)\
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Eine neuentdeckte weBtgothische Bechtsquelle. S95
Quellen siod unzweifelhaft yom Verfasser unserer Capitel be-
nutzt auf die dritte wird in unzweideutiger Art hingewiesen.
Capitel 9 entspricht so genau der Interpretatio von Cod.
Theod. IV, 6^ 1, dass es grossentheils nur als eine jüngere,
namentlich die unverständlich gewordenen römischen Rechts-
ausdrüeke vermeidende Formuherung derselben gelten kann;
für 'uncia' (als Theil der Erbschaft) ist gesetzt ^duodecima
pars', für Hres unciae' ^quarta portio'. Gaudenzi hat zu diesem
Capitel nur die Constitution des Codex Theodosianus selbst
verglichen. Dass aber nicht nur diese, sondern auch die
jüngere Interpretatio zu Qrunde liegt, bezeugt der Umstand,
dass das Capitel 9 wie die Interpretatio die Freilassung der
Mutter der unehelichen Kinder, falls sie nicht frei geboren ist,
als Voraussetzung für die Succession der Kinder erwähnt,
während die Constitution selbst davon schweigt
In Capitel 17 ist die Interpretatio zur 11. Novelle Valen-
tinians III. benutzt für die Festsetzung des Rückkaufspreises
fiir einen verkauften Freien. Die Novelle selbst hat hier: ^ut
emtor pretium sub quintae adiectione recipiat, hoc est, ut
quinto solide unus addatur, decimo duo' u.s. w.: die Inter-
Sretatio sagt: ^emptor si ^uinque solidis emit, sex recipiat, si
ecem, duodecim solides simihter recipiat'. An diese Fassung,
nicht an die der Novelle, schliesst sich nun Capitel 17: ^super
quinque soUdos numerum, reddatur illi sex; si deoem emptus
fuerit, reddat duodecim'.
Stärker als die Benutzung der Interpretatio macht sich
die des Edictum Theoderici geltend. Die Aehnlichkeit der
Capitel mit vielen Bestimmungen dieses Gesetzes hat auch
Oaudenzi bemerkt Da ihn jedoch seine Hypothese hindert,
den richtigen Schluss einer Benutzung des Edicts durch den
Verfasser zu ziehen, gelangt er zu der Annahme, die Ver-
fasser beider Quellen hätten selbständig römisches Recht ver-
arbeitet (vgl. z. B. S. 91. 121), eine Annahme, die schon
bei oberflächlicher Vergleichung wegen der auffallenden lieber-
einstimmung in Anordnung und Auswahl des Stoffes und der
Quellen sehr künstlich erscheint Dass dieselbe unrichtig ist,
wird sich bei näherer Betrachtung leicht zeigen.
Ed. Theod. 2 (gegen die Bestechlichkeit der Richter ge-
wendet) ist zurückzuführen auf die Benutzung von Pauli Sent.
V, 23, §. 10 (V, 25, 5 in der Lex Rom. Vis.) und allenfalls einer
Stelle aus Marcians Institutionen. Das Edict ändert aber
(vielleicht in Anlehnung an zwei Constitutionen, welche sich
im Codex lust IX, 27, 1 und I, 51, 3 finden) die Strafe, indem
es an Stelle der Güterconfiscation und Deportation die poena
quadrupli setzt. Unser Capitel 10 behandelt den nämlichen
Gegenstand und hat ebenfalls die von den echten Quellen ab-
. weichende poena quadrupli. Dass beide Bearbeiter selbständig
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396 K. Zeamer.
zu der gleichen Aenderung gekommen sein sollten, ist gewiss
nicht anzunehmen.
Ed. Theod. 51 und 52, denen genau die beiden Capital
14 und 15 unserer Quelle entsprechen, enthalten Bestimmungen
über die Formen rechtsgültiger Schenkungen. Als Quelle sind
eine Reihe von Bestimmungen des Codex Theodosianus VlIL 12
(besonders 11. 3. 5. 6. 8) zu betrachten. Wenn nun j^leich-
mässi^ in je dem ersten der beiden zusammengehörigen Capital
sowohl im Edict wie in der westgothischen Quelle die Mobiliar*
Schenkung, im zweiten die Immobiliarschenkung behandelt
und nur an letztere die Bedingung der AUegation geknüpft
wird, eine Unterscheidung, die den römischen Gesetzen fremd
ist, so kann diese Uebereinstimmung nicht auf selbständigem
Vorgehen jedes der Bearbeiter der beiden jüngeren Aufzeich-
nungen beruhen.
Ebensowenig ist das möglich bei der Uebereinstimmung,
welche zwischen Ed. Theod. 131 und Capitel 12 gegen die
Quelle besteht. Zu Grunde liegt ein Rescript des Antoninus
Pius, welches uns in einem Fragment des Eailistratos in 1. 31,
Dig. 42, 1 überliefert ist, vom Verfasser des Edicts, aber viel-
leicht dem Codex Gregorianus entnommen wurde. Beide Be-
arbeitungen unterscheiden sich nun von der alten Grundlage
^leichmässig dadurch, dass sie für eine Pfändung den richter-
uchen Befehl in Anspruch nehmen lassen und ausserdem eine
Frist von zwei Monaten, welche das Rescript zwischen Pßln-
dung und Verkauf des Pfandobjects gewährt, auf die Zeit
zwischen Urtheil und Pfändung beziehen.
Die Anordnung für den Fall, dass ein flüchtiger Sklave
sich für einen Freien ausgiebt in Ed. Theod. 80, entspricht im
Wesentlichen dem Inhalt des Capitel 19. Eine Quelle für
diese Anordnung ist im römischen Recht kaum zu suchen',
jedenfalls nicht bekannt. Wir müssen also entweder annehmen,
dass beide Stücke aus derselben unbekannten Quelle geschöpft
haben oder, was natürlich das richtige ist, dass unser Cap. 19
auf dem Edict beruht.
Wo überhaupt, wenn eine der beiden Quellen, wie wir
gezeigt haben, aus der anderen abgeleitet worden ist, der
ursprüngliche Text und wo der abgeleitete zu suchen ist,
kann keinem Zweifel imterliegen. Der entere Anschluss an
Inhalt und Form der römischen Quellen im Edict, in den
Capiteln dagegen die reichlichere Beimischung germanischer
Rechtselemente und die Verflüchtigung und Verwandlung römi-
scher Institute* kennzeichnen dort die ursprünglichere, hier
die abgeleitete Fassung.
1) Vgl. Dahn, Könige IV, S. 79. 2) Vgl. die Fälle der echten
Noth in Cap. 11, die 'vicissitndo* (Launegild?) in Cap. 14, die Verände-
rungen bezüglich der 'gesta* in Cap. 19 and der AUegation in Cap. 15.
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Eine neuentdeckte westgothische Rechtsquelle. 397
Die Capitel sind also jünger als das nach den Aus-
fuhrungen Gaudenzi's in der Zeitschrift der Savigny- Stiftung
VII, Germ. Abth. S. 29 ff., 511—513 entstandene Edict Theo-
derichs. Dass sie auch jünger sind als die westgothische Anti-
qua, ergiebt sich aus der im üapitel 7 befindlichen Verweisung
auf eine Stelle dieses Gesetzbuches. Das Citat ist in den
Worten 'sicut in edictum scriptum est' enthalten und bezieht
sich auf Lex Vis. IV, 2, 8 Antiqua (= Fragm. c. 331, wo
leider nur der Anfang erhalten ist): <Qui moritur, si fratres
aut sorores non reliquerit et filios iratrum vel sororum reli-
querit, si ex uno fratre sit unus filius et ex alio fratre vel
sorore forsitan plures — aequaliter per capita dividant por-
tiones'. Genau dasselbe, nämlich die Bestimmung, dass con-
currierende Kinder verschiedener verstorbener Geschwister in
capita succedieren sollen, enthält in den jener Verweisung vor-
hergehenden Sätzen von '£t si fuerint nlii' ab unser Capitel,
und das daselbst zweimal gebrauchte ^aequaliter' dürfte sogar
auf wörtlicher Entlehnung beruhen. Da unsere Capitel, wie
die unabhängig von der Vorlage eingesetzte Erwähnung des
'sagio' in Cap. 12 beweist, im Gebiet des gothischen Rechtes
verfasst sind, die Edicte Theoderichs d. Gr. und Athalarichs
aber eine auch nur annähernd entsprechende Bestimmung nicht
enthalten, so dürfen wir mit Sicherheit annehmen, dass mit
den Worten 'sicut in edictum scriptum est' jenes westgothische
Gesetz citiert sein solh. Wird aber die Antiqua mit Recht
von der verbreitetsten Meinung König Reccared zugeschrieben,
so können unsere Capitel nicht vor dem Ende des VI. Jahr-
hunderts entstanden sein, worauf auch schon die Sprache ziem-
lich bestimmt hindeutet*.
Wenn ich hoffen darf, im Vorstehenden jeden Zweifel
darüber beseitigt zu haben, dass die von Gaudenzi gefundenen
Capitel diejenige Bedeutung, welche ihnen ihr Entdecker bei-
legt, nicht haben können, so fragt es sich nunmehr, welche
andere man ihnen zuweisen soll. Meine Ansicht hierüber kann
ich im Folgenden nur flüchtig skizzieren, genauer ausführen
lässt dieselbe sich erst nach eingehender Untersuchung der
Geschichte und Ueberlieferung des Westgothenrechts, zu welcher
die Vorbereitungen för die Ausgabe bald Veranlassung geben
dürften. Vorläufig glaube ich in unseren Capiteln eine Privat-
arbeit erblicken zu dürfen, welche den Zweck hatte, die Anti-
qua zu ergänzen. Am deutlichsten spricht hierfür eben das
1) Dass auch auf westgothische Gesetze die Bezeichnnug 'edictum*
angewendet wird, bemerkt Dabn, Könige VI', S. 243. In gleichem Sinne
wie 'edictum* gebraucht Cap. 12 auch 'lex'. 2) So der mehrfach wieder-
kehrende Ausdruck 'chartula donationis\ den die ältesten fränkischen
Formelsammlungen noch nicht kennen; der Gebrauch von 'peculium' in
der Bedeutung von Vieh, wie sie in Cap. 14 und 18 vorliegen dürfte.
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398 K. Zeumer.
Verhältnis von Capitel 7 zu der daselbst citierten Antiqua-
SteUe.
Ein besondere Bestimmung über das sog. Repräsentations-
recbt der Enkel enthält die Lex Visigothorum nicht und bat
aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Antiqua nicht ent-
halten. Nur beiläufig in einem besonderen Falle ist das Prin-
cip anerkannt in Lex Vis. IV, 2, 18 Antiqua = Fragm. e. 327.
Es lag nahe genug, dasselbe auch in einem selbständigen
Rechtssatze zur Geltung zu bringen und diesen in Zusammen-
hang zu setzen mit den entgegengesetzten Bestimmungen über
das Erbrecht der Geschwisterkinder. Wenn nun Capitel 7 an
erster Stelle ausspricht, dass concurrierende Enkel nach
Stämmen succedieren, und dann hinzufügt, dass dagegen Ge-
schwisterkinder zu gleichen Kopffcheilen erben, wie im Gesetz
geschrieben stehe, so wird man nicht umhin können, hierin
eine bewusste und ausgesprochene Ergänzung jenes in der
Antiqua enthaltenen Gesetzes zu erblicken.
Ein ähnliches Verhältnis lässt sich auch für andere Capitel
wahrscheinlich machen. Die Antiqua enthält verschiedene Be-
stimmungen über den Verkauf freier. Lex Vis. V, 4, 11
Antiqua := Fragm. c. 290 behandelt den Fall, dass jemand einen
Freien unrechtmässig als Sclaven verkauft, V, 4, 10 = Fragm*
c. 300 den andern, dass ein Freier sich selbst in betrüglicher
Absicht verkaufen lässt und V, 4, 12 verbietet Eltern den Ver-
kauf ihrer Eander. Als passende Ergänzung hierzu enthält
Cap. 17 Bestimmungen für den Fall, dass jemand einen Freien
als Kriegsgefangenen kauft oder ein solcher sich aus Noth
selbst verkauft. Die Normierung des Bückkaufspreises ent-
nahm der Verfasser, wie wir oben S. 395 sahen, der Lex
Romana, sah sich aber durch das Verbot der Antiqua ver-
hindert, den dort vorgesehenen Fall des Kinderverkaufs mit
herüberzunehmen .
Capitel 19 enthält eine Bestimmung über die Aufnahme
eines flüchtigen Knechts oder Hörigen. Lässt der ihn auf-
nimmt ihn öffentlich erklären, dass er ein Freier sei, so kann
jener, falls dieser dennoch als Knecht revindiciert wird, nur
zur einfachen Herausgabe des Aufgenommenen angehalten
werden: 'ipsum tan tum solum reddat domino suo'. Das setzt
Fälle voraus, in denen das Gesetz sich nicht mit der einfachen
Rückgabe begnügt, und einen solchen berücksichtigt die Anti-
(jua, Lex Vis. IX, 1, 1 (Antiqua nach Cod. Leg.) : ^Si quis
ingenuus fugitivum celatum habuerit| alium paris meriti cum
eodem domino dare cogatur'. Auch hier ist wonl eine bewusste
Ergänzung anzunehmen.
Nicht unpassend würde auch Capitel 16 als Ergänzung zu
Lex Vis. V, 5, 6 Antiqua = Fragm. c. 283 sich betrachten lassen.
Hier wird über dem Unfreien ohne Vorwissen seines Herrn
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Eine neuentdeckte westgothische Rechtsquelle. 399
anvertrautes Gut (commendatum) gehandelt, dort über das
demselben unter der gleichen Voraussetzung gegebene Darlehn.
Capltel 18 enthält die doppelte Bestimmung: 1) wenn ein
Freier ^peculium ad eustodiendum' übernimmt, aies später
läugnet und überführt wird, so soll er das Doppelte zurück-
geben; 2) wenn ihm das anvertraute peculium gestohlen wird
^er suam neglegentiam', so hat er Ersatz zu leisten. Die
Ersatzpflicht fällt fort, wenn mit der fremden auch die eigene
Sache verloren gegangen ist. Trotz der eingehenden Behand-
lung der einschlägigen Materie in der Antiqua Lex Vis. V,
5, 3. 5 Antiqua = Fragm. c. 280. 282 ist doch gerade von
diesen beiden Fällen keiner berücksichtigt, und deshalb kann
man auch nicht mit Gaudenzi in den Bestimmungen der Anti-
qua eine Fortentwickelung unseres Capitels erkennen. Selbst
von den Diebstahlsiallen, die in c. 280 angenommen werden,
unterscheidet sich der unseres Capitels durch die Voraussetzung
der neglegentia.
Von den übrigen Capiteln könnten vielleicht zwei, und
zwar 10 und 13, gegen meine Annahme angeführt werden.
Capitel 10 enthält eine Strafe für den bestochenen Richter,
welche von der Lex Vis. 11, 1, 20 bestimmten verschieden ist.
Letztere Stelle ist aber nicht als Antiqua schlechtweg, sondern
als Antiqua noviter emendata bezeichnet, so dass eine starke
Veränderung des ursprünglichen Antiqua -Textes nicht unwahr-
scheinlich ist. Dem Schlusssatz aber entspricht gut der unseres
Capitels, so dass in den Worten: ^reducatur secundum edicti
seriem' möglichen Falls ein Hinweis auf jene Stelle der Anti-
qua erblickt werden kann.
Capitel 13 setzt für die unrechtmässige Pfändung eines
Pferdes oder eines Sklaven 3 soL, für die eines Rindes 2 sol.
als Busse neben der Rückgabe des Pfandobjectes selbst fest,
während Lex Vis. V, 6, 1 die Erstattung des doppelten Werthes
verlangt. Gaudenzi ist nun der Meinung, dass die für das
Rind angesetzte Summe dem Werthe desselben entspricht und
sieht in der Bestimmung der Antiqua nur eine Verallgemeine-
rung dieses Falles. Entsprechen aoer die 2 sol. dem Werthe
des Rindes, so dürfen wir wohl annehmen, dass die 3 sol. dem
des Pferdes oder Sklaven entsprechen sollen, und dann ist es
gewiss richtiger, umgekehrt in den Ansätzen des Capitels die
aus dem allgemeinen Grundsatz der Verdoppelung des Pfand-
werthes in der Lex Vis. abgeleitete Normierung für einzelne
besondere häufige Fälle zu erblicken.
Bei dem starken Einfluss ostgothischen Rechts, der sich
in den Capiteln geltend macht, liegt es nahe, den Ort der Ent-
stehung in denjenigen Gebieten des südlichen Gallien zu suchen,
welche eine Zeit lang, während der Vormundschaft Theoderichs
d. Gr. über den jungen Westgothenkönig Amalarich (510 — 526)
Neaes Archiv etc. XII. 26
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400 R. Zenmer.
in engerer Verbindung mit dem ostgothischen Reiche gewesen
waren und dann noch über ein Jahrzehnt lang in der Provence
an einen Theil dieses Reiches grenzten. Ich vermuthe daher
die Abfassung etwa im östlichen Theile von Septimanieni.
Zumal wenn man Gaudenzi's Annahme, wonach das Edictum
Theoderici vorzugsweise mit Rücksicht auf die neuerworbenen
gallischen Qebiete erlassen sei*, folgt, kann man sich leicht
vorstellen, wie das Edict auch in das westgothisch gebliebene
Südgallien eindringen, sich hier eine Zeit lang neben den
westgothischen Gesetzbüchern in Gebrauch erhalten und so
später Material für eine, vielleicht nur für locale Zwecke unter-
nommene Ergänzung der Antiaua liefern konnte.
Da die Bestimmungen des Edicts nicht unverändert
herübergenommen sind, dürfen wir vermuthen, dass sie so
modificiert sind, dass sie dem thatsächlich zur Zeit der Ab-
fassung herrschenden Gewohnheitsrecht vollständig entsprachen.
Wir werden daher den Inhalt unserer Capitel im ganzen Um-
fange als Zeugnis für westgothisches Recht verwerthen dürfen.
Oben habe ich die Capitel als eine Privatarbeit bezeichnet,
dieser Charakter zeigt sich auch, abgesehen von dem aus-
gesprochenen Gegensatz zu dem 'edictum regis' in der Form.
Sehr zu ihnem Nachtheil unterscheiden sie sich von den ver-
hältnismässig geschickt und sorgfältig redigierten westgothischen
Gesetzbüchern durch auffallende Unbeholfenheit des Ausdrucks
und mangelnde Fähigkeit juristischer Formulierung. Dennoch
sind sie eine sehr werthvolle Quelle. Was wir derselben an
neuen Kenntnissen" vom westgothischen Recht verdanken, im
einzelnen festzustellen, ist hier nicht der Ort; dass der Ge-
winn kein geringer ist, wird jeder Sachkundige aus dem mit-
^etheilten Texte sofort ersehen. Um so mehr darf ich mich
darauf beschränken, das Verdienst hervorzuheben, welches sich
Herr Professor Gaudenzi durch Entdeckung und Bekannt-
machung dieser Quelle erworben. Es wird das jeder bereit-
willig anerkennen, auch wer, wie ich, die Auffassung des Ent-
deckers von Wesen und Alter des Fundes nicht zu theilen
vermag.
1) Vielleicht enthalten die Capitel auch Spuren von Einwirkungen
der bnrgundischen Gesetzbücher (vgl. Gaudenzi S. 28« 29; doch ist mir
der Zusammenhang mit den dort verglichenen Stellen des sog. Papian
sehr zweifelhaft. Dagegen bietet Lex Burgund. Gundob. XIX, 3 sehr auf-
fallende Aehnlichkeit sogar im Wortlaut mit unserm Capitel 13), deren
Einflnss sich auch am leichtesten in den südgallischen Theilen des West-
gothenreichs geltend machen konnte. Auch die Sprache deutet eher auf
GaUien als auf Spanien. Das Wort 4mpromutuare* (= leihen), welches
Cap« 14 gebraucht wird, ist in die französische Sprache als *emprunter*
aufgenommen, in der spanischen fehlt es ganz. Cf. Diez, EtymoL Wörter-
buch I, s. V. improntare. 2) Ztschr. d, Sav.-Stift. VII, Germ. Abth. S. 45 ff.
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XX.
Miscellen.
26*
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Annalen von 122—1044.
Von A. Goldmann.
Herr Hofrath Prof. W. v. Hartel theilte mir in gewohnter
Güte die folgenden Annalen mit, welche Gustav Loewe aus
Cod. L. 95 der Bibl. Nacional zu Madrid abgesehrieben hat.
Die Hs. saec. X. ist Bibl. Patrum Lat. Hispan. II genau be-
schrieben; sie enthält von fol. 7 an Bedas Ostertafeln bis
1045 mit zahlreichen Randnotizen, welche nach Loewe nur von
zwei verschiedenen Händen, von 'm. 1 in kleinerer und grösserer
Maiuskel und m. 2 in MinuskeP, herrühren. Jedoch sind bei
m. 1 Verschiedenheiten bemerkbar, welche Loewe als spätere
Nachträge von m. 1 bezeichnet und auch bei m. 2, so dass also
doch mindestens drei Schreiber angenommen werden müssen.
Bei den Einträgen von 956 an soUen die Hände nur schwer
auseinander zu halten sein und die letzte zum J. 1044 ist
'offenbar später als die anderen'. Sehr unsicher ist ferner die
Beziehung zu den einzelnen Jahren, weil die Verweisungs-
zeichen oft weggeschnitten sind. Was die Herkunft dieser
Aufzeichnungen anlangt, so wird man dieselben wohl in Hin-
blick auf die von Tancradus bis Richarius vollständig ange-
führte Abtreihe (cf. Series abb. Prüm. SS. XHI, 302) dem
Kloster Prüm zuweisen dürfen, zumal da allem Anschein nach
die Hs. aus Prüm stammt. Die zum Einbinden derselben ver-
wendeten Vor- und Nachsatzblätter sind nämlich einem Kalen-
darium entnommen, in welchem zu VII. Kai. Aug.: 'Dedical
sei saluatoris in prumia' eingetragen ist. Mit Richarius a. 922
schliesst in den Annalen die Reihe der Aebte, an deren Stelle
die Bischöfe von Lüttich treten. Eine Vergleichung der vor-
liegenden Annalen mit Regino, mit dem sie von 818 an über-
einstimmen, und mit den Lütticher Quellen, sowie ihre Kritik
überhaupt dürfte ohne nochmalige Vergleichung der Hs. und
ohne genauere Unterscheidung der Hände wohl kaum durch-
zuführen sein. Es wird daher blos ein vorläufiger Abdruck
genau nach Loewes Abschrift geboten und dabei an dessen
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404
A, GoldmanQ.
718.
717.
720.
730.
731.
732.
733.
736.
736.
737.
Unterscheidung von m. 1 und m. 2 (Nachträge sind cursiv ge-
druckt) festgehalten ^
Ä. 122. Item Antoninus.
141. Commodus.
154. Elvius.
538. ECLIPS. S».
540. ECLIPS. S.
714. PIPPINUS FILIUS AN8GISI OB.
714. örimoldus obiit,
715. LEO IMP. SUSCEP.
716. KAROLUS FILIUS PIPIN. R. CEP.
716. Bellum inter Earolum et Regenfridum apud iuliacum
(I. Vinciacum) in quadragesima die dominica.
719. Ratbodus rex Fresonum divino nutu percussus.
721. Earolus bellum habuit adversus Saxones.
725. Earolus dux primum fuit in Baioarias.
727. [EalrL perrexit in Alamaniam [contr]a Lantfridum.
728. |Ka rl. fuit in Wasconiam [adversjus Eudonem.
rl. dimicavit contra [Sarra]cenos.
730.
731.
732.
734.
Ea
Earl. cum exercitu vefnit in] Wistracho.
Eajrl. cum exercitu venit in Wasconiam.
[Earll. dimicavit contra [filios] Eudonis.
735 (od. 736). rEarll. iterum dimifcavit] contra Sarracenos.
741. [EAlROi; DEFUNC EST [FILjIUS PIPPINL
[EJARLOMANN. ET [PIIPPIN. R. C.
741. LEO IMP. DEFUNCTÜS EST. CONSTANTIUS
FILIUS EIUS R. C.
744. [Conliunctio* Pippini regis et^Bertrade regine.
747. 746(?). [EAIRLOMANN. [ROIMA PERREX. [M]ON
EFFECTUS EST.
748. [örjifo fuit in exilium, [Pijppinus in regem [uncjtus
est Suessionis. _
754. [EJARLOMANNUS OB.
St]ephanus papa venit [in] Frantiam.
755. P]ippinus rex [cum] Francis in Italiam perrre]xit.
760. teCCLIPS. S.
764. ECLIPS. S.
768. PIPPINUS REX OBIIT VIIIL E. OCT. FILIUS
KAROLL
748
761
764.
1) Die Ergänzungen, welche nur selten dem Zweifel Raom lassen,
sind in Klammern eingeschlossen. Die richtigen Jahreszahlen habe ich
an den Band gesetzt, nnd die nächstliegenden Quellen verglichen. Für
den älteren Theil ist zn bemerken, dass die Annales Tiilani als die
nächstverwandten erscheinen. W. 2) Diese Angaben über Finsternisse
stimmen überein mit den Annales Stabulenses, MG. SS. XIII, 40. W.
3) Von dem n ist noch der letzte Strich kenntlich. Diese Vermählung
wird nur in Ann. Bertin. berichtet, zu 749. W.
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Annalen von 122— 10i4. 405
771. KARLOMANN[ÜSJ FILIUS PIPPINIIl N OCT»
772. ADRIAN. PONTIF. SUSCEPIT K. FEB. _773.
783. HILDIOABT REGINA OB. ET BEBHTA MAT
K AB OLL
788. ECLIPS. S.
794. FASTBAT BEGW 0B._
796. ADRIAN. PP DEFüNC V[III. K. lAN.I.
800. [LIUTGJABT DEFUNCTA EST.
801.
807. £c:
EC
KARL IMP [FAClT EST,
JPS. S.
810. ECLIP. S. BIS.
810. [PIPPIJN BEX LONGOBABDOBÜM OB. [ET
HBJÜODTHBUD FILIA IMPEBATOBIS.
811. [KABOLUS] FILIUS IMPEBATOBIS OB.
812. ECLIP. S. _
813. [D.l KAROL IMP OBIIT. [HLUDIOUUICUS 8U
FILIUS EIUS [IN IMPEIRIUM» SUCCESSIT.
818. [BERJNHABT FILIUS PIPPINI OB. [ET
IJBMINGABT BEGItJA.
820. ECLIP. L.
828. [Talncradus abba obiit. et [Malrcuardus ei» successit.
839. PIPPIN. FILIUS HLUDOUUICI IMPEBATOSs^s
OB.
840. HLUDOUUICUS IMPEBATOB OB. XII KL.
lUL.
840. Eclipsis solis mense Mai. die V.
841. Facta est strages magna in campo Fontenih*.
S47. Tietgaudus episcopus constituitur*.
851. Obiit Ermengardis regina.
853. Eigil abba constituitur.
853. Urbs Turonica incendio [crelmatur a Normannis.
simnl [et] precellentissimi [ponjtificis Mortini (sie!) ecciesia
inc[enditurl «. _ _
855. HLUDHARIUS senior REX OB. III. KAL. OCT.
Lotharius filius eins in regnnm successit.
860. Ansbaldus abba constituitur.
870. Obiit Hlotharius iuvenis''.
874. [Lojcustarum inestimabilis [muIt]itudo totam pervasta-
vit [Gallijam*.
1) Dec. nach Ann. Laoriss. majores. Aber Oct. haben auch die
Ann. Stab., mit welchen hier viel Uebereinstimmnngf ist. W. 2) Die
Bachstaben B nnd I sind zweifelhaft. 3) 'eins' las Loewe. IVörtlich
so Ann. Stab, za 826. W. 4) Nach diesem Satze steht in der Ab-
schrift noch: Y. 6) Von Trier. Die zweite Hand stimmt in den fol-
genden Eintragrnngen mit Begino überein. 6) Wörtlich so Ann. Stab.
7) Ann. Stab, nnd Begino richtig zu 869. 8) Begino zu 873.
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406 A. Qoldmann.
876 (?). [Lu]dowicu8 rex [obiit. Factjum est bellum in
MegifnevJeldK
876. 878 (876?). [Be]llum Andrinaco. VIII. idus Octob.
877. [Kajrolus Imperator [revjertens ab Italia obiit [in] m.
Octob. succedente [in r]egno filio Ludowico.
878. Eclipsis magna lune uno eodemque mense similiter
eclipsis solis orribilis'.
880. CarromanuB moritur.
881. Carolus imperator efficitur.
882. Gens Normannorum totum regnum Franeorum in-
cendio cremavit. Eodem anno Ludowicus frater Caroli impe-
ratoris moritur.
882 (?). HLUDOUUICUS REX.
886. 883 (od. 886?). [AJnsbaldus» abba obiit et Fa[rabertus]
888. ei* Buccessit. et Carolus [impejrator tertius huius nominis obiit
. II . id. lanr.
885 (?). . utgust reg. *.
887. [Cjarolus caesar.
888. [Arjnulfus rex constituitur.
892. pljegino abba constituitur . . Kai. lun.«.
895. Zuendibolh regno Lotharii preficitur.
Richarius abba efficitur et Arnolfus imperator mori-
tur IUI. Kai. DeC.
896. [Arjnulfus imperator efficitur.
898. 0]do rex moritur . III . non. lanr.
900. Hoc anno Zuendibolh occisus est id. Ags.
910. rUJngarii contra Qerman[os] pugnant».
911. [IJtem üngarii totam orien[talem] Frantiam devastan-
tes nee [non] partem Qallie que citra Re[num ejst cum preda
magna sine [damn]o ad propria sunt reversi. [Eod]em etiam
anno Ludowicus» rex regnum liOtharii suscepit Kai. Nov.
922. Richarius Rome in sede Tungrensi episcopus ordi-
natur . II . non. Novb. et Hildradus eodem anno in Prumia abba
efficitur . III . non. Marc.
923. Bellum inter Ca[ro]lum et Rotbertum [apud] urbem
Suessionis d (?) [ ] lul. ^o consertum fuit in q[uo] Rotbertus
iusto Dei iuditio [cum plu]ribus de suis ruit. Eod[em] anno
1) *in pago Meginense' Regino. Es ist dieselbe Schlacht, welche
von der älteren Hand als Schlacht bei Andernach verzeichnet ist. W.
2) Das Beiwort hat Regino nicht. W. 3) *. . urbald' Loewe. 4) Loewe
las 'eins'. 6) In diesem Jahre starb Liutgart, die Gemahlin Ludwigs
des Jüngeren. Regino hat nichts davon. W. 6) Den Tag hat Regino
nicht. W. 7) Beides gehört zu 899. W. 8) Aehnlich die Annales
Lobienses, MG. SS. XIII, 233, welche von hier ab zu vergleichen sind;
hier aber sind genauere Nachrichten. W. 9) Es kann nur Karl der
Einfältige gemeint sein. W. 10) Der Schlaehttag war der 16. Juni;
hier ist ein späterer angegeben gewesen. W.
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Annalen von 122—1044. 407
Heribertus tiranfnus] Carolum regem Bacramen[ti] dolo eireum-
ventum [sub] obtentu eum reeipi[endij in regno ad se venjire]
fecit captumque custo[diae] mancipavit. Eodem anno Blein-
ricns Saxo[nam] et orientahum Franeo[rum] rex quosdam opti-
mate[s de] regno Lotharii sibi in Ffidejles spontaneos recepit
[qui] dedignati sunt Rodulfi f[ieri] ndeles qni suo domi[no eos]
privabat.
939 (od. 938?). Hie Otto rex gloriosua constitutus est
gtibernator Francorum atque Saxanum (sie!).
945. Rieharius episeopus obiit.
954 (?). Kai. Octobris [Bruno] f rater imperatoris ordina-
tus est archyepiscopus Coloniae et Ratherius episeopus eligitur *.
954. Farebertus episeopus obiit III. Kai. Septembris '.
956. [Bafldricus Leodicensis fcclesi^ [episeopus] ordi-
natur.
957 (? rect. 959). [XU. Ka]l. Mai. [Bal]drieus I^odieen-
sis civitatis [episcopu]s obiit & Everaerus ordi[na]tur epi-
seopus.
962. [0]tto rex Francorum [et Sajxonum Romam perrexit
[et] imperator effeetus est [ab] apostolico lohanne.
964. rGo]defridu8 dux Francorum [ ] in Italia obiit». 965.
964. Imperator Otto reversus est a Koma et celebravit
pasca Domini [VU. Kai. Apr.] in Fngelheim . postea Coloniam
profectus est ibique mater sua Mathilda ad eum venit et soror
sua regina Gerberga cum filio suo Lothario rege ad eum venit.
Eodem anno Lotharius rex filiastram imperatoris sibi in con-
iugio sotiavit.
965. [XV]III. Kai. Septbr. conver[8a est] luna quasi in
sanguinem . [auae] et ipsa nocte erat XIIII. [£o]dem anno
Bruno frater imperatoris [et] Coloniensis civitatis episeopus
[qui] erat dux Francorum obiit. [{)Ost qu]em mox successit
Poppo [ijn cathedra pontificali [p]ositus.
1044 (od. 1045). Rex Heinricus Obbo[n]em cum paucisi046.
de hello fugavit. et lanceam [in]signe regis cepit. [Pjetrum
vero quem Obbo [e]xpulerat in regno [r]estituit*.
1) Eine andere sehr klein schreibende Hand. Loewe. — Das rich-
tige Jahr ist 963. W. 2) Er starb 953 vor Rathers Wahl. W.
3) Herzog von Lothringen. Die Lücke enthielt vielleicht das Datum. W.
4) Wörtlich so Ann. Leod. SS. IV, 19, aber zum Jahr 1043.
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Fapstbullen im Qermanischen Museum.
Von W. Wattenbach.
Im N. A. XI, S. 389 ff. habe ich Nachricht gegeben von
Urkunden, welche für das Germanische Museum in Nürnberg
erworben waren; die wichtigsten darunter stammten aus dem
Kloster Brondolo. Ich erwähnte auch schon, dass seitdem
noch eine viel grössere Anzahl derselben Herkunft dem Museum
zugekommen war, eine Fülle sehr alter Privaturkunden aus
den benachbarten Gegenden Italiens, und eine zweite Bulle
Benedicts IX. von demselben Tage, dem 6. Juni 1044, mit der
Verleihung des päpstlichen Schutzes und verschiedener Rechte;
es soll noch eine dritte Bulle von diesem Tage vorhanden ge-
wesen sein, über welche aber bis jetzt nichts weiter zu erfahren
war. Dieses zweite Original ist bis auf die Bleibulle, welche
fehlt, vortrefflich erhalten; dasselbe feine weisse Pergament,
übrigens ganz schmucklos, mit sehr wenig Rand. Die Höhe
beträgt 70 c, die Breite 33, 5 ; dazu unten ein umgeschlagener
Rand von 40 Millimeter. Linien fehlen, und die letzten Zeilen
sind enger geschrieben, um mit dem Raum auszukommen.
Die Schrift ist genau dieselbe Kanzleischrift, wie in der
anderen Bulle ; das 'Scriptum' steht am Anfang der Zeile, ohne
irgend einen Unterschied vom übrigen Text. Das ^Benevalete'
ist genau übereinstimmend, und ebenso die Unterschrift des
Datars, und die Majuskelschrift am Eingang, nur ist hier alles
etwas grösser. Der Text lautet:
^ BENEDICTÜS EPS SERVVS SERvorum Dei Bene-
dicto abbati monasterii sanctae Trinitatis, sanctique Michahelis
archangeli | in partibus Venetiae loco qui dicitur Brundolus
positi . perpetuam in Domino salutem. | Omnia quae secundum
Deum sanctamque rationem a nostr§ apostolice sedis primatu .
devotf atque | humiliter postulantur . exaudienaa prorsus atque
ad effectum pervenire digna sunt. Quapropter | quia tu fili
carissime postulasti a nobis quatinus tuo monasterio tu§que
specialiter personae . nostrum apostolicum | tutamen . nostram
defensionem concederemus . inclinati precibus tuis . concedimus
dejfensionem apostolicam . atque tuitionem . tarn tibi . quam
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Papstbullen im Germanischen Museum. ' 409
tuis successoribuB . tuoque monasterio | iuperpetuum . ita ut
nuUus imperator . nullus rex . nullus dux . nullus marchio . nullus
comes . nullus | vicecomes . nullus pretera (sie!) patriarcha .
nullus e^iscopus . nuUa denique aliqua alia persona . ipsi tuo
monasterio | tibique tuiscjue successoribus . anquam lesionem .
aliquod detrimentum . aliquod nocumentum inferre presumatj
in Omnibus bonis ipsius monasterii quae sive intra nnes Vene-
tiae . sive in regno Italieo . vel etiam quoeumque | loco . et
nune ad presens retinere videtur . et usque inperpetuum acqui-
siturum est. Sed neque episcopus Metamaucensis • | quicum-
que pro tempore fuerit . aliquid amplius exigere a monasterio
tuo . et a te tuisque successoribus audeat . quam quod pre-
sens I . optinet consuetudo . scilicet ut per omne trienmum
semel . tam ipse quam duodecim eins plebani . et quinque | viri
qui eos per aquam navigio transigant . refectionem soiitam in
monasterio tuo habeant . pro suo solo pastu . dedicet | cum
necesse fuerit gratis sive ipsius monasterii eeclesias . sive alta-
ria . vel si quid sacri opens illic episcopaliter agere | debebit.
Qui etiam cnrisma et oleum sanctum annuatim vobis prebeat .
nee vos omnes qui sive nunc in ipso monasterio habi|tatis .
sive pro tempore habitaturi sunt . ad synodum convocare pre-
sumat . aut aliquam excommunicationera . | vel divini officii
interdictionem inferre pertemptet Quae omnia similiter Pata-
vinus episcopus faciat. Ista tuentes | apostolica» censura sub
divini iudicii obtestatione . ut nuUa sit hominum persona . magna
vel parva . qui contra hanc nostram | defensionem atque muni-
tionem venire audeat . si quis vero vel tuo monasterio . vel
tibi tuisque successoribus . aliquam lesionem . aliquod | detri-
mentum . aliquid contra omnia quae prescripta sunt agere pre-
sumpserit . impeditus nostri anatnematis vinculo usque ad satis|
factionem . etiam compositurus existat tam tibi quam tuis suc-
cessoribus . decem optimi auri libras. Qui vero custos et ob-
servator | huius nostr^ munitionis et defensionis extiterit . bene-
dictionem a domino Deo aceipiat . quia hoc preceptum nostrum
custodivit intemeratum. | Scriptum per manum lohannis scri-
niarii et notarii nostri Lateranensis palatii . mense Madio . indic.
.XII.
f BENEVALETE
-}- Dat. Vni. id. lunias . per manum Petri Diaconi Biblio-
thecarii et cancellarii sanct^ Apostolic^ sedis. | Anno Ponti-
ficatus Domni Bened. noni Pap§ . XII . Ind. XII.
Nur im Transsumt von 1301 vorhanden ist eine Schutz-
bulle von Calixt II. vom 3. Jan. 1122: Faletro abbati mona-
sterii Brunduliensis privilegium tuitionis et defensionis a prae-
decessoribus suis indultum renovat. Mit Rota und Benevalete.
ipat. Lat. p. m. GRISOGONI S. R. E. diac. card. ac bibl.
lij Non. lan. Ind. xiiij. ine. Mcxxi. Pont. a. secundo'. Anfang:
^Sicut iniusta poscentibus'.
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410 W. Wattenbach.
Ausserdem habe ich mir nur noch die folgenden zwei Datie-
rungen bemerkt: <In nom. d. n. I. C. Regnante domino nostro
Oto magno imperatore . hie in Italia . anno secundo . octauo
die de mense febr. ind. undeeima in Brondolo^ und : 'In nom.
d. dei et salv. n. I. C. Anno incarnationis eiusdem redemp-
toris nostri nongentesimo et nonagesimo primo. Imperantibus
domnis nostris Uasilio et Constantino fratribus filii Romano
magnis et paeificis imperatoribus . ann. autem imperii eorum
post hobitum lofaannis Cimifel nono decimo mens, april. ind.
quarta Riuo alto'.
Die ganze Sammlung ist paläographisch und für Special-
geschiehte wichtig.
Es ist aber damit der ürkundenvorrath von Brondolo noch
lange nicht erschöpft; eben jetzt erhalte ich noch die folgende
Mittheilung von Herrn Prof. £d. Winkelmann in Heidel-
berg :
Zur Unterstützung des palaeographischeu und diploma-
tischen Unterrichts an der Universität Heidelberg wurden der-
selben vom badischen Ministerium des Innern 100 Urkunden
des venetianischen Klosters Brondolo aus dem ll.-> 13. Jahr-
hunderte überwiesen. Sie sind aus einer grösseren Zahl von
Urkunden dieses Klosters, welche das Generallandesarchiv in
Karlsruhe seit mehreren Jahrzehnten besitzt, eben für jenen
Zweck ausgepfählt worden.
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Ein Nachtrag.
Von R. Thomnen.
In dem von mir im ersten Heft dieses Bandes S. 163 ff.
veröffentlichten Aufsatze 'Ueber einige unechte Kaiserurkunden
in der Schweiz' beziehe ich mich oei Besprechung der Ur-
kunden für Beinwiel u. a. auch auf eine von Cölestm III. für
dieses Kloster ausgestellte Bulle vom Jahre 1194. (Irrig
heisst es a. a. O. S. 174 vom Jahre 1193). Diese Bulle ist,
so viel ich sehe, bis jetzt nur im Solotumer Wochenblatt ab-
gedruckt, d. h. sie ist so gut wie nicht bekannt, wie sie denn
auch in Jaffes Regesten nicht verzeichnet ist. Zudem ist der
dort gegebene Druck ziemlich ungenau und besonders was die
Eigennamen betrifft nicht frei von willkürlichen Aenderungen.
Ich halte daher einen neuerlichen Abdruck für ganz am Platze
und gebe im Folgenden den Text der Bulle nach einer vom
Original genommenen Abschrift.
Papst Cölestin III. nimmt das Kloster Beinwiel (Kl. Solo-
turn) in apostolischen Schutz und bestätigt dessen Besitzstand.
Lateran 1194 März 14.
Original im Staatsarchiv zu Solotum. A.
Soloturner Wochenblatt 1824 S. 268—270.
Die Bleibulle hängt an einer gelbbraunen geflochtenen
Seidenschnur. Die Urkunde ist 66 m hoch und 51 m breit.
Der Text zeigt, mit Ausnahme der Unterschriften der Bischöfe,
Presbyter und Diacone, keinen Wechsel der Hand oder der
Tinte.
s Celestinus episcopus servus servorum Dei. Dilectis filiis
Gerungo abbati ecclesie omnium sanctorum constructe in loco
qui dicitur Beinuilre eiusque fratribus tam presentibus quam
mturis regulärem vitam professis in perpetuum $
Quotiens illud a nobis petitur quod religioni et honestati
convenire dinoscitur, animo nos decet libenti concedere et
petentium desideriis congruum impertiri suflBragium. Ea prop-
ter dilecti in Domino mii vestris iustis postulationibus de-
menter annuimus et prefatum omnium sanctorum monasterium,
in quo divino mancipati estis obsequio, in proprietate nobilium
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412 B. Thommen.
virorum Nokeri Oudelardi Burchardi Oudalrici constructum et
ab eisdem beato Petro cum omnibus suis pertinentiis pia
devotione oblatum, ad exemplar felicis recordationis Eugenii
pape predecessoris nostri sub eiusdem principis apostolorum
et apostolice sedis protectione suscipimus et presentis scripti
privilegio communimus : statuentes, ut quascumque possessiones
queeumque bona eadem ecclesia in presentiarum iuste et cano-
nice possidet aut in futurum concessione pontificum largitione
regum vel principum oblatione fidelium seu aliis iustis modis
prestante Domino poterit adipisci, firma vobis vestrisque
suecessoribus et illibata permaneant. In quibus hec propriis
duximus exprimenda voeabulis: Locum ipsum, in quo prefata
ecclesia sita est cum omnibus pertinentiis suis^ Liela. Nugerol
et capellam eiusdem ville cum omnibus mancipiis suis, Sewen
et capellam eiusdem ville cum omnibus pertinentiis suis, Orin-
diln et ius quod habetis in capella eiusdem ville >| Mulhein,
Helgiswilre et omnem decimationem infra rupem quam incole
Lamartsflum vocant^ Morsbach, Blachwen, Ramolwire, Hufehen,
Brunkehen, Mezherion , Luodoldistorf', Ouken, Biediertan,
Buezherach, Hergeswile, Herkingin, Mumeliswiley Huoineen,
Luopthurf, Lulwile, Roud[?lmunt, Riede, Wilere, Buhse, Reches-
wendin, Cundoltingin, Bouoinowe, Rauzelingin, Hurwile, Tite-
ritun, Braswilere, Kigolswilre, Luiwilre, Buoron, Diekon, Lie-
dirwilre, Lubesingin, Baldewile, Eptinwin, Selboldisbercb^
Rectidinberch, Ederswilre, Huhostetten, Luozela, Nurekon,
Briselake, Rinake, Zinwigen, Bermeswile, Wikesowe, Hunegin,
Numengen, Sliegin, Chuowis. Sane novalium vestrorum que
propriis manibus aut sumptibus Colitis sive de nutrimentis
animalium vestrorum nuUus a vobis decimas exigere vel extor-
quere presumat. Cum autem generale interdictum terre fuerit,
liceat vobis clausis ianuis, exciusis excomunicatis et interdictis,
non pulsatis campanis, suppressa voce divina of&cia celebrare.
Crisma vero, oleum sanctum, consecrationes altarium seu basi-
licarum, ordinationes monachorum sive clericorum qui ad
sacros ordines fuerint promovendi a diocesano suscipietis epi-
scopo, siquidem catholicus fuerit et gratiam atque comunionem
apostolice sedis habuerit et ea gratis et absque pravitate ali-
qua vobis voluerit exhibere ; alioquin quemcumque malueritis,
adeatis antistitem^ gratiam atque comunionem apostolice sedis
habentem, qui nostra fultus auctoritate quod postulatur impen-
dat. Sepulturam preterea ipsius loci liberam esse decernimus. ut
eorum oevotioni et extreme voluntati aui se illic sepeliri aeli-
beraverint, nisi forte excomunicati vei interdicti smt, nullus
obsistat salva tamen iustitia illarum ecclesiarum a quibus
1) Von *et' bis *viUe' aaf Basur. 2) r aus f corrigiert. 3) 'Von
'quemcum qui' bis 'antistitem' auf Basar.
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Ein Nachtrag. 413
mortuorum corpora assumuntur. Libertates quoque et immu-
nitates antiquas et rationabiles consuetudines monasterii vestri
hactenus observatas ratas babemus et eas perpetuis temporibus
illibatas manere censemus. Obeunte vero te nunc eiusdem loci
abbate vel tuorum qnolibet suecessorum nuUus ibi qualibet
subreptionis astutia seu violentia preponatur nisi quem fratres
comuni consensu vel maior pars eonsilii sanioris secundum Dei
timorem et beati Benedieti regulam providerint eligendum.
Ad inditium autem pereepte huius a Romana ecelesia libertatis
et quod locus ipse iuris beati Petri sit a prefatis nobilibus
viris apostolice sedi sub unius aurei censu oblatus, bizantium
unum nobis nostrisque successoribus annis singulis persolvetis.
Decernimus ergo ut nuUi omnino hominum liceat prefatum
monasterium temere perturbare aut eius possessiones auferre
vel ablatas retinere minuere seu quibuslibet vexationibus
fa[ti]gare, sed omnia inte^ra conserventur eorum pro quorum
gubernatione ac sustentatione concessa sunt usibus omnimodis
profutura^ salva sedis apostolice auctoritate et in suprad[]cjtis
ecclesiis diocesani episcopi eanonica iustitia. 8i qua igitur in
foturum ecclesiastica secularisve persona hanc nostre consti-
tutionis paginam sciens contra eam temere venire temptaverit
secundo tertiove commonita, nisi reatum suum congrua satis-
factione correxerit, potestatis honorisque sui dignitate careat
reamque se divino iuditio existere de perpetrata iniquitate
cognoscat et a sacratissimo corpore ac sangmne dei et domini
reaemptoris nostri lesu Christi aliena fiat atque in extreme
examine districte ultioni subiaceat. Cunctis autem eidem loco
sua iura servantibus sit pax domini nostri lesu Christi, qua-
tinus et hie fructum bone actionis percipiant et apud districtum
iudicem premia eterne pacis inveniant. Amen. Amen. Amen.
(Rota mit der Umschrift): 'Perfice gressus meos in semi-
tis tuis\ (M.)
Ego Celestinus catholice ecclesie episcopus.
f Ego Albinus Albanensis episcopus ss.
t Ego Octavianus Hostiensis et Velletrensis episcopus ss. >
f Ego lohannes Prenestinus episcopus ss.
t Ego Petrus Por[tu]ensis et sancte Rufine episcopus ss. '
t Ego Pandulfiis basilicae XII apostolorum presbiter car-
dinalis ss.
t Ego Petrus tituli sancte Cecilie presbiter cardinalis ss.
t Ego lohannes tituli sancti Stephani in Celio monte pres-
biter cardinalis ss.
t Ego Centius tituli sancti Laurentii in Lucina presbiter
cardinalis ss.
t Ego lohannes tituli sancte Prisce presbiter cardinalis ss.
1) Diese ganze Unterschrift auf Rasur.
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414 B. Thommen.
t £go Gregorius sancte Marie in Porticu diaconus car-
dinalis ss.
f Ego GregoriuB sancte Marie in Aquiro diaconus car-
dinalis ss.
f Ego Gregorius sancti Georgii ad velum aureum dia-
conus cardinalis ss.
f Ego Dobo sancti Theodori diaconus cardinalis ss.
f Ego Cencius sancte Lucio in Orthea diaconus car-
dinalis SS.
Dat. Laterani per manum Egidii sancti Nicolai in carcere
Tulliano diaconi cardinalis, II. id. Martii, indictione duodecima,
incamationis dominice anno M<>C^XCoIIIOy pontificatus vero
donni^ Celestini pape tercii anno tertio.
Wir lassen hier eine von Herrn Prof. Bresslau uns mit-
getheilte Berichtigung folgen:
Im Neuen Archiv XII, 163 ff. bespricht R. Thommen eine
Reihe von Eaiserurkunden des 12. Jaorhunderts, über welche
ich mir, da ich sie nicht gesehen habe, ein Urtheil nicht er-
lauben darf. Wenn aber der Verfasser auf S. 175 f. auch die
beiden Rüggisberger Diplome Heinrichs IV. und Heinrichs V.
St. 2788. 3121 verwirft, so muss ich dies Urtheil in Bezug auf
das letztere Stück berichtigen. St. 2788 zwar ist eine —
allerdings nach echter Vorlage — angefertigte Fälschung,
St. 3121 dagegen eine authentische und zweifellos aus der
Kanzlei Heinrichs V. hervorgegangene Urkunde. Der Schreiber
dieses Diploms ist einer der beiden Beamten, die in der
Kanzlei des letzten Saliers am meisten beschäftigt waren; ich
habe Kaiserurkunden in Abbildungen Lief. IV, Taf. 23. 24
zwei andere von ihm hergestellte Urkunden mitgetheilt und
in den zugehörigen Erläuterungen über die anderen mir be-
kannt gewordenen Diplome, die von einer Hand herrühren,
berichtet: der Vergleich jener Facsimiles mit der Urschrift der
Rüggisberger Urkunde wird Thommen überzeugen, dass die
letztere ein Werk desselben Mannes, also eine echte Kanzlei-
ausfertigung ist. H. Bresslau.
1) sie!
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Aus den Begesten Honorius ni.
Mitgetheilt von Reinhold Röhricht.
Der Verfasser erhielt von der 'Soci^tö pour Thistoire de
Torient latin', in deren Auftrage er für die Geschichte des
fünften Kreuzzuges ^Scriptores minores' (1879), dann 'Testi-
monia minora' (1882) bereits herausgegeben hat, einen dritten
und vierten Band mit Briefen und einen letzten mit Urkunden
noch herausgeben wird, vor mehreren Monaten eine vollstän-
dige Sammlung von Begesten und Abschriften aller derjenigen
Briefe Honorius III. durch Herrn Grafen Paul Riant zugesandt,
welche sich auf die genannte Geschichte bezichen. Sie sind
aus dem Vatikanischen Archiv selbst durch zwei hervorragende
und durchaus zuverlässige Männer gemacht und bieten eine
überraschende Fülle neuer Materialien und vielfacher Verbesse-
rungen der bisher bekannten Drucke. Da jedoch unter ihnen
sich nicht bloss reine Kreuzzugsbriefe finaen, sondern auch
solche, welche Interesse für die deutsche Geschichte allein
haben, in den Mon. Germ. Epist. I aber fehlen und in den
Regesten des Honorius von Pressutti — wenn diese überhaupt
fortgesetzt werden — erst nach Jahren erscheinen werden, so
glaubte der Verfasser, diese kleinen Mittheilungen doch nicht
zurückhalten zu dürfen, zumal Herr Graf Riant, der unermüd-
liche und umsichtige Leiter jener Gesellschaft, mit gewohnter
Liberalität seine Genehmigung gab.
Aus einer Vergleichung der vollständig vorliegenden Ab-
schriften mit dem Drucke derselben in den Mon. Germ. Epist. 1
ergab sich, dass die Copieen von Pertz mit einer ausser-
ordentlichen Sorgfalt una Genauigkeit gemacht sind; von
Kleinigkeiten möge hier nur notiert sein, dass Epist. I, 3, n. 3,
hinter 'precipitium' : 'confusionis' ausgefallen ist, dass in der
vierten Zeile von unten statt 'contenderent' zu lesen ist : ^con-
tempnerenf, ferner S. 4, Z. 17 statt 'venerint*: *irruerint*. Unter
dem Briefe vom 23. Jan. 1219 (Ep. I, 66, n. 91) fehlt: ^n
eundem modum scriptum est . . episcopo Castellano, . . episcopo
Anconitano, . . archiepiscopo lanuensi, . . archiepiscopo Pisano,
Neues Archiv etc. XII. 27
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416 Reinhold Röhricht.
. . archiepiscopo Messanensi, . . episcopo Siracusano et . . epi-
scopo Gaietano\ Von Regesten sind noch nachzutragen:
8. Juni 1221. I(uttam) marchionissam Misniae eiusque
maritum Henricum sub Sedis Apostolicae protectione suseipit.
'Et suseepto*.
Datum Laterani IX. id. lan. a. V (Reg. III, lib. V, ep. 695,
foL 139').
3. Jan. 1222. Universis Christi fidelibus per Gradensem
patriarchatum constitutis Hospitalis S. Trinitatis de Venetiis
fratribus elemosinas coUaturis A dierum indulgentias elargitur.
'Quoniam, ut ait\
Datum Laterani III. non. lan. a. VI (Reg. III, lib. VI,
ep. 133, fol. 180^).
8. Febr. 1222. Selonensi episcopo, abbati et priori
S. Nycholai Cisterciensis ordinis Ri^ensis diocesis, ut quosdam
Templarios violentias in noviter m Livonia baptizatos ex-
ercentes reprimant. *Audivimus quod\
Datum Laterani VI. id. Febr. a. VI (Reg. III, lib. VI,
ep. 219, fol. 196^).
8. Febr. 1222. Abbati et priori Montis S. Nycholai
Cisterciensis ordinis Rigensis diocesis et preposito Rigensi, ut
quosdam Templarios in Livonia ad ablata episcopo Selonensi
restituenda cogant. *Venerabilis frater\
Dat. u. s. (Reg. III, lib. VI, ep. 221, fol. 196^).
2. März (1222). Duci Brabantiae, ut si in generali passa-
gio transfretare non possit, litteras exemptionis petat. 'Per
dilectum filium'.
Datum Anagniae VI. non. Mart. a. (VI) (Reg. III, lib. VI,
ep. 266, fol. 207^).
Aus der Zahl der vollständigen Abschriften heben wir
nur zwei hervor, die beide nur in unzureichendem Regest
bisher bekannt geworden sind.
1) 23. Jul. 1217 J. Abbati sancti Laurentii in Ostbroch
Traiectensis diocesis et preposito sancti Salvatoris et decano
sancti lohannis Traiectensi.
Oblata nobis nobilis viri Comitis HoUandie crucesignati
Eetitio continebat, quod cum olim nobilis vir comes de Los
leodiensis diocesis, asserens, super HoUandia, terris et rebus
aliis intercessisse compositionem amicabilem inter ipsos et ab
utraque parte sponte fuisse receptam, super hoc a bone
memorie I. papa predecessore nostro ad venerabilem fratrem
nostrum (fol. 125') Treverensem archiepiscopum litteras impe-
trasset, idem Hollandie comes ante litis contestationem ex-
cipiendo proposuit coram eo, quod auctoritate litterarum
1) Vgl. Pressuttil, 172—173 n. 636; Potthast Nr. 26004; zur Sache
fliehe Mon. Germ. Ep. I, 17—21, n. 21—26; 60, n. 70.
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Aus den Regesten Honorius III. 417
ipsarum diversis de causis respondere minime fenebatur, tum
quia mortuo mandatore expiraverat iam mandatum, tum etiam
quia ultra duas dietas extra suam diocesim trahebatur in cau-
sam contra constitutionem concilii generalis, et quia dictus
arcbiepiscopus has et alias exceptiones eins legitimas admittere
recusaoaty idem comes vocem ad nos appeilationis emisit.
Prefatus autem arcbiepiscopus ipsius appellatione contempta
venerabili fratri nostro Traiectensi episcopo suis dedit litteris
in mandatis, ut compositionem prefatam iusta quod ipse sta-
tuerat faceret per censuram eccbsiasticam firmiter observari.
Postmodum vero iam dictus comes de Los appellationem fri-
volam mentiens antedictam ad abbatem sancti Huberti Leo-
diensis diocesis et collegas ipsius excommunicationis veritate
tacita super hoc nostras litteras impetravit. Quare pro parte
ipsius comitis HoUandie fuit nobis humiliter supplicatum, ut^
cum idem cum terra et aliis bonis suis sub apostolice sedis
protectione consistat utpote qui iam iter arripuit in subsidium
terre sancte, non obstante excommunicatione, quam incurrerat
cum nobili viro Ludovico, primo genito karissimi in Christo
filii nostri Philippi, regis Francorum illustris, in Angliam trans-
fretando, a qua ipsum duximus absolvendum, super hoc pro-
videre sibi misericorditer dignaremur. Nos igitur ex ofhcio
nostro eidem ab excommunicationis vinculo absolute providere
volentes discretioni vestre per apostolica scripta mandamus^
quatinus, si res ita se habet, revocato in irritum, quicquid in-
veneritis post appellationem huiusmodi attemptatum, audiatis
causam et appellatione remota fine. de. ter. (fine debito ter-
minetis) facientes etc. Alioquin partes ad priorum iudicum
remittatis examen appellantem in expensis legitimis condemp-
nantes. Testes autem etc. Quod si non omnes etc. duo
vestrum etc.
Datum Ferentini X. kalendas Augusti pontificatus nostri
anno primo (Reg. I, lib. I, ep. 507, fol. 124^—125').
2) 7. Mai 1219'. . . Salzeburgensi archiepiscopo. — Di-
lecta in Christo filia nobilis mulier Theodora, ducissa Austrie,
suam ad nos querimoniam destinavit, ^uod, dilecto filio nobili
viro . . duce Austrie, viro eins crucesignato, in terre sancte
subsidio laborante, in ecclesia de Secchowe, cuius idem ad-
vocatus existit, eins irrequisito assensu, qui debuit de iure
reauiriy episcopalem sedem statuisti de novo contra id, quod
noois suggesseraSy quod videlicet in preiudicium ecclesie Romane
ac ipsius ducis creatio episcopatus ipsius minime redundaret,
ibidem pro tue voluntatis arbitrio episcopum ordinando, cui
quasdam ecclesias, in quibus ipse ius obtinet presentandi, non
1) Vgl. Potthasty Reg, pontific, Nr. 6056; von Zahn, UrkuDdenb. des
Herzogth. Steiermark II, 247—248, Nr. 164.
27*
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418 Reinhold Röhricht.
absque ducis einsmodi preiudicio et gravamine pro redditibus
assi^astiy propter quod ducissa prefata vocem ad nos appella-
tionis emisit. Cum igitiir crucesignati et bona eorum sab
apostolice sedis et nostra protectione consistant, et in generali
concilio sit statutum, ut, donee de ipsorum reditu sive obitu
certissime cognoscatur, secura maneant et quieta, tanto minus
te deeet offendere ipsum ducem, quanto maius idem impendit
obsequium lesu Christo, cuius prelia viriliter et laudabiliter
Sreliatur. Quocirca fraternitati tue per apostolica scripta
istricte preeipiendo mandamus, quatenus di%enter corrigens
per teipsum, quod in eiusdem ducis preiudicium attemptasti,
eins iura non minuas, sed conserves penitus illibata, et donec
ipse, dante Domino, ad propria revertatur, nichil in preiudi-
cium suum vel terre sue attemptare presumas, mandatum
nostrum taliter impleturus, quod propter hoc tibi durius scri-
bere non cogamur, quia sibi illatam miuriamy immo nobis^ in
ipso non possemus equanimiter sustinere.
Datum Rome apud Sanctum Petrum non. Maii pontificatus
nostri anno tertio (Reg. 11, lib. III, ep. 444, fol. OS«").
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Eine Berichtigung.
Von S. LAwenfeld.
Im 11. Bande dieser Zeitschrift, S. 606. hatte ich aus
einem Manuscript der Pariser Nationalbibliothek einen Brief
Clemens IV. veröffentlicht, der erstens undatiert war und zwei-
tens die verstümmelte Adresse: 'R. nepoti nostro' trug. Daher
konnte es geschehen, dass ich den Brief in den Regesten von
Potthast vergebens gesucht habe, und dass ich eine auf den
Adressaten bezügliche Stelle fälschlich auf Raymund von
Pennaforte bezog. Meine Interpretation gründete sich aus-
schliesslich auf den schlechten Text, den ich vor Augen hatte,
und ich wage zu behaupten, dass auch jeder andere in diesem
Falle, wo vom Studieren und von Bologna die Rede ist, die
gleiche Combination gemacht hätte. Ich las nemlich aus dem
Briefe heraus, dass Kaymund ein so zurückgezogenes Leben
fährte, dass er der Mehrzahl seiner Studiengenossen ein Gegen-
stand der Verachtung war. Denifle aber hält diese Versehen
für geeignet, um seine Berichtigung in folgende Form zu
kleiden (Histor. Jahrb. VII, 442):
^Unglaublich! Zunächst ist Löwenfeld entgangen, dass der
Brie£ welcher in Reg. Vat. Nr. 33 ep. 272; Nr. 34 fol. 73«
das Datum IIII. non. Novembr. an. 2 (3. Nov. 1266) trägt,
mehrfach, und zwar mit besserem Texte ediert worden ist.
S. Potthast 19870. Dann hat er übersehen, dass der Neffe
selbst Raymund hiess, denn der Brief trägt die Adresse: Dil.
fil. Raymundo Alfredi, canon. Anicien. Die genannten Ver-
sehen waren schuld, weshalb L. den richtigen Sinn der Stelle
nicht zu ermitteln vermochte. Dieser ist aber kein anderer,
als der folgende. Clemens IV. schreibt seinem Neffen Ray-
mund: ich rathe Dir ab, in Bologna zu studieren; als Neffe
des Papstes dort zu leben, hast Du nicht die Mittel, willst Du
aber als Raymund, d. h. als der einfache canonicus Aniciensis,
leben, so wirst Du Gegenstand der Verachtung sein. Von
Raymund de Pennafort ist also nicht im Entferntesten die
Rede. Schon an sich wäre Löwenfelds Combination bodenlos,
was ich wahrhaftig nicht weiter zu erweisen brauchte*.
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420 S. Löwenfeld.
In der Sache selbst hat Denifle vollkommen Recht und
ich gebe darum seine berichtigenden Ausführungen an der-
selben Stelle wieder, an welcher meine irreführende Interpre-
tation erschienen war.
Aber wozu der heftige Ton, der weder der Bedeutung
des Versehens entspricht noch der wissenschaftlichen Discus-
sion forderlich ist?
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Der Mainzer Chronist Georg Heilmann;
Bruchstück seiner Chronik.
Mitgetheilt von F. W. E. Roth.
Franz Falk erwähnt im Archiv f. Frankfurts Geschichte
N. F. V, 366. 367 zweier Mainzer, die eine Chronik bis auf
Erzbischof Bertold schrieben, den Georg von Hell und Georg
Heilmann, und stellt beide als zwei Personen auf. R. Froning
erweiterte und berichtigte diese Angaben in gleicher Zeit-
schrift VIII, 290—97, indem er den Georg Pfeflfer, später
geadelt als Georg von Hell genannt Pfeffer, geboren 1434,
gestorben 1498, als Mainzer Kanzler nachweist. Hierbei ist
noch zuzufügen, dass de Gudenus denselben bereits als solchen
auffuhrt (Sylloge 535) und Erzbischof Bertold 1492 ihn zum
andernmale als Kanzler annahm. Hell stand mit dem Huma-
nisten Theoderich Gresemund dem Jüngern in freundschaft-
lichen Beziehungen. Gresemund widmete ihm 'dato Moguncie
Pridie Kai. Marcias anno 1495' als dem ^domino Georgio de
Helle alias pefFer R. D. Maguntini Cancellario dicatus* seinen
um 1495 in Mainz auf 12 Quartblättern gedruckten Dialogus
Podalyrii cum Catone de furore germanico diebus genialibus
carnisprivii (o. 0. u. J. u. A. d. Druckers), Druck Friedbergs.
Dass Hell eine Chronik schrieb, ist unerweisbar und auch
unwahrscheinlich. — Eine solche schrieb Georg Heilmann,
Siegler in Mainzer Diensten, und ist es nur auf Verwechslung
der ähnlich lautenden Namen und gleicher Vornamen zurück-
zuführen, wenn beide als Verfasser genannt wurden. Latomus
und loannis kannten Heilmanns Chronik und benutzten solche.
Bodmann hinterliess ein Stück derselben in Abschrift (Münchener
Nachlass, von mir 1879 copiert), welches er überschrieb : 'Aus
Siegler Heilmanns Mainzer Chronik saec. XV\ Dieses Bruch-
stück belehrt uns, dass Heilmanns Chronik keineswegs nach
Falk a. a. 0. geringfügig war, sondern alle Beachtung ver-
dient. Das Bruchstück lautet: *VfF dem Bergk, do itzunt sant
lohannscloster leyt, in dem Ryngawe by dem dorflf Wingkel
do stunt zu bischoflf Robans zyten nit mer dan ein klein Kirch-
lein, das rieht derselb bischoff vfF in der Ere sant Marien vnd
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422 F. W. E. Roth.
sant lohanns vnd leiden vil andechtige lüde ir ^ut doran,
darumb das der selb Bergk vnd Kirehlein der BischofiPsbergk
hierus ward, dornaeh vbir vil Jar quam bischoff Rothard, der
brach dasselb Kirehlein enweg vnd bawet ein Closter dahin^
Shet auch die Kirch darin in der Ere sant lohans vnd das
3ster zu Ere sant Niclas^ vnd tet Mönche darin, die fürt er
vss dem Closter zu S. Alban by Mentze dohin vnd wart
S. lohanns closter demselben S. Älbans closter undertan etc.'
— Diese Stelle dient vielleicht zur Auffindung der Chronik
Heilmanns, als welche ich die deutsche Arbeit in Gheverdes
Sammelband im Verdacht habe, als von Gheverdes excerpiert.
Heilmann führte nach seiner Grabschrift auch den Kamen
Pfeflfer, was obige Verwechslung noch erklärlicher macht. Er
starb 1501, seine Ruhestätte fand er im Mainzer Dom und
erhielt folgende, bei Gudenus, Cod. H, 912 — 13 abgedruckte
Inschrift: 'Anno Cristi 1501 die sabati secunda mensis Octobris
decessit ex humanis Vener. quondam Georgius Heilman Pfeffer
dictns, dum vixit sigiilifer Moguntinus, huius ecclesie vicarius.
Cuius anima (in) pace quiescat perpetua'. Nach Froning
a. a. O. p. 295 trat er zum letzten Male als Siegler 1499 auf.
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Der Fonds Libri in Florenz.
Von B. Kruscb.
Nachdem die Englische Regierung die Erwerbung der
sämmtliohen flss.- Sammlungen des Lord Ashburnham abge-
lehnt und nur die Mittel ftir den Ankauf des Fonds Stowe
bewilligt hatte, beschloss die Italienische Regierung, sich in
den Besitz des werthvoUen Fonds Libri zu setzen. Die Ver-
handlungen, welche Professor Villari als Commissar leitete,
hatten ein günstiges Resultat. Für den Preis von 23000 ff
ging die Sammlung mit Ausschluss der nachweislich aus
den öffentlichen Bibliotheken Frankreichs stammenden Mss.
und vermehrt durch zehn Dante - Codices der Appendix-
Sammlung in den Besitz Italiens über. Sie bilden jetzt einen
werthvollen Bestandtheil der Laurentiana in Florenz. Einer
Einladung des Abbate Anziani folgend, begab sich Leopold
Delisle, der sich durch die Feststellung der Herkunft der aus
Frankreich stammenden Hss. der Libri'schen Sammlung kein
geringes Verdienst um sein Vaterland erworben hat, auf zehn
Tage nach Florenz, um diejenigen Hss. einer Prüfung zu unter-
ziehen, die aua irgend welchen Gründen für Frankreich von
Interesse sind. Das Ergebnis seiner Studien hat er in der
Notice sur des manuscrits du fonds Libri conserv^s k la Lau-
rentienne k Florence (Extrait des notices et extraits des
manuscrits de la biblioth^que nationale, tome XXXII, I'® partie,
Paris 1886) niedergelegt. Nach einer actenmässigen Dar-
stellung der Libri'schen Erwerbungen beschreibt Delisle eine
Anzahl wichtiger Handschriften, von denen etwa die folgenden
für die Monumenta in Betracht kommen.
Nr. 38. In karolingischer Schrift. F. 76'. Vita S. Ger-
mani Autissiod.
Nr. 53. 8. XII. Collectio canonum in 13 Büchern.
Nr. 58. s. Xl./Xn. Aus der Bibliothek der Pithou's.
V. S. Fursei, Columbae.
Nr, 66. s. XII. Concil von Aachen, und Lateran, von
1139.
N. 82, s. IX, Paenitentiale Egberti u. a, m.
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424 Brano Krusch.
Nr. 83. 8. IX. Auf dem Rande steht von einer Hand
8. XL die von Lair in der Bibl. de I'öcole des cbartes (1870)
XXXI; 389 sqq. mitgetheilte Klage über die Ermordang des
Herzogs Wilhelm I. von der Normandie im Jahre 943. Hierzu
drei Schrifttafeln.
Nr. 290. 8. XIV. Die Chronik Martins.
Nr. 974. 8. XV. Clironik von Monte- Casino.
Nr. 1054. s. XII. Guibert von Nogent, Gesta Dei per
Francos und der Anfang von Tudebodus' Historia lerosolimi-
tana.
Nr. 1116. 8. XII. Die Briefe Hildeberts.
Nr. 1545. s. XHI. Ars dictaminis von Poncius Provin-
cialisy aus Orleans, mit vielen Formeln, und zugeschriebenen
goliardischen Versen.
Nr. 1554. s. XH. Notitia provinciarum. Papstkatalog
bis auf Calixtus H. Verzeichnis der Römischen Coemeterien.
Nr. 1586. s. XII. Chronica regia Coloniensis (vgl. die
Ausgabe von Waitz, p. V).
Nr. 1717. 8. XIV. Die Briefe Clemens IV.
Nr. 1718. Briefsammlung aus der Kanzlei des K. Rupert.
Nr. 1814. s. XI./XII. Liber pontificalis bis auf Hadrian.
Collectio Canonum. Schluss einer Notitia provinciarum. Aus-
zug aus Halitgar von Cambrai.
Nr. 1821. 8. XVII. Ein Inventarium der Urkunden des
Königs von Frankreich.
Nr. 1824. Aus der Sammlung Peiresc's. Abschriften von
Urkunden zur Geschichte Marseille's u. a.
Nr. 1836. Aus derselben Sammlung? s. XVII. Ab-
schriften von Urkunden zur Geschichte von St. Martin in
Tours. (Wichtige Ergänzung zu der von Mabille heraus-
gegebenen Pancarte noire). Fol. 72. Inschriften aus Neuss und
Aachen.
Nr. 1880. 8. XI. Zwei auf Metz bezügliche Urkunden
Ottos III. (Stumpf nr. 1181) und Heinrichs IV. ^Stumpf nr.2659).
Beide hat Beyer, Mittelrhein. ÜB. I, 330. 414. nach neuerer
Abschrift veröflFentlicht.
Nr. 1906. s. XIII. V. S. Bernardi. Chromcon Clare-
vaUense 1147—1192 (Migne CLXXV, p. 1247). Wunder eines
Deutschen Cisterziensers. (Erwähnt wird der Tod Davids von
Himmenrode).
In einem Anhange hat Delisle ein Verzeichnis derjenigen
Hss. der Fonds Libri und Barrois veröflfentlicht, welche Frank-
reich reserviert sind, und eine Uebersicht über den Verbleib
der jetzt zerstreuten Hss. - Sammlung Gianfilipp^s. S. 107 wird
bemerkt, dass das Librische Ms. 86, in Waitzens Auegabe des
Paulus Nr. 105, identisch ist mit dem von Grenoble, bei Waitz
Nr. 96.
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Naohrichten.
Am 6. Dec. 1886 starb in Hannover der Senator und
Buchdruckereibesitzer Friedrich Culemann. Von Anfang
an (1826) sind die Monumenta Oermaniae ^typis F. B. Cule-
manni' gedruckt, und sowohl die vorzügliche typographische
Herstellung wie das stets ungestörte geschäftliche Verhältnis
rechtfertigen es^ dass wir hier auch dieses Verlustes gedenken.
Die Centraldirection hat bei der unter grosser und allgemeiner
Theilnahme erfolgten Bestattung das Andenken des Verstor-
benen durch Ueberreichung eines Kranzes geehrt.
Von den 'Poetae Latini aevi Carolina ist der erste
Theil des 3. Bandes ausgegeben, bearbeitet von L. Traube.
U. a. ist darin der vollständige Sedulius Scottus enthalten.
Von der Wiener Sammlung der Monumenta con-
ciliorum generalium saec. XV. ist die erste Hälfte des
3. Bandes erschienen, enth. 'loannis de Segovia historia
gestorum generalis synodi Basiliensis, Vol. II, 1. 13 — 15' von
E. Birk.
Die Gott. Gel. Anz. 1886 N. 21 enthalten von L. Wei-
land eine ausfuhrliche Recension der neuen Ausgabe von
O. Lorenz Geschichtsquellen, Bd. 1, welche auch wegen ein-
gehender Erörterung mehrerer Fragen zu beachten ist.
Von den Jahresberichten d. Geschichtswissen-
schaft ist der 5. Jahrgang (1882) erschienen, welcher auch
für viele hier in Betracht kommende Schriften zu berück-
sichtigen ist.
Von A. Mo linier ist der 2. Band des Cataloges der Hss.
der Biblioth^que Mazarine erschienen, welcher auch die
geschichtlichen enthält.
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426 Nachrichten.
Die von G. Loewe unverarbeitet hinterlassenen Beschrei-
bungen der Hss. in Spanischen Bibliotheken für das Wiener
Corpus Scriptorum eccl. lat. erscheinen jetzt, von v. Hartel
redigiert, in den SB. der Akademie ; die Hss. des Escorial im
CXI. Bd., S. 415--568, CXII, S. 161-266. Die für die MG.
in Betracht kommenden Hss. sind für uns bereits durch P. Ewald,
N. A. VI, beschrieben.
In d. Stud. u. Mitth. a. d. Bened. u. Cist. Orden VII,
S. 434 — 444, beginnt F. W. E. Roth ein Verzeichnis der in
Wiesbaden vorhandenen Handschriften, welches in den
folgenden Heften fortgesetzt ist. Zu den im N. A. früher
gegebenen Nachrichten ist zu bemerken, dass IX, S. 230,
N. 3, Richard von St. Victor gemeint ist, s. Roth im Julihefk
1886, S. 175, und XI, S. 627, N. 17, Barth, de Unkel der
Drucker der bekannten Legende von den h. 3 Königen ist,
aus dessen Druck hier eine Abschrift vorliegt. Ferner ist
nachzutragen, dass die XI, S. 444 ff. gegebene V. Eckeberti
schon von Roth in seinem Buch über die Visionen der Elisa-
beth von Schoenau, S. 348—353, herausgegeben, auch über
den als Vf. nachgewiesenen Abt Emecho, so wie über Ekbert
selbst ausführlich gehandelt ist. Dieses 1884 erschienene
Buch war nicht im Handel, wohl aber ist es die 1886 er-
schienene 2. Ausgabe (Wien, Würzburg, Wörl).
Edm. Meyer hat als wiss. Beilage zum Pro^r. d. kgl.
Luisen -Gymn. in Berlin (1886) eine Abh. ^Ueber die Passio
SS. IV Coronatorum herausgegeben, worin er die Ansichten
von De Rossi (N. A. V, S. 227) bekämpft und die von ihm
selbst Forsch. XVIII, S. 577— 603, ausgesprochenen grössten-
theils aufrechthält und weiter begründet. Unerklärt scheint
mir, da er die Ueberbringung der Gebeine nach Rom leugnet,
zu bleiben^ wie diese Namen in das Verz. der Todestage
römischer Märtyrer beim Chronogr. von 354 gekommen sind.
Mit Bezug auf S. 7, Anm. 2, bemerke ich, dass ich a. a. O.
S. 228, Anm. nur die beiden herkömmlichen Erklärungen von
'Coronati* kurz bezeichnen wollte: zu vgl. ist übrigens jetzt
N. A. XI, S. 202. W. W.
F. Stöber: 'Quellenstudien zum Laurentianischen
Schisma (498 -514y (Wiener SB. CXII, 269-347) unter-
sucht im Anschluss an F. Vogels Aufsatz in v. Sybels Hist.
Ztschr. L, 400—412, bes. die merkwürdigen Vorgänge des
J. 502 und alle darauf bezügliche Quellen. S. 304 wird auch
hier die Entdeckung der Vignierschen Fälschungen durch
J. Havet angenommen und bestätigt. S. 276 scheint mir die
Stelle: 'urbem in summa confusione derelinquunt* missver-
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Nachrichten. 427
standen: die Bischöfe verliessen nicht flüchtig die Stadt, son-
dern sie Hessen die Stadt in höchster Verwirrung. W. W.
In den Gott. Gel. Anz. vom 15. Aug. 1886, S. 669—708,
steht eine ausführliche Recension der Ausgabe des Jordanes
von Mommsen, von L. Erhardt. Nicht einverstanden mit
M.'s Ansicht von Jord. Lebenstellung, bespricht E. nament-
lich die orthographisch -grammatische Kritik, und findet, dass
in Rom. manchmal zu viel, in Get. zu wenig an der Lesart
der ältesten Hss. geändert, zu viel Barbarismen dem Vf. an-
statt der Schreiber aufgebürdet sind. Sehr viele Stellen werden
eingehend erörtert.
P. Ewald: *Die älteste Biographie Gregors L'
(Waitz - Aufsätze S. 17—54) weist im Cod. Sangall. 567 eine
V. Greg, nach, welche im Kloster Streoneshalch (WhitbyJ in
Northumbrien im ausgehenden 7. oder beginnenden 8. Janrh,
geschrieben, von Beda, Paulus Diaconus und Job. Diaconus
benutzt ist, für eine Reihe von Wundern erste Quelle, und
einige neue Umstände angels. Geschichte darbietet. Die auf
die Bekehrung der Angeln bezüglichen Capitel werden mit-
getheilt.
Von des Abbd Duchesne Ausgabe des Liber pon-
tificalis ist die S.Lieferung erschienen, die letzte des ersten
Bandes, welcher 68 frcs. kostet, zu viel nach der Ansicht der
Revue bist. (XXXII, 1, 221). Nach derselben Revue XXXII, 2,
S. 440 hat der Abbe Duchesne in der Sitzung der Soci^tö
nationale des antiquaires de France vom 28. Juli nachgewiesen,
dass in der V, Leonis III. die Stelle über die Salbung Karls
d. Gr. in den Hss. fehlt, eine solche Salbung widerspreche
auch der röm. Liturgie.
In den Mölanges d'archöol. et dabist. VI vom März 1886
bespricht P. de Nolhac die Vitae paparum in den Hss. des
Liber censuum; sie sind nach ihm zwischen 1254 und 1265
gemacht, um in das eben vollendete Ms. des Liber censuum
(Riccardi 228) eingetragen zu werden, und daraus in alle
anderen Hss. und in das Werk des Card. v. Aragonien über-
gegangen.
E. Bernheim: 'Die Vita Karoli Magni als Ausgangs-
punkt zur literarischen Beurtheilung des Historikers Einhard*
rWaitz-Aufs. S. 73 — 96) untersucht dieselbe im Verhältnis zu
aem als Vorbild dienenden Sueton, und zu den sog. Annales
Einhardi , deren excerpierende Benutzung er sehr wahrschein-
lich macht; vor Ueberschätzung seiner Begabung als Stilist
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428 Nachrichten.
oder ala Historiker wird gewarnt. Mit lebhafter Polemik gegen
Dünzelmann, Manitius^ Dorr, wird die Benutzung einzelner
Parallelstellen für Bestimmung eines Verfassers bekämpft, und
die Forderung aufgestellt, dass man erst den allgemeinen Stil
der Zeit kennen lernen müsse. Nur wird nicht angegeben,
aus welchen in ähnlicher Weise schreibenden Zeitgenossen
Einhards diese Kenntnis zu gewinnen sei; es wird ja gerade
behauptet, dass er ganz einzig in seiner Art sei.
Im Rhein. Mus. f. Philol. Bd. XLI, S. 638, weist B. Sim son
nach, dass in Radberts Vita Walae 1,9, unter dem ^Virgi-
lius ille tuus Maro' Ausonius zu verstehen ist, bei welchem
(S. 149 ed. Schenkl) die angeführten Verse zu finden sind.
K. Zeumer: 'Der Mönch von St. Gallen' (Waitz-
Aufsätze S. 97 — 118) macht die einst von Goldast und Bas-
nage ausgesprochene, von Pertz verworfene Vermuthung, dass
jener Mönch Notker der Stammler gewesen sei, durch
V ergleichung mit anderen Schriften desselben in hohem Grade
wahrscheinlich, und spricht sich auch zu Gunsten der von
Jaff^ bevorzugten Hss. von St. Florian und Stuttgart aus. —
Zugestimmt hat jener Vermuthung B. Simson in einem
Nachwort zu einem Aufsatze in der Ztschr. für Gesch. des
Oberrh. N. F. II, S. 59—68, worin er, eine früher ausge-
sprochene Vermuthung weiter ausführend, auch für die Iden-
tität desselben Mönches mit dem Fortsetzer des Erchan-
bert erhebliche Gründe geltend macht.
In d. SB. d. Münch. Akad. 1886, S. 155-180, bespricht
V, Planck ausführlich die Stelle Widukinds II, 10, im An-
schluss an B. Simsons Auslegung; (N. A. XL 203), und weist
den Hergang als dem Rechtsverfahren der Zeit entsprechend
nach. — In d. Verhandlungen d. Berl. anthropol. Ges. 1886,
S. 422 flf. wird von Virchow die Gegend von Lenzen
(Lunkini) genau beschrieben, nebst dem am linken Ufer gegen-
über liegenden Höhbek, worin er das viel umstrittene Hoh-
buoki erkennt.
Germania XIX (1886) 2, S. 137—150, sucht H. Lorenz
die Ursprünglichkeit der sagenhaften Stellen in den Ann.
Quedlinb. zu retten, sogar die schon durch Einschiebung
an ungeschickter Stelle kenntlichen Glossen. Dass ein Schrift-
steller 'der neunziger Jahre des 10. Jahrh.' geschrieben haben
könne: ^Et iste mit Thideric de Berne, de quo cantabant
rustici olim', scheint mir absolut unmöglich zu sein. Meine
Behandlung der betr. Stellen bei der Uebersetzung des Widu-
kind ist dem Vf. unbekannt geblieben. W. W.
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Nachrichten. 429
Ernst Sackur: 'Richard, Abt von St. Vannes'
(Diss. Vrat. 1886) ist ein Theil eines grösseren Werkes über
die Klosterreform der Cluniacenser. Ausser der Erörterung
und Kritik zahlreicher Quellenstellen wird in einem Excurs
die Pilgerfahrt Richards untersucht und 1025 bis 1027 fest-
gestellt, dabei zugleich bemerkt, dass SS. IX, 387, 11 bei
Hugo Floriac. die Angabe über die Pilgerfahrt Richards II.
V. d. Normandie irrig für eine Fiction erklärt ist: sie ist ge-
schöpft aus Hugo Flavin. H, 18. 19, aber missverständlich
der Herzog anstatt des Abtes genannt, welchem der Herzog
die Reisekosten gewährte.
Das Progr. d. evang. Gymn. in Mediasch enthält von
M. Rosenauer: 'Studien zur Kritik ungarischer Geschichts-
quellen für die Zeit Stephans d. Heiligen'. Der Vf. schliesst
sich der Zeitbestimmung der V. Stephani in d. MG. an,
hält Hartwich auch für den Vf. d. Vita major, in welcher er
Benutzung der Vita minor nachzuweisen sucht, doch ohne
eigentlichen Beweis. An sich ist es ja wahrscheinlich, aber
der völlige Mangel an wörtlicher Uebereinstimmung und meh-
rere Auslassungen sprechen dagegen. — Der Aufsatz von
Pauler in der Ung. Revue 1885 ist dem Vf. unbekannt ge-
blieben. W. W.
Qer h. Petrus Damiani, nach den Quellen neu be-
arbeitet von F. W. E. Roth' erscheint in den Studien aus
dem Benedictinerorden 1886, 2. Heft, S. 357—374, 3. Heft,
S. 43—66, noch unvollendet. — In den 'Studien zur Geschichte
des zweiten Abend mahlstreits* (Leipz. 1887) hat L. Schwabe
viele auf B er eng ar von Tours bezügliche Briefe und andere
Schriftstücke, u. a. den Brief des Gozechin, in Bezug auf
Chronologie und Inhalt eingehend behandelt.
O. Holder-Egger: 'Zu den Heiligengeschichten des
Genter St. Bavoskloster' (Waitz- Aufsätze S. 622—665,
vgl. die Berichtigung S. 705) beleuchtet, grösstentheils ge-
stützt auf die für SS. XV von ihm bearbeiteten Schriften, den
zwischen jenem Kloster und Blandignv über den Vorzug des
höheren Alters geführten Streit, welcher zu zahlreichen Fäl-
schungen Anlass gab; am wichtigsten ist unter diesen die
Bonifatius zugeschriebene V. Livini, deren Entstehung und
Zweck eingehend besprochen werden; das von Moll für echt er-
klärte Epit. S. Bavonis von ihm wird ebenfalls als zweifellose
Fälschung nachgewiesen und der Zweck derselben angegeben.
Georg Hüffer hat als ersten Band eines Werkes über
den h. Bernard von Clairvaux unter dem Titel *Vor-
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430 Nachrichten.
Studien' (Münster, Asehendorff 1886) seine Untersuchungen
über die Quellen zusammengefasst und erweitert, auch die
neugewonnenen Briefe herausgegeben. Bei allen Unter-
suchungen über Werth und Chronologie der betreffenden
Schriften werden diese sorgfältigen Forschungen zu berück-
sichtigen sein.
Die Magdeburger Geschichtsblätter XVI, S. 329—354,
enthalten von dem Holländischen Prämonstratenser 6. van
den Elsen eine 'Kritische Untersuchung über die Lebens-
beschreibungen des h. Norbert', deren Ergebnis ist, dass die
Vita A jünger ist als die Vita B und aus derselben im
13. Jahrh. geschöpft mit Benutzung anderer guter Quellen;
nachgewiesen wird als Quelle für das Wunder von Soissons
Guibert de pign. Sanctorum c. II, 91. Gerügt wird die
Nichtbeachtung mehrerer von J. C. van der Sterre in der
Ausg. von 1656 angegebener Varianten. Der Vf. ist mit einer
ausführlichen Lebensbeschreibung Norberts beschäftigt
H. Simons feld: 'Bemerkungen zu Rahewin' (Waitz-
Aufsätze S. 204—227) giebt Auskunft über die Hs. in Seiten-
stetten, welche in merkwürdiger Weise Lesarten der ver-
schiedenen ßecensionen vereinigt, auch selbständige von Be-
deutung hat. S. betont die Bedeutung der Rec. A und schreibt
die Zusätze und Aenderungen von B und C nicht dem Vf. zu,
hält wenigstens C nicht für eine Ausgabe letzter Hand von
Rahewin. Im Anhang beschreibt S. die Münchener Hss. der
Chronik, von denen 1209 zwischen dem 7. und 8. Buch die
Annalen des Hermann von N.-Altaich mit Fortsetzung
enthält.
M. Steinschneider behandelt im Anhange zu einer
längeren Arbeit: Euklid bei den Arabern (Schlömilch, Kahl
und Cantor, Zeitschrift für Mathematik und Physik, Leipzig
1886, S. 106—108. 110^ die Beziehungen, welche Fried-
rich II. c. 1245 mit dem bekannten Philosophen Theodor
V. Antiochien unterhielt, und bringt aus orientalischen Quellen
mancherlei Neues. R. R.
Die Reimchronik von Melis Stoke ist für die Utrechter
bist. Gesellschaft in den 'Bronnen van de geschiedenis der
Nederlanden in de middeleeuwen' von W. G. Brill in zwei
Bänden mit ausführlicher Einleitung herausgegeben (Utrecht,
Kimink 1885).
Karl Müller: 'Die Waldenser und ihre einzelnen
Gruppen bis zum Anfange des 14. Jahrhunderts' (Gotha,
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Nachrichten. 431
F. A. Perthes 1886) untersucht im Anhang mehrere der be-
deutendsten Quellenschriften, namentlich auch den sog. Passauer
Anonymus, welchen er für einen Dominikaner aus Krems hält,
der bald nach 1316 geschrieben hat]; den Tractatus de inqui-
sitione von David von Augsburg, und die Practica inquisitio-
nis von Bernardus Guidonis, deren^Quellen nachgewiesen
werden. — In den Abb. der Berl. Akad. der Wiss. ist von
W. Wattenbach erschienen: ^üeber die Inquisition gegen
die Waldenser in Pommern und der Mark Brandenburg',
worin die Protokolle der Inquisition des Celestiners Petrus
von 1393 und 1394 auszugsweise mitgetheilt werden.
'Preussisch- Polnische Studien zur Geschichte des Mittel-
alters, von Max Perlbach. Heft I. Zur Kritik der älte-
sten preussischen Urkunden. Mit 4 Schrifttafeln. Halle,
M. Niemeyer 1886' (148 S. gr. Oct). In umfassendster Weise
sind hier die 1873 zuerst veröffentlichten Studien des Vfs. mit
Kenntnis der damals ihm noch nicht zugänglichen Originale
und Benutzung neuerer Publicationen durchgearbeitet und er-
weitert. Mitgetheilt ist S. 109 eine unechte Version des Privil.
Frid. II. von 1245, worin die Länder Preussen, Littauen und
Eeussen dem Hochmeister verliehen werden. — Im 2. Heft
wird zuerst das Urkundenwesen des Herzogs Mestwin IL von
Pommerellen untersucht, dann sehr gründlich und ausführlich
die Grosspolnischen Annalen. Als vorzüglich wichtig
werden die Posener Annalen ausgesondert, deren Verfasser
von 1239 bis 1273 Boguphal undBasco waren; die Vereinigung
der aus Krakau und anderen Orten gesammelten Materialien
wird Johannes von Czarnkow zugeschrieben, dem Ver-
fasser der 'vortrefflichen Chronik des 14. Jahrhunderts', dessen
Werk dann selbst ein Theil der uns überlieferten Compilation
geworden ist. Weiter werden auch die ältesten preussi-
schen Annalen und die Chronik des Peter von Dusburg
untersucht, und überall die ursprüngliche Herkunft der Nach-
richten erforscht.
Die Studien aus d. Bened. u. Cist. Orden VII, S. 171—
176, enthalten von Dr. U s e n e r chronistische Aufzeichnungen
über die Jahre 1414—1420 von einem Anhänger des Joh. Hus,
aus Cod. 432 des Stiftes Raigem.
In d. Mitth. d. Inst. VII, 2, S. 247-264, giebt F. von
Krön es Mittheilungen aus Münchener Hss. 1) aus cod. Germ.
317 geschichtliche Memorabilien von 1404 bis 1437, in Wien
geschrieben, und auszugsweise mitgetheilt; 2) aus drei Hss.
Bemerkungen zu der sog. Hagenschen Chronik, und dem 'Aus-
zug österr. Chroniken' bis 1439; letzterer ein Auszug aus jener
Neaes Archiv etc. XII. 28
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432 Nachrichten.
mit eigenen Zusätzen. Daran schliesst sich ein Traetat über
adeliches und fürstliches Wesen, vielleicht in Verbindung mit
jenem Auszug zur Belehrung eines österr. Fürsten (Ladislaus?)
bestimmt; 3) Nachrichten über Kämpfe mit den Türken aus
cod. 14668.
In d. Alemannia XIII, Heft 1, publ. H. Haupt aus einer
Hs. der Minoriten zu Würzburg Aufzeichnungen des Francis-
caners Johannes Schmidt von Elmendingen bei Pforz-
heim aus den Jahren 1356 bis 1455.
H. V. Sauerland weist als eine Quelle des Dlugosch
die Schriften Dietrichs von Nieheim de scismate und
V. Joh. XXIII. nach (Mitth. d. Inst. VII, 4, S. 642-647).
In d. Ztschr. d. Vereins f. Lüb. Gesch. IV, S. 283—310,
theilt A. Hagedorn zwei Berichte des Rathschreibers Job.
Arndes über die Aufnahme des B. Christians I. von Däne-
mark 1462 und des Herzogs Albrecht von Sachsen 1478 mit,
und knüpft daran die Vermuthung, dass dieser Arndes auch
der Vf. aer fünften, die Jahre 1458—1480 umfassenden Fort-
setzung von Detmars Lüb. Chronik ist.
In d. Abb. d. k. bayer. Akad. d. Wiss. III. Cl. XVII. Bd.
III. Abth. S. 781-811, hat S. Riezler seine Ausgabe von
Aventins Annalen gegen W. Meyers Angriflf (N. A. XI,
S. 633) nachdrücklich vertheidigt.
Von der Berner Chronik des Valerius Anshelm,
herausgegeben vom bist. Verein des Kantons Bern, ist der
zweite Band erschienen (Bern, Wyss, 1886).
Die Sociötö historique hat zur Beförderung der bist. Stu-
dien die Ausgabe von Texten mit Einl. und Anmerkungen
unternommen, den Anfang macht Radulfus Qlaber, heraus-
gegeben von Maurice Prou.
Im Journal des Savants vom Apr. 1886 behandelt Hau-
röau die Chronik des Hugo von St. Victor: Albricus
citiere diesen als ^magister Hugo^ ('Hugo' ist H. von Fleury)
und meine dabei das ungedruckte Werk 'de tribus maximis
circumstanciis gestorum, id est personis, locis, temporibus';
dieses sei übrigens ein werthloses Compendium der Welt-
geschichte. Der Essai critique sur les oeuvres de Hugues de
Saint -Victor, von Haurdau, ist bei Hachette in besonderer
Ausgabe erschienen.
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Nachrichten. 433
In den M^Ianges d'arch^ologie et d'histoire, VI, fasc. 1. 2.
vom März 1886, bespricht Albanfes die Ausgabe der Ann.
S. Victoris Massil. von Pertz (SS. XXIII, p. 1—7) mit
scharfem Tadel; ein zweiter Artikel soll folgen.
Von. der Socidtö de Thistoire de France ist ausgegeben:
'Oeuvres de Rigord et de Guillaume Le Breton, histo-
riens de Philippe -Auguste, publikes par M. Fr. Delaborde'
(Paris, Laurens 1886) 2 Vol. 8. Auf eine sehr eingehende
Untersuchung über aie Werke beider Autoren in ihren ver-
schiedenen Gestaltungen folgt die Ausgabe der Philippis.
Der 2. Band der 'Chronicles of the reigns of Stephen,
Henry II. and Richard I.' von R. Howlett (Chronicles and
Memorials of Great Britain and Ireland, publ. under the autho-
rit^ of the Master of the Rolls) enthält das 5. Buch des
Wilhelmus Neoburgensis (SS. XXVII), eine doppelte
Fortsetzung aus der Stanley Abtei in Wiltshire und aus Fur-
ness, die letzte bis z. J. 1298, ausserdem eine vollständige
Ausgabe des Draco Normannicus (SS. XXVI, 153), den
der Herausgeber aufs neue aus dem Vaticanischen Codex ab-
geschrieben. G. W.
In einem ausführlichen 2. Artikel ^och einmal Dino
Compagni', Ztschr. f. roman. Philol. X, S. 71—123, hat
Scheffer-Boichorst das von ihm entdecKte Verhältnis D.'s
zu dem anonymen Commentator der Göttl. Komödie zurück-
geführt auf die Benutzung einer gemeinsamen Quelle, und hier
so wie sonst überall die zahlreichen groben Fehler und Nach-
lässigkeiten nachgewiesen, welche es unmöglich machen, in
der uns erhaltenen Chronik das echte Werk des Dino zu er-
kennen, während er ein solches als Grundlage und Element
entstellender Ueberarbeitung jetzt nicht mehr m Abrede stellt.
Das Giomale storico della letteratura Italiana VI (1885)
S. 177—200, VII, S. 1—47, enthält von F. Nova ti «Nuovi
studi SU Albertino Mussato'.
Dasselbe VI, S. 53—112, enthält von Carlo Cipolla
Studi SU Ferro to dei Ferreti, im Anschluss an das Buch
von M. Laue (N. A. X, S. 435).
Im Arch. stör. Lomb. XIH, 2, p. 395—399, wird ein
Fragment von Joh. de Cermenate Hist. Ambrosianae urbis
(c. 55—68) nachgewiesen, übereinstimmend mitMurator^s Cod.
comitum de Capitano.
28*
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434 Nachrichten.
Von den schon XI, S. 432, erwähnten 'Miscellanea Fran-
ceseana' des D. Michele Faloci Pulignani (Foligno, Campi-
telli) sind die ersten zwei Lieferungen erschienen. Die erste
enthält den Catalogus ministrorum generalium desBernardus
de Bessa, nebst der Abhandlung von F. Ehrle, übersetzt
aus der Innsbr. Ztschr. f. kath. Theol. 1883. Wie dort, stehen
auch hier die oflfenbarsten Fehler der Turiner Hs. im Text,
die richtigeren Lesarten des Laur. in den Anmerkungen. Der
MG. SS. XIII, 392 abgedr. Katalog ist in den Anmerkungen
mitgetheilt.
Im Arch. stör. Ital. XVII, 1. Heft, untersucht F. Tocco
die 'Hijstoria de Septem tribulationibus ordinis
Minor um' (N. A. XI, 206), und giebt Auszüge aus dem
6. Theile, welchem er einen von den früheren Theilen ver-
schiedenen Ursprung zuschreibt. Ausführlich behandelt die-
selbe Schrift F. Ehrle im Arch. f. Litt. etc. II, S. 106 ß.
Im 2. Band des Arch. f. Litteratur u. Kirchengeschichte,
S. 165 — 248, hat H. Denifle, mit sehr gründlichen Vor-
bemerkungen und mit Benutzung zahlreicher Handschriften
herausgegeben: 1) das Verzeichnis der Magistri theol. des
Predigerordens von 1229 bis 1360, angefangen von Stephan
de Salanhac und fortgesetzt von Bern, Quidonis u. A., 2) ein
Verzeichnis der Schriftsteller aus dems. Orden bis zum dritten
Decennium des 14. Jahrh. mit Angabe ihrer Werke, 3) Assig-
nation und Austausch der Bücher im Kloster zu Barcelona
nach der Mitte des 13. Jahrhunderts.
Die 'Zeitschrift der Savigny- Stiftung', Band VII, bringt
im 1. Hefte der germanistischen Abtheilung S. 17 ff. einen
Aufsatz von Richard Schroeder 'Zur Kunde der deut-
schen Volksrechte', welcher Bemerkungen zum Pactus
Alamannorum, zur Lex Angliorum et Werinorum, zur Lex
Ribuaria und Lex Saxonum enthält. Den Pactus setzt der
Verf. an das Ende des VI. oder den Anfang des VII. Jahrh.
und die Lex Ribuaria (wie jetzt auch E. Mayer, siehe unten)
in das VII. Jahrhundert, nicht vor 614. — Daran schliesst
sich S. 29 ff. eine Abhandlung von Prof. A. Gaudenzi in
Bologna 'Ueber die Entstehungszeit des Edictum Theo-
dericT. Der Verf. führt zum Theil in Wiederholung seiner
früheren Darstellung (Gli editti di Teoderico ed Atalarico e 11
diritto romano nel regno degli Ostrogoti, Turino 1884) aus,
dass das Edict in den Jahren 512—514 entstanden sei.
K. Z.
Dr. Ernst Mayer in Würzburg gelangt in seiner sehr
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Nacbrichten. 435
beachtenswerthen Schrift: ^Zur Entstehung der Lex Ribu-
ariorum*, München 1886, zu Ergebnissen, welche von den-
jenigen Sohms stark abweichen. Alle vorhandenen Texte
sollen erst etwa im letzten Jahrzehnt Karls d. Gr. entstanden,
aber gegenüber dem ursprünglichen Texte nur wenig ver-
ändert sein. Das Gesetz selbst würde in allen seinen Theilen
nicht vor dem VII. Jahrhundert verfasst und als einheitliches
Königsgesetz erlassen sein. Während aus dem übrigen In-
halt auf Entstehung um das Jahr 626 geschlossen wird, soll
sich aus Titel 88 ergeben, dass das Gesetz von Sigibert III.
bei Lebzeiten seines Vaters (633—639) publiciert sei. Letztere
Annahme beruht aber auf einer wohl unzulässigen Interpre-
tation der Worte: 'Hoc autem consensu et consilio seu pa-
terna traditione et legis consuetudinem super omnia iubemus',
wie denn auch sonst einzelne Aufstellungen des Verf. nicht
ohne Widerspruch bleiben dürften. Die umfangreiche Schrift
enthält auf S. 81 ff. in excursähnlichen Anmerkungen grössere
Beiträge zur Textkritik der Lex Salica und in den Nach-
trägen S. 177 — 181 eine Kritik des angeblichen Diedenhofner
Concils (Capitularia I, nr. 176, p. 360). — Anzeigen des Buches
finden sich in den Götting. gel. Anz. 1886, nr. 24, S. 976 ff.,
von V. Salis, und im Litter. Centralbl. 1886, nr. 50 von S.,
andere werden demnächst erscheinen von H, Brunner in der
Kritischen Vierteljahrschrift und von K. Lehmann in der
Deutschen Litteraturzeitung. K. Z.
Dr. Max Conrat (Cohn) theilt das Folgende mit: 'Eine
durch die Mittheilung des Herrn Delisle (N. A. XI, S. 643)
veranlasste Untersuchung von Nr. 336 Coli. Barrois hat er-
geben, dass diese Handschrift das Tübinger Rechtsbuch
enthält: vermuthlich ist sie der ehemalige Cod. Paris. 4719.
Hingegen steht sie mit N. 285 in keinerlei Beziehung, wie
schon Savignys (Gesch. d. röm. R. » II, 139. 135) Beschrei-
bung von Cod. Paris, erwarten Hess. Die Frage, was N. 285
enthält, ist übrigens ganz unabhängig davon. Die weitere
Beschäftigung mit der Handschrift hat meine Annahme
(XI, S. 435) einer selbständigen, neben der Coli. Tub. dem
Petrus als Quelle dienenden Sammlung, Ashburnhamer Rechts-
buch, über allen Zweifel erhoben*. — Inzwischen ist von dem
Vf. eine Abhandlung: *Das Ashburnhamer Rechtsbuch, Quelle
der Exceptiones Petrf als Manuscript gedruckt. Auch J. Ficker
hat das Rechtsbuch des Petrus und verwandte Quellen aus-
fiihrlich behandelt im 2. Ergänzungsband zu d. Mitth. d. Inst.,
S. 1 — 76 und 236 — 275. Unserer Aufgabe liegen diese Fragen
ziemlich fem.
Von den Urkunden zur Deutschen Verfassungs-
geschichte im 10.; 11. und 12, Jahrhundert von G. Waitz
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436 Nachrichten.
ist die zweite vermehrte Auflage erschienen (Berlin, Weidm).
Die Vorrede ist a^i 12. April 1886 unterzeichnet.
D. Schäfer: *Die Quellen für Heinrich V. Römerzug'
(Waitz - Aufsätze S. 145 — 156) unterzißht die von Pertz,
MG. LL. II, 65 — 73, aus verschiedenen Quellen geschöpfte
Zusammenstellung einer eingehenden Kritik, welche sehr un-
fünstig ausfallt, und weist auch in Gulekes Arbeit über
)avid Scottus viele Mängel nach.
L. Weiland: 'Friedrichs II. Privileg für die geistlichen
Fürsten' (Waitz -Aufsätze S. 249—276^ erweist, wie wir wohl
sagen dürfen, gegen Philippis Zweifel die Echtheit des Pri-
vilegs von 1220 (Reg. 1114) und erläutert dasselbe.
In d. Mitth. d. Inst. VII, 2, S. 316—320, berichtet AI oys
Schulte über ein zu Donaueschin^en befindliches Blatt
8. XIV. ine. des Schwabenspiegels, welches auch eine
Uebersetzung der ältesten steirischen Handveste von
1186 enthält; diese ist aber zugleich eine Bearbeitung mit Be-
nutzung der jüngeren Handvesten.
Die Sitz. Ber. d. Wiener Akad. CX, Heft 2, S. 219—301,
enthalten von E. Steffen hagen: *Die Entwicklung der Land-
rechtsglosse des Sachsenspiegels, V. Die Bocksdorfschen
Additionen\ Daselbst CXI, Heft 1, S. 603-642: VI. 'Die
Fuldaer Glossenhandschrift'.
H. Er misch hat im N. Archiv f. Sachs. Gesch. VII,
S. 108—110, ein an den Kurfürsten Friedrich II. 1451 ein-
gesandtes Weisthum über die Gerechtigkeit der Zinn werke
in Ehrenfriedersdorf, Geyer und Thum herausgegeben, nebst
Erläuterung und geschichtlichen Nachrichten über die, wie
Matth. Paris, berichtet, 1241 zuerst ausserhalb Cornwallis ent-
deckten Zinnbergwerke. Der von demselben bearbeitete zweite
Band des Freiberger Urkundenbuchs (C. D. Sax.
reg. n, 13) behandelt Bergrecht, Bergbau, Münze und enthält
eine grosse Fülle von bisher ganz unbekanntem oder doch
nur unvollkommen bekanntem Material, mit einem ausführ-
lichen und lehrreichen Vorbericht.
In der Bibl. de TEcole des chartes 1886, S. 720, hat
Julien Havet die tironischen Noten in Diplomen der
Merowinger zu entziffern versucht.
In dem 2. Ergänzungsband der Mitth. d. Inst. S. 77—197
veröflfentlicht Th. v. Sickel 'Erläuterungen zu den Diplomen
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Nachrichten. 437
Otto IF, zur Vorbereitung und Ergänzung der Ausgabe der-
selben bestimmt. Der letzte Abschnitt ist in erweiterter Be-
arbeitung italienisch abgedruckt im Arch. d, Soc. Rom. IX,
als ein bei Eröffnung des ^Corso pratico di Metodologia della
storia' bei dieser Gesellschaft gehaltener Vortrag.
G. See liger behandelt in d. Mitth. d. Inst. VIII, 1. Heft,
S. 1 — 64, 'Die kurmainzische Verwaltung der Reichskanzlei
in den Jahren 1471—1475', d. h. die Verpachtung derselben
für 10000 fl. jährlich, wobei der Erzbischof ein schlechtes Ge-
schäft machte. Er theilt das Fragment eines Registers der
Eanzleiaus^aben aus den Jahren 1471 und 1472 mit, und er-
läutert nach Anleitung desselben und anderer Documente sehr
genau die Verhältnisse und Finanzen der Eanzleibeamten,
nebst dem ganzen Geschäftsgang.
In d. Mitth. d. Instituts VTI, Heft 3, S. 436—460, theilt
E. Mühl bacher weitere 17 neue Kaiserurkunden mit, welche
zum Theil schon in seinen Regesten der Karolinger verzeichnet
sind.
In d. Ztschr. f. Gesch. d. Oberrh. N. F. I, 3, S. 336—356,
ist von Fr. v. Weech der Schluss des Verzeichnisses der
Kaiserurkunden des Grossh. Generallandesarchiv in Karls-
ruhe erschienen, von 1347 bis 1378, nebst einigen Nachträgen.
W. Meyer hat in den Forsch, z. D. Gesch. XXVI, 2,
S. 298, Nachricht gegeben von einem aus Ranshofen stammen-
den Fragment einer Urk. Heinrichs IV. und von einer Urk.
Ludwigs d. Fr. Nr. 686 in besserer Abschrift.
In d. Mitth. d. Inst. VII, 3. Heft, S. 461—464, berichtet
E. V. Ottenthai über einen im Ferdinandeum zu Innsbruck
befindlichen Stein mit dem Monogramm Heinrichs IV,
welcher vielleicht von einem Bau des Bischofs Altwin von
Brixen (1049—1097) herrührt, in Deutschland ein Unicum,
während es ja in Italien (z. B. in Ravenna) an Beispielen
nicht fehlt, jedoch, so viel ich weiss, nur aus viel älterer Zeit.
In der Rivista stör, Ital. IH, 3. Heft, behandelt V. La
Mantia die Geschichte der Inquisition in Sicilien, und theilt
S. 488 ein in den Regesten ausgelassenes Privileg Fried-
richs II. für dieselbe von 1224, Palermo, mit, welches er für
eine Fälschung erklärt.
In d. Ztschr. f. Gesch. d. Juden in Deutschland, 2. Heft,
S, 137 ff., theilt R. Hoeniger aus dem Kölner Stadtarchiv
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438 Nachriebten.
daB TransBumt einer bisher unbekannten Urk. Friedrichs 11.
vom Juli 1236 mit, worin dieser ein Privileg Friedrichs I.
vom April 1157 fiir die Wonnser Juden transsumiert und be-
Btätigty und auf alle Juden in Deutschland ausdehnt. Hinzu^
gefügt ist eine Widerlegung der gegen die Juden erhobenen
Beschuldigung der Benutzung von Christenblut, und das Ver-
bot, sie dessen femer zu bezichtigen. — Daran schliessen sich
Untersuchungen über die älteren Judenprivilegien von Hoeniger
undvonBresslau; dasPriv.HeinrichsIV.vom 19.Febr.lfeO
für die Speierer Juden wird als unglaubwürdig überliefert und
zu ^Ungunsten der Juden wesentlich umgestaltet nachgewiesen.
C. Wi[nkelmann hat in den Forsch, zur D. Gesch.
XXVI, 2, S. 308-313, zwei wichtige, K. Enzio betreffende
Urkunden Friedrichs IL herausgegeben; in der Legiti-
mationsurkunde wird als seine Mutter 'Alayta, nobilis mmier
Theotonica' genannt.
A. Bussen bestimmt ein von Palacky irrthümlich auf
Adolfs Wahl bezogenes Versprechen des Markgrafen Otto
von Brandenburg, übereinstimmend mit Ottokar von
Böhmen stimmen zu wollen, auf 1261 und die damals von
Werner von Mainz betriebene Neuwahl (Mitth. d. Inst. VII, 4,
S. 636-642).
L. Keller macht in seinem Buche: 'Die Waldenser und
die Deutschen Bibelübersetzungen* (Leipzig, Hirzel 1886) S. 44,
auf den, in Hubers Regesten übergangenen, Erlass Karls IV,
vom 17. Juni 1369, Lucca, aufmerksam, durch welchen den
Laien der Gebrauch von Büchern in der Landessprache, die
von der h. Schrift handeln, untersagt wird; gedr. bei Mos-
heim. De Beghardis et Beguinabus, p. 368.
Th. Lindner hat im Brem. Jahrb. XIII (1886) S. 1—37,
die Unechtheit des bisher unangefochtenen Privilegs des
K. Wenzel für die Stadt Bremen vom 4. Mai 1396 nach-
gewiesen, in welchem die längst als falsch anerkannten Ur-
kunden Wilhelms und Heinrichs V. wegen Befreiung der Bürger
von Ladungen vor einen Freistuhl bestätigt werden; er bringt
diese Urkunden in Beziehung zu einigen Stellen der Chronik
von Rynesberch und Scheue, und diesem weiter nach-
gehend, führt W. V. Bippen eine Anzahl von Einschiebungen
in derselben, ebenso wie die gefälschten Urkunden, auf den
Bürgermeister Johann Hemeiing zurück.
In den Mitth. d. Inst. VII, Heft 2, S. 240—246, hält
Th, Lindner gegen Weizsäcker und Hegel in der Anmerkung
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Nachrichten. 439
zum Chron. Moguntinum seine Ansicht aufrecht, dass die von
Trithemius im Chron. Sponhem. angegebenen 11 Artikel gegen
K. Wenzel, welche für dessen Absetzung geltend gemacht
wurden, nicht authentisch sind, und an dem Bericht des Chron.
keine Stütze finden; hier vermuthet er in XI einen Schreib-
fehler statt IX.
Als 2. Heft der ^Hist. Untersuchungen, herausgegeben von
Dr. J. Jastrow' (Berlin, Gärtner 1866) ist erschienen: *Die
Wahl Albrechts 11. zum römischen Könige' von Wilh.
Altmann. Beigegeben ist eine Anzahl nicht unwichtiger
Aktenstücke, nebst einem Cap. aus Eberhard Windecke nach
der Wiener Hs. 13975; ferner S. 69—74 der Nachweis, dass,
wie schon Riedel gezeigt hatte, J. P. Gundling sich auf
Aktenstücke berufen hat, welche nicht vorhanden sind und
niemals vorhanden sein konnten.
Sehr gerühmt wird in der Revue bist. XXX, p. 387,
Ch. Pfister: ^J&tudes sur le r^gne de Robert le Pieux,
996—1031 (64. fasc. der Bibl. de TEcole des hautes ^tudes),
worin auch seine Urkunden und 12 ungedr. hinzugefügt sind,
nebst einer Untersuchung seiner Diplomatik. Auch C. Petit:
*Histoire des ducs de Bourgogne de la race cap^tienne' (Paris,
Lechevalier 1886) enthält unter 230 Urkunden bisher unge-
druckte.
ülysse Chevalier, der Vf. des sehr verdienstlichen
Repertoire des sources historiques, hat nach dem Muster der
in Deutschland üblichen Regesten, ein 'Itin^raire des dauphins
de Viennois de la seconde race' (von 1178 bis 1282) und
ein 'Itin^raire de Louis XL dauphin drucken lassen, aus Ur-
kunden geschöpft, zunächst aber nur Daten und Ausstellungs-
orte ohne speciellen Nachweis und ohne Angabe über den In-
halt der Urkunden (Abdr. aus der Petite revue Dauphinoise),
'Studien über die ältere dänische Königsurkunde bis
zur Mitte des 13. Jahrh.' veröflfentlicht Hugo Hennings in
einer Hall. Diss. 1886.
Seitdem wir zum letzten Mal im N. A. die Papst-
regesten erwähnt haben, sind in rascher Folge drei neue
Lieferungen X, XI und XII erschienen, bearbeitet von
S. Löwenfela. Die letzte reicht bis zum 27. Oct. 1184 —
1185; das von diesem Tage verzeichnete Breve trägt bei JaflK
die Nummer 9711, in der neuen Ausgabe die N. 15296.
Das letzte Heft der Bibliothfeque de T^cole des chartes
(XLVII, 4) bringt auf S. 469 aus der Feder Delisle's eine
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440 Nachricbten.
kurze, aber sehr anerkenDde Anzeige der Regesta Pont. Rom.
ed. II. Delisle schlägt seinen Landsleuten vor, die in Deutsch-
land fast allgemein angenommene Citierungsweise (Jaffd-
Kaltenbr., Ja^- Ewald, Jaffö-L.) zu adoptieren und zu den
neuen Nummern die alten zu setzen, wenn das Regest bereits
in der ersten Ausgabe verzeichnet war. Wir knüpfen hieran
die Bitte, Beiträge zu Ergänzungen und Berichtigungen, welche
in einem Supplement am Schlüsse des Werkes gebracht werden
sollen, an die Bearbeiter gütigst einsenden zu wollen, von
welchen namentlich Herr Dr. Löwenfeld (Berlin N., Krausnick-
strasse 18) zur Annahme aller Bemerkungen, auch wenn sie
die früheren Theile betreffen, bereit ist.
Von J. V. Pfugk-Harttung ist erschienen: <Acta Pon-
tificum Romanorum inedita' IIl, 1, enthaltend Papstbullen von
c. 590 bis 1197.
Im Arch. d. Soc. Rom. IX, S. 283— 286, versucht A. Mo-
na ci, mit Beifügung einer Tafel, seine im N. A. XI, S. 429,
erwähnte Ansicht von dem Einfluss der byzant. Kanzleischrift
auf die grossen rundlichen Formen der Bullenschrifi des
9. Jahrhunderts zu begründen.
J. V. Pflugk-Harttung: ^Zur Plumbierung älterer
Papstbullen' (Waitz- Aufsätze S. 611 — 621) untersucht die ver-
schiedenen Arten der Befestigung der Bleibullen bis zur Mitte
des 12. Jahrhunderts.
In den Miscellanea Fiorentina di erudizione e storia, publ.
da Jodoco del Badia, vom April 1886, berichtet C. Paoli,
mit Abbildungen über die Bleib ulle, welche zu gebrauchen
Leo X. 1515 den Florentinern erlaubt hat: die Venetianer ge-
brauchten solche seit alter Zeit, von Pisa ist es seit 1179 be-
kannt, aber vielleicht älter; Alexander IL hatte es 1064 den
Lucchesen gestattet, und es scheint also, dass man die Bleibulle
als ein päpstliches Reservatrecht betrachtete, welches ohne
besonderes Privilegium niemand sich aneignen dürfe.
L. Weiland: 'Die Constantinische Schenkung',
Erster Artikel (Ztschr. f. Kirchenrecht XXII, 1, S. 137—160)
ist vorzüglich polemisch gegen Grauert gerichtet, und be-
kämpft dessen Gründe für seine Hypothese, dass die Urkunde
im Kloster Saint- Denis bald nach 840 verfertigt sei.
J. V. Pflugk-Harttung behandelt im Hist. Jahrbuch
VII, 2; S. 233—237, die Bulle Johanns XVIII. von 1006 (Reg.
3952), welche er für eine Fälschung erklärt, welche deshalb
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Nachrichten. 441
nicht als Beweis für den Gebrauch fränk. Schrift zu ver-
wenden sei, und Urbans II. 5403, welche er ebenfalls gegen
Löwenfeld als eine Fälschung nachweist, und Benutzung von
Bernolds Chronik darin vermuthet.
Im Bulletin bist, et philol. du Comitö des travaux histori-
ques et scientifiques, Nr. .2 von 1885, hat L. Delisle Nach-
richt gegeben von der in Perpignan verwahrten Originalbulle
SergiusIV. auf Papyrus von 1011 (Jaffö - Löwenfeld 3976),
verbunden mit einem Verzeichnis der in Frankreich vorhan-
denen Papyrusbullen und Fragmente. Dazu gehört eine aus-
gezeichnete Reproduction der Bulle durch Heliographie, sie
ist 97 Cent, lang, 70 breit. Eine Beschreibung von M. Bru-
tails, Archiviste des Pyr^n^es- Orientales, nebst Abdruck des
Textes, ist beigefügt.
Arch. stör. Lombarde XIII, 1, S. 127 (1886): Una boUa
di Greg. VII. Conserv. nelF archivio di stato di Milano.
Abdruck einer Bulle vom 10. März 1078 für Christoforus, Abt
von St. Peter in Cremona, mit Rota und Datum p. m. Petri
canc. atque card., wie Reg. 5069. Anfang: 'Supernae mise-
rationis respectu*.
In d. Mitth. d. Inst. VII, 3. Heft, S. 478, veröffentlicht
Franz Maresch ein Schreiben von 1665, aus welchem her-
vorgeht, wie schwierig es war, zum päpstl. Archiv Zutritt
zu erhalten, und wie schwer, in den Registerbänden etwas zu
finden: ^bisogna per rinvenir una materia, uoltra (voltar?)
quaranta libri del registro publice di quatrocento fogli Tuno,
che sono senza rubricella et di carattere scabroso, oltre a di-
versi altri libri di spedizioni secrete, staute ch' in piü modi
suole S. S. Ap. in casi simili spedire le grazie'. — Eine über-
sichtliche Geschichte des päpstlichen Archivs giebt S. Löwen-
feld im Hist. Taschenbuch 1886 und 1887, im letzten Artikel
vorzüglich über die in neuester Zeit erfolgte Oefinung zu
wissenschaftlicher Benutzung.
Gegen die übermässig harten Anffriffe des P. Denifle
(s. N. Ä. XI, 638) verwahrt sich Kaltenbrunner in den
Mitth. d. Inst. VII, 4, S. 691 — 699, indem er einige Versehen
zugesteht, andere Ausstellungen zurückweist. Auf den fol-
f enden S. 699—708 tritt Th. Sickel, bei lebhafter Aner-
ennung der Verdienste und Kenntnisse des päpstl. Herrn
Unterarchivars, doch auch der allzu scharfen rolemik des-
selben entgegen, und betont namentlich unsere noch unzu-
reichende Kenntnis der in Rom und an der Curie zu ver-
schiedenen Zeiten üblich gewesenen Schriftarten.
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442 Nachrichten.
Die Abhandlung von C. Rodenberg über die Register
Honor. IIL etc. (N. A. X, 508—578) wird in den Mitth. des
Inst. Vn, 3. Heft, S. 478-480, von E. v. Ottenthai, theil-
weise zustimmend, besprochen. G. Digard bespricht in der
Bibl. de TEcole des chartes (1886) XLVII, S. 80-87, 'La
s^rie des registres pontificaux du 13®. si^cle', die Randbemer-
kungen, welche auch von Denifle eingehend erörtert sind.
Im Eist. Jahrb. VII, 4, S. 641, weist H. Fiuckejyon
drei Privilegien Gregors IX. für die Minoriten, welche Wil-
mans für verdächtig erklärt hatte, nach, dass dieselben nach
Ausfertigungen mit anderen Daten bei Potthast verzeichnet
sind, und kein Grund zum Verdacht besteht.
In d. Mitth. d. Inst. VII, 4, S. 555—635, setzt F. Kalten-
brunner seine 'Römischen Studien' fort, mit einer sehr ein-
gehenden Prüfung der wichtigen Sammlung des Berardus,
welche uns sehr zahlreiche und politisch bedeutende Schreiben
allein erhalten hat; erstellt die sämmtlichen Briefe zusammen
und untersucht die Concepte, aus welchen sie erwachsen ist,
sowohl in Bezug auf ihre Verwendbarkeit als wirklicher Briefe,
wie auch auf ihr Verhältnis zu den Concepten, welche für die
Register als Untierlage dienten.
Von den Bearbeitungen der Regesten späterer Päpste sind
erschienen: das 1. Heft der Regesten Honorius IV. von
M. Prou, das 1. von Nicolaus IV. von E. Langlois, das
3. von Bonifaz VIIL von Digard, Faucon und Thomas
(Paris, Thorin).
Als 21. Band der Geschichtsquellen in der Provinz Sachsen
ist erschienen: Gust« Schmidt, Päpstliche Urkunden und
Regesten aus den Jahren 1295—1352, die Gebiete der heu-
tigen Provinz Sachsen und deren Umlande betreffend (Halle
1886).
In d. SB. d. Berl. Akad. vom 18. Nov. 1886 ist der Be-
richt des Prof. Schottmüller über seine im Vaticanischen
Archiv und an anderen Orten angestellten Nachforschungen nach
Akten über den Process gegen die Templer veröffent-
licht. Aus den sehr werth vollen Ergebnissen wird eine grössere
Publication für das J. 1887 in Aussicht gestellt.
In d. Mitth. d. Inst. VII, 2. Heft, S. 223 — 239, giebt
W. Hauthaler genaue Nachricht von dem Mondseer Codex
traditionum, mit manchen Berichtigungen zu der Ausgabe
im Urkundenhuch des Landes ob der Enns,
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Nachrichten. 443
Als erster Band von 'Acta Tirolensia' ist erschienen: Die
Traditionsbücher des Hochstiftes Brixen vom 10. bis in das
14. Jahrhundert, herausgegeben von Oswald Redlich (Inns-
bruck, Wagner). Vgl. die ausfuhrliche Besprechung durch
E. V. Ottenthai in d. Mitth. d. Inst. VII, 4, S. 658—665.
Indem 5. Bande des Fürstenbergischen ürkunden-
buches (Tüb., Laupp 1885) lässt Dr. Bau mann auf die Ur-
kunden des Hauses jetzt die Urkunden (resp. Regesten) folgen,
welche sich auf die Fürstenbergischen Lande in Schwanen
beziehen, in diesem Bande von 700 bis 1359.
In d. Mitth. d. Inst. Vn, 2, S. 314-316, berichtigt
J. Ficker die frühere Ansicht über ein Sanctgaller Urkunden-
fragment (Wartmanns ÜB. II, 399) dahin, dass es eine ober-
italische, die Wittwe des Grafen Otto von Lecco betreffendö
Urkunde um 975 ist.
Seb. Englert: 'Geschichte der Grafen von Wasser-
trudingen' (Wtirzburff, Stuber 1886) enthält diese Geschichte
in knappster Fassung; den grössten Kaum nehmen sehr reich-
haltige Kegesten zur Geschichte der Grafen und des Gaues
Sualafeld, von 793 — 1439, ein, mit grossem Fleiss aus
gedr. Werken und Archiven gesammelt; einige Urkunden und
Siegeltafeln sind beigegeben.
Von der Badischen bist. Commission ist die erste Lieferung
der Regesten zur Geschichte der Bischöfe von Constanz
S>is 1110) erschienen (Innsbruck, Wagner), unter Leitung von
r. Fr. V. Weech bearbeitet von r. Lad ewig. Die von
Dümmler im N. A. XI, S. 408, aus einer Darmst. Hs. mit-
getheilten Namen Constanzer Bischöfe s, XI. werden in der
Ztschr. f. Gesch. d. Oberrh, N. F. I, 2, S. 223 — 227, von
P. Ladewig abgedruckt und erläutert.
Von Dr. W. Sauer bearbeitet ist der erste Band eines
Nassauischen Urkundenbuchs erschienen (Wiesbaden,
Niedner 1886). Eine sehr ausfuhrliche Recension mit vielen
Ausstellungen und Verbesserungen, von A. Wyss, steht in
d. Westd. Ztschr. V, 4. Heft, S. 377—403.
Siegener ürkundenbuch, herausgegeben vonPhilippi,
1. Abth. bis 1350 (Siegen, Kogler 1887).
Quellen zur Geschichte der Stadt Worms. Auf Ver-
anlassung und mit Unterstützung des H. C. W. Heyl, vormal.
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444 Naebricbten.
Mit^ed des deutschen Reichstages^ herausgegeben. I. ÜB. von
H. Boos, 1 (627—1300). Berün, Weidm. Buchhandlung.
Pommersches Urkundenbuch II, 2 (1278 — 1286) von
R. Prümers.
In den Mittheilungen ans dem Stadtarchiv von Köln,
10. Heft, 8. 15 — 75, werden die Regesten aus den Copien-
büchem von 1418 bis 1424 nach den ausführlicheren hs.
Regesten von Dr. Hermann Keussen fortgesetzt.
Bei Nachforschungen in den Archiven Kölner Kirchen
hat in St. Columba sich ein reicher Schatz von Urkunden
gefunden, namentlich bis 1170 hinaufreichende Schreinsbücher.
Mitth. X, 92-
In den 'Bijdragen en mededeelingen' der Hist. Gesell-
schaft in Utrecht, 9. Band, S. 31 — 125, theilt S. Mull er
Aktenstücke (von 1250 bis 1462) mit, betr. den Streit der
Bischöfe von Utrecht mit der Stadt über den Besitz von
Herrschaftsrechten, als Belege zu seinem Werk: 'Recht en
rechtspraak te Utrecht in de middeleeuwen'. Mit Bedauern
begegnen wir gleich in der ersten Urk. dem falschen ^quum'
statt ^quoniam'.
Urkunden des Deutsch-Ordens- Centralarchivs zu Wien,
herausgegeben von v. Pettenberg, I (Leipzig, Freytag 1887).
In d. Ztschr. d. Harzvereins f. Gesch. und Alt. XIX be-
handelt G. Schmidt die Dompröbste von Halberstadt,
mit einem Anhang von Urkunden, worunter namentlich die
Aktenstücke über die Ermordung des Domherrn Nicolaus von
Walhausen durch den Probst Dietrich von Rabiel 1414 merk-
würdig sind.
Cartulaire de Tabbaye de Saint-Vincent du Mans,
publ. et annot^ par R. Charles et S. Menjot d'Elbenne,
1. fasc. des 1. Bd. (572—1484), Le Mans 1886. 4.
Haigner^, Les Chartes de Saint-Bertin, d'apr^s le
grand cartulaire de dom Charles -Joseph Dewitte, dernier
archiviste de ce monastere; publikes ou analys^es, avec un
g'and nombre d'extraits textuels. T. 1. 648 — 1240, Saint-
mer, impr. D'Homont.
Dr. Gustav Toepke: 'Die Matrikel der Univers.
Heidelberg von 1386-1662 ri884 und 1886, Heidelberg,
Winter) ist mit dem 2. Theil vollendet.
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Nachrichten. 445
Von Ad. Hofmeister ist der Anfang einer Ausgabe der
Matrikel der Univ. Rostock (1419—1425) als Festgabe
zur 51. Versammlung des Vereins f. mekl. Gesch. und Alter-
thumskunde ausgegeben.
Fr. Kühn hat die 'Geschichte des ersten Lat. Patriarehen
von Jerusalem' behandelt (Leipzig, Fock 1886), 4. und behauptet
in einem Excurs, S. 59—67, die Echtheit des Briefes des
Patr. Dagobert an Boemund bei Wilhelm von Tyrus X, 4,
gegen Prutz und Eugler.
Richard Eichner: 'Beiträge zur Geschichte des Vene-
tianer Friedenscongresses von 1177' (Berl. Diss. 1886)
ist für die richtige Datierung und Erklärung der betr. zahl-
reichen Briefe zu beachten.
Ein Brief Lübecker Franziskaner an den Gardian Was-
mund in Riga, mit Nachrichten über den grossen Brand von
1276, ist von M. Perlbach auf dem Einbände eines Buches
der Königsberger Bibliothek aufgefunden und in d. Altpreuss.
Monatschrift Ä, 4. Heft, abgedruckt; wiederholt in d. Ztschr.
f. Lüb. GescL V, 1. Heft, S. 153.
Die Ztschr. f. Gesch. d. Oberrheins, N. F. I, Heft 2,
S. 200 — 218, enthält von Aloys Schulte die Beschreibung
eines von P. Eubel im Franziskanerkloster in Würzburg ent-
deckten Formelbuches, aus welchem derselbe eine Anzahl
merkwürdiger Schreiben von den Königen Rudolf und Albrecht
und anderen Personen dieser und etwas späterer Zeit mittheilt.
Im Arch. f. Oest. Gesch. LXVIH, 1. Hälfte, S. 1—158.
hat Ferd. Tadra die ^Cancellaria Johannnis Novi-
forensis, episcopi Olomuc' (1364 — 1380) herausgegeben,
eine reiche Sammlung von Urkunden und Briefen, welche u. a.
über die Entfernung Joh. aus der k. Kanzlei und über seine
Bewerbung um das Bisthum Breslau neue Nachrichten ent-
halten. Die vorzüglich benutzte, von Dr. R. v. Jak seh ent-
deckte Klagenfurter Hs. enthält auch das Formelbuch des
Heinricus Italiens.
Im N. Archiv für Sächsische Gesch. VII, S. 147, theilt
L. Schmidt aus einem Formelbuch ein Schreiben K. Fried-
richs III. an Philipp von Burgund mit, welches sich auf dessen
Streit mit den sächsischen Fürsten um Luxemburg bezieht.
Ad. Bachmann theilt in d. Mitth. d. Inst. VII, 3. Heft,
S. 471 — 477, aus dem Münchener Reichsarchiv einen merk-
würdigen Bericht an K. Maximilian über die letzten Willens-
äusserungen seines Vaters mit.
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446 Nachrichten.
In d. Mitth. d. Inst. VII, 2. Heft, S. 209—222, beschäf-
tigt sich R. Hotz mit der sog. Tabula Peutingeriana,
gegen deren Identität mit der 1265 von dem Eolmarer Mönch,
der aber damals in Basel war, verfertigten Tafel er sich (mit
Jaff^) erklärt.
R. Doering, welcher Silius Italiens als Vf. der als
Homerus Latinns oder Pindarus Thebanus bekannten
£pitome der Ilias nachgewiesen hat (N. A. X, 446), hat jetzt
in d. Strassb. Diss. (1886, 4^ 'De Silii Italici Epitomes re
metrica et genere dicendi' diese seine Ansicht, welche von
verschiedenen Seiten Zustimmung gefunden hat, durch weitere
Gründe von Seiten der Metrik und des Sprachgebrauchs
gestützt.
Von D. Leroux ist erschienen: Le pofete S. Ven. For-
tunat (Paris, Oudin).
In d. Ztschr. f. österr. Gymn. 1886, IL Heft, S. 81—101,
ly. Heft, S. 241-254, VI. Heft, S. 401-411, bringt M. Mani-
tius eine reiche Nachlese von benatzten Stellen älterer Dichter
für Corippus (mit Ausschlus der in einem Programm von
R. Amann, Oldenb. 1885, enthaltenen Stellen), Ausonius,
Avitus, Fortunat, woM. den Paulinus Petricord. als bisher
übersehene Quelle nachweist, für diesen Paulinus selbst,
Ennodius und Orientius. Derselbe hat in den SB. der
Wiener Akad. CXII, 2. Heft, S. 535—634: <Zu Aldhelm und
Baeda' aus den Schriften derselben die Entlehnungen aus
älteren Schriftstellern gesammelt und mitgetheilt. Wenn S. 631
unter den Schriften des 6. bis 8. Jahrh. auch das Epit. Bavonis
von Livinus genannt wird, so ist das nach dem oben S. 429
erwähnten Nachweis von Holder -Egger zu berichtigen.
Als ein Werk, welches nach der Vermuthung des Heraus-
gebers von einem Kleriker der nördlichen Gegenden des
fränkischen Reiches im 8. Jahrh. herrührt, verdient Erwähnung
*Eine Augustin fälschlich beigelegte Homilia de sacri-
legiis', über abergläubische Gebräuche, aus einer Einsiedler
Hs. s. VIII. von Prof. C. P. Caspari 1883 in norwegischer
Sprache, jetzt deutsch mit kritischen und sachlichen Anmer-
kungen herausgegeben (Christiania, Dybwad 1886). Vgl. Lit
Centrabl. 1886, N. 44; Ztschr. f. D. Alt. XXX. Anz. S. 256.
Der 2. Jahrgang des Jahrbuchs f. Geschichte, Sprache
und Lit. Elsass -Lothringens enthält: Dichtungen des Ermol-
dus Nigellus, übersetzt von Th. Reinhart.
Augusto Gaudenzi, La Vita e i miracoli. di San
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Nachrichten. 447
Germano vescovo di Parigi descritti in versi da un anonimo
suUo scorcio del secolo IX. (Bologna 1886) publiciert aus einer
Bologneser Handschrift des 10. Jahrhunderts^ die wohl aus
St. -Germain- des -Pr^s stammt, eine bisher unedierte, von einem
Mönch genannten Klosters am Ausgang des 9. Jahrhunderts
verfasste und König Odo gewidmete metrische Bearbeitung
der Vita S. Germani auct Venantio Fortunato und der Trans-
latio desselben vom Jahr 755. Die Praefatio war 'subnexa'
jetzt verlorenen 4ibris electionis domni Odonis regis'. Im
Prolog zur Translatio und in einem Epilog wendet sich der
Dichter an den König. Aus derselben Handschrift folgt noch
ein Hymnus auf S. Germanus und Epitaph des Bischofs Gozlin
von Paris (884—886). H.-E.
In den Mölanges d'arch^ologie et d'histoire publi^s par
l'l^cole franc. de Rome VI, und daraus besonders abgedruckt,
theilt L. Delisle ein schönes Facs. des Virgil mit, welchen
am Ausgang des 9. Jahrh. Rahingus von Flavigni für sein
Kloster abschrieb. Abgedr. sind sein Vorwort, worin Virgil
als nützliches Schulbuch bezeichnet wird, und die am Schlüsse
stehenden Verse (beide auch N, A. V, 431). und ein ähnliches
Vorwort und Verse aus einer ebenfalls von ihm geschriebenen
Hs. der Epistolae Pauli in Orlöans. Im Text wird die zweifel-
hafte Chronologie Rahings als Probst, und des Bischofs Walo
von Autun behandelt.
Als Supplementband zum 'Philologus' (V, 3) hat Paul
Schwenke 'Des Hadoardus Cicero-Excerpte' mit-
getheilt und bearbeitet, aus dem höchst merkwürdigen Werke
eines Westfranken des 9. Jahrhunderts, welches von ungewöhn-
licher Gelehrsamkeit und Belesenheit zeugt, während freilich
das auch von Dümmler (Poet. lat. II, 683) herausgegebene
einleitende Gedicht unbeholfen und oft kaum verständlich ist.
Diese Benutzung heidnischer Autoren, welche zugleich von
allen dem Priester anstössigen Worten und Stellen gereinigt
werden, ist für die damaligen Studien sehr charakteristiscn.
Am Rande stehen Inhaltsangaben in tironischen Noten.
In einer Abhandlung über die ältesten Sprichwörter-
samnJungen des Mittelalters (Zeitschrift f. Deutsches Alter-
thum XXX, 3. Heft) bemerkt E. Voigt auf S. 26, dass die
von Bresslau zu den Sprüchen des Wipo S. X. als verloren
bezeichnete, von Pez benutzte Tegernseer Hs. der Cod. lat.
Monac. 19411 ist, wo diese Sprüche auf f. 49 als 'Henrici
proverbia centum' vorkommen. — In den jetzt nach Florenz
fekommenen Libri^schen Hss. enthält N. 68 s. XIII. eine alpha-
etisch geordnete Sammlung von Sprichwörtern (Delisle S. 38).
Neues ArcbiT ete. XII. 29
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448 Nachrichten.
In den 'Notices et extraits des manuscrits' XXXI, 165 —
194 (Paris 1886) hat Hauröau soeben aus des Hs. zu Cambrai
das auf den Investitur streit in Lüttich bezügliche Ge-
dicht als ein noch ungedrucktes herausgegeben, welches zum
ersten Male in dieser Ztschr. (XI, S. 175—194. 413) vor
einem Jahre veröffentlicht und inzwischen daraus von Rocholl
wiederholt wurde. Die seinem Abdrucke zu Grunde liegende
Abschrift scheint sorgfältiger gewesen zu sein, als die, welche
Bethmann uns hinterlassen hatte, so dass die nicht wenigen
Abweichungen der beiden Drucke von einander das richtigere
öfter, jedoch nicht immer, auf der französichen Seite erkennen
lassen. Ich bemerke nachstehend diejenigen Lesarten, die
nicht bloss orthographischer Art sind. (Die Orthographie ist
in der neuen Ausgabe offenbar freier behandelt, als von uns.)
N. A. XI, S. 180. II, 36 ^o' fehlt. - IE, 4 'aevi\
S. 181. III, 43 'Heu mihi'.
S. 183. IV, 46 'nee pueri'. — 56 ^os patiens\ — 57 fehlt.
— V, 7 <rotarum\
S. 184. V, 69 'abesse\ — 71 'dehisse' (so). — 79 'sonaref .
— 89 'Aequore'. — VI, 9 'Ortum seminis expedit. — 15 'in-
venies*. — 19 'raperet merum'.
S. 185. 34 'prospicis? Huic ego 35 'Vectem'. — 43 «nu-
bentibus'.
S. 186. VII, 33. 'areis*. — 39 . 'conus cypres' (so). —
47 'Infoecunda'.
S. 187. VIII, 5 'promovebor'. — 6 'stemur'. — 7 'stemur\
IX, 2 'Me de Libano quando'. — 5 'refugeret'. — 13 'ubi nunc'.
17 'fugarunt hos vigiles'. — 19 'subrogarunf.
S. 188. 29 'ardula Gallicas'. — 33 'stravit'. ~ 36 'Martyr'.
— 45 'dicere quas trahit*. •— 46 'error . Nemne'. — 49 'de*
fehlt. — 55 'David'. — 56 'ager serenus'. — 61 'viveres'. —
65 'Vestitus alba pelle'. — 67 'Verusque'.
S. 189. 75 'Quos'. — X, 3 'regeram'. — 5 'Mona ut' 'est
tibi'. — 20 'quidlibet' 'clavifer'. — 29 'que' fehlt.
S. 190. 40 'Snscepique'. — XI, 9 'debitor'. — 15 'paupere'.
S. 191. 51 'üt'. -XII, 1 'Florenis'.
S. 192. 17 'o Petre'. — 25 'In quocumque'. --29.'Bonii'.
39 'Mestis'. — 45 'monachus'. — 46 'Exules'. — 49 'gentes'.
5^ 'hoc'.
S. 193* 57 'nobis'. — 63 'foro'. — 65 'nostro'. — 67 'nobis'.
— 74 'Bonium Florenas'.
S. 194. XIII, 5 'sub apposito'. — 12 'et faber idem'.
E. D.
Die im N. A, XI, S. 606, abgedruckte Grabschrift auf
Obizo, den 1139 verstorbenen Leibarzt Ludwigs VI, ist,
nebst genaueren Nachrichten über ihn, schon bei Bulaeus, Hist.
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Nachrichten. 449
univ. Paris. II, 756,' und daraus bei E. Voigt, Isingrimus,
p. Cn, gedruckt.
Die versificierte Vita S. Martini des Abtes Bieher
von St. Martin zu Metz im Anfang des 12. Jahrhunderts hat
R. Decker im Programm des Gymn. zu Trier 1886 heraus-
gegeben.
H. V. Sauerland untersucht in der Ztschr. f. D. Alt.
Bd. 30, S. 1 — 58, das Lehrgedicht des Wernher von Elmen-
dorf über die aus heidn. Autoren gewonnene Sittenlehre, von
deren Sätzen er die Quellen nachweist. W. schreibt, wie er
sagt, auf Antrieb des Probstes von Heiligenstadt, Dietrich von
Elmendorf, in der 2. Hälfte des 12. Jahrb. und nach S. war
dieser dazu angeregt durch Abaelard, aus dessen Schriften
vollkommen übereinstimmende von den sonst gewöhnlichen
abweichende Ansichten nachgewiesen werden. Gelegentlich
macht S. auf S. 56 aufmerksam auf Abael. Theol. christ. II
(Migne CLXXVIII, 1210), wo ausführlich die Vorliebe der
tranz. Bischöfe fiir *ioculatores' und Schauspiele, selbst in den
Kirchen, getadelt wird.
Joh. Huemer hat (Roman. Forsch. HI, S. 315—330)
das Gedicht 'Synodicus' des nur von Hugo v. Trimberg ge-
nannten Warnerius Basiliensis aufgefunden und heraus-
gegeben ; der Schluss fehlt. Als Nachahmer Theoduls schreibt
H. ihn etwa der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts zu. Es sind
Parallelen des alten und neuen Bundes unter dem Vorsitz der
Sophia; ein Wettstreit, wie H. annimmt, liegt nicht vor. Der
Text bedarf etlicher Verbesserungen.
Die Gedichte des Cod. Bodl. add. 44 werden in der
Bibl. de T^cole des eh. XLVII, p. 88—97, von Haur^au
nachgewiesen, und der einzige unbekannte darunter (O mores
perditos) nach einer Pariser Hs. abgedruckt.
Von Joseph Seemüller ist eine sehr sorgfältiffe. mit
den nöthigen Erläuterungen versehene Ausgabe der Gedichte
des sog. Seifried Helbling (der Herausgeber hat den
Namen als den herkömmlich bekannten beibehalten) erschienen
(Halle, Waisenh.). Für die MG. hat S. die Ausgabe der
Ottokar. Reimchronik übernommen.-
In den Roman. Forschungen III, S. 281—314, veröffent-
licht E.Voigt eine Spruchsammlung des 14. Jahrh. aus dem
Cod. Univ. Gott, philol. 130 von 1366 als 'Florilegium
Gottingense', mit genauem Quellennachweis. Es ergiebt
sich eine bunte Zusammenstellung aus antiken und mittel-
29*
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450 Kachricbten.
älterlichen Elementen, welche zur Warnung davor dienen kann,
nicht aus einer einzelnen Anführung eines Verses auf Bekannt-
schaft mit dem betr. Schriftsteller zu schliessen.
A. Gabrielli beschreibt im Arch. della Soc. Rom. di
storia patria IX, S. 229—271, den Cod. der Rom. Bibl. naz.
Mss. Varia 4, saec. XVI, welcher eine in 14 Rosarien ein-
getheilte Gedichtsammlung von Kicolaus v. Dinkelsbühl
enthält, meistens bekannte ältere Verse, mit Angabe der
Melodie; weiterhin u. a. ein 'Speculum' der Karthäuser, worin
als Verfasser rhythm. Gedichte sich Mönche von Seitz und
Geiriach in der Steiermark nennen.
Ueber die Lieder der Königinhofer Hs. ist wieder heftiffer
litterarischer Streit entbrannt; eine böhmisch geschriebene Ab-
handlung von Jar. Goll (Prag 1886) erweist die Fälschung.
G. Schmidt publiciert in d. Mitth. d. Inst. VII, 4, S. 647
—652, die Rechnung des Halberstädter Stadtschreibers über
seine Reise nach rressburg an den k. Hof, 1429. Auf
S. 650 ist wiederholt 'ducatos' statt 'den.' gedruckt.
Im 19. Band der Ztschr. f. Deutsche Philol. haben Röh-
richt und Meisner einen ^niederrheinischen Bericht
über den Orient' mitgetheilt aus einer Hs. des Stadtarchivs
in Köln, in Kölner Mundart geschrieben gegen das J. 1350,
eine Hauptquelle Ludolfs von Suchern. Voran geht in der
Hs. eine kürzere Redaction der Legende von den h. 3 Königen ;
S. 6 sind einige Nachweise über das Buch des Job. v. Hildes-
heim gegeben.
In einem Aufsatz über die Thätigkeit des Stiftes Ein-
siedeln für die Reform deutscher Klöster (Studien und Mit-
theilungen aus dem Benedictiner- und Cistercienser- Orden.
1886. Heft I und II) weist P. Odilo Ringholz nach, dass
Einsiedeln schon vor den Hirschauem eine lebhafte Reform-
thätigkeit entfaltete. Dabei führte es seine ^Gewohnheiten'
auch in anderen Klöstern ein. Diese Gewohnheiten von Ein-
siedeln glaubt nun Ringholz in den schon von S. Hirsch be-
nutzten Consuetudines S. Emmerammi gefunden zu
haben. Dieselben seien für S. Emmeram geschrieben, ent-
hielten aber die dort von Einsiedeln eingeführten Gewohn-
heiten. Er druckt dabei jene Consuetudines aus einer Ein-
siedler Handschrift (Nr. 235) ab. Der Codex stammt aus
dem 10. Jahrhundert, und bricht mitten im Satze ab.
W. Schnitze.
Von M, Perlbacb ist eine sehr eingehende Untersuchung
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Nachrichten. 451
der Deutschordensstatuten in Bezug auf ihre älteste
Form und die Ableitung aus anderen Statuten erschienen
(Waitz. Aufsätze S. 337~-366)>
Im Arch. d. hist. V. f. Unterfr, und Aschaffenburg XXX
(1886) S. 249—335, hat Emil Ulrich den Liber regulae
Haugensis herausgegeben, worin die Memorienstiftungen des
Stifts Hang in Würzburg enthalten sind.
In den 'Bijdragen en Mededeelingen' der Utrechter hist.
Gesellschaft IX, S. 126 — 392, hat X.. van Hasselt das
Nekrologium der Earthause Nieuwlicht (Nova lux) oder
Blumentlial bei Utrecht herausgegeben, d. h. ausser dem
eigentlichen Nekrologium (S. 222—353) emen 1440 verfassten
Bericht über die Stiftung (1392) und Geschichte des Klosters,
und den Earthäuser. Orden, femer sehr reichhaltige Stiftungen,
die Verbrüderungen, Officien, und die Aufzählung der dort
begrabenen Personen.
In d. Ztschr. f. Gesch. d. Oberrheins, N. F. II, 1, S. 99
— 110, giebt W. Wiegand Nachricht von zwei Hss. des
Strassburger Domkapitels, welche sich in der Bibl. des
Stifts Melk wiedergefunden haben: das ^Directorium chori'
von Fritsche Closener vom J. 1364, und der ^ber regulae*
mit dem Seelbuch, beide einst von Grandidier benutzt
M. Perlbach hat in der Hall. Univ. Bibl. als Einband-
decke ein Blatt aus einem Naumburger Anniversarienbuch
gefunden, und den Text (März und April) in den Neuen Mit-
theilungen XVII, S. 249—255, mitgetheilt.
Im Besitze des Kaplans Mertens in Köln befindet sich
ein Nekrologium s. XIV. von St. Kunibert in Köln. Mit-
theil, a. d. Stadtarchiv X, 91.
Obituaire du convent des cordeliers de Ch&teauroux
(1213—1782), publiö d'aprfes Tori^nal conserv^ aux archives
du d^partement de Tlndre, avec introduction^ notes et table
alphabötique, par Hubert. 84 p. 8. Paris, Picard.
In einer glänzenden Publikation in grösstem Format:
^Two memoirs on the Evangelia quatuor, once belonging to
the abbey of Lindau aud now to the Earl of Ashbumham'
( Westminster, sold at the Apartments of the Society of Anti-
quaries in Burlington House 1885), werden von dem einst
dem Stift Lindau, dann dem Frhrn. v. Lassberg, gehörigen
Evangeliar die kostbaren Einbanddecken in schönem Farben-
druck vorgelegt. Archäologisch werden sie von AI, Nesbitt
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452 NftchricbteD.
besprochen; die eine scheint dem achten Jahrhundert, die
andere späterer karolinenscher Zeit anzugehören; auf die etwas
kühnen Yermuthungen des Vfs. einzugehen, ist hier nicht der
Ort. Der Text ist nach E. Maunde Thompson in Minuskel
des 10. Jahrhunderts geschrieben, und scneint also an die
Stelle eines älteren getreten zu sein.
Aus dem bekannten Ada-Codex der Trierer Stadt-
bibliothek sind in der Lintz'schen Buchh. daselbst 8 Blätter
in Photographie (Folioformat) erschienen (Preis pro Blatt 3 JL).
Die Gesellschaft f. Rhein. Geschichte bereitet eine vollständige
Facsimile -Ausgabe vor.
Mit der Photographie einer Miniatur und vielen Facs.
ausgestattet erschien: ^Das Gebetbuch der h. Elisabeth von
Schoenau. Nach der Originalhs. des 12. Jahrh. heraus-
gegeben von F. W. E. Roth. Augsburg, M. Huttier, 1886.
In dem Jahrb. d. Alterthumsfir. im Rheinl. 1886, S. 163—
168, beschreibt A. v. Sali et (nebst Photographie) zwei Blätter
mit den Abbildungen der hb. Eliphius und Martin, neben
denen der Abt Albanus und der Mönch, welcher das Buch
verfertigt hat, knieen. Der Abt wird als Abt von Gross
St. Martin in Köln in der ersten Hälfte des 12. Jahrh. nach-
gewiesen.
Wir benutzen den Raum, um aus dem Bulletin critique
vom 15. Dec. 1886 folgende merkwürdige Mittheilung des
Herrn A. Jngold über Vignier wiederzugeben:
Voici ce qu'on lit dans lesBorboniana qui se trouvent
ä la fin du 2^ volume des Mdmoires historiques crititiques et
littöraires de Bruys (Paris, 1702, in-12). 'H y a cdans
(ä rOratoire Saint -Honor^ oü le P. Vignier rösidait en mSme
temps que le P. Nicolas Bourbon) un certain p^re qui autrefois
a ^t^ huguenot, nommö le P. Vignier, qui est un grand, ex-
cellent et hardi menteur. D'oü on dit par ironie: ües v^rites
du P^re Vignier, les promenades de M. de Bourbon, la science
du P. Gomer, la conscience du P. Bonnet*. Voilä ce que
pensaient du P. Vignier de son vivant, ses propres confreres.
Von Herrn Dr. Max Conrat (Cohn) erhalten wir soeben noch folgende
Mittheilnng:
Die von P. Ewald V, 277 ff. nntersnchte Britt. Sammlung besitzt
fär die Geschichte des röm. Rechts keine geringe Bedentong, indem der
darin aufgenommene Auszug aus den Pandecten (S. 568 — 670. 684) sich
als diejenige Quelle erweist, aus welcher die dem Ivo zugeschriebenen
und verwandte Sammlungen die Pandectenstellen entlehnt haben. Ivo
hat also das Rechtsbuch selbst nicht benutzt.
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XXL
Die
Abtheilung" 'Briefe'
der
Monumenta Germaniae.
Uebersicht der ersten Abschnitte bis zum Jahr 911.
Von
W. Gundlach.
Schluss.
Henes Archiv etc. XIL 30
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m. Aevom Karolinorum regum et imperatonim
posteriorum.
A.
1« ServatiLupi abbatis Ferrariensis epistolae.
Codd. mss.: Paris, Bibl. nat. *S. Germ. 852. Ep. 128. der
gedruckten [Bethmannl. — 2858 (Colb.) s. IX. Epp. variae.
A. VII, 865. — Bouhier 149 ß. IX. Ep. 128. A. VIII, 286.
— 12292 (S. GermJ s. IX. Fragmenta.
Valenciennes *F. 2. 24 (S. Amandi Ein.) s. X. Ep. 128
[Bethmannl.
Ausgaoe: Opera ed. Baluzius p. 1 — 194.
Dazu kommen zwei Praefationes:
a. der Vita S. Maximini episconi Trevirensis, ad Wal-
donem: 'Amicos honestis*. Opp. p. 275;
b. der Vita S. Wigberti abbatis Fritzlariensis, ad Bunum
abbatem eiusque fratres: ^Cunctanti mihi'. Opp.
p. 292.
S* HincmariRemensis archiepiscopi epistolae.
Codd. mss.: Hannover, Kgl. Bibl. Äbschr. des Flacius
8. XV, dieselbe Hs., welche Eccard, Corp. bist. II, p. 375—
430 abgedruckt hat; dazu kommen noch drei Stücke, unter
ihnen R. 282. 287 1.
München 2534 (Aid. 4) s. XH. R. 251. — 5919 (Ebersb.
119) R. 251. - 12607 (Ransh. 7) s. XII. XIH. R. 251. N. A.
IX, 553. - 13109 (Rat. civ. 109) s. XII. XIII. H. ep. ad
Carolum regem R. 251 (?). N. A. IX, 555. — 14427 (Em.
E 50) s. XL R. 251. N. A. IX, 560. - 14738 (Em. G 122)
s. X. XI. R. 184. N. A. IV, 560. IX, 564. — 17290 (Scheftl.
290) 8. XIV. XV. R. 251. N. A. IX, 572. - 19131 (Teg.
1131») 8. XII. R. 251. K A. IX, 581. — 21625 (Weihenst.
125) 8. XV. H. ad Carolum regem R. 251 (?). N. A. IX, 587.
1) Soweit es möglich war, sind die einzelnen Stücke durch die
Nummern bezeichnet worden, welche Schrörs (Hincmar, Erzbischof von
Reims) im *Registrum Hincmari* S. 618 — 661 angiebt. 2) Wohl nicht
Verschieden von den Arch. VII, S. 122, angeführten 'Epistolae Hincmari
ad Carolum Teg. 962\ Während in dem neuen Münchener Catalog
Teg. 962 fehlt, enthält dagegen jener Auszug aus dem alten Catalog
nicht Teg. 1181.
30*
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456 W. Gandlach.
Salzburg, S. Petersstift VII, 34, R. 251. A. IX, 482.
Wien, Hofbibl. 628 (Theol. 743) s. XI. R. 251. — 974
(Univ. 276) s. XIL R. 251. — 1040 (Theol. 383) s. XII.
k 251.
Brüssel, Burg. Bibl., *5413--22 s. IX. H. ad Harduicum
et Theutgaudum episcopos: 'Quidam homo laicus' [Bethmannl.
A. VII, 866. VIII, 496. — *4087 s. XIL ex. 'Nuper in parochia
mea' [Bethmann]. ^Der Brief scheint ein späteres Machwerk
zu sein'. B. — 4100 s. XIL ^Nuper in parochia mea'. A. VIII,
493. — 7483 s. XIII. H. ad Carolum regem. N. A. IL 248.
cf. A. VIII 504.
Kopenhagen, KgL Bibl. 166 s. XL R. 116. N. A. X, 448.
Paris, BibL nat. 1594 (Bigot.) s. IX. ad Hadrianum papam
ep., qua Actardum incardinari deposcit. A. I, 303. — 2373
(ColbO 8. XIL R. 344(?). A. I, 303. VII, 41. — 2445 A.
s. XIV. ad Carolum Calv. de gestis et passione S. Dionysii
(Mabillon, Vet. Anal. p. 212). — 2447 s. XIV. ders. Brief.
*2827 8. XIU. ders. Brief [Bethmann]. A. I, 303. — 2865
(Colb.) s. IX. H. tractatus adv. Hincmarum Laudun., Hinc-
mari Rem. et Land. epp. mutuae. A. I, 303. VII, 44. — 2866
(Colb.) s. X. liber de divortio Lotharii regis et Thetbergae.
A. VII, 44. ~ 2878 (Mazar.) s. XIII. R. 146. — 5095 (Telle-
rianus) s. X. Hincmari Rem. et Laud. epp. mutuae. A. I, 303.
VII, 55. — 5569 (Baluz.) s. X. wie 2445 A. A. I, 303. —
10402 s. XVII. Lettre d'Hincmar. - 13764 (S. Germ. =
1040?) s. X. H. epp. IV. — S. Germ. 1040 (olim 725. S. Re-
migii Rem.) « s. X. R. 129. 130. 131. A. VII, 259, 868. VIII,
293. — Suppl. lat. 271. A. VII, 868. — Coli. Dupuy 9. Lettres
d'Hincmar. N. A. VIII, 622.
Laon, Theol. s. IX. Epp, selectae, H. clero ordini et plebi
Laudun.: ^Sicut beatus papa Innoc' A. VII, 863. 865. — 137
(jetzt 407). Hincmari aliorumque epp. A. VII, 865. VIII, 392.
- 399. 456 s. IX. X.R. 193». 193^ 195. 196. 197. 204»>. 206.
287. A. VII, 865. XI, 493.
Florenz, Laurentiana, S. Crucis Dext. XIX, 9 s. XI.
Hincmari comm. in Genes, ep. ad Ricardum, ad Carolum imp.
A. Xn. 726.
Rom, Eig. Vatic. 1347 s. IX. H. ep. formata ad Aeneam :
*Nostri fratres', et Aeneae ep. rescripta. A. XIL 226. N. A.
I, 570. — Christ. 151 (S. Joh. bapt. Laud.) s. XIII. R. 206.
A. XII, 269. — Palat. 295 s. XII. R. 251. A. XII, 334. —
296 s. XL Hincmari defensio cap. LV, H. Remens. ad Laud.
epp. (Labbe, Conc. VIII^. 1789 sqa.) und R. 287. A. XH, 334.
— Vallicell. D. 38 s. X. Nicolai I. epp. nebst denen v(m
Hinkmar, Rothad u. s. w. A. XII, 424.
1) Die von Sirmond als Cod. S. Remigii Bemensis bezeichnete Hs.
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Briefe von 841 bis 911, 457
Cheltenham, Bibl. des Sir Thomas Phillipps, 1745 (Meerm.
578) s. IX. ex. Hincmari epp. ad imperatorem Carolum in
duobus foliis, H. Brief an Karl über den h. Dionys cf. Maassen,
Sitzungsb. der Wiener Akademie LVI, S. 173 ff. A. VII, 98.
N. A. IV, 588. — 1769 s. X. R. 142. 329. 355. 502. 504. 505.
506. 507 ^ A. IX, 499. N. A. IV, 588. - 25133 Hincmari
epp. N. A. X, 591.
Oxford, Bodl. 3690. 224 (E Museo 157) s. IX. Hincmari
epp., darunter R. 251. A. VII, 91. 865.
DubKn, Trinity College 684.544. R. 195(?). 196(?). 197(?).
206. A. Vn, 104/ ^ WWW
Madrid, Bibl. nac. C. 40 s. XH. Canonen - Sammlung, dar-
unter Hincmar- Briefe. N. A. VI, 290. — C. 144 s. XIL gleich-
falls N. A. VI, 291.
Escorial, Real bibl. de S. Lorenzo Z. III. 19 gleichfalls
N. A. VI, 283.
Barcelona, Archive de la Corona de Aragon 40 (Heine)
s. XI. die Briefe Hincmars an Karl. N. A. VI, 386.
Ausgaben: Hincmari archiepiscopi Remensis opera ed.
I. Sirmondus I. II (1645^ worin die Briefe nach folgenden
Codd. herausgegeben sina : S. Remigii Remensis, S. Michaelis
ad Mosam, monasterii Herivallensis, Virdunensis, Suessionensis,
Leodiensis (S. Laurentii Leodiensis), bibl. Thuaneae, Belvacen-
sis, Laudunensis (S. Mariae Laudunensis) ; benutzt hat Sir-
mond ausserdem die beiden zu seiner Zeit vorhandenen Aus-
gaben : Opuscula et epistolae Hincmari Remensis archiepiscopi
(1615) ed. Cordesius, der seine Quelle niemals genauer be-
zeichnet, und Hincmari Remensis archiepiscopi epistolae ex
ms. membranaceo cod. bibliothecae nob. et cathedralis eccle-
siae Spirensis descriptae et nunc primum excusae, ed. Busaeus.
3* lohannis VIII. papae epistolae.
Codd. mss.: Rom, *Vatic. s. XI. A. V, 32. N. A. VI, 647.
VIII, 6 [Maul.
Turin, Universitätsbibl. 903 (E. V. 44) s. XII. A. IX, 603.
N. A. m, 340. VHI, 360. 363. 606.
London, Brit. Mus. Add. Mss. 8873. N. A. IV, 337.
338. V, 279. 298-316. 587.
B.
1) Lotharii imperatoris ad Leonem IV. papam ep., ut
Hincmaro archiepiscopo usum pallii concedat: 'Sedem aposto-
licam'. Labbe, Conc. VIH, p. 32: 'Ex cod. ms. ecclesiae Lau-
dunensis hanc epistolam edidit r. p. Ludovicus Cellotius'.
(Böhmer- Mühlbacher R. 1115.) Codd. mss.: Laon 399. 456.
A. XI, 494. — Dublin, Trinity College 684. 544. A. VII, 104».
1) Die Hs. trifft in ihrem Inhalt mit dem Cod. Virdunensis Sirmonds
zusammen. 2) Dazu kommen aus der Translatio S. Alexandri (MG. SS. II,
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458 W. Gandlacfa.
2) Ludovici Germanici regia ad Hadrianum papam ep.,
qua ecciesiae Coloniensi septennio proprio pastore viduatae
Willibertum praefectum esse nuntiat, pro quo pallium petit:
^Omnipotons Deus vos*. (Böhmer -Mühlbacher R. 1431).
ad Ludovicum 11. imperatorem ep.: suadeat papae, ut
Williberto archiepiscopo Coloniensi nuper electo pallium mittat:
*Opulento caritate dictante'. (Böhmer - Mühlbacher R. 1432).
ad Engilbergam imperatricem, filiam suam, de eadem re
ep. ^Si omnes una aegritudine'. (Böhmer -Mühlbacher R. 1433).
ad Hadrianum papam ep. : agit de Williberto archiepiscopo
Coloniensi confirmando: ^Sicut antecessores et parentes'.
(Böhmer -Mühlbacher R. 1438).
Ausgabe: Floss, Papstwahl S. 75. 78. 81. 84. Cod. ms.:
•Trier LXXI s. XH. XIII. [Waitz]. A. XI, 491.
3) Caroli Calvi regis libellus proclamationis adversus
Wenilonem Senonensem archiepiscopum . . in sancta synodo
apud TuUensium parochiam propria ipsius manu porrectus:
'Quia sicut dicit*. Baron. Ann. eccl. A. 859 N. 25 ex cod.
ms. Antonii Augustini. MG. LL. I, 462.
ad Nicolaum papam ep., qua pro Adventio intercedens
petit, ut in gratiam recipiatur: 'Quia sicut devotio'. Baron.
Ann. eccl. A. 863 N. 56 ex cod. Trevir.
ad Nicolaum päpam ep., qua de actis synodi Suessionen-
sis III. scribens laudat Hincmari oboedientiam, et clericorum
integram restitutionem pontifici reservatam et a se interim eccle-
siam Bituricensem Vulfado commendatam esse nuntiat: ^Sanctae
paternitatis vestrae'. Baron. Ann. eccl. A. 866 N. 84 ex monu-
mentis bibl. Nicolai Fabri. Cod. ms.: Laon399.456. A. XI, 494.
ad Hadrianum papam ep., qua eum de Hincmaro Lau-
dunensi episcopo quoddam imperantem commonefacit ^quia
reges Francorum ex regio genere nati non episcoporum vice-
domini, sed terrae domini hactenus computati sunt : ^Scriptum
est etiam'. Baron. Ann. eccl. A. 871 N. 93 ex epistola Hadriani.
Cod. ms. : Paris, Bibl. nat. 1594 s. IX. A. I, 298.
ad Nicolaum papam ep., qua de Ebonis causa uberrime
scribit, Vulfadi acceleratam promotionem excusat palliumque
pro eo petit: ^Quamvis omnium Deo\ Sirmond IH, p. 359:
'Nunc primum edita ex codd. Laudunensi et Leodiensi'. Cod.
ms.: (?) Laon 399. 456. A. XI, 495.
ad Adonem Viennensem archiepiscopum de Bemario Gra-
tianopolitano episcopo ordinando ep. 'Per Odonem*. Sir-
mond III, p. 377 ex cod. S. Mariae Anitiensis. Cod. ms.:
Taris, Bibl. nat. 1452 s. IX [Bethmann].
p. 677) drei Stücke (das zweite ein Mandat), welche die Empfehlung
Waltperts für seine Romreise zum Gegenstande haben, gerichtet an König
Ludwig, an alle Bischöfe, Grafen und Öffentlichen Beamten und an Papst
Leo (Böhmer- Mühlbacher R. 1106. 1107. 1108). Ueber zwei andere
Briefe Lothars s. Hrabanns.
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Briefe von 841 bis 911. 459
ad Nicolaum papam ep. pauUo ante synodum Suessio-
nensem scripta^ ut ecciesiam Bituricensem Vulfado interim
committere liceat: 'Sanctitatem paternitatis'. Sirmond III,
p. 613: 'Nunc primum in lucem edita ex cod. S. Mariae Lau-
dunen8i8\ Cod. ms.: Laon 399. 456. A. XI, 493.
ad Hadrianum II. papam ep.^ qua conqueritur^ quod ab
eo sua maiestas regia mmus honorifiee habeatur : ' Vestra vene-
randa paternitas*. Delalande, Conc. ant. Gall. Supplementa,
p. 264: 'Ex cod. Petaviano nunc primum editur*.
4) Lud 0 viel IL imperatoris ad Adonem Viennensem
archiepiscopum de Bernario episcopo Gratianopolitano ordi-
nando ep. 'Amantissimus et desiderantiBsimus'. (Böhmer-
Mühlbacher R. 1208). Sirmond III, p. 376 ex cod. S. Mariae
Anitiensis. Cod. ms.: Paris, Bibl. nat. *1452 s. IX. [Beth-
mann]. A. VIII, 338.
ad Basilium Orientalem imperatorem increpantem, quod
nomen imperatoris afFectet, ep. apologetica : 'Probabile quidem
et laudabile'. (Böhmer- Mühlbacher R. 1213). Mon. Germ.
SS. m, 521 im Chron. Salern. c. 106.
5) Lotharii regis ad Nicolaum papam ep., qua se Romam
profecturum esse nuntiat et auxilium contra Saracenos poUi-
cetur: 'Rex regum et princeps'. (Böhmer -Mühlbacher R. 1^58).
Baron. Ann. eccl. A. 867 N. 121 ex cod.*Trevir.
ad eundem ep., qua Theutgaudum et Guntharium ex-
communicatos deplorat et pro Theutgaudo veniam netit: Tost-
quam nobis divina*. (Böhmer -Mühlbacher R. 1269). Baron.
Ann. eccl. A. 864 N. 24 ex cod. Trevirensi.
ad eundem ep., qua rex litteris papae exagitatus se pur-
gare conatur: 'Deierente mansuetudinis'. (Böhmer - Mühlbacher
K. 1278). Baron. Ann. eccl. A. 864 N. 20 ex cod. Trevirensi,
ad eundem ep., qua in omnibus se eius voluntati obsecu-
turum esse promittit: 'Postquam nobis gratuita''. (Böhmer-
Mühlbacher R. 1281). Baron. Ann. eccl. A. 866 N. 37 ex
cod. Trevir.
ad Hadrianum papam ep., qua, Nicoiao papa mortuo, ab
eius successore petit, ut, quod a Nicoiao obtmere non potuit,
Romae audiatur: ^Infausta relatio'. (Böhmer -Mühlbacher
R. 1282). Baron. Ann. eccl. A. 867 N. 150 ex cod. Trevir.
ad Adonem Viennensem archiepiscopum de Bernario Gra-
tianopolitano episcopo ordinando ep. 'De itinere'. (Böhmer-
Mühlbacher R. 1289). Sirmond III, p. 377 ex cod. S. Mariae
Anitiensis. Cod. ms.: Paris, Bibl. nat. *1452 s. IX. [Beth-
mann]. A. VIII, 338.
1) Der Cod. Paris. 7661 (Baluz.) s. X. enthält ein* Fragmentum epi*
stolae, nt yidetur, liOtharii regis ad Nicolaum papam«
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460 W. Gundlacb.
CoDtestatio Lotharii re^s appellantis de ooniugio sibi con-
cedendo : ^ Vos o sanctissimi pontifices'. Cod. ms. : Rom, Palat
576 (RA. n) 8. IX. ex. i. A. XU, 338.
C.
1) Sergii n. papae de Drogone episcopo Metensi, glo-
rios! quondam Earoli imperatoris filio, cunctis trans Alpes
provinciis vicario praefecto ad episcopos transalpinos ep.
^Optaveram equidem'. J. 2586. Sirmond III, p. 9: 'in Metensi
codice S. Amulfi nacti sumus'.
ad Andream patriarcham Aquileiensem de eins cum
patriarcha Gradensi Ute auspiciis imperatoris componenda ep.
'Pro universis*. J. 2592. Ughelli, Italia sacra V, p. 38: 'ex
praestantissimo clarissimi nobilissimique viri Bernardi Trivisani
ms. codice descripta'.
t de coenobio Gandersheimensi ad omnes christianos ep.
'Omnis itaque'. J. 2594. Pertz, Probedruck eines Urkkb. der
weifischen Lande p. 5. Cod. ms.: Rom. Eig. Vatic. 5638
8. XVn. Epp. Sergii IL A. XH, 250.
2) Leo ms IV. papae ad Lotharium imperatorem epistolae:
a. se excusat, quod Alteo episcopo Augustodunensi pallium
contra patrum statuta tribuere religioni duxerit: 'Mandastis ut'.
J. 2603. Ivonis decr. IV, c. 210.
b. imperatori postulanti respondet, se Hincmaro pallii
usum libenter concedere. ut eo cotidie sacro fungens utatur
officio: 'Direxistis nobis. J. 2607. Coli. Brit. Leonis ep. 12.
c. de legato suo in itinere per consilium Georgii, Adriani et
Petriocciso: 'Legatum quem'. J. 2610. Coli. Brit. Leonis ep. 15.
d. de Hincmaro, qui superbiae tumore inflatus imperatorem
una cum fratre Carole rege et uxore ac filiis anathemate in-
iuriasset: 'Non solum Hincmarum'. J. 2619. Coli. Brit. Leonis
ep. 38.
e. precatur, ut Imperator Roliandum Arelatensem episco-
pum Romam venire sinat: 'Vestram humiliter'. J. 2621. Coli.
Brit. Leonis ep. 2.
f. pro lapsis et in vinculis constitutis deprecatur: 'Prae-
decessores nostri'. J. 2622. Coli. Brit. Leonis ep. 4.
g. 'de illis tribus iam publice condemnatis et reprobis
viris Georgio, Adriane et Petro*: 'Habetis de hoc', 'De illis
tribus', 'Vestram flagitamus'. J. 2638. Ivonis decr. IV, c. 181,
X, c. 88.
1) In derselben Hs. findet sich nach Bethmanns Bericht noch folgen-
der Brief: Dn?( g. D. beat. et dignitate pontif. rever. A. praesuli dign.
suus in Chr. f. immo dev. servulas A. orat sal. et semp. r. cor. 'Exuperat
omnes paryitates\ Abhandlung darüber: ^atrum legitima inita copula
nnptiaram cansa praecedentis cognationis debeat vel possit dissolvi', in
Bezng auf Lothars Ebescheidung; darin fehlen einige Blätter und der
Schreiber hört mitten darin 'in quibnsdam' auf, mitten auf der Seite.
A. XII, 338.
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Briefe von 841 bis 911. 461
h. *de capitulis vel praeceptis imperialibus eius suorum-
que etiam pontificum praedecessorum irrefragabiliter et nunc
et in aevum custodienais' : 'De capitulis ver. J. 2643. Ivonis
decr. IV, c. 176.
i. coDcilii cuiusdam decretum nuntiat: 'Cum pro ceteris'.
J. 2644. Coli. Brit. Leonis ep. 30.
Eius dem ad Ludovicum regem et imperatorem epistolae:
a. iterum rogat, ne Petrum et Adrianum ad se mittat,
quos si miserit, sese in vitae periculum adduetum iri: 'Petrum
eX\ J. 2602. Ivonis decr. X, c. 73 (Coli. Brit. Leonis ep. 35).
b. Saracenis impetum in Romanum portum minitantibus^
'nostrum', scribit, congregari praecipimus populum maritimum-
que ad litus descendere decrevimus et egressi sumus Roma':
'Plures homines', 'Igitur cum saepe*. J. 2620. Coli. Brit.
Leonis ep. 1 und Ivonis decr. X, c. 83.
c. exponit, ideo pontificatus culmen se suscepisse, ut dis-
cordes ad concordiam revocet: 'Ut nostis ideo'. J. 2630. Coli.
Brit. Leonis ep. 10.
d. implorat, ut missos dirigat, qui 'cuneta quemadmodum
si vestra praesens fuisset imperialis gloria diligenter exquirant'
(in causa, ut videtur, Georgii, Adriani, Petri capitis dam-
natorum): 'Nos si incompetenter'. J. 2646. Ivonis decr. V,
c. 22 (Coli. Brit. Leonis ep. 41).
Eiusdem ad Lotharium et Ludovicum imperatores epistolae:
a. Colone diacono ecclesiam Reatinam aut Asculanam
rogat: 'Reatina ecclesia'. J. 2613. Gratiani D. 63, c. 16
(Coli. Brit. Leonis ep. 20).
b. imperatoribus secundum consuetudinem 'festivitatis (pas-
calis) insigne decusque' victoriae ramos destinat: 'Christiana
amoris'. J. 2626. Coli. Brit. Leonis ep. 6.
c. scribit: 'Inter nos et vos pacti serie statutum est et
confirmatum, quod electio et consecratio futuri Romani ponti-
ficis non nisi iuste et canonice fieri debeat': 'Inter nos et'.
J. 2652. Ivonis decr. V, c. 14 (Coli. Brit. Leonis ep. 34).
Eiusdem ad Carolum Calvum regem epistolae:
a. scribit: 'Si fortassis, quod non credimus, apud vos in-
utiles iudicamur, ecclesia tamen, cui praesumus, non inutilis,
sed Caput principiumque omnium merito simul ab omnibus
vocatur': 'Si fortassis'. J. 2625. Ivonis decr. V, c. 21 (Coli.
Brit. Leonis ep. 40).
b. scribit: 'Contra sanctorum patrum censuras videtur
existere, si saecularis homo vel laicus presbyteros ab ecclesiis,
in ^uibus tempore ordinationis eorum denominati vel intro-
ducti fuerint, nitatur expellere': 'Contra sanctorum'. J. 2641.
Ivonis decr. III, c. 102 (Coli. Brit. Leonis ep. 27).
Eiusdem ad exercitum Francorum ep., qua eum ad viri-
liter pugnandum 'contra inimicos sanctae fidei et adversarios
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462 W. Gandlach.
omnium regionum' adhortatar: 'Omni timore', 'Ubi usque',
'Omnium vestrum'. J. 2642. Ivonis decr. X, c. 87 (Coli.
Brit. Leonis ep. 28).
Ei U8 dem ad omnes Galliarum episcopos deHincmaro, qui
superbiae tumore inflatus imperatorem una cum fratre Carolo
rege et uxore ac filiis aoathemate inioriasset: 'Relatum nostro'.
J. 2618. Coli. Brit. Leonis ep. 37.
Eiusdem ad Hinemarum archiepiscopum Remensem epi-
stolae :
a. concedit ei pallium cotidianis usibus: Tallium fi^ter'.
J. 2608. CoUectio Brit, Leonis ep. 13.
b. litteris Lotharii imperatoris et Ludovici regis iratris
eins commotus Falcaricum imperialem vasallum ab Hincmaro
excommunicatum ecclesiae iterum sociari iabet: 'Vasallus qui-
dam\ J. 2614. Coli. Brit. Leonis ep. 22.
c. scribit de confirmanda sjnodo Suessionensi se haesitare
cum aliis de causis, tum quod 'imperialis epistola' nondum
allata sit, ^quae hoc, quod expetendum Hincmarus miserit,
specialiter indicare potuisset': 'Causas pro quibus'. J. 2631,
Mansi XIV, p. 886 ex Hinemari ep. ad Nicolaum.
d. praecipit, ut congregata sjnodo sacerdotum, qui in
synodo Suessionensi depositi sedem apostolicam expetierinty
iterum sententia tractetur: ^Inhonestum atque'. J. 26o2. Coli.
Brit. Leonis ep. 11.
Eiusdem ad singulos episcopos Galliae epistolae:
a. Ebruino Silvanectensi et Ermenfrido Bellovacensi epi-
scopis mandat, ut absolvant presbyterum quendam excommu-
nicatum: 'Quia praesulatus'. J. 2624. Gratiani decr. C. 1,
qu. 4, c. 5 (Coli. Brit. Leonis ep. 39).
b. Fredulum Narbonensem et Audesindum Elenensem epi-
scopos excommunicat, donec Gautam presbyterum ab eis pro
crimine non comprobato excommunicatum pristino restituant
honori: 'Cum venerabiles'. J. 2623. .Coli. Brit. Leonis ep. 5.
c. Georgio duci Aemiliae scribit, se suos opprimi num-
quam passurum esse: *Scire vos*. J. 2627. Ivonis decr. X,
c. 84 (Coli. Brit. Leonis ep. 7).
d. lohanni archiepiscopo Ravennati idem quod Georgio
duci, fratri lohannis, scribit: 'Videte quia' (Tro certo scitote').
J. 2628. Ivonis decr. X, c. 85 (Coli. Brit. Leonis ep. 8).
e. Prudentio episcopo Trecensi mandat, monasterium ab
Adremaro monacho conditum ita consecret, ut sub iure et
potestate s. Romanae ecclesiae permaneat: 'Co^oscat pru-
dentia'. J. 2657. Baron. Ann. eccl. A. 855 N. 19.
f. Victori patriarchae Gradensi pallium tribuit: 'Diebus
vitae tuae\ J. 2616. (Ughelli, Italia sacra V, p. 1106.) In
tabularii Venet. cod. Trivisiano fol. 45; cf. Kaltenbrunner
Sitzungsberichte der Wiener Akad. 94 (1879), p. 644.
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Briefe von 841 bis 911. 463
Cod. ms. : London, Brit. Mus. Add. Mss. 8873 s. XII. ine.
N. A. IV, 338, V, 279. 376-392.
3) Benedicti III. papae ad Hincmarum ep., qua acta
synodi Suessionensis II. approbat primatumque Hincmari con-
firmat: Trobabilium sacrorumque*. J. 2664. Baron. Ann.
eccl. A. 853 N. 15 ex seripto cod. Antonii Augustini in Vati-
canam bibl. relato. Cod. ms.: Brüssel, Burg. Bibl. 5413 — 22
B. IX. A. Vn, 867.
ad omnes (Provinciae) regis Caroli regni episcopos ep.,
Sua eos Romam venire iubet et Hubertum clericum ^quondam
lusonis filium' (et fratrem Theutbergae reginae), qui ^pacem*,
inquit, 'quam inter Hludovicum munivimus suosque glorioses
germanos sua miserrima cupiditate ad multorum cnristianorum
necem atque periculum scindere, ut audivimus, non dubitavit'.
^Bonorum semper*. J. 2669. Baron. Ann. eccl. A. 856 N. 24
ex cod. Antonii Augustini manuscripto. Cod. ms.: Paris, Bibl.
nat. 1557. 9 s. X. A. VE, 39.
ad Vitalem patriarcham Gradensem ep., qua ei pallii usum
tribuit: 'Diebus vitae tuae\ J. 2672. In tabularii Venet. cod.
Trivisiano fol. 47; vide Kaltenbrunner, Sitzungsberichte der
Wien. Ak. (1879) 94, p. 644. Cod. ms.: Paris, Bibl. nat.
3859 A. (Mazar.) s. XVI. Benedicti (III ?), Nicolai I. epp.
4) Nicolai I. papae ad Ludovicum Germanicum regem
epistolae :
a. redar^uit regem, quod 'illicitam copulara inter Lotha-
rium et Waldradam* non prohibuerit, postulat, ut archiepisco-
porum deiectorum Guntharii Coloniensis et Theutgaudi Tre-
yirensis communionera et ipse vitet et vitari a suis iubeat
additque de primatu septentrionali episcopi Bremensis aliisque
rebus : *Fateor veraciter'. J. 2758. Baluz. Mise. V, p. 479 ex
veteri cod. ms. S. Remigii Remensis.
b. petit, ut Lotharium regem ad amorem Tbeutbergae
praestandum adhortetur et Ingeltrudem ad Bosonem maritum
redire cogat: Trecamur amabilem*. J. 2874. Caraffa, Episto-
larum decretalium summorum pontificum tom. III, p. 203 ('ex
vetusto cod. ms.').
c. scribit se singulos regni eins metropolitas ad synodum
Romanam convocasse: 'Comperiat celsitudo*. J. 2883. von
Pflugk-Harttung, Acta pontificum Romanorum inedita II,
p. 34: Abschr. des cod. C. 15 fol. 252>» in der Bibl. Valli-
celliana in Rom.
d. postulat, ut Waldradam ad se mittat, Theutbergae
dignitati consulat, Coloniensi et Trevirensi ecclesiis canonice
praefici episcopos patiatur: 'Syllabarum vestrarum'. J. 2884.
CaraflPa III, p. 205.
e. hortatur, ut Theutgaudi Trevirensis et Guntharii Colo-
niensis archiepiscoporum restitutionem poscere cesset: 'Epi-
stolam serenitatis'. J. 2885. Caraffa III, p. 209.
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464 W. GaDdlach.
Eiusdem ad Lndovicum Germanicam et Carolam Calvum
reges ep., qua laudatos ob initam societatem reprehendit, quod
episcopos ad synodum Romanam non miserint, et de Lothario
et Theutberga agit: 'Credimua ex Dei'. J. 2788. CaraflFa III,
p. 132.
Eiusdem ad Carolum Caivom regem epistolae:
a. mandaty nitatur, ne Lotharius rex Ingiltrudem^ Bosonis
uxorem, diutius manere in suo re^o patiatur: 'Vestram
re^iam'. J. 2685. Baron. Ann. eccT. A. 862 N. 34: 'nunc
pnmum edita ex scripto codice Parisiis missa a Fabro'.
b. praescribit, ut episcopos duos ad synodum Theutbergae
et Walaradae causa Metis celebrandam mittat idemque Ludo-
vico Germanico praeceptum nuntiat: 'Sedes haec'. J. 2699.
Caraffa III, p. 119.
c. rogat. ut Balduinum comitem Flandriae, qui invito eo
regiam ludith duxerit, in gratiam recipiat : 'Beato ac'. J. 2703.
Caraffa III, p. 121.
d. scribit regi ira accenso, quod filius Carolus rex Aqui-
tanorum iniussu suo viduam Humberti Arvernorum comitis in
matrimonium duxerit: 'Dilectus filius'. J. 2705. Baluz. Mise.
V, p. 486 ex cod. 4048 bibl. Colbertinae et ex Rivipullensi.
e. scribit, curet, ut Rothadus, Suessionensis ef)iscopus, in
integrum restitutus Komam accedat additque de suis ad Hinc-
marum archiepiscopum Remensem litteris: 'Nunc laudanda'.
J. 2713. Caraffa III, p. 141.
f. respondet, se eius de privilegiis S. Dionysii confirman-
dis voluntati libenti animo satisfecisse, ex episcopi Parisiensis
potestate monasterium eximens: 'Supernae miserationis'. J.2719.
Tardif, Mon. bist. p. 125: 'Cette lettre a 6t6 transcrite au
revers d'un diplome mörovingien sur papyrus. Les passages
qui manquent dans Toriginal ont 6t6 restitu^s d'apr^s le texte
aonnö par Doublet, Hist. de Tabbaye de Saint -Denis p. 456'.
g. supplicans regi pro Balduino Flandriae comite qui,
filia regis (luditb) furto in matrimonium ducta, ab episcopis
regni Caroli anathematizatus Romam venerat, precatur, ut lega-
liter ei filiam in uxorem dimittat; de Rothado episcopo Sues-
sionensi, quid Hincmaro archiepiscopo Remensi ceterisque epi-
scopis mandaverit significat gratulaturque de ^Nortmannorum
subacta rabie': '0 quam ver^. J. 2722. Caraffa III, p. 138.
h. laudat regem, quod sibi ^oboedientiae colla tanta faci-
litate submiserit', hortatur, ut Rotbado episcopo Suessionensi
Romam profecturo, quae ad perficiendum iter opus sint, tri-
buat: 'Cum vos tantae'. J. 2738. Caraffa III, p. 149.
i. scribit de monasterio S. Karilefi Anisolensi in potesta-
tem Rotberti episcopi Cenomannensis restituendo: ^Excellentiae
vestrae\ J, 2742. Caraffa III, p. 222,
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^ Briefe von 841 bis 911. 465
k. suadet regi pacem cum eins nepote Ludovico II. impe-
ratore faciendam: 'Initium locutionis'. J. 2773. Caraffa III,
p. 128.
1. commendat Rothadum episcopum Suessionensem a sese
restitutum: ei ablatas ecclesiae res reddi iubeat: 'Quamquam
Rothadum'. J. 2783. Caraffa III, p. 158.
m. nuntiat regi pallium Egiloni archiepiscopo Senonensi
missum esse: 'Cum acceptae'. J. 2810. Mansi XV, p. 392.
n. respondet de Vulfado post Rodulfi archiepiscopi Bituri-
censis mortem electo non posse statui, priusquam acta synodi
Vulfadi sociorumque causa convocatae sibi afferantur: 'Excel-
lentiae vestrae*. J. 2811. Sirmond III, p. 615: ^Nunc pri-
mum in lucem edita ex cod. S. Mariae Lauduuensis'.
0. gratias agit de clericorum restituendorum studio, addit
de Balduino comite Flandriae amplius fovendo ac de suis ad
Hincmarum archiepiscopum Remensem litteris: 'Cum talem
se'. J. 2824. Caraffa III, p. 202.
p. rogat, ut Lotharium regem pro sorore Helletrude,
Berengarii comitis vidua, praeaiis suis privata deprecetur
(idemque Ludovicum Germanicum se rogasse scribit) : 'Litteris
scilicet. J. 2827. Baron. Ann. eccl. A. 867 N. 128 ex cod.
S. Mariae sup. Minervam.
q. mandat, ut Dionysii Areopagitae ^de divinis nominibus
vel caelestibus ordinibus' librum a Johanne Scoto, suspectae
fidei viro, ex Graeco in Latinum translatum sibi mittat, 'qua*
tenus, dum a sui apostolatus iudicio fuerit approbatus, ab
Omnibus acceptior habeatur': ^Relatum esf. J. 2833. Ivonis
decr. IV, c. 104.
r. scribit de Hugone, qui fratrem necaverit, in proprias
possessiones, in legitimum matrimonium restituendo, salva poe-
nitentia ei imposita : 'Quidam vestrae'. J. 2834. Ivonis decr. X,
c. 184.
8. f ad animum revocat legem quandam imperialem ab
Eusebio in Historia ecclesiastica citatam : ^Istoria ecclesiastica'.
J. 2859. Gratian. decr. C. XXXIH, qu. 2, c. 3.
t. f scribit se penitus ignorare, quomodo, qui humanis
tantum rebus, non divinis praesunt, de bis, per quos divina
ministrantur, iudicare praesumant: 'Denique hi quibus'. J. 2860.
V. Pflugk-Harttung, Acta inedita II, p. 34 ex cod. Taurin.
E. V. 44 fol. 79 s. XIII.
u. scribit, incredibilem famam ad se perlatam esse, cum
accepto monasterio quodam societatem cum Lothario rege
iniisse adversus Theutbergam; quod ceperit Lotharius con-
silium adulterii Theutbergae monomachia probandi reprehendit,
hanc diligentissime commendat: 'Numquam dolorem'. J. 2872.
Caraffa 111,1). 195.
V. signincat, se singulos regni eins metropolitas ^ad quae-
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466 W. Gundlach.
m
dam tractanda ecclesiastica negotia' convenire cam suffraganeis
iussisse: 'Comperiat celsitudo'. J. 2882. Mansi XV, p. 332.
E i u B d e m ad Hermentrudem reginam, Caroli Calvi oxorem
epistolae:
a. deprecatur pro Balduino filiae eius raptore: ^Fidelium
universitas'. J. 2704. CaraflFa IH, p. 122.
b. respondet; se Liudoni ostendisse; quare Rothadi epi-
scopi Suossionensis causa neglegi non possit: ^Litteras dilec-
tionis'. J. 2739. Caraffa III, p. 150.
c. gratias agit de 'munerum diversis speciebus oblatis':
^Devotionem tuam\ J. 2763. CaraflFa III, p. 231.
Eiusdem ad Ludovicum et Carolum, Caroli Calvi regis
filios, ep.: gaudet, eos in gratiam rediisse cum patre, a quo
ne denuo divellantur, monet: ^Pervenit ad\ J. 2728. CaraflTa
III, p. 232.
Eiusdem ad Ludovicum II. imperatorem epistolae:
a. poscit legatis suis ad synodum Metensem tendentibus
praesidium: ^Äugustae serenitatis'. J. 2701. Caraflfa III, p. 120.
b. 1) monet, 'ut si de sacerdotibus aliquid contigerit
cum audire, quod confusionem piis mentibus in^erat, patemam
verecundiam contegat*; 2) hortatur, ut Sufl^edum episcopum
Placentinum iniuste deiectum restituat; 3) nuntiat, se Ästulfum
legatum imperatoris sicut decuit suscepisse, ^licet numquam
apostolicae sedis moris fuerit absque signatis apicibus unde-
c. 8; C. VI, qu. 3, c. 3; I, D. 97, c. 3; Anal. iur. pont. X,
p. 169.
c. hortatur, ut ^cum exteris gentibus pro remediis et secu-
ritate christianorum placitum ineat, cum constet, non ob
aliud id fieri, nisi ut fera saevitia eorum, quae in fidelibus
unanimiter exardescit, aliquo modo refraenetur': ^Christianae
religionr. J. 2832. Baluz. Mise. V, p. 485 ex cod. 4048
bibl. Colbertinae et ex Rivipullensi.
Eiusdem ad Lotharium regem Lotharingiae epistolae:
a. commendat Rhadoaldum rortuensem et lohannem Fi-
coclensem episcopos missos, ut synodo Theutbergae et Wald-
radae causa cogendae intersint: 'Kegalis excellentiae'. J. 2698.
Caraflfa III, p. 119.
b. incusat regem, quod neglecto Hincmari metropolitae
Remensis iure ecclesiae Cameracensi Hilduinum prae^cerit:
eum eici minitabundus iubet: 'Inter innumera'. J. 2731. CaraflTa
III, p. 229.
c. increpat regi, quod ^relaxatis voluptatum habenis semet-
ipsum in lacum miseriae et in lutum faecis pro libitu deiecerit*
agitque de Theutgaudi et Guntharii archiepiscoporum legitime
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Briefe von 841 bis 911. 467
casUy 'qui pro eo', inquit, *quod te minime competenter eru-
dierunt, nostra sunt apostolica depositi auctoritate': <Ita cor-
poris', 'An non districta'. J. 2752. Ivonis decr. VIII, c. 227.
d. praecipit, *ut in Trevirensi urbe et in Agrippina Colonia
nolium eligi patiatur^ antequam relatum sibi super hoc fiaf :
*Porro scias quia'. J. 2753. Ivonis decr. V, c. 357.
e. commendat Arsenium episcopum Hortensem legatum
ßuum: 'Misses autem nostros*. J. 2777. Baron. Ann. eccl.
A. 864 N. 21 ex cod. Trevirensi.
f. nuntiat, se eum excommunicaturum esse, nisi resipiscat:
'Quid dicam vel'. J. 2778. Floss, Papstwahl unter den Ottonen
p. 30.
g. scribit, comperisse se, quam Theutberga ad se miserit
epistolam non sponte scriptam esse, sed vi extortam; Wald-
radae communionem vitari iubet: 'Audito revertente'. J. 2873.
Caraffa III, p. 198.
h. monet, ut Coloniensis et Trevirensis ecclesiae clericos
ad eligendos sibi canonice praesules convenire iubeat: ^Ceterum
monemus'. J. 2878. Floss, Papstwahl, ürk. p. 72. 86.
Eiusdem ad Theutbergam reginam ep., qua eam 'nullo
cogente, sponte ac libenter a regia dignitate exui se velle ac
optare fatentem' mendacii accusat Romamque venire interdicit,
nisi Waldrada eodem praemittatur : 'Epistola suggestionis'.
J. 2870. Caraffa IIL p. 190.
Eiusdem ad Hucbertum abbatem, Theutbergae reginae
fratrem, ep., qua obiurgationibus suis gravatum ad patientiam
hortatur et de eius ac sororis causa in synodo agenda se suis
legatis mandasse nuntiat: 'Apices defensionis'. J. 2729. Caraffa
m, p. 232.
Ei US dam epistolae generales:
a. archiepiscopos et episcopos in concilio Metensi congre-
gatos hortatur, ut una cum legatis suis in Theutbergae et
Waldradae causa omisso personarum discrimine canonice iudi-
cent: 'Reverentiae sacerdotali'. J. 2702. Caraffa III, p. 123.
b. f Galliae episcopis scribit de Theutberga regina: 'Quo-
niam scimus Thiebirgam'. J. 2707. v. Pflugk-Harttung, Acta
inedita 11, n. 32: Abschr. vom 12. oder 13. Jh. des Cod. E. V. 44
p. 70*» in aer Bibl. nationale zu Turin.
c. metropolitas et episcopos, qui synodo Suessionensi inter-
fuerunt, monet, ut Carolum Calvum regem pro Balduino comite
Flandriae rogent, de Lotharii regis scelere 'radicitus ampu-
tando' scribit: 'Scriptis dilectae'. J. 2723. Caraffa III, p. 141.
d. Omnibus Galliae Germaniaeque archiepiscopis mandat,
ut s]^odo Metensi intersint canonicumque de Lothario rege
iudicium faciant: 'Incognitum vobis'. J. 2725. Caraffa IIL
p. 122.
e. Rhadoaldo Portuensi et lohanni Ficoclensi archiepiscopis.
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468 W. Gandlach.
legatis suis, de causis Lotharii regis et Balduini comitis post
synodum Metensem administrandis mandata dat.: ^Quemad-
modum sanctae'. J. 2726. Baron. Ann. ecel. A. 862 N. 56 ex
bibl. Nicolai Fabri.
f. archiepiscopis et episcopis in regno Lotharii regis con-
stitutis imperat, regi persnadeant, ut Hilduinum, dericum Re-
mensem, ecclesiae Cameracensi praefectum removeat: 'Quotiens
de vestrae\ J. 2730. Caraflfa III, p. 227.
g. archiepiscopos et episcopos in regno Caroli Calvi regis
eonstitutos de monachorum S. Karilefi (Anisolensium) insolen-
tia certiores facit: *Dignum est'. J. 2745. Baron. Ann. ecel.
A. 863 N. 96: 'a NicoTao Fabro Parisiensi viro accepta'.
h. archiepiscopos et episcopos per Galliam, Italiam, Ger-
maniam eonstitutos certiores facit, *Theutgaudum Trevirensem
et Guntharium Coloniensem archiepiscopos decernente synodo
in praesentia depositos et ab officio sacerdotali excommani-
catos' esse: 'Scelus quod*. J. 2748. Floss, Papstwahl, Urk.
p. 24.
i. ad archiepiscopos et episcopos in regno Ludovici Ger-
manici regis eonstitutos easdem litteras mittit: ^Scelus quod\
J. 2751. Baron. Ann. ecel. A. 863 K 22: *ex ipsa Romana
synodo tunc habita'. ^
k, Omnibus archiepiscopis et episcopis Galliarum, Ger-
maniarum, Belgicae provinciae mittit denuo epistolas, quibus
depositionem Theutgaudi Trevirensis et Guntharii Coloniensis
archiepiscoporum confirmat: *Si unanimes*, ^Praedictis autem'.
J. 2766. Coli, trium part. Nicolai I. ep. 42, 39 apud Sdralek
p. 27. 38.
1. archiepiscopis et episcopis in regno Caroli Calvi regis
constitutis mandat, regem foederis cum fratribus icti commone-
faciant, ut Ludovico II. imperatori *liceat regna per heredi-
tatum ius derivata et apostolicae sedis auctoritate firmata et
summi pontificis manu, capiti superposito diademate, augustis-
sime decorata gubernare' : 'Studium nostrum'. J. 2774. Caraffa
III, p. 129.
m. archiepiscopis in regno Lotharii regis constitutis man-
dat, regi quam possint diligentissime persuadeant, ut 'adul-
teram feminam proiciat', quem, nisi obediat, excommunicatum
iri scribit: 'Saepe fratres*. J. 2776. Baron. Ann. ecel. A. 865
N. 54 ex cod. Trevirensi.
n. universam christianitatem de Rothadi Suessionensis epi-
scopi restitutione certiorem facit: 'Notum sitf. J. 2782. Caraffa
III, p. 158.
0. archiepiscopos et episcopos per Gallias eonstitutos re-
prehendit, quod se inconsulto contra tot tantaque statuta decre-
talia Rothadum sedem apostolicam appellantem deicere ausi
sint: 'Quamvis singularum'. J. 2785. Caraffa III, p. 164.
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Briefe von 841 bis 911. 469
[p. Arsenii legati ad omnes episcopos Galliae, Germaniae
ac Neustriae de Engeltrudis (j^uondam Bosonis comitis mulieris
periorio et fuga ep. 'Fraternitatis vestrae'. Baron. Ann. ecel.
A. 865 N. 64 ex cod. Trevir.].
q. archiepiscopis et episcopis per Italiam, Germaniam,
Neustriam, Gallias constitutis iterum significat, Waldradam
excommunicatam esse propterea, quod, non visitata Roma, ^in
provinciam, ut principaretur in ea', rediisset: 'Decreveramus
quidem'. J. 2808. Baron. Ann. eecl A. 866 N. 25 ex cod. Trevir.
r. ad archiepiscoporum et episcoporum, qui concilio Sues-
sionensi III. interfuerant, synodicam respondens in Hincmarum
archiepiscopum Remensem vehementer mcurrit: 'Reverentissi-
mum fratrera'. J. 2822. Caraflfa III, p. 175.
s. episcopis regni Ludovici Germanici mandat, ne Lam-
bertum, Attonis quondam comitis nunc clerici filium, monachum
a Salomone episcopo factum, ut maneat monachus, cogi pa-
tiantur: Praesens clericus*. J. 2835. Ivonis decr. VI, c. 356.
t. archiepiscopos et episcopos in regno Lotharii regis de
excommunicatione Waldradae ex Italia iniussu suo reversae
iam tertio certiores facit: ^Optaremus tandem'. J. 2871.
Caraffa IH, p. 192.
u. archiepiscopos et episcopos in regno Ludovici Germa-
nici regis constitutos hortatur, ne diutius a sese petant, ut
Tbeut^audus Trevirensis et Guntharius Coloniensis in pristi-
nam aignitatem restituantur; de Lothario rege admonendo
addit: 'Gaudemus quidem'. J. 2886. Caraffa III, p. 211.
Eiusdem ad Hincmarum Remensem archiepiscopum epi-
stolae :
a. praecipit (Hincmaro et omnibus episcopis regni Caroli
Calvi), ut, quae maritum Bosonem comitem deseruerit, Ingel-
trudem, nisi revertatur, excommunicent: 'Canonica auctoritas*.
J. 2684. Caraffa III, p. 204.
b. praecipit, ut a sacris abstineat, nisi intra dies triginta
Rothadum episcopum Suessionensem restitutum cum calumnia-
toribus eius Romam miserit: 'Sanctitatem vestram'. J. 2712.
Caraffa III, p. 137.
c. rogante Hincmaro synodum Suessionensem II. con-
firmat pnmatumque Hincmari corroborat: TastoraÜB sollici-
tudinis'. J. 2720. Baron. Ann. eccl. A. 863 N. 24 ex cod.
S. Mariae super Minervam in Urbe.
d. Rothadum Romam mitti iam iterum minis usus iubet:
'Beatitudinis tuae'. J. 2721. Caraffa III, p. 135.
e. reprehendit, quod Carolum Calvum regem contra Rot-
bertum episcopum Cenomannensem monasterium S. Karilefi
(Anisolense) sioi vindicantem incitaverit: 'Relatu quorundam'.
J. 2746. Baron. Ann. eccl. A. 863 N. 97: 'a Nicoiao Fabro
accepta^
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470 W. Gundlach.
f. Hincmaro ceterisque episcopis in regno Garoli Calvi
regia constitatis nuntiat, Theutgaudum Trevirensem et Gun-
tharium Coloniensem arcbiepiscopos decernente synodo depo-
sitos esse: ^Scelus quod'. J. 2749. Hincmari Ann. A. 863.
g. mandaty ut litteras Carole Calvo re^i inscriptas redden-
das curet; Rothadum Romam mitti, Gunüiarii communionem
vitari iubet: 'Ad fraternitatem\ J. 2756. Caraffa III, p. 151.
h. nuntiat Rothadum restitutum : 'Si coram tuae'. «f. 2784.
Caraflfa III, p. 162.
i. respondet Carolo Calvo regi interroganti, quomodo in
eos consuleudum sit, qui Ingeltrudis feminae saepe damnatae
communicatoribus communicaverint: 'Excellentissimus rex'.
J. 2800. Ivonis decr. XIV, c. 46.
k. hortatur, ut, quos deiecerit, Vulfadum et ceteros cleri-
cos restituat: ^Multorum a partibus'. J. 2802. Sirmond III,
p. 611: 'Nunc primum in lucem edita ex cod. S. Mariae Lau-
dunensis\
1. reprehendit eum ob quasdam res, quae ad concilium
Suessionense III. pertinent : 'Epistolam beatitudinis'. J. 2823.
Caraffa III, p. 182.
m. scribit de Hilmerado episcopo Ambianensi: 'Quibus
gemitibu8\ J. 2837. Mansi XV, p. 398.
n. scribit, necesse esse 'et accusatum et accusatorem simul
audiri' Fragm.: 'Necesse et secundum'. J. 2838. Qratiani
decr. C. III, qu. 9, c. 21.
0. Hincmaro ceterisque episcopis in regno Caroli Calvi
regis constitutis causas odii invidiaeque imperatorum Grae-
corum Michaelis et Basilii adversus latinam ecclesiam in eo
esse ostendit, quod Michael Bulgarorum rex 'a sede b. Petri
institutores et doctrinam expetierit': 'Omnium nos portare'
('Nihil enim in'). J. 2879. Caraffa III, p. 233.
Eiusdemad singulos episcopos per Francorum imperium
constitutos epistolae:
a. ad Adalwinum Salzburgensem archiepiscopum :
a. pallium concedit: '(Si pastores ovium) solem gelu-
que', ('Diebus vitae'). J. 2681. Kleimayrn, luvavia,
Anhang, S. 92.
ß. respondet de vidua, quae monacha facta secundo
nupserit: 'Quod (autem) interrogasti*. J. 2844.
Ivonis decr. VII, c. 65, 152.
y. scribit viro non licere adulteram coniugem necare,
quamvis lex secularis hoc permittat: 'Inter haee
vestra'. J. 2845. N. A. III, p. 148 ex cod. Vatic. 1345.
8. statuit de episcopis infirmitate vel aegritudine occa-
patis, de clericis in adolescentia a daemonibus ob-
sessis, de eis, qui arborem incidunt et, cum arbor
cadat, occiderint hominem: 'Pontifices qui' ('Clerici
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t
Briefe von 841 bis 911. 471
jui in', *Hi qui arborem'). J. 2846. Ivonis decr.
" c. 352; Gratiani decr. I, D. 33, c. 4, D. 50, c. 49.
b. ad Adonem Viennensem archiepiscopum epistolae:
a. pallium petenti satisfieri posse negat, priusquam de
quinta et sexta synodis, quid sentiat, sibi significet.
^Sanctioni et institutioni'. J. 2693. Bosco, Floriac.
bibl. laevum xyston p. 53.
ß. de quibusdam iuris canonici rebus decemit et nun-
tiat, lohannem archiepiscopum Ravennatem sacra-
mento purgatum esse: *Quia sanctitatis'. J. 2697.
Mansi XV, p. 343.
y. nuntiat, Theutgaudum Trevirensem et Guntharium
Coloniensem archiepiscopos decernente synodo de-
positos esse: 'Scelus quod*. J. 2750. v. Pfluffk-
Harttung, Acta inedita Ö, p. 28 : Abschr. vom 9. oder
10. Jh. des Cod. Reg. Suec. 566 p. 61 in der Bibi.
Vatic. zu Rom.
8. hortatur, ut Lotharium regem in viam revocet: 'Con-
sultationis vestrae\ J. 2755. Mansi XV, p. 449 (400).
8. respondet de ecclesiae Romanae consuetudinibus in
ceteras ecclesias inducendis: ^Saepe sanctitatis'
('Saepe fraternitatis^. J. 2772. Mansi XV, p. 450.
g. exponit de synodo Romana non celebrata, de Arse-
nio episcopo Hortensi in Galliam misso, de Theut-
faudo et Gunthario archiepiscopis: 'Miraris frater'.
. 2790. Mansi XV, p. 450.
Z,. certiorem facit de suis ad Hincmarum archiepiscopum
Remensem litteris, concilioque Suessionensi interesse
iubet: 'Quorundam a partibus*. J. 2804. v. Pflugk-
Harttung, Acta inedita II, p. 30: Abschr. vom 9. oder
10. Jh. des Cod. Reg. Suec. 566 p. 55 Vatic. Rom.
t). docet de rebus ecciesiasticis : *Ut archiepiscopr.
J. 2836. Mansi XV, p. 451.
c. ad Adventium Metensem episcopum ep., qua eius satis-
factionem accipit eique, si in eo maneat, quod de vitanda
Theutgaudi Trevirensis et Guntharii Coloniensis communione
promiserit, bene precatur : 'Excusationis tuae'. J. 2768. Baron.
Ann. eccl. A. 863 N. 59 ex cod. Trevir. (?)
d. ad Arduicum Vesontionensem archiepiscopum ep., qua
respondet de re coniugali capitibus tribus deque aliis rebus
canonicis : 'Inter cetera virtutum', J, 2787. d^Acnery, Spicil. I,
p. 596 ex ms. cod. Autissiodorensi.
e. ad Carolum Moguntinum archiepiscopum epistolae:
a. f ei eiusque suffraganeis respondet, se in Salomonem
episcopum Constantiensem ^nec criminis neque faci-
noris sententiam protulisse', litterasque, quas Gri-
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472 W. Gundlach.
moldus abbas tamquam a sese datas eis attulerit,
falsas esse; agit de Abbonis nuptiis: 'Divinorum fdl-
fntes'. J. ^09. Martene et JDurand, Ampi. Coli.,
p. 149 ex ms. Corbeiae novae.
ß. f respondety quibus poenitentiis varia crimina luenda
sint: *Qui sacrorum'. J. 2710. Wasserschieben,
Beiträge p. 165.
Y. f mandat, ne ob infirmitatem yel damna corporis
coniugium solvatur: *Si CHii') }qui matrimonium'.
J. 2711. Ivonis decr. VIIl, c. 166 (Gratiani decr.
C. XXXn, qu. 7, c. 25).
f. ad Egilonem archiepiscopum Senonensem ep., quacum
ei pallium mittit: Tastoralis curae'. J. 2809. Mansi XV,
p. 391.
g. ad Festinianum episcopum Dolensem ep., qua ei im-
5 erat, ut Turonensi metropolitae pareat: *Dilectionis vestrae*.
. 2806. Martene, Thes. Ill, p. 864 ex archivis ecclesiae Turon.
h. ad Franconem episcopum Tuugrensem ep., qua eum
laudat, quod Guntharii et Tneutgaudi arcbiepiscoporum com-
raunionem defugiat, hortaturque, ut Lotharii regis ^vulnus ad-
monendo, blandiendo, suadendo curet^ 'Excusationis tuae'.
J. 2767. Caraffa III, p. 174.
i. ad Frotarium archiepiscopum Burdigalensem ep., qua
ei respondet, Burgandum sacrilegum Septem annorum poeni-
tentia luere noxam debere. Fragm. : 'De viro nefando\ J. 2840.
Gratiani decr. C. XII, qu. 2, c. 17.
k. ad Herardum archiepiscopum Turonensem epistolae:
a. eum eiusque suffiraganeos de suis ad Hincmarum
litteris certiores facit conciliooue Suessionensi inter-
esse iubet: 'Multorum a partibus*. J. 2803. Baron.
Ann. eccl. A. 866 N. 48 ex bibl. Fabri Paris.
ß. scribit de Christophoro presbytero restituendo.
Fragm. : ^Notum sit tuae*. J . 2839. Ivonis decr. VI,
c. 429.
I. ad Hilduinum clericum a Lothario rege ecclesiae Came-
racensi praefectum ep., qua ei praecipit, ut de episcopatu
cedat: <Cum nostri voti'. J. 2732. Caraffa III, p. 229.
m. ad Humfredum episcopum Morinensem ep., qua respon-
det de quibusdam rebus ecclesiasitcis : 'Sciscitaris itaque'.
('Clericum autem qui'). J. 2688. Gratiani decr. C. VII, qu. 1,
c. 47 (Ivonis decr. VI, c. 120).
n. f ad Liutpertum Moffontiacensem archiepiscopum ep.,
qua ei exponit, quibus moais poeniteant qui homicidia per-
petraverint: 'Si quis non in*. J. 2869. Sdralek ex cod.
Vindob. 354 im Arch. f. kath. K. R. XLVIT, p. 209.
0. ad Ratholdum episcopum Argentoratensem ep., qua ei
nuntiat, se viro Thiothart matricidae annorum decem poeni-
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Briefe von 841 bis 911. 473
tentiam irrogasse: *Dum de universis', (^Latorem praesentium').
J. 2850. Ivonis decr. X, c. 173 (Gratiani decr. C. XXXIII,
qu. 2, c. 15^.
5. ad Rimbertum arcfaiepiscopum Hamburgensem ep., qua
lii usum concedit: *Si pastores ovium'. J. 2798. Lappen-
berff, Hamb. Urkkb. I, S. 29 : 'aus einer Helmstedter Hs. von
Mader S. 246 zuerst mitgetheilt'.
q. ad Rodulfum Bituricensem archiepiscopum epistolae:
a. scribit de Theutgaudo Trevirensi et Gunthario Colo-
niensi arebiepiscopis damnatis: 'Nuper fratres'.
J. 2764. Baron. Ann. eccl. A. 866 N. 67.
ß. respondet de rebus quibusdam ecclesiasticis mittit-
äue litteras, quas ad Hinemarum arehiepiscopum
lemensem ceterosque arehiepiseopos in regno Caroli
. Calvi regis constitutos deferri iubet: 'Susceptis beati-
tudinis'. J. 2765. Mansi XV, p. 389.
r. ad Rotbertum episcopum Cenomannensem ep., q^ua eum
doeet, quid de monasterio S. Karilefi (Anisolensi) in eins
ditionem redigendo et Carole Calvo regi et regni illius epi-
scopis mandaverit: Tlane quia'. J. 2743. Caraffa HI, p. 2§3.
[s. ad monachos S. Karilefi ep., qua eis praecipit, ut aut
in Rotberti episcopi Cenomannensis potestatem revertantur
aut episeoporum a Rotberto convocatorum iudicium subeant:
'Fidelium relatione\ J.2744. Baron. Ann. eccl. A. 863N.95:
'a Nicoiao Fabro Parisiensi viro praestantissimo accepta'].
t. ad Rothadum episcopum Suessionensem epistolae:
a. de suis ad üincmarum episcoposque et regem epi-
stolis certiorem facit hortaturque, ne apostolicam
sedem appellare cesset: 'Cognoscat experientia'.
J. 2727. Caraffa IH, p. 147. .
ß. nuntiat, Hinemarum per Liudonem diaconum signi-
ficasse, eum 'de monasterioli custodia eductum et
cuidam episcopo commendatum esse'; Carole Calvo
regi et Hincmaro, ut Romam eum honorifice mitte-
rent, denuo praeceptum esse scribit: 'Sciat sanctitas
tua'. J. 2737. Caraffa HI, p. 148.
[y. clero et plebi Suessionensi de restituto Rothado gra-
tulatur: 'Sicut piorum' ('Sicut priorum'). J. 2786.
Caraffa HI, p. 171].
u. ad Rotlandum archiepisconum Arelatensem ep., qua
apostolicae sedi devotum collaudat: 'Susceptis sanctitatis'.
J. 2757. Baron. Ann. eccl. A. 864 N. 27 ex cod. Antonii
Augustini.
V. ad Salomonem episcopum Constantiensem ep., qua de
rebus ecclesiasticis respondet: 'Sciscitatur a nobis*. J. 2849.
Cod. lat. Mon. 6241 cf. Sdralek Archiv f. kath. K. R. XLVII,
S. 186.
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474 W. Gundlach.
w. ad Vitalem Gradensem patriarcham ep., qua eum ad
eoncilium Romae celebrandum invitat: *Notum fien'. J. 2747.
Ughelli, Italia sacra V, p. 1106: *in Trivisiano cod. extat'.
X. ad Vulfadum eiusque socios ep.: restitutis gratulatar
eosque ut Hincmarum debito honore et oboedientia persequan-
tur monet : ^Divinae miserationis'. J. 2825. Baron. Ann. eccL
A. 866 N. 86 ex monumentis bibl. Nioolai Fabri.
y. ad Wenilonem archiepiscopum Senonensem epistolae:
a. respondet de Herimanno insano episcopo Nivernensi :
'Epistolam sanctitatis'. J. 2674. Mansi XV, p. 397.
ß. Weniloni universoque concilio scribit, *ut, si pres-
byter, de quo a^atur, post excommunicationem suam
apoBtolicam sedem aaire voluerit, nuUus iter eius
impedire praesumat. Fragm.: 'Revera iustus'.
J. 2780. Öratiani decr. C. III, qu. 9. c. 12.
Eiusdem ad laicos epistolae:
a. ad Salomonem regem Brittonum epistolae:
a. controversiam ortam de metropolitano archiepiscopi
Turonensis iure se diiudicaturum, 'postquam Deus',
inquit, *pacem inter vos et dilectum filium nostrum
Carolum Caivum regem gloriosum constituef : *Bene-
dictus Dens'. J. 2708. Martene, Thes. lU, p. 859
ex archivis ecclesiae Turonensis.
ß. respondet, se episcopo Dolens! praecepisse, ut de
paliii usu Turonensi metropolitae pareat: 'Lectis
gloriae'. J. 2807. Martene, Thes. ffl, p. 863 ex
archivis ecclesiae Turonensis.
b. ad Horicum regem Danorum ep., qua ei de mimeribus
per Salomonem, episcopum Constantiensem Ludovici Germanici
regis legatum, missis gratias agit: *Multas omnipotenti'. J. 2761.
Lappenberg, Hamb. Urkkb. I, S. 24 nach Cäsar p. 189.
e. ad Bernardum, illustrem virum, filium Bemardi quon-
dam comitis (Barcinonensis) ep., qua eum reprehendit, quod
^Christianum populum depraedans, m regno regis Caroli (Calvi)
numerosa mala exerceat : 'Curae quam'. J. 2799. Baluz. Mise.
V, p. 487 ex cod. 2576 bibl. Colbert.
d. ad Stephanum comitem ep., qua eum cohortatur, ut,
quem deiecerit, Sigonum episcopum Arvernensem restituat:
'Quae et quanta'. J. 2706. Caraffa III, p. 230.
e. ad omnes Aquitaniae habitatores ep., qua eos hortatur,
ut ecclesiarum bona occupata, quae ^reges ^uomodocumque
a sanctis locis aliquo tempore abstulerint et eis in beneficium
contulerint', restituant: *Sollicitudinis quam'. J. 2826. Baron.
Ann. eccl. A. 866 N. 89 ex monumentis bibl. Nicolai Fabri.
Ueber die handschriftliche Grundlage der Nicolausbriefe,
soweit Pariser Hss. dafür in Betracht kommen, handelt
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Briefe von 841 bis 911. 475
M. Sdralek im 62. Jahrgange der Tübinger Theologischen
Quartalachrift 1880 S. 222—246'. (Vgl. die Anzeige von
Ewald im N. A. VII, 242. 243); da ich indessen zur Zeit
nicht ermitteln kann, welche von diesen Codices (Colb. 1549.
1864. 2576. 3029. 3805. 5141, Reg. 3896, S. Mariae Laudu-
nensis 163, Landnnensis 119) mit den von mir gesammelten
identisch sind, so zähle ich alle Hss., die ich gefunden habe,
auch die Pariser, in Folgendem auf:
Trier 'LXXI s. XII. XIU. J. 2778 [Waitz], ausserdem
2749. 2874. 2886. A. XI, 491.
Darmstadt, Grossherzgl. Bibl. 118 s. IX. X. J. 2709(?).
A. VIII, 620. — 120 s. Xin. J. 27097?). A. VIII, 621.
München '5541 (Diessen 41) s. XII. XIII. J. 2709.
[Holder -Eggerl. — 6241 (Fris. 44) s. IX. J. 2709 (?). 2849.
Salzburg, St. Petersstift IX, 32 s. XI. J. 2709. A. II, 571.
Wien, Hofbibl. 354 J. 2869; 2198 (lur. can. 99) s. X.
J. 2709. 2849. A. II, 571.
St. GaUen 676 s. XI. XII. J. 2710 Fragm.
Brüssel, Burg. Bibl. 495 — 505 s. X — XIV. J. 2810.
A. VIII, 488. — 5413-22 s. IX. J. 2879. 2883. A. VII, 866.
Laon 399. 456: J. 2720. 2742. 2802. 2822-25. 2879. 2882.
A. VII, 866. XI, 493-495.
Paris, Bibl. nat. 1458 (Colb.) s. XIV. Nicolai I. napae
epp. — 1557 (Colb.) 8. X. Nicolai I. epp. A. VII, 39. -
3854 (Colb.) s. XII. Nicolai I. epp. — 3859 A (Mazarin.)
s. XVI. Nicolai I. epp. - 4280 A (Colb.) s.,X. J. 2809.
2810. — 5095 (Tellerianus) s. X. Nicol. Galliarum episcopis.
A. Vn, 55. - Coli. Moreau t. 1231 f. 29. J. 2772.
Rom, Christ. 350 s. XVI. Nie. gloriosae reginae 'Bonae
voluntatis' scheint ungedruckt. A. XIL 277. — 566 (früher
796. 1622) s. IX. Nicolai I, Hadriani II, Leonis V. epp. ad
res BVancornm pertinentes. A. XII, 293. — Ottobon. 276
Nicolai I. epp. A. XH, 359. — Vallicell. D. 38 s. X. Das-
selbe A. XII, 424. — I. 75. Dasselbe A. XH, 425. — Vatic.
1343 s. X. J. 2712. 2721. 2723. 2727. 2737. 2738. 2739. 2756.
2781. 2782. 2786. A. XII, 226. N. A. III, 147. 148. -
1344 8. XI. Dieselben Briefe und J. 2783-2785 A. Xn, 226.
N. A. m, 147. 148. — 1345 s. XIV. Nicolaus Carole regi
'Scripsit nobis Taberga regina' cf. J. 2870, gedruckt N. A. ifl,
147, Nie. Lothario 'Itaque snmmo studio' scheint ungedruckt
und J. 2845. 2849. 2870. 2872 Fragm. A. XH, 226. N. A.
m, 147. 148. — 1346 s. XI. Nicol. epp. de Theutberga.
A. XII, 226. — 1354 Nie. Lothario über den Zweikampf, der
mit J. 2872 in Zusammenhang stehen mnss. N. A. Ill, 147.
148. — 1355 s. XI. Nie. epp. de Theutberga. A. XII, 227.
1) Man vergleiche auch Analecta inr. pont. 1869, 47 — 176.
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476 W. Gundlach.
— 1364 s. XI. Nie. epp. A. XII, 227. - Palat. 584 s. XI.
Viele Briefe und Brienragmente Nicolaus I. A. XIL 339.
N. A. III 154.
London, Brit. Mus. Add. 8873. J. 2723. 2786. 2699, ad
imp. Carolum 'Reprehensibile' Deusdedit IV, 99. 2785. 2849.
2784. N. A. IV, 338. V, 578. 686-92.
Ashburaham- Place, Libri s. X. XI. Nie. an Bodulf *Dum
universitatis'. N. A. IV, 618.
5) Hadriani IL papae ad Ludovieum Germanicum
regem epistolae:
a. dehortatur ab invadendo Lotharii regno, ne in discor-
diam incurrat cum Ludovieo imperatore, Saraoenos ecelesiae
eausa belle persequente: *Inter exordia'. J. 2895. Baron.
Ann. ecel. A. 868 N. 15 ex bibl. Nie. Fabri (?}.
b. eoUaudat, quod paee cum Ludovieo 11. imperatore ser-
vata spretoque Caroli Calvi regia exemplo ab invadendo
Lothani regno temperaverit; Carolum, nisi ex oecupato regno
discedat, non impunem fore ostendit; addit de episcopo ecele-
siae Coloniensi praefecto: 'Sicut saepe\ J. 2930. Baron. Ann.
ecol. A. 870 N. 12 ex bibl. Nie. Fabri.
e. respondet, se precibus eins obsequentem Williberto
Coloniensi archiepiscopo pallium directurum esse, 'si modum
Williberti substitutionis uteumque seiat': 'Dilectionis vestrae'.
J. 2932. Fraem. in ep. Ludovici ad Hadrianum ap. Floss,
Papstwahl, Uä:. p. 85.
Eiusdem aa Carolum Calvum regem epistolae:
a. respondet de Ebene Remensi archiepiscopo, de Vulfado
Bituricensi archiepiscopo, de Aetardo Namneticensi episcopo:
'Actardus venerabilis\ J. 2902. Baron. Ann. eccl. N. 868
N. 22 ex bibl. Nicol. Fabri.
b. scribit de Hinemaro episcopo Laudunensi: ^Illustrem
Hincmarum\ J. 2911. Baron. Ann. eccl. A. 871 N. 87.
c. castigat, quod neglecto iureiurando Lotharii regnum
invaserit; occupatum ut relinquat hortatur: ^Sacrorum itaque'.
J. 2926. Baron. Ann. eccl. A. 870 N. 2 ex bibl. Nicol. Fabri.
d. hortatur, ut aut Herlefrido presbytero per Erpuinum
episcopum Silvanectensem deiecto ecclesiam reddat aut Er-
puinum Romam mittat: 'Quod praesentem'. J. 2935. Baron.
Ann. eccl. A. 871 N. 101.
e. invehitur in regem, quod 'etiam bestiarum feritatem
excedens, contra Carolomannum filium saevire minime verea-
tur' : anter cetera\ J. 2940. Baron. Ann. eccl. A. 870 N. 28
ex cod. Trevir.
f. suadet patientiam regi convicia apostolica aegre ferenti
additque de Hinemaro Laudunensi et Aetardo Turonensi epi-
ßcopis: *Laudabilis caritatis'. J. 2946. Baron. Ann. eccl.
A. 871 N. 98.
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Briefe von 841 bis 911. 477
g. regem lenire studet: 'Confitemur devovendo', inquit,
'salva fidelitate imperatoris nostri, quia, si superstes ei fuerit
vestra nobilitas, vita nobis comite, si dederit nobis quislibet
multorum modiorum auri cumulum, numquam suscipiemus
aliura in regnum et imperium Romanum nisi te ipsum':
*Litteras vestrae*. J. 2951. Baron. Ann. eccl. A. 871 IJ. 76.
Eiusdem ad Lotharium regem ep., qua signifieat, Theut-
bergam de divortio postuiasse Romae; sed domum redire
iussam a se esse, quia rem tantam nisi in synodo non diiudi-
candam putasset: 'Quia beato Petro'. J. 2892. Baron. Ann.
eccl. A. 867 N. 154: 'a Fabro accepimus'.
^iusdem ad Waldradam ep.: eam, qnoniam ad bonam
frugem se recepisset, petente Ludovico imperatore et excom-
municatione et anathemate solutam esse ea lege, ut in reli-
Juum societatem Lotharii regis omnino vitaret: *Nemo plane'.
. 2897. Baron. Ann. eccl. A. 868 N. 4 ex cod. Nicolai Fabri.
Eiusdem epistolae generales:
a. episcopos synodi Tricassinae laudat actaque confirmat:
*Legationis vestrae. J. 2894. Baron. Ann. eccl. A. 868 N. 11
ex bibl. Nicol. Fabri.
b. archiepiscopis et episcopis in regno Ludovici Ger-
manici regis constitutis nuntiat, Waldradam, cum ad virtutem
rediisset, absolutam esse: *Sicut obstinatis'. J. 2898. Baron.
Ann. eccl. A. 868 N. 6 ex bibl. Nie. Fabri.
c. episcopis synodi Suessionensis significat, quid de Ac-
tardo Namneticensi episcopo, ab eis commendato, ad Carolum
Calvum regem scripserit: *Inter cetera quae'. J. 2903. Baron.
Ann. eccl. A. 868 N. 19 ex cod. Nicol. Fabri.
d. primates regni Caroli Calvi monet, ut regem eiusque
filios ab occupando Lotharii regno dehortentur, quod heredi-
tario iure ad Ludoyicum II. imperatorem ecclesiae Romanae
contra Saracenos defensorem redierit: ^Omnes quidem'. J.2917.
Baron. Ann. eccl. A. 869 N. 94 ex bibl. Nicol. Fabri.
e. episcopis regni Caroli Calvi idem mandat: ^Inter ex-
ordia\ J. 2918. Baron. Ann. eccl. A. 869 N. 98.
f. omnes primates ^regni domni Hlotarii quondam magni
imperatoris et genitoris domni Hludowici- imperatoris' sub ex-
communicationis et anathematis poena hortatur, ut in Ludo-
vici II. imperatoris fide permaneant: 'Perfectae procuP. J. 2921.
Baron. Ann. eccl. A. 868 N. 53 ex bibl. Nie. Fabri.
g. archiepiscopis et episcopis regni Caroli Calvi mandat,
hortentur regem, ut de regno Lotharii desistat: 'Nuper aposto-
latus'. J. 2927. Baron. Ann. eccl. A. 870 N. 7 ex bibl. Fabri (?).
h. optimates regni Caroli Calvi monet, inducant regem,
ut Lotharii regno parcat: 'Nuper apostolatus*. J. 2929. Baron.
Ann. eccl. A. 870 N. 10 ex bibl. Fabri (?).
i. archiepiscopos et episcopos regni Ludovici Germanici
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regia hortatur, ut regi suadere paoem cum imperatore pergant :
'Gratias agimus'. J. 2931. Baron. Ann. eccl. A. 870 N. 15
ex bibl. Nie. Fabri.
k, ^comites et ceteros fideles in regno Caroli (Calvi) et
in regno quondam Lotharii regum constitutos' cum Carole
ferre arma contra Carolomannum sub excommunicationis et
anathematis poena vetat: ^Auditui nostro*. J. 2941. Baron.
Ann. eccl. A. 870 N. 29 ex cod. Trevirensi.
1. archiepiscopiß et episcopis 'in regno Caroli (Calvi) et
in regno auondam Hlotharii regum' constitutis, ne Carolo-
mannum; Caroli filium^ excommunioent, interdicit: ^Praesulatus
nostri'. J. 2942. Baron. Ann. eccl. A. 870 N. 30 ex cod.
Trevirensi.
m. ad synodi Duciacensis litteras respondens agit de Ac-
tardo episcopo Namneticensi et de Hincmaro episcopo Lau-
dunensi: 'Caritatis vestrae'. J. 2945. Sirmond III, p. 397 ex
cod. S. Remigii Remensis.
Eiusdem ad Biincmarum Remensem archiepiscopum epi-
stolae:
a. scribit, se de eins virtutibus eruditum cBse, decessorum
suorum, Benedicti et Nicolai, de Lothario rege decreta servari
iubet: 'Licet frequens*. J. 2905. Baron. Ann. eccl. A. 868
N. 27 ex bibl. Fabri (?).
b. Bcribit de Hincmaro episcopo Laudunensi Romam pe-
tente: 'Illustrem Hincmarum'. J. 2910. Baron. Ann. eccl.
A. 871 N. 85.
c. vigilare iubet, ne quis in Lotharii regnum. heredium
Ludovici 11. imperatoris, irruat: 'Sanctimonia tua. J. 2919.
Sirmond III, p. 382.
d. accusat segnitiae hortaturque, operam det, ut Carolus
(Calvus) rex de Lotharii regno secedat: 'Si beneficiorum'.
J. 2928. Sirmond III, p. 390 ex cod. Laudunensi.
e. incusat, quod eins incuria ^multa reprehensione dignis-
sima ab eins comprovincialibus convalescant' : 'Fidelium rela-
tione'. J. 2936. Mansi XVI, p. 582.
Eins dem ad singulos Francorum episcopos epistolae:
a. Actardo episcopo Namneticensi pallium concedit: 'Si
secundum'. J. 2904. Mansi XV, p. 828.
b. ad Adonem archiepiscopum Viennensem epistolae:
a. litteris ad Nicolaum papam missis respondet; laudat
eum 'de admonitione, quam per Waltarium comitem
circa gloriosum regem Hlotharium exercuerit' et
quod 'insidias lupi praecavendas esse adhortatus sit'.
Fragm.: 'Legatus cum'. J.2893. Mansi XV, p.860.
ß. tribuit laudem Nicolai decreta omnino servanda hör-
tanti, sed lenitate perficienda esse, quae ille severe
inchoaverit addit: 'Epistolam sanctitatis'. J. 2907.
Mansi XV, p. 859. cf. XVI, p. 123.
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Briefe von 841 bis 911. 479
c. Herardum archiepiscopum Tpronensem hortatur, ut
Actardo episcopo Kamneticensi monasterium, quod olim tenue-
rity iterum concedat; de privilegiis Turonensibus se 'Salomoni
duci et populo Britannoram' scripsisse nuntiat : 'Miserias et
diras\ J. 2906. Martene, Thes. III, p. 865 ex archivis eccle-
siae Tnronensis.
d. Hinemaro episcopo Laudunensi, qai adhue Romam
adire neglexerit, praeeipit, ut 'metropolitano suo (Hinemaro
Remensi) per omnia secundum canones subiectus existat':
'SoUicitudine pastorali'. J. 2938. Mansi XVI, d. 660.
Codd. mss.: Trier *LXXI s. XH. XIIL [Waitzl. J. 2930.
2931. A. XL 491.
Paris, Biol. nat. 1557 (Colb.) s. X. Adriani II. papae epp.
A. I, 294. VII, 39. — Coli. Moreau 1131. Fragm. epistolae
Adriani II (?): ^Adiuro autem ut' gedruckt N. A. VII, 158. 159.
Laon 399. 456: J. 2894. 2902. 2903. 2905. 2918. 2919.
2927. 2928. A. XI, 495. 496. cf. VII, 865.
Rom, Christ. 566 (796, 1622) s. IX. Nicolai I, Hadriani II,
Leonis V. epp. ad res Francorum spectantes. Ä. XQ, 293.
6) Marini I. papae ad monachos 8. Aegidii (seu Vallis
Flavianae) ep.: Amelium presbyterum commendat, cui se
monasterium eorum 'salva pensione sibi annue persolvenda'
commendasse scribit: 'Cognitum faeimus'. J. 3391. M^nard,
Hist. de Nismes I, Preuves p. 15: Cartulaire du XIII® s.
7) Hadriani III. papae ad Sigibodum archiepiscopum
Narbonensem ep., qua mandat, ut excommunicatione proposita
Gerbertum episcopum Nemausensem ab infestando S. Aegidii
monasterio, Amelii curae commendato^ dehortetur: ^Sanctitati
tuae'. J. 3397. Mönard, Histoire de Nismes I, Preuves p. 15:
Cartulaire du XIII« s.
8) Stephani V. papae ad Carolum III. imperatorem
epistolae :
a. mittit ramos palmarum et ut ecciesiae Romanae con-
sulat hortatur. Fragm.: 'Triumphes victoriae*. J. 3412. Coli.
Brit. Stephani ep. 5.
b. mittit 'ramos palmarum, triumphi tvpum ferentes apo-
stolica benedictione: *Ramos palmarum*. J. 3427. Coli. Brit.
Stephani ep. 13.
c. respondet, sese accepisse eius litteras petentis, ut ad
Slacitum in Alamannia celebrandum Romanae ecciesiae legati
estinarentur: 'De cetero vestram', 'Significantibus litteris*,
.'Vestra noverit celsitudo'. J. 3428. N. Ä. VII, p. 159 (Extat
etiam in Coli. Brit. epp. var. 11, 117 cf. N. A. V, 412. 591).
Eiusdem ad episcopos Francorum epistolae:
a. Amelio episcopo Uceticensi significat de administrando
S. Aegidii monasterio: 'Scias quia'. J. 3459. Menard, Hist.
de Nismes I, Preuves p. 15: Cartulaire du XIII^' s.
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480 W. Gundlach.
b. Dominico archiepiscopo Ravennati scribit de Bernardo
episcopo Placentino a sese consecrato: 'Divina maiestas'.
tlt 3455. Fantuzzi, Mon. Rav. VI, p. 1 ex tabulario archiep.
Eav. Caps. Q. N. 9316.
[clero et populo Placentino de eadem re scribit: 'Qualiter
sancta'. J. 3456. Fantuzzi, Mon. Rav. VI, p. 2 ex tabular.
archiep. Raven. Caps. I. N. 4435].
c. Egilmarum episcopum Osnabrugensem dolet 'a Gode-
scalco novae Corbeiae abbate et Hervordensi abbatissa ipsorum-
3ue fautoribus variis calamitatibus vexari et dilaniari et apud
lium suutn Amulfum crebris accusationibus plus aequo in-
famari'; auxilium poUicetur: 'Bonorum operum*. J. 3464.
Erhard, Cod. dipl. p. 37.
d. Fulconi archiepiscopo Remensi mandat, ut Teutboldum
electum Lingonensem consecret: 'Nos autem'. Fragm.: J. 3453.
Flodoard p. 557.
e. Girardo Leodicensi episcopo praescribit, ut se 'tarn de
invasis civitatibus et monasteriis et mansis quam de reliquis
generaliter rebus redinvestiri' faciat. Fragm.: 'Oportet ut
primum'. J. 3419. Gratiani decr. C. III, qu. 2, c. 3 (Coli,
brit. Stephani ep. 12).
f. Girbertum episcopum Nemausensem ab iniuriis in mo-
nasterium S. Aegidii sub excommunicationis poena dehortatur:
'Apostolatui nostro*. J. 3460. M^nard, Hist. de Nismes I,
Preuves p. 15: Cartulaire du XIII« s.
g. ad Herimannum archiepiscopum Coloniensem epistolae:
a. pallium quibusdam diebus festis induendum con-
cedit: 'Si pastores ovium'. J. 3457. Floss, Papst-
wahl S. 113.
ß. Herimanno aliisque Germaniae episcopis ut episco-
patus Bremensis sub pristinam archiepiscopi Colo-
niensis redigatur ditionem petentibus respondet,
utriusque partis nuntii ad se veniant necesse esse:
'Litteras a vestra', 'De cetero'. J. 3458. Floss,
Papstwahl S. 120, Lappenberg, Hamb. Urkkb. I,
S. 777 e cod. Trevir. LXXI.
y. petenti, 'ut reliquiae sanctae Dei genitricis semper-
que virginis Mariae et sanctorum sibi mittantur,
quatenus urbs, quae per diaboli insidias igne cre-
mata sit, patrocinia sanctorum mereatur consequi',
mittit 'sanctorum pignora': 'Divina nos saluberrima'.
J. 3469. Floss, Papstwahl S. 123.
8. rescribit, quoniam neque una cum Adalgario epi-
scopo Bremensi Romam venisset, nee nuntiis in-
tegram agendi potestatem dedisset, Fulconi archi-
episcopo Remensi se mandasse, ut eorum causam
cognosceret: 'Litteris tuis'. J. 3470. Floss, Papst-
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Briefe von 841 bis 911. 481
wähl S. 117, Lappenberg, Hamb. Urkhb. I, S. 778
e Cod. Trevirensi LXXI.
h. Lamberto episcopo Cenomanensi seribit de Hildegarda,
quae filios suos interfecerit : ^Leeta epistola*. J. 3445. Ivonis
deer. X, e. 186 (Coli. Brit. Stepbani ep. 26).
i. Liutberto archiepiscopo Mo^untino seribit de rebus
quibusdam iuris canonici: 'Capitulal^icaeni', (^Viginti tantum',
Consuluisti etiam*). J. 3443. JaflK, Bibl. rer, Germ. III,
p. 335 (Coli. Brit. Stephani ep. 24).
k. Liutwardo episcopo Vercellensi seribit, ad hoc Caro-
lum III. diademate imperatoris a Romana ecclesia ornatum
esse, ut ^tutissimo eins regimine petita pace secura subsisteret'.
Fragmenta: 'Ecce enim ad' (*Non autem sine'). J. 3413. Coli.
Brit. Stephani ep. 6, Ivonis decr. X, c. 117.
1. f Reinwardo episcopo Hamburgensi pallium mittit: 'Si
pastores'. J. 3406. Lappenberg, Hamb. Urkkb. I, S. 32 aus
dem Original zu Stade Caps. VIII Nr. 3.
m. ad Romanum archiepiscopum Ravennatem epistolae:
a. invehitur in Romanum, quod contra canonum statuta
successorem sibi eligere fecerit: ^Quorundam relatu'.
J. 3435. Coli. Brit. Stephani ep. 16.
ß. significat, ^Imolensi episcopo lohanni succedi eo
vivente se non praecepturum esse'. Fragm.: 'Nos
vero ei'. J. 3449. Coli. Brit. Stephani ep. 30.
y. mandat, ut ad componendam ^popuu divisionem' post
mortem lohannis episcopi Imolensis in eligendo suc-
cessore ortam 'convocato clero et populo talem sibi
eligendum' curet, 'cui sacri non obvient canones':
^osse tuam'. J. 3450. Gratiani decr. I, D. 63, c. 12.
n. ad Rotbertum Metensem episcopum epistolae:
a. respondet, Flavinium, licet manus sinistrae digitus
a Normannis ei abscissus sit, posse sacris initiari:
'Lator praesentium'. J. 3447. Ivonis decr. VI,
c. 118 (Coli. Brit. Stephani ep. 28).
ß. f seribit de laicis uxoratis ad clericatus ordinem
admittendis. Fragm.: 'Laici vero qui', 'Laici qui
habentes'. J. 3463. v. Pflugk - Harttung, Acta m-
edita II, p. 38 Abschr. vom 12. Jh. des Cod. Vatic.
1345, Gratiani decr. I, D. 33, c. 6.
o. Walberto patriarchae Aquileiensi iterum praecipit, ut
Liutwardum electum Comensem consecret: ^Miramur pruden-
tiam', (*Nunc vero iterato', fNec vero iterato'). J. 3442. Ivonis
decr. V, c. 13, Gratiani decr. C. IX, qu. 3, c. 20 (Coli. Brit.
Stephani ep. 23).
Codd. mss.: Trier *LXXI s. XII. XIII. [Waitzl. J. 3457.
58. 69. 70. A. XI, 492.
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482 W. Gandlseh.
London, Brit. Mus. Add. 8873 a- XL XIL N. A. IV, 337.
338. V, 400-407.
9) Formosi papae ad Adalgarinm ep., qua eam redar-
guit, quod Yocatus Romam nee venerit, nee legatum miserit:
statuit, ut, 'quoadusqne Hammaburgensis ecelesia in tantum
dilatetur, ut episeopia instituere valeat, Bremensem ecclesiam
ad subsidium nabeat', ^dilatata autem Hammabargensi ecelesia
et fundatis episeopiis, Colonia Bremensem recipiat ecclesiam' :
'Arbitramur tuam . J. 3487. Lappenberg, Hamb. Urkkb. I,
S. 34 nach dem Original zu Stade Caps. X Nr. 7.
ad Hattonem archiepiscopum Moguntinum ep., qua ei
Sallii usum concedit. Fragm.: 'L<itteras sanctitatis tuae'. J. 3477.
[on. Germ. SS. V, p. 553 (Mariani Scotti chronicon).
ad Herimannum archiepiscopum Coloniensem epistolae:
a. praescribit, ut synodo, in qua de episcopatu Bre-
mensi cognoscatur, intersit ac cum antistite Bremensi
et synodi legatis Romam veniat: 'Litteras tuas'.
J. 3483. Lappenberg, Hamb. Urkkb. I, S. 779 e cod.
Trevir. LXXI.
ß. significat, quid de episcopatu Bremensi placitum sit:
'Visitatione tua*. J. 3488. Lappenberg, Hamburg.
Urkkb. I, S. 780 e cod. Trevir. LXXL
y. scribit de Magingoto illustri viro ab Alberico per-
empto: Tlurimis apostolorum'. J. 3496. Floss,
Papst wähl S. 133.
Cod. ms.: Trier *LXXI s. XH. XIH. [Waitzl. J. 3477.
88. 96. A. XI. 492.
10) Johannis IX. papae ad Carolum (Simplicem) regem
ep., qua Argrino episcopo ecclesiam Lingonensem restitutam
esse nuntiat: *Quia te\ J. 3521. Labbe, Conc. IX, p. 495.
ad clerum et populum Lingonensem ep., qua respondens
eorum litteris 'una cum dilecti filii sui Berengarii regis api-
cibus' acceptis, Argrinum eorum episcopum restitutum nuntiat:
'Tantam a Domino'. J, 3520. Labbe, Conc. IX, p. 494.
11) Benedict! IV. papae ad clerum et plebem Lingo-
nensem ep., qua eos hortatur, ut Argrino episcopo honorem
obedientiamque habeant: 'Apostolica nos'. J. 3528. Labbe,
Conc. IX. p. 512.
synodo convocata, Argrinum episcopum Lingonensem a
lohannelX. restitutum sancit eique usum pallii asserit: ^Quanta
pietatis'. J. 3527. Labbe, Conc. IX, p, 511.
12) f Sergii IH. papae ad Adalgarium archiepiscopum
Hamburgensem ep., qua, 'quicquid iniquo consensu Formosi
papae et Arnulphi re^is et machinationne Herimanni archi-
episcopi (Coloniensis) in ecelesia Hammaburgensi temere per-
petratum est, sub anathemate contradicit et omnino destruit':
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Briefe von 841 bis 911. 483
'Susceptis tuae*. J. 3537. Lappenberg, Hamb. Urkkb, I,
S. 36 nach dem Copiarius zu Hannover.
ad Ämelium Uceticensem epistola, qua proponit, cum pen-
sionem residuam sibi miserit, fore ut monasterium S. Aegidii
ei restituatur; *Cum universus'. • J. 3534. Mönard, Hist. de
Nismes I, Preuves p. 16: Cartulaire du XIII« s.
ad archiepiscopos , episcopos omnesque sacerdotes per
cunctas Galliae provincias commorantes ep., qua de Ildelinde
absoluta scribit: 'Apostolicum benignissimum*. J. 3548. An-
zeiger für Kunde deutscher Vorzeit XXII, p. 38.
D.
1) Adalrici ad presbyterum quendam ep., qua flagitat
*Quod mihi dulcis vester poUicebat amor, Aliquid noßtros do-
nare legere pedes^: 'Opto vobis perennem*. Quellen und Er-
örterungen VII, S. 22, Anm. 22.
Cod. ms.: München 19410 s. IX.
2) Adonis Viennensis archiepiscopi Passio S. Desiderii.
Praefatio ad fratres et filios Viennensis ecclesiae: 'Beatissimi
Desiderii patris'. Canis. Antiq. lect. VI, p. 444 ex bibl.
S. Galli (^Magnus codex ms. praefatiuncula caret').
Cod. ms.: St. Gallen 566 s. IX.
3) Adventii Metensis episcopi de Waldrada libellus:
^Augustus'. Baron. Ann. eccl. A. 862 N. 25 ex cod. Trevir.
ad Theutgaudum archiepiscopum Trevirensem de concilio
in Purificatione S. Mariae Metis habende ep.: Traesentes
apices\ Baron. Ann, eccl. A. 862 N. 60 ex cod. Trevir.
ad Nicolaum papam ep., qua purgans se de causa Lotharii
veniam et pacem implorat: 'Christus dominus Deus\ Baron.
Ann. eccl. A. 863 N. 51 ex cod. Trevirensi.
ad eundem de Arsenio papae legato honorificentissime
excepto ep. 'Apices sanctissimi'. Baron. Ann. eccl. A. 865
N. 56 ex cod. Trevir.
ad eundem ep., qua Lotharii regis iussu respondet papae
epistolae 'Optaremus tandem'. J. 2871 (oben S. 469): *Apices
eminentissimi'. Baron. Ann. eccl. A. 866 N. 29 ex cod. Trevir.
ad Hattonem ep.: Lothario regi 'absque uUa mora' sua-
deat, 'ut in conspectu episcoporum humiliter veniam petat et
inter lacrimosa suspiria emendationem promittat in posterum':
'De duabus partibus'. Baron. Ann. eccl. A. 867 K 118 ex
cod. Trevir.
Cod. ms. olim Stabulensis: Cassiodorius in psalmos, am
Ende ein Brief des Bischofs Adventius von Metz Arnulfo
Leuchorum episcopo s. X. A. XI, 516 (verkauft an Tilliard
in Paris).
4) Agilmari Arvemensis episcopi ad Remigium archi-
episcopum ep. formata.
Cod. ms.: Rom, Christ. 598. N. A. III, 153.
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484 W. Gundlacb.
5) Aimoini monachi translatio S. Vincentii. Praefatio
ad Bemonem abbatem eiusque fratres: ^Vestra o amantissimi'.
Eiusdem translatio S. Vincentii metrica. Praefatio ad
Theotgerum monachum: *Laudabili caritati vestrae'. MabUlon,
Acta SS. saec. IV, I, p. 644. 651 ex lacobo Brolio et ms.
codice pervetusto (Acta SS. lanuar. II, p. 400. 405: cum veteri
ms. Ripatorii collatae).
Codd. mss.: Leyden, Voss, lat 85 b. X. A. VIII, 577.
Paris, Bibl. nat. 13760 s. IX. N. A. IV, 544.
Rom, Christ. 490 (S. Tbeoderici) s. XI. A. XII, 283.
6) Amttlonis Lugdunensis archiepiscopi ad Theotboldum
Lin^onensem episcopum de falsitate miraculorum in castro
Divionensi per 'quaedam velut cuiusdam sancti ossa' perfec-
torum ep. 'Mandastis nobis per dilectum'.
ad Gotescalcum de quibusdam rebus theologicis ep. <Quod
te in huius 8ermonis\
S. Agobardi opera ed. Baluzius II, p. 135. 149.
Cod. ms.: Paris, Arsenal, lurispr. lat. 55 s. X. ^Mandastis'.
7) Anastasii s. Romanae ecclesiae bibliothecarii Passio
S. Demetrii martyris. Praefatio ad Carolum aueustum : 'Beati
Demetrii Thessalonicensis'. Mabillon, Vet. Anal. p. 172.
ad Carolum Caivum de lohanne Scoto operum S. Dio-
nysii Areopagitae interprete ep. 'Inter cetera studia'. Migne
CXXII, p. 1025 nach 1. Edit. Basileensis (1503), 2. Usserius,
Epp. Hioernicarum sylloge p. 45, 3. Cod. ms. Florentin.
piut. 89 sup. 15 s. XI. XII.
Codd. mss.: Paris, Bibl. nat. Cluny 109 s. XI. N. A. VIII,
201. - 2447 (Baluz.) s. XIV. - 2612 (Colb.) s. XH. -
5569 (Baluz.) s. X.
Florenz, Laurentiana 89 s. X. A. XII, 722.
Rom, Eig. Vatic. 176 s. XIV. A. XII, 219. - Urbinas
62 s. XIV. A. XII, 262.
Barcelona, Archive de la Corona de Aragon I, 1. 17
(33, 141) s. X. N. A. VI, 391.
ad eundem ep. contra falsas quorundam opiniones asse-
rentium b. Dionysium, Parisiorum primum episcopum, non
esse Areopagitam : 'Ecce imperatorum'. Migne CXXIX, p. 737
(apud Surium Acta SS. ad 8. Oct.).
ad Adonem Viennensem archiepiscopum ep. : nuntiat Nico-
laum papam mortuum et in eins locum Hadrianum electum:
'Triste tibi nuntium'. Labbe, Conc. VIII, p. 567.
8) Angelomi monachi Luxoviensis in Cantica Canti-
corum enarrationes. Praefatio ad Lotharium imperatorem:
'Nuper excubantem me'. Maxima bibl. vet. patr. Lugd. XV,
p. 415.
9) Bovonis abbatis Corbeiensis in Boethii de conso-
latione philosophiae lib. III. metr. IX. commentarius. Prae-
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Briefe von 841 bis 911. 485
fatio ad Bovonem episcopum: 'Praecepit Caritas vestra'. A. Mai,
Class. Auctt. III, 332 e cod. Vatic. 3363.
10) Candidi Fuldensis monachi Vita venerabilis Eigilis
abbatis Fuldensis. Praefatio ad Modestum: 'De cetero quo-
que notum facio'. Mabillon, Acta SS. saec. IV, I, p. 228 ex
libro Christophori Broweri de sideribus Germaniae (p. 7 ex
ms. cod. vetustissimo bibliothecae Fuldanae). Jetzt auch
MG. SS. XV. Die Hs. ist verloren.
de passione Domini opusculum. Praefatio ad fratres:
*Notum est vobis, fratres carissimi'. Pess, Thes. I, p. 239 ex
ms. cod. bibl. Sanct - Emmeramensis Ratisb.
ad fratrem quendam ep.: Num Christus corporeis oculis
Deum videre potuerit: ^on omnimodis ab re agis'. Pez,
Thes. I, p. 309 ex ms. cod. imperialis monasterii S. Emme-
rammi Ratisb.
Cod. ms.: München 14614 (Em.'F 117) s. IX. X. N. A.
IX, 562.
11) Coloniensis cleri et populi ad provinciales epi-
scopos de Gunthario excommunicato ep. *Nos clerus et populus'.
ad Hadrianum papam ep., qua Willibertum electum et
consecratum esse nuntiant palliumque petunt [inserta est ep.
Guntharii Willibertum laudantis ad Hadrianum papam data:
*Scit vestra beatitudo']: 'Officio piae subiectionis*.
de re Williberti proclamatio: *Adiuvante gratia Dei*.
Floss, Papstwahl S. 59. 63. 69. 94.
Cod. ms.: *Trier LXXI [Waitz]. A. XI, 491.
12) Egilmari Osnabruggensis episcopi ad Stephanum
papam querimonia: 'Dum orthodoxam'. Erhard, Cod. dipl.p.357.
13) Eliae patriarchae Hierosolymitani ad Carolum luniorem
imperatorem et ad cunctos episcopos et nobiles Galliae ep.,
qua petit, ut ecclesiae Hierosolymitanae oppressae opem ferant
('ut pias manus vestras usque ad nos extendatis') : 'Tribu-
lationes multas et magnas'. D'Achery, Spicil. III, p. 363.
Cod. ms.: Paris, Bibl. nat. Residu S. Germain 97 n. 5
s. X. A. VIII, 318.
14) Episcoporum regnorum Francorum communes
epistolae :
a. Episcoporum regni Caroli ad Ludovicum regem Ger-
maniae ep. 'Anno incarnationis dominicae 858* oder 'Litteras
admonitionis vestrae'. Baron. Ann. eccl. A. 858 N. 18 ex
Scripte codice Antonii Augustini.
b. Commonitorium datum legatis episcopis Hincmaro,
Gunthario, Weniloni etc. ab episcopis regni Cfaroli ad Ludo-
vicum Germaniae regem: *Nota et proh dolor'. Baron. Ann.
eccl. A. 859 N. 6 ex vet. ms. cod. Marc. Ant. Mureti et alio
Antonii Augustini.
c. Episcoporum regni Lotharii, qui synodo Aquisgranensi
Neuei Archiv etc. XU. 32
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486 W. Gundlach.
anno 860 interfuerant, ad Nicolaum L papam. ep.: synodi acta
exponunt orantque, ne calumniantibus aifres praebeat^ prius-
quam Lotharii legati in urbem veniant: ^Apostolicis docu-
mentis'. Baron. Ann. eccl. A. 862 N. 45 ex cod. Trevirensi.
d. Episcoponim remi Lotharii ad Nicolaum I. papam de
divortio Lotharii ep.: 'Modo pauca'. £xc. Bouquet VIT, p. 586.
e. Episcoporum regni Lotharii ad episcopos regni Caroli
Caivi ep.y qua. certiores facti, quosdam Carolum regem ad-
movere, ut Lotharium 'quasi despectum et a suo populo relic-
tum patrio regno depellat', fatentur, se regi suo fideles esse:
*Novit vestra veneranda'. Baron. Ann. eccl. A. 866 N. 44 ex
cod. Trevir.
f. Episcoporum regni Caroli et Lotharii ad episcopos regni
Ludovici ep., qua eos ad synodum in loco qui vocatur Trecas
celebrandam convocant: 'Ciaret vestrae prudentiae'. Baron. Ann.
eccl. A. 867 N. 6 ex cod. Trevir.
g. Bawariae episcoporum ad lohannem IX. papam ep.
'Antecessorum vestrorum*. Cordesius, Opuscula et epp. Hinc-
mari p. 641. Vgl. Dümmler, Gesch. d. Ostfr. Reichs II, 509.
lo) Erchamberti Frisinffensis episcopi ad suos ep. 'De-
nique cognoscat'. Pess, Thes. vi, p. 76.
Cod. ms.: München 6382 (Fris. 182). Ep. autographa
N. A. IX, 435.
16) Erifridus Autissiodorensis episcopus. Auf diesen
Bischof bezieht sich eine Anzahl von JBrieren, welche, von
Bethmann abgeschrieben und von Zeumer verglichen, im Cod.
Voss. 92 s. Ix zu Leyden stehen; nämlich:
a. Bischof Walo an Bischof Erifridus: 'Quia resistentibus\'
es handelt sich um einen Streit wegen einer villa, die auf der
Grenze zweier paroechiae liegt und von zwei presbiteri in
Anspruch genommen wird. Bitte: die Angelegenheit zu unter-
suchen und zu entscheiden.
b. Woltricus (oder Wulgrimus, der Name ist nicht mit
Sicherheit zu lesen) episcopo suo Erifrido Autissiodorensis
ecclesiae antistiti: 'Öaude et laetare' (am Pfinestfeste"). Bitte:
'ut mei misereamini, sicut mei parentes conndunt m vobis'.
c. Launo an seinen Verwandten Hermenbertus: 'Quia vero
fama volante'. Glückwunsch zu einer Erhebung, Wunsch 'ut
inconcussa maneatis utriusque ecclesiae columna'. Die per-
turbatio Normannorum wird als bestehend erwähnt.
d. Bischof Ritveus an Bischof Erifridus : 'Quam inmensas
vestrae magnitudine*. Begleitbrief eines Geschenkes.
e. Ein archidiaconus an einen Geistlichen: 'Primum de
tua sospitate'. Er erkundigt sich nach dem Befinden des
Empfängers und stellt seine Dienste zur Verfügung.
f. Erh. (der sich fidelis vernula des Empfangers nennt)
Attoni episcoporum omnium eximio: 'Quia cooperante divina
Providentia': Das Pfingstfest ein Freudenfest.
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Briefe von 841 bis 911. 487
g. Bertrudis rcommatra illius^ an den Bischof E. 'Domine
senior ab illo die : Sie werde 'sive equo, seu etiam navigio'
zu ihm kommen 'propter amorem filii mei Widonis, qui sub
iure vestro redaetus est usque ad diem exitus sui'.
h. Ein Brieffragment, wohl nur Anfangs- und Endformel,
später auf den freien Raum der Seite geschrieben.
[In derselben Hs. folgt noch eine Reihe anderer Briefe
von einer Hand wohl des 10. Jahrhs., welche nach Lüttich
zu gehören scheinen i.*
a. Jemand an einen Bischof: 'Notum sit vestrae pie*
tatis visceribus*. Darin der bemerkenswerthe Satz:
'Veniat in vestram mentem, quod domnus imperator
ita vobis iam dixerat, ut inter fratres sim ordinatus'.
ß. Ohne Ueberschrift : 'Vestrae nobili caritati'. Ein
armer Scottus peregrinus, der von Rom zurückkehrt,
bittet um ein beneficium.
y. 'Cum vestrae caritatis flagrantia'. Bitte: einen alten
Scottigenam presbyterum, der nicht nach Rom weiter
kann, au£zunehmen.
§• Der Scottigena Electus an den Bischof Franco (von
Lüttich, 854—901, wie Zeumer ohne Zweifel zu-
treflFend annimmt) : 'Notum sit vestrj pietatis visceri-
bus'. Auf der Rückreise von Rom begriffen, ist er
bestohlen und bittet den Bischof um Schadenersatz,
s. Der presbyter Otveus an den Bischof Franco:
'Vestrae pietati clarescat'. Anzeige, dass für des
Bischofs Wohl in der heurigen Fastenzeit zwanzig
Psalmen und dreissig Messen gesungen werden.
(Scheint nur die Eingangsformel emes Bittschreibens
zu sein).
£. Der presbyter Otveus an seinen Lehrer: 'Vestrae
praestantiae'. Unter Hinweis auf die Fürbitten,
welche für des Empfangers Wohl gethan werden,
bittet er, das nocturnale antiphonarium in bereinigter
Gestalt ihm leihweise zu überlassen],
17) Ermenrici Augiensis monachi de grammatica ad
Grimaldum archicapellanum ep. (in qua multa de viris illustri-
bus S. Galli scripta sunt): 'Diu sane mihi pertractanti'.
Im Auszuge gedruckt bei Mabillon, Vet. Anal. p. 420 ex
bibl. S. Galli und MG. II, p. 31—33, vollständig von Dümmler
im Hallischen Preisprogramm für 1873, vgl. Forsch, z. D. G.
XIII, S. 475-485, XIV, S. 404, Bursians Jahresber. über den
Fortschritt der Alterthums- Wissenschaft 1873 I, S. 10—14.
Cod. ms.: St. Gallen 265 s. X. N. A. IV, 322.
1) Diesen Briefen, welche mit der aus den Gedichten des Sedalius
bekannten Schottenkolonie in Lüttich in Verbindung stehen, wird ein
anderer Platz anzuweisen sein. W.
32*
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488 W. Gundlach.
18) Erpuini Silvanectensis episcopi ad Hincmarum
Remensem arcbiepiscopam ep., ^ua ei nuntiat, se ad synodum
quandam venire non posse: *Qui conventui vestro'. Gedruckt
im N. A. VL 253. 254.
ad Wenilonem Rotomagensem archiepiscopum ep. commen-
daticia *Noverit sagax prudentiae'. Gedruckt im A. VIII, S. 819.
Cod. ms.: Esconal, Real bibl. de S. Lorenzo L. III. 8.
8. X. N. A. VI, 253. 254.
19) Eulogii Toletani archiepiscopi ad Wilesindum Pam-
pilonensem episcopum ep.: Eulo^ius cum in Galliam iter
faceret, apud Wilesindum fuerat diversatus, qui b. Zoili mar-
tyris Cordubensis ab eo reliquias petierat. Eins suae pere-
grinationis historiam hie retexens, reliquias transmittit: ^Olim
beatissime papa, cum dira saeculi fortuna, quae fratres meos
Alvarum et Isidorum a genitali solo abducens paene in ulte-
riores Togatae Galliae partes apud Hludovicum regem Baioariae
exulare fecif. Max. bibl. vet. patr. Lugd. XV, p. 298.
20J Freculphi Lexoviensis episcopi chronicorum tomi 11.
Praefatio prioris partis ad Helisacharum praeceptorem suum:
^Gum torpentia quorundam ingenia . Praefatio secundae partis
ad ludith imperatricem : ^Domina augustarum felicissima'.
Max. bibl. vet. patr. XIV, p. 1061. 1138.
21) Fulconia Remensis archiepiscopi ad Stephanum V.
papam de Normannorum devastationibus ep. ^Accepi ante-
cessoris tui*. Gousset, Actes de la Province de Reims I, p. 520.
Vgl. auch die Auszüge in Flod. Hist. Rem. IV, 1 5 MG. SS.
XIII, 555.
ad Carolum Calvum de pacto cum Normannis inito ep.
'Quis enim qui vobis'. Gousset I, p. 526.
Pauli, König Aelfred S. 195 Anm. 2: 'Das Schreiben des
Erzbischofs Fulco an Aelfred, bei Wise, Asser p. 123—129
(in einem Ms. zu Winchester) gedruckt, ist schwerlich für echt
zu halten*. (Das Schreiben war nicht aufzufinden).
Cod. ms.: Carew (England) s. X. N. A. IV, 621.
22) Grimaldi et Tattonis ad Reginbertum magistrum
scolae monasterii S. Galli ep., quacum regulam b. Benedicti
mittunt: 'Memoria dilectionis'. ßaluze, Cap. II, p. 1382 (ex
vet. cod. S. Galli).
ad Augiam ep., quacum XII capitula transmittunt: ^Quia
igitur*. Baluze, Cap. II, p. 1380 (ex vet. cod. S. Galli).
Cod. ms.: St. GaUen 914 s. VIII. IX (enthält beide Briefe).
23) Guntharii et Theutgaudi ad Nicolaum papam
ep., qua eins damnantis sententiam ^quasi nefas atque male-
dictum frustra prolatum contemnere' se profitentur: Tatres
episcopi'. Baron. Ann. eccl. A. 863 N. 27 : 'ab eodem veteris
chronici auctore a Pithoeo editf. Ann. Fuld. et Hincm. ad
a. 864.
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5:
Briefe von 841 bis 911. 489
Guntharii Coloniensis archiepiscopi diabolica in Nicolaum
papam capitula ad episcopos regni Lotharii: 'Rogamus suppli-
citer'. Ann. Bertiniani A. 864'.
Guntharii ad Hincmarum ep., qua, sperans se restitui
posse, petit, ut sibi ^desolato ac peregrinanti omnes quanto
ocius succurrant^ 'Quia meis exigentibus'. Hartzheim, Conc.
Germ. II, p. 332 *ex cod. CXVII ecclesiae metropolitanae
Colon, nunc primum edita'.
Cod. ms.: Cöhi 117 (Darmst. 2116).
24) fHattonis Moguntini archiepiscopi eiusque suffra-
ganeorum ad lohannem IX. papam ep.: de morte Amulphi
imperatoris, de Ludovico eins nlio seplenni rege Germaniae
salutato, de archiepiscopatu apud Moravos erecto: 'Noverit
igitur sublimitas'. Labbe, Conc. IX, p. 496. Passauer Fälschung.
Cod. ms.: Wien, Hofbibl. *1051 (Theol. 406) s. XII. [Pertz].
25) Hartwici Pataviensis episcopi ad Krosonem com-
patrem ep., qua negotiatores suos commendat: 'Ceterum vero
nuntiamus*. Quellen und Erörterungen VII. S. 23, Anm. 23.
Cod. ms.: München 19410 s. IX. N. A. IV, 575.
26) Helperici abbatis Arulensis adCarolum Calvum ep.,
qua ab eo subsidium monasterio suo a Normannis destructo
petit: 'Intimis et attentis auribu8\ Mabillon, Ann. Bened. III,
672: 'ex Michaelis Loti Dominicani libello catalanice scripto
e translatione SS. Abdon et Sennen'.
27) Herard i Turonensis archiepiscopi ad Wenilonem
Senonensem archiepiscopum de synodi 'quae in vicinia con-
fluxit Tullensium' decretis commonitorium : 'Certum habeat
vestrae*. Sirmond III, p. 156 ex cod. Redonensi.
adnuntiatio regis ac synodi (Suessionensis III) facta, ne
mirum sit, et quod causa vulfadi iam ante definita iterum in
hac synodo retractetur et quod uxori suae rex tam sero nunc
tandem ab episcopis benedici postulet: 'Auctoritas sacra*.
Sirmond HI, p. 291 inter acta conciiii Suess. HI (866).
28) Herici monachi S. Germani Autissiodorensis ad Ca-
rolum Calvum ep., qua praecipue multiplex eiusdem Caroli
erga quaeque optimarum artium ac disciplinarum studia tum
beneficiorum tum auctoritatis fomentum commendat: 'Quoties
memoria'. Duchesne II, p. 470 : 'desumpta ex Vita S. Germani
Autiss. episcopi quam Hericus ipse carmine descripsif .
29) Hrabani Mauri, abbatis Fuldensis, archiepiscopi
Moguntini, praefationes et epistolae:
a. De universo libri XXH. Epp. ad Ludovicum regem:
'Audita bona opinione', ad Hemmonem episcopum: 'Memor
boni studii'. Opera ^d. lacobus Pamelius I, p. 51. 53.
1) Das Schreiben Günthers ^Scit yestra beatitndo' s. unter Coloniensin
cleri et populi epp., aasserdem vergl. Thentgaudus.
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490 W. Gundlach.
Codd. mss.: PariB, Bibl. nat. 2420 s. XIV. — 7608 (Colb.)
8. XIII. — 11684 (S. Germ.) s. XII.
Montecassino 132 s. XL in. A. XII, 500.
Madrid« Archivo historico nac. LXXXVI s. XIII. N. A.
VI, 361.
b. Commentariorum in Genesim libri IV. Freculphi Lexo-
viensis episcopi ad Hrabanum ep. 'Novit mi dilectissime',
Hrabani ad Freculphum ep. ^agnorum virorum conamen'.
Opp. II, p. 1. 2.
Codd. msB. • München 6260 (Fris. 60) 8. IX, N. A. IX, 434.
St. Gallen 283 8. IX.
Paris, Bibl. nat. 2424 (Colb.) 8. XHI. - 12307 (s. Germ.)
8. XII.
c. Commentariorum in Exodum libri IV. Praefatio ad
Freculphum episcopum: 'Inter ceteras scripturas'. Opp. II,
p. 84.
Codd. m88.: Wien, Hof bibl. 1042 (Theol. 379) s. X.
St. Gallen 283 s. IX.
Paris, Bibl. nat. 2424 (Colb.) s. XIII. — 2425 (Colb.)
8. XIII. - 12307 (8. Germ.} s. XII.
d. Expositionum in Leviticum libri VII. Prologus ad Fre-
culphum episcopum: 'Arduum opus et ultra*. Opera II, p. 171.
Codd. mss.: S. Gallen 283 s. IX.
Paris, Bibl. nat. 12307 (s. Germ.) s. XII.
e. Commentariorum in hbrum Numerorum libri IV. Prae-
fatio ad Freculphum episcopum: 'Numerorum librum'. Opera
n, p. 314.
Codd. mss.: München 6261 (Fris. 61) s. X.
St. Gallen 283 s. IX.
Paris, Bibl. nat. 2426 (Colb.) s. X. — 12307 (s, Germ.)
s. XII.
f. Enarratio super Deuteronomium. Praefatio ad Fre-
culphum episcopum: 'Decursis igitur tuis'. Opera II, p. 405.
Codd. mss.: S. Gallen 283 s. IX.
Paris, Bibl. nat. 2427 (Colb.) s. XIII. — 12307 (s. Germ.)
s. XII.
g. Commentarii in libros ludicum et Ruth. Ep. Hum-
berti episcopi ad Hrabanum: 'Legi litteras tuas', Hrabani ad
Humbertum ep.: 'Acceptis litteris*. Opera III, P. 1. 2.
Codd. mss.: München 5116 (Beurb. 6) s. XII.
Paris, Bibl. nat. 2427 (Colb.) s. XIII.
h. Commentarii in quattuor libros Regum. Praefatio ad
Hilduinum abbatem et sacri palatii archicapellanum : 'Cum
venerationem tuam'. Opera IIl, p. 45.
Codd. mss.: München 5811 (Ebersb. 11) s. XIII. - 6978
(Fürst. 78) s. XV.
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Briefe von 841 bis 911. 491
Wien, Hof bibl. 941 (Salisb. 209) s. XH. - 1000 (Salisb.
176) 8. XII.
S. Gallen 284. 285 s. IX.
Paris, Bibl. nat. 2428 (S. Martialis Lemov.) s. XII. —
2429 (Colb.) s. Xn. - 2430 (Colb.) s. XU. — 2431 (Mazarin.)
s. XIII.
1. Commentarii in duos libros Paralipomenon. Prologus
ad Ludovicum imperatorem: 'Cum saepius iam dudum'. Opera
III, p. 145.
Cod. ms.: München 6262 (Fris. 62) s. IX.
k. Commentarius in librum Esther. Prologus ad ludith
augustam: <Liber Esther quem*. Opera III, p. ^79.
Codd. mss.: Wien, Hof bibl. 741 (Theol 135) s. XII.
Paris, Bibl. nat. 2432 (Bigot.) s. XII.
1. Commentarii in Cantica, quae ad matutinas laudes per
septimanam dicuntur. Prologus ad Ludovicum regem : 'Nuper
quando ad vos'. Opera III, p. 293.
Codd. mss. : (?) Wolfenbüttel, Herz. Bibl. 313 (Heimst, 280)
8. X. Commentarius in Cantica Canticorum fortasse auctore
Hrabano Mauro.
(?) München 6288 (Fris. 88) s. X.
m. Commentarii in librum Sapientiae. Prologus ad Ot-
garium archiepiscopum Moguntinum: 'Quotiescumque prae-
sentiam tuam', Opera III, p. 362.
n. Commentarii in Ecclesiasticum. Prologus ad Otgarium :
'Sciens benevolam intentionem'. Opera III, p. 394.
Cod. ms.: Paris, Bibl. nat. 2433 (Colb.) s. XIV.
0. Expositio super Hieremiam prophetam. Praefatio ad
Lotharium imperatorem : *Post commentariolos'. Opera IV, p. 1 .
Cod. ms.: London, Brit. Mus. 22820. N. A. X, 196.
p. Commentarii in Hiezechielem. Ep. Lotharii impera-
toris ad Hrabanum: Qesideranti mihi' (Böhmer -Mühlbacher
R. 1096), Hrabani ad Lotharium imp. ep. ^Quantum vos animi'.
Opera IV, p. 196. 170.
q. Commentarii in libros Machabaeorum. Prolog;us primus
ad Ludovicum regem Franciae : ^Cum sim promptus , Prologus
secundus ad Oeroldum sacri palatii archidiaconum : 'Memini
me in palatio'. Opera IV, p. 380.
Codd. mss.: Wien, Hofbibl. 741 (Theol. 135) s. XH.
Paris Arsenal, Theol. lat. 83. — Bibl. nat. S. Oerm. 306
s. XII. — 160 (Mazarin.) s. XIV. - 2434 (Colb.) s. XIII.
— 2435 (DD, de Bethune) s. XIV. - 2436 (Colb.) s. XIV.
— 2437 (Colb.) s. XIV. - 2438 (Colb.) s. XlV.
London, Brit. Mus. Add. Mss. 18860 s. XIII. N. A. IV, 359.
r. Commentarii in Matthaeum evangelistam. Libri octavi
praefatio ad Haistulphum archiepiscopum: 'Memor illius prae-
cepti'. Opera V, p. 1.
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492 W. Gttndlach.
Codd. mss.: München, Cod. lat. 5804 (Ebersb. 4) s. XV.
Wien, Hofbibl. 925 (SaJisb. 46) s. XIII. - 991 (Saliab. 87)
8. X, [1. I-IV], 988 (Salisb. 88) b. X [1. V^VIIlj.
Paris, Bibl. nat. 286 (DD. de Bethune) s. XIII. — 2439
(Colb.J 8. XIII. - 11683 (S. Germ.) s. IX. — 13410 (S. Germ.)
B. XVI. - 14243 (S. Victor) s. XII. ex.
8. Commentariorum in epistolas b. Pauli libri XXX. Prae-
fatio ad Samuelem episcopum: 'Ex quo vos primum', ad
Lupum: ^Postquam desiderabili'. Opera V^ p. 1d9.
t. Homiliae de nativitate Domini. Praefatio ad HaiBtul-
phum archiepiscopum: 'lusBionibus tuiB obtemperans'. Opera
V, p. 580.
Cod. ms.: (?) Paris, Bibl. nat. 8728 s. X.
u. De clericorum institutione et ceremoniis ecclesiae
libri III. Praefatio ad Haistulphum archiepiscopum: 'Cum te
sancte pater'. Opera VI, p. 1.
Codd. mss,: Wolfenbüttel, Herz. Bibl. 35 (Heimst. 32)
8. XI.
Wien, Hofbibl. 1050 (Salisb. 200) s. XII. - 1073
(SaUßb. 242) s. X.
Paris, Bibl. nat. 1938 (Claudii Puteani) s. X. XII. — 2399
(Colb.) s. XI. - 2440 (Put.) anno 819. — 2441 (Put.) s. XI.
- 2442 (Colb.) s. XIL - 2861 (Colb.) s. XIII.
Ashbumham- Place, Bibl. des Earl of A. App. 43, s. IX.
N. A. IV, 610.
y. Liber de sacris ordinibus, sacramentis divinis et vesti-
mentis sacerdotalibus. Praefatio ad Theotmarum: 'Sicut me
rogasti'. Opera VI, p, 50.
Codd. mss.: Wien, Hofbibl. 1073 (Salisb. 242) s. X. —
914 (Rec. 17) s. X. — 1640 (Theol. 559) s. XII. — 1761
(Theol. 863) s. XI. XH.
w. In libros canonum poenitentialium, quantum apparet,
ad Heribaldum praefatio : 'Oportet hominem'. Opera VI, p. 1 15.
X. Poenitentium liber. Praefatio ad Otgarium: 'Quamdiu
vos sancte pater*. Opera VI, p. 154.
j. 'Quota generatione licitum sit connubium'. £p. ad
Humbertum episcopum: 'Nuper venerunt ad me*. Opera VI,
p. 165.
Codd. mss.: Darmstadt, Grossherz. Bibl. 118 s. IX. X.
A. VHI, 620. - 120 s. XHI. A. VIII, 621.
München 3851 (Aug. eccl. 151) s. IX. N. A. IX, 417.
— 3853 (Aug. eccl. 153) s. X. N. A. IX, 417.
Salzburg, S. Petersstift IX, 32 s. XI. A. IX, 482.
Rom, Pakt. 576 (RA. II) s. IX. ex. A. XH, 337.
z. De anima opusculum. Praefatio ad Lotharium regem:
^Quum nobilitatis vestrae ingenium'. Opera VI, p. 173.
Zu diesen Vorreden und Briefen kommen nun noch die
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Briefe von 841 bis 911. 493
folgenden, welche Migne in seiner Patrologia Bd. CVII — CXII
gesammelt hat:
a. Liber de Computo. Prologus adMacharium monachum:
'Legimus scriptum in rroverbiis*. Migne CVII, p. 669 (ßaluz.
Miscell. sacra II).
Codd. mss.: S. Gallen 902 s. IX.
Paris, Bibl. nat. 4860 (Colb.) s. X.
ß. In librum losuae libri tres. Ep. dedicatoria ad Fri-
durichum episcopum Traiectensem : 'Studium tuum ac dili-
gentiam'. Migne CVIII, p. 999 (Apud Martene, Ampi. Coli,
tom. IX, p. 668 ex ms. Öisterciensi).
Cod. ms.: Paris, Bibl. nat. 2427 (Colb.} s. XIII.
y. Expositio in librum ludith. Ep. deaicatoria ad ludith
augustam: 'Cum celsitudo magnitudims'. Migne CIX, p. 539
(Mabillon, Ann. Bened.).
Codd. mss.: Wien, Hofbibl. 741 (Theol. 135) s. XII.
Paris, Bibl. nat. 2432 (Bigot.) s. XII.
Verona, Capitelbibl. LXVIH (65). A. XII, 660.
8. (Die unter t. angeführte Vorrede steht bei Migne CX,
p. 9 unter der Ueberschrift 'Homiliae, I. Homiliae de festis
praecipuis, item de virtutibus'; unter 11. 'Homiliae in evangelia
et epistolas' findet sich p. 135 die) Praefatio ad Lotharium
augustum: 'Cognoscat almitas vestra'.
Cod. ms.:(?) Ashbumham - Place, Bibl. des Earl of A.
App. 81: Sermones cum prologo Hrabani Mauri ad regem
Lotharium: 'Domino excell. regi Lothario ultimus vestre subli-
mitatis alumpnus Maurus' etc. N. A. IV, 616.
8. Poenitentiale. Praefatio ad Heribaldum episcopum
Autissiodorensem: 'Capitula quaedam'. Migne CX, p. 467
(Apud Canis. Lect. antiq. tom. II).
Codd. mss.: Darmstadt, Grossherz. Bibl. 118 s. IX. X.
A. VIII, 620. — 120 s. Xm. A. VIII, 621.
München 3851 (Aug. eccl. 151) s. IX. N. A, IX, 417.
— 3853 (Aug. eccl. 153) s. X. N. Ä. IX, 417. — 3909 (Aug.
eccl. 209) s. XI.
Salzburg, S. Petersstift IX, 32 s. XI. A. IX, 482.
S. Gallen 676 s. XL XIL
t,. Martyrologium (Canis. Lect. antiq. ex cod. ms. S. Galli).
Prologus (ex Analectis Mabillonii) ad Ratleicum abbatem
Seleginstadiensem: 'Quia rogasti me frater'. Migne CX, p. 1121.
Cod. ms.: S. Gallen 458 s. IX.
Tj. Opuscula duo (Apud Labbe, Conc. app. ad tom. VIII)
I. Responsa canonica super quibusdam interrogationibus Regln-
baldi chorepiscopi : 'Postquam sanclitas tua', II. Si liceat chor-
episcopis presbyteros et aiaconos ordinäre cum consensu epi-
scopi sui: 'Postquam per eos transeuntes abiistis*. Migne CX,
p. 1187.
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494 W. Gandlach.
Codd. mss.: (?) Wien, Hofbibl. 956 (Theol. 320) s. XI".
(?) Pari», Bibl. nat. 2443 (Mazar.) s. IX, — (?) 11685
Rom, Palat. 576 (RA. 11} s. IX. ex. A. XII, 338.
&. De ecclesiastica disciplina libri III. Praefatio ad Regin-
baldum episcopum : ^Quadam die cum quietos*. Migne C All,
p. 1191.
i. Ad Reginbaldum cborepiscopum Moguntinum ep.^ qua
quasdam quaestiunculas suis responsionibus solvit: ^Nuper ad
nos quidam'. Migne CXIL p. 1507 (Baluz. Cap. II, p. 1378).
Codd. mss.: Darmstaat, Qrossherz. Bibl. 118 s. IX. X.
A. VIII, 620. — 120 8. XIII. A. VIII, 621.
München 3851 (Aug. eccl. 151) s. IX. N. A. IX, 417.
- 3853 (Aug. eccl. 153) s. X. N. A. IX, 417.
Salzburg, S. Petersstift IX, 32 s. XI. A. IX. 482.
X. Ad Egilem Prumiensem abbatem de corpore et sanguine
Domini adversus Ratbertum ep. 'Quod corpus et sanguis'.
Migne CXH, p. 1510 (Mabillon Acta SS. VI).
X. Ad Hincmarum Remensem archiepiscopum ep., qua de
praedestinatione agit: Troximo vere hoc est. Migne CXII,
p. 1518 (ex Sirmondo).
Codd. mss.: Laon 399. 456 s. IX. X. A. VII, 865.
Dublin, Trinity College 684. 544. A. VII, 104.
\i. Ad Notingum ep., quacum librum de praedestinatione
mittit: 'Nuper quando ad serenissimum'. Migne CXII, p. 1530
(ex Sirmondo).
r. Ad Heberardum comitem ep. de Gotescalco et de prae-
destinatione: ^Referentibus nobis fratribus'. Migne CXII, p. 1553
(ex Sirmondo).
g. Ad Ludovicum Germaniae regem mittit acta concilii
Moguntini anno 847 celebrati: 'Dignissimae reverentiae vestrae'.
Migne CXII, p. 1562 (Mansi XIV, p. 900).
Cod. ms.: München 6241 (Fris. 41) s. IX.
0. Ad Hincmarum archiepiscopum Remensem de Gote-
scalco ep. synodalis: *Notum sit dilectioni'. Migne CXII, p. 1574
(Mansi XIV, p. 914).
Uebersehen hat Migne die in dem Anhange der Schrift
^Hrabanus Magnentius Maurus' von Eunstmann abgedruckten
Vorreden und Briefe:
jt. De laudibus sanctae crucis opus. Ep. ad Hattonem:
^Librum sanctae crucis'. Eunstmann S. 169 'in einer Hs. des
Klosters S. Peter zu Salzburg und in einer andern des Klosters
Metten aus dem 15. Jahrh.'
Codd. mss.: München 706 a. 1472. — 3050 (And. 50)
s. XV. - 4154 (Aug. S. Crucis. 54) a. 1478.
1) Die Hs. enthält auch eine Ep. ad Virdunensem episcopnm: 'Domino
beatissimo*.
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Briefe von 841 bis 911. 495
Wien, Hofbibl. 652 (Theol. 39) s. IX. ^ 908 (Univ. 620)
8. X. — 911 (Salisb. 43) s. IX. — 1355 (Lunael. Q. 114)
s. XIV. XV.
Paiis, Bibl. nat. 11685 s. XL
Bologna, Bibl. Albornoziana. Coli. Hisp. 12 s. XII.
A. XII, 579.
Rom, Vatic. Christ. 124 s. X. %it solcher Pracht gemalt,
das9 es das Original selbst sein kann', Bethmann A. VlI, 268.
— Ottobon. 88 s. XI. in.^ A. XII, 358.
Madrid, Bibl. del noviciado de la Universidad central 131
s. X. N. A. VI, 323.
Q. Praefatio in Danielem ad Ludovicum regem : (Danielem
prophetam'. Kunstmann S. 210 'aus dem Kloster Reichenau
nach einer Hs. des 9. Jahrhs.'
ö. Ad chorepiscopum et clerum civitatis Argentariae de
facinore cuiusdam hominis incestuosi et parricidae ep. 'Nuper
ad nos litterae\ Kunstmann S. 213 'aus einer Freisinger Hs.
des 9. Jahrhs. der Königlichen Staatsbibl. zu München' (schon
vorher gedruckt in der Tübinger Quartalschrift 1838. S. 444).
Cod. ms. : München, Cod. Tat. *Frising. B. H. [Unbekannt].
T. Ad Hincmarum Remensem archiepiscopum contra Gote-
scalci errorem ep. 'Perlectis litteris sanctitatis'. Kunstmann
S. 215 'in einer Emmerammer Hs. des 10. Jahrh/ (schon
vorher gedruckt in der Tübinger Quartalschrift 1838, S. 445).
V. Ad eundem de eadem re ep. 'Quaestionibus quibus\
Kunstmann S. 219 'in einer Emmerammer Hs. des 10. Jahrhs.'
(schon vorher gedruckt in der Tübinger Quartalschrift 1838,
S. 445).
(p. Vor dem ungedruckten ersten Theile der Homilien-
Sammlung für Lothar 'aus einer Jenaer Hs. des 10. oder
11. Jahrhs.': Lotharii imperatoris ad Hrabanum ep. 'Cum solito
quadragesimali' (Böhmer -Mühlbacher R. 1142), Hrabani ad
Lotharium rescripta ep. 'Epistola vestra'. Kunstmann S. 220. 222.
Cod. ms.: Jena *32 [Waitz],
X. Ad Isanbertum de peccato et de remissione epistolae
fragmentum : 'Si peccaverit vir*. Kunstmann S. 224 'aus einer
Wiener Hs.'i
Cod. ms.: Wien Hofbibl. 966 (Theol. 331) s. X. (Hierher
gehört vieUeicht auch die Hs.: Wien, Hofbibl. 1595 (Theol.
426) s. XII. De gravibus mortalibus peccatis ac criminibus
eorumque poenitudine ac satisfactione libri III).
tj). N. A. IX, 657: 'In Hilgenfelds Zeitschrift für wissen-
schaftliche Theologie XXVII, 2 (1884) S. 164—187 veröffent-
1) Die Praefationes zu den Jesaias- und Johannes • Commentaren,
welche Konstmann S. 225 und 227 mittheilt, sind nicht an bestimmte
Personen gerichtet.
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496 W. Qundlach.
licht H. Hagen eine Nachahmung von Cyprians Gastmahl
durch Hrabanus Maurus aus einer Berner Hs.; sie ist dem
König Lothar II. zugeeignet' i: 'Cupienti mihi vestrae'.
Codd. mss.: St Gallen 293 s. XV. — 692 s. XV. —
972>' a. 1453 (auch in München und St Florian).
Paris, Bibl. nat. 5134 (Philiberti da la Marc) s. XIII.»
30) lesse Ambianensis episcopi ad suos dericos de ordine
baptismi ep.: ^Quoniam quidem debitorem'. Bibl. max. XI V,
p. 67.
Codd. mss.: St Gallen 124 s. IX.
Paris, Bibl. nat *S. Germ. 1290 s. XII. ex. [Bethmannl.
- 13372 (S. Germ. 1291) s. XH.
31) lohannis Scoti de divina praedestinatione liber.
Praefatio ad Hincmarum et Parthulum: 'Fari non possum'.
Migne CXXII, p. 355 (Opera ed. Floss) *ad fidem codicis ms.
S. Gerraani 1314, olim 634 membr. s. X. 4« bibl. regiae Paris'.
Cod. ms.: Paris, Bibl. nat 13386 (s. Germ.) s. VIII. IX.
versio operum S. Dionysii Areopagitae. Praefatio ad
Carolum Caivum regem: 'Vaide quidem admiranda'. Migne
CXXII, p. 1031 mit folgenden Hülfsmitteln: Editio Colonien-
sis 1556. — Editionis eiusdem variae lectiones. — Cod. ms.
Ratisb. S. Emmer. 137 bibl. reg. Monac. s. XI. — Cod. ms.
971 bibl. Caesar. Vindob. s. XI. — Cod. ms. 754 bibl. Caesar.
Vindob. s. XII. — Cod. ms. bibl. Darmstadt olim. Colon. 30
s. XII. — Cod. ms. Vatic. 177 s. XIV. — Cod. ms. Vatic.
176 8. XIV. — Cod. ms. lat. Fürstenfeld. 9 bibl. reg. Monac.
s. XV. — Usserius, Veter. epistolarum Hibernicarum sylloge
p. 41: ex libro ms. CoUegii S. Trinitatis Cantabrigae.
Ausser den angeführten sind an Codd. noch zu nennen:
München, Cod. lat 3103 (And. 103) a. 1491. — 380 s. XIII.
Wien, Hof bibl. 574 (Hist eccl. 136) s. XIV.
Paris, Bibl. nat 1618 (Put.) s. XÜ. — 1619 s. XIV. —
2612 (Colb.) 8. XII.
Florenz, Laurent 89 s. X. A. XII, 722.
Rom, ürbinas 62 s. XIV. A. XH, 262.
versio ambiguorura S. Maximi. , Praefatio ad Carolum
regem: 'Hoc opus Maximi'. Migne CXXII, p. 1193: 'A Mabil-
lonio acceptam edidit Thomas Giles in Appendice ad lohannis
Scoti opus de divisione naturae p. 1—45.
32) Liutberti Moguntini archiepiscopi ad Ludovicum
Germanicum ep., qua regem hortatur, ut una cum Carole
Calvo rege pacem ecclesiae restituat : 'Tacendi vel deliberandi'.
1) Bruchstücke von Briefen Hrabans an Hambert von Wiirzbarg, aus
den Oenturien des Flacius zusammengestellt von Diunmler: Forsch, zur
Deutsch. Gesch. XXIV, S. 421—425. 2) Die Hs. Arras, Stadtbibl. 739
(764) s. X. (S. Vedasti) enthält Tractate von Hraban. N. A. II, 31.8.
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Briefe von 841 bis 911. 497
Von Jaff^ (Bibl. III, p. 326) nach Flacius, Catalogi testium
veritatis (Lugduni 1597) II, p. 139 wiederholt.
ad Hadrianum II. papam de suis adversariis ep. ^Reli-
giosissima dominatio'. Von JaflFe TBibl. III, p, 332) nach
Dümmler, Formelbuch p. 52 wiederholt (Zeumer, Formulae
p. 424).
ad Salomonen! II. episcopum Constantiensem ep., qua
eum ad synodum vocat: *Dilectio tua'. Von JaflF^ (Bibl. III,
p. 334) nach Dümmler, Formelbuch p. 44 wiederholt (Zeumer,
Formulae p. 419).
Eiusdem aliorumque episcoporum ad Hadrianum II.
papam ep., qua Willibertum archiepiscopum electum esse nun-
tiant palliumque petunt: ^Officii nostri cura\ FIoss, Papst-
wahl S. 60.
Cod. ms.: Trier *LXXI [Waitz].
33) Milonis monachi Elnonensis Vita S. Amandi. Prae-
fatio ad Carolum Calvum, Milonis ad Haiminum sacerdotem
ep. Terfruitus quondam vestrae', Haimini ad Milonem ep.
rescripta: 'Carmen quod mihi*. Acta SS. Febr. I, p. 873 ex
ms. Antverp. et Elnon.
Codd. mss.: Brüssel 8721-8728 s. XII. N. A. IV, 524.
Valenciennes 395 (N. 6. 1) S. Amandi s. IX. ex. N. A.
IV 523.
' Paris, Bibl. nat. 5297 (Colb.) s. XHI. — 5315 (Colb.)
s. XU. — 5318 (Bigot.) s. Xni. - 5352 (Colb.) s. XIV.
34) Otfridi monachi et presbyteri Wissemourgensis ad
Luitbertum Moguntinum archiepiscopum ep., aua ei poema de
evangeliis scriptum commendat: 'Vestrae excellentissimae pru-
dentiae'. Von JaflF^ (Bibl. III, p. 328) nach Kelle, Otfrieds
von Weissenburg Evangelienbuch I, S. 7 wiederholt.
35) Prudentii episcopi Tricassini tractatus de prae-
destinatione contra lohannem Scotum. Ep. nuncupatoria ad
Wenilonem Senonensem archiepiscopum : 'Accensus prout
decef. Max. bibl. XV, p. 467.
Cod. ras.: Paris, Bibl. nat. 2445 (Colb.) s. X. in.
de eadem re libellus. Praefatio ad Hincmarum et Par-
dulum ^Optaveram quidem'. Max. bibl. XV, p. 598 ex cod. ms.
S. Arnulphi.
ad coepiscopos suos ep.: 'cum infirmitatibus naene Omni-
bus notis depressus' eorum conventui adesse pronibeatur, se
eins ordinationi consentaneum esse, qui scriptis et dictis (enu-
meratis) catholicorum et orthodoxorum virorum subscribat:
'Quantum ad meritum*, Sirmond, Opp. Hincmari I (Anfang).
36) Ratholdi Argentoratensis «episcopi ad Nicolaum
pa{)am ep., qua ab eo indulgentiam excusationi retardatae
petit: 'Igitur quibusdam*. Baron. Ann. eccl. A. 864 N. 8 ex
cod. Trevir.
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498 W. Gandlaeh.
37) Ratram ni Corbeiensis monachi de praedestinatione
Dei libri IL Praefatio libri primi ad Carolam Calvuin regem:
<Cam virtus et sapientia', libri seeundi ad eondem : 'Superiore
libello'. Bibl. max. vet. patr. XV, p. 442. 453 ex cod. ms.
Lobiensis coenobii.
de corpore et sanguine Domini Über. Praefatio ad Caro-
lum Calvum regem : 'lussistis gloriose ^rinceps'. Migne CXXI^
p. 125 nach der Ausgabe des lac. Boileau Paris 1712 ex ms.
cod. abbatiae Lobiensis.
Codd. mss.: Paris, Bibl. nat. Nouv. acq. lat. 2104. 2105.
ad Rimbertum arcniepiscopum et Adalgarium abbatem de
propinquorum coniugiis ep. ^De propinquorum'. Wilmans,
Eaiserurkunden L S. 506 nach dem Herforder Evangeliar
s. IX. Mise. Vn, 3.
ad Rimbertum ^resbyterum de Cjnocephalorum natura
ep. 'Quod nostrae petitionis'. Hilgenfeld, Zeitschr. f. wissensch.
Theol. 1881 y S. 61 nach dem Cod. Lipsiensis (ol. Pegaviensis)
bibl. Paulinae 190 s. X. XL
38) Ravennatis cleri ad Carolum iuniorem ep., qua
morem suae ecclesiae demonstrant, ^quoniam', inquiunt, ^quan-
dam difficultatem et scrupulum super quorundam habitu, qui
ex diversis morum et regulae disciplinis ad sacram perveniunt
dignitatem, in vestra sacra mente fore audivimus' : ^Quamquam
enim vestrae celsitudinis'. Cordesius, Opuscula et epp. Hinc-
mari p. 637.
39) Reginonis Prumiensis presbyteri ad Ratbodum Tre-
virensem archiepiseopum de harmonica institutione ep. ^Cum
frequenter in ecclesiae vestrae'.
Gerbert, Scriptores ecclesiastici de musica sacra potissi-
mum I, p. 230: ^dimus ad fidem duorum apographorum
unius eiusdem(jue codicis bibliothecae Paulinae Lipsiensis' (und
zwar hat er die eine Abschr. erhalten von Jo. Bapt. Martinus
ord. S. Francisci minor. Bononiensis, die andere von Frid.
Wilh. Marpurg Berolinensis).
40) Remensium clericorum ad Nieolaum papam ep.
^Remensis ecclesiae filii'.
Cod. ms.: Laon 399. 456. A. XI, 495.
41) Rothadi episcopi Suessionensis ad Nieolaum papam
proclamatio: 'Ego Rothadus'. Caraffa III, p. 152 ex vetusto
manuscripto codice.
Codd. mss.: Rom, Eig. Vatic. 1343 s. X. N. A. III, 147.
— Vallicell. D. 38 s. X. A. XE, 424.
42) Ruoperti Sangallensis epp.: Goldast II, 65; eiusdem
ad Wiliibertum Coloniensem ep. form.: Pez VI, p. 86 ex cod.
Salzb. (= Zeumer p. 563). Die erste Notiz (des Directoriums)
ist unrichtig.
43) Theotgaudi Trevirensis, Gunthar ii Coloniensis,
Arduici Vesontionensis archiepiscoporum ad Hincmarum ep.,
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Briefe von 841 bis 911. 499
qua eum, respondentes libello Hilduinum accusantis^ ad syno-
dum 'quae Idus Martias apud urbem Mediomatricum cele-
brabitur' invitant: 'Relegimus frater*.
Eorundem et Roüandi Arelatensis et Tadonis Mediola-
nensis archiepiscoporum eorumque coepiscoporum ad episcopos
regni Ludovici regis de Hincmari et Eothadi discordia ab-
olenda ep. ^Diversis ecclesiam\
Labbe, Conc. VIII, p. 762: 'Utramcjue ex schedis v. c.
Lud. Holsteuii deseriptam iussu eminentissimi s. r. e. cardinalis
Franclsci Barberini misit ad nos r.- p. Petrus Possevinus S. I.'
Cod. ms.: Rom, Vatic. Palat. 576 (RA. II) s. IX. ex.
A. XII, 337.
Theotgaudi archiepiscopi Trevirensis ad Carolum Caivum
regem, ad episcopos aliosque omnes pro Hegilone presbytero
ad sanetorum loca peregrinante ep. generalis : 'Quia saepe fieri
solet'. Sirmond II, p. 666 ex cod. Lirinensi.
44) Usuardi Martyrologium. Praefatio ad Carolum Cai-
vum 'Minime latet vestram*. Baron. Ann. eccl. A, 778 N. 21.
Codd. mss.: Rom, Urbinas 49. A. XII, 262.
Paris, Bibl. nat. 1539 (Colb.) s. XI. - 1540 (Colb.) s. XIL
— 5241 (Bigot.) s. XII. - 5242 (Bigot.) s. XII. — 5243
(s. Martialis Lemov.) s. XII. XIII. -~ 5244 (Colb.) s. XIII.
5245 (8. Martialis Lemov.) s. XIII. — 5246 (Mazarin.; s. XIV.
- 5247 (Colb.) s. XIV. - 5547 (Put.) s. XI. - 5548 (Colb.)
s. XII. — 5549 (Colb.) s. Xni. XIV. — 10838 s. XIIL -
10839 a. 1450. - 13746 (S. Germ.) s. XII. — 15024 (S. Victor)
8. XIIL - 15025 (S. Victor) s. XIII. — 15054 (S. Victor)
s. Xin. - 16049 (Sorben.) s. XIII.
45) Williberti Coloniensis archiepiscopi ad Hadrianum
papam ep., qua eins gratiam implorat : Omnipotens Deus qui\
Fragm. Floss, Papstwahl S. 100.
Cod. ms.: Trier *LXXI s. XII. XIII. [Waitz]. A. XI, 491.
46) Unius ex regni optimatibus ad Irmengardem uxorem
Lotharii imperatoris ep., qua confutat obiurgantem, quod pacem
ecclesiae perturbare et inter filios Senioris qui ipsum nutri-
verit discordias seminare nitatur: 'Epistolam vestrae\ Du
Chesne II, p. 710 ex vetusto codice ms. Laudunensi, der Hs.
der Einhardbriefe cf. Bouquet VII, p. 579 notam.
47) Ep. exhortatoria cuiusdam ad Ludovici imperatoris
filium (Carolum Caivum?): ^Sublimitatis'.
Cod. ms.: London, Brit. Mus. *Cod. reg. 12 C. XXIII
f. 127 s. X. [Unbekannt].
48) Epp. ex anno 906.
Cod. ms.: Stuttgart, Kgl. Bibl. Codd. iuridici et pol.
nr. 114 fol. s. X. N. A. X, 601.
49) Duae epp. Carole Calvo regnante compositae: 'O vir
desideriorum'. In diesem Briefe bittet der Absender um den
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500 W. Gundlach.
Terenz und einige andere Bücher und um Auskunft über Les-
arten (dabei werden ein Isaac episcopus und Fulcoldus decanus
erwähnt): ferner übermittelt der Schreiber dem Empfanger
zwei Gedichte, welche unter Bilder im Refectorium zu setzen
sind, und bittet schliesslich für zwei Nonnen, wovon die eine
filia Balduini, generi regis, ist. Die Antwort ist von anderer
Hand geschrieben : Reverentissimo et plurimorum praeconiis cele-
brande A. magistro H.: 'Quid anxietatis' (Notizen Bethmanns).
Cod. ms.: Leyden, Voss. Lat. 88 s. IX.
50) Clericorum s. Mariae ad H(iltinum) Augustensem
aiscopum ep. 'Dominus noster*. Nach einer Notiz von Pertzens
&nd mit Beziehung auf eine Hs., die aber nur durch 'fol. 31'
bezeichnet ist.
Ein neuer Alkuinbrief.
Wenn in der vorliegenden Aufstellung angegeben ist, dass
eine Handschrift für die Herausgabe der Briefe bereits nutzbar
gemacht worden ist, so ist dabei zwischen Collation und voll-
ständiger Abschrift nicht unterschieden worden. Es ist natür-
lichy dass auch Abschriften haben angefertigt werden müssen,
da z. B. zu der Zeit, wo Georg Heinrich Pertz in England
weilte, von den Alkuinbriefen eine ziemliche Anzahl über-
haupt noch nicht gedruckt war. Unter diesen Abschriften
nimmt nun eine die Aufmerksamkeit in besonderem Masse in
Anspruch.
In der Jaffa -Dümmlerschen Ausgabe der Alkuinbriefe
wird (Bibl. VI, p. 134) bei der Besprechung^ des Codex A
(musei Brit. Cotton. App. 35, iam Tiberius A. XV), der durch
einen Brand im Jahre 1731 arg beschädigt worden ist^ gesagt:
<Cum ceterarum (sc. epistolarum) lacunae ex codicibus O et V
suppleantur, valde dolendum est, quod omnino caremus: Epi-
stola Albini magistri adquendam ducem et uxorem
illius in Francia f. llv— 13, quae legi minime potuit**.
Dieser letzten Behauptung zum Trotz hat sich unter den
Papieren der Gesellschaft nir ältere deutsche Geschichtskunde
von Pertzens Hand die vollständige Abschrift eines Alkuin-
briefes gefunden, welcher die eben angeführte Ueberschrift
trägt. Da derselbe dem in Rede stehenden Codex entnommen
ist (hier allerdings fol. 6' nach Pertzens Angabe steht), und
unter den bisher bekannten Alkuinbriefen fehlt, so kann es
keinem Zweifel unterliegen, dass die aufgeftmdene Abschrift
den Wortlaut jenes Briefes darbietet, dessen Verlust von Jaffö
bedauert wird. Wenn man nun erwägt, dass es immerhin
zweifelhaft ist, ob eine vollständige Entzifferung heute noch
1) Dass der Brief noch nicht entziffert ist, bemerkt auch Sickel in
den Alkuinstudien S. 49, Anm. 3.
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Briefe von 841 bis 911. 501
gelingt, so wird man vorläufig in der Abschrift, welche Pertz
an^e^rtigt hat, die einzig vorhandene brauchbare Form der
Ueoerlieferung erblicken müssen. Unter diesem Gesichtspunkt
dürfte es aber angebracht sein, den Brief noch vor dem Er-
scheinen der neuen Ausgabe der Alkuinbriefe zu veröffent-
lichen, um ihn so über jeden bösen Zufall zu erheben.
Epistola Albini magistri ad quendam ducem et ad uxorem
illius in Francia.
Reminiscens dilectionis vestrae dulcedinem, satis gratulor
in Deo, qui mihi licet indigno tam excellentium personarum
indulsit familiaritatem, quarum laus et bonitas, a multis ante
divulgatae, a nobismet ipsis novissime experte fuerunt; et
quod fama narravit, veritas probavit. Hac ego bonitatis et
mmiliaritatis fiducia animatus, litterulas rusticitatis meae vestrae
dirigere dignitati praesumpsi. Quas licet atramento stiloque ^
perscriptas, tamen karitate intelligite esse dictatas, quam in
nullo spernendam esse puto, maxime quia, ubi karitas manet,
ibi Deus regnat. Cuius praecepti excellentiam ipse Deus
Christus in evangelio ostendens ait: In hoc enim cognoscent
omnes, q[uia meij discipuli estis, si dilectionem habueritis ad
invicem. Quid est enim dilectionem habere invicem, nisi
mutua ob oratine* sive oratiouum sufifragio vel seculari sub-
sidio nos" pro virium qualitate adiuvare invicem? Quapropter
1)rimo obsecro, ut parvitatem meam sanctarum orationura so-
atio sustentare dignemini et^ meae ammonitionis verba non
spematis. Nee ego quasi ignotus scribo, sed quasi karitatis
debita solvo. Nee Moises, dux et legista Israhelitici popuU et
ipsius Dei eloquio dignus, utilem^ alienigenae sprevit^ ammo-
nitionera, sed grata suscepit raente, quod utile aligenigena*
dedit consilium. Ita et vos facere credo, si me alienum^ qui-
dem vobis utilia fundere cognoscitis. Quae sunt utilia, nisi
quae Deus mandavit? Quid est, quod mandavit Deus? Ut
breviter ostendit: Deverte a malo et fac bonum. Item per
alium prophetam: Indicabo tibi, o homo, quid sit bonum, aut
quid Dominus requirat a te: facere iudicium et iustitiam et
soUicitum ambulare cum Deo tuo. Si enim terreno regi solli-
cite servire debemus, quanto magis regi caelesti! Hoc enim
seculare servitium saepe dubium est, illud semper certum.
Hoc morte finit, illud mercede aetema remuneratur. Nee
mihi opus est quasi nescientibus singula virtutum nomina
vobis pandere, sed de earum quasi scientes observatione vos
generaiiter ammonere. Tamen quod unusquisque intentius
amat, hoc saepius audire desiderat. Ideo primo vos ammoneo
1) Dass das Wort so lautet, war nicht mit Sicherheit zu erkennen.
2) So Pertz; vielleicht ist für 'ob oratine' zu lesen 'adhortatione'.
3) Codex: *spevit* (Pertz). 4) So Pertz.
Neaes Archiv etc. XII. 33
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502 W. Gundlach.
de dilectione, qaae est in Deo vel in proximo, in quibus duo-
bus praeeeptis tota lex pendet et prophetae. Dilectio enim
Dei est eius mandata tota intentione conservare et enm Omni-
bus huius seculi delectationibus anteponere. Dilectio proximi
est ea: alten non facere, quae tibi non velis fieri ab altero.
Homm duorum praeceptomm flores sunt pax patientia et
humilitasy bonitas benifipiitas et miserieordia, iustitia iudiciuniy
defensio miserorum, elemosina pauperum, castitas corporis,
orationum instantia, ieiunii assiduitas, linguae utilitas et mo-
destia totius corporis. Horum autem florum fructus est vitae ^
aeterna, ad quam nos pervenire ille concedat, qui nos suo
sanguine redemit et in nlios suae dilectionis adoptavit, lesus
Christus Dominus noster.
1) So Pertz.
Nachtrag.
Es ist oben S. 457 anzugeben unterlassen worden, dass
das Registrum lohannis VIII. papae zuerst in dem Episto-
larum decretalium summorum pontificum tom. IIL (Romae
1591) p. 287—514 von Caraffa herausgegeben ist.
S. 497 ist als Nr. 34* einzuschieben:
Parduli episcopi Laudunensis ad Hincmarum Remensem
archiepiscopum ep., qua gaudere se significat, quod sanitas
Hincmaro reddita sit, redditamque ut studiosius custodiat ad-
hortatur: 'Gloria in excelsis Deo*. Sirmond, Opp. Hincmari
II, p. 838. Nunc primum ex cod. S. Remigii Remensis.
Auf dieses eine an Hincmar gerichtete Schreiben^ welches
von Sirmond unter die Briefe Hincmars von Reims und Hinc-
mars von Laon aufgenommen ist, besonders hinzuweisen, dürfte
darum gerathen sein, weil es hervorgehoben zu werden ver-
dienty dass oben S. 455 unter 'Hincmari Remensis archiepiscopi
epistolae' nur die Dictate Hincmars (und die davon nicht zu
trennenden Briefe Hincmars von Laon) verstanden worden
sind: es wird bei der Bearbeitung zu entscheiden sein, ob —
wie bei den Alkuinbriefen — mit den von Hincmar verfassten
Briefen auch alle diejenigen Schreiben zu vereinigen sind,
welche an ihn gerichtet worden sind, also vor allen die Papst-
briefe, welche oben (S. 462. 469 f. 478) bei jedem Papste in
gesonderter Reihe zusammengestellt sind.
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XXII.
Noch einmal
die
Biographien des Majolus.
Von
Ernst Sackur.
33*
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fi
fV^alther Schultze hat im XXIV. Bande der Forschungen
z. D. Gesch. S. 153—172, eine Untersuchung: 'üeber die Bio-
raphien des Majolus' veröffentlicht, deren Resultate im Wesent-
ichen diese sind: 1) Nalgod kommt für die Darstellung des
Lebens des Majolus nicht in Betracht, er, Syrus und Aldebald
bilden für eine richtige Kritik nur eine Quelle (S. 161);
2) Odile hat an Syrus - Nalgod » Kritik geübt, indem er das
1) Zunächst ist durchaus unerwiesen, dass Nalgod vor Odilo schrieb.
Im Gegentheil : kennen wir einen Nalgod, der loh. vita S. Odonis Ende
des 11. Jahrh. oder Anfang des 12. bearbeitete, um sie von Phrasen zu
reinigen und in einfachem Stile wiederzugeben, so liegt nichts näher,
als anzunehmen, dass der Nalgod, der mit derselben Absicht an frühere
Biographen des Majolus herangeht, derselbe ist. Denn das, was Schultze
dagegen einwendet, ist nicht stichhaltig. Er selbst hat bemerkt, dass die
Wendung in dem Texte der Odilonis vita S. Majoli: Hestantur yolumina
a doctissimis viris ordinata* wohl auf Syrus - Aldebald ginge, also daraus
nicht die Nothwendigkeit sich ergäbe, neben diesen noch Nalgodus als
früheren Biographen anzunehmen; femer findet sich im Prolog zur Nal-
godi vita S. Maj. wieder ein ganz ähnlicher Hinweis auf frühere Autoren :
'propositis auctoribus, qui de illo scripserunt' und da Schultze selbst Be-
denken hat, Aldebald unter diese ztf rechnen, bliebe wieder zunächst Odilo
übrig. Was der Verfasser des Aufsatzes nun dafür anführt, dass Nalgod
der ältere sei, da nämlich beide die Ernennung des Majolus zum Archi-
diacon bringen, die Sjrus nur andeutet, und eine andere beiden eigen-
thümliche Erzählung bei Syrus fehle, so ist der Schluss mindestens ebenso
gerechtfertigt, dass Nalgod eben aus Odilo schöpfte, als umgekehrt. Da
also nichts dagegen spricht, die Identität der beiden erwähnten Nalgod
anzunehmen, halten wir an dieser bis jetzt allgemein angenommenen
Meinung fest. Ebenso ist eher anzunehmen, dass Nalgod Nachrichten,
die ihm und der Anonymi vita S. Majoli gemeinsam sind, aus letzterer
schöpfte, wie betreffs der Reform von St. Peter Ciel d*oro in Pavia, von
der Syrus und Aldebald, wie Odilo nichts melden, und die trotzdem, wie
aus dem Breve Johanns XV. v. 2. April 987 hervorgeht, authentisch ist.
Vgl. Robolini : Notizie apparten. etc., Pavia 1823, II, p. 81 und Hist. patr.
Mon. XIII, col. 1461. Dass Nalgod überhaupt eine grössere Menge von
Schriften über Majolus benutzt hat, gebt wieder daraus hervor, dass ihn
die Brüder baten, 'vitam Majoli CO nfusa diffusione dispersam potius
quam digestam — simplici brevitate* zu verfassen. Ueber die Art seiner
Thätigkeit giebt er dann selbst Auskunft: 'sicut ex eorum tractatibns
deprehendere potero, sensum veritatis eorum meo loquendi genere palliabo*«
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506 Ernst Sackur.
Unrichtige wegUess; nur seine Biographie darf für die Ge-
schichte des Majolus zu Grunde gelegt werden (S. 165). Letz-
tere Ansicht sucht er an einer Reihe von Beispielen zu er-
proben, d. h. zu zeigen, wie Odilo die Nachrichten der andern
Quellen corrigiert, wie er ihnen gegenüber im Rechte ist.
Indem ich gegen das erste Ergebnis nichts Wesentliches
einzuwenden habe, werde ich bezw. des zweiten jetzt an seinen
eigenen Beispielen zeigen, dass die Beweise auf falschen Vor-
aussetzungen oder Trugschlüssen beruhen.
1) Syrus I, c. 4, Aldebald I, 6, Nalgod I, 4 erzählen,
Majolus sei aus der Provence nach Mäcon gegangen, nachdem
er seine Eltern durch den Tod verloren habe, während Odilo'
nichts von dem Tode der Eltern bemerkt. Nach Schultze
hätte er eben jene unrichtige Thatsache weggelassen. Um das
zu beweisen, muss er natürlich zeigen, dass seine Eltern in
späterer Zeit, d. h. nachdem Majolus bereits in Mäcon sich
befindet, noch am Leben sind. Wann ist nun aber Majolus
zuerst in Mäcon nachweisbar? Es wird auf eine Urkunde
vom April 935, Rec. des chartes de Cluny I, nr. 432, ver-
wiesen, eine Urkunde des Grafen Letald von Mäcon, unter
der sich allerdings ein S. Majoli findet, aber nicht das min-
deste verräth, dass wir es hier wirklich mit unserem Majolus
zu thun haben. Ich werde sofort nachweisen, dass es ausser
einem Vicegrafen Majolus, der vom Mai 943 bis Juni 949 *
in Mäcon nachweisbar ist, noch eine mit unserem Majolus
wohl verwandte, aber streng zu trennende Familie in Mäcon
gab, in der die Namen Majolus und Raimodis — so hiess die
Mutter des späteren Abtes von Cluny — auftreten. Sie ge-
hören offenbar zu seinen vornehmen Verwandten, von denen
die Quellen erzählen. Aber angenommen selbst, jener unter-
schriebene Maiolus wäre der Mäconer Kleriker, so ist geradezu
mit unanfechtbarer Sicherheit der Beweis zu führen, das jener
Fulcher und Raimodis, die Schultze in späteren Urkunden
aufzeigt, nicht die Eltern des Majolus waren.
S. behauptet, Raimodis begegne nach 935 noch 950, 953,
955, ferner m einer undatierten Urkunde aus dem Cartular
Aymards, also etwa 942—964 ausgestellt, und bezieht sich auf
Rec. nr. 564. 765. 843. 971. Er sagt: allerdings erscheine sie
später — nämlich in der undatierten Urk. nr. 564 als Gattin
eines Wichard, aber sie könne ja nach dem Tode des Fulcher
noch einmal geheirathet haben.
Seine Absicht geht also dahin, eine das, was seine Vorarbeiter berichteten,
zusammenfassende Geschichte des Abtes zu schreiben, das zerstrente
Material den Mönchen bequemer und zugänglicher zu machen. Da ist es
doch nun viel wahrscheinlicher, dass er auch die kleine anonyme Vita
Torhatte, als dass diese ihn benützte, wie Schultze annimmt, der den
Nalgodus noch vor Odilo setzen will. 1) Rec. I, nr. 632. 633. 634,
644 (viell. 699). 746.
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Noch einmal die Biographien des Majolus. 507
Schlagen wir zunächst die Urkunden nr. 765, 843 nach.
In nr. 765 vom 20. April 950 urkundet fiir: 'Dilecta soro0
mea Deo sacrata Raimodis, ego Vualtarius'. Er nennt die
Eltern Magiolus und Landradana. Ebenso urkundet in nr. 843
V. 30. Mai 953: *Ego Raimodis Deo sacrata'. Die Raimodis,
die also hier in beiden Urkunden auftritt, ist eine Nonne,
während in nr. 564 Raimodis als Gattin Wichards erscheint.
Doch könnte man einwenden, vielleicht ist sie nach dem Tode
ihres zweiten Gemahls Nonne geworden. Aber auch das geht
nicht an, denn in nr. 843 uricundet die Gottgeweihte 'pro
anima patris mei Majoli idque matris meae Landradanae nee-
non et animas iratribus meis vivis atque defunctis, seu et
Omnibus christianis\ Nun, einen besseren Beweis als die feh-
lende Erwähnung des Gemahls oder von Kindern in dieser
Formel giebt es nicht für unsere Behauptung^ dass jene Rai-
modis eine jungfräuliche Nonne war und mit der Mutter des
Majolus nichts zu thun hat. Wir haben es hier mit einer
Familie zu schaffen, die in cluniacensischen Urkunden dieser
Zeit öfter begegnet ', in welcher der Vater Majolus heisst und,
wie es scheint, 947 schon todt war', die Mutter Landradana,
Alindrada, Aylindrada, ihre Kinder Raimodis und Walterius
genannt werden. Sie waren begütert im Gau von Mäcon'*
und Chalon*, während die Eltern des Majolus ihre Besitzungen
in den Grafschaften Apt, Aix, Riez und Sisteron hatten *, also
durchaus an der unteren Rhone und Durance.
Die Urkunde nr. 971 v. 28. Februar 955 nun, die S. an-
führt, stellt gar keine Raimodis aus, sondern eine Razmodis,
die auf der Rückseite der Copie Ratmodis genannt wird:
'Razmodis matrona cum infantibus meis idem« nomini-
bus Stephanus et David', also augenscheinlich eine Wittwe,
die Güter in pago Matisconense besitzt mit ihren kleinen
Kindern. Und S. hält es für wahrscheinlich, dass des Majolus
Mutter, die 909 heirathet, 955 noch Säuglinge hatte? Also
abgesehen von der unbeachtet gebliebenen Namensverschieden-
heit, ist ganz unmöglich, dass diese Matrone die Mutter des
Abtes war.
Wir kommen endlich zu nr. 564, wo ein 'Wichardus
consentiente uxore mea Raimode' urkundet. Das müsse un-
sere Raimodis sein, da Majolus jene Urkunde unterzeichnet
hat. Allerdings ist wieder ein S. Majoli darunter, aber wo in
aller Welt steht, dass das unser Majolus ist, da wir den Namen
noch anderweitig nachgewiesen haben; und wenn er es wäre,
wo folgt daraus, dass die betrefiFende Raimodis seine Mutter war?
1) Rec. I, 628. 697. 766. 822. 843. 2) Rec. I, 697. 3) Rec. I,
628. 766. 822. 843. 4) Rec. I, 697. 5) Rec. I, 106. II, 1071.
6) Lies *id est'. W.
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508 Ernst Sacknr.
Nirgends also ein Beweis, dass Raimodis, des Majolus
Mutter*, noch nach seinem Weggange nach Mäcon lebte.
Zum Beweise endlich, das Fulcher länger am Leben war,
als Syrus etc. berichten, beruft sich S. auf nr. 899, eine un-
datierte Urkunde aus der Zeit des Majolus, in der ^Fulcherius
et uxor mea Alactrudis' Urkunden. Abgesehen wieder davon,
dass nichts beweist, dass dieser Fulcher der Vater des Majolus
war, wird sogar die Identität beider ganz unmöglich, wenn
man bedenkt, dass dieser urkundende Fulcher in pago Lug-
dunensi ansässig war, während, wie wir bereits bemerkten, der
Vater des Abtes von Cluny an der unteren Rhone seinen
Erbbesitz hatte. Nun stelle man sich aber femer vor, was
sich aus Schultzes Beweisführung direct ersieht: Raimodis soll
nach Fulchers Tode zum zweiten Mal geheirathet haben -r
vielleicht Fulcher nach dem Tode der Raimodis ebenfalls, da
er hier mit einer Alactrudis auftritt?
Also auch dieser Nachweis ist missglückt, die Glaub-
würdigkeit des Syrus noch nicht erschüttert.
Wir gehen zum zweiten Punkt über:
2) Nach Syrus I, 5 geht Majolus nach Mäcon, dann nach
Lyon, endlich wieder nach Mä,con, ebenso nach Nalgod I,
4. 5, Aldebald I, 6—8 und einem der kleineren Biographen.
Nach Odilo dagegen begiebt sich Majolus von seiner Heimat
direct nach Lyon, dann erst nach Mäcon. Er hat nach
Schnitze das Richtige. Warum?
Spätestens sei Majolus 935 in Mäcon. Wir sahen, dass
das unerwiesen ist, aber nehmen wir es an. Bei der Ver-
treibung unseres Helden aus der Provence könne nur in Be-
tracht kommen der Einfall der Sarrazenen 934 oder der der
Ungarn 924 oder 935, wobei der Ein&lle der Sarrazenen An-
fang der zwanziger Jahre gar nicht gedacht wird. Nun sei
ersteres Jahr 924 zu früh; Majolus wäre damals höchstens
14 Jahr alt gewesen — da seine Eltern 909 geheirathet — ,
das sei doch für den Unterricht bei Antonius in Lyon zu jung.
1) Eher liegt der Gedanke nahe, dass die Gemahlin des Vicegrafen
Majolus V. Narbonne, Raimodis, die Mutter des Majolus war. Der Erzb.
Arnust ▼. Narbonne schenkt nämlich der Kirche St. Paul alles Allod, das
ihm durch Vergleich mit den Kindern des *Majolo vicecomite et uxori
suae Reimod, necnon Walchario necnon et fratri suo Alberico yicecomite*
Eugekommen war und zwar am 15. Juni 911. Baluze, Hist. de la maison
d^Auvergne n, nr. 5 und Hist. de Lang. V, nr. 38. Damals war also
Vicegr. Majolus todt , er mochte einige Jahre früher gestorben sein, da
wir die Söhne noch im gemeinschaftlichen Besitz des Erbes finden. Nun
heirathet die Mutter des Majolus Raimodis den Fulcher 909. Es kann
also sehr wohl sein, dass Fulcher ihr zweiter Mann war und sie zur Er-
innerung an den ersten ihren Sohn Majolus nannte. Eine Bestätigung
findet die Hypothese dadurch, dass die Quellen einstimmig von den vor-
nehmen Verwandten in Mäcon erzählen und Alberich ward ja der erste
Graf von Mäcon. Vgl. unten S. 611 n. 1.
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Noch einmal die Biographien des Majolus. 509
S. übergeht also an dieser Stelle völlig, dass er* nach Syrus
erst nach Mäcon, dann nach Lyon ging; er folgt also nur
Odilo. Es bliebe also noch der Einfcdl von 934, aber^ meint
S., der ihn 935 in Mäcon annimmt, in einem Jahre nach
Mäcon, Lyon und wieder nach Mäcon zurück, ist ein bischen
viel. Hier folgt er also dem Syrus. Unbegreiflich ist nun die
Folgerung, die S. macht: Der Bericht des Syrus leide also an
Widersprüchen. Wie denn, wenn Majolus Anfang der zwan-
ziger Jahre zuerst nach Mäcon, dann erst in reiferen Jahren
nach Lyon gegangen wäre, wie Syrus erzählt. Wo steckt da
der Widerspruch?
Wir kommen zu dem dritten Beispiel.
3) Es betrifft die Anerbietung des Erzbisthums Be8an9on
während seines Clericats in Mäcon, die Syrus I, 12 und Nalgod
I, 8 erzählen, während Odilo davon schweigt. Auch hier sind
die Einwürfe wieder ganz irrelevant. Wenn zunächst S. fragt,
was für einen Grrund Majolus gehabt haben könnte, das Erz-
bisthum abzulehnen, er hätte doch sofort sehen müssen, welche
Wirksamkeit er in einer solchen Stellung ausüben könne, so
ist z. B. auf Odilo zu verweisen, der als Abt von Clunj den
erzbischöflichen Stuhl von Lyon ablehnte, und auf Richard
von St. Vannes, der das Bisthum Verdun zurückwies. Im
Gregentheil, diese contemplativen, religiös begeisterten Naturen
vermieden es, in jene politisch -weltliche Sphäre zu treten und
Majolus mochte wohl lange, bevor er in Cluny die Kutte
nahm, die beschauliche Zurückgezogenheit geliebt haben.
Dann aber reichen unsere Quellen überhaupt meist nicht aus,
derartige Fragen zu beantworten, indem wir oft gar nicht
wissen können, was für augenblickliche Umstände dagegen
sein konnten ^ Der Nachweis nun, dass Syrus Unrichtiges
berichtet, soll darin gij)feln, dass dem Majolus jene Würde
angeboten sein soll zu einer Zeit, da keine Vakanz war. Die
Bollandisten meinen nämlich A. SS. Mai II, p. 661, n. e, es
scheine das Anerbieten erfolgt zu sein nach dem Tode Gode-
frieds oder Girfreds, wie man ihn besser nennt, der von 932
— 947 Erzbischof gewesen sei ». Nun sei aber, wendet S. ein,
Majolus zu dieser Zeit schon Mönch in Cluny gewesen. 'Es
soll ihm mithin das Erzbisthum angeboten sein zu einer Zeit,
wo gar keine Erledigung stattfand*, schliesst Schnitze. Ich
würde schliessen : Die Bollandisten sind im Irrthum, denn ich
1) Und dass hier wirklich solche vorhanden waren, wird sich aus
dem Folgenden ergeben. 2) Nach Gallia ehr. XV, 27 ist Girfred noch
951 nachweisbar; sie setzt seinen Tod 954, weil nach ihm Majolus das
Erzbisthum ausgeschlagen und 955 den Abtstuhl von Cluny angenommen
haben soll, was natürlich ganz irrig ist. Ebenso verkehrt ist es, wenn
Chifflet, Yesontio II, 186 unentschieden lässt, ob Guido, Gischard oder
Letald, die nach Giifred Erzbischöfe waren, nuf Majolus folgten.
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510 Ernat Sackur.
sehe nicht ein, warum die Berufung nicht vor Girfred erfolgt
sein soll. Und in der That kann sie nur damals geschehen
sein; es lässt sich das beweisen.
Nalgodi vita S. Maj. I, 8 sagt, die Wahl sei erfolgt: ^Cum
de substituendo episcopo diversa inter se studia partium con-
flictarent'y so dass also hier offenbar auf Wirren hingewiesen
wird, welche vorhergingen. Derartige Wirren sind aber that-
sächlich vor der Erhebung Girfreds nachzuweisen. Gerade
darüber unterrichten uns die Catal. I und III archiep. Bisuntin.
M. G. SS. XIII, 372, in deren erstem wir zwischen Berengar
und Girfred finden: 'Ayminus Invasor, vocatus pseudoepiscopus,
non receptus. — Conterius vocatus episcopus morte preven-
tus*. Da Berengar zuletzt 927 nachweisbar (Gallia ehr. Ä V, 27),
Girfred zuerst 932, so ist der Zeitpunkt gegeben. Der dritte
Catalog hat die Ueberschrift: ^Nomina episcoporum Vesonti-
nensis ecclesiae exceptis illis quos reproba vita vel introitus
de catalogo radi fecit, sicut — Haymmum et quosdam alios'.
Neben Berengars Namen steht dann: *Iste fuit nepos Theo-
derici, cui successit in archiepiscopatu etc. — ; sed propter
Hayminum hereticum excecatus, vicarium habuit in officio
pontificali Stephanum Belicensem episcopum'. Wir sehen
also, dass Nalgod auf historische Ereignisse vor Girfred an-
spielt und gerade seine Kenntnis der näheren Umstände, die
Thatsächlichkeit der Ereignisse erhöht den Glauben an seine
Nachricht um so mehr, als die Bedenken Schultzes jetzt völlig
wegfallen. Syrus I, 12 berührt die Streitigkeiten nicht *, aber
auch, was er erzählt, entspricht durchaus den historischen
Verhältnissen, die man freilich erwägen muss, um ihn richtig
zu beurtheilen. Es heisst da: ^Vesontiensi archiepiscopo viae
universae carnis ingresso, tarn ipsius terrae Principis, quam
totius cleri consensu et populi etc. — impellebatur Majolus'.
Wer war nun dieser 'ipsius terrae princeps'? In erster Keihe
der Lehnsherr jenes ganzen Territoriums, welches die Graf-
schaft Burgund bildete, damals Hugo der Schwarze, der Sohn
des Richard Judiciarius, der Bruder König Rudolfs von Frank-
reich«, wahrscheinlich aber auch war Besanyon bereits im
Besitz des Hauses der Grafen von Mäcon, namentlich Letalds,
der neben seinem Vater Alberich I. zuerst 930 auftritt', 935
sicher mit Ermengard, der Tochter des Grafen Manasse von
Dijon, Beaune und Chalon, vermählt war* und 951 als Graf
in Besan9on s urkundet und im selben Jahre von Richer H, 98
1) Indess braucht auch er zur Bezeichnung des schweren Amtes,
das Majolus ablehnt, den Ausdruck: %raye pondus procellosi culminis'.
2) Bresslau, Jahrbücher Konrads II, II, 34. 3) Baluze, Eist, de la
maison d'Auvergne II, p. 6. — Histoire de Languedoc IV, 1, nr. XI.
4) Rec. des chartes de Cluny I, nr. 432. 5) Baluze a. a. O. p. 7.
— Vgl. Qingins-la-Sarraz im Arcb. f. Schweiz. Gesch. VIII, 99.
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Noch einmal die Biographien des Majolus. 511
als ^Letaldus eiusdem urbis (sc. Vesont.) princeps' bezeichnet
wird. Er war mit unserem Majolus verwandt ' und es würde
sehr begreiflich sein, dass er oder sein Vater bei der Besetzung
des Erzbisthums auf ihren jungen in Mäcon lebenden Ver-
wandten verfielen. Aber vorausgesetzt auch nur, unter jenem
^Princeps ipsius terrae* wäre Hugo der Schwarze zu verstehen,
so braucht man sich nur der engen Freundschaft zu erinnern,
welche beide Männer, Hugo und Letald verband, um zu ver-
stehen, dass Hugo an Majolus herantrat; denn Hugo war der
Lehnsherr der Grafen von Mäcon, mit denen er öfter gemein-
schaftlich in Urkunden sich findet^.
Aus dem Gesagten geht also deutlich hervor, dass nicht
nur die Einwände Schultzes sich leicht widerlegen, sondern
dass eine Betrachtung der historischen Verhältnisse und die
Anspielung darauf von Nalgod und Syrus durchaus für die
Wahrheit ihrer Nachricht sprechen.
Mit den Beweisen, die nun in Bezug auf den vierten
Punkt gegen Syrus vorgebracht werden, steht es kaum besser.
4) Es handelt sich hier um die von Syrus III, 8 und
Nalgod c. 29 gebrachte Nachricht von der Absicht Otto's II,
Majolus auf den päpstlichen Stuhl zu erheben, von der Odilo
nicnts meldet. Bei Syrus, der durchaus chronologisch verfahrt,
finden wir nun das Ereignis zwischen dem Bericht über die
Vertreibung der Sarrazenen aus Garde -Frainet 973 und der
Erzählung von der Versöhnung Otto's IL mit seiner Mutter
durch Majolus, die 980 stattfand. In diese Zeit fallt die
Vakanz auf dem römischen Stuhle nach Benedicts VI. Tode
1) Daran ist nicht zu zweifeln. Letalds Vater Alberich war der
Sohn des Yiceg^rafen Majolus von Narbonne und seiner Frau Raimodis;
sie stammten also ebenfalls aus den Mittelmeergebieten. Nach 911, nach
dem Tode seiner Eltern, ging Alberich nach Mäcon, wo er die Tochter
des Yicegrafen Baculph heirathet und das Geschlecht der Grafen von
Mäcon gründet; das sind offenbar die vornehmen Verwandten des Majolus
und wir werden annehmen dürfen, dass dieser ihnen einfach nach Mäcon
nachzog, als er von Haus und Hof getrieben wurde. — Vgl. die Urk. des
Erzb. Amust v. Narbonne b. Baluze II, pr. 5. Femer den Catalog der
Grafen von Mäcon gedr. Baluze II, pr. 5. — Cartulaire de S. Vincent de
Mäcon p. 6, zuletzt bei Pfister: J^tudes sur le rSgne de Robert le Pieux
1885, p. 393, n. 3. — Einen Abriss der Gesch. der Grafen von Mäcon
bei Vaissette: H. d. Lang. IV, 1, nr. XI und Bresslau, Konrad II, II, p. 37.
2) Alberich Sept. 937 vor Hugo in Autun Baluze II, pr. 6. — März 944
wohnte Letald einem Placitum Hugos d. Schwarzen bei, Rec. I, 656. —
Am 1. Juli 946 interveniert er in mehreren Urk. für Cluny mit beiden
Hugo bei Ludwig IV. Rec. I, 688. 689. 690 (Bibl. Clun. col. 277). —
In engster gemeinsamer Thätigkeit erscheinen der Burgunder und Letald,
als Mäcon durch einen furchtbaren Brand um 949 — 950 verheert wurde.
Gallia ehr. IV, instr. 277, — 951 urkundet Letald für St. Stephan in
Besan9on für d. Seelenheil Senioris mei Hugonis incljti Archicomitis. —
Bald darauf am 17. Dec. 952 starb Hugo der Schwarze.
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512 Ernst Sackur.
974. Thatsäohlich wird unser Ereignis angeknüpft: 'non longo
vero post tempore'*. Nun fährt der Autor, nachdem er des
Majolus AeuBserunff erzählt: ^Postremo ego et Romani sicut
divertimur regionibus, ita minime convenimus moribus', in
folgender Weise fort: ^Sed quid ille distulit rogatus, multi longo
inferiores, quos nee litteratoria professio nee honestae vitae pro-
vehebat conversatio, se, si possent, ultro ingererent, omni se
despeetui ranltiplieatis precibns subderent: postremo tantae
dignitatis ^uo sublimarentur culmine, magno promisso munere
se damnari sua sponte simoniaca non spemerent peste'. Damit
werden die folgenden Päpste haarscharf critisiert und die
1) Darin, dass das Ereig^nis 974 zn setzen, stimme ich mit Schultse
gegen Waitz, der sich für 983 entscheidet, völlig überein. Indess ist es
unrichtig, wenn S. meint, die italien. Heise des Majolns von 983 sei
keineswegs beglanbigt, da sie sich nnr ans einer legendarischen Erzählung
ans Sjms - Nalgod - Aldebald ergäbe. Wenn nämlich Syms m, 10 Majolus
dem Kaiser in Verona den Tod prophezeien lässt, wenn er seine Kämpfe
fortsetze, so ist das wieder überaus zeitgemäss, da Otto II. damals that-
sächlich eine BeichsversammluDg in Verona hielt, auf der er über die
Fortsetzung der italien. Züge berieth. Majolus kann ihm also sehr wohl
damals abgeredet haben. Wenn nun Otto II. am 15. Juni in Verona
für Peterlingen, das Kloster des Majolus, urkundet (Grandidier, Hist.
d'Alsace I, nr. 320. — St. 854. -— Hidber, Schweiz, ürkundenreg. nr. 1126),
so gewinnt die Nachricht des Syms eine neue Bestätigung. Dazu kommt
das Zusammentreffen des Majolus, Gerards v. Toul mit Adalbert von Prag
in Pavia nach Vita Gerardi c. 6, das nur in dieser Zeit erfolgt sein kann,
da nur 983 von den in Betracht kommenden Jahren Adalbert in Ober-
italien war. Vgl. Vita S. Adalb. c. 8 und Gfrörer, Kirchengesch. III, 1408.
— Mabillon setzte das Zusammentreffen 966 oder 972, wogegen ihm Pignot,
Hist. de Clunj I, 254, mit Recht vorhält, dass Adalbert damals noch in
Magdeburg war; wenn Pignot aber dann auf den Einfall kommt, die Nachricht
auf den gleichnamigen Erzbischof v. Magdeburg zu beziehen, so ist das un-
richtig. Endlich aber bestätigt Majolus auf einer Bavennater Synode die
Gründungsurkunde des Klosters St. Johannes zu Parma. Vgl. Vita loh. Parm.
c. 4. — Otto II. zog damals in der That von Verona nach Bavenna. —
St. 860. 861. — Man könnte zweifelhaft sein, ob die Unterzeichnung der
Urkunde durch Majolus damals geschah, aber schon Mabillon nahm 983
als das wahrscheinlichste Jahr an. Frühestens könnte die Anwesenheit
des Majolus 980 in Bavenna erfolgt sein, da der erste Abt von St. Jo-
hannes sieben Jahre Abt gewesen sein soll und nach seinem Tode ein
Mönch von Ciel d*oro in Pavia Abt wurde, welches Kloster erst 987 durch
Majolus reformiert wurde; und das wird man wieder als sicher annehmen
können, dass man sich nicht einen Mönch ans einer in üblem Zustande
befindlichen Abtei geholt haben würde. Von den drei Beisen des Majolus,
die also in Betracht' kämen, die von 980, als der Abt den Vermittler in
Pavia spielte, 983, wo er in Verona uns begegnet, 987, wo er in Loce-
dia, Pavia und Born nachzuweisen ist, kann die von 983 um so wahr-
scheinlicher als die angenommen werden, auf der Majolus in Bavenna
war, als der Kaiser damals von Verona nach Bavenna sich begab. Wie
dem auch sein mag, an einem Aufenthalt des Majolus 983 in Italien scheint
nicht zu zweifeln. Vgl. Sickel, Kaiserurkunden d. Schweiz, p. 64 — 68.
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Noch einmal die Biographien des Majolus. 513
Gegenüberstellung mit Majolus deutet nicht nur auf Sach-
kenntnis, sondern macht auch einen durchaus glaubwürdigen
Eindruck. Weder die chronologische Einreihung, noch die
Beziehung auf die allgemeinen Verhältnisse veranlassen uns
zunächst, dem Autor den Vorwurf der Unwahrheit zu machen.
Indess hat Schnitze gegen Syrus den Vorwurf erhoben, dass
nach ihm Otto II. damals in Italien gewesen sei, was that-
sächlich nicht der Fall gewesen wäre. Der Irrthum ist ohne
weiteres zuzugeben. Aber berechtigt er uns allein, die ganze
Nachricht zu verwerfen? Sehen wir uns doch einmal Nalgod
an, der auch die Erhebung berichtet: da steht nichts von einem
italienischen Aufenthalt des Kaisers in jener Zeit und die
Worte : ^Magna totius imperii benevolentia et amore susceptus'
(sc. Majolus) verrathen eher, dass es sich um einen Besuch
des Majolus in Deutschland handelt, da unter ^Imperium' in
erster Keihe doch Deutschland zu verstehen ist. Geben wir
also den Irrthum des Syrus zu, so haben wir doch, wie ein
Vergleich mit Nalgod zeigt, keinen Grund, die ganze Nach-
richt zu verwerfen. Warum damals Otto*s II. Absicht, dem
wohl daran liegen musste, einen ihm ergebenen Papst einzu-
setzen, scheitern musste, geht aus Gfrörer, Kirchengesch. III,
1390 f., und Gregorovius, Gesch. der Stadt Rom III, 409-412,
deutlich hervor. Wenn nun aber Schnitze wieder meint, Odilo
hatte nicht den geringsten Grund, einen solchen Vorgang zu
verschweigen, so ist das mindestens sehr übereilt; denn wer
will das heute noch entscheiden. Im Uebrigen wird die Ant-
wort aus unserer allgemeinen Würdigung der Odilonis vita
Majoli sich ergeben.
Ich will nur jetzt eine andere Frage thun. Welchen
Grund hatte Odilo, die Versöhnung Otto's II. und der Adel-
heid durch Majolus in der Vita zu übergehen, während er
doch im Epitaphium S. Adelheydis c. 6 und 7 genauer dar-
über berichtet, und in der That, wenn irgend einer hier sicherer
Gewährsmann ist, so ist es Odilo, der Freund der Kaiserin
Adelheid. Hat er hier vielleicht auch Kritik an Syrus geübt?
Eigenthümlicher Weise übersieht Schnitze diesen Umstand
gänzlich, obgleich ihm das Fehlen jener Nachricht des Syrus
und seiner Genossen in Odilonis vita Majoli sofort auffallen
musste.
Es giebt eben nur eine Antwort: Odilo hat auch nicht im
entferntesten daran gedacht, an seinen Vorgängern Bj-itik zu
üben. Von der Abtwahl des Majolus an enthält seine Bio-
graphie nichts als Phrasen und rhetorische Redewendungen.
Er preist ganz allgemein die Tugenden des Vorgängers,
schildert panegyrisch, aber ohne überhaupt auf Einzelheiten
einzugehen, seine Beziehungen zu Königen und Fürsten >. Mit
1) Um nur einen Begriff zu geben, in welcher Weise das geschiebt,
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g
514 Ernst Sackur.
vollem Recht hat Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen
in der 4. Aufl. I, 340 Odilo's Biographie als eine kurze Lob-
schrift bezeichnet, während er m der neuesten leider die
äusserlich bestechenden Resultate Schnitzes aufgenommen hat.
Um aber nun auch klipp und klar zu zeigen, was Odilo mit
seiner Schrift bezweckte, dass ihm nichts ferner lag, als ein
historisches kritisches Werk zu schreiben, berufe ich mich auf
die Stellen, an denen Odilo selbst sich darüber ausspricht.
Er erzählt in der Vorrede >, dass er am Vorabend des
St. Majoiusfestes (11. Mai) in Romainmoutier sich auf hielt zu
einer Zeit, wo schwere Nothstände ganz Frankreich bedrückten.
In seiner Trauer gedachte er des Majolus und begann zu ihm
zu beten. Tost pauUulum vero mihi suggerere coepit tanti
patris dulcis memoria et quodammodo promittendo dicere,
ut, si animum in eius laudibus occupare satagerem, coelestis
consolationis praesidium quantocius procul dubio invenire
possem. Idcirco etc. — opus subiectum scribere curavi'. Zu
seinem eigenen Trost will er also etwas zum Lobe seines Vor-
ängers schreiben. Er sagt dann weiter bei Migne, Patrol.
at. CXLII col. 951: ^De cuius ortu et vita, moribus, mira-
culis et obitu maiorum nostrorum dicta praeclaro famine pro-
lata sufficiant. Uli vero, qui de magnis maxima dicere
eitlere ich aus der Ausgabe bei Migne, Patrol. lat. CXLII col. 956:
<Ille D. Caesar et Maximus Otto eum diligebat pectore toto. Diligebat
eum eiusdem Caesaris coniuz diva Adaleida, imperatrix Augusta charitate
sincerissima et devotione charissima. Diligebat eum eorum filius humili
devotione, imperator Otto, affecta et non dissimili voto etc. — Quid dicam
de Dobilissimo Henrico Burgundionum duce? Quid de Lamberto illu-
strissimo viro et nobilissimo comite ? Quid de Willelmo ? Quid de Ricardo
Aquitanorum et Normannorum fortissimis ducibus?' U. s.w. Und in einer
solchen Schrift, die auf den ersten Blick das Gepräge einer Lobrede ver-
räth, sucht S. Nachrichten, die sich ausführlich in der Vita des Syrus
finden, und da er sie vermisst, macht er den Odilo zum Kritiker seines
Vorgängers ! 1) Ans derselben vermögen wir übrigens mit Sicherheit
die Abfassungszeit der Vita zu berechnen. Es heisst: 'Eram tum tem-
poris lugens et deflens non modo damnum rei familiaris sed et insolitae
calamitatis et inauditae miseriae ingens periculum et — omnium panperum
grande lamentabileque dispendium'. Schon diese Worte führen deutlich
auf c. 1033. Vgl. Rod. Glab. Hist. IV, 5. Andreae Mir. S. Ben. ed
Certain VI, 11. — Femer sagt der Verfasser im Eingang: *Cum residerem
praeterito tempore Paschali in claustro Romani Monasterii pridie quam
patris nostri Majoli superveniret solemnitas* etc. Der Tag des hl. Majolus
war der 11. Mai; wir werden in dieser Zeit also ein Osterfest suchen
müssen, das nicht zu weit vor diesem Tage lag. Nun fiel in der That
Ostern 1033 auf einen sehr späten Termin, nämlich den 22. April. Mit
unserer Annahme stimmt dann völlig Odilo's Bemerkung in der Vita zu
Wilhelm v. Dijon, *qui nuper rebus humanis excessit'. Wilhelm starb am
1. Januar 1031. Wenn Ringholz, D. hl. Abt Odilo p. 95 mit Rücksicht
darauf die Abfassungszeit Mitte 1031 setzt, so ist dagegen zu bemerken,
dass das 'nuper* im mittelalterlichen Latein eine weitere Bedeutung hatte.
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Noch einmal die Biographien des Majolus. 515
potuerunt, clarissimos eius actus et merita a Domino sibi
coUata magnifice descripserunt. Ego vero ultimus servorum
illius servulus non alia, sed ea quae ipsi praefati sunt stjlo
paupere ac brevissimis destinctionibus capitulatim quoquomodo
ausus sum adnotare, secutus Alcuinum' etc. — iJun klarer
hätte sich Odilo wohl nicht ausdrücken können, um die Art
seiner Arbeit zu bezeichnen. Man könnte sie, namentlich von
dem Zeitpunkt an, wo Majolus Abt wird, ein kurzes Resumö,
einen Panegyricus, einen Necrolog nennen, und das bezeichnet
Odilo genau in den hervorgehobenen Worten. Er kommt
dann noch einige Mal auf seine Vorarbeiter zurück und beruft
sich auf sie, so col. 953; <Et ne quis dubitet de sanctitate
eius et gloria, discat ab eis, qui eum visu et auditu noverunt,
qualiter vixit', und bald darauf spricht er von den Wundern,
welche Hestantur volumina a doctissimis viris ordinata sensu
catholico, calamo conscripta rhetorico et in quibusdam locis
metro variata dactylico'. Endlich nachdem er des Majolus
Tod berührt, spricht er von seiner Absicht, *in qua de beati
Majoli vita et moribus fideli temeritate et humili praesumptione
nisus sum aliquid dicere'. Neu ist an Odilo's Arbeit ausser
einigen unerheblichen Notizen nur ein am Schluss als Anhang
mitgetheiltes 'praesagium', indem er nämlich in dem Einbruch
der Wölfe auf dem Gebiet Fulchers, des Vaters des Majolus,
und dessen Besiegung des stärksten Wolfes die Einfalle der
Sarrazenen und die Verdienste des Majolus bei deren Ver-
treibung vorbedeutet sieht. Viel richtiger als Schnitze hat
Ringholz, Der hl. Abt Odilo p. 91 — 95 den panegyrischen
Charakter des besprochenen Abschnitts in der Vita S. Majoli
erkannt und den erbaulichen Zweck der ganzen Arbeit betont».
Haben wir somit nachgewiesen, dass die Angaben des
Syrus unangefochten bleiben, dass es gar nicht in Odilo's In-
teresse und Absicht lag, eine Vita MajoB als historisches Werk
zu verfassen und dass somit von einer Kritik der Vorgänger
gar nicht die Rede sein kann, indem er selbst auf sie als seine
Unterlage verweist, so werden wir natürlich gegen Schnitze
auch bei der alten schon von Mabillon ausgesprochenen An-
sicht verharren müssen, dass für die Geschichte des Majolus
die älteste Vita, nämlich die des Syrus, zu Grunde gelegt
werden muss und dass somit alle andern von Odilo bis ifalgod
als abgeleitete Quellen nur in zweiter Reihe in Betracht
kommen. Odilo's Leben des Majolus steht aber zur Arbeit
des Syrus nur in einem stilistischen Verhältnis und — um
einen Vergleich zu brauchen — diese an jener kritisch zu
messen, ist gerade so irrig, wie wenn man Memoiren über
1) und ebenso meint Mabillon im Elog. S. Maj. nr. 5 von Odilo:
'qui non tarn novam de Majoli vita commentarium, quam orationem lau-
datoriam composuit*.
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516 Ernst SackiiT.
einen modernen Staatsmann nach Festreden an seinem hun-
dertsten Geburtstage benrtheilen wollte. In der That schrieb
Odilo mehr als 120 Jahre nach des Majolos Gebart und gegen
40 Jahre nach seinem Tode. Gekannt hat er ihn nur als
Greis und wie wenig er selbst aus persönlichen Erfahrungen
über ihn wusste, beweist am besten die Stelle: ^discat ab eis,
qui eum visu et auditu noverunt, qualiter vixit^ qualiter docuit
et qualiter plenus dierum adomatns virtutibus ab hac luce
discessit'y so dass er danach nicht einmal bei seinem Tode
zugegen gewesen scheint, was um so wahrscheinlicher ist,
als Majolus ja nicht in Clunj, sondern in Souvigny starb.
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xxm.
Die
Confutatio primatus papae.
Von
Dr. Bruno Gebhardt.
Nenei ArcbW ete. XII. 34
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Im ersten Bande seiner Monarchia hat Goldast unter
dem Titel ^Admonitio de iniustis usurpationibus paparum Rom.
ad Imperatorem reges et principes Cnristianos sive eonfutatio
primatus papae' eine Schrift abgedruckt, als deren Verfasser
er Gregor von Heimburg ^ nennt, und deren Entstehungszeit
mit den Worten tempore Felicis Papae V. et Eugenii IV.
Antipapae scripta, sub Friderico III. Imperatore* bezeichnet
wird. In der Vorbemerkung weist Goldast auf zwei Drucke
hin, die Edition des Flacius in dessen Antilogiae Papae ^ und
die Ausgabe in einem Büchlein mit dem Titel ^A Pii Papae II.
Excommunicatione iniusta Sigismundi Archiducis Austriae,
Com. Tirolis etc. et Gregorii de Heimburg D. Ap^ellationes
et Contradictiones Theodori Laelii Episcopi Feltrensis et dicti
D. Gregorii Heimburgensis contrariis Disputationibus. Nunc
primum e M. S. S. erutis, discussae et illustratae cum Notis
ad sereniss. Ducem et ampliss. Senatum Venetianum' '. Auf
S. 107 beginnt unsere Schrift, der zweite Titel, Conftitatio,
fehlt ganz, es heisst blos 'tempore Eugenii Papae IV. scripta',
als Verfasser wird Heim bürg genannt. Im Catalogus testium
veritatis^ erzählt Flacius, er habe die Schrift zu Magdeburg
anonym herausgegeben, habe dann ein anderes Exemplar ge-
ftinden, das den Namen des Autors trug, und auf^ Grund
dessen eine deutsche Ausgabe veranstaltet, die unter Heim-
burgs Namen erschienen. Die lateinische Ausgabe trägt den
Titel 'Scriptum | Contra Primatum Papae | ante annos 100
compositum | Item | Matthiae Flacii Ulyrici de eadem materia'^.
Die Widmung 'Illustrissimo Principi Magnifico Domino Petro
Petrowijth perpetuo comiti Themeswariensi inferiorum partium
1) Unrichtig ist es auch, wenn Goldast ihn damals also z. Z. Felix V.
Consiliarins Archidacalis Anstriacns nennt; das wurde er erst 1458.
2) Blieb mir unzugänglich. 3) Francofurti 1607; es bezeugt zugleich
die lebhafte Theilnahme am Streit zwischen Paul Y. und Venedig. Doch
dass es nicht der erste Druck war, werden wir gleich sehen. 4) Edit.
der Confutatio von 1607 S. 130 fip. 6) Impressum Magdeburg! apud
Christianum Rhodium. Die Angaben bei Brockhaus, Gregor ▼• Heimburg
S. 44, sind auch schon bibliographisch ungenau.
34»
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520 Bruno Gebhardt.
regni Hungariae locum tenenti' ist unterzeichnet 'Magdeb. Cal,
Martij Anno 1550*. Auf Blatt C 8 beginnt unsere Schrift,
nachdem die Abhandlung des Flacius geendet hat. Diese
letztere existiert in einer Üebersetzung: * Widder die vermeinte
gewalt und Primat des Babstes zu dieser zeit, da die ganze
weit sich beflaisset, den ausgetriebenen Antichrist widderumb
in den tempel Christi zu setzen, nützlich zu lesen durch Matth.
Flacium Illyr.' * Am Schluss dieser üebersetzung befindet sich
'Ein stück aus einer schriflTt vor hundert Jahren widder den
Bapst geschrieben', es ist jener Vergleich zwischen Christus
una dem Papst, der den Schluss der historischen Darlegung
in der Confutatio bildet^. Der Name Heimburg findet sich
nicht; es muss also von Flacius noch eine deutsche Üeber-
setzung der Confutatio existieren, die mir bisher allerdings
nicht zu Gesicht gekommen ist. Gegen diese Angaben des
Flacius über den Verfasser der Flugschrift wandte sich
V. d. Hardt^; er lässt den Namen des Autors unbestimmt,
setzt die Abfassungszeit auf 1443 und schrieb auf das Ms.
'missus Marchioni Brandenburgensi' ^. Ausserdem theilt er mit;
dass Erzbischof Günther von Magdeburg die Schrift dem Pro-
fessor der Theologie Wigel in Leipzig zur Prüfung übergeben
habe, und dass dieser letztere den Autor als unbekannt und
ungenannt bezeichnet habe'.
Dieser Differenz der Ansichten gegenüber half sich Brock-
haus <^ in seiner Biographie Heimburgs mit ein paar inhalts-
losen Redensarten, vindicierte die Schrift seinem Helden und
setzt sie in das Jahr 1443. Noch mehr verwirrt Bachmann''
die Frage, indem er aus der einen Schrift zwei macht: 'Ad-
monitio de iniustis usurpationibus 1443' und eine ^Confutatio
primatus papae 1461', als Antwort auf das Schreiben Pius II.
an die Nürnberger vom 18. October 1460. Ich habe schon
früher* an der Autorschaft Heimburgs gezweifelt; im Fort-
fange meiner Studien über die litterarische Opposition gegen
ie Curie im 15. Jahrhunderts beschäftigte mich diese Schrift
1) Gedr. zu Magdeburg bei Christian Rhödinger o. J. 2) Edit.
von 1607 S. 122. 3) Ballenstadius Vitae G. H. enarratio (Helmstedt
1737) S. 28, Brockhaus S. 44. 4) Tom. 31 der Hardt^schen Samm-
lung in der Stuttgarter Bibliothek s. Janus, Der Papst und das Concil
S. 360 A. 377, wo die Schrift merkwürdigerweise als ungedruckt gilt.
5) Baleus, De Scriptor. Britanniae Centur. YIII folgt Flacius s. die edit.
von 1607 S. 132. 6) a. a. O. S. 44 ff. Einer Widerlegung bedarf es
nicht. 7) Allg. Deutsche Biographie XI, 328 f. Bachmann scheint zu
seinem Artikel Brockhaus nicht einmal genau gelesen zu haben, soiist
hätte eine solche Verwirrung gar nicht entstehen können. Brockhaas
vergleicht S. 175 Heimburgs Appellation von 1461 (Goldast II, 1692) im
Ton mit der Confutatio, danach macht dann Bachmann seine Angaben.
8) Gravamina der deutschen Nation gegen den römischen Hof (1884)
S. 30.
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Die Coufutatio primatus papae. 521
näher, und ich veröffentliche das Besultat meiner Untersuchung
schon jetzt, da der Wunsch danach laut wurde (Sybels Zeit-
schrift 1886, S. 271).
Die erste Frage ist, was ergiebt sich aus dem Inhalt der
Confutatio für die Bestimmung der Abfassungszeit? Am An-
fange des zweiten Abschnittes heisst es: 'Sanctus enim Syl-
vester Constantini donationem pro usu Notariorum, qui gesta
Martyrum describerent et pauperum, non in dominium, sed
usumiructum acceptavit*'. Der Verfasser hat also an der
Konstantinischen Schenkung keinen Zweifel, tadelt blos ihre
falsche Verwendung. Im Jahre 1440 erschien nun aber Vallas
Schrift ^De falso credita et ementita Constantini donatione
Declamatio'*; einem Autor, wie dem unsrigen wird diese auf-
sehenerregende Brochure nicht entgangen sein, es iässt sich
also nur annehmen, dass sie noch nicht erschienen war, als
die Confutatio abgefasst wurde, dass also der terminus ante
quem das Jahr 1440 ist. Die Annahme wird durch folgende
Stellen unterstützt: ^Quod fit, quia hi qui primo contra in-
solentias Eugenii fuerunt in ipso et cum ipso sacro Concilio
ferventissimi, ita quod electionem eius etiam publice decla-
rarunt invalidam et ad eius depositionem, nisi humiiiatus fuisset
erroresque suos retractasset, processerunt; per cum corrupti
iam contra ipsum sacrum Öoncilium una secum errores eius
approbantes sine foedere bellanV. Also der Papst ist noch
nicnt abgesetzt, was am 25. Juni 1439 geschah 4; die Suspen-
sion war am 31. Juli 1437 ausgesprochen*.
2) ^Almani de quibus plus miserandum est. li enim ultra
bonum honestum quod a sacris Conciliis provenire consuevit,
bonum superutile a sacro concilio Basiliensi recipere potuissent :
videlicet, exactionum diversa genera, quo ad clerum, evadere,
libertates Imperii iure belli iustissime acquisitas et Qermanico
sanguine manutentas, sophismatibus Apostolicis subreptitie
usurpatas, recuperare quivissenf «. Haben also die Deutschen
noch nicht das bonum superutile, das gerade vom Basler
Concil zu gewinnen war, erhalten, so muss diese Aeusserung
vor der Acceptation der sog. pragmatischen Sanction gethan
sein, also vor dem 26. März 1439''. Soweit ist also der
terminus ante quem zurückgerückt; für den terminus a quo
ist folgende Stelle ausschlaggebend : ^Expergiscimini igitur ebrii,
abstergendo pulverem, iuga colli gravissima solvendo, post-
ponendo damnabilem neutralitatem' etc. ^. Die Neutralität wird
am 17. März 1438 erklärt*. Das Resultat ist also, dass die
1) Goldast 660 Z. 60. 2) Voigt, Wiederbelebung I, 473. 8) Goldast
662 Z.43. 4) Voigt, Enea Silvio 1, 135. 6) ib. 129. 6) Goldast
662 Z. 66. 7) Voigt, Enea Silvio J, 161. 8) Goldast 662 Z. 62.
9) Voigt I, 164.
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522 Bruno Gebhardt.
Confutatio zwischen dem 17. März 1438 und dem
26. März 1439 abgefasst sein muss. Dazu stimmt auch
ganz die Aufforderung an den Kaiser, mit starker Hand die
Kühnheit der Päpste zu zügeln i, die an den, einen Tag nach
der Neutralitätserklärung gewählten Albrecht gerichtet ist, und
der Hinweis auf den Eid, den die Päpste von ihm verlangen,
obgleich der englische und französiscne König; Herzöge und
Markgrafen ihn nicht zu leisten brauchen. Vielleicht darf man
daraus schliessen, dass die Schrift unmittelbar nach der Wahl
entstanden sei, vor der Krönung Albrechts und vor seinem
Beitritt zur Neutralität, mit der Tendenz, auf ihn in conciliarem
oder wenigstens antieugenischem Sinne zu wirken. In diesem
Falle würde das Datum nahe an den März 1438 rücken, da
der erste urkundliche Beweis von Albrechts Theilnahme an
der Neutralität vom 18. Juli jenes Jahres datiert*.
Hält man für die Entstehung der Schrift das Datum 1438
fest, so kann Heimburg keineswegs der Verfasser sein. Hat
auch Puckert* gegen Voigt* Recht, dass weder Heimburg
noch Lysura die Erfinder der Neutralität seien, so ist es doch
undenkbar, dass der Mann, der am 17. März 1438 das Pro-
testationsinstrument, welches die Neutralitätserklärung enthielt,
verlas*, der zu der von den Kurfürsten an Eugen IV. abge-
schickten Vermittlungsgesandtschaft ffehörte«, der am 18. Juli
auf dem Nürnberger Rathhause die Erstreckung der Neutra-
lität auf weitere vier Monate verkündete ', dass ebenderselbe
Mann zu ebenderselben Zeit oder unmittelbar darauf in so
energischer Weise gegen die ^damnabilis neutralitas', gegen
den Papst, mit dem er eben verhandelt hatte, fttr das Öoncil
angetreten sein solle. Ich glaube, es bedarf keines weiteren
Beweises für diese Ansicht und sie wird um so sicherer als
richtig angesehen werden aürfen, als nirgendwo eine sonstige
Nachricht uns etwa den Beweis für eine so ausgesprochene
oppositionelle Haltung Heimburgs in jener Zeit liefert. In die
Opposition wurde er erst unter dem Pontificat Pins II. durch
seine Theilnahme am Streite des Herzogs Sigmund mit Nico-
laus von Cusa gedrängt.
Wenden wir uns nun nach Peststellung der Abfassungs-
zeit zu dem Versuche, den muthmasslichen Verfasser zu er-
mitteln. Zu diesem Zwecke müssen wir die Confutatio einer
genaueren Untersuchung unterwerfen. Sie zerfällt in zwei
Theile: der erste ist dogmatisch, der zweite historisch.
'Scienti bonum facere et non facienti, peccatum est iUi,
lac. 4' und die Glosse dazu lautet: 'Magis peccant scientes et
1) Ooldast 563 Z. 13. 2) Puckert, Die kurförstliche Neutralität
S. 75 A. 4. 3) ib. 67. 4) a. a. O. 154. 6) ib. 6) Puckert 73.
7) ib. 75.
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Die Confutatio primatus papae. 523
non facientes quam si nescirenf . Aus Prälaten und Doctoren,
auf die dieses Wort passt, wird jene ^ecclesia carnalis' gebildet^
welche Johannes Apocalypse 17 die grosse Hure nennt. Lasst
uns den Zustand der gegenwärtigen Kirche betrachten, deren
Haupt die ganze Welt zu unterwerfen gierig ist, das kaiser-
thum mit Füssen tritt, den Wein der Prostitution, der einigen
Familiären süss ist, den Fürsten und Weltlichen zuerst freißch
bitter, dann trugvoU angewöhnt, zutrinkt. Da glauben sie
denn, dass jene ganze Verworfenheit aus göttlicher Einsetzung
herstammt, weil der Verführer sich Vicar Christi nennt und
prahlt von Christus Vollmacht erlangt zu haben. So sitzt
diese Hure über vielen Wässern, das heisst Völkern nach dem
Worte des Engels (Apocal. 17); sie sitzt und nimmt die Herr-
schaft über die ganze Welt in Anspruch und lügt, dass ihr
als Vicar Christi und Nachfolffcr Petri vom Herrn die Voll-
macht übertragen sei, wie es lächerlich ersehen werden kann
aus Tit. de iureiurand. et de sentent. et re iudic. > und noch
jüngsthin in der irrthumsvoUen Schrift Eugen IV. Dens novit •.
Durch diese unrechtmässige Inanspruchnahme der Macht
zum Schaden der heiligen Kirche, zum Nachtheil der welt-
lichen und kaiserlichen Würde und zur Unruhe für die ganze
Welt vermochte sie nur deshalb so viel, weil keiner von den
Doctoren zu widersprechen wagte: die einen schwiegen voll
Hoffnung auf Beförderung zu Beneficien, die andern aus Furcht,
schon erlangte zu verlieren. Qefahrloser ist es seit Jahren
über die Macht Gottes als über die des Papstes zu predigen
oder zu disputieren. Alle sind vom Weine der Hure trunken
und legen die heilige Schrift zu Gunsten jenes Irrthums aus.
Weil Kaiser, Könige, Fürsten, Communitäten aus Un-
kenntnis, die aus der Vernachlässigung der Studien herrührt,
oder aus allzugrossem weltlichen Leichtsinn (welchen der ge-
krönte Poet' ^de laude vitae solitariae' Traktat 4 am Anfang
beklagt) nicht einsehen konnten, sind sie zu so grosser Knecht-
schaft gebracht worden, dass sie gezwungen werden, zu
glauben, jene Annahme sei nothwendig zum Heil: dass der
Papst so grosse Machtvollkommenheit von Christus habe, dass
er über aUes auf Erden nach Belieben verfiigen könne und
niemand wird zu fragen wagen : Warum thust Du so ? Da der
Papst (um die Worte seiner Schmeichler zu brauchen) sogar
den Engeln befehlen kann.
1) de iureiurando lib. II. tit. XXIV. de sententia et re iudicata lib. II.
tit. XXVII. 2) Abgedruckt bei Mansi, Concil. Collect. XXIX. 82.
Es war die dritte der Anflösungsbullen, die Eugen erliese. 3) Petrarca,
tract. IV. c. 1 heisst aber *äe diversis sententiis eorum qui dicunt soli-
tndinem esse inimicam virtuti*; es wird wohl tract. V. c, l 'de tcdio vul«
garium* gemeint sein.
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524 Bruno Gebhardt.
Wie alle ähnlichen Streitschriften, weist nun der Verfasser
auf Lucas 22, 25 hin zur Widerlegung der päpstlichen Macht-
ansprüche, citiert Bernhard de consideratione IV. zur nlUieren
Erklärung, glossiert Paulus 2. Timoth. 2, 4 und 1. Corinth. 6, 4
aus Augustin und Ambrosius und fuhrt noch eine zweite Stelle
aus Bernhard an.
Daraus geht hervor, dass es Fabel und Erfindung sei,
was in den Decretalen der römischen Päpste geschrieben ist,
dass sie von Christus eine MachtvoUkomenheit und Herrschaft
erhalten haben, dass sie über Könige und Fürsten in weltlichen
Dingen gesetzt sind>.
'Lächerlich ist auch der Beweis, den die Schmeichler der
Päpste aus dem Kapitel de maioritate et obedientia > von Mond
und Sonne führen. Der Mond empfängt das Licht, aber nicht
die Bewegung von der Sonne; so empfangen die Könige und
Fürsten das Licht der Lehre vom Papst, aber nicht ist ihm
deswegen ein Herrscherrecht gestattet. Ja das Gegentheil wird
aus der Stelle bewiesen.
Aus dem Evangelium und den Kirchenvätern wird im
Ferneren dargelegt, dass die Erde nicht das Reich der Kirche
sei, dass es in Giaubenssachen keinen Zwang gebe, und dass
kein Priester, auch nicht der Papst, Vasallen des Reiches vom
Eid der Treue entbinden dürfe.
Umfangreicher und wichtiger ist der zweite historische
Theil, der eine Uebersicht über das Verhältnis der Kaiser zu
den Päpsten im antipäpstlichen Sinne giebt.
^Die ursprüngliche Kirche hatte keinen weltlichen Besitz;
erst fromme Kaiser haben ihr solchen verliehen und so schritt
sie bis zur Behauptung jener Machtvollkommenheit vor. Dies
wird aus den Chroniken und dem Speculum historiale' klar.
Von Petrus bis Sylvester war kerne Rede von weltlichem
Besitz; die Päpste wurden nicht zur Herrschaft, sondern zum
Martyrium erhöht; der Ruhm dieser Kirche war nicht Purpur,
noch Reichthum, weisses Ross, Stolz, Herrschaft, sondern:
Siehe, wir verlassen Alles und folgen Dir, o Herr! Von Syl-
vester an blieb die Kirche nicht mehr rein'. Die Constantinische
Schenkung 4 ward zu wohlthätigen Zwecken gegeben, untes
Liberius (dictus Leo, non de tribu Inda') zeigte sich schon
eine Vermischung der heiligen und fleischlichen Kirche, nur
1) Goldast 558 Z. 34. Das gleiche 560 Z. 28. Janas S. 360 A.
wandert sich über diese Aeasserang — schon so frühe — , weisst aber
mit Recht aaf Gasa hin, der ebenfalls schon die Unechtheit einiger
Decretalen erkannt hatte. 2) lib. I tit. 83 bes. c. VI. 3) Goldast
560 Z. 43; aas 561 Z. 57 geht hervor, dass das des Vincenz von Beaa-
vais gemeint ist. 4) S. o. S. 521. 5) S. Chronicon M. Theodorici
Engelhasii ed. Mader (die Aasgabe von Leibniz ist mir nicht bei der
Hand) Helmstädt 1671, S. 95.
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Die Conftttatio primatus papae. 525
#
die heiligen Doctoren hielten sie aufrecht. Bis auf Otto I.
genossen die Päpste Ehrfurcht und Devotion durch die Kaiser,
die aber im Nothfalle die Concilien beriefen, da jene noch
nicht die Herrschaft beanspruchten. Aus Devotion verlangten
mehrere Kaiser von den Päpsten gekrönt zu werden; von da
begannen diese sich zu erheben, mehrere aber wurden von
den Kaisern abgesetzt, so Joha.nn All. von Otto I, der Leo VIII.
einsetzte ('loannes XII. quia lubricus et incorrigibilis fuit, ab
Ottone primo deponitur et Leo IX. substituitur; communique
voto statuitur, quod nullus Papa fieret nisi de consensu Im-
peratorum') *.
Nach dem dritten Otto begannen die Päpste auf Unter-
werfung der Kaiser zu sinnen, und für sie das Bequemste war,
die Wähler zu bestechen, wenigstens die Qeistlichen, damit
die Wahl zwieträchtig sei, und sie so Grelegenheit fanden, die
Entscheidung an sich zu reissen. In den Zeiten Heinrich III.
wurden noch die Bischofsstühle von den Königen und Fürsten
und mit deren Wissen die übrigen Beneficien besetzt. <Unde
cum Cardinales grave schisma trium Paparum procurassent,
quidam heremita scripsit Imperatori, in haec veroa:
Imperator Heinrice
Omnipotentis vice:
Una Sunamitis
Nupsit tribuB maritis —
Dissolve connubium
Et triforme dubium.
De hoc schismate dicitur vigesima tertia distinctione In nomine
Domino >. Heinrich zog nach Rom, nahm die drei Päpste ge-
fangen, berief eine Synode, setzte jene ab und Clemens II.
ein. Zugleich liess er die Römer schwören 'quod nemo sine
consensu Imperatoris in Papam assumatur' '. Papst und Kar-
dinäle ertrugen diese Beschränkung ungern und suchten des-
halb Zwist in Deutschland zu erregen. Sie reizten Rudolf von
Burgund gegen Heinrich IV. auf, indem sie dem Mainzer und
Kölner Erzbischof eine goldene Krone für jenen sandten*. Es
entstand ein Krieg, in dem Rudolf besiegt wurde; sterbend
sagte er: *Iussio Apostolica et petitio Principum me fecit iura-
menti transgressorem : videte igitur manum abscisam qua iuravi
Domino meo Henrico non vitae nee gloriae eins insidiari'*.
Nach dessen Besiegung erweckte der Mainzer auf Befehl des
Papstes mit sächsischer Hilfe Heinrich einen neuen Wider-
sacher. Er krönte Hermann Knoflok* zum Könige; als Heinrich
1) ibid. S. 182. Ich verweise blos für die wörtlichen Citate auf die
Quelle. 2) ibid. 198 f. aus den Pöhlder Annalen (8S. XVI. 68. 69).
8) ibid. 4) ibid. 203. 6) ibid. 204 nach Eckehard (SS. VI. 204),
von wo die Worte in die Pöhlder Annalen aufgenommen waren. 6) ibid.
206 nach einer alten Qlosse in den Pöhlder Annalen (XVI. 70). Die
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526 Bruno Qebhardt.
f^gen denselben kämpfte, wurde er von Gregor VII. gebannt,
r sammelte ein Heer, verjagte den Papst nach Francieni
und setzte Wipert von Ravenna ein. Auf Befehl der Päpste
und unter Beihilfe der geistlichen Wähler sind die Sachsen-
kriege geführt worden, in denen soviel christliches und deut-
sches Blut vergossen wurde, dass es selbst dem Urheber dieses
Unglückes, Qregor, schrecklich erschien; er bekannte sein Un-
recht und widerrief alle Prozesse gegen Heinrich und dessen
Anhang*. Sein Nachfolger Paschalis II. erregte die Fürsten
gegen Heinrich IV, auch dessen eigenen Sohn, den er gegen
den Vater durch viele rheinische Bischöfe zum Könige krönen
und Heinrich V. nennen liess. Dieser kam nach Rom und
forderte vom Papste die Krönung. Er aber ist nach den
Chroniken der erste, von dem der Papst einen Eid der Treue
verlangte. Er verweigerte ihn mit den Worten: 'der Kaiser
dürfe niemandem schwören, ihm aber müssen alle schwören' 3.
Es entstand ein Streit, wer grösser sei, gegen das Evangelium
Lucas 22 ; ein furchtbarer Kampf begann im Petersdome, der
Papst und die Kardinäle wurden gefangen und gebunden fort-
fenihrt*, und erst befreit, als der Papst versprach, die Frei-
eiten des Reiches unangetastet zu lassen, besonders in Bezug
auf die Investitar, wie es seit Karl d. Grossen unter 63 Päpsten
gehalten wurde. (Speculum historiale XXVII. X.)*
Das Folgende bedarf keiner ausführlichen Auseinander-
setzung mehr. Der Autor weist darauf hin, wie im Fortgange
die Kaiser immer mehr in Abhängigkeit geriethen», wie Fried-
rich I. dem Papst den Zügel hielt', dieser aber dann durch
einen Aufstand der Deutschen bestraft wurde. Innocenz m.
habe die Decretalen zusammengesetzt zur grösseren Verthei-
digung der päpstlichen Allgewalt, und so sei denn die Stellung
der Päpste so verweltlicht, dass schliesslich der Unterschied
zwischen Christus und seinem angeblichen Vicar so formuliert
werden kann:
Christus wies die weltliche Macht zurück,
Sein Vicar erstrebt sie.
Christus verweigert die Annahme des dargebotenen Königs-
reichs,
Benutzung dieser durch Engelhns erkannte auch schon Hasse, Eberhard
von Gandersheim, S. 42 f. 1) ibid. 205. 2) Davon weiss Engelhus
nichts. 3) ibid. 216. 4) ibid. 216. 5) Das Gitat ans dem
Speculum ist richtig; die Worte sind aus dem Briefe Heinrich V. ent-
nommen (Mon. Leg. II, 70). 6) Unübersetzbar ist das Wortspiel: 'In
quo (decreto) quamvis sint cum sanctorum auctoritatibus Paparum foe-
num et paleae multae mixtae, tanta tarnen a quibusdam ei datur reve-
rentia ut Evangelium putetnr esse contentum in eo'. 'Palea' im Decret
und 'Palea' Spreu. 7) Auch die ihn betreffenden Mittheilungen stammen
wörtlich aus Engelhus a. a. O. S. 230.
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Die Confutatio primatus papae. 527
Sein Vicar drängt sich auf, das Zurückgewiesene zu
haben
u. s. w.
Diese Misstände wollte das Basler Concil abschafifen, aber
es ist von seinen früheren Anhängern verlassen worden^, den
Primat, den sie früher dem heiligen Concil in echt katholischer
Weise zusprachen, sprechen sie jetzt irrthümlich dem Papste
zu. Seinetwegen, der so lange sich der Reformation der
Kirche entgegenstellt, die gesammte Kirche verwirrt, noch
mehr Macht in Anspruch nimmt als alle seine Vorgänger, sind
fast alle Weltlichen und Geistlichen trunken und blind, beson-
ders aber die Deutschen, die am meisten zu bedauern sind'.
Erwachet, Trunkene, scnüttelt den Staub ab, löset das Joch,
das Euch bedrückt, dränget die verdammenswerthe Neutralität
zurück, die auch alle Universitäten Deutschlands vernünftiger-
weise gemissbilligt habend, stellt das Concil wieder her und
führet vor dessen Auflösung die Reformation durch.
Jetzt nach dieser Auseinandersetzung haben die Könige
und Fürsten keine Entschuldigung mehr, dass sie die Undank-
barkeit der Päpste nicht sehen, denen freiwillig Temporalien
und Privilegien von den früheren Kaisem zum Gebrauch für
Arme und kirchliche Personen gegeben sind. Verdientermassen
mögen sie durch das heilige Concil verbessert werden, damit
ihre Keckheit durch die starke Hand des Kaisers gezügelt werde.
Dies möge genügen zur Ermahnung für diejenigen, deren
Sache es ist, in ungeziertem Stil, damit es besser verstanden
wird, auseinandergesetzt zu haben.
Was gewinnen wir nun fiir Anhaltspunkte zur Eruierung
des Verfaissers, wenn wir diese Analyse überblicken? Wir
formulieren folgende:
1) Der Verfasser muss theologisch und kirchenrechtlich
gebildet gewesen seien.
2) Historische Schriften waren ihm nicht unbekannt, ins-
1) S. die oben angeführte Stelle 'Qnod fit' etc. 2) S. o. S. 521
die Stelle 'Almani de qnibas plns miserandum est' etc. 3) Nach
Puckert (a. a. O. S. 122 und A. 4) erklärte sich für Basel unbedingt nur
Erfurt, Köln und Leipzig beschränkt, die Theologen und Artisten zu
Wien gegen die Juristen und Mediziner (s. a. Aschbach, G. d. Wiener
Universität I, 275), Heidelberg für das Concil gegen Neutralität (Heidel-
berg war allezeit auf Seiten Eugen IV, s. Hautz, G. d .Univ. H. I, 283),
Rostock blieb der Innern Wirren wegen unbetheiligt. Wir legen den
Hauptnachdruck auf die Stellung Erfurts. Ihr schreibt noch Ende 1440
Felix V: *In diesem geistigen Kampfe, in dem unsre und der Kirche
Feinde sich gegen den Glauben und die Wahrheit erheben, tröstet uns
am meisten, dass die Universitäten, in denen das Licht der Wahrheit
und die Kenntnis der Wahrheit ist, unsere Partei schützen und dasselbe
wie wir behaupten'. Vgl. auch Bressler, Die Stellung der deutschen Uni«
versitäten zum Baseler Concil (Leipzig 1885) S. 18 ff., 45 ff., 85 f.
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528 Bruno Qebhardt
besondere kannte er das Speculum bistoriale und die Chronik
des Engelhus.
' 3) £r ist Gegner der Neutralität und betont die gleiche
Stellung der Universitäten^ was blos auf Erfurt passt.
4) Er steht auf Seiten des Concils und ist Feind des
Papstes Eugen.
Alle diese Momente passen auf einen Mann, in dem wir
zweifellos den Autor der Confutatio zu sehen haben: auf
Matthias Döring, den bekannten Fortsetzer des Engelhus.
Dürftig genug sind die Nachrichten, die wir über das Leben
dieses Mannes haben >. Er war in Kyritz in Brandenburg
geboren, war seit 1424 Prof. der Theologie in Erfurt,
wurde wohl 1436* Provinzial des Minoritenordens, dem er an-
gehörte, für die Provinz Sachsen und vertrat seine Uni-
versität in Basel, wo er von Concil zum Ordensgeneral
ernannt wurde >. Er starb 1469 im Kloster zu Eyritz^ Nach
Oudin, dessen chronologische Nachrichten allerdings ungenau
sind», hat er eine Vertheidiffung des Nicolaus Lyra gegen
Paul Bur^os geschrieben, nacn Mader* einen Commentar zum
Jesaias, em Buch über die Sentenzen, eine Dialektik und Pre-
digten an das Volk und den Klerus. Aus diesen Mittheilungen
ersieht sich seine theologische und kirchenrechtliche
Bildung. Er galt als tüchtiger Prediger und förderte die Bil-
dung in seinem Orden ''. Aber wichtiger als alles dies ist für
uns sein Geschichtswerk, eine Continuatio des Engelhus von
1420—1469. Man muss seine Urtheile über Capistrano, über
Kaiser Friedrich III, über Papst Nicolaus, über die Unwissen-
heit des Clerus und die Sittenlosigkeit der Fürsten lesen, um
den Freimuth dieses wackeren Mannes kennen zu lernen und
zu bewundern^. Ueber seine Thätigkeit auf dem Concil sind
wir wenig informiert*, aber dass er ganz auf Seiten dieses
steht, bezeugen zahlreiche Aeusserungen. Zum Jahre 1431
schreibt er: 'Concilio igitur sacro in materia pacis ecclesie,
exstirpationis generalis presertim curie Romane feliciter agente
1) Vgl. A. Weiss in der AUg. Deutsch. Biogr. V, 349. Die wichtigen
Mittheilungen über Döring in den Scriptor. Ber. Lusaticarum I, 281 und
337 — 41^ auf die schon Lorenz (Geschichtsquellen II, 147) aufmerksam
machte, hat Weiss nicht gekannt. (Nach E. Breest in d. Mark. Forsch.
XVI, S. 198, ist der Doeringius bei Mencken ein anderer. D. war seit
1426 Minister Minorum, 1437 Prof. in Rostock, 1440, wie es scheint, in
Erfurt W.) 2) S. Scriptores I, 281. 3) S. Oudin, Comment. de
Scriptor. Ecclesiast. III, 2462, Dörings Chronik bei Mencken, Scriptor.
rer. Germ. III a. a. 1442. 4) Nicht 1466, s. Script, rer. Lusat. I, 281.
6) S. die Auseinandersetzung auf S. 2463 (im J. 1449. Vorhanden im
Berl. cod. th. fol. 84 nach Breest. W.). 6) Scriptor. insign. centuria 98
citiert bei Oudin. 7) Oudin und Script, rer. Lusat. 340, wo ein Brief
von ihm abgedruckt ist. 8) Vgl. die Stellen, die Köhler zur Charakteristik
anführt, Script, rer. Lusat. 388. 9) Einiges bei Martine, Bd. YIII.
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Die Oonfutatio primatus papae. 529
omnis probitatis hostis dyabolus dictum £ugeniun) Papam ad
dissolvendum Concilium incitaverat. ünde pertinax pugna
secuta est quando veritas sacri concilii se tenuit et voluntas
erroris Pape sese tuebatur*. Seit der Absetzung nennt er
Eugen IV. blos ^Gabriel alias Eugenius'.
Döring also war theologisch und kirchenrechtlich gebildet,
ihm, dem Fortsetzer des Engelhus, war dieses Geschichts-
werk bekannt und vertraut, er ist Professor in Erfurt, Ver-
treter der Universität, also sicherlich Vorkämpfer für das
Concil gegen die Neutralität, und Eugen IV, feindlich gesinnt
— alle unsere Kriterien passen auf ihn, wie auf keinen zweiten.
Dazu kommt noch Folgendes: Der Hardtische Codex » trägt
die Aufschrift ^issus Marchioni Brandenburgensi' ; als geborner
Brandenburger, der nachweisbar Friedrich 11. nahe stand und
in dessen Interesse für das Wilsnacker Wunderblut eintrat',
ist es recht natürlich, dass er, wenn auch anonym, seine
Brochure dem Landesherrn, wohl noch Friedrich I, einsandte.
Und endlich zum Schluss als ausschlaggebender Beweis mögen
seine eigenen Worte, die er beim Jahre 1442 in seine Chronik
schreibt, hier stehen: *Item sub premissa neutralitate cum
preclusa esset omnibus iusticie via pauperibus et impotentibus
propter declinationes fori, nunc Concilii, nunc Pape multa mala
surrexerunt. Inter cetera precipuum quia pociores et doctiores
Ecclesie qui columpne videbantur, sua ingenia colentes ....
contra se invicem scribentes hy pro papatu, hy pro concilio,
hy primatum Pape, hy Concilio tribuentes scriptis apologeticis
mundum repleverunt animosque neutralium nedum sed et
aliorum perplexes reddiderunt quorum scripta quae vide-
bantur acuciora recolligens aliismoaicum addens
in unum Volumen redegi, Titulum volumini dedi ut
scilic. Liber perplexorum Ecclesie'.
Die Veranstaltung einer solchen Sammlung beweist zur
Genüge das Interesse, das Döring an jener Streitlitteratur
nahm, die eigene Schrift massigen Umrangs war jedenfalls
unsere Confutatio, von der er nicht näher spricht, weil er sie,
wohl um seiner hohen kirchlichen Stellung willen, anonym
ediert hatte. Das Jahr 1442, zu dem er die Notiz giebt,
braucht nicht das Abfassungsjahr zu sein und widerspricht
unserer Chronologie keineswegs.
Matthias Döring ist der Verfasser der Confutatio; in ihm
lebte der Geist wieder auf, der 100 Jahre vorher die Mit-
glieder seines Ordens erfüllt und zu Vorkämpfern gegen den
Absolutismus des Papstes und die Verderbtheit der Curie ge-
macht hatte.
1) S. o. S. 620 A. 4. 2) Oudin a. a. O. S. 2463 (Breest a. a. 0.
S. 200 — 202). Ich werde demnächst über Döring ausführlichere Mitthei-
lungen machen.
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530 Brano Gebhardt.
Nachtrag.
Der auf S. 520 genannte Professor der Theologie Wigel
in Leipziff ist der vielfach genannte Hicolaus Weigel (vgl.
Hankius, De Silesiis eruditis p. 119), über dessen ungedruckten
Traktat 'De iudulgentiis' ich mir nähere Mittheilungen vor-
behalte. B. G.
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XXIV.
Das
Capitulare des Kaisers Lothar I.
vom Jahre 846.
Von
Woldemar Lippert.
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In dem Codex XXX (fol., saec. X — XL) des Dom-
capitels von Novara folgt hinter verschiedenen Stücken cano-
nistischen Charakters ^ am Schlüsse (f. 282) ein Capitulare des
Kaisers Lothar I. vom Jahre 846 ; eine zweite Abschrifk bietet
der Codex XV von Novara (fol., saec. XIL), der auch hin-
sichtlich des vorausgehenden canonistischen Inhalts mit
Codex XXX übereinstimmt^. Aus der ersteren Handschrift
gab Herr Hofrath Maassen das Capitulare 1864 heraus, wozu
er 1865 einige Nachträge nach Cod. XV lieferte*. Bluhme
unterzog jedoch diesen Druck einer sehr abfölligen Beurthei-
lung und edierte das Stück mit einigen Erläuterungen noch-
mals, wobei er sich besonders auf die von Reifferscheid mit-
getheilten Fragmente stützte*. Freilich ist dieser Abdruck
nicht als ein verbesserter zu betrachten, wie Herr Hofrath
Maassen bereits gezeigt hat, der dabei zugleich einen neuen
in Aussicht stellte«. Auf Grund einer nochmaligen Ver-
1) Vgl. hierüber Maassen, Bibliotheca latina iuris canonici I, 1, in
den Wiener Sitz. Ber. LIII (1866) p. 387 ff., und Geschichte der Quellen
und Literatur des canonischen Rechts I (Qratz 1870) p. 717 ff.; Reiffer-
scheid, Bibliotheca patrum latinorum italica, IV. die Bibliotheken Piemonts,
Wiener S. B. LXVHI (1871) p. 613 ff. 2) Vgl. Maassen, Bibl. p. 891.
3) Wiener 8. B. XLVI (1864) p. 68 ff. nnd ib. XLIX (1866) p. 310.
4) Reifferscheid a. a. O. p. 626; Bluhme in der Zeitschrift für Rechts-
geschichte XI (Weimar 1878) p. 267 ff. 6) Wiener S. B. XCII (1878)
p. 606. Bei einer im Original vorhandenen Urkunde ergiebt sich för den
Diplomatiker als unerlässliche Forderung die getreue Wiedergabe aller
Eigenthümlichkeiten, doch die Beibehaltung der Abkürzungen, des u statt v
und dergl. ivird selbst da von dem ersten Vertreter der deutschen Diplo-
matik in seiner Diplomata -Ausgabe als unnöthig betrachtet; wie viel mehr
gilt dies bei späteren Abschriften, wie hier dem Capitulare, die nicht
einmal als eventuelle Vertreter des Originals aufzutreten beabsichtigen,
wie das bei selbständigen Copien oder Stucken in Chartularen der Fall
ist, sondern die nur benutzt sind, um die leeren Seiten am Schlüsse mit
etwas auszufüllen, was dem Codezschreiber zur Hand war und der Ueber-
lieferung nicht unwerth schien. Blnhmes Druck macht einen sonderbaren
Eindruck, da er in den ersten Zeilen und in der Liste am Schluss die
handschriftliche Schreibung nach Reifferscheid bietet oder zu bieten ver-
sucht, während er für den Text des Stückes nur den Maassen'schen Text
hatte, der ihn in dieser Hinsicht im Stiche liess.
Neues Archiv etc. XIL 35
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634 Woldemar Lippert
gleichung folgt derselbe hier, wozu Herr Hofrath Maassen
seine Abschriften mir gütigst zur Verfügung gestellt hat; denn
wenn auch zu den von Bluhme gegebenen Bemerkungen wei-
teres historisches Material in eingehender Weise von Mühl-
bacher ^ beigebracht ist, so erschien doch bei dem Interesse^
das diese wichtige Urkunde bietet, nach den an verschiedenen
Orten zerstreuten und unvollständigen Verbesserungen der
Abdruck nicht ungerechtfertigt'.
Incipit synodus habita Francia« tempore domni Hlotharii*
imperatoris pro edificatione novae Romae.
Cap. I. Quia divina pietas nos et karissimum filium
nostrum ad commune coUoquium pervenire concessit, prüden-
tiae devotionique vestrae, de quibus hie tractavimus, breviter
intimavimus.
II. NuUi dubium est, quod peccatis nostris atque flagitiis
merentibus tantum malum in ecclesia Christi contigerit ', ut et
ipsa Romana ecclesia, quae capud est christianitatis, infidelium
manibus traderetur et per omnes fines regni nostri fratrumque
nostrorum paganoruin populus prevaleret. Idcirco necessarium
valde iudicavimus, ut omnia, in quibus maxime Deum a nobis
offensum esse cognoscimus, ipsius' adiuvante miserieordia
oorrigamus et ut per satisfactionem congruam divinam stu>
deamus placare iusticiam, quatinus, quem iratum sensimus,
placatum habere possimus.
III. Hac de causa volumus et omnino'' proponimus, ut
quicquid in ecclesiis^ Christi locisque sacratis per neglegen-
tiam hucusque aliter fait quam debuit, in quantum adiuvat
superna pietas, emendetur.
IUI. Et inprimis monachi, qui ordinem suum per desi-
diam aut cupiditatem seu secularem ambitum» deseruerunt, ad-
1) Böhmer - Mühlbacher, Die Regesten des Kaiserreichs nnter den
Karolingern p. 420 n. 1094 (zwischen October and December 846), und
dazu 1092a, 1093«, 1097»> u. a, 2) Unser Text schliesst sich lautlich
an die Schreibung von cod. XXX an. Von cod* XV (einer Abschrift
des XII. Jahrh.) alle Varianten (z. B. das Schwanken zwischen ae und e,
cl und ti) zu bieten, schien unnöthig, zumal XV kaum selbständigen
Werth hat, sondern wohl auf XXX zurückgeht; woher Bluhme die Be-
hauptung schöpft, XV stehe selbständig neben XXX (s. p. 258 Anm. 2),
ist nicht zu ermitteln; ihm standen nur die gedruckten Angaben bei
Maassen und Reifferscheid zu Gebote, die für jene Ansicht keine Stütze
bieten; XV hat nur c. VIII eine bessere Lesart (deceat) als XXX (doceat),
alle sonstigen Abweichungen sind nur ein über XXX hinausgehendes Plus
von Verschlechterung, was nicht gegen die Abhängigkeit des cod. XV
von XXX spricht. 3) 'fancia' cod. XXX. 4) ^hlothari' Bluhme ; von
den Abweichungen Bluhmes sind nur einige wesentlichere angemerkt
worden. 5) 'contingerit' codd. 6) 'ipsus' cod. XXX. 7) 'omino*
cod. XXX. 8) 'ecclesias' cod. XV. 9) *habitum' cod. XV.
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Das Capitulare des Kaisers Lothar I. vom Jahre 846. 535
moniti ab episcopis et abbatibus emendentur; quod si audire
contempserint, severius districti suum ordinem repetere com-
pellantur. Qui vero per inopiam a suo propösito deviaverunt,
si ipsa inopia per necessitatem generaiemi contigit, prout
potest fieri, emendetur, donec largiente Domino melius atque
perfectius talem inopiam emendare possimus; si vero per duri-
ciam aut neglegentiam praelatorum evenit, praelati ipsi dili-
genter admöniti si emendaverint, bene: si emendare noluerint,
ab ipsa praelatione removeantur. Similiter et in canonieis*
atque' sanctimonialibus observandum esse sanoimus.
V. Quia in dehonoratione sanctorum locorum Deum fre-
quenter offendimus, volumus at^ue statuimus, ut quicquid ab
ecclesiis Christi iniuste et inracionabiliter nostro tempore ab-
latum esse cognoscitur, pristinae potestati competenti ordine
restituatur.
VI, Volumus eciam et diligentissirae praecipimus obser-
vandum, ut episcopi singuli in suis parroeehiis diligenter ex-
aminent et sollicite investigent, quicunque publicis sint inretiti
äagitiis, hoc est incestos, adulteros, sanctimonialiuni stupra«
tores *, vel qui eas eciam in coniugium acceperunt, homicidas,
sacrilegos, alienarum rerum pervasores atque praedones; et hoc
per omne regnum nostrum sollicite examinetur, ut quicunque
tales fuerint inventi, paenitentiae puplice subdantur, aut si
hoc noluerint, ab ecclesia separentur^ donec a suis flagitiis
corrigantur. Similiter de illis fiat. qui in clericatu fuisse et
postea comam sibi crescere dimississe noscuntur.
VIL Quia pro peccatis nostris et oflfensionibus aecclesia»
beati Petri hoc anno a paganis vastata est et direpta, omni
desiderio et summa instancia elaborare cupimus, qualiter eccle-^
sia restauretur et deinceps ad eam paganorum accessio pro-
hibeatur. Itaque decemimus« et hoc Apostolico per litteras
nostras et missos mandamus, ut murus firmissimus circa aec-
clesiam beati Petri construatur. Ad hoc vero opus coilationem
peccuniae ex omni regno nostro fieri volumus, ut tantum opus^
quod ad omnium gloriam pertinet, omnium subsidio compleatur.
VIII. Admonendi erunt episcopi per omne regnum domni
imperatoris Hlotharii, ut praedicent in aecclesiis suis et civi-
tatibus eis '', qui sine benenciis sunt et alodos atque peccunias
habent, atque cohortando et incitando suadeant, ut sicut illi
1) 'generale' cod. XXX. 2) 'canocis' cod. XXX. 3) 'et in
cod. XV. 4) *8troptorefi' cod. XV. 6) 'aecclesie* codd. 6) *dicer*
nimns* Blnhme. 7) 'eos' codd.; Maassen und Blnhme ergänzen ^et*,
beziehen ''eos' somit nicht anf 'praedicent*, sondern 'suadeant', doch auch
dies erfordert den Dativ; übrigens läge es, falls man es doch zum fol-
genden beziehen will, näher, die Verbindung durch angehängtes 'que' zu
erzielen, das infolge des 'qui' vielleicht übersehen werden konnte. Ducange
«rwähnt 'praedicare aliquem', aber ohne Angabe der Bedeutung.
35*
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&36 Woldemar Lippert.
factori sunt, qni beneficia possident, ita ipsi eciam de pee-
cuniis suis collationem faciant ad marnm faciendum circa aec-
denam beati Petri apostoli Rome, eo quod hoc deceat^ plu-
rimani, ut matrem filii honorent et, in quantum valent, tueantur
atque defendant
Villi. Deoretum quoque et confirmatum habemns, at
karissimuB filias noster cum omni exercitu Itaiiae et parte ex
Francia^ Burgundia atque Proyincia in Beneventum proficis-
catur'y ut inae inimicoB Christi Sarracenos et Mauros eiciat,
tarn propter hoC| quod ipse populus nostrum auxilium expetit^
quam propterea, quod certissime novimus, si infideles illam
terram obtinuerinty eos Romaniam. quod absit, et mi^am
partem Itaiiae invasuros. Ipse vero nlius noster ita ire debebit,
ut Vni. kal. Febr. ad Papiam cum exercitu veniat, medio
Marcio ad Alarinum' perveniat.
X. Summopere iubemus et modis omnibus observandum
censemuB, ut quicunq^ue illuc ibunt, sine praedatione* christiani
populi vadanty quoniam propter hoc magnum nobis malnm
aceidisse non duoitamus.
XI. * Misses quoque nostros constitutos habemus Petrum
venerabilem episcopum, Anselmum yocatum episcopum et
Witonem inlustrem comitem^ qui in Beneventum ad Sigenulfum
et Radalgisum vadant et eos inter se pacificent legesque et
condiciones pacis aequissimas inter eos decemant et regnum
Beneventanum, si pacificati fuerint^ inter eos aequaliter divi-
dant| atque ex nostra parte eis securitatem et consensum
honoris sacramento confirment et ab eis similiter ad nodtram
partem adiutorium<]^ue filii nostri expulsionemque Sarracenorum
sacramentum accipiant*.
Xn. Sergio quoque magistro militum mandamus, ut ipse
pacis auctor inter illos et auxiliator filii nostri existat*; simi-
Bter Apostolico et Petro Venaeciarum duci, ut adiutorium ex
PentapoU^ et Venecia navali expedicione* faciant ad oppri-
mendos in Beneventö Sarracenos.
XIII. Ut autem haeo omnia competenter implere possi-
mus, ieiunio triduano per omne regnum nostrum devotissime
Christi misericordiam pro nostris peocatis exorandum censemus *.
1) 'doceat' cod. XXX. 2) 'proficiscantar' codd. 3) Nicht 'Ala-
trum* oder 'Alatrium', wie Blnhme a. a. O. p. 261 Anm. 12 will, sondern
%knno\ vgl. Böhmer -Mühlbacher n. 1094. Im Druck Wiener S. B. XLVI
p. 70 ist die hierher bezügliche, in den Separatabdrücken fehlende,
Anm. 3 (corr. Apostolicum) stehen geblieben ; sie ist, als auf einem Ver-
sehen beruhend, su tilgen. 4) *praedicatione' cod. XY. b) 'snscipiant*
Blnhme. 6) 'existet' Bluhme. 7) Tentapolim' codd. 8) *navalem
ezpedicionem* cod. XV. 9) Die folgende Liste ist bei Maassen nicht
in Spalten, sondern in fortlanfenden Zeilen gedruckt, bei Reifferscheid
und nach ihm bei Bluhme zwar in vier Spalten, aber ohne die Anordnung
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Das Capitulare des Kaisers Lothar I. vom Jahre 846. 537
Haec sant nomina eorum, qai io Italia beneficia habent
Bataldos
Isti nihil habent in Italia
Kemboldas ^
Harduicus .
Aqninns
In prima scara sunt missi
Eberhardus
Amolo
Sigericas
Ebrardns
Beringarins
Agilmarns
Heribertus
Wito
Lmtfridus«
Audax
HeimericQs
• Liutfridas
Humfridns
Hei minus
Milo
Adalgisus*.
Hrotfridus
Boso
Hucboldus.
Signiferi
T«otboldns
Wilelmus
De comitibus
Bernardns
Albericus
Falcradus
loseph
Gerardus
et Bebbo.
In secunda seara sunt missi
Oonibertus
Erlardus
Aldricus
Wito
et Adalbertus.
Bodradtts
David
Fulcradus
Signiferi
Wicfredus
Hilpericus
Ebo
Ottr&nus^
et Auträous comites.
Heribrandns
Bebe
Hartbertus»
Ermenoldus
Farulfus
Hilpericus '
Orozmannus
Riconsindus
Albericus filius Richardi * et Tresegins.
In scara Francisca sunt missi
Meinardus
Remigius
Beieri
Gerardus
Teotgaudas
Arnulfus
Fulcradus
et Ermenoldus^.
Odolricus
Signiferi
Eicardus
EngiirSDas
Beieri
Arnulfus
Hucboldus
Aquinus
et Sigiricus.
An diese Namenliste sollen im Folgenden einige Bemer-
l^ungen geknüpft werden.
Schwierig ist die Erklärung des zweimal (Spalte 3 und 4)
vorkommenden Beieri. Maassen hatte es in seinem Abdruck
als den Volksnamen der Baiern gefasst und hält auch in den
nachträglichen Bemerkungen« gegen Bluhmes Ansicht daran
fest. Letzterer fasst es als eine»^ Personennamen wie die
des cod. XXX genau wiederzugeben; ausserdem sind bei Bluhme mehrere
Worte verstümmelt, da er auch die Abkürzungen des Codex geben wollte,
wobei jedoch manche Zeichen weggeblieben sind, so dass z. B. aus einem
Ounibertus ein Ounibtus geworden ist, und ähnliches. 1) 'reinboldus*
Keifferscheid a. a. O. p. 626, und darnach Bluhme. 2) 'Liuthfridus*
<50d. XV. 3) *Haltbertu8' cod. XV. 4) *Ottranus' Reifferscheid; hier
und desgl. in derselben Spalte bei EngilrSnus und Sp. 4 bei Autranus
gebe ich den Abkürzungsstrich wieder, da es fraglich ist, ob die Formen
Ottramnns etc. lauten sollen, oder Ottrannus etc. 6) 'Richardi' fehlt
bei Reiff. 6) ** adalgisus* Reiff., * nach Bluhme für *eV stehend; *et
Algisus* cod. XV. 7) 'Hilpericas*, übergeschrieben *u* cod. XXX.
«) 'Hermenoldus' cod. XV. 9) Die er Wien, S. B. XCII p. 607 giebt.
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538 Woldemar Lippert.
andern dort aufgeführten. Principiell ist zanächst zuzugestehen,
dass Beieri ein Personenname sein kann>; denn wenn sich
auch nicht dieselbe Form nachweisen lässt^ so finden sich
doch sprachlich engverwandte Formen, so in Förstemanns
Altdeutschem Namenbuch*: Baior, Beiur (und die zugehörigen
Feminina Beiarin, Beierin) und ferner mit dem der ober-
deutschen Lautverschiebungsstufe entsprechenden p: Pegiri,
Peigiri, Peier». Das Verbrüderungsbuch von S. Peter in Salz-
burg^ bietet uns zweimal den Personennamen, desgleichen
einmal die vom Grafen Hundt bearbeiteten agilolfingischen
Keßesten*. Ferner lässt sich anführen, dass ja auch andere
VoTksnamen im Mittelalter ziemlich häufig als Personennamen
verwandt worden sind, so der der Hessen«, Franken % Sachsen»,
Thüringer ^ Die Möglichkeit, Beieri als Personennamen zu
fassen, ist also unbestreitbar; ein äusserlicher Umstand scheint
aber diese Annahme wieder unsicher zu machen. Wir finden
nämlich, dass mit bestimmten Ausnahmen in der Liste sämmt-
liehe Namen durch Anhängung von 'us', das therls aua-
geschrieben, tbeils durch Abkürzungszeichen ausgedrückt ist,
latinisiert werden, so weit sie nicht an und für sich lateinisch
sind (wie Aquinus u. a.) oder ein dem Lateinischen ent-
sprechendes Gewand tragen (wie Boso u. a.). Abweichend
sind sonst nur David und Joseph ; bei biblischen Namen ist ea
aber im Mittelalter häufig, sie in der ursprünglichen Form zu
belassen. Somit steht Beieri als Personenname in aufiaJliger
Vereinzelung inmitten der zahlreichen anderen ^o; andererseits
1) Ohne dass man an Blnbmes 'Beirich* (a. a. O. p. 264) zu denkea
braucht. (sPersonennamen I (Nordhansen 1866) Sp. 273. 3) Letz-
teres in der Ablativform 'Feiere', Herrn. Ang. Cbron. ad 971 MG. SS«
V, 116 *. . . sororis ... ex Feiere comite filio . . .'. Unsere Urkunde
bietet b, wie sie, auf einer in fränkischem Gebiet gehaltenen Versamm-
lung entstanden, überhaupt den Lautbestand des Entstehungsortes wieder-
spiegelt, 80 auch consequent in den mit bert, brand, hold zusammen-
gesetzten Namen, die sie mit der gemeindeutschen Media und nicht mit
der oberdeutschen Tenuis bringt. 4) Ed. v. Karajan (Wien 1862) Sp. 8&
Z. 33 und 49 'Fagiri', nach Karajans Angabe (bestätigt durch den jetzigen
Herausgeber, H. Dr. Herzberg -Fränkel) von einer Hand ans dem Ende
des Vni. Jahrhunderts. 6) Ueber die bayr. Urk. aus der Zeit der
Agilolfinger, Abband, d. bist. Kl. d. bayr. Akad. d. Wiss. XU (1874)
p, 239 'Feigiri*. 6) Hasso, Hesso und verwandte Formen, Förste-
roann 638, Karajan 14 Z. 13, 128 Z. 17 u. a. 7) Franco, Francho,
Francio etc., Förstemann 413, Karajan 40 Z. 34, 101 Z. 44, Hundt 231 u. a.
8) Sahso, Sachso, Sazso etc., Karajan 43 Z. 5, Hundt 241 u. a. 9) Thu-
ringus, Turingus, Torincus, Durinc, Förstemann 1206, Karajan 74 Z. 36,.
78 Z, 26, Hundt 229, Zeitschr. d. Ver. f. Thür. Gesch. N. F. IH, 294,.
Hist. de Languedoc. (2. dd.) Y, 162 n. 62, Rec. de chartes de Clunjr
II, 746 n. 1723 u. a. 10) Auch sonst scheinen allerdings die auf i aus-
lautenden deutschen Namen die Neigung gehabt zu haben, sich der Lati-
nisierung zu entziehen, vergl. z. B. MG. Capitul. (Boret.) I, 233, 268»
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Das Capitulare des Kaisers Lothar I. vom Jahre 846. 539
ist wieder nicht abzusehen, warum hier einzelne Männer ganz
besonders ihrer Stammzugehörigkeit nach herausgehoben werden
sollen. Baiern unterstand nicht der Machtsphäre Lothars, son-
dern gehörte zum durchaus selbständigen Reiche seines Bruders
Ludwig 1; wenn also auch bei den Wechselbeziehungen der
Theile des alten Gesammtreichs zu einander' sich unter den
Unterthanen Lothars manche geborne Baiern befunden haben
mögen, im vorliegenden Falle traten sie nicht als Baiern, son-
dern lediglich als Unterthanen Lothars auf; werden doch auch
die Angenöri^n anderer Stämme nicht als solche unter den
übrigen Vasallen ausgeschieden. In cap. Villi, wo die Ge-
biete, aus denen sich das Heer zusammensetzen soll, genannt
sind, werden Italien, Francien, Burgund, Provence aufgezählt,
also nur Gebiete, die ganz oder zum Theil dem Beiche Lothars
angehörten; wir finden ja auch das eine Mal das Wort 'Beierr
der scara francisca einverleibt^. Eine bestimmte Entscheidung
will ich weder zu Gunsten der einen noch der andern Mög-
lichkeit treffen.
Ueber die Zugehörigkeit des Titels ^comites' in der se-
cunda scara kann man auch schwanken. Maassen hatte es
als Ueberschrift für die folgenden Hamen gefsisst, während
Bluhme schon darauf hinwies, dass es auch auf die vorher-
sehenden bezogen werden könnte. Ich habe mich im Druck
fiir letztere Ansicht entschieden, da es in der That auffallt,
dass nur die zweite Abtheilung als besondere Rangklasse von
Befehlshabern auch comites erhalten sollte, die erste und frän-
kische Abtheilung dagegen nicht; auch ist mit Recht von
Bluhme bemerkt, dass der Autramnus schon in Sp. 3 unter
den Grafen erwähnt ist; gleichwohl scheint Bluhme sich mehr
der andern Auffassung zugeneigt zu habend
n. 116 und 128, doch stehen sie ao diesen Stellen nicht vereinzelt, son-
dern anch andere sind dort nicht latinisiert worden. 1) Vgl. Waitz,
Deutsche Verfassungsgeschichte IV (2. Aufl. 1886) 681, 698, V, 13, 81,
DUmmler, Geschichte des OstfrSnk. Reichs I, 200, 206. 2) Es finden
sich Fälle, dass Grosse in verschiedenen Reichen Besitzungen als Eigen-
gut oder als Lehn hatten, obwohl es eigentlich untersagt war, vgl. Dümmler
a. a. O. I, 202 ff., Waitz a. a. O. IV, 261. 3) Vgl. über den Begriff
der scara Waitz IV, 610 ff., über die Zutheilung fränkischer Abtheilungen
bei grösseren Heeren ib. 612; ferner Baldamus, das Heerwesen unter den
späteren Karolingern (Breslau 1879 als Heft IV. von Gierkes Untersuchungen
zur deutschen Staats- und Rechtsgeschichte) p. 69 ff., dessen Deutung von
scara als Polizeimannschaft (p. 72) Ich aber für die ältere Zeit nicht
beipflichten kann; mehrere der von ihm selbst beigebrachten älteren
Zeugnisse gewähren doch entschieden den Begriff von Heer oder Heeres-
abtheilung (ohne jene Nebenbedeutung), und unser Capitulare, das von
Baldamus weder im Maassen'schen noch Bluhme'schen Druck benutzt
worden ist, zeigt auf das deutlichste den dem Worte innewohnenden Sinn
als Uuterabtheilung des Gesammtheeres. 4) A. a. O. p. 262 Anm. 24
und p, 266.
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540 Woldemar Lippert.
Ottramnas and Atttramniu sind doch wohl dieselbe
Peraoni; auch sonst begegnen wir einer Anzahl Namen aus
den ersten Spalten in einer der Befehlshabergnippen in Sp. 4:
so ist es ffewiss nicht sofällig, dass die Namen sämmtlicher
Anföhrer der frftnkischen Abmilung sich lediglich in Sp. 3
wiederfinden, die nur soldie anfftihrt, welche in Italien keine
Lehen haben; sogar die Anfeinandmolge der Namen ist an
beiden Stellen zum Theil dieselbe« Während aber kein ita-
lienischer Vasall in der fränkischen Schaar erscheint, tretmi
in den beiden ersten Schaaren, die das italienische (nadi
c. VUn yollzählig einberufne) Amgebot bildeten, zwei Männer
auf, die nicht in Italien belehnt sind: Antram und Alberidi,
vier Namen hmgegen sind der italienischen, ersten Reihe ent-
nommen: Eberhard, Liatfridi Bebe und Hilperich, zu denen
noch der in c. XI genannte Missus Wito kommt, der als
Markffraf oder Herzog von Spoleto auch den italienischen
VasaUen zuzuzählen ist'. Es ergiebt sich also, um diese Be-
merkungen zusammenzufassen, folgendes Zahlenverhältnis: sechs
Befehlshaber der fränkischen Abtneilung (wenn man Beieri als
Personennamen mitrechnet) — alle sechs ohne italienischen
Besitz, fünfzehn Befehlshaber der ersten und zweiten Schaar --
nur zwei davon ohne italienischen Besitz, fönf italienische
Vasallen, die andern in der Liste sonst nicht erwähnt '. Eigen-
thümlich ist, dass aus Sp. 2 kein einziger Name in einer
Commandostelle wiederkeort. Eingehende Specialforschung
würde wohl noch manchen der unbekannten Männer, die in
unsrer Liste auftreten, auch anderwärts nachzuweisen ver-
mögen; ich stelle hier nur noch die Namen aus italienischen
Urkunden der nächstliegenden Jahre im Codex diplomaticus
Langobardiae zusammen, soweit sich solche mit einiger Wahr-
scheinlichkeit mit Personen der Liste in Verbindung bringen
lassen. Sicher ist dies wohl bei einem Grafen Adelgis (im
Capitulare Lothars als Missus in der ersten Abtheilung), der
842 als Missus einem Placitum zu Cremona vorsitzt ^. Ein
1) Der Name ist der gleiche, s. Förstemann I, 172. 2) lieber
Wito vgl. Waitz, Forsch, z. D. Gesch. III, 149 ff. und Wüstenfeld, ibid.
p. 383 ff., besonders 395 ff., 432. 3) Lothars Zeit scheint anzugehören
der Indiculus eorum, qui sacramentum fidelitatis iuraverunt, Capitul. (Bor.)
I, 377 n. 181; das Stück stammt aus dem IX. Jahrhundert, steht in der
S. Paul er Hs. bei lotharischen Capitnlarien und bezieht sich auf Italien;
doch die dortige Liste der italienischen Vasallen bietet kaum etwas zur
Erklärung der Namen in unserer Liste; p. 378 Sp. 3 findet sich Adel-
perto, Sp. 5 Liudefredo, also Namen, die bei uns allerdings auch in den
«rsten beiden (italienischen) Abtheilungen als Adalbertus, Liutfridus auf-
treten. 4) Cod. dipl. Langob. (tom. XIH der Historiae Patriae Monu-
menta, Turin 1873) n. CXLIII vom 22. März 842 Sp. 250 «Adelghisus
com es*, Sp. 251 'ex sanctione missi et comitis Adelgisi'. Ferner erscheint
ein Graf Adelgis im Gericht zu Pavia 862, Cod. dipl. Lang. n. CLXXX
Sp. 303 'residentes . . . Adelgiso et Achedeo comitibus*.
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Das Capitnlare des Kaisera Lothar I. vom Jahre 846. 541
Graf Alberich (im Oap. Loth. ein AlbericuB als 'signifer' in der
ersten Schaar, der nach Sp. 3 Graf war) wird in Unter-
schriften seiner Vasalien mitgenannt im Jahre 848^, ebenso
ein Graf Bemard (im Cap. Loth. ein Bernardos als ^simifer'
in der ersten Schaar) im Jahre 847*. Einen Teutpald (im
Cap. Loth. ein Teotboldus als italienischer Vasall in Sp. 1)
trenen wir in angesehener Stellung, als Vogt des S. Ambrosins-
klosters^ 844' und einen Cunipert (im Cap. Loth. ein Cuni-
bertus als italienischer Vasall in Sp. 1) als Bruder des Bischofs
Rampert von Brescia 847^. Weitere Namen aas der ersten
Spalte der italienischen Vasallen und aus der ersten und
zweiten Schaar in etwaigen Namensgenossen im Codex dipL
Langob. wiederfinden zu wollen, wäre su unsicher'; es sei
daher zum Schluss nur noch auf zwei minder häufige Namen
hingewiesen : Sp. 1 Grozmannus als italienischer Vasall, wozu
ein Grausemannus *, und Tresegius als Anfährer in der zweiten
Schaar, wozu ein Trasegio' zu vergleichen ist.
1) Cod. dipl. Lang. o. CLXV vom 15. März 848, Sp. 282 und
CLXVn desgl. MSrz 848, Sp. 285, wo verschiedene Leute mit der Be-
zeichnung '. . . . VHsallo Alberici comitis* als Zeugen fungieren. Ein
Graf Alberich führt selbst den Vorsitz in Placitis vom März 864 und
Januar 865, C. d. Lang. CCXXIX Sp. 382, 884 und CCXXXIV Sp. 391, 393.
2) G. d. Lang. n. OLXII vom 12. Dec. 847 Sp. 279 ein 'vassns Ber-
nardi comitis* als Zeuge. 3) C. d. Lang. n. CLIY vom April 844
Sp. 265 'Teutpaldns advocatus monasterii S. Ambrosia. Freilich
ist der Name auch sonst nicht selten, vgl. z. B. CXXXV Sp. 238 zu 839,
CXLIV Sp. 252 zu 842, CLX Sp. 276 zu 847, CLXXVIH Sp. 301 zu 852.
4) C. d. Lang. n. CLXIII Sp. 280 Urkunde Ramperts < ex nostro
Cuniperto fratre filiae*. Ein Cunibert unterschreibt auch eine Urkunde
am 27. April 840, C. d. L. n. CXXXVI Sp. 240. 5) Der Name Adal-
bert z. B. ist nicht selten, erlaubt aber schwerlich an den Missns der
zweiten Schaar zu denken, so n. CXXXVll Sp. 242 *Ad. filius quondam
Gervasii monetarii' 842, ferner CLXXXV Sp. 313 zu 854, CCXXXIV
Sp. 391, 393 zu 865 u. a. 6) Codice diplom. Padovano (Venezia 1877)
p. 31 n. 15 in einer Urkunde des Bischofs Bonus von Padua 2. Mai 874:
'Signum manus Grausemanno almanno testis*. 7) C. d. Lang. n. CX
Sp. 199 vom Januar 829 ein Trasegio als Beisitzer in einem Placitnm
an Rom, wo auch ein Otteramus genannt ist, der aber mit unserm Ottram-
nus kaum in Verbindung zu briogen ist, da letzterer in Italien nicht an-
sässig war. Eine Urkunde Johanns VHI. von 879, Migne, Patrol. lat. 126
Sp. 891 n. 272, Jaff^- Ewald n. 3310 (J. 2519) erwähnt eine 'relicta
quondam Tresigii* und unter ihren vicini einen Opteramus.
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XXV.
Zur Kritik
Alb^rts von Aachen.
Von
Dr. Friti Kühn.
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Heinrich von Sybel in seiner bahnbrechenden Geschichte
des ersten Ereuzzuges hat die umfangreiche Chronik Alberts
von Aachen verdrängt aus der führenden Stellung, die ihr als
Quellenwerk alle früheren Historiker zugewiesen hatten. Er
sprach ihr jede historische Grundlage ab, indem er behaup-
tete, dass Albert von Aachen, ohne eine schriftliche Quelle
benutzt zu haben, in ihr nur wiedergegeben habe, was man
im Abendland über die weltbewegenden Ereignisse im Orient
singe und sa^e. Nicht Geschichte, nur Sage werde uns in
dieser ChroniK geboten.
Dem gegenüber haben Euglers umfassende und ein-
dringende Untersuchungen dieser eigenthümlichen Quelle zu
dem Resultate geführt, dass Albert von Aachen nicht dex
ursprüngliche Verfasser sei^ Jener habe die Chronik eines
lothringischen Klerikers, der am ersten Ereuzzug betheiligt
gewesen und sich dann in Jerusalem aufgehalten habe, einfach
abgeschrieben, aber in diesen Text an mehreren Stellen sagen-
hafte Erzählungen eingeflochten, welche den im Kreuzheer ent*
standenen chansons sehr nahe stünden. Die ursprüngliche
lothringische Chronik sei aber im ganzen unversehrt geblieben,
so dass man dieselbe meist scharf von den sagenhaften Theilen
in Alberts Werk abtrennen könnte. Ferner glaubt Eugler
bewiesen zu haben, dass eben diese Chronik, wenigstens in
ihrem Haupttheil, auch gleichzeitig mit den Ereignissen ent-
standen sei. indem der Verfasser im Heerlager seine Notizen
gesammelt nahe, um sie bei der nächsten grösseren Ruhepause
zu seiner Chronik zu verarbeiten. Hierdurch würde ein grosser
Theil von Alberts Berichten an W^rth den Gesta Francorum
und Raimunds de Agiles Historia Hierosolymitana gleichkonunen.
Meine eigenen Studien über Albert von Aachen haben
auch mich zu der Ueberzeugung geführt, dass Sybel in seiner
1) Vgl. aofiser Eaglers Aufsätzen in Sybels histor. Ztschr. XLIV,
p. 22 ff« und in Forschungen zur Deutschen Geschichte XXIII, p. 481 ff.^
XXVI, p. 302, besonders Eugler, Albert von Aachen, 1885. Die Disser-
tation von Krebs, Zur Kritik Alberts von Aachen, Münster 1881 steht auf
dem Standpunkt der Aufsätze Knglers.
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546 Frits Kühn.
scharfen Kritik über dieses Werk zu weit gegangen ist, und
in den meisten Fällen stimme ich den Rechtfertigungen, mit
denen Kugler fxir die viel geschmähte Quelle eingetreten ist,
bei. So viel halte ich durch Eugler für bewiesen, dass die
Chronik zwei Elemente enthält: 1) eine Fülle historischen
Materials und 2) Erzählungen, die dem Sagenkreis der Kreuz-
Züge offenbar sehr nahe stehen. Der Werm des ersteren wird
nicht gemindert durch die Unzuverlässigkeit der letzteren.
Kugler selbst hat nicht die Ueberzeugung, dass die Scheidung
zwischen diesen beiden Elementen des uns vorliegenden Werkes
ihm immer gelungen sei; mir scheinen besonders dessen Aus-
führungen über die cilicischen Händel wenig schlagend zu sein.
Es stehen sich als Quellen ftir die Darstellung dieser Er-
eignisse Albert und die Gesta entschieden gegenüber. Kugler
(p. 49 ff.) nimmt an, dass die kritische Entscheidung für eine
der beiden Quellen davon abhänge, ob bei der Ankunft Bal-
duins vor Tarsus diese Stadt bereits Tancred unterworfen ger
wesen sei, wie Albert berichte, oder noch nicht, wie die Gesta
bezeugten. Mit Hinzuziehung Radulfs (c. 34 — 38) und Ful-
chers (Rec. IH, p. 337) beweist er, dass allerdings vor Bal-
duins Ankunft sich Tarsus bereits Tancred unterworfen habe,
und fühlt sich nun berechtigt, auch dem ganzen übrigen Be-
richt Alberts, so viel Unwahrscheinlichkeiten und Anklänge an
die chansons er auch an sich trägt, gegenüber den Gesten den
Vorzug zu geben. Aber Kugler hat hierbei Alberts Erzählung
nicht vollständig gegeben, denn nach derselben lassen sich
zwar die Bewohner von Tarsus vor Balduins Ankunft bewegen,
Tancreds Banner auf der Burg aufzuziehen, sobald aber in
der Ferne sich Balduins Schaar zeigt, brechen sie in der Hoff-
nung auf nahenden Ersatz den Vertrag und überhäufen Tan-
cred, der Balduin entgegenzieht, mit Spott und Hohn. Dem-
nach weht bei der Ankunft Balduins auch nach Albert
nicht Tancreds Banner auf Tarsus' Mauern, und diese Stadt
ist völlig feindlich, bis am nächsten Morgen erst wieder
Tancreds Zeichen aufgehisst wird. Folglich stehen in diesem
Punkte alle Quellen mit einander im Einklang. Die Gesten
schweigen nur von jener ersten vorübergehenden Capitulation
der Stadt an Tancred, und geben die Lage der Dinge, wie
sie sich bei Balduins Ankunft gebildet, wieder, was ja allein
von entscheidender Wichtigkeit war.
Es kann bei dieser Sachlage diese einzelne Frage nicht
benutzt werden, um nach ihr den Werth der beiden Quellen
zu beurtheilen, sondern wir werden hierzu den andern Punkt,
in welchem diese geradezu Widersprechendes berichten, scharf
beleuchten müssen*
Die Gesten berichten nämlich, die türkische Besatzung
sei aus der armenischen Stadt noch in der auf die Ankunft
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Zur Kritik Alberts von Aachen. 547
Balduins folgenden Nacht geflohen, während Albert erzählt,
die Türken hätten capituliert, wären aber in der Stadt ge-
blieben, während sie Balduin nur zwei Thürme eingeräumt
hätten. Nach Verlauf weniger Tage seien sie aber Nachts
aus der Stadt geflohen, wobei sie unter einem vor Tarsus
lagernden ehrisuichen Heerhaufen ein furchtbares Blutbad an-
gerichtet hätten.
Schon an sich muss die gemeinsame Besatzung von Tarsus
durch Kreuzfahrer und Seldschuken durchaus als unwahr-
scheinlich, wenn nicht unmöglich erscheinen, aber der Bericht
Alberts fallt sogar selbst in sich zusammen und beweist die
Bichtigkeit der Nachricht aus den Gesten.
Aus dem Abfall der Stadt von Tancred erkennen wir,
dass die den Kreuzfahrern feindliche Partei, die mahomeda-
nische Besatzung, am Tage der Ankunft Balduins in der
armenischen Stadt noch das Uebergewicht besessen hat. Als
aber am nächsten Morgen Tancreds Flagge wieder aufgezogen
wird und Balduin darüber ungehalten ist, schicken nach Albert
(III, 9) beide Fürsten Gesandte in die Stadt 'ut ab ipsis
civibus Armenicis cognosceretur', wem diese sich unter-
werfen wollten. Hieraus geht hervor, dass während der Nacht
ein Umschwung der Machtverhältnisse innerhalb der Stadt vor
sich gegangen ist: nicht mehr die Seldschuken, sondern die
Armenier haben die Entscheidung über Tarsus in Händen.
Was erklärt diesen Umschwung besser als die von den Gesten
bezeugte Flucht der Seldschuken? Eben darauf weist auch
der Umstand, dass sich die Stadt zuerst wieder Tancred unter-
wirft. Denn wären die Seldschuken noch Herren derselben
gewesen, so hätten sie sich sicher lieber an Balduin, des
Normannen Nebenbuhler, gewendet, als an Tancred, dem sie
vertragsbrüchig geworden. Auch die Rede Balduins bei Albert,
durch welche er endlich die Bürgerschaft für sich gewinnt
(III, 9), ist nur verständlich, wenn man gegen Albert
annimmt; dass die Mahomedaner die Stadt bereits verlassen
haben. Denn unter anderem verspricht Balduin für die Er-
füllung seiner Forderungen folgendes: 'vos exaltabimus super
omnes in terminis his considentes^ Das konnte er wohl christ-
lichen Armeniern, niemals aber den mahomedanischen Seld-
schuken verheissen. Folglich müssen wir entweder die Bede
Balduins als thörichte Erfindung oder die Nachricht von der
weiteren Anwesenheit der Seldschuken in Tarsus als falsch
bezeichnen — auf jeden Fall wird die Glaubwürdigkeit der
Albert'schen Erzählung sehr gemindert. Ich nehme deshalb
keinen Anstand, den Bericht der Gesten als den einzig zuver-
lässigen zu bezeichnen und die betreffenden Abschnitte aus
Alberts Chronik zu scheiden von den Theilen derselben, welche
historisch verwendbares Material bieten.
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548 Frits Kfthn,
So wie dieser eine Punkt werden noch manche andere
Einzelheiten erneuter Untersaehnng bedürfen, an dieser Stelle
möchte ich nur der hohen Autorität gegenüber, welche Kugler
fttr die durch ihn von der saffenhaften Ueberlieferung geson-
derten Theile der Chronik foraert, meine Bedenken äussern.
Denn auch wenn man Kug^lers Vermuthung, dass diese
Theile sämmtlich einem ursprün^ichen Verfasser zuzuschreiben
seieui beistimmen will, so Kann ich doch die Gründe, welche
Kugler Air die gleichzeitige, mit den Ereignissen
fortschreitende Abfassung jenes ursprünglichen Werkes an-
führt, nicht für beweisend erachten.
Ich will nicht diejenigen Stellen, auf welche Kugler, ob-
wohl er sie zur Bestimmung der Entstehungszeit einzelner
Theile der lothringischen Chronik anführt, wohl selbst kein
Gewicht legt, besprechen *, sondern mich darauf beschränken,
ein Versehen Kutters zu berichtigen, durch welche eine Stelle
in Alberts Chronik eine solche Deutung erhalten hat, dass sie
allerdings eine fast gleichzeitige Abfassung der zu Ghrunde
liegenden Quelle beweisen würde.
Es handelt sich um Alb. Aqu. IV, 38. Dort wird be-
richtet, dass, als • die Kreuzfahrer in Antiochien eingeschlossen
waren, ein dericus Lombardus zur Ermuthigung des Heeres
eine Rede gehalten habe, die, stark abgekürzt, ungefähr
foleendermassen lautete: 'Höret an, ihr Brüder, welch grossen
Lohn Gott für die Mühen des Kreuzheeres ausgesetzt hat
Beim Aufbruch des Kreuzheeres gesellte sich zu einem mir
bekannten Sacerdos (im Fortgang der Rede auch presbyter
ffenannt^ ein Pilger^ welcher sich nach längerem Gespräch als
der heilige Ambrosius offenbarte, und prophezeite, dass Jeru-
salem erst nach drei Jahren voller Münen und Ge&hren ein-
Smommen werden könne. Darauf verschwand der Pilger,
er hochehrwürdi^e Presbyter aber berichtete, dass er dies
ffesehen und aus des heiligen Bischofs Munde gehört habe.
Seitdem sind jetzt erst zwei Jahre vergangen, das dritte Jahr
aber steht, wie allen bekannt, noch bevor'.
Die letzten Sätze dieser Rede nun hat Kugler von ihr
getrennt und als eine selbständige Bemerkung des Autors der
alten Chronik aufgefasst. Er scfaliesst dann Hieraus, dass, als
dieser Theil niedergeschrieben sei, erst zwei Jahre seit Auf-
bruch des Ejreuzheeres vergangen wären, und Jerusalem sicher
noch nicht erobert gewesen sei*.
1) Kugler, Albert von Aachen, p. 179 (Alb. Aqu. Y, 22) und p. 181
(Alb. Aqu. y, 25). Ebeuso, glaube ich, darf man Kuglers Worte p. 26:
*Cap. 30 — 86 sind augenscheinlich im Feldlager Herzog Gottfrieds nieder-
geschrieben* nicht allsra wörtlich auffassen, da er fiir dieselben keine
Begründung beibringt. 3) Kugler, Albert von Aachen, p. 148 f.
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Zur Kritik Alberts von Aachen. 549
Ich halte diese Trennung der letzten Sätze von der
Rede des Langobarden für ungerechtfertigt^ denn er bildet
den natürlichen Schluss derselben. In ihm giebt der Lange-
barde an, dass er die Kenntnis von der eben erzählten Vision
aus bester Quelle, nämlich von dem Presbvter selbst, dem der
heilige Ambrosius erschienen sei, erhalten habe^ und legt dann
dem Heere die tröstende Nutzanwendung seiner Erzählung für
ihre jetzige bedrängte Lage dar: das dritte Jahr, in welchem
die Pilger ihr Ziel erreichen sollten, stehe noch bevor, deshalb
dürfe man jetzt nicht verzweifeln. Als selbständige Bemer-
kung des Chronisten dagegen erscheint mir der Satz: 'haec
se vidisse et audisse a sancto Dei episcopo idem egregius
presbyter cum summa veritate referebaf unverständlich, denn
mit dem Titel 'presbyter' wird in der vorausgehenden Rede
nur der Priester, der die Vision gehabt hatte, bezeichnet,
welcher ja als alleiniger Augenzeuge der Vision einzig deren
Wahrheit bezeugen konnte. Aber dieser presbyter blieb in
Italien, und ihn kannte der Chronist gar nicht. Wie konnte
deshalo von ihm der Chronist erzämen: 'er betheuerte die
Wahrheit seiner Vision'? Vollkommen klar wird das Verhält-
nis durch den gleich darauf folgenden Satz, welcher sicher
nicht mehr zur Rede gehört : 'Post haec, sicut praedixit beatus
Ambrosius, in tertio anno Christi milites peregrini obtinuerunt
Iherusalem'. Diesen muss Eugler für emen späteren Zusatz
zu dem ursprünglichen Text erklären, denn der Verfasser des
vorausgehenden Satzes konnte ja nach seiner Deutung noch
nichts von der Einnahme Jerusalems wissen. Oehört dagegen
— wie wir für erwiesen erachten — der Satz : 'haec se vidme
— Omnibus certum est' zur Rede des Langobarden, so ist alles
in Ordnung. Der Chronist hat dem Langobarden eine Rede
in den Mund gelegt, die natürlich. Zeit und Umständen, für
die sie bestimmt war, angemessen ist, und fugt dann hinzu,
dass sich die damals mitgetheilte Prophezeiung genau erfüllt
habe.
Natürlich kann man bei solchem Stande der Dinge aus
der besprochenen Stelle nicht das geringste für die Abfassungs-
zeit der zur Grunde liegenden Chronik schliessen.
Damit hat sich das einzige äussere Anzeichen für die all-
mähliche Abfassung der Chronik als nichtig erwiesen, und nur
der allgemeine Eindruck, den die Chronik auf den Leser ge-
macht hat, kann für die Annahme einer solchen Entstehung
geltend gemacht werden. Durch die wiederholte Leetüre des
Albert'sdien Werkes habe ich diesen Eindruck nicht gewonnen.
Ehe ich die inneren Gründe anführe, die mich zu einer anderen
Meinung gelangen liessen, muss ich erst einer Stelle gedenken,
welche auch Kugler veranlasst hat, die Abfassung wenigstens
des Endes der Chronik in eine spätere Zeit zu verlegen.
Kenet Archiv etc. XII. 36
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530 Fritz Kühn.
Alb. Aqu. XII, 1 beginnt die Erzählung der vergeblichen Be-
lagerung von TyruB in den Jahren 1111 und 1112 and dabei
wird an den Namen der Stadt Tyrus der Satz: 'quae adhac
rebellabaf geBchlossen. Hierauf gestützt urtheilt Kugler völlig
treffend, dasB diese Stelle erst geschrieben sein könne, als
Tyrus nicht mehr den Christen widerstanden habe, also erst
nach 1124 >. Für Kugler galt es als erwiesen, dass die vorher-
gehenden Abschnitte der alten Chronik viel früher entstanden
seien, und deshalb nimmt er an, dass der Chronist lange
Jahre seine Arbeit habe ruhen lassen und den letzten Theil,
in dem die Ereignisse etwa vom Jahre 1111 an erzählt werden,
viel später als die früheren verfasst habe. Ich halte gleich-
zeitige Abfassunfi^ der früheren Theile nicht für erwiesen nnd
würde eine solche lane dauernde Unterbrechung der Arbeit
des Verfassers nur annehmen können, wenn sich ein au£Pallender
Unterschied zwischen den Darstellungen der Ereignisse vor
und nach 1111 ergeben sollte. Kugler führt auch drei Mängel
an, durch welche sich das Ende der Chronik im Gegensatz
zu den früheren Partien als spätere Niederschrift kenntlich
machen soll. Er sagt, die Darstellung sei in den letzten Ab-
schnitten ohronologiscn nicht gut geordnet, zeige hier und da
fragmentarischen Charakter und ruhe bei zwei Episoden sogar
auf wunderlichen Gerüchten, die zu ihrer Entwickelung wohl
einige Jahre nöthig gehabt hätten.
Sehen wir uns diese drei Mängel an. Für die schlechte
chronologische Ordnung bringt Kugler in seinen folgenden
Ausfahrungen über eben diese Abschnitte nur ein Beispiel,
nämlich die chronologisch verwirrte Darstellung des Einfalles
Maududs im Jahre 1113, lässt aber durchblicken, dass hier
durch eine nahe liegende Conjectur geholfen werden könne'.
Dies berechtigt uns sicher nicht, eine Trennung von den
früheren Partien vorzunehmen. Sagt Kugler doch selbst an
verschiedenen Stellen, dass die Chronologie des Lothringers
schwächste Seite sei«, und auch seiner warmen Vertheidigung
ist es nicht gelungen, in den früheren Abschnitten eine so
klare chronologische Gliederung herzustellen, wie man sie von
einer gleichzeitigen Aufzeichnung fordern kann «• Wenn Kugler
1) Kugler, Albert von Aachen, p. 390 f. Diesen Satz als spSteres
Einschiebsel zn erklären, was Kugler als nahe liegend, wenn anch in
diesem Falle nicht für angemessen, erklärt, dazu fehlt uns jede kritische
Handhabe. 2) Kugler, 1. c. p. 393. 3) Kugler, 1. c. p. 13. 21 u. a.
4) Cf. Kühn, Gesch. d. erst. lat. Patriarchen von Jerus., p. 64. Zugleich
bemerke ich, dass ich Kuglers Ausscheidung der Regierungsjahre Bal-
duins aus den Datierungen nicht für berechtigt halte, denn sie passen
gut zu der ungefügen Art, viele Daten zu häufen, die man in allen
Theil en der Chronik beobachten kann (vgl. z. B. Alb. Aqu. 11, 1). Auch
wird durch ihre Ausscheidung nicht viel gewonnen, denn die Ereignisse
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Zur Kritik Alberts voü Aachen. 551
dann bemerkt, dass die Chronik gegen Ende zu fragmen-
tarischer wird, so erklärt sich dies einfach aus dem Umstand,
dass sie überhaupt unvollendet geblieben ist. Wir müssen den
Verfasser nach 1124 noch mit der Abfassung seiner Chronik
beschäftigt annehmen, und doch bricht sein Werk mit dem
Jahr 1119 ab, ohne einen genügenden Abschluss gefunden zu
haben.
Was endlich die beiden Episoden betriflFt, deren Kunde
auf sagenhaftem Grunde beruht, so glaube ich, dass, wenn
diese in einem früheren Theile der Chronik ständen, Kugler
wohl Grund gefunden hätte, sie als späteren Zusatz Alberts
aus der ursprünglichen Chronik auszuscheiden, und man würde
ihm dabei nur haben zustimmen können.
In ihnen (XI, 16. 18) wird nämlich der Tod Maududs in
das Jahr 1116, frühestens 1115, versetzt, dagegen wird XII, 19
der Einfall Bursuks in das Fürstenthum Antiochien mit den
Worten 4n anno secundo post necem Malduci' datiert. Das
würde also nach Alberts Datierung von Maududs Tod die
Jahre 1117 — 1118 ergeben, welche Datierung mit der chrono-
logischen Ansetzung der folgenden Ereignisse in unserer
Chronik durchaus unvereinbar ist. Dieser Einfall Bursuks fiel
Aber in der That in das Jahr 1115 und Maududs Tod auf
1113, folglich ist die Datierung des ersteren Ereignisses 'in
anno secundo post necem Malduci' an sich vollkommen cor-
rect, nur darf man sie nicht mit der Datierung von Maududs
Tod in Verbindung setzen, wie sie sich aus Alb. Aqu. XII,
15. 16. 18 erffiebt.
Ich glaube deshalb, dass man sicher diese Capitöl als
späteren Zusatz ausscheiden muss, wenn man die ursprüng-
im Königreich Jerasalem des Jahres 1105 leitet Alb. Aqn. IZ, 48 mit
den Worten *Anno dehinc secnndo postqaam Acra civitas capta est* ein,
wonach stricte die Vorgänge in das Jahr 1106 versetzt werden, denn Accon
fiel bekanntlich 1104 in Baldains Hände. Gemäss dieser nachlässigen
Datierung, welche meines Wissens bisher noch nicht beachtet worden ist,
werden dann die Ereignisse der Jernsalemischen Geschichte von 1106
datiert durch 'in anrib septimo regni Baldewini* (Alb. Aqu. X, 1) und die-
jenigen des folgenden Jahres mit *anno regni ootavo suo* (Alb. Aqu. X, 24),
also in die Jahre 1107 und 1108 versetzt. Erst als Albert die fortlaufende
Jerusalemische Geschichte unterbricht und in längerem Exenrs die Er-
eignisse ausserhalb Palästinas für mehrere Jahre zusammenfasst, giebt er
wieder eine richtige Datierung mit den Worten *post haec in anno octavo
regni regis Baldewini* (Alb. Aqn. X, 36), wodurch die chronologische
Ordnung wiederhergestellt wird. Also wird die falsche Datierung nicht
durch Angabe der Regierungsjahre Balduins hervorgerufen, sondern durch
die Datierungsformel, welche Kugler (Albert von Aachen, p. 292) als be-
zeichnend für den alten Chronisten erklärt, die richtige Chronologie aber
durch die Angabe des Regierungsjahres König Balduins wieder hergestellt,
welche Kugler als ungeschickten Zusatz des späteren Copisten aus dem
ursprünglichen Text entfernt wissen will.
36*
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552 Fritz Kühn.
liebere Chronik herstellen will'. Auch das Cap. 17 erscheint
mir, ausser darch seine Stellung zwischen zwei Interpolaten
auch an sich verdächtig, da uns dort erzählt wird, dass ein
und dasselbe egyptisehe Schiff vor Akkon am ersten Tage
sich durch Blucht den Angriffen der christlichen Flotte zu
entziehen gewusst, am nächsten Tage aber immer noch auf
der Höhe von Akkon sich befunden babcy wo es dann den
Franken zur Beute gefallen sei.
Somit finde ich Keinen Grund für die Annahme, dass der
letzte Theil unserer Chronik um viele Jahre später abgefasst
sei als die früheren, und glaube, dass die oben angezogene
Stelle in XII, 1 ^quae adhuc rebellabat' nur geeignet ist, die
Ansicht zu stützen, dass überhaupt die dem Werke Alberts
von Aachen zu Grunde liegende Chronik nicht gleichzeitig mit
den Ereignissen, sondern bedeutend später etwa im dritten
Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts entstanaen ist.
Zu dieser Ueberzeugung bin ich für den Theil der Chronik
felangt, in welchem die Ereignisse nach der Eroberung von
erusalem erzählt werden. Zwar habe ich keinen Grund ge-
funden, der für die frühere Abfassung des vorausgehenden
Theiles sprechen könnte, doch ist die Erkenntnis der ursprüng-
lichen Chronik in den sechs ersten Büchern des Albert'schen
Werkes durch das vielfache Einfluthen der sagenhaften Ueber-
lieferung derraassen erschwert, dass ich es vorziehe, mein
Urtheil auf die letzten sieben jBücher zu beschränken. Auf
diese allein beziehen sich deshalb die folgenden Beobachtungen,
welche mir eine spätere Abfassung zu beweisen scheinen.
1) Es finden sich in der Darstellung der Jerusalemischen
Geschichte Fehler, welche in dem gleichzeitig verfassten Werke
eines sonst gut unterrichteten Zeitgenossen, der sich im heiligen
Lande selbst aufhielt, schwer erklärlich sind. Hier verweise
ich auf die Darstellung der Händel nach Gottfrieds Tod in
unserer Chronik, ferner auf Alb, Aqu. IX, 1 ff,, wo uns er-
zählt wird, dass 1102 die Kirche des heiligen Georg, Lydda,
der Bischofssitz von Ramla, von den Egyptern verbrannt
worden sei. Der König sei dann zur Abwehr des Einfalles
von Jerusalem aufgebrochen. Aus guter üeberlieferung wissen
wir, dass die feindlichen Anschläge auf jenen Bischofssitz ver-
eitelt worden sind und Balduin sich von Joppe aus den Sarra-
zenen entgegengeworfen hat*. Fast noch .auffallender ist dabei
die Nachricht, dass noch an demselben Tage von Joppe aus
dem König ein Heer von 10000 Mann zu Hülfe gezogen, aber
unterwegs von einzelnen Rittern, die der Katastrophe entgangen,
zur Umkehr bewogen worden sei. Und doch sehen wir bald
darauf den König, fast von allen Streitkräften entblösst, eifiriffst
bemüht, einige Hundert Ritter um sich in Joppe zu versammeln.
1) Vgl. Kugler, 1. c. p. 393 f. 2) Fulcher H, 27.
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Zur Kritik Alberts von Aachen. 553
Endlich möge noch erwähnt werden, dass nach Alb. Aqu.
VII, 57 König Balduin im Sommer 1101 den Ritter Harpin
von Bourges zum Kommandanten von Caesarea ernannt hat,
welcher sich damals noch gar nicht in Palästina befinden
konnte, da er an dem Kreuzzug von 1101 Theil nahm>.
2) In der Chronik beschränkt sich die ausführliche Dar-
stellung nicht auf die Erei^isse innerhalb eines engeren ört-
lichen Rahmens, sondern m gleicher Breite werden uns die-
selben erzählt, gleichviel ob sie sich in Palästina oder in Nord-
syrien, oder auch in Kleinasien und Griechenland zugetragen
haben. Ich meine, dass bei einer ungefähr gleichzeitigen
Niederschrift die Entfernung der Ereignisse von dem Wohn-
orte des Verfassers sich auch in der Darstellung stärker aus-
prägen würden.
3) Am meisten hat mich die Oekonomie der letzten sechs
Bücher bewogen, für dieselben eine einheitliche, nicht durch
lange Zwischenpausen unterbrochene Abfassung anzunehmen.
Unsere Chronik verfolgt als Hauptzweck eine Geschichte
des Königreiches Jerusalem in chronologischer Ordnung von
Jahr zu Jahr fortschreitend zu geben. Natürlich musste sie
hierzu auch die Ereignisse fiigen, welche zwar nicht in den
Grenzen des Königreiches sich zugetragen haben, aber doch
wichtig für die Entwickelung der Machtstellung von Jerusalem
waren. Bei einer naiven mit dem Gange der Geschichte fort-
schreitenden Aufzeichnung würden wir erwarten, dass dann
etwa am Ende jedes Jahres kurz erzählt wird, was man über
das Ausland erfahren habe. — Ganz anders in unserer Chronik.
Hier ist offenbar die Komposition von künstlerischen Er-
wägungen beeinflusst. Die Darstellung der Jerusalemischen
Geschichte wird nicht unterbrochen durcn einzelne Nachrichten
über antiochenische, tripolitanische oder griechische Geschichte,
sondern in einem Zuge werden die Schicksale des Königreiches
meist für mehrere Jahre erzählt, dann aber erfasst der Chronist
eine passende Gelegenheit, um in einem Excurs in breit aus-
geführter Darstellung alles, was er über die Ereignisse, die
sich ausserhalb der Grenzen des Jerusalemischen Reiches in
demselben Zeitraum zugetragen haben, weiss, zusammen zu
fassen. Dabei greift er auch der Erzählung der Jerusalemischen
Geschichte vor, indem er in dem Excurse Ereignisse darstellt,
die in eine Zeit fallen, für welche er die Schicksale des König-
1) Guibert VII, 21 (ed. Bongars p. 648); Ordericus Vitalis, Historia
ecclesiastica bei Migne, Patrologiae cnrsuB latin. 188, p^ 764 und 771,
Dass der Arpinus de Boduordis civitate bei Albert identisch ist mit dem Har-
pinus Bituriensis bei Guibert vnrd völlig dadurch bewiesen, dass bei Alb.
Aqu. IX, 6 wie bei Guibert 1. c. hervorgehoben wird, dass dieser Harpin
in der Schlacht bei Ramla 1102 gefangen worden sei, während fast alle
«eine Genossen den Tod gefunden hätten.
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554 FritE Kühn.
reioheB noch nicht behandelt hat. Anhiss zu solchen Ab-
schweifungen Ton seinem eigentlichen Thema gaben ihm ent-
weder Vorfälle ausserhalb des heiligen Landes, die von hervor-
ragender Bedeutun£^ für alle christlichen Herrschaften im Orient
sind, oder er er^eift die Gelefi;enheit einen Excurs einzufügen^
wenn die jerusalemische Geschichte sich direct mit der nord-
syrischen berührt. Dieser von historio^aphischem Standpunkte
aas gewiss höchst lobenswerthen Methode der Geschichts-
schreibung zeigt sich aber unser Chronist nicht völlig ge-
wachsen, und ich schreibe ihr hauptsächlich die chronologische
Unsicherheit, die in seinem Werke uns entgegentritt, zu.
Eine Analyse der Bücher VII — XII der Chronik möge
meine Ausführungen beweisen:
VII, 1—27.
Jerusalemische Geschichte vom Herbst 1099 bis zur Be-
rufung Boemunds nach Jerusalem durch Dagobert 1100.
c. 28-35.
An diese Botschaft schliesst sich der Excurs über die
Gefaneennahme Boemunds und den Marsch Balduins nach
Jerus^em.
c. 36—71.
Jerusalemische Geschichte bis zum Sieg Balduins bei
Ramla am 7. September 1101.
VIII.
Das ganze Buch ist der Darstellung der Kreuzzüge vom
Jahre 1101 gewidmet. Ich stimme Kugler vollkommen bei,,
welcher in dessen 48 Capiteln unsere beste Quelle für jene
unglücklichen Unternehmungen erblickt*. Aber ich meine,
auch dieses 8. Buch deutet darauf hin, dass es so, wie es uns
jetzt vorliegt, nicht unmittelbar nach den Ereignissen von
einem in Jerusalem lebenden Schriftsteller abgefasst sein kann.
Ich weise hierbei auf die dem Kaiser Alexius äusserst günstige
Gesinnung hin, die sich in der ganzen Darstellung ausgeprägt
findet. Mit dieser Gesinnung steht unsere Quelle völlig allein
unter allen zeitgenössischen Quellen da, und in vollem Wider-
spruch zu der Stimmung des Kreuzheeres von 1101—1102.
Bücksichtslos tadelt sie dais Benehmen der Langobarden und
des Heeres unter Wilhelm von Poitou in des Kaisers Landen,
den Untergang der Heere erklärt sie aus dem Uebermuth der
Kreuzfahrer, den ungünstigen klimatischen Verhältnissen, ja
auch durch die Feigneit des Heeres und seiner Führer —
nirgends wird die Schuld dem Verhalten des Kaisers zuge-
schoben. Ich kann nicht glauben, dass dieser für das Kreuz-
heer so ungünstige Bericht direct aus den Erzählungen der
Theilnehmer an dieser Expedition, welche als die wenig zahl-
1) Kugler, 1. c. p. 309 ff.
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Zur Kritik Alberts Ton Aachen. 55&
reichen Ueberlebenden nach Jerusalem kamen, entstanden sei.
Der Verfasser fiihlt sehr wohl, wie er der Vulgata widerspricht,
und giebt auch, um ihre Haltlosigkeit zu erweisen, die Genesis
derselben *. Dabei verfolgt er die Wirkungen, welche dieser
Elreuzzug gehabt hat, noch auf weitere Zeit. Er sagt: 'Im
Heer war die Ansicht verbreitet, dass Alexius die Kreuzfahrer
verrathen habe. Deshalb hat Balduin auf Veranlassung der
Fürsten des Heeres eine Gesandtschaft an den Kaiser gesendet.
Dieser gegenüber habe sich der Kaiser von jeder Anschuldigung
gereinigt und für alle Zukunft den Pilgern seinen Schutz zu«
gesagt. Den Bischof Manasses von Barcelona* aber veranlasste
er, ihn beim Papste Paschalis 11. zu entschuldigen. Doch war
Manasses nicht von des Kaisers Unschuld überzeugt und erhob
deshalb gegen ihn auf der Synode zu Benevent die heftigsten
Anklagen <et ideo*, fahrt der Chronist fort, 'assumtis litteris
ipsius Apostolici, querimonia gravis apud omnes princlpes
Gralliao super ipso imperatore facta est\ Eine solche allgememe
Uebersicht über die Stimmung im Abendlande setzt doch eine
geraume Spanne Zeit voraus, die zwischen den Ereignissen
und der Abfassung unserer Chronik verstrichen war.
Wenn eine Vermuthung über den Ursprung dieses Excurses
auszusprechen erlaubt ist, so möchte ich sagen, dass es mir
sehr wahrscheinlich erscheint, dass die in ihm enthaltenen
Nachrichten meistens aus byzantinischer Quelle stammen.
Hierauf deutet ausser der durchgehend den Griechen freund-
lichen Tendenz der Umstand hin, dass wir vorzügliche Nach-
richten über den Marsch der verschiedenen Heere durch
griechisches Gebiet und ihren Aufenthalt bei Konstantinopel
erhalten, während mit der Entfernung von der kaiserlichen
Hauptstadt auch die Unsicherheit der üeberlieferung zunimmt
und manche abenteuerliche Erzählungen den Mangel an guter
Kunde im Einzelnen ersetzen müssen. Weiter möchte ich er-
wähnen, dass unser Bericht, so fern er allen übrigen abend-
ländischen Quellen steht, andemseits sehr gut mit der griechi-
schen Üeberlieferung übereinstimmt, soweit wir sie bei Anna
Comnena finden. Die Uebereinstimmung reicht in einzelnen
Fällen bis in das Detail. So geht nach beiden Berichten das
langobardische Heer am vierten Kampftage unter».
1) Alb. Aqn. VIII, 45 ff. 2) Alb. Aqu. VIII, 41. 46 ff. Ueber
die Person dieses Bischofs Manasses de Barcinona sind wir nicht auf-
geklärt. Damals war nach Garns, Series Episcoporum, Berengar H.
Bischof von Barcelona bis zum Jahr 1106. Vgl. Urkunde desselben vom
Januar 1101 bei Martene et Durand, CoUectio amplissima 1,684. 3) Alb.
Aqu. Vni, 13 ff.; Anna Comnena, Bonner Ausgabe II, p. 109 f. Man
muss nur beachten, dass Anna den ersten für die Christen glücklichen
Kampftag nicht erwähnt, sondern gleich mit dem unglücklichen zweiten,
beginnt: 'ÖEVTEQa 8^ r\v xafr* rv VTCzqiaxvöav\
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556 Fritz Kühn.
Einen weiteren Fingerzeig erhalten wir dann vielleicht
durch die letzten Abschnitte des Baches, in denen uns die
Aufnahme der Gesandtschaft Balduins in Konstantinopel er-
zählt wird^ der gegenüber sich Alexius völlig von den harten
Beschuldigttn£;en gereinigt haben soll. Der Kaiser nun, soUte
ich meinen^ konnte sich nicht geschickter rechtfertigen, als
wenn er den Gesandten die unglüklichen Ereignisse von
seinem Standpunkt aus darstellte. Die Gesandten, an deren
Spitze Erzbischof Gerhard, höchst wahrscheinlich der Abt vom
Bei^ Tabor, stand, mögen wohl die Mittheilungen des Kaisers
mit anderen Nachrichten, die sie sonst in Konstantinopel er-
kundet, zu einem Bericht verarbeitet haben, den sie dann mit
nach Jerusalem brachten. Dieser Bericht würde dann unserem
Chronisten als Unterlage für die Darstellung dieses Kreuz-
zuges vom Jahre 1101 gedient haben, und seine Worte 'verum
ut a veridicis et nobilibus relatum est, nequaquam hoc nefando
scelere culpandus erat (seil. Alexius)' i würden sich dann auf
die Gesanaten beziehen.
IX, c. 1—31.
Jerusalemische Geschichte der Jahre 1102, 1103 und 1104.
c. 32-47.
Excurs über die nordsyrische Geschichte der Jahre 1103,
1104, 1106.
Offenbar ist dieser Excurs durch die furchtbare Kata-
strophe veranlasst, welche 1104 das antiochenische und edessa-
niscbe Heer bei Harran traf. Die verschiedenen in ihm er-
zählten Vorgänge in chronologische Ordnung zu bringen, ist
dem Verfasser nicht gelungen.
Hierzu sei erwähnt, dass der Chronist dadurch, dass er den
Excurs auch auf das Jahr 1105 ausdehnt, sich bei Fortsetzung
der jerusalemischen Geschichte hat verleiten lassen, diese auch
zeithch hinter die nordsyrischen Ereignisse zu setzen und des-
halb die Vorfälle des «Jahres 1105 m das Jahr 1106 zu ver-
schieben.
Eine Nachricht möchte ich noch aus diesem Abschnitt
hervorheben, welche bei Annahme gleichzeitiger Niederschrift
auffallen muss.
c. 47 nämlich lesen wir: *anno dehinc seinen ti post cap-
tionem Baldewini de Burg, anno vero Baldewini regis quinto,
Boemundo non solum in Italiam sed etGalliam profecto ad
exquirendas vires et commovendos principes adversus
regem Graecorum Alexium*. Dieser Bericht über Boe-
munds Aufenthalt im Occident weist auf spätere Abfassung
hin, denn nach Frankreich ist Boemund erst 1106 gekommen».
1) Alb. Aqa. Vm, 46. 2) Vgl. Hacrenmeyer, Ekkehardi Hiero-
flolymita p. 294.
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Zur Kritik Alberte von Aachen. 557
IX, c. 48-52; X, c. 1—35.
Jerusalemische Geschichte der Jahre 1105, 1106 und 1107
(nach Datierung der Chronik 1106, 1107 und 1108).
Die fortlaufende Erzählung wird nur durch den Bericht
von der Eroberung Apamäas durch Tanered unterbrochen
(X, c. 17—23). Eine Veranlassung für diesen Excurs kann
ich nicht angeben'.
X, c. 36-44.
Excurs.
Der Verfasser wird zu diesem Excurs durch die Rück-
kehr Balduins v. Burg nach Edessa und die hieraus sich
entspinnenden Wirren veranlasst sein. Für die Rückkehr
Balduins wird ihm eine feste Datierung vorffelegen haben^ sodass,
obwohl er den Excurs an die vorausgehende jerusalemische
Geschichte mit *post haec' anschliesst, was die Mehrzahl der
nordsyrischen Ereignisse in das Jahr 1109 weisen würde, er
dann doch das richtige Datum mit den Worten ^in anno octavo
re^is Baldewini' giebt. In diesem Abschnitt erhalten wir ziem-
licn wirr unter einander vermischt Nachrichten über Balduins
Befreiung, über den Streit desselben mit Tanered 1 108, ferner
über die Befreiung des Stallmeisters Conrad aus der egyp-
tischen Gefangenschaft durch Kaiser Alexius ca. 1105, über
Conrads Aufenthalt in Italien und endlich über Boemunds
Kampf mit Kaiser Alexius im Jahre 1107/8 und die nächsten
Folgen desselben.
c. 45-58.
Jerusalemische Geschichte des Jahres 1108. Dadurch,
dass der Chronist die folgenden Ereignisse mit den wichtigsten
Vorgängen, die er im Excurs behandelt hat, gleichzeitig an-
setzty kommt nun auch die jerusalemische Geschichte wieder
in richtige chronologische Ordnung.
1) Beiläufig sei bemerkt, dass ich in der für die Beartheilang des
Quellenwerthes der Albert'schen Chronik nicht unwichtigen Controverse,
welche zwischen Kugler und Heyd über die Datierung der Eroberung
Laodiceas durch Tanered besteht, das Recht auf Heyds Seite erblicke.
Kngler, Albert von Aachen, p. 345, hebt mit Hecht hervor, dass die von
Heyd benutzten Urkunden nur Auszüge aus den Originalen seien. Hieraus
Aber schliesst er, dass ihre Datierung ins Jahr 1108 sich nur auf die
Anfertigung der Auszüge, nicht aber auf die Ausstellung der Originale
t>ezögen. Doch der von Kugler selbst hervorgehobene Satz; *TAncredu8
dnz et princeps Antiocfaenus, qui tunc orientali, Deo favente,
dominabatur regioni' beweist, dass die Auszüge nicht im Jahre 1108
angefertigt worden sind. Denn in diesem Jahre herrsehte Tanered noch
immer in Antiochien, und die Bemerkung hatte erst Sinn nach dessen
Tod, der im Jahre 1112 eintrat. Folglich kann sich die Datierung nicht
auf die Anfertigung der Auszüge, sondern muss sich auf die Aus-
stellung der Originale selbst beziehen.
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558 Fritz Kühn.
XI.
Das Hauptereignis des Jahres 1109 ist die Eroberung von
Tripolis^ an welcher sich König Balduin betheiiigte. Hierzu
giebt der Chronist
c. 1—9 als Einleitung eine kurze Uebersicht der Fort-
schritte Wilhelms von Cerdagne in der Umgegend von Tri-
polisy und dann einen eingehenden Bericht über die Seefahrt
des Grafen Bertrand von Toulouse nach Tripolis,
c. 10-42.
Jerusalemische Geschichte der Jahre 1109^ 1110^ 1111.
Mit dem Jahre 1109 tritt ein grosser Umschwung ein in der
lerusalemischen Politik. Balduin tritt aus seiner zurück-
haltenden Stellung in Palästina heraus und betheiligt sich
energisch an den nordsyrischen Wirren. Deshalb umfasst
dieser Abschnitt auch die nordsyrische Geschichte, soweit
König Balduin an ihr betheiligt ist.
c, 43-48.
Excurs.
Der Verfasser fügt hinzu die Erzählung von einigen Er-
folgen, welche Tancred selbständig in den Jahren 1110 — 1111
errungen hatte, aber er stellt sie hinter die Ereignisse des
Jahres 1111, so dass sie nach ihm in das Jahr 1112 fallend
XII, 1-33.
Jerusalemische Geschichte der Jahre 1112—1119. Die
nordsyrische Geschichte wird nur insoweit behandelt, als König
Balduin an ihr betheiligt ist.
Um zum Schlüsse noch einmal meine Ansicht über Alberts
von Aachen Chronik zu präcisieren, glaube ich mit Kugler,
dass man berechtigt ist, einzelne sagenhafte Partieen aus Alberts
Werk als spätere Zusätze auszuscheiden, den Rest aber als
historische Üeberlieferung zu verwerthen. Aber auch dieser
Rest ist, wie er uns vorliegt, nicht vor dem dritten Jahrzehnt
des 12. Jahrhunderts niedergeschrieben. Es ist nicht unwahr-
scheinlich, dass der Verfasser sich in Jerusalem aufgehalten
hat. Er ist im ganzen gut unterrichtet gewesen, doch laufen
auch in seiner Darstellung Fehler unter, welche bei der späten
Abfassung des Werkes nicht überraschen können. Ob er seine
Chronik verfasst hat mit zu Grundelegung eigener gleich-
zeitiger Notizen oder ob er schon zusammenhängende Dar-
stellungen Anderer benutzt hat, die uns verloren gegangen sind,
lässt sich nicht entscheiden, wenn ich auch das letztere wenig-
stens für das achte Buch oben wahrscheinlich gemacht zu
haben glaube.
i) Vgl. Kngler, Albert von Aachen, p. 881 f., idem, Boemnnd und
Tancred, p. 47.
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XXVI.
Aventin
und
die Tingarische Chronik.
Von
Dr. Otto Rademacher.
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JDass Aventin die ungarische Chronik kannte und bei
der Abfassung der bairischen Annalen benutzte, ist längst be-
kannt. Schon Steindorff, Jahrbücher des deutschen Keichs
unter Heinrich III, Band II, Excurs 2, hat darüber Bemer-
kungen gemacht, sowie Riezler in seiner neuen Ausgabe des
Aventin. Allein eine genaue Vergleichunff lehrt, dass beide
das Verhältnis desselben zu der ungarischen Chronik nicht
fenügend erkannt haben, die Frage bedarf einer zusammen-
ängenden Erörterung.
Es sollen im Folgenden die Nachrichten zusammengestellt
werden, welche Aventin jener Chronik entnahm oder aus denen
sich wenigstens erkennen lässt, dass er neben deutschen
Quellen die ungarischen eingesehen. Von den verschiedenen
Redactionen der ungarischen Chronik ist als die wichtigste
die von 1358, die Bilderchronik, in erster Linie zum Ver-
gleich herangezogen. Ich citiere nach der Ausgabe von Flo-
rian^ Historiae Ungaricae fontes domestici. Band I, Abth. II.
L Die Zeit vor Stephan.
Die Raubzüge der Ungarn erzählt Aventin sehr ausführ-
lich, meist sind deutsche Quellen nachzuweisen, doch hat er
auch manche Einzelnheiten vor diesen voraus. Die ungarische
Chronik konnte ihm nicht viel bieten, denn sie beruht auf
deutschen Annalen, wirft aber alles durcheinander. Vergleiche
darüber meine Abhandlung: Die ungarische Chronik als Quelle
deutscher Ges6hichte, Schulprogramm Merseburg 1887. Da
ist es denn doch auffallend, dass Aventin
1) drei Führer der Deutschen nennt in Uebereinstimmung
mit der Bilderchronik, die sich sonst nirgends nachweisen
lassen. Bilderchr. p. 134 'dux Meranie Gotfridus, dux Carin-
thie Eberhardus, Aquilejae patriarcha Qregorius'. Die Notiz
ist etwa auf das Jahr 900 zu beziehen, die Namen sind also
offenbar falsch. Aventin nahm denn auch an dem 'dux Me-
ranie' Anstoss, der Name taucht ja erst in der zweiten Hälfte
des XIL Jahrhunderts auf, Hess es weg und setzte zu den
beiden ersten Namen 'duces limitis Charini'. Avent. ed.
Riezler I, 653.
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Goc5gte
562 Otto Eademacher.
2) Aventin I, p. 657 ff. erzählt, dass 907 die Ungarn bis
Abah gekommen seien und die Baiem daselbst geschlagen
hätten. Auch Bilderchr. p. 135 wird ein Sieg der Ungarn
^ultra castram Abah citra Danubium' erwähnt. Deutsche
Annalen nennen den Ort Abudiacum bei Kelheim a. d. Donau
hier meines Wissens nicht. Nun beruft sich auch ^rade hier
Aventin in den kürzeren Annalen ad a. 907 auf Ungarici
annales.
3) Endlich ist die Sage von den 7 Une^am zu erwähnen.
Die älteren deutschen Annalen nehmen nur Kurze Notiz davon,
Aventins Erzählung erinnert unmittelbar an die der ungarischen
Chronik»
Bilderchr. 128.
Septem autem ex ipsis reser-
vatis amputatis aurijbus misit
in Pannoniam. Ite^ inquit; ad
nostros Hungaros taliter enar-
rantes, ut amplius non veniant
in hunc locum tormentorum.
Aventin I, 670.
ceteris deletis Septem dum-
taxat servati — , et ite, inquit,
et nunciate vestris popularibus
ut de caetero domi se conti-
neant — neque ad ea loca, ubi
huiuscemodi in eos camificina
exercetur, ultro accedant.
4) Bilderchr. 138 'Porro Toxum genuit Geycham — Geycha
vero — genuit S. Stephanum'. Aventin: 'regem tamen creant
Geizonem, filium Toxi, parentem divi Stephani*.
5) Die Namen der ungarischen Führer hat Aventin mei-
stens deutschen Vorlagen entnommen. Doch findet sich I, 343
Zeliobes als Anführer der Hunnen, der wohl dem Zobolei^ Zo-
bolcy, welcher Bilderchr. 126 als II. capitaneus genannt wird,
entspricht. Notar cap. 56 Zobolsus. Aventin II, 13 steht unter
den 5 Führern im Jahre 955 Toxus aus Bilderchr. 134, 138.
Liudpr. hat Taxis. So steht auch die Form Bulichizo bei
Aventin dem Bulchu der Bilderchr. 135 oder dem Bulcsu des
Notar (cap. 53) näher, als dem Pulszi der Annal. Sang.
SS. I, 79. Endlich weist auch Schebus (Av. II, 41) mehr auf
den Sebus der Bilderchr. (p. 147) als den Schebis der Alt-
aicher Annalen ^Schulausgaoe p. 21) hin.
Für die Zeit der Raubzüge also fehlt es nicht an Be-
ziehungen zwischen beiden Chroniken. Mag man immerhin
an eine gemeinsame dritte Quelle denken^ sicher hat Aventin
auch die ungarische Chronik unmittelbar benutzt
IL Die Zeit Stephans.
1) So abfällig die ungarische Chronik über Gisela, Stephans
Gemahlin, urtheilt, so hebt sie doch lobend die Frömmigkeit
der Königin und ihre Freigebigkeit gegen die Kirchen hervor,
für deren stattliche Ausschmückung sie reges Interesse zeigt.
Bilderchr. 141. 142. Aventin berichtet dasselbe II, 33, in
seiner Art weiter ausmalend und ausführend. Die deutschen
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Aventin und die ungarische Chronik. 563
Annalen, die doch sonst Gisela günstig beurtheilen, wissen
nichts davon.
2) Nach Aventin II, 31 begleiten die Gisela, als sie nach /
Ungarn geht, fünf bairische Edle, deren Namen genannt werden.
Biezler bemerkt zu der Stelle, besonders diese Namen ver-
riethen, dass Aventin hier aus unbekannten Quellen schöpfte.
Nun, vier davon sind aus der ungarischen Chronik herüber-
genommen. Hanto = flunt Bilderchr. 130 und 139. Er um-
gürtet wie bei Aventin p. 32 Stephan mit dem Schwerte.
Veliphogerion = Wolphgerus de Alamannia — de comitibus
Heinburg introivit Bilderchr. 129. — Herimanus = Hermani
generatio cum regina Keisla introivit Bilderchr. 132. — Vin-
cissolaus = Vecellinus ascendit de Bavaria hospes alamannus
Bilderchr. 130 und 139. — Nur einen Namen von den fünf,
Boso, kennt die ungarische Chronik nicht, wenn er nicht etwa
Fasnam entspricht Bilderchr, 130.
3) Die Altaicher Annalen (Schulausgabe p. 26) erzählen
'^rStep^hanus) filium fratris sui — cecavitf. Nach der Bilder-
cnronik lässt Gisela durch Sebus den Vazul blenden. Aventin
hatte beide vor sich, war ungewiss, wem er folgen sollte und
schrieb p. 41: ^nepos Stephani ex fratre, cum refragaretur,
oculos amisit'. Wer die That beging, ist vorsichtig nicht
gesagt.
4) Aventin 11, 39 'divus Honorius, Ugri Emericum cor-
rupte vocant' weist auf Bilderchr. p. 143 'sanctus et beatus
Emericus'. Die Heiligsprechung findet sich auch Annal. Alt.
ad 1033 (später angefügt) und Auctarium Ekkeh. ad a. 1033
erwähnt. Die Altaicher Annalen berichten an dieser Stelle
fälschlich, dass Heinrich bald nachher gestorben sei. Er starb
aber schon vorher 1031. Aventin daher richtiger 'obieraf,
hat er es aus den Hilaesheimer Annalen oder dem Chron.
Posoniense?
So viel geht aus den angezogenen Stellen jedenfalls hervor,
dass Aventin auch über Stephan und Gisela die ungarische
Chronik einsah.
III. Die Zeit von 1040-46.
1) Zur Charakteristik Peters bringt Aventin II, p. 42
einen Zug Tetrus — virgines, uxores alienas stuprat, viciat'.
Die Bilderchr. p. 146 berichtet darüber noch ausführlicher,
die deutschen Annalen wissen nichts davon.
2) Die Häupter der Verschwörung gegen Peter sind nach
Avent. n, 48 Phisco, Stoizalo, Pezilo. Die Altaicher Annalen
kennen nur die letzten beiden, doch findet sich Phisco in dem
Wisce der Bilderchr. 147 wieder.
3) Aba fallt in Baiern ein. Diesen Zug malt Aventin
II, 47. 78 sehr breit aus, Grundlage sind die Altaicher Annalen.
Indessen findet sich eine directe Beziehung zur Bilderchronik,
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564 Otto Rademacher.
die nicht zu übersehen ist. Avent« 11^ 47 'cum ingenti praeda
et captivonim numero in üngariam revertitur', Bilderchr. 148
^cum innumerabili multitadine captivorum in Hungariam re-
versi sunt saudentes'. Die Alt. Annalen versichern das nicht
ausdrücklich.
4) Die 1042 in Kärnthen eingefallenen Ungarn werden
von Got&ied von Kärnthen 4uxta Petanionem' besiegt. Das ist
der Bilderchr. 148 entnommen 'circa Petoviam' (Pettau). Die
deutschen Annalen nennen den Ort der Schlacht nicht.
5) Auch zu Abas Charakteristik bringt Aventin zwei
Züge, die ohne Zweifel der Chronik entlehnt sind« Avent.
I, 51 'pars Ovonem — fidem frangere moleste ferebat*. Auch
nach der Chronik 149 entstand eine Verschwörung 'quod pro
nihilo iuramentum reputaref. Das findet Bestätigung m einem
Briefe des Abtes Bern an König Heinrich vom Jahre 1044
oder 1045, in dem Aba 'periurus, falsus — mendax' genannt
wird. Archiv für Kunde Österreich. Geschichtsquellen, Bd. XX,
p. 197 ff. Und wenn femer Aventin berichtet 'nobilissimos
quosque contemnebat, humillimi cuiusque consilio — utebatur',
so folgte er nicht einer deutschen Vorlage, sondern der Bilder-
chronä 149 'quod — nobiles — contemneret et rusticis igno-
bilibus ederet' etc.
6) Nach Aventin geht Heinrich IH. Zug im Jahre 1044
über Sempronium (Oedenburg). Vgl. Bilderchr. 150 4ntrans
per Supronium'.
7) Ein weiterer unmittelbarer Hinweis auf die Chronik
findet sich in der Erklärung einiger Ortsnamen : p. 52 'Arrhabo
(Raab) quod Scaurinum Romani vocarunt', wo an entsprechender
Stelle in der Bilderchr. 150 steht .'in Menfeu iuxta laurinum'.
Ferner deutet 'Alba, quam ob rem Teutones Stuelweissenburg
vocantf direct auf Bilderchr. 151 'quae teutonice Veyzinburg
dicitur'.
8) Aba flieht, Avent. 52 'fugamque trans Tibiscum tendit',
ohne Zweifel der Chronik entnommen p. 150 <fugit versus
Tysciam*.
9) lieber Abas Ende erzählen die Altaicher Annalen, er
sei gefesselt vor Peter gefuhrt und hingerichtet. Bilderchr.
150/51 ^ab Hungaris, quibus regnans nocuerat, iu^ulatur'.
Aventin entnahm der Chronik die Theilnahme des Volks an
Abas Untergang 'incolae, qui ab eo captivi illuc translati fue-
runt, eundem capiunt', nach den Annalen erzählt er die Hin-
richtung.
10) Aventin p. 54 erzählt, König Heinrich habe nach der
Schlacht ^ob foetorem cadaverum' das Heer nach Alba geföhrt.
Nach der Bilderchr, p. 151 waren viele Deutsche gefallen,
'namque ob foetorem mortuorum per duos menses homo non
poterat bono modo per partes illas pertransire'.
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Aventin und die ungarische Chronik. 565
11^ Aventins Nachrichten über Peters Ende stammen
zweifellos aus der ungarischen Chronik. P. 62 'fortiter triduo
dimicans — tandem intercipitur — oculos ferro amisit —
ad Albam regiam traductus' etc. Bilderchr. p. 158 'per tri-
duum viriliter dimicando — semet ipsum defendebat — et
obcecatus, Albamque ductus — vitam in brevi finivif. Die
Altaicher Annalen erwähnen nur die Blendung ohne Neben -
umstände.
12) Während des Kampfes gegen Peter 1046 fielen die
Ungarn ins Heidenthum zurück. Beide Chroniken Avent. 62,
Bilderchr. 156 bringen einen ganz ähnlichen Bericht über die
Gräuel und Mordscenen. AUerdings erzählen auch die Alt-
aicher Annalen (Schulausgabe p. 48) von diesen Dingen, doch
steht Aventins Schilderung der der ungarischen Chronik näher,
auch den Namen des Bischofs Gerhard hat er daraus ent-
nommen, sowie des Andreas Edict, das Christenthum wieder
herzustellen.
So findet sich eine ganze Reihe von Beziehungen Aven-
tins zu der Chronik von 1358. Woher stammen die Nach-
richten? Für die Zeit von 1040—1046 gab es, wie ich For-
schungen XXV, 397 fi^. nachzuweisen versucht habe, eine vor-
zügliche deutsche Quellenschrift, aus welcher Altaicher Annalen,
Bilderchronik und Aventins bairische Chronik Ableitungen
sind. Man könnte der Annahme geneigt sein^ dass Aventin
hieraus reichlicher schöpfte, wie er denn in der That auch
viele YÖllig selbständige Nachrichten gerade in diesem Zeit-
raum aufweist, und dass demnach das der Bilderchronik und
Aventin Gemeinsame dieser gemeinschaftlichen Vorlage ent-
stammte. Allein Manches spricht dagegen« Die Namen der
drei Verschwörer gegen Peter (oben Nr. 2) standen sicher nicht
in der verlorenen Schrift. Weshalb sollte der Altaicher Mönch
nur zwei daraus genommen haben und den dritten nicht?
Diesen dritten verdankt Aventin der ungarischen Chronik.
Dasselbe wird man von der Charakteristik Peters und Abas
(oben Nr. 1 und 5) und von der Erzählung des Todes der
beiden Könige (Nr. 9 -und 11) sagen müssen. Die ungarische
Chronik liebt Peter nicht und weiss von ihm nur Schlechtes
zu erzählen. Aventin nahm manches davon herüber. Auch
die Namen der Flüsse und Orte (Nr. 4. 6. 7. 8) deuten mehr .
auf eine ungarische Quelle, zumal die Bilderchronik auch
sonst häufig einen Ort nennt, wovon deutsche Annalen nichts
wissen. Endlich zeugt auch eine gewisse wörtliche Ent-
sprechung (Nr. 3. 11) oder wenigstens eine Aehnlichkeit der
Schilderung (Nr. 12) für directe Entnahme dieser Nachrichten
aus der ungarischen Chronik. Mag also immerhin die ge-
meinsame Quelle manche Uebereinstimmung erklären i, eine
1) So konnte man zweifelhaft sein, ob die Notie vom 'foetor cada-
Neues Archiv etc. XII. 37
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666 Otto Bademacher.
unmittelbare Benutzung der ungarischen Chronik durch Aventin
ist auch^für die Jahre 1040—46 unzweifelhaft.
IV. 1046-1074.
Die letzten Eüegszüge Heinrich IIL schildert die Bilder-
chronik ausführlicher als Aventin.
1) Er erwähnt p. 70 Taucher, die während der Belagerung
PressDurgs die Scniffe der Deutschen anbohren. Deutsche
Quellen wissen davon nichts , wohl aber die ungarischen.
Bilderchr. p. 160 wird sogar ein Name 'Zothmund' genannt.
2) Als die Unjgam ^egen Andreas den Bela erhoben, fand
abermals ein Rück&ll ms Heidenthum statt Deutsche An-
nalen erwähnen nichts davon, Aventin folgte der ungarischen
Chronik:
Avent. 81.
lapidibus pontifices obruere,
sacnficulos m crucem agere,
decumas militibus distribuere.
Bilderchr. 167.
episcopos lapidare, presbite-
ros exentherare, clericos stran-
gulare, decimatores suspendere.
3) Avent. p. 88: 'Bela inter haec exhalat animum. Filii
eins Geize et Ladislaus fugam capescunt, ex Ungaria in Sar-
matiam profugiunt'. Das ist der Bilderchr. 168 entnommen:
'Interim Geysa filius regis Bele — cum duobus iratribus suis
adolescentibus assumpsit se seorsum in partes Polonie*. Den
Namen Ladislaus nahm Aventin aus der weiteren Erzählung
der Chronik, wo er oft genannt ist. Die Altaicher Annalen
wissen nur, dass ein Sohn Belas geflohen sei, ohne den Namen
zu nennen.
4) Zwischen Salomo und Geisa bricht Zwist aus. Die
Bischöfe vermitteln, Salomon soll Vs> Geisa 7, des Reiches
erhalten; Avent. p. 106. Auch diese Nachricht stammt aus
der Bilderchronik, die p. 169 breit und ausführlich von diesen
Dingen erzählt. Salomo bleibt König, Geisa erhält das öfter
erwähnte Herzogthum.
5) Heinrich IV. zieht 1074 nach Ungarn. Von diesem
Kriegszuge erzählt Aventin p. 108: ^pontifices, proceres, gre-
garii quoque milites auro muneribus ab Ugris corrupti dicto
audientes esse, ultra procedere recusant'. Lambert weiss davon
nichts, er erwähnt nur, die Fürsten hätten bei Heinrichs Auf-
gebot unter allerhand Ausflüchten die Heeresfolge verweigert.
Auch hier ist Aventin wiederum der Bilderchr. p. 190 gefolgt.
Geisa besticht den Patriarefaen von Aquileja und die deutschen
veram (oben Nr. 10) in der gemeinsamen Vorlage stand, alsdann liegt
die tendenziöse Entstellung der ungarischen Chroniken auf der Hand,
oder ob Aventin sie der Bilderchronik entnahm und entsprechend änderte.
Denn er wusste sehr wohl, dass es nicht deutsche Leichen waren, er hat
kurz vorher die Zahl der Gefallenen auf 108 (?) angegeben, Annal. Alt.
'qni perpauci erant\ Die erste Annahme ist mir wahrscheinlicher.
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Aventin und die ungarische Chronik. 567
Fürsten, damit sie Heinrich zur Umkehr bewegen. Es wird
sogar ein Aufstand simuliert^ der König zieht lU). Uebrigens
ist es auffallend y dass Aventin gerade über diesen Zug* so
dürftige Nachrichten bringt, da doch Lambert und die unga-
rische Chronik so reichhaltig sind. Von den Beziehungen
Deutschlands zu Ungarn während der nächsten Jahrzehnte
schweigt er ganz. Er weiss nichts von Heinrich IV. Anwesen-
heit in Ungarn September 1075 (Lambert), nichts von dem
Zuge 1079 r Annales Aug.), nichts von dem Bündnis mit Ladis-
laus 1092 (Bemold)y von den Unterhandlungen mit Almus
(Codex Udalrici 200). Dass von 1074—1108 bei ihm von
Ungarn garnicht die Rede ist^ muss auffallen. Auch die
ungarische Chronik erwähnt für genau denselben Zeitraum
Beziehungen zu Deutschland nicht. Beide erzählen dann erst
wieder von den Ereignissen des Jahres 1108, und zwar Aventin
wiederum nach der Bilderchronik. Vergl. unten. Dieses Zu-
sammentreffen wird niemand ein zuföUiges nennen wollen, es
beweist ebenso wie die eben angeführten fünf Stellen, dass
Aventin auch hier der ungarischen Chronik viel mehr folgte,
als man bisher annahm.
V. Die Zeit Heinrich V.
Almus flieht nach Bathavia zum Kaiser. Heinrich kommt
und belagert Pisonium. ^Colomannus rex ad conloquium cae-
saris venit — augustus fratres in gratiam redigit'. So erzählt
Aventin p. 183. 0. v. Freising chron. VH, 13 erwähnt ganz
kurz die Flucht des Almus und die resultatlose Belagerung
von Bosan. Bilderchr. 203 'reversus est dux Almus de Patavia,
qui propter regis timorem illuc fugerat'; p. 205: 'Imperator
propter ducem Almum movit exercitum ingentem et venit in
confinium Ungariae, ut coUoqium cum rege haberet et inter
eos pacem formaret, quod et factum est'.
Die Chronik weiss nichts von Pressburg, 0. v. Freising
nichts von den übrigen Dingen, Aventin hat aus beiden com-
biniert, Bathavia, das coUoquium, die Versöhnung entnahm er
unmittelbar der Chronik, was Riezler, wie so manche andere
Stelle, entgangen ist.
VI. Das XIL und XIII. Jahrhundert.
1) Aventin p. 209. Heinrich von Baiern führt Krieg mit
Geisa. Dessen Feldherr Ratowalda greift Pressburg unver-
sehens an und nimmt es. Doch wird die Stadt gegen Geld-
entschädigung den Ungarn zurückgegeben. O. v. Freising,
Gesta Frid. I, c, 30 erzählt wohl etwa dasselbe, nennt aber
den Namen nicht. Die Continuatio Admuntensis SS. IX, 581
nennt Hermann und Liutold, und Geisa nimmt Pressourg
wieder *forti manu'. Bilderchr. 216/17 'Rapolt miles alamannus
castrum Poson ex improbitate luliani comitis ceperaf .
37*
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568 Otto Rademacher.
Von der Wiedereinnähme der Stadt und der Geldzahlong
weiss sie nichts. Batowalda ist ohne Zweifel der Rapolt der
Chronik.
2) Von der Schlacht an der Leitha berichtet Aventin:
^Henricus) Ugrorum principia perrumpit in fugamque vertit'.
Da bricht Bela, Oheim Geisa II, hervor nnd entscheidet den
Sieg, 7000 Deutsche sollen gefallen sein. 'Ratowalda et Otto
proceres capti sunt'. Aehnlich erzählt O. v. Freising, er nennt
auch Bela, hebt aber sein entscheidendes Eingreifen nicht
hervor, sehr viele Deutsche fallen, doch die Zahl 7000 nennt
er nicht Bilderchr. 218: ^quaedam agmina Ungarorum per-
territa sunt a furore teutonicorum. Praevaluerunt teutonici
hungaros in initio bellici conflictus. Tunc avunculus domini
regis Bela ban nominatus percussit eos etc. Corruerunt plus
quam septem milia bellatorum. Comes Vros cepit comitem
Kapolt et Gabriel Accionem (Thurocz: Otthonem)'. Also die
7000, die Namen der Gefangenen, Belas besondere Verdienste
um den Sieg, entnahm Aventin der ungarischen Chronik.
3) Tetrus Bancobanus Varadinus — Gariodrudam — ferro
confodit'. Avent. 259. Nach der continuatio praedicat. Vindob.
IX, 726 ad. 1213 ^Gertrudis regina Ungarie occiditur', aber
der Name des Mörders wird nicht genannt. Dagegen Bilder-
chronik 222: Gertrudis de Allemannia wird getödtet von Bank
banus de genere Bor.
4) Die Kämpfe Belas mit Ottokar von Böhmen erzählt
Aventin p. 322 wohl nach Hermann von Altaich. Doch ist
ein Name wiederum der Bilderchr. entnommen. Avent. : ^Belam
Stephanum^ue re^es, Alberonem Cumanum praesulem in
fugam vertit'. Bilderchr. 224: 'cum filio suo Stephane et
Alpra duce Cumanorum'.
5) Ueber Otto von Baiern, wie er König von Ungarn wird
u. s. w. berichtet Aventin nach Annal. Osterhov. XVII, 554.
So entnahm er ihnen die Zeit des Krönungstages am Tage
des Martin und Nicolaus und die Namen 'cum comite Ybano
et duce Stephane' == Avent. 381: 'loanne et Stephano' etc.,
denn Ybano und loanne sind offenbar nur Varianten. Doch
verdankt er auch hier wieder die Namen der beiden Bischöfe,
die ihn krönten, der ungarischen Chronik. Bilderchr. 232:
^Benedictus episcopus Wesprimiensis et frater Antonius epi-
scopus Chanadiensis' >, Avent. 381: 'a Benedicto Vessobrun-
nensi et Antonio Chonadensi', Ann. Osterhovenses: 'per quos-
dam episcopos', Continuatio Sancrucensis tertia SS. IX, 734:
'a Colocense archiepiscopo'.
Man sieht, auch für das XIII. Jahrhundert, wo die Be-
1) Die Lücke io der Bilderchronik p. 232 'in die sollempDi* — ist
sicherlich nach Annal. Osterhov. XVII, 556 und nach Aventin 381 aus-
znfüllen *in die soUempni Nicolai*.
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Aventin und die ungarische Chronik. 569
Ziehungen zu Ungarn so selten sind, hat Aventin die ungarische
Chronik noch benutzt. Ueber die Ereignisse von 1278 spricht
die Bilderchronik sehr kurz, Keza sehr ausführlich. Doch er-
innert Aventins Darstellung in keinem Punkte an dessen Schil-
derung der Schlacht auf dem Marchfelde.
Resultat.
Es bedarf zunächst einer Uebersicht der Parallelstellen.
Es fanden sich directe Beziehungen zwischen Aventin und der
ungarischen Chronik
I. (Zeit vor Stephan) 4
n. (Zeit Stephans) 4
III. (1040^1046) 12
IV. (1046-1074) 5
1074—1108 Lücke.
V. (Zeit Heinrich V.) 1
VI. (Das XII. u. Xm. Jahrh.) 5.
Es hebt sich also Abschnitt III sogleich als etwas beson-
deres heraus. Innerhalb eines Zeitraums von nur 5 Jahren
finden sich Vs ^'I^^ unmittelbaren Beziehungen. Doch ist das
wohl erklärlich. Gerade während dieser Jahre ist der Ver-
kehr zwischen Deutschland und Ungarn am lebhaftesten, und
wie die deutschen Quellen, fliessen auch die ungarischen reich-
licher. Auch ist oben schon darauf hingewiesen, dass manches
den beiden Chroniken Gemeinsame auf jenes verlorene aus-
führliche Werk über die siegreichen Ungarnkriege Heinrich III.
zurückzufuhren sei, das beiden als Quelle diente.
Ferner geht aus obiger Zusammenstellung hervor, dass
Aventin die ungarische Chronik durchgehends benutzte.
So oft bei ihm von c. 900 an bis gegen Ende des XIII. Jahr-
hunderts von Ungarn die Rede ist, ist auch nachzuweisen,
dass er der Chronik etwas entlehnte, von 1074—1108, wo die
Bilderchr. nichts von Beziehungen zwischen Deutschland und
Ungarn weiss, schweigt auch er davon. Von irgend einer
Bedeutung sind die entnommenen Nachrichten höchstens för
die Zeit Heinrich IV. und V, meistens sind es kleinere Züge,
mehr untergeordnete Momente der Erzählung und besonders
Namen. Gerade in Namen ist die Chronik am zuverlässigsten,
sie werden nicht schlechtweg erfunden oder entstellt, darum
hat Aventin kein Bedenken getragen, sie reichlich zu ent-
lehnen. In 11 der oben angenihrten Stellen hat er Personen-
namen, in 6 Fällen Ortsnamen herübergenomifien.
So reichlich aber die Benutzung der ungarischen Chronik
ist, sie gehört doch nicht zu Aventins hervorragenden Quellen,
Im Voraergrunde stehen immer die deutschen Annalen, sie
bilden die Grundlage der Erzählung, nur gelegentlicb, nur zur
Ergänzung, wo deutsche Quellen schwiegen, wo eine ungarische
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570 Otto Rademacher.
Nachricht sich der Erzählung der deutschen Vorlagen gut ein-
(ü^y wo ein Orts- oder Personenname der Darstellung mehi
Leoen und Färbung geben konnte, da zieht er die fremde
Chronik heran, besonders lehrreich dafär, wie Aventin
deutsche und ungarische Nachrichten combinierte^ sind von
den oben angeführten Stellen II, 3. III, 9. IV, 3. V, 1. VI, 1. 2. 5.
Aventin benutzte seine Vorlage nicht ohne Wahl und Kritik.
Irrthümer. Entstellung der Thatsachen durchschaute er sehr
wohl. 'Dux Meraniae', von einem Fürsten des IX. Jahr-
hunderts gesagt, änderte er, v^l. oben p. 561, die offenbare
Entstellung der oben p. 564 citierten Stelle vom 'foetor cada-
verum' erkannte er gleichfalls. Manche Nachrichten nahm er
nicht, weil sie ihm nicht glaubwürdig erschienen. Um den
Rückzug Heinrichs III. 1051 zu motivieren, erzählt der unga-
rische Uhronist, ein an den Kaiser gerichteter Brief des
Bischofs Gebhard, der als BHihrer eines zweiten Heeres auch
bei Hermann von Reichenau erscheint, sei den Ungarn in die
Hände gefallen und von ihnen an des Kaisers Stelle listig
beantwortet mit dem Befehl, die Schiffe zu verbrennen und
sofort zurückzukehren. Gebhard sei in die Falle gegangen —
und sein Abzug habe auch den Kaiser gezwungen, sich zurück-
zuziehen. Aventin erzählt davon nichts und doch halte ich
diese Erzählung nicht für so ganz und gar unglaublich wie
Steindorff a. a. O. p. 157 Anm. 4. Viel unwahrscheinlicher
erscheint mir jene andere von dem Aufstand im Heere Hein-
richs IV. im Jahre 1074, vgl. p. 566/67, und doch nahm Aventin
gerade diese anstandslos herüoer. In deutschen Annalen finden
sich beide Nachrichten nicht. Was bewog Aventin, die eine
in der That unwahrscheinliche zu entlehnen, die andere wenig-
stens nicht unglaubliche zu verschmähen? Sollte er wirklich
jene in einer deutschen Quelle, die ihm noch zu Gebote stand,
nun verloren ist, bestätigt gefunden haben? Und weiter,
warum nahm er (1146) aus der Chronik den Namen Ratowald
und den dicht danebenstehenden eines ungarischen Grafen
Julianus nicht? Warum erwähnt er nach der Bilderchr. die
Taucher (1052) und den dort genannten Namen Zothmund
nicht? Er bringt doch sonst mit Vorliebe Namen auch un-
garischer Männer an, in einzelnen Fällen sogar ganz selb-
ständig. Und wie soll man es weiter erklären, dass er diesen
Namen Ratowald der ungar. Chronik entlehnte, während doch
eine deutsche Quelle, die Continuatio Admunt. SS. IX, 581
an dessen Stella andere Namen nennt? Kannte er diese Quelle
nicht oder gab er wirklich der ungarischen den Vorzug? —
So ist wohl in vielen Fällen eine Benutzung der Bilderchronik
nachzuweisen, aber die Grundsätze, nach denen Aventin dabei
verfuhr, sind uns nicht immer klar.
Die Frage, in wie weit Aventin glaubwürdig sei, auch in
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Aventin und die ungarische Chronik. 571
den Einzelheiten^ ist noch eine offene. Sicherlich darf man
ihm im allgemeinen trauen. Allein seine so oft beliebten Aus-
malungen und Ausschmückungen scheinen doch nicht immer
das rechte Mass zu halten. Auch gruppiert er öfter die Mo-
mente der Erzählung anders oder verwendet an einer Stelle
einzelne Züge, die er an einer ganz andern, oft entlegenen
fefunden. §o erzählt er von einem Vergleiche, den reter
em Aba vorschlug, er bietet ihm das öfter erwähnte Herzog-
thum, aber dieser lehnt es ab. Die ungarische Chronik hat
an entsprechender Stelle nichts davon, wohl aber wei^s sie
von einem solchen Vergleich auf dieselben Bedingungen zwi-
schen Salomo und Geisa etwa im Jahre 1063. Als Hein-
rich III. 1042 in Ungarn einrückt, zündet Aba die Ortschaften
an und bringt die Einwohner über die Raab. Das ist wiederum
nicht der entsprechenden Stelle der Chronik entlehnt, sondern
einer späteren p. 160, wo von dem Feldzuge des Jahres 1051
die Rede ist. Endlich kommen nach Aventin noch 1044 un-
garische Gesandte 'cum auri maximo pondere', während die
Chronik und die deutschen Annalen das nicht zum Jahre 1044,
wo Heinrich die Entscheidung der Waffen beschleunigte, son-
dern zu 1043 erzählen. Dergleichen Aenderungen und Ab-
weichungen mögen an sich unbedeutend sein, immerhin be-
weisen sie, dass Aventin so streng seiner Vorlage, wie es
scheint besonders der ungarischen, nicht folgte und solche
Züge anbrachte, wo er sie brauchte. Auch seinen Zahlen-
angaben ist nicht immer unbedingt zu trauen. In der'Schlacht
bei Menfeu sind nach ihm 108 Deutsche gefallen, nach den
Altaicher Annalen ^perpauci*. Die Zahl 7 gebraucht er ver-
dächtig oft. 7 Geisehi gab Aba p. 50, Heinrich III. bleibt
7 Tage in Hunnoburgium p. 52/53, 7 Tage in Alba p. 57,
. eine Burg wird 7 Tage belagert p, 67, in der Schlacht an der
Leitha fallen 7000, letzteres allerdings nach der ungarischen
Chronik.
Zuletzt sei die Frage erörtert: Welche ungarische Chronik
lag Aventin vor? Steindorff a. a. O. p. 481 ist der Meinung,
dass es eine im wesentlichen übereinstimmende, aber in Einzeln-
heiten abweichende Chronik gab, die er eingesehen. Nichts
drängt zu dieser Vermuthung. Steindorff wurde offenbar auf
diese Vermuthung geführt durch die Menge von Einzelnheiten,
die Aventin gerade da beibringt, wo er von ungarischen Ver-
hältnissen reuet. Allein es ist ihm entgangen, dass er gar
viele derselben der Bilderchronik verdankt. «Statt der acht
Parallelstellen, die er zusammenstellt, haben wir über 30 ge-
funden und dadurch wird dann das Verhältnis doch ein ganz
anderes. Nun hat Aventin allerdings immer noch selbständige
Nachrichten über die Beziehungen zu Ungarn. Woher stammen
sie? Tragen sie ein ungarisches Gepräge? Setzen sie etwa
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572 Otto Rademacher.
eine ausfuhrlichere ungariache Chronik voraus, als die Bilder-
chronik ist? Es düme sich lohnen, auf diese Frage ein-
zugehen.
In der Erzählung der Raubzüge hat Aventin selbständige
Nachrichten, doch verdankt er diese mit Ausnahme der oben
p. 561 angeführten Stellen sicherlich nicht einer ungarischen
Chronik, denn alle erhaltenen Redactionen derselben berichten
über diese Züge so verkehrt und verwirrt, dass die Annahme,
diese eine, welche Aventiü vorlag, sei besser unterrichtet ge-
wesen, unmöglich erscheint. Dagegen hat Aventin in der Zeit
von 1040 — 1046 eine ganze Keine von Einzelnheiten vor
anderen Chroniken, deutschen wie ungarischen, voraus:
1) Als Peter nach Baiem flieht und nach Regensburg
kommt, wird er anfangs nicht vor Kaiser Heinrich gelassen,
sondern in Fesseln geworfen. Albert^ Markgraf der Ostmark,
Peters Schwager, vermittelt. Aventm p. 76. Die Altaicher
Annalen p. 28: ^rex — recipit eum cum omni gratia'. Auch
Hermann erwähnt nur, dass Peter zuerst zu Albert, dann zum
König gekommen sei.
2) Als Heinrich 1042 in Ungarn einrückt, zündet Aba
die Ortschaften an und bringt die Einwohner über die Raab,
vgl. p. 571.
ö) Im Jahre 1043 kommen Gesandte Abas zu Heinrich,
der schon in Ungarn stand, mit weitgehenden Versprechungen.
Auch 7 Geiseln will er stellen. Aventin p. 50 nennt als
Führer dieser Geiseln Pezilo, der früher schon in deti Alt-
aicher Annalen und der Bilderchronik genannt ist.
4) Aba bittet, nur nicht persönlich vor Heinrich erscheinen
zu müssen und schwört Hemrich von Baiern und Wratislaus
von Böhmen den Eid. Avent. p. 50.
5) Aba hält seine Versprechungen nicht. Er steht mit
zwei bairischen Verräthern Berinulphus und Macbothunus in
Verbindung. Nach dem Siege werden diese gekreuzigt, p. 50. 55.
Die Altaicher Annalen p. 41 und die Bilderchr. p. 150 haben
nur Andeutungen darüber und wissen nichts von der Strafe.
6) Gegen Aba entsteht 1044 eine Verschwörung, das
Haupt derselben, Lorico, nennt nur Aventin p. 51. Dieser
flieht zum Kaiser und versöhnt sich mit Peter.
7) Heinrich fällt 1044 in Ungarn ein, es kommen Ge-
sandte Abas, so berichten alle Quellen. Aventin p. 52 allein
nennt die Namen Zaudinicho und Nano. Auch dass sie 'cum
auri maximo pondere' kommen und eine Unterredung für Aba
erbitten, erzählt nur er.
8) Aba wollte zu Hunnoburgium erscheinen, wo Heinrich
7 Tage blieb, kam aber nicht. Der Kaiser sendet Pezilo imd
Nano, die er bei sich behalten, ihrem Könige zurück, sie be-
richten ihm, wie gering die Zahl der Feinde sei. Aba bestimmt
den dritten Tag zur Schlacht, ist aber nicht zur Stelle, p. 53/54.
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Aventin und die ungarische Chronik. 573
9) In der alsdann geschlagenen Schlacht fallen 108.
10) Peter unterhandelt mit Aba, bietet ihm das Herzog-
thum, aber dieser will noch einmal das Kriegsglück versuchen,
doch die Seinen weigern den Kampf, p. 55.
11) Der wiedereingesetzte Peter schickt 1045 Boten an
Heinrich p. 57 : ^periculum non mediocre inesse, nisi maturef .
Man fürchtete nämlich schon den nachher erfolgten Rückfall
ins Heidenthum. Nach den Annal. Alt. p. 44 bitten die Ge-
sandten nur. der Kaiser möge das Pfingstfest in Ungarn feiern.
Die Bilderctironik erwähnt überhaupt eine Oesandtschaft nicht.
12) Während der Feierlichkeiten in Alba 1045 ^caesar
armatus epulatur', p. 58.
13) ^Caesar Gisalam reginam abduxit, Bathaviae — con-
locavit'. Nach Riezlers Vermuthung ist das gefolgert aus
Giselas Grabdenkmal in der Ellosterkirche zu Niedernburg.
14) Die Ungarn töten Peter, 'qui in confinio Boiariae et
Ungariae cum Noricis venabatur' und setzen Andreas ein.
Dieser schickt an Heinrich 1046 drei Gesandtschaften, die erste
empfangt der Kaiser in Italien, die dritte in Tribur, p. 62.
Hermann spricht von häufigen Gesandtschaften. Von dem
Thronwechsel hört der Kaiser auf dem Marsche nach Italien,
aber nicht durch eine Gesandtschaft des Andreas.
Für die Zeit von 1046 — 74 ist nur weniges dem Aventin
eigenthümlich. Es wäre etwa zu erwähnen, dass er unter den
Führern und Helden des Zuffes von 1060 auch Aribo nennt,
der nachher eine Gesandtschaft an den Kaiser übernimmt, und
dass er über den resultatlosen Zug von 1074 berichtet 'supe-
riorem partem regni Salomoni restituit'.
Weiterhin finde ich bei Aventin keine nennenswerthe
selbständige Nachricht, die sich auf Ungarn bezöge, vielmehr
scheint er immer abhängiger von der ungarischen Chronik zu
werden.
Wichtigere und zahlreichere selbständige Nachrichten finden
sich also nur von 1040— 1Q46. Da liegt der Gedanke ausser-
ordentlich nahe, dass dieselben aus jener öfter erwähnten
deutschen Quelle stammen, welche innerhalb eben dieses Zeit-
raums über imgarische Verhältnisse so vorzüglich Bescheid
wusste. Die Annahme, Aventin habe hier aus einer ausfuhr-
licheren ungarischen Chronik geschöpft, würde doch nur dann
an Wahrscheinlichkeit gewinnen, wenn der Inhalt, die Art, die
Tendenz jener Nachrichten unabweislich auf ungarische Her-
kunft hinweisen. Das ist aber keineswegs der Fall. Sehen
wir die angeführten Stellen darauf an. Sie lassen sich in ver-
schiedene Elateeorien sondern.
Einige sind als Erweiterung und Auschmückung solcher
Nachrichten zu betrachten, die Aventin in seinen deutschen
Quellen fand. Er hält sich dabei, wie schon oben bemerkt,
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574 Otto Bademacher.
nicht allzustreng an seine Vorlage, macht gelegentlich Zusätze,
so dass die Erzählung ein ganz anderes Aussehen gewinnt,
und die Grundlage kaum noch zu erkennen ist. Bei unserer
mangelhaften Kenntnis der Quellen Aventins sind wir nicht im
Stande, in jedem Falle zu entscheiden: liegt hier wirklich
etwas Neues vor oder nur eine freie Umschreibung dieser oder
jener Stelle deutscher Annalen? Als Beispiele solcher Erwei-
terungen könnten von den oben angeführten Stellen dienen
die In*. 1. 4. 11. 14. Sicherlich stammen diese nicht aus einer
breiteren ungarischen Chronik.
Eine zweite Gruppe besteht aus solchen Nachrichten, deren
Quelle sich zwar nachweisen lässt, aber nicht an dem gerade
entsprechenden Orte der bekannten Vorlage, sondern Aventin
entnidim sie anderen, oft durch grösseren Zwischenraum ge-
trennten Stellen derselben, wo ähnliche Verhältnisse geschil-
dert werden. Dahin gehören die Nr. 2. 7. 10, über die ich
auf p. 571 verweise. Auch Nr. 3 ist hierher zu ziehen, wo
Aventin einen in deutschen und ungarischen Quellen nach-
weisbaren Namen eines ungarischen Grossen (Pezilo) auch in
anderem Zusammenhange verwendet. Eine solche Verwendung
und Verwerthune einzelner Züge oder Namen an anderen
Stellen ist ebenfsdls geeignet, den Anschein zu erwecken, als
ob eine neue, bisher nicht bekannte Nachricht vorläge.
Zu einer dritten Kategorie gehören Nr. 4. 8. 9. 12. Was
hier erzählt wird, stand sicher nicht in einer ungarischen
Chronik, denn in 4 und 8 wird Aba nicht gerade lobend er-
wähnt, er fiirchtet des Kaisers Angesicht und erscheint wieder-
holt wortbrüchig. Nr. 9 aber steht in directem Widerspruche
mit der Bilderchronik p. 151. Nr. 12 endlich beweist, wie
sehr der Kaiser, auch nach Peters Wiedereinsetzung, den
Ungarn misstraute.
Eine vierte Klasse bilden solche Stellen, die ebensogut
einer deutschen als einer ungarischen Vorlage entnommen sein
könnten, ersteres noch mit grösserer Wahrscheinlichkeit, so
die Namen der bairischen Yerräther und ihre Hinrichtung
(Nr. 5) und die Mitnahme Giselas nach Baiem (Nr. 13).
Endlich bleiben noch übrig Nr. 6 und 7, welche Namen
ungarischer Grossen enthalten, die man sonst nicht kennt.
Diese könnten möglicher Weise, doch durchaus nicht zwingend,
auf eine unbekannte ungarische Chronik hinweisen.
Auch die beiden selbständigen Nachrichten aus der Zeit
von 1046-— 74 (vgl. p. 573) sind in keinem Falle ungarischen
Ursprungs. Denn von der Tapferkeit des Wülihalm und Poto
maciien zwar die Altaicher Annalen 1060 und Aventin p. 82,
der Aribo hinzufügt, viel rühmens, ein ungarischer Chronist
aber würde nie davon reden. Auch dass Heinrich IV, wie-
wohl nicht siegreich, 1074 seinem Schwager Salomo 'superiorem
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Aventin und die ungarische Chronik. 575
partem reew! zurückgeben konnte, den dieser kurz nachher
an Deutschland abtrat (Stumpf R. 2782), würde keine unga^
rische Chronik berichten.
So weisen also von der ganzen Reihe selbständiger Nach-
richten nur etwa drei ungarische Namen und höchstens noch
die der bairischen Verräther auf eine ungarische Chronik in
weiterer Fassung hin, und das nicht einmal in zwingender
Weise. Will man, weil Aventin einige Namen mehr hat, oder
weil er (vgl. p. 570) zuweilen von der Bilderchronik abzu-
weichen scheint, eine neue Chronik construieren? Gewiss
nicht, vielmehr scheint es sicher, dass Aventin die Bilder-
chronik, wie sie uns noch vorliegt, benutzte oder eine sehr
nahe stehende Redaction. Wollte jemand an das wahrschein-
lich ältere Chron. Budense denken, so wäre dagegen nichts zu
sagen, denn die zahlreichen Episoden, welche die Bilderchronik
vor diesem voraus hat, enthalten, soweit ich sehe, in keinem
Falle solche Nachrichten, die Aventin einer ungarischen Vor-
lage verdankt, sondern was er entnahm, steht in beiden
Redactionen.
Dass er Keza gekannt hat, ist nicht wahrscheinlich. Wohl
berichtet er einmal, wie Keza p. 75 (die Bilderchronik
schweigt), dass die Ungarn 20000 Menschen getötet hätten,
doch sind diese Spuren zu gering, andere dir^cte Beziehungen
zwischen beiden finde ich nicht. Andrerseits aber, warum
hätte Aventin, wenn ihm Keza vorlag, gar nichts von dessen
ausfuhrlichem Berichte über die Schlacht auf dem Marchfelde
übernommen, der trotz seiner tendenziösen Entstellung in
manchen Punkten und Namen durch deutsche Annalen Be-
stätigung findet?
Zum Schluss noch zwei Bemerkungen. Hat Aventin die
ungarische Chronik so häufig benutzt, so musste er ihr doch
Glauben schenken, ihr einen gewissen Werth beilegen, und
auch für uns gewinnt sie dadurch an Bedeutung. Denn Aventin
war noch eher in der Lage, ihre Glaubwürdigkeit oder Un-
glaubwürdigkeit beurtheilen zu können, ihm stand noch bei
weitem reidieres Quellenmaterial zur Verfügung, wer weiss,
ob er nicht manche ietzt der ungarischen Chronik eigenthüm-
liche Nachricht auch in deutschen, nun verlorenen Quellen
bestätigt fand. Sollte es also so bedenklich sein, m. den
meisten Fällen der Bilderchronik zu folgen, wo auch Aventin
sie ausschrieb? Besonders den Namen von Personen und
Städten, die sie bringt, sollte man nicht ohne zwingenden
Grund misstrauen.
Wenn es ferner wahrscheinlich ist, dass Aventin von dem,
was er zwischen 1040 — 46 mehr hat als die vorliegenden
deutschen und ungarischen Quellen, das meiste jener verlorenen
Schrift über Heinrich DI. siegreiche Ungarnkriege verdankt,
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576 Otto Rademacher.
80 würden diese seine selbständigen Nachrichten, dazu gewiss
auch manche von denen, welche mit der Bilderchronik über-
einstimmen, aber schwerlich dieser entnommen sind, sondern
jener gemeinsamen dritten Quelle entstammen, sehr an Be-
deutune gewinnen. Man dürfte dann gerade in diesen wich-
tigen Jahren mit einiger Sicherheit dem Aventin folgen, und
wenn immerhin Vorsicht geboten erscheint, namentlich gegen-
über seinen ausschmückenden Erweiterungen, so würde doch
manche werthvolle und brauchbare Nachricht als gesichert
übrig bleiben.
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XXVll.
Miscellen.
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Der Codex Paris, lat. nouv. acq. 204^
Von Dr. R. Lehmann.
Zu den wenigen Handschriften der Lex Alamannorum,
welche Merkel unbekannt geblieben sind, zählt der durch die
Pariser Nationalbibliothek der Monumentendirection freund-
lichst übersandte Codex Paris, lat. nouv. acq. 204. Ist dieser
Umstand nun auch, soweit es sich um die Lex Alamannorum
handelt, von geringer Bedeutung, da unser Codex nur eine
ganz späte Text^estaltung der Lex aufweist, so erscheint der
Codex doch deshalb von Werth, weil er nicht blos die Lex
Alamannorum, sondern auch die Salica emendata, grosse Bruch-
stücke der Lex Baioariorum, Burgundionum, Epitome Aegidii,
mehrere Capitularien, endlich eine Iramunitätsformel enthält.
Von allen diesen Bestandtheilen sind, soviel ich sehe, nur die
Salica von Hesseis und die Capitularien von Boretius benutzt
worden, während im Uebrigen der Codex weder collationiert,
noch, wenn ich von einer kurzen Anzeige Delisles in der
Biblioth^que de Töcole des chartes XXXVII, 79 absehe, gar
nur beschrieben worden. Da sich eine Collation aber schon
um der Lex Burgundionum willen zu verlohnen scheint, von
welcher wir in Bluhmes Ausgabe nur 12Hs8. besitzen, so er-
schien es mir am Platze, eine Beschreibung des Codex und,
für die wichtigeren Bestandtheile desselben, zugleich eine Col-
lation zu liefern.
Es enthält aber unser Codex, welcher von einem und dem-
selben Schreiber im zehnten oder elften Jahrhundert geschrieben
worden ist, 94 vollständig erhaltene Blätter und ein Bruch-
stück eines 95*«". Dass er ursprünglich mehr Folien enthielt,
ergiebt sich bereits daraus, dass von der Lex Baioariorum,
Burgundionum, den Capitularien und der Epitome nur Frag-
mente erhalten sind. Würden wir diese Bruchstücke vervoll-
ständigen, so träten zu den ersten 94 Folien etwa 17 weitere
hinzu und zwischen das 94. und 95. Folium schöben sich etwa
7 Folien ein, so dass c. 119 Folien statt der jetzigen 95 vor-
handen wären. Allein, dass der Umfang ursprünglich noch
bedeutender war, scheint sich aus zwei Vermerken zu ergeben.
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580 K. Lehmann.
welche am rechten unteren Rande der Fol. 90 und 94 von der
Hand des ursprünglichen Schreibers herrührend sich befinden.
Auf Pol. 90 findet sich der Vermerk Q XVI, auf Fol. 94 der Ver-
merk Q XVII. Nun umfasste aber jedenfalls Quaternio XVII acht
Folien, nemlich die 4 erhaltenen Folien 91 — 94 und 4 weitere,
welche zwischen Fol. 90 und 91 ursprünglich gestanden haben
müssen, da hier so viel Stücke in der Epitome fehlen, dass
dieser Kaum ausgefüllt wäre. Ziehen wir von Q. XVII den
Schluss auf die anderen Quaternionen, so ergäbe sich, dass der
Codex an Stelle der jetzigen ersten 94 Folien deren 8 X 17 = 136
enthielt. Er enthielt dann also noch andere Bestandtheile, sei
es Capitularien, sei es Volksrechte, in welcher Hinsicht sich
natürhch nichts Sicheres sagen lässt. Zu diesen 136 Folien
kommen dann aber die 7 Folien zwischen Fol. 94 und 95 und
ausserdem jedenfalls noch so viel hinzu, als der Rest der an
letzter Stelle stehenden, mitten im Text abbrechenden Epitome
erfordern würde, d. h. etwa 2 — 3 Quaternionen, so dass der
Codex mindestens 20—21 Quaternionen oder 160—168 Folien
enthalten haben muss, natürlich noch mehr enthielt, wenn auf
die Epitome weitere Stücke folgten.
Der Inhalt der uns erhaltenen 95 Folien ist aber folgender:
1) Fol. 1 — 20^^ Lex Salica emendata.
2) Fol. 20^—22 Bruchstück des Capitulars Boretius 139.
3) Fol. 23 Bruchstück des Capitulars Boretius 141 und
das Capitular Boretius 143.
4) Fol. 24 ^Capitula legis Salicae addenda' Boretius 144
und Weisthum Boretius 145.
5) Fol. 25—40^ Lex Alamannorum.
6) Fol. 40^—58 Bruchstück der Lex Baioariorum.
7) Fol. 59—77 Bruchstück der Lex Burgundionum.
8) Fol. 77 Formula imperialis Zeumer S. 296 Nr. 15.
9) Fol. 78 sqq. Bruchstück der Epitome Aegidii.
Was die einzelnen Bestandtheile betrifft, so ist:
1) Ueber die Lex Salica und die Capitularienfragmente
nichst zu bemerken. Die letzteren sind von Boretius in seiner
Ausgabe correct collationiert worden. Die Salica ist eine voll-
ständige glossenlose Emendata in 70 Titeln mit Index und
Rubriken im Text und ohne wesentliche Abweichungen von
dem Vulgattext. Da sie Hesseis bei seiner Ausgabe benutzt
hat, so ist auf ihn zu verweisen.
2) Der Text der Lex Alamannorum gehört, wie bereits
bemerkt ist, zu den jüngsten Texten. Er weist nicht nur die
Glätte der sog. Karolina auf, sondern enthält auch alle die
Novellen, welche die Ellassen G 3. J. der Merkerschen Aus-
gabe besitzen. Da ich die Hs. bei meiner Ausgabe der Lex
Alamannorum berücksichtigen werde, brauche icn hier weiter
auf sie nicht einzugehen.
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Der Codex Paris, lat. nouv. acq. 204. 581
3) Das Bruchstück der Lex Baioariorum gehört zu den
Hss. des dritten MerkeFschen Textes und schliesst sich beson-
ders nahe an E 4 an. Es reicht bis zum Worte 'victoriam'
in XI, 8. — Dem Texte geht ein Index voraus, diesem wieder
der Prolog, welcher mit den Worten 'In Christi Nomine in-
cipit prologus legis Baioariorum' eingeleitet und mit 'finif ge-
scnlossen wird. Der auf ihn folgende Index reicht so weit,
wie die Hs. E 4 bei Merkel. Der Text wird eingeleitet mit:
'Incipit lex Baioariorum'. Der darauf in anderen Texten fol-
gende Satz 'Hoc decretum apud' etc. fehlt.
Eigenthümlich ist dem Texte das häufige Fortlassen des
Wortes 'solidi' nach der Busszahl. Die Genealogien werden
wie in E 3 bezeichnet.
Von einheimischen Rechtsausdrücken ist hervor-
zuheben: frilazt (IVrubr.), wanlug (VII, 17), rewunti (IX, 1),
hrewauntiva (IX^ 4), etortcartea (IX, 17).
In IX, 19 wird am Schlüsse ninzugefügt: secundum quod
lex continet.
4) Das Bruchstück der Lex Bur^undionum beginnt
in XII, 5 (der Bluhme'schen Ausgabe) bei den Worten: aut
conscientia und führt den Text fort bis LXXXVIII. Auf
LXXXVIII folgt ein Bruchstück aus dem Papianus, nem-
lich der Tit. XVII (der Bluhme'schen Ausgabe). Nach diesem
schliesst es mit dem Worte explicit.
Lehnt sich so bereits das Bruchstück an die Hss. F O H
bei Bluhme an, so ergiebt sich deren nahe Verwandtschaft mit
H aus der sonstigen Collation, welche ich hier folgen lasse.
Als stetige Besonderheit ist vorweg zu bemerken: multum
nostrum für multae nomine. XII, 5 es fehlt suorum. XIII
b) spatium. XIV, 1 es fehlt inter — custodire. XIV, 1 matris-
que suae. XIV, 3 convenire. XIV, 4 defunctus sine filiis maritus
parientes mulieris non requirant XIV, 6 es fehlt illa; usu-
Iructu ; statt nihil alia : nullam aliam ; cellolis. XJV, 7 statt
his: ei; statt quod si: quas; es fehlt liberam. XV, 1 Quicum-
que; custodiri. XV, 2 Vim; per statt pro. XVI, 1 per vesti-
gium quodlibetanimal; et si cum ad cuius domum venerit;
res suas poscit statt reposcit. XVI, 2 ita ut nee mulieri liceat
;denegare. XVI, 3 eins statt veius; veraturas. XVII, 4 m) et
si: o) adprobare. XVII, 5 auctor statt actor; v^ ter; y) es
fehlt ictus. XVIII, 1 c) morsu; d) hominem; l) removere;
k) morderit; no) canem tradat. XVIII, 2 p) lanceam; r) terra;
z) inferri. XIX Ruhr. Es fehlt: et fideiussoribus. XI a, 2 ad-
missione. XIX, 5 s) quae fideiussore excesserit; x) suum
fehlt; fidem duxit statt fidedixit. XIX, 6 c) hoc est; quod
intra tres menses solito debito; f) reciperit; f0 pontificum.
XIX, 7 i) fideiussori; m) a fehlt. XIX, 9 v^ cuius. XIX, 11
h) pro illo ; k) suas statt sua si. XX, 1 a) lugam ; d) furtum.
Neues Archiv etc. xn. 38
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582 K. Lehmann.
XX, 2 f) obsequium : b) et furtum admissum ; es feblen die
Worte dominus — luga; es feblt suam nacb conscientiam ;
n) fugitivum; o) domino; r) solum; u) dictum. XXI^2 sesto-
rem vel satorem (statt sartorem vel sutorem); k) suscipit.
XXII Rubr. removenda, negotiis Romanis patrocinia. XXIII, 1
c) fehlt ante; f) tulerit; g) tulerit XXUI, 2 m) aut prato;
inpellaverit (statt inpalaverit). XXIII, 3 q) expellit ; s) mi-
nantur; t) voluerit. XXIII^ 4 ac messibus (statt aut in messi-
bus); y) aut. XIV, l. 2 f) dederat; n) pertinuerit; r) dona-
tores. XXIV, 3 fehlt. XXIV, 4 fehlt bis custodire; ad dona-
tionem j^statt aut donatione); domino (statt dominio), XXIV, 5
tradita nliis portione. XXV, 1 es fehlt aut furtim. XXVI, 1
optimatum. XXVI, 2 excusserit (statt exe. f.). XX VI, 4 sicut
superius statutum est doceatnr. XXVII, 1 e f j inpeaito sub-
iecto; damuum; k) add. exsolvet. XXVII, 3 o) fehlt hoc;
s) ve; t) potuerat. XXVU, 4 aperuit; et animalia. XXVII, 5
aut statt ut a; XXVII, 6 a debito; aut plagatus aut cesus
fuerit XXVII, 7 d) fehlt in; i) furtu. XXVII, 9 h) fructum;
XXIX, 2 interfectori (statt interfectoribus). XXIX, 3 k) scre-
onias. XXX, 1 a) vix. XXX, 2 C (statt CL). XXXII a) his;
b) aut; d) ligaverit; e) es fehlen die Worte: et multae n.
sol. XII. XXXII. 2 es fehlt quem ligavit; f) solvat. XXXIII, 1
es fehlt: et multae n. sol. XII; q) vindioare. XXXIV, 2
d^ pretium. XXXIV, 4 q) faciendis his facinoribus ; mallue-
nnt; exeat se de moribus. XXXV, 1 es fehlt ^uis. XXXV, 3
e^ Servitute regia. XXXVI a) incesto; et qui (statt ei qui);
f) adulteraverit ; regiis servitutibus. XXX VII b) sine spa-
cium. XXXVIII Rubr. extraneorum; iterantibusi negandam.
XXXVin,2 solidorum. XXXVIII, 3 habeat; aut qui fieri;
conpensentur. XXXVIII, 4 q) poeni auctor de his. XXäVIII,6
casa paliata; auf ostenderit folgt: et potuerit adprobare inferat
illi cums domum ostenderit sol. 3 multum nostrum. XXXVIII, 7
percussus statt non permissus. XXXVIII, 8 g) ibi. XXXIX, 2
S[uisquis; g) is fehlt; n) pretii ipsius fehlt. XXXIX, 3 suam
ehlt; teuere. XXXIX, 4 t) et fehlt; z) dominatione. XXXIX, 5
mancipiis. XL, 1 e) in; ac sibi manumissoris statt hanc sibi;
h) noverit; convincantur; conlata; op) libertates suas; q) cu-
stodiri. XLI, 2 g) flamma; h) yim. XLII, 1 Licet heredita-
tibus; g) iusseramus; aliquam ex his; corrogantur; k) add.
quod. XLII, 2 ^) morganegeba; t) permaneat; z) demittere;
a) et misso; i) is fehlt; p) die Unterschrift; fehlt XLIII, 1
es fehlen die Worte plura de donationibus ; b) evidens;
e) finiantur; donatione aut testamentum; possent; suscriptione.
XLIII, 2 quod statt quodsi. XLIV, 1 occulta; e) aut si;
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Der Codex Paris, lat. nouv. acq[, 204, 583
f) et fehlt; g) potuerit invinci; h) flagitia; infamia. XLIV, 2
Suod statt quodsi; in voce aceusantis; p) reclamante. XLV
,ubr. detulerint. XLV, 1 d) per vagatione ; e) cognovimus ;
f) cognitis; his quae statt et is qui; i) negaverint; k) legicium
eorum; m) p. licentiam; iudicanda statt ludieante; obtmerint;
qui obtulerint sacramentum; w) debeat; novigeldo solutione;
y) die Unterschrift fehlt. XL VI b) occidendum; videtur;
corrigantur; e) etidcirco; h) posuerit; i) ipsum; n) superius;
o) quasi ut hominens; venientem; animalia: r) fuerint fehlt;
s) sagilla; t) visa; u) factae fehlt; v) casu; x) ille sagillatus;
a) vero quod; c) vicinis suis non; f) tfaditione; g) domino.
XL VII d) filiarum; n) et; o) prohibeatur; p) servitip; q) ftierit;
credatur statt tradatur ; t) dubitare; x) ut quicumque est tem-
pore; z) quod; numerum. XL VII, 3 anni: emittendi; aut statt
sicut; h) habebunt; forte statt sortem; p) fuerint. XLVIII
quaecumque statt quicumque; c) violento; per statt pro;
{;) praetermisso ; k) fuste aut lapide; 1) os; n) recipere; o) fehlt
egibus; st) similem conditionem; aut fregerit qui; u) criminis
addr, xj tibiam; b) Verum; d) violento. XLIX g) fit; prae-
posito; i) vel; facient; m) duxerit; n) aut si; o) dominorum;
r) nihilque; fehlt postulatum. XLIX, 2 fuerunt retenta;
v^ domino; wx) actorum quaerens; y) tenebatur; quodlibet.
a) tenuerit; auf recipiat folgt: id ut ea sicut ordo postulat
quid facere etc.; p) cacantibus; ut nach idest fehlt; y) debi-
tione; d) fehlt; e) contestare a pueris nostris; multa; exigent.
L ut nach necesse est fehlt; d) iudicis ignorantia; finibus liti-
bus congruentes; C statt CL; w) vexatum; firma statt forma.
LI e f ) conservata; Y) portione; m) praeclaruit; n) ad illum;
q) ut; t) indictum; u) legis; v) retinebunt ; w) eiusmodi nego-
tionis; x) proraulgato; nostrae dederit statt non tradiderit;
d) aut; f ) definiri; g) accipit; voluisset statt voluerit; dömi-
nationem statt donationem; exinde statt exea; w) discesserit;
d) post eius mortem; e) fratrorum commonitione ; g) germanas;
i) frater suus heredes accedat. LH Ruhr, consortio; fehlt ad-
Tuterii. LII, 1 emisso iudicio perpetuo. LIL2 Fredegisdum;
Balthamodum; t) vertebat; w) precaverit. LII, 3 f) maiori;
parte; Balthamodi; Im) notam cucurrit atque ab hoc quem.
Xll, 4 Balthamodum; c) ipsius; f) praesumpserit ; g) cuius;
q) ipse saepius dictam aunegildem; praeiudicium statt pretium
suum; w) numeretur. LII, 5 necpaquam; facinoris casum statt
tanti f. a.; e) permisisse; soUiciti; a) der Vermerk fehlt. LIII
Ruhr, patris fehlt. LIII, 1 fuerat; g) lege fehlt; i) et filius;
k^ aut si; 1) superfluis sed; p) utpost; speciae; r) litigiis iure
dissentiunt succidentibus ; v) adeundo; y) reservare; b) inter;
causa statt casum; factorem; matrem fehlt; e) relicti; h) pa-
triae; k) vestigium; 1) terminatis; m) suspensk. LIV h) per-
ciperat; i) eius; 1) requirere; mn) repperimus; emisse prae-
38*
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584 K. Lebmann.
sumpturis; q) ut fehlt; r) ab his; s) in l^n'is; xy) nova snper-
flua; d) in ac2(2.; kl) medietatem. LX Kubr. etierminis evol-
sis fehlt; 1) fehlt; m; iam; s) fehlt; e) evellerit; g) libertatem.
LVI d) quem; e) praesenti; f) cuBtodire. LVII Rubr. liber-
tatibus. LVUI d) solides det. Das Folgende fehlt LIX
b^ Omnibus fehlt; d) relicta; in hinter facultate fehlt. LX
b; in fehlt; e) consuletur; h) veterum; m) censuentes; p) te-
stare; r) ut fehlt; u) testimonium; y) cnius; d) conpositio;
f) manu eius; g) qui; k) teneatur s. fehlt; 1) a für ad eius;
p^ fuisse; q) praebeat fehlt. LXI c) forte; d) dissolvatur; et
ms cui aduiterio dicitur; f) ad alterius; g) coniugium. LXII
derelinquat; a) acoeperit; df) dotem suam; g) suo fehlt; pro-
prietate sua. Die Worte der Unterschrift von Lugduni ab
fehlen. LXIII Si auis ingenuus est; die Worte secundum quäl,
pers. fehlen. LXiV e) messe sua; (juia animal statt ille ani-
mal quod. LXV Rubr. a fehlt j c) üle; fecerit; e) patiatur;
f) certe. LXVI Rubr. ad maritum; wittemon; g) vindican-
dfum; i) fratres non habens; 1) et ut de wittemon. LXVIII,2
non statt nam hoc; h) illius fehlt; ^uae sunt. LXIX Rubr.
Wittemon; c) prioribus; h) dedent. LXX c) quantum;
g) deputatur; ab eo qui; 1) berbicem. LXXI b) furtum: est
statt erat ipse. LXXlI g) deserto. LXXIH g) fehlt fiierit;
sibi et statt sive; p) animalium statt an alium; aut si statt et
si; v) teuere; illius hinter p. sit fehlt; b) praestitum; ultionem ;
d e) quod debilitatum; g) excortato; k) servata. LXXIV Rubr.
De antedictis quibusque temporibus; i) imperare; h) in here-
ditatibus; o) facta; p) aut si statt ac si eam; r) aut si; s^ ra-
tionem; t^ eius; auos statt si dno; x) qui quartam accipiant;
y) ex fehlt; c) observari; f) portione; g) aestiment; designa-
tum accipiant. LXXV Rubr. De inter nepote et amita; du-
centorum statt docentur; e) detestasse; facta statt fata; v) minor;
x) alteram substantiam; a) potestate; bc) nepotibus patris;
m) filiis; r) genitoris; x) iudioandum. LXXVl Rubr. De vi-
ciscalcis: c) cum; quereiata; g) quique; 1) offerre; t) erupta;
x) praesumpturis ; a) vitiscalcum nostrum; nostrae multae;
e) distinctionis; inmemores curabuntur et; n) servabunt. Die
Unterschrift fehlt. LXXVII Rubr. Servorum fehlt; b) et fehlt;
c) iudicio; i^ subiectum; 1) tormento; n) quo; indemnem fehlt;
p) si inquisitione ; inde civis statt indiciis; per omnia mittitur
statt promittitur; a) ut; b) iudiciarum; c) integram; d) sen-
tentiam; e) resecandorum. LXXVIII bc) wie H.; k) in add.j
sui hinter patris fehlt; p) quic<juid; r) derelinquid; v) fehlt;
x) masculum. LXXIX b) inscnptione ; c)ftierit; m) ea quae;
pj voluntate; t). ut fehlt; f) fehlt j h) requirere; 1) reformare;
m) terram; q) privatis; u) provideri; x^ commoveri; c) die
Unterschrift feldt. LXXX d) praesenti; 1) discenderint ; atque
partes statt a qua parte; o) testis qui; p) de; w) qui fehlt;
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Der Cod. Paris, lat, nouv. acq. 204. 585
y) vindicandum. LXXXI c) constitutionis; ut hinter fiierat
fehlt; hi) absentia putaturum; kl) exspectatione; p) fehlt;
q) agnoscaat; v) fehlt. LXXXII d) adsolvendum; e) instdt;
h) pars adversa fehlt; k) et fehlt. LXXXIII f) si hinter aut
fehlt; g) precium; i) cognoscit; agnitae hinter rei fehlt.
LXXXI V d) agnovimus; e) credimus; liceat fehlt; m) vena-
lem; p) fehlt; q) von quem ab fehlen die Worte. LäXXV
h) Si quis; g) ad res; m)^ quidquid; p) distrahere voluerit
simplam reddat; w) suscipit. LäXXVI c) qui fehlt; fg) ha-
reda; h) si; i) cui v. d. i. fehlen; 1) aut; q) ut fehlt; w) orna-
mentis; y) accipiat. LXXXVII bc^ credimus; g) libertum;
i) ut statt aut si; 1) fuerint; m) valeount: p) alios 15 annos;
rs^ voluerint, habeant; tu) revocavermt, permaneant.
LXXXVIII a) vel; b) causam; d^ diligentius observare;
g) apud statt aut per; k) fehlt; m) aare.
Papianus XVII b) observandum; c) divisam; o) in illo;
xy) fehlt; e) nuUus; f) limitati; m n) fehlen; p) fehlt; y) Theo-
dosii.
5) Die Pormula imperialis weicht von der Form. 15
bei Zeumer in folgenden Einzelheiten ab:
Die üeberschrift fehlt; Zeil. 25 hinter vestris folgt vor par-
tibus ceteris; statt Provincie Burgundiae; Z. 28 paterentur;
Z. 29 hinter quam fehlt et; possint; Z. 32 statt omnia quoque.
Pag. 297 2. 3 modi huiusmodi Z. 5 statt ad in; Z. 6 statt
munitione modo ammonitione; vor sicut casu; Z. 7 statt idem
id est; Z. 11 statt observetis servetis; Z. 12 statt ad in; Z. 13
statt eis liceat is eis lieent; Z. 15 statt eos ea; Z. 16 statt ser-
vicia servitium; Z. 17 statt a in; das et fehlt; Z. 18 et fehlt.
6) Was schliesslich die Epitome Aegidii betrifft, so
ist von ihr nicht ein zusammenhängendes Stück, sondern es
sind mehrere Bruchstücke erhalten. Erhalten ist die Prae-
fatio und der Index vollständig auf den Fol. 78 — 83. Auf
Fol. 83^ beginnt der Text und geht fort bis HI, 8 (Fol. 90),
woselbst der Vermerk: Q. XVI. Das Folgende fehlt bis
IV, 19. Von IV, 19 (Fol. 91) wird der Text fortgeführt bis
VIII, 10 (Fol. 94), woselbst der Vermerk: Q. XVIL Auf
Fol. 95 sind Splitter vom XIII, XIV. und XVI. Buch zu er-
kennen. Der zwischen Fol. 90 und 91 fehlende Theil würde
etwa 4 Folien einnehmen, wodurch der Q. XVII auch voll-
ständig würde. Der zwischen Fol. 94 und 95 fehlende Theil
müsste etwas über 7 Folien einnehmen. Damach wäre Fol. 95
das letzt Folium des XVIII. Quaternionen. Der fehlende Best
der Epitome hätte 2 — 3 Quaternionen umfasst, so dass der
Codex, falls er mit der Epitome schloss, aus 20—21 Quater-
nionen bestanden haben dürfte.
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Miraoula Burohardi IIL
arohiepisoopi Magdeburgensis.
Von W. Scham.
Die Qesta archiepiscoporum Magdeburgensiam lassen sich
über die unter Vorwissen der städtischen Behörden am
21. September 1325 ausgeführte Ermordung Erzb. Burchards III.
mit den Worten vernehmen: 'eum — proch dolor! occiderunt
et, ut sperandum est, Christi martirem fecerunt'i. Diese Aus-
drucksweise liess vermuthen, dass die Erzählung über Bur-
chards Tod zu einer Zeit niedergeschrieben wurde, wo die
Bemühungen, eine Canonisation des Ermordeten zu erlangen,
im Gange waren. In der That sind mehr als einmal von
Magdeburg aus Versuche gemacht worden, den päpstlichen
Stuhl zu einem solchen Schritte zu bewegen, zuerst noch bei
Lebzeiten Papst Johanns XXII. vom Erzo. Otto und sodann
im J. 1366 vom Erzb. Dietrich bei Papst Urban V. Die bei
letzterer Geleffenheit vom Erzbischofc Namens* seiner ge-
sammten Geistlichkeit wie der Fürsten, Grafen, Barone, Mini-
sterialen und des ganzen Volkes seines Sprengeis nach Ävignon
gerichtete Eingabe^ giebt* allein auch Aufschluss über die erste
schon vor den Ausgang des J. 1334 fallende Anregung. Es
heisst betreffs derselben wörtlich: ^attendens eciam prefati
domini Burchardi desiderate canonisacionis negocium tempore
felicis recordacionis domini lohaimis pape XXIL sub apostolice
sedis examine aliquando diucius per magistrum Henricum^
1) MG. SS. XIV, 431. 2) Siehe J. C. von Dreyhaupt, Beschrei-
bung des Saal-Creyses (Halle 1766) I, 79 und 80. 3) Soviel neue
Materialien über Burchards Tod und die Kachfolge Ottos von Hessen die
Ge8eh.-Q. der Pr. Sachsen Bd. XXI (Päpstl. Urk. und Begg. aus den
J. 1296 — 1362, die Gebiete der heutigen Provinz Sachsen betreffend.
Bearb. von G. Schmidt, Halle 1886) bringen, sind daselbst doch die in
diesen Zeitraum fallenden ersten Verhandlungen über Burchards Heilig-
sprechung in keinem Aktenstücke berührt. 4) Heinrich von Hakenstedt,
vielfach durch Johann XXH. mit Pfründen begnadet, siehe Ge8ch.-Q. d.
Pr. Sachsen XXI, J. 176. 231. 232. 496, ferner Urk.-B. des Stiftes S. Pauli
in Halberstadt, Gesch.-Q. der Pr. Sachsen XXH, Nr. 113 und 116.
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Miracula Burchardi III. archiepiscopi Magdeburgensis. 587
prepositum Sancti Pauli Halbirstadensis nomine reverendi
patris domini Ottonis bone memorie^ immediati mei prede-
cessoris — agitatum, licet ner eundem — retardatum ; das
klingt fast) als wollte man Otto selbst für das Scheitern der
Sache verantwortlich machen. Dem ffegenüber lässt es Diet-
rich ^lem Anscheine nach am möglichsten Eifer nicht fehlen.
Auch er sendet seinen Secretär und OfGzial, den Domherrn,
Meister Johann von Marburg, als besonders hierzu bevoll-
mächtigten Unterhändler an den päpstlichen Stuhl und die
hier besprochene Eingabe, die demselben zugleich als Aus-
weis und Vollmacht gedient hat, strömt von allerlei Lob-
preisungen der Person und des Charakters Erzbischofs Burchard
über. Vor allem heisst es von demselben: Hot et tantis vir-
tutum meritis insignitum, mox ipso de hac luce subtracto con-
tinuatis successivis temporibus, ac nunc instanti indesinanter
reful^entem miraculis, absque omni falso figmento et sinistro
quovis documento postposito, clerus et populus predicte mee
diocesis et provincie sanctum vocat, habere confidens respon-
dentem fidelem intercessorem et in suis necessitatibus pro-
picium adiutorem eciam credit. Et ego cum capitulo meo
nrmiter cum eis credimus per opera, que frequenter Dens per
ipsum sub indubitate spei üducia operatur, ut sie opera ipsius
magnifica in terris magnificentur, quem sublimatum credit et
in celis*.
Für diese Angaben bot bisher indess keine Magdeburgische
Oeschichtsauelle einen beglaubigten Anhalt; erst die Revision
der Hss.- Abtheilung der hiesigen Universitätsbibliothek hat mir
in den 110 Bl. starken Pergamentbande Ye 40. F einen solchen
zufällig zugeführt. Dieser Codex enthält den Liber sextus
decretalium mit der Glosse des Gregorius Sabinensis und ist
der Subscription» nach erst 1 Jahr nach ßurchards Tod ent-
standen. Da er ausdrücklich als ehemaliger ^Liber ecclesie
Halberstadensis' erkennbar ist, so dürften die einschlägigen
Aufzeichnungen doch eher mit den Bemühungen des Propstes
Heinrich von Hakenstedt, als mit Erzbischof Dietrichs Vor-
gehen im Zusammenhange stehen; auch der Charakter der
Urkunden -Cursive, in der die hier folgenden Mittheilungen
von zwei wenig verschiedenen Händen auf dem Rückblatt und
auf der Innenseite des hinteren Deckels eingetragen sind, weist
eher auf eine Entstehung im ersten Drittel als nach dem
zweiten Drittel des 14. Jahrh. Die Urheber beider Notizen
sind nicht sanz unbekannt; als Verfasser der einen bekennt
sich der wohl neben und unter dem Scholasticus fuDgierende
1) Anno Domini MOCCCOXXVIO feria quarta ante festnm pentecofites
finitus liber est seztns decretalium. Divinum flamen scriptorem protegat,
amen.
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688 W. SchviD.
Rector der Halbentädtcr Domschule. dessen Mamen indess
bisher noch nicht festeestellt werden Konnte; die andere Auf-
setchniuig rührt von dem auch anderweit bekannten Capellan
des Halberstädter Bischofs, Themo^ her. lieber das vom letz-
teren berichtete Processverfahren gegen einen betrügerischen
Hidleschen Münzmeister schweigen die Quellen der Stadt-
geschichte freilich gänzlich. Die über Mitglieder des Magde-
burger und Halberstädter Stiftes angeführten Personalien er-
wiesen sich bei näherer Prüfung als durchaus zuverlässig.
A.
Anno Domini M^CCC^XXVU. in die Omnium sanctorum
Halberstad in curia domini Heysekonis Arietis, decani maioris
ecdesie gerentisque tunc vices scolastici, dixit dominus de
Barboje canonicus Magdeburgensis et Halberstadensis in mensa,
quod viderit quendam puerum scolarem, quem scivit ante
obitum felicis memorie Burchardi archiepiscopi Magdeburgen-
sis bene sex vel quinque annis fuisse claudum in uno pede,
ita quod ei unus pes mit longior alio; quem puerum postea
vidit sanatum super sepulchro predicti archiepiscopi, per cuius
preces ut pie creditur puer ambulat recte. Hoc id[em] domi-
nus dixit aocidisse cuiaam puero filio cuiusdam morantis in
Sudenburch seoundum hunc modum: dieit enim patrem pueri
uno dierum votum fecisse Domino pro puero claudo, ut una
cum puero sepulcrum felicis reooraacionis iam dicti archi-
episcopi visitarety ut Dominus precibus ipsius puerum suum
sanaret; puer vero sequenti nocte voce altissima clamabat, ita
eciam quod omnes excitabantur de sompno; puer autem inter-
rogatus, quare damaret, dixit quendam hominem in albis
vestibus ad ipsum venisse et sibi pedem claudum fortissime
traxisse; die vero adveniente pes qui prius fuit brevior ad-
equatus est alteri pedi^ ita tamen quod in iuncturis pedem
ad motum processivum adhuc movere non poterat; patre
autem puerum cum amicis portantibus ad sepulcrum domini
archiepiscopi statim puer ambulavit. Eodem die eadem dixit
dominus de Plozc, canonicus eciam Magdeburgensis et Halber-
stadensis, quod viderit unam puellam que venit de sepulcro
predioto, et dixit se cecam fuisse et Dommum nostrum sibi ad
Sreces felicis memorie B. archiepiscopi visum restituisse; ista
ixerunt domino decano predicto, domino Hinrico de Drubecke
maiori vicario in choro^episcopi Halberstadensis, domino laoobo
vicario ad fieatam Virginem in Halberstad, domino Ludolfo
vicario maioris ecclesie, domino Hinrico cantore, domino Ar-
nolde canonico in Stendal et me rectore scolarum maioris
ecdesie, licet indigno, presentibus et quampluribus aliis fa-
mulis ad mensam servientibus fide dignis.
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Miracula Burchardi III. archiepiscopi Magdeburgensis, 589
B.
Anno Domini MoCCC<>XXVIIIo in vigilia Petri et Pauli
apostolorum dixit Conradus dictas Kaglie, miles strennuus, in
Castro Langensten in mensa reverendi domini, domini Alberti,
Halberstadensis ecciesie episcopi, nati de domo Brunswie,
eodem domino et domino duce Hiniico fratre suo Hilden-
semensi canonico, domino Barnim de Wenden Halberstadensi
canonico, domino Gunzelino de Berwinkil flildensemensi cano-
nicOy domino lohanne dieto Hoyen canonico Halberstadensi,
domino dicto Ridesel preposito, domino Lippoldo Dulice,
domino Hinrico dicto Eramme canonico sancte Marie et sco-
lastico Halberstadensi, domino Wernero, domino lohanne de
Cicte, capellanis domini episcopi predicti, et me Themone^
notario suo presentibus et aliis multis ad mensam servientibus
fide dignis, quod cives Hallenses quendam monetarium cepe-
runt, quem pro falsa forte moneta aocusaverunt ipsumque
morti tradere firmissime proposuerunt, preparato eciam vase,
in quo ipsum igne cremare proponebant, ij^se devote apud se
in honorem omnipotentis Dei sepulcrum domini Burchardi felicis
recordacionis quondam archiepiscopi Magdeburgensis pro redi-
menda vita vovit cum vestibus quibus tunc indutus fuerat [et]
cum aliis sacrificiis visitare; quo facto ipse omnibus videntibus
tunc presentibus et nuUis quicquam contradicere potentibus,
manus tortorum evasit et eodem itinere predictum sepulcrum
devocius visitavit ibique vestes omnes et sacrificium snum
dimittens. Factum narrando rumor per civitatem venit Magde-
burg quod dominus Burchardus archiepiscopus iterum novo
miraculo coruscaret, consules vero civitatis Magdeburgensis
egre ferentes huiusmodi rumorem querebant monetarium pre-
dictum interficere, qui iterum ab oculis eornm evasit, immo
eis videntibus et nocere volentibus, tamen non potentibus re-
cessit. Item accidit eodem anno, quod dixit dominus W. *
capellanus domini episcopi predicti, qui fuit in civitate Magde-
burg et audivit a multis civibus Magdeburgensibus, qui vide-
rnnt et audiverunt, quod quinque iuvenibus simul sedentibus
et tractatum de huiusmodi miraculis habentibus, aliis creden-
tibus, aliis vero contradicentibus, inter quos unus magis in-
credulus dixit, nuUo modo esse credendum, nisi videretur mutus
loqui et surdus audire et loquens loquelam perderet, unde
addidit: sortem mittamus cum tesseribus et ex cuiuscunque
iactu pauciora puncta in tesseribus apparuerint, si verum est,
quod de eo dicitur, mutus permaneat; illis autem in hoc con-
cordantibus et tesseres proicientibus apparuerent pauciora
1) Als Magister nnd Canonicns von St. Marien in Halberstadt im
Urk.-B. des Bonifaoiiis-Stiftes, Gescfa.-Q. der Provinz Sachsen XIII, 118.
2) Wernems, siehe oben Z. 12.
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590 W. Schum.
puncta ex iactu illias increduli. qui statim mutus factus est
lUis presentibus et modum revelantibus manifeste.
Trotz alledem haben die Bemühungen Erzbischof Diet-
richs ebenso wenig wie die Ottos Erfolg gehabt ; der römische
Stuhl ging auf das Verlancen, Erzb. Burchard zu canonisieren,
nicht ein und es blieb der Magdeburger Kirche der ebenso
ruhmvolle als materiell einträgliche Erwerb eines neuen Special-
heiligen versagt.
Als Beigabe lassen wir noch die folgende, ebenfalls von
Herrn Prof. Schum übersendete, für das Schriftwesen lehr-
reiche Rechnung folgen:
Rechnung der Kirche und des Gotteskastens zu Delitzsch.
1390-1440 Abth. IL Litt. C. Nr. 1, fol. 5' zum J. 1400.
Daz neuve mezbftch hat XL quintemen; darzu sint ge-
komen C hüte permintes, jo von der hut vier bletter gemacht
und jo dy hAt koste vier gr., daz macht VI schogk XL gr.
Ouch dem scribere jo von dem blatte zcu scribene IX pfennige,
daz macht VII schog XLII gr. Ouch gäbe wir dem scribere
zcu trangelde II gr. dye nacht, wen her quam von Ilburg und
brachte V gescrioene quinternen unde mer permintes holte;
daz trancgdt sind X gr. Ouch gäbe wir ome IUI gr. zcu
lasur zcu der illuminature. Ouch gäbe wir dem scribere sexa-
genam et XV gr. zcu lone, daz her daz buch bant und gar-
uz bereite. Ouch gäbe wir ome zcu trancgelde XXX gr.
Summa, was daz buch gekost had: XVI schog VII gr. Daz
gelt ist alles [von] er Nicoiao von Dyben durch 6od darzu
gegeben, sonder IIII schog unde II gr., dy habe wir von des
gotishuz gelde darzcu gegeben und I»/» schoff gr., dy Johann
der stulscribere gab zcu eynem nuwen graduaie, dy sint ouch
hir zcu dem buche gekommen.
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Zu Fortunatus, den Annales Quedlinburgenses
und Sigeberts Vita Deoderici.
Von M. Manitias.
In den ^Gesta episcoporum Virdunensium' berichtet Ber-
tarius in cap. 6, dass auch einst Fortunatus nach Verdun
gekommen sei und hier Aufnahme bei dem Bischöfe Agericus
gefunden habe. Zum Preise dieses Bischofes habe Fortunatus
Gedichte geschrieben und diese wolle er unten anfuhren.
Bertarius hat die betreffenden Gedichte auch abgeschrieben,
es sind Fortun. C. II, 23 und 23^. Der Text dieser Gedichte
ist von Leo in seiner Ausgabe des Fortunatus nicht berück-
sichtigt worden, doch bei dem Alter der von Bertarius be-
nutzten Handschrift — spätestens saec. IX — verdienen die
Lesarten entschieden Erwähnung, wenn auch die Handschriften
der Bisthumschronik selbst erst dem 12. und 13. Jahrhundert
angehören. Ich gebe hier unten die CoUation, und zwar be-
deuten die in den beigesetzten Klammem enthaltenen Buch-
staben die Codices (nach Leo), welche mit Bertarius' Hand-
schrift übereinstimmen; beigetügte 1 bedeutet c. Vird. 3 (cf.
MG. SS. IV, 39), in allen anderen Fällen überliefern beide
Verduner Codices dasselbe:
Fortun. C. 11,23. 1 Virduna; 3 augusto 1; gloria giro;
6 opere; 9 archani (GBL); 10 non solum; 12 dominus 1;
16 orta dies farta B L R«); 17 avidae. C. II, 23« 3 vendicat;
5 choruscas; 8 aecclesiae; 11 illecebris; 14 menbra; 21 docti-
logum (doctiloquum BL); 23 misteria (CGE); 24 quem plus
(codd.); 27 delitiis (dilitiis B): quas cellum 1; 30 quicquid
(CGBLM«).
Die wichtigsten Abweichungen von Fortunatus sind in
beiden Verduner Codices constant, denn 23 vs. 3 augusto
und 23*, 27 cellum können lediglich als Schreibfehler gelten,
desgleichen 23, 12 dominus wegen des gleich darauf folgenden
domus ; auf 23*, 23 misteria und 27 dehtiis ist gleichfalls kein
besonderer Werth zu legen, da sich dergleichen ja sehr oft
vorfindet. So weisen die wichtigeren Lesarten in der Hand-
schrift des Bertarius auf einen Codex hin^ der aus derselben
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592 M. ManitittB.
UrBchrift geflossen ist wie B L des Fortnnatas, der aber noch
erhebliche Abweichon^en von dieser Handschriftenclasse zeigt.
Aus B oder L kann dieser Codex nicht direkt abgeschrieben
sein, er ist nur ein Seitenverwandter. Von dieser Art der
Ueberlieferung aber, wie wir sie im Codex des Bertarius vor-
finden, besitzen wir keine bekannte Handschrift mehr, viel-
leicht war er die einzige Abschrift aus jenem Archetypus und
ist auch nicht zu einer weiteren Abschrift benutzt worden.
Zur Verbesserune des Textes von Fortunatus tragen die neuen
Lesarten nichts bei; nur soviel ergiebt sich, dass zu Anfang
des 10. Jahrhunderts eine Fortunatushandschrift in der Bis-
thumsbibliothek zu Verdun existiert hat«
Auch aus einem anderen literarischen Producte des Otto-
nischen Zeitalters ergiebt sich mit Bestimmtheit das Vor-
handensein von Fortunats Gedichten in Lothringen, nämlich
aus der Ecbasis captivi, deren Entstehungsort das Kloster
St. Evre ist. In diesem Gedichte werden neben Entlehnungen
aus anderen christlichen Dichtem» auch vier Verse aus For-
tunatus citiert:
Ecbas. 548. Fort. C. IX, 3, 9 Dulce saporatis curvantur
robora pomis.
711. Fort. C. IV, 7, 15 Organa psalterii cecinit modu-
lamine duici.
712. Fort. ib. 18, 1 Impedior lacrimis prommpere nomen
amantis.
715 f. Fort. ib. 16, 15 Consilio sapiens animo pius ore
serenus.
Dass auch in Heinrichs I. Familienkloster die classischen
Studien EUngang gefanden und im ottonischen Zeitalter ge-
blüht haben, ergiebt sich aus einer näheren sprachlichen Unter-
suchung des späteren Theiles der Annalen von Quedlinburg,
die nach dem Abbrechen von Thietmars Werke eine der wich-
tigsten Quellen für die Geschichte Heinrichs H. bilden. Aus
inneren Gründen nimmt man gewöhnlich für diese Annalen
vom Jahre 993 ab einige Fortsetzer an, was auch viele Wahr-
scheinlichkeit hat. Lediglich nach der Sprache zu urtheilen
könnte es jedoch scheinen, als ob die Jahre 993 bis 1025 von
einem einzigen Verfasser stammten. Doch die merkwürdige
sprachliche Uebereinstimmung, welche die verschiedenen Theile
zeigen, ist jedenfalls darauf zurückzufuhren, dass jeder ein-
1) Ecbas. 60 = Sedul. C. P. IV, 35. — 616 = Sedul. ib. I, 361.
644 cf. lavenc. h. ev. I, 653. — 693. 4. = Pradent. Hamart. 332. 3.
— 595. 6 =« Pnid. ib. 364. 6. — 597. 8 sa= Pmd. ib. 328. 9. Vera
593. 4 bieten wesentliche Abweichungen vom Texte des Pmdentins, die
jedoch nicht anf Rechnung der Handschrift eu seteen sind; sie ergeben
sich als absichtlich gemacht aas dem Zusammenhange.
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Zu Fortunatns, den Annales Quedlinburgenses etc. 593
zelne Fortsetzer das Werk seines Vorgängers sprachlich aus-
gebeutet hat. Solche durchaus nicht zufSlige Gleichheit des
sprachlichen Ausdruckes zeigt sich besonders an folgenden
Stellen:
Ann. Quedl. 1002 prout tem-
pus et res poscebant.
ib. nivosa Alpium cacumina.
1004 tota illa ^ens sese cum
face suaque omnia regi dedere.
013 pacis gratia sua omnia
seque dedentem.
1015 mortis pocula . . de-
gustavit.
ib. 1022 prout res tempusque
poscebant.
ib. 1022 Alpium nivosa ca-
cumina.
ib. 1020 Se suaque omnia
imperatoriae dedunt potestati.
ib. 1024 amarae mortis de-
ebriatus poculo.
In gleicher Weise tritt ferner in den verschiedenen Fort-
setzungen das Streben nach poetischem Ausdrucke hervor, es
finden sich Verstheile oder auch ganze Hexameter, ohne dass
an solchen Stellen eine direkte Anlehnung an einen Dichter
ersichtlich wäre, die sich allerdings anderwärts sehr oft zeigt,
wie ich unten nachweisen werde. Auch das ist ein gewöhn-
liches Zeichen der Zeit, dichterische Sprache nimmt man da-
mals sehr viel in die Prosa auf. Die Stellen sind folgende:
1002 Fama volat super his. 1003 paschalia festa peregit.
1011 abstulit et de regaU stemmate gemmam. 1015 MUes
coUectus subita formidine belli, ib. Gero comes miserans
casum morientis amici. 1018 coelesti locatur in aula. 1021
imperatorias pervenit ad aures. 1022 Germanicas pervenit
ad oras.
Endlich sind an Citaten aus früherer Poesie und Prosa
zum Beweise unserer ersten Behauptung folgende zu erwähnen :
Ann. Quedl. 997 pro loco et
tempore.
999 Pythagoricae bivium per-
ventum est Etterae.
Sali. lug. 57, 2 pro tempore
atque loco.
Auson. C. Xn, 124 (Peiper)
Pythagorae bivium ramis pateo
ambiguis T.
Hör. C. I, 3, 18 siccis oculis.
Aen. X, 84d praesaga mali
mens.
Aen. XI, 274 scopulos lacri-
mosis vocibus implent.
luvenc. h. ev. II, 786 cura-
rum mole gravatis.
Aen. Vif, 338 Mille nocendi
artes.
Aen. II, 475 Unguis micat
ore trisulcis.
ib. siccis oculis.
ib. praesaga mente.
ib. aera lacrimosis vocibus
pulsant.
1000 curarum pondere gra-
vatur.
1001 mille . . nocendi artibus.
ib. Unguis trisulcis.
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594
M. Manitins.
Aen. 1,546 si vescitur auraj
Aetheria.
Aen. Ily 40 magna comitante
caterva.
Sulp. Sev. V. Mart. 7, 1 pau-
cisque interpositis diebus.
Sulp. ib. 4, 7 8ua omnia se-
que dedentes.
Sali. Cat. 15y 1 contra ius
fasque.
luvenc. Illy 331 vestibat lu-
mine montem.
Lucan« IV^ 721 Numidisa rege
secundus.
luvenc. I, 210 caeli secreta
revisunt.
Anthol. lat. (Riese) 1, I, 2
nulli pietate secundus.
Sulp. V. Mart. 4, 7 hostes
legatos de pace miserunt.
Aen. III, 569 Ignarique viae.
Aen. VI, 290 subita trepidus
formidine.
Aen. XII, 756 exoritur da-
mor; cf. II, 313.
Aen. II, 93 casum insontis . .
indignabar amici.
Aen. II, 511 densos fertur
moriturus in hostes.
Ennod.C.U,XIX,3 (Hartel)
dens mortis pocula mandit.
Sulp. Sev. V. Mart. 3, 1 hieme
quae solito asperior inhorruerat.
Sulp. Sev. ib. 7, 2 humanis
rebus excederet.
luvenc. Uly 474 saxea corda
revinci.
Tac. Ann. I, 6 in nullius . .
suorum necem duravit.
Aen. VII, 162 primaevo flore
iuventus.
1002 qui dum supera ves-
ceretttr anra.
ib. maxima comitante caterva.
1003 paucis interpositis die-
bus.
1004 illa gens sese . . suaque
omnia dedere. 1013 sua omnia
seque dedentem. 1020 se sua-
que omnia . . dedunt.
1008 contra omne ius et fas.
1009 proprio lumine vestitur.
1011 dux a rege secundus.
ib. caeli conscendunt secreta.
1012 pietate nulli secundus.
ib. legatos de pace miserunt.
1015 Uli ut erant ignari vi-
arum.
ib. subita formidine belli.
ib. exoritur clamor.
ib. miserans casum morientis
amici.
ib. medios fertur in hostes.
ib. mortis pocula . . degusta-
Vit; cf. 1024.
1020 hiems solito asperior
atque diuturnior inhorruerat.
1021 humanis excessisse re-
bus.
ib. saxea corda gerentium.
1022 amborumque necem per-
durabat.
ib. a primaevo iuventutis
flore.
Zwei Stellen der Ann. Quedl. decken sich auch mit Ein-
harts Sprachgebrauche. Man vergleiche:
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Zu Fortunatus, den Annales Quedlinburgenses etc.
595
Ann. Einh. 783 tanta eos Ann. Quedl. 997 innumeram
caede prostravit ut de innume- paganorum multitudinenfi tanta
rabili multitudine perpauci eva- caede prosternunt.
sisse dicantur.
ib. 759 immatura morte prae- 1023 morte immatura prae-
ventus. venitur.
Endlich sind noch zwei Stellen zu erwähneui, bei denen
sich eine ganz merkwürdige Aehnlichkeit Lamberts mit den
Ann. Qaedl. bemerkbar macht :
Lamb. 1076 p. 241 per ab-
ruüta montium per coneava
vallium.
Ann. Quedl. 1008 per abrupta
montium (cf. Plin. epist. VIII,
4, 2 montium abrupta) per con-
valles terrarum.
1013 divinae humanaeque
legis scientia adprime eruditum.
Lamb. 1070 p. 83 tam di-
vinis quam secularibus litteris
adprime eruditus.
Ich möchte aus dem Anklänge dieser beiden Stellen nicht
sofort schliessen, dass Lambert die Ann. Quedl. ausgeschrieben
habe; möglich aber ist das immerhin, und es käme für den
Beweis nur noch darauf an, mehr Material zu sammeln.
In welchem Masse sich in Sigeberts Jugendarbeit, der
Vita des Bischofes Dietrich von Metz, Spuren von Belesenheit
des Autors in der classischen und späteren Literatur zeigen
— wobei natürlich die Benutzung stoflFlicher Quellen auszu*
schliessen ist — hat man bisher noch nicht näher untersucht.
Es mögen daher die Resultate, die sich in dieser Beziehung
ergaben, hier unten Platz finden. Vor allem offenbart sich
bei Sigebert eine grosse Hinneigung zur Poesie, die sich in
eigener poetischer Production und in der Anlehnung an frühere
Dichter ausdrückt. So bemerkte schon Pertz am Rande drei
Stellen aus Horaz und wies einen Hexameter im Texte nach.
Im ganzen hat Sigebert vier Hexameter der Prosa einverwebt,
es sind:
cap. 1 Orbis ad omatum quem vere credimus ortum. —
Cp 5 Servans thesaurum quod gemmas vincit et aurum. —
c. 6 (mit Umstellung) Arridebant ei pellacis gaudia mundi. —
c. 7 Isti praeter eos quos fama obscura recondit.
Zahlreich sind dagegen die Citate aus Dichtern : im carm.
dedicat. 16. Aen. I, 73 propriamque dicabo; am Ende der
epist. de vita S. Deod. si displicet mortiferum praefigite theta:
Fers. Sat. IV, 13 nigrum vitio praefigite theta und Martial.
VII, 37, 1 Nosti mortiferum quaestoris . . signum? | Est operae
pretium discere theta novum; Vita c. 1 inter omnes temporis
illius emicabat mortales velud inter ignes luna minores =
Hör. C. I, 12, 46—48. c. 2 werden mit den Worten 'ut enim
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596 M. Manitiat.
ait quidam' die Vene aus Hör. C. IV, 4,33—36 angeführt;
c. 6 vitam pro amore vitae aeternae pacisci Aen. Vy230yitam-
3ue volunt pro laude pacisci ; 8 superstitem esse animae suae
imidio Hör. C. I, 3, o serves animae dimidium meae; c. 11
eum cura remordebat Aen. I, 261 te cura remordet; c. 14 ist
der Vergleich Dietrichs mit der Biene eine wörtliche Para-
phrase der Verse Aen. I, 430—435. einer besonders beliebten
Stelle, die von einer grossen Anzahl mittelalterlicher Schrift-
steller ausgeschrieben worden ist; c. 15 vir iste in se totus
teres atque rotundus = Hör. Sat. 11, 7, 87; c. 15 cui erat in
votis Hör. Sat. II, 6, 1 Hoc erat in votis. In dem sich an die
Vita anschliessenden Gedichte zum Lobe der Stadt Metz (wo-
her die in c. 17 gegebene Etymologie des Namens Metz stammt,
kann ich nicht auffinden, beilsidor steht sie nicht; als Local-
tradition möchte ich sie nicht auffassen, dazu ist sie zu gelehrt.
Natürlich ist der Metius Suffectus der bei Livius und anderen
genannte Albanerfärst Mettius Fufetius^ sind folgende Citate
zu erwähnen: 7 Ov. Am. I, 5, 23 nil non laudabile vidi;
24 Sedul. C. P. V, 190 Quattuor inde piagas quadrati collißat
orbis; 32 Verg. Ecl. V, 34 Tu decus omne tuis; 33 Sedul
ib. I, 84 Virginis agnus ovisj 37 Arator. act. ap. I, 899 Cla-
viger aetherius; 74 f. Aen. 1,420 coUem qui plurimus urbi|
Imminet ^danach ist auch bei Sigebert das^anz unverständ-
liche ^pluribus' in 'plurimus' zu ändern^; 92 Georg. IV, 2 spec-
tacula rerum. — cap. 19 Heu spes mcerta futurorum Aen.
Vin, 580 dum spes incerta futuri.
Von Entlehnungen aus Prosaschriften sind folgende zu er-
wähnen :
Praef. integritas vitae. Sali. Cat. 54,2 integritate vitae; ib.
vitam . . penitus aboleverit oblivio Einh. V. Kar. praef. actus
. . oblivionis tenebris aboleri ; c. 3 malens scilicet haberi quam
videri episcopus Sali. Cat. 54, 5 esse quam videri bonus
malebat.
Hierzu kommt endlich eine sehr deutliche Anlehnung an
eine Stelle der Ann. Quedlinburgenses:
Sigeb. c. 1 ubi ventum esset
ad Pytagoricae litterae bivium.
Ann. Quedl. 999 Cum vero
ad Pythagoricae bivium per-
ventum est litterae.
Dass jene Stelle bei Sigebert ein Citat ist, ergiebt sich
sehr deutlich aus dem Zusammenhange, cf. Alius fretus ingenio
ab ipsis ordiretur cunabulis . . laudaret docilem puericiam
magnificaret mactae indolis adolescentiam ; ubi ventum
esset etc. So ist es sehr wahrscheinlich, dass dem Sigebert
die Ann. Quedlinb. bekannt gewesen sind, er gebraucht jenen
merkwürdigen Ausdruck ganz im Sinne des Quedlinburger
Annalisten.
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Zur Kritik des Widukind.
Von Prof. B. SimsoD.
Es scheint mir, dass man bei den Untersuchungen über
das Verhältnis der Handschriften des Widukind bisher gerade
die wichtigste Stelle, welche einen sichern und untrüglichen
Prüfstein gewährt, übersehen hat. Es ist die Stelle üb. I.
c. 34, wo Widukind nach der von ihm benutzten Vorlage,
der Legende vom Vitus, das letzte Gebet dieses Heiligen mit-
theilt, ^Eius ultimam orationem — so wendet er sich hier an
die Prinzessin Mahthilde — tuae gloriae significare curavi, ut
inde sumas, quo eins amore ardeas et ardore ipsius amoris
perpetuum eins patrocinium merearis' (vgl. Köpke, Widukind
von Korvei S. 36). Man darf es als emen glücklichen Zufall
betrachten, dass die Texte der Handschriften gerade auch hier
von einander abweichen (vgl. die Variante q) in der 3. Schul-
ausgabe von Waitz, Hannover 1882, S. 27) >, Denn es scheint
keinem berechtigten Zweifel unterworfen, dass hier derjenige
Text der älteste ist, welcher der vom Verfasser ausgeschrie-
benen Vorlage am nächsten steht. Betrachten wir nun das
Verhältnis :
Passio s. Viti, IL 17,
AA.SS.Boll.Iun.H,
1025.
(invocante s. Vito Do-
minum et dicente) :
'Domine lesu Chri-
ste, fili Dei vivi, per-
fice desiderium cor-
dis eorum, qui in
tuo sancto nomine
voluntgloriaride
passione martjr-
rii mei. Custodi il-
los, domine, ab Om-
nibus periculis huius
Widukind. 2.
^Domino', inquit,
lesu Christe, fili Dei
vivi, perfice desi-
derium cordis eorum,
qui in tuo nomine
volunt gloriaride
meimartyrii pas-
sione, et iibera eos
ab Omnibus inpedi-
mentis huius saeculi
1) MG. SS. m, 432 h) i) k).
Neues Archiv etc. XII.
Widukind. A. 1.
'Domine', inquit,
'lesu Christe, fili Dei
vivi, perfice desi-
derium cordis eorum
et Ubera eos ab om-
nibüs inpedimentis
huius saeculi et per-
duc ^os ad gloriam
tuam, qui pro me
glorificant te et vo-
39
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598
B. Simson.
secoli et perdac eos
ad gratiam etgloriam
magnificentiae tuae
et perdac eos ad glo-
riam taam, qoi pro
me glorificant te*.
lant gloriari de
mei martiriipas-
sione'.
Diese Zosammenstellang ergibt, dass der Wortlaut der
Passio Viti in 2, dem Steinfelder Codex, getreuer beibehalten
ist als in dem Texte der anderen Handschriften, welcher eine
Umstellung und Zusammenziehune zeigt, bei der die Worte
Hn tuo nomine' ausgefallen sind. Ueberraschend ist nur, dass
hier 3, der Text der auf einer yerlorenen Eberbacher Hand-
schrift beruhenden Ausgabe von Frecht, welcher sonst im
wesentUohen mit 2 übereinzustimmen pflegt, die Fassung von
A und 1 enthält.
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i
I Der sogen. Briefwechsel des Trierer Erzb. Hillin
I and
Dietrich von Nieheims Chronik.
Von H. V. Saaerland.
Dass der Briefwechsel zwischen Friedrich I, Erzb.
Hillin von Trier und Papst Adrian IV. im MA. viel-
fache Beachtung gefunden hat, hat man bereits aus den
vielen Handschriften, welche den Briefwechsel bieten, erkannt».
Dass aber letzterer für die Historiographie bereits im MA.
verwerthet und in den Text der historischen Darstellung auf-
genommen sei, dürfte vielleicht neu und nicht unwichtig sein.
Nun ist aber eben dies bei einem der bedeutenderen Chro-
nisten des späteren MA. der Fall, nämlich bei Theoderich
Engelhus. Dass er bei Anfertigung seines Chronicon eine
fresse Zahl wichtiger und verschiedenartiger und zum Theil
eute verlorener Quellen benutzt hat, beweist der Text augen-
scheinlich und hat auch bereits sein letzter Herausgeber Leib-
niz (Script. R. Br. H) erkannt. Bei dem Berichte über den
Pontificat Alexanders IH (vgl. Leibniz, Scr. R. Br. H, 1109)
erwähnt er jenes Briefwecnsels und giebt Excerpte aus allen
drei Briefen. Merkwürdig ist hierbei die Vertauschung zweier
Namen: aus Hillin ist Henricus, aus Adrianus Alexander ge-
worden. Ob hier von Engelhus resp. dem Verf. seiner Vor-
lage eine willkürliche Veränderung der vollständigen Namen
geschehen ist, oder ob der Text der drei Briefe nur die An-
&ngsbuchstaben von Hillin und Adrian — H und A — bot,
die dann auf Henricus und Alexander gedeutet wurden, bleibe
zunächst unentschieden. Denn zuvorderst stellt sich die Frage
ein, woher Engelhus die Excerpte gewonnen hat, ob unmittel-
bar aus dem Texte des angeblichen Briefwechsels oder ob
mittelbar aus irgend einer ihm vorliegenden historischen Dar-
stellung. Ersteres erscheint zwar möglich bei der Art und
Weise, wie die Excerpte in den Text eingefügt sind. (Nota
de epistola, quam scripsit imperator Fridericus . . . Archiepi-
1) Vgl. Wattenbach, D. Geschichtsquellen II *, 439.
39*
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600 H. V. Sauerland.
8Copu8 igitur scripsit papae: • . . Rescripsit igitur papa . . .)
Wenn man aber den unmittelbar vorhergehenden und nach-
folgenden Text in Betracht zieht, so findet man, dass dieser
insgesammt (mit Ausnahme eines kleinen als heterogenen Ein-
schubs deutlich erkennbaren Sätzchens: <Anno 1172 — Vallis
honestae^ S. 1109 unten) eine zusammenhängende einheitliche
Darstellung des von Friedrich I. hervorgerufenen und auf-
rechtgehaltenen Schisma enthält, deren Verfasser auf Seiten
Friedrichs I. und seiner Gegenpäpste steht. Diese Darstellung
schliesst S. 1110 mit: ^ . . ut patet Extra, de Schismaticis
cap. 1' und sie beginnt S. 1108: 'Contra Alexandrum prae-
cedentem electi sunt successive (][uatuor P^^P^e et schisma
maximum exortum est, de quo scribit M. Tydericus de Nym
(vgl. Anm. s bei Leibniz) in Chronica sua sie'. Eben diese
Darstellung tritt zudem auch in einen sehr auffälligen und ganz
uuvermittelten Gegensatz zu dem vorhergehenden Texte, worin
Engelhus den Papst Alexander als rechtmässigen hinstellt.
Darnach wird es mindestens in hohem Grade wahrscheinlich,
dass Engelhus diese ganze Darstellung, also auch deren über
den obengedachten Briefwechsel handelnden Theil der Ein-
gangs genannten Chronica des Dietrich von Nieheim
entlehnt hat. Auf letztere habe ich in meiner Arbeit über
'Das Leben des Dietrich von Nieheim' (Göttingen 1875) S. 79
zuerst aufmerksam gemacht und auf eine viermalige Benutzung
derselben durch Engelhus hingewiesen. Durch die später von
mir gefundenen und in den ^Mittheilungen des Inst. f. österr.
Geschichtsf (VI, S. 583—614) veröffentlichten fünf Fragmente
derselben Chronik ist es ermöglicht, ein bestimmtes Urtheil
über den Charakter und Inhalt dieser zu fällen. Beseitigung
des Schisma und der verschiedenen in die Kirche eingedrun-
genen Missbräuche, unter diesen vor allen der Simonie, dann
zugleich Wiederherstellung der alten Macht und Herrlichkeit
des deutschen Kaisers als des legitimen Schutzherrn der Kirche,
dem als solchen auch die Wiederherstellung der Einheit und
Reinheit der Kirche obliegt, ist der in den Fragmenten deut-
lich erkennbare Grundgedanke der Chronik, welche im Grunde
genommen nur ein grosser kirchenpolitischer Tractat im histo-
rischen Gewände gewesen ist. Benutzt ist Dietrichs Chronik
von Engelhus unter Angabe dieser Quelle viermal (Leibniz
II, 1080, 1082, 1108-1110, 1117—1148) und zwar jedesmal
im ausgiebigen Masse, wie es erklärlich ist bei dem hohen
Ansehen, in welchem Dietrich als etwas älterer Zeitgenosse
bei Engelhus steht, der ihn einmal als ^magnus curtisanus'
in der Einleitung (S. 979) und einmal sogar als ^cortisanus
maximus in modernis' (S. 1080) bezeichnet. Unter diesen
Umständen kann es wohl schwerlich noch zweifelhaft sein, dass
die von Engelhus verzeichnete Erwähnung und inhaltliche Mit-
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Der sogen. Briefwechsel des Trierer Erzb. Hillin etc. 601
theilung jenes aDgeblichen Briefwechsels auch einen Theil des aus
Dietrichs Chronik entlehnten Citats bildet. Und so ist es also
Dietrich vonNieheini, der bei Excerpierung des handschriftlichen
Textes des Briefwechsels entweder ^HJ und 'A/ in 'Henricus'
und ^Alexander' ergänzte oder 'Hillinus' und ^Adrianus' will-
kürlich in ^Henricus und ^Alexander' umdeutete und umschrieb.
Dass er dabei die Echtheit der drei Briefe ausser Zweifel
stellte, worin ihm dann auch Engelhus gefolgt ist; kann in
Anbetracht seiner Zeit nicht auffallen. Schliesslich bemerkt,
ist es noch ein Glück zu nennen, dass der Text der drei
Briefe, deren Erdichtung heute wohl von Niemandem mehr
wird bestritten werden, durch Handschriften sicher gestellt
wird, welche um ein bedeutendes vor die Abfassung von Diet-
richs Chronica (1399) und auch vor Dietrichs Leben zurück-
datieren. Andernfalls würde eine gewisse Richtung, welcher
Dietrichs Werke und deren Inhalt sehr unbequem sind, nach-
dem die traditionellen Versuche diese schlankweg als 'pro-
testantische Fälschungen des 16. Jahrhunderts' zu discreditieren
nunmehr als völlig hinfallig erkannt und definitiv aufgegeben
sind, sofort wieder daran genen, ihn als den 'verläumderischen'
Fälscher der drei Briefe in Verruf zu bringen.
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Nachrichten.
Von der AbtheiluDg Scriptores iBt die erste Hälfte des
15. Bandes erschienen, welche abgesondert werden musste^
weil der ganze Band gar zu umfangreich wird. Er enthält
Ton den Supplementen zu den ersten 12 Bänden die Mono-
graphieen kleineren Umfanges, wovon diese erste Hälfte die
sehr zahlreichen der karolingischen Zeit und einige der otto-
nischen bringt. Sie ist noch ganz unter der Leitung von
Waitz vollendet; ausser ihm war vorzüglich Holder-Egger
dabei betheiligt.
Von E. Winkelmann 's Acta Imp. inedita H. enthält das
Hist. Jahrb. VIII, 1. Heft, S. 115—122, eine ausftihrliche An-
zeige von AI. Schulte mit lebhafter Anerkennung und einigen
Berichtigungen.
Von einer genauen und ausftihrlichen Beschreibung der
neu geordneten Hss. der Biblioteca nazionale in Florenz durch
Prof. A. Bartoli ^oma 1885. 1886) sind 4 Lieferungen er-
schienen, welche 2^9 Hss. umfassen.
Von Ausonius' Werken ist eine neue Ausgabe er-
^schienen, von R. Peiper, Leipz. 1886, Teubner.
Von Tanz i ist erschienen: Cronologia dei libri Variarum
di Cassiodorio Senatore (Triest, Hermannstorfer).
Herr Dr. Edm. Meyer wünscht zu der oben S. 426 ge-
f ^ebenen Notiz eine Hinweisung auf die Worte seiner Abhand-
ung, S. 26: 'Die Legende der Pannonier . . . kam durch
Steinmetzen, deren Schutzheilige die Pannonier später sind und^
wie ich glaube, früh wurden, oald nach dem Tode nach Rom
und verschaffte ihnen Aufnahme in den römischen Festkidender'.
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Nachrichten. 603
Eine neue Ausgabe der Vita Gregorii I. von Paulus
diaconus hat H. Grisar in der Zeitschrift für katholische
Theologie Bd. XI, S. 162—172, veröffentlicht. Sie giebt den
wesentlich von der Ausgabe der Mauriner abweichenden Text
vornehmlich nach italienischen und speciell Montecassineser Hss.
In dieser von den Interpolationen gereinigten Vita, wie sie
Grisar bietet, sind sowohl die Wundererzählungen fortgefallen,
an denen schon Bethmann Anstoss nahm (vgl. auch was ich
in den Hist. Aufsätzen d. And. an G. Waitz gew. 'Die älteste
Biographie Gregors I.' S. 41 zur Bestätigung dieser Inter-
polation beigebracht habe), als auch alle Hinweise auf Rom
als Ort, an dem die Vita geschrieben. So wird allen Ver-
muthungen über einen Aufenthalt des Paulus in Rom jeder
Boden entzogen. Freilich ist aber auch durch diese kritische
Ausgabe für die Autorschaft des Paulus kein neues hand-
schriftliches Argument gewonnen. P. Ewald«
Die Analecta Bollandiana, tomi V. fasc. I et II,
bringen ein längeres Carmen de elevatione S. Frodo-
berti abbatis Cellensis, welche unter Bischof Ortulf von
Troyes (870 — 883) stattfand. Ferner eine bisher unedierte
dritte Vita Audoeni Rotomagensis, deren Herausgeber
E. P. Sau vage in der Vorrede auch über die handscnrift-
Uche UeberlieferuDg der beiden älteren Vitae Audoeni dankens-
werthe Mittheilungen bietet. Endlich eine Vita des bretagni-
schen Märtyrers Melorus, der dem Anfang des 8. Jahr-
hunderts angehören soll. Von besonderer Bedeutung ist
wiederum der in der Beilage zu beiden Heften fortgesetzte
Catalo^us codicum hagiographicorum bibl. regiae
BruxelTensis, dessen erster Band hiermit vollendet ist.
Unter zahlreichen kleinen Stücken, welche hier aus Brüsseler
Handschriften mitgetheilt werden, sind besonders werthvoll die
bedeutenden Nachträge zur Correspondenz des Guibert von
Gembloux, Ergänzungen bisher unvollständig publicierter
Briefe, wie auch ganze noch unbekannte Schreiben. Der
S. 602 abgedruckte Katalog der Praemonstratenser Aebte steht
bereits SS. XIII, 391. Bei dieser Gelegenheit bemerke ich
als Nachtrag zu N. A. VII, 639 f., dass die Anal. BoUand. I,
119 f. herausgegebene Translatio S. Castoris aus der
Appendix des Thegan, SS. II, 603 abgeschrieben ist. Hervor-
zuheben ist, dass die Transl. das richtige XIIP. Kai. Decembris
(so die Brüsseler Hs. nach Mittheilung von Herrn E. Ouver-
leaux) hat, während die Wiener Hs. der Appendix falsch
XIV. Kai. Dec. hat. O. H.-E.
In einem mir freundlich zugesandten Abdruck aus den
Comptes rendus des S^ances de FAcad. des Inscriptions et
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604 Nachrichten.
Beiles - lettres beschreibt Herr Desnoyers ein Blatt; welches
in Heliogravüre beigegeben ist, mit der Inschrift 'Hie liber
Adalbaldi artificis' in einem Doppelkreise, welcher die Buch-
staben ALDB enthält, und erkennt darin den kürzlich von
L. Delisle nachgewiesenen Schreibkünstler in Tours, welcher
für den Abt Fridugis geschrieben hat, s. N. A. XI, S. 430.
Delisle bestimmt das Blatt als zu dem jetzt verlorenen Orosius
gehörig. Noch im 9. Jahrb. sind dazu Glossen zum Exodus
geschrieben, mit Anwendung tironischer Noten, welche Julien
Havet entziflfert hat, W.
In der Hall. Dissertation 'Glaubwürdigkeit Hinkmars
von Reims im dritten Theile der sog. Annalen von St. Bertin'
(1887) weist Ernst Büchting, gegenüber anderen zu gün-
stigen Auffassungen verschiedene Entstellungen von That-
sachen aus Parteilichkeit und Eigenliebe nach; im Anhang
sind die von Hinkmar benutzten und vollständig aufgenom-
menen Aktenstücke zusammengestellt.
F. Hirsch bespricht Hist. Zeitschr. LVII, S. 258—261,
^Jean VIII. et la fin de Tempire carolingien' von A. Gasquet
(Clermont-Ferrand 1886), und rechtfertigt gegen denselben
seine Kritik des Libellus de imperatoria potestate,
welcher in dem erwähnten Buche ausführlich behandelt ist.
Die Ztschr. d. Ges. f. Schlesw. - Holst. - Lauenb. Gesch.
XVI (1886) enthält S. 353—372 von K. Jansen Bemerkungen
zu der Untersuchung von Beyer über den limes Saxoniae
bei Adam. Brem. II, 15»> (N. A. IV, 627).
Forsch. XXVI, 3. Heft, S. 529 — 567, widerlegt Adolf
Edel sehr eingehend die Vermuthung von Pannenborg,
dass Lambert der Vf. der metrischen Gesta Heinrici IV.
gewesen sei.
In der Hall. Diss. (1887) ^Der Triumphus S. Remacli'
sucht Otto Dietrich nachzuweisen, dass II, c. 8—22 später
eingeschoben sind, m. E. missverständlich, indem er die Worte
c. 7 ^ambientes regis praesentiam' fasst, als ob sie schon beim
König wären. Dagegen ist richtig, dass die Ueberschrift des
Cod. Vat. nicht gleichzeitig mit der Abfassung sein kann, und
also diese Hs. nicht die erste Ausgabe, sondern eine Abkür-
zung enthalten wird. W.
Die Narratio de electione Lotharii wird Forsch.
XXVI, S. 443 — 453, von Chr. Volkmar einer eingehenden
Kritik unterworfen, welche darin gipfelt, dass die Stelle c. 6
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Nachrichten. 605
über die Aenderung des Concordats: ^Concordante — stabi-
liter', für eine Interpolation erklärt wird.
Ebenda, S. 501— -527, untersucht W. Wiesener die bist-
Glaubwürdigkeit der Vita Ottonis von Ebo, dem er bei
gutem Willen grosse Irrthümer und Mangel an richtiger Be-
urteilung der Verhältnisse nachzuweisen sucht, und betont den
Mangel der letzten abschliessenden Bearbeitung, dessen der
Abt Andreas gedenkt.
E. Monaci hat zum 25jähr. Professorenjubiläum Ascoli's
das von ihm entdeckte Epos (oder einen Theil desselben?)
publiciert: ^L'assediodiMilano nel MCLVIII secondo Fano-
nimo del Cod. Vat. Ottobon. 1463 (Roma, coi tipi Forzani e C).
Zu berücksichtigen zum Verständnis der Annales lanu-
enses (SS. XVIII) ist die Untersuchung von Dr. Eduard
Heyck: 'Genua und seine Marine im Zeitalter der Kreuz-
züge', Innsbruck, Wagner 1886. Im Anhang ist eine Urkunde
aus Chioggia vom Juli 1126 mitgetheilt, merkwürdig, weil sie
auf einem abgeschabten Blatt eines biblischen Commentars ge-
schrieben ist. Sie belegt den Begriff 'compagna', hier zur
Salzgewinnung. Der darin genannte Joh. Petro Centraco wird
ein Sohn oder Enkel des 1052 vorkommenden gleichnamigen
Gastalden sein; ich erinnerte dabei an den 997 erwähnten
Centranicus. Anz. d. Germ. Mus. 1872, Sp. 337 ; vgl. Mitth.
aus d. Germ. Mus. I, S. 148. W.
Paul Hasse theilt in den Hans. Geschichtsblättem von
1886, S. 193, eine Urkunde des sonst nicht nachgewiesenen
Lesemeisters Detmar, des Vfs. der Lübecker Chronik, vom
24. Mai 1375 mit, und berichtet, dass die im N. A. IV, S. 639,
erwähnte Chronik im Clm. 22, 105 ihre nordischen Nachrichten
nur aus dem 1473 zu Lübeck gedruckten ^Rudimentum novi-
tiorum' hat.
Von Georg Erler ist eine Leipz. Habilitationsschrift
(1887) erschienen: *Die historischen Schriften Dietrichs
von Nie he im', in welcher diese mit Zuziehung von Hss.
f rundlichst untersucht werden. (Auch N. A. XI, S. 636, ist
Irler zu lesen). Auf S. 100 wird eine Schrift von Alph.
Fritz angeführt: 'Zur Quellenkritik der Schriften D. v. N.'
Paderborn 1886 (Münstersche Beitr. z. Geschichtsforschung X).
Ebenda ist auch zu N. A. X, S. 170, bemerkt, dass in einer
Wernigeroder Hs. der dort angeführte Name Thadeus ge-
schrieben ist. — Die von Lenz behauptete Zuweisung dreier
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606 Nachrichten.
Tractate an Dietrich v. N. nimmt E. nicht an^ geht jedoch
hier noch nicht auf die Gründe ein.
Sehr erfreulich ist die Vollendung der lange ersehnte»
neuen Ausgabe der Schriften von Joh. Busch: Chronicon
Windeshemense und Liber de reformatione mo-
nasteriorum, als 19. Bd. der Geschichtsquellen der Provinz
Sachsen, bearbeitet von Grube. Halle, Hendel.
Die Hans. Geschichtsblätter (1886) enthalten einen Auf-
satz von E. E. H. Krause ^Die Chronistik Rostocks', und
von Rudolf Lange ^Zur Geschichtschreibung des Albert
Erantz'.
O. Stobbe untersucht in d. Ztschr. f. Gesch. der Juden
in Deutschi. I, 3, S. 205—216, die oben S. 438 erwähnteu
Privilegien. Auch er hält das Speierer Privileg Heinrichs IV
gQ welchem er statt ^mancosos' liest 'mansionaticos' und ital.
erkunft bestreitet) für interpoliert, und vermuthet ein der
ursprünglichen Fassung entsprechendes Privileg für Wormser
Juden, dessen Inhalt der Urk. Friedrichs I. zu Grunde liege.
Vom Archivar Zingeler in Sigmaringen ist in d. Mitth.
d. Vereins f. Gesch. u. Alt. in HohenzoUem XIX, S. 129—217,
die Gesch. des Klosters Beuron erschienen mit einer Fäl-
schung auf Karl d. Grossen aus d. vor. Jahrh. u. Photogr. d.
Urk. Lothars III. n. 3258, deren Echtheit erwiesen wird ; auch
berichtigten Abdrücken der päpstl. Bullen 5692. 7215. 8864.
In den Mitth. d. Inst. VIII, Heft 1, S. 103-107, publi-
eiert S. Steinherz nach einem Eanzleibuche Ludwigs des
Brandenburgers zwei Urkunden Karls IV. vom 26. Mai 1349,
in deren einer er den Herzogen von Baiern alle ihre Länder
und Lehen bestätigt, in der zweiten verspricht, den Mark-
S'afen Waldemar nicht gegen Ludwig unterstützen zu wollen;
ie Bedeutung dieser, für die treulose und zweideutige Politik
Karls bezeichnenden Urkunden wird erläutert.
Eine Berl. Diss. (1887) von Peter Eschbach: ^Die
kirchliche Frage auf den deutschen Reichstagen von 1378 bis
1380', enthält auf S. 77—80 eine Instruction Karls IV. für
den Bischof von Bamberg, der auf einem Reichstag (Aug.-
Sept. 1378 in Nürnberg) die Anerkennung der Wahl Urbans VI.
durchsetzen sollte.
Von dem im N. A. X, S. 607, erwähnten Werke 'Char-
tarum Pontificum Rom. Specimina' von Jul. v. Pflugk-Hart-
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Nachrichten. 607
tung sind die 2. Lief, (bis 1198) und die dritte, welche in klei-
nerem Format Abbildungen der Bleibullen enthält, erschienen
und damit das Werk abgeschlossen.
Im Arch. stör, della R. Soc. Romana di storia patria, IX,
fasc. 3. 4 (1886) S. 621-635, theilt G. Levi zwei Briefe
Bonifazius VIIL aus dem erzb. Archiv in Ravenna mit
nach Concepten mit vielen Correcturen auf einer Pergament-
rolle; in den Regesten finden sich diese Briefe nicht.
Mitth. d. Inst. VIII, 1, S. 84—102, behandelt P. Kehr
die päpstlichen Supplikenregister des 14. Jahrh. mit
Beifugunff eines Facsimile. Eine Supplik Karls IV. für seinen
Leibarzt Reymbot vom 13. Febr. 1361 ist S. 93 abgedruckt.
Für die Soci^t^ de Thistoire de Paris hat A. Longnon
eine Ausgabe des Textes vom Polyptychum Irminonis be-
sorgt (Paris, Champion).
Von den Schleswig-Holstein-Lauenburgischen
Regesten und Urkunden, von P. Hasse, sind die Schluss-
Lieferung des ersten Bandes nebst Register, und 4 Lieferungen
des 2. Bandes (bis 1291) erschienen.
Von dem Hansischen Urkundenbuch von Kon-
stantin Höhlbaum ist der 2. und letzte Theil des 3. Bandes
g>is 1360) erschienen, mit Nachträgen, Register, und einem
lossar von Paul Feit zu dem ganzen Werke.
Der 2. Band des Urkundenbuchs der Stadt Strassburg,
bearb, von W. Wiegand, enthält, nach der von 1266 ab
eintretenden Sonderung, die politischen Urkunden von 1266
bis 1362. Er ist von grossem geschichtlichen Werth und ent-
hält viel neues.
VonO. Guigue ist ein stattlicher Quartband erschienen:
'Cartulaire Lyonnais (du pagus major Lugdunensis) L
Documens antörieurs k Fannie 1255'. Lyon 1885.
Von dem vortrefflichen sphragistischen Werk von Fr. von
Weech: ^Siegel von Urkunaen aus dem Grossh. Badischen
Generallandesarchiv zu Karlsruhe' ist die zweite Serie er-
schienen (Frankfurt, Keller 1886).
Nach einer gütigen Mittheilung des Dr. Fr. Roediger
in Florenz hat Benedict de Pileo (s, über ihn G. Voigt,
Die Wiederherstellung d. class. Alt. 2. Aufl. II, S. 21) nach
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606 Nachrichten.
seiner Befreiang in Constanz den Lucan erklärt. Im Cod.
RicarcL 754 eh. fol. s. XV, einem Miscellanband, steht f. 193^ :
*Prefatio B. de pilleo super Lacanum. üt nostrum rite fun-
datur exordium, invocandum est nomen beatissime Trinitatis.
In nomine P. et F. et Sp. sancti. Caderem, viri optimi, in
conspectu tanti auditorii, nisi me labantem manus vestre mo-
destie et benignitatis erigerent Hiis adiutus, quamvis in arte
dicendi sim puer, fidenter tarnen utcamque verba formabo'.
Nach einer Seite und einigen Zeilen folgt der Schluss: ^Adeste
igitur equo animo et hunc disertissimum poetam loquentem
audite. JBella per Emathios plus quam civilia campos, lusque
datum soeleri canimus, et reliqua. Constan. XXVII. Septembris
Anno 1417\ Ebenda findet sich auch im Cod. Pal. 1769,
eh. qu. s. XV. f. 129 eine Rede von Peter Luder: 'Oratio
Petri Luder. Cum omnium fere sententia philosophorum,
Rector etc., omnis actio et electio, ars denique atque doctrina,
bonum ipsum appetere videantur, ego ipse noc mecum revol-
vens' u. s. w. bis f. ISö** : 'Quod facere dignetur qui vivit per
infinita benedictus Amen'. Auf f. 134 werden erwähnt: 'Ser-
vius Honoratus et grammaticus et philosophus summus, Do-
natus grammaticus, Priscianus Cesariensis, grammatice subli-
missimus indagator, Diomedes quoque, Festus Pompeius, Nonius
Marcellus, Hugwicio, Papia, Sergius, Victorinus, Focas, omnes
denique et grammatici et vocabulorum interpretes optimi'.
In d. Wiener Studien IX, S. 51—93, berichtet J. Huemer
(Iter Austriacum I) über die in einigen österr. Klosterbiblio-
theken vorhandenen Handschriften mit mittelalterlichen latei-
nischen Gedichten.
Ein sehr nützliches Hülfsmittel für die Kritik der Schriften
über die Kreuzzüge, aber auch für die gelegentlichen Erwäh-
nungen in anderen Schriftstücken, ist die von R. Röhricht
in der Ztschr. d. Palästina -Vereins X, S. 1 — 48, veröffent-
lichte ^Syria sacra^, eine Zusammenstellung der höheren
Geistlichkeit und auch sonst irgend in Betracht kommender
Kleriker, mit urkundlichem Nachweis über jeden einzelnen.
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Register.
A.
Aachen, Inschrift 424.
Acta inop. 602; publica 9.
Adalbaldas artifex 604.
Adalrici epistola 483.
Adam Bremensis 22 — 25. 604,
Adonis Yienn. praefatio 483.
Adventii Mett. epp. 288. 483.
Aegidii epitome 679. 585.
Agapiti I. epp. 249.
Agathonis p. epistola 253.
Agen, Bibliothek 234.
Agilmari epistola 483.
Agobardi epp. 271.
Ajaccio, Bibliothek 234.
Albertinus Mussatus 433.
Albertus Aqnensis 237. 543 — 558.
Alcuini epp. 258—263. 600 — 602.
Aldhelm 446.
Amalardi abb. ep. 273.
Amalarii epp. 272.
Amulonis epp. 484.
Anastasii II. p. epist. 252.
Anastasii bibl. epp. 484.
Angelomi praefatio 484.
Angilberti epp. 273.
Annales Altah. 565 ; Colbaz. 25 — 27 ;
Danorum ined. 33 — 39; Egmond.
238; Einhardi 43—51. 384. 385.
427. 595; Fuld. 41—51. 236;
Hincm. 604; Holm. 37; Huss. 431 ;
lan. 605; Lauresham. 44. 45;
Lauriss. maj. 44 — 46; Lanr. min.
44; Leod. 407; Lob. 406; Lunden-
ses 25 — 35; Marbac. 237; Nestved.
27. 28. 36; Pol. 431; Posn. 431;
Prüm. Leod. 403—407 ; Prnss. 431 ;
Quedl. 428. 592—596; Ryenses
25—37; Sancti Vict. Mass. 483;
Sith. 60. 51; Stabal. 404. 405;
Waldemar 26—33.
Anonymus Patav. 431.
Anskarii epistola 273.
Anthologia Lat. 694.
Antonius de Godis 219. 220.
Arator 596.
Arelatenses epp. 245 — 255.
Arnonis epistola 273.
Ashbumham, Hss. 423. 424; Rechts-
buch 435.
Attonis presb. ep. 274.
Aunarii episcopi ep. 265.
Ausonins 428. 446. 693. 602.
Aventini Ann. 432. 559—576.
AyitUB 446.
B.
Beauvais, Bibliothek 234.
Beda 446.
Benedicti HI. epp. 463; lY. 482;
IX. bulla 408.
Benedictus de Pileo 607.
Berardns Neapel. 442.
Berengarins Turonensis 429.
Bernardi abb. ep. 274; Clareyall.
epp. 430.
Bernardus de Bessa 434; Qnidonis
431. 434.
Benron, Geschichte 606.
Blandigni 429.
Bleibullen 440. 607.
Blumenthal, Necrol. 451.
Bonifatii IV. epp. 253; Vm. 442.
607.
Bonifatii archiep. epp. 103 — 127. 251.
Bourbourg, Bibl. 234.
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610
Register.
BoYonis Corb. epistols 48i.
Bremen 438.
Brixen, Trsditionsbticher 443.
Brondolo 408—410. 606.
Balgarani epp. 255.
Bullae poDtiff. 440—442. 606. 607.
Barchardi Hagdeb. Miracala 686—
690.
Caesar 368. 377. 878.
Caesariae abb. epistola 256.
Caesarii Arelat. epp. 256.
Calais, Hss. 234.
Calixti II. bnlla 409.
Candidi Fald. epp. 485.
Canoniim coli. 424; Brit. 452.
Capitalaria 8. 286. 531—541. 679.
580.
Carmen de eler. Frodob. 608; de
Frid. I. 605; de Heinr. IV. 604.
CaroliM. epp. 258. 264—267. 286;
CaWi 458.
Casinensinm epistola 274.
Cassiodor 236; Variae 6. 235. 291
—300. 602.
Catal. abb. Praemonstrat. 603; mi-
nlstr. gen. Minoram 434; Praedic.
434; pontif. Rom. 424.
Celestini II. bulla 411—414.
Ch&lons, Bibliothek 234.
Chftteanroax, Necrol. 451.
Cathwulfi epistola 274.
Chlodowici regis epist. 286.
Chlotharii II. epp. 252.
Chronica Colon, regia 424 ; Roeskild.
21; Sialand. 26—33.
Chronicon Casin. 424; Claraeyall.
424; Egmond. 238; Gozec. 187 —
202; Mogunt. 421; Ungar. 559—
576; Windesh. 606.
Cicero 368—370. 381. 382.
Clandianns 6. 235. 370.
Claadii Taurin. epp. 274.
Clementis IV. epp. 419. 424.
Codex Carolinus 258.
Colon, cleri epp. 485.
Columbani abb. epp. 256.
Concilia Franc. 9. 285 ; Aquisgr. Lat.
1139 423; Theodonisvill. 435.
Confutatio primatns papae 517 — 530,
Constantini I. p. epp. 253.
Constantinische Schenkung 440.
Constanz, Regesten 443.
Consnetudines Clnniac. 450.
Corbeil, Bibliothek 234.
Corippas 446.
Cartius Rufus 206. 368—370. 378.
Cypriani episcopi ep. 257.
D.
Dadonis Vird. epistola 288.
Dagobert! I. ep. 252.
Dagobert! patr. ep. 445.
David August. 431; Bcottns 486.
Desiderii Caturc. epp. 251.
Detmar Lubec. 605; contin. 432.
Deutsch - Ordens Statuten 450 ; Urkk .
444.
Dietrich Engelhus 524—530. 599 —
601.
Dietrich ▼. Nieheim 432. 599—601.
605.
Dino Compagni 433.
Dlugossus 432.
Dodanae über man. 274.
Draco Normannicus 433.
Dunelm. eccl. liber 109 — 127.
Dungali epp. 275.
Eberhard Windecke 233. 439.
Ebonis, Rem. epp. 275. 276.
Ebonis V. Ott. Bab. 605.
Ecbasis captivi 592.
Echternach, Hss. 234.
Edictum Theoderici 434.
Egberti poeniteutiale 423.
Egilmari Osnabr. quer. 485.
Einhard 43. 50. 51; epp. 263; V.
Caroli 205. 363—365. 384. 386.
427. 596; cf. Annales.
Einsiedeln 450.
Ekbert v. Schoenau 426.
Ekkehardi Chron. 237.
Elevatio Frodoberti 603.
Eliae patr. epistola 485.
Elipandi epp. 275.
Elisabeth v. Schoenau 452.
Emecho v. Schoenau 426.
Enenkel 8.
Engelhus, Theod. 524—530. 599—
601.
Enhardus 43. 51.
Ennodius 6. 446. 594.
Episcopomm Franc, epp. 485.
Epi8tolae239— 288. 453 — 501 ; ausser
den dort verzeichneten s. bei Bern.
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Begister.
611
BoDif. Clem. lY. Dagob. Fanst.
Francisc. Frid. Gozech. Gaib.
Hildeb. Hill. Honor. Innoc. loh.
Arndes. Rnp. Ruricii.
ICpitaph. Bavonis 429 ; Gozlini Paris.
447; Obizoms 448.
Erchamberti Fr ib. ep. 486.
Erchanberti contio. 428.
Erifridus ep. Aatisiod. 486.
Ermenrici Ang. ep. 487.
Ermoldas Nigellas 446.
Erpuini Silvanect. epp. 488.
Escorial, Bibl. 426.
Eugenii II. p. epp. 270.
Eologii Tolet. ep. 488.
Exeeptiones Petri 436.
Faust! epp. 6.
Felicis IV. p. ep. 248.
Ferreto 433.
Fleury 131—141.
Florenz, Bibl. 233. 234. 423. 424.
602.
Florilegium Gotting. 449.
Florns 365. 366.
Formelbücher 445.
Formosi papae epp. 482.
Formulae 6. 8. 232. 287. 579. 585.
Fredegar 8.
Freiberg, Urkundenbnch 436.
Friderici III. imp. ep. 445.
Fritsche Closener 451.
Frotharii epp. 264.
Fridugisi ep. 276.
Fürstenberg. Urkundenbach 443.
Fulconis Rem. epp. 488.
Fuldensium mon. ep. 276.
Fundatio Tegerns. 142—160.
G.
Gap, Bibliothek 234.
Geiriach, Earthause 450.
Gelasii p. epist. 248.
Gellius 382.
Genealogia regum Francorum 223.
Gent, St. Bavon 429.
Georg Heilmann 421.
Gerardns Maurisius 218.
Gesta abb. Fontanell. 6. 8. 236;
Dagoberti 8. 236; Heinrici IV.
metr. 7. 604; pontt. Rom. 7. 236.
424. 426. 427; regum Franc. 8.
Goseck 187—202.
Gozechini epistola 429.
Grafschaft 209—217.
Gregorii I. epp. 241 ; II. et III. 251.
254; IV. 270.
Gregorius Heimburger 519.
Gregorius Turon. 6; bist. 289 — 301.
309—314; de cursu stell. 303—308.
Grimaldi et Tatt. epp. 489.
Guiberti Gembl. epp. 603.
Guiberti Novig. Gesta Dei 424; de
pign. SS. 430.
Gnndling 439.
Guntharii Colon, epp. 485. 488.
H.
Hadoardus 447.
Hadriani I. epp. 268; II. 476—479;
in. 479.
Hagensche Chronik 431.
HalbersUdt, Dompröbste 440; Stadt-
schreiber 450.
Halitgarii epist. 276.
Hansisches Urkundenbnch 607.
Hartwici Patay. epist. 489.
Hattonis Mognnt. epist. 489.
Haug, Stift 451.
Heidelberg, Matrikel 444.
Heilmann, Georg 421.
Heinrich y. Mügeln 238.
Heinrici IV. Monogramma 437.
Helisachari epistola 276.
Helmold 237.
Helperici abb. epist. 489.
Herardi Turon. epist. 489.
Herici mon. epistola 489.
Herimannus Aug. 226 — 231.
Hermannus Altah. 430.
Hilari papae epp. 247.
Hildebaldi Col. epist. 276.
Hildeberti Cenom. epp. 424.
Hildegrimi epistola 277.
Hilduini abb. epist. 277.
Hillini etc. epp. 599 — 601.
Hincmari Ann. 604; epp. 455 — 457.
502.
Historia septem tribnl. 434.
Homerus Latlnus 446.
Homilia de sacrilegiis 446.
Honorii HI. Reg. 315—318; IV. 442.
Horatius 367. 369. 383. 593. 596.
Hormisdae p. epp. 248. 252.
Hrabani epp. 489—496.
Hugo Floriacensis 429.
Hugo de S. Victore 432.
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612
Register.
I.
Innocentii IV. epp. 9;
Inninonis Poljptychum 607.
Italiae clericomm ep. 2ö7.
Jesse Ambian. epistola 496.
JohanneB Amdes 482; Busch 606;
de Cermenate 433 ; Czamkov. 431 ;
HemeliDg 438; Hildesh. 426. 450;
Schmidt ▼. ElmendingeD 432; de
SegOTia 425.
Johannis ü. p. epp. 248; VII. 253;
VIII. 467. 602; IX. 482.
Johannis Arelat. epistola 267.
Johannis d. Neap. epistola 281.
Joh. Scoti praefatio 469.
Jonae ep. epp. 277.
Jordanis 427.
Jnden 438. 606.
Jastinas 368. 380. 693. 694.
Juvencns 370. 384.
K.
Kaiser-Urkunden 9. 161—186. 232.
233. 414. 424. 431. 436—439. 606.
Karlsruhe, Archiv 437.
Knjrtlinga Saga 7.
Köln, Archiv 444 ; Necrol. S. Cnnib.
461.
Königinhofer Handschrift 460.
Königshofen 207.
Krantz, Albert 606.
Lambertus Herf. 198. 370—385. 696.
604.
Leidradi epp. 277.
Leodegarii epistola 267.
Leodiensium Scotorum epp. 487.
Leonis I. epp. 246; II. 253; III.
269; IV. 460—463.
Leonis ep. Senon. epist. 257.
Lex Alam. 8. 434. 579. 580; Angl.
et Wer. 434; Bajuv. 679—581;
Burgund. 579—585; Rib. 434.
435; Sal. 435. 579. 680; Saz. 434;
Wisigoth. 887—400.
Libellus de imp. pot. 604.
Liber pontif. s. Gesta pontificum.
Lindau, Evangelienbuch 451.
Liutberti Mogunt. epp. 496.
Livius 368. 371. 376. 377.
Lotharii I. capit. 531 — 541; epp.
267. 457.
Lotharii II. epp. 459«
Lncanos 384. 594.
Lucretius 370.
Ludolf V. Suchern 450.
Ludowici Pii epp. 267. 287.
— II. imp. epp. 458,
— Germ. epp. 459.
Lübeck, Franciscaner 446.
Lüttich 403-407. 448. 487.
Lupi Ferrar. epp. 455.
Lyon, Cartul. 607.
M.
Maginarii epistola 278.
Magnonis Senon, epistola 278.
Mailand, Bibl. Ambr. 219.
Marini I. papae epistola 479.
Martini I-. p. epistola 253.
Martinns Polonus 424.
Matheus Parisiensis 7.
Mathias Döring 528—530.
Maxentii patr. epistola 278.
Meaux, Bibliothek 234.
Melis Stoke 430.
Melnn, Bibliothek 284.
Meroving. epp. 251; regum tit. 353
—360.
Metz 424.
Michaelis imp. epistola 278.
Milonis praefatio 497.
Miracula Adalberti Egmnnd. 238;
Burchardi in. archiep. Magd. 686
—690; Columbani 7.
Moguntinorum epistola 279.
Monachus Sangallensis 428.
Mondsee, Cod. traditionum 442.
Montecassino 131 — 141.
Monnmenta Concil. gener. 425.
Moulins, Bibliothek 234.
München, Bibliothek 431.
Narratio de elect. Loth. 604.
Nassauer Urkundenbuch 443.
Naumburg, Anniversarien 451.
Necrologia 9. 56. 232. 451.
Nepos 378.
Neuss, Inschrift 424.
Nicolai L epp. 463—476; IV. Re-
gistrum 442.
Nicolaus von Dinkelsbühl 450.
Nicolaus Smereghü 219. 220.
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ftegister;
61S
1
^Kotitia provinciarnm 424.
Notkerus Balbnius 428.
Noyon, Bibliothek 284.
0.
Orientias 446.
Otackers Reimchronik 238.
Otfridi praefatio 497.
Otgeri Mogunt. epiatola 279.
Oyidius 868. 888. 596.
Papianus 581. 586.
Pardali Laadun. epistola 502.
Paris, Bibl. de TArsenal 284; Maz.
425.
Paschalis I. epp. 270.
Pascbäsii Radberti epp. 279 ; V. Wa-
lae 428.
Passio IV. Coron. 426. 602.
Pauli papae epistola 268.
Pauli diaconi epp. 281 ; Hist. Laug.
424; V. Greg. 608.
Paulini patr. epp. 280.
Paulinns Petrocord. 446.
Paulus Bemried. 883—352.
Pelagii I. p. epp. 250; II. 258.
Persius 595.
Petri abb. Nonant. ep. 281; Oldradi
281.
Petrus Celest. 481; Dam. 429; Dus-
burg. 481; Luder 608.
Pindarus Thebanus 446.
Pippini maj. d. epist. 252.
Plinii epp. 882.
Poetae aevi Garolini 9. 425.
Pomm. Urkundenbuch 444.
Poncii Prov. Summa dict. 424.
Pontificum Rom. Acta inedita 440;
Registra 439 — 442; ef. Bullae,
CataloguS; Gesta.
Preuss. Urkunden 481.
Priscillian 235.
Provins, Bibliothek 234.
Prudentii carmina 370. 592.
Prudentii Trec. epp. 287. 497.
Prüm 403—407.
R.
Rahewin 283. 861—868. 480.
Rahingus Flaviniac. 447.
Raigern 481.
Ratholdi Argentor. ep. 497.
Ratramni epp. 498.
Meaes Archiv eto. XII.
Ravennatis cleri ep. 498.
Regino 408—406; epistola 49B.
Reichskanzlei 437.
Remensium epistola 498.
Richardus de S. Vict. 426.
Richeri Vita S. Mart. 449.
Riculfi Mog. epp. 281. 287.
Rigordus 483.
Rodulfus Glaber 482.
RogeruB de Wende ver 7.
Rolandinus Patavinus 218.
Rom, Bibl. Vat. 288.
Rostock, Chroniken 606; Matrikel
445.
Rothadi Suession. epist. 498.
Ruoperti Sangall. epp. 498.
Ruotgeri V. Brun. 869. 870.
Ruperti regis epp. 424.
Rupertus abb. Tuit. 448.
Ruricii epp. 6.
Rynesberch u. Scheue 488.
S.
Schsenspiegel 436.
Saint-Bertin, Chartes 444.
Saint-Omer. Sibl. 234.
Saint- Quentin, Bibl. 234.
Saint-Yincent du Maus 444.
Sallustius 866. 867. 869—375. 593
-596.
Salzburg, Briefe 282. 288; Verbrü-
derungsbuch von St. Peter 53 — 107.
Sanct-Gallen, Urk. 448.
Sanctorum Medardi et Seb. congre-
gationis ep. 278.
Saxo Gramm. 17—25. 36. 315—382
Schreiberrecbnung 590.
Schwabenspiegel 486.
Sednlius 592. 596; Scottns 425.
Seifried Helbling 449.
Seitz, Karthause 450.
Sergii II. epp. 460; III. 482.
Sidonius ApoUinaris 6. 370.
Siegburg 210.
Siegel 607.
Siegen, Urkundenbuch 448.
Sigeberti V. Deod. 595.
Sigwaldi patr. epistola 282.
Silius Italiens 446.
Smaragdi abb. epistola 282.
Soissons, Bibliothek 234.
Statins 384.
Steier, Handveste 486.
40
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614
Register.
Siephaoi IL ei m. p. epp. 268; V.
479-482.
Stephan! sbb. epistola 266.
Strassbnrg, Domcap. 461 ; Urkunden
607.
Saalafeld 443.
Sneno Aggonis 18 — 17.
Saetouias 868. 379.
Salpicii Severi V. Hart, et Chron.
205. 367. 369. 370. 380. 381. 386.
694.
Syromacbi p. epp, 248.
Syria Sacra 607.
T.
Tabala Peuting. 446.
Tacittts 378. 379. 594.
Tattonis mon. epistola 282.
Tegerusee 142—160.
Templarii 442.
Thadeus 606.
Thegani appendix 603; ep. 282.
Theodmari Casin. ep. 282.
Theodalfi epistola 283. 288.
Theotgaudi etc. epp. 498.
Theutmiri praefatio 288.
Tironiscbe Noten 436. 447. 604.
Tours, St. Martin 424; Schreibschale
604.
Transl. Annouis rell. 216; Benedict!
129—141; Castoris 603; Germani
Paris. 447.
Trier, Adacodex 452.
Trinmphas S. Bemacli 604.
Trojani episcopi ep. 267.
Tndebod 424.
Tübinger Rechtsbach 435.
l.
Ungar. Büderchronik 669^676.
Usaardi praefatio 499.
Utrecht^ Urkunden 444.
V.
Valerius Anshelm 432.
Varro 368.
Yellejus Paterculus 206. 366.
Venantius Fortunatus 6. 446. 446.
Yenddme, Bibliothek 234.
Venerii patr. epp. 288.
VergUins 367—370. 380. 381. 386.
447. 693—696.
Versus 221. 424. 447 — 460. 600;
de occ. Will. L Norm. 4^4.
Vieensa, Bibl. 218. 219.
Yictoris Cur. epp. 288.
Viennenses epp. 247.
Yigilii papae epp. 249.
Vignier 236. 426. 452.
Vita Annouis 209 — 217; Anselmi
Luc. metrica 7 ; Audoeni 603 ; Ben-
nonis Misn. 287; Bemardi 424.
429; Bmnonis Col. 369. 370; Co-
lumbae 423; Eckeberü 426; Eli-
gii 236; Fursei 423; Germani
Autis. 423; Germani Paria. 447;
Greg. I. 427. 603; Gregorii abba-
tis 7; Lebuini 236; Leonia HI.
427; Livini 429; MajoH 603—516;
Mart. metr. 449; Norbert! 430;
Ott. Bab. 605; Petri Urseoli 7;
Quinqne fratmm 7; Rieh. Vird.
429; Severini 235; Stephan! L
429; Walae 428.
Vitaliani p. epp. 263.
w.
Walahfridi epp. 283. 287.
Waldenser 430. 431.
Wandalberti epp. 284.
Warnerius Basiliensis 449.
Wassertrudingen, Grafen 443.
Wernher v. Elmendorf 449.
Widukind 428. 597.
Wiesbaden, Bibliothek 426.
Willelmus Brito 433; Neoburg. 433.
Wipo 447.
Wolfenbütte], Bibliothek 233.
Worms, Urkundenbnch 443.
Würzburg, Minoriten 432; Formel-
buch 446.
z.
Zachariae p. epp,
Zinnwerke 436.
Zosimi p. epistolae 245.
261. 264. 258.
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