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Full text of "Neues Jahrbuch feralogie, Geognosie, Geologie und Petrefakten-Kunde"

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THE AMERICAN MUSEUM 
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NATURAL HISTORY 


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Neues Jahrbuch _ 


Mineralogie, Geognosie, Geologie 


ie und 
- Petrefaktenkunde, 
herausgegeben 
von N ® 
Dr. K. C. von Leonhard und Dr. H. @. Bronn, 
Professoren an der Universität zu Heidelberg. 
AN TER A % 
Jahrgang 1837. 
Mit 6 Tafeln B 
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STUTTGART n 
E. Schweizerbart’s Verlagshandlung. ra 


1837. 


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Inhalt. 
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I. Abhändlungen. 
B. Cotta: abdr die bisherigen Resultate der geognostischen _ 
Untersuchungen bei Hohnstein . . “ 


J. Grimm: der Berg Büdeshögy in Siebenbürgen . 
Von Voırn: der Schlossberg bei Regenstauf im Regen- 


Kreise . 
H. G. Bronn: über ale Kridtatäh: Reste iu Muschel- 
kalk, mit Tafel 11 (vergl. S. 103) j 5 ; 
R. Brum: Mineralogische Notitzen, mit Tafel I. Be e 
Lorrer: Ausflug ins Isere-Departement . f 
Heut: geognostische Beschreibung des Weilers Berg 2 


VAN DER Wyck: über die Barometer - Höhenmessungen des 
Rhein-Stiomes . 

H. G. Bronn: über das Alter und die organischen "Über- 
reste des Muynzer-Beckens (vergl. S. 430 — 431) ’ 

A. vos HumsorLpr: Geognostische und physikalische Be- 
trachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito 

R. A. Pustieer: über die subfossilen Seethier - Reste von 
Pouzzuvli bei Neapel, und auf der Insel /schia (Tf. III, 
Fg. 4, 5) 5 . 

R.A. Pmitierr: Beschreibung einer neuen Nerinen und einer 
neuen fossilen Art Pecten (Taf. Ill, Fg. 1, 2, 3, 6, 7) 

EnGELHARDT: 
und derbem Nickelantimon-Glanz . - 3 re 

B. Corra: über organische Gestalten im Schlottwitzer 
Achat-Gange (Tf. III, Fg. 8— 13) 3 

Vorrz : erste Notitz über wie Genus Aptychus (vergl. S. 
435) . h i h R h j } F E 

Engerwarpr: über die Formation, in welcher die Tatzen- 
Abdrücke vorweltlicher Thiere iu der Nähe von Hild- 
burghausen auftreten, und über das Vorkommen dieser 


Abdrücke, mit Taf. IV. 2 k Ä 


L. von Bucs: über TRURMANN? s Soulövemens jurassiques 
cahter TI A 4 s x . . . 
A: 


über ein neues Korkommi von krystallisirteim f 


ni 

Seite 
1-9 
10— 23 
24—29 
30—33 
34—37 
127— 136 
137—145 
146—152 
153— 176 
253— 284 
285-— 292 
293-296 
297-208 
299303 
 304—312 
379—384 
385— 388 


 Mux. Braun: 


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Gr. von KEYSERLING! "Bemerkungen während des Übergan- ‘. 


ges von Lotsch nach Bormio durch das Marthel-Thal . 

H.R. 

Von Haver : über das Vorkommen fossiler Thier-Reste im 
tertiären Becken von Wien, — und Vergleichung der- 
selben mit den Überresten anderer gleichzeitiger Abla- 
gerungen, nebst einigen nachträglichen Bemerkungen 

‚ über das Maynzer-Becken von H. G. Brons Mr 

VoLrz: zweiter Vortrag über das Genus Aptychus (vgl. 
S. 304). . 

Heur: Mittheilungen über verschiedene Mineralien und Ge- 
birgsarten der südlichen Halbkugel, welche Mi 
von Lupwig an das Königl. Mineralien-Kabinet in - 
gart abgegeben wurden RAR 

Lorter : über die geologischen Vorlesungen des Hrn. an 
net in Lyon . . 

Von LeonHArD: über Reibungs- Flächen im Atkenleideh und 
'Autnaus: über das Vorkommen der Sandstein - Spiegel in 
der Gegend von Marburg, mit Tafel V ‘ 

I. J. Tscuupr: über den Homo diluvii testis, Andrias 
Scheuchzeri . 

Beiträge zur "Oryktognosie Badens, mit Ta- 
gel Vi u, . 

Von LeonnaARD: Gänge körnigen Kalkes im Steinkohlen- 
Gebirge unfern Wolfstein in Rhrinbaiern 

ÜREDNER! Beschreibung einer krystallisirten Blauofenschlacke 
von der Eisenhütte Luisenthal in, Gothaischen . . 

H. G. Bronn: Notitzen über das Vorkommen der Tegel- 
Formation und ihrer Fossil-Reste in Siebenbürgen und 
Galizien, nach den von Hrn. ‚von Hausr erhaltenen 
en A aniseit ke ; E . E r 


2 


I. Briefwechsel. 


I 
gerichtet, von. den Herren: 


RussesGer: die geognostische Beschaffenheit des Tau- 


Görrerr: über das Studium der fossilen Hölzer Fl 


% 


B. Corra: neue Unterzeichner für Nachgrabungen bei Hokn- 


stein « 
Von ALBERTI: Gy ps an Muschelkalks bo Kisbnachd Tf. 1 €, »): 


B. Corra: Ergebnisse einer neuen Brunnenkoieiiäl zu 
Dresden : 

RussEesger: über den "Libhnen. eek Preisicih "ii Ägyyp- 
ten C} . [} ® . . 

A. von Kraestein: Ergebnisse einer Brunnen - Bohrung bei 
Alzey . A B AR 67 . 


ZoBEL:! Bohr-Versuche um Schramberg 2 

G. v. Broepe: Petersburg; mineralogische RAR, 
geoguostisches Verhalten der Ungegend uud Finnlands ; 
Schema einer Felsarten-Klassifikation „  . 

Zsuscuner: Muschelkalk und seine Versieinerungen im: 
Schlesien N R : “ ; N $ ; > 


Seite 


389—402 
403—-407 


( 
408—431 


432-438 


506—521 


522—535 


536—544 
545—547 


633 — 640 


641-646 


647 — 652 


% 


653—664 


Mittheilungen, an den Geh. Rath von Leonuarn 


39—40 


40 
41 


41-42 
169-170 
170 

171 
171-187 


313 


SEELE 


VoLTz: 


B. Corsa: Weıss über die Kaleoengn von Zscheila, Hohn- 
stein und Weinböhla | aut Do En 

H. Asıcn: vulkanısche ‚Forschungen i 2 Italien N ii 

B. Corrı: Frühbeete über Erdbränden zu Planitz . 

Fr. von Monırz: Meoıcı BEAMER DERSERS U AIRIERUNG in 
Rum . z 

v.. Voith: Granit-Verhältnisse in en Oberpfalz. rt . 

Joun:.über von Rasoumovsky’s Tod . 

B. Corra: Ursprung des Kalkes, Geschichte der Kalk- Ge- 
bir e . . . 

ee kohlensaures Eisenoxydul im ae . 

J. Berzetivs: KeıvHau’s Granit- Theorie; Hısınger’s Le- 
thaea Sueciea ; Serström’s Rollstein Fluth . d 5 


J. Grimm: Alaunfels und dessen Gewinnung in Ungarn .» . 
Russesser: Kreide und Sandstein, Einfluss von Granit auf 


letzteren, Porphyre, Grünsteine etc. in Ägypten und 
Nubien bis nach Sennaar . 

B. Stuper : Naturforscher- Versammlung in "Neuchätel ; ‚ Ur- 
Gletscher; Neocomien ; — NUIIBSRENAR, Forschungen in 
Bündten r » 

B. Corrı: verglaste Schanzen in Böhmen und Lausitz N 


Seite 
314 
439 —442 
442% 
44% 
442 —444 
444 
548—553 
553 
553—554 
554—557 
665—669 
669—673 
673 


11. Mittheilungen, an den Prof. Bronn gerichtet, von 


den Herren: 


| 


KeiıLnau: Terebrateln, 
Trilobiten. 
Fr. von MANDELSLoH: Vermengung von Übergangs - und 


Gaea NE ERT ER Böck’s 


jüngeren Versteinerungen in Salzburg; Cirrus de-_ 


pressus — Pleurotomaria granulata . . 

v. Eıchwarp: sein Dinotherium proavum . 

Rormer: die Jura - Bildung von Fritzow in Pommern ent- 
hält die Versteinerungen von Portlandkalk und .Coral- 
rag 

Sırraman: die Amerikanischen alten Vogel- Fährten rühren 
zum Theil vielleicht von Beutelthieren her . . 

H. v Meyer: die Bayreuther Petrefakten - Sammlungen; 
über Saurier, Eryon, Gryphaea, Aptychus, Iso- 
‚erinus, 
dactylus . 

Cephalopoden, ‚Aptychus; Mem. de la Soc. 
d’hist. nat. de Strasburg, Lief. 5; neue Nerineen . 

Puıvıprı : Versteinerungen aus Helgoland ; ein Vorkommen 
von Schwefelkies .: « 

Zeuschner: Terebrateln, Lima! "proboscidea; der 
Karpathen-Sandstein gehört nach den re 
in die Oolithen-Reihe . 2 

Ds Vernevin: geognostische Reise nach dein "schwarzen 
Meere ; Studium der Übergangs - Formationen ; D’OR- 
sıcny’sForaminiferen und Krinoideen, Deshaves’ 
Versteinerungen Belgiens ; Bov&’s Reise in der Türkei 

Lamovreux d. Ä.: Unio a ee und Hip- 
popodium bei Nancy . 


Büren: Koniferen im Schlesischen Übergange-Gebirge 


Chelocrinus, Plateosaurus, Ptero- 


43 


43 
43—44 
187—188 


188 


314— 316 
317 


317—318 


318 


.318—319 


444 
445. 


-1- 


Seite 
RoEmeER: elle ‚neue Jura- Versteinerungen ante) 
von der Weser ; Schuster in Osterwald; RETTBere 0 
beobachtet die. Schichten-Folge um ‚Salzgitter ; — Legen 

-Tithe und Hilsthon östlich von Braunschweig ; N Fort- | 
setzung 'seines«Petrefakten-Werkes .. 1.0. 0% 445-446 
H. v Mexver: tertiäre Knochen der Schweitz , Microthe- A 
rium RBenggeri, Rhinoceros tichorhinus; 
Schildkröten; Dinotherium giganteum;. La- 
gomys Öningensis, Elephas primigenius; — 
Pterodactylus von Sotenhofen; — Eryon Hart- hi 
manni;.Astacus longimanus; Prosopon; Sau- 
rier- Wirbel im Neocomien; Portland - Formation von 
Solothurn wit Pterodactylus, Madrimosaurus 
Hugii und San UNE ER über das Mayızer Fa 
Becken. F . 7 557—562 
Bee ti: Lingula und Eotalia im Hilsthon um Grü- Fr 
nenplan 562 
v. Kuıpstern und Kavr: "Gyps- „Abgüsse vom Dinotberium- re, 
Schädel . 15 ; 563 
L. Acassız: Arbeiten über Fische und Echinodermen; 
 Lamna, Rhaphiodon,Enchedus; (Könic’s) Icones ei 
fossilium sectiles ; Reise nach Berlin . R n 674 
H. v. Mexer: Knochen der Bohnerze von Mossech: Bhr... ) 
»oceros,;, Mastodon, Hirsche, Schweine; Di- _ \r 
notherium, Harpagodon, Palaeotherium, 
Schildkröten, Fische; — Saurier und Pem- 
phix im Muschelkalk des Fürstenberg’schen; fernere 
Knochen in der Molasse; Mastodon, Nager, Wie- 
derkäuer, Palacotherien, Rhinoceros, Schild- 
kröten, Pterodactylus: Microtherium, Emys, 
Trionyx, Menschen, Nager, Manatus; Choe-. 
‚ ropotamus Meissneri BI LIE RG PT “ne ,. 674—677 


I 


II, Neueste Literatur. 


A. Bücher (1833 — 1837). 


L. Buch; Bucktann; "Geologische Erdkarte; ‚GoLDruss ; 
Sen Kuae: Linpugy and Hurron ; Pnırierr; R*** 
Minerologie ; Ruısp; SchmiDT ; WACKENRODER ; ; Uuter- 4 
irdische Wuuder und Schätze ni u AA 
Giurı; DE BonaLD;. NORDENSKIOLD; — Brücsorg‘; "Bookzand; e j 
Buneg; M’Curvoc#;, Duvar; v Knıpsrsın und Kaup; 
Link; Da Rıo; van DER Wyck . N ee 19° 
Besnarv; Carte de la Manche; GERMAR ; GaArkrour; ; Hir- 
DRETH; JOANNIS ; THURMANN ; — Asıcn; ‚Apıon ; Buck- 
“N LAND; Da: Dı Rıo; WIEGMANN sen. } ; \ 320-321 
FoRrcHHAMMER 5 — Arıan: BouBke; FEATHERSTONHAUCH ; 6; 
Leuranc. eb Wunrer; MAmmaTT; MARCEL DE SERRES; 
OppEamARn; J: Pnivrars:; Savız, ScortEsA@NA; — BeY- 
'togien, Bürrrann; Bous; Branpe;  Bucknan®;  Bv-. 
Lahr PaLsTERcaMmP: Eutnoines GörraeT ; HisınaEn; 90000 
HocarD ; Jameson ;, ‚Karpr; DE Kuıpsteın et: Krun; Inih una VL 
wiG; Lowe; Lyeugz Mürcnison 5 0... Prawsars: W. 000 
Pıuzzies; Stuper; Warte; — Murcnison . i ß 447 —449 


- u - 


Erw 


en: v Humzouor; ano Bam: Mira. 


Emmons ; Cohen und LARDNER Vanuxem; Bronx; 
Bron® .. 0.0: . 
Younc and Bırv; — "SCHULE 5. _ Görrzar : . "Mantellian 


Museum; — Fromnzaz, HARTaRN, Rozer. k d 


B. Zeitschriften (1835 — 1837). 


‚Bulletin de la Societe geologique de France, Paris 8° 
(vergl. 1836, S. vu), 
1835, VI, p. 321—407 
._.1836, VII, p. 113-304 
Vi, p. 305—400 

1837, VIII, p. 1—192 
VII, p. 193—320 . 

Jahrbuch für den Berg- und Hütten - - Mann auf das Jah 
1837 . 

The London and Edinburgh Philosophical Magazine and 
Journal of Science, contain. the Proceedings of the 
Bealogient Society of Lundon, Lond. 8° (vergl. 1836, 

vr) 

1836, VIII, nro. 5—7 4 
IX, nro. 1—7. . 
‚x, nro.i—5 . . 
X, nro. 6 R 

1837, XI, nro. 1 et supplem. 
XI, nro. 1—2. 

Transaction of the Geological Society of London, 4° (1836, 
. VI), 

1837, IV, part. 2 . 

Memoires de la Societe geologique de "France, Paris 4° 
(1835, S. 77), 


. . [} . 
. . “ [ 
“ . [} [ er) 
. [} . . 


[} . . “. . 


r 


1835, IL, 1,2... . . . 
Annales des Mines, Paris 8 (1835, S. 74), | 

1835, VII, live. 1—3 . . . . . v . 
1836, I ae a Et 

X, 1—2 . .- ee. . . f) Br) . . 

X. 3 . - ‘ ; . . . 


1837, XI... , e 
GLocKER: Mineralogische Jahreshefte, Heft 5 für 1835 
Enecrısu: the Mining Journal and Commercial Gazette, vol. 

I—IV, Nro. 1—84 . . . . OD . . 


N 


IV. Auszüge. 


Seite 


190 
190—192 
451 
451 —452 


- 567—568 


192 


193 —194 
194—195 
449—450 
565—566 

566 
679 —680 


321 


321—322 


322—323 
323 
323—324 
453 —454 
454 
454 


454 


1. Mineralogie, Krystallographie, Mineral-Chemie. 


en ‚Zerlegung der strahligen Blende von Praibram IR RTT 47 
v. Kopeıt: über das ‚Tellur-Wismuth von San Jose in Brasiien 47 
F. ScnarrcorscHn: Analyse eines Jamesonit, aus Estremadura . 47 
Weiss; über das Gyps-System . .« N a8 

ai 48 


v. KogßeELL; : über den Jamesonit ; an Brasilien Ne 


n — vi 


Kari Analyse des Basaltes und der Lava vom Ana . = an 


v. Kosert: Gewicht des Nickel-Wismüthglnzs .. 5° we 


BoviLLer: grosser ‚Barytspath-Krystall: bei Clermont . ds Are j 197 
Bavpertey: Gesehiebe von Gediegen-Gold in Canada Fran ga 49 
Devaux: über die ‚Naphthine von Beaulieu, Maine et Lo Mer ei 


Besencener: Nachricht über die Thermen bei Brape a1 Kar 


t N 
* » » Ri‘ . END +4 ; ar wi Rare 2 7° 


v 


Mirasurı: über den Ozocerit der Muldau a 
LrchnstL: Untersuchung des Aralkısinliibre . > 3 325 
»n. Specksteines. ’ Le 325 
Buunnune? chemkkehel Zusammensetzung‘ Amerikanischer Pla- 
tin-Erze . 325 
EHrENBERG; mikroskopische neue Charaktere Wer Mineralien‘ ES 33 
Durrenoy: Kıystall-Forn und ap er des Bour- | 
nonits«. 326 
 Tuonson: Zerlerung Ber Raph ilitems ‚von Perth im-Ober-Garliäa 396 
KuvernatscHh: Untersuchung des Zinnkieses von ORRREROE ‚21327 
Berthier: über Kaolin und Thone. F 897 
‚Jorvan: Zerlegung des Kupfer-Antimon-Arsenik Füblerses von 
Andreasberg . . 398 
Tuomson: Analyse des Eisensp a in Laven der ‚Somma 328 
5 Zerlegung des Leeliths % 329 
Durrinoy: gewässertes DRpeiäklpkiht von Eisen, ‚Thonerde u in 
Kalı aus der Solfatara‘., ey I 7) 
Rose: fernere Bemerkungen über Rhodizit a 330 
‚Jorpan:; über den Rammelsberger muscheligen und erdigen irel. 
Ocher. . ı wi 330 
Tuomson: über den Rhodalith aus Mandelstein in Irland Ri” 6332 
ner, über den Dysulit aus Kalk in New-Jersey . 332 
ee über Vauadin-saures Blei von Wicklow in Irland "832 
Devrre£nor: rre me lie 0 vod Zur nA DENE En SEI Lu des N. Amer. 
Laumonits . erg‘ 
Gauvin: Bildung künstlicher Krystalle uni ilöslhähen Stoffe F 455 
Tuoxnsom: Zerlegung des Perlsteines . . h ü 456 
a Analyse des Antrimoliths aus Irland. . 456 
Durs£noy: der Apophyllit von Puy de la Piqguette, Aurergue 456 
Rummerseere: Zusammensetzung des Berthierits von Frei- 
verg HH . . . . ° A D u . . h 456 
Tuonson: Zerlegung des Davisonits aus Äbereen . . 457 
e. . über den Huronit aus Nordamerika .. . . 458 
, h  Zerlezung der Walkerde der Oolith-Formation R 458 
Sınver: Silberkupferglanz von Rudulstndt e a 
Dursenox: Gedrit, neue Mineral-Gattung der Pyrenien ., 458 
Tuomsos: über den wei miculit aus Yermoit . 459 
I... Analyse des Wasserhältigen Bncholzit’s von Istund 459 
"Durr£noy: über den Diaspor des Ural . a ....460 
H. Scnaerr: Analyse der Dürrenberger Soole .. . 461 
A. Damour: Zink - und Kupfer-baltiges Vanadin-saures Bleioxyd 461 
Boris: Analyse des Zinkerzes vom. Puiy de Cubrera bei Arles 462. 
Taomson: Analyse des Pipestone in No rd-Amerika . . 462. 
. Zerlegung des Cummingtonits aus Massachusetts 462 
Bevor fayatallographische Einerleiheit von Zeagonit, Gis® 
mondin, Abrazit, Aricit und Pbillipsit. . .. 468 
"Konrnars: Diamanten: und Platin auf Borneo = 2 8:00869 
Fo, var Gelenk des Cluthaliths aus Kipatrik  .  .. Ha 
„0. 5. strahligen RR FRI en Strom 
* Hians aus a a . A Er aychhe sc rn 


ea Were 


ME er 


am IE = 


ei 


B. J. Brooxg: Identität'von Murchisonit, Moonstone und 


.Norwegischem irisirenden Feldspathe . s . 
H. J. Brooke: Identität von Anorthit und Biotin vom Vesuv 


FRANKENHAYN: Krystallform einiger Metalle . A 

Tayror zerlegt Silber - be Te Mangan - Peroxyd aus 
Meziko . . . . . 

Tromson : über den Steilit PAR: Ciyde-Kanal : R N n 
By n » Giottalit von Glasgew . r 


Li „ Nemalit von Hoboken in New-Jersey F 
Dove: Polarisirung positiver, negativer und zweiachsiger 


Krystalle . . Bi 
Dana: Identität von Columbit und Tnomson’s "Torrelit b 
Tromson : Analyse des Retinalits aus Nieder-Cunada . . 


N » " » Lebuntits aus Mandelstein von Antrim 

Boase : . Zusammensetzung der Cornwaller Porcellan-Erde 

Dove: Zusammenhang optischer und re; Ei- 
genschaften der Bergkrystalle . . 

SHepARD! Beschreibung des Edwardsits aus "Gneiss Connec- 


ticuts . . . 

Pıpvinsron: Analyse eines. aus Felsen in Indien schwitzenden 
Minerals . ‘ . . ri R P 

Tnonson: Analyse des Bytownits , N R 
$ 4) 4 Pechsteins von Arran und. aus Sach- 

sen . PR 
BerreIerR: Analyse eines Silber- haltigen und kohlensauren Blei’s 
im Churente- Dept. » . ; s . . 
H. J. Broose: neue Hemitropie von Quarzkrystallen - . . 
Tnauvow: Analyse des Boulangerits aus Lappland . 
Cn. U. Suerarp: über Ere mit, ein neues Mineral aus Connec- 
tient N - . .' . 
Fr. v. Kosernu: zur Berechnung der Gestalten des tesseralen Sy- 
u stems » . . . . . . . . . . 


Il. Geologie und Geognosie. 


PrineniK: die Geologie der Altens-Gruben in Finnmaärk . . 


Darzenr: Durchschnitt vulkanischer Lagen bei Neapel und 
warme Quellen in Campania . . 


Merın: das Kalkstein-Konglomerat des südl. Schwarzwaldes . 
HErıcaxt De: Tuurv; artesischer Brunnen von seltener Steighöhe 
in Tours i 


G. Bıscnor: Quellen-Verhältnisse day Ostseite His Teutoburger 


Waldes . r . . 
Hunter: Ausbruch ne Morfkooren't in Akten. Irland d ö 
Dumont: Notiz über dıe Struktur der vulkanischen Kegel. . 
Desmares: die Temperatur der Tertiär-Zeit . 

E. pe Beaumont: Temperatur der Erdoberfläche in "der tertiä- 

ren Zeit . a . 
E. ve BeEAatmonT: Beziehungen der Dic ke des ewigen Eises zur 

. Temperatur, uud Temperatur- Zunahme nach der Tiefe . 2 
Everest: Klima, worin die fossile Elephanten-Art grlebt hi; 


Hoxner: ‚Megalichthvs in Kannelkohle. von sehe, und der 

Süsswasserkalk von. Burdiehouse .  . . N 
SCHMERLING: über eine Knocheuhöhle in "Luxemburg . | iR 
SISMonDAa; Geognosie der Nachbar-Thäler ‚der. Stura und Vinay 
Artesische Brunnen von Bergöl 


M. ve Serres: Flüssigkeit der Gebirgsmiassen bei ihrer Hebung 


N 


Chemische PPFIBRRTIREENN. * SERIEN einiger mit der AARRIEERE NG, 


tion.bei Edinburg verbundenen Gebirgsartten . 
v. Erepa: zu Zeist hereufgebrachte Erdarten und deren Alter . 


. Geognostische Wanderungen in Piemont . . a. 


Buckranp: über Entstehung der Höhlen , 


Bertrand-Gesuin ; geologische Notiz über die Insel Noirmoutiiohl® 
Benoıt: Lagerung und. Gewinnung des Bleierzes von Longwiliy 


Dunn: kann die Luft Blei aufnehmen ? } . 
BoussinsauET: über die warmen Quellen der Kordilleren A R 


Koertnaus: geogn. Bemerkungen in den Padang’schen Hochlanden .. 


Erie Ds Braumone: Ausdehnung des unteren Tertiär-Systems 


im Norden Frankreichs 3 Eh 


Marmont: Temperatur-Messungen von Quellen: des Orients $, 


'Mosrtmotruin: - Abhandlung über das Kreide-Gebirge des Jura . 
Geolog. Kongress zu Clermont in Auvergne im Herbst 1833, I 
‘Hurrton: Trapp im Bergkalk von Northumberland und Durham 


Sıavı: Geologie der Insel Elba . i ERTL, ö E Br 
Grosse Malachit-Masse aus dem Ural. HE TET ER? " & 
Hısıncer : geognostische Karte von Schweden . R, . k 
Artesischer Brunnen im Granite Schottlands k R 
Gravss: Granitgänge im Glimmerschiefer von Wicklow . . 


Merian: Zusammenstellung der Höhenmessungen in und um Basel 


GrEGoRY, WarKker und Consesr: Analysen der Coprolithen . 


Gisson : geologische Verhältnisse der See’n er ‚des Thales vom 
Missisippi  . 


P.W. ForcHnnammer! der Kopaische See und seine Abzugskanäle 
Unter Lava begrabene Stadt in Amerika, bei Vera Cruz Pt 


Ergiebiger artesischer Brunnen zu Cunye-sur-le-Cher, Indre- 
et-Loire N 
M’Anım: Geologie der Gegend von Fannet in Donegal 


» : Entdeckung ven Gold. in Lower-Canada: . 


“ 
® ° 

BappeLey: über Bewegung von Blöcken in Meerestiefen . ex 
i . . 


“ BERTRAND-GesLIn : Geolegische Mittheilungen über Tyrol . 


Carpcueucn: das grosse Erdbeben in Chili am 20. Febr. 1835 . 
Carpcteuen: Ausbruch des Coseguina in der Funseca-Bay, 1835 
Lysır: Allmähliche Hebung des Landes in Schweden . . 
Keıtnau: Thatsachen über die neuere Hebung Skandinaviens . 
Pıneer: Senkung der’Westküste Grönlands . . 
CautLer: in den Sewalik-Bergen gefundene Säugethierreste 


Coqrant: Paläotherien u. Ruminanten im, 'Gyps von Air _ 


Desuares: die sg. Cythereen- Schichte über dem Pariser 
Gypse; Glauconomya und Cyrenella . 
Desnares: Verschiedenheit der Kreide- und Tertiär- Fossilreste 
D’Arcnsıc: Grobkalk zwischen Kreide und Töpferthon bei Meudon 
Ch. D’Orsıchy : neuerlich bei Meudon entdeckte Tertiär- Gebilde 
Iyeıt: Kreide- und Tertiär-Schichten von Seeland und Möen 


Bee: Zur Geologie Dänemarks, Kreide und Tertiär-Bildungen 


A, Cunnincnam: Geognosie von New-South- Wales . ! h 


A. v. Humsorpr: zwei Versuche den Chimborazo zu ersteigen „ 


M’Avım: Bergsturz in Antrim . ze „ 5 P ; v 
Duni: der Vesuv im Juli 1834. 
J.v. CHarrentier: Schlussfolgen aus den AUmwälzungen, welche 


die Aussenfläche des Schweitzerlandes verändert haben u 


. Venerz: Walliser Gletscher und erratische Blöcke ın Alpen un 
Jura 


‚Smimm‘: Änderung in Höhe von Land und Meer in Schottleid . ei 
.-Woopwarp: die Crag-Formation in Norfolk und Suffolk . .. eo... 


. 


‚rt 


R. Fırcn: dagegen . 
CHARLESWoRTH: über Coralline CE“ und mögliche" Miscgrift 
ı bei Bestimmung tertiärer Ablagerungen nach den Eau brc 
Derselbe, zweite Abhandlung darüber . 3 

Rıicnırpson : chronolog. Ordnung der Gesteine nach biean. Resten 
Hausmann: „de usu exwperientiarum EINER. um ad FRE 
| sitiones geologicas adjunandas“ . . 
Provana DE CoLLEeno: geologische Thatsachen in Oysans . . . 
B. Sruner: „die Gebirgsmasse von Duvus“ (Neuchät. 1837) . 
Hausmann: über SchuLz „Descripcion geognostica de Galicia“ . 
Honsson Horpswortu: Geologie der Knock - Mahon - Gruben in 
Waterford . 3 
J. Bırr: Geologie der West. "Gegenden der Rocky-Mountains . 


Cu. Jackson: PrOPPRSUEN in Konglomeraten ng: Schiefern um 


Boston . a . . 
H. Lroyp: Erscheinuhigen # im Granit bei Dublin. ; B 


P. Merian: Gleiche Wärme an der Oberfläche und am Grunde 


fliessender Wasser . F 

Ziepe: „die Flötzgebirge Böhmens und ihre Koblen-Führung“ 

Keırmau: über die Erdbeben in Norwegen . H E 5 . 
J. Arsonn : Trappgebilde von Limerick . i . . . 
Erdbeben in Chii, 1835, am 20. Febr. ° . 5 . , 
Erdbeben in den Motucken, 1835, am 1, Kostmb, N . ‘ 
A. Kınorer: Bildung einiger Tiken‘ Erze -. ı N k 
Lorp: Veränderuug "der Erdoberfläche durch die Ströme NlskEe- 
‚Parker Kıng: Geologie der Magellun’schen Meerenge ° , 
ErereicH: das Braunkohlengebirge des Westerwaldes 5 ‘ 
NoEsGERATH: das Erdbeben bei Koblenz, 1834, am 17. Dee, . 
Grosse Masse Gediegen-Kupfers vom Luke superior . . s 
Erdbeben auf dem Cap, 1835, am 11. Nov. 3 DTAATE ‘ 


\ in Rom, 1836, am 10. Jänner . . . . r 
Forster : über die Insel Deception =. 


J. BerzeLivs: neue Bestandtheile der Bra: Quelle in Gothland 


D. Brewster: merkwürdiges Stück Bernstein aus Avu . 

R. J. Murcuison: Gruss und Alluvial in Herefurd, en und 
Worcester, und über Puffstone oder Travertin . 

A. Scnneiper: Felsbildungen und Eisenstein - Bergbau in den 


Karpathen bei Skole _. N . 
Levmenic: Geologie zwischen Troyes, Nöogent nnd Resson N 
W. June: Analyse der Mineralquellen zu Neuenhatn in Nassau 

‚E. Tuıersa : das Jura-Kreide-Gebirge in Franche-Cumte . ä 
Borr.ays : Seekonchylien lebender Arten lagern über dem Hoch- 

wasser-Stande des Meeres in Schottland . . . 
Rivızre dessgleichen zu St-Michel-en-ÜHerm ( ende) N # 
W. J. Hımitron: dessgleiechen in Fifeshire . Pa" } N 


Gery-Eserton: dessgleichen in Cheshire . 

H. E. StrrickLanp: Land- und Süaswasser-Konchylien mit Land- 
Vierfüssern im Diluvial von Worcestershire 3 

J. Scovter: Hügel mit Sce-Konchylien lebender Arten bei Dublin 


MI. Petrefaktenkunde. | 


DE CaristoL: Vergleichung, der gleichzeitigen Säugethier- Bevöl- 
kerung in den zwei tertiären Becken des Herauit-Dept. a 

Buckranp: Neuentdecktes BiesenlzEepail ‚äber 4 oa Beige bei 

Buckingham . 

Rarıngsque bietet 125 Arten "(ossiler Pflanzen "aus "N. Amer ika an 


Seite 


v. TEN u. Kaup: in Biber gefundener Sehädel des: 


Dinotherii gigantei“ AT? R Ne 
PuscHh: „Polens Paläontologie“ ri ee 
Scuinz : fossile Säugethier- Kochen der re Moledan. ad 
Lyeır: fossile Knochen aus Indien . . hai, “ae 


v. Buen: über Paludina m ultiformis ZieT. von ‚Steinheim san 


‚h 


Movuceor: Versteinerungen im Muschelkalk der Vougesen . Pr”, 


Eup:s Destoneeuamps: Biesen-Reptil Poecil Ik leuron im. 


Kalke von Caen . x 
Puırıperi: „Knumeratio Molluscorum Sieiliae Pe et "fossi- 
tium“ 1836, 4° y 
Asassız! löchinodermen in der sie N Puchitels 


Quesstept: Enkıiniten des Muschelkalks £ Ä 
Eurengere: fossile Infusorien in kieseligen Teriiöedseneince 
Ri weitere Beobachtungen 12 n 


Dusarvın: Infusorien des Polirschiefers von Biin . h 
De Bresısson: kielige Decken gewisser Iufusorien . . 
Mayer: fossile Infusorien in Polirschiefer vom Habichtswald 
SCHMERLINE: Kunst-Erzeugunisse in Lütticher Knochenhöhlen 
Duvernoy; fossile Knochen am Bastberg bei: Buxzwiller .. . 
Nyst u. GaLeorri: neues Arcaceen-Geschlecht; Trigonocoelia 
CHauprUc DE CRUZAnnEs: antediluvian. Knochenlager bei, Pons,. 
Charente infer. «» h jo a 


% 
. 
. Re ..@ 
« 
® 
. 
.. 


Liın«k: Thier-Fährten im Hildburghäuser Sandsteine N . .; 


KesstLer und Sıckzer: desgl., Heft l. 

Rozmer.: „Versteinerungen des N.-Deutschen Oolithen-Gebirges“, 
Abtheil. II, III EIER Ren 

Lereßvee: aufrechte Baumstämme im, Grobkalk von Bourg, “Dor- 
dogne . ve 

GörPErRT: künstliche Versteinerungen von Pflanzen und Thieren 


La Jore: tertiäres Geschlecht Belemniten-artiger Fossilien .. 
Drei Mammont-Skelete von Podrese in Petersburg . . 
Pırror : fossile Knochen am Burtneck-See in Liefland . & 
v. Humsorpr : Thierfährten im Hüdburghäuser Sandsteine . 
Bernstein-Insekten der Ostsee .» P 
Kaur: Hippotherien im tertiären Sande bei Eppelsheim . 
Gorpruss: „Petrefakten Deutschlands“, V.- ‚Lieferung , : 
Ascassız: „Monographie des Echinodermes“ 2 a 
Becks: Knochen im aufgeschwenimten Boden des Münsterlandes 2. 
Desnaves: Bestimmung: einer Sammlung fossiler Konchylien. 
"Podeliens TA 


GörreErrt: über Enislähung a Zustand faenllen lan ao 5 M 
Vırrer: über die Thierfährten im ‚Sandstein von Hildburghausen 


Croizer : ebendarüber . k N u e » R . a 
a Nachtrag hiezu . ir 

DE BLamsviLLe und GEoFFROY Sr. Bee. Bericht her Des- 
Hıyss’ Betrachtungen über Belemnites »; 


v. Sternsere ! Geweihe des Riesengeweih-Hirsches zu Prag . 
ULekveuıe: neue Ammoneen der Kreide und Oolithe: Criocera- 


tites . 
Larter; Vier füsser. Knochen der Sligswasser. 'Hildung ı von Sansan 
Fossile Vierfüsser-Knochen im @ers-Dept. . ah 


Wi Nachtrag dazu: Quadrumanen, Vögelu.sw. . 


’ 
De BLaimmviLte | 


Dumerit über das Dinotherium, seinen Bau und seine 
ZEN [systematische Stellung + . » F Jups 


 ÖTRAUSS 


. 3 . L ar En 


h '— X — 
Seite 
Wırzume : : Saurier-Konochen der: Sg Breccie bei 
Mr Br istul . 363 
" Rırsy und STUTCHRURY: Palaeosaurus und. Thecodonto- 
saurus vonda .. ‘ \ 364 
JoLxy: neue Kuochenhöhle bei Nabrigus im "Lozere-Dept. e 365 
Morton: Fischzähne in Kreide von Alabama und Eintheilung 
der N. Amerikanischen Kreide . R 367 


Grey Ecerron:; Bau des Nackens von Ichtbyosaurus. k 368 
Zenker:; fossile Korallen: Lithodendron und Syringi- 
tesa. g. 369 
Quensstept! Leistungen in der Versteinerungs-Kunde i im J. 1835 370 
ae: weitere Nachriehien über fossile Infusorien . 370 
en desgl. 373 
ER Analyse von iin Sohaphan. in Old’reth von Pertshire 373 
Farconer u. Cauruey: Sivatherium giganteum aus Indien 482 


Baker u. Durunn: fossile Kinunlade eines Riesen-Vierhänders . 489 
Steininser: Lichas Brio era und Haplocrinites 

.. aus der Eifel . . ö . 490 

Pver:: Knochen aus der Höhle. von Brengues - a . . 490 

De Bramsvirte: die Quadrumanen-Reste von Sansan . . 491 

& Folgerungen daraus über früheres Klima. . 491 


Av. Bronenmart: versteinerte Lykopodiaceen-Stämme von Autun 491 
G. B. Sowergx : tertiäre Nematura, mit Cyclostoma verwandt 492 


CHARLESWoRTH: tertiärer Atractodon, mit Fusus verwandt . 493 
Verbreitung von Carcharias megalodon Ac. 494 

Mıune Eowanns: fossile Kr ustazeen: Dromilithes, Brachyu- 
rites rugosus und Ogydromites. . . . 494 
Jur. Dessardıns ı ‘Schildkröten- Kuochen auf Maur itius k “ 494 
Lyeızn: Koorpelfisch-Wirbel im Lösse des Rhein-Thales . . 495 

Ki J. Ds Carte Sowersey: Tropaeum, ein fossiles ph ad 
“ Genus der Kreide . 4 495 
% Quensstept! die Stylolithen sind Snrgähieche: Absonderungen 496 
® Beyrıcn: Rheinische Übergangs - Versteinerungen ; Goniatites 497 
Ri Bapsace: Pferdehuf-ähnliche Eindrücke in Sandstein % . 601 
Hırcncock: fossile Fusstapfen in Sandstein und Grauwacke . 602 
D’Arrox: tertiire Edentaten-Panzer der Banda orieutal . 603 
ArrH. DE CanposteE: kurze Geschichte der fossilen Pflanzen -. 609 


M. ve SerreEs: deutet das Vorkommen von Pflanzen, welche un- 
‘sern tropischen analog sind, in den Steinkoblen von Ca- 
nada und der Baffins-Bai eine Veränderung in der Schiefe 


der Ekliptik an? . i j . NEE 612 

ALPH. DE CANDOLLE: Erwiderung bierant N 613 

- WETHERELL?! über einige fossile Thier-Arten des "London-Thones 614 
j Berenor: Blatta-Arten in Bernstein der Ostsee =. 617 


R. Fırcn: Mastodon-Zahn im Crag von T’Aorpe bei, Norwich 617 
R. Burewern: Pachydermen- Beste im Craz Norfolks . . 618 


055. Morris: Elephanten-Zähne im Sand von Surrey . 619 
. S. Woopwarp: Mastodon-Reste in Tertiär-Schichten Norfulks 619 
EHRENBERG: organische Formen gewisser Mineralien . ! 620 
Bouquor: naturphilosoph. Ansichten von Entstehung der Fos- 
'sil-Reste } . 621 
Dercros: Krinoideen zwischen Lias und Oolithen in Burgund . 621 
Elenn- Skelette bei Killalve an Ba I 2 » . . B 621 
Fossile Kanots in Lancaslire . 621 


Drei Mammont-Skelette von Padresse nach Cronstadt acht 621 
An. Bronenurr; die Erd-Revolutionen und 'Entwickelung der Le- 
benwesen ei £ h u 7 Bi ! N 2 


| 
KV .— 


WALFERDIN: er eisen een von Treuil 
Duvsrnoy: Dugong-Skelet in tertiärem Kalke am I nt, 
Duvsanoy: Notizen über fossile Knochen in Eisass u. Jura 
J. pe Cueıstorn: Charaktere fossiler Rhinvoceros-Arten . 


Cu. Stockes : ‚theilweise versteinertes Holzstück aus Römischer - 


Wasserleitung von Eilsen in Lippe . Bi. 


H. v. Meyer: fossile Ochsen, deren Arten und Vorkommen I 


Virtget: Quellen von Erdpech in Griechenland u. a. Gegenden 
Tu. Ber: fossile Chelydra von Öningen. . 
Parerson : Fossil-Reste der Kohlen-Formation New-Havens 
Vorrziüber Belemniten . . | h Re 8 
Fırzisser: PRhacheosaurus aus Keuper |: AuaE Pr 
Bovır.tet: fossile Süsswasser-Konchylien der Auvergne t 
J. Mourrrıe : der Schädel des Quadalouper Menschen- Skeletts 
R. Waener: fossile Katzen- u. a. Knochen in. Muggendorfer 
Höhlen . { : RE 


48 


H. R. GörrertT: „de florihus in ‚statu fossil“ et, N. 
Dusaroın : fossile Polyparien der Kreide + a Fir 


Fossile Elephanten-Reste in Amerika . 
P. Mersan: neueRhyncholithen- Art im Unteroolith von Basel 
a a, Keuper-Flora um Basel. ' . } & 
Rertzius: fossile Infusorien in Lappland essbar Wu, 
Turrin: mikroskopische Körper durchscheinender Kieselgesteine 
Eurenserg: Infusorien- reiches re von Degernä bei 
Lappland s a . 5 . 
Enrengerg: dessgl. von Helsingfors: in Finnland R ? 
Infusorien des Polir-Schiefers von Oran in Afrika. 


G. Jiser: „fossile Säugethiere Württembergs, Heft I“ . a 


IV. Verschiedenes. 


Mineralogische Verhandl. der Brittischen Versamm!. zu Bristol, 1836 


Nanum Warp: über Salz- und Süsswasser-Quellen in N. Amerika . 


Braun:. Quellen aus verschiedenen Formationen zu Bayreuth . 

Aerolithen-Regen zu Kandahar in Indien . . : R £ 

; Verschüttete Römerstrasse in Württemberg 

Acıssız erhielt die Worraston’sche Medaille , Desnaxes "Geld, 
für ihre Arbeiten . 3 


Mineralogische Vorträge der deutschen Naturforscher i in Jena, 1836° 


Ossarın und Buchner: chemische Geschichte des Torfes und 
Analyse seiner Asche . 

Rang: lebendes Krinoideen- Genus Holopus von ı Mar tinique « 
Bohrbrunnen zu Bruck bei Erlangen . R Ä . 
Laurie: verschiedene Chronologie der SündAuth“ i N 
Sruper’s Mineralien Samınlungen zu kaufen uud tauschen . 
Bıor : über ein von den Chinesen gegessenes „Steinmehl“. > 
Feuer-Meteore von 1834 


Eupes Destonechames: mineralogische Verhandlungen der Kanne {gt 


schen Gesellschaft der Normandie im Jahre 1835—1836 . 


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A 


Über 


die bisherigen Resultate der geo= 
gnostischen Untersuchungen 
bei ZHohnstein, 


von 


Hrn. Dr. BERNHARD CoTTa. 


(Ein am 35. Sept. 1836 bei der Versammlung in Jena gehaltener Vortrag.) 


Es sey mir erlaubt hier Einiges über die Resultate der 
geognostischen Untersuchungen bei ZHohnstein mitzutheilen, 
welche im Laufe dieses Sommers auf Kosten mehrerer Freunde 


' und Beförderer der Geognosie ausgeführt worden sind. 


Sie werden theils durch den Vortrag des: Herrn Ober: 


 bergrathes Nöcgzraru bei der vorjährigen Zusammenkunft 
| in Bonn, theils durch die gedruckten Mittheilungen in v; 
 Leossaros und Bronss Jahrbuch für Mineralogie die Ent- 
- ®tehung sowie den Zweck jener Untersuchungen bereits 
kennen, und ich brauche desshalb kaum zu wiederholen, 
dass dieselben unter der besonderen Protektion der Herren 
 Arzxanper v. HumsoLor, Weiss, v. Leonuarnp, Rosk, Nauv- 


„MANN und Nöcskraru vorgeschlagen und ausgeführt worden 


a 


"sind, und zwar in.der Absicht, um die merkwür- 


dige Grenze der Sächsischen Kreide-Formation 
gegen den Zausitzer -Granit der Beobachtung 
Jahrgang 1837. 1 


na 2 


zugänglicher zu machen und hierdurch eine endliche 
Entscheidung über die Altersverhältnisse dieser aneinander- 
grenzenden Gesteine wo möglich herbeizuführen, oder wenig- 
stens vorzubereiten. | 

Ehe ich zu den Resultaten dieser Untersuchungs-Arbeiten 
selbst übergehe, scheint es jedoch gut, Ihnen jene Kette 
von Phänomenen, welche mit Recht die Aufmerksamkeit so 
vieler Geologen auf sich gezogen hat, noch einmal im Zu- 
‚sammhange , wenn auch nur ganz flüchtig skizzirt, vor Au- 
gen zu führen. } 

Zwischen Meissen und Zittau in Sachsen und durch ei- 
nen Theil von Böhmen hindurch werden überall die Ge- 
steine der Kreide-Formation (Quadersandstein und Pläner) 
durch krystallinische Gebirgsarten (Granit und Syenit) scharf 
abgeschnitten, und bei genauerer Untersuchung dieser langen 
aus W.N.W. nach 0.8.0, gerichteten, also dem Laufe der Elbe 
und dem Systeme des Riesengebirges ziemlich parallelen Grenz- 
linie ergibt sich, dass der Granit an vielen Orten schräg 
über der Kreide, an anderen wenigstens senkrecht ne- 
ben ihr liegt. Dazu kommt noch der besondere und ge- 
wiss höchst merkwürdige Umstand, ‘dass zwischen beiden, 
also über der Kreide und unter dem Granit an mehre- 
ren Stellen aufgerichtete kalkige Zwischenschichten mit Ver- 
steinerungen der Jura- Formation beobachtet werden, der 
Jura-Formation, die doch sonst in der ganzen Welt nur un- 
ter der Kreide gefunden worden ist. 

Das ganze Phänomen bietet demnach eine totale Um- 
kehrung der gewohnten Lagerungsverhältnisse dar. Granit 
oben, Jurakalk darunter und zuunterst Kreide! 

Den Granit sieht man über dem Pläner (dem obersten 
Glied der Sächsischen Kreide-Formation) in dem Hohlwege 
bei Oberau, den Syenit eben so regelmässig aufgela- 
gert in dem durch Weiss berühmt gewordenen Kalkbruche 
bei Weinböhla. — Die Schichten des Pläners sind senk- 
recht am Granit aufgerichtet bei Nieder - Wartha am lin- 
ken Elb-Ufer, und eben so am Syenit neben dem sogenannten 


Letzten Heller bei Dresden. — Die Pläner-Einschlüsse im 
Granit bei Zscheila übergehe ich als nicht mehr hierher ge- 
hörig, seitdem man erkannte, dass es keine Bruchstücke sind. 
Der Granit ruht ferner theils neben, theils auf dem 
Quadersandstein von Dotiersbach bei Hohnstein, wo er die 
"Sandsteinschiehten aufrichtete, bis nach Zetlau. Man er- 
kennt es ganz im Grossen überall, wo die Grenze beider 
von einem tiefen Thale dürchschnitten ist; denn sie läuft 
dann theils in gerader Linie hindurch, theils macht sie so- 
‚gar einen grossen Bogen in das Granit-Gebiet hinein, je nach- 
& oder wirkliche Überlage- | 


8 
zung Statt findet. Im Kleinen — aber um so bestimmter — 


dem nur Nebeneinanderlagerun 


erkannte man dasselbe Verhältniss in den Kalkgruben bei 
Hohnstein, Saupsdorf und Zinterhermsdorf und in den zahl- 
reichen jetzt verfallenen Schurflöchern, die man, um Kalk- 
stein zusfinden, auf dieser Grenze gegraben hat. Am un: 
'zweifelhaftesten und am grossartigsten wurde aber diese 
Überlagerung erst durch die Entblösungsarbeiten dieses 
Sommers nachgewiesen und Jedermann’ leicht zugänglich 
vor Augen gelegt. Bis zu einer Tiefe von mehr als 500 
Fuss unter die ‚gewöhnliche Gebirgsoberfläche wurde da- 
durch die Überlagerung unter einem Winkel von 30° gleich- 
 mässig fortsetzend gefunden. | 

Die beiden speciellen Hauptzwecke, welche durch diese ‚ 
Entblösungsarbeiten erreicht werden sollten, waren: 

1) Die Ermittelung, in welehem Maase die Überlagerung 
des Granites Statt finde, um zu entscheiden, ob es die Folge 
einer Unterwaschung und Unterlagerung vorher senkreclh- 
ter Felsen seyn könne oder nicht, und 

2) Die Trennung der Zohnsteiner Schichten mit Juras 
Versteinerungen von dem benachbarten Quadersandstein, um 
zu ermitteln, ob diese Schichten auch in ihrem physikali- 
sehen Verhalten sich als aus der Tiefe emporgehoben erge> 
ben, wie man es! aus: ihrem petrefaktologischen Charakter 
unbedingt schliessen muss. 


Um nun die Grösse der Überlagerung Ku, vor h 


aa ermitteln, wurden am Wartenberge,, der hier das rechte 
Gehänge des 600 Fuss tiefen Polenz-Thales bildet, in ver- 
schiedenen Tiefen (neben der Strasse von Lohmen nach Hohn- 
stein) zwei steinbruchartige Entblösungen hergestellt; denn 
obwohl die Aufwärtsbeugung der Grenze in diesem Thale, 


| mach NAUMAnNs vorläufiger Berechnung, an sich schon einen 


Überhang von eirca 1000 Fuss mit grösster Wahrscheinlieh- 
keit schliessen lässt, so könnten Zweifler doch noch einwen- 


. den, es sey dieser Bogen nicht durch die schräge Lage, 


sondern durch wirkliche Beugung einer senkrechten Grenz- 
fläche hervorgebracht. Wie wenig wahrscheinlich nun auch 
diese Aufstellung gewesen wäre, da eine ähnliche Beugung 
der Grenzlinie sich noch in mehreren Thälern beobachten 
lässt, so hätte sie doch von einem Unparteiischen nicht ohne 
Prüfung von der Hand gewiesen werden dürfen. Der Win- 
kel der Grenzfläche in den verschiedenen Thaltiefen musste 
leicht über die Statthaftigkeit dieses Einwandes entschei- 
den, und hat entschieden. Doch zur Sache: 

Die obere zu dem Ende am Wartenberge gemachte Ent- 
blösung; welche wir mit Nro. I bezeichnen wollen, liegt 
ungefähr 400 Fuss tief im Thale, also eben so tief unter 
dem gewöhnlichen Niveau der Gegend. Hier wurde die 
Grenze ungemein deutlich aufgeschlossen, sie fällt unter ei- 
nem Winkel von 25 bis 30° gegen N.O, 

Im zweiten Schurf, etwa noch hundert Fuss tiefer im 
Thale, also circa 500 Fuss unter der Oberfläche (mit Nro. 
Il bezeichnet), ist die Grenze bis jetzt nech weniger be- 
stimmt zu beobachten, da der Granit nicht als fester Felsen an- 
steht; doch ersieht man bereits mit Bestimmtheit, dass sie auch 


„hier höchstens 30° gegen N. geneigt seyn kann. 


Nimmt man daher den Winkel von 30° als den Fall- 


"winkel der Grenze für die ganze Tiefe des Thales von 600 


4 


Fuss an, und berechnet daraus die Grösse des Überhanges, 
so erhält man als runde Summe 

1040 Fuss, 
ein mit der Berechnung aus der Grösse des Horizentalbogens 


are. WEN oh 


ganz übereinstimmendes Resultat. Es ist somit als sicher 
begründet anzunehmen, dass der Granit bei Hohnstein gegen 
1000 Fuss über den @uadersandstein übergreif. Denkt 
man sich hier den Sandstein hinweg, so bleibt ein 600 Fuss 
hoher, unter 30° überhängender Granitfelsen zurück , unter 
dessen gefährlichen Schutz man allenfalls die ganze Stadt 
Hohnstein hätte bauen können. Wo findet sich in der Na- 
tur etwas Ähnliches® Ein solches Phänomen bliebe un- 
wahrscheinlich, wenn man auch annehmen wollte, dass der 
jetzt gänzlieh zerklüftete und verwitterte Granit zu jener 
Zeit völlig frisch, fest und unzerklüftet gewesen sey. 

Um zu erfahren, ob auch unter der Thalsohle der 
Überhang noch fortsetze , liess ich etwa 110 Fuss von der 
Sandsteingrenze entfernt im Granit ein Bohrloch schlagen. 
Aber leideryerreichten wir bei 72% Fuss Tiefe, wie es scheint, 
die Grenze noch nicht, das mitgenommene Gestänge war zu 
Ende, und die Kosten des Tieferbohrens würden sich durch 
die Nothwendigkeit grösserer Vorrichtungen über die vor- 
handenen Geldmittel erhoben haben: ich liess desshalb das 
Loch verspünden und eine Platte mit der Inschrift „Nro. 
11 Bohrloch“ darauf legen. Es kann zu jeder Zeit wieder 
geöffnet und fortgesetzt werden. Bei 50 Fuss Tiefe hatte 
der Granit eine veränderte Beschaffenheit angenommen, das 
ausgelöffelte Bohrmehl bestand fast bloss aus Quarz und 
blauem Thon, die Arbeit ging weit leichter und schneller 
von Statten und wir glaubten schon sicher die Grenze er- 
reicht zu haben. Allmählich aber fanden sich wieder Glim- 
mertheile, ein und zuletzt hatte das Mehl eine ähnliche Be- 
schaffenheit, wie Anfangs im. entschiedenen Granit. Ganz 
bestimmt kann ieh desshalb nicht sagen, dass das Loch noch 
im Granit steht, aber eben so wenig lässt sich das Gegen- 
theil beweisen, da die rothe leicht kenntliche Thonlage der 
Grenze nicht bemerkt worden ist. 

Aus diesem Bohrloche resultirt also im Grunde nichts 
weiter, als dass die Grenzfläche unter der Thal- 
sohle wahrscheinlich etwas steiler einfällt, als 


ke 
darüber. Ein endliches Steilerwerden der Grenze in der 
Tiefe muss man aber ohnehin und bei allen Veraussetzun- 
gen erwarten. Hätte die Örtlichkeit es irgend erlaubt, so 
würde ich desshalb das Bohrloch näher an der Grenze an- 
gesetzt haben. Sicherer und anschaulicher für Jedermann, 
bleiben immer die Entblösungen über Tage, sie sollen dess- 
halb erweitert und fortgesetzt werden, so lange es die Geld- 
mittel erlauben, über deren Verwendung ich den Herrn 
Protektoren genaue Rechnung abzulegen habe, während 
hier nur das Allgemeinste davon mitgetheilt werden kann: 
unterzeichnet sind bis jetzt 326 Rthlr, 
eindezaule ee DE 
ausgegeben . . . . . 181 5 

Bei dieser Gelegenheit fühle ich mich verpflichtet die 
Bereitwilligkeit zu erwähnen, mit welcher die Sächsische 
Regierung auf Veranlassung des Oberbergamtes diese Un- 
tersuchungsarbeiten unterstützte. Der fiskalische Waldbo- 
den wurde unentgeltlich dazu preisgegeben und der Bohrer 
ohne den üblichen Bohrzins dazu geliehen. 

Der zweite Hauptzweck, nämlich die scharfe Trennung der 
Jura-Schichten von Quadersandstein zu ermitteln, ist bis jetzt 
noch nicht in dem 'gewünschten Grade erreicht. Der Wunsch 
vom Hohnstemer Kalkbruch aus durch die sogenannte Sand- 
wand hindurch einen tiefen Graben bis in den entschiede- 
nen @uadersandstein treiben zu lassen, musste unerfüllt blei- 
ben, da der betreffende Grundbesitzer, Herr Hepenus, aus 
besonderen Gründen es nicht gestattete. 

Die Erweiterung der Schürfe am Wartenberge lässt nun 
aber hoffen — da auch hier die Jura- Zwischenschichten 
aufgefunden wurden — denselben Zweck zu erreichen, und 
hierauf dürften demnach, wie erwähnt, die noch vorhande- 
nen und noch zu erwartenden Geldmittel energie se zu 
verwenden seyn. 

In der schwer zugänglichen und därch den jetzigen 
Besitzer für Geognosten sogar gänzlich verschlossenen Zohn- 
sieiner Kalkgrube folgen die unter 30 bis 45 Grad gegen 


a a 


'N.O. fallenden Schichten von oben nach unten in dieser 
Ordnung aufeinander: 
Granit, 


rother und weisser Thon (‚rothe Lage“) . . 30'-60' 
„schwarze Lage“ (blauschwarzer Thon und Mergel) 2’—20' 
Mergel mit Kalkknolln . . 2 2 2 2 22 2-25’ 
stein RE, 230! 
„Sandwand" (Konglomerat mit Kalkknollen) . ER EIER 


Mit Juraversteinerungen, 


* @uadersandstein. 

Analog hiermit zeigte sich die Lagerung auch am War- 
tenberge (4 Meile vor Zohnstein), nur sind da alle einzelnen 
Lagen weniger mächtig, und einige (die drei mittlen) feh- 
len ganz; auch zeigen die vorhandenen bedeutende Spuren 
von Verrückungen, Verdrückungen und Durcheinanderschie- 
bungen, so dass nur im Allgemeinen dieselbe Anordnung 
Statt findet, nämlich: 

Im Schurf Nro. I, 

Granit, h 

blauer. Then .e..alna.m ea aan 

rother Thon mit Sandsteinbrocken . . 2. 1-3, 

Konglomerat, dem der Sandwand entsprechend, mit Am- 

monites polygyratus und A. Goverianus, mit Kalk- 
knollen und grossen Granitgeschieben, .„. . « 
feinkörniger Sandstein mit vielen Reibungsflächen. 
Im Schurf Nro. II, 

Granit, 

Sihlaner Than nis se ee 1, 
Hathext, Thom. si. einen un: A 
gelber Sandstein, | 
Konglomerat, wie in.Nro. I, doch mit ansserondeiilich 

vielen Than Auch jene Amme- 
niten enthaltend. 

Sandstein und Konglomerat, 

Sandstein, 


MR. RN 


Der Granit ist überall sehr bestimmt aufgelagert, die 
anderen Gesteine liegen stellenweise etwas verworren durch- 
einander. Alles diess kann erst durch die (in Jena vorge- 
legten) Zeichnungen recht deutlich werden, welche dem 
später an die Subscribenten zu vertheilenden Hau piUnränhe 
zum Theil beizufügen sind, 


Schluss. 


Dass die Hohnsteiner- Zwischenschichten wirklich der 
Jura - Formation angehören, wie zuerst von Graf Münster 
und L£ororLp v. Buch nachgewiesen worden ist, kann nicht 
füglich bezweifelt werden. In meinen geognostischen Wan- 
derungen S. 141 u. ff. habe ich neuerlich gegen 40 fossile 
Species in diesen Schichten nachgewiesen, von denen nur 
2 bis 3 zugleich im Jurakalk und in der Kreide bekannt 
sind, während hingegen 12 sehr sicher bestimmte mit den 
übrigen ausschliesslich der Jura- Formation angehören. Da 
nun diese Schichten gleichwohl deutlich über dem @uader- 
 ‚sändstein liegen, so ist es auch nicht zu bezweifeln, dass 
‚diese Lagerung eine sekundäre ist; d. h. dass diese Schich- 
ten früher darunter gelegen und durch irgend eine gewalt- 
same Veranlassung darüber gekommen sind, Denn kein 
Besonnerer wird eines einzelnen Falles wegen — bei dem 
ohnediess aufgerichtete Schichtenstellung und viele andere 
Erscheinungen auf gewaltsame Bewegungen hindeuten — 
die wohlgeordneten und durch tausendfältige Erfahrungen 
bewährten Grundsätze der neueren Geognosie umstürzen 
und glauben wollen, so vielerlei Thiere, die so entschieden 
der Juraschöpfung angehören, hätten an einer einzelnen 
Stelle noch während. oder nach der Bildung der oberen 
Kreide gelebt, in der sie übrigens völlig fremd sind. Die un- 
gewöhnliche Auflagerung des Granites deutet zugleich dar- 
auf hin, dass er der Störer der Ordnung gewesen sey; da 
sich Ar von diesem Granit Geschiebe und Bruchstücke in 
jenen Juraschichten finden, und da ferner viele Beziehun- 
gen desselben zum Quadersandstein nieht wohl gestatten, 


ihn für später entstanden (später festgeworden) zu halten, 
so erscheint allerdings die erste von Weiss gegebene Er- 
klärung, wonach der Granit und Syenit des rechten ZIb- 
Ufers als feste fertige Gesteinmassen emporgehoben und hie 
und da zugleich mit einigen anhängenden Juratheilen über 
den Quadersandstein und Pläner hinweggeschobeu sind, für 
den Augenblick noch als die annehmbarste; obwohl auch 
ihr noch manches Phänomen entgegenzustellen ist, und ob- 
wohl Herr Professor Weıss selbst diese Ansicht wieder 
aufgegeben gehabt zu haben scheint, da er die Pläner- 
Einschlüsse im Granit bei Zscheila mit uns für eingebackene 
Bruchstücke hielt und in Stuitgart als solche vertheidigte, 
folglich einen zu jener Zeit weichen Zustand des Granites 
annahm. | 

Möge nun die endliche Erklärung ausfallen, wie sie 
wolle, das Phänomen bleibt jedenfalls eines der grossartig- 
sten in Europa, 


Der Berg Büdöshegy, 
' von 
Herrn JOHANN GRIMM 
zu Nagyag. 


Ein Schreiben an den Geh.Rath v. LEONHARD. 


——— 


Schon vor sehr langer Zeit war es meine Absicht, Ih- 
nen Mehreres über die geognostischen Verhältnisse Szeben- 
bürgens zur Aufnahme in Ihr Jahrbuch der Mineralogie 
und Geognosie mitzutheilen. Durch Ihre gefällige Auffor- 
derung hiezu von Neuem angespornt, will ich nicht länger 
weilen, meinen schon lange gehegten Wunsch zu erfüllen, 
und mehrere Beobachtungen aus diesem äusserst interessan- 
ten und doch noch so wenig bekannten, zum Theil 
auch ganz verkannten, Lande zu veröffentlichen. — Ich 
muss gestehen, ich hätte der Gegenstände, die ich mitthei- 
len könnte, in sehr grosser Fülle und Menge, besonders 
was diejenigen Verhältnisse betrifft, unter welchen das 
Vorkommen der Metalle namentlich des Gediegen - Goldes 
und der Gold- und Silber-führenden Tellurerze erscheint; und. 
ich erkläre mich bereit, Ihnen hierüber manches Interes- 
sante nach und nach bekannt zu geben. Den Anfang mei- 
ner Mittheilungen will ich jedoch nicht mit diesem Gegen- 
stand, sondern mit einer Beschreibung des bekannten Ber- 
ges Büdüshegy machen, den ich vor Kurzem wieder besuchte, 


'u 
% 


ö 


A I) EN 


über dessen 'eigentliche Beschaffenheit manche Irrthümer 
unter dem geognostischen Publikum verbreitet sind, die ei- 
ner Aufklärung bedürfen. 

Nach der Beschreibung, die der sehr verdienstvolle 
Fıcurer in seinem Werke, Beitrag zur Mineralgeschichte 
von Siebenbürgen, im Anhange des ersten Theils von Seite 121 
bis 133 von diesem Berge lieferte, und nach den Andeutun- 
gen des Herrn Bov£, die aus dessen Werken in mehrere 
andere und letzthin auch in das Lehrbuch der Geologie von 
Lyeır (deutsche Übersetzung), $. Band, 1, Abtheiluug, 
Seite 163 aufgenommen worden sind, muss man glauben, 
dass in dem Trachyte des Büdöshegy mehrere Spalten sich 
befinden, die heisse scehweflige Dämpfe ausdünsten 
und Erscheinungen darbieten, die mit der Solfatara bei 
Neapel und mit anderen in der Nähe thätiger Vulkane mehr 
oder weniger verglichen werden können, — 

Ich besuchte diesen Berg vor drei Jahren von Bükzat, 
und jetzt am 7. August zum zweitenmal von Al Torja aus, 
diessmal derselben Tour folgend, wie sie FıcareL machte, 
auf dessen Beschreibung ich ganz hindeuten kann, die mit 

Ausnahme der ultra-vulkanischen Sprache ziemlich getreu ist, 
und nur solche Correktionen nöthig hat, die der jetzige 
Stand des geognostischen Wissens erfordert. — Nach mei- 
nen Beobachtungen finde ich, dass weder Fıc#ter noch Bovz 
die Eigenschaften des Gases dieser Art So/fatara genügend 
und richtig erklärten, welches Naturphänomen wegen seiner 
Eigenthümlichkeit und chemischen Verbindung den Physikern 
und Chemikern vielleicht noch ganz unbekannt seyn dürfte, 

Ehe ich zur Beschreibung der eigentlichen Solfatara 
übergehe, will ich in Kürze die Umgebungen des Berges 
Büdöshegy berühren, Derselbe gehört seiner innern Zu- 
sammensetzung und seiner Lage nach zu dem Trachyt- und 
Porphyr-Gebirgszuge, der von der Bukowind’er Grenze 
an sich fast gerade nach Süden hinabzieht, gegen Osten 

Re der Maros und der Alt begrenzt wird, gegen We- 
ten sich mehr in sanftere Berge und Hügel verliert 


- 1 - 


und so ein Mittelgebirge zwischen den östlichen Grenzge- 
birgen und dem niedrigen Hügellande Siebenbürgens zusam-. 
mensetzt,. Der Büdöshegy gehört zu den letzten Gliedern 
dieser aneinandergereihten Trachytberge. An seinem Fusse 
und an dem Gebirgssattel, der ihn mit den südlicheren Sand- 
steinbergen verbindet, zieht sich schon die Scheidung des 
Karpathen-Sandsteins herum, von welchem Gebilde man in 
dem ‚ganzen Torjaer Bache bis an Büdös hinan graue und . 
bläuliche Specien anstehend findet, bis erst am unmittelba- 
ren Fusse - des Berges trachytische Diluvien die Nähe der 
Trachyt-Berge verkündigen, 

Von Bühzat aus zeigt der Weg in dem starkbewachse- 
nen Thale des Somborpatak grösstentheils zerstreut umher- 
liegende Trachyt-Knauern, die bis am Fusse des Büdös fort- 
dauern, wo man neuerdings am westlichen Gehänge Karpa- 
then-Sandstein antrifft, dessen Grenze daher dicht an der 
steilen Lehne:des Berges vorbeigeht, welche die Schwefel- 
erzeugenden Höhlen einschliesst. Die besagten Trachyt- 
Knauern und einzelne anstehende Felsen bestehen aus einer 
dunkelschmutzigrothen oder braun- und grau-rothen Trachyt- 
Art mit vielem weissem Feldspath und einzeln zerstreuten 
Glimmer-Blättehen. Die grösseren Blöcke und die Felsen 
sind in-dünne Platten zerspalten. — | 

An dem Karpathen-Sandsteine in der Nähe der Trachyte 
konnte ich weder eine Veränderung vder Umwandlung sei- 
ner inneren Masse, noch eine bemerkenswerthe Störung sei- 
ner Lagerungsverhältnisse wahrnehmen, sie müsste nur an 
der nächsten Berührungslinie, mit dem Trachyte seyn, die 
ich nicht sehen konnte. Die Art, wie beide Gebilde zu ein- 
ander gestellt sind, ist mir daher auch unbekannt, In dem 
Torjaer Bache war das Streichen des Sandsteins nach Süd- 
west- mit nördlichem Verflächungswinkel. Die Möglichkeit 
‘einer Veränderung und Störung der innern und äussern 
Verhältnisse des Sandsteins in den nächsten Berührungs- 
punkten will ich jedoch weder bejahen noch verneinen. a | 
sind- viele Scheidepunkte dieser Gesteine in Siebenbürgen 


bekannt, und nur bei den wenigsten ist der Einfluss des 
Trachytes auf seine nachbarliche Gesteinsmasse bemerkbar. 
Über die fragliche Scheidung will ich mich jedoch nicht be- 
stimmt erklären, obschon ich nicht fern von der So/fatara 
neben den Trachytfelsen eine Partie Sandstein-Schiefer und 
Thon fand, an denen keine Spur einer Einwirkung zu se- 
hen war, — 

. Angelangt an dem Fusse des Berges sowohl auf der 
Westlicheni als östlichen Seite wird die Aufmerksamkeit des 
Besuchers auf eine Menge von Mineralquellen und Gas- 
Entwickelungen hingelenkt, die gleichsam die Vorboten: oder 
Verkündiger einer noch merkwürdigeren Erscheinung ge- 
nannt werden könnten, 

Fienrer nimmt fünfzehn verschiedene Sauerwasser an, 
Ich möchte ihre Zahl für grösser ansetzen, welche alle 
‘wegen ihrer Verschiedenheit eine genaue Beschreibung und 
Analyse verdienen. 

Auf der westlichen Seite des Büdöshegy sind unter den 
‚Mineralwassern die merkwürdigstenin den Thälern des Fekete- 
patak und Büdöspalak. Im letzteren Thalgrunde- entquilkt 
‘ aus einem moorigen, schwarzen, mit kurzem Schilfgrase be- 
wachsenen Boden, der sanft an den Büdös ansteigt, eine 
unzählbare Menge kleiner Wässer in einem Flächenraume 
von mehr als 100 Geviertklaftern, Aus dem Gebrause, wel- 
ches ihr Hervorsprudeln verursacht, sollte man an das Em- 
porquellen einer beträchtlichen Wassermenge denken; und 
besonders stark und geräuschvoll sprudelt das Wasser in 
einem hier ausgegrabenen Bassin hervor, das mit ‚Holz ein- 
gefasst ist und zum Baden dient, Besucht man aber den 
Gesammtabfluss aller in diesem Flächenraume vorhandenen 
Quellen und untersucht jede einzeln, so ist der Wasserab- 
fluss kaum zu bemerken, und man findet, dass es nur Gas- 
ausströmungen sind, die in dem moorigen wässrigen Boden 
an unendlich vielen Punkten hervorbrechen und bei. ihrem 
Durchdringen das Wallen und Sprudeln des: Wassers her- 
. vorbringen, | 


Ich besuchte beidemale diese Locale bei schönem trocke- 


nem Wetter, wo der Moorgrund ziemlich ausgetrocknet war, 
und kann vermuthen, dass bei regnerischem Wetter und 
mehr nassem Boden die Gasausströmung mit einem grösse- 
ren Geräusche yon sich gehen müsse, und ebenso glaube 
ich nicht zu irren, wenn ich diese Mineralwässer nicht 
als eigentliche aus dem Innern des Gebirges hervorkommende 
Mineralquellen, sondern als in dem Moorgrund befindliches 
süsses und Regenwasser betrachte, das erst durch die Ab- 
sorbtion der Gasarten an der Oberfläche des Bodens sich 
zu Mineralwasser umgestaltet. | 

Der Geschmack dieser Wässer ist sehr stark sauer 
und schwefelig, ebenso auch der in der Umgebung verbrei- 
tete Geruch, besonders gleich über dem Boden. 

Von diesem Terraine etwas entfernt im Feketepalak be- 
finden sich ähnliche Mineralwasser von saurem scharfem 
schwefeligem Geschmacke, die ebenfalls zum Bade und auch 
als Augenheilmittel benützt werden. 

Die Temperatur dieser verschiedenen Quellen ist 11° 
Reaumur. Sie entspringen alle aus dem Karpathensandsteine, 

Auf der östlichen und südlichen Seite des Büdöshegy 
in dem Thale des Zorjaer Baches und des kleinen vom Büö- 
dös herabkommenden Gründls sind die vielen andern ver- 
schiedenen Sauerwasser, Sie ziehen sich bis an den Gebirgs- 
sattel hinan, der den Büdös mit den südlicheren Bergen 
verbindet, Ihr Geschmack ist sehr verschieden, bald sauer, 
bituminös, bald gesalzen u. s. w. Einige sind trinkbar, 
andere nicht, und selbst das Vieh macht eine auffallende 
Auswahl, wührend es aus einigen mit besonderer Vorliebe 
säuft, andere hingegen gänzlich verschmäht. Die bemer- 
 kenswerthesten unter ihnen und auch die wasserreichsten 
sind die Eine, welche Fıcurzı die inkrustirende nannte, 
am. südliehen Abhange, und nieht weit von derselben, höher 
fast am Gebirgssattel gelegen, die gute triakbare Sauerquelle, 
Beide setzen viel Eisenoxyd (Fıchrers Bolus) ab, und die 
erste ausserdem noch Kalktuff, von weichem an dem sanften 


it 


= 35 - 


Gehänge eine ganze Ablagerung besteht, in welcher viele 
Muscheln (Zelices) und Pflanzenversteinerungen zu finden sind, 

Sämmtliche Quellen des südlichen und östlichen Abhan- 
ges entspringen ebenfalls aus dem Karpathen - Sandsteine. 
Ihre Temperatur ist nicht höher, als die der früher beschrie- 
benen, Bei ihnen zeigt sich jedoch keine so häufige Gas- 
ausströmung, daher auch kein so grosses Aufwallen des 
Wassers, und sie scheinen als Mineralwässer schon aus tie- 
feren Punkten hervorzuquellen. 

Statt der Gasentwicklung aus den Mineralwässern ver- 
räth sich dieselbe an mehreren Punkten des östlichen Ge- 
birgsabhanges durch einen starken, beissenden, schwefeligen 
Geruch, der viel Ähnlichkeit mit demjenigen hat, welcher 
über den Mineralquellen des westlichen Gehänges empfun- 
den wird. — | 

Wir haben nun die nächsten Umgebungen des Büdös- 
hegy beschrieben, und zwar den südöstlichen und westlichen 
Abfall desselben. Der nordwestliche hängt mit anderen 
Traehyt-Bergen zusammen und bietet wenig Interesse dar, 

Wenn man nun auf dem Gebirgssattel angelangt ist, der 
den besagten Berg mit den südlicher gelegenen Sandstein- 
bergen verbindet, so erhebt sich derselbe in ziemlicher Höhe 
noch hinan, und seine Kuppe steht mit nach 0.8.0. gezo- 
genen schmalen Rücken vor uns, dessen beiderseitigen Ge- 
hänge sehr steil abfallen und dem Berge, von 8.0, ange- 
schaut, das Ansehen eines ganz isolirten spitzigen Kegels ge- 
ben. An dem südlichen Gehänge, das man besteigt, zieht 
jeden Beobachter am ersten der kleine Graben an, der die 
unter der Dammerde mit trachytischen Materialien vermeng- 
ten Bimssteinstücke entblösst, welcher Graben von FıcHtEr 
genau beschrieben wurde. Der Bimsstein ist von ausgezeichne- 
ter Weisse und Leichtigkeit. Die Härte, Schärfe und das 
Faserige des liparischen Bimssteins fehlen ihm, Er ist 
weich, oftmals mit den Fingern zu zerreiben, und gleicht ei- 
nem leichten Schwamme, dessen Löcher nach einerlei Rich- 
tung aneinandergereiht oder auch gezogen zu seyn scheinen, 


In der Masse findet sich ausser kleinen weissen glänzenden 
Glimmerschüppchen kein anderes Mineral. Die Grösse der 
Bimssteinstücke ist die von.einer welschen Nuss bis zu ei- 
ner Kinderfaust. Grössere Stücke konnte ich nicht auffinden. 

Im Graben aufwärts verlieren sich nach und nach 
die Bimssteine, und es bleibt nur ein Gerölle von kleinen 
 Trachytplatten, die theils lose umherliegen, theils von einer 
trachytischen weissgrauen Erde umhüllt werden. Hier em- 
pfindet man wiederum an mehreren Punkten den scharfen 
schwefeligen Geruch, und der Ort des Ausströmens des 
Gases lässt sich leicht finden, wenn man sich mit dem Ge- 
sicht zur Erde senkt und dieselbe etwas aufgräbt. 

Über diesem Trachytplatten-Gerölle geht man zwischen 
Trachytblöcken fort, bis man zu den steilen Felsen gelangt, die 
das schroffe südliche Gehänge des Berges zusammensetzen. Die 
Art des Trachytes in den herumliegenden Blöcken ist von 
der der anstehenden Felsen ziemlich verschieden, und bei 
einiger Untersuchung ergibt sich, dass die Varietät des 
Trachytes in den Blöcken mit der der höheren Bergspitze 
genau korrespondire, von der diese Felsstücke herabrollten. 

Man kann mehrere Arten Trachyt annehmen, die je- 
doch alle in einander übergehen. Ihre Hauptfarbe ist Yale 
lichtgrau und lichtröthlichgrau. 

Die lichtgrauen Varietäien haben eine mehr feldstein- 
artige grauliche dichte Grundmasse, in welcher, nebst sehr 
feinen Kryställchen von aufgelöster Hornblende, ebenfalls 
aufgelöste oder unveränderte grössere Feldspathkrystalle _ 
und einzelne kleine braune Glimmerblättchen zerstreut vor- 
kommen. Die Hornblende ist von gelblichweisser Farbe 
und erdig, der Feldspath ganz weiss, ebenfalls erdig, und 
als Seltenheit in dem Kerne einiger Krystalle glasig. Das 
Gestein ist dicht, häufig aber porös und zerfressen, ziemlich 
schwer, in dünnen Stücken klingend und leicht spaltbar. 
Diese Varietät geht durch allmähliche Abstufungen in eine 
ganz weisse homogen scheinende Thonmasse über, in wel- 


cher jedoch noch die erdigen Feldspath'- Krystalle und 


‚mattglänzende Glimmerblättchen bemerkbar sind. . Diese 
(homogene Masse ist leicht, sehr spröd, leicht spaltbar 
und klingt sehr stark, Sie hat ein erdiges Ansehen und 
‚enthält oft häufige kleine Zellen, wodurch sie sich den Bims- 
'steinen sehr nähert. 

Eine dritte Varietät ist mit graulichweisser und röthli- 
cher Grundmasse von erdigem Bruch und Ansehen; in 
welcher gelbliche und weisse erdige und glasige Feldspath- 
Krystalle und einzelne Glimmerblättchen eingewachsen sind. 
Bei näherer Untersuchung bemerkt man, dass die röthliche 
Färbung von kleinen Hornblende -Kryställchen herrührt. 
Das Gestein ist schwerer als die früheren, wenig klingend, 
spröd und schwer spaltbar. — Es geht allmählich in eine 
ausgezeichnete röthliche Trachytart mit vorwaltenden gla- 
sigen Feldspath - Krystallen und braunen Glimmerblättchen 
über. Die Hornblende besteht in diesem Trachyte aus ein- 
zelnen kleinen Krystallen, übrigens aus äusserst feinen Kry- 
stall-Pünktehen, die dem Gesteine die röthliche Färbung geben. 

Das Gestein ist mehr rauh, zellig und ziemlich schwer. 

Sämmtliche Varietäten hängen stark an die Zunge. — 

Mit ihrem Übergange in einander steht auch ihr äusse- 
res Lagerungs- oder ihr Raum-Verhältniss in Verbindung. — 
" Während die letzten rothen Arten in mehrere Schuh mäch- 
tige Spaltungen zertheilt sind, ganze kubische Blöcke for- 
 miren, oder auch, besonders die letzte Art, eine solide 
Masse bilden,: ist die weisse homogene Varietät sehr dünn 
gespalten, und oft nur in 1- bis $-zölligen Platten getheilt. 
Diese Spaltungen nehmen daher in ihrer Mächtigkeit mit 
den verschiedenen Übergängen zu oder ab. 

In Hinsicht des Raumes nehmen die rothen eigent- 
' lichen Trachyte den ersten Platz ein; sie setzen die ganze 
Kuppe des Berges zusammen, und von ihnen rühren auch 
die vielen Blöcke her. Die weissen, besonders der sehr ge- 
spaltene Trachyt, sind mehr untergeordnet und auf einzelne 
Punkte beschränkt. — — 

Wenn man nun an dem erwähnten Orte, wo ..die 
| Jahrgang 1837. 2 


& 


, , 


‚anstehenden Trachytfelsen beginnen, neben den steilen Wän- 
den östlich fortwandelt, so empfindet man wiederum den 
‚sauren schwefeligen Geruch, jedoch viel stärker als frü- 


her, und man ist nun wirklich in dem eigentlichen Be- 
reiche der Solfatara. Das Gestein besteht aus der ‘dritten 


Trachyt-Varietät. Der schwefelige Geruch kömmt aus einer 
:Höhle die am Fusse eines fast senkrechten Felsens sich 


öffnet, und 11 Klafter Länge und Weite und 4 — 41 Schuh 
in ihrem höchsten Punkte Höhe hat. : Die Wandungen sind 
weder glatt, noch stark höckerig oder zerfressen, und ähn- 


lieh denen der Kalksteinhöhlen. An dem tiefsten Punkte 
‘der Wände ist-ein leichter Schwefelanflug, über welehen 
‘die reinen Trachytwände, nur hie und da mit einzelnen 


Alaunkrystallen beschlagen. 


Von dieser kleinen horizontalen Höhle um 25—30 Klaf- 


ter am Gehänge mehr östlich entfernt, aber um Etwas höherge- 
legen, kömmt man erst zur eigentlichen Solfatara, oder zur 


 Schwefelhöhle, die dem Berge den Namen Büdöshegy (Stinken- 


der Berg oder Schwefelberg) gegeben hat. Das Gestein ist der- 
selbe Traehyt wie bei der ersteren Höhle, nur mehr zerspal- 
ten und zerrissen. Die Höhle selbst gleicht mehr einer 
mächtigen Gesteinsspalte.e Am Eingange ist sie 2 Klafter 
weit, sieh in der Höhe von 2 bis 3 Klafter zuschliesend. 
Ihre Länge beträgt 34 bis 4 Klafter. Am Ende verengt 
sie sich auf 3 Schuh Weite und S— 9 Schuh Höhe. Ihr 
Boden liegt daselbst um 6—7 Schuh tiefer, als die Sohle 
des Eingangs, und man geht daher fast bis zu ihrem Ende 
abwärts. — Sie ist so ziemlich gegen die Nordstunde ge- 


‚richtet, und an allen Punkten in ihrem Innern ganz hell 


um jeden kleinsten Gegenstand vollkommen deutlich bis in 


ihre grösste Tiefe unterscheiden zu können. — 


Wenn man ‚zu ihrem Eingange kömmt und in selbe 


hineinschaut, so bemerkt das Auge in der reinen Atmosphäre 
nne in den tiefsten Punkten der Seitenwände einen Schwe- 


felansatz, sonst gar Nichts, was die Ausströmung einer 


 Gasart, die den schwefeligen Geruch verbreitet, verkünden 


— 


in: | ' Alk 


könnte. Das Athmen ist leicht und frei, und jeder, der _ 
hier unbekannt ist, wird gleich versucht, in die kühle Höhle 

tiefer einzutreten, da keiner seiner Sinne etwas Unge- 

wöhnliches oder Schädliches ahnen kann, — doch wie man 

nur 4 Schritte rasch hineingeht, so ergreift plötzlich eine 

sauer schmeckende Luft die Lunge, das Athmen hört au- 

genblicklich auf, die Augen durchsticht ein brennender 

Schmerz, und man eilt zurück, um in einer besseren Atmo- 

sphäre Erholung zu suchen. 

Tritt man aber mit Vorsicht in die Höhle, und ver- 
‚weilt nur kurze Zeit in selber, so dass jedoch der Oberleib 
noch über dem Niveau der Eingangssohle bleibt, so theilt sich 
dem untern Theil des Körpers allmählich eine Wärme mit, 
die bis zu einem sanften Brennen besonders an den Ge- 
sehlechtstheilen anwächst, ohne jedoch den Körper in 
Schweiss zu bringen. Das Athmen bleibt frei und unge- 
stört, und wird nur augenblicklich gehemmt, wenn man tie- 
‘ fer eintritt, und der Mund unter das Niveau des Eingangs 
sich senkt. 

Es ist eine schwere Gasart mit einem grösseren Ge- 
wichte als die atmosphärische Luft, die den tiefsten 
Raum der Höhle einnimmt und sich nur so weit‘ erhebt, 
als ihr Ausfluss gesperrt ist, der auch über die Eingangs- 
sohle nach Aussen wirklich erfolgt. Wenn die Sonne in 
die Höhle scheint, so bemerkt man ein stetes Vibriren des 


Gases und kann dessen Ausfliessen bei ruhigem Wetter 


sehr gut wahrnehmen. — Die Irrespirabilität des Gases ist 
eben so gewiss, als seine Unfähigkeit das Brennen zu beför- 
dern, indem jeder Lichtfunke, jeder flammende oder glü- 
hende Körper augenblicklich erlischt, kein Stahl Funken 
gibt, kein Feuergewehr sich entzündet. Der Mensch kann nur 
so lange darin verweilen, als er mit zugestopftem Mund 
und Nase den Athem an sich halten kann, und es gab sehon 
manche Fälle, wo Unvorsichtigkeit oder Bravour mit dem 
Leben bezahlt wurden, wie auch Fichten solche Beispiele 


anführt. m; ER 
R I 5 


>  Zu.den benannten Eigenschaften des Gases gesellen sich 
noch Andere, die die eigentliche Veranlassung zu Irrthümern 
gegeben haben, und zwar, dass es den menschlichen Kör- 
per erwärmt, ohne selbst warm zu seyn, dass es jedes Me- 
tall besonders Gold und Silber in kurzer Zeit schwärzt 
und an den Wänden der Höhle Schwefel absetzt. 

- Bei meinem zweimaligen Aufenthalte daselbst fand ich 
jedesmal die Temperatur dieser Höhle an ihrem äussersten 
Ende am Boden und an mehreren Punkten desselben, wo 
man ein Hervorströmen des Gases vermuthen kann, 9 bis 
10 Grad Reaumur, während ausserhalb der Höhle im Schat- 
ten das Thermometer 18 — 19° zeigte, und dennoch wurde 
Jeder von uns in der Höhle erwärmt, wogegen wir uns 
ausserhalb vor Erkühlung fürchten mussten. | 

Von gleichem Interesse ist die Ansetzung des Schwefels. 
Derselbe hält genau das Niveau, so weit sich das Gas erheben 
kann; über dieser Grenze verschwindeter, und an den feuchten 
Wänden zeigen sich nur an einzelnen Punkten ein leichter 
Schwefelanflug und zerstreute Alaunkrystalle. Ob die Einwir- 
kung des Schwefel-absetzenden Gases so gross sey, dass 
das angrenzende Gestein eine Umwandlung in Alaunstein 
erlitten hat, wie Herr Bous angenommen hat, will ich nicht 
bejahen, indem mir der Einfluss nur auf die Erzeugung 
von Alaunblumen an der Oberfläche beschränkt zu seyn 
scheint. ‘Der angesetzte Schwefel ist völlig rein, schön 
schwefelgelb, und bei einer 2—3 Linien dicken Rinde strah- 
lig.. Wie viel Schwefel binnen ‘bestimmter Zeit abgesetzt 
wird, hierüber sind noch keine Versuche gemacht worden. 

Was die vulkanische Sprache Fıcnter’s von einem 
hohlen schwankenden Boden, von Schwefelausströmungen, 
‘von Knistern und endlich von dem Schwärzerwerden des 
Gesteins gleich einem Schornsteine weiter aufwärts, und 
‚dergleichen verkündet, verdient folgende Berichtigung. Der 
Boden der Höhle oder Gebirgsspalte, durch die häufigen 
' Besuche ganz ausgeglichen, scheint allerdings aus zusam- 
mengestürzten Felsenstücken zu bestehen, auf welchen 


kleineres Gerölle sich ansammelte und mit der Zeit zu ei- 
ner festen Sohle zertreten wurde. An den Seitenwänden, 
besonders an der Westseite befindet sich noch das Gerölle, 
und aus diesem und zwischen den Wänden strömt das Gas 
heraus, welches aber das Auge nicht wahrnehmen kann, — 
Mit dem Knistern hat es dieselbe Bewandniss, wie bei allen 
Gasausströmungen, wo sich das Gas durch Wasser den Weg 
bahnen muss. Es mag hier bei regnerischer Witterung, 
wo das Wasser in die tieferen Spalten eindringt, zu ver- 
nehmen seyn. Ich hatte nicht das Glück es zu hören, weil 
ich diese Spalte bei sehr trockener heisser Jahreszeit besuchte. 

Die Schwärzerwerdung des Gesteins ober der Höhle 
rührt von der Veränderung des Trachytes, den ich früher 
beschrieben, und von schwarzen Steinflechten her, die die 
Felsenwände überziehen. 

Dieses ist nun die eigentliche So/fatara des Berges Büdös- 
hegy. Mehr östlich von ihr soll eine ganz ähnliche Spalte 
gewesen seyn, die aber einstürzte. Zwischen den einge- 
stürzten herumliegenden Trachytmassen und Blöcken las- 
sen sich noch mehrere solche Spaltungen wahrnehmen. 
Noch mehr östlich befindet sich an dem steilen Gehänge 
die dritte jetzt noch offene Höhle, die man allgemein die 
Salzhöhle nennt. | 

Sie ist 21 Klafter lang, 1 Klafter in ihrem höchsten 
Punkte hoch, und 4- 6 Schuh weit. Ihr Boden ist 14 bis 
2 Schuh tiefer als ihre Eingangssolile. Es zeigen sich hier 
dieselben Phänomene, wie in der früher beschriebenen ; 
nur sind die Wände über dem Schwefelansatz häufiger mit 
Alaun u. dgl. Salzen beschlagen. 

Es ist höchst wahrscheinlich, dass es noch "mehrere 
derlei Schwefel-führende Höhlen Ge haben mag, die 
nach und nach einstürzten. 

Der sehr zerspaltene und zerrissene Trachyt ‚dieses 
steilen Berggehänges kann unmöglich der Zeit trotzen, und 
so müssen nach und nach alle seine offenen Räume der Ver- - 

stürzung unterliegen. 


a 


Aus dem Gesagten geht hervor, dass die Gasentwick-. 
lung in diesem Berge sehr stark und auch weit verbreitet 
ist, indem man mit Recht annehmen kann, dass am westli- 
chen Gehänge in dem moorigen Thalgrunde dasselbe Gas 
ausströme, was höher oben, ohne in Berührung mit Was- 
ser zu kommen, den Schwefel absetzt. 

Was es eigentlich für eine Gasart ist, die diese be- 
schriebenen Eigenschaften besitzt, weiss ich nicht. Ich habe 
mein eigenes und das chemische Wissen mehrerer Freunde 
zu Rathe gezogen, in mehreren neueren chemischen Wer- 
ken sorgfältig nachgesucht, ohne eine genügende Aufklärung 
noch erhalten zu haben. — Dass Kohlensäure der Haupt- 
bestandtheil davon sey, ist klar, welche Gasart aber mit 
ihr verbunden ist, aus der sich der Schwefel ausseheidet — 
bleibt mir unbekannt. Bei Vergleichung der Phänomene 
der Schwefelhöhle des Büdöshegy mit den Eigenschaften der 
bekannten Gasarten und ihrer Verbindungen finde ich keine 
einzige Gasverbindung, die mit ihr übereinstimmend sey. 

Wenn ich auch nicht sagen will, dass der Büdöshegy 
ein neues oder unbekanntes Phänomen darbietet, so glaube 
ich doch, dass derselbe mit diesen seinen Eigenthümlichkei- 
ten den Physikern und Chemikern noch wenig oder gar 
nicht bekannt seyn kann, weil die Annahme, dass aus sel- 
bem heisse schwefelige Dämpfe hervorströmen, so allgemein 
verbreitet ist. 

Wie schon Fıcnter bemerkt, werden diese Seliwefel- 
höhlen und die benachbarten Mineralwässer häufig von 
Kranken besucht, die hier Heilung der Augen- und gich- 
tischen Schmerzen zu erhalten wünschen, und es fand hier 
eine grosse Zahl Leidender schon vollkommene Genesung. 
‚Freilich gehen auch Viele ohne Linderung oder noch mit 

inem grösseren Übel behaftet von da weg — die Schuld 
dayon) liegt aber nicht in dem Mangel der Naturkraft, son- 
. dern ‚in der Unkeuntniss des Kranken, oder vielmehr in 
‚dem Unbekanntseyn mit der eigentlichen Heilkraft dieser 
Gase und Wasser. — Man verlangt oft die Heilung und 


> 


Behebung jeder Art Augen- und gichtischen Schmerzen — 
also eine Universalheilkraft, — mit der aber die gütige Na- 
tur nicht aufwartet. 

Über die Art und Weise, wie an diesem Heilorte für 


den Leidenden gesorgt ist, schweige ich, da es zu dieser 


Beschreibung nicht gehört. — Ich kann nur vor der Hand 
den Wunsch hegen, dass die dortigen Gase und Mineral- 
wässer einer chemischen Analyse unterzogen Den um 
mit ihren Eigenschaften bekannt zu werden. 

Ich war bei meinem jetzigen Besuche verhindert, von 
dieser Gasart mehrere Flaschen aufzufangen, um es einer 
Untersuchung unterziehen zu lassen, und erwarte für diese 


Absicht eine baldige andere Gelegenheit. 


\ 
Le nern 
j 
\ 


Der 


Schlossberg bei Regenstauf 


im Regenkreise des Königreiches Bayern *), 
von 


Hrn. Ober-Bergrath von VoITH. 


An der äussersten westlichen Grenze jenes primären 
Gebirgszuges, welcher sich vom Fichtelgebirge herab über 
‘den östlichen Theil der Oberpfalz bis an das linke, und über 
den rückwärts liegenden Baierischen Wald bis auf das rechte 
Ufer der Donau ausbreitet, erhebt sich ungefähr 11 geogr, 
Meilen nördlich von Regensburg bei dem Marktflecken und 
Landgerichts - Sitze Regenstauf eine ansehnliche, die Gegend 
weit umher beherrschende, Granitkuppe , deren Gipfel einst 
eine feste Burg der mächtigen Zohenstauffen krönte. Gegen 
N. und S. wird ihr Fuss von Regenfluss bespühlt, und sie 
selbst dadurch isolirt; gegen S. läuft sie in die kleine Ebene 
aus, gegen O. wird sie von einem tiefen, ziemlich weiten 
Einschnitt vom anliegenden Gebirge getrennt: nur ein un- 
gefähr von der Hälfte ihrer Höhe auslaufender schmaler 


*) In der von dem Freiherrn v. Moru ehemal, nach und nach unter 
verschiedenen Titeln, herausgegebenen Zeitschrift für Mineralogie, 

. Geognosie und Hüttenkunde habe ich über mehrere merkwürdige 
Vorkommen aus den Primär- und Sekundär-Formationen der Ober- 
pfalz Notizen mitgetheilt. An diese soll sich gegenwärtige an- 
‚schliessen. | 


a Meran: 


Rücken verbindet sie in N.O. mit demselben. Sie ist gegen 
S. und ©. bequem, wiewohl zunehmend mühsamer zu 
besteigen, senkt sich gegen W. bedeutend steiler gegen den 
Marktflecken hinab, und steht gegen N. beiläufig zwei Dritt- 
 theile ihrer Höhe fast senkrecht empor. Das untere Drittel 
ist gegenwärtig noch steil genug, um es, auf geradem Wege, 
unzugänglich zu nennen. Gegen N.O. bricht ungefähr in 
der Mitte des Abhanges eine Quelle reinen Trinkwassers 
hervor. | 

Den Gipfel theilt ein, wahrscheinlich durch Kunst und 
zur Befestigung der Burg angebrachter Durchbruch aus 8. 
in N. in zwei ungleiche Hälften. Seine Breite beträgt in 
S. 18’, in N. 36°, und seine Länge auf dem Grunde zwi- 
schen 70 bis SO‘. Auf der grössern und höhern westlichen 
Hälfte stand das nun bis auf den Grund abgetragene Schloss 
mit seinen Erdwällen und sämmtlichen Befestigungswerken. 
Die noch längs derselben unversehrte rechte Wand des 
Durchbruches misst an den höchsten Punkten 36—38’. Von 
der östlichen Hälfte sind bereits, besonders gegen $., viele R 
und grosse Gesteinsmassen- in den Durchbruch herabgestürzt. 
In diesem gewahrt man, dass der Granit unregelmässig in 
Bänke von 2—4‘ Dicke getheilt ist, deren Ablosungsklüfte 
sämmtlich aus S. in N, sich erheben, unter der höchsten 
Spitze in die horizontale Lage sich krümmen und gegen W. 
streichen. Sie bedecken einen ebenfalls horizontal abge- 
theilten Kern. Der Neigungswinkel derselben nimmt von 
unten nach oben (etwa von 25 bis 48°) beinahe regelmäs- 
sig zu. Vertikale Klüfte mit geringer wechselnder Abwei- 
chung, einerseits aus 8, in N., andererseits aus O. in W. 
streichend, durchsetzen sie unverrückt und bilden dadurch 
parallelepipedische Blöcke. 

'Südöstlich von dem Eingange in den Durchbruch be- 
merkt man eine an Umfang und Tiefe wenig bedeutende 
kesselförmige Senkung. Da hier ehedem die Einfahrt in 
die Burg allem Anscheine nach war, und später mancherlei 
Veränderungen vor sich gingen, so mag es gegenwärtig 


unentschieden bleiben, ob sie -durch die Natur hervorge- 
bracht oder durch Menschenhände veranlasst wurde. Das 
Terrain - dürfte für das erstere sprechen; ich musste ihrer, 
wie die F olge zeigen wird, erwähnen. 

Die Masse der Kuppe besteht vom Fusse bis zum Gipfel 
aus einem und demselben grobkörnigen Porphyr-Granit, der 
sich von ihr, als dem westlichen Endpunkte, aus in mächti- 
ger Ausdehnung über Kirn und Falkenstein erstreckt. Hier 
ist er, besonders in der untern Hälfte der Kuppe, sehr 
locker und zur Verwitterung ungemein geneigt, bei Kirn 
und Falkenslein grösstentheils hart und der Lufteinwirkung 
wiederstehend; dagegen hier der eingeschlossene Feldspath 
immer (in das 6seitige flache, an beiden’ Enden mit 2 Flä- 
chen schief zugespitzte, 2—4' lange, 11—2 breite Prisma) 
rein auskrystallisirt, dort amorph (mit Andeutung von 4sei- 
tigen. gleichseitigen Prismen), Schmale (4 — 3‘ mächtige 
Quarzgängehen und noch schmälere, streifenförmige An- 
häufungen von dunkeltombakbraunem Glimmer durchschwär- 
men ihn in verschiedenen Richtungen. Weder von einer 
andern Felsart noch sonst von einem fremden Einschlusse 
vermochte ich eine Spur zu entdecken. 

Desto mehr überraschte mich's, als ieh beim Eintritte 
in den Raum innerhalb der Erdwälle an der Wand eines 
dicht am östlichen Rande der bereits erwähnten Senkung 
eröffneten Steinbruches auf einmal Gneiss in beinahe seuk- 
rechter Stellung aufgerichtet erblickte. Bei meiner Anwe- 
 senheit (im Jahr 1834) war er in einer Länge von 40—50' 
entblöst, und in $. und N. ohne das mindeste Anzeichen 
eines Überganges, von dem beschriebenen Granit begrenzt; 
im Gegentheile schied ein, wenn ich es so nennen darf, 
etwa halbzölliges Saalband jenen von diesem scharf ab, Er 
streicht beinahe aus S. in N,, mit geringer Wendung nach 
O., schiesst mit einem Fallwinkel von einigen 80° gegen W. 
ein, besteht aus 2—6‘ dicken Lagen und wird auf dem 
Kopfe vom Granit 4—6‘ hoch unregelmässig bedeckt. Die 


Lagen sind unter sich parallel, aber in ungleichen Abständen 
stumpfwinkelig und ziemlich scharfkantig fächerförmig gebo- 
gen, und von 4“ bis 1‘ mächtigen vertikalen (mit den ein- 
und ausspringenden Winkeln fast parallelen) @uarzgäng- 
chen durchsehnitten. Häufige Kluften durchsetzen ihn in 
vertikaler und horizontaler Richtung, welche seine Gewinnung 
sehr erleichtern. | | 

Den eigentlichen Umfang und die ursprüngliche Gestalt 
dieses Gneissgebildes konnte ich nicht ermitteln, da die Sohle 
des weggebrochenen Theiles unter Schutt begraben, und 
der Kopf des noch stehenden unter Granit verborgen ist. 
Aus dem in N.W. und 8. nahe am Rande der Senkung 
anstehenden Granite ergibt sich, dass seine Ausdehnung von 
S. in N. sich kaum über 60' erstreckte. Am Granite und 
Gneisse selbst war auf den Berührungsflächen weder Stö- 
‘rung der Lagerung, noch, eine theilweise unbedeutende Zer- 
bröckelung ausgenommen, Veränderung im Gefüge zu erkennen. 

Der Gneiss wechselt sowohl stellen- als lagenweise in 
Schichtung, Verhältniss, Grösse und Farbe der Gemengtheile und 
als Folge der letztern in Härte maneb/altig ab. Seltener ist die 
Schichtung dickblättrig- und geradlinig, das Korn der Gemeng- 
theile bis erbsengross, Feldspath und Quarz graulichweiss 
und vorherrschend und dann der Gneiss so hart, dass er zu 
Pilastersteinen für die Strassen des Marktes gebraucht wer- 
den kann; gewöhnlicher findet man die Schichtung sanft 
und klein wellenförmig, @uarz und Feldspath.von (verwit- 
tertem) Glimmer rostbraun gefärbt, den sonst schwarzen 
Glimmer bis beinahe messinggelb, grössere und kleinere 
Partien des Glimmers angehäuft und den Zusammenhang 
alsdann mehr oder weniger aufgelöst. ÜUnregelmässige 
Granit- und Quärz-Gängehen von 1 bis I Mächtigkeit und 
6’ bis höchstens $“ Erlängung nach dem Streichen und Ver- 
flächen setzen, besonders im letzten Falle, nach allen Rich- 
tungen häufig auf. Ein Verfliessen der Gemengtheile in 
einander ist mit Zuverlässigkeit sowohl im Gneisse als in 


ER, ;_ ER 


den "Granit - Gängehen kaum wahrzunehmen *). Fremde 
Einschlüsse scheint er nicht zu enthalten. Wenn man den 
Schlossberg von der Südseite aus besteigt, so findet man 
schon nicht ferne von dessen Fusse und noch häufiger auf 
dessen Gipfel Bruchstücke von Thonporphyr. Dessen an- 
gebliche Lagerstätte aufzusuchen war die Absicht meiner 
Begehung; allein meine Bemühung war fruchtlos. Später 
erfuhr ich, dass das alte Schloss mit selbem erbaut wurde, 
Dadurch ist zwar wahrscheinlich, dass er unweit von Regen- 
stauf anstehe, doch konnte mir Niemand die Stelle auch 
nur muthmaaslich angeben. — Die Farbe des Thons geht 
aus dem Licht-Rothen verschiedener Schattirungen bis ins 
Dunkel-Kupferrothe über, bald kann er leicht mit dem Mes- 
ser geschabet werden, bald reisst er am Stahle Funken, 
Seine (remengtheile sind nach dem Verhältnisse ihrer Menge: 
1) rother und grauer Pinit in 6seitigen Prismen von 2 bis- 
4‘ Länge, einzeln und zusammengewachsen, selten Zwillings- 
Krystalle; 2) in kleinen Oktaedern krystallisirter bläulich- 
grauer Quarz; 3) in wenig verschobenen Prismen krystal- Pi 
lisirter röthlichweisser undurchsichtiger Feldspath, meistens 
mehr oder weniger aufgelöst, zuweilen aber auch mit durchsich- 
tigem parallelem Kerne , und 4), wiewohl äusserst sparsam, 
dunkel-tombackbrauner Glimmer. Pinit und Quarz fallen 
beim Zersetzen der Porphyrstücke von selbst aus dem Teige; 
Feldspath und Glimmer hingegen sind innig eingewachsen. 
Nie wollte mirs glücken, vom Feldspathe eine Endung an- 
sichtig zu werden **), 

Auffallend war es mir, dass die unter dem Thonpor- 
phyre zerstreuten Trümmer von Dachziegeln, welche so hart 


' 


”) Ich muss zugleich auf die in Fr. v. Morr’s Zeitschrift mitge- 
theilte Notiz über ein gangartiges Vorkommen des Guneisses mit 
Andalusit, Schörl, Feldspath (Albit?) und Pinit bei Herzogau im 

Granit erinnern, 

**) Ich kenne die geognostische Skizze der Umgrgend von Baden 
von Marz nur aus dem Auszuge in diesem Jahrbuch von 1835, 
Hft. II, S. 101, und kann desswegen keine weitere Vergleichung 
anstellen. 


gebrannt sind, dass sie am Stahle Feuer reissen, den rothen 
Pinit in völlig unversehrtem Zustande nicht selten enthalten, — 
Dieser Umstand könnte vielleicht die Entdeckung des Por- 
phyrs in seiner Lagerstätte erleichtern, | 

Entschiedene vulkanische Erzeugnisse, wie sie den bei 
Lenau (unweit Kulmain) ebenfalls aus dem Granite des Fich- 
telgebirges hervorragenden kleinen Porphyr-Hügel *) in S. 
begleiten, erscheinen bei Regenstauf erst bei Schloss- oder 
Hohen-Packstein, 94 geogr. Meilen in Norden. 


*) Frurr’s Beschr. der baier. und oberpfälzischen Gebirge, S. 493—515. 


Über 
die Krinoideen-Reste 
im Muschelkalk, 


von 


H. G. BRonn. 


— 


Hiezu Tf. II. 


Bisher kannte man im Muschelkalke und im ganzen 
Trias-Gebilde nur Kopf- und Stiel-Theile von Enkriniten 
und Stielglieder von Pentakriniten, indem man von den 
Pentakriniten nämlich alle diejenigen Entrochiten oder 
Stiel- Theile ableiten zu müssen glaubte, welche auf ihren 
Gelenk-Flächen eine strahlige Zeichnung in Form einer fünf- 
blättrigen Blume besitzen. Nur bei Rhodocrinites echi- 
natus GoLor. (Apiocrinites) aus dem Coral rag war 
eine etwas ähnliche Zeichnung auf einer der Gelenkflächen 
bemerkt worden ; die entgegengesetzte Fläche ist einfach 
gestrahlt. Erst kürzlich hat man dieselbe fünfstrahlige Zeich- 
nung auch bei lsoerinites gefunden. Man konnte ver- 
sucht seyn, jene fünfblättrige Zeichnung als nothwendige 
Folge von der fünfkantigen Form derjenigen Stiele abzulei- 
ten, welche strahlige Gelenkflächen besitzen, im Gegensatze 
der Arten mit drehrunden Stielen. Dass jedoch jene Zeich- | 
nung von dieser Form allein nicht abhängig seyn könne, 


ARESUN.-. , YO DAER 


erhellet u. A. aus dem Pentacrinites subteres, dessen 
oft stielrunde Säule ebenfalls die fünfblättrige Zeichnung 
der Gelenkflächen besitzt, so wie aus oben erwähnten Säu- 
len von Rhodoerinites echinatus, die ebenfalls oft 
stielrund sind. Es geht mithin daraus hervor, dass weder 


diese Zeichnung den Pentakriniten ausschliessend zustehe, 


noch die fünfkantige Gestalt der Säulen ein nothwendiger 
Charakter der Pentakriniten seye, wofür ihn Acassız, der 
jene erste Ansieht zuerst aufgegeben zu haben scheint, in 
einer neulichen Abhandlung erklärt hat. 


Was nun die Krinoideen des Muschelkalkes insbesondre 
betrifft, so hat @vensteot in demselben mittelst eines eige- 


nen Aufsatzes *) nicht nur eine zweite Enkriniten-Art, 


E. Schlotheimii (wenn es nicht eine zufällige Missbil- 
dung ist, von der man bis jetzt nur den einzigen Fall kennt) 
nachgewiesen, sondern auch wahrscheinlich zu machen ge- 
sucht, dass die bis jetzt als solche angeselienen Pentacriniten- 
Glieder derselben Formation von wirklichen Enceriniten 
herrühren, wovon der Pentacrinites dubius Goror. in 
dem obern Theil des Muschelkalkes zu Rüdersdorf bei Ber- 
lin nur in getrennten, gegen die Wurzel Iıin mehr gerunde- 
ten und theilweise mit Hülfsarmen besetzt gewesenen Gliedern 
mit Encerinites liliiformis vorkommend (später auch 
in Thüringen, kürzlich bei Heidelberg und von Decnen in 
Schlesien gefunden) von ibm als Encrinites dubius auf- 
geführt, — ‚ein grösseres fast 6‘ langes Säulenstück von Wal- 


iershausen in Thüringen aus ScHLoTHEIMs Sammlung von 


scharf fünfkantiger Gestalt, mit gleichgrossen und nur gegen 


die Wurzel mehr abgerundeten Gliedern und mit einem Quirl 
von je 5 grossen Hülfs-Armen an jedem 9.—11. Gliede und 
mit ähnlicher Zeichnung der Gelenkflächen wie vorige ver- 
sehen, frageweise zu jenem Encrinites Schlotheimii 
bezogen wird. 


*) Wıeremann’s Archiv für Naturgeschichte, Berlin 1835, II, 223—228, 
Tr. IV. 


‘Diese Ansicht rücksichtlich der Vereinigung der früher 
sog. Pentakriniten-Glieder des Muschelkalkes mit den 
Enkriniten desselben bat sich nun durch ein vor weni- 
gen Tagen in meine Sammlung gekommenes Exemplar als 


'riehtig bestätigt. Es rührt vom Falkenkruge bei Detmold, 


besteht aus der untern wohlerhaltenen Hälfte der Krone 


'und einem 9‘ lang daran sitzenden Stücke des Stieles und 
liegt halb hervorstehend auf einem gelblichen, zerfressenen, 


daher Sandstein-ähnlichen und auf der Etiquette für Keuper- 
Sandstein angegebenen Kalksteine, in dessen Nähe Pflanzen- 
Abdrücke vorkommen sollen. Ich habe dasselbe auf Taf. II 
zeichnen lassen. Die Krone ist kleiner und nach unten 
schmäler zugehend, als bei E. liliiformis gewöhnlich ist. 
Der davon erhaltene Theil hat in der Mitte 1‘ Länge und 
oben fast eben so viel Breite. Die Zusammensetzung des 
Bechers ist genau, wie bei der gewöhnlichen Art: über 
den dritten Becher-Täfelehen beginnt die erste, über den 
fünften die zweite Theilung, worauf einige ganze, viereckige 
Armglieder folgen, die allmählich in zweizeilige alternirende 
übergehen. Das Säulenstück ist noch 9‘ lang, abgerundet 
fünfkantig, mit in der Mitte etwas vertieften Seiten, so dass 
es aus fünf aneinandergedrückten runden Stäben zusammen- 
gesetzt zu seyn scheint, und zählt 25 — 26 Glieder. Am 
unteren Theile des Stieles ist jedes 4te Glied grösser (höher 
und breiter) als die übrigen, und von den 3 dazwischen 
liegenden ist das mittle wieder etwas grösser als die 2 an- 
dern; ganz oben gegen die Krone scheinen jene grössten 
Glieder etwas näher zusammenzurücken. Weiter unten am 
Stiele würden die Glieder wahrscheinlich einander mehr 
gleich werden. Diese grössten Glieder zeigen auf jeder 
ihrer fünf Seiten eine vertiefte Gelenkfläche für die Hülfs- 
arme, von welchen auch an einigen Stellen noch bis. 3 
lange Theile erhalten sind mit drehrunden, fast kugelförmi- 
gen Gliedern. Am Ende der Säule sieht man eine Gelenk- 


‚fläche, welehe undeutlich die fünfblättrige Zeiehnung der 


Pentakriniten - Flächen besitzt; die grobstrahlige Einfassung 


RTHARL. » cAROER 


der 5 Blätter ist nur schmal, und auf jeder Seite eines 
Blattes stehen nur 2— 3 Strahlen, welche fast so dick als 
lang sind. Von dieser Zeichnung umschlossen liegt ein ganz 
glattes, ebenes Feld, in dessen Mitte man den feinen runden 
Nahrungskanal sieht. Die Zeichnung dieser Flächen scheint 
daher spezifische Unterschiede von denen der 2 obengenann- 
ten Arten an Handen zu geben, zwischen welchen selbst 
man übrigens aus der Qurnssteot’schen Beschreibung nur 
schwer eine bestimmte Abweichung erkennen dürfte. Ich 
nenne diese neue Art Enerinus pentactinus, 

Es ist durch diese Beobachtung mithin ausser Zweifel 
gesetzt, dass ein Theil der bisher dafür geltenden Penta- 
eriniten - Glieder des Muschelkalkes von Eneriniten ab- 
stamme, und ist wahrscheinlich, dass alle in dieser Formation 
‘von solchen herrühren., 


Jahrgang 1831. a 


Mineralogische Notizen 


Herrn Dr. R. Brom. 


a; 


_—n 


Hiezu die Fig. E 1, 2, 3 auf Taf. I. 


\ 


' Einige mineralogische Beobachtungen, welche ich vor Kur- 
zem zu machen die Gelegenheit hatte, erlaube ich mir, da 
sie nieht ohne einiges Interesse sind, hier mitzutheilen. 1) 
Das Vorkommen kleiner Apophyllit-Krystalle am Kai- 
sersltuhle im Breisgau führt sehon WALcHNER in seinem 
Handbuche der gesammten Mineralogie (Bd. I, pg. 283) an, 
ohne jedoch Näheres darüber zu sagen. Ich fand sie vor 
einiger Zeit ebenfalls in den Blasenräumen des Dolerit- 
Mandelsteins des Lützel - Berges bei Sassbach, begleitet 
von Harmotom und Bitterspath, und zwar Krystalle, die 
um desswillen noch der Beachtung verdienen, als sie For- 
men zeigen, die zu den seltenern gehören. Es sind nämlich 
reine quadratische Oktaeder und deren Verbindung zu Zwil- 
lings-Gestalten, wie ich dieselben auf Taf. I, Fig.2, 3 darge- 
stellt habe. Die Zusammensetzungsfläche der Individuen ist 
parallel einer Fläche des Oktaeders und die Umdrehungs- 
 axe auf ihr normal, ein Gesetz der Zwillingsbildung, wel- 
ches im Tetragonal-Systeme auch beim Kupferkiese vorkommt, 
Die Krystalle sind zum Theil einzeln aufgewachsen, häufiger 


3 


BEER 1 1 HS FRE 


aber zu Drusen verbunden, 0,5 —2 Linien gross, Glas- 
oder Perlmutter-glänzend, wasserhell, weiss, bräunlich, sogar 
ganz schwarz, welche Färbung jedoch meist mehr oberfläch- 
lich ist und von einem Überzuge von Eisenoxydhydrat her- 
rührt. Durch letzteres, das zuweilen auch in Gestalt klei- 
ner Kügelchen auf den Krystallen sitzt, um welche dann 
konzentrische Farbenringe sich verbreiten, erhält der Apo- 
phyllit nicht selten metallartigen Glanz. Auch ist er manch- 
mal mit Harmotom überzogen, so dass nur Theile der Flächen 
sichtbar sind. — Bei dieser Gelegenheit will ich bemerken, 
dass ich schon öfters Analzim in einem Phonolith der Ge-. 
gend von Eechstelten gesehen habe, an dessen Vorkommen 
am Kaiserstuhle aber Eısentonr in seiner Beschreibung 
dieses Gebirges zweifelt. Die Krystall- Trapezoeder sind 
1 bis 2 Linien gross, zu Drusen verbunden, theils farblos 
und durchsichtig, theils weisslich oder gelblichweiss und 
durchscheinend. 

2) Im Anhydrit des Segeberges beobachtete ich B.o- 
razit in körnigen Aggregaten. Es sind rundliche einge- 
wachsene Massen, 3—4 Linien gross, aus ganz kleinen kör- 
nigen Individuen zusammengesetzt, jedoch ‘ohne starken 
Zusammenhalt, indem sich die einzelnen Körnchen leicht ab- 
lösen lassen, von gelblichweisser und orangegelber Farbe 
und ziemlich starkem Glasglanze. Nach Aussen sind diese 
körnigen Partie’'n meist mit einer Rinde von Borazit-Krystallen 
überzogen, die sich zugleich durch weisse oder schwärzliche 
Färbung und einen stärkeren Glanz zu erkennen geben. 

3) Hyalith habe ich in der porösen Abänderung des 
Anamesits von Steinheim in äusserst merkwürdigen Bil- 
dungen aufgefunden. Er überzieht die Blasenräume dieses 
Gesteins mit einer dünnen Rinde, oder füllt dieselben, wie- 
wohl sehr selten, ganz aus. In ersterem Falle zeigt er sich 

‚ theils als Überzug von gleichmässiger Dicke, theils findet 
man ihn nach einer Seite der Poren hin bei weitem stärker 
angesetzt, als nach der anderen, und dann ist er weiss, 


matt oder schimmernd und an den Kanten durehscheinend, 
” 3%* 


a ae 


Zuweilen findet man die Hyalith-Kruste zusammengesetzt aus 
lauter aneinander-gereihten Kugeln und ihre Oberfläche ist 
dann Nieren- oder selbst Trauben-förmig. Merkwürdig genug 
trifft man häufig über der Hyalith - Rinde Sphärosiderit in 
kugelförmiger Gestalt abgesetzt, so dass die Bildung dessel- 
ben offenbar später erfolgt seyn muss, als die des Hyaliths, 
Letzterer findet sich aber, ausser in den genannten Gestal- 
ten, am ausgezeichnetsten noch in ästigen, Stauden - und 
Baum-förmigen Gebilden, die durch Aneinanderreihung von 
Kügelchen hervorgegangen sind und sich theilweise so zart 
und fein, wie Spinnengewehe zeigen. Sie stehen theils 
einzeln von den Wandungen der Blasenräume ab, sind ge- 
krümmt, gebogen und lassen häufig die Aneinanderreihung 
der Kugeln nicht mehr deutlich wahrnehmen, so dass diese 
in ein Ganzes verschmolzen zu seyn scheinen; theils finden 
sie sich aneinandergereiht in stengeligen-Gestalten, und durch 
Ästehen so mit einander verbunden, dass manche der - 
Hauptstengel, nur auf solche Weise gehalten, frei zu stehen 
scheinen, wenigstens keine Berührung mit den Wandun- 
gen wahrnehmen lassen. Sehr selten kommt der Hyalith 
in kleinen plattenförmigen Aggregaten vor. Im Allgemeinen 
zeigt er meist einen starken Glasglanz, ist wasserhell, weiss, 
schwärzlich oder gelblich, gleichsam als wäre letztere Fär- 
bung durch Eisen hervorgebracht. — Der Sphärosiderit, 
dessen ich oben erwähnte, bekleidet im Ganzen viel häufi- 
ger die Wandungen der Blasenräume des Anamesits, als 
der Hyalith; überhaupt möchte wohl das kohlensaure Eisen- 
oxydul einen grösseren Antheil an der Zusammensetzung je- 
nes Gesteins von Steinheim. haben, als man glaubt. Auch 
kommt es hier noch in ganz eigenthümlicher Form vor, es 
füllt nämlich in dichten Massen die Bfasenräume entweder 
"ganz oder nur theilweise aus. 

4) Am Staurolith beobachtete ich neuerlich eine 
Krystall-Form, die meines Wissens nach nirgends angegeben 
ist. Fig. 3 auf Taf. I stellt dieselbe dar. Es ist die Ent- 
scharfseitung (0) der geraden rhombisehen Säule, verbunden 


DEN 


mit der Entstumpfeckung (r), welche aber so weit vorge- 
schritten ist, dass die Endflächen verschwunden sind, und. 
Kanten mit Winkeln von etwa 60° über denselben gebildet 
werden. Die Krystalle sind klein, nur etwa 0,5—2 Linien 
lang, allein sehr rein, durchsichtig, lichte bräunlichroth, und 
finden sich an einem Talk - Schiefer am Monte Campione 
bei Fardo in der Schweitz, begleitet von anderen Krystall- 
Varietäten des Stauroliths und von Disthen. 


Briefwechsel. 


— 


Mittheilungen, an den Geheimenrath v. LEONHARD 
gerichtet. 


Gülek in Kleinasien, 16. September 1836. 


Ich habe nun den ganzen Sommer im Taurus zugebracht und ihn 
kreutz und queer durchstreift. Eine merkwürdige Alpenkette, deren 
Zentralzug gauz ohne abnorme Gesteine, ohne sogenannte Primitiv- 
Felsgebilde ist. Ich habe in Folge meiner Reisen in diesem Gebirgs- 
.lande zwei Hauptdurchschnitte vom Mittelmeere bis in die Ebene von 
Klein - Asien und eine Menge der interessantesten , lokalen, geognosti- 
schen Partie’n, so dass ich mich auf ihre Zusammenstellung freue. Ich 
bin erst jetzt von einer zweimonatlichen Reise zurückgekehrt, die ich in 
den westlichen und östlichen Taurus der Paschalike Adana und Mar- 
rasch unternommen, und auf der es mir gelang, besonders gegen Diar- 
bekir zu , in mehrere Gegenden vorzudringen, wo noch keine Europäer 
waren, indem die Kurden, ein sehr räuberisches Volk, jede Reise dahin 
unmöglich machten; und auch jetzt noch, obwohl das Schwerdt Israuıms 
eine Strasse gemacht hat, reist man nur in gewissen Grenzen, aber 
auch da ganz sicher und ruhig. In.bergmännischer Beziehung geschah 
diesen Sommer auch ziemlich viel: so wurden im westlichen Taurus die 
grossen Brauneisenstein-Lagerstätten in Szamszadlar und Deirmande- 
ressi aufgedeckt, und in diesem Winter beginnt man mit Niedertreibung 
eines 300° bis 400° tiefen Bohrloches auf Braunkohlen im Braunkohlen- 
Sandstein zu Thor Oglu. Im östlichen Taurus sieht es noch besser 
aus: da fand ich die Braunkohlen im Braunkohlen-Sandstein zu Gedikle 
und untersuchte die reichen und in ungeheurer Masse entwickelten 
Brauneisenstein - Lagerstätten am Janik Tepessi mit 555 Eisengehalt, 
das Thoneisenstein- Lager bei Korrumsza mit 53% Eisengehalt und die 
Eisenerz - Lagerstätte bei Maserle und Bagdschadschig. An beiden er- 
steren Orten sind die Lokal- Verhältnisse so günstig, dass man ohne 
Zweifel schon: nächstes Frühjahr daselbst mit Anlegung von Eisenhütten- 


Etablissements beginnen wird. Hier beschäftigten wir uns immer mit 
der Zugutebringung unserer Bleierze in Flammenöfen : sie gelang jedoch 
nie so, dass ein ökonomischer Vortheil daraus erwachsen möchte, und 
ich gab nun diesen Gedanken ganz auf und lasse im Verlaufe dieses 
Winters einen 20° hohen Schachtofen bauen, in dem ich im nächsten 
Sommer die Probeschmelzen vornehmen werde. Die hiesigen Erze sind 
sehr gemischt und bestehen aus Schwefeiblei, Schwefeleisen, Schwefel- 
kupfer , Schwefelarsenik , Schwefelzink und phosphorsaurem Bleioxyd 
(Grünbleierz). Nach vorhergegangener Röstung dürfte eine Beschickung 
von Kalkstein mit Thon oder Brauneisenstein nicht ungeeignet seyn. 
Diese Erze halten kein Silber. In 8 Tagen reise ich nach Syrien ab 
und werde mich über Bairut, Damaskus und Jerusalem an das Todte 
Meer und von dort nach Ägypten begeben. Im Verlaufe des Winters 
(des Europäischen) habe ich im Sinne nach Ober-Äyypten und Nubien zu 
reisen und nächsten Sommer wieder hieher zurückzukehren. Dass ich 
in Aleppo einen Basaltstrom sah, der zwischen tertiärem Kalk und Thon 
hervorgebrochen, glaube ich Ihnen schon mitgetheilt zu haben. Übrigens 
sah ich , besonders im Betreff scheinbarer Emporhebungen auch hier in 
Taurus werkwürdige Punkte. So sehen Sie bier in A (Taf. I, Fig. A) 
eine Partie des geschichteten Übergangskalkes des Zentral-Zuges, auf 
die ich bei meiner Besteigung des über‘12,000 Wien. Fuss hohen Altah 
Tepessi im Bulgar Dagh, nebst dem Bagher Dagh in Kosan Oylu eine 
der höchsten Spitzen des Taurus, stiess, und welches Schichtungs- 
Verhältniss ich dann später in der ganzen Zentralkette sich oft wieder- 
holen sah. — Zwei Reisestunden von Bagdschadschig westlich fand ich 
Glimmerschiefer, welcher aber dem Übergangs-Gebilde des Zentral-Zuges 
angehört und wahrscheinlich nur eine ganz lokale Varictät des Thon- 
schiefers ist, welcher mit dem Übergangskalke wechselt und den ich auch 
sonst nirgends fand. In einer hohen Felswand B (Taf. I, Fg. B) sieht 
man in diesem Glimmerschiefer b zwei ‚merkwürdige Lagerstätten von 
körnigem Kalk a aufsetzen. Dieselben durchbreehen die Schichten des 
Glimmerschiefers , welche aus Nord in Süd streichen und in West ver- 
flächen , ganz lagerförmig, ohne sie durchzusetzen , scheinen mir aber 
doch Gänge zu seyn. Diese Lägerstätten haben eine Mächtigkeit von 
1 bis 2 Lachter, sind dem Verfiächen nach über 50 Lachter zu sehen 
und setzen im Streichen durch den ganzen Berg durch. Der körnige 


"Kalk dieser Gänge ist ebenfalls geschichtet und seine Straten haben 


eine Mächtigkeit von 1 bis 2 Fuss. Am Hapgenden und Liegenden ist 
dieser körnige Kalk nicht nur mit dem Glimmerschiefer ganz verwach- 
sen, sondern geht auch in denselben über und dieses Eindringen der 
Kalkmasse in die des -Glimmerschiefers ist die einzige Veränderung, 
welche dieser letztere an der Grenze dieser Lagerstätte erlitt, was mir 
mehr für chemische Ausscheidung, als für Emporhebung der Kalkmassen 
zu sprechen scheint. Die Straten des körnigen Kalkes sind ausgezeich- 
net und scharf wellenförmig gebogen, während die des Glimmerschiefers 


ganz unverändert, selbst in der Nähe der Kalkgänge, in ihrer Richtung 


er 


Me 


w 


bleiben. Der körnige Kalk unterliegt sehr schieferiger Absonderung. — 


Eine sehr merkwürdige Felsbildung beobachtete ich am Junik Tepessi, 
ebenfalls im östlichen Taurus. Den Janik Tepessi liegt schon im Be- 
reiche der Foralpen, und das ganze Berg-Terrain daselbst besteht aus 
dichtem Kalkstein, den ich, wesentlich verschieden von dem des Zentral- 
Zuges, seinen charakteristischen Kennzeichen zu Folge, als ein Parallel- 


Gebilde unseres Süd- Deutschen Alpenkalkes (Bergkalk, alte Kreide) 


anspreche, Dieser Kalkstein zeigt stellenweise Eisengehalt, welcher so 
zunimmt, dass er in den herrlichsten Brauneisenstein von 55$ Roh- 
eisengehalt übergeht. Dieser Eisenstein geht wieder in Kalkstein über, 
und dieser wird wieder zu Brauneisenstein, so dass man diese Erschei- 
nung mehrmals beobachten kann. Am Janik Tepessi selbst befindet sich 
eine natürliche Höhle, deren Eingang 8° hoch und 14° breit ist. Inner- 
halb des Einganges erweitert sich die Höhle zu 20° Höhe und zeigt 
eine Menge Nebengänge. Ihre Ausdehnung ist noch gar nicht bekannt. 
Am Eingang der Höhle ist der Kalk eisenschüssig, weiter in ihrem In- 
nern aber brechen wir gegenwärtig, ohne mit. Bestimmtheit die Grenzen 
einer Lagerstätte angeben zu können, den schönsten Brauneisenstein. — 
Sehr merkwürdig sind auch die Glaskopf- Gänge im Übergangskalke, 
wechselnd mit Euphotid-Gebilden, bei Bagdschadschig: doch merkwürdig 
sind noch eine Menge anderer der geschenen Dinge und ich muss mir 


die Mittheilung derselben schon auf ein frohes Wiedersehen im Heimath- 


lande sparen. 
RussEgGEr. 


Tharand, 1. November 1836. 


y 


te 4 a 


Hiebei übersende ich Ihnen, als vorläufigen Bericht über die Nach- 


grabungen bei Hohnstein, einen zu Jena in der geognostischen Sektion 
gehaltenen Vortrag, mit der Bitte, ihn in Ihr Jahrbuch aufzunehmen *). 
Es unterzeichneten ferner zu diesem Unternehmen: 


N Rthir. 
Herr ALexınper BronanuRrr in Paris . Re . . 10 
„ Bergverwalter S. Horstmann in Höchst . F . . 1 
„ Berg- und Salinen-Inspektor Marrını zu Wilhelmglücks- 
brunn bei Eisenach . . . . . . 1 
Der Verein zur Beförderung des Obstbaues in der Oberlausitz 1 
18 


Vorige Summe 316 
Zusammen . . . 329 
B. Cotta. 


——— nn 
’ 


*) S, oben 98. 1. 


De A 


Wühelmshall bei Rottweil, 15. Nov. 1836. 


Ich bin zurück von meiner Reise. Gar Manches sah und hörte ich, 
was für mich von Wichtigkeit war. Sie wissen, dass die Gypse mich 
besonders interessiren , und so wollte ich auch das Vorkommen im 
Hörschel - Thale bei Eisenach näher untersuchen. Es gibt allerdings 
mächtige Gyps-Gänge, der Gyps bei Hörschel aber ist der des Muschel. 
kalkes, wie ich in nachstehenden Durchschnitten (Taf. I, Fig. C) dar- 
thun werde. 

Die Wellenkalk-Schichten bei a fallen gegen S.W. unter einem Winkel 
von 20 bis 25°. Oben in demselben Steinbruche liegen sie ziemlich 
horizontal. 150 Schritte weiter davon entfernt senken sich die letztern 
Schichten gegen S.O. unter einem Winkel von etwa 14°; die unteren 
Schichten sind hier nicht mehr sichtbar. Der Kalk in der Nähe von 
bb ist entfärbt, wolkig gezeichnet , bröckelig. Der Basalt bei b endigt 
oben in eine offene Spalte. 

Der Kalkstein hat wenig Versteinerungen: Mya mactroides, Lima 
striata, Avicula socialis, Av. Bronni. 

Der Gyps ist ganz ähnlich dem des Muschelkalks. Nach oben geht 
er in dolomitische, thonige und mergelige Gesteine über. 

Näher an Städtfeld wird es noch deutlicher, dass wir es hier mit 
Muschelkalk - Gyps zu thun haben (Taf. I, Fg. D). Das Einschiessen 
der gelben Mergel ist nach Norden, ebenso des Wellenkalks und zwar 
unter 28°. Noch näher an Städtfeld ist der Wellenkalk sehr fest und 
wellig geschichtet. Starkes Einschiessen gegen S.W. Noch näher am 
Orte sind die Schichten fast senkrecht, etwas gegen O. geneigt. Nabe 
an Eisenach bunter Sandstein , östliches Einfallen unter 48 bis 50°, 
Auf den Höhen liegt der Wellenkalk ziemlich horizontal. 

Aus vorstehenden Profilen geht hervor: 

1) dass der Gyps auf Wellenkalk liege, und von den bekannten gelben 
Mergeln bedeckt werde, dass es also hier wie allerorten im südwestli- 
chen Deutschlande , wie in Thüringen und Sachsen an der Stelle liege, 
die ihm ursprünglich angewiesen war, und dass es also kein Gang sey, 
sondern einer Gruppe des Muschelkalks angehöre , und Ä 

2) dass der Basalt solche Störungen hervorgebracht habe, dass es 

scheinen könnte, als ob einzelne Gebirgsglieder gangweise vorkämen, 
 Bemerkenswerth ist, dass die Hebungen, welche im Thale sichtbar sind, 
sich nur sehr wenig nach den Höhen erstrecken, dass daher die Schich- 
ten dort ziemlich horizontal liegen. 


v. ÄALgerri. 


Tharand, 20. Nov. 1836. 


Herr Zimmermeister Sıemen hat in Dresden einen zweiten artesi- 
schen Brunnen bohren lassen. Im Oktober dieses Jahres erreichte man 


Zu 42 zur | k 


bei 859 Fuss Tiefe eine stark springende Quelle von + 16° R. Tempe- 
ratur, welche in jeder Sekunde ungefähr 80 Dresdener Kannen wohl- 
schmeckendes Wasser liefert. Dieses Bohrloch liegt in der Antonsstadt, 
ungefähr 6600 Fuss von dem auf dem Antonsplatze entfernt. Man 
durchbohrte:: 


57 Fuss Sand und Kies, 
742 _ „ Mergel und Kalkstein 
40 ,„ reinen Mergel 
20 ,„ grauen Sandstein (Grünsand) 


Pläner 782 Fuss. 


859 Fuss. 


Bei dieser Tiefe fiel der Bohrer in eine Kluft, das Wasser drang. 
mit Macht hervor und führte eine Menge feinen Triebsand mit zerbro- 
chenen Muschelschaalen zu Tage, die von einer kleinen Bivalve herrühren. 


Vergleicht man diese Resultate mit denen des Bohrlochs auf dem 
Antonsplatze (Jahrb. 1835, S. 321), so ergibt sich, dass der Pläner im 
Sıemen’schen Bohrioche nicht nur eine viel bedeutendere Mächtigkeit, 
sondern auch eine weit grössere Tiefe erreicht. Sonach scheint auch 
der ehemalige Thalkessel hier noch tiefer gewesen zu seyn, als dort. 
Eine so ungewöhnliche Mächtigkeit von 780’ konnte der Pläner über- 
haupt nur in einem solchen Kessel erlangen. | 


Angenommen dass die Temperatur des ausströmenden Wassers — 
+ 16° R. —= + 20° C., zugleich die wahre Temperatur jener 860° 
unter der Erdoberfläche liegenden Stelle des Bohrloches sey, so würde 
sich daraus , verglichen mit der mittlen Temperatur der Erdoberfläche 
bei Dresden —= + 9° C. (die der Luft ist — 8,11° C.) eine gleich- 
förmige Temperatur - Zunahme von 1,20° C. auf 100° Tiefe, oder von 
1° auf 78° Tiefe ergeben. Die so berechnete Temperatur - Zunahme ist 
jedoch viel grösser, als die von Reıcn in seinen Beobachtungen über die 
Temperatur des Gesteins sorgfältig ermittelte, woraus man wohl mit 
gutem Grunde schliessen kann, dass das Wasser des Sırmen’schen 
Bohrloches eigentlich aus grösserer Tiefe kommt, zumal da während des 
Heraufsteigens durch die kälteren Erdschichten wenigstens bis jetzt noch 
einige Erkaltuug stattfinden dürfte. Es ist zu erwarten, dass das aus- 
strömende Wasser künftig noch etwas wärmer wird. Auch der ausge- 
spühlte Triebsand mit den kleinen Muschelschaalen scheint der Analogie 
nach einer tiefern Schicht des Quadersandsteins anzugehören, und sah 
eine offene Spalte von dem strömenden Wasser bis zum unteren Ende 
des Bohrloches emporgeführt worden zu seyn. 


B. Corra. 


Re Sy 


Mittheilungen, an Professor BRONN gerichtet. 


Y 


Christiania, 6. Sept. 1836. 


In Folge Ihrer Aufforderung die Terebrateln betreffend , werde 
ich Ihnen Alles zur Benützung zusenden, was unser königl. Universitäts- 
Museum davon besitzt. — Mein Freund, Lektor Böck, wird nun endlich 
seine vollständige Arbeit über Trilobiten erscheinen lassen. Ich fange 
diesen Winter an eine Gaes Norwegica in Deutscher en drucken 
zu lassen, 


-KeıtHav. 


Urach, 7. Okt. 1836. 

‚Ich bin-von meiner Reise nach Salzburg kürzlich zurückgekehrt. 
Das Beobachten und Sammeln ist dort ausserordentlich schwierig. Or- 
thoceratiten u. a. ausgezeichnete Übergangs - Petrefakten habe ich 
nicht finden können. Lizz scheint mir viele der seinigen (die Sie be- 
schrieben) aus Findlingen herausgeschlagen zu haben, und so mögen 
ältere Versteinerungen mit jüngeren verwechselt worden seyn, da selbst 
auf den höchsten Kalk - Alpen noch Urgebirgs - u. a. Geschieben gefun- 
den werden *). 

Der bei Zıeten abgebildete Cirrus depressus ist nichts als ein 
Steinkern von Pleurotomaria granulata (Zırren).. Namentlich 
besitzt Harrmann ein Exemplar mit halb abgelöster Schaale, woran man 

dieses genau sehen kann. 


Fr. v. Manpeıston. 


Frankfurt, 13. Dez. 1836. 

Bei meiner Durchreise durch Darmstadt hatte ich Gelegenheit, die 
schöne Sammlung der fossilen Tbierreste aus Eppelsheim im dortigen 
Museum anzusehen und sie unter andern mit dem von mir aus Podolien 
beschriebenen Dinotherium proavum zu vergleichen. Nach genau 
mit Hrn. Dr. Kaıup angestellten Vergleichungen ergab es sich, dass das " 
Podolische Dinotherium um vieles grösser gewesen war, als das 
Eppelsheimer D. giganteum; denn in der an Zähnen dieses Din o- 
therium so reichen Sammlung fand sich kein Backenzahn, der den von 
mir (in Nov. Act. phys. med. Acad. Caes. Leop. Nat. Cur. Tom. X VII, 


*) Diese Ansicht scheint um so mehr der Würdigung werth, da in der That meh- 
rere der von Lırz erhaltenen Versteinerungen in Gesehieben liegen. y 
BRoNM. 


eh. An 


part. II, Tab. LX, fig. 1— 5, Bonnae et Wratislaviae 1835) abge- 
bildeten Zähnen an Grösse gleichgekommen wäre; auch war bisher kein 
Backenzahn dieses Thiers dem Dr. Kaurp vorgekommen, der so stark 
abgekaut erschien, wie der in Fg. 1 u. 2 2. c. abgebildete Zahn. Schon 
daraus lässt .es sich annehmen, dass diess Din otherium älter gewe- 
sen war, als die früher beschriebenen; dass es aber auch in der Zahn- 
Bildung selbst Verschiedenheit genug besitze, um als selbstständige Art 
zu bestehen, geht aus dem sehr abweichend gebildeten obern Backen- 
zahne (denn dafür hielt ich ihn früher und dafür erkläre ich ihn auch 
aufs Neue, es ist nämlich, auch nach Dr. Kaur’s Meinung , der erste 
obere Backenzahn der Inken Seite) hervor, der an seiner innern Wand 
ein paar sehr tiefe Gruben hat, die jenem Dinotherium von dieser 
Gestalt gänzlich fehlen, der andern durch die Zeichnung gut ausge- 
drückten Unterschiede nicht zu gedenken. Der in Fg. 1 und 2 abge- 
bildete Zahn bleibt, wie in der Abhandlung bemerkt, ein untrer Backen- 
zahn, und steht dem dritten Zahne des D. giganteum am nächsten. 

Was aber noch mehr die Selbstständigkeit des Podolischen Riesenthiers 
charakterisirt, ist — der auffallend gebildete Unterkiefer , dessen gros- 
ses, höchst sonderbar gestaltetes, von mir l. c. Tb. LVI und LVII ab- 
gebildetes und für das Zwischenkieferbein des Podolischen Mastodon 
. gehaltenes Fragment ich gegenwärtig nach eigener Ansicht und Verglei- 
ehung mit dem Unterkiefer des Dinotherium giganteum nur dafür 
halten kann. Diess hat auch um so grössere Wahrscheinlichkeit,, weil 
jene Backenzähne sich mit diesem kolossalen Fragmente in derselben 
Stelle fanden und ganz dieselbe äussere Beschaffenheit mit ihm zeigen, 
wie ich diess auch a. a. O. ausführlich beschrieben habe; sie sind näm- 
lich stark von Eisentheilen durchdrungen und daher sehr schwer. 

Diess Unterkieferstück unterscheidet sich also nicht nur durch be- 

deutendere Grösse von dem des Dinotherium giganteum, sondern 
auch durch andere Krümmung und durch ein paar höckerförmige, starke 
Hervorragungen in der Gegend dieser Krümmung, so wie durch eine 
tiefere , breitere Grube an seiner Oberfläche. Auch die Nervenlöcher, 
t. c. Tb. LVII a, b sind grösser und anders gestaltet, als in Dinothe- 
rium giganteum. 
' Übrigens findet sich diese Art in einem eisenschüssigen grobkörni- 
gen losen Sande, der ohne Zweifel gleich dem Eppelsheimer der 
obersten Schicht der Tertiär- Bildung oder der Schweitzer Molasse ent- 
spricht, und wahrscheinlich auch in Podolien Bohnerz enthält; ‚aber 
merkwürdig bleibt das Vorkommen des gemeinen’Opals von bricwackhin 
zer Farbe in den Nervenlöchern , die ganz damit ausgefüllt waren, wie 
diess a. a. O. angegeben ist. 


E. EıichwaAro. 


Neueste Literatur. 


A. Bücher. 


1856. 


L. pe Bucn: description physique des iles Canaries,, suivie d’une indi- 


cation des principaux volcuns du globe. Traduite de VAllemand 


par C. BOULANGER, revue et augmentee par Vauteur; in 8° [272 
pp.] avec un atlas de 12 pl. in fol. [25 Francs]. 


W. Bucktunn: Bridgewater Treatise on Gevlogy and Mineralogy ; 
with 56 plates. II. 8° Lund. [1 Pf. 15 sh.). 

Geologische Karte oder synoptische Übersicht [!] des Zustandes der 
Erde in ihren verschiedenen Altern, auf eine Untersuchung der 
Thatsachen gegründet. ı Blatt in Fol., Weimar. 


A. Gorpruss: Abbildungen und Beschreibungen der Petrefakten Deutsch- 
lands und der angrenzenden Länder, unter Mitwirkung des Herrn 
Grafen G. zu Münster herausgegeben. Fünfte Lieferung , Düssel- 
dorf 1836, iu Fol. (Band I, S. 69—140, Taf. 97—121). 


C. L. Hısse: die Eisen-Erzeugung Deutschlands aus dem Gesichtspunkte 
der Staatswirthschaft betrachtet , nebst Vorschlägen zu ihrer Ver- 

, mehrung. Leipzig, 442 SS. 8°. ' | 

J. G. Kure: Grundzüge der ökonomisch - technischen Mineralogie, für 
Ökonomen und Gewerbsmänner, für Real-, Gewerbs-, Land- und 
‚Forst - wirtbschaftliche Anstalten, 443 SS. 8°, mit 6 Kupfern 4°, 
Leipzig [1% Tblr.]. 

Linotex and W. Hurron: the Fossil Flora of Great Britain. London 
1836 : April-Heft, enthält: Pecopteris abbreviata ; Fenoides argua- 
tus; Equisetum laterale; Pecopteris Haiburnensis; Brachyphylium 
mammillare ; Carpolithes conica; C. Bucklandü; Hippurites lon- 
gifolia ; Farularia nodosa; Trigonocarpum oblongum ; Zamia 
lanceolata. 


6 


" a a ne 1 5 BEER ea: 2 a 

R. A. Pnıtieri: Enumeratio Molluscorum Siciliae, cum viventium tum 
in tellure tertiaria fossilium , quae in itinere suo observavit. 267 
pp. et 12 tab. lithogr. 4°. Berolin. 

R*** Mineralogie des gens du munde, ou notices generales sur les 
minerauz les plus utiles & la Societe, Paris in 12° [3 fr. 75 c.]. 

W. Ruımp: Excursions illustrative of the Geology and Natural-History 
of the Environs of Edinburgh, with woodcuts and 1 plate. Edin- 
burgh, 12°. 

C. Scumipr : Lehrbuch der populären Mineralogie für Bürger - und Ge- 
werb-Schulen, VI und 112 SS. Leipz. 8° [9 Gr.]. 

H. WAckENRODER : mineralogisch - chemische Beiträge zur Kenntniss des 
Thüringischen Flötz-Gebirges: HeftI, Untersuchung der wichtigeren 
Gebirges - Arten und vorzüglicheren einfachen Mineralien des Flötz- 
Gebirges bei Jena, VIII und 51 SS., nebst einem idealen Profile 
der Jenuischen Bergschichten in 8°, Jena [6 Gr.]. 

Die Wunder und Schätze der unterirdischen Welt, oder die Bergwerke, 
die Metalle, die Edelsteine, die Steinkohlen, das Salz u.s. w. Für 
die Jugend, aus dem Englischen übersetzt, IV und 183 nn mit 16 
Kupfern, Stuttgart 8° [16 Gr.). 


Auszüge 


_— 


I. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. 


A. Lozwe: Zerlegung der strahligen Blende von Przi- 
bram (Pocsend. Ann. XXXVIII, 161 ff.). Das Mineral, ausgezeichnet 
durch seinen bereits von Zırre nachgewiesenen Cadmium-Gehalt , bricht 
auf Silber-haltigen Bleiglanz - Gängen, die in Grauwacke aufsetzen und 
nebst Kalk- und Baryt - Spath, Blende, etwas Eisen- und höchst selten 
Kupfer-Kies führen. Resultat der Analyse: 

Schwefel... .03 » ‚aiın,.92,20 
Vadnium bie. 00 cu 
BIBEn a u 
Zink) er 62.02 


99,35 


Fr. von Koseın: über das Tellur-Wismuth von San 
Jose in Brasilien (Erpmann und ScHWwEIGGER - SEIDEL, Journ, f. Chem. 
VIII, 341). Dieses Mineral, welches in körnigem Kalk, begleitet von 
Glimmer, von Eisen- und Magnet-Kies vorkommt, stimmt in seinen physi- 
schen Eigenschaften, in Farbe, Glanz, Spaltbarkeit, mit dem Tetradymit 
von Schemnitz durchaus überein, 


. Graf F. Schirrcotsch: Analyse eines Jamesonits aus 
Estremadura (Poceenp. Ann. XXXVIII, 403 f.). Das Mineral ist 
derb und besteht aus kurz- und dickstängeligen, verworren durcheinan- 
der gewachsenen Zusammensetzungs-Stücken, welche rechtwinkelig gegen 
die Hauptaxe vollkommen, parallel der Hauptaxe in mehreren Richtun- 
gen jedoch nur unvollkommenen spaltbar sind, so dass der Längen- 
bruch der Hauptaxe parallel gestreift erscheint, Dunkelbleigrau, lebhaft 


; — RE. in 


metallglänzend ; graulichschwarzer Strich. Etwas härter, als Stein-- 
salz. Spez. Schw. — 5,616. Die Analyse ergab: 

Be a 9,07 

Antimon . .» -2 22..,,32,616 

Schwefel . . » . . 21,785 3 

Eisen... “0 une r% 43,627 

Wismuth . 2. 2%. ..1,055 

Zink. 2. SEEN N ae 


99,475 
Das Mineral ist demnach nichts anders, als ein, mit etwa 81 Proz. 
fremden Beimengungen verunreinigter Jamesonit, 


m nn 


Weiss: über das Gyps-System (Abhandl. d. K. Acad. d., 
Wissensch. in Berlin aus dem Jahre 1834, Berlin; 1836, S.623 ff.) 
Ein, zum Auszuge nicht geeigneter, Nachtrag zu einer "Abhandlung des 
Verfs. über das nämliche Mineral-System, | 


Fr. v. Koeeıt: über den Jamesonit aus Brasilien (Erp- 
MANN und SCHWEIGGER-SEIDEL, Journ. f, Chem, VIII, 342). Das Mine- 
ral kommt derb, theils strahlig, theils krystallinisch körnig vor, zeigt 
einen sehr deutlichen Blätter-Durchgang und ist dunkelstahlgrau. Fund- 
ort Catta Franca. Bricht in einem Quarz - Gange, begleitet von 
Schwefel-Antimon und Schwefel-Blei. | 


A. Loewe: Analyse des Basaltes und der Lava vom 
Ätna (Pocceno. Ann. d. Phys. XXXVIII, 151 f.). Der Verf. zerlegte 
den Basalt von Wickerstein bei Querbach in Schlesien , um zu sehen, 
ob ihm eine ähnliche chemische Zusammensetzung eigen sey, wie 
den von Kuarrorn, R. Kennepy und Cur. GmeELın untersuchten, Für 
den löslichen Theil ergab sich folgende Zusammensetzung: 

Kieselerde . . 2... 35,06 . 

Thonerde . 2 » 2... 25,98 
un, Eisenoxydul-Oxyd . . . 10,39 
u Kalkerde . . . 2 2.943 
Nairoan 2%... SESRSEEAT 
Kali „0,2 2.0000 Ba KLAR 
Wasser .,... sn. 6002 


100,68 
Vom Eisenoxydul-Oxyd abgesehen, das als eingesprengtes Magneteisen 
betrachtet werden muss, zeigte sich folgendes Bestandtheilen-Verhältniss: 


£ - 


Kieselerde‘- .- „har ET 
Thonerdeii)..: SI 7 RIO 
Kulkerde .ı . 0’. RMEDBR 
Dan ; ve 92 
BB nn a RR 
ERBEER 2,2: 0 


100,93 
Nach diesem Resultat lässt sich folgende Formel aufstellen: 


G3 
Nas) S+2ASi+ 53H, 
K3 
Der gelatinirende Gemengtheil ist seiner chemischen Zusammen- 
setzung nach Zeolith-artig, stimmt aber in derselben mit keinem bekann- 
ten Zeolithe überein; am meisten nähert er sich dem Tompsonit. 
Der nicht gelatinirende Gemengtheil enthielt: 
Kieselerde .. ,. . 47,98 
ROOHPIMBT 0 00 008 RN SEE 
Eisenoxydul . . . . . 16,51 
Kalkerde 2% sh 3 11441 


Talkerde, mit einer Spur 
von Mangan . . . . 12,97 


100,97 | 
Die Analyse zeigt die Zusammensetzung des Augits: eine Fornel 
lässt sich aber ungezwungen daraus nicht entwickeln, 
Aus der ersten und der letzten Analyse, die Zusammensetzung des 
Basaltes als Ganzes berechnet, zeigte sich folgeudes Verhältniss : 
Rıeselerdet ı 3. 2, DEE 
Thöneude ' 1/47 #3 1.3,24 12.30 
Eisenoxydul-Oxyd . . . 5,15 
Eisenoxydul . :.. „>... .8,18 
alkerde 42, 0,2. 2. UI5R2 
Ne Ei 5 4 58 
ABiERrae MN a, w,:).0,08 
Kalı Nee te der RN de 0,63 
Wasser SH N. 270 


99,66 
Aus dieser letzten Zusammensetzung lässt sich kein weitrer Schluss 
ziehen; die vorhergehende Untersuchung zeigt aber, dass der analysirte 
Basalt ein Gemenge von krystallisirtem Augit mit einer 
derben Zeolith-artigen Masse und eingesprengtem Magnet- 


eisen ist. Von diesen Gemengtheilen waren in den zerlegten Stücken 
enthalten: 


Jahrgang 1837, 4 


=—— DB 


Augit . E ® . . . . . 55,58 * 
Zeolith-artiger Gemengtheil . 39,81 
Diaeneteisen . 0 "er wire. 


100,00 


Die analysirte Ätna-Lava bestand aus einer grauen Grundmasse, 
worin kleine graulichweisse Tafel-artige Krystalle eines Feldspath-ähnli- 
chen Gemengtheils, schwärzlichgraue Krystalle von Augit und kleine 
Körner von Olivin eingewachsen sind. Den Feldspath - ähnlichen Ge- 
mengtheil erklärte G. Rose für Labrador. Er findet sich in der Lava 
in grösster Menge; sparsam kommt Augit und noch sparsamer Olivin 
vor. Die Lava ist vom Strom, der 1669 Cutanis zerstörte. Die Ana- 
lyse ergab: 

für den gelatiniren- für den nicht gelatini- 
den Bestandtheil: renden Bestandtheil: 


Kieselerde  . . . 743,31 20.2. 254,76 
Thonerde UBER 119,62 
Eisenoxydul'y1,"', "26,86 12, . 2075,93 
Kalkerta gr EUER a 5 2 
Falkerde zus UN RN, SUMINGERE 
NaFO A RED BEN N ATS 

Ka ER  BITENGN ER 

Manganoxydul . . NEN EL 15, 


98,98 101,83 


Demnach enthält die Lava als Ganzes berechnet: 
Kieselerde . .,. . . 48,83 
Thonerde „ . 2. . ..16,15 
Eisenoxydul . . . » . 16,32 
Kalkerde‘. .. ... u umchh 
Talkerden,.. ls. Na 
MNatson se year wa 
Kali: ;; 3 0 voten aeal Hasidera 057% 
Manganoxydul . » . «0,54 


99,95 

Sämmtliche Analysen geben ein solches Resultat, woraus sich rich- 
tig auf die Zusammensetzung der Lava schliessen lassen dürfte; wahr- 
scheinlich ist, dass nicht ein Gemengtheil allein an der Auflöslichkeit 
in Säuren Theil nimmt, wesshalb die Bestandtheile eines jeden für sich 
nicht angegeben werden können. — Bemerkenswerth ist, dass die Lava 
nicht eine Spur Wasser enthält, während der Basalt bis jetzt nie ohne 
Wasser-Gehalt gefunden worden ist. 


Il. Geologie und Geognosie. 


J. Perugrıick: über die Geologie in der Nähe der Altens- 
Gruben in Finnmark (Journ. uf the geol. Soc. of Dublin, I, 67 etec.). 
Die Gruben liegen in der kleinen Meeres-Bucht von Kaufiord (Köford), 
nahe an der Mündung des Flusses Alten uud am Fusse einer Bergreihe, 
welche aus N. nach S. zieht. An der Küste herrscht eine beständige 
Strömung aus W., und Baumstämme aus Amerika werden nicht selten 
da angeschwemmt. Das Ufer steigt in Terrassen an, welche aus Roll- 
steinen bestehen ; unter den Geschieben trifft man auch Trümmer man- 
cher Felsarten, die längs der Küste nicht vorkommen. Es herrschen 
nämlich hier Hornblende - Gesteine vor, in denen die Erze, besonders 
Kupfer-Minen, einbrechen, welche man durch einen Stollen abbaut, der 
in einer Höhe von 300 F. über dem Meere getrieben worden. Der 
Hauptgang, zumal aus Kalkspath bestehend, streicht aus N.O. nach 
S.W. und fällt gegen N. unter einem Winkel, der zwischen 10 und 40° 
schwankt. Andere Gänge (denn es gibt deren sehr viele) zeigen nicht 
das nämliche Fallen, aber alle bewähren sich als mehr oder weniger 
ergiebig und selbst bis zu Tage. Einzelne Kupferkies - Massen , wie 
solche hier meist isolirt erscheinen , waren so beträchtlich, dass sie 
mehrere Tonnen Erz lieferten. — Mit dem Hornblende-Gesteine wechselt 
hin und wieder Chloritschiefer, dessen Lagen dem Fallen des Haupt- 
Kupfererz-Ganges ungefähr parallel sind. Stellenweise wird das Horn- 
blende- Gestein auch von schmalen Strahlstein- Adern durchzogen. Bei 
Talvig, in einer Entfernung von 10 (Englischen?) Meilen von der 
Grube , tritt unmittelbar über dem Hornblende - Gestein ein ausgezeich- 
net schöner körniger Kalk auf. 


Ca. Davzenzr: Durchschnitt vulkanischer Lagen unfern 
Torre dell’ Annunziata an dem Meeresbusen von Neapel, und Be- 
merkungen über die aus warmen Quellen der Vulkane von 
Campania entwickelten Gase (Jameson, Edinb. new phiü: Journ. 
1835, July — Oktober, p. 221 etc.). Die Auffindung einer Therme 
‚auf einer Landspitze unfern der Stadt Torre dell’ Annunziata, am Fusse 
des Vesuvs veranlasste Nachgrabungen, und so wurde ein deutlicher 
Durchschnitt der vulkanischen Schichten entblösst, welche an dieser 
Seite den Abhang des Feuerberges überdecken; man erhielt dadurch die 
augenfälligsten Beweisse von zwei, wenn nicht von drei Ausbrüchen 
vulkanischer Materien, welche sich über die Gegend verbreiteten, und 
zwar im Laufe der geschichtlichen Zeit. Die Gesammthöhe des Hügels 
hinter dem Badhause beträgt 68 F.; die oberste Lage, 5 bis 10 F. mäch- 
tig, besteht aus Dammerde , untermengt mit zersetzter Lava. Unmittel- 
bar darunter erscheint Lava, im Darchschnitt 5 F. mächtig und dem 


4 * 


= 


Ganzen der Masse nach theils dicht blasig, am Boden aber schlackig. 
In einer der geräumigen Weitungen will man kohlensaure Magnesia in 
Menge gefunden habe. (Der Verf. ist geneigt, die Gegenwart jener 
Substanz als Folge von Sublimation anzusehen.) Unter dieser Laven- 
Lage besteht der Abhang des Hügels hauptsächlich aus wechselnden 
Schichten von Lapilli und Schlacken,, zuweilen gebunden durch vulka- 
nischen Sand. Die einzelnen Lagen sind vielartig gefärbt, grau, roth 
und schwarz. Nach der Tiefe erscheinen die verschiedenen Substanzen 
ziemlich deutlich abgeschieden. In der Mitte tritt eine Schicht grauen 
Tuffes auf, dichter als jener, welcher Herculanum überdeckt; die Mäch- 
tigkeit derselben ist ungleich und beträgt höchstens 5 Fuss. An einer 
Stelle wird sie, jedoch nur scheinbar, durch ein Haufwerk von Blöcken 
vulkanischen Materials unterbrochen, denn es setzt dieselbe als schma- 
ler Streifen gegen W. weiter fort und nimmt allmählich an Mächtigkeit 
wieder zu, bis sie die alte Stärke erlangt. Nach allen Seiten hin dürfte 
die Tuff-Lage von Lapilli- Schichten umschlossen seyn. la niedererem 
Niveau nimmt man noch einige ähnliche Erscheinungen von geringer 
Bedeutung wahr. Bei allen ist die Dichtheit Folge der überliegenden, 
Lapilli, und die Tuffschichten selbst entstanden durch vulkanischen Re- 
gen und Strömungen; diess ergibt sich unter andern auch daraus, dass, 
mitten in einer Lage von Lapilli und vulkanischem Sand, und unter- 
mengt mit Dammerde-ähnlichen Material, Schilfstengel gefunden wor- 
den, ähnlich jenen, welche noch heutigen Tages in der Nähe wachsen. 
Noch etwas tiefer traf man Wurzeln und einen Theil des Stammes 
einer Fichte von beträchtlicher Grösse: in aufrechter Stellung, und 
ohne Zweifel an dem näwlichen Orte, wo der Baum einst wuchs. Auch 
nahm man Ziegel- Trümmer wahr und ein Stück zugehauenen Holzes. 
AuvrLdso besitzt einen Theil eines Cypressen - Stammes von 7 Fuss im 
Umfang und 4 F. Höhe, welcher früher in etwas höherem Niveau und 
gleichfalls in aufrechter Stellung gefunden worden ; das Äussere ist ver- 
koblt, das Innere vollkommen gut erhalten. Beim Treiben eines Stol- 
lens im Innern des Hügels — in einem Niveau ungefähr 10 F. unter 
jenem des zuerst erwähnten Baum - Stückes — eutdeckten die Arbeiter 
Reste von Mauern und Gebäuden mit Fragmenten Römischer Töpfer- 
Arbeiten, Spuren von Fresko - Gemälden und eine ansehnliche Menge 
geschnittenen Marmors. Die Ausgrabungen werden noch fortgesetzt; 
so viel kann als ausgemacht gelten, dass an der erwähnten Stelle, wenn 
nicht Überbleibsel einer Stadt, doch solche von mehreren Bauwerken wahr- 
nehmbar sind, welche durch Ausbrüche des Vesuwv begraben worden. 
Manche waren der Meinung, die entdeckten Gebäude seyen Reste eines 
Ortes genannt Oplonti, welches zwischen Hercuianum und Pompeji 
und an derselben Stelle lag, wo heutigen Tages Torre dell’ Annunziata 
zu finden; Andere glaubten nur an Badehäuser und stützten ihre An- 
sicht auf einen ausgegrabenen Brunnen und auf die Säulen, welche 
zur Halle desselben gehört haben dürften. Übrigens scheinen bei Oplonti, 
den uns aufbewahrten Nachrichten zu Folge, in der Römer - Zeit 


a a 


Badehäuser gewesen zu seyn. Der Verf. glaubt, die Katastrophe habe 
zur Zeit der grossen Eruption vom Jahr 79 Statt gefunden ; die untern 
Lagen der vulkanischen Bedeckung wenigstens scheinen darauf bezogen 
werden zu müssen , die oberen sind ohne Zweifel späteren Ursprungs. 
Auch die Umstände, unter welchen die erwähnten pflanzlichen Über- 
bleibsel gefunden werden, sprechen dafür, dass die Überschüttung nicht 
auf einmal, sondern in verschiedenen Perioden erfolgt sey. — — Die 
neuerdings aufgefundene Therwe hat eine Temperatur von ungefähr 87° 
F. und ist besonders ausgezeichnet durch die Menge kohlensauren Ga- 
ses, welche entbunden wird. Aus dem nahen Meereswasser quillt jenes 
Gas, und in der Umgegend sollen manche Stellen wegen häufiger Gas- 
Ausströmungen frei von allem Pflanzen-Wachsthum bleiben. Bei Unter- 
suchung der Thermen von Torre dell’ Annunziata fand sich, nachdem 
alle Kohlensäure sorgfältig entfernt worden, dass das übrig gebliebene 
Gas aus 16 Tbeilen Sauerstoff und 84 Theilen Stickstoff bestehe ; die Quelle 
von: St. Lucia bei Neapel ergab: 14,5 Sauerstoff und 85,5 Stickstoff; 
jene von Lago di Amsanto 9 Sauerstoff und 91 Stickstoff; die Acqua 
Santa am Berge Vultur 10 Sauerstoff und 90 Stickstoff; das Seewas- 
ser der Solfatara bei Tivoli 9,5 Sauerstoff und 90,5 Stickstoff. Was 
die bedingende Ursache der Gegenwart von Stickstoff in Quellen be- 
trifft, so verweist der Verf. auf die zwischeu ihm und J. Davy über 
diesen Gegenstand Statt gehabten Diskussionen. 


P. Merian: über das Kalkstein-Konglomerat am westli- 
ehen Abfall des südlichen Schwarzwaldes (Bericht über d. Ver- 
handlungen der naturf. Gesellschaft in Basel, 1, S. 38 f.). Über die 
verschiedenen Flötz - Formationen , welche am westlichen Abhange des 
Schwarzwälder Gebirges sporadisch zu Tage ausgehen, und namentlich 
über das Bohnerz - Gebilde, welches als das jüngste Glied der Jura- 
Formation dieser Gegenden betrachtet werden muss, findet sich über- 
greifend eine ausgedehnte Biklung von Kalkbreccie weggelagert. Sie 
hat in den verschiedenen Gegenden eine verschiedene, zum Theil von 
ihrer Unterlage abhängige Beschaffenheit, erscheint zuweilen als fast 
lose Anhäufung gerundeter Kalk-Geschiebe , zuweilen aber in regelmäs- 
sigen Bänken als feinkörnige, fest verbundene Kalkbreccie , welche als 
geschätztes Baumaterial gebrochen wird. In des Verfassers geognosti- 
scher Übersicht des südlichen Schwarzwaldes wurde die Vermutbung 
aufgestellt, diese Bildung möchte der Molasse - Formation angehören, 
welche in den Umgebungen von Basel mit Auszeichnung auftritt und 
an einigen Stellen, z.B. bei Lörrach, einen grossen Reichthum tertiärer 
Meer - Versteinerungen einschliesst. Zur vollständigen Identifizirung 
fehlten Versteinerungen, welche in dem Kalk - Konglomerate verhältuiss- 
mässig nur selten vorkommen. Eine höchst lehrreiche Stelle, welche über 
die vermuthete Übereinstimmung den befriedigendsten Aufschluss gibt, 


- 5 = 


bieten die Umgebungen der Gypsgruben von Laufen bei Sulzburg dar. 


Die bunten Mergel des Keupers zeigen daselbst, unmittelbar an Gneiss 
sich anschliessend, eine änsehnliche Verbreitung. Sie wumschliessen 
Gyps, auf welchem in mehreren Gruben ein ausgedehnter Abbau im 
Gänge ist. Der Keuper wird unmittelbar von gedachtem Kalkstein- 
Konglomerat bedeckt, welches auf geringe Erstreckungen eine grosse 
Verschiedenartigkeit in seiner Beschaffenheit zeigt. Es ist zum Theil 
sehr feinkörnig, mehr oder weniger hart und bituminös; än anderen 
Stellen erscheint es als grobes Konglomerat und umschliesst Kalkstein- 
Geschiebe , meist Rogenstein, von 1—2 F. Durchmesser. Drusenräume 
mit Kalkspath - Krystallen ausgekleidet sind sehr häufig. Ein im Jahr 
1832 eröffneter, vom Tage aus durch das Kalkstein - Konglomerat bis 
zum Gyps hindurchgetriebener Stollen, in welchem das Konglomerat 
zum Theil durch Spreng - Arbeit aufgeschlossen werden musste, gibt 
über alle diese Verhältnisse lehrreiche Auskunft. Zunächst der Stollen- 
mundlöcher sind einzelne Bänke eines feinkörnigen höchst bituminösen 
Konglomerats mit Steinkernen von Schaalthieren erfüllt. Sie gehören 
den Gattungen Mytilus, Cardium, Venus, Cerithium an, so dass 
über ihren tertiären Charakter und über die Richtigkeit der Unterord- 
nung dieses Gebildes unter die Molasse - Formation gar kein Zweifel 
mehr obwalten kann. 


HERICART DE Tuury: über einen artesischen Brunnen von 
seltener Steighöhe (Ann. des Mines, 3me Serie, T. V, p. 301). 
Zu Tours hat man in einem der am höchsten gelegenen Theile der 
Stadt einen Brunnen gebohrt, der in 24 Stunden über 15,000 Hektali- 
ter Wasser liefert und dieses 18”80 über die Bodenfläche emportreibt. 
Er misst"13gm Tiefe; der obere Durchmesser beträgt 0m105, der untere 
0m090. Bis zu einer Tiefe von 28n25 ist der Brunnen mit Eisenröhren 
ausgesetzt. Das Steigwasser wurde in einer 2m10 mächtigen Lage von 
Grün-Sand in 128m50 Tiefe aufgeschlossen. Es zeigt sich vollkommen 
klar ; seine Temperatur ist — 1795 C. Aus der Tiefe hat das Wasser 
Grün-Sand-Stücke von Nussgrösse heraufgebracht und ausgeworfen. 


G. BiscHor: über die Quellen-Verhältnisse des östlichen 
Abhanges des Teutoburger Waldes (Erpmann und ScHWEIGGER- 
SEIDEL , Journ. f. prakt. Chemie, I. B., S. 321 ff.*). Da die östliche 
Abdachung des erwähnten Bergrückens mit verhältnissmässig mehr stei- 
len Abhängen versehen, und mithin die Scheitellinie desselben seinem 
östlichen Rande ganz nahe ist, so können die Quellen in diesem, der 


*) Über den westlichen Abhang vgl. Jahrb, 1834, S. 55 ff. 


| 
: 
| 


a 


Weser angehörigen, Wasser - Gebiete nicht so zahlreich und ergiebig 
seyn, wie am westlichen Abhange. Dazu konmt noch , dass im östli- 
chen Abhange die älteren Flötz - Gebilde auftreten, welche nieht in dem 
Grade zerklüftet sind, wie das Kreide- und Quadersandstein - Gebirge, 
und daher in ihrem Innern keine so bedeutende Wasser - Ansammlungen 
gestatten können. Der Muschelkalk zeigt zwar auch Zerklüftungen, 
aber der manchfaltigere Wechsel verschiedener Kalkstein - Bänke mit 
mebr und weniger mächtigen Mergel- Schichten scheint einer grösseren 
Ausbildung von Spalten, Klüften und Höhlen hinderlich gewesen zu 
seyn. Auch dürften sich die Zerklüftungen bei Weitem nicht so sehr 
in die Tiefe hinabziehen, wie in der Kreide-Formation; denn die Mineral- 
Quellen im: Weser - Gebiete, welche gewiss das meiste Wasser aus Mu- 
schelkalk erhalten , zeichnen sich durch eine niedrige und zum Theil 
sehr veränderliche Temperatur aus. Der bunte Sandstein zeigt nur in 
seinem untern Schichten - Systeme, wo mächtige Sandstein - Bänke vor- 
walten, eine ähnliche Zerklüftung, wie der Quader - Sandstein; in den 
jüngern Sehichten hingegen, die meist aus Mergelthon-Bänken bestehen, 
ist diess weniger der Fall. Letztere dürften eine wasserdichte Decke 
bilden, um so mehr , da sie zu einer sehr bindenden Thonmasse verwit- 
tern. Auch der Keuper- Mergel zeigt ein ähnliches Verhalten. Der Vf. 
richtet sein Augenmerk zumal auf die Mineral-Quellen im Weser-Gebiet. 
Das Gas, welches aus den Meinberger und Driburger Mineral-Quellen, 
so wie aus der sumpfigen Wiesenfläche bei Istrup sich entwickelt, ist 
ein sehr reines Kohlensäure - Gas. Auch das Gas an der sogenannten 
Wulfeshärte bei Vinsebeck, so wie jenes, welches sich bei Saatzen, 
Schmechten, Schörneberg, Reelsen, bei Hof-Geismar, Volkmarsen u. a. 
v. a. OÖ. aus Mineral-Quellen oder aus dem Erdreiche entwickelt, dürfte 
fast reine, nur hier und da mit Schwefel- Wasserstoff gemengte Koblen- 
säure seyn. Den Sitz aller dieser Kohlensäure - Exhalationen haben wir 
im bunten Sandstein, oder in einer noch älteren Formation zu suchen. 
Die Verschiedenheit in dem chemischen Gehalte der Gas - Exhalationen 
am westlichen und denen am östlichen Abhange des Teutoburger Wal- 
des dürfte daher in Beziehung stehen mit den Gebirgs - Formationen, 
aus welchen sie hervorkommen, Jene entwickeln sich aus Kreide und 
scheinen nichts anders zu seyn, als atmosphärische Luft, die einen 
Theil ihres Sauerstoffs durch Oxydation kohlenstoffhaltiger Substanzen 
eingebüsst hat; diese, welche sich aus dem bunten Sandstein entwick- 
len und aus fast reiner Kohlensäure, hie und da mit Spuren von Schwe- 
felwasserstoff vermengt , bestehen , können daher in keinem Falle von 
‚atmosphärischer Luft abgeleitet werden. Es "st sehr wahrscheinlich, 
‚dass die Kohlensäure in der Gas-Exhalation aus der warmen Mineral- 
quelle zu Lippspringe und jene, die aus dem Wasser: der süssen Quellen 
zu Lippspringe und zu Paderborn ausgetrieben wurde, nicht denselben 
Ursprung habe, wie die Kohlensäure der Exhalationen im Flussgebiet 
der Weser. Es ist ferner leicht zu begreifen, dass, sofern der bunte 
Sandstein oder die noch ältere Formation, worin Kohlensäure ihren 


u 


Ursprung nimmt, sich unter die jüngsten Glieder der Flötz - Formation 
am westlichen Abhange des Teutoburger Waldes fortzieht, hier diese 
Kohlensäure-Entwicklungen nicht mehr zum Vorschein kommen können, 
da die mächtigen Glieder der Flötz-Formation zwischen der Kreide und 
dem bunten Sandstein, seyen sie auch nicht alle vorhanden ‚ diesen be- 
decken. Um alle diese. Glieder mit mehreren dazwischen gelagerten 
wasser- und luft-diehten Schichten zu durchbrechen , fehlte es der Koh- 
lensäure an Expansivkraft, oder sie wird doch nur da, wo Muschelkalk 
oder höchstens Keuper die oberste Decke bildet, und daher ein gerin- 
gerer Widerstand zu überwinden war, einen Durchbruch bewirkt haben, 
Während alle bisher beobachteten Kohlensäuregas-Exhalationen eine den 
gewöhnlichen Luftdruck kaum übersteigende Expansiv - Kraft; besitzen, 
zeigt das Kohlensäure - Gas, welches aus der Trinkquelle zu Meinberg 
sich entwickelt, eine bedeutende Spannung: Während die vom Verf. 
untersuchten Gas - Exhalationen am Laacher See höchstens den Druck 
einer 4—5 Zoll hohen Wassersäule überwinden, strömte das Gas der 
Dousch - Röhre zu Meinberg durch das Wasser eines ungefähr, 12 Zoll 
hohen Gefässes nicht nur hindurch, sondern das Wasser wurde, wie 
aus einer Feuerspritze, hoch emporgeschleudert. Ohne Zweifel kann 
‚daher das Gas den Druck einer mehrere Fuss hohen Wassersäule über- 
winden. Diess sind aber noch lange keine Expansivkräfte, wodurch 
mächtige Gebirgslagen emporgehoben oder durchbrochen werden könn- 
ten. Es. lässt sich übrigens auch leicht begreifen, dass Kohlensäuregas, 
welches aus der Tiefe in mit Wasser angefüllte Kanäle gelangt, darin 
von dieser Flüssigkeit unter grossem Druck absorbirt wird, nothwendig 
seine, wenn auch Anfangs noch so bedeutend gewesene Expansivkraft 
verlieren müsse, und nach seiner Entbindung aus dem Wasser mit einer 
den Luftdruck nur etwas übertreffenden Spannung zu Tage kommen 
werde. Die einfachste Erklärung der Periodicität der Gas-Ausströmungen 
aus Mineral-Quellen liegt darin , dass die verschiedenen Ausströmungs- 
Kanäle zu verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen Umständen 
ungleich geöffnet oder verstopft sind. Zur Regenzeit, wo der Boden 
mit Feuchtigkeit imprägnirt ist, bildet derselbe einen luftdichten Ver- 
schluss, und das Gas, welches bei trockenem Wetter aus unzähligen 
Spalten und Öffnungen um die Quelle herum ausströmt, ‚wird nun. durch 


diese allein hervorbrechen; enge Kanäle im Boden, enge Spalten im 


Gestein, die bei trockenem Wetter den Austritt des Gases ohne Schwie- 
rigkeit gestatten, füllen sich bei nassem Wetter an und lassen das Gas 
nieht mehr durch u. s. w. — Sehr auffallend ist die niedrige und so 
veränderliche Temperatur der Meinberger Mineral - Quellen. Der Verf. 
fand am 20. April 1833 den Neubrunn + 49,2 R., und die alte Trink- 
quelle + 5°,2 bei + 4°,8 Luftwärme, In ihrer Veränderlichkeit folgen 
dieselben der äussern Luftwärme. . Die so veränderliche Temperatur 
jener Mineral - Quellen bei dem reichen Kohlensäure - Gehalt dürfte den 
augenscheinlichsten Beweiss liefern, dass ihre Entstehung nicht tief ‚ge- 
sucht werden darf. Die Meinberg umgebenden Höhen bestehen aus 


Eee Dan u a FE re 


a a u = ne u 


Muschelkalk, der, wenn auch nicht so zerklüftet, wie Kreide, doch Spal- 
ten genug enthält, um die Meteorwasser bis in die vom Keuper erfüllte 
Thalmulde gelangen zu lassen. Hier begegnen sie den aus buntem 
Sandstein, oder aus grösserer Tiefe kommenden Koblensäuregas-Strömen, 
absorbiren davon, und es bildet sich ein Kohlensäuerling, welcher sofort 
Eisen und kohlensaure Erden aus den Gebirgsschichten auflösst. Der 
starke hydrostatische Druck des Wassers in den Kanälen des Muschel- 
kalks wird aber auf gleiche Weise die Absorption der Kohlensäure, wie 
das heftige Ausströmen des überflüssigen Gases befördern. Dass dieses 
Wasser nicht tief ins Muschelkalk-Gebirge eindringen kann, dass ferner 
keine bedeutenden Wasser - Ansammlungen darin vorkommen können, 
zeigt die Abhängigkeit der Temperatur der Quellen von der der Atmo- 
sphäre; dass überhaupt die Meinberger Säuerlinge keinen weiten Lauf 
haben könne, zeigt der verhältnissmässig geringe Gehalt derselben an 
fixen Bestandtheilen. Sie sind sicher ganz nahe an der Erdoberfläche 
gebildete Mineralquellen, und liefern den augenscheinlichen Beweiss, 
dass überall Mineralquellen entstehen können, wo nur Wasser und 
Kohlensäuregas - Ströme einander begegnen. Dass Mineralquellen nur 
in Thälern vorkommen, während oft süsse Quellen noch nahe am Gipfel 
hoher Berge angetroffen werden, rührt nicht davon her, weil jene nur 
in grosser Tiefe entstehen, sondern weil Kohlensäure-Exhalationen nicht 
bis zu den Höhen der Berge gelangen, indem sie schon in den Thälern 
wegen geringern Hindernissen Auswege finden. Eine im vorigen Jahre 
an einem Grauwackenfelsen, etwa 4 Fuss über einer Mineralquelle im 
Brohlthale ‘gemachte Beobachtung scheint die wichtige Bedeutung des 
Verwitterungs-Prozesses für die Bildung der Mineral-Quellen aufs Neue 
darzuthun., B. fand an demselben einen weissen, wollähnlichen Salz- 
beschlag ; 0,6 Gr. waren zusammengesetzt aus: 

Kohlens,. Natron .„. „. „ 0,5012 

Schwefels,. Natron . . 0,0519 

Kochsalz . 2. 2... 0,0469 

Die Bildung dieser Effloreszenz war nicht lange vorher erfolgt, 
auch ist die Fläche, an welcher sie sich zeigte, erst seit 6 Jahren ent- 
blösst. Ähnliche Effloreszenzen in dortiger Gegend findet man auch 
sehr häufig an frischen Mauern , am Bewurfe von Mauern u. s. w. Es 
ist dieses nicht auffallend, da alle Materialien, womit dort gemauert 
wird: Steine, vulkanischer Sand, Trass ete., mehr oder weniger reich 
an Alkalien sind, und nirgends Kohlensäure - Exhalationen häufiger, 
als in jenen ganz damit erfüllten Thälern vorkommen. 

Da die Glieder der Flötz-Formation Alkalien gewiss als höchst un- 
tergeordnete Bestandtheile, zum Theil wohl kaum Spuren davon enthal- 
ten: so sind in den Mineralquellen des östlichen Ahhanges des Teuto- 
burger Waldes, welche Kohlensäure-Strömen ihre Entstehung verdanken, 
Natron und Kalisalze ebenfalls als sehr untergeordnete Bestandtheile 
zu erwarten; kohlensaure Alkalien fehlen gänzlich, da schwefelsaure 


und Haloidsalze von Kalk und Magnesia vorkommen, — Die von Branpes 
| j 


" 


a 


untersuchte Schwefelquelle bei Meinberg bestätigte des Verfs, Ansicht 
über Bildung der Schwefelquellen durch Zersetzung schwefelsaurer 
Salze mittelst organischer Substanzen. — Dass auch diese Quellen 
keinen tiefen Ursprung haben, und daher um so mehr die Bildung von 
Schwefellebern in den obern , mit organischen Überresten imprägnirten, 
Erdschichten von Statten gehen könne, beweiset ihre niedrige Tempe- 
ratur von 5° R. bei 8°,5 Luftwärme. Zwischen Brackel und Driburg, 
in der Nähe von Istrup und Schmechten, im sogenannten Madholz sah 
der Verf. die Kohlensäuregas-Exhalationen in mehreren mit Wasser an- 
gefüllten Gruben. Da das Wasser, aus welchem die Gasblasen auf- 
steigen, nach der damit vorgenommenen Prüfung sich sehr rein verhielt, 
da ferner weder an der Oberfläche des Bodens, noch bis zu einer Tiefe 
von 3. Fuss Ocker - Ablagerungen zu bemerken waren: so können diese 
Gruben, obgleich sie ganz das Ansehen von Säuerlingen haben, nichts 
anderes, als reine Gas-Exhalationen (Gasquellen) seyn , die durch , auf 
der Oberfläche angesammeltes, Regenwasser treten *), ‚Das ausströ- 
mende Gas ist reine. Kohlensäure. — Von den Driburger Mineralquellen 
bemerkt der Verf. , dass die Kohlensäure - Entwicklungen nicht nur aus 
den Quellen selbst, sondern an vielen Stellen in deren Umgebungen 
sehr.bedeutend und, nach der Untersuchung deren aus der Trinkquelle 
zu schliesseu, sehbr.rein sind. Die Trinkquelle fand er 8°2, und diess 
scheint ihre konstante Temperatur zu seyn. Wenn dieser der mittlen 
Quellen-Temperatur. von Driburg wahrscheinlich nahe kommende Wärme- 
grad zwar keinen tiefen Ursprung der Quelle andeutet; so ist solcher doch 
wohl da zu suchen, wohin die äusseren Temperatur - Veränderungen 
nicht mehr dringen. — So wie sämmtliche angeführte und ausserdem 
noch mehrere andere auf dem östlichen Abhange des Teutoburger Wal- 
des vorkommende Mineralquellen einen gemeinschaftlichen Charakter be- 
sitzen, nämlich mehr oder weniger eisenhaltig sind, schwefelsaure Salze 
als prädomirende Bestandtheile, Chlor-Metalle oder salzsaure Salze aber 
nur in geringen, und kohlensaure Erden in gewöhnlichen Mengen ent- 
halten: so sind auch alle Gas- Exhalationen aus ihnen und neben ihnen 
von gleicher Beschaffenheit: sie bestehen aus fast ganz reiner Kohlen- 
säure. Eben desshalb können sie nicht ven atmosphärischer Luft her- 
rühren. Da wo diese Mineralwasser in anhaltende Berührung mit 
organischen Substanzen kommen, erleiden die schwefelsauren Salze eine 
theilweise Zersetzung, und es bilden sich Schwefelquellen. — Am west- 
lichen Abhange dagegen gibt es gar keine Säuerlinge,, weil es an 
Kohlensäuregas-Strömen fehlt. Gas-Exhalationen aus den süssen Quellen 
finden sich zwar, sie bestehen aber grösstentheils aus Stickgas mit we- . 
nigen Prozenten Saucrstoffgas, und enthalten gar keine Kohlensäure, 


*) So bedeutend auch diese Gas - Entwicklungen demjenigen vorkommen mögen, der 
die ähnlichen in vulkanischen Gegenden. wie namentlich in den Umgebnngen des 
Laacher See’s und in der vulkanischen Eifel noch nicht gesehen hat: so kommen 
sie doch gegen diese letzteren, in so ungeheuerem Maasstabe auftretenden Entwick- 
lungen kaum in Betracht. 


a A 


Nur in der Gas- Entwicklung aus der Therme zu Lippspringe findet 
sich neben dem Stiekgas etwas Kohlensäuregas, aber noch weniger 
Sauerstoffgas, als in jenen. Höchst wahrscheinlich rühren alle diese 
Exhalationen von atmospbärischer Luft her, die einen Theil ihres Sauer- 
stoffs durch Bildung von Kohlensäure mittelst Oxydation Kohlenstof- 
haltiger Substanzen, welche von den süssen Quellen absorbirt, von der 
Therme theilweise entbunden wird, eingebüsst hat. — Was die Tempe- 
ratur der Quellen betrifft: so zeigen am östlichen Abhange die Mein- 
berger Mineralquellen grosse Veränderlichkeit und Abhängigkeit von 
der äussern Temperatur; die übrigen, die Pyrmorter Mineralquellen 
(4 8°,3 bis + 10°) mit eingeschlossen, haben einen ganz nahe oder 
doch nahe konstanten Temperatur-Grad. Nur die letzteren dürften daher 
zu den Thermen gehören. Am westlichen Abhange besitzt dagegen eine 
grosse Zahl süsser Quellen eine die mittle des Orts übersteigende und 
höchst wahrscheinlich ganz oder nahe konstante Temperatur. Alle diese 
Quellen gehören daher zu den Thermen. Es zeigt sich bier die merk- 
würdige Erscheinung, dass die wärmste unter diesen süssen Quellen, 
die wärmste Paderquelle (120,96), alle obengenannten Mineralquellen 
am östlichen Abhange, — und die kältesten unter jenen süssen Quellen 
(6°,4,70°,7°,4) während der kalten Jahreszeit selbst noch die Meinberger 
Mineralquellen (4°2) in ihrer Temperatur übersteigen. Alle diese ver- 
schiedenen Verhältnisse finden in Entfernungen von einigen Meilen 
Statt. — Wenn nicht schon Gastein und Pfäfers ein weit mehr in die 
Augen fallendes Beispiel darböten, dass Wasser mit sehr bedeutend er- 
höhter Temperatur der Erde entquellen können, ohne jedoch mehr’ an 
fixen Bestandtbeilen zu enthalten, wie die wärnste süsse Quelle: so 
würden auch die warmen unter den süssen Quellen am westlichen Ab- 
hange des Teutoburger‘ Waldes Belege hiezu liefern. 


W. P. Hunter: Notiz über den Ausbruch eines Torfmoo- 
res in der Grafschaft Antrim in Irland (Magaz. of nat. hist., 
1836, Mai > Biblioth. univers. de Geneve N. S. 1836, V, 184—187). 
Das Torfmoor Fairloch, ein Theil des Moores von Sloggan, des ausge- 
dehntesten in Nord - Irland, liegt 7 Englische Meilen von Ballymena 
und 2 Meilen von Randalstown zu beiden Seiten der Hauptstrasse von 
Belfast nach Londonderry , und nimmt fast gänzlich eine Fläche von 
11,000 Acres ein. Die Umgegend ist flach , trocken , von einigen ziem- 
«lich tiefen Längenthälern durchschnitten , deren eines nahe am Fairloch 
binziehet. 
Am 17. Sept. 1835 sah man, dass dieses Moor begonnen hatte, sich 
in seiner Mitte allmählich zu heben; um 5 Uhr Abends hatte es 30° ı 
Höhe erreicht, als plötzlich ein Geräusch wie das Brüllen eines heftigen 
Sturmes bemerkt wurde; die ganze Fläche des Moores senkte sich um 
einige Fusse, und ein Schlamm-Strom setzte sich langsam gegen 0.N.0. 


in Bewegung. Einige kleine Unebenheiten des Bodens hemmten in der 
folgenden Nacht seinen Lauf; am Tage des 18. setzte er denselben im - 
Zickzack einige Rutben weit ostwärts fort; in der nachherigen Naht 
und am 19.‘ früh schien er in seiner Bewegung einzuhalten, schwoll 
aber dabei mäehtig an; zwischen 12 und 1 Uhr begann er mit einem 
dem früheren ähnlichen Geräusch seine Bewegung aufs Neue, obne 
jedoch bis zum 21. mehr als $ Meile Weges zurückgelegt zu haben, 
Einige Heu - und Getreide - Schober hemmten ihn abermals , bis am 23, 
um 3 Uhr Nachmittags er sich plötzlich mit einer Schnelligkeit voran- 
stürzte, dass man ihm im schnellsten Laufe nicht zu entgehen ver- 
mochte, Ein von einem Hund verfolgter Haase setzte in dieser Zeit in 
Sprüngen bis in dessen Mitte hinein, wo er im Schlamm versank, wäh- 
rend der Hund schon nach wenigen Sätzen in den bodenlosen Schlamm 
gauz erschrocken umkehrte. Am 24. erreichte der Strom über einen 
grossen Strassen - Graben hinweg die Landstrasse, hob sich um eine 
Strohhütte bis 10° Höhe, stürzte dann mit dem Geräusche eines Wasser- 
falles auf die Strasse herab, zerstörte dieselbe in einer Länge von 900°, 
indem er sich auch über sie 10° hoch erhob, füllte den entgegengesetz- 
ten Strassengraben, folgte dann dem auf 4 Meile Länge sehr. allmählich 
sich senkenden Längenthale und bielt darauf, wie um neue Kräfte zu 
sammeln, einige Ruthen vom ‚Maine -Fluss inne. Am 25. stürzte die 
Schlamm-Masse in ‚den Fluss an einer Stelle, wo er nur 4’ Tiefe hat, 
trieb dessen Wasser zurück, füllte selbst dessen Bette und stieg end- 
lich jenseits aus demselben auf das umgebende Weideland über, bis 
zuletzt das zurückgestauete Wasser Stärke genug erlangte, diesen 
Queer- Damm zu durchbrechen. Da einige Toisen tiefer das Flussbett 
plötzlich um 12° abfällt, so riss der Fluss von dieser Stelle an den 
Schlamm 7 Meilen weit mit sich fort, indem er hin und wieder Torf- 
Stücke ans Ufer warf und stellenweise Überschwemmungen bis gegen 
den Lough Neagh hin veranlasste, Der Schlammstrom aber fuhr bis 
zum 28. fort in den Maine abzufliessen. Die Bauern hatten ihre Woh- 
nungen auf mehrere Meilen in die Runde verlassen, Als sie aber end- 
lich zurückkehrten , fanden sie eine Menge todter Fische umherliegen, 
so dass sie noch mehrere Zentner Salmen und Forellen sammelten: nur 
die Aale schienen sich in diesem Schlamme wie in ihrem Elemente zu 
bewegen. Man verlor durch dieses Ereigniss doch nicht mehr als 70 
Acres Bau-Land und eine gewisse Menge Heu und Getreide in Schobern 
und Brennmaterial; 40 Arbeiter hatten mebrere Ben lang an Wieder- 
herstellung der Sttumen zu thun. 


Am 15. Oktober besuchte der Verf. die Gegend. Der Strom hatte 
eine Fläche von #4 Meil. Länge und 200’—300° Breite stellenweise bis zu 
30‘ Höhe bedeckt, aber ein Ansehen gewonnen, als ob er seit Jahr- 
hunderten in dieser Weise existirte. Die anfänglich um 30° gehoben 
gewesene Ausbruchsstelle sank später um 20° unter das gewöhnliche 
Niveau, so dass ein kreisrundes Wasserbecken an der Stelle entstund, 


A a: 


an diejenigen erinnernd, die sich bei dem Erdbeben in Kalabrien 1793 
gebildet hatten. 


Dumont: Notiz über die Struktur der vulkanischen Ke- 
gel (V’Instit. 1834, p. 420 — 421), mitgetheilt der Brüsseler Akademie 
am 22. Dezember 1834. Eine neuliche Reise in der Eifel hat dem 
Verf. Resultate geliefert, wodurch sich die Bildung der vulkanischen 
Kegel sehr einfach erklärt. 1) Die Erhebungs-Kegel (insbesondere 
deutlich jene von Kirchweiter und von Mayen) haben in der Regel 
keine Spur eines Kraters, eine kreisrunde Basis, spitze Scheitel, steile 
Seiten, bestehen auf der einen Seite aus Schlacken-Massen, auf der an- 
dern aus geneigten Schichten dichter Lava oder Tephrine, welche mit 
der der horizontalen ir der Ebene übereinstimmt; am Fusse dieser 
Schichten endlich findet man oft einen Strich von grossen Blöcken von 
ähnlicher Natur bedeckt. Die Lava und die Tephrine waren bereits 
in horizontalen Schichten abgesetzt und erstarrt, als die Schlackenmas- 
sen unter ihnen heraufdrangen, sie vom Punkte des grössten Andrangs 
aus Stralen-artig bersten machten, in Sektoren theilten, die Sektoren mit 
dem geringsten Widerstande dann mit emportrugen und die andern auf- 
richteten; die zerstreuten Blöcke wurden beim Ausbruche umherge- 
schleudert. — 2) Erhebungs - Kratere entstanden in demjenigen 
Falle, wo die Mehrzahl jener Sektoren aufgerichtet ward, wie Ettringen 
im N. von Mayen. Die schlackigen Massen füllen bier nicht nur senk- 
rechte Spalten zwischen den Sektoren aus, sondern bedecken auch die 
aufgerichteten Kreis-Ausschnitte von oben. — 3) Ausbruchs-Kratere 
scheinen deutlich ausgesprochen in der Eifel nicht vorzukommen, wenn 
nicht etwa der auf der Höhe des Kalkberges ganz in der Nähe von 
Gerolstein nordwärts dazu gehört, da er eine deutliche Aushöhlung und 
schlackige Laven enthält. — 4) Krater-See’n. Der schönsten einer 
ist der von Uelmen, welcher trichterförmig im Schiefer - Gebirge und 
ohne Spur vulkanischer und geschmolzener Materien vorkommt. Gleich- 
wohl sieht man Schichten von Konglomerat aus getrocknetem Schlamm, 
Schiefer- und Psammit-Trümmern wie von der anstehenden Masse, vom 
Krater-Rande aus rings gegen die Ebene hin fallen. Offenbar sind diese 
Konglomerat-Schichten das Resultat allmählicher Schlamm - Ausbrüche 
aus der Krater -Öffnung. Auch bei den andern vom Verf. besuchten 
Krater-See’n findet man Schichten schlammigen Konglomerats , welches 
‚aber auch Bimmssteine, Schlacken und gewisse Kugeln aus Albit, Peri- 
dot, Augit und Hornblende (bei Daun vulkanische Bomben genannt) 
enthält, die im Augenblicke des Ausbruches durch diesen Schlamm hin- 
durchgeschleudert worden seyn mögen. — Ein ähnlicher Trichter kömmt 
zwischen Dreis und Dockweiler vor, welcher aber kein Wasser ent- 
hält und mithin den Namen Kratersee nicht verdient. Sein Grund ist 
mit Wiesen bedeckt, seine Wände haben nur zwei Ausschnitte bei Dreis 


a RE 


und bei der Mühle von Dreis, durch welche die Strasse von Hillesheim 
nach Kelbery führt. Man findet daselbst Konglomerat - Schichten aus 
Schlamm, Ur-Schiefer und -Psammit der Gegend, und Bomben, welche 
ganz aus körnigem Peridot bestehen, dessen körnige Struktur eben auf 
ein sehr rasches Erkalten schliessen lässt. — Dumonr hat die Absicht, 
eine geologische Karte von Belgien zu liefern. | 


Dessayes: über die Temperatur zur Zeit der Bildung der 
verschiedenen Tertiär-Gebirge (Vortrag in der Akademie, 23. 
Mai 1836 — Annal. d. scienc. nut. Zoolog. 1836, V, 289 — 298. 
> VInstitut, 1836, IV, 162 — 163). Tbeilt man die Meere vom 
Nurd-Kap bis Guinea in verschiedene Zonen , so wird man in jeder 
derselben Mollusken - Arten finden, die ihr eigenthümlich sind, und 
solche, die sie mit der nördlich oder südlich benachbarten gemein hat, 
während zugleich die Anzahl der Arten von N, nach S. zunimmt. So, 
findet sich Buccinum undatum in progressiven Modifikationen vom 
Nord-Kap bis Senegal. Innerhalb des Polar - Kreises leben in Norwe- 
gen und Grönland Buccinum glaciale und Cardium Groenlan- 
dicum; vom 75° bis 65° Terebratula psittacea; vom Norden 
Englands bis Dänemark Tellina Balthica, Patella Noachina, 
P. testudinalis, Natica clausa, einige Astarten u. s. w.; — 
in der Manche an den Küsten Englands und Frankreichs Psammobia 
vespertina *) und Pecten irregularis; die Küsten Spaniens und 
Portugals sind fast ganz unbekannt u. s. w. 

Der Verf. hat nun alle tertiäre Konchylien-Arten Europa’s mit allen 
noch lebend bekannten Arten verglichen und hiedurch folgende Resul- 
tate erhalten: 

1) diese tertiären Bildungen haben keine Arten mit den sekundären 
gemein **); 

2) sie allein enthalten Arten, die auch noch lebend vorkommen, 
und zwar 

3) um so mehr, je jünger sie sind; nämlich 

4) die ältern 0,03, die mittlen 0,19, die jüngsten 0,52 ihrer Arten; 

5) diese dreierlei Bildungen sind gewiss nicht gleichalt. 

Die jüngsten Tertiär-Bildungen sind entstanden, als die Temperatur 
ziemlich der jetzigen gleich war. Denn die Ablagerungen in Norwegen, 
Schweden, Dänemark, bei Nizza und in einem Theil Siziliens enthal- 
ten nur solche Arten , die in den nächsten Meeren noch lebend vorkom- 
men; die übrigen tertiären um das Mittelmeer her erstandenen in 
‚Spanien, Frankreich, Piemont, Italien, Sizilien, Morea, Algier enthal- 
ten noch viele Arten aus diesem Meere, aber auch manche ausgestorbene, 


*) Doch auch im Mittelmeere. BR, 
**) Das widerspricht dem Ergebniss der Untersuchungen in der Kreide Süd - Frunk- 
reichs. BR. 


- 9 — 


und einige andere, welche jetzt auf die wärmeren Gegenden des Atlan- 
tischen , des Indischen und Rothen Meeres beschränkt sind; die Tempe- 
ratur der Mittelländischen Gegenden muss daher etwas gesunken seyn 
seit der Erhebung der Apenninen und des Atlas. Die im Norden leben- 
den Arten finden sich in nördlichen Becken, die im Süden in südliche- 
ren Becken fossil. 

In der zweiten tertiären Epoche , welcher viele kleine Becken in 
der Mitte von Europa angehören (Superga, Gironde, Touraine, Angers, 
Wien, Podvlien, Moscau , Süd - Russland), war die Temperatur dieser 
Gegenden viel höher, als jetzt; denn in ihnen finden sich 200 Arten 
vom Senegal und von Guinea wieder, darunter jene Arten gerade, 
welche jetzt diese tropischen Küsten am besten charakterisiren: Das 
Klima war tropisch. 

In den Formationen der ersten Periode (Paris, London, Valogne, 
fast ganz Belgien und Holland, einige Punkte der Alpen, Castelgom- 
berto, Ronca, kleine Becken Ungarns und der Moldau, Blaye im Girunde- 
Dept., ? Alabama in Nord- Amerika) hat der Verf. nur wenige noch 
lebende Arten wieder erkannt; von den 1400 Arten des Pariser Beckens 
leben noch 38, meistens in tropischen Gewässern, doch gehen einige 
auch bis in die Nordsee hinauf. 

Aber auch die Arten-Zahl in dreierlei Formationen entspricht dreier- 
lei Zonen. Am 80° N.Br. wohnen nur 8—10 Arten; an unseren Küsten 
in der Breite des Mittelmeers gegen 600, und an den tropischen Kü- 
sten von Senegal und Guinea 900 Arten. So enthalten auch die nörd- 
lich gelegenen dritten Tertiär- Becken nur wenige Spezies, die gegen 


' das Mittelmeer 700; die zweiten Tertiär-Becken Europa’s 1000, die er- 


sten 1400 (Paris allein 1200 auf etwa 2000 Quadratstunden) und zwar 
hauptsächlich aus tropischen Geschlechtern, 

Nimmt man dazu die Pachydermen und Palmen des Pariser 
Beckens, so dürfte seine Temperatur noch um einige Grade höher als 


jetzt die tropische gewesen seyn. 


» 
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/ 


E. pe Beaumont: über die Temperatur der Erd-Oberfläche 
in der tertiären Periode (Vortrag bei der Akademie, 1836, 28. Mai 
> P Institut 1836, IV, 181—182). Der Verf. glaubt nicht an ein tro- 
pisches Klima (271° C.) der Gegend von Paris während der Grobkalk- 
Bildu:g. Denn es spreche dagegen, dass die Baum -Fahren und die 
Cycadeen, Bewohner unserer Tropen, so wie die Fels-bauenden Korallen, 
deren Riffe zur Silurischen und vielleicht noch zur Zeit der Steinkohlen- 
Bildung bis Inglvvlik in Nord- Amerika in 693° N.Br., und zur Zeit der 
Jura - Bildungen wenigstens bis Kirkdale in Yorkshire in 54° Br. ge- 
reicht, in der tertiären Zeit in Europa nirgend mehr vorkommen , was 
wohl hauptsächlich der Zunahme der Winterkälte zuzuschreiben seyn 


. dürfte, da die Abnahme der Sommer-Wärme schon von sehr früher Zeit 


an nicht bedeutend gewesen seyn könne, — Auf der andern Seite ist 


u 


zu dieser Zeit um Paris das Klima, insbesondere des Winters doch noch 
warm genug gewesen, um den Palmen, den Krokodilen und gros- 
sen Pachydermen zuzusagen, deren nächst verwandte noch in 
Ägypten leben, während zu Tor in Arabien, 2° Br. südlich von Cairo, 
die Fels-bauenden Korallen des Rothen Meeres aufhören. Das Maximum 
der Winter-Temperatur um Paris mag also damals so, wie jetzt die zu 
Cairo gewesen seyn, und da das Maximum der Sommer-Temperatur jetzt 
fast allerwärts, ausser ganz in der Nähe der Pole, gleich ist, so mag 
dieses auch in der geologischen Periode nicht abgenommen haben. Die 
mittle Jahres - Temperatur würde daher für Paris, wie jetzt zu Cairo, 


etwa 22° C. gewesen seyn. Was die grosse Zahl der Konchylien-Arten 


im Pariser Grobkalk betrifft, worauf sich Dessarss beruft, so haben 


solche weder alle gleichzeitig um Paris gelebt, noch kennt man die der 


Äquatorial-Meere so vollständig, wie die Pariser. 
Der Überschuss von Wärme , welche die Erd - Oberfläche über die- 
jenige besitzt, welche ihr die Sonne und die Atmosphäre mittheilen, 


steht in einem bestimmten Verhältnisse zur Wärme-Zunahme im Innern 


der Erde. Die Wärme-Zunahme beträgt jetzt „;° auf den Meter, und 
jener Überschuss ungefähr 75°. Zur Zeit der Steinkohlen-Bildung kann 
jene Zunahme wohl noch 4°, dieser Überschuss dann aber nicht über 
40 betragen haben, was also in den Klimaten keine wesentliche Ände- 
rung bedingen kann. Da diese Änderung aber dennoch Statt gefunden, 
da insbesondere die Polar- Gegenden kälter geworden sind, so muss 
man die Ursache davon in begleitenden Umständen suchen. 


1) Das Polar- Eis existirte in der ältesten Zeit noch nicht. Dessen 


Beseitigung würde heut zu Tage noch die mittle Temperatur des Poles 
von etwa — 25° auf 0° heben. 

2) Das Meer (dieser Gegenden) muss daher eine von unten nach 
oben weit mehr gleich bleibende Temperatur besessen haben; seine Ober- 
fläche konnte sich zu keiner Jahreszeit sehr unter die Temperatur der 
ganzen Masse abkühlen; es musste sich in den Polar- Gegenden mit 
Nebel bedecken, sobald die Sonne unter den Horizoni sank. 

3) Da die Temperatur in der Tiefe der Erdrinde 10mal so schnell 
zunahm, so mussten fast alle Quellen als Thermen erscheinen , des 
Nachts den Boden in Nebel hüllen , die nächtlicbe und winterliche 
Wärme-Strahlung unmöglich machen, und so den Winter und die Nächte 
und die Pole wärmer machen, ohne im Sommer gegentheilig zu wirken. 


Später theilte Erıe pe Beaumont der philomatischen Gesellschaft 
eine Formel über die Beziehungen der Dicke des ewigen (Polar-) Eises 
zu der Temperatur eines gegebenen Ortes und der Temperatur-Zunahme 
nach der Tiefe mit (2’Institut, 192—193). 


‚ R. Everest: über das Klima, worin die fossile Elephan- 


ten- Art gelebt (Asiatic Society Journ. > N. Biblioth. univers. 
; & 


1836, IT, 153 — 159). Man hat das Vorkommen der fossilen Reste 
verschiedener Raubthiere und Dickhäuter in England und überhaupt im 
Norden von Europa als einen Beweiss angesehen, dass diese Gegenden 
meist eine tropische Temperatur besessen. Aber die Nächstverwandten 
von den vier am öftesten vorkommenden unter diesen fossilen Arten, 
nämlich der Elephant, das Nashorn, das Flusspferd und die 
Hyäne leben noch heut zu Tage am Kap beisammen , weit ausserhalb 
der Wendekreise [unter 32° Br.; fast wie Kairo unter 30°] auf der 
kälteren Hemisphäre. Übrigens darf man von dem geographischen Auf- 
enthalte einer oder einiger Arten nicht auf den der übrigen schliessen, 
wie man am Rennthiere im Gegensatze der übrigen Hirsche erse- 
hen kann (Fremine). Das gilt selbst von verschiedenen Rassen dersel- 
ben Thierart; denn wie sehr sich auch der Haushund über der ganzen 
Erd- Oberfläche und insbesondere in Indien verbreitet hat: nie hat man 
den von Terra Nova in Indien fortkommen sehen. Was aber den fos- 
silen Sibirischen Elephanten anbelangt, so war er durch ein Haar- 
Gewand gegen die Wirkung der Kälte geschützt, und Lyerr führt das 
Zeugniss des Bischoffs Heser an, dass er im Himalaya, an der N.O.- 
Grenze des Gebietes von Delhi zwischen dem 29° und 30° der Breite 
einen lebenden mit Haaren bedeckten Elephanten gesehen. Bei des 
Verfs. Nachfragen erinnerte man sich zwar zu Delhi vor langer Zeit 
einmal einer behaarten Elephanten gesehen zu haben, aber es war nur 
ein anomales Individuum aus der weissen Luxus-Rasse der Birmanischen 
Fürsten; eine besondere behaarte Rasse gibt es dort nicht. — In York- 
shire hat man neuerlich die Elephanten-Reste in Gesellschaft von 
solchen des Amerikanischen [?] Bison und einiger noch jetzt in Eng- 
TZand lebenden Süsswasser - Mollusken gefunden; was aber gerade be- 
weisst, dass das Klima nicht vie} wärmer als jetzt gewesen seyn 
könne. — Von den 6 in der Kirkdaler Höhle entdeckten Raubthier- 
Arten existiren noch jetzt (vollkommene Identität der Arten angenom- 
men) vier in Nord - Europa, nämlich der Wolf, der Bär, der Fuchs 
und das Wiesel, von den zwei andern aber, dem Tiger und der 
Hyäne, findet man den ersten nach Hopeson (Säugeth. von Nepaul), 
zuweilen an der Schneegrenze des Himalaya , nach PennAant im Ge- 
biete des ewigen Schnee’s am Ararat in Armenien, angeblich auch 
im nördlichen Theil der Halbinsel Core« in Ost-China, welche von 343° 
bis 43° N. Br. reicht, und deren Klima nicht viel von dem Pekin’s im 
39° Br. abweichen kann, wo es vom November bis März gefriert und 
das Rraumur’sche Thermometer in den Winternächten gewöhnlich auf 
— 5°3 steht. Der Tiger kann daher noch fast in einem Klima, wie 
das Englische ist, existiren, wenn er nur feuchte und zusammenhängende 
Wälder von Herbivoren bevölkert findet; trockene und pflanzenarme 
Gegenden überlässt er dem Löwen. Die Grenzen der Verbreitung 
der andern jener Arten, der Hyäne, hat der Verf. noch nicht genau 
ausmitteln können. Zwei der zu Kirkdale gefundenen Thiere , das 
Wiesel und die Wasserratte, sind nie südlicher, als erstere in der 


Jahrgang 1837. 5) 


u 


Berberey, letztere in Süd- Europa gefunden worden. Der wilde Ele- 
phant gebt von Delhi Nord - und Höhen - wärts bis auf das Gebirge, 
worauf Nahun 4000° über dem Meere in 31° N. Br. liegt. Man kennt 
zwar die mittle Temperatur des Ortes nicht; nimmt man sie aber als 
das Mittel zwischen jenen der in fast gleicher Länge und Breite lie- 
genden Städte Sehurumpvor in 1000’, und von Mussoori in 7000‘ See- 
höhe an, so erhält man — 14°3 R., während Kirkdale eine mittle 
Temperatur wie Keswick in Cumberland, nämlich von 7°1 R. besitzen 
wird, was nur 702 R. Unterschied lässt. Berücksiehtiget man aber, 
dass Nahun ein exzessives Klima mit sehr heissem Sommer von 21°9 
mittler Juni- Temperatur und mit strengem Winter von 5°9 R, mittler 
Januar-Temperatur (Difl. 16°) besitzt, während die Temperatur, zu Edin- 
burg in dieser Weise nur von 2°2 R. bis 12°4 wechselt, so bleibt für 
Schottland nur ein Mehr von 3°7 (für Yorkshire etwa 2°9 R.) Winter- 
kälte, die der Elephant zu ertragen hatte, da der Abgang an höherer 
Sommer - Temperatur ihm nicht nachtheilig seyn konnte. Dieses Mehr 
würde aber eine andere, daran gewöhnte Rasse gewiss ertragen haben, 
wenn es die Indische nicht kann, wie auf den Schottischen Bergen 
und den Shetländischen Inselu Rassen von Pferden, Rindern und Schafen 
da vorkommen, wo die der Süd-Englischen Weiden zu Gıuud gehen wür- 
den. Vermochten die Afrikanischen Elephanten doch sogar ohne weitere 
Gewöhnung mit HannıBaL die Alpen zu übersteigen , wo sie vier Tage 
in den Schneegegenden zubrachten, in welchen nur wenige zu Grunde 
gingen. Die Insel-artige Zerstückelung Europa’s in jener früheren 
Zeit konnte aber schon allein hinreichend gewesen seyn, das Klima um 
so viel milder zu machen, als es der Elephant bedürfte. Vielleicht hat 
er noch mit dem Menschen gleichzeitig in diesen Gegenden gelebt, wie 


der Löwe noch zu Arıstorzenes Zeit Griechenland, der Elephant 


zu Cäsar’s Zeit Nord- Afrika, das Hippopotamus den Nil bewohnte 
und das Nashorn noch vor einigen Jahrhunderten bis Attok am Indus 
westlich ging, während es jetzt sich auf die Wälder im Osten des 
Ganges beschränkt. Und werden nicht alle diese Thiere ‚früher eine 
noch grössere Verbreitung besessen haben? 


L. Horner: über das Vorkommen des Megalichthys in ei- 
ner Kannelkohlen-Schichte im Westen von Fifeshire, mit 
Bemerkungen über den vorgeblichen Süsswasserkalkstein 
von Burdiehuuse (James. Edinb. n. phil. Journ. 1836, XX, 309 — 320). 
Ein Zahn jenes Fisches, 2°‘ lang und %‘ dick, dem von Hısserr abge- 
bildeten (Edinb. Transact. XIII) sehr ähnlich, eingeschlossen in Kannel- 
Kohle von Halbeath in Fifeshire, 2 Engl. Meil. östlich von Dunfermline, 
wurde dem Verf. mit der Bemerkung übergeben, dass mit dieser an 
letztgenanntem Orte viel verbrauchten Kohle schon viele ähnliche Reste 
zerstört worden seyn dürfte. Das Gebirge zeigt die gewöhnlichen Glie- 
der der Steinkohlen - Formation mit vielen Kohlen - Schichten und zahl- 
reiche Rücken und Wechsel bis von 240°. Das Kohlenflötz , welches 


—- 7 — 


jenen Zahn geliefert, ist 23° mächtig und liegt unter schieferigem 
"Sandstein und über weissem Sandstein, in gleichförmiger Lagerung mit 
offenbaren Süsswasser - Schichten, nämlich Kohlen-Schiefern, welche an 
"Abdrücken von Land-Pflanzen reich sind. Dieses Gebilde scheint nicht 
_ werschieden von jenem von Burdiehouse, obschon Hıeserr an letzterem 
Orte ausnahmsweise einen Süsswasserkalk — als Niederschlag aus 
‚einem Landsee — zu erkennen glaubt, weil keine See-Konchylien-Reste 
‘wohl aber Landpflanzen und Entomastraca darin vorkommen u. s. w. 
Da aber wahrscheinlich alle Koblenlager durch abwechselnde Holz- und 
 "Schlamm-Anschwemmungen an den Mündungen grosser Flüsse im Meere 
selbst entstanden sind, und keine Erscheinung zu Burdiehouse zu einer 
'entgegengesetzten Annahme nöthigt, so ist die Bildung der Schichten 
an beiderlei Orten auf gleiche Weise erklärbar. Ja es ist zu erinnern, 
‚dass bei Burdiehouse selbst eine mit den Fisch - reichen Flötzen fast 
'gleichförmig lagernde Kalkschichte wirklich viele Überbleibsel von Mee- 
resbewohnern enthält, wenn auch nicht von Konchylien, und dass die 
Pflanzenreste in dortigen Kalklagen dieselben Arten wie in Kohlenge- 
birgen sind. Was die Fische anbelangt, so hat Acassız selbst keine 
Unterscheidungs-Zeichen der Süsswasser- von den See-Fischen angeben 
können; Megalichthys ist zunächst mit Lepidosteus verwandt, 
dessen Arten tbeils in Süsswassern, theils im Meere leben und die übri- 
gen mit vorkommenden Geschlechter Pygopterus, Palaeoniscus, 
Ambiypterus und Eurynotus sind theils dem offenbar marinen 
Zechsteine, theils der gewöhnlichen Steinkohlen-Formation eigen. End- 
'lich die zahlreichen Entomostraca, nach Hıssgrr aus dem Geschlechte 
Cypris, konnten in Sümpfen in der Nähe des Meeres gelebt haben und 
ihre Reste dann durch Überschwemmungen leicht in das Meer fortge- 
waschen worden seyn; vielleicht gehören sie aber auch bei näherer 
Betrachtung zu den sehr ähnlichen und zunächst verwandten Ge- 
schlechte Cytherina Lmx., dessen Arten im Meere zwischen See- 
tangen und Flustern sich aufhalten. So dürften denn alle Gründe sich 
‚vereinigen, die Fisch-reichen Kalkschichten von Burdiehouse gleich den 
"übrigen Gliedern der Steinkohlen - Formation in dieser und andern Ge- 
‚genden als ein Strand-Gebilde aus Meeresbuchten in der Nähe von Fluss- 
Mündungen anzusehen. 


ScHhMErLInG hat auch eineKnochenhöhle in Luxemburg entdeckt, 
worüber er am 8. August 1835 an die Brüsseler Akademie berichtete 
(VInstitut, 1835, IH, 308—309). Sie liegt $ Stunde von Pillers-Sainte- 
Gertrude am Rande der Höhen von Kohlenkalk auf dem liuken Ufer 
des Aisne. Man kennt und besucht sie seit langer Zeit, ohne darin 
nach Knochen gegraben zu haben. Eben gelangt man zu einem ge- 
'räumigen Portale, woriu der sanft nach ©. geneigte Boden aus Pflanzen- 
Erde und Bruchstücken der anstehenden Felsart besteht. Nördlich von 
diesem Portale ist eine nicht tiefe Öffnung voll Lehm (limon) und 


HE 


Steinen; aber der 85m lange Haupt- Gang zieht durch eine 0m09 breite 
‚und 2m hohe Öffnung gerade nach. Süden. Allmählich hinabsteigend 
‚gelangt man bald in den weitesten Theil von 5m Breite und 6m Höhe, 
‚voll Stalaktiten an den Wänden. Die Decke senkt sich mit den Schich- 
‚ten nach O. Endlich steigt der Boden wieder so stark an, dass man 
nur noch auf dem Bauche unter ihr fortkriechen kann. Den Boden der 
Höhle bedeckt eine mächtige Lage von Lehm, mit Geschieben , ‚Stein- 
stücken. und Knochen, die am Abhang und am Ende am mächtigsten zu 
‚seyn scheint, und auf welcher wieder dicke, geschichtete Stalagmiten 
ruhen, nach deren Durchbrechung sogleich ein unangenehmer Geruch 
aus dem Lehme aufsteigt. Die Knochen liegen theils ohne Ordnung im 
Lehme zerstreut, theils stecken sie im untern Theile der Stalagmiten. 
Eine schwarze, sehr fett anzufühlende Erde ist hin und. wieder unter 
den Lehm gemengt, oder über die Steine und Stalagmiten verbreitet. 
Schon die erste Nachgrabung ergab eine Menge von Bären - Knochen 
(U. spelaeus), insbesondere viele Zähne, Kinnladen, Wirbel, Rippen 
“u. 5. w.. Einige Reste eines Wolfes und ein Mittelfussbein einer 
‚Katze, kleiner als Felis spelaea, fanden sich dabei. Hier, wie in 
der Provinz Lüttich, sind die Knochen erst vom Fleische befreit in die 
Höhlen gekommen, in welchen die Thiere nicht selbst gelebt haben. 


= 


‚A. Sısmonpa: geognostischer Versuch über die zwei 
Nachbar-Thäler der Stura und Vinay (Mem. d. Accad. d. scienc. 
-.di Torino 1833, XXXVI, 1-10). Das Stura- Thal ist von Kalk in 
Wechsellagerung mit Phylladen und Trünmer-Gesteinen eingefasst, von 
welchen einzelne Schichtenfolgen sich oft ansehnlich entwickeln, wäh- 
rend dieselben an andern Stellen zu untergeordneter Ausdehnung herab- 
sinken, und biedurch wie durch Übergänge in einander und allen 
Mangel: einer bestimmten Folge beweissen, dass sie nur einer und der- 
selben Formation angehören. Der Kalk setzt südlich bis ins Thal von 
Vaudier hinüber, wo Brüche auf schönen graulichweissen bis blaulich- 
grauen Marmor in ihm betrieben werden , während er im Stura - Thale 
selbst nicht Politur - fähig, im Bruche schuppig bis krystallinisch er- 
scheint; nur in geringen Massen kommt er schwarz vor, bei Majola 
schwarz und von weissen Spathadern durchsetzt, bei Demonte schwarz 
mit gelber und weisser Aderung (wie zu Porto Venere bei la Spezzia) 
und grau mit weissen Adern. In der Sonne oder künstlich erwärmt, 
entwickelt dieser Kalk einen bituminösen Geruch. Er geht in schiefe- 
rigen Kalk über. Zu Borbone, zwischen Demonte und Aisone enthält 
er Grotten und bildet Plateau’s, über welchen er sich noch hoch in 
steilen Felswänden erhebt. — Zu den Trümmer - Gesteinen gehört die 
Grauwacke, Bronentaer’s Anagenit, weiche, wie zu Trient im Wallis, 
von krystallinischen Adern durchzogen ‚ist, und aus Ur- und Übergangs- 
Stein-Trümmern besteht. Längs des Thales erscheint sie, und insbesondere 


Er N 


- in letzterwähnter Gegend nimmt sie die tiefsten Stellen unter den Schie- 


fern ein, durch die sie oft gänzlich vertreten wird, und welche mit dem 
Kalke, gleich mächtig entwickelt, die Hauptmasse der Gebirge zusam- 
mensetzen und zuweilen eine wellenförmige Schichtung annehmen, von 
Quarz - und Kalkspath - Adern durchsetzt sind, welche beiderlei Stoffe, 
letztrer öfters in schönen grossen Krystallen ausgeschieden, späthi- 
ges Eisen mit Eisenperoxyd - Hydrat zu Begleitern haben. -- Alle 
diese Gesteine schreibt der Verf. der Übergangs - Zeit zu, obgleich im 
unteren Theile des Thales noch keine organische Reste darin gefunden 
worden. Dagegen sind in dessen oberem Theile bei Sambucco Belem- 
niten und Ammoniten „unwiderlegliche Kennzeichen der Übergaugs- 
Gebirge“ schon von Arrıonı (Oryctogr. Piem. p. 50, 52) entdeckt 
worden. Am Bergemoletto-Berge im Stura-Thal hat der Verf. in einem 
alten Stollen auf Silber - haltiges Schwefelbley neuerlich kohlensaures 
Blei in gelblichen bis weissen durchscheinenden Krystall - Prismen auf 
Quarz entdeckt. — Das Thal von Vinay, seiner Bäder wegen bekannt, 
ist ein Zweig des vorigen, und dringt in Gneiss- Gebirge ein, das in 
Granit und Glimmerschiefer mit fast vertikaler Schichtung übergeht. 
Der sich leicht zersetzende Feldspath desselben bildet einen sehr frucht- 
baren Boden, veranlasst aber auch eine Menge von Felsenstürzen u. dgl. 
Erscheinungen. Eine halbe Stunde hinter den Bädern ist ein auf beiden 
Seiten des Thales fortsetzender fast vertikaler Gang, welcher Veran- 
lassung zu ausgedehntem Bergwerks-Betrieb auf Schwefelblei gibt , das 
mit etwas Eisen- und Kupfer-Kies, Schwefel-Antimon und -Zink gemengt 
ist. Die Gangart ist derber Fluss-saurer und etwas kohlensaurer Kalk, 
ersterer von blaulicher, grünlicher und rosenrother Farbe und in Dru- 
sen würfelig anschiessend. — Die Corborant - Berge schliessen dieses 
Thälchen im Hintergrunde: sie bestehen theils aus Gneiss und Glim- 
merschiefer, theils aus Granit mit Porphyr-Struktur, der sich unter dem 
ersten hervorhebt und ihn dann bedeckt, folglich „nieht zum neptuni- 
schen, sondern zum plutonischen Ente gehört“, Der Glimmerschiefer 
ist nesterweise grossblätterig und enthält viele lange Prismen schwarzen 
Turmalins, den man bisher für Hornblende gehalten, und Granaten in 
entrandeten Rhomben - Dodekaedern. In einigen Gneiss - Blöcken haben 
sich ‚kleine Krystalle grauen Epidots gefunden. 


rl Ei) 


Artesische Brunnen von Bergöl (!’Abeille de la Nouvelle 
Orleans — te Temps 1836, 4. Juli > Frorıer’s Notiz. 1836, XLIX, 
343 — 344). Als man vor etwa 10 Jahren nach Salzquellen bei Bur- 


 kesville in Kentucky bohrte und bereits eine Reihe fester Schichten 


durchteuft hatte, erhob sich aus 200° Bohrtiefe plötzlich ein Strabl 
von Bergöl 12° hoch über den Boden, der anfänglich 75 Gallonen in 
der Minute lieferte, aber schon nach einigen Tagen aufhörte. ‘Als das 
Öl in den Cumderland abfloss und sich über dessen Spiegel verbreitete, 


— BB 


versuchten die mit dessen Eigenschaften unbekannten Anwohner, ob es, 
entzündlich sey, und plötzlich stund der ganze Fluss in Flammen, und 
das Feuer schlug an den steilen Ufern empor, wo es viele der höchsten 
Bäume beschädigte. Später brachte man durch Aufpumpen von Salz- 
wasser noch einmal etwas Bergöl mit herauf, was aber dann nicht 
wieder gelang. Doch stieg es in den letzten 6 Jahren noch zweimal 
von selbst durch und über die Pumpe empor. Das letzte Mal begann 
es am 4. Juli 1835 und währte 6 Wochen, so dass man 20 Fass davon 
sammeln konnte. Ein dumpfes Geräusch‘, wie von fernem Donner be- 
gleitete das Ausströmen und über der Pumpe erkannte man ein sich aus 
ihr entwickelndes Gas. Das Öl ist grün, wird an der Luft braun, 
riecht scharf, und verflüchtiget sich rasch aus hölzernen Tonnen. 


MarceEL DE Serres: über den flüssigen Zustand der Ge- 
birgs-Massen im Augenblick ihrer Emporhebung (!’Inst. 1836, 
1V, 323). Der Berg bei Cette besteht aus Jurakalk uud aus Moellon, 
welcher , reich an fossilen Resten und mit vorigem emporgehoben , sich 
jedoch kaum über den Etang von Thauw erhebt, um sich über- die Jura- 
Gebilde herzulagern. Diese selbst, der untern Jura - Abtheilung ange- 
hörig, bestehen wieder aus dreierlei Massen, die man im Steinbruch del 
Rey leicht unterscheidet. Der obere Theil ist ein gelblicher dichter un- 
reiner Kalkstein, dessen dünne Schiefern geneigt sind. Darunter folgt 
ein graulicher sehr harter Kalkstein. dessen mächtigere Flötze bis fast 
zum Senkrechten geneigt sind. Zu unterst kommen röthliche und grau- 
liche Dolomite, zum Theil Breccien.- förmig, deren noch mächtigere 
Schichten in gleichem Fallen mit vorigen (nach Stärke und Richtung) ge- 
gen und unter das Meer einschiessen. Da diese Massen von dem tertiä- 
ren Kalke an mehreren Stellen bedeckt werden, so hat ihre Hebung 
erst nach dessen Absetzung Statt gefunden; mächtige Spalten sind die 
Folgen dieser Hebung gewesen, welche später wieder von Knochen- 
breccie erfüllt worden. In dem genannten Steinbruche aber hat man 
kürzlich eine grosse Spalte in dem mitteln Theil der Juragebilde geöfl- 
net, welche von oben her durch die Masse jenes jurassischen gelblichen 
Jurakalk - Schiefers ausgefüllt worden ist, welcher auch die kleinsten 
Räume und Risse derselben erfüllt hat und daher zur Zeit der Emporhe- 
bung sehr dünnflüssig gewesen seyn muss. [Hier wäre sehr zu wün- 
schen, dass die mechanischen Änderungen näher bezeichnet worden 
wären, welche die gelben Kalkschichten durch theilweises Abfliessen 
derselben in diese Kluft erfahren haben. D. R.] 


1? 

Chemische Zusammensetzung einiger mit der Stein- 
kohlen-Formation bei Edindurg verbundenen Gebirgsarten 
(James. Edinb. n. philos. Journ. 1833, July; Nr. XXIX, 195 — 196). 


u 


Jameson theilt folgende Analysen mit, die von einigen „jungen Freun- 
den“ angestellt Pe vämlich 1 und 4 von Rog. WaArLxer, 2 und 3 
von Joun DryspaLE 
1. Schieferthon von Wardie bei Weird; wo er mit Sand- 
stein und bituminösen Schiefern wechsellagert: brausst nicht mit Säu- 
ren, noch bildet er eine Gallerte mit ihnen. In Rotliglühhitze verliert 
er mechanisch gebundenes Wasser und zerfällt in Trümmer. Er ent- 
hält 0,6000 Kieselerde, 0,1760 Alaunerde, 0,1521 Eisenoxyd, 0,0236 
Kalkerde, und verliert in der Hitze 0,0441, zusammen 0,9958. u 
2. Kompakter Feldspath von den Pentlands, von 2,53 Eigen- 
schwere, brausst mit Säuren wenig und gibt keine Gallerte mit ihnen, 
ist vor dem Löthrohre für sich unschmelzbar; auf Platin-Draht (Blech?) 
erhitzt mit einem Überschuss von Phosphorsalz bildet er ein durchsich- 
tiges farbloses Glas. Er besteht aus 0,7350 Kieselerde,, 0,1123 Alaun- 
erde mit einer Spur von Eisen, 0,0250 kohlensaurem BEER 0,0355 
Potasche, 0,0380 Soda, 0,0460 Wasser — 0,9920. LET 
3. Grünstein von Wardie von 2,873 Eigenschwere: brausst 
mit Säuren, gelatinirt aber nicht mit ihnen ; vor dem Löthrohr für'sich 
erhitzt schmilzt er zu'ischwarzem, mit Phosphorsalz, zu durchsiehtigem, 
heiss: gelbem, kalt: farblosem Glase. Besteht aus 0,4400 ‚Kieselerde, 
0,1140 Alaunerde, 0,2232 Eisen (Protoxyd), 0,0880 Kalkerde , 0,0250 
Bittererde, 0,1050 Wasser und Kohlensäure — 0,9952. mo 
4. Feldspatb-Gestein von Wardie, aschgrau, dem Labrador- 
Feldspath sehr ähnlich, aber in der Zusammensetzung sehr abweichend. 
Es erhebt sich unter Sandstein- und Schieferthon- Schichten herauf und 
könnte beim ersten Anblick wohl für ein neptunisches Gebilde. gehalten 
werden, sähe man es nicht deutlich in Grünstein übergehen. An einer 
Stelle hat es den Schieferthon aufgerissen‘, der (nun in ihm eingebettet 
liegt, und) offenbar eine halbe Schmelzung erlitten hat. ‘Es brausst 
mit Säuren heftig , gelatinirt aber nicht wit ihnen, enthält 0,3720 Kie- 
selerde, 0,0975 Alaunerde, 0,2000 Eisen, 0,0857 Kalkerde , 0,0378 Talk- 
erde, 0,2080 Kohlensäure und Wasser, zusammen 1,0010, 


Van Brepva: Betraehtungen über die beim Brunmenboh- 
ren zu Zeist heraufgebrachten Erdarten und deren geologi- 
sches Alter, vorgeles. im Niederländ. Instit. d. Wissensch. 1835, 
24. Januar (> Algemeene Konst - en Letter - Bode, 1835, Nr. x, xn). 
Der Verf. bezieht sich auf die, schon von WENCcKENBACH in’ diesem Jahr- 
buche, 1835, S. 59 ff. berührten ‚Verhältnisse. Der durchsunkene Boden 
gilt dem Verf. schon lange als Diluvium , nicht Alluvium.'"'Sölches 'Di- 
luvium ist auch die Molasse, daraus besteht das ganze Thal zwischen 
den Alpen und dem Jura, der Fuss der Süd- Deutschen Alpen, die Crau- 
Ebene in Süd- Frankreich u. s. w. In Holland besteht die Amersfor- 
der Heide daraus: Quarz, Sandstein, Puddingstein, Basalt, Feuerstein, 


Eisenstein, Gneiss, Hornblende kommen theils als Sand, theils als’ Ge- 
schiebe daselbst vor. Ihre Abstammung lässt sich südlich bis zu den 
Ardennen verfolgen. Einige nordische Granit- und Gmeiss- Blöcke mö- 
gen darunter vorkommen, doch ist diese Annahme nicht nothwendig an- 
gezeigt. Aber die Grenzen dieses Diluviums mit den Ablagerungen 
darunter lässt sich in dem Bohrloche bei Zeist schwer nachweisen, da 
beiderlei Gebirge gleiche Bestandtheile enthalten. Bis zu 145 Utrechter 
Fuss Tiefe hat man offenbaren Diluvial-Sand und -Gerölle; tiefer wech- 
sellagert Thon damit; in 280° Tiefe tritt Eisenbydrat als Bindemittel 
auf; in 312° traf man ein Muschelstück an, in 380° eisenhaltigen Thon, 
welcher Geoden von Eisen-Hydro-Karbonat, in den Höhlen mit Kreide, 
und mit von Kreide umgebenen Feuersteinen einschliesst. Tiefer kommt 
man auf eisenschüssigen Sand, der in 455° ein Stück Holz enthielt; 
von 460—468’ auf dünne Sandstein-Lagen , mit 470‘, 478° und 482° auf 
platte runde Stücke kalkhaltigen Thones, in 483° bis 485° auf Holz. — 
Nun kann das Eisen - Hydrat (280°) und mehr noch das Muschelstück 
(312’), das in dem Diluvial- Lande mit den Geschieben abgerundet seyn 
würde, als Beweiss gelten, dass man tertiären Boden erreicht habe ; — 
ferner die Kreide -haltigen Geoden und die Feuersteine (380°), welche 
sieb auch anderwärts in tertiären Formationen und zumal in dem dar- 
‚aunter liegenden Lignit- Gebirge finden, welches mit 455° — 456° durch 
‚ dikotyledonische Braunkohle mit Pyrit unmittelbar angedeutet ist; — 
die Stücke des kalkigen Thones (470° ff.) entsprechen endlich der Sep- 
tarıa: des Londonthones. Somit ist kein Zweifel, dass das Tertiär- 
Gebirge: von 280° oder doch von 312' an bis zu 485° Teufe, wo man 
moch weiter bohrt, reiche. ‚Da nun der Verf. in der Gegend von Ant- 
werpen, Löwen, Tongern bis Düsseldorf u. s. w. schon früher den 
plastischen Thon, den London - Thon, den Bagshot - Sand und den Crag 
nachgewiesen , so darf man erwarten, alle. diese Schichten auch in dem 
Bohrloch der Reihe nach zu durchsinken. Das Muschelstück (312°) ist 
zur Bestimmung zu unvollständig, mag aber, nach seinem ockerfarbenen 
Ansehen zu schliessen, dem Crag angehören. Die Lignite, dergleichen 
zwar in verschiedenen Gliedern der Tertiär - Zeit vorkommen, mögen, 
den Erscheinungen im Themse - Becken entsprechend, dessen südwestli- 
cher Rand nach Holland fällt, die des plastischen Thones seyn, dem 
zu: ‚London wie zu Paris auch die Eisenerz - Geoden angehören. Aber 
‚diese Bildung mag hier, wie auf Wight, mit dem‘ Septaria - baltenden 
London Thon in eine zusammenfallen. Das Diluvium scheint hier em 
‚grosses ‚Thal im London-Thon:' auszufüllen. Wann man aber die Kreide 
‚erreichen werde, lässt sich nicht bestimmen, da derselbe plastische Thon, 
welcher bei. London 100° mächtig ist, auf Be von 1200° Mächtig- 
keit: erscheint. eu | 


Ze 


Geognostische Wanderungen in Piemont, und zumal 
nach der Superga (Bibl. Ital. 1834, Dez.; LXXVT, 449 — 453). 
Sısmonpı und Erız pr Besumont waren seit längerer Zeit verschiede- 
ner Ansicht über die Hebungs-Zeit der Superga gewesen. Als nun im 
Herbste 1835 Eriz pe Beaumont und Durkr£noy mit 'L. von Buch nach 
Turin kamen, beschlossen sie mit Sısmonpa und Marmora die Sache 
näher zu untersuchen. Sie begaben sich nach @assino und von da über 
die Superga hinweg. Sie fanden, zum ersten Male anstehend, Nummu- 
litenkalk, welcher mit dem sog. Marmor von Gassino und einer grossen 
Reihe Kalk- und Maeigno -Schichten die obere Sekundär - Formation da- 
selbst ausmachten, und gelangten über diese Bildungen hin in die tertiären 
Schuttgebilde aus Serpentin-, Kalk-, Euphotid-, Porphyr-, Granit- u. a 
Geschieben. Die Schichten der letzteren stimmen in ihrer Neigung 
ganz mit denen in den östlichen Alpen überein, wornach denn Sısmonna’s 
Ansicht für bestätigt erklärt wurde, dass deren Hebung erst bei der 
letzten grossen Revolution Statt gefunden [womit sich gewisse Folge- 
rungen über das Alter der Superga- Schichten beseitigen; vergleiche 
Jahrb. 1832, S. 245, 246]. — Von da setzten die Reisenden — ohne 
L. v. Buch — ihren Weg nach Genua fort. Jenseits Baldichieri sahen 
sie Kalk- und Porzellan - Jaspis [? Diaspro] - Schichten, aus der Zeit der 
Jura-Bildung, welche von Serpentinen gehoben und verändert worden. 
Von Ochieppo gingen sie durch das Craglia- Thal nach Biella, wo 
nächst dem Heiligthume der Jungfrau von Oropa Glimmerschiefer, Ser- 
pentine und Porphyr anstehen, welcher mit denen der Ost-Alpen über- 
einstimmt ‘und die ersten beiden Felsarten gehoben, zerrissen und 
grosse Blöcke derselben mit in die Höhe genommen hat, wornach Erıe 
pe Beaumont die Hebungs-Zeit ebenfalls als mit der der Ost-Alpen zu- 
sammenfallend ansieht. Die Hügel von Masserano und Ronco gehören 
zur obern Tertiär-Formation; doch werden an ihrem Fusse Brüche auf 
einen Kalkstein betrieben, der wieder der Kreide anzugehören scheint. 
Bei Verrua: Schichten, gleichalt mit jenen von Asti. — Auf dem Wege 
nach Monteu und Casal Borgone sah man Kreidekalk wie bei Gassino 
unter tertiären Gesteinen, wie von der Superga, verschwinden, so dass 
die Hebungs-Zeit mit der der letzteren übereinstimmt. — Cuneo. — Von 
Mondovi bis Bagnasco herrschen wieder jene tertiären Schichten,’ deren 
Streichen und Fallen aber von jenem an der Superga sehr abweichend 
ist und vielmehr mit dem der West - Alpen übereinzukommen' scheint. 
Eine Stunde von Bagnasco wird ein mit quarzigen Hebungs - Gesteinen 
gemischter Jura-Kalk durch eine Breccie bedeckt, in welcher ELıE DE 
Beaumont das Ufer des alten Meeres vermuthet, woraus sich die Tertiär- 
Bildungen abgesetzt haben. Jura-Kalk mit Ur- und Hebungs-Gesteinen 
wechselnd, hält dann bis 1 Meil. über die Brücke von Nava an’; hier 
‚wird er wieder kompakt und'spaltbarer, 'Thonschiefer zeigt sich in der 
Höhe häufig, und Alles deutet dahin, dass der Kalk‘ von’ hier an bis ge- 
gen Pietra zur Kreide gehöre, wo wieder Jurakalke ‘folgen, welche 
sich mit den Dolomiten von Finale vereinigen, worauf diese bis fast 


—_— 11 — 


‚nach Suvona, an das. Urgebirge hin. fortsetzen. Die Hebungszeit aller 
. dieser Gesteine scheint mithin nach Allem mit der der Pyrenäen zusam- 
menzufallen; dann aber scheinen noch spätere Störungen bei der Hebung 
der West- Alpen die Tertiär - Schichten von Mondovi und Bagnasco 
betroffen zu haben. 


Bucktann: über Entstehung der Höhlen (Vortrag bei der 
Ashmolean Society in Oxford > VInstitut 1836, IV, 175—176). Dau- 
BENY hatte bei Gelegenheit seines Berichts über die tiefen, zu Michell’s 
Town bei Cork eutdeckten, mit Sand und Lehm unter einer Stalagmiten- 
Riude angefüllten. Höhlen, deren Ausfüllung nur durch enge Öffnungen 
von ‚einem, jetzt dort nicht. mehr aufzufindenden Bache habe bewirkt 
werden können, die Ansicht geäussert,,. dass manche Höhlen, jene mit 
hohen: Domen., gewölbten Decken und unregelmässigen Verengerungen 
zumal, gebildet, werden ‚mussten durch Einschliessung grosser Gas- 
Massen, die sich von unten zur Zeit entwickelt haben, als das Gestein 
noch weich war. 

+, Dagegeu macht. Bucktann seine Ansicht geltend, dass manche von 
geraden und oft parallelen Spalten durchsetzte Höhlen der Kalkgebirge 
eine mechanische, Eutstehung durch Rücken und Wechsel des Gebirges 
gehabt haben, andere aber von der bei Dauseny angeführten Beschaffen- 
heit von der lange fortgesetzten chemischen Einwirkung der aus Nach- 
bargebilden .eutwickelten sauern Gasarten, insbesondere der Kohlensäure, 
herzuleiten seyen, Die innere Oberfläche der Höhlen pflegt in der 
That, auch. sehr zerfressen zu seyn, War die Säure an fliessendes 
Wasser gebunden , so musste dieses den gelösten kohlensauren Kalk 
auch sogleich fortführen mit Hinterlassung der unauflösliehen kieseligen 
Konkrezionen an den Wänden und der harten in der That oft noch aus 
diesen hervorragenden Versteinerungen, Bloss mechanisch durch Ein- 
schliessung von Gas konnten sie nicht entstanden seyn, denn das 
Nicht „ Vorkommen in. ihnen von solchen organischen Resten, die be- 
trächtlich ‚älter als die jetzige Schöpfung seyen, die im Gestein einge- 
schlossenen :und auf einen sehr allmählichen Niederschlag desselben 
hindeutenden Korallen - Bänke, die. dichte Beschaffenheit des Gesteines 
selbst. im , Gegensatze der. zelligeun Laven (welche wohl Höhlen von 
> jener  Eutstehungsweise enthalten) sprechen für die letzte Ansicht, 

an atalh 13 | | 

aa kai 

nertite | | 
Jar nn a Notiz über die ‚Insel Noir- 
nnufiere, im. Vendee.- Dept, (Mem., Soc. .geal. de France, 1834, I, ı1, 
37 —:330 ;, Bull. ‚geel..d. Fr,, S. 285 — 287). Die Insel bietet 4 Ge- 
birgssysteme. ‚dar s.1) das Primär- System, auf der ganzen N. - Küste der 
Insel, ;von, der Spitze Luzeronde bis zu dem, des Gehölzes vonda Lande: 


u 


Mi 


es ist ein sehr mächtiger Glimmerschiefer, im untern Theile Pegmatit, 
Granit und Gweiss enthaltend, und in grünen Talkschiefer übergehend, 
die sich den Talkgesteinen der untern Loire verbinden. Das ganze 
System fällt mit 65°—75° O.N.O. — 2) Das Sekundär-System im N.O. 
der Iusel, vorzüglich beim Gehölze von da Chaise entwickelt und in 
seiner unterno Gruppe, die bei !a Lande auf Talkschiefer ruht, einen 
eisenschüssig quarzigen Sand mit kleinen Exemplaren von Gryphaea 
columba voll Kiesel-Ringehen, mit Nummuliten und Echiniten-Stacheln 
darbietend, welcher jenem von der Insel Ai@, der die Caprinen ent- 
hält, analog zu seyn scheint; — in seiner oberen Gruppe einen weissen 
oder grauen, kompakten , durch unvollkommene Krystallisation gebilde- 
ten Quarzit darstellend, der in den obersten seiner 2’ — 12'' mächti- 
gen Schichten Pflanzen-Abdrücke enthält und in einen weissen, grauen 
oder eisenschüssigen Sandstein übergeht, jenem von Fontainebleau ähn- 
lieh. : Beide Gruppen fallen 10°—15° nach S.W., ruhen folglich in abwei- 
chender Lagerung auf jenem Urgebirge, und befinden sich in gleichförmi- 
ger Lagerung wit dem Grünsand und der Kreide der Insel Air, von 
denen sie’ nur eine Fortsetzung sind, und mit welchen ihre Schichten 
gleichzeitig aufgerichtet worden wären, wie der Mont Viso, nach Erz 
pe Beaumonr 'näwlich zwischen der Tuff - artigen und der weissen 
Kreide. — 3) Das tertiäre System tritt nur bei niedrigem Meeresstand, 
jedoch in sehr grosser Ausdehnung auf der W.- und S.W.- Küste der 
Insel hervor. Es ist ein gelber kompakter, sandiger, etwas glimmeri- 
ger Kalk mit Quarz - Geschieben, Nummuliten, Nucleoliten , Cassideln, 
Pecten u. s. w. Er fällt einige Grade nach W.S.W. und kann der 
oberen Meeres- Formation, dem Moelion, gleichgesetzt werden. — 4) Das 
Schuttland zerfällt in zwei Gruppen. Die untere besteht, aus Quarz- 
und Urfels-Trümmern und liegt strichweise auf Quarzit und Grünsand, 
10‘ 15’ über’ der höchsten Meeres-Höhe, Das obere ist Alluvial- Gebirge 
aus schwarzem und gelbem Sand mit kleinen Quarz - Geschieben , ist 
viel ausgedehnter als voriges, und bedeckt die Süd- Seite der Quarzit- 
und Grünsand- Hügel und die Ebene. | 


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A. Benoıt: Beschreibung der Lageru ngs- ‘und Gewin- 
nungs-Weise das Blei-Erzes von Longwilly, Kantons Bastugne, 
in der Provinz Luxemburg (Bull. geol. de France, 1833, III, 
272 — 274). : Im Jahr 1819 wurden ‘die ersten! Spurem von Bleiglanz 
zwischen Longwilly und Norhet= Alterborn entdeckty jetzt ‚baut aman 
ihn anı zwei Orten ab; die ungefähr in’dervMitteldesi Schiefer-Gebirges 
der Ardennen liegen.‘ Dieser Schiefer» ist'!wm‘ die Gruben» im\Kleinen 
nicht schieferig, etwas Kalk > haltigz führt Spiriferen ;>Crinoid een 
u; a.“ undeutliehe :Versteinerungen, »deren) Stelle zuweilen "auch ‘durch 
späthigen Kalk ersetzt ist“ Die Erzlager geben ‚ausser dem Bleiglanz 
noch andere Erze. Der Bleiglanz bildet längs der Schieferwände Platten 


Pe 


von 0,005—0,035m, erscheint auch in Oktaedern, selten in Würfeln, ist 
gewöhnlich blätterig, zuweilen kompakt und dann meist Antimon-haltig. 
Das kohlensaure Blei ist meist nächst der Oberfläche und verschwindet 
in 10m — 12m Tiefe gänzlich. Es erscheint in 6seitigen Prismen in 
Geoden, welche im Bleiglanz wie im Schiefer vorkommen ;. in nadel- 
förmigen Krystallen auf Lücken im Gesteine oder als Überzug des Blei- 
glanzes. Das phosphorsaure Blei begleitet das vorige in sechsseitigen 
Säulen und Moos-artigen Formen. Das Schwefel-Eisen beginnt in Tie- 
fen zu erscheinen, wo die zwei vorigen aufhören. Es ist mit dem 
Bleiglanz und Schiefer zusammengewachsen. Das Schwefel-Zink beglei- 
tet voriges, ist fein in den Schiefer eingemengt, und in Dodekaedern an 
den Geoden vorhanden u. s. w. Quarz erscheint vorzüglich in der 
Tiefe, zuweilen den Bleiglanz ersetzend, oder in Krystallen die Geoden 
auskleidend.. Dodekaedrische Krystalle von kohlensaurem Kalk über- 
ziehen die Geoden,, oder er bildet Gang-Trümmer. Schwefel bildet. zu- 
weilen leichte Überzüge in den Höhlungen in Bleiglanz, und Gyps-Kon- 
krezionen setzen sich noch täglich an den untern Gruben - Wänden ab. 
Die Erze bilden Nester (Amas) in den Schiefern; sie sind gleichzeitig 
mit ihnen entstanden, parallel der Schichtung , dem Gesteine innig ver- 
wachsen, ohne Saalbänder u. dgl.; auch haben sie dieselben Störungen 
erlitten, wie die Schieferschichten. Nach oben zu vereinigen sich a 
rere dieser Nester, wesshalb man sie Gänge nannte. 


A. Dunn: kann die Luft Blei aufnehmen (Lond. a. Edinb. 
philos. Mayaz. 1335, VII, 77—78). Eine. Abdunst-Schaale mit.28 Pf. 
feuchtem kohlensaurem Blei ward im wohlverschlossenen auf etwa 25° 
C. erwärmten Laboratorium auf ein Sandbad gesetzt und dort der ge- 
wöhnlichen Trocken - Wärme von höchstens 65° C. ausgesetzt; 12 
hoch darüber waren zwei gewöhnliche Blasbälge in Bewegung, um die 
aufsteigenden Dünste durch eine Röhre und durch eine Flasche mit 12 
Unzen destillirtem Wasser zu treiben, und nach 6 Stunden zeigte dieses 
Wasser bereits unzweifelhafte Spuren von Blei. In einer anderen Partie 
‚ Wasser, durch welches der Luftstrom nicht geleitet worden war, hielt 
es schwer, Blei zu entdecken, 2 


Auy 


sTyı 2655} rt ARE FUTTER EURE GER; 319 Eee 7 

ı,. Bovssin@aunn: di bein dieii warmen a der. Kordilleren 
(worgel::b. d.) Academia des Seiene. }.1838, 18. März Ss James. Edinb, 
n: ;pkilas. Journ: 1833, July; XXIX , 151 -—153)." Je höher’hinanf in 
den' Anden üüe warmen: Quellen‘ vorkomnien‘y desto. "mehr re sie 
vom ihrer 'hohen Temperatur. Sö'hat: die! @delle a) 

Las 'Trincheras: bei; Puerto” Cabello ichs dem’ Merespegel we 6 
Mariara « ia. nadaz Is ämia76m Höher; 0.1649 C. 
Onato! I usu Bi 196 lea 6 Rh ra, rt, 


Beer 


In der Trachyt-Formation aber und zumal nächst den Vulkanen findet 
diese stufenweise Abnabme nicht Statt, da hier, eine Lokal-Ursache Ein- 
fluss hat. Eine grosse Anzahl von Analysen, die der Verf. angestellt, 
erweiset auch die Übereinstimmung der aus diesen heissen Quellen sich 
entwickelnden Gase mit jenen, die aus den Krateren aufsteigen: es sind 
Kohlensäure und geschwefeltes Wasserstoffgas. So sind ferner die 
Salze Jieser Quellen dieselben , die sich im Innern der Kratere zu bil- 
den pflegen. 

Merkwürdig ist indessen noch die Veränderlichkeit der Temperatur 
der heissen Quellen in den Anden. v. Humsorpr erhielt nämlich im J. 
1800, und BoussınsauLt und Marıno Rıvero i. J. 1823 die unten 
stehenden Resultate ihrer Messungen, nachdem inzwischen das fürchter- 
liche Erdbeben vom 26. März 1812 die Republik Venezuela heimgesucht, 
und Caraccas und alle Orte an der östlichen Kordillere zerstört hatte. 


v. HumsoLpr BoussinGauLT 
1800. 1823. 
Mariara - Quelle 59°3 C. 649% C, 
Las Trincheras 1 \ 9202 
90 
SON | 97° 


Beide Quellen der las Trincheras liegen ganz nahe beisammen, und 
erscheinen in Granit - Becken. Beide Beobachtungen darin, von 1800 
und von 1823, sind im Februar angestellt. 


P. W. Kortsars: geognostische Bemerkungen in den Pa- 
dang’schen Hochländern auf Sumatra (v. DER HövEn en DE VrIEsE 
Tijdschrift voor natuurlijke Geschiedenis en Physivlogie, 1834, I, 
190-192). Von Padang nach Priaman ist die Gegend flach, und er- 
hebt sich bis zum Fusse einiger aus N.W. nach S.O. ziehenden bis 
3000‘ hohen Bergrücken 500° hoch; bis zu 2000° Höhe herrscht Goneiss- 
Granit vor, darüber Jurakalk, ersterer theils in senkrechte Scheiben 
gesondert, theils ohne Absonderungen. Nordwestwärts liegt der Singa- 
lung, im S.O. der Talang, welche Berge gleich dem Ophir (Passaman) 
und Myrapi sich bis zu 13000° und 8000° 'erheben. Der Singalang 
und Myraopi sind gehobene Trachyt-Berge, welche auf granitischen Ge- 
steinen ruhen und von Kalkgebirgen umgeben sind. Im N.O. des Singa- 
lang liegt das Hochthal Ayam, worin eine. alte vulkanische Formation 
meist aus glasigen Bimssteinen und Trachyten vorkommt, welche einige 
Granit-, Quarz- u. a. Stücke einschliessen. 


Lu Enıe pe Beaumont: Beobachtungen über die Ausdeh- 
nung des unteren Tertiär-Systems im Norden von Frank- 
reich und über die Lignit-Ablagerungen, die sich daselbst 


u 


finden ‘(Mem. Soc. yeol. Franc. 1833, I, 107 — 121, Tf. VI). Exıe 
»s Beaumont denkt’sich zur Zeit, wo Cerithium giganteum noch 
lebend existirte, zwei grosse Becken an den Grenzen Frankreichs 
noch vom Meere bedeckt, das eine im Norden über den Kanal nach 
England hinüberreichend von Gestalt einer unregelmässigen Raute, 
deren 4 Eckpunkte etwa in 52°2° N. B, mit 0°s8‘ W. L. von Paris, 
51° B. mit'408“ Ö. L., 48%3° B. mit 005° Ö. L. und 50° B. mit 0%6 
W.L. liegen, so dass sich Salisbury, Cherbourg, Valogne, Mastricht 
etc. auf deren Grenze, London, Alun-Bay, — Dieppe, Chaumont, Paris, 
Compiegne, Beauvais, Ruye, Laon, St. Quintin, — Dünkirchen, Brüs- 
sel, Wliessingen ‘etc. mehr im’ Innern befinden, zwei schon damals 
gehobene grosse, den Pyrenäen parallel ziehende Inseln aber, die als 
Isie des Wealds in England, ‘und T. du Bray in Frankreich be- 
zeichnet werden, aus diesem Becken hervorragten. Das andere Becken 
zog sich zwischen Bordeaux und Dax von der W.Küste her, parallel 
den Pyrenäen , gegen Toulouse herein, doch so, dass jene beide Orte 
noch in das Becken fielen. Die Tertiär-Schichten aber, von deren Ver- 
breitung pe B. spricht, sind der plastische Thon mit seinen Ligniten 
und die Äquivalente von beiden, welche unter dem Grobkalke mit 
Nummuliten, mit Cerithium giganteum u. s. w. liegen. Jene 
Lignite sind nach seiner Ansicht durch Anschwemmungen zweier gros- 
sen Flüsse entstanden, die sich in das grössere nördliche Becken ergos- 
sen, und wovon sich der eine gegen die heutige Insel Portland, der 
andere gegen Nervins hin ins Meer ergoss, und jener die Lignite 
von Alun Bay, dieser die von Soissons absezte. Zur Annahme der Exi- 
stenz dieser Flüsse führen den Verf. mehrere Betrachtungen. Der An- 
nahme der erwähnten zwei Inseln aber kömmt zu Statten: die noch 
heutigen Tages auffallende Höhe der ‘entsprechenden Landstriche, ihre 
Zusammensetzung aus Kreide, ohne alle Spur von einstiger tertiärer 
Bedeckung, und eine Menge von Quarz- und Glauconie-Körnern im allen 
Sandgebilden des untern Tertiär-Systemes in jenem Becken, welche so- 
gleich an ähnliche Theile im Sande zwischen der untern Schichte der 
Weald-Formation und der ehloritischen Kreide erinnern: Gebilde, welche 
dann im Umfang jener zwei Inseln grosser Zerstörung durch Wasser- 
Ströme ausgesetzt waren, und durch Abschwemmung das Material zu 
jenen neueren aber tiefer liegenden Schichten zu geben vermochten. 
Wenn man von Gisors und Chaumont sich nach Epernay wendet 
und in einer Bogenlinie durch Beaumont-sur-Oise, Clermont-en - Beau- 
voisis, Nesle, Ham, La Fere, Laon, Craone, Reims geht, so hat man 
zur Rechten eine grosse Ausdehnung von Plateau’s unbedeckten Grob- 
kalkes, dem der plastische Thon unterlagert. Zur linken aber in der 
nördlichen Champagne, in der Picardie u. s. w. erblickt man über dem 
Schiefer - und Steinkohlen - Gebilde der Ardennen oder über der Kreide 
viel niedrigere Plateau’s, die aus einer losen Ablagerung in Verbindung 
mit dem mittlen Tertiär- Gebilde des Innern von Frankreich bestehen, 
und zerstreutliegende Anhöhen aus einem Sande, der dem am Fusse 


Ma, 


der Grobkalk-Plateaw’s zu Tage gehenden analog ist. Dieser schon oben 
erwähnte Sand nämlich ist bald mehr oder weniger chloritisch , bald 
weiss, enthält oft grössre Quarzkörner, bindet sich nicht selten zu ei- 
nem als Strassen - Pflaster brauchbaren Sandstein, der hin und wieder 
einen Muschelabdruck einschliesst. Über ihm sieht man dann in der 
Regel, wo das Gebirge nicht zu weit abgeschwemmt worden; einen 
grünen Thou in Wechsellagerung mit dünnen Braunkohlenschichten, 
Vitriol- Erde, bituminösem und Blätter- Abdrücke enthaltendem Thone, 
Sandstein mit Blätterresten u. s. w., und zuweilen noch die un- 
tersten Glieder der mittlen Tertiär- oder Grobkalk - Formation. So die 
Anhöhe, worauf Cussel (Dept. du Nord) steht, zu Compiegne,' Laon 
bis nach Belgien und England, so nach der Manche zu bei Saint Valery, 
Creil, Ste. Marguerite. — Einen der interessantesten jener Beweise für 
das Alter, welches Bronentart den Ligniten von Sorssons zuschreibt, bie- 
thet eine Stelle mitten im Dreiecke zwischen Cassel, Laon und Chaumont, 
nämlich die Hochebene des Bois de Vermand bei St. Quintin in der 
Richtung von Peronne, wo nur die Braunkohle wieder vollkommen ent- 
wickelt ist. (Auch setzt hier ein Rücken durch Kreide und Tertiärge- 
bilde hindurch.) Nie aber hat der Verf. irgendwo in diesem bezeich- 
neten Gebiete dieser isolirten Tertiär-Hügel Braunkohlen in den mittlen 
Tertiär - Schichten entdeckt, und wenn er gleich nicht behaupten: will, 
dass solche dort nicht existiren, so glaubt er solche doch in allen zwei- 
felhaften Fällen dieser Gegend, jener ältern Formation zurechnen zu 
müssen. — Ein anderer belehrender Punkt zur Bestimmung des Alters 
jener Braunkoblen ist an der Seite des Thales von Bieramont, wo die 
Landstrasse von OrvilleE nach Conchy-les-Pots ansteigt. Über Kreide, 


‚ehloritischem Sand, graulichem Töpferthon, Sand mit Blätterresten, 


Lignit, bläulichem Thon oder Mergel, folgt ein graulicher Thon mit 
Cerithien, Austern und Bivalven, die wahrscheinlich Cyrenen sind, in 
welchem Falle das Zusammenvorkommen dieser Konchylien viele Über- 
einstimmung mit jenem haben würde, das man mit den Ligniten von 
Marly (Cuv. Bronen. Par. 1822, II, 259), von Sainte Muarguerite 
(Bronen. ib. 345), Pourville und Varengeville bei Dieppe, und von 
Castie Hill bei Newhaven in Sussex beobachtet hat. Aber nach einer 
Mittheilung von Pr£vost hätte Desnayss mehr Ähnlichkeit zwischen 
den Muscheln , die gewisse Lignite des Swisonnais begleiten, mit denen 
von Headen Hill, als mit jenen des London Clay’s oder unteren Grob- 
kalkes gefunden. Daher sind die grünen Thone und Mergel ihrer äus- 
serst beständigen Lagerungs- Verhältnisse wegen wohl bessre Anzeigen 
des Vorkommens und des Alters der Braunkohlen, als die paläontologi- 
schen Merkmale. Noch ist zu bemerken, wie sich aus den Lagerungs- 
Verhältnissen an den Gebirgen bei Reims ergibt, dass, wenn diese grü- 
nen Thone und Mergel sich in dem Grade entwickeln, dass sie alle übrigen 
Schichten des untern Tertiär - Systemes des Pariser Beckens ersetzen, 
die Lignite gleichwohl nur auf deren untersten Schichten beschränkt bleiben, 

Auf der beigegebenen Karte werden noch einige ausser Frankreich 


_ U 


gelegene Gegenden als zur Zeit des Cerithium giganteum noch 
vom Meere ‘bedeckt! angegeben, nämlich ein Strich bei Verona und 
Vicenza, — die Wetterau und eine Stelle im N.O. von Coblenz (das 
Siebengebirge?) wohl ihrer Braunkohlen wegen, und eine andere im 
unmittelbaren Süden von Cassel in Hessen [wo aber doch wohl nur 
jüngere Bildungen aus der Zeit der Molasse zu finden seyn möchten]. 


‘Der Marschall Marmont , Herzog von Ragusa theilte der Fran- 
2ös. Akademie einige Temperatur-Messungen von Quellen. 
des Orients mit (U’Institut, 1835, IV, 76—77). 

Das Bad Kukurli zu Brussa in Bithynien hat. . 2. .:84° C. 
Das grosse Bad Yeni Kaplidja in Bithynien . » =». » 64 
Die grosse Quelle am Fusse des Olymps . ... 2. 135 
"Die Quellen des Skamander . » » 2 2 2 2 2 22 4.173 
Die Quelle des Pacha zu Smyrna’. » 2 2 2 220002.20,0 
Die Thermen zu Siggia, 2 Stunden von Smyrna . . . . 56,0 
Die Quelle des Tantatus-Sees . » 2 2 22 2 2 20 145 
LIPR » in der Ebene von Beyrut . » » 2.2 7..%3.21,0 
BineQuelleizui Balbee!: . . u: „us „Dirubine unse 
Die Elysium-Quelle zu Jericho . . 2 2 220200 000.20,0 

In einem Bade der erstgenannten Quelle zu Brussa, welches 78° 
Temp. hatte, sah der Verf., so wie der Östreichische Arzt Jens, einen 
Türken lange Zeit verweilen. Er widerspricht der Behauptung Araco’s, 
dass die Rebe bei mehr als 21°—22° mittler Temp. aufhöre fruchttra- 
gend zu seyn, und dass das Klima sich in Unter-Ägypten u. s. w. seit 
Moses nicht geändert habe, da es jetzt zu Kairo im Winter 15 — 20 
Tage lang anhaltenden Regen gebe und man zu Alexandrien jährlich _ 
30—40 Regentage zähle, wo es sonst nie oder fast nie geregnet haben 
solle. Er leitet diese Veränderung von den durch den Pascha angeord- 
neten ausgedehnten Pflanzungen in Unter - Ägypten ab, die man allein 
für den Bezirk unter Cairo auf 20 Millionen Stämme anschlagen kann. 
(Araco vertheidigt seine frühere Ansicht, indem rücksichtlich der Rebe 
die etwaigen Ausnahmen nicht erheblich oder treffend seyen, und rück- 
sichtlich des Regnens die früheren Angaben vielleicht eben so übertrieben 
seyen, als die jetzigen. | 


A. pe Montmoruin: Abhandlung über das Kreide-Gebirge 
des Jura (Mem. de la Soc. d. scienc. nat. de Neuchätel,, 1835, I, 
49—65, Tf. 1ID. Das Kreide-Gebilde des Neuchateler Jura mit wenig 
abweichender Lagerung auf dem Portlandkalke am S.O.-Fusse der Jura- 
kette, zieht sich in deren Thäler, besonders die Längenthäler hinein und 
bildet im Waadlande auch selbstständige Hügelreihen, ist aber meistens 


9 


! © ” .,m 81 a 
von Molasse überdeckt und desshalb bis jetzt weniger beobachtet ge- 
wesen. Von oben nach unten zeigt es nachstehende Schichtenfolge: 
e) gelber Kalk, wenigstens . . 22 0 2 ee 2 000 120° 
‘d) gelber Kalk mit glatten kieseligen Zwischen-Massen, gleich gm 
dem folgenden reich an Versteinerungen . . » 2. 40° 
c) gelber Kalk, theils oolithisch ,„ mit zertrümmerten und zer- 
rütteten Schichten, wechsellagernd mit gelbem Mergel 20° 
‘b) blaugrauer Mergel, nach ‘oben wechsellagernd mit Trüm- 
mern von Mergelkalk, reich an Versteinerungen mit 
und’ahne Schale Ye ee Rs 
a) gelber Kalk, theils oolithisch und oft mit braunen, bis 
Erbsen - grossen Eisensilikat - Körnern , mit nicht be- 
stimmbaren Versteinerungen „ 2 2 2 2 2 2 2... 90% 


Durch die Auswaschung des Mergels entstehen Erdfälle und Gebirgs- 
Senkungen, die so häufig sind, dass man an ihrer Verbreitung die Er- 
streckung dieser Formation ee kann. Die Schichten pflegen mit 
10°—25° von höher ansteigenden Jurakalk-Gebirgen mit oft Dom - artig 
gewölbten Flötzen wegzufallen, gegen diese Gebirge selbst jedoch bilden 
sie steil abfallende Mauern, die mithin kleine Thäler auf der äusseren 
Seite einfassen. Jene Lagerung im Allgemeinen und die fossilen Reste 
insbesondere berechtigen jene Schichten als einen Theil der Kreide- 
Formätion, insbesondere als Äquivalent des Grünsandes zu betrachten. — 
Nach des Verfs. Ansicht bestund der Jura Anfangs aus mehreren paral- 
lelen niedrigen. gewölbten Ketten, welche durch eindringende Meeres- 
Arme getrennt wurden, aus denen sich dieses Kreide-Gebilde mit seinen 
Fossil - Resten absetzte.. Am Ende der Sekundär - Epoche wurde ein 
Theil dieser Küsten-Strecken emporgehoben , ein anderer weit grösserer 
sank tiefer ein und wurde von Molasse bedeckt. Darauf stieg der 
ganze Jura mächtig empor, die meisten jener Thäler wurden Höhen- 
Tbäler, die Schichten richteten sich auf, die Berge barsten, tiefe 
Schluchten entstunden und waren von steilen Abstürzen eingefasst.. Als 
endlich die Alpenkette emporgehoben wurde, erfuhr der Jura neue Er- 
schütterungen und Zerreissungen; er wurde von Alpengesteins-Blöcken 
bedeckt, wovon zwar die meisten an dessen südwestlichem Fusse liegen 
blieben, aber manche bis in die Hochthäler und sogar über die ganze 
Kette hinweggeführt wurden. — Der Verfasser gibt folgende Liste 
von Versteinerungen aus den oben bezeichneten Gliedern dieses Kreide- 
Gebildes *): 

bc de 
?Ichthyosaurus-Wirbel von Cote-aux-Fees u. Hauterive b 
Eyrnodus.n. 87, Zühne: uud. 0 A ee c 
Acrodus sp. indet., ein Zahn, CouLon : 2 2 2 2... 
Hybodus sp. ind., ein Zahn zu Hauterve. . . 2»... b 


*) Vgl. Vortz im Jahrb, 1835, $. 62, und Merıan im Jahrb, 1835, S. 58. 
Jahrgang 1836. 6 


r 


re N 5 
Ma gi var . 
Lamn a sp. ind. , Zähne wer ae et wer. 
Hamites sp. ind., ein rundes Bruchstück zu Cressier . . 
Scaphites obliquus Sow. einige Indiv. zu Hauterive . 


Nautilus simplex Sow. (Bour@urr fig. 311) ziemlich 


häufig nd . [ . . . . ® . . . . . . ® [ 


Ammonites asper Mer. (Bourne. 278, ası.last) sehr 


veramgeriphn. ie RT N 
Am. sp. ind. (asper v. Buc#, doch mit schneller zuneh- 
menden Umgängen, Bovure. 311, 312) . . 2 2. . 

Ami sp. ind. (Bourne. 267). » x 2 2... le ni 
Am. sp. ind. ( „ 267), ein Macrocephale, bei Neucha- 


‚tel, ö Valengin etc. » % . [ . . ® . ® [ . [ . 


Belemnites sp. indet., ein elliptisch zusammengedrücktes 
Bruchstücke asiiite tm teile nam hne . er 2 8 0.» 
Trochus gurgitis Bren. . 2» 2er ee nenne 


”  ?Rhodani Bacn., Kerne häufig. 1 00 ven 
a sp. ind., wie an der Montagne de Fis. .. » 
Mya plicata Ah - 
®Lutraria gurgites Been. | ie kin 


Pholadomya sp. ind. (Bourc. 145) feiner gestreift, dicker 
als Ph. aequalis: Sow „.i 4. wlan era 
Ph. sp. ind., kürzer, weniger schief gestreift, nicht gemein 
Eh. a. ud. (Bonung, 153), „late o hetfedt rulliavnel e Im 
Venus transversa Sow., Kerne, häufg : . . ».. 
Cardium sp. ind. (Bourne. 108, 111, 112) Kern . . . . 
Guculldea, sh.. ind... Kerne... 4,0005» elle nl 
Trigonia alaeformis Sow., sehr gemein » 2...“ 
> sp. ind: desbh in. “ulaise she aniare ne 
Piuna sp. ind., längs gestreift . » 2 2 2 200 2 0. 
» ..5p. ind, die Schaale 3'’— 4" dik . 2 2...» 
Perna sp. ind., Oberklappe runzelig längs gestreift, die 


Pa 2, sr. ce ge Ba .. 
-Pecten 5costatus Sow. zu Goryier, TIER 7% PT 
® eretosus Derr., ziemlich selten . . 2» 2.» 
Pi ?Porbicularis Sow., Ken . .. x. 2 2. 200.» 
Exogyra aquila (Bourg. 85, 89 etc., verkehrt gezeichnet) 
laevigata Sow. (Varietät der vorigen?) . » 


Terebratula biplicata Sow. (Boursc. 195?) sehr 
NEUEN. REN U SER 
Ter. depressa Sow, (Bourne. 181) desgl.. » « » . » 
BEN EERIESOw. u. un u, 0 Be nn ar 


> 


= 


oo 


voerr 


b 
d 
c 
ce d 
d 


*) Wir setzen den Buch staben d in allen Fällen, we die Schiehten des gelben Kalkes 


über den Mergeln nicht näher bezeichnet sind. 


DR. 


> 


2 ne 


bede 
Serpula heliciformis Gorpr. (von ihm unrecht in Jura- 
kalk zitirt, Bourg. 318, 319) zu St. Blaise . » . 0. d 
Serp. ?socialis Gor»r. (Bounc. 326, 327) » 2... e 
» sp. indet., kürzer, gewuudener, anders gruppirt, als 
BEIBCEARSEN Wa WENah un 0 ll er Dur a il N 4 d 


' Spatangus retusus *) Parxr. Goupr. (wie bei Serpula) 


zu St. Blaise (BOuURß..328—330) . . +. ve iR. ah 


Nucleolites sp. ind. zu Hauterive, Neuchatel . . . . e 
1 lacunosa Goupr. (Bourg. 331, 332) selten b 
Galerites ?depressus Lmk. (doch die Stachelwarzen 
scheinen etwas grösser und anders gestellt. — Bourc. 
334, 335) zu Hauterive, selten. . . Er 


Clypeaster sp. ind. (ähnlich C. Linkii, üben decke After 
gegenüber flach gedrückt und die Fühlergänge anders 
gestaltet; Bourc. 352); zu Chatillon, Vauwxseyon, 
Hauterive und an der Brevine . . 2 2 2 2 0% d 

Cidarites sp. ind. (Bourec. '345, 346) Stachelwarzen klei- 
ner, als bei allen GoLpruss’schen Arten, sehr gemein b 

Cid. vesiculosus Gor»r. Stacheln sehr gemein . . » d 

Asterias quinqueloba Goror. Randtäfelchen sehr gem. b 

Ceriopora cryptopora GouDFr. . . © 2 2 2 2.2. b 


III. Petrefaktenkunde. 


J. pe CueistoL: Vergleichung der gleichzeitigen Säug«- 


 thier-Bevölkerung in den zwei tertiärenBecken des Herault- 


Depts. (Ann. d. scienc. nat. 1835, B, V, 193 — 238, Tf. VI und VII). 
Die zwei Becken sind jene von Pezenas und von Montpellier; ihre 


v "hier anzuführenden Schichten ruhen auf der Süd-Französischen Muschel- 


Molasse, sind Äquivalente des obern Meeres - Sandsteins des Pariser- 
Beckens; in erstrem aus oft aufgerichteten und gewundenen Wechsel- 
lagern von Süsswasserkalk, Psammit, Peperino, vulikanischen Tuffen 
und Breccien , Sand und Kies bestehend, in welchen die Knochen den 
Schichten parallel, überrindet und mit keinen andern Seethier - Resten 


' als mit einigen Austern und Lamantin - Gebeinen vergesellschaftet sind ; 


im letztern erscheinen bloss horizontale Quarz- und Kalk-Sandschichten, 
welche auch viele See-Muscheln, Austern und Kerne von Dimyariern 


*) Eine ebenfalls mitzutheilende Abhandlung von Agassız in diesen Memoiren gibt 
eine vollständigere und berichtigte Übersicht der Echinodermen dieser Schichten, 
' D.R, 


6* 


Bi ee 


enthalten, und Balanus miser findet sich oft auf den Knochen ein. 
Die Schichten von Pezenas hatte Brongnurrt (tableau des terrains) 
irrig den Knochen - Breccien beigerechnet. Doch sind sie keine Wh 
Ausfüllung: ein ganzes Thal hat sich in ihnen ausgehöhlt. 
% 
I. Fossile Knochen des Beckens von Pezenas. 


A. Pachydermen. 


1. Elephas: die Art ähnlich der gemeinen von Cuvıra beschrie- 
benen mit langen Alveolen, doch grösser und, wie es scheint, sich der 
Varietät E. meridionalis Nestr’s anschliessend, die man in Italien 
und Auvergne findet. Man hat Backenzähne , Schädel-Theile, Schulter- 
blatt, Humerus, Femur, Tibia, Astragalus, Wirbel u. s. w. Die Leisten 
der Backenzahn- Trümmer sind sehr dick, bis zu 0m,082 (an der leben- 
den Art 0m,06 bis 0,07); der Abstand zwischen den äusseren Rändern 
der beiden Condyli des Schenkelbeins ist 0m,285; der entsprechende 
Queermesser am oberen Kopfe einer Tibia 0m,215 ! 

2. Hippopotamus-Reste, von der Art H. major Cuv., sind 
minder häufig als vorige: ein Schädel ohne die Gesichts - Knochen, ein 
oberer und ein unterer Eckzahn, eine Unterkiefer - Hälfte mit mehreren 
Backenzähnen, ein oberes Humerus - Ende, ein Schulterblatt, ein Brust- 
Wirbel u. s. w. Der Schädel hat 

Höhe am Hinterhaupt . . . : . . . 0m,22 

Geringsten Queermesser hinter den Augenhöhlen . 0m,12 

Abstand des oberen Randes des Hinterhaupt - Loches 

von der Spitze des Hinterhaupts . . . : 0m,19 

Abstand der innern Ränder beider Condyli \ F 0m,09 

Die Hinterhauptfläche ist gerade, ohne die mittle Vertiefung, das 
- Hinterhaupt höher, die abschüssige vordere Fläche steiler, als an der 
lebenden Art. — — Der obere Eckzahn vorn mit einer Längenrinne, 
welche dem der lebenden Art fehlt, und sonst in noch mehreren Charak- 
teren abweichend, insbesondere die hintere Rinne seichter und in ihrem 
Grunde minder eckig, die ebenfalls kanellirte Seitenfläche ebener. 

3. Equus: Fuss-Röhren, Schulterblätter, Femur, Tibia, von denen 
des gemeinen Pferdes nicht verschieden. 


B. Ruminanten. 


4. Cervus Alces. Man hat zwar viele Knochen von Hirschen 
dieser Grösse, Wirbel, Schulterblätter, Oberarm- und Oberschenkel- 
Beine, Tibien u. s. w., welche aber bei dieser und den zwei folgenden 
Arten fast gleiche Grösse haben, und keine spezifischen Charaktere dar- 
bieten. Dagegen gehören ein Schädel und drei Bruchstücke vom untern 
Theile des Geweihes sicher dieser Art an; zu welcher alle bekannt ge- 
wordenen Reste bisher nur mit Zweifel bezogen werden konnten. Der 
Schädel ist bis auf die Gesichtsknochen vollständig (Tf. VI, Fg. 1), und 
fällt vor Allem sogleich kenntlich auf: durch die Konkavität der Basis 


Er , 


und das rasche Ansteigen des obern Theiles der Stirne, etwa wie beim 
Höblenbären , doch sind hier, statt zweier Stirnböcker, zwei Vertiefun- 
gen vorhanden, welche durch eine Längen - Leiste getrennt und nach 
vorn durch eine hohe Schlangen-förmige Queerleiste in der ganzen Breite 
der Stirn begrenzt sind; — durch die horizontale Richtung der nach 
aussen stehenden und den Augenhöhlen sehr genäherten Rosenstöcke 
(worauf die Geweihe sitzen), welche zwischen sich ein gerundetes 
Queerjoch auf dem Schädel bilden, der vor demselben abschüssig, hinter 
demselben horizontal ist; — durch den schiefen Verlauf der Parieto- - 
Interparietal- Naht. Die so charakteristischen kurzen Nasenbeine des 
Elenns sind jedoch abgebrochen. Dieser Schädel hatte einem jungen 
Individuum angehört, wesshalb die Nähte deutlich, aber die Anheftungs- 
weise der Muskelu unvollkommen erscheinen. Einige weitere von den 
Nähten u. s. w. entnommene Charaktere können wir ohne Zeichnung 
nicht verständlich genug wiedergeben. Die Ausmessungen ergaben 
Grösste Breite des Hinterhaupt-Beines . 4 h 0m,150 
Abstand des oberen Randes des Hiuterhauptloches von 
dem Scheitel der Hinterhauptleiste . ; . 0,070 


Abstand zwischen den äussern Rändern der Condyli 0m,095 
Scheitelmesser des Hirnkastens { b . d 0m,120 
Queermesser ,, I “ . ; . om,110 
Durchmesser der Rosenstöcke . ; : i / 0,060 


Unter allen Hirsch-Geweihen ist das des lebenden Elenns 
(Tf. VII. Fg. 1) am merkwürdigsten und am kenntlichsten durch seine 
Verfiächung und durch die Hinwegrückung des Augsprossens vom Ro- 
senstock aufwärts zur Schaufel, mit welcher er zu verschmelzen pflegt. 
Diese beiden Merkmale erkennt man auch an den fossilen Geweihen, 
wenn sie gleich nur Bruchstücke sind. Das eine derselben (Taf. VI, 


. FEg. 5), ein von der Basis an nur sechs Zoll langes Fragment, ist den- 


noch lang genug um den Anfang der Schaufel und den Mangel eines 
tieferstehenden Augsprossens erkennen zu lassen. Die Oberfläche hat 


‚ micht, wie beim Edel-Hirsche, tiefe Furchen; die Krone ist 23° dick, 


und das gauze Bruchstück dem entsprechenden Theile am lebenden 
Elenn ganz ähnlich. Ein zweites Bruchstück (Tf. VI, Fg. 6) ist fast 
eben so lang, und beginnt oben ebenfalls sich zur Schaufel zu verflä- 
chen (mit welcher der Augsprossen verschmolzen war), obschon es seine 
Länge einem unten noch ansitzenden Theile des Rosenstocks verdankt. 
Ein drittes dem ersten äbnliches (Tf. VII, Fg. 2), welches jedoch nicht 
aus diesem Gebirgs-Becken, sondern von der Montagne noire bei Castel- 
naudary stammt, zeigt die schaufelförmige Ausbreitung noclı deutlicher. 

5. Cervus tarandus fossilis Cuv. Schon Cuwvıer hatte be- 
zweifelt, ob die von ihm dieser Art zugeschriebenen Geweih - Reste 
wirklich der lebenden Rennthier-Art angehören. Der Verf. glaubt, dass 
an einigen derselben die Augsprossen zu hoch für diese letzte Art 
stehen, und findet, dass die Eckzähne und deren Alveoleu gänzlich man- 
geln. Auch scheinen ihm die Zwischenkieferbeine oben an die Nasenbeine 


= u 


anzustossen, was ein dieser fossilen Art eigener Charakter wäre. Seine 
Untersuchungen erstrecken sich auf einen sehr zerdrückten Schädel, 
woran die Backenzähne noch wenig abgenutzt gewesen; und auf einige 
Geweih- Stücke. Der Schädel (Taf. VII, Fig. 3) entspricht durch die 
Gesammtheit seiner Charaktere nur dem des Rennthieres, insbesondere 
‘durch seine oben sehr flach gewölbte niedrige und langgestreckte Form, 
das gerade Queer - Profil zwischen den Rosenstöcken, die Tiefe und 
Überwölbung der Thränengruben , die Kleinheit des leeren Raumes vor 
denselben. Am ähnlichsten ist er überdiess dem der folgenden Art, des- 


sen Rosenstöcke jedoch den’ Augenhöhlen näher, dessen Queermesser , 


grösser, dessen Stirne mit einer Längenleiste versehen, dessen Augen- 
bogen - Löcher dreimal so weit und dessen Schnautze kürzer sind. Die 
verglichenen Ausmessungen ergeben: R 
C. euryce- C.tarand. 


ros. foss. 

Von der Oceipital- Leiste bis zum freien Zwi- 
schenkiefer-Band 2 02002000..9510 0,450 
Abstand zwischen den Suborbital-Löchern . » 0,115 0,085 
Länge der Backenzahn-Reibe . . - . 0,146 0,115 
Abstand zwischen den Rändern der Condyli : 0,110 0,080 
Breite des Hinterhaupts i . . . . 0,200 0,130 


Die Geweih-Reste sind häufig, und zwar unvollständig, aber durch 
ihre Grösse und an ihren wenigen, entfernt stehenden seichten Fur- 
chen kenntlich. An keinem derselben war der untere Theil der Stange 
vollständig und deutlich. Nur an einem besser erhaltenen Bruchstücke 
schien unmittelbar über der Krone der Augsprossen abgebrochen, war 
die Basis der Stange dreikantig und unmittelbar über der 0M,065 dicken 
Krone sehr zusammengedrückt. Nach andern Bruchstücken zu urtheilen, 
war die Stange weiter hinauf prismatisch, und besass eine lange schmale 
Schaufel mit verbogenen und selbst wieder schaufelförmigen Enden 
(T£f. VI, Fg. 7, 8), wie bei der lebenden Art. 


6. Cervus Euryceros. Resour besitzt einen wohl erhaltenen 
Schädel dieser Art, wie ihn Cuvızr (1V, Tf. VI, Fg. 9) beschreibt: mit 
dem von vorn nach hinten gehenden, untern Theile einer Stange, brei- 
ter Stirne u. s. w. Die Bruchstücke der Geweihstange sind zylindrisch, 
nicht flach oder ‚prismatisch, wie bei voriger Art, tief und dicht ge- 
furcht (Tf. VIL, Fg. 4). Das Zusammenvorkommen dieser Art mit dem 
ausgestorbenen Elephanten ist hiedurch ausser Zweifel gesetzt, da am 
Canal d’Ourcg die Identität der Schichten, welche beiderlei Reste ent- 
hielten, keineswegs herausgestellt werden kann. 

7. Cerphus Elaphus oder eine ähnliche Art hat zwei tief ge- 
furchte runde Geweih-Bruchstücke hinterlassen, an deren einem der Aug- 
sprossen unmittelbar über der Krone entspringt. 

«8. Bos. Davon rühren ein hinterer Backenzahn des Unterkiefers 
und ein Horn-Zapfen her, von der Grösse wie beim Haus-Ochsen. 


I u FE 


‚87 


x C. 'Cetaceen. | 
2. Monatus. Dazu einge einige Rippen-Trümmer, innen ohne 
schwammiges Gefüge, kurz, abgerollt und daher vielleicht nicht aus die- 
ser; ‚sondern ursprünglich aus einer tiefer gelegenen Schichte, obschon 
Seethier - Reste diesem Becken nicht gänzlich fremd sind; wie, denn der 
‚Verf. selbst eine Auster in derselben Stelle zusammen mit einem Hip- 


popotamus- und einem Hirsch-Gebeine gefunden hat. 

Die Bestimmung der Reste in nachfolgender Tabelle sind gänzlich 
das Werk des Verfs., mit Ausnahme von 4—5 schon von MARCEL DE 
SErRES und Cuviıer angegebenen Geschlechtern, 


® 11. 


Fossile Wirbelthiere. 


in den, dem obern Meeressande parallelen Schichten der Becken 


von Pezenas , 


Säugethiere. 


1. Elephas*): 
gemein. 
2. Hippopotamus major: gemein. 


grosse Form, sehr 


3. Equus: zwei Arten oder Rassen, selten. 


4. Bos : Art unbestimmt, selten. 
5. Cervus ?Elaphus: selten, 


6. — Alces: gemein. 
1.1 Tarandus: sehr gemein. 
8 — Eurycerus: gemein. 


von Montpellier. 


1. Elephas: kleinere Form, sehr selten 
(ein Stoss- und ein Backen-Zahn). 

2. Hippopotamus: einmal zu Co- 
nnelle, Cuv., doch die Schichte zweifelhaft. 


3. Mastodon angustidens: gemein. 

4, Rhinoceros tichorhi- 
nus: (zumal ein Schädel bei 
Cuv. t. IV, addit.), 

5. Rlı. leptorhinus Car. 

Vielleicht noch eine dritte Art. 

6. Tapir:: selten, 

7. Palaeotherium : sehr selten, 

8. Lophiodon: sehr selten, 

9. Hipparion: Knochen sehr selten, ge- 
rollt, 

10. Sus: selten, 

11. Bos: Art unbestimmt, sehr En N 

12. Cervus ?Elaphus: sehr selten, 


sehr 
gemein, 


13. — Capreolus Cauvierii CHr., 
von der Grösse unseres Rehbockes ; gemein. 

14. — Capreolus Tolozani Cnr., 
kleiner ; gemein, 

15. Antilope Cordierii: 
wie das Elenn;, gemein. 

16. Felis ?, grösser als der Serval; selten. 

17. — „sehr klein; selten. 

1S. Hyaena: von der Grösse des H, ra- 
diata; sehr selten, ' 

19. Ursus ?, ? H 


gross, 


*) Die Namen der durch die Häufigkeit ihrer Reste für jedes Becken bezeichnenden’ 
Geschlechter und Arten sind mit gesperrter Schrift gedruckt. - 


gr & 


von Pezenas, von Montpellier. 
a y Säugethiere. re 
9. Manatus, ?ob aus diesen Schichten ? 20. Manatus: Knochen ich ren 
‚im Sande noch oft aneinandergelenkt lie- 
“m, ‚gend, fast in ganzen Skele: ® ” 
© 4. Halicore Cuviepih Cm! Hip- 
popotamus medius Cuv.) gemein. & 
22. Delphinus mit langer Symphyee; ä 
selten. 
23. Balaena: gemein. 
24. Physeter: sehr gemein, zumal 
die kegelförmigen, gebogenen Zähne, 
25. Balaenoptera (musculus ’?) sehr selten. 


‚ 
° “ 


Aves. “ 
© %. Palmipede, grosse Art, u. e. a. 
Vögel. ur” 
Reptilien. 


27. Crocodilus : sehr selten. 

28. Trionyx Aegyptiacus CnR.: 
Äusserst gemein. 

29. Chelonia: sehr gemein. 


30. Emys: gemein. 
31. Testudo: gemein. 


Pisces. 
32. Squalus: mehrere Arten, eine 
riesenmässig ; im Ganzen sehr gemein, 
33. Raia: zwei unbekannte Arten, wo- 
von eine sehr gross ; sehr gemein. 
34. Dorade: sehr gemein, 


Beide Becken haben daher aus gleicher Vorzeit nur 6 von 30 Ge- 
nera gemeinsam aufzuweisen, worunter zwei noch zweifelhaft, bei den 
übrigen die Häufigkeit der Reste in gegensätzlichem Verhältnisse und 
die Identität der Arten fraglich, nur bei Cervus dieReste gleich häufig, 
aber die Arten bestimmt verschieden sind. 


Von Rhinoceros tichorhinus besitzt Cur. einen wohl erhalte- 
nen Unterkiefer mit seinen noch wenig abgenutzten Backenzähnen und 
den 4 Alveolen für die Schneidezähne, welche Camrer und Cuvier ge- 
läugnet, Pırras aber schon angegeben hatte. 


Von Rh. leptorhinus besitzt der Verf. einen ganzen Schädel, den 
einzigen in Frankreich, und selbst in ganz Europa. Denn der Ital. 
Schädel, von welchem ‚als zu den Zähnen dieser Art gehörig 
eine Abbildung mittheilt, ist nach einem andern Bilde, welches der Verf. 
vom Prof. GEnE von Turin erhalten, in der Weise beschädigt, dass das 
Vordertheil der Nasenbeine und die Nasen - Scheidewand weggebro- 
chen sind, so dass dieser Schädel zum Rh. tichorhinus gehört und 
eine leptorhine Art (ohne ursprüngliche knöcherne Scheidewand der Nase) 
wohl gar nicht existirt. Die drei vordern Ersatz- Backenzähne unterscheiden 
sich daran von den-Milchzähnen durch einen breiten flache n Halskragen 


© 
Pr . % rn 


A . rs 


- SI — 


an der innern Basis, und beide von denen der vorigen Art durch nur 


+ zwei Vertiefungen statt dreien in der Mitte des Zahnes, indem der Ast 


des hinteren Queerjoches nicht bis zur Verbindung mit dem vorderen’ 


» fortsetzt, wie Cuvıer wohl schon angedeutet hatte. 


"Die beiden Reh-Arten, einer Auvergner fossilen Art sehr nahe ste- 
hend, haben dreizackige Geweihe und den Augsprossen sehr hoch über 
der Krone. Ihre Knochen bleiben in der Grösse beständig verschie- 
den; findet man welche von mittlen Dimensionen > 50 sind sie jung 
mit noch nicht verwachsenen Epiphysen. 

Von Antilope Cordierii — welches Geschlecht hier zum ersten 
Male unzweifelhaft fossil erscheint, — besitzt Car. einen Schädel mit 
den Knochenzapfen der Hörner, welche innen dicht, prismatisch, wenig 
gebogen, fast senkrecht und über 1° lang sind. 

Von Schildkröten findet man zuweilen ganze Panzer; zwei 


‚derselben unterscheiden sich in nichts von denen des Trionyx Aegyp- 


tiacus: sie haben am Bauchpanzer dieselbe Zahl und Form der 
Zacken u. s. w. 

Hipparion ist ein neues Einhufer - Geschlecht des Vfs., welches 
dem Pferde nahe steht, Thiere von kleinerem Schlage enthält, und von 
dessen Gebeinen er (1831) eine so grosse Menge bei Cucuron an der 
Durance oberhalb ihrer Einmündung in die Rhone gefunden, dass er 
daraus auf eine sehr gesellige Lebensweise dieser Thiere schliesst. Er 
will eine besondere Abhandlung über dieses Genus geben. 


II. Allgemeine Betrachtungen. 


Diese Sonderung der Arten in verschiedenen Becken ist der Ansicht 
derjenigen Geologen wenig günstig, welche solche aus entfernten Welt- 
Gegenden durch das Meer herbeiflössen lassen. Vielleicht aber darf 
man die zwei erwähnten Becken als die Delta’s zweier alten Flüsse 
betrachten, welche die Reste der Bewohner ihrer beiderseitigen grossen 
Flussgebiete mit sich zum Meere geführt und dort mit den Auswürfen 


des Meeres vermengt abgesetzt haben, wo sich dann die Verschieden- 


artigkeit der organischen Reste in beiden gleichalten Becken leicht er- 
klären würde. Das Becken von Montpellier mag dem Delta der Rhone 
entsprechen, längs deren Laufe die aus gleicher Zeit stammenden Fossil- 
Reste zu diesem Behufe noch genauer zu untersuchen wären. Dieser 
schon, früher gefassten Ansicht ist eine im J..1831 gemachte Beobach- 
tung "besonders günstig, wo der Verf. nämlich im Durance - Thal jene 
vielen Überbleibsel von Hipparion, von denen man noch zur Zeit 
wenigstens keinen andern Fundort kennt, in Gesellschaft zahlreicher 
Gebeine von Schafen, Ochsen, Schweinen und Nashornen in einem Gebirge 
‚entdeckte, das er für gleich alt mit den Schichten im Becken von Mont- 


pellier hält, worin die abgerollte Fussröhre desselben Geschlechtes 


(canon) vorgekommen ist. — Schwieriger ist es, den; Fluss zu finden, 
dessen Delta das Becken von Pezenas entspräche., Spätere, Gebirgs- 
Hebungen mögen ihn nach andern Richtungen geleitet und selbst die 


Da en 


® deutliche‘ Spur seines früheren Rinnsales verwischt ‚haben. Doch das 
dritte der oben erwähnten Elenn- Geweihe weiset nach der Montagne » 
mnoire bei Castelnaudary am Fusse der Pyrenäen hin, wo ein ähnliches 
Geschiebe-Land und fossile Knochen mit ganz ähnlichem ‚äusserem An-* 
sehen gefunden werden, wie zu Pezenas. — Der fast gänzliehe Mangel 
aller Seethier-Reste an diesem letzteren Orte scheint ferner anzudeuten, 
dass das Delta unmittelbar an der Flussmündung in einer Bucht, viel- 
leicht selbst in einem vom Meere abgeschnittenen Etang gebildet wor- 
den, während die Rhone das ihrige weit ins offene Meer hinausgeschoben 
hätte, wo die vielen Seethier- Reste mithin leicht dazwischen abgelagert 
werden konnten. — Beide Becken enthalten übrigens Reste von ausge- 
storbenen Arten, deren nächsten Verwandten nun in heissen Zonen 
leben. Wahrscheinlich sind jene in Folge einer Temperatur-Verminderung 
untergegangen , denn, wenn auch Elephanten und Nashorne einst viel- 
leicht einem kälteren Klima gewachsen waren, als jetzt, so ist doch 
nicht abzusehen, wie das Flusspferd und Trionyx Aegyptiacus 
hätten in Flüssen leben können, die sich im Winter mit Eis bedecken.. 

W. Bucktanp: Notiz über ein neu entdecktes Riesen- 
Reptil (Lond. a. Edinb. philos. Magaz. 1835; VII, 327—328). Die 
Reste dieses Thieres sind in einer Thonschichte unmittelbar über dem 
Corubrash bei Buckingham entdeckt worden. Das Haupt - Stück davon 
ist das Wirbelbein von einem Reptile grösser als von Iguanodon. 
Es misst 6°‘ in die Länge und 6° an den Gelenkflächen in die 
Queere. Beide Gelenkflächen sind etwas konvex, unten schmäler, oben 
eingedrückt, um den Rückenmark - Kanal zu bilden. In seiner Mitte 
ist der Wirbelkörper mehr zusammengedrückt, und seine Queerfortsätze 
sind zu einem kleinen Höcker auf jeder Seite reduzirt; unten an seinen 
Gelenkflächen sihd grosse schiefe Ansatz - Stellen für ein Gabelbein 
(unteren Dornenfortsatz). Die Form ist sehr abweichend von der fast. 
quadratischen Gestalt der Schwanzwirbel des Iguanodon, und der 
untere Theil des Wirbelkörpers hat keine Durchbohrung gleich denen 
des Plesiosaurus. — Andere Knochen von £ntsprechender Grösse, 
wahrscheinlich von nämlichen Genus, sind zu Bradwell, wenige Mei- 
len N.W. von Buckingham, in der Fortsetzung der nämlichen Formation 
entdeckt worden. 


Professor Rarınzsqug in Philadelphia hat in Nord- Amerika von 
Missouri bis zum Atlantischen Ozean 125 Arten fossiler Pflanzen ge- 
sammelt, die er systematisch benannt, im Tausche ausbietet ‚gegen 
andere mit richtig angegebenen Lagerungs-Verhältnissen. » 

REN RT | | a 

ar 


Fon N 


Av. Kuspstein u. J. J. Kaue: Beschreibung und Abbildun- 
gen von dem in Rhein- Hessen aufgefundenen kolossalen 
Schädel des Dinotherii gigantei, mit geognostischen Mit- 
theilungen über die Knochen-führenden Bildungen des 
Mittelrheinischen Tertiär-Beckens (Darmstadt 1836, 38 pp-, 4° und 
ein Atlas von 4 Tafeln in Fol.). 

Diese Schrift wird zugleich Deutsch und Französisch ausgegeben, 

letztre Ausgabe zugleich als Supplementheft zu Kaup’s „ossemens fos- 
sils“ bestimmt. Zwei Tafeln mit geognostischen Durchschnitten und 
Profilen und zwei Karten sollen baldigst nachfolgen. 
+ L Geognostischer Theil (32 SS.) die neptunischen Bildungen 
Rheinhessens, welche im Allgemeinen in gleicher Ordnung, wie sie hier 
genannt werden, von Osten nach Westen, von den Gebirgshöhen gegen 
das Rhein-Ufer hinab aufeinanderfolgen, jedoch bei Nierstein dem Rheine 
schon mit dem zweiten Gliede ganz nahe rücken, sind Jüngere Grau- 
wacke, Bunter Sandstein, Grobkalk und Tertiär - Sand, welche dem mit- 
teln und obern Pariser Grobkalke entsprechen, und Schwemmland. 
Über einzelne kleine Flächen verbreitet dringen plutonische Bildungen, 
rothe Porphyre am ‚Nahe - Thale, Augit-Porphyre bei Weinheim u. s. W. 
empor. Da die Karte dem Werkchen noch nicht beigegeben ist, hält 
es zu schwer sich von der Horizontal - Erstreckung dieser Gebilde eine 
klare Vorstellung zu machen, als dass wir dabei länger verweilen 
dürften. 

Der Grobkalk zerfällt in eine untere und eine obere Abtheilung- 
Erste ‚geht längs der Westgrenze desselben an ältern Formationen zu 
Tage (Weinheim, Alzey, Flonheim bis Kreutznach), besteht hauptsächlich 
aus marinem Sand, Konglomeraten und kalkigen Sandsteinen, führt 
Bruchstücke und Körnchen von rothem und schwarzem Porphyr und von Quarz 
aus den Nachbargegenden, und enthält Squalus- und Cetaceen-Reste 
und viele Seekouchylien von Arten, welche die mittlen Grobkalkbänke 
des Pariser Beckens charakterisiren, insbesondere: Pectunculus pul- 
vinatus, Arca pectunculata und venericardens [?], Myaci- 
tes affinis, Ostreafossula und hippopus, Voluta marginella, 
Perna maxillata etc. Hier zeigen sich keine Spuren von Landthie- 
ren. — Die obre Grobkalk-Abtheilung ist weit verbreiteter, insbesondere 
zwischen Maynz, Ingelheim und Alzey; sie besteht zu unterst aus 
plastischem Mergelthon — wohl einem Äquivalent des plastischen oder 
Braunkohlen-Thones — mit einzelnen Kalkmergel- und Kalkstein-Bänken, 
welche letzten, während der erste verschwindet, nach oben allmählich 
immer mehr überhand nehwen und am Rande des Beckens viele Land- 
und Süsswasser - Konchylien aus den Geschlechtern Helix, Palu- 
dina, Litorina[?], auch Cypris aufnehmen, während sie ander- 
wärts Quadrupeden-Reste und See -Konchylien, denen der oberen 
Pariser Grobkalk-Abtheilung entsprechend (S. 23), insbesondere Ceri- 
thium margaritaceum, C. plicatum, C. cinctum, Cytherea 
laevigata, Donax incompleta, Mytilus Faujasii, M. Brardii, 


en 


Cyprina islandicoides, Ostrea edulina, Perna, Mya, Nerita, 
Murex, Fusus, Trochus, Cardium etc. enthalten. — Der tertiäre 
Sand und Sandstein darüber — wohl ein Äquivalent des Pariser Gyp- 
ses (S. 22) — ist bald grell von vorigem abgeschnitten, bald geht der 
Grobkalk allmählich in ihn über. Zu unterst besteht er aus Kies und. 
Gerölle mit oder ohne Sand, nach oben erscheint er nur mit feinerm 
Korn. In diesem Sande, zumal in den Kies - und Geröll- Lagen ist es, 
wo die vielen Knochen von etwa 30 Landsäugethier. - Arten vorkommen, 
welche Kaur schon grösstentheils beschrieben hat, wie man sich aus 
unserer Anzeige von dessen „Ossemens fossiles“ erinnern wird. Nie 
kommen Seethier- Reste damit vor. Einen allmählichen Übergang des 
Grobkalkes durch Mergel in jenes Gerölle, Sand und Sandstein. beob- 
achtet man zu Oppenheim, wo Mergel, Gerölle und Sand Knochen ver- 
schiedener Quadrupeden geliefert haben : diese Bildung zeigt dort 4/—20° 
und mehr Mächtigkeit. Auch unweit davon, am Rost bei Guntersblum, er- 
scheint sie unter ähnlichen Verhältnissen auf dem Grobkalk - Plateau 
.12’—14’ mächtig, aber mehr zu Sandstein gebunden. Zu Findheim, 14 
Stunden S.W. von Maynz liegt der Sand oder Sandstein in einer Mäch- 
tigkeit von 12°—16’ über dem Grobkalk , durch eine Auflagerungsfläche 
zwar scharf von ihm abgeschnitten, doch in seinem unteren Theile noch 
von Mergelstreifen durchzogen; er enthält bier kaum einige Spuren 
von Knochen, welche sich dagegen reichlich in dem Grobkalke darunter 
einfinden, der ganz mit Süsswasser-Konchylien, Paludinuen *), in Gesell- 
schaft sehr weniger Seekonchylien, tiefer hinab mit Mytilus Brardii, an- 
gefüllt ist, worunter noch ein gelblichweisser Knochen-führender Kalk- 
stein folgt. Das mächtigste Vorkommen dieser Sand-Bildung ist endlich 
jenes zu Eppelsheim bei Alzey, woselbst in dem bis in den blauen 
Mergelthon des oberen Grobkalks eingeschnittenen Thälchen der See- 
bach, welche 1 Stündchen tiefer bei Guntersheim in die Rhein - Ebene 
hinaustritt, sich der Knochen - führende Sand in Mulden und Becken- 
fürmigen Erweitungen abgesetzt hat, aber meistens von Diluvial- Lehm 
bedeckt wird uud stellenweise Bohnerz - Lager einzuschliessen scheint. 
Kı. folgert aus dieser Erscheinung, dass, während am Rande des Beckens 
in ©. und N. sich die jüngeren Grobkalkschichten noch. absetzten, die 
Mitte desselben sich schon aus dem Salz-See des Rhein- Beckens erho- 
ben hatte und ihr Boden bereits manchen Veränderungen unterlag, indem 
er sich in eine Gruppe von Süsswasser-See’n 80’—100’ über der Thalsohle 
'umgestaltete, deren einer sich eben zu Eppelsheim befand, welcher dann 
von dem grossen See durch das Thälchen von G@untersheim herauf, mithin 
aus 8.0. Richtung, mit dem Knochen - führenden Sande erfüllt worden 
seye, dessen Mächtigkeit nun eben wegen der Unebenheit der Grund- 
fläche im nämlichen Becken von 2’—30°’ wechselt. Unter den. oft durch 
Eisenoxydhydrat gebundenen , untern Geschieben können die meisten 
nur vonin W., N.W. und N. anstehenden Gebirgs-Arten, mithin auf einem 


*)Di ese Paludimen sind aber Salawasser-Bewohner. Br. 


ae WE 


Umwege in das Thälchen gekommen seyn. Die Schichten des Knochen- 
führenden Sand-Gebildes von Eppelsheim erleiden sehr häufige Verwer- 
fungen von 4‘ bis zur Höhe von fast 8°; die Klüfte schneiden oben am 
Diluvial- Lehwe ab; nach unten erreichen sie grösstentheils den Grob- 
kalk nicht, obschon sie wohl durch die ihn in geringer Zahl durchsetzen- 
den, aber stärkeren Klüfte bedingt seyn mögen. Knochenreste, welche 
von den Verwerfungsflächen getroffen werden, sind gewöhnlich durch 
dieselben getheilt und ihre Theile weit auseinander geschoben. Das 
grobe Gerölle ist es, welches die meisten, insbesondere die grossen 
"und schweren Knochen: die schwersten zuweilen etwas in den blauen 
Mergelthon darunter eingedrückt,, meistens mit Thon oder Kalk über- 
rindet und dann besser konservirt enthält; im eisenreichen Gerölle 
dagegen finden sich die Knochen davon befreit und meistens als Ge- 
schiebe; endlich in dem feinen Sande darüber liegen nur kleine, oft 
 abgerollte Knochentheile einzeln inne. Die länglichen Knochentheile 
liegen horizontal mit ihrem grösseren Durchmesser von S.O. nach N.W., 
die Schädeltheile gewöhnlich mit den Zähnen nach oben. Die Knochen, 
insbesondere die grösseren, liegen selten in einiger Anzahl beisammen ; nur 
zur Bestimmung unbrauchbare Trümmer sind zuweilen zusammengehäuft. 
Kopfreste, Unterkiefer - Stücke und Zähne sind die am häufigsten vor- 
kommenden Theile, doch letztre mit Wurzeln sehr selten ; an diese reihen 
sich einige Langlnochen, insbesondere Oberschenkelbeine, auch Becken- 
Stücke; Wirbel sind am seltensten. — Die Ursache, wodurch jene zahlreichen 
Thier-Spezies untergegangen und ihre Gebeine mit Gerölle und Sand aus 
dem Rhein- in das Seebach-Thal hinauf bis Eppelsheim getrieben worden 
seyen, sucht der Verf. in der Emporhebung der Kette der schwäbischen 
Alp in Erıe pe Beaumont’s zehnter Hebungs-Periode nach dem Nieder- 
schlag des Grobkalkes , wodurch mächtige Wassermassen in der Rich- 
tung des Neckar-Thales herab , durch das Rhein-Thal nach dem jensei- 
tigen Gestade getrieben worden seyn müssen. | 

Die diluvialen Anschwemmungen, insbesondere der Löss dieser 
‘Gegenden, können mit voriger Bildung nicht verbunden werden: sie 
enthalten nie Knochen - Reste der in voriger vorkommenden Vierfüsser- 
Arten, so wie die in ihnen findlichen Elephanten- und Ochsen- 
Gebeine nie in vorige hinübergehen. 

I. Zoologischer Theil. Seit den 19 Jahren, da die um 
Eppelsheim gefundenen Knochen zu Tausenden nach Darmstadt abge- 
liefert worden, sind nur 6 mehr oder weniger vollständige Schädel von 
weit kleineren Thieren daselbst vorgekommen, nämlich von Rhinoce- 
ros Schleiermacheri, Acerotherium incisivum, Arcetomys 
primigenia und Spermophilus supereiliosus; daher gerade der _ 
Fund des mächtigen Schädels von Dinotherium, das bisher kaum 
4 anderweitige Knochen geliefert, ganz unerwartet gewesen. Leider 
soll derselbe nicht für die Darmstädter Sammlung zu den‘übrigen Re- 
sten erworben werden [er wird wahrscheinlich nach Paris kommen). 


er 


Derselbe lag verkehrt 18° tief im Knochensand-Gebilde, mit einem Theile 
seiner obern Fläche noch im blauen Mergelthon eingesenkt. Den Zäh- 
nen zu Trotz, welche Cuvıer dem Tapir zugeschrieben, zeigt dieser 
Schädel, wie auch schon aus dem früher bekannt gewordenen Unterkie- 
fer. hervorging, nur wenig Verwandtschaft mit jenem Geschlechte und 
mit andern bekannten Pachydermen, sondern nähert sich im vielen 
Beziehungen den Schädeln der Edentaten-Ordnung. Seine auffallend- 
sten Charaktere sind: eine ungeheure Schläfengrube, deren beträcht- 
liche Tiefe ganz mit dem enormen Schläfen - Muskel zur Bewegung des 
‚kolossalen Unterkiefers erfüllt gewesen seyn muss, — kleine, nach hin- 
ten offene, über den 2 vorderen Backenzähnen gelegene Augenhöhlen, 
 — schwache Jochbeine, — zwei hocbsitzende Gelenkköpfe für den At- 
las, — gänzlicher Mangel der Nasenbeine und kurze Stirnbeine, — um 
einer ungebeuern Grube vorn Raum zu geben, wo die zu einem mäch- 
tigen Rüssel gehenden Muskeln Platz finden konnten, — eine hinter 
den Backenzähnen gelegene schmale hintere Nasenöffnung, — untre 
‚Augenhöhlen - Löcher für. den kolossalen Augennerven unter dem dach- 
förmig vorspringenden Kieferknochen neben den ersten Backenzähnen 
gelegen, — die enorme Breite des Flügel- förmig ausgebreiteten Hinter- 
kopfes, — und eine nur unter 39°—40° an dem Stirnbeine angrenzende 
Hinterhauptfläche, unter einem Winkel wie er, noch etwas stumpfer, nur 
bei den Walen vorkommt, indem er bei den meisten Säugethieren ein 
beinahe rechter zu seyn pflegt. Auf jeder Seite sind 5 Backenzähne, 
deren Reihen sich hinten und vorn nähern, Sie sind zweibügelig, nur 
der mittle oder dritte ist dreihügelig. Die vier Tafeln stellen den Schä- 
del von vier verschiedenen Seiten und die Backenzähne nochmals ins- 
besondere dar. 

Ganze Länge des Kopfes . u e . R . . . 4,0105 
Senkrechte Höhe vom 4. Backenzahn bis zum Rand der Schlä- 


fengrube ale . . 0,450 
Vom Augenhöblen - Rand bis zum hinteanı Rand in; Schläfen- 
grube . P . e - & ’ x . 0,450 


Tiefe der Schläfengrube e ; 5 g E \ d . 0,290 
Rüssel-Grube: vom Rand der Stirnbeine bis zur Spitze des 


Intermaxillarknochens . R i k ö r b ‘ 0,510 
Rüssel-Grube. Grösste Breite derselben . r ; g . 0,440 
EN m Grösste Tiefe . . . . s . 0,150 


Breite der Stirnbeiue an den eingezogenen Rändern der Schlä- 
fengruben . . . . . . i . . . 0,485 
Grösste Breite über den Augenhöhlen i . > 5 le 0,780 
Länge der Stirnbeine bis zur Hinterhaupt-Grähte . } 0,290 
Von der queeren Hinterhaupt - Gräthe bis zwischen die 2 Ge- 
‘lenkköpfe . - . r \ . . R 5 . 0,385 
Grösste ‚Breite des Hinterkopfes . . . s \ 0,921 
Von der kleinen Ohröffnung bis zur Mitte des Keilbeins . R 0,378 


j “ wie ME M 


| Breite, ‚welche die 2 Gelenkköpfe einnehmen u 20538 


Breite des Oberkiefers am 2. Backenzahn BUnE'«, Dual 


' Breite vom 1. Backenzahn bis zum Foramen supraorbitale . ' 0,061 


.. 


Von der Wurzel des 1. Backenzahns bis zur Spitze des Inter- 


oo maxillarbeines . . h N > v R \ . 0,398 
Länge aller 5 Backenzähne DI win . . . 00,453 
I nen Länge Er EHE EL NEE m UL 
Breite hinten . ; f ‘ e ’ n 0,084 


„ ” 
R Re y vorn . . . . . . . 0,087 
1 Mi Länge ; . F . . . . . 0,075 
a! Niliys Breite hinten\t an? 2% IE RN AUSH NAT 
ww FE p vorn . . . . . . . 0,089 
BR - ,; a ee 
N, Breite hinten . . . " - . 0,085 
6 N y vorn . . . . . . . 0,082 
uR, 4 Länge { . SP. . . i . 0,098 
* M Breite histen . . . . . . . 0,092 
% = » vorn . . . . . . . 0,094 
V. = Länge i ö k ‘ ö si - 0,088 
Pr Breiter in au run ern IE 
In 4 p vorn . . . . . . . 0,100 


Der Verf. wiederholt hier seine anderwärts ausgesprochene Ansicht, 
dass das Thier mit seinen Stosszähnen die Erde nach Wurzeln aufge- 
wühlt, mit seinen Rüssel diese zu Munde geführt, auch sich der Stoss- 
zähne zur Fortbewegung mit bedient habe. } 


G. G. Puscn: Polens Paläontologie, oder Abbildung und 


Beschreibung der vorzüglichsten und der noch unbeschrie- 


benen Petrefakten aus den Gebirgs-Formationen in Polen, Vol- 
hynien und den Karpathen,nebsteinigenallgemeinenBeiträgen 


zurPetrefakten-Kundeund einemVersuch zur Vervollständi- 


SungderGeschichtedes Europäischen Auerochsen. ErsteLiefe- 
rung, Bog. 1 — 10, Tafel I—-X (Stuttgart 1836, 4°). Wir haben bis 
jetzt die Polnisch- Karpathischen Fossil-Reste nur sehr unvollständig 
gekannt: die tertiären durch blosse Diagnosen von Ercnwarn, und bes- 
ser durch ein mit Abbildungen begleitetes Werk von Dusoıs pz Monr- 
PEREUX, welcher aber keinen so grossen Reichthum an Arten zusam- 


mengebracht und sich nur auf Konchylien beschränkt, und welche beide 


ihre Untersuchungen nicht bis in den Freistaat Polen, noch bis zu den 
Karpathen ausgelnt hatten, — die älteren (aus Kreide, Oolith, Muschel- 


‚und Übergangs-Kalk) fast bloss durch die NadiiVehseithiitine von Puscu, 


Zeuscuner u. A., welche jedoch für sich allein nicht hinreichende Gewähr 
Fehler Bektinimnnken darbieten konnten. Die PolnischeTertiär-Formation 
ist dem Tegel von Wien und den Bildungen im Landes -Dept., um 


* a Fr i 
ey 


Bordeaux etc. gleich; sie enthält die bezeichnendsten Fossil - 
mit, ‚ihnen gemeinschaftlich 5 insbesondere aber im. "Freistaate I 
len ‚eine Reihe von solchen bezeichnenden Arten, welche in den 
Volhynisch - Podolischen Provinzen gänzlich mangeln. Da uns PuschH 
nun, in vorliegendem Werke nicht nur alle ihm. selbst aus Polen ' 
bekannte Arten aufzählt, sondern auch, ausser einigen schon ander- 
weitig abgebildeten, aber doch noch der weiteren Bestätigung‘ für. ‚Po- 
len bedürfende Arten, alle neuen Tertiär- wie Sekundär- und selbst 
Transitions-Versteinerungen abbildet, so werden wir durch dieses Werk 
zum ersten Male mit den Versteinerungen und somit Formationen Polens 
eigentlich und genau bekannt und erlangen mit dem Mittel eigner An- 
schauung und Vergleichung auch die Bürgschaft für die Richtigkeit des- 
jenigen, was früher uns nur namentlich angegeben war. 

Wir wollen hier eine summarische Übersicht fer Inhaltes des lien 


Heftes mittheilen: ; \ 
benannte abgebil- benannte abgebil- 
Arten. dete Ar- Arten. dete Ar- 
‘3 ten, \ ten. 
Fucoides „x. 6... 4 Tridacna ... 1. 4 
Pecopteris. » . 3 PETE MT UN 5 U. DrRRSUR Een 1. ve 
Sigillaria . Bi nn Trigonia: tan 
Unbestimmtes. Blatt 4 nn AH a ee 
Millepora..sesw de Er N uenla Ha ra 
Lithodendron ». 41... 4. Pectuneulus. Ti 
SEyRhis die das nf sro Bardiu mini ri 
M.ano9 7 Ser Der Bande au a) Terz 
Cyathocrinites. 4 wu islspeardra: us he 
Marsupites 4 Y ,Cyprieardia 1.0 ei 
Lingula. | 4. Venericardia . 412... 2 
Terebratula;.,. 4 #4 „49. »Cytherea: .. nm gar 
Delthyris . OD, ka 4 asAstarte,. ee Dr 
Leptaseua neu. OMAN USE ie ee a re 
Ost ee er ira a EI PEINR u, > er yet 
Greyphaeas. un. ee Maetran, ni 
Exogyra (Amphi- _ Crassatella . . 4. ..4 
dontes). tar. Data Ham pibinde sim. 12 
Bescten wor 7-% 1: Corbulä.s we 
Bun "on y n N ie un ir DEU SLR En andern: 180 Mr 
Catillus. . N; SER | 


uni nige Genera wie Gryphaea und Trigonia hat ‚der Vekf. mo 
nographisch , nämlich mit Rücksicht auch auf die auswärtigen Arten 
behandelt. Den Terebratel-Arten ist häufig. das Urtheil v. Bucw’s beige- 
fügt, dem die; Originalien zur Bestimmung übersendet gewesen. Endlich 
hat auch Ref. nach dem Wunsche des Verf. seine Ansicht über ‚die Be- 
stimmung: bei einigen Arten beigefügt, ohne jedoch hiebei alle Arten 


BER) | 


‘planmässig untersucht zu haben, wozu ihm auch, was die tertiären 
Arten betrifft, erst während des Abdruckes dieser Bogen glänzende 
Materialien aus Polen wie von Wien zugekommen sind. — Nach des 
Vfs. Beobachtung ist auch Terebratula amphitoma ein Spirifer. 
Seine Gründe, dem Geschlecht Exogyra Say den Namen Amphi- 
‚donte nach Fısc#er zu ertheilen, sind nicht genügend. 

Die zweite Lieferung wird noch 6 Tafeln und etwa 20 Bogen Text 
enthalten (der Preis des Ganzen ist 10 fl. 48 kr.). Die Ausstattung 
des Werkes in Druck und Papier ist äusserst glänzend. 


Scuinz: über einige neuere Entdeckungen fossiler 
Säugethier-Knochen in der Schweitz (v. Pommer Schweitzerische 
Zeitschrift fürNatur- undHeilkunde, 1834, 1, 239— 248). Scninz 
hatte bereits in den Denkschriften der allgemeinen Schweitzer. naturh, 
Gesellschaft (1831, I, ı, 61 ff.) die damals bekannten Überreste urwelt- 
licher Thiere der Braunkohlen von Egg in der Schweitz beschrieben. 
Seitdem hat er vom Biber noch den grössten Theil einer Unterkinn- 
lade und einige andere Knochen erhalten und ist zur Gewissheit gelangt, 
dass die damals fraglich aufgeführten Hippopotamus-Zähne wirklich 
die untern mittlen Vorderzähne eines solchen Thieres seyen; auch ver- 
muthet er in den als zweifelhaft angegebenen Mastodon - Zähnen solche 
von Dinotherium giganteum. 

Ausserdem hat man einen von Steinmasse durchzogenen Nashorn- 
Zahn von ganz anderer Art, als zu Egg, in einem Hügel zu Seelmat- 
ten an der Grenze von Zürich und Thurgau entdeckt. 

Meissner batte im X. Stücke seines Museums der Naturgeschichte 
Helvetiens ein Unterkiefer-Stück aus der Molasse von Aarburg beschrie- 
ben, das er dem Sus Babyrussa zuschrieb , Cuvıer aber als eigene 
Art eines Chaeropotamus, Ch. Meisneri, bezeichnete. Dazu 
scheint nun auch ein ganz ähnliches Stück zu gehören, welches 
vor 50 Jahren mit einem Hirsch-Geweihe u. a. Knochen im Muschelkalk- 
stein [Muschel - Molasse] von Mägenwyl im Aargau entdeckt worden 
und seither bei einem Antiquaren gelegen hatte. 

In dem harten , als Baustein verwendeten sog. Quadersandstein des 
Steinbruchs Bolligen beim Dorfe Schmeriken in St, Gallen, welcher 
sonst keine Versteinerungen zu führen pflegt, zeigte sich eine Ader 
von Geschieben, wie Nagelfluh, die sich in eine Zerklüftung einge- 
schwemmt hätte, und in welcher Masse, nicht im eigentlichen Sandstein, 
ein Palaeotherium-Rest, der sich im Sandstein vollkommen genau 
 abgedrückt hatte, mithin nicht später in denselben eingeschwemmt seyn 
kann. Es ist der rechte Unterkiefer mit allen Backenzähnen, doch ohne 
Vorderzähne und Kronenfortsatz. Er entspricht der Grösse nach dem 
eines starken Schweines und hat 7’ Länge: 2’ mögen hinten fehlen. 
Er scheint zu Cuvıer’s P, Aurelianense zu gehören. 


Jahrgang 1837. 7 


\ 


B 


un 


Andere Zähne sollen sich neuerlich in dem grossen Schieferkohlen- 
Lager gefunden haben, welches die Allmanns - Kette durchstreicht und 
bei Utznach abgebaut wird. ae 


o 


Lyeıt: fossile Knochen aus Indien. Das Museum der geolo- 
gischen Sozietät in London hat voriges Jahr eine schöne Sammlung 
fossiler Knochen aus Indien erhalten, welche Capt. Caurtrey in der 
Bergkette gesammelt, welche, früher Siwalik genannt, den Fuss des 
Himalaya vom Ganges bis zu den Sutluj-Flüssen ‚ oder vom 30° — 31° 
N. Br. umgibt und insbesondere im Westen des Jumna - Flusses daran 
sehr reich seyn soll. Sie gehören zu den Geschlechtern Mastodon, 
Elephas, Hippopotamus, Rhinoceros, Sus, Anthracothe- 
rium, Equus, Bos, Cervus, Antilope, Canis, Felis, Gavia- 
lis, Crocodilus, Emys, Trionyx und zu Caurıey’s und FALconer’s 
neuem Geschlecht Sivatherium. Auch Fische und Konchylien 
sind dabei (Lond. a. Edinb. Philos. Magaz. 1836, VIII, 325). 


L. v. Bucn hielt bei der Sitzung der Berliner Akademie am 18. 
Januar 1836 einen Vortrag über die fossilen Colimaceen von Stein- 
heim in Württemberg. Er sieht mit Rossmässzer die Paludina mul- 
tiformis (v. Zıer. Taf. xxx) als eine Valvata an, weil bei diesem 
Geschlecht ein weiterer Nabel und eine grössere Veränderlichkeit der 
Formen einer Art vorkomme, auch die fossile Art einer Valvata bi- 
carinata von Texas (zu Wien) sehr ähnlich seye. In ihrer Gesell- 
schaft finden sich Überbleibsel von Fischen, Rhinoceros (Zähne), 
Reh, Pferd, Schildkröte und Sauriern. 


Mouceor: über die Versteinerungen des Muschelkalks in 
den Departemeuten der Vogesen und der Meurthe (Bull. geol. 
Franc. 1835, VI, 19—22). Er kennt Zähne von Hybodus plicatilis 


 Ac., Zähne und den ersten Rückenflossen - Stachel von H. longicornu 


Ac., Schuppen von Ptycholepis-Alberti und Pt. maximus; Gau- 
menzähne von Acrodus Gaillardoti und Placodus gigas Ac.; 
Zähne von Psammodus heteromorphus Ac. mit Reptilien-Wirbeln 


«(zu Dompaire), ähnlich auch im Keuper von Rothenmünster in Würt- 


temberg gefunden; den Bauchpanzer einer Trionyx; Wirbel, Rippen 
und Beckenknochen von Nothosaurus Münsr. (Plesiosaurus von 
Rehainvillers Cuv.); den Unterkiefer eines ?Plesiosaurus; Schuppen 
eines ?Krokodils (Lunevile und Dompaire). 

Auch Puron erzählte im bunten Sandsteine zu Clairfontaine bei 
Ruausunfern Remiremont in den Vogesen den Eindruck eines dreieckigen 


_— Ki 


rauhen Körpers gefunden zu haben, welcher nur etwas grösser auch 
in den ganz tiefen Schichten desselben zu Soulz - les- Bains vorgekom- 
men. Die Pflanzen- Abdrücke in den Brüchen der Yogesen (Epinal, 
Sainte Helene, Bandonville bei Blamont, Ruaux bei Plombieres) finden 
sich immer im bunten Sandstein selbst, im Bas-Rhin-Dept. aber in deh 
thonigen Zwischenschichten (ibid. p. 17—19). 


Eupis Desronscnamps hat bei der Linne’schen Sozietät der Nor. 
mandie im Jahre 1835 — 36 einen Vortrag gehalten über ein riesen- 
mäsiges Reptil, Poecilopleuron, aus dem Kalke von Caen 
(VInstit. 1836, IV, S311—312, Auszug). Im Jahr 1835 fand man in den 
Brüchen zu Maladrerie, 4 Stunde von Caen, von dem Skelette eines 
sehr grossen Reptiles 21 Schwanzwirbel, viele Rippen, ein Becken-Bein, 
ein Schenkelbein, ein Wadenbein - Stück, 4 Tarsus-Knochen, die Hinter- 
theile einiger Metatarsus - Beine, über 20 Phalangen der Hinterfüsse, 
wobei drei Klauen - Glieder der rechten und 2 der linken Seite, einen 
linken Humerus , Radius und Kubitus, 2 Hand-Beine und 2 Fingerglie- 
der, wobei ein Klauen - Glied, ein verstümmeltes Rabenschnabel - Bein, 
doch ohne alle Kopfkuochen und Zähne. Die Liuge des ganzen Thieres 
scheint wenigstens 25’—30°’ betragen zu haben. 

DieSchwanz-Wirbelhaben einen vorn und hinten wenig vertief- 
ten Körper; 9 derselben bildeten eine zusammenhängende Reihe im Vorder- 
theile, 12 eine ebensolche im Hintertheile des Schwanzes und zwischen 
beiden mögen 12 andere fehlen. Sie stimmen in einigen Charakteren 
mit denen der Krokodile, in andern mit solchen von Eidechsen 
überein, ohne sich den einen oder den andern ganz anzuschliessen. 

Die Rippen sind von verschiedener Art: 7 davon sind symmetrisch 
gebogen, an beiden Enden verdünnt, woselbst ihre obre Seite rinnen- 
förmig ausgehöhlt ist. .Sie entsprechen sicherlich der Mittellinie der 
untern Bauchwand, denjenigen ähnlich, welche in der Mitte der Bauch- 
muskeln bei Chamaeleon, Anolis u. a. gefunden werden, Sieben 
andre, hinter ihnen gelegen, sind in Form ähnlich , aber aus je zweien 
durch Ligamente in ihrer Mitte so verbunden, dass sie in 14 Knochen 
zerfallen. Diese letzten Bauchrippen waren an ihren 2 Enden mit ei- 
nem knöchernen Griffel oder Ansatz versehen, welcher mit der innern 
Hälfte seiner Erstreckung auf jener äusseren Rinne befestigt war, so 
dass Sie mit ihren Ansätzen den kleinen Abdominal - Rippen der Kroko- 
dile sehr ähnlich sind. Demzufolge war die untere Bauchgegend lang 
erstreckt und das Brustbein konntenur kurz seyn 5; die untere Bauchwandbe- 
stund aus 49 [?] Knochenstücken mit einer Anordnungsweise , wie bei 
gewissen Eidechsen und den Krokodilen. — ‚Von den gewöhnlichen 
Seiten - Rippen hat man viele Bruchstücke , aber nur eine ziemlich voll- 
ständige gefunden ; allen übrigen mangelt wenigstens das Wirbel-Ende. 
Doch lassen sich dreierlei Formen erkennen: zylindrische,, dreikantige 


und flache. Die meisten zeigen an ihrem hinteren Rande, einige Zoll 
vom unteren Ende entfernt, einen rauhen Eindruck von etwa 1° Länge, 


die Anfügungsstelle eines Stückes, wie es als rückwärts gehender Fort- > 


satz bei lebenden Krokodilen, beim Teleosaurus und bei den Vögeln 
vorkommt. Aus Allem aber erhellet, dass bei diesem Thiere der Rippen- 
Apparat zusammengesetzter gewesen seyn müsse, als bei irgend einem 
andern bekannten fossilen oder lebenden. 

Ein langes gebogenes Knochenstück scheint dem Becken angehört 
zu haben. 

Das Schenkelbein ist ungeheuer gross und von der rechten 
Seite, aber in mehreren nicht genau zusammenpassenden Theilen erhal- 
ten worden; es muss wenigstens 24‘ lang gewesen seyn. Sein obres 
Ende jedoch ist wohl erhalten, aber von ganz andrer Bildung, als bei 
allen bekannten lebenden oder fossilen Krokodilen und Eidechsen,, ins- 
besondere als bei Megalosaurus (Cuv. oss. V, ı1, pl. xxı, fg. 18, 19). 

Das Wadenbein, die Handwurzel- undMittelhand-Knochen 
haben eine dem vorigen entsprechende Grösse und sonder Zweifel ihre 
eigenthümlichen Merkmale, die sich aber in dem ge aus der Ori- 
ginal-Abhandlung nicht hervorgehoben finden. | 

Die Klauen-Beine der Hinterfüsse haben Ähnlichkeit mit denen 
der Krokodile, doch liess sich ihre Gesanımtzahl nicht genau ermitteln. Die 


anderen Phalangen sind ebenfalls denen der Krokodile ähnlich, doch kürzer, 


Der linke Humerus, Radius und Kubitus sind wohl erhal- 
ten, zeigen aber, ausser der dieser Theile überhaupt, keine Ähnlichkeit 
mit denen lebender Reptilien. Der Humerus ist nur halb so lang und 
dick, als der Femur; Radius und Kubitus stehen zu ersterm im Verbält- 
niss , so dass die Vorder - Extremitäten , gegen die hinteren genommen, 
auffallend kleiner gewesen seyn müssen, als bei den lebenden Reptilien; 
jedoch auch bei anderen fossilen Arten aus der Gegend von Caen 
findet dieses Statt, hauptsächlich beim Teleosaurus, dessen Hinter- 
beine wohl entwickelt sind, während die vorderen nur als Rudimente 
erscheinen. 

Von den zwei vorderen Phanlangen ist am Klauen-Gliede 
der von Nagel umschlossene Theil wohl erhalten und viel stärker gebo- 
gen, als an den hinteren. 

Das Thier hielt also das Mittel zwischen Krokodilen und Eidech- 
sen, besass die Grösse des Megalosaurus, von welchem man schon 
einige Jahre früher ein schönes Zahn-Fragment im nämlichen Kalke bei 
Quilly gefunden hatte, scheint sich aber auch von diesem in den Wir- 
bein und dem Schenkelbeine (den einzigen vergleichbaren Theilen) we- 
sentlich zu unterscheiden. Vielleicht gehörten ihm die grossen, hoh- 
len, kegelförmigen, erhaben gestreiften Zähne au, welche man zu wie- 
derholten Malen schon einzeln im nämlichen Kalke von Caen gefunden 
hat. Der Verf. nennt es Poecilopleuron Bucklandii, um im Ge- 
schlechtsnamen den Haupt - Charakter, die Manchfaltigkeit der Rippen 
(von roıxi\os und nAEvVpov) auszudrücken. 


— 101 — 


‚Diese Knochen waren in fast 100 Kubikfuss Steinmasse zerstreut 
und musste mühsam und einzeln herausgearbeitet und durch drei Mo- 
nat lange Anstrengung gereinigt, untersucht, geordnet, abgebildet und 
beschrieben werden; manche andre sind dabei in die Brüche gegangen. 
Einer der Gabelknochen der Schwanzwirbel zeigte eine beträchtliche 
Exostose, einer der hinteren Phalanzen war theilweise durch Caries zer- 
stört. Zwischen den Rippen lagen abgerolite kleine ‘Quarzstücke , wel- 
che dem Kalkstein offenbar fremd sind und zweifelsohne , wie es auch 
lebende Krokodile etc. thun, der Verdauung wegen vom Thiere ver- 
sehlungen worden und so in den Magen zwischen die Rippen gelangt 
waren, in Gesellschaft eines Cestracion-Zahnes, der wohl auch von 
der Nahrung des Thieres abstammt. 

Das Gestein ist der schlechthin so genannte Calcaire de Caen, 
arm an Versteinerungen, unter welchen der Verf. nur Ammonites 
giganteus Sow., Belemnites hastatus Bramv., Nucula nu- 
cleus n. sp., Avicula digitata n.sp. und Mya scripta Sow., zu 
bestimmen vermochte. 


R. A, Pustieri: Enumeratio molluscorum Sieiliae cum vivenlium, 
tum in tellure tertiaria fossilium, quae in itinere suo observavit. 
XIV et 267 pp. cum XII tab. lithogr. in 4° (Berolini 1836). Der 
Verf. hat sich, mit dem verewigten Frıepr. Horrmann und mit ArNoLD 
Escher voN DER Lint#, vom Septeniber 1830 bis April 1832, also über 
14 Jahre in Sicilien aufgehalten, um die Mollusken des Landes wie des 
Meeres, die noch lebenden und die fossilen tertiären zu sammeln, die 
Gehäuse, wie deren Bewohner zu studiren, und die lebenden mit den 
fossilen zu vergleichen. Das Resultat dieser Studien ist es, welches er 
uns bivr mittheilt: auch hat er selbst diejenigen Konchylien - Arten, oft 
mit den Thieren, von welchen noch keine guten Abbildungen in leichter 
anzuschaffenden Werken vorhanden gewesen, lithographirt, so dass die 
zahlreichen Abbildungen bei diesem Werke — an 270 Arten — hiedurch 
einen doppelten Werth erlangen. 

"Was die lebenden Arten des Mittelmeeres betrifft, so hatten wir bis jetzt 
hauptsächlich die stümperbaften Beschreibungen und einige Abbildungen 
von Rısso über die bei Nizza vorkommenden Arten (1826), den Ka- 
talog von Payraunpkau nebst vielen guten Abbildungen über die Corsi- 
schen Arten (1826), die von Costa über die Sizilianischen (1829), die 
illuminirten Abbildungen in der Description de !’Egypte und ganz neuer- 
lich die guten Beschreibungen von Desnarzss mit vielen: illuminirten Ab- 
bildungen in der Expedition scientifique de Moree (1836), welche der Verf. 
hoch nicht benutzen konnte, so wie Contraımne’s Arbeiten. Costa hatte 358, 
PayrauDEau 356 lebende Arten gesammelt, der Vf. gibt deren über 500 (alle 
ohne die mikroskopischen Polythalamien), mithin bei weiten die vollstän- 
digste Übersicht. Die fossilen tertiären Arten Sizisiens waren bisher noch 


— 102 — 


nicht eigens gesammelt und beschrieben worden; doch stimmen sie im 
Ganzen sehr mit den subapenninischen überein, deren Beschreibung und 
Abbildung Broccnı geliefert, und welche Referent mit den ältern ter- 
tiären zusammengestellt und aufgezäblt hat, 722 an Zahl , womit haupt- 
sächlich verbunden werden muss, was Rısso a. a. O. von Nizza, Mar- 
 CEL DE SERRES aus Süd-Frankreich und Desnayes a. a. O. aus Morea 
bekannt gemacht haben. Der Verf. nun sammelte 350 tertiäre Ar- 
ten in Sizilien, eine Zahl, welche mit der der lebenden fast gleich 
ausfällt, wenn man die vielen lebenden Land - und Süsswasser-, so wie 
die nackten Mollusken beseitigt. Auch bei ihrer Bearbeitung hat er 
leider das Werk von Desnayes noch nicht benützen können. 

Da dem Verf. auf einer längern, zu diesem Zwecke unternommenen 
Reise ein fortgesetztes Studium der Gegenstände, die Benützung vieler 
beachtenswerthen Privat- und öffentlichen Sammlungen und ausgezeich- 
nete literarische Hülfsmittel vergönnt waren und ein grosser Fleiss sich 
in der ganzen Ausarbeitung nicht verkennen lässt, so kann das Werk 
als eines der allerbeachtenswerthesten Erscheinungen zum Studium. der 
jüngeren Formationen Europas angesehen werden. Es beweiset ferner 
einen Reichthum des Mittelmeeres an lebenden Mollusken-Arten, den man 
noch vor nicht sehr langer Zeit nicht geahnt hatte, wesshalb sich auch 
gewisse frühere Ansichten über das Verhältniss der tertiären Europäi- 
schen Meere zu den jetzigen immer mehr als ungegründet erweisen. Auch 
werden hier für manche tertiäre Arten die lebenden Analogen entweder zum 
ersten Male, oder richtiger als bis jetzt, nachgewiesen. Die allgemei- 
nen Resultate aus dieser Arbeit hat der Verf. bereits selbst in diesem 
Jahrbuche (1834, S.516—520) in gedrängter Weise mitgetheilt, und er erregt | 
die Hoffnung solche vielleicht noch ausführlicher zu bearbeiten. Des 
Details aber ist zu viel, um hier auf einen weiteren Auszug aus dem- 
selben eingehen zu können; auch war uns die Zeit noch nicht vergönnt, 
das Werk in dieser Absicht aus kritischem Gesichts-Punkte zu studiren, 
dessen Anzeige wir dem ungeachtet nicht verzögern zu dürfen glaubten. 


L. Acassız: Notitz über die Fossil-Reste des Kreide- 
Gebildes im Neuchateler Jura (Memoir. d. Neuchät. 1836, I, p. 126— 
145, pl. XIV). Der Verf. beschäftigt sich in dieser Iten Abhandlung nur 
mit den Echinodermen, findet aber überhaupt nicht , dass die er- 
wähnten Schichten *) wie einige Geologen glauben, ein Gemenge von Jura- 
. und Kreide-Versteinerungen enthalten. Er beschreibt ausführlich : 

1. Holaster *) complanatus Ac. 128, fg. 1. (Lane ; — Bours. 


) Vergl. die Abhandlung von MoxztmouLın über dieselben, die wir pag. BO im Auszug 
mittheilten. D. R. 
**) Über die neuen generischen Namen gibt eine andre Abhandlung des Verfs. Re- 
''ehenschaft, wovon wir einen Auszug in diesem Jahrbuch nachliefern werden. D.R. 


=. m = 


fg: 328, :329, 830, 343 u. a.: — Echinus Spatangus Breyn Echin. 
tab. V, fg. 3, 4; — Echinus complanatus Lin. ed. Gmer.; — Spatangus 
Helvetianus Derr.; — Spatangus retusus Lame. hist.; GouDr. Verstein., ; 
— Spatangus complanatus Bramv; — Spatangus argillaceus Puntr. 
Geol. Yorksh. pl. 2, fg. 4). Zumal im oberen Theile der Mergel. 

2. Nucleolites lacunosa Goupr., Ac. 132 (Bovre. fg. Bun 
332). In den Mergeln. 

3. Nucleolites Olfersii Ac. 133, fg. 2, 3. Vorigem ähnlich. 
‚4. Echinolampas Montmollini Ac. 134 fg. 4, 5, 6 (Chelonite 
Boure. fg. 352). In den Mergeln, wie im gelben Kalke zu Chätillon, 
Vauxseyon, Hauterive und la Brevine. 

5. Echinolampas productus Ac. 135, dem Ech. Kleinii 
ähnlich, Aus dem obern Theile des gelben Kalkes am Mormont bei 
Lasarraz. 

6. Echinolampas minor Ac. 136. Kerne vom nämlichen Fund- 
ort aus den obern Schichten des gelben Kalkes. 

7. Catopygus obovatus Ac. 136. Mit vorigem, unvollständig. 

8. Discoidea macropyga Ace. 137, fg. 7, 8, 95 dem Gale- 
rites depressus Lamk. ähnlich (Boure. fg. 334, 335). In Mergeln zu 
Hauterive. 

9, Diadema ornatum Ac. 139 (Cidarites ornatus GoLDr. 
123, Tf. 40, Fg. 10; Bourc. fg. 338). In blauen Mergeln, etwas klei- 
ner, als bei GoLpruss. 

10. Diadema rotulare Ac. 139, Fg. 10, 11, 12 (Bourc. 336, 
337, 339, 340, 345, 346). Gemein, zumal in den Mergeln, bis 10° 
breit. | 

11. Salenia peltata Ac. 140, Fg. 13--15. Von L. Covron im 
obern Theile des gelben Kalkes am Mormont, — auch längs des Mer- 
dasson gefunden. | 

12. Cidaris vesiculosa Gorpor. Stacheln in den obern Thei- 
len des gelben Kalkes zu Neuchatel und am Mormont sehr häufig. 

13. Cidaris celunifera Ac. 142, Fg. 16 — 18 (Bourc. 364). 
Stacheln, denen von C, glandifera ähnlich, sehr häufig im gelben Kalk 
am Mormont und Mail. 

14. Arbacia granulosa Ac. 142 (Echinus granulosus 
Münsr., Gorpr, 125, Tf. 49, Fg. 5). Im gelben Kalk am Mormont. 

15. Goniaster porosus Ac. 143, Fg. 19—21. Randtäfelchen, 
in blauen Mergeln überall gemein. 

16. Goniaster Couloni .. 144, Fg. 22 — 24. Desgl. zu 
. Hauterive und am Roc. ' 


Quenstept: über die Enkriniten des "Muschelkalks 
(Wızsem. Arch. 1835, Il, 223—228). Unter 35 der schönsten , theils 


—. Wi 


offeuen, theils geschlossenen Kronen des Encrinitesliliiformis v. 
Scart. (E. moniliformis Mırr.) findet sich auch eine, die nach ge- 
nauerer Untersuchung, wenn nicht eine Monstrosität, eine zweite Art 
bilden dürfte, wofür Q. vorschlägt den Namen: in 

1. Ecrinites Schlotheimii (Tf. IV, Fg. 1). Yohliorem dreh- 
runden Stiele ist nur noch das obere Ende 0,’'7 lang übrig, das ‚über 
30 Trochiten zählt, wovon 5 mit den übrigen abwechselnde dicker und 
breiter hervorstehen. Becken unsichtbar. Erste und zweite Rippen- 
Glieder und das Schulterblatt - Glied wie gewöhnlich ; doch an letztrem 
die eine (liuke) seiner zwei obern Gelenkflächen breiter als die andre; 
Die schmale trägt wie gewöhnlich, ein Arm- und darauf ein Handwurzel- 
Glied, worauf sich zwei Hände setzten, die sich in zwei (wahrschein- 
lich mit Tentakeln versehene) Finger theilen. Die breite trägt auch ein Arm- 
und darauf ein Handwurzel - Glied, deren linke Gelenkfläche aber auch, 
wie an der Skapula, breiter ist, als die rechte, und nun noch zwei ein- 
geschobene Glieder aufeinanderträgt, auf deren obrem erst die zwei- 
fingerigen Hände sitzen, während sich die rechte Gelenkfläche normal 
verhält. Die Skapula trägt mithin rechts einen zwei-, links einen drei- 
händigen Arm. Ebenso verhält sich die zweite Skapula, links von dieser; 
ebenso die dritte, ihr zur rechten, nur dass an ihr die breiteren Flä- 
chen mit den eingeschobenen Gliedern nicht links, sondern rechts befind- 
lich sind. Die vierte und fünfte Skapula lässt sich nicht beobachten: 
sie würden vielleicht zu einer Unterscheidung von vorn und hinten bei 
diesen Thieren leiten, Diese Krone nähert sich auf diese Art schon et- 
was den Pentacriniten und ist kleiner, als bei Ener, liliiformis, 
nur 1°‘ dick und etwa 2’ Preuss. lang. Die Gelenkflächen der Trochiten 
sind unbekannt. Dieses Fossil stammt der Etiquette zu Kalae vom 
Heinberg bei Göttingen. 

2. Encrinites dubius (Tf. IV, Fg. 2). In ScuLornzıms Samni- 
lung findet sich ein gegen 5°’ langes, schönes .Säulenstück auf. eharak- 
teristischem Muschelkalk, zwischen Friedrichrode und W aitershuugen 
im Gothaischen gefunden, das ScurLotnem als:Pentacrinites vul- 
garis bezeichnet und wovon er ein Glied in seiner Petrefakten - Kunde 
11, Tf.xxıx, Fg. 2 freilich sehr schlecht abgebildet hat. Es ist fünfkantig, 
seine Seiten sind oben stark vertieft, nach unten werden sie flächer 
und dürften sich weiter gegen die Wurzel hinab sogar gewölbt haben. 
Alle 0,4 befindet sich daran ein Trochit, welcher höher als die 
8—10 dazwischen liegenden Glieder und mit 5 runden, über 1 
langen Seiten- Armen versehen ist. Die unteren Glieder ‘der Säule 
nehmen an Breite, die der Arme an Länge zu; jene tragen auf ihren 
Gelenkflächen die Zeichnung wie bei den Pentacriniten, diese ha- 
ben nur eine erhabene Queerlinie darauf. Sie stimmen genan mit de-, 
nen des Pentacrinites dubius Gorpr. überein und liegen zu Rü- 
dersdorf mit denen von Encrinitesliliiformis und wit Zähnen von 
Dracosaurus Bronnii in grosser Menge beisammen, und gehen dort 
selbst bis in die Nagel-Schichte hinab, welche durch ihre Stylolithen 


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— 105 — 


ausgezeichnet ist, die dem Verf. nur als wnorganische Absonderun- 
gen erscheinen, wie er nächstens weiter auseinandersetzen will. Ähn- 
liche Glieder aus andern Gegenden Thüringens, ebenfalls in Muschel- 
kalk, sind noch viele in Senzornerm’s Sammlung. Endlich hat von Dr- 
CHEN diese Art im Schlesischen Muschelkalk entdeckt. Die scharfe 
Abgrenzug des Muschelkalkes vom Jura- Gebilde überhaupt macht es 
dem Verf. wahrscheinlich, dass diese Säulenstücke , obschon denen der 
Pentakriniten ähnlich, doch einem andern Geschlechte und zwar den 
auf den Muschelkalk beschränkten Enkriniten angehört haben, wess- 
halb er sie mit dem Namen Encrinites dubius bezeichnet, 


3. Herr von Decuen hat aus den: Schlesischen Muschelkalke auch 
solche Trochiten, deren Gelenkflächen die Zeichnungen der Apioeriniten- 
Glieder haben: vielleicht gehören sie zu Encrinites Schlotheimii. 


Eurengere: Notiz über fossile Infusorien (Sitz. der 
Berliner Akademie, 1836, 27. Juni > YInstit. 1836, 271 — 272 und 
Wıesm. Archiv für Naturgeschichte 1836, III, 333 — 336), Ein Stück 
Kieselguhr oder erdiges Kiesel-Hydrat, welches man in den Torfmooren 
zu Franzensbad in Böhmen findet, wurde vom Porzellan - Fabrikanten 
Fıscher in Carlsbad an den Verf. mit dem Bemerken gesendet, dass 
ihm solches aus den geglüheten Skeletten einiger Navicula-Arten zu 
bestehen scheine. 


Eurenweres mikroskopische Untersuchung bestätigte diese Ansicht: 
dieser Kieselguhr besteht fast ganz aus wohlerhaltenen Navikulen mit 
einigen Bacillarieen. Die durchscheinende Beschaffenheit der kiese- 
ligen Schaalen und der Mangel aller organischen Materie darin macht 
auch die Einwirkung eines starken Feuers wahrscheinlich ; da aber fast 
die ganze Masse aus N. viridis besteht, welche in den Sümpfen um 
Berlin so häufig ist, so ist, gegen Fıscher’s Ansicht , die Entstebung 
dieser Materie auf dem Meeresgrunde nicht wahrscheinlich. Auch im 
Torfe dortiger Gegend erkennt man leicht die Naviculae mit einigen 
andern Arten des Süsswassers, jedoch vergesellschaftet mit einer vorherr- 
schenden Menge ganz fremder Formen. Das von Krarrora analysirte 
Exemplar Kieselguhr von Isle de France und ein ebenfalls von ihm her- 
stammendes von Santa Fiora in Toscana, welche im Berliner Mineralien- 
Kabinet niedergelegt sind, bestehen ganz aus Bacillarieen, den 
noch lebenden Arten fast durchaus ähnlich, und aus einigen Spiculae 
von See- und Süsswasser-Spongien, fast ohne alles Bindemittel. Schon 
1834 hatte E. die Akademie benachrichtigt, dass H, Rose und er Kürzıngs 
Entdeckung bestätigt hätten, dass nämlich die Panzer derBacillarieen 
ganz aus Kieselerde bestehen, so dass jene Fossilreste nur als unmittel- 
bare Überbleibsel dieser Infusorien zu betrachten sind. Ferner hat E. 
seit mehreren Jahren beobachtet, dass die ockergelbe Substanz , welche 


— 106 — 
sich auf dem Grunde mancher Bäche und Gruben oft in grösserer Mäch- 
tigkeit absetzt und in der Hitze sich wie Eisenoxyd röthet, in ihren 
Massetheilchen die Form einer Bacillariee darbiete, welche er als 
Gaillonella ferruginea (Taf. X) abgebildet und beschrieben hat. 
Im Besondern hat derselbe bisher fossil entdeckt: 

A. im Kieselguhr von Franzensbad lauter B ee 
nämlich: 1. Navicula viridis die Hauptmasse bildend, von ungleicher 
Grösse, selbst bis zu 4 Linie Länge, 2. N. gibba, 3. N. fulva, 4. N. 
librile, 5. N. striatula, 6. N. viridula, 7. Gomphonema pa- 
radoxum, 8 G. clavatum, 9. Gaillonella varians, welche 
alle ihren lebenden Analogen gänzlich gleichen , und wovon nur 5 und 
6 dem Salzwasser angehören. 

B. In den Torfmooren von Franzensbad ebenfalls nur Bacilla- 
rieen: Navicula granulata als vorherrschende und lebend 
nicht bekannte Form, 2. N. viridis, 3. Bacillaria vulgaris, 4. 
Gomphonemaparadoxum, 5. Cocconeis undulata, wovon 
diese vier noch lebend vorkommen , aber nur die letzte sich in Salz- 
wasser findet. 

C. In Bergmehl von Santa Fiora, durch Kıırrora analysirt, auch 
nur Bacillarieen: 1. Synedra capitata, eine sonst nicht be- 
kannte, die Hauptmasse bildende Art, 2.S. ulna, 3. Navicula librile, 
4. N. gibba, 5. N. viridis, 6. N. capitata, 7. N. Zebra, 8. N. 
phoenicenteron, 9. N. inaequalis (alle noch in Süsswassern 
lebend), 10. N. viridula (aus Salzwasser), 11.N. granulata, 12.N, 
follis (beide sonst unbekannt), 13. Gomphonema clavatum, 14. 
G. paradoxum, 15.G. acuminatum (alle aus Süsswassern bekannt), 
16. Coceonema cymbiforme (dgl.), 17. Cocconeis undulata 
(aus Salzwasser), 18. Gaillonella Italica (neue Art); auch-Spi- 
culae einer Spongia oder Spongilla, Endlich: { | 

D. In Kıarroru’s Kieselguhr von Isle: de France ebenfalls: nur 
Bacillarieen, als: 1. Bacillaria vulgaris? die Masse haupt- 
sächlich zusammensetzend , noch im Meere lebend , 2. B. major (neu), 
3. Nav. gibba (noch lebend in See- und Süss-Wassern), 4.:N. neue Art, 
5. N. bifrous. Nur in diesem Minerale dominiren die marinen Arten. 


Eurengeres weitere Beobachtungen über fossile Infu- 
sorien (ibid. 30. Juni > VInstit. 273). Alle vom Verf. untersuchten 
schieferigen Tripel und Polirschiefer, welche zum Theil vom Harz kommen 
sollen, aber wahrscheinlich alle vom Kritzschelberge bei Bilinin Böhmen 
herstammen, wo mächtige Schichten daraus bestehen, sind fast ganz aus 
Gaillonella distans, einer neuen Art, in Gesellschaft von Podo- 
sphenianana, einem neuen Genus, von Navicula scalprum? 
und von Baeillaria vulgaris zusammengesetzt, welche letzteren 
zwei in Salzwasser noch lebend vorkommen. Der Polirschiefer enthält 


— 17 — 


noch Pflanzen- Abdrücke und Leuciseus papyraceus Bronn. — 
Der Menilit enthält nur undeutliche Spuren von Gaillonella 
distans. Diese Art hat höchstens z4; Linie Länge, nur selten ist 
sie noch etwas grösser, und ein Kubikzoll jenes Schiefers enthält we- 
nigstens 21,000 Millionen solcher Thiere. 


Dusırvın hat Eurengerg’s Beobachtungen an Polirschiefern von 
Bilin wiederholt und bestätigt. Er beschreibt die Thierchen ausführli- 
cher , welche denselben zusammensetzen. Sie haben 0,010 bis 0,016 
eines Millimeters Breite und erscheinen in Form gegliederter Walzen- 
förmiger Röhren aus aneinander gereiheten, etwas flach gedrückten 
Ringen gebildet, deren jeder eine äusserst dünne Scheidewand darbietet. 
Die übrigen Polirschiefer in den mineralogischen Sammlungen zu Paris 
bieten unter dem Mikroskope nur kleine Kieselkörnchen dar ohne orga- 
nische Spuren. Die Schiefer von Bilin und Santa Fiora scheinen dem 
Verf. sehr neuen Ursprungs und etwa wie die Niederschläge des @ey- 
sers entstanden zu seyn (U’Instit. 1836, IV, 245). 


Ds Bresısson: über die kieseligen Decken der Infusorien 
(2’Inst. 1836, IV, 378). Der Verf. hat am 14. Nov. der Französischen 
Akademie Nachricht von seinen Versuchen über die Diatomeen- 
Familie der Infusorien mitgetbeilt. Am meisten beschäftigte er sich 
mit Fragilaria pectinalis, die aus flachen oder schwach rinnen- 
förmigen Fäden besteht, welche an ihren dicht gedrängten Gliederungen 
leicht entzweibreehen. Im Wasser eutwickelt sie sich in Form röthlich- 
brauner Flocken; getrocknet wird sie zu einem blättrigen, grünlich- 
weissen, sehr glänzenden Staube, der sich zart anfühlt, wie der schup- 
pige Talk von Briangon. Vor dem Löthrohr behandelt, verbrannte 
zuerst etwas fettige Materie aus dem Zwischenraum der Decken. In 
der Weissglühhitze verbreiteten diese Theile einen ausserordentlichen 
(Krystall-) Glanz. Nach dem Erkalten unter dem Mikroskop untersucht 
ergab sich, dass diese nur „4, Millimeter dicke Fäden durch jene Hitze 
nicht die mindeste Form - Änderung erfahren. Die Gliederchen oder 
Fächerchen waren leer geworden, aber die zartesten Streifen hatten 
sich wie im Leben erhalten. Die Kalzination im Schmelztiegel ergab 
dasselbe Resultat. Die vorher grünliche Masse war weiss geworden, 
trocken, rauh anzufühlen, durch Salpetersäure unangreifbar. Sie war 
reine Kieselerde, wie auch daraus hervorging, dass, mit Kali - Hydrat 
geschmolzen, sie ein in Kali lösliches Glas gab. 

Viele Arten von Melosira, Diatoma, Gomphonema, Frustu- 
'lia eben so behandelt, gaben dasselbe Resultat: alle lieferten, ohne 
sich zu entformen, eine weisse staubartige Materie, die sich ganz wie 


ni VE 


Tripel verhielt. Enrensere’s Navicula viridis gibt nach der Kal- 
zinirung einen weisslichen Staub, der unter dem Mikroskope sich ganz 
übereinstimmend zeigt mit dem Kiesel- Niederschlag von Franzensbad. 
Die Arten der durch Kürzıng von den Diatumieen abgesonderten Des- 
midaceen- Sektion verbielten sich dagegen sehr abweichend, und 
erwiesen eben auch hiedurch das Gegründete dieser Trennung. — Tur- 
rın bestätigte den grössten Theil dieser Beobachtungen. 


Dr. Muıver fand fossile Infusorien nicht im Kieseltuff über 
Hornstein in der Braunkohlen - Formation von Rott im Siebengevirge ; 
nicht in der schieferigen Braunkohle vom Stösschen bei Linz am Rhein 
(Rheinland - Westphalen I, 339); nicht im faserigen Holzopal von Lei- 
mersdorf an der Ahr, noch in Kieselguhr von Island; wohl aber im 
Polirschiefer vom Habichtswald in Hessen, der fast ganz daraus zusam- 
mengesetzt war. Sehr schmale Navieulae 5‘ lang (N. graeilis) 
fanden sich vorwaltend in Gesellschaft von noch kleineren Arten desselben 
Geschlechts, von Bacillariae, Synedrae u. s. w. (Frorızrs Notiz. 
1836, L, 54). 


SCHMERLING: über Kunst - Erzeugnisse in den Lütticher 
Knochenböhlen (Bullet. geol. 1835, VI, 170—173). 1) In der 
Höhle von Chokier, links an der Wand zwischen Rhinozeros- Gebeinen, 
lag ein grob dreikantig zugeschnittenes Knochenstück, auf den Seiten 
wohl polirt, an der Basis von einem künstlichen Loche mit ungleichen 
und abgerundeten Rändern schief durchbohrt, das vielleicht einmal als 
Zierrath gedient haben mag. — 2) In der Höhle von Enyis, welehe 
einen Menschel - Schädel u. a. Gebeine geliefert , ist ein zugespitztes 
Knochenstück vorgekommen , woran man die Spuren des Schneide: 
Instrumentes wohl erkennt. Es hat die Form einer Nadel und mag 
zum Bohren gedient haben. An der Basis ist es von Stalagmit umhüllt; 
es scheint von einem Fisch herzurühren. — 3) In der Höhle von Fond- 
de- Forest sind einige regelmässig geschnittene, kleine Stücke Horn 
von nicht zu bestimmender Tbhier - Art vorgekommen. 4) Endlich ent- 
halten mehrere Knochen - Höhlen Feuerstein - Stücke von regelmässiger 
und gleichartiger Form, und zwar in einiger Häufigkeit, wenn sie auch 
viele Knochen einschliessen. Ihre Länge und Breite sind veränderlich; 
sie besitzen eine ebene und eine dreikantige Seite, deren Flächen von 
fast gleicher Grösse und deren äusseren Ränder scharf, die Enden stumpf 
sind; vielleicht sollten diese Steine dazu dienen, Pfeilspitzen und Messer 
zu machen. — Es ist nicht möglich, dass diese Kunst- Erzeugnisse erst 


nach der Ausfüllung der Höhlen in dieselben gelangt und mithin (wie 


u a u 2 TE a a Sr = a ee a DE a ae te 


— 409 — 


die Menschenknochen auch) neueren Ursprungs seyen, als die Knochen 
der ausgestorbenen Thiere [welehe aber zweifelsohne sich auf sekundä- 
rer Lagerstätte befinden. Ba.]. 


Duvernoy: fossile Knochen vom Bastberg bei Bourwiller 
(Strasburger Akad. 1836, 15. Juni > Institut 1836, IV, 345). Bis 
jetzt man das Genus Lophiodon von Tapir nach den Zähnen unter- 
schiedoi, den Schädel des ersten aber noch nicht gekannt. Ein solcher 
hat sich kürzlich mit andern Lophiodon - Resten im Süsswasserkalk zu 
Bouxwiller gefunden. Er scheint etwas zerdrückt, die Nasenbeine 
fehlen, aber die Stellung der sehr weiten, fast bis zum Scheitel rei- 
chenden Schläfengruben ist das unterscheidenste Merkmal zwischen diesem 
und dem Tapir- Schädel. Die Backenzähne sind noch wohl daran er- 
halten. 

Von gleichem Fundorte stammt ein Kieferstück mit 2 Backenzähnen, 
deren einer 5, der andere 4 in zwei Queerjoche geordnete Höcker 
besitzt, und welches von einem Thiere aus dem Schwein-Geschlechte, 
kleiner als das Pekari herstammt. Auch den Eckzahn eines Schweines 
hat der Verf. von dort erhalten. 


Nyst und Gareorrı Notiz über ein neues Konchylien- 
Geschlecht aus der Familie der Arcaceen (Bull. d. V’Ac. r. 
de Brusell., 1335, Il, 287—296, u. 348). Dieses bereits von Desnayzs als 
solches angedeutete Genus ist aus einer Anzahl bisheriger Pectu neu- 
lus- und Nucula-Arten gebildet, welche sich durch eine dreieckige 
Schlossband- Grube (daher der Name, von zpeıs, yovıa und Aoılos — 
Dreieck-Grube) von der Form wie beiPecten oder Mya, welche in der 
Mitte in oder unter der Zahn-Reihe liegt, und durch den Mangel der 

winkeligen Anheft-Livien für ein äusseres Schlossband auf dem Schloss- 
"felde unter den Buckeln auszeichnen. Die Arten zerfallen in zwei 
Reihen, inPectunculaceen undin Nuculaceen, je nachdem sie aus 
einem jener beiden Genera entnommen sind. In der lebenden Schöpfung 
werden beide Gruppen, jene durch Pect. multistriatus Des#. vom 
Rothen Meere, diese durch Arca (Nucula) minuta Lim. Brocch., 
'N. pella, N. Nicobarica, N. rostrata repräsentirt. Die fossilen 
Pectunculaceen sind Pect. granulatusLmk., P. auritoides GuzeorTtı, 
P. auritus Brocent, P. scalaris Sow., P. nanus Desn., P. lima 
Gar., PP.nuculatusLm«., alle tertiär; dannNuculaDeshayesiana 
Ducuust., N. striata, N. acuminata, N. minuta, N. nitida, N. 
mucronata, N. emarginata, N. deltoidea, N. laevigata, N. 
amygdaloides, N. palma, N. lanceolata; und noch eine Anzahl 
‚zweifelhafter Arten aus beiden Aktheilungpik 


—- 10 — 


' "CHaupruc DE Üruzannes: über eine antediluvische Kno- 
chen-Ablagerung zu la Soute bei Pons, Charente inferieure, vor- 
geles. b. d. Paris. Akad. 1834, 19. Mai (2’Institut 1834, Il, 165—166). 
Unter einer 6° dicken Dammerde - Schichte liegt eine weiche, Kreide- 
artige Bank mit mehreren Kalkstein-Stücken, welche an ihrer Nordseite 
7'. dick ist, gegen Süden aber sich verliert und mit 4 Toisen Erstreckung 
aufhört. Darunter folgt eine horizontale Wechsellagerung von lehmiger 
und von sandiger Erde, welche ockerfarbig und weiss geadert ist und harte 
Kalk - Geschiebe und die Knochen enthält. Sie hat nirgend über 3’—4' 
Mächtigkeit, und ruht auf einer horizontalen Ablagerung loser Fels- 
blöcke. Die Knochen sind sehr zahlreich, stammen von Ochsen, 
Pferden, Wölfen, riesenmäsigen Elephanten, einem grossen 
Tiger, mehreren Nashornen; Hippopotamen, Hirschen und vie- 
len Nagern, als Haasen, Kaninchen, Ratten u. s. w. Auch 
solche von Büffeln, Bisonten, Renn- undElenn-Thieren und, wie 
es scheint, von Hyänen kommen vor. Diese Knochen sind wicht ver- 
steinert. Wo sie mit der Kreide zusammenhängen, hängt diese fest an 
ihnen an, während sie selbst weich und zerreiblich sind und es an der 
Luft noch mehr werden. Kunst-Erzeugnisse hat man nicht dabei be- 
merkt. — Zu Bringues (Lot) und zu Pey de ’Aze (Dordogne) hat man 
vor einiger Jahren ähnliche Ablagerungen gefunden. 


Link: über die Thier-Fährten im Hildburghäuser Sand- 
steine (eine Vorlesung bei der Französ. Akademie am 26. Oktober 
1835, Ann. sc. nat. 1835, B, IV, 139 — 141 und Bibl. univers. Science. 
et Arts, 1835, LIX, 395 — 399). Liısk hat im August 1835 drei der 
Steinbgüche untersucht, worin diese Fährten vorkommen (s. Jahrb. 1835, 
S. 230) und im Allgemeinen SıckLer’s u. A. frühere Beobachtungen be- 
stätigt gefunden. Er unterschied vier Arten von Fährten. Bei der 
bereits als der gewöhnlichsten bekannten Art schien ihm das Schnüren, 
das Voreinandersetzen der rechten und linken Extremitäten nicht allein 
in einer geraden Linie, sondern sogar so im Kreutz, dass die Daumen 
nach aussen gekehrt zu seyn scheinen, sehr auffallend, und er schrieb 
es einem Gehen „en-fauchant“ zu. Das Nahebeisammenseyn der Vorder- 
und Hinter-Fährten seye Folge des Gehens im Trott „amble“ [ist falsch! 
vgl. oben]. — Er theilt ferner die Ansicht Münster’s , dass diese Fähr- 
ten von einem Reptile herstammten, weil alle Säugethiere mit abge- 
sondertem Daume Sohlengänger , von den Sohlen aber keine Spuren 
hinter den Abdrücken sichtbar seyen. [Ist auch beim lebender Bären 
nicht der Fall]. Link führt die Batrachier als Beispiele von Reptilien 
mit abgesondertem Daum und oft kleineren Vordertatzen , die Salaman- 
der als Beispiele trottender Reptilien und das Chamaeleon als einzig 
vorkommendes Beispiel von „en fauchant“ gehenden Reptilien an. [Die 
wiederholt aufgestellte Annahme, dass diese Fährten von Reptilien 


» E 


— 11. — 


 abstammen müssen, hat sicher wohl nur den Grund im Hinterhalte, dass 


man bis jetzt keine Säugethier -Reste in so alten Gebirgs - Formationen 
kannte.] Das erhabene Maschenwerk [eine gar nicht so seltene Er- 
scheinung in verschiedenen Sandstein - Gebilden] leitet er von Wurzeln 
oder vielmehr Wurzelstöcken ab, die wie bei Acorus calamus an der 
Oberfläche des Sumpfbodens umherkröchen und, .wie an einem zu Paris 
gesehenen Exemplare von Taxus ausnahmsweise der Fall, sich an den 
Kreutzungs-Punkten regelmässig aufeinander geimpft hätten! 


Die Plastik der Urwelt im Werra-Thale bei Hildburghausen, 
oder C. Kessrer: die vorzüglichsten Fährten-Abdrücke ur- 
weltlicher Thiere im bunten Sandsteine aus den Sandstein. 
Brüchen der Umgegend von Hildburghausen, treu nach der 
Natur gezeichnet und lithographirt, mit einem Vorwort 


herausgegeben von Sıckter, Erstes Heft, 8 SS. in klein fol., 


VII*lith. Tafeln und 1 Karte in doppeltem Formate. Hiüdburgh. 1836, 
klein fol. 

‚Der Text, welcher nur in einem kurzen Vorwort und einer Erklä- 
rung der Tafeln besteht, ist ganz von SıckLer, dessen eben gemeldeten 
Tod wir beklagen; doch dürfte die Herausgabe des 2ten Heftes dieser 
erwünschten Arbeit, deren Hauptsache die Abbildungen sind, darum 
nicht ins Stocken gerathen, womit das Werk dann geschlossen seyn 
würde. Das Vorwort bestätigt die früheren Angaben über die Lage, 
die Höhe, die Schichtenfolge und die Gesteins - Formation in den Stein- 
brüchen, welche diese Fährten liefern (s. Jahrb. 1835, S.231— 232). Es ist 


‚und bleibt bunter Sandstein, wie er an vielen Stellen am Fusse des 
‚dortigen Muschelkalk - Höhenzuges zu Tage geht. Die Karte (schon 
‚eine ältere des Herzogthums Meiningen) wird dienen, sich über die 


Lage der Steinbrüche noch besser zu orientiren. Die Tafeln stel- 


len vor: 


Taf. I, eine 44° hohe und 71’ lange Platte mit Fährten - Reihen von 
Cheirotherium majus S., Ch. minus S$. und noch einer 
dritten Thier-Art (ist ans Pariser Museum verkauft). 

» I, vorzüglich vollkommene Abdrücke der Vorder- und Hinter-Tatze 
von Ch. majus. 

„ DI, andere dergleichen. 

„» IV, desgl. von der Hintertatze: die Nägel abgebrochen, weil sie 
durch die modellirende Thonschicht hindurch bis auf den dar- 
unter liegenden Sandstein gedrungen waren und daher die 
Verwachsung des später auf erstere aufgelagerten Sandsteins 
mit letzterem gestattet hatten. 

a V. Desgl. eine Platte, worauf die 4 Füsse zugleich in ruhender 
Stellung ein wenig geschobenes Viereck bildend, und dann 
wieder die zwei Füsse der rechten Seite voranschreitend er- 


Jahrgang 1837. ) 


-' iR + 
[7 o 
scheinen. Auffallend ist, wie nahe die Vorderfüsse bei den 
Hinterfüssen in der Ruhe gestanden. [Das ist doch auch: oft 
bei sonst langbeinigen Affen der Fall.] Steinbrecher Wanzen 
besitzt diese und eine ähnliche aber minder deutliche Platte 
noch. . R: 

Taf. VI. Beiderlei Tatzen von Chirotherium minus, in mehr aus- 
geführter Zeichnung. , 

„» VI Vier ausgeführte Tatzen‘ der dritten, auf der ersten Tafel 
angeführten Thier-Art, wobei der Daum weder abgerückt noch 
in anderer Richtung befindlich und beiderlei Füsse fast gleich 
sind, nur der voranstehende Fuss etwas grösser ist. 

Hier müsste also entweder der Vorderfuss wirklich grösser ge- 
wesen seyn, als der Hinterfuss, wovon dem Ref. kein Beispiel bekannt 
ist; — oder das Thier ging Pass und überholte dabei den Vorderfuss 
mit dem Hinterfuss; der Passgang ist aber unseres Wissens nur der 
Giraffe und wenig künstlich gebildeten Pferde-Rassen eigen, die jedenfalls, 
sehr weit von diesem Thiere entfernt stünden; — oder endlich das Thier 
setzte den Hinterfuss jedesmal, statt hinter oder in die Vorderfährten 
derselben Seite (wie gewöhnlich) vor den Vorderfuss der entgegenge- 
setzten Seite, was ein sehr starkes Übereinanderwerfen der Beine vor- 
aussetzt. Die Abbildung genügt nicht zu entscheiden, ob jedesmal 
zweierlei Füsse derselben oder entgegengesetzter Seite voreiwander- 
stehen, obschon einige Verhältnisse auf Letzteres hindeuten. 

Es ergibt sich aus diesem Hefte 1) dass bei beiden Chirotherien 
alle vier Finger immer, der Daumen nie mit Nägeln versehen sindz 
2) die Hintertatzen von Ch. majus sind auf Tf. I u. IE = 8” lang, 4 
breit, die vorderen 33° lang und 23°’ P. breit. [Nach den Proportionen der 
Zeiehnung ist die volle Schrittweite fünffach die Länge der Hintertatze.] 


3) Chirotherium minus hat einen bedeutend kleineren, mehr vorn 


und in die Queere stehenden Daumen und weit längere oder schmälere 
Zehen, und eine normale Schrittweite [nämlich zwischen dem rech- 
ten und dem linken Hinterfusse] von 1° 21° Nürnb. Maas besessen. 
[Der Zeichnung zufolge sind seine Hinter - Tatzen nur halb so lang 
und breit, als bei ersterer Art, die Schrittweite aber ist 0,9 so gross als 
dort, oder 8imal so lang als die Hintertatze selbst.] 4) Die Tatzen 
des dritten Thieres haben 24 Länge und 13“ Breite ; die mitteln seiner 
5 Zehen sind eiwa so lang, als die Fusssohlen, und alle spitz durch 
die Nägel; 5) [diese Thiere ferner für Beutelthiere zu halten, bleibt 
kein Grund übrig]. 6) Den Beweiss, welchen Sıcrter bei Taf. IV zu 
führen meint, dass die oft erwähnten Flechtwerke von Pflanzenwurzelu 
herrühren, können wir nicht als bindend anerkennen, 


Fr. An. Rormer: die Versteinerungen der Norddeutschen 
ODolithen-Gebirge. Zweite und dritte Abtheilung, enthaltend neuen 


5 


Titel, Text von S. 65— 68 u. 75—218 u, Tf. I-XVI (Hannover 1836, 

in gr. 4°). Hiermit wäre das Werk, dessen Anfang wir im J. 1835, 

S. 730— 733 angezeigt haben, nicht nur vollendet, sondern auch um 4 

‘ Tafeln über den ersten Plan erweitert und die anfänglichen 12 Tafeln 

(gratis) umgezeichnet, verbessert und wohl lithographirt in den Händen 
des Publikums. 

Die geognostische Gliederung dortiger Gebirgslagen betreffend, so 
benachriehtiget uns der Verf. brieflich, dass er nun mehrere Beweise 
gesammelt, dass der Hilsthon, nicht nach seiner anfänglichen Meinung 
unter, sondern über der ganzen Wealden-Formation liege, was als eine 
doppelt merkwürdige Erscheinung zu betrachten wäre, da die letztre in 
England einige merkwürdige Fossil-Arten (Iguanodon z. B.) mit der 
Kraide gemein hat, wie der Hilsthon manche mit denen der Ooliıhe 
übereinkommende Arten enthält. 

Die Änderungen auf den umgedruckten Seiten 66 und 68 bezwecken 
die Ersetzung der zwei früher angegebenen Placunen, in welchen 
wir Cirripedier-Reste vermuthet, durch eine andere neue Art, Pl, ju- 
rensis, und die Bemerkung, dass die untenfolgende Avicula spondy- 
loides wohl ein wirklicher Spondylus, aber Pecten velatus 
keineswegs der Gorpruss’sche Spondylus velatus seyn möge, 

Das Werk gibt nun ferner die Beschreibung von 

XI Lima: a. aus Lias: 1. pectinoides, 2. duplicata, 3. al- 

ternans, 4. gigantea; b. aus Coralrag: 5. grandis, 6. rigida, 

‘ 7. ovalis, 8. striatula, 9. aviculata, 10. tumida, 11. semilunaris, 

12. fragilis, 13. alata, 14. subantiquata, 15. proboscidea ; c. aus 

Portlandkalk: 16. densepunctata; d. aus Hilsthon: 17. elongata, 18. 
subrigida, 19. plana, 20 striata. 

XU. Posidonias 1. Bronnii, 2 Buchii [scheint wenig Ähnlich- 
keit mit dem Geschlecht zu haben]. 

XI. Inoceramus: 1. pernoides, 2 nobilis, 3. rostratus, 4. el- 
lipticus, 5. cinctus, 6. amygdaloides, 7. dubius, 8. substriatus. 

XIV. Perna: 1. mytiloides, 2. quadrata, 3. rugosa. 

XV. Gervillia: 1. aviculoides, 2. angustata, 3. tetra- 
gona. 

XVIT. Avicula: 1. aequivalvis, 2. macroptera, 3. multi- 
costata, 4. costata, 5. sexcostata, 6. spondyloides, 7. mo- 
diolaris. 

XVU. Pinna: 1. lineata, 2. conica 

XViH. Mytilus: 1. pectinatus, 2. pernoides, 3. jurensis, 4. 
acutus, 5. parvus. 

XIX. Modiola: a in Lias: 1. minima, 2. laevis, 3. Hillana, 
4. ventricosa, 5. depressa; b im Dogger: 6. cuneata; ce in Coral- 
rag: 7. cancellata, 8. bipartita, 9. imbricata, 10. fornicata; 
d in Portlandkalk: 11. subaequiplicata, 12. varians; e in Hilsthon; 
13. rugosa, 14. pulcherrima. 


8 [4 


> IM. = 


XX. Unio: 1. subporreetus, 2. eonv xus, 3. planus. 
XXI Trigonia: 1. navis, 2. clavellata, 3. angulata, 4. hy 
brida, 5. costata, 6. (Opis ?) sexcostata. 

XXIL Nüeula: 1. Hausmanni, 2. Menkei, 3. areuata, 
4. subglobosa, 5. striata, 6. variabilis, 7. rostrata; — 8. gi-. 
gantea, 9. subelaviformis, 10. elliptiea, 11. lacrymaefor- 
mis, 12, inflexa, 13. intermedia, 14. subtrigona, 15. cordata, 
16. aequilateralis, 17. subovalis. > 

XXIU. Arca: 1. liasina, 2. bipartita, 3. lineolata, 4. im- 
perialis, 5. decussata? 

XXIV. Cueullaea: 1. elegans, 2. texta, 3. Goldfussii, 
4. rotundata, 5. Hoffmanni, 6..ovata, 7. parvula, 8. inflata. 

XXV. Isocardia: 1. excentrica, 2. obovata, 3. striata, 4. 
orbicularis, 5. dorsata, 6. parvula, 7. leporina. 

XXVI. Cardium: 1. eduliforme, 

XXVlI. Venus:aaus Lias: 1. liasina, 2. unioides; —b. aus 
Coralrag: 3. carditaeformis, 4. trapeziformis, 5. carinata, 
6. depressa; — c aus Portlandkalk; 7. Brongniarti, 8 nuculae- 
formis, 9. isocardioides[haben zum Theil nur wenig vom Habitus 
dieses Geschlechtes und das Schloss ist unbekannt], 10. acutirostris, 
1l. parvula; — d aus Hilstbon: 12. subinflexa. | 

AXVIOI. Astarte: 1. complanata, Voltzii, 3. striato- 
sulcata, 4. subtetragona, 5. pulla, 6. rotundata, 7. plana, 8. 
curvirostris, 9. sulcata, 10. dorsata, 11. scalaria. 

XXIX. Cyrena: 1. orbicularis, 2. parvirostris, ‘3. 
obtusa, A. fasciata, 5. trigona, 6: sublaevis, 7.mactroides, 
8. lato-ovata, 9. majuscula, 10. caudata, 11. excavata, 
12. elongata, 13. angulata, 14. nuculaeformis. 

XXX. Lucina: 1. substriata, 2. minima, 3. lyrata, 4. plana. 

XXXL Corbis: 1. ?laevis. 

XXXU. Tellina: 1. rugosa, 2. corbuloides, 3, incerta, 
4. ovata, 5. convexa. 

XXX. Amphidesma: 1. rotundatum, 2. recurvum, 
XXXIV. Mactra:1. acuta, 2. trigona, 3. callosa. 

XXXV. Lutraria: 1. gregaria, 2. donacina, 

XXXVI Corbula:1.trigona, 2. rostralis. 
XXXVUI. Mya:1.rugosa. 

XXXVIOIL Panopaea: 1. elongata. 


XXXIX. Pholadomya: 1. ambigua, 2. decorata, 3 litterata, 4. fidi- 
eula, 5. ?ovalis, 6. Murchisonae, 7. angulifera, 8. canaliculata, 
9. decemcostata, 10 complanata, 11. concentrica, 12. paucico- 
stata, 13. hemicardia, 14. acuticosta, 15. orbiculata, 16 Protei, 


17 parvula [einige dieser Arten scheinen uns nur Alters-Verschieden- 
heiten zu seyn]. 


a Me 


XL. Dentalium: 4 eylindricum. 
„  XLI Patella: 4 papyracea, 2 minuta, 3 cancellata, 4ir- 
regularis. 
- XL. Emarginula: i Goldfussii. 

XL. Bulla: A Hildesiensis, 2 suquadrata, 3 spirata, 4 
suprajurensis. 

_ XLIV. Buceinum: 1 laeve, 2 subearinatum, 3 cassidi-. 
' forme, 4 fusiforme, 5 parvulum, 6 sublineatum. 

XLV. Fusus:A minutus, 2 carinatus [existirt schon], 3 cur- 
vicauda. 

XLVI. Potamides: 1 carbonarius. 

XLVil. Cerithium: 4 echinatum, 2 septemplicatum, 3 limae- 
forme, 4 carbonarium. 

XLVII. Nerinaea: 4 Visurgis, 2 Gosae, 3 constricta, 4 tu- 
berculosa, 5 nodosa [ist weder die Vorrz’sche Art, noch überhaupt 
eine Nerinea, da sie keine Falten hat]; 6 Sequana, 7 fasciata [ka 
die Vorrz’sche Art!). 

XLIX. Pteroceras: A Oceani. 

L. Rostellaria: 4 costata, 2 caudata. 
LI. Scalaria: ı Münsteri. 

LIL Pleurotomaria:i tuberculosa , 2 oruata, 3 granulata, 
4 suprajurensis. 

Lill. Trochus: 4 duplicatus, 2 imbricatus, 3 helicinoides, 
4triangulus, 5 diseoideus, 6 grandis, 7 tuberculosus, 8 
minutus, 9 obsoletus, 10 scalaris, 44 jurensisimilis. 

LIV. Cirrus: 4 depressus, 2 cancellatus. 

LV. Turbo: A eyelostoma, 2 quadrieinctus, 3 princeps, 4 
viviparoides, 5 punctato-sulcatus, 6 clathratus. 

LVI. Turritella: 4 quadrilineata. 

LVII. Littorina:4 concinna. 

LVIl. Nerita: A jurensis, 2 pulla, 3 ovata [eher eine Na- 
tica?], hemisphaerica. 

LIX. Natica: A globosa, 2 dubia, 3macrostoma,4 
ventricosa, 5 turbiniformis, 6 ?subnodosa. 

LX. Melania: A striata, 2 Heddingtonensis, 3 lineata, 4Bron- 
nii, 5abbreviata, 6 harpaeformis. 

LXI Paludina:icarbonaria, 2nitida. i 

LXIIL. Helix: 4 pusilla [kaum eine Helix! eher der Anfang 
eines andern grösseren Konchyls?], 2 pisum, 3 expausa (Helicina 
expansa Sow.). 

LXIH. Belemnites: a. Laevigati: 1A breviformis, 2 conulus, 3 
striatulus, 4laevis, 5 inaequalis, 6 subquadratus, 7 sub- 
depressus, 8 digitalis , 9 subelavatus, 10 clavatus, 41 pistilliformis , 42 
pistillum; — b. apice sulcati: 43 tenuis, 14 ornithocephalus, 
45 subaduncatus , 16 impressus , 17 paxillosus , 18 bisulcatus, 19 com- 
pressus, 20 trisulcatus, 21 pyranıidalis, 22 quinquesulcatus, 23 anoma- 


— 


116 


—— 


P) 


“ a e . 
lus, 24 Aalensis; — c. basisulcati: 25 semihastatus, 26 (Actinocamax ?) 
fusiformis, 27 Blainvillii, 28 canaliculatus, 29 subhastatus, 30 
planohastatus; — d. basi fissi: keine. 
LXIV. Nautilus: 1 aratus, 2 truncatus, 3 lineatus, 4 sinuo- 
sus, 5 dorsatus. un 
LXV. Ammonites: a. Goniatitae; — b. Ceratitae; — c. Arie- 
tes: 1 Bronnii; — d. Falciferi: 2 Murchisonae, 3 falcifer, 4 Lithen- 
sis, 5 serpeutinus, 6 radians, 7 depressus, 8 pinguis, 9 fonticola; — 


e. Amalthei: 10 Amaltheus, 11 costatus, 12 cordatus, 13 concavus, 14 | 


discus, 15 Lamberti; — f. Capricorni: 16 angulatus,, 17 scutatus, 18 
capricornus, 19 bipunctatus, 20 Natrix, 21 interruptus, 22 fimbriatus; — 
g. Planulati: 23 anguinus, 24 anuularis, 25 planulalus, 26 biplex , 27 
triplicatus, 28 ?giganteus, 29 Leachi, 30 Parkinsoni, 31 bifurcatus; — 
h. Dorsati: 32 Davoei; — i. Coronarii: 33 striatus, 34 Humphresianus, 


‚ sublaevis, 40 inflatus; — 1. Armati: 41 biarmatus, 42 perarmatus; — 


an 36 creratus, 37 Blagdeni; — k. Macrocephali: 38 tumidus, 


Dentati: 43 Jason, 44 Noricus; — n. Ornati: 45 Pollux. 


LXVI. 


Ryncholites: ı Voltzii. 


Zusätze und Berichtigungen : Verschiedenen Formations-Gliedern in 
jenen Gegenden sind folgende Arten gemein: 


Lias. Dogger. Oxford- Coral- Portland- Wälder- Hilsthon. 
thon. rag. kalk. thon. 

? Cerithium echinatum id. TE Wr Maar . 2 alt ARTE 
?Ammonites Jahson . . u PEN F Pi I m 9 N 
Cellopora orbiculata . . » ET „id, Ad, F PERL N | * 
Serpula volubilis . . . .» P id. id. A 5 
Terebratula perovalis . . 5 Su id. id. 2 . id. 
Pecten TIERE M..ND . 07. 5 . A | id. id, en PR |" 
Exogyra spiralis . » ..» ai ae id. rc s id, 
Trigonia elavellata . . » era . id. . id. EN rn 
a BOStAbal ie os ie 4e = . id. + id. de tea PERLE: 
Terebratula biplicata . . . . . K- nu, sid. NMERRNEN: 
? Ammonites perarmatus ha Bier BT BE u id: Er So a Ar 

Das früher als Walkerde (bei G@eerzen) bezeichnete Gebilde ist 

Bradfordthon. — Der Dolomit wird unmittelbar von Coralrag überlagert, 


hat gleiche Petrefakten und wird um so mächtiger, je mehr letzterer 
in seiner Entwicklung zurücktritt. — Des Verf’s. Portlandkalk entspricht 
Tuurmann’s und Tuırrıa’s Portlandkalk und Kisimeridge - Thon zusam- 
men, die sich auch dort unterscheiden lassen, wie denn Exogyra 
virgula nur in letzterem vorzukommen scheint; doch gehen beide 
sehr allmählich in einander über, und haben viele Arten gemein. — 
Glyphea Meyeri [bloss ein Stück einer sehr grossen Scheere, daher 
das Genus sehr zweifelhaft] Tf. XII, Fg. 14 stammt aus Portlandkalk 
von Uppen bei Hildesheim. — Der Hilsthon ist keineswegs mit Trıkrıa’s 
terrain du minerai de fer pisiforme zu vergleichen. — Emys Menkii 
aus dortiger Kohlenbildung im Wälderthon ist Taf. XVI, Fg. 11 abge- 
bildet. — Nachzutragen sind noch folgende Arten und Änderungen. 
Pollicipes: ı Hausmanni. 


LXVIL 


> 


en N Mae 


Pecten,octocostatus ‘wird richtiger P. septemcostatus benannt 
werden ; — 19 P. subimbricatus, 20 P. clathratus, 21 P. so- 
lidus sind neue Arten. Plicatula’armata desgl,, — so wie 
Uniotrigonus. 

Eine Aufzählung der bei dieser Arbeit benützten Werke, eine An- 
gabe des Inhaltes der einzelnen Tafeln und ein Register über die Gat- 
4ungen macht den Beschluss. 

Die Tafeln geben noch einige Stücke von Reptil-Zähnen, deren im 
Text nicht gedacht ist. 

Dieses ‘schöne Werk gewährt die Überzengung, dass manche Kon- 
chylien- Genera, die man nur für tertiär zu halten geneigt war, auch 
‚schon in beträchtlich tiefern Gebirgsschichten vorkommen. 


oe». 


Der Ingenieur Leregver hat im Grobkalke von Bourg auf dem 
rechten Ufer der Dordogne zwischeu Blaye und Cubzac aufrechtste- 
'hende Baumstämme von 18‘ Dicke und 40° Höhe gefunden, welche 
verschiedene Gesteins-Schichten durchsetzen, und deren innere pflanzliche 
Materie ganz durch Thon, die Rinde durch einen bituminösen kohligen 
Stoff verdrängt ist, an dessen äusserer Oberfläche allein man noch 
Spuren einer ehemaligen Organisation erkennt (Bullet. geol. 1835, 
VI, 238). 


GöPrrERT trug 1836 bei der Naturforscher-Versammlung in Jena und 
in einem Briefe an die Französ. Akademie vor, dass er dahin gelangt sey, 
vegetabilische und animalische Körper in kurzer Zeit zu mineralisiren. 
Er legt sie in konzentrirte Erd- und Metalloxyd - Auflösungen (Kalk, 
Eisenoxyd), bis sie damit hinreichend imprägnirt sind, und setzt sie 
dann einem heftigen Feuer aus, wo die erganischen Bestandtheile zer- 
stört werden und die unorganischen mit Form und Textur der ersten zu- 
rückbleiben (®’Institut, 1836, IV, 397). 


La Joye: tertiärer Belemnit (Bull. geol. 1835, 1V, 428—429). 
La Jovs zeigte der geologischen Sozietät einen fossilen Körper vor, den 
er aus den Mergelgruben von Assy, im obern Theile des Pariser Grob- 
kalkes, dem Gebirge des Walmondois entsprechend, erhalten hat, und 
für einen Belemniten erklärt, obschon er sich von diesem Geschlechte 
durch seine Form und durch beiderseitige Rinnen [?]entferne. DerrancE 
hat diesen Körper bereits gekannt, und den Sepien-Knochen nahe 
gestellt. Desnayes nimmt an, dass er ein besonderes Genus zwischeu 
Belemnites und Beloptera bilden müsse. Er hat eine Alveole und strahlig- 
faserigere Textur. 


try 


Drei Mammont-Skelette sind aus einer Höhle der Insel Podrese 
kürzlich nach Petersburg gebracht worden (Bullet. geol. de France, 
1834, V, 440). . 


Parxort: Versuch über die fossilen Knochen am Ufer des 
See’s von Burtneck in Liefland (Memoir. de V’Acad. de St. Petersb. 
1836, VI. ser. ; science. phys. IV, ıı, p. 1-94; pl. I—-FIII). Diese 


gelehrte Abhandlung des berühmten Akademikers füllt ein ganzes Heft 


der Me&moires aus. Das Resultat ist, dass diese Knochen — Knochen 
sind, obschon dem Verf. , welcher gestehet,, sich mit zoologischen Stu- 


dien nie besonders beschäftigt zu haben, Branpt, PAnDER, in zii Ge 


Lenz helfend zur Seite gestanden. 


Der Burtneck-See liegt in 58° 54'N, Br. und 42° 40° W,L, von Ferro R 


im Wolmarer Kreise. Seine Mitte ist 107 Werst S.W. von Dorpat; seine 
Länge aus N.W. nach S.O. beträgt 114 und seine Breite 5 Werste. Der Sedde- 
und Ruje-Fluss, der Wrede- oder Gelgau- und der Seele-Uppe-Bach u.e. a 
ergiessen sich von N., O. und S. in denselben; er fliesst in N.W. durch 
die Salis ins Meer ab. Seine Ufer sind sehr flach; 4 Werst davon 
hat er erst 3° Tiefe, welche 56‘ Engl. nirgends übersteigt; sein Spiegel 
liegt 1293° Par. über dem Baltischen Meere. Nur von N.O. her zieht 
sich eine Hochebene gegen das dem Abfluss entgegengesetzte Ende des 
See’s und eine Strecke an beiden Ufern desselben hin, und fällt in 50° 
Entfernung von ihm jähe oder fast senkrecht gegen denselben ab, so 
dass noch ein flacher Saum zwischen dem See und der bis 450° hohen 
Wand übrig bleibt, der nicht über 3° ansteigt. Über dieser Wand er- 
heben sich Schloss und Dorf Burtneck, wo des Vfs. Sohn Pfarrer ist. 

Jener Saum ist ohne Vegetation, von Kies gebildet und mit Granit- 
und Kalk-Geschieben bedeckt. Ein feinkörniger nicht sehr harter Sand- 
stein mit Glimmerschüppchen, der in Liefland und Esthland sehr verbrei- 
tete rothe Sandstein EnGELHARD’s , welcher an der Luft leicht zerfällt, 
auch mit rothen und weissen Sandlagen, wechselt, geht am untern 
Theile der Wand zu Tage und wird von einem losen Sande von ähn- 
licher Natur überlagert, auf und in welchem viele Skandinavische 
Granit - Blöcke zerstreut liegen. In jedem Frühlinge, wenn der 
Schnee schmilzt und die Eisdecke des See’s zerbricht, steigt das 
Wasser des See’s 5’ — 6° über seinen gewöhnlichen Stand, die dann 
herrschenden N.W.-Winde werfen eine Menge Eisblöcke auf jenen Saum 
vor der Felswand, veranlassen häufige Einstürze derselben, wodurch 
Sand und Granit- Blöcke herabkommen, wovon der erste durchwaschen, 
die letzteren aber bei späterem Andringen der Eis - Blöcke fast jährlich 
etwas weiter in der Richtung nach der Wand zurückgetrieben werden, 
daher die Landleute wohl auch behaupten, das Eis habe alle dort lie- 
genden Blöcke aus dem Grunde des See’s herbeigeführt. Auf diesem Saume 
ist es nun auch allein, wo sich eine grosse Menge fossiler Knochen 


PEN nn 


> 


B.:: —- 19 — 


findet; man sucht sie eben so vergeblich in dem anstehenden Gesteine, 
welches die Wand bildet, als an anderen Stellen des Ufers, daher auch 
sie von dem See angespült seyn müssen: in kleinen Stücken nur, weil 
in einiger Tiefe die Wogen nicht mehr Stärke genug haben, grössere in 
Bewegung zu setzen. _ 

Die fossilen Knochen bestehen in eigentlichen Knochen , Panzer- 
stücken und Zähnen, wozu sich einige Korallen gesellen. { 

Von den Knochen hat man an 1200 grössere und kleinere Bruch- 
stücke gesammelt, wovon der Verf. die wichtigsten nach ihrer Form, 


"zelligen Beschaffenheit, Eigenschwere u. s. w. beschreibt. Es ist ein 


Tibia-Stück darunter. Die Zellen dieser Knochen sind parallelepipedisch, 
fadenförmig aneinandergereihet, überall von gleicher Art. 


Von knochigen Bedeckung&n eines Thieres hat man über 300 Bruch- 
stücke gefunden. Von den abgebildeten besitzt keines viel über einen 
Quadrat - Zoll Ausdehnung (Fg. 1— 28). Ihre Dicke wechselt von 1‘ 
bis zu 18°. Die dickeren besitzen in ihrer Mitte oder an einer Seite 
ebenfalls eine zellige Textur, jedoch verschieden von der der Knochen ; 


‚ nächst den natürlichen Oberflächen sind sie feinzelliger, mithin dichter, 


dunkler, braunroth oder schwarzbraun und glänzend, dunklem Bernstein 
ähnlich. Diese Beschaffenheit verliert sich bald allmählich in die grob- 
zellige des Innern, bald steht sie scharf begrenzt nur einer obersten 
dünnen, Schichte zu. Dieses Innere hat manchmal ein unregelmässig 
faseriges Ansehen, bald zeigt es, zumal bei dickeren Bruchstücken, eine 
Menge zylindrischer Zellen, welche 2 — 3mai so lang als dick sind. 
Die Oberfläche ist mithin gewöhnlich glänzend; sie ist selten ganz 
eben, sondern dicht bedeekt von runden, länglichen oder vielseitigen, 
halbkugeligen oder abgestutzt kegelförmigen, glatten oder strahlig-ästig 
durchfurchten (sternförmigen), festen oder aus übereinanderliegenden 
Schichten gebildeten Höckerchen, welche meist ganz ohne Ordnung ver- 
theilt, an der Basis 3°‘ bis 2° breit sind, und von welchen jene Fur- 
chen bis zu denen der Nachbarn fortsetzen, indem sich an der Basis 
gewöhnlich jede Furche in 2 oder 3 trennt. Gewöhnlich stehen nur 
Höckerchen von einer Art auf einer Fläche (d. h. auf einem der klei- 
neren Bruchstücke) beisammen. Hin und wieder zieht eine grössere, in 
ihrem Grunde glatte Furche über die Oberfläche bin, ohne alle Bezie- 
hung zu dem Höckerchen, so dass sie solche bald ganz, bald theilweise 
wegnimmt. Manchmal ist die Oberfläche unregelmässig gerippt. Jene 
Höckerchen scheinen da, wo beide Oberflächen erhalten sind , auch der 
unteren anzugehören. Manchmal gehet ein einzelnes oder gehen einige 
runde Löcher tiefer in diese Knochendecken hinein. Manche Stücke 
dieser Decke sind mit einer dünnen gelben, bei stärkerer Vergrösserung 
körnig und faserig erscheinenden Substanz bald durchaus, bald nur auf 
den Höckerchen, bald allein iu den Vertiefungen überzogen, welche der 
Vf. als eine abnorme, pathologische Sekretion des Thieres betrachtet. — 
Andere etwas ähnliche Decken - Stücke finden sich am Ufer des Ligat- 


= 10% — ‘4 


= 


Flusses beim Gute Paltemar im Kreise Wenden (Fg. 29 — 33) und in | 


einem weissen Sand-Gestein bei Dorpat. Mn 

Von Zähnen hat der Verf. 118 Bruchsiücke zusammengebracht und 
glaubt sie in Kürze nicht besser, denn als Saurier - Zähne bezeichnen 
zu können. Alle sind gebogen kegelförmig ,_ der ganzen Länge, nach 
kanellirt, ohne besondere Wurzel. Die einen sind kurz (Dicke etwa 
== 0,4 der Höbe) bis 1°’ lang, an der Basis verdickt, mit einem Queer- 
schnitte, welcher aus einer grösseren und einer kleineren halben Ellipse 
zusammengesetzt ist, so dass der Zahn in seiner'ganzen Länge etwas 


zweischneidig wird, an der Basis bald nur mit 1— 6 HLSTT ONE 


durchzogen, bald mit einer kegelförmigen Höble, welche 0,4 der ganzeu 
Höhe erreicht. Die andern Zähne sind lang (wohl gegen 11'' lang und 
unten nur 75 — 5 So dick) stärker gebogen, zusanımengedrückt, mehr 
an der Basis (Zusammendrückung — 3:2 oder 2:1), als in der übri- 
gen Länge, ebenfalls entweder mit 1—3 Haarröhrchen durchzogen, oder 
mit einer rund konischen Höhle versehen. Die Zähne der ersten Art 
mögen nach den Zeichnungen 30—40 vertikale Riefchen zählen, welche 
von unten an eine Strecke aufwärts noch von einer vertieften Linie 
getheilt sind. Auch in denjenigen dieser Zähne, welche mit einer konischen 
Höhle versehen sind, findet man über derselben 1— 6 Haarröhrchen, 
welche mit deren Spitze zusammenhängen. Alle diese Zähne bestehen 
aus einer innern knochigen Masse und einem äusseren, nach oben an 
Dicke zunehmenden Schmelz-Überzug. | .. 

Die Korallen sind Catenipora labyrintbieca Gorpr. cum 
variet., C. escharoides Lmx., Eschara ?nov. sp., Astraea ge- 
minata, A. concinnata Goror. und Cyathbophylium belianthoi- 
des Gorpr., welche durch weissen körnigen Chalcedon versteinert sind. 
Die Körnchen erscheinen auf der Oberfläche dieser Körper in kugeliger, 
oder, wo sie dichter cinandergedrängt sind, polyedrischer Gestalt, haberf 0,1 
bis 0,5 Linie Durchmesser und sind aus mehreren — bis 9 — konzentri- 


. 
E 


schen Schichten zusammengesetzt, wovon die äussersten dicker sind als 


die innern. [Diese Erscheinung hängt mit dem Phänomen der Kiesel- 
ringehen zusammen: es würde jedoch unsers Wissens der einzige Fall 
seyn, wo sich Kugeln statt Ringen. gebildet hätten.] Der Verf. erklärt 
die Bildung dieser Kugeln durch Anschiessen der Chalcedon - Masse an 
kleine Spitzchen, womit die Oberfläche der Cyathophyllen ete, bedeckt 
gewesen, und deren konzentrische Schichten durch Unterbrechungen 
dieses Prozesses. [Diese Korallen sind übrigens offenbar nur Geschiebe, 
Trümmer von Transitions-Gebirgen, und nur sehr zufällige Gesellschaf- 
ter dieser Kochen-Reste.] 

Mehrere Gelehrte haben geglaubt, jene Knochen-Reste seyen Korallen- 
Trümmer, wesshalb der Verf. weitere Versuche über Eigenschwere und 
chemische Zusammensetzung derselben veranstaltete. Die Knochenreste 
besitzen ein grösseres spezifisches Gewicht, als frische Knochen. Das der 
‚Tibia eines Pferdes ist, nach dem vom Vf. verbesserten Stereometer von 
Say, — 2,247; das der fossilen Tibia = == 2,910; das der übrigen Knochen 


ı = u 

5, Pr ! r 

' 3,060 bis 3,512. — Die fossilen Korallen besitzen gleich 22 vom Verf. 
in dieser Hinsicht untersuchten lebenden Arten keine Spur von phos- 
phorsaurem, sondern nur kohlensauren Kalk. — Frische Knochen ent- 
‚halten nach Berzernıus wesentlich animale Materie, phosphorsaure Kalk- 
und Talk-Erde und kohlensaure Kalkerde , bei verschiedenen Thieren in 
sehr veränderlichen Proportionen. Einzelne untersuchte Stückchen der 
fossilen Knochen von Burtneck gaben dem Verf. thierische Materie (4 
bis } so viel, als die frischen Menschen- und Rinder-Knochen enthalten) 
nie fehlend bei einer ganzen Reihe von Versuchen desselben. Die ge- 
nauere Zerlegung eines fossilen Knochenstücks, ergab folgende Zusam- 


mensetzung: i 


R Thierische Materie . » » 2. . . 0,0621 
Phosphorsaure Kalkerde . . » . . 0,6917 


" Kohlens. Kalkerde -. -. . . » » » 0,0577 
i Phosphors. Talkerde . . . 2. . 0,1500 
* ,..° Quarzsand und Eisen-Tritoxyd . . . 0,0176 
ia Das Verhältniss der phosphors. zur kohlens. Kalkerde ist = 1:12, 


'was unter allen bei Berzeuıus angeführten Zerlegungen frischer Knochen 
‚am meisten einestheils mit dem Verhältnisse beim Hecht (1:9), andern- 
theils mit dem: beim Ochsen (1:15) übereinstimmt, und sich am wei: 
testen von dem beim Frosch und Löwen (1:39,7 und 1:38) und beim 
Lamm und Menschen (1:4 und 1:4,7) entfernt, so dass aus dieser 
Zusammensetzung keine weitere Folgerung gezogen werden kann, als 
die: jene Reste seyen wirkliche Knochen und keine Korallen, Auch 
das Verhältniss der phosphors. Talkerde zur phosphors. Kalkerde ist 
bei diesen fossilen Knochen sehr gross — 1:4,6, beim Menschen — 
1:45,7, beim Ochsen 1:28. Die Analyse ergibt ferner, dass die fossilen 
Kifbchen keine versteinernden Bestandtheile enthalten, welche ihre oben 
erwähnte grosse Eigenschwere veranlasst haben könnten; diese lässt 
sich nur erklären durch das Verschwinden eimer die gewöhnliche überstei- 
gende Menge thierischer Materie und somit relatives Überwiegendwerden 
der Erdbestandtheile nach ihrem Gewichte, — — Die Decken - Stücke 
mit straligen Höckern sind es, welche Fıscner von WaLpHuem als Hyd- 
nophora (H. Cuvierii, H. Mollii, H. Freieslebenii) beschrieben 
und Lamarer unter Monticularia aufgenommen hat. Dass es keine 
Korallen seyn können, geht aus der innern Textur der Höckerchen selbst 
wie ihrer Unterlage, aber auch daraus hervor, dass die Achse dieser _ 
angeblichen Sternzellen nicht bohl ist um einen Polypen als Bewohner 
aufzunehmen, mithin diese gar keine Zellen sind; — die chemische 
Zerlegung zeigt aber auch hierin ein beständiges Vorwalten des phos- 
phorsauern Kalkes, wenig kohlensauren Kalk und viel mehr thierische 
Materie , als von den Polypen-Bewohnern je darin zurückgeblieben seyn 
könnte. — — Auch die Zähne hat man für Korallen (Cyatbopbylien) 
und Hippuriten halten wollen, worauf eine undeutlich strahlige Textur 
ihres Innern binzudeuten scheint. Aber die Details ihrer Bildung selbst 


— 12 — 


» 


so wie die Ergebnisse der Anaigad sprechen sun hier Sieg Die . 


letztere ergab: ABER ı. 
Grane, ‘ Decimal-Quoten. 
. mit = % ohne 
S dem beigemengten eisenschüssigen 
Quarzsand, 


Thierische Materie . » . 1965 2 2 2.0385 2. .7.04549° 
Eisen-Tritoxyd . . +. 7094 . . . .1391 ; 
Quarzsand © . 2 0. . 0,0355... . .0007 
Phosphors. Kalk- und Talk- % 
Erde NIE RN OTTD I ERDE 
Kohlensaure Kalkerde - . 4,972 . . » .0975 . . » .11509 


Summe 50,316 . . . .9867 . . . :99970 ’ 
Verlust 0,684 : % . 280133 .'%& » .00030 


Der thierischen Materie ist demnach nur halb so viel, und auch der 
Phosphate sind in viel geringerem Verhältniss vorhanden, als bei den 
Knochen. 

Die Resultate sind nun: die Knochen können von grossen Säuge- 
thieren, Amphibien oder riesenmässigen Fischen stammen; sie sind nicht 
versteint, enthalten viel Phosphat und haben einen Theil ihrer thierischen 
Materie verloren; die Decken- Stücke deuten durch ihre beträchtliche 
Dicke auf Riesen - Reptilien oder - Fische hin, und zwar von mehreren 
Arten; die Zähne eıster Art können nur von Sauriern stammen, deren 
Genus nicht näher bestimmbar ist; einer derselben bei Dorpat gefunden, 
deutet auf ein Thier von mehr als 30° Länge; die langen Zähne zweiter 
Art rühren von einer bis jetzt unbekannten Thierklasse her; die Koral- 
len sind durch Kalk- oder Kiesel-Masse versteinert und daher aus einer 
ältern Formation abstammend. 


BRENNT ATEIEN . 


v. HumsoLpor: Note über die Fährten eines Vierfüssers in 
der bunten Sandstein-Formation von Hildburghausen (Vorles. 
b. d. Paris. Akad. am 17. Aug. 1835 > Ann. science. nat. 1835, 1V, 
134—138, Tf. V). v. Humsoror entscheidet sich nicht bestimmt für ein 
Beutelthier: er findet die Hinterfüsse zu fleischig und den Daumen 
daran zu stark, erwähnt daher auch der Ähnlichkeit der Fährten mit 
denen von Lemur und verwahrt sich gegen jeden Gedanken an Reptilien, 
insbesondere Krokodile. Auch Rourın findet in einer Note das Gehen 
„en fauchant“ sehr auffallend, doch besinnt sich einer der Redaktoren 
jenes Journals, solches in einer Menagerie am langlippigen Bären beob- 
achtet zu haben. [Wir machen darauf aufmerksam, dass Thiere mit solebem 

‘ Gange hochbeinig seyn müssen und nicht allzuleicht mit den Vorder- 
füssen — nur etwa mit der.Fussspitze — auftreten können.] Die bei- 
gefügte Abbildung der Vorder- und Hinter- Fährte ist sehr schön, nach 
einem Original in Berlin. 


2 # 


— 23 — 


i IV. Verschiedenes. 


re Mineralogische Verhandlungen der Britischen wissen 
schaftlichen Versammlung zu Bristol im August 1836 (James. 
Edinb. n. phil. Journ. 1836, XXI, 319—368). 


I. Oryktognosie und Mineral-Chemie etc. 


Erreick gab die Form eines Blasrohres an, wodurch dessen Gebläse 
so stark’ wird, wie das unter Wasserdruck hervorgebrachte. 
Dauseny hielt einen Vortrag über den gegenwärtigen Stand unserer 
Kenntnisse von den Mineral-Wassern. 
Musurt zeigte metallisches Eisen vor, das er dadurch erhalten, 
#dass er Eisenerz mit wenig Kohle einer lang fortdauernden Hitze, ohne 
Schmelzung, aussetzte. 
Davugeny erklärte, dass er erwiesen habe, dass die Sublimation der 
kohlensauren Talkerde ein ganz RE EG Prozess sey, mithin für v. 
Buc#’s Theorie der Dolomisation nicht zur Grundlage dienen könne, 


I. Geologie und Geognosie. 


CHArteswortH las über die Wirbelthier - Reste im Crag von Nor- 
folk und Suffoik. Es sind Zähne von Carcharias megalodon Aa. 
von Suffolk, so gross wie aus den Tertiärschichten von Malta; Zähne 
von Squalus bei Orford; Reste von Platex Ac. zu Cromer; u.a. 


Fischknochen ; — Mineralisirte Knochen der Extremitäten von Wasser- 
Vögeln; — einige Zähne von Mastodon angustidens, aus der 
Gegend um das Kirchspiel Withinygham in Norfolk. — CoNnYBEARE 


führt an, dass nach Lyerz die tertiären Konchylien des Crag eben 
so viele noch lebende Arten in der obern als in der untern Abtheilung 
enthielten. | 

Bowmann sprach über die Knochenhöhlen von Cefn in Den- 
bigshire. Stalaktiten sieht man im vorderen Theile der Höhlen; Kno- 
chen , die oft von elle abgerollt sind; keine Schädel, keine Ko- 
prolithen. 

Sepewick und Murcuison theilten eine Klassifikation der alten 
Schiefergebirge von Devonshire und Bemerkungen über die wahre La- 
gerung der Culm- Absetzungen im zentralen Theile dieser Grafschaft 
mit. Ausführlicher sollen dieselben der geologischen Gesellschaft vor- 
gelegt werden, worauf wir verweisen. 

Dr 14 Becuz legte einen Theil der von Genie aufgenommenen geo- 
logischen Karte von Devon und Cornwall vor, und wies den allgemeinen 
Parallelismus gewisser grosser Dislokations-Linien in den Erz-führenden 
wie in den Erz- I: Distrikten nach. Die Linien scheinen ihm in 
gleicher geologischer Zeit entstanden ; der Erz-Reichthum aber von lo- 
kaleren Ursachen bedingt. Die günstigsten Bedingnisse für das Vor- 
kommen von Zinn und Kupfer sind die Nähe der Verbindungs - Linien 


” 


- 11m — 


zwischen dem Granitischen und dem Schiefer-Systeme, das Eindringen von 
“Granit- und Porphyr - Dykes (Eivans) in beide, das Vorkommen grongee 
die Erzgänge durchsetzender Dislokations-Linien (cross-courses). 


a 


Piiiruırs sprach über die Verbreitung der Felsblöcke in Nord- ,,. 


® 


England. | eg 

Srturcasury und Rırry beriähterde über einige neulich entdeckte 
Saurier ausdem Magnesian-Konglomerat über Kohlenkalkstein von Durd- 
ham Down. Sie bilden zwei neue Genera Palaeosaurus und The- 
cadontosaurus, an denen insbesondere die Wirbelsäule ie 
Übergänge zwischen Sauriern und Fischen darbietet. 


Horxıns hielt einen sehr wichtigen Vortrag, theoretische Ansichten 
entwickelnd über geologische Hebungs - Erecheilnngen [der Auszug bei 
Jameson gibt keine klare Ansicht des Wesens dieses Vortrags]. | 


Fox sprach vom Einfluss verschiedener Salz - Auflösungen in den 
die Gesteine durchdringenden Wassern auf die elektro - magnetischen 
Erscheinungen. So auch von dem der Richtung der Gebirgs - Spalten 
nach der Weltgegend: da bekannt sey, dass in den meisten Tbeilen der 
Erdoberfläche die Erzlagerstätten aus O. nach W. oder aus N.O. nach 
S.W. streichen. 


A. Crosse von Broomfield, Somerset, .erzählte auf die an ihn er- 
gangenen Aufforderungen, obschon er kein Geologe und nur etwas 
Mineraloge sey, von den von ihm erdachten Verbesserungen Voltaischer 
Einrichtungen und von den auf seinen Gütern hergerichteten kolossalen 
Voitaischen Apparaten. Er hatte in den Quantock Hills eine Höhle 
zwischen Schiefer und Kalkstein gesehen, in der die Oberfläche der 
einen Seite — des Schiefers — mit Arragonit-, die Wände der andern Seite — 
des Kalksteins, — mit.Kalkspath-Krystallen bedeckt gewesen. Dann habe 
er Theile von beiden Gebirgsarten unter Wasser längere Zeit (10 Tage 
lang) galvanischer Wirkung ausgesetzt und so künstlich aus dem Schie- 
fer Arragonit-, aus dem Kalkstein Kalkspath - Krystalle dargestellt. Im 
dunkeln Keller hatte er dasselbe Resultat mit einem vierten Theile 
derselben Kraft schon in 6 Tagen erhalten. Er hatte dieselben Ver- 
suche wobl hundert Male mit gleichem Erfolg angestellt, und hält sich 
völlig überzeugt, dass es möglich sey, Diamanten und alle anderen Kry- 
stalle auf diesem künstlichen Wege darzustellen. Krystallisirter Quarz, 
blaues und grünes Kupfer - Karbonat , Chrysocolla, Kupfer - Phosphat, 
Kupfer - Arseniat , nadelförmiges Blei- Karbonat, Blei- Sulphat, weisses 
Antimon und viele andere Mineralien zu erhalten war ihm bereits 
gelungen. 


CHARLESWORTH sprach über einige Ärrthümer in Lyerr’s Bestimmung 
des Alters tertiärer Bildungen nach Procenten lebender Arten. 


‚Forses bielt einen Vortrag über die Geognosie der Pyrenden und 
deren Beziehung zu den warmen Quellen derselben, 


* 
m Mi 


, Nanum Warn: über Salz- und Süsswasser-Quellen (Sırım. 
‚Amer. Journ. of Scienc. 1830, July; XVIII, 379 — 380). Es wird 
‚angenommen, dass ‚natürliche und Bohr-Quellen nur dann über die Erdober- 
fläche hervortreten, wenn in ihrer Nähe Hügel und Berge sich erheben, 
im welchen Wassersäulen befindlich sind, die nach der Theorie der kon- 
munizirenden Röhren das Wasser jener Quellen über den Boden her- 
aufdrücken. Wie soll man es aber nun erklären, wenn beim Niedergehen 
mit 400°’—900' tiefen Bohrlöchern von der Spitze der Hügel eine reich- 
lichere Wasserquelle gefunden wird, als wenn man 160 — 300 Ruthen 
weit von den Hügeln weg in der Ebene bis zu gleicher Tiefe bohrt ? 
Und in der That werden Salzlecken in diesen gesammten westlichen 
Gegenden (W. schreibt von Marietta im Ohio- Staate aus) an der Erd- 
Oberfläche und gewöhnlich an der Spitze von Anhöhen gefunden. Da- 
gegen kommen einige der reichliehsten unter ihnen am Fusse der nie- 
drigsten Hügel hervor; dort ist man zu grosser Tiefe niedergegangen, 
so wie auch in Thälern 200 Ruthen von nicht hohen Hügeln entfernt ; aber 
‚ohne Erfolg, man musste die Arbeit aufgeben. Die Einwohner dieser 
Gegend nehmen als Axiom an, das auf 10—12jährige Erfahrungen beim 
Bohren nach Salzquellen gegründet seye, ‚dass man mit dem Bohren 
auf den höchsten Hügeln und womöglich mit festem Gestein beginnen 
müsse. Meilenweit ist keine Spur von Salzwasser zu entdecken. Aber 
mit einer Tiefe von 170° — 800’ erhalten sie eine starke Soole, welche 
von freien Stücken über die Oberfläche hervorkömmt und in einigen 
Brunnen 10°. — 12° über die Erde steigt, ohne nachzulassen. In allen 
diesen Fällen haben die Brunnen von der grössten Tiefe und auf dem 
Scheitel der höchsten Hügel Wasser mit der grössten Gewalt hervorge- 
trieben. Diese Hügel haben 60° — 200° Höhe. Wie steht es hier mit 
jener Theorie? — Noch sind viele andere Soolbrunnen 30 — 40 Meilen 
von jenem Orte am Muskingum-River, bei Zunesville und am Leading 
Creek in der Grafschaft Meigs, die schönes Salz geben. 


= 


F. Braun: über die Quellen aus verschiedenen Forma- 
tionen bei Bayreuth (Kastner Arch. f. Chem., 1834, VIll, 225—227). 
Die aus dem Keuper kommenden Wasser haben wenig freie Kohlensäure, 
wenig Kalk- und Natron-Karbonaft, Spuren von salzsauren und schwefel- 
sauren Salzen und veränderen ihren Bestand während langer Röhren-, 
Leitung wenig. Das Wasser des Muschelkalks enthält viel Kohlensäure 
und um so mehr Kalk - Karbonat, je länger es sich im Muschelkalke 
bewegt, öfters bis zur Tuffbildung; auch Natron -"Karbonat und etwas 
Natron- und Kalk- Sulphat mit Spuren salzsaurer Salze; zum Brauen 
ist es unbrauchbar; in der Nähe seines Ursprungs halten sich Fische 
nicht gut darin, indem sie bald krank und steif werden und abstehen, 
während es nach einem einstündigen Laufe in Röhren, wo es um 0°,3 


— 1316 — ., 


wärmer wird, die Fische lange gesund und schmackhaft erhält r wahr- 
scheinlich in Folge chemischer Änderung auf Kosten des Kalkkarbonats » 
[oder in Folge des Verlustes der freien Kohlensäure ?]. . Der bunte, 
und der Keuper - Sandstein geben das beste Wasser mit ‚sehr wenig 
freier Kohlensäure, wenig Kalk-, Natron- und Bittererde- Karbonat und 
nur Spuren von salzsauren Salzeh und zuweilen etwas Eisen, X 


Ein Aerolithen-Regen ist zu Ende Novembers 1833 zu Kanda- 
har in Indien gefallen. Sie waren so häufig und gross , dass mehrere 
Dächer durchlöchert wurden oder einstürzten. Ein 12jähriges Kind, 
welches einen dieser Steine im Hofe holen wollte, wurde von einem 
nachfolgenden erschlagen. Darnach folgte ein so dichter Nebel, dass 


ihn die Sonne drei Tage lang nicht durchdringen konnte — eine in die- 
sen Gegenden unerhörte Erscheinung (Ann. d. voyag. 1834, Juni, II, 


415 — 416). - 


Römerstrasse im Württembergischen aufgefunden. ' An der 
Grenze des Beurener Thales wurde, auf Siegmaringenschem Gebiete, 
eine mit grossen Quadern sorgfältig gepflasterste, 20° breite Römerstrasse, 
2 bis 3° unter der Dammerde gefunden. Der Boden über derselben ist 
mit hochstämmigen Tannen bewachsen. (Zeitungs-Nachricht). 


Acassız erhielt von der geologischen Societät in London am 19. 
Februar 1836 die Worzasrton’sche Medaille für sein Werk über fossile 
Fische, und Desnayes 25 Pf. Sterling aus der Worrasron’schen Stif- 
tung für seine Forschungen über tertiäre Konchylien, 


® 


Ausflug ins Isere - Departement 
im Monat August 1836, 


von 


Herrn Dr. LoRTET. 


(Auszug einer brieflichen Mittheilung an den Geh. Rath v. LronkArn.) 


Seit längerer Zeit schon versprach ich Ihnen Nachricht 
zu geben über meine Wanderung nach Bourg d’Oisans. Ich 
habe meinen Reiseplan bei Weitem nicht so vollständig aus- 
führen können, wie es mein Vorsatz war; WarmHorz, der 
mich begleiten sollte, büsste, zwei Tage vor meiner Ankunft, 
das Leben ein. Hingerissen durch seinen Eifer und durch 
einen, nicht selten an Unvorsichtigkeit grenzenden Muth 
stürzte der Unglückliche, in der Nähe der Grube Pisse- 
noire, von einer 1200 Fuss messenden senkrechten ‘Höhe 
herab. Alle Bergleute beweinten den eben so unterrichte- 
ten und thätigen, als liebenswürdigen jungen Mann. 

Die eiförmige Ebene, welche von Lyon bis Bourgoin 
sich erstreckt, überschritt ich schnell, Die Bourbre, den 
Landstrich durchfliessend, erhält ihr Wasser aus Sümpfen, 
welche augenfällig Überbleibsel eines See’s sind, von dem 
ich später reden werde, 

Bei la Tur du Pin besuchte ich die Braunkohlen-Gruben, 
ohne etwas Neues von Bedeutung zu finden, Zum Theil 


Jahrgang 1837. 9 


hat der Abbau unter offenem Himmel Statt. Die alten Al- 
luvionen, Sand und Rollstücke, haben zum Theil grosse 
Mächtigkeit. Sie ruhen auf einer Lage graulichblauen Tho- 
nes, und unter dieser tritt die Braunkohle auf. An den 
Braunkohlen sieht man sehr deutlich das Holz - Gefüge und 
die Rinde, allein nach Früchten oder Blätter - Abdrücken 
suchte ich vergebens. Das Liegende der Braunkohlen macht 
ein ähnlicher Töpferthon aus. Wenn Herr GuryMmARD in 
seiner „Mineralogee, Geologie et Melallurgie du Departement 
de l’Isere“ sagt, dass der zuletzt erwähnte Töpferthon das 
Liegende der Braunkohle, eine bis jetzt nicht ausgemittelte 
Mächtigkeit habe, dass in früherer Zeit ein Schacht von 
mehr als 100 Fuss niedergebracht worden, um neue Braun- 
kohlenlagen aufzufinden, dass man jedoch selbst mit jenem 
Schacht die Thonbank nicht durchbrochen habe, welshe in 
allen Gemeinden getroffen worden, wo die Braunkohlen vor- 
kommen u. s. w., so ist diess durchaus ungegründet: an 
mehr als zehn Stellen, wo Braunkohlen-Gewinnung Statt hat, 
kann man sich überzeugen, dass die Thonlage nicht stärker 
als zwei bis drei Fuss ist und dass sie aufRollstücken ruht. 
Die zur Wasser-Loosung dienenden Stollen stehen meist in 
der fraglichen Thon -Schichte. 

GuzyMmArD behauptet ferner: weder in der Braunkohle, 
noch im Thon sey irgend eine Spur von organischen We- 
sen getroffen worden. Auch diese Angabe muss ich wider- 
legen; es sind Muscheln verschiedener Art vorhanden und 
im Jahre 1836 hat man einen Kopf von zwei Fuss Länge 
gefunden, der leider zerbrochen und beinahe ganz vernich- 
tet worden. Nach der Aussage der Arbeiter, so wie nach 
einigen kleinen Knochen - Fragmenten zu urtheilen dürfte 
jener Kopf vom Riesen-Tapir abgestammt haben. 

In N.O. von la Tour du Pin und bis nach Corbelin er 
strecken sich Hügel von tertiären Meeres-Ablagerungen. — 
Bei Voreppe gewinnt man schöne Molassen, die auf dem Kalk 
des Grünsandsteines ruhen. Auch weisser und gelber Sand 
wird gewonnen, der zur Bereitung von Ziegelsteinen für 


— 2129 — 


die Glasöfen dient. Im Sande kommen quarzige Nieren vor, 
welche durch ihre streifigen Farben-Zeichnungen ein -Agath- 
ähnliches Aussehen erlangen, der Masse. nach aber zum Sand- 
. stein gehören, 


Von Grenoble aus, der durch die pittoresken Kalkmassen 
ihrer Umgebung berühmten Stadt, folgte ich dem Graisivau- 
dan-Thale längs der /sere am linken Ufer hinansteigend und 
erfreute mich an dem schönen Kalk - Gehänge des entgegen- 
liegenden Ufers. Die Gestein - Wände sind senkrecht abge- 
schnitten und gewunden, wie die Bastionen einer gigantischen 
Befestigung. Zwei in bestimmter Weise geneigte Ebenen 
endigen eine jede der einzelnen steilen Abdachungen. Die 
Alluvionen schwarzen Sandes, welche die Ebenen bilden, 
scheinen eine grosse Mächtigkeit zu haben. Auf dem linken 
Ufer, dem ich, wie gesagt, folgte, sieht man den Kalk nicht 
wie an der andern Fluss-Seite in fast wagerechte Schichten 
getheilt; hier erscheinen seine Lagen überall beinahe verti- 
kal aufgerichtet. — Man könnte glauben, in ein schönes 
Schweitzer- Thal versetzt zu seyn; aber der unedle Baustyl 
der Häuser und die Unreinigkeit der Bewohner enttäuschen 


M sehr bald den Reisenden. 


Von Grenoble bis Goncelin hat man zur linken Seite 
*die Zsere mit ihren Alluvionen, und rechts schwarzen, Be- 
lemniten führenden Kalk. Auf dem Wege nach Allevard 
durchschneidet man die kalkige Kette; die Profile haben 
Ähnlichkeit mit der von Srtuper beschriebenen Flysch-Gruppe. 
Der Kalk streicht bei Allevard ungefähr in der dritten 
Stunde, Er führt Belemniten und Ammoniten. Letztere 
stehen immer senkrecht auf. den Blättern des Kalks, ihre 
Spirale ist regelmässig elliptisch, die grosse Achse der EI- 
 lipse bis doppelt so lang, als die kleine erstere parallel, 
diese senkrecht auf die Ebene der Gesteinsblätter , wie 
meine beigefügte Handzeichnung angibt*), Diese Form scheint 


— 


*) Diese Zeichnung stellt eine Art aus der Familie der Arietes dar, 
von etwa 6° Durchmesser. D. R. 


9* 


u BR = 


die Wirkung mechanischer Zerdrückung zu seyn, obschon 
auffallen muss, dass sie so regelmässig und ohne Bruch ent- 
standen ist. 


Auf dem rechten Ufer des Bredal, welcher in ‘der 


Schlucht von Allevard seinen Lauf hat, trifft man Gyps- 
Ablagerungen in der Mitte der Kette; sie werden durch 
Steinbruchbau gewonnen. Die Gypse streichen ungefähr h. 
4, und finden sich in der Nähe Anthrazit-führender Sand- 
steine, welche derselben Richtung folgen, aber nach den 
Alpen hin sich senken unter Winkeln, die zwischen 40 und 
800 wechseln. Diese Sandsteine sind grau, grünlich, oder 
röthlich gefärbt und dienen beim Bau von Hohöfen. Durch 
das Feuer werden sie gebleicht, porös und erscheinen wie 
durchdrungen mit wurmförmigen Metall - Massen *). — Der 
Sandstein ruht auf talkigen Schiefern, deren Lagen senk- 
recht stehen und h. 3—4 streichen; sie sind es, welche die 
Eisenerz-Lagerstätten enthalten, 

Man weiss nicht, in welcher Zeit die ersten Erze hier 
gewonnen wurden; gegenwärtig findet man sehr viele Gru- 
benbaue, so dass das Werk weit mehr leisten könnte, wenn 
zureichendes Brenn-Material vorhanden wäre. 

Um die Stollen de la Taxllat zu befahren muss man 
die Höhe ersteigen, welche Allevard und das Hüttenwerk 
beherrscht. Sie ist in dem Grade mit losen Fels - Blößken 
(blocs erraliques) von Granit, von Grauwacke und anderh 


*) Herr Dr. Lorter theilte mir von dem durchs Feuer gegangenen 
Sandstein sowohl, al® von dem ungeglühten mit. Der letzte 


enthält zahllose, sehr kleine, aber dennoch zum Theil mit freien 


Augen erkennbare Eisenkies-Krystalle, scharf und bestimmt ausge- 
bildete Pentagon-Dodekaeder. Der, aus den Hohöfen entnommene, 
in der oben beschriebenen Weise umgewandelte Sandstein zeigt 
nicht einen Eisenkies - Krystall mehr; diese haben denkwürdige 


Umwandelungen erlitten, denn statt ihrer enthält die geglühte, 
R 
chen von stahlgrauer Farbe, welche nach einer damit vorgenom- 


Masse überall kleine Draht - förmige, zähnige und zackige Tbeil- 


nen Untersuchung Schwefeleisen sind , aber in einem andern Ver- 
hältnisse, als der Eisenkies. Zu einer vollständigen Analyse 
reichte die Menge nicht hin. L. 


— 131 — 


Trümmer-Gehilden bedeckt dass der Kalkstein, woraus der 
Berg besteht, nur mit Mühe zu sehen ist. Auf dem Gipfel 
‚erblickt man die „Gold-Grube am Gletscher.“ Kein Bergmann 
würde wagen, in den alten Bau einzudringen, Seltsame 
‚Dinge erzählte sich das Volk von dieser mine des Genevoss, 
wie die Grube auch genannt wird. Zu gewissen Zeiten 
soll nämlich ein Fremder gekommen seyn und einen der 
Einwohner als Führer zum Gletscher verlangt haben. In 
der Nähe der Öffnung angelangt liess sich der Donner hören, 
Blitzschläge folgten auf Blitzschläge, und aus der Mitte 
eines dichten Nebels fiel ein Hagel von Steinen nieder. Der 
erschreckte Führer sieht seinen Fremden, einen Verbündeten 
des bösen Geistes, nicht mehr, und entflieht u. s. w. 


Von Pinsot folgte ich stets dem Laufe des Azeins; zu 
meiner Linken erheben sich die granitischen Höhen des 
grand charnier und des grand glacier. Jenseits la Ferriere 
gelangt man zur combe de madame und zu den sept lacs. 
Der Fusssteig führt dicht an mehreren Fels-Mauern vorbei, 
in denen Epidot-Gänge zu sehen sind. 


Die sieben See’n liegen in verschiedenen Niveaus und 
sind voneinander geschieden durch Dämme, welche theils aus 
anstehendem Fels gebildet scheinen, theils sind es ungeheure 
Moränen, Folgen von Einstürzungen nachbarlicher Höhen, 
Alles Gestein ist Gneiss, der sich jedoch stets mehr oder 
weniger granitisch zeigt. Dieses Thal, wenn man den 
Verwüstungs-Ort mit solchen Namen belegen will, zeigt im 
höchsten Grade alle Spuren furchtbarer Katastrophen, Zer- 
reissungen, Brüche in mehreren Riehtungen. Man möchte 
glauben, dass die kahlen Piks zu beiden Seiten emporstei- 
gend erst seit Kurzem von einander getrennte Felsmassen 
sind. Jährlich stürzen zahllose Blöcke herab und bis zu 
den See’n hin. — Jenseits des letzten See’s wird die 

_ Schlucht sehr eng; senkrechte Felsmassen erheben sich zu 
beiden Seiten, Von hier bis zur Olte nichts als steile Ab- 
stürze, wechselnd mit Schutthaufen von Felsen-Brüchen, so 


— 152 — 


dass man ohne einen dieser Labyrinthe wohl kundigen Füh- 
rer sich leicht verirren könnte. 

Beim Hinabsteigen vom Rivier nach Allemont sah ich 
Grand Bois, wo eine Eisenspath-Lagerstätte in Talkschiefer 
abgebaut wird. Man überschreitet alsdann zu wiederholten 
Malen Gneiss und Talkschiefer, welche im Wechsel mit ein- 
ander auftreten und deren Lagen fast senkrecht stehen. 

Das Schmelzwerk und das Dorf Allemont liegen auf einem 
schwarzen, thonigen Kalkschiefer, weleher über Talkschiefer 


gelagert ist. 


Ohne Ihnen alles Bekannte über die Chalanches wieder- 
holen zu wollen, ohne mich auf Details einzulassen, wie Sie 
solche in Taury’s Abhandlung nachlesen können *), will ich 
auf jene Thatsachen mich beschränken, welche mir am auf- 
fallendsten waren. — Die talkigen Schiefer mit Granaten, am 
Fusse des Berges dienen als ein sehr vorzügliches Material zum 
Bau der Schmelzöfen; den schieferigen Kalk gewinnt man, um 
denselben zur Dach-Bedeckung zu benutzen. Gneiss, Diorit, 
Hornblende-Gestein sind die Felsarten, woraus der Berg 
besteht; alle gehen in vielartiger Weise in einander über 
und so werden zahllose Varietäten erzeugt, für welche 
man nicht selten keine Namen hat. In der Höhe des Ber- 
ges zumal herrscht das bunteste Durcheinander. Der „Clot- 
Chevalier“, welcher das Ganze beherrscht, besteht aus 
Anthrazit-führendem Sandstein mit Pflanzen - Abdrücken. — 
Dieser berühmte Berg des Chalanches ist mit so vielen Stol- 
len durchlöchert, dass man deren Gesammt - Erstreckung, 
nach den Gruben-Rissen zu urtheilen, wohl auf zwanzig 
Stunden anschlagen könnte. | 

Vom Schmelzwerk Allemont begab ich mich nach Bourg 
d’Oysans. Der Weg führt über eine weit erstreckte Alluvial- 
Ebene. Zur Rechten hat man die Schutthaufen der Felsen- 
Brüche des Cornillons, wo Gelegenheit geboten ist manch- 
faltige Hornblende-Gesteine sammeln zu können, zur Linken * 


*) Journal des Mines, Vol. XX. 


— 133 — 


ist das Romanche-Thal, und jenseits des Flusses der Kalk 
mit Belemniten von Villard- Reculas. Aus der Ferne schon 
lassen sich die gewundenen Schichten dieses Kalkes von den 
Gneiss- und Glimmerschiefer-Lagen unterscheiden, inmitten 
welcher die Sarenne sich ihr Bette grub und, einen Wasser- 
fall bildend, in die Romanche hinabstürzt. Unverkennbar 
zeigen sich die Kalk-Schichten am meisten gewunden, je 
näher dieselben den plutonischen Massen befindlich sind. 
Sie man dieses amphitheatralisch im primitiven Boden aus- 
geweitete Thal, die sehr scharfe Scheidung des Kalkes und 
den kleinen Kegelberg in der Mitte erblickt, so wird man 
geneigt, an einen Erhebungs-Krater zu glauben. Wohl ver- 
diente diese Örtlichkeit einer detaillirten Untersuchung. 

Auf dem Romanche-Ufer gewähren die Kalk - Schichten 
besonders interessante Ansichten, Der Cornillon, Infernet 
und Zazllefer zeigen ähnliche geognostische Zusammensetzung; 
wie die Chalanches: Gneiss und Talkschiefer in Hornblende- 
Gesteine übergehend. Die Kalk-Schiehten sind horizontal, 
geneigt, senkrecht und vielartig gewunden, Sie führen 
viele Kiese. 

Von Bourg - iluraks kehrte ich — da mir die Zeit 
fehlte, bis zu den Bergen de la Grave und Lanlaret vorzu- 
dringen — auf meinen Schritten zurück, der Romanche fol- 
gend, um nach Vozzlle zu gehen. In diesem Thale, welches 
die wilde Romanche durchströmt, zeigen sich die Berge an 
deren rechtem Ufer nackt und zerrissen vom Gipfel bis zum 
Fusse; nieht leicht dürfte eine Stelle zu finden seyn, wo 
man Schichten-Biegungen und Zerreissungen besser studiren 
kann. Häufige Fels-Stürze bringen Massen und Bruchstücke 
von den Gipfeln herunter, und so ist Gelegenheit geboten, 
alle Felsarten-Abänderungen, die hier vorhanden sind, kennen 
zu lernen: Gneiss, Glimmer- und talkiger Schiefer, Horn- 
blende-Gestein, Quarz mit Chlorit-Parzellen und, wie in den 
Chalanches, vielartige Übergänge aus einem Gestein ins an- 
dere. Bis in die Mitte des Thales rollten niedergestürzte 
ungeheure Blöcke, 20 bis 30 Fuss nach allen Dimensionen 


- au —. 


messend ; sie brachen, aber der Bruch: ist so frisch, die 
Theile. befinden sich einander so nahe, dass man glaubt die- 
‚selben leicht wieder an einander fügen. zu-können. Von 
‚Chichilianne nach Vizille tritt. das Thal weiter :aus einander; 
die Gehänge werden sanfter; kleinere und mehr zugerundete 
Bruchstücke bilden die Alluvionen der Romanche. 


Bei Pizille wird Gyps gewonnen. Er setzt eine ge- 
waltige Masse im Belemniten führenden Kalk zusammen, 
woraus auch der Coner - Berg, bekannt durch seine schönen 
Fels-Gestalten, besteht. Eine andere Gyps- Ablagerung ist 
nicht weit davon bei Champ zu finden. Man steigt am Ge- 
„hänge hinan, welches mit vielen losen Granit-Blöcken be- 
deckt ist, der Berg besteht aus thonigem, schiefrigem Kalk. 
Auch Massen eines Konglomerates werden getroffen, in dem 
Quarz-:und Granit-Trümmer durch ein kalkiges Zäment ge- 
bunden erscheinen. Bis Champ lässt sich der Kalk verfolgen, 
Man sieht das Gestein in der Nähe ‘des Gypses, oder 
da, wo dasselbe mit der Varziolite du Drac (einer Abände- 
rung der sogenannten Wacke ?) zusammentrifft. Letztere 
Felsart bildet einen mächtigen Gang. Die Gyps-Schichten 
stehen senkrecht und sind denen des Kalkes - arallell.e. Es 
dürfte kaum in Frage zu stellen seyn, dass der Kalk in 
‚Gyps umgewandelt worden; man erkennt in letzterem noch 
die Blätter-Struktur des ersteren. 


Von Vizille begab ich mich nach Vriage, dem Yaul- 
naveys-Thale folgend. Die Höhen zur Rechten bestehen aus 
Talkschiefer, in welchem Gestein die Eisenerz - Lagerstätten 
aufsetzen, welche bei Pierre plate, bei la grande Combe, Ste, 
Julie und des Halles abgebaut werden. Ich besuchte den 
letzteren Ort; das gewonnene Erz ist ein grossblättriger 
Eisenspath. — Die Berge zur linken Seite des bemerkten 
Weges bestehen ganz aus dem sehwarzen Kalk mit Be- 
lemniten. 


Wie es scheint, so benutzten schon die Römer die 
Wasser von Friage, welche übrigens keine 'Thermen sind. 


RR 


Nach den Analysen der Herren Berruier, BreToX und 
- Guzymaro enthalten dieselben: 


Kohlensauren Kalk . ... 2.» 0,000120 
Schwefelsauren Kalk  . 2... ...0,000710 
Kohlensauren Talk . . » 2...» 0,000012 


— 135 — 


Schwefelsauren Talk . . . » .  0,000393 
Schwefelsaures Natron . . . . .  0,000840 
Salzsaures Natron . . . .0,003560 


‘Freies geschwefeltes Wasserstoffgas 0,000013 
Hydro-Sulphat von Kalk- und Talk- 

2 
Kohlensäure, Spur, 
Stickstoff 6 Kubik - Centimeter auf 

das Litre. 


0,005760 


Die Wasser, mit denen man täglich 2—300 Tropfbäder 
liefern kann, leisten bei Flechten und andern Haut-Krank- 
heiten wesentliche Dienste, 

Um ‚von ‚Vriage ins Isere-Thal zu gelangen, verfolgt 
man ‚eine Schlucht im: schwarzen, Belemniten - führenden 
Kalk... Diesen Weg wählte ich, als- ich nach Grenoble zu- 
rückkehrte. 

„Es war mein Wunsch, ehe ich den schönen Landstrich 
verliess, die „grand Chartreuse“ noch einmal zu’ sehen. Ich 
wählte, die „route du. Sapey.* Mergeliger Kalk, sodann 
grauer Kalk von zahllosen weissen Adern durchzogen , sind 
die Gesteine, welche man trifft. Auf dem ganzen Wege 
und weit oberhalb des Supey liegen sehr viele lose Blöcke 
von Granit und Hornblende - Gesteinen. Nahe beim Sapey 
überschreitet man einen zum Grün - Sandstein gehörigen 
Kalk, auffallend durch seine schneeweise Farbe und durch 
die seltsam gestalteten Felsmassen, welche er bildet. Am 
denkwürdigsten schienen mir die mit dem Namen „les grands 
‚rochers“ bezeichneten, oberhalb des Sapey; ihre Formen 
sind ganz besonders charakteristisch. Sie ähneln vier ge- 
waltigen Brücken-Pfeilern, deren Bogen eingestürzt sind. 
Bis zur grandechartreuse, und bis zum Gipfel des grand Som, 
dem erhabensten Punkt, bleibt der Kalk immer derselbe. — 


y 


_ u 


Was über einen mächtigen Granit-Gang gesagt worden, der 


im Alpen- Thale von Bovinan den Kalk‘ durchbrechen soll, 
fand ich nicht bestätigt... Ich sah nur Sandstein- Masse. — 
Erst bei Saint-Laurent-du-Pont findet man andere Gesteine: 
Lias, Molasse und darüber Diluvium. Kalk und Molasse hal- 
ten bis Poncier an. Von hier bis Yoreppe nur Molasse und 
Diluvium. | 
Von Yoreppe aus besuchte ich zum zweiten Male /a 
Tour du Pin und Corbelin, um nach Morestel mich zu be- 
geben, wo mich die Kalkstein-Ablagerungen und die Dimensio- 
nen eines See’s interessirten, welcher in diesen Gegenden 
existirte, als der Damm des Rhane-Falles noch höher war. 
Auf meinen verschiedenen Wanderungen beging ich alle 
Grenzen dieser gegenwärtig fast ganz ausgetrockneten 
Sümpfe, in denen man beim Gewinnen des Torfes ungeheure 
Eichenstämme trifft, fast so schwarz, wie Ebenholz, Beim 
Graben bis zu gewisser Tiefe findet sich, zumal in den öst- 
lichen und westliehen Theile der Simpfe, ein schöner grauer 
Sand, ähnlich dem des Rhone; es wird von Anwohnenden 
auch als Rhone-Sand bezeichnet, und man behauptet, dass 
der Fluss hier ehedem seinen Lauf gehabt. — Bei niederem 
Wasser kann man deutlich sehen, dass die Schichten der 
den Damm: bildenden Kalk-Felsen gegen 8.0. fallen. Bei | 
Hochwasser wird, da die Schlucht ziemlich eng ist, ein Theil 
der Sümpfe vom Rhone überströmt, die Wasser ariingen bis 
in die Nähe von eig vor, 


Geognostische Beschreibung 
des 
Weilers Berg, 


von 


Herrn Bergrath Dr. HEHL. 


Der Weiler Berg wird von 8.0. nach N.W. von dem 
sogenannten Mühlranm, von N.W. nach N. von der von 
Stuttgart nach Kannstadt führenden Chaussee, von N. nach 
8.0. vom Neckar begrenzt. 

Die hier vorkommenden Gebirgsarten sind der Süss- 
wasserkalk und der plastische Thon der tertiären Forma- 
tion, und das Alluvium, 

Der Süsswasserkalk, der zur jüngern Süsswasserkalk- 
Formation gehört und sich vorzüglich in der Umgegend des 
den Weiler durchfliessenden Nesenbachs findet, scheint das 
Produkt des Niederschlags aus demselben zu seyn, als das 
Stultgarter Thal zwischen dem Hügel, auf dem die Kirche 
in Berg liegt, und zwischen dem Rosenstein noch geschlos- 
sen war, und die Flötze von Süsswasserkalk, die auf den 
vormaligen Zirschbad-Wiesen vorkamen, jetzt aber meist ab- 
gebaut sind, zur nämlichen Zeit abgesetzt wurden. 

Er kommt theils im Nesenbach links von der Chaussee, 
-theils rechts vor, und wurde vor mehreren Jahren beim 
Graben eines Kellers aufgedeckt; er findet sich von.gelblich- 
brauner Farbe, dichtem Bruch, ist hart und klingend, und 
auf den Ablosungs-Flächen meist mit einer braunen Rinde 


— 138 _— 


von Eisenoxyd überzogen; da er nur einige Fuss tief auf- 
gedeckt wurde, so lässt sich seine Mächtigkeit nicht angeben, 
die übrigens nicht bedeutend seyn möchte. 

Der plastische Thon, der grösstentheils den Boden, die 
eigentliche Grundfläche von Berg bildet, und hauptsächlich 
durch die Bohrversuche auf artesische Brunnen aufgeschlos- 
sen wurde, besteht grösstentheils aus abwechselnden Schich- 
ten von blaulichgrauem Thon und Mergel von S— 22 Fuss, 
welche wahrscheinlich durch Wasser - Strömungen von den 
nordwestlich gelegenen Bergen hier abgesetzt wurden und 
das kleine Bassin ausfüllten, auf dem jetzt Berg erbaut ist; 
er findet sich ausserdem noch in der Nähe von Oeffingen, 
1 Stunde von Kannstadi, 3— 4 Fuss mächtig auf Muschel- 
kalk abgesetzt. 

Der Muschelkalk wurde übrigens bei den bisherigen 
Bohrarbeiten in Berg noch nie erbohrt, unerachtet er in der 
Nähe von Kannsiadt in mächtigen Bänken, durch die sich 
der Neckar sein Flussbett ausgewaschen hat, ansteht und 
die obersten Schichten desselben in Stuligart beim Abteu- 
fen von Pumpbrunnen-Schächten in einer Tiefe von 30 Fuss 
gewöhnlich durchsunken werden. 

Bedeutender in Hinsicht auf Ausdehnung und Mächtig- 
keit, als die beiden vorhergehenden Formationen ist die des 
Alluviums am Mühlrain und an dem Hügel, auf dem die 
Kirche steht, welche beide den Flächenraum von Berg süd- 
lich und westlich einschliessen. 

Dieses Alluvium wurde wohl damals, als sich der Neckar 
sein Flussbett unterhalb Kannstadt noch nieht ganz gebildet 
hatte, und diese Gegend noch ein kleiner Landsee war, von 
den Geschieben, die der Neckar derzeit noch führt, abge- 
setzt und aufgehäuft, und bildete somit die über dem Was- 
serspiegel des Kanals bestehenden Höhen, welche theils aus 
grösseren, theils kleineren und meist platten Geschieben von 
Faust- bis @uadratzoll - Grösse und noch kleineren bestehen, 
und unter denen sich Gerölle von Liaskalk, Marlysandstone, 
Liassandstein, meist aber von dichtem oberen Jurakalk, 


— 139 — 


letzterem von verschiedenen Abstufungen des Weisslich- bis 
Bräunlich-Gelben finden , welche lose in einem leberbraunen 
Mergel liegen, mitunter aber durch ein Bindungsmittel von 
weisslichgelbem oder graulichgelbem Keupersandstein aus 
dessen obersten Schichten, aber meist nicht sehr fest zu- 
sammengebacken sind, und theils grössere, hin und wieder 
in der oben erwähnten Geschiebmasse liegende Brocken von 
mehreren Kubikfussen, theils auch weiterhin fortsetzende 
Bänke bilden, und sich an die Schichten des rothen Keuper- 
mergels, aus denen der höllische Bühl besteht, anlehnen. 

Das Merkwürdigste, was in Berg sich in Beziehung 
auf Geognosie findet, ist der Reichthum von artesischen 
Brunnen, die sich beinahe an jedem Punkt, wo man bohrt, 
zeigen. 

Bekanntlich finden sich die artesischen Brunnen in 
Frankreich und namentlich im Pariser Becken da, wo eine 
schief geneigte Fläche von Süsswasserkalk mit plastischem 
Thon bedeckt ist, und die atmosphärischen Wasser, die sich 
durch den Süsswasserkalk niedersenken, durch den plasti- 
schen Thon zurückgehalten, beim Bohren in dem Bohrloch 
und über dasselbige, je nach dem Höher-Liegen des’ Süss- 
wasserkaiks, aufsteigen. 

Alle diese Quellen aber, die man in der Nähe von Parss 
erbohrt hat, führen süsses Wasser, von 6—8S° R. Tempe- 
ratur, ‘die Quellen in Berg und Kannstadt "hingegen sind 
 salzige Stahlwasser ‘von einer Temperatur von 14—173° R. 
Ohnerachtet nun letztere mit den Französischen Quellen in 
so fern ein gleiches geognostisches Vorkommen haben, dass 
sie ebenfalls unter den Schichten des plastischen Thones er- 
bohrt wurden, so weiset doch der bedeutende Gehalt an 
mineralischen Bestandtheilen und kohlensaurem Gas, haupt- 
sächlich aber die erhöhte Temperatur derselben, welche sich 
bei allen Veränderungen der Atmosphäre gleich bleibt, dar- 
auf hin, dass dieselben nicht wohl aus den untern Flötzen 
des Muschelkalks entspringen, sondern in grösserer Tiefe 
durch einen wahrscheinlich galvanischen Prozess gebildet 


— 140. — 


werden. Denn kämen sie aus dem Muschelkalk , so wären 
es gewöhnliche Salzquellen von 8— 11° R. und würden 
nicht in soleh’ grosser Quantität, auch nicht als Steigwasser 
erscheinen. Dass übrigens die Wärme der Quellen in meh- 
rerer Tiefe zunimnt, zeigt sich bei Sulz am Neckar, wo 
die Temperatur der Soole je nach verschiedenen Tiefen von 
9— 13° R. wechselt, und bei den Quellen im Wildbad, 
welche mit 232—30° R, unmittelbar aus dem Granit her- 
vorströmen., | 

Sämmtliche in Württemberg erbohrte Quellen lassen 
sieh daher unter nachfolgende drei Rubriken bringen: 

1. Süsse Wasser, | 
2. Sauer-Wasser, 
3. Salzsoolen, | 

Erstere sind entweder Steigwasser (fonlaines jaillissan- 
tes) von S—11° R. und gehören dann in die Kategorie der 
artesischen Brunnen Frankreichs, die oben angeführt wur- 
den, oder sie haben eine Temperatur von 23— 30° R. und 
dann kommen; sie aus Granit. 

Die Sauerwasser sind entweder Steigwasser aa nicht; 
erstere haben eine ‚Temperatur von 144 — 171° R., letztere 
von S— 10°; nur die wärmeren sind Steigwasser; beide 
scheinen, wie:oben sehon erwähnt worden, Produkte eines 
in grösserer Tiefe fortdauernden Prozesses, und nicht Re-, 
sultate einer mechanischen Auflösung zu seyn, und bei.den 
wärmeren dürfte wohl die erhöhte Temperatur ‚in Verbin- 
dung mit’'dem ‚bedeutenden Gehalt an kohlensaurem Gas 
Ursache ihres hohen Steigens aus dem Bohrloch seyn, da 
die Erbohrung bei mehreren mit einer Explosion beglei- 
tet war. 

‚Die Salz - Soolen siägtjähhe Zweifel Produkte der Auf- 
Usa von Salzstöcken in den untersten Schichten des 
Muschelkalks durch Tagwasser; sie haben eine Temperatur, 
die: 10° R. nicht übersteigt, und werden durch Pumpen aus 
der Tiefe gehoben. 

Derzeit finden sich in Berg folgende salzige Stahlwasser: 


— 141 — 
1) die Quelle auf der Neckar-Insel (Kannstadter Markung) ; 


2) die artesischen Brunnen der mechanischen Spinnerei; 
3) der artesische Brunnen in der Kunstmühle; 
4) der artesische Brunnen von Hrn. Krorz (Kannst. M.). 


1. Die Sauerwasser-Quelle auf der Insel bei Berg, die 
von dem Mühl-Kanal und dem Neckar gebildet wird, hat 
eine Temperatur von 14° R., und nach Herrn Staatsraths 
von KıELmEvYeR’s NUDE nachfolgende FE RPENENnE 
in einem Pfund zu 16 Unzen: 
Salzsaures Natron . . . 19 Gr. 
Kohlensauern Kalk . . . 7,86 — 
Schwefelsauern Kalk . . 52 — 
Schwefelsaure Bittererde . 4 — 
Kohlensaures Eisen . . 168 — 
Kohlensaures Gas . . . 16,1 Kubik-Zoll. 
Schwefel-Wasserstoffgas . 23,22 —; 

sie wurde schon vor längerer Zeit gefasst und haus nach 

ut, als Trinkwasser gebracht. 


. Die artesischen Brı unnen von der ‚mechanischen Spin- 
nerei in Berg. 


Im Jahr 1830 wurden etwas uberhalh Berg, in einer 
kleinen Entfernung von ‚der Chaussee rechts, durch Herrn 
BocKsHAMMER drei Quellen ‚erbohrt, welche aber im Jahr 
1831 durch 5 andere etwas tiefer. liegende , erbohrte Quel- 
len sich wieder verloren; diese 5 Quellen bilden jetzt ein 
kleines Bassin von einigen 100 Fuss im Durchmesser, wovon 
eine in der Mitte, die 4 andern in den Ecken des Bassins 
sich befinden; sie lieferten bei einer Bohr-Tiefe von 117—163 
Fuss anfänglich eine Wasser-Masse von 170 Kubik-Fuss in 
einer Minute, mit einem der Mineral - Quelle auf der Insel 
bei Berg ziemlich gleichen Gehalt und einer Temperatur 
von 15 — 17° R., und stiegen anfänglich 26 Fuss über das 
Bohrloch. 


3. Die Quellen ‚bei der Kunstmühle wurden i. J. 1833 
erbohrt, das obere Bohrloch war wenig ergiebig, das untere 


— MI — 


ergoss aber: 174 Würt. Eimer Wasser in einer Minute; die 
Temperatur ist wie bei der Mineral - Quelle ‚auf. der Insel 
— ph R. 

4. Die Quelle von Hrn. Kulm ebenfalls auf 7 Inbel, 
RR auch im Jahr 1833 erbohrt und gab anfänglich, bei 
einer Temperatur von 154° R., 9 Württemb. Eimer in einer 
Minute, ‘ 
Deren Bestandtheile sind nach einer Unterneh dos 
Hasen Prof. DrsEn folgende: 

In 1000 Theilen — 479,500 Milligram Wassers 

1,1018, 4 Kohlensaurer Kalk ‚528,3 Milligr. 

0,0810 . . Kohlensaure Bittererde 33,9 — 

0,0429 . . Kohlensaures Eisenoxydul 


mit Thonerde | 20,6 — 
0,3168 . Schwefelsaurer Kalk 391,7 .— 
0.6557 . £° Schwefelsaure, Bittererde 314,4 — 
0,0092 2. Schwefelsaures Natron | 4,4 —. 
2,0579 . Chlor-Natrium, Kochsalz 956,8 ah 
4,7653 TR,  2285,1 Milligr. 


100 Maas-Theile Wasser enthalten 102 2,97 Maas-Theile ‚koh- 
lensaures Gas von 0° Berperatr unter einem Druck von 
337 Pariser Linien. 
Die Schichten -,Folge der Glbirgsakti des ‘im ‚Jahr 
1831 niedergeschlagenien mittlen Bohrlochs im’ Ren der ‚me- 
chanischen Spinnerei wär: Bw, S 
Dammerde'', % 9, : yolaor ge 
Fundament eines alten Gemäuers er 
(Wasserthurm) bunt pib ol ab ni 
Rothe Thonerde (Lehm) ge gu 
Konglomerät mit Bruchstücken 
von Taffsten , 2.9. 4 64 
Letten ’und Thon ® . 13 0 
‘Blauer Mergel "m. .0P 9 
Blauer’ Thon -, „=. nee siu,-8° 
‚ Blauer ‚Mergel; weich u... .. 8’ 1 
Das erste Wasser kam zu Tagbei 67' 3“. , ! 


;D ich 


Gelber Mergel .. „ .. . 21 
Grauer ‚Mergel ,.... ana en Dt Zi 
Vermehrtes Wasser 10 Kubikfuss in der Minute. 
Blauer Mergel ...: 21. .,..188/ 30 
Blauer Thon . . . 2.2.6 
Blauer Mergel . . „0... 9% 
Vermehrtes Wasser. 
Blauen lhone-alk. et "or 
Blauer Mergel .... 2.0.00 % 
Vermehrtes Wasser. 
Wasser-Kluft . . . „2.2... 
Wasser-Menge in einer Minute 30 Kubik-Fuss. 

Die Sohle des Bohrlochs besteht aus schwärzlichem 
sehr hartem Kalksteine, Süsswasser-Kalk. 

Die weiteren Bohr-Löcher auf den 4 Ecken des Bassins 
sind 118‘ 136‘ 150° und 152° tief, und haben im Ganzen 
die ähnliche Schichtenfolge; bei keinem zeigte sich aber die 
grosse Wasser-Kluft von 27’ sondern es fanden sich entwe- 
der kleinere Klüfte von 1— 3‘, dazwischen 2 — 3‘ mächtige 
Mergel-Lager oder Thon in Schlamm, Torf-Letten, 

Auch bei den drei ersteren niedergeschlagenen Bohr- 
Löchern fanden sich die ähnlichen Schichtenfolgen. 

Die Schichtenfolge der Gebirgsarten in dem 1833 nie- 
dergeschlagenen Bohrloch, S/. Joseph, des Herrn Kıorz auf 
der Neckar-Insel war folgende: 

Durchmesser der Deuchelmündung 7’ Duod. Maas. 

Angeschwemmter Thon mit feinem 

Semıl: ol. aan m alı a al ne 
Erde und kleines Gerölle . . . 4 
Blauer «Thon ih, uam: ach. gl 
Lockerer Kies, Alluvium . . .. 10% 
Erde mit Gerölle. . . 2.2... % 
Felsen (Sandstein), wahrscheinlich 

ein grosses Geschiebe RE MERBAEN DN E 
Blauer Mergel . . . BE und 
Sandstein, wahrscheinl. wieNr.6 Y 

Jahrgang 1837. _ 10 


* 


—'. di — 


Blauer zarter Mergel . . . . % 
Süsswasserkalk .... 2.2.0004 | 
Hier zeigte sich Wasser, welches dintenhaft schmeckte, von 
10° R. zu 3 Kubikfuss in einer Minute. 
Blauer Sandstein, wahrscheinlich 
wie Nr. 6und8S. .... 3 
Blauer Mergel . . . 2... Y 
Gelber Sandstein, Liassandstein- 
Göschiebe „2! „No ul rund 
Grauer harter Sandstein . . . 8 
Blauer. Thon. ; „..... Wu streih 
Vermehrtes Wasser zu 4 Kubikzoll in einer Minute. 
Blauer Sandstein, wahrscheinlich 
hydrothionsaurer Süsswasserkalk 34 
Gelber Stein, Liassandstein! ; . 6° 
Fette Erde, Torf-Letten! . „ . 1% 10% 
Harter Mergel: + ‚uatunds Wat 
Blauer Thon, plastischer Thon . 11‘ 
Harter Mergel. . 2.0 0% 6’ 
Blauer sehr fester Thon, wahr- 
scheinlich wie Nr. 20°... % 
Wasserkluft . . . 3 Ih? ı 
Hier erfolgte eine heftige Gas- Erbindarig mit Wasser- 
Explosion und einem donnerähnlichen Knall; der Brunnen 
warf einen ganzen Karren Steine, Thonstücke und Sand 
heraus; die Temperatur war 151° R. und die Wassermenge 
9 Würtiemb. Eimer in einer Minute. 
Die Bestandtheile der Quellen der mechanischen Spin- 
nerei und in der Kunstmühle möchten sich wohl ziemlich 
gleich seyn, und werden von den zwei angegebenen Analy- 
sen nicht differiren; sie sind, so viel hierorts bekannt ist, " 
noch nicht chemisch 
Höhen-Bestimmungen in Pariser Fussen über dem Marne | 
Höläascher, Bühl «is1ası) Toren. sie STR 
 Mühlrain, höchster Punkt . . . .„ 778° 
Kirche zu Berg, Eingang . . . . 777 


— 15 — 


Bassin mit den 5 artes. Brunnen der 
mechanischen Spinnerei we. 
Artesischer Brunnen von Kıorz . . 706‘ 
Mineralquelle auf der Neckar-Insel . 697° 
Niveau des Kanals, unterhalb der 
Brücke beim Wasserhaus . .„ . 684 
Artesischer Brunnen in der Kunstmühle 682‘ 


Temperatur der verschiedenen Quellen : 
Östliche Quelle in dem Bassin der 
mechanischen Spinnerei . x . . 144° Reaum, 
Mittle @uelle’allda ,.., . 21.0.1380 
Bei 61° R. Luft-Temperatur: 
Artesische Quelle in der Kunstmühle 14° _ 
Luft-Temperatur 45,0: 
Artesische Quelle bei Kıotrz , . 
Mineralquelle auf der Insel. „ . 
Luft-Temperatur 4°. 


..249 — 
.r,449 —_ 


10* 


Über 
‚die Barometer - Höhenmessungen 
des 


Rhein-Stromes. 


Ein Nachtrag zu dem Aufsatz im dritten Hefte dieses 
Jahrbuches von 1835, 8. 258, 


von 


Herrn General Freiherrn VAN DER Weck. 


Es lag in dem erwähnten Aufsatze nicht die Tendenz, 


den früher gemachten Barometer - Höhenmessungen, in Be- 


zug auf ihre Genauigkeit und die darauf gegründeten Be- 
rechnungen , von wem sie auch seyen, zu nahe zu treten, 
Wir setzen voraus, dass diese Beobachtungen und Be- 


rechnungen mit der höchsten Genauigkeit veranstaltet und 


dabei die vollkommensten Instrumente benutzt wurden. Un- 


ser Zweifel liegt im Verhalten der Atmosphäre. 
Wenn man das Wasser als flüssigen Körper betrachtet, 
so kann es keinem genauen Beobachter entgehen, dass in 


demselben, wenn es sich im fliessenden Zustande befindet, 
viele Erscheinungen, welche man geneigt ist für Unregel- 
mässigkeit zu halten, vorkommen. Diese Erscheinungen 


sind mit der Natur des Wassers verbunden und beziehen 
sich hauptsächlich auf die relative Höhe des Wasserspiegels 
und auf die Richtung des Stromes. 


Par, 


„Der ‚Wasserspiegel eines Flusses ist da, wo der Strom 
dio meiste Schnelligkeit..hat, das ist unter En Stromstriche, 
der — wenige Ausnahmen abgerechnet — gewöhnlich mit 
der Stromrinne oder dem Thalweg zusammenfällt, siehtbar 
höher, und. dessen @ueerdurchschnitt bildet. also eine para- 
bolische Linie. . Beim Auf- oder Untergehen der Sonne ‚geht, 
für den, gegenüberstehenden Beobachter, die Spiegelung der- 
selben auch nicht weiter, als bis zum Kulminations - Punkt 
dieser Linie: ein Beweis ihrer konvexen Krümmung. Die- 
ses Verhalten, welches sich beim Anschwellen des Stro- 
mes immer stärker zeigt, wird selten durch lokale oder 
momentane Störungen unterbrochen. Dessen ungeachtet gibt 
es Hydrauliker von Ruf, welche das Gegentheil behaupten 
und dociren, dass. die Oberfläche eines fliessenden Wassers 
einen zylindrischen Hobhlspiegel bilde. Sie müssen durch 
ihre eigene Sinne getäuscht seyn. ‘Wir wollen ihnen. Auto- 
ritäten entgegenstellen, welche verdienen beachtet zu wer- 
den. . Nachdem Bossur den Beweis voran hat gehen lassen, 
schliesst er: Aensi la rivierc doit alors former & la surface 
une courbe convexe d’un bord ü laulre, ou dans la sections 
Jlatitudinale *). D’Ausvisson pe Voisıns, zugleich ‚grosser 
Geognost, drückt sich viel bestimmter aus, da er sagt: La 
seclion iransversale de la surface d'une riviere presente encore 
une forme remarquable; (C'est une courbe convexe, dout. le 
sommet correspond au fil de Teau (Stromstrich): & partır de 
ce,point de plus grande vilesse le niveau baisse de part el 
diautre jusqu’auxs. bords, et iÜl baisse d’une quantite taniöl 
Egale , tantöt inegale vers chacun d’eux. Plus la vitesse des 
differentes parties du courant. est grande, et plus leur eleva- 
tion respective est considerable **). 


“+ 


*) Traite theorique et experimental d’Hydr odynamique ‚par Charles 
s Bossut ; Paris 1795, T. II, p. 269. | 


En ‘) Traite d’Hydrauligue a Vusuge des Ingenieurs , 5 par J. F. D’Av- 
BUISSON DE VOoIsıns, Ingenieur en Chef au Corps royal des 
Mines ; @ Paris 1834, p. 139. e Fon ” 

Als Schüler von Werner ist er den. Ansichten. seines, grossen 


- As 


Ka, . Ye 
'DieKohäsion des Wassers in Verbindung mit der Strom- 
schnelligkeit spielt bei dieser Erscheinung wohl die‘ Hi 
rolle. — 

Nicht weniger merkwürdig sind die Wider- rt Wirbel 
Ströme, welche sich überall einstellen, wo die Ufer der 
Flüsse durch hervorragende Theile ungleieh sind. Öfters 


gehen die Widerströme eine ganze Strecke Strom - -aufwärts, 


und die Fischer wissen sie sehr gut zu benutzen, wenn sie 
. mit ihren Kähnen bergan fahren. Diese Widerströme ver- 
ursachen- bedeutende Biegungen und wogende Bewegnngen | 
- im Wasserspiegel. 

" Bei den Mündungen der Flüsse in Weltmeere, wo 
-Ebbe und Fluth herrschen, werden andere a 
wahrgenommen, welche ebenfalls auf eine Verschiedenheit 
in der Höhe des Wasserspiegels deuten. — Wenn die Fluth 


14 


ie he a a rn 


u me De ar 


kommt, spürt ‘man diese zuerst am Ufer, so dass es 


hier Strom-aufwärts geht, während in der Mitte die Aus- 


'strömung noch in voller Kraft ist. Auch hat man mehrmals 


in der Tiefe andere Stromrichtungen wahrgenommen, als an 


der Oberfläche des Wassers. 


Sind auf den Flüssen solehe Abwechslungen in der 


Höhe des Wasserspiegels bemerkbar, — um so viel er f 


herrschen sie im Ozean. 


i 


Ebbe und Fluth, worin viele und ISORN unerklärte Un- 


regelmässigkeiten vorkommen; beständige und abwechselnde 


{ 


Strömungen in verschiedenen Meeresgegenden und Richtun- 


‘gen, durch die Seefahrer aller Zeiten beobachtet und be- 


schrieben, genügen um darzuthun, dass der Wasserspiegel 


des Weltmeeres, was dessen relative Höhe betrifft, den 


verschiedensten Veränderungen und Abwechselungen unter- 
worfen ist. 

"Um wie viel mehr müssen solche Abweichungen in 
der fast S00mal leichteren atmosphärischen Luft, welche 


Muh 6 


" Meisters getreu geblieben , bis die neueren Theorien auch bei ihm 
Eingang fanden. 


t 


— 19 — 


mit der Höhe an Leichtigkeit zunimmt, Statt haben? — Hie: 
zu kommt noch die wichtige Rolle, welche die Elastizität 
bei den Luftbewegungen spielt. 

Muss man nicht in der Atmosphäre Ebbe und Flach 
mit grösseren Schwankungen und beträchtlicheren Unregel- 
mässigkeiten als im Weltmeere annehmen * An verschie- 
dene Zönen dieser Erde sind verschiedene Luftströmungen 
gebunden, hier regelmässig, dort veränderlich. Nach den 
verschiedenen Weltgegenden oder Gestaden äussern sie sich 
in höchster Kraft oder sie verhalten sieh in einem mehr 
ruhigen Zustande. In gebirgigen Gegenden sind nicht weit 
von einander gelegene Thäler öfters sehr verschiedenen me- 
teorischen Erscheinungen unterworfen. Es ist keine Sel- 
tenheit, zwei oder drei Wolkenschiehten in verschiedener 
Höhe, jede in einer von der andern abweichenden Richtung 
forttreiben zu sehen. | 

Wenn sehon das Wasser in Tiefen mit mehr Geschwin- 
digkeit strömt und dessen Spiegel über denselben 'sich auch 
mehr erhebt, kann dieses denn auch nicht in der atmosphä- 
rischen Luft über Thälern’Statt haben $ — Wir vermuthen, 
dass einige meteorische Erscheinungen darauf hindeuten. 
Wenn die Wolken z. B. durch westliche Winde getrieben, 
die Vogesen oder das Haardt-Gebirge verlassen und sich über 
das Rhein-Thal verbreiten, scheinen sie öfters höher zu stei- 
gen, indem sie sich brechen und keinen Regen mehr ergies- 
sen, bis sie‘sich wieder auf die Gebirge des Schwarzwaldes 
und des Odenwaldes senken und anhäufen. Pu je 

Bei solch’ einem ungleichartigen Verhalten der Atmo- 
sphäre kann man als gewiss annehmen, dass es Lokalitäten 
gibt, wo die relative Höhe der Atmosphäre nicht mit der 
umliegenden oder mehr entfernten gleichen Schritt hält, 
und auch wo die relative Höhendifferenz in einem Sinne 
fortwährend abweichend bleibt, so dass dieselbe dadurch, 
nach Barometer - Bestimmung entweder zu Hiedent oder zu 
hoch angegeben wird, | N 

Im 5öten Bande des neu sg pbyatkhllschög 


—. 190 — 


Wörterbuches von Geuter, Artikel Höhenmessung , ‘findet 
man schon ($. 322 u. f.) merkwürdige Abweichungen an- 
gegeben, — aber das Vertrauen auf die Barometer - Höhen- 
Messungen wird noch viel mehr geschwächt, wenn man die 
Abhandlungen von Erman (Beobachtungen der Grösse des 
Luftdrucks über den Meeren, und von einer bestimmten Be- 
ziehung dieses Phänomens zu den geographischen Coordina- 
ten der Orte; Poscenporr Annalen der Physik und Chemie, 
23. Band, 1831, S. 121), von Scnouw (über den Mittelstand 
des Barometers am Meeresufer, ibid. 26. Band, 1832, 8. 
395) und von Besser (über Höhen-Bestimmungen durch das 
Barometer, ibid. 36. Band, 1835, S. 187) zu Rathe nimmt. 
Letzter drückt sich darüber sehr bestimmt aus, da er sagt: 
„Die Anwendung des Barometers zur Messung des Hö- 
henunterschiedes zweier Punkte beruhet auf der Voraus- 
setzung des Gleichgewichtes der Atmosphäre; sie würde 
niehts zu wünschen übrig lassen, wenn diese Voraussetzung 
mit vollem Recht. gemacht werden könnte. Dann könnte als 
wahr angenommen werden, dass die Höhe des Quecksilbers 
im Barometer dem Gewichte der über demselben befindli- 
chen Luftsäule proportional wäre, während dieses nicht an- 
genommen werden kann, wenn diese Luftsäule oder ein 
Theil derselben, eine dem Horizonte nicht parallele Bewe- 
gung hat. Auch würden Schichten der Atmosphäre von 
«gleicher Dichtigkeit horizontal seyn, und man würde die 
Messung des Höhenunterschiedes zweier Punkte mit voller 
Sicherheit erhalten, diese Punkte möchten beide in einer 
Lothlinie, oder in kleinerer oder grösserer Entfernung von 
einander liegen. Bei dem Zustande der Atmosphäre, so wie 
er wirklich ist, ist nieht mit Sicherheit darauf zu rechnen, 
dass das: Barometer das genaue Maas des Gewichtes der 
über demselben befindlichen Luftsäule angebe; noch viel 
sch aber kann auf die Horizontalität der Luftschichten 
vo n gleicher Dichtigkeit gerechnet werden. Die Störungen 
dieser Horizontalität sind oft so gross und anhaltend, dass 
der aus den Beobachtungen eines ganzen Monats aUBIREEIN 


ur “ 
vr 


ur 


2% wi } er 


=. 1 — 


m 
mittle Unterschied der Barometerhöhen zweier 30 — 40 
Meilen von einander entfernten Punkte mehr als eine Pariser 
Linie von der Wahrheit abweichen kann, wie unter Anderem 
aus den sorgfältigen Beobachtungen dieser Art hervorgeht, 
welche die astronomischen Nachrichten früher von Altona 
und von Apenrade mitzutheilen pflegten. Obgleich also das 
Barometer in keinem Falle eine völlig sichere Bestimmung 
des Höhen - Unterschiedes zweier Punkte geben kann, so 
wächst doch die Unsicherheit mit der Entfernung der mit 
einander zu vergleichenden Punkte so sehr, dass der Fall, in 
welchem sie in einer Lothlinie liegen, als der bei Weitem 
vortheilhaftere angesehen werden muss.“ 


Übrigens leuchtet aus den Angaben des Prof. Schouw 
zur Genüge hervor, dass noch viel zu thun übrig bleibt, ehe 
man mit dem Mittelstand des Barometers am Meeresufer 
ins Reine kommt. Die verschiedenen Weltgegenden und 
Gestaden nach Breite und Klima liefern bedeutende Varia- 
tionen, welche berücksichtigt werden müssen, — und diese 
sind im Allgemeinen noch nicht hinlänglich beobachtet. 


Was die ungefähre Berechnung des Rhein - Gefälles an- 
belangt *), so ist diese seiner Art nach einzig hypothe- 
tisch und kann nie auf eine solche zuverlässige Genauig- 
keit Anspruch machen. Indessen, wenn man Gelegenheit 
hat, einen Fluss Jahre lang zu beobachten und dabei einige 
genaue partielle Abwägungen in Überschlag bringen kann, 
wie ‚der Obrist Turza wahrscheinlich gethan hat, so kann 
man der Wahrheit schon sehr nahe kommen. Obschon Mer 
von ‚mir gemachte Überschlag nicht durch solche Beobach- 
tungen unterstützt war, so bleibe ich doch der Meinung, dass 
er der Wahrheit näher kommen möchte, als die bei uns 
bekannten Barometer-Bestimmungen. Übrigens kann es seyn, 
dass ich das Gefälle von den Niederländischen Grenzen bis 
Königswinter zu gross, dagegen dasjenige von dort bis 


”) Man sehe Jahrgang 1836, 2. Heft, S. 195 dieses Jahrbuches. 


-. 1ER. — 


“: 


Bingentu gering angeschlagen: RL, was sich aber für Mann- 
heim kompensiren würde. MEET \. 
Der Zweck meines Aufsatzes war nur eine nähere Un- 
tersuchung in Anregung zu bringen. Das erhaltene Resultat 
aus Barometer-Höhenmessungen für Mannheim , in Vergleich 
mit dem örtlichen klimatischen Verhalten, kommt uns immer 
zu nieder vor. Um allen Zweifel zu heben, wäre es zu 
wünsehen, dass die Regierungen der Rhein - Ufer - Staaten 
sieh zu der Ausführung von. genauen Nivellirungen , wie 
in den Niederlanden geschehen, entschliessen könnten. Die- 
ses wäre in geologischer Hinsicht von grossem Interesse; 
aber noch viel wichtiger für die Hydrotekten des Rhein-Ufers, 
welchen bis jetzt die Basis fehlt, worauf sie ihre Opera- 
tionen ‚mit Zuverlässigkeit zu gründen vermögen, vorzüglich 
in Rücksieht der sogenannten Rektifikationen, welche an ei- 
nigen Stellen vorgenommen werden und immerhin gewagt 
bleiben, so lange sie nicht mit Berücksichtigung des Ver- 
haltens vom ganzen Strome vorgenommen werden. Sollen 
indessen solehe Nivellirungen mit der gehörigen Zuverlässig- 
keit ‚geschehen, so müssen sie auf beiden Ufern zugleich 
vorgenommen werden, und die zu diesem Zweck Operiren- 
den müssen von Zeit zu Zeit ihre Verrichtungen aneinander 
prüfen und berichtigen, wo es Noth thut. 
Es wäre zu wünschen, dass die Rhein-Ufer- Hydrotekten 
von unterhalb Mannheim an bis zur Niederländischen Grenze 
dasjenige, was ihnen über das Gefälle des Rheins, wenigstens 
für den Theil, worüber sie die Aufsicht führe ‚en, bekannt ist, 


veröffentlichten; wahrscheinlich wäre daraus ein Ganzes zu 


bilden , welches sich den Torirschen Angaben anschlies- 
sen ‚könnte. 


Über Br | 
a: geologische Alter und die organischen 
. Ueberreste der tertiären Gesteine des e 
Ki Maynzer - Beckens, 

| H. G. BRoNnN. 


u 


In der Schrift meiner verehrten Freunde v. KLırstein 
und Kivr über den Dinotherium-Schädel (vgl. Jahrb. 1837, 
S. 91 ff.) ist eine Parallelisirung der Maynzer Tertiär- 
Formation mit der mittlen und oberen Abtheilung des Pa- 
riser Grobkalkes unter dem Gypse, und eine Gleichstellung 
des zu oberst liegenden Knochen - führenden Sandes bei 
Alzey mit dem Pariser Gypse selbst enthalten, welche mich 
zur gegenwärtigen Untersuchung über das Alter jener Schich- 
ten veranlasst, so ferne es aus den organischen Einschlüssen 
gefolgert werden kann; da nämlich das Maynzer Becken 
keine anderweitigen Gesteine enthält, welche zu einer Be- 
stimmung des Alters nach MänkdaBe der Lagerungs - - Folge 
dienen könnten, und da die .lithologische Ähnlichkeit‘ "fer 
Gesteine bei Maynz mit denen bei Paris oder ändern be- 
kannten Punkten nicht so gross ist, dass daraus‘ ein evidenter 
Beweiss für das Alter der hei Schichten entnommen 
werden könnte, Re 

Schon vor 13 Jahren haben die beiden KR 
dieses Jahrbuchs das Maynzer Becken mit mehreren Freudälh 
in der Absicht zu bereisen begonnen, um eine geögnöstische 

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Bern 


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Beschreibung davon zu liefern, was inzwischen über ander- 
weitigen Berufs-Geschäften unterblieben ist. Die geognosti- 
schen und Petrefakten-Sammlungen aber, so wie die schrift- 
lich aufgezeichneten Beobachtungen, sind inzwischen sorgfältig 
aufbewahrt und gelegentlich bereichert worden. Die For- 
schungen Kaurp’s haben seither wichtige Materialien für 
eine Arbeit über dieses Becken geliefert, und KıırsrEin 
hat in der angeführten Schrift Thatsachen über die Lagerungs- 
Folge der. dortigen tertiären Schichten unter sich. mitge- 
theilt ,- welche aufzusammeln nur bei einem oft von ‚ihm 
wiederholten Besuche dieser Gegenden und‘ zum‘ TR ab 
telst der von ihm geleiteten Nachgrabungen nach fossilen 
Knochen möglich war. Obschon ich die Gegend sonst nach 
allen Richtungen bereist hatte, so muss ich gestehen, dass 
mir einige Verhältnisse erst durch diese Schrift klar geworden 
sind. Indem ich seinen und Kaur’s Forschungen einen Theil 
der früher von den Herausgebern gesammelten Beobaebtun- 
gen und das Resultat der Untersuchungen über sämmtliche 
mir von dort her bekannt gewordne Fossil- Reste beifüge, 
' ergeben sieh Mittel zur Vergleichung mit ‚den Tertiär- 
Bildungen anderer Gegenden, woraus ein genügendes Resul- 
tat hervorgehen dürfte. | 
Diese Vergleichung auf eine vollständige Weise ding 
zuführen ist mir inzwischen erst seit einem Jahre möglich 
geworden, in welchem ich durch Hrn. Pvzos noch, eine 
grosse Anzahl fossiler Konchylien aus dem. Becken von:Bor- 
deaus zum Eigenthum, durch die Herren Staatsrath von 
Eıcnwarn und Professor Pusch fast alle von ihnen in, Polen 
gefundenen  tertiären Konchylien zur Untersuchung und gros- 
sentheils zum Eigenthum, und endlich durch den. Vizepräsi- 
denten der. Kais, Hofkammer, Herrn v.'Hauzr, alle, von ihm 
bis jetzt im Wiener Becken gesammelten; (über 300), Arten zur 
Vergleichung und auch meistens für meine Sammlung erhalten 
habe, Durch diese Bereicherungen meiner, Sn mlun bin ich 
denn, auch , zuerst, zur Überzeugung, ‚gelangt, dass..die; 3.oben 
‚genannten Becken, ‚wie E. o& ANERIRRS und De aus 


% 


4 1% 


verschiedenen Gesichtspunkten gefolgert *), wirklich einer 
mittlen tertiären Abtheilung zwischen dem Grobkalke und 
der Subapenninen - Formation ‚angehören‘, ‘nachdem ich sie 
früher mit letzterer, der sie allerdings weit näher als der 
ersteren stehen, und mit welcher sie gegen ein Drittheil 
ihrer Arten (Desnavyes gibt nur 0,19 an) gemein haben, 
vereinigt gelassen hatte. 

Die von Kaur so trefflich beschriebenen Säugethiere 
des Maynzer Sandes, des obersten Gliedes der dortigen 
Tertiär-Formation, sind einschliesslich einiger Fisch - Reste, 
folgende **): 

A. Raubthiere. 
I. Gulo, Vielfrass: neue Art. 
1. diaphorus, 
1. Felis, Katze: 4 Arten, 
2. aphanista, 
3. prisca, 
4. ogygia, 
5. antediluviana. 
Il. Agnotherium: 1 Art, 
6. antiquum. 
IV, Machairodus: 1 Art, 
7. eultridens (Ursus eultridens), auch zu 
Puy-de-Döme und in den Subapenninen 
Toscanas. 
B. Nagethiere, 
V. Cricetus, Hamster: 1 Art. 
S. vulgaris, von der lebenden Art nicht 
wesentlich verschieden. 
VI. Palaeomys: 1 Art, 
9. castoroides, 
VI. Chalicomys: 1 Art, 
10, Jägeri. 


*) Vgl. Jahrbuch 1832, S. 245. 
**) Die neuen Arten, deren Benennung kein Autor-Name beigesetzt ist, 
sind alle von Kuur benannt. 


I, 
nr 


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NHL: Ohtdo dnas Hi Art zussstenpas sie it 

et Il..typus. analryı! sign 
X. Arctomys: 1 Art, kpn 

N BPERREREUTENT Mi primigenia | rer 7902, 

X Spermophilus: 1 Art, 


al 2000 1% sapereiliosus. 


C. Wiederkäuer. 
al, Dorcatherium: 1 Art, 
| 14. Naui. 
"x. Cervus, Hirsch: 5 Arten, 
15. Bartholdi, 
16. anoceros, 
17. trigonoceros, 
18. curtoceros, 
19. dieranoceros. 


D. Dickhäuter. 


XI. Dinotherium: 2 Arten, welche vielleicht zusam- 
men gehören. Eine dritte Art im Polni- 
schen Tegel. 

20. giganteum: zu Wien (wo — ob in 
gleicher Formation — auch Masto- 
don angustidens vorkommt), 

21. $Cuvieri*) (D. Bavaricum v. Mey.) 
zu Georgensgmünd, ? Fürth, Cominge, 
Carlat-le-Comte und zu COhevilly, mei- 
stens mit Mastodon longirostris 
(*M. angustidens) und Acerothe- 

'rium. 
XIV. Tapirus, Tapir: 2 Arten. 


22. prisceus, 


*) Die Arten Dinotherium maximum, D. medium, Rhinoce- 
‚ roshypselorhinus, Moschus antiquus, Cervus bra- 
chycerus, welche v. Meyer nach Kaup anführt, finde ich bei 
diesem nicht angegeben; zum Theile sind es auch Synonyme von 
obigen. 


— 158 — 


m 23. antiquus. en AA n; 


XV, Chalicotherium: 2 Arten, Lu 
an 24, Goldfussii, 
25. antigquum, 


XVI. Sus, Schwein: 4—5 Arten, 
26. antiquus, 
27. Sogygius, 
235. palaeochoerus, 
29. antediluvianus, 
30. Sdiluvianus (stammt aus dem Rheine 
selbst, daher die Formation unsicher), 


XVU. Pugmeodon: 1 Art, 
31. P. Schinzii, 


XVII Acerotherium: 1 Art. | 

32. incisivum, findet sich nicht allein im 
Sande von Eppelsheim, sondern auch 
im Kalkstein unter diesem bei Maugen- 
heim, Mombach, Windheim und Boden- 
heim unfern Maynz mit vielen Süss- 
wasser - Konchylien; — ausserdem zu 
Georgensgmünd, Wien, Avaray und Ab- 
beville, öfters mit Dinotherium. 


XIX. Rhinoceros, Nashorn: 3—4 Arten, 

33. Schleiermacheri, auch zu Georgens- 
gmünd , | 

34. Goldfussii, 

35. minutus ÜCuv. theils wirklich zu Zp- 
pelsheim, theils im Sande bei Weinheim 
mit Hai-Zähnen; — anderwärts: mit 
Elephant, Höhlenbär und Hyäne 
zu Moissac, und in den Höhlen bei 
Lunel viel, Pondres und Souvignar- 
gues. 

36. leptodon: bei Wiesbaden, vielleicht in 
einem anderen Gebirge. 


—- MB 


= XX, Hippotherium (Equus v. Mkr., ‘Hipparion 


= 


Carıstor *%): %2 Arten. Eine unbestimmte Art 
glaubt Duvernoy in der Knochenbreceie von Mont- 
behard mit Höhlenbär-Resten gefunden zu haben. 
37. gracile: auch im Bohnerz der Württem- 
bergischen Alp, aber auf sekundärer La- 
‘ gerstätte, 
38. nanum. 
XXL. Mastodon: 1 Art, 
39. longirostris; auch zu Georgensgmünd 
und Puy de eh. 


# 


E. Cetaceen. 


XXl. . . 40. Rippen und Wirbel im Sande unter 
dem Maynzer Kalk bei Flunheim ete. 


F. Fische. 
XXI. Squalus, Hai, im Sande bei Weinheim, 


in Molasse u. oberem 
R Meeressand d.Schwestz, 
41. cornubicus Brv. in Steyermark, zu Neu- 
42. ferox Bıv. dörflbei Wien, zu Mont- 
Ipellier, in Secilien, bei 

Brüssel. 

Der Eppelsheimer Sand bei Alzey hat demnach 36 — 38 
Arten von Landthieren aus 21 Geschlechtern geliefert; 9 
dieser Geschlechter bestehen noch in unserer Schöpfung, 
12 sind ausgestorben. Von 36 Arten ist eine noch am Le- 
ben und sind 35 ausgestorben; von diesen kommen nur 7 
auch anderwärts vor auf primitiver und ist eine in den Bohn- 
erzen auf sekundärer Lagerstätte beobachtet worden. Von 
jenen sieben gehört nur eine, Rhinoceros minutus, mit 
Gewissheit der dritten Tertiär-Formation an; auch von 


“) Wenn, was jetzt noch nicht zu entscheiden ist, Hipparion zu Hip- 
potherium gehört, ‚so scheint er in Süd - Frankreich in höheren 
Schichten als zu Muynz vorzukommen, obschon DE CHRISTOL diese 
Schichten als Äquivalente des Paris. obern Meeressandes betrachtet. 


— 159 — 


Machairodus in /lalien kann es der Fall seyn; mit Hipp o- 
therium ist es zweifelhaft; unter den übrigen Fundorten ist 
keiner dem Alter nach durch die Lagerungsfolge bestimmt; 
doch glaube ich die wichtigsten unter ihnen: die Auvergne, 
Georgensgmünd *) und Wien, von welchen wenigstens die 
zwei ersten eine grössere Zahl ihrer Lagerung nach be- 
kannter und zur Vergleichung geeigneter Arten darbieten, der 
Analogie ihrer Fossil-Reste nach für gleich alt mit dem Maynzer 
Becken halten zu müssen. Was Wien betrifft, so ist we- 
nigstens als bekannt vorauszusetzen, dass dort eben die mittle 
Tertiär- oder die Tegel-Formation sehr entwickelt ist, obschon 
auch möglich wäre, dass die dort vorkommenden der ange- 
führten Knochen-Reste aus Diluvial-Boden stammten. End- 
lich deuten auch die fossilen Begleiter. des Dinotherium zu 
Chevilly und dem benachbarten Avaray auf Bildungen über 
dem Gypse hin. 

Vergleicht man nun die Land-Säugethiere des Maynzer 
Beckens mit denen des Grobkalkes, so haben. beide auch 
nicht eine Art und, wie es scheint, nicht ein Geschlecht 
gemein. Insbesondere fehlen die im Gypse so häufigen und 
bezeichneten GeneraAnoplotherium, Palaeotherium**), 
Lophiodon, Choeropotamus, Adapis u. s. w. bei 
Maynz gänzlich. Dagegen ünden sich hier schon mehrere 
Arten aus den Geschlechtern Cervus, Rhinoceros, Ma- 
stodon und von dem Pferde-ähnlichen Hippotherium, 
welche jugendlichen Formationen angehören und sieh nirgends 


”) Vgl. Jahrb. 1835, S. 357, wo v. Mever ausdrücklich anführt, dass 
Georgensymünd auch nicht eine fossile Art mit Paris, wohl aber 
einige mit Montabusard und Montpellier gemein habe. Wenn er 

- aber ferner angibt, dass wenigstens die Genera mit denen des Pa- 
riser Gypses grösstentheils übereinstimmten , so kann ich dagegen 
in seiner eigenen Aufzählung ausser Palaeotherium (P. Aure- 
lıanense) auch nicht ein gemeinschaftliches finden. 

**) Eine Palaeotherium-Art, P. Aurelianense, findet sich zwar, 
wie erwähnt, zu Georgensgmünd mit vor; diese Art aber scheint 
jünger, als die übrigen zu seyn: sie kommt noch zu Montabusard, 

Toulouse und Friedrichsgmünd vor, wenn nicht etwa verschie- 

‚dene Arten hier vermengt worden. 


Jahrgang 1837, 11 


— 109 — 


im Pariser Gypse oder dessen unzweifelhaften Äquivalenten 
zeigen. — Wenn daher die Analogie des Vorkommens der 
fossilen Knochen von Maynz irgend etwas zu erweisen ver- 
mag, so deutet es auf die erste Tertiär - Bildung gar nicht, 
auf die dritte wenig, aber stark auf die mittle hinyuwelche, 
wie schon erwähnt, Manches mit der dritten gemein hat, 
Was diese letztere aber vorzugsweise bezeichnen kann: 
Elephant, Höhlenbär und Hyäne, Ochsen und 
Riesen-Elenn, findet sich nicht zu Maynz. Daher dür- 
fen wir denn auch die Dinotherien, 'das Acerothe- 
rium ineisivum, Mastodon longirostris, Rhino- 
eeros Schleiermacheri und die Hippotherien als 
die bezeichnendsten Säugethier - Arten der zweiten Tertiär- 
oder der Tegel-Formation betrachten. 
Die Cetaceen-Reste vermögen keine nähere Auskunft 
. zu geben. 
as die Squalus-Arten anbelangt, so scheinen sie 
den zwei letzten Tertiär - Gebilden allein, und der Tegel- 
Formation hauptsächlich anzugehören. Bei Alzey führt sie 
(Lıpsmein in dem Sande mit GCetaceen-Resten au, der 
unter allen dortigen Tertiär- Bildungen läge; ich erhielt sie 
von Weinheim bei Alzey, ohne die Lagerung genau zu kennen. 


Zu einem gleichen Resultat, wie die der Knochen, führt | 
uns nun die Betrachtung der fossilen Crustaceen- und 
Testaceen-Reste, welche in den Kalk-, Mergel- und Lehm- 
Bänken über dem Sande mit Cetaceen-Resten und Hai- 
Zähnen, und unter dem mit Säugethier-Knochen vorkonmen, 
wobei ich jedoch noch bemerken muss, dass ich unter einer 
sehr grossen Anzahl von Arten die Hälfte der wenigen, 
welche Krırstein und Kaurp anführen, nicht wieder erkannt 
habe. Zur Erleichterung der Übersicht bei deren Aufzäh- 
lung stelle ich die anderweitigen Fundorte (ausser dem Mayn- 
zer Becker) in vier Rubriken zusammen: unter I]. nämlich 


den Pariser Grobkalk einschliesslich des Gypses (P.) und 


— 161 — 


die Bildung von Castellgomberto (C.); unter II. den obern 
Meeressand von Paris (Par.), das Gebilde von Bordeaux 
(B.), den Tegel des Wiener Beckens (W.) und Polens (P.); 
unter III. die Subapenninen - Formation Italiens (I.), Sici- 
biens (S.) und Nord- Deutschlands (D.), so wie den Crag 
Englands (E.); unter IV. die Wohnorte der noch lebend 


vorkommenden Arten. 


Die Molasse der Schweilz bedarf noch einer wiederhol- 
ten Untersuchung (Sch.), indem sie zwar in ihren Meeres- 
Sehiehten nur Konchylien - Arten der dritten Formation 
darbietet, aber in ihren Ligniten Säugethier-Reste, wie es 
scheint, höheren Alters enthält. Die Gegend von Mont- 
pellier (M.) scheint Bildungen der zweiten und der dritten 
(Perpignan) Formation zugleich zu enthalten. Wir rechnen 
daher etwas zweifelhaft die Molasse zur dritten, den Moel- 
lon Montpelliers mit Braumont zur zweiten, den obern Mee- : 
reskalk daselbst zur dritten Formation, 


I. IL, II. IV. 
I. Balanus: 1 Art, vom Peters- | 


WE LE WE EEE PRINESA N: 
I. Cypraea: 1 Art. 
2. Cypraeacites inflatus von 
VB. nicht LAMme..: 4. 
"IM. ?Cassidaria: 1 Art, Wärths- 
A rkeENN 
IV. Murex: 1 Art, Petersberg . 
V. Tritonium: 14 Art. 
6. Apenninicum nob. var, *) 
VI. Fasciolaria: A Art, Wirths- 
mühle. 
7. ?Fusus affınis Bronn Ital. 
? Turbinella Lynchi Basr. 
VI. Pleurotoma: AArt, Würths- 
mühle. 


WW, Wi, 


@B) |@T) 


| 8. BorsoniBast. var. tumida B. W. 
VII. Cancellaria: A Art, Wirths- ‘ 
mühle. 
9. ?cancellata,. var. obtuse 
Cora le 5 r ? 


IX. Cerithium: 7 Arten. 
10. gibbosumEıchw. Wirths- 


mühle ?minutum SERR. P.W. | (? I.) |? Mittelm. 


*) Var: dente labri secundo majore. 


Ih” 


44. erenatum Derr. ©. 
tumida, Wirthsmühle 
42, varicosum Derr,, 
Wirthsmühle n 
Muricites substriatus \ 
ScHLoTH. 
135. argaritaodum 
Bren. Weinh. 
"Muricites granulatus 
SCHLOTH. . .: . . 
ed. var. Hattenheim 
44. ?cinctum Bruce. var. 
überall . ! 
Murex trieinctus Biol! 
Muricites incrustatus 
SCHLOTH. . . 
Muric. sübrostellafirs 
SCHLOTH. . 
C. nodosum ee 
C. disjunetum Eıchw. 
%5. plicatum Lex. überall 
Murie. rostellatus Schz. ' 
46. — Turbinites laevissi- 
mus Scan. Weinh. 
X. Tornatella: 4 Art, Wirths- 
mühle. 
XI. Trochus: 3 Arten, Wirths- 
mühle. 
48. excavatus Brex. 
49. 20. unbestimmt R 
XU. Scalaria: 4 Art, Wirthsm. 
24. ?multilamella Basr. 
var, a 
XII. Natica: 2 Ale) 
23. crassatinale.(?wo) 
Helicites Zr, Sa 
SCHLOTH. 
23. Guilleminii Pic : 
XIV. Neritina: 4—2 Arten, Op- 
penheim. 
24. Neritites cochleatus 
SCHLOTH; ie. „ine, 
XV. Paludina: 3 Arten. 
25. ?lenta Sow. v. Maynz 


acutaLr.überall, östl. 
Helicites paludinarius 
SCHLOTH. 
inflata nob. Maynz 
eic. 
Helicites 
SCHLOTH. 


26. 


27. 


gregarius 


xXVI. Helix: 1—2 Arten, einzeln, 


Ostseite. 
28. nemoralis Lın. . 


162 


. . . 
m m nn nn Lan nn nn nn en nn mn 


I. 1I. IV. 
W. 1. | 
I. 
B. (m. ®)) LE. 
(M.?) 
W.P.B 
PC.| m, T. 
Par.P.B.| „.: 
c. (M.) Nizza 


nach Lamarck zu Ponchartrain;, * 
Formation ? 


B.P. Ss, Mittelm. 
?P. 
W. 
| w. (M) N Mittelm. 
Buzxwill. 
Deutschl. 


*) Die von M Dr Serrss abgebildete Art mit dem Synonym C. mar- 
ginatum ist doch vielleicht noeh verschieden von der Maynzer. 


— 18 — 


I. 1. II. IV. 
XVII. Cyclostoma: A Art, ein- . 
zeln, Neustadt, vielleicht 
adcrustirt. 
29. elegans Der. A? Deutschl. 
XVIH. Bulla: 2 Arten, Wirthsm. 
30, angistoma Desn. 
Bullacites cylindricus 
SCHLOBH. nl . 
N, 2 ovale lelıe 
XIX. Emarginula: A Art, 
; Weinheim. 
32. ?fenestrella Dusoıs 
Patellites fissuratus 
SCHLOTH. 
XX. ?Pileopsis: (Patelloides) 
4 Art. 
33. a 


Eıchw. . P. 
XXI Dentalium: 1 Art, un- 
vollständig . 2 E 
XXI. Corbula: A Art. 
34. nucleus Lk. (C. ru- 
gosa auclt.). » ; 
XXI, Crassatella: A Art, neu, 
Weinheim. 
XXIV. Lucina: 2—3 Arten, 
Wirtihsmühle. 
36. squamulosa Lk. . 
37. (ähnlich L. elegans) . 
XXV. Tellina: 4 Art, Wirthsm. 
XXVL Diplodonta: 4 Art. 
XXVIL Cyprina: 2 Arten. 


40. islandicoides axett. 
Neustadt etc. . . . 


P. W. | I. S. | Mitielm. 


Par. W. 


B. W. P. I. 
(‚Sch.) 
41. affıinisBronn, Wein- 
heim . er 
XXVIN. Cyrena: 2 Arten. 
42. ähnlich C. Sowerbyi 
Bust. . EN Aa 
Venerites subaratus 
SCHLOTH. 
43. Veheriles Eimilkrenn 
ScHL., am Ostrand . 
XXIX. Crassina: 1 Art, ähn- 
lich Venus dysera. 
XXX. Venus: 4 Art, Weinh. 
45. ähnlich V. laevigata Lx. 
XXXL Isocardia: A Art, neu, 
Wirthsmühle. 
XXXI. Venericardia: 41—2 Ar- 
ten, Wirthsmühle. 
47. scalarıset chamae- 
formis Sow. . .. w. I .E, 
XXXII Cardium: 2 Arten. 
48. ähnlich C. Pallasia- 
num Bast. . . . 


I. 


=) 


= Be 


49. zwischen C. planatum 
und ©. irregulare . » 
XXXIV. Nueula: 1—2 Arten. 
50. margaritacea Lmk. h 
Petersberg ......}P. | B.W. |I. S$,.| Mittelm. 
XXXV. Arca: 1 Art. 
51. nodulosa BroccuHi . W.P. 1.S. | Mittelm. 
XXXVI. Pectunculus: 2 Arten, 
‘ Wirthsmühle. 
52. pulvinatus, v.Bren. 
Dvz., nicht Lamk. . Ww. ? 
63. n. sp. — Chamites ip #1 
arcatus SCHLOTH, . . 
Arcacites pectun- 
eulatus ScHL. . |. 
XXXVI. Coelogonia: 1 Art. 
64. Brardii n., Maynzu. 
Ostrand . . 
Mytilus BrardüiBren. : B. (Ulm.) 
Mytulites ee 
SCHLOTH. . 
XXXVIIL Perna: A Art, Alzey. 
55. maxillata Im, TR B. (test. TI. 
j SERR.) 
XXXIX. Pinna: Trümmer, Op- 
penheim. 
XL. Pecten: 1—2 Arten. 
57. pietus Gupr. Wein- 
heim . 
68. ?Pvarius Link. teste‘ 
Müsst, ; sehr , unvoll- 
kommen! u: Mia Wars 
XLI, Ostrea: 1 Art, Flohn- 
heim, untrer Sand, 
59, callifera Luk. . 
Ostracites fossula Scht. | i BIN | 


Unter diesen 59 Arten sind nur 53 in einem Zustande, 
der eine nähere Vergleichung und Bestimmung zulässt; sie 
allein werde ich daher auch nur in Rechnung bringen, näm- 
lich mit Ausschluss von Nr, 1, 17, 24, 34, 56 und 58, 

Unter den 41, resp. 36 Geschlechtern ist kein aus- 
gestorbenes. 

Von den 53 Arten würden 

a) 1 sehr zweifelhafte in der I. Formation allein (25), 

b) 2 wohl im Pariser Becken, aber über dem Gypse (36, 
59, auch 15), 

c) 3 in den drei Tertiär-Formationen zugleich (18, 15, 50), 
worunter Nr. 50 auch noch lebend, | 

d) 7 nebst einigen zweifelhaften allein im Tegel (8, 10 


Ru 


27, 30, 33, 36, 59), einschliesslich dem obern Mee- 
ressande, 

e) 7 nebst zweifelhaften in der Il. und Hl. ‚Formation 
gemeinsam (6, 11, 13, 40, 47, 54, 55)» 

f) 3—4 eben so, und zugleich lebend (23, 26, 34, 51), 

g) 2 in der III. Formation allein (12, 41), 

h) 0 in dieser und zugleich lebend, 

i) 1—2 allein lebend (28, 29%) vorkommen. 

Berücksichtiget man, dass aus der mitteln Tertiär- 
Formation noch am wenigsten Arten bekannt sind, und dass 
dieselbe überall eine grosse Anzahl ihrer Arten, vielleicht 
ein Drittheil mit der dritten gemein hat, so würden die fos- 
silen Arten bei: Maynz ihrer Zahl nach unzweifelhaft bei 
Weitem am meisten mit denen der Tegel-Formation überein- 
stimmen; denn 21 (0,40) derselben sind in dieser auch an 
anderen Orten vorgekommen; die relativgrösste Anzahl (7) hat 
sich im Tegel allein, und eine eben so grosse in diesem und 
der Subapenninen - Formation zugleich gefunden; aus der 
Grobkalk-Formation allein kommt auch nicht eine unzweifel- 
hafte Art vor; aus der Subapenninen - Formation allein nur 
zwei Arten, von deren zweiter ich zudem nur ein einziges 
Exemplar gefunden habe; die andere wird sieh wahrschein- 
lich auch. noch anderweitig in Tegel entdecken lassen. 

Was die Qualität der Arten anbelangt, so möchte ich 
unter den aufgeführten die Pleurotoma Borsoni, Pileop- 
sis compressiuseula undetwa Bulla angistoma für die 
bezeichnenderen für den Tegel halten, da-sie sich bis jetzt 
in ihın ausschliesslich und an mehreren Orten gefunden 
haben. Dagegen fehlen allerdings diejenigen Arten gänzlich, 
welche ich nach beiden Gesichts-Punkten, der Menge und ihrer 
ausgezeichneten Form wegen, überhaupt als die charakteri- 
stischsten Arten des Tegels ansehe, und welche wahrscheinlich 
den tieferen Abtheilungen desselben angehören, nämlich: 
Conus acutangulus, Aneillaria glandiformis, 
Voluta rarispina, Buceinum baccatum, Pyrula 
' rustieula, Pleurotoma tuberculosa, Turritella, 


— 166 — 


Archimedis, Natica compressa, Venericardia 


Jouanetti etc. Dieser Umstand und die verhältnissmässig 


sehr grosse Menge zugleich der dritten Periode angehöriger 


Arten deutet mehr auf eine obere Abtheilung des Bau 


als auf tiefere Schichten desselben. 

Dagegen ist wieder die Anzahl der noch lebend vor- 
kommenden Arten, 6—7 im Ganzen, für die zweite Tertiär- 
Formation sehr gering, da sie nur 0,12 beträgt, während 
sie nach Desuayzs 0,18 ausmachen sollte. 

Ein anderes von dem der übrigen gleichzeitigen See- 
becken abweichendes Verhältniss wird durch den Aufent- 
haltsort eines Theiles der darin vorkommenden Konchylien- 


Arten in süssem oder doch brackischem und abwecehselndem 


Wasser (so viel sich nämlich aus der Analogie mit den 
nächst verwandten lebenden: schliessen lässt) angedeutet: 
durch seine Cerithien nämlich, die sich zum Theile’ den 
Potamiden näheren, welche Bewohner der Flussmündun- 
gen seyn sollen; — durch seine Cyprina islandicoides, 
welche, wenn auch sogar dem Genus nach vonC. islandica 
verschieden, doch eine ähnliche Lebensweise gehabt zu ha- 
ben scheint; — durch seine 2 Cyrena-Arten, deren Ge- 
schlechtsverwandten Fluss-Bewohner sind, und welche sich 
in mehreren Schichten in ziemlicher Häufigkeit finden; — 
durch seine Coelbgonia Brardii und seine Paludina 
acuta und P. inflata, welche an wenigen Orten ganz 
fehlen, aber unterhalb Maynz sogar für sich allein die 
Schichten in einer Mächtigkeit von 35° — 40° ‚zusammen- 
setzen; — endlich die einzeln, aber in diesen letztern doch 
ziemlich oft vorkommenden Landschnecken aus dem. Ge- 
schlechte Helix. Diese alle sind es, wegen deren man noch 
jetzt die ganze oder einen grossen Theil der Formation als 
eine Süsswasser - Bildung bezeichnen hört. Wenn wir aber 
die Coelogonien und Paludinen, welche hier in so unge- 
heurer Anzahl vorkommen und daher am meisten Licht über 
die Bildung dieser Gesteine müssen verbreiten können, näher 


prüfen, so gelangen wir zu einem andern Resultate. Die 


u Al 


nächst verwandten nämlich von Coelogonia Brardii sind 
Mytilus cochleatus Nvst, welcher sich erst neulich in 
einem geschlossenen Salz - Becken bei Antwerpen mit Ba- 
lanen u. a. Seekonchylien gefunden hat, und Mytilus 
polymorphus, welcher in der Donau, der Wolga, dem 
Kaspischen Meere, den gesalzenen See’n bei Königsberg und in 
einem mit der T’hemse verbundenen Becken zum Ausbessern 
von Seeschiffen wohnt und im vorigen Jahre mit dem ersten 
Holländischen Rhein- Schiffe auch bis Mannheim gekommen 
ist, also Bewohner süsser sowohl als gesalzener Binnenwasser 
ist und nur nicht im offenen Meere vorkommt. PArrsch 
hat im vorigen Jahre noch 4 Arten dieses Geschlechtes aus 
dem Tegel, unter dem Namen Congeria beschrieben, 
welche sich dort mit Süsswasser- (Melanopsen ete.) und See- 
Konchylien zusammenfinden. Die kleine Paludina acuta, 
welcher bei Maynz die P. inflata *) überall beigesellt ist, 
bewohnt noch jetzt in unsäglicher Menge, so dass man sie 
mit den Händen zusammenhäufen kann, die Etangs an der 
Küste von Süd - Frunhreich und Italien, seichte und ruhige 
Theile des Meeres, welche durch längs der flachen Küste 
hinziehende Sandbänke von dem offenen Meere getrennt, 
aber der stärkeren Verdunstung wegen wohl noch salziger 
sind, als dieses. Es ist daher weder nöthig noch möglich 
anzunehmen , dass diese Milliarden von Individuen durch 
Bäche aus irgend welchen kleinen Pfützen vom Lande 'her- 
abgeführt worden seyen. Die Schaalen der Landschnecken 
deuten dagegen allerdings an, dass die Küste von ihrem 
jetzigen Ablagerungs-Orte nicht fern gewesen seyn könne. 
Alle vorhin genannten Konchylien, welche mit den 
wirklichen See-Konchylien durcheinander vorkommen, deuten 
daher auf ein zwar, vielleicht von seiner Emporhebung her, 
noch mit Salzwasser versehenes, aber wenigstens in späte- 
rer Zeit vom offenen Meere abgeschlossenes ruhiges Becken 


*) Von letzterer Art habe ich noch keine guten Exemplare erhalten 
können. Wird sie sich von Valvata obtusa genügend unter- 
scheiden ? . 


— .. 168. — 


hin, welches wahrscheinlich durch die beständige Zuflüsse 
von Süsswasser und dessen Abfluss in Vermischung mit dem 
Salzwasser sich allmählich aussüsste und durch Niederschläge 
den Boden auffüllte, während vielleicht zu gleicher Zeit sein 
Spiegel durch tieferes Einschneiden der Abflussschwelle sich 
senkte, und das Becken sich allmählich trocken legte. Die 
letzten See - Konchylien mussten nun zu Grunde gehen. 
Kleine Inseln erhoben sich anfänglich aus dem Wasser, 
welche allmählich immer mehr zusammenflossen und für 
Sumpf-bewohnende Pachydermen ein willkommener Aufent- 
haltsort wurden. Der Rhein änderte inzwischen seinen Lauf 
wiederholt, und bewirkte hiedurch neue Unregelmässigkeiten 
in den vielleicht schon unregelmässig abgesetzten Schichten, 
wie denn noch jetzt nachweisbar ist, dass er gerade in der 
Gegend, um die es sich hier handelt, einst eine ganz andere 
nach Westen ziehende Richtung besessen habe. Durch die 
hier mitgetheilte Ansicht würde sich die Isolirung dieses 
mittel-tertiären Beckens Deuischlands von allen gleichzeiti- 


gen Bildungen erklären. ” 


nme nennen nn nme m nn nn en nn. 


Briefwechsel. 


Mittheilungen, an den Geheimenrath v. LEONHARD 
gerichtet. 


Alexandria, 19. Nov. 1836. 


Ich bin im Besitze Ihres lieben Briefes vom 20. März d. J. und 
danke Ihnen auf das Herzlichste dafür. Meine Rückreise aus Klein- 
Asien nach Ägypten war sehr interessant. Ich besuchte den grössten 
Theil des Libanon, war bei den Zedern, bestieg die höchste Spitze des 
Libanon, den Gebbel Makael, dessen Höhe Enurengerg zu 12,800 Par. 
F. beiläufig angibt (ich habe meine Barometer-Beobachtungen noch nicht 
ausgerechnet), bereiste den ganzen Antilibanon und war in Baalbeck 
‚und Damaskus. Die Höhen- Angabe des Libanon scheint mir viel zu 
gross, und ich glaube kaum, dass seine höchste Spitze 9000 Par. Fuss 
erreicht und schätze die Meereshöhe der Zedern auf 6000 P. F. Ich 
habe ein Barometer - Nivellement der bereisten Punkte in Händen und 
habe mit guten Instrumenten und sorgfältig beobachtet, zur Kalkulation 
aber noch keine Zeit gefunden. Das Centrale des Libanon sowohl als 
des Antilibanon besteht aus Bergkalk, carboniferous limestone, 
auf dem der Kohlensandstein aufgelagert ist. Letztrer führt Steinkoh- 
lenlager, von denen die zu Makla ain el Bed, zu Bsedilin und zu Mar 
Hanna el Kenniset bereits im Abbau stehen. Der Bergkalk führt Stock- 
artige Lagerstätten von Eisenstein von ungeheurer Ausdehnung bei Mar 
Hanna el Schuähe. Die Eisenerze, welche darauf einbrechen , sind 
Brauneisenstein, Eisenocker und herrlicher Spatheisenstein. Der Koh- 
lensandstein sowohl, als der Bergkalk werden von häufigen Diorit- 
Gängen durchsetzt, welche höchst interessante Modifikationen in 
Schiehten - Systeme der beiden Felsgebilde bedingen. Die Gebänge der 
beiden Gebirgszüge in Ost und West bilden Kreide, Kreide - Mergel 
und Braunkohlen - Sandstein, welche beide ersteren Kreide - Gebilde be- 
sonders im Antilibanon, wo der Kohlensandstein fast ganz verschwindet, 
ungeheure Entwicklung zeigen. Wie vom Taurus, so wurden auch vom 
Libanon und Antilibanon geognostische Karten und eine Menge Durch- 
schnitte verfertigt, die einst ein hübsches Ganzes bilden werden. In 


| —-— 10. — ! 


wenigen Tagen werde ich von_hier nach Ober-Ägypten und Nubien ab- 
gehen und wahrscheinlich bis Waddi Halfa meine Reise fortsetzen, um 
von dort aus den noch ganz unbekannten Gebirgszug zu untersuchen, 
der in Dongola sich durch die Nubische Wüste bis ans Meer zieht. Von 
Nubien ist mein Plan, nach Kenne zurückzukehren, mich nach Kosseir 
am Rothen Meere zu begeben und von dort nach Arabien zu gehen. 
Ob mich nun meine Reise sogleich an den Sinai führt, oder ich südlich 
nach Hedjas und Jemmer mich wenden werde, weiss ich noch nicht. 
Bei meiner Rückkehr aus Klein- Asien fand ich endlich zu Beirout in 
‚Syrien meine Instrumente, und bin nun ausser dem noch nicht angekom- 
menen Boussol-Instrumente mit Azimut-Kreis, Fernrohr und Höhenbogen, 
im Besitze von zwei Barometern zum Höhenmessen , vielen Thermome- 
tern, einem Plıotometer, Thermohygrometer, Hypsometer, mehreren Aräo- 
metern, Elektrometern zur qualitativen und quantitativen Untersuchung 
der Luft-Elektrizität, astatischen Nadeln, Sextanten,, Boussolen, Fern- 
röhren, einem Mikroskope, welches bis 270,000mal in area vergrössert, 
einem elektrochemischen und einem thermoelektrischen Multiplikator, 
einem Inklinatorium , von Probierwagen , Löthrohr-Apparat, Reagentien- 
Kasten und einem sehr stark wirkenden magneto-galvanischen Apparat 
mit grossen Hufeisen-Magneten. Sämmtliche Instrumente sind in Wien 
verfertigt und wirklich von seltener Schönheit und Genauigkeit. 


RussEsger, 


Darmstadt, 22. Dez. 1836. 


Bei dem Versuch auf das Erbohren einer Springquelle zwischen 
Weinheim und Offenheim bei Alzey wurde zuerst vom Tage herein der 
untere Grobkalk (unterer tertiärer Sand mit kalkigen Sandsteinen und 
Konglomeraten, Pectunculus pulvinatus, Ostrea hipoppus etc.) 
40° mächtig durchsunken. Hierauf ging man wieder durch .eine Reihen- 
folge von Sandsteinschichten mit sandigen Schieferthoneu abwechselnd 
(Old red Sandstone), 50° mächtig. In einer Tiefe von 90° erreichte man 
ein dolomitisches Gestein, in welchem man, da die Arbeit darin in 
Folge der beträchtlichen Festigkeit desselben in hohem Grade erschwert 
wurde, den ohnehin keinen Erfolg versprechenden Versuch aufgab. Ob 
wir gleich aus verschiedenen Teufen desselben Bohrproben zukamen, so 
darf ich mir doch nicht erlauben, darüber zu entscheiden, ob der in der 
Tiefe erreichte Dolomit eine Einlagerung im Old red Sandstone bildet 
(es zeigen sich darin untergeordnete krystallinische und dichte Kalkmassen 
nordwärts dieses Punktes in geringer Entfernung bei Niederhausen au 
der Nahe, zwischen Duchroth und Hallgarten etc.), oder dem Bergkalk, 
oder gar dem Grauwackenkalk angehört. Er ist grobkörnig, gelblich- 
grau und brausst schwach mit Säuren. 

. A. v. Kuırstein. 


v 


Er en RN EEE 


eh er ee Re; 


— 171 — 


Ludwigsthal, im Januar 1837 *). 


Der bisherige Bohrversuch in Schramberg wird nun wohl sein Ziel 
in der Tiefe von 754° erreicht haben, da man bereits 8’ in einem rothen 
Feldstein-Porphyr gebohrt hat, der ohne Zweifel das Liegende der Stein- 
kohlen - Formation bildet und in den Granit übergehen wird, wie diess 
hier am Rande des Beckens, wo der Granit sich emporhebt , häufig be- 
obachtet werden kann. 

'Indessen habe ich bereits etwas entfernter von Schramberg, im so- 
genannten Kirnbachthale einen neuen Versuch angefangen, wo ich 
eine grössere Erhebung der Schichten vermuthete und somit hoffen 
konnte, die Kohlen - Formation in geringerer Teufe zu erreichen. Den 
Versuchschacht liess ich am tiefsten Punkte des Thaies im Todtliegen- 
den ansetzen; bei der jetzigen Jahreszeit und dem starken Zudringen 
von Wassern konnte derselbe aber nur 10° niedergebracht werden. In 
einer Tiefe: von 7‘ traf ich auf Bänke einer Porphyr - Breceie, in der 
noch 3° abgeteuft wurden. Jetzt ist man in einer Tiefe von 26‘ noch in 
demselben Gestein. Die Erscheinung dieses Gesteins ungefähr in der 
Mitte des vom Todtliegenden erfüllten Beckens, von dem bisher keine 
Spur -in Schramberg bekannt war, gibt mir einige Hoffnung, dass die 
dortigen Versuche doch noch gelingen könnten. Ganz ähnliche Gesteine 
bilden in andern Gegenden nicht selten das Hangende der Kohlen-. 
Formation, und es sollte, wenn diese Analogie nicht trügt, dieselbe hier 
‘ auch beträchtlich höher liegen, als an der Stelle des bisherigen Bohr- 
Versuchs. Wenn man nicht wieder in das Todtliegende kommt, was 
ich jedoch nicht vermuthe,, so werden die künftigen Arbeiten bald Auf- 
schluss geben. 

ZOBEL. 


St. Petersburg, 4°. Januar 1837. 


Petersburg hat für das naturhistorische Wissen recht anziehende 
Seiten. In mineralogischer Hinsicht sind es vorzüglich die reichen 
Schätze der zum Theil prachtvollen Russischen Mineral - Vorkommnisse, 
die ausser dem berühmten Museum des Berg-Instituts auch noch in 
andern öffentlichen Sammlungen und in zahlreichen Privatkabinetten aun- 
gehäuft sind. Aber auch Vieles des Ausgezeichnetsten von auswärtigen 
Mineralien ist hier zu finden; eine Vereinigung wahrbaft gigantischer 
in- und aus-ländischer Vorkommnisse hat aber ganz insonderheit das 
Museum des Berg-Instituts aufzuweisen, durch dessen Schätze über- 
haupt das Auge eben so geblendet, als das Interesse auf die leb- 
hafteste Weise in Anspruch genommen wird. Da ich mich bei einer 
andern Gelegenheit in nähere Betrachtungen des Berührten einzulassen 
gedenke, so erspare ich für jetzt ein weiteres Detail darüber. 


*) Mitgetheilt von Herrn Bergrath Dr. Hrus. 


— m — 


In geologischer Hinsicht ist derjenige Theil der Umgegend von Pe- 
'tersburg von erheblichem Interesse, welcher Ihnen bereits aus PANDERS 
Beiträgen zur geognostischen Kenutniss von Russland bekannt seyn 
wird: ‘In dieser Arbeit ist Fleiss und Sorgfalt unverkennbar an Tag 
gelegt; ‚doch nach«.dem jetzigen Stand der Geologie lassen sich denn 
doch noch der Sache andere Ansichten abgewinnen. — Ich würde Ihnen 
einen bereits darüber verfassten Aufsatz für das Jahrbuch beigelegt 
haben , wenn ich nicht die Absicht hegte,, erst noch einige Beobachtun- 
gen an entfernteren Punkten anzustellen, um dessen noch gewisser zu 
werden; was sich mir als Resultat ‘ergeben hat; ‘inzwischen glaube ‘ich 
wenigstens Einiges davon berühren zu dürfen. Wie Sie wissen, sind’die 
Meinungen über das Alter des Zarskoe Seloer, so wie über das des 
Esthländischen Kalksteins nicht ‚alle gleich übereinstimmend. Vorzüglich 
Enseruarpr und der Engländer Srtrinsways sind bekanntlich als Wi- 
dersacher -derer zu betrachten, welche in jenem Kalkstein eim Gebilde 
der Übergangsepoche sehen; beide wollen ihn für ein neueres Erzeug- 
niss gehalten wissen. Es ist allerdings wahr, die ganze aus Kalkstein, 
Sandstein und mehr 'Schieferthon als Thonschiefer bestehende Forma- 
tion, so wie ihr Bruder, der Kalkstein von Narwa und Reval , haben, 
einen starken Anstrich von dem Charakter, welcher zum Theil den 
neuen Flötz- und selbst Tertiär - Gebilden eigen ist; namentlich ist die 
‚ganz söhlige Schichtung , ‘das lagenweise Vorkommen einer Grünerde- 
artigen Substanz und der an Petrefakten - Fragmenten reiche , "zuweilen 
lockere Sandstein geeignet, solche Erinnerungen hervorzurufen ; aber, 
wenn man nicht allen bisherigen Erfahrungen zuwider gerade denjeni- 
gen Petrefakten, welche als die bezeichnendsten für das Übergangs- 
Gebilde gelten, eine ganz andere Deutung unterlegen, ‘und dagegen 
anderen Merkmale aus der petrographischen Beschaffenheit entnommen 
ein grösseres Vorrecht einräumen will, als ein solches für normale Fels- 
arten heutigen Tags zugestanden werden kann, so muss man, ohne 
gegründete Einrede, die berührten Bildungen als Übergangs - Gebirge 
ansprechen. — Höchstens könnte etwa für die gegentheilige Meinung 
nur noch angenommen werden, dass die jdem Kalkstein zustehenden 
Orthoceratiten, Trilobiten und Terebrateln schon einer Gebirgs-- Bildung 
angehört hätten, aus deren gänzlicher Zerstörung und Auflösung die 
jetzige hervorgegangen sey, und die fast meist nur als Fragmente im 
Sandstein inliegenden organischen Überbleibsel vermöchten einer sol- 
chen Vorstellungsweise das Wort zu reden; aber ‘bei allem dem, dass 
ein solcher Fall nicht unmöglich, so mangeln wenigstens dem Kalkstein 
an den Punkten , wo er jetzt zu beobachten ist, die Kriterien , welche 
diess zu bekräftigen im Stande wären. Überdem steht die Zarskoe Se- 
toer Formation sammt der damit identen Esthländischen ja nicht isolirt 
da. Sie: hat unstreitig ihres Gleichen in dem Skandinavischen Übergangs- 
Gebirge, und ist jedenfalls eben so gleichbedeutend mit der von Podvo- 
lien, die insgesammt von bewährten Gebirgs-Forschern als ächtes 
Übergangs - Gebirge anerkannt worden sind. Da übrigens dort der 


— 13 — 


Sandstein im Allgemeinen über dem Kalkstein liegt, während er in der 
Umgegend von Zarskoe Selo diesem zur Unterlage dient, so giuge 
‚hieraus ganz offenbar die Wechsellagerung beider sich wiederholenden 
Gruppen, und damit zugleich als ausgemacht hervor, dass alle 3 Fels- 
arten, die hier erscheinen, nur Glieder einer und derselben Forma- 
tion wären. Ob endlich der Sandstein mit dem rothen Übergangs- 
Sandstein, und der Kalkstein mit dem Bergkalk zu parallelisiren wären, 
diese Erörterung behalte ich mir später vor. Vieles spricht dafür. — 
Nur einer Erscheinung will ich noch hier mit einigen Worten gedenken, 
welche die fragliche Formaiion auch von einer andern Seite noch recht 
anziehend macht. Schon Panver glaubt bei Gelegenheit, wo er den 
Kalkstein mit dem Skandinavischen Übergangs - Gebilde vergleicht, die 
starke Schichten - Senkung dieser letztern dem Einfiusse der dort damit 
verbundenen abnormen Gesteine, zuschreiben zu müssen, um hierin eine 
Erklärung für die Schichtenhorizontale von jenem zu finden. Und in 
der That stehen damit auf eine überraschende Weise einige Erscheinun- 
gen im Einklang. Es sind diess die zwar kleinsten aber nichts desto 
weniger lehrreichen und frappauten Profile an den Ufern der Pulkowa, 
wo der dem Kalkstein zur unmittelbaren Unterlage dienende Schiefer 
gewaltsamer Weise zerrüttet und, indem er wie Kegel in den Kalkstein 
eingeschoben ist, theils dessen söhlige Schichtung in eine gewölbte ver- 
wandelt, theils auch die Schichten gänzlich zersprengt hat. Pınper 
glaubt das Verhalten durch eine Selbstentzündung des Schiefers veran- 
lasst; doch man sieht hier, wenn auch nicht in der Wirklichkeit, doch im 
Geist, ein abnormes Gebilde im Aufsteigen begriffen, was sich aber über 
ein gewisses Niveau nicht erheben konnte, um dieÖberfläche zu erreichen. 

In Finnland habe ich ausser der Umgegend von Pitkaranda und 
den Punkten, die ich auf einer flüchtigen Reise dorthin berührte, nur we- 
nige genaue Beobachtungen, zu machen Gelegenheit gehabt; aber das 
was ich gesehen, hat mir die Überzeugung verschaftt, dass eine ge- 
nauere Untersuchung dieses Landes sehr gewichtsvolle Resultate im 
Geist der neueren Geolegie liefern möchte. Allerdings fehlt hier das 
Beisammenseyn von plutonischen und neptunischen Gebilden und damit 
auch die bedeutungsvollen Beziehungen zwischen beiden, denn, ausser dem 
Thonschiefer und seiner Sippschaft, scheinen auffälliger Weise alle 
normalen Gebilde in Finnland zu fehlen, und ob am Ende nicht jenen 
auch eine andere Stelle anzuweisen‘ wäre, ist eine Frage , die sich fast 
immer mehr aufdrängt. Als Ersatz aber für den Mangel an evidenten 
Wassererzeugnissen ist eine ziemlich bunte Vielartigkeit von Feuerpro- 
dukten in einem grossen Maasstab entwickelt und somit gewiss ein rei- 
‘ cher Stoff zur Beobachtung des gegenseitigen Verhaltens, als gleich- 
zeitig gegen den 'Thonschiefer , geboten. Ein Umstand, der übrigens 
auch in Finnland , wenigstens strichweise, günstig für solche Beobach- 
tungen seyn dürfte, das sind die oft meilenweit erstrekten Waldbrand- 
stätten. Nächst aller Vegetation ist hier auch fast jede Spur von Damm- 
erde zerstört, so dass schauerlich kahle Gebirgsscheitel zum Verscheia 


— 1714 — 


kommen, die, wenn sie sich auf wahre Gesteine erstrecken, dem Auge 
dann wie Landcharten vorliegen. Es gewährt diess mitunter recht be- 
lehrende und frappante Ansichten. So ist es zuweilen äusserst interes- . 
sant, auf so entblössten Gesteins - Plateaus zu sehen, wie theils nur 
Glimmer-Anhäufungen in linearen Richtungen, theils schon Gneiss-artige 
Parthie’n gleich Strömen granitische Massen durchziehen. Andererseits 
bemerkt man stellenweise wieder Granit-Durchkeilungen in den ihm be- 
nachbarten Gesteinen blossgestellt, oder auch Gesteinscheiden , die bald 
einander parallel gehen , bald in einander eingreifen. Von solchen Er- 
scheinungen ‘muss ich einige Örtlichkeiten anführen. Eine der ersten 
Art bietet in der Umgegend von Pitcaranda vorzugsweise ein Gneiss- 
artiger Dioritschiefer dar, und ein Punkt, wo sie auf eine recht deutliche 
Weise zu sehen, ist unweit des kleinen Wasserfalls bei Korinoa an der 
Strasse von Pitcaranda nach Kittel. In einem hier entblössten Streifen 
der letztern Felsart von 20 bis 30 Schritt Breite schlängeln mehrere 
Granitarme, in Abständen von kaum einigen Fäden, herum. Sie sind | 
jeder von 1 bis 3 Fuss mächtig, und machen mit dem h. 7 streichenden 
und steil einschiessenden Hornblende-Gestein mehr und weniger schmale 
Winkel. Punktweise setzen sie ab und legen sich nur theilweise wie- 
der an, denn einige keilen sicb ganz aus. Die Schichtung des Horn- 
“ blendegesteins zwischen den Granitästen ist mitunter etwas, aber nur 
schwach , bemerkbar verrückt, doch von Merkmalen erlittener Verände- 
rung auf den Kontaktflächen ist nichts zu sehen. Seitwärts, einige 100 
Schritt davon, steht am Gebirgsabhang Granit an, der sowohl weiter 
Gehäng-aufwärts, als längs desselben fortsetzt, aber der Zwischenraum 
zwischen ihm und dem, welcher die Einkeilungen bildet, ist mit Damm- 
erde bedeckt. Gleichwohl ist es augenscheinlich, dass diese letzteren 
nur die Ausläufer von jenem sind; denn indem sie sich mit ihrem stär- 
keren Ende unter der Dammerde verstecken , spitzen sie sich mit dem 
entgegengesetzten zum Theil in den Dioritschiefer aus. Nichts ‘würde 
hier nach der jetzt herrschenden Vorstellungsweise natürlicher als die 
Annahme seyn: dass der Granit, nachden er den Schiefer zersprengt, 
von unten in denselben eingedrungen sey. Ich bin einerseits von der 
feurigen Bildung beider Gesteine überzeugt, doch kann ich mich nicht 
bestimmen, dieses Vorkommen bier so zu deuten, wie es erscheint. 
Eben so möchte ich aber auch noch solchen Zweifel auf eine andere 
Deutung ausdehnen, die einem anderweitigen Verhalten beider Felsarten 
unterzulegen seyn würde. Es ist das die zweite Art der Erscheinung, 
die ich oben berührte, und die darin besteht, dass die Scheiden dieser 
Gesteine, die in der bezeichneten Gegend in mehrmaligem Wechsel 
auftreten, stellenweise zusammenlaufen, so dass eine oder die andere 
abgeschnitten scheint. Unter Berücksichtigung des erst berührten Vor- 
kommens möchte auch hier der Schiefer die durchbrochene Masse seyn; 
aber gerade diesem treten Umstände entgegen, worin schon zum Theil 
die Gründe liegen , ‘welche eine solche Annahme für beiderseitige Vor- 
kommnisse in Frage stellen. Vorerst sind die Granitstriche meist viel 


breiter als wie die Schieferstreifen, sodann behauptet die Schieferung 
von diesem im Allgemeinen gleiche Neigungswinkel, und endlich lassen 
sich weder Einschlüsse von Schiefer im Granit, noch Konglomerat-artige 
Bildungen, und auch keine Ergebnisse feuriger Einwirkung auf den 
Gesteinsscheiden wahrnehmen. Nun wäre es aber doch wohl wunderbar, 
wie sich bei so gewaltigen Zerberstungen, als die dominirenden 
Granitmassen voraussetzen, noch so regelvolle Verhältnisse hätten er- 
„alten können , und noch wunderbarer, dass sich im Granit nicht ein 
Theil des Schiefers wiederfinden sollte, der zum Weichen gebracht wor- 
den ist. Wenn demnach hier mehr an gleich-, als an ungleich-zeitige 
Bildung zu glauben seyn würde, so möchte daraus aber auch hervor- 
gehen, dass sowohl die Verzweigungen des Granits in den Schiefer, als 
das stellenweise Ineinandergreifen beider nur Verhältnisse wären, die 
auch bei gleichzeitiger Entstehung abnormer Gesteine Statt haben 
könnten. Es würden Erscheinungen ähnlieh denen seyn, die uns so 
häufig an Handstücken aus mehreren Mineralien bestehend, oder an 
Kıystallkrusten entgegentreten. Dass nun aber auch überhaupt Finn- 
lands Gebirgssystem mehr nur in einige grosse Gruppen, als in 
vereinzelte Bildungen zerfällt, darauf weisen mehrere gewichtsvolle 
Umstände hin. Der eine und wichtigste ist, dass namentlich zwischen 
Gneiss-artigem Granit, Gmeiss, Glimmerschiefer, Gneiss-artigem Syenit 
und Diorit-Kriterien gegenseitiger Durchbrechung zu fehlen scheinen. 
— Ein. zweites Verhältniss ist die innerliche Entwicklung der Felsarten 
gewissermaasen aus einem Stamm; in der petrographischen Beschaf- 
fenheit der einen Felsart sind zugleich die benachbarten mit angedeutet, 
und so gibt es fast mehr Zwitter-, als ein Normal-Gestein. ENGELHARDT 
stellt dieses Verhalten, in dem von ihm bereisten grossen Landstrich 
zwischen dem Finnischen und Bottnischen Meerbusen , mitunter recht 
treffend heraus, eben so wie zum Theil auch den Verband der zwischen 
den meisten Gesteine im Grossen Statt zu haben scheint. Es ist diess ein 
gleichfalls sehr beachtuugswerthes Verhalten und tritt vorzüglich da 
deutlich hervor, wo Granit und Syenit sich der schiefrigen Textur an- 
nähern , dagegen Gmneiss und Dioritschiefer in ein körniges Gefüge sich 
verlaufen. Gewiss ist eine solche ‚Wechselverkettung nicht mit der 
Wechsellagerung wormaler Formation zu vergleichen; aber wo bei dem 
Zusammen - Vorkommen plutonischer Gesteine Zerrüttungen, Breceie, 
Veränderungen auf den Kontaktflächen, so wie überhaupt Beschaffenheits- 
Zustände fehlen, die man nothwendig als Begleiter von feuerflüssig 
emporgetriebener Mässen voraussetzen muss, sobald sie mit andern be- 
reits erstarrten in Konflikt treten, in solchen Fällen können solche 
Fels- Arten, doch kaum anders, als nur einer Formation angehörig 
betrachtet werden, selbst wenn gegenseitige Durchsetzungen Statt 
_ finden. — Läge hierin eine Regelwidrigkeit, so würde es nur ein Be- 
weiss seyn, dass die Natur noch ganz andere Wege bei Hervorbringung 
mancher abnorınen Gesteine befolgen müsse, als die sind, welche unsere 
jetzige Vorstellungsweise davon begreift. Aber selbst auch für ein 
Jahrgang 1837. 12 


— 176 — 


bedeutend hohes Alter von wenigstens einem Theile des Finnischen Ge- 
birgs-Komplexes möchte vielleicht ein Umstand sprechen. Es würde diess 
die im Allgemeinen horizontale Lagerung der oben erwähnten Übergangs- 
Formation seyn. Denn indem dieselbe wahrscheinlich jenes Gebirgs- 


System zur Unterlage hat, mussten sich in diesem Falle, wenn sich 


letzteres überhaupt erst später gebildet, nothwendig noch ganz andere 
und entschiedenere Veränderungen offenbaren, als die kleinen partiellen 
Erhebungen in der Umgegend von Zarskoie Seloe sind. Es scheinen 
diese letztern vielmehr auf nur vereinzelte Eruptionen hinzuweisen, 
wodurch vielleicht die Felsarten in dem benachbarten Schweden verviel- 
fältigt worden sind. — Und sollte endlich nicht auch noch in der Ent- 
blössurg aller Flötze und Teertiär-Gebilde innerhalb Finntands Felsarten- 
Gebietes ein Beweiss liegen, dass dieses weniger im vereinzelten 
Bildungen , als vielmehr in Masse und zu einer Zeit Platz genommen 
habe, die noch weit vor der Bildungsepoche normaler Formationen lag? 
Den entgegengesetzten Fall anzunehmen, nämlich dass alle Gebirgs- 
arten Finnlands neuer als die modernsten Glieder der Flötzreihe, und 
ein Theil davon aus Umwandlung dieser hervorgegangen sey, dafür 
sprechen weder Thatsachen noch Gründe. — Ich gestehe, dass diess 
meist nur Muthmaasungen sind , und dass der Mangel neptunischer Er- 
zeugnisse ein grosses Hinderniss ist, überzeugende Beweisse zu erlan- 
gen, aber auch schon sorgsame und unbefangene Untersuchungen werden 
dem Ziele näher führen. So viel ist wenigstens gewiss, dass, wären 
die geognostischen Verhältnisse von Finnland nur so genau bekannt, 
als es die unbedeutenden Mineralvorkommnisse sind, die Wissen- 
schafi sich eines grossen Gewinns zu erfreuen haben möchte. Ange- 
nommen aber nun, dass wirklich in dem Allem, was ich eben Muthmaa- 
sungen genannt, weniger Halt läge, würde dann nicht auch die Frage 
entstehen, ob nicht überhaupt die Wernerschen Urgesteine überall da, 
wo sie gruppenweise und vorzüglich in wechselseitiger Verkettung mit 
Gneiss und Glimmerschiefer und ohne Veränderungen in ihrem ursprüng- 
lieben Seyn hervortreten, Glieder einer Formation wären, hervorge- 
gangen aus einer und derselben feuerflüssigen Masse? Und wären 
am Ende nicht auch entscheidende Grüude vorhanden, solche Felsarten- 
Verbände immer noch für den Fuss der normalen Gesteine und für äl- 
ter, als alle Formationen von diesen zu halten ? Unstreitig ist wohl 
so manche ältere Ansicht durch die jetzigen mit zu Boden geschla- 
gen worden, auf die man früher oder später wieder zurückkommen 
dürfte; und was hat übrigens auch vorzüglich die Werner’schen Ur- 
gebirge erschüttert, als dass man einerseits das Agens gewechselt, 
und andererseits Gesteine in und über neueren Ablagerungen beobach- 


tet hat, die durchgehends nur unter diesen hätten liegen sollen. Aber 
steht der Schluss von der Neuheit einiger auf alle nicht mit einer Menge 
Thatsachen in Widerspruch? sollte es sich nicht ebenfalls mit dem, was 


uns über die Veränderungen unserer Erdrinde vorliegt, recht gut, und 


mit einem feurigen Agens noch besser als mit einer wässrigen vortragen, 


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in einem Theil der plutonischen Gebilde gerade die ersten Ergebnisse 
von der damaligen Erdrinde - Bildung oder Umbildung zu erkennen und 
sie als die Grundanlässe zu den neptunischen Absätzen anzusehen? Die 
Epoche, in welcher die Natur sich vorzugsweise der Bildung minerali- 
scher Massen hingegeben hatte, sollte man sich wohl nicht anders 
denken, als dass ihre Erzeugnisse auch jener Thätigkeit entsprechen. 
Indem diess ausschliesslich bei dem Werner’schen der Fall, bleibt nur 
die nähere Erscheinung auffällig, dass mehrere zugleich in und über 
neuern neptunischen Ablagerungen auftreten; denn in den Gesteinen, 
womit die Bildung primitiver Felsarten nach einer langen Pausse sich 
wiederholt hätte, sollte man nicht mehr Granite, Syenite u. s. w., son- 
dern Gebilde erwarten, die sich zu diesem, wie etwa die tertiären zu 
den Übergangs- und ältesten Flötzgebirgs - Arten verhielten; es würden 
dem Charakter solcher nur allein die Dolerite, Trachyte, Basalte u. s. w. 
entsprechen. Aber ist es wirklich auch mit aller Evidenz dargethan, 
von allen Seiten als unumstösslich ausgemacht anzusehen, dass. nament- 
lich Granit neuer als die Kreide wäre? Gewiss liegt doch wohl Anstös- 
siges darin, eine Felsart, die so eng, so innig mit andern verknüpft ist, 
welche noch nie über so neuen Gebirgs - Erzeugnissen gesehen worden 
sind, gewissermaasen auf gleiehe Stufe mit Gesteinen wie Basalt, Pho- 
nolith, Trachyt etc. gesetzt zu sehen, die sämmtlich nur unter sich, 
aber keinen Zusammenhang mit dem haben, womit der Granit be- 
freundet ist. 

Derjenigen Meinung, welche mehrere schiefrige Felsarten, wie den 
Gneiss, Glimmer- und Thon-Schiefer, aus früher existirenden Gesteinen 
durch feurige Einwirkung sich umgewandelt vorstellt, sieht man in 
Finnland übrigens auch durchgehends widersprochen. Und wie wäre 
es, nächst den schlagenden Gründen, womit auch bereits Sie gegen 
diese Hypothese schon angekämpft haben, auch nur möglich sich jene 
Felsarten nur allein als Metamorphosen zu denken, wenn man nicht 
‚gleichzeitig auch den Granit, Syenit, Diorit und, insofern auch diese 
wieder die engsten Seiten-Verbindungen haben, die meisten plutonischen 
Gesteine hierher rechnete. Am Ende wäre diess der konsequenteste, 
aber unstreitig ein sehr naturwidriger Weg, und dieser Vorwurf trifft 
wohl auch im vollem Maase jene Hypothese. — Gewiss kann der Thon- 
schiefer , wegen seines zweideutigen Charakters und Stellung , nicht 
mehr als ein rein neptunisches Gebilde gelten; diese Ansicht hat sich 
mir noch lebhafter überall da aufgedrungen, wo ich ihn neuerdings in 
Finnland wiedergesehen habe. Gleichwohl wäre es aber, wegen des 
anderseitigen Verbundenseyns mit evidenten Wasser-Erzeugnissen , eben 
so naturwidrig ihn dagegen wieder ausschliesslich für ein Feuergebilde 
halten zu wollen ; aber er scheint ein Gestein zu seyn, in dem die Na- 
tur gewissermaasen einen Fingerzeig gelegt haben dürfte, dass ein Wech- 
selverkehr zwischen neptunischen und plutonischen Bildungs - Kräften 
Statt baben könne. Und in der That wäre wohl die Vorstellungsweise 
ungereimt, wenn angenommen würde, dass während submarinisch- 


127 


* 


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plutonische Eruptionen von schlammartigen Materien oder nur theil- 


weise davon erfolgt, solche gleichzeitig neptunische Niederschläge her- 


vorgerufen und, indem beide in bald nähere bald entferntere Beziehungen 
getreten, derartige Zwittergesteine wie Thonschiefer und andere damit ver- 
wandte Felsarten, oder selbst auch abwechselnd Massen von bald mehr rein 
neptunischer, bald mehr rein plutonischer Natur erzeugt worden wären? — 
Dürfte es am Ende nicht sogar auch wahrscheinlich seyn, dass gewisse 
Schicht- und Lagen-weise Vorkommnisse von abnormen Gesteinen inner- 
halb einer normalen Feis - Formation insofern als gleichzeitige Erzeug- 
nisse mit dieser betrachtet werden könnten, dass sie bei ihrer Erhebung 
zur Erdoberfläche von neptunischen Niederschlägen , die sie veranlasst, 
erfasst und umschlungen worden wären ? und möchten hiedurch nicht so 
manche noch räthselhafte Wechsellagerungen von abnormen und norma- 
len Gesteinen eine genügende ungezwungene Erklärung finden? Auch 
von einem hübern Gesichtspunkt aus sollte die Annahme eines Wech- 
seiverkehrs plutonischer oder vulkanischer und neptunischer Gewalten, 
und ein momentweises Zusammenfallen beider der Vorstellungsweise 
von der spätern Erdrinde-Bildung mehr zusagen, als wenn beide scharf 
abgesondert in ihren Wirkungen gedacht werden. 

Weiter will ich meine Zweifelsfragen nun nicht häufen, sondern 
nur noch zu einigen Bemerkungen übergehen, die ich nachträglich der 
kurzen Skizze von der Pitkarandaer Erzlagerstätte zugesetzt wünschte, 
welche aus einer Mittheilung an Freund Pusch ins 2. Heft des Jahr- 
buches von 1836 übergegangen ist. Indem ich hierin jene Lagerstätte 
mehr für eine Lager-, als eine Gang-artige angesprochen, habe ich da- 
durch nichts weiter als eine Bildung bezeichnen wollen, in deren Natur 
und Beschaffenheit mehr Gründe für ein mit dem Granit gleichzeitiges 
als späteres Erzeugniss zu liegen scheinen. — Ich‘ glaube, dass eine 
solche Annahme sich keines sonderlichen Einganges erfreuen wird, und 
es ist auch schwierig in einem massigen Gestein, wie der Pitkarandaer 
Granit ist, darüber mit voller Gewissheit abzusprechen. Gleichwohl ist 
die Frage, ob überhaupt alle Lagerstätten in abnormen Gesteinen 
und insonderheit gewisse in Granit, für gleichzeitige Bildungen gel- 
ten können oder nicht, nicht unwichtig, und so will ich wenigstens 
spezieller hier noch die Gründe anführen, welche in dem vorliegenden 
Fall der ersten Annahme das Wort zu reden scheinen. Wie schon an 
a. ©. angeführt, ist die Pitkarandaer Erzlagerstätte in verschiedene 
Gesteinslagen getheilt, wovon einige ihrem Bestand nach an der Gebirgs- 
Zusammensetzung im Grossen Autheil haben. Im Einzelnen greifen wohl 
stellenweise Lagen in einander ein, aber im Ganzen ist ein gewisser 
Parallelismus nicht zu verkennen, und mit ihm stimmt wieder im Allge- 
meinen das Streichen der Gebirgsarten in der Nachbarschaft überein. 
Im Hangenden und Liegenden findet mehr ein festes Verwachsenseyn 
Statt, als im Besteg zu sehen ist; Ergebnisse feuriger Einwirkung 
aber scheinen ganz zu fehlen. Eben so ist nichts von Reibungskonglo- 
weraten und Einschlüssen von Gebirgs-Fragmenten noch vorgekommen. 


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— 179 — 


Von Harnischen und Drusenräumen lässt sich auch nichts bemerken, 

und die kleinen, welche sich von diesen stellenweise gezeigt haben, 
stehen nicht mit den Erwartungen im Verbältniss, die man sich von 
einem bis 10 Lachter mächtigen Gang machen sollte, in welchen Mineral- 
Substanzen einbrechen, die so geneigt zur Krystall-Bildung sind. Wich- 
tig ist es weiter, dass sich weder im Haugenden noch im Liegenden 
Seitentrümmer abziehen; eine Erscheinung, die so häufig mit Gängen 
verbunden ist und mit solchen, die man sich als ausgefüllte Spalten- 
räume denkt, fast immer verbunden seyn muss, vorzüglich wenn, wie 
hier, eine so bedeutende Mächtigkeit Statt hat. Sodann ist die Erzfüh- 
rung, nicht wie in der Regel bei den Gängen, ohne Ordnung vertheilt, 
sondern sie haftet mehr, ähnlich der von Flötzlagen, an gewissen Schich- 
ten. Endlich gebört es unter die Minorität der bei Gäugen vorkommen- 
den Verhältnisse, dass die Erzführung zu Tage ausgeht, wenigstens mit 
mächtigen reichen Mitteln, so wie dass ein Gang isolirt aufsetzt; was 
beides hier der Fall ist. 

Wenn man alle diese Verhältnisse zusammenfasst und nicht, wie 
so häufig der Fall, auf eine naturwidrige Weise nur Einzelnes heraus- 
hebt, so glaube ich kaum, dass sich ein evidentes Gangvorkommniss, 
sey es durch Infiltration von oben, oder durch Emporsteigen von unten 
entstanden , mit einem solchen Charakter verträgt. — Nur die einzige 
Gemeinschaft mit Gangverhalten liegt in dem starken Neigungswinkel 
von 30 bis. wohl 70 Grad; inzwischen dieselben Ursachen, die so häufig, 
ohne sichtbar zu seyn, normalen Felsarten eine solche Stellung ge- 
ben, können auch hier wirksam gewesen seyn. Ausserdem entspricht 
Jder fragliche Fallwinkel aber auch, denkwürdiger Weise, im Allgemeinen 
der Nebenaneinanderstellung der benachbarten Gebirgsmassen , nament- 
lich des gneissigen Diorits, und wenn man von diesen, wie ich oben 
näher entwickelt, mehr gleich- als ungleichzeitige Entstehung anzuneh- 
men veranlasst ist, so verhält sich die befragte Lagerstätte gerade ebeu 
so zum Granit, wie dieser zuden mit ihm vergesellschafteten Felsarten ; 
Alles scheint in einem harmonischen Verhältniss zu stehen, und das Ver- 
halten im Grossen das im Kleinen, so wie umgekehrt dieses jenes zu er- 
läutern. — Wie ich die Verhältnisse von der Pitkarandaer Erzlager- 
stätte hier dargelegt, zeigte sie sich bei meiner Anwesenheit daselbst, 
in vier abgeteuften Schächten und einigen aufgeworfeuen Schürfen und 
Überröschen, zusammen auf eiuer Etandur von eirca 4 Werst gelegen: 
Leicht möglich, dass im Verfolg ausgedehnterer bergmännischer Arbeiten, 
Beschaffenheits - Zustände aufgeschlossen werden, die im Widerspruch 
mit den bisher bekannten stehen; aber ob solche dann die Grundan- 
sicht, von letzteren entnommen , zu ändern vermögen, das wird von 
der Summe derjenigen abhäugen, die unter einander eine gewisse Über- 
einstimmung und keinen Widerspruch gegen äussere Verhältnisse zeigen. 

Wohl sollte ich nun meine lang ausgesponnenen Mittheilungen 
schliessen, aber ich muss wirklich Ihre Geduld noch einige Augenblicke 
für einen Gegentand in Anspruch nehmen, der -mich kürzlich, als ein 


= 08b- = 
Seitenzweig meiner grössern Arbeit, einige Zeit beschäftigt hat. In 
Ihrer, für alle Zeiten schätzbaren Charakteristik der Felsarten ist, so 
wie auch in dem neuen Lehrbuch der Geognosie und Geologie, für die 
mineralogische Felsarten - Klassifikation insonderheit die Textur zum 
Anhalten genommen, während den diessfalsigen Arbeiten von Hauy, 
BrongnIART und CorrıEeR wieder vorzugsweise der Bestand zu Grunde 
liegt. In beiderlei Methoden ist den Anforderungen entsprochen, die 
sich, in so weit es thunlich, an eine rein mineralogische Klassifika- 
tion der Gebirgsarten machen lassen. Wie wäre es aber nun wohl, 
wenn man den Zweck einer Zusammenreihung der Felsarten im Kleinen, 
im Gegensatz zu ihrer Auordnung im Grossen oder der geologischen 
Aufstellung , weniger in Durchführung ein oder des andern Gesteins- 
Verhältnisses, als vielmehr darin suchte, durch gewisse Abtheilungen 
und-Gruppirungen derseiben alle solche Verhältnisse an und zwischen 
ihnen recht herauszustellen, welche gleich tief eingreifend in ihre Natur 
als von Bedeutung für das geologische System sind. Allerdings würde 
eine derartige Klassifikationsweise, weniger Zweck an sich selbst, als 
vielmehr nur ein Mittel für einen höhern Zweck , aber vielleicht gerade 
. dadurch das seyn, was sie am Ende, bei dem Mangel an einer zuver- 


lässigen Basis — einer Felsarten-Spezies — nur eigentlich seyn könnte. 


Erlauben Sie mir nun die Grundzüge hiervon folgen zu lassen, 

Das erste, was sich bei einem Überblick der Felsarten herausstellt, 
ist unstreitig die mineralogische Einfachheit von einem Theil derselben, 
und die mineralogische Zusammengesetztheit von einem andern, woraus 
sich die beiden Haupt - Abtheilungen der mineralogisch einfachen 
und mineralogisch zusammengesetzten Felsarten ergeben. Das 
Sachrichtige dieser Eintheilung wird auch noch durch einen Schluss 
von einer andern Seite bestätigt. Geht man nämlich von dem Gesichts- 
punkt aus, dass die krystallinisch zusammengesetzten Gesteine gewis- 
sermaasen die Blüthe unter den Felsarten, so wie es die krystallisirten Sub- 
stanzen im Mineralreich sind, so erscheint die mineralöische Zusammengesezt- 
heit der Felsarten überhaupt als ein deutungsvoller Beschaffenheitszustand, 
und die Felsarten, denen er eigen ist, als eine Gruppe eigenthümlicher Art, 
die einen Gegensatz in den einfachen verlangt. Keine andere obere Abtheilung 
der Felsarten, ihrer mineralogischeu Beschaffenheit nach, möchte diese an 
Deutsamkeit zu ersetzen vermögen, wie auch diess durch Ihre Klassifika- 
tionsmethode ausgesprochen ist. Bringt man nun die Reihe der einfachen Fels- 
arten in zwei Unterabtheilungen, nämlich a)in die, welchealseinfache 
Mineral- Substanzen gleichzeitig die Zusammensetzung 
gewisser Felsarten bilden, und b) in die, welche keinen we- 
sentlichen Antheil daran-haben, so wird dadurch ein bedeutungs- 
volles Verhältniss herausgestellt, was zwar in keinem unmittelbaren 
Zusammenhang mit der mineralogischen Beschaffenheit steht, aber woran 
sich recht interessante Beziehungen knüpfen lassen. So reihen sich 
z. B. in der erst bezeichneten Unterabtheilung ganz ungezwungen alle 
Gesteine zusammen, namentlich: Quarzfels, Feldspathfels, Glimmerfels, 


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Talkfels, Chloritfels, Hornblendefels, Augitfels, Granat- und Magneteisen- 
fels, denen die neuere Geologie eine durchgehends feurige Entstehung zu- 
schreibt; während in der 2ten, nur mit einigen Ausnahmen, die neptunischen 
Gesteine ihren Platz einnehmen, wie namentlich: Dolomit-, Kalk-, Gyps-, 
Salz- und Schwefelfels, Steinkohlen, Braunkohlen und Torf. In der 
ersten dieser Abtheilungen a) herrscht in der Regel vollkommene Rein- 
heit vor, dagegen findet in der andern b) schon meist Verunreinigung 
durch fremdartige Materien Statt. Auch in mineralogischer und geogno- 
stischer Beziehung sind die Gesteine von je den beiden Abtheilungen 
mehr unter sich, als gegeuseitig befreundet, und ausserdem schliessen 
sich die von a) an die chemisch gebildeten, die von der b) au die mehr 
mechanisch erzeugten Felsarten an; denn ein Theil des Kalkes und 
Gneisses ist streng genommen doch nur ein Trümmergestein, worin die 
Theilchen nur den höchsten Feinheitsgrad erreicht haben ; und so sind 
beide gewissermaasen wieder ein Fingerzeig für die Abmarkung der 
Gruppen innerhalb der zusammengesetzten Felsarten. In Bezug auf 
diese nun selbst ist der Unterschied, welche zwischen den che- 
misch und mehr mechanisch gebildeten Gesteinen dieser Abtheilung so in 
Entstehung, wie in dem mineralogischen Charakter derselben obwaltet, 
ein zu tief eingreifendes Verhältniss, als dass es nicht in einer Felsarten- 
Aufstellung im Kleinen für die obersten Unterabtheilungen ergriffen 
und so durch den Felsarten-Typus einer jeden zur Anschauung gebracht 
werden sollte. Unverkennbar hat diese Abtheilung aber auch noch Ge- 
steine, welche durch eine gewisse Zweideutigkeit des Charakters, weder 
ganz der einen, noch ganz der andern von den angedeuteten Unterab- 
theilungen anzugehören scheinen. Es sind diess wahrscheinlich auch 
in Rücksicht auf Entstehung Zwittergesteine, und so möchte durch eine 
besondere aus ihnen zu formirende Unterabtheilung, zwischen den bereits 
bemerkten eingeschoben , der Fingerzeig der Natur befolgt werden, 
welche diese in ihr Ausseres gelegt hat. Sonach würden sich dann 
für die Abtheilung der zusammengesetzten Felsarten 3 Unterabthei- 
lungen ergeben, denen später vielleicht noch die umgewandelten Ge- 
steine als eine 4te angeschlossen werden könnte, falls es den weitern For- 
schungen gelingen sollte, die Umwandlung für alle die Gesteine ausser Zwei- 
fel zu setzen, in deren Charakter eine Andeutung dazu liegt. — Einen 
passenden Namen für jede dieser Unterabtheilungen wage ich nicht vor- 
zuschlagen; vorläufig willich sie nur durchkrystallinische, krystal- 
linisch-mechanische und mechanisch zusammengesetzte 
Felsarten bezeichnen. Diese Ausdrücke sind ungeeignet; aber abge- 
sehen davon, dass sie an Entstehung erinnern, so steht damit doch der 
mineralogische Felsarten - Charakter in vollkommenem Einklang. Als 
Repräsentant für die krystallinisch zusammengesetzten Felsarten bildet 
sich vorerst eine grosse und charakteristische Gruppe aus allen denje- 
nigen Gesteinen , die wie Syenit, Diorit, Gabbro, Eklogit , Itakolumit, 
Eisenglimmerschiefer, Glimmerschiefer , Gmneiss, Granit, Protogyn und 


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— 12 — 


Topasfels, mitstarkhervortretenderKrystallinität, Gleichmäs- 
sigkeit in der Entwicklung der Bestandtheile und Stetig- 
"keit dariu verbinden. Da die Verbindung von 2 oder 3 Mineralsub- 
stanzen zu einem oder dem andern dieser Gesteine einen wesentlichen 
‚Unterschied in ihrer Beschaffenheit begründet , so würde dieses nicht 
unwichtige Verhältniss durch 2 Untergruppen, etwa mit der Bezeichnung 
2- und 3gliedrige Gesteine herauszustellen seyn. Indem in. der ersten 
die 7 zuerst aufgeführten, in den letzten die 4 später genannten Fels- 
arten, ihren Platz einnehmen würden , dürften sich hierdurch Gesteine 
zusammengesellen, die, so wie im Grossen, grösstentheils eng an einander 
gekettet sind. — Einen deutungsvollen Charakter tragen nun wieder alle 
die Gesteine zur Schau, in denen Krystallinität und mineralo- 
gische Zusammensetzung gewissermaasen einer Verkap- 
pung unterliegen. Die Gruppe, welche sie bilden, dürfte nament- 
lich Schaalstein, Aphanit, Dolerit, Trachyt, Melaphyr, Phonolitb, Wacke, 
Basalt und Lava umfassen. Wenn sich nun wohl auch theilweise in 
der Zusammensetzung eines oder des andern dieser Gesteine eine ge- 
‚wisse Stetigkeit zeigte und hier und da selbst auch das krystallinische 
Gefüge sich etwas öffnet, so dass Glieder dieser Gruppe an die vorher- 
gehende anstreifen, so haften an solchen Analogie’'n doch immer Be- 
schaffenheitszustände, welche der eben berührten Gruppe im Allgemeinen 
fiemd sind. Es sind diess vorzüglich die Neigung zum Dichten und 
dabei zugleich auch wieder zur Porphyr-, Mandelstein- und Lava-artigen 
Textur, in Verbindung mit der Tendenz , Mineralsubstanzen aufzuneh- 
men und sich diese zum Theil selbst ganz eigenthümlich zu machen, 
die vorzugsweise den neuesten Feuer-Produkten eigen sind. Man könnte die 
Charakteristik dieser Gruppe kurz so ausdrücken , dass man sagte: die 
Natur hätte mit ihnen gewisse sogenannte Urgesteine wiederholen 
wollen, aber schon die Bedingnisse zur Entstehung dichter und blasiger 
Gesteine vorgefunden. Als Träger einer ganz eigenthümlichen 
Natur zeigt sich endlich noch der Porphyr. Indem er sich an beide zu- 
letzt betrachtete Gruppen anschliesst , ist er doch eigentlich keiner bei- 
zuzähblen. Er steht durch seinen petrographischen Charakter eben so 
zwischen beiden mitten inne, wie gewissermaasen durch sein Ver- 
halten im Grossen, und so dürfte sich eine besonders aus ihm zu bil- 
dende Gruppe rechtfertigen, zu der man etwa noch den Pyromerid als 
Auhang rechnen könnte. Sie würde übrigens am naturgemässesten 
auch ihre Stelle zwischen jenen beiden Gruppen einnehmen. — 
Alaunstein, Pechstein, Perlstein, Bimsstein, Obsidian und Jaspis, so wie 
verschlackter Basalt, verschlackte Lava u. s. w. dürften als Anhang 
diese ganze Abtheilung schliessen. Nun noch ein Rückblick auf sie 
geworfen, so zeigt die schliesslich beigefügte bildliche Darstellung eines 
Netzes, wie sie sämmtliche Felsarten im Allgemeinen miteinander ver- 


"binden , aber im Einzelnen wieder um mehrere Mittelpunkte versammelt 


sind, denen die dargelegten Gruppen entsprechen. — Die 2te Unterab- 
theilung der krystallinisch-mechanisch zusammengesetzten 


» 


— 183 — 


Felsarten würden vorzugweise durch den Thonschiefer mit seiner Sipp- 
schaft und gewissen Quarzsandsteinen repräsentirt werden , wenn sich 
nicht vielleicht am Ende auch noch gewisse Grauwackenschiefer , der 
Kieselschiefer und selbst ein Theil des Schaalsteins hierher rechnen 
lassen. Es ist diess allerdings nur eine kleine Anzahl von Gebirgsar- 
ten, aber beschränkt man sie auch selbst nur auf die Thonschiefer-Suite 
allein, so verlangt deren räthselhaftes Wesen, ihr Schwanken zwischen 
rein chemisch und mechanisch -, zwischen plutonisch - und neptunisch- 
gebildeten Gesteinen eine Stellung, die solchem Charakter entspricht, 
der auf das Räthselbafte ibrer Entstehung hinweisst.e Mit Unrecht 
würde man den Thonschiefer, petrographisch betrachtet, der vor- 
hergehenden Unterabtheilung beizählen, obwohl er eng mit Gneiss 
und noch fester mit Glimmerschiefer verbunden ist; aber eben so we- 
nig kann er naturgemäss unter die regenerirten Erzeugnisse gesetzt 
werden, obwohl er in die Grauwacke und diese umgekehrt in ihn über- 
geht. Dasselbe möchte wegen seiner Verwandtschaft mit Schaalstein, 
Diorit und andern äbnlichen abnormen Gesteinen Statt finden. wenn 
wan ibm eine Stelle neben einem oder dem andern von diesen anweisen 
wollte; überall da möchte sein Platz nicht so naturgemäss,, als isolirt 
in der Mitte zwischen diesen allseitigen Gebilden seyn. Werden übri- 
gens die zahlreichen Zwittergesteine berücksichtigt , die sein Übergang 
bald in diese bald in jene Gebirgsarten. herbeiführt, so ist am Ende 
auch der Kreis, womit er sich umgibt, gar nicht gering, und bei Allem 
dem die Gruppe, die daraus entspringt, im Total - Charakter genug 
scharf abgeschlossen. — In Absicht endlich auf die 3te Unterab- 
theilung der mineralogisch zusammengesetzten Felsarten, die me- 
ebanisch-zusammengesetzten, so würde hier ausser den drei 
Gruppen, welche die Sandstein - Konglomerate und Tuffe bilden, 
noch zuvor eine 4te aus denjenigen Gesteinen anzunehmen seyn, welche 
als höchst innige Gemenge von bald mehr thonigen, bald mehr kalkigen 
oder kieseligen Theilchen, den Mergelschiefer , Klebschiefer , Polirschie- 
fer, Kohlenschiefer und den Thon umfasste. Im Ganzen lässt sich zwi- 
schen allen 4 Gruppen ein ähnlicher netzförmiger Zusammenhang 
erkennen, wie solchen die Gruppen der krystallinisch zusammen- 
gesetzten Felsarten zeigen; junge Gemenge, Sandsteine, Konglo- 
merate und Tuffe gehen alle wechselseitig in einander über. Da 
übrigens der Gruppirung dieser Abtheiluug überhaupt nur die Auf- 
gabe zum Grunde liegen kann durch die Auffassung des mineralogischen 
Charakters vorzüglich die verschiedenen Beschaffenheits - Zustände und 
Verbindungen herauszustellen, in welchen sich zerstörte Felsarten hier 
regenerirt befinden, so kann es nicht anders seyn, als dass hiernach 
auch die einzelnen Glieder innerhalb einer jeden Gruppe demgemäss 
arrangirt werden. Indem ich im Nachfolgenden bei noch einigen zu 
gebenden Details hierauf zurückkomme , bedarf es hier nur noch der 
generellen Bemerkung, dass den Schluss der gesammten Felsarten- 
Aufstellung die Gesteins- Fragmente des Schuttlands, als Anhang, 


Ba" 
— 184 — 


machen würden. — Gegenwärtig erlaube ich mir nur auf einige Einzel- 
heiten einzugehen. Das bisher nur bei einigen Felsarten angehängte 
Wort Fels, wie bei Quarzfels etc., möchte auf eine sehr sachgemässe 
Weise für alle mineralogisch einfachen Gesteine anzunehmen seyn. Es 
lässt sich damit die doppelte Bedeutung verbinden: einmal um anzuzei- 
gen, ‚dass nur die grössere mehr selbstständige Masse, z. B. von 
Quarz, Feldspath, Glimmer u. s. w. aber nicht die kleinen bloss orykto- 
gnostischen Vorkommnisse derselben Gesteine ins Gebiet der Felsarten ge- 
hören, und sodann als Bezeichnung für den Stamm einer Felsart, oder 
wenn ich: statt dessen den Ausdruck brauchen darf, einer Felsarten- 
Spezies, um hieran gewisse Abänderungs - Gruppen gewissermaasen als 
Arten anzuschliessen. In Beziehung auf diese selbst, iso geht eine 
Feststellung derselben bei sämmtlichen Felsarten aus der Nothwendig- 
keit hervor, dass wo von einer petrographischen Gesteins-Klassifizirung 
die Rede ist, alle solche stetige Haupt - Abänderungen einer Gebirgsart, 
besonders herausgestellt werden. dürften, welche an der Zusammen- 
setzung von Formationen Antheil haben, von diesen letztern aber selbst 
als nur ganz alleinigem Gegenstand der Geologie hierbei um so mehr gänz- 
lich ‚abstrahirt wird, als verschiedene Formationen fast gleiche Gesteine 
haben, und gegentheilig wesentlich verschiedene Abänderungen eine 
und dieselbe Formation zusammensetzen. Gewiss gehen solche Abarten 
einer Felsart keineswegs aus willkürlichen Abstraktionen hervor, sie 
liegen in der Natur einer jeden begründet, und ihre Feststellung im 
mineralogischen Felsarten - System dürfte vielleicht von noch höherer 
Wichtigkeit für den Geologen,, als die Absonderung einer Mineral- 
Gattung in Arten für den Mineralogen seyn. Von solchem Gesichts 
punkt ausgehend, möchte nun vorerst in der Reihe der einfachen Fels- 
Arten der Quarzfels in reinen Quarz, thoniges, kalkiges und 
eisenschüssiges Quarzgestein; der Dolomit in reinen Dolomit, kie- 
seliges, thoniges, bituminöses und einsenschüssiges Dolomitgestein ; der 
Kalkfels in reinen Kalkstein, kieseliges, thoniges, mergliges, talkiges, 
thonig -kalkiges , thonig - eisenschüssiges, bituminöses und chloritisches 
Kalkgestein; der Gypsfels in reinen Gyps und thoniges Gyps - Gestein ; 
der Salzfels in reines Steinsalz und gypsig-thoniges Salzgestein; der 
Schwefelfels in reinen Schwefel und thoniges Schwefelgestein zerfallen. 
Eben so dürften sich auch aus den Formationen der Sandsteine und 
Konglomerate die wesentlichsten Gesteins - Verschiedenheiten absondern 
und nach dem Vorherrschen gewisser Felsarten - Trümmer und dem vor- 
waltenden Kitte etwa folgende Arten annehmen lassen: vom Sand. 
stein: Quarz-Sandstein — kieseliger, thoniger, kalkiger, mergliger, tho- 
nig eisenschüssiger; — Fels- Sandstein (der Sandstein verschiedener 
Formationen aus mehrfachen Urfelskörnern zusammengesetzt) — kiese- 
liger, thoniger, kalkiger, thonig-eisenschüssiger, mergliger; Grau- 
wacken-Sandstein ; Porphyr-Sandstein (der grösste Theil des Todliegen- 
den): thoniger, kalkiger, thonig-eisenschüssiger, mergliger; von Kon- 
glomerat: Grauwacken - Konglomerat, Fels-, Kiesel-, Kalk-, Knochen-, 


—- 15 — 


Trapp-, Trachyt- und Bimsstein -Konglomerat. Endlich in Ansehung 
der Tuffe, so möchten die bis jetzt bestimmten Arten giltig bleiben kön- 
nen. — Ein ganz ‚anderes Verhalten, wie die zeither betrachteten Ge- 
steine in Beziehung auf Fixirung von Abarten, zeigen die abnormen 
Felsarten. Bei diesen dürften am naturgemässesten die Übergangsstufen 
aus einer Felsart in die andere dafür ergriffen werden, und nächstdem noch 
die stetigen Abänderungen, in welchen der Normal - Charakter einer 
jeden Felsart am Deutlichsten ausgesprochen ist. Und offenbar liegt 
auch in der Charakterwandlung der meisten hier bezeichneten Gesteine 
ein deutungsvoller Zug, wichtig noch dadurch, dass er darauf hinweisst, 
wie eng alle dieselben unter einander verknüpft, und wie sie alle aus 
einer Quelle geflossen zu seyn scheinen, Zugleich hat aber auch noch 
die systematische Herausstellung‘ solcher Beschaffenheits - Zustände den 
Nutzen, dass sie alle Beziehungen darlegt, in welchen die Gesteine 
gegenseitig zu einander stehen, und am Ende auch zeigt, wie wahr- 
scheinlich mehr Felsarten- Spezies (diesen Ausdruck nur analogisch 
gebraucht) angenonımen worden sind, als es wirklich in der Natur 
gibt, — Zur Bezeichnung der obiger Gestalt herauszustellenden Arten 
gewährt nun wieder die zeither schon mitunter in Gebrauch stehende 
Weise, nämlich dass man von einem Mittelgestein den Nameu der 
ihm zunächst stehenden Felsarten als Hauptwort, und den von der ent- 
fernteren adjektivisch gebraucht, das geeignetste Mittel mit dem Namen 
zugleich einen Theil der Charakteristik zu geben. So möchte dann 
unter Andern der Syenit incl. Zirkon - und Hypersthen - Syenit zerfal- 
len: in normalen, granitischen, gneissigen, porphyrischen und dioriti- 
schen, der Diorit sammt Dioritschiefer in normalen, porphyrischen, sye- 
nitischen, gabbroartigen, gneissigen ; der Gabbro mit Serpentinfels in 
normalen, serpentinischen und dioritischen ; der Glimmerschiefer in nor- 
malen, gneissigen und Tbonschiefer -artigen; der Gneiss in normalen, 
granitischen,, Glimmerschiefer - artigen, syenitischen, dioritischen ; der 
Granit in: normalen, gneissigen, porphyrischen , syenitischen, Schrift- 
granit und Greisen; der Porphyr in normalen, granitischen, syeniti- 
schen, dioritischen, trachytischen , Sandstein - artigen ; der Dolerit mit 
Anamesit in: normalen, basaltischen und wackeartigen; der Trachyt in 
normalen, porphyrischen,, phonolithischen,, basaltischen und lavaartigen; 
der Phonolith in normalen, wackenartigen, basaltischen und trachyti- 
schen; der Basalt in: normalen, doleritischen , wackenartigen, pho- 
nolitischen und lavaartigen; die Lava in: normale, basaltische, trachy- 
tische. — Vielleicht lassen sich die hier gemachten Annahmen noch 
vermehren, und auch verändern, und eben so die Gesteine, die bier 
unerwähnt geblieben sind, auf ähnliche Weise abtheilen; inzwischen 
galt es hier mehr nur eine Andeutung der bekanntesten Gesteins- 
Verschiedenheiten gewissermaasen Beispiels - weise, als eine genaue 
Durchführung. Diese Bemerkung erlaube ich mir auch noch auf die 
weiter oben dargelegten Absonderungen der einfachen und mechanisch 
zusammengesetzten Felsarten auszudehnen. — Das Ganze ist überhaupt 


Ss 


— 156 — 


nur ein Versuch ‚ der auf eine nachsichtige unparteiliche Beurtheilung 
Anspruch macht, und sodann vielleicht später vollendeter ausgeführt 
werden dürfte. | 


Graumake 


Trachyt Phor olith 


. Endlich bätte: ich nur noch einige Worte über beiden gefügten 
Entwurf der bildlichen Darstellung eines Übergangs -Netzes, die ab- 
normen Gebirgsarten betreffend, anzuführen. Durch nähere und ent- 
ferntere Stellung der hierauf verzeichneten Gebirgsarten ist wenig- 
stens im Allgemeinen, so weit es thunlich war, der grössere oder 
niedrere Grad der Verwandtschaft angedeutet worden; während aus der 
Über- oder Nebeneinander-Stellung die mehr unmwittelbaren geraden Über- 
gänge, im Gegensatz zu den Seiten-Übergängen, auf die durch schräge 


— 197 — 


Verbindungs-Linien hingezielt worden ist, augenfällig seyn sollen. Für 
Anfänger und überhaupt auch nur für diese hat die bildliche Darstel- 
lung der Felsarten-Gruppen unstreitig entsehiedenen Nutzen ; denn sie 
zeigt mit einem Blick die gesammten Verwandschaften und Übergänge 
der Gesteine untereinander. Wird damit noch die Anwendung gewisser 
Zeichen für die Haupt-Charaktere eines jeden von diesen verbunden, so 
legt sich dadurch gewissermaasen der wichtigste Theil der Charakteri- 
stik vor Augen. Zu solchem Ende lassen sich am besten die 2gliedri- 
gen Felsarten durch Kreisabschnitte, die dreigliedrigen dureh Dreiecke, 
die mehrgliedrigen durch Vielecke ausdrücken , innerhalb deren der 
Name des Gesteins, an jeder Ecke der Figur aber der Anfangsbuchstabe 
von dem Gemengtheil, und an den Seiten die Zeichen der Textur ge- 
setzt werden dürften ; wofür etwa das Zeichen f\ = schiefrig, & — 
körnig, £% == porphyrartig und O = mandelsteinartig bedeuten könn- 
ten. Und um solche Zeichensprache noch ausdrücklicher zu machen‘, so 
dürfte der Buchstabe für den vorwaltenden Bestandtheil immer zu oberst 
oder rechts an die Figur, und das Zeichen für die Haupt - Textur an 
die untere Seite zu setzen seyn. Da wo bei Gesteinen gleichzeitig 
mehrere Texturen zusammen vorkommen, möchte für die Haupt- Textur 
das Zeichen verdoppelt, und daneben die Zeichen für die übrigen mit 
jenen verbunden werden. - 


G. v. BLoEDE. 


Mittheilungen, an Professor BRONN gerichtet. 


Hildesheim , 6. Januar 1837. 


Im siebenten Bande von Karsten’s Archiv hat sich KLöden durch 
einen Aufsatz das Verdienst erworben, zuerst das bei Fritzuw unweit 
Commin in Pommern anstehende Kalklager genauer beschrieben und 
es als zur Jurabildung gehörig erkannt zu haben. Aus den darin vor- 
kommenden Versteinerungen zieht er das Resultat, dass jene Ablagerung 
zu denjenigen Schichten des Oolitbenkalkes gehöre, die sich zwischen 
dem Inferior-Oolite und dem Coral rag finden und dass die untern Lagen 
eben dem Inferior Oolite, die obern dem Coral rag entsprechen. 

Ich habe vor einigen Tagen, ebenfalls durch die Güte des Professors 
GrassMmAnN zu Stettin, etwa 30 Spezies Fritzowscher Versteinerungen 
erhalten und nach ihrer Bestimmung eine von der obigen abweichende 
Ansicht von ihrem Fundorte bekommen. 

Es liessen sich nämlich folgende Spezies sicher erkennen: 

1. Cidarites Hoffmanni Rorm. 

2. Pholadomya paucicosta Rorm. (Ph. producta nach KLöpen ?). 

3. Terebratula biplicata Sow. 


— 18 — 


4. Avicula modiolaris v. Münster. 

5. Perna mytiloides Sow. 

6. Melania abbreviata Rorm. 

1.C rdium eduliforme Rorm. 

8. Cucullaea longirostris Rorm. (C. oblonga n. REN 

9. Trichites. 

10. Terebratula pinguis Rorm. 

11. Modiola imbricata Sow. 

12. Ostrea solitaria Sow. (O. gregaria nach Kröpen?). 

13. Nerinea Visurgis Rorm. 

14. Nerinea fasciata Rorm. 

Undeutlicher erhalten war Cerithium limaeforme Rorm.; ein 
Steinkern gehört vielleicht der Ostrea duriuscula an, ein anderer 
wahrscheinlich dem Hippopodium ponderosum. Die mir als Me- 
lania striata und heddingtonensis, Lutraria gregaria, Trochus retieu- 
latus, Plagiostoma rusticum und Unio abductus mitgetheilten Fossi- 
lien waren unrichtig bestimmt. 

Die Versteinerungen 1 — 9 incl. finden sich in hiesiger Gegend, bis 
auf Terebr. biplicata , ausschliesslich im Portlandkalke, die übrigen nur 
im Coralrag; jene werden daher auch bei Fritzow den obern Schichten, 
diese den ältern angehören. Versteinerungen älterer Schichten und na- 
mentlich des Inferior Oolithe habe ich von dort nicht gesehen. Aus 
der genauern Übereinstimmung der Petrefakten ergibt sich wohl zu- 
gleich, dass die Ablagerung bei Fritzow auch zum Wesersystem des 
Jura gehört. 


RormER. 


New-Haven, Yale College, 24. Jänner 1837. 


Sie werden den Aufsatz über die Vogelfährten im Red Sandstone 
gelesen haben, welchen Prof. Hrrcucock vor einem Jahre in dem Ame- 
rican Journal mitgetheilt hat. Derselbe wird bald einen zweiten über 
solche Fährten folgen lassen. Es wird sich als möglich erweisen, dass 
einige derselben von Vierfüssern, vielleicht von Beutelthieren herstammen. 


SILLIMAN, 


Neueste Literatur. 


A. Bücher. 


1833 —1835. 


G. Giunı: Storia di tutte le acque minerali di Toscana, ed uso medico 
delle medesime. Siena, VI Voll. 8°. 


1835. 


V. oe Bonaup: Moise et les Geologues modernes, ou le recit de la ge- 
nese compare aux theories nowvelles des savans sur V’origine de 
lunivers, la formation de la terre, ses revolutions , Vetat primitif 
des etres divers, qui V’habitent. Aviynon, I, 18° [1 fl. 4 kr.]. 

Nırs NorpenskıoLn: Beskrifning af de i Finland funne mineralier. 
Första Häftet. Helsingfors. 8°. 


1836. 


BrisnorLı: Relazione accademica dell’ ultima eruzione accaduta nel 
vulcanetto aereo, cosidetta Salsa di Sussuolo, nel Modanese e 
considerazioni geognostiche intorno alle Salse e loro cause. 64 
pp., 1 tav., Reggio. 

W. BuckLannp: Geologie and Mineralogy considered with Reference to 
Natural Theology. London (1836) II, voll. S. with 87 plates. 

H. BuneL: Apercus geologiques et paleontologiques. Notions sur la 
theorie des puits forees. Hauteurs de quelques points du Depar- 
tement du Calvados. Brochure de 30 pp. in 9°. Caen. 

M’CurrocHn: A Geological map of Scotland, published by Order of 
the Lords of the Treasury by S. ArkowsMmıTH, 4 grosse Blätter, 
fein illuminirt, mit 1 Band Text [5 Guineen], Edinburgh. 

H. Duvan: Atlas universel. Tableaw de geologie et des revolutions du 
globe. Feuille xxxıx. Paris chez Vauteur. 

A. v. Kuırstein und J. J. Kaur: Beschreibung und Abbildungen von 
dem in Rheinhessen gefundenen kolossalen Schädel des Dinotherii 


> 
— 190 — 


gigantei, mit geognostischen Mittheilungen über die Knochen- 
führenden Bildungen des Mittel-Rheinischen Tertiär-Beckens. Darm- 
stadt, 4°, Atlas, in fol. 

H. F. Link: Le monde primitif et Vantiquite expligques par Vetude de 
la nature, traduit de Y’Allemand sur la deuxieme edition par J. 
J. CLEMENT-MvrLer II, 8°. Paris [12 fr.). 

Nic. Dı Rıo: Orittoloyia Euganea ; con 2 tav. in 4%. Podova. 

H. J. van DER Wyck: Übersicht der Rheinischen und Eifeler erlosche- 
nen Vulkane und der Erhebungs - Gebilde, welche damit in geogno- 
stischer Verbindung stehen, nebst Bemerkungen über den technischen 
Gebrauch ihrer Produkte. 2te Ausg. Mannheim, VI und 122 S. 


[12 gr.]. 
! 
B. Zeitschriften. 


1. Bulletin de la Societe geologique de France (Par. 8°). 
1835, VI, S. 321—407, Ende (vgl. Jahrb. 1835, S. 464— 
465 *). 


Desnavzs: berichtigte Bestimmung einer von ANDRZEJOowskI an BouE ge- 
schickten Sammlung tertiärer Konchylien Podoliens, S. 321— 322. 


Ausserordentliche Versammlung zu Mezieres, Ardennen. 


Ausflug um Mezieres, S. 324—327. 
durch Poix nach Attigny, S. 328—332. 
von Attigny über le Chesne und Fendresse nach Mezieres, S. 
332 —334. 
Verhandlungen über das Gesehene: Grünsand bis Lias, S. 334—340. 
Rozer: Versuche um das Maximum der Neigung einer Ebene zu be- 
stimmen, worauf sich Niederschläge absetzen können , S. 340—341. 
Ausflug nach Deville, S. 311. 
van Brepva zeigt Abbildungen vor, wonach es scheint, dass die Apty- 
chen ein fester Theil des Mundes von Ammoniten gewesen, $. 345. 
Ausflug nach @ivet, S. 315—348. 
» von @ivet nach Namur, S. 349—350. 
Umgegend von Namur, S. 350—353. 
Verhandlungen über das in den letzten Tagen Gesehene, S. 353 
bis 357. 


”„ 


„” 


2. Bulletin de la Societe geoloyique de France (Par. 8°). 


1830, 8. Febr. — 4. Juli; VII, 113—304 (vgl. Jahrb. 1836, 
S. 265— 266, 


Coquant: mineralogische Notitz über P’Esterel und im Allgemeinen über 
das Var-Dept., S. 107—116. 


*%) Ein Theil dieses Bandes S. 65 — 321 ist uns noeh immer nicht zugekommen, unge- 
achtet unserer oft wiederholten Requisitionen. 


— 191 — 


Ds Corrzeeno: Betrachtungen über die Versuche Rozer’s und Ds ıA 
Becne’s über das Maximum der Neigung, auf welcher sich Nieder- 
schläge absetzen können, S. 116—118, 

Rozer’s, BosLave’s, Bous£r’s, DE Beaumonr’s Verhandlungen darüber, 
S. 118—120. | 

Rozer: Bemerkungen über die plutonischen Felsarten einiger Theile 
der Kette, welche die Saone von der Loire trennt, S. 120—123. 

Dr Vernevit: über das Cambrische, Silurische und Kohlen - System in 
Wales, S. 127—132. - 

Cu. V’OrsıcnY: über den Schacht im Grobkalk zu Fontainebleau, S, 
135 —136- 

Rozer: fernere Beobachtungen im nördlichen Jura (Bullet. VI, 192), 
und über den Asphalt von Pyrimont, S. 136—143. 

Drouerr: über die Teredina personata, S. 143—146. 

Coguant: die Menschenknochen, welche 1834 in den Muschel - Haufen 
von St. Michel-en-U’Herm (Vendee) gefunden worden , sind nicht 
gleichen Alters mit diesen, S. 147— 150, und Verhandlungen dar- 
über, — 8. 151. | 

A. Sepswick: über die Lagerungs - Folge alter Schichtgebirge in Cum- 
berland, S. 152—155. j 

L. v. Bucn: über Spirifer und Orthis, S. 155 — 156 (Jahrb. 1836, 
S. 175—184). 

L. v. Bucu: Grobkalk von Duzoıs in Armenien gefunden, S. 156 — 158 
(ib. 359—360). 

Vır.er: über Verwandlung eines Schiefers bei Dublin, S. 160. 

Ca. »’ÖreienrY: über einen Durchschnitt im tertiären Kieselkalk bei 
Monceaux, zwischen Paris und St. Germain, S. 161—168, 

Pıcarn: über das Kreide - Gebirge von Pourrain (Yonne), S. 168—170. 

Bouger: über den Zucker -körnigen Kalk der Pyrenäen, S. 170 — 171 
vgl. S. 178. 

HıLdretH: über einige Gesteine am Ohio, S. 173. 

Desuaves: über Klassifikation der Brachiopoden (zu S. 155), S. 174— 175. 

Beex: desgl. 176-- 177. 

Durrenoy: über den Zucker-körnigen Kalk der Pyrenäen (vgl. S. 170) 
S. 178—180, und Verhandlungen darüber. 

v’Arcntac, Durr£nov, D’Omarıus, Boug£r über die Kreide im S.W. von 
Frankreich (S. 182— 183). 

Rosert: geologische Beobachtungen auf der zweiten Reise mit der 
Corvette „ia Recherche“, besonders über die Insel Goree, S. 
184 — 191. ; 

Coovant und Durrenoy: über den tertiären Gyps, S. 191. 

Cu. Krrerstein: über die Umbildungen der Schichten, S. 197—199. 

Coquant und Deskayes: über die Mergelbank mit Cythereen über dem 
Pariser Gypse, S. 200. 

Desnayes : über den Übergang von Kreide zu Grobkalk, S. 200-201. 


Jahrgang 1837. 13 


—: 192 — 


Arrvaunp: über einen umgewandelten Granit mit Quecksilber von Pey- 

rat im Vienne-Dept. S. 203 — 206. 

Sısmonva: über eine fossile Trionyx Aegyptiacus und Cancer 
punetulatus in der Provinz Alva, S. 207 nebst Abbild. 

Tuurmann: Bericht über die Beschäftigungen der geologischen Sozietät 
im Jura, während ihrer Versammlung zu Besangon im Herbst 1835. 
S. 207 — 211. (Jahrb. 1835, S. 667.) 

Leymerıie: über die Geologie des Rhone-Depts. S. 211 — 216. 


Crorzer: Neuere Beobachtungen am Gergovia-Berge bei Clermont, 
S. 216 — 217. 

Lırter: über den Süsswasserkalk von Sansan (Gers) und die darin 
vorkommenden Vierfüsser-Knochen, S. 217 — 220. 

VırLet: über die Sandstein-Platte mit Thierfährten von Hildburghausen, 
S. 220 — 224. 


B. Stuver: Einleitung zu seinem Werke über die Geologie der west- 
lichen Schweizer-Alpen, S. 225 — 252. 


J. De Carıston: Beobachtungen in der Cevennen-Gruppe, S. 253 — 258, 
nebst Tabelle. 


Croizer: über die Sandstein-Platte mit Thierfährten von Hildburg- 
hausen, S. 259 — 260, und 265 — 266. 


De Latanpe: über die Hebung des Bodens bei der Insel Santorin. 
S. 260 — 261. 


Warrerpin: Thermometer-Beobachtungen in Brunnen des Kreide-Bodens, 
S. 261 — 262. 


L. A. Cnausarn: Notiz über die fossilen Knochen, welche man im S.W, 
Becken Frankreichs entdeckt hat, S. 267 — 272. 

D’Arcnsac: Grobkalk zwischen Töpfer-Thon und Kreide bei Meudon, 
S. 272 — 272, und Verhandlungen darüber — S. 276. 

VorrLz: über Aptychus, Belemniten, Patella papyracea, S. 277 — 278 
(vergl. Jahrb. 1836, S. 187). 

— über die Versteinerungen des Kreidegebirges bei Neuchätel, S. 278 
— 279 (vgl. Jahrb. 1835, S. 62). 

Hvor theilt der Gesellschaft einen Belemnites mueronatus von 
Sympheropol in der Krimm mit, S. 280. 

D’Orsıeny: über das neulich zu Mendon entdeckte Gebirge (S. 272 ff), 
S. 280 — 291 und 294 — 295. 

ELıe ve Beaumont und Desnaves Verhandlungen darüber, S. 291 — 293. 


Pärrverte: Prüfung einiger geologischen Thatsachen, welche im W. 
Theile der alten Provinz Bretagne beobachtet worden, S. 295 — 304. 


3. Jahrbuch für den Berg- und Hütten-Mann auf das 


Jahr 1837, hgg. von der königl. Akademie in Frreyberg (143 SS. 
gr. 80) Freyberg [16 gr.) 


a. : .. le 


4. The London and Edinburgh Philosophical Magazine 
and Journal vf Science (and Proceedings uf the Geo- 
logical Society of London) London 1836, Nro 48 — 57. 


1836,-May, VII, 5. 


W. Horkıns Auszug aus einer Abhandlung über physikalische Geologie, 
mit einer weiteren Auseinandersetzung gewisser mit diesem Gegen- 
stande verbundenen Punkte, Schluss. S. 357 — 366. 


Grey Eserton alphabetischer Katalog der fossilen Fische in der Samm- 
lung des Lord Core und der seinigen, mit Angabe der Fundorte und 
der Lagerung [227 Arten], S. 366 — 373. 


A. Canpereug: Bericht über die vulkanische Eruption von Coseguina 
in der Fonseca-Bay, gewöhnlich Conchagua-Küste genannt, an der 
Westküste von Mittelamerica, S. 414 — 415. 


1836, Juni, VIII, 6. 


C. T. Beexe: über die vormalige Ausdehnung des Persischen Meerbu- 
sens und die Nicht-Identität von Babylon und Babel, als Antwort 
an CARTER, S. 506 — 515 (F. f.). 


1836, VIII, 7 (Supplem.). 


E. Cuarteswortn: über den Crag von Suffolk und die Trüglichkeit der 
jetzt gebräuchlichen Methode zur Bestimmung des relativen Alters 
tertiärer Schichten, F. f., S. 529 — 538. 


Forses: über die Temperaturen und geologischen Beziehungen ge- 
wisser warmen Quellen, besonders deren in den Pyrenäen ; und über Be- 
stätigung des Thermometers, S. 551 — 553. 


Proceedings of the Gevlogical Society of London 1835, Decemb. 16 
bis 1836, März 23. 


Beer: Bemerkungen über die Geologie von Dänemark, S.553 — 556, 


STRICKLAND: über das landeinwärts fliessende Meerwasser zu Cepha- 
lonia, S. 556 — 557. 
LyerL: über das Vorkommen fossiler Hay-Wirbel im Rheinischen 
Löss bei Basel, S. 557 — 558. 
W. Rıcnirpson meldet das Vorkommen von Selenit im Sande des 
plastischen Thones zu Bishopstone bei Herne-Bay, S. 558. 
BayrıeLp: über den Transport von Felsblöcken durch Eis, $S. 558 — 559. 


R. Geirritu : über die Syenit- Gänge und Glimmerschiefer bei’m 
Goodland cliff, und Kreide zu Toorr Eskert südlich am Fair 
Head in der Grafschaft Antrim, S. 559 — 560. 

Derxa Becne : über die Schiefer-Gesteine im Norden von Cornwall, S. 561. 

R. J. Murcnıson: über die geologische Struktur von Pembrockshire, 
insbesondere über die Ausdehnung des Silurischen Felssystenis in 
den Felswänden an den Küsten dieser Grafschaft, S. 561 — 566. 

13 * 


— 1914 — 


R. J. Murenisox: über die Verschiedenheit der Geschieb- und Alluvial- 
Massen in S. Wales von den nördlicheren in Lankashire, Cheshire, 
N. Salop und einigen Theilen von Worcester und Gloucester, 
S. 566 — 571. 

J. Leısu: Beobachtungen über einen Fleck von rothen und bunten 
Mergeln mit fossilen Konchylien zu Collyhurst bei Manchester, 
S. 571 — 573. N 

Browne’s, LaAwrence’s und Stevens’ Nachricht von SekwäskäikShräh 
men, welche auf der Insel Cephalonia ins Land hineingehen, 

8.573 — 574. | 

Syres: über die Gesteine bei den Höhlen von Ballybunian an der 
Küste von Kerry, S. 574. 

A. Crıcnton: Bericht über einige fossile Pflanzen-Reste im Sandstein 
unter dem Kohlenkalk von Ballisadiere in Sligo, Irland, S. 574 — 575. 

Cautuey: über die Säugethiere-Reste in den Sewalik-Bergen am süd- 
lichen Fusse des Himalaya zwischen dem Sutluy in dem Ganges, 
S. 575 — 577. 

A. Rırey und S. Srurcusury: Beschreibung einiger Fossil-Reste von 
drei Saurier-Arten, welche im Herbst 1834 im Magnesian-Konglo- 
meratvon Durdham Down bei Bristol gefunden worden, S. 577 — 579. 


Mupge: über die Knochen-Höhlen von Yealm-Bridge, 6 Meil. SO. 
von Plymonth., S. 579 — 580. 


1836, July, IX, 1. 


Bosse: Bemerkungen über Horkıns Untersuchungen in der physikali- 
schen Geologie, S. 4 — 19. 

E. Rürren: Beobachtungen über die fossilen glas Pseudoammonites 
und Ichtyosiagonites im Kalkstein von Sulenhofen, S. 32 — 34 (eine 
erneute Feststellung der im Jahrb. 1830, S. 403 — 404 kr 
ten Ansichten). 

C. T. Becke: (Fortsetz. von VIll, 515) S. 34 — 42. 


1836, August, IX, 2. 


Tu. Weiver: über die Kohlen-Gebirgs-Reihe der vereinten Staaten, 
S. 124 — 132. 


1836, Septemb. IX, 3. 


J. W. F. Jounston: über die wahrscheinliche Ursache gewisser opti- 
schen Eigenschaften, welche D. Brewsrter an Chabasie- Krystallen 
beobachtet hat, S. 170 — 171. 

W. Horxkın’s Antwort auf BoAse’s Bemerkungen über dessen Untersu- 

 ehungen in der physikalischen Geologie (F. f.), S. 171 — 176. 

H. Farconer und P. C. Causzey: über das Sivatherium gigauteum, 
ein neues fossiles Rumianten - Geschlecht aus dem Marcanda-Thale 
in der, Sivalik-Kette der Sub-Himalaya-Berge (F. f.), S. 193 — 201. 


— 19 — 


1836, Okt., IX, 4. 


W. EC. Wırcıamson: über die Kalksteine in der Nähe von Manchester 
(F. £.), S. 241 — 249. 

FuALconer und Cautzey (Schluss zu S. 201), S. 277 — 283. 

H. F. Tirsor: über optische Erscheinungen an gewissen Krystallen, 
S. 288 — 291. Ä 


1836, IX, 5. 


W. €. Wircıamson: über die Kalksteine in der Nähe von Manchester 
(zu S. 249), S. 348 — 356. 

J. MırcnerrL: über die Schichten unmittelbar über der Kreide in den 
Grafschaften um London, S. 356 — 360. 

:W. Horkıns Antwort auf Dr. Bosse’s Bemerkungen über Horkın’s Un- 
tersuchungen in der physikalischen Geologie im July-Hefte (zu 8. 179), 
S, 366 — 370. 


Proceedings of the geological Society of London, 1836, 13. und 27. April. 


J. Prestwicn: Abhandlung über die Geologie in Coalbrook Dale, 
3. 382 — 387. ] 
R. W. Fox: über die Bildung der Erzgänge, S.' 387. 
1836, IX, 6. 
R. Cowrine Tarror: über die Steinkoblen-Beihe in den vereinten Stau- 
ten von Nord-Amerika, S. 407 — 41l. 
Berzerius: über Meteorsteine, S. 429 — 442, 
N. Th. Weruerern: Beobachtungen über einige Fossilien des London- 
Thones, insbesondere über diejenigen organischen Reste, welche im 


Tunnel der London-Birminghamer Eisenbahn gefunden worden sind. 
S. 462 Zar 469. 


1836, IX, 7 (Supplem.). 


Proceedings of the Geological Society of London, 1836, Mai 11, 25. 
und Juni 8. 

R. J. Murcnison: über die Silurischen uud andere Gebirge von 
Dudley und dem Wolverhamptoner Kohlenfeld, nebst Beweiss, 
dass der Quarzfels von Lickey mit dem Caradoc-Sandstein gleich 
alt sey, S. 489 — 495. \ 

R. A. Croys&e Austen: über den Theil von Devonshire zwischen den 
Quellen des Ex und Berry und der Küste und Dartmoor, 
S. 495 — 496. 

R. J. Murcaison: Notitz über das angebliche Vorkommen der Lias- 
Formation in Afrika, 9. 496. 

G. Frankrann: Notitz über die Maria-Insel auf der Ostküste von 
Vandiemensland, S. 496 — 497. 

J. Rosısos WeicHht: über die Geologie der Gegend im SW.-Theile 
des Daveniry, S. 497. 


a. 


,‚ Pu. Grey Ecerton: Notitz über das Vorkommen von Seekonchylien 
in einem Geschieb-Lager zu Narley Bank in Cheshire, S. 497. 

L. Hunter: Bemerkungen zu einem Durchschnitt durch den Ober- 
Lias und Mergelstein von Yorkshire, um die geringe Vertical- 
Verbreitung der Ammoniten- und anderer Schaalthier-Arten und 
ihren Werth als geologische Zeugen zu würdigen, S. 497 — 498. 

R. Fırcn: über die Entdeckung eines Mastoden-Zahnes im Crug von 
Thorpe bei Norwich, S. 499. 

Cu. Stoczkes: Notitz über ein, zum Theil durch kohlensauren Kalk 
versteinertes Stück Holz und einige Bemerkungen über fossile 
Hölzer überhaupt, S. 499 — 500. 

Pu. Grer Eserton, Weitere Notitz über einige Eigenthümlichkeiten 
in der Struktur der Nacken-Gegend beim Ichthyosaurus, S. 500. 

Sepcwick und Wırzıamson Peıte: über die Kohlenfelder an der NW. 
Küste von Cumberland, S. 501 — 503. 

: Über künstliche Krystall-Bildung (aus Wnerweur’s Bericht im Kor 
on the first and second Meetings of the British Association 
p- 374 — 379), S. 537 — 540. 


Auszüge. 


1. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. 


‚Nach Fr. v. Koserr ist das spezifische Gewicht des Nickel-Wis- 
muthglanzes — 5,14. (Erpmann und ScHWEIGGER- SEIDEL Journ. 
für Chem. VIII, 342). 


Bvitrer theilte der Soc. geol. de France Nachricht mit von einem, 
neuerdings am Berge Four-la-Baraque zwischen Clermont und Issoire 
aufgefundenen Barytspath-Krystall von ungewößinlicher 
Grösse; er misst acht Zoll in der Länge und wiegt üher 11 Pfund. 
Am Puy de Corent kam vor Kurzem ein Octaeder von Titaneisen 
vor, dessen Kantenlänge 30 Millimeter betrug. 


Bınverry berichtet von einem, im Bette eines kleinen Flusses, - 
30 Meilen gegen S.W. von Quebeck, gefundenen Geschiebe Gedie- 
gen-Goldes, dessen Gewicht 1060 Gran betrug und das eine Eigen- 
schwere von 15,7 hatte. Es war begleitet von Talk und Chloritschiefer, 
von Serpentin und Grünstein. Es ist diess das zweite Beispiel des 
Vorkommens von Gediegen-Gold in Canada. (Bullet. de la Soc. yeol. de 
France. VI, 104.) 


Devaux: über die Naphthbine (oc. eit. p. 139.) Im Über- 
gangs-Kalk der Gemeinde Beaulieu, Dep. der Maine und Loire, findet 
man eine Substanz von weisser Farbe, die an der Luft gelb wird, und 
genau wie Naphtha riecht. 


G. BesencesEet: Nachricht über die Thermen beı Lavey 
(Notice sur les eaux thermales de Lavey. Lausanne; 1836.) Das 


“ 


— . 198 — 


Wasser ist vollkommen klar und durchsichtig ; riecht etwas nach Schwe- 
fel-Wasserstoff-Gas; Temperatur am 12. October 1833 in verschiedenen 
Tageszeiten — 29 bis 36° R.; Eigenschwere == 1,00114. Gehalt nach 


S. Baup: Kubik-Centimet, 
Schwefel-Wasserstoff-Gas . . H X a 
Kohlensaures Gas R e 2 a 5 4,34 
Stickgas at. \ . . 5 . - 27,80 

Gramme, 


Chlor-Potossium . . : s ! . 0,0034 
— Natrium . . - s h . 0,3633 
— Lithum . i 3 - 5 - 0,0056 
— Calcium . 5 SRKhRIN h . 0,0015 
— Magnesium h > - . . 0,0045 

Wasserfreies schwefelsaures Natron . . 0,7033 


BEINEN = Magnesia . 0,0068 
_ — Strontian . 0,0023 


Kohlsaurer Kalk . : & 2 x . 0,0730 
— Magnesia . 3 b . 0,0018 
Kieselerde . ; i & } Ä » 0,0566 


Brom ‚ 

Jod 

"Fluor Calcium | 
Phosphorsaurer Kalk n ä s . Spuren. 
Eisen- 

Mangan- | Oxyd 


Extractiv-Stoff 

Das Gestein, welchem die Thermen entfliessen, ist theils Protogyn, 
theils Gneiss, dessen Lagen ungefähr senkrecht stehen. Der Gneiss, 
in welchem der Glimmer durch Chlorit oder Speckstein [Talk ?] vertre- 
ten wird [und der folglich ein Protogyn von Schiefer-Struktur ist] , geht 
in etwa 400 F. Entfernung von der Quelle im Rhone-Bett zu Tag: er 
setzt steile Felsen zusammen, über die ein Giessbach herabstürzt. Die 
Thermen kommen im Bette des Rhone zu Tag, 1000 Toisen oberhalb 
der Brücke von Saint-Maurice. 


Hi. Geologie und Geognosie. 


Geologischer Kongress zu Clermont in Auvergne im 
Herbste 1833. (Annales de P’Auvergne, T. VII, p. 145 etc. 193 etc.) 
Es war diess die dritte Versammlung der Gebirgsforscher Frankreichs, 
durch die geologische Societät in Paris veranlasst ( die beiden ersten Zusam- 
'mentritte hatten zu Beauvais und zu Caen statt). Wir müssen uns auf 


f} — 


1 nn 


Mittheilung des Wesentlicheren beschränken *). — 25. August. Wande- 
rung nach Pont-du-Chäteau, Untersuchung von Puy de la Poix, von 
Machal u. s. w. Auffallende Horizontalität der Süsswasser-Ablagerun- 
gen. Zur rechten Seite des Weges Hügel aus vulkanischen Konglome- 
raten zusammengeseizt, zahlreiche Basalt-Bruchstücke in diesen Tuffen 
. und Brekzien. Die Aussicht auf dem Puy de Crouel, eine der schönsten 
in Auvergne, ist besonders geeignet, uns den gegenseitigen Zusammen- 
hang der weit erstreckten basaltischen Plateau’s beurtheilen zu können, 
von denen die Kalk-Gebilde bedeckt werden. Am Puy de la Poix, aus 
dem erwähnten Konglomerate bestehend, das denkwürdige Vorkommen 
des Erdpeches; es quillt aus mehreren Spalten und mit ihm Wasser, 
das salzsaures Natron und ziemlich viel Kieselerde gelöst enthält; auch 
geschwefeltes Wasserstoffgas entwickelt sich anhaltend. Die Kirche des 
Dorfes Pont du Chäteau steht auf einem ähnlichen Konglomerate, mit 
welchem bier geringmächtige Kalk-Lagen wechseln. Die kugeligen Ab- 
sonderungen des erstern Gesteins lieferten in früheren Zeiten die zier- 
lichen, mit dünner Chalcedon-Rinde überkleideten Quarz - Krystalle von 
Bitumen begleitet. Auf dem linken Allier-Ufer, an der Stelle genannt 
Escarpement de Machal, an einer mächtigen Kalkbank häufige Natron- 
Efflorescenzen. Über dem Kalke vulkanische Alluvionen und noch 
höhere Rollstücke. Am Ufer grosse Blöcke von Süsswasser - Kalk, 
reich an fossilen Muscheln, namentlich Steinkernen von Helix, zum Theil 
mit einem Bitumen-Überzuge. Den Puy de Mur und den Pic de Dal- 
let bedeckt ein Basalt-Plateau. Der Süsswasser-Kalk enthält Lagen ter- 
tiärer Oolithe. — 26. Aug. Wanderung nach Gergovia. Der Weg 
führt über einen ziemlich breiten Lavastrom, den der Vulkan von Grave- 
noire ergossen hat und welcher nun gänzlich angebaut ist. Der Gergovia- 
Berg besteht aus meist horizontalen Kalk-Lagen, überdeckt von einem 
basaltischen Plateau. Mehrere tief eingeschnittenen Schluchten lassen 
Basalt-Gänge erkennen, die durch den Kalk emporgestiegen sind. In der Nähe 
des Dörfchens Merdogne ist einer der günstigsten Beobachtungs - Puukte. 
Die unteren Lagen sind kalkig, die oberen bestehen aus vulkanischen 
Konglomeraten und Tuffen mit vielen eingemengten Kalk-Theilen. Zwi- 
schen diesen verschiedenartigen Gebilden bemerkt man einen breiten 
Basalt-Streifen, der zwar äusserlich vollkommen horizontal erscheint, 
aber dennoch die Kalke unterteufen dürfte. Grabungen oberhalb Mer- 
doyne haben, vor langer Zeit schon, rundliche Halbopal-Massen zwischen 
einer Lage weissen Kalks entdecken lassen. Ohne Zweifel verdanken 
dieselben Mineral-Quellen ihre Entstehung. — Mit besonderem Interesse 
betrachtet man die Erscheinungen, welche die Basalt-Gänge da hervor- 
riefen, wo dieselben mit andern Gesteinen in Berührung gekommen. — 


— nn nn 


*) Dass manche Einzelnheiten nicht unerwähnt blieben, werden uns diejenigen unserer 
Leser Dank wissen, welche solche Angaben als Anhalte-Punkte zu Excursionen 
in der so lehrreichen Gegend von Clermont benutzen wollen. 


= 


27. August. Wanderung in die Kette der Puys. Der Weg führt 
über Montferrand nach der Stadt Reom und nach Volvic. Die letztere 
kleine Stadt liegt am Fusse des Puy de Banniere, auf dessen Gipfel 
ein Vulkan ausgebrochen ist und denselben mit zahllosen rothen Schlacken 
bedeckt hat. Die Schlacken zerfallen in Kugeln ; viele enthalten Granit- 
Stücke, Trümmer jenes Puy’s, dessen Basis durchaus granitisch ist. 
Volvic ist auf» einer schwarzen, augitischen Lava gebaut, die Olivin- 
Theile führt. Eine andere Lava, in ihren Merkmalen etwas verschieden, 
die eigentliche Lava von Volvic, als Baustein so bekannt und geschätzt, 
bedeckt die ‘erstere, und da, wo beide einander begrenzen, bricht eine 
Quelle hervor. Aus der Mitte des vulkanischen Meeres erhebt sich eine 
granitische Insel. Auf dem Puy de la Nugere wurde der grosse Krater 
untersucht, an dessen Rande ein Schlacken-Hügel den vormaligen Haupt- 
schlund verhüllt. Die ergossene Lava umfloss eine granitische Hervor- 
ragung. Ein weit erstrecktes Plateau begrenzt diesen vulkanischen 
Kegel. Am Fusse des Puy Coguille ist ein kleiner Berg, der Puy de 
Leyronne genauut, bemerkenswerth. Er hat einen sehr kleinen, seltsa- 
men Krater, der sich mitten zwischen Domit-Trümmern aufgethan, und 
von Schlacken nicht die geringste Spur zeigt. Eine nachbarliche Schlucht 
liefert viele zerklüftete und oberflächlich geschmolzene Domit-Bruch- 
stücke. — Vom Puy Coquille begab man sich zum Chupine-Berg, der 
mit steilen Gehängen aus der Mitte des kreisrunden Puy des Gouttes 
emporsteigt. Der Chopine bietet, wie bekannt, das eigenthümliche Ver- 
bundenseyn des Domits mit mehreren in höheren und geringeren Gra- 
den veränderten Urgebirgsarten dar. Ein Basalt-Streifen macht das 
Ganze noch verwickelter. Nur durch Erhebung sind die Erscheinungen 
zu erklären. — Die Tageszeit reichte nicht mehr hin, um den Gipfel 
des Sarcouy zu ersteigen, die künstliche Grotte zu besuchen und den 
Domit an der Stelle zu sehen, wo salzsaure Dämpfe denselben durch- 
drungen und umgewandelt haben; man begnügte sich damit, die Bezie- 
hungen zwischen dem grossen und dem kleinen Sarcouy kennen zu ler- 
nen; der letztere hat das Ansehen vom Segment eines geräumigen Kra- 
ters am nördlichen Fusse des Domit-Berges. In der Nähe der Mitte des 
kleinen Sarcouy sind sehr frische Schlacken hervorgebrochen. — Auf 
dem Rückwege nach Clermont erreicht man bald das primitive Gebiet; 
bis Dartol , wo der Lavastrom von Parivu überschritten werden muss, 
ist derselbe von tiefen Schluchten durchzogen. — 28. Aug. Nach dem 
Puys de Pariouw und de Döme, nach Fontanat und Royat. In geringer 
Entfernung vom Dorfe  Chamalieres, das als Vorstadt von Clermont 
gelten kann, ist eine Lava erstarrt, welche vom Vulkan @ravenoire 
berabkam, und nicht weit davon erreicht man, an der Stelle Fontmort 
genannt, das Ende eines der Laven-Arme des Pariou. Dem Strome ful- 
gend, auf einer alten Römer-Strasse, welche theilweise auf dem Strome 
selbst hinzieht, gelangt man zum Vulkan. Seitlich ein granitischer, mit 
Basalt überdeckter, Berg; die Lava stellt sich in regellos zerklüfteten und 
zerpaltenen Massen dar, welche meist auf einer grauen Aschen-Lage ruhen. 


“ 


Jenseits des Weilers Villars dehnt sich der Lavenstrem plötzlich in der 
Mitte einer kleinen Ebene mehr aus. Hier findet man einen Haufen 
geschmolzenen Materials; die Vegetation hat kaum begonnen sich zu 
entwickeln. Von hier beträgt die Entfernung des Pariow noch über 
eine Stunde; aber alle Erscheinungen verkünden schon die grössere 
Nähe des Feuerbergs. Der Weiler Arcines liegt auf Gneiss, jedoch 
ganz in der Nähe der Lava, deren Strom das Auge bis zur Basis des 
Parivu verfolgen kann. Auf der erhabensten Stelle des Plateaus, im 
mindestens 1000 Metern Höhe, zeigen sich grosse Granit-Massen, welche 
von den vulkanischen Erzeugnissen nicht überdeckt worden. — Wenige 
Kratere sind so gut erhalten, als der der Pariow. Sein Durchmesser 
beträgt 900 F., die Tiefe 300 F. — Der Puy de Döme wurde am Abend 
noch erstiegen und der Rückweg durch das granitische Thal von Fonta- 
nat genommen, das seiner ganzen Längen-Erstreckung nach einen Lava- 
strom aufzuweisen hat, dessen Ursprung zweifelhaft ist. — Am 29. August 
weilte die Gesellschaft in Clermont. In der Sitzung las Lecog seine 
Abhandlung über den Mont-Duore; er betrachtet diesen Berg als empor- 
gehoben zur Zeit, wo die neueren Yulkane zu wirken begonnen. Mehrere 
Einreden fanden statt. Croızer bemerkte, die neuen Vulkane hätten den 
Puy de Döme nicht zu erheben vermocht, und noch viel weniger den 
Mont-Dore. Diese Feuerberge waren, nach seiner Ansicht, im Begriff 
zu erlöschen, als sie den Munt-Dore erreichten, auch bezeugen die drei 
Kratere, welche sich auf seinem Gehänge öffneten, ihre beschränkte 
Macht im Vergleich zu den Wirkungen derselben in der Kette der 
Monts Dömes. Der Gipfel des Montchatme, der erhabenste unter den 
neuern Vulkanen des Munt-Dore, habe 600 Meter weniger Höhe, als 
die trachytischen Spitzen in der Gebirgs-Mitte. Lecog erwiederte: die 
geringe Zahl von Kratern auf dem Mont-Dore-Gehänge beweisen kei- 
neswegs, dass die Feuerberge der Munts Dömes im Begriffe gewesen 
seyen zu erlöschen ; im Gegentheil, nachdem dieselben hier Beweise 
ihrer ganzen Macht gegeben, hätten sie zuerst die Gesammt-Masse tra- 
chytischer und basaltischer Streifen empörgehoben, und da sie sieh nicht 
durch die ungeheure Haufwerke als von Feuer-Erzeugnissen hindurch zu 
arbeiten vermochten, so wären nur einige jener Vulkane an einzelnen 
Stellen dieser Berg-Gruppe an den Tag getreten, und hätten alsdann 
eine nördliche Richtung genommen bis zum Puy de Chalard. Keine 
Thatsache deute darauf bin, dass die Kette der Monts Dömes, welche 


aus ungefähr 60 vulkanischen Bergen 'besteht — auf Linien vertheilt, 
wie die grossen Feuerberge Amerika’s — im N. eher zu brennen be- 
gonnen haben, als im S. — Constant Pr£evör sprach ebenfalls gegen 


die Lecog’sche Ansicht. Er glaubt nicht, dass neuere Vulkane oder 
Puys mit Kratern eine Masse wie den Mont-Dore zu erheben ver- 
möchten. Überall habe er gesehen, dass das geringste Hinderniss das 
Fortschreiten eines Stromes hemme, darum erachtet er es für unmöglich, 
dass eine Gewalt dieser Art nur die mächtigen Bänke zu erschüttern im 
Stande sey, woraus der Mont-Dore besteht. Bezeichne man aber durch 


= me 


den Ausdruck moderne Vulkane die Ursache oder die Gewalt, welche 
Kegel mit Kratern erzeugt, d. h. ‘die Expansiv-Gewalt gasiger Materien, 
welche sich über dem Boden anhäuften, so müssen die durch solche 
Gase erhobenen Materien sofort zurückfallen, wie eine Öffnung ihnen 
gebahnt worden, und damit habe auch die Spannung derselben ihr Ende 
erreicht. Als Beweise von der geringen Macht der Ausbrüche moderner 
Vulkane bezieht sich Pr£vör auf Thatsachen, die er am Vesuv beobach- 
tete. Er sah Lava sehr allmählich aus engen Öffnungen hervorbrechen, 
welche sie ohne Zweifel vergrössert haben würde, wenn ihr die 
Macht zugestanden hätte, und kein Beweis sey dafür vorhanden, dass der 
Boden, vor dem Erscheinen der Vulkane, welche auszubrechen suchten, 
emporgehoben und zerstückt worden wäre. Die von ihm besuchte Insel 
Julia lasse nicht ein einziges Erhebungs-Phänomen wahrnehmen; nicht 
der Boden sey über das Niveau des Wassers emporgehoben worden, wohl 
aber schlackiges Material, welches das Wasser anfänglich verbreitet 
habe, und das später aufgehäuft worden sey. Die domitischen Puys be- 
trachtet Pr£vör als besondere, in der Natur ihrer Erzeugnisse von den übri- 
gen abweichende Vulkane. Domit-Kegel können sich nach ihm ebenso 
gut auf der Stelle bilden wie Schlacken-Kegel. Er sah auf den Lipa- 
rischen Inseln ähnliche Berge, wovon einige selbst Ströme aufzuweisen 
hatten. Einer derselben schien ganz aus Obsidian zu bestehen. — 
Lecoo’s Antwort war: ein Vulkan habe keine Expansiv-Gewalt mehr, 
so wie eine freie Verbindung zwischen dem Innern des Bodens und dem 
Äussern hergestellt wäre, was jedes Mal der Fall sey, wenn Lava er- 
gossen werde; allein vor jener Verbindung sey seine Gewalt bedeutend 
und vermöge die grössten Wirkungen hervorzubringen. Erdbeben in 
der Umgegend thätiger Feuerberge gingen stets den Eruptionen voran 
und folgten denselben nie. Sie endigen, so wie die Lava aus dem 
Krater fliesst, oder am Bergfusse hervorbricht. Die neuen Vulkane am 
Mont-Dore mussten zuerst suchen, sich durch die Spalten Luft zu ma- 
chen, welche bereits vulkanische Erzeugnisse geliefert hatten, und dasie 
stark zusammengepresst waren durch die ungeheuern Haufwerke vulkani- 
schen Materials, so hatten sie Gewalt genug, um, ohne an den Tag zu treten, 
die breiten Trachyt- und Basalt-Streifen emporzuheben, - welche gegen- 
wärtig das Gehänge des Moert-Dore überdecken und eine Neigung ha- 
ben, die ihnen nicht verblieben seyn würde, wenn sich dieselben in 
dieser Lage ergossen hätten. Von den domitischen Puys glaubt Lecog, 
dass das Gestein, welches sie zusammensetzet, nie habe fliessen können; 
es würde mindestens immer teigig gewesen seyn. Wenn, wie diess all- 
gemein angenommen worden, die Masse in solchem Zustande hervor- 
getreten wäre und, sich aufhäufend, die trachytischen Dome in der 
Umgegend von Clermont gebildet hätte, so würde der grosse Domit- 
Streifen, welcher den bedeutenderen Theil des Plateaus ausmacht, und 
durch den hindurch fast alle neuen Vulkane herausbrachen, deunoch nicht 
ihr Werk seyn können. Hätten diese Feuerberge aber in Wahrheit Ströme 
geliefert, so müssten diess Obsidiane und keine Domite seyn. — Auch 


-— 2038 — 


Graf MontLosıer erklärte sich gegen die Lecog’sche Ansicht; er ist der 
Meinung, dass es nie gelingen werde, die meisten geologischen Phäno- 
mene zu erklären, wenn man nicht die heftigen senkrechten Regengüsse 
(pluies verticales) berücksichtige, welche in verschiedenen Zeitenäh 
Aussenfläche unserer Erde durchfurcht haben. — — — An diese Dis- 
kussion reihte sich die Vorlesung einer Abhandlung von GroizEer über 
die organischen Reste, welche der Boden der Auvergne umschliesst. 
Die Gebilde heutiger Zeit: Dammerde, neue Alluvionen, Torf, Kalktuif 
u. s. w., enthalten im Allgemeinen nur organische Überbleibsel, welche 
den, noch gegenwärtig vorhandenenen Pflanzen ünd Thieren analog sind; 
indessen ist nicht in Abrede zu stellen, dass manche Gattungen in Süd- 
Frankreich, wie in andern Gegenden, seit dem Daseyn der Menschen 
verschwunden sind. — In Hinsicht der Bildung der Höhlen und der Art urid 
Weise, wie die verschiedenen fossilen Reste in dieselben gebracht wor- 
den, wird nicht eine und die nämliche Theorie für alle Grotten zulässig 
seyn. — Diluvial-Ablagerungen. In diese Epochen gehören nicht nur die von 
den Wassern herbeigeführten Massen, sondern auch die vulkanischen 
Produkte der Auvergne, gewisse Torfe und Kalk-Tufte; letztere, die 
Travertine kann man in drei geolögischen Epochen nachweisen. Die 
Ablagerungen von Dorat unfern Thiers enthalten zahlreiche fossile Pflanzen, 
wovon die Geschlechter meist noch in Auvergne vorhanden sind, Mol- 
lusken- und Vögel-Reste. In den vulkanischen Alluvionen kommen wie- 
der Überbleibsel von Pachydermen, von Wiederkäuern, von Fleischfressern, 
Nagethieren und selbst von zahniosen Säugethieren vor. In der dritten geo- 
logischen Epoche, d. h. in den tertiären Süsswasser-Gebilden der Li- 
magne, sind interessante fossile Überbleibsel zu finden. Cr. theilt jene 
Gebilde in drei grosse Formationen: die obere, in welcher der kalkige 
Mergel vorherrscht und zu der die Travertine und die bituminösen Schie- 
fer gehören , die mittle, an mehreren Stellen gypsig, und die untere 
Formation, aus rothem und grünem Thon und aus Arkose zusammenge- 
setzt. In der ersten dieser Formationen finden sich viele erloschene 
Thier-Gattungen, wovon jedoch die Geschlechter noch lebend vorhanden 
sind; die zweite enthält meist ausgestorbene Geschlechter; in der drit- 
ten kommen nur wenige organische Überbleibsel vor. Die Braunkohlen- 
Ablagerungen von Menat, die Schichten mit den interessanten Pflanzen- 
Abdrücken gehören der erstern Formation an. Auch Insekten und zahl. 
lose Fische werden daselbst gefunden. Lecoo betrachtet letztere als von 
Cyprinuspapyraceusabstammend; Croızer beobachteteC.leuciscus 
und Cobitis. Die Vegetation dieser Epochen wird auch an mehrern 
Stellen, besonders um Ravel, in einem Sandstein mit kalkigem Binde- 
mittel getroffen. Die obere Formation liefert ferner Indusia tubulata 
Cypris faba, Potamides, Limneus, Planorbis, Helix, Bulimus 
und Cyclostoma, besonders aber viele Reste von Wirbelthieren, Gebeine 
mehrerer Rhfmoceros- Arten, den heutigen Tages in Indien lebenden am 
nächsten stehend, ferner Knochen, welche denen von Moschus, Mus, 
Castor, Canis, Felis, Sorex giganteus u.s.w. verglichen werden 


 - 


können. Die mittleFormation hat die Paläotherien, Anoplotherien, 
Anthracotherien, Krokodile, Schildkröten und andere kleinere 
Reptilien geliefert, so wie Gebeine analog dem Geschlechte Anas und Eier; 
et ndusiatubulata, Cypris fabaundmehrere Univalven und Bival- 
ven kommen darin vor. Croızer beschloss seinen Vortrag mit Betrachtungen 
über die erste Vegetation unserer Erde und bezog sich namentlich auf 
die zahlreichen, zum Theil noch nicht bestimmten Pflanzenreste im 
Kohlen-Sandstein von Langeae (Haute-Loire). PrscHnoux fügte Bemer- 
kungen bei über die Lagerungs-Verhältnisse der Arkosen und über die 
Abtheilung der Tertiär-Gebilde. — 30. August, BERTRAND GEsLIN sprach 
über Thatsachen, welche ihm eine mit MonTtaLemgerT nach der Dau- 
phinde unternommenen Wanderung dargeboten hatte. Sie bezogen sich 
zumal auf die, schon von BEaumontr wahrgenommene, Auflagerung des 
Granits auf Lias im Champsaur. Domnanoo legte mehrere Thierreste 
vor und gab Nachricht von einem, neuerdings durch GEoFFRoY SAINT- 
Hırsasıre unfern Saent-Gerand-le-Puy aufgefundenen Vorkommen von 
fossilen Körpern. Die Knochen werden hier in Spalten getroffen, — — 
31. August. Wanderung nach dem Mont-Dore. Der Weg führte über 
die kleine Ebene Salins, bekannt durch die häufigen Entwicklungen 
von Kohlensäure. Oberhalb der Ebene steigt der basaltische Montau- 
dou empor; am Fusse desselben zieht sich die Fahrstrasse über merge- 
ligen Kalk und über die Arsosen, von denen bier der Rand des ehemaligen Li- 
mayne-See’s gebildet wird. Hin und wieder sieht man grosse Blöcke 
von Basalt, sehr reich an Olivin und Augit; sie werden immer häufiger 
und bilden endlich den obern Theil eines Stroms, die Fortsetzung des 
ausgedehnten Basalt-Plateaus von Charade, aus dessen Mitte der Vul- 
kan von Gravenoire hervorgebrochen ist. In der Abendsitzung (ungün- 
stiges Wetter hatte zur Rückkehr nach Ciermont genöthigt) sprach 
Pecuoux über die als primitive bezeichneten krystallinischen Felsarten. 
Gneisse, Glimmerschiefer und Taikschiefer (steaschistes) sind die älteren 
Gesteine der Auvergne. Einst bildeten sie eine zusammenhängende 
Decke; jetzt findet man dieselben in dem Grade verrückt und zer- 
stückt, dass sie nur hin und wieder auftreten, mitunter in sehr verein- 
zelten Streifen. Die Störungen, welche jene Gebilde erlitten, wurden 
vorzüglich durch granitische und porphyrische Eruptionen bedingt. 
Gneisse und Talkschiefer hat man als feuerige Modifikationen der Glin:- 
merschiefer anzusehen. ‚Die Lagen dieser Felsarten erscheinen aufgerich- 
tet und gebogen um die grossen Bergmassen herum; so namentlich am 
Granit-Plateau, welches den westlichen Theil des Puy-de- Döme-Departe- 
ments ausmacht, so wie in den Bergen der Lozere und des Forez. 
Hornblende-Gestein, Protogyne und Porphyre erfüllten anfangs den Raunı 
zwischen dem Gneiss und dem Granit; später stiegen Basalte durch die 
nämlichen Spalten empor, und zuletzt hatten die neueren vulkanischen 
Ausbrüche Statt und riefen manchfaltige Störungen hervor. An beiden 
Enden der Monts Dömes wirkten die vulkanischen Mächte auf die Ba- 
salt-Ergüsse, von denen die Cberfläche des Bodens bedeckt‘war. Von 


den Basalttuffen (Peperites) glaubt P., dass sie auf Eruptionen zurück- 
zuführen seyen, welche unter einer, Wasser-Bedeckung Statt gefunden 
hätten. Lecoq erklärte sich dafür, dass es scheine, als hätten mehrere 
dortländische Vulkane ihre Schlacken in Wasser geschleudert, und hier 
seyen dieselben modificirt und mit Kalk-Bruchstücken untermengt worden. 
Der Puy de Orouel unfern Clermont, mitten in der Ebene gelegen, lasse 
sich als eines der auffallendsten Beispiele betrachten. Es ist ein 
isolirter Hügel, aus vulkanischen Trümmern bestehend und aus kleinen, 
zum Theil kieseligen Kalk-Fragmenten. Im S. und SW. des Hügels 
nimmt man ziemlich tiefe Höhlungen wahr in Stufen-artigen Absätzen vom 
Gipfel bis zum Fusse. Sie dürften als das Werk von Wogen und Strömungen 
zu betrachten seyn, auch wirkten ohne Zweifel. die Winde. Besonders in- 
teressanten Thatsachen, was das Niveau der Wasser des See’s betrifft, 
welcher einst die Gegend überdeckte, bietet der Phryganen- (Indusien-) 
Kalk dar. Man findet denselben an sehr vielen Stellen und in äusserst 
ungleichen Höhen, so dass sich daraus denkwürdige Änderungen des 
Wasserstandes ergeben. Im Allgemeinen erscheinen die Phryganen- 
Kalke von keiner anderen Formation bedeckt, hin und wieder etwa sieht 
man sie mitten zwischen dem mergeligen Kalk, wie unter anderem am 
Plateau von Gergovia. Solche Massen enthalten keine Röhren in ihrem 
Innern. Bei Chaptuzat eignen sich solche Massen die vielartigsten Ge- 
stalten an; oft hat es ganz das Ansehen, als wären die kalkigen Ma- 
terien um Pflanzen-Stengel abgesetzt worden; andere Gebilde der Art 
sind durchaus dem Blumenkohl zu vergleichen, und oft trifft man Massen 
solcher Art durch Lagen geschieden, welche ganz mit Cypris faba eı- 
füllt sind, vı:d in deren Mitte zahlreiche Überreste von Säugthieren und 
von Vögeln vorkommen, so wie abgerundete mit kalkigen Inkrustationen 
überdeckte Helieiten. Lecoo ging in Betrachtungen über die obere 
Formation des Phryganen-Kalkes ein. (Wir übergehen diese, weil von 
dem Verf. in Kürze eine umfassende Abhandlung über das Tertiär- 
Becken der Limagne zu erwarten ist.) — Ami. Septbr. wurde die Wande- 
rung nach dem Mont-Dore zum zweiten Male angetreten. Über Grave- 
noire begab man sich nach den Basalten von Prudelles. Sie bilden ein ziem- 
lich bedeutendes steiles Gehänge, das ins Thal vortritt, und sind augen- 
fällig geflossen. Eine Lage von Sand und von kleinen Schlacken scheide 
den Basalt vom Granit. Consvwant Pr£vost äusserte die Meinung, 
das Thal und das steile Gehänge seyen bereits vorhanden gewesen, oder 
der Basalt geflossen und nur die Abkühlung, die Erstarrung haben den- 
selben am: Weiterfliessen gehindert. — Jenseits Laschamp besuchte die 
Gesellschaft der vulkanischen Berg gleichen Namens, überschritt den 
feldspathigen Strom, der sich gegen Fontfreide erstreckt, so wie die 
von den Puys de la Vache uud de Lassolas ergossenen Lava-Massen, 
und kehrte auf dem Landsitze des Grafen von Montuosıer ein. Am 
2. Septbr. befanden sich die Geologen im Mont-Dore-Gebirge, und un- 
tersuchten zuerst die Phänomene an der „grande Cascade“. Der obere 
Trachyt, welcher den Rand des Wasserfalles ausmacht, ist ein Theil des, 


en RE 


weit erstreckten Stromes, welcher vom Roc de Cuzean herabzukommen 
scheint, Das Gestein ist voll grosser Feldspath-Krystalle: sein unterer 
Theil zerseizt sich und zerfällt zu grauer Asche; stellenweise wurde die 
lockere Unterlage hinweggeführt und auf solche Weise einige geräu- 
mige Höhlungen erzeugt. Von der Aschen-Lage bis zum Grunde des 
Thales hinab unterscheidet man zwei, durch vulkanische Konglomeraten 
von einander getrennte Trachyt-Bänke, von deren unterer sich einige. 
Gänge in das Konglomerat hineinziehen. Der Roc de Cuzeau stellt 
sich als eine mächtige trachytische Gangmasse dar. Der Berg-Gipfel 
beherrscht einen weit erstreckten Circus, der in der Mitte trachytischer 
Ströme und ihrer Konglomeraten ausgeweitet ist und, indem er sich 
später mehr zusammenzieht, das Dordogne-Thal bildet. Deutlich sieht 
man, wie die vulkanischen Lagen gegen die Mitte aufgerichtet sind, 
konvergirend nach dem Pic de Saucy bin. — Exkursionen nach dem 
Valon de la Cour, nach der Gorge des Enfers und nach dem Puy 
de Mareille. An der Cascade de Queureille erscheint der Basalt 
in Berührung mit einem Bimsstein-artigen Trass. Rings um den Ba- 
sat und an seinem oberen Theil zeigt sich überall Trachyt; 
unverkennbar ist der verändernde Einfluss, welchen der Basalt bei seinem 
Hervortreten aus der Tiefe auf den Trachyt ausgeübt hat. — Mehrere 
Mitglieder der Gesellschaft gelangten, ungeachtet des Schnee’s, der so 
ungewöhnlich früh gefallen war, bis zum Gipfel des Pic de Saucy, 
dem Kulminations-Punkte des Mont-Dore, 1,887 Meter überdem Meere. Die‘ 
Felsart, welche den Gipfel zusammensetzt, ist ein grauer Trachyt mit 
gelben Feldspath-Krystallen, — Am 3. September besuchte man den 
Lac de Guery, so wie die Roches Tuilliere, Malviale und Sanadbire. 
Das Wasser, welches den genannten See unterhält, der am Fusse eines 
mächtigen Phonolith-Berges, des Puy de Louere, liegt, stürzt in das 
Becken über den Rand eines phonolithischen Stromes. Die Roches Tui- 
liere und Sanadoire sind ausgezeichnet durch die Schönheit ihrer Säu- 
len-formigen Absonderungen. C. Pr£vosr theilte seine Ansichten über 
die Bildung der Phonolithe mit. Er glaubte zwischen jenen Feis-Ge- 
bilden des Mont-Dore und den Cyclopen-Inseln, deren Gipfel über die 
Fluthen sich erheben, und die allem Vermuthen nach mit dem Atna 
zusammenhängen, wieder gemeinsame Beziehungen zu erkennen. Amalzym, 
so gewöhnlich im Phonolith der genannten Inseln, findet sich auch in 
einigen Blasenräumen und Höhlungen der Säulen von Za Tuiliere. Die 
Felsen Twiliere, Sanadoire und Malviate betrachtet Pr. als trachytische 
Eruptions-Stellen; die Gesteine gelten ihm als gemodelt nach der Form 
der Schlünde, in welchen sie aufstiegen, und als erstarrt innerhalb der- 
selben; von den Wandungen der Schlünde nimnt er an, dass sie zer- 
stückt worden. Mehrere, in der Nähe vorhandene, trachytische Ströme 
wurden durch jene alten Eruptions-Stellen gebildet. Pr. sieht die Pho- 
nolithe nicht als neuere Felsarten an, von denen Trachyte und Basalte 
'emporgehoben worden, sondern glaubt, dass die Basalte durch die Pho- 
nolithe hindurch an den Tag stiegen. Die Gesteine von Twiliere und 


Sanadoire, welche das Thal einst geschlossen zu haben scheinen, lassen 
in ihrem Bestande merkwürdige Differenzen erkennen. Zwischen beiden 
tritt Granit auf, der wenige Spuren erlittener Störungen zeigt. — Dis- 
kussion zwischen BouseE und Lecog über die Erhebungs-Kratere. B. 
leitet die tiefen Schluchten der Monts-Dore vom Einwirken heftiger 
Fluthen ab. — Den 6. Septbr. begab sich die Gesellschaft nach Issvire. 
Die Tour de Boulade war die einzige Stelle, welche, des ungünstigen 
Wetters halber, besucht werden konnte. In der Nähe des Altier über- 
rascht das steile Gehänge, welches von Wasser entblösst worden. Rothe 
und grüne Thone, wechselnd mit einander, ruhen unmittelbar auf Granit; 
sie führen keine fossile Körper und werden den tertiären Bildungen bei- 
gezählt. Ein Basalt-Gang hat alle die Lagen durchsetzt. An der Grenze 
zwischen ihm und dem Thon sind manche interessante Erscheinungen 
wahrzunehmen; so u. a. ein Faserkalk, dessen Dichtheit und glasiger 
Bruch an Quarz erionern. In der Abend-Sitzung verlas Prenoux den 
Schluss seiner Abhandlung über die Urgebilde der Auveryne. Die 
Gneiss- und Glimmerschiefer-Ablagerungen von Pontgibaud, Menat und 
jene. zwischen den Monts Dömes und der Limagne sind eine jede durch 
gewisse Eigenthümlichkeiten ausgezeichnet. Um Pontyibaud gewaltige 
Eintreibungen neuen Granits; bei Menat mehrere granitische Aus- 
brüche u. s. w. 


W. Hurton: über Trappmassen, die in Northumberland 
und Durham im Bergkalk eingeschlossen erscheinen, 
(Trans. of the Soc. of nat. hist. of Northumberl. II, 1, 187 und Bul- 
let. de la Soc. geol., Vol. V, p. 254etc.) Sepcwick betrachtet jene Massen 
als in den Kalk hineingetrieben, Hurton nimmt an, dass in dem Land- 
striche Ergüsse von Lava Statt gefunden. Der Verf. schildert zahlreiche 
Stellen, wo die grosse plutonische Masse, Whin-Sil genannt, zu Tag 
geht, und zeigt die Beziehungen derselben zu den Lagen geschichteter 
Gesteine und zu erzführenden Gängen. In der Nähe des Trapps wird 
der Kalk mitunter mehr krystallinisch, aber hin und wieder hat diese 
Änderung erst in gewisser Weite vom Trapp Statt gefunden und die 
denselben unmittelbar begrenzenden Felsarten blieben unverändert. 


P. Sıvı: Geologie der Insel Elba (Nuov. Giorn. de’ Letterati. 
Nro 71 und Bullet. de la Soc. geol. V. 321 etc.) Die Insel besteht 
fast ganz aus Macigno, dem Apenninen-Sandstein mit Fukoiden, der 
auf kalkigen Lagen und auf einem von dem Verf. Verrucano genannten 
Gebilde ruht. Letzteres, dessen Schichten aus W. in O. streichen, setzt 
die ganze östliche Küste von Capo-di-Pero bis zum Calamita-Berge zu- 
sammen. Die Schiefer zeigen Übergänge in Thonschiefer und in eine 


Jahrgang 1837, 14 


— 2083 — 


Art von Gneiss. Auf dieser Formation liegt an vielen Stellen ein dich- 
ter rauchgrauer Kalk im Wechsel mit schieferigem "Thon. Kleinere Kalk- 
und Bitterspath-Adern setzen darin auf; auch zeigen sich hin und wie- 
der Umwandlungen der Masse in kavernösen oder körnigen Kalk, und 
selbst in einen Cipolin. Über dem eigenthümlichen Kalkstein tritt der 
sekundäre Sandstein der Apenninen auf und wechselt auch mit demselben. 
Tertiäre Felsarten gibt es nicht auf Elba, aber Alluvionen, kalkige 
Trümmer-Gesteine mit Feldspath-Bruchstücken und 'Tuf-Konglomeraten. 
Letztere, obwohl sie über dem Wasser-Niveau ihre Stelle einnehmen, 
zeigen sich durchaus denen ähnlich, welche noch heutigen Tages an 
der Küste von Toskana durch Verkittung von Sand und den Bruchstücken 
von Muscheln gebildet werden. Savı erklärt jene Thatsache dureh 
inkrustirende Quellen. — Die plutonischen Gebilde des Eilandes beste- 
hen. in Gängen und Stöcken von Magneteisen und Eisenglanz, in Nestern 
von Hornblende und Lievrit, in Serpentinen, Opbioliten, Diallage- und 
granitischen Gesteinen. Der Verf. unterscheidet drei Eisenerz-Lager- 
stätten : mächtige Gänge von Magneteisen, mitten zwischen neptunischen 
Felsarten eingetrieben ; kleinere Eisenglanz-Gänge, Folgen von Sublima- 
tionen; Eisenoxyd-Hydrat, bei dessen Bildung Wasser, Luft und Säuren 
thätig waren. Die ersten dieser Lagerstätten trifft man nur in dem 
von ihm als Verrucano bezeichneten Gebilde; .die - berühmten 
Gruben von Rio bauen darauf. Der Verrucano ist sehr verändert, die 
quarzigen Schiefer erscheinen in chloritischen Schiefer umgewandelt. 
Die Eintreibung des Eisens war vom Emporsteigen des Granits beglei- 
tet, einer Art Grünstein [?], so wie der Serpentin. Lievrit, Hornblende, 
eisenreicher Granat, Gyps, bunte Mergel zeigen sich den Eruptions- 
Erzeugnissen verbunden und müssen, wenigstens theilweise, als Kontak- 
Produkte gelten. Die Serpentine und Euphotide kommen mitten im 
Kalk- oder im Apenninen- Sandstein-Gebiete vor. Durch sie wurde der 
Raum erfüllt, welcher die Sandstein-Höhen von den aus Kalk und aus 
Verrucano bestehenden Bergen von Riese trennt. Granite erscheinen 
sehr häufig auf Elba und führen die manchfaltigsten Mineralien. Sie 
treten in Gängen im Sekundär-Gebiete auf; durch sie soll der Verru- 
cano in Gneiss umgewandelt worden seyn. Am Vorgebirge Calamita 
durchsetzt der Granit den Verrucano, dringt in den Kalk vor, der (an- 
geblich) in Dolomit umgewandelt wird u. s. w. 


Grosse Malachit-Masse. Das grösste Stück Malachit, wel- 
ches man bisher kannte, war ein 30 Zentner schwerer Block aus den 
Werchoturischen Bergwerken in Siberien, seit Jahren schon im Berg- 
Institut zu St. Petersburg befindlich. In diesem Jahre aber hat man in 
einer der Demivorr’schen Kupfergruben bei Nischne Tagilks am Ural ein 
174° langes, 8’ breites und 34’ hohes Stück Malachit gefunden. Sein 
Gewicht ist auf 500 bis 600 Zentner zu, schätzen. Bisher war man 


— 209 — 


beschäftigt, dieses Stück, das in einer Teufe vou 252° angefahren 
wurde, zu entblössen, nun will man einen besondern Schacht abteufen, 
um es in seiner ganzen Grüsse an das Tageslicht fördern zu können. 
Die Masse ist derb, von der schönsten smaragdgrünen Farbe und zum 
Bearbeiten sehr geeignet. Vielleicht findet man sie nach der Ausförde- 
rung zu einem grossen Kunstwerke der Skulptur geeignet. (Zeitungs- 
Nachricht.) 


Hısınser hat eine geognostische Karte von Schweden heraus- 
gegeben, von der Südspitze des Reiches bis zu den nördlichen Theilen 
der Gouvernements Gefleborg und Falun. 


Artesischer Brunnen in Granit. Zu Averdeen in Schottland 
wurde in jüngster Zeit, 180 Engl. Fuss unter Tag, Wasser in Granit 
erbohrt, 140° unter der obern Grenze des Gesteins. Es war sehr rein, 
hatte eine Temperatur von 55° F., floss reichlich, und stieg 6 F, über 
den Boden. 


R. J. Graves: Granit- Gänge im Glimmerschiefer der 
Grafschaft Wicklow aufsetzend. (Journ. of the geol. Soc. of 
Dublin. I, 11, 69 etc.) Unter allen die Entstehungsweise des Gra- 
nits betreffenden Beobachtungen sind keine wichtiger , als jene, 
durch welche das Vorhandenseyn granitischer Gänge und Adern im an- 
dern sogenannten „geschichteten Urgebirge“ dargethan worden. Der 
Verf. erinnert namentlich an Maccurrocns Beschreibungen der so merk- 
würdigen Granit-Gänge» im Gneiss und Hornblendeschiefer bei Cape 
Wrath in Schottland, an die Granit-Gänge, welche bei @lentilt im ge- 
schiehteten Kalkstein eindringen u. s. w. Bis jetzt scheint man im 
Glimmerschiefer Englands und Schottlands noch keine Granit-Gänge 
wahrgenommen zu haben; in Amerika aber dürfte diess nach Hırencocks 
Angabe der Fall seyn. Bei Wicklow fand Gravss die Küste aus augen- 
fällig geschichteten, aber sehr zerstörten und gewundenen Glimmerschiefern 
zusammengesetzt. Das schroffe ‚Gehänge lässt zahlreiche Höhlen wahr- 
nehmen, die theils Folge Statt gehabter lange dauernder Auswaschungen 
sind, theils aber und hauptsächlich durch Störungen und Emporhebungen 
gebildet wurden. Die grosse, von so vielen Fremden besuchte Grotte 
unterhalb des Leucht-Thurmes auf der Höhe von Wicklow enistand ohne 
Zweifel aui die zuletzt erwähnte Art. Von der Küste in einiger Ent- 
fernung südwärts erhebt sich ein anderes Hochland, Carrigwhee ge- 
nannt, und noch etwas weiter in der snämlichen Richtung tritt ein unter 
dem Namen Long Rock bekanntes Felsen-Riff hervor. Der vom Verf. 
beschriebene Granit-Gaug bildet zum grössten Theil den Boden einer 

14 * 


— 210 — 


Schlucht, die sich von Long Rock, herabzieht. Der Granit ist sehr klein- 
körnig, arm an Glimmer und weiss von Farbe. Im Boden der Schlucht 
misst der Granit-Gang ungefähr 15 F. Breite, und lässt sich etwa 30 bis 
40 F. weit in der Länge verfolgen, sodann verschwindet derselbe. unter 
dem Meere. An beiden Seiten berührt der Granit-Gang den Glinmer- 
schiefer unmittelbar; an einer Stelle ruhen die Glimmerschiefer-Lagen 
bogenförmig auf einem gewaltigen granitischen Pfeiler. In einiger Ent- 
fernung von der Küste erhebt sich die granitische Gangmasse wieder 
und bildet einen steilen Abbang. Meist erscheinen die Berührungs-Flä- 
chen zwischen Granit und Glimmerschiefer eben, stellenweise aber grei- 
fen auch beide Gesteine in einander ein, und nicht selten sieht man 
Glimmerschiefer-Bruchstücke vom Granit umschlossen. Nahe am Granit 
zeigt sich der Glimmerschiefer im Allgemeinen reicher an Quarz und an 
Andalusit, 


P. Merian: Zusammenstellung aller bekannten Höhen- 
Messungen im Kanton Basel und in den zunächst gelege- 
nen Gegenden. (Bericht über d. Verhandl. d. naturf, Gesellsch. in 
Basel. I, 49.) Dieses Verzeichniss umfasst die Höhenbestimmungen von 
113 Punkten im Kanton, und von 44 Punkten in den angrenzenden Ge- 
genden.. Die meisten Bestimmungen beruhen auf Barometer-Beöbachtun- 
gen. Für manche Punkte liegen Angaben mehrerer Beobachter vor. 
Nur ein kleiner Theil der im Verzeichniss enthaltenen Messungen war 
bis jetzt zur öffentlichen Kenntniss gekommen. Die Angaben sind in 
Pariser Fussen über dem Nullpunkte des Rheinmessers an der Brücke zu 
Basel ausgedrückt, welcher selbst. nur sehr wenig (0’,8) unter dem, im 
Monat Februar 1830 beobachteten, niedrigsten Stande des Rheinspiegels 
liegt. Der niedrigste Punkt des Verzeichnisses, nämlich die grösste 
Rheintiefe innerbalb der Stadt Basel, unter der Pfalz, liegt 17 Fuss 
unter dem Nullpuukte. Die bedeutendsten Höhen sind das Horn bei 
Ifenthal: 2972’, und der Passwang: 2961‘. Die bis jetzt bekannt ge- 
wordenen, zuverlässigsten Angaben der Höhe des Nullpunktes des 
Rheinmessers über dem Meere sind: 


Vom Verfasser (Beitr. z. Geognosie 1821) ” N R 766’. 
Von Obrist-Lieutenant Bucanwarper (Karte des Bisthuns Basel) 777‘. 
Von Hauptmann MicHaeLis (Hertha 1827) E g A. 177 17 
Von Hofr. Horwer (Atti di Luyano 1833) R . E 762°. 


— 


GreEcorRy, WALkER und ConnerL: Analysen der Coprolithen, 
der Exkremente verschiedener antediluvianischen Raubthiere, wie solche 
in Höhlen u. s. w. mit fossilen RUDPNER getroffen werden. (Ed, new phil. 
Juur®. XVIIT, 164, 191,) 


un, ME 


Von Bourdiehouse Aus Fifeshire. 
GREGORY CosNEL.L GRFEGPRY und 
und ' WALKER 


Organische Materien mit WALKER 
Schwefeleisen undetwas 


Kieselerde s f 4,154 . WELLE - 3,380 

Koblensaure Kalkerde 61,000 - DEE. , .  O 
A Talkerde 13,568 . . . TR 2,888 

Eisenoxyd mit etwas 
 _ Thonerde . . 6,400 
Phosphorsaurer Kalk 9,576 - .r (8,508: . . 65,596 
Flussspath u. Mangan- 

oxyd : : . Spur . . . . . Spur 
Wasser und Verlust . 5,332 F > " s ‘ 3,328 
Kieselerde u . . " b NEEREE 


J. B. Gmson: geologische Verhältnisse der See’n und 
des Thales vom Mississippi. (Sırcıman Journ. XXIX, 201 etc.) 
In Pennsylvanien trifft man die Gesteine in derselben Folge, wie in 
Europa: Granit, Gneiss, Glimmerschiefer, Thonschiefer, Grauwacke, 
alte rothe Sandsteine, Übergangskalk und Alpenkalk [?], so wie die 
grosse Steinkohlen-Formation , welche sich aus N,O. nach S.W. erstreckt. 
Zwei neuere Gebilde kommen im nordwestlichen Theil von New-York, 
in Ohio und noch weiter gegen W. vor. Das eine dieser Gebilde ist 
bunter Sandstein ; ihn begleiten Dolomit, Gyps und Steinsalz. Über dem 
bunten Sandstein liegt, in grosser Verbreitung, die Kalk-Formation, 
welche den Niagara-Fall bildet. Sie erhebt sich 220 F, über den Sand- 
stein. Der Kalkstein ist thonig uud steht dem Lias am nächsten, 
Saurier-Reste hat man bis jetzt nicht darin gefunden. Er wechselt mit 
einem sehr bituminösen Schiefer. Dortländische Geologen sind der Mei- 
nung, der Niagara-Fall habe sich einst bei Qxeenstown befunden, aber 
allmäblich das Gestein ausgenagt und nähere sich mehr und mehr dem 
See, dessen Abzug der Niayera-Strom bilde. Während der letzten 
50 Jahren wurde er genauer beobachtet, und so wollte man die Zeit be- 
rechnen, wo der ganze Kalkdamm durchfressen seyn und ein plötzlicher 
Durchbruch der gewaltigen Wassermasse des See’s Statt haben würde. 
Andere Naturforscher glauben dagegen, die Aushöhlung der tiefen 
Schlucht, in welche der Niagara sich stürzt, und in der er weiter 
strömt, sey einer mächtigen Wasserfluth zuzuschreiben, deren Spuren 
und Richtung man noch an grossen Syenit-Blöcken und Rollstücken 
nachweisen könne. Allerdings zerstäubt das Wasser beim Fallen in 
Tröpfehen von höchster Kleinbeit, Tröpfeben , deren unmittelbare Ein- 
wirkung kaum merkbar seyn dürfte. Unter dem Kalk liegt indessen 
Schiefer, der nach und nach rissig und endlich weggeführt wird. Nun 
stürzt der Kalk, welcher dem Wasserfalle weit längern Widerstand ge- 
leistet haben würde, nach. Da die Schichten ohne Ausnahme wagerecht 


— 212 — 

q 
und ungefähr gleich mächtig sind, so ist zu vermuthen, dass diese Er- 
seheinnng sich stets wiederhole und der Fall endlich den See erreichen 
müsse. Allein die grössere oder geringere Geschwindigkeit, womit das 
Aushöhlen vorschreitet, ist von so manchfaltigeu zufälligen Umständen 
abhängig, dass auch jede annähernde Berechnung unmöglich bleibt. — 
Was die Beschaffenheit und Ricktung der gewaltigen Strömung betrifft, 
welche die lange Reihe von Seen, die vom Mackenzie-Flusse bis zur 
nördlichen Greuze von Pennsylvanien reicht, ausgewaschen haben dürfte, 
so glaubt der Verf. solche den Wassern heutiger Zeit nicht zuschreiben 
zu dürfen. Die vielen Granit-Geschiebe und Blöcke vulkanischer Ge- 
steine, welche auf dem ungeheuern Striche überall vorkommen, scheinen 
darauf hinzudeuten, dass die Wasser-Menge, durch welche die Thäler 
entblösst und sänmtliche tief& Becken ausgehöhlt wurden, vum südlichen 
Ozean ausgegangen sey und theils in den Mexikanischen Meeresbusen, 
theils in die St. Lorenzo’s-Bucht sich ergossen habe. Zu beiden Seiten 
des Ohio und Mississippi bis Natchez im Süden, ist der Boden mit den 
Trümmern weggeschwenmter Formationen überdeckt. 


P. W. Forcunammer: der Kopaische See und seine unter- 
irdischen Abzu gs- Kanäle. (Possgenp. Anu. XXXVIII, 241 ff.) Böotien 
zerfällt in zwei wesentlich von einander verschiedene Theile, deren einen 
man, nach einem See in seiner Mitte, das Kopaische, den andern, nach 
einem ibn durchziehenden niedern Bergrücken, das Tleumessische Bövtien 
nennen kann. Das Kopaische Bövtien ist ein tiefer Gebirgs-Kessel. Es 
würde bei gänzlichem Mangel eines offenen Abflusses für seine Gewäs- 
ser gleichwohl durch eine grössere Zahl seiner unterirdischen Abzugs- 
Kanäle viel leichter als die Thäler von Stymphalos und von Pheneos der 
Gefahr, zum Landsee zu werden, entgehen, wenn nicht fast alle Ge- 
wässer aus Doris und Phokis durch eine kleine Öffnung zwischen den 
Abhängen des Helikon und dem Akontion mittelst des Kephissos ihren 
Abfluss in die Kopaische Ebene fänden, In dem sehr schmalen 
Thale ist der Kephissos gezwungen, sich dem Akontion nahe anzu- 
schliessen; unfern Toplia theilt er sich in mehrere Arme, um die Ein- 
gänge der unterirdischen Abzugs-Kanäle am östlichen Ende des See’s 


zu erreichen. Wären diese Kanäle überall weit genug, um stets den ‚“ 


ganzen Zufluss des Kephissos abzuleiten, so würde die Ebene sich zu 
keiner Zeit in einen See verwandeln. Und auch bei der jetzigen Henı- 
mung des Abflusses würde der See doch nicht jährlich die grosse Aus- 
dehnung gegen S.W. erreichen, gesellten sich nicht zum Kephissos die 
‘vielen kleinen Bäche des Wasser-reichen Leibethrios und der benachbar- 
ten Hügel. Gleichwohl ist die sogenannte Kopais keineswegs immer 
ein See. Sie gewinnt vielmehr alljährlich, obgleich nur auf einige 
Monate den Charakter einer Ebene, mit Ausnahme ‚eines sehr kleinen 
Bassins um die cyklopisch befestigte Insel bei T'opolia. Mit dem ersten 


= Mh 


Herbstregen beginnt das Steigen der Wasser und nimmt, besonders um 
die Zeit der Winter-Sonnenwende reissend zu, indem nicht nur Regen- 
güsse die Flüsse unmittelbar füllen, sondern auch die Sonne, hier im 
Januar so warm,’ als bei uns im März, eine Menge Schnee der Gebirge 
in Wasser verwandelt, so dass z. B. 1834 in der Mitte Mai’s das Sin- 
ken der Überschwemmung noch nicht begonnen hatte, obgleich seit fast 
13 Monaten kein Tropfen Regen gefallen war. Bei der grossen Fläche 
des See’s ist allerdiugs die Abnahme der Gewässer vermittelst der Ver- 
dunstung durch die Luft, so wie durch deren Eindringen in die Erde 
bedeutend. Die beträchtlichste und eigenthümlichste Weise der Ab- 
nahme der Wasser aber besteht in Abfluss durch die natürlichen un- 
terirdischen Abzug-Kanäle, deren Eingänge Katabolhra genannt 
werden, wiewolhl der Name häufig auf den Kanal selbst und, aus Miss- 
verständniss, auch auf die vertikalen Schächte künstlicher Kanäle ausge- 
dehnt wird. (Der Verf. bezeichnet nur die Eingänge der natürlichen 
Abzug-Kanäle mit dem Ausdrucke Katabothra und nennt die Ausgänge 
Kephalaria, die unterirdischen Kanäle selbst aber Gänge.) Die Kata- 
bothra haben überall dieselbe Form. Sie finden sich da, wo das Ufer 
am höchsten und am meisten felsig ist. Sie sind sichtbar von der Na- 
tür gebildet, so regelmässig auch oft der Einschnitt in das Fels-Ende 
erscheint. Die Entstehung der Gäuge und ihrer Katabothra erklärt 
sich so am einfachsten: wie die Kruste einer kochenden Masse erhob 
sich das Kalk-Gebirge und wurde dadurch im Innern hohl. Während 
sich die Kruste abkühlte, suchten die Dämpfe im Innern einen Ausweg, 
den sie am leichtesten da fanden, wo sich die gehobene zähe Masse 
von der fest gebliebenen Begrenzung loszureissen strebte, und wo sie 
zugleich am ersten in einen spröden Zustand überging. So geschah es, 
dass gerade am Ende der Gebirgs-Rücken Stücke abgerissen wurden, 
und dass, statt der allmälichen Abdachung „ eine gerade Felswand mit 
einer Höhlen-Öffnung sich darstellt. Dass nun häufig an den Seiten 
dieser Felswand das Gebirgs-Ende ganz auslauft, hat ohne Zweifel dar- 
in seinen Grund, dass die andrängenden Dämpfe auf diese nicht unmit- 
telbar wirken konnten, und es von der Gewalt der Bewegung und der 
Beschaffenheit des Steines abhing, ob das ganze Ende des Bergrückens, 
oder nur das Stück, welches die Höhlung schloss, abgerissen wurde *). 
Die Katabothra befinden sich am östlichen Ende des See’s. Wir müs- 
sen deren genauere Schilderung übergehen, und bemerken aus dem Re- 
sultate der Untersuchung noch Folgendes. Die Kopaische Ebene wird 
alljährlich zu See, ist aber nicht permanent ein See. Es fragt sich 
also, wenn von Wieder-Gewinnung der See-Ebene zum Ackerbau die 
Rede ist, nicht, wie man den See ein für alle Mal ableite, sondern wie 
man die Ableitung beschleunige, so dass der See nicht, wie jetzt, erst 
im Herbst, sondern im Frühling zur trockenen Ebene werde. Die Kephalaria 


*») Dass übrigens die Kunst nachgeliolfen hat. sieht man deutlich an den ucben 
den Katabothra liegenden abgelauenen Gestein-Stückchen. 


Au 


—_— 214 — 


leiten nach Innen aber so viel Wasser aus dem See ab, als sie jemals 
abzuleiten im Stande gewesen sind. Es findet also durchaus keine Ver- 
‚stopfung der natürlichen unterirdischen Kanäle Statt. Dereinzige Grund 
eines geringeren Abflusses , oder gänzlichen Aufhörens des Abfliessens 
durch die Kephalaria ist das Sinken des See’s unter die Schwelle des 
Katabothrons, also der Mangel an Zufluss. Das nächste Mittel zur Be- 
schleunigung des Abflusses des See’s ist die Erweiterung der Kepha- 
laria. Ein anderes haben die Hellenen des höchsten Alterthums ange- 
wendet, indem sie das Verhältniss der Katabothra, der Gänge und der 
Kephalaria nicht beachteten: sie haben zwei Stellen: durch das Fels- 
Gebirge gehauen. 


Unter Lava begrabene Stadt. Öffentlichen Blättern zufolge 
entdeckte im Septemher 1836 ein Hirt, der verlorne Schafe suchte, 
fünf Stunden von Jalapa, eine alte, scheinbar nicht unbedeutende Stadt, 
die durch Lava verschüttet worden. Auf dem grössten Gebäude dieser 
uralten Stadt steht ein Baum. Leichen will man in sitzender Stellung 
gefunden haben. Die Geschichte weiss nichts von einem Orte auf jener 
Stelle. Der Kommandant von Veracruz begab sich hin, um die Aus- 
grabung zu leiten. | 


. Artesischer Brunnen von ungemein grosser Ergiebig- 
keit. Zu Conge-sur-le-Cher, im Dept. d’Indre et Loire, wurde ein 
Artesischer Brunnen gebohrt, welcher: 

bei 210° Tiefe in Kreide s ; 600 Litres 

. Fun: r „ Grünsandstein 1000 a sr 

NT SBE. nn BD Hey 2300 i 

und bei noch tieferem Bohren 4050 | ai; 

folglich einen wahren Strom liefert. (Zeitungs-Nachricht.) 


J. Minam: Geologie der Gegend von Fannet in der 
Grafschaft Donegal. (Journ. of the geol. Soc. of Dublin. I, 
128 etc.) ”). Die erwähnte Grafschaft liegt am nordwestlichen Ende 
von Ireland, ihre Küsten sind allen Stürmen des Atlantischen Oceans 
ausgesetzt, daher die vielen Buchten und Einschnitte, die zahlreichen 
Sandbänke, die Ablagerungen von Gruss u, s. w. Inseln und Halbin- 
seln finden sich manche längs der Küste. Für geologische Untersu- 
chungen sind solche Verhältnisse besonders günstig; an nicht wenigen 


”) Durch briefliche Mittheilung wissen wir, dass der Verf. das, von ihm mit dem 
Namen Eurit bezeichnete Gestein als eine Abänderung der von Mac CuLtocH 
unter der allgemeinen Benennung „Auarz rock“ beschriebenen Felsart zu be- 
trachten geneigt ist. | 3 D. R. 


ze A 


Stellen finden sich die Ausgehenden der Schichten entblösst; vom 
verschiedenartigen Einwirken der Wasser auf Mineral-Massen trifft man 
häufige Beweise; an den kleinen Fluss-Mündungen sieht man unbe- 
trächtliche Deltas und andere Ablagerungen von Alluvial-Material. In 
den verschiedenartigsten Niveaus sind Seen vorhanden; einige liegen in 
geringer Weite vom Meere, andere auf den Gipfeln der Berge. Die 
ganze Gegend ist gebirgig, und die einzelnen Höhen lassen in ihren 
verschiedenen Verhältnissen die grösste Manchfaltigkeit wahrnehmen, 
Was die geognostische Beschaffenheit betrifft, so zeigen sich im N.W. 
von Dublin weit verbreitete sekundäre Kalksteine; hierauf folgt Grau- 
wacke, Im nördlichen Theil der Grafschaft Tyrone herrscht primitiver 
Kalkstein, welcher in der Gegend von Raphoc vorzüglich schön aufge- 
schlossen ist. Das Gestein kommt mit Glimmerschiefer vor [der Verf. 
spricht von gegenseitigen Übergängen beider Felsarten]. Glimmerschiefer 
tritt ferner sehr verbreitet auf in Letterkenny und zieht sich bis 
Rathmelton. Von besonderem Interesse ist Mulroy Longh an der Nord- 
küste von Donegal. Einem Flusse gleich hat dieser See einen sehr 
schmalen Anfang und erweitert sich allmählich. Er bildet zahlreiche 
Buchten. Mit Mulroy Longh hat Lough Swilly eine parallele Erstreckung; 
das Zwischenland bildet eine Art Halbinsel. Von Rathmelton aus be- 
tritt man ein gebirgiges Land, in welchem Glimmerschiefer herrscht, 
dessen Lagen die vielartigsten Erscheinungen zeigen. In mehreren 
Theilen der Halbinsel Fannet erscheinen Streifen primitiven Kalksteins. 
Ausser den erwähnten [sogenannten] Urgebilden finden sich noch manche 
andere Formationen. Überlagerungen von Trapp sind sehr häufig; sie 
nehmen, vielleicht den Syenit abgerechnet, ihre Stelle auf den verschie- 
densten Gesteinen ein. Man trifft sie in jedem Niveau von den Ebenen 
bis zum Gipfel der höchsten Berge. Sie steigen theils in Kegeln empor, 
theils bilden dieselben langgezogene Rücken. Trapp (Grünstein) findet sich 
u. a. auf dem Gipfel des Murrin, eines der erhabensten Punkte des 
Landstrichs. Hin und wieder erlangt die Masse ein Schichten-ähnliches 
Aussehen. Stellenweise bildet eine Felsart auch Gänge, so namentlich 
an Watching Point im östlichen Theile der Halbinsel Fannet. Strom- 
ähnliche Erscheinungen : von Grünstein sind nicht ungewöhnlich; man 
sieht sie u. a. nordwärts von Crooghan. Grünstein-Massen zeigen sich, 
die verschiedensten Felsarten überlagernd, so z. B. den Kalkstein bei 
Kindrum. In der nämlichen Gegend, an einer andern Stelle, bilden jene 
Grünsteine auf primitiver Formation ruhend das Kap Cashel. Im W. 
des Berges liegen dieselben auf Thonschiefer, und an der westlichen 
Seite der Halbinsel erscheinen sie auf Glimmerschiefer gelagert. Viele 
der Grünstein-Ausläufer (outliers) haben ganz das Ansehen der Theile 
von Strömen, so u. a. im Westen des Cashel-Berges, wo eine solche 
Strom-ähnliche Masse auf beträchtliche Länge verfolgt werden kann. 
Oft wird der Grünstein durch eingeschlossene Feldspath-Krystalle Por- 
phbyrartig. In andern Fällen wird sein Gefüge dicht, selten faserig, 
gleich Hornblende-Gestein. Endlich haben Übergänge ins Schieferige 


” 


Statt. ‚Säulenartige Absonderungen sind nirgends wahrzunehmen. — 
Zu den sogenannten primitiven Massen rechnet der Verf. u. a. den 
Eurit; der Teig ist Feldstein, zu den Einschlüssen gehören besonders 
Quarz und Glimmer. Die Felsart zeigt manchfaltige Verschiedenheiten 
und wird von zahlreichen Quarz-Gängen und Adern durchsetzt. Hin 
und wieder scheint der Eurit in Gneiss, auch in Glimmerschiefer über- 
zugehen. Er senkt sich in südöstlicher Richtung , wie diess namentlich 
am Ufer des Longh Swilly beobachtet werden kann, woselbst prachtvolle 
Gangmassen in den See hineinsetzen. Ihre Oberfläche zeigt auffallende 
Glätte, als wäre dieselbe mit Meisseln bearbeitet. An einer Stelle 
des See-Ufers sieht man einen Mauer-ähnlichen senkrechten Absturz von 
275 FE. Höhe, und auf dem erbabensten Punkte liegen einige Grünstein- 
Partien. Die Eurit-Formation schliesst Lagen von primitivem Kalk- 
stein und von Thonschiefer ein. Der Kalkstein führt Glimmer und er- 
langt mitunter ein schieferiges Gefüge. Bei Rossyall liegt Grünstein 
über dem Kalk, und bei Umricam treten Kalk, Grünstein und Eurit 
unter einander auf. — Die Syenit-Formation erstreckt sich von Doaghı 
More westwärts bis zum Leuchtthurm im Osten. 


' W. W. Bipverey: Über Bewegung von Blöcken in gros- 
sen Meerestiefen,. (Sırııman. Americ. Journ.; XXVIIf, 111 etc.) 
Theoretische Ansichten und Muthmassungen, welche zu keinem Resultate 
führen. 


Derselbe: Entdeckung von Gold im Lower Canada. (Ibid.; 
112). Die Verhältnisse des Vorkommens scheinen die nämlichen, wie in 
andern Gegenden von Amerika und wie in Russland. 


Bertrand -Gesun: geologische Mittheilungen über 
Tyrol. (Bullet. de la Soc. geotl. de France. T. VI, p. 8.) Im vul- 
kanischen Tuff, welcher den Melaphyr am rechten Ufer des Giessbaches 
vom Cipit begleitet, auf den Weideplätzen der Seisser Alpe fand der 
Verf. mehrere fossile Muscheln: Cerithium, Ostrea, Arca, eine grosse 
Venus. — Da die Tuffe und der Melaphyr sich in der Höhe am #rom- 
bache, wo man in die Seisser Alpe eintritt, eine an schönen Mineralien 
reiche Lagerstätte enthalten und die grösste Ähnlichkeit mit den vulka- 
nischen Gesteinen vom Montecchio-Maygiore im Vicentinischen haben; 
so glaubt B. G@., dass die grösste Analogie zwischen beiden eutfernten 
Örtlichkeiten besteht; die Melaphyre Tyrols wären folglich auch während 
der Tertiär-Epoche an den Tag getreten. Nirgends wollte es dem Verf. 
gelingen, den wahren Dolomit im Kontakt mit Melaphyr zu sehen; er 
sah ihn im Gegentheil auf dichtem blauem, mit thonigen Mergeln 


— 217 — 


wechselndem Kalkstein ruhen. Ungeheure Massen dichten, blauen und 
grauen Kalkes finden sich eingeschlossen in Melaphyr-Konglomerat. Die 
Lagen des Melaphyrs haben in Tyrol, was ihre Stellung betrifft, zum 
Tuff ungefähr das nämliche Verhältuiss, wie die Trachyt-Lagen im 
Cantal. Die Tuffe herrschen vor. An die Umwandlung dichter Kalk- 
steine durch den Melaphyr ist B. G. nicht geneigt zu glauben. Seiner 
Ansicht nach stand dem Kalk sein Talkerde-Gehalt schon bei der Abla- 
gerung zu, und er erlangte nur sein krystallinisches Gefüge in Folge 
von Phäncmenen, welche das Emporsteigen des Melaphyrs begleiteten. Vom 
Jumella-Berge aus, der von Tuff und Melaphyr gebildet wird, kann man 
die Ausdehnung des Melaphyr-Gebietes übersehen ; es ist gleichsam nur 
ein. Punkt, umgeben von einem unermesslichen Gürtel dolomitischer 
Kämme und gewaltiger Massen. Es zeigt sich hier ein weiter Erhebungs- 
Krater, dessen Mitte der Melaphyr einnimmt. Die Verbindung der rothen 
und grauen Granite vom Monte Mutauto bei Predazzo mit den grünen 
und blauen Eurit-Gesteinen ist augenfällig. Der rothe Granit oder 
Syenit dringt mit zahlreichen Gängen in den Eurit-Porphyr ein und 
dürfte folglich sehr neuen Ursprungs seyn. Das Anthophyllit-Gestein 
von Kluusen ist eine granitische Emporhebung, welche seltsame Phäno- 
me da hervorgerufen hat, wo die talkigen Glimmerschiefer von ihr 
berührt wurden, 


11l. Petrefaktenkunde. 


Bernstein-Insekten (Übersicht der Arbeiten und Veränderungen 
der Schlesischen Gesellschaft für vaterländ. Kultur i. J. 1834, Breslau, 
1835, 4°, S. 92— 93). Dr. Berenpr in Danzig hatte i. J. 1833 den 
Prof. Gravennorst um Bestimmung seiner Bernstein-Insekten angegan- 
gangen, dieser die entomologische Sozietät in Breslau ersucht, sich in 
die Arbeit zu theilen, und dann Berenpr sowohl als die physikalisch- 
ökonomische Sozietät in Königsberg um Einsendung der Sammlungen 
gebeten; welcher Einladung inzwischen nur die letztere entsprochen 
hat. 746 Stück Bernstein ergaben 1174 Insekten, und zwar 


1. Diptera 724 Exemplare, wobei 317 Tipularia, 277 Musci- 
den etc. 

2. Hymenoptera 119 Exempl., wobei 82 Formicariae; die 
übrigen zu Diplolepis, Psilus, Vespa, Cryptus, Bra- 
con, Ichneumon, Chelonus, Tenthredo gehörig. 

3. Neuroptera 113, wobei 61 Phryganeae sind, die meisten 
übrigen zu Hemerobius, Semblis, Psocus etc, gehören. 

4. Octopoda 96, meist Araneae, 6 Opilionen, 1Chelifer ete. 

5 Coleoptera 77, meist Pflanzenbewohner: 20 Elater-, 


— 18 — 


11 Chrysomela- etc, Arten, doch auch 1 er 1Sta- 
phylinus, 1 Aleochara. 

: Lepidoptera 40, die vollständig eöfwwickeidn insgesammt zu 
Tinea und Tortrix gehörend, mit manchen 'noch inländi- 
schen Arten in Gestalt und Grösse übereinkommend, wie mit 
Tinea culmella, T. pellionella, Tortrix lecheana, 
T. arcuana, T. urticana, T. faleana; — die Raupen aber 
scheinen sämmtlich Schildraupen und der von Papilio W. 
album ähnlich zu seyn. 9:0 

7. Hemiptera 36, wovon nach Schering 8 zu Jassus (dem 

J. atomarius, J. lineatus und J. unifasciatus nahe, 1 
‚mit kürzeren Flügeldecken und 1 Larve), — 6 zu Miris (2 
der M. Tanaceti, 1 der M. rufipennis, 1 der M. populi, 
1 der M. campestris verwandt, 1 zweifelhafte); — 6 zu 
Cercopis (1 der C. gibba, 1der C. pini verwandt, 1.zwei- 
felhaft); — 2 Larven zu Aphrophora; — 2 zweifelhaft zu 
Lygaeus; — 2 zu Copsus (C. spissicornis und C. tri- 
guttatus ähnlich); — 2 zu Flata (mit Fl. nervosa 
verwandt) gehörig, und 4 (zweifelhafte) vielleicht zu WIN 
kommen müssen. 

8. ae 17, wovon 11 zu Blatta, 4 zu Gera 2 zu 
Forficula kommen. 

9. Aptera 6, nämlich 6 Machilis, 1 Podura. 

10. Polymeria 6, insbesondere 4Scolopendrae, 1Julus und 
vielleicht 1 Oniscus, Überall, wo diese Insekten kenntlicher 
sind, zeigen sie Europäische Formen. Die vielen Phryga- 
nen und Tipularien deuten auf feuchten Boden, Sümpfe, 
letztere insbesondere auf zahlreiche Pilze hin u. s. w. 


J.J.Kaup: Die zwei urweltlichen Pferde-artigen Thiere, 
welche im tertiären Sande bei Eppelsheim gefunden worden, 
bilden eine eigene Unterabtheilung der Gattung Pferd 
(N. Act. phys. med. Acad. Leopod. nat. Cur. 1835, XVII, ı, 174—182 
. T. xır B.) Der Verf. findet nicht nur, dass v. Meyer’s Vergleichung 
dieser Gebeine mit denen des Pferdes, Maulthiers und Esels *) unhaltbar 
sey, indem solche vou: zwei wesentlich verschiedenen Arten herstanımen, 
sondern erkennt in denselben sogar ein besonderes Subgenus, Hippo- 
theriu m, mit vier Zehen vorn und dreien hinten, das mithin den 
Übergang zum Palaeotherium bildet und von Meyer auch schon in 
den „Palaeologica“ S. 148 angenommen ist. Die Griffelfortsätze der 4 Füsse 
sind aussen und innen nämlich mit Gelenkflächen, an welche sich die 
Zehenglieder der (beim Pferd nur durch hornartige Auswüchse und lange 
Haarbüschel angedeuteten) Afterklauen anschlossen,, und die der Vorder- 


, x) N. Jahrb. 1835, S. 109-111. 


ER 


füsse noch mit einem ferneren äusseren Griffelfortsatz als viertem Fin- 
ger, wie bei Palaeotherium, versehen. ; 

Dem Verf. stunden in der Grossherzogl. Sammlung zu Darmstadt 
für diese Untersuchung zu Gebote: ein Oberkiefer-Fragment mit allen 
Backenzähnen, viele Unterkiefer mit gewechselten und Milch-Backenzäh- 
nen, fast der ganze Hinterfuss, der grössere Theil des Vorderfusses und 
eine unzähliche Menge einzelner Schneide-, Eck- und Mahl-Zähne. 

1. Eguus gracilis (Hippotherium gracile). 
Equus caballus primigenius v. Mey. 
Equus mulus primigenius v, Mey. 

So gross, wie ein mittelmässiges Pferd (dem Skelette nach), doch 

die zwei Backenzahn-Reihen kaum länger als am Esel. 


a) Die obern Backenzähne (Fig. 1) in einem Kieferfragment 
sitzend, sind ganz wie beim Pferd beschaffen, doch die Schmelzfalten 
komplicirter, der innere unpaare Schmelzkegel erst langgezogen , dann 
oval, endlich bei weiterer Abnutzung rund. Das erste kleine Zähnchen 
ist wie beim Pferd, zweiwurzelig; vom zweiten besitzt der Verf. 20 ein- 
zelne Exemplare, von 0m029 — 0m0365 (horizontaler) Länge; Milch- 
zähne an dieser Stelle mögen daher bis von 0,040 Länge vorkommen. 


Ausmessungen in Millimetern. 


Equus caballus. 
(grosse Stute.) 


Equusgraeilis.|Equus asinus. 


BEIDE TEE, 
Länge. | Breite. | Länge. | Breite. | Länge. | Breite. 
Ermerd Let Ventrhrahhn Fee Pc 


1. Zahn 


32 26 32 23 40 24 
His}, 26 29 27 254 30 26 
N. 25 28 24 22 26 251 
ad 21% | 26 23 244 | 27, |. 26 
ITUNE 23 26 244 | 22 27 24 
B> 3 m 28 | 25 


I 


b) Die untern Schneidezähne miteinemTheil der Eck- 
-zahn-Alveolen (Fg.2) finden sich in einem Unterkiefer- Fragment bei- 
sammen, wie beim Pferde beschaffen, jedoch auf ihrer untern Seite, statt 
der durchgehenden flachen Hohlkehle, mit mehreren unregelmässigen 
Längen-Riefchen, mit kleineren und schlankeren Wurzeln, und mit brei- 
teren und von vern nach hinten kürzeren Kauflächen versehen, auf der 
innern Seite aber durch eine tiele Furche in zwei ungleiche Hälften ge- 
theilt. Die Entferuung der Ränder der,äussersten Schneidezähne ist 48, 
bei einem zehnjährigen Pferd mit Milchzähnen 63, und bei einem männ- 
‚lichen Esel mit Milchzähnen 46m, m, Die A sind bedeutend schwä- - 
cher, als bei genannten Pferde. | 

ec) Die untern Backenzähne haben sich ebenfalls alle von 
einem alten Individuum zusammengefunden (Fg. 3), denen des Pterdes 


20 — 


gleichend, unter sich nur durch die ungleiche Bildung des äusseren Ein- 
schnittes verschieden, welcher den Zahn in zwei Hälften trennt. 25 ein- 
zelne Exemplare des ersten dieser Zähne besitzen 27mm — 33mm Länge 
mit allen Zwischengrössen. 


Equus Equus Equus 


In Millimetern, Milchzähne, gracilis. asinus,. | eaballus. 
ee ä——_ 
Länge des 1. Backenzahns. 25 29 27 33 

ss Re 28 25% 26 30 

” ”» 3. » 31 BES MRRLEN , 28 
„nn % „ 22 24 273 
BR 25 27 ie 
” „ 6. » 4 30 29 30 

JA „ 1-6. „ BR 156 154 17 


Die Milchbackenzähne sind viel länger und schmäler, und besitzen 
stielförmige Ansätze, die mit einander verbunden sind , mitten auf der 
äussern Fläche, und der 2te und 3te noch an ihrem Vorderrande. 

Eg.gracilis. Eg.asinus. Egq.caballus. 


Kiefer-Höhe unter dem 1. Backenzahın 53—55 464 54 
am Hinterende des 5. „ 72—75 79 80 
Entfernung des Hinterendes des Ner- 
venlochs vom 1. Backenzahn, 32—43 


d) Vorderfuss. Das Scehulterblatt ist an seiner (allein be- 
kannten) untern Hälfte viel schmäler und zierlicher als beim Pferd, vom 
Rande der Gelenkfläche bis zum Tuberc. corac. 70mm (beim Pferd 102) 
breit; die Gelenkfläche selbst besitzt 51 Länge und 37 Breite (beim 
Pferd 65 und 47). 

Das Oberarmbein kennt man ebenfalls nur dem Untertheile 
nach; es ist ganz wie beim Pferd gebildet, nur viel zierlicher. Seine 
Breite an der Gelenkfläche ist 65mm, sein Umfang 23° darüber ist 114 
(beim Pferd 75 u. 140). 

Der Radius eines nicht ganz ausgewachsenen Thieres ist 273mm 
lang und an der oberen Gelenk-Fläche 63m m breit (beim Pferd 355 u. 74). 

Der Metakarpus (Fg.4) ist wie beim Pferde; seine Länge = 213 
(beim Pferd 242). An seinem oberen Ende besitzt er aussen Gelenkflä- 
chen für einen Griffelfortsatz (Fg. 5), er selbst wieder an seiner 
äusseren Seite eine Gelenkfläche für ein viertes Zehen-Rudiment, walır- 
scheinlich wie bei Palaeotherium gestaltet, darbiete. Das erste Fin- 
gerglied ist schlanker als beim Pferd, 64 lang (Pferd 72), das zweite 
hat 28 Länge (Pferd 40); der OT mit beiden Zehengliedern 
zasamnıen misst 2984, beim Pferd 380. 

e) Hinterfuss. Das Schenkelbein (Fg.6) ist gestreckter 
als das des Pferdes, sonst aber ihm äusserst äbnlich; der Gelenkkopf 
ist schmäler, der dritte Trochanter schmäler und länger. Gesammtlänge 
— 455mm (beim Pferd 419). 


Die Tibia ist schlanker als beim Pferde, 378 (statt 382) lang. Die 
unteren Gelenkflächen haben 64—68 (beim Pferd 78) Breite. 

Der Astragalus ist wie beim Pferd, nur die innere Gelenkfläche, 
welche an die des Calcaneus stösst, ist breiter, die des Scaphoides 
schmäler — 45 (beim Pferd 53). 

Der Calcaneus ist nur zierlicher, und die Gelenkfläche für den 
Astragalus ist schmäler als beim Pferd. Ä 

Os scaphoides und cuneiforme sind kleiner als beim Pferd, 
und an letzteren Knochen sind alle Gelenkflächen unter sich verbunden. 

Der Metatarsus (Fg.7) ist weniger hoch und schlanker — 235 
als beim Pferd (284). 

Griffelfortsätze liegen zwei sehr wohl erhaltene vor (Fg. 8), 
viel stärker als die blossen Rudimente beim Pferde sind, und aın unteren 
Ende mit Geleukflächen für 1—2 Afterklauen. 

Das 1. Zehenglied ist schlanker (56) als beim Pferd (66); das 
2te ist 27 (statt 31) lang. Metatarsus mit beiden Zehengliedern zusam- 
men messen 318 (beim Pferd 381). 


2. Equus nanus (Hippotherium nanum) (Fg. 10). 
Equus Asinus primigenius Mey. 
Von der Grösse eines kleinen Esels. 
Man kennt nur die 3 ersten Backenzähne des linken Unterkiefers, 
welche bloss durch ihre Kleinheit von denen der vorigen Art abweichen. 


Egq. nanus, Egq. gracilis. 
Länge des 1. Backenzahhs . .. . BR ae 29 
u ri “ a N U a A 
Ber 5 ” b \ i i 20 Bu 254 
re h> . . . 65 . . 80 


Die Entwickelung ddr beim Pferde vorkommenden zwei Afterklauen 
zu Zehen bei Hippotherium würden dem Verf. noch nicht genügt haben, 
dieses Subgenus aufzustellen, wenn sich nicht bei der grösseren Art 
auch noch die Ansatzfläche für einen weiteren Finger am Vorderfusse 
gefunden hätte. Vielleicht würde der Schädel auch eine Anlage zur 
Rüsselbildung zeigen und somit den Übergang zu Palaeotherium noch 
besser herstellen. 

Der Familien-Charakter der Pferde würde nun seyn: Schneidezähne $; 
Diastema; Backenzähne zusammengesetzt $; Zeben 3 oder $, wovon 
der mittle mit einem Huf, die zwei seitlichen mit Afterklauen versehen 
sind oder als Griffelfortsätze erscheinen. 

Tausende dieser Thiere haben ihre Reste bei Eppelsheim hinter- 
lassen; Spuren davon sollen nach Jäger auch im Bohnerz der Aly 
vorkommen. 


A. Gorpruss: Abbildungen und Beschreibungen der Pe- 
trefakten Deutschlands und der angrenzenden Länder, 


_ 22 — 


unter Mitwirkung des Hrn. Grafen G. zu Münster heraus- 
gegeben. Fünfte Lieferung. (Düsseldorf 1836, fol.; enthaltend 
Bnd. II, S. 69—140 u. Tf. 97—121.) Vgl. Jahrb. 1834, S. 495. Das 
gegenwärtige Heft, welches uns erst lange nach seinem Erscheinen und 
nur auf wiederhelte Anforderung von der Verlagshandlung übersendet 
worden und dessen Anzeige desshalb hier so spät erfolgt *), enthält, 
nach den Formationen und Geschlechtern geordnet, folgende Zahl vie- 
ler Arten: 


= Rn E Überhaupt. 
= e = - En 
0 Me a a Ta Be 5 BE 
EAN ki a Br Br 
rs 5 
Exogyra Suppl. . " . . 1 1 1 1 
Pecten, Fortsetzung] 
gestiahlte . . e . ' . 11 ı1 | ı1 
glatte - - 2 6 1 5 5 20|7 
Lima .(Plagiostoma) | . 4 5:1923 114 46:| 28 
Spondylus (Podop- 
sis, Dianchora, Pa- 
chytes) . . » . 1 $ 4 | 12 19 | 14”) 
Plicatula .. : 3 4 1 2 7 3 
Limea Baonn ***) 3 ? 1 1 3 E 2 Dr 
Vulsella . . .» R k ’ . A . 4 1 
Perna ...> . 1 . 4 . 2 7 3 
Inoceramus. . 2 5 9 2 21 s 34 | 49 
Posidonia .. 1 1 3 10 ; R 9 6 
Gervillia. . » k 1 1 2 1 . 5 1 
Avicula(Meleagrinaf 7 11 N 6 4 i 51 |] 20 
Pterinea Goupr. 14 f . R : . 14 ı 13 
1 2 5 : 1, 8 


| u T — 


50 |sı | 20 | aıa | 135 


— 


Monotis . . . 3721 1 
Im Ganzen 13 | 28 2 | 


'Im Einzelnen haben wir nur wenige Bemerkungen beizufügen. Von 
P. spinulosus scheint dem Verf. nur die eine Klappe bekannt, die 
anderesist der von P. Janus ähnlich. Peeten sarmentitius ist 
schon 2mal als P. clathratus Eıcaw. und P.Makowii Dusoıs be- 
schrieben worden und ist Ostrea Tranquebarica Barocent. 
Pecten Hausmanni vom Grafenberge hat mehr Radien als der von 
Bünde (30—40 statt 20—24), wesshalb wir ihn jedoch nicht für eine 
verschiedene Art halten möchten, und ist in den Lieferungen des hiesi- 
gen Comptoirs früher als P. multisulcatus versendet worden. Die 
Benennung P. vestitus statt der bereits so bekannten P. laevigatus 


*) Auf Ostern soll das 6te Heft ausgegeben werden. 
**r) Eine dieser Arten war oben als gestreifter Peeten aufgeführt worden. 
»#*) Nicht LAMARcK, wie im Text steht, hat dieses Genus aufgestellt. 
-+) Diese Arten finden sich inı Salzburger Salzgebirgsstock, dessen Formation noch 
nicht genug herausgestellt ist. 


— Bpk = 


einzuführen, scheint weder nöthig noch wünschenswerth, wenn gleich 
der einmal bestehende Art-Namen eine Eigenschaft bezeichnet, welche 
vielen Arten gemein ist... Er ist zum Eigennamen geworden, welcher 
bestehen muss, wie bei Menschen, seye auch z. B. ein Herr GorrLikg 
Gross nicht der Einzige, welcher gross und Gott lieb ist, oder seye er 
sogar weder Gottes Liebling, noch gross. — Pecten calvus Goupr. 
ist von Merıan verschiedentlich als P. diseiformis ausgetheilt worden. 
Mit Unrecht werden unserem P. cristatus in der Diagnose paarige 
Radien zugeschrieben, da der Italienische wenigstens sie verhältniss- 
mässig selten, mehr zufällig besitzt. — Die als charakteristisch angege- 
benen kleinen Stacheln auf den Rippen nächst dem Wirbel des Spon- 
dylus armatus sind an unseren übrigens identischen Exemplaren nicht 
aufzufinden. — Spondylus bifrons Münsr. ist Spond. spinosus 
Bronn in „Ital. Tertiärgebilden“, welcher Name aber durch die Vereini- 
gung von Pachytes mit Spondylus doublet geworden ist. — Plica- 
tula sarcinula Münsr. dürfte nur eine der manchfaltigen Varietäten 
von Pl. tegulata seyn, mit der sie auch in Württemberg untermengt 
nebst Übergangsformen vorkommt. — Diese Plicatula tegulata 
Münsr. ist von Zıeren’s Placuna nodulosa, welche Art-Benennung 
die Priorität hat. — Die 34 Inoceramus-Arten scheinen uns über die 
Gebühr vervielfältigt zu seyn; doch gehören sehr günstige Verhältnisse 
und ein eigenes, anhaltendes Studium dazu. die vom Alter u.a. Umstän- 
den bedingten Formenänderungen, welche zu einer Art gehören, zu ver- 
folgen. — Die hier abermals aufgestellte Posidonia Bronnii können 
wir noch‘ immer nicht von P. Becheri unterscheiden; sie weicht von 
dieser nach des Vfrs. eizsener Abbildung und Beschreibung weit weniger 
ab, als manche Varietäten von beiden je unter sich. — Ob Gervillia 
Hartmanni mehr als eine Varietät von G. aviculoides Sow. sey, müs- 
sen weitere Beobachtungen lehren. — Unter den dargestellten Gegen- . 
ständen bemerkt man eine Menge von, durch ihre Schönheit und Voll- 
kommenheit ausgezeichneten, Exemplaren aus ältern Formationen, wo 
mittelmässige Exemplare schon eine Seltenheit sind. 


Die Lithographie’n, noch immer von Hong, sind vortrefllich; manche 
Detail- Zeichnungen insbesondere lassen nichts zu wünschen übrig. — 
' Vorzüglich freuen wir uns, die Hofinung hegen zu dürfen, dass dieses 
Werk nicht aufhören wird in der begonnenen Form zu erscheinen, 


L. Acassız: Prodrome d’une monographie des Radiaires 
et des Echinodermes (Extrait des Mem. de la Societe d. science. 
nat. de Neuchätel, Tome I, 1836, p. 168 — 199.) Obschon diese Ab- 
handlung sich nicht auf fossile Arten allein bezieht, so glauben wir doch 
einen vollständigeren Auszug daraus mittheilen zu müssen, weil sie we- 
sentlich begründete Änderungen in den bis jetzt aufgestellten Geschlech- 
tern und sogar Arten herbeiführt. 


Jahrgang 1837, 15 


— — 


Die Pflanzenthiere sind sämmtlich Strahlenthiere, Radiarien, und 
zerfallen in drei Klassen : Polypen, Acalephen (Medusen) und Echino- 
dermen (Radiarien im bisherigen engeren Sinne), indem die Eingeweide- 
Würmer und viele, wenn nicht alle, Infusorien zu den Kerbthieren ge- 
rechnet werden müssen. 

‘ Die Echinodermen enthalten die Lınne’schen Geschlechter Holo- 
thuria, Echinus und Asterias, die sich zu eben so vielen Ordnungen: 
Fistuliden, Echiniden und Stelleriden, erheben, ehr 
drei Klassen wieder repräsentiren, 

Um die Einheit im Typus ihrer Körper-Gestalt zu erkennen und die 
analogen Gegenden desselben bei Thieren der verschiedenen Ordnungen 
mit einander vergleichen zu können, muss man die Untersuchung vor- 
aussenden, was bei den symmetrisch Fünfstrahligen vorn. und hinten 
seye. — Bei den länglich geformten Spatangen ist das leicht zu unter-_ 
scheiden: Mund und After liegen beide auf der Unterseite des Körpers; — 
wo der Mund liegt, wird naturgemäss vorn genannt, wo der After sich befin- 
det, ist hinten. Fünf mit Poren eivgefasste Strahlen — Fühler-Strablen, Ra- 
dii ambulacrales mit je 2 Fühlergängen, ambulacra — ziehen divergirend vom 
Mund zum Scheitel, wo sie sich wieder vereinigen; fünf andere Strah- 
len — Zwischenfühlerstrahlen, Radii interambulacrales, — liegen wech- 
selnd zwischen ihnen. Der After liegt im unpaaren Zwischenfühlerstrahl, 
und dieser ist “mithin hinten, der unpaare Fühlerstrahl ist ihm entgegen- 
gesetzt und daher vorn. Ähnlich ist es bei den Clypeastern, Nucleoliten, 
Galeriten u.s.w. Daraus folgt, dass auch bei den symmetrischen Cidariten, 
Echiniten und Asterien etc. der unpaare oder fünfte Fühlerstrabl vorn, der un- 
paare Zwischenfübler-Strahl hinten seyn müsse ; «ber diese sind von den au- 
dern paarigen nicht zu erkennen. Nun siehtman bei den Echinodermen ferner 
am Scheitel in der Krustenhülle des Körpers 5 (zuweilen 4) grössere und ei- 
genthümlich gestaltete, mit je einem Loch (Eyleitermündung) durchbohrte 
Täfelchen (Eyleiter-Täfelchen), die mit fünf andern kleinern und gleichgebil- 
deten am Anfange der Fühlerstrahlen — Zwischen-Eyleitertäfelchen — alter- 
niren, und wovon das fünfte, unpaarige sich bei den Echiniden von den paa- 
rigen durch eine schwammige Bildung unterscheidet, ganz entsprechend 
dem Madreporen-artigen Körper bei den Asterien. Dieses unpaarige ent- 
spricht mithin dem unpaarigen Zwischenfühler- oder After-Strahle, und 
ist das hintere: bezeichnet mithin auch die Hinterseite des Körpers in 
Beziehung zum Scheitel. Bei einigen Geschlechtern fehlt jedoch das 
unpaare Täfelchen und ein Eindruck der Oberfläche oder eine Lücke be- 
zeichnet dann die Stelle, wo es ausgefallen. Der jenem Madreporen- 
artigen Täfelchen entgegenstehende Strahl ist auch beim Geschlechte 
Asterias der vordere. Überhaupt entsprechen die Täfelchen beiderseits 
längs der Rinne auf der Unterfläche der Arme von Asterias den 
Fühler-Strahlen, und wenn man von den in zwei Reihen längs der Sei- 
tenflächen der Arme hinziehenden Täfelchen die untere zu Schliessung 
der unteren, die obere zu Schliessung der oberen Seite des Körpers um- 
gelegt und die äussersten vergrössert denkt, dass sie die Zwischenräume 


zwischen den fünf Armen ausfüllen, so bleibt kein wesentlicher Unter- 
schied mehr zwischen den Asterien und Echiniden. Denn jene umge- 
legten Seiten-Täfelchen sind die der Zwischenfühler-Strahlen. In der 
That tragen sie auch die grossen Stacheln, womit manche Seesterne 
versehen sind, wie die Täfelchen der Zwischenfühler-Strahlen bei den 
Echiniden thun, Mittelst dieser an ibrer Basis angelenkten sehr mobilen 
Stacheln bewegen sich diese Thbiere, nicht mit den feinen zarten häuti- 
gen Röhrchen, die hervortreten durch die Poren der Fühlergänge oder 
Ambulacra, welch’ letztere Benennung Veranlassung zur Meinung gege- 
ben zu haben scheint, dass sie zur Bewegung behülflich seyen. Diese 
Röhreben dienen vielmehr zur Respiration, indem sie die Einwirkung 
des Wassers auf das Innere des Körpers vermitteln. — Die fünf Zähne 
in der Mundöffnung stehen am Anfang der Zwischenfübler-Strahlen, der 
fünfte daher hinten. — Bei den Echiniden sind sämmtliche Täfelchen in 
20 strahlenständige Reihen geordnet, welche vom Mund nach dem Schei- 
tel laufen. Zwei Reihen liegen in jedem der zehn Strahlenfelder, von 
denen abwechselnd eines, oder fünf im Ganzen, von den Poren der Am- 
bulacra durchbohrt (Fühler-Strahlen), fünf nicht durchbohrt sind (Zwi- 
schenfühler-Strahlen). Hier kann man am deutlichsten sehen, dass die 
Anzahl der Täfelchen in jeder Reihe mit dem Alter der Individuen zu- 
nimmt und so das Wachsthum derselben bedingt, obschon die Verschie- 
denheit dieser Zabl neuerlich wieder zur Bildung vieler Echiniden-Arten 
benützt wurde. Es ist leicht zu erachten, dass die neuen Täfelchen bei 
den Echiniden immer an dem Theil des Körpers entstehen müssen, wo 
sie am kleinsten gefunden werden: das ist um die Scheitel-Täfelchen 
herum, am Anfange der 20 Reiben, woselbst überhaupt die Täfelchen 
weniger genau aneinander zu schliessen pflegen, da sie in Kapseln der 
schwammigen Haut als von eben so vielen ‚Verknöcherungs-Punkten aus 
sich bilden und erst im Verhältnisse, als sie bei ihrer Vergrösserung 
aneinander stossen, eckig werden. Im Leben sind auch die Täfelchen 
nur so mit einander verbunden, dass das Thier die ganze obere. Seite 
seiner Hülle aufblähen und zusammensinken lassen kann, und behalten 
insbesondere die ganz kleinen Täfelchen unmittelbar um Mund und After 
fortwährend eine grössere Beweglichkeit, um die Bewegung der Ränder 
bei der Öffnung, beim Verschlingen etc. zu gestatten. Auf diese Weise 
werden die zuerst gebildeten Täfelehen durch nachkommende immer wei- 
ter nach der Peripherie des Körpers geschoben, und muss sich auch die 
Körperform selbst mit dem Alter ändern. Anfangs ist der Körper am 
flachsten; dann hören die Täfelehen un den Mund, die der ganzen Un- 
terseite und endlich die der Peripheri» auf zu wachsen und schliessen 
sich mit ihren Rändern dichter an einander. Wenn nun inzwischen am 
Scheitel immer mehr neue Täfelchen hinzukommen, und die älteren noch 
fortwachsen, so muss ‚die flache Form des Körpers sich oben zur kuge- 
ligen wölben und endlich zur konischen erheben. Da die Täfelchen 
zweier nebeneinanderliegenden Reihen nie selbst nebeneinander liegen, 
‘sondern mit einander alterniren, so succediren sich die neu gebildeten 
15 * 


-— 26 — 


Täfelehen nicht in geraden Reihen vom Scheitel zum Mund, sondern in 
Spiral-Reihen um den ganzen Körper herum. — Die Wachsthumsweise 
der Seesterne nun ist ganz ähnlich; obschon bei ihnen die kleinsten 
Täfelchen der vom Mund zum Scheitel ziehenden, minder regelmässigen 
Reihen in der Peripherie, nämlich an der Spitze der Arme liegen. Die neuen 
Täfelchen entstehen bei ihnen nämlich in den Winkeln, welche die Arme 
mit einander machen, an der oberen, wie an der Unter-Seite des 
Körpers. . 

Die Charaktere aus der Aueinanderfügung der Täfelchen und der 
Anordnung der Fühlergänge gezogen, scheinen dem Verf. besser zur 
Bildung natürlicher Unterabtkeilungen des Systems zu dienen, als die 
Stellung von Mund und After. 

l. Ordnung: Fistuliden (Holothurien.) 

Zehen Genera, wovon bei der Weichheit ihres ganzen Körpers bis jetzt 

noch nichts im fossilen Zustand gefunden worden ist. 
I. Ordnung: Echiniden. 

Kruste des Körpers hart, sphäroidisch, aus aneinander liegenden Täfel- 
chen gebildet und mit beweglichen Stacheln bedeckt. Mund und After 
getrennt. 


A. Familie der Spatangen. 

Körper verlängert, buckelig; Mund mit Kinnladen (Zähne) versehen und 
gegen das vordere Ende des Körpers gelegen; der After nahe am bin- 
teren, oben oder unten. Kruste dünn, mit vielen aber kleinen Stachel- 
warzen, worunter einige zerstreut stehende grössere manchmal wie bei 
den Cidariten durchbohr: sind. Stacheln borstenförmig, oft zusammenge- 
drückt, ungleich gross. Der vordere Fühlergang gewöhnlich weniger 
entwickelt, als die übrigen; alle Fühlergänge bilden Furchen um den 
Mund, in welchen die Poren für den Austritt ästiger Tentakeln grösser 
sind. Nur vier Eyleiter-Täfelchen. 

1. Disaster Ac. (Spatangus, Ananchytes und Nucleolites auctt.) 
Der Scheitel der drei vorderen Fühlergänge entfernt von dem der zwei 
hintern. Arten alle fossil in Jurakalk und Kreide. 


1. D. bicordatus (Spatangus bicordatus Gorpr.) 6. D. capistratus (Spatangus capist.GoLDF.) 


2. D. ellipticus (Ananchytes eiliptieus Lk.) 7.D.carinatus ( y earin. GoLDF.) 
3. D. excentricus (Nuclenlites excentric.Münsr.)8.D. ovalis ( ! ovalis Park.) 

4. D.canaliculatus (Nucleolites canal. Münst.) 9. D. unalis (Schweitzer Jura.) 

5. D.granulosus ( ” granul.Münsr.) 10. D.ringens ( A RN) 


2. Holaster Ac. (Spatangus auctt.) Herzförmig; ein Scheitel, 
After oben; . Arten alle fossil, meist in Kreide. 


1. H. granulosus (Spatangus granul. GoLpr,) 6. H.complanatus(Spatang.compl.BLaınv.) 
2. H.hemisphaericus Spatangus hemisph.Prıt.) 7. H.intermedius( „ interm,Münsr.) 


3. H. luevis BA laevis Dervc.) 8.H.subglobosus€ „ _subglob. Lesk.) 
4, H.nodulosus (are A nodul. Gowpor.) 9.H.suborbicularist „ suborb,. DerFR.) 
5. H.planus « : planus Manr.) 10.H.truncatus (an trunc. Gounr,) 


3. Ananchytes Lmx. (Echinocorys Breyn et Gray, Galea et 
Galeolä Krrın.) Oval, ohne Rinne längs des vorderen Fühlerganges. 
After länglich. und längs gekehrt; Fühlergänge mit einem Scheitel, 


gerade nach oben, mit sehr gedrängten Poren. Arten fossil, in Kreide; 
olıne Noth nach dem Alter vervielfältigt. 
1. A. ovata Lk. 2. A. hemisphaerica Bren. 
(A. pustulosa L&.: Kern.) (A. quadriradiata LEsk.: monströs.) 

4. Hemipneustes Ac. (Spatangus auctt.) Herzförmig; der vor- 
dere Fühlergang mit kleinen, gleichen Poren ; die übrigen aus je zwei 
Reihen Doppelporen; die hinteren viel deutlicher als die mitteln, Eine 
Art, fossil, in Kreide. / 

1. H. radiatus Ac. (Spatangus radiatus Luk.) 

5. Micraster Ac. (Spatangus auctt., Brissoides Kreın, Amygdala 
et Ovum Pers.) Herzförmig; Rückentheil der Fühlergänge sehr ent- 
wickelt, etwas Stern-ähnlich, Arten meist in Kreide, einige tertiär, 
zwei lebend. 


1. M.amygdala (Spatangus amygd. Gıor,) 8. M.Goldfussii (Spatangus lacunosus G. 


2. M.Bucklandiüc(‘ „ Bucklandii .) nicht Gmer.) 
3. M. bucardium ( ‚i bucardium G,) 9. M.prunella « ni prunella Le. 
4. M.bufo HA, bufo Brex.) 10. M. acuminatus ( » acuminat. G.) 
5. M.cor anguinum(Spatang.cor anguin.L&.) I1. M.suborbicularis (Spatang. suborb. M.) 
6. M.cor, testudinarium (Spatangus cor tes- M. cunaliferus (Spatang.canaliferus L«.) 
tudinarium G.) M.Tlacunosus ( y lacunosusGmeL. 
7. M.gibbus (Spatangus gibbus Le&.) nicht GoLpr.) 


6. Spatangus Kırıw und Gray (Echinospatangus Breyn). Herz- 
förmig; eine breite, tiefe Rinne vom Mund zum Scheitel mit einem Füh- 
lergang aus sehr kleinen, gleichen Poren, die vier andern auf dem 
Rücken aus je 2 Reihen von Doppelporen, welche Reihen sich gegen den 
Scheitel und den Umfang einander nähern und somit Sterne (oder Blu- 
menblätter) bilden. Einige grössere schlanke Stacheln zwischen den 
kleineren. Arten in Kreide oder tertiär ; einige lebend. 


1. Sp. ornatus Bren. Sp. meridionalis Rıss, 

2. Sp. Desmarestii Münst. Sp. ovatus LEsK. 

3. Sp. Hoffmanni Goupr. 89. crux Andreae Lk, 
Sp. purpureus LEsKr. Sp. planulatus Le. 


7. Amphidetus Ac. (Echinocardium Pueıs. et Gray, Spatan- 
gus, A Bruaımv.) Herzförmig; Rinne vom Mund zum Scheitel tief; dar- 
in der Fühlergang mit sehr kleinen Poren zwischen die zwei mittlen 
hinein verlängert. Die vier paarigen aus je zwei mitten am Rücken zur 
Blattform auseinander weichenden Reihen von Doppelporen. Die grösse- 
ren Stacheln am Ende spathelförmig, die kleineren glatt. Arten eine in 
Kreide, zwei lebend. 

1. 4A. Goldfussii (Spatangus arcuarius GoLpr.) nicht Luk. 
d. Sebae (Echinocardium Sebae Gray) A. pusillus (Spat. pusillus Lrsk. 

8. Brissus Kıeın et Grar, Nuces Prers., Spatangus, DBraınv.) 
Vorn ohne Rinne; vorderer Fühlergang fast unmerklich, die 4 andern 
flachgedrückt, am Scheitel eine Art Kreuz bildend, das von einer bogni- 
gen Linie umschrieben ist; keine Stachelwarzen. Arten lebend, 8. 


9. Schizaster (Echinocardium Pa. et Grax; Spatangus, B Braısv.) 
' Herzförmig, hinten sehr hoch; Mundscheitel-Rinne lang und sehr tief; 


am Scheitel noch 4 andere Rinnen tief und ai die pARtigeR Fühler- 
gänge enthaltend. Arten eine tertiär, und eine lebend. 
(1. Sch. atropos (Spatargus atropos LK.) 2. Sch. Studeri (Italien). 


B. Familie der Ciypeastern. 


Mittelformen zwischen der ersten und der dritten Familie. Gestalt 
meistens kreisrund. Mund ziemlich zentral; After randlich, oben oder 
unten. 

10. Catopygus As. (Nucleolites auectt.) Eyförmig; Fühlergänge 
gleichmässig gegen den Scheitel zusammenlaufend. After oben. Arten 
in Oolithen, Kreide und tertiär. 


1. C. semirlobus (Nucleol. semigl. Münst.) 5. C. ovulum (Nucl. ovulum Lm«k.) 
2. C.carinatus ( „ carinat. GoLpr.) 6. C. depressus ‘ ( „  depressus BREN.y 
8. C.castanea RER castanea Bren.) 7. C. subcarinatus ( „  subearinatus G, 
4. C. pyriformis ( » pyriform. G.) 8. C. obovatus AG. (Kreide) 


11. Pygaster Ac. (Nucleolites et Clypeus auctt.) Kreisrund; 
Fühlergänge gleichförmig in den Scheitel zusammenlaufend. After gross, 
oben. Arten in Jura und Kreide. 

1. P. semisulcatus (Clypeus semisule. Prıt.) 2. P. depressus (Nucleolites depr, Münsr,) 


12. Galerites Lm«k. (Conulus Kreis, Echinoconus BrLaımv.) Kreis- 
rund; Fühlergänge schmal, mit entfernt stehenden Poren, gegen den 
Scheitel gleichförmig zusammenlaufend; Mund mittelständig ; After rand- 
lich, unten, Arten in der Kreide. 


1. @. vulgaris Luk. G. quadrifasciata BrugG. 
2. @. abbreviuta Luk. . G. sexfasciata DEFR. 
3. @. subrotunda ManT. 


sind Monstrositäten. ) 


13. Discoidea Kırın et Grar (Conulus Lesk., Echinodiscites 
Pners., Galerites Lux.) Fühlergänge breiter, Poren feiner und dichter 
als bei vorigem. Arten in Jura-Gebilde und Kreide. 


1. D. depressa (Galerites depressaLmk.) 5. D. rotula (Galerit. rotul. Bren.) 
2. D). speciosa Er, spec. Münst.) 6. D. rotularisKıein( „ rotularis L£.) 
3. D. albogulera ( „ albogal.auctt.) 7. D. macropyga Ac. in Kreide, 

4. D. canuliculata ( z canalicul. G.) 


14. Clypeus Kırın (Echinoclypeus Buaınv., Echinosinus Pners., 
Galerites Lm«., Nucleolites Derr.) Kreisrund, flach, Fühlergänge gegen 
den Scheitel und die Peripherie zusammenlaufend. After randlich, oben; 
Arten in Jurabildung, Kreide und tertiär. 


1. Ol. sinuatus Pırk. - 6. Cl. conoideus K(Echinoclyp. con, Lesk.) 
2. Cl. emarginatus Pnıı. 7. Cl,hemisphaericus( » hemisp.L«.) 
5. Cl. patella (Galerites patella Lk.) 8. Cl. testudinarius (Nucleol.testud. MünsrT,) 
4. Cl. orbicularis Pin. 9. Cl. scutella ( »  scutella G.) 


5. C8. Sow. "'i Ac. (Nucleol.Sowerb.Derr.) 


15. Nucleolites Lmx. (Echinobrissus Brexw, Clypeus Piurr. ) 
Eyrund oder herzförmig, Fühlergänge deutlicher am Scheitel als an der 
Peripherie, doch nicht blumenförmig wie bei vorigem. Arten in Oolithen, 
Kreide und tertiär. \ 


- m — 


1. N. scutata La. 6. lacunosa G. 

2. N. clunicularis (Ciypeus elunieul, Sm.) 7. scrobiculata G, 

3. N. dimidiata Ger dimid, Pıurtı.) 8. N. Olfersii As. (Kreide.) 
4. N. plunata Röm. 9. N. Grignonensis DErFR. 
5. N. cordata G. 

16. Cassidulus Lwk. (Nucleoliteswuctl.) Eyförmig, Fühlergänge 
blumenblätterförmig; After zwischen Scheitel und Hinterrand. Arten in 
Kreide und tertiär. \ 
1. C. lapis cancri L«. 3. C. complanatus Lx. 

2. C. patellaris (Nucleolites patell. GoLpr.) 

17. Fibularia Lk, (Echinocyamus Lesk. Gray, Echinoneus 
Gorpr.) Kugelig, zuweilen etwas länglich; Fühlergäuge blumenblätter- 
förmig; After zwischen Mund und Hinterrand. Arten in Kreide, tertiär 
und lebend. 


1. F. plucenta (Echinon. placenta G.) 5. F. Sufoleiensis Learn, 


2. F. subglobosa ( „ subglobosaG ) FE. cruniolaris GmeL. 
3. FE. ovata a ee ovat. Münst.) F. ovulum Lk. 
4. FE. scutata B scutatus Msr.) 


18. Echinoneus Purıs. Lx. (Echinanaus Kön., Echinoconus 
Breyn). Oval, etwas flach; Fühlergänge linear; After zwischen Mund 
uud Hinterrand. Arten lebend, 3. 


19. Echinolampas Gear (Echinanthus Leske., Clypeaster und 
Galerites Lk.) Eyförmig oder kreisrund; Vorderrand mehr oder weniger 
ausgeschnitten; Fühlergänge am Scheitel sehr breit, Blumenblätter-förmig, 
aneinander stehend, aber gegen die Peripherie hiu sich verschmälernd. 
After randlich, unten. Arten in Jurabildungen, Kreide oder tertiär; eine 
lebend. 


1. E. pentagonalis (Clypeast.pentag.Prıt.) 12. E. conoideus AClypeaster conoid. G.) 


2. E. fornicatus ( ih fornicatusG.) 13. E. Cuvieri ( Cuvieri M.) 
3. E. globosus (Galerites globos.Derr.) 14. E. ellipticus kiity)a elliptic. M.) 
4. E. Königii Gr. 15. E.hemisphuericu( u hemisp.L«.) 
5. E. Leskei (Clypeaster Leskei G.) 16. E. Kleinii Ki Eh Kleinii G.) 
6. E. Montmollini Ac. (Kreide.) 17. E. Linkiü Kr Linkii G.) 
7. E. productus Ac. (ib.) 18. E. politus ( N politusLk.) 
8. E. minor Ac. (tb.) 19. E. stelliferus ( . stellif. LK.) 
9. E. uffinis _ (Clypeast. affınis G.) 20. E. subeylindricut  « subeyl. M.) 
10. E. Bouei , Bouei G.) 21. E. trilobus CA. tritob. Der.) 


11. E. Brongniarti ( „ Brongtı. M.) E. orientalis GR. 


20, Clypeaster Lux. (Echinanthus Breyn, Gray; Echinodorus 
und Echinodiseus Puers., Lagana Gray, De Buamv.) Eyförmig oder 
‚fünfeckig; Fühlergänge und Scheitel in Form breiter, am Ende abgerun- 
deter Blumenblätter, After randlich, unten. Kruste sehr. dick; innere 
Höhle des Körpers durch senkrechte Säulen fächerig. Arten tertiär und 
lebend. 


1. Cl. marginatus Lmx. ‚CI. rosaceus Lmk. 
2. Cl. altus Le. Cl. subdepressus (Echin. subdepr. Gr.) 
3. Cl. Gaimardi Bronan. * Cl. ambigenus Bıaınv. 

Cl. Richards Desm. Cl. scutiformis Lux. 


21. Echinarachnius Leskz, Gray (Arachnoides Kıeın, 


— 250 — 
Echiuodiscus et Lagana Braınv. , Scutella Lmk.) Kreisrund oder eckig, 
' flach und scharfkantig; Fühlergänge wie bei vorigem; After randlich, 
Arten eine tertiär, andere lebend. 
1. E. lenticularis GR. E. placunarius (Scutella placun. Lk.) 


E. placeuta Gr. «Scutella plac, Lux.) E. latissimus ( 3 latissima L«.) 
E. parma Gr. ( 5 parmaLx.) E. Rumpfii (Echinodiscus Rumpfii Braınv.) 


22. Scutella Luk. Braımv. (Echinodiscus Lesk. Gr.; Mellita et 
‘ Rotula Krein; Lagana Braınv.) Flach, rund, scharfrandig; Fühlergänge 
wie bei Clypeaster, aber noch grösser, After unten. Arten 22, tertiär 
und lebend. | 


1. Sc. Altavillensis Derr. . 5. Sc. occitana Derr, 
2. Sc. gibberula SERR. 6. Sc. striatula SeRR. 
3. Sc. hispanica DErFR, 7. Sc, subrotunda Lk. 


4. Sc..nummularia DEFR. 


C. Familie der Cidariten. 

Kugelförmig, mit zweierlei Stacheln; die grösseren auf grossen Sta- 
chelwarzen, die kleineren um deren Basis und auf den Fühlergängen 
sitzend. Mund zentral, After auf dem Rücken, ebenfalls zentral, von 
‘besonderen Täfelchen umgeben und gegenüber dem hinteren Zwischen 
fühler-Strable. 

23. Cidaris Lmk. Fühlergänge schmal, mit kleinen zusammen- 
gedrückten Stacheln bedeckt. Zwischenfühler-Strahlen breit, auf jedem 
ihrer 'Täfelchen nur 1 grossen Stachel tragend, um welchen mehrere 


kleinere herumstehen. Arteu 37. — Im Juragebilde, in Kreide, tertiär 
und lebend. Die fossilen sind: 
1. Blumenbachü Münsrt, 13. C. SchmideliüiM. 
2. C. BuchiiM. 14. C. spinulosa Röm. 
3. C.coronata GoLDF. 15. C, regulis Gr. 
4. C.cerenularis Le. 16. C. clavigera Kön. 
5. C.fRlorigemma Pit. 17. C. corollaris Maxt. 
C. elongata Röm. 18. C. cretosa MAnT. 
6. C. glandiferaG. 19. C. clunifera As, (Kreide.) 
7.C. marginata G. 20. €. vesiculosa G. 
8. C.maxima M. 21. C. Timaria BRonun. 
9. C.monilifera G. 22%. C. discus Br. 
10. C.municata Röm. 23. C. rosaria BR. 
11. C.nobilisM.- 24. C.serraria BR. 


12. C.propinquaM. 

24. Diadema Grax (Cidarites Lx.) Flacher, Fühlergänge breiter, 
linear. Stacheln oft röhrenförmig; die Stachelwarzen durchbohrt, aber 
kleiner und zahlreicher, als bei vorigen. Arten in Juraformation und 
Kreide ; auch lebende. 


1. D. Bechei (Cidar. Bechei Bro».) 6. D. transversum Ac. (Jura.) 

2. D.subangulare( „ vagans PHILL,) 7.D.variolare (Cidar.variolaris Bren.) 
$. D.vagans ( »  subangularisG@.) 8.D.granulosum( „ granulosus G.) 
4.D.,mammillanum( „ mammill.Röp.) 9,D.ornatum ( „ ornatus G,) 
5.D. hemisphaericum.Ac. (Jura), 10. D. rotulare As. (Kreide,) 


dann 5 lebende Arten, 
25. Astropyga Ac. (Cidarites u Eine lebende Art, Cid. 
radiata, Lk. 


— 231 — 


26. Salenia Gray (Cidarites auctt). Die Täfelchen zwischen den 
Fühlergängen nur mit einer einzelnen grossen und undurchbohrten Warze. 
Um den After stehen ungewöhnlich grosse an ihren Rändern ineinander 
gelenkte Täfelchen. Auch die Eyleiter-Täfelchen sind sehr gross. Arten 
alle fossil in Jura- und Kreide-Formation. 

ı. S. Hoffmanni (Cidar Hoffm, Röm.) 3. S.scutigera Grax. 
2. S.hemisphaerica ( „ hemisph. R.) 4. S.peltauta Ac. (Kreide,) 

27. Echinometra Brevn, Purıs. Gray (Echinus auctt.)..... 
13 lebende Arten. | 

28. Arbacia Gray. (Echinus auctt.) Den Diademen ähnlich, 
aber mit undurchbohrten Stachelwarzen. Fühlergang - Strahlen schmal, 
Fühlergänge gerade und einfach, oder aus je 2 Reihen Doppelporen. In 
Jura, Kreide, tertiär und lebend. 


1. A. hieroglyphica (Echinus hieroglyph.G.) 5. 4. alutacea As. (Echin.allutac. G.) 
2. A.sulcata talk sulcatus G.) 6. A. radiata ( „ radiat. Höw,) 
3. A.nodulose € „ nodulosus M.) 7. A.pusilla ( „ pusillus M. 
4. A. granulosa ( . .granulosusM.) A. punctulata GR, 

4. pustulosa G. 

29. Echinus. Sehr regelmässig rund oder etwas eckig. Fühl:r- 
gänge aus Bogen-Segmenten zusammengesetzt, die von mehreren Poren- 
Paaren gebildet werden, und linear sind. Arten in Jura, Bells und 
tertiär, viele lebend. 


1. E. germinans PuıLı,. E. MilleriD. 
2. E. perlatus Desm. E. regalis Hön. 
3. E. lineatus G. und 11 andere. 


E.Menardi Dzsm. 


II. Ordnung: Stelleriden. 


Der Körper selbst sternförmig, die Strahlen beweglich und oft ästig; 
Mund mitten auf der Unterseite. 


A. Familie der Asterien. 


Eine gemeinschaftliche Mund- und After-Öffnung, ohne Zähne, Auf 
der Rückenfläche zwischen den Anfängen der 2 hinteren Strahlen ein 
höckeriges, blätteriges oder vielmehr faseriges Täfelchen, der sg. Madre- 
poren-förmige Körper. Vom Mund zur Spitze der Strahlen ziehen tiefe 
Rinnen, von mehreren Stachel-Reihen begleitet. 

1. Asterias Ac. (Astropecten Lınk; Crenaster LLoyp, Pentasterie 
Bramv., Stellaria Narno.) Sternförmig, die obere Seite getäfelt, die 
Strahlen flach, neben eingefasst von 2 Reihen grosser Täfelchen, welche 
kleine Stacheln führen. Arten lebend, A. aurantiaca Lim. etc. 

2. Coelaster Ac. Die innere Höhle umschlossen von Täfelchen, 
welche wie bei den Cidariten geordnet sind, und in deren Scheiteln man 
einen Stern von Fühlergängen sieht. Form der Asterien, Organisation 
der Crinoideen. Eine Art, in Kreide. | 

1. A. Couloni Aa. 
3. Goniaster Ac. (Scwiasterie und Platastörie Braımv.) Körper 


5eckig , eingefasst von einer doppelten Reihe breiter Täfelchen , die mit 


— 232 — 


Stacheln besetzt sind. Obere Seite knotig. Arten Bi ? Jura, Kreide 
und lebend. 


1. G. porosus Aa. (Kreide.) 4.63 neakiel (Asterias PER M.) 
2. @.Couloni AG.( „I ? 5. Asterias scutata_ | wenn nicht von’ 
3.6. guinqueloba (Asterius quinquel. G,) 6. Asterius stellifera, Crinoideen her- 


7. Asterias tubulata \ rührend. 


4. Ophidiaster Ac. Eine lebende Art (Asterias ophidianus Lamk.) 
5. Linkia Narvo. Drei lebende Arten (Ast. variolata Lmk. etc.) 
6. ?Pleuraster Ac. 2 fossile Arten. 

1.P... .(Asterias obtusa Gr. 2.P.... (Asterias arenicola G.) 


7. Stellonia Narvo. (Pentasterie Braınv., Solasterie Bram.) 
Sternförmig, ganz mit vorstehenden Stacheln bedeckt. — Arten viele 
lebende; dann wahrscheinlich 2 fossile. _ 

1. St... . (Asterias lanceolata G.) 2. St... . (Asterias lumbricalis G.) 
8. Asterina Narvo. (Asterias, C Bıaımv., Pentaceros Lınk.) 
Eine lebende Art, A. minuta. Lin. Y 
9 Palmipes Lime. (Palmasterie Braınv., Anseropoda Narno.;) 
Zine lebende Art, P. membranaceus. 
10. CulcitaAc. (Oreiller Bramv.) Eine lebende Art, A.discoideaLr. 


B. Familie der Ophiuren. 


Der Körper bildet eine gegen’ die 5 Strahlen abgegrenzte, runde, 
flache Scheibe; Arme verlängert, oft verästelt, unten obne Rinne. 

11. Ophiura Ac. (Ophiura, A Braımv.) Scheibe sehr flach. Strah- 
len einfach, beschuppt, mit sehr kurzen angepressten Stacheln. Einige 
lebende Arten (O. lacertosa etc.) 

12. Ophiocoma Ac. (Opbiura,, B Braınv.) Wie vorige, doch 
lange Stacheln. Einige lebende Arten (O, squamata etc.) 

13. Ophiurella Ag. Scheibe kaum unterschieden, Arten alle fossil. 
1. O.carinata (Ophiura carinata MünsrT.) 3. O.Milleri «OphiuraMilleri PrıLr.) 

2. O.speciosa( „  speciosa M.) 4. O0. Egertoni ( „  Egertoni Brop,) 

14. Acroura Ag, Ophiura sehr ähnlich, jedoch Schuppen statt 


der Stacheln an der Seite der sehr schlanken Arme. Eine Art, fossil. 
1. A. prisca (Ophiura prisca Münst.) 


15. Aspidura Ac. Scheibe auf der Oberseite durch einen Stern 
von 10 Täfelchen bedeckt; Arme verhältnissmässig dick, mit Dachziegel- 
ständigen Schuppen belegt. Eine Art, fossil. 

8. A. loricata (Ophiura loricata G.) 

16. Tricaster Ag. (Euryale auctt.) Arme am Ende gabelförmig 
getheilt. Lebende Art (Euryale palmifer Lx.) 

17. Euryale Lx. (Astrophyton Lın«; Gorgonocephalus SuAw). 
Scheibe fünfseitig; Arme von der Basis an mehrmals getheilt. Fünf 
lebende Arten. 


C. Familie der ÜCrinoiden. 


Darmkanal mit doppelter Mündung, diese jedoch zuweilen zwischen 
den Armen versteckt. Mitte der Rückenfäche meistens an einem bieg- 
samen Stiel angewachsen. 


Be * > Mk 


(A.. Freie, ungestielte.) 
18. Comatula Link, (Astrocoma Bramv., Decameros Link, An- 
tedon Frem., Alecto Leac#.) Lebende Arten. (C. medituranea etc.) 


19. Comaster Ac. (Comatula auctt) Wie vorige, doch die 
Arme mehrmals verästelt. Lebende Arten. (C. multiradiata etc.) 


20. Pterocoma Ac. Scheibe verschwindend, Arme ganz tief, 
gabelig und fiederästig. Eine Art. 


1. P. pinnata (Comafula pinnata GoLpr.) 


21. Saccocoma Ac. Frei. Die Scheibe in Form eines runden 
Beutels, an dessen Rand 5 schlanke, bis zur Basis einfach gabelige, ge- 
fiederte Arme eingelenkt sind. Die 3 Arten fossil, in lithographischen 
Jura-Schiefern. 

1. S.tenella (Comatulatenella GoLprF.) 3. S. filiformis (Comatula filiformis G.) 
2. S, pectinutu Comatula pectinata G.) 

22. Glenotremites Gorpr. scheint nur die Scheibe eines mit 
Comatula verwandten Crinoiden und auf keine Weise näher mit den 
Echiniden verwandt zu seyn. Die durchbohrten Vertiefungen der Ober- 
fläche würden dann als Insertions-Stellen für die Rücken-Arme, statt für 
Stacheln, anzusehen seyn; die 5 Rinnen um den Mund wären die der 
Haupt-Arme. Auch stehen noch 5 trichterförmige Öffnungen um densel- 
ben. Eine Art, fossil, in Kreide. 

1. Gl. paradoxus G. 

23. Ganymeda Gr. Hiemit verhält es sich, wie mit Glenotre- 
mites, wovon sich dieses Genus durch den Mangel der 5 Trichter-Öff- 
nungen und der 5 damit abwechselnden Rinnen um den, Mund unter- 
scheidet. Der niedergedrückte Raum des Scheitels ist viereckig. - Eine 
Art, . lebend. | 
1. G. pulchella Gr. 

24. Marsupites Manr. (Marsupium Kön., Marsupiocrinites Braınv.) 
Scheibe aus grossen vieleckigen Täfelchen, wovon eines in der Mitte des 
Rücken-Scheitels liegt, ohne Spur eines angeheftet gewesenen Stieles. 
Drei Kreise von Täfelchen bilden die Seiten der Scheibe, welche die Ge- 
stalt eines Beutels hat, auf dessen Rande 5 Arme stehen. Der Mund 
ist noch von vielen kleinen Täfelchen umgeben. Eine fossile Art in 
Kreide. 

1, M. ornatusM. 

In die Nähe dieses Geschlechts gehören vielleicht die schon oben 
angeführten Täfelchen von Asterias scutata, A. stellifera und 
A. tabulata. 


‚- 25. Phytocrinus Buaıv. (Hibernula Frem., Pentacrinus Tuomps.) 
Stiel rund und gegliedert, kahl. Scheibe rund, auf dem Rücken aus 
einem Stücke, welches einer Kreis einfacher Rücken-Arme und näher 
‘am Rande einen Kreis gegabelter und vom Aten Gliede an gefiederter 
Arme trägt; die ersten Glieder derselben berühren sich mit der Basis. 
Zine Art, lebend. 


v4 


_ 231 — 


Ph. Europaeus BLaınv. (Pentaerinus Europaeus Tuomps, ®), 

796. Pentacrinus Mır. (Pentagonites Rırr.) Stiel mehr 
oder weniger 5kantig, mit entfernt stehenden Wirteln einfacher Äste. 
Die Scheiben-Arme an den Stiel befestigt, jeder mittelst eines keilförmi- 
gen Stückes, wonach 2 einfache Täfelchen folgen, worauf sich die Arme 
einmal, später zum 2ten Male gabeln und sich endlich in viele an den 
Rändern gefiederte Anhänge theilen. Die Eingeweide-Höhle zwischen 
derBasis der Strahlen ist von oben mit vielen kleinen Täfelchen bedeckt. 
Arten: eine lebend und viele fossile ”*) in Muschelkalk, in Jura-, Kreide- 
und Tertiär-Bildungen. Man könnte diejenigen als Cladocrinus be- 
zeichnen, deren Hüifs-Arme entfernt stehende Wirtel bilden. 


1. P. dubius Goror, - 9. P.scalaris GoLpr. 

2. P. basaltiformis MıLt. 10. P. subangularis Mııt, 

3. P. Briareus Mıır. 11. P. scriptus Röm. 

4. P. cingulatus Münsr, 12. P. subsulcatus Münsr. 

5. P. moniliferus Münsr. (nicht MıtL.) 13. P.subteres Münsr. » 

6. P. annulatus Röm. 14. P!tuberculatus Mırt. 

7. P. pentagonalis GoLpr, 15. P. moniliformis Mırr. (nicht Müxsr.) 
8. P. laevis Mıtr. 16. P. subbasaltiformis MıLı. 


P. caput Medusae Miırr. (lebend.) 


27. Isocrinus H. v. Mey. Den Pentacrinen sehr nahe; der Stiel 
mit einfachen Armen. Aber die ersten Glieder der Scheiben-Strahlen 
bilden keine (keilförmige) Vorsprünge; dagegen ist der obere Theil des 
Stieles mehr entwickelt. Eine Art, fossil, in Jura-Kalk. 

4. J. pendulus v. Mey. 


28. Encrinus Gurrr. Stiel rund und glatt; Scheibenstrahlen an 
ihrer Basis gebildet aus 3 aufeinander folgenden einfachen Gliedern, auf 
deren letzten sich 2 Reihen kleinerer Glieder einlenken, deren jeder noch 
weiterhin 2 gegliederte und gefiederte, auf ihrer Basis bewegliche Arme 
trägt. Arten zwei in Muschelkalk. 

1, E. liliiformis auctt. 2. E. Schlotheimii @uenst. 


29. Apiocrinus““*) Mırr. (Astropoda Derr., Ceriocrinus Kön. ; 
Pomatocrinus et Symphytocrinus Kön.) Stiel rund und glatt, aufwärts 
gegen die Strahlen allmählich verdeckt, welche zuerst aus je 3 aufeinan- 
der liegenden Gliedern in Wechselstellung mit 5 vom Stiel abgetrennten 
Täfeichen bestehen, sich dann gabelu und fiederartig werden. Basis.des 
Stieles verdickt. Alle Arten fossil in Jura- und Kreide-Bildungen. 


1. A. elongatus Mıtı. 6. A. obconicus G. 
2. A. flexuosus G, 7. A. Prattii Gr. 

8. A. incrassatus Röm. 8. A. rosaceus SCH. 
4. A. mespiliformis ScHLoTH. 9. A. ellipticus MırL. 


5. A.Milleri Scn. 


*) Tuompsor sucht neuerlich zu beweisen, dass dieses Thier nur die jugendliche Form 
! von Comatula seye, die sich bereits vom Stiele abgelöst und mehr Fiederchen 
aus den Armen getrieben habe, y Br. 
s*) Da der Vf. den Charakter nicht hauptsächlich i in die Zeichnungen der Gelenkflächen 
der Stielglieder setzt, so fällt die Art des Übergangskalks weg. 
**:) Um die ohnehin langen Namen abzukürzen, verwandelt der Vf. Apiocrinites in 
Apriocrinus u.s.w. — Die zweifelhafteren Arten übergeht er für jetzt uoch. 


- 12335 — 


30. Eugeniacrinus Mırz. (Symphytocrinus Kön.) Stiel rund 
und nackt, aus wenigen, langen Gliedern. Jeder der 5 (selten 4) Strah- 
len hat in seiner Basis ein starkes, verdicktes Glied, das mit seinen 
Nachbarn verschmolzen ist; .... . ob sie sich verästeln, ist nicht be- 
kannt (E. mespiliformis Gorpr. aus Grauwacke scheint ein ande- 
res Genus zu bilden). Alle Arten fossil, in Jurabildungen. 


1. E. caryophyllatus Goıpr, 5. E.moniliformis Münst. 
1. E. compressus pi 6. E.nutans Gor.or. 

3. E. Hausmanni Röm. : 7. E. pyriformis Münst. 

4. E. Hoferi Münst. 8. E. quinquangularis Mıır, 


31. Solacrinus Goupr. Scheint auf den ersten Anblick vom vo- 
rigen nur abzuweichen durch besondere kleine Glieder zwischen der 
Basis der Strahlen. Dennoch scheint es sich den Comateln und Gleno- 
tremiten mehr zu nähern. Stiel sehr kurz, an seinem unteren Ende ab- 
gerundet, daher wahrscheinlich nicht angewachsen; auf seiner Oberfläche 
mit Eindrücken versehen, welche zur Anheftung von Armen, wie die Rücken- 
Arme der Comateln sind. Arten 3 fossile, in Jura-Gebilden. 


1. S. costatus GoLprF. 3. S. Jägeri GoLpr. 
2. S.scerobiculatus Münsr. 


32. Rhodocrinus Mırı. Stiel gerundet, Nahrungs-Kanal 5kan- 
tig; Basis der 5 Haupt-Strahlen aus 5 kleinen Gliedern, über denen sich 
je 2 etwas grössere erheben, worauf kleinere und minder regelmässige 
Täfelchen die Eingeweide-Höhle von unten schliessen, von deren Rande 
5 wie bei Pentacrinus verästelte Strahlen entspringen. Arten fossil, in 
Grauwacke und Koblenkalkstein. Scnuorseims Rh.echinatus mit ge- 
stacheltem Stiele aus Jurakalk wird wohl ein besonderes Genus bilden. *) 


1. Rh. canaliculatus Goıpr, 4, Rh. crenatus G. 
2. Rh. gyratus G. 5. Rl. verusM, 
3. R. quinquepartitus G. 6. Rh, quinquangularisM, 


33. Actinocrinus Miırr. (Rhodocrinus Kön.) Verschieden vom 
vorigen durch einen runden Nahrungskanal, durch zahlreichere und nin- 
der regelmässig gestellte Täfelehen an der Seite der Scheibe. Arten 
fossil in Grauwacke und Koblenkalk. | 


1. A. cingulatus GoLpr, 7. A.laevis M. 

2. A. granulatus G. 8. A. polydactylusM, 

3. A. moniliformis MıtL. 9. A.tesseratus G, 

4. A. muricatus G. 10. A. triacontadactylus M, 

5. A. nodulosus G. ll. A. tesseracontadactylusM. 


6. A. Gothlandicus G. 

34. Melocrinus Gorpor. Von beiden vorigen nur dadurch ver- 
schieden, dass die Basen der 5 Hauptstrahlen mit 5 Täfelchen am Ende 
des Stieles abwechseln, und die Täfelchen, welche die Eingeweide-Höhle 
oben schliessen, grösser als jene sind, welche zwischen der Basis der 
Strahlen stehen. Arten fossil in Grauwacke und Kohlenkalkstein. 

1. M. gibbosus G. 2.M.laevisG. 3. M. hieroglyphicus G. 


*%) Er dürfte dem Apiocr. Goldfussii VoLtz angehören. Br. 


y 


a 


35, Eucalyptocrinus Goror. Eingeweide-Höhle geräumig; am 
Grunde umgeben von 5 Täfelchen, welche wit 3 Reihen von 10 Täfelchen 
wechseln, auf deren Rand die Strahlen eingefügt sind. Eine Art in 
Grauwacke. 

4. E.rosaceus G. 

36. Poterioerinus Mırr. Stiel rund mit rundem Kanal, Ein- 
geweide-Höhle seitlich mit 3 Wechselreihen aus je 5 grossen 6seitigen 
Täfelchen, wovon die oberen 5 gabelige Strahlen aus verlängerten Glie- 
dern tragen. Arten fossil in Kohlenkalk. 

4.'P. crassus M. . 2. P,tenuisM. 

37. Platycrinus Mırr. Basis der Strahlen aus 5 grossen Täfel- 
chen, welche unter sich zusammenhängen und mit vom Ende des Stieles 
abgesonderten Stücken in Wechsel stehen. Auf ibrem Rande stehen die 
5 Strahlen, zwischen deren Basen man 5 kleinere Täfelchen unterschei- 
det; andere sehr kleine schliessen die Eingeweid-Höhle von oben. Arten 
fossil in Grauwacke und Kohlenkalk. 


ı. Pl. ventricosus G. ' 5. Pl.striatusM. 

2, Pl. granulatus M.. 6. Pl. laevis M. 

3. Pl. pentangularis M. 7. Pl. tuberculatus M, 
4, Pl.rugosusM. 8. Pl. depressus G, 


38. Cyathocrinus Mırz. Zwei Reihen (statt einer, wie bei 
vorigem) von grosse Täfelchen um die Eingeweide-Höhle, Zwischen 
dem Grunde der Strahlen ein kleines sechsseitiges Täfelchen.  Siiel- 
rund oder 5kantig, mit kleinen einfachen Hülfsarmen. Arten fossil, in 
Grauwacke und Kohblenkalk. 

4. C. geometricus G. 5. C.planusM., 

2. C. primatus G. 6. C. quinquangularisM, 
3. C. rugosus M. 7. C. abbreviatus M. 

4. C. tuberculatusM. 8. C. pentagonus G. 

39. Sphaeronites Hıisınser (Echinosphaerites WAHLENBERG). 
Der Vf. kennt nur unvollständige Exemplare. Das Genus steht Cyatho- 
erinus sehr nahe. Arten fossil, in Grauwacke. 

4. S. pomum Hıs. S. granatum WAHLENB,. 
2. S. aurantium WARLENB. S. Walılenbergii Esmark. 

40. Caryocrinus Say. Eingeweid-Höhle umgeben von viel- 
seitigen Täfelchen, welche 2 Reihen von 6 und eine von 8 Täfelchen 
bilden, deren 4 zweitheilige Strahlen tragen. Arten fossil; in Grauwacke. 
4. C. ornatus Say. 2. C. loricatus SaY. | 

41. Cupressocrinus Goror. Stiel rund; Kanal kreuzförmig; 
an seinem Ende 5 verdickte Stücke, zwischen welchen die 2 ersten und 
kleinsten von der Basis der Strahlen eingelenkt sind, auf denen sich 
grössere in Form von Pyramiden erheben, auf deren Rändern kleine be- 
wegliche Anhänge stehen. Arten fossil, in Grauwacke (C. gracilis GoLpr. 
scheint eher ein Cyathocrinus.) 


C. erassus G. 


42. Pentremites Sar. Körper etwas 5kantig; auf sehr kurzem 


= BER 


Stiele erheben sich 5 getrennte Stücke, über denen 5 Strahlen von Py- 
ramiden-Form, wie die Zwischenstrahlen-Felder der Echiniden stehen; 
dazwischen 5 Strahlenfelder, die an der obern Fläche des Körpers sehr 
breit sind, und an dessen Spitze 5 grosse Löcher damit in Wechsel 
stehen. Dieses Genus nimmt mithin an den Charakteren aller Echino-. 
dermen-Familien Statt, wie es eines der ältesten ist. 


1. P. florealis Say, 4. P. pyriformis Sav. 
2. P. ovalis Say. 5. P. ellipticus Sow. 
3. P. Derbyensis Sow. 6. P. globosus Sax. 


Becks: über das Vorkommen fossiler Knochen in dem 
aufgeschwemmten Boden des Münsterlandes (Karst. Arch. f« 
Min., 1835, VIII, 390—417, Taf. IV und V.) Das Diluvial-Land im 
Münsterschen, überall unmittelbar auf Kreide liegend, besteht in Thon 
und Sand, wovon der letztere da, wo beide Gebilde zusammen vorkom- 
men, stets über dem Thone liegt, eine gelbe oder eine schwärzliche 
Farbe besitzt und eine Mächtigkeit von 20’—30° erreicht, wesshalb der 
Thon nur da aufgeschlossen zu seyn pflegt, wo Flussbetten tiefer ein» 
schneiden, oder Brunnen u. dgl. gegraben werden. Der Thon allein ist 
es, welcher die fossilen Knochen enthält, nie der Sand; wesshalb diese 
denn auch nur längs der Flussbetten gefunden zu werden pflegen, wie 
‘an der Lippe, der Ems und der Werse. Am reichsten hat sich aber 
das Lippe-Bett erwiesen, wo die Knochen von oberlalb Lippstädt an ab- 
wärts bis Dorsten gefunden worden sind: wohl desswegen hauptsächlich, 
weil die Schifffahrt und die für sie nöthigen Flussbauten an diesem 
Flusse mehr Veranlassung gegeben haben. Die Knochen pflegen überall 
nur einzeln vorzukommen; nur bei der Stadt @esecke wurde 1833 auf 
dem Wege nach Büren ein ganzes Elephanten- Skelett, aber in einem 
völlig aufgelockerten und zerfallenen Zustande gefunden. Alle Kuochen 
mit Ausnahme der Pferde-Gebeine haben ihre sämmtliche Gallerte ein- 
gebüsst. Wenn sie im Trocknen aufbewahrt werden, so schälen sich 
allmählich viele dünne Lagen von deren Oberfläche ab, bis der ganze 
Knochen zerfallen ist. Sie lassen sich nur dadurch aufbewahren , dass 
man sie mehrmals mit Auflösungen von Gummi arabicum tränkt, nach 
dem man den entstandenen Überzug inzwischen jedesmal wieder trocken 
werden liess. Die meisten der aufgefundenen Knochen sind in das Museum. 
zu Münster, andere in das des Fürsten Bentuzım gekommen, einige sind 
für jenes zu Bonn erworben worden; einzelne finden sich in den Hän- 
den von Privatleuten. Alle unten genannten Reste stehen in dem erste- 
ren beisammen; alle, von welchen nicht ein anderer Fundort angegeben 
worden, stammen von der Lippe. Es sind: | 

I. Von Elephanten: mehrere Stosszähne bis von 7' Länge; — 
mehrere Backenzähne auf verschiedenen Graden der Abnutzung, 004 
bis 0m09 breit, mit 12 — 15 Lamellen, alle von E. primigenius her- 
rührend, — ein beschädigter Atlas, 0,16 lang, — wie ein erster Rückenwirbel 


m 


_ 1238: — 


ebenfalls etwas beschädigt, mit 0,07 langem Körper und 0,07 weitem 
Kanale; — mehrere Rippen, wovon eine vollständige über die Wölbung 
0,87 Länge zeigt; — vom Becken das ungenannte Bein meh } Is, wor- 
unter sich das besterhaltene durch zwei Merkmale von dem des E. pri- 
migenius bei Cuvıer unterscheidet, indem nämlich die Pfanne 0,16 
Durchmesser, das ovale Loch fast 0,14 Länge und fast 0,07 Breite be- 
sitzt, während Cuvier bei letztgenannter Art für die Pfanne 5‘ und für 
die Länge des ovalen Loches 6‘'6‘'‘ umgibt (Ann. Mus. VIII, 256), und 
iadem zwischen dem oberen Ende des Schambeines und dem innern 
Rande der Pfanne eine fast kreisförmige Vertiefung von fast 0,05 
Durchmesser vorkommt, welche sich gegen das Schambein hin ausebne 
und in der von Cuvıer gegebenen Abbildung nicht bemerkt wird, so dass 


dieses Becken eine andere Art anzudeuten scheint. — Ferver ein Ober- 
schenkelbein , ohne Epiphysen 0,83 lang, mehrere Oberarmbeine , stets 
ohne :obern Kopf, — zwei Ellenbogenröbren ohne untere Enden, — eine 


Speiche ohne untere Epiphyse. 


II. Vom Rhinozeros: mehrere Backenzähne, ganz ähnlich denen 
bei Cuvier (Ann. du Mus. VI, pl. ı, fig. 1—3, undlll, pl. ıu, fig.1,5), — 
einige nicht ganz vollständige Oberarmbeine, — zwei durchaus vollstän- 
dige linke Speichen von 0,37 Länge mit 0,12 breiter oberer und 0,14 
breiter unterer Gelenk-Rolle, — eine Ellenbogenröhre, — einige Atlasse, 
worunter einer dem bei Cuvier (I. c. VII, T£f. vn, Fg. 7) entspricht, der 
andere von einer abweichenden Art ist, und welche der Vf. beide ver-' 
gleichungsweise abbildet (Tf. 1V, Fig. A und B) und beschreibt; er hat 
an des Basis der obern (vordern ?) Randes seiner Queerfortsätze eine viel ge- 
ringere Ausschweifung von nur 3‘ statt 13‘ Breite etc. Keine dieser 
zwei Nashorn-Arten wird vom Vf. näher bestimint. 


UI Vom Ochsen, und zwar dem Lithauischen Bos urus!’ ein 
Schädel mit gewaltigen, 2‘ vor der Hinterhauptleiste entspringenden Horn- 
zapfeu u. e. a. Reste; einige aus dem Werse-Bett. 


IV. Von Hirschen: Zwei unvollständige Schädel, mehrere Ge- 
weih-Stücke und einige Knochen der Extremitäten. Das charakteristische 
Schädel-Stück ist Taf. V (Fig. 1— 3) abgebildet; auch ein dort vorge- 
fundenes ‚Geweihstück (Fg. 4), welches unten am Rosenstock abgebro- 
chen, unten etwas platt gedrückt, 0,09 dick, 0,38 lang erhalten, nach 
oben schaufelförmig verflächt, am Ende 0,05 dick und über 0,15 breit, 
und durchaus ohne Augsprossen ist, daher offenbar einer ausgestorbenen. 
Art [dem Hirsch mit dem Riesengeweih?] angehört hat. Der zweite 
Kopf jedoch scheint dem Vf. nur geschlechtlich vom vorigen verschieden 
zu seyn, da er kleiner, ohne Geweih-Zapfen, an der Stirne schmäler 
und mit schwächerer Hinterhauptleiste versehen ist. Vom gemeinen 
Edelhirsch sind mehrere Geweihe im Werse-Bett vorgekommen. 

V. Vom Pferde: Backenzähne u. a. Theile, ganz mit denen des 
gemeinen Pferdes übereinkommend, auch durch ihren Gehalt an Gallerte 
ein jüngeres Alter verrathend, obschon sie in gleichen Gegenden (Lippe) 


Ri: 1 er 


wie vorige Arten gefunden worden. Doch ist die Gleichheit der Schich- 
ten nirgends nachgewiesen. 

Der Vf. findet die Erklärung schwierig, wie der nordische Auerochse 
in demselben tropischen Klima wie die Elephanten und Nashorne habe 
leben können, und möchte daher vermuthen, dass, trotz der Ähnlichkeit 
in den einzelnen Knochen, die fossile Art von der lebenden verschieden 
gewesen seye, 


, 


Desnayes: Berichtigte Bestimmungen einer von AÄNDRzE- 
sowskı an Bov£ geschickten Sammlung fossiler Konchylien 
Podvliens (Bullet. geol. 1835, VI, 321—32.) 


ANDRZEJOWSKT’s DESHAYES” ANDRZEJOWSKI’S DEsHAYESs’ 

I N A A m ——__ nn 
Benennungen. Benennungen. 
Corbula |Cytherea .,- 

gibba Corbula gibba| eryeina Cytherea?Ery- 

n. Sp»  eina. 

Volhynica einzige Art, Venus 

elliptica der C. nucleus| tricuspis | Venus 

Gaetani sehr nahe, littorea N 
Lutraria Lutraria ellip- | Astarte 

tica var. incrassata Astarte in- 
Mactra / crassata. 
_ eyrena Mactran.sp. pulchella Venus radiata 
triangula ? jun. 

striateHli ist die erste Art. senilis Cytherea mul- 

chamata Mactran. sp. tilamel. var 
Erycina Puschii Oytherean.sp. 

macrodon Corbula =. sp». pseudodysera Venus casina 
affin, C. eom. auricularis. = oe 
planatae. staDun, 
apelina dieselbe. 4 obtusa 

R planata 
Amphidesma Sepg.M. 


elliptica Amphidesma el-| Cardium 
liptica. eiliare Cardium echi- 
Tellina natum 
rostralina Tellina?%juvenilis) Le&.var. 
Donax Donax. Pallasianum R exigu- 
Lucina um Mont. 
irtegularis Lucina gibbo-| _semialatum 5 obli- 
sula Lmk. quum 
nummularia Luecinanummn- Jun. 
larian. sp.| verrucosum x N. sp. 
columbella „  eolum-.| obliquum & n.3D.);. 
bellavar, lithopodolicum- | nieht C. obli- 
notabilis. quum Lmk. 
nivea on: niveanm. pusillum €. praeced. 
sp. quadrangulum | Jun, 
eburnea »„  eburnea | Venericardia' 
- 9.3. |  aculeata Venericardia 
Cytherea i N. SD. 
nitens Cytherea chio-| Planicosta Venericardia 
ne var. brevior, 4 n. sp. 


Jahrgang 1837. 


16 


x 


20 — 


ÄNDREJOwsKI’s Desnayrs’”. * ANDRZEJOWSKI’s. Desnavzs’ 
DD — m Dr 
Benennungen. Benennungen, 

Venericardia Venericardia Turbo 
orbicularis suleata' GRaneneneis 
tunculiel en wer. können blei- 
-numismalis Pecetunculus. 'scobina- E 
affınis De ID» Monodont 
: Pect.  ?glycime- mer 
orbieulus RN sıy Araonis Monodonta eo- 
Plumstedicus Pect. Plumste- Y ratkıue 
diensis. ar mammilla Monodonta,bleibt, 
variabilis Pect. eglyeime-|Rissoa 
ris var. striatuläa Rissoa cochlea- 
nummiformis Peet. ar obigem nu- rella 
4 mısmalls, . 2 E 
" ar semicostata Riss, cost 
gracilis Picet. gracilis =. |  inflata : ostatavaur, 
" sp- turbinea x \ Ar: 
rca i 
barbata Arcabarbata ne 2 lim kei 
Rue Arcalactea'var, reticulata „ bleibt. 
Nucula . |Melania a 
margaritacea N ne margsarı-| Bichwaldi Melania spira- 
AR lissima Dus, 
lsocardia unbestimmb. Kern. rugulosa Melania N bleibt 
? varicosa x 4 h 


Chama 


pseudogryphina Le.Chama asper illa 


squamosa 


Mytilus ® 
plebejus 


navicula 
marginata 


Spondylus 


antediluvianus 


Pecten 
Besseri 


elegans 
striatus 
graeilis 
Calyptraea 
Duboisii 
Turritella, 
bicarinata. 
Archimedis 
fasciata 
Trochus 
atulus 
; % 
turgidulus 


ereaulatus 


Puschii 


‚granulato striatus x 


celina 
subcarinatus 


Andrzejowskii 


striatus 
Zukowcensis 


Lk. 
Chama unbestimm- 
bar. 


?2Modiola ceym- 
baeformis SEDEG. 


Modiola navi- 
cula 

Modiolamargi- 
nata. 


Plicatulı 


Pecten ?Burdi- 
galensis var. 
Pecten elegans 


Pecten striatus 
Pecten graeilis 
Patella 


Turrit. terebra 
Lm«K. 
Turrit. Archim:- 


dis, 
Turrit. Archime- 
dis var. 


Trochus patulus 
lis Sepew. M. 
Trochus:. turgi- 

dulus. 
Trochus Daude- 
 _ bardivaer, 
Trochus Puschii 
granu- 

lato striatus 
Trochus celina 
» n. sp. 
“ jowskii; 
‘Trochus striatus 

2 ?conu- 

lus vur. 


variabi- 


eV 
m nn 
— 


? melanopsis 


Neritina 
ornatula 


Natica 
? spadicea 


epiglottina Pusch. 


helicina Lmk. 


Fusus 
acutiformis 
‚polygonatus 


Pleurotoma 
tuberculata 


suturalis _ 
glaberrima 
minuia 
gracilis 
Cerithium 
plicatum 


pygmaeum 


Campanicum , 
gibbosum 
rubiginosum 
calculosum 
baccatum 


pietum 


coronatum 
Turritella 
Triton 
Eichwaldii 
enncellinus 
Murex 
plicatus 
angulosus 
‚scabridus 
tortuosus 


» acuta, 
bleibt. 
Natica Guille- 


mini PayrR, ' 
Natica ?Dillwy- 
nii,. 

Natica maculo- 
sae uffin. 


Fusus bleibt. 
x sublava-, 
tus Basrt, 


Pleurotoma tu- 


berculosa., 
Pleur. id. 


» » 
» 


var, 


{ bleibt. 
\ 


” » 


Cerithium ». sp. 


Cerith. (Latreil- 
lii PaxR, 
reticu- 
latum. 
bleibt, 

* N. sp. 
„ pictum 
var. 

Cerithium pie- 

tum var. 


Cerithium id. 
Cerithium id. » 


Triton cbleibt,) 
jun. 


Murexm. sp. 


- N bleibt. 


ur 21411 — 


' 
\ 


ANDRZEIOwsRT’s Desuaxes’ ANDRZEJOWSKI’S DESHATER’ 
m ——_ nn | m nn 
Benennungen, Benennungen, 
| 
Bulla Cyelostoma 
Lajonkairiana var, Bulla n. sp. !  Bialozurcense Cyelostoma! peibt. 
. |  rotundatum N 
Lichtensteinii e bleibt. | 
lignarioides o bleibt, 1 


H. RB. Görrert: über den Zustand, in welchem sich dieg 
fossilen Pflanzen befinden, und über den Versteinerungs- _ 
Process insbesondere (PoserNnD. Annal. d. Phys. 1836, XXXVII,® 
561—573, und XXXIX,, 222—223). Wir haben schon eine vorläufige 
Nachricht über diesen Gegenstand mitgetheilt (Jahrb. 1837, 8. 117.) 
Hier das Ausführlichere. Verwandlung durch Feuer. Gewöhnlich 
liegen Pflanzentheile älterer Formationen wie verkohlt, höchst selten aber 
nur gebräunt, noch völlig biegsam und wie getrocknet zwischen den 
Schieferplatten. Doch hat der Vf. einen Saamen der Art aus der Por- 
phyrkohlen-Formation von Charlottenbrunn und eine neue Alethopteris 
in weisslichem Thone der Steinkohlen-Formatiion aus den Thoneisenstein- 
gruben von Kreutzburg in Oberschlesien vor sich.”) An ersteren 
kann man die zellige Struktur, an letztern die gestreiften Gefässe der 
Blattnerven, das Zellgewebe des Parenchyms, die netzförmige Oberhaut 
und sogar die Stomate wieder erkennen. Nach dem Glühen der Stein- ° 
kohlen-Fahren bleibt, wie an denen der Jetztwelt, ein aus Kali bestehen- 
des Skelett zurück, welches aber durch Wasser bis auf einen kleinen 
kieseligen Rückstand sogleich aufgelöst wird, zum Beweise, dass vor 
oder während der Einschliessung diese Pflanzen in Thon das Wasser unmög- 
lich lange auf dieselben eingewirkt haben könne, wie denn auch Karsten bei 
der chemischen Zerlegung des fossilen Holzes und der Braunkohle kein 
feuerbeständiges Alkali erhielt. — Bıingt man frische Fahren, Dikotyle-' 
donen u. s. w. zwischen weiche 'Tbonplatten, trocknet diese im Schatten 
und erhitzt sie allmählich bis zum Glühen, so kaun man den fossilen 
Pflanzen täuschend. ähnliche Produkte erhalten: von dem gebräunten bis 
-zum völlig verkohlten Zustande, selten jedoch glänzend schwarz auf der 
Platte fest anliegend ; bei anhaltendem Glühen bis zur Zerstörung alles 
Organischen bleibt der blosse Abdruck zurück, wie von den Pflanzen in 
der Schlesischen Grauwacke, im Kohlensandstein und von den zablrei- 
chen Dikotyledonenblättern in Quadersandstein. Die geringe Menge von 
Kohlenstoff, welche die Pflauze liefert, durchdringt dabei die benachbar- 
ten Thonlager bis zu völliger Schwärzung,, woraus hervorgeht, dass 
man die schwarze Farbe der Kohlenschiefer nicht von beigemengter 
Steinkohle herzuleiten brauche, so wenig als die in den fossilen Ab- 
drücken enthaltene schwarze Masse als Steinkohlenmasse zu erklären 


*) Derselbe Fall tritt sehr ausgezeichnet ein bei den Cycadeen der neuen Welt 
bei Basel. en Br. 


u 

ist. — Nichts an den in Schlesien, Berlin und Prag untersuchten Pflan- 
zen der Steinkohlen-Formation verrieth dem Vf. die Spur einer durch 
Fäulniss veranlassten Destruktion, wesshalb man annehmen kann, dass 
die Steinkohlen-Formation ein vollständiges Bild der damaligen Vegetation 
liefere, und auf Linorry’s Versuche über die verschiedene Einwirkung 
von Fäulniss auf verschiedene Pflanzen-Familien nicht zu grosses Ge- 
wicht legen darf. 

Einwirkung des Wassers. Dieser Resultate ungeachtet glaubt 
der Vf. doch, dass die Umbildung der fossilen Pflanzen viel häufiger 

Gzuf nassem, als auf trockenem Wege erfolgt seye, weil er sich sonst 
=. die oft an einem und demselben Holzstücke vorkommende lagen- _ 
eise Verwandlung in Holz, Kohle oder Stein genügend zu erklären 
wüsste ‚ welche schon im XVI. Jahrhundert Bartuasar Kuein und 
Maıruiorus (epist. edit. Bausm. III, p. 142, Lugd. Bat. 1564) beobachtet 
haben. Die Pflanzen-Reste der Braunkoble sind oft nicht verkohlt, son- 
dern nur getrocknet und von demjenigen Holze wenig unterscheidbar, 
das eine Zeit lang in Wasser gelegen. 

Die Versteinerung der wirklich versteinerten Pflanzentheile liess 
Acrıcora (lid. III de ortu et causis subterran. p. 507; lid. VL de na- 
tura fossilium p. 639) durch einen in die Zwischenräume eindringenden, 
steinhaltigen Saft geschehen. ScHEUCHZER, WALCH, SCHULZE, SCHRÖTER, 
Waruerivus d. ä. kamen in der Ansicht überein, dass bei der Versteine- 
rung gewisse Theile durch Exhalation — welche bei Pflanzen durch Ver- 

.erdung, bei Thieren durch Calcination bewirkt werde — ausgeschieden 
und dann durch erdige und metallische ersetzt würden. Neuer- 
lich hat Niemand den Prozess durch Experimente weiter verfolgt, und 
Farıvay erklärte ihn zu Anfang des Jahrs 1836 für völlig unbekannt, 
indem alle neueren angeblichen. Versteinerungen. blosse Überziehungen 
mit kieseligen und kalkigen Stoffen ohne die sonst gewöhnliche schöne 
Erhaltung der organischen Form seyen. (The Lancett, 1836. Feb.6 > 
Frorızr Notitz., 1836, Mai, XLVIII, 246—247.) Inzwischen gelingt 
der Versuch leicht und in unerwartet kurzer Zeit sehr wohl. Legt man 
Pflanzentheile in eine mässig konzentrirte Auflösung von schwefelsaurem 
Eisen einige Tage oder Wochen lang, so lange nämlich, bis die Aus- 
scheidung desselben an ihren äusseren Tbeilen eine hinreichende Sätti- 
gung andeutet, trocknet sie ab und glühet sie, bis sich ihr Volumen 
nicht mehr ändert oder jede Spur organischer Substanz verschwunden 
ist, so erhält man beim Erkalten das hiebei gebildete Oxyd in Gestalt 
der Pflanze wieder.‘ Vertikal-Schnitte von Pinus sylvestris zeigten 
noch dieser Behandlung die punktirten Gefässe noch, Fahren-ihrer Spo- 
rangien; Blüthenstaub und selbst Pilze wie Agaricus deliciosus und Cia- 
varia flava erhielten sich trefflich. Versuche mit Kieselerde gediehen 

‚ am besten bei Anwendung der Kieselfluor-Wasserstoffsäure, deren Fluor- 
säure sich beim Brennen verflüchtigt und die Kieselerde in Form der 
Pflanze zurücklässt. So gelangt man auch mit den übrigen Erden und 
Metallen zum Ziele, wenn man Verbindungen wählt, deren Säure durch 


— Mi — 


die Hitze leicht zersetzt wird, wie*essigsaure Kalk-, Schwer- und Thon- 
Erde, welche in kohlsaure Verbindungen, — salpetersaures Silber , salz- 
saures Gold und Platin, welche in regulinisches Metall, — essig- 
saures Kupfer, welches in braunes, — essigsaures Nickel und sau- 
res chromsaures Kali, welches in olivengrünes, — essigsaures 
‘ Blei, welches in gelbes, — Mangan, welches in metallisch glän- 
zendes Oxyd, — Kobalt, Wolfram und Molybdän, welche ebenfalls in 
Oxyde, mehr oder weniger mit Beibehaltung der organischen Struktur 
verwandelt werden, Je mehr Gefässe und je weniger Zellgewebe und 
Kali ein Pflanzentheil enthält, desto besser gelingen die Versuche, u. u 
Daher Kraut-artige Pflanzen sich zur Erhaltung auf diesem Wege so 
wenig eignen. — Legt man das Präparat in Wasser, so löst sich das 
noch vorhandene Kali-Skelett auf, und man sieht sodann deutlicher, dass 
die Fasern, Zellen und Gefässe selbst in Erde oder Metall verwandelt, 
und nicht bloss damit erfüllt oder überzogen sind. Bei Verwandlungen 
in regulinisches Metall darf man das Glühetı nicht über 4 Stunde fort- 
Setzen, weil sonst das Metall zusammensintert und hiedurch die Struktur 
alterirt wird. Enthält eine Pflanze zu viel Kali, so löst sich fast Alles 
wieder in Wasser auf, und es bleiben nur einzelne auseinanderfallende 
Gefässe oder Zellen zurück. So ergibt sich von dieser Seite allerdings 
eine Andeutung darüber, welche vorweltliche Pflanzen ohne Hinterlas- 
sung einer .Spur untergegangen seyn dürften. — Auch faserige und 
überhaupt härtere thierische Theile (Krebs-Muskeln, Insekten-Flügel und 
-Fübler, Infusorien etc.) sind zur nämlichen Behandlung geeignet; aber 


der Versuch misslingt um so mehr, je mehr Fett’ diese Theile enthalten, _ 


da sich dieses beim Glühen aufblähet und das Ganze in eine formlose 
Masse verwandelt. — Somit ergibt sich, dass der natürliche Versteine- 
rungs-Prozess mit einer Imprägnation begann, wonach das Organische 
entweder durch hohe Temperatur , oder auf nassen Wege, oder wahr- 
scheinlich durch allmähliche stille Verwesung entfernt wurde. 


Pflauzen eine Zeit lang in Kiesel-Fluorwasserstoff-Säure gelegt, er- 


halten einen hellen und durchsichtigen Chalcedon-Überzug (wie Hyalith,) 


\ 


/ 


Virrer: über die Thierfährten im Sandstein von Hild- 
burghausen (Bullet. geol. 1836, VIII, 220—224.) V. will nur eine 
Beschreibung des Gegenstandes geben, ohne sich auf eine Deutung der 
Thiere einzulassen, von welchen diese Fährten herstammen ; nur bemerkt 
er, dass die Netz-förmigen Figuren auf der Oberfliche der Gesteins- 
schicht eine auf denjenigen Flächen mancher Sandsteine, welche auf sich 
stärker zusammenziehenden thonigen Schichten aufliegen, gewöhnliche 
Erscheinung seye. Da übrigens der Vf. die nämliche Platte vor sich 
hat, welche Kesster auf seiner I. Tafel abgebildet und wovon schon in 
diesem Jahrbuche (1837, S. 111) die Rede gewesen, so müssen wir uns 
sehr wundern, durch diese nur zur Feststellung der Thatsachen bestimmte 


4 


—_— 41 — 


Beschreibung , den Sıckrer’schen und Kesszer’schen Mittheilungen ge- 
genüber, zu erfahren: 1) dass die Vorderfüsse der grossen Thiere (Ch i- 
‘rotherium m ajus) nur dreizehig seyen; 2) dass das zweite Thier 
(Ch. minus) nur. ein kleineres Individuum des vorigen sey; 3) dass 
beiderlei Füsse des dritten Thieres nur vierzehig seyen, 4) dass es nur 
5 Schritte auf dieser Steinplatte gemacht (KessLer zeichnet 6 Schritte 
mit 7 Fährten-Paaren) und 5) dass die Fährten wie beim Hunde gestellt 
seyen! Später (S. 260) will er Croıser’s Ansicht (s. nachher) über den 
Daumen ‚nicht für unmöglich halten, und gibt nach Mıcaruin an, dass 
die zwei ersten Individuen zweien Arten angehören sollen. 


Croızer eben darüber (ibid. S. 259—260.) Cr. hatte dieselbe 
Platte mit VirLer untersucht, dieselben thatsächlichen Resultate erhalten,und 
ist über den unorganischen Ursprung der angeblichen Pflanzenwurzeln 
mit ihm gleicher Meinung; leitet aber 2) die Fährten der zwei ersten 
Thiere von einem Reptile aus der Zeit jener Sandsteinbildungen ab, 
dessen Füsse eben von denen unserer jetzigen Reptilien sehr verschieden 
“gewesen seyen, hält jedoch mit LaurıLarp den angeblichen Daumen 
bloss für einen fleischigen Anhang ohne Nagel unter der Ferse, wodurch 
sich dessen nach aussen gerichtete Stellung erkläre. 


Cromzer: Nachtrag zum vorigen (ibid. S. 265—266.) Er gesteht 
ein, sich überzeugt zu haben , dass die zwei ersten Individuen (Chiro- 
therien) auch an den Vorderfüssen vier Zehen besessen, und, da grosse 
Säugethiere in der Bildungszeit des bunten Sandsteines noch nicht ge- 
lebt hätten, mit deren Füssen diese Fährten allerdings mehr Ähnlichkeit 
haben würden, so glaubt er diese von einem Reptil ableiten zu müssen 
und‘ mit grösster Wahrscheinlichkeit von einem Salamander ableiten 
zu können, da auch die Salamander vier Zehen an beiderlei Extremitä- 
ten und nackte (unbeschuppte) Fusssohlen besässen ; obschon anderseits 
wieder ihre Füsse länger und weit mehr nach aussen gerichtet seyen. 
Allerdings deute ferner die Schrittweite auf lange Beine hin, und kamen 
auch- Beutelthiere schon in den Oolithen vor. Wie die Beutelthiere habe 
jedoch die grosse Thierart ihre Füsse nicht gestellt. — (Vıirrer bemerkt, 
dass bei Batrachiern der Hinter- und der Vorder-Fuss nicht so nahe 
beisammen stehen könnten.) 


IV. Verschiedenes. 


Mineralogische Vorträge bei der Versammlung Deut- 
scher Naturforscher und Ärzte in Jena im Sept. 1836 (Amtli- 
cher Bericht darüber, 4°. Jena 1837.) 

A) In den allgemeinen Sitzungen trug vor 


MR. 
1) Görrert: über den Zustand, in welchem sich die fos- 
‚silen Pflanzen befinden, und über den Versteinerungs-Pro- 
zess insbesondere 8. 49 — 53. [Wir theilten darüber den Auszug 
einer ausgeführteren Abhandlung schon S. 241 mit.] 

2) Osann: über die in Perioden steigende und fal- 
lende Salzquelle der Saline zu Kissingen S. 53—57.”) Diese 
Quelle zwischen den Gradirhäusern gelegen, war bis 1822 wenig aus- 
giebig. Kreiınschrop liess Bohrversuche anstellen, in deren Folge sie 
aus 298’ Tiefe unter dem Boden des 26° tiefen und 8° weiten Bohrschachts 
in ihrer jetzigen Form und Reinheit hervortrat. Das Bohrloch , 
in der Mitte jenes Bodens, ist 4! weit und liefert in jeder 
Minute 40€‘ oder 16 Eimer Salzwasser von 33°. Anfänglich wa- 
ren ihre Erscheinungen sehr unregelmässig: sie blieb halbe, ganze und 
mehrere Stunden, im J. 1823 sogar einmal 18 Stunden lang ganz aus. 
Seit 6—7 Jahren aber sind ihre Erscheinungen in ihrer Regelmässigkeit 
gleich geblieben. Das Wasser beginnt aus der Mündung des Bohrloches, 
unter welche es nie hinabsinkt, überzusprudeln, sein Spiegel hebt sich 
im Schachte mit zunehmender Geschwindigkeit bis einige Fuss unter 
dessen Rand, wo noch etwas tiefer eine seitliche Abflussröhre es ablei- 
tet; es wirft dabei Blasen in Menge, es wallet, wie im Sieden begriffen, 
auf und ein weisser Schaum strömt von der Mitte des Spiegels gegen 
dessen Ränder hin ab; einige Fuss hoch über dem Spiegel bildet sich 
eine Schichte von kohlensaurem Gase, das man mit einem Hute davon 
abschöpfen kann; man vernimmt endlich dumpfe ferne Stösse , der Was- 
serspiegel wird ruhiger und beginnt wieder bis zur Mündung des Bohr- 
loches zu sinken, die es nach 15 Minuten erreicht hat. Dieser Wechsel 
wiederholt sieh täglich mehrmals: alle 4 Stunden einmal, wenn. zugleich 
zwei der im Schachte stehenden Saugröhren dessen Wasser zu den 
Werken fördern, und fast alle 2 Stunden einmal, wenn sieben es thun. 
Auf den benachbarten Wiesen sind Stellen, wo sich kohlensaures Gas 
aus dem Boden entwickelt: es wächst nur weniges röthliches Gras dar- 
auf und, wenn der Boden durch Regen nass ist, sieht man Luftblasen 
sich bilden. O, erklärt sich die Erscheinung auf folgende Weise. Im 
Innern der Erde entbindet sich fortwährend kohlensaures Gas, wahr- 
scheinlich.‘ durch Zerlegung von vulkanischer Glühhitze ausgesetzten 
Kalksteinen. Die Nähe eines vulkanischen ‘Heerdes erkennt man aus 
den alten Eruptions-Kratern (z.B. zwischen dem Euter und dem Pferde- 
kopf ; die zwei Gleichberge bei Rhömhild ete.) und den Asche- und Lava- 
Anhäufungen (Pferdekopf) in der benachbarten Rhöne. Dieses Gas 
strömt in ein unterirdisches Gewölbe, in welches aus andern Bassins 
auch Salzwasser eindringt. Letzteres sammelt sich zu unterst, ersteres 
darüber. Eine Öffnung in der Nähe des Bodens leitet aus diesem Ge- 
wölbe in das Bohrloch. Im Verhältniss, als das Gas sich unter dem 
Gewölbe ansammelt, treibt es das Wasser, das sich zugleich damit an- 
schwängert und bei dem grossen mechanischen Druck im Übermaas 


*) Vergl. Jahrb. 1834, S. 124. 


= Me > | 


dasselbe aufnimmt, in jene Öffnung und im Bohrloch in die Höhe, bis 
es über dem niedergedrückten Wasserspiegel selbst in die Öffnung ein- 
dringen ünd im Bohrloche emporquellen kann. Letzteres geschieht der 


Leichtigkeit des Gases wegen mit grösserer Geschwindigkeit, als von. 


Seiten des Wassers, dem es zuvoreilt. Je näher Wasser und Gas der 
Oberfläche kommen, desto mehr dehnt sich das letztere, des verminderten 
Druckes wegen, aus und desto schneller treibt es die noch darüber 
stehende Wassersäule aufwärts, woraus sich das beschleunigte Steigen 
des Spiegels im Schachte erklärt. Weiter gegen Tag hin geht. das 
 Bohrloch durch lockere Erdschichten, in welche ein Theil des Gases ein- 
dringt, um auf der Wiese hervorzutreten, und sodann einen Nachlass 
im Steigen des Spiegels bewirkt. So wie ein Theil des Gases entwi- 
chen ist,.kann der übrige die Wassersäule nicht mehr tragen; sie stürzt 
zurück und veranlasst die dumpfen Stösse, Je mehr Saugröhren gleich- 
zeitig im Schachte schon während des Ansteigens an der Entfernung 
des Wassers arbeiten, desto geringer bleibt der Wasserdruck, desto freier 
entwickelt sich das minder komprimirte Gas, desto kürzer ist die Periode 
des Steigens. Die Elastizität des Gases ist zweifelsohne noch erlöhet 
durch eine wärmere Temperatur, die es im Innern der Erde hat, und 
durch welche auch dessen Kompression bis zum tropfbar-flüssigen Zu- 
stand mehr gehindert wird. 

3) C. E. Hımmerscnmwr aus Wien, über artesische Brun- 
nen und eine neue Methode zur Bohrung derselben. 
S. 65—66, begleitet von Vorlegung eines Models. ? 

4) Prienineer: über die Resultate der bisherigen 
Bohrversuche auf Wasser in den verschiedenen Ge- 
birgs-Formationen Würtiembergs, S. 66 —69. Man kennt in 
Württemberg 120 angestellte Bohrversuche. 1) Im bunten Sand- 
stein einen zu Kalw; er gab aus 104’ Tiefe in festem Gestein ein 
eisenhaltiges, nun zu einer Badeanstalt benutztes Wasser, dessen Niveau 
sich 3° über dem Nagold-Spiegel auch bei fortgesetztem Pumpen kon- 
stant erhält. — 2) Alle 17 Bohrungen in dem über Muschelkalk zu 
Kanstadt und Berg *) durch die aus diesem entspringenden natürlichen 
Sauerquellen allmählich in 40° Mächtigkeit und Meilen-weiter Erstreckung 
abgesetzten Süsswasserkalk und eisenschüssigen Kalktuff haben ein über- 
strömendes Sauerwasser geliefert, das überall dieselben Bestandtheile an 
Salzen und Koblensäure, nur in lokal abweichenden Verhältnissen und 
in, mit der Entfernung von genanntem Mittelpunkte abnehmender Stärke 
des Gehaltes zeigt. Im Jahre 1777, wurde der’ erste dieser Versuche 
veranstaltet und lieferte, statt der erwarteten Soole, den heutigen 
Kurbrunnen von Kanstadt; die übrigen fanden erst in den letzten 6Jah- 
ren Statt, ergaben aber jedesmal nicht nur selbst eine geringere, son- 
dern auch die der älteren Bohrlöcher vermindernde Wassermenge. Diese 
Bohrlöcher dringen bis auf oder in den Muschelkalk ein. Auch im 


*) Vergl. Jahrb. 1837, 5. 137. 


Im 
a 


ze 

Oberamt Vaihingen trieb man in solchem über Muschelkalk ruhenden Süss- 
wasserkalk, um Aufschlagwasser für eine Mühle zu erhalten, etwa 
30 Bohrlöcher in 12‘ — 30° Entfernung von einander auf 30° — 40° Tiefe 
nieder, wovon die Hälfte ein nur 1’ übersteigendes schwach mineralisches 
Wasser lieferte. Bei der Schwefelquelle des Bades Niederau in Muschel- 
kalk erhielt man eine im Schacht bis 10° unter Tag ansteigende Quelle, 
welche reich an Kohlensäure und ohne Spur von Schwefelwasserstoffgas 
ist. Eine Viertelmeile davon ergrub man am Neckar-Ufer, geleitet durch 
Bodenstellen ohne Vegetation, wo sich bei Regenwetter Luftblasen bil- 
deten, in 18° Teufe eine Quelle, welche reich an Kohlensäure , aber är- 
mer an fixen Salzen ist, als die Kanstadter sind, und bereits zum Ba- 
den benutzt wird. Mehrere andere Versuche in Muschelkalk lieferten 


anstehendes Wasser, oder -misslangen nur durch die Schuld der Arbeiter. 


Im Gauzen gaben von 39 in Muschelkalk niedergeschlagenen Bohrlöchern 
25 ein überströmendes, 2 ein austehendes Wasser und sind 12 misslun- 
gen; und von 7 verschiedenen Lokalitäten, wo diese Versuche gemacht 
wurden, gaben 3 ein günstiges Resultat. — 3) In der Keuperformation 
hat man an 33 Orten 46 Bohrungen angestellt, von welchen 12 Orte mit 
23 Bohrlöchern ein wenig überströmendes, 4 Orte mit 16 Löchern ein 


‘durch Pumpen zu förderndes Wasser lieferten, 7 Bohrlöcher aber miss- 


langen. ‘In mehreren Fällen leitete auch hier das Vorkommen eines 
Süsswasser-Tuffs bei Auswahl der Bohrplätze, und einige bereits erzielte 
Pumpwasser verloren sich wieder beim Weiterbohren in die Tiefe. — 
4) Im Lias hat man an 11 Orten 13 Bohrlöcher getrieben, wovon an 
4 Orten 4 Löcher ein schwach ‚überströmendes etwas Schwefelwasser- 
stoff-haltiges, und 2 ein Pump-Wasser gaben. An einer Stelle kommt eben- 
falls Kalktuff vor. — 5) Im Jurakalk stehen an 13 Orten 18 Bohrlöcher, 
4 im Donau- und im Brenz-Thale, 9 auf der Höhe der Schwäbischen 
Alp. Jene 4 gaben Pumpwasser, diese 9 misslangen theils vor der Voll- 
endung, theils nach derselben durch Versenkung des bereits erhaltenen 
Pump-Wassers in grössere Bohrtiefe. Erreicht man beim Brunnengraben 
auf der Alp Basalt oder Basalt-Tuff, so kann man — eine schon alte 
Beobachtung — mit Sicherheit auf baldiges Erscheinen von Wasser 
schliessen, Ein reichliches, bis zu 12’ Höhe übersteigendes Wasser er- 
hielt man (dagegen kürzlich zu Oberdissingen im Donau-Thale mit 3 bis 
zu 101‘ Tiefe durch den Süsswasserkalk der Molasse in den Jurakalk 
niedergebrachte Bohrlöchern. 


5) EurenBEeRS: über-die neuesten Fortschritte in der 
Erkenntniss der Infusorien als Felsmassen, 8. 69—77. [Wir 


verweisen auf unsere besondern Auszüge, S. 105 und später.] 


B. In der physikalischen Sektion sprach 


1) Dove: über ein: optisches Unterscheidungs-Mittel rechts und 
Jinks gewundener Krystalle. N 


2) MaAcnus: über die Temperatur-Zunahme in einem artesischen 


‚Brunnen bei Magdeburg; sie betrug 0°5 R£ıum. auf jede 50° Tiefe. 


MdB —— 
3) Mirscnerrica: über Einfluss Kar Wärme auf ungleiche, Ausdeh- 
nung der Krystalle mit entschiedenen Achsen, 


C. In der physikalisch-chemischen Sektion 


1) legte DöBEREINER mehrere in einem Hochofen am Harze beim 
Kupferröst-Prozesse des Kupferkieses und des arsenikhaltigen Schwefel- 
kieses durch Sublimation gewonnene, zu Drusen versammelte, deutlich 
ausgebildete, aber nach dem Mittelpunkte hin eingesunkene oktaedrische 
Krystalle der arsenigen Säure vor. 

2) Tıresıus sprach über submarine Vulkane. j 

3) Mitscaerrich legte mehrere, versthiedenen Mineralien analoge 
Kunstprodukte vor, nämlich Magneteisenstein, Zinkblende, Augit (zu 
Paris mit Berrnıer dargestellt), Chrysolith in grossen und gut ausge- 
bildeten Krystallen, welche auch rücksichtlich der physikalischen Eigen- 
schaften mit den natürlichen Individuen genau übereinstimmen ; — ferner 
künstlichen einachsigen Glimmer beim Kupferschmeiz-Prozesse entstan- 
den, durch leichte Schmelzbarkeit und einen Gehalt von Eisenoxyd an 
der Stelle der isomorphen Thonerde ausgezeichnet; — Feldspath-Krystalle 
von der Sangerhäuser Kupferhütte u. s.'w. Er redete über Kohlen- 
säure: Entwickelung aus der in Erdrisse eingedrungenen atmospbärischen 
Luft, — und von einigen ohne Schmelzung vulkanisirten Terrains in der 
Eifel. ö 

4) Branpes redete vom Gehalt der Mineralquellen an Koblobaan a 
von deren Entstehung und Ausdehnung. / 

5) Neer theilte eine Notitz mit über Cross’s künstliche Bil- 
dung von Krystallisationen, insbesondere von Quarzkrystallen 
aus Fluorkieselsäure, durch jahrelang fortgesetzte Wirkung eines Elek- 
trometers. Der Quarz erschien zuerst als ein Sechseck auf der Matrix 5 
alsdann strahblten Linien vom Mittelpunkte aus, hierauf bildeten sich 
neue Linien, welche die Konturen der Säule bezeichneten, wodurch 
das Individuum immer dicker wurde. Und indem ein zweiter Krystall 
auf dem ersten entstand, wurde das Wachsthum des ersten unter- 
brochen. 


D. In derSektion für Geognosie, Geographie undMine- 
ralogie sprach 


1) v. Horr über den geognostischen Bau des sich zunächst an den 
‚ Thüringer-Wald anschliessenden Thüringenschen Terrains im Gothaischen, 
beschrieb die Erscheinungen der Oberfläche und die Schichten-Ordnung, 
‚zeigte einige Muschel-Versteinerungen aus dem Keuper, deren Ursprung 
aus dem Meere oder aus Süsswassern zweifelhaft war, legte Zeichnun- 
‚gen von Pflanzen- -Versteinerungen und eines mit ihnen vorgekommenen 
grossen Reptiles vor (PLieninger zeigte ein ähnliches Gestein mit ähnli- 
chen Knochenresten aus ‘Württemberg). In den tertiären [?] Torflagern 
von Langensalza war ein Fichtenstamm mit Spuren eines Sägeschnitts 
gefunden worden. Bei Tona hatte man mit Elephanten-Zähnen zu- 
sammenliegend auch Geweihe von Cervus Elaphus entdeckt; erstere 


- "BAD 


schrieb v. Horr der lebenden Art zu, andere Anwesende leiteten sie von 
E. primigenius ab. 

2) Tantscuer über die Verrückung des Munferschtefkie durch den 
Kupfererzgang Kronprinz bei Kammsdorf. 

3) Germar über die versteinerten Insekten des Solenhofer Jura- 
schiefers ins Münster’s Sammlung. Meistens sind es Süsswasser-Insek- 
ten, wie Libellula, Agrion, Aeschna, jedoch mit einer an Myr- 
meleon erinnernden Körperbildung, Nepa, Gerris, Pygolampis, 
Die übrigen sind meistens Phyllophagen, wie Locusta, Mantis 
(durch Springbeine an Locustaangrenzend), Cercopis, auch Sphynx, 
einige Dipteren, auch Hymenopteren. Alle diese Formen deuten 
auf ein warmes, jedoch nicht gerade tropisches Klima. 

Die in der Braunkohle des Siebengebirges hefindlichen und im Bon- 
ner Museum aufbewahrten Insekten sind meistens Dung-Insekten [?], 
namentlich Xylophagen. Sie zeigen keine fremden Gestalten, und 
wurden wahrscheinlich durch Fäulniss in Wasser defekt. 


4) Derselbe zeigt instruktive Pflanzentheile aus der Steinkohlen- 
Formation von Löbejün und Wettin vor, woraus sich ergibt, . dass 
v. STERNBERG'S Volkmannia gracilis (Fasc.V et VI, Tf. suH m. 3, 
nicht Fg. 1 und 2) die Ähre von Sphae enophyllites Schlotheimii 
Broncn. seye, und dass eine andere grosse Ähre wahrscheinlich einer 
neuen Art vonSphaenophyllites angehöre. Exemplare von Astero- 
phyllites equisetiformis bewiesen die Ähnlichkeit mit den Sphae- 
nophyllen, und eine andere Fucus-ähnliche Pflanze zeigte durch deut- 
liche Adern und Fruchtknoten an den Blattspitzen die Annäherung zu 
den Fahren. Eine ähnliche ohne Früchte hat v. Gursier in seiner Be- 
schreibung der Zwickauer Pflanzen-Abdrücke abgebildet. 


5) Orro: über wichtige Schlesische Petrefakten: a) aus dem 
Übergangsgebirge, worin 2 auch von v. Buch als sehr merkwürdig be- 
zeichnete Ammoniten, Fischschuppen, Fucoideen (von GörrErT 
schon in den Leopoldiner Akten beschrieben) und ein neues in der Regel Fels- 
spitzen überziehendes Röhren-Korall vorkommt; — b) aus dem Oolith 
des Muschelkalkes eine neue Avicula (nach Münster ? A, inaequi- 
striata var.) und ein neuer gelappter Zoophyt (eine ähnliche Art 
kennt Münster aus Italien); — ce) aus dem Pläner einige zu Callia- 
nassa antiqua gerechnete Krebse; — d) aus dem bunten Sandstein 
von Ruppersdorf die zwei schon bekannten Palaeoniscus-Arten und 
rundliche, theilweise aus Opal bestehende Koprolithen. . 


6), General von Tscherrkın zeigt prachtvolle Sibirische Mineralien, 
namentlich schöne Gold- und Platin-Krystalle aus den Schiefergebirgen, 
die wegen ihres schönen “Erhaltenseyns nicht weit von ihren ursprüng- 
lichen Bildungsstätten entrückt gewesen seyn konnten. 

7) BERGER sprach über die Versteinerungen um Koburg, nament- 
lich die Schuppen und Blattspitzen von Cycadeen im Keupersandstein, _ 
über ein von OTTo für ein Fischgaumen-Stück erklärtes Fossil aus dem 


250 — 
unteren Keuper; “über ein von Münster ‚dem Nothosaurus zuge- 
schriebenes Schädelstück von da. 
8) Kaufmann Lasre zeigte ein Stück des am 13. -Oktob. 1819 bei 
Gera gefallenen, 23° tief in den Boden geschlagenen Aerolithen, 
eine neue Pinna aus dem Zechsteine von Gera u. m. a. vor. 


9) Von Gunıer: über die gegenseitige sehr gesonderte Lagerung 
und die gänzlich von einander abweichenden Pflanzen-Abdrücke ‚des 
Rothliegenden und der Kohlen-Formation der Gegend von Zwickau. 


10) Prof. ee zeigte in Auftrag des Prinzen PıuL v. 
Württemberg einen Schädel von Palaeomephitis Steinhei- 
mensis Jäser aus dem Süsswasserkalke von Steinheim ; die Sprung-_ 
beine eines Wiederkäuers aus der Molasse von Scheer San eine Menge - 
kleiner schwarzer Zähne in Gesellschaft Aleyonien-artiger Wülste 
(WEBsTER) auf der Unterfläche einer Konglomeratschichte zwischen Mu- . 
schelkalk und Keuper bei Stuttgart. 

11) EHRENBERG demonstrirte seine neuesten Entdeckungen dor Infu- 
sorien als Felsmassen unter dem Mikroskope, und legte vor von 


12) Dr. Parzrarpı in Franzensbrunnen eine Abhandlung über die 
Kieselguhr im Franzensbrunner Torfmeor, so wie eine Probe dieser 
fast ganz aus Navicula viridis bestehenden Guhr. 

13) Görrert bringt seine Monographie der fossilen Fahren aus den 
Bonner Akten, so wie andere Abbildungen von Petrefakten zur Einsicht, 
und Abschnitte des Stammes einer noch lebenden Piperaceen-Art- 
mit welchen Corra’s Calamitea rücksichtlich der innern Organisation 
die grösste Ähnlichkeit wahrnehmen lässt. Corraı hat sich noch neuer- 
lich überzeugt, dass Calamites von Calamitea nicht ERUPEE wer- 
den dürfe. 

14) von STERNBERG legt Abbildungen vor, welche zum VII und VIII 
Hefte seiner vorweltlichen Flora bestimmt sind;' darunter welche von 
neuen Pecopteris-Arten, von einem ganz runden, aufrechten Lepido- 
dendron-Stamme, der beim Zerschlagen im Innern, mit lauter fremdarti- 
gen Pflanzen-Abdrücken erfüllt war, neue Equiseten mit auffallenden 
Gelenkflächen (wie E. hyemale) aus der Kohlenformation, Cycadites 
Cordai als Abdruck und innerlich doch auch stellenweise noch mit 
deutlicher Struktur, endlich Coniferen-Zapfen aus der Böhmischen 
Kreide. | | 

15) ReicuensacH: über einige der schönsten Petrefakten des Dres- 
dener Museums, insbesondere den Stamm eines Dikotyledonen-Baumes, 
MegadendronSaxonicum Reıcae., und ungemein grosse Staar- 
steine; — und legte Zeichnungen dichotom verästelter Wulste vor, 
welche bei Welschufen in der Gegend von Dippoldiswalde in Quader- 
sandstein gefunden worden sind, ähnlich den von Wesster (Geol. 
Transact. H, 1814) als Alcyonien abgebildeten Körpern. 


16) B. CorrA; über Pflanzen-Abdrücke , insbesondere ein Cred- 
neria-Blatt und Haliserites Reichii Sterne.) aus dem untern 


| 


a 


Quadersandstein ( Wealden-Formation ) von Niederschöna. Die meisten 
Anwesenden halten letztern für einen Fucoiden. (Vgl. Jahrb. 1836, S. 584.) 

| 17) V. Münster legt ausgezeichnete, für Sterngere’s Flora be- 
stimmte Abbildungen seiner neuen fossilen Fahren-Gattung Phlebop- 
teris aus dem Keuper vor. (Jahrb. 1836, S. 509.) 

18) Weiss: über das mit Gediegen - Gold vorkommende Pallad 
von Tilgerode am Harz; — über die Fortsetzung der Horrmann’schen 
geognostischen Charte durch Decnen und Gumprecnt ; — über das Vor- 


kommen der Tbier-Fährten von Hildburghausen in mehreren übereinander 


liegenden Schichten des bunten Sandsteines (wie es auch zu Harras nach 


"BERNHARDI gesehen wird) in Gesellschaft eines Rippenknochens ; — und 


über die sogen. bienenzelligen Echiniten. Die Schaale überzieht 
sich innen zuerst mit Kalkspath-Krystallen, füllt sich später mit Quarz- 
masse, die bei endlicher Zerstörung der äusseren Theile als bienenzelli-‘ 
ger Echinit übrig bleibt. | 

19) Görpert: Geschichte der fossilen Blüthen. Ap. Broncntrt ' 
fand zuerst die einer Grasart; später einige andere in Braunkohle und 
Tertiär-Schichten des Monte Bolca. Kererstein ‚beschrieb eine Vale- 
riana Salzhausensis — aus der Salzhauser Braunkohle, welche 
aber Kuntn für eine Amentaceen-Blüthe, denen unserer Alnus- 
Arten ähnlich erkannte, was Görrerr vollkommen bestätiget. | 

20) von Humsoupr über Länder - Aufnahmen, geognostische Zeich- 
nungen u. 8. w. 

21) C, Westuorr: Beitrag zur Geogonie, 

22) Zıwser: Relation über SchüLer’s Beiträge zur Geologie, beson- 
ders in Beziehung auf Ungarn und Siebenbürgen. 

23) von Struve: schriftlicher Bericht über den Me a BO 
von 1824 im Gouvernement Orenburg. 

24) von Gross, EnceELuarp und BERNHARDI erklären den Hessber- 


ger Sandstein für Keuper, Weıss bestimmt für bunten Sandstein. 


25) von Bucu über die wesentlichen Unterschiede von Terebratula, 
Spirifer und Orthis. | 

26) von Horger über Entstehung und richtigen Fundort des Gur- 
hofians, den er nach seiner chemischen Zusammensetzung für umge- 
wandelten Serpentin erklärt, obschon von Buc# der Ansicht ist, ein ein- 
faches Mineral könne nicht dureh Umwandlung aus einem zusammen- 
gesezten entstehen, 

27) von Münster über das ei nmer es sey nicht das erste 
ausgestorben gefundene Wiederkäuer-Genus , da von Meyer schon län- 


ger [?] das Geschlecht Palaeomeryx aufgestellt habe, 


28) B. Corraı über die bisherigen Resultate der Bohrversuche bei 
Hohnstein (Jahrbuch 1837. S. 1.) 

29) von STERNBERG über den von schmalen Basalt- Gängen durch- 
setzten Granit am Weitsberge bei Carlsbad. 

30) Zeune über allmähliche Senkungen im Flötzgebirge bei Ulm, 
Naumburg und Jena. .. 


. 31) Görrert über die Struktur der Steinkohle. Er pflichtet 
Wırnam’s bei, der darin die Struktur der Coniferen entdeckte; die Schie- 
feruug derselben leitet er von mechanischem Drucke ab und zeigt Mu- 
ster von Holzstücken vor, die unter der Wasserpresse breit gequetscht 
wurden, ohne darum hohl gewesen zu seyn. 

32) MünsTeR legt im Bayreuther Arbeitshause gefertigte sehr 
dünne, polirte Schnitten von versteinerten.Hölzern vor, die sich zur 
mikroskopischen Untersuchung eignen. 

33) Weıss erläutert die gewundenen Berzkiystalie durch natürliche _ 
Exemplare und Modelle und weiset nach, dass dieses Phänomen im ge- 
nauesten Zusammenhange mit dem Vorhandenseyn der Trapezoidenflächen 
stehe und durch eine während der Krystallisation konstant fortwirkende 
Drehkraft hervorgebracht seyn müsse. Er folgert daraus zugleich: dass 
auch bei den Zwillingsbildungen eine wirkliche ee auf die ein- 
zelnen Individuen gewirkt habe. 

34) von EıcuwarD legt viele, zum Theil neue Arten tertiärer Zoo- 
phyten und Konchylien Volhyniens und vom Kaspischen Meere vor, und 
bietet einen Tausch damit an. 

' 35) von Münster erläutert viele neue Gattungen und Arten fossiler 
Körper durch Abbildungen oder durch natürliche Exemplare. Darunter: 
a) aus dem Kupferschiefer von Glücksbrunn den Gaumenknochen eines 
‘ ganz neuen Fisches, wovon einen Theil SchLornuem früher für einen 
Trilobiten gehalten, und welchem ganz äbnliche aus dem Mansfelder 
Kupferschiefer Orro bei GERMAR in Halle, und im Dresdener Natura- 
lienkabinete gesehen; — b) aus dem Aichstedter Jurakalkschiefer: Sepia 
obscura, S. linguata, S. regularis, S. gracilis, S. venusta, 
S. hastiformis, $. antiqua, S. caudata; Loligo' subhastata; 
Onychoteuthis cochlearis, O. speciosa, O. lata, O.sagittata, 
O. tricarinata, O. subovata, OÖ. angusta, 0. intermedia, 
O0. Ferussaeci mit den Armen und allen feinen Häkchen daran; Be- 
lonostomus (sonst Aspidorhynchus) sphyrenoides, B. tenui- 
rostris, B. tabulatus, B. ventralis, B. brachysomus, B. Mün- 
steri, Undina penicillata; Pterodactylus longipes. Aus ei- 
nem der Exemplare von Onychoteuthis ergibt sich, dass Belem- 
nosepia nichts weiter ist, als ein mit dem Alveoliten eines Belemni- 
ten zusammenliegender Onychoteuthis, — c) aus dem Baireuther 
Keuper Reste eines Sauriers mit doppelter Zahnreihe. 

36) WAcKkENROoDER erläutert eine Gebirgsarten-Suite aus der Ge- 
age von Jena. 


Geognostische 
und 
physikalische Beobachtungen 
über die 


Vulkane des Hochlandes von Quito, 


von 


Herrn A. v. HUMBOLDT. 


(Vorgelesen in der Sitzung der Akademie der Wissenschaften za Berlin 
am 9. Febr. 1837.) 


Erste Abhandlung. 


Wenn Vulkanismus im weitesten Sinne des Worts alle 
Erscheinungen bezeichnet, die von der Reaktion des inneren 
flüssig gebliebenen Theils eines Planeten gegen seine oxydirte 
und durch Wärmestrahlung erhärtete Oberfläche abhängen, 
so können wohl nur wenige Gegenden der Erde das Schau- 
spiel von dem manchfaltigsten® Zusammenwirken vulkani- 
scher Kräfte in einem gleichgrossen Maasstabe darbieten, 
' als das Hochland von Quzlo. Was ich bei einem achtmonat- 
liehen Aufenthalte in dieser Gegend von Messungen und 
mir wahrscheinlichen Resultaten gesammelt, ist in mehreren 
Theilen meines Amerikanischen Reisewerks zerstreut, vor- 
züglich in dem geognostischen und barometrischen Nivellement 

- Jahrgang 1837. MM: 17 


AP — 25. 


der Andes-Kette, in dem Buche über Schichtung und Lage- 
rung der Gebirgsarten, und in einer Abhandlung: Esquisse 
dun tableau geologique de ÜAmerique meridionale au nord 
de la riviere des Amazones. Die einzelnen topographischen 
Beschreibungen der Vulkane, gleichsam Monographie’n der- 
selben, sind noch ungedruckt geblieben. Geognostische Be- 
schreibungen einzelner Erdräume beruhen aber auf zwei 
ganz verschiedenen Fundamenten, von welchen die einen 
abhängig von der Zeit, von dem jedesmaligen Zustande un- 
seres fortschreitenden physikalischen und mineralogischen 
Wissens, die anderen dureh Beziehung auf bloss räumliche 
Verhältnisse (auf Grösse, Stellung oder Lage) unveränder- 
lich und, wenn etwa Natur-Revolutionen ‘die Konfiguration 
der Erdfläche umgestalten, um so wichtiger sind, als sie die 
Möglichkeit einer numerischen Vergleichung in dem Resultate 
der Umgestaltung gewähren. Wo strenge Unterscheidung 
der Formationen nach zoologischen Charakteren, das ist 
nach dem epochenweisen Zusammenleben vorweltlicher Orga- 
nismen, eder nach oryktognostischen Charakteren, das 
ist nach der Natur der krystallinischen Gewebe einer Ge- 
birgsart, erheischt wird, da verliert die aufgezeichnete 
Beobachtung, wenn sie der Zeit und den Ansichten entrückt 
wird, unter deren Einfluss sie angestellt wurde, von ihrer 
Bestimmtheit und ihrem wissenschaftlichen Werthe. Wer 
ein reines und inniges Interesse für seine Wissenschaft hegt, 
klagt nicht, wenn er je sich entschliessen muss, einen Blick 
auf seine früheren Arbeiten zu werfen, über diese Wirkung 
der fortschreitenden Zeit, über:ein Veraltern des Stoffes. 
Es gewährt ihm, neben dem regen Wunsche, das Halbge- 
sehene noch einmal und mit neuerem Wissen bereichert 
wiederzusehen, das frohe aufriehtende Gefühl der zuneh- 
menden Erweiterung der Wissenschaft. Ein anderer Theil 
des Gesammelten, der topographische, räumlich beschreibende, 
ist unabhängig von der Epoche des Einsammelns, Er be- 
‚ruht nieht auf wechselnden Ansichten, sondern auf den al- 
‚ten Grundvesten mathematischen Wissens. Mit grösserer 


Vervollkommnung der Instrumente erlangt allerdings auch die 
Weltstellung (astronomische Position), die trigonometrische 
oder barometrische Höhenbestimmung (Hypsometrie) eine 
grössere Schärfe, aber die Bedürfnisse des geognostischen 
und orographischen Wissens sind leichter zu befriedigen, 
als die Bedürfnisse der Astronomie, wenn diese den Stand 
oder Lauf der Himmelskörper bestimmen, die Gestalt und 
Dichtigkeit unseres Planeten ergründen, gleichsam „die Erde 
messen und wiegen“ soll. Seit dem Ende des letzten Jahr- 
hunderts sind die astronomischen und gäodetischen Instru- 
mente, deren Auswahl dem Reisenden zu Gebote steht, voll- 
kommen genug, um besonders durch geschickte Benutzung 


feiner und dabei sicherer Winkelbestimmungen numerische 


‚ Resultate zu: erlangen, deren Genauigkeit innerhalb der 


-& 


Gränzen liegt, welche dem Zwecke der Untersuchung geeig- 
net sind. Dieser orographische, messende Theil der Beob- 
achtungen gewährt dazu den Vortheil, dass, wenn das De- 
tail der Messungen (wie immer geschehen sollte) publizirt 
oder wenigstens aufbewahrt wird, es noch nach Jahren das 
Maas des Vertrauens bestimmt, welches der Arbeit zukommt, 
ja zu neueren und besseren Kombinationen führen kann, 

Indem ich freimüthig auf den Unterschied aufmerksam 
mache zwischen dem schnell veralternden und dem von der 
Zeit unabhängigen Theile geognostischer Beobachtungen, habe 
ich den relativen Unwerth der Arbeit bezeichnet, die ich 


Ihnen heute vorlege. Jeder Reisende, der von Europa auch 


nur drei oder vier Jahre in Lagen entfernt bleibt, in denen 
er des wissenschaftlichen Verkehrs mit der Heimath ent- 
behrt, fühlt schon am Tage seiner Rückkunft, wie sich mit 


.der raschen Erweiterung der Ansichten über die Bildungs- 


verhältnisse der Gebirgsmassen auch die jene Ansichten be- 
zeichnende Sprache verändert hat. Diese Entfremdung nun 
veranlasst oft einen unseeligen Trieb des Anpassens und Deu- 
tens; und da zu jeder Epoche nur das allgemein gefällt, was 
dem herrschenden Glauben entspricht, so unterliegt nach und 


nach das einfach Wahrgenommene den Verstandes-Operationen 
17% 


theorisirender Deutung. : Eine solche Gefahr, der es schwer 
ist, sich ganz zu entziehen, da ein rühmliches Bestre- 
ben den Menschen antreibt, den rohen empirischen Stoff 
durch Idee’n zu beherrschen, wird um so grösser und dro- 
hender; als die Zahl der Jahre anwächst, die uns von dem 
Moment der wirklichen Beobachtung trennt. Wenn ich nun, 
unter den bezeichneten Verhältnissen, nieht anstehe zum Ge- 
genstand meiner Abhandlungen Fragmente aus meinen noch 
ungedruckten südamerikanischen Tagebüchern zu wählen, so 
gründet sich dieser Muth auf dem festen Vorsatz, das Beob- 
achtete grossentheils mit denselben Worten wiederzugeben, . 
in denen es an Ort und Stelle niedergeschrieben wurde, auch 
das Beobachtete von den späteren Deutungen zu trennen; es 
gründet sich dieser Muth auf der Berichtigung der Nomen- 
klatur der Gebirgsarten, welche die oryktognostische Untersu- 
chung der freilich nur sehr kleinen mitgebrachten Samm- 
lungen gestattet; er gründet sich endlich (und diess ist das 
eigentliche Motiv der Bekanntmachung) auf der Ansicht, dass 
der grösste Theil meiner geognostischen Arbeiten am Ab- 
hange der Vulkane von Qwslo vorzugsweise Raumverhältnisse, 
Gestaltbeschreibungen: der Oberfläche und die nicht veral- 
ternde physikalische Orographie eines wundervollen und seit- 
dem nirgend beschriebenen Landstrichs berührt. 

In der langen, mauerartig hingedehnten, bald einfachen, 
bald zwei- und dreifach gereihten, und dann durch schmale 
Queerjöcher gegliederten Andes-Kette verkündigt sich regel- 
mässig und fast periodisch die Nähe thätiger Vulkane, durch 
das plötzliche Auftreten gewisser Gebirgsarten, welche die 
vormals sogenannten uranfänglichen, wie die schiefrigen und 
sandsteinartigen Übergangs- und Flötz-Formationen trennen, 
Ein so leicht zu beobachtendes Phänomen musste früh die 

Überzeugung anregen, dass jene sporadischen Gebirgsarten 
der eigentliche Sitz vulkanischer Erscheinungen wären, und 
dass sie die vulkanischen Ausbrüche bedingten. Was damals 
(um unter einem eingeschränkteren Gesichtspunkte hier bloss 
an die mineralogische Zusammensetzung zu erinnern), in 


— 237. — 


Süd-Amerika als eine eigene Art quarzloser Grünstein - und 
Syenit-Porphyre beschrieben ward, nahm später in Europa 
die Benennung Trachyt an, einen Namen, durch welchen 
Haüy’s Distribution mineralogique des roches den älteren 
mehr charakteristischen Namen Domit verdrängte. Die 
neueste Zeit hat gelehrt, dass jene durekbrechenden Massen 
(bald als kraterlose Glocken emporgehoben, bald durch die 
vulkanischen Mächte dergestalt geöffnet, dass eine permanente 
Verbindung zwischen dem Innern der Erde und dem Luft- 
kreise gebildet wird) unter verschiedenen Zonen nicht im- 
mer dieselbe Zusammensetzung darbieten. Es sind bald 
eigentliche Trachyte, welche der Feldspath charakterisirt, 
wie am Pic von Teneriffa und am Siebengebirge, wo sich 
etwas Albit dem Feldspath beigesellte,—Feldspath-Trachyte, die 
als thätige Vulkane häufig Obsidian und Biunsstein erzeugen; bald 
sindes Melaphyre, doleritartige Gemenge von Labrador und Au- 
git, der Basaltformation näher stehend, wie am Atna, Stromboli 
und Chimborazo; bald ist Albit mit Hornblende vorherrschend, 
wie in den neuerlich sogenannten Andesiten der Vulkane 
von Chili, in den prächtigen als Diorit-Porphyr beschriebe- 
nen Säulen von Pisoje bei Popayan, am Fusse des Vulkans 
von Purace oder im mestkanischen Vulkan von Tolucca; bald 
sind es endlich Leueitophyre, Gemenge von Leueit und 
Augit, wie in der Somma, der alten Wand des Erhebungs- 
Kraters des Vesuvs. Über diese wichtige Unterscheidung 
der Gebirgsmassen, durch welche vulkanische Ausbrüche sich 
einen Weg gebahnt haben, ist durch Gustav Roses vor- 
treffliche chemische und krystallographische Zergliederung 
der Feldspath-Gruppe ein neues, einem Theile der Geognosie 
wohlthätiges Licht verbreitet worden. Wenn ich in diesen 
Worten gleichsam nur ein gewichtvolleres Urtheil an dem- 
selben Orte ausgesprochen, das Urtheil meines vieljährigen 
Freundes LeoroLp von Buch wiederhole, so geschieht es 
zugleich, um an ein neues Epoche machendes ‘und durch 
viele Zusätze bereichertes Werk dieses grossen Geognosten 
zu erinnern, welches Alles, was er über die Natur der 


— 238 — 


vulkanischen Erscheinungen ergründet hat, in lichtvoller Dar- 
stellung umfasst, Die französische Ausgabe der Physika-. 
lischen Beschreibung der Csnarischen Inseln, welche 
so eben erschienen ist, enthält unter der Abtheilung „Cen- 
tral- und Reihen- Vulkane“, die lebendigste und vollstän- 
digste Schilderung der Feuerausbrüche des ganzen Erdkrei- 
ses, so weit derselbe bisher einer wissenschaftlichen Be- 
‘strebung zugänglich gewesen ist. 

Die Vulkane des Hochlandes von Quzfo, mit denen ich 
mich in dieser Abhandlung beschäftige, gehören wegen der 
trefflichen geographischen Arbeiten von La Coxpamınz, 
Bougver und Pzoro MarvonaDo zu denjenigen Reihen-Vulkanen, 
deren Gruppirung in zwei, durch ein schmales Längenthal 
getrennten Cordilleren am frühesten richtig erkannt worden 
ist. Es finden daher, mittelst der Vergleichung mit analogen 
Thatsaehen, meine eigenen Becbachtungen in der vorerwähn- 
ten Aufzählung der gesammten Erscheinungen das, was Ver- 
allgemeinerung der Idee’n immer gewährt, erhöhtes Interesse, 
Berichtigung der Ansichten und eine Klarheit, die wie aus 
fernen Lichtpunkten zurückstrahlt. 

Ehe ich zu der Beschreibung des Vulkans von Pichincha 
übergehe, muss ich zu besserer Orientirung und genauerer 
Erläuterung der Lage der Hochebene auf einige Resultate 
von Messungen aufmerksam machen, die, einzeln genommen 
und auf das Niveau der nahen Südsee bezogen, freilich keine 
geognostische Wichtigkeit haben würden, aber bei Betrach- 
tung des stufenweisen Zunehmens der Bodenhöhe in an ein- 
ander gereihten Längenthälern manchfaltiges Interesse ge- 
währen. Neue Bestimmungen waren hier um so nothwen- 
diger, als die barometrischen der französischen Astronomen 
zur Zeit der berühmten Gradmessung, den dreifachen Fehler 
einer Vernachlässigung der Temperatur-Correction, einer irri- 
gen Annahme des mittlen Luftdruckes an der Meerestläche 
und einer Nicht-Berücksichtigung des Einflusses der stünd- 
lichen Variationen der Barometer-Höhe darbieten, Durch 
zufällige Compensationen nahen sich allerdings bisweilen 


— 359 — 


La Coxvamıne's Resultate den immer sehr befriedigend überein- 
stimmenden von BoussinGAuULT und mir; an den meisten anderen 
Punkten sind aber die Unterschiede beträchtlich, bald posi- 
tiv, bald negativ, und immer von sehr ungleichem Werthe, 
so dass die älteren relativen Bestimmungen überall, wo von 
der ungleich gehobenen Bergebene über dem grossen yul- 
kanischen Heerde von Quito die Rede ist,. nur wenig Ver- 
trauen verdienen. Diese Mängel wirken natürlich auch auf 
die absoluten Resultate trigonometrisch gemessener Höhen, 
da bekanntlich bei diesen Operationen die Standlinien (Basen), 
an deren Endpunkte sich die Höhen-Winkel der Berge an- 
legen, nicht in der Küsten-Ebene lagen, und daher jede sol- 
cher Bergmessungen in der Andes-Kette nothwendig aus 
einer trigonometrischen und barometrischen zusammenge- 
setzt ist. 

Wenn man einen Blick wirft auf den Entwurf einer 
hypsometrischen Karte, in der ich, nach sorgfältigen Diskus- 
sionen der neuesten astronomischen Ortsbestimmungen, zuerst 
versucht habe das Streichen, die Mächtigkeit und die manch- 
faltige Gliederung der vorher auf allen Karten von Süd- 
Amerika so verunstalteten Andes-Kette darzustellen und alle 
wichtigen Höhenverbältnisse einzutragen, die bis dahin (bis 
1831, also nach PentLann’s Entdeckungen in Bolivia) bekannt 
geworden waren, so sieht man, dass die seit der französi- 
schen Gradmessung so berufene Bifurkation der Kordillere 
nur von 3° 4 südlicher bis 2° 20° nördlicher Breite Siatt 
findet zwischen dem Bergknoten von Zoxa, der durch die 
herrlichen China-Wälder seines östlichen Abhanges berühmt 
ist, und dem Bergknoten der Quellen des grossen Magdalenen- 
Stromes. Nördlich und südlich von dieser Parallele der 
äussersten Bergknoten von Peru und Neu- Granada (Cundi- 
namarca) sind die Andes in drei minder gleichlaufende Zweige 
getheilt. Die Breite der Bergketten wurde sogar ehemals 
gegen Osten aus Gründen vermehrt, die man in einer wun- 
dersamen Sprach-Unwissenheit suchen muss. Wo in der 
Karte von Za Cruz Olmedilla, dem Typus aller englischen, 


= — 260 — 


französischen und deutschen Karten, die 40 Jahre lang 
erschienen sind, die Worte standen: „hier wächst wilder 
Cacao, aqus hay montes de Cacao,“ haben berühmte Geogra- 
phen Schneeberge in ihre Karte eingetragen, weil sie das in 
der spanischen Kolonie allgemein übliche Wort Monte 
(Wald) für Berg (Cerros, Serranias) hielten und dabei 
vergassen, dass Theobroma Cacao nur in den heissesten 
Ebenen bei einer mittlen Temperatur von 23° R. gedeiht. 
Auch im reinsten Europätsch-Spanischen Dialekt heisst monte 
alto Wald mit hohem Baumwuchs. Das grosse Längenthal, 
das sich zwischen den beiden oben genannten Bergknoten 
"hinzieht, hat über 60 geographische Meilen (15 auf 1°) Aus- 
dehnung, aber nur eine mittle Breite von 5 Meilen. Es 
‘ ist durch Queerjöcher in fünf kleinere Becken getheilt, deren 
Boden zu einer sehr ungleichen Höhe über der Meeresfläche 
sich erhebt. Die Hochebenen, welche diesen Thalboden 
bilden, sind: die drei südlicheren, in denen Cuenca, Tacunga 
und Qusto liegen, 1350, 1320 und 1340 Toisen hoch, merk- 
würdig übereinstimmend; dann folgt die 1582 bis 1650 Toi- 
sen hohe Ebene de los Pastos, das vulkanische 7 übet von 
"Amerika, doch noch 355 Toisen niedriger als der Thalboden 
um den von PzntLann, Meyen und n’Orsıcny neuerlichst 
besuchten See von Tilicaca. Das nördlichste fünfte Bassin 
von Almaguer sinkt plötzlich bis zu 1164 Toisen herab. 
Von den @ueerjöchern ist nur eines wichtig, der Pass von 
Assuay, mit Ruinen von Inca-Schlössern bedeckt, dessen 
höchsten Punkt ich, wo der Weg über die Zadera de Cad- 
lud führt, über 14500 Fuss (2428 Toisen) hoch fand. Nur 
400 Toisen tiefer steht der Palast des Inca Turayuraneı 
mit Resten von Bädern, die (man muss es hoffen) mit war- 
mem Wasser in diesem unwirthlichen Klima gefüllt wurden. 
Da PentLano’s Messungen in der östlichen Kordillere von 
Bolivia, wo der Sorala 3948 Toisen (23683 Par. Fuss), 
also nur 440 Toisen niedriger als der Dhavalagiri des Hi- 

malaya-Gebirges und volle 600 Toisen höher als der Ohim- 
borazo ist, zu der Meinung verleitet hat, es müssten alle 


— %1 — 


Strukturverhältnisse in jenen südlichen Breiten kolossaler 
als in der dem Äquator nahen Zone seyn, so mache ich hier 
darauf aufmerksam, dass der Pass über das Queerjoch des 
Assuay, wo die grosse Handelsstrasse von Quifo nach Cuenca 
und Lima geht, nur von zweien unter allen von PENTLAND 
gemessenen Pässen (und um ein sehr Geringes) an Höhe 
übertroffen wird. Der Pass über die Altos de Toledo ist 
25 und der von Chullunguani 17 T. höher. Denn überall 
verhalten sich die mittlen Höhen der Gebirgsrücken, deren 
‘Minima die Pässe uns kennen lehren, nicht wie die einzel- 
nen Gipfel, wie die Kulminations-Punkte der Ketten. Eine 
graphische Darstellung der Alpen und Pyrenäen (die letzteren 
haben bekanntlich einen sehr hohen Rücken bei geringer 
Höhe der einzelnen Gipfel) bekräftigt diese Betrachtungen. 

Da man von dem Felskamme des Vulkans von Pichincha 
hinweg über die menschenleeren und undurchdringlichen 
- Waldungen der Yumbos und der Provinz de las Esmeraldas 
in,die Südsee hineinblickt, und’ da schon westlich von den 
Felsirseln Puna und St. Clara (le Amertajado) bei sehr hei- 
terem ‚Wetter der Chimborazo auf der Schifffarth von Lima 
nach Guayaquil gesehen werden kann, so ist der wahre 
Abstand. der Küste von den westlichen Kordilleren ein Ge- 
genstand, mit dem ich mich besonders beschäftigen musste, 
Die zu bestimmende Entfernung hängt hauptsächlich von der 
Längendifferenz zwischen den Städten Quilo und Guayaqull, 
von dem Azimuth und dem Höhenwinkel der Spitze des 
Chimborazo, wie dieselbe auf dem Littorale von Guayaqual 
gesehen wird, ab. Ich muss mich. hier begnügen, zu bemer- 
ken, dass die Zweifel, welche der Kapitän Basır Harz ge- 
gen die von mir gefundene Länge von Guayaquil erhoben 
hatte, durch die letzte grosse englische Expedition in den 
Schiffen Adventure und Beagle (Kapit. Kıng, Sroxzs und 
Fırz Roy) zur Aufnahme der Küste von. West-Patagonien. 
bis Guayaquıl völlig und zu meiner Zufriedenheit gelöst wor- 
den sind. Nach den erst vor wenigen Monaten von Sir 


Me 


Joun Barrow bekannt *) gemachten Resultaten der Expe- 
dition ist Guayaguil, ungeachtet die Zeit von einem sehr 
fernen Punkte, Valparaiso, übertragen wurde, bis auf 17 Zeit- 
sekunden mit meiner nun schon sehr alten Längenbestim- 
mung übereinstimmend gefunden worden, ja für den Hafen 
Callao de Lima, auf den ich Guayaquil cehronometrisch bezog, 
findet die letzte englische Expedition, wie die Seefahrer aus- 
drücklich bemerken, ein mittles Resultat, das nur um 2 Zeit- 
sekunden yon der Länge abweicht, welche OLtmanns aus 
meiner Beobachtung des Durchganges des Merkur auf der 
Sonnenscheibe schloss. Da bei so grossen Höhen und auf 
so langen Wegen (der Pichincha, um weniges höher als der 
Montblanc, kann ohne Refraktion in der Entfernung von 34, 
der Chimborazo in einer von 39 geogr. Meilen gesehen werden) 
die Wahrscheinlichheit abnimmt, dass der Lichtstrahl durch 
keine der neben und über einander gelagerten Wolkenschich- 
ten gehindert werde, zu dem Auge zu gelangen, so geniesst 
man am Ufer der Südsee selten des erfreulichen Anblicks 
der majestätischen Andes-Kette. Ein Höhenwinkel des Chim- 
borazo (nur 1° 57/40“), den der gelehrte spanische See-Offi- 
zier, Don Joser Esrınosa **) während der Marsasırna’schen 
"Weltumseegelung am Strande von Guayaquil erlangte, ist der 
Gegenstand eines auf diesem Wege nicht zu sehlichtenden 
Streits über die wahre Höhe des Chimborazo geworden, da 
Refraktion und Azimuth, wie die horizontale Entfernung 
selbst, nicht gehörig erörtert wurden, 


Ich habe noch einen anderen Punkt zu berälıren, der 
sich auf die Positions- und Dimensions-Verhältnisse der Kor- 
dilleren bezieht. LroroıLp von Buch hat in seiner lichtver- 
breitenden Theorie des Hervortretens von Gebirgsketten 
durch Spalten mehrfach auf die Beziehungen hingewiesen, 
die man zwischen der Richtung der Gebirgsketten und naher 
oder ferner Küsten bemerkt. Das Phänomen thätiger, 


”) Journal of the Royal Geogr. Soc. T. 6, P. 2, p. 337. 
”*) Memorias de los Navegantes Espanoles, T. I, p. 187. 


= 


dauernder Vulkane ist in Süd- Amerika bekanntlich auf den 
West-Rand des Kontinents beschränkt, und meine hypsome- 
trische Darstellung der ganzen Andes-Kette, welche in die 
neuesten Karten von Brui übertragen, nirgends aber rich- 
tiger und geschmackvoller wiederholt worden ist, als in einer 
leider noch immer nicht erschienenen kleinen Karte von 
BercuAus *), zeugt für den innigsten Zusammenhang zwi- 
schen der Form (dem Umriss) des Kontinents und dem 
wechselnden Streichen der Kette. Der Wendepunkt bei 
'Arica, wo die Küste ihr nordsüdliches Streichen plötzlich 
in ein nordwestliches verwandelt, eine Einbiegung unter 
18°1 südlicher Breite, welche der ganz ähnlichen Einbie- 
gung der Westküste des pyramidalen Kontinents von Afrika 
(in 4° nördlicher Breite) bei Fernando Po, entspricht, ist 
in seiner geologischen Bedeutsamkeit schon mehrmals von 
mir an anderen Orten bezeichnet worden. Das plötzlich 
veränderte Streichen der Andes-Kette im Parallel von Arica 
ist nicht auf die der Südsee-Küste nahe westliche Kordsllere 
eingeschränkt; sie erstreckt sich in eben dem Maase auf die 
östliche Kette, welche den frühesten Sitz menschlicher Kul- 
tur in Süd-Amerika, die Hochebenen von Tilicaca, begränzt 
und auf ihrem Rücken die erst neuerlichst bekannt gewor- 
denen Bergkolosse des Sorata und Jlimani trägt. Der Pa- 
rallelismus der Kordslleren. unter sich, besonders zwischen 
5° südlicher und 5° nördlicher Breite ist so auffallend, als 
der Parallelismus mit den Sinuositäten des Zittorals. Ein 
einziges, sein Streichen veränderndes abseharendes 
Trumm vereinigt die neuere Gebirgsspalte der Andes von 
Quito durch Neu-Granada, östlich von Bogota, mit der älte- 
ren Gebirgsspalte der Küstenkette von Caracas. 


Westlich vom Hochlande von Ouslo scheint die Rich- 
tung der Ketten selbst zu beweisen, dass ein Küsten-Ein- 
schnitt, der Golf von Guayaquzl, ein kleines zufälliges Phä- 
nomen späterer Entstehung ist, als die der Ketten-Hebuug. 


*) Karte des ganzen Neuen Kontinents. 


= Me 


Hier nähert sich. die Küste bis. auf 25 Bogen-Minuten der 
westlichen Kordillere in der Gegend von Cuenca, südlich 
von dem oben erwähnten @ueerjoch des Assuay, wo die viel 
besuchte Landstrasse fast die Höhe des Montblanc erreicht. 
Kein Einfluss dieser grösseren Meeres-Nähe auf die Stel- 
lung der Vulkane zeigt sich aber hier. Schon zwanzig geo- 
graphische Meilen nördlicher, seit dem Parallel des Zunguragua, 
ist die lange Reihe thätiger Vulkane gegen Süden geendigt. 
Hindernisse in den Gesteinschichten haben vielleicht hier, 
der Seeküste näher, den Durchbruch der elastischen Kräfte 
und eine permanente Verbindung mit dem Inneren gehindert. 
Auffallend ist es sogar, dass das Hinderniss weniger gross 
nach der von dem ZLitloral abgekehrten Seite gewesen ist; 
denn am Fuss der östlichen Kette ist der Sangay, oder Vul- 
kan von Macas, einen vollen halben Grad südlich vom Pa- 
rallel des Zunguragua in einer waldreichen Ebene, an den 
Quellen des Rio Morona, ausgebrochen. Rürrzı gibt dem 
rauchenden Kegelberge in Kordofan S4 Meilen Entfernung 
vom Meere, während der Peschan in Inner- Asien, von dem 
sich noch in späteren ganz historischen Zeiten Lavaströme 
ergossen haben, und andere thätige Vulkane der Kette 
Thianschan nach meiner Skizze der Bergketten von Inner- 
Asien drei Mal so weit, volle 260 geographische Meilen von 
allen Meeren entfernt und keinesweges von grossen Binnen- 
Wassern umgeben liegen. 

Wenn gleich in einem grossen Theile der Welt das 
Emporsteigen von Trachyt-, Andesit- und Dolrit-Massen die 
höchsten Gipfel der Ketten oder Insel-Gruppen gebildet hat, 
so lehren dagegen andere Zonen (z. B. der Himalaya und die 
östliche Andes-Kordillere von Bolivia), dass dieser Zusam- 
menhang zwischen dem Maximum der Erhebung und der 
Natur des sichtbaren Gesteins kein nothwendiger ist. In 
Mexiko, wo alle Vulkane auf einer, den Isthmus und die Axe 
der Kette fast rechtwinkelig durchschneidenden Spalte em- 
porgestiegen sind (L£ororL» von Buch vergleicht diese unter- 
geordnete Queerspaltung mit der im Inneren von Java), sind 


el - 
allerdings alle Nevados, da, heisst alle Gipfel, welche hoch 


über die ewige Schneegränze hinausreichen Vulkane und 
aus den eben genannten Gebirgsarten zusammengesetzt. Eben- 
falls in dem Hochlande von Quifo liegen die - Kulminations- 
punkte der Kordilere allerdings in Dolerit-Glocken und Ke- 
geln; aber auch in eben dem Hochlande, gegenüber dem 
Chimborazo und dem Vulkan Tunguragua, sind die hohen- 
Nevados von Condorasto, Cuvillan und Collanes Glimmer- 
schiefer und Gestellstein. Die höchsten Berge der ganzen 
Andes-Kette, der Sorala oder Tusubaya etwas westlich von 
der Mission Challana, und der Ilmani, südlich von dem 
Missions- Dörfchen Oeobaya, zwei Gipfel, von denen jener 
fast nur um.eine grosse Thurmhöhe (78 Toisen) niedriger 
ist als der zweite und einzig gut gemessene Koloss *) des 
Himalaya, bestehen aus Grauwackenschiefer, aber nach hand- 
schriftlichen Noten von Paxsrann, die ich besitze, finden 
sich wenigstens am westlichen Abfalle des Ilimani Syenit- 
und Porphyr-Massen, in denen, als Zeugen des Durchbruchs, 
eckige Stücke von Grauwackenschiefer eingebacken sind, 
Alle diese Thatsachen beweisen, dass die absolute Höhe ein- 
zelner Gipfel (ein Phänomen, welches von jeher das popu- 
' lärste Interesse auf sich gezogen hat) bloss eine lokale, in 
‚mehr oder minder Widerstand gegründete Zufälligkeit ist, 
geognostisch unwichtig in Vergleich mit Richtung der Axe, 
Beharrlichkeit im Streichen und mittler%,Höhe des Rückens 
einer Bergkette. 


Nach diesen allgemeinen Betrachtungen der Andes-Kor- 
dilleren gehe ich zu der Schilderung einzelner Vulkane’ der 
Hochebene von Quito über. Ich beginne mit einem der nie- 
drigsten Gipfel, Pichincha, weil er der Stadt am nächsten 
liegt, weil er eine von der der meisten feuerspeienden Berge 
sehr abweichende Form hat, und für mich der Gegenstand 
dreier Expeditionen war, In Europa hat dieser Berg in der 
Mitte des vorigen Jahrhunderts einen grossen, jetzt freilich 


*) Jawahir 4026 Toisen, Sorata 3948 Toisen, 


— 266 — 


längst verhallten Ruf gehabt, da Bousver und La ConpamıneE 
auf seinem Rücken drei Wochen lang eine Hütte bewohnten, 
in der sie meteorologische Beobachtungen anstellten. Diese 
Hütte lag 2430 T. hoch, also nur 180 Fuss tiefer als der 
Gipfel des Montblanc. Derjenige Theil des Längenthals zwi- 
schen der östlichen un:] westlichen Kordillere oder, wie ich 
mich lieber ausdrücke, zwischen der Äordillere, des Anlisana 
und Colopasi und der des Pichincha und Chimborazo, in 
welchem die Stadt Qusto liegt, ist wiederum durch eine nie- 
drige Hügelkette, die von /chimbio und Poiöngasi, der Länge 
nach von Süden nach Norden in zwei Hälften getheilt. 
Östlich von diesen Hügeln liegen die fruchtbaren anmuthigen 
Ebenen von Pwembo und Chillo, westlich dem Vulkan Pr- 
chincha näher, die öderen Grasflächen von Jraquilo und 
Turabamba. Das Niveau beider Hälften des Thals ist ver- 
schieden. In der östlichen milderen ist der Thalboden S040, 
in der rauheren westlichen ist er fast 9000 Fuss (nach mir 
1492, nach Boussinsautur 1496 T.) über dem Meeresspiegel 
erhoben. Die lateinische Inschrift, welche die französischen 
Astronomen in dem Jesuiten-Kollegium aufgestellt haben, 
und welche die Länge von Quzlo viel zu westlich setzt, gibt 
auch die Höhe der Stadt aus Gründen, die ich oben berührt 
habe, 270 Fuss zu niedrigan. Wenn man nun erwägt, dass 
Quito dicht an der Felsmauer des Pichincha erbaut und von 
vielen sehr tiefen! offenen, meist wasserleeren Spalten, 
Guaycos, durchschnitten ist, die alle dem Vulkan reehtwinke- 
lig zulaufen, wenn man sich dazu erinnert, dass wir daselbst 
fast in jedem Monate, mit und ohne Erdbeben, ein schreck- 
haftes unterirdisches Getöse (bramideo) unter unseren Füssen 
hörten, so darf man sich nieht wundern, dass der dem Vulkan 
nähere Thalboden in den Ebenen von Jäaquilo und Turubamba 
durch die noch heute wirkenden yulkanischen Kräfte höher 
gehoben sey, als der Boden von Chillo in dem entfernteren 
östlicheren Theile des Thals.. Die mittle Wärme von 
Quito ist, nach meinen Beobachtungen von Maximis und Mi- 
nimis der Lufttemperatur in kaum vier Monaten 11°,5R., 


& . 


— 267 — 


To 


nach BoussincAuLt, aus der Wärme der trocknen Erde ge- 
schlossen , etwas höher = 12°,2, Unterschied 0°,7,. Das ist 
fast die mittlere Wärme von Rom, aber auf der Höhe von 
Quito und fast unter der Linie selbst; welche Verschieden- 
heit in der Vertheilung der Wärme! In Quilo sind die 
Extreme 4°,8 und 17°,6 R. Spuren von Eis oder dünne 
Eisrinden sieht man unendlich selten und nur als Wirkung 
der Wärmestrahlung gegen einen wolkenfreien Himmel, Die 
französischen Akademiker schildern das Klima milder als es 
jetzt ist. Die Vergleichung mit dem Thalkessel von Caschmir 
seheint vollends unpasseid. Nach den neuesten Messungen 
von Vıcror Jacavemont *) und Baron Höcsr **) liegt die 
Stadt Oaschemir volle 3700 Fuss niedriger als Quito. Von 
dem grossen Stadtmarkte (Plaza major) aus sieht man in 
drohender Nähe die stroffen Abhänge (faldas) des Vulkans 
von Pichincha, nicht die Reihe der Gipfel, die wir bald 
beschreiben werden; man sieht auf einem kahlen heryortre- 
tenden Hügel, der freilich höher als der Pie von Teneriffa 
ist, das von La Conpamine als Signal errichtete Kreuz (la 
Cruz de Pichincha) und, was einen schönen Anblick gewährt, 
westlicher und tiefer den silberglänzenden Wasserfall von 
Canluna in nur 1728 Toisen Höhe. Der Fuss des Wasser- 
falls bleibt unter einem vorspringenden Felsen verdeckt. 


Pichincha 


Ich habe einen topographischen Plan des Vulkans und 
aller Thäler, die am südöstlichen zugänglicheren Abhange 
zu seinem weit ausgedehnten Rücken fülıren, in Qusto selbst 
entworfen und zur Erläuterung dieser Karte eine Profil- 
Ansicht geliefert, wie man sie bei heiterer Luft unfern 
Chillo in der Grasflur Cachapamba geniesst. Die Karte ist 
in dem Atlas von Süd-Amerika, der meinen Reisebericht 


*) Correspondance pendant son Voyage dans VInde, T. IT, 2.588,74. 
**) Journal of the Roya! Geogr. Soc. T. VT, P.2, p. 384. Jacguzmont 
gibt 5350, Hücer, 5850 engl. Fuss; Mittel 875 Toisen. 


a ee 


begleitet, die pittoreske Ansicht aber in den Vues des Cor- 
dilleres erschienen. Ausser den barometrischen Messungen 
vieler einzelner Gipfel habe ich eine trigonometrische Mes- 
sung aller Gipfel in der Ebene von Cachapamba vorgenom- 
men, die vom Krater des Rucupichincha 14,211 Toisen ent- 
fernt ist. Da mir eine eigentliche Triangulation zwischen 
den engen Schluchten des Vulkans am Abhange selbst un- 
möglich war und viele Wochen Zeit erfordert haben würde, 
so ist die kürzere hypsometrische Methode, die sich der 
Höhenwinkel und senkrechten Standlinien bedient, vorgezo- 
gen worden, eine Methode, deren Genauigkeit durch meinen 
Versuch den Längenunterschied von Mexiko und Veracruz 
in einer Entfernung von drei Längengraden hypsometrisch 
zu bestimmen, empfehlenswerth scheint. Aus den Winkeln 
hat sich dazu die Masse des ganzen Vulkans und der ein- 
zelnen Gipfel ergeben. Die Entfernung des noch brennen- 
den Kraters von dem Thurm de la Merced in Quito (ein 
Element, das die Einwohner dieser Stadt lebhaft interessirte) 
habe ich, von dem Hügel von Peingasi aus, wo man zugleich 
den Thurm und die den Krater umgebenden drei Felsen 
sieht, durch eine etwas verwickelte Triangulation bestimmt. 
Ich fand sie aus mehreren Kombinationen 5556 T. Zu mei- 
ner grossen Freude habe ich in Paris, lange nachdem mein 
Plan gestochen war, den ersten Entwurf einer handschrift- 
lichen Karte aus La Conpamines Nachlass erhalten, deren 
Maasstab erlaubte, sich eines Abstandes von $S bis 10T, zu 
versichern. Diese Karte enthält, ausser der Stadt Qusto 
und dem Thurme der Kirche de la Merced, vom Pichincha 
selbst riur das Centrum des Kraters. Die darauf graphisch 
ng Entfernung war 5520 T., Unterschied 66 T. oder 
37 Magnetische Azimuthe sind fast gar nicht, oder nur in 
Poingasi für sekundäre Punkte in 1800 T. Entfernung von 
dem Abhange des Vulkans, also an einem Orte benutzt wor- 
den, wo ich mittelst eines Lamsert schen vierzehnzölligen 
Deklinatoriums die lokale magnetische Abweichung bestimmen 
konnte, Diese allgemeine, nur schon zu umständliche 


— 2169 — 


Übersicht der bei der Konstruktion meiner Karte angewandten 
Mittel soll die Richtigkeit der Haupt-Dimensionen eines 
Vulkans bewähren, der in seiner Hauptrichtung von SW. 
nach NO. eine isolirte, ununterbrochen fortlaufende Wand 
bildet. Auch der Umriss des Berges in der pittoresken 
Ansicht ist nach Horizontal- und Höhen-Winkeln gezeichnet, 
‘die wiederholt mit dem Sextanten gemessen wurden. 


Die Beschreibungen, welche La Coxpamine an mehreren. 
Stellen des Mesure de la Meridienne von dem Vulkan von 
Pichincha gibt, sind überaus unbestimmt. Er spricht zwar 
von mehreren Gipfeln, nennt deren aber nur drei, statt vier. 
Den höchsten, sütlwestlichsten Gipfel, aus dem allein die 
grossen Ausbrüche erfolgt sind, haben die französischen 
Akademiker gar nicht gemessen. Die einzige Kuppe, deren 
in der Inschrift des Jesuiten - Kollegiums erwähnt ist, und 
die bloss als Caceumen lapideum bezeichnet wird, ist 
‚der dritte thurmähnliche Gipfel, vun S.W. nach N.O. gerech- n 
net. Wo übrigens die Hütte stand, in der die Beobachter 
mit so rühmlicher Ausdauer Wochen lang schliefen, ist nach 
der angegebenen Barometerhöhe und bei aller mangelnden 
Tradition schwer zu ergründen. Klarheit kann man nur in 
die Beschreibung der Struktur des Berges bringen, wenn 
man sich der indischen, sehr bestimmten Benennungen der 


Gipfel bedient. 


Was zuerst am Pichincha auffällt, ist seine von der ge- 
wöhnlichen Kegelform der Vulkane so verschiedene Gestalt. 
Den grössten Kontrast bietet der Prchincha mit dem Coto- 
paxi dar, dessen Schnee-Mantel die kleinsten Unebenheiten 
eines vollkommenen Kegels bedeckt, und von dem die spanı- 
schen Kreolen mit Recht sagen, er sey wie von der Dreh- 
bank gekommen, hecho al torno (fait au tour)*). Der Pichincha 
bildet eine lange Mauer, und diese Ausdehnung in der Länge 
bei einer in Verhältniss geringen Höhe (kaum 15,000 Fuss) 
vermindert an Punkten, wo man das ganze isolirt stehende 


*) Man vergleiche meine Vues des Cordilleres, Pi. 10 und 61. 
Jahrgang 1837. 18 


a 


_—. 21 — R 


„ Gebirge mit einem Blick umfassen kann, den majestätischen 
Eindruck der Ansicht. ä 
 Pichincha liegt auf dem Rücken der ER Kordil- 

ir leren ‚ als ein Ganzes betrachtet allerdings in einem Alig- 
nement, d.h. in derselben Axenrichtung mit den Schnee- 
‚bergen Jliniza, Corazon und Colocachi; er bildet eine Reihe 
mit ihnen, aber bei dem jähen Absturz, den die Kordilleren 
gegen.das Meer hin zeigen, kann man sagen, dass Pichincha, 
speciell betrachtet, die fortlaufende Kordillere wie mit einem 
Mauer-Stücke krönt, und dass die Richtung dieser Mauer 
von der Richtung der Basis, auf der sie ruht (von der all- 
gemeinen Axe der Kordillere) um volle 35° abweicht. Die 
Axe der westlichen Kordillere liegt zwischen 0° 40° südl. 
und 0° 20‘ nördl. Breite, N. 21° O.; die specielle Axe des 
Vulkans, durch seine Gipfelreihe gelegt, liegt N. 56°0. Nach 
neueren Ansichten würde man daher sagen, dass die später 
„ entstandene Mauer, die wir Pichincha nennen, auf einer en- 
geren Spalte, die mehr vom Meridian gegen Osten ‚abweicht, 
hervorgetreten ist. Von diesen Erscheinungen, die den all- 
gemeinen untergeordnet sind, gibt auch die g:osse Bergebene 
des Anlisana in 12,600 Fuss Höhe ein merkwürdiges Beispiel. 
Der schneebedeckte runde Gipfel des Berges erhebt sich in- 
selförmig in dieser Ebene, aber gegen Westen ist aus der- 
selben, in der Richtung von Norden gegen Süden, eine 
schwarze Felswand hervorgestiegen, der Chussolonge, der 
im Kleinen der Form nach an den Pichincha erinnert. Der 
letztere ist zwar von allen Seiten isolirt, doch ist er es 
minder gegen den Corazon und gegen Iliniza hin, wo der 
Altacazo sich ihm naht, als gegen Norden, gegen den Cerro 
de Cuicocha und den Nevado de Cotocachi hin ,„ Wo in einer 
weiten Öffnung der Fluss Guallabamba sich aus der Obsidian- 
reichen Hochebene von Quinche einen Weg nach der Südsee 
bahnt. Zu besserer Verständigung des Folgenden füge ich 
im Allgemeinen noch hinzu, dass die vier Gipfel des Pr- 
chincha, die aus der Ferne theils als Kegel, theils als Thurm- 
spitzen und Ruinen von Bergschlössern erscheinen, von N.O. 


‚r 


4a 


_- 71 — 


gegen 8.W. folgende Reihe bilden: 1) ein ungenannter 
Kegelberg, nahe bei dem Rücken I/ngapilca, den ich nach 
der Frequenz der grossen Condor-Geyer, und weil gegen ihn die 
tiefe Spalte von Cundurguachana endigt, durch welche Blöcke 
in die schöne Grasebene (Exrido) von Jüaquito gekommen 
sind, den Condor-Gipfel nenne. 2) Guaguapichincha, das 
heisst, das Kind des alten Vulkans. 3) Picacho de los La- 


drillos, wegen der mauerartigen Spaltung so benannt und 


durch einen schmalen Sattel mit einem anderen mehr südlich 
vorliegenden Kegel, Tablahuma, zusammenhängend. 4) Ru- 
cupichincha, der Alte oder Vater, den Krater enthaltend, 
und, da er etwas ausserhalb der Reihe mehr gegen die 
Südsee gerichtet ist, von Chillo oder Poingasi aus unter 
einem etwas kleineren Höhenwinkel erscheinend, als der Ka- 
stel-artige Gipfel des Guaguapichincha. Die kupferfarbigen 
Eingeborenen nennen Vulkane, weil es für sie gleichsam 
Individuen (einzelne Kegel) sind, die ganzen Berg-Kolosse 
des Colopax? und Zungurahua; aber: am Pichincha nennen 
sie el Volcan bloss den südwestlichsten Theil, von dem sie 
der Tradition nach wissen, dass in den Jahren 1533, 1539, 
1560, 1566, 1577, 1580 und 1660 so grosse Feuerausbrüche 
Statt fanden, dass die Stadt Quzlo ganze Tage lang durch 
fallende Asche in tiefe Finsterniss gehüllt war. Sie bedie- 
nen sich sogar, wenn sie für mehr lateinisirt (muy la- 
tinos), d, h. gebildet gehalten werden wollen, der Benen- 
nung Vulkan für den letzten und vierten Gipfel öfter als 
der Benennung Rucupichincha. 


Erste Besteigung. — Wir machten den ersten 
Versuch, an den Krater des Pschincha zu gelangen, an einem 
heiteren Morgen im Monat April *).. Unsere Begleitung 
war zahlreicher, als wir es gewünscht hätten, ein Übel, 
das man bei keiner Reise vermeiden kann, in welcher die 
Instrumente, deren man sich bedient, die Neugierde der 

Einwohner des Landes auf sich ziehen. Da in den unteren 


| ”) Den 14. April 1802. 
15 * 


— 1372 — 


Revieren des Vulkans häufig gejagt wird, auch die Indianer 
ein Gemisch von Hagel und Schnee, freilich nicht von dem 
schneebedeckten. Gipfel des Kraters, sondern aus tieferen 
_ Sehnee- und Eis-Höhlen zur Stadt bringen, so rühmten sich 
alle unsere Begleiter, Weisse und Farbige, der Gegend sehr 
kundig zu seyn. lch war gerade: vor einem Monat mit Hrn. 
BonrLanp und dem jungen Sohne des Marquis DE SELVALE- 
GRE, CArLos N:onturAR, der uns nach dem Amazonen-Streme 
Lima, Mexiko und Paris begleitete, aber nach seiner Zurück- 
kunft von Europa in dem edlen Kampfe für die Freiheit 
‘seines Vaterlandes den: Tod fand, auf dem Antisana gewesen, 
Wir gelangten dort auf einem Felskamme, der über die 
ewige Schneegränze hinausreichte, zu der Höhe von mehr 
als 17,000 F., so dass die Erreichung des höchsten ‚Gipfels 
des Pichincha, der den Montblanc kaum um 180 Fuss über- 
steigt, uns vergleichungsweise ein leicht auszuführendes Un- 
ternehmen schien. Der Erfolg hat gezeigt, dass die spalt- 
ähnlichen tiefen Thäler, welche die vier Hauptgipfel des 
Pichincha trennen, an vielen Punkten unübersteigliche Hin- 
dernisse darbieten. Wir nahmen unseren Weg von Quito 
aus gegen Nordwesten, um, neben dem Klostergarten Reco- 
leccion de la Merced vorbei, zu dem Wasserfall Chorro de . 
la Cantuna zu gelangen. Die Recoleccion liegt zwischen 
zweien der Guaycos oder offenen Spalten von 30 bis 40 Fuss 
Breite, von denen ich oben sprach, und die alle dem Berg- 
gehänge zulaufen. Beide Spalten vereinigen sich etwas nörd- 
lich von der Kirche de la Merced, wo eine Brücke über sie 
geschlagen ist. Weiter hin nach dem Platze des heiligen 
Franeiscus, werden die Guaycos unsichtbar, da hohe Ge- 
bäude durch Wölbungen sie verdecken. Einige dieser @uay- 
cos gleichen mächtigen offenen Gängen, 60 bis S0 Fuss tief. 
An vielen Punkten sind sie, in 30 bis 40 Lachter Länge, 
gar nieht nach oben geöffnet, sondern bilden natürliche Stol- 
len, unterirdische Weitungen. Es ist ein Volksglaube in 
Quito, dass die Stadt darum so wenig an ihren prächtigen » 
Kirchen und hohen Häusern bei häufigen Erdbeben leidet, 


w 


- 273 — 


weil diese in anderer Hinsicht geognostisch wichtigen offenen 


Klüfte den (elastischen) Dämpfen, & los vapores, freien Aus- 
gang gewährten. Eine solche, auch von UrLoA angenommene 
Theorie, die mit der uralten römischen Meinung vom Nutzen 
der Brunnen bei Erdstössen zusammenhängt, wird aber 
‘ durch die Erfahrung wenig bestätigt. Aufmerksame Beob- 
achter haben bemerkt, dass einige östlichere Quartiere der 
Stadt Quito bei Santa Barbara und San Juan Evangelısta, 
die von keinen Guaycos durchschnitten sind, minder leiden, 
als die den Guaycos näheren. Die wenig steilen Abhänge 
(faldas), die zum Wasserfall führen, sind mit kurzem 
Rasen von geselligen Grasarten (Podosaemum debile, 
Gymnothrix und Stipa eminens Cavan.) bedeckt. In 
dem Rasen blühen vereinzelt einige Calceolarien. Der 
Wasserfall von Cantuna, 1728 T. über dem Meere gelegen, 
war gerade sehr dürftig, und hatte in anderen Monaten, 
von der Plaza major aus gesehen, unsere Erwartungen mehr 
gespannt. Wir folgten weiter aufwärts einer engen Schlucht, 
durch die wir, das weit gesehene Kreuz von La Conpamine, 
La Cruz de Pichincha, (2072 T.) rechts zur Seite lassend, 
in eine kleine, ganz horizontale Ebene (Zlano de lu Toma 
oder Liano de Palmascuchu) gelangten. Die absolute Höhe 
dieser Ebene ist 2230 T. Eine ganz ähnliche Ebene, aber 
fast zur Hälfte kleiner, von kaum 300 T. Breite, Llano de 
Allarcuchu, liegt weiter westlich, ebenfalls dieht an dem 
Hauptkamm oder Rücken des Gebirges. Beide Ebenen, al- 
tem Seeboden ähnlich, bilden das Ende aufsteigender Thä- 


ler und sind durch ein Bergjoch getrennt, auf dessen Fort- 


setzung der groteske Gipfel @uaguapichincha emporsteigt. 
Auf der ersten nordöstlicher gelegenen kleinen Ebene von 
Palmascuchu genossen wir eines herrlichen Anblickes auf 
Anltisana, den sogenannten Vulkan von Ansango, auf Cotoparı 
und Sinchulahua, alle zur östlichen Kordillere gehörig. Es 
war 11 Uhr Morgens, und trotz der Höhe stieg das Ther- 
mometer im Sehatten auf 11°R.  Guaguapichincha aus der 
- Ebene gesehen, erscheint wie eine zertrümmerte hohe Burg. 


Wir glaubten anfangs, dass diese Burg aus gegliederten 
senkrechten Säulen bestehe; als wir aber an ihr hinauf- 
klimmten, fanden wir ein pechsteinähnliches, schwarzes Ge- 
stein, das in ganz dünne Schichten gespalten war. Die 
Schichten hatten oft nur 2 bis 3 Zoll Mächtigkeit; einige 
Gruppen waren 12 bis 14 Zoll diek, alle fielen sehr regel- 
mässig mit-85° gegen Norden. ihr Streichen war hor. 6,4 
unseres deutschen Gruben-Kompasses. Querspalten gaben 
dem sehr frischen, glänzenden, unverwitterten Gestein, bei 
der fast seigeren Schichtung, in der Ferne einige Ähnlich- 
keit mit einem Fels von Porphyrschiefer. Ich nannte das 
Gestein damals pechsteinartigen Trapp-Porphyr. Wo ich 
Hornblende in dem Gewebe vermuthet hatte, erkännte Leo- 
roLp von Buch, der meine damals etwas reichhaltigeren 
' Sammlungen bald nach meiner Rückkunft unter der Lupe 
sorgfältig untersuchte, deutlich Augitkrystalle. Er fand diese 
auch in den vulkanischen Gesteinen des Chimborazo. Nach 
einer neueren Untersuchung meines Freundes Gustav Rose 
enthält die schwarze pechsteinartige Grundmasse von Gua- 
guapichincha in 2378 T. Höhe ausser dem Augit auch La- 
brador, nicht Feldspatb, nicht Albit, nicht Hornblende. Der 
Glanz des Gesteins ist geringer als beim eigentlichen Pech- 
stein; die Grundmasse ist nur schimmernd, an den Kanten 
schwach durchscheinend und uneben im Bruch. Vor dem 
Löthrohr sah sie Gustav Rose (sehwierig und nur an den 
Kanten) zu einem weissen Glase schmelzen. Der Labrador 
findet sich daran in Zwillingskrystallen mit einspringenden 
Winkeln. Die Krystalle sind weiss, stark durchscheinend, 
auf dem Bruche stark perlmutterglänzend. Sie erscheinen 
nur klein und schmal, auf den Spaltungsflächen mit den ein- 
springenden Winkeln etwa zwei Linien lang, und sind in 
der Grundmasse sehr häufig zerstreut. : Die Augitkrystalle 
sind schwärzlichgrün, nur klein und sehr sparsam einge- 
‘wachsen. Wir haben also am Pichincha wieder, wie am 
AÄtna, ein Dolerit-Gestein mit vorwaltendem Labrador. ‘Die 
Umrisse des Guaguapichincha sind wunderbar zackig, was bei 


vielem schwarzen vulkanischen Gestein der Andes bemerkt - 


wird. Gegen Südwesten sahen wir Zapfen und Zacken, die, 
bei kaum 10 Zoll Dieke, wohl S bis 9 Fuss Höhe hatten 
und senkrecht aufstiegen.. Die Zeichnung, die ich bei S0ma- 
liger Vergrösserung von dem Umriss des Guaguapichincha 
er der Ebene von Chilo, also in einer Entfernung von 

13,326 T.) mit Sorgfalt gemacht habe, lehrt, dass Guagua- 
pichincha wohl das acutum et lapideum cacumen der 


Jesuiten-Inschrift von La Coxpamıne ist. Die oberste Spitze 


ist thurmartig abgestumpft. 

Wir hatten im Hinaufsteigen durch die enge Schlucht, 
die nach der kleinen Ebene Palmascuchu an den Fuss des 
Guaguapichencha führt, schon unterhalb dem Signal- Kreuze, 
etwa in 1800 T. Höhe, den nackten Felsen hie und da mit 
Bimsstein bedeckt gefunden. Diese Lagen Bimsstein wurden 
häufiger , ‚je höher wir stiegen.» Es wurde uns auch bald 
auffallend, dass der Bimsstein an dem grotesken Gipfel von 


Guaguapichincha sich mehr an dem westlichen und südwest- 


lichen Abhange (also nach der Seite des Kraters von Rucu- 
pichincha hin), denn in entgegengesetzter Richtung ‘fand. Es 
kontrastirte sonderbar seine weisse, bisweilen gelbliche Farbe 
mit der Schwärze des Augit-Gesteins. # 

Die Eingebornen, die uns zu Führern dienten, gestan- 
‚den uns bald selbst, dass sie nie bis zu dem Gebirgskamme 
gelangt wären: sie wussten keinen anderen Rath, um zu 
dem dritten Gipfel, Pico de los Ladrillos, und so dem Kra- 
ter näher zu gelangen, als uns erst in die Ebene. von Pal- 
mascuchu, und dann (das steile Bergjoch von Loma Gorda, 
das zwei benachbarte und ziemlich parallele Spalten trennt, 
überschreitend) in die Neben-Schlucht von Altar- und Verde- 
cuchw hinabsteigen zu lassen, Ein Blick auf die Karte 
wird die sonderbare, aber doch eigentlich einförmige Struktur 
des Berges erläutern. Viele wasserleere Thäler (eigentlich 
Spalten) ziehen sich vom Kamm gegen die Hochebene von 
Quito herab. Es sind die Spalten von Oundurguachana, wel- 
chen, wie wir bald erwähnen werden, eine gewisse Öffnung 


„= 


6) 


EN _— 76 — 


bei. Guapulo, dem Pichincha gegenüber, entspricht ; die Que- 

*  brada, die nach Palmascuchu führt; dann. Verdecuchu und 
das breitere Thal von Yuyucha; endlich eine fünfte Schlucht, 
welche aus der bimssteinreichen Ebene am Fuss des Aueu- 

pichincha in das Thal von Lloa Chiquito führt. Die Aus- 

mündungen dieser engen Schluchten sind so gelegen, dass 

grosse Wasserfluthen, die der schmelzende Schnee bei jedem 

vulkanischen Ausbruch erregt, von der Stadt Quito ‚abge- 

lenkt werden, und nach Zloa und in die Ebene der Turu- 

bamba gelangen. Nach den Ansichten der neueren .Geognosie 

darf man auf dieses Phänomen der Spalten von Pechincha 

wohl einige Wichtigkeit legen. Ihre Entstehung hängt mit 

der Hebung des Berges zusammen, sie sind nicht durch 

Wasser eingefurcht, können aber später Wasserbecken schmel- 

zenden Schnee’s eingeschlossen haben, da, wo sie durch 

Querdämme getrennt waren. In der That glaube ich, als 

wir von der kleinen Ebene von Verdecuchu (2173 T.) in die 

w Ebene von Altarcuchu (2256 T.) hinaufstiegen, diese stufen- 


bi 
weise Lage von Becken ehemaliger kleiner Alpen-Seen,: dem 


2 


Gebirgsrücken nahe, deutlich erkannt zu haben. . 
Statt auf dem mit Bimsstein ganz überschütteten schma- 
len Kamme, der Guaguapichincha mit dem Picacho de los 
'Ladrillos (dem Zoegelberge) verbindet, zu diesem letzteren 
zu gelangen, liessen uns die Indianer aus dem von fast senk- 
recht abgestürzten Felswänden umgebenen Becken von Al- 
tarcuchu auf den Ziegelberg selbst steigen. Die relative senk- 
rechte Höhe betrug nur 900 Fuss. Der Gipfel des Ziegel- 
berges ist ein fast ganz mit Bimsstein bedeckter Kegel. 
- Diess Ersteigen erinnerte uns an den Aschenkegel (Pan 
"de azucar) des Pics von Teneriffa. Ein Kranz von schwar- 
'zem pechsteinartigen Gestein, in dünne senkrechte Schichten 
gespalten, hat den Namen Pico de los Ladrillos veranlasst. 
‘Die Eingebornen nennen es ein Gemäuer. Die Ähnlichkeit e 
mit dünnen Basaltsäulen ist, von Ferne gesehen, sehr gross. 
Dieser Kranz von Dolerit-Gestein ist übrigens durch. eine 
sonderbare Schicht von Bimsstein, die. inselförmig darin 


% 


u N 


liegt, unterbrochen. Ich habe die Ansicht des Kegels zwei- 
mal gezeichnet, einmal ganz nahe in einer Enfernung von 
500 T., und dann durch das Fernrohr von Chillo aus. Beide 
Skizzen sind sehr übereinstimmend, und der inselförmige 
Bimssteinflecken hat mich oft davor gesichert, nicht einen 
Gipfel mit dem andern bei Winkelmessungen zu verwech- 
seln. Wir fanden die Höhe des Pico de los Ladrillos 2402T. 
Es war auf demselben Raum genug, um ein Graphometer 
von Ramspen auf sein Gestell zu schrauben, und mittelst des 
Sextanten, zur Begründung der Karte des Vulkans und zur 
Bestimmung der relativen Lage seiner einzelnen Kuppen ge- 
gen die benachbarten Schneeberge, die nöthigen Winkel zu 
messen. Die Kälte war sehr empfindlich, gegen 3°R, Ein- 
zelne  Schneemassen bedeckten den Abhang. In Westsüd- 
westen erblickten wir nun in seiner vollen Pracht, aber lei- 
‚der durch Abgründe von uns getrennt, den ganz mit Schnee 
bedeckten Rucupichincha. Wo der Krater sich geöffnet, blieb 
uns damals noch unbekannt, denn seit dem Junius 1742 war 
Niemand an seinen Rand gelangt. Man wusste nur noch, 
dass er sich gegen das Südmeer hin öffne. 

Nach eben dieser Seite hin geniesst man von dem Gipfel 
des Pics de los Ladrillos einen der wundervollsten Anblicke, 
die sich mir je auf allen meinen Gebirgreisen dargeboten 
haben. Der südwestliche Absturz des Pichincha ist über- 
aus jäh. Auch dort ist derselbe in parallele, auf den Kamm 
senkrecht zulaufende Spalten getheilt. Wir erfuhren, bei 
anderen Exkursionen, die Namen nur zweier dieser Thal- 
‚Klüfte, der Quebrada de Nina Urcu, und, dem Rucupichincha 
näher, die Quebrada de las minas de Melizaldi; Auch in 
diesen hohen Einöden mitten im vulkanischen Gestein hat 
man bald nach Erzen, bald nach vergrabenen Schätzen ge- 
schürft, “Den Vordergrund , nach dem unteren Theile des 
"Abhanges zu, bildet die Waldvegetation von los Yumbos, 
die fast undurchdringlich sich: bis an die Meeresküste er- 
streckt und ‘die weite heisse Ebene erfüllt. Um zu 
antersuchen , welcher Theil’ des Littorals dem Vulkan am 


_— ME 


nächsten liegt, kann man bis jetzt nur zu den Aufnahmen 
von Marasrına, Espınosa und Bauza seine Zuflucht nelımen. 
Die Expedition der Deseubierta und Atrevida ist der 
Küste, yon Guayaguil an bis zum Vorgebirge Guasacama, in einer 
Nähe von 15 bis 16 Seemeilen (60 auf einen Grad) gefolgt. 
Der Irrthum von 3 Längengrad, die meine Beobachtungen 
für die Stadt Quito haben kennen gelehrt, und die ebenfalls 
viel zu östliche Lage, welche Marasrına und alle späteren 
Seefahrer und Geographen dem Hafen Guayaquil geben, ha- 
ben natürlich einen wichtigen Einfluss auf die Bestimmung 
der Entfernung, in der die Küste der Südsee dem Vulkan 
am nächsten gelegen ist. Da die chronometrischen Längen 
von Marasrına auf Differenzen mit dem Meridian von Guaya- 
quil beruhen, so bedurften sie einer Korrektion von 18 öo- 
genminuten, woraus, wenn ich Pichincha auf das nahe Qusto 
beziehe und diesem seine wahre Länge von 81° 4’ gebe, 
folgt, dass die dem Auge nächste Küste der Südsee in einer 
Entfernung von SS Bogenminuten oder 22 geogr. Meilen liegt. 
Diess ist unmittelbar westlich vom Vulkane die Entfernung 
der Mündung des Rio de Palmar, wie gegen Nordwesten 
die Entfernung der kleinen Busen de las Sardinas und San 
Mateo nahe beim Fluss Esmeraldas. In der übrigens mit 
Recht sehr belobten Karte der Provinz Quito von La Conx- 
DAMINE und Marvonano sind leider die Küsten so falsch ver- 
zeichnet, dass die zuerst genannte Entfernung gegen den 
Rio Esmaraldas hin um mehr als 30 Bogenminuten falsch 
ist. Die Krümmung der Erde erlaubt für die Höhe des 
Pichincha einen Gesichtskreis von 2° 13° Halbmesser, ohne 
Refraktion; mit dieser, wie sie unter dem Äquator gewöhnlich 
ist, etwa 2°25°. Es bleibt also kein Zweifel übrig, dass 
man von dem Kamm des Vulkans weit in das Meer hinein- 
sehen kann, Der Meerhorizont, welcher sich bekanntlich 
bis zur Höhe des Auges erhebt, so dass alle: näheren Ge- 
‚genstände auf der Meeresfläche projieirt erscheinen, liegt 
für Pichincha noch 56 Bogenminuten oder 14 geogr. Meilen 
jenseits des Littorals. Die dichten’ Urwälder der ‚Yumbos 


_ 1 


und‘ der ehemaligen, von vielen Strömen durehschnittenen 
Governacion de Esmaraldas ergiessen eine ungeheure Masse 
von Wasserdämpfen in die Atmosphäre. Daher fanden wir, 
als wir auf den Kamm des Gebirges’ gelangt waren, gegen 
SO., nach der Hochebene von Quilo zu, den reinsten wol- 
kenleersten Himmel (das Saussurr’sche Cyanometer zeigte 
379), während über der Vegetations-reichen Fläche gegen 
Westen dieses Gewölk hing. In diesem Gewölk war eine 
einzige Öffnung, und durch diese erblickten wir eine weite 
bläuliche Fläche. War es eine der dünnen Wolkenschich- 
ten, die ich über dem Ozean ausgebreitet am frühen Morgen 
auf dem Pic von Teneriffa und auf mehreren Gipfeln der 
Kordilleren gesehen, und deren obere Fläche oft ganz ohne 
‚ alle Unebenheiten ist, oder war es (wie meine Begleiter be- 
haupteten, und die Farbe anzudeuten schien) die Südsee 
selbst? Ich wage nicht zu entscheiden. Wenn der Meer- 
horizont über zwei Grad entfernt liegt, ist die Masse des 
von dem Wasser reflektirten Lichts so gering, dass durch 
den langen Weg bis zu dem Gipfel eines Berges, der auch 
nur 15000 Fuss Höhe hat, der grössere Theil durch Ab- 
sorption in der Atmosphäre verloren geht. Dann scheint die 
Gränze des Gesichtskreises nicht mehr die Luft selbst, auf 
einer Wasserlinie ruhend, zu seyn, sondern man sieht in 
das Leere, als wäre man in einem Luftball, zu welchem 
nach Gay-Lussac’s Erfahrung Schallwellen höher als schwa- 
ches vom Horizont reflektirtes Erdenlicht gelangen. 

Bei der sehr niedrigen Temperatur von 3° (in ungefähr 
gleicher Höhe und bei einer südlichen Breite von 0° 11’ ha- 
ben in’ihrer Hütte die französischen Astronomen das Reav- 
mur sche Thermometer bei Nacht bis fast 5° unter den Ge- 
frierpunkt sinken sehen) stand das Deruc’sche Fischbein- 
EHygrometer zwischen 12 und 1 Uhr im Schatten auf 32°. Diese 
grosse Trockenheit erhielt sich zu meinem Erstaunen auch 
dann, wenn wir kurz vorher in leichten Nebel, vorüberge- 
'hend, gehüllt gewesen waren. ‘Das Hygrometer stieg. dann 
nicht über 34%. Die elektrische Spannung der Atmosphäre 


— 230 — 


bot eine sonderbare Erscheinung dar: so lange wir nicht 
von ‚Nebel umgeben waren, zeigte ein Vorra’sches Elektro- 
meter mit einem aufgeschrobenen metallischen Leiter, also 
$ Fuss hoch über. dem Felsen, 3 Linien positiver Elektrieität. 
Es war unhötkig, die Spitze mit rauchendem Schwamme zu 
bewaffnen. So :wie wir aber in eine Nebelschicht traten, 
wurde plötzlich die Elektrieität negativ, etwa eine Linie, 
und ging dann abwechselnd während des Nebels vom nega- 
tiven zum positiven über. Ks war also wie ein kleiner, sonst 
unbemerkbarer Gewitterprocess in den Dunstbläschen,, die 
wahrscheinlich in abgesonderten Schichten. gelagert waren. 

Von dem Pico de los Ladrillos, auf dem wir standen, 
geht ein schmaler Felskamm, ganz mit Bimsstein überschüttet, 
zu der etwas niedrigeren Neben -Kuppe Zablahuma einem 
vollkommenen Kegel. Der horizontale Kamm liegt 46 T. 
niedriger als der Ziegelberg, 34 T. niedriger als Tablahuma. 
Wo das Gestein sichtbar wird, ist es wieder dünngeschich- 
tet, stark einfallend, dem Porphyrschiefer durch seine Ab- 
sonderung ähnlich. Ich hatte mir zu meiner Reise von dem 
geschiekten Mechaniker Paur in Genf, ausser dem ziemlich 
unvollkommenen Cyanometer, den von Saussur& gebrauchten 
sehr. schönen Apparat zur Bestimmung des Siedpunktes auf 
grossen Berghöhen anfertigen lassen. Ich benutzte das 
Bouilloire thermoscopique nicht, wie nur zu oft von 
neueren Reisenden in Klein-Asien, Persien und der Bucharei 
geschehen ist, um Höhen nach einer schon 1739 von Le 
Monnıer ausgeführten Methode zu bestimmen (der Fehler 
eines Fahrenheit’schen Grades in der Bestimmung des beob- 
achteten Siedpunktes kann einen Fehler von 340 Fuss Höhe 
nach sich ziehen); ich beobachtete vielmehr den Stand des 
Barometers, die Luft- und Quecksilber-Temperatur und den 
Siedgrad des Wassers so oft ich konnte gleichzeitig, um 
Thatsachen zur Berichtigung der ‚damals noch so schwan- 
kenden Deruc’schen Theorie von ‘dem Siedpunkte zu sam- 
meln. Als der Apparat eben aufgestellt war, entdeckten 
wir mit Bedauern, dass der Indianer, der das gewöhnliche 


— 281 


Feuerzeug trug, die Anhöhe noch nicht erreicht hatte. 
Glücklicherweise war heller Sonnenschein. Wir wussten, 
dass eine wollige, von uns zuerst beschriebene Alpen-Pflanze 
ans der Familie der: Kompositen, eine Pflanze, die erst in 
13,500 Fuss zu: wachsen anfängt, Culeitium rufe scens, 
sehr leicht entzündliche, stets trockne Materie (yesca) dar- 
bietet. Dieser „Frailejon“ von Pichincha ist nicht mit dem 
gleichnamigen und eben so wolligen Frailejon von Neu-Gra- 
nada, einer Espeletia, zu verwechseln. Wir schroben das 
Objectiv aus einem grossen Dorvonp’schen Fernrohr ab und 
zündeten die Blattwolle des Culeitiums, die sich mit der 
Oberhaut wie ein Handschuh abziehen lässt, durch die Son- 
nenstrahlen an. Das Gefäss mit Schneewasser gefüllt, ‚gab 
den Siedpunkt zu 187°,2 Fahr., etwas unter 69°,0 R. an, 
Das Barometer zeigte ganz in der Nähe, auf den Nullpunkt 
redueirt, 16 Zoll 4,64 Linien (altes französisches Maas), 
Professor PogsEnDorrr findet, dass meine Beobachtungen des 
Siedpunkts, nach einer auf Gay-Lussac’s Versuchen gegrün- 
deten Tafel von Aucust, entsprechen 199,4 Par. Linien, nach 
der auf Darron’s Versuchen gegründeten Tafel von Bıor etwa 
anderthalb Linien mehr, 200,92 Par. Linien (die Quecksilber- 
säulen immer auf den 'Gefrierpunkt redueirt). Ich las durch 
unmittelbare Beobachtung auf dem Felskamme, der den Zie- 
. gelberg mit der Kuppe Zublahuma verbindet, an meinem Ba- 
rometer 196,64 Par. Lin. (auf 0° redueirt): der Gar-Lussac- 
Avsusrt'schen Tafel also näher, als der Dartox-Bior’schen; 
man vergesse nicht, dass in diesen Beobachtungen ein Grad 
Fahrenheit schon 4,5 Linien Barometerhöhe entspricht. Wäre 
den jetzigen Tafeln und den Elastieitäts- Bestimmungen des 
Wasserdampfs unter SO° R. mehr zu trauen, so würde aus 
diesen Vergleichungen folgen, dass ich den Siedpunkt des 
Schneewassers in einem Gefäss, aus dem nach SAUSSURE’S 
Vorschrift die Dämpfe leicht entweichen könnten, doch um 
einige Bruchtheile zu hoch gefunden habe, j 

‚Der feuerspeiende Gipfel Rucupichincha war noch, wie 
ich schon oben bemerkt, in beträchtlicher Entfernung, durch 


\ 


% 


-_— 1 — 


eine ungeheure Kluft von uns getrennt. Des i Weges: un 
kundig wäre es unvorsichtig gewesen, da wir'nur auf drei 
Stunden Tageshelle rechnen konnten, den Versueh zu wagen 
die Kluft, oder vielmehr das grosse Becken des Sienega del 
Vulcan zu umgehen. : Ein zufälliger Umstand, so unwichtig : 
er auch war, 'bewog meine Begleiter auf eine sehr baldige 
Rückkehr zu ‘dringen. Ich war eine Zeit lang allein auf 
dem Kamm von Zablahuma geblieben, um den Versuch des 
Siedpunkts zu grösserer Befriedigung zu wiederholen.  Er- 
müdung nach zehnstündiger Wander ung zu Fuss auf steilen 
Wegen, Kälte und dichter Kohlendampf, eine Gluth, über 
die ich mich, um sie genau zu beobachten, unvorsichtig hin- 
gebeugt (weil, wie bekannt, in Höhen von nur 15 bis 16 Zell 
Luftdruck die Flammen schwer zusammenzuhalten sind) ver- 
ursachte mir Schwindel und Ohnmacht. Ilelı habe’nie, bei 
grösserer Anstrengung und viele Tausend Fuss höher, vorher 
und nachher etwas Ähnliches erfahren. Der Kohlendampf 
wirkte gewiss mehr, als die unbeträchtliche Höhe von 2356 T. 
Meine Begleiter, die auf dem östlichen Abhange standen, 
erkannten bald den Unfall und eilten mich aufzurichten, und 
durch etwas Wein zu stärken. Wir stiegen nun durch das 
Thal von Yuyucha langsam herab und wurden auf dem 
Rückwege durch den Anblick des vom Monde herrlich er- 
leuchteten Vulkans Colopaxe erfreut. Unter allen Schneeber- 
gen ist es der, welcher (vielleicht wegen seiner vollkomme- 
nen Kegelform und wegen des gänzlichen Mangels an Un- 
ebenheiten der Oberfläche) am häufigsten ganz wolkenfrei 
bleibt. Wir gelangten schon um 7 Uhr Abends nach Quito. 

Die Gebirgsart des Pichincha ist in der unteren Region 
von der der oberen den Bestandtheilen nach wahrscheinlich 
wenig verschieden, aber das minder feinkörnige Gemenge 
hat ein verschiedenes Ansehen. Ein Steinbruch (Cantera) 
nahe bei dem Panecillo (Javirac), einer freistehenden rund- 
lichen Kuppe, unter der die Incas einen Stollen (Durchgang) 
nach Turubamba versucht haben, ist geognostisch von vielem 
Interesse, Das Gestein wird dort von dem Volke Sand- 


# 


_— 183 — 


steim genannt; es ist ungeschichtet, meist grünlichgrau, in 
einzelnen Massen röthlich und mit Blättehen schwarzen Glim- 
mers sparsam gemengt. Ich hatte es auf der Reise einen 
feinkörnigen Grünsteinporphyr genannt. Nach Gustav: Ro- 
s#’s genauer und mehr wissenschaftlicher Bestin mung ist es 
ebenfalls ein Doloritgestein voll kleiner Poren. In der 
Grundmasse liegen weisse Krystalle ven Labrador mit deut- 
lich einspringenden Winkeln, und viele schwärzlichgrüne 
Krystalle von Augit. Hornblende ist nicht darin zu: finden, 
In noch tieferem Niveau habe ich, in dem Boden der Stadt 
Quito selbst bei der Kirche San Roque,, in einer Ausgra- 
bung von 15 Fuss Tiefe in einem Thonlager S bis 10 Zoll 
dicke Streifen von Bimsstein gefunden. 

Am Schluss dieser ersten Expeditiou nach dem Vulkan 
Pichincha muss ich noch der vielen sceharfkantigen Blöcke 
erwähnen, welche am nordöstlichen Ende des langen Berges 
in der schönen Grasebene von Jraquito zerstreut liegen, 
einer Ebene, welche durch die daselbst 1546 zwischen Gox- 
zaro Pızarro und dem Vice-König Brasco Nunez Vera 
gelieferte Schlacht berühmt geworden ist, Die Blöcke von 
ungeheurer Grösse, scharfkantig und nicht porös, sind dem 
pechsteinartigen Gesteine von @uaguapichincha sehr ähnlich, 
Die Eingebornen nennen sie eine Keventazon, ein unbe- 
stimmtes Wort, mit dem sie die Folge einer vulkanischen 
Erschütterung wie auch Ausbruchphänomene bezeichnen. 
Die Blöcke liegen ziemlich reihenweise hinter einander, aber 
immer dicht am Fuss des Vulkans. Der Ort heisst Rumi- 
pamba. Ich glaube, dass di® Blöcke vielleicht bei Erhebung 
des Berges durch die Spalte Cundurguachana herabgestossen 
worden sind. Sehr auffallend war mir, dass in derselben 
Richtung die kleine Hügelkette, welche die Ebene von Ina- 
quilo oder Anaquito östlich begränzt, durch eine Spalte, die 
einen eigenen Namen (Boca de Nayon) führt, durchbro- 
chen ist. Ich finde in meinem Tagebuche die Worte: die- 
selbe Kraft (Ursache), welche an dem Abhange des Vulkans 
das enge Thal Cundurguachana aufgerissen hat, wird auch 


_ 11 — 


wohl diese Spaltöffnung hervorgebracht haben. Die Boca 
de Nayon, ein natürliches Thor, führt in einen kleinen Kes- 
sel, dessen’ Boden 840 Fuss tiefer als die Ebenen der Blöcke 
liegt. Ein wohlhabendes Dorf, G@uapulo, dessen schöne Kirche 
mit Säulen dorischer Ordnung geziert ist, liegt an dem en- 
gen Becken, Das Ganze gleicht einer offenen Gangkluft, 
und man kann sich kaum der Besorgniss erwehren, dass in 
einem Lande, welches so :grossen Revolutionen der Erdober- 
fläche noch immer ausgesetzt ist, die Bergkluft sich einmal 
schliessen, und Dorf und Kirche mit dem wunderthätigsten 
aller Heiligen-Bilder von Quito spurlos in Schutt vergraben 


werde, 


2, 


Über 


die subfossilen Seethier-Reste von 
Pozzuoli bei Neapel und auf der 
Insel Ischia, | 


* 
von 


Hrn. Prof. Dr. R. A. PhiLıppi. 


(Hiezu Tf. II, Fg. A, 5.) 


Bei der Erweiterung des Hospitals von Pozzuol, wel- 
ches dicht bei dem- Thore nach Neapel liegt, kamen, als 
man im Juli 1832 die Fundamente dazu ausgrub, eine Menge 
wohlerhaltener Konchylien zum Vorschein, deren Verzeich- 
niss hier nachfolgt. Die Farben haben sie meistens verlo- 
ren, doch sind sie fest und glänzend, wie die, welche im 
Serapis-Tempel angetroffen worden. Man fand sie 30 Neup. 
Palmen, ungefähr 22 Fuss, unter dem Strassenpflaster in 
einer Lage groben Sandes vermischt mit einer staubigen 
Erde. Die Höhe des Fundortes sehätzten meine Freunde Prof. 
Horrmann und EscueEr von DER Lintu auf mindestens 25 Fuss 
über dem Meeresspiegel. Es ist diess daher wiederum einer 
von den vielen Beweisen, dass die Küste bei Pozzuol sich 
gehoben hat, denn auf eine andere Weise lässt sich das 
Vorkommen von Muscheln in diesem Niveau nicht erklären, 
da zwar der Fundort nahe beim Meer, aber in einer solchen 

Jahrgang 1837. E 19 


— 


k ES 
Seranain u — 2356. 


VRRTETR 


Höhe ist, wohin das Wasser des Mittelländischen Meeres 
nicht reichen kann, wo bekanntlich der Unterschied zwischen 
Ebbe und Fluth höchst unbedeutend ist und nur sechs Zoll 
bis höchstens einen Fuss betragen dürfte. Ich bemerke noch, 
dass die Zahl der Konchylien so gross war, dass ich von 
manchen Arten über 100 Exemplare gehabt habe, und dass 
sämmtliche Arten im Mittelländischen Meere vorkommen, mit 
‚alleiniger Ausnahme von Diplodonta dilatata, die ich lebend 
nur aus dem Rothen Meere kenne, die aber leicht auch im 
Mittelländischen Meer angetroffen werden kann, ja vielleicht 


schon von Payraupeav als Lucina lactea erwähnt ist, 


Gastrochaena cuneata Lam. 
Solen ensis L. 

„  eoarctatus L. 

„ strigilatusL. _ 
Thracia pubescens Lesıcn. 
Mactra triangula Ren. 
Corbula nucleusLam.nicht selten. 
Byssomya Guerini Payr. 
Venerupis decussata Pau. 
Psammobia vespertina Law. 

häufig. 

Psammobia discors. 
Tellina balaustina L. Porn 
Tellina serrata Broc. 
donacina L. häufig. 
distorta Porı. 
nitida Porr. 
depressa Lam. 
Donax longa Bkronn. 
Diplodonta Jupinus Bronn. 
5. dilatataPn. häufig. 

Lucina pecten Lam. 


- hiatelleides Basr. 
» fragilis Pu. 
u laetea Lam. 


commutata Phi. 
Astarte incrassata DE LA 
Jonk. häufig. 
CythereaChione Lam. häufig. 
J venetiana Lam. häu- 
fig. 
Cytherea lincta Lam. häufig. 
Venus gallinaL. 


" radiata Broc. 

» discina Lam. 

# Brongniarti Payr. 
hi verrucosal. häufig. 


Y geographica L. 
» casinaL. 


CardiumlaevigatumL. über- 
aus häufig. 
Cardium papillosum 
sehr bäufig. 
Cardium tubereulatum L. 
hr exiguum L.* 
di sulcatum Lam: 
erinaceum Lam. 


Porı. 


Wardıdı aculeata Ph. 


Arca Noae L. überaus häufig. 

»„ barbataL. sehr häufig. 

„.lIwetea Lam: 
Pectunculus pilosus Lam. 

sehr häufig. 

Peetunculus violacescens 

Lam. 

Nucula margaritacea Lam. 
emarginata Lım. 
BR gryphoidesL. häufig. 
unicornu Lam. 
Modiola barbata Lam. 
Avicula Tarentina Lam. 
Lima squamosa Lam. häufig. 

„u, ınflata),bam, 

5 tenera Turron. 
Pectenhyalinus Pa. 
polymorphus Bronn. 
" Jaeceobaeus Lam. 
varıus Lam.sehr häufig. 

» pes felis Lam. 

u opereularis L. klein. 

multistriatus Pu. 
Spondylus gaederopusL. 
Anomia ephippiumL. 

& scabrieulä Pa. 
Patella aspera L.? 
Emaseinnla cancellata Pn. 

» elongata Cosre. 
Fissuxella Graeca Lam. 


a | >> Gen 


Calyptraeavulgaris Pa. prehiähinm vulgatum Baa. 


Crepidula fornicata Lam. häufig. 
Bulla striata Bre. Cerithium lima Bre. 
Auricula conoidea Fer. Pleurotoma suturale Bkonn. 
Melania Campanellae Pn. „ BertrandiPayr? 
Natica Guillemini Parr. Fusus-lignarius Lam. 
HaliotistuberculataLl. MurexerinaceusL. 
Siliquaria anguina Lam. 5 eristatus Broc. 
Solarium stramineum Lam. n brandarisL. 
Trochus magus L. Tritonium corugatum Liam 
“ zizyphinus L. Chenopus pes pelecani Pa. 


Cassis sulcosa Lam. 
Colümbella rustica Lam. 
Turbo rugosusL. Buccinum Linnaei Pıayr. 
Phasianellapulla Pıyr. ER 
Rissoa ventricosa Dzesm. Cypraealurida L. 
‚» granulata Ph. ee häufig. 

Turritella duplicata Baod-al dentalis L. 
terebra Beroc. Balanus tulipa Ranz. 


Monodonta fragarioides L. 
nicht selten. 


2) 
Ausser diesen Konehylien fand ich noch von Echinodermen 
die im Mittelmeere häufige Fibularia tarentina Lamk %, 
mehrere Ser pula-Arten, unter denen sich Serpula In- 
fundibulum und S. Cereolus auszeichnen; von Korallen: 


Desmophyllum stellare En-|Cladocora calyculata Enu- 


RENBERG. RENBERG. 
Desmophyllum compres-|Cellepora pumicosa L.? 
sum n. sp. Nullepors 
* * 
% 


In den Jahren 1820 und 1832 habe ich Gelegenheit ge- 
habt, theils selbst mit meinen obengenannten Freunden, 
Fr. Horrmann und Ars. Escher von ver Lıntu eine 
Menge Versteinerungen auf Ischia zu sammeln, theils 
hat mir Herr Monrieztrı in Neapel während meines 
zweiten Aufenthalts daselbst eine Menge in der Ge- 
gend von Mezzavia gesammelter Arten zur Bestimmung 
gütigst mitgetheilt. Diese letztere Lokalität habe ich nicht 
selbst besucht; sie muss sehr ergiebig seyn; allein die Ver- 
steinerungen kommen dort meist nur im jugendlichen Zustand 
oder zertrümmert vor. Ich bin dadurch in den Stand ge- 
setzt, ein weit vollständigeres Verzeichniss der Versteine- 
rungen /schia’s zu Bee als bisher geschehen . ist. 

19 * 


- 


Cardium sulcatum Lamk. 


_— 188 — 

Die Lokalitäten, an denen die Versteinerungen vorkom- 
men, sind hinlänglich bekannt; allein ich finde es nirgends 
bemerkt, dass der Thon, in welchem sie sich finden, und 
der zu Töpferwaaren gebraucht wird, aus der Zersetzung 
vulkanischer Asche hervorgegangen ist; nicht selten schliesst 
er noch wohlerhaltene oder nur halb zersetzte Bimsstein- 


stücke ein. - 


Mit Ausnahme sehr weniger Arten, die Lyeız in.der 
ersten Ausgabe seiner Principles of Geology anführt, und die 
mit einem * bezeichnet sind, habe ich alle selbst gesehen 


‘und bestimmt, mehrere davon sind von mir zuerst in meiner 


Enumeralio molluscorum Siciliae, Berlin, 1836, 4. beschrie- 
ben; es sind folgende: 


Mollusceca Pecten Testae Biıvon. Phi. 

. . “ u». . « 
Dar aann Br » IN Earl, PectenDnmasiiParyr.* ER 
EB a GE 8, ale „ Jacobaeus Lamk. * L. 


Saxicava arctica (Hiatella 
auclt. 

Teliinadonacina L. 

Diplodonta lupinus Bronn.“ 


OÖstreae fragmentum. 
Anomia EphippiumL. 


Terebratula bipartitaDrr.?. 


Lucinahiatelloides Bası. fragm. 
& Fadula Lee. Hyalaetridentata Lam. 
Astarte incrassata DE LA » depressa Bıvon. (Pnur. 

Jonk. op. €.)- 


Fissurella costaria Desn. 
Pileopsis hungarica Lanmk. 
Calyptraea vulgaris Ph. 
Auricula conoidea Fer. 
MelaniaCamhessedesiPrvr. 


Cytherea apicalis Phır. 
Venetiana Lamk. 
Venus radiata Beoc. 
verrucosaLl. 


„ rusticum ÜCHemn. ” nitida Lam. 

m tuberculatum L. 0m distorta Desn. 

Hi erinaceum Bkrue.|Natica millepunctata Lanmk. 
_ juven. „ Guillemiui Park. 


# Valenciennesii Payr. ? 
»  ‚glaucina Lamk. ; 
Tornatella fasciata Lamk. 
u elongata n. sp. 
Siliquaria anguina Lamk. 


Cardiumpapillosum Porı(C. 
planatum Ren. Broc. p. 507.) 
Arca lactea Lamk. (nodulosa 

Broc. p. 478.) 
Nucula margaritacea Lank. 


Chama gryphoides L. Dentalium dentalis L. var. 
Modiola barbata Lamk. novemcostatum Desn. 
Pectunculus pilosus Lane. | Dentalium entalis L. var. 
(Arca p. Broc. p. 487.) striatum. ; 
Pectuneulus violacescens|Trochus conuloides Lamr. 
"Lamk. jun. u crenulatus Bkoe. 
Pecten varius Lamx. p- 354. 
„  opercularis Lamk. |Trochus striatusL. 


Fr polymorphus Brom!  , magusL. 
= \ 


— 289 — 


Trochus eanaliculatus Pu, Mitra Savigni Pıyr. 
non Broc. ig obsoleta Bronn, _ 
Trochus umbilicaris L. Marginella clandestina Bn. 
3 rugosus (Turbo L.)|Volvariatriticea Lamk. 
idem pull. Trochus solaris a miliacea Lamk. 
Broc. p. 357. Erato cypraeola Rıss. 
Monodonta Couturii Pıyr. |Cypraea coceinella Lamk. 
Phasianella pulla Payr. Bi lurida L. * Lverr. 
Vieuxii Parr. Conus Mediterraneus Bruc. 
Rissoa cimex Bast. Turbo Bsoc. 
p- 368. 
Rıssoa ventricosa Desm. 
ns oblonga Desm. 


Cirripedia 


Balanus Tintinnabulum 
Ranz. ? 


»‘  Bruguieri Pave. 
Turritella terebra, Turbo Echinodermata 
T. Broc. 


Echinoneus. 
Echinus nicht gut zu bestimmen. 
Spatangus desgleichen, 


Cerithium vulgatum Bruc. 
(Murex) Alucaster Broc. p. 438. 
Cerithium lima Bruc., Murex 
scaber Broc. p. 448. 
Cerithium perversum Lamk. 
Pleurotoma Bertrandi 


Zoopbyta. 
Cyathina turbinatan.sp. 


Pıyr. NS stellaria 

Fusus lavatus Bast.? EurENB. 

& rostratus DerR., var. 'Desmophyllum compressum 
ecarinatus. n. Sp. 


Corallium nobile Lamk. 
Millepora truncata Lamk. 
Polytrema corallinum Rıss. 


Fusus lamellosus Phır. 
Murex trunculusLl. 
„ brandarisL. 


u 53 


r Edwardsii Menke. Cellepora pumicosaL. 
# eristatus Broc. var. |Flustra. 
nodulosa. Annulata. 
Chenopus pes pelecani| Re 
Ph; Serpulae plures species. 
Buccinum prismaticum Baoc. Brkare 
» asperulum Broc. 
» d’Orbignyi Payr. |Nullipora *) 
Linnaei Payr. Zosterae oceanicae radır 
Mitra cornea Lamk. (Amphitoites Desu.) 


Am häufigsten sind darunter Trochus magus, Tr. 
erenulatus, Rissoa cimex, Turritella terebra, 
Cerithium vulgatum, Cerithium lima und Bucci- 
num prismaticum, 


Unter den aufgeführten ‚92 Arten von Mollusken sind 
nur drei, welche bisher nicht im Mittelmeer beobachtet sind: 


. 


*) Die Nulliporen sind bisher bald für Thiere, bald für Pflanzen, ja so- 
gar für unorganische Bilduugen gehalten worden ; es ist mir gelungen, 
unter dem Mikroskop ihre pflanzliche Struktnr anf das Deutlichste 
zu erkennen, welche der von Corallina am nächsten steht; tAebEEFE 
Arten sind sogar reich an Stärkmehl. 


N 


4 


— 290 — 


Terebratula bipartita, Hyalaea depressa und Tor- 
natella elongata, welche aber vielleicht später auch noch 
in diesem Meere aufgefunden werden. Allein ‘selbst wenn 
diese Arten gänzlich ausgestorben sind, so ergibt: ihr Ver- 
hältniss zu den‘lebenden dennoch, dass die Erhebung der 
Insel Ischia aus dem Meeresgrunde nicht nur um sehr viel 
jünger ist, als die Bildung der Subapenninen-Hügel, sondern 
auch ‘als die der tertiären ‘Massen Sizrliens, unter deren 
Versteinerungen doch mehr, als der fünfte Theil ausgestor- 
benen Arten angehört. Sie muss demnach in die Periode 
des Diluviums fallen. 

Einige Bemerkungen über verschiedene der oben ver- 
‘zeichneten Arten mögen hier ihren Platz finden. 

1. Cardium planatum Ren. Broc. ist mit Car- 
dium papillosum Porı identisch. Baroccnı. gibt: p. 50% 
Ischia als Fundort an, und die Exemplare, welche ich dort 
gesammelt habe, stimmen durchaus mit jüngern Individuen 
der Porı’schen Art überein, deren ausgewachsenen Exemplare 
allerdings einige Verschiedenheiten zeigen. Wie sorgfältig 
man sich in Acht nehmen muss, nicht auf Altersverschieden- 
heiten Arten zu gründen, zeigt Peetunculus numma- 
rius, der nur ein junger P, violacescens ist, und Broc- 
cH’s Trochus solaris, welcher der Jugend - Zustand 
des Turbo rugosus ist, u. s. f. Auch | 

2. Cardium erinaceum ist im jugendlichen Alter 
so verschieden von dem ausgewachsenen, dass ich im Begriff 
war, es für eine neue Art zu erklären, als ich glücklicher 
Weise ein etwas grösseres unter meinen lebenden fand, wel- 
ches mich auf den rechten Weg brachte. Das ausgewachsene 
Cardium erinaceum ist 35‘“lang (im Lınn&’schen Sinn), 
32‘ breit, sehr schief, hinten viel breiter, fast abgestutzt; 
hat 40 Rippen, die doppelt so breit als die Furchen sind; 
von diesen sind die vordern mit stumpfen dicken Höckern 
besetzt, die mittlen haben eine nach der hintern Seite und 
in die Üble: gebogene Spitze, die hintern einen beinahe gera- 
den oder nach unten gebogenen , langen Dorn. Das fossile 


/ 
r 


Pa. 


Exemplar hat keines dieser Kennzeichen, es ist 10 lang, 
11’ breit, beide‘ Seiten sind fast ganz gleich, und der Um- 
fang ist sehr nahe ein Kreissegment; es sind nur 30 Rippen 
vorhanden von der Breite der Zwischenräume, alle mit glei- 
then kleinen Dörnchen besetzt, — Zwischen diesem , wie man 
sieht, sehr abweichend gebildeten Jugendzustand und der 
; ausgewachsenen Form steht ein Exemplar, beide vermittelnd; 
da, welches 17‘ Länge, 164 Breite hat, hinten bereits 
breiter und schief, wenn auch nieht in dem Maase, wie bei 
dem ‚ausgewachsenen ist, Es zeigt 34 Rippen, welche bereits 
breiter als die Zwischenräume sind, allein nur eben die 
Spur der zukünftigen Verschiedenheit der Stacheln zeigen. 


3 Trochus erenulatus Broccntr. Die einzige Lo- 
kalität, welche Brocent für diese seine Art angibt, ist grade 
Ischia. Ich habe neun Exemplare von verschiedener Grösse, 
die sehr wohl erhalten sind, und kann bestimmt versichern, 
dass sie identisch mit der lebenden Art Sizikens sind, welche 
wohl unzweifelhaft sowohl Tr. Matonii Payr, als Tr, 
pyramidatus Lamk. ist. Die Exemplare von Ischia sind 
‚nur, wie auch die Broccni’sche Figur, weit kleiner als ausge- 
wachsene lebende. Wenn Broccuis Trochus miliaris 
nicht zu breit wäre, so wäre ich sehr geneigt, auch diese 
Art für eine blosse Varietät des Tr. erenulatus zu hal- 
ten, wo der Gürtel an der Basis der Umgänge, anstatt durch 
mehrere feine Linien gestreift zu seyn, durch eine derselben 
tief getheilt ist. Hin und wieder zeigen lebende Exemplare, 
und selbst ein paar fossile von Ischia schon eine Annähe- 
rung an diese Bildung. Kanne | 

4. Trochus solaris Beoceni ist als Art zu strei- 
chen, indem er nur ein sehr junges Exemplar des Turbo 
rugosus ist*), der sehr grosse Altersverschiedenheiten zeigt. 
Wenn die Schaale erst 3 oder 4 Umgänge hat, so hat sie 
einen gekerbten Nabel, ist oben glatt, an den Seiten mit 


X 


”) Dieselbe Bemerkung hatte ich kürzlich auch an Exemplaren ge- 
macht, welche aus dem Tegei bei Wien stammen. Br. 


ee 
einem doppelten: Kiele ‘versehen, von denen: der ‚obere 10 — 
12 grosse dreieckige etwas nach oben gebogene Dornen, der 
untere eben so viel gewölbte Schuppen hat. Kommen noch 
ein paar Umgänge dazu, so zeigen diese Knoten: oben an 
der Naht. Sind 5-7 Umgänge vorhanden, so ist der Nabel 
in der Regel schon geschlossen, und ausser ‘den Dornen, den 
"Knoten an der Naht und den gewölbten Schuppen findet 
man zwischen den beiden Kielen einen erhabenen Gürtel 
und 5-6 andere auf der Unterseite, während bei den Er- 
wachsenen in der Regel Kiele und Dornen völlig verschwun- 
den sind. | 
5. Rissoa eimex Basr. Diese Art ist mir- selbst 
nicht lebend vorgekommen. Sie ähnelt zwar meiner Rissoa 
granulata, unterscheidet sich aber doch leicht ein-Mal 
durch die Öffnung, welche nur $ der Länge, bei R. gra- 
nulata 4 derselben, erreicht, so wie durch die Zahl der 
Reihen von Knötchen, deren man auf. dem letzten Um- 
gang bei R, cimex 12, bei R. granulata nur S zählt. 
6. Tornatellaelongatan. sp. (Taf. Il, Fg. 4 und 5.). 

T. testa sublurrita ; anfractibus transversim sulcatis, sul- 
cisque aliquot longitudinahbus decussatis; apertura ovata bis 
quintam totius longitudınis partem occupante. | 

Diese Art ist 64° lang, beinahe thurmförmig, indem das 
Verhältniss der Breite zur Länge wie I zu 24 ist. Die 
Windungen, acht an der Zahl, sind schwach gewölbt, durch 
deutliche, ziemlich tiefe Nähte geschieden. Auf jedem Um- 
gang, die beiden obersten ausgenommen, zählt man 7—8 her- 
vortretende flache Linien. und eben so viel gleich breite Fur- 
chen. Flache Längsfurchen, die nach unten zu schwächer 
werden, durchkreutzen dieselben, machen sie aber nicht ge- 
körnt. Die eiförmige ‚Öffnung erreicht zwei Fünftel der 
ganzen Länge ; die Spindel ist ziemlich grade und oben mit‘ 
einer schiefen, wenig erhabenen Falte versehen. Die Spin- 
dellippe ist äusserst dünn, angewachsen, kaum durch grössere- 
Glätte und Glanz zu erkennen; die äussere Lippe ist an 
‚beiden Exemplaren abgebrochen. 


nen nn 


Beschreibung 


einer 


neuen Art Nerinea und einer 
neuen fossilen Art Pecten, 


von 


Hrn. Prof. Dr. R. A. PHniLipPpi. 


u 


(Hiezu Taf. II, Fe. 1, 2, 3,6, 7.) 


— 


Aus dem Coral rag des Lindner-Berges bei Hannover 
besitze ich zehn mehr oder weniger vollständige Exemplare 
einer neuen Nerinea, von denen das grösste unten 4‘ dick 
und beinahe 14 Zoll lang ist. Die Gestalt ist sehr verlän- 
gert kegelförmig, so dass die Breite sich zur Länge wie 
1 zu 6 verhält. Die einzelnen Windungen sind ganz flach, 
die Nähte weder vertieft noch erhaben, und daher wenig 
bemerklich. Nur bei zwei Exemplaren kann ich Queerstrei- 
fen sehen, etwa S auf dem Umgang, wenig hervortretend, 
Anwachsstreifen bei keinem ; gewöhnlich erscheinen sie ganz 
glatt. Das Verhältniss der Höhe zur Breite ist wie 3 zu 4; 
der letzte Umgang geht mit einem ziemlich scharfen Winkel 
in die Basis über, Die Columella ist undurchbohrt und zeigt 
eine mässige, scharfe Falte. Ein angeschliffenes Exemplar 
zeigt, dass ausserdem noch zwei andere Falten vorkommen, 
eine auf der vorhergehenden Windung, die andere auf der 


\ 


— 294 — 


äussern Seite oder auf der äussern Lippe. Beide sind fast 
gleich gross und stärker, als die Falte der Spindel. 


Zahl und Stellung der Falten haben unter den glatten 
Nerineen nur N. suprajurensis, N. eylindrica und 
N. involuta mit dieser Art gemein*); N. suprajurensis 
hat aber vertiefte Umgänge und eine erhabe Naht, ist auch 
mehr als doppelt so gross; N. eylindrica hat schwach 
gewölbte Umgänge und gerandete Näthe; N. involuta 
endlich ist durch die sich weit überdeckenden Umgänge und 
die enge Öffnung sehr ausgezeichnet. Ich halte daher ge- 
genwärtige Art für neu, nemne sie Nerinea Roemeri, 
und charakterisire sie in der Kürze so: 

Nerinea Roemeri mit, tab. II, fig. 1, 2. 

N. testa elongato-turrita, anfraclibus planissimis, trans- 
versim strialis (laevibus); aperturae plicis Tribus, duabus in 
columella, una in labro.**) 

Ich bemerke bei dieser Gelegenheit, dass in den älteren 
Kalksteinen Sizzliens ebenfalls Nerineen vorkommen. Was 
die Bestimmung ihres Alters so sehr erschwert, ist nicht 
sowohl ein gänzlicher Mangel an Versteinerungen, sondern 
der Umstand, dass die Versteinerungen mit dem Gestein aus 
einem Gusse sind und nur durch die Verwitterung oder das 
Anschleifen derselben zum Vorschein kommen. Wir haben 
daher nur äusserst wenig Versteinerungen mitbringen kön- 
nen, namentlich einige Ammoniten und Belemniten von 
Taormina, welche Herr von Buch die Güte gehabt hat zu 


*) Vgl. Jahrbuch 1836, S. 551 ff. 

*#) Diese: Art scheint nach dem übersandten Exemplare zw urtheilen, 
die, eine der Formen zu seyn, welche von Rormer. als N. fas- 
ciata bezeichnet worden und von denen ich. anhangsweise zu N. 
fasciata VoLTz (Jahrb. 1836, S. 555) gesprochen habe. Schom 
das Erscheinen der Queerstreifen auf bloss: 2 Exemplaren’ deutet an, 

‚„ dass. dieselben eine sehr unvollkommene Oberfläche besitzen ; bes- 
. sere Exemplare würden wohl auf diese Streifen auch noch die 
"Knötchen haben erkennen lassen, von welchen ich gesprochen 
habe. Da übrigens der Rormer’sche Name nicht beibehalten wer- 
den kann, so mag der neue einstweilen gelten. Br. 


EN, Uran 


bestimmen, und welche zu Gunsten der Meinung meines 
‘Freundes Horrmann sprechen, dass dieser Kalkstein der 
Juraformation angehöre. Derselbe Kalkstein setzt grössten- 
theis die Madonie (-Berge) zusammen, bildet den sonderba- 
ren isolirten Pelsen von Cefalx und die hohen Berge bei 
Palermo von Termini bis Cap della Rama. Auf einer Fels- 
wand bei Cefalö waren durch die Verwitterung zahlreiche 
Versteinerungen hervorgetreten, welche ich flüchtig abge- 
zeichnet habe, und welche wenigstens eine Bestimmung der 
Gattung zulassen. Darunter befindet sich auch eine deutliche 
Nerinea mit einer Spindelfalte, welche ich Fig. 3 wieder- 
gegeben habe. Leider musste die Zeichnung zu unsicher 
bleiben, als dass die Art daran erkannt werden könnte. — 
Ausser dieser Nerinea fanden sich an der Felswand deut- 
lich mehrere Korallen-Arten, die dem Genus Lithoden- 
dron Gororuss oder Cladocora EHRENBERG angehören 
und im Habitus mit Lithodendron eaespitosum GoLDpr., 
Cyathophyllum quadrigeminum, oder den lebenden 
Cladocora calyeulata undC.caespitosa grosse Ähn- 
lichkeit haben, so wie ein einzelner Stern von 19‘ Durch- 
messer, der einem Anthophyllum angehört haben mag. 
Die Vereinigung der Nerinea mit den Korallen erinnert 
an den Coral rag. 

Den übrigen Raum der Tafel habe ich benutzt, um dar- 
auf eine merkwürdige fossile Peeten-Art abzubilden, 
Pecten Chiragra mihi, Tab. III, fig. 6, 7. 

P. testa orbicuları, obliqua ; auriculis magnis inaequahbus;. 
coslis quindecim rotundatis, interstitüsque aequalibus sulcalis ; 
costis quinque hinc inde valde elevalis et nodosıs. 

Fossil im Tertiärgebilde von Papantla bei Vera Cruz in 
Mexico, von wo ihn Scnispe nach Kassel geschickt hat. 
Einer meiner Schüler, Herr Wir, hat mir diesen Peeten 
nebst einem unbestimmbaren Cardium® von ebendaher mit- 
getheilt, und er schien mir wegen seiner sonderbaren Bil- 
dung eine Beschreibung zu verdienen. Ich besitze nur die 
obere Schaale, ihre Länge im Linne’schen Sinne beträgt 


— 296 — | 
19", die Breite 183, die grösste Wölbung 5‘. Die Ohren | 
sind gross, schief, mit sehr schwachen strahlenförmigen Strei- 
fen versehen. Die Rippen, 15 an der Zahl, sind zugerun- 
det, mit den Zwischenräumen von gleicher Breite, und wie 
diese von 4 bis 5 Längsfurchen durchzogen, welche von ge- 
drängten, feinen, aber deutlichen Anwachsstreifen durch- 
kreutzt werden. Was diese Art sehr auszeichnet, ist, dass 
5 Rippen durch je 2 oder 3 andere geschieden, von Zeit zu 
Zeit sich weit stärker erheben und starke Knoten bilden. 
Das Gestein, in welchem sich diese Versteinerung befindet, 
ist ein graulich weisser Kalkmergel, der durch Eisenoxyd- 
hydrat stellenweise gelb gefärbt ist, und eine Menge schwar- 
zer, Obsidian-ähnlicher Körner einschliesst. Auch befinden 
sich darin kleine, graue, durchsichtige, abgerundete Körnchen, 
die ich für Quarz ansprechen möchte. 


Über 
- ein neues Vorkommen von krystallisirtem 
und derbem Nickelantimonglanz , 
von 


Hrn. Bergamtsverwalter ENGELHARDT 
‚in Saalfeld. - 


Der Nickelantimonglanz, welcher zeither hauptsächlich 
auf mehreren Gruben im Nassauischen in Begleitung von 
Spatheisenstein, Kupferkies und Bleiglanz vorkam: findet 
sich neuerer Zeit sehr ausgezeichnet und in ziemlich bedeu- 
tender Menge auf einigen Spatheisenstein-Gruben in der 
Nähe von Lobenstein im Fürstenthum Reuss. Derselbe wird 
von Spath- und Braun-Eisenstein, Kupferkies, etwas Bleiglanz 
und Nickelblüthe begleitet: kömmt demnach ganz unter den- 
selben Verhältnissen wie am Westerwalde; aber in zwei 
sehr wesentlich verschiedenen Varietäten vor. 

Die erstere dieser Varietäten besitzt eine silberweisse, 
nur wenig ins Stahlgraue fallende Farbe und kömmt sehr 
häufig krystallisirt vor. Die Hauptkrystall-Gestalt ist das 
reguläre Octaeder, das durch Abstumpfung der Eeken zu- 
weilen in das Hexaeder übergeht. Sowohl hinsichtlich der 
Farbe, als Gruppirung der Krystalle, besitzt diese Varietät 
viel Ähnlichkeit mit dem Speiskobalte. Auf den Klüften 
findet sich fast immerwährend ein brauner Anilug. 

Die zweite Varietät hat eine bleigraue Farbe, die beim 
Liegen an der Luft noch dunkler wird. Von Krystallisation 
konnte bis jetzt nichts an ihr beobachtet werden; dieselbe 


\ 


besitzt jedoch eine leichte Spaltbarkeit nach dem Hexaeder. 
Sie ist weniger hart, als die vorige, und der Anflug auf den 
Klüften ist bei ihr gewöhnlich schwarz. 

Bei den Versuchen, die mit beiden Varietäten vor dem 
Löthrohre angestellt wurden, zeigte sich kein Unterschied, 
der auf verschiedene Bestandtheile hätte schliessen lassen; 
allein bei der qualitativen Untersuchung auf nassem Wege, 
fand sich in der krystallisirten Abänderung ein nicht unbe- 
deutender Gehalt an Kobalt; während die nicht kıystallisirte 
Varietät nur Spuren von diesem Metalle zeigte. SR 

Von grossem Interesse dürfte es seyn, wenn nachgewie- 
sen würde, ob der Kobalt-Gehalt der ersten Varietät: der- 
selben nicht nur die leichte Krystallisirbarkeit und lichtere 
Farbe, sondern auch die bedeutendere Härte ertheilte. Es 
wäre leieht möglich, dass, da das Atomgewicht des Nickels, 
dem des Kobalts so sehr nahe kommt, letzterer den ersteren 
theilweise verträte, und dass, wenn die dunklere Varietät des 
Minerals arsenigschwefliges Schwefelniekel mit unterantimo- 
nigsaurem Schwefelnickel ist, die hellere arsenigschwefliges 
Schwefelnickel mit unterantimonigsaurem Schwefelkobalt wäre. 

Ich würde mich dieser Arbeit selbst unterzogen haben, 
wenn ich Zeit dafür erübrigen könnte. 

Sollten sich Liebhaber zu Exemplaren beider Varietäten 
finden, so dürfen sich dieselben nur an Herrn Fabriksbesitzer . 
Roscner in Saalfeld wenden, der jeden Auftrag nach Wunsch 
befriedigen wird *). 


*) In neuerer Zeit, wo die Argentan-Fabrikation den Verbrauch des 
Nickelmetalls so sehr erhöht, kann dieses Mineral, wo es häufig 
vorkommt, einen bedeutenden Gewinn gewähren. Da dasselbe 
jedoch fast immer in Begleitung von Spatheisenstein einbricht, von 
dem es auf mechanischem Wege nicht getrennt werden kann, so ist 
die Darstellung der eisenfreien Nickelspeise aus ihm — ohne die 
Anwendung einiger hüttenmännischen Vortheile — nicht leicht. 
Ich bin erbötig, auf briefliche Aufragen Auskunft über die zweck- 
mässigste und billigste Darstellung der Nickelspeise aus diesem 
Minerale auf trockenem Wege zu 'ertheilen. 


Über 


organische Gestalten im Schlott- 
wilzer Achatgange, 


Hrn. Dr. BERNHARD CoTTa. 
(Hiezu Taf. III, Fig, 8—13.) 


Der Achat von Schlottwilg in Sachsen bildet einen 20 | 
bis 30 Fuss mächtigen Gang im Gneise, der schon von Cuar- 
PENTIER, HorFMmAann, WERNER, v. LIEBENROTH und FREIESLEBEN *) 
beschrieben worden ist, wesshalb ich über seine mineralogisch 
geognostische Beschaffenheit hier nur wenig zu erinnern 
habe. Die ganze Masse scheint zuerst Bandachat gewesen 
und durch den allmählichen Absatz dünner Lagen von bei- 
den Salbändern nach der Mitte zu entstanden zu seyn. 
Spätere Aufreissungen und Erschütterungen haben diese re- 
gelmässige Bandachatmasse zersprengt und theilweise so zer- 
stückelt, dass durch Verbindung mittelst weissem und blauem 
Amethyst und Chaleedon-ähnlichem Gesteine ein schöner fester 


*) CHARPENTIER mineral. Geograph. S. 143; Horrmann Oryktographie 
S.265 und 286, und Berem. Journ. 1790, B. II, S.462; Werner; 
Gangtheorie S. 73; v. LiEBENROTH, geognostische Beobachtungen 
1791, S. 70 und 1798 S. 31 und 113; FRrIesLEeBEn Oryktographie 
H.IL, S. 15. 


A 


Trümmerachat entstanden ist. Auch dieser ist wieder zer- 
sprengt und von Gängen durchzogen , welche meist aus 
Amethyst bestehen und hie und da Chalcedon enthalten. 
Amethyst und Chalcedon sind sonach hier Mar jüngsten Bil- 
dungen. " 

In diesen Zäment- und Gang-Gesteinen des Trümmer- 
Achates findet man nun kleine regelmässige Bildungen, deren 
Gestalt mehr auf organischen als unorganischen Ursprung 
hindeutet. Auf T. IIl sind solche Körper abgebildet. Bei 
Fg. S ist A gewöhnlicher Trümmer-Achat, B. ein durch- 
setzender Amethyst-Gang, d reiner blauer Amethyst, e weisses 
_ Chalcedon-Gestein mit den fraglichen Körpern (Alles in na- 
türlicher Grösse). Die kleinen Körper sind an der Seiten- 
fläche des Amethyst-Ganges auf den Trümmer-Achat festge- 
wachsen und ragen von da aus 2 bis 5 Linien in die Gang- 
masse hinein. Ihre Gestalt ist im Allgemeinen zylindrisch, 
mit mehr oder weniger regelmässigen Einschnürungen und 
einem abgerundeten kugelförmigen Ende. Sie sind hohl, jetzt 
aber natürlich mit Chalcedon-Masse erfüllt, und in der Mitte 
geht ein Stab oder eine Röhre hindurch. Ihre Form erinnert 
sehr an die von Corva abgebildeten Oscillatorien.. aus 
den warmen Quellen Kurlsbads (Almanach de Carlsbad, 1836, 
besonders Fg. 21 und 22); doch 'sind sie um Vieles grösser, - 
und unterscheiden sich durch die körperliche Axe. 

In einigen Exemplaren, bei denen man die hohle Struk- 
tur und die innere Röhre weit deutlicher erkennt, z. B. bei 
den unter Fg. 9 vergrössert dargestellten, sind dagegen die 
Zylinder-artigen Einschnürungen um so unregelmässiger. Diese 

sind besonders regelmässig bei Fg. 10, und vergrössert bei a. 
Geht die Schnittfläche des Steins senkrecht durch die Axe 
der kleinen Körper, so sieht man nur einen kleinen Kreis 
mit einem Punkt in der Mitte (Fg. 9und 10). Gewöhnlich ist 
der kleine Zylinder zunächst von abwechselnd mehr und 
minder opaken Chalcedon-Ringen, wie von einer Atmosphäre 
umgeben, und dann erst beginnt der Amethyst, welcher sich 
konzentrisch strahlig um die Röhre herum anordnet, Bei 


Sei sl ne 


Fg. 11 sind die inneren Theile dieser Strahlen noch weiss 
und in Ringe abgesondert, während ihre äussere Hälfte in 
blaue durchsichtige Krystallspitzen endigt. AITER"N 
Es entsteht nun zunächst die Frage: sind diese zylin- 
-drischen Körperehen organischen Ursprungs, oder nicht? 
sind es versteinerte Organismen, oder nicht$ — EurEnseres 
neueste Arbeiten haben dargethan, dass man von den klein- 
sten aller lebenden Wesen, von den Infusorien unzählige, 
wohl erkennbare fossile Überreste findet, und dass die Kie- 
selerde es ist, welche vorzugsweise die Versteinerung so 
zarter Theile und so kleiner Organismen zu bewirken ver- 
mag. Hier finden wir nun im Chalcedon und von Amethyst um- 
schlossen (die Körperechen liegen nie unmittelbar im Amethyst, 
sondern stets in einer Chaleedon-Hülle) kleine regelmässig gestal- 
tete Formen, in Intervallen zusammengeschnürte oder gegliederte 
hohle Zylinder, mit einer abgesonderten, wahrscheinlich hoh- 
len Axe. Das ist weder die Form eines Krystalls noch über- 
haupt eines Minerals. Sieht man die ganze Suite von Schlott- 
wiüzer Achaten, welche mein Vater zu dem Ende nach ver- 
schiedenen Richtungen hat schleifen lassen, so wird es schwer, 
eine andere Idee zu fassen, als dass diese überall gleichför- 
migen Körperchen von lebenden Organismen herrühren. 
Warum sollten es auch nicht Thiere seyn, ähnlich den 
Oseillatorien, nur viel grösser und mit einer festen Axe$ 
Berücksichtigen wir die geologischen Verhältnisse ihres Vor- 
kommens, so wird die Analogie noch grösser. Chalcedon 
entstand und entsteht noch jetzt durch Absatz aus heissen 
Quellen oder Dämpfen: aus Quellen auf Island, aus Dämpfen 
nach L. v. Buch auf den Canarischen Inseln. Nichts spricht 
gegen die Annahme, dass der Achat-Gang bei Schlottwitz auf 
ähnliche Weise durch Absatz aus heissen Quellen entstanden 
sey. Leben nun die Oscillatorien in den heissen Quellen 
Karlsbads, warum sollen nicht unsere Chaleedon - Thierchen 
in den heissen Kieselquellen von Schloliwitz und in den 
Klüften gelebt haben können, aus’ denen dieselben hervor- 
drangen $ Man findet sie stets auf einer festen Basis des 
Jahrgang 1837. | 20 


— 302 — 


ältern Triimmergesteines aufsitzend , fast. nie allseitig: von 
Chalcedon und Amethyst umgeben. Sie hafteten im lebenden 
Zustande stets an den Steinwänden fest und lebten auf ih- 
nen gesellschaftlich beisammen. | | 

So sehr ich nun auch überzeugt bin, dass die besehrie- 
benen Körper wirklich einst Thieren angehörten, so. werde 
ich doch noch nieht wagen ihnen schon jetzt einen systema- 
tischen Namen: beizulegen, sondern erlaube mir nur, sie 
einstweilen „Chalcedon-Thierchen“ zu nennen und zu 
ihrer genaueren Untersuchung aufzufordern. Vielleicht findet 
sich später Gelegenheit, sie genauer und unter mehrerlei 
Verhältnissen kennen zu lernen, 

Es würde höchst voreilig seyn auf die Nerntnslshne, 
dass die beschriebenen Körper von Thieren herrühren, ent- 
fernt ähnlich den Karlsbader Oscillatorien, den Schluss 
gründen zu wollen, dass die umschliessenden Gesteine von 
heissen Quellen abgesetzt seyn müssten. Da es aber olne- 
hin für,die Entstehung der Achat- und Amethyst-Gänge kaum 
eine wahrscheinlichere Hypothese gibt, als ihre Erklärung 
durch warme kieselhaltige Quellen, so treten nun die physi- 
kalisch-chemischen und organischen Erscheinungen in ein 
gewisses Wechselverhältniss, was zur gegenseitigen Deutung 
wohl benützt werden darf. Es würde wichtig seyn, wenn 
Achat-, Amethyst- und selbst Quarz-Gänge recht vieler Ge- 
genden genau untersucht würden. Organismen wie bei 
Schlotiwitz kann man zwar nicht überall darin erwarten, 
und ihr Auffinden hängt sehr vom Zufall ab; aber das phy- 
sikalische Verhalten derselben kann auf manche interessante 
Schlüsse führen. Fast scheint es, als seyen in den ältern 
‚Schöpfungs - Perioden die heissen und kieselhaltigen Quellen 
ungleich häufiger und ergiebiger gewesen als jetzt, und die- 
ses Resultat, wenn es sich erweisen lässt, steht offenbar in 
'erwünschtem Einklang mit den gangbaren Ansichten über 
die Entstehung und Ausbildung der Erde. Zugleich scheinen 
die Preduktionen jener vorweltlichen Quellen von denen 'der 
jetzigen etwas abzuweichen: sie lieferten mehr krystallinisehe 


1 


en 225 — 303 | 


Kieselgesteine, als heute. — Sonst: Quarz, Amethyst und 
’‘Achat, dann Chalcedon, Opal, Hyalith und Kieseltuff‘, von 
denen einige noch jetzt entstehen, 
Auch in einigen anderen Chaleedon-Varietäten findet man 
‘in den Sammlungen häufig kleine regelmässige Gestalten, 
welche mehr oder weniger an die obigen erinnern. Z, B, 
in einem reinen und ziemlich durchscheinenden Chalcedon : 
blasenförmige und längliche Höhlungen, wie aus einer we- 
niger durchscheinenden Haut gebildet und mit einer gänzlich 
opaken Axe in der Mitte (Fg. 12 in nat. Gr.) Ferner in 
einem ähnlichen Chalcedon: runde, sehr durchsichtige Zylin- 
der mit einer dunkeln Axe oder Röhre in der Mitte, von 
welcher von Zeit zu Zeit kreisförmige Sprünge sich aus- 
breiten, als würden dieselben durch eine Art von Abgliede- 
rung des durchsichtigen Zylinders bedingt (Fg. 13 in nat. Gr.) 
Leider ist von beiden Chaleedon-Stücken, welche mein Vater 
besitzt, der Fundort gänzlich unbekannt, und ich würde, 
daher auch der sehr problematischen Erscheinungen kaum 
erwähnen, schienen sie nicht mit den oben beschriebenen 
deutlicheren in einiger Verwandtschaft zu stehen, 


20” 


Erste Notiz 
über 
das Genus Aptychus 


von 


Hrn. General-Berg-Inspektor VoLTz. 


I 
(Aus einem Vortrag bei der Strasburger naturforschenden Gesellschaft.) 


Die fossilen Körper, welche von SchLoTHEIM mit dem 
Namen Tellinites problematicus und T. solenoides, 
von Parkınson als Trigonellites, von GErMmAR als Lepa- 
dites, von Meyer als Aptychus und neuerlich von Dks- 
LONGCHAMPS als Münsteria bezeichnet worden sind, bieten 
eine Struktur dar, welche schon auf den ersten Blick nicht 
gestattet, sie unter die Bivalven zu stellen, was auch Herr 
von Meyer in seiner Ärbeit über diese fossilen Körper rich- 
‚tig aufgefasst hat. In der That sieht man daran Zuwachs- 
_ streifen immer im Innern der Klappen, zuweilen mit solchen 
auf der äusseren Seite (Apt. elasma). In andern Fällen 
bietet diese letzte übereinanderliegende Lamellen dar, wie 
der Deckel der Neriten oder die Schaale der Crassatellen 
‚und einiger Venus-Arten (A. imbricatus, A. bullatus). 
Noch andere Arten lassen auf dieser. nämlichen Seite ein 
dickes zelliges oder schwammartiges Gewebe wahrnehmen 
(A. laevis). Von Meyer hatte aus dieser Erscheinung 


geschlossen, dass die Aptychen innerliche, nicht äusserliche 
Mollusken-Schaalen seyen. | 

Um sich eine richtige Vorstellung von Aptychus 
zu machen, muss man vom A. elasma ausgehen, der offen- 
bar nur eine einfache hornartige Platte war, mehr oder we- 
niger herzförmig, ein- und nicht zwei-klappig, symmetrisch aus 
zwei Lappen gebildet, welche auf der Mittellinie durch einen 
Falz miteinander so verbunden gewesen, dass sie sich wie 
Muscheln auseinander legen und zusammenklappen, aber beides 
nur bis zu einem gewissen Grade konnten. Diese Bildung 
sieht man sehr deutlich bei einem Exemplar, das ich im In- 
neren des Ammonites opalinus Rein. (A. primordialis 
Zıer.) entdeckte. Der Aptychus liegt darin fast gänzlich im 
Grunde der letzten von dem Thiere eingenominenen Kammer, 
noch jetzt fast ganz symmetrisch, der Falz in der Fläche 
des Kiels der Schaale, der herzförmige Rand auf dem Rücken 
des vorletzten Umganges, der konvexe Rand gegen den Rücken 
der Schaale, aber tiefer und nahe bei der letzten Scheide- 
wand. Untersucht man den Falz, so sieht man deutlich, 
dass er ungetheilt ist und beide Lappen zusammen nur ein 
einziges Stück bilden. Die Zuwachsstreifen gehen vom mitteln 
Theile des herzförmig konkaven Randes aus und folgen dann 
den konvexen Seitenwänden der Schaale. | 

Der Aptychus elasma hat die einfachste Form un- 
ter den Arten dieses Geschlechtes, welche man in drei Fa- 
milien trennen kann, wovon die erste, die der Cornei, die 
aus einer einfachen hornartigen Platte bestehenden, die zweite, 
die der Imbricati, diejenigen Arten in sich begreift, de- 
ren hornartige Platte äusserlich von einer kalkigen Schichte 
mit Ziegeldach-artig übereinanderliegenden Leisten bedeckt 
ist (A. imbricatus), — die dritte, Cellulosi, aussen an 
der Schaale mit einer dicken He Kalklage überzogen ist 
(A. laevis). Ä 

Alle A ptyehus-Arten zeigen i im Inneren ihrer Klap- 
pen die Zuwachsstreifen der hornartigen Platte oder wenig- 
stens deren Abdrücke; aber diese Platte selbst besteht nicht 


n 


. GER WERTE 


mehr bei allen. Man sieht sie nur "bei denjenigen, die in 
Schiehten vorkommen, wo die freie thierische Materie nicht 
zerstört worden ist. ‚Zu @undershofen, wo das Gestein grau, _ 
und nicht weiss ist und noch ‚Kohlenstoff in ‚merklicher 
Menge enthält, sind diese Aptychen schwärzlich braun 
and ziemlich wohl erhalten. — Im Lias von Boll, welcher dun- 
kelgrau ist und noch Sepie von Loligo- und Belemniten-Arten 
enthält, sind die Aptychus-Arten der ersten Familie ganz 
schwarz, während die Loligo- und Belemniten-Platten (Lei- 
sten) noch wie Horn aussehen, weil sie. nicht aus reiner 
‘hierischer Materie bestanden, sondern reichlich mit Kalk 
durchdrungen gewesen, — In den lithographischen Schiefern 
won Solenhofen ist alle reine thierische Materie. gänzlich zer- 
‚stört worden. Man erkennt daselbst noch gut die Form 
des Dintensacks der Sepien und der Kalmars , aber die 
Schwärze ist verschwunden, Die Loligo- und Belemniten- 
‚Leisten bestehen auch hier noch, aus dem Grunde wie vor- 
hin. Diese Schiefer zeigen keine Aptychen der ersten Fa- 
milies man wird später sehen, warum. Dagegen sind. die 
Imbricati und die Cellulosi häufig, weil sie auf der 
‚Horn-artigen Platte noch einen dicken kalkigen Überzug hatten, 
obschon diese Platte selber fast immer verschwunden ist, wie 
alle reine thierische Materie, wie die Dinte der Sepien, der 
Kalmars und der Belemniten; aber ihr Abdruck auf der in- 
neren Fläche ist hinterblieben, wie der des Dintensacks des 
Loligo priscus Rürr. und mancher Sepien und Belemniten, 
welche Graf Münster besitzt. Doch hat das Strasburger 
Museum einen Ammoniten, wie es scheint, aus der Familie 
der Maerocephalen,, woran man einen Aptychus laevis wahr- 
nimmt mit noch erhaltener Horn-Platte, welche aber in einen 
weissen Faserkalk umgewandelt ist. — Die kalkigen Schaa- 
‚len, welche diese Hornplatte bedeekten, sind fast immer 
allein übrig geblieben an diesem Orte sowohl als in den 
Kalkschiehten der Württembergischen Alp, ie ebenfalls keine 
thierische Materie mehr enthalten. Aber auf der konkaven 
Seite derselben sieht man ganz gut noch die Eindrücke, 


I 


— 8507 — 


welche von den Zuwachsstreifen der Hornplatte herrühren ; 
sie haben im Allgemeinen dieselbe Form und deuten die 
nämliche Art des Wachsthums an, wie bei den Cornei. 
Überhaupt gestattet die Natur dieser kalkigen Schaalen nicht 
anzunelimen, dass diese Streifen ihnen eigen seyen; denn 
einem so grosszelligen Gewebe, wie das des A. laevis ist, 
können nicht so feine Zuwachsstreifen entsprechen, als diese 
sind. Dieses zellige Gewebe besteht aus ziemlich starken 
dieht aufeinander liegenden Schichten. An einigen Exem- 
plaren kann man Zuwachsstreifen auf dessen äusseren, kon- 
vexen Seite wahrnehmen, und deutlich unterscheiden, dass 
sie von denen der konkaven Fläche abweichend sind. — 
Eben so verhält es sich mit dem A, imbricatus,. dessen 
 inwendigen Zuwachsstreifen weder in Zahl noch in Form 
den Leisten der konvexen Oberfläche entsprechen, gerade 
wie an den Nerita-Deckeln die Leistehen der äusseren kal= 
kigen Lage nicht mit den Streifen der inwendigen Horn- 
Platte übereinstimmen. 

In den lithographischen Schiefern hauptsächlich sieht 
man viele Aptychen, deren beide Klappen mit ihrem gera- 
den Rande aneinander und oft ineiner Ebene liegen, zuweilen 
aber auch so, dass sie mit ihrer porösen Seite eine starke 
Wölbung, mit der ‚gestreiften eine grosse Vertiefung bilden. 
Dieses scheint auch die natürliche Form, ersteres nur die 
Wirkung mechanischen Druckes zu seyn. 

Es scheint, dass die Aptychen sich, wenn auch nur 
wenig, öffnen und schliessen konnten und der Falz ihnen 
hiebei gewissermaasen als Charniere diente, wesshalb eben 
die kalkige Schichte auf der äusseren Seite des Aptychus 
laevis und A. imbricatus sich in Form zweier Schaalen ab- 
setzen inusste, dass der Falz biegsam blieb, Wenn daher 
auch diese kalkigen Theile gewissermaasen Zweiklapper dar- 
stellen, so lassen sich die Aptychen im Ganzen genommen 
doch keineswegs auf wirkliche Muscheln zurückführen. Bei 
ihnen ist auch die Horn-Platte — Epidermis — im Innern 


der Klappen und die Kalkablagerung äusserlich darauf. Bei 


| — 53508 — 
‘den Muscheln wird jene Epidermis gleich der Kalkmasse 
durch den Mantel hervorgebracht, dessen Rand die Epider- 
‚nis bildet, dessen Fläche die Kalkschaale absetzt und beständig 
verdickt. Bei den Aptychen dagegen wurden die Hornplatte 
und die Kalkschaalen offenbar von zwei sehr verschiedenen 
Theilen des Körpers abgesetzt, die während der Bildung 
übereinander befindlich waren. Bei den Muscheln kommen 
immer Anheftstellen der Muskeln auf der Kalklage und ent- 
fernt vom Rande vor. Bei Aptychus sieht man die Anheft- 
stellen für die Muskeln niemals auf der Kalkschaale, , und 
dieselben scheinen wie bei den Schnecken-Deckeln auf dem 
Rande der Horn-Platte nach der ganzen Länge der An- 
wachsstreifen befestigt gewesen zu seyn, | 
Grösser scheint die Ähnlichkeit der Aptychen mit inner- 
lichen Schaalen. So hat ein hornartiger Aptychus viel Ana- 
logie mit der Horn-Platte einer Aplysie, nur dass diese un- 
symmetrisch gestaltet ist. Auch haben die Cornei Analogie 
mit den Hornleisten der Kalmar-artigen Thiere; aber diese 
bestehen jederzeit wesentlich aus zweierlei Regionen: aus 
der Rücken- und der Hyperbolar-Gegend, was man hier nicht 


wahrnimmt. Die Aptychen mit kalkiger Schaale aber haben 


gar keine Analogie mit den innerlichen Kalkschaalen von 
Cephalopoden, weil diese wesentlich immer die Kalkschaale 
zu innerst und die Hornplatte darüber haben, welche selbst 
wieder durch eine zweite, von einer andern Membran ab- 
gesetzte Kalklage bedeckt wird: so bei den Belemniten, 
den Sepiostarien, den Belopteren und sicher auch. 
den Belosepien. Auch sind die äusseren Kalklagen die- 
ser Schaalen, die Scheide der Belemniten ‘und der chagri- 
nirte Überzug der Sepiostarien,. von einer Membran gebildet 
worden, welche Kalkmasse in ihrer ganzen Erstreckung ab- 
setzte; während bei den Schneckendeckeln und den Apty- 
chen die Kalkschichte sich nur vom Rande her, nicht auf 
der ganzen Fläche, anlegt und allmählich mit dem Wachs- 
thum der Hornplatte voranschreitet; Inwendige Schaalen 
thun_ diess nie ‚„ und haben nie eine mit übereinander 


— 800. 


geschobenen Leistehen versehene Oberfläche, wie sie an den 
Deckeln der Nerita- und Natica-Arten so deutlich ist. 

- Fragt man nun, welchen Konchylien oder welchen 
Schaalen- die Aptychen sich am meisten nähern, so wird 
man wohl aus dem Gesagten ersehen, dass diess die Deckel 
sind. In der That bietet die Mehrzahl der Gasteropoden- 
Deckel dieselbe Struktur, wie die Aptychen dar: insbeson- 
dere die von Turbo, Trochus, Nerita, Fusus, Cerithium, Pa- 
Iudina, Atlanta u. s. w. Denn alle bestehen sie wesentlich 
aus einer Hornplatte, auf welcher man oft eine Kalkschichte 
abgesetzt findet, welche zuweilen übereinander liegende Leist- 
chen darbietet; ihr Wächsthum findet auf dieselbe Weise 
wie bei den Aptychen, und auf ganz andere Art als bei den 
Hornplatten Statt. Zwar habe ich noch keine solche Deckel 
mit zelliger Textur gesehen, .was aber ohne Zweifel davon 
herrührt, dass.sie alle kriechenden, nicht schwimmenden 
Thieren angehörten, für welche sie leichter seyn müssen. 

Schon 1829 behauptete Rürreız bei der Versammlung 
der Naturforscher in Zerdelberg, dass die Imbricati Deckel 
der Solenhofer Planuliten seyn müssten, glaubte aber die 
Cellulosi andern Mollusken zuschreiben zu müssen. Damals 
bestritt ich diese Ansicht heftig, weil ich Aptychus imbri- 
eatus nicht von A, laevis trennen konnte-und die Struktur 
der Schnecken-Deckel noch nicht studirt hatte, Erst als 
ich beim Zerbrechen ‘des erwähnten Ammonites opalinus von 
Gundershofen den Aptychus elasma in fast natürlicher Deckel- 
Lage fand, fing mir die Sache an glaublicher zu werden; 
ich studirte die Konchylien-Deckel unseres Museums und 
die Arbeit von Ducäs (Ann. d. science. nat. XVIIL) und be- 
griff nun bald, dass Aptychus ein wirklicher Deckel sey. 
Doch blieben noch gewichtige Einwendungen gegen diese 
Meinung übrig, die man zuerst widerlegen musste, und über 
welche ich mich etwas verbreiten will, | 

Der Aptychus elasma war in Ammonites opalinus aller- 
dings nicht ganz in der natürlichen Lage eines Deckels, 
nicht in der Nähe der Mündung, sondern fast ganz im 


“ 


le 


Grunde der letzten Kammer. Aber es würde auch etwas 
ganz Ausserordentliches seyn, ihn ‚noch da zu finden, wo 
das Thier seinen Fuss hatte; denn als dasselbe in Fäuiniss. 
gerieth, musste die Entwickelung von, Gas ihn schon aus 
seiner Lage drücken, und als der Schlamm , welcher jetzt 
die letzte Kammer des Ammoniten ausfüllt, in .dieselbe ein- 
drang, musste er auch den Deckel wieder vor sieh her 
schieben. Gewöhnlich findet man den Deckel noch an seiner 
Stelle nur bei denjenigen Mollusken, welche an der Luft 
vertrocknen, nicht bei jenen, welche im Wasser faulen. Un- 
ter den vielen fossilen Deckel-Konchylien, welche ich schon 
untersucht habe, habe ich auch nicht eine noch wirklich mit 
ihrem Deckel gefunden: gewöhnlich ist dieser aus der Schaale 
herausgefallen. Es ist sogar sehr selten, die Deckel selbst 
überhaupt nur fossil zu finden, und es scheint, dass ihre 
Struktur ihren Übergang in den Fossil-Zustand weniger ‚be- 
günstigte, als die der Konchylien, *) ir. 

H. v. Mexer führt zwei Aptyehus-Arten (A. imbricatus 
und A. laevis) an, die er in derselben Ammoniten-Art gefun- 
den habe, und bildet sie auch so in seiner Abhandlung ab. 
Aber selbst wenn diese Thatsache ganz ausser Zweifel ge- 
setzt wäre, so würde sie keinen unumstösslichen Beweis 
begen meine Ansicht bieten, da ja die eine jener zwei Arten 
einmal zufällig, wie so manche andere Körper, in die Mün- 
dung eiries fremden Ammoniten gespühlt worden seyn könnte, 
Aber die zwei Ammoniten, welche H. v, Merer anführt 
und abbildet, sind unbestimmbar ; der in Fig: 12 seiner Tafel 
abgebildete könnte wohl aus der Familie der Planulaten, der 
in Fig, 5 irgend ein Macrocephale seyn; Das Strasburger 
‚Museum besitzt einen Ammoniten, der ebenfalls ein Maero- 
‚ eephale zu seyn scheint und einen Apt; laevis einschliesst. **) 


 ®) Fossile Deckel kenne ich nur in tertiären Bildungen : hauptsächlich 
| von Turbo rugosus, kaum 2—3 von andern verwandten Arten ; 
.dann von Paludina impura u: e a. A. (Figline ete.) 
6) Br. 

**) Ich besitze einen Apt. imbricatus in einem Ammonites fle- 
xuodsus von Solenhofen der Länge nach auf der Seite liegend. Bar. 


en 


Auch wendet man ein, es seye sich zu wundern, dass 
man eine so grosse Zahl Ammoniten-, und doch erst so 
wenige Aptychus-Arten kenne, die ihre Deckel seyn sollen. 
Wirklich hat man auch bisher nur etwa 12 Aptychus-Arten 
beschrieben und abgebildet, doch zweifelsohne desswegen, 
weil man zu wenig Aufmerksamkeit auf sie gerichtet und sie 
nicht gesammelt hat. Denn seit der kurzen Zeit, da ich auf 
diesen Gegenstand aufmerksam geworden bin, habe ich allein 
‚schon 12 neue Aptychus- Arten gefunden. Auch ist nicht 
‚gesagt, dass alle Ammoniten-Arten Deckel haben mussten. 
D’Orsıcnr hat so eben in der Beschreibung der auf seiner 
Reise beobachteten Arten von Allanla, einem den Ammoniten 
mehrfach verwandten Geschlechte, nachgewiesen, dass diese 
Thiere je nach Verschiedenheit der Arten ohne oder mit 
‚einem Deckel versehen sind, und dass sich derselbe sogar 
bei der nämlichen Art nicht immer vorfindet, sondern leicht 
verloren zu gehen scheint. 

Eine fernere Einwendung ist daraus entnommen worden, 
dass man nicht immer eine Beziehung zwischen der Anzahl 
und den Arten der Ammoniten und der Aptychen einer Ab- 
lagerung wahrnehmen und die beiderseitigen Arten so, wie 
sie zusammengehören, zusammenfinden könne. Man muss sich 
aber erinnern, wie ich schon anführte, dass wohl nicht ‘alle 
Ammoniten-Arten mit Deckeln versehen gewesen seyn müs- 
sen; dass nicht alle diese Deckel-Arten durch ihre Struktur 
gleich fähig waren, sich fossil zu erhalten, und dass auch 
die Bedingnisse des Überganges in den fossilen Zustand nach 
Verschiedenheit der Schichten wechselten. Schlug sich näm- 
lich eine Schichte mit Ammoniten rasch nieder und ehe diese 
in Fäulniss "übergehen konnten, so mussten die Deckel in 
denselben bleiben ;#erfolgte aber der Niederschlag. langsam 
und die Fäulniss noch vor dem Einschlusse in den kalkigen 
Niederschlag, so musste die leichte, in den Kammern d. i. 
in der Hälfte ihres inneren Raumes ungefähr immer mit , 
Luft erfüllte, Schaale sich zur Oberfläche des Wassers erheben 
und für immer aus der Schichte verschwinden, in welcher 


# 


En... Kües 


der herausfallende schwerere Deckel zurückbleiben konnte. 
So kann es geschehen, dass eine Schichte reich an Ammoniten- 
Deckeln und doch ohne Ammoniten ist. Schlug sich endlich 
die Schichte mässig langsam nieder, so musste die mehr 
derbe oder mehr gallertige Beschaffenheit der verschiedenen 
Arten einen wesentlichen Einfluss auf die weiteren Vorgänge 
ausüben. Die Ammoniten, welche ein derberes, der Zer- 
setzung länger widerstehendes Fleisch besassen, blieben mit 
Schaale und Deckel auf dem Meeresgrunde in der dort ent- 
stehenden Schichte zurück, während die Arten mit zärterem, 
rascher faulendem Fleische daselbst nur ihre Deckel hinter- 
liessen. Sogar die verschiedenen Theile eines und desselben 
Ammoniten konnten einer verschieden raschen Zersetzung 
. fähig gewesen seyn, und so mag ınitunter die schon fast leer 
gewordene Ammoniten-Schaale sich im Wasser gehoben ha- 
ben, während der Deckel mit dem derberen noch unzersetz- 
ten Fusse auf dem Grunde zurückblieb und, in dem sich 
bildende Gesteine eingeschlossen, noch jene Eindrücke be- 
wahrte, welche man zuweilen noch an A. laevis wahr- 
nimmt, ’ 

Bisher hatte man nur kleine Deckel selbst in denjenigen 
Schichten gefunden, welche grosse Ammoniten bewahren, 
was sich zum Theile aus dem schon Gesagten erklären lässt. 
Jedoch habe ich kürzlich durch die Herren Dr. Harrmann 
und Grafen Manperstou auch mehrere Aptychen aus dem Lias 
von Boll und Metzingen erhalten, welche alle sehr gross 
sind. So besitzt jeder Lappen meines A. latifrons 
0”09 Länge auf 0”033 Breite: Dimensionen, welche den 
Mündungen gewisser Ammoniten in jenen Liassehichten ent- 
sprechen *). 


*) Vergl. v. MEYER unten, S. 315. 


a 


Briefwechsel. 


Mittheilungen, an den Geheimenrath v. LEONHARD 
gerichtet. | 


Kraköow, 11. Febr. 1837. 

Verschiedene Umstände hielten mich den vergangenen Sommer zu 
Hause: nur einige kleine Ausflüge in der Umgegend und ins benach- 
barte Oberschlesien konnte ich unternehmen. Ich fand mehrere Saurier- 
Knochen im Muschelkalk ; leider aber nirgends etwas Deutliches. Zu 
Drieckowice an der Przemsa sind die Knochen gut erhalten und voll- 
ständig , die von Jaworzno gewöhnlich zerbrochen, die 'Theile halten 
_ zusammen, aber ein schwacher Schlag sprengt: die Stücke -auseinander. 
Im nahen Dorfe Szczakowa sind Knochen eine Seltenheit. Bei Königs- 
hütte um Tarnowitz kommen die Kuochenreste in kolossalerem Maas- 
stabe vor; Vieles hat Hr. Mentzen gesammelt, und wir erwarten in 
Kurzem seine Beschreibung. Was die Lagerungs-Verhältnisse des Tar- 
nowitzer Muschelkalks betrifft, so finde ich sie den Polnischen vollkom- 
men entsprechend. Grauer Kalkstein, der oft mergelig wird und dann 
Neigung zum ‚Schiefrigen hat, mit charakterischen Petrefakten des Ge- 
steins, wie Ammonites nodosus, Encrinites liliiformis, Lin- 
gula tenuissima, Plagiostoma striatum, Mpytulites socia- 
lis bildet die Unterlage. Darauf folgt die Erzlage, welche in Tarno- 
witz nur aus Bleiglanz besteht; in Polen ist das Bleiglanzlager unter- 
geordnet und gewöhnlich sehr dünn oder im kohlensauren Zinklager 
eingesprengt. Die Bleierze sah ich stets im untersten Lager. Das 
Bleiglanzlager von Tarnowitz, einige Zoll mächtig, verfliesst in den 
aufgelagerten körnigen Dolomit; in Polen bedeckt Dolomit das Galmai- 
Lager. ur 

ZEUSCHNER. 


FREIE ee en = Lac, TR —— 314 res pi er 7 Een 1277 


Berlin, 23. April 1837. 
Herr Professor Weıss beklagte sich gegen mich über den Schluss 
meines Aufsatzes im 1sten Hefte Ihres Jahrbuchs für 1837 (8. 9). Es 


ist dieser Schluss, wie Sie aus einer Randbemerkung des Manuskriptes - 


ersehen haben werden, allerdings ein späterer Zusatz zu dem von mir 
in Jena gehaltenen Vortrage, und Hr. Pr“ Weıss hat daher in Jena nicht 
Gelegenheit gehabt, dagegen zu sprechen; er betrachtet nämlich die Phä- 
nomene von Zscheila als ganz unabhängig von denen von Hohnstein und 
Weinböhla , über welche letztere er seine Ansichten nie verändert hat. 


BERNHARD CoTTA, 


Mittheilungen, an Professor BRONN gerichtet. 


Frankfurt, 4. April 1837. 


Verflossenen Spätherbst hielt ich mich ein paar Wochen in Bayreuth 


auf, um in den Reichthümern der Sammlungen des Herrn Grafen zu 
Münster und der Regierung des Obermainkreises zu schwelgen. Solche 
Sammlungen sollten in allen Kreisen Bayern’s bestehen. Dieses Land 


umfasst beinahe die ganze Manchfaitigkeit, mit der die Geologie ausge-_ 


‚stattet ist, Welche Annehmlichkeit wären daher diese Sammlungen für 
den Geologen, und welcher Gewinn für Land und Wissenschaft! Sie 
wären einer Zentral-Sammlung, aus dem ganzen Lande an einen Ort zu- 
sammengeführt, weit vorzuziehen. Dem Herrn Präsidenten von ANDRIAN 
und dem Herrn Grafen zu Münster verdankt der Obermainkreis die 
Errichtung und fortwährende Vervollständigung einer ausgezeichneten 
Kreissammlung, welche besonders an Versteinerungen reich ist. 

Der Hauptzweck meiner Reise nach Bayreuth war, die Schätze an 
fossilen Knochen von Sauriern, welche dort aus dem Muschelkalk 
angehäuft sind, und vom Herrn Grafen zu Münster und mir gemeinschaftlich 
veröffentlicht werden, näher kennen zu lernen. Daneben habe ich manche 
andere Notitz gesammelt. Mein Eryon Hartmanni scheint für den 
Lias sehr bezeichnend; er liegt nicht nur in der Nähe von Göppingen, 
woraus ich das prachtvolle Exemplar beschrieben, sondern, nach den 
Bayreuther Sammlungen auch im Ahornthal bei Rabenstein und bei Banz 
im Lias. Da ich der Krebse gedacht habe, so will ich Ihnen auch mit- 
theilen, dass ich in diesen Sammlungen eine dritte Species meines Ge- 
nus Prosopon aus den Mergelschichten des untern Coralrags, dem so- 


‚genannten Seyphien-Kalke, bei Streitberg gefunden habe; sie scheint. | 


nicht sehr selten zu seyn, ich nenne sie Pr. simplex. Auch besitzt 
Graf zu Münster meine Glyphea pustulosa aus dem Coralrag von 
Derneburg und von Wendhausen bei Hildesheim, und aus ersterem 


noch Fragmente einer Glyphea, welche von der G!. Dressieri nicht 


verschieden zu seyn scheint. Ein ganz ähnlicher Cephalothorax wie der, 


\ 


\ 


rn A 


welchen Herr Graf ManpersLon m’r aus dem Farrenberg bei Mössingen 
zuerst mitgetheilt, und woraus ich die Species Glyphea Mandels- 
lohii bildete, liegt in der Kreissammlung in Bayreuth aus dem Oxford- 
thon von Rabenstein und Thurnau ; aus demselben Gebilde rührt auch 
ein Fragment her, welches entweder der Glyphea ventrosa oder 
einer dieser sehr nahe stehenden Species angehört; das Fragment ist 
zu unvollständig, um darüber gewisser zu entscheiden. Die Beiträge, 
welche ich fortwährend für die Genera fossiler Krebse erhalte, . mit de- 
nen ich mich zu beschäftigen begonnen, hielten mich bisher von deren 
Publikation ab. Erst kürzlich noch theilte mir Herr Bergrath von AL- 
BERTI einen Crustaceen aus der untern Abtheilung des Lias von Tritt- 
lingen bei Rottweil mit, welcher auch zu meinem Genus Glyphea ge- 
hört und die grösste Species bildet, welche mir bis jetzt davon vorge+ 
kommen ist, wesshalb ich sie auch Gl. grandis benannt habe ; es ist diess 
nun die zweite Glypheen-Species aus dem Lias. Sie sehen hieraus, wie 


‚ zahlreich, wie verbreitet und wie bezeichnend dieses Genus ist. Anden 


Specien ist'nicht zu zweifeln. Bei ihrer Erriebtung habe ich es mir 
‚besonders angelegen seyn lassen , alle die Täuschungen zu beseitigen, 
zu welchen die Kruste solcher Thiere im versteinerten Zustande verlei- 
ten könnte (Lethäa 8. 478). 

Im „Institut“ werden Sie das Ausführliche über die Ansicht gelesen 
haben, welche unser verehrter Freund VorLrz von meinem Genus Aptychus 
hat“). Ich werde Ihnen demnächst für das Jahrbuch Einiges mittheilen, 
was sich der Annahme entgegenstellt, dass diese Versteinerungen die 
Deckel von Ammoniten sind, und das hauptsächlich auf der grossen An- 
zabl von Exemplaren berubt, welche die Münster’sche Sammlung besitzt, 

Zu meinem Isocrinus scheinen Sie kein rechtes Vertrauen zu be- 
sitzen, weil Sie in Ihrer trefflichen Lethäa (S. 268) ihn dem Penta- 
erinus cingulatus einverleibt haben **). Wenn irgend ein Crinoiden- 
Genus selbsständig ist, so ist es Isocrinus. Jch habe mich während 
meines letzten Aufenthaltes in Bayreuth in den Materialien der dortigen 
Sammlungen, auf denen die Errichtung der beiden genannten Pentacrinen 
beruht, überzeugt, dass von denselben bis jetzt keine Kronentheile vorliegen, 
sondern nur Stielglieder, welche vielleicht eher dem Isocrinus als dem 
Pentacrinus angehören. Von der Trüglichkeit der Schlüsse aus Stiel- 
gliedern auf das Genus sind Sie in Ihren Forschungen über die Crinoi- 
den-Reste aus dem Muschelkalk (Jahrb. 1837, S. 30) selbst überzeugt. 
Es gehören wirklich die fünfeckigen oder fünfblätterigen Stielglieder eben 
so wenig ausschliesslich dem Genus Pentacriuus an, als die runden; dem 
Enerinus ; die verschiedensten Crineideen können grosse Ähnlichkeit, 
und ein und dasselbe Genus in seinen Spezien grosse Verschiedenheit in 


=) Vgl. S. 304. 

*%*) Der Grund der Anführung unter Pentaer. eingtlatus lag in der an. 
angedeuteten Ansicht von Vorrz in einer Zeit, wo'ich selbst von diesem Thiere 
nur den Namen kannte, Denn den angeführten Brief ( Jahrb. 1836, 57) hatte ich 
erst während des Abdruckes diese Stelle der Lethäa erhalten und daher keinen 
weitern Gebrauch mehr davon machen können, als darauf zu verweisen. Br. 


l 


— A. 


, 


Betreff der Form und Zeichnung ker Stielglieder darbieten. Als ich 


Quensteor’s Abhandlung über die Eneriniten des Muschelkalks durch- 
nahm, um den Encrinites Schlotheimii mit dem Isocrinus zu vergleichen, 
überzeugte ich mich, dass erstere Form kein wirklicher Encrinus ist. 
Sie gehört einem neuen Genus an, das ich Chelocrinus nenne; 


diese Form ist Chelocrinus Schlotheimii. In dasselbe Genus 


gehört auch Ihr Encerinus pentactinus, der eine zweite Species, 
Ch. pentactinus, bildet. Im Chelocrinus sitzen nämlich dem letzten 
der drei Glieder, welche die fünf Strahlen um den Stiel herum bilden, 
zwei Reihen kleinerer Glieder auf, und erst das letzte dieser Glieder 


trägt die zwei Reihen Endstrahlen , deren Glieder bei weiterer Entfer- 


nung vom Zentrum durch allmählichen Übergang zweizeilig werden ; 
während im Encrinus diese eigenthümlichen Endstrahlen unmittelbar in 
das letzte der drei Glieder, welche die fünf Strahlen um den Stiel herum 
bilden, einlenken. Ersterer Typus des Chelocrinus, in ihrem Encrinus 
pentactinus rein entwickelt und im Enerinus Schlotheimii _vorherr- 
schend *). ist also verschieden von dem, nach welchem die Krone des Eu- 
crinus gebildet ist. Eine weiter durchgeführte Vergleichung soll meine 
Beschreibung des Isocrinus enthalten. 


Herr Dr. EngeLHaror in Nürnberg brachte zur Versammlung der 


Naturforscher in Stuttgart einige Knochen von einem Riesenthier aus 
einem Breccien-artigen Sandstein des obern Keupers seiner Gegend... Der- 
selbe hatte die Gefälligkeit, mir alle Knochen, welche aus diesem Ge- 
bilde herrühren, mitzutheilen. Ich habe sie bereits untersucht und die 
besten davon, welche in fast vollständigen langen Gliedmassenknochen 
und in Wirbeln bestehen, abgebildet. Dieser Fund ist von grossem In- 
teresse. Die Knochen rühren von einem der riesenmässigsten Saurier 
her, welcher zufolge der Schwere und Hohlheit seiner Gliedmassenkno- 
chen dem Iguanodon und Megalosaurus verwandt ist, und in die zweite 
Abtheilung meines Systems der Saurier gehören wird. Keiner seiner 
Verwandten war bisher so tief im Buropäischen Kontinent und aus 
einem so alten Gebilde bekanut. Diese Reste gehören einem neuen 
Genus an, das ich Plateosaurus nenne; die Species ist Pl. Engel- 
hardti. Das Ausführliche darüber werde ich später bekannt machen. 
Noch muss ich Ihnen mittheilen, dass ich bei Untersuchung vieler 
vereinzelten Knochen von Pterodactylus aus dem Lias der Gegend 
von Bayreuth entdeckt habe, dass einige derselben mit Luftlöchern ver- 
sehen sind, wie gewisse Vögelknochen, wodurch eine neue Seite der 


-Annäherung zu diesen gegeben, aber auch eine Verwechselung mit Vö- 


gelknochen noch leichter möglich ist. 
| Herm. v. Meyer. 


*%) Vorherrschend doch wohl nicht, da von 2 Armen des Ch. Schlotheimii immer 
nur einer sich wieder unterabtheilt. An diesem würde also abwechselnd einer der 
zehn Arme zu Encrinus, der andere zu Chelocrinus gehören ? und seine Stellung 
in eines der zwei Genera ganz willkührlich,seyn, wenn man ‘nicht dennoch die 
Säule als generisches Merkmal zu Hülfe nehmen will. x Br. 


. 


— 37 — 
£ Paris, 11. Febr. 1837. 

Geschäfts-Überhäufung hat mich abgehalten, Ihnen noch vor meiner 
Versetzung hicher als Inspecteur general adjoint au corps royal des 
mines zu schreiben; doch werden Sie die drei Tafeln erhalten haben, 
welche zu meiner Arbeit über die Cephalopoden- Schaalen gehören, 
die nächstens nachfolgen wird. : Auch einen Aufsatz über Aptychus 
werde ich Ihnen in Kurzem senden. — Die fünfte Lieferung des Me- 
moires de la Societe d’histoire naturelle ist ihrer Vollendung nahe. In 
paläontologischer Hinsicht enthält sie eine Abhandlung von Duvernoy über 
einen fossilen Dugong in der Molasse von Rädersdorf im Oberrhein-. 
Dept., — die Arbeit von H. v. Meyer über die fossilen Saurier: des 
bunten Sandsteins von Sulzbad, — eine Notitz von mir über denselben 
Sandstein; — im botanischen Theile derselben wird Scumrer gar deut- 
lich nachweisen, dass der Schieferthon dieses Gebildes das Produkt der 
meteorologischen Phänomene des Frühlings, der Sandstein selbst aber 
derjenigen des Winters ist, was wohl in Sandsteinbildungen ziemlich all- 
gemein seyn dürfte. Daher mag es auch wohl kommen, dass in den 
Steinkohlen - Schiefern die Filiciten so selten Fruktifikationen zeigen, 
Wohl haben schon mehrere Geognosten dieses gesagt, aber noch nie hat 
sich die Sache so evident dargestellt, wie im bunten Sandstein von 
Sulzbad. 

Aus der Umgegend von Neuchätel in der Schweitz und von Com- 
mercy im Maas-Dept. habe ich wieder mehrere neue Nerinea-Arten er- 
halten , nämlich N. turritella, N. subdepressa, N, scalata, N. 
turris und N. perforata. 

Vortz. 


Cassel, 23. Febr. 1837. 
Hiebei erhalten Sie einige Versteinerungen von Helgoland , wo die 
Kürze meines Aufenthaltes mir nicht gestattete, mehr zu sammeln. Es 
befindet sich eine Terebratula darunter, die ich für T. depressa halte *). 


- *) Diese Art hat sich nicht vorgefunden. Die erhaltenen Versteinerungen, ‚abgesehen 
von einigen mir völlig unbestimmbaren Stücken, bilden einen Nachtrag zu den im 
Jahrb. 1832, S. 173 und 1835 S. 416 und 418 bereits gelieferten Bestimmungen, Die 
Belemniten sind auch diessmal sehr abgerollt, doch nicht ganz undeutlieh ge- 
worden. Einer ist nach Form, Alveole, Spalt und zwei seitlichen Depressionen an 
der ihm entgegengesetzten Seite der Be mueronatus der Kreide; ein anderer 
gleich über der Alveole abgebrochener ohne Spalt und Rinne besitzt auf jeder Seite 
eine Doppellinie, welche ihrer ganzen Länge nach um den vollen Halbmesser von 
einander entfernt bleiben, wie bei einer dem Actinocamax fusiformis nahe stehen- 
den. Art der Kreide bei (Custellune Basses Alpes); — zwei andere ‚ deren 
grösster 3° 4‘ lang und 6’ dick, an der bis zu 1/3 Länge hinaufreichen- 
den Alveole zusammen, gegen die Spitze flach gedrückt ist, zeigen eine flache, 
breite Rinne von der Spitze bis in die Alveolen-Gegend, wo sich dieselbe verliert ; — 
dann ein Ammonit, demA.navicularisSow. ausder Kreideähnlich, der ganz 
erhalten 4° Durchmesser, I1/fa‘ Dicke, einen fast kreisrunden Queerschnitt der Um- 
günge und einfache, etwas scharfe, ganz um die Umgänge herumziehende Rippen 


Jahrgang 1837. 21 


US 


Bei dieser: Gelegenheit kann ich nicht unterlassen, Ihnen ein hüb- 
sches Vorkommen von Schwefelkies mitzutheilen. : Beieinem-meiner Helgo- 
Zander Belemniten sind nämlich mehrere Scheidewände des Alveoliten 
in dieses Mineral verwandelt und sehen aus, wie das feinste Messing- 
blech. ‚Ihre obere Fläche ist vollkommen glatt und polirt, die untere 
rauher, und den sehr feinen Sipho kann man deutlich sehen. Die ganz 
abgeschlossene Spitze des Alveoliten enthielt Blätter von 2‘ im Durch- 
"messer und darüber von schwärzlich stahlgrauer Blende,. wie eine Unter- 
suchung meines Freundes, des Professors WöHLER, ausser Zweifel setzte, 
‚Auch in andern Exemplaren fand ich einzelne Blättehen von Blende oft 
noch festsitzend. Beide Schwefelmetalle haben sich wohl unstreitig aus 
schwefelsauren Salzen vermittelst der Reduktion. derselben durch die 
übrig gebliebene animalische Substanz des Belemniten gebildet. 


R. A. Paırirpr. 


Krakow, 12. März 1837, 

Meine Terebrateln konnte ich erst jetzt an Sie abschicken, da eine 
schwere Krankheit mich 2 Monate lang zur Arbeit unfähig machte. — 
Im verflossenen Sommer besuchte ich von Neuem Sanka und überzeugte 
mich, dass die grosse, früher für Pecten bestimmte. Versteinerung 
Lima proboscidea ist. Sie findet sich als schmale und als runde 
Varietät, diese zuweilen von 1’ Durchmesser. Neben ihr. liegen eine 
Menge‘ der langen Fortsätze, welche nicht hohl, sondern mit gelbem 
feinkörnigem Kalkstein ausgefüllt sind. 


Auf einer meiner letzten Karpathen-Reisen habe ich auch die Ver- 
steinerungen - führenden- Schichten von Szaflary und Rogoznik an der 
Tatra wieder besucht und sehr viele’ Versteinerungen, besonders A m- 
moniten gesammelt, welche ohne allen Zweifel Arten der Oolithe, 
nicht der Kreide sind, wornach denn auch der Karpathen-Sandstein nicht 
als Glied des Grünsandes angesehen werden darf, wie allgemein ge- 
schehen war. Welche Stelle aber der Karpathen-Sandstein in der Ooli- 
then - Reihe einnehme, konnte ich noch nicht ermitteln. Viele der von 
mir gesammelten Ammoniten gehören der untern Schichte derselben, und 


zwar den: Inferior-Oolithe an. 
ZEUSCHNER. 


Paris, 21. März 1837. 
Ich bin von der Reise nach Russland und der Türkei, die ich 
vorigen Sommer unternommen, zurückgekehrt, und habe über meine 


. 
mit runden breiteren Zwischenfurchen besitzt; Bruchstücke von 2 — 3 andern 
Arten; — Eisenstein-Kerne einer ? Rostellaria und eine grosse Nucula, 
N. myoidea Münst. oder N. Hammeri DErr. aus Unteroolith und Lias. 


BRonn. 


‘ 


0. 


Beobachtungen in der Krimm eine Vorlesung bei der geologischen Sozietät 
gehalten, welche demnächst gedruckt werden wird. Ich habe viele fos- 
sile Reste in den neuesten tertiären Bildungen gesammelt, welche die 
Steppen Süd-Russlands von der Mündung der Donau an bis zum Kaspi- 
schen Meere bilden. Viele dieser Arten sind neu; Desnaves befasst sich 
mit ihrer Beschreibung und wird diese meiner Abhandlung anschliessen - 
die wichtigsten Arten werden abgebildet werden. Ich bin jetzt oänhieh 
mit dem Studium der’ Übergangs- Formationen beschäftiget, und werde 
nächsten Sommer nach Deutschland kommen, um solche auch dort näher 
kennen zu lernen, ‚Später gehe ich nach Amerika, um solche in ‘beiden 
Hemisphären zu vergleichen. — D’Orszıcnv ist jetzt an seiner ausführ- 
licheren Arbeit über die mikroskopischen Polythalamie n, so wie an einer 
andern über die Krinoideen, worin er alle bisherigen Leistungen dar- 
über zu erschöpfen beabsichtiget; er besitzt mehrere neue Arten, und 
schöne Exemplare von Apiocriniten. — Desuares wird nach Belgien 
reisen und die vieleu neuen Arten aus der Kreide dieses Landes zeich- 


‚nen lassen, um sie später bekannt zu machen. Das wird ein schönes 


Werk geben, dessen Erscheinen sich aber noch lange hinausziehen kann. — 
Bov& will gegen Ende Aprils in die Türkei zurückkehren, er wird die 
östliche Bulgarei besuchen, den Balkan von Sophia bis zum schwar- 


‚zen Meere und die Ufer des Bosphorus bereisen. 


En. or VeERNELIL. 


21° 


Neueste Literatur. 


A. Bücher. 
1S36. 


A. F. Besnarno: das Titan und seine Verbindungen, eine Inaugural-Ab- 

 " handlung. München, 30 SS. 8°. ] | 

Carte geologique du dept. de la Manche, 1:feuille grand-aigle, color. 
Paris [5 fr.]. 

E. F. Germar: Insectorum protogaea specimen (19tes Heft der Fauna 

| Insectorum Europae). Halae 8° [1 fl. 24kr.]. 


GraATELouUp : Memoire de geo-zoologie sur les Oursins fossiles (Echinides), 
qui se rencontrent dans les terrains calcaires des environs de Dax, 
Bordeaux, 90 pp-, 1 pl. 8°, 

HıLpreru: observations on the bituminous coal deposits of the valley 
of Ohio and the accompanying rock strata, Marietta, 156 pp. 8°. 


Pr. Joansıs: Untersuchungen von den Stein- und Staub-Niederschlägen 
und den damit verbundenen Meteoren. Eine Inaugural - Schrift. 
München 8° 100 SS. [48 kr.]. 


. Tuurmann: Essai sur le ulevemens jurassiques:; ier. 
J. T A E les soulevemens j ques; second cabier 


Porrentruy 51 pp- 4° (mit 2 Tafeln von Profilen und einer grossen 
Karte). . ; \ 


1537. 


H. Asıcn: Vues illustratives de Phenomenes geologiques observes sur 
le Vesuv et ’Etna pendant les annees 1833 et 1834, Berlin, oder 

— erläuternde Abbildungen geologischer Erscheinungen am Vesuv und 
Ätna ete., 8 Seiten doppelten Textes mit 10 lith. Tafeln in gr. fol. 

W. BucktanD: die Urwelt und ihre Wunder (ein Theil der Bridgewater- 

Bücher), a. d. Englischen übersetzt von FrıeDr. WERNER; mit vie- 
len Abbildungen. Stuttyart, 8°, erste Lieferung. [werden 5—6 Lieff. 
zu 48 kr. seyn]. 


. — 521 — 


Can. Lyere: Principles of Geology, 5th edition, with numerous additions 
and improvements and 62 new i!lustrations. IV. voll. 12°, London 
[1 Pf. 8 sh.]. | 

Dı Rıo: Catalogo ragionato delle roccie e delle altre produzioni mine- 
rali dei monti Euganei tratto dall’ „Orittologia Euganea“ Padova, 4°. 

A. F. Wiesmann sen.: über die Entstehung, Bildung und das Wesen 
des Torfes (von der Berliner Akademie gekrönte Preisschrift), nebst 
einem Anhang über die Entstehung, Bildung und das Wesen der 
Raseneisensteine und das erdige Eisenblau. Braunschweig, 90 SS. 8°, 


B. Zeitschriften. 


1. Transactions of the Geological Society of London. 
(London 4°), 


1837, IV, 2. (vergl. Jahrb. 1836, S. 366.) 


W. H. Fırron: Beobachtungen über einige der Schichten zwischen der 
Kreide und dem Oxford- Oolith in Südosten Englands, nebst J. px 
Cırıe Sowerey’s Beschreibung der abgebildeten Konchylien, S. 103 
bis 378, Taf. VIL— XXI. 

Tu. Bew: Zoologische Beobachtungen‘ über eine neue fossile Art von 
Chelydra von Öningen, S. 379— 382, Taf. XXIV. 

A. Sepewick: über die New-red-sandstone-Reihe im Becken des Eden 
und an den N.W.-Küsten von Oumberland und Lancashire, 8. 383 
bis 408, Tf. XXV. 

W. H. Syres: über einen Theil von Dukhun in Ostindien, S. 409—432, 

Tf. XXVI, XXVI, XXVIIL (vergl. Jahrb. 1833, S. 361). 

L. Horner: über die Geologie der Gegend von Bonn, S. 433 — 481, 

Tf. XXIX. | 


2. Memoires de la Societe geologique de France, Paris 4° 
(vgl. Jahrb. 1835, S. 77). 


1835, II, ı, 


J. Levarroıs: Identität der Formationen, welche in der Lorraine und in 
Schwaben den Gryphiten- vom Muschel-Kalk trennen, S. 1—28, 

Ch. Levenı£e: geologische Wahrnehmung über einige an Konchylien 
sehr reiche Gegenden auf den Grenzen zwischen Frankreich und 
Belgien, S. 29—40. 

TouvLmoucHE: erklärende Bemerkung über die sechste Tafel der olopi- 
schen Karte des Tle- und Vilaine-Dept., S. 41—42. 

A. Bou&: Übersicht der geologischen Zusammensetzung der Illyrischen 
Provinzen, S. 43—90. 

C. Pr£vost: Bemerkungen über die Insel Julia, als Beitrag zur Ge- 
schichte der Entstehung vulkanischer Berge, S. 91--124. 


_ m — Sin 


| 2S50;REA Ua ‚noleba BAER N a 
Dausse: Versuch über die Form und Zusammensetzung der Rousses- 
Kette in Oisans, ‚S. 125—156. a dt 


D’Arcnsac: Abhandlung über die Kreide-Formation im Südwesten Frank- 
reichs, S. 157 —192. m; 
'Provana DE CorLeeno: geologischer Versuch über die Superga-Hügel 
bei Turin, S.193— 210. 

Ferıx Dusarvın: Abhandlung über die Erdschichten in Touraine und 
Beschreibung der Konchylien in der Kreide und den Muschelhaufen 
(faluns), S. 211—312. M. Abbild. | 


Cu. Leveirne: Beschreibung einiger neuen fossilen Konchylien im Dept. 
des Busses Alpes, S. 313—315, Taf. XXI, XXI. 


3. Annales des mines, 1835, livr. IV, bis 1836 Kor. V. (Vergl. 
Jahrb. 1835, S. 74) *), enthält (ausser rein Berg- und 
nischen Aufsätzen und Journal-Auszügen). 4: 


1835, VII, ı. 


G. Rose: Abhandlung über den Grünstein und Grünstein-Porphyr (aus 
PossEnDorrr’s Annalen übersetzt) S. 3—32. [Jahrb, 1836, S. 385.] 

Tertorr: Übersicht des Mineral- Reichthums des Russischen ec 
S. 51—54. 

J. Burkart: über den Erzgang und die Grubenwerke von Vetsyeniäe 
bei der Stadt Zacatecas in dem Mexikunischen Staate gleichen Na- 
mens, S. 55—87, Tf. L 

BouLanGer : Abhandlung über die Ban der RUE 
Gesteine, S. 159— 168. 

Dursk£nor: über die geologische Stelle dex kieseligen Gebirges von la 
Brie und die Mühlsteine der Gegend von la Ferte, S. 100 2 
Taf. III. 


1835, VII, ıı. 


J. DE CuarrenTier: Notitz über die wahrscheinliche Ursache der Fort- 
bewegung der Felsblöcke in der Schweitz, S. 219— 236. 

Durrsnoy: der Dreelit, eine neue Mineral-Art, S. 237 — 242 (Jahrh. 
1836, S. 214.] 

Durr£noy: Beschreibung des Blei-Gummi’s der Grube Za Nussiere bei 
Beaujeu (Rhöne) S. 213—246. [Jahrb. 1836. S. 216.) 4 


*) Es war ein unglückliches Zusammentreffen verschiedener Verhältnisse , welche einige 
Monate lang, aller unserer Requisitionen ungeachtet, das Ausbleiben fast aller von 
uns bezogenen Journale veranlassten, wesshalb wir nunmehr, wie schon im vori- 
gen Hefte, zu Nachholungen genöthigt sind. "Auch jetzt fehlen uns noch V ııı, 
VI und VII dieser Annalen, D. R. 


— 323 — 


Jasıkorr: Notitz über .das.-Kreide-Gebirge des Gouvts, -Simbirsk in 
Russland; aus dem Russischen Berg - Journal übers. von TRPLOFF. 
S. 303—316, ; 


A. TourmoucHhe: Versuch einer geologischen und mineralogischen Be- 
schreibung des Depts. Ile -et- Vilaine, S. 337—368. 


1835, VII, .ıı. | h 


Durs£enoy: überKrystallisation und Zusammensetzung des Laum onits, 
S. BR 08, Tf.IX (vgl. S. 332). 


1836, IX, ı. 


Durrenoy’s Note über ein Tripel-Schwefel-Hydrat von Eisen, Alaunerde 

und Kalı aus der Solfatara bei Neapel, S. 165 — 170 (vgl. S. 820). 

— — Note über den Apophyllit des Puy-de-la-Piquette in Auvergne, 
S. 171—172. 


L. Erıe pe Beaumont: Untersuchungen über die Struktur und die Ent- 
stehung des ÄAtna’s. Erster Theil, S. 175—216, Tf. I—V. 


1536, IX, ıı. 


Leresvre: geologische Notitz über einige Punkte des Dept. des Landes, 
nebst Bemerkungen über die Dünen von Cascogne, S. 245—272. 


Comses: Abhandlung über die Salinen in Schwaben, S.391—415, F. f. 


Arrvaup d. Ä.: Notitz über das Quecksilber von Peyrat, Haute Vienne, 
S. 415—420. [Jahrb. 1836, S. 608.] 


1856, IX, ın. 


C. Giraup: Abhandlung über die Ausbeutung € der Anthrazit- Grube La 
Rivoire, S.427—448. i 

Comses: über die schwäbischen Salinen (Schluss zu S. 415), S. 443—474. 

L. Eııe pe Beaumont: über den Ätna, zweiter Theil (zu S. 216). 
S. 575—630. 


1836, X, ı. 


Bıum : Notitz über die Goldgruben von Berezowka und Miask in Russ- 
land, S. 87—93. 

Tabelle über das jährliche Erzeugniss Russlands a an edlen Metallen von 
1827—1834, S. 94. 

E. Taierra: über das Jura-Kreide-Gebirge der Franche Comte, S. 95—140. 

' Man&s: geoghostische und statistische Abhandlung über die Kohle-füh- 

renden Sandstein-Gebirge, welche in den Aveyron- und Tarn- 


— 341 — 


' Departementen den westlichen Abhang des primitiven Plateau’s- ‚von. 
Mittel-Frankreich bedecken, S. 147—192, Tf. IV, V 


1836, X, ın. 


Murıano E. Rıvero: geologische Notitz über Santiago de Chile, 
S. 279— 288. 


L. Eııe De Berumont: über den Ätna, dritter Theil (zu IX, 630). 

. S. 351-370. 

Durrenoy: Abhandlung über die Znkansin en unlkain und die Kıystalli- 
sation des Bournonites, S. 371—380, Tf.X (vgl, S. 326). 


Auszüge. 


7 


I. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. 


Marasurr: über den Ozocerit (2’Instit. 1837,86). Au. BRoncnIarT 
hatte die Untersuchung veranlasst, ob das fossile Wachs von Zietrisika 
in der Moldau übereinstimmte mit jenem, welches MAcnus 1833 und 
SCHRÖTTER 1836 studirt haben. Maracurı nun fand eine ähnliche ‘quali- 
tative Zusammensetzung, aber ein etwas abweichendes Verhalten wohl 
in Folge kleiner quantitativen Differenzen. So schmilzt das fossile Wachs 
von Zietrisika. bei + 84°C (statt 4 82), kocht bei 4 3009 (statt 
210°) und hat eine Dichte von 0,946 bei + 20°,5 Temperatur (statt von 

0,933 bei 15°). Bei der Zersetzung durch Hitze liefert es eine sehr 
reichliche Menge von Paraffine und eine geringe Menge einer andern 
damit verwandten Substanz, welche M. Wachs des Ozocerits nennt. 


P. Lycnsert: Untersuchung des Agalmatolithes (Kongl. Vetensk. 
Akad. Handl. für 1834, S. 101—102). 


P. Lyc#nerr: Untersuchung des Specksteins ( Kongl. Vetensk. Akad, 
Huandl. für 1834, S.97—100). 


L. F. Swangerg: Beitrag zur näheren Kenntniss der chemischen 
Zusammensetzung der Amerikanischen Platin-Erze (Kongl. Vetensk. 
Akad. Handl. für 1834, S. s1—88). 


C.G. Eurengerg: über mikroskopische neueCharaktere er- 
diger und derber Mineralien. (Poccznn., Ann.d. Phys. XXXIX, 
S.101 ff.) Aller Quarz, auch der wahre Bergkiystall, zeigt unter dem 
Mikroskop in seinen feinsten Fragmenten dicht aneinander gedrängte kleine - 
Kügelchen, welche bis z.45 Linie im Durchmesser haben und sehr 
gleichförmig sind. Ähnliche Elementar-Theile lässt der Glimmer wahr- 
nehmen, wenn er erhitzt und dadurch mit Verlust der Flusssäure 


4 


— 326 — BRD 
"undurchsichtig geworden. Meerschaum, vieles Steinmark, Bergseife und 
dergl. bestehen aus gegliederten Stäbchen, oder aus reihenweise verbun- 
denen gleichartigen Elementar - Theilen *). Bergleder ist ein loekerer 
Filz solcher Kiesel-Glieder-Fäden. Dichter Kaolin ‚besteht aus platten, 
bis 35 Linie grossen, oft kleineren, scheibenförmigen Körpern, welche in 
konzentrische Ringe oder Schaalen zerfallen. Kohlensaurer Kalk, aus 
absichtlichen chemischen Niederschlägen, unter dem Mikroskop betrach- 
tet, zeigt ovale Körner von z4, bis z45 Linie Grösse, und diess sind 
ziemlich deutliche, kleine, stumpf doppelt zugespitzte Krystalle. Berg- 
milch besteht aus steifen, einfachen, geraden, feinen Gliederstäbchen. 
Weisse Kreide von Rügen, die an den Dänischen Inseln, und die gelbe 
Kreide von Puskaresz zeigen elliptische, sehr kleine platte Körperchken, 
welche nur aus wenigen konzentrischen Ringen bestehen. 


Durggesoy: Krystall-Formen und chemische Zusammen- 
setzung des Bournonits. (Ann. des Mines. 3. Ser. X, p. 371 
etc.) Die vor wenigen Jahren im Kohlen-Sandstein der Grube de Cen- 
dräs bei Alaisim Depart. du @ard gefundenen Krystalle lieferten den Beweis, 
dass die Grundform der Gattung keine quadratische, sondern eine geraderek- 
tanguläre Säule ist. Krystalle aus Cornwall, Kapnick und Pontgibaud in 
Auvergne, von Servoz im Chamouny-Thale und aus Preussen bestätigen diese 
Überzeugung; die unter dem Namen Nadelerz bekannten Krystalle sind 
Zwillinge. Mexiko lieferte sehr grosse Krystalle; sie ähneln am meisten 
denen aus Cornwall. Von allen, durch D. untersuchten Krystallen zeigt 
Ben Blätter-Gefüge. Eigenschwere: i 

Bournonit aus Cornwall == 57,90 
” von Alais F— 38,29 
5 aus Mexiko == 58,45. 


, ” von Servoz 57,10 
Resultate der chemischen Analyse: Ä 
EreE Bournonit 
von Alais aus Mexiko. 
Blei ahnen 


Kupfer } ® . 5 . . . . . 12,3 . [7 13,3 
Antimon . . . . . . e. D ‚29,4 “ . 28,3 


Schwefel A A ee 
100,0 . 99,61 


Tnomson: Zerlegung des Raphilits. (Outl. of. Min. I, 153.) 
Fundort Perth in Ober-Canada. Houmsr in Montreal hat das ‘Mineral 
früher beschrieben. Farbe weiss ins bläulichgrüne. Die‘ Massen beste- 
hen aus 'nadelförmigen Krystallen, welche alle gegen einen Mittelpunkt 
konvergiren. ‚Eigenschwere = sen Härte = 2,85. Aa 
*) Verfälschten Meerschaum kann. ls durchs Mikroskop BA n oe, ; er ent- 


hält zwischen seinen regelmässigen at ge reg Cena) 'Kör- 
perchen. 7 


“ 


_— 57 — 


Kiese.erde . 22020 56,478 

Kalkerde 5 f ö 14,750 

KR. Ne NEN, 533 
Talkerde s sURIEERR, 5,451 
"  T’honerde h : ! 6,160 
Eisen-Protoxyd - . 5,389 


Mangan-Protoxyd . s 0,447 
Feuchtigkeit . . : 0,500 


J. KupzrnarscH: Untersuchung des Zinnkieses aus Corn- 
wall (PogGEnporrr Ann. d. Phys. XXXIX, 146 ff.) 


hi Schwefel h - 29,64 
Zion . ’ . 25,55 

» Kupfer ut 29,39 
Eisen . ; : 12,44 

Zink. ı,. 5 . 1,77 

Bergart . * 1,02 

90,81 


P. Berrmer: über Kaolin und Thone. (Ann. de Chim. et de 
Phys. LXII, 225 etc.) Kaolin von Limoges besteht, nach einer ältern 
Analyse des Verf., aus: * 


Kieselerde . ’ 0,468 
Thonerde N E 0,373 
Kali - . . 0,025 
Wasser .. -. - 0,130 

0,996 


Die Gegenwart des Kalis schien, ungeachtet der Homogenität der 
Substanz, einigemengte Feldspath-Theile anzudeuten. Seitdem erkannte 
B. in jenem Kaolin auch Talkerde in nicht unbeträchtlicher Menge; diess 
veranlasste neue Untersuchungen des fraglichen Minerals und zugleich 
über die Art des Verhaltens vom Thone gegen Schwefelsäure und gegen 
Kaolin. Ein Thon aus dem Siegenschen, so weiss wie Kaolin, aber um 
Vieles weicher anzufühlen, gab: 

Kieselerde : k 0,468 


Thonerde £ . 0,372 
Talkerde u R 0,008 
Wasser N s 0,142 
| | 0,990 


Eine, im vulkanischen Gebirge desselben Landes an vielen Stellen 
vorkommende thonige Substanz, wie vermuthet wird, aus Zersetzung 
'von Basalten entstehend, und als Wacke bezeichnet — dicht, weich, - 


= MW 


sanft anzufüblen, graulichweiss und hin und. wieder mit rundlichen, 
rein weissen Punkten — enthält: 


Kieselerde { s 0,382 
Thonerde k : 0,283 
Kali und Natron . 0,085 ° fe 
Eisen-Peroxyd . ; 0,122 
Wasser -« } .. 0,164 

0,996 


Resultat der Untersuchungen war, dass der Kaolin von Limoges 
allerdings mit zersetztem Feldspath gemengt und seine Zusammensetzung 
folgende sey: 

Kieselerde . - 0,3625 


Thonerde . ‘ 0,3335 Net Theil N 
Talkerde ; .... 0,0240 | honiger Ihei N a 0,8400 
Wasser ö s 0,1200 


Kieslerde . . 0,1084 


Thonerde } A 0,0306 
Feldpath . .  . 0,1600 


Talkerde . » 0,0054 
Kali A ; $ 0,0156 
1,0006 1,0000 


Andere zerlegte Kaoline zeigten NL mit gewöhnlichem 
Thone, was ihre chemische Natur betrifft, und enthalten nur wenig Wasser. 


— 


% 
W.J. Jordan: Zerlegung eines Kupfer- Antimon-Arse- 


nik-Fahlerzes (sog. gemeines Fahlerz) von S. Andreasberg. (Er»- 
MANN und SCHWEIGGER-SEIDEL, Journ. f. prakt. Chem. 1X, 92ff.) Bericht 
auf der Grube S. Andreaskreutz in einem Gange mit Kalkspath, 
Quarz, Bleiglanz, Kupferkies, mit Spuren von Blende, selten mit Roth- 
gültigerz, öfter mit Gediegen-Silber. Mit Bleiglanz zeigt sich das Fahl- 
erz so innig gemengt, dass es nicht möglich ist, solches ganz davon zu 
trennen. Sp. Schw. = 4,61. Gehalt: 


Schwefel b : 24,5804 \ 
Kupfer . . 39,3936 
Antimon - - 34,7483 
Silber . \ x 1,1955 
Arsenik . ; 1,5356 
Eisen . 4 : 1,5466 
100,000 


Tuonson: Analyse des Eisenspathes. (Outlines of Min. I, 290.) 
Vorkommen in den Laven der Somma, begleitet von Nephelin und Mejonit. 
Graulichweiss ins Gelbe. Durchscheinend. Glasglänzeud. Die Krystalle 
haben ein schiefes rhombisches Prisma mit Winkeln von 120° 40° zur 


N 


Kernform. Eigenschwere = 2,436. Härte = 3,0. Schmilzt vor dem 
Löthrohr schwierig zu halbdurchsichtigem Glase. Chemischer Bestand: 


Kieselerde . . 63,56 


2 Thonerde 5 . 24,06 
Kali N j i 0,03 
Kalkerde . ; 0,94 
Eisen-Peroxyd . 0,92 
Wasser > ‘ 0,37 

"99,88 


Derselbe: Zerlegung des Leeliths. (loc. cit. 9. 300.) Eigen- 
schwere = 2,606. Härte — 6,25. Bestandtheile: 


Kieselerde . . 81,91 
Kali . . s 8,88 
Thonerde ® ° 6,55 
Eisen-Protoxyd - 6,42 

103,76 


Durr£noy: über ein gewässertes Tripel-Sulphat von 
Eisen, Thonerde und Kali. Ann. des Mines, 3. Serie. IX, 
p.165 etc.) Der Grund des Circus der Solfatara bei Neapel wird von 
thoniger Erde gebildet, entstanden durch Zersetzung der trachytischen 
Gesteine, welche die Ränder der geräumigen Vertiefung ausmachen. 
Die schwefeligen Dämpfe, welche ohne Unterlass dem Berge entsteigen, 
setzen Schwefel in grosser Menge inmitten jener thonigen Erden ab; 
die Substanz ist ziemlich regelmässig darin verbreitet, so dass man die 
ganze Masse durch kleine Schächte von ungefähr 45‘ Tiefe gewinnt, 
Weiter abwärts ist, der sehr zunehmenden Temperatur wegen, keine 
Gewinnung möglich. — Die mit Schwefel untermengten Erden werden 
in Sandstein-Vasen der Destillation ausgesetzt, und man trifft nach 
Beendigung des Prozesses zuweilen in der Mitte des Rückstandes eine 
Masse sehr zierlicher Krystalle, regelmässige Oktaeder, theils entkantet, 
auch entoktaeterscheitelt. Farbe: sehr dunkel-bouteillengrün ; starkglän- 
zend. Leidet nicht durch Einfluss der Luft; in Wasser schwierig lösbar. 
Ergebniss der Analyse: 


Schwefelsäure p ? 45,67 
Eisen-Protoxyd N i 28,69 
Kaliı . . i . 5,47 
Thonerde . Ri . 327 
Wasser . . Rap kB: Nor: 
Uulösbarer Rückstand . 0,46. 
Verlust . . .% 0,68 


— 


100,00 


- 390 - 


Zur Destillation des Schwefels ist eine Hitze höher als 400° noth- _ 


wendig. Die Gegenwart des Wassers in so starkem’ Verhältnisse, in 
einem Salze bei sehr hoher Temperatur erzeugt, scheint eine denkwür- 
dige Thatsache. Der Verf. erachtet sie als ‚das einzige, bis jetzt 

kannte Beispiel, wo es gelungen, das Wasser auf trockenem Wege zu 
verbinden. Bis zu gewissem Grade kann man dadurch die Gegenwart 
mancher Wasser-haltigen Silikate, wie die Zeolithe es sind, in der Mitte 
vulkanischer Gesteine begreifen lernen. Ziemlich allgemein nimmt man 
zwar an, es seyen jene Mineralien nach dem Festwerden der sie um- 
schliessenden Felsarten entstanden. Eine solche Hypothese verträgt sich 
wenig mit der bekannten Art und Weise, wie die Zeolithe vorkommen *). 
Übrigens steht das Beispiel keineswegs isolirt; die Fumarolen gewäh- 
ren ein ‘anderes und weit grossartigeres. Woher kommt das Was- 
ser, welches oft nach Verlauf ganzer Monate aus Lava hervor- 
dringt, die längst aufgehört hat mit dem Innern eines Vulkans in Verbin- 
dung zu stehen? Niemand dürfte der Meinung seyn, dass es aus dem 
Boden stamme, über welchen die Lava sich verbreitet kat. Wäre der 
wässerige Dampf frei inmitten der Lava, so würde derselbe bald durch 
den Druck, welchen er zu leiden hat, ausgetrieben werden. Es muss 
folglich das Wasser in Verbindung mit der Lava seyn; ja man ist 
berechtigt zu glauben, dass es deren Schmelzbarkeit sehr vermehrt, denn 
das Erstärren derselben folgt fast unmittelbar ‚aa das Erlöschen der 


Fumarolen, 


> 


G. Rose: fernere Bemerkungen über den Rhodizit 
(Possenp, Ann. d. Phys. XXXIX, 321 ff.) Der früher beschriebene Rhodizit 
(a. a. 0. XXXIH, 253 und daraus im Jahrb. 1835, S. 8ı fl.) 


stammt nicht von Schaitansk, sondern von Sarapulsk bei Mursinsk. 


Aber’das Mineral findet sich auch am erstgenannten Orte, wo seine 
Krystalle theils auf Quarz auf-, theils im Turmalin ein-gewachsen sind, 
theils in Thon liegen, der sich in kleinen Höhlungen zwischen Gemeng- 
theilen des Granits findet. Krystall- Dodekaeder, an den abwechselnden 
dreiflächigen Ecken durch die Fläche eines Tetraeders abgestumpft. 
Graulich- oder gelblich-weiss; Glasglanz in Diamantglanz übergehend. 
Ritzt Topas, Sp. Schw. — 3,415. Durch Temperatur - Veränderung 
werden die Krystalle sehr stark polarisch-elektrisch, — Es ist möglich, 
dass der Rhodizit nichts sey, als ein Kalk-Borazit, wie der gewöhn- 
liche Borazit ein Talk-Borazit ist. 


MT — 


J. C. Jorvan: über den Rammelsberger muscheligen und 
erdigen Ocher. Erpmann und ScHWEIGGER-SEIDEL , Journ. f, prakt. 


*) Es sey mir erlaubt, an dasjenige zu erinnern, was über diesen Gegenstand in mei- 
nen „Basalt-Gebilden“, Th. 1, S. 206 ff. gesagt worden. LEONHARD. 


% 


— 31 — 


Chem. IX, 95 ff.) Der Rammelsberg führt in seinen Lagen eine bedeu- 
tende Manchfaltigkeit von Metallen: Gold, Silber, Kupfer, Blei, Eisen, 
Zink, Arsenik, Antimon, Kobalt und Nickel. ‘Alle sind durch Schwefel 
oder Selen vererzt. Selen, vom Verf. erst vor mehreren Jahren ent- 
deckt, kommt in sehr unbedeutender Menge vor. Durch anhaltenden 
‚Bergbau von mehreren Jahrhunderten, insbesondere durch das Feuer- 
setzen, sind in den Erz-Lagerstätten des Rammelsberges grosse Räume 
gebildet und wieder ausgefüllt worden. Hierdurch ist der Luft und dem 
. Wasser, neben der in den Gruben durch Feuersetzen erregten Wärme, 
die Einwirkung auf die Erze erleichtert, so dass deren Zersetzung an 
vielen Stellen ungemein beschleunigt wird. Die Salze, welche sich bei 
diesen Zerlegungen bilden, werden durch die Tagewasser gelöst und 
damit zum grossen Theile durch Abführungs-Stollen aus den Gruben- 
Gebäuden geleitet. Die Salze der Lösung zersetzen sich auf ihrem 
Wege durch Einfluss des Sauerstoffes der Luft wieder, und fallen theil- 
weise in basischer Beschaffenheit zu Boden. Besonders an schwefelsaurem 
Eisen-Oxydul wird diese Veränderung auffallend wahrgenommen. Es senkt 
bei seinem Absatze noch andere basische Salze, obgleich nur in geringer 
Menge, mit sich zu Boden, und setzt so im Grunde des Stollens, zu- 
mal aber in und vor dem Mundloche desselben, das Gebilde ab, welches 
der Verf. als muschligen Ocher bezeichnet, Später, wenn das 
Gruben-Wasser länger in Sümpfen vor dem Stollen-Mundloche an der 
Luft fliesst, so ändert sich der Absatz, er wird locker, loser und er- 
hält die bekannte ochergelbe Farbe, aber zugleich auch einen abgeänder- 
ten Bestand. Der muschlige Ocher zwischen leber- und scewärzlich- 
braun ist derb, meist mit sehr dünnen Lagen erdigen Ochers durch- 
zogen, starkglänzend, im Bruche vollkommen muschlig, ungemein spröde 
und durch Kalkspath leicht ritzbar. Der erdige Ocher hat eine schöne 
ochergelbe Farbe. Zerlegung: 

Muschliger Ocher. Erdiger Ocher.- 


Eisenoxyd OR . . RE? 63,854 . 68,750 
Schwefelsäure BUR ı.45 . . L 13,585 s 9,796 
Zinkoxyd Hu REe) 6 a i 1,232 5 1,293 
Thon und Kiesel mit einer Kohlenstoff- 
Spur (Thonschiefer) & s 2,000 x 4,137 
Kupferoxyd mit einer Kobalt- und Nickel. 
Spur : . Ä . i 0,875 R 0,500 
Wasser und Verlust ; H # 3 18,454 N 15,524 
100,000 100,000 


Duomson: der den Rhodalit. (Outlines of Min. I, 334 ete.) 
Vorkommen in Jı and in einem Mandelstein. Rosen-, auch Fleisch-roth : 
besteht aus Zusammenhäufungen rechtwinkeliger Prismen. Spez. Schw. 
ungefähr — 2. Härte = 2. Chem. Bestand: 


: Kieselerde ..» > 55,9 
Eisen-Peroxyd ae. ! 
: Thonerde N £ 8,8 

Kalkerde ” SBRRTE ET | 

Talkerde » 5 0,6 

Wasser  . h 22,0 

99,3 


—no 


Derselbe: über den Dysulit, (loc. cit. p. 220.) Entdeckt von 
'Krurins zu Sterling in New-Jersey. Vorkommen in [körnigem?] Kalk, - 
begleitet von Magneteisen. Gelbbraun; undurchsichtig; glasglänzend; 
regelmässiges Oktaeder: Gefüge blätterig. Spz. Schw. = 4,55. Härte 
= 4,5. Vor dem Löthrohr unschmelzbar , nur mit Borax in Fluss kom- 
mend.‘ Chem, Bestand: | 

Thonerde g ® 30,490 

Zink-Oxyd . 4 16,800 

Eisen-Protoxyd . 41,954 

Mangan-Protoxyd . 7,600 

Kieselerde L 2 2,960 

Feuchtigkeit . . 0,400 

100,190 


— oo 


Derselbe: über das vanadinsaure Blei. (loc. eit. p. 575.) 
Aus einer verlassenen Grube in der irländischen Gräfschaft Wicklow. 
Klein-nierenförmige und traubige, mit kleinen Krystall-Spitzen (angeblich 
regelmässigen sechsseitigen Säulen) besetzte Masse, oder Überzug auf 
phosphorsaurem und arseniksaurem Blei. Lichte gelblichbraun; harz- 
glänzend; undurchsichtig; Bruch muschlig. Eigenschwere — 6,663. 
Härte — 2,75. Vor dem Löthrohr zur schwarzen Schlacke ; mit Natron 
Bleikörner gebend, der Rest zu schwarzer Schlacke; mit Phosphorsalz 
zu smaragdgrünem Glase. Chem. Bestand: 


Chlor . . = 2,446 

Blei A 3 ; 7,065 

"0. Bleioxyd & m, Go 
Vanadinsäure R 3 23,456 
 Eisen-Peroxyd und Kieselerde 0,1653 

| 99,454 


‚Durr£enor: über Krystallisation und chemische Zusam- 
mensetzung des Laumonits. (Ann. des Mines, 3. Ser. T. VIII, 
p. 503 etc.) ‚Deutliche, wohlerhaltene Krystalle von Phippsburg: im 
Staate Maine in N,Amerika, schmale Gänge in Gneisse bildend und 


— Mi — 


begleitet von Quarz und Kalkspath, ferner Krystalle der Substanz von 
Huelgoat und von Cormayeur im Mort-Blanc-Gebirge, woselbst das 
Mineral auf Gängen in einem talkigen Gneisse vorkonmt, ergaben den 
Winkel, welchen die M-Flächen der Kernform, einer schiefen rhombischen 
Säule, mit einander machen, — 95050’ und jenen von PaufM — 414°54°, 
Die Eigenschwere wurde zwischen 2,550 und 2,4140 schwaukend befun- 
den. Die Resultate der vorgenommenen Analyse waren: 


beim Laumontit 


von Phippsburg. von Cormayeur. 
Kieselerde ; . 51,98 P 50,58 
Thonerde u e - 21,12 21,43 
Kalkerde i a B 11,74 ? 11,14 
Wasser . M » _ 45,05 - 46, 15 
99,86 99, 10° 


Aus dieser Gehalts-Differenz leitet der Verf. folgende Formeln ab: 
c3 S? + A® S° +12 M; 
oder CS? + 3 AS? + 4 Ag. 


Die angehängten Bemerkungen über die Bestimmung der Dimen- 
sionen der Primitiv-Gestalt und über die Ableitungs-Gesetze sekudärer 
Flächen eignen sich nicht zu einem Auszuge. 


IH. Geologie und Geognosie, 


Ar. Carpereuen: Bericht über das grosse Erdbeben in, 
Chili am 20. Febr. 1835, nebst einer Karte (Lond. Philos. Trans- 
act. 1836, I, 21—26). Die heftigen Erschütterungen der Erde in Süd- 
amerika halten keine bestimmten Perioden ein und kehren in sehr kur- 
zen Zeiträumen wieder. So kennt man seit Anfang dieses Jahrhunderts 
die von Caraccas 1812, von Copiapo 1818, von Santiago 1822, von 
Boyota 1827, von Suntiago 1829, von Huasco 1832. 

Unter den mancherlei angeblichen Vorzeichen verdienen einige eine 
förteehetzte 1 Prüfung. Wenige Stunden vor dem Erdbeben von 1822 und 
1835 sah man grosse Flüge von Seevögeln von der Küste nach den 
Kordilleren zieben, und am Morgen vor der letzteren Katastrophe ver- 
schwanden alle Hunde aus Talcahrano. Der Sommer war in Chili käl- 
ter als in vorigen Jahren: der mittle Thermometer-Stand im Januar und 
Februar betrug zu Santiago in 2000' Seehöhe = 72°F,., der mittle Ba- 
rometer-Stand — 28'',25, d. i. 0°‘,1 unter dem gewöhnlichen in dieser 
Zeit; noch beträchtlich tiefer war der Stand des letzteren, wenn man 
ihn nur vom 1. Febr. an berechnet; am 14, Febr., wo man eine leichte 
Erdschwingung von 20 Sekunden gewahrte, war er 28'1, am 20. Febr. 


Jahrgang. 1837. 22 


WE 


—.28'',17, der Thermometer— 76° bei sehr schönem Wetter; wogegen 
zu Valdivia am 16. Febr. sich der erste auf 29'‘92 gehoben hatte. Wäh- 
rend des Erdbebens selbst pflegt der Barometer vor jedem beträchtlichen 
Stosse zu fallen und sich dann allmählich wieder auf seinen Mittelstand 
zu heben. Bei dem nicht unbeträchtlichen Erdbeben vom‘ 26. Septbr. 
1829 fiel unmmittelbar nach jedem Stosse ein starker Regenstrom, der 
dann bis zum nächsten Stosse wieder langsam nachliess. 

Die Feuerschlünde der ganzen Kordillere waren vor und während 


- dem letzten Erdbeben in grosser Thätigkeit, von dem flach abgestutzten 


Vulkan im Angesicht der Insel Chiloe an bis zu der hohen Andes-BReihe 
in Mittel- Amerika hin. Der Vulkan von :Osorno, N.O. von Ckhilve, brach 
am 20. Januar mit unbegreiflicher Wuth aus, und des Nachts sah man 


‚seine Lava sich von dem 3900° hohen Krater herabwälzen. Von den 


Ebenen von Talca, 80 Stunden südlich von der Hauptstadt, sah man 
einige Tage nach dem 20. Febr. zwei Vulkane in grösster Tbätigkeit 


‘beim See von Mondaca, 25 Stunden O. von der Kordillere. Eine an- 


dere neue Feueresse sah man von der Küste an Cerro culorado genannt, 
rechts von der Quelle des Maule-Flusses. Auch der Vulkan von Petoroa 
und ein anderer in dessen Nähe, welchem ein Asphalt-Strom entfliesst, 
so wie der von Maipu und Aconchagua waren einige Monate lang activ. 
Gegen Ende Januars wurde der von Coseguina in Zentral-Amerika sehr 
thätig und warf eine Laven-Masse aus, welche eine Fläche von 8 Stun- 
den Umfang 34 Yards (zu 3 Fuss) tief bedeckte und Häuser und Vieh 
verschüttete; der Aschen-Regen währte 5 Tage lang und erreichte Ent- 
feraungen von 300 Stunden. 

Am 20. Febr. um 11 Uhr Morgens spürte man zu Santiago die erste 
leichte Erschütterung, worauf binnen 23 Minuten zwei sehr heftige Wel- 
lenbewegungen aus S.W. nach N.O. folgten. Zu Talca, 80 Stunden S., 
waren die Erscheinungen heftiger und nicht durch ein vorhergehendes 
Rumpeln angekündigt. Zu Concepcion war die Erschütterung sehr hef- 
tig, und es war die zweite Wellenbewegung, wodurch die Gebäude zer- 
stört wurden; vor diesem und vielen anderen der nachfolgenden Stösse 
hörte man von S. her einen Knall, wie von einem Vulkan. Alle Häuser 
von Talcahuano, welche in der Tiefe lagen, wurden zu Boden gestürzt, 


und als die Einwohner 4 Stunde nachher von den Höhen und offenen 


Plätzen zurückkehrten, war die See so weit zurückgewichen, dass alle 
Felsen in der Bay sichtbar waren, und die im Hafen geankerten Schiffe 


trocken lagen. Dann aber kehrte eine ungeheure Woge langsam zurück, 


von der Boca Chica her: die Einwohner hatten Zeit zu entfliehen und 
‚sahen von der Höhe den ganzen Ort durch dieselbe überfluthet bis zu 28° 
über die Hochwasser-Grenze, Ein fast zum Auslaufen vollendeter Schoo- 


"ner von 80 Tonnen ward über die Reste der Wälle hinweg 300 Yards 


weit fortgeschleudert. Der Rückfluss dieser Woge riss Alles mit sich 
insMeer. Auf sie folgte eine zweite noch stärkere und eine dritte, welche 
aber die Ruinen von Talcahuano verschonte und die Insel del Rey ver- 
wüstete. Eine vierte schwächere machte den Schluss, fand aber nichts 


mehr zu zerstören. Während dieser Bewegungen sah man zwei dichte 
Bauchmassen aus dem Meere brechen: eine in Form eines hohen Thurmes 
in der Ausfahrt [aus dem Haven?], die andere in der kleinen Bay von 
San Vicente ; nach ihrem Verschwinden entstund ein Wasserwirbel, in- 
dem sich ein tiefer Trichter bildete, als ob das Meer in eine Öffnung 
hinabstürzte. Überall in dieser Bay sowohl als zu Talcahuano stiegen 
grosse Luftblasen in die Höhe, welche das Seewasser schwarz färbten 
und einen stinkenden Schwefelgeruch verbreiteten. Zu San Tome an 
der andern Seite der Bay that die Woge ungeheuera Sch: aden, und auf 
der Insel Quirzguina stürzte das Rindvieh vor Schrecken von den Klip- 
pen herab; die Wogen beschädigten Gebäude, welche sich 40° über dem 
jetzigen Hochwasserstande befinden, und während der 3 folgenden. Tage 
kamen Ebbe und Fluth nur unregelmässig. In der Bay von Concepeion 
ragen die anstehenden Thonschiefer-Schichten , wie man insbesondere 
deutlich an einem Felsen am Landungsplatze sehen kann, jetzt 3'—4‘ 
höher aus dem Wasser hervor als früher, und die Boje (schwimmende 
Merkzeichen vorhandener Untiefen) der Belen-Bank haben 4' weniger 
Wasser als vorher. Ein vor Anker gelegenes Schiff hatte nach’ dem 
Erdstoss 1 Faden Wasser verloren, was aber auch von einem unbemerk-. 
ten Orts-Wechsel herrühren könnte. Im Haven von San Vicente etwas 
südlich von Talcahuanv hat sich das Land 13’hoch gehoben, und längs 
der Küste der letzteren Bay sieht man Schichten von todten Muscheln, 
die ausser dem Wasser geblieben. Südlich vom Eingang der Bay von 
Concepeion ist eine kleine Insel Santa Maria von 7 Engl. Meil. Länge 
und 2 Meil. Breite. Schiffskapitän Fitz Roy untersuchte ganz genau die ganze 
Ufer-Linie im südlichen Haven so wie an der Nordküste der Insel, und 
nach den Schichten todter Mollusken -Reste, nach seinen Sondirungen 
‚und nach unbefangenen mündlichen Zeugnissen scheint es über jeden 
Schatten von Zweifel gewiss, dass an letzterer Stelle die Emporhebung 
des Landes nicht über 10°, in der Mitte der Insel 9° und in südlichen 
Haven 8° betrage. Rings um die Insel zeigt das Senkblei 14 Faden 
weniger Tiefe; die 150° — 200° hohen Uferklippen sind in allen Rich- 
tungen zerborsten, und grosse Massen davon sind ins Meer gestürzt, 
Kapitän Fırz-Roy und Kapt. Sımpson sind beide der Meinung, dass die 
Emporhebung zur Zeit des Erdbebens noch beträchtlicher gewesen seye, 
dass aber bei späteren schwachen Erschütterungen wieder ein Niedersetzen 
Statt gefunden habe. Zu Subul, etwas S.O. von Santa Maria, scheint 
die Hebung der Schichten 6° zu betragen. — Zu Nuevo Bilbao, 
dem Haven des Maule-Flusses, 70 Stunden N. von Councepcion fluthete 
14 Stunden nach dem Stosse das Meer über das gewöhnliche Wasserzei- 
chen und hielt sich 3 Stunde lang in dieser Höhe, ehe der Rückfluss 
begann. Fünfzig Minuten später wogte das Meer in grosser Bewegung 
längs der Küste und dem Flusse und stieg 12’ hoch über das Wasser- 
“zeichen; bei seinem letzten Andrange riss es zwei Schooner von den 
-Ankern los und warf sie 150 Yards weit vom Ufer ins Gebüsche. Noch 
“#4 Stunde später erfolgte ein drittes Anschwellen des Meeres bis zu 
an* 


— 350 — 


 9’Höhe, und noch 48 Stunden lang kamen immer erneute Wogen , doch 

mit nachlassender Stärke. In dieser Gegend hat man keine Emporhebung _ 
der Küste bemerkt; aber an der Mündung des Flusses findet man jetzt‘ 
2 Wasser mehr. — Zu Valparaiso kam und ging das Meer zu wieder- 
holten Malen, jedoch langsam und ohne Heftigkeit. 

In den südlichen Provinzen von Chili haben diese Etschüfferuügen 
unermesslichen Schaden an Häusern u. s. w. veraulasst. Südlich von 
Tulca ist kaum eine Mauer stehen geblieben. Durch die Provinzen 
Canqueues und Concepeion ist die ganze Erdrinde in allen Richtungen 
geborsten; Spalten von einigen Fussen Breite und Tiefe ziehen auf 
grosse Erstreckungen fort. Bei Chillan, 30 Stunden von der Küste ist 
aus den Spalten schlammiges Salzwasser hervorgebrochen, welches 
grosse Massen eines grauen pulverigen Tuffs abgesetzt hat; kreisrunde 
Vertiefungen sind mit Salzwasser erfüllt geblieben und einige warme 
Quellen sind hervorgekonmen. Stellenweise ist der Grund zu einer 
grossen Blase aufgeschwolien, aus der, wenn sie zerbirst, ein schwarzes 
und sehr stinkiges Wasser hervorkommt. 

Die Schwingungen des Bodens reichten bis Coguimbo im Norden und 
bis Mendoza am östlichen Zuge der grossen Andes-Kette. Schiffe spür- 
ten den Stoss im Stillen Meere 100 Meil. von der Küste. Die Barke 
Glenmalia ward 95 Meil. vom Ufer den Maule-Fluss gegenüber plötz- 
lich so sehr in ihrem Laufe aufgehalten, dass sie nur noch einen Kuo- 
ten statt sieben lief und man glaubte, sie streife über eine Sandbank 
hin, während das Meer sehr bewegt und das Schiff 20° hoch zu heben 
schien. — Die Insel Jouwan Fernandez, eine Basaltmasse 360 Meilen 
von der Küste, verspürte das Erdbeben in schwächerem Grade: die See 
stieg zur Höhe des Walles, zog sich dann zurück, so dass die Cumber- 
land-Bay auf einige Erstreckung von der Küste hin trocken lag, und schwoll 
darauf 15° hoch über die gewöhnliche Höhe an, Zu dieser Zeit bemerkte 
der Gouverneur SuTcLirreE eine dichte Rauchsäule, welche eine Meile 
von der Landspitze Buacalao entfernt von der See aufstieg und bis 2 Uhr 
Morgens anbielt, wo eine unermessliche Explosion Statt fand, durch 
welche das Wasser nach allen Richtungen fortgetrieben wurde; den 
übrigen Theil der Nacht hindurch brachen grosse Flammen von dieser 
Stelle aus, so dass die Insel davon beleuchtet wurde. Kapt. Sımpson 
konnte einen Monat später in dieser Gegend nirgends Grund finden in 
weniger als 96 Faden Tiefe. Als am 24. May 1751 Concepeion durch 
Erdbeben und Wasserwogen auf ähnliche Art heimgesucht wurde, ward 

auch die damals im Entstehen begriffene Kolonie Juuan Fernandez über- 
schwemmt, uud der Gouverneur mit seiner Familie und 35 Personen 
kamen um. Fr 

Nach dem Erdbeben erfolgten die gewöhnlichen atmosphärischen Be- 
wegungen : furchtbare Stürme und gewaltige Regengüsse , wie sie zu 
dieser Jahreszeit ganz ungewöhnlich sind. Die Temperatur der warmen 
Quellen von Cunyueues sank von 118° auf 92°F., wie auch i. J. 1822 
eine Temperatur- Erniedrigung eintrat, und hob sich nach kurzer Zeit wieder: 

R X i 


— 337 — 


Ar. Carvereucn: Bericht über den vulkanischen Aus- 
bruch des Coseguina in der Bay von Fonseca, gewöhnlich Cun- 
chugua-Bay genannt,anderWestküstevon Mittel-Amerika ( Lond. 
philos. Transact. 1836, IT, 27—30 und Lond. a. Edinb. Philos. Mugaz. 
1836, VIII, 414—415). Der Coseguina-Berg hat nur etwa 500’ Seehöhe und 
liegt in 13° N. Br. und 87° 3 W.L. auf drei Seiten vom Meere umgeben, 
Er hatte Ausbrüche in den Jahren 1709 und 1809. Nach 26jähriger 
Ruhe begann er aın 19. Jäuner 1835 aufs Neue seine Thnätigkeit in einer 
Weise, die durch den starken und fortdauernden Aschenfall ausgezeichnet 
war. Zuerst ein schwaches Getöse mit Rauch; am folgenden Tag eine 
hohe, die Farbe wechselnde und von Flammen durchbrochene Rauch- 
wolke sich über seinen Krater erhebend und in der Höhe sich ausbreitend; 
dann ein mehrere Tage bis zum 24. währender Aschenfall, wobei man 
selbst zur Tageszeit die Hand nicht vor den Augen sah, — Detonationen 
u. s. w. Die Asche bedeckte zu San Antonio, 16 Stunden südlich, den 
Boden 2°’ dick zuerst mit schwarzer, dann graulicher, endlich weisser 
Farbe. Die Asche fiel aber bis Chiapa, 400 Stunden nordwärts: in der 


Richtung, von wo der Wind webte.. — Zu St. Anne in Jamaika, in 
700 Meil. Entfernung, fiel sie am 24. und 25. Jänner, und muss daher 
täglich 170 Meil. weit getrieben worden seyn; — und das Schiff Conway 


segelte in 7°26 N. Br. und 104° 45 L., 1100 Meilen vom Vulkäne, vierzig 
Meilen weit durch sehwimmenden Bimsstein, zum Theil in grösseren 
Stücken, In der Hacienda von Coseguina, 8 Stunden S. vom Krater, lag 
die Asche 34 Yard tief: die Wälder zerstörend. Am Vorgebirge selbst 
hat sie die Küstenlinie 800’ weiter hiuaus gerückt, und in der Bay von 
Fonseca, 2 Meil. vom Vulkan, sollen zwei Inseln von 200° — 300° Länge 
‘durch den Schlacken-Fall entstanden seyn. — Rinder und Wild kamen 
‚zu Tausenden um, und die Oberfläche des Körpers deren, die am Leben 
blieben, war grossentheils mit Beulen bedeckt; die Flüsse warfen un- 
zählige todte Fische ans Ufer. — Am 3. März war der Vulkan noch 
thätig, aber warf keine Asche mehr aus. 

Diese Erscheinungen haben grosse Ähnlichkeit mit dem Ausbruche 
des T'omboro in Sumbaya vom Jahr 1815, den Rarrres beschrieben hat. 


Can. Lyeır: über die Beweise einer allmählichen He- 
bung des Landes in einigen Theilen Schwedens (Philos, 
Transact. 1835. 1, p.1--38, pl. I u. II). Eine sehr lesenswerthe Ab- 
handlung, woraus wir die Resultate bereits früher (1836, S. 372) mitge- 
theilt haben. Der Anhang enthält eine Liste der Konchylien der Ostsee, 
welche sich an den neu gehobenen Stellen fossil finden. Die vollständige 
Französische Übersetzung in der Mem. d. am 1836, I, haben wir 
bereits angegeben. 


KeızHav: Thatsachen über die Hebung Skandinaviens in neuern 
Perioden (? Magaz. for Naturvidenskaberne, IIte Reihe, ... > 


— 3385 — 


James. Edinb. n. philos. Journ. 1836, XX, 425—428). Der Vf. hatte 
‚schon in dem angeführten Magazine, Bd. I, eine alte, vom Drontheimer 
Golf früher gebildete Küstenlinie am Fusse einer Sandbank bei Steenkjor, 
‚20° über dem Fjord, so wie auch. die horizontalen Rinnen beschrieben, 
welche der alte Meeresspiegel in der Präfektur Nordland und in Fir- 
mark 50'—100° über seinem jetzigen Stande im losen Boden sowohl, 
als in harten Felsen hinterlassen hat. Scnive hat bei Sandmoor An- 
häufungen von Rollblöcken in parallelen Linien am Meeresrande wahr- 
genommen, die er nächstens beschreiben will. Die von Buch, BRONGNIART 

und Hısıseer bekannt gemachten Thatsachen wieder anzuführen , ist nicht | 
nöthig. Dazu gesellen sich nun des Vfs. und Professor Borcks Beobach- 
tungen, welche sie im letzten Sommer in der Präfektur Smuaalenene [in Nor- 
wegen?] u. a. gesammelt haben. Auch bei Hellesaaen, 8 Stunden von 
der Küste und 430° über dem Meeresspiegel haben sie Balanen-Reste 
an Felsflächen hängen sehen, wie BroneniuARrt früher zu Uddewalls in 
Schweden in 200° Seehöhe. Auch den Muschel-Kies mit sehr wohl er- 
haltenen Überresten von noch in dortigen Meeren lebenden, mitunter 
sehr zerbrechlichen Konchylien haben sie in grosser Ausdehnung ver- 
folgt, und sämmtliche Lager von Ziegelthon, welche eine grosse Er- 
streckung und im S.O. Norwegens bis 100° Mächtigkeit besitzen, schei- 
nen mit ihm von gleichem Alter zu seyn. DesnuayEs hat aus beiden 
.Gebilden 50 Konchylien-Arten untersucht, und alle mit noch lebenden Arten 
der Nordsee übereinstimmend gefunden, wie es auch alle von HısıngEr 
neuerlich aufgeführten Arten sind. Im J. 1682 hat man im Thone vom 
‚Fistedal bei Frederikshald ein Wal-Gerippe gefunden, ‘und ein anderes 
im Stordal; einige Fisch-Reste und Echiniden sind in erhärtetem 
Thone von Romsdal und Nordmoor entdeckt worden. Der Seegewächs- 
Reste im Torfe von Oreland hat schon Fasrıcıus erwähnt. Aus diesen 
Beobachtungen zieht der Vf. die Folgerungen: 1) der Norwegische Zie- 
gelthon, der Muschelsand und der Torf von Zofera deuten durch die 
verschiedene Höhe, worin ihre Massen abgelagert sind, wiederholte Em- 
porhebungen des Landes an; 2) die Thon - Niederschläge insbesondere 
bilden Terrassen in verschiedenen Höhen, bis zu 600° über dem Meere; 
3) der Muschelsand insbesondere dehnt sich von Nord-Schweden bis 
Finmark aus und liefert Anzeigen, dass wenigstens einzelne der 
kleinen aber oft wiederkehrenden Hebungs-Akte in eben so grosser Er- 
streckung Statt gefunden. — Zu diesen Beobachtungen gesellt sich die in- 
teressante Thatsache, dass in den Gebirgen die obere Grenze der Holz- 
‚Vegetation einst höher hinauf gereicht habe. Man findet. Baumwurzeln 

noch in Höhen, wo jetzt kaum noch Sträucher wachsen ; Kiefernwaldungen 

sind längs ihrer obern Grenze durch Strecken von abgestorbenen Bäumen 

begrenzt, welche mehr oder weniger lange Zeit in aufrechter Stellung 

geblieben sind, — und so zwar nicht allein in Schweden, sondern auch 

in Norwegen, welches keiner ähnlichen Hebung, wie der östliche Theil 

der Halbinsel ausgesetzt zu seyn scheint. Folgendes ist die Liste der 
im Muschelsand aufgefundenen Konchylien nach den Bestimmungen von 

Desnayes und DeEsLonGcHAaMmPS: 


— 359 — 


Corbula nueleus Lx., C. pisiformis, Mya truncata, Lutraria 
Boysii, Amphidesman. sp, Saxicava rugosa L«k., S. arctica 
Desu., S. pholadis L«., Tellina n.sp., Lutraria radula, Venus 
radiata Broconı, Astarte an. spp. 3, Cyprina Islandica, Car- 
dium edule var., Cardium echinatum, Arca n.sp., Nucula ro- 
strata L«., N. margaritacea L«e., N.n.sp., Mytilus umbili- 
catus Penn, M. edulis, Pecten pseudamusium Cnemn., P. Is- 
laudicus, Ostrea margaritacea Lk., O....., Anomia ephip- 
pium Le, Dentalium entalis, D. dentalis, Patella..., 
Emarginula fissura, Rimula nz. sp., Bulla lignaria, 
Natica clausa Lyeır, Turritella terebra, Turbo litto- 
reusLek., Trochus einerarius, Cerithium reticulatum, 
Fusus corneus, F. Peruvianus, Rostellaria pespelecani 
Buccinum undatum, B. reticulatum, Balanus sulcatus, 
By Beer, Serpula.n.s,,8:.....51—  Nullipora, poly- 
morpha. 


Pıncen: Notitz über einige Thatsachen, welche die 
allmähliche Senkung eines Theiles der Westküste 
Grönlands beweisen. (Geolog. Soc. 1835, 18. Nov. > Lond. 
a. Edinb. philos. Magaz. 1836, VIII, 73.) Schon ArcrtınDer bat 
zwischen 1777 und 1779 die Beobachtung gemacht, dass eine kleine 
Felsen-Insel im Meerbusen /gallico in 60043’ N., einen Kanonenschuss 
weit von der Küste gelegen, bei Springfluthen fast ganz überschwemmt 
werde, obschon darauf noch die Mauern eines Hauses von 52%’ Länge, 
30° Breite, 5° Dicke und 6‘ Höhe aufrecht stehen; — als Pınces ein 
halbes Jahrhundert später diese Stelle besuchte, ragten nur noch diese 
Ruinen allen aus dem Wasser bervor. — Im nämlichen Busen wurde 
1776 die Kolonie Julienahaab und an einem Felsen, das Kastel genannt, 
ihr Vorrathshaus errichtet, welches jetzt nur bei sehr niederem Wasser- 
stand trocken steht. — In der Nähe der Kolonie Frederikehaab (62° N.) 
waren einst Grönländer angesiedelt, von deren Wohnungen aber man 
michts mehr als einen Steinhaufen sieht, über welchen das Meer bei 
hohem Stande hinwegströmt. — Bei dem Gletscher, welcher die Distrikte 
Frederikehaab und Fiskenäss trennt, ist eine Gruppe kleiner Inseln, 
Falluartalik genannt, welche nun verlassen sind; doch stehen an der 
Küste noch Ruinen von Winterwohnungen, die oft überfluthet werden. — 
Eine halbe Meile W. vom Dorf Fiskenäss (63° 4' N.) gründeten die Mäh- 
rischen Brüder [Moraviaus] die Niederlassung Lichtenfeld; waren jedoch 
binnen 30—40 Jahren ein-, wo nicht zwei-mal genöthigt, die Pfäble zu- 
rückzusetzen, auf die sie ihre grossen Boote, „Umiak oder Frauenboote“ 
genannt, zu stellen pflegten. Noch stehen diese Pfähle als stille Zeugen 
da, doch unter Wasser. — Im N.O. der Mutter-Kolonie Godthaab (64° 
19‘ N.) ist eine Landspitze Vildmanns näss von St. Eszpe genannt, zu 


— Bun’ 


dessen Zeit i. J. 1721—1736 sie von einigen Grönländer-Familien be- 
‘wohnt war, deren Winter-Wohnungen aber nun verlassen und: zerfallen 
‘sind, da das Meer bei hoher Fluth in sie eindringt ; kein eingeborner Grön- 
länder. würde sein Haus so nabe an den Rand des Wassers gebaut ha- 
ben.: Die bis jetzt angeführten Stellen hat Pınseu selbst besucht; aber 
er führt auch noch die Angabe eines glaubwürdigen Landsmannes an, 
-dass zu Napparsok, 10 Dän. (45 Engl.) Meil. von Ny-Sukkertop' (65° 
-20' N.) bei niederem Wasserstand die Ruinen alt Grönländischer Winter- 
wohnungen sichtbar werden. Nördlicher sind ihm zwar keine weiteren 
Beobachtungen bekannt, doch vermuthet er, dass die angedeutete Erschei- 
nung wenigstens bis Disco- Bay (69°-N.) Statt finden dürfe. 


Caurıey: über die in den Sewalik-Bergen gefundenen 
'Säugethier- Reste (Lond. a. Edinb. phios. Mag. 1836, VIII, 
575-577). Wir haben über diesen Gegenstand schon zwei Auszüge 
mitgetheilt (Jahrb. 1837, S. 98) oder noch zu geben. Gegenwärtige Abhand- 
lung berichtet mehr über die geognostischen Beziehungen. Diese Bergkette 
‘erstreckt sich vom Sutluj bis zum Burhampooter im Bezirke Cooch 
Behar, anfänglich aus N.W. nach S.O., später aus W. nach O., längs 
.dem Himalaya, bald im Zusammenhang mit ihm, bald durch 3—10 Meil, 
‘breite T’häler von demselben getrennt, unter welchen das Deyra-Thal 
zwischen dem Ganges und Jumna, das Kearda- und das Pinjore-Thal 
zwischen dem Jumna- und dem Sutiuj die bedeutendsten sind. Die Kette 
hat 6—8 Meil. Breite und 2000°—2500' mittle Höhe über dem Meere, 
oder 500’—1000° über den benachbarten Ebenen. Ihre höchsten Gipfel 
übersteigen 3000° Seehöhe nicht. Kein Weg führt durch dieselbe,‘ als 
längs den tief eingeschnittenen Fiussbetten. Da sie keinen besondern 
‘Namen besitzt, so hat CaurLey den oben gebrauchten vorgeschlagen, in- 
dem Sewalik, aus Shibwalla (die Wohnung von Shib) verstümmelt, ehe- 
dem der Bezirk zwischen Jumna und Ganges hiess. 

Zwischen dem Ganges und Sutluj besteht diese Kette aus Wechsel- 
lagerungen von Konglomerat, Sandstein, Mergel und Thon, deren Schichten 
unter \ 15° bis 350 einschiessen. Mergel waltet im W., Konglomerat 
‘(Indisch Shingle) im. ‚0. des Jumna vor. Letztres hat eine ungeheure 
‚Mächtigkeit und besteht aus Stücken von Granit, Gneiss, Glimmerschie- 
fer, Hornblendeschiefer, Trapp, welche offenbar vom Himalaya herabge- 
kommen und entweder nur. lose zusammengehäuft, oder durch Thon und 
-Kalk-Zäment verbunden: sind,“ “Der Sandstein besteht aus, durch Eisen- 
oxyd :oder Kalk-Karbonat verbundenen Quärzkörnchen und Glimmer- 
schuppen, hat manchmal ein krystallinisches Ansehen, ist verschiedenartig 
roth und grün und enthält viele kohlige Materie: bald Bruchstücke 
dikotyledoner Gewächse, bald Körner in fast gleicher Menge mit dem 
Sand. Auch kommt kohlige Materie in Mergel und im Konglomerat 
vor, aber nie in einer zur Nutzung geeigueten Weise. Das Thon- 


— 341 — 


Konglomerat besteht aus Stücken erhärteten Thones, welche durch Thon, 
Sand und Kalk-Zäment verkittet sind, und es widersteht der Zerstörung 
durch fliessendes Wasser mehr , als die übrigen Schichten. Trapp steht 
bei Nahun an. Soda blühet aus Konglomerat und Sandstein aus. 
Selenit kommt im Thon vor. — In diesen Schichten hat man folgende 
Fossil-Reste gefunden, meistens beim Kalvwala-Passe. 
Konglomerat (Shingle): Lignit. 
Sandstein: sehr viele Dikotyledonen-Stämme, Lignit, Repti- 
lien-Knochen. 
‘Mergel (Thon): Pachydermen; Anthracotherium, Zähne 
und Knochen, 
Carnivoren: einigeZähne wie beim Bären, u.a. 
Nager: Ratten; kleiner Biber. 
Wiederkäuer: Hirsch, mehrere Arten. 
Pferde: Zähne. | 
Gavial und Krokodil: Zähne und Knochen in 
Menge. | 
Emys und Trionyx: Bruchstücke. 
Fische: Wirbel und Schuppen. 
Konchylien: aus Süsswasser-Geschlechtern. 
Zwischen dem Sutluj und Jumna bietet sich dieselbe Reihenfolge 
von Gesteinen dar, aber die Konglomerate stehen mehr zurück und sind 
mehr aus Thouschiefer- und Quarz-Stücken zusammengesetzt; der Mer- 
gel geht nur zu Nahun zu Tage, wo er dieselben Fossil-Reste wie am 
Kahvwala-Pass enthält. Von Nahun bis zu den Ebenen folgen sich 
Sandsteine und Thone mit einem N Schichtenfall von 20°. Die Thone 
enthalten mehr Testazeen-, die Sandsteine Säugethier-Reste. 
Letztere hat CautLey theils an ihrer ursprünglichen Lagerstelle,, theils 
da aufgesammelt, wo die Sandstein-Wände zusammengestürzt waren, 
‘Sie rühren her von Mastodon, Elephas, Rhinoceros, Hippo- 
potamus, Schweinen, Pferden, Ochsen,  Elenn, Hir- 
schen, Hunde- und Katzen-artigen Raubthbieren, Krokodilen, 
Gavialen, Emys, Trionyx, Fischen und unbeschriebenen 
Säugethieren. Nur die Pferde- und Raubthier-Reste dar- 
unter sind selten, die Kopf-Theile am besten erhalten. Der Vf. hält mit 
Fırconer dieses Gebirge für gleich alt mit jenem von Prome am Ira- 
waddi, worin CrawrFurD ähnliche Gebeine gefunden hat, 

Er bemerkt bei dieser Gelegenbeit, dass Mastodon elephan- 
toides und M. latidens vereinigt werden müssen, indem er Kinn- 
laden gefunden hat, worin vora der Backenzahn von M, latidens 
und hinten der von M. elephantoides gesessen. 


l 


Coovant meldet die Entdeckung von Paläotherien- und Rumi- 
nanten-Resten mit Cerithium lapidum im Gypse von Aiz in 


— 


Provence und will daraus die Gleichzeitigkeit mit dem Pariser Gypse 
folgern. (Bullet. geolog. 1836, VI, 191.) 

Durr£nor erinnert, dass die Paläotherien-Art nicht bestimmt 
seye; dass eine Art auch zu La Grave bei Libourne in der Muschel- 
Molasse vorkomme; dass der Gyps von Aix wahrscheinlich wie zu 
- Sijean in den Ost-Pyrenäen auf derselben Muschel-Molasse ruhe, welche 
dem oberen Niederschlage der Pariser Tertiär-Gebirge und nicht dem 
dortigen Gypse entspreche. Das angebliche Cerithium ia pidum 
könnte eine der Potamiden der Süsswasserkalke seyn (ibid.). 


Desnayes hält die sg. Cythereen-Schichte über dem Pariser : 
Gypse für eine Süsswasser-Bilduug (Bull. geol. 1836, VII, 200). 
-Die darin so häufigen Muschel-Eindrücke, welche man von Cythereen 
abgeleitet, dürften vom Genus Glauconomya Gar herrühren, wel- 
ches in den Flüssen Indiens lebt, indem das Schloss, ‚wie in diesem, 
drei Zähne darbiete und auch mit dem von Sowersy’s Pullastra 
Ähnlichkeit habe. Es sind zwei Arten. — So kömmt in den Tertiär- 
Schichten von Paris auch das Genus Cyrenella Desn. vor, welches 
jetzt noch in den Süsswassern vom Senegal einheimisch ist. Auch die 
kleinen Krustazeen in jener Schichte sind nicht Meeresbewohner. 
- (Coquanr hat unbestimmbare Pflanzen-Reste darin entdeckt.) 


Bei Gelegenheit, wo D’Arcnmc in einer Abhandlung über „die 
Kreide-Formation im S.W. von Frankreich“ ihres Übergangs in die 
Tertiärbildungen gedenkt, drückt Desuayzs seine Versicherung aus, dass 
er noch keine fossile Art kenne, welche in beiderlei Formationen zugleich 
vorkommen; dass auchNeritina conoidea und Crassatellatu- 
mida, welche Durrenoy angegeben, schwerlich in einer wirklichen 
Kreide-Schichte und mit Kreide-Versteinerungen vorgekommen seyn dürf- 
ten, und dass die Alveolina cretacea wohl verschieden seye von 
der tertiären A. oblonga (2. e. S. 200). D’Arcnıac besteht nicht auf 
der Behauptung einer wirklichen Vermischung der Fossil-Arteu beider 
Formationen, sondern bemerkt, dass er nur von einem Übergang durch 
gegenseitige Annäherung in der Beschaffenheit des Gesteins, wie im 
Gesammt - Charakter der fossilen Arten sprechen wolle. (ib. S. 201.) — 
(Die Fortsetzung dieser Diskussion am Ende des folgenden Aufsatzes.) 


ur 


D’Arenuc: über eine Grobkalk- Bank zwischen 
Töpferthon und Kreide bei Meudon. (ibid. 273 — 275.) Ein 
Durchschnitt des Bodens hat zu des Molineaux. am: Berge. bei Meudon 
folgende Schiebtenordnung ergeben: - Haniaay 


— 343 — 


' 


| 1) Grobkalk 


2) Rother, grauer und weisser Töpferthon . RR, 1n50 
3) Graue, grünliche und weissbunte Fausse glaise . 1 60 
4) Grobkalk-Bank h . : . , ; : 1 40 
BR, Merz nanter als) vorige 10m Mur ET AR A 


6) Caillasse, erste Kreide-Schichte, durchlöchert : 1 50 

7) Weisse Kreide mit Feuersteinen 

Die obere der zwei Grobkalk-Bänke ist gelblich, fest, auch erdig, zu- 
weilen oolithisch, in ihrem oberen Theile durchzogen von dünnen, oft 
unterbrochenen Lagen grauschwärzlichen Thones, und selbst reich an 
thoniger Materie. Zuweilen wird sie 2m mächtig. Sie ist reich an 
Konchylien - Abdrücken , insbesondere von einer Lucina, sehr ähn- 
lich der L. saxorum, von Corbis lamellosa, Crassa- 
tella tumida var. b., von einem Cardium, einer Veneri- 
cardia, Modiolacordata, zwei Lima-Arten, welche der L. 
muricata und L. granulata der Kreide ähnlicher sind, als denen 
des Grobkalkes, von Turritella imbricataria oder T.?h ybrida 
von Cerithium, Fusus, Pileopsis, ?Cypraea, Milioli- 
tes, dann vonCidarites-Stacheln, Asterien-Gliedern, Dentalien 
und einer Turbinolia: Geschlechtern, welche meistentheils im unteren 
und mittlen Grobkalke vorkommen. Die zweite Bank ist weniger mächtig, 
aber regelmässiger, von dichterer Textur, gelblich weisser Farbe, ent- 
‚ hält dieselben Fossil-Arten und verliert sich gegen Osten hin. — Unmit- 
telbar darunter liegt, durch deutliche Auflagerungsflächen geschieden, 
die erste Kreideschichte, die sg. Caillasse, bezeichnet durch den 
Mangel an Feuersteinen, durch ihre Härte (die grösser als bei der wei- 
chen Kreide ist), durch ihren eckigen und unebenen Bruch, ihre gelbe 
bis weissliche Farbe, und durch eine Menge ästiger, sie in allen Rich- 
tungen durchziehender Röhren von einigen Linien bis 2’ Weite, welche 
zuweilen stumpf, gewöhnlich aber fein auslaufen. Sie enthält Ostrea 
vesicularis und Ananchytes ovata, doch selten. BronGNIART 
und Cuvier hatten eine analoge Schichte hinter der Glasfabrik von 
Sevres angegeben und jene Röhren von Gas-Entwicklungen abgeleitet. 
Die Caillasse enthält keinen der Eindrücke der Grobkalk-Bänke. D’Ar- 
cHuıac hält gleichwohl diese letztern für das Analogon der unregelmässi- _ 
gen, von ErLıe pE BeAumont bei Bougival, Port Marly und Viyny an- 
gegebenen Kreideschichten mit gemischten Konchylien, bemerkt jedech, 
dass diese, wie vorige, da die Konchylien nicht wirklich gemischt in 
einer und derselben Schichte durch einander liegen, vielmehr dem Grob- 
kalk zu verbinden seyn würde. — ExıEe pe BraumontT erkennt die Rich- 
tigkeit der von D’Arcuıac angegebenen Thatsachen an, vertheidigt je- 
doch seine frühere Verbindung der in den genannten Gegenden bezeich- 
neten Schichten mit der Kreide, statt mit dem Grobkalk, worin ihm 
Desmaves, oe Roıssy und D’Arcnsac aus zoologischen Gründen wider- 
sprechen. Desnaves bemerkt noch, dass selbst in den jugendlichsten 
Kreide-Schichten Belgiens keine Vermischung der Arten, kein Übergang 


” 


— 344 — 


einer Art in die andere Formation Statt finde. (Die Fortsetzung der 
Diskussion in der Note zum folgenden Auszuge.) 


Ca. D’Orsıeny: über das neuerlich bei Meudon entdeckte 
Gebirge (ibid. 230-291). Der Vf. will nur Ergänzungen zum Vo- 
rigen liefern, und bezeichnet die Schichtenfolge von Meudon auf fol- 
gende Weise: | 


Grobkalk, Unterer, mittler und oberer Grobkalk ...14.m 
Glauconie-führender Sand ® : 0.06 
Rother und grauer Thon . e 2 2m—8. 
Weisser Mergel mit Kalk-Nieren h 1 12 
‘ Lignite mit grossen Paludinen und | 
Anodonten . ; . 0.40 
Töpferthon. Blätteriger Thon mit En ER TEN) 
Eisen-Sandstein etc. { . ; 0.20 
Konglomerat mit Knochen von Sdhhe- \ 
ih) thieren, Reptilien, Fischen- und Fluss- RR 
Muscheln . . ? ! b R 0.45 
Gelber Grobkalk, mit mehr als 30 ) Ter- 
Pisslit-Kaik. / . Han rien >: ©. ol er 
Blätteriger Mergel mit Peeten R ü - 0.06 
Grobkalk mit vielen tertiären Fossilien . - 0.40 
‘ Gelbliche harte Kreide, mit vielen 
Kran Kreide-Versteinerungen: Hamites ro- 
tundus, Belemnites mucronatus ete. e 1.50 


Weisse, weiche Kreide 

I. Kreide. Die weisse Kreide hat dem Vf. einige grosse Kro- 
kodil-Zähne, ein Fisch-Fragment und eine Seeschildkröte von 
etwa 15‘ Länge geliefert. In der gelben harten Kreide hat er allerdings 
auch Feuersteine gefunden, aber nur einzeln, nicht lagenweise geordnet, 
meist sehr gebändert. Ihre Versteinerungen sind: Ananchytes ovata, 
Cardium Hillanum, Arca, Lima, Pecten 5costatus, Pectun- 
culus, Catillus Cuvieri, Terebratula carnea, T. octoplicata 
und plicatilis, Ostrea vesicularis, Trochus Basteroti, 
Turritella, Pleurotomaria oder Solarium, Belemnites mu- 
eronatus und Hamites rotundus. 

ll. Der neue Meereskalk wird stellenweise durch eine Menge 
von Pisolith-Körnern bezeichnet und ist zuweilen sehr reich an Polyparien- 
undRadiarien-Trümmern. Seine fossilen Arten, meistens nach DesuAyEs’ 
Bestimmungen, sind Orbitolites plana, Turbinolia, Flustra, 
Eschara; — Spatangus (eine Art wie im Grobkalk vou G@rignon), 
Cidarites-Stacheln, Asterien-Glieder; — Dentalium,Serpula;— 

" rassatella tumida var. B. Lam., Corbula, Corbis lamel- 
losa Lam., Lucina grata Drrr., L. contorta Derr. ‚ Cytherea 
obliqua Desm., Venus obliqua Lam., Corbula gallica Lam, 


= er 


Venericardia: Cardium porulosum, EC. granulosum, C. ob- 
ligquum, Cucullaea crassatina Lamk. (welche Dr za Becne u. 
A. wit Unrecht der Kreide zugeschrieben), Arca biangula Lam., 
A. rudis Desn., A. ?barbatula Lam, A. filigrana Desu,, 
Chama, Modiola cordata Lum., Lian inflata, Lima n. sp., 
Solen, Hipponyx cornucopiae, Calyptrea?trochifer- 
mis, Natica patula Dss#u., Delphinula ar Turbo, Sola-- 
rium patulum Lam., Trochus subcarinatus?, Turritella 
imbricataria Lam. var. c., Cerithium semicostatum Desn,, 
Fusus, Cypraea, Nautilus, Miliolites, — und zu Viyny: Ceri- 
thium giganteum, Nerita angistoma, Oliva ?brandaris; — 
Hai-Zähne. — Alle diese Versteinerungen deuten daher einen Grobkalk, 
aber keine Kreide an. Dieser neue Kalk, bezeichnet durch seine Lage- 
rung und seine Fossil-Reste in Verbindung mit seiner pisolithischen Tex- 
tur, aus welcher D’O. den Namen Pisolithen-Kalk zu entnehmen vor- 
schlägt, findet sich nicht allein zu Meudon, sondern auch zu Bougival, 
Port Marly und Fiyny, wie schon ELie De Beaumont angegeben, indem 


er ihn hier mit der Mastrichter Kreide verglich”); — zu Luversine 
bei Beauxwais (Oise), wo er in abweichender Lagerung unmittelbar auf 
Kreide ruht, undedeckt von anderm Gebirge; — in einem Brunnen zu 


Auteuil, welcher vor 12— 15 Jahren bis auf die Kreide ausgegraben 
worden, und aus welchem BEecgurreL damals belehrende pisolithische 
Handstücke, zwischen Kreide und plastischem Thon entnommen, an Cor- 
DIER gegeben hatte. Wahrscheinlich liegt daher dieser Pisolith im gan- 
zeu Pariser Becken zwischen Kreide und plastischem Thone. 


*) EriE DE Beaumont wiederholt, dass er zuerst diese neuen Zwischenschichten mit 
gemischten Konchyl- Arten (von dieser Behauptung geht er nicht ab), die 
Schichten unter dem plastischen Thon zwar mit einigen Tertiär-Konchylien, aber 
aus niedriger Meeresbedeckung mit Ufer-Konchylien als noch in der Kreide-Periode 
und vor der heftigen Bewegung der neuen Meereswogen, welche die früheren Schich- 
ten aufwülilten und durch ihre Zerstörungen den Anfang der tertiären Periode bezeich- 
neten, abgesetzt angesehen habe. Wolle man diese Zwischenschichten mit der Kreide 
durchaus nicht vereinigen, so möge man einem besondern Abschnitt vor den Tertiär-Bil- 
dungen dafür annehmen, nur nicht sie mit dem Grobkalk verbinden. Diese Zwischen- 
Schichten finden sich zu Meudon amı Wege de la Princesse nach Bougival, am 
Port Marly, zu Figay, zu St. Germain Luversine ( Bullet. 1834 und 1835); — 
dann in Süd-Frankreieh und zu Dieppe, wo eine Kreiden-Breccie und darüber 
ein Pudding sich einlagern; — auf Wight, wo der sg. Chalk marl von mehreren 
Fuss Mächtigkeit vorkommt; — und an mehreren andern Orten Europu’s. — 
Desnaves’ erklärt, er wolle sich um das Wort Grobkalk nicht streiten, wenn dieses 
Erie De BeAumont zur Bezeichnung der neuen Schichten nicht gefalle; er wolle 
nur feststellen, dass I) diese neuen Schichten den Anfang der Tertiär-Periode be- 
zeichnen, und 2) dass Kre:de und Tertiär-Schichten überall scharf von einander 
geschieden seven, und nirgend einen Übergang der Fossil-Arten aus dem einen in 
das andere wahrnehmen liessen. Jedermann kenne im Soissonuis den tertiären 
Sand mit vielen Grobkalk-Konchylien unter dem plastischen Thon, der dann durch 


pe Braumont’s Ansicht auch mit der Kreide vereinigt werden müsste. (2. c. 
5. 291-293.) 


— 346 — 

If. Neue Charaktere des Töpferthons; Säugethier- 
Knochen darin. Bei dem Durchschnitte von Moulineau und viel 
stärker entwickelt bei dem von Montalets, 500m — 600m weiter westlich, 
sieht man unmittelbar über dem Pisolith einige Schichten, deren noch 
Niemand bisher Erwähnung gethan hat. Die unterste besteht aus Töpfer- 
thon und blätterigem Mergel, welche gewöhnlich viele Nieren und Bruch- 
stücke von Kreide und Pisolith aus tieferen Schichten umschliessen, 
mit welchen zu unterst zuweilen Kopf-grosse Pisolith-Nieren mit Miliolithen 
und faserigem schwefelsaurem Strontian , auch Feuerstein-Nieren vorkom- 
men. Dieses Konglomerat ist bald ungebunden, bald durch Mergel mit 
Vegetabilien und Krystallen Linsen - frmigen und faserig- blätterigen 
Gypses, bald durch reinen Töpferthon gebunden. »’O, hat an fossilen 
Resten darin entdeckt: theils solche marinen Ursprungs, wie Anan- 
chytes ovata, Catillus Cuvieri, Ostrea vesicularis, Be- 
lemnites mucronatus, die offenbar aus derKreide herstammen ; — 
theils Überbleibsel von Land - und Süsswasser - Bewohnern, welche mit 
dieser Bildung gleich alt sind, wieKonifere n-Äste nach Av. BRonentaRT’s 
Bestimmung , diese jedoch an einer andern Stelle, nämlich im Lignit des 
Töpferthons an.der Barriere von Fontainebleau (D’ore. im Bullet. VII,135); 
— dann Anodonta Cordieri D’ore. und Anodonta antiqua 
(beide in Guerın Magaz. de Zoologie abgebildet), Cyclas, Palu- 
dina lenta, Planorbis; — Fischknochen; — dann nach den Bestim- 
mungen von Brasmsvirte und LaurıLLarp: Zähne und ein Kiefer-Bruch- 
stück von Krokodil, Knochen von Trionyx und Emys; drei 
Zähne und einen Humerus-Kopf eines grossen Sauriers, welcher dem 
Mosasaurus von Mastricht nahe verwandt ist; einen Koprolithen 
mit Fisch-Theilchen ; 2 untere hintere und 2 untere vordere Backenzähne, 
einen obern vordern Backenzahn, einen Eckzahn und 5 seitliche Schneide- 
zähne einer grossen Anthracotherium Art; den oberen Backen- 
zahn und einen Schneidezahn einer sehr kleinen Anthracotherium- 
Art; einen untern Backenzahn, den untern linken Eckzahn und den 

Kopf einer Rippe von Lophiodon; einen untern Fleischzahn von 
Lutra, einen obern linken Schneidezahn und einen hintern Backen- 
zahn von Vulpes, einen obern vordern Backenzahn der ? © ivette; — 
einen obern Schneidezahn von Seiurus u. a. Die ältesten tertiären 
Säugethier-Knochen, welche man bisher gekannt, waren ein von RogERr 
im Grobkalk von Nanterre gefundener Lophiodon-Kiefer, und viel- 
leicht zwei Stücke wahrscheinlich auch eines Lophiodon-Knochens, 
welche noch Cuvıer im Lignit des Laonnais gefunden worden , dessen 
Alter aber noch nicht bestimmt ist. Nachdem mithin auf diese Weise 
einmal Säugethier-Reste viel tiefer nachgewiesen sind als im Pariser 
Gyps, in welchem sie nach Cuvıer’s Vorstellung zuerst auftreten sollten, 
wird Hucr’s Entdeckung von Pachydermen-Knochen im Portland- 
kalke von Solothurn, die des Kiefers von Didelphys Bucklandi 
im Oolith von Stonesfield und die der Säugethier-Fährten im bunten 
Sandstein von Hildburghausen nicht mehr so überraschend seyn, und 


_ 11 — 

leichteren Eingang finden. — Über dem Konglomerat liegt ein Kalk-halti- 
ger Töpferthon oft voll Gyps-Kıystallen, manchmal mit Eisen-schüssigem 
Sande gemengt und reich an uubestimmbaren Pflanzen-Eindrücken; an 
manchen Orten geht er ganz in einen Pyrit-führenden Lignit bis von 
3° Mächtigkeit über und enthält Anodonten und grosse Paludi- 
nen, wie das Konglomerat ; beim Moulineau wird er durch eine Schichte 
weissen Mergels ersetzt, die an den Montalets nicht vorkommt. 


Cu. LyerL: über die Kreide- und Tertiär-Schichten der 
Dänischen Inseln Seeland und Möon (Lond. a. Edinb. philos. Magaz. 
1836, VIII, 412—314). ForcuHuammer hatte 1828 im Edinburg-Journal, 
Juli-Heft, die weisse Kreide Seelands beschrieben als bedeckt von einem 
Korallen-Kalk, und die weisse Kreide von Moen für ein höher in der 
Formations - Reihe stehendes Gebilde gehalten, als den letztern ; endlich 
hatte er in den Uferklippen von Moen gewisse Ablagerungen von blauem 
Thone, Sand und Grand mit der weissen Kreide wechsellagern sehen. 
Er hat nun im Scemmer 1834 diese Gegenden mit Lrerı wieder besucht. 


und stimmt in den folgenden Ansichten der Hauptsache nach mit letzte- 
ren überein. 


Dänemark und Dänisch-Holstein bestehen hauptsächlich aus weisser 
Kreide und einer darauf ruhenden Tertiär-Ablagerung, welche zum 
Theile den thonigenu und sandigen Lagern des Englischen Crags ähnlich, doch 
vielleicht nicht mit ihm identisch ist; während ein anderer dem mit vorigem in 
Norfolk vorkommenden sg. Diluviale entspricht, über und in welchem 
in:Dänemark lose Felsblöcke zerstreut liegen. An einigen Stellen am 
Elbe-Ufer gehet dieser tertiäre Sand in dünne regelmässige Schichten 
in einer Mächtigkeit von-200° zu Tage. Auch ungeschichtete mächtige 
Massen blauen Tbones mit den manchfaltigsten Gesteins-Trümmern vom 
"Granit bis zur Kreide kommen vor. Zwischen diesem geschichteten und 
ungeschichteten Theile findet oft ein plötzlicher Übergang Statt. Sie 
enthalten nur solche fossile Reste, welche aus älteren Formationen aus- 
gewaschen worden. Nur am Seegeberg kommen dergleichen von noch 
lebenden Arten vor, und zwei ausgestorbene sind zu Schulan an der Elbe 
gefunden worden. 

Die Dänische weisse Kreide, zu Stevensklint in Seeland und 
in den Uferklippen von Moen vorkommend, enthält dieselben fossilen 
Arten, wie die obere Kreide Frankreichs und Englands. 


An der Küste von Stevensklint und vorzüglich zu Fazxöe lagert ein 
jüngerer Kalk darauf, welcher grösstentheils aus Korallen-Trümmern be- 
‚steht, die in einer kalkigen Masse liegen. L. nennt ihn Faxöe Li- 
mestone und vergleicht ihn den Mastrichter Schichten, da er einige 
"Kreide-Fossilien mit solchen aus Geschlechtern enthalte, welche sonst 
die Tertiär- Gebilde eharakterisiren. Ein dünner Streifen bituminösen 
Thones mit See-Konchylien ‘und Pflanzen-Eindrücken trennt ihn von der 


— 348 — 


weissen Kreide; er enthält Schichten von Feuerstein , wie diese, doch 
"meist in zusammenhängenden Lagern. und oft in einer zur allgemeinen 
Schichtungs - Fläche ‚diagonalen Richtung. Die Konchylien - Arten BN 
Fuzxöe haben nur ihre Abdrücke. hinterlassen ; man findet, solche von 
Cypraea, Conus, Mitra,Voluta, von einem Ammoniten, 
von Patella, Fusus und einem Cerithium. ‚Die Sammlung des 
Prinzen Curistian enthält ‚im Ganzen 132 Konchylien - Arten aus den 
- Faxöe-Schichten, worunter nach Beck 26 mit denen der Kreide identisch, 
die übrigen zwar verschieden, doch auch nicht mit tertiären Arten über- 

' einstimmend sind. 


Die weissen Uferklippen von Moen zeigen 300° — 400° Mächtigkeit, 
und bestehen aus Kreide und parallelen Lagen von Feuerstein-Nieren, 
sind aber gekrümmt, ‚oft vertikal und mehr durcheinander geworfen, als 
die Kreide von Purbeck und Wight. Weite Klüfte sind dazwischen 
bis zum Boden herab mit tertiären Massen ausgefüllt; ja die Kreide 
wechsellagert in einem grossen Maasstabe mit ungleichförmig lagernden 
Schichten von Tbon und Sand, die in Folge mächtiger Verschiebungen 
unregelmässig eingeschaltet sind. 


Dieser gestörte Kalk kommt auch im Süden von Boeignd vor, und 
der Fuxöe-Kalkstein auf Mors, einer Insel des Lym-Fivrd. 


Beck: Notitzenüber die Geologie Dänemarks (Lond. a. 
Edinb. philos.. Mag. 1836, VIII, 553 — 556). 1. Alle Formationen 
bietet nur die. Insel Bornhulm dar: Granit und Gneiss den Skandinavi- 
schen ähnlich im N.O., Gesieine des Silwrischen Systemes im S. und W.; 
Kreide-Schichten sieht man an der Ostseite; alle Zwischenbildungen feh- 
len. Diese Kreideschichten enthalten viele Kohle und Fahren-Abdrücke, 
wesshalb sie bald der eigentlichen Steinkohlen-Formation, bald den tertiä- 
ren Liguiten, von Ar. Bronensart dem Lias, von Pıncer dem Eisen- 
sand, von Beck aber den Hastings- und unteren Grünsand-Schichten: zu- 
geschrieben werden. Eine oft vorkommende monokotyledone Pflanzen- 
Frucht, nach Beer aus der Familie der Restiaceen, ist von MAnTELL 
auch zu Heathfield in Sussex gelunden worden. . Die. wenigen mit den 
Fahren vorkommenden Konchylien stammen von Meeresbewohnern ab, 
"daher diese Bildung in einiger Entfernung von der Mündung eines 
Flusses entstanden seyn muss. Südlich von diesen Kohlen - führenden 
Schichten sind andere aus Quarz- und Kalk-Sand, welche 30—40 Kon- 
chylien-Arten enthalten, wie sie auch im oberen Grünsand Englands 
vorkommen, und bei Arnager ist eine kleine Stelle graulich-weisser 
Kreide mit sehr wenigen Feuersteinen, und einer Menge von Fossil- 
Arten, welche mit denen der weissen Kreide ohne Feuersteine zu Suu- 
therham bei Lewes übereinkommen, 
"U. Im eigentlichen Dänemark gehören die ältesten Schichten 1) der 
Kreide an, sind aber jünger als die auf Bornholm. Die. untersten 


. 


=. =. 


Schichten sind in Seeland, Jütland und auf Moen eine rein weisse, 
weiche Kreide mit vielen Lagen schwarzer Feuerstein-Knollen, und ent- 
halten über 300 Fossil-Arten, unter welchen Am moniten sehr selten, 
Marsupiten unbekannt’ sind und von Fischen fast nur einige Hai- 
Zähne vorkommen; dagegen sind kleine Zoophbyten und mikroskopi- 
sche Polythalamien sehr häufig; in Feuerstein verwandelte Spongien 
bilden ganze Schichten. Auf Moen haben sich noch in Folge späterer 
Störungen Massen von Kies und Sand zwischen gewisse Theile dieses 
Kreide-Gebildes eingelagert. — 2) Darauf ruhen in Seöland und andar- 
wärts die Fuxoe-Schichten , meistens aus gelblichem Politur-fähigem Kalk- 
stein bestehend. Sie enthalten unter einigen bezeichnenden Fossilien 
des weissen Kalkes andere, die ihnen eigenthümlich sind aus den Ge- 
schlechtern Arca, Modiola, Venus, Trochus, Fusus, Voluta, 


'Oliva, Cypraea, Nautilus etc., während sie in den Brüchen von 


Faxve so reichlich aus Zoophyten zusammengesetzt sind, dass sie als 
ein Korallenriff betrachtet werden müssen , und dort über 40° Mächtig- 
keit erreichen. Zu Stevensklint dagegen haben sie nur 2’—4° Dicke und 
können so 3—4 Meilen weit über den weissen Kalk verfolgt werden. Auch 
in einigen Gegenden Jütlunds, wie auf der Insel Mors, an den Ufer. 
Felsen bei Grenaa u. s. w. findet man sie. Sie haben mehr Älinlichkeit 
mit den Schichten von Künrath bei Lüttich, als mit denen von Mastricht, 
und besitzen mit jenen gemeinsam: Baculites Faujasii, Nautilus 
friecator B., Fusus elongatus B. uud Terebratula subgi- 
gantea ScHuoru. Nautilus Danicus ist keineswegs mit dem N. 
aganıticus des Lias identisch, wie Buc# geglaubt, und keine einzige 
Fossil - Art stimmt mit denen der Oolithe oder der Gosau überein. — 
3) Zu Stevensklint liegt darüber eine ‚weissliche und härtliche Kreide, 
die manchmal ganz aus verkleinerten und selbst pulverisirten Zoophyten 
zusammengesetzt ist. Die Bivalven und Echinodermen sind meist die 
nämlichen wie in der weissen Kreide; dagegen fehlen die in den Faxoe- 
Schichten so häufigen Univalven gänzlich, wogegen einige kleine Koral- 
len beiden gemeinsam sind. Der Feuerstein bildet bald zusammenhän- 
gende Lagen, wie zu Stevensklint, bald nur Nieren, ist mehr opak und 
hat einen weniger muscheligen Bruch, als der in der weissen Kreide. 
Manchmal wird er durch einen bläulich- grauen Stein aus Kiesel- und 
Kalk-Erde bestehend ersetzt, den man im Dünischen „Bleger“ nennt. 
Den fossilen Resten nach gehören die Kreide von Saltholm, die Ufer- 
felsen in Jütland von Ragaard, Dangbjerg und Mönsted bis Hjerm, die 
Kreide im S. von Thyholm, die über der weissen Kreide auf einem 
Theile von Mors und im Norden von T'hy und die Kreide der Uferwände 
von Bulbjerg uud der kleinen Insel Skarreklit zur nämlichen Formation. 
— 4) In einigen Gegenden Dänemarks wird die Kreide noch von einer 


N . „ { . . . . 
Breccie überlagert, welche aus scharfkautigen Kreide- und Feuerstein- 


Bruchstücken und einem Zäment aus kohlensaurem Kaike besteht. — 
Die Kreideberge bieten dieselben gerundeten ebenen Formen wie in 
England dar, nur dass gewöhnlich noch, kleine Hügelcben von Kies, 


Jahrgang 1837. 23 


— 350 — a 


Sand und Felsblöcken darauf stehen, welcher Sand zuweilen Konchylien 
enthält, wie sie noch im Dänischen Meere leben, zum Beweisse , dass 
die Hebung dieser Kreide-Berge neuen Ursprungs ist. 

III. In der Mitte von Jütland findet man eine tertiäre Kohlen-For- 


mation von einigen Hundert Fuss Mächtigkeit, älter als die Zerstreuung 


der Felsblöcke ist. Sie besteht an einigen Orten aus weissem glimme- 
rigem Sande mit Spuren von Braunkohlen, welche bei Skanderberg be- 
trächtliche Lagen darin bildet. Anderwärts besteht sie aus glimmerigem 
Thone mit flachen Massen hydraulischen Kalkes, wie die Septaria des 


Londonthons, und mit Fisch-Schuppen wahrscheinlich aus der Eypriniden-' 


Familie, Flügeldecken von Käfern, Gehbäusen von Phryganen-Larven 
und einem Insekte aus der Hymenopteren- Ordnung, welches der VF. 
Cleptis Stenstrupii. nennt. Zu Thye bei Tisted, im Norden von 


Mors und auf der Insel F'uur beobachtete er 1831 Schichteu-Siörungen, 


welche disse Tertiär-Schichten und die Kreide zugleich betreffen. — 2) Iu die 
tertiäre Periode gehören auch die Gesteins-Schichten, welche Foren- 
HAMMER auf der Insel Syit an den Westküsten von Holstein gefunden ; 
einige der in ihnen vorkommenden Konchylien stimmen mit. denen des 
Londonthons überein, andere mit solchen aus dem Crag, wie Voluia 
Lamberti. In diese näwliche ältere Abtheilung möchte der Vf. die 
Schichten von Segeberg wit Valvaten und Gyrogoniten und die 
Ablagerung zwischen Altona und Geuchstad rechnen, worin Lyezu eine 
Cardita gefunden. — 2) Jünger als beide vorigen sind die oft mehrere 
Hundert Fuss mächtigen, Kies-, Sand- und Lehm-Lager, welche haupt- 
sächlich den Boden Dänemarks bilden, und in und auf welchen die so 
häufig zerstreuten Felsblöcke Dänemarks zuerst erscheinen, in denen 
man die gewöhnlichen Skandinavischen Varietäten von Gneiss und Granit- 
Schiefer, — bei ‚Kopenhagen auch Übergaugs-Kalk , Basalt mit Olivin 
und-den wohlbekanuten Sehundär-Sandstein von Hör, so wie im Norden 
von Jütland den Eifdaler Porphyr -und deu blauen Zirkon-Syenit von 


Frederiksvärn in Norwegen wiedererkennt. Wenn in diesen Schichten 


. \ . . 5 . - 
Konchylien vorkonmen, was seiten, so stimnien sie oft ganz mit leben- 
:den Arten überein. Doch hat der Vf. auf Moen ein Pleurotoma und zu 


Himlingvie Exemplare einer Turritella gefunden, die man bis jetzt 


nicht unter den lebenden kennt. — Die Zerstreuung der Welsblöcke hätte 
nach dem Vf. nach dem Anfang der tertiären Periode begennen und 
während der Absetzung des blauen Mergels und Sandes, worin über 100 
iin Deutschen Ozean lebende Konchylien-Arten vorkommen, fortgewährt ; 
er behält sich auf eine spätere Gelegenheit vor zu beweisen, dass der 


Transport dieser Blöcke an der Küste von Jütland noch jetzt fortdauert: 


4) Endlich kommen einige kleine Süsswasser-Formationen im Inner» von 
Jütland und auf Muen vor, welcbe Limn ea, Plysa, Helix etc. enthal- 
ten, — so wie wine ausgedehnte Formation von durch Eisenoxyd verkit- 
teteın Sande. 


” 
x 


— 351 — 


A. CunsineHam: über die physikalische und geologische 
Struktur der Gegend im Westen der Gebirgsscheide zwi- 
schen Hunters River und Moreton Bay (32° — 27°S.), mit Bemer- 
kungen über die Geologie von Moreton Bay und Brisbrane River 
in Neu-Süd-Woales (Lond. a. Edinb. Philos. Mag. 1835, VI, 146 — 149). 
Fırron hat diese Abhandlung am 17. Dez. 1834 bei der geolog. Sozietät 
in London vorgetragen, in der er selbst die geognostischen Bestimmun- 
gen nach den von C. eingesandten und von ihm,ebenfalls vorgezeigten 
Handstücken in dieselbe aufgenommen hatte. Der Wingen oder bren-. 
nende Berg liegt auf der S.O.Seite der Gebirgsscheide.e Da, wo der 
Vf. die Höhe der letzten selbst passirt, besteht das Gebirge aus Grün- 
stein-Schiefer, und die Basis aus Quarz-Konglomerat, die darauf folgen- 
den niedrigen Berge auf der O.Seite von Liverpool Plains aus dem» 
selben ; die im N. aus sehr feinkörnigem Granit. Zwischen 30° und 31° 
Br. erhebt sich die Gegend von den L. Plains oder 840° allmählich auf 
2000° Seehöhe und stellt eine zerrissene Oberfläche dar, die oft von nie- 
drigen Schieferthon - Hügeln durchzogen ist. Nördlich von 30° Br. ge- 
langte man in ein fruchtbares Thal, Stoddart’s Valley, worin am Fusse 
der Gebirge Serpentin, an den Seiten und Höhen derselben Hornstein, 
am Ende des Thales Thonschiefer zu Tage gehen. Im Bette von Peels 
River, der das N.Ende des Thales durchkreutzt, ruhet ein dünnes, 
horizontales Lager kalkigen Sandsteins zwischen Schichten von Schiefer. 
thon. — 50 Meil. nördlich von diesem Flusse ist die Gegend etwas wel- 
lenförmig und stellenweise mit Trümmern zelligen Trapps bedeckt; die 
Berge längs des Weges im W. bestehen bis zu 29°10° aus einem 
röthlichen grobkörnigen Sandstein in fast söhliger Schichtung. Den Weg 
nach N.O. bis über den 29° Br. fortsetzend, gelangte man zum Mogo 
Creek, dessen Ufer von grobem, zerreiblichem Sandsteine gebildet wer- 
‘den; noch weiter in der nämlichen Richtung, 40 M. weit, zeigte die 
unebene Gegend Sandstein und Thonschiefer verherrschend; auf den 
Rücken der Berge aber bildete Quarz -Konglomerat niedrige Terrassen. 
In einem kleinen Flusse in 28026‘-Br. und 151° ©. L. kam ein hartes 
Schiefergestein vor, und in den Wasser-Rinnen umher ging Feuerstein-* 
Schiefer (flinty slate) zu Tage. Durch eine fruchtbare Gegend erreichte 
man den Fuss der Gebirgsseheide wieder im 28° Br., wo Basalt mit 
Olivin vorkommt; in 1877' Seehöhe fand man Mandelstein und auf dem 
Gipfel in 4100’ einen ziegelrothen zelligen Trapp, dessen Zellen länglich 
und gleichlaufend sind. 

Auf einem mehr östlich ziehenden Wege ging C. nun wieder gegen 
den Hunters River zurück, und fand-auf der ersten Tagereise in einer 
gebirgigen Gegend grauen Granit als herrschendes Gestein. Von diesen 
Gebirgen aus S.W.-wärts kam man in einen minder hohen Landstrich 
aus Thonschiefer bestehend, den man im 29° Br. auch in einem tiefen 
Fiussbette anstehend in Gesellschaft von Granit-Blöcken fand. Auf den 
nächsten 40 Meilen sah man nur röthlichen Granit und Basalt-Trümmer, 
In 29° 26° kamen grosse Quarzkonglomerat-Massen vor, dergleichen auch 

23* 


| = mw = 
später über die Gegend umhergestreut war. Die Gebirge im Wilmett- 
Thale waren feinkörniger grauer Granit, die an dessen Ende in 30°11° Breite 
bräunlicher Porphyr: mit Quarzkörnern. EU Wi a 
Die Moreton-Bay besuchte C. 1828. Ihre Westküste von der Mün- 
dung des Bimsstein-Flusses an bis Red Ctiff Point ist von einer Sand- 
bank begleitet, in der man bei niedrigem Wasser ein  Chalcedon- La- 
ger erkennt. Dem Brisbrane River folgend kam man zuerst auf 
Talk- oder Chlorit - Schiefer; 16 Meil. über seiner Mündung ist 
ein Bruch in nelkeubraunem Thonstein-Porphyr; noch weiter hinauf 
steht Serpentin an von Asbest- und Magneteisen- Gängen durchsetzt; 
60 Meil. von der Küste geben Hornstein-Lagen‘an den Ufern und eine 
beträchtliche Kohlen- Schichte im Bette zu Tage, in deren Nähe man 
einen fossilen Stamm mit konzentrisch-faserigen Streifen und einer der 
Länge nach  blätterigen Struktur (rechtwinkelig zu jenen) fand. Von 
der „Kalkstein-Station“ am Brenner-Flusse, der in den Brisbrane fällt, 
brachte C. gelblichen Hornstein, erhärteten weissen Mergel, gewisser 
harter Kreide ähnlich und voll schwarzer Feuersteine, blaulich - grauen 
Chalcedon und gelblichen sandigen Kalkstein mit; ein Kohlenlager setzt 
von Brisbrane an nach dem Brenner fort. Im Süden von- jener Station 
ist ein bemerkenswertber Trapp-Berg, Mount Forbes genannt; 50 M. 
südlich von der Sträflings-Niederlassung am Brisbrane ist die Birman- 
Kette mit dichtem Quarzfels; der Berg Lindlay im S. des Brisbrane 
hat Granit. Mr | her) 

-  Kapt. Sturr hat von einem Ausfluge von Bathurst nach den Marschen 
des Macquarie - Flusses und zum Darling River kohlensaures Kupfer 
von einer weissen thonigen Felswand bei Moling Plain, Stalaktiten vom 
Bette des Macgwarie, nelkenbraunen Thon (pink clay) vom Wasserfalle 
unter Wellington Valley; Porphyr von Mount Harris, harten, körnigen 
Quarzfels von Oıxley’s Table Land und Mount Hellwellin, Granit von New 
Year’s Creek, ein quarzıges Konglomerat, Porphyr, Sandstein, weissen 
Thon, Selenit vom Darling River, dichten kohlenhaltigen Kalkstein von 


einer Kalkstein-Kette, 16 Meil. N. von Bathurst mitgebracht. 
Er 
-* 


III. Petrefaktenkunde. 


De Brarmsvitı.e und GEoFFrroy Sr. Hırame: Bericht an die Akademie 
über Desnayes’ Allgemeine Betrachtungen über das Genus 
Belemnites (2’Instit. 1836, IV, 406). Wir heben aus diesem Berichte 
über genannte Abhandlung (nachträglich zum früheren, Jabrb. 1836, 
741) noch aus: dass Desnayes /die Sepienknochen aus drei Theilen be- 
stehen lässt, aus der hohlen Spitze oder dem kleinen Kegel, aus dem 
aus übereinanderlagernden Schichten und einer äusseren Haut gebildeten 


Schilde am vorderen Rande des ersten, und aus den Flügeln seit- 
lich zwischen beiden; — dass nach ihm der Belemnit ein soleber inne- 
rer Knochen mit übereinanderlagernden Schichten ist, woran der Kegel 
sehr vergrössert, Flügel und Schild (nach der von Acaıssız gemeldeten 
Entdeckung) ersetzt sind durch den unmittelbar von des letzten Mündung 
fortsetzenden Theil, welchen Zırren als Kalmars-Leiste abgebildet hatte, 
und wo das Iunere des Kegels mehr oder weniger angefüllt ist durch 
eine Reihe Uhrglas-ähnlicher und mit einem Siphon versehener Scheide- 
wände [also ohne selbstständige äussere Wand], die man als ein Ganzes 


betrachtet und Belemniten-Alveole genannt hat; — dass es nach Des- 
HAYES’N eine unzweifelhafte Sache seye, dass auch die Belopteren im 
Inneren ilıres Kegels Scheidewände besitzen; — dass die Scheidewände 


des Belemnites plenus (Actinocamax) wöhlhäutig oder knorpelig gewesen 
und an die mehr oder minder regelmässigen Riefen an dessen Basis be- 
festigt gewesen seyen, welche Sowersy und: Münster als Zeichen erlit- 
tener Beschädigung betrachtet haben. Das Thier scheint ihm demnach 
einen breiten Rücken, eine Schwimmhaut in seinem ganzen Umfang, 
eine aus der der Sepien und Nautilen kombinirte Bildung der Bewe- 
gungs- und Erfassungs-Organe (Arme) und eine zehnfache Anzahl der 
letzteren besessen zu haben. 

Die Berichterstatter hatten diese Folgerungen zu hypothetisch ge- 
funden, um darüber, ohne die Akademie zu kompromittiren, ein Gutachten 
abgeben zu können, besonders da Desnaves die von Acassız bezeichneten 
oder ähnliche Exemplare nicht selbst gesehen hätte. Nachdem Buaın- 
vILLE’N später die BuckrLanp’schen Abbildungen der letztern zugekommen, 
erkennt er daran zwar bestimmte Spuren einer häutigen letzten Kammer, 
welche das Thier aufgenommen, so wie selbst eines Dintensacks, — aber 
nichts, was nach der von Desuayes gegebenen jdealen Zeichnung analog 
wäre der knorpelige Scheide der Kalmar’s oder dem Knochen der Sepien. 


K. v. STERNBERG: über zwei Geweihe vom Riesengeweih- 
Hirsch im Böhmischen vaterländischen Museum (Verhandl.d. Gesellsch. 
d. Vaterl. Mus. in Böhmen, in der 12ten allgemein. Versamml., Prag 1834, 
S.44—50 und S. 72—75, Tf. 1 und II.) Das erste und schönste dieser 
Geweihe, beide Stangen fast unversehrt noch am Schädel sitzend, ist 
im Rhein bei Kölln gefunden und durch den Grafen STERNDERG von 
MeıneRTsuAGEn für jenes Museum erkauft und hier auf Taf. I abgebil- 
det worden; S. 72 — 75 gibt die detaillirten Ausmessungen verglichen 
mit denen der lebenden Elenn-Art. Dieser Hirsch unterscheidet sich 
nach Cuvier von dem Elenn, wovon er kein fossiles Exempli=r kannte, 
durch die aufrechte, nicht horizontale Richtung des Geweiiies und durch 
das Vorhandenseyn des Augsprossens an demselben. Übrigens: sind 
beiderlei Geweihe vielem Wechsel unterworfen, und selbst die beiden 
Stangen des vorliegenden Exemplares weichen bedeutend von einander 


ab. Herm. v. Meyer hat jedoch kürzlich auch vier fossile Geweihe des 
Elenns nachgewiesen *), welche sich in den Museen zu Leiden, Bonn, 
Frankfurt (aus Italien) und Würzburg (von Grafenreinfeld bei Schwein- 
furt mit Knochen anderer vorweltlichen Tbiere) befinden. Das fossile 
Elenn scheint von dem noch lebenden, wenn auch etwas abweichend, 
doch nicht spezifisch verschieden. Inzwischen ergibt sich aus diesen 
Anführungen die einstige weite Verbreitung des Elenns, Cervus alces, 
des Elch’s der Niebelungen (bis nach Italien) und die Existenz desselben 
mit vielen jetzt ausgestorbenen Thier - Arten und insbesondere mit dem 
Riesengeweih’s Hirsch (Cervus eurycerus, Bos cervi figuraCams. 
bell. gall. VI, cap. 25), dem grimmen Schelch der Niebelungen. 

Von STERNBERG äussert jedoch einige Zweifel gegen die Richtigkeit 
der Ansicht Hıezerr’s über das so sehr späte Verschwinden des © 
eurycerus Auprovanp’s. Er könne zwar Hieserr’s Urschrift nicht 
vergleichen; — wäre jedoch das Geweihe gemeint, welches der Brittische 
Arzt Casus- an GESNER gesehickt und welches ALprovanD (de quadrup. 
p- 857) abgebildet, so wird einestheils nirgends gesagt, dass dasselbe 
nieht etwa ein fossiles gewesen, anderntheils ist es den Abbildungen 
bei Cuvier und Gorvoruss ganz unähnlich, insbesondere mangelt ilım der 
Augsprossen, die Sprossen haben überhaupt eine andere Richtung, und 
die Zeichnung ist vielleicht gar nicht nach der Natur gemacht, was um- 
gekehrt bei Arpdovann’s Cervas tarandus und bei Münster’s Cer- 
vus alces ganz gewiss der Fall ist. — Das Prager Museum besitzt 
noch ein Exemplar, wovon zwar der Augsprosse abgebrochen, dagegen 
die gleichzeitige Beglaubigung beigefügt ist, dass es bei Seb. im Jahr 
1566, anderthalb Mann tief im Bodeu gefunden worden. Zwei andere 
Exemplare befinden sich im k. k. Naturalien-Kabinet in Wien, ‚wovon 
das eine mit dem Schädel erhaltene demjenigen sebr-ähnlich ist, welches 
Cuvier (oss. foss.) auf Tab. VII, Fg. 2 aus dem Collegio Romano ab- 
gebildet hat, — das andere aber [Taf. II abgebildet] im Banate unfern 
dem Eisernen Thore in der Donau gefunden worden, und an dessen 
einzig erhaltener Stange sich eine slavisehe Inschrift anscheinend aus 
dem XIV. Jahrhandert schon eingegraben fand, welche ausdrückt „in 
der Sündfluth untergegangen“, ein Beweiss also, dass diese Art [?] schon 
im XIV. Jahrhundert in Ungarn nicht mehr existirt habe. Selbst die 
auf Jonnswon’s und Münster’s Beschreibungen und auf die von HıesERT 
in Rom aufgefandene Abbildung gestützte Behauptung MaArceıL DE 
SERRES’, dass wenigstens die Römer noch den Cervus eurycerus ge- 
kannt, scheint dem Vf. nicht ausser Zweifel zu seyn, da er bei Münster 
nur dieselbe Abbildung wiedergefunden, welche Arprovanp nach oben 
erwähntem Geweihe [ wie aber mit der Figur des ganzen Thiers?] von 
Casus geliefert hat. (Die nachstehenden Maas-Angaben des fossilen Ge- 
weihes aus dem Rheine und eines Geweihes vom lebenden Elenn sind 
in Metern ausgedrückt.) 


=) Nov. Act. Nat. Curios. XVl, ı1, 463, tb. xxxll, XXI, XXxvil. 


— 355 — 


’ Riesen - Gewelh-Hirach. Lebend. Elenn. 
Umfang des Rosenstocks j } 0,255. 2 WENN NO255 
s dr Stangen, wo sie am dünnsten 0,190 . . 0,153 
Abstand der Spitzen der vordersten Enden 
beider Seiten  . 0,410 . . 0,430 
Abstand der Spitzen dau naitilen, Enden 
(grösste Weite des Geweihes) h \ DAB! un. 1,018 
Abstand der Spitzen der hintersten Enden BIBOi)..0,,: » 0,758 
„beider Rosenstöcke, oben de REN, he ce 0,200 
. „ er ‚„ unten . 0,246 


Grösster schiefer Durchmesser der Schaufel 
rechts (beschädigt) i ß z } BOB id. 0,490 


links . . 0,565 \\.v. N 0,590 
Dessgl. über (die pe Hl Schaufel 
gemessen rechts . . e a . 1,012 
links . ; 0,790 
Von der untern Seite des Roschelückh bis 
zur äussersten Spitze, rechts . } 0,660 
links ; ; 0,750 


Die auflallendste Maas - Verschiedenheit ist demnach bei a&r viel 
beträchtlicheren Grösse des fossilen Geweihes, der viel geringere Ab- 
stand der Rosenstöcke von einander und selbst noch der untersten ‚resp. 
vordersten Sprossen. Das fossile Geweihe hat 9 Sprossen an jeder 
Stange, wenn nicht noch einige abgebrochen sind: sie gehen strahlen- 
förmig von der breiten Schaufel aus. Die Stangen der lebenden Art 
haben 8 Sprossen, wovon an der rechten Schaufel zwei nur sehr klein 
sind. Jede Schaufel ist durch einen tiefen Einschnitt zwischen dem 
Aten und 5ten Sprossen in einen- hintern grösseren , mehr horizontalen 
und nach hinten gerichteten, und in einen vorderen kleineren Ast getbeilt, 
dessen Sprossen kürzer sind, und mehr aufwärts streben. 


Ca. Levemer: Beschreibung eiwiger neuen fossilen Kon- 
chylien im Dept. der Voralpen. (Me&m. soc. geolog. de France, 1836, 
uU, ı, 313 — 815, Taf. XXII, XXIII) Es sind 4 Ammoneen-Arten, 
welche der Vf. beschreibt und in natürlicher Grösse abbildet, aus der 
Gegend von Castellane, wo ‚sie durch die Hrn. Emerıc zu Castellane und 
Divar an Kollegium zu Grasse in der unteren Abtheilung ‚der Kreide- ' 
Formation und (eine Art) im-Öxfordthon (RozET) entdeckt worden. Drei 
derselben bilden ein neues Genus, das sich durch die getrennten Um- 
&änge seines Gewindes auszeichnet. 

1. Erioceratites, Widderhorn: testa discoidea spiralis, anfrach- 
bus ’spirae non 'contiguis ; ne lobis et sellis conpositis; 'se- 
phone dorsali. 
1.Cr. Duvarıı, Tf. XXU, Fg.1 ab. Schaale zusammengedrückt, 

Mündung längliefl; die Seiten mit entferntstehenden einfachen Rippen, 


i 


RE Ve u ae 


welche über den Rücken fortsetzen und jederseits nächst der Mittellinie 
desselben einen spitzen Höcker tragen, und mit [je 12—15] sehr feinen, 
bognigen, einfachen und ebenfalls über den Rücken ziehenden Streifen in 
den ungleichen Zwischenräumen zwischen den ersten; Bauch etwas kon- 
kav, mit nach vorn konvexen Querstreifen,. Ein Exemplar von etwa 
21° Durchmesser aus Oxfordthon von Cheiron, im N.W. von Castellane. 


-% Cr. Honorarzi, Taf. XXU, Fg. 2a b. ist dem vorigen ähnlich. 
Doch sind die Streifen dicker, kantig, fast gerade; die Streifen erheben 
sich erst gegen den Rücken hin, aber ohne einen BHöcker zu bilden 
[der Rücken scheint gekielt], die Mündung verlängert oval, der schmale 
Bauch ist ebenfalls konkav und mit nach vorn konvexer Queerstreifung 
versehen. in Kreideschiehten über Grünsand am Berge Destourbes, S.W. 
von Castellane von Emerıc gefunden. Das Exemplar besitzt nach der 
Abbildung 0m14 Durchmesser. [Hr. Puzos hat mir so eben den Gyps- 

" Abguss eines andern Exemplars von da gesendet, das 24 Umgänge und 
om44 oder 163‘ Durchmesser hat. Der letzte Umgang ist 0m10 dick und 
om 12 hoch. 

3. Cr. Emerıcıı, Taf. XXI. Fg. 1 ab. Seiten flach, gegen den Rücken 
und den Bauch sich gleichmässig abrundend; die dieken Rippen einander 
etwas genähert, jede drei Höcker auf der Seite, gegen den Rücken und den 
Bauch tragend. so dass dieselben jederseits drei Reihen bilden; zwischen ihnen 
je drei deutliche, etwas kantige, einfache, sehr bognige, über den flachen 
schmalen Rücken fortsetzende Streifen. Der Bauch breiter als bei vori- 
gen, konkav, queergestreift, indem die Rippen sich über denselben hin 
in Streifen auflösen. Mit vorigem. Emeric und Duwvan besitzen jeder 

- ein Exemplar. Das abgebildete hat om13 Durchmesser. 


(Wären diese Exemplare vollständig, so würden sie wahrscheinlich 
ein gerade ausgehendes ungekammertes Ende haben, wie die folgende. Br.) 


4. ScaphitesPuzosi n. sp. Tf. XXI, Fg. 2. Exemplar undeutlich, 
im Anfang mit2—3 Umgängen, deren letzter schnell an Dicke zunimmt, 
dann gerade ausgehet. Oberfläche mit feinen Queerstreifen bedeckt, 
zwischen welchen von Strecke zu Strecke sich eine stärkere Rippe er- 
hebt, welche auf der Mitte der Seiten und gegen den Rücken hin zwei 
Höcker trägt. Streifeu und Rippen eingetheilt. — Mit vorigen. [Durch- 
messer des Gewindes 0,023, der gerade Theil 0,n25, die Umgänge 
scheinen aneinanderliegend gewesen zu seyn]. 


— 


Lirter: über die Süsswasser-Bildung von Sansan, Gers, 
und die darin vorkommenden Vierfüsser-Knochen. (Bullet. 
geol. 1836, VII, 217—220). Der Vf. hat im @ers-Dept. seine früher 
bei Simorre begonnenen Nachgrabungen auch an andern Punkten, mit 
Erfolg fortgesetzt, und namentlich in Sand und Molasse und darunter 
liegenden Süsswasserkalken bei Sansan eine Menge fossiler Thiere ent- 
deckt, von welcher er hier folgende Liste mittheilt. 


— 557 — 


I. Mastodon. 
1. M. tapiroides Cuv., unsere grösste Art, Zähne fast wie bei’m 
Obio-Thier. 

2. M. tapiroides minus: Zähne um % kleiner. 

3. M. angustidens, wie zu Simorre. 

4. M. angustidens minus, Zähne um # kleiner. 

5. M. minutus: die mitteln Zähne mit 6 Spitzen sind nur 0m 04 lang 
und 0m03 breit, mithin wohl noch kleiner, als bei der von CroizEer und 
JoBERT in Auvergne gefundenen Art. 

6. M. ..... wenige Reste deuten eine sechste Art an. 

I. Dinotherium: Knochen nieht selten, aber fast stets zersetzt. 

7. D. giganteum Kaur; 1 Mahlzahn und 1 Stück Schulterblatt 
hat der Vf. ans Pariser Museum gesendet; desgl. von 

8. D. seeundarium Kaur; einige Mahlzähne und einen ? untern 
Schneidezahn, 


. Ill. Rhinoceros. 

9. | 

10. ) in Sand und Molasse: nur einige Backenzäune von 3 Arten; 

11. 
aus dem Süsswasserkalk darunter stammt eine weit grössere Menge 
Knochen von 3 andern Arten; der Vf. hofft, dem Museum zu Paris bald 
hinreichendes Material zusenden zu können, um die Skelette zweier 
Arten davon fast ganz und das des dritten grösstentheils zusammenzu- 
setzen. 

12. Rh. tetradactylus longimaxillaris: Vorderfüsse mit vier 
Zehen , von welchen aber der vierte, wie beim Tapir, den Boden "nicht 
erreicht; Hiuterfüsse mit 3 Zehen ; untere Schneidezähne 2, breit, spitz, 
dreikantig, unten gerundet und gleich den Eckzähnen ohne deutliche 
Wurzel; Backenzähne länger als bei ‚der folgenden Art; die oberen 
Backenzähne auch abweichend gebildet. Wahrscheinlich nur 1 Horn. 
So gross wie die einhörnige Art von Java. (Cuvıer hatte seinem eben 
so grossen Rh. ineisivus zwei Hörner zugeschrieben.) 

13. Rh. tetradactylus brevimaxillaris: Zehen wie bei vori- 
gem; die Grösse minder beträchtlich, die Glieder schlanker; die Kinn- 
laden auffallend kurz ; Schneidezähne unten auch nur 2,und dreikantig, 
aber kurz, stumpf und ohne besondere Wurzel. 

14. Rh. — — ist kleiner, als die 2 vorigen; die Backenzähne ste- 
hen rücksichtlich ihrer Länge zwischen diesen in der Mitte; die oberen 
sind auch abweichend gebildet; die Vorderfüsse unbekannt. 


IV. Palaeotherium. 
15. P. equinum: verschieden von der Art von Paris ; verwandter 
jener von Orleans; nähert sich dem Pferde durch seine Extremitäten. 


V. Anoplotherium. » 


16: ! ‚zwei Arten. 
17.) 


_— 38 — 


- VL Sus: einige Schwein-artige Thiere, wuvon aber nur wenig 

Knochen vorgekommen sind. 
VII. Cervus. 

‚19. \ \ - 
‚20. t y ü . 
21. \ Die grösste Art so gross, als der Edelhirsch. 
22, 
23. 


| 24. C. pygmaeus: nur von den Dimensionen der kleinsten An- 
tilopen. 


VII. Amphicyon: ein neues Geschlecht sehr grosser Ranbthiere, 
wovon der Vf. dem Museum zwei halbe, Kinnladen und einige Knochen 
gesendet hat, Seine Schneidezähne sind einlappig, seine Eckzähne zu- 
sammengedrückt (die ersten Backenzähne olne abgesonderten Fortsatz), 
alles fast wie beim Waschbären; der Fleischzahn und die zwei ersten 
Höckerzähne wie beim Hunde. Wodurch aber 'dieses Thier sich von 
allen andern Raubthieren zu unterscheiden scheint, das ist ein dritter 
Höckerzahn im Oberkiefer. 

IX. Nager: mehrere Arten. 
X. Schildkröten. 
XI Vögel. | 

Damit finden sich Cyclostomaä elegans, Bioiines lubrieus, 
Limnea ?stagnalis und 2 andere Arten; Helix: 6 Arten, ven wel- 
chen mindestens 2 nea sind, eine Potamides- oder Melania- Art, 
welche den Mund links hät ; 3 Planorben, 2 Pupen, 1=2 Anhcylus-Arten, 
eine Testacella? | 

Der Vf. gesteht übrigens ein,“ dass er in dieser Art von Untersüu- 
chungen ein Neuling seye. Doch hat er sich mit Bramvruin desswegen 
bereits in Verbindung gesetzt. 


Larter: über die fossilen Knochen des Gers-Dopt. (Bericht 
an die Akademie 1837, 16. Jänner, ’Instit. 1837, V, 18—19). Die Zahl 
der bekannt gewordenen Säugethier-Arten beläuft sich schon auf 30, 


Die wichtigsten Gebeine, welche man entdeckt, sollen an das Pa- 
riser Museum abgeliefert werden, und De BrammvirLe sie untersuchen, 
Der obere Süsswasser- Sand und - Sandstein von Simorre, Tourron, 
Lombez u. s. w. haben Dinotherium giganteum, D. Secunda- 


rium, — gegen 5 Mastodon-Arten, worunter eine neue kleine, — 
3 Rhinoceros- Arten, — Backenzähne eines kleinen Schwein-artigen 
Thierss, — Geweihe-Stücke eines kleinen Hirsches, und einen grossen 


Wiederkäuer, wohl einen Ochsen, von 6' Höhe geliefert. 
In der Süsswasserbildung von Sansan fehlen die Dinotherien; 


/ 


— 359, — 


Mastodonten sind selten; — Rhinocerosse sind dagegen sehr 
häufig, drei Arten, welche von den obigen abweichen in der Grösse, 
durch die Form ihrer Schneidezähne, die Länge ihrer Kieferbeine ; sie 
haben vier Zehen vorn (den kleinen Zehen mehr, als die lebenden Ar- 
ten) und scheinen kein Horn auf der Nase besessen zu haben, da die 
Nasenbeine sehr dünne sind und auch im spätesten Alter nicht miteinan- 
der verwachsen; dabei kommt 1 Palaeotherium vor, etwas grösser 
als das P. medium von Montmartre, in, der Zahnbildung aber dem 
P. Aurelianense nahe stehend; seine Extremitäten sind denen des 


Pferdes auffallend äknlich; — auch eine Anoplotherium-Art, so 
gross als ein mittelmässiges Rhinoceros, — und noch ein kleiner Wie- 
derkäuer mit Backenzähnen wie bei Anthracotherium. — Drei 


Hirsche, welche alle beständig gabelföürmige Geweihe besitzen, wovon 
die Enden nach vorn und hinten gekehrt sind und auf einer senkrechten, 
nach Verschiedenheit der Arten mehr oder weniger hohen Stange stehen. 
Die „grosse Art“ hatte 5’ 6° am Widerriss, und ihre oberen Backen- 
zähne sind inwendig an der Basis verdickt; die „zierliche“ Art war et- 
was grösser, als unser Reh, und durch ihre leichte Form auszeichnet; 
die „schwerfällige“ Art dagegen besass bei einem Kopfe, etwa so gross 
wie bei voriger, nur kurze Beine und nur 18°°— 20‘ Höhe, beim Männ- 
chen eine längere Geweihstange und Eckzähne. Die Backenzähue wei- 
chen fast generisch von denen der vorigen ab, um sich denen der Dick- 
häuter zu nähern, und die Fussröhre (Mittelhand) besteht in der Jugend 
aus 2 getrennten Knochen, welche später miteinander verwachsen, so dass 
äusserlich nur ihr unteres Drittheil ganz, und die innerlichen Markröhren 
auch oben stets durch eine doppelte Kuochenwand getrennt bleiben ; der 
Tarsus besitzt ein Knöchelchen weniger, als bei andern Wiederkäuern, 
indem das Keilbein durch einen Vorsprung der innern Hälfte der Fuss- 
röhre ersetzt wird, deren Kopf mithin sich unmittelbar dem Kahnbein 
verbindet. Aus diesem Grunde muss die äussere Hälfte der Fussröhre 
weiter hinabreichen, als die innere, und das Thier nöthigen, seine 
Beine auswärts zu setzen und die Leichtigkeit seiner Bewegungen ver- 
mindern. Hinter dem oberen Kopfe dieser Fussröhre ‘bemerkt man Spu- 


ren zweier anderen Zehen. — Ferner findet sich eive Antilope, die 
sich durch die Gestalt und Richtung der Knochenkerne ihrer Hörner der 
Gemse der Pyrenäen nähert. — Endlich hat L. einen kleinen Wieder- 


käuer von 12”—13‘' Höhe gefunden, dessen vorderen Backenzähne ganz 
mit denen der gleichzeitigen Hirsche übereinstimmen, während die hin- 
tern gänzlich von denen der Hirsche abweichen. Er glaubt, dass biezu 
auch ein Schädelstück mit dem Knechenkerne eines Hornes gehöre, wel- 
cher 10° Länge, 3°’ Dicke besitzt, wie beim Ochsen hohl ist und eine 
seitliche Biegung besessen haben mag. — Vom Geschlechte Amphieyon 
kommen Reste mehr als einer Art vor; sie sind begleitet von denen 
eines wirklichen Hundes, einer grossen Katze, eines mit der Ge- 
nette verwandten Thieres von der Grösse: unseres Fuchses, — Unter 
den zahlreichen Nagethieren ist bis jetzt nur ein kleiner Hase von 


—- 360 — 


der Grösse einer Ratte bestimmt worden. — VorEdentaten muss eine 


sehr grosse Art hier gelebt haben. Sie hat Klauen-Glieder der Füsse 
hinterlassen, ähnlich demjenigen von Alzey, welches Cuvıer einem Rie- 


ar. 


sen-Pangolin [Kaup dem Dinotherium] zugeschrieben; sie sind eben- ' 


falls vorn gespalten und ohne Knochenscheide zur Aufnahme der Basis 
der Klaue, aber verhältuissmwässig höher, kürzer und dünner, als das 
obige. Dieses Thier hat auch Backenzähne besessen, wodurch es von 
den Pangolinen abweicht; sie bestehen aus einer nicht sehr dichten EI- 
fenbein-Masse, sind ohne Schmelz und ohne Wurzel; sie ragten nur 
wenig aus der Alveole hervor und konnten höchstens zum Zerdrücken, 
nicht zum Zerkäuen der Nahrungsmittel dienen, welche demnach wohl 
animaler Art gewesen seyn müssen, wenn sich nicht Früchte dazu ge- 
sellten. Die Füsse waren sonderbar gebildet: jede erste Finger-Phalanx 
nimmt, wenn sie ausgestreckt liegt, den Kopf des entsprechenden Mittel- 
handknochens, statt dass beide sonst mit den Enden aneinanderstossen, 
in eine rundliche nach hinten sehr erweiterte Vertiefung der oberen 
Seite auf, welche Vertiefung mitten au: ihrem hinteren Rande einen Aus- 
schnitt besitzt, in welchem sich die mittle Kante bewegt, die sich 
am Kopf des Mittelhandknochens befindet. Hiedurch wird dem auf dem 
ersten Phalangen ruhenden Körper - Gewichte eine hinreichende Unter- 
stützung geboten, ‘um den Gang bei den grossen und wohl nach unten 
ungeschlagen gewesenen Klauen zu erleichtern. 


Der wichtigste und neueste Fund LArter’s besteht aber in einem 
Unterkiefer mit allen seinen Zähnen: 4 Schneide-, 2 Eck-, 4 Lücken- 
und 6 Backen-Zähnen, deren mithin 16 im Ganzen siud, welche in un- 
unterbrochener Reihe stehen, gerade wie beim Menschen und einigen 
Affen. Die Schneidezähne sind von denen des Menschen nur wenig 
verschieden ; doch etwas mehr nach vorn liegend; der Eckzahn ist spitz 
und vorstehend, doch weniger, als bei den meisten Affen. Der erste 
Lückenzahn hat nur einen starken Höcker, statt der zwei beim Men- 
schen ; der zweite aber hat deren zwei, wie hier. Die drei Backen- 
zähne sind wie beim Menschen beschaffen, nur dass der hinterste etwas 
länger ist; sie haben alle vier im Quadrat stehende Höckerchen, sind 
in dem Verhältnisse abgenutzt wie bei einem etwa 40jährigen Menschen, 
aber nur von deren halber natürlicher Grösse. Die Ausmessungen ergeben: 


Länge der 5 Backenzähne zusammen . . Paar .. 0,029 
Höhe des Kiefer-Astes in seiner Mitte : A . E ‚0014 
Erhebung der Eckzähne über die ersten Lückenzähne . 0,004 


. Diese Kinnlade -Jag mit einer nicht dazu gehörigen Phalanx, mit 
Hirsch-, Anoplotherium und Palaeotherium-Resten zusammen 
in einem Mergel, den eine regelmässige Kalkstein-Bank bedeckte. Sie 


rührt daher von einem Affen von einigen und 30’ Höhe aus FR Zeit 
der Paläotherien her. 


\ 


= Mi 


LirTer hat nach einem späteren Berichte am 17. April 1837 (U’Instit. 
1837, 126) der Akademie eine Zeichnung der Kinnlade übersandt, die 


ihm von einem Gibbon herzurühren scheint. Andere Quadrumanen- 


Reste sind: ein oberer Backenzahn mit 4 etwas ungewöhnlich gestellten 
Tuberkeln ; eine Phalanx des kleinen Fingers, 2 Oberhälften vom Femur, 
2 Cuboid - Beine des Tarsus, und ein Unterkieferstück mit 3 Paaren 
Schneidezähnen und sehr starken Eckzähnen, das er einem Maki zu- 
schreiben möchte. 

Auch hat er einige Vögel-Reste gefunden, zum Theil von kleine- 
ren Arten, als jetzt in denselben Klimaten leben; dabei ein Ey, dessen 
Inneres in Kalkspath verwandelt ist, von nicht ganz 2‘ grössten Durch- 
messers. | 

Von Insektivoren ein halber Unterkiefer einer Fledermaus, 


mit mehr Lückenzähnen als gewöhnlich und mit nur rudimentären Schneide- 


zähnen; und ein Kieferstück von der Grösse und vielleicht Beschaffen- 
heit, wie bei der Spitzmaus. 


Sehr merkwürdig ist der normale Schneidezahn eines Riesen-Säuge- 
‘ thiers, nämlich von Meisel-Form mit einer unterschiedenen Wurzel, und 
welcher andere ähnliche neben sich gehabt haben muss; — jedoch ist 
die zylindrische Wurzel unten abgebrochen, und die Krone, von welcher 
nur wenig am Ende mängelt, hat nicht weniger als 11° Länge auf 


4°" grösster Breite; die sehr dichte Elfenbein-Substanz liegt in horizon- 


talen Schichten senkrecht übereinander, ist auf dem Queerschnitte matt ' 


und ohne alle Streifung,, wie man sie an Elephanten - Zähnen bemerken 
würde; eine deutlich unterschiedene 0,001 dicke Lage von Schmelz umgibt 
‚den Kern, welcher aber nicht die nadelähnliche Struktur des gewöhnlichen 
Schmelzes besitzt und, ausser der Richtung der Fasern, viele Ähnlich- 


keit mit der Elfenbein-Substanz des Zahnes hat. 
N 


\ 


De Bramvirue: über den Schädel des Dinotherium gigan- 
teum (U’Instit. 1837, S. 93— 94). Die Tranzösische Akademie hatte 
bekanntlich die Kosten bewilligt, um. den Dinotherium-Schädel nach 
Paris kommen zu lassen. Bramviırze theilte dann nach dessen Unter- 
suchung der Akadeinie (20. März) seine Ansichten mit. Er hält das Di- 
notherium für ein Geschlecht, welches mit dem Dugong und Laman- 
tin die Familie seiner Wasser-Gravigraden ausmacht; der Elephant, 
das Mastodon und Tetraucaulodon bilden die Land-Gravigraden. — Es 
würde daher nach seiner Meinung den Tapiren. womit es Cuvier 
verbunden, viel näher bleiben, als den Edentaten, welchen es Kaup 
zugesellen will. 


Die Backen-Zähne haben eine Form, wie beim Lamantin, Tapir, 
Lophiodon und Känguruh. Ihre Zahl ist 5. Die Lücken- und die Eck- 
zähne mangeln gänzlich, so dass vor den Backenzähnen eine grosse 
Lücke entsteht, wie unter den eben genannten Geschlechtern nur beim 


‚ae 


SR 
Bi 


= 1 = 


Lamantin. Auch sind die Schneidezähne,, wie: bei diesem und den Ele- 
phanten, Stosszahv-artig, nur dass sie im Unterkiefer stehen. Der be- 
schädigte Vorderrand des Oberkiefers lässt nicht entscheiden, ob derglei- 
chen auch in. diesem vorhanden seyen; aber die breite und dicke Ge- 
stalt eines dem Vorderende angehörenden, einige Jahre früher gefunde- 
nen Bruchstückes lässt vermuthen, dass solche auch oben vorhanden ge- 
wesen, aber kleiner, und vielleicht nur als Rudimente. 

Am Schädel sind die Gelenkköpfe ganz hinten am Ende und 
horizontal gerichtet, wie bei den Lamantinen und zahnlosen Cetaceen. 
Die Hinterhauptfläche ist breit, fast senkrecht, sogar von vorn 
nach hinten geneigi, in der Mitte mit einer tiefen ie zur Insertion 
eines starken Nackenbandes oder mächtiger Aufrichte-Muskeln des Kopfes, 
und der Grundtheildes Schädels ist schmal, die Syucipito-Frontal- 
Gegend aber flach und sehr breit, wie bei den Liamantinen und Du- 
gongs. — Die Schläfengrube ist sehr tief und breit, was auf ‚unge- 
heure Aufhebe-Muskeln des Unterkiefers nicht allein zum Kauen, sondern 
auch zum anderweitigen Gebrauche seiner hakenförmigen Stosszähne deutet. 
Mit dieser grossen Grube isi ein breiter, dicker, vollständiger Jochbo- 
gen, wie man noch aus der Gelenkfläche der ihm entsprechenden 
Knochen schliessen kann (denn er fehlt jeizt), vollkommen in Einklang 
gestanden, gerade wie bei den Lamantinen, aber vielleicht: war er ohne 
' deren grosse Ausbreitung des Juchfortsatzes des Schläfenbeins. — Die 
Augenhöhle ist, wie bei diesen Tbieren, sehr klein und seitlich, aber 
breit in die zygomatische Grube geöffnet. Das. Ohrloch ist klein, eng, 
etwas schief von unten nach oben. — Das Antlitz ist breit, platt, 
und wird nach vorn noch etwas breiter, wie bei den Cetaceen ; in seiner 
Mitte besitzt es eine sehr grosse Öffnung, ganz analog, obschon viel 
grösser und breiter, wie beim Dugong. Die hintere Nasenöffnung 
aber ist sehr enge. Das Suborbital-Loch ist beträchtlich, doch viel- 
leicht nicht so sehr, wie am Dugong. 

Der Unterkiefer hat mit dem des Dugongs ebenfalls die grösste 
Analogie in der Art, wie seine Äste im vorderen Drittbeil ihrer Länge 
nach unten gekrümmt sind. Aber da dieser Kiefer vorn die mächtigen 
zurückgekrünmten Stosszähne zu tragen hat, so ist hinten sein Gelenk- 
kopf queer zylindrisch, wie bei den Raubtbieren, damit er sich nicht an- 
ders, als senkrecht auf und ab bewegen könne. 

Diess Tbier war daber ein Dugeng mit Stosszahn-förmigen Schneide- 
zähnen. Man'muss daher auch weiter annehmen, dass es nur vorn ein 
Paar Extremitäten mit 5 Zehen besessen. Die grosse vordere Nasen- 
öffnung, die breiten sie umgebenden Flächen, die Weite des Loches für 
den Suberbital- Nerven haben zwar auf einen Rüssel schliessen lassen ; 2 
vielleicht deuten sie aber noch eher auf eine starke Entwicklung der 
Oberlippe und die einem Wasserthiere, wie eben auch dem Dugong, 
nöthige Modifkation der Nasenlöcher hin. Die Oberlippe mag die Uu- 
terlippe und die Basis der Stosszähne Ynifasst haben ; die untere mag 
nur klein seyn, HR, die Kinnlöcher nur klein sind. 


Bu 
Br. glaubt nicht, dass der bekannte, von Cuvırr einem Manis zu- 
geschriebene Krallen-Phalanx, welchen Kaur dem Dinotherium gegeben, , 
wirklich diesem gehöre, da Larrer eben solche Phalangen in Gesell- 
schaft eines Zahn-Bruchstückes gefunden hat, welches offenbar von einem 
Manis abstanımt. 


P 


Dumsriz (1. c. p. 94) bestätigt die Ansichten Bramvizıe’s , macht 
nochmal insbesondere auf die Form des Unterkiefergelenkes aufmerk- 
sam, und bedauert, dass der Jochbogen fehle, dessen Vergleichung _ 
mit dem des Megatherium interessant gewesen seyn würde. Die Kral- 
len-Phalangen der Lamantine sind weit abweichend von der oben er- 
wälhnten , welehe offenbar denen der Faulthiere analog ist. 


E. Rogerr meldet in einer spätern Sitzung (27. März, 1. c. p. 101), 
dass, da er vor einiger Zeit Lämantine habe im Senegal fischen sehen, 
15 —ı8 Stunden über dessen Mündung, auch das Vorkommen jenes 
fossilen Wasser-Gravigraden so weit landeinwärts, mitten zwischen Land- 
thieren und unter Süsswasser- und Meeres-Bildungen nichts Befremdendes 
mehr habe. Das Dinotherium möge den Rhein binaufgestiegen seyn zu 
einer Zeit, wo solcher vielleicht uoch breiter gewesen und noch nicht 
so weit bis zum Nicer hatte. i 


Dr. Kaur meldet der Akademie (!’Instit p. 189), dass er von seiner 
Ausicht rücksichtlich des Dinotherium nicht abgehen könne, und es 
daher fortwährend mit LavurıLzarp zu den Pachydermen, und zwar 
neuerlich neben Hippopotamus stelle; dass es ein Wasserthier sey, 
damit sey er einverstanden. 


Strauss meldet (i6i.2.), dass er von ganz andern Basen als BLaın- 
VIELE, nämlich von der Betrachtung des Schädels ausgehend, zum nämli- 
eheu Resultate, wie dieser, rücksichtlich der systematischen Stellung des 
Dinotherium gelangt seye. 


D. Wırcıams: über die Knochen gewisser Thiere, welche 
neuerlich in der Magnesiankalk-Breecie von Durdham-Down 
bei Bristol gefunden worden. (Lond. a Edinb. philos. Journ. 1835, 
YI, 149—150). Dieses Konglomerat hat bisher fast gar keine fossile 
Reste geliefert, weil seine Entstehung in bewegtem Gewässer deren 
Erhaltung nicht günstig gewesen seyn mag. Doch sind in genannter 
Gegend neuerlich Knochen vorgekommen, welche Dr, Rırzy und StuchBuRry 


‚als solche von Sauriern erkannt haben. Sie sind scharfkantig, wie 
s . 


= 04 = 

die Kalkstücke des Konglomerats selbst, und mit diesen so innig ver- 
bunden, dass sie eine Knochen-Breccie darstellen. Der Vf. selbst schreibt 
sie wenigstens drei Thier-Arten zu, ‘deren Grösse von der der Dra- 
eaena Lacer. bis zu den kleineren Formen der Monitoren wechselt. 
Er selbst besitzt ein kleines Kieferbein mit 6 getrennten Zahnhöhlen, 
deren eine einen jungen Zahn enthält, dessen Spitze bis zum Oberrande 
des Kiefers reicht. Er ist vom Grunde bis zur Spitze hohl und besteht 
aus einer dünnen Elfenbein-Lage in einer noch dünneren Schmelz-Scheide. 
Er ist, dreieckig, die Spitze scharf, der Körper angeschwollen, der Rand 
auf jeder Seite der Spitze abwärts regelmässig gekerbt. Dieses Kiefer- 
bein scheint dem Vf. einem Thiere angehört zu haben, das die Krokodile 
mit den Eydechsen verband. 


H. Rırey und SrurcHhgeuryv Beschreibung einiger Fossil- 
Reste von drei Saurier-Arten, welche im Herbste 1834 im 
Magnesian-Konglomerat von Durdham-Down bei Bristol ge- 
funden worden. (Lund. a Edinb. philos. Magz. 1836, VIII; 577— 579.) 
(Vergleiche Seite 363.) Das Konglomerat liegt auf dem Ausgehenden der 
geneigten Schichten des Bergkalkes, füllt die Vertiefungen seiner Ober- 
fläche aus, besteht aus eckigen Bruchstücken von Kalkstein in eine do- 
lowitische Masse eingekittet. Da, wo es die fossilen Knochen enthält, 
hat es nicht über 20° Mächtigkeit. Diese deuten 3 Thierarten an. 

Zwei davon gehören dem neuen Genus Palaeosaurus, dessen 
Zähne sich durch seitliche Knoten auszeichnen, welche rechtwiukelig zur 
Achse sägezähnig sind. Kleinere Verschiedenheiten in den Zähnen, welche 
‘sich von denen aller den Vfn. bekannten Saurier unterscheiden, bestim- 
men sie zur Annahme zweier Arten, des P. cylindricum und P. 
platyodon. 

Die dritte Art, das Genus Thecodontosaurus bildend, hat die 
Zähne in getrennten Alveolen. Das Museum des Bristoler Instituts 
besitzt unter Anderem, hievon den rechten Ast eines Unterkiefers von 
31‘ Länge und 14°‘ grösster Höhe bis zur Spitze der Zähne, und besteht 
aus dem Dental-Bein mit 21 Zähnen und aus Theilen der Subangular- 
‘und Complemertar-Beine. Die Alveolar-Grube wird gebildet durch zwei 
Leisten von fast gleicher Höhe, zwischen welchen die Zähne bis zu fast 
der Hälfte ihrer Höhe in, getrennten Alveolen stecken. Sie ähneln ihrer 
Form nach etwas einer chirurgischen Abscess-Lanzette, sind scharf zuge- 
spitzt und zusammengedrückt, am Vorderrande konkav gebogen, scharf ge- 
zähnelt, die Zähnchen gegen die Spitze des Zahnes gerichtet. Der mittle 
Zahn ist am grössten und steht 1’ hoch hervor. Alle enthalten eine 
kegelförmige Höhle, und an einem Zahne sieht man in dieser einen jun- 
gen Zahn stecken, woraus die Vf, eben folgern, dass diese Theile von 
einem Saurier, aber nicht von eigentlichen Lacerten herrühren, wie schon 
durch die gleiche Beschaffenheit bei den Zahnleisten ausgedrückt ist. 
Auch von denen der Krokodile unterscheiden sie Form und Befestigung 


— 3065 — 


der Zähne. Die Monitoren ‚haben nicht ‚die hohe innere Zahnleiste, die 
getrennten Alveolen, die bohlen Zähne, die Bildung junger Zähne in den 
‚Höblen der alten, noch .die grosse Anzahl ‚derselben; die Iguan.e ‚und 
Sceinke nicht die getrennten Alveolen, die innere Zahnleiste, ‚die Spitze 
und ‚den sägeartigen Band der Zähne. 


Mit diesen Resten zusammen sind viele andere gefunden worden, 
‚von .denen sich aber nicht angeben lässt, zu welchen von "beiden :Ge- 
‚schlechtern sie einzeln gehören. Ausführlicher :werden beschrieben : 
Wirbel, welche sich ‚sogleich dadurch unterscheiden, dass ihr senk- 
rechter und queerer Durchmesser in der Mitte ihrer Länge. auf die 
Hälfte vermindert ist, wodurch sie die Gestalt einer Sanduhr' erlangen, 
und dadurch dass die Endflächen des Wirbelkörpers sehr konkav und 
dass die Fortsätze mit dem ringförmigen Theile oder dem :Körper des 
Wirbels durch Nähte verbunden «sind. Ein fast vollständiges Gabelbein 
von einem Wirbel; — Rippen: .die ‚einen flach und unvollständig, die 
andern stielrund mit doppeltem 'Kopfe und tiefer Zwischenrippengrube ; 
— ein Schlüsselbein; — Theile vom 'Rabenschnabel; — ein Oberarm- 
bein, dessen Gelenk-Enden fast 3mal so breit als ‚die Mitte des Kno- 
chens sind; — ein anderes, ‘welches 7°’ lang, oben :2'’ und am -unitern 
Ende 14‘ breit ist; — zwei Oberschenkelbeine, wovon eines, fast voll- 
ständig, 10° Länge besitzt; — Theile eines Ischium; — eine Tibia ; 
— eine Fibula; — Mittelhand- und Mittelfuss - Knochen, mit vorletzten 
und Klauen-Phalangen dabei. 


Jory: Notitz über eine neue Knochen-Höhle bei Wabrigas 
(Bibl. univers. 1835, Sc. et Arts, LVIII, 349—394). :Herr Jurıe hat 
diese Höhle zwei Stunden von Meyrueis im Lozere-Dept. entdeckt, :und 
MarceL DE SerRES bereits eine Notitz darüber im Echo du monde .sa- 
vant, Nro 29 und im Memorial encyclopedique, Nro.47 witgetheilt. Von 
Meyrueis nach Nadriygas kommt ‚man «durch .das von der Junte .durch- 
strömte Thal, dessen Wände ‚von ;steil ‚gegeneinander  einschiessenden 
Flächen aus Jurakalkstein ;gebildet:werden, über welchen sich ‚zerrissene 
Dolomit-Massen in Form: von ‚Piks und »von "Ruinen erheben. Der-Vf. 
erklärt es. ‚für ‚ein Trennungs-Thal nach -Bucrtann. “Die Höhle befindet 
sich zwischen .Julzas ‚und Meyrueis-auf.der.Ostseite des ‚Causse-Mejean, 
300m über dem Spiegel ‚der Junte im :Dolomit, welcher oft Sandstein- 
artig wird. und beim ‚leichtesten :Stosse ‚in »viele ‚kleine Körnehen zerfällt. 
"Der Eingang hat die Form eines Bogens von 89, ‚einem Radius von 3m 
‚entsprechend, ‚und ist nicht weit ven ‚einer Quelle entfernt. ;Unweit des- 
‚selben siud‘die Dolomit-Wände einige Dezimeter über dem Boden glatt 
und glänzend, wie von einer oft wiederholten Reibung. -Der vordere 
Theil der Höhle ‚bat den Bewohnern ‚der Gegend oft gedient, ihre Heer- 
den bei schlechtem Wetter unterzubringen, welche eine 14m hohe Mauer 
hinderte,, ‚sich in den hintero Theil derselben zu verlieren. Die Höhle 

Jahrgang 1837. i 24 


Mb 7; 


besteht aus einem grossen, etwa 300m langen Hauptgange, von welchem 
in verschieden grossen Abständen auf jeder‘ Seite sechs divergirende 
Arme abgeben, ‚welche zwar weniger lang als der erste, aber alle bis 
auf einen hoch genug sind, dass man aufrecht darin gehen kann. Die 
Decke des Hauptganges senkt sich nach binten immer tiefer herab, ist 
russig schwarz und lässt an einigen Stellen Wasser herabträufeln, wor- 
aus sich einige meistens dunkelfarbige Stalaktiten absetzen, Auck der 
Lehm am Boden hat eine schwarze Farbe, welche in den feuchteren 
Seiten-Armen einen Firniss-artig glänzenden Überzug zu bilden scheint, 
gegen welchen an einigen Stellen doch die weissen Stalagmiten abste- 
chen. Der Boden ist 15m vom Eingang entfernt mit einer ungeheuern 
Menge wahrscheinlich von der Decke gefallener und durch Verwitterung 
rundkantiger Dolomit-Blöcke bedeckt, unter welche sich viele Knochen-- 
Reste mengen, was man tiefer im Innern sich noch oft wiederholen 
sieht.‘ Doch sind die an der Oberfläche gelegenen Knochen gebräunt 
und mit einer dünnen Sandschichte lose überzogen, während die im 
. Boden eingeschlossenen eine schmutzig-gelbe Farbe haben. In einem 
der Neben-Arme muss man sich kriechend voranbewegen, so dass man 
annehmen darf, der Boden seye hier noch unverritzt: auch hier liegen, 
‚wie überall, sehr viele Bären- Knochen in und auf ihm, in Gesellschaft 
von Dolomit-Blöcken;, doch nirgends sieht man jene an die Decke befe- 
stigt; nirgends Geschiebe im Boden; die Knochen-führende Erde ist un- 
ter ihrer schwarzglänzenden Oberfläche röthlich-braun, hat die Konsistenz 
feuchten Thones und scheint mächtig bier zu lagern; bıs auf 141m Tiefe 
war eine Schichtung in ihr nicht zu finden. — Die vom Vf. gesammelten 
Knochen sind 1) von Bären: ein Schädel des U. ?arctoideus”); — 
3 ausgewachsene linke und 1 solcher rechter Unterkiefer ;- — eine Menge 
Zähne von Individuen jeden Alters; — 4 Schulterblätter, wovon eines 
nur 0,064 lang, mithin vielleicht von einem Fötus; — 1 ausgebildeter 
Humerus, mit wenig angegriffenen Enden ; — 3 Kubitus ; — 2 ausgebildete 
Tibien; — 3 solche Oberschenkelbeine; — 4 solche Speichen ; — mehrere 
Phalangen; — zwei junge Schädel, wovon einer unvollständig, in seine 
Beine zerlegt an der Oberfläche des Bodens gefunden worden, mit ganz 
frischen Suturen rings an diesen Beinen; — 5 sehr junge Unterkiefer mit 
2—3 Alveolen vor dem vorderen Mahlzahne; — 4 junge Oberarmbeine 
noch mit Epipbysen; 2Kubital-Beine und 2 Peroneen eben so: alle etwas 
kleiner als vom Höhlenbären. — 2) von Schafen: 2 rechte Unter- 
kinnladen ; 1 Oberarmbein, 1 Kubitus, 1 Calcaneum u. s. w. — 3) Eine 
‚Menge Vögel-Knochen, anscheinend von Nachtvögeln, besonders 
Eulen. — Ausserdem fand sich 4) ein sehr grob mit den Fingern ge- 
arbeitetes und nur an der Sonne getrocknetes Bruchstück von Töpferwaare 
von 0,m145 Breite, in dessen 0m 007—0m008 dicken Wandungen von 


y m 

*) Seine Dimensionen sind: von den Condylen bis zum Sckneidezahnrand 0 334 
von einem Jochbogen zum andern . - 0 236° 
Schädelhöhe ag un a 1 ET 


- 20. + 


braunem porösem Thone Kalkspath-Krystalle zerstreut liegen. Es lag 
zum Theil über dem Boden, und dieser Theil war inkrustirt.'— Die mei- 
sten Knochen lagen längs der Wände der Höhle, gewöhnlich horizontal; 
sie hängen stark an die Zunge und sind weniger gut erhalten und leichter 
als jene aus der Höhle von Mialet. Die Bären -Knochen lagen theils 
in, theils auf dem Boden; die Schaf-Knochen aber scheinen gleich den 
Vogel- Gebeinen nie in grosser Tiefe vorzukommen. Ob diese Schaf 
Gebeinc eine besondere Ähnlichkeit mit denen des Mufflon besitzen, 
konnte nicht ermittelt werden. MarceL DE Srrees hat angegeben (a. a. 
O.), man habe aus dieser Höhle auch Menschen-Knochen erhalten; 
allein der Unterkiefer, welchen er angeblich.von da besitzt, ist mit ei- 
ner Kalk-Kruste überzogen, nach Form und Farbe ganz so, wie an den 
Knochen von Mialet beschaffen; auch hat der Verf. sich selbst an Ort 
und Stelle keine Menschen - Reste verschaffen können. Er gelangt nun 
zu einigen allgemeinen Folgerungen; nemlich: 


1. Die Bären, deren Knochen wir finden, sind in der Höhle selbst 
umgekommen, so auch die Vögel, vielleicht auch die Schafe. 


2. Ein Theil des Lehm-Bodens ist erst dann in die Höhe gelangt, 
als die meisten jener Thier-Knochen schon in ihr umherlagen. 


3. Nun erst ist noch eine weitre Anzahl Bären darin gestorben. 


4. Diese Knochen waren meistens noch mit ihren weichen Theilen 
bedeckt, als das Wasser sie verschüttete. 


'5.. Sie haben ausserhalb der Höhle keine Abrundung erlitten; sie _ 
sind nicht gerollt. 


6. Der Mensch war vielleicht ein Zeitgenosse noch eines Theiles 
dieser Thiere. 


. Eine andere benachbarte Höhle ist die Baume-claire mit .einem un- 
geheuer grossen Eingange, auf den sich ihr Name bezieht; sie hat 
dem Verf. den Lendenwirbel und das Calcaneum eines Ochsen, und 
einige Unterkieferbeine von Schafen und Ziegen geliefert; doch 
‚hat er nicht viel unter der Stalagmiten-Lage nachsuchen können, womit 
der Boden dort fast überall bedeckt ist. 


Die Baume-obscure und die Baume-rousse, wie JuLıE sie nennt, 


haben ebenfalls nur wenige Gebeine von ganz jugendlichem Alter dar- 
geboten. 


S. G. Morton: über die fossilen Fisch-Zähne der Kreide, 
den. Galt in Alabama, und eine neue Eintheilung der Kreide 
in den Vereinten Staaten (Sır.ım. Amer. Journ. 1835, XXVIII, 276— 
278). Nach den Untersuchungen von Acassız enthalten die XI. und xH. 
Tafel der Synopsis of the Organie remains of the American Cretaceous 
Group folgende Arten: | 


24° 


- 6 = U 


1. Carcharias polygyrus Tf. XII, Fg. Alle auch in Europa 


2. 

q. sa lanceolatus „ „ y„ 35.Lin Kreide vorkommend, 
3. Hi megalotis „ » 54  }4, 6 und 8 in Kreide 
4. Galeus pristodontus »„ XI „6. /von Lewes in Sussex 
5. Lamna plicata vi, 3.\ mit. Saurocephalus 
6. » . Mantelli » ee, Manciformis undS, 
Dada ! ich lanuceolata ».».»5 [Leanus. der Verein- 
8. . acuminata a ten Staaten. 


Conkın fand zu Erie in Alabama kürzlich den Galt in Form eines 
sehr thonigen Klay’s auf; er ist wie in England beschaffen und enthält 
einen Inoceramus unbestimmbarer Art, wie der Englische durch den I. 
sulcatus bezeichnet wird. 


M. bringt die Amerikanische Kreide-Gruppe nun in 3 Abtheilungen, 
nemlich: 

1. Obre Abtheilung, allein von Conran beobachtet, von Monk’s 
corner, 30 Meil. N. von Charleston in S.C., bis Charleston selbst 
und nördlich von Vance’s ferry; sie wird bezeichnet durch Pec- 
ten membranosus, Terebratulä lacryma, Östrea cre- 
tacea, O. panda, Echinus infulatus. Diese Abtheilung ist 
sehr aufgeschlossen in einigen 'TFheilen West- Flöorida’s und im 
südlichen Alabama, wo sie den Nummuliten- Kalk von Claiborne 
bis St. Stephens in sich begreift, und zumal durch Plagiostoma 
dumosum, Pecten perplanus, P. Poulsoni, Nummulites 
Mantelli und Scutella Rogersi charakterisirt wird. Der 
Kalk hat helle Farben, ist porös, zuweilen zerreiblich. h 
Mittle Abtheilung, bekannt in den Grafschaften Gloucester 
und Burlington in N. J., und bei Wilmington, Nord-Carotina. Oft 
strohgelb, hart, diclit oder zerreiblich, auch krystallinisch. Sie wird 
durch Spätangus parastatus, Ananchytes fimbriatus, 
Ä. citietus, Nueleolites erucifer, Beleninites ?ambi- 
guus, Scalariaannulatä und Cidarites diatrefum kenntlich. 
3. Die untre Abtheilung, der Grün- oder Eisen- Sand, ist am 

verbreitetsten, bekanntesten, reicht von New-Jersey durch die gan- 

zen südlichen Staaten, ist in Arkansaw und Missouri und enthält 
hauptsächlich die in Morron’s Werk beschriebenen Versteinerungen. 


2 


Pu. Grey Esertron: Weitere Notitz über gewisse Eigen- 
thümlichkeiten in der Nacken-Gegend des Ichthyosaurus 
(Lond. a. Edinb. philos. Magaz. 1836, IX, 500). Der Verf. hat früher 
einen Knochen beschrieben, durch welchen eine festre Verbindung unten 
zwischen Atlas und Axis bewirkt werde (Jahrbuch 1836, S. 626). Er 
hat nun gefunden, dass 1. beide Wirbel bei den verschiedenen bis jetzt 
entdeckten Arten schon von frühestem Alter an, bei 4 bis zu 74 


‚ou 


1 


— m 


Durchmesser dieser Knochen, fest mit einander verwachsen sind‘, wenn 
gleich. äysserlich: eine scharfe Linie ihre Grenze bezeichnet; 2. dass der 
Knochen , wie. obiger: ist, drei vorhander sind, einer zur Ergänzung 
der Höhle des Atlas; (Atlantal: Socket), der zweite dem. Atlas und: Axis 
gemeinsam, ein dritter an Form ähnlicher, aber kleinerer an der untern 
Fläche des dritten Wirbels, und: er schlägt vor, alle drei Subvertebral- 
Keilbeine (Wedge bones) zu: nennen; — 3. dass die Wirbelsäule, vom 
nicht mittlen- Rückenwirbel an bis zum Atlas, sondern nur bis zum fünf 
ten Halswirbel an Durchmesser ab-, von da aber bis zum Hinterhaupt- 
beine. sehr. schnell wieder zu-nehme, indem der Durchmesser des Atlas 
um # breiter, als der des fünften Wirbels ist; 4. dass die einzelnen 
Halswirbel von einander unterschieden werden können: der Atlas an 
seiner Verbindung mit dem Axis, an der Gestalt der vordern Höhle zur 
Aufnahme der Basilar - Fortsätze ‘des Hinterhauptbeines, an der Abrun- 
dung des äusseren Randes, und an einer dreieckigen Gelenkfläche des 
"unteren Theiles des Umfanges für den ersten jener Ergänzungs-Knochen; 
der Axis an seiner Verbindung mit dem Atlas, an seiner untern Gelenk- 
fläche für das zweite .Hülfsbeinchen; der dritte Halswirbel an der Ge- 
lenkfläche für das dritte nur kleine Knöchelchen. Die Zwischenwirbel- 
höhlen des 4ten und sten Halswirbels sind kleiner, als an den Brust- 
und Schwanz-Wirbeln, und die vordre jedesmal viel ebener als die 
hintre. 


Zenker: zwei neue fossile Korallen-Arten (N. Act. Leo- 
pold 1835, XVII, 385—392, Taf. xxvım). Es sind: 

1. Lithodendron stellariaeforme Zenk. L. ramosum, CY- 
lindricum, striatum, laeve, cellulis plerumque 6; sinyulae in diametro 
transversali subobcordatis *). Am Speckbring am Dneistef: bei Han- 
nover ganze Bänke bildend, wo aus einem aschgraubläulichen Lias- 
Kalk die, gewöhnlieh etwas abgerundeten Enden frei hervorragen. Dicke 
1‘“— 3“! Par. Die ursprüngliche Korallenmasse ist durch einen rauch- 
braunen Kalkspath ersetzt, die Zellenräume sind mit heller Liaskalk- 
masse ausgefüllt. Der Querschnitt hat demnach Ähnlichkeit mit einer 
6- (selten 5-) blätterigen Stellarien-Blume, da nur 6 ganze bis zur Mitte 
gehende und 6 alternirende kürzere Stern - Lamellen vorhanden; sind, 
Ähnlich mit Lith, granulosum Goror., doch die N nicht 
gekörnelt, und die Lamellenzabl ist verschieden **), 

2. Syringites Zenk. nov. gen. Familie Tubuliporae ZENK. 
Massa (colonia). regularis, syringiformis, plana, utrinque deorsum re- 
gulariter sulcata, versus apicem subdilatata, basi coarctata, costis 


*) Der Verf. nennt Zellen die Zwischenräume zwisehen den Sternlameilen der Endi- 
gungen, welche man sonst gewöhnlich Zellen nennt. 
=*) Vergl. Lithod. sociale Röm. 


— BE 


(angulis) rotundatis tubis subeylindricis perpendicularibus, dissepimentis 
Connectivis haud conjunctis, basi hamatis in cristam communem parvam 
connatis. — Syringites imbricatus ZeEnk. costis obtusis, imbri- 
catis acutissimis parallelis, latere punctato-striatulis. In wahrscheinlich aus 
Kreide stammenden Chalcedon-Geschieben bei Hävre. Mit Calamopora, 
Eunomia und Microsolena verwandt. Das Fragment hat ungefähr 
einzöillige Dimensionen. An den Seiten laufen je. 1° breite, senk- 
rechte Rippen, wie die Röhren einer Pans-Pfeife, deren Zwischenfurchen‘ 
punktirt-liniirt sind, und welche Rippen gebildet scheinen aus den rei- 
henweise und dicht übereinander liegenden, abwärtsgekehrten, lang zu- 
laufenden und zum Theil hakenförmig eingebogenen Spitzen (5 in jeder 
Reihe) röhriger Zellen, von welchen der Zeichnung zufolge die unter- 
sten sich zwischen die höher beginnenden hindurchzudrängen und daher 
an-einem höher genommenen Queerschnitte mit kleineren, mehr oder we- 
niger«queergedrückten Mündungen auszugehen scheinen. [Der Bau die- 
- ses Korallenstockes tritt nicht sehr klar hervor.] . 


A. Quessteor : Bericht über die Leistungen im Felde der 
‚Versteinerungskunde während des Jahres 1835 (Wırem. 
Arch. 1836, II, 328 — 361). Wir haben aus diesem kurzen Berichte, 
‚einige Notitzen ausgenommen, dem Inhalte unseres Jahrbuches nichts 
beizufügen. Vieles ist daraus selbst geschöpft. Manche Angabe hätte jedoch 
vollständiger und, ohne Nachtheil für die Kürze, wenigstens richtiger 
seyn dürfen. Warum ist z. B. unter den Charakteren von. Actinoce- 
ras und Conoceras nicht auch die Abrundung der dicken Spitze mit 
bemerkt worden , wodurch sich diese Formen’ so rasch von allen Ortho- 
ceratiten unterscheiden? Warum bei dem zweiten Geschlechte nicht 
die konvexe Beschaffenheit der Scheidewände bemerkt, welche kein 
Orthoceratit hat? — Auch habe ich. nirgend gesagt, dass ich den 
Namen und resp. das Geschlecht Monotis nicht mehr beibehalten wolle, 
(S. 340); nur sehe ich die Arten Monotis decussata und M. sub- 
striata Münster schon läugre Zeit nicht mehr als Glieder dieses Ge- 
‘ schlechtes an. Dass meine Vereinigung von Terebr. Grafiana Buch 
mit T. lacunosa nicht anerkannt werden könne, ist ebenfalls eine 
zu flüchtige Bemerkung (S. 345). — Auch ist Congeria spathu- 
lata PartscHn gewiss nicht Mytilus polymorphus PırrL., wie mit 
Pırtscn vermuthet wird (S. 341). Endlich ist mir neu, dass ich die 
Lethäa ursprünglich nur für Anfänger bestimmt. hatte (S. 333); der 
Prospectus widerlegt schon diese Behauptung. | Br. 


EHRENBERG: weitre Nachrichten über FREE Infusorien 
(Berlin. Akadem. 1836, 18. Aug. _ UInstitut 1837, V, 33 — 34. 


- 371 — 


Dann bei der Versammlung in Jena, 1836, 21. Sept. > Antlicher Be- 
richt, Jena, 4°; S. 69—70). Wir theilen hier und insbesondere aus der 
_ zweiten genannten Quelle nur dasjenige wit, was nicht schon aus frü- 
hern Nachrichten bekannt ist. — Auch im Polirschiefer von Planitz er- 
_ kennt man fossile Infusorien, insbesondere Trümmer der ?Gaillonella 
distans im nämlichen Zustande, wie in jenem von Bilin. a 

| Der von Cassel enthält ausser Fisch-Eindrücken, die sich auf Leu- 
ciscus papyraceus bezichen lassen: 1. Gaillonella varians als 
charakteristische Form, 2. Navicula viridis, 3. N. ?striatula, 
4. N. ?fulva juv., 5. N. crux n. sp., 6. N, ?Pgracilis, 7. N. Cari 
n. Sp. j 

Eine Reise A. v. Humszoror’s nach Bilin hat ergeben, dass der 
Polirschiefer am: Tripelberge (nicht Kritschelberge), die obre Schichte 
von 14° Mächtigkeit, auf einer Thon - Bank ruhe, wie diese auf einem 
Kreide-artigen Mergel. Tiefer steht Gneiss, seitwärts Grobkalk und 
Basalt an. In und über dem Polirschiefer lagern Saugschiefer und 
Halbopale, die mit ihm nur eine Formation ausmachen und zuweilen 
ordnungslos mit einander wechsellagern. - Auch dieser Saugschiefer ist 
bloss aus den Kiesel-Gerippen der Infusorien zusammengesetzt, welche aber 
bier durch das Eindringen eines auflössenden Stoffes aus der Kiesel- 
oder Opal-Masse theils in kleinere Theile zerlegt, theils an den anfäng- 
lichen Kanten abgerundet worden sind. Viele derselbe sind der Art 
nach kenntlich, aber alle durch eine gestaltlose Kieselmasse erfüllt und stark 
verkittet. — Ganz ähnlich verhält es sich auch seibst mit den härtesten 
und Feuerstein-ähnlichen Opalen; durch einen Schlag erzeugt man kleine 
Risse darin, die man nach dem Einlegen in warmes Wasser deutlicher 
erkennt, und welche Formen warnehmen "lassen, die theils den Kieselna- 
deln der Spongien des Polirschiefers entsprechen, theils mit grösster 
Wahrscheinlichkeit als Gaillonella zu betrachten sind. Diese Körper 
werden von einer formlosen ,, durchscheinenden Kieselmasse umhüllt, die 
aus der Auflösung der kleinsten organischen Theile des Polirschiefers 
entstanden oder vermehrt worden ist, und die grösseren Kiesel-Skellete 
ausgefüllt und umwickelt zu baben scheint. Oft erkennt man auch die 
horizontalen Lagen des Polirschiefers noch unverändert darin, so’. dass 
sie einen. sehr ruhigen und langsamen Prozess anzudeuten scheinen, 
etwa wie wenn Wasser in Mehl eindringt, und das Gähren des Teiges 
in diesem immer weiter um sich greift. Im Opale von Bilin und Luschitz 
hat man bis jetzt erkannt: Gaillonella distans, G. varians, @. 
ferruginea und Kieselnadeln von Spongien. Die gelbbraune Fär- 
bung einiger Opale scheint hauptsächlich der Gaill. ferruginca zu- 
- geschrieben werden zu müssen. Durch die Hitze werden die Opale 
‚ ockerroth, und da die blosse Einwirkung der Atmosphäre ihre jetzige 
gelbe Farbe genügend erklärt, so scheint die Annahme einer Einwir- 
kung des Feuers bei ihrer Bildung nicht nöthig. ü 

Auch die Opale von Champigny, von Saint Ouen, die der Stein- 
heimer Dolerite, der Kosewitzer Serpentine, der unteren Bank der 


5 — si — 

edeln. Opale des Porphyres von Koschaw und die Feuersteine der Kreide 
scheinen dem Verf. aus mikroskopischen Organismen gebildet zu seyn,. 
welche vielleicht dem Geschlechte Pyxidicula angehören. Insbesondere 
in den Feuersteinen der Kreide erkennt man die organischen Formen, 
Kieselnadeln von Spongien und den Pyxidiculae vergleichbare, In- 
fusorien, am besten bei Untersuchung der sogenannten. unreifen. Feuer- 
steine, der weisslichen und gelblichen opaken Geschiebe der Mark bei 
Berlin, so wie der weissen meblartigen Rinde und Spalt-Ausfüllungen der 
Feuerstein-Nieren, welche Materie nämlich keineswegs für Kreide ange- 
sehen werden darf, da sie von Säuren ungelösst bleibt, und; wohl eher 
als Primitiv-Zustand der Feuerstein-Masse zu betrachten ist. 


Nach diesen und den früher 'mitgetheilten ne Rinug oh bestehen 
gewiss nnter den 
neuesten Formationen: Bergmehl und Kieselguhr, 
Tert:ärbildungen: Polirschiefer, Saugschiefer und dessen Halb- 
opale, 
wahrscheinlich unter den | 
neuesten Gesteinen: Gelberde und Raseneisenstein, 
Sekundär-Erzeugnissen: die Feuersteine der Kreide, 
die Halbopale des Dolerits, die Halbopale, 
edeln und gemeinen Opale des Ruepbyue 
und gewisse Arten Steinmark, 
- aus solchen Schalen der Panzer-Infusorien. 


primären, oder ältern 
vulkanischen Bildungen 


Nach seinem Vortrage in Berlin erst hatte E. auch die unter der 
Dammerde bei seiner Vaterstadt Delitzsch und deren Umgegend häufig 
vorkommenden, mit Kreide-Echiniden vergesellschafteten, über einer 
Lehmschichte voll Quarz, Achat und Chalcedon und tiefer wahrschein- 
‘ lich Thonporphyr ruhenden Feuersteine untersucht und gefunden, dass 
auch sie, welcher Farbe und Gestalt sie,seyn mögen, eine Menge von 
Infusorien-Panzern enthalten, die von noch lebenden Geschlechtern und 
selbst Arten abzustammen scheinen, theils aus dem ausgezeichneten 
Xanthidium-Geschlechte, welches, wie alle bisher bekannt gewordenen 
fossilen Infusorien, noch zur Bacillarien-Familie gehört, theils aus der 
bis jetzt noch nicht fossil beobachteten Peridineen-Familie und zwar 
dem Genus Peridinium selbst; nemlich 


. Zanthidinm Lfuneatum och Acbend' in Süsswaseenthel 


i leatum! 
” 2 a5R eatum Berlin, 
a 3. hirsutum 
v 4. Delitiense, nur fossil, mit mehrfach verästel- 


ten Stacheln. 
U. Peridinium:; 1. pyrophorum 2. sp., vielleicht P. Miebaelis 
der Ostsee. 
5 2. priscum ?n. sp“, mit Re: Dissen dessen 
Queerfurche einen Stachel und dessen Hinter- 
oder Vorder-Theil eine kurze Spitze hat. 


= 


Auch das Geschiebe der Mark, welches KLönen 1834 in seinen 
geognostischen Beiträgen als Schwimmstein bezeichnet hat, besteht aus 
denselben freiliegend&n Kieselspindeln und Panzer-Resten, wie die Feuer- 
steine der Mark, gehört daher wohl der Kreide an, und verhält sich zu 
den Feuerstein, wie der Polirschiefer zum Halbopal. 

Endlich liess ein von Rione. in Auvergne stammender Polirschiefer 
undeutlich zusammengehäufte Theile von Kieselspindeln und Reste von 
Infusorien, wohl einer neuen langgestreckten Gaillonella-Art er 
kennen, an welcher aber die charakteristischen Öffnungen nicht deut- 
lich sichtbar waren, deren jedoch manchmal viele (mehr als 4) vorzu- 
kommen scheinen. 

Enrenzere’s weitere Entdeckungen, der Akademie am 12. 
Dez. 1836 vorgelegt (!’Instit. 1837, p. 138). Ausser der Pixidicula 
in den Feuersteinen der Mark hat Enrenserg in denen von Delitzsch 
zwei Peridinien, P. pyrophorum und Delitiense, welche oft 
deren Hauptmasse bilden, mit Spiculae und einer ausgestorbenen und 3 le- 
benden Xanthidium-Arten, nemlich X. ramosum, — X. furcatum, 
X. aculeatum und X. pilosum gefunden *). — Er übergibt der Akade- 
mie eine Sammlung von mehr als hundert zollgrosser und kleinerer an- 
geschliffener Feuerstein -, Halbopal- und Polirschiefer-Täfelehen, welche 
eine nicht unbedeutende Anzahl von kryptogamischen Pflanzentheilen er- 
kennen lassen. Zwar im Halbopal und Polirschiefer konnte er bisher 
nur wenige Reste von Spongien und Spongillen und vielleicht K on- 
fervoiden entdecken. Im Feuerstein aber konnte er 11—12 Fucoiden- 
Arten (in Av. Broncentart’s Sinne) von 4 verschiedenen Formen erken- 
nen, die man aber, weil diese Vegetabilien im frischen Zustande noch 
nicht genugsam mikroskopisch untersucht worden sind, nicht wohl auf 
die bestehenden Geschlechter zurückführen kann. 

1. Fucvides fistulosi: Stiel drehrund, innen zellig und hohl. 
Vier Arten. 

2. Fucoides alati: Stiel geflügelt, innen zellig, hohl. Eine Art. 

3. Fucoides cellulosi: Stiel nicht geflügelt, innen zellig und 
nicht hohl, die Zellen unter sich gleich und in konzentrischen Kreisen 
um eine Mittelzelle geordnet. 2—4 Arten. 

-  Fucoides stellati: Stiel innen voll, zellig, aus vielen sternför- 
migen und aneinänderliegenden Zellen, ohne Mittelzelle. 

Auch Reste von Flustern und Escharen sind damit vorge- 
kommen, 


A. Consern: Analyse fossiler Fisch-Schuppen im Old 
red sandstone zu Clasbenny in Perstshire (James. Edinb. Journ. 


*), Dieser Bericht scheint sich zum Theil auf denselben Vortrag zu beziehen wie das 
Ende des vorigen, gibt aber einige andere Namen. D. R. 


—— NEE 


1837, XXI, 281—285).. Rorıson theilte dem Verf. Schuppen-Stücke von. 
genanntem Fundorte mit, Theile einer grossen, wenigstens 1°’ langen, 
14 breiten, %°' dicken rhomboidischen Schuppe, dergleichen einen am 
' nämlichen Orte fossil gefundenen Fisch bedecken. Die Masse derselben. 
war nicht bart, die Oberfläche matt (nicht glänzend), die Farbe weiss. 
Die organische Materie ist daraus verschwunden, aber nicht durch kie- 
selige Masse ersetzt. Sie enthalten, mit der Zusammensetzung der 
früher analysirten Schuppen (Jahrb. 1836, S. 622) verglichen, viel mehr 
phosphorsauren, gegen den kohlensauren Kalk, = 13 : 1 statt 4; 1 
(Tab. c), und stimmen daher in ihrer Zusammensetzung sehr nahe über- 
ein mit den Schuppen der Acassız’schen Ctenoiden, wovon CHEYREUIE 
‚ die fossilen Schuppen aus zwei Geschlechtern analysirt hat (a, b), wie 
besonders erhellt, wenn man annimmt, dass aus der fossilen Schuppe 
etwas mehr als die Hälfte ihres Gewichtes an organischer Materie ver- 
schwunden seye (d). 


Frische Schuppen nach Fossile Schuppen naeh 
CHEVREUIL CoNnNELL 
tn gif — En nn eg 
a. b. c g d. 
von Perca Chaetodon unorganische die organ, 
labrax Theile Theile mit 
7 j berechnet. 
Phosphors. Kalk. . . 0,3780 0,4200 0,9142 “) 0,4160 
Koblens. Kalk . . .  ,0306 ‚0368 ‚0705 ‚0320 
Thier-Materie . -. . .  ,5540 ‚5152 Spur 5520 
Phosphors. Magnesia . ,0090 ‚0090 Spur 
Kohiens. Natron. . . - ‚0090 ‚0010 
Wasser) var. hats | ‚0097 
Sandstein-Theile. . . -» „0238 
0,9806 1,0000 1,0209 1,000 


Da der analysirten Schuppe der Schmelz- Überzug der übrigen Ga- 
noiden fehlt, und sie in ihrer Zusammensetzung so sehr von den Ga- 
noiden-Schuppen abweicht, so vermuthet C., dass sie wohl von einem 
Ctenoiden abstammen könne, obschon diese Ordnung nach Acassız sonst 
in so alter Formation nicht vorkomme. Der Verf, rügt schliesslich einige 
Stellen in Buckuinp’s Bridgewater- Buch, wornach „hornartige Schup- 
pen von Fischen mit Dermal-Knochen (Schuppen) von Krokodilen und 
Gebeinen von Ichthyosauren in Lias beisammen vorkommen sollen,“ 
oder wo „hornartige Schuppen lebender Fische“ und selbst „von Eidech- 
sen“ erwähnt werden, da dergleichen „hornartige“ Theile weder durch 
irgend eine Analyse nachgewiesen seyen, noch sich fossil zu erhalten 
anders geeignet seyn dürften, als indem die hernartigen Elemente [ge- 
ronnenes Eyweiss] durch minerale Theile, Kieselerde u. dgl. ersetzt 
würden. Anders verhalte es sich mit den gekielten Rücken - Schuppen 
der Krokodile, welche einen knöchernen Kern besitzen, während die 
übrigen Schuppen der nämlichen Thiere ganz aus vergänglicher Thier- 
materie bestehen. STATUE 


—— 


*) Mit etwas Calcium-Fluorid. A 


IV. Verschiedenes. 


L. Oserrin und A. Buchner jun.: Versuch einer chemischen 
Geschichte des Torfes, nebst einer neuen Analyse der 
Torfasche (Bucun. Repert..d. Pharmaz. 1833, XLVI, 185 —.219). 
Die Vff. durchgeben zuerst die Arbeiten früherer Schriftsteller über den 
Torf, wie: Acuarn’s Analyse des Torfes bei Berlin (Creır, Annal. 1786, 
1I, 391); Lamraniıus’ Zerlegung Pilsener Torfes (dess. Samml. prakt. 
chem. Abhandl., 1795: 1, 57); Bucunorz’s Untersuchung von vier Torf- 
arten vom Eichsfelde (Scherer, Journ. Chem. 1802; VIII, 579), womit 
eine Prüfung ihrer Heitzkraft verbunden war; Eısnor’s Prüfung zweier 
Torfarten mit Rücksicht auf die Dungkraft der Asche (GenLEen, Journ. 
Chem. 1804; III, 400); Proust’s Vergleichung des Torfes von Dax mit 
den Steinkohlen (6. 11I, 349); Tmomson’s Arbeit über die beim Verbren- 
‚nen verschiedener Torfe entweichenden Gasarten (GitBerT, Annal. d. 
Plıys., 1807; XXXIV, 417); von Cuamisso’s, Fr. Horrmann’s und Poc- 
GENDORFr’s Betrachtung: des Torfmoores von Linum und Analyse dreier 
seiner Schichten (Karst. Arch. 1822: V, 271); Prarr’s Erfahrungen 
über die Holstein’schen Torf- Arten (Handb. d. Analyt. Chem. Il, 175); 
Berssma’s Abhandlung über die Niederländischen Inkrustationen (— ganz 
feinem Torf: „Responsio de incrust. indigenis, Lugd. Bat. 1823; > Rep. 
d. Pharm. XXI, 496); Sprengen’s Entdeckungen über die Humussäure 
(Kıstn. Aıch. 1826; VIII, 145; dann später Erpmann’s Journ. VIII, 
285); ZENNEcK’s Untersuchung des Pechtorfes (PocsenD. , Annal., XI, 
217); Lampapıus’ spätere Zerlegungen mehrerer Torf- und Steinkohlen- 
Arten (Erpm., Journ. I, 233—250). 

Hiezu fügen die Vff. nun noch eine eigeme Analyse der Torfasche, 
da nicht jede Asche dieser Art zum Überstreuen der Äcker mit gleichem 
Nutzen angewendet werden könne. Der von ihnen benützte Torf ist 
ein dunkelbrauner, faseriger Moortorf aus der Nähe von Strasburg, der 
sich leicht schneiden lässt und leicht mit Flamme brennt, und welcher 
0,18 Asche hinterlässt, welche röthlichgrau von Farbe , sandig anzufüh- 
len ist, salzig-erdig schmeckt und vor dem Löthrohre nicht schmelzbar 
ist. Sie ist zusammengesetzt aus 

a. in Wasser lösslichen Theilen, nemlich Kochsalz mit etwas 
Gyps . i > NR | . N ee .. 0,19 
b. in Wasser unauflösslichen Theilen und zwar kohlensaurer 
Kalkerde, kohlens. Talkerde, phosphors. Talkerde, phos- 
pbors. Thonerde, Thonerde, Eisenoxyd, schwefels. Kalk- 
erde, Kieselerde : . : r - n r . 0,81 
1,00 

Diese Asche ist ohne freie oder koblensaure Alkalien und Schwe- 

felverbindungen,, auch frei von Jod, das igRäch, im Seetorf wahrschein- 
- Koh nicht fehlen würde, 


| — a 


Rans hat ein lebendes Crinoideen-Genus bei Martinique gefunden 
und D’Orsıeny es unter dem Namen Holopus beschrieben. Es unterschei- 
det sich von allen andern dadurch, dass sein Fuss (die Säule vertretend), 
‘womit es aufgewachsen ist, dick, kurz, ungegliedert und hohl zur Auf 
‘nahme der Eingeweide ist. Nach oben öffnet er sich durch den Mund, 
der zugleich als After dient. - Er liegt jedoch in einer unregelmässigen 
"Vertiefung , ‚welche -durch die Verbindung der um ihn her stehenden, 
-dicken , porösen , aussen convexen , innen rinnenförmigen, zweitheiligen 

und gegliederten Arme entsteht, deren Glieder abwechselnd kleine kegel- 
förmige und stark zusammengedrückte Ästchen tragen (U’Instit. ehe 


P 72). 


\ 


Der Bohrbrunnen zu Bruck bei Erlangen (Kasın. Arch. f. 
Chem. 1834, VIII, 176, 280). Herr Sırpeneees erbohrte einen ansehn- 
‚lichen Brunnen, eine zufällige Störung abgerechnet, binnen 4 Monaten. 
‘Die erste Kluft bohrte man mit 161 (Bayr.), die zweite mit 370° an, 
woraus .das Wasser bis 4° über die Oberfläche stieg, die dritte wurde 
‚mit 442° erreicht, wernach das Wasser aus einer 4’' weiten Röhre bis 
:über 70° über den Boden hoch anstieg und in jeder Stunde 415 Bay- 

" .rische Eimer füllt. Kastner fand dessen Temperatur im Sommer an 
der Abfluss-Röhre — 13,99 R., und 32 Loth desselben frisch geschöpft 
‚enthalten nach ihm 0,67 Paris. Kubikzolle Kohlensäure - Gas, 0,02 fast 
‚Sauerstoff - freies Stickgas und 21,02 Gran erdige Bestandtheile, beste- 
‚hend in Granen 

8,760 schwefelsaurer Kalkerde, 

0,830 kohlensaurer  , 

0,590 % Talkerde, 

0,480 Thonerde, 

‘0,400 Kieselerde, 

5,050 salzsauren Natrons, 

2,650 a Kalkes, 

1,550 - Talkerde, 


0,810 N Kalis, 

0,015 kohlensauren Natrons, kohlensauren Kalks en phosphorsauren 
Alkalis, 

21,015. 


J. Laurie: über die-verschiedene Chronologie der Sünd- 
£luth nach dem Hebräischen Text der Bibel und der Septua- 
.ginta (James. Edinb. n. phil. Journ. 1835, XIX, 311— 313). Nach 
v. ScHuBerT’s Bemerkungen über die Sündfluth setzt die Bibel solche 
auf das Jahr der Welt 1656, die Septuaginta auf 2242, und er erklärt diese 


\ 


Eu 


Differenz 'daraus, dass 'in 'letztrer Jahre ‘von '10 Monaten 'zu 272 Tage 
gebraucht ‘seyen,, ‘deren 2242 ‘den 1656 'Sommenjahren nahezu gleich- 
‘kommen würden. Ersteres ist richtig, letztres nicht. In der Bibel ist 
jene Jahreszahl nirgends bestimmt angegeben, sondern nur aus dem 
Alter der Patriarchen bei der jedesmaligen Geburt ihres ersten ‚Sohnes 
‘berecbenbar;, in welcher Beziehung beide Bücher iin nachfolgender Art 
yon ’einander dbweichen. 


Patriarchen. I. Nach der Bibel. Im. der Septuaginta. 

1. Alter bei Ge- 2, b .D { 

one ” ACHERN, Be a 2 1. 2. 3 
re N a BE a Fr a Ta ET ESTER a EN ER De a es ET Eau) 
ADım | 130 800 930 250 | 700 | 930 
SETH 105 807 912 205 | 707 | 912 
Enos 90 815 905 190 | 715 | 905 
CA1nan 70 8410 910 170 | 740 | 910 
MaAHALALEEL 65 830 895 165 | 730 | 895 
JARED 162 800 962 4162 ı 800 | 962 
Enoch 65 300 365 165 | 200 | 565 
METnUSALEM 187 782 0969 167 | 802 | 969 
LuımecH 182 595 717 188 | 565 | 753 
Nosu bis zur 

Fluth 600 600 
| 1656 | | 2242| 


Es ist daher in der Septuaginta überall das Gesamnt - Alter gerade 
so wie in der Bibel angegeben, aber zum Alter bei der Geburt des er- 
sten Sohnes meistens ein Jahrhundert mehr angesetzt: eine Differenz, 
deren Grund bis jetzt noch nicht nachgewiesen werden konnte, vielleicht 
durch Einfluss der Juden im 2ten Jahrhundert der christlichen Zeitrech- 
nung, welche hiedurch bewirken wollten, dass die Geburt Jesus nicht 
mit der Zeit, in welcher der Messıas angekündigt war, zusammenfallen, 
und dass jener so verdächtigt werden sollte, 


Mineralien-Handel. 


Das naturhistorische Museum in Bern hat unter der Lei- 
‘tung des Herrn Professor Stuper mehrere Sammlungen von Ge- 
birgsarten aus den westlichen Schweitzer-Alpen angelegt, welche 
hiemit den Geognosten und Unterrichtsanstalten zum Kauf oder Tausch 
angeboten werden. Jede Sammlung besteht aus 100 Stücken, einige 
Versteinerungen inbegriffen, und ist mit Etiquetten in deutscher und 
französischer Sprache, so wie mit dem colorirten Profile durch die west- 
lichen Schweitzer - Alpen ausgestattet. Der Preis jeder Sammlung ist 
33 fl. rheinl. In Tausch werden sowohl’ zoologische Gegenstände als 


— 378° — 
Petrefakten und Mineralien angenommen, - wenn sie für das dortige Ka- 
binet von Werth sind. Daherige Anerbieten beliebe man an Hrn. FrıEDr. 
Meyer, Mitglied der Museums-Direction in Bern, zu addres- 


siren ”). . 
*) Allgemeine Verbreitung dieser Sammlungen, welche nicht wohl aus bewährterer 
Hand kommen konnten, ist um so mehr recht dringend zu wünschen, als die 
Keuntniss des Alpen-Gebirges dadurch wesentlich gefördert, und einem wahrhaften 


geologischen Bedürfnisse abgeholfen wird, D.R.. 


Über 


die Formation, in welcher die Tatzen- 

Abdrücke vorweltlicher Thiere in der Nähe 

von Hildburghausen auftreten, und über das 
Vorkommen dieser Abdrücke, 


von 


Herrn Bergamts-Verwalter ENGELHARDT 
zu Sualfeld. 


Hiezu Tafel IV. 


So viele Aufmerksamkeit den in der Nähe von Hildburg- 
hausen, auf dem rechten Thalgehänge der Werra, vorkonm- 
menden Abdrücken von Tatzen vorweltlicher Thiere vom 
wissenschaftlichen Publikum geschenkt wurde, so wenig be- 
rücksichtigte man im Vergleich die Formation, in welcher 
dieselben auftreten. Der Grund hiervon mag darin zu su- 
chen seyn, dass durch mehrere bekannte Geognosten die 
Meinung ganz allgemein verbreitet wurde: die Formation, 
in welcher diese Abdrücke gefunden würden, seye bunter 
Sandstein. | .. | 

Schon bei der Versammlung der Naturforscher und 
Ärzte zu Jena, im September vorigen Jahres, liess ich 

j durch Herrn Dr. Brannarp CortrA aus Tharand darauf 
Jahrgang 1837. ° 25 


N 


aufmerksam machen, dass der Sandstein, in welchem sich die 


‘* Tatzen-Abdrücke vorweltlicher Thiere bei Zildburghausen vor- 
fänden, nicht bunter Sandstein, sondern Keuper sey. Da (wie 
ieh später vernahm) dieser Ansicht widerstritten wurde, so 
will ich versuchen, hier eine kurze Beschreibung jener Ge- 
gend zu liefern, und füge zugleich einen Durchschnitt zwi- 
schen Braitendorf und Bedheim durch den Honyerberg bei. 
' Dieser Durchschnitt ist ziemlich rechtwinklig auf das Strei- 
chen des Werra-Thales gestellt, wie aus der beigefügten Karte 
Tafel 1 (1) nach der Durchsehnittslinie AB zu ersehen ist. 

Aus diesem Profile geht deutlich hervor; dass ein gros- 
ser Theil des auf dem rechten ! Thalgehänge der Werra 


vorkommenden Sandsteins, der seither zur Formation des 


bunten Sandsteins gerechnet wurde, hinfür als Keuper an- . 


zusprechen ist. 
Die Gebirgsschichten diess- und jen-seits des Werrälha- 


les, von dem Dorfe Harras unterhalb Eisfeld bis zu der 
Stadt Themar, besitzen im Allgemeinen das Hauptstreichen 
dieses Thales und fallen auf dem rechten Thalgehänge der 
Werra-zu, auf dem linken dagegen entfallen sie derselben. 

-Dem linken Thalgehänge dieses Flusses sind auf die 
genannte Erstreckung schroffe Gehänge, die grösstentheils 
aus Muschelkalk bestehen, unter welchen nur hie und da 
der bunte Sandstein hervortritt, eigenthümlich. Die Schich- 
ten des rechten Thalgehänges dagegen erheben sich nur 
allmählich nach dem Thüringerwalde und bilden erst an den 
Thälern der Brünn und Schleuse steilere Abfälle, 

Verfolgt man den Lauf der Brünn von Gossmannsrode 
aus aufwärts, so kommt man oberhalb des Dorfes gleichen 
Namens in das Gebiet des Muschelkalks, unter welchem 


» der bunte Sandstein hervortritt. Steigt man nun von Brat- 


tendorf aus über das Einfallen. der Schichten nach dem 
Wege hinauf, der von Poppenwind nach Widdersbach führt, 
so gelangt man über bunten Sandstein und Muschelkalk zu 
einer ‚Sandsteinkuppe — der Honyerberg genannt — die 


sich etwa 100 Fuss über den Muschelkalk erhebt, und wo. 


a > 


an der Grenze beider Gebirgsarten die Kalkformation offen- 
bar unter diesen Sandstein hinuntersetzt. 


Man sehe den Punkt y im Profile, Tab. 1 (2). Auch 
weiter hinauf, in der Gegend von Eisfeld, können noch ei- 
nige solcher Punkte beobachtet werden. Diesemnach wäre 
es also keinem‘ Zweifel mehr unterworfen, dass der Sand- 
stein, in welchem die Tatzenabdrücke vorkommen, zu dem 
Keuper zu rechnen sey. 


Wahr ist es: Derjenige, den seine geognostischen For- 
schungen nicht nach dem Schleuse- und Brünn - Thale füh- 
ren, kann nur zu leicht veranlasst werden, diese Gebirgs- 
art für bunten Sandstein zu halten, denn die Keuper dis- 
seits der Werra liegen mit de oberen Gliede des bunten 
Sandsteins, der jenseits derselben vom Muschelkalk über- 
lagert so deutlich auftritt, fast ganz im Niveau. 


Der Lauf der Werra (siehe Tab. I, 1) und die Berück- 
sichtigung des Einfallens der Gesteinschichten auf beiden 
Ufern derselben beweisen, dass auf eine Strecke dieses Tha- 
les eine sehr bedeutende Verwerfung Statt fand, in deren 
Folge der Keuper des rechten Thalgehänges mit dem bun- 


ten Sandstein des linken ins Niveau zu liegen kam. 


Verfolgen wir den Lauf dieses Flusses, so sehen wir, 
dass derselbe von Eisfeld herabkommend beim Dorfe Har- 
ras mit einemmale fast in rechtem Winkel herumgeworfen 
wird. Von hier aus fliesst er, den steilen Gehängen des 
linken Ufers folgend, bis in die Gegend von Z’hemar fort, 
tritt daselbst ganz ins Muschelgebiet ein, verändert seinen 
Lauf fast wieder rechtwinkelig und fliesst nun in westlicher 
Richtung weiter. Eine halbe Stunde unterhalb Themar beim 
Dorfe Henfstädt, am sogenannten Nadelöhr, gewahrt man 
dann deutlich, wie sich die Werra einen Durchbruch durch 
den Muschelkalk verschaffte. 


Diese Verwerfung mag demnach ihren Anfang beim Dorfe 
Harras genommen uud ‘ihre Endschaft bei Zhemar erreicht 
haben. Die Werra, vom Thüringerwalde herabkommend, trat 


25: 


in dieselbe ein und brach sich bei ihrer Endschaft einen 
Weg durch die Schichten des Muschelkalks. 

Der Keuper dieser Gegend besteht grösstentheils aus 
mehr oder weniger festen Lagen eines Sandsteins von 
schmutzig weissen, seltner röthlichen Farben. Das Binde- 
mittel ist am häufigsten thonig, nur zuweilen wird es kiese- 
lie. Es entstehen dann Sandsteine, die wie geflossen er- 
scheinen. Zuweilen enthalten diese festen Sandsteine Dru- 
senräume und werden Konglomerat-artig. Besitzen sie diese 
Eigenschaften, so können sie zu Mühlsteinen benutzt wer- 

den (Gegend von Siegritz). Auf der Sandstein- Ablagerung 
"erscheinen zuweilen mächtige Thon- und Mergel- Massen, 
z. B. in der Nähe der Stadt Zıldburghausen. In ihnen kom- 
men Spuren von Roth- und Thon - Eisensteinen, so wie von 
Kohlen vor. Ne 
' Diese bunten Thone und Mergel führen sehr ‚häufig 
dünne, sehr feinkörnige Sandstein-Schichten von 1—4 Zoll 
Mächtigkeit und sehr verschiedenen Farben. Die grünge- 
färbten dieser Lagen zeigen auf den Schichtungsflächen 
 rhomboedrische Krystalle, die sie fast überall und in unge- 
meiner Zahl begleiten. Es sind diess die sogenannten krystalli- 
sirten Sandsteine. Andere dieser Lagen — gewöhnlich von 
rothen Farben — führen Knochenüberreste, welche sich oft 
so anhäufen, dass man das Bindemittel fast nicht erkennt. 
In diesen Schichten finden sich häufig Versteinerungen ei- 
nes eigenthümlichen Thieres, einer niederen Klasse zugehö- 
rig. Es hat dasselbe viele Ähnlichkeit mit einer sich zu- 
sammenwindenden Eidechse, gehört jedoch höchst wahrschein- 
lich zu den Mollusken. 

Da wo die Tatzenabdrücke vorkommen, finden sich sehr 
harte Sandsteinschichten von verschiedener, gewöhnlich aber 
von geringer Mächtigkeit. Obschon es bekannt genug ist, 
wie und in welchen Lagen dieselben vorkommen, so will 
ich dennoch die verschiedenen Schichten, die unter und über 
der Haupt-Tatzen-Lage auftreten, von Unten nach Oben fort- 
schreitend "hier nochmals aufführen. Auf mancherlei, 


—_— 88393 — 


sämmtlich aber weniger harte Sandsteinlagen, die als Bau- 
Material nieht gut zu verwenden sind, folgt eine Bank von 
Quarzsandstein, die sehr hart ist und 3 bis 6 Fuss Mäch- 
tigkeit besitzt, Auf dieser Bank lagerte sich eine Thon- 
schicht ab, deren Mächtigkeit von 4 bis 3 Zoll wechselt. 
‘Auf: ihr schritten die vorweltlichen Thiere einher und hin- 
terliessen in der halbtrockenen Masse die Eindrücke ihrer 
Füsse. Auf dieser Thonschicht ruht nun die eigentliche 
Plattenbank, deren untere Seite die Abdrücke aufnahm. 
Diese Bank besitzt eine Mächtigkeit von 4 bis 8 Zoll, eine 
graulichweise Farbe und führt mehr 'thoniges Bindemittel, 
als die unter und über ihr liegenden Schichten. Diese Plat- 
tenbank wird durch eine Sandsteinschieht von nicht bedeu- 
tender Stärke, aber grosser Härte bedeckt. Auf diese ver- 
schiedenen Lagen folgen nun lockere Sandsteine, die nach 
der Werra hin von Thonen und Mergeln bedeckt werden. 

Am: ausgezeichnetsten treten die'Mergel und Thone in 
der Nähe der Stadt. Zildburghausen auf. In den dünnen, 
in ihnen vorkommenden, weiter oben schon erwähnten Sand- 
steinschichten, finden sich ebenfalls Tatzenabdrücke von 
kleineren Thieren. 

Merkwürdig ist und bleibt es, dass die Abdrücke der 
Thiertatzen auf so weite Erstreckung und in einer fast ge- 
raden Linie vorkommen, Man sehe auf Tab. I (1) die Li- 
nie CD, in der sie auf beinahe 2 Stunden Entfernung ver- 
folgt werden können. Die Hauptrichtung, in welcher die 
Thiere vorschritten, ging von N,W. nach $.0. Die grössten 
-Tatzenabdrücke finden sich in den Gossmannsröder Stein- 
brüchen. Hier kommen auch eine Menge Fussabdrücke klei- 
nerer Amphibien von ganz merkwürdiger Bildung vor, die 
von Einigen für Blumenversteinerungen gehalten werden. 

Da; wo die Thonmasse, auf welcher die vorweltlichen 
Thiere einherschritten, einen gewissen Grad von Konsistenz 
erlangt hatte, finden sich die Tatzenabdrücke von vorzüg- 
licher Deutlichkeit und Schönheit. Aus diesem Grunde er- 
scheinen die reinsten derselben immer auf den Platten, ‚die 


—_— 1A een 


schwielenartige Erhöhungen, welche wie ‚Netze über. die- 
selben gelegt erscheinen, besitzen, und die meiner Ansicht 
nach fälschlich für Pflanzenabdrücke gehalten "worden. Es 
liegt in der Natur der Sache, dass die aus dem Was- 
ser niedergeschlagene weiche Thonmasse, nachdem _das- 
selbe zurückgetreten war, beim Abtrocknen Risse erhalten 
‚musste, die um so grösser wurden, je bedeutender die Ab- 
trocknung ‘war. In diese Risse setzte sich bei der später 
erfolgten Überschwemmung die Masse des Sandsteins eben 
'so gut ein, wie in die durch die Thiere getretenen Vertie- 
fungen. Da wo die Risse nicht entstehen, die Thonmasse 
also durch zutretende Feuchtigkeit nicht gehörig abtrocknen 
konnte, erfolgten auch die Tatzenabdrücke nie ganz regel- 
mässig. Man sieht alsdann deutlich, wie sich die weiche 
Masse an. die Füsse der Thiere 'anhängte und so den regel- 
rechten Abdruck verhinderte. Auch da, wo die Thonmasse 
stärker abgesetzt war, sind die Wülste viel seltener und 
laufen dann nach unten scharf zu, während bei geringerer 
Mächtigkeit der Masse die Sprünge bis zur untern Sand- 
‚steinbank durchgingen, wesswegen die Wülste so häufig auf 
der oberen Seite platt gedrückt erscheinen *). 


*) Ich kam heute erst au einer ausgetrockneten Pfütze vorüber, worin 
Löss zusammengeschlemmt worden und dann ausgetrocknet ist. 
Dieser Schlamm ist von netzartig anastomosirenden Rissen durch- 
zogen, in welchen ein später abgesetzter Sandstein netzartige 
Wülste erhalten würde, und welche ich nie so gross gesehen habe. 
Die Maschen batten 6°—8'', die Risse 8°//—10’'’ Breite und 14 — 
2 Tiefe; das Schwinden betrug mithin gegen 0,13. Br. 


Über 


Trurmann’s soulevemens jurassiques 
(Cahier II), | 
von 
Herrn LEoPoLD von Buch. 


Professor Peter Merıan in Basel, in seiner geognosti- 
schen Beschreibung des Kantons, hat uns zuerst die auffal- 
lende Thatsache bekannt gemacht, dass mitten zwischen den 
Jura- Schichten sich Schichten von Muschelkalk erheben, 
ja an einigen Orten fast bis zur grössten Höhe des Gebir- 
ges ansteigen. Den Zusammenhang dieser lehrreichen Er- 
scheinungen und die Schlussfolgen,. zu welchen sie führen, 
‘hat er dann, mit seiner gewöhnlichen liehtvollen Klarheit, 
in der treffliehen Abhandlung über das Jura - Profil ‘von 
Basel nach Aarwangen entwickelt, welche in dem 2ten Theil 
der Denkschriften der Schweitzer Naturforscher eingerückt 
ist, Mit welchem Glück Herr Tuurmann auf diesem Wege 
fortgeschritten ist, ist keinem Geognosten unbekannt, Seine 
höchst elegante Abhandlung über die Hebungen im Jura 
hat die Theorie dieser Hebungen über alle Zweifel erhoben, 
und seitdem haben sich nur noch wenige Geognosten gefun- 
den, welche gewagt haben, an der Erhebung ganzer Gebirgs- _ 
reihen, an ihrem Durchbrechen: darüber liegender Formationen 
zu zweifeln, und einige von diesen thaten es wahrscheinlich 
nur, um die Freiheit der Meinungen in Sizsonschaftkiehen 
Dingen ‚aufrecht zu erhalten, — Trefflich hatte Herr Tuur- . 
Many in idealen Profilen gezeigt, wie obere Schichten 


von Unten in die Höhe gedrängt, zu Gewölben geformt, dann 
gewöhnlich zersprengt und auf die Seite gerückt, wie dann 
wieder neu hervorgekommene Schichten ähnlichen Bewegun- 
gen folgen, und endlich das Innerste aus dieser, gleichsam 
immer weiter sich entwickelnden Knospe hervorbricht; eben 
so gründlich als scharfsinnig hatte er die ganze Geschichte 
dieser Blüthen-Entwicklung in kleinen Karten, in Abbildun- 
gen der Natur selbst gezeigt, die man im Jura des Bisthums 
Basel mit Leichtigkeit aufsuchen und beobachten kann. — 
Herr Tuurmann thut jetzt noch mehr, und gibt uns im 2ten 
Heft seines Werkes (welches auch unabhängig vom ersten 
bestehen kann) eine Anleitung zur Geognosie, die Niemand 
'entbehren kann und. wird, der sich über Gebirgsverhältnisse, 
"sie mögen vorkommen wo sie wollen, eine deutliche und 
klare Vorstellung machen will. Er hat nemlich das bekannte 
Meisterwerk, BuchwaLders orographische Karte des ehema- 
ligen Bisthums Basel geognostisch bemalt, und sein Kommen- 
tar gibt diesen Farben eine Seele, ein Leben und einen 
Geist, der unaufhaltsam bis zu den höchsten Ansichten fort- 
reisst. — Sehr geschickt und verständig führt er seine Zu- 
hörer an der Hand, fortschreitend über die Gebirgsketten hin, 
— hält sie auf, wo man weit umher das Ganze übersieht, und _ 
lässt sie leicht über solche Gegenstände wegeilen, die durch den 
Eindruck ihrer Umgebung der Vorstellung des, mitihrem Anblick 
weniger Vertrauten als zu wichtigsich einprägen möchten. Wie. 
auf dem Schilde des Acnırnes die hervortretenden Figuren, 
so entwickelt sich nun dem Blick des Beobachters nicht 
bloss das Einzelne der Erscheinung, sondern alle "Thatsachen 
fügen sich von selbst zu einem grossen, in allen Theilen. 
zusammenhängenden Gemälde. Mit eben so viel Überra- 
schung als Freude sieht man sich im Stande den ‚Schleier 
‚zu lüften, der so verwickelte Verhältnisse verbirgt; und 
nur erst, nachdem man, aufgeregt und erhoben durch das 
Auffassen so grossartiger Erscheinungen, sich verwundern ' 
möchte über eine Fähigkeit und einen Scharfsinn, den wir 
uns bisher nicht zugetraut hätten, und nur erst dann enthüllt 


— 3397 — 


sich uns die Kunst des bescheidenen Führers und Lehrers, 
der durch Erregung der Aufmerksamkeit auf nahe zusam- 
mengerückte Erscheinungen uns glauben lässt, dass wir die 
Schlussfolgen selbst ziehen, die ohne seinen Scharfsinn, Be- 
obachtungsgabe und Klarheit der Auffassung noch länge un- - 
bekannt geblieben seyn würden. 

Herrn Tuurmann’s Werk ist ein Muster der Darkeellung 
— und möge es als solches doch noch lange und oft das Vor- 
bild der Geognosten werden! — 

So wie uns die Karte jetzt vorliegt, und nachdem der 
Kommentar uns in die Geheimnisse, die sie entwickelt, ein- 
geweiht hat, wird sie eine unerschöpfliche Quelle des Nach- 
denkens und der Betrachtung. Sind auch andere Gegenden 
gleich geschickt, das Durchkreutzen mehrerer Gebirgs- 
Systeme zu studiren, so haben wir doch von keiner andern 
ähnlichen ein Relief, wie die BuchwaAroer’sche Karte ist, Neu- 
chätel ausgenommen. Durch andere Karten werden die 
‚wichtigsten Thatsachen mehr entfernt und ausser Verbin- 
dung gesetzt, als in der ihnen von der Natur gegebenen 
Bedeutung hervorgehoben. | 
Herr Tuurmann lehrt uns, dass vorzüglich zwei Rich- 
tungen die Ketten’ des Jura bestimmen; eine von Osten ge- 
gen Westen, eine andere von Südwest gegen'Nordost. - Die 
erste scheint die ältere und von der letzten durchsetzt 
zu werden. Denn fast jedes Längenthal zwischen den 
Ketten der ersten Art (im Becken von Delemont 
oder von Moustiers) ist mit Schweatzer Tertiärformationen 
erfüllt,- welche sich an den Abhängen der Berge hinziehen, 
und keine geneigten Schichten bemerken lassen. Die Thä- 
ler hingegen, von Südwest gegen Nordost zeigen solche 
neuere Bildungen entweder gar nicht, oder in sehr anoma- 
lem Zustande. Nun zeigt Herr Tuurmann, dass fast über- 
all, wo die Südwest-Reihen die West-Ketten durchsetzen, 
alle Schichten bis tief unten entblösst werden, und sie 
sind häufig auf so sonderbare Art nebeneinandergereiht, 
dass es grosser Aufmerksamkeit und Übung bedarf, um die 


ER 


gesetzmässige Folge der Gebirgsarten wieder aufzufinden, 
Ein auffallendes Beispiel solcher Lagerung ist zwischen Brun- 


trut und Delemont, wo unter les Rangiers die Kette, welche ' 


der Doubs bei St. Ursanne durchbricht, mit ‘der Gebirgs- 
reihe des Mont Terrible zusammentrifft. — Auf solchen 
Kreutzen erscheint auch vorzüglich der Muschelkalk, wie 
an der Röthifluh bei Solothurn. Alle diese Theile des Jura 
haben, ausser dieser Zerstörung auch. das vom Deulschen 
Jura sehr Unterscheidende, dass ihr -mittler Theil nicht 


mehr aus braunen Sandstein besteht, sondern aus Oolithen, _ 


welches ziemlich wahrscheinlich macht, dass der Jura in 


der Nähe der Alpen weit mehr Litoralformation gewesen 
ist, als in Schwaben und Franken. i 


Möge doch Hrn. Tavrmann’s lehrreiche und gründliche 


Arbeit bald die Anerkennung erhalten, die sie in so vollem 


Maase verdient! 


Bemerkungen während des Über- 
ganges von ZLotsch nach Bormio 
durch das Martelthal 


vom 2ten bis 4ten Sept. 1836, 


vom 


Herrn Grafen voN KEYSERLING. 


Das Ortles-Gebirge, mit den übrigen Alpen bloss durch 
die Höhe zwischen Inn und Comer- See zusammenhängend, 
besteht aus dem grossen manchfach gegliederten Wall, der 
gegenüber und parallel den Graubündtener Alpen das Inn- 
Thal bildet, aus einem anderen kleineren, der die Eisch von 
Meran bis zum Val di Sole begleitet, und endlich aus einem 
gewaltigen Zentral-Stern. Den Mittelpunkt dieses Eissternes 
bildet die Erhebung am Schlusse des Martel- Thales, oder 
um einen Berg zu nennen, die Königsspitze, Monte - Zebru 
der Italiener. Von ihrer Spitze aus würde man mächtige 
Eisstrahlen nach verschiedenen Seiten hin, alle von ziem- 
lich gleicher Bedeutung, alle mit hohen Gipfeln geziert, 
sich ausbreiten sehen: einen nach O.N.O., der sich durch 
den Sattel hinter der Zauchen - Spitze an die Eisch- Wand 
anschliesst, den anderen nach W.N.W,, der über das Stlf- 
ser-Joch hin mit der /nn-Wand sich verbindet, den dritten 
nach 8.S.W., der sich in vielfältigen Zertheilungen und Er- 


hebungen ausbreitet, Dieser belehrende Anblick muss zu- 


gleich einer der herrlichsten seyn, weil hier umher die 


- sehönsten Alpenspitzen, aus den weiten Gletschermassen 


ES ARSERRIR. |: DIERR 0 


emporsteigend, sich gruppiren: östlich der Zufall als die fül- 
ligste, westlich der Ortes als die kolossalste und südlich die 
Chiarenna als die graziöseste Alpenform. 

Wenn gegen die Mitte einer starren un Re 
Oberfläche eine Masse mit wachsender Gewalt andrängt, 
bis ihre Kohäsion überwunden ist, so muss sie wenig- 
stens in drei Richtungen spalten, um die drängende Masse 
austreten zu lassen. Demnach wäre die Dreistrahligkeit 
die einfachste Form eines jeden Durelibruches starrer La- 
ger, bei dem an einem Zentrum die grösste Kraft entwickelt 
wird *). Zwischen den .drei Strahlen müssen drei Theile des 
früher deckenden Lagers mit gehoben seyn. Deren Kohä- 
sion wird durch das eigne Gewicht in der Mittellinie, die 
den zwischen je 2 Strahlen gebildeten Winkel halbirt, we- 
gen der grösseren Entfernung vom Stützpunkt entweder 
bei der Hebung selbst, oder nachher am meisten gestört 
und geschwächt seyn. Desshalb werden, wenn Kraft von 
Neuem sich unten sammelt, die Durchbrüche zwischen je 
2 Strahlen erfolgen, so dass sich hier drei untergeordnete 
Strahlen, geringer wegen des geringeren Widerstandes, zwi- 
scheneinlegen würden. Am Oriles- Stern lassen sieh drei 
solche Strahlen sehr ungezwungen erkennen; in dem Zuge 
zwischen Sulden- und Martel-Thal, zwischen Val di Zebru 
und Val di Zeden und endlich zwischen Val della mare und 
Val di Rubbi. ‘Zwischen dem östlichen Hauptstrahl: und: dem 
nördlichen untergeordneten Strahl sieht man in den Grund 
des Martel- Thales, das am tiefsten sich in die zentralen 


Eismassen einkeilt, so dass nach allen übrigen fünf Thälern, 


*) Lineären Hebungen liegt natürlich lineäre Vertheilung von Kraft 
oder Widerstand zum Grunde. Wenn wir zentrale Hebungen zu 
lineären aneinanderreihen wollen, dürfen wir Strahlen, als blosse 

"Konsequenzen des zentralen Durchbruches , nicht mit berücksichti- 
gen. Da der Widerstand des starren Lagers durch. solehen Durch- 
bruch in gewissen Richtungen geschwächt wird, so wird. durch | 
ihn die Stellung späterer Durchbrüche, bestimmt, die als unterge- 

 srdnete abhängige erscheinen , was sich am Ortles-Stern ins Ein-, 
zelne verfolgen liesse. \ er ar 


Mana % 


a 51 7 BE 


die um dieses Zentrum gebildet sind, von seinem Ende aus 
Fusssteige, alle stundenlang, über Eismassen führen: eine 
Eigenthümlichkeit, die es mit wenigen Alpenthälern theilen 
dürfte. Wir wollen auf die nähere Schilderung dieses 
interessant gelegenen Thales und des Überganges nach dem 
Val di Zeden, wie weit es die leider unvollständigen Beob- 
achtungen erlauben, übergehen. | 

Der tiefste Sattel zwischen Martel- und Zeden - Thal 
beträgt höchstens 9650’ Par., würde sich also aus meinen 


Beobachtungen an S00‘ niedriger, als man es bisher ange- 


nommen, ergeben. Von hier ab senkt sich das Martel-Thal 
bis zum Einfluss der Plima in die Elsch, in einer Erstreckung 


von 15 Stunden, um S500°; das Val di Zeden, bis zum Ein- 
fluss des Furva - Baches in die Adda, in einer Erstreckung 
von 8 Stunden um 5500‘, also um 3000’ weniger. Die grös- 
sere Steilheit des Südabhanges tritt durch den Umstand, 
dass der Boden sich um 2000‘ gleich in der ersten Stunde 
senkt, prägnant hervor. Dagegen ist die Senkung des 


‚Martel- Thales so sanft, so gleichmässig,, als hätte man es 


zum Behufe einer ‚Kunststrasse bearbeitet, Wirklich hat 
man wegen dieser Eigenschaft geschwankt, ob die Strasse 
nach Bormio nicht durch Martel geführt werden solle; doch 
dieses Projekt hätte in der Durchschneidung eines Eisfeldes 
von 4 Stunden Länge grosse Schwierigkeiten gefunden, und 
ausserdem mit demselben Übelstande, der die jetzige Strasse 
nordwärts trifft, auf der S.Seite zu kämpfen gehabt, ich 
meine eine steile Schuttwand. 

Das Martel- Thal wird von der Plma  durehströmt. 


. Sie sammelt sich aus der rechten Gletscherwand, bekommt 


bedeutenden Zuwachs durch die Madritisch aus den. Glet- 
schern der linken Wand, ergiesst sich erst in Stürzen, bald 
aber in gleichmässig reissendem Strom bis in die sumpfige, 
von aufgeschwemmtem Lande planirte Ztsch-Ebene, von wo 
ab sie mit kleinerem Gefälle ihre gelben Fluthen in die 


' Eisch treibt. Diese fallen trotz dem auf den letzten 4 Stun- 


den von Gond ab um 500’ mehr, als auf ihrem langen Lauf 


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— 312 — 


durch das Etsch- Bett bis ins -Mittellündische Meer. SEHR 


nert man sich, wie die Eisch an einigen Stellen durch ihr 


heftiges Gefälle ganz in Schaum zerfällt, so kann man aus 
diesem Verhältniss auf die Gewalt der Plima schliessen, 
die nie wasserarm, nach heftigem Regen oder anderen Er- 
Pe welche grosse Schneemasen in Wasser verwan- 
deln, das ganze Thal überschwemmt. Von Gond ab bis in die 
Etsch-Ebene beträgt das Gefälle auf 10 Fuss 3 Zoll. Zwei Er- 
scheinungen rühren von diesem starken Gefälle her. Es finden 
sich, obgleich wenige, Fische in dem Fluss, wenn in einigen 
Jahren keine bedeutende Wasseransammlung Statt gefunden hat; 
tritt diese ein, so verschwinden sie auf mehrere Jahre ganz, 
Ferner ist in der Luft, besonders wo Fluss und Weg zwi- 
schen Hügel eingeengt sind, ein , schwefelig - arsenikaler 
Geruch verbreitet. Es finden sich besonders im oberen 
Theil Steine, die aneinandergeworfen den Geruch erzeugen, den 
die in die Luft gespritzten Wassertheilchen der Atmosphäre 
mittheilen. — Durch das Val di Zeden strömt ein Bach, der | 
unter den Gletschermassen, die von der Vedreite di Forno 
her sich ins Thal legen, hervorkommt, durch einen schwa- 
chen Zufluss aus den gegen das Martel-Thal gelegenen Eis- 
und Schnee-Flächen verstärkt wird und so bald in Stürzen, 
bald in Strömen durch ein enges Thal zu dem Bach des 
Zebru-Thales gelangt, mit dem vereinigt noch immer unbe- 
deutender als die Plima er sich in die Adda ergiesst. 

Das ziemlich weite Bett des Martel-Thales dehnt sich 
bald zu kleinen waldigen Ebenen, wie über Morter, bald zu 
Hügelland, das zu Getreidebau benutzt wird, wie unter und 
bei Gond, bald zu frischen Triften, wie unter der Hahn- 
spitze und dem Pederwasser, aus. Erst in einer Höhe von 


6000‘ nimmt es durch manchfaehe Senkungen und Hebungen 


mehr den Charakter anderer Alpenthäler an, ohne jedoch bis an 
das Ende sich in einförmige Schluchten oder Spalten zu 
verengen. Ganz im Gegensatz schiessen die Wände des 
Val di Zeden unter gleichmässiger Neigung von Oben an in 
die Tiefe, in ‘welcher der Bach sich windet. Erst vor 


— 3) — 


Katherina beginnen flache Wiesen und Äcker eine Thalsohle 
zu bilden. _ | E 
Mitten im Austritt des Martel-Thales findet sich ein 
isolirter felsiger Hügel, geziert von einer Ruine, den Wege 
von allen Seiten umringen. Seine Form spricht für Ein- 
wirkung neptunischer Kräfte, die ihn einsmals von dem rech- 
ten Abhange losgerissen haben mögen. Dahinter befindet 
sich eine zweite grössere Ruine. Auf der anderen Seite 
der Plima liegt das Dorf Morter. Über diesem befindet 
sich ein Marmorlager im Glimmerschiefer, dessen rein weis- 
ses Cestein von grobkrystallinischem Bruch zum Chaussee- 
Bau im Eisch-Thal verwendet wird, wo es jedem Wanderer 
zwischen den dunkeln Glimmerschieferwänden aufgefallen 
seyn wird. Hier fängt die Thalbildung mit waldigen Wän- 
den, sogleich gegen 1000’ über den Grund erhoben, an. 
Sie steigen schnell im Verlaufe und mögen an vielen 
Stellen gegen 3000’ erreichen, doch ohne dass man von dem 
erst links, dann rechts am Fluss hinführenden Pfad ausge- 
zeichnete Gipfel zu bemerken im Stande wäre. Das frische 
Grün der Erlen und Birken, die den rauschenden Fluss 
umsehatten, die weite oft hügelige Thalsohle mit Getreide- 
äckern mildern die Einförmigkeit der waldigen Wälle, die 
den Wanderer unausgesetzt bis Gond hin begleiten. Die 
linke Wand, an der sich der Fluss näher drängt, ist steiler 
und bildet mehr Abstürze, als die rechte. An ihr sieht 
man 2 Stunden vor Gond ein Kalklager beginnen, das mit 
seinem Erde in eine Auskeilung .des Glimmerschiefers zu 
dringen schien. Es deckt meist über 1000‘ mächtig den 
unterliegenden Glimmerschiefer bis nach Gond hin; die seine 
Schiehtung bezeichnenden Linien waren wenig gegen N. ge- 
neigt, und ich vermuthe, dass die Schichten ebendahin fallen, 
weil, wie weit ich es beurtheilen konnte, der Durchschnitt 
wenig von dem auf das Streichen senkrecht geführ- 
ten abzuweichen schien. Ih entsprechender Höhe findet 
sich auf der gegenüberstehenden Thalwand ein Kalklager, 
das später beginnt und schon vor Gond aufhört, dessen 


— Si 


z 


Verhältnisse wegen Mangel an Entblössungen nicht so klar 
vorliegen. - Besonders erschweren ungewöhnliche Eigenschaf- 
‘ten des Glimmerschiefers das südliche Ende des Lagers zu 
bestimmen. Viele Vor- und Einsprünge unter Winkeln, die. 
wenig vom rechten abweichen, wie sie gewöhnlich beim 
Kalk vorkommen, gewinnen solchen Einfluss auf die Glimmer- 
schiefer-Felsen, dass man ihre Formen auf 20° über sich von 
denen des Kalkes zu unterscheiden nieht im Stande. ist. Ich 
habe diese Erfahrung mit Aufwand vieler Zeit neben Gond 
bei einem Wasserfall, der durch den dunkeln Wald schim- 
‘mert, machen müssen, Der Glimmerschiefer ist hier aus 
vorwaltendem Quarz, grossentheils weissem Glimmer meist 
in grössere Partie'n, doch auch in Schuppen, und einigem 
hinzutretenden Feldspathe gebildet. Diess Gestein hat so. 
lichte Farben, dass man es auf Entblössungen und Wasser- 
läufen für Marmor von weitem halten könnte, - 

Mühsam zog ich mich an Bäumen die Thalwand hinauf; 
zu einer Entblössung gelangt, erkannte ich das mich umge- 
bende Gestein; doch über mir schien eine noch lichtere 
Stelle, die wiederum Zweifel erregte, bis ich den grössten 
Theil der Wand hinaufgeklettert meinen Irrthum inne ward, 
Die Thalsohle besteht immer aus Glimmer-Schiefer, der vor 
Gond aus grossen Glimmertafeln und Quarzstücken gebildet 
ist. Talk- und. Chlorit-Schiefer kommen in kleinen Partie’n 
darin vor. Nach dem Gesagten dehnen sich die 2 Kalkla- 
ger auf jeder Thalwand in entsprechender Höhe aus, ganz 
als wäre ein einstmalig. einiges Lager durch tiefe Ausgra- 
bung des Thales in zwei getheilt. In diesem Kalk findet 
sich vieler Marmor, und die reissende Plima sprudelt häufig 
über seine weissen Blöcke,- die hie und da auch am ‚Ufer 
abgesetzt sind. 

Um Gond werden die Felsen schon pittoresker. Einen 
schönen Eindruck macht es, dass man von hier durch das 
ganze Thal hindurch auf die Etsch- Wand sieht, über de- 
ren Felsen eine kleine weisse Spitze vom Öftzt-Thaler Ge- 
birge her blickt und durch ihre fernen Konturen Sehnsucht 


— 39 — 


zu den unwirthbaren Höhen erregt. Gond besteht aus ein- 
zelnen, auf eine halbe Stunde hin zerstreuten, Häusern; 
11 Stunden höher hinauf trifft man die letzte Spur dauerhafter 
menschlicher Thätigkeit an. Es gereicht dem Geschlecht 
zur Ehre, dass-sich diese letzte Spur zwischen einsamen, 
menschenleeren Wäldern und Felsen, wie ein Symbol für 
sein letztes Streben, auf das Verhältniss zum Ewigen be- 
zieht. Hier steht eine kleine Kapelle, Maria Schmelz ge- 
nannt, deren Glocke einst die Hüttenmänner aus dem oberen. 
Thal zur Andacht rief, jetzt dem Muthwillen des Windes 
oder eines Vorüberziehenden dazu dient, die einsame Stille 
schweigender Felsen zu unterbrechen. Ein Meister hat dem 
lärmenden Beifall der Welt die stille Andacht des Wande- 
rers vorgezogen und zwei Gemälde hier aufgestellt, die un- 
ter den Umständen, unter welchen man sie sieht, nicht ver- 
fehlen liessen, Eindruck zu machen. Gegenüber dieser Ka- 
pelle hat man die erste schöne Bergansicht aus dem Thal- 
grunde. Die Schluderspitze erhebt sich aus dem sanften 
waldigen Fuss als ein steiler schiefer Kegel, der nach N., 
wohin seine Axe geneigt ist, ganz frei steht, bis zu einer 
Höhe von ungefähr 8000‘. Die kecke schlanke Gestalt von 
frischem Grün bekleidet, belebt den Müden mit neuer Kraft 
"höher und höher zu steigen, wo er dann eine Reihe inter- 
essanter Bergprofile zu Gesichte bekommt: die vielen Zacken 
der Hahnspitze, passend benannt nach der hahnenkammarti- 
gen Kontur, und dahinter die Nonnenspitze. Alle diese schnee- 
losen Berge erheben sich so sehr über die Baumgrenze, dass 
sie gewiss an 8000’ und darüber erreichen. Die vielen 
Hebungen und Abstürze hinter- und über-einander geben den 
Ansichten dieses weiten Thales mehr Grossartiges, als die 
meist engen Queerthäler der Alpen es zu haben pflegen. 
Man bemerkt hier die Spuren eines verlassenen Hüttenwer- 
kes. Man hat das in einem Hügel anstehende Gestein ge- 
‚brochen, doch scheint dieser Tagebau keinen langen Fort- 
gang, nach den hinterlassenen Spuren zu urtheilen, gehaht 
zu haben. Ich beobachtete an diesem Hügel und an den 
„ Jahrgang 1837. 26 


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— 396 — 


auf der Stelle’ der früheren 'Schmelzhütte zusammengetra- 
yerien Stücken in kleineren und grössern Krystallen in dem 
Glimmerschiefer, der hin und her chloritisch wird, einge- 
- sprengt: Kupferkies und, in kleinen Partikeln Kupferglanz. 
Vier Stunden hinter Gond :erblickt man Gletscher auf den 
Höhen des rechten Abhanges, die zwischen nackten zerfallenen 
Felsspitzen heraushängen und ihre Wasser in Stürtzen ins 
Thal giessen. So viele gesonderte Gletscher sieht man nicht 

leicht anderswo, erst 4 auf einmal, und wenn man zu der 
| äussersten Baumgrenze an die letzte Sennhütte des Schäfers 
‚gelangt ist, gar fünf, die wie Schaum an den niedrigsten 
Stellen der Gebirgswand überquellen und zu dem Zufrid- 
und Gramsen-Ferner, der sich an die felsige Rothspitze legt, 
gehören. Zwischen diesen Fernern führt der Weg in das 
Val di Rabbi. In dem gastlichen Heuschober des Schäfers 
wartet unter dem Heu eine nicht gar erquickliche Nacht 
den ermüdeten Wanderer, damit der kalte Morgen ihn si- 
cher über die zugefrorenen Gletscherspalten führe. Kaum 
hat die Sonne die Höhen erleuchtet, so hat man einen. ziem- 
‚lieh beschwerlichen Weg über stark geneigte Glimmerschie- 
ferplatten an der linken Thalwand hin zu machen. Man 
bemerkt hier, dass von beiden Seiten der Glimmerschiefer 
entgegengesetzt, nach der Thaltiefe hin, fälit; eben so am 
Schluss des Thales: also wie es bei einem Erhebungsthal 
zu erwarten ist. Dieser Weg führt in einen rings. von 
Eis und Schnee umgebenen weiten Kessel. Noch sieht man 
Gramsen- und Zufrid-Ferner ; gegenüber, durch das Thal 
getrennt, senkt sich von der Zufallspitze ein grosser Ferner- 
über den ganzen Abhang, aus welchem 2 dunkle Glimmer- 
' schiefer - Abstürtze hervorsehen, und darüber der weisse 
Zufall, dessen grossartige Wölbungen mit der Majestät ei- 
ner Domkuppel in ihrer Form die üppige Fülle eines jung- 
fräulichen Busens zeigen. Weiter hin dehnt sich das grosse 
allmälich erhöhete Schneefeld bis an den Horizont hin aus; 
im Rücken hat man die Aussicht auf das Ölzthaler Schnee- 
gebirge. Die seltene Erhabenheit des Anblickes schien selbst 


— 397 — 


unserem Führer, einem schweigsamen ungeselligen Gemsen- 
jäger bekannt, der häufig wiederholte, dass in der ihm wohl 
bekannten Umgegend sich nirgends so schöne Berge fänden. 
Bei dem 3 Stunden langen Weg über das blendende Schnee- 
fell muss man gewisse glatte Eisstellen zu vermeiden su- 
chen, auf denen besonders bei Wind es unmöglich ist, zu 
gehen, ohne zu fallen. Fällt man hin, so ist man genöthigt, 
liegend bis zu einer rauheren Stelle zu rudern, um sich zu 
erheben. Den Ortles sah man nicht bei diesem Übergange, 
was diessmal vielleicht einige auf dem Schnee liegende Ne- 
bel verhinderten; doch nach der Aussage des Führers soll 
er stets grossentheils verdeckt seyn. Eine halbe Stunde 
vor der Höhe des Passes sieht man die Königsspilze ganz 
vor sich: sie gewährt von der N.Seite einen eigenthümli- 
chen Anblick. Trotz der Steilheit ganz in Weiss gehüllt, 
oben scharf abgestumpft, scheint eine Riesengestalt wie zum 
Laufe vorgebeugt über die hohe Schneewelle hineilen zu 
wollen. Auf der Höhe des Passes erlaubte der kalte Wind 
bei + 1° R. kaum den erstarrten Händen die meteorolo- 
gischen Instrumente aufzustellen. Beim Hinuntersteigen ge- 
räth man auf einen steilen Abhang von Glimmerschiefer- 
blöcken und Platten, der alle Vorsicht des darüber Hinge- 
'henden in Anspruch nimmt; denn die Blöcke weichen dem 
Fuss und fallen leicht in jähem Sturz auf die Vorgänger. 
Noch ı einmal muss man über stark geneigte Schnee- und 
Eis-Massen gehen, um seinen Fuss endlich wieder auf grü- 
nen Rasen zu setzen. So gelangt man an den rechten Ab- 
hang des Zedenthales, das selbst eine einfache weite grüne 
Schlucht ist, von dem aus man jedoch nach N. und S. den 
herrlichsten Anblick geniesst. Auf einem hohen dunkeln 
Glimmerschieferwall, von Eismassen und Schneekuppen theil- 
weise verdeckt, ist die Künigsspitze wie ein ungeheurer, 
oben zugerundeter, Kalkthurm aufgesetzt, theils mit Schnee- 
bändern umwunden, theils ein graues zerklüftetes Gestein | 
zeigend. Ein grauer Streif wird durch Kalktrimmer von 
‚der Königsspitze bis in die Zedenschlucht hinab, zwischen 
26* 


— 398 — 


ad übrigen dunklen Gestein gebildet. Der Kalk ist dem 
des Ortles vollkommen ähnlich, auch ist es unbestimmt, ob 
nicht unmittelbarer Zusammenhang dieser Kalkmassen exi- 
stirt. Hier, ‘wo die Hebung mit der grössten Kraft sich 
geäussert, hat sie einzelne: losgetrennte Kalkkegel auf die 
übrigen Massen gethürmt , deren geologische Bedeutung 
nicht ausreichend erkannt ist: Ich mache auf die Höhe des 
Kegels der Königsspilze und der ungefähr gleichen grössten 
Mächtigkeit des Marteler Kalklagers aufmerksam: sie beträgtan 
1500’ und ist ein kleiner Beitrag zum Beweise eines Zusammen- 
hanges dieser Massen, Dieses hohe Zentrum hat für den Zoologen 
dadurch Interesse, dass das in ganz Salzburg und Tyrol 
bis auf einige Individuen ausgerottete Murmelthier hier noch 
häufiger vorkömmt. Nach Süden erheben sich die Kontu- 
ren. der Chiarenna, dieses sonderbarsten aller Schneeberge, 
Ganz weiss erhebt sie sich auf einer dunklen Geröllwand 
als eine vierseitige Pyramide mit Flächen und Kanten so 
scharf, dass man glaubt sie mit einem Goniometer bestim- 
men zu können, Wenn schon dieser reguläre Schneebau . 
in einer Höhe von 11,000° uns in Staunen setzt, so verschö- 
nern zerfallene Gletschermassen, die Schneegewölbe der Ve- 
drette di Forno, der schwarze Abhang darunter, der tief 
blaue Himmel darüber so sehr diesen Anblick, dass unaus- 
löschlich in jedes Gemüth sich diese grossartige, wahrhaft 
phantastische Ansicht imprimiren wird. Nach dem Voraus- 
gegangernen kann uns die Topographie des Zedenthales, je- 
ner einförmigen, grabenartigen, tiefen Schlucht, nicht mehr 
Interesse einflössen, wenn gleich es seine herrlichen Zirbel- 
waldungen, seine grünen, mit Schäferhütten bestreuten Ab- 
hänge, seine dunklen Tiefen und seine rauschenden Gletscher- 
wasser hat. Der Weg führt an dem rechten Abhange, wo 
noch vor Erreichung der Baumgränze uns ein Italiener mit 
dem eleganten Gruss pedrone ! entgegentritt und in reinem 
Jtalienisch in seine Hütte einzutreten auffordert. Wie im 
Martelthal Deutsche Schlichtheit mit einfältiger Frömmigkeit 
früherer Jahrhunderte sich erhalten, und daselbst kein ‚Wort 


— 59 — 


Italienisch verstanden wird, so versteht man jenseits des 
Passes kein Wort Deutsch mehr, eine so scharfe Scheidung 
bewirkt der unzugängliche Pass. Auch hier kann man das 
Fallen der Gesteinsschichten auf beiden Seiten nach der 
Thaltiefe hin beobachten, woraus auf eine Erhebung der 
Wände oder Einbucht des Thales zu schliessen. Hier hat 
man weniger Spuren gewaltsamer neptunischer Einwirkun- 
gen. Nur ein enges Bett hat das Wasser tief in das Thal 
gefeilt, während im Martelthal ein durchgängig breites Bett 
mit vielfach’ zerschnittenen Wandungen von den heftigeren 
neptunischen Einwirkungen, die än dem isolirten Berge und 
dem durchschnittenen Kalklager im unteren Theile des Tha- 
les zu errathen scheinen, herrühren mögen. Aber auch im 
unteren Theile des Thales, wo die kaum geneigten Schich- 
ten des Kalklagers für ein bloss vom Wasser ausgegrabenes 
Thal sprechen, beweist die Marmorbildung, meist an den 
Grenzen mit Glimmerschiefer, vulkanische Einwirkung, die 
nach dem Bau in den höheren Theilen der Thäler, wo we- 
nigstens die jetzt fortdauernden Einwirkungen des Wassers 
geringer sind, wie nach der Konstruktion des Ganzen als 
erster Maler bei der Bildung dieser Queerthäler anzuneh- 
men ist. Noch bemerke ich, dass hier die Einwirkung des 
Wassers in umgekehrtem Verhältniss mit der Steilheit ste- 
het. Ob diess Produkt einstmaliger Einwirkung ist, will ich 
nicht entscheiden, doch gewiss ist die geringere Steil- 
heit ein Grund für jetzige grössere Einwirkung des Was- 
sers: hauptsächlich durch grössere Schnee- und Eis-Ansamm- 
lung, dann aber auch durch den in grösseren Ausdehnun-: 
gen ununterbrochen reissenden Strom. 

Ich besuchte diese Gegend zu einer Zeit, wo. die Pflan- 
zen entweder ‚yerblüht oder ein Raub der Sense und des 
Zahns der Schai ewe waren, kann also über ihren botani- 
schen Reichthum und Eigent wimlichkeit nichts mittheilen. 
Was die Waldungen betrifft, so gehen sie nördlich und süd- 
"lich bis hart an’die Gletscher hinauf und bestehen in ihrer 
obersten Region ‚aus dem schönen Zirbelbaum, der besonders 


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— 40 — 


an der S.Seite einen herrlichen Wald bildet, nicht aus zer- _ 
streuten entfernten Individuen, wie dieser weniger, als an- 
‚dere Nadelhölzer, gesellige Baum meist aufzutreten pflegt, 
sondern in einem ausgedehnten Hain, der den Boden mit 
undurchbrochenem Schatten deckt, Die obere Baumgrenze 
habe ich an der N.Seite zu 7000‘ Höhe, die an der S,Seite 
zu 8000‘, also um 1000’ höher bestimmt. lch glaube, dass 
diess weniger von klimatischem Unterschied abhängt, da das 
Eischthal seine südliche Luft in die Queerthäler verbreiten 
wird und die Luftströme, die. zur 8,Seite gelangen können, 
schon an eisigen Höhen abgekühlt sind; gewiss aber hat der 
steilere Abhang durch Verhinderung einer ähnlichen Anhäu- 
fung von Schnee und Eis, wie im Marteitkal, wesentlichen 
Einfluss darauf, einen Einfluss, der im allgemeinen Gegensatz 
vom N.- und S.- Ahhang der Alpen vielleicht höher, als es 
geschehen, in Anschlag gebracht zu werden verdiente. ‘Die 
untere Waldregion wird in diesen Thälern aus einem Nadel- 
‚baum gebildet, dessen eigenthümliches Verhalten besonders 
im Martellhal auffällt. Wenn man zu Alpenhöhen empor- 
steigt, ist man gewohnt, von dem Augenblick an, wo Nadel- 
hölzer vorzuherrschen beginnen, bis in die oberste Baum- 
grenze allen Wald von ihnen gebildet zu sehen. Hier über- 
rascht nach einem Nadelwald die. Wiederkehr des frischen 
Grün der Erlen und Birken um so angenehmer, je unerwar- 
teter es ist. Diese Erscheinung wird durch die eigenthüm- 
liche Verbreitungs-Sphäre der Pinus uneinata erklärt, auf 
‚deren allgemeines Verhalten ich näher eingehen will, da 
‚ihre Charaktere erst kürzlich näher erkannt, ihre Synony- 
mie aber auch jetzt nieht recht aufgeklärt ist. ; 

P. uneinata v. Ram. ist P, sanguinea Lar., P. ro- 
tundatalmk.,P. obliqua Laur., ch a Unser auch P, 
sc Jaca und P. montana? Wenn Wanten- 
BERGS P. sylvestris ß divarie ıta Fe gehört, so ist 
‘die Angabe ihres Vorkommens ir “den Karpathen, wie ich 
‚nach 'eigner Erfahrung und nach: dem reichhaltigen Herbarium 
von Mauksch, das ich besitze, versichern | kann, irrthünlich. 


“. 6 


A 


Es ist ein hoher schlanker Baum von röthlicherem schwe- 
rerem Holze, als P. sylvestris, mit nach Art der Roth- 
‚tanne gebogenen Ästen, die Rinde braun, die Nadelpaare 


fast quirlförmig gestellt, horizontal abstehend, die einzelnen 


Quirle bei älteren Stämmen durch einen blattlosen Zwischen- 
raum getrennt. Diese quirlförmige Stellung gibt der Art einen 
meist so eigenthümlichen Habitus, dass sie schon aus der 
Ferne erkannt werden kann; doch gibt es Individuen, ja 
sogar einzelne Zweige, wo dieses Kennzeichen nicht in glei- 
chem Maase hervortritt. Dann leitet der schiefe gekrümmte 
Zapfenstiel sicherer, als die oft abfallenden oder unscheiu- 
bar werdenden hakenförmigen Fortsätze der Schuppen und 
die Form des Zapfens. Dass sie nicht in P.sylvestris über- 
geht, beweist der Stamm im botanischen Garten zu Berlin, 
wie auch, dass sie in den Alpen nirgends mit P. sylvestris 
zusammentrifft. Noch weniger kann von einem Übergange 
in P. mughus Scor, die Rede seyn, deren Region sie nie 
erreicht. Sie erstreckt sich durch die Pyrenäen, Schweitzer- 
Alpen, bildet Wälder in Württemberg, verbreitet sich in den 


Zyroler-Alpen bis nach Lienz, dem östlichsten Punkt, an dem 


ich sie bemerkt habe, Ihre vertikale Verbreitung habe ich 
bei Botzen am besten beobachten können. Sie begann bei 
1100’, an 500° unter der oberen Rebengrenze, bildete in 
dieser tiefen Region, gleichsam die Buche westlicher Gegenden 
vertretend, ausschliesslich Waldungen bis an 3000’ hinauf. Von 


a 


hier an trat sie nur in einzelnen Individuen auf: das letzte | 


in einer Höhe von 4200, wo hier noch Apfel- und Birn- 
bäume gediehen. Dem analog verbreitet sie sich am Ein- 
gange ins Martellhal, bis zur oberen Obstgrenze hinauf, 
über welcher Laubholzwaldungen zu finden nichts Unge- 
wöhnliches ist. | 

Die Höhenangaben konnten nur approximativ berech- 
net werden, eine Beobachtung auf der anderen, wobei die 
Höhe von Trient und der dortige mittle Barometerstand 
nach dreizehnjährigen Beobachtungen des Prof. Lunerrı und 
deren Vergleichung mit den Mailänder Beobachtungen zum 


‚MA 


— en 


Grunde liegt. Die Höhe von Trient ist zufolge den Beoh- 
achtungen dieses Physikers niedriger, als die bisherigen An- 
‚gaben es erwarten liessen, nur 160 Meter über der Meeres- 
Bäche. Nachdem ich die korrespondirenden Beobachtungen 
‘von Trient und /nspruck erhalten haben werde, kann ich 
genauer die Resultate zahlreicher Beobachtungen in sie 
Zyroler - und Salzburger- Alpen mittheilen, 


’ 


Über | 
das Studium der fossilen Hölzer, 


von 


Herrn Prof. H. R. GoEPERT. 


Indem ich mich fortdauernd mit Bestimmung der in 
verschiedenen Formationen vorkommenden stengellosen’ Blät- 
ter, Blüthen und Früchte namentlich von Bäumen dikotyle- 
doner Beschaffenheit beschäftigte, gelang es zwar, einige 
Gewissheit über ihre Abstammung zu erhalten, doch fehlt 
diesen Untersuchungen immer die wahre Grundlage, wenn 
man über die Beschaffenheit des zugleich mit vorkommen- 
den, bald verkohlten oder gebräunten, bald versteinerten 
Holzes keinen Aufschluss zu geben vermag. Als alleiniger 
Anhaltspunkt dienen uns hier ebenfalls vergleichende Studien 
der Struktur der Bäume und Sträucher der Jetztwelt, die in 
der hier wünschenswerthen Ausdehnung der gegenwärtige 
Zustand der Pflanzen - Anatomie uns nicht bietet. Schon 
‘ längst mit “Untersuchungen dieser Art zu anderen Zwecken 
beschäftigt und daher im Besitz eines nicht unbedeutenden 
Materials habe ich mich überzeugt, dass es allerdings wohl 
angeht, aus der Lage und Beschaffenheit der Gefässe Gat- 
tungscharaktere zu entnehmen, nach denen sich die Hölzer 
der Jetztwelt und vorzugsweise auch die der Vorwelt an- 
reihen lassen. Bei den verkohlten und gebräunten Hölzern 
lassen sich dergleichen Schnitte in der Regel ohne Schwie- 
keiten bewerkstelligen; bei den versteinerten Hölzern aber 


u 


4 


war es wichtig auf einige Handgriffe zu. denken, um das 
Schleifen derselben, wenn nicht entbehrlich zu machen, doch 
wenigstens zu erleichtern. Vor allem kommt es darauf an, 
sich möglichst gleiche transversale und eben so winkelrechte 
longitudinale Splitter zu verschaffen, was man bei einiger 
Übung leicht bei den in Chalzedon, schwieriger bei den in 
splittrigen Hornstein verwandelten Hölzern erreicht. Um 
einen regelmässigen Splitter zu erhalten, legt man am zweck- 
mässigsten das Holz auf ein 4—6 Pf. schweres kubisches 
Bleistück und klopft nun mit einem, am besten stählernen - 
Hammer gegen das abzuschlagende Stück, welches man dann. 
durch eine feine stählerne Kneipzange weiter zubereitet. 
In der Regel bedarf es nun namentlich bei Koniferen-Hölzern 
keines Schleifens mehr, indem ‚man mit einem grosse Hel- 
ligkeit, gewährenden‘ Mikroskop bei einer unbedeutenden 
Vergrösserung leicht die Mündungen der Holzzellen und der 
Gefässe zu unterscheiden vermag. Bei den Longitudinal- 
schnitten ist diess aber in den meisten Fällen erforderlich, 
‚wie wohl man auch hier durch ‚umsichtiges, freilich schwer 
zu beschreibendes, aber durch Übung leicht zu erlangendes 
Verfahren mit den oben genannten Instrumenten oft treff- 
liche, selbst die punktirten und porösen Gefässe zeigende 
Splitter erhält. Gewöhnlich reichen sie hin, um sich we- 
nigstens bei vergleichenden Untersuchungen mit gehöriger 
Rücksicht auf die äusserlichen Kennzeichen von der etwai- 
gen Ähnlichkeit so, wie von der mono- oder di-kodyledonen 
Beschaffenheit zu überzeugen, oder unter den Dikotyledonen 
die Koniferen von anderen Bäumen zu unterscheiden. Die bei 
weitem grösste. Zahl .der fossilen Hölzer gehört zu den 
Koniferen. Ist nun auch das Schleifen der letzteren 
Splitter nothwendig, so macht es in sofern wenig Kosten, 
als dieselben nur höchstens 2—'3 J.inien breit und eben 
so lang seyn dürfen, um die charakteristischen Merkmale 
derselben erkennen zu. lassen. _ Bekanntlich _ verdanken 
‚wir den ‚Engländern Wırnam ‚und -Nicor. die ‚ersten. Ver» 
suche dieser Art, denen in Deufschland Anton SprexseL und. 


— 405 — 


Bernuarn Corri folgten. Am schnellsten bereitet man 
sich dieselben auf einer gewöhnlichen Schleifmaschine, je- 
doch kann man auch mittelst Schmirgel auf einem ‘gewöhn- 
lichen Schleifsteine wenigstens glatte Flächen, worauf es 
bei dem splitterigen Holze vorzüglich ankommt, erhal- 
ten, wenn man in die horizontale Fläche der Spitze ei- 
nes runden Stäbchens von gewöhnlichem Holze eine kleine 
Vertiefung macht und in dieselbe das auf die obige Weise 
zubereitete Splitterchen mit Siegellack oder einer Mischung 
von Weisspech und Ziegelmehl befestiget. Das Splitterchen 
sitzt nun fest und wird mit dem umgebenden Holze nur 
' gleichmässig bis zur beabsichtigten Durchsichtigkeit abge- 
rieben. Auf diese Weise behandelte ich einen Längenschnitt 
von Psaronius Helmintholithus Corra und sahe ganz 
deutlich die den Fahren eigenthümlichen gestreiften Gefässe, 
wodurch Lınk’s, Anton SprenGer’s und BernHAaRrD Corra's 
Bestimmung jener Gebilde als Fahrenstämme nun unwider- 
leglich festgestellt wird. Ferner, um noch ein paar Resul- 
tate anzuführen, ergab sich, dass der grosse versteinerte 
Stamm des Dresdner Museums, Megadendron saxoni- 
cum Reicuene., eine Konifere, also keine Eiche ist, wie 
man: bisher ‚glaubte; dass die zahlreichen bei Buchau in 
Schlesien in dem älteren Kohlensandstein vorkommenden bis- 
her zu den Palmen gerechnete Stämme, Palma eites Ruopz, 
Koniferen sind, und dieselbe Art auch am Kiffhäuser und 
zu Ilmenau vorkommt, und dergleichen mehr. Eines der 
schönsten Exemplare dieser Art besitzt die Sammlung der 
Universität Berkn, dessen Mittheilung zur. litterärischen 
Benutzung ich dem Herrn Prof. Weiss verdanke, nämlich 
einen fünfjährigen mit der Rinde noch bekleideten, in Chal- 
zedon verwandelten Koniferen-Stamm, der auf der hori- 
zontalen Fläche noch deutlich das Mark, den Übergang des- 
selben in die Markstrahlen, und im Longitudinal- Schnitte 
die Astbildung, wie wir sie in der Jetztwelt sehen, deut- 
lich erkennen lässt. Es dürfte vielleicht bemerkt werden, 


t 


— 406 — 
‘ 

dass die Botanik der Geologie kaum jemals einen grösseren 
Dienst leisten möchte, als eben durch eine richtige Bestim- 

mung der Hölzer aller Formationen ‚„ namentlich auch der 
mit den Geschieben vorkommenden. Vielleicht liesse sich 
mit der Zeit, wenn man die grosse Zahl der in den Ebenen 
Nord- Deutsehlands von Holland bis an den Ural zerstreut 
liegenden Hölzer mit denen der nordischen Länder vergliche, 
auch hieraus wohl noch etwas über den Ursprung derselben 
ermitteln. Der Einzelne vermag sich aber nicht in den 
Besitz: des zur Lösung solcher Fragen erforderlichen Ma- 
terials zu setzen, sobald er nicht hülfreich unterstützt wird. 
Indem ich mich mit Vergnügen erinnere, wie freundlich man 
bisher das literarische Material des Verfassers zu mehren be- 
reit: war, glaube ich keine Fehlbitte zu thun, wenn ich hier- 
mit recht angelegentlich ersuchte, mir nieht nur Exemplare 
von Braunkohle und versteinerten Hölzern, sondern auch 
Exemplare von selteneren Hölzern der Jetztwelt mitzuthei- 
len. Von den Braunkohlen reichen 1 — 2 Zoll lange, bei 
den versteinerten Hölzern noch kleinere @uantitäten hin, 
Nur bitte ich in diesem Falle die gütige Sendung stets ‚mit 
einer Beschreibung des Hauptstückes und vor Allem mög- 
lichst mit einer genauen Angabe des Fundortes, weil sonst die 
Untersuchung für die Geognosie alle Bedeutung verliert, zu ver- 
sehen. Rücksichtlich der Hölzer der Jetztwelt wende ich mich 
vorzüglich an alle Vorsteher botanischer und anderweitiger 
Gärten. Alle Sterblinge namentlich von Warmen - Pflanzen 
oder im Freien ausdauernden seltnen Bäumen und Sträuchern 
(vorzüglich Koniferen u. dgl. m.),. die sonst gewöhnlich nicht 
aufbewahrt werden, sind für mich von grossem Werth, gleich- 
viel welchen Durchmesser das Stämmchen erreichte. Am will- 
kommensten sind mir 2—3 Zoll lange Stammstücke und, wenn 
es angeht, auch Stückeder Wurzel, denn auch auf diese muss 
bei. vergleichender Arbeit Rücksicht genommen werden. 
Entferntere Gönner meines Unternehmens bitte ich vorher 
über die Art des Transportes mit mir Verabredungen treffen 


A 


zu wollen *). — Die Freunde und Beförderer meiner Arbeit 
über die Fahren benachrichtige ich noch, dass durch diese 
neue Richtung meiner Beschäftigungen das Erscheinen des 
versprochenen Supplements keineswegs aufgehalten wird, 
sondern fortdauernd schon die auf meiner Reise in Sachsen, 
Baiern u.s. w. gewonnenen dazu bestimmten neuen Arten gezeich- 
net und lithographirt werden, um binnen zwei Jahren das 
Versprochene auch leisten zu können. Namentlich fühle 
ich mich hier verpflichtet, dem Herrn Grafen zu Münster 
nochmals öffentlich für die Bereitwilligkeit zu danken, mit 
welcher er mir die Benutzung seiner Sammlung und die 
Publikation der von ihm in der Umgegend von Baireuth ent- 
deckten, in jeder Beziehung höchst interessanten Fahren, ge- 
stattete. 


*) Dieses Unternehmen des Hrn. Verf’s. für die Wissenschaft bedarf 
keiner weitern Empfehlung, da die Arbeit in keinen besseren Hän- 
den seyn kann, als in den Händen desjenigen Botanikers, der 
zahllose, fossile Fahren auf die lebenden Genera mit so viel Er- 
folg zurückzuführen im Stande war und uns in kurzer Zeit ein 
volles System derselben lieferte, eine Arbeit, an die sich die aus- 
gezeichnetsten Pflanzeuforscher bisher nicht gewagt haben. Wol- 
len uns mehrere Freunde dieses Unternehmens Mittheilungen für 
‚den Hrn. Verf. machen, so werden wir solche daun gemeinschaft- 
lich an ihn befördern. D. R. 


| | Uber 

das Vorkommen fossiler Thierreste 

im tertiären Becken von. Wien, 
vom 

Hrn. Vice-Präsidenten, Geh. Rath von Hauer in Wien ; 
und 


angehängte Vergleichung derselben mit den Überresten Je 
derer gleichzeitigen Ablagerungen, 


nebst einigen nachträglichen Bemerkungen über das Maynzer - Becken, 


von 


H. G. Bronn. 


Die zufällige Entdeckung fossiler Konchylien während 
meines Sommeraufenthaltes in Nussdorf bot mir den ersten 
Anlass zu weiteren Nachforschungen im Wiener Becken dar, 
deren Resultate allmählich mein Interesse erregten, obschon 
ich kaum erwarten durfte, dass solche auch die gelehrte 
Welt ansprechen würden. Indessen erfreute ich mich hie- 
bei vor Allem des Beistandes und der Aufmunterung des 
Herrn Kustos am K.K. Naturalien-Kabinette, Paur Parrsch, 
dessen geognostische Untersuchungen in Nieder - Östreich 
bekannt sind, — des Herrn Direktors und Hofrathes von ScHRrkI- 
BERS, dessen Streben dahin gerichtet ist, die reichen Samm- 
lungen des hiesigen Naturalien-Kabinettes nicht bloss zum 


— 409 — 


Studium der Gelehrten,. sondern auch für jene, welche sich 
mit einzelnen Zweigen der Naturwissenschaften aus Vorliebe 
beschäftigen, benützbar zu machen, — des Herrn Kustos, Ento- 
mologen Vinzenz Kortar insbesondere bei Beobachtung und Be- 
stimmung der mikroskopischen Gegenstände, — endlich auch 
der näheren Theilnahme des Herrn Bov£, des unermüdeten 
geognostischen Forschers, der sich besonders um die Ösirei- 
chische Monarchie grosse Verdienste gesammelt hat. Durch 
diesen Beistand angeeifert, entdeckte ich allmählich eine 
weit grössere Menge fossiler Arten in der Umgegend von 
Wien, als vorher bekannt gewesen, neue Fundorte boten 
sich mir dar, und ich gelangte endlich zur Überzeugung, 
dass die Wissenschaften, welche sich auf Beobachtung der 
Natur gründen, auch durch Beiträge von Uneingeweihten 
gefördert werden können. So war ich, nach Maasgabe als 
meine Forschungen einen günstigeren Erfolg zu gewähren 
schienen, allmählich darauf bedacht, dieselben den Bemühun- 
gen der Gelehrten anzureihen. Um die Benennungen der 
gesammelten Körper noch fester zu stellen und die Syno- 
nymie zu bereichern, beschloss ich Exemplare fast aller von 
mir gesammelten Arten zur Untersuchung *) an Herrn Pro- 
fessor Bronx zu senden, dessen später an mich gestelltem 
Wunsche eine Übersicht derselben im „Neuen Jahrbuche 
der Mineralogie u. s. w.“ mitzutheilen ich hiemit Folge leiste. 

‘Es kann nieht wohl meine Aufgabe seyn , eine Darstel- 
lung der geognostischen Verhältnisse der in Nieder-Östreich 
vorkommenden Konchylien oder eine Beschreibung der auf- 
gefundenen neuen Arten derselben zu liefern; ich glaube 
daher um so mehr mich nur aufallgemeine Andeutungen über die 
vorzüglicheren Fundorte und ihre Verhältnisse beschränken 


*) Ich erhielt diese Arten oft in mehrfachen Exemplaren nicht nur 
zur Untersuchung, sondern auch, wo einige Doubleten vorhanden 
gewesen, zum Eigenthun für meine Sammlung, welche sich durch 
diese geneigten Mittheilungen im Besitze einer fast vollständigen 
Sammlung der Fossil-Reste eines Beckens findet, aus welchem der- 
gleichen bisher nur wenige bekannt und noch weniger in Samm- 
lungen verbreitet waren. | Bronn. 


= Me 


zu müssen, als eine ausführlichere und gründlichere Abhand- 
lung hierüber. mit Abbildungen von Herrn Kustos ParrscH 
zu erwarten ist, Für die Richtigkeit des Vorkommens der 
angeführten Konchylien an den bezeichneten Orten kann 
ich in 'soferne Bürgschaft leisten, als dieselben durchaus von 
mir selbst, oder unter meinen Augen gesammelt worden sind. 

‘ Sie sind insgesammt in den beiden Kreisvierteln von 
Nieder-Östreich: Unter-Wiener-Wald und Unter - Manharts- 
berg gesammelt, welche durch die Donau getrennt sind. 
Am rechten Ufer derselben ist die Stadt Wien, nahe an 
dem Punkte gelegen, wo dieser Strom, ‘welcher oberhalb 
Nussdorf zwischen dem Kahlen- und Bisam-Berg eingeengt 
ist, hervordringt und sich in mehrere Arme theilet, von 
denen einer (zufolge älteren Urkunden durch künstliche Lei- 
tung) in einer weiten Krümmung nahe an der Stadtmauer 
-vorbeigeführt ist und eine Insel bildet, auf welcher die Vor- 
stadt Leopoldstadt mit den Lustwäldehen Prater und Augar- 
ten sich befindet. Nach einem weiteren Laufe von beiläufig 
acht Meilen unter Wien vereinigen ‚sich abermals die Arme‘ 
der Donau bei Haimburg zunächst der Ungarischen Grenze, 
wo vom linken Ufer der Z’hebner-Berg vorspringt und mit dem 
am rechten Ufer befindlichen Zaimburger- Berge neuerdings 
das Flussbett einengt. 


‘ 


I Viertel Unter- Wiener- Wald. 

In einer Entfernung von einer Stunde Weges nord- 
westlich von Wien zieht sich das Kahlengebirge von dem 
Ufer der Dorau in einer Ausbiegung gegen Süden herab 
und begrenzt zunächst das Becken um Wien, wo sich fos- 
sile-Konchylen: theils in den Vorgebirgen im Grobkalk, sel- 
tener im Sandstein, am häufigsten aber und mit den mei- 
‘sten Varietäten im Tegel, in Lehm und in gemischtem kalk- 
mergeligem und sandigmergeligem Boden finden *). Eine der 


hr, Die Terrains-Verhältnisse sind in dem Werkehen: die Artesischen 

. Brunnen in und um Wien von Freiherrn Jacquın, nebst geogno- 

stischen Bemerkungen von Paus PARTScH, Wien 1831, genauer 
dargestellt. ; 


! 


— Mh — 


Vorstädte Wiens, Matzleinsdorf' genannt, erhebt sich am 


Wiener-Berge, über welchen die Strasse gegen Süden nach Ba- 


den führt. Noch inner den Linien Wiens und weiter jenseits 
des Berges sieht man mehrere  Ziegelöfen ‘zu beiden Seiten 
der Strasse. In den Ziegel - Gründen kommen häufig 'Mu- 
scheln vor, ‘worunter Cardium Vindobonense und Me- 
lanopsis vorherrschend sind. Eine besondere Eigenthüm- 
lichkeit bieten die Ziegelöfen- Gründe nächst Brunn auf 
dem Seitenwege, der rechts von der Badner - Strasse nach 
Enzersdorf auslenkt, dar, in welchen Lagen von gelbem 
Sand mit Tegel wechseln. Hier gelang es mir, während 
eines ungewöhnlich trockenen Sommers in einer sonst mit 
Wasser angefüllten Vertiefung eine horizontale Schieht zu 
entdecken, welche beinahe bloss von dicht über einander 
gedrückten Congerien gebildet wird, deren hohlen Räume 
mit zahllosen kleineren Muscheln dieser Art, nebst Süss- 
wasser-Muscheln, als: Planorbis, Helix, Unio, jedoch 
in sehr zerbrechlichem Zustande , angefüllt sind. Auch fin- 
den sich daselbst Spuren von Säugethier-Knochen und 
Fisch-Wirbel vor. Parrscu hat eine Beschreibung und 
Abbildung der von ihm zuerst bei Wien entdeckten Con- 


gerien in den Annalen des Wiener Museums der Naturge- 


schichte“ eingerückt. | 
Auf dem weiteren Zuge dieses Seitenweges bei Enzers- 
dorf finden sich in einem Kalksteinbruche vorherrschend: 


_ Peeten, Austern, Steinkerne von Bivalven und Hai- 


fisch- Zähne. 

' Wenn man auf der Poststrasse die Stadt Baden rei 
hat und den Weg über Aland nach Gainfahren einschlägt, 
findet man gleich ausserhalb der Stadt gleichfalls Ziegelöfen, 
deren Gründe zwar grossentheils unter Wasser stehen , wo 
jedoch die reichste und schönste Ausbeute von Konchylien 
manchfaltiger Art aus der Tiefe des Tegel-Grundes gewon- 


“nen ‚wird. Insbesondere sind :hier Dentalien, mehrere 
' Arten von Pleurotoma, Peeten eristatus Pen P. spi- 


di. 


n ul osus bemerkbar. 
"Jahrgang 1837. Da 27 


ad N 


— u — 


«Der Weg nach Gainfahren führt zur. rechten Seite 
neben Kalkbergen hin, links breitet sich bei Gainfahren eine ' 
Ebene aus, die durch eine Anhöhe begrenzt ist, wo sich 
am Abhange Weingärten, am Gipfel Waldangen ‚befinden. 
Hier sind in weiter Ausdehnung auf den Weingärten die 
manchfaltigsten Konchylien freiliegend, jedoch zum Theile ver- 
wittert und von der Haue zerstört, Vorherrsehend sind: 
Conus, Turritella, Ancillaria und unter den Bivalven 
Peetuneulus und Venerieardia. 

Wenn 'man die Anhöhen überschreitet, welche jenaail 
ganz mit Waldung bedeckt sind und steile Abhänge bilden, 
sieht man zunächst am Fusse Zirtenberg und gleich gegen 
“über, durch einen Bach getrennt, Enzesfeld liegen, wo sich 
am Abhange eines Kalkberges auf den Weingärten Konchy» 
lien ähnlicher Art, wie bei Gainfahren finden, 

'Südwestlich von der Stadt Wien läuft derselben der 
Fluss gleichen Namens zu, welcher aus den waldigen Ber- 
gen bei Hülteldorf hervorkömmt, wo sich Ammoniten fin- 
den, von denen ieh aber nur unbedeutende Bruchstücke bei 
St. Veit entdecken konnte. Bei dem Eintritte dieses Flus- 
sesinner die Linien nächst Merdling und Gaudenzdorf findet man 
‘an den Ufern kleinere Konchylien, insbesondere eine Art 
Venus und Cervithien. 

In nordwestlicher Richtung von Wien liegen die Dör- 
fer Nussdorf, Grinzing und Sievering, von welchen steile 
Wege in gleicher Reihe auf die Berge Kahlenberg, Krapfen- 
wald und Himmel führen. Diese Berge sind durch enge 
Sehluchten von einander getrennt, aus welchen Bäche den 
genannten Orten zufliessen. Auf beiden Seiten der Anhöhe, 
welche zwischen dem Nussdorfer - und Grinzinger - Bache 
aufsteigt, und über deren Rücken ein Fusssteig zum Krap- 
fenwalde führt, kommen Muscheln verschiedener Art in den 
mit Weingärten besetzten Abhängen gegen die Bäche ver, 
unter welchen Venericardien, Venus ae 
bula vorherrschen. 

sr Nussdorf führt. ein Hohlweg auf. ‚den 


Km 


‚Kahlenberg, in welchem — in der Strecke zwischen dem soge- 
‚nannten grünen und dem weissen Kreutze — Grobkalk (Leitha- 
kalk)die Grundlage bildet. Hier finden sich sparsam: Austern, 
Peeten und Anomia, häufiger Steinkerne und Deckel von 
‚Turbo rugosus. Vom weissen Kreutze aufwärts ist mit 
einem Male alle Spur von Muscheln scharf abgeschnitten, 
und es fängt der Wiener Sandstein an, in welchem sich nur 
hie und da Pflanzen-Abdrücke, häufiger am Gipfel des Zeo- 
poldsberges, der sich steil an die Donau hinabsenkt, vorfin- 
den, — Am meisten hat auf diesem Wege meine Forsch- 
begierde ein kleines Plätzchen neben dem grünen Kreutze 
im Hohlwege in Anspruch genommen, welches ganz kahl und mit 
Lentieuliten übersäet ist. Bei genauerer Untersuchung 
fand ich im kalkmergeligen Boden noch viele Arten mikro- 
skopischer Konchylien (Foraminiferen), von denen 30 Ar- 
ten bereits auf Veranstaltung der K.K. Naturalien - Kabinets- 
Direktion abgebildet wurden, nebst anderen Muscheln, 
Zoophyten und Krebsscheeren im kleinsten Formate. 

Bei Sievering , nächst dem Fusssteige, der zum Zummel 
führt, ist ein kleiner Sandsteinbruch, der oberhalb aus weis- 
sem, sehr lockerem Sande besteht, in dem sieh Muscheln 
und Steinkerne nebst Fisch-Zähnen und Krebs-Scheeren, 
vorherrschend aber Peeten solaris und Austern vorfin- 
den, — Südöstlich von Wien, abwärts dem Laufe der Do- 
nau nach, fand ich bei Degelsbrunn nächst einem Bache, 
der in tief, ausgehöhltem Bette im Lehmgrunde der Donau 
zuläuft, häufig Cardien, welche einer noch nicht bestimm- 
ten Art angehören, von denen aber schwer unbeschädigte 
Exemplare gewonnen werden können. 

Endlich bei dem Grenzorte Neudörfl, bereits auf Unga- 
rischem Boden, am linken Ufer.der Donau, gegenüber von 
‘ Aaimburg, erhebt sich ein Berg, dessen’ Abhang mit sehr 
feinem Sande, in dem sich viele Glimmmerblättehen befinden, 
bedeckt ist. Hier kommen nebst Pecten und anderen Mu- 
scheln häufig Zähne und Gehörknöcheln von Fischen, als: 
'Squalus, Raja, Palaeobalistum in manchfaltigen 

27» | 


—- 44 — 


Formen und Farbenglanz vor, welchen Fundort ich wegen 
_ der Berührung mit Nieder - Östreich hier anführen zu sol- 
len glaubte. Du 


- Viertel Unter-Mainharts-Berg. 


Dieses Kreisviertel wird durch die von Wien aus über 
die Donau-Brücken gegen Norden geführte Brünner-Strasse 
durchschnitten, welche einen waldigen Berg, die Zochleithen 
_ überschreitet. Im weiteren Zuge, 6 Meilen von Wien, bei 
. Gaunersdorf finden sich rechts und links der Strasse viele 
Muscheln theils auf den Feldern zerstreut, theils in den 
‚Steinbrüchen, worunter Cerithien- und Venus-Arten 
vorherrschend sind; rechts von der Strasse bei Nezing ist 
ein Kreis von Hügeln, die beinahe bloss durch Konglomerate 
von Konchylien derselben Art gebildet scheinen. An eben 
dieser Strasse, in einer weiteren Entfernung von 5 bis 6 
Meilen, finden sich bei Steinabrunn zunächst der Mährischen 
Grenze viele Arten von Konchylien theils frei liegend in 
sandigmergeligem Boden, theils in Kalksteinbrüchen, grossen- 
theils jenen bei Gainfahren und Enzesfeld ähnlich; in den 
Steinbrüchen daselbst kommen grosse Exemplare von Au- 
stern, Peeten, Spondylus und Steinkerne von Pano- 
_ paea und Pinna, letztere mit zum Theile erhaltener. Schale 
vor. Zwischen der Brünner- und Znaimer - Strasse findet 
sich bei Kornabrunn und Niederleiss die grosse Ostrea 
longirostris frei auf den Feldern liegend, in deren Scha- 
len ich Bohrmuscheln entdeckte, die zwei verschiedenen 
_ Arten anzugehören und noch nicht bestimmt zu seyn sehei- 
nen. In einem kleinen Steinbruche bei Ernstbrunn, der je- 
doch einer verschiedenen, erst näher zu bestimmenden For- 
mation angehört, finden sich Dieeras und Krinoideen vor. 

Endlich in weiterer Entfernung in dem zur Herrschaft 
Staalz gehörigen Orte Felling, wohin mich der Herrschafts- 
besitzer, Herr Graf Frapınann CoLLoREDoO, zu führen die 
Güte hatte, fand ich in einem kleinen Steinbruche Säuge- 
| 'thier- -Knochen und Steinkerne von einer Art Helix. 


— 45 — 


Diesen topographischen Andeutungen über das Vorkom- 
men der von mir selbst gesammelten Konchylien füge ich 
das nachfolgende Verzeichniss der vorgefundenen einzelnen 
Arten, sammt deren Bestimmung mit dem Bemerken bei, 
dass die von Hrn. Partscn als neu benannten Arten bereits 
für das K.K. Naturalien-Kabinet abgebildet worden sind. 


% * 
m 


Der vorgenannte Mitherausgeber dieses Jahrbuches hat 
der nachfolgenden, von Herrn von HavEr gütigst mitgetheil- 
ten Tabelle *) die letzten Spalten für die Nachweisung des 
Vorkommens der fossilen Arten ausser dem Wiener Becken 
beigefügt, wie früher in Beziehung auf das Maynzer Becken 
(S. 160), und schliesslich daraus die allgemeinen Resultate ge- 

zogen. Es stehen mit den Anfangsbuchstaben bezeichnet in 
> Spalte I. die Fundorte im Grobkalk: Paris, London, Ca- 
stellgomberto, Ronca, Sternberg **). 
» 1. die im Tegel: Bordeaux, Maynz, Polen, Paris 
(über dem Gypse), Superga, Siebenbürgen. 
» x die in Mollasse und Moellon: Schweitz, Mont- 
' pellier. 
» II. die in der Subapenninen - Formation: Italien, 
| Sicilien, Nizza, Nord-Deutschland **), Eng- 
land (Crag). 
» . IV. die Gegenden > worin die noch lebenden Ar- 
‚ten vorkommen : Mittelmeer, Senegal, Atlan- 
tisches Meer, Westindien, Oslindien. 


*) In dieser, Tabelle sind nicht immer diejenigen Benennungen aus 
den Synonymen vorangestellt, welche wirklich den Vorzug erhal- 
ten müssen, sondern gewöhnlich diejenigen, welche die zuver- 
lässigsten geschienen haben. Einige mehr. zweifelhafte Arten sind 
"darin absichtlich ausgelassen, so dass deren anfänglich über 300 
betragende Zahl (S. 155 d. Jb.) auf 280 geschmolzen ist. | 

**) Nach Graf v. Münster i. Jahrb. 1835, S. 420, 434, 447. Auch 
ich selbst habe inzwischen mehrere der Arteu von Sternberg er- 
‚balten. Br. 


—— aid ih 
Verzeichniss ‘der in Nieder-Östreich Iuanus 


ten tertiären Possil- Reste ee 


F undorte ee 


Bo Ki MW. 


Fundorte bei 


Wien **) . 


Benennungen *), 


8 


A. Cephalopoden. 


Die hiehergebörenden 
mikroskopischen Fora- 
miniferen-Arten müs- 
sen, da deren Untersu- 
chung noch nicht geschlos- 
sen ist, übergangen wer- 
den. 
B.Trachelipoden. 

Conus. 

4. ventricosus | 

BEN. Wo. 0“ Gainf. 

9%. acutangulus Bad., 

. Desn. . ı: » Gain BP. I. 

5. laevigatus? 

Derr. » . » 
?botulinoides BrcchH. 


4. extensus n. sp. | 


Bad. | | ER 


| 

S 
= 
3 


5. pelagicus Brocn. 
6. Bouei Parrsch. 
Oliva. 


9. Dufresnei Bast. | Gainf. B. 
Ancillaria. 
9. inflata Basr... _ B.Su.P. — 
40. obsoleta H.. 2 
??2 A beaflate —_ (D. J. S.) 
Bour. M. 
er; le x _ P. Ei B 
raea. 

in 4 longata Brcon. Er M.| I. N. {M.S. 

43. annulus? Bkcen. — R. _ I. rei 

44. coccinella Lam«.| Stein. 2 — II. E. S.| M. 

Ovula. / 

45. spelta Luk. . Gainf. ee 

arginella. 

46. ovulata? Lmk. - 

2 od. Volvaria | —_ (zu unsicher). 
liacea Lux. . ) { I 
17. auriculata Be u | B SEN I S. a M. 
a D. 
*) Die Synonyme sind mit unges errter Schrift ange eben. 

“*) Die m. bei Wien : : Io oc 
Bad. — Baden. Gaund. — Baunersdorf. Nied. u Needläniälkn, 
Brunn. Grinz. — Grinzing. Nussd. — Nussdorf. 
Enzf. —= Enzesfeld. Moosb. — Moosbr@änn. Reylb. — Regelsbrunn. 
Fell. = Felling. Neud. — Neudörfl. Siev. — Sievering. 


Gainf. — Gainfahren. Nex. — Nezing. - Stein. — Steinabrunn. 


'Marginella. 
48. ceypraeola Brcon: 
Voluta. 
49. rarispina Basr. 
itra. 
20. fusiformisBeccn. 
21. Dufresne i?Basr. 
(an nov. sp?). 
22. scrobiculata 
Breen. .. _ 
25. cupressina id. 
24. plicatulacd. 
25. pyramidella id. l 
M. incognita 0 | 
26. buccinulan. 
Terebra. En 
27. fuscata Brn.. | 
T. plicaria Basr. 
28. pertusa Brm. | 
39. striata Basr. . 
50. cinerea dd. . | 
?T. plicatula Lux. 
Buceinum., 


54. costulatumBeeccn. | Enzsf. 


32. prismaticum id. | Gainf. 
33. polygonum id. —_ 
54. Tritonium Parr. 4 
35. conglobatum 
Beccen.. . | 
B. Rosthorni Pr 
56. reticulatum 
BerecH. . 
B. data Erönw. 
37. baccatumvar.Ba. | 
B. dissitum Eıcnhw. 
38. asperulumBerccn.| Bad. 
59. semistriatum id.| Gainf. 
40. turgidulum id. 
44. mutabileid. Ra 
lum). 
B. coarctatum Eıcn. | 
Purpura. 
42. exilis PartscHh | 
Cassis. _ a 
45. texta Ben. . 
C. Deucalionis - 
Eıcuw. . 
44. plicataBkccn. (non 
Lin.) . 
45. nodulifera ehe — 
46. cithara Brccn. | = 


Cassidaria. 
'47. echinophora Lk. 


Brceecn.) . . 


( Gaund, 


(et diadema | af, | 


“pP. 


lebt ? 


lebt? 
lebt? 


Kuh N 8. (2 8.) 


zn . EEE <; 
Br EHER ANEN N 
y 


 Rostellaria 
48. pes pelecani Lk. 
Strombus. 
49. Bonellii Bren.. 
Tritonium. 
50. corrugatum Brn. 
51. Appenninicum 
Sassı . * 
52. heptagonumBrn. 
Ranella. 
53. marginata var. 
subnodosa 


Murex. 
54. tubifer Sow.. 


b5. a. sp. (?M. echi- 
natus) . .» 
56. lingua bovis 
Bast. var. 
567. imbricatusvar.*) 
58. angulosus Beccn. 
59. heptagonatus 
Bin. it .- ..% 
60. decussatus Lmk. 
61. n. sp. (?tripteroi- 
des Lmk.. 
62. plicatus Brccn.“) 
63. spinicosta Bern. 
M. brandaris Due. 
64. trunculus Lm. 
65. brandaris Lin. 
?var,inermis, 
66. affinis Eıchw. 
Pyrula. | 
67. condita? Bren. 
68. reticulata Ban. 
69. rusticula Basr. 
Fusus. 
70. bilineatus Parr. 
74. Zahlbruckneri 
an N 
73. corneus Brccm, 
var. nova suban- 
qularis . 
73. Stützii Parrtsch 
74. politus Brn., 
75. Hössii PırtscH 
76. rostratus 
77. harpula Bern... 


°) Mit M. imbricatus Brec#., M. plicatus Brcen,, Fusus clavatus 
Bast., Cancellaria angulata Eıchw., Tritonium striatum Eıcuhw. 


Enzsf. 


Grinz. |E: P.| B. 
St. 


Gainf. 


Steinabr. 


Gainf. 
Enzsf. 


Gainf. 
Enzsf. 


Gainf. 


B. 

P. 

pP 

P. 
B. Su, Sch.| 
B. P., 

) 
B. M. 


etc. herrscht noch eine grosse Verwirrung. 


1% 


mr.“ | x. 


| 


nl 


Dr EEE EEE POEEEREE EEREEEE PER ER Bun Enge mul 


Faseiolaria. 
78. fimbriata Brn, 


79. Polonica PuscH 


Cancellaria, 
80. inermis PuscH 
81. Iyrata Drr.. 
82. varicosadd. . 


85. ampullacea id. 


84. contorta Bastr, 
85. buccinula id. 


86. cancellata Lmk. 


Pleurotoma. 


87. dubia Jan. . 
P. dentata? . 


88. Haueri Pırtsch 
89. Borsonii Basr. 
90. tuberculosa id, 
91, cataphracta id. 

92, Juliana Parrsch 
95, turricula Ban. 

94, brachiura Pırr. 


?PI. tuberculosa 


95. pustulata Brn. 


96. rotata Derr. , 


97, BasterotiPartscn 


93._undata? Bist. . 


99, bracteata Bern. 
‚400. dimidiata Brn. 


401. bicincta Brn,. 
. 1: No» BEA; 70 A Marl 


4053. ramosa Basr.,. 
P, reticulata Brceu. 
4104. sigmoidea var. 


Brn. 


104. Saluralis Bi 
406. scalaris PırrscH 
4107. semistriata :d. 


Cerithium. 


108. minutum Serr. 
C. alucoides BerccH, 

109. crenatum Derr. 

410. scaber Basr., . 


441. ZeuschneriPusch 
412. pictum Basr. . 
415. inconstans Basr, 
C, baccatum Due. 
414. calculosum Basr, 
445. cinctum Lımk, . 
C. granigerum ia 

116. lignitarumEıchw. 

?C. ampullosum an 

' corrugatum Bren. 
} ec plicatum Dus, 


 Gainf. 


— 


| 


Steinab. 


Gainf. 


| Bad. 
Gainf. 


——— 


Steinb, 


Gainf. 
Bad. 
Guinf. 


Steind. 
] 


Gainf. 


— 


Nussd, 


Bad. 


| | Gainf, 


— 


Nex. 


| 
| Gainf. 
| 


Gaund. 


B; 


SS 


m BD. Bu 
B. 


PC. B.P.M. un 


AM urritelle, 


417. acutangula Bors.| Gainf. Sch.|I.N.D| 
4118. quadriplicataBa. er B. DE 
419. Brocchii Brn. F- 


420. ArchimedisBren. | 
(et duplicata E.) — R. B.P.|M. 
421. Riepelii Parrsch _ 


hasianella. | 
122. turbinoides Luk. _ P. B. 
"Turbo. y 
123. rugosus Lın. . Nussd, P. — LS. A| M. 
Monodonta. | i 
124. tuberculata E. | 
‚ var, cingulis mi-\ Steinb. °P, 2B. 
noribus . . 
x M. ?Araonis De 
Trochus. | 
425. patulus Baccn. ; a \v 
T. sulcatus Eıchw, | se BU. a N 
426. turgidulus Basr, 
(n. sp. Desn.) 67 B. 
127. turgidulusBrcen. ET P. 1. 
128. marginatus E, e- P. 
429. coniformisE.var. 1 P. 
450. testigerus Ban. Bad. I. 
431. magus Baccn. . Enzsf. B. a TR N 
132. cumulans ?Bren.| Gainf. | (09. ». . ....D) 
Solarium n. sp. h 
(äbnlich zu Bord.)| Bad. |(moch nicht genau bestinmt). 
elphinula. 
. trigonostomum 
a Baar. . Brunn. | B. | D. 
Serpulorbis | 
4135. polyphragma, , 22 
N a Gainf. IN 
Serpula*). ; 
436. intorta Luk. - — 4b, I. | 
Ba. a 007 era das: 5 (zu Bin 
Scalaria. 
138. alternicostata | x 
Ben., | Enzsf. 1.8.1 — 
S. planicosta "Pam. 
439. lamellosa Lnmk. Nussd. B.7 AN Ah Su u 
Pyramidella. heris: | 
440. terebellata ker. Bad. ıP. E.| B.Si. 2 
Sigaretus. | r | | 
haliotoideus Lk. ! Pe 
Be; 8. affınis Eıcuw. i Gainf. Pr “ N Vena 


” Serpula intorta ist ebenfalls ein Serpulorbis dd Ver- 
‚metus; die fragliche S. contortuplicata besteht vielleicht 
nur aus den gerade ausgehenden Enden der vorigen. Br. 


Natica. 
442. compressa (Am- 
pullaria) Basr. 
4435. glaucina Basr. ! 


444. millepunctata 
Lnk. 2%, 
N. canrena Basr, 
‚ 445. exinia Eıchw. (co- 
lorata Eıcaw.) 
Nerita, 
446. costata Beccn, 
 —Neritina. 
147. fluviatilis Lmk. 
148. n. sp. » . 
Paludina. 


148. pygmaea ?Desn. 
450, acuta . ,.. . % 


Valvata. 
151. piscinalis Luk. 
issoa. 
452. cimex Bast. . 
455. (Turbo) Lachesis 
TER 
454. heöhleurelia ie. 
455. ventricosa SERR. 
456. perpusilla Grar. 
R. striatula Eıchnw. 
M. spiralissima Dus. 
Melanopsis. 
157. ln Fer. 


158. Dufourii dd. . 


459. Bouei äd.. . 
160. buecinoidea Fei 
Var... 3 . 
Melania, 
461. subulata Besccn. 
M. Cambessedesii 
Pıyr . 3 
162. distorta Brcech. 
463. Hoiandri Fer. 
164. polita ?Desu. 
Helix. 
465. sylvestrina. . 
4166, Steinkerne, . . 


C. Gasteropoden *).| 


' Bullina. 
4167. Okeni Eıcnw. , 


| 


Bad. 


Gainf. 


Brunn. 


Gainf. 


Moosb. 


Gainf. 


Muvosb. 


Guinf. 


Brunn. 
. Nez. 
Brunn. 


Gainf. 


B. P. 
E. |B.P.Si.|Sch.| I. D. | M. 
ee me|r 
P. 
B. — II. D.S.E.M. 


(begreift viele Arten in sicy). 


P.? 
M. 
M. Sch. Ss, 
Ulm. 
I: 
P.? B. M.| I.D. 
B. 
P. B. P. 
4 M. 
B. P. 
Ungern 
B. D. 
Mähren 
P.E. TI. 
B. I..s 


u 


Art unbestimmbar). 


P. 


‚*) Der Hr. Vf. hat der leichteren Vergleichung wegen ‚das Lamancr’- 
sche System und viele Benennungen, wie in meinen „Italiens 


Bullina 
468. clandestina?Duwr. 
B. Lichtensteinii E. 
169. Ina BR Ta na 
Bust. ., | Brunn. 
B. Volhynica E. ) 
ulla.. 
470. miliarıs Bececn. 
' 474. cylindrica Ben. 
B. convoluta Bkccn. 


Fissurel la. | 
| 


\ Gainf- 


Gainf. 


472. costaria Desu. 
F. Italica Derr. 
Crepidula. 
475. unguiformis Lk. _ 
474. cochleare Basr. — 
Patella sp. indet.| Siever. 
.  Dentalium. 
476, elephantinum 
"\DBRccH.t.. s i4 
477. Bouei Desn.. . 
478. dentalis Baccu. 
479. ineurvum Brn. I — 
Calyptraea. 
180. depressa Lmk. 
Bist. [?]. £ 


D. Conchiferen. 


Panopaea. 
481. Faujasii Men. 
?P,. Rudolphii E. 
Pholadomya. 
482. subfidicula Min. 
Mactra. 
4183. intermedia E. 
DM: deltdides Din. 7 
484. Podolica E. . —_ 
Erycina. . . | Gaund. 
Crassatella. 
486. dissita Eıchw. Nez. 
457. tellinoides id. SE 
Corbula., 
488. nucleus Lk . a. 
C. rugosa auctt. | Gainf. 
489. crassa Bkn. . _ 
4190. revoluta Brcca.| - — 
Saxicava. 
191. elongata Parrsch 


Gainf. 


| Steinb. 


Siever. 


?Lutraria canna Ba. | Niederl. 


Tertiärgebilden“ bel chaklen, wenn gleich jetzt Manches wesentlicher u 


Verbesserungen bedarf. 


B. P. a Na 

1. ı B. 

pP. |» I. E. S.| lett. 
+ | I. NS. m. 

2. RE 


(nicht vergleichbar). 


m. |r. v. 5.76? 
1.D.|M. 
St. Ei? I. D. S, ar 


- 


(noch genauer zu bestimmen). 


P. 


| 
(noch näher zu bestimmen). 


P. 
P. 

St. |B.P.M I. N.£&| M 
Si. 

E B. MI\IN, 


Bronn. 


Tellina. 


192. compressaBarccn. 
Lucina. 

195. dentata Ba.. . 

194. columbella Lmk. 


4195. scopulorum Ben. 

?L. cireinaria et L. 
inerassata Dur. 

196. squamulosa Lnmk. 

497. abscissa PArtscH 
In Bu... ., 

Donax. 
199. longa Bam. . . 
yprina. 
200. islandicoidesLek. 


Cytherea. 
2041. erycinoides id. 
Venus, 
302. casinoides Lk. 
V. senilis Baccu. 
203. rugosa Lk... 
304. dissita Eıchw.. 
32V. modesta Dur. 
205. radıata Bkccn. 
(minor) . . 
Venericardia. 
206. scalaris 2? Sow. 
207. intermedia Brn. 
208. rhomboidea id. 
269. Jonanetti Basr. 
Cardium. 
310. simulans PırrtscH 
211. Deshayesii Pıyr. 
212. plicatum E. „ 
213. Vindobonense 
PARTSscH. . . 
214. Schedelianum.d. 
215. Carnuntinum dd. 
216. conjungens id. 
247. irregulareEıcnw. 
Cardita. . 
Congeria. 
219. subglobosa Pırr. 
220. spathulata id. 
3231. unguisid. . . 
Arca. 
222. diluvii Lux. ’ 


223. nodulosa Bekcc#. 
224. pectinataid. „ 
225. Noae Lux. . 
226.n.59 . .» 


i 


| 
| 
21 


Nex 

Gainf. B 
nl B. P. 
er B.P.Su. 
er if Pa. M 
ar B. 
— I|B.P.M 
Kor B. Su. 

Nussd. B.P.S 

Gainf. P. 

‚Nez. P. 

Gainf. B. Si. | 

Nussd. M. 
a B. P. 

nf: | 

B.P. si 
Nex. 
Gainf. P. 
Nex. P. 
2 

Brunn. 

Regelsb. 

Brunn. 

Gainf. P. 

Steinab. 

Brunn. 

Gainf. St. B. P.Si.| 
v P.M. 
— B. 

Bud. 


- (die Art noch unbestimmt). 


Bi; u 
IMI| IN. 
Tou- S. 
- Irain 
B. 
I. 8. 


| 


aM. |r. Nm. s. 


Sch. D. 


M. | 1.?,D. 


lebt. 


M. 


lebt. 


M. 


M. \I.N. S. 
Sch. D. 
Yör I. N. S.| M. 
I. N. 
I. N. S. 


Pectunculus, 
997. cor Lux. ... . 
iu pulvinatus var. 
. Bren., Due. . 
?Insubricus 
BeecH. . . . 
P. orbis Eıcuw.. 
228. auritus ?Bercecn. 
228: 89: Ten itie 
Nucula. ; 
230. margaritacealk. 


934. striata Lux. . 
N. acuminata Eıcnw. 
Unio. 
2952. atavus ParrtscH 
Chama. 
933. gryphina Gmer. 
254. echinulata Lmk. 
Ch. neglecta E.. 
Modiola. 


935. navicula Dur. 
936. subcarinata?Brn. 
937. lithophaga 
2? Desn., Due... 
Lima, 

938. nivea ?Bkccn.. 
Prinnar:sur, 
Pecten. 

949. solarium Lmk. 

P. Beudanti Basr. 

941. maximus Luk. 

942. clathratus E... 

P. sarmentitius Gpr. 

243. spinulosus Min. 

- 944. cristatus Ban. 

945. Malvinae Dur. 

P. fistulosus E. 

'246. gloria maris Dur. 

P. scabridus E. 
217. ER 
P. latissimus Schr. 
248. ee Ms; 
Due... . 
929. varius Lk. var. 


950. Mackowii Due. 


P. clatbratus E. 

251. diaphanus Dur. 

352. pes felis Lmk.. 
Plicatula. 


| 


| 


en 


| 


Gainf:. 


— 
— 


Brunn. 


Gainf. 


— 


Gaund. 
Nussd. 


Steinab. 


Steinab. 


Siev. 
Gainf.. 


Nussd. 


Siev. 
Nussd. 


253. en tn 


; Bern. . FR Xig 
Spondylus. 
954. erassicosta Lk, 


Steinab. 


Si. 

P.var.| B.P.| — L.N.S|M 
ie: Pa. BR 
‚var 

Ss Sp | — IN. Ss 
?B.) se 
B. ne I. N. 2“ 
P. 


(scheint unrichtig bestimmt). 


| 
(zweifelhaft). 


| | 
| M. |T. D. e: _ 
(Art noch unbestimmt). 
B. 
I. N, Do 
P. 
M| LN 
P. 
P. 
P. Si. | — 
P. 
?M. I. 8. S| — 
P. 
I. N Er 
wo ® I N 


en re en EEE EEE 
h” | L ei] X ER EM 
4 Ostrea. 
255. digitalina E.. i. 
O. palliata Gorpr. Siev. 
256. longirostris L«.| Niederl. S. 
257. cymbularis Min.| sSiev. 
258. caudatadd.. . -— 
259. flabellula Lk. Neud. |P. E. 
260. navicularis 
Beeccn. Siev. I. N. 
261. ons PBaccn, 
Bun. 2". . '.° 1 Steinab. ib, MD 
262. crispata Gor.. Siev. | Ba - 
| sel. 
265. latissima id. Enzesf. (zu unsicher bestitumt). 
Anomia. 
264. porrecta ParrscH ’ { 
RE Gainf. B. M.| IN. M, 
965. strıiata Breccn. . —_ I. D S. 
266. squama Pid. „ — RT; 
Terebratula. 
267. varians ? Schr. Enzf. *) | (ist näher zu bestimmen), 
E. Srahlenthiere. | 
Cidarites. 
368. limaria Brn. 
Stacheln . . Bad. I, 
Zähne, Mund-Theile | Nussd. (Art unbekannt), 
Echinus, Brut Siev. (desgl.) 
Bin ngus . Siev. (Art unbestimmt). 
. Korallen. 
STE 
374. cuneata GorDr. Gainf. R. T. 
Caryophyllia. 
273. authophylinmLe. — I. M. 
Astraea. | 
m. Bere ir |sind noch sicherer zu bestimmen. | 
Cellepera. 
275. globularis Brn. | Nussd. St. TI. D. 


Retepora. 
276. disticha Goupr. 
(Idmonea d. Brv.) 
277. vibicata Goupr, 
= (BR, pusilla E.) 


m 


aus Kreidetuff zu Mastricht! 


2. | 


#) Diese Art schien mir nach ihrem und des Gesteines Ansehen aus 


einer andern, ältern Formation. 
**) Ist nicht die Gorpruss’sche Art. 


Br. _ 
Br. 9: 


Vi PR NRREERERIRENeG —  RRBERHERN BEINE | u N] ı. | Ww. 


 Ceriopora. 
979. diadema GoLDF. 


(conjuucta Mün.)| Nussd. | D. 
979. deeipiens Eıcnhw. | od 
(Hornera dec.) Pr P, 
280. Glauconome 
marginataGpr. — D. 


In dieser Tabelle sind ohne die Cephalopoden 82— 
S4 Konchylien-Genera mit 266 Arten aufgeführt, die sich 
nach Beseitigung der nicht mit Namen oder allzu unsicher 
bestimmten auf 250 ansetzen lassen, wornach dann nur noch 
wenige sind, deren Namen nicht ganz verbürgt werden 
können *). Jene vorerst noch zu beseitigenden Arten sind 


Nro. 10, 16, 98, 152, 133 , 137, 4147; 166, 175, 180, 185, 


217, 236, 237, 239, 263. 

| Von diesen 250 Arten sind mit Bestimmtheit eingezeich- 

net in die “IHREN 

I. Periode 21 (0,054) Arten, wovon '1 ausser in 
den Becken von Paris und 
London zu Castellgomberto, 
Roncä und Sternberg vorkom- 
men. Keine derselben ge- 
hört der ersten Periode aus- 
schliessend an, ausser etwa 
den nicht ganz identisch schei- 


— 


*) Insbesondere sind mir nicht alle Arten zugekommen, darunter 
Ovula spelta, Pleurotoma undata, Conus Bouei, Tro- 
chus cumulans, Buccinum mutabile, Terebra striata, 
T. cinerea, Modiola lithophaga, M. subcarinata, Lima 
nivea, Ostrea latissima,, Serpula contortuplicata. Ei- 
nige sind auch benannt worden, nachdem ich sie schon: nicht mehr 
zur Ansicht besass und nicht hatte auf schon bekannte Arten zurückfüh- 


ren können, wie Pleurotoma Juliana, P. brachiura, P.Ba- 


steroti, P. scalaris, P. semistriata, Saxicava elongata, 
Lucina abscissa, Cardium conjungens, Unio atavus, 
u. a., von denen ich auch keine Repräsentanten besitze.’ 


{ 


nenden Melania polita: 


— 427 — 


en Desu. und Paludina pyg- 
ER | maea Desn. 
1. Periode 180 (0,720) sehr oft an vielen Fundorten 
uni zugleich, 


-Zweifelhaft zwischen Il 
und Ill stehen 76 Arten, wel- 
che aber, mit Ausnahme eini- 

f ger Austern, alle auch in der . 
zweiten oder der dritten, oder 
in beiden Perioden zugleich 
vorkommen, und daher um 
so füglicher ausser Berech- 

Mi nung gelassen werden können. 

11. y 125(0, 540), meistens ebenfalls an vielen . 

\ Fundorten zugleich. 

IV. ».. ‚lebend 60 (0,240) meistens in Zuropäischen, ei- 
nige angeblich in unbekann- 
ten Meeren, doch wohl eher 
ausgestorben ! 

Mithin 462 im Ganzen, wovon 192% durch dop- 
peltes oder mehrfaches Vorkommen. | 

- Spezieller ergeben sich folgende Sätze. In den Zeit- 

‚abschnitten | ’ 

4) I. allein - finden sich Arten: 0 


2)L,U Pag ».: 5 (44, 420, 122, 454, 
x | 195). 
3) LI, II SB 6 (54, 445, 140, 190, 
| € | 222, 259). 
1, MM » » » 0 (vgl. 271). 


)1, 1, IM, IV „ » » 8 (13, 17, 38, 443, 
ws BulTantag nn 174, 188, 230, 351). 
6) J, II, IV ,„ » a AAO 
be | | kun » » 57.(2, 7, 9, 21, 37, 
SR Wer | 49, 56, 66, 69, 79, 
80, 84, 85,:89, All, 
| LiSSER Yasha 415, 414, 416, 148, 
Jahrgang 1837. a N 28 ö 


374 onibulal Lau nel 124, 126, 428, 199, 

ni ir 2 ER Er  ea 142, AA5, 453, 156, 

ae 157, 459, 467, A6B, 

ed | 169, 474, 183, ‚484, 

RE 186, 187, 189, 195, 

(a Eh 496, 197, 198, 204, 

ETERER RN | 209, 2412, 247, 229, 

IM RAN | 903 235, 240, 242, 245 | 

RAN HR 0248, 250, 251, 

Braherh | | 255); andere sind 

ef 55 bisher um Wien al- 

7 anche uhan % lein gefunden wor- 

a den, nämlich 4, 6, 

vl 2 | 26, 34, 4% Ab, 55, 

| 64, 70, 74, 75, 75, 

88, 92, 94, 95, 97, 

102, 106, 4107, 124, 

448, A941, 210, 215 

— 216, 219 — 221, 

226, 229, 252, 243), 

worunter aber wohl 

noch einige berich- 

‚sigt werden dürf- 

ten; — zusammen 

oO WET BEIN Belt: 

8) WIM: finden sich Arten: 31 Fr 
9 WM, IV ,„ „ „ 38 

10) IL SSEVE, » » 1 (29.) 


11) NEIN nm 98 clan 
2) MV, » „20 | 
43) IV ,„ » 9» 1 (A63.) 


"In den zweiten’ Zeitabschnitt kommt also bei Weitem 
die grösste Anzahl fossiler .Konchylien. Relativ genommen, 
nämlich im Vergleich zur Gesammtzahl fossiler Arten, die 
aus jedem der drei Tertiär-Abschnitte bekannt sind, würde | 
ri hier noch ehrkee when man mag die 


O3 sau Mur Aria nafraH 
up 


Fa ne nt ee Sale ehe nn 


7 AR 


den mebhıen Abschnitten authlicmend zustehenden allein, 
oder “auch noch die ihnen mit andern gemeinsamen Arten 
Biete 

Die Verhältnisszahl ik mit dem IV. Abschnitt BSReieHRt 

; men, nämlich der noch lebend vorkommenden Arten (7474; = 0,24) 
ist hier um eben so viel gegen die Desuavzs’sche Annahme 
(0,18) zu. gross, als sie bei Maynz zu. klein gewesen ist 
(0,12, vgl. S. 166), wobei jedoch noch in Anschlag zu brin- 
gen, dass die erste dieser Zahlen aus einer weit grösseren 
"Menge: fossiler Arten abstrahirt ist, als die letzte: ), 
» Mit dem Ill, Zeitabschnitt hat das Wiener Becken S3 
seiner Arten, —. 0,332, also genau ein Drittheil gemein, 
statt der von Desnaves überhaupt angenommenen 0,19. Es 
ist hiebei zu berücksichtigen, dass ich diejenigen dieser Ar- 
ten, welche auch als anderweitig vorkommend angegeben 
sind, für die am genauesten bestimmten halte, und die zwei- 
felhaften bis auf wenige Ausnahmen bereits ausgeschieden 
habe. Wenn in. den Bestimmungen noch. Berichtigungen 
eintreten, so werden sie hauptsächlich die als neu bezeich- 
“ neten Arten treffen, und hiedurch die obige Verhältnisszahl 
(0,332) noch eher wachsen als abnehmen, 

‚Man könnte daher die verschiedenen tertiären Becken 
nach ihren Verwandtschaften” etwa so aneinander reihen: 
Paris, London, Castellgomberto und Mecklenburg ; Bordeaur, 
Wien und Polen; Westphalen, Subapenninen und Sizilien. 

Diese Übersicht zeigt ferner, dass etwa folgende Arten 
nach ausschliessendem RCENIS., Verbreitung. an vielen 
Orten zugleich und leicht kenntlicher Form für die Bildun- 
gen des zweiten Zeitabschnitts als Leit-Muscheln zu betrach- 
ten sind: Conus acutangulus!, Oliva Dufresnei, 
» Ancillaria glandiformis Lux. (inflata)!, Voluta ra- 
m zispina ‚(einmal in Sizilien. gefunden), Buceinnm bacca- 
tum, Pyrula rusticula,. Fasciolaria ‚Polonica, 


 E 


sad 4 


| er Einige RN ü 
Rs OR Becken werde ieh machher hEIDEIBENM: 
n 23 *® 
Me - 


Be endzngen zu dem Aufsatze über das Huynzer b 


f \ 


0 — 


Bakeellaria Ibernis, eiserne er 
' Borsonii!, Cerithium incostans, Turritella Ar- 

chimedis (doch auch zu COastellgomberto), Natica com- 
pressal, Rissoa perpusilla, Bullina Lajonkairiana} 
Crepidula cochleare, Crassatella dissita, Corbula 
erassa, Lucina squamulosa, Venericardia Jouanetti, 
i Congeria- Arten, Peceten solarium und P., . 00 


status. R' \ 


> Was die Pfsnsenthiere anbelangt, so sind ihrer“ ver- 
leniosintkähg nur wenige, und lassen sich aus ihnen keine 
allgemeineren Regeln ziehen. Sie finden sich meistens im 
dritten Tertiär- Abschnitte wieder. Auffallend ist darunter 


die Retepora disticha, welche sich von der aus den 
Mastrichter Kreidemergeln nicht unterscheiden lässt. 


Nachträgliche Bemerkungen,über das Mayn- 
zer Becken (8. 161 ff. d. Jahrb.). Der Umstand, dass 
der Bogen in Desuayes’ description des coquilles des: envi- 
rons de Parıs, worauf von Natica crassatina ‚die Rede 
‚ist, in meinem Exemplare unrichtig eingeheftet gewesen, 
hat mich ‚gehindert, die richtigen Lagerungs - Verhältnisse 
derselben nachzusehen, wesshalb ich $. 162 einen ‘Zweifel 
darüber ausdrückte. Ich finde nun, dass die genannte Art 
im Pariser Becken (die Schichte ist nieht genauer bezeich- 
net), und eine andere, mit ihr von Basteror verwechselt 
gewesene im Tegel von Bordeaux vorkommt. Die Maynzer 
Art ist aber nach genauerer Vergleiehung von beiden ver- 
schieden. Sie ist grösser, hat nicht den offenen Nabel der 
letzten und nicht die. breite Nabel-Schwiele der’ ersten. 

Die angeführte Bulla angistoma ist nicht die wirk- 
‚liche von Desuaves, sondern eine, die ich unter diesem Na- 
men von Bordeaur erhalten habe, und nicht unter den Des-' 
HÄYES ’schen "Abbildungen finden 1 ? | 


Pleurotoma tubereulosa soll nach Münster auch 


Ey 
‘ 


— a3l 


‚im jüngern Westphälischen Hecken un Voluta rarispina 
nach PuıLıppı einmal in Sizelien vorgekommen seyn. 
FR Die Tegel - Formation scheint auch ihr Äquivalent 
auf der Insel Wight in der untern Süsswasser - Formation 
‚(oder sog. obern Meeres - Formation) im Hordwell Cliff zu 
‚haben. Dort wenigstens findet sich Coelogonia Brardii 
mit *Paludina acuta (Bulimus !conicus BrARD. sagt 
Sow.) und mit Potamides margaritaceus, wie zu Maynz; 
dann mit Mya plana, welche am meisten mit einer leben- 
den Art des süssen Wassers übereinstimmt, und mit einer 


‚Serpula (Sow. M. C. 1829, VI, p. 61). 


NN 


AS 


—_ 


MEI ENT 5 rei a ruerlannklieen ih aka vie 


- er FE BR Vz 
Tr va f sin RIFF IE SV, TE 


de Zweiter Vortrag w: 
| Ä über s | | 
das Genus Aptychus, 


Herrn General-Berg-Inspector VOoLTZz, 


vorgetragen in der Strasburger Gesellschaft am 21. Dec. 
1836. | 


m 


(Fortsetz. von S. 304—312.) 


— nn 


H. v. Mexer schrieb mir zwar während der Ausarbei- 
tung dieses Vortrags, dass er kürzlich in der prächtigen 
Sammlung des Grafen v. Münster. alle Arten von Apty- 
 ehus in verschiedenen Arten von Ammoniten gesehen habe, 
‚so dass dieselbe Aptychus-Art in verschiedenen Ammoniten- 
Arten vorkäme,, und, eine Ammoniten-Art verschiedene Ap- 
tychus-Arten enthielte. Wäre diese Beobachtung: ganz rich- 
tig, so müsste man daraus freilich ‚schliessen, dass die Apty- 
‚chen: nicht die Deckel der Ammoniten seyen; da aber in 
. den Solenhofer Schiefern neun Arten der ersten vorkommen 
und. die zweiten so zerdrückt, . wie sie immer von diesem 


RETTEN DENE Free r — 433 rel Be 72 TEE EEE EEE TRTÄE 


‚Gesteine umschlossen liegen, selten eine genauere F'amilien- 


oder Art-Bestimmung zulassen, so wird es wenigstens an- 


“ gemessen seyn, sein Urtheil so lange ‘zu verschieben , bis 


beiderlei Körper den Arten nach dort noch genauer unter- 
sucht seyn werden. 


So habe ich denn versucht die dreierlei Familien der 
Aptychen miteinigen Familien von Ammoniten zusammenzustel- 
len, in denen sie gewöhnlich gefunden werden, und trage 
kein Bedenken, diese Zusammenstellung bekannt zu machen, 
da es nützlich ist, sie zu kennen, sollte‘ sich meine Ansicht 
auch späterhin als irrig erweisen. 


Übrigens hatte man noch auf dreierlei Weise versucht, 
das häufige Vorkommen der Aptychen in ‚den Ammoniten 
zu erklären. Das Thier der Aptychen sollte bald ein Para- 
sit seyn, der sich wie die Paguren in leere Konchylien- 
Schaalen einnistete; bald sollte es in die Ammoniten-Schaalen 
eingedrungen seyn, um deren Bewohner zu verzehren; bald 
endlich sollte es von letztren selbst verzehrt worden seyn. 
Jeder dieser Ansichten aber stellt sich die zu beträchtliche 
Grösse der Aptychen entgegen, denn ich habe nie welche 
in den Ammoniten liegen sehen, die merklich kleiner als 
deren Öffnung gewesen wären. Nun sind sie aber auch 
noch innerliche Schaalen und ist das Thier der Aptychen 
selbst mithin noch ansehnlich grösser gewesen, als diese 
Schaalen sind. Wären nun die Aptychen Parasiten gewesen, 


so könnte man nicht einsehen, wie sie in die Mündung 


der Schaale einzudringen vermochten, noch warum die kon- 
vexe oder Rücken-Seite derselben immer gegen die Mündung, 
die konkave oder Bauch-Seite gegen den Grund der Schaale 
gekehrt seye, da die Lage gerade die umgekehrte seyn 
müsste. Hätten sie aber das Thier der Aınmoniten aufzeh- 
ren wollen, so wäre nicht einzusehen, warum sie immer 
eine der Schaalen - Mündung angemessene "Grösse besitzen. 
Hätten sie ihm endlich selbst zur Speise gedient, so musste 
diese Grösse, da selbst die Cornei fast stets unverletzt im 


u a | | 
Innern liegen, igch hinderlicher werden, indem ‚die Cephalo- 


poden einestheils 'eine enge ‘Speiseröhre, andertheils starke 


Kinnladen zum Zerkleinern zu besitzen pflegen. 9 vos 


‘Hier die Zusammenstellung ‘des Vorkommens ic ein- 


n 


‚zelnen Familien und Arten: 


. A. Cornei. 


1. A. elasma Mkrr. ziemlich häufig im Lias von: Gun- 


.dershofen,: auch im oolithischen Eisen des Unteroolithes zu 


Hayange, wo man von Ammoniten ebenfalls fast nur Falei- 
feren und oft von den nämlichen Arten ‘wie dort ;antrifft. 
Man findet ihn im Am. opalinus insbesondere recht schön 


erhalten. 


2. A. praelongus nob. (Münsteria pr. Dassoncen) 


im Calcaire de Caen, zum untern Jura-Stock gehörig. - 
3. A. euneatus nob. :(Münsteria e.:Destoncch.) in An 


'blättrigen Mergeln von Amayi-sur-Orne, vom näilichen Stock, 
4: A. striato-laevis nob., im oberen Liasschiefer von. 


” 


Boll, mit mehreren F aleiferen. 
5.: A. rugulosus nob., ebendaselbst. 


erahnienti. 


6. A. depressus nob. (A. im- 
brieatus depr. Mey.) i 

7. A. profundus nob. (A. im- 
bricatus prof. Mey.) 

S. .A..Meyeri nob. 
9. A. elongatus nob. Ar, 
‚figsten Ammoniten ‚darin scheinen Planulaten zu seyn, in 
‚deren, Mündung man die Aptychen .oft liegen sieht, wie 


fens, welche eine Facies 
des Portland-Stockes zu 
seyn scheinen, Die häu- 


‚denn die Imbricaten insbesondere. ‚auch der Form dieser 


‚Mündung gut entsprechen, _ AN 
| 10. A. .lamellosus nob. (Münsteria Fan Dest.) 
ne de n. ‚blättrigen Kalknieren von Amayi- sur- Orne, "welche 
Pa: ‚untern J Sue Stock. a raele.; e Flennlaengi ‚ent- 
hält. f a are +77 ar ar ner 


- 


alle in den lithographi- 
schen Schiefern Solenho- 


— 435 — 


11. A. Grasii, von Hrn. Scırıo Gras, Berg-Ingenieur 
in Grenoble mitgetheilt, aus Süd-Frankreich stammend, aber 
aus unbekannter Formation. Die übereinanderliegenden Lei- 
sten der Oberfläche dieser Art sind stärker ausgesprochen 
als bei irgend einer andern, wodurch sie sich sehr der ‚Be- 
schaffenheit der Neriten-Deckel nähert. 


12. A. provencalis nob. Von eben daher; die Lei- 
sten unvollkommen, ' | | 


13. A. bullatus v. Mey. Im obern Lias von Banz, in 
welchem viele Planulaten vorkommen. 


14. A. punctatus nob, angeblich vom Häring in Tyrol; 
‚die Formation ist unbekannt. 


15. A. elegans nob. Das Museum besitzt zwei Exem- 
plare dieser Art oder wenigstens zweier sehr verwandten 
Arten, das eine aus den lithographischen Schiefern von 80- 
lenhofen, Jas andere aus dem Lias von Boll. Es liegt in 
einem Ammoniten, welcher zu A. discus aus der Familie 
der Amaltheen zu gehören scheint. Dieser Aptychus sollte 
mit den zwei folgenden vielleicht eine besondere Familie 
bilden. Die übereinander herliegenden Leisten sind sehr 
deutlich, aber dünne; sie scheinen zum Theil aus einer 
hornartigen Substanz zu bestehen, und die Kalkschichte dar- 
auf scheint nicht dick zu seyn. | 


16. A. latifrons nob., von Hrn. Harımann aus dem 
oberen Lias von Boll mitgetheilt. 


‚A. speciosus, Zwei Exemplare hievon habe ich dureh 
er en der Herren Graf Manpeıston und, Harr- 
MANN aus dem obern Lias von ‚Boll und Metzingen erhalten, 
der einige sehr grosse Amaltheen iz die ihm durch 
Form und Grösse entsprechen. | 


Ein Bruchstück eines Imbrieaten, welches zu unvoll- 
‚ständig ist, um die Art zu bestimmen, liegt in einem Am. 
flexuosus von Crusol im Museum zu ‚Strasburg. Letzte 
Art findet sich Aehalich, im Oxfordkalke der Alp, “ar 


# 


—_ 


dem Terrain A ‘chailles in Franche Comte und dem Kalksteine 
von Solothurn lfapricht, be 


.c. Cellulosi. ' | 
18. .A. lalds (A. laevis Intns 


R 


Mer. ). BE. |. 
19. A. ‚latissimus Br (Zuer. im ‚D+bograpiispkeng ; 

37, 6). I Solenhofens. 
20. A. subtetragonus nob. A 


| Die Form und Grösse der zwei ersten würde den Ma- 
‚ erocephalen gut entsprechen; auch sieht man an einem Exem- 
pläre des zweiten im Museum zu Strasburg einen Abdruck, 
welcher dem Rücken eines Macrocephalen zu entsprechen 


scheint. Ein anderer Ammonit daselbst von Solenhofen, 


welcher ebenfalls von einem Macerocephalen herzurühren 
scheint, bietet einen Aptychus dar, welcher A. latus seyn 
dürfte. Die Macrocephalen, welche zu Solenhofen mit den 
Planulaten vorkommen, sind gewöhnlich schlechter erhalten, 
da sie durch Zusammendrückung mehr entstellt worden, als 
jene. Auch schlecht erhaltene Armaten und Ornaten kom- 
. men vor, welchen letztren die Cellulosi ihrer Form naeh 
wohl entsprechen würden, aber ich habe sie noch nicht in 
denselben liegend gefunden. 

21. A. longus nob. (A. laevis longus v. Mey.), aus 
unbekannter Formation. | 

22. A, costatus nob., aus dem Portlandkalke von Beinin- 
gen auf der Alp, vom Hrn. Grafen von MANnDELSLIH user 
theilt, 

23. A. heteropora nob. Bruchstücke von einer sehr 
grossen Art. Aus dem Oxfordthon des Mont terrible. Ich 
‚ weiss nicht, welcher Ammoniten- Art man diesen Aptychus 
zuschreiben könnte, indem ich daselbst keine grosse Ammo- 
niten, ausser Macrocephalen kenne ; nur. selten kommen 
auch Dentaten und Armaten vor. Das zellige Gewebe ist 


sehr charakteristisch: in der Mitte ‘der Schaale' sind‘ die’ 


Zellen sehr klein, gegen die Ränder hin verlängern sie sich 


— 87 — 


parallel, zum Bande immer mehr var en ensllich in sehr 
verlängerte Furchen über. j 

24. A. Thurmanni no. Die zwei ano Ei Mu- 
seums sind unvollständig, sehr lang uud schmal, das konvexe 
Ende jedoch nieht, zugespitzt, daher. vielleicht von einem 
Dentaten mit flacheım aber schmalem Rügken abstammend.. 
Vom nämliehen Fundorte, 

25. A. Zieteninob. (Zıer. 37, 7) aus eh Oxfordkalk der 
 Würtiembergischen Alp, welcher dem oberen Theile des Oxford- 
thones entspricht. Ist Zierens Figur genau, so könnte man 
diese Art ihrer langzugespitzten Form wegen nicht mit den 
Macrocephalen, wohl aber mit den Dentaten verbinden, um 
so mehr, als die Hornleiste, wie gewöhnlich, wahrscheinlich 
eine Einbiegung zwischen beiden Klappen besass, dem schma- 
len flachen Rücken des vorletzten Umganges entsprechend. 

_Pauruies bildet in seinem Werke noch zwei Arten un- 
ter den Namen Trigonellites antiquatus und Tr, 
politus ab, ersteren aus Coralline-Oolite, letztren aus Ox- 
fordthon. Sie scheinen nicht zu den aufgezählten Arten zu 
gehören, die Abbildungen sind aber zu unvollständig, um 
auch nur die Familie der Aptychen zu bestimmen, aus der 
sie stamıen. | 

'Unter diesen benannten 25 Arten lassen sich mithin 
23 in die oben erwähnten 3 Familien eintheilen: 5 zu 
den Cornei, welche alle aus Lias und Unteroolith herrüh- 
ren; — 11 zu den Imbricati, wovon 8 aus dem mittlen 
und obern Jura- Stock, 3 aus unbekannter Formation stam- 
men; — 7 zu den Cellulosi, wovon 5 in den nämlichen und 
2 in unbekannten Schichten gefunden worden sind. 2 Ar- 
ten aus dem mitteln Jura - Stock sind nicht vollständig ge- 
- nug bekannt, um sie bei einer von jenen Familien unter- 
zubringen, vielleicht werden sie eine besondere Abtheilung 
ausmachen, | | 

So scheinen die Cornei von den Faleiferen „ die Imbri- 
cati von den Planulaten, Flexuosen und Amaltheen, die Cel-. 
lulosi von den Macrocephalen und Dentaten ableitbar. Doch‘ 


nn rechte 


an 
Bram TB ei NEE nn Mr Far ck In 138. a nn 


bedarf es darüber offenbar noch weiterer Untersuchungen, 


da sogar die Hauptfrage, ob nämlich die Aptychen wirklich 
Deckel von Ammoniten sind, noch nicht völlig ausser Zwei- 


’fel gesetzt ist. Ich hoffe aber, dass dieser Versuch, die 


beiderseitigen Familien einander zu nähern, die Naturfor- 


scher zu grösserer Aufmerksamkeit auf diesen wichtigen Ge- 


genstand anspornen wird, 


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Dietzenuel. 


Mittheilungen, an den Geheimenrath v. LEONHARD 
gerichtet. 


22 Berlin, 20. März 1837. 


' Die Schrift, wovon Sie beigeschlossen ein Exemplar erhalten *), 
soll weiter nichts als ein Versuch seyn, bei der Darstellung vulkanischer 
Erscheinungen die Schwierigkeit, naturgemässe Treue mit wissenschaft- 
licher Wahrheit zu vereinigen, in einem höhern Grade zu überwinden, 
als diess mehr oder minder bis jetzt von denen geschehen ist, welche 
Gelegenheit hatten, dergleichen Erscheinungen zu beobachten. In wie 
weit mir das gelungen, werden Sie am Besten zu würdigen wissen. 
Da ich bezweifeln muss, dass Ihnen genügend erscheinen werde, was 
ich in Bezug auf das Unvollendete der Form, in welcher die Blätter 
erscheinen, in dem Vorworte angedeutet habe, so bemerke ich, dass nur 
besondere, durch meine weiter sich ausdehnenden Reisepläne veranlasste 
Umstände mich bewegen konnten, zu trennen, was, nach einem umfas- 
senderen Entwurfe, eng verbunden erscheinen sollte, ich meine die 
ausführliche Beschreibung von den erläuternden Abbildungen. Ich habe 
Italien jetzt zweimal hintereinander besucht und konnte die Zwischen- 
zeit nur mit weiteren Studien zur Rückkehr auf den klassischen Boden 


*) Frrläuternde Abbildungen geologischer Erscheinungen beobachtet am Vesuv und Aetna 
in den Jahren 1833 und 1834 von Dr. H. AsıcHh. Berlin, 1837. — Der Z ‚eck, 
welchen der Hr, Verf. bei diesem Werke im Auge hatte, ergibt sich aus seiner 
brieflichen Mittheilung an mich, so dass ich mir den Abdruck erlauben zu dürfen 
glaube” Hr. Dr. Asıcn, den ich vor einer Reihe von Jalıren das Vergnügen hatte, 
meinen Zuhörern beizuzählen,, und der 1828 mich auf einer geologischen Wande- 
rung durch Süd- Frankreich begleitete, ist ein sehr gen auer und glücklicher Be- 
obachter, im Gebiete des chemischen Wissens — wie er d Beh mehrere wichtige 
Analysen dargethan — wohl bewandert, und dabei ein vorzü lieh geschickter Zeich- 
ner. Kenntnisse, Eigenschaften, Talente, wie diese, findet ı man nicht oft vereinigt. 

Mögen Asıcn’s bildliche Darstellungen vulkanise r Phäno iene vom mineralogi- 
schen Publikum so aufgenommen werden, wi Fr ‚verdienen. Ungern versage 
ich es mir, jetzt schon in ausführliche Entwickelt ng ın einzugehen, dazu 'wird sich 
jedoch bald die erwünschte Gelegenheit finden, LEONHARD, 


es 


u "0 


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un inenuiene rn una one a u ee er 7 1 BE RENTEN EEE  / 

BT 
und der Anfertigung jener Ansichten ausfüllen R ohnehin, wünsche. ich, 
bevor ich spräche , ‚noch tiefere und verfolgendere Einblicke in ein Ge-, 
biet von so ungemeinem Interesse zu thun, und gewiss wären die voll- 
endeten Ansichten nicht vor meiner zweiten Reise nach Ilalien im März: 
vorigen Jahres erschienen, wenn ich nicht in dem Rathe mehrerer ‚Freunde. 
in Paris, vorläufig wenigstens bekannt zu machen, was fertig sey, eine, 
Gewähr dafür zu erkennen geglaubt hätte, dass jene Ansichten ‚und. 
Karten auch vorläufig gleichsam als Prodromus selbstständig erscheinen. 


könnten, und so liess ich mich verleiten vor meiner Abreise von Paris. 
eine Anzahl Exemplare von Berlin kommen zu lassen und, kit einem, 


kurzen erläuternden Texte begleitet, dem Drucke und namentlich nur, 


dem engeren Kreise meiner geologischen Bekannten zu übergeben; da 


es aber nicht fehlen kennte, dass von dieser Centrebande auch einiges, 
nach "Deutschlund hinübergelangte, so durfte ich aus erklärlichen Grün- 


den , nach meiner vor drei Monaten erfolgten Rückkehr aus Italien hie- 


selbst, nicht anstehen , nun sofort dasselbe auch in Deutscher Sprache 
zu thun, was in Paris Französisch geschehen war, und somit motivirk, 
sich denn das Erscheinen jenes Heftes unter möglichst allgemeinem ,, 
Titel, ‘damit es sich auch in dieser Form einer kleinen Schrift leicht , 


anschliessen: könne, die ich nun binnen Kurzem über den Vesuv und. a 
seine Eruptions-Erscheinungen herauszugeben g gedenke. Auch wäre diess. . 


schon längst geschehen, allein es scheint mir zu wichtig und nothwen- _ u 


dig. Alles, was mir eine reiche und vollständige Sammlung jeder Art. 
von Pet Bildung in den verschiedensten Zuständen des Kraters _ 
von mir gesammelt, darbietet, in den Kreis der chemisehen Untersuchung, 
zu ziehen, und namentlich zum Vergleiche auch dasjenige anzuschlies- 
sen, was mir in denselben Beziehungen die wunderbaren Kratere von 


Stromboli und Volcuno geliefert haben, mit deren Untersuchung ich 
mich auf beiden Reisen beschäftigt habe. An diese mehr chemische Ar- 


beit sollen sich dann die monographischen Beschreibungen des höchst, 


merkwürdigen und eigenthümlichen Vultur auf der Pulischen Grenze der _ 
Ponza - Inseln und den Umgebungen Neapels anschliessen. — Von den. 


beiden ersten Gebieten habe ich nebst vollständigen Sammlungen auch 


so vollständige Karten, als es wir möglich war, aufgenommen, und bin 


hon jetzt mit deren Lithographirung beschäftigt. Wohl kann ich von 
Ponza - Inseln, wo ich, vier. Wochen zubrachte, rühmen, dass es 
unmöglich eine Örtlichkeit geben: kann, welche interessantere Verhält- 
nisse mit einer grösseren ‚und überraschenderen Deutlichkeit darzustel- 
len vermag, als diese unvergleichlichen Inseln, die Scrore jedenfalls 


u viel zu oberflächlich b yan 
und lehrreiche Zusamme | 
chen, und doch so bedeut 
und e er mit gänzliche 


ihrer: seltsamen Formen mit. dem 'einfa- 


rnacl ässigung von Palmarola, Zannone’s und 


Ventotene’s  stre % } exte. Verschiedenheit. ‚durchaus. ‚verkannt. hat. 

— Was und so vi ich Een. bereits in der: Natur ‘zu sehen und. zu 

studiren das Glück yo habe‘, ko viel kann ich‘ versichern mehr 
a 


elte, da ihn namentlich gänzlich der schöne 2 


Gegensatze ‚entgangen zu seyn scheint, u 


‚uk 


nie re 
"Lehrreiches und ‘Schönes, Geologisch-Wichtiges so deutlich auf einen 
#0 kleinen Raum zusammengedrängt, wie auf jenen so ganz vernach- 
lässigten Inseln, habe ich noch nie gesehen, und zweifle auch fast, 
dass ich es wieder sehen werde. Aber auch noch in anderer weiterer 
Beziehung zu den allgemeinen, die ganze Küste des Festlandes charak- 
terisirenden vulkanischen Erscheinungen und Auflagerungen bieten die 
Pounza-Inseln ausnehmend Wichtiges dar, und sie nehmen somit in der 
ganzen Reihe der Italischen vulkanischen Erscheinungen einen sehr 
bedeutsamen Platz ein, und liefern auch ihrerseits einen wichtigen Schlüs- 
sel für Räthsel, welche nur ein vergleichendes Studium, niemals aber 
die gesonderte Betrachtung nur einer Lokalität zu lösen vermag: auch 
diese Wichtigkeit ist Sckope entgangen, und vielleicht rächten sich diese 
Mängel durch das Vergessen, in welches seine Abhandlung und mit ihr 
der Gegenstand derselben gefallen zu Seyn scheint, Der Vultur bietet 
ganz neue und ebenfalls ganz eigenthümliche Verhältnisse dar; weder 
die Ansicht eines Erhebungs- noch Eruptions-Kraters ist auf ibn anzu- 
wenden, und doch scheinbar so viel Analoges in seiner äusseren Ge- 
staltung mit anderen erloschenen vu'kanischen Bergen. Indess fehlen 
doch gewisse wirklich wiederkehrende Analogen mit der Somma 
und .den'übrigen vom Apennin westlich gelegenen Italischen erloschenen 
Vulkanen nicht, und sie eben werden die sicheren Führer durch das Laby- 
rinth scheinbar so verwickelter Verhältnisse, und immer klarer und schöner 
enthüllt sich bei ihrem Vergleich das wirkliche Vorhandenseyn eines 


‚wichtigen allgemeinen und einfachen Gesetzes, von welchem die geo- 


graphische Lage, so wie der Bau der vielen zerstreuten vulkanischen 
Berge Italiens ‚auf das Deutlichste bestimmt erscheint. 

Auf das Manchfaltigste sind die Wirkungen dieses Gesetzes modi- 
Adirt, und gewiss gibt es kaum eine Form, durch vulkanische Thätigkeit 
an der Oberfläche hervorgerufen, die in Italien nicht ihren Repräsen- 
tanten aufzuweisen hätte. Eben darum aber muss auch das Studium 
hier ein um so mehr vergleichendes seyn, denn nur zu leicht würde 
man Gefahr laufen, so manchfaltige Bildungen in die Formen eines 
einseitigen unnatürlichen Systems hineinzuzwängen, so sehr auch die 


offenliegenden Thatsachen sich dagegen auflebnen und als unerklärbare 


Anomalie’n dastehen würden. Jene Nothwendigkeit besonders bei wie- 
derholter Durchforschung der interessanten Somma bald einsehend, bil- 
dete ich mir einen umfassenden Reiseplan aus, und zu meiner grossen 
Befriedigung erkannte ich sehr bald die Richtigkeit meiner Erwartun- 
gen, denn nach meiner Wiederkehr von Sicilien, den Liparen, dem 
Vultur. und den Ponza-Inseln zum Vesw, sahe ich nun Dinge, die ich 
früher mir nicht zu erklären vermochte. Es war der Ausbruch der 
Cholera in Neapel, der die Vollendung meines Planes, nebst dem merk- 
würdigen Vulkane von Roccamorfina 'auck Hoch die Römische Gegend 


in den Kreis meiner Untersuchungen 'zu ziehen, 'imd von den Höhen - 


der Euyaneen Italien Lebewohl zu sagen, vorläufig Schranken setzte; 


‚indess hoffe ich noch in diesem Jahre eine dritte Reise nach dem _ 


” t 


| vielgeliebten Lande, anzutreten und meine Materialien: zu einer’ > vollstän- 


22 


‚digen Kenntniss sämmtlicher vulkanischen FEOROREEREN Feen ‚noch 


mehr zu bereichern. ie 


> | jan! H. as Hl 


 Tharand ‚ 14. Apr. 1837, a 


3% sa$L 


Herr Adj utant von GuTBIErR in Zwickau schrieb mir gestern un- 
ter Anderem: N Er 
„Vielleicht interessirt Sie die Notitz, dass Dr. GEiDrner aus Schnee- 


Bern einen von mir längst gehägten Wunsch realisirt hat, auf: den 
Ausstrichen der Erdbrände bei Planitz Frühbeete anzulegen, in denen 


‚nun durch unbezahltes , aber dennoch theueres Feuerungsmaterial, die 


Pflanzen herrlich gedeihen. Kommen Sie späterhin wieder einmal zu 
uns, wer weiss ob Sie da nicht eine tropische Vegetation von Palmen 
und Baumfahren, wenn auch nur. unter Glashäusern bewundern werden.“ 


Schon längst hatte man über jenen Erdbränden ein den ganzen Win- 
ter hindurch dauerndes Grünen des Rasens beobachtet. id 


* B. Cotta. 


Rom, 11. Junius 1837. 


‘Während meines hiesigen Aufenthaltes hatte ich Gelegenheit die 
Bekanntschaft des Monsignore von Menvıcı Spapa zu machen, eines eif- 


rigen und wohl unterrichteten Mineralogen. Er besitzt eine sehr grosse 


lin, Berzelin, Hauyn u. s. w.”). 


und eben so sehöned oryktognostische Sammlung. Man sieht darin die 
ausgewähbltesten, prachtvollsten Krystalle; so u. A. von Anorkaeil Depbn 


4 


Fr. von Mexız) | 


Regensburg, 26. Juni 1837. 


Die Primär-Gebirge, welche sich zwischen der Donau und dem Fich- 


telgebirge durch Bayern, oder vielmehr die Oberpfalz, östlich erstrecken, 


er tilh . large 


'*%) Ich verdanke der Güte des Monsignore von Mevıcı Spapa einige Harmotom- 
"2: ..Krystalle vom Capo di Bove, die Varietät enteckt zur Spitzung, welche voll- 
kommen klar, wasserhell, durchsichtig und vom lebhaftesten Glasglanze sind, 


T i a \ ws’ 


==. MB 


werden im S. und W. von bald einfachem ‚„ mehr oder weniger grob- 
körnigem, zuweilen dem grosskörnigen sich nähernden, bald von por- 
phyrartigem Granit, durch welchen sich untergeordnete Lager von ver- 
schieden kleinkörnigem hinziehben, an den meisten Stellen’ begrenzt. 
Solcher Granit taucht hin und] wieder auch im Mittelfelde auf. Ausser 
entschiedenem Gneisse und Glimmer- und Thon-Schiefer erfüllt den Zwi- 
schenraum ein grossartiges innig verwachsenes Gemenge von je- 
nem Granit und Gmeiss, zuweilen auch Glimmerschiefer, welches we- 
gen seines Im Bayerischen Walde vorherrschenden Vorkonmens , der 
Hr. Oberverweser BRUNNER in seinen Schriften Waldgranit benennen 
zu dürfen glaubte. Gegen W, erscheint es besonders ausgezeichnet 
zwischen Nabburg und Wernberg bald in grössern, bald in kleinern 
Partieen, bis Witschau. Der Leuchtenberg und seine Umgebung be- 
steht aus dem vorher erwähnten einfachen Granite mit mancherlei un- 
tergeordneten Lagern. Nicht wenig auffallend war es mir daher, als 
mir der k. Forstmeister zu Wernberg Herr Drexer, in dessen Forst- 
revier Wernberg liegt, ein in dem Granite dieses Berges ganz lose 
eingeschlossenes Stück jüngerer Primär - Felsart zur Einsicht vor- 
legte. Es ist ein höchst düunflaseriger, mit Feldspath übersetzter, innig 
und ziemlich gleichförmig gemengter Hornblendeschiefer mit zwi- 
schen den-Flasern partieenweise bald häufigern , bald*sparsamern, gelb- 
lichweissen bis rostbraunen Glimmerflitschehen, wie man ihn in der Um- 
gegend nirgends findet. Geradlinige, etwa 1 L. mächtige Feldspath- 
Gängchen und - Lager durchziehen es. Auflösung hat mächtig darauf 
eingewirkt und es nicht nur nach verschiedenen Richtungen zerklüftet, 
sondern auch durch das ganze Innere sehr aufgelockert und mürbe 
gemacht. Die vollkommen ebenen. Zerklüftungsflichen sind vielfältig 
mit Eisenoxyd verschiedener Färbung beschlagen, und die meisten Stel. 
len der Oberfläche in gelben Ocher 3—4 L. tief übergegangen. — Die 
Verhältnisse des Vorkommens hat mir Hr. Darxer also beschrieben und 
in die Feder diktirt: Ein Bürger von Leuchtenberg hatte vorigen Herbst 
auf der Nordostseite und beiläufig‘ auf der halben Höhe dieses Berges 
einen Keller angelegt, und am Ende desselben, ungefähr 36 F. vom 
Tage und unter einer Decke von etwa 12 F., gegenwärtiges Gestein 
erbrochen. Der Granit, ganz gleichförmig mit jenem des ganzen Ber- 
ges, war bis dahin so mürbe und zerbröckelt, dass er viel vortheilhaf- 
ter mit Keilhauen, Schlägel und Eisen als mit Schiessen gewältigt 
wurde. Das fremdartige Gestein liegt in demselben etwas aus N. in 
S. geneigt und hat eine elliptische Gestalt von 2, höchstens 23 F. Länge 
und nur wenig geringerer Breite. Seine Erstreckung in das Gebirge 
ist noch nicht ermittelt; seine Umgebung besteht aus dem dort gewöhn- 
lichen, ziemlich glimmerreichen Granite, nur am tiefer liegenden (südli- 
chen), Theile die nächste Decke und Unterlage aus, 2 bis 3: Mannsfäuste 
grossen Knollen von aufgelösstem Feldspath (Albit2) ohne bestimmte 
Form. —-Die weitern Aufschlüsse darf ich beim Vorrücken des Kellers 
künftigen Herbst erwarten. j 


Jahrgang 1837. H 29 


-_ 444 — 

"Durch die Vorarbeiten bei dem Ludwig-Donau-Main-Kanal wurden 
ME und unfern von Neumarkt schon voriges Jahr einige geognostische 
Neuigkeiten aufgedeckt. Briefe versichern mich, dass deren noch meh- 
rere auch im Verlaufe dieses Jahres entblösst wurden. Ich werde näch- 
ster Tage in das Mineralbad zu Neumarkt abreisen und einen Theil 
meiner Musse dazu verwenden, mich mit denselben näher bekannt zu 
machen. Nach meiner Rückkehr soll es mein angelegenstes Geschäft 
seyn, sie Ihnen ihitzutheilen, | 

Vortn, 


PY 
Be 


Die Wissenschaften haben durch den Tod des Grafen G. von Ra- 
SOUMOVSKY einen grossen Verlust erlitten. Sein ganzes Leben war der 
Naturwissenschaft und den Alterthümern gewidmet, und über ein halbes Jahr- 
hundert hat er insbesondere die Oryktognosie und Geognosie mit seinen 
Entdeckungen bereichert, wovon seine zahlreichen, meistens in Fran- 
zösischer Sprache gedruckten Werke und Abhandlungen zeugen. Er stärb 
am 3. Juni dieses Jahres auf seiner Herrschaft Rudoletz in Mähren, 
wohin er sich aus Russland zurückgezogen hatte und wo er einige 
sehr interessante, unedirte geognostische Arbeiten, besonders über Mäh- 
ren und die angrenzende Gegend hinterlassen hat. 


Joun, 


Mittheilungen, an Professor BRoNN gerichtet. 


Nancy, 13. Juni 1837. 


Ich schicke Ihnen hiebei eine neue ? fossile Muschel, die ich vor- 
läufig Unio antistrephodonta genannt habe, deren verlängerten 
Zähne nemlich von einem Punkte am Schlosse ausgehen, so zwar, dass 
in der linken Klappe nur der hiutere, in der rechten nur der vordere 
Schlosszahn entwickelt sind“). Herrn Desnavzs war dieselbe unbekannt. 
Sie findet sich in unsern Lias - Mergeln mit Hippopodium pondero- 
sum, welches bisher nur in England vorgekommen war. : Beide 


 *) Diese Art ist, nach dem einzigen etwas zerdrückten Exemplare zu urtheilen, ganz 
identisch mit Veneritestrigonellaris v. Schuroru, (Cytherea trigonel- 
laris VoLtz) aus dem Lias von Gundershofen, deren Lunula vielleicht nur etwas 
seichter und deren Zuwachsstreifen etwas weniger runzelig sind, oder sie bietet 
‚doch wenigstens eine’so grosse Ähnlichkeit mit ihr dar , dass man letztre als zum 
'nämlichen Gesechlechte gehörig ansehen muss. 
\ N . 


BZ 


— eh 


Müscheln pflegen mit ‚Krystallen 'von schwefelsaurem BERPURR ‚erfüllt 
zu seyn. 
Fa il '"Lamovroux a. Ä. 


u. yo Breslau, 14. Juni 1837, 


Dikoteleloinen (Koniferen) sind jetzt schen in mehreren 
Punkten’ des ‚Schlesischen Übergangs - Gebirges gefunden worden, wie 
z. B. in Landshut, Kunzendorf bei Schweidnitz und nach den neuesten 
Beobachtnngen des Geh. Medicinalrathes Orto auch in dem &lätzer 
oder Hausdorfer Übergangs-Gebirge, wo das in Kalk verwandelte, beim 
Schleifen die schönste Struktur zeigende Holz mit Ammoniten u. a. 
Muscheln und mit Filiciten vorkömmt. 


GÖPPERT. 


Hildesheim, 26. Juli 1837. 


Herr Bergrath Koch zu Grünenplan und der Bergeleve Dunker zu 
Obernkirchen haben etwa 100 hiesige neue Jura-Versteinerungen beschrie- 
ben, und ihre, sich an die meinige unschliessende Arbeit wird noch in 
diesem Herbst vollendet werden, ‚ 

Mein Freund Schuster ist bei dem Steinkohlen- Bergbau zu Oster- 
wald angestellt und wird uns hoffentlich recht bald mit einer Special. 
Arbeit über jenes Gebirge und namentlich über die Wälder- Bildung be- 
schenken, 

Der Herr Salzschreiber Rerrzere zu Salzgitter untersucht sehr 
fleissig die dortige Gegend und hat bereits recht viel Neues dort entdeckt. 
Nach den mir von ihm in diesen Tagen mitgetheilten Versteinerungen 
findet sich ‘dort folgende Reihenfolge: auf buutem Sandsteine ruhen 
östlich und westlich Muschelkalk, Keupermergel, Keupersandstein, mitt- 
ler Lias, Dogger, Hilsthoon mit einem mächtigen Lager Linsenerz, 
Flammenmergel und Kreide; es werden hiedurch die Angaben Horr- 

_ Manns sehr vervollständigt. 

Ich habe das Oolithen-Gebirge östlich von Braunschweig untersucht 
und dort den Hilsthon an mehreren Stellen beobachtet. Bei Schöppen- 
stedt sollten nach allen bisherigen Beobachtungen die Versteinerungen 
des Hilsthons und des Lias in denselben Schichten vorkommen ; ich 
habe sie ohne alle Mühe trennen können; die dort anstehenden Lias- 
Schichten enthalten keine einzige Versteinerung des Hilsthons, Aus . 

 letztrem habe ich dort mehr als 20 Arten Korallen und zahlreiche andere 

neue Petrefakte gefunden. Alle haben schon mehr oder weniger den 

Charakter der Kreideversteinerungen; namentlich die Austern, Exogyren, 

.Pecten, Anomien, Cranien, Thecideen u. s. w. Die gestreiften Terebra- 

teln sind am Buckel alle dichotom, was L. v. Buc#, wie ich, bislang 
PS ' SE * 


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"übersehen hat ; die glatten Terebrateln erhalten gerade Schnäbel, wie 
G. longirestris. 

Im Dogger habe ich eine Cytherina und mehrere Rotalien (Ce- 
phalopoden foraminif£öres) gefunden, und auch im Hilsthon ist 
eine Art davon entdeckt. 

Ich gedenke im Winter wieder etwa hundert interessantere Ver- 
steinerungen zu beschreiben und werde dann auch eine Tafel mit Profi- 


len des Oolithen-Gebirges beifügen. 
Römer. 


Neueste Literatur. 


A. Bücher. 


1835. 


G. Forchuammer: Dunmarks 'geognostiske Forhold, forsaavidt som de 
ere afhängige af Dannelser, der ere fluttede. Kjöbenhavn, 112 
SS., 4°, 1 Karte. 


1856. 


R. Arıan: «a Manual of Mineralogy. Edinburgh [101 sh.). 

N. Bous&e: geologie elementaire appliquee a Vagriculture et a Vindu- 
strie, avec un dictionnaire des termes geologiques. 2° edition in 
18° av. pl. [5 fr.]. 

FEATHERSTONEHAUGH: report of a geological reconnoissance made in 1835 
from the steat of government by the way of green bay and the 
Wisconsin territory to the coteau de Prairu (168 pp., 8°, 4 pll., 
2 cart.). Washington. 

Lesnanc et WALTER: melallurgie pratique du fer etc. (Jahrbuch 1836, 
S. 590), ivr. V, VI. 

E. Mammatt: a Collection of Geological Facts and practical Observa- 
tions on the Ashby-Coalfield, tllustrated by a map, profils and sec- 
tions and 102 plates of‘ vegetable Fapsile, Ashby-de-la-Zouch, gr. 
4° [43 fl. 42 kr.). . f 

MarcEL DE Serres: Essas sur les Cavernes a ossemens et sur les 
causes, qui les y ont accumules. Montpellier, 8° (131 pp.). 

P. W. Orrermann: über Schaalstein und Kalktrapp, zwei Felsarten, die 
bisher unter der Benennung Schaalstein zusammengefasst wurden, 
— mit besonderer Rücksicht auf die bei Amönau aufgefundeuen 
derartigen Gesteine. Eine Inaugural- DIBBERMBER ». mit 1 kolorirten 
Steintafel. 32 SS., 4°. Frankfurt. 


We 


ur - Se Ne 7 Try 


J. Pnıtzıps: Illustrations of the Geology of Yorkshire. Part Tr the 
Yorkshire Const. 15 plat. a 1 map, a new edition [1 Pf. 11! sh.)]. 
Part II: the Mountain-limestone District, with I map and 24 plat., 
diagr. and sect. [2 Pf. 12% sh.]. 4°. London. 

_P. Sıvı: Sulla miniera di ferro dell’ Isola d’Elba. Pisa 8. 

O. ScortEcacnAa: sulla formazione della collina detta la Favorita 
presso Lovigo. Verona 8. | 


1837. 


E, Beysıcn: Beiträge zur Kenntniss der Versteinerungen des Rheini- 

Fe Übergangs-Gebirges, .Ites Heft, 44 SS. mit 2 lithogr. DRIN 
‚ Berlin [ı fl. 12 kr.]. 

Yu BERknnn! Phenomena of the Earth, the Revolutions of the Glohe 
familiary described; with an appendix giving a succinct account 
of every theory from that of Ray in 1692 to the presenl time. 
Edinburgh 1 vol. 8°, wüh 2 plat. [7 shil.). 

A. Bous: Guide du geologue voyageur, sur le modele de V’Agenda geo- 
gnostica de Mr. Leosuard, avec planches. II voll. 18°. Bruxelles 
[34 Thür. ; ein Nachdruck ?). | 

W. Tu. Brande: Outlines of Geology, being the Substance of a Course 
of Lectures delivered in the Theatre of the Royal Institution. A 
new Edition. I vol. 8° [71 sh.]. a 

W. Buckranp: Britgewater treatise on geology and mineralogy ; 24 edit., 
II voll. 8. London (1 Pf. 15 sh.). | 

Byranpr Parstercame: Theorie des volcans. III voll. 8. av. atlas 
in fol. 3e edit. Paris [2 Pf. 2 sh.). 

G. Faırnorme: natural proofs of the Mosaic Deluge: : new and conclu=- 
sive natural Demonstrations of the Mosaic Deluge and of üs ha- 
ving been the only event of the kind that has ever occurred upon 
earth. Edinburgh, I vol., 8°, with numerous wood-cuts. 

H.R. Göppinr: de loribus in statu fossili, Commentatio botamica, Vra- 
tislaviae, 28 pp., 2 tb., 2°. 

W. Hisıncer: Lethaea Suecica, s. Petrificata Suecine kconibus et cha- 
racteribus illustrata. Holmiae 124 pp. et 36 tab. lithoyr., 

M. Hocarn: Description mineratogique et yEologique des. röyions gra- 
nitigue et arenacee du systeme des Vosges (#21 pp., 41 pll., 4 cart.) 
Epinal. 8°. | 

Jaheson: A Manuel of Mineralogy (Abdruck dieses Artikels aus der 
Tten Ausgabe der Encyclopaedia Britannica). Edinburgh. [6 shill.] 

Cur. Kıre: Italien, Schilderungen für Freunde der Natur und Kunst, 
Berlin 8. (Darin einige Abschnitte über „die Natar Italiens“) 

A. pe Koiestrein et J. J. Kaue: Description d’un eräne culossal du 

\ „Dino therium giganteum Zronve dans la province Rhenane du 
_ Grand-Duche de. Hesse-Darmstadt, pröcede d’une dissertation geo- 
% gique sur les formations fossiiferes du bassin terliaire ‚du Rhin 
möyen; avec Atlas. Paris. 4° [eine Übersetzung der frü ‚er ange- 

‚ zeigten Deutschen Schrift]. 
\ 


— 49 — 


C. Löwıc: die Mineralquellen von Baden im Kanton Aargau, in che- 
misch-physikalischer Beziehung beschrieben. Zürich, 227 SS., 8°. 


Mr. and Miss Lowrr: conversations on mineralogy; new edition in II 
voll. 12° with plates. London. 


Cu. Lyeıı: a supplement to the principles uf Geology , contauting ad 
ditional esplanations uf Ihe elemens of the science for the use 
of beginners, with numereus ülustrations of fossil remains. I vol. 
12°, London. | 

R, J. Murcnison; wutline of the Geology of Ihe neigkhbourhood of Chel- 
tenham, with an account of the Origin of the Mineral Wuters, 
Lond. 8. [2} shit.) 

J. PuıcLies: a treatise un Geology (Abdruck dieses Artikels aus der 
Tten Ausgabe der Encyclopaedia Britannica) with plates. 8% Edin- 
burgh [6 shill.). 


W, PnıLnies: An elementary Introduction to Aiper lan. comprising 
a notice of the characters and elements of minerals, with accounts 
of the places and circumstances in which they are found. 4e edit. 
considerably augmented by R. ArzLan. Lond. 8°. [12 shill.] 

B. Stuper: die Gekirgsmasse von Davos (Abdruck aus den Neuen 
Denkschriften der allgem. Schweitz.-Gesellsch. f. Naturwiss.), mit‘ 
3 Tafeln, Neuchatel, 4°. 

Wartr: Handbuch der Naturgeschichte, besonders für technische Lehr- 
anstalten, so wie auch zum Selbstuuterrichte. Iter Theil, Minera-. 
logie. Regensb. [6 Gr.] 


x 


Nächstens erscheint : 


R. J. Murcuison; the Silurian System of Rocks, as developed in the 
Counties of Salop, Hereford, Montgomery, Stafford, Worcester, 
Gloucester, Monmouth, Radnor, Brecon, Caermarthen and Pem«= 
broke. With Sketches of all the accompanying Formations. With 
large Geographical' Map, Sections, Views etc. London 4° [5 Pf. 
5 sh. für Subscribenten, 6 Pf. 6 sh. Ladenpreis]. 


B. Zeitschriften. 


1. The London and Edinburgh Philosophical Magazine 
and Journal of Science (and Procedinys of the Geolo- 
gical Society of London), London 1837, 8°. 


1837, Januar, X, 1. 


' Eow. CHARLESWoRTH: über den Crag etc. (Fortsetz. von VIII, 529— 
538), 8. 1-9. ’ 

N. S. Heineren: Beschreibung eines zu Senton in Devunshire sehung 4 
denen Ankers, S. 10—12. 


Proceedings of the Gevlogical Society of London, 1836, Nov. 2. 
H. E. SraıckLanp: Allgemeine Skizze der Geologie des westlichen‘ 
Theiles von Kleinasien. S. 68—71. 


1837, Februar, X, 2. 


Proceedings of the Geological Society of London, 1836, Nov. 16, 


‘J. Smirn: über die Anzeigen einer Änderung in der relativen Höhe 
von Meer. und Land im Westen von Schottland. S. 136 — 137. 
W. C. Wırvramson: über die Vertheilung organischer Reste in der 
Oolith-Formation an der Küste von Yorkshire. S. 137 — 141, 

\ i 


1837, März, X, 3. 


RB. Cowıine Tayror und Tu. G. Cremson: Notitz über einen Gang von 
bituminöser Kohle in der Nähe von Havana auf der Insel Cuba. 
S. 161— 167. i 

H. J. Brooke: über die krystallographische Identität gewisser a 
lien. S. 170—171. 

L. Horner: über eine künstliche Substanz, welche Muschelschaale ähn- 
lich ist, und 

'D. Brewster: Bericht über eine Untersuchung derselben. S. 201—210. 


1837, April, X, 4. 


H. J. Brooke: über die regelmässige und beständige Art von Durch- 
kreutzung von Krystallen verschiedener Mineralien. S. 278 — 279. 
J. Tıyzor: über Silber-haltiges Mangan-Peroxyd aus Mexiko. S. 279—280. 


- 
43 


Proceedings of the Geological Society of Lundon, 1837, Febr. 17. 
Ch. Lyeıus Jahrtags-Anrede. .S. 308—316. 


1837, Mai, X, 5. 


R. H. Brett: Fernere Versuche über eine Auflösslichkeit gewisser Me- 
tall-Oxyde und Salze in salzsaurem und salpetersaurem Ammoniak. 
S. 333 — 336. 

H. S. Bosse: über Zusammensetzung und Entstehung der Porzellan- 
Erde. S. 348 — 353. | 

Tu. Weaver: über die Kohlengebirgs-Reihen in den Staaten von New- 
York und Pennsylvanien. S. 365 — 368. 

H. J. Broosek: über die Identität zweier vom Vesuv stammenden Mine- 
ralien, der Biotine und des Anorthits, und über eine neue Varietät 
hemitropischer Quarzkrystalle, mit Abbild. S. 368 — 370. | 

Thomson: über die Zusammensetzung des geraden rhombischen Baryto- 
caleits, das Baryt-Bicalcalcareocarbonat. S. 373 — 376. 


Proceedings of the geological Society of London, 1837, Ye Ir. 17. 
Cu. Lysııs Anrede (Fortsetzung). S. 388 — 414. 


= BE 


2. Bulletin de la Societe geologique de France, Paris 8° 
. (vergl. S. 190). 


1836, 18 Juli — 11 Sept.; VII, 305—400. 


L. Pırca: Brief über Aufrichtung der Schichten durch Granit! ın Ca- 


labrien. 


S. 306—307, Tf. vır. 


Courrin: Vortrag zur Verständigung über übereinstimmende Art der 
Zeichnung geologischer Verhältnisse. S. 307—310, Taf. vıu. 
Ausserordentliche Versammlung zu Autun, vom 1. — 11. September. 

S. 311--360, mit 2 Tafeln. 
2. Sepbr. Ausflug nach Gurgy, Muse, St. Denis und Surmoulin. 


3 


8. 313—315, 

Bericht ve Verneuir’s über seine geognostische Reise nach 
der Krimm. S. 315—317. 

Diskussionen über die Beobachtungen von diesen Tagen. 
S. 317 — 321. | 

Nach Varolles, Chambois, Tavernay , Laselle, Wauchose. 
S. 322—324. 

Diskussionen, S. 324—327. 


Besuch der Sammlungen in beiden Seminarien und bei 


den Herren DesrLacks DE CHRAMASSE und MıcAULT DE LA 
VırvvisLe. S. 321. 
Lanprıor : über die fossilen Hölzer von Autun. S. 328. 
Die fossilen Pflanzen von Autun sind gleich alt mit den 
Fisch-Schiefern. S. 329. 
Wanderung von Autun nach Epinac. S. 330 — 333. 
Nach Montjeu, Fragny, Montromble, Marmagne, ‚Saint 
Symphorien und Montcenis. S. 334 — 336. \ 
nach C’reusot, Montchanin, Blanzy. S. 336 — 338. 
nach Montcenis , les Couchets, Drevin und Chalencay. S. 
338 — 340. | 


nach St. Leger, Charcey. Verhandlungen darüber. S. 


340 — 345. ' 
Verschiedene kleine Verhandlungen. 


‚Bericht über das Material der Monumente von Autun, S. 


346 — 351. 
Verhandlungen über früher Gesehenes. 
WALFERDIN’s neue Minima- und - Maxima-Thermometer. if “ 
354 — 360. 


Folgen die Verzeichnisse der geologischen Sozietät Pr Geschenke 
und das Inhalts - Verzeichniss. 


Bulletin de la Societe geologique de France, Paris 8°. 


1836, 21. Nov. — 1837, 20. März, VIH, 1—192. 


" Despraoes: über Eisen - und Mangan - Tantalat zu Charmasse ‚bei Au- 
tun, S. 7. 


DE 


Jackson: über die Gebirgs-Bildung der Maine-Küste, S. 9-10. 

- Lanprıor fand mit An. BroncnIaRrt zu Dracy-St.-Loup bei Muse eine. 
Schichte Kohlen - Sandstein zwischen Schiefern, welche denen von 
Muse ganz gleieh sind; daher die Schiefer von Muse dem obern 
Theil der Steinkohlen-Formation angehören, S, 13-14 

A. Bouw£’s Bericht über seine ersten, mit pe MoNTALEMBERT und VıquEs- 


SneL in dem nördlichen und mitteln Theil der Europäischen Türket k 


gemachte Reise, $. 14—63. 
(Ausführlicher als sein an das Jahrb., 1836, Sı 700, eingesandter 
Bericht.) 
A. Bov£: über Hauszar’s Theorie der Gestaltung der Erdoberfläche. 
8. 65—70. 

Orivıerv: Geologische Beschreibung der Donetz-Kette und ihrer Stein- 
kohlen-Bildungen unfern dem Azow’schen Meere. 8. 70—73. 

De ıa Becue: Brief über die Systeme paralleler Spalten in den Ge- 
birgsgesteinen in Cornwall. S. 73 — 74. 

Cu, D’Orsıcny, pe Beaumont und C. Pr£vost: Diskussion über die 
Grenze zwischen Kreide und Tertiär - Bildungen. Braumont setzt‘ 
die Pisolithe und das Kressenberger - Gestein in gleiches Alter, die 
Hebungs-Zeit der Pyrenäen - Kette; Gosau enthält Ammoniten und 
ist daher älter, Alle Schweitzer, Rheinische und Norddeutsche 
Lignite, von Mastodon-Kuochen begleitet, entsprechen der Bildungs- 
zeit der Pariser Meulieres; alle Pariser liegen unter dem Kalk mit 
C. giganteum, welch’ letztres Pr£vosr läugnet, 8. 74 — 77. 

A. H. Dumont: Bericht an die Brüsseler Akademie über den Stand 
der Arbeiten an der geognostischen Karte Belgiens. 8. 77 — 82. 

Deranove legt Belemniten-Stücke aus dem Magnesiau-Kalke von Beaure- 
gard, Dordogne vor, deren Masse durch schwefelsauren Baryt er- 
setzt ist. S. 87 (scheinen blosse Ausfüllungen). 

Rıvızee legt seine geognostische Karte von Quimper vor,, S. 88 — 89. 

Der4nove: Geognostische Notitz über die Umgegend von Montron, 
Dordogne. S. 89, 98 — 113, 120, 

Sısmonpa: Geognostische und mineralogische Beobachtungen in eini- 
gen Thälern der Piemonteser Alpen. ‘8. 90. 

Larter: über den fossilen Affen - Kiefer u. a. Knochen von Sansası in 
dem G@ers-Depart. S. 92—97. 


Rıvurım: über einige verkieselte Muscheln und Belemuiten. S. 97 — 98. 


Berrrann Gesun über Pırero’s Arbeiten in Ligurien. 8. 120. 

Rozer: Beobachtungen über die Gebirge, welche die Loire von der 

- Rhone und Saone trennen. S. 122—129. 

Banpeney: Brief aus Kingston, Ober- Canada, geognostische un 
daselbst. S, 133 — 136. 

Bovz: Geologische Notitz über das Bannat und insbesondere ‚die Ufer 
der Donau. S. 136—146. 

VALENCIENNES theilt der Gesellschaft ein Verzeichniss von 26 Konchy- 


lien-Arten des Mittelmeeres wit, welche ' Lorkvae auch im .R DE 


Fu 


— 41593 — 


Meere gefunden *). Beide Meere haben weder Fische, noch Korallen 
miteinander gemein, denn die Caryophyllia fasciculata Lmk. 
und Dendrophyllia arborea Bramv. beider Meere scheinen 
jede von zweierlei Arten zu seyn. 8. 148— 149, 

Rıvıkre: über die Hemitrene. S. 149, 

E. Rıcnırn: geognostische Bemerkung über die Umgegend von Mossey, 

 Jura-Dept. S. 149—155. 
De Roys: Notitz über die Tertiär-Bildungen zwischen den Thälern der 
" Loving und der Seine, zwischen Nemvurs und Montereau. S. 160 

—170. Bemerkungen von DE BeAumont u. A. 8. 170— 171. 

Jennines Notitz über 2 fossile Bäume, welche im Steinkoblen - Gebirge, 
in den Gruben von Anzin gefunden worden sind. 8: 171—174. 

De Briumont: Ergebnisse des Kalkuls, angewendet auf die Hypothese 
der Entstehung. des Anbydrits, des Gypses und der Dolomite durch 
Epigenese. S. 174—177. 

L. Horner: über die Geologie der Umgegend von Bonn, Auszug. S. 
177—178. j 

FEATHERSTONEHAUGH: Bericht über eine i. J. 1835 gemachte Untersu- 
suchungs - Reise von Washington nach der Prairie, Auszug. S. 
178—180. | 

Caroccı: Reise nach den Bergen der Meta und neue Untersuchungen 
über die Erscheinungen des Serapis-Tempels von Pozzuoli, Auszug. 
S. 180-181. 

Hausmann über die Anwendung metallurgischer Versuche auf geologi- 
sche Phänomene. S. 181—183._ 

Rozer über obige (S. 174) Berechnung pe Beıumont’s. S. 183 — 184. 

'Rozer über Hocarp’s Beschreibung der Granit- und Sandstein-Region 
der Vogesen. S. 185—186. | 

Durk£enoy: über Sr. L£cer’s Entdeckung von Vierfüsser - Knochen an 
den Loire-Ufern. S. 186. | 

D’Arcusac: über die von LAnoucETTE aus den Hoch-Alpen geschickten 
Versteinerungen. S. 186—187. 

De Vernevit: über die Geognosie der Krimm. S. 188—... 


3. Annales des mines, 1836, Paris, 8° (vergl. S. 324), enthal- 
ten an mineralogisch - geologischen Abhandlungen. 


1836, X, ın, 407-654. 


M. Cnezvarıer: Briefe über Nord-Amerika. S. 461—466. 
ELie pe Beaumont: über den Ätn«, Ater und letzter Theil. S. 507—576. 


*) Turbo rugosus, Natica millepunctata, N. castanea, Janthina fragilis, Bulla ligna- 
ria, Bullaea aperta, Cassis granulosa, Cassidaria echinophora, Dolium galea, Fu- 
sus lignarius, Rostellaria pes pelecani, Trochus granulosus, Conus mediterraneus, 
Cypraea pyrum, Murex brandaris, Triton variegatum ‚„ Cardium acnleatum, €. pa- 
pillosum, Spondylus gaederopus, Lucina squamosa, Peetunculus glycimeris, Donax 

 anatinum, Solen strigilatus, Venus chione,, Lucina lactea, Terebratula vitrea. 
% ’ y 


we 


una en rn > " — 454 EINE GERÄTEN. ASERTITTRTEHRUR 


Durs&novy: Note über den Diaspor. S. 577—582. 
LM Beschreibung des Gedrr 8, einer neuen Mineral- Art. S. 
582—584. 


1837, XI, 1, 1—164. 


Durs£nox: Abhandlung über die vulkanischen Gebirge in der Umge- 
gend von Neapel. S. 113—158. 

A. Dımour: Notitz über das Zink- und Kupfer - haltige Vanadin - saure 
Blei. S. 161—164. 


Sn 


4. E. F. Grocker: Mineralogische Jahreshefte. Fünftes Heft 
1335. Nürnberg, 1837, 410 SS., 8°. 


\ 


5. Tu. Encrisu the Mining Journal and Commercial Gazette, 
a. vol. I—III (1835 Sept. — 1836 Dec.);: dann 1837, IV, bis Nro, 82. 


. Auszüge. 


x 


I. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. 


Gaupin: über Bildung künstlicher Krystalle unauflöss- 
licher Stoffe (VInstit. 1837, S. 245). G. bildet solche Krystalle, 
inden er gewisse Auflösungen in künstliche Atmosphären bringt. Er 
setzt z. B. eine Kapsel mit feuchtem kohlensaurem Ammoniak und ein 
Stengelglas mit einer schwachen Auflösung eines Kalk-, Baryt- oder 
Blei-Salzes unter eine Glasglocke zusammen, wo sich dann schon nach 
einigen Stunden an den Wänden des Stengelglases kleine, sehr reine 
Krystalle kohlensauren Kalkes u. s. w. absetzen. Sind die Elemente 
weniger leicht zu verflüchtigen, so bedarf es anderer Verfahrens-Weisen ; 
so erhält man z. B. Krystalle schwefelsauren Barytes, wenn man ein 
Gläschen mit rauchender Hydrochlor - Säure und ein Stengelglas mit 
Wasser, Gyps und kohlensaurem Baryt zusammensetzt. — Auflösungen 
eines reinen Kalksalzes geben gewöhnlich Krystalle mit primitivem Rhom- 
boeder und dessen Modifikationen ; Arragonit- Auflösungen dagegen lie- 
fern zugleich Krystalle mit den Formen des Isländischen Doppelspathes 
und des kohlensauren Barytes. Eine von Baryt und Strontian sehr 
freie Auflösung von Chlor-Kalk gab auf der nämlichen Glas-Scheibe 
an einer Seite fast nur die Form des kohlensauren Barytes, an der an- 
dern die des Doppelspathes. Kohlensaurer Baryt liefert ganz sonder- 
bare Krystallisationen in Form von Dolchklingen , Bäumchen u. s. w. 

Symmetrische, d. h. an beiden Enden ausgebildete Krystalle erhielt 
G. in Mitten tropfbarer oder Gas-artiger Flüssigkeiten, insbesondere 
schönes Schwefelzinn in Form von Schnee -Krystallen in einem Wirbel 
von Schwefeldampf; dann Krystalle von kohlens. Kalk und kohlens. Ba- 
ryt, indem er eine kochende Auflösung von kohlens. Ammoniak in die 
Lösung eines Kalk - oder Baryt-Salzes goss und umrührte. 

Im weissen Marmor der Pyrenäen hat er sehr schöne mikroskopi- 
sche und rundum ausgebildete Quarzkrystalle entdeckt , von denen er 
glaubt, dass sie einst über die Bildung den jHekalke vielen Aufschluss 
gewähren werden. 


B R 
er u wur! ur; > — 456° we — + . w [vr 7® u ra 


Gegenwärtig stellt derselbe alle jene Krystallisationen dar, indem. 
er eine Salzauflösung in eine Finger - lange Glasröhre giesst, in den 
obern Theil der Röhre etwas Baumwolle bringt, welche mit demjenigen 
Körper getränkt ist, der die Atmosphäre bilden soll, uad nun zustopft. 


Tuomson: Zerlegung des Perlsteines (Qutlines of Min. Po 
390). Bestandtheile: 
Kieselerde . . . ... 70,40 
Thonerde . - © 2... 11,60 
Kalumasi, tus bınd9RN2: RO 
Kalkarsaıy SiTmsnn2s. 98400 
Eisen-Peroxyd. . » . 4,38 
Wassers al 0,2 


98,86 


nn. 
a) 


94 vr, 


Derselbe: Analyse des Antrimoliths (Loc. eit, p. 325). Am 
Ufer bei Bengune, nieht fern vom Riesendamm in Irland gefunden, 
Tropfsteinartig mit eingeschlossenen Kalkspath-Theilen, in den Blasenräu- 
men eines Mandelsteins.. Weiss; durchsichtig, faserig, : wie Amianth. 
Eigenschwere — 231. Härte — 3,75. Gelatinirt mit Säuren.  Che- 

“ mischer Bestand: 
Kieselerde « „ 2 2 . 43,470 Er 
Thonerde . “= 2%: 30,260 
Kalkerde  : uw: + 210210715500 
Kali a dan SET 
Eisen-Protoxyd . „ „0,190 
Wasser : 2 2.2.28 715,320 
Ghlot. or... 4... rin 10.10,098 


100,738 


“ Durrinoy: über den Anophyllit vom Puy-de-la-Piquette in 
‚Auvergne (Ann. des Mines 3m Ser., T. IX, p. 471et172) "), 


Er, ut 
C. Rammeisgere: über die Zusammensetzung des Berthie- 


rits von Bräunsdorf bei Freiberg (PoeeEn». Ann. d. Phys. XL, 153 
#.). Bekanntlich entdeckte Beerumea bei Chazelles iu _Auvergne ein 


*) Es enthält diese Notitz keine Zusätze zu dem, was von mir in a Az 
den“ Th. 1, S. 223 ff. über den Gegenstand gesagt worden. LEONHARD. 


— 457 — 


dem gewöhnlichen Grau- Spiesglanz sehr ähnliches Fossil, welches sei- 
ner Untersuchung zu Folge sich als Verbindung von 3 re Eisen- 
Sulfurat wit 2 A. Schwefel- Antimon betrachten lässt, und dem Harom-, 
ser den Namen Berthierit beilegte. Später beschrieb BERTHIER zwei 
neue Varietäten der Substanz, deren eine, von der Murtouret-Grube in 
Auvergne 3 Atome Schwefel-Eisen gegen 4 Atome Schwefel- Antimon, 
die andere, von Anglar im Dep. de la Creuse, nur 1 Atom von jedem 
der beiden Schwefel- Metalle enthalten soll. Brermnaupr macht darauf 
aufmerksam, dass ein mit dem Berthierit übereinstimmendes Fossil. 
auf der Grube neue Hoffnung Gottes zu Bräunsdorf bei Freiberg vor- 
gekommen sey. Rammeusgerg zerlegte diess Mineral, welches stets in- 
nig mit Quarz gemengt erscheint, und fand es mit dem Berthierit von 
Anglar übereinstimmend. Ausser einer grossen Menge Zink, die auch 
dem Französischen Mineral nicht fehlt, enthielt jenes von Freiberg et- 
was Mangan. Betrachtet man Zink und Mangan als das Eisen zum 
- Theil ersetzend, so sieht man, dass die Schwefel-Mengen, welche diese 
Metalle zur Bildung der bei den verschiedenen angestellten Analysen 
gefundenen Schwefelungs - Stufen bedürfen, sich zu der im Schwefel- 
Antimon befindlichen fast wie 1 : 3 verhalten, und es geht daraus die 
Formel | 


Hin | 
Zn - 
hervor. Berechnet man dieselben so, dass Zink und Mangan wegfal- 


len (Fe Sb), so erhält man in hundert Theilen : 


Antimon . ne .. 58,507 
Eisen ı., 11, avi .4 0125308 
Schwefel . . . . 29,188 


100,000 
Der Berthierit von Freiberg ist folglich mit dem von Anglar iden- 
tisch. 


Tuomson: Beschreibung und Zerlegung des Davidsonits. 
(Outlines of Miner I, 347). Von Davıson im Granit der Grafschaft 
Aberdeen gefunden. Gelblichgrüne, blätterige Massen, nach den Flä- 
chen einer rhombischen Säule von 86° spaltbar. Spez. Schw. = 2,363. 
Härte = 6,5. Chem. Bestand: 


Kieselerde, , War... 66539 
Khonerde „ds... 3213 
‚Wasser . . . ... 1,50 


100,01 


Bu. 


-Derselbe: über den Huronit (Loc. cit. 9. 334). ‘An den Ufern 
‚des Huron-See’s in einer Hornblende-Gesteinen zunächststehenden Fels- 
‚art Nieren-förmige Massen bildend. Gelblichgrün; Strichpulver lichte- 
grau. Gefüge theils blätterig, theils körnig. Perlmutter - glänzend auf 
» den Blätter - Lagen, ausserdem von Harzglanz. An den Kanten durch- 
scheinend. Spez. Schw. — 2,863. Härte — 3,25. Säuren ohne Wir- 
kung: Chemischer Bestand: RT. - 
Bieselerde . .....,°,..00.2.25,.80 ° 
"Thonerde 7.4227 u 4m 29003109 
Katkerde’ 3... 77 We, x’ au 
1 Sa ER N a 5. N 
Eisen-Protoxyd . . . . 4,32 
Vasber u 2.000 re, an 


97,96 


——— 


Derselbe: Zerlegung der Walkererde (Loe. cit. p. 246). An- 
gebliches Vorkommen im Grün - Sandstein und in der Oolith-Formation. 
Eigenschwere — 2,445. Chem. Gehalt. 


Kieselerde . . 2 ss . 44,00 
TPhonerde/s vs. 1.200 92 23,06 
Kalkerde rn. Lie wi. 408 
Talkerde. .) 72 253% 558,00 
Eisen-Protoxyd . . . . 2,00 
WVaSSer. |. 0.,.:.8000% 24,95 


Te. Sınver: chemische Untersuchung des Silber-Kupfer- 
glanzes von Rudolstadt in Schlesien (Posgen». Ann. d. Phys., B..40, 
S. 313 f.). Dieses, von G. Rosz in Krystallen aufgefundene , Mineral 


enthält: 
Schwefel . „nr. un. 610.98 
DUDEN. 0 u en en 
Kıner.n. 3.0.8.8 ,2000608 
BIETEN EAN RIND a 


99,82 


Durr£noy: über den Gedrit, eine neue Mineral-Gattung 
(Ann. des mines, 3em Ser., T. X, p. 82 etc.). Aufgefunden im Heas- 
Thale unfern @edre, in losen auf dem Boden zerstreut liegenden Stücken, 
so dass man die Lagerstätte selbst nicht genau kennt; aber das Mineral 
muss in ältern Fels- Gebilden, welche jenes Hochthal der Pyrenäen 


En; 
| - 19 -— 


umschliessen, auf Gängen vorkommen. Der Gedrit, nelkenbraun, von sehr 
schwachem,, halb-metallischem Glanze, setzt Kı ystallinische Massen von 
faserigem und strahligem, zum Blätterigen sich neigendem Gefüge zu« 
‚sammen, gleich gewissen Hornblende - Abänderungen. Die Durchgänge 
sind nicht deutlich genug, um ein Urtheil ae Krystall Form zu ge- 
statten. Das Mineral ist ritzbar durch Quarz; ‚sein Strich - Pulver 
fablgelb. Sp. S.— 3,260. Vor dem Löthrohre leicht zu schwarzem, et- 


was schlackigem Email fliessend; mit Borax zu dunkelgrünem , fast, m 
ME‘ 


schwarzem Glase. Die äusserlichen Merkmale der Substanz stimmen 
sehr mit denen gewisser Anthophyllite überein, besonders mit jenen, wel- 
che in losen Fels-Blöcken in Schweden vorkommen ; aber seiner chemi- 
schen Zusammensetzung nach weicht der Gedrit von’ allen bekannten 


Mineralkörpern ab. Die Analyse gab folgendes Resultat: ä 

"en Kieselerde . 2... 38,811 “ 

aa Anpnerde..'",, 72% Were ne. 200 

" Eisen-Protoxyd. „. „ .„ 45,834 ‘ 
Takerdası Pr ER 13U | BNEhR 
Kälkerde „Vs. 9.2 .,29666 a il. 
Wasser 10. 5 le Ar ” 

101,051 


‘ Der Verfasser leitet daraus für den, nach seinem Fundorte benann- 
ten Gedrit die Formel ab: 


5S? 4 MA? x Ag. 


Tuomson: über den Vermiculit (Qutlines of Miner. I, 373). 
Entdeckt von Hoımz in Staate Vermont in Nord-Amerika. Glimmer- 
‚ artige Blättchen: fettglänzend; sehr weich. Spez. Schw. —= 2,52. 
Härte — 1,0. Unschmelzbar vor dem’ Löthrohre. Die Analyse gab: 

Kieselärte 0, 70 92849,08 ae 
Talkerdey rt. m 16.06 
Eisen-Peroxyd . . . .* 16,12 
Thowede : 2.0 mal 27 W228 
Wasser. . . '.mRa 108 


Vs e A 

Derselbe: Analyse des Wasser-haltigen Bucholzit’s (Loc. 

cit., 9. 237). Vorkommen angeblich in Isltand. Besteht aus kleinen, 

graublauen, glasglänzenden Schuppen. Eigenschwere — 2,855, Härte 
= 3,0. Chem. Gehalt: 


. Jahrgang 1837. 4 30 - 


Kieselerde PR! De: ; 41,35 
» EN Thor nerde . . . Le) 49,55 


» re. 
% Kalkerde . . Is 10 & ih; Pf 
| Schwefelsäure ee RER re 
BUREEOR ee. 488 e" 
©. w 98,86 
' u 4 
FE 4 me. 
y ae über den Diaspor (Ann. des Mines, gme ser., 7.10, 
| 7 etc). Das untersuchte Mineral stammt aus dem Ural - Gebirge, r 
kommt in stängeligen Massen vor, welche, nach drei Richtungen spalt- 
"bar, ein schiefes rhombisches [rhomboidischc>?] Prisma als Kernform 
* erkennen lassen, dengen Seitenflächen sich unter 1270 gegen einander ‘ 
neigen, während die Endfläche mit den Seitenflächen unter einem 
Winkel: von 100 bis 102° zusammentrifft. Lebhaft glänzend; K 
färbt wie Eisenspath; ritzt Glas; spez. Schw. — 3,452. Säuren ohne 
Wirkung. Vor dem Löthrohr unschmelzbar. en der chemischen 
Zerlegung: / | 
? "Thonerde . . ; 74,66 
Wasser : . 2 14.58 
Kieselerde . - - 2,90 
Eisen-Peroxyd . .. 4,51 
Kalk - und Talk-Erde .. 1,64 
. Verlust , . . 1,71 
100,00 
Durch Anwendung von Salzsäure wird dieser Diaspor ent- 
färbt: ein Beweis, dass ihm das Eisen nicht wesentlich angehört. 
Auch die Kieselerde muss als fremdartig gelten. Der Verf. zeılegte 
äuch den früher bekannt gewesenen Diaspor, dessen äusserlichen Merk- 
male nicht ganz mit jenen des Siberischen übereinstimmen; das‘ ‚Resul- 
tat war: 
TRonende 0-00, 78,93 
Wasser 3 z , .15,13 
Kieselerde . . x 1,39 o 
Eisen-Peroxyd . . 0,52 # 
Kalkerde . £ s 1,98 
# Verlust 3 N k 2,14 
i , / 
” EM 190,00 
. 22 
I Zr 
”* M dir , u a 
Ri . i %u ‚* „ 
“ © r 


_ 


H. Scharf: Analyse der Dürrenberyer Soole (Erpmann, Journ. 
f. prakt. Chem., B. 11,°8. 1 f.). Die Zusammenstellung der erhaitenen 


\ 


"Resultate gibt in 1000 Theilen Soole: ni 
Kalkerde UN 2.00 2,000 
Talkerde . R , 4,050 
Kieselerde . A OTTO 
Natrium , s . 31,067 
Schwefelsäure . . 4,050 
Be... raue 
N "Brom ER RER 3 9,665 | a 
| Thonerde in nicht zu bestimmenden 
Ei; Eisenoxyd | E R i Mengen. h 
91,249 en 


Diess stimmt nicht ganz mit der früber erhaltenen Gesamnt-Menge 
der in der Suole enthaltenen Salze, und die Abweichung rührt jeden- 
falls daher, dass der Brom- Gehalt etwas zu hoch ausgefallen, und die 
Talkerde nicht als sulche, sondern als Magnesium in der Soole enthal- 
ten ist. Denn nimmt man die, bei Bestimmung des Chlors erhaltene, 
Zahl als die Gesammt-Menge des Chlors und Broms an und berechnet 
aus der Menge der hier erhaltenen Talkerde die des Maguesiums, so 
- wird ein jenem viel näher kommendes Resultat erlangt; €s wären 
hiernach in 100 Theilen Soole: 

Kalkerde A 5 , 0,249 
Magnesium . r i 0,248 
Kieselerde , R “ 0,007 
- Natrium E s r 3,106 


Schwefelsäure . R 0,405 Pr. 
Chlor r 
2 ‘ B . . ‘ 4,708 
rom Y 


8,721 
Die Svole enthält folglich in 100 Theilen 7,797 reines Kochsalz. 


A. Damour: Analyse eines Zink- und Kupfer-haltigen, 
Vanadin-sauren Blieioxydes (Ann. des mines, Ime Serie. T. XI, 
p. 161 etc... Der Fundort des zeriegten Minerals ist nicht bekannt. 
Es kommt als kleinnierenförwiger Überzug auf zerfressen eisenschüssi- 
sem Quarze vor, ist aussen gelblichbraun, im Innern dunkelgrün und 
zunächst dem ua ziegelroth. Pulver blassgelb. Bruch eben und 
glänzend. Ritzt Kalkspath. ‚Vor dem Löthrobr auf. Kohle unter Auf- 
wallen zu Schlacke fliessend, welche oberflächlich ganz das Aussehen 
von Graphit hat. Mit Borax, in der reducirenden Flamme; zu grünen; 
braun geflecktem »Glase, welches ın der ON Flamme Bean 
gelb wird. Die Zerlegung ergab: 

30* 


U ARE Chlor a AR 
TREE - Vanadinsäure 
Bleioxyd , 
Zinkoxyd . 
Kupferoxyd 
Wasser . 


> 


0,02265 
0,15860 
0,70860 
0,06345 
0,02960 
0,03800 


1,02090 


„„ Bouss: Analyse eines Zinkerzes aus der Gegend des 
Puig de Cabrera (J. Dz FontexeiLe Journ. de la Soc. des Sc. chim. 


‚ .etc., 1837, Mars, p. 81). Zur Seite der Strasse von Arles nach Prats- 


de-Mollo finden sich mehrere Erz - Gänge. 
‘Substanz, welche, braun von Farbe, splitterig im Bruche und von ei- 


ner Eigenschwere — 3,2 bis 3,85 ist, 

an De, A s . r 
Eisen . NN 
Schwefel . . . 


Kieselerde A 


“ 


Wasser und Kohlensäure . 


[Dürfte wohl ein Gemenge seyn.] 


Einer derselben führt eine 


Sie enthält: 


* 


« 


al 

k 7,62 

2.114,85 

. 2,00 

; 2,10 
100,00 


Tuomson: Analyse des Pipestone (Outlines of Min. I, 287). 
Die Eingebornen im nördlichen Amerika bereiten ihre Pfeifen daraus. 
Dichte Massen ; blaugrau; undurchsichtig ; weich anzufühlen. Chem. 


Bestand: 


! 


Kieselerde . 
Thonerde . 


Natron, , 
Kalkerde e 
Talkerde f 
Eisen-Peroxyd 
Wasser > 


—— 


a 


K7 
\ 


56,11 

17.31.) 

12.48 
2,16 
0,20 
6.96 

' 4,58 


99,80 


Derselbe: Zerlegung des Cummingtonits (loc. cit., p. 492). 
Vorkommen zu Cummington in Massachusetts. Bildet mit Quarz und 
Glimmer eine. eigene Felsart. Krystallinische Massen; grünlichgrau; 
durchscheinend an den Kanten. Spez. Schw, — Eh Härte — 2,75. 
Gehalt: 


Vor dem Löthrohre unschmeizbar. 


Kieselerde . “ 56,548 
Eisen-Protoxyd . . 21,669 
Mangan-Protoxyd . 7,802 
Natron A - N 8,139 
Feuchtigkeit . ie u 178 


H. J. Brooke: über die krystallographische Einerleiheit 
von Zeagonit, Gismondin, Abrazit, Aricit und Phillipsit 
(Lond. and Edinb. phil. Mag., Third Ser. N. 60, March 1837, p. 170). 
— — [Dass alle namhaft gemachten Mineral - Substanzen der Gattung 
des Harmotoms, des sogenannten Kreutzsteines, angehören, ist den 
Mineralogen Deutschlands längst bekannt.) ; 


II. Geologie und Geognosie. 


A. von HumsoLpor: über zwei Versuche den Chimborazo zu : 
ersteigen (H. C. Scuumacner’s Jahrbuch für 1837, S. 176 f£.). Am 
Chimborazo sind Reisende fast bis 18,500 Pariser Fuss, nämlich ein- 
mal im Junius 1802 bis 3016 Toisen Höhe, ein andermal im Dezember 
1831 bis 3080 Toisen Höhe über der Meeresfläche gelangt. HumsoLpr. 
trat seine Expedition nach dem C’himborazo am 22. Junius 1802 aus der 
Hochebene von Tapia an, welche 8898 Par. E. über dem Spiegel der 
Südsee liest. Ganz nahe beim Dorfe Culpi, nordwestlich von Lican, 
erhebt sich in der dürren Hochebene ein kleiner isolirter Hügel, Yana- 
Urcu (der schwarze Berg). Der Hügel liegt im S.S.O. vom Chim- 
borazo, dursh die Hochebene von Luis von jenem Kolosse getrennt. 
Es ist ein Seiten-Ausbruch desselben ; oder es ist der Ursprung dieses 
Eruptions-Kegel gewiss den unterirdischen Mächten zuzuschreiben, welche 
unter dem Chimborazo Jahrtausende lang vergeblich einen Ausweg ge- 
sucht haben; er ist spätern Ursprungs, als die Erhebung des grossen 
glockenförmigeu Berges. Der Yana-Urcu bildet eine zusammenhängende 
Anhöhe. von Hufeisen- Form; gegen O. ist der Halbzirkel geöffnet. 
Traditionen und alten Handschriften zu Folge hatte der Ausbruch des 
Y.U. ungefähr in der Mitte des XV. Jahrhunderts Statt. Das Gestein 
ist eine poröse, dunkelbraune, oft ganz schwarze, schlackige Masse. 
Olivin fehlt gänzlich darin. Weise, sehr sparsam einliegende überaus 
kleine Krystalle sind wahrscheinlich Labrador; Eisenkies findet sich hin 
und wieder eingesprengt. Das Ganze gehört wohl dem Augit - Porphyr 
an, wie die Formation «les Chimborazo überzeugt. Der Ausbruch des 


m = 


Yand-Urcn ist durch eine Dolomit-Masse geschehen, der hier die Hoch- 
ebene bildet. — Die eigentliche Expedition nach dem Chimborazo' he- 
gann am 23. Junius Morgens. Humsorpr fand "den Berg mit grossen, 
stufenweise übereinander liegenden. Ebenen umgeben; die erste Stufe 
ist 10 ‚200, die zweite 11,700 F. hoch, und die vollkommene Söligkeit 
dieser Hochebenen lassen auf langen Aufenthalt stehender Wasser schlies- 
sen. Man glaubt einen Seeboden zu sehen *). — — Aus der zweiten 
jener Hochebenen , aus der von Sisgun, steigt man ziemlich steil bis 
zu einem kleinen Alpensee. Der Gipfel des Chimborazo erschien auf 
wonige Augenblicke. Der Barometer zeigte eine Höhe von 13, 500 F. 
Einhundertfünfzig Toisen über dem erwähnten kleinen Alpensee, :bis 
wohin ‚die. Grasflur jede geognostische Untersuchung des Bodens ent- 
N battle, sah H. nacktes Gestein: grosse Felsmauern, von N.O. nach 
SW. streichend, zun: Theil in unförmliche Säulen zerspalten, ae 
sich aus der ewigen Schneedecke, ein bräunlichschwarzes Augit-Ges 
‚glänzend wie Pechstein-Porphyr. Die steilen Mauern führten durch die 
Schnee-Region zu einem, gegen den Gipfel gerichteten, schmalen Graht, 
einem Felskamm, der es unmöglich machte, weiter vorzudringen, denn der 
Schnee war so weich, dass man fast nicht wagen konnte, seine Ober- 
fläche zu betreten. Der Kamm bestand aus sehr verwittertem, bröcke- 
ligem Gestein, oft zellig, wie basaltischer Mandelstein. Immer steiler 
und schmaler wurde der Pfad. Alle Eingebornen, bis auf Einen, verlies- 
sen Humsorpr und seine Genossen in der Höhe von 15,600 F. Nur 
mit grosser Anstrengung und Geduld war es möglich, höher zu gelan- 
gen; meist waren die Reisenden ganz in Nebel gehüllt. Der Kamm 
hatte oft nur 8—10°’ Breite, links einen mit Schnee bedeckter Absturz, 
eine dünneisige Spiegelfläche von etwa 30° Neigung, zur Rechten einen 
800 oder 1000° tiefen Abgrund, aus dem schneelose Felsmassen senk- 
recht emporragten. Der Gefäss-Barometer zeigte eine. Höhe von 17,300 
F. an. Nach einer Stunde vorsichtigen Klimmens wurde der Felskamm 
weniger steil; aber der Nebel blieb gleich dick; doch plötzlich schienen 
seine Schichten zu zerreissen , der domförmige Gipfel des Chimborazo‘ 
war zu erkennen, und zwar ih nahe. Die Hoffnung, ihn zu/erstei- 
gen, belebte die Kräfte aufs Neue. Der Feiskamm, nur hier "und da 
mit dünnen Schneeflocken bedeckt, wurde etwas breiter. Auf einmal 
setzte eine Art Thalschlucht, etwa 400 F. tief und 60° breit, dem, 
Unternehmen unübersteigliche Grenzen. Jenseits des Abgrundes, der 
nicht zu umgehen war, sah man deutlich den Felsenkamm in der 
»ämlichen Richtung sich fortziehen; ob er bis zum Gipfel selbst führe, 
‚blieb zweifelhaft. Der Barometer zeigte 13’ 115%. Die Luft -Tempe- 
ratur war 19,6 unter dem Gefrier-Punkt, aber nach mehrjährigem Auf 
enthalte in den heissesten Gegenden der Tropenwelt schien die geringe 
Er ! 6 Pe ';,] 
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”) Am Abhange der Schweitzer Alpen ist bisweilen auch diess Phänonien. Renfene 


. übereinander liegender kleiner Ebenen zu bemerken; sie sind jetzt, wie abgelaufene 
Becken von Alpensee’ n, durch enge offene Pässe verbunden. 


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Kälte erstarrend. Die Reisenden hatten eine Höhe von 18,097 Par. m 
erreicht. Sie verweilten nur so lange, als nothwendig war, Fragmeı te 
der Gebirgsart zu sammeln. — BoussinsauLe machte am 16, Dez. 1831. 
einen Versuch, den Gipfel des Chimborazo zu erreichen”), — Über 
dem absoluten Resultat der trigonometrischen Messung des Berges 
schweht noch immer einige Ungewissheit. Don JorscE Juin und die, 
Französischen Akademiker geben, nach verschiedenen Kombinationen 
derselben Elemente, Höhen von 3380 und 3217 Toisen an: Humsorpr 
fand 3350 T. —. Über die geognostische Beschaffenheit des Chimboraza 
fügt der Vf. die allgemeine Bemerkung bei, dass die ganze Formation 
dieses berühmten Gipfels der Andes-Kette aus Labrador und Augit be- 
steht; beide Fossilien sind in deutlichen Krystallen erkennbar. Der 
Chimborazo ist ein Augit-Porphyr, eine Art Dolerit. Auch fehlen ibm 
Obsidian und Bimsstein. Die Gebirgsart des Ch. zeigt sich folglich, 
wie L. v. Bvucon’s und Erıe pe Beaumont’s neueste Bestimmungen  }eh- 
ren, jener des Ätna analog. Unter den Trümmern der alten Stadt Rio- 
bamba, drei geographische Meilen östlich vom Chimborazo, steht schon‘ 
wahrer Diorit-Porphyr an, ein Gemenge aus schwarzer Hornblende und weis- 
sem, elasigem Albit. Ein Theil der Augit-Porphyr-Stücke, welche Hum- 
zorLpr bis zu 18,000 F. Höhe auf dem, zum Gipfel des Chimborazo 
führenden Felsenkamm fand, meist lose Massen von 12 bis 14° Durch- 
messer, ist kleinzellig, porös und roth gefärbt. Die Stücke haben län- 
zende Zellen. Sie sind indessen nieht in Strömen Lava - artig getlos-. 
sen, sondern wahrscheinlich auf Spalten am Abhange des. Glocken- 
formigen Berges herausgeschoben worden. 


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4 


J. WAnam: über eimen Bergsturz in Antrim (Journ. .of the 
Yeol. Soc. of Dublin, Vol. I, P. 2, p. 101 etc.). Ungefähr 1 Meile süd- 
wärts Larne, an einer unter dem Namen „the Bank“ bekannten Stelle, 
ereignete sich im Januar 1834 ein denkwürdiger Bergsturz. Im Westen 
von Larne erheben sich Mauer-ähnliche Felsmassen , wie solche an der 
Küste der Grafschaft Antrim so gewöhnlich sind. Die oberste Lage,‘ 
Basalt, ruht auf Kreide und Grünsand, und unter diesen steht ein fe- 
stes, blaues, thoniges Gestein an. Bruchstücke und Schutt der oberen 
Felsmasse bilden ein Haufwerk, welches sich bis zur Küste hin er- 
streckt, so dass die Fahr-Strasse oft nur einen sehr beschränkten Raum 
hat. Am:17. Januar Abends nahm man eine kleine Bewegung des Bo- 
dens wahr, und in der Nacht wurden einige Scheunen gänzlich zerstört. 
Die Bewegung dauerte 2—3 Tage fort und wurde vou mehreren Augen- 
‘Zeugen beobachtet. Zuletzt hatte das Trümmer-Haufwerk eine fast ho- 
rizontale Lage angenommen; kleine Erhabenheiten waren eingesunken 
und Vertiefungen ausgefüllt worden. Zwischen den Felsklippen und 


“ 


*) Es war davon in diesem Jahrbuche- f, 1836,18. 74 ff. bereits die Bede. A.d.R. 


ER 


2 Strasse Kan Lisse von unbedeutender Tiefe in rrosser 


e queer über diese Risse nach einem Steinbruche 


{ IBrende Strasse, war so zertrümmert,, dass ‚sie das Ansehen hatte, als 
IE dieselbe absichtlich aufgebrochen worden. Am südlichen Ende 
des hir ein Theil des Bodens, ungefähr 6 bis 8 F. breit, 
etwa4 4 F, tief. gesunken und hatte zu beiden Seiten senkrechte Wände, 
— Über die.bedingende Ursache des Phänomens spricht sich der Verf. 


‘ nicht mit völliger Bestimmtheit aus; aller Wahrscheinlicbkeit nach lie Mm 
Ni 


der erwähnte Bergsturz und andere ähnliche Erscheinungen i in der 
lieben Gegend darauf, dass gewisse weichere Gestein-Lagen ausgewaschen 
wurden und die höhern Schichten dadurch ihre Stützpunkte verloren. 
BD di & y \ I 2a 


fs. D. Dama: Zustand des Veswv’s im Julius 1834 (SILLIMAN 
der Journ. of Sc. XXVII, 281 etc... Der Vulkan hatie mehrere 
‚Jahre hindurch sich fast ohne Unferkreuläung thätig gezeigt; allein vom: 
Sommer 1832 an. blieb er ruhig. Als der Verf, den Berg zuerst erblickte, 
am 29. Mai, war sein Gipfel in eine lichte Wolke gehüllt, auch wurden 
Baya- Brocken und Asche zu bedeutender Höhe geschleudert, In der’ 
nächstfolgenden Nacht sah man Eruptionen in Zwischenräumen von 5 5 
zu 8. Minuten. ‘Dana wählte die Nacht zum Ersteigen des Berges; die 
u: ist alsdann deutlicher zu sehen. Der die Somma mit dem Vesuv. 
verbindende Monte Cuntaroni wird von drei Thälern' durchschnitten, 
deren nördlichstes, Vallone della Wetruva, den Lavenstrom von 1785 
aufgenommen hat. Jenseit der Einsiedelei vermindert sich die Vegeta- 
tion mehr und mehr, man erreicht eine Wüste von Lava, Lapilli und 
vulkanischer Asche. Die Lava rührt von der Eruption von 1822 her. 
— Beim Ausbruche von 1832 war die Lava in der Richtung von Por- 
tiei hinabgeströmt. — Die Lavadecke, über welche der Verf. ‚seinen 


Weg nahm, zeigte viele Spalten, aber sie waren so schmal, dass man 


nicht tief hineinsehen konnte. Der Bauch, meist schwefelige ‚Säure 
enthaltend , strömte in dichten Wolken aus einem kleinen Krater; der 
Boden war auffallend heiss, die Lava zeigte Überrindyuugen von Schwe- 
fel. Die ergossene Lava schritt in einer Stunde ungefähr 1 Meile 


[2] weit in der Richtung gegen Pompeji vor. Der Strom, etwa 4 — 5, 


Fuss breit, hatte das Ansehen von geschmolzenem Eisen ; seine Ober- 
fläche RE, er. schnell, die blasige, schlackige Rinde zeigte sich, freil 


von Augit- und Leuzit - Krystallen. — Am 5. Junius verspürte man un- 


[2 


fern Pompeji eine Erschütterung des Bodens, und das Meer schwoll 
mächtig an. Während der Nacht hatten vorzüglich starke Auslchleu- 
Aipuogen aus dem Vesuvischen Krater Statt. — Torre del Greco, ob- 


hl durch die Eruption von 1794 fast gänzlich zerstört, zählt gegen- 
Mit über 15,000 Einwohner. AN 


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I. von ÜHARPENTIER: Schlussfolgen, abgeleitet aus den 
grossen Umwälzungen, welche die Aussenfläche des Schweit- 
zer-Landes und namentlich jene von Wallis. verändert und 
ihre gegenwärtige Beschaffenheit herbeigeführt haben 


(Biol. univ., Juillet 1836, p. 1 ete.). Einst machte die Schweitz 


Theil-Ganzes eines weit erstreckten Oceans aus, der den ganzen Erd- 
körper umgab. Das Meeres-Niveau scheint merkbare Änderungen er- 
litten zu haben; nicht seinem Sinken ist das Erscheinen der Kontinente 
und Inseln zuzuschreiben , sondern einer unterirdischen Gewalt, Welche 
aus der Tiefe nach oben wirkte. Die dem Walliser Lande zunächst 
befindlichen Theile jenes Meeres - Bodens, welche zuerst em’porgehoben 


und trocken gelegt seyn dürfte, sind die Vogesen nebst der sehr klei- : 


nen Gruppe der Walliser und Savoyer Alpen, welche sich vom Fusse 
des Dent de'Morcles bis in die Tarentaise erstrecken, der Richtung fol- 
gend, wo heutiger Zeit die Thäler von Trient und von Chamoumy vor- 
handen sind. Mebrere geologische Thatsachen führen zur Vermuthung, 
dass jenes Gebiet einst über dem Wasser keine zusammenhängende 
Masse bildete, sondern einzelne, Reihenweise aus N.W. nach 8.0. lie- 
gende Inseln. In jener fernen Zeit, wo die Erde noch nicht in dem Grade 
erkaltet war, wie gegenwärtig, mussten die jugendlichen Regionen, von 
denen die Rede, ungefähr das Klima der gegenwärtig zwischen den 
Tropen vorhandenen Landstriche haben. Die Vegetation, deren Ent- 
wicklung sofort erfolgte, trug die Merkmale jener, die gegenwärtig auf 
den Eilanden der heissen Zone gefunden wird; diess ergeben die, in 
‘den thonigen Schiefern von Erbignon, von Salvan, Getroz (Trienter 
Thal) vom Col de Balme und von der Tarentaise enthaltenen Pfianzen- 
Abdrücke; denn diese vegetabilischen Reste sind zum grossen Theil 
Baum-artige Fahren, so wie Equisetaceen, Lycopodiaceen und Monoko- 
"tyledonen, aber abweichend den Gattungen und selbst den Geschlech- 
tern nach, von den heutigen Tages vorhandenen. Die ansehnliche Mäch- 
tigkeit der Anthrazit- Ablagerungen, welche jene Schiefer - Massen bei 
" Outre-Rhone, Servan, Servoz und in der Tarentaise umschliessen, be- 
weiset, dass die Vegetation kräftig und. von langer Dauer war; denn 
augenfällig stammen die erwähnten Kohlen-Gebilde von jener alten Vegeta- 
tion, deren Formen verschwunden sind: ihre Zerstörung war das Re- 
sultat eines gewaltigen Druckes jener Gesteine, die durch spätere Re- 
'volutionen über den aufgehäuften pflanzlichen Resten abgelagert wur- 
den ; möglich ist auch, dass die grosse Gluht, deren Einwirken das Ge 
biet später ausgesetzt gewesen seyn dürfte, Antheil daran genommen. — 
Es scheint, a das sogenannte „Urmeer“ im N. und W. des Kantons 
bei weitem weniger tief war, als gegen S. und O., oder nach den 
Alpen "hin. Diese‘ Vermuthung gründet sich darauf, dass die Jura-Ge- 
birgsarten bei weitem ‘mehr Gattungen und Einzelwesen meerischer 
Schaalthiere enthalten, als die nȊmlichen Gesteine in den Alpen; und 
“ bekanntlich nehmen die Mollusken an der Zahl ab, je weiter man sich 
‚ von den Kisten end von seichten Stellen entfernt, und je tiefer, das’ 


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Meer wird. Der Boden der nördlichen und westlich Untiefen, Roh 
hier die Rede, esteht aus einem, meist lichtegelb gefärbten Kalk, ’ 
‚Bänken abgesetzt, die überreich sind an Meeres-Körpern. Auch dies 
Boden wurde spähder erhoben und über die Oberfläche der Fluthen Me 
aus gestossen. Die ganze gewaltige Gebiet-Masse brach in lange Strei- 
fen; sie bildete die unter sich parallelen Bergreihen, deren Gesamm - 
heit man als Jura-Gebirge bezeichnet. Allein die ganze Gegend wurde 
keineswegs mit einem Male zu der Höhe erhoben, wie wir solche jetzt 
über dem Ocean schen. Das Meer bespühlte noch den Fuss der ju ;end- 
lichen Berge, es drang selbst in mehrere Thäler ein, und legte hier 
Gesteine einer'neuen Art nieder, Gesteine, bekannt unter dem en 
des Kreide - Gebildes, — Im einiger Entfernung gegen S. frat richt 
lange vor Entstehung des Jura, oder wahrscheinlicher in der a 
Epoche, eine andere, ziemlich bedeutende Gebiet-Masse gleichfalls aus 
den Fluthen hervor; ihr gehören die Bergketten des Arvel-Berges (ober- 
halb Roche), jene von Naye, Verrauxz und vom Molison. Man ist be- 
rechtigt zu glauben, dass diese beiden Erhebungen gleichzeitig sind, 
weil die dem Kreide - Gebiet zugehörigen Felsmassen, deren Ablagerung. 
unmittelbar auf die Erhebung des Jura folgte, nicht auf den genannten 
Bergen gefunden werden, diese folglich zu jener Zeit schon den Was- 
sern entstiegen seyn mussten. — Auf diese grosse Bewegung folgte 
ein Zwischenraum von Ruhe, während dessen die Ufer des Meeres und 
das trocken gelegte Land mit verschiedenartigen Amphibien bevölkert‘ 
wurde, theils von seltener Grösse und von wundersamer Gestalt. Zahl- 
lose Gattungen von Meeres-Thieren gingen unter; an ihrer Stelle traten 
andere Wesen, die früher nicht vorhanden waren : unter ihnen erschei- 
nen auch Fische. — Die Dauer dieses ruhigen Zeitraums lässt sich 
nicht wohl schätzen; aher alles weiset uns darauf hin, dass durch neue 
Katastrophen Störungen eintraten, durch die Erhebung der Kalk-Alpen. Diese 
mächtige Bewegung beschränkte sich keineswegs auf letztre; sie er- 
reichte den Jura, legte denselben fast vollkommen trocken, oder mit 
andern Worten, es wurde derselbe noch mehr erhoben, se dass s“ 
Meer die Thäler verliess, welche es bis dahin zerstört hatte, und so 
trat die von ihm abgesetzte Kreide an den Tag. Die Kreide bildete 
damals den Meeresboden, und da ihre Mächtigkeit bei weitem nicht so 
bedeutend war, wie die Höhe der Alpen über ihrem Fusse, so bildet 
jenes Gestein nur die Gipfel dieser Berge, während das Übrige dem 
rakalke angehört, der in seinen. untern Schichten dem Lias, in den 
obern aber der Oolith-Formation beizuzählen ist. Allein durch u 
gen, durch Brüche und Umstürzungen verschwand die Kreide, an man- 
chen Orten gänzlich, oder es findet sich dieselbe an sehr versehlbd 
Höhen-Punkten und unter Umständen , von ‚denen wicht die Bee 
könnte, weun jene Emporhebungen allmählich und ohne Gewalt Sta 
funden hätten. — Indessen, erreichten durch diese neue Katas 
weder die Alpen, noch der Jura die Höhe, zu welcher sie später em- 
_ porsteigen mussten. Das Meer hatte ‚die Ge egend nicht gänzlich 


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A ORT: WERD 4 ii) Du LEN: a N 
verlassen: noch erstreckte sich ein Arm desselben zwischen beide Ketten. 


In diesem Kanal, in dieser Enge trat eine neue Bildung von Felsarten 
ein, eine neue Schöpfung von Thier-Geschlechtern und Gattungen hatte 
Statt. Das Gestein, welches das Meer damals absetzte, bildet Lagen, 
Schichten, und besteht aus Trümmern von Gebirgsarten, die früher 
schon vorhanden gewesen und durch ein bald thoniges, bald kalkiges 
Bindemittel verkittet sind. Sind die Trümmer grösser, so wird jenes 
Gestein als Nagelfluhe bezeichnet. In solchem Falle lassen sich die 
Trümmer nach ihrer Form und Natur erkennen. Man sieht, dass sie 
abgerieben und zugerundet werden, gerade wie die Rollsteine unserer ' 
Ströme *). Viele darunter stanımen von Felsmassen ab, die anstehend) 
in dew Alpen zu finden sind; andere gehörten Gesteinen an, die man 
vergebens in der ganzen Schweitz aufsuchen würde. Diese denkwür- 
dige Thatsache, verbunden mit der Lagerungsweise jener Breccien, die 
im Aligemeinen am Fusse der Alpen getroffen werden und nur. in dem 
Maase, als sie sich davon entfernen, zu Molasse sich umgestalten : Alles 
dieses führt uns zum Glauben , dass das gesammte Material von der 
ersten Emporhebung der Alpen selbst herrühre. Es wären diess dem- 


‘nach Trümmer von Gesteinen, welche während jener furchtbaren Ka- 


tastrophe zersprengt, zertrümmert, zerrieben wurden; manche darunter 
dürften in grossen Tiefen und von Gesteinen abgerissen worden seyn, 
die unsere Thäler nicht erreichen konnten, die folglich auch durch un- 
sere A!,en nicht entblöst wurden. Braunkohlen - Lager , begleitet von 
Überbleibseln von Süsswasser-Mollusken und selbst von einigen Säuge- 
thier-Kaochen beweisen durch ihre Gegenwart im Insern der Molasse, 
dass während der Bildung dieses Gesteins das Meer sich zu verschie- 
‚denen Malen zurückgezogen und diess Gebiet trocken gelegt hat: und 
diess zwar während einer Zeitdauer, lange genug, dass sich Süsswasser- 
See’n bilden, dass Pflanzen gedeihen und die Schöpfung von Landthie- 


ren Statt haben konnten. Unmöglich istes zu entscheiden, ob jenes Zurück- 


ziehen des Meeres in Folge eines Sinkens seines Niveaus eingetreten sey, 
oder ob, was wahrscheinlicher, eine augenblickliche, wenig bedeutende 
Erhebung des Gebiets eingetreten sey, welches später wieder sank und 
von Neuem überschwemmt wurde. — Während der Epoche der Molas- 
sen-Bildung machte jener Theil des Schweitzer - Landes, zu welchem 
der Canton du Vaud gehört, Theilganzes einer grossen Insel. Gegen 
N. und N.W. war diese Gegend von der südlichen Jura-Kette begrenzt, 
und nach S. hin durch den Meeres- Arm, welcher sie von den Alpen 
schied, die in jener Zeit ihre ganze Höhe noch nicht erlangt hatten, 
auch das Zerrissene und die Spitz - Berge nicht zeigten, «welche diesel- 
ben gegenwärtig aufzuweisen haben. Ein weit erstrecktes sandiges 
Ufer de inte sieh zwischen dem Meere und dem Jura aus. Das Klima 
war mild genug, um Palmen gedeihen zu lassen: diess beweisen die 


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ni STUDER in seinem klassischen Buche über die asse,, erläutert die Ursache, des 
Formen-Unterschieds zwischen den grossen um einen Trümmern. 


Bu en 


Abdrücke von Chamaerops, in den obern Molasse-Lagen von Lausanne 
und Fevey gefunden; mehrere Säugethier-Gattungen, wie solche heissen 
Landstrichen eigen sind, aber verschieden von den heutigen Tages vor- 
handenen, lebten hier... Jede Vermuthung über die Dauer dieses rubigen 
Zeitraums wäre gewagt. Nur das weiss man, durch geologische That- 
sachen belehrt, dass auf jene ruhige Epoche eine der wundersamsten Um- 
wälzungen folgte, welche das Meer aus diesen Gegenden gänzlich entfernte, 
die Alpen zu weit grösserer Höhe emporhob, das Klima änderte, die un- 
sere heutigen Thäler bildete und dem Lande ungefähr das Ansehen ver- 
. lieh, wie solches sich jezt darstellt. Diese Umwälzung wurde durch 
‚das Hervortreten des Granits bedingt. Zwei gewaltige granitische Mas- 
sen entstiegen zu gleicher Zeit dem Schoose der Wasser; eine im. Wal- 
liser-Lande, eine andere in Savoyen. Besonders letztre war von grös- 
stem Einflusse auf die westliche Schweitz. Sie begreift die ungeheure 
Masse feldspathiger Gesteine, deren erhabenster Gipfelpunkt der Mont- 
Blanc ist, und erreicht unsern Kanton bei den Thermen von Luvey. 
Dieser Granit brach durch die Gneisse, Glimmerschiefer und durch die 
übrigen talkigen und Schiefer-Gesteine hervor, welche den Kalk der Alpen 
unmittelbar tragen *); er stiess die einen wie die andern zu einer weit % 
 bedeutendern Höhe ‘empor, als die Alpen gegenwärtig zeigen. Die Zer- 
reissungen, die Verrückungen, Folgen der Erhebung und des Zerbre- 
chens festerer Massen, so wie die theilweise Senkung gewisser Strei- 
fen des Emporgerichteten, gaben den Anlass zum Entstehen der Tbäler. 
Bis jezt ist diess die letzte Umwälzung , durch welche die Aussenfläche 
der Schweitz geändert worden. Sie änderte das Klima, sie machte die 
alte Vegetation verschwinden und die Thiere untergehen, welche bis da- 
hin auf dem Schweitzer-Boden gelebt hatten. — Grosse Felsmassen 
stürzten in geräumige Schluchten zurück, die, da sie offen blieben, un- 
sere Haupt-Thäler bilden. Wurden solche abgelöste Massen nicht wie- 
der gänzlich vergraben unter Alluvionen, welche nach und nach bis 
zu gewisser Höhe den Grund jener Schluchten füllten, so bildeten sich 
daraus die einzelnen mehr oder weniger steilen Felsen, die man: nicht 
ohne Staunen aus der Mitte verschiedener Thäler hervorragen sieht. 
Das Rhone-Thal hat deren zu Saint-Tryphon bei Ollon, am Mont d’Horge 
und zu Tourbillon unfern Sion aufzuweisen. An andern Stellen senk- 
ten sich in Folge jener Katastrophe geräumige Gebiet-Theile zu tief, 
als dass Alluvionen die so entstandenen Weitungen ausfüllen konnten; 
letztre wurden mit Wasser angefüllt und es entstanden die See’n. Diese 
mehr örtlichen Senkungen, in deren Folge die See’n gebildet wurden 


” 


*) Viele unserer berühmten Geologen betrachten den Gneiss, den Glimmerschiefer 

und andere, ähnliche Gesteine von Schiefer - Struktur als Ablagerungen durch und 

% aus Wasser, welche jedoch später, durch Einfluss sehr heftiger Hitze und in Folge 

des erlittenen gewaltigen Drucks, ihre Natur gänzlich ;nderten, so dass ihnen 

von Ei ursprünglichen Zustande nur das Schiefer-Gefüge übrig blieb. Wahr- 
scheinlich hatte diese Metamorphose lange Zeit vor Erhebung der Alpen Ike. * . 


| Br 

und zahllose Boden - Bewegungen Statt fanden, in den Ebenen sowohl 
. als in Gebirgen, waren wenig bedeutend; sie wurden besonders noch 
‚unwichtiger in ihrem Einflusse durch die grosse allgemeine Senkung, 
welche die gesammte emporgehobene Masse erfahren zu haben scheint. 
Sehr wahrscheinlich ist, dass in jener Epoche nicht bloss die Alpen, 
sondern auch der Jura und das Gebiet, welches beide Gebirgs- Systeme 
scheidet, durch jene wundersame Umwälzung ergriffen und um Vieles 
höher erhoben wurden, als sie es jezt sind. Eine Bewegung der Art 
musste unermessliche Veränderungen, Störungen zur Folge haben, es ent- 
standen Höhlungen und leere Räume. Die erhobene Masse erfuhr dem: 
nach Senkungen, bis alle nicht gehörig unterstützten Theile, jene, denen 
es noch an der kräftigen Unterlage fehlte, so geordnet und in einander 
gefügt worden und das Ganze die Stabilität erlangt hatte, welche es 
heutigen Tages wahrnehmen lässt. — Eine Erhebung zu so beträchtli- 
cher Höhe über das Meeres - Niveau, verbunden mit der Abnahme der 
Erd-Wärme, musste eine grosse Änderung in der Temperatur des Kli- 
mas jener Gegend zur Folge haben. _Das Klima, geeignet zum Gedei- 
hen der Chamaerops und anderer Pflanzen heisser Landstriche, wurde 
dem des Norden ähnlich; die Atmosphäre kühlte sich ab; die Alpen be- 
lasteten sich mit Schnee, der, ohne Unterlass in die Thäler hinabrückend, 
gewaltige Gletscher bildete: sie verwüsteten nicht nur noch alle Thäler, 
sondern erreichten selbst und überdeckten das gesanımte niedere Schwei- 
tzer - Land und tri@®ben ihre Morainen bis zu den Firsten des Jura. 
Allein in Folge der allgemeinen Senkung hatte die weit erstreckte Ge- 
gend an Erhabenheit über dem Meere abgenommen, allmählig erwärnite 
sich ihr Klima wieder, bis dasselbe endlich zur gegenwärtigen Tempe- 
ratur gelangte. Die ungeheuern Gletscher verminderten sich wieder 
in dem Maase, als der Boden sich senkte und die Te "mperatur zunahm, 
Sie liessen, längs des Weges, den dieselben gemacht, als Zeuge ihres 
Daseyns, die Blöcke und Alpen-Gesteine zurück, welche man theils ein- 
zeln, theils in Haufwerken, von den Firsten des Jura bis zu denen der 
Alpen findet; unverkennbar sind die Spuren «rlittener Reibung an der 
Aussenfläche der Felsen, welche die Thäler begrenzen und zu einer, 
der Mächtigkeit jener ursprünglichen Gletscher entsprechenden Höhe 
emporsteigen *). — Der Rhone-Gletscher ist der grösste‘von allen, wel- 
che aus Alpen- Thälern bervorbrachen ; denn er trieb seine Morainen 
nicht nur bis zum Kamm des Jura, sondern auch westwärts bis ‚Genf 
und in östlicher Richtung bis in die Nähe von Burgdorf im Kanton Bern. 
Wenn kein anderer Schweitzer - Gletscher jenem des Rhone - Thales in 
der Erstreckung gleichgekommen ist, so liegt der Grund darin, dass 
dieses Thal, das längste in der Schweitz, von den beiden höchsten Al- 
pen-Ketten eingeschlossen wird, und dass von sejnem Ursprung an, 


» 


*) Diese scharfsinnige Theorie über die Herkunft der Alpen-Blöcke (Blocs erratigues) 
ist die des Herrn Venerz. Wir werden sogleiEi darauf austührlicher zurückkom- 
men, 7 "00 DR, 


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’ -— am — 


RN zu seinem Zusammentreffen mit der Zemun fast alle damit sich ver“ 
bindenden Thäler aus sehr erhabenen Gebirgen kommen, die heutigen 
Tages noch mit ewigem Schnee und Eis bedeckt sind. —: Was die Höhe 2 
betrifft, zu welcher diese Gegend und die Alpen durch das Erscheinen 
des Grauits erhoben wurden, und die Senkung, welche jener grossen 
Katastrophe folgte,; so bemerkt der Verf. darüber Folgendes: Vor der 
letzten Eniporhebung der Alpen musste die Gegend des Rhone-Beckeus, 
um Chamaerops gedeihen zu lassen, eine mittle Temperatur von 170,5 ha- 
ben. Die Temperatur der Alpen - Thäler, in denen Gletscher sich nicht bilden 
oder bestehen können, beträgt 6°; soist jene des C’hamouny-Thales: Nimmt. 
man an, dass die Temperatur um 1° sinkt für jede 480 Walliser Fuss Höhe, 
so muss die Gegend, welche eine mittlere Temperatur von 17°,5 hatte, 5520 
F. (480 x [17,5 — 6)) erhoben’ geweseu seyn, damit: ihre mittle Tempe- 
ratur bis zu 6° fallen konnte. Da jedoch die Höhe unseres See’s 1116 
F, beträgt, so muss die Senkung dieser Gegend 4404 F, (5520 — 1116 
== 4404) ausgemacht haben. Sauken die Alpen in gleichem Grade, 
so war der Mont-Blanc, dessen gegenwärtige Höhe 14,430 F. beträgt, einst 
bis zu 18,834 F. erhoben, eine Höhe, welche der Nevado de Sorata, 
der Nevadv d’Illimani, der Chimborazo, der Dhawalagiri, der Jawa- 
hir und andere Piks im Himalaya-Gebirge nicht erreichen, 


DE. 


VERFRTZ: über den gegenwärtigen und Mineren Zustand W 
der Walliser Gletscher und über die erratischen Blöcke 
o*ser die Bruchstücke alpinischer Felsarten, welche sich 
yom #ücken der Alpen bis zu dem des Jura, und überhaupt 
"in den Thäler» aller hohen Gebirgsketten finden, mit Aus- 
vahme der;enigen, welche in den Aquatorial-Gegenden ge 
legen sind und a uf denen die Massen des ewigen Schnee’s- 
sich nieht in Gletscher verwandeln können (Fröser und Herr 

Nittheilunren aus dem Gebiete der theoret. Erdkunde, 1. B., S. 482 #. 
Eine Vorlesung, gehalteı.\ in der allg. Schweitzerischen Naturforscher- 
Geseilschaft i. J. 1834 von J. VON CHARPENTIER, mit spätern Zusätzen 
vom V£.). Bis jezt wurde die Fvrtschaffung der erwähnten Blöcke allgemein 
der Wirkung des Wassers zugeschrieben. Der Verf. ist durch seine Arbei- 
ten über die Walliser Gletscher veranlasst worden, sich auch mit den 
durch das Rhone-Thal fortbewegten alpinischen Felsblöcken zu beschäß 
tigen, und die Untersuchung derselben, so wie die besondern Umständey 
uhter welchen sie vorkommen, hät ihm die Überzeugung gegeben, dass’ 
der Transport derselben nicht durch Wasser bewirkt worden seyn kaun. 
Wo man Niederlagen dieser Blöcke findet, zeigen sich dieselben als 
Gemenge von Bruchstücken aller Grössen. Es besteht keine Absonde- 
rüng der Blöcke naclı Volumen, oder nach ihrem relativen Gewicht; 
eine Absonderung, die durchaus Statt haben müsste, wenn dieselbe von 
we arkworten wäre; 'und eben so wenig sieht man über- 
einander liegende Schichten von Blöcken, Grus, Sand und Schlamm. 


# 


— 43 — 


Zeigen auch die meisten Blöcke abgerundete Formen, so finden sich 
doch'auch, welche ohne alle Abrundung 'geblieben sind, deren Kanten 
und Ecken ganz unverletzt erhalten wurden, Gewöhnlich haben die 
Niederlagen erratischer Blöcke eine vorherrseliende Ausdehnung nach 
"einer Richtung, so dass man sie mit Dämmen oder Wällen vergleichen 
kann; oder sie bilden Kegel-förmige Hügel, welche isolirt stehen, theils 
auch in einer Reihe sich wiederholen. Nirgends findet man die erwähn- 
ten Niederlagen in der Form ausgebreiteter, ebener Schuttmässen. Jene 
Dämme laufen horizontal, häufig mehrere hinter einander, an dem Ge- 
hänge und am Fusse der Berge hin, und ihre Richtung ist im ersten 
Falle der des Thales parallel. Diejenigen aber, welche am Fusse der 
im Thal einschiessenden Berge hinlaufen, wenden sich nach ihrem unter.X 
Ende zu von den Bergen äb, ziehen in schiefer Richtung durchs Thal 
und würden sich in der Mitte des letzten von beiden Thalseiten her 
vereinigen, wenn der im Thale laufende Fluss es zugelassen hätte. 
Der Boden zwischen zweien solcher Dämme ist immer anstehender Fels, 
nur von wenig Erde, oder von einigen zerstreuten Blöcken bedeekt. — 
Diese innere und äussere Beschaffenheit der fraglichen Niederlagen 
lässt sich durch die Annahme, dass das Material durch Wasser an Ort 
und Stelle gebracht worden sey, nicht erklären. Auch ist nicht zu be- 
greifen, wie jenes Material der beschriebenen Dämme seinen Weg durch 
die See’n hätte nehmen können, ohne dieselben grösstentheils auszufül- 
len. Eben so wenig genügt jene Annahme, die merkwürdigen Lagen 
ungeheurer Blöcke zu erklären, welche man zuweilen meist in der Ebene 
oder an Bergseiten vertikal in den Boden gepflanzt, und von oben bis 
unten ihrer ganzen Länge nach gespalten findet: eine Erscheinung, 
durch die man genöthigt ist anzunehmen, jene Blöcke seyen an der 
Stelle, wo man solche sieht, aus gewisser Höhe senkrecht herabge- 
stürzt und, durch den Sturz gespalten, in mehrere bei einander lie- 
gende Stücke zerbrochen. — Man bemerkt ferner, dass diejenigen Blöcke, 
welche aus einem der grossen Thäler hervorgekommen sind, sich keines= 
wegs mit den aus einem anderen benachbarten Thale herstammenden ver- 
mischen. Diese Thatsache stimmt nicht mit den Wirkungen’ einer Was- 
serfluth überein, selbst wenn dieselbe in beiden Thälern im nämlichen 
Augenblicke Statt gefunden hätte. Es lässt sich nicht begreifen, dass 
die von beiden Fluthen fortgerissenen Steine nicht wenigstens ‚an dem 
Orte unter einander gekommen seyn sollten, wo diese Strömung bereits, 
einen .binreichend langsamen Lauf angenommen haben musste, um Steine 
absetzen zu können, und ganz besonders da, wo sie gegen den Jura 
gestossen wäre, was ein zur Bewirkung dieser Vermengung sehr ge- 
eignetes Abprellen, oder eine Art Wirbel, zur Folge gehabt haben 
muss. — Sämmtliche Gebirgsketten, welche erratische Blöcke geliefert 
haben, zeigen an allen anstehenden Felsen, die nieht durch Verwitte- 
rung und Ablosung; gelitten haben, das Merkwürdige abgerundeter und 
polirter Oberflächen. Augenscheinlich sind dieselben Folgen einer Reibung; 
und da man überall sieht, wie durch. Steine mit sich führende Gebirgs- 


— Ara — 


Ströme und Bäche die Felsen in den Betten derselben abgerieben worden, 
so hat man angenonmen, dass die abgeriebenen und glatten Oberflächer 2 
der Felsen grosser Schweitzer-Thäler durch die mächtige Fluth hervor- 
gebracht worden seyen, welche die in Rede stehenden Blöcke a © 
haben soll, so dass also die leiztren gewissermassen das Geschäft di 
Snirgels verrichtet hätte. Bei dieser Erklärung stützte man sich ausserdem 
auf die Thatsache, dass die abgeschliffenen Oberflächen sich'nur eben 50 hoch 
an den Bergen hinan finden, wie die Blöcke, und dass da, wo die Blöcke 
aufhören, auch .die Felsen nicht mehr glatte abgeschliffene, sondern 
rauhe Oberflächen zeigen, die wahre Bruchflächen sind. Die Annahm 
einer grosser Fluth erklärt aber keineswegs alle, diese Be 
begleitenden Umstände. Denn wie soll man begreflich finden, ‘dass. 
vom Wasser fortgeführte Steine die überhangenden Oberflächen hätten” - 
abreiben können, welche die Decken von Felsen- Gewülben (die soge- 
nannten Barmes oder Balmes) bilden? Wie soll man sich von den 
polirten Oberflächen. hinter emporragenden Felsen Rechenschalt geben, 
welehe durch eben diese Felsen gegen den Strom und gegen die Ab- 
reibung dureh die von demseiben fortgeführten Steine hätten geschützt 
werden müssen ? — Gesetzt, die polirten Oberflächen seyen durch die 
von Wasser-Strömungen'bewirkte Abreibung entstanden, so müssten’ sie 
in der Tiefe der Thbäler und gegen das untere Ende derselben auffallen- 
der seyn, als höher oben an ihren Seiten, oder weiter aufwärts gegen 
ihren Ursprung.: Auf den hohen Gebirgsrücken und den Pässen der 
Alpen. dürften sie gar nicht mehr vorkommen. Aber gerade das Gegen- 
theii hat Statt. ‘Die abgeriebenen, glatten Oberflächen finden sich nicht 
nur vom Fusse der Alpen bis hinauf zu ihren höchsten Rücken, sondern 
sie sind auch, je höher man steigt, um so mehr in die Augen fallend, 
und man kann sie auf allen hohen Alpenpässen, wie auf dem Bernhard, | 
dem Simplon, der Grimsel, dem Gotthard u. s. w. sehen. — VEnErTz 
glaubt, dass die Kraft, welche die Blöcke fortbewegte, durch Gletscher 
"ausgeübt worden ist, und dass die Niederlagen alpinischer Felsblöcke” 
nichts anders,’ als Moränen oder Gletscher- Wälle sind. Eine solche 
Annahme erscheint allerdings für den ersten Augenblick sonderbar, uh- 
wahrscheinlich, phantastisch. Wie soll man sich überzeugen, dass + 
mals alle grossen Alpenthäler ihrer gänzen Länge nach von ungehen- in 
ren Gletschern eingenommen gewesen seyen, welche sich an den Thal- 
Mündungen Fächer- förmig ausgebreitet, und auf diese Weise fast das 
ganze Land zwischen den Alpen und denı Jura bedeckt haben, ja an letztrem 
bis zu seinem Rücken 'hinaufgestiegen sind /und ihn sogar an einigen ° 
Stellen überschritten haben? Wie ist eine sölche Hypothese in Einklang” 
zu ‚bringen mit einer Menge von Thatsachen, welche beweisen, dass 
die Temperatur dieser Gegenden einst viel höher gewesen ist, als jetzt? 
Wie.soll man an das vormalige Daseyn’ so: ungeheurer Gletscher in 
einex, Gegend glauben, welche vor Zeiten Palmen‘hervorbrachte? — Der' 
Referent, J. Vi CHARPENTEER , gesteht‘, dass er lange unglaubig geblie- 
ben, man abem die Überzeugung gewönnen'habe, dass die VORRNRIAN 
.iE $ ua 32 


“ 
ze 475 — 
f" ‘ 


Existenz ungeheurer Gletscher vollkommen mit; den Thatsachen über- 
einstimme, welche zeigen, dass das Klima vor Zeiten beträchtlich wär- 
mer gewesen, und dass die Annahme, es sey die Fortbewegung der er- 
ratischen Blöcke durch Gletscher bewirkt worden, alle Erscheinungen, 
welche die Niederlagen, jener Blöcke darbieten, und alle dieselben be- 
gleitenden Umstände auf genügende Weise erkläre. [Was die ehema- 
lige Existenz ungeheurer Gletscher in den Alpen und ihre Vereinbarung 


. mit den Thatsachen betrifft, welche eine vormalige grössere Wärme 


des. Klimas beweisen, so verweisen wir auf den zunächst vorangehen- 
den Auszug.] Überall, wo sich durch Gletscher Steine absetzen , wer-. 
den dieselben. ohne Ordnung zusammengeführt und aufgehäuft, ohne 
dass irgend eine Ausscheidung nach Grösse oder Schwere Statt findet. 
Es werden die grössten Blöcke mit Gneiss und Sandkörnern: gemengt, 
und die einen eben so weit fortgeführt, wie die andern, Die von Glet- 
schern abgesetzten Schuttisassen zeigen also ähnliche Phänomene, wie 
die Niederlagen erratischer Blöcke. Durch Gletscher und Moräuen wird 
oft der Abfluss des Wassers gehemmt, so dass sich an ihren Seiten 
kleine See’n bilden, in welchen die von Bächen mitgeführten Steine 
mit Sand und Schlamm Schichten-weise abgesetzt werden. Es ist also 
nicht überraschend, in Verbivdung mit den Niederlagen alpinischer Blöcke 
kleine Lager solcher Materialien zu finden, welche augenscheinlich durch 
Wasser abgesetzt und geschichtet worden. Obgleich die meisten der 
durch Gletscher fortbewegten Steine mehr oder weniger abgerundet 
sind, so findet man dennoch zuweilen auf dem Rücken der Gletscher 
einzelne grosse Blöcke, die ohne alle Abreibung und daher vollkommen 
frisch erhalten. bis zum Fusse der Gletscher gelangen. Durch diese 
Thatsachen erklärt es sich, auf welche Weise einige grosse alpinische Blöcke 
haben fortgeschafft und in grosser Entfernung abgesetzt werden kön- 
nen, ohne abgeriebeu zu werden, ohne Kanten und Ecken zu verlieren. 
Die Moränen haben die Gestalt von Dämmen oder Wällen mit einem 
oder mehreren Kämmen. In einigen Fällen haben sie konische Gestalt, 
oder stellen eine Reihe kleiner Kegel-förmiger Hügel dar. Hat ein Glet- 
scher, wie es meist der Fall, mehrere Moränen, so sind sie unter sich 
parallel, und der Boden in dem sie trennenden Zwischenraume ist nack- 
ter Fels, oder Fels mit etwas Erde, einigen Steinen oder zerstreuten 
Blöcken bedeckt. Die äussere Form der Moränen, die relative Lage 
mehrerer derselben, zu einem Gletscher gehörend, stimmen also genau 
mit der Form und der gegenseitigen Lage der Ablagerungen erratischer 
Blöcke überein. Niemals erzeugen die Gletscher Moränen in Gestalt aus- 
gebreiteter ebener oder Fächer-förmiger Schuttmassen , - wie solche von 
fliessenden Wassern abgesetzt werden ; denn Gletscher wühlen sich bis 
auf den anstehenden Fels ein und schieben alle in ihrem Wege vor- 
handene Erde, Steine und Blöcke vor sich her. Es erklärt sich diese 
Thatsache leicht durch die Art, wie der Zuwachs und das Vorrücken 
jener Eis-Massen geschieht. Diese Eigenschaft der Gletscher, sich bis 
aufs anstehende Gestein einzuwühlen und sich so ihren Weg zu bahnen 
Jahrgang 1837. sı 


_— Me = 


und: aufzuräumen, 'erklärt| vollkommen, warum die See’n ‚durch 
ungeheure Masse von Blöcken , Schuit und Sand, welche ihren Weg. 
durch dieselben, , oder vielmehr über dieselben hinausgenommen haben, _ 
nicht angefüllt worden sind, was hätte geschehen müssen, wären diese‘, 
Materialien durch Wasser herbeigeführt worden. Die innere .Masse‘ 
eines Gletschers ist Eis oder zusammengefrorener Schnee, im reinen’ 
Zustande, ohne alle Beimengung von Erde oder von Steinen. Fallen‘ 
durch eine Spalte Blöcke auf den Boden eines Gletschers, so werden‘ 
dieselben vorwärts gerollt oder geschoben.i; Bleiben sie zwischen dem. 
Wänden der Spalten eingeklemmt , so erscheinen,dieselben nach gewis- 
sem Zeit-Verlauf wieder auf der Oberfläche ‚des Gletschers, jedoch an 
einer Stelle, welche weiter thalabwärts liegt, als die, wo sie hinein-' 
fielen. Fällt aber ein Block ganz nahe am untern Ende eines ‚Glet- 
schers und zu einer Zeit, wo sich derselbe zurückzieht, durch eine 
Spalte auf seinen Grund, so bleibt der Block fast am nämlichen Orte‘ 
und in derselben Lage, die er beim Fallen angenommen hatte. Diess 
erklärt, warum so wenige Blöcke in den Thalsohlen oder am Fusse. 
der Alpen, d. b. in jenen Gegenden sich finden, welehe Bett oder Grund. 
der grossen alten Gletscher ausgemacht haben, und zugleich zeigen sie‘ 
an, wie die isolirten Blöcke, die man mitunter auf so merkwürdige‘ 
Weise gestellt, und ihrer ganzen Länge nach gespalten findet, an Ort 
und Stelle gekommen sind. Es sind nämlich solche Blöcke, nichts an- 
deres, als Felsmassen, die auf den Grund von Gletschern stürzten im: 
‚Augenblicke, als letztere im Zurückziehen begriffen waren. Seit Saus- 
sure weiss man, dass Moränen zweier Gletscher, wenn sie sich unter 
einem schr spitzen Winkel treffen, sich nicht vermischen. ‘Diese That- 
sache erklärt, warum die aus einem grossen Thale stammenden Blöcke. 
sich nicht mit denen mengen, welche aus einem daneben liegenden 
Thale herrühren: eine Erscheinung, welche unerklärlich wäre, wollte 
man annehmen, der Transport der Blöcke sey durch eine Fluth bewirkt ._ 
worden. ‘Man weiss, dass durch Gletscher die mit denselben in Be» 
- zührung stehenden Felsen abgerieben und polirt werden. Indem sie sich 
auszudehnen streben, folgen sie allen Krünmungen der Felsen, drängen 
und formen sich in alle Vertiefungen und Aushöhlungen derselben, des 
ren Oberfläche sie poliren, ‚selbst wenn dieselbe eine abwärts gewandte 
oder überhäugende ist, was ein Stein führendes Wasser auf keine Weise 
bewirken kann. Da die Gletscher vom Rücken der Alpen ausgehen, 
so muss ihre zerstörende Wirkung auf diesen Rücken auch weit längere 
Zeit, als in den Thälern und am Fusse des Gebirges, gedauert haben. 
Es liegt also nichts Wunderbares in dem Unmstande, dass man in hohen 
Thälern und auf den Pässen der Alpen die Spuren der Reibung ‘und 
Glättung i in weit grösserer Ausdehnung und auffallender wahrnimmt, als 
im unteren Theile der Thäler. Wären diese Abreibungen durch Strö- 
mungen oder Fluthen bewirkt worden, so müssten sich die Sachen ge- 
rade ae verhalten, — Zu den "Erscheinungen , welche ‚dafür 
sprechen, | dass vor Zeiten alle Alpenthäler von En: 


a 


% Pu 
En 


- MT 


eingenöninien waren, von denen zum Theil auch die Ebenen anı Fusse 
des Gebirges erfüllt wurden, gehören u. a. auch die zylinderförmigen, 
senkrechten Auswaschungen, die man auf der Oberfläche von frei in 
den Thalebenen stehenden Felsmassen bemerkt, — die Spalt- oder Kluft- 
förmigen Auswaschungen, welche in der Deutschen Schweitz mit dem‘ 
Namen „Karren“, oder „Karrenfelder“ bezeichnet werden, — Spuren von 
deutlich durch Wasserfälle bewirkten Auswaschungen auf ganz isolirten' 
Felsmassen, — die ungeheure Ausbreitung aller alten Flussbetten, welche 
durch regelmässe Schichtung des Schuttes, aus dem sie bestehen, deutlich 
beweisen, dass die, vormals in ihnen fliessende Wassermenge lange Zeit 
hindurch grösser gewesen 'seyn muss, als die jetzigen Wasser in ihrem 
höchsten Staude u.'s. w. — — Das Vorkomuien von Niederlagen alpi- 
wischer Blöcke auf den Seiten des Jur® und selbst auf einigen Punk-' 
ten seines Rückens, nöthigt übrigens keineswegs zur Annahme, die al- 
ten’Gletscher hätten den ganzen Raum zwischen den Alnen und dem Jura 
mit ihrer Mässe ausgefüllt oder gewissermassen geebnet. Eine solche An« 
nahme wäre nicht nur unwahrscheinlich, sondern widerstreitet'selbst dem, 
was unter unsern Augen vor sich geht. Lauft ein Gletscher in ein Thal 
ungefähr unter rechtem Winkel mit dessen Richtung aus, so sieht man 
zuweilen, dass’er sich queer durch dasselbe hindurch erstreckt und auf 
der gegenüberliegenden Bergseite bis zu einer mehr oder weniger be- 
deutenden ‘Höhe erhebt, die sich nach der Masse des Gletschers richtet, 
und im umgekehrten Verhältnisse mit der Steilheit der Bergseite steht, 
die er zu ersteigen hat. — Eben so wenig nöthigt das Vorkumnien ak 
pinischer Blöcke in grosser Entfernung von der Schweitz zur Annahme 
einer ganz unwahrscheinlichen Erstreckung der alten Gletscher; denn 
diese letzten Blöcke sind augenscheinlich von Wassern und nicht von 
Gletschern transportirt worden. Diess zeigt sich besonders daran, dass 
sie immer kleiner werden, je mehr sie sich von der Schweitz entfernen, 

und dass sie auch schichtenweise abgesetzt sind. Bei Eyon findet man 
“ nöch 200 F. über "der Rhone Blöcke von 5 bis 6 F. im Durchmesser, 
während sie in der Ebene de la Crau nur 5 bis 6 Zoll haben. Um 
dergleichen Geschiebe so weit zu führen, verlangt es ungleich grössere 
Wassermassen, als die Rhone jetzt hat, und die sich nur aus der Existenz 
von uigemein viel grösseren Gletschern, als die noch vorhandenen, und 
aus einer ann Dauer derselben . welären lässt. 


RA Ir 4 


TER NA IOWE 


-J. Smıru: über die Anzeigen einer Änderung in der relati- 
ven Höhe von Land und See im Westen von Schottland (Lond. 
‚Edinb. ‚philos. magaz. 1837, X, 136 —. 137). West-Schottland enthält 2 
‚oberfläcbliche Ablagerungen ; die.untere, Till genannt, besteht aus unge- 
schichteten: Thone mit Fels-Blöeken und: mit ‚Hirsch- Geweihen und' Ele- 


phanten-Resten am Union- Kanal zu Kilmarnock, mit Elephanten-Resten 
100? Ri "gr 4 ı% 


und.See- Konchylien zu Kilmaurs in | Die obre ist ein fein-, 
blätteriger Thon, von Sand und Kies überlagert, welche alle, zumal der, 
Tbon, See-Konchylien lebender. .Arten in sich einschliessen. Diese kann. 
man: verfolgen, ..beiderseits des: Clyde von Glasgow bis Roseneath ‚und 
‚Greenock in Höhen von 30’—40° über dem Meere; auch sieht man eb 
daselbst unterhalb Dunbarton. zwischen dem Cloch Leuchthurm di 
Largs alte vom Meer abgespühlte. Terrassen. Jeuer Thon ist. hauptsäch-. 
lieb. beobachtet worden: an einer Ziegelhütte bei Glasgow, 30‘ Fuss über: 
dem’ Hochwasserstand, wo. sich 6 in.der Nähe noch gewöhnlich vorkom- 
niende Ärten See-Konchylien mit einem Eichenstamm fanden; in dem Ka- 
nal, von Glasgow nach Paisley und Johnstown, welcher 40° über dem 
Meere iin dem; Thon geführt, viele Reste von 26 Arten See - Konchylien 
lieferte; — viele Ziegelgruben um Paistey und in den benachbarten Spren- 
geln. Bei Renfrew sind fossile Konchylien (cockles) so häufig, dass. 
ein Pachthof und ein Berg. darnach Cockle Farm und Cockle Hill ge- 
'"naunt werden. 'Zu Johnstown, 8 Engl. Meil. vom Meere und 40° über. 
dessen Spiegel, fand man beim Brunnengraben Knochen von See-Fischen. 
und See -Vögeln, Krebsscheeren und viele Konchylien - Lager in Sand 
und Thon eingebettet, die auf einem über 70° mächtigen „Till - Lager“ 
ruhen. Konchylien noch lebender Arten sind auch zu Helensburgh, bei 
Joch Lomond, zu Dalmuir und am Frith of Forih beobachtet worden. 
Den Till sieht der Verf. als das Erzeugniss einer grossen, aber vor- 
übergehenden Wasserfluth, die obere Ablagerung des blättrigen Thones 
als einen in der ruhigen Tiefe eines Meeres allmählich entstandenem 
Niederschlag an. Seine Hebung mit der Küste muss durch einen Pro- 
zess. erfolgt seyn, wie der an den Küsten des Baltischen Meeres ist 
(Lyeız in Philos. Trans. 1835, p- 1). Er muss beendigt gewesen seyn, 
'als die Römer Britannien besetzten, da man an den Gestaden des Forth 
und des Clyde Befestigungen findet, welche erst am jetzigen Seespiegel 
endigen. Anfangs hatte Sm. angenommen, dass die Hebung nicht über 
40° betragen haben könne; jedoch hat er seitdem den Thon in 50‘ Höhe 
beobachtet, und inte, hat Auster- Schaalen beim Loch Lomond 70° 
über dem Meere gefunden, Aus: der Grösse der alten Hoch-Terrassen, 
im Vergleich zu den jetzigen, schliesst derselbe, dass das Meer weit 
über 2000 Jahre lang ein gleichbleibendes Niveau gehabt haben müsse, 
um jene Terrassen zu bilden. — Von den 70 Arten fossiler Konchylien 
dieser Bildungen wohnen noch die meisten in den benachbarten Meeren; 
einige jedoch sind an der Schottischen Küste selten geworden oder 
ausgestorben. 


2 


In 


S. Woopwurn: Einige Bemerkungen über die Crag-For- 
mation in Norfolk und Suffolk (Lond. a Edinb. philos. Journ. 1835, 
VI, 353—355). w. hält CHARLESWORTH’S ”) a ei ne „Red 


er Fr ynsın v3 I»; 


9) Vergl. Jahrb. 1836, S. 236. 


.,, 


Crag“. für ursprünglich gleichalte Gebilde, wovon aber das: letztre spä- 
ter wieder vom Meere durcheinandergewühlt und’ mit Eisen-Oxyd: durch- 
“mengt- worden wäre: dieses mithin für Diluvium. Dann tadelt er den 
‚Ausdruck „Coralline Crag“, da dieses Gebilde doch zu Ramsholt keine 
Korallen enthalte. Doch gebe es in Sufolk zu Thurpe bei Norwich, 
8 Meil. nördl. von Aldborough, einen Crag, welcher einen Korallen-Riff 
‚einschliesse, aber älter als der gewöhnliche Norfolker Crag seye, da 
dieser ebenfalls bei Norwich einige Arten des vorigen in einem verän- 
derten Zustande enthalte. In seinem Outline of the Geologie of Norfolk 
habe er auf die Autorität seines Freundes Fırcn hin zu Ramsholt ein 
Flötz als dem Calcaire grossier analog angeführt, bei persönlichem 
Besuche der Gegend aber gefunden, dass es nur ein auf seiner Lager- 
stätte ungestört gebliebener Crag seye, während der darüber liegende 
Fortführungen erlitten habe und zertrümmert seye. Jener schliesse. 3° 
unter der Berührungsfläche ein Asträen-Lager ein mit ausitzender 
Ostrea spectrum Lesıtues und Balanus sagittata Lxsarn., ent- 
halte auch grosse Hai- Zähne. 


R. Fırcn erinnert dagegen (ebendas. VII, S. 463— 464), er habe 
an vorerwähnter Stelle, zu Ramsholt, noch bei einem neulichen Besuche 
viele fossile Arten, darunter auch mehrere Korallen, gesammelt, sie 


aber nicht verschieden gefunden von denen anderer, von CHARLESWORTH 


angeführten Lokalitäten. 


Eopw. Cuarteswort#! Bemerkungen über den Coralline- 
„.Crag, mit Betrachtungen über gewisse Missgriffe, wel- 


‚che bei Bestimmung des Alters tertiärer Ablagerungen 


h unterlaufen können (ebendas. VII, S. 464—470, und ausführlicher 


VIII, 529 — 538)*). Cn. entgegnet WoopwArp’n, dass rücksichtlich 


des Alters und der Primitiv - Ablagerung des Red Crag Lyerz, Pnıt- 
‚ Lips und ConvYBEARE mit ihm gleicher Meinung sind, ‚so wie Tayr.or (1827) 


" Ramsholt RE Kr 


Ban 


und wie Sım. WoopwarD es selbst in der „Geuloyy of Norfolk“, 1833 
‚gewesen seyen und als Gründe dafür angäben, dass dieses Gebilde; re- 


# ‚gelmässig abgelagert sey und gewisse Arten seiner fossilen Konchylien 


in natürlichen Gruppen beisammen vorkommen, ‚wogegen W. seine Be- 
hauptung jetzt ohne alie Gründe hinstelle. Zum Anderen habe er die 
Behauptung der Identität des Ramsholter Crags mit dem von Aldborough 
auf langjährige Vergleichung der fossilen Korallen - u. a. Reste von 
‚beiden Orten gegründet, und glaube mehr Vertrauen dafür in Anspruch 
"nehmen zu dürfen, da W. kaum ein paar Stunden. in der Nähe von 


a 
es! 


u: 


A 7 Na we ya m; X 
« Bl „ 


';*) Vergl, die Ashandtung CHARLESWOoRTM’s im Jah. 1836, 3. BAER. 


— 410 — 

Wirtz Fossil-Heste beider Bildungen sind sehr verschieden. # ‚beach 

Der Coralline-Crag liefert von Wirbelthier- Resten nichts als eini 
Zähne von Koorpel - Fischen und einige Gehörknöchelchen, der Red 
Crag aber eine Menge von Zähnen der Geschlechter Carcharias, 
Myliobates, Galeus, Lamna, Notidanus, Platax u. s. w. Wo 
immer diese Bildung: entdeckt wird, findet man auch einige dieser Zähne 
darin. Auch” Zähne von Mastoden, Elephas, Hippopotamus, u. 
a. Säugethieren, Reste von Vögeln und viele eigentbümliche Kon- 
chylien kommen damit vor. Woon, der die beträchtlichste Sammlung _ 
davon besitzt, gibt an, dass von 450 Crag- Konchylien über 200 Arten 
dem Coralline-Crag, 80 dem Red Crag eigenthümlich und nur 150 bei- 
den gemeinsam seyen. Unter diesen gemeinschaftlichen Arten 'seyen 
aber auch diejenigen mitbegriffen, von welchen einzelne Trünımer dus 
dem ersten in den zweiten gelangt seyn dürften, wie einzelne Exem- 
plare von Kreide-Versteinerungen in den Crag gekommen sind, und wie 
noch fortwährend an der Ostküste Englands durch Zerstörung älterer ' 
pliocenen Gebilde eine grosse Zahl ihrer Konchylien den neuesten Bil- 
dungen beigemengt werde; — auch könnten leicht manche bloss ähn- 
liche Arten in beiderlei Schichten für identische genommen worden 
seyn; ohne diese Un:stände würde wohl die Anzahl der ‚gemeinschaftli- 
chen Arten noch geringer ausfallen, Wenn aber beide Schichten sogar 
0,96 ihrer Arten gemein hätten, so wäre die Differenz rücksichtlich der 
Arten und mithin wohl möglicher Weise auch rücksichtlich des Alters 
derselben noch immer eben so gross, wie zwischen den jüngeren pliocenen 
Schichten Siziliens und dessen jetzigem Meere (vergl. LyerL, III, 54). 
Übrigens hat der Vf. gefunden, dass die einzelnen Schichten in beiderlei 
‘ Bildungen rücksichtlich dieser gemeinschaftlichen Arten sich so verschie- 
den verhalten, dass man durch dieses Vergleichungsmittel rücksichtlich 
jeder einzelnen Schicht zu sehr irrigen Ansichten geführt werden 
müsste. 


Eow. CuarteswortH: zweite Abhandlung darüber (a. a. ©. 
1837, X, 1—9). Da Lyeır in der neuen (4ten) Ausgabe seiner „Prin- 
ciples“ (IV, 87) der obigen Ansicht Cnarızsworra’s enfgegentritt, so 
sieht sich derselbe zu weiterer Vertheidigung veranlasst. Er fragt, war- 
um denn, nachdem Desuayes in den wenigen von LyeızL ihm zuge- 
sandten Crag-Konchylien von Rumsholt 0,40 noch im Deutschen Meere 
lebender Arten erkannt und eben desshalb die Stellung zu den ältern 
pliocenen Bildungen veranlasst habe, nicht der Coralline Crag, aus wel- 
chem nur 0,33 in den Red Crag (s. oben) übergehen, mit demselben 
Rechte vom Red Crag gesondert werden dürfe, als dieser von den si- 
zilischen Tertiär-Bildungen mit 0,95 lebender? Arten, oder von den noch 
fortdauernden Bildungen. Er erinnert daran, dass, da in England bis 
jetzt keine miocene Bildungen erkannt worden, und doch auch kein 


I \ 


4 ’ .J 1 


Grund vorhanden seye, deren Vorkommen. a priori zu läugnen, ‚der Coral- 
line Crag ganz wohl dieselben vertreten könne. Trennte man, Ba ‚Crag- 
'Bildungen, so würde die so ‚störende Verbindung so vieler erloschenen 
Korallen mit Resten noch lebender oder im Diluviale vergrabener Mamwi- 
‚feren wegfallen: die, erstren kommen im. Coralline -, diese im Red- Crag 
vor. Der Vf. hat im Sommer 1835 einige Tausend Fischreste (Zähne, 
‚Wirbel, Kinnladen). des Crag gesanmelt, um sie AGassız’n vorlegen zu 
können, welcher darunter auch nicht eine noch lebende Art, wohl aber 
Genera erkannte, die von den noch bestehenden sehr entfernt sind. 
Als derselbe später des Vf’s. ganze Sammlung sah und sich über die 
fremden Koralloiden - Formen gewundert hatte, äusserte er die Mei- 
mung, dass auch alle seine Konchylien von erloschenen Arten herstam- 
men möchten, Das bestätigte später Dr. Bee von Kopenhagen, so 
wie GBoRGE B. Sowersy, welcher in dieser ganzen Konchylien-Samm- 
lung doch nur 2—3 noch lebende Arten wieder zu erkennen glaubte, — 
während Pnırrirs (Guide to geology) u. A., welche wahrscheinlich min- 
der genaue Vergleichungen veranstaltet, die auch im Deutschen Meere 
lebenden Arten, erstrer auf 20 — 30 Arten, letztre auf 0,70 — 0 ‚so zu 
‚setzen geneigt sind. Lyerz macht in seiner Jahres- Adresse selbst auf 
den Gegensatz der Ansichten Desuavzs’ und Becx’s aufmerksam, und 
sucht denselben zu erklären aus ihren verschiedenen Begriffen von einer 
‚Art im Fossil-Stande, wie denn Beck aus Desnayzs’ 6— 8 Varietäten 
von Lucina divaricata eben so viele Arten bilden möchte. ‘Venn 
‚ aber dieser Begriff in so vage Grenzen eingeschlossen ist, so kann es 
freilich geschehen, dass der Crag in Dänemark als eocene, in England 
als miocene und in Frankreich als pliocene Formation angesprochen 
wird. Lässt man desswegen diese Procent-Untersuchung ganz bei Seite 
und prüft die Gesammtheit der zoologischen Charaktere, so gelangt 
man zu andern Resultaten, 


Denn obschon Beex keine noch leberde Art im Crag wieder erken- 
nen will, so gesteht er doch ein, dass manche Arten desselben, mit deu 
im Deutschen Ozean lebenden sehr grosse Ähnlichkeit haben und ge- 
stattet daher dem Crag ein jugendlicheres Alter, als dem Londonthon 
zuzuschreiben. — So sagt auch Parties (Encyel. metropolit Art Geo- 
logy. p. 674), „dass, während einige Arten der Crag-Fossilien von noch 
“im Deutschen Meere lebenden Konchylien nicht unterschieden werden 
‚könnten und Turbo littoreus segar noch seine natürliche Farbe be- 
‚halten habe, andere dagegen, wie die Korallen von Oxford, Pecten 
prineceps und Terebratula,Dalei, ganz verschieden seyen von 
allen Arten, die man irgend in der Welt kenne ;“ — num aber sind diese 
' letztgenannten dem, Coralline Crag eigen, und jener Turbo stammt 
aus dem Red Grag mit Resten lebeuder Mammiferen- Arten her. 


u FB ie vn 7 rulkl, ana: )8 # em Mau Be 14 ut pe T7 nw7ızy « Y N 


'W. Rıcnunpson: Bemerkungen über die chronologische 
Anordnung Versteinerung-führender Ablagerungen nach 
ihren organischen Resten (Lond. magaz. nat. hist. 1837, N.S, TI, 
122 — 126). R. will jene Anordnung verwerfen , weil die organischen 
Einschlüsse verschiedener Formationen zu oft untereinander geworfen 
worden seyn.mussten. Denn die dahin wirkenden Vorgänge, ‚welche 
man jetzt währnehme, müssen auch in vorgeschichtlicher Zeit Statt ge- 
funden haben. Die Zerstörung der Kentischen Küste durch das Vor- 
dringen des Meeres ist seit lange bekannt, aber vorzüglich sind jene 
auf der 20 E. Meil. langen Strecke zwischen der westlichen Spitze der_ 
Insel Sheppey und der Kirch« von Reculver bemerkenswerth, welche 
jetzt nur noch 5° weit von dem Rande der senkrechen Uferwand_ steht, 
während sie sich unter Hezıngıch VIII., einer Karte zufolge, über 1 M. 
weit von der Tiefwasser - Grenze des Meeres befand, Von RecuWwer 
bis Whitstable gehen plastischer Thon, Londonthon und Diluvial- Kies 
voll Säugethier - Knochen in jener Wand übereinander zu "Tage: ihre 
organischen Einschlüsse müssen daher in Folge der fortwährenden Unter- 
waschungen beständig untereinander gemengt und in den gegenwärtig fort 
dauernden Bildungen auf dem Meeresgrunde mit einander und mit den jetzt 
im Deutschen Meere lebenden Arten wieder abgelagert werden. Dort 
ruhen sie in regelmässigen Sand- und 'Thon-Schichten friedlich beisanı-. 
men, von denselben Balanen, Serpeln, Flustren u. dgl. überzogen, über 
ungestörten. Bänken lebender Austern , oft unter einander fast verwach- 
sen. Darunter viele Gebeine von Elephanten, Rhinoceros, Hirschen, 
Bären, auch Pferden, Ochsen und Hunden, welche, aus jener obersten 
Kies - Schichte abstammend, jetzt von den Fischern 13 — 2 Meilen 
weit von der Küste von einer Auster - Bank. heraufgeholt worden. Im 
Innern enthalten sie noch gelben Lehm und kleine Feuersteine aus der 
Kies - Schicht. & 


III. Petrefaktenkunde. 


H. Farconer und Cuurrey:' über das Sivatherium gigam 
teum, ein neues Fossil-Geschlecht aus der Wiederkäuer- 
Familie, das im Markenda-Thale Indiens, am Fusse des Hima- ı 
laya gefunden worden (Journal of the Asiatic Society of Bengal, 
Calcutta 1836, Januar — Asiat. Research. XIX, ı, 1836 — Annal. 
d. science. nat., Zovlogie V, 348 — 370, pl. XIII; auch > Biblioth. 
univers. de Geneve 1336, Avüt, 392 — 398 und Frorıze’s N. Notitz., 
1837, II, 1— 4 mit guter Abbildung, wie James. Edinb. journ. 1837, 
Juli XXIH, 197 — 201, m. gut. Abbild.). Von diesem merkwürdigen 
Thiere) welches einen Übergang von den Wiederkäuern zu den Pachy- 
dermen zu bilden scheint, hat man zwischen dem Markenda - Flusse 


x 
BZ u 


= 8 I 


ünd "Pinjor-Thale in der Sivalik-Kette *), den Vorbergen des Himalaya 
'in einem Sand - Konglomerate nur einige Reste gefunden, welche mit 
Knochen von Elephas, Mastodon, Rhinoceros und Hippopota- 
mus Sivalensis (welches 6 Schneidezähne in jeder Kinnlade besitzt) 
vorgekommen sind. Das Hauptstück darunter ist ein wohl erhaltener 
‘Schädel, woran nur das Schnautzen - Ende, der obere Theil der Hörner 
und der oberste Theil des Schädels selbst fehlt, und ein Theil des Hin- 
terhauptes noch im Gestein verborgen ist. Der Schädel ist ausgezeich- 
net 1) durch seine Grösse, fast wie beim Elepbanten; 2) durch seine 
Form, insbesondere seine ungeheure Entwicklung und Länge [Höhe] 
hinter den Augenhöhlen, die Breite und Kürze des Gesichts vor densel- 
ben, und durch den offenen Winkel, weleher die Grundfläche des- Schä- 
dels mit der Kaufläche der Zähne bildet; 3) durch die über die Nasen- £ 
löcher hoch übergewölbten Nasenbeine zur Unterstützung eines beweg- 
lichen Rüssels, wie bei den Pachydermen, insbesondere dem Tapir : 
4) durch ein oder wahrscheinlich zwei Paare von Hörnern, wovon die 
vorderen zwischen dem Augenbogen entspringen und auseinanderstehen, 
etwa wie bei Antilope quadricornis; 5)durch kleine, schiefe, tieflie- 
gende Augenhöhlen, wie bei den Wiederkäuern; 6) durch Wiederkäuer- 
Zähne. Dieser Schädel am Scheitel ist am breitesten und verschmälert sich 
allmählich gegen die Schnautze, etwas schneller gegen die Zähne; die 
Jochbogen sind nicht vorspringend, fast sogar verborgen ; — der obre Augen- 
bogen ist breit, flach und seitlich vorspringend. Die Augenhöhlen ste- 
hen weit auseinander; die Oberfläche des Schädels ist glatt ohne Lei- 
sten und Kanten; vom Scheitel bis zur Nasenwurzel ist das Profil ge- 
rade, nur mit einer leichten Erhöhung zwischen den Hörnern. 

Zähne. Backenzähne: 6, überall ganz die der Ruminanten. Der 
Ersatzzahn an der dritten Stelle ist schon so weit abgenutzt, dass man 
‘ein erwachsenes Thier daraus erkennt. Die 3 hintern oder grossen 
Backenzähne bestehen aus zwei hintereinander liegenden Hälften, deren 
jede aus zwei im Durchschnitt Halbmond-förmigen Prismen besteht, de- 
ren konvexe Seite nach innen gekehrt ist, der hinterste Backenzahn ist 
auch nicht zusammengesetzter als die andern: es sind Kameel- oder 
Ochsen - Zähne im Grossen ; doch bildet der äussere Rand jeder Zahn- 
Hälfte im Queerschnitte drei Vorsprünge, eben so vielen von oben nach 
unten ziehenden Rippen mit zwischenliegenden Furchen auf der äusseren 
Oberfläche entsprechend, welche über der Basis des Zahnes auf eine Hals- 
kragen-artige Verdickung desselben stossen, von welcher aus aufwärts 
sich die innere Zahnfläche gegen die äussere, neigt, so. dass-der. Zahn 
an Dicke abnimmt und daher weniger prismatisch als bei andern Wie- 
derkäuern ist, der dritte Backenzahn ist daher unten 2''24 breit, oben 
nur 193; — auch sind die Zähne: gegen ihre. Länge viel breiter als 
sonst, wie untenstehende Ausmessungen ergeben. An: der innern Seite 
en ge beiden. Fteh steht kein a ai Prisma. den Zähnagj | 


P , dr . . 1, 
5) Wa? ar Name’ Ierleheriäm anspiel, >. N Me 


- 14 — 


die innere Schmelzleiste der halbmondartigen Prismen ist nicht ein- 


fach, sondern im Zickzack gebogen, fast wie bei Elasmotherium, ‚Je 
mehr sich die Zähne abnutzen, desto breiter, mithin genäherter und 
desto weniger gebogen erscheinen die Halbmonpde. Die drei vorderen 
Backenzähne besteheu nur aus einer der Hälften der vorigen mit einem 
Paar Halbmonden ; am zweiten und dritten siebt man das Zickzack- 
artige der innern Schmelzleiste am besten. Die vier hintern Zähne je- 
derseits stehen in zwei geraden, parallelen Linien, die gerade so weit 
auseinanderstehen , als sie lang sind; die zwei vorderen Zähne aber 


veranlassen eine starke Einbiegung der Fortsetzungen dieser Livien. 


Eine Fläche dureh die Gelenkköpfe und die hinteren Mahlzähne gedacht 
kreutzt sich mit der Kaufläche der Zähne unter > 45°, Die Ausmes- 
sungen der Zähne sind in Englischen Zollen: 


n Länge. Breite. Höhe 
ya NE Tre Be innen. 
‚. Hinterster Backenzahn . en 235. 99. 5b 
‘, Fünfter . Kin: BMA oe 
... Vierter ” a DE a Ya iin | 
Dritter rn ’ 1,''55 FR 261194 PR 9,8 a 5,5 
. Zweiter n che TO 1: ach» ie ; But ee 
Erster » » 170... 190 2... 64. 32, 


Ganze Beihe. 2» 2 ..98 
Oberschädel. Alle Nähte sind gänzlich verwachsen und unkenn- 
bar. Das Stirnbein ist breit, flach, im seiner obern Mitte etwas kon- 


kav; am Scheitel bildet es 2 ansebnliche Ansehwellungen und steigt in 


weitem Bogen gegen die Schläfenbeine herab. Vorn zieht es sich hin- 
ter den Augenhöhlen zusammen, um sich dann wieder zu erweitern, seine 
Breite am obersten Theile ist 16‘2, Zwischen und etwas hinter den 
Augenhöhlen entspringen aus sehr breiter Basis zwei mächtige, kurze, 
dicke und kegelförmige, doch vor der Spitze abgebrochene: Knochen- 
kerne von Hörnern, welche glatt sind, senkrecht auf ihrer Basis stehen, 
aber unter sich mit 45° divergiren. — Das obere Ende des Schädels 
ist weggebrochen und lässt auf der Bruchfläche erkennen, dass die Schä- 
delknoehen, wie beim Elephanten, aus zwei, im Hinterhauptbeine bis 
2''5 weit, von einander entfernten Platten bestehen, zwischen welchen 
grosse Zellen durch Ausbreitungen der kuöchernen Diploe gebildet 
werden. — Das Schläfenbein ist grossentheils noch unter der Gebirgs- 
“Art verdeekt; sein Joehbogen - Fortsatz ist wenig gebogen, stark und 
diek; die Schläfengrube ist lang und seiebt, erhebt sieh nur wenig an 
‚dem Seiten des Sehädels und wird veu den Rändern des Stirsbeins 
überragt. Die Gelenkgrabe für den Unterkiefer ist, verdeckt, — Die 
"Parietal-Beine scheinen denen des Oehsen ähnlich gewesen zu seyn, — 
‘Das Hinterhaupt ist sehr ausgezeichnet: seine Breite steht im Verhält- 
niss zu der des Stirnbeines; seine Höhe ist beträchtlich; seitlich verlängert 
es sich in 2 Flügel, welche am obern. Rande: des grossen Bingprbaup! 


F 


—- WM 


Loches beginnen und sich nach oben und: aussen richten ; sie sind glatt, 
won. unten: und aussen vertieft von fast den Gelenkköpfen san bis in die 
‚Mastoid-Gegend des Schläfenbeins ; ihr ionrer Rand setzt in eine Leiste 
fort, ‚welehe vom Rande des Hinterbaupt - Loches ausgeht, fast recht- 
‚winkelig mit der der anderen Seite divergirt, und eine dreieckige, (doch 
noeh mit Stein ‚erfüllte) Grube begrenzt, in die sie steil abfällt, ähnlich 
wie man es beim Elepbanten sieht. Von Hinterhaupt-Leiste und Hinter- 
haupt-Höcker ist keine Spur vorhanden; seitlich gegen das Schläfenbein, 
ist der Knochen beschädigt. Die Gelenkköpfe sind sehr gross , bis 4'’4 
dick, und der Zwischenraum zwischen ibren zwei äussern Winkeln ist 7’'4, 
mithin ‚grösser als beim Elepbanten, Gestaltet sind sie ganz wie bei den 
Rumiuvanten: ihre äussere Oberfläche besteht aus zwei konvexen, unter 
abgerundetem Winkel zusammenstossenden Flächen. Diese. mächtigen 
Gelenkköpfe und das grosse Hinterhauptloch deuten auf ebenfalls kräf- 
tige Halswirbel und bedingen die Gestalt des Halses und der vorderen 
Extremitäten. Das Keilbein und die ganze Unterseite des Schädels 
vom’ Hinterhauptloche bis zum Gaumen fehlen oder sind verdeckt. — 
Der Anfang der Nasenbeine ist nicht deutlich zu erkennen. Vor den 
Hörnern senkt sich das Profil etwas, wornach sich die Nasenbeine 
(wie sonst nie bei Wiederkäuern, und stärker als bei Rhinoceros, 
Tapir und Palaeotherium) in hohem Bogen über die Nasenöffnung 
wölben , so dass sie von der Seite einem Falkenschnabel ähnlich sind ; 
anfangs sind sie breit, spitzen sich dann rasch zu, und die Spitze 
krümmt sich nach unten ein, so dass sie über der Nasenöffnung steht. 
Auf eine grosse Strecke ihrer Länge sind die Nasenbeine mit den Kie- 
ferbeinen verbunden; vor der Stelle aber, wo sie anfangen sich zusam- 
menzuziehen, werden sie von denselben durch eine breite Bucht abge- 
trennt, wie bei keinem Wiederkäuer ; aber ihre Ränder sind hier. so 
'verstümmelt, dass man die Länge des freien Theiles, die auf 3°' sicht- 
bar ist, nicht genau angeben kann. Diese Bildung der Nasenbeine 
stimmt am meisten mit denen des Tapir überein, doch sind sie noch 
höher gewölbt, grösser, haben aber seitlich einen minder tiefen Aus- 
schnitt. — Die Kieferbeine. sind ausgezeichnet durch. ihre Kürze in 
Verhältnisse zu ihrer Höhe und Breite, und durch das Ansteigen der 
Alveolen- Reihe vom dritten Backenzahn an, welches der Wölbung der 
Nasenbeine zu entsprechen scheint. Die Jochbogen-Fortsätze sind sehr 
gross und vorstehend, stehen über dem 3ten und 4ten Backenzahne und 
sind an der Basis 2°’ dick. Der Queermesser zwischen den Wangen 
ist 122, der an den Alveolen nur 9/8. Das Suborbital-Loch steht wie 
bei Hirschen und Ochsen über dem iten Mahlzahn, ist gross und hat 
1‘'2 senkrechten Durchmesser. Etwa 2''8 vor dem ersten Mahlzahne 
ist das Ende der Kinnlade abgebrochen; vor dem: Alveolen-Rande dieses 
. Zahnes ist eine plötzliche Vertiefung von 1‘7. Hier ist die Schnautze 
nur noch 5''8 breit, weiter vorn an der Bruchstelle nur 4°. : Das In- 
 eisiv- Bein scheint nicht bis zur Verbindungsstelle | der Kiefer - mit den 
Nasen - Beinen gereicht zu haben. — Das Jochbein ist dick und wenig 


— 486 — 


-sorstehend; der Oberrand trägt viel zur Bildung der Augenhöhlen bel, 
‘und dessen Orbital- Apophyse vereinigt sich mit einem entsprechenden 
‘Vorsprung am Stirnbeine, um die Augenhöhle von hinten zu schlies- 
sen ; der Jochbogen - Fortsatz ist stark und dick. Kein Theil der Joch- 
‘bogen ist vorstehend, indem sie bei weitem nirgends so breit, als der 
'Hintertheil des Schädels, und etwas weniges schmäler als der Queer- 
messer zwischen den Jochbogen -Fortsätzen der Kieferbeine sind. Von 
einer Thränen-Grube ist keine Spur vorhanden. 

Die Augenhöhlen liegen wegen der Kürze des Gesichts ur der 
starken Entwicklung des Hinterschädels weit vorwärts, auch etwas tie- 
fer als gewöhnlich; wagerecht messen sie 3°3, senkrecht 2'7; ihre 
Richtung ist sehr schief; der Durchmesser zwischen ihrem oberen Rande 


ist 12°2, zwischen dem untern 16'2; der Rand selbst bietet keine Vor- 


ragungen und Unebenheiten, wie bei den Wiederkäuern dar. Ausmes- 
sungen des Schädels in Millimetern *). 


Vom Vorderrand des grossen Hinterhauptloches bis zur Alveole des 1, 
Mahlzahns . BET 177 tale ee 
>; Desgl. bis zum abgebrochenen Schnautzen-Ende LTR RE TO 
Desgl. bis zum Hinterrand des letzten Malzahnes . . 
Von der Spitze der Nasenbeine bis zum abgebrochenen An des Ober- 
schädels in gerader Linie . un. ar as . 
Von derselben bis dahin nach der Wölbung gemessen . . . .. 
Von derselben bis wo die Wölbung der Nase beginnt, nach der Ober- 
TERROR © UrORENBRES TE, DAERTEEREN A: > ee RR A Re 
Von dieser letzten Stelle bis zum Bruche der Nase . . . . 284 
Vom Ende der Nasenbeine bis zum Niveau des Endes der Hörner . Fr Ri 
Vom vorderen Winkel der Augenhöhle bis zum ersten Mabinahı . 0. dl 
Vom hinteren Winkel bis eben dahin. »  . ee 0 00... 8307 
Breite des (ergänzten) Schädels am Scheitel, etwa . - 2 ...59b 
zwischen den Augenhöhlen am Oberrande um a. STATUE SIR Een 


35 


» » . - »„ Unterrande 5. 0 !sı AN 
» hinter . » wo das Stirnbein sich verschmälert . 370 
». zwischen der Mitte der Jochbogen . = 2... ...4M7 
5 ” den Wangen-Fortsätzen - . 2 0. ee. Sy 
„ ander Basis des Schädels zwischen den Mastoid-Fortsätzen . 8% 
» der Kinnlade vor dem ersten Mahlzahn „ : . En 
» . an der beschädigten Stelle. 0... 10 
” url der äussern Seite der Hörner an ihrer Basis . . . 312 nah 
-. . „ > » be . ihrem abgebrochenen Ay 
" Ende Me Haie Ab ER ER Se NR u lc ie: | 


Senkrechte Höhe der Hörner ve NEUN DU 
f Br 1; E x ’ j 


*) Obenstehende Maase in Engl. Zollen mit denen des Ele phanten und Ind ischen 
Nashorns verglichen, ergaben folgende. Verhältnisse :, , 2 


a 
Elephant Sivather. Nashorn, 


N ir) SDR) Ba ee. 2. Ten 
Ran; » b) grösste BE“ ..%0 . 2.20 . . 12005 b: 
Bunt OT 
Or >»  d) grösste Höhe 10... nn 
mad h ” 3 Per 0.0. Per hl 260 in . 260 _ \ 2, 
Bat AR ea ER ek - 

“ Binay "Mittel aus Allen , 15”06 . . U RTL IRRE 


BA. 


Von ‚der ‚Konvexität der Veceipital-Condyli bis aur Mitte des Stirnbeines, 

De awisehen den Hörnern > 0 ..  AMMEEELSMILTIN, UamR 2 Kira 

I Yom Körper des Keilbeins bis dahin . . ARTE. 2 A 

"Von der Mitte des Gaumens zwischen dem 3. und 4. Backenzahn bis zur 

Ki Wurzel der Nasenbeine . P ae P b “ E K . 19. 
Von der Hinterfliche des 6. Backenzahns bis zu deren Spitze. . , 331 
Von der Krone des 5. Backenzahns bis zu der Wurzel derselben . , 262 

Von der Mitte des Flügels des Hinterhauptbeines bis zur Stirn-An- 
sehwellung des Scheitels. ... . RE N ee ist] 
Vom Unterrand der Augenhöhle bis zur Krone des 5. Backenzahns . 186 

. Von der Krone des 1. Backenzahns bis zum Rand des Gaumens davor . 66 

Von dem Vorderwinkel der Augenhöhle bis zum Ende der Nasenbeine , 259 

" Wagerechter Durchmesser der Augnhölle . . 22 2 8 

Senkrechter & J „ . - . . . . 8 

"Längen-Durchmesser des Hinterhauptlochse . : . 2.2.2..5898 
„Queerer Pr . . “ . pe . 6 e) 


Längen - 2 der Gelenkköpfe. . . 2 2. 2. 2. 1 
Queerer 2 > 2 IT ET TE 
Queermesser zwischen deren vorderen Winkel über dem Hinterhaupt- 

loch . e . R - . » > r e BERN $ . 18 


Nahe bei diesem Schädel hat sich das Hiuter - Ende eines rechten 
Unterkiefers gefunden, der derselben Thier - Art, demselben Indi- 
viduum angehört haben dürfte. Er ist am Vorderrande des dritten 
Backenzahns abgebrochen ; auch mangeln daran der Kronenfortsatz, 
der Gelenkkopf und der ihm entsprechende Theil des Astes und ein 
Theil der Ecke. Vom hintersten Backenzahne sieht man die 2 hinteren 
Löcher (?Wurzelhöhlen) und einen Theil der sehr abgenutzten Krone, 
welche aus drei hintereinanderliegenden Theilen bestanden, deren jeder 
halbmondförmige Schmelz - Linien zeigt. Aussen ist das Kieferstück 
mehr gewölbt, als innen, wo es sich gegen die unutre Ecke sehr ver- 
dünnt, um eine grosse und deutlich bezeichnete Muskular - Vertiefung 
zu bilden, und eine wohl bezeichnete Rinne, wie bei den Wiederkäuern, 
steigt von ihr an dem Aste hinauf gegen das Maxillar- Loch. Die Di. 
mensions-Verhältnisse zeigen viele Übereinstimmung mit denen der Büf- 
fel und Kameele, die Dimensionen selbst aber sind grösser als bei allen 
bekannten Wiederkäuern, wie sogleich zu sehen: 

Sivatherium, Büffel, Kamegl, 
Höhe der Kinnlade am hintersten 
Mahlzahn . . . Sn glg 


. « . 270 Q 
merke daselbat ii. u Ta A . 140 
Breite des hintersten Mahlzahnes ,„ 1735 . ,„ 044 ., 076 
Länge der hinteren 3 desselben . . 215 . . org: , 1715 


An die bisherigen Untersuchungen knüpfen sich nun folgende Be- 
trachtungen. | 


1) Die Schwere des Schädels und die ausserordentliche Grösse der 
Gelenkköpfe desselben, beträchtlicher noch als beim Elephanten , setzt 
einen sehr grossen Atlas und andere Wirbel des Halses voraus, der, von 
‚ starken Muskel-Massen umgeben, mithin auch kurz und in seinen Be- 
wegungen beschränkt, einem Pflanzenfresser sehr unzureichend seyn 


’ 


ae 1 nanend 
—— —- 


musste. Dahin deuten auch die weit von aaa enffernten "äussern 
und innern Blätter, woraus die Schädel-Knochen bestehen, und wel- 
che die Schädelfläche zur Anfügung der Muskeln, eben so wie die 
breiten Flügel des Hinterhauptbeines, vergrössern. Dieser kurze und 
wenig bewegliche Hals, der breite massige Gesichts-Theil des Schädels 
nach der Weise wie beim Elepbanten, die Grösse des Suborbital- Loches 
für den zur Oberlippe gehenden Nerven, endlich und hauptsächlich die 
seitliche Absonderung und die Wölbung der Nasenbeine wie bei’ dem 
Tapir und allen mit einem Rüssel versehenen Pachydermen zeigen an, 
dass das Sivatherium. einen beweglichen 2 greifenden Rüssel gehabt 
haben müsse. 

3) Die zwischen den Augenhöhlen stelienden EEE dürften? 
gerade, dicke und kurze Horn - Scheiden geuubt haben; sie stehen nur 
etwas ‚weiter zurück , als die der vorderen Hörner von Antilope quadri- 
cornis. Dass aber auch die hinteren, bei fast allen übrigen Wiederkäuern 
gewöhnlichen Hörner nieht fehlen würden, wenn: der entsprechende 
Theil des Schädels nicht weggebrochen wäre, wird wahrscheinlich aus 
der Ausbreitung , welche das Stirnbein hinter seiner Zusammenziehung 
unmittelbar hinter den Augeuhöhlen wieder erlangt, und welche, nur 
denjenigen Arten.abgeht, welche die hinteren Hörner nicht besitzen. 

: 3), Nach denjenigen Proportionen, welche man am Schädel andrer 
Ruminanten ohne Lückenzähne gewahrt, mag beim Sivatherium.die 
Entfernung vom ersten Backenzahn bis zum Ineisiv -. Rande gegen 
8’, die ganze Länge des Schädels mithin (statt 20 ‚.'85) wi or 
sen seyn; ai ee 

‚4) Bei den ale ist Ai Auge kleiner, mehr eirärieniif‘ 
weiter vorn und tiefer unter dem Profil gelegen und schiefer gerichtet, 
als bei den Wiederkäuern, wo die Augenhöhle mit einem erhöheten‘ 
Band eingefasst ist. In diesen Beziehungen steht das Sivatherium den 
ersten ganz nahe. : Seine Augenhöhle ie klein, vorn, tief und schief ge 
legen ; sein ‚Längen-Durehmesser — #% senkrechter Durchmesser. 

5) Die im Zickzack gebogene. ee Schmelzleiste der Backenzähne" 
kann zu vollständigerer Zermalmung dienen; dieses Thier lebte daher 
entweder van bärterer Nahrung (Zweigen etc.), als andere Wiedönkäher, 
oder hatte das Wiederkäuem weniger nöthig. . ’ 

6) Das Vorkommen eines Rüssels bei einem Wiederkäuer ‚darf nicht 
befremden, da‘er nicht zur Organisation .einer bestimmten Thier - ‚Ord- 
nung gehört (nur einige Pachydermen baben ihn), sondern Erforderniss 
für ein Thier mit schwerem Kopfe und kuragım ; wenig beweglichem' 
Halse ist. Schon beim Kameel ist er durch die gespaltene bewegliche" 
angedeutet. bi 

"Yon anderen Gebeinen hat man mit ‚aibden‘ Schädeltheileu noch ge 
Yelnden Theile von drei Beinen von 'wiederkäuern, welche ihrer 
Grösse 'nach zu keinem anderen Thiere' passen, obschon sie für das _ 
Sivathe rium selbst noch etwas zu klein scheinen ; und viele Pferde- 
Beste. REN 2. Rs Errr un RR - 


- Mi 


"Über das Sivatherium hat sich eine Diskussion zwischen Geor- 
Bu St. Hıraırz und pe Brainvirz während mehrerer Sitzungen der 
Akademie erhoben, lediglich, auf die Beschreibung und Abbildung von 
Farconer und Caurzex hin. Der erste der beiden Akademiker sieht 
im Sivatherium nichts als eine Giraffe, deren Schädel von vorn nach 
hinten mehr konzentrirt ist, so dass kein grössrer Unterschied zwischen 
ihr.und der lebenden Art wäre, als zwischen dem Schädel des Mam- 
mont und des Afrikanischen Elephanten. Er nennt es daher Camelopar- 
dalis primigenius. Bıammviırız dagegen behauptet, es habe mit der 
Giraffe nichts weiter gemein, als dass es ebenfalls aus der Ordnung 
der Wiederkäuer seye. Er weiset 9 Unterschiede zwischen den Schä- 
deln beider nach : worauf Georrroy Sr. Hırsıas erwidert, dass man die 
Gründe für und wider nicht zählen, . sondern wägen müsse nach dem 
von Cuvier gelehrten Princip der Unterordnung der Charaktere, dass 
er in einem Worte Alles zusammenzufassen gesucht habe, während 
Bramvirte einer alten Weise getreu Punkt um Punkt an der Aberfläche 
der Organe abzähle, summire und sich dann mit der Zahl seiner Gründe 
breit mache (}’Instit. 1837, p. 79 — 80). » 


W. E. Baker und H. M. Duranp: über die fossile Kiellede 
eines mit Semnopithecus und Cynocephalus verwandten 
Riesen-Vierhänders (Journ. of the Asiat. Sve. of Bengal. V, 739 
ff. — Lond. « Edinb. philos. Magaz. 1837, XI, 33—36 und Edinb. ns 
phü. Journ. 1837, XXIII, 216 — 217, c. ic.). Das Exemplar stammt 
von den Bergen am Sutlej, aus einer Gebirgsart, ähnlich der Maginunds 
Ablagerung. Es ist ein rechter Oberkiefer mit einem Eck- und 5 Backen: 
Zähnen, von welchen letztern nur der Schmelz des hintersten und vor» 
dersten etwas beschädigt, der zweite und dritte abgenutzt sind und der 
vierte ein ausgewachsenes Thier andeutet. Der Eckzahn ist verstüm- 
melt, war jedoch »ur klein. Die Beschaffenheit dieser Zähne und eines 
Restes des Jochbogens und der Augenhöhle lassen an der Richtigkeit. 
der Bestimmung der Ordnung keinen Zweifel. Diese Zähne stimmen 
mit denen der Ges*hlechter Semnopitheeus und Cynocephalus am mei- 
sten überein. Sie weichen von den durch Fr. Cuvıer abgebildeten des 
Cy»oe. maurus nur durch eine kleine Schmelz - Spitze (interstitiat 
point.of enamel) ab, die sich auch bei sonst keiner lebenden Affen - Art 
wiederzufinden scheint. Von Maeaeus entfernen sie sieh dureh dasselbe 
Kernzeichen, durch die Kleinheit des Eckzahnes ‚und die Grösse der 
Backenzähne, Das Thier selbst muss aber grösser als die Arten dieser 
beiden Genera: so wie Pithecus satyrus gewesen ann; da a & 
Bäckenzähne 215 Ent. einnehmen. 


PL. N 


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KaökEh & % h, ha or UNTER Li 57 Hd} k Ay; 


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= 40 — 


Sreiniwenn: über zwei neue Versteinerungen der Eifet 
(mit Abbild.) und eine Knochenhöhle bei Gevelsiein nes Soc. 
BED 1837, VIII, 232 — 234). ID QUER: E 

1. Lichas, testa bivalvis, aequivalvis, latere uno 0. subkians; altero. 
obligue truncata ; margine valvarum medio faciei truncatae producto, 
canaliculato ; umbonibus aequalibus, cardine (uti videtur). denticulis 
nullis. L. antiquus margine valvarum crenulato; valvis radiato 
striatis. Pr. Gerolstein. [Ein Cardium, aus unserer Abtheilung Cono- 
cardium.] 1 Er 
=" g,' Haplocrinites: calyce simplici hemisphaerico, margine pen- 
tagono, 5valvi, valvis simplicibus triangularibus ; marginis angulis scro= 
biculo ad brachium inserendum? ezxcavatis — columna ignota, tere 
— H. sphaeroideus, pr. Gerolstein. | 

In der steilen Wand des Dolomit-Berges, Gerolstein gegenüber, ist 
eine Höhle, unter dem Namen Buchenloch bekannt, worin man kürzlich 
den Eckzahn, 2 obre Backenzähne und einige Mittelfuss- und Torsal- 
Knochen des Höhlenbären gefunden hat, was interessant ist auch 
für die Bestimmung des Alters dieser Höhle im Dolomit. 


Post: Note über einige Knochen aus der Höhle von 
“ Brengues (Bullet. Soc. geol. 1837, VIII, 279 — 282). Diese Höhle im 
Jurakalk bei Brengues im Lot-Dep. ward 1818 entdeckt. Derron be 
schrieb sie sehr ausführlich in seinem Werke „Statistique du. Lot“ (I, 
'413), und meldet, dass man bei den Nachgrabungen in dieser Höhle 
nach seiner Schätzung etwa 20 Kubik - Meter Knochen gefunden habe. 
Unter denjenigen dieser Knochen, welche derselbe an Cuvırr sendete, 
erkannte dieser Schädel von Hirschen und Rennthieren, ein Stück 
Schädel und Zähne von Rhinoceros, den Humerus eines Ochsen, 
den Femur eines Pferdes. Insbesondere verglich Cuvıer (oss. VI, 
184, pl. 163 der 4ten Ausgabe) einige Stücke von Schädeln, Kinnla- 
den, Geweihen, ein untres Tibia-Ende, eine vordre und eine hintre Fuss- 
röhre mit denen des Rennthieres von Chantilly. — Als man nun kürzlich 
‚die in der Höhle ausgegrabenen Löcher mit dem Schutte wieder auszufüllen 
begann, fand man in letztrem von Neuem eine grosse: Menge von. Kno- 
chen, worunter der Vf. folgende in der Hoffnung bezeichnet, im näch- 
sten Jahre seine Nachsuchungen besser belohnt zu sehen. 

1. Die erste Phalanx eines Pferdes von: den Dimensionen, wie bei 
jenem von. Abbeville. — 2. "Einen Halswirbel, den er nach. der Grösse 
auch einem Pferde zugeschrieben haben würde; aber [?] die Enge des 
Kanals für die Vertebral - Arterie unterscheidet ihn von den Halswirbeln 
des Pferdes wie der Ochsen und Hirsche, und macht nebst einigen Aan- 
dern Merkmalen ihn mit dem 4ten Halswirbel des Schwedischen Renn- 
thiers am meisten übereinstimmend. Er ist jedoch etwas grösser als hier, 
und viel grösser als bei dem Rennthiere von Chantilly. — 3. u. 4. Einen 


x 


— 4 - 


‚te swirbel und einen untern Theil des rechten Femur, ganz be. 

s wie bei dem Rennthiere von FRREREN > dessen Reste Covına, 
audi in dieser Höhle erkannt bat. Ihe Y & 

.. DT ET N 


‘ De Bramvirte hat im ANhg: der Akademie einige der fossilen 
Quadrumanen-Reste von Sunsan untersucht (Instit 1837, 7 ‚205 
—206), von welchen im Jahrb, 1837, S. 360 und 361 die Rede gewe-' 
sen. Nro. 1, die Gibbon-ÜUnterkinnlade, rührt wirklich von einen 
Affen ber, der jedoch, wenu wan ihn nicht etwa wit den Colobaus- Are 
des mittägigen Afrika (den Repräsentanten der Indischen Semnopithe- 
ken) verbinden kaun, eine eigne kleine Abtheilung bei den Affen bilden, 
wird. — Nro. 2, der Sapajou-Zahn, ist richtig bestimmt, — Nro. m. 
AR Aodäniuiahen - Knochen, ist ein rechtes Würfelbein des grossen 
Rennthieres , von welchem man noch andere Reste am nämlichen ‚Fund- 
orte entdeckt hat. — Nro. 4, eine zweite Phalanx, scheint für einen Afl 
zu kurz. — Nro. 5, ein Kinnladen - Ende, scheint von einem Schweine 
oder damit-verwandten Genus herzurühren, 


| 


Jene,ÜUntersuchung gab Bramvirze’n in einer spätern Sitzung (am 
3. Juli, 2’Instit. 1837, S. 242 — 214) Veranlassung zu einem Vortrage 
über die geologische Bedeutung des ersten Auftretens einer nur wärmeren 
Gegenden eigenthümlichen Thier- Ordnung in Europa, wo sie jetzt 
wieder verschwunden seye oder höchstens nur in einigen entsprunge- 
neun Individuen auf dem Felsen bei Gibraltar ‚erscheine. Er läugnet,, 
dass sie sich daselbst fortpflanzen, eine Ausicht, welche von Dumzsır 
unterstützt, von GeEorrsox und Farxcıner bezweifelt wird, indem die- 
‚ser versichert vom Gouverneur gehört zu haben, dass sie seit undenk- 
lichen Zeiten auf dem Felsen lebten, und jener wenigstens keinen Un- 
terschied zwischen dem Klima von Gibraltar und der gegenüberliegenden 
Küste Afrika’s finden kann, wo diese Affen in Menge leben. — In der 
nächsten Sitzung lief ein Brief MeKXernaro’s ein (le c. p. 244), welcher 
bestätigt, dass die Affen noch in Menge auf jenem Felsen leben und 
Sich ‚Sortpflauzen ‚ Jedoch bei strenger Strafe gehägt werden, und nach, 
der. Meinung der Einwohner Gibraltars von dem urn 
fenberg bei, Ceuta abstammen,, iM | 


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#.AD. Broneniarr vüberöversteinerbte Lykupodiaceen- -Stäw me 
(Soc. Pphilumat. de Paris 1837.17. Juni > VlInstit 1837, 7, 207). Die 
Staare Su eine, Psarolithen, sind von Spreneen unter dem Namen 

-Endo genites asterolitbus und E. helm intholithus, von Corra 
als Ps aro niussası terolithus und Ps. heimi ab h olithu s beschriebeu 
und von beiden mit ‚den Stämmen baumartigerıF a bike verglichen 
worden, von . Se ‚Jedoch in RI abweichen. 0 
Jahrgang sa7. Par) 32 

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AN des Lichtes Äitane, ereehen Theile‘ der a, u 
lernen, welche der Abbe Launrıor vor 2 Jahren nahe bei Autun mit 
Koniferen - Stämmen im Ackerboden entdeckt hat, in welchen sie zwei- 
" felsohne aus dem obern Theile der Steinkohlen-Formation oder dem sie 
überlagernden, rothen Sandsteine — wie zu Chemnitz in Sachsen. Sr 
gelangt sind, der die Unterlage des dortigen Ackerfeldes bildet. 
‚v Das Zellgewebe ist an vielen Stellen dieser Pflanzenreste gänzlich 
zerstört, und es bedarf daher vieler Stücke, um sich ein richtiges Bild 


des’Ganzen zu machen. Die Stämme bestehen aus einem inneren Theile, 
welcher oft nicht der Hälfte des Durchmessers entspricht, und aus einer 
darum liegenden Schichte. — Der innere fast walzenförmige Theil, be- 


‘steht aus langen, bandförıwig zusammengedrückten und auf verschiedene 
Wegen, in. ihre Queere gebogenen Bündeln, und aus einem zarten ver- 
änglichen Zellgewebe dazwischen. Die mehr oder weniger dicht. ste-, 
henden Bündel sind fast immer wohl erhalten und bestehen ganz allein 
aus langgestreckten Fasern oder Schläuchen, welche alle einander ähn- 
lich, von ziemlick grossem Durchmesser und an ihren Wänden mit vie- 
len in Längenreihen geordneten Queerspalten, wie die Fasern oder falschen 
Gefässe der Fahren, versehen sind. — Die aussen herum liegende Schichte 
ist aus vielen fast zylindrischen oder unregelmässig etwas zusammen- 
gedrückten Bündeln und aus einem sie verbindenden, leicht zerstörba- 
ren Zellgewebe zusammengesetzt. Erstre bestehen wieder aus einer 
äusseren Hülle von langgestrecktem oder Faser- Zellgewebe, dessen Fa- 
Sern fein, aber diekwandig und dunkelbraun sind, — aus einem innern, 
im Queerschnitte sternförmigen, regelmässig 5 — 6strahligen Bündel 
von diekeren Fasern mit queergestreiften Wänden, ganz wie sie in den 
ben Bündeln im inneren Theile des Stammes vorkommen, — und 
aus einem zwischen beiden gelegenen, sehr schlaffen und oft zerstörten 
Ze gewebe. Gegen die Oberfläche des Stammes hin werden jene Bün- 
del nur "etwas flacher und oft unförmig. 
Diess ist die Bildung, welche man mit leichten Modifikationen bei 
allen Arten dieses Geschlechtes , welche übrigens schwer zu bestimmen 
sind, _wiederfindet. Unter den noch lebend vorkommenden Gewächsen 
bieten die untern. Theile des Stammes einiger Lykopodiaceen- - Arte 
mit den fossilen Resten am meisten Ähnlichkeit dar. Alle Lykopodia- 
ceen haben eine Achse aus einigen bandförmigen und in die Queere 
gebogenen Bündeln, wie bei Psar. helmintholithus gebildet: wie bei ihm 
‚aus dicken Fasern mit queerstreifigen‘ Wänden bestehend. Um diese Achse 
pflegt ein festes Zellgewebe zu liegen, durch welches an der Basis er 
Stammes einiger regelmässig zweitheiligen , nicht kriechenden Arteı 
Pr ‚verschiedenen Höhen an der Oberfläche jener Achse an und para eb 
ihr, ‚Wurzeln: sich abwärts senken, um erst am untersten. Theile des. 
Sfhuiie aus demselben hervorzutreten. Jede dieser Wurzeln een 
"die wesentliche pergaton? Pe) Gefässbündel i in der ar Busse, Seh 


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US; nur dass der zentrale Bündel in ‚denselben alte, Queer- 
nitte nicht die Sternform dabietet, wie hier, die man aber in den 
Neben-Wurzeln einiger Fahren, wie Ka Aspidium exaltatum, mithi ı eis 
ner nahe verwandten Familie wiederfindet, so dass jene Form nicht 
sehr befremden kaun. a 
Die Psarolithen sind daber Theile vom untern Ende des Stammes 
riesenmässiger Lykopodiaceen, wahrscheinlich aus dem Geschlechte. Le- 
pidodendron, oder vielleicht von Sigillaria, welches zwischen‘ den 
. Lykopodiaceen und Fahren in der Mitte steht. PN 


G. B. Sowerer: fossile Nematura (Lond. Mugaz. nat. hist. 
1837, N.S: I, 217—218, Fg. 22 a, b, c). Das Genus gründet sich auf 
eine von dem Ganges-Delta stammende lebende Art, deren Thier+je- 
doch der Vf. nicht kennt, — es ist übrigens das erste aufgestellt und 
das letzte beschrieben von Benson im Calcutta Journal of »Science: 
Sowerey bildet die Schaale einer zweiten lebenden Art aus, 
Westindien ab. und fügt die einer dritten aus dem Grobkalke. von 
Grignon und Orglandes bei. Er charakterisirt das Genus nach ‘der 
Schaale so: tests subwvalis, subdepressa, postice acuminata, spiralis, 
anfractibus paucis, ultimo praemagno et ventricoso, in aperturam par- 
vam subrotundam, obliguam contracto ; peritremate continuo ; operculo 
corneo, spirali, anfractibus paucis, extus subconcavo. Die Schaale 
scheint dem Vf. von einem Pulmonobranchier abzustammen. Nur Cy- 
clostoma lucidum Lowe in den feuchten Wäldern von Mudera 
scheint unter den bekannten diesem Geschlechte anzugehören. [Die 
subdepresse Form und die Verengung gegen die Mündung scheint . es 
von Cyclostoma zu unterscheiden.] Die Pheffiche ist in den drei y 
Arten glatt. Nem. fossilis (Fg. c) Sow. ist „5; lang, wie N. mi- 
nima von Westindien, aber etwas bauchiger tr diese, mit glatter, 
doch nicht glänzender Oberfläche, opak, weiss. 


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" Eow. -CHaruesworuu: über ein fossiles Konehyl’der Küste 
von Suffolk (ib. p. 218 — 220, Fg. 22), Gleicht Fusus und Fascio- 
laria, ist aber ohne die Falten der letztern auf der Spindel, und un- 
terscheidet sich von beiden durch eine dickere innere Lippe, an deren 
obrem.(hintrem) Ende sich ein Zahn befindet, welcher nicht nach innen 
fortsetzt. Sollte daraus ein neues Genus gebildet werden können, so 
wird der Name Atractodon elegans vors e „Länge fast 4. 


Wahrscheinlich: aus Crag. > . ,° 
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Bw Eow. en: Notitz über ie‘ Zahıle von 
galodon (LonD. magaz. nat. hist, 1837, N. 8. I, 225- 227, fi 
"Das s,abgebildete Exemplar ist 33 breit und über 4° hoch, obscehon die 
. „Spitze breit abgerundet ist; an fast allen Exeinplärapk ‚aus ae 
. rag haben auch die Kanten ihre Zähnelung verloren, 'wahrschei 

in Folge starker Reibung. Im Coralline Crag findet sich diese Art 
nicht. Wohl aber bildet sie Morron unter den Fossilien der Es der 
Vereinten Staaten ab; das Collegium der Wundärzte besitzt sie aus 
; der Kreide von Mastricht; Darwin bat sie aus Süd-Amerika mitgebracht, 

nl längst bekannt ist sie in den tertiären Bildungen von Malta. 


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Mit Mirne Epwaros: über einige fossile Krustazeen. Eine 
r Vorlesung bei der pbilomatischen Gesellschaft in Paris (W’Instit 1837, 
855). 1) Dromilites, hat dieselbe Form und Eintheilung des Brust- 
sehildes ; wie die Dromien, dieselbe Queerfurche mitten auf jeder 
- Branchial-Region, dieselbe Bildung der Stirne u. s. w., nähert sich aber 
‘in einigen anderen Kennzeichen den Homolen; — aus dem Tertiär- 
Gebiete der Insel Sheppey. 2) Brachiurites rugosus Scatorn,. 
‚aus der Kreide von Faxoe scheint zum nämlichen Genus zu gehören. 
3) Ogydromites nennt E. einen fossilen Krebs aus den Jura-Bildungen 
bei Verdun, ebenfalls der Familie der Dromien angehörig, der sich 
"aber Larreizre’s Dynamenen mehr nähert: 

Die wenig entwickelten Trilobiten fanden sich in den ältesten 
Formationen. Die Macrouren ' die unvollkommensten aller Dekapoden 
‚bestehen seit dem Muschelkalf; die Anowuren,, welche die vorigen mit 
den folgenden verbinden, ‘sind in den Jura - und Kreide -Bildungen ges 
“ fünden. worden; von den Brachyuren, den am höchsten aussotile kn 
Dekapoden, sind nur wenige Reste in diesen, aber viele über der Kreide 
“ vorgekommen. - 


Jurien Dessarpıns: über Schildkrötenknochen-Ablagerun- 
gen auf der Insel Mauritius oder Isle de France (Bull. geol, 183#, 
IV, 302). D. hat an genanntem Orte drei Ablagerungen von Kuochen 
von Landschildkröten aufgefunden ; eine vierte war schon früher be- 
kannt. ‘Diese letztre ist die zu Flaeg auf den Gütern des Herra No- 
waro; — die drei andern sind zu Mare -Ta-Chanx auf Di’s eignen Be- 
Sitzungen, — zu Montagne blanche auf denen von CL&menT. Lansunors = 
und, eine Meile-davon erst kürzlich entdeckt, zu Mar - Pantin auf. jenen 
vonHarpy dem Vater. Doch hatte man bisher nur Schenkel-, ‚zertrüm- 
mertenOberärm - Beine und Panzer- Trümner- gefunden, obschon man am 
zweiten. und vierten dieser Orte nur nöthig hatte, die Erde: mit der 
Hand wnzuwühlen, um zu ihnen zu gelangen. Tiefere Nachgrabungen 


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ea haben inzwischen neuerlich Beckenknnghen,. hlüs- 

beine , Schulterblätter, ‚Wirbelbeine und. fast, vollständige. Schar 1 ge- 
BE, von deren jedem ein Exemplar der Sammlung ‚der Sozietät [der 
geologischen in Paris? oder naturhistorischen auf Iste de France?) 
zugestellt wurde. Ei 


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B. 


Ch. Lyerr: über das Vorkommen fossiler: Knorpelfisch- 
Wirbel im Lösse des Rheines (Lond. a. Edinb. philos. Magaz. 1836, 
VIIL, 557 — 558). Der Löss erstreckt sich im Rhein - Thal bis über 
Basel und Waldshut, und scheint zwischen diesem Orte und Schaff- 
hausen zu endigen. Bei Basel liegt er auf den Höhen, welche ‚den 
Rhein zu beiden Seiten begrenzen, und 1— 2 Engl. Meilen südlich der 
Stadt sieht man ihn am Bruderholz auf fast horizontalen Molassen- 
Schichten ruhen, bis zu 1100° Franz. über dem Meere und 300° über 
dem Rheine bei Basel, wo dieser selbst 760' Seehöhe vesitzt, Am N.Ende 
des Bruderholzes unter der Kirche von Binningen besitzt der Löss seine 
‚gewöhnliche gelblichgraue Farbe und ist voll Land- und Süsswasser- 
Konchylien: er wechsellagert nach unten mit Sand und Kies, und bot 
dem Vf. in einer seiner Wechselschichten zwei Fisch-Wirbel mit folgen- 
den gewöhnlichen Löss-Konchylien: Succinea oblonga, Pupa mus- 
eorum, Clausilia parvula, Helix cellaria, H. ‚plebejum, .H. 
arbustorum, H.rotundata, Bulimus lubrieus und einem kleinen 
Planorbis. Jene Fisch-Wirbel, ein Schwanz- undein Abdominal-Wirbel, 
stammen nach Acassız zuverlässig aus der Familie der Squaliden, 
und wahrscheinlich aus dem Geschlecht Lamna. Sie sind sehr wohl 

halten in einer Schichte, welche keine Störung erlitten, daher sie 
Br aus der Molasse dahin gelangt seyn können [?], auch versichert, 
Acassız , dass ihm keine ähnliehen in dieser bekannt seyen. Das Zu- 
sammenvorkommen derselben mit den Land-Konchylien und in einem 


Land-Erzeugniss würde sich dadurch erklären, dass im Senegal und‘ 


“ 
im Amazonenstrom, so wie nach Marcerave’s und Pıso’s Zeugnisse 
in Indien gewisse Squalus- und Raia-Arten vom Ozean aus mehre- 
ren hundert Meilen weit in die Flüsse hinaufgehen. „Lur 


J. DE Carce Sowerey: Tropaeum,-ein neues fossiles Poly- 
thalamien- Geschlecht (Geol. Soc. > Lond. Edinb. n.philos. Magaz. 
1837, ‚XI, 118). Dieses Genus steht zwischen Hamites und Scaphi- 
tes, war bisher mit erstrem verwechselt , besitzt einen  dorsalen Siphon 
und ganz getrennte, zuweilen weit von EN entfernte Umgänge; es 
 amterscheidet sich von Hamites durch den Mangel einer grell hacken- 
L förmigen Umbiegung. Die Art, Tr, Bowerbankii, stammt aus dem 
Untergrünsand an der Südseite von Wigne [verg!. he Ä 


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die Stylolithe ind, anorg ische Absom 


x T i IEGM.. Arch. 1837, .Pp,: 37 —142, Ta r ). 
Me von u Kıöpen schon ausführlich. De hrichöndieh ‚des Rüders- 
rfer Muschelkalkes [Kalkstein von Friedrichshall] . z en einen be- 


und regelmässigen oder einen anrege lmän eier 
eren ‚eine auf die Schichtflächen senkrechte Säulenform, deren Durch-, 
seit manchfaltig,, und deren äussere Fläche ohne Regel grob ‚und. 
fein, aber stets vollkommen paraliel,‘ in die Länge wie in die Queere- 
gestreift und somit gespaltenem Tannenholze äbnlich ist. Der konkaven 
(und konvexen Streifung dieser Körper entspricht eine genau kongruen 
könvexe und konkave der Wandung des umgebenden Gesteines, an we 
eher sich jene Körper ganz genau anlegen, oder höchstens um die. Dicke, 
des. feinsten Papiers davon getrennt sind, in welchem Falle sich zuwei- 
len: ein gelber Eisenoxydhydrat- Überzug in dieser trennenden Kluft 
findet. Im Innern sind diese Körper stets aufs Vollkommenste dem 
übrigen, äusseren Gesteine ähnlich. Unten pflegen sie an den Let- 
teı sehiehten zwischen den Schichtflächen desselben zu endigen; zu- 
weilen durchsetzen sie diese Lettenschicht und verlieren sich in dent, 
darunter folgenden Kalkflötze, oder sie setzen auf einer gemein 
lichen Absonderungsfläche im Innern .der Bänke ab; nach oben. a 
sie ‚gewöhnlich in der Mitte der Schichten so, dass-sie durch eine 
Haanlale, ihrem Queerschnitte genau entsprechende niedrige, Kluftflä 
a hnitten erscheinen. Dieser Queerschnitt ‚und diese Kir 
entspr chen oft sehr genau einer Schaale des Pecten diseites Scan: 
ja man findet zuweilen eine solche Klappe wirklich noch daraufliegen, 
niit, ihrer ‚konvexen Seite nach oben, nur in einem Falle war sie nach 
won: SE ehrp: zuweilen ist auch diese Schaale dureh eine schmut 
Kalkmasse ersetzt. Alle Unebenheiten, Kerben, Streifen, Splitte 
Eike ‚und d die Ohren am Rande des Pecten setzen sich senkrecht verlän-, 
rt im Gesteine fort und bringen so die äussere Streifung der Stylo-,, 
lithen hervor. In andern Fällen sieht man Pecten laevigatu Ss, 
E) i 
Myophoria vulgaris, Terebratula vulgaris, Mytilus socia- 
his, Plagiostoma lineatum und alle andere diesem Gesteine eigen- 
thümliche Muischelaxten, selbst Säulen- Glieder von ee 7 vul-. 
gar is Veranlassung zu solchen Bildungen geben, auch öfters sie noch, 
selbst darauf liegen. In einigen seltenen Fällen trifft es sich auch um- 
gekehrt, dass diese veranlassenden Körper den Stylolithen unten. begren- 
zen und derselbe nun nach oben auf die andere Weise aufhört. Zuwei- 
len durchsetzt, zerbricht und verwirft der Stylolith auch kleine im Ge- 
RR: liegende Muscheln. Die bestimmien Stylolithen sivd daher nichts 
deres als „durch organische Wesen. geleitete Absonderungen.“ "Indem 
näml ich die sie bedingenden Muschelschaalen, den Zusammenhang der 
noch weichen Gesteinmasse in‘ vertikaler Richtung, in welcher‘ diese 
Masse sich zusamenzog und niedersetzte, unterbrachen, machten sie eine 
schnellere Zusammenziehung der senkrecht darunter oder darüberliegen- 
den Gesteinmasse möglich, v was dann ‚die seitlichen Absonderungen dieser ö 


[2 w „- 


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lassı fen dem sich night Setzeidah Nebengesteine" bedingten 
diese wären demnach  gewissermassen Rutschflächen]. — Auf ähn- 
"iehel Weise können auch andere fremdartige Körper, in der weichen 
Gesteinmasse liegend, "solche Absonderungen veranlasst haben, und so 
mögen viele der unbestimmten und unregelmässigen Stylolithen entstan- 
den seyn. Nach@len eben bezeichneten Vorgängen konnte eissenschüs- 
siger Tlion leicht in die entstandenen Höhlen eindringen, wie er es in 
alle Klüfte: desselben Gebirges that. 
Auch im Zechstein zu Grund am Harz und im Mansfeld’schen sind 
die ee längst bekannt. Auch durchsetzen sie die räthselhaften 
lithe des bunten Sandsteines, wie sie Q. endlich im Juragebilde beob- 
Ra er hat. Aber überall sind sie nicht so schön, wie im Muschelkalk, 
in welchem sie derselbe noch zu Schwanebeck fand. 


3 


© E. Beyrıcn: Beiträge zur Kenntniss der Versteineran- 
gen des Rheinischen Übergangs-Gebirges. Ites Heft mit 2 lith. 
Tafeln (Berlin 1837). Die geistvollen Arbeiten LeoroLp von Bucn’s 
haben dem Vf., wie er im Vorwort sagt, bei diesem seinem ersten Ver- 
such im Gebiete der Versteinerungskunde als Muster vorgeschwebt. 
Desswegen, wie es scheint, macht er auch den Anfang mit einer Über- 
arbeitung von dessen Mooeitapkie der Goniatiten, welcher später 
eine Reihe anderer Monographie’n folgen soll. Als Einleitung gehen dem 
Ganzen voran: 

TI. Allgemeine Bemerkungen über die Petrefakten- 
führenden Gesteine des Rheinischen Übergangsgebirges. 
Das Streben, die Glieder dieses verhältnissmässig nur wenig studirten 
Gebirges nach dem Alter zu ordnen, ist gewiss sehr verdienstlich. Er 
stützt sich dabei auf Dumonr’s Untersuchungen über einen angrenzen- 
den Bezirk (D. Memoire sur la constitution geologique de la province 
de Liege, Brumxelle. 1832). Wir bedauern, dass er in dieser speziellen 
Tendenz Murcnuison’s u. A. Arbeiten über die Englischen Übergangs- 
Gebirge, so weit sie bekannt geworden, gänzlich unbenutzt gelassen, 
und dass er namentlich seinen Strygocephalen-Kalk nicht in De- 
vonshire mit in Vergleich gezogen hat. Der Vf. gibt folgende Paral- 
lele: | ; 


Lüttich. Andres Rheinisches Übergangs -G. 
1. Te rain" ardoisier Dum., Ver- | 1. ?? Talkige Gesteine des Taunus 
 steinerung-freie Thonschiefer der und Hundrücks, abweichend von 
Ardennen,, gleichförmig von fol- | den folgenden überlagert. 
genden überlagert. “ "ri 
2. Terrain anthrazifere Dun.: Ge- | 2... —° 
birge darüber bis, zum "Kohlen- I } 


kalk. einschliesslich. 


"a. Systeme’ ‚quarxo - schisteux 
inferieur DD iR: 
b 2‘ 


x 3 ’ . r . 
b. Systeme calcareu& inferieur 
” D. b 7 f 


"ec. Systeme quarzo - schisteux 
superieur D. 


..d. Systeme calcareux superieur 
D., der eigentliche Koblenkalk, bei 
Chuquier, Wise und Seilles. 


3. Terrain houiller Dum., das ei- 


gentliche Steinkohlen - Gebirge | 


„ über Kohlenkalkstein., ı 


tiquatus, Pr. 


| beson N assater Gr auı waı k en 
«(welche nicht mit Dum. dem [etwas ; 


jüngeren] Englischen Old red Sand- 


‚stone verglichen werden ‚können, der 


vielmehr am Räkine 


Anz een 


| mit den Versteinerdngene von. db. 


b. Eifeler Kalkstein, ganz 
mit den Versteinerungen von 5*). 
Ihm scheinen eigen: Terebratu 
prisca; Spirifer aperturatus 
(Orthis sehr selten; Produc- 
tus noch seltner), Cyrtocera und 
Spirula Gowor.; Goniatiten 
mit ungefalteter Schaale und meist 
ungetheiltem Dorsal-Lobus. Eine 
obre Abtheilung bildet der Strygo- 


cephalen-Kalk von Paffrath”*), wie 


der Vf. unten zu beweisen sucht; 


“zu ihm gehört auch eine Kalkmasse 


bei Willmar an der Lahn. 

c. Nassauer Grauwacken-Schie- 
fer mit Posidonia Becheri, Pec- 
ten grandaevus, Avicu 


ale 


pidaG., Orthoceratites Sure | 


latus v. Meyer. 

d. Zu Ratingen. Hieher schei- 
nen eigen zu gehören: Terebra- 
teln (gefaltete Arten sehr selten, 
aber) einige glatte; Spirifer tri- 
gonalis (Orthis fehlt); Pro- 
ductus häufig, besonders Pr. an- 
comoides, Pr. 
punctatus; Goniatiten mit ge- 
theiltem Dorsal-Lobus und gefalte- 
ter Schaale: G. ME G. 
Listeri. e 


Alle diese verschiedenen Glieder Ybass jedoch den Gesammt- -Cha- 
rakter und manche FINSRINE Arten vom Versteinerungen mit ‚iuander 


*%) Die noch ältern Übergangskalke_ haben die Ely menien allein, viele Orthis- -. 


keine Productus-Arten. 


= u 


%%) In dem Gorpross’scheu Petrefakten \ Verzeichnisse bei. DEcHEs sollen viele. ange- 
gebene Fundorte Rheinischer Versteinerungen unrichtig oder unzuverlässig seyn. 


l 


zum, Me 


“ gemeih; sie können daher nur durch die ehe feinern Hilnterschiede 
"von einander getrennt werden. 

= 1%. (Strygocephalen-Kalk.) In der isolirten Kalk - Partie um 
Bensberg bei Cölln sieht man die ältere Grauwacke die Höhen, den 
gleichförmig darüber liegenden Kalk die Ebene bilden. Von Süden, 
wo die Grauwacke ansteht, nach Norden fortschreitend kann man ihn 
beobachten in den Brüchen zwischen Bensberg und Heumar, auf der 
Lustheide zwischen Bensberg und Cölln, in der Steinbreche bei Ref- 
rath, bei Gronau zwischen Mühlheim und Gladbach, an der Hand, bei 
Paffrath selbst und eine Stunde nördlich davon. Der Kalkstein von 
Refrath ist dem Eifeler ganz ähnlich, lichtgrau, schwach bituminös, 
zu einem fast plastischen Letten [?] verwitternd, und fast nur mit den 
Versteinerungen wie bei Gerolstein. Auf der Lustheide scheint derselbe 
Kalk noch mit Cyrtoceratiten und mit Lucina proavia wie in 
der Eifel mit den nächstfolgenden Schichten, des Vf’s. Strygocephalen-Kalk, 
zugleich aufgeschlossen zu seyn. Bei@ronau, und besonders an der Hand 
und zu Paffrath sicht man nämlich von unten her zuerst einen schwar- 
zen, festen, sehr bituminösen, aber an Versteinerungen armen Kalkstein, 
welcher nicht zu Letten verwittert, sondern zerbröckelt; — nach oben 
übergehend in einen sehr porösen, Wasser einsaugenden, mürben, leich- 
ten, stark bituminösen Kalkstein, voll Versteinerungen, — worauf eine 
theils kalkig sandige , theils lettige Schichte von sehr ungleicher Mäch- 
tigkeit folgt, in welcher noch dieselben Versteinerungen frei und wohl 
erhalten liegen. Diesem Kalke gehören eigenthümlich an neun Bra- 
ehipoden-Genera und viele Gasteropoden: insbesondere Strygoce- 
phatus Burtini, Gypidium gryphoides, Megalodon ceueulla- 
tun Sow. [nicht Lm«.], Cardita carinata (Cardium c. Gorpr.), 
nebst vielen andern Arten dieser Gattung, Cardium (Conocardium) 
elongatum, Nerita subcostata, Turritella bilineata und T. 
coronata Goror.,„ Monodonta, Rotella,;, Phasianella, Buc- 
einum arcuatum, B. subcostatum, Euompbhalus delphinu- 
loides, Bellerophbon lineatus (Terebratula und Spirifer 
fehlen‘ fast ganz, Orthis, Produetus und Nautilaceen ganz) 
Korallen und Krinoideen aber scheinen sich wie im Eifeler und 
im Kohlen-Kalk zu finden. — Auf dem linken Rhein - Ufer lagert 


£. 


‚dieser Strygocephalen - Kalk nur bei dem Bleiberge von Soetenich, wo 


zwar in der Nähe des Ortes noch der Eifeler Kalkstein mit Terebra- 
tula prisca, Calceola sandalina, Spirifer glaber Sow., Sp; 
cuspidatus Sow. und Leptaena rugosa D. ansteht, im Osten aber 
gegen Keldenich und noch ganz im Gebiet des vorigen ein lockrer Kalk- 
mergel und poröser Kalkstein, wie zu Paffrath reich an Strygoceph a- 
Ius,; Gypidium, Conocardium, Cardita, Turritella, Bueei- 


uum, Phasianella, Turbo u..s«w., Nester von Brauneisenstein- 


Massen kaum einige Lachter hoch bedeckt. Die begrenzte Lagerung 
beider Stelleu, das Abweichen der Gesteins-Beschaffenheit ‚des Strygoce» 
phalen-Kalks und seiner Verseinerungen von denen der damit gleichalten 


/ 


— ME 

‚oberen sonstigen Schichtungen des Eifeler Kölkirteiäonbtiche der u 
der Bildung von Binnenmeeren in der schon theilweise gehobenen Ei-, 
fel, dem ruhigen Niederschlage der Schlamm - Massen und der all 
lichen Ansiedelung anderer, zum Theil flacheren Gewässern angehören- 
den Bewohner darin zu erklären. ae SE. 
2. (Vergleichung der Geiteins- Folge in Nassau.) Die’ . 
Alters - Bestimmungen der Gesteine im Nassuu’schen sind hauptsächlich 
desshalb schwierig, weil sich die Grün- und Schaal-Steine überall zwi- 
schen die neptunischen Gebirge hineinzwängen und die Continuität’ 
ihrer Schichten unterbrechen, Die Grünsteine erheben sich an manchen: 
Stellen kuppenförmig über das Grauwacken - Gebirge, und nur hier ha- 
ben sie verändernd auf die Oberflächen - Gestaltung eingewirkt; an'den 
übrigen Stellen, wo sie sich von unten herauf zwischen den Grau- 
wacken - und Kalkstein - Schichten auskeilen und diese letztern nicht im 
mindesten zu verrücken pflegen, ist auch die Oberfläche gauz unverän- 
dert. geblieben. Die Schaalsteine scheinen dem Vf. ‚nichts anders zu 
seyn, als ähnliche plutonische Gesteine, welche aber durch Aufnahme der, 
in dem von ihnen eingenommenen Raum befindlich gewesen, Grauwacken- 
und Kalkstein - Schichten in ihre eigene Masse selbst eine Umänderung 
erfahren haben, womit eben auch das Ungestörtseyn der an sie noch _ 
heranreichenden Grauwacke- und Kalk- Schichten am besten erklärt 
wird. Nicht selten findet man auch in ganz ausgezeichneten Schaal- 
steinen Versteinerungen, welche, noch wohl bestimmbar, mit denen der 
benachbarten Kalksteine ganz übereinstimmen. Das von Siegen her 
südlich einfalleunde Grauwacken-Gebirge wird zuerst an den Löhren bei 
Dillenburg und zu Lungenaubach durch einen Kalkstein unterbrochen, 
der sich in nichts von dem Eifeler unterscheidet, wie die Grauwacke 
auf der Kalteiche u. s. w. mit der Versteinerungs-reichen Rheinischen 
Grauwacke übereinstimmt, und durch zahlreiche Spiriferen und Kri- 
noideen-Stiele bezeichnet wird. Nur ein jüngeres Glied dieser näm- 
lichen Grauwacken - Formation ist der Thonschiefer von Wissenbach 
mit Calymene macrophtalma, Ammonites subnautilinus (auch 
im Eifeler Kalk), Orthoceratites gracilis, Isocardia Hum- 
boldtii Horw. und J. antiqua Goror., dann mit den’ neuen Anımos 
nites (Goniatites) Dannenbergi, A. latiseptatus und Ar 
ceompressus (Spirula compressa Gor»r.), mit noch 3 Orthoice- 
ratiten, Spirula, Belleropbon, Euomphalus, Turbo, Turri- 
tella, Nerita, Parmophorus, Spirifer und Cardium retror- 
sum v. Buch (auch der Thonschiefer am Harz bei Goslar mit: Ortho-' 
ceratites graeilis scheint dazu 'zu gehören). — Der schon erwähnte 
Langenaubacher Kalk enthält, wie der Eifeler, Terebratula prisca 
und’Calamopora spongites, C. polymorpha, Cyathophyllum 
esespitosum, C. quadrigeminum und Stromatopora poly- 
morpha, welche auch hier förmliche Korallen-Bänke bilden; — der 
von Villmar und Limburg an der Lahn u. a. O. enthält dieselben 
a EI 


= 501 — 


Korallen ; bei Weilburg kommt im Schaalsten auch Astraea po- 
rosa vor. Eine halbe Stunde aufwärts von Vellmar unmittelbar: 
an der Lahn sieht man eine kleine Strygocephalenkalk-Masse fast 
ganz in Schaalstein eingeschlossen, voll Versteinerungen, die sich 
aus dem bröckeligen und porösen Gesteine leicht sondern lassen, wor- 
unter Strygocephalus Burtini «jünger, Turritella bili- 
neataund T.coronata,Bellerophonlineatus, Conocardium 
(nicht Gypidium, Megalodon und Cardita) wie oben befinden, 
aber auch Calamopora spongites, C. polymorpha, Turri- 
tella angustata, T. conoidea, T. acuminata, T. costata, 
Turbo striatus, T. lineatus, T. nodosus, Trochus coronatus, 
T. bicoronatus, Phasianeila constrieta, Ph. ventricosa, Ph, 
auricularis, Nerita lineata, Euomphalus laevis, E. stria- 
tus, Isocardia Humboldtii, Pterinea lineata, Terebratula 
borealis, T. prisca, T. pugnus, T. ferita, eine neue Form unge- 
stielter Crinoideen, den Echino-Encriniten verwandt, und je eine 
Art aus den Geschlechtern Scypbia und Ostrea vorkommen, welche bis- 
her dem Übergangs - Gebirge fremd waren. — Bei Hernborn und Erd- 
bach tritt über diesen Kalksteinen der Posidonien-Schiefer auf (wel- 
cher, wie überhaupt alle Grauwacke, über dem Kalk in der Eifel fellt), 
und wechsellagert an letztrem Orte mit schwarzen bituminösen Kalk- 
steinen voll jungen Goniatiten mit getheiltem Dorsal-Lobus und ge- 
falteter Schaale. Um Lüttich findet sich derselbe in Dumont’s oberem 
Systeme quarzo-schisteux schr ähnlich, zwar ohne Posidonien, aber 
bei Amay zwischen Choguier und Huy mit Produceten und Pecten 
'lineatus Gror. — Am Sefsacker und am Beilstein zu Oberscheld bei 
Dillenburg bilden Eisensteine und damit verbundene Kalkstein - Stücke 
ein Lager in der allgemeinen Streichungs-Linie des Grauwacken-Gebir- 
ges, überall in genauester Verbindung mit Grünstein und Schaal- 
stein: wie es scheint, sind sie mit diesen durch plutonische Umwande- 
lung entstanden... Der Schaalstein ist immer im Liegenden, oder der 
Grünstein im Hangenden der Eisensteine. Jener Kalkstein (der sich 
ganz ähnlich so auch zu Stadtberge in Waldeck findet, woraus v. Buck 
Ammonites retrorsus, Venericardium retrorsum und Or- 
bicula concentrica bekannt gemacht) dürfte früher mehr Zusammen- 
hang unter sich gehabt haben und enthält viele Versteinerungen, ‘von 
welchen auch einige in den Schaalstein und noch mehr in den Eisen- 
stein übergehen. Man kennt daraus vorherrschende Orthoceraiiten, 
Goniatiten mit getheiltem Dorsal-Lobus und gefalteter Schaale, 
Trilobiten, unbestimmte Conchiferen- Geschlechter, keine Clyme- 
nien und Brachiopoden, von Gasteropoden nur eine Turritella 
und wenige Krinoideen und Korallen. Im Besonderen findet man 
darunter die 3 ‚obigen Arten von Stadtberge wieder, mit den auch im 
Rheinischen Schiefer vorkommenden Arten: Orthoceratites infla- 
tus GouDpr., Pterinea laevis und PPt. ventricosa@Goupr. Da sich 
die Lagerungs. Folge dieses Goni atiten- Kalk Miiehifzenaucz ermitteln 


ei I u, . % x # 


— 502 — BR 


' lässt, so glaubt der Vf. nach den Versteinerungen; ihn dem Syslöme 
‚quarzo-schisteux superisur beigesellen zu müssen, >. 


{ » 


1l. Über die im Rheinischen Übergangs- Ge ebirge vorkom- 
‚ menden Goniatitemn. ) 


D 


A. Nautilini: Dorsal-Lobus einfach, kein oder ein flach abgerun- 
deter Seiten-Lobus. 

1. A. subnautilinus v, ScuHL., V. . Buen Gon. p: 34, Bexn, 

p- 24. ? e 

A. Noegerrathi Goxor, ; 

?A. evexus v. Buch p. 33. | 

Im Eifeter Kalk bei Gerolstein, verkiest im Thonschiefer ven 

. Wissenbach. 
. 2. A. lateseptatus Bey. S. 25, Tf. I, Fg. 1—4, 
Verkiest im Thonschiefer von Wissentbach bei Dillenburg. 
3. A. Dannenbergi Beye. S. 26, Tf. I, Fg. 5. | „ 
Ebenso. | 
4. A. compressus Bay. S. 28, Tf. I, Fg. 6. 

Spirula compressa Goz»r. bei DecH. 536. 

Gyroceratites gracilis v. Mey, Act: Leup. und Bronn Leth. 
102, Tf. I, Fg. 6. 

Ebenso. Wegen Zerstörung der Schaale a im Kern 
die ohnehin sich kaum berübrenden Umgänge getrennt 
zu seyn. Die, Abbildung in der Leihäa ist daher nicht 
naturgefreu, und „vielleicht nur nach H. v. Mexer's 
Beschreibung entworfen *),“ 


& 


*) Diese Bemerkung ist im Allgemeinen eben so indiskret, als sie im Besondern leer 
und als sie leichtsinnig ist. Sie ist indiskret, weil der Vf. damit eine Beschuldi- 
gung ausspricht, zu der er weder ein allgemeines Recht (da ich nie Figuren nach 
blossen Beschreibungen in der Lethäa entworfen, und keine entlehut habe, 
ohne die Quellen anzugeben), noch eine Nothwendigkeit hatte, da es einfacher 
gewesen wäre anzunehmen, dass die Abstinde der Umgänge durch den Zeichner 
etwas zu gross gemacht worden seyen, was in der That der Wahrheit gemäss 
und durch den Umstand veraulasst worden ist, dass an dem ohnehin unvolistän- 
digen Original die Kerne einiger Kammern sich etwas aus der Linie gerückt fan- 
den, ein Fehler, dergleichen sich auch bei dem geübtesten Zeichner leicht welche 
zutragen und bei der genauesten Korrektur von hundert durch einander stehenden 
Figuren, welche übersehen werden können. Ist es ja doch dem Vf. selbst ge- 
schehen, dass unter seinen nur 20 Figuren zweimal (Taf. II, Fg. 3 be und Fg. 6 
ab) der Nabel in der einen Ansicht desselben Exemplares von Goniatiten 11/22 
mal so weit erscheiat,.als in der andern, was natürlich wieder ohne weifere Ent- 
stellung der übrigen Form nicht möglich war. Jene Beschuldigung ist aber auc 
ganz leer, weil der Vf. nur hätte Mever’s Abhandlung , die er zwar nach ‚der Le. . 
thäa zitirt, aber nicht nachgesehen hat, wie man al bei einer Monographie er- 
warten konnte, hätte in Bonz vergleichen dürfen, um sich zu überzeugen, dass i 

" nach der dortigen Notitz die gegebene Kigyn, unmöglich habe entwerfen können. 
Ehe man sich erlaubt, eine Beschuldigung wie die obige auszusprechen , ist m 


es der Ehre des ls schuldig, ‚sich besser von der Sache zu. überz ‚eu. Die- 
selbe 2 ar jeiehinphic aus beiderlei'Ursachen zugleich. ag: . Ba. f ‘5 
» ver an 


Er) % . » = 


PR. 


5. A. expansus v. Bucn. un 
26. A. latus v. Münsr. L“ 
77. A, sngustiseptatus v. Münsst. 


B. Simplices: Dorsal- Lobus einfach , Lateral- Lobus tief, Seilen- 

‚sattel breit. 5 
a. Lateral-Lobus tief En N oiee 

8. A. simplex v. Bucn. 
9. A. retrorsus v. Buch Gon. 49; Beyr. 30, T£. I, Fg. 10. 
Im Goniatiten- Kalk zu Oberscheld bei Dillenburg und in 
der Grube Martenberg im Waldeck’schen. 
10. A. ovatus. 


"db. Lateral-Lobus spitz trichterförmig. 
11. A. nodulosus v. Münst. ’ 
‘12% A. sublaevis v. M. 
‚13. A. globosus v. M. 
14. A. sublinearis v. M. 
. 15. A. linearisv. M 
16. A. divisus v. M. 
17. A. hybridus v.M. 
c. Lateral-Lobus spitz zungenförmig. 
18. A. subsulcatus v. M. 
19. A. sulcatus v. M. 


C. Aequales: Dorsal-Lobus einfach; Lateral - Luben zwei oder 
mehr, zungenförmig, nach Innen an Grösse zu- oder ab-nchmend. 


a. Lateral-Loben werden nach innen grösser. 
20. A. Münsteri v. B. 
21. A. orbicularis v. M, 
?22. A. planus v. M. 
b. Lateral-Loben nach innen kleiner. 
23. A. Henslowi Sow. 
24. A. Becheri Gorpr., v. Buch 39, Beyr. 31, Tf. 1, Fg. 7, 8. 
Im rothen Goniatiten-Kalk von Bedstein bei Ober schetd und 
in Roth-Eisenstein auf der Grube Rinzenberg. 


© 


D. Irregulares: Dorsal-Lobus einfach, Seiten- Loben zwei oder 
mehr, von unregelmässig ungleicher Grösse. 
- 25. A. Hoeninghausi v. B. 40, Beyr. 32. 
! Im Eisenkalk der Steinbreche bei Bensberg. 
26. A. multiseptatus v. B. 42, Bryr. 33, 
‚Verkiest, ?aus Übergangskalk der Eifel (Bonner Mas.). 
27. A. multilobatus Beyr. 33, Tf. I, Fg. 9, 
5 Im rothen Goniatiten-Kalk von Oberscheld. 
28. A. contiguus.y. Münst. . # 
29. A. speciosus v. M. j 
30. A. subarmatus v. M. / 


31. A. spuriusv.M. Ä "ge » 
232. A. maximus v. M. 

E. Primordiales*): Dorsal- Lolıs. getheit, Lateral- ; PO meist 
abgerundet und mit seiner Ventral- Wand bis zur Sutur ansleigend, 
ohne zum Sattel umzubiegen. 

33. A. primordialis v. B. (Grund am Harz), E 
34. A. aequabilis Beyr. 34, Tf. II, Fg. 1. r 
In rothem Goniatiten-Kalk von Sefsacker bei Oberscheld. 
35. A. carinatus Bexr. 35, Tf. 1, Fg. 2. 
Ebendaselbst. 
36. A. intumescens Beyr. 36, Tf. I, Fg. Er 
Ebenso. 
37. A. orbiculus Bey. 36, Tf. II, Fg. 4, 
Verkiest bei Gerolstein; bis jetzt das einzige Exemplar mit 
getheiltem Dorsal-Lobus im Eifeler Kalk. 
38. A. calculiformis Beyr. 37, Tf. I, Fe. 55 ig 
Zu Sefsacker. 
F. Carbonarii: Dorsal-Lobus getheilt, Lateral - Lobus s spibs, Late - 
ral-Sattel breit und abgerundet. 
39. A. sphaericus Marr., Beyer. 38. 
yes A. carbonarius Gouor., v. Buch 44. , 
Auf der Grube Hoffnung bei Werden; verkieselt als Ge- 
schiebe an der Ruhr; Kerne im Kohlenkalk von Yise. 
40. A. Listeri MaRr., Beyr. 39, Tf. II, Fg. 6. 


. 


‚ In Alaunschiefer über Kohlenkalk zu Chokier bei Lüttich. 
41. A. Diadema Goupr., Beyr. al, Tf. II, Fg. 8—10. 
Ebendaselbst. 
42. A. atratus Gor»r., Beyer. 42, Tf. II, Fg. 7. 
Dessgleichen. 


Diese zweite Abhandlung macht uns daher mit 8 neuen Arten 
bekannt, liefert die neue Beschreibung von 14 andern aus dem Rheini- 
schen Übergangsgebirge nebst den Abbildungen noch von einigen der- 
selben, und weiset im Einzelnen das Gesetzliche in ihrer Verbreitung 
nach. 


*) Da die übrigen Sektions-Namen Bezug auf Eigenschaften der ihnen untergeordne- 
ten Arten besitzen, so möchte man aus dem gegenwärtigen auclı auf ein höheres 
Alter schliessen, was aber nicht richtig‘ ist, D- R. 

h”} 
7 en 


] 


Mittheilungen 


“ 


über 


verschiedene Mineralienund Gebirgs- 
arten der südlichen Halbkugel, 


welche 


von dem Herrn Baron von LupwiG vom Vorgebirge 
der guten Hoffnung, 


an das Königliche Mineralien-Kabinei in Stuttgart abgegeben 
wurden, 
bestimmt und geordnet 


von 


Herrn Bergrath Dr. Heut. 


I. Mineralien vom Cap. 


Nach Herrn Dr. Brum’s Handbuch der Oryktognosie geordnet. 


XI. Gruppe. PAleiui: 


Kohlensaurer Kalk. 
Fundorte, 
Rhomboidaler graulichweisser Kalk- 


spath ENGLND { 00% Zatakoo. 
Kalksinter aus der Stalactiten-Grotte Congo. 
Jahrgang 1837. N 33 


DAN 


7 


y 7 (4 
TE EEE EEE TO Mr 506. ER - OO 


Me, XIV. Gruppe. Aluminium. 


Alauu. 


Feder-Alaun : : k 2 


Fundorte. 


.  Ditenhagen. 


Alaun . f i 3 Ä ! daher. 
XVI. Gruppe. Silicium. 
Quarz. 
Bergkrystall, lose Krystalle und | 
© Bruchstücke ; Tulbagh. 
Bergkrystall als lose Fr . daher. 
- Graulichweiser gemeiner Quarz, soge- 

nannter Fettquarz . daher, 
Gelblichweisser gemeiner Quarz in gros- TE 

sen 6seitigen Säulen .. daher. 
Graulichweisser krystallinisch stengli- 

cher Quarz . > ‚ daher, 
Gelblichweisser krystallinisch nei 

cher Quarz . . . daher. 
Dessgleichen 5 ie : . daher. 
Graulichweisser gemeiner stenglicher 

Quarz, krystallisirt in sechsseitigen 

Säulen, auf buntem Sandstein daher. 
Dessgleichen k : , daher. . 
Gelblichweisser dessgleichen daher. 
Gelblichweisser, gemeiner, krystallisir- 

ter Quarz mit diehtem Brauneisen- 

stein auf buntem Sandstein . daher. 
Gelblichweisser krystallisirter , gemei- 

ner Quarz, als Findenartiger Über- 

zug auf buntem'Sandstein. ... daher... 
Stenglicher Quarz, 2, t.. kaystllisie Ai 

in sechsseitigen Seelen ee da i | 


a a 


Krystallinisch stenglieher Quarz in ei- 
ner Chaleedon-Kugel  . 2... 
Rauchgrauer gemeiner Quarz in sechs- 
seitigen Säulen, auf buntem Sand- 
steine . > R * ‘ 
Gemeiner graulicher Quarz, sogenann- 
ter Fettquarz init Lichen . 


Rauchgrauer stenglicher Quarz in sechs- 


seitigen Rauten. . } al ii 
Krystallisirter Quarz auf buntem 
Sandstein ; : } ; . 


Graulichweisser poröser Quarz, die 
Drusenräume mit kleinen Quarzkry- 
stallen ausgefüllt . . x 

Rauchgrauer derber Quarz, mit Birch 
setzendem Chlorit . ? h 

Krystallisirter Quarz auf Thonschiefer 

Gelblichbrauner Faserquarz mit gelb- 
lichbraunem Amianth in gebändertem 
Eisenkiesel, zwischen thonartigem 
Brauneisenstein, aus Überkangskalk 

Poröser Quarz, gangartig zwischen 
Brauneisenstein ; $ . 


‚Chalceden. 


Zerfressener gelblichweisser Chalcedon, 


Gelblichgrauer Chalecedon, %Geschiebe 


“ 


Blaulichweisser Chalcedon, _ Geschiebe 


Feuerstein. 
Rauchgraner Feuerstein EAN 


Aschgrauer Feuerstein are. 5, Sa 


* 


\ 


Fundorte, 


Orange ‚Rivier. 


Namaqua-Land. 


Berg ‚Rivier, 
Zwartlland. 


Zwarteberg. 
Hottentotsche, 


Hollandische 
Klooft. 


ohne Fundort. 


Tulbagh. 
o. F., Tulbagh® 
0, F, 


Orange Ritier. 
daher. 


49°). 
‚53. 


Die Fundorte, welche nur durch Nummern ersetzt sınd, müssen 
später aus Smitw’s Reisebeschreibung entnommen werden. D. R. 


33 * 


- 508 — 


' Fundorte. 
| Hornstein. ein) (8 
'Schwärzlichbrauner Hornstein ., 19. 
Holzstein. 
'Schwärzlichbrauner Holzstein o.F 
Bruchstück eines -Stamms 'von Mimosa yan: 
capensis . . } ner 
Opal. 


Gemeiner Opal als Geschiebe 
 Ockergelber Halbopal. . «» 
Hyalit h. 


Kleintraubiger ter in körnigem 
Kalk 


7 Tripel, 
Gelblichweisser Tripel 
| Bol. 


_ Ziegelrother Bol ; 


Zweiaziger Glimmer. 


Silberweisser Glimmer in grossen Ta- 
feln, krystallisirt, aus grobkörnigem 
Granit . 


Mesot yp- 
Gelblichweisser Mesotyp | 


. .“ 


Prehnit. 


Blätteriger Prehnit, krystallisirt in zu- 
sammengewachsenen Tafeln 
Blättriger Prehnit derb 


[) X) 
v Er 2 


. Orange Rivier. 


o. F. 


oF 


Orange Rivier. 


0, ) RR r 


Namaqua-Land. 
Nieuwe-Feld- 
Bergen. 


— 509 — 


Fundorte. 


Blättriger Prehnit, krystallisirt in Ta- 
feln.. un 2. , ein) ed Orengeiker. 
Faser Prehnit . i ö a x Port-Natal. 


Speekstein, 


Roth und grau gefleckter Speckstein Zulbagh. 
Roth und grau gestreifter Speckstein daher. 


Strahlstein, 


Gemeiner Strahlstein Hr, BE 


Amlanth. 


Asbest in thonigem Brauneisenstein Latahoo. 
Amianth in Eisenkiesel zwischen tho- 
nigem Brauneisenstein . h . daher, 


4 


AÄXX. Gruppe. Eisen. 
Magnet-Eisen. 


Magneteisenstein . ? ß a? 
Dichter Magneteisenstein. . . Graf Resnei. 


Eisenglanz. 


Eisenglanz in schmalen Gängen in 


Hornstein . r ; HOHEN OR, 
Eisenglanz mit Quarz . ; yi 39. 
Dessgleichen . X Ä B : 29. 


Arsenikhaltiger Eisenglanz mit Quarz 45. 
Schuppiger ‚Eisenglanz, , Eisenglimmer 
mit Quarz . i } ; “Qu, 
'Brauneisenstein. 
Dichter Brauneisenstein . i un AA, 


ur 


Buntangelaufener dichter Brauneisen- _ 
stein, stalaktitisch©ce. - - ...109 


"Schwefelkies-Würfel, lose. . . Caledon bei St. 


Nero. 
1. 


2. 


3. 
4. 


br 


h Fundorte. 
Eisenkies. Fl EEE PPEE TH 


7 
‘Mari ay. 
Bohnerz. 


Bohnerz in plattgedrückten Kugeln . Carro. 
XXXII. Gruppe. Kupfer. 
0 Malachil. 
Erdiger Malachit von den Kupferber- 
gen. ee 0000. Namaqua-Land. 


II. Gebirgsarten vom Cap, 
| von 
Dr. Smir#’s Expedition. 


Nach v. Leon#arp’s Handbuch der Geognosie geordnet. 


A. Abnorme Gebirgsarten. 
l. Primitive Gebirgsarten. 


1. Gneiss. 
Fundorte. 


Gneiss mit vorwaltendem Feldspath, 

mit Quarzkörnern und verwittertem 

Chlorit . . [} . : . . R 0. 

Gneiss mit silberweissem Glimmer . 43, 
9. Glimmerschiefer. \ 

Blaulichgrauer Glimmerschiefer. . 40. 


Glimmerschiefer mit schwärzlichbrau- 
nem Glimmer . PL . Elephant Rwier. 
Dessgleichen : i aan .  Namaqua- Land. 


— Su — 


Nro. 2 Fundorte. 

6. Glimmerschiefer mit _silberweissem ans). 
Glimmer .  .: u RUN Orange River. 

7. Glimmerschiefer mit schveärmiih An 
nem Glimmer . { ! R . ‚daher, 

8. Dessgleichen . . „saltehindudaher. 

9. Dessgeichen . . ....2...2 Zwartland,Bery- 

Rivier. 


3. Körnliger Kalk. 


10. Blaulich grauer körniger Kalk, Ur- Ber 
kalk . \ i s i ; . 18. 
11. Grünlichgrauer körniger Kalk. Do- _ 


lomit 2 i Bi 8. 
12. Gelblichweisser käpipst Kalk. Do- 
lomit mit Tremolit . AG, L£ 72: 
4. Granit. 


13. Feinkörniger Granit mit vorwalten - 

dem Feldspath und wenig Glimmer. 28, 
14. Grosskörniger Granit mit krystalli- 

sirtem Glimmer und gemeinem Feld- 


spath. Orthoklas . R \ 43. 


15. Granit mit fleischrothem Feldspath 2 63. 
16. Dessgleichen in kleinen rhomboidischen 
Säulen . , \ 78. 


17. Granit mit blumig - blktterigem ker“ 
weissem Glimmer . ; . 85. 
18. Granit mit vorwaltendem ei 
Feldspath, Orthoklas und verwittertem 


Glimmer . . } x ; 24 82. 
19. Granit mit gangartigem Brauneisen- 1 

stein. N i Bm |. 
20. Grobkörniger PrRBRREN mit Feldspath- | 


Leisten . HM k } \ { 91, 
21. Feinkörniger Granit mit zersetztem | 
Glimmer . . ; } h L 104. 


n 
er 


39. 


40. 


. Granit mit silberweissem Glinmer . 
. Granit mit vorwaltendem Quarz und 


schwarzbraunem Glimmer r R 
Granit mit fleischrothem Feldspath 
und ‘rhomboidalisch krystallisirtem 
Epidt . x 3 “ 5 i 


5. Syenit. 
Feinkörniger gelblichbrauner Syenit . 


. Dessgleichen blaulichgrau . 3... 
. Dessgleichen graulichschwarz mit Ei- 


senkies . ® . } ® . 


. Dessgleichen mit Epidot . 
Grobkörniger Syenit mit Feldspathlei- 


sten . . . . . . : 
Dessgleichen mit he een Feld- 
spath . B N k 

Feinkörniger Syenit mit gelblichgrü- 
ner Hornblende 5 > : & 


% Grünlichgrauer grobkörniger Syenit . 
. Feinkörniger grünlichgrauer Syenit ' 
. Feinkörniger Syenit - Schiefer mit En 


stacit R , i 


Grobkörniger ern mit Krystallisir. 


ter Hornblende 


- Feinkörniger schwärzlichgrüner Sye- 


nit mit rothem Feldspath . Kein 


. Feinkörniger grünlichgrauer Syenit . 


y i 6. Quarzfels. 


Quarzfels, körniges Quarzgestein, mit 


»Karniol, Eisenthon u. sw. .. .. 


Rauchgraues thoniges Auarzgestein . 


7. Feldstein-Porpbyr. 
Geige auer HorgstpiEunpien 


Fundorte. 


Ge Riier. 


daher. gi) 


Namagua- Land. 


23. 0 


15. 


Nro. 


‚4. 
42. 
43. 
44. 
45. 
46. 
47. 
48. 
49. 


50. 


51. 
52. 


53. 


54. 


35 
56. 


57. 
58. 
59. 
60 


“ 


58 — 


Feinkörniger schwärzlichgrauer Ber: 
stein-Porphyr . ! d . 5 
Grünliebgrauer Hornstein-Porphyr mit 
Fett-Quarz ‘ \ 
Röthlichgrauer RUE Pornlnd mit 
Fett-Quarz i ; ; R 
Graulichschwarzer Hornstein-Porphyr 
Grünlichgrauer Feldspath-Porphyr . 
Röthliehgrauer Feldspath-Porphyr 
Feldstein - Porphyr mit Hornblende. 
Übergang in Granit . R - 
Rother Feldstein-Porphyr mit Bern 
lisirtem rhomboidalem Albit und 
Hornblende ; 
Grünlichgrauer Hornstein- Ps 
Dessgleichen mit fleischrethem Feld- 
spath . } are \ 
Röthlichbrauner Hornstein-Porphyr ; 
Feldspath-Porphyr mit fleischrothem 
krystallisirtem Feldspath . 
Grünlichgrauer Hornstein-Porphyr 


Dichtes Feldspath-Gestein in schiefe- 
rigem Gefüge . .. } f 
Dichtes Feldspath-Gestein. Felsit 


| Dichtes Feldspath-Gestein ; 


®» Gabbro. 


Feinkörniger Gabbro mit Magnetkies 
Feinkörniger Be Gabbro . 
Dessgleichen . 

TREE Gabbro mit DR 


neteisen . . 


61. Dessgleichen mit Magnetkies N 


62. 


Dessgleichen mit Eisenkies 


% 


Fundorte. 


17. 


27. 


67. 


69. 


70. 


71. 
72. 


73. 
74. 


75 


76. 
77. 
78. 


79. 


» 


80. 


— sid — 


10. Serpentin. 


. Verwitterter edler Serpentin . . 
. Grünlichgelber Serpentin 2. . 
. Grünlichgelber Serpentin . . 
. Grünlichgrauer Ophit mit Schnüren 


von Quarz durchzogen . R 


Grünlichgrauer Arie ‚ edler Serpen. | 


tin . [7 ®. _} . Re 
al nee feinkörniger Ser- 


pentin a L { N 4 hi 


11. Diorit-Schiefer. 
Grünlichgrauer Diorit-Schiefer . 
12. Aphanit, 
Aphanit. Grünstein-Porphyr 


13. Diorit. 


Kleinkörniger Diorit . : . : 
Feinkörniger Diorit mit Magnetkies 


in kleinen Körnern . & 4 n 
Dessgleicheri mit Magneteisenkörnern 
Dessgleichen mit Magnetkies in klei- 
nen Körnern . tr rog 3 
Grünlichgrauer. Diorit mit Glimmer- 
blättehen . as | 


Grünlichgrauer Diorit 

Dessgleichen . \ ! j 
Kleinkörniger Diorit mit Glimmer- 
blättchen . . ee 
Grünlichgrauer Diorit 


Fundorte. 
70. 
32. 
Oro 

‘ Namaqua - Land. 


Klein Namaqua- 
Land. 


36. 


6. _ 


100. 
103. 


ll. Vulkanische Gebirgsarten. 


1. Basalt. 
Basalt mit Olivin und Mesotyp - 


o.F. 


BR N 


ß Nro. "Hm 
81. Basalt. Anamesit mit Braunspath-Ku- 


Fundorte, 


geln . t { x i hau 


82. Verschlackter Basalt nit Aryoralinte 
schem Quarz . N } 3 i 


/ 


2. Basaltischer Mandelstein. 


83. Basaltischer Mandelstein mit Analzim 
und Grünerde . R 

84. Basaltischer Mandelstein mit Chalce- 
don, Stilbitspath und kleinen Körnern 
von Magnetkies { 

85. Basaltischer Mandelstein mit Kalk- 
spath N } > . f . 

86. Basaltischer Mandelstein mit rothem 

 Jaspis und Chalcedon 

87. Basaltischer Mandelstein wit rosenro- 
them und blauiiehgrauem Quarz 

88. Basaltischer Mandelstein mit fleisch- 
rothem Mesotyp 

89. Röthlichgrauer a Mandel- 
stein mit Analzim in kleinen Körnern 

90. Basaltischer Mandelstein mit Analzim- 
Kugeln und Grünerde | | 


96. 


91. Basaltischer Mandelstein mit Adels Tulbayh. 


3. Dolerit. 


92. Dolerit-Mandelstein mit Mesotyp-Ku- 
geln und Analzim . RR i 
B. Normale Gebirgsarten. 
1. Thonschiefer. 
953. 


Ruehlicharater Thonschiefer mit Chia- 


stolit } { 4 


52. 


m 3 1 

Nro. .... 

94. Bläulichschwarzer Thonschiefer mit 
Braunspath-Körnern.. h 

95. Bläulichgrauer Thonschiefer mit call 

gelben Glimmerblättchen . 

96. Röthlichgrauer Thonschiefer 

97. Schwärzlichblauer Thonschiefer mit 
Glimmer-Blättchen 

98. Röthlichgrauer Thonschiefer 


Fundorte. 


‚94. 


‚51. 
93. 


95. 
97. 


99. Schwärzlichgrauer Thonschiefer ._ Namaqua- Land. 


2%.  Wetzschiefer. 


100. Grünlichgrauer Wetzschiefer - .. daher. ‘ 


- 


8. Kieselschiefer. 


101. Kieselschiefer mit gangartig durch- 
setzendem Fett-QAuarz . F 
102. Schwärzlichbrauner Kieselschiefer mit 
 krystallisirttem Qurz . . 
103. Graulichschwarzer Kieselschiefer . 
104. Dessgleichen. Hornfels . 


4. Älterer Dolomit. 


105. Älterer Dolomit mit kleinen Kugeln | 
von Thoneisenstein . : Htait 


86. Übergangskalk. 


106. Schwärzlichgrauer gefleckter Über- 
gangskalk . ; % Ä 

107. Schwärzlichgrauer Üherpankukall mit 
Kalkspath . : an? . 


31. 


6. Alter rother Sandstein. 


. 108. Grünlichgrauer alter rother Sandstein- 
Schiefer . . 2a 


109. Leberbrauner alter rother Sandstein 


* 


4 


13. 


u 


Nro, RAN Fundorte, 
7, Bunter Sandstein. 
110. Gelblichbrauner bunter Sandstein . 99. 
111. Dessgleichen . 3 UL r 14. 


II. Gebirgsarten und Mineralien 


New South Wales, Neu-Holland. 


Geognostisch geordnet. 


1. Goneiss. 
Grobkörniger Gneiss mit eingewachsenem Chlorit, 
Graulicher Gneiss mit silberweissem Glimmer. 
2% Glimmerschiefer. 
Grünlichgrauer Glimmerschiefer mit silberweissem Glim- 
mer, 
3. Talkschiefer. 


Grünlichgrauer Talkschiefer. 


4. Körniger Kalk, 
Gelblichweisser körniger Kalk. 


5. Granit, 


Granit mit Apfel-grünem Faöspäth und sehwäfzlich- 
braunem Glimmer. 

Quarz mit silberweissem -Glimmer aus grobkörnigem 
Granit, 

Quarz-Geschiebe aus einem grobkörnigen Granit. 

Faseriger Prehnit aus Granit. | 
Grünlichgrauer blättriger Prehnit aus Granit. 


— 5ls — 
‚ Quarzfels. 


Gelbiehgrne feinkörniger Quarz Fels, daiiritad ort 


7 Feldstein- re | 

Bean enuer Feldstein - Porphyr mit nn. 
Feldspath. 

8 Serpentin. 


Grünlichgrauer Ophit. 


9, Basalt. 


Basalt mit Olivin-Körnern und Stilbit-Spath, Sable-Bay. 
‚ Kieselschiefer. 


Kieselschiefer-Geschiebe ppit Adern von ‚gelblichgrauem 


Quarz. 


11. Alter rother Sandstein. 


Alter rother Sandstein mit Bleiglanz und Kalkspath, 

Röthlichgrauer alter rother Sandstein, 

Graulichweisser alter rother Sandstein. 

Eisenglanz, gangartig und eingesprengt in altem rothem 
Sandstein, 


: 12, Mae na 


Feinkörniger Bir hergnie Kohlen-Sandstein mit v Blanen 
Abdrücken. N 

Peehschwarze Grobkohle. 

. Ziegelrother Porcellain-Jaspis ‚mit Blütter-Absnäcken. 

Grünlichgrauer 'Porcellain-Jaspis. Geschiebe. uf 


13, Bunter Sandstein. 


Feinkörniger bunter Sandsteim mit Bitterkalk. 
Gelblichgrauer poröser dichter Brauneisenstein. 


a ı BE. 


14. Kouper-Sandstein. 
Feinkörniger ‚graulichweisser  Kenper - Sandstein mit 
Sehnüren von Braunkohle. 
Schieferige Braunkohle. Lerteukale. 


IV. Gebirgsarten und Mineralien 
aus Ühina. 


1. Granit. 


Gelblichgrauer feinkörniger Granit. 
Gelblichweisser Porcellain-Thon aus Granit. 


2. Feldstein-Porphyr, 
Ziegelrother verwitterter Thonporphyr. 
Aschgraues feinkörniges Steinmark aus dem Porphyr- 
Gebilde. 
3. Serpedıfe 
Ockergelber verwitterter Ophit. 


4 Basalt. | 

Schwärzlichbrauner Basalt mit Olivin-Körnern. 

Ziegelrother gebrannter Thon. Porcellain-Jaspis. 
‚5 Diluvium. 


Diluvial-Sandstein. Breceie. 


V. Gebirgsarten 
von 
Deceptions-Istand. New - South- Shetland. | 
1. Tionknhe fer 


Grünlichgrauer Thonschiefer. 


on 


= GE HERE 
2%, Basalt. 
Verschlackter Basalt mit kleinen Olivin-Körnern, 


Basaltischer Mandelstein mit Mesotyp-Körnern. 
Bimsstein als Geschiebe. 


3. Lava. 


Gelblichbraune poröse Lava. 


VI. Gebirgsarten 


Deadmans- Island. Staaten - Land. 


1. Übergangskalk. 
Weisslichgrauer Übergangskalk. 


2%. Lava. ’ 
Röthlichbraune schwammige Lava . . Terra del 


Fuego. 


VN. Gebirgsarten aus India. 


l. Übergangskalk. 


Übergangskalk mit Calamopora serpens. 


2. Alter rother Sandstein. 
Röthlichbrauner feinkörniger alter rother Sandstein. | 
Röthliehbrauner thoniger Eisenstein. 

3.. Kalksinter. 
Gelblichweisser Kalksinter.. 


N © 


GR > NA COUEE 


Übersicht und Zahl der Exemplare. 


1. Mineralien vom Cap . i r . 62 Ex. 
2. Gebirgs- Arten vom Cap von Dr. Smitu's 

Expedition . \ AN 105 » 
3. Mineralien und 6 dbieldhs ten von New South 

Wales, Neu Holland 5, i ah 
4. Mineralien und Gebirgsarten aus China ‘ 8 » 
5. Gebirgsarten aus Deception - Island, New 

‘ South Shetland } £ By 


6. Gebirgsarten von Deadegi Ka Stapken. 
ET RR REN es un.“ 
7. Gebirgsarten aus Inda -» . } 4 » 


Jahrgang 1837. Krk a 34 


Über 
. die geologischen Vorlesungen 
| des 


Herrn FoURNET in Lyon. 


(Aus einem Schreiben des Herrn Lortrr an den Geh.Ratlı von LEONHARD.) 


Die Errichtung einer wissenschaftlichen Fakultät in 
unserer Stadt muss für dieselbe, was das intellektuelle Le- 
ben betrifft, mit allem Rechte als eine merkwürdige Epo- 
che gelten. Bis jetzt beschäftigten sich, mehr um der Zer- 
streuung willen, einige Naturforscher und Naturfreunde, die 
man in Lyon selbst wenig kannte und beachtete, mit diesen 
oder jenen Zweigen des Wissens; nun ist ihnen ein Cen- 
tralpunkt dargeboten, welcher Alle vereinigt. Selbst junge 
Kaufleute dürfen, „ohne dass sie besorgen müssen, ihren 
Kredit zu verlieren ‚* Vorlesungen besuchen. Reisende Na- 
turkundige werden nun in Zyon verweilen können, sie wer- 
den hier Beschäftigung finden. — Seit zwei Jahren wurde 
das städtische Museum, bis dahin in kläglichem Zustande, 
"bedeutend vermehrt. Ja man kann sagen, dass dasselbe, 
durch den Eifer des Herrn Jourpan, Professors der Zoo- 
"logie, erst geschaffen wurde. Früher belief sich die Zahl 


der Säugethiere nur auf vierzig; gegenwärtig besitzt das 


Museum deren siebenhundert, und darunter Repräsentanten 


Er . u 
ee 


BIS...» ROM 


der wichtigsten Geschlechter und Gattungen. Es umfasst 
1200 Vögel, 250 Reptilien, 800 Fische, 2000 Muscheln, 6000 
Insekten. Für Mineralogie und Geologie ist eine Sammlung 
von 6000 Exemplaren vorhanden. In diesem Augenblicke 
arbeitet man an einer Departements - Sammlung , welche be- 
stimmt ist, fünf oder sechs grosse Durchschnitte unseres 
Gebietes darzustellen. 

Herr Fourner seiner Seits hat bereits für die Fakultät 
der Wissenschaft eine Sammlung aufgestellt, welche zu- 
reicht, um von ihm bei seinen Vorlesungen benutzt zu wer- 
den. In den diessjährigen Vorlesungen, welche grosses In- 
teresse erweckten, entwickelte er die Modifikationen 
und die Klassifikation der Felsarten. — Herr Fourxert 
begann mit allgemeinen geographischen Andeutungen und 
wendete sich sodann zur Untersuchung des Einwirkens ver- 
schiedener Agentien auf die Erdrinde. Nach sehr umfas- 
sender Betrachtung des mechanischen und chemischen Ein- 
flusses des Wassers untersuchte er die Thätigkeit plutoni- 
‚scher Gewalten aus doppeltem Gesichtspunkte. Was die 
mechanische Einwirkung der Central-Wärme angeht, so. er- 
kannte F. die Wahrheit der Erhebungs - Theorie von Erır 
DE BEAumonT, so wie jene der von diesem Geologen aufge- 
‚stellten Epochen. Vermittelst dieses Systemes erklärte F. 
auf sehr genügende Weise die verschiedenen, bis jetzt nie 
beschriebenen Bergketten im Zyonnass. 

Hr. Fourner ging nun zur Betrachtung der, die Pla- 
netenrinde zusammensetzenden Felsarten über. Hier wurde 
durch die Bildung mehrerer wasserfreien Silikate, welche sich 
in feuerigen Gesteinen der verschiedenen Epochen finden, die 
plutonische Theorie mit besonders überzeugender Klarheit von 
ihm entwickelt. Jene Gesteine an und für sich betrachtet, 
erscheinen unter so manchfaltigen Modifikationen, dass es 
schwierig wurde, sie alle zu benennen und zu’ klassifieiren ; 
aber die Theorie der chemischen Modifikationen weiset uns 
‚auf ein gemeinsames Band hin, wodurch jenes scheinbar 
höchst Vielartige und Verschiedene zusammengehalten wird. 


54” 


— 514 — 


Lassen Sie mich versuchen, Ihnen einen Begril vom 
Fourser’schen Systemo zu geben. 
‘Welches Gestein hat man als das älteste zu betrach- 
ten® Die alten Neptunisten, wie die Plutonisten, glaubten 
den Granit dafür annehmen zu müssen; denn diese Felsart 


trifft man stets, wenn man sehr tief eindringt gegen das 


Innere der Erde. Herr Fourxer stellt eine andere Ansicht 
auf. Er sagt: das Erkalten des Erdkörpers konnte nicht 
ohne verschiedene Bewegungen vor sich gehen. Die erste, 
die älteste Rinde musste nothwendig durch das Erkalten 
zerrissen werden, sie musste von Neuem geschmolzen, oder 
dureh die, zu sehr heher T emperatur gesteigerten, Wasser 
aufgelöst werden. Durch wiederholtes wässeriges Einwir- 
ken nahmen jene Schlacken-Massen einen ganz andern Cha- 
rakter an; es entstand daraus der Thonschiefer, welcher, 
mit wenigen Verschiedenheiten, an den manchfaltigen Orten 
seines  Vorkommens ziemlich dieselbe . Zusammensetzung 
wahrnehmen lässt. Um die Modifikationen begreiflich zu 


machen, deren jenes Gestein fähig ist, stellt Fourner' fol- R 


gende allgemeine Grundsätze auf: 

1) Ein schieferiges Gestein, selbst mehrere andere 
Felsarten, können bis zum flüssigen Zustande erweicht wer- 
den, ohne dass sie ihre ursprüngliche Textur verlieren. Man 
sieht diess sehr deutlich an Schiefern, welche zum Bau von 
Hohöfen dienten, und unter andern Verhältnissen. | 

2) Jede auf solehe Weise erweichte Substanz erlangt, 
nach der ungleichen Dauer der Abkühlung, eine verschie- 
dene Molekular-Gruppirung. Eisen eigriet sich kubische Fa- 
eetten an, Bouteillen-Glas krystallisirt in verschiedene Pris- 
men, krystallinische hingegen wandeln sich zu Glas um. 

3) Bei dieser neuen Anordnung der Molekular- Theile 
bildeten sich Verbindungen, die vor oder während des Er- 
weichungs-Zustandes nicht vorhanden waren; gewisse Sub- 
stanzen trennen sich gänzlich die ‚einen von den andern, 
wie z. B. der Kohlenstoff, der beim Schmelz - Processe zu 


Graphit wird, das Blei, welches sich vom Kupfer scheidet, 


1 1% 


DE RE DDR 


a ld a a nn Zu 


EL PEE 


Ba), 


dem es, ohne schnelles Erkalten, verbunden geblieben wäre 
u. 8. w. 


4) Die Elemente eines plutonischen Gesteines, das im 
erweichten Zustande mit einer neptunischen Felsart in Be- 
rührung kommt, vertheilen sich oft in letztere, bald durch 
eine Art von Infiltration, bald vermittelst wahrer Zämenta- 
tion. Auf ähnliche Weise dringt Kohlenstoff in Eisen ein, 
Bleiglanz in Thone, Kochsalz krystallisirt zwischen Schiefer- 
Blättern, Glätte wird in die Kapelle einfiltrirt u. s. w. 
In solchen Fällen haben bald Verbindungen Statt, bald er- 
zeugen sich nur einfache Gemenge, mitunter entstehen auch 
beide gleichzeitig. | 


5) Zuweilen wird auch aus der neptunischen Felsart 
einer der Bestandtheile ausgetrieben ; so verlieren gewäs- 
serte Karbonate bald ihre Kohlensäure, bald ihr Wasser. 


Ohne solche theoretische Ansichten auf die Gesammt- 
heit der Felsarten anzuwenden, hat Herr Fourner unter- 
sucht, ob die, an den verschiedenen Grenzen plutonischer 
Gesteine wahrnehmbaren, Modifikationen sich den angedeu- 
teten Gesetzen unterordnen lassen. Genaue Beobachtungen, 
durch Handstücke belegt, welche meist alle aus unserer Ge- 
gend entnommen worden, haben gezeigt, dass unter Um- 
ständen, wie die erwähnten, der Thonschiefer in F olge von 
Erweichung und darauf eingetretener Krystallisirung sich 
in Glimmer, in Chlorit, in Talk, in Hornblende, in Idokras, 
in Epidot, in mehr und weniger gestreiften Jaspis umge- 
wandelt habe, und dass überdiess der Feldspath, oder we- 
nigstens das Kali feldspathiger Gesteine in den Schiefer 
eingedrungen sey und zum Entstehen von in höhern oder 
geringern Graden ausgezeichneter feldspathiger Masse den 
Anlass gegeben hat. Von diesen besondern Thatsachen aus- 
gehend, welche Herr Fourner verallgemeinerte, gelang es 
ihm, eine chemische und geologische Klassifikation der schie- 
ferigen Felsarten aufzustellen, indem er stets den Thonschie- 
fer als Typus nahn; in der Sammlung .der Fakultät sind 


— 926 — 


die ne Übergänge zu sehen. Man kann solche in B. 
folgender Reihe aufzählen. 


iemeilte Modifikation des Thon- 
schiefers. 


A. Ohne Feldspathisirung. 


| 1 Verhärteter Thonschiefer, glänzend, zum 

Thonschiefer in| Theil Atlas-artig. 
Glimmerschiefer | Thonschiefer mit einzelnen Glimmer- 
übergehend. | Blättchen. 

Reiner Glimmerschiefer. 

Thonschiefer mit unbestimmbaren läng- 
lichen Einschlüssen (Nodules alongees). 

Schiste argileus maclifere, Macline **). 

Schiste argileuz machfere mit Glimmer- 
Blättchen. 

Schiste micace pur maclifere ou & Feld- 
spalh apyre (Glimmerschiefer mit An- 
dalusit). Beh 


(Thonschiefer mit Glimmer und Staurolith.. 


Thonschiefer in 
Macline (Maclines*) 
und. in  Andalusit- 
(Feldspalh apyre)Ge- 
steine übergehend. 


Thonschiefer: : k | j 
Glimmerschiefer mit Staurolith. 
Thonschiefer mit Granaten. 
Thenschiefer. ie » Glimmerund Granaten, 


Glimmerschiefer mit Granaten. 
Glimmeriger Thonsehiefer mit Fibrolit. 
Thonschiefer. Glimmerschiefer mit Disthen. 
Massiger Fibrolit. 
Graphit - Haltker Ä 
Thonschiefer(Schiste‘ Glimmerschiefer mit Graphit. 
argileux carbure). Dr 
Thonschiefer — Glimmerschiefer mit Turmalin. 


sp, Um TRIERER BR. zu verhüten war die theilweise Beibehal- 
tung der Fourugr’schen Nomenklatur in der Ursprache unumgäng- : 
lich nothwendig. D. R. 
**) Phyllade maxlifere hiess bis jetzt bei Französischen Geologen der 
_ Chiastolith- führende Thenschiefer. 


— 527 2 


(A | Diese zweifelhaf- 
 Iten Modifikationen 
Quarziger Thon-fkönnten sich viel- 


Ä 4 schiefer. leicht auf eine Zä- 
Thonschiefer. | i MW); h ua 
Quarziger Glim- | mentation beziehen, 

merschiefer. oder auf andere 


'Imanchfaltige Ursa- 
\ chen, 


B Mit Feldspathisirung. 


Porphyrartiger Thonschiefer, mit Feld- 
spath-Krystallen. 
Thonschiefer in} Glimmerschiefer mit feldspathigen Thei- 
Gneiss übergehend.|) len. 
Glimmerschiefer mit sehr vielem Feld- 
\ .spath, Gneiss. 
Übermengt mit |Granitartiger Gneiss. 
Feldspath. [Porphyrartiger Gneiss. | 
tige und entfärbter Thonschie- 
fer, mit Feldstein-artigem Bruche und 


mit sparsam eingemengten Glimmer- 
Blättchen. 


Entfärbter Thonschiefer, glänzend in 
Folge der Entwickelung sehr feinen 
und vielen silberweissen Glimmers, 

Glänzender entfärbter Thonschiefer mit 


Feldspath - Krystallen. Seine Textur 


Leptinite und ih ist fast verschwunden und wird, in 
nulite übergehend. ; Folge des Übermengtseyns mit Feld- 


Thonschiefer 


spath, durch körniges Gefüge ersetzt. 
Diese Gesteine um- 
schliessen oft Gra- 
naten und gehen in 
Granulite.e tl Gmeiss über, indem 
 Isie sich mit entfärb- 
tem Glinmer bela- 
den. 


— 328 — 
-. Die beiden Modifikationen Gneiss und Leptinit oder Granulit be- 
‚gleiten in der Regel die granitischen Massen, während die folgenden 
Übergänge mehr im besondern Verbande stehen mit Quarz-führenden 
"Porphyren und nur sehr geringe Glimmer - Entwicklung zeigen. Wegen 


-andern Äbnlicheiten aber sah Hr. Founner sich veranlasst , solche deu 
‚vorher gehenden anzureihen. 


‚ Verhärteter Thonschiefer. 
Feldstein-haltiger Thonschiefer, gefleckt 
und gestreift mit rothem Feldstein, 

1 Schieferiger Feldstein. 

AUndeutlicher schieferiger Feldstein (Pe- . 
trosilex schisteux confus). 

Porphyr-artiger Granulit, oder vielmehr 


REIN DIR in 
schieferige Eurite 
en. in. Borp hyser- in Porphyr-Gegenden sehr gewöhnli- 
tige Granulite über- | 


Band cher Granulit, in der Nähe von Zyon 
gehend, | 


. nicht selten. Glimmer erscheint fast 
stets in grünlichen Blättehen, der Feld- 
spath rosenroth, das Ganze in sehr 
kleinen Parthie’n. Mitunter ist Schie- 


fer-Gefüge vorhanden. 


Hornblende-Krystallisation der Thonschiefer. 
Ohne Feldspathi-(Glänzender grünlicher Thonschiefer. 
sirung. | | Hornblendeschiefer. 


Schieferiger Dioerit, ei 
Mit Feldspathisi-) vorberrscht. 
rung. Syenit - Schiefer, wenn Feldspath vor- 
herrscht, 


Chlorit-Krystallisation der Thonschiefer. 
Ohne Feldspathi- | Grüner Thonschiefer. 


-sirung. Chloritschiefer. 


Mit ;Feldspathisirung — Feldspath - führender Chlorit-.' 
. schiefer. ” 


+5 Talk-Krystallisation des Thonschiefers. 


Fetter, glänzender Thonschiefer, 
Harter Talkschiefer (Pierre. ollaire). 
1Talkschiefer mehr oder weniger ent- 


wickelt. 
Ohne Feldspatbi „! Talkschiefer mit 
sirung. Otrelit 1Schiller- 
Anhang. spath]. | 
! Talkschiefer mit 
Granaten. 


i Feldspathiger Talkschiefer (mit wenig 
Mit Feldspathisi-} Feldspath). 
rung. | Talkiger Gneiss, oder Protogyn, mit we- 
‘ nigen Feldspath-Adern. 


Asbest-Krystallisation der Schiefer. 
Talkschiefer. Glänzender talkiger Schiefer. 
Faseriger Talkschiefer. Faseriger Schiefer. 
Asbest. 


Meereöhen durch beinahe vollkommene 


Schmelzung der Schiefer. 


E rreafie verhänkele‘ Jaspis-artige Schiefer. 

Verglaste Kohlenschiefer (Thermantides et Porcellanites). 
Gestein mit Idokras und Epidot und mit Adern Jaspis- 
ähnlicher Substanzen. | 
‚Anhang zu den modifieirten Sehiefern (Erscheinungen, 

welche noch wenig genau erforscht worden). 
Eklogit. 
Euphotid, Diallag und Saussurit (gewisse Varietäten). 
Dieses ist die Klassifikation von Herrn Fournkr für die 
‚sehieferigen Gesteine vorgeschlagen. Die Grundsätze, auf 
‚welchen dieselbe beruht, sind auch auf Trümmer-Gebilde und 
auf Kalksteine anwendbar. Man könnte sie z. B, auf fol- 


gende Weise ordnen: 


— 550 — 


Halb geschmolzene Dendkprine, Körnige | 


Durch blosse Quarelie. .. A | 
Schmelzungmodi-| Vollständig ge- Jan 6 silie » u 
fieirte Sandsteine.|schmolzene Sand- ? 1 PM 


gewisse geschmol- 
steine. EN 
zeneKohlenschiefer. 


Durch blosse Ent- 
wickelung von Glim- 
mer ‘oder Talk mo- 
difieirte Sandsteine. 


Ayalomycte. TR 
Schieferige glimmerige Gesteine. Ge- 
wisse Glimmerschiefer von BRoNGNIART. 
Schieferige talkige Massen. Gewisse tal- 
kige Glimmerschiefer. 


Modifieirte Pud- 
dingsteine mit glim- 
‚merigem oder talki-|Gewisse Grauwacken. 
gem Teige, oder mit{ Breccien. 
einem Bindemittel Breceien-Marmor. 
von krystallinischem 
Kalk. 

Modifieirte Sand- RE mit al- 
steine mit Feldspa-\len denkbaren Über-) Arkose$ 
thisirung. . [gängen in Porphyre. 


= glimmerige Massen. EU 
> 


Modifikationen kalkiger Gesteine. 
Kalkstein durch| Weisser körniger Kalk. Statuen -Mar- 
Schmelzung und) mor. 
Krystallisation mo-|Blätteriger schwarzer oder grauer Kalk. 
difieirt. . Grewisse Marmer-Arten. 
4 | Marmor mit Chlorit- 
| | Adern. 
Marmor mit Talk- 
Adern. 
Br Marmor mit Glim- 
 Caleschistes. | | 
ai mer-Adern. 

u | 0... ]jMarmor mit Adern 
BR | °F von rothem ver- 
härtetem Thon. 

Marbre cipolin. 


ine 


Ursprünglich mehr | i n: mit Serpentin 


oder weniger tho- (der Serpentin 


 nige Kalke, modifi-/ PR. wurde vielleicht 
eirt durch Schmel- ‚ hineingedrängt). 
zung und krystalli- !'Körniger Kalk mit 
sirt, indem verschie- grüner Horn- 
dene Mineralkörper blende. 
entstanden. | Blauer körnigerKalk 
Hemilhrenes et} mit weissem Tre- 
Calciphyres. molith. 
Körniger Kalk mit 
| Diopsid. 
| Kalk mit Gehlenit. 
\ Kalk mit Granaten. 
, | Viele Dolomite 
| a sind nicht das 
Mic Mag- Berg Resultat plutoni- 
nesia durch- Ban scher Aktion, ob- 


Dolomite. { Serpentinartige. 


drungene wohl sie im Kon- 


Kalke. Da en: takt mit plutoni- 
Arsenikführende. Ä 
| schen Gesteinen 
\ vorkommen. 
Sulphatisirter Kalk Anhydrit. ei oder weniger 
Gyps. rein. 


Feldspathisirte Kalke = Calciphyres feldspathiques. Kalk 
mit Feldspath. 


Was die nicht modifieirten Gesteine betrifft, so ist 
Herrn Fourner’s Klassifikation höchst einfach. Er theilt 
diese Felsarten in vier Klassen, je nachdem sie Resul- 
tate eines Niedersrliages sind, oder vielmehr einer che- 
' mischen Krystallisirung, oder Ergebnisse eines fast aus- 
schliesslich mechanischen Absatzes. Eine vierte Klasse 
umfasst die verschiedenen Kombustibilien. Von solchen 


See 


“ Grundsätzen geleitet, gelangt man zu folgender Zusammen- 


stellung. 
Unveränderte geschichtete Gesteine, 


f 


1 
/ / H Textur. 


/ _ Zusammen- 
j Krystallinisch.| setzung. 


Unvollkommen Kieselig. 


‚Ikrystallinisch, Sandig. 


Kalke. € Dicht. Thonig, mer- 
Erdig. gelig. 
| Oolithisch. Bituminös. 
a his a a Eisen-haltig. 
$ phisch. u. 5. w. 
steine durch Auf- 
us w. 


lösung und che- 


; Alle Eigen- 


mischen Nieder- Blätterig. schaften der 
schlagentstanden. Dolomite. { Dicht. vorhergehen- 
Erdig. [den  Kalke 
zeigend. 
Krystallinische. / Kieselerde- 
| Unvollkommen haltige. 
\ a e krystallinische. J Kalkerde - 
AYRSR- Faserige. haltige. 
| Körnige. Thonige, 
ak u. 85. w. 
ch 'Kali- haltige. 
| Kalkige. 
Ä R Kl. Neptu- ER 
nische Gesteine Massige. Sandige, | 
sehr geschieden Thone, Geschichtete. Glimmerige 
in chemische 1 ieh M; eg 
h it thonigen 
Aha: Hydro-Sii- 
N ö katen. 


N 0 


[Natur des/ 

Unzusam- | "Bindemit- Natur des 
menhängen- Sand Ai ls. Körnne, 
de Frag-\ gu. nass. | Kieselig. 

“1 mente und Be Faakig: Kalkig. 
3.Kl.Trüm- | Körner. MerERug- _ |Feldspathig 
mer - Gestei- Thonig - ei- Glimmerig. 
ne. { senschüs- \Granitisch 
Mit gebun-| Sand - sig. a 


denenFrag-} steine. [Kieselig. 
menten und | Pudding-[ Bituminös:. 


Körnern. steine. | Metallisch 
\ u. 8 w. 
Steinkohle, 
4. Kl. Verschie-) Pechkohle. 
deneKombustibilien. | Braunkohle. 
Torf. 


Am Schlusse, oder richtiger an der Spitze dieser 
Klassifikation stehen die plutonischen Gesteine. Ihre An- 
ordnung beruht vorzugsweise auf dem Reichthum von Kie- 
selerde, so wie auf der Entwickelung von Glimmer oder 
von Hornblende,. Die unvollkommen krystallisirten Massen, 
deren chemische Natur sie dieser oder jener Klasse näher 
bringt, machen Anhänge derselben aus. Die Augit-, Dial- 
lage- und Hippersthen-Gesteine finden sich neben den Horn- 
blende-Gesteinen gruppirt, wovon sie gewissermassen nur | 
krystallinische Varietäten ausmachen, 


Klassifikation nicht geschichteter Gesteine. 


A. Reine Quarz-Gesteine. — Sie spielen 

ihre Rolle mehr in den Erz - führenden 

Gängen, als in der Reihe eigentlicher Fels- 
massen, | 

B. Gesteine überreich an Quarz. Sie 

zerfallen in zwei Ahtheilungen, je nachdem 


“= 


u 


dieselben Glimmer oder Hornblende enthal- 
ten. Oft haben gegenseitige Übergänge Statt. 


- Gli . \ 
Homogene Gra- Sr, iy Hornblendige 
| Grobkörnig. & | 
nite. , Granite. 
Feinkörnig. 

Anhang: Pegmatit (Schicht-Granit). Gra- 
nit, einigermassen Gneiss- Textur zei- 
gend. 

Porphyrartige ‘ Porphyrartige 
Granite, Syenite, 


C. Gesteine mit geringem @Quarz-Ge- 
halt. Glimmer und Hornblende wenig häu- 
fig, oft ganz verschwindend. 


Glimmerige. Hornblendige. 
Quarz-führende Quarz-führende 
IPorphyre. | | Porphyre mit 
Kieselige | Hornblende, 
und feldspa- Anhang: granite orliculaire 
thige De} (Kugel-Diorit) aus Kor- 
steine., sica. STRAgO 


Unvollkommen krystallisirte Gemenge. | 


Gesteine aus dich- 
tem Feldspath,| Zurite.| Gefleckt, gestreift, 
fast stets mit( Pelrosi-( roth, braun, schwarz, 
splitterigem fee. KB | | 
Bruch. 

D. Gesteine ohne sichtlich entwickel- 
ten Quarz (sans Quarz libre). Glim- 
mer und Hornblende werden mehr und mehr 
vorherrschend und bis zu dem Grade, dass 
sie den Feldspath fast ganz verschwinden 
machen. Auch geht der Feldspath in La- 
brador über, in Saussurit und Hornblende ; 
die Hornblende verlauft sich in Uralit, Hy- 
persthen, Diallagon und Anugit. 


— 535 — 


Glimmerige. | ’ Hornblendige. 
Noch  unbenannte | Diorite. 
Varietät ohne Quarz; oder Diorit-Por - 

Hr. Fourser behält$ Diorite. phyre, 
sich vor, das Nähere { Ophite. 
mitzutheilen. Melaphyre. 
Sehr Glimmer-rei- Selagite. 
che Eurit-Varietät in \ Gabbro. 


‚Jdie sogenannten Mi- 
nettes übergehend. 
Mineties (Glimmer| Hornblende - 
in Masse). \ Gesteine, 
Anhang: Lherzolit. 


Unvollkommen krystallinische Gemenge. 
Variolite, Aphanite, einige Melaphyre, gewisse 
- Trappite, Spillite u. s. w. 


Serpentin-Gesteine. 


| Asbest. 
Kieselige Felsarten ohne | Reiner Serpentin, Bronik 
Feldspath. Serpentin begleitet ven a 


‚Nicht kieselige Gesteine 
= Eruptions-Kalke (Oalcaires eruptifs). 


Diess ist die Klassification des Herrn Fourset, Sie 
scheint dem jetzigen Stande der Wissenschaft am vollkom- 
mensten zu entsprechen. Sie unterscheidet die Eruptions- 
Gesteine von den neptunischen Felsarten und charakterisirt 
‘die Modifikationen, welche letztre‘ erlitten haben. Herr 
Foursert will seine Methode nicht als den unfehlbaren Aus- 
druck der Wahrheit betrachtet wissen, sondern nur als die- 
jenige, wodurch Anfänger im geologischen Studium eine Auf- 
‚klärung der meisten Thatsachen finden dürften, 


D 
En j 
pour numnnnnnen anenmnasunastnn _smarneng 


‘ 


PR | Über | 
das Vorkommen der Sandsteinspie- 
‚gel in der Gegend von Marburg, 


Herrn Wegebau-Inspektor ALTHAUS. 


Ein an den Geh.R. von Leonuarn gerichtetes Schreiben. 


u 


Hiezu Taf: _V. 


Herr Inspektor Arrnaus hat, auf freundlichste Weise, der Bitte ent- 
sprochen: mir einigen Aufschluss über die, um Marburg am Sandstein 
vorkommenden, ungemein ausgezeichneten Reibungs-Flächen zu geben. 
Ich gestatte mir seiner Mittheilung einige Bemerkungen von mir über 
Reibungs-Flächen im Allgemeinen einzuschalten: sie sind aus dem I. 
Bande meiner populären Vorlesungen über Geologie, S. 424 ff. entlehnt. 

Beinahe sechszig Jahre verstrichen, seit Murkıru — ein Geistli- 
cher, der nahe beim grossen St. Bernhard lebte, ein eifriger Beobach- 
ter geologischer Phänomene, dessen Name unvergessen bleiben soll — 
den Rocher poli entdeckte; eine Felsmasse mit geschliffener Wand, so 
glatt, so glänzend, dass man sich darin, wie im Spiegel, besehen konnte. ' 
Durch Murrıra wurde Sıussure an Ort und Stelle geleitet. Der be. 
rühmte Alpenforscher fand — diess ergibt: seine Schilderung’ — nicht 
ohne sich freudig überrascht zu sehen, eine Thatsache, die ihm bis da- ' 
hin fremd geblicbhen, und deren Bedeutung er sogleich erkannte. Saus- 
suRR zählte den Rocher poli mit zu den Gegenständen, welche in näch- 
ster Umgebung des Bernhards, ganz besonders deukwürdig und ge- 
eignet wären, die Beachtung wandernder Natur- Freunde zu reitzen. 
— Dass von Kunst hier nicht die Rede seyn könue, und: ebenso wenig 


> 
UN j Il. YUayIAaL 


. N N man 

von Wirkungen erktikeroiffän quarzigen Sandes oder niedergestürz- 
ter Eis-Massen, diess war Saussure’s augenblickliche Überzeugung. Der 
erste Gedanke, beim Betrachten des seltsamen. Phänomens sich darbie- 
tend, ist der, dass die Politur Folge gewaltsamer Reibung sey. Solche 
" Ausicht erfasste auch Sıussurg, bis er später, irre geleitet durch Strei- 
fen, welche die geglättete Fläche seines Rocher poli bei genauer Un- 
tersuchung zeigte, an die Möglichkeit einer Krystallisirung im Grossen 
glaubte. 

Des Schweitzer Wöotuden Winke über Felsen von der Natur po- 
lirt, wurden wenig oder vielmehr nicht beachtet; obwohl man ähnliche 
Erscheinungen an Erz-Gängen längst wahrgenommen hatte; die bezeich- 
nenden Ausdrücke „Spiegel, Harnisch“, welche wir eben kennen 
gelernt, stanımen aus der Bergmann» - Sprache. Da entdeckte ich vor 
mehreren Jahren, zuerst im Odenwalde, und sodann in unmittelbarer 
Nähe von Heidelberg Phänomene, die sich in jeder Hinsicht dem Ro- 
cher poli vergleichen lassen. Der körnige Kalk, der Marmor von Auer- 
- bach, die Granite am Neckar-Ufer haben stellenweise vollkommen ebene, 
rauhe oder glatte, häufiger aber mit geradlinigen Streifen, auch mit 
mehr und weniger tiefen Furchen versehene Flächen. Auf sehr unzwei- 
deutige Weise sieht man, dass jene Erscheinungen nur Folgen gewalt- 
samen Einwirkens aufgetriebener, in die Höhe geschobener, oder abwärts 
gesunkener Felsmassen seyn können. Die gestreiften oder gefurchten 
Spiegel haben ganz das Aussehen von Flächen, welche durch Anreiben 
härterer Körper in einer und der nämlichen Richtung an gewissen 
Massen entstanden sind. Man nennt sie desshalb auch Reibungs-, 
oder Rutsch-Flächen. Brach der körnige Kalk von Auerbach, wie 
ich diess aus Gründen anzunehmen geneigt bin, durch eine mächtige 
Spalte im Gneisse hervor; stiegen die jüngeren Granite bei Heidelberg 
durch Gang-artige Weitungen im ältern Granite an den Tag; so muss- 
ten die Wände der Räume, innerhalb deren das gewaltsame Ein- und 
Aufdringen aus der Tiefe Statt hatte, geglättet werden, und ebenso die 
Wände der emporgedrungenen Gestein-Massen; auch das Gestreifte, 
das Gefurchte ist leicht erklärbar. Räthselhafter bleibt die, zum Theil 
sehr vollendete Politur, welche Ebenen der Art nicht selten erlangten, 
Jeder kennt das Verfahren, wodurch auf Marmor, auf Spiegelglas, oder 
auf Metall - Platten ebene Flächen hervorgerufen werden. Man reibt 
jeue Massen so lange gegen andere, gleich harte Körper, während eine 
dritte härtere Substanz in Pulverform zwischen beide gebracht wird, 
bis nach und nach alle Unebenheiten verschwunden sind. Die, auf 
‘solche Weise ‚dargestellte Fläche ist jedoch keine polirte;. Politur tritt 
“erst hervor, wenn man das Geebnete mit irgend einem, höchst fein zer- 
'theilten Polir-Mittel auf Holz, Tuch u. s. w., je nach der verschieden- 
"artigen Beschaffenheit der Masse, reibt. — Dürfen wir ein Zusammen- 
treffen so vielseitiger Bedingungen annehmen bei Natur - Processen, wie 
jene, von denen ich. rede? Fortdauernde Reibung, die für Politur noth-_ 
„wendig scheint, ist beim Ewporsteigen von r Felsmassen nicht BapNer 


' Jahrgang 1837. Ku 35 


58 

das. sehr. häufige ‚Gestreiftseyn der ‚Flächen, en welche As 

bezeichnen, streiten. durchaus gegen solche Annahme, .. Sollte. wicht, da, 
wo. wir glatte „Rutsch-Flächen“ vor uns sehen, die zugleich, hohe Poli- 
tur zeigen — ‚wenigstens in vielen Fällen — ausser der mechanischen 
Reibung, auch Gluht mitgewirkt, sollten nicht „Spiegel“ ‚ wie diese, eine 
Art Verglasung erlitten haben? Was für solche Vermuthung spricht, 
ist. der. Umstand, dass nicht wenige gestreifte oder gefurchte Reibungs; 
Flächen selbst in Vertiefungen sehr hohe Politur zeigen, dass sie ‚auch 
an. vertieften, Stellen, gleichsam wie mit glänzendem Schmelz ‚bedeckt 
erscheinen. _ Diess dürfte ausserhalb der Grenzen einer bloss mechani» 
schen Entstebungs - Art der Spiegel liegen. — Ich übersehe nicht, dass - 
durch kräftige Reibung, begleitet von starkem Drucke, gewisse Wärme 
hervorgerufen. wird... Die Spuren, welche der eiserne Radschuh schwer 
beladener Wagen auf geneigtem Strassen - Pflaster hinterlässt — wahre 


a Reibungs-) -Flächen — sind oft auffallend warm ; ‚aber Schmelzung, Ver- 


glasung tritt nie dabei ein. , Die Gluht, ‚welche beim Poliren von Fels- 
_ Wänden mitwirkte, die sie, zu Spiegeln, zu Harnischen umwandelte, muss 
demnach. eine andere seyn, wenn wir nicht, bei der trockenen Reibung - 
sehr gewaltsam ‚und schnell bewegter Gestein-Massen, auch a 
als möglich annehmen wollen. 
\ Ich habe keineswegs die Absicht, das Phänomen. der Reibung 
/ Flächen jetzt weiter zu verfolgen. Das Besprochene muss ‚Sie überzeu- 
gen, dass jene Erscheinungen für uns zu den sehr beachtungswerthen 
gehören, Die Thatsachen liegen. klar vor Augen; nur den Hergang 
wissen wir nach allen seinen Beziehungen noch nicht zu entziffern. 
Ja, es scheint, bei dem sehr Manchfaltigen möglicher Umstände, beim 
Verschiedenartigen der Felsmassen nach ihrer Härte, nach der Tempe- 
ratur, welche denselben im Aufsteigen eigen war, nach.dem Schnellig- 
'keits- Grade, womit die Bewegung Statt hatte — kaum eine Erklärung 
für alle Fälle möglich. Aber ich bitte, weisen Sie, das Phänomen nicht 
zurück , weil es vom Alltäglichen abweicht, oder weil vielleicht. eine 
lang genährte Natur - Ansicht, dadurch ‚gestört werden könnte, : Sie, ‚Alle 
vermögen leicht durch eigenes Anschauen sich zu überzeugens wenn 
Sie irgend ein Gebirge mit Aufmerksamkeit besuchen , ein ‚Gebirge, wo 
; plutonische Massen verschiedenen Alters meben einander, 
‚oder wo plutonische Gebilde zwischen neptunischen Ab- 
lagerungen auftreten.. Ist das Berg- Innere an deu Grenzen jever | 
‚Gesteine, an ihren Berührungs - Stellen durch Natur oder Kunst aufge- 
„schlossen, so werden Sie selten vergebens nach Reibungs-- Flächen sich 
‚umsehen. Seit ich die Erfahrungen bei Auerbach an der Bergstrasse, 
‚und, vor den Thoren von Heidelberg, gemacht, habe ‚ich ähnliche, Er- 
‚scheinungen an sehr vielen, nahe ‚und fern, gelegenen, Orten wahrge- 
nommen. Am Donnersberge zeigen Porphyre, welche aus ANDRE Sand- 
„stein, hervorbrachen, unser Phänomen. „Die Dolerit- Laven d es, Kaiser- 
‚stuhl - Gebirges im Breisgau sieht man, hin und wieder, mit glänzenden 
„Harnisehen_ yon. polirtem Magneteisen, bedeckt, ‚Unferg ‚Sehandau an 


7 at siBl yungidah * 


- 59 — 


der Elbe, dicht beim Wege, welcher zu dem’ von allen Natur-Freunden 
besuchten „Kuhstalle“ führt, fand ich da, wo Granit aus’ Sandstein her- 
vortritt, die granitische Oberfläche, wie jene des sie begrenzenden Sand- 
steines, geglättet. — Alles dieses sind Reibungs - Flächen abnormer 


"Gebilde unter sich, oder an normalen, Nun gibt es aber auch, ob- 


e 


wohl, so weit unsere Erfahrungen reichen, weniger häufige Reibungs- 
Flächen normaler Massen an normalen, wenn, wie z. B. bei der 
Kreide von Weinböhla unfern Meissen, grössere Massen oder kleine Berg- 
stüeke neptunischer Gebilde an einander hin- und hergeschoben wurden. 

"Ich muss mich noch bei einigen Erscheinungen aufhalten; es sind 
die Modifikationen, welche Reibungs-Flächen zeigen je nach Art der 
Gesteine, und nach begleitenden Umständen, über welche ich reden 
will, Durch ‚das Gewaltige des Druckes erlangten geglättete Spiegel- 
Flächen nicht selten ein mehr oder weniger fremdartiges Ansehen. So 
ist der Quarz, der an und für sich, wie Sie wissen, sehr widerstrebende 
und schwer gestaltbare Stoff, durch Längsstreifung fast unkenntlich ge- 
worden. Mitunter sieht man auch jene Flächen zu einer thonigen Sub» 
stanz aufgelöst. Bei Auerbach ist solches am Gneisse wahrzunehmen ; 
nur der körnige Kalk behielt selbst in den Spiegeln, die hier von ho- 
her Schönbeit sind, seine gewöhnliche Beschaftenheit mehr bei. Zuwei- 
len erlitt die Oberfläche aufgestiegener Massen gänzliche Umwandelung; 
sie wurde zu einem andern Mineral. Den Granit, welcher unfern Wun- 
siedel den körnigen Kalk durchbrach, sah ich mit ausgezeichneten, theils 
glatten, theils zart gestreiften Spiegeln aus Serpentin - oder Spekstein- 
‚artiger Substanz bedeckt; den Heidelberger Sandsteinen ist eine dünne 
'Feldspath-Rinde gleichsam angesehmolzen. Wir dürfen solche Erschei- 
nungen nicht übersehen; auch sie sprechen dafür, dass, wie ich oben 
“angedeutet, ausser der mechanischen Gewalt noch andere Kräfte thä- 
tig gewesen, vermittelst deren Wechsel - Wirkung zwischen den aufge- 
stiegenen plutonischen Massen und den von ihnen durchbrochenen Ge- 
bilden stattgefunden. Zum Sch!usse möge eine bemerkenswerthe That- 
sache nicht unerwähnt bleiben; sie schliesst sich zunächst dem so eben 
Besprochenen an. Neptunische Felsarten, z. B. Sandsteine, zeigen 


‘sich in unmittelbarer Nähe der Reibungs-Flächen auffallend bärter; 


man kann, das Phänomen erlittener Umwandelung in manchfaltigen 
Abstufungen verfolgen und ein gradweises Einwirken deutlieh erkennen. 
Ich besorge nicht, Sie zu ermüden, wenn wir für einige Augen- 


blicke noch bei dem Gegenstande verweilen. Es werden nämlich 
Reibungs-Flächen an Felsmassen gefunden, deren Entste- 


‚hen auf andere Weise erklärbar ist. Von diesen will ich reden. 
-Um möglichen Irrungen vorzubeugen, scheint es nothwendig, dass ich 
jener Phänomene hier gedenke, dass ich Ihnen ke wie man 'sich Re- 
RER davon zu geben habe. IH 

"Ohne Zweifel wissen Sie, dass in manchen Uutaöhlelskiene Ebenen, 
of: von erhabenen Bergketten und theils abgeschieden durch weit erstreckte 


tiefe Meeresarme, Felsblöcke getroffen werden, welche dem Boden, der 


FUiz 


sie trägt, durchaus fremd sind, deren Verpflanzung aus weit entlegenen 
Gebirgen durch gewaltsame Katastrophen eigener Art erfolgt seyn muss: 
Diese Trümmer zeigen alle Grösse-Grade. Sehr oft sind’es Blöcke von 
erstaunenswürdigem Umfang, ihrer Form nach regellos; Kanten und 
Ecken nicht‘ selten auffallend frisch. ‘Bald liegen 'sie einzeln zerstreut, % 
bald sehr gedrängt; hin und wieder auch wie durch Giganten-Macht, 
übereinander gethürmt und zu kleinen Hügeln von seltener'Gestalt grup- 
pirt. — Ähnliche Erscheinungen sieht man im Alpen-Gebirge, in’ innern 
Thälern, wie auf den höchsten Rücken gewisser Berg-Reihen: Granit-, 
Gneiss-, Glimmerschiefer-Blöcke spielen im Schweitzer - Lande die vor- 
züglichsten Rollen ; sie liegen auf Jurakalk oder Kreide-Boden. nen 
‘Lassen wir für jetzt eine umfassende Entwicklung der manchfalti- 
gen Ansichten bei Seiten, welche nach und nach aufgestellt worden, 
um Phänomene zu erklären, die durch ihre furchtbare Grösse allgemei- 
nes Interesse weckten und wecken mussten. Ausser Zweifel ist die 
nordische Abkunft jener Blöcke, die über den ganzen Länderstrich von 
der Weser und Ems bis zur Dwina und Newa zerstreut liegen. Un- 
ter Mitwirkung mächtiger Eismassen wurden sie durch Fluthen aus 
Skandinavien fortgeführt. Als eben so entschieden .gilt, dass. die 'in 
den Alpen vorhandenen Blöcke aus diesem Gebirge selbst stammen. 
Wesshalb ich von Thatsachen rede, die scheinbar dem uns "be- 
schäftigenden Gegenstande sehr fern’ liegen? diess sollen Sie sogleich 
hören. Es sind nicht jene Thatsachen an und für sich, ‘denen ich Ihre 
Aufmerksamkeit zuwenden will, sondern nur gewisse mit denselben 
verbundene Erscheinungen. An der ganzen Küste von G@othenburg bis 
Hodyal und weiter bis zum südlichen Ende des, Wenern- See’s beob- 
achtete man schon vor länger als vierzig Jahren das Geglättete 
fester Gesteine; aber nur die, bestimmten Himmels-Gegenden zugekehr- 
ten Hervorragungen erscheinen polirt, dem Übrigen, das geschützt ge- 
gen Abreibung war, blieb seine Rauheit. Ebenso sind die höchsten 
Steilungen granitischer Berge in mehreren 'Provinzen Schwedens und 
längs der Greuze dieses Reiches mit N« orwegen durch Streifen und‘ 
Furchen bezeichnet, die alle einer Richtung folgen. Nun weiss Jeder, 
dass Gebirgs- Ströme und Bäche durch Steine, die sie mit sich führen, 
Felsen abreiben, welche in ihrem Bette anstehen. Bei‘Heidelberg'\ ra- 
gen zahllose Granit- Massen aus dem Neckar hervor. Die niedern un- 
ter ihnen, jene, welche bloss sichtbar werden, wenn der Fluss bei an- 
baltender Sommer- Trockene ungewöhnlich seicht ist, zeigen abgerundete 
geglättete Oberflächen. Gehen ‚wir ‘von bekannten Erfahrungen , "wie 


* 


diese, aus, erwägen wir die Abstammung der Blöcke in der nordischen 


Ebene, so kann die Ursache polirter Felswände, gefurchter Hügel-Ober- 
flächen in Schweden nicht wohl zweifelhaft bleiben. Auch weiss man 
"aus Beobachtungen, in Polar-Gegenden angestellt, dass Fels-Blöcke, die 
beutigen Tages noch durch Meeresfluthen auf Eisfeldern fortgeführt 
“werden, an ihrer Unterseite ‘theils geglättet, theils gefurcht erscheinen, 


x 


Be 


als: seyen dieselben über Gestein - Trümmer, oder über Gruss hinge- 
schleift worden. Beide Phänomene ergänzen einander; aber wir haben 
es mit Reibungen zu thun, die auf ganz andere Weise entstanden, wie 
jene, deren ich früher gedachte, und die wir als Folgen aus den Tiefen 
gewaltsam emporgestiegener plutonischer Felsmassen erkannten. 
Noch interessanter für uns sind die abgeriebenen, die glatten Ge- 
stein- Oberflächen, welche man am Fusse der Schweitzer - Alpen und 
bis hinauf zu den erhabensten Gebirgs - Rücken trifft. Namentlich in 
Hochthälern, auf Alpenpässen im Gotthards-Gebirge, am St. Bernhard, 
an der Grimsel, am Simplon zeigen sich die Reibungs- und Glättungs- 
Spuren weit ausgedehnter und auffallender als in untern Thaltiefen. — 
Welche Ursachen liegen in diesem Falle dem Phänomene zum Grunde ? 
Ich will Sie nicht lange im Zweifel lassen. Man weiss, dass durch 
Gletscher die Felsen, welche mit ihnen in Berührung kommen, abgerie- 
ben, polirt werden. Indem Gletscher streben sich auszudehnen, folgen 
dieselben allen Biegungen, allen Windungen der Felsen; gewaltsam 
drängen sie sich in Vertiefungen und Höhlungen; sie glätten deren 
Oberfläche, selbst wenn diese eine abwärts gekehrte oder überhängende 
ist. Nun scheint jene wirkende Kraft, welche die Felsblöcke fortbe- 
. wegte, die man in Alpen-Thälern und auf Alpen-Höhen findet, nach den 
‚schönen Untersuchungen des Walliser Geologen VEnEtz — ÜUntersu- 
chungen, auf die ich später zurückkommen werde — keine Fluth gewe- 
sen zu seyn: sie wurde durch Gletscher ausgeübt; das von Schnee- 
Regionen niederstürzende Eis führte Gestein- Massen mit sich und liess 
sie nach dem Aufthauen auf dem Boden zurück; die alpinischen Blöcke 
wären sonach Moränen alter Gletscher , ähnliehe Schutthaufen, wie wir 
solche jetzt noch am Fusse und an den Seiten von Gletschern zu sehen 
gewohnt sind. BR 
Ziehen wir das Resultat der bisherigen Betrachtungen, so dürfen 
wir uns für berechtigt halten anzunehmen , dass dem Allgemeinen nach 
einander ähnliche Phänomene , wie in den verschiedenen zur Sprache 
gebrachten Fällen die geglätteten, die gestreiften und gefurchten Ober- 
flächen von Felsmassen es sind, durch sehr verschiedenartige Ursachen 
hervorgerufen werden können. Allein werfen Sie. einen Blick zurück 
„auf die im Vorhergehenden bei den Reibungs-Flächen angeführten Ein- 
- zelnheiten, vergleiehen Sie sämmtliche mitgetheilte Erfahrungen, so er- 
„geben sich nicht zu verkennende und ‚sehr gewichtige Unterschiede. 
“Abgesehen davon, dass die polirenden Wirkungen von Flutben und Eis- 
massen, nur an der Oberfläche des Bodens Statt fanden, jene von plu- 
"tonischen Gebilden aber auf innere Räume der Erdrinde beschränkt blie- 
"ben, so kann auch begreiflich bei erstern. bloss von mechanischer Rei- 
"bung die Rede seyn; alle Spuren von Schmelzung, von. eingetretenen 
© chemischen Menke wie ich Ihnen solche früher aadsutele (S. 538), 
‚werden vermisst. | 7 TE, EN 


gi Hi » JUW1039, Bu y Bald BISETFHR 


” 


Apr 


- 


% 


— 


‚Marburg, mit seiner nächsten Umgegend, liegt im Ge- 
biete des bunten Sandsteines, welches auf der Strasse ‚von 
Frankfurt nach Kassel bei Lollar — vier Stunden unter- 
halb Marburg — anfängt und gewissermassen,, wie von der 
Schärfe eines Keiles aus sich nach Marburg und Kassel immer. 
mehr erweitert. Das rechte Lahn-Ufer wird bis in. die 
Nähe von Gisselberg von einem Streifen Rothtodtliegendem 
begrenzt, welches sich an das Übergangs - Gebirge anlehnt, 
das bei Ciriakswennar vortritt, nach der Lahn bei Michelbach 
und. über Siershausen nach dem Wellenberg streicht. 


In dem kleinen’Becken bei Michelbach geht das Roth- 
todtliegende zu Tage, und nur an einer Stelle, dem Kalk- 
berye, tritt der blaugraue Zechstein als eine felsige Wand auf. 


Das linke Zahn-Ufer wird bei Zollar vom Tertiär- 
Gebiete berührt, welches seine Begrenzung über Treis an h 
der Lumbte und Hachborn rechts seitwärts des Frauenberges 
an Beltershausen vorbei — in der Karte angedeutet — nach 
der Amöneburg nimmt, und mit dem vulkanischen Gebiete 
“des Vogelsberges zusammenhängt. Die einzigen basaltischen 
Massen, die bis jetzt im Gebiete des bunten Sandsteins in 
der hiesigen Gegend auftreten, sind die Basaltkegel am 
Frauenberge, am Stempel und Patenstein, so wie die im vo- 
rigen Jahre aufgefundenen Basalte im Rothenfeld bei Schön- 
stadt, welche jedoch nicht vollständig zu Tage gehen, 5 zu 
Slaehikailin aber benutzt werden. 


Das Vorkommen der Sandstein-Spiegel, so weit mir 
solches bekannt ist, beschränkt sich auf die in der Karte 
punktirte rothe Linie, welche bei der Eibenhardt an einer 
durch Strassenbau blosgelegten Felswand beginnt, über 
den Weisenstein bis auf die Höhe des Wehrdaer "Waldes 
ziehet und hier sich nach AR und Oktershausen in 
zwei Linien vertheilt, 


Es scheint beinahe als ‚ob die Spiegel gangartig, im. ig 


a Sandsteine lägen. Br AT Nor 


Die. beigeschlossenen Profile über. das Vorkonmen der | 


ui rg 


Spiegel an der sogenannten Eibenhardt neben der gegen 
berger Strässe WERHBRROHUTTIN SAU ii Hin la 
ws 1) Den Grundriss der Strasse und die Horizontal. 
‚Projektion der Klüfte mit Spiegeln im Sandstein, nament- 
lich bei a, b, ce und 200 Fuss unterhalb bei d und e. Zw# 
‚scher diesen Stellen würden Spiegelwände nicht beobachtet; 
2) die Ansieht der Felswände, durch Abhacken zum 

Strassenbau blosgelegt, zugleich als Längenprofil dienend und 

3) den @ueerdurchschnitt. ic unh. 

Die Felsen streichen nach Stunde 1 östlich, und fallen 
südöstlich in einem Winkel von 5 Graden ein. 

Sämmtliche Schichten sind in vertikaler Richtung viel- 
fach zerklüfte. Zunächst über dem Niveau der Strasse 
liegen zwei Bänke, jede von drei Fuss Mächtigkeit; dann, 
einen Fuss stark, vier Lagen weicherer Sandsteinschiefer ; 
ferner zwei Lagen zu zwei Fuss, eine zu drei Fuss und 
endlich eine Lage von anderthalb Fuss Mächtigkeit, mit A 
bezeichnet, in. welcher allein die Spiegel vorkommen. Dann 
folgen noch eine Lage zu einem Fuss, eine zu zwei Fuss und 
vier Lagen dünner weicher Schiefer, jede drei Zoll stark, 
worauf Sand mit Trümmergesteinen ruhen, bedeckt von 
Dammerde, welche Nadelholz trägt. Nur die vertikalen 
Klüfte in der Lage A sind mit Spiegeln bekleidet, die sämmt- 
lich in horizontalen Lagen gestreift sind. Streifungen in 
vertikalen Richtungen wurden so wenig gefunden, wie Spie- 
gelllächen auf den Horizontal-Lagen. In den Klüften mit 
Spiegelflächen scheint durchaus keine Ordnung zu liegen; 
gleich den anderen Gesteins-Klüften, die nach allen mögli- 
ehen Richtungen und Neigungen ziehen und sich vertikal 
und horizontal auskeilen. 

Die Spiegelilächen — im Plane als punktirte Linie angedeu- 
tet — sind bei aund bin Spalten kaum 1 Linie breit nur an einer 
Fläche bemerkbar, während solche in der "mit Sand ausgefüllten 

‚2 weiten Spalte, bei e auf. beiden gegenüberstehenden Flä- 
. hen vollständig entwickelt sind. Bei’ d sind die Flächen 
vollständig wie bei a und b sichtbar, ‘während bei e eine 


— u 


10”. tete Sn, nur an einer Seite, EN Diese 
‚Spalte ist keilartig, mit Sandstein-Brocken. locker ausgefüllt, 


welche nach; oben sich zu‘ einer Masse. ‚vereinigen und 


mit den darüber A Schichten- Lagen .derb  zusam- 
menhängen dal zu: Tor 
Ich bemerke . An u sich. unter dem, mein 
Abel ‚der oberen Sindiege einzelne, Stücke mit. Spiegelflä- 
chen finden, und dass Spiegel mit ganz glatten Flächen sel- 
ten sind. 


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den Homo: 'diluvii testis, 
Andrias Scheuchzeri, 


von 


I J. Tscuupı *). 


In Harlem hatte Herr van Marum die Güte ‚ mir die 
Original-Exemplare vom Homo diluvii testis zu zeigen, 
mach welchen Cuvırr’s Abbildungen gemacht sind. Ich 
finde, dass die Abbildungen in den ossemens fossiles nicht 
treu sind, und dass besonders mehrere wichtige Details in 
Betreff der Schädel- und Wirbel-Knochen übergangen wor- 
den. Das Züricher Exemplar, von welchem ich die Abbil- 
dung lange und anhaltend verglich, ist weit besser erhalten, 
vollständiger, was den Schädel anbelangt, und viel grösser. 
. In dem Zarlemer Exemplar sind jedoch die vordern Extremitäten 
vollständig erhalten. Auffallend war es mir, dass ich trotz 
genauer Untersuchung durchaus keine Spur von Carpus fin- 
‚den konnte, und, so viel ich mich erinnern kann, ist die- 
ser Theil noch bei keinem einzigen dieser Salon Thiere 


Wr. Der Redaktion durch Herrn H. von Meyer. mit Erlaubniss des 
“Hrn, Vfs. gefälligst mitgetheilt, welcher im "Begriff ist, von Ley- 
den aus eine 'naturwissenschaftliche Reise ‘nach fernen Welt- 
Gegenden anzutreten. } D.R. 


| vorne ngtrngeier the hie nt — 546 = Mb na BA a nansenunnn 


aufgefunden worden. Ich glaubte schon anfangs bestimmt, an- 
nehmen zu dürfen, dass bei diesen Thieren keine Hand- 
und Fuss-Wurzelknochen vorhanden sind, und dass sie nur. 
durch eine knorpelige Masse im Leben vertreten worden, 
' wie diess auch bei Siren der Fall ist. — Ich kam nach 
‚Leyden, wo mich unter der reichhaltigen Reptilien-Sammlung 
sogleich der grosse Salamander fesselte, den Herr von Sır- 
' BoLD aus ‚Japan mitgebracht hatte. Wie sehr erstaunte ich, 
‘ als mir Herr Dr. Scureser das Skelet dieses Thiers zeigte, 
über die frappante Ähnlichkeit des Schädels mit dem un- 
sers Homo diluvii' testis; Die ‚Form des Köpfes von der 
untern Seite stimmt in beiden Thieren ausser ordentlich mit 
. einander überein. Die Oberkieferbeine, die Vomern, das 
Os sphenoideum sind die nänlichen; hingegen bestehen in 
Betreff des Felsenbeines und des) Os pterygoideum einige 
Abweichungen, worin sich der Homo diluvii testis mehr Me- 
nopoma nähert. Der grosse.Salamander des Herrn von 
Sırsorp hat starke Gaumenzähne, dem Andrias Scheuch- 
zeri scheinen sie ganz zu fehlen. Der Atlas und die üb- 
rigen Wirbel stimmen in beiden Thieren ganz auffallend 
überein ; ebenso das untre Horn des Zungenbeins, nur ist 
es bei Audk-tük viel stärker entwickelt. Däs Schulterblätt 
ist bei beiden das nämliche. Sehr freute es mich, am Ske- 
let des Japanischen Salamanders die Beobachtung zu machen, 
dass die Hand - und Fuss- Wurzelknochen ganz fehlen und 
‚nur durch eine Membran ersetzt werden, wodurch meine 
Annahme, dass diess auch beim fossilen der Fall ist, an 
, Wahrscheinlichkeit bedeutend gewinnt. Die Grösse beider 
here stimmt ziäinlichnite einander überein. Im Jahr 1829 
brachte Herr vox SirsötLb ein lebendes Exemplar von sei- 
nem Salamander aus Japan mit; es war 18” lang, jetzt 
misst es über 3 Fuss, wächst aber wahrscheinlich anf 
‚mehr. Ich beobachte es: #iglich. Herr Dr. Scuuecer liess es 
‚sehr ‚treu für die Fauna j japonica "abbilden und benannte es 
Salamandra maxima. Dieser Name. ist ‚inber enpesend) | 


En: a um 547 nern neun rende ring 
| 


da die ganze Osteologie dieses Thier von den Salamandern 
wegstösst. Ich habe desshalb auch Herrn Dr. Schteert | 
bemerkt, dass ich daraus ein eigenes Genus machen würde, 
wofür ich den Namen Megalobatrachus Sieboldi vor- 
schlage. In meiner Monographie werde ich mit Einwilli- 
gung des Herrn von Sırsor.n den Schädel des Megalobat- 
rachus neben meinen Andrias zu Jedermanns Ver- 
gleichung hinsetzen lassen. Im 7. Hefte der Fauna japonica 
ist er schon abgebildet. | 


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Briefwechsel. $ s 


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Mittheilungen, an den Geheimenrath v. LEONHARD 
gerichtet. 


Tharand, 16. März 1834*), 


Ihr Brief vom ?ten d. M. hat mich beim Lesen mit allen meinen 
Gedanken in die Vorzeit versetzt, in die Zeit nämlich, wo unsere. Erde 
erstarrte, und wo auf der erstarrten Kruste ein steter Wechsel von 
Leben, Zerstörung und neuer Bildung begann. Sie stellen in 
Ihrem Briefe mehrere gewichtige Fragen auf, nicht an mich gerichtet, 


“sondern vielmehr Fragen eines Monologs, an deren Beantwortung jeder 


denken muss, dem es um Erforschung der Erdgeschicbte zu thun ist. 
Sie deuten auch selbst die Beantwortung dieser Fragen an, und wer- 
den gewiss die valständıgere Erklärung jener Probleme . schon bereit 
haben. Die Stimmung, in welche. ‘mich dieser inhaltreiche Brief ver- 
setzt hat ; will ich benutzen und versuchen Ihnen auch meine Ansich- 


ten über jene Erscheinungen zu entwickeln, wozu Sie selbst mich auf- 
gefordert haben. 


Die von. Ihnen aufgestellten Fragen sind im Wesentlichen folgende: 
1) Wie entstand der Kalk, von dem Thonschiefer und Grauwacke 


begleitet erscheinen ? 


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Kr) Ich muss mich über den so sehr verspäteten Abdruck dieses Briefes rechtfertigen. 
‚Als ich für die „Naturgeschichte der Erde“, mit vorläufigen Ausarbeitungen be- 
' schäftigt war und namentlich mit einer Darstellung der verschiedenen Meinungen 


‚> über den Ursprung der Kalk - Gebirge, theilte ich meine Ansichten dem werthen 


Freunde in Tharand mit. Seine Antwort blieb, durch einen sonderbaren Zufall, 
bei Papieren, welche ich erst in jüngster Zeit wieder zur Hand zu nehmen veran- 
lasst ward. — Meine Hypothese über die Entstehung vieler Kalk - Gebir se fin- 


.- det sich in der achten Lieferung der „populären Vorkesungeh über Geologie,‘ wel- 


che. im Augenblicke gedruckt wir. 2.00 00.00... DEONHaRD, 


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2) Woher kam überhaupt die unermessliche Kalkmenge, welche 
die Natur mit wohlthätig verschwenderischer Hand über die ganze Erde 
in mächtigen Gebirgen verbreitet hat ? 

3) Können die neueren Kalke alle aus zertrümmerten oder es. 
lösten ältern entstanden seyn ? 

4) Welches sind die älteren Kälkkebires welche zertrümmert und 
aufgelöst wurden, um daraus den Übergangskalk entstehen zu lassen ? 

5) Wie sollte aller neuere Kalk aus der Zerstörung früher vorhan- 
den gewesenen Kalkes sich erklären lassen ? 

6) Stammt der Übergangskalk von Muscheln oder Pflanzen - Thie- 
ren her? 

7) Woher kam denn die Kalkmasse, deren die Korallen und andere 
Geschöpfe bedurften, um ihre festen Theile daraus zu bilden ? 

8) Wurde den Thieren der Kalk vielleicht vom Felsboden auf dem 
sie lebten, oder stammt derselbe aus dem Wasser, in dem sie sich auf 
hielten? 

- 9) Woher nehmen manche seit undenähichien Zeiten durch ihre be- 
trächtlichen Kalk-Absätze ausgezeichnete Quellen ihren Kalk-Gebhalt ? 

10) Sollte nicht ein grosser, vielleicht der grösste 
Theil des Kalkes ursprünglich aus den Erdtiefen abstam- 
men, und in gewissen Zwischenräumen bald in geringerer, bald in grös- 
serer Menge emporgequollen seyn ? 

' Die beifällige Beantwortung dieser letzten Frage ist es, welche 
zugleich eine Anleitung zur Beseitigung aller vorhergehenden an die 
Hand gibt. Diese Beantwortung aber kann, wie ich glaube, von kei- 
nem Geologen, der überhaupt die Erde für einen heiss flüssig gewese- 
nen Weltkörper hält, anders als beifällig gegeben werden. Ich für 
meine Person glaube: wicht nur der grösste Theil, sondern alle 
Kalkerde — sowohl die, welche jetzt als kohlensaurer Kalk erscheint, 
wie jede andere, in unorganischen Körpern vorhanden — muss ehedem 
als feuerig - flüssig in der Erdmasse vorhanden gewesen seyn, in wie- 
fern wicht ein; kleiner Theil derselben den flüssigen Erdkern in Danpf- 
gestalt umgeben konnte. ‘Es gibt hier keinen Mittelweg: wer einmal 
die abnormen Gesteine fürfplutonische hält, der muss auch den ganzen. 
Erdkörper mit allen ihn ‚zusammensetzenden festen Theilen für einen 
einst heiss - flüssig gewesenen Plaueten halten. Denn solche immense 
glühende Massen konnten unmöglich, ehe sie noch eine erstarrte 'Ober- 
fläche boten — und die konnten sie nicht von Anbeginn haben — von 
wässeriger Auflösung ‚umgeben seyn. Ja ich möchte behaupten, wer 
einmal glaubt, dass Vulkane keine oberflächlichen Erscheinungen (Koh- 
lenbrände oder ‚dergl.) und Laven nicht jmmer ungeschmolzene Fels- 
‚arten, sondern zuweilen ursprüngliche Gebilde sind, der kann auch 
nicht an der heissen Entstehung der ganzen Erde zweifeln, will er sich 
nielt eine unverzeibliche Inconsequenz in seinem n Systeme zu Schulden 


kommen. lassen 9. EB er 


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*) Das Wennen‘ ah len der Geoenanie At, sich“ in seiner ursprüngliehen 
Reinheit dureh eine grosse, überall durchgreifende Konsequenz aus, und hat sich 


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ale ‚Ich will nun versuchen, PR die Annahme, rauneepiinsiie, jeuih 
rg. flüssigen ‚Zustandes alles Kalkes, sein, auf die RE 
modificirtes, Erscheinen an der Erdoberfläche zu erklären. RE le: 
Der erste Kalk, welcher fest wurde, war unstreitig, der, a wir 
zwischen die zuerst erstarrten Schiefergebilde eingelagert, und oft in- 
nig mit ihnen verwebt findet (körniger Kalkstein im versteinerungslee- 
ren, ‚glimmerreichen Thonschiefer, im Glimmerschiefer und im Gneiss/?), 
Sein Apflreten zwischen diesen Gesteinen kann aber nicht ‚sehr'befrem- 
den, und seine abweichende Beschaffenheit gibt für sich allein keinen 
Grund ihn für ungleichzeitig zu halten. Kalkstein, ‚als einfache Mine- 
ralspecies- konnte recht wohl zu dem Glimmer, Quarz und Feldspath 
‘jener Gesteine, treten, ohne gerade in ein eigentliches Gemenge mit ih- 
nen einzugehen. Es ist das ein: anderer Fall, als. wenn man z, Bi 
Gneiss und Granit wechsellagern sieht: bier gibt allerdings die ver 
schiedenartige Zusammensetzung aus nicht einmal verschiedenen Mine. 
ralien Grund zu der Vermuthung, dass sie ungleichzeitig entstanden 
‚sind , weil immer verschiedenartige Entstehungs - Bedingungen ‚dazu ge- 
hören: müssen, um aus Gleichem Ungleiches zu machen. , Dieser 
Kalk zwischen den sogenannten Urschiefergesteinen wäre also.der'älte- 
ste; er half mit jenen, zuerst eine feste Erdkruste bilden, auf welcher 
nun auch die in der Atmosphäre vorhandenen Grundstoffe des Wassers 
(oder Wasserdänpfe) sich zu flüssigem Wasser verdichten konnten **). 
Die ersten daraus hervorgegangenen Bildungen, sind jene räthselhaften 
Übergänge aus den erstarrten in die abgesetzten Gesteine (den 
jüngern Theil der versteinerungsleeren Thonschiefergruppe). ‚Sie schei- 
nen unter gegenseitiger Einwirkung der noch heissen Erdkruste und 
des hinzutretenden umändernden und auflösenden Wassers ‚entstanden 
zu seyn. — Von dieser Zeit an blieben Wasser und Feuer in steter 
Wechselwirkung, das eine zerstörte, was das andere aufbaute, das Was- 
ser aber, als die schwächere Macht, ward häufig aus einem Raume ia 
den andern vertrieben und in seinen ruhigen Bildungen manchfach gestört. 
| Das Aufdringen der plutonischen Massengesteine erfolgte ‚nun ‚im 
fortlaufender ‚Reihe, von. der ersten Erstarrungs-Periode an ‚bis ‚in die 
‚neuesten Zeiten. Unter ihnen finden wir ‚auch: den kohlensaueren Kalk 
als körnigen Kalkstein mit unleugbareu Beweisen seines aelbatstänk 


dadurch in unserer Wissenschaft einen ewigen, philosophischen Wörihirgeitahiähn 
So wie aber die erste Abweichung vom Gesetze „ — vielleicht nur ein Gneisslager 
über dem Glimmerschiefer — nachgewiesen war, alsbald musste auch der ganze 
künstliche Aufbau sein Gleichgewicht verlieren, 
‘*) Dass diese keine umgewandelten seyn können, und dass zwischen den abnörmen 
: Massengesteinen und den normalen Ablagerungen: jene ‚schiefrigen: Mittel- 
gesteine unbedingt nöthig ‚sind, , darüber ein andermal, WEDRE PPRENEEPRREN 07 0. 0 
er Aber nur unter einem ungleich höheren Atmosphärendrucke , als ‚der jetzige ist, 
99 Konnte diess auf der gewiss noch zienlich heissen Erdoberfläche geschehen. Die- 
‘ser grössere Luftdruck aber war eine natürliche Folge der vielen, damals 'noeh in 
Dampf - und Gas - Gestalt befindlichen Stoffe, welche jetzt den. festen Erdkörper 
susammensetzen helfen sa, BHcheiREh, Mptalldämpfe ww or 
a En Sat Ira FabskaE 2198 : f 2 w ua mat. 
‚2 au j hl d j > 63 Srunra 


ia‘ 


6 


‚ digen. Empordringens umgeben. Er findet sich aber seltener als alle 
die übrigen abnormen Gesteine und fast überall unter ähnlichen. Ver- 
hältnissen — nämlich eingeschlossen zwischen andern Felsarten _ sehr 
selten freistehende Berge oder Gebirge zusammensetzend. Die Erklä- 
rung ‚dieses Unstandes liegt sehr nahe; der Kalkstein konnte sich seiner 
chemischen Beschaffenheit wegen nur unter gewissen, sehr beschräuks 
ten Verhältnissen in dem Zustande erhalten, in welchem er empordrang, 
in deu meisten Fällen musste er augenblicklich seine Kohlensäure ver- 
lieren, so wie er an die Oberfläche der Erde gelangte, und nur, wo er 
während seiner ganzen Erkaltungszeit unter einen angemesseneu Drucke 
blieb, da konnte er in seinem krystallinisch-körnigen Zustande verhar-. 
ren. Wie selten mögen aber solche Umstände obgewaltet haben, wie 
oft mag er hingegen in grosser Menge emporgedrungen und sogleich 
wieder zerstört worden seyn! 

"Verschwinden konnte aber der einmal vorhandene Kalk nie; ent- 
weder sogleich, oder doch’ in späteren Zeiten wurden die Überreste. je- 
. ner verunglückten Kalkberge (oft nun aus Ätzkalk bestehend) vom 
Meere verschluugen, aufgelöst, von Neuem mit Kohlensäure gesättigt und 
als dichte Kalksteine abgesetzt. War mit der Kalkerde zugleich, vielleicht 
durch ähnliche plutonische Auftreibungen *), Talkerde in Wasser gelöst, 
so entstanden statt der Kalksteine Dolomite, die anderwärts recht füg- 
lich selbstständig gleich dem kohlensauren Kalke emporgedrungen seyn 
können; während sie wieder an anderen Orten durch Einwirkung der | 
Augitgesteine aus dichtem Kalkstein umgewandelt wurden, in ähulicher 
Art wie der körnige Kalkstein an der Jungfrau und bei Kenbaan head 
(Irland) aus dichtem entstanden ist. Noch jetzt finden wir Kalk- und 
Talk-Erde nächst den salzsauren Natron **) als stete Beimischungen des 
Meerwassers, warum sollte man nicht annehmen, dass jene beiden Be- 
standtheile zu Zeiten durch unterirdische Auftreibungen der Massen ge- 
bäuft worden wären, dass sie daun als ausgebreitete Kalk- und Dolo- 
mit-Sehichten sich niederschlugen? Der auffallende stete Wechsel kal- 
kiger. und sandiger Flötzablagerungen deutet darauf hin, dass immer 
je eine Sandformation mit den darüberliegenden Kalkschichten zusaı 
mengehöre. Die Sandsteine sind mechanische, die Kalksteine und 
Flötzdolomite chemische Produkte. *#*) einzelner Emportreibungen; 
.%) Wenn aus Augitgesteinen entbundene Talkerde - Dämpfe den festen Kalkstein 

durchdrungen haben können («wie das an einigen Orten wohl anzunehmen. seyn 

möchte), so werden dieselben Dämpfe, bei untermeerischen Eruptionen entbunden, 
noch leichter vom kalkhaltigem Meere aufgenommen seyn können. 

**) Auch für einen Theil des Steinsalzes hat man ja in neuerer Zeit die Pyrogenität 

nachgewiesen, und dadurch erlangen die im Meerwasser aufgelösten festen Bestand- 

. theile sämmtlich eine gleiche Bedeutung, sie sind durch untermeerische Eruptionen 


‘ damit verbunden worden, und der jetzige geringe Gehatt ist. ein "blosser Überrest, 
nachdem re ennten derselben in den Flötzgebirgen abgesetzt worden 
sind. 

Ber Die Thonsteine, Schieferthone und Mergel sind Mitteldinge zwischen beiden, oft 

wohl aus den ei Feldspath- Gesteinen entstanden. Wenn ein heissflüssiger 


„ 


© 
durch Zerrüttung der Yoiän dal BEER ward ‘das Material zu ah 
Sandsteinen geliefert, durch Auflösung des Empordringenden ini» Meer- R 
wasser und durch Gas-Kondensirung| entstand das Material zu den Flötz- e 
Dolomiten und Kalksteinen. ER 
" Die meisten Thier-Versteinerungen findet man in den Kalkgebirken? 
man hat desshalb ‚ wie Sie auch in ihrem Briefe erwähnen, geglaubt: - 
die Kalksteine seyen zum Theil durch diese Thiere gebildet: worden: 
ich glaube das nicht; die Thiere selbst müssen ja den Kalkgehalt ihrer 
Gehäuse erst durch ihnen angeborne Reagentien uus dem Meerwasser 
niederfällen, und je kalkhaltiger desshalb ein Wässer ist, desto mehr 
Schaalthiere findet man darin. In chemisch reinem Wasser kann keine 
Muschel ihr Haus bauen. Wahrscheinlich haben zu den Zeiten der 
Kalk-Ablagerungen in dem so reich mit Kalk geschwängerten Ocean . 
die Zoophyten und Mollusken jedesmal immer mehr überhand genommen, 
während sie zu den Zeiten der Sandbildungen unmöglich sich wohl 
befinden konnten. Die Sandsteine führen im Verhältniss mehr Pflanzen- 
Versteinerungen (besonders in den unteren Schichten), die Kalksteine 
mehr Thier - Versteinerungen. Es ist diess ein Umstand, der nicht nur 
durch das Vorhergehende, sondern auch durch die gewaltsame Bildung 
der Sandsteine erklärt wird, bei welcher die Vegetation des Festlandes 
zerstört und begraben wurde, noch ehe in dem an ihre Stelle treten- 
den Meere die nöthige Ruhe zur reichhaltigen Entwicklung von Thier- 
Geschlechtern vorhanden war. Selbst die chemische Beschaffenheit die- 
ser beiderlei Felsarten trägt zur Erklärung jenes Umstandes bei. "Es 
ist ja eine bekannte Erscheinung, dass sich Thierreste, besonders von 
Schaalthieren in Kalksteinen stets besser erhalten finden, als in Sandstei- 
nen, und umgekehrt oft die Pflanzen besser in den letztern. Viele Thbiere 
können in den Sandsteinen ganz unkenntlich geworden seyn. Die meisten . 
sind wenigstens ohne Schaale (als Kerne) vorhanden, während diese 
bei Versteinerungen der Kalkformation oft noch den alten Glanz besitzt. 
Ich wiederhole es also: ich glaube nicht, dass Zoophyten oder Mollus- 
ken je zu eigentlicher Kalk- Antkgkräig (ausser an ihren Gehäusen) 
Veranlassung gegeben haben. Alle organische Stoffe sind vielmehr ge- 
neigt sich in Kieselerde umzuwandeln , wie L. v. Buch in der Abhand- 
lung über die Silieification organischer Körper so hinreissend nachge- 
wiesen hat, und die Umwandlung so vieler Korallen, Echiniten und 
Mollusken der Kreide und des Jurakalkes, welche, rings vou Kalk um- 
geben, dennoch aus Feuerstein und Hornstein bestehen, scheint mir 
hinlänglich anzudeuten, dass Kalklager nicht aus Thierresten entstan- | 
den sind. | ei are 
So also könnten die dichten Kalksteine von der Vnerkdigszin bis 
zum neuesten Süsswasserkalk herab sämmtlich dem Erdmeere entquollen 


Granit sich zu schnell in Wasser abkühlte, konnte sein Feldspath in Thon ne, 
| während die Quarz- und Glimmer-Theile spätern ‚Sandsteinen als Material dienten. 
— Was ist ‚die Grünerde im Grünsamd anders als umgewandelter Augit? 


EN „iu ll 


= mu 


und dennoch durch Wasser abgesetzt seyn. Sie stehen auf diese Weise 


wit den plutonischen Emportreibungen in naher Beziehung, denn jeder 
mächtigen Kalk-Ablagerung scheint eine bedeutende Kalk - - Auftreibung 
vorangegangen zu seyn, 


"ih T B. Corra. 


| Göttingen, 19. Julius 1837. 


Die mir mitgetheilte Beobachtung, dass das kohlensaure Eisen- 
Oxydul in das Gemenge des Anamesits von Steinheim eingehe, kann 
ich bestätigen. Ich habe dieselbe Bemerkung schon vor längerer Zeit 
an verschiedenen Anamesiten, sowohl an dem von Steinheim, als auch 
an dem von Wilhelmsbad, von Drausberge bei Drausfeld und von an- 
dern Orten hiesiger Gegend gemacht, aber freilich mich nicht öffentlich 
darüber geäussert. Die mit Eisenspath gemengten Anamesite erlangen 
eine rostfarbene Verwitterungs- Rinde durch das sich bildende Eisen- 
oxyd-Hydrat; und die Zersetzung des kohlensauren Eisenoxyduls trägt 
ganz besonders zur Zerstörung des Gemenges und zur Bildung einer 
für viele Vegetabilien sehr günstigen Basalterde bei. 


Hausmann. 


Stockholm, 22. Julius 1837. 


Unser trefflicher Beobachter KeıLrau hat, vor ungefähr einem Jahre, 


in einer Norwegischen Zeitschrift eine Theorie der Granit-Bildung auf- 


gestellt, besonders die in geschichteten Gebirgsarten vorkommenden 
Granite betreffend. Er nimmt an, aus Thonschiefer entstehe durch 
eine Art Nisus formativus der Materie Granit und Syenit, so wie aus 
Sandstein Porphyr. Da nun Sandstein die Bestandtheile des Porphyrs, 


und Thonschiefer jene des Granits und Syenits nicht enthalten, so glaubt 
KeıtHav, es sey gestattet zu vermuthen : dass die Elemente der unor- _ 


ganischen Natur nicht so zahlreich sind, wie wir annehmen, sondern 
dass ihrer nur wenige vorhanden seyen, welche sich umgestalten kön- 
nen, und dass Erden und Alkalien sich gegenseitig in einander umzu- 


wandeln vermögen. Dass eine auf so unsichern Grund erbaute Theorie 


nie Eingang in der Wissenschaft finden werde, ist augenscheinlich. 
Herr von Hısıneer hat seine Lethäa Suevica herausgegeben. Ein 
-treffliches Werk, worin er die Petrefakten Schwedens beschreiht, viele 
auch in Abbildungen darstellt. Es ist sehr zu bedauern, dass von die- 
sem Werke nur eine geringe Anzahl von Exemplaren ‚gedruckt wurde, 
so dass es eine Seltenheit bleiben wird. \ 

_ Sererröms. gründliche Untersuchungen. über, die Rollstein - Fluih ist 

Jahrgang 1837. 36 


gedruckt, aber noch nicht ausgegeben, indem viele Zeichnungen zum 
Theil noch in den Händen der Künstler sind. Mir scheint es, dass jene 
Untersuchungen ein neues, oder wenigstens ein nur geabntes geologi- 
sches Ereigniss an den Tag bringen werden, ja es ist möglich, dass 
die weitere Ausführung für Seefahrende Wichtigkeit erlangen kann, 
indem sie dadurch theoretische Gründe erlangen, um Untiefen im Meere 
‘zu vermuthen, wo der Boden noch nicht untersucht worden. 

Was Sie mir über Ihre Beobachtungen am Dutweiler Berge sagten, 
hat mich sehr interessirt. Vermuthlich lesen wir die weitere Ausfüh- 
rung in Ihrer Geologie *). 3 


Jac. BERZELIUS, ; 


ee A im Marmaroser Komitate von Ungarn, 
19. August 1837. 


. Als ich vor Kurzem im amtlichen Auftrage die Bereisung der Gold- 
wäschereien an der Theis im Marmaroser und Ugotser Kommitate vor- 
nahm, war mir einige, - leider zu kurze Zeit vergönnt, um von Tisza Ujlak 
aus nach Musaj zu reisen, um die Alaunhütten der dortigen ‚Gegend 
und ibre Alaun- und: Mühlstein-Brüche in Augenschein zu nehmen. Der 
Gegenstand, den ich zu beobachten Gelegenheit hatte, ist zu interessant, 
als dass ich die Resultate dieser zwar kurzen Beobachtung Ihnen ver- 
schweigen könnte. Es thut mir leid, das Werk Beunant’s, Voyage mi- 
neralogique etc., nicht bei der Hand zu haben, um seine Beobachtungen 
mit den meinigen vergleichen zu können, und zugleich auch daraus zu 
erfahren, wie weit ich bier meine gedrängte Mittheilung, ausdehnen soll. 

Der Alaunfels setzt im Beregher Komitate eine Hügelreihe zusam- 
men, welche von Bone und Kovaszö angefangen sich über Bereghszasz 
nordwestlich, im Ganzen mehrere Stunden fortzieht, und nördlich von 
dem Moraste Szernyc und südlich von-der Theis-Ebene begränzt, ganz 
isolirt sich aus der weitverbreiteten Ebene erhebt. Die Alaunhütten 
von Kovasz0, Musaj und der Gegend von Bereghszasz und Munkäcs 
erhalten den Alaunstein aus diesem Hügelzuge, und fast ausschliesslich 
aus den Steinbrüchen von Musaj, welche ich allein zu besichtigen Zeit 
hatte. — Allgemein wird angenommen, dass der Alaunfels mit dem Tra- 
chite in nächster Beziehung stehe und ein aus zersetzten traehitischen 
Gesteinen hervorgegangenes Gebilde sey, bei welchem Processe schwe- 
felige Säuren die wesentlichste Rolle spielten. Diese Annahme finde ich 
nach ‘meiner Ansicht bei dem Alaunfels der Musajer Steinbrüche nicht 
ganz bestätigt, und ich erlaube mir daher, meine Beobachtungen und 
meine Gedanken über die Beschaffenheit und Entstehung dieses Fels- 
‚gebildes darzulegen. 


— 


BE Sie folgt im II. Bande der Naturgeschichte der Erde, weichen ee im Laufe die- 
ses Jahres erscheinen soll. L. 


55 — 


‚0 Die Steinbrüche bei Musaj sind in der muldenförmigen Vertiefung 
«wischen zwei Hügeln angelegt und ziehen sich von der Mitte der sanften 
Abhänge der Hügel bis zu ihren Gipfeln binan. In den tiefer gelege- 
nen Steinbrüchen wird fast allein nur diejenige Gattung Alaunfels ge- 
brochen, welche in den geognostischen Werken als charakteristisch auf- 
geführt steht, nämlich dicht, durchlöchert , zellig, zerfressen, von weis- 
ser, gelblicher, röthlicher, rother und grauer Farbe, und unebenem 
Bruche. Seine Festigkeit ist nicht unbedeutend, und veranlasst nebst 
der Raubeit seiner Oberfläche seine Bearbeitung und Verwendung zu Mühl- 
steinen, die hier in grosser Menge gewonnen werden. Von dieser Gat- 
tung Alaunfels werden häufig Quarzkörner und hie und da Stücke von 
Hornstein umschlossen. Die Wandungen der Zellen sind von sehr klei- 
nen rhomboedrischen Krystallen von Alaunstein, oder von rothen Eisen- 
steintbeilen, zuweilen auch. von einer feinen weissen erdigen Substanz 
umbüllt; und nur an einzelnen Stellen sitzen grössere Alaunstein-Oktae- 
der in den Zellen versteckt. An einigen Punkten der unteren Stein- 
brüche wird der Rotheisenstein in dem Gesteine so häufig, dass er die 
ganze Masse durchdringt und zu einem förmlichen porösen Eisensteine 
umwandelt, dessen Zellen jedoch noch mit Alaunsteinkrystallen beklei- 
det sind, | j* 

Über die Lagerung dieses charakteristischen Alaunfelses in diesen 
ziemlich erweiterten Steinbrüchen lässt sich wenig Genügendes entneh- 
‚men. Unter der Dammerde liegen grössere und kleinere Blöcke von 
unbestimmten Formen hie und da zerstreut, welche von einem rothen 
zäben Letten umhüllt werden. Es ist demnach der Alaunfels an die- 
sem Puukte kein zusammenhängendes Ganzes, sondern ein Haufwerk 
an einander liegender Blöcke, die von einem Letten umgeben sind. 

In den höheren Steinbrüchen trifft man dieselbe Gattung mit 
der gleichen Lagerung, jedoch mit einer anderen Erscheinung. Es 
nimmt der Rotheisenstein-Gehalt oftmals in dem Gesteine so zu, dass 
er an manchen Stellen die übrigen Bestandtheile ganz verdrängt, und 
Rotbeisenglanz, Eisenglanz und Eisenglimmer durchziehen in Beglei- 
tung von diehtem und strabligem Gyps gangförmig die Masse. — In 
diesen verschiedenen Steinbrüchen kann man allerdings durch das rauhe 
porphyrartige Ansehen des Alaunfelses, durch das Eigenthümliche sei- 
ner Masse verleitet werden, dieses Felsgebilde den trachytischen Por- 
plıyren nabe zu stellen, obschon mir — ich muss es gestehen — diese 
Idee bei Vergleichung des Alaunfelses mit den verschiedenartigen Por- 
phyren und Trachiten , die ich in Siebenbürgen kennen zu lernen Gele- 
genheit hatte, nicht recht zusagen wollte, um so mehr, als ich seit ei- 
ner Reihe von Jahren die Stücke von traehytischem Porphyr der Schwei- 
tzer-Gegend (Beupant’s Porphyre molaire) nicht wieder sehen konnte, 
— Auf den Gipfeln der Hügel bietet sich in den ausgedehnten Stein- 
brüchen ein neues Phänomen dar. und es schwindet augenblicklich der 

Gedauke an die Einreihung dieser Gebirgsart unter die trachitischen 
Gesteine. Den Gipfel des östlichen ‚ Hügels setzt eiue Formation 


36 * 


. 556 — 
zusammen, WO über dem mehr oder weniger charakteristischen Alaunfels 
eine Lage Hornstein ruht, der vor einer Bank ausgezeichneten fein- und 
grob-körnigen Sandsteins bedeckt wird. Man nimmt die schönsten Über- 
gänge des Sandsteins in den Alaunfels wahr, und, was noch interessan- 
ter, der Sandstein selbst dient zur Bereitung des Alauns, — nur mit 
dem Unterschiede , dass er eine grössere Menge Holz zum Brennen 
bedarf, als der eigentliche Alaunfels. Dieses Sandsteingebilde ist: mit 
einem sehr flachen Winkel nach Nord geschichtet. Be 

Eben so merkwürdig stellt sich der Gipfel des westlichen Hügels 
dar. Er besteht aus einer Felsart von weisser Farbe, dicht und zellig, 
ganz ähnlich dem Dolomite. Die Zelien mit blassröthlichem Alaunstein 
bekleidet. Das Gestein von geringer Festigkeit, an manchen Stellen 
zerreiblich ist in einer Höhe von mehr als 10 Klaftern entblösst, und 
steht in voller Gänze an, Es wird von Lagen einer ganz weissen 
kreideartigen , thonigsandigen Masse durchzogen , und lässt eine hori- 
zontale Schichtung erkennen. Selten trifft man ein Quarzkörnchen in 
ılım. Manche Lagen sind sogar aus einer homogenen weissen, zelligen 
Masse zusammengesetzt, in welcher einzelne Alaunsteinkrystalle einge- 
sprengt: sind. 3 

In diesem Alaunfels fand ich eine unverkennbare Spur eines vege- 

tabilischen Restes, nämlich ein Stück eines Astes 34 Zoll lang und 1} 
Zoll dick, an welchem die Holztextur noch deutlich wahrzunehmen, die 
Bestandtheile aber natürlich mit derselben Veränderung, wie der ganze 
Fels erscheinen. An Alaun soll dieser Fels bei weitem nicht so ergie- 
big, als der in den tiefer liegenden Steinbrüchen seyn. Er gibt 8 Pro- 
cent Alaun, während der ImAerOR auch zu Mühlsteinen dienende, 14 
Procent liefert. 

Nimmt man diese verschiedenen Daten zusammen, so kann der 
Alaunfels schwerlich ein aus den Trachiten hervorgegangenes Gebilde 
seyn, und ich glaube der Wahrheit weit näher zu kommen, wenn ich 
ihn als ein durch schwefelige Säuren während eines vulkanischen Ak- 
tes umgeändertes Sandsteingebilde erkläre, ‘dessen tiefere Lagen dem 
Umwandelungsstoffe mehr ausgesetzt, auch eine viel grössere Verände- 
rung erleiden konnten, während die oberen Schichten zwar davon durch- 
drungen, aber nicht so wesentlich bis zum Unkenntlichwerden ihrer 
ursprünglichen Zusammensetzung umgestaltet werden konnten. Die 
Einwirkung und: Umwandelung äusserte sich nur mehr auf die thonigen 
Bestandtheile des Sandsteins. Die kieseligen erlitten nur eine grössere 
Erhärtung, daher sie auch, so wie die Hornstein-artigen Lagen und 
Einschlüsse keinen Alaunstoff führen. Die unteren Schichten konnten 
hiebei um so leichter aus ihrem Zusammenhange gebracht werdeu, wo- 
‚gegen die oberen noch ganz verblieben. , Ra De 

‚Dass die ganze Hügelreihe , welche ‚der Alaunfels zusammensetzt, 
durch unterirdische Kräfte emporgehoben seye, ist höchst wahrschein- 
lich und leicht erklärlich, wenn man den Trarhit- und Porphyr- Zug 


de ER + 


betrachtet y welcher von Kapnik an bis über Munkacs, also ganz nahe 
von Musaj in nordwestlicher Richtung vorbeizieht. 

Ich bedauere sehr, dass mir nicht vergönnt war, längere Zeit mit 
der Untersuchung dieses Alaunfelsgebildes zuzubringen ; es hätten sich 
vielleicht noch viele wichtige Wahrnehmungen sammeln lassen. Einst- 
weilen war ich mit dieser wissenschaftlichen Ausbeute zufrieden, und 
ich eile zu meinen Goldseifen zurück, welche mir einen ebeuso wichti- 
gen Stoff zum Forschen und Beobachten darboten, als die Frage ge- 
löst werden sollte, woher das Gold in den Alluvionen und Diluvien 
des Stromgebietes der T’heis gekommen seyn möchte. Ich babe in Be- 
ziehung der Verhältnisse und der Entstehung der goldführenden Dilu- 
vien bereits in Siebenbürgen viele wichtige Beobachtungen gemacht und 
hier in der Marmaros manche Thatsache neuerdings bestätigt gefun- 
den, so dass das über die Goldführung der Diluvien (ich will nur die 
Siebenbürger Marmarosa und Bannatu annehmen) verbreitete Dunkel 
seiner Enthüllung nahe seyn dürfte. In späterer Zeit hoffe ich hierüber 
einige Mittheilungen zu machen. Für den Herbst ist mir noch die Be- 
reisung einer der wichtigsten Gegenden von Siebenbürgen vorhehalten, 
nämlich die bei Adrundbanya und Verespatak. Mein Aufenthalt wird 
daselbst einige Wochen lang dauern, und ich erwarte als Bergmann 
und Geognost die reichste Ausbeute. 


JOHANN GRIMM. 


Mittheilungen, an Professor BRONN gerichtet. 


#® 


Kranikpuk a. M., 4. Sept. 1837. 


i Die Schweitz ist reicher an fossilen Knochen tertiärer Ablagerun- 
gen, als ich zuvor nach den darüber bestandenen Nachrichten vermuthet 
hatte. In wenigen von den Sammlungen, welche ich kennen lerıte, habe 
ich sie vermisst. Sie rühren aus einem festen, feinern oder gröbern 
Molassensandstein, aus einem feinen Molassensand, oder aus der Mo- 
lassenkoble selbst her, abgesehen vom petrographischen Charakter des 
Gesteins, der dabei nur eine untergeordnete Rulle zu spielen scheint; 
etwaige Verhältnisse zwischen diesen verschiedenen Gesteinen der Mo- 
lasse und ihrem Gehalte an fossilen Knochen bin ich vielleicht später 
0 glücklich, hinlänglich begründet anzugeben. Ich fasse diese Zeilen 
ab ‘unter der Beschäftigung mit dem Unterkieferfragment eines zierli- 
chen Säugethiers aus einem Tertiärgebilde von Aarau, der Sammlung 
des bekannten. nunmehr verstorbenen Gevlogen Reneger angehörig, 
dem ich den Namen Microtherium Renggeri gegeben habe. 
Nirgend in der Schweitz habe ich aus der Molasse, ihrer Braun- 
kohle oder irgend einem andern ihrer Gebilde, selbst in den Sammlungen 


— 598 — 


Zürich’s nicht, Reste von Rbinoceros tiehorhinus gefunden, was 
nun die Zweifel rechtfertigt, welche ich über die Angaben hatte, selbst 
über die von Cuvıer , nach denen diese Species in Tertiärgebilden der 
Schweitz wäre entdeckt worden. 

Unter den Knochen aus der Molassenbraunkohle‘' der Schweitz in 
der Sammlung des Herrn ArnoLp Escher von DER Lintu in Zürich 
fand ich auch ein Fragment aus der hintern Hälfte des Bauchpanzers 
einer Schildkröte; zwar waren Schildkröten aus der Braunkohle der 
Schweitz nieht bekannt. | | 
| Aus der, dem tertiären Süsswasserkalk und bunten Mergel unter- 
geordneten Kohle, welche, von Schuttgebilde überdeckt, in der Gegend 
von Lucie auf der meerischen Molasse liegen, wurde mir während der 
Versammlung der allgemeinen Schweitzerischen naturforschenden Gesell- 
schaft verflossenen Juli in Neuchätel ein grosser Backenzahn zur Be- 
stimmung, vorgelegt, worin ich den ersten Backenzahn von Dinothe- 
rium giganteum erkannte; dieser Zahn ist jetzt Eigenthum der 
Sammlung des Gymnasiums in Neuchätel. 

Von meiner Lagomys Oeningensis (Anoema Könıs; etc.) von 
Öningen traf ich in Zürich in der Lavarer’schen Sammlung zwei, und 
in der Sammlung auf der Bibliothek ein Exemplar. Wenn man erwägt, 
wie viele Exemplare von diesem Thier sonst noch bestehen, so muss 
man bekennen, dass es zu den weniger seltenen Versteinerungen von 
Öningen gehört; doch sind die erwähnten Exemplare nicht so gut er- 
halten, als das in Carlisruhe. 

Beim Durchseben der Lavarer’schen Sammlung in Zürich war ich 
auch sehr überrascht, unter den wenigen darin befindlichen Versteine- . 
rungen von Solenhofen auf Reste zu stossen, welche von einem Pte- 
rodactylus herrühren: es sind Theile aus den vorderen Gliedmassen. 
Ich werde diese bisher gauz übersehenen Pterodactylus-RBeste noch 
ausführlicher bekannt machen. 

in der Molassen - Schweitz, dem sogevannten Schweitzer - Becken, 
habe ich fast allerwärts auch Löss angetroffen. Er- führt nicht selten 
fossile Knochen, hauptsächlich von Elephas primigenius, die man 
in Solothurn, Aarau, Bern etc. sehen kann, 

Nach einer Mittheilung des Herrn Prof. D. Acassız kommt mein 
Eryon Hartmanni nun auch im Lias von Lyme Regis vor; er ist 
also jetzt im Lias Schwabens, Frankens und Englands gefunden, und 
scheint daher für dieses Gebilde immer bezeichnender werden zu wollen, 

In Neuchätel bekam ich von Acassız einen Krebs zur Bestimmung 
mwitgetheilt, welcher aus der gelben Kreide dieser Gegend herrührt. Es 
ist Astacus longimanus des De ua Becaz, dieselbe Species, welche 
sich im Grünsande von Lyme in England findet. Wenn es num sonach 
immer wahrscheinlicher wird, dass dieser gelbe Kalk mit seinem darun- 
‚ter befindlichen grauen Mergel der Kreideformation, und zwar dem 
Grünsande angehört, so scheint mir gleichwohl noch Eins zu berück« 
siehtigen zu seyn. bevof man Vorzz’ene Anuahme einer ereta-jurassischen 


— 559 — 


Formation im Neuchätelischen, die, wie ıman sagt, bloss von einer Ver- 
. wechslung von Versteinerungen herrühren soll, gänzlich verwirft. Nach 
seiner Rückkehr aus der Schweitz theilte mir schon daınals Hr. Vonrz einen 
Krustazeen mit, worin’ ich eine eigene Species meines, mir bis jetzt sorst 
nur in Gebilden unter der Kreideformation vorgekommenen Genus Pro- 
sopon erkannte. Das wenige daran noch vorgefundene Gestein war 
ein graulicher Kalk mit kleinen Eisenoolithkörnchen untermengt, die 
Versteinerung rührte angeblich aus der creta-jurassischen Formation von 
Boucherans her. Bei dem Streit gegen die Existenz dieser creta-juras- 
sischen Formation schien es mir um so wichtiger, die Schichte kennen 
zu lernen, aus der die Form von Prosopon herrühren konnte, da dem 
Umstand, dass Prosopon bisher noch nicht in der Kreide - Formation 
gefunden worden ist, kein weiteres Gewicht beiwohnt. Nach Bouche- 
rans kam ich nicht. Es war mir indess sehr erwünscht, im Begleitung 
des Herrn Aus. ps Montmorzin, eines der gründlichsten Kenner des 
Kanton Neuchätel, der auch den gelben Kalk und seinen Mergel zuerst - 
richtig bestimmte, wenigstens in der Nähe von Neuchätel einige Ge- 
birgsprofle zu besuchen. Zur Auffindung der Schichte war der Gehalt 
an Eisenoolith der einzige Anhaltspunkt. In jener Gegend kennt man 
bis jetzt eigentlich nur eine Schichte, die Eisenoolith enthält. Es ist 
diess eine feste Schichte, welche zwischen dem granen Mergel der 
Kreide - Formation und dem Portlandstein liegt, ohne bestimmbare Ver- 
steinerungen dargeboten zu haben. MonrmorLLın erwähnt sie in seiner 
Beschreibung des Neuchäteler Jura (Me&m. de la Soc. de Neuchätel, 
I, 1836, S. 50). Man ist darüber noch nicht gewiss, ob diese Schichte 
wirklich zur Kreideformation, oder als oberstes Glied der Juraforma- 
tion zu betrachten sey, was allerdings für die mögliche Existenz ei- 
ner creta-jurassischen Formation sprechen würde. Ehe man diese wirk- 
lich verwirft, sollte man doch untersuchen, ob die eisenoolithische Ge-' 
steinsschichte bei Boucherans dieselbe ist, wie die be Neuchätel zwischen 
dem Kreidemergel und dem Portlandstein, und welches, ausser Prosco- 
pon, die Versteinerungen sind, welche in jenem Gestein angetroffen werden, 

In dem unter dem gelben Kalkstein der Kreide liegenden grauen 
Kreidemergel haben sich einige Wirbel gefunden, welche von Sauriern 
herrühren. Dem Mosasaurus, dem Tbier, welches die zur Kreide 
hinzugenommenen Gebilde beider Erdhälften charakterisirt, gehören sie 
nicht an. Einen dieser Wirbel erhielt ich zur genauern Vergleichung, 
deren Ergebniss später gegeben werden soll, von dem um die natur- 
geschichtlichen Sammlungen des: Gymnasiums in Neuchätel sehr ver- 
dienten Herrn Lovıs Covzon, Sohn, und zwei andere von Herrn Avc. 
DE MonTMorLin, von letztern verräth der eine einen Saurus von nicht 
unbeträchtlicher Grösse. An diesen Wirbeln sind beide PPEICRERNCHEN 
konkav. Von Ichthyosaurus, dem man sie beizulegen geneigt war, rüb- 
ren sie nicht her. 

Aus dem Portlandstein habe ich in der an eelneknngen dieses 
Gesteins, man kann sagen, überreichen Sammlung in Solothurn nichts 
gefunden, was die Annahme von Vögeln in diesem Gestein begründen 


— u 


könnte; die Stücke, TERN zu einem solchen Gerüchte Anlass geben Ä 


könnten, sind Knochen- Fragmente von Pte rodactylus. Hay A 

Für den Portlandstein scheint. sich ein Saurus mit starken, ERRN; 
konischen und dicht gestreiften. Zähnen besonders charakteristisch her- 
auszustellen, die i in Menge bei Solothurn begraben liegen“ und auch im 
Portlandkälke des Kahlenberges gefunden sind, woraus Graf Münster 
eine Zahnspitze besitzt und Römer (Verst. Tf. 12, Fg. 19) eine andere 
Zahnspitze als Zahu von Iebthyosaurus abbildet. Ich nenne dieses Thier 
Madrimosaurus Hugii. 


In der Sammlung von Solothurn sah ich auch die Reste} welche 


Säugethieren zugeschrieben werden, und die aus dem Portlandstein her- 


rühren sollen. Ein Paar Zähne sprechen wirklich für Säugethiere, die. 


Bestimmung aber der andern Knochen halte ich für sehr gewagt. Es 
bedarf indess noch der Bestätigung, ob diese Reste wirklich aus den 


festen unveränderten Bänken des Portlandsteines herrühren, und nicht 


etwa jünger sind, als dieser. Was ich sah, befriedigte mich zur Be- 
gründung einer so wichtigen Annahme, wie die von Säugethieren im 


Portlandstein, und zwar von solchen, welche den spätern fast specifisch 


gleich geweseu, nicht sehr. 
- Ihre Abhandlung über das Maynzer Becks (Jahrb. 1837, S. 153) 
musste mieh sehr interessiren, da sie eine Gegend betrifft, mit der 


_ 


auch ich mich schon. lange beschäftige. In Betreff zweier von Ih-' 


nen angebrachten Noten, erlaube ich mir auf die erste (S. 157) 


zu bemerken, dass ich das Verzeichniss der fossilen Säugethiere von 
Eppelsheim zur Aufnahme in meine Palaeologica der Gefälligkeit des 
Herrn Dr. Kaup verdankte, was ich auch darin, $. 408, angeführt 
habe. Diess fiel in eine Zeit, wo Kaup unmöglich die Thiere schon 
so genau zu sichten im Stande war, als es ihm später gelang, wo- 
durch denn die Abweichungen von früheren Angaben entstanden, 
welche, zumal, wenn sie vom Autor selbst ausgehen, stets erwünscht 
seyn müssen, In der zweiten Note (S. 159) wird mir unterlegt, 
in meiner Beschreibung der fossilen Knochen von Georgensgmünd an- 
gegeben zu haben, dass wenigstens die Genera mit denen des Pari- 
ser Gypses grösstentheils übereinstimmen. Noch weit mehr als Sie 


musste ich hierüber erstaunen, da ich mich nicht erinnern konnte, je eine 
solche Angabe gemacht zu haben. Es seheint, dass Sie sich dabei eines 


Auszugs im Jahrbuche 1835, S. 357 bedient haben, welcher aufgenom- 
men hat, dass die Geschlechter von Re N grösstentheils mit 
denen B Pariser Gypses übereinstimmen *). 

In dem Resultate, das Sie aus dem Gehalte an Land-Säugethieren 


des Eppetsheimer Sandes ziehen, fällt mir die Annahme einer Art auf, 


welche ‚noch am Leben seyn soll. Es wäre diess das erste Beispiel 


“, Jene 2malige Angabe von meiner Seite beruhet. allerdings auf einem Versehen, 


dessen ‚Veranlassung ich nicht kenne, das rate für ERERONTAE RUN, Fall ohne 
Bindnn: ist. CAR 


— 561 — { 
vom Workömmen 'einer noch lebenden Säugethierart in Tertiärgebilden. 
Wenn dieser Hanster von Eppelsheim wirklich von dem lebenden. nicht 
verschieden ist, so bedarf es einer um so genauern Nachweisungy dass 
die Reste desselben wirklich gleiches Alter mit den übrigen erlosche- 
nen Landsäugethieren haben. Aber schon die Beweisführung für die 
Identität der Species unterliegt Schwierigkeiten, indem selbst die Über-, 
einstimmung des Skeietes mit Verschiedenheiten in den übrigen, und 
zumal in soleben Theilen verbunden seyn kann, auf die wir bei den le- 
benden Thieren die Errichtung der Species gründen , die aber für die 
fossilen verloren sind. Ein anderes Bedenken trage ich bei der An- 
nahme vom Vorkommen des Rhinoceros minutus in Ablagerungen 
von so verschiedenem Alter, wie der Sand von Eppelsheim und Wein- 
heim, das wahrscheinlich auch tertiäre Gebilde von Moissac und die 
Höhlen von Lunel - Vieil, Pondre und Souvignargues. Der Rhinoce- 
ros minutus ist eine von den Species, welche uns von Cuvırr am 
schwächsten begründet überliefert wurden. Wie schwierig es aber über- 
haupt sey, namentlich bei Rhinoceros, die Species von ungefähr glei- 
cher Grösse aus einzelnen Theilen zu unterscheiden, sehen wir an dem 
Acrotherium incisivum und dem Rhinoceros Schleierma- 
cheri, welche bei der grossen Verschiedenheit, die sie hesitzen, mir, 
ich gestehe es offen, schon öfter nicht möglich war, nach den einzelnen 
Zähnen zu unterscheiden. Die Reste, worauf die Angaben von Rhino- 
ceros minutus aus späteren Gebilden beruhen, sind keineswegs für 
eine weitere Beurtheilung genügend zugänglich. Eben so wenig kann 
ich an das Vorkommen meiner ältern Pferde oder Kaurs Hippothe- 
rium in der Knochenbreccie von Montbeliard mit Höhlenbären - Resten 
glauben; es ist diess eine blosse Vermuthung, welche Duvernoy auf 
einen Kuochen gründet, der darüber nichts weniger als Gewissheit ver- 
leiht. Ich habe diese Pferde bis jetzt immer nur in wirklichen Tertiär- 
Ablagerungen angetroffen. Auch kann ich ihr Vorkommen im Bohnerz 
derSchwäbischen Alb nicht für ein sekundäres halten, es sey denn, 
dass dasselbe im Sande von Eppelsheim der Fall wäre. 

Es ist mir unbegreiflich, wie unser verehrter Freund KLIPSTEIN 
den Tertiär- Gebilden im nördlichen Theil des Rheinischen Beckens 
ein solches Alter verleihen konnte, wie er es in der von ihm mit 
Kaup herausgegebenen Abhandlung über das Dinotherium gi 
ganteum gethan. Auf die darüber früher bestandenen Arbeiten 
ist gar keine Rücksicht genommen. Sie sind seiner Ansicht nicht 
ohne Grund entgegen. Wenn bei Alters- Bestimmungen von Forma- 
tionen den Wirbelthieren vor den Wirbellosen überhaupt ein Vorzug zu 
gönnen ist, so verdienen sie es um so mehr in den Fällen, wo letztere 
sparsam, oder in einem solchen Zustand überliefert sind, der. eine 
genaue Bestinnmung der Species erschwert. Ich erinnere mich noch 
sehr wohl, wie man den knochenführenden Sand von Eppelsheim für 
diluvial hielt. - Als ich die Angaben über seinen ‘Gehalt an Säugethieren 
. gehörig gesichtet hatte, war es mir nicht mehr zweifelhaft, dass er tertiärer 


— 5602 — 


Natur und wohl zu, unterscheiden sey von dem Diluvium des, Rheinss 
Hierüber habe ich mich lange vor Krırsteıns Untersuchung ‚ausgespro- 
chen, wesshalb es mir auffallen musste, dass Kuırstein (S. 22) sagen 
konnte, dieser Sandstein habe bisher für diluvial gegolten. Während 
sich mir durch die Übereinstimmung einer gewissen Zahl von charakte- 
ristischen Vierfüsser - Species die nahe Verwandtschaft dieses Sandes 
mit den knochenführenden Bohnerzgebilden ergab, erkannte ich auch 
im Eppelsheimer Sandgebilde die Anlage, welche dasselbe zur Bohn- 
erzbildung besitzt. Diese Umstände, so wie ferner die Auffindung von 
denselben Species von Vierfüssern in dem tertiären Sande und Kalke 
des Maynzer Beckens, besonders aber der Umstaud, dass ich in gros- 
sen Schichten‘ desselben , so wie in dem Cetaceen-führenden Sande, der 
bei Flonheim und Uffhofen so deutlich auftritt, die nämlichen Lamna- 
Arten erkannte, welche die Molasse diesseits der Schweitz und in der 
Schweitz selbst charakterisiren, überzeugte mich von der nahen Ver- 
wandtschaft, in welcher nicht allein diese tertiären Sande und Kalke 
im Mayuzer Becken zu einander, sondern auch zu den Bohuerz- ‘und 
Molassen-Gebilden Schwabens und der Schweitz stehen. Diese zu den 
jungen Tertiärgebilden gehörende Molassen- Formation ist sehr weit ver- 
breitet; sie zieht sich über einen grossen Theil des Europäischen: Fest- 
landes. Aus: den Species von fossilen Säugethieren und von Lamna 
habe ich sie auch in Podolien vermuthet, was durch eine Unterredung 
mit EıcuwaLp zur Gewissheit ward; ich vermuthe sie sogar im Becken 
der Pampas in Südamerika, wo auch ein dem Löss analoges Gebilde 
liegt. Ich kann daher Krırsteıns Ansicht, der knochenführende Sand 
von Eppelsheim sey ein Äquivalent des Pariser Gypses, der Tertiär- 
kalk ein dem Pariser Grobkalk zu vergleichender Kalk nicht, am 
allerwenigsten aber seine Ansicht in Betreff des Cetaceen - führenden 
Sandes des Rheinischen Beckens theilen, dem er kein jüngeres Alter 
als der Grobkalk von Paris eingeräumt wissen will, während er doch 
zur obern Molasse hinzuzunehmen ist, was dem Resultate nicht wider- 
streitet, zu welchem Sie durch Ihre interessanten Forschungen auf den 
Grund des Gehaltes der Gebilde des Maynzer Beckens an Konchylien 
gelangt sind. t 
Herm. von MeExer. 


Cassel, 5. Sept. 1837. 

Vor einigen Tagen war ich zu @rünenplan, wo ich bei Hrn. Berg 
rath Koch ein Paar recht genussreiche Tage verlebte. Seine Sammlung 
enthält viele Versteinerungen , welche den Zeichnungen in RormErs 
Werk als Originalien gedient haben. Nächstens wird derselbe mit Hrn. 
Dusker in Oberkirchen Nachträge zu diesem Werke liefern. Auf einer 
Exkursion, die ich mit ihm gemacht, entdeckte er eine Lingula im 
Hilsthone, wohl die erste in dieser Formation; und schon im Frühjahre 
batte-er in demselben Gebirge eine Menge Rotalien gefunden, die er, 


En 


glaube ich, R. jurensis neunen wird,  Rosmer hat seither das näm- 
liche Geschlecht auch in Dogger angetroffen. 


PhıLıppr. 


Darmstadt, 20. Sept. 1837.- 


Dinotherium betreffend. 


Von dem vollständigen Schädel dieses merkwürdigen Thieres sind 
aun treu nach dem Original mit Ölfarbe kolorirte Abgüsse zur Ver- 
sendung bereit. Der Oberkopf ist bis auf das in der Mitte zerbrochene 
Zygoma vollständig erhalten. Der Unterkiefer hingegen ist vervollstän- 
digt, indem die bekannte grosse linke Unterkiefer - Hälfte zum Grund- 
typus und das Fehlende nach zwei linken und einer rechten Kiefer- 
Hälfte theils daran gesetzt, theils modelirt ist. Das Ganze bildet jedoch 
eine treue Darstellung des ganzen Unterkiefers, der um ein Weniges 
grösser als der Oberkiefer ist, da der Grundtypus, die linke Unterkie- 
ferhälfte einem grösseren Indiviluum angebörte. | 

Der Preis des ganzen Schädels, der durch seine enorme Grösse 
und seltne Vollständigkeit eine wahre Zierde für alle Museen werden 
wird, ist 280 fl. oder 600 Fres. Nach Wunsch wird das eiserne Ge- 
stell, auf welchem es bereits in den Museen zu Darmstadt, Prag, Pu- 
ris aufgestellt ist, gegen die Summe von 32 fl. beigegeben. 

Dem irrigen Gerücht, als’ würden später durch Quasi-Nachdruck 
die Abgüsse billiger, zu entgegnen, bemerken wir, dass nur öffentliche 
Anstalten, von denen so Etwas nicht zu befürchten ist, unsere Abgüsse 
erhalten werden, und dass solche an uns unbekannte Private entweder 
nicht oder gegen sichere Garantie versandt werden. f 

Für gute Verpackung wird gesorgt und für unbeschädigten Eui- 
pfang garantirt, wenn nachzuweisen ist, dass in der Verpackung ge- 
fehlt war *). 


v. Kuipstein. 
Kaue. 


©) Es ist hiezu kaum zu bemerken nöthig, dass eine zweite Form den Gypsabguss 
niemals so treu liefern kann, als die erste, indem durch das Treiben des Gypses 
die Dimensionen grösser werden, und zwar um so mehr, aus einer je grösseren An- 
zahl Stücke die Form besteht. Um diess so viel wie möglich zu vermeiden, und 
um das Treiben möglichst zu vermindern, hat man in Darmstadt gelöschten Kalk 
unter den Gyps genommen. ec 


Neueste Literatur. 


A. Bücher. 


1335. 


Me Lerrann: Gevlogy Er Natural History of the Province of Ke 
maon. Calcutta. 


1856. 


G. Fantonerti: le miniere metalliche dell’ Ossola in Piemonte, 116 
pp. 4°. con. 2 tav. lit. Milano. 

G. W. Featuerstonnaugn: Report of a Geological Reconnaisanc made 
in 1835 from Washington by Green Bay and the Wisconsin Ter- 
ritory to the Coteau de Prairie, an elevated Ridge dividing the 

issouri from the St. Peter’s Rivier. Washington. 168 pp., 2 

Maps, 4 plat. 

S. P. Hırprern (assisted by Rınpprr, LapHAam and Locke): Report on 
the Geological Survey of Ohio. 187 pp. with Diagrams. Colum- 
bus, Ohio. | 

H. D. Rocers (State - Geologist, Prof. of the University of Penns.): 
First Annual Report. 27 pp. 


1837. 


Report on the new map of Maryland, 104 pp. and 6 maps. Part TI, 
Geology by J. T. Dvcater, Annapolis; — Part II, Topography 
and Enginering by J. H. ALEXANDER, Baltimore. 

G. Bıscuor: die Wärmelehre des Innern unseres Erdkörpers, ein Inbe- 
griff aller mit der Wärme in Beziehung stehender Erscheinungen 
in und auf der Erde, nach physikalischen, chemischen und physiolo- 
gischen Untersuchungen» Umgearbeitete und weiter ausgeführte 
Ausgabe einer gekrönten Preis- Schrift, mit eingedruckten Holz- 
schnitten, xxıv und 312 SS, Leipzig 8° [2 Rthlr.]. 


a 


Eupes ; DEstLon@cHAm®Ss ;  Memoire sur le Poekilopleuron Bucklandäi, 
grand Saurien fossile, intermediaire entre les Crocodiles et les 
"Lezard, decouvert dans les carrieres de la Maladrerie pres Caen 
(11% Bog., 8 Taf. Abbild. 4°). Caen. 

E. F. Germar: Lehrbuch der gesammten Mineralogie. Zweite umge- 
arbeitete Auflage, mit 10 Kupfertafeln. Halle 8°. [2 fl. 42 kr.] 

A. v. HumsoLpt, G. EurEnBERG und G. Rose: Reise nach dem Ural}, 
dem Altai und dem Kaspischen Meere, auf Befehl des Kaisers im 
J. 1829 ausgeführt. — Mineralogisch - geognostischer Theil und hi- 
storischer Bericht von G. Rosz; Ir. Bd.: Reise nach dem Ural und 
dem nördlichen Altai, xxxır und 641 SS., 8°, 6 Kupff., 3 lithogr, 
und illum. Karten in Fol. und; eingedruckte Holzschnitte. Berlin 
[6 Rthlr.]. ‘ 

Cn. T. Jackson: First Report of ihe Geology of the State of Maine, 
128 pp. with an Atlas containing 24 plates. 

First Report on the Geological Survey of the State of New-York, Al- 

bany, 212 pp. (die Botanik von J. Torrer, die Zoologie von J. ps 
Kıy, die Mineral- Chemie von L. C. Beck, die Geologie nach den 
4 Bezirken von W. W. Maruer, E. Emmons, T. A. Conrip und 
 Lakpner VANUXEM*). 

H. G. Beonn: Lethaea geognostica oder Abbildung und Heenirei, 
bung der für die Gebirgsformationen bezeichnendsten Versteinerun- 
gen, VI — VIII. Lief. 18 Bogen Text, 8°, mit der 31. bis 47. und 
letzten lithogr. Tafel in gr. 4° (vergl. Jahrb. 1836, S. 365). 

H. G. Bronx: Lethaea geognostica etc. zweite Auflage des ersten 

Bandes, nämlich S. 1 -- 544, das Übergangs - bis Oolithen - Gebirge 

. enthaltend [neuer Abdruck, die Druckfebler korrigirt ‚„ mehrere Ta- 
feln neu lithographirt]. 


B. Zeitschriften. 


The London and Edinburgh Philosophical Magazine 
and Journal of Science (and Procedinys of tthe Geolo- 
gical Society of Lundon), London 1837, 8°. Nr. 63—65. 


1837, Juni, X, 6. 


SCHOENBEIN: Versuche über das besondere Voltaische Verhalten des Ei- 
sens, wenn es durch Blei-Peroxyd erregt wird. S. 425—430. 
G. O0. Rezs: über Magnesia-Hydrat. S. 454 — 450. 


Procedings of the Geological Socieiy of London, 1836, Nuv. 390—- 
Dec. 14. x 

J. ScousLer: über gewisse emporgehobene Geröll- Hügel mit See-Kon- 

_ chylien in der Nähe von Dublin. S. 471 — 473, 


x 


"*) Desax schätzt die Thiere auf 60 here 275 is 250 ehe und Fische, 0 
Mollusken , 3000 Insekten, RT £, 


x 
2 2 v 
e 
—— — 
= in 
. \ 


: H,'E. Steicktann und W. J. Hamırton : über die ‚Beoiogie: des Ehe 

... eischen Bosphorus. . S. 473—474. 

„. En. Buesase: über Eindrücke in Sandstein, RaRhe ‚denen von Pferde. 

 hufen ähneln. S. 474 — 475. 

..W.. BuckLann: über das Vorkommen verkieselter Stä; mme . grosser 
Bäume in der New - red - sandstone - Formation oder Roikolitbisehen 
Reihe zu Allesley bei Coventry. S. 475 — 476. 

‚Cu. Stockes: weitere Notitz über ein theilweise versteinertes Holz- 
stück aus einer Alt- Römischen Wasserleitung zu Eilsen im Für- 
stenthum. Lippe-Bückeburg. S. 476—477. | 

- Sepewick und R. J. Murcnison: Beschreibung einer BR 
Stelle von Barnstable Bay an der N.W.Küste von Devonshire. 
S. 477 — 479. 


1837, Juli, XI, 1. 


H. J. Brooke: über die krystallographische Identität des Phakolith’s und 
. des Irischen bipyramidalen Levyn’s mit Chabasie. S. 12—13. 

R. Cowıine Tayror und Tau. G. Cremson: Noten über die Geologie 

eines Theiles des Bezirkes Holguin auf der Insel Cuba, und über 
die Mineral-Gegend an deren N.O.Küste. S. 17—33. 

W. E. Baker und H. M. Durınp: über die fossile Kinnlade eines rie- 
_senmässigen Quadrumanen, mit den Geschlechtern Semnopithecus 
und Cynocephalus verwandt. $S. 33 — 36. 

Tu. Tuomson: über den gerade rhombischen Baryto-Calcit, mit Bezie- 

hung auf Jounston’s Abhandlung im Philos. Magaz. 1837, Mai. 

Cu. T. Bere: Nachträgliche Bemerkungen über die frühere Ausdehnung 

des Persischen Meerbusens und den Unterschied . zwischen Babel 
und Babylon. S. 66 — 68. 


1837, XL, Supplem. 


Proceedings of the London geological Society, 1837, Jän. 4—März 8. 

Ar. CarpereucH: einige Beobachtungen über die Schichtenbebung an 
der Küste von Chili, S. 98 — 100. 

Marıano Rıvero: über die Niveau’s-Änderungen in Süd-Amerika durch 
Erdbeben. S. 100 (läugnet solche). 

Cu. Darwın : Bemerkungen über die Beweise einer neulichen Hebung 
an der Küste von Chile, gemacht auf dem Schiffe Beagle, Capt. 
Fırzroy. S. 100—103. 

J. S. Bowersank: Bericht über einen Niederschlag [ansehnliche Al. 
‘ lJuvialbildung aus Kreide- und Kreide-Mergel-Klein] mit Land-Kon- 
chylien lebender Arten zu Gore Cliff auf Wiyht. S. 103. 

J. Wvart: Brief über einen Trapp-Dyke in den Penrhyn-Schiefer-Brü- 
chen bei Banyor in Caermarthenshire. S. 103—104. 

W. Rıcuarpson : Notitz über einen erfolgreichen Versuch zu Mort- 
lake in Surrey Wasser zu erbohren. S. 104. 


\ 


= MR - 


3. Morkıs : über die, gewöhnlich plastischer Thon Panne Schich- 
ten. S. 104 — 106. 

" Buortanp: über das Vorkommen des Kbubeiäniddleink in der Hier 
Gegend der 'Neurothsandstein - Formation oder des Poikilithischen 

' Systems in England und Wales. S. 106—107. 

"W. B. Craree: über geologische Struktur und Erscheinungen in den 
nördlichen Theilen des Cotentin und besonders in der unmittelbaren 
Nähe von Cherbourg. 

Grant: über die Geologie von Cutch. S. 107 — 110. 

W. B. Craree : über geologische Struktur und Erscheinungen von 
Suffolk und seine physischen Beziehungen mit TORTE und Esser. 
S. 110—117. 

D, Wırriıams : über die emporgehobenen Ufer von Saunton Downend 
und Baggy Point. S. 117 — 118. 

J. DE Carıe Sowerey: über sein neues Genus fossiler Konchylien, 
Tropacum. S. 118. 


Bulletin de la Societe geologique de France. Paris 8°, 
1837, 3. April —19. Juni (vergl. Jahrb. 1837, S, 451). | 1 


‚Vill, 193—320, 1837, 3. April— 19. Juni. 


Puron: über kubische Sandsteinkrystalle im bunten Sandstein von 
Ruauz, Vosges etc. S. 195—197. 

Pırra: Mineralogische Beobachtungen in Calabrien. S. 198 — 199. 

Durrenoy und C. Pr£vost: über den Erhebungs - Krater des Vesuvs. 
S. 199— 201. 

Desnovers: über die Stelle, welche in der Reihe der Tertiär- Gebirge 

. das System der Faluns der Loire und das des Crag in England 

‚scheinen einnehmen zu müssen, und über die Schwierigkei?, deren 
‚Alter nach ihrem Gehalt an lebenden und ausgestorbenen Konchy- 
lien-Arten allein zu bestimmen. S. 203—211. 

MorzAu: über die Muschel-Arkose von les Chaumes in Burgund. S. 213. 

Desnayes über Geschlecht und’ Art bei fossilen Konchylien, und über 
die von De Vernevit aus der Krimm mitgebrachten Cardien. 
S. 215—218. 

Dure£nor und C. Pr£vost: Fortsetzung von S. 201. — S. 218 — 224. 

Levarroiıs: über eine Einsenkung des Bodens zu Burst u St. Avold, 
Mosel-Dept. S. 229—230. 

STEININGER: über 2% neue Versteinerungen aus der Eifel: Lichas und 

 Haplocrinites, und über eine Knochenböhle bei Gerolstein. S. 

230—232. 

Carrery: über die Geognosie China’s. S. 234 — 240. 

Cu. D’Orsıenv: Bezeichnendes Vorkommen von Cerithium gigan- 
teum im Pisolith. S. 240—241. 

Vierer: über den Ertrag der Bergwerke in Europa. S. 242—243. 

MerLevivte: Verzeichniss tertiärer Konchylien um Laon. S. 248—249. 


Grocker: geognostische Bemerkungen in Möhren und Schlesien. 8. 
262 — 263. 

Dr Roys und C. Pa£vost: über den Wald von Koniebilan, dessen 
Kalk und Sandstein. S. 264 — 267. 

Cu. D’Orsıcny: über einen in ‘der Kreide von Meudon eileciu über 
4‘ langen. Schädel von Mosasaurus Hoffmanni. S$. 267 (von 

.- LAURILLARD bestimmt). 

De VerneuiL: geologische Notitz über die Gegend von Constantinopelk. 

S. 268 — 278, mit Karte. Rıvızre: Bemerkungen dazu. S.. 278. 
" Puer: über einige fossile Knochen aus der Höhle von Brenyues. '8. 


. 279— 282. 
C. Pr&vost: über Anıco’s Hypothesa der re .- Insel Julia, 
» 2.8..282—291. Nebst Karte, und Rıvıkre: Bemerkungen. 


VorLrtz: über Tuurmann’s „soulevemens jurassiques“. S. 298—302. 

Scovter: über Vıirzer’s Theorie der Modifikationen der Gesteine, und 
Verhandlungen. S. 302— 308. 

Leymerie: Notitz über das Übergangs-Gebirge in dem. Rhone - und dem 
: benachbarten Theil des Loire-Departements. S. 310—315, 

Derselbe: über die Hebung des Sekundär-Gebirges im Rhone - Dept. S. 
HET AO, 


Auszüge. 
1. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. 


Korrtnaus schreibt von Benjermassing auf Borneo vom 10. August 
1836, dass die Vornehmen am Hofe des Sultans von Martepoera viele 
Diamanten tragen, welche mit Platin in den Gruben von Karing- 
intan vorkommen (van DER HorvEn in DE Vrıese (Tüjdschrift voor na- 
tuurl. Geschiedenis , 1836, III, 192). 


 Tuomson: Zerlegung des Cluthaliths (Ouflines of Min. I, 
339). Bildet Nieren in : einem Mandelstein bei Bumbarton in dem Ge- 
birge von Kilpatrick. Fleischroth; undurchsichtig ; ‚glasglänzend ; An- 
deutungen von rektangulären Prismen. Sp. Schw. — 2,166. Härte 
— 3,5. Chem. Bestand: 


Kieselerde . : i 51,266 
-Thonerde . . . 23,560 


Natron - - - 5,130 
Talkerde . . . 1,233 
Eisen-Peroxyd . : 7,306 
Wasser 5 ° : 10,553 


99,048 


nn 


Derselbe: Zerlegung des strahligen schwefelsauren 
Strontians (loc. eit. p. 111). Vorkommen auf dem Eilande Brun- 
mond im Erie-See und zu Kingston in Ober-Canada. Ch. Bestand: 


Jahrgang 1837. 37 


Gr 
} 4 
ver; - En TEEN EN ERBBBREE ; \v / \ VRRRREREENE REFERENT 


Schwefelsaurer Baryit  .- „ 35,20, re re 
” Strontian .. \ 63,20 . | ri 
a ei ie - Eisenoxyd . ; 1,24 i 
Wasser i . ä B € 0,725, 

N \ 100,36 


H. J. Brooxe bewies aus krystallographischen Gründen, dass 
Murchisonit, Moonstone (Adular) und der Norwegische, 
mit bunten Farben spielende Feldspath einer Gattung 
angehöre, welche er mit dem Namen Mürchisonit belegt 
(Lond. and Edinb. philos. Mag. Third. Ser. Nr. 60, March ‚1837, 
p. 170). 


\ 


Derselbe (loc. cit. Nr. 62, May, 1837, p. 368): über die Iden- 
tität der beiden Vesuvischen, unter dem Namen Anorthit und 
Biotin bekannten Mineralien. 


M. L. Frankennayn: über die Krystallform einiger Me. 
talle (PocGsn». Ann..d. Phys. Bd. XXXX, S. 455). Die Metalle werden - 
durch die meisten elektropositiven Metalle als Pulver, als Blatt- artige 
Übergänge oder als Dendriten reducirt. Im ersten Falle entstehen nur 
bei sehr langsamen Prozessen deutliche Krystalle. Da aber die Ge- 
schwindigkeit der Entstehung keinen Einfluss auf das Wesen des redu- 
cirten Stoffes haben kann, so ist auch das Pulver als Aggregat von 
Krystallen anzusehen, Blatt- artige Übergänge werden u. a. leicht vom 
Golde gebildet, es mag aus seinen Auflösungen durch unedle Metalle 
oder durch Eisenoxydul- Salze, oder durch organische Stoffe reducirt 
werden. Die Dendriten sind bei vielen Metallen sehr gross und deutlich; 
aber die Bewegung, welche selbst in flachen Tropfen durch chemische 
Processe, vielleicht auch durch galvanische Erregung veranlasst wird, 
- ist immer so heftig, dass die Dendriten stark gekrümmt, auf einander 
gewickelt, einige Stücke abgerissen worden und die Regelmässigkeit 
fast verloren geht. Bringt man jedoch den Tropfen nebst dem reduci- 
renden Metall zwischen zwei Glas-Platten, so können die Winkel, unter 
denen die Dendriten sich kreutzen, nicht selten auch die Winkel der Kry- 
stalle, in denen sie sich zu endigen pflegen, deutlich genug beobachtet 
werden, um,die Krystallform daraus abzuleiten; denn die Dendriten- 
Winkel sind eben so konstant als die Krystall-Winkel. Aufdiese Weise 
liesse sich die Krystallform von Silber, Blei, Wismutb u. a. Metallen 
bestimmen, wenn diess nicht schon auf anderen Wegen geschehen wäre. 


= SE 


Die Kıystallform des Zinns ist noch unbekannt. Es redücirt &ich aber 
in so ausgezeichnet schönen Dendriten, dass man nicht in Zweifel blei- 
ben kann, es dem tesseralen System beizuzählen. Sie kreutzen sich un 
ter 90° 55° und einigen andern Winkeln. — Es ist merkwürdig, dass 
alle Metalle, von denen man Krystalle beobachtet hat, nur zwei Formen 
annehmen, Würfel und Oktaeder oder das Rhomboeder des Antimons. Selbst 
die Formen der Legirungen steigen nicht wohl zu dem zwei- und zwei- 
gliederigen Systeme herab. Dagegen zeigen die übrigen noch unzer- 
setzten Körper jene Einfachheit der Form im Allgemeinen nicht. Phos- 
phor, der zwar auch dem tesseralen ‚Systeme angehört, zeigt durch Vor- 
herrschen des Rhomben - Oktaeders, dass er krystallograpbisch nicht der 
Reibe der Metalle beizuzählen ist. Diamant ist zwar oktaedrisch, aber 
mit hemiedrischer Modifikation. Jod und der in niedriger Temperatur 
gebildete Schwefel sind trotz der Isomorphie in mehreren ihrer Verbin- 
dungen zwei- und zwei-gliederig. Der in hoher Temperatur krystalli- 
sirte Schwefel, und das Selen sind zwei- und ein-gliederig. 


d 


J. Taycor: Silber-haltiges Mangan. Peroxyd aus Mexiko 
(London and Edinb. phil. Mag. April 1837, Nro. 61, p. 279). Die 
Fundstätte ist der Santa- Ynez-Gang im Real del Monte. Ergebniss 
der Zerlegung : 


Mangan- :Dorieyd . . 30,6 
‚Eisenoxyd . . . 12,5 
Kieselerde . s j 21,0 
Thonerde ä > f 17,6 
Kalkerde e ee! 1,2 
Wasser - ; . : 16,7 
- Silber und Verlust . . 0,4. 


Taomsox: über den Steilit (Outl. of Min. I, 313). Das Mine- 
ral findet sich in einem Hornblende-Gestein amı Ufer des Clyde-Kanals. 
Es besteht aus faseriger Masse, die einige Ähnlichkeit mit Alabäster 
und mit Nemalit hat, wie gesagt wird. Sp. S. = 2,612. Härte-— 
3,25. Chem. Bestand: ah; 
Kieselerde . . v. 48,465 
Kalkerde . ul: 30,960 


HaiRulde" © NENNE au 

Thonerde . . N 5301 
Eisen-Protoxyd . % "3,53 \ 
Wasser, > 0.00 0 

HAUT. 99,948 


3 


’ 


selben über den Giottalit, Cioc. cit. p. 328). 
im _ Hornblende - Gestein am Clyde-Ufer bei Glasgow. 


—— 


572 


Vorkommen: 
Erscheint in Ok. 


taedern und in Säulen, die rektanguläre oder quadratische seyn sollen. 


Sp. Schw. = RoBN. Härte — 3,5. Gehalt: | N 
Kieselerde - 2. 37,01 
Kalkerde . “23,92 
Thonerde er 16,31 
Eisenxyd ... 0,50 
Wasser . 21,26 
99,00 


Derselbe: über den Nemalit (loc. eit. p. 166). Fundort Ho- 
boken in New-Jersey. Bildet Adern im Serpentin und besteht aus ela- 
stischen Fasern, von weisser, etwas ins Gelbliche stechender Farbe. 


Spez. Schw. — 2,44. 


braun und zerfällt zu Pulver, indem Wasser entwickelt wird; Salpeter- N 


Härte-— 2,0. 


Erhitzt färbt sich das Mineral 


säure löst dasselbe leicht auf. Chem. Bestand; _ 3” 


Kieselerde . h 


Talkerde . 
Eisen-Peroxyd . 


Wasser i x 


H. W. Dove: 


12,568 “ 
51,721 

5,874 
29,666 


über den Unterschied positiver und nega- 


tiver Krystalle bei zirkularer und bei elliptischer Pola- 
risation (Poccknv. Ann, d. Phys. Bd. XXXX, S. 457 ff.), und über 
Erscheinungen zweiaxiger Krystallein zirkular polarisir- 
tem Lichte (A. a. 0. S. 482 fl... Zu Auszügen nicht geeignet. 


/ 


f 


J. D. Dana: über die Einerleiheit des Torrelits von Tuomson 


und des Columbits (American Journ. by SILLIMAN. 
p. 149 etc.). Die Identität der Mineralien von Haddam 
war früher schon durch J. Torrsy dargethan worden. 

ten Krystalle von Middletown in Connecticut, ebenfalls 
_ kommend, erreichen mitunter wahre Riesengrösse, so 
Pfund und darüber wiegen. 


würden. 


Vol. XXXIT, 
und Bodenmais 
Die untersuch- 
in Granit vor- 
dass solche 14 


Wir übergehen die Resultate der Winkel- 
' Messungen, da solche ohne die Kıystall-Figuren nicht verständlich seyn 


— 973 — 


Tuomson: Analyse des Retenalits (Out. of. Min. I, 201). 
Vorkommen zu Granville in Nieder - Canada, eingewachsen in Serpen. 
tin. Gelblichbraun; barzglänzend ; durchscheinende Massen von split- 
terigem Bruche. Sp. S. = 2,493. Härte — 3,75. Vor dem Löthrohr 
weiss und zerreiblich werdend, aber unschmelzbar. Resultat der Zer- 
legung: A 


Kieselerde . AN? 40,550 
Natron . 22. 18,832 Aa 
Talkerde . ; Ä 18,856 
Tbonerde . ei: 0,300 
Eisen-Peroxyd . : 0,620 
Wasser - ‘ . 20,000 
99,158 


Derselbe: Zerlegung des Lehuntits (loc. cit. p. 338). Bei 
Glew- Arm an der Küste der Grafschaft Antrim in einem Mandelstein 
vorkommend. Fleischroth; körnig; durchscheinend. Sp. S. = 1,958, 
Härte =3,75. Fliesst vor dem Löthr. zu weissem Email. Ch. Gehalt: 


Kieselerde . ? Ä 47,33 


Thonerde { s Ä 24,00 
Natron . : $ : 13,20 
Kalkerde F ; x 1,52 
Wasser ? x 5 13,60 

„99,65 


H. S. Boass: über die Zusammensetzung der Cornwaller 
Porzellanerde (London and Edinb. phil. Mag. Nro. 62, Mai, mie; 
p. 348 etc.). Die Analyse ergab: 


Porzellanerde 
von 
Breage. St. Stephens. 


Kieselerde . . DT 15 1 39,55 
Thonerde . zeır.2.08620 4.138085 
Talkerde . .. . 279. ; 1,45 
NFaSser\ ii. Aus 11,65 \ 12,50 
Unlösbarer Rückstand LTR 


(Quarz und Talk). 9,50 „ 8,70 
9,25 100,25 


a. .W. Da „über den Zusammenhaug der optischen 
een balkon der. Bergkrystalle mit. ihren äussern ‚kry- 
'stallographischen ER RSÄRBARNSRES: Ann, d. ‚Phys. B. Sr 


u 607 Ran vÄRgaBe sich nicht zum Auszuge re 


198. bir Bash 


Cn, U, Snerard: Bes hrhiheng de Edwaresits (Sırzıman 
Journ. Vol. XXXII,p».162 etc... Das als neue Gattung geschilderte 
Mineral hat eine schiefe, rhombische Säule als Kernform und die gegen- 
seitige Neigung der M-Flächen beträgt ungefähr 95°; Durchgänge in 
der Richtung der P-Flächen, so wie in jener der grössten Diagonale, 
Glasglanz, dem Diamantenglanze sich nähernd. Hyazinthroth. Strich“ 
pulver weiss. Durehsichtig bis durchscheinend. Härte — 4,5. Eigen- 
schwere — 4,2 bis 4,6. : Vor. dem Löthrohre die Farbe einbüssend und 
an den Kanten zu klarem Glase fliessend. Mit Borax za gelblichgrüner 
Kugel, welche nach dem Erkalten farblos wird. Vorkommen: einge- 
wachsen in Bucholzit in Gneiss an den Yantic-Fällen (i Connecticut) ; 
der Bucholzit bildet, wie es scheint, ein schmales Lager, das rothen 
Feldspath, schwarzen Glimmer und selten auch Krystalle von blauen 
Korund führt.“ Chemische Analyse: - 

Cerium'- Protoxyd N . 56,53 


Phosphorsäure „ 2... 26,66 
Zirkonerde . . - £ 7,77 
Thonerde . 2 , & 4,44 
Kieselerde . 02 0% 3,33 
Eisen-Protoxyd 
Glyeinerde : . Spuren 
Talkerde 
ui y, 98,73 | 2.H 


Den Malen erhielt das Mineral zu Ehren des Herrn H. w Ep- 
WARDS, FARURGEDEUN von Süd-Karolina ° 3 


‚1. Geologie und Geognosie. . 


Hausmann: de usu experientiarum.  metallurgicarum; ad disquisi- 
tiones geologicas adjuvandas (Gött. gelehrt. Anzeig. 1837, St. 6 — 9, 
8. 50—87). Zwei Mittel gibt-es, welche vor Allem dazu geeignet sind, 
sichere Fortschritte in der Geologie zu bewirken, und sie zu bewahren, 
dass sie sich nicht in leeren Hypothesen verliere. Das eine derselben 
besteht in genauer Beobachtung der Veränderungen, die noch jetzt unter 


— 175 — 

unseren Augen mit der Erdoberfläche vorgehen; dass andere in der 
sorgfältigen Benutzung der Erfahrung, welche uns durch Kunst ein: 
geleitete Processe darbieten. Die Überzeugung von der Wichtigkeit 
des ersten jener 'Mittel rief die Preisfrage der K. Soc. hervor, welche 
im klassischen Werke von vow Horr „über die durch Überlieferung 
nachgewiesenen Veränderungen der Oberfläche“, eine so genügende 
Beantwortung gefunden. Der Wunsch, durch Gebrauch des zweiten 
jener Hülfsmittel einige Beiträge zur Erklärung geologischer Erschei- 
nungen zu liefern, hat die Bemerkungen veranlasst, welche von Haus- 
MANN bereits vor zwanzig Jahren der K. Soc. vorgelegt wurden (Göft. 
gel. Anz. 1816, 50. St.), so wie die weitere Ausführung derselben, wel- 
che den Gegenstand obiger Abhandlung ausmacht. . 

Die Ansichten in der Geologie haben in neuerer Zeit grosse Verände- 
rungen erlitten, aber unstreitig durch die Benutzung der grossen Fort- 
schritte der Physik und Chemie eine festere Grundlage gewonnen, als 
ihnen früher zu Theil werden konnte, wiewohl es eben so kurzsichtig 
als vermessen seyn würde, die geologischen Theorie’n, welche sich ge 
genwärtig den grössten Beifall erworben haben, für unverbesserlich, 
und ihre Begründung für so sicher zu halten, als die mancher physi- 
kalischen Theorie’n, die sich einer mathematischen Stütze erfreuen. 
Eine besonders grosse Veränderung ist mit den geologischen Ansichten 
dadurch vorgegangen, dass das Reich des Neptuns, welches sich durch 
Wenser zumal in Deutschland weit ausgebreitet hatte, sehr an Macht 
verloren hat; wogegen die Herrschaft des Pluto, welche eine Zeitlang 
durch die grosse Ausdehnung des Wasserreichs schwankend zu werden 
schien , nicht allein ihre frühere Stärke wieder erlangt, sondern noch 
grössere Macht als vormals gewonnen hat. Je ausgedehnter der Ein- 
fluss ist, den man gegenwärtig dem Feuer bei der Bildung und Umbil- 
dung unseres Erdkörpers zuschreibt, um so wichtiger muss es erschei- 
nen, seine Wege genau zu verfolgen, und die Art und Weise zu er- 
forschen, wie es verändernd auf andere Dinge einwirkt. Dazu gewährt 
die Metallurgie ein sehr vorzügliches Mittel, indem die Prozesse, welche 
in Schmelzöfen vorgehen, von Allem, was das Feuer unter der Leitung 
der Kunst bewirkt, die grössten und mauchfaltigsten Erscheinungen 
darbieten, | 

Unter den grossen neueren Entdeckungen der Chemie dürfte kaum 
eine von grösserer Wichtigkeit für die Geologie seyn, als die Auf. 
findung der metallischen Grundlagen der Erden und Alkalien; und eben 
der grosse Naturforscher , dessen Name ganz besonders an jene Ent- 
deckung geknüpft ist, Humeuey Davy, hat auch nicht unterlassen, eine 
glückliche Anwendung davon auf die Theorie der vulkanischen Phäno- 
mene zu machen. Er bemerkte, dass wenn man sich die Metalle der 
Erden und Alkalien, von denen das Kalium bekanntlich die Eigenschaft 
besitzt, mit Wasser sich augenblicklich zu entzänden, in Verbindung 
mit den eigentlichen Metallen in grossen Massen unter der Erdrinde 
vorhanden denke und einen Zutritt von- Luft’und Wasser aunehme, die 


A 


Wirkungen des unterirdischen Feuers und die Bildung Lava-artiger Steiv- 


massen erklärlich seyen. Diese Annahme‘, welcher andere ausgezeich- 


nete Naturforscher ihren Beifall gegeben haben, lässt sich auf die Bil- 
dung des ganzen, Theils der. Erdrinde übertragen, der aus Massen zu- 
sammengesetzt ist, denen man gegenwärtig gewiss mit vollem Rechte 
einen feuerigen Ursprung zuschreibt. Diesem gemäss erscheint die 
Entstehung‘, der sogenanuten plutonischen und vulkanischen Massen 
der Erdrinde als das Resultat eines, um den’ ganzen Erdkern verbreite- 
ten, im Allgemeinen von. Aussen nach innen fortschreitenden Oxyda- 
tionsprocesses. — Es ist wohl nicht zu verkeunen, dass die genauere 
Erörterung dieser. Theorie für die Geologie von grösster Wichtigkeit 
ist, weil sie die Grundlage aller übrigen geologischen Ansichten und Er- 
klärungen ‚bildet ‘und denjenigen Prozess der Erde betrifft, der nicht 


‚allein auf die allmählige Umformung ihrer Oberfläche, sondern auch auf 
manchfaltige andere Verhältnisse den grössten Einfluss gehabt hat und. 


fortdauernd ausübt. Wenn man jene Theorie annimmt, so muss man 
als Bestandtheile .der ursprünglichen Masse des Erdkörpers nicht bloss 
die eigentlichen Metalle und die Metalle der Erden und Alkalien, son-, 
dern auch sogenannte Metalloide, namentlich Schwefel, Kohlenstoff, 
Chlor , Fluor annehmen , deren Reaktionen auf die metallischen Suh- 


 stanzen hei dem grossen Umbildungs-Prozesse gewiss nicht ohne, Einfluss. 


waren. Es redet für die 'erwähnte Theorie sehr, dass die oxydirten 
Substanzen des, unter dem Einflusse des. ‚Feuers gebildeten, Theils der 
Erdrinde hauptsächlich solche sind, deren “Grundlagen die grösste Ver- 
wandtschaft zum Sauerstoff Be vorzüglich Erden und Alkalien; 
wogegen die grössere Masse derjenigen Stoffe, denen eine weniger 
nahe Verwandtschaft zum Sauersofi eigen ist, namentlich die grössere 
Anzahl esgentlicher Metalle und zumal die ‚sogenannten ‚edlen, theils 
im regulinischen Zustande, theils mit Metallviden, vorzüglich mit Schwe- 
fel vereinigt vorkommen. Es verdient dabei besonders beachtet zu wer- 
den, dass unter jenen oxydirten Substanzen manche sich befirden, de- 
ren Metalle die Eigenschaft‘ besitzen , dem Wasser Sauerstoff zu‘ eut- 
ziehen, welches namentlich aueh vom Eisen und Mangan gilt, deren 
Oxyde zu den Substanzen gehören, die neben mehrers Erden und Alka- 
lien am verbreitetsten in .der oxydirten Rinde der Erde sich finden, 
Es zeigt sich ferner, dass die im 'nicht oxydirten Zustande in der Erd- 
rinde ‚vorhandenen ‚Substanzen hauptsächlich in mehr und weniger  be- 
schränkten, von der allgemeinen oxydirten Hauptmasse gesonderten 
Räumen und zum Theil unter solchen. Verhältnissen vorkommen, dass 
man anzunehmen berechtigt ist, dass ihre Versetzung in jene Bäunie 
sowohl der Zeit, als auch dem Gauge. nach abweichend von der Bil- 
dun; der sie umschliessenden Hauptmasse war. . Dabei darf nicht übersehen 
werden, dass, wenn man das Vorkommen der oxydirten. und der nicht 
mit: Sauerstoff verbundenen Substanzen der Erdrindemassen einander 
gegenüberstellt, von den Produkten des allgemeinen Oxydations-Prozesses 
diejenigen unterschieden werden müssen, welche späteren partiellen 


- 


Umbildungs-Prozessen zunächst ihre Entstehung verdanken, wohin na- 
mentlich viele, besonders auf Erzgängen sich findende Metalloxyde und 
metallische Salze gehören, welche bald durch unmittelbare Aufnahme 
von Sauerstoff aus der Luft oder aus dem Wasser, bald durch Zer- 
setzung von Verbindungeu der Metalle mit Metalloiden hervorgegangen 
sind und noch bervorgeben. 
Wenn man die Gebirgsarten betrachtet, aus denen die grösseren, 
unter dem Einflusse des Feuers gebildeten Massen der Erdrinde be- 
stehen, so findet man bei ihrer Manchfaltigkeit doch keine grosse An- 
zahl verschiedener Substanzen, welche in aligemeiner Verbreitung ihre 
Zusammensetzung bilden. Von grösster Bedeutung sind in dieser Hin- 
sicht Kieselerde, Thonerde, Talkerde, Kalk, Kali, Natrum, 
Eisen- und Mangan-Oxyd. Der Quantität nach ist Kieselerde 
bei weitem vorwaltend; Thonerde folgt zunächst: die übrigen Be- 
standtheile stehen dagegen im Ganzen weit zurück. Hieraus ergibt 
sich zugleich, auf welche Weise im Allgemeinen die Masse zusammen- 
gesetzt war, aus welcher die genannten Substanzen durch den grossen 
Oxydations-Process der Erdrinde entstanden. Vergleicht man die sog. 
plutonischen Gebirgsarten mit den vulkanischen, von denen sich jene 
entschieden als die früher gebildeten darstellen, so erkennt man in ih- 
rer Zusammensetzung eine Hauptverschiedenheit , welche darin besteht, 
dass in einem grossen Theile der letzteren ein ungleich bedeutende- 
rer Gehalt an Eisenoyd und ein weit geringerer Gehalt an Kieselerde 
vorhanden ist, als in denen, welche die Hauptmasse der ersteren bilden. 
Iu den plutonischen Gebirgsarten zeigt sich das grosse Vorwalten der 
Kieselerde nicht. allein in. dem sehr allgemeinen Vorkommen des‘ Quar- 
zes, sondern auch in der grossen Verbreitung der höheren, der Bi- und 
Tri-Silicate. In den vulkanischen Gesteinen kommt dagegen der Quarz 
selten als wesentlicher Gemengtheil vor; neben den höheren Silicaten 
treten auch einfache, zuweilen in nicht unbedeutender Menge auf, und 
das Eisen geht in verschiedenen Oxydations- Zuständen nicht allein in 
grösserer Menge in die Verbindung der Silicate ein, sondern zeigt sich 
auch weit allgemeiner und in weit grösserer Menge als in diesen, theils 
für sich als Oxyd-Oxydul und als Oxyd, theils in Verbindung mit Titan- 
säure ausgesondert. Wenn man nun annehmen darf, dass der Oxyda- 
tions- Prozess der Erdiinde im Ganzen von Aussen nach Innen fort- 
schreitet, dass mitbin die später gebildeten Gebirgsarten durch Oxyda- 
tion einer Masse entstanden sind, welche ursprünglich weiter von der Ober- 
fläche entfernt war, als die, woraus die früher entstandenen hervorgegangen, 
so scheint daraus zugleich zu folgen, dass in der Zusammensetzung des 
ursprünglichen Erdkerns das Eisen von Aussen nach Iunen zunimmt. 
Dasselbe würde dann auch von anderen Metallen, die "am häufigsten 
auf Gängen vorkonimen, gelten, weil nıan bereehtigt ist, den grössten 
Theil derselben für später gebildet zu halten, als die Gebirgsmassen, 
worin sie sich befinden. Obige Wahrnelmung. würde sich 'indessen 
auch mit der Annahme reimen lassen, dass die dem Oxydations- 


} 


— 578 


Prozesse unterworfene Masse des Erdkerns ursprünglich nicht schr ver 
schieden zusammengesetzt gewesen, dass aber die leichter oxydirbaren 
Bestaudtheile zuerst besonders in oxydirte Substanzen umgewandelt 


seyen, und dass der Oxydations - Prozess die dem Sauerstoffe weniger 


nahe verwandten Stoffe in demselben Grade mehr ergriffen habe, je 
weiter er fortgeschritten, Übrigens wird, mag man für die eine oder 
die andere Erklärung stimmen, dadurch einem Einwande gegen die Davy’- 
sche Theorie begegnet, dass nämlich, wenn die Masse des Erdkerns 
hauptsächlich aus den Grundlagen der Erden und Alkalien zusammen gesetzt 
sey, solche ein weit geringeres specifisches Gewicht haben würde, als die 
Untersuchungen über die mittle Dichtigkeit der Erde ergeben haben. 
Unter den  metallurgischen Prozessen ist besonders einer, der in 
gewisser Hinsicht eine Vergleichung mit dem, unter der Erdrinde vor- 
gehenden und im jetzigen Zeitalter unseres Erdkörpers durch die Er- 
.„scheinungen' der noch thätigen Vulkane sich kund thuenden Oxydations- 
‚prozesse gestattet: der Prozess der Darstellung des geschmei- 
digen Eisens aus dem Roheisen. Das, aus den Eisenminern 
durch den Reduktions- und Schmelz - Prozess in Hohöfen gewonnene, 
Robheisen enthält Eisen in Verbindung mit Kohlenstoff und ausserdem 
in Vereinigung: mit geringen, Mengen von verschiedenen anderen Metal- 
len, unter weichen Mangan am häufigsten vorkommt, von Basen von 
Erden, unter denen Silicium am gewöhnlichsten sich findet, und von 
Metalloiden, unter welchen Schwefel und Phosphor nicht selten ange- 
troffen werden. Um aus diesem Roheisen möglichst reines Eisen zu 
gewinnen, lässt man es in verschiedenartigen Vorrichtungen einschmel- 
zen, und behandelt das Eingeschmolzene, unter Einwirkung von Ge- 
bläse oder eines natürlichen: Luftstromes, auf solche Weise, dass die 
atmosphärische Luft mit dem Roheisen in möglichste Berührung kommen 
und durch seinen Sauerstoffgehalt die Oxydirung und dadurch die Ab- 
scheidung der mit dem Eisen. verbundenen fremdartigen Stoffe bewir- 
ken.kann. Von diesen entweicht ein Theil, namentlich der Kohlenstoff, 
in Gasgestalt, wogegen ein anderer Theil verschlackt. Obgleich der 
Sauerstoff der Luft zunächst mit den Stoffen sieh verbindet, welche 
eine grössere Anziehung zu ihm haben, als das Eisen, so ist es doch 
unvermeidlich, dass von diesem in so überwiegender Menge vorhandenen 
Metall, ein Theil zugleich mit oxydirt und in die Schlacke übergeführt 
wird. Es ist indessen eben so begreiflich, dass das Verhbältniss, in 
welchen. die verschiedenartigen Bestandtheile des Roheisens während 
der Dauer des Prozesses vom Sauerstoff ergriffen werden, sich verän- 
dert, und dass daher die sich erzeugende Schlacke anfangs einen ver. 
‚hältuissmässig grösseren Antheil von Erden, zumal von Kieselerde auf» 
nimmt als später, wogegen sie vom Eisenoxyd-Oxydul immer mehr em- 


pfängt, je weiter der Prozess fortschreitet: Das in der Schlacke sich 
immer. mehr anhäufende Eisenoxyd-- Oxydul bleibt nicht ohne Rückwir- 


kung auf den Prozess der Reinigung des: Eisens, indem es Sauerstoff 
an. den Kohlenstoff. abtritt, wodurch ein Theil des: oxydirten Eisens 


’ 


N 


wieder reducivt und mit der übrigen Eisenmasse vereinigt wird. Je mehr 
diese sich der Reinheit nähert , um so mehr entfernt sie sich vom flüs- 
sigen Zustande; und indem unter angemessenen Manipulationen die 
Theile des Eisens sich zu einer Masse vereinigen, welche von der 

während des Prozesses gebildeten Schlacke mehr oder weniger umge- 
ben ist, geht jene Masse allmäblich in den Zustand über, in welchem ° 
sie gestattet, durch gehörigen Druck in beliebige Formen BEE zu 
“werden. 

Vergleicht man nun diesen Hergang mit der vorhin bezeichneten 
Theorie von der Bildung der sogenannten plutonischen und vulkanischen 
Gebirgsarten, so ist eine grosse Analogie nicht zu verkennen. Abwei- 
chungen liegen hauptsächlich nur darin, dass in der Masse des Erdkerns, 
aus welcher jene Gebirgsmassen entstanden sind, eine grössere Manch- 
faltigkeit von Bestandtheilen und ein anderes quantitatives Verhält- 
niss angenommen werden muss, als im Roheisen vorhanden zu seyn 
pflegen, und dass bei der Einleitung und Unterhaltung des grossen 
Umbildungs-Processes des Erdkerns, Wasser ohne Zweifel ‚eine Haupt- 
rolle spielt, wogegen bei dem Eisenfrisch-Prozesse der Sauerstoff der 
Luft es hauptsächlich ist, welcher die Oxydation bewirkt, Das über 


letzteren zuvor Mitgetheilte macht es klar, wie bei der Oxydation der 
Oberfläche des Erdkerns ein Theil der Bestandtheile eine Umänderung | 


erleiden konnte, während ein anderer davor geschützt blieb. Jener Pro- 
zess zeigt, dass obgleich die atmosphärische Luft hauptsächlich nur die 
Oberfläche der Roheisenmasse berührt, doch die dem Sauerstofe näher 
als das Eisen verwandten Stoffe auch im Innern allmählich sich von 
demselben trennen. Etwas Ähnliches wird man auch bei dem, an der 
Oberfläche des Erdkerns vorgehenden, Oxydations - Prozess annehmen 
dürfen, indem auch hier, wenn dem Sauerstoffe nahe verwandte Stoffe 
sich mit ihm verbinden, und dadurch von den nicht oxydirten Stoffen 
getrennt werden, ein Ersatz derselben aus der darunter befindlichen 
Masse erfolgt. Die Schlackenbildung bei dem Eisenfrisch - Prozesse 
‚lehrt, dass aus derselben Masse zu verschiedenen Zeiten Schlacken 
von ganz verschiedener Zusammensetzung entstehen können, Indem sie 
aus einer Masse hervorgehen, welche mehrere, auf verschiedenen Stu- 
fen der Verwandtschaft zum Sauerstoffe stehende Bestandtheile enthält, 
so finden sieh in der früher gebildeten Schlacke die Oxyde, deren Ba- 
sen dem Sauerstoffe näher verwandt sind, in grösserer Menge, als in 
der später erzeugten. Ein ähnliches Verhältniss ergibt sich, wie, früher 
bereits erwähnt worden, aus einer Vergleichung der plutonischen und 
vulkanischen Gebirgsarten. Man kann sich also ihre successive Entste- 
hung vorstellen, ohne. genötuigt zu seyn, eine grosse Ungleichheit in. 
der Vertheilung der in dem Erdkerne enthaltenen Stoffe anzunehmen. 
‚Die Analogie lässt sieh aber noch weiter verfolgen; denn seibst in der 

Zusammensetzung der bei dem Eisendarstelluugs- Prozesse entstehenden 
Schlacken findet sich eine grosse Ahnlichkeit mit: der Natur mancher, 
vulkanischen Gesteine, die nicht allein im bedeutenden Eisengehalte, 


2 


dr 


N 


sonder besondere‘ auch in einem gewissen Silikate liegt, welen für 


jene eigenthünnlich, und dessen Repräsentant ein sehr gewöhnlicher Be- 


gleiter basaltischer Gesteine ist. Die Schlacken, welche in der ersten 
Periode des Eisenfrisch-Prozesses sich erzeugen, die sogenannten Roh- 


“schlacken, bestehen hauptsächlich aus Verbindungen der Kieselerde 


mit Eisenoxydul und einigen anderen in geringer Menge vorhandenen 
Basen, die sich mehr oder weniger den Verhältnissen einfacher Silikate 
nähern, und nieht selten kommt eine krystallisirte Schlacke mit einem 
festen Verhältnisse der Bestandtheile ver, welche hauptsächlich aus ei- 
nem einfachen Silikate des Eisenoxyduls besteht, und sowohl im stöchio- 
metrischen Verhältnisse der Mischung, als auch hinsichtlich des Kry- 
stallisations-Systems mit dem Chrysolith oder Olivin übereinstimmt. 
In Ausehung der Bestandtheile findet zwischen der krystallinischen 
Schlacke und dem Olivin darin ein Unterschied Statt, dass unter den 
Basen bei jener das Eisenoxydul, bei diesem dagegen die Talkerde vor- 
walten. Bekanntlich substituiren aber beide einander als Basen, und 
häufig kommt in der krystallisirten Schlacke, neben dem Eisenoxydul, 
Talkerde vor; so wie im Olivin stets ein .bedeutender Eisenoxydul - Ge, 
halt. Die nahe Verwandtschaft zwischen Olivin und der krystallisirten 
Schlacke bat durch Auffindung des Hyalosiderites, der ebenfalls 


in einer basaltischen Steinart vorkommt und hinsichtlich seiner Mi- 


schung in der Mitte zwischen jenen beiden Körpern steht, indem in ihm 
beinahe gleiche Theile von Eisenoxydul und Talkerde vorhanden sind, 
eine schöne Bestätigung erlangt. 

Nach dem Versuche, metallu;gische Erfahrungen zur Aufbellung 
des tief unter der Erdoberfläche verborgenen feuerigen Processes zu 
benutzen, wird es weniger gewagt erscheinen, auf eiue Vergleichung 
der am Tage liegenden Produkte desselben nit Erzeugnissen metallur- 
gischer Prozesse Erklärungen der Bildung jener zu gründen. Unter 
den Theilen der Erdrinde, auf welche der unterirdische feuerige Pro- - 
zess einen Einfluss ausgeübt, erkennen wir theils solche Produkte, 
welche ihm ihre Bildung allein verdanken, theils auf andere Weise ent- 
standene Massen, die entweder durch mitgetheilte Hitze, oder durch 
unmittelbare Einwirkung von Feuerprodukten mehr und weniger verän- 
dert worden. Der Zustand, welcher demjenigen vorherging, in welchem 
wir jene Produkte des feuerigen Prozesses gegenwärtig erblicken, konnte 
ein dampfförmiger, ein tropfbar-flüssiger, oder ein Brei- oder Teig-artiger 
seyn. Vulkanische Eruptionen lassen die von ihnen zu Tage geförder- 
ten Massen in diesen verschiedenen Zuständen erscheinen; und wir 
sind wohl berechtigt anzunehmen , dass andere Massen, deren feueriger 
Ursprung nicht zu bezweifeln , Höreh Bildungsweise uns aber übrigens 
verborgen ist, ebenfalls in dem einen oder anderen jener Zustände wa- 
ren, bevor sie in den rigiden übergingen, wobei jedoch nicht übersehen 
werden darf, dass der Zustand, in welchem jene Massen in ihre jetzige 
Lage gelangten, gewiss oft ein anderer als derjenige war, in welchem 
sie sich bei ihrer Entstehung befanden. Es würde für geologische 


GC 


Forschungen wichtig seyn, wenn sich bestimmte Merkmale auffinden 
liessen, an welchen man den früheren Zustand erkennen könnte; und 
vielleicht ist es möglich, durch vergleichende Untersuchung der Hütten- 
produkte in der Entdeckung solcher Kennzeichen Fortschritte zu machen. 
Was zuvörderst den Übergang. der Körper aus dem dampfförmigen 
Zustande in den rigiden betrifft, so findet ein Unterschied darin statt, 
dass entweder der dampfförmige Körper durch Verdichtung unmittelbar 
zum rigiden wird, oder erst, nachdem er zuvor den tropfbar-flüssigen 
Zustand angenommen hatte; und bei derselben Art von Dümpfen kann, 
je nachdem z. B. die Abkühlung rascher oder langsamer erfolgte, der 
eine oder der andere Übergang Statt finden. Beispiele liefern gewisse 
Prozesse der Zink- und Schwefel-Gewinnung. Zuweilen ist die Ent- 
scheidung schwer, ob die eine oder die andere Art des Überganges er- 
folgte; denn ähnliche Arten des Aggregat-Zustandes können auf beiderlei 
Weise entstehen, namentlich Krystalle. Mit Sicherheit erkennt man 
aber den früheren, geschmolzenen Zustand, wo getropfte, stalaktitische 
Formen, oder deutliche Spuren des Geflossenseyns sich zeigen. Bei dem 

unmittelbaren Übergange der Dämpfe in den rigiden Zustand entsteht, 
zumal wo die Verdichtung sehr rasch erfolgt, oft ein lockerer, -pulver- 
förmiger oder flockiger Aggregat-Zustand, wie man es bei dem Absatze 
des weissen Arseniks in den Giftfängen der Röstöfen, an den Zinkblu- 
men, die bei der Zinkdestillation entstehen, wahrnimmt. Wenn man 
diese Erfahrungen zur näheren Erforschung durch die grossen Subli- 
mations-Prozesse der Erde gebildeter Mineralkörper anwendet, darf man 
freilich nicht übersehen, dass ähnliche Formen, wie die erwähnten, häufig 
auch auf dem sogenannten nassen Wege, ganz ohne Einwirkung des 
Feuers entstehen, daher sie nur dann über den Gang der Bildung Auf- 
schlüsse geben können, wenn zuvor über die Art derselben im AuBe- 
meinen entschieden worden. 

Wenn die Ustersuchung der sogenannten Ofenbrüche manchfaltige, 
durch die Hitze der Schmelzöfen in Dampf verwandelte Körper kennen 
lehrt, so wird man veranlasst werden, dem Sublimations - Processe der 
Erde eine weitere Ausdehnung beizulegen, als man sonst vielleicht ge- 
neigt wäre. Aus den Beschaffenheiten von Hüttenprodukten darf man 
schliessen, dass gewisse Körper, deren dampfförmiger Zustand entwe- 
der gar nicht, oder doch nicht mit Sicherheit bekannt war, aus solchem 
in den rigiden übergingen. Konnte diess aber bei der Hitze der Schmelz- 
öfen geschehen, wie viel mehr war dann eine Dampfbildung durch die 
Wirkung des Feuers des unterirdischen Schmelzherdes möglich ? 

In Eisenhohöfen dringt nicht selten Roheisen in Spalten der Masse 
ein, woraus das Gestelle besteht , welche Erscheinung nichts Merkwür- 
diges hat. Es findet sich aber auch zuweilen Eisen im Innern eines 
gefritteten Sandsteins, theils gangförmig , theils eingesprengt, ohne die 
mindeste Spur eines Zusammenhanges mit Spaltenausfüllungen, so dass 
nur die Annahme zulässig erscheint, dass es im dampfförmigen Zustande 
in den durch die Gluht erweichten Sandstein eingedrungen ist, Diess. 


= 581 — 


Eisen zeichnet sich durch eine sehrs lichte, beinahe eilberweise Farbe 
aus, ist äusserlich hin und wieder mit Stahlfarben angelaufen, hat ein 
körniges Gefüge, und ist so duktil, dass es sich kalt zu dünnen Lamel- 
len aushämmern lässt. Es enthält Silicium und Kohlenstoff. Bemer- 
kenswerth ist, dass in Begleitung jenes Eisens Kieselerde zuweilen an- 
getroffen wird. Übrigens hat das beschriebene Vorkommen eine auflal- 
lende Ähnlichkeit mit der Art, wie gewisse Metalle und Erze, zumal 
Gold, Silber und Kupfer, auf Gängen und zugleich im Nebengestein 
eingesprengt sich finden, z. B. mit dem Vorkommen des wi. hern 
Silbers zu Konysberg in Norwegen. 

Über die Verhältnisse, unter welchen Kieselerde in den Massen 
der Gestelle ausgeblasener Hohöfen gefunden wird, hat Bergrathi Koch 
die genauesten Aufschlüsse gegeben (Beiträge z. Kenntnisse krystallini- 
scher Hüttenprodukte. S. 34 — 40). Das Vorkommen derselben lässt 
sich in manchen Fällen nur erklären, wenn man ein Eindringen in 
Dampfform annimmt. Dafür redet besonders auch die oben bemerkte 
Begleitung des im Innern von Gestellsteinen sich findenden Eisens, so 
wie die erst später zu erwähnende Vergesellschaftung mit Titan und 
Graphit. Kocu hat bereits darauf aufmerksam gemacht, dass man 
nicht wohl daran zweifeln könne, dass die Kieselerde aus Silicium her- 
vorgegangen, dessen Reduktion aus an Kieselerde reichen Eisenminern 
in der höchsten Temperatur des Hohofens erfolgte. Zum Theil verband 
sich das Silictum mit Eisen, und zwar sowohl mit dem Roheisen, als 
auch mit dem zuweilen sich bildenden Frischeisen, und wurde dadurch 
vor Oxydation geschützt. In Dampfform drang es aber auch, zum Theil 
mit dampfförmigem Eisen und Kohlenstoff, in das Innere von Gestell- 
massen und ging bier entweder unmittelbar durch Oxydation in Kiesel- 
erde über, oder erst, nachdem es zuvor in den geschmolzenen Zustand 
zurückgekehrt war, welches die kugelföürmigen und nierenförmigen äus- 
seren Gestalten, die ihnen entsprechenden schaligen Fe so 
wie konzentrischen Richtungen der Fasern beweisen. 

Das bekannte Vorkommen von Titan-Krystallen in Eisenhohöfen- 
Produkten gehört zu den interessantesten Erscheinungen, welche diese 
darbieten. Die Verhältnisse, unter welchen die Titanwürfel in Höhlun- 
gen von Schlacken-, Roheisen - und Frischeisen . Massen, zuweilen von 
Kieselerde begleitet, theils im Gestellraume , theils sogar unter demsel- 
ben sich finden, sind oft von solcher Art, dass ein früherer dampfförmi- 
ger Zustand nicht wohl bezweifelt werden kann. Das Eindringen von 
. Dämpfen nach unten wird durch den Druck der im Gestelle befindli- 
chen geschmolzenen Massen erklärlich.. 

‘Auch bei der Graphit-Bildung, welche die Erzeugung des grauen 
Roheisens begleitet, glaubt Hausmann den dampfförmigen Zustand an- 
nehmen zu dürfen; deun das Vorkommen ‚jenes krystallinischen Körpers, 
den man nach Karstens Untersuchungen für reinen Kohlenstoff zu hal- 
ten berechtigt ist, zeigt sich auf solche Weise, dass man sich ihn nicht 
wohl in einem anderen Zustande unmittelbar vor dem krystallinischen 


Zu 


denken kanr. Bekanntlich ist Kohlenstoff auf verschiedene Art im ‚grauen 
: Roheisen vorhauden,, nämlich theils in chemischer Verbindung mit dem 
Eisen, theils als Graphit damit gemengt. Dass die im flüssigen Roh- 
eisen enthaltene Menge von Kohlenstoff, die das Eisen nicht chemisch 
zu biuden vermag, im Momente des Erstarrens und zum Theil schon, 
während das Eisen noch flüssig ist, dampfförmig sich ausscheidet, und 
aus diesem Zustande unmittelbar in den krystallinischen übergeht, scheint 
dadurch bewiesen zu werden, dass der Graphit nicht allein im Innern, 
'sondern auch auf der Oberfläche des Roheisens sich zeigt, — gleich den 
auf dem Eise aus dem aufsteigenden Wasserdampfe gebildeten Schnee- 
krystallen — ; dass seine Krystalle an den Schlacken, die das Eisen im 
Ofen bedecken, und selbst in Blasenräumen derselben angetroffen wer- 
den, und dass der Graphit sogar öfters im Innern der Gestellmassen 
und hier zuweilen mit solchen Körpern, z. B. mit Kieselerde sich fin- 
det, von denen man ebenfalls annehmen darf, dass sie im dampfförmi- 
gen Zustande eingedrungen sind. Der Graphit zeigt sich um so aus- 
gezeichneter krystallinisch ausgebildet , je langsamer die Abkühlung von 
Statten ging, und je freier der Raum und je geringer der äussere Druck 
- war. Die grössten Krystalle finden sich in Blasenräumen des Roweiseus 
auf seiner Oberfläche und besonders an Schlacken. Je langsamer das 
Roheisen erkaltet, ‘um so deutlicher erscheinen seine Schuppen, wogegen 
bei schneller Abkühlung, z. B. wenn das Roheisen in Wasser abgelöscht 
wird, kleinere , undeutlichere Schuppen entstehen. Im grauen Roheisen 
ist der Graphit am gewöhnlichsten mehr oder weniger gleichförmig mit 
dem Eisen gemengt; bei manchen Abänderungen aher, u. a. oft bei 
Schwedischem und Norwegischem Roheisen, ungleichförmig, in welchem 
Falle er zuweilen die Ausfüllung kugelförmiger Räume bildet, in wel 
‘chen seine Krystalle konzentrisch gruppirt sind, gleich manchen Ein- 
schlüssen in Mandelsteinen, z. B. sehr ähnlich dem Vorkommen des. 
schuppigen Chlorites im Kugelfels; welche Erscheinung die Annahme: 
begründen dürfte, dass der Graphitdampf einzelne Blasen im Roheisen 
bildete; welches weiter auf die Vermuthung‘ führt, dass die Blasenräume 
im erstarrten Roheisen, in denen oft Graphit-Krystalle sich finden, 
zum Theil von dem dampfförmig frei gewordenen Kohlenstoff herrühren, 
Besondere Erwähnung verdient das Vorkommen ‚von Graphit in den 
Blasenräumen einer Hohofenschlacke zugleich mit Eisen, welches in 
kleingetropfter Gestalt und zum Theil mit oxydirter Oberfläche die Un- 
terlage der Auskleidung bildet. Hier sieht man offenbar, dass der Gra- 
phitdampf sich verdichtete, nachdem das tropfbar-flüssige Eisen in jener 
Form an der glatten Fläche der erstarrten Schlacke sich abegesetzt 
hatte. Merkwürdig ist dabei, dass Eisen und Graphit stets »usammen- 
und nur im oberen Theile der Blasenräume sick befinden, woraus zu 
‚schliessen, dass auch das Eisen im dampfförmigen Zustande in die 
Schlacke gelangte, aber vor dem Erstarren tropfbar-flüssig wurde ; wo- 

gegen der Graphit unmittelbar in den kıystallinischen Zustand überging.. 
Ist diese Meinung die richtige, so folgt daraus zugleich, dass- das 


\ 


\ 


_— 5 


Eisen eine höhere. ARRSEFBNNE, zur AUHINTIOR OHR erfordert als der 
Kohlenstoff. ER mw 
- "Bei den hier beschriebenen Erscheir:ungen drängt sich die Vereht | 
chung mit der Auskleidung der Blasenräume in manchen Mandelsteinen 
auf. Auch bier erscheint bald der ganze Raum, bald nur ein Theil da- 
von erfüllt, ‘oft nur die Decke bekleidet; auch in diesen wird eine be- 
stimmte Reihenfolge in dem Absatze der verschiedenen 'auskleidenden 
eder ausfüllenden Mineralkörper wahrgenommen , und auch hier sieht 
man Körper, die vor ihrem Übergange in den rigiden Zustand tropfbar- 
flüssig waren, und dann entweder getropfte und stalaktitische oder 
krystallinische Formen annahmen ; wogegen andere unmittelbar aus dem 
dampfförmigen in den kryklhllinisoben Zustand übergegangen zu seyn 
scheinen. Mit dieser Art der Ausfüllung der Blasenräume in manchen 
Mandelsteinen steht die durch Infiltration, welche sich bei anderen 
unzweideulig zeigt, in keinem Widerspruche. Die Bildung eines 
grossen Theils der Gänge, namentlich der Erze führenden, bat viele 
Analogie mit den Ausfüllungen der Blasenräume der Mandelsteine, und 
wirklich findet nicht selten ein wahrer Übergang zwischen den Aus-. 
füllun #;massen einzelner Kugeln und Mandela und der Bildung von. 
Gangmassen Statt. Die Art des Wechsels unter verschiedenen Gang- 
Fossilien den Hauptbegränzungsflächen parallel, die bestimmte Ordnung 
jenes Wechsels, welche sich oft sowohl in der Ausfüllung überhaupt, als’ 
auch in einzelnen Drusenhöhlen zeigt; die Art der Begleitung des einen 
Fossils durch ein anderes; der Anflug an den nach unten gekehrten Theilen 
von Krystallen und manche andere Erscheinungen lassen sieh nur dann 
genügend erklären, wenn man sich denkt, dass die Mineralsubstanzen 
im dampfförmigen Zustände in die Bi gelangten. Die manch- 
_faltigen Gestalten, welche die Gang -Fossilieu angenommen. haben, lassen ' 
sich aus dem Erfolge der Verdichtung der Dämpfe erklären. Amorphe 
und kıystallinische Gebilde konnten entweder unmittelbar aus den Däm- 
pfen durch ihre Abkühlung hervorgehen, oder ‚nachdem sie zuvor in dem 
tropfbar - flüssigen Zustand übergegangen waren; stalaktitische Formen 
nur aus letzterem. Wie die nachahmenden Gestalten, das Haar- und Draht- 
Förmige und das Dendritische, welche besonders bei gewissen gediegenen 
Metallen, namentlich dem Golde, Silber, Kupfer auf den Gängen sich zei- 
gen, durch ein Hüttenprodukt, die sogenannten Kupferhaare auf dem 
Kupfersteine genügende Erklärung erhalten, hat Hausmann bereits bei 
einer früheren Gelegenheit (Specimen crystallographiae melallurgieae, 
$. 12) gezeigt. RR 

- Es findet nicht bloss im Allgemeinen eine Analogie ssriachen ge- 
wissen, curch Dämpfe entstandenen Hütten-Produkten und der Bildung 
mancher Erzgänge Statt, sondern es, zeigt sich auch zuweilen eine so 
vollkommene Ähnlichkeit, dass man verleitet werden könnte, Stücke aus, 
Schmelzöfen mit Stufen von Erzgäugen zu ‘verwechseln. Als Be- 
lege können Stücke aus dem Schmelzheerde und von den Sohlsteinen 


—_— 585 — 


ausgeblasener Öfen der Oberharzischen Silberhütten dienen, welche in 
der durch die Gluht veränderten Masse Gänge von regenerirtem Biei- 
glanz von kaum messbarer Stärke bis zur Mächtigkeit mehrere Zolle, 
mit Verästelungen , Durchsetzungen, Verwerfungen und anderen den 
Erzgängen eigenthümlichen Beschaffenheiten enthalten. 

Die Erseheinungen an den unter den Hüttenprodukten sich finden- 
den Dampfgebilden lassen den wesentlichen Unterschied zwischen den 
durch Sublimation gebildeten Gängen und gangförmigen Ausfüllungen 
- von Spalten durch Massen, welche im geschmolzenen Zustande in die- 
selben gelangten, erkennen. Erzgänge sind von ganz anderer Natur als 
Granit-, Porphyr-, Grünstein- und Basalt-Gänge. Aber auch hinsicht- 
lich der Ganggebilde der ersten Art wird man durch Betrachtung von 
Hüttenprodukten auf einen Unterschied geführt, der darin besteht, dass 
Dämpfe sich entweder in bereits vorhandene und durch ihre Einwirkung 
vielleicht mehr oder weniger erweiterte Absonderungsräume oder Spalten 
zogen, oder dass sie in eine leckere oder erweichte Masse eindrangen. 
In Spalten des Gemäuers der Schächte oder des Heerdes von Schmelz- 
‘öfen dringen die verschiedenartigsten Dämpfe ein, bilden, indem sie 
sich verdichten, theils Ausfüllungen, theils Auskleidungen und stellen 
sich dann besonders oft in Krystallen dar. Dahin gehören die ausge- 
zeichneten Krystallisationen von Ziukoxyd aus Eisenhohöfen, welches 
zuweilen von Würfeln von Chlorkalium begleitet ist; dahin ist das 
Vorkommen von Bleiglanz. Zinkblende, arsenichter Säure 
zu zählen, welche Spalten im Gemäuer von Silber-, Blei-, Kupfer- 
Schmelzöfen gangförmig ausfüllen. Dass unter gewissen Umständen 
auch Silikate auf ähnliche Weise sich bilden können, zeigt das Vorkom- 
men von Krystallen einer dem Feldspathe ähnlichen Substanz unter 
den Ofenbrüchen der Kupferschmelzöfen zu Sangerhausen, auf welche 
die Aufmerksamkeit neuerlich wieder gelenkt worden, die aber schon von 
Hausmann bereits 1810 im vierten Stücke der norddeutschen Beiträge 
zur Berg- und Hütten-Kunde S. 86 beschrieben worden. Dieselben Kör- 
per, welche auf diese Weise sich finden , dringen auch, gleich einigen 
anderen früher erwähnten, dampfförmig in Massen ein, welche entweder 
wie z. B. Backsteine oder eine lockere Heerdmasse eine gewisse Poro- 
sität haben, oder wie u. a. Sandsteine durch die Gluht in einen er- 
weichten Zustand versezt worden, und setzen sich darin in Formen ab, 
welche bald mit Einsprengungen, bald mit einzelnen Nestern, bald mit 
verästelten Gängen Ähnlichkeit haben ; welche Erseheinung ganz beson- 
ders zur Erläuterung der Bildung maneher nieht zusammenhängenden, 
nesterartigen Gänge dienen kann, welche entweder Erze führen, oder 
auch bloss aus sog. Gangarten bestehen. 

Zum Studium geschmolzener Massen und der daraus hervorgegan- _ 
genen rigiden Körper bieten die metallurgischen Prozesse die manch- 
faltigste Gelegenheit dar; und da die Gebirgsarten von feurigem Ur- 
sprunge zum grossen Theile aus Silikaten zusammengesetzt sind, so 
ist die genauere Untersuchung der Schlacken, die sehr häufig aus 


Jahrgang 1837. 33 


a 


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Silikaten bestehen , ganz besonders geeignet, Aufschlüsse über die Bil- 
duug jener zu geben. Dass unter diesen Silikaten, wie MırscherLich 
zuerst gezeigt hat, sogar mehrere vorkommen, welche in ihrer Mischung 
wie in ihren» äusseren Verhalten mit Fossilien übereinstimmen, welche 
für die Zusammensetzung der sogenannten massigen Gebirgsarten be- 
sonders wichtig sind, hat sehr dazu beigetragen, die Ansicht von dem 
feurigen Urspruuge derselben fester zu begründen und ihr allgemeine- 
ren Beifall zu verschaffen. Aber, abgesehen von den in den Mischungen 
liegenden Analogie’n, kann auch das Studium des Aggregat-Zustandes 
der Schlacken die Kunde von der Bildungsweise jener Gebirgsarten 
fördern. 

Wenn Silikate aus dem geschmolzenen Zustande in den rigiden über- 
gehen, so kann, je nachdem die Abkühlung rascher oder langsamer er- 
folgt, entweder ein glasiger, oder ein mehr und weniger krystallinischer 
Körper daraus. hervorgehen. Beide Arten des Aggregat-Zustandes sind 
einander gerade entgegengesetzt. In dem Glase ist die Mischung noch 
so, wie sie im geschmolzenen Körper war; bei dem schnellen Übergange 
in den rigiden Zustand war den Bestandtheilen nicht Zeit gelassen; 
nach festen Verhältnissen zusammen zu treten; daher auch nicht die in 
ihrem Gefolge befindliche Krystallisations-Kraft in Wirksanıseit trat, son- 
dern das Ganze den Gesetzen der gemeinen Attraktion folgte. Bei lang- 
'samer Abkühlung geiangt dagegen sowohl die chemische, die Bestand- 
theile nach bestimmten Verhältnissen ordnende Anziehung, als auch die 
eng damit verknüpfte Krystallisations-Krafi zur Thätigkeit, und zwar um 
so ausgezeichneter, je allmäblicher die Abkühlung erfolgte. Nach Ver- 
schiedenheit der Mischung bildet sich dann entweder nur eine krystal- 
linische Substanz aus, oder es entstehen verschiedene Substanzen, 
die von einander chemisch und krystallinisch gesondert sind. ‘Ist die 
Mischung nicht von der Art, dass das Ganze in eine einfache oder zu- 
sammengesetzte krystallinische Masse aufgeht, so sondert sich ein kry- 
stallinischer Körper, oder es sondern sich deren mehrere in der glasigen 
Masse aus. Auf der Gränze zwischen dem Glasigen und dem deutlich 
krystallinischen Aggregat-Zustande steht der steinartige, in welchem die 
krystallinische Bildung eine verworrene, undeutliche ist; wodurch auch 
zuweilen eine Grundmasse gebildet wird, welche einzelne, ausgezeich- 
netere krystallinische Körper einschliesst. 

Diese verschiedenen Modifikationen des Aggregat-Zustandes der Si- 
likate steilen sich in den Schlacken in grosser Manchfaltigkeit dar. 
Dass aber die vollkommen geschmolzenen, reinen Schlacken am gewöhn- 
lichsten glasig erscheinen, ‚darf nicht befremden, da sie am häufigsten 
an der Luft, oft auf kalten oder feuchten Grundflächen schnell erstar- 
ren. Sobald aber Umstände vorhanden sind, welche einen allmähliche- 
‚ren Übergang aus dem geschmolzenen in den rigiden Zustand: begün- 
stigen, so tritt auch eine der Mischung der Schlacken entsprechende 
krystallinische Ausbildung hervor; wobei eine grosse Verschiedenheit 
in der Krystallisations-Tendenz der verschiedenen Schlacken nicht zu 


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verkennen ist. Eine porpbyrförmige Aussonderung einzelner krystalli- 
‚nischer Partieen, die nicht selten sphärisch sind, und vollständig aus- 
gebildeter Krystalle kommt oft bei verschiedenartigen Eisenhohofen- 
Schlacken vor. Der von Hrn. Koch beschriebene Kieselschmelz findet 
sich unter den Hohofen-Schlacken der Eisenhütten am Harz in feinen, den 
Krystallen des Nephelins ähnlichen, regulär sechsseitigen Prismen in 
einer vollkommen glasigen Grundmasse porphyrförmig ausgesondert; und 
etwas ganz Ähnliches stellt auf Eisenhütten anderer Gegenden eine in 
der Idokras-Form krystallisirte Schlacke dar. Zu den ausgezeichnet- 
‚sten Produkten dieser Art gehört auch der sogenannte Avanturino, 
eindurch Kupferoxydul und Antimonoxyd gefärbtes Glas, in welchem höchst 
zarte regulär sechsseitige Tafeln von sogenanntem Kupfergiimmer, 
einer Verbindung von 3 Ägq. Kupferoxydul und 1 Äg. Antimonoxyd aus- 
gesondert liegen; welches Gebilde zuweilen auch an Schlacken vom 
Gahbrmachen des Kupfers sich zeigt. Diese Erscheinungen zeigen etwas 
ganz Analoges mit der Aussonderung von Feldspath - Krystallen in der 
Obsidian- Lava. Es ist damit zugleich ein Beweis für die Richtigkeit 
der Meinung dargeboten, nach welcher die meisten Krystalle in den 
Laven nicht unabhängig von ihnen gebildet und durch ihre Masse nur ° 
eingehüllt, sondern durch eine Ausscheidung aus denselben bei ihrem 
Erstarren erzeugt werden. Weit häufiger als jene Aussonderung einzel- 
ner Krystalle komnıt die sogenannte steinartige Beschaffenheit vor, bei wel- 
cher die Durchscheinheit so wie der Glasglanz verschwunden und höchstens 
ein Schimmer auf den Bruchflächen erscheint, die, statt vollkommen musche- 
lig zu seyn, gewöhnlich unvollkommen muschelig, uneben oder splitterig 
sich darstellen und durch letztere Beschaffenheit oft der mehr krystalini. 
schen, strahligen Textur sich nähern. Solche Sehlacken sind manchen dich- 
ten, innig gemengten Gebirgsarten, z. B. dem sogenannten Aphanite, dem 
dichten Basalte zu vergleichen, so wie der Grundmasse mancher Por- 
phyre, z. B. der Eurit-, Klingstein-, Pechstein-, Perlstein-Por- 
phyre. Von steiniger Art ist oft die langsam erstarrende sogenannte Lei- 
sten oder Gossenschlacke der Eisenhohöfen ; auch findet sich diese Beschaf- 
fenheit nicht selten im Innern einer grössern auswendig glasigen Schlacken- 
masse. Besonders merkwürdig ist die Entglasung von Eisenhohofen- 
Schlacke durch sehr langsame Abkühlung in den Halden zwischen all. 
mählich ausglübendem Coaks - Klein , wie sie u. a. auf der Königshütte 
in Schlesien vorkommt. Die entglaste Schlacke hat oft grosse Ähnlich- 
keit mit Porzellanjaspis und pflegt ie grau: inwendig dunkel- 
blau zu seyn. | ar, 
Unter den manchfaltigen Schlacken kommt keine häufiger krystalli- 
sirt vor, als das oben erwähnte Eisenoxydul-Silikat, welches, wie 
Hausmann im Specimen erystallographiae metallurgicae zuerst gezeigt 
hat, nicht bloss bei den Prozessen der Gewinnung des geschmeidigen 
Eisens und Stahls, sondern auch bei Kupferhütten - Prozessen sich er- 
zeugt. Auch unter den Eisenhohofen - Schlacken finden. sich zuweilen 
solche, welche ganz und gar krystallinisch, theils blättrig, theils Strahlig 
38% 


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sind. Auf ‚diese Weise stellt sich der Kies elsichmelz, eine Schlacke 
von dem stöchiometrischen Verhältnisse des Pyroxens und in den 


äusseren Kennzeichen manchem Diopside täuschend ähnlich, so wie 
‚eine Schlacke, welche hauptsächlich aus einem Bisilikate von Kalk be- 


stel ht und daher in der Mischung dem Wollastonite ähnlich ist, dar. 
"Am seltensten kommen Schlacken vor, welche den aus verschiede- 
nen krystallinischen Fossilien gemengten Gebirgsarten analog sind, bei 
Ichen die Bestandtheile der geschmolzenen Gesammtmasse sich je? 

n bestimmten Verhältnissen der Mischung bei dem Erstarren geson- 
dert haben, und wobei das Ganze in die verschiedenartigen festen Ver- 
bindungen rein aufgegangen ist. Eine-Bildung dieser Art stellt sich 


! zuweilen in einer Eisenhohofen-Schlacke dar, worin Krystalle von Kie- 


selschmelz in einer blätterig - strahligen Masse einer pyroxenartigen 
Schlacke porphyrförmig ausgesondert liegen, so dass das Ganze einige 
Ähnlichkeit mit der Bildung des von LEeonnArD beschriebenen Nephelin- 
Dolerits hat. In den krystallinischen Schlacken finden sich nicht 
selten Höhlungen, in welchen Krystalle mehr und weniger frei ausge- 
bildet sind, worin sich die vollkommenste Analogie mit Drusenhöhlen 
im: Granite und anderen aus Silikaten gemengten massigen Geb 
arten zeigt. - 

Vergleichen wir nun im Allgemeinen die Erscheinungen an den aus 
Silikaten bestehenden Schlacken mit den analogen massigen Gesteinen, 
so muss es auffallen, dass unter den plutonischen Gebirgsarten die kry- 
stallinische Bildung ganz überwiegend ist, indem das Krystallinisch- 
Körnige am mehrsten vorherrscht, das Porpbyrartige und Dichte weit 
nachstehen , das Glasige aber so gut wie ganz fehlt; wogegen bei den 


‘ vulkanischen Massen das vollkommen Krystallinische weit mehr zurück- 
steht, das Porphyrartige eben so wie das Dichte im Ganzen viel allge- 


meiner erscheinen, und auch das Glasige nicht selten vorhanden ist. Da- 
zu kommt noch der andere Unterschied, dass den plutonischen Gebirgs- 
arten im Ganzen grössere Gleichförmigkeit des inneren Gefüges eigen 
zu seyn pflegt, als den vulkanischen. Hier zeigt sich also wieder eine 
weit grössere Analogie zwischen den Produkten unserer Schmelzöfen 
und den jüngeren Gebilden des grossen unterirdischen Schmelzherdes, 
als zwischen jenen und den früheren Erzeugnissen des letzteren, wel- 
ches aus den Erfahrungen über die Schlackengebilde leicht zu erklären 
ist. Offenbar sind die plutonischen Gebirgsarten unter Umständen ge- 
bildet, welche die Abkühlung sehr langsanı von Statten gehen liessen ; 


‘und da ihre Massen zum Theil von sehr grossem Umfange sind, so 


konnte die Abkühlung im Ganzen einen gleichförmigen Gang nehmen 
und daher auch grössere Übereinstimmung des inneren Gefüges herbei- 
führen. Nach den äusseren Begränzungen lassen die plutonischen Mas- 


sen am häufigsten den Einfluss rascherer Abkühlung wahrnehmen. So 


‚erscheinen Granit und Syenit auf ihren Gränzen oft porphyrartig;. so 
hat der grobkörnige Granit zuweilen eine feinkörnige, in Hornfels über- 
gehende Schale. Die vulkanischen Gebirgsarten erlitten dagegen, und 


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zwar um so mehr je neuer ihre Bildung, eine raschere Abkühlung ; auch 
baben ihre Massen gewöhnlich einen weit geringeren Umfang. Daher 
bemerkt man bei ihnen oft in kleinen Räumen eine auffallende Verschie- 
denheit des inneren Gefüges; daher z. B. bei gangförmigen Dolerit- 
Massen oft das Innere krystallinisch ist, wogegen nach Aussen die Masse 
dicht erscheint. 

Noch ein anderer Umstand scheint auf die vorherrschende krystalli- 
nische Bildung der plutonischen Massen von besonderem Einflusse ge- 
wesen zu seyn, nämlich das bedeutende Vorwalten der Kieselerde. Es 
wurde dadurch die Bildung mehrerer Silikate bewirkt, weiche durch 
grosse Krystallisations-Tendenz sich auszeichnen, des Glimmers und 
Feldspaths, und bei einem Überschusse von Kieselerde konnte die 
ganze Masse doch in krystallinische Verbindungen aufgehen, indem dann 
die frei gewordene Kieselerde sich als Quarz aussonderte. Mit Ver- 
minderung des Kieselerdegehaltes trat auch bei den plutonischen Ge- 
birgsarten Verminderung der Tendenz zur chemischen Individualisirung 
und krystallinischen Bildung ein, wie solches an den Ampbibolischen 
und Pyroxenischen Gebirgsarten wahrgenommen wird. Dieselbe Wir- 
kung erfolgte freilich auch bei sehr grossem Übermaase von Kieselerde, 
wodurch hauptsächlich die Bildung von Eurit- und Hornstein-Por- 
phyr veranlasst wurde. 

Kebren wir nun noch einmal zu den gewöhnlichsten, nämlich den 
glasigen Schlacken zurück, um dadurch genauere Aufklärung über ge- 
"wisse Erscheinungen an vulkanischen Massen zu erlangen. Form und 
Struktur richten sich bei jenen wie bei der glasigen Lava ganz nach 
den Gesetzen der gemeinen Attraktion und sind daher wesentlich ver- 
schieden von dem, was der Krystallisation angehört. Gleichsam die 
Grundform des Amorphen ist die Kugelgestalt. Unter günstigen Um- 
ständen entsteht diese Form bei glasigen Schlacken sehr ausgezeich- 
net. Sie zeigt sich an der freien Oberfläche‘ von Eisenhohofen- 
Schlacken und kommt auch bei jeder anderen glasigen Schlacke, z. B. 
von Blei- und Kupferschmelz - Prozessen vor, Gerade so bildet der 
Obsidian Kugeln, mag er in kleinen Massen, als sogenannter Ma- 
rekanit im Perlstein eingeschlossen seyn, oder in grösseren Massen, 
wie auf Island, Lavaströme bilden. 

Die regelmässigste Absonderungsform amorpher Massen ist die re- 
gulär sechsseitiger Prismen. Man kann ihre Bildung als eine gegen- 
seitige Abplattung gleich grosser Kugeln sich vorstellen, welche in 
grösstmöglicher Annäherung sich befinden, indem sie eine solche gegen- 
seitige Stellung haben, dass durch ihre Mittelpunkte gezogene Linien, 
gleichseitige Dreiecke bilden. Diese Absonderung, welche jedes Glas an- 
nehmen kann, sich aber auch oft bei nicht glasigen Körpern zeigt, die aus 
dem geschmolzenen in den starren Zustand übergingen, wird zuweilen aus- 
gezeichnet an Schlacken wahrgenommen. Es lässt sich'an ihrer Oberfläche 
sogar dann und wann der genetische Übergang aus der Kugelbildung 
in das regulär sechsseitige Prisma verfolgen, und zugleich erkennen, 


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wie durch verschiedene ‘Grösse benachbarter Attraktions-Sphären unre- 
gelmässige Prismen entstehen; dieselben Erscheinungen, welche sich 
unter gewissen Umständen bei Lavaströmen, wie bei dem gewöhnlichen 
Basalte und verschiedenen anderen BI eneen Gebirgsarten im Gros- 
sen darstellen. | 

Eine besondere Beachtung verdient die Blasenbildung in den Schla- 
cken, weil auch kinsichtlich dieser die vollkommenste Analogie mit dem 
sich zeigt, was an manchen vulkanischen Gebirgsarten, und vorzüglich 
än den Lavaströmen wahrgenommen wird. Das Blasige hat bei jenen 
wie bei diesen einen doppelten Grund, indem es entweder von Dämpfen 
and Gasen herrührt, die bei der Bildung der geschmolzenen Masse von 
dieser aufgenommen wurden, oder durch eine Dampfbildung bewirkt 
worden, welche einem zufälligen Hinzukommen von Feuchtigkeit zuzu-. 
' schreiben, Von einer Blasenbildung der ersten Art war früher schon 
die Rede, als das Vorkommen von Eisen und Grapbit in den Blasen- 
räumen einer Eisenhohofen - Schlacke beschrieben wurde. Wo der letz- 
tere Grund des Blasigen vorhanden, zeigen Schlacken sowohl als Lava- 
ströme die mehrsten Blasen da, wo sie eine feuchte Fläche berühren, 
und an der Oberfläche, auf welche in einer oder der andern Weise Feuch- 
tigkeit einwirkte. ° Das Blasige geht bei glasigen Schlacken an der Ober- 
fläche, wenn Wasser darauf gegossen wird, in eine schaumige Masse 
über, welche zuweilen dem Bimsstein auffallend ähnlich ist, der sich 
an der Oberfläche von Obsidianlava, wenn diese mit Wasser, z. B. mit 
dem des Meeres, in Berührung kommt, bildet. Wie die Blasen der 
Schlacken und der Lava durch die Bewegung. einer mehr und weniger 
zähe-flüssigen Masse gelängt, zugleich durch den Druck ‚zuweilen abge- 
plattet werden, und durch die Lage der längeren Achse ihrer dem El- 
lipsoidischen genäherten Gestalt die Richtung des Stromes noch im er- 
starrten Zustande erkennen lassen, eben so entsteht durch das Lang- 
ziehen einzelner Partikeln bei einer elasigen Schlaecke sowohl als bei 
dem Bimsstein das Fadige, welches nicht mit dem Faserigen, einer 
Modifikation krystallinischer Absonderung, verwechselt werden darf. 
Noch eine andere hieher gehörige Erscheinung, welche mit dem soge- 
nannten gesponnenen Glase ähnlichen Entstehungsgrund hat, kommt 
bei glasiger Schlacke vor, nämlich ein lockeres Gewirre von höchst 
zarten Glasfäden. Es bildet sich zuweilen in den Formen von Eisen- 
hohöfen, wenn der Wind sich stösst und durch die auf solche Weise 
bewirkte entgegengesetzte Luftströmung viele Schlackenkügelchen in die 
Form getrieben und lang gezogen werden. Zuweilen erzeugt sich bei 
vulkanischen Eruptionen etwas Ähnliches, namentlich hat man auf der 
Insel Bourbon i. J. 1821 einen aus äusserst fepsen Glasfäden bestehenden 
Aschenregen beobachtet. 

Man wird annehmen dürfen, wie früher bemerkt worden, dass der 
feuerige Prozess der Ede auch auf Gebirgsmassen anderen Ursprungs 
‚ einen verändernden Einfluss ausgeübt hat. Auch in dieser Beziehung 
kann das genauere Studium der Hüttenprodukte lebrreich seyn. Abgesehen 


— 9: — 
von.dem Einflusse , den die Entwicklung von Dämpfen und das Empor- 
steigen geschmolzener Massen auf die Lage derjenigen Massen haben 


‚musste, welche das Gewölbe des grossen Schmelzherdes bilden, hat theils 


die Hitze, theils das Eindringen fremdartiger Substanzen Veränderun- 


gen darin hervorbringen können. Die metallurgischen Prozesse ver- 
anlassen Erscheinungen, welche mit jenen grosse Ähnlichkeit haben. 

Zu den beachtungswerthesten Veränderungen, welche die Hitze 
der Schmelzöfen in Körpern, welche davon getroffen werden, bewirkt, 
gehört unstreitig die schon bei einer anderen Gelegenheit (Gött. gel. 
Anz. von 1836, S. 494) erwähnte Erweichung des dichten grauen Kalk- 
steins, der bei den Eisenhohöfen in einigen Bergrevieren Schwedens 
als Gestellstein gebraucht wird, ohne dass die Kohlensäure davon geht 
und andere Veränderungen an dem auf jene Weise benutzten Kalksteine 
wahrgenommen werden. Manche Erscheinungen, welche die mit der 
Lage der Kulkfiötze vorgegangenen Veränderungen darbieten, würden 
sich nicht wohl erklären lassen, wenn man nicht eine Erweichung der- 


‘selben durch Hitze annehmen dürfte, welche Annahme durch jene Er- 


fahrung sehr begünstigt wird. Wenn im Eisenhohofen der Druck der 
im Gestellraume befindlichen geschmolzenen Massen die Erhaltung der 
Kohlensäure im Kalksteine bewirkt, so geschah bei den Kalkflötzen das- 
selbe durch den Druck des bedeckenden Meeres. 

Die Hitze der'Schmelzöfen bringt in den Steinen und anderen 
Massen, welche ihre inneren Räume einschliessen , oft dauernde Verän- 
derungen hervor, welche denen vollkommen gleichen, welche sich an 
Gebirgsgesteinen zeigen, welche auf die eine oder andere Weise mit 
Massen in Berührung gekommen sind, denen man einen feuerigen 
Ursprung beilegt. Thonschiefer, der zur Füllung hinter dem Kern- 


'schachte eines Eisenhohofens der Hütte zum Mägdesprunge im Anhal- 


tischen diente, hatte durch die lange Einwirkung der Hitze, ohne in 
Fluss gerathen zu seyn, ein kieselschieferiges Ansehen bekommen, sehr 
ähnlich dem Gestein, welches sich oft in der Nähe von Diabas zeigt, 
da wo diese Gebirgsart mit Thonschiefer in Berührung ist. Früher sind 
schon die Veränderungen beschrieben (@. g. Anz. v. 1816, S. 490—493), 
welehe Sandsteiue im Gemäuer des Schachtes oder im Gestelle von 
Schmelzöfen durch die Gluht erleiden. Das Gestein geht in eine mehr 
und weniger gefrittete Masse über, wobei die Körner um so mehr ver- 
schwinden, je weiter die Frittung fortschreitet. Bei geringerem Grade er- 
scheint der Bruch matt, bei höherem bekommt er einigen Schimmer. 
Das Gestein wird zugleich spröde und klingend, oft ganz den Quarz- 
fritten ähnlich, welche in manchen Gegenden, z. B. bei Dransfeld und 
Cassel, in der Nähe des Basaltes sich finden. Hat der Sandstein ur- 
sprünglich eine gelbe oder rothe Farbe, so geht diese gewöhnlich ver- 
loren, welches durch die Umwandelung des Eisenoxydhydrats oder Ei- 
senoxydes in Oxyd-Oxydul bewirkt zu werden scheint. Da wo in den 
im Sandsteine vorhandenen Lagen von Thon oder Mergel das Eisen- 
‚oxyd mehr angehäuft war, sind durch die mehrere Concentration des 


Eisenoxyd- Oxyduls Streifen oder Bänder von schwarzer Farbe von ge- 
frittelem Ansehen entstanden. Ausser diesen Veränderungen zeigt sich 
bei Gestellsteinen nicht selten die schon oft erwähnte Absonderung in: 
prismatische Stücke. Diese ganze Reihe von Erscheinungen stellt sich - 
zuweilen bei Flötzsandsteinen dar an Stellen, wo sie von einer basal-: 
tischen Masse durchsetzt werden, z. B. au der blauen Kuppe bei Esch- 
wege, an der Pflasterkaute unweit Eisenach , am Wildenstein bei Bü- 
dingen. Selten schreitet die Umänderung des Sandsteins so weit fort, 
dass ein krystallinisches Gebilde daraus wird, wie es Hausmann ein- 
mal an Steinen aus dem Gestelle eines ansgeblasenen Eisenhoh- 
ofens am Harze gefunden. Die Umänderung lässt sich von da, wo 
sich noch Korn und gelbliche Farbe des Sandsteins zeigt, in eine völlig 
dichte gefrittete graue Masse, und aus dieser in eine löcherige kry- 
stallinische Masse verfolgen, deren Zellen von kleinen krystallinischen 
Tafeln von perlgrauer Farbe, Perlmutterglanz und einem deutlichen 
Blätterdurchgange ausgekleidet sind, welche ‘vor dem Löthrohre leicht . 
mit einigem Aufwallen zu einem Glase schmelzen. Die krystallinischen 
Schuppen haben Ähnlichkeit mit Glimmer. Diese Erscheinung ist in 
&eologischer Hinsicht von hohem Interesse, indem sie für die in neuerer 
Zeit aufgestellte Vermutkung, dass aus Konglomeraten und Sandsteinen 
unter der Einwirkung von Hitze krystallinische Gesteine werden kön- 
nen, sehr zu sprechen scheint. Mag zu jener Umbildung der. Sandstein 
allein das Material dargeboten haben, oder vielleicht aus der Asche der 
Kohlen Kali hinzugekommen seyn, wodurch die Schmelzbarkeit ver- 
mehrt und die Bildung eines krystallinischen Silikates befördert worden, 
80 wird jene Erscheinung für ein Analogon von demjenigen gelten dür- 
fen, was mit manchem Konglomerate oder mit manchem Sandsteine vor- 
gegangen, wo die Gluht im geschmolzenen Zustande emporgestiegener _ 
Massen Einwirkung darauf gehabt. 

Dass Körper, welche durch die Hitze der Schmelzöfen in Dämpfe 
verwandelt worden, in diesem Zustande zuweilen in Steine und andere, 
Massen eindringen, mit denen sie in Berührung kommen, ist schon oben 
gelegentlich bemerkt. Die Beschaffenheiten der Massen werden dadurch 
zuweilen gänzlich verändert. Als Beispiele für diese Art von Umwand- 
lung verdient Folgendes erwähnt zu werden. Die aus buntem Sand- 
stein bestehenden Sohlen der Schmelzöfen auf den Oberharzischen Sil- 
berhütten werden zuweilen von Bleioxyd-Dämpfen ganz durchdrun- _ 
gen, wodurch der Sandstein eine eitronengelbe Farbe erhält. Zum Theil 
lassen sich die Quarzkörner noch unterscheiden; zum Theil hat sich 
aber ein Bleioxyd-Silikat gebildet, welches hin und wieder geschmolzen | 
und blasig erscheint. Sandstein aus der untersten Schicht des Kern- _ 
schachtes über den Formen eines im Jahr 1823 zu Elend‘ am Harze 
ausgeblasenen Eisenhokofens hatte durch das Eindringen von dampf- 
förmigem Graphit, der in Pulverform sich darin abgelagert, nicht all- 
ein ein schwarz geprengeltes Ansehen erlangt, sondern auch die ur- 
sprünglich feste Masse desselben war in dünne wellenförmige, leicht 


— 59 — 


von einander zu lösende Lagen aufgetrieben. Solche Erfahrungen ma- 
chen es sehr wahrscheinlich, dass ganze Gebirgsmassen hin und wieder 
durch das Eindringen von Dämpfen eine veränderte Beschaffenheit er- 
‚langt haben, Sollte nicht das Eisenoxyd, welches Gebirgsmassen 
durehdringt, in welchen Rotheisenstein-Gänge aufsetzen, in Dampfform 
in dieselben gelangt seyn; und sollte nicht auch das Vorkommen von 
Grapbit, der zuweilen ganze Gebirgslager imprägnirt und in einzelnen 
Massen konzentrirt sich zeigt, durch die eben erwähnte Erfahrung er- 
klärlich seyn? 

Dass geschmolzene Gebirgsmassen , welche durch andere ,‚- früher 
gebildete sich ihren Weg gebahnt haben, diese nicht bloss durch die 
Hitze, welche von ihnen sich verbreitete, sondern auch durch Eindrin- 
gung verändern konnten, wird ebenfalls durch gewisse metallurgische 
Produkte erläutert. Das Eindringen der Bleiglätte in die Herdmasse 
des Treibofens ist hinlänglich bekannt, und hat nichts Auffallendes, da 
jene Masse Porosität besitzt. Es ist dieses etwas ganz Ähnliches, als 
wenn von einem Lavastrome, der über eine lockere Erdmasse sich er- 
giesst, Theile in dieselbe eindringen. Merkwürdiger ist die Erschei- 
nung, welche Hausmann an Stücken aus dem vorderen Theile des. 
Gestelles eines ausgeblasenen Eisenhohofens der Steinrenner Hütte 
am Harze_ wahrgenommen. Gänge von einem mit der Eisenfrisch- 
schlacke übereinstimmenden Eisenoxydul-Silikat durchsetzen in 
verschiedenen Richtungen den durch die Hitze veränderten Sandstein. 
Die nach den Seiten sich verästelnder Gänge sind 'von verschiedener, 
wohl bis zu einem halben Zoll sich erweiternder Stärke und offenbar 
durch das Eindringen der geschmolzenen Masse in Spalten des Sand- 
steins entstanden. Hin und wieder sind Blasenräume darin vorhanden, 
die zum Theil mit Krystallen jenes Silikates ausgekleidet erscheinen. . 
Der Sandstein ist im Ganzen mürbe, wird aber gegen die Gänge all- 
mählich fester und gefrittet. Die unmittelbare Begränzung der Gänge . 
bildet in verschiedener, zum Theil nur wenige Linien, zum Theil aber 
mehrere Zell betragender Ausdehnung eine durch Eindringen des Ei- 
senoxydul - Silikates gänzlich umgeänderte feste Masse von gefrittetem 
Ansehen und grünlichgrauer Farbe , worin sich die einzelnen Quarrzkör- 
ner des Sandsteins noch unterscheiden lassen. Der umgeänderte Sand- 
stein ist theils von der Gangmasse scharf gesondert, theils mit derselben 
verschmolzen. Diese Verhältnisse zeigen eine auffallende Analogie mit 
den Erscheinungen, welche an mehreren Orten den Granit begleiten, 
da wo er, wie am Harze, mit dem Grauwackengebirge in Berübrung 
ist. Der Hornfels, welcher den Granit umgibt und oft eben so innig 
mit ihm als mit der Grauwacke verbunden ist, scheint durch Eindrin- 
gen vou Granitmasse in das angrenzende Gebirgsgestein entstanden 
zu seyn. Oft findet die innigste Verschmelzung Statt, oft sind aber auch 
einzelne Gemengtheile sichtbar, und entschiedener Granit verästelt sich 
in die innig gemengte Masse. In demselben Grade, in welchem das 


rg 594 — 


Krystallinische des Granits verschwindet „ tritt die FEINE Natur 
der Grauwacke deutlicher hervor. 


. Diese Parallele veranlasst am Schlusse die Untersuchung wach; 
auf etwas aufmerksam zu machen, was sich auf den ganzen Inhalt der-- 


' selben bezieht. Das Widerstrebende, welches die Vergleichung so klei- 
ner Erscheinungen, als die der Hüttenprozesse, mit den kolossalen Gebil- 
den der Erdrinde für Manche haben dürfte, verschwindet, sobald man 
sich nur klar macht, dass nicht die absolute Grösse es ist, welche 
dabei in Betracht kommt, sondern nur die relative. Ein Bleiglanz- 
gang in dem Schachtsteine eines Schmelzofens von einigen Linien 
Stärke hat verhältnissmässig eine ungleich grössere Mächtigkeit, als’ 
bei den mächtigsten Erzgängen unserer Gebirge vorkommt; und: wenn 


eine Sandsteinmasse von einem Kubik-Fuss Inhalt von einer ge-: 


schmolzenen Masse von einem halben Zoll Stärke durchsetzt wird, 
welche sejtwärts durch Eindringung das anstossende Gestein auf eine 
Entfernung von einigen Linien bis zu mehreren Zollen verändert hat, 


so ist diese Umänderung eine sehr viel bedeutendere, als die, welche 
in dem Einflusse des Granits unseres Harzes auf das angrenzende 


Grauwackengebirge wahrgenommen wird. Wenn nun in einem Schmelz- 
ofen solehe Wirkungen durch Dämpfe, oder durch Ausfüllung von ‚Spal- 
ten durch geschmolzene Massen hervorgebracht werden konnten, wie 
viel eher musste etwas Ähnliches erfolgen können, wenn aus dem Schmelz- 
herde der Erde Dämpfe und geschmolzene Massen emporstiegen? Und 
so möge man sich an den Ausspruch des Seneca erinnern, den man 
bei geologischen Forschungen stets im Andenken haben sollte, „Magna 
esta, quia parvi sumus, credimus. Multis rebus non ex natura sua, 
sed ex humilitate nostra, magnitudo est.“ 


ProvanA DE Corzecno: geologische Thatsachen in den Ber- 
gen von Oysans beobachtet (Bullet. de la Soc. yeol. VII, 63 etc.). 
Jenseit a Romanche, unfern der Grube du Bas-du-Pic ruht Granit auf 
Kalk. Die Kontakt-Phänomene sind identisch mit den von Euıe pe Beav- 
Moxt an anderen Orten dieses Landstriches beobachteten. Der Kalk 
zeigt sich körnig, wo er den Granit unmittelbar berührt, in 1 bis 2 
Meter Entfernung sind aber noch Belemniten darin zu erkennen. Bei 
der genannten Erz-Grube erscheinen die Kalk-Lagen sehr gebogen und 
Kalk-Streifen sieht man, fast wie Gänge, zwischen Granit eingeklemmt. 
Warmnorz [der junge Deutsche Geolog, welcher, wie bekannt, im Jahr 
1836 sein Leben durch einen Sturz aus grosser Höhe einbüsste] sah 
das Phänomen der Auflagerung von Granit auf Jurakalk am Gletscher 
de ta Grave und in der Schlucht de Lalp, südwärts von Pied-du-Lau- 
taret. 


x 
u be 


— 595 — 


'B. Stuver: die Gebirgs-Masse vou Davos *) (Neuchätet; 
- 1837). Unter allen im Schweitzer Gebiete‘ liegenden Gebirgen wurden 
die Bündtner - Alpen am meisten vernachlässigt. Gar manche Gründe 
schreckten die Geologen von einer genauen Untersuchung ab; so na- 


mentlich das Fehlerhafte vorhandener Karten und eine Verwicklung oro-' 
graphischer- und geologischer Gebirgs - Struktur, wie solche vielleicht 


kein anderer Theil der Alpen darbietet. Ältere, für unsere Zeit meist 
wenig brauchbare Nachrichten über Bündten finden sich in den Schrif- 
ten von Hacquet, U. von Sırıs und Escuer. Geistvolle Andeutungen 
und wichtige Beiträge lieferte L. vom Buc#. Seit den letzten vier Jah- 
ren war die Untersuchung der Bündtner-Gebirge das Hauptziel von 
Sruper’s geologischen Reisen. A. Escher von DER LintH nahm in den 
neuesten Jahren Theil an jener Arbeit; ihm verdankt man ‘das Kärtchen 
und mehrere der Zeichnungen, welche die Abhandlung begleiten. — 
Zwischen dem äussersten Ausläufer der @otthardts - Gebirgsmasse, im 
'Hintergrunde von Lugnetz, und den wenig bekannten granitischen Ge- 
birgen an der Tyroler Grenze scheint eine Unterbrechung der Zentral- 
Alpenkette Statt zu finden, welche mit dem normalen Charakter des 
mittlern Bündtens in naher Verbindung stehen mag. Gewiss nicht blos- 
ser Zufall ist es, dass gerade diese, fast senkrecht die Alpen durch- 
schneidende Lücke sich durch Auftreten von Gesteinen auszeichnet, 
die in den angrenzenden, regelmässig streichenden Gebirgen vermisst 
werden. Das Auftreten der Serpentine in der langen, von 8. nach N. 
streichenden Zone ist ohne Zweifel in Verbindung mit der höchst auf- 
fallenden Schichten - Stellung in den westlich angrenzenden Gebirgen. 
Das lange Querthal des Comer-See’s und die durch ihre Porphyre aus- 
gezeichnete Val Bembrana scheinen eine weitere Fortsetzung der Ser- 
pentin-Zone gegen S. auzudeuten. Verfolgt man dieselben, so trifft man 
jenseit der Lombardischen Ebene auf die Serpentine und Gabbro von 
Geruas und den Parmesanischen Apenninen. Die Gesteine, mit wel- 
chen hier die Ophiolithe am nächsten in Verbindung treten, sind diesel- 
ben Fucoiden - Schiefer, die man in Bündten allgemein verbreitet findet. 
Sie zeigen in der Nähe des Serpentins die nämlichen Umwandelungen, 
und es streichen auch hier wieder die Schichten, senkrecht auf das Strei- 
chen der Kette, von S.S.W. nach N.N.O., parallel den Linien der Ser- 
pentin - Eruptionen. Am nördlichen Ende der Serpentin - Zone, welche 
Stuper und EscHner in Bündten bis Tiefenkasten verfolgten, findet 
sich ein isolirter, einer Insel ähnlich fast ganz von Wasser umflossener 
Gebirgsfleck; hier scheinen sich die auffallenden Verhältnisse dieser 
Gegenden besonders gehäuft zu haben. Im beschränkten Raume ist eine 
Manchfaltigkeit von Gebirgsarten zusammengedrängt, wie nirgends fast 
in den Alpen, und die Lagerungs-Verhältnisse bieten die unerwartetsten 


*) Ein Vortrag , gehalten in der seoloeischen Sektion ach Versammlung der allgem. 
Schweizer. naturf. Gesellsch. in SolotAurn, am 26. Julius 1836, und aus dem I. 
Baude der „Neuen Denkschriften“ jener Gesellschaft besonders abgedruckt. 


2 _ 


Verwickelungen dar. Der merkwürdigste Theil dieses Gebirgs-Stockes 
gehört der Landschaft Davos an. Nicht weniger als zwölf, zum Theik 
berühmte Mineral-Quellen bezeichnen fast eben so genau als natürliche. 
Einschnitte den äussern Umfang dieser Gebirgsmasse. Die Gebirge. 
bilden drei deutlich getrennte Gruppen. Ein breiter Rücken. scheidet 
das Domleschg vom Thale von Churwalden und Lenz. Er ‚gehört sei- 
ner Gestein-Beschaffenheit nach zu derselben Gebirgs - Masse, die auf 
der andern Rhein- Seite den Heinzenberg und gegen S. die Gebirge 
zwischen Schams und Oberhalbstein bildet. Auf der Nordseite dehnt 
sich ein weit breiterer Rücken gegen die Landquart aus und bedeckt 
den ganzen Raum von Chur bis Davos. Die Gesteinart des grösseren, 
westlichen Theiles desselben unterscheidet sich nicht wesentlich von 


4 


derjenigen des vorigen Rückens. Weit grössere Manchfaltigkeit in äus- 


serer Gestaltnng wie in Felsarten zeigt die dritte Gruppe, der südöst- 
lichste Theil der Gebirgsinsel. Ein hoher breiter Wall umschliesst bei- 
nahe ringförmig die einsamen Weidgründe von Erosa, aus denen man 
nur über hohe rauhe Pässe, oder durch die Schlucht der Plesur in eines 
der benachbarten Thäler gelangen kann. In steiler Felswand erhebt 
sich dieser Wall über das Thal von Parpan und die Lenzerheide ; ihr 
höchster Punkt, das Parpaner - Rothhorn, in alter Zeit berühmt durch 


reiche Silber-Gruben, steigt bis auf 8900 Fuss, der Gebirgskanim zwi- 


schen dem Roth- und Weisshorn auf 7940 F. Aber noch höhere, rings 
von wilden Bergschluchten und kleinen Gletschern umgebene Gipfel 
erheben sich mehr einwärts, so das Lenzer- Rothhorn, das Weisshorn 
CParpaner-Weisshorn) u. a. Ungeachtet der Thal-Einschnitte, welche 
die drei Gruppen trennen, muss dennoch das von vier Strömen kreis- 
förmig umschlossene Gebiet als einzelne Gebirgsmasse betrachtet wer- 
den. Mit Ausnahme der Thal- Erhöhung von Leret bleibt die äussere 
Begrenzung überall unter 3000 F. Meereshöhe, während das Thal von 
Churwalden bis Lenz das Niveau der höhern Jura-Gipfel erreicht, Erosa 


5700 Fuss hoch liegt, und auch der Thalboden des hintern Schalficks 


eine Höhe von 4000 F, behauptet. Die absolute Höhe der angeführten 
Punkte ist folgende: 


pr, 

Parpan, Wirthshaus sie Kr a u s 4546 
Erosa, 150 F. unter der Kirche u 5774 
» See unter der Schaafalp BT Re 5989 

» ” auf » » D . . D “ . . 6763 
Langwies, Kirchhof. . een A 


Zwischen Klosters und Davos. bee ae en 
Davos, Ratlıhaus am Platz. . 2 2.0.00... 470, 
Mayenfelder Furggeli SR 35. SOC ee ai 
Kolkgrind STERN u a RR er re 


-.. Kalk und Dolomit. Die mächtigste Kalkpartie zeigt sich im süd- 
lichen und südöstlichen Theile der Gebirgs-Masse. Der Kalk, meist 
graulichschwarz, von unebenem, muscheligem Bruche , lässt keine Spur 
von organischen Überbleibseln wahrnehmen. Man baut darin auf 


BE", GR 


Bleiglanz und Eisen. Im südöstlichen Theile der Lenzeralp kehrt der 
Kalk dem Alpkessel senkrechte Fels- und Schutt-Wände zu. In der Höhe 
bestehen diese Felsen aus grauem Dolomit; tiefer folgt, bis an die 
hohen Schutthalden, schwarzer Mergelschiefer. Von der Alvenener-Alp 
bis Glaris bildet die mächtige Kalk - Decke, rur bei Wiesen von einem 
Tobel unterbrochen, die äussere Bekleidung des Gebirgsstockes. Am 
Kummerberge bei Glaris erscheint der östliche untere Theil jener Decke 
plötzlich wie abgeschnitten. In vertikalen Felswänden erhebt sich der 
‘Kalk noch mit südlichem Fallen auf der linken Seite des Tobels; aber 
weiter nördlich trägt der Abhang diese Decke nicht mehr, und andere, 
weniger zur Fels-Bildung geneigte Gesteinarten treten an ihre Stelle 
bis nadh Laret hin. Die Kalkmasse ist ganz an den innern Rand des 
hohen Gebirgs - Walles zurückgedrängt. Furchtbar zerborstene, ganz 
nackte Dolomit-Felsstöcke reihen sich aneinander bis zur Todtenalp hin. 
Zwischen diesem Dolomit und dem früheren Kalk besteht keine Alters- 
Verschiedenheit ; beide gehören derselben Formation an und bilden nur 
eine Masse. Am nämlichen Gebirgsstock sieht man beide in unmittel- 
barem Zusammenhang; Kalk-Partieen treten mitten im Dolomit, selbst 
in jenem der höchsten Gipfel auf, und umgekehrt sieht man Dolerit- 
Massen in Kalk. Ungeachtet der geringen Regelmässigkeit im Auftre- 
ten dieser Kalk- und Dolomit- Massen lässt sich dennoch ein allgemei- 
nes Streichen derselben von S.W. nach N.O, nicht verkennen. Die 
Schutthalden des Weisshornes sind bis jetzt die einzigen Stellen, wo 
organische Überbleibsel im Kalk dieser Gebirge gefunden werden, jedoch 
nicht zahlreich und keineswegs mit Genauigkeit bestimmt. Es gehören 
dabin: Sarcinula (2), Abdrücke kleiner gerippter Bivalven, der Ve- 
nericardia imbricata ähnlich, und andere, die auf Enkriniten-Glieder, 
Eebiniten-Stacheln und auf Belemniten zu beziehen seyn dürften. 
Bündtner-Schiefer. Eine ausgedehnte Schiefer-Bildung , welche 
STUDER vorläufig mit diesem Namen bezeichnet, sezt fast ausschliesslich 
die zwei ersten der erwähnten Gruppen zusammen und hat sich auch 
in der dritten nicht ganz verdrängen lassen. Allen Verhältnissen zu 
Folge kann dieser Schiefer vom vorhergehenden Kalk nicht getrennt 
werden; er liegt bald darüber, bald darunter, auch wechseln Kalk-Lager 
mit dem Schiefer. Die Formation ist vorherrschend aus folgenden Ge- 
steinen zusammengesetzt: 1) schwarzer und schwärzlichgrauer 
Mergelschiefer, nach der Tiefe in schwarzen Thonschiefer überge- 
hend und dem Glimmerschiefer sich nähernd: 2) schwärzlichgrauer 
Kalk von demselben mineralogischen Charakter wie der eben erwähnte; 
3) schwärzlichgrauer Sandstein. Nicht selten sieht man mit 
diesen Schieferarten Lager von Quarz abwechseln. Die .erste der 
Gruppen, das Gebirge durch welches Domleschy von Churwalden ge- 
trennt wird, gehört ausschliesslich dieser Bildung an. Die nämlichen 
Gesteine zeigen sich auch in ganz Domleschg und im Thale des Vorder- 
rheins von Reichenau bis Chur. Nur der kleine, etwa 40 Fuss über 
die Rheinebene emporsteigende Hügel des Rotelser-Bühel besteht aus 


u 1) 


grünem Schiefer, der bald einem verhärteten Talkschiefer, bald schief 
rigen ‚Serpentin, bald. schiefrigem Thonstein ähnlich ist. Auch in der 
zweiten Gruppe zeigt sich der Bündtner-Schiefer als beinahe allgemein 
herrschende Gesteinart ; in der dritten Gruppe dagegen ist er sehr zu- 
rückgedrängt.: — Zwischen dem Bündtner- Schiefer und dem Niesen- 
Schiefer, dem Simmenthaler-Flysch, den Schiefern und Sandsteinen 
der Entlebuches lässt sich eine grosse Ähnlichkeit nicht verkennen, 
Und welcher geologischen Epoche sind diese Schiefer und Sandsteine, 
diese Kalk- und Dolomit-Massen beizuordnen? In den Schutthalden un- 
fern Wättis findetman TurrilitesBergeri, bei Pfeffers kommen ganze 
Bänke mit grünen Körnern voll von Nummuliten vor; am Passe des 
Martinslochs Nummuliten zugleich mit Pektiniten und Echiniten; bei 
der @oldgrube von Felsberg am Galanda BelemnitenundAustern, Die 
Samnilung von Chur enthält Stücke dunkelblauen Mergelschiefers aus 
der Alp Partnun in Prättigau mit Fucoiden - Abdrücken, dem Fucus 
aequalis und Fucus Targioni: Br. sehr ähnlich. .Den ersteren 
Fucus findet man auch im Hintergrunde des Weisstannen-Thales, auf 
dem Ritschli-Passe, auf dem Trrinserfurkeli, ferner im Schiefer von 
Peist, in dem von Persenna u. s. w. Der Bündtner-Schiefer und der 
ihm verbundene Kalk gehören derselben Formation an, die sich über 
einen so grossen Theil der östlichen und mittleren Schweitz ausbreitet, 
der Formation des Nummuliten-Kalkes und der Fucoiden-Schiefer, der- 
selben, welcher bei Matt die berühmten Fisch-Abdrücke, bei Einsiedlen 
Inoceramen und Exogyren, undam Sentis Turriliten und Hippu 
riten führt. Über die Stelle dieser Formation in der geologischen Alters- 
reihe bleibt keine. Wahl; wir müssen sie der untern Kreide beizäh- 
len. Von einer andern Seite liesse sich indessen auch eine Vereinigung 
des Bündtner-Schiefers mit dem Lias der Tarentaise geltend machen. 
Glimmerschiefer, Quarzit und Hornblende - Gestein, 
Durch die häufigen Übergänge des Bündtner-Schiefers in Glimmerschie- 
fer, durch das Vorherrschen des Quarzes im Sandstein, vorzüglich aber 
durch die Lagerungs- Verhältnisse, wird eine schärfere gegenseitige 
Begrenzung dieser und der vorhergehenden Bildung unmöglich. Der 
Quarzit geht aus dem Glimmersehiefer durch Vorherrschen des Quar- 
zes hervor; das Hornblende-Gestein wird zuweilen von Epidot-Adern durch- 
zogen. Alle drei Gebirgsarten sind vorzüglich in den Umgebungen des 
Rothhorns entwickelt; eine zweite Haupt-Partie tritt zu beiden Seiten 
und am Fusse des Scheichehornes auf. — — Auf dem Kamm zwischen 
dem Rothhorn und Weisshorn überzeugt man. sich bis zur Evidenz, dass 
die Auflagerung der Gneisse und Hornblende-Gesteine auf den Petre- 
fakten-führenden Kalk, die man von Parpan aus zu sehen glaubt, kei- 
neswegs auf Täuschung beruht. Stuper fand, nachdem er über den 
Gyps und die hohen Trümmer - Halden des Kalkes jene Einsattlung des 
Gebirges erreicht hatte, folgende Gesteinarten. Die Hauptimasse des 
Weisshorns besteht aus-Dolomit; ‘zwischen demselben Nester von ver- 
schieden gefärbtem Thonschiefer und von rothem Kieselschiefer. In 


— 599 .— 


grösserer Höhe dunkelgrauer Kalk. ‚An der Südseite des Weisshorns 
herrscht im schieferigen Kalk wieder regelmässiges südliches Fallen, 
dem Rothhorn zu. Mit gleichem Fallen liegt auf ihm grünlichgrauer 
Thonschiefer, sodann weisser Kalkschiefer und nun dolomitischer Kalk. 
Letzter wird unmittelbar bedeckt von ausgezeichnetem Glimmerschiefer, 
der schwarzen Turmalin führt und bereits der Hauptmasse des Roth- 
horns angehört. Weiter südlich zeigen sich nur Glimmerschiefer, Gneiss 
und Hornblende-Gesteine; aber in der Tiefe setzt unter ihnen der Kalk: 
noch beträchtlich weit gegen S. fort. Auf der N.-Seite des Weisshor- 
nes wird der Dolomit vom Kalkschiefer unterteuft; es ist Bündtner- 
Schiefer, dasselbe Gestein , welches man im Ansteigen nach Malix und 
oberhalb Parpan gesehen hatte, Etwa 100 Fuss unter dem Grahte tritt 
auf beiden Seiten ein mächtiger Serpentinstock hervor. Weiter nörd- 
lich, dem Schwarzhorn zu, erscheinen unter dem Bündtner - Schiefer 
weisser Quarz und rother Jaspis mit rothem und grünem Thonschiefer 
zu einem bunten schieferigen Gemenge vereinigt. Auch Feldspath-Krystalle 
entwickeln sich in der Masse, es bildet sich wieder Gneiss aus, und in 
ähnlichem Wechsel setzen diese Gesteine gegen Gürgeletsch fort, dem 
Thal von Churwalden die felsigen Köpfe der nach S.O. fallenden 
Schichten zukehrend. Im tiefern Theile des westlichen Abhanges treten 
unter jenen Gebirgsarten überall gewöhnlich Bündtner - Schiefer hervor, 
und beim T'schiertscher - Joche ist der Quarzit und Glimmerschiefer so 
innig mit dem Kalk verwachsen, dass nothwendig ein sehr naher Zu- 
sammenhang zwischen diesen Bildungen angenommen werden muss. — 
— — Überall in diesen Gegenden, im Grossen und im Kleinen, bewäh- 
ren sich die sonderbaren Verhältnisse in einer Allgemeinheit, die jeden 
Gedanken an zufällige Anomalie’n und lokale Überstürzuugen durchaus 
abweist. Der eingeklemmte Kalk führt organische Überreste; er ist 
aufs innigste verbunden mit Fucoidschiefern und Sediment -Folgen, die 
man der Kreide unterordnet. So lange nur noch Porphyr, Granit 
und Syenit auf Petrefakten-führendem Kalk beobachtet worden, konnte 
man allenfalls mit der Erklärung sich zufrieden geben, dass jene Ge- 
steine in feuerigem Flusse aus der Tiefe gestiegen und über das aufge- 
brochene Sediment- Gebirge weggeflossen seyen. Aber bier ist offenbar 
eine ganz verschiedene Erscheinung. Die kıystallinischen Gesteine, 
welche die Sediment-Bildungen umschliessen, sind selbst auch geschich- 
tet. Offenbar ist hier zwischen den umhüllenden und den umhüllten 
Gesteinen eine weit engere Verwandtschaft, als zwischen Lava und den 
von ihr eingeschlossenen fremdartigen Trümmern. — — 

Gyps. Die drei Punkte, auf welchen Gyps in der Gebirgsmasse, 
welche Gegenstand dieser Abhandlung ist, zu Tag geht, bezeichnen 
ziemlich genau die Grenzen der südöstlichen Gruppe, oder desjenigen 
Gebietes, das vorzüglich durch seine manchfaltigen Verhältnisse sich 
auszeichnet. , Bei Tiefenkasten findet man Gyps an der Strasse nach 
Alvaschein, ungefähr-15 F. mächtig dem Bündtner-Schiefer untergeord- 
net. „Über ihm liegt Kalk. . Eine. zweite ‚Gypsmasse bricht oberhalb 


—_. iu — 


Parpan hervor und bildet eine. steile Halde an ie südlichen Grenze 
des Kalkes, dessen Hauptmasse über ihn weg südlich fortsetzt. Auf 
dem Gyps liegt Rauchwacke, auf dieser und in der Basis des Gypses 
Kalk. An beiden Stellen zeigt sich der Gyps feinschuppig ins Dichte 
und weiss. Ob es nur epigenirter Gyps sey, der im Innern den ur- 
sprünglichen Anhydrit umschliesst, bleibt unentschieden. In weit manch- 
faltigern Verhältnissen erscheint die Gypsmasse auf Casanna und Cot- 
schna an der nordöstlichen Ecke unseres Gebiets. Seine Verbreitung 
muss bedeutend seyn. Er scheint zwischen Quarz und Serpentin - Kon- 
glomerat und den: aufgelagerten Dolomit vorzukoınmen. Unfern Cot- 
schna steigt der Gyps, wie ein mächtiger Gang, senkrecht in die Höhe. 
.Porphyr und rother Sandstein. Von Erosa herabkommend, 
auf der Höhe des tief eingeschnittenen Joches der Mayenfelder-Fugge 
aus der Dolomit - Kette heraustretend, befindet man sich auf einer Alp- 
fläche, die zur rechten von vertikalen Kaik- Wänden, zur linken von 
einer Reihe pyramidaler Felsen 'begrenzt wird. Es ist Feldstein- 
Porphyr, der diese Pyramiden bildet. Auf drei Linien, parallel dem 
Dolomit- Gebirge steigt er aus dem Abhange empor, und zwischen ihm. 
und dem Dolomit, zwischen den Porphyr-Reihen selbst und über den 
ganzen vordern Abfall gegen das Haupttbal findet man rothen Sand. 
stein verbreitet. Die letztere Felsart zeigt auffallende Ähnlichkeit mit 
dem norddeutschen Roth-Liegenden. Sie ist dem östlich fallenden Do- 
lomit-Schiefer aufgelagert, richtet sich sodann mehr und mehr empor, 
scheint aber sehr steil gegen die erste und höchste Porphyr-Kuppe ein- 
zuschiessen. — Auf der Südseite des Kammerberges lagert sich über 
‘den Porphyr und den rothen Sandstein die mächtige Decke von schwar- 
zem Kalk, in welcher ‚der Bärentobel eingeschnitten ist. — — — 
Diorit. Während sich um den äusseren Rand der Gebirgsmasse 
Quarz-Porphyre erheben, findet man im innersten Schoosse derselben meh- 
rere Gruppen von Diorit. Die westliche Kuppe steigt im obersten 
Hintergrund des Urdenthales aus Quarzit und Schiefer auf. Das äus- 
serst zähe Gestein ist ein '@emenge von Albit und Hornblende in unge- 
fähr gleichem Verbältunisse. In einiger Entfernung erhebt sich aus dem- 
selben Rücken das Hörnli, ein Zahn-ähnlicher Felsstock, nackt, zerrissen, 
der gleichfalls aus Diorit besteht. Mit dem Diorite verbunden sieht 
man hin und wieder Mandelsteine. Eine dritte Diorit- Masse erscheint 
endlich am westlichen Ufer des kleinen See’s, neben welchem der Weg 
von Erosa gegen die Schaafalp aufsteigt, und über demselben erstreckt 
sich der Kalk der Weisshorn-Kette weit nördlich gegen Erosa zu. 
Serpentin. Vom Serpentin werden die Glimmerschiefer und Quar- 
zite, wie der Bündtner-Schiefer und der Kalk unterteuft, und wo er in 
der Höhe und anderer Gebirgsarten überlagernd auftritt, geschieht es 
unter Verhältnissen, die eher an ein Gang-artiges Durchbreehen, an ein 
Überströmen der flüssig hervorgequollenen Masse, als an regelmässige 
Auflagerung erinnern. Die Serpentin-Zone durchsetzt das geschilderte 
Gebiet ungefähr in der Richtung des Hauptstreicheus der Alpen, von 


= 
5 ı 
Parpan bis Laret. Der Serpentin, welcher nördlich vom Weisshorn 
auf beiden Seiten des obersten Rückens heraustritt, scheint das Ausge- 
hende eines mächtigen, aus der Tiefe gestiegenen Ganges. Der Ser: 
‚pentin zeigt felsige Abstürze von 30 -- 40 F. Höhe und erstreckt sich 
auf beträchtliche Weite unter dem Kalk hin. Auf der Ostseite des 
Rückens scheint das Gestein weniger ausgebreitet. Hat man jedoch 
die Kette des Hörnli ins Weidland der Eroser - Alpen überstiegen,, so 
tritt ‚Serpentin an so vieien Stellen hervor, dass man wohl glauben 
möchte, er allein sey hier herrschend; an mehreren Stellen ist jedoch 
unter dem reichlichben Graswuchse Kalk und Schiefer zu erkennen. — 
Von Serbün am Fusse der Strela steigt man durch das TAäli steil aufwärts 
zwischen dem Dolomit des Scheichornes uud des Weisshornes, bis der untere 
Rand einer Serpentin-Halde, der Fuss der Todte- Alp erreicht ist. — Die rauhe 
Aussenfläche der Serpentin-Schollen lässt kein einfaches Gestein erwar- 
ten. Auch zeigen sich im frischen Bruche lichtere grüne Partieen von 
Diallage, die an der Aussenfläche mit Bronzit-artiger Verwitterung her- 
vortreten. Schlacken -ähnliche Warzen, die man wahrnimmt, verrathen 
durch stärkere Anziehung der Magnetnadel einen grössern Gehalt von 
Magneteisen. — Mit dem Serpentin verbindet sich hellgrauer, weisser und 
kirschrother körniger Kalk. Grössere und kleinere Blöcke sind in’ Ser- 
pentin eingeschlossen. Auch rother Jaspis tritt als neuer Gangtheil hinzu, 
in Blöcken und vielfach gewundenen Lagen, oder mit Kalk und Serpen- 
tin so verwachsen, dass es unmöglich wird zu entscheiden, weiche Ge- 
steinart die umhüllte, welche die umhüllende sey. — Die von Serpentin 
 eingeschlossenen, die an ihn grenzenden Kalkmassen enthalten keine 
Talkerde, während rings um die Todte - Alp der Dolomit so ausgezeich-. 
net auftritt. — — Die Casanna - Alp war in alter Zeit berühmt wegen 
ihres Goldreichthuns. Der ganze Berg, hiess es, sey voli Adern gedie- 
gen edlen Metalles. Nach Aussagen der Alp-Hirten soll eine alte 
Gold-Grube sich beträchtlich hoch über den Senn-Hütten am nördlichen 
Abfall des Persenna -Gebirges befinden. Ob im Dolomit, oder im Ser- 
pentin — welches wahrscheinlicher — konnte nicht ausgemittelt werden. 


III. Petrefaktenkunde. 


Bappace: über Eindrücke in Sandstein, denen eines Pfer- 
dehufes ähnlich (Lond. Edinb. philos. Magaz. 1837, X, 474-475). 
In einem Strombette des ausgedehnten Moores Pwyll-y-Duon, 7 Meil. 
von Merthyr Tydvil, finden sich in der untersten Sandstein-Schichte des 
Kohlen - Gebirges Eindrücke, von welchen das Volk glaubt, sie seyen 
_ dureh einen Pferdehuf entstanden. Wenn schon .das erste dieser vom 
V£. untersuchten Zeichen sich als einen künstlich eingearbeiteten Buch- 
staben G ergab, so waren die übrigen doch natürlich und erinnerten 


Jahrgang 1837. 39 


_ oo — 


an andere im old red sandstone von Forfurshire, welche dort „Kelpies. 
feet“ genannt werden, obschon die mittle Vertiefung ein umgekehrtes 
Relief besass. 

Lverx hat auf dem Wellen-förmigen Sande von Dundee von Medu- 
sen hinterlassene Eindrücke beobachtet, welche mit den obigen einige 
Analogie zu haben scheinen. Entfernt man nämlich den Gallert-arti- 
gen Körper des Thieres, so erschien ein kreisrunder Raum, welcher 
in der Hälfte seiner Peripherie eine hufeisenförwige Vertiefung wahrneh- 
men liess, 


Eow. Hırcncock: fossile Fussstapfen in Sandstein und 
Grauwacke (Sırrım. Amer. Journ. of Scienc. 1837, XXXIL, 174— 176), 
Der Vf. hat neulich die Steinbrüche im Connecticut - Thale bereiset und 
die Fussspuren, worunter 14 neue Arten, an zahlreichen Orten in einer 
Erstreckung von SO Meil. längs des Flusses wiedergefunden, in Massa- 
chusetts wie in Connecticut. Sie sind grösstentheils deutlicher als die 
früheren, und scheinen ihm zum Theil von Reptilien abzustammen; auch 
vermuthet er welche von vierfüssigen Thieren '[? Säugethieren] darun- 
ter. Selbst an Pterodaktyle [?] hatte er gedacht, welche aber 
mehr Zehen besitzen, als die Fussspuren im Allgemeinen zeigen. 

Vor wenigen Wochen sah er eine Grauwacken-Platte in New-York, 
von den Ufern des Hudson zwischen Albany und den Hochlanden ab- 
stammend, worauf er den Fuss-Eindruck eines zweizehigen Quadrupeds, 
das wie die Beutelthiere sich in Sprüngen bewegt hätte, zu erkennen 
glaubte. Er misstraute zwar anfangs seiner Entdeckung, da die Ein- 
drücke nicht so deutlich, als die im New red Sandstone waren; da er 
sie aber von ähnlichem Aussehen aır mehreren Stellen in New- York 
wie in Brocklun wiederfand, so blieb ihm nichts übrig, als bei der An- 
sicht zu beharren, dass es zur Zeit der Grauwacke-Bildung schon Vier- 
füsser [? Säugethiere] gegeben-habe. Seinen anfänglichen Vorsatz, die 
Beschreibung und Abdildungen aller dieser Fuss - Eindrücke jetzt schon 
herauszugeben, verliess er, um nur die nachstehende Übersicht mitzu- 
theilen,, bis er- seine dessfallsigen Forschungen noch mehr vervollstän- 
.digt hätte. 


Ichnites mi ' 


A. Tetrapodichnites. 


1. T. didactylus, Grauwacke New-Yorks. 
B. Sauroidichnites, 
1. S. Barratti, 5zehig, von Dr. Barrarr in Middletown entdeckt. 
2. S. palmatus RE ZZ palmatus früher), 
3.8. minitans, 


4. 8. polemarchius. 
- 8. tenuissimus. 


= 


©. Ornitichnites. 
a. pachydactyli. 


1. ©. giganteus,. 
O. tuberosus. 
O. parvulus. 
’4, ©. parallelus. 
(0, tuberosus a dubius früher.) 
O. divaricatus. 
O. cuneatus Barkarr. 


b. leptodactyli. 


1. OÖ. ingens. 
. robustus. 

(0. ingens a minor früher.) 
O. diversus a clarus. 

ß platydactylus. 

O. Deanii. 
Ö. tenuis. 
‚ ©. minimus. 
. Ö. erassus. 
» OÖ. minusculus. 
.» O. tetradactylus. 
10. OÖ. gracilis, 


oO 


@ 


on 


Schliesslich bietet der Vf. Gyps-Abgüsse, auch natürliche Exemplare 
im Tausche an. 


E. D’Arron: über die von dem verstorbenen Herrn SerLow 
aus der Banda orientald mitgebrachten fossilen Panzer-Frag- 
mente und die dazu gehörigen Knochen-Überreste (Abhands. 
d. Berlin, Akademie von 1833, Berlin, 1835; Physik. Klasse, S. 369— 
424, Taf. I-IV). Weıss hatte in denselben Abhandlungen (1830, 
S. 276 ff. > Jahrbuch 1834, 117— 118, unter A) einige von Serrow 
eingesandte Panzer-Stücke beschrieben und bemerkt, dass SeLLow eine 
beträchtliche Anzahl anderer, mit diesen gefundener Reste, nämlich noch 
einige Panzer - Theile, Oberarnı-, Hand-, Fibula - und Fuss-Knochen, 
nach Rio Janeiro habe abliefern müssen, aber ia Zeichnung übersehickt 
habe. Inzwischen sind aber diese in Original nebst einigen von 8; 
nicht angegeben gewesenen nach Berlin gelaugt, welche D’ALrox hier 
beschreibt, indem er auch die von Wzıss beschriebenen "Theile nachmals 
überblickt und sie mit den analogen lebender Gürtelthiere vergleicht. 

| e 3 Bi 


ei 


in 


A. Fossile er: Stücke (ausser den von "Weiss beschrie- 
henen). iaaeon ni | 

1. Ein von Weıss nur erwähntes, in 8 kleinre zen gewe- 
senes Stück, 2’ Paris. lang, 94‘' hoch, wovon: 3 Ränder durch Bruch 
entstanden sind, einer mit-5 [215] nach aussen, oben und hinten vor- 
ragenden Zacken versehen dem natürlichen Rande des Panzers entspricht, 
besteht aus 10 Längen - Reihen 4— 5 und 6seitiger Knochen-Täfelchen, 
deren jedes in seiner Mitte eine etwas erhöhete und ebene Scheiben- 
Fläche besitzt, au deren innerer [unterer] Fläche man eine siebförmig 
durchlöcherte Grube sieht. Die Nähte der einzelnen Täfelehen erschei- 
nen auf der Innenfläche als 14" breite, rauhe Streifen. N 

2. Ein Stück aus der Mitte, eine Spanne lang und breit, mit re- 
gelmässiger 6seitigen Täfelchen und runderen Scheiben, zwischen wel- 
chen und dem Rande der Tafeln man 4— 5 grössere Öffnungen Tele 
die Nähte sind innen schärfer. 

3. Ein ähnliches, nur 4 so gross, beide dicker als Nro. 1. 

4. Vier kleine Bruchstücke aus der Mitte, mit meist 4 — Bseitigen 
Tafeln und kleineren Scheibehen. Von den um diese stehenden Löchern 
laufen Furchen gegen den äusseren Rand. | 
' 5. Ein 6° langes, 5‘ hohes Fragment, mit 2 Zacken am Rand 
und 5 Längen -Reihen von Täfelchen, und sehr deutlichen Skulpturen 
(ein Ausdruck, welcher später erläutert wird). 

6. Ein 94° langes und 7’ hohes, durch Inkrustation etwas ver- 
dicktes und undeutliches Rand - Stück mit 7 Zacken, die etwas kleiner 
als bei Nro. 5 sind, aus 8 Längen-Reiheu von Täfelchen bestehend und 
- mit bis 74 Täfelchen voreinander. 

7. Ein kleines Rand-Stück. mit 3 Zacken, 

8. Ein inkrustirtes Fragment aus der Mitte, 1 Spanne hoch und 
3 lang, mit 2 durch die ganze Dicke gehenden Löchern. | 

9. Ein Stück aus etwa 11 Tafeln, wovon 2—3 am Rand stehende 
Zacken darstellen, welche spitz und merklich grösser, als an den vori- 
gen sind. Von ihnen einwärts nehmen die Täfelchen an Grösse ab. 

10. Zwei Stücke, ebenfalls mit viel grösseren, aber stumpferen 
Zacken. : Das eine ist 9" lang und 4‘ hoch mit 4 Zacken in Form fast 
vierseitiger Pyramiden mit je 2 langen und 2 kurzen Seiten, daher nicht 
aussen über den Rand, sondern oben über die Fläche vorstehend. Die 
Täfelchen der 2 anderen Reihen sind vierseitig, viel kleiner als die 
Zackentäfelchen und dick. 

11. Ein 14‘ langes, und 34'’ hohes Rand - Stück hat 3 ebenfalls 
‚grosse und stumpfe Zacken, die sich auf der Fläche erheben. Daneben 
liegen dicke Täfelchen aus noch 2 Reihen. | 

Alle diese Stücke dicht nebeneinander gelegt nehmen eine Fläche 
von etwa 500 Quadrat-Zollen ein. Abgebildet sind sie nicht. 

B. Vergleichung mit Gürtelthier- Panzern (S. 376 ff.). 
Der Vf. hatte zur Vers Agin Panzertheile von Dasypus niger, 
D. VIlROWER, D. grandis juv.?, vom Tatou Poyou und von einer 


a 


— 005 


grossen unbestimmten Art, welche auf Taf. I, Fig. 8— 18 abgebildet 
werden. Es ergibt sich daraus, dass alle Eigenschaften ‘der fossilen 
Stücke, von der Grösse abgesehen, sich an lebenden , jedoch verschie- 
denen Arten wiederfinden.: Auch an: den. lebenden Arten haben die 
‚Knochen-Täfelehen im Kopf-, Schulter- und Becken-Panzer, wo sie nicht 
in regelmässigen Reihen liegen, eine sehr veränderliche 4 — 7seitige 
Form. Die regelmässiger gestalteten Täfelchen aus den Gürteln fehlen 
unter den fossilen Resten gänzlich. — An den lebenden ist das Getäfel 
des Knochen - Pauzers mit einer Epidermis überzogen, welche bei meh- 
reren Arten, wie bei den meisten Schildkröten, sich in hornartige Blätt- 
chen sondert, die eine von der der Täfelchen abweichende Form, Grösse 
‚und Begrenzung haben; ihre Nähte drücken sich wie bei jenen der Schild- 
kröten auf der Oberfläche der: Knochen - Täfelchen ab, aus welchen Ab- 


drücken — den oben erwähnten Skulpturen — sich an den fossilen Re. 
sten wieder die Form der ehemals vorhandenen Haut-Blättchen erkenneu 
lässt. — Die 4— 7seitigen Täfelchen des D. niger insbesondere beste- 


hen ebenfalls aus einer Scheibenfläche, die nur niedriger und mehr ex- 
zentrisch nach hinten gerückt ist, und aus einem Rande; während man 
auf ihrer inneren Fläche statt der siebförmig durchlöcherten Grube nur 
ein Loch-sieht. Die Oberhaut-Blättchen sind bei dieser Art Rosetten- 
artig vertheilt, so dass ein 6 — Seckiges die Scheibenfläche eines Täfel- 
chens deckt und 6— 8 andere sich um dasselbe herum so auf die Rand- 
fläche des Täfelchens lagern, dass sie noch etwas auf die nächsten Tä- 
felchen. übergreifen; und, wo zwei solcher Rand-Blättchen mit dem 
Scheiben-Blättehen zusammenstossen, da ist eine Öffnung im Knochen, 
aus welcher ein Haar hervortritt. Die 8seitigen Rosetten liegen mehr 
vorn und oben, die 6seitigen unten und hinten. Diesen so entstehenden 
Skulpturen und diesen Öffnungen des D. niger scheinen die der fos- 
silen Panzer-Reste sehr entsprechend zu seyn, während bei anderen le- 
benden Arten die Haut - Blättchen einzeln (D. grandis*) oder je meh- 
rere zusammen (Poyou) die Knochen-Täfelchen genauer decken. — Aber 
der zackige Rand der fossilen Panzer - Theile ist beim D. niger nicht, 
wohl aber am Becken-. (nicht am Schulter-) Panzer des Poyou und 
schwächer an dem des D. grandis, endlich an Schulter. und Becken- 
Panzer und Gürteln des D. villosus und, nach Azıra, des D. qua- 
drieinctus vorhanden,, wo die Zacken nach unten und hinten gekehrt 
sind. — Endlich sind die körnelig-rauhen Täfelchen eines Panzer-Stückes 
von unbekannter Art auf der obern und, wie die fossilen Theile, der 
untern Oberfläche, mit mehreren ungleich grossen Löchern versehen, 
und sind verhältnissmässig noch dicker als die fossilen: nämlich selbst 


*) Da jedoch bei dieser Art die Knochen - Täfelehen durch breite Zwischenlagen ge- 
trennt sind’ und die Haut-Blättchen nicht auf diese. herüberreichen, so schaltet sich 
rings um jenen grossen eine Anzahl kleiner, auf die Zwischenräume beschränkter 
ein, wodurch dann wieder eine Rosetten - artige Anordnung entsteht. Die grossen 
Blättchen besitzen ästige Spalten, welche entsprechende Eindrücke auf den Kno- 
ehen-Täfelchen hinterlassen. at 


— 606 — 


‚die in.der Mitte gelegenen sind dicker als breit, während bei der fos- 
silen Art nur die Zacken-Stücke die grösste Dicke darbieten. 

Für die Berechnung der Grösse des Thieres gibt die von SELLOw 
‚‚benützte Wölbung der Panzer keinen sichern Maasstab,, weil man be- 
‚merkt, dass die losen Panzer nach dem Tode des Thieres eine flachere 
Gestalt annehmen können, als sie im Leben hatten. Serrow hatte dar- 
nach 10° Länge gefunden; berücksichtigt man die Grösse der Knochen- 
Täfelchen des D. niger, so würde man auf mehr, nach denen des D, 
.grandis aber auf weniger schliessen müssen. 

C. Von,den fossilen Knochen (8. 387 fl.). Alle erhaltenen 
gehören der linken vorderen und linken hinteren Extremität an; auch 
die von SerLow vermissten Nagelglieder sind meistens dabei; die noch 
getrennten Epiphysen zeigen, dass diese Theile von einem noch nicht 
‚ausgewachsenen Individuum herstamnıen. Alle Knochen sind auf den 4 
Tafeln abgebildet. | 

a. Von der vorderen Extremität sind vorhanden: 1) Die 
? Gelenk-Epiphyse (IV, 13, 17, 18), welche an den Hals des Schulter- 
Blattes gehört; die Epiphysen-Fläche rauh und konvex, die Gelenk- 
fläche für das Oberarmbein konkav und glatt, 4‘ breit und 34‘ dick, 
mitbin vom Umfange wie bein Nashorn, ohneden Schnabelfortsatz, der noch 
daran zu gehören scheint. 2) Das untere Gelenk-Ende des Oberarm- 
beines (I, 3) mit dem eigentlichen Gelenkstück und einem Theile des 
Körpers mit dem äussern Condylus; 38“ bkeit, 1° 81 diek und 
3‘ 11° hoch; unter dem innern Condylus ist ein Einschnitt, wie bei 
vielen Thieren. 3) Beide Vorderarm-Knochen fast vollständig; 
beide gegen ihre Länge sehr stark. Besonders ist diess die Elle (l, 
4, 6), welche in ihrer ganzen Länge zusammengedrückt ist, und deren 
oberes Gelenk - Ende bis über die Hälfte des Kuuchens herabgeht. Der 
Ellenbogen - Fortsatz ist vorzüglich stark, oben und hinten diek; der 
Höcker ist noch nicht verwachsen ; die Länge ist 81’, die grösste Breite 
unten an der Sförmigen Gelenkfläche so wie die der untern Epiphyse 
2'‘ 4'', der Durchmesser des untern Gelenkendes von vorn nach biv- 
ten 2°°.3', die Breite der untern. Gelenkfläche 1'' 34’, ihre Länge 
unvollständig. «. Der Radius (I, 2, 5; 7) ist merklich kürzer und am 
Körper schwächer, aber an beiden Gelenk - Enden sehr stark, so dass 
die L. 5‘ 10°”, die Breite in der Mitte 104%, am obern 2‘ 2° und 
am untern Gelenk - Ende über 1'' 6‘, die Länge der untern Gelenk- 
Fläche 1“ 6°, die Breite der obern 1” 2% beträgt. . .. — Von der 
Hand (Tf£. II) sind 18 Stücke (Fig. 1-19) übrig, deren Zusammensetzung 
in Fig. 6 und 9 versucht worden ist: Es sind von der Handwurzel 
aus der ersten Reihe das Moadbein (2, 6, 17), das sehr grosse drei- 
eckige Beiu (3, 6, 17), das Erbsenbein (6, 7), aus der zwei- 
ten; Reihe das Kopfbein (1, 6, 16), das Hakenbein (3, 6, 17); von 
der Mittelhand die Kuochen für den 3ten (6), ten (6, 16) und 5ten (4, 
6, 7, 10) Finger, endlich von den Fingern die je drei Phalangen des 
3ten (6, 9, 12), ten (1, 6, 16, 5, 8) und 5ten (4; 6, 7, 10; MARIN: 


— MM7 — 


mit Ausnahme der dritten Phalanx für den dritten Finger; zwischen 
den je zwei letzten Phalangen sind noch Sesambeinchen eingeschaltet- 
gewesen, deren- drei vorliegen. Die Handwurzelbeine zu, beschreiben 
würde ohne die Hülfe von Abbildungen schwer gelingen. „. Alle Mit- 
telhandbeine sind sehr kurz, aber breiter und dicker. ... . Die drei ersten 
Phalangen sind wenigstens doppelt so hoch als lang (4'''—7‘'') und noch 
breiter (15° — 18°’), und nehmen nach den äussern, dem 4. und 5. Finger 
noch an Länge ab... Die zweiten sind kaum länger. .. Die dritten oder Nagel: 
Glieder sind sehr gross, stumpf, keilförmig, ihre Gelenk-Enden noch als Epi- 
physen getrennt; das vierte ist am grössten, das dritte und fünfte sind etwas 
kleiner; sie haben 2’ 314 pis 2° 7’! Länge auf 1° 3°’ bis 1’ 64 
Breite der Gelenkfläche. .. . Wie gross die Anzahl der Finger gewe- 
‘sen, lässt’sich nicht sicher bestimmen, doch scheinen ihrer 3 gewesen 
“und der 1. und 2. Finger verkümmert zu seyn, da bei’ aller Vollstän- 
digkeit dieser 3 keinerlei Anlenkungsfläche für einen andern und keine 
Spur von einem ihrer Knöchelchen vorhanden ist und die Hand im Ver- 
hältniss ihrer Länge und ihrer Aulenkung zur Handwurzel schon sehr 
breit ist. | 

Vergleicht man diese Theile mit den analogen noch lebender Arten, 
so bieten die Reste des Schulterblattes und Oberarmbeines nur wenige 
Anhalts - Punkte. Die Vorderarmbeine stimmen am meisten mit denen 
der 5 und 5zehigen Arten und zwar hauptsächlich des D. sexcinctus’ in 
Form überein (vergl. Cuv. oss. foss. V, ı, 126, pl. x, xı), wenn sie 
schon denen des D. grandis an Gı®sse näher kommen, dessen Speiche 
aber verhältnissmässig noch kürzer ist. Rücksichtlich der Handbildung 
entfernt sich das fossile Thier ziemlich weit von den lebenden Arten, 
obschon auch hierin am wenigsten von D. sexcinctus; das dreieckige 
Bein überragt das Hackenbein nach aussen, um mit ihm den 5ten Fin- 
ger aufzunehmen, was bei D. 6cinctus durch ein Beinchen geschieht, 
das die Stelle des Mittelhandbeines und der 1. und 2. Phalanx vertritt, 
während D. niger (u. a.) den fünften oder kleinen Finger 'gänzlich 
entbehrt. Weiter zerfallen die 5fingerigen Arten in 2 Gruppen: bei. der 
ersten (D. grandis und D. unicinctus) sind Daumen und Zeigefinger 
schlauk und an Gliedern vollzählig, dieser am längsten, der Mittelfinger 
mit sehr grossen, die 2 äussern mit kleineren Nägeln, die Gliederzahl 
der drei letzten Finger vom Mittelhandknochen an verkümmert, bei 
D. unicinctus mehr als bei D, grandis, und die Hand ist daher 
wie schief abgeschnitten; — bei der zweiten (D, sexcinctus) sind, 
die 3 Mittelfinger am längsten, und alle Finger scheinen vollzählige 
Glieder zu haben, und somit ist D, 6cinctus in dieser Beziehung, wie 
rücksichtlich des Längenverhältnisses der 3 äusseren Finger, allein mit 
der fossilen Art vergleichbar; wenn schon die Mittelhand- und ersten 
und zweiten Finger-Beine von letztrer viel kürzer als beiirgend einer leben- 
den Art sind, und wenn gleich das Hakenbein, statt den 3 äusseren Mittel- 
handknochen zumal, nur den 5. und, gemeinschaftlich mit dem Kopfbeine, 
den 4. Mittelhandknochen trägt. Die Nagelglieder sind nicht wie bei 


Di 


=. 


"D. grandis und D. unicinetuszusammengedrückt, gekrümmt und 
schneidend, noch mit einer Scheide zur Aufnahme der Nagel-Wurzeln verse- 
"hen, sondern mehr 'so beschaffen, wie sie Cuvıer vom Hinterfusse die- 
‚ser Arten abbildet. Durch die Verkürzung des Wurzeltheiles der Haud 
und das Vorkommen der Sesambeinchen 'nähert sich diese Art dem Maul- 
wüurfe, Yan Er DR , je 
b. 'Von'der'hbintern Extremität (Taf. III und Theil von IV) 
hat'man von Becken und Oberschenkel nichts, vom Unterschenkel 
nur das untere Gelenkende des Schienbeins (III, 4), das noch 3° 
103° lang und an der ‚Grenze der Epiphyse gegen das Mittelstück auf- 
fallend (34°) breit und dick ist, während es in der Mitte nur 14 Breite 
und 8° Dicke hat. Zur Aufnahme des Wadenbeins wäre zwar eine 
kleine Vertiefung ; doch keine Gelenkfläche vorhanden. Die Vorsprünge 
für den äusseren und inneren Knöchel sind nicht beträchtlich,.... Von 
der Fusswurzel sind alle 7 Knochen vorhanden, nämlich das Sprung: 
bein beschädigt (111, 4), die übrigen ganz; das Fersenbein (IV, 1, 
2), das Würfelbein (III, 5, 8,9; IV, 2, 3), das Schiffbein (III, 
8, 9, 10), das innere (III, 9), das zweite (III, 8, 9) und dritte 
Keilbein (II, 8, 9). .... Vom Mittelfusse liegen 4 Knochen, wie 
es scheint, von den 4 äussern Zehen vor (IV, 7, 4, 6, 7, 8, 9), sie sind 
viel kürzer als'bei allen andern Thieren und ansehnlich hoch , ‘und der 
Grösse nach folgen sie so: 3, 2, 4, 5, aufeinander; Länge, Höhe und 
Breite des 2. Mittelfassbeines — 14 : 2 : 14; die des 5. — 7’; 
MUNSTIIRENN Damit kommen eimige Sesam - Beine vor..... Endlich 
haben sich Theile vom 4 (2. — 5.) oder wahrscheinlich 5 Zehen gefun- 
den (Taf. IV), nämlich 4 erste und 3 zweite Phalangen von 2.—4. Zehen 
».; während für die Nagelglieder nur einige zweifelhafte Reste vor- 
handen sind...., Alle diese Theile sind ebenfalls ausserordentlich kurz 
und gedrungen, nur das Fersenbein ist einiger Maasen lang, fast von 
demselben Volumen, wie beim Nashorn und nur 44/” kürzer als beim 
Pferde. !Cuvier bildet die Hinterfüsse des D. 6cinctus, D. unicinetus, 
D. grandis und D. niger ab: alle haben 5 Mittelfussknochen und 
Zehen, die 2 ersten noch ein überzäbliges Stes Fusswurzel-Knöchelchen, 
alle besitzen längere Schiff-, Würfel-, Keil-, Mittelfuss- und Finger- 
Beine, und anders gestaltete Nageiglieder als die fossilen Rudimente. 
Selbst beim Maulwurf ist der Hinterfuss schlauker, und das Rhinozeros’ 
steht rücksichtlich der Kürze der 2 ersten Phalangen dem fossilen Thiere am, 
nächsten, obschon sie bei ikm verhältnissmässig noch doppelt so lang sind. 
Wenn daher dieses fossile Thier rücksichtlich seines Panzers eine 
grosse, rücksichtlich seiner Vorderfüsse immer noch einige Ähnlichkeit 
mit den lebenden Dasypus-Arten zeigt, so ist solche rücksichtlich der 
Hinterfüsse nicht ınehr grösser, als mit manchen andern 4 — 5zehigen 
Säugethieren auch. ‘Die charakteristischen Schädeltheile mangeln gänz- 
Isch. "Doch mag das T'hier immerhin den Edentaten angehören. Leider’ 
“hat VARRELL vom Chlamyphborus truncatus (Zool. Jourx. 1828, Nr. 
Xul, > Fror: Notitz, XXV, 1495, "mit: Abbildung.) ‚die Osteologie zu 


= A = 


unvollständig bekannt gemacht, um die Vergleichung auch hierauf er- 
streken zu können. ha 

Die Ulna ist ılmal, der Radius 2mal so lang, als bei D. gran- 
dis, die Hand etwas kürzer, so dass bei gleichen Proportionen aus erst- 
rer sich eine Länge des fossilen Thieres von 4’—5’, aus der Elle von 
6'—7', aus der Hand von 3’—34‘ berechnen würde; zieht man aber 
anch die Stärke dieser Theile in Betracht, so dürfte SeLLow’s Annahme 
von 10° Länge und 44° Höhe für das ganze Thier nicht übertrieben seyn. 

Das Vorkommen dieser Beste gewinnt an Bedeutung durch das be- 
nachbarte Vorkommen anderer Edentaten, sowohl des ebenfalls ausge- 
stöorbenen Megatheriums, wovon Ein Skelett auch von ejner 2% 
dicken knöchernen Schaale begleitet gewesen, — als durch die noeh fort- 
währende ausschliessliche Verbreitung lebender Edentaten-Genera, wie 
Bradypus, Myrmerophaga, Dasypus und Chlamyphorus 
in jenem südlichen Theile der neuen Welt. 


EN 


Aıpn. DE Canporıe: kurze Geschichte”der fossilen Pflan- 
zen nach den neuesten Arbeiten. (Aus desselben Vfs. „Intro- 
duction a la botanique,-Paris, Il, 8°“, eine Fortsetzung zu Burron > 
Biblioth. univers.; — Scienc. et Arts.; 1834; LVI, 280—311.) 

1) Geschichtliche Einleitung. Anrtoıme DE Jussıeu (Mem. 
de Vacad. d. Sc. 1718) war einer der'ersten, welcher die Verschieden- 
heit der fossilen Pflanzen von dem lebenden und den tropischen Cha- 
rakter derselben erkannte. ScueucHzer (herbar. diluv.) gab viele Ab- 
bildungen, worunter einige nicht kenntliche. Die weiteren und wich- 
tigeren Fortschritte dieses Zweiges der Wissenschaften aber waren 
abhängig von denen der Geognosie und der Botanik, insbesondere der 
Pflauzen - Anatomie und der Ausbildung des natürlichen Systemes. 
v. SchLowneım war (merkwürd. Kräuterabdr. 1804) bereits genauer in 
seinen Beschreibungen und glücklicher in manchen seiner Vergleichun- 
gen; doch blieb seine Nomenklatur mangelhaft. ‘Mit 1820 begann vos 
STERNBERGS Flora der Vorwelt, welche in der Geschichte Epoche macht, 
und vom Grafen pe Bray ins Französische übersetzt worden ist; ihnen 
folgte in akademischen Schriften zerstreut die Resultate vieler Forschun- 
gen in Frankreich, Deutschland , England, Schweden (Nırsson , Act. 
Holm., 1820, 1824) und Nord- Amerika (Steınnaver in Transact. 
Amer. philos. Soc. ZT), bis endlich An. Broncntart (Prodr. d. veget. 
foss. 1828) die bisherigen Ergebnisse aller zusammenstellte, und sein 
grosses Werk (Hist. veg. foss. 4°) über die fossilen Gewächse begann, 
während in England LinoLex und Hurron an ihrer Fossil Flora of 
Greät Britain) arbeiten, und dabei nicht selten zu ganz anderen Ansich- 
ten als BronenIarr gelangen. ' 

2) Bestimmungs-, Benenrnungs- und Klassifikations- 
Art der fossilen Gewächse. Die Bestimmung der bolzartigen 
Monokotyledonen und Dikotyledonen ist nach der: Struktur des Stammes 


- WM, - 


ausführbar, die der Genera aber kann selten nach denselben Organen ‚wie: 
bei den lebenden Pflanzen geschehen, und bleibt daher oft unzuverlässig. 
Man gibt daher den ganz abweichenden Fornien eigene generische Na-. 
men, den übereinstimmenden den Namen der lebenden Geschlechter, 


den zweifelhaften die der letzteren mit der Endsylbe ites. Die geolo- 


gische Klassifikation ist im Ganzen noch wichtiger, als die botanische, 
3) Geschichte des Pflauzenreichs in verschiedenen 
Perioden der Erde [hauptsächlich nach Browentmrts Prodromus]: 
A) das Übergangs - Gebirge enthält a) im unteren Kalke, ausser einer 
zweifelhaften Art, nur: Kryptogamen des Meeres oder des Festlands, 
wenige an. Zahl, schlecht erhalten, alle von den noch lebenden verschie- 
den. b) In der Steinkohlen-Formation aber werden, die Gewächs- Arten 
desto zahlreicher (260), obschon sie nur wenigen Familien angehören. 
Die Aetheogamen (Fahren, Marsileaceen, Equisetaceen und Lykopodia- 
-ceen), meistens baumartig , bildeten allein $ der Vegetation, während 
sie jezt nur z1; im Ganzen ausmachen. Andere Kryptogamıen und See- 
gewächse kennt man aus dieser Zeit noch gar nicht; — und von Mouoko- 
tyledonen sind nur 14 Arten vorhanden, worunter.3 Palmen und einige 
Gräser, obschon dieselben heutzutage % der Vegetation ausmachen: 
Von Dikotyledonen gibt Bronenıart nur 21 zweifelbafte, Arten an, 
nach Lıinpzey aber wären auch die von ihm den Aetbeogamen beige- 
zählten Stigmarien und -Sigillarien - Arten (49) den lebenden 
Apocyneen, Eupborbiaceen und Cacteen verwandt, Folgt man 
‚dieser Ansicht, so ergeben sich für die Flora der Steinkohlen nach Ds 

Canporre’s Klassifikations-Weise: 
Cryptogamen: Amphigamen . : 2 2» ev 200.2. 0 2.202090 
Aetheögamen: Equisetaceen . . 14 
Filices' 4.9 '..29 89 
Marsileaceen . . 7 
Lycopodiaceen . 60 

Phanerogamen: Monokotyled. ‚Palmen . . . . 

; Canneen . : 2 1 18. . 0,07 
Unbestimmt . . 14 
Dikotyledonen: Sigillaria . .. . 4 
Ä Stigmaria : ..08 
Von unbestimmter Klasse © . 2. nn na 21. 2 908, 


49... 0,19 


Summe 258. . 1,00 


Seitdem jedoch Bronensert diese Resultate witgetheilt, sivd auch 
einige Koniferen - Stämme in den Steinkohlen entdeckt worden. — ce) 
Im Alpenkalk und in den bituminösen Schiefern sind bisher im Ganzen 
nur 7 Fukoiden und 1 Najade gefunden worden. — — B) Die unteren, 
C) die mittlen und D) die oberen Sedimendär-Gebirge sind ganz nach 
Broncnsarr’s Prodronus dargestellt, nur mit Einführung der neuen Fels- 
art-Benennungen von Bronenırr dem Vater [wesswegen wir auf den 
früher mitgetheilten Auszug (Jahrbuch. 1830, S. 138—141) verweisen. 


= MER 


Corra’s u. A. neuere wichtige Untersuchungen sind dem Verfasser un- 
bekannt geblieben]. 

4) Die Beziehungen zwischen den Gewächsen verschie- 
dener Gegenden in jeder Periode sind schwierig zu verfolgen, 
theils' weil man, namentlich in gewissen Formationen, nur erst sehr 
wenige und unvollständige Arten kennt, theils weil die Gleichzeitigkeit 
der Entstehung gewisser Schichten in entfernten Gegenden meist nicht 
anders als durch einen Riug-Schluss eben mittelst dieser vegetabilischen 
Reste nachgewiesen werden kann. Die Steinkohlen- und die Jura- 
Formation jedoch machen rücksichtlich der grossen Anzahl ihrer fassi- 
len Pflanzen - Arten eine Ausnahme, und da ergibt sich denn zunächst 
aus der Vegetation, welche in den Steinkohlen begraben ist, eine viel 
grössere Übereinstimmung derselben in entfernten Gegenden, als heut- 
zutage, sowohl nach der Proportion zwischen den vorhandenen Familien, 
als nach der Identität der Arten. Die 258 Arten der Steinkohlen sind 
in Europa, Nord-Amerika, Indien und Neuholland gesammelt wordem, 
. Wenn nun darunter viele Arten für Frankreich, Deutschland und Eny- 
land gemeinschaftlich sind, so überrascht solches wenig, weil derselbe 
Fall noch heutzutage in diesen einander benachbarten Ländern beobach- 
tet wird. Aber auch von den 23 in Nord-Amerika aufgefundenen Ar- 
ten kommen schon 14 in Buropa vor, von den drei Neuholländischen 
eine in Indien, von den zwei Indischen bildet die zweite ein eigenes 
Palmen-Geschlecht. Die Aetheogamen bildeten in Europa, wie in Nord- 
Amerika und in Australien eiwa 3 der Arten. Aber wie heutzutage 
waren die Phanerogamen in ihrer Verbreitung mehr als die Kryptoga- 
men beschräukt, da Amerika von 9 Phanerogamen 4 (0,44), von 14 Kryp- 
togamen aber 11 (0,78) mit Europa gemein 'hatte. — Zur Zeit 'der 
Jura - Formation dagegen ist es auffallend, unter 51 von BRoNGNIART 
aufgezählten Arten nur 2, also viel weniger als heutzutage, zu finden, 
welche Frankreich und Deutschland gemeinschaftlich haben, eine Be- 
merkuug, welche auch für die nachfolgenden Formationen richtig ist. 

5) Beziehungen zwischen den Gewächsen aufeinander- 
folgender Zeiträume. Selten ist eine und dieselbe Pflanzen-Art 
mit Zuverlässigkeit ‘in zwei - verschiedenen Formationen, wie in zwei 
von einander durch eine dritte getrennten gefunden worden, während 
die Arten in den Gliedern einer und der nämlichen Formation wenig 
Veränderlichkeit oder Formen-Übergänge zeigen. So enthält der Bronc- 
nıarT’sche Prodromus nur 3. Arten, welche dem Übergangs-Kalk und 
der Steinkohle — vier, welehe dem Lias und dem Jurakalke, — eine, 
welche dem Jurakalke und der Kreide gemein sind, Der Umstand, dass 
diejenigen Formationen , welche ganz verschiedene Gewächse enthalten, 
zugleich durch ‚weit verbreitete Sandstein - artige Land-Gebilde von ein- 
ander BEI RN sind, gibt BRoNENIART Veranlassung‘ zur Eintheilung der- 
selben in vier Perioden, deren jede ihre besondere Flora hat [s. im ange- 
führten Auszuge], deren Vegetabilien im Ganzen Genommen von einer 
Periode zur andern au Vollkommenheit der Organisation zunehmen 


— 612 — 


und reicher an vollkommenen Formen werden; und was die Vf. ‚der 
fossil Flora of Great Britain gegen den letzten Satz einwenden, ist 
nicht hinreichend begründet, da sich der. Mangel der untersten Krypto- 
gamen in der ersten Periode , so wie der der krautartigen Monokotyle- 
donen in den Steinkohlen zur Genüge theils aus deren zu weicher und 


vergänglicher Beschaffenheit , theils aus dem Standorte erklärt, indem 


die Wälder, durch deren Untergang die Steinkohlen-Gebilde entstanden, 
wenig geeignet seyn können, Liliaceen u. dgl. zu beherbergen. Selbst 
die am frühesten erschienenen Dikotyledonen sind entweder als solebe 
zweifeihaft, oder gehören den unvollkommensten Familien derselben 
(Koniferen) an. Da esjedoch schwer ist, selbst die einzelnen lebenden 
Pflanzen-Familien, nach der Vollkommenheitsstufe ihrer Organisation über- 


einander zu reihen, so ist es besser auch bei den fossilen sich nur auf. 


Betrachtung der grossen Gruppen zu beschränken. Es ist mithin bei den 
Pflanzen dieselbe Erscheinung, wie bei den Thieren, nur dass bei erste- 
ren bereits alle grösseren Gruppen von Anfang, wenn auch die. voll- 


kommeneren in geringem Verhältnisse, repräsentirt gewesen sind, was , 


bei dem viel grösseren Abstande in der Vollkommenheit der Organisa- 
tion zwischen‘ den obersten und untersten Thier - Klassen nicht überra- 
schen kann. 

6) Einige Folgerungen aus dem Studium der fossilen 
 Gewächse. Es sind dieselben, zu welchen Broncnmarr gelangt ist 
(Jahrb. 1830, S. 141—142). Jedoch verbindet der Vf. damit noch eine 
andere von. Lisprer und Hurron herrührende, welche aus der Analogie 
nachweiset, dass die baumartigen Kryptogamen u. a. Gewächse ‚aus ‚der 
Periode: der Steinkohlen nicht allein mebr Wärme , sondern. auch ein 
stärkeres und ein durch das ganze Jahr gleichmässiger vertheiltes (tro- 
pisches) Licht zu ihrer riesenmässigen Entwickelung bedurfien, so dass 
deren Vorkommen unter so hohen Breiten, als Canada, Buffins- Bay 
und Meiville’s Istand besitzen — an welch’ letzterem Orte auch Kno- 
chen-Reste von tropischen Säugethieren, wie ven Mastodon, gefunden 
worden, — auf eine veränderte Schiefe der Ekliptik, hindeute. ; Eine 
genauere Untersuchung der fossilen Pflanzen nach den Formationen 
und. Weltgegenden wird uns vielleicht endlich einmal über die jedesma- 
lige Lage der Pole und des ‚Äquators in den verschiedenen geologischen 
Perioden Aufschluss gewähren. - 


Marcen DE Serres: Prüfung der Frage, ob das Vorkom- 


men von fossilen Pflanzen, welche den in unseren Aqua- 


torial-Gegenden lebenden analog sind, in den Steinkohlen 
von Canada und der Baffins-Bai, eine Veränderung in der 
Schief e der Ekliptik andeute (Biblioth. univers. — Science. Arts., 
1835, LVIIT, 377-387 und > UInstit. 1835, S. 14—16). Man hat 
ohne Noth kosmischer Kräfte zur Erklärung tellurischer Phänomene, zu 
bedürfen geglaubt. Die Erhebung der Gebirge hat keine kosmische 


— 613 — 


Ursache , sonst würde ihre Richtung eine Beziehung zu den Polen zei- 
gen. » Der Stoss eines Kometen würde eher geeignet seyn, gewisse Ver- 
änderungeu um einen Punkt der Erdoberfläche hervorzurufen, als parallele 
Gebirgszüge von weiter Erstreckung. Die stattfindenden Abwechselungen 
in der Schiefe der Ekliptik sind nicht beträchtlich genug, um einen. 
merklichen Klima-Wechsel zu bedingen. Und was das Bedürfniss der 
Pilanzen nach einem grossen Maase von Licht zu ihrer Vegetation an- 
belangt, so scheint solches nicht sehr absolut zu seyn. Der Kaffee 
aus dem beständig klaren Arabien nach den oft trüben Antillen ver- 
pflanzt, gedeiht hier üppiger, als in seiner Heimath; die Tropen-Pflan- 
zen gedeihen ganz gut in unsern ‚düstern Warmenbäusern , und: inner- 
halb der Polarkreise mag während der Vegetations- Zeit die 6 Monate 
lang nicht unterbrochene Dauer des Lichtes. die grösseren Intensität des- 
selben während der Sommertage in geringeren Breiten ersetzen , wenn 
es jenen Gegenden nur nicht an Wärme gebricht. Diese Wärme. konnten 
sie aber in früheren Erd-Perioden aus dem Innern erhalten, und 
haben sie wirklich erhalten: denn Mastodonten, Elephanten. und Rhino- 
‚ cerosse haben da gelebt und haben diese Wärme und die von ihr her- 
vorgerufenen grösseren Vegetabilien genossen. Alle Zonen hatten einst 
eine höhere Temperatur; aber die Polarzone hat ‚sich mit der innern. 
Abkühlung der Erde am meisten abkühlen müssen, weil ihr. nur eine 
geringe Bestrahlungs - Wärme übrig geblieben ist. Die Temperatur, 
welche jetzt zwischen den Tropen herrscht, hat mithin einmal innerhalb 
des Polarkreises Statt gefunden und ist langsam — nebst den ihr ent- 
sprechenden Erzeugnissen durch die gemässigte Zone zwischen die 
Wendekreise vorgerückt. War aber das Licht auch wirklich in den Po- 
larkreisen geringer, so ist es ja doch möglich, dass die dort wachsenden 
Pflanzen besonders dazu geeignete Organe besessen und dass sie diese mit 
dem Wechsel dieses Lichtes in die jetzigen umgewandelt haben. Dar- 
auf deuten die nächtlich blühenden und die Alpen-Pflanzen bin, welche 
dennoch mit den zum Licht in normalem Verhältniss stehenden meistens 


sehr nahe verwandt sind. 


 Arruonse DE CandorLe: Erwiderung auf voriges (a. a.-0. 
388 — 391). Die von Mancer DE SeRrRes bestrittene Ansicht rührt von 
LispotLer und Hurron (Fossil Flora of Great Britain) her. Im Übri- 
gen läugnet M. d. S. zwei bis jetzt feststehende Sätze der Pflanzen- 
Physiologie, ohne sie durch Erfahrungs-Gründe zu widerlegen : nämlich 
den, dass die Arten beständig sind, und sich nicht nach den äusseren 
Verhältnissen umändern, und den, dass analoge Pflanzen analoge Le- 
bens - Bedürfnisse erfordern. Nun sind aber die fossilen Pflanzen der 
Baffins- Bai analog unseren jetzt tropischen mit immergrünen Blättern 
versehenen: sie müssten daher, wie diese zu Grunde gehen, wenn 
man sie 6 Monate lang einem starken Dunkel und einer strengen Kälte 
aussetzt, Sicher war daher das Licht einst anders über die Erd- 


& 


— 
Oberfläche vertheilt, als jetzt: seye es dass dieses eine Änderung in der 
Schiefe der Ekliptik verursachte, dass eine einstig hohe Wärme mit 
dem Erd-Magnetismus verbunden mehr Licht zu produziren vermochte und 
dort die Nordlichter stärker und häufiger waren u. s: w.: dem Grund 
will D. nicht Aamuehen. 


.“ 


N. Ta. Wernereit: Beobachtungen über einige Fossil- 
Arten des London - Thones und insbesondere diejenigen, 
welche neuerlich bei Chalk Farm im Tunnel für die London- 
Birminghamer Eisenbahn entdeckt worden sind. (London a, 
Edinb. philos. Magaz. 1836, 1X, 452-469). An der genannten Stelle 
findet man oben Dammerde, darunter ein dünnes Lager Diluvium mit 
einigen Knochen; dann den London-Thon, welcher erst röthlich - oder 
gelblich-braun,, hin und wieder blau gefleckt, locker ist und Septaria, 
Muschel-Kerne , Selenit und zersetzte Schwefeleisen - Massen enthält. 
Tiefer im Tunnel, welcher 60° unter der erhabensten Stelle der Ober- 
fläche weggeht, wird er stark blaulich-braun, fester, doch hin und wie- 
der noch mit Sand gemengt. Die meisten Fossil-Reste finden sich in 
30‘—60' Tiefe, nur wenige liegen in Septaria. — Ein anderer vom Vf. 
erst neulich beobachteter Fundort ist am Ende der Park-Strasse in 
Camden Town, wo man 12’ tief gegraben und ein horizontales Lager 
von-Septaria-Massen gefunden hat, welches die gewöhnliche Art ihres 
Vorkommens ist. Hier hat man fossilen Kopal oder Hitchgate-Harz, 
Früchte wie auf Sheppey, Krabben, Krebse, Hai-Zähne, 
Fisch- Schuppen und - Wirbel und Trionyx-Reste gefunden. — Will 
man die Formation in drei aufeinanderliegende Abtheiluugen sondern, 
so kann man annehmen, dass ihrer horizontalen und vertikalen Verbrei- 
iung nach a) Murex coronatus, Moödiola elegans, Cardium 
nitens und Pectunculus decussatus (beide nur selten in b) für 
die obere Abtheilung — zu Hitchgate Archway, — b) Pholadomya 
margaritacea, Cardium semigranulatum, Nautilus cen- 
tralis, N. regalis und Terebratula striatula für die mittle — 
in Regents Park, — c) Axinus angulatus (selten in b) und 
Pentaerinites subbasaltiformis für die untere Abtheilung — 
zu Islington und zwischen Herne Bay und Whitstable — bezeichnend 
seyen, indem sie allerwärts in derselben Schiehte häufig vorkommen 
und zum Theil (beide Nautili und Card. semigran.) ganz auf die 
genannten Schichten beschränkt sind. Der Verfasser theilt nun eine 
Aufzählung der 45 von ihm an dem genannten Orte gefundenen Arten 
mit, so weit sie nämlich bereits bei Sowersy abgebildet sind (denn es 
kommen auch 40 neue Arten von Phasianella, Tornatella, Eu- 
lima, Cerithium, Pleurotoma, Pyrula, Voluta etc. ausser 
einigen mikroskopischen Orbuliten, Nummuliten, Spirolinen vor), und 
verweiset dabei auf die Stellen wo sie auch anderweitig in England, 
Frankreich etc. entdeckt woıden sind. 


615 


w—n 


Namen, ‘ 


I. Conchifer: 
A. Dimiaria. 
Teredo 


antenautae 


Andere Fundorte, 


Häu- 
tigkeit, 


Andere 
Formation. 


« |HA.”), F. HW.. H. Sh. 


Pholadomya marga- 


ritacea. .». .. 


Corbula globosa . 
Lueina mitis. . » 
Astarte rugata. 

Axinus angulatus. 


Venus Morrisii Sow. 


(ähnlich V. 
sata)””). 
Cardium nitens. 


incras- 


semigranu- 


latum (Venus Sue 


Brocchi) . 
Isocardia lea. 


Pectunculus decus- 


satus Kae 


Nucula amygdaloides 


Modiola depressa. 
Pinna affinis. . . 


B. Monomyaria, 


Avicula media 
Peeten corneus, . 
OÖstrea dorsata. 
Anomia lineata. . 


Sou. a, 
HW. er Mi Boy. AB. 
BB. Gault. b. 
: |HA. b. 
e BC. HA. F. d. 
HA. HW. CHL. Sh. C. 
HW. H. W. VR. HB. d. 
. ]|AW. BH, d. 
HA. CH. F. HW. Sh. _|Lias. d. 
8C. W. RP. Su. Subapenn.! b. 
W. Sh. d. 
HA. CH. F. HW. Sh. Bog. d. 
HW. Sh. Souw. HP, JP. 
Fol. Gault. a. 
HA. CH. F. HW. b. 
HA. CH. F. HW. c. 
HA. Bog. HW. H. d. 
HA. F. HW. Sh. b. 
Stu. ds 
Horn. Fr. c 
BC. Boy. HA. HW. c 


*) Abkürzungen der Fundort-Namen, und anderen Bezeichnungen : 


AB. — Alum-Bay auf 
Wight. 

Br. — Brentford. 

Bog. = Boynor-Rocks. 


BB. = Bogwell - Bay. 

BC. — Barton - Cliff: 

DH. = Brackenhurst, 
Hampshire. 


BBS. = Bracklesham- 
bay, Sussex. 

CH. —= Child’s-Hill. 

CHL. == Colney Hatch- 
lane bei Muswell- 


Bil. 
D. = Dax. 
Fr. —= France. 


**) Nachträgl. Verbess. 


F. = = Finchley. 
Fol. = Folkestone, 
Gr: = Grignon.. 


H. = Hornsey. 
HA. == Hitehyate Arch- 
way: 


HB.=Zwischen Herne- 


Bay u. Whitstable: 
Bam. —= Hamsey. 
, Huamp. —= Hampshire. 


Horn. = Horningsham. 
HP. —= Hyde-Park. 
HW. —= Well at Lo- 


wer Heath, Hamp- 


steat. 
JP. =t. James Park. 


LS. — Lombard Street, 
City. 

Lyn. —= Lyndhurst. 

Nor. = Normandie. 

R. = Richmond, 

RP. —= Regents-Park. 

Sh. —= Sheppey. 


Sou. = Southend. 
Su. = Sussex. 


VR. = Voushall road. 
W. — White Conduit- 


House Tunnel. 
a == sehr gemein. 
b. = gemein. 
& == rar. 
d. == sehr rar. 


im Lond. Edinb. Journ. 1836, X, 239. 


Terebratulastriatula 
Lingula tenuis. 


ii. Mo 


A. Gasteropoda. 


Bulla constricta . » 
“ attenuata . . 
Natica glaucinoides 


Vermetus Bognorien- 
sis (Manr. 367) . 
Dentalium nitens. 
bs incrassa- 
tum „ 
Solarium patulum. 
Trochus extensus. 
Fusus errans. 

Ar bifasciatus 

y tuberosus . 

. interruptus 
trilineatus. . 
regularis 

„ coniferus . » 

porrectus . 
Pyrula nexılia L ..« 

„ . Greenwoodii. 

Triton argutus. » 


Murex cristatus . » 
Rostellaria lucida 


Sowerbyi 
Caskıs striata 
„ carinata. 
Cancellaria laevius- 


cula . . . ” “ ”, 


Auricula turgida. . 
Acteon simulatus. 
an elongatus . 
Cypraea oviformis . 
Conus concinnus.. . 


B. | Cephalopoda. 


Nautilus imperialis. 


Br centralis 


C. Brachiopoda, 
Sou. Sh. Ham. 
HA. 


Ilusca. 


‚IBE. 
HA. 
HA. 


HA. 
HA. 


HA. 
HA. 
HA. 


BE. 


HA. 
HA. 
BC. 
HA. 
HA. 
HA. 
HA. 
HA. 


HA. 
BC. 


| HA. 
HA. 
HA. 
HA. 
HA. 


HA. 


HA. 


. 


Andere 


Andere Fundorte& ' ) 
Formation. 


Horn. D.\Gault. 
HW. 
CH. F. HW: Bog. 


Sh. 
CH. F. HW. CHL.\Crag. 
Sh. H. 


HW. CHL. Sh. Bog. 
HW. 


|? Kreide. 


H or ‚Stu. 
Sh. | 


BR. Sh. 
sh. BC. 


Hor. 

BC. Gr. LS. F. HW. 

Hump. 

BBS. (Mant. S. 0O.|? Kreide. 
Engl. 366). 

Sh. j 
W. CH. HW. 
Sh. 

Sh. Bog. 

sh. 

F. HW. H. Sh. Stu. 


BC. Lyn. Nor. CH. 
F. HW._ 


CHL. 


N 


 F. 

. Sh. BC. F. HW. H. 
. Sh. Stu. 

. BC. (Sh. C- pedicu- 


lus.) 


BR. Sh. Rog. i 


erarerse 


erraer 


ar. 


soPPR 


Andere | Häufig- 


BEnEn Andere Fundorte. Pen. | keit, 
m 
Nautilus regalis . . |HP. W. 
a ziczac . . |HA. Sh. 
[u 
d 


i II. Crustacea. 


Cancer Leaehii. . |HA. Sh. 

Astacus ?cataclysmi 
MB. 1" W. Sh. 

N Ta 


IV. Radiıaria. 


Pentagonaster „ . . |HW. Sh. 
Pentacrinites subba- - 
saltiformis „ . . !HW. HB. H. (und eiwe 
Ophiura zu CH. Sh. 
Harwich. 


V. Zoophyta. 


Turbinolia. . . . . |sh. 


-VI. Reptilia. 


Trionyx. 2... ... -|Sn. Harwich. 


\ 


Berenpr hat die Schaben (Blatta) im gelben Bernsteine 
der Ostsee untersucht, und gefunden, dass sie im Larven-Zustande 
häufiger als im ausgebildeten sind. Sie scheinen ihm nicht identisch, 
sondern nur analog mit lebenden Arten zu seyn. Er hat deren 7 ab- 
bilden lassen: 2 mit Flügeln, 5 ohne Flügel und zum Theile sehr klein 
(Annal. d, l, Societe entomolog. de France, 1836, ın, 539). 


NS 


R. Fırcn: über die Entdeckung eines Mastodon-Zahnes 


im Crag von Thorpe bei Napwigie Kr Lond. a. Edinb. philos. Magaz. 
1836, IX, 499). 


Lagerung: Pa % “ ” 5 
u D VE ! 
Kies ® Ü ne [} 6 
! f 2 e a 
Jahrgang 1837. N Di x 40 


. 


Bu ae 4 4 Ziegelerde, Sand und A TEE e a ZZ 23 2 2, N ZT 
WAR Kann Kies .  . : . 14 
as e Crag s . “ ” Pr Nee | 0° 207 | 


Grosse Kreide-Feuer- 
steine in Gemenge mit 
Crag-Konchylien, ins- 
besondere Pectines, hierin der 
| Zahn. 
Jia Kreide S Ä if 
Im Crag des angrenzenden Kirchspiels Whitlingham- 4 schon. der 
in W, Smrrm'a „Strata identified“ abgebildete Zahn gefunden worden. 


R. Bakeweın: über die in Norfolk gefundenen fossilen Pa- 
chydermen-Reste (Lonn. Magaz. nat. hist., 1836, IX, 37 — 42). 
Norfolk ist so reich an fossilen Knochen, insbesondere von Elephan- 
ten, dass es verdient das Land der Elephanten genannt zu werden. 
Und obschon man seit kaum 15 Jahren angefangen hat, darauf zu 
achten und sie zu sammeln, so hat der Vf. doch bei ‚einem kürzli- 
ehen Besuch in Norwich und um Cremer das folgende Verzeichniss 
in dortigen Sammlungen zusammenstellen können. Alle rühren aus dem 
Sand und Kies ber, den man in Norfolk Crag nennt, unter welchem 
Namen man häufig etwas Besonderes und Neues zu finden geglaubt hat, 
so dass derselbe in der Geologie Aufsehen erregte. Dass er auch Kon- 
chylien enthält, ist etwas sehr Zufälliges und Ausserwesentliches. 

1. Elephas: Die Überbleibsel in Norfolk gefunden . sind weit 
zahlreicher, als die aller folgenden Genera zusammengeuommen, wohl 
zahlreicher als alle Elephanten-Reste in ganz England. Der Vf. 
hat nach seiner Meinung über 100 Backenzähne gesehen, sund man hat 
ihm’ versichert, ‘dass J. Layron’s aus Caffield in Norfolk nach Sand- 
wich verlegte Sammlung deren allein so viel enthalte. Stosszähne hat 
"man nur sehr selten ganz gefunden, wohl äber häufige Trümmer; am 
häufigsten sieht man Becken- und Oberschenkel-Beine, selten Wirbel in 
den Sammlungen. Ein ungeheurer Schädel mit seinen Stosszähnen war 
wenige Wochen vorher zu Cromer entdeckt worden; aber nur die Kinn- 
laden mit den Backenzähnen sind der Zertrümmerung Husch die Entdecker 
entgarigen. Die Backenzähne lassen mancherlei Verschiedenbeiten walır- 
nehmen, welche zwar auffallend. aber wohl nicht spezifisch sind. Vor 
der Abnutzung sind ibre Lamellen an der Kaufläche oft höckerartig 
‚abgetheilt, wie die kleineren Höcker der Zähne bei Mastodon, sind, 
und Her Kr hat einige EruIK ‚gesehen , deren Lamellen fast so, breit, 

‚t. latidens aus Java [?] sind. Man 
findet kensähe, deren Lamellen ‚einem Ende des Zahnes wie bei 
dem Asiatischen, am anderen,’ wie bei. dem Afrikanischen |?] Elephanten 
beschaffen "ya Br. " / 


„ 


W. 


u | 
ze » 


II. Von Hippopotamus sah der Vf. nur 3 Backen-, wenige 
Schneide- und nur 1—2 Eck-Zähne, 

» IM. Von Rhinoceros fand er nur 4 Backenzähne, obschon diese 
Thiere deren 4—7mal so viel, als der Elephant besitzen. h 

IV. Mastodon-Reste sind bis jetzt in England nicht, ausser zu 
Bramerton in Norfolk vorgekommen, und auch diese scheinen dem 
Vf. zweifelhaft. Was man im Norfolker Museum dafür ausgibt, hält 
er nur für einen noch nicht abgenutzten Elephanten - Zahn mit oben 
zitzenartig eingeschnittenen Lamellen, wie man sie öfters findet, doch 
konnte er die innere Struktur nicht untersuchen. Den von W. Smith 
beschriebenen Zahn bekam er nicht zu Gesicht. 

Der'hauptsächliche Fundort aller dieser Reste sind die Uferwände zwi- 
schen Cromer und Hapsborough, welche 12 E. Meil, lang sind, und be- 
sonders die kiesige Austern-Schichte an letztem Orte. Woopwarp (Geul. 
of Norfolk, 1833) taxirte die Anzahl der in diesem Raume begrabenen 
Elephanten auf mehr, als 500. Individuen. Die meisten Gebeine liegen 
aber unter einer Kies°Lage in einer dünnen Schichte blauen Thones 
auf Kreide, nahe über den: Meeresspiege!, und werden theils von den 
Meereswogen ausgewaschen, tleils kommen sie duch die jährlich häu- 
tigen Einstürze der unterhöhlten Küste zu Tag. Sie sind im Allgemei- 
nen wohl erhalten, schwer durch mineralische Imprägnationen, zuweilen 
etwas abgerolit im Wasser. 


J. Morsıs meldet (a. a. ©. S. 46), dass vor einiger Zeit 2 Stoss- 
zahne und 1 Backenzahn (73' lang mit 20 Lamellen) eines Elephanten 
in einer Schichte sandigen Kieses getunden worden sind zu Betchworth 
in Surrey am Mole-Bach. Der Kies enthält viele Kreide -, Feuerstein- 
und Grünsand - Theile. 


Sam. Woopwarp: Nachweisung des Vorkommens von 
Mastodon giganteus undM. latidens in den Tertiär-Schich- 
ten Norfolks (l. c. IX, 151-154). Der Vf. macht auf die leichte Un- 
terscheidung von Elephanten- und Mastodon-Zähnen aufmerksam, 
da jene aus wenigstens 10 von Schmelz umgebenen und durch die 
Rindensubstanz mitermander in der ganzen Höhe des Zahnes verkitteten 
' Lamellen bestehen, während bei letztren die Schmelzsubstanz gar nicht 
ins Innere des Zahnes eindringt und die Rindensubstanz ganz fehlt, 
auch, wenigstens vor der Abnutzung, sich die Zitzen der Kaufläche 
hoch und nicht in so regelmässigen Reihen erheben. Wohl findet man 
isolirte Elephantenzahn - Lamellen, welche sich oben in kleine Zacken 
theilen zu Bacton, Bramerton etc. 

Von M. giganteus rührt der von Surmu abgebildete Zahn her, 

40 * 


PN 1 SR, 


über dessen Enlälkkung im Crag von Bla hg! bei Norwich ken 
Zweifel ist. 

Von M. latidens (Geol. Trans. B, II, Di. 38—39) rührt ein Bruch- 
stück (Fg. 22) ber, das 1820 zu Horstead in Norfolk, 6 Meil. N.O. von 
Norwich gefunden worden. Es stimmt mit den zitirten Abbildungen 
ganz überein. Layron, der es zuerst besessen und an Dawson TurNER 
gegeben, schreibt darüber (FaırnoLmeE Geology of Scripture p- 281, 370), 
dass es mit dem ganzen, auf einer Seite liegenden Skelette zwischen 

Kreide und Kies gefunden, aber nur allein gerettet worden sey. Es ist 
der hintere Theil mit noch 7 paarweise stehenden Zacken. Den Zahn 
eines jungen Individuums wohl derselben Art mit etwa 11 nicht genau 
gepaarten Zacken (Fig. 23) von Bramerton cliff hat Capt. ALEXANDER 
dem Norfolk- und Norwich- Museum geschenkt, 


EnreEnBERG: über die organischen Formen gewisser Mine- 
ralien (Berlin. Akadem. 1836, 18. Aug. — l’Instit. 1837, V, 34). 
EHRENBERE ist durch die genaue mikroskopische Untersuchung von mehr 
als 100 Mineralien aus verschiedenen Gruppen zu dem Resultat gelangt: 

Ai dass die weisse wie die farbige Kreide aus kleinen platten ellipti- 
RRRRDE symmetrischen Körperchen (oder deren Trümmern) von z%5 bis 
130 Linie Dicke gebildet ist, welche aus gegliederten konzentrischen 
Ringen bestehen. 

2) Bergmilch und Kalkguhr bestehen aus kleinen gegliederten a 
rauhen Nadeln, die sich oft zu Büscheln vereinigen, und deren Gliede- 
rungen oder Körnchen spiral aneinander gereihet sind. 

3) Die Porzellan-Erde von. Aue und Calle, noch Feldspath-Trümmer 
enthaltend, besteht auch aus runden regelmässigen Körperchen von 354°’ 
Dicke, welche denen der Kreide ähnlich, aber scheibenfürmig sind, — 
oder aus deren Trümmern. 

4) Meerschaum und Bergleder bestehen aus sehr feinen biegsamen 
Fäden oder gegliederten Fädchen, die mehr oder minder in einander 
verfilzt sind, und deren Gliederungen beständig die nänliche Dicke be- 


£ 


sitzen. 

5) Die Erden, vie der Töpferthon u. dgl. zeigen verwandte son- 
derbare Erscheinungen. 

6) Selbst krystallisirter Quarz und Glimmer u. a. Mineralien bieten 
ohne besondere Vorbereitung oder nach blossem Erhitzen bis zum Roth-, 
glühen ein sehr regelmässig gekörneltes Ansehen ihrer Bruchstücke dar, 

7) Man kann auf künstliche Weise, wie durch Rothglühhitze,, kie- 
selige Stoffe (durch Polarisation ihrer dem Zellgewebe der Pflanzen 
vergleichbaren Elementartheile 2) in ein aus gegliederten Nadeln zusam 
mengesetztes Gewebe verwandeln, wie solches die Natur im Meerschaum, 
die Kunst im Porzellanthon bewirkt. 


” 


Ha 


Graf Bouavor’s naturphilosophische Ansichten über die Entstehung 
der Fossil-Reste (vgl. Isis. 1834, S. 773). 


Dercros: über die in Burgund gefundenen Enkriniten 
(Bull. geol. 1834, IV, 165). In Burgund liegt über dem Grypbiten- 
Kalk, den Belemniten - Schiefern und dem Eisennieren -Kalke der Lias- 
Formation noch eine mächtige Schichte Entrochiten - Kalkes, die Basis 
der Oolithe, worin der Vf. nach langem Suchen endlich schöne und 
wohlerhaltene Exemplare von Enkriniten [Krinoideen] bei Auberge Neuve 
zwischen Beaune und Arnay-le-Duc gefunden hat, und welche er abbil- 
den lassen will. Sie scheinen ihm von gleicher Art wie jene von Dud- 
ley [?] zu seyn. e 


Verschiedene Elenn-Skelette wurden bei Killaloe gefunden: 
eines davon neuerlich. Es war vollständig, lag auf der Seite, doch 
wurden nur Kopf und Geweihe gerettet. Seine Lagerstätte war 12’ un- 
ter der Oberfläche, unter 9’ Dammerde und 3° Mergel, in einem Thale, 
das 1 Stunde vom Shannon mit ihm parallel läuft. Jede Geweihstange 
hat 5’ Länge, die Schaufel 1° Breite (Magaz. of nat. hist. XXXV, 463). 


ONE Kanots (le Foleur, 1833, 81. Octob. > Bull. geot. 
1833, ‚72). Zu Martin- Meer in Lancashire hat man 8 ganz fos- 
race en ausgegraben, und noch 7 andere, in deren einem eine 
Keule lag, zu Loch Doon gefunden. Ihrem Bau nach stimmten sie ganz 
mit jenen ‚der Wilden Amerika@’s überein. Sie bestehen aus ausgehöhl- 
ten Eichenstämmen von 23° Länge auf 33’ Breite und 23° Tiefe. 


Einer Zeitungs-Nachricht zu Folge (Cabdinet de lecture, 1834, 19. 
Mars) hatte ein Russisches Schiff kürzlich drei vollständige Mammont- 
Skelette aus einer Höhle auf der Insel Padresse nach Eronstadt ge- 
bracht, wovon Kaiser Nicoraus dem Jardin des RE eines schenken 
will (Bull. geol. 1834, IV, me 


Av. BRoNGNIART: Übersicht unserer gegenwärtigenKennt- 
nisse von den verschiedenen Erd-Revolutionen und der 
Entwicklung der Lebenwesen darin (Vorgetr. bei der Akaden. 
zu Paris am 11. Sept. 1837 — VUInstit, 1837, V, 318 — 321). Eine 
gedrängte Darstellung, wenig abweichend von der früheren desselben 


a 


V£s., die wir im Jahıb. 1830, S. 135 — 143 mitgetheilt haben. Doch 
nimmt er jetzt nur 3 Perioden an, indem er die mittle bis zum Beginue 
der Tertiärzeit ausdehnt, wo die Säugethiere und mit wenigen Ausnahmen 
auch die Dikotyledonen zuerst auftreten. 


. ei‘ 


Warrernin: über die aufrechten Baumstämme in den 
Brüchen von Treuil bei Saint Etienne (Bullet. geol. 1834, IV, 436— 
437). Ar. Bronenmrt hat 1821 zuerst die grossen Monokotyedonen- 
Stämme beschrieben, welche in dem glimmerigen Sandsteine über den 
Steinkoblen in den Tagebauen zu Treuil aufrecht stehen, und man hat 
seitdem diese Erscheinung häufig zu Begründung einer gewissen Theo- 
rie über die Entstehung der Steinkohlen benützt. Der beständig fort- 
dauernden Ausbeutung dieser Brüche wegen darf man keineswegs er- 
warten, dieselben Stämme jetzt wiederzufinden, welche BRongnIART eins‘ 
daselbst angetroffen; und in der That sieht man zwar noch jetzt einige 
aufrechte Stämme daselbst, aber auch andere in geneigter, und endlich 
die grösste Anzahl in einer zu den Schichten völlig parallelen Richtung, 
so dass sie eine so verwirrte Zusammenhäufung darbieten , dass man 
eher geneigt seyn muss, die aufrechte Stellung einiger unter ihnen für 
zufällig zu balten, als sie hier in ihrer ursprünglichen Stelle und Rich- 
tung zu glauben. 


- 


Duvsanoy hielt in der Sitzung der Sirasburger Akademie vom 4. 
Aug. 1835 einen Vortrag über ein fossiles Zetazeen-Skelett, 
weiches 1830 in einem Bruche bei Rödersdorf im Oberrhein- 
Dept. unweit Basel gefunden worden (VInstit. 1335, III, 336—327). 
Dieses Skelet ist in 4 Gesteinsblöcken enthalten, welche die Sozietä 
von Zlülhausen dem Museum von Strasburg überlassen hat. Das Ge- 
stein ist ein mittel-tertiärer Kalk, welcher, aus groben Körnern durch 
ein eisenschüssiges Kalk-Zäment zusammengekittet und gelb gefärbt und 
noch von dunkler gefärbten Aderu durchsetzt, noch Reste von Pecten, 
Cardium, Modioia, Squalus-Zähne und Panzerstücke einer Che- 
lonia einschliesst und in mächtigen Bänken am Ende des erwähnten 
Dorfes bricht. Das Skelet scheint bis auf den fehlenden Schädel fast 
vollständig in und au den 4 Blöcken wirklich oder doch im Abdrucke 
vorhanden zu seyn. Die Knochen bestehen aus einem harten eisen- 
schüssigen Kalk, der jedoch ein dicht schwammiges Gefüge besitzt, und 
öfters für Kiesel gehalten worden ist. Die Wirbelsäule bis zum Becken 
hat etwa 19,055 Länge. Man unterscheidet daran die Brustwirbel mit 
den ächten und den spitz zuläaufenden falschen Rippen (0m465), 5 Len- 
denwirbel (0”"300), Spuren der Schwanzwirbel und den Abdruck von 
einem Theile des Beckens. Alle gleichen den entsprechenden Theilen 
des Lamantins am meisten. Die Rippen sind von dichtem Gefüge, 


=. A = 


verhältnissmässig sehr diek und in flachem Bögen gekrümmt, im Queer- 
schnitte überall konvex, nur weniger nach innen, und ohne scharfe Kanten | 
am obern oder untern Ende. Die letzten beiden Merkmale würden schon 
genügen, den Dugong von den übrigen Säugethieren zu unterscheiden. 
Ihrer sind wenigstens 16. An den 8— 9 hintersten der rechten Seite 
scheint im mittlen Drittheil ihrer Länge ein Theil der Dicke eninommen 
zu, seyn, so dass sie hiedurch etwas ausgehöblt erscheinen und ganz 
den Charakter erlangen, welchen Rürrerz an den Rippen des Dugongs 
vom Rothen Meere angibt. Die Lendenuwirbel haben lange, breite und 
flache Queerfortsätze, wie bei den Cetaceen und diese nehmen .bis 
zum dritten an Grösse zu und bis zum fünften wieder ab. Seitlich von 
ihnen sah man den Abdruck eines Stückes vom Becken. Ein aus dem 
Gestein herausgearbeiteter Schwanzwirbel besitzt nach vorn -gekrümmte 
Queerfortsätze. — Mit diesem Skelette war ein Zahn gefunden worden, 
klein und zylindrisch, wie man dergleichen am Ende des Unterkiefers 
von Phocaena grisea Cuv. sieht, durch weichen, sollte er deu näm- 
lichen Thiere angehört haben, eine Annäherung desselben zu den 
Meerschweinen viel mehr, als zu den pflanzenfressenden Zetazeen, 
mit denen alle andern Merkmale besser übereinstimmen, exheischt wer- 
den würde. | 


Duvsernow: Einige Notitzen über verschiedene fossile 
Knochen aus dem Elsass und dem Jura (Mem. de la Societe W’hists 
nat. de Strasb. II, ıı, 1837, mit 1 Tafel). Es sind die drei Noten 
über das Cetaceum (S. 1— 9), den Lophiodon (S. 9— 10) und das Hip- 
potherium (S. 10— 12), wovon die Auszüge schon im Jahrbuche 1837, 
S. 622, S. 109 und 1836, S. 735 stehen. 


- J. D=& Cnsıston: Untersuchungen über die Charaktere der grossen 
fossilen Rhinozeros-Arten (ausführlich in Annal. seiene. nat. — Zoot. 
1835, IV, 44—112, pl. I-IU; — vergl. Jahrbuch 1835, S. 337). 


Cu. Sroexes: fernere Notitz über ein theilweise versiei- 
nertes Holzstück aus einer Römischen Wasserleitung von 
Eilsen im Fürstenthum Lippe- Bückeburg (&eot. Soc. > Lond. Edinb. 
philos. Mag. 1837, X, 476 — 477). Seit seiner ersten Notitz hat R. 
Brown dem Vf. ein zweites Holzstück von genanntem, Orte gezeigt, auf 
dessen Längenschnitte man die versteinerten Theile als Spindel- -förmige 
Körper von 2 Länge (wie in den Stämmen ‘von Allestey) erkannte, 
welche in einigen Fällen ringsum von unverändert gebliebeuem Holze 
eingeschlossen erscheinen, so dass sie nicht als Stalaktiten-artige Fort- 
sätze von in der Wasserleitung entstandenen Kalkniederschlägen betrachtet 


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we 0 DEE 
| 

werden können, wie der Vf. früher geglaubt hat. — Ferner zeigt sich, 

dass die Markstrahlen am langsanısten versteinern und oft noch ganz 
holzartig sind, während die Längenfasern schon in Kalk verwandelt 
worden ; zuweilen gehen die holzigen Markstrahlen unverändert durch 
die versteinerten Längenfasern hindurch. — Endlich liessen sich an 
dem Holze die frisch gewesenen von den in’ Zersetzung begriffenen (ange- 
faulten) Theile oft sehr scharf unterscheiden; übergoss man dasselbe nur 
mit Salzsäure, so schien diese an den frischen Stellen ein stärkeres 
Aufbrausen zu veranlassen, als an den in Zersetzung begriffen gewese- 
nen; insbesondere schienen die meisten Luftblasen sich aus dem Inneren 
der grösseren Gefässe zu entwickeln, als ob diese mit einer äusserst 
dünnen Lage von kohlensaurem Kalke überzogen gewesen wären. 


H. von Meyer: über fossile Reste von Ochsen, deren Ar- 
ten und das Vorkommen derselben (Nov. Act. Leopold. 1835, 
XVII, 101—169, tb. VIIT— XII). Die fossilen Ochsen - Schädel lassen 
sich in zwei Gruppen sondern: Die, wozu der Hausochse gehört, und 
die der Bisonten. Von beiden war eine Art noch im Mittelalter über 
fast ganz Europa lebend verbreitet, und von ersterer ist es der Haus- 
ochse noch im gezähmten Zustande, von letztern findet sich der Zubr 
gehägt noch im Walde von Bialowieza in Lithauen. Die erste Gruppe 
bat eine flache, sogar etwas konkave Stirne, von quadratischer Form, 
fast so lang als sie an der Basis zwischen den Augenhöhlen: breit ist; 
die Hörner stehen am Hinterrande derselben, durch den die Stirne an die 
quadratische Hinterhauptfäche unter spitzem Wirbel anstösst. Beim 
Bison ist die Stirne gewölbt, 1Amal so breit als hoch; die Hörner ste- 
hen 2’ vor dem ya und sie stösst unter stumpfem, Winkel 
wit der halbkreisrunden Hinterhauptfläche zusammen. 

Der V£. verbreitet sich dann sehr weitläufig über die Bönenkei 
welche beide Arten bei Autoren und verschiedenen Völkern erhalten ha- 
ben. Ursprünglich mögen der Wisent und der Ur der Niebelungen 
(Hacens 3te Aufl. 1820, S. 114), nämlich der bemähnte, wollige Bison 
oder Bonasus des ArıstoreLes und des Prinivs, und der schnelle 
und starkbehörnte Urus des Seneca und Cäsar (Schweizerisch noch 
Ur; dann Auer, Taurus, Polnisch Zubr und Thur etc., Namen de- 
ren Wurzel sich durch alle Europäische und Orientalische Sprachen 
verfolgen lässt) beide Arten, die Lithauische und die Art des Hausoch- 
sen, bezeichnet haben, ihre Namen aber bei dem allmählichen Ausster- 
ben der einen oder der andern verwechselt worden seyn, wodurch sich 
die Widersprüche in der Beneunung verschiedener Arten mit verwand- 
ten Wörtern erklären würde, 

Der Schädel der gewöhnlichen fossilen Bison - Art Europa’s ist 
dem der lebenden, des Lithauischen Zubr nicht ähnlicher, als dieser dem 
des Amerikanischen Bison, daher wohl die Unterscheidung als Art 


u 0 


(Bos priscus) durch Bosanus *) hinreichend begründet Ist. Das hiezu 
gehörige Skelett,‘ welches Nırsson aus einem Torfmoore Schonens erhal- 
ten, stimmte jedoch nach Cvvıer mit der lebenden Art in allen Stücken 
überein, war nur um 4 grösser. — Wie diese Europäische fossile und 
lebende Art, so verhalten sich 2) Bos bombifrons Harran und der 
Amerikanische Bison zu einander — 3) Rogerr’s Bos Velaunus soll, 
noch viel grösser als der Auer gewesen seyn. — Die mit den Hausoch- 
sen verwandten fossilen Arten in Europa müssen in zwei Arten geschie- 
den werden, in 4) B. primigenius Bor. (?B. latifrons Harran) und 5) 
Bos trochoceros v. Mer. — Eine dritte Gruppe ist die der Bisam- 
Ochsen: 6) Bos moschatus fossilis auctt., B. Pallasii Deray, B. 
canaliculatus Fıscn. Von der Gruppe der Büffel kennt man noch 
keine fossilen Reste, 

Der Vf., welcher rücksichtlich der Literatur auf seine „Palaeologica“ 
verweiset, zählt nun die in Europa gefundenen Ochsen -, insbesondere 
Schädel- Reste mit, grosser Vollständigkeit auf, theilt die verglichenen 
Ausmessungen von 30 und die Abbildungen von 4 derselben mit, und 
gibt Nachweisungen noch über manche andere dieser Reste. 


I. Bos priseus Bosan. 


4) Nro. 7, S. 124, Tf. VIII, Fg. 1—4. Der vollständigste aller 
Schädel, am 19. Sept. 1826 zu Sandhofen bei Mannheim aus dem Rheine 
gezogen und jetzt im SenkenBer@’schen Museum zu Frankfurt aufbe- 
wahrt, auch durch eine Wunde auf der Stirn merkwürdig. Vielleicht 
gehört dazu das Becken (S. 129, Tf. IX), welches am 13. Dez. 1827 
in gleicher Stelle gefunden worden. 

3) Nro. 8, S. 151, Tf. X, Fg. 8, 9, ein Hinterschädel, bei Pavia 
im Po gefunden, von Bossı an das Senkengerg’sche Stift gekommen. 

5) Nro. 9, S. 132, T£. XI, Fg. 40, 44, ebenfalls ein Hinterschädel, 
durch enorme Knochenkerne der Hörner ausgezeichnet, von ÜCuvIEr 
nach Fausas St. Fon mit dem Bos primigenius verbunden, von 

 SaLzwepen’s Erben in Frankfurt dem SENKENBERG’ schen Stifte geschenkt. 

4) Nro. 10, S. 133, ebenfalls ein Hinterschädel. Zu Darin 
im Rhein bei Eirfelden gefunden. Merck. 

5) Nro. 41, .8. 154, ähnlich, aus der Gegend ven Worms nach 
Darmstadt gekommen. 

6) Nro. 42, S. 155; etwas vollständiger, zu Darmstadt, auch aus 
dem Rheine. 

7) Nro. 43, S. 135; fast vollständig. Zu Mannheim. In den 80' 
Jahren im Rhein gefunden. 

8) Nro. 44, S. 156, Fragment eines der grössten Schädel. Zu 
Mannheim. Aus dem Rhein? 

9) Nro. 15, S. 137, unvollständig ; 1819 zu Sandhofen bei Mann- 

heim im Rhein gefunden; jetzt in Berlin. TIEDEMANN hatte an ‚Cwızr 
darüber berichtet. 


*) Act, Leopold. xl. 


— 626 — 


40) Nro. 46, 'S. 437. Hintere Hälfte, Zu EERRRER ‚1828 acht im 
Rhein gefunden. \ 

44) Ein Hornkern, aus dem Tsd „Dept, im Senkenbergianum, 
dee I, 139. 

12) Nro. 17, S. 137; zu Dirschau bei Danzig in der Weichsel ge: 
funden, Keim in Pilos. Transact., XXXVII, 4237. 

43) Nro. 18, S. 137; aus dem Rhein bei Bonn; jetzt zu Paris; 
Fausas @eol. I, 329, Ann. mus. Il, 190, pl. 43; Cuv. IV, 444. 

44) Nro. 49, S. 139. Cuvıer nach Brucmanns. 

45) Nro, 20, S. 159; Hinterschädel aus der Lombardey; jetzt zu 
Pavia, Cuv. 

16) Nro. 21, S. 139; sehr vollständig. Cuv. IV, 142, pl. 11, Fg. 5. 

17) Nro. 22, S. 139; ziemlich vollständig, noch mit ansitzender 
Horusubstanz. Aus der Ilga in Sibirien. Zu Petersburg. ParLas Cuv. 
IV, 145, pl. XI, Fg. 4, 5 

18) Nro. 23, S. 140, minder vollständig; zu Petersburg. 

19) Nro, 24, S. 440; ein Schädel, durch Peraue 10 Meilen von Big- 
bone-lick in Amerika entdeckt. Cuv. I; 143. 

Notitzen über kleinere Bruchstücke. 


1. Bos baten Harı. 


Am häufigsten zu Big-bone-lick. WısTar in Philad. Transact. N. 
8.379; — Harıan Fauna Americ. 271; — Dexay Ann. Lyc. N. York II. 


IL Bos primigenius Bor. 


1) Nro, 27, S. 144. In Süsswassermergel von Hülserberg bei 
Crefeld.. Durch Hönmenaus abgebildet. 

2) Nro. 28, S. 145. Ein Hinterschädel. Zu Darmstadt, aus der 
Gegend von Worms. 

3) Nro. 29, S. 146. Bruchstück aus Torf zu Sindelfingen. Zu 
Stuttgart. 

4) Nro. 50, S. 146; ein Hinterschädel aus der Enz bei Oberriezin- 
gen. Jetzt zu Stuttgart. Cuv. IV, 153. 

5) Nro. 51, S. 147. Bruchstück aus dem Torf zu Seeligenstadt. 

6) Nro. 32, S, 448. Von der Eem-Brücke bei Utrecht. Fremery 
Jahrb. 1831, 472. R 

7) Nro. 33, S. ‚148, von Genemuiden in Oberijssel. Fremery. Zu 
Leiden. 

8) Neo. 54, S. 148. Von Fausas fedal pl. 17, Fg. 2) und Cuvırr 

‚beschrieben, 

9) Nro. 35, S. 448. In den Morästen von Arpajon. Zu Paris. 
Cıv. IV, 151. — Folgt die Aufzählung kleinerer Trümmer. | 


W Bos trochoceros v. Me. (Palssolog. 96, 155) 


4) Nro. 36, S. 152, Tf£. XII A, Fg. 12—14. Ein Hinterschädel, 
aus der Gegend von Siena; von Broccuı nebst einem andern angeführt 


(1; 195, Nro. 40); erst im Florenzer - , jetzt im Frankfurter Museum. 
Der Schädel ziemlich wie bei B. primigenius gebildet, doch die 
Hornkerne grösser, weniger an Dicke abnehmend, daher mehr zylind- 
risch, weiter kreisförmig höher über die hintre Schädellinie binauf, dann 
wieder herunter gebogen; auch die Stirne etwas breiter und ebener, das 
Hinterhaupt regelmässiger viereckig. Andre von Sorpını abgebildete 
Schädelfragmente (Sagg. orittogr., Fg. 103, 106) scheinen von gleicher 
Art, deren einer 1779 im Maspini-Bette bei Arezzo gefunden worden. 


V. Bos pallasii Dekay (Ann. Lye. N. York II, tb. 6). 
Nicbts Neues. Über die Literatur ete. vgl. Mer. Palaeol. 97. 


Die Verbreitung der Reste dieser Arten ist auf die Diluvial- und 
letzten Tertiär- Gebilde beschränkt. Letztes ist insbesondre mit B. pri- 
migenius der Fall, der auch in den Torfmooren häufiger als P. pris- 
cus ist. Dieser finde: sich dagegen am gewöhnlichsten im eigentlichen 
Diluvial-Land; auch in Knochenhöhlen. Doch ist keine scharfe Grenze 
aufzustellen. 

Folgt die Tabelle mit den Ausmessungen selbst, und einige allge- 
meine Sätze daraus. 


Vır.et: über die Quellen und Gruben von Asphalt oder 
Erdpech in Griechenland und einigen andern Gegenden (Bull. 
geol. 1534, IV, 203—211). Nachstehende Noten sind durch Reıcuen- 
zacH’s Abhandlung über das Erdöl veranlasst worden. 

Alle Kalke Griechenlands , selbst die ältesten Versteinerung - freier 
sind bituminös, und viele weisse und körnige sogar entwickeln einen 
empyreumatischen Geruch beim Schlagen. Die Bitumen-reichsten Kalke 
gehören zur Kreide. So auf Mores die graubraunen Kalke von Nau- 

 plia und a. Punkten von Argolis und die schwärzlich-braunen von 
Navarin und Nisi, wo sieh flüssiges Bitumen sammelt. Zu Pausantas 
Zeit war eine Quelle bituminösen Wassers zu Modon. — Auf Zante 
sind viele Naphtha- oder Asphalt-Quellen in einer sumpfigen 
Ebene von zwei Meilen Umfang, die einerseits vom Meere, andrerseits 
von bituminösen Schiefer-Kalken der Kreide-Formaticn umgeben ist, Der 
Boden wankt unter den Füssen und tönt hohl. Das Erdöl sammelt 
sich in mehreren Becken, wovon eines 50° Umfang hat, upd wenn man 
darneben etwas in den Boden gräbt, so dringt sogleich Wasser hervor, 
auf welchem sich Steinöl kochend erhebt. Hrropor hatte diese Erdöl- 
See’n schon besucht, und nach Dr. Horzınn (Traveis in the Jonia is- 
lands) sammelt man dort jährlich 100 Tonnen desselben zum Kalfatern 
der Schiffe. — In Albanien sind die Erdpech-Gruben von Condessi am 
N. Fusse der Akrokerannischen Berge seit Prinxvs' bekannt. Sie he- 
gen im Winkel, den die Flüsse Aous und Souehista mit eiander bilden. 
‘Man beutet sie schon seit vielen Jahrhunderten aus, und ihre Erstreckung 


= 


scheint nach S.O. hin noch sehr weit.zu gehen, so dass man ganz Eu- 
:ropa@ mit dieser zum Kalfatern so vortrefflichen Substanz von da aus 
versehen könnte. In der Umgegend findet man nach PovovzvisLe 
Schwefel, Gyps, ‚Alaun, und des Nachts tanzen bläuliche Flammen 
über den Boden. Prursrca u. A. erwähnen bereits des Nymphaeum 
bei Apollonia, eines heiligen Bodens, wo unversiegbare Flammenqguellen 
mitten durch üppige Wiesen rinnen, ohne sie zu beschädigen, und Ärıın, 
der an Ort und Stelle gewesen, hatte bereits bemerkt, dass der „Piss- 
asphalt“ in Gesellschaft von Alaun und Schwefel vorkomme. — Auch 
die Insel Koraka in dem kleinen Archipel im Meerbusen von Arta, Sa- 
lagora gegenüber , enthält Erdöl-Gruben und bituminöse Konkrezionen; 
— und der Kalkstein. von Vergoraz it Dalmatien und auf der Insel 
Bua enthält reichliches Bitumen. — Überall wo bituminöse Stoffe in ei- 
niger Häufigkeit vorkommen, sind sie in Verbindung mit vulkanischen 
Phänomenen, mit Lagern von Steinsalz, Gyps, Schwefel, mit Ammo- 
niak-Salzen, mit vulkanischen Gesteinen:- als gewissen Graniten, Wacki- 
ten, Basalten, mit Mineralquellen, so dass man sie selbst als vulkanische 
Erzeugnisse ansehen muss, die sich fortwährend neu bilden, ohne sie 
von der Zersetzung organischer Körper herleiten zu dürfen. — In Au- 
vergne liefern die Wackite mit Peperiten das meiste Erdpech; am Puy - 
de la Poiz kommen Salzquellen daraus hervor, mit um so mehr Bitu- 
men gemengt, je höher die Temperatur ist. Die fast ganz vulkanisirte 
Insel Milo soll an mehreren Stellen Naphtha geben; welche sich in den 
vulkanischen Gegenden des Vesuvs und der Kap-verd’schen Inseln, oft. 
auch im Schwefel, wieder findet. Ein Trapp-Gestein am Calton hill bei 
Edinburg enthält Gänge von Kalkspath und Bitumen, und Persoz hat 
in der Mutterlauge von Souls-sous- Foröts einen Bernstein - ähnlichen 
Stoff entdeckt. — Das sogenannte Judenpech kommt vom T'odten Meer, 
wohin mehrere Quellen es führen, und an dessen Seite nach Dr. CLarkE 
ein Kegelberg mit deutlichem Krater sich erhebt. — Auch die Liparischen 
Inseln liefern seit den Carthaginensern Schwefel, Alaun und viel Bitu- 
men. Die (flammenden) Pseudovulkane von Barigazzu und Pietra Mala, 
von MonTAıenE schon 1580 beobachtet, liegen nach BERTRAND GESLIN 
nicht weit südwärts von Gypsniederschlägen , Salztümpeln und Erdöl- 
Quellen. — Nach RaversıE bietet der im Jahr 1827 zwölf Werst W. 
von Bakou entstandene sogenannte Vulkan dieselben Erscheinungen wie 
Pietra mala, nur in grösserem Maasstabe: Gas- und Schlamm-Ausbrüche 
in einer von Naphtha - Quellen und Salz- See’n bedeckten Gegend; — 
ewige Feuer findet man daselbst namentlich‘ auf dem 30 Werst entfernten 
Cap-Abcheron im Tempel der Feuer-anbetenden Parsen, so wie an 
der Mündung des Koura (Cyrus) ins Kaspische Meer, auf den Bakou 
gegenüberliegenden Inseln, und zuweilen über dem Meere selbst. So 
ferner in der Krimm. So sind zu Gromaja zwischen dem Sundsha und 
dem Therek im Kaucasus 7 warme, schwefelige, salzige Quellen mit 
Naphtha-Quellen , und ewige Feuer am Bashkiri-Ural, zu Sulp-Oul am 
 Mangishlak, auf dem Klashna-Berg bei Lepaten und auf dem Slanik« 


— 629 — 


in der Wallachei. In jenen. Gegenden [?] sammelt man jährlich für 
etwa 800,000 Francs Naphtha. — Bei dem brennenden Berg von Dutt- 
weiler in Rhein-Baiern setzen Pseudovulkane nach GLaAseEr seit 20 Jah- 
ren Alaun und Salmiak ab, und Salzquellen sind in der Nähe. — Eine 
Menge verwandter Erscheinungen kennen wir im Innern Asiens aus 
den Werken Aser Remusar’s, Krarrora’s und H. v. Humsorpr’s. So 
in Persien von Mossul bis Bagdad, in ganz China [vgl. Jahrb. 1831, 
S. 69]. Nach v. Humeoıpr bringen die Bucharen eine grosse Menge 
von Salmiak (das alte Sal Tartari) von den Bergen Ho-Chan und 
Aghie (Provinz Kou-Tche in der Kleinen Bucharey) nach China; und 
die Berge südlich von Korgors geben dessen nach ihrem Berichte so 
viel, dass die Einwohner ihren Tribut an China oft in solchem Salze 
bezahlen, Nördlich von der Stadt Kou-Tche ist der Boden voll Höhlen 
und Spalten, woraus vom Frühling bis Herbst Flammen hervordringen, 
so dass des Nachts das Gebirge von tausend Lampen beleuchtet scheint. 
Nur im Winter kann man nahen, um das Salmiak zu sammeln, welches 
sich in den Höhlen Stalaktiten - förmig gebildet hat. — Viele ähnliche 
Thatsachen könnte man auch aus Amerika entlehnen, um zu beweisen, 
dass das fossile Bitumen kein Erzeugniss langsamer und trockner De- 
stillation in der Erde enthaltener Schichten von Pflanzen - Reste seyn 
könne, sondern als’ ein eigenes Erzeugniss der Vulkane zu betrach- 
ten sey. 

Die Quellen Zande’s haben seit Heronor, 500 Jahre vor Christus, 
jährlich 100 Tonnen zu je 100 Pfund Steinöl geliefert, und da nach 
Rericuensach ein Zentner Steinkohle nur zwei Unzen Öl gibt, so wür- 
den hiezu erforderlich gewesen seyn 2300 4 100 ++ 100 + 8== 184,000,000 
Zentner Steinkohle. Da diese-Quellen run wohl lange vor Hrrovor } 
sehon existirten, da eine grosse Menge Steinöls jener Quellen gar nicht 
‚gesammelt wird, da die Quellen endlich dem Versiegen noch nicht nahe 
zu seyn scheinen, so ist leicht zu berechnen, dass alle Kohlenlager Eng- 
lands nicht hinreichen würden, jene Masse bei langsamer Destillation 
zu liefern; und alle Kohlenlager der Erde nicht, um alle andern Quel- 

len mit zu ernähren. — Döch soll nieht geläugnet werden, dass die 
Steinkohlen-Lager nicht zu einem Theile der obenerwähnten Erschei- 
nungen mit beitrügen, 


Ta. Bei: Zoologische Beobachtungen über eine neue 
fossile Art von Chelydra von Özingen (vorgeles. am 18. Jänner 
1832; Geol. Trans. B, IV, 879—381, pl. 24). Das Genus Chelydra 
SCHWEIGGER (Saurochelys Lartek., Chelonura Fırm., Rapara 
Gray) zählte bis jetzt nur eine einzige Art, die Testudo serpentina 
Lin. Der lange Hals und Schwanz, der breite Kopf und der schmale 
Rauten- und fast Kreutz-föürmige Brust-Panzer sind dessen Haupt- 
Charaktere. Die Entdeckung einer fossilen Art ist daher von besonderem 


=» 


= u — 


Interesse. Das von. Murcmisox von Öningen mitgebrachte ‚ Exemplar 
(Geot. Trans. Il, 281) besteht aus dem ganzen Tbiere mit Kopf, 
Schwanz und Füssen, jedoch so, dass die Gesteinsfläche die inwendige 
Seite des Brust-Panzers darlegt, und man mithin von dessen äussrer 
Seite nichts, vom Rücken Panzer nur den Rand sieht; die Wirbelsäule 
so weit sie mit ihm verwachsen, mangelt mithin ebenfalls ‚„ und die 
Langknochen der Beine sind ausser ihrer natürlichen Lage. Die Aus- 
messungen, verglichen mit denen „eines viel kleineren Exemplars der le- 
benden Art, ergeben in Englischen Zollen: 


( Ch. Murchisonii Beıı. Ch. serpentina. 
Länge des Rücken-Panzers . . - 130... 2.2.2... 1h0. 
Breite dess, bei der Sternal- Symphyse 48,5, + Where een 
weiter ‚hinten ; eu. ei... ABalns ie el nuse in) as 2,0 
des Brust-Panzers bei a akt 
Symphyse Be na ln DEE RT ‚7 "077 2 21 Eee 8,5. 
„ jedes Astes desselben, wo ji 

"er am schmälsten kur nis" AZ u un. ou Dre 
Länge von der zentralen Verbindung 
der Sternal-Beine bis zum 
Hinterrand_ des Rücken- 

KRH2EIO. RR ni ara AS Rn 2 1A 6,0. 

Länge des Schwanzes hinter dem 

Pauzer-Kand. .. u. a 12,0le2 2.40. ven al 

Den Rücken-Panzer als Maasstab genowmen, ist daher die fossile 
Art erst hinter der Mitte am breitesten (die lebende in der Mitte); die 
Äste der Sternum sind.4 so breit, als der ganze Brust-Panzer (statt 4). 
Die lebende Art ist. Amerika eigentbümlich und steht so isolirt, dass 
die Alte Welt keine sich ihr annähernde Form besitzt. Sie bewohnt in 
den südlichen Staaten von Nurd-Amerika die Seen und andere Süsswasser, 
ist fleischfressend: ein Raubtlier, welches sich seiner lebenden Beute 
(junge Wasservögel , Fische uud Reptilien) durch . ein plötzliches Aus- 
schnellen des zusammengezogenen Halses und Schnappen mit den Kinn- 
laden bemächtigt. Sie soll im Schlamm überwintern und zuweilen weit 
weg vou den Gewässern ziehen. 


2) » 


» » 


» 


en u nn 


R. Pırerson: über die Fossil-Reste in der Kohlen.For- 
mation von Wardie bei New Haven (Jamzs. Edindb. n. phil. Journ. 
1837, XXIII, 146—155, Tf. I, Fg. 1). Die Steinkohlen - Formation 
trennt mitten durch Schottland ziehend die primitiven Formationen im 
N. von den Übergangs-Bildungen im S. Aber zu Wardie bei New 
Haven, .2% E. Meilen N.O. von Edinburg an der Südküste des Frith-of- 
Forth sind die verschiedenen in S.O. einfallenden, charakteristischen 
Schichten desselben; Schieferthon , bituminöser Schiefer, Sandstein, 
Feuer-Thon (fire-clay), Thoneisenstein und geringmächtige Lagen 


ı 


er 


schwarzer bituminöser Kohle, ‚durch die Wirkung der Wogen zur ge- 
nauen Untersuchung entblösst. Sie enthalten 

I. Pflanzen: Sphenopteris affinis (die häufigste Fahren-Art), 
Sph. erythmifolia, Sph. artemisiaefolia, Sph. furcata, Sph. 
elegans (alle vier von Einigen zu jener ersten Art gerechnet) und 
Sph. Hoeninghausi; — Cyclopteris obliqua, C, flabellata, 
C, trichomanoides, C. reniformis, welche alle auf die Thoneisen- 
stein- Nieren und eine dünne Thon - Lage beschränkt , aber sehr schön 
erhalten sind; — Neuropteris; — Calamites sehr unvollkommen; 
— Lepidodendron elegans, L. Sternbergii, L. ramosum, L. 
aculeatum, L. obovatum, L. appendiculatum, L. selaginoi- 
des und L, Iycopodioides, gewöhnlich ausgebreitet und wohl erhal- 
ten, worunter ein Exemplar von 6‘ Länge und 34° Breite; — Lepido- 
strobus, L. ornatus und L variabilis, welches letztere hier am 
häufigsten vorkommt, aber im Kalke der Kohlen-Formation zu Pettycur 
in Fifeshire einmal so in unmittelbarer Verbindung mit einem Lepido- 
dendron gefunden worden ist, dass die Richtigkeit der Ansicht Bronc- 
NIART’S, welcher diese Theile als Fruktifikationen der letztern betrachtet, 
gegen die von Linprey und Hurron, welche sie den Ulodendra zu- 
schreiben (von denen zu Wardie gar keine Spur vorkomnt), keinem 
Zweifel mehr unterliegt. [Die Abbildung ist so klein, dass man die 
charakteristische Bildung der Lepidodendra überhaupt und die einer 
einzelnen Art insbesondere an dem Stiele nicht erkennen kann; in wie 
weit sie verkleinert seye — sie hat etwas über 5° Länge — ist.nicht 
angegeben]. — Lepidophylla sind allerwärts im Schiefer gemein, oft 
in Verbindung mit einem Samen -artigen Körper, woraus sich bei ge- 
nauester Vergleichung die Meinung von Linpzey und Hurron bestätigt, 
dass diese Körper nichts als die Schuppen oder Bracteen von Lepido- 
strobus seyen. Wie ganz anders sahen mithin diese Lepidodendra aus, 
als unsre Koniferen! wie viel mächtiger waren sie, nach einzelnen 
Bruchstücken zu schliessen, als diese ihre entarteten Stellvertreter! — 
?Polyporites Bowmanni: Bruchstücke einer lederartigen Pflanze 
von ansehnlicher Dicke, mit radialen Streifen am Rande und anschei- 
nend einer zelligen Struktur im Inneren und an der unteren Fläche, 
scheinen jenen räthselhaften Vegetabilien zugeschrieben werden zu müssen, 
welches LınpLey und Horton für einen Schwamm ansehen. — Knor- 
ria taxina: das Ende eines Zweiges, welches den Frucht-tragenden 
Zweigen des Taxus sehr ähnlich ist. — Sphaeridia paradoxa. — 
Poacites cocoina — Antholithus Pitcairniae, — Bechera. 
— Fucoides Targionii [?!]. | 

il. Thiere: Daphnoidea und Cypris, letztre sehr häufig und 
daher das dunklere Schiefer - Gestein graulich färbend. Hısserr hatte 
das Vorkommen dieses Geschlechtes in Verbindung mit dem Mangel 
- aller Seethier-Reste als Beweis angenommen, dass die Kalk-Schichten 
von Burdiehouse aus süssem Wasser abgesetzt seyen, wogegen übrigens 
schon mehrere Geologen protestirt haben, da sie in jenen Schichten 


N 


“ 


PER 633 — 


nichts anderes als den gewöhnlichen Kohlenkalk erkennen konnten. In 
den Schiefern von Wardie finden sich diese nämlichen Thierreste in 
zahlloser Menge vergesellschaftet mit einer kleinen Ostrea, mit Co- 
rallinen, Fucoideen und einer Menge von Land-Pflanzen und von 
Fischen, so dass durch dieses Vorkommen das Argument Hızserr’s alle 
Beweiskraft verliert. — Von Fischen kennt man: "Amblypterus 
striatus (meist zerstückt), A. nemopterus, den bäufigeren A. punc- 
tatus, und eine seltene neue Art, wovon ein Exemplar 4‘' lang und 
an Kopf und Thorax sehr breit ist; nach hinten nimmt sie allmäblich an 
Dicke ab; der Schwanz ist gross und die sehr grosse Endflosse sym- 
metrisch gegabelt, wodurch sich diese Art hauptsächlich unterscheiden 
dürfte; — dann Palaeoniscus striolatus; — Eurynotus fim- 
briatus, prachtvoll erhalten; — Acanthodes sulcatus, eben so, 
von A’ 6° Länge; — Pygopterus: — endlich Coprolithen mit 
Fisch-Schuppen und Fisch-Zähnen. Aus dersenkrecht zusammengedrückten 
Beschaffenheit eines mit den Schichten parallel liegenden Exemplares 
von Eurynotus zieht der Verfasser den Schluss, dass das Thier „sehr 
wahrscheinlich plötzlich im Akte des Schwimmens und noch in dersel- 
ben Lage, wie es geschwommen, eingeschlossen worden seye“! 


Beiträge 
Oryktognosie Baden’s, 
Rd von ae 


Herrn Max. BRAUN, 


Berg- und Hütten - Praktikant zu Carlsriche, 


Hiezu Tafel VI. 


1. Berechnung einer Kalkspath-Kombination. von St. Blasien. 


Fig. 1. 


Vor etwa 6 Jahren brachen in einer Druse des Neu- 
Glücker Ganges bei St. Blasien ausgezeichnete Krystalle von 
Kalkspath ein, von denen ich das Glück hatte, eines der 
schönsten Exemplare zu erhalten. 
Die Gangarten des Neu-Glücker Ganges sind nach ihrer 
Altersfolge:: Quarz, der sehr innig mit dem Nebengestein 
verwachsen ist, aber auch sehr oft fehlt; — Flussspath, 
der die vorherrschende Gangausfüllung bildet und in wel- 
chem der Bleiglanz eingesprengt ist; — und über diesem 
wieder Quarz, der oft in kleinen Drusen krystallisirt 
‘erscheint, so wie auch der Flussspath. Oft bildet der 
Quarz in Krystallschalen einen Überzug über die. Fluss- 
'spathhexaeder. | Bi: 

Schwerspath sowohl als Kalkspath kommen nur da 
und dort im Gang vor, sind aber dann immer die jüngsten 
Gangarten, und der Kalkspath sitzt manchmal noch auf 
dem Baryt. | i 1 

Jahreang 1837. 41 


> as an N 


Der Kalkspath ist zweierlei; die Hauptmasse ist 
_ immer ein unreiner brauner, theils krystallinisch angehäufter, 
theils krystallisirter, auf welchem ganz wasserhelle kleinere 
und grössere Krystalle aufgewachsen sind, gleichsam als 
wenn sich reine kohlensaure Kalkerde aus der unreinen 
Masse ausgeschieden hätte. Die fremde Beimischung in der 
Hauptmasse des Kalkes ist Eisenoxydul, welches sehr 
häufig schon in Eisenoxydhydrat verwandelt ist, daher die 
gelbe und braune Färbung, und manchmal sogar ein Überzug 
der Masse mit ockrigem Brauneisenstein. Die Krystalle 
dieses Kalkspaths sind immer ‚rauflächige Skalenoeder, 
wie es scheint R?, auf welchen dann die wasserhellen 
Krystalle, äh ziemlich regelmässig parallel der Haupt- 
axe der Skalenoeder, aufsitzen, 

Die Krystallform des wasserhellen Kalkspaths, welcher 
wir unsre besondere Aufmerksamkeit schenken wollen, ist 
verschieden, je nachdem die Krystalle kleiner oder grösser 
sind. Die kleineren Krystalle von 2°” — 1“ Länge und 1 
Durchmesser, zeigen meist nur die siafuchk Kombination 
& R.R. (nach der Naumanv’schen Bezeichnung). Oft, tritt 
noch die Abstumpfung der Polkanten von R, also —i R 
hinzu. An etwas grösseren Krystallen zeigt sich manchmal. 
noch das negative Skalenoeder m‘ R"” (die Flächen z an 
der beigegebenen Zeichnung Fig. 1) und ein positives Rhom- 
boeder m R (die Fläche m Fig. 1), die wir weiter unten 
näher bestimmen werden, | 

An den grössten Krystallen, welche von 1—11 Li 
und bis zu 3 Durchmesser haben, kommen noch die Flä- 
chen von zwei positiven Skalenoedern dazu (y und d Fig. 1), 
welche von der Form R" und R"‘ sind, indem- sie unter 
sich, und das stumpfere mit R, Kombinations-Kanten bilden, 
die den Kanten von R parallel sind. h 

‚ Die Kombination wäre also: { 

SR. R. — IR. mR. Re. Re, — m’Rr“, und es wäre nun 
noch m, m‘, n, n‘ und n“ zu bestimmen. (OR=« % R=- R 


und — 1R=;g Fig. 1.) 


— 65 — 


Setzen wir m als Bibsane voraus, 80 Jiesse sich hier- 
nach R" bestimmen, denn, da die Flächen m des Rhomboeders 
m R Abstumpfungen der stumpfen Polkanten zwischen den 


Flächen y des Sk. R" bilden, so ist n — . E 
Gleichung A. a. $. 385 in Naumanns Handbuch ei reinen 


ah ; 


und angewandten Krystallographie) folglich R" = R. 


ferner lässt sich auch das Sk. — m’ Rn“ Be denn: 


‚ (nach der 


1) es bilden seine Flächen Abstumpfungen der amphipo- 
 laren Kombinations-Kanten zwischen @R u. R (z zwischen 
P und c Fig. 1) und haben zugleich gleiche Lage mit den 
Flächen von OOR. — Setzen wir nun in die hierfür pas- 
sende Kombinations- Gleichung 1. $. 339 Naumann mit dem 
Zeichen —, nämlich in 

m’n’ (m — m‘) — m‘n‘ (m’ — m) — mn (m’—m')= o, 

n=%,n=1;m=|], n=1undm”=m‘, n’”—n‘, so 

erhalten wir: I. m’n"’ — Rein na 


2) Die Flächen von Rr oder R, Rn bllden Akne 
gen der Kombinations-Kanten Be — m‘ Rn“ und mR, 
(y zwischen z und m Fig.1); es würde also m R Abstumpfun- 
gen der scharfen Polkanten von — m‘R"“ bilden, und 
‘daher haben wir nach Ba $. 385 Navm, 
| II. 1m’ (3n“— 1)— m. 

Aus diesen beiden Gleichungen finden wir nun: 

ri 2 4m 


aus I. m’ = ; aus I, m = —— 
—1 3n'—1 
Da: - 4m 
also = 
n'—1 3n"'—1 
2m—1 
und folglich n‘ — me 
m-—-3 
und m=2m-3 
zm—1 
das Skalenoeder — m‘R"“ ist also — — (2m—3)B, ?m3- 


Es bliebe nun noch m und n‘ durch Winkelmessung zu 
‚bestimmen. Diese nahm ich mit ‚einem Woraston’ schen 
Reflexionsgoniometer vor , welcher dem hiesigen physikalischen 

41 * 


v 


— 66 — 
Kabinet gehört 'und mir von Herrn Hofrath Dr. Seesen gü- 
tig anvertraut wurde. Das Instrument ist nicht sehr bequem 


und zweckmässig, indem die Eintheilung der Scheibe auf 


ihrer 'hintern vertikalen Seite angebracht, und der Durch- 
messer der Scheibe nur 5” 3° bad. M. ist. 


Ich fand nun zuerst den Winkel der Kombinations-Kante 
von mR zu @R = 165° 45’, es beträgt demnach der Win- 
kel von mR gegen die Basis (oder eine beliebige Horizontal- 
Ebene) 165° 45'’—90° = 75° 45‘, und für m der Werth: 

| AR vv: tngt. 2a° EI 9,93 
| 7078 
es ist daher ohne Zweifel m = 4, den dann wäre der 
Winkel von mR zu oR = 75° 46° 50°, und der Beobach- 
tungsfehler nur 1’ 50“, was bei diesem Instrumente unver- 
meidlich ist. 


Aus m=4 ergibt sich m —=4R, ferner n—=5, m'=5, 


n‘ —21, und es wäre also: 
RP — Rö 
m Re“ — —-5R# 


Wir hätten nun eine zweite Winkelmessung zur Bestim- 
mung von n‘ zu veranstalten. Ich fand den Winkel der 
seharfen Polkante von R”' (d gegen d), welcher an einigen 
Krystallen am leichtesten zu messen war, weil die dazwischen 
liegende Fläche e von ®&R nur sehr schmal war, — 117° 
30‘, welches das Mittel aus 4 nur um einzelne Minuten , 
oder noch weniger von einander abweichenden Beobachtun- 
gen war. Hieraus berechnete ich mittelst selbst hergelei- 
teter Formel zuerst den Winkel der scharfen Polkante ge- 
gen die Horizontalebene, und dann durch die, Kotangente 
auch n‘, welches ich — 25 fand. n‘ — 25 in Naumanns 


Formel 


m? a? (&n?—-6n—1) # 6 
2m? a? (Zn? +1) + 


Cos. X — 8 340) 


subatart. und für m —1l,a= Y 0,13 eingeseht, ergibt: 


sich X —= 117° 30° 16°; der Beobachtungsfehler betrüge 


a (0 


daikwijih nur 16‘, was sich olinediebe nicht mehr beobach- 
ten lässt. 

‚Zur Bestätigung meines Coöffieienten n‘— 25 ich; 
tete ich auch noch den Winkel der stumpfen Polkante von 
d zu d, welcher sich zu 122° 56‘ ergab, während sich aus 
der Bereoluiang nach Naumanns Formel für Cos. Y $. 340. 

ey m? a? ” (8n? + 6n—1) 4'6 
2m? a? @n? +1) +6 2 
derselbe Winkel Y zu 123° 9° findet, was einen Beob- 
achtungsfehler von 13° nachweist, der jedoch kaum zu ver- 


meiden war, indem die eine Krystallfläche d nicht voll 
kommen rein war, und eine breite Fläche von @R zwischen 
den beiden Flächen lag. 

Sonach wäre die Kombination vollständig bestimmt und 
ihr Zeichen ist: 

@R. R. —ıR. 4R. R>. R2>, _5R}- 

Ausser diesen Gestalten zeigt sich noch eine starke 
Streifung der Flächen von —ı1R, und manchmal sogar zwi- 
schen R und —1R Skalenoeder-Flächen, welche die Kombi- 
nations-Kanten dieser beiden Gestalten kaum bemerkbar ab- 
stumpfen und vermuthlich dem positiven Skalenoeder ZR? 
angehören, dessen Flächen an den Kalkspathkrystallen des 
Münster-Thals häufig auftreten. *) 


Anmerkung. Es ist mir bis jetzt kein so steiles Skalenoe- 
der als R?5 bekannt gewesen, doch sind mir manche 
Arbeiten über Kalkspath-Krystallisationen noch nicht 
zu Gesicht gekommen. Jedenfalls aber dürfte diese 
ausgezeichnet schöne, gewiss seltene Kombination 
besonders als vaterländisches Vorkommen ‚unsern 
Mineralogen interessant seyn, - 


2te Anmerkung. Das Rhomboeder 4R stumpft an einigen 
Mereielleh die BB Polkanten des Skalenoeders 


..”) Diese Kalkspathkrystalle von der Grube Teufelsgrund i im Münster- 
Thal haben die’ Combinationen SR. | R —IR, R2. 5R?, manch- 
mal noch @P2.' Ale. 


— 68 — 

R" nicht ganz rein ab, obgleich die zwar matten Fiä- 

- chen von R" keine Streifung oder dergleichen zei- 

gen, welche auf angedeutete osecillatorische Kombi- 

nation mit einem niedrigeren Skalenoeder schliessen 

liesse. — Die Kombinations-Kante zwischen 4R und 

R" konvergiren nämlich in diesem Fall schwach 

‚gegen den Pol, so dass n = 5—8 seyn würde, 
wo ö nur klein seyn könnte. k 


u. Kombination des Flussspaths von St. ‚Blasien. 


Von dem au cHofiiideg- Antiener Gang besitze ich Eu 
rere Flussspath-Krystallisationen,, und zwar: 

1) 2ORD. 20, welche Kombination meines wos 
noch nicht aus unserm Lande bekannt ist. Die Rhomben- 
dodekaeder-Flächen sind immer untergeordnet und bilden meist 
nur ganz schwache Abstumpfungen der Kanten des Hexae- 
ders, die jedoch stark glänzen, während die Klächen des 
PR matt sind. Br“ 

2) 2ORD. 20. On, wo jedoch n nicht helle 
ist, denn die Flächen dieses Tetrakishexaeders bilden nur 
ganz schmale Flächen als Abstumpfungen der Kombinatiens- 
Kanten von Hexaeder und Rhomben-Dodekaeder. 

Diese beiden Kombinationen finden sich bei Krystallen 
von 11'% 1“ Seite, die meistens wasserhell oder schwach 
gelb gefärbt sind, und mit @uarzkrystallen auf der Gang- 
masse von Quarz mit eingesprengtem Bleiglanz aufsitzen. 

3) An einem weingelben Flussspath-Krystall von 
der Grube Neu-Glück von 1” Hexaederseite zeigt sich auf 
zwei Flächen eine oseillatorische Kombination von 2ON 


| ‚mit DOn, so dass 20On eine treppenförmig ansteigende 


tetragonale Pyramide auf der Hexaederfläche bildet. 

. Jeh suchte mir eine ‚taugliche Stelle zur Winkelinessung 
aus ‚und. fand den Winkel der Fläche von On gegen die 
Würfelfläche, auf welcher @On ganz fehlt, — — 990304 


— 639 ° — 


‘ der Winkel gegen die Fläche des Hexaeders, auf welcher 
das tetragonale Eck des Tetrakishexaeders aufgesetzt ist, 
betrüge hiernach 99° 30‘—90° —= 9° 30; und n wäre: 
PRHER n — Cotgt. 9° 30° = 6, 
wobei der Beobachtungsfehler 2’ beträgt, denn Ctg. 9° 28° 
ist — 6. Die Kombination wäre also: 

VOR. 2086. 


4) Endlich besitze ich noch von der Grube Neu-Glück 
eine Flussspath-Kombination, bei welcher @O&X vorherr- 
schend ist und als untergeordnete Gestalten noch ”On und 
'mOn‘ hinzutreten. Der Krystall ist schön weingelb, hat 
nur 2” in der Seite des Würfels, und die Flächen von 
COOn sind nur sehr schmal. Einer ungefähren Messung 
nach ist n=2, die Flächen des Hexakisoetaeders sind eben- 
falls sehr klein, aber deutlich zu sehen ist, dass On die 
mittleren Kanten von mOn‘ abstumpft, n’ wäre demnach 
= n== 2, und das Hexakisoctaeder höchst wahrscheinlich 
das im Münster-Thal häufig am Flussspath vorkommende 
402. Die Kombination demnach 202, &02, 402, 
und hiezu kommen noch undeutliche Flächen eines viel fla-: 
cheren On; zugleich zeigt der Krystall. eine ziemlich 
regelmässige Verwachsung mit einem grösseren, woran die 
Flächen von 402 ebenfalls sichtbar sind. 


111. Flussspath-Kombination von Badenweiler, Fig. 2. 


Kleine, sehr blassbläuliche Flussspath-Krystalle (kaum 2 
in der Würfelseite) auf Quarz aufsitzend, von dem berühm- 
ten Haus-Badener Erzlager, die ich erst kürzlich bekam, 
zeigen eine höchst interessante Kombination. Vorherrschend 
ist 2OX, diesem untergeordnet 2On, mOnm, On 
und &%0. Die Flächen des Rhombendodekaeders (r Fig. 2) 
treten nicht an allen Hexaederkanten auf, aber dennoch 
zeigt sich, dass die Flächen von mOm (b Fig. 2) seine 


' — 640: — 


Kanten abstumpfen; folglich. dem feositetraeder 202 an- 
"gehören, ferner stumpfen die Flächen von @0On (t: Fig.2) 
die mittleren Kanten von 202 ab (t zwischen b und b), und 
n wäre demnach auch = 2; der Tetrakishexaeder @On 
—=@%02, n‘ lässt sich nicht sicher bestimmen, da die Flä- 
chen von Z@On‘ matt sind; jedenfalls aber ist es grösser 
als n, denn es stumpft die Kombinations-Kanten ‚zwischen 
RODund@On ab. Es ist also grösser als 2, und zwar 
wahrscheinlich ug, denn es scheint, dass seine Kombinations- 
Kanten mit,202 (t‘ zu b) den kurzen Kanten dieses Icosi- 
tetraeders parallel sind; @On‘ wäre also &03 ($) und 
die Intwiokelte indar. 
OR. ©02. 202. VON. ©O, 


Anmerkung. ‚An einem Hexaeder-Eck kommen noch ganz 
kleine Flächen von: einem Hexakisoetaeder ın’®n“ 
‘hinzu, .die ich an ‘dem ‘einen Eck der Zeichnung 
ebenfalls angedeutet: habe (die Flächen ©), und welche 
die Kombinations-Kanten zwischen 20 und 202 
abstumpfen (ce zwischen b und 'r), daher -höchst 
wahrscheinlich dem Hexakisoctaeder 30.3 angehören, 


> 9le: Anmerk. Das Hexaeder ist: verhältnissmässig‘ mehr 


vorherrsehend ‘als in der Zeichnung, ‘was jedoch 


wegen der Deutlichkeit derselben modifizirt wurde, 


Gänge EN Kalkes 


Steinkohlen-Gebirge unfern Wolfstein 
in Rheinbaiern, 


beschrieben. 


von 


LEONHARD. 


«So viel mir bekannt, gab es bis jetzt kein Beispiel, dass 


körniger Kalk im Sandstein des Kohlen-Gebirges Spalten 
erfüllt, dass er darin auf Gang-förmigen Räumen vorkommt; 
die Gegend um Wolfstein in Rheinbaiern hat ungemein in- 
teressante Thatsachen der Art aufzuweisen. 'In'den nach- 
folgenden Zeilen 'theile ich mit, was eine geologische Wan- 
derung in den Herbsttagen 1837 mich beobachten liess. 

Die kleine Stadt: Wolfstein. liegt inmitten ‚der ‚Berge, 
welche die berühmten Quecksilber-Lagerstätten umschliessen. 
Steile Höhen, enge Thäler , tief .eingeschnittene Schluchten, 
verleihen ‘der: Landschaft ' besondere, Reitze. Aus dem 
Kohlen-Gebirge erhebt sich, dicht bei Wolfstein, der Königs- 
berg. Feldstein-Porphyr setzt dessen Masse zusammen und 
nach allen Seiten sieht man das Gehänge - mit Porphyr- 
Trümmern bedeckt; ‚auf dem Gipfel ragen Felsen des Ge- 
steines empor. | Im Por phyr finden. sieh die, ‚das Quecksilber 
und seine. Erze. führenden. Gänge. "Früher ‚war... die: Aus- 
'belite nicht unbedeutend; gegenwärtig ist man ’beschäftigt, 


N 


— 2 


den tiefen, die lasse lösenden Stollen, der seit länger 
als zwanzig Jahren stille gelegen, aufzuräumen. Dieser 
Stollen, der ganz im Festen steht und eine Länge von 
vierhundert Lachtern hat, reicht weit in das Berg-Innere. 
In der Mineralien-Sammlung des Herrn Dr. Hirsch zu 
 Wolfstein wurden mir die ersten Handstücke des körnigen 
Kalkes, wovon ich reden will, vorgelegt. Man war über 
die Natur der Felsart nicht ‚ganz entschieden; nur ihr kal- 
kiges Wesen unterlag keinem Zweifel. Das ungemein 
schöne Aussehen des Gesteins, eine. endlose 
Manchfaltigkeit der Farben-Zeiehnungen, die 
jedes Bruchstück für das Auge so angenehm 
machen, gewisse Andeutungen, welche ich über die Art 
des Vorkommens erhielt, bestimmten mich sehr bald, die 
Fundstätte aufzusuchen. Was ich sah, werde ich berichten, 
ohne meine Mittheilungen über die denkwürdige Erscheinung 
als umfassend, als abgeschlossen, zu betrachten. Leider war 
nieht einer der Steinbrüche im Gange: ich fand alle zuge- 
worfen; im Frühlinge oder im Sommer künftigen Jahres 
sollen jedoch die Arbeiten wieder begonnen werden; dringt 
man alsdann, wie zu hoffen ist, in bedeutendere Tiefe ein, 
so dürfte sich‘ mir Gelegenheit darbieten, meine : Wahrneh- 
mungen zu ergänzen, zu berichtigen, und: ich will nicht 
säumen, einen Nachtrag zu dem zu liefern, was ich jetzt 
der mineralogischen Lesewelt vorlege. *) | 
Um Niederkirchen, in anderthalbstündiger östlicher Ent- 
fernung von Wolfstein, herrscht Kohlen- Sandstein, durch 
welchen mächtige, weit erstreckte Diorit-Massen an den 
Tag getreten sind, und zugleich unsere Gänge von körnigem 


®) Unter den ältern Schriften über die ehemalige Rheinpfalz, welche 
‘bis jetzt von mir verglichen worden, ‘gibt nur NoscsErArn’s Ge- 
 birge, im Rheinland - Westphalen einige ganz allgemeine ‚An- 
 deutungen über unser Phänomen. Herr Fr. v. Orynuausen gedenkt 
 (Ba.1. S.251) der: Kalkspath, Bräunspath und Roth- Eisenstein 
Re. Gänge bei Nieder-Kirchen und Morbach  unfern ‚wolf- 


— BB -— 


Kalk. Seit länger als fünfzig Jahren wird die letztere 
Felsart gewonnen und gebrannt; diess weiss ich vom Be- 
sitzer eines der Hauptbrüche im '„Breithecker Walde,“ dem 
Herrn Bürgermeister Mannweiter in Niederkirchen, der 
mich an Ort-und Stelle begleitete und meine Absichten in 
jeder Beziehung auf freundlichste Weise förderte. 

Die Gänge körnigen Kalkes haben nicht nur den 
Kohlen- Sandstein durchbrochen, sie setzen im Diorit auf 
und man findet dieselben auch an der Grenze zwischen 
beiden erwähnten Gebirgsarten. Letztere Thatsache habe 
ich nicht selbst zu sehen Gelegenheit gehabt; ich verdanke 
deren Kenntniss, gleich andern Aufschlüssen, der Gefällig- 
keit des Herrn Berg- Verwalters Güntuer auf dem Drei- 
Königszuge. — Unsere Gänge sind meist so stark geneigt, 
dass sie als auf dem Kopfe stehend angesehen werden können. 
In ihrem Streichen zeigen sich dieselben höchst verschieden; 
mehrere folgen einer Richtung aus ©. nach W.: Die Län- 
gen - Erstreckung ist keineswegs zur Genüge ausgemittelt; 
durch Steinbruch - Arbeiten hat man übrigens einen Gang 
über 3200 Fuss weit aufgeschlossen. Was die Mächtigkeit 
betrifft, so zeigen sich die Gänge sehr verschieden. Ich 
sah deren auf der „Siege“ zwischen Niederkirchen und 
Morbäch, welche nur wenige Zoll Stärke haben, dünnen 
Streifen gleich über die Gebirgs-Oberfläche hinziehen; bei 
andern, namentlich bei jenen des Breithecker : Waldes : be- 
trägt die Mächtigkeit am Tage drei bis vier Fuss; ;allein 
‚es wächst dieselbe gegen die Teufe, so dass, dreissig. bis 
‚sechs und dreissig Fuss abwärts, — tiefer dürften bis da- 
hin die Brüche nicht betrieben worden seyn — der körnige | 
Kalk meist schon zehn bis zwölf Fuss stark ist 
‘ Ich komme nun zur Schilderung der Gestein-Masse; die 
Aufgabe ist nicht leicht; das: Vielartige kann keineswegs in 
ein Bild mit sehr engem Rahmen zusaminengedrängt wer* 
den; daher man mir gewisse a an zu gut halten 
möge, 


Die im a, kai ROH nköraine Felsart ist fast 


- 64 — 


durchgängig lichte-fleischroth ; eine Färbung, welche von Ei- 
senoxyd’' herrührt. Hin und: wieder wahrnehmbare rein- | 
weisse ‘Stellen ‘haben in der Regel keine Körner-Struktur, 
sondern‘ Blätter-Gefüge; sie bestehen aus Kalkspath-Theilen 
und diese treten, jedoch nur sparsam, selbst so gehäuft auf, 
dass grössere  Handstücke zur Hälfte körniger Kalk, zur. 
Hälfte Kalkspath sind. Mitunter eignen sich auch einzelne 
Parthieen mehr die Merkmale des Braunspathes an. ©. 

Auf dem lichte fleischroth gefärbten Grunde der Haupt- 
masse 'erscheinen ‘dunkel- braunrothe oder zum Gelben sich 
neigende Zeichnungen, meist sehr regelrecht kreisförmig, 
Ringen ähnlich, jedoch auch in die Länge gezogen und viel- 
fach gewunden. ‘Diese Ringe, diese Kreise‘ von höchst un- 
gleichen Durchmessern, 'von bald nur einigen Linien, bald einem 
Zoll und darüber, sieht man hier dieht an'einander gedrängt, 
in einander verfliessend, dort spärlicher, nur in gewissen 
Entfernungen. Zwischen den farbigen Kreisen und dieselben 
umgebend zeigen sich einzelne, tief braunrothe Flecken. 
Auch bemerkt man Doppel-Ringe, durch lichtern Grund 
von einander geschieden. | \ 

‘ Nicht lange kann man im Zweifel bleiben über die be- 
dingenden Ursachen der geschilderten Erscheinungen. Un- 
ser körniger Kalk umhüllt in  zahlloser Menge kleinere 
und grössere, eckige oder abgerundete Fragmente der von 
ihm durehbrochenen Gesteine. Diese durch’s Ganze der Grund- 
masse zerstreuten Einschlüsse — ich fand solche bis zu 
drei Zoll im Durchmesser — verleihen der Felsart mitunter 
einen Brekzien-artigen Charakter; sie stellt sich als eines 
der schönsten Konglomerate dar, welches ich kenne. — 
Nicht einem der Einschlüsse ist seine Frische verblieben: 
alle werden in höhern oder geringern Graden umgewandelt 
befunden. "Sehr viele der kleinern scheinen — ich erlaube 
mir. den Ausdruck — ganz aufgelöst und in den sie zu- 
nächst ‚umgebenden Kalkteig übergegangen, gleichsam hin- 
ein verflossen zu zeyn. An abgeschlagenen Handstücken 
ragen ‘die Fragmente in ihren eckigen «Formen, öfter in 


PRIN .:7 1. RB 


| kugeliger Gestalt, aus der Kalkmasse hervor und sind 
fast stets überzogen mit erdiger, nierenförmiger Rinde von 
rothem Eisenoxyd. 

So weit meine Erfahrungen reichen, bestehen die mei- 
sten jener Einschlüsse aus dioritischen Trümmern, selbst 
da, wo der Kalk zwischen Sandstein-Wänden eingedrängt 
wurde: sie müssen. also aus grössern Tiefen in die Höhe 
gebracht worden seyn. Fragmente von Sandstein vermisst 
man zwar nicht; aber es zeigen sich solche bei weitem 
weniger häufig. In unmittelbarer Nähe der Gänge, diess 
sagten mir Arbeiter, welche noch zuletzt in den Brüchen 
beschäftigt gewesen, treten sie öfter auf und haben hier 
zuweilen eine Grösse von einem bis zwei Fuss. 


Ich komme nun auf unsere farbigen Ringe, auf die kreis- 
förmigen Zeichnungen zurück. Inmitten derselben zeigen 
sich, und keineswegs selten, kleine und sehr kleine Ein- 
schlüsse, oft nur Punkte, umgewandelter dioritischer Massen. 
Die feldspathigen Theile sind gebleicht, weiss, erdig, zer- 
reiblich, Kaolin-artig. Andere wurden zu Grünerde, und 
diese verleihen der Felsart, wenn die Partien häufiger 
vorkommen, ein ganz eigenthümliches Aussehen: grüne 
Flecken auf rothem Grunde, oder grüne Flecken mit röth- 
lichem Rande und mit dunkler Einfassung; auch dunkelrothe 
Stellen mitten zwischen grüngefärbten Massen. 


Nach einer Zerlegung, welche Herr Dr. Borızr im 
Laboratorium meines verehrten Amts-Genossen, des Herrn 
Geheimen - Hofraths GmeLın, vorzunehmen die Gefälligkeit 
hatte, enthält der körnige Kalk von Wolfstein nur 6,6 Bitter- 
erde. 


Am Gang-Gestein, wie an der Gebirgs-Masse, sind Spu- 
ren gewaltsamer Reibung, „Rutschflächen“, wahrzunehmen ; 
meist zeigen sie sich durch Eisenoxyd hochroth gefärbt. 
Ob und welche Einwirkungen anderer Art auf das Neben- 
Gestein stattgefunden — Schichten-Störungen , Entfärbungen, 
Glühungen - — war nicht zu beobachten, da ich, was schon 


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R . ee j 
rn EEE —. - + - ur. . ner. ee 
DER 646 ET REREÄETRNLNTE NUT ET PRETETTETTEG 


erwähnt worden, keinen der Brüche offen sah. Der Sand- 
stein soll, so wurde mir gesagt, und zumal im Liegenden, 
unverkennbar fester seyn da, wo ihn Kalk zunächst begrenzt, 
und von lezterm sollen in jener Felsart hin und wieder 
Hacken-förmige Ausläufer aufwärts eindringen. 

Noch darf nieht unerwähnt bleiben, dass in der Mitte 
‘ des mächtigern der Gänge ansehnliche Drusenräame vor- 
kommen, mit schönen Kalkspath - Krystallen ausgekleidet, 
deren Axen einem gemeinsamen Mittelpunkte zugekehrt sind. 
Der Raum zwischen diesen Krystallen zeigt sich mit hoch- 
roth gefärbten Thone erfüllt. Auf der Halde fand ich das 
Bruchstück eines Zwillings — Verbindungen rhomboedrischer 
Flächen mit den Flächen des sechsseitigen Prismas — von 
gewaltiger Grösse; der Theil, weichen ich besitze, ‚ige | 
über fünf Zoll Länge. H 

Es ist nicht meine Absicht, jetzt in Entwicklung der 
Schlussfolgen einzugehen, welchen uns die dargelegten That- 
sachen zuführen; diess behalte ich mir vor, wenn ich Nieder- 
kirchen wiederholt besucht haben werde. Indessen will ich, 
so weit meine Vorräthe diess gestatten,-in mehreren der 
öffentlichen Sammlungen Deutschlands und des Auslandes 
-Handstücke des beschriebenen körnigen Kalkes niederlegen. 
Belehrungen über mögliehe ähnliche Vorkommnisse werden 
mir sehr erwünscht seyn. 


ee ne 


Beschreibung 


einer 


krystallisirten Blauofenschlacke 


von 


der Eisenhütte ZLuisenthal im Gothaischen, 


von 


Herrn Münzwardein CREDNER in Gotha. 


Auf der Gothaischen Eisenhütte Zuisenthal werden haupt- 
sächlich Eisensteine von Friedrichrode im Gothaischen, vom 
Stahlberg bei Schmalkalden und von Kamsdorf bei Saalfeld 
verschmolzen. Die Erze von den beiden letztgenannten 
Fundörtern brechen im älteren Flötzkalk und sind daher 
sehr kalkhaltig. Sie bestehen aus Brauneisenstein; ebenso 
das Erz von Friedrichrode, welehes jedoch mit Quarz auf 
einem Gange im Todtliegenden vorkommt. Diese drei Eisen- 
stein-Sorten geben eine sehr gutartige, leichtflüssige Be- 
schickung, welche in einem Blauofen. von 24 Fuss Höhe 
mittelst Nadel- und Buchen-Holzkohle sehr rein ausgeschmol- 
zen wird und ein bIRLEFIELGETANMERS Roheisen von vorzüg- - 
licher Güte liefert. 

Die Schlacken, welche beim Verschmelzen dieser Erze 


% 


—_ 648° 


ET re u er a ET 
kalten, in in mehrfacher Beziehung benchtenswerth , ZU- 
nächst wegen ihres beträchtlichen Schwefelgelalles ve 


seinen Grund in dem den Erzen reichlich beigemengten 


Schwerspath hat. Die Leichtflüssigkeit der Beschickung, 
welche durch den Mangan-Gehalt der Eisensteine von Friedrich- 
rode und vom Stahlberg besonders. befördert wird, macht 
diesen Schwefelgehalt dem Roheisen unschädlich. In der 
Schlacke scheint der Schwefel mit Mangan verbunden zu 
seyn, wenigstens gelang es mir nicht, durch Kochen der 
pulverisirten Schlacke mit : Wasser Schwefelleber | auszu- 
ziehen, während die schwarze Färbung des Pulvers bei 
Zusatz von Salzsäure darauf hindeuten dürfte, dass in der 
Schlacke Schwefelmangan , wie im Helvin, enthalten ist. _ 


‚ 


Die erwähnte Leichtflüssigkeit der Schlacke gestattet 


sodann auf das Augenscheinlichste den Einfluss wahrzu- 
nehmen, welchen die Art der Abkühlung, die Nähe eines 


‘mehr oder weniger guten Wärmeleiters auf die Struktur 


und das ganze Aussere der fallenden Schlacke ausübt. 
Weiss, ganz bimssteinartig ist sie, wenn sie heiss in Wasser 


abgekühlt wird. An der Luft oder in Berührung mit kaltem 


Eisen bildet eben diese Schlacke ein Obsidian-artiges, Kolo- 
phonium-braunes, mehr oder weniger durchsichtiges Glas 


‚mit muscheligem Bruch. Erstarrt sie auf dem ‚gleichzeitig 


mit ihr aus dem Ofen abgelassenen Roheisen, dann scheiden 
sich einzelne. Kugeln mit blättrig-strahligem Gefüge ‘und 
einzelne Krystalle, beide von. lichtgrüner Farbe aus der 


‚braunen glasigen Masse aus..und' ertheilen ihr so. ein por- 
phyrartiges Ansehen. Lässt man endlich diese Schlacke 


in einer Vertiefung von Kohlenlösche erkalten, so nimmt 


‚sie eine-gleichmässige blättrig-strahlige Textur, eine gleich- 


förmige graulich-grüne Rarbe und eine \steinartige Be- 


‚schaffenheit an. ‚Bloss dem Äussern nach urtheilend: würde 
‚Niemand vermuthen, dass diese steinartige grüne Schlacke. 
‚mit. jener ‚glasigen, braunen in ihrem ‚Gehalte überein- 


stimme, 


RE A 


— 649 — 


Die chemische Zusammensetzung der braunen Schlacke 
ergab sich wie nachstehend: 
a b e 
Kieselerde TE RE 3 N > 36,63 35,54 
Kalkerdaii: ı. 2 ..40%:2,..25,235 25,92 29,93 
Manganosydul . . ... 28,970 19,05 11,20 


Talkerde . . . 2 2.2.0. 4,71 90, 
Baryterde ee ine 100 7,91 
Eisenoxyd, Thonerde nn 

Phosphorsäure . . 1,85 4,55 3,13 
Kali EEE DRS ENTE 0 etwas Er 
Bahwefelh 4 un... 0 35 2,900 0,32 0,90 


Summa 98,395 99,07 100,78 

Die unter a angeführte Analyse ist von Herrn Professor 

Lamranıus und wurde von demselben in Eropmann’s Journal 

für technische und ökonomische Chemie, 18. Band, Heft 1, 
pag. 24 ff. mitgetheilt. 

: Die Analyse b stellte ich mit einer Schlacke an, wie sie 
beim gewöhnlichen Ofengange und der gewöhnlichen Be- 
schiekung fällt; sie ist braun, glasartig, jedoch nur schwach 
- durchscheinend; sie ist angefüllt mit den nächst zu be- 
schreibenden Krystallen, welche auch zu der weiter unten 
folgenden Analyse verwendet wurden. Das Vorhandenseyn 
von Kali wurde zwar durch einen besondern Versuch nach-. 
gewiesen, die Menge desselben indess nicht näher bestimmt. 

Die Schlacke, deren Beständtheile unter e angeführt 
sind, fiel bei einer Beschickung, zu der eine "bedeutende 
Menge eines in Dolomit breehenden Brauneisensteines vom 
Hirschberg bei Schmalkalden verwendet worden war. Von 
Farbe ist sie gleichfalls braun, ganz glasartig, durchschei- 
nend und mit ig der nachbeschriebenen- Art an- 
gefüllt. | A 

Die Krystalle, welche sieh aus der braunen Scincke 


ausscheiden, liegen 'theils vingsumschlossen in ihr, theils 
Jahrgang 1837. " 42 


En 


Ba? 


‚bekleiden sie die Wände kleiner Höhlungen, welche sich: vor- 
züglich zwischen der Schlacke wıd dem abgelassenen Roh- { 
eisen bilden. Die Krystalle sind. zweifacher Art, indem 
sie theils dem rhombischen, theils dem tetragonalen System 
angehören. | | 


' 


a) Die tetragonalen Krystalle 


erscheinen als quadratische Prismen und Tafeln, oft da. 
Wörtel sehr genähert. Sie erreichen bisweilen die Grösse 
von 1 Zoll, sind völlig ausgefüllt, mit scharfen Kanten, zu- 
ale mit Spuren eines dem einen Flächenpaar BR \ 
"Blätterdurchganges. Ihre Farbe ist in der Mitte lauchgrün, 
nach den Kanten zu mehr gelblichgrün. Undurchsichtig, 
mit schwachem Fettglanz. Spröde, im Bruch splittrig; mit 
grünlichgrauem Strich. Spezifisches Gewieht: 3,11 bis 8,17, 
Härte = 5. An der Luft allmählich braun anlaufend. 


Chemische Zusammensetzung: ıP 
Ä a b 
a sKiöselerde 1..." 2 al. ann aa rar 
in Kalkerde 9.0. 3%. 24,542), 127,070 
Manganoxydul . „2... 26,826 20,51 
Wulkendess sus. Anis Se | 2,84 
Baryterde 2. . Ä — 8,26 
Thonerde mit Eisenoxyd ver en 
Phosphorsäure . . . . 1432 3,74 


| Eisenoxydul, 
Kali = . . * . . ® . . 0,351 Ar 
Schwefel 3 2 ET 


Summa 98,701 99,97 


® Die unter a angeführte Analyse ist von Herrn Professor 


Lameanius; die Krystalle hatten sich aus einer braunen 
‚Schlacke ausgeschieden, deren Analyse im Vorhergehenden 
"unter a angeführt wurde. | 

Zu der unter b angegebenen Analyse verwendete ich 
grosse Krystalle, welche in der braunen Schlacke lagen, 


ww — 


deren Zusammensetzung unter b im Vorhergehenden ange- 
ar wurde. | | 

Wenn diese krystallisirte Schlacke im Äussern dem 
"Vesuvian ähnelt, so lässt sich doch hiermit die chemische 
Zusammensetzung in keinen Einklang bringen , da die Menge 
der Thonerde nach einem besondern Versuch 1,5 prÜt. 
nicht übersteigen dürfte, und dieseErde durch eine isomorphe 
Base nicht ersetzt wird. Es ist mir kein Mineral bekannt, 
welches in seiner Zusammensetzung dieser krystallisirten 


Schlacke entspricht. 


b) Die rhombischen Krystalle 


scheiden sich weit seltener, als die vorigen tetragonalen 
aus, meist mit diesen gemeinschaftlich. Sie erscheinen als 
rhombische Prismen mit zugeschärften Endflächen, die Zu- 
schärfungsflächen auf die stumpfen Kanten aufgesetzt. Von 
Farbe sind sie gelblichgrün, undurchsichtig, schwach fett- 
glänzend, mit splittrigem Bruch. Nach vorläufigen Versu- 
chen enthalten auch diese Krystalle Schwefel und sind 
gleichfalls Silikate von Kalkerde, Manganoxydul und Baryt- 
erde. Zu einer näheren Bestimmung des Gehaltes fehlten 
mir die erforderlichen Mengen, da sich die Bruchstücke 
derselben nicht leicht dem Äussern nach von denen der 
tetragonalen Krystalle unterscheiden lassen, 


Nach den vorstehenden Untersuchungen bestehen die 
beschriebenen Schlacken, sowohl die glasigen, wie die krystal- 
linischen Abänderungen aus Silikaten von Kalkerde, Mangan- 
oxydul und Baryterde. 


Die Erscheinungen beim Erkalten dieser Schlacke. deuten 
darauf hin, wie verschiedenartig auch im Grossen feurig- 
flüssige. Massen ausfallen werden, je nachdem sie mehr oder 
weniger langsam erstarrten und von mehr oder weniger 
guten Wärmeleitern umgeben waren. 


42 * Ray 


Nach dem’ Vorbemerkten' endlich scheiden sich versehie- 
denartige Krystalle aus einer und derselben Grundmasse aus 
und. diese Verschiedenheit scheint. hauptsächlieh von dem 
Hitzegrad und der Dünnflüssigkeit abzuhängen, in welchen 
sich die Schlacke befand. Diess, verbunden mit der Art 
der Abkühlung der Masse, dürfte von wesentlicherem Ein- 
fluss seyn, als der Grad, in welchem sich die Grundmasse 
in ihrer Zusammensetzung einer stöchiometrischen. Formel 
nähert. _ | x 


Notitzen über das Vorkommen 


der 
Tegel-Formation und ihrer Fossil-Reste 
| in BE 4 
Siebenbürgen und Galizien, 
nach den % 


Herrn Vice-Präsidenten, 'Geh.-Rath von Hater 


in Briefen und an organischen Resten erhaltenen Mittheilungen 


zusammengestellt 
von 


H. 6. BRonn. 


Ein kurzer Ausflug nach Siebenbürgen und Galizien im 
'Frühlinge d. J. gab Herrn von Havzr Gelegenheit, die Tegel- 
Formation in ihren manchfaltigen Modifikationen auch in 
diese Gegenden zu verfolgen und manche schon aus frü- 
heren Schriftstellern bekannte reiche Fundorte yon organi- 
schen Überbleibseln aus jener Formation aufzusuchen, wenn 
dieses auch gleich nur in von Geschäften erübrigten Stunden ! 
und nicht selten nur bei ungünstigem Wetter geschehen 
konnte. Die nähere Bestimmung und Vergleichung dieser 
Überreste unmittelbar mit der schen im Wiener Becken *) 
gemachten reichen Sammlung gab Veranlassung zu Folge- 
rungen über die Übereinstimmung der betheiligten Forma- 
tionen und bot durch die zahlreichen Fundorte derselben 
geographische Bindeglieder zwischen dem Wiener Becken 
und den durch Eıchwarn, Dusoıs, Pusch, ZEUSCHNER u. s. w. 
beschriebenen polnischen Ablagerungen dar, welche selbst 
nach den so werthvollen ei von Pantson, Pusch, 


*) Vergl. alırb, 1837, S. 408. 


Lıirr*), Zeuschner, Bouß u. A. über jene erstgenannte Gegen- 
den nicht ohne Interesse seyn können, da diese zu einer 
Zeit unternommen worden, wo die Ansichten über das gegen- 
seitige Alter: der verschiedenen Gesteine tertiärer Formation 
noch ebenso abweichend von einem Theile der gegenwärtigen 
gewesen sind, als. die Kenntniss der tertiären F ossil-Reste 
überhaupt noch unvellkommen war, so dass die meisten 
jener fr üheren Arbeiten 'keine zuverlässigen Bestimmungen | 
derselben enthalten. Daher kann wohl die gegenwärtige 
Arbeit jenen früheren ‚als Ergänzung dienen, 


SE Siebenbürgen. 


Die reichste Gegend ist wohl das Aafzeger Thal, aus 
welchem Bov£. bereits einer grossen Anzahl fossiler 'Arten 
gedenkt. Es liegt in der südwestlichen Ecke von Siebenbürgen, 
mit welchem beginnend man weiter nordöstlich nach folgen- 
den Fundstellen gelangt (vgl. Taf. XV bei Lırr): 

1) Zu Rakosd, bei Vayda Hunyad, kommen in einem 
sandigen Gebirge zahlreiche Konchylien-Arten (wobei Cras- 
satella dissita, Cardium plicatum, Bullina Lajon- 
kairiana, Lucina seopulorum, Cerithium pietum, 
C. lignitarum) vor; weiter aufwärts in den Thalsehluch- 
ten hauptsächlich Austern in Menge. Die grösste Aus- 
beute aber unter allen von Hrn. vox Hauer selbst besuchten 
Orten gewährt | 

2) Bujtur , links von der Strasse, welche von Deva nach 
Vayda Hunyad führt, in der Schlucht eines waldigen Berges 
liegend. Gelber und blauer Sand gehen schichtenweiss dort 
zu Tage, und scheinen auf einem Thone zu liegen. Dieser 
Fundort hat viele Ähnlichkeit mit einer Stelle bei Oastell’ 
arquato. Charakteristische Arten **) sind Conus aeutangu- 
lus, Bullina Lajonkairiana, Lueina squamulosa, 
Strombus Bonellii, Corbula sank. Venericardia 

A Memoir es de la Societe geol. de ‚France, I, Er —106 und 215-316, 

pl VE und XV—XVIl. 

.**) Bou& gibt S. 273 der Lirv’schen ‚Abhandlung eine Liste der‘ fossi- 
len Arten dieser Gegend, nach ? Desnayzs’ Bestimmungen. 


i® ir . j 
N n Ä “ _ IOTIY Ei 


a 


Jouanettii, Cardium Vindobonense, Cerithium 
pietum, Turritella Archimedis, Pleurotoma Bor- 
or Natica ecompressa etc. 

3) Szakadat bei Frek, 4—5 Stunden von Brereicnineii 
lieferte dem Reisenden organische Reste sehr verschiedener 
Art. Graue Sandstein-Schiefer, welchen mehrere Geo- 
gnosten eine Stelle als Zwischenglied zwischen Jura - und 
Kreide-Formation anweisen, boten Pflanzen-Reste dar, unter 
welchen Graf Sternsere Fucoiden (Cystoseiriten) er- 
kannt hat, welche diesem Fundorte eigenthünlich sind. Aber 
auch dicotyledonische Blätter brachte Hr. von Haurr aus 
diesen Schiefern mit, welehe auf ein jüngeres Alter hindeu- 
ten dürften, wie denn auch Parrsch sie zur Molasse ge- 
sell. Sie finden sieh in Gesellschaft von Fischen, die 
noch einer nähern Untersuchung bedürfen. — Die in losem 
Gebirge vorgekommenen Konchylien stammen aus blauem 
Thon voll Melanopsen (3 Arten), Congeria spatulata, 
Cerithium pietum, Venus dissita, Neritina u. s. w., 
der neben einem Bache zu Tage geht. 

4) Zu Arapatak, 3—4 Stunden nördlich von Kronsladtı 
werden die fossilen Reste theils — und hier zwar nur 
Süsswasserbewohner von vielen Geschlechtern (insbesondere 
Co'ngeria spatulata*) mit Neritinen, Melanien, Pa- 
ludinen, Valvaten)— ineinem berganziehenden Hohlwege, 
theils auf einer Anhöhe neben einem Bache entdeckt, wo 
dieselben äusserst zerbrechlich in einem lockern gelben 
Sande vorkommen. **) | 

6) Zu Klausenburg finden sich manche Ka Konchy- 
lien auf dem Berge, welcher das Schloss trägt, in einer 
harten Muschelbreceie eingeschlossen. Ein benachbarter 
Wald lieferte Kerne von Trochus und einem grossen Te- 
rebellum in hell-gelblichem Sandstein, , 

6) Korod, 2 Stunden von Klausenburg. Die fossilen 
Konchylien stammen aus einer Sandschichte , welche in einem. 


*) Mytilus Chemnitzii, Lirı, mem. L. e. p. 267. 
**, Bou£ in Bullet. geol. 1830, I. 16. —- 


— 656 — 


nahen :Eichenwald zu Tage geht und nach der kaum mehr 
passenden Beschreibung Ficuter'’s, mit Hülfe zweier Wealla- 
chen aufgefunden wurde. Pektunkeln, Cardien und 
Pectines zeichnen sich durch ihre Grösse aus. Die be- 
zeichnenden Artem sind: Pecten solarium, Turritella 

Archimedis u. s. w.*) | \ 
09) Zu. Bats, in gleicher Entfernung von RE 
wurden fast blos Nummuliten.(N. erassa und N. per- 
forata) von verschiedener Grösse an einem ‚Bergabhange 
entdeckt. Die Stelle, wo nach Fıcnter Echiniden vor- 
kommen sollen, konnte wegen Kürze der Zeit nicht auf- 
gefunden werden. Man vergleiche hiezu die Lirt'sche Karte, 
a. a. ©. Taf. VL 


) 


il. In Gabzien **) 


sind die wichtigsten Fundorte, wenn man von Siebenbürgen 
her durch die Bukowina eintritt und nordwestwärts voran- 
schreitet: der Zarnopoler Kreis, wo jedoch Hr. von. Hauer 
nicht selbst gesammelt hat, wesshalb daselbst die Fundstellen 
der mit den Podolsch-Volhynischen Arten bei EıcnwALp und 
Duvsois sehr übereinstimmenden Fossilien nicht näher bezeich- 
net werden können, — Kalai horowka an der Russischen 
Grenze, — Ostapie bei Grzymalow in Podoken, Cardium 
 Hithopodolieum, Risoa perpusilla und‘ Neritina 
pieta, — Lemberg, ausserhalb der Stadt am Bründl, ***) — 
und endlich das Salzthon-Gebirge Wieliczka's, woher auch 
ein Fisch, ganz in Salzthon eingeschlossen: und verwachsen, 
an die montanistische Sammlung in Wien eingesendet wor- 
den ist, und wo sich ein ganz aus Nummuliten- (N.$ per- 
forata) zusammengesetztes Gestein findet. Man vergleiche 


'- bhiezu die Liuw’sche Karte, a. a. O. Taf. VL. 


In nachfolgender Zusammenstellung bezeichnen: wir die 


.*) Vgl. Bous bei Lırr a. a. O. Ss 306. 
”*) Vgl. Bou: über die Tertiär-Gebirge in Galizien, in derer Jour- 
nal de Geologie 1830, I. 339—354. UI. 1— 20. 
*+#) Bous a. a. O. I. S. 349, 


ee 


obgenannten inländischen Fundorte wieder mit ihren An- 
fangs- Buchstaben *), indem wir wegen der im Wiener 
Beeken vorkommenden und ganz fremdländischen auf unsere 
frühere Tabelle $. 416—426 dieses Jahrbuchs verweisen. _ 


| Frühere Fundorte. 
Neue —- 


Kundore. 3 1. | 1. | ım. | WV. 
ER A ESSEN ENTE TEE Er LE BETA En a EEE TEE ER GT EEE TE ENT 2 RERTEEEIEETEEEETEETTEREENN 
Nummulina. SE 
41. crassa nob. - . . Ba. 
2. perforata Fıcut. Ba. W.? 
Conus. 
3. acutangulus . .| Bj. T. | 2ı6 
neaazteus ... | _ — 
Terebellum Mr. 
5. sehr grosse Art . . Kt. 
Marginella. | 
6. auriculata . . . B). _ 
Cypraea. 
7: elongata ls _ — 
Mitra. 
8. fusiformis . . . an 417 
9, scrobiculata .. B}. _ 
Terebra 
MET GE NN 6 3: UUPMRSUIE AT 0 WR Bj. _ 
Buceinum. E 
44. costulatum vVer. .| 8. e= 
42. reticulatum . . BT. | — 
45. asperulum . , . T. _ 
14. turgidulum Be lite T. an 
15. mutabile . . u”, Bj. _ 
16. obliquatum Broce. _ T. 
17. (ähnlich baccatum) _ 
Cassis. 
Infekte BS. „Ih Bi. | aır 
Rostellaria. 


or 


19. pes pelecani . . Ze 418 


*) A. — Arapatak. Ka. — Kalai horowka. 


O0. = Ostapie. 

Ba. Bats. Ku = Klausenburg. R. = Rukosd. 
Bj. = Bujtur. Ko. — Korod. | Ss. — Szakadat. 
H.—=Hermannstadt. L. = Lemberg. T. — Tarnopol. 
| “ W. = Wieliczka. 


Strombus. 


20. Bonellii . ... . Bi. 


Mures. 
21. imbricatus . . 


? Ranella granifera | R.,?S8. 


Dur. . 


22. ?Blainvillei . .| 7. 


Pyrula, 
23. ?condita Bren.. . Bj. 
- Fusus. | 
21..corneus!. . ı . Bj. 


25. harpula . « D . pri 


Pleurotoma. 


26. Borsonii (jun) . 
27. pusiulatn ..., % 
28. Basterofi : u)... _ 
29. 8p. indel. » .» — 


- Cerithium. 
80. minutum. . .. — 


31. scaber. „ .., Y 43 
32. pietum. . b — Bj. R.S. 
33. lignitarum . . . R. 
var. varic. nullis T. Bj. 
34. doliolum Brocc. var. S, 
35. lima Bere. Dur. . . Bj. 
1:1: Ps ı Be 7 ı Posen = 
Turritella. | Y 
37. Archimedis Dur. |Bj. Ko. T.| 
Turbo. 
38. ? Cremenensis | 
ANDR. var. . « RR 
?angulatus Eıcaw. ) 
Trochus. 
SD. patulus!' ... 7.| 
var. elatior . » B). 
40. coniformis Eıchw. Ss 
| podolicus Dur. ir 
41. catenulatus Bi) op 
Buchii Dun. 3 


22. m.inde. .... 0. 


Neue 
Fundorte. 


| 1. m Bi 


AEr 


420 


Frühere dorte. 


II. 


# } 


Ders 

\ ıE 
| AEITTe N 
ho ir 


I. F M. 
(Mars) | 
SF. 
P.B.|i I. M. 


?P. 


N a EEE EEE EEE EEE TEEN EEE a Su 


ze Frühere Fundorte. 


Neue 
Fundorte. 


2, | II. IM. IV. 


1} 
m dv 
o= 
F-I7") 
B-F =] 
Es 
AZ 


Siliquaria. 
43. anguina (Baroccen. 


non Lmk.) . » . Bj 1. 
Pyramidella, | 
44, terebellata . . . Bj. 420 
Natica. 


45.'depressa [£.v.Hau] - £ 
(an142N.compressa) a ae 
46. glaucina .u. a . Bi. _ 


Neritina. 


47. zebrina Ben. . . A. I. 
48. picta Grar. Eıcaw. 0. dir S,? B. P. 
49. sp. malorr . ». . B. 


Navicella, 
50. sp.n.?, anCapulus?| DB. 


Paludina. 
Bhacnia ..: . 02. .1 4 Ra 1 — » 
52. n. sp. (ähnlich lenta - 
und Desnoyersi) A. 
Lu: Pi DU. RN NEDEPEIE $ Bar 4A. 
?Valvata, 
54. Orbis vrotella LxA A. N-Am. 
Rissoa. 
SbHeimex\ . » Kllıs Bj. _ 
56. eubhlentblla Luc 4 —_ 
BT. veantiricosa. |, . Bj. _ 
58. perpusilla Gr. . 0 ER 
turrita Eıctw. H 
59. turricula (major) 
' Eıcnuw. . -» . T. P. 
60. angulata Eıonw. Ra. P. 
Melania. 
61. reticulata Dur. . Bj. | P. 


62. a 
? pupa Dur. . 

63. semidecussata ®. ‚ 
costis vertical. Pr, Ba. C9. 
,soletis! ..\.....4. 


Melanopsis. 


64. Martiniana. ü S 
65: Dafouril.. .. |... S. _ 


Frühere Fundorte. 


\ | | Neue |— 
% tele 
2 Fpedane: =3| I 11. u | IV. 
Bates aa Je bey — veurugesbeiche > Ei. Fiat rn TE ur 
3 Bi fl 
66. Bouei . . Ss. ET ‚& 
67, 5p. indet. (Form ı von 
; buccinoides, Fär- | tr 
bung von Esperi) . | -4. 
 Limnea. - ' 
68. sp. indet. (klein) .,..| A. 
Bulimus. | 
69. acicula Dur. .. Bj. | P. ? Eur. 
Bullina, 5 
70. Okeni (sehr klein) Bj. 421 
71. .eionkarisn DB.) 
volhynica Eıcaw. Ra. | 422 
terebellata Dur. 
Bulla. 
72. elongata Eıcuw. | N 
ovulata Due., nicht Bj. P. 
Broec. . 
Fissurella. 
TscmBTamiarn..-h . Bj. _ } 
Capulus. 
74, hungarieus Mr. .| Bj. _ | T. 
Dentalium. 
75. incurvum Ren . Bj. N M. 
Calyptraea. | F% 
10. 4... te - 
 8olen. | | 
77. strigilatus . .„ . = Pa. |Bord.| I. M. 
| Panopaea 
78. Faujasii Rn en ern 


= 


Crassatella. 


79. dissita . .. „|. Ra _ 
> Corbula. 
so. nucleus . . . A A gl _ 
Sl. crassa. . B. _ 
82. n. sp. (crassae Ay. Kt. 
u 


— 66 — 


Frühere Fundorte. re 


Neue |——— 
FUECBEN N | 1. | In.) | IV. 
ne j 
Tellina 
83. sp. indel . .» .» » K, Bj. 
Lucina. | 
84. columbella .. Bj. T. | a23 
85. nivea Eıcuw. . . —_ P. 
86. divaricata Lr. . Bj. B. 
87. scopulorum Bren. Ra. — B.Sup. 
88. squamulosa Lk. Bj. _ 
Cyprina. 
89. islandicoides .| Bj. Ko. | — 
Uytheren, 
90. erycinoides . Ku 
burdigalensis Derr. Bj. Ko. a 
91. chione I«. .„ . Bj.' I. > M. 
92. rugosa Brn. . . Bj. Ko. T. ) | L 
Venus. 
93. Brongniarti Parr.| Bj. T. I. M. 
94. dissita Eıcaw . S, _ 


Venericardia. 
95. intermedia .. Bj. T. 


96. rbomboidea „ . T. -_ 

97. Jouanettii ,„. Bj. _ 
Cardium. 

98. plieatum .„ .. Ba. _ 

99. Vindobonense . Bj. _ 

100. lithopodolicum 
Dur. SER - A 0 P. 


101-103. sp», indet. . |Bj. Ko. A. 


Isocardia, | 
104. cor ? (Kerne) . . Ka. ? B. ?I. 


Congeria. 


105. spatulata .. .1 AS. _ 
106. (ähnlich Brardii) . Ra. ? Mag. 


| Arca. | 
102. Glluvsiı.,. L,. 1 BT Vor 1 


*) Auch in Süd-Frankreich und in Molasse der Schweitz. 


BB N 0 


Frühere Hundorte. 


x 


Neue 


Fundorte. 5 R 
3 I: | 11. 111. f IV. 
Eu 
Pectunculus. | 
108. transversus (?Lk.) SR E 
Du». (deletus Derr. ?) Bj. P. Si 
109—110. sp. indet. . ‘ BT. Ra. T, : 
Nueula. 
11l. margaritacea *) Bj. W. | 423 
112. Placentina (t. H.) Bj. T. 
Modiola. 
113. DM». O. 
Pecten. 
114. solarium (gigas 
Scnr.) radüs16—18| Ko. 
radis20—22]| Ku. |aa 
115. maximus ..=. Bj. _ 
116. elathratus. . . T. —_ 
117. diaphanus . .„ .» = 
118—129. spp. indet . . | W.”)L. 
OÖstrea. 
130. longirostris , . Ra. 435 
131. cymbularis .. Bj. au 
132. (O. radiata coll. 
N 
ähnlich O. cymbula Ba. Ka. 
Bere h 
Anomia. 
133. squama. . . . Bj. _ 
134. costata Ban. . | x B I 
Burdigalensis Der. j 
Terebratula. 
. T. pusilla Eıcnw. . . — P. 
II. Anneliden. 
Discorbis . . . Bj. 
Serpula o ® ® “ | Bj}. 
'Spirulaea. \ 
nummularia. .. Ba. Cg. (u. Kessenburg.) 
5 J P 
‘*=) Bovg Journ. |. c. p. 347. | Kb 1 


“*) Bou£ |; c. bezeichnet diese Art ? als mit T. dubius verwandt. 


= di 


Frühere Fundorte. 


Neue |-— 

| ‚Fundorte. | 23 | ı. | I. | IM. | IV. 

II, Zoo 
Rusldolitos. 

?testudinarius M. Ba. 
Clypeaster .. Bj. 
Lunulites. 

urceolatus?Lx. var. Bj. | ?I. Ca. 
Retepora | 
 pusilla Eıenw. . . Bj. P. 
Bsohdras Jh... Bios) | 


Die vorangehende Zusammenstellung des Vorkommens 
fossiler Reste von wirbellosen Thieren gibt zu wenigen Fol- 
gerungen Veranlassung, die wir aus dem Grund nicht so 
weit, als es in Beziehung auf das Wiener-Becken geschehen, 
ausdehnen wollen, weil die einzelnen Fundorte hier zu 
wenig vollständig in geognostischer Hinsicht charakterisirt 
werden konnten, zu weit auseinanderliegen und meistens, 
einzeln genommen, zu wenige Arten darbieten, welche mit- 
hin zu nicht so sicheren Ergebnissen durchschnittlicher 
Zahlenverhältnisse führen. Wir entnehmen daher nur Fol- 


gendes: 


1) Dass alle diese Fundstellen der mitteln Tertiär-For- 
mation — der Tegel-Formation — angehören, dürfte sich 
‘schon aus demjenigen zur Genüge ergeben, was Eingangs 
über die eine jede derselben bezeichnenden Konchylien- 
Arten angeführt worden ist. (8. 654 —656.) 


2) Dass darunter die auf S. 429 u. 430 angegebenen für 
den Tegel bezeichnendsten Arten sich zwar fast alle und 
an jedem Fundorte eine oder die andre derselben, doch 
wie es scheint seltener und jede nur an wenigen Fundorten 


wiederfinden , was ‚hauptsächlich von den grössern Arten 
mens 1837, { 43 


nn 664 > 


DEE a KERNEL. RE ’ en BERNER, 
| gilt, die anche mehr auf die relskiten jener Fundstellen be- 
schränken. 
3) Dagegen finden sich ‚andre bereits in Podolien und. 
Volhynien bekannt gewordene Arten ein, welche weiter 
westwärts noch nicht beobachtet worden sind. 


4) Die oben (98. 427 — 428) aufgestellten numerischen 
Beziehungen zwischen den Fossil-Arten der Tegel- und der 
‚übrigen Tertiär-Formationen scheinen keiner wesentlichen 


Änderung zu unterliegen. 


Was die Volhynisch-Podolischen Arten selbst betrifft , 80 
findet sich der Bericht-Erstatter durch die gütigen Mitthei- 
‚lungen des Herrn Staatsraths Prof, Eıcuwarn und der Herren 
Prof. Zeuschner und Puscu im Besitze des grössten Thei- 
les derselben; aber eben aus diesem Grunde wollte er bis 
jetzt einer ‘von dem. ersten zu erwartenden letzten Arbeit 
über dieselben durch Bekanntmachung seiner eigenen Ver- 
'gleichungen nicht vorgreifen. 


\ 
EEE EEE EEE EEDEEREBEEEETE 
nn 


Briefwechsel. 


l 


een: an den Geheimenrath v. LEONHARD 
gerichtet. 


Gardum im Lande Sennaar, 
18. März 1837. 


Ich bin nun im Lande Sennaar , weit im Innern von Afrika, und 
habe auf meiner Reise hieher nicht nur Egypten, sondern auch ganz 
Nuöien durchpilgert. Eine kleine Skizze des Beohachteten wird Ihnen 
nicht unangenehm seyn. Das ganze Niel-Land von Kairo bis Edfu 'süd- 
lich von Theben gehört der obern und unteren Abtheilung der Kreide 
an. Sie bietet, mitunter sehr interessante Schichtungs-Verhältnisse dar ; 
besonders wichtig scheinen mir die Massen kieseliger Konkretionen zu 
seyn, die sie charakterisiren. Diese Konkretionen umfassen theils das 
Vorkommen des Feuersteins in allen den Formen, die der Kreide ei- 
genthümlich sind, und in der Art und Weise, wie ich sie auch an der 
Kreide des Taurus, Libanons und Antilibanons beobachtete, theils kom- 
men sie in einer ganz sonderbaren und den Kreidebergen Afrika’s ei- 
genen Form 'vor, nämlich in der des sogenannten fossilen Holzes der 
Wüste. An vielen Punkten der Libischen und Arabischen Wüste, be- 
sonders schön aber zwischen Kairo und Suez trifft man in der Kreide 
und auf ihrer Oberfläche eine Menge kieseliger Konkretionen, die ganz 
das Ansehen versteinerten Holzes an sich tragen und auch unter dem 
Namen fossiles Holz bekannt sind. Sie sehen ganze Baumstämme he- 
gen, an denen man noch die Äste zu erkennen glaubt und die in ihrem 
Inneren die Struktur des Holzes, Jahrringe, Fasern u. s. w. unterscheiden 
lassen. Ich häbe früher, als ich von Europa kommend diese interes- 
sante Erscheinung zum Erstenwale sah, nieht ermangelt der bisherigen 
Meinung beizupflichten, jetzt aber, nachdem ich verschiedene Wüsten 
durchwandert habe und diesen Gegenstand oft und mit Musse beobach- 
tete, muss ich meine frühere Ansicht ändern. Es ist wahr, man sieht 

45% 


666 — 
Konkretionen, die aus- und in - wendig die Struktur des Holzes zeigen, 
man sieht aber eben so viele, die nur in der äusseren Form demselben 
gleichen, inwendig jedoch nur dichte Feuersteine oder kieselige Kalk- 
Masse sind, ohne Spur einer Holzstruktur, und wieder eben so viele, 
die nur das Ansehen der Feuerstein - Knollen und Straten der Kreide, 
ohne alle Ähnlichkeit mit Holz, besitzen, inwendig aber die Struktur 
desselben täuschend zeigen. Nimmt man dazu noch das Verfliessen 
mancher solcher Konkretions-Masse in die sie umgebende Kalk - Masse, 
ohne eine ‘scharfe Trennung, wie sie bei fremdartigen Körpern Statt 
finden muss, zu zeigen, und den Umstand, dass die vermeintliche Ver- 
steinerungs-Materie immer nur Feuerstein oder kieselige Kalkmasse, nie 
aber die Kreide selbst ist, so kann ich nicht umhin die Konkretionen 
wohl als solche, aber für kein fossiles Holz, für kein gewesenes orga- 
nisches Objekt-anzusprecben. Ich glaube daher, dass das sogenannte 
fossile Holz der Wüste kein versteinertes Holz ist, sondern dass es 
Konkretionen, Ausscheidungen der kieseligen Materie der Kreide sind, 
deren äussere Holzform zufällig, die innere aber Folge einer PDT N 


lieben konzentrisch- schaaligen Struktur ist, die in verschiedenen Bruch- 


flächen die Form der Jahrrivnge, Holzfasern u. dgl. zeigt. Das Nach- 
folgende wird diese Ansicht noch weiter begründen. Ahuliche konzen- 


“trische Formen-Verhältnisse zeigt die Natur auch im Grossen; so wer- 


den Sie einst in meinen Durchschnitten des Taurus sehen, dass da- 
selbst der Übergangskalk in grossen Felswänden ganz dieselbe Struk- 
tur zeigt,. walirscheinlich ein Krystallisations - Akt, den die Natur im 
Kleinen wie im Grossen entwickelt, der aber beiderseits noch unerforscht 
ist. 
stein, aber von sehr geringer Mächtigkeit, und auch Straten von Salz- 
tbon, mitunter von 4 — 5’ Mächtigkeit. Bei Edfu beginnt die grosse 
Sandstein- Formation des südlichen Eyyptens und nördlichen Nubiens. 
Der Sandstein unterteuft die Kreide - Bildung und trennt sich in zwei 
Hauptformen, in den obern, der sehr-grobkörnig ist, und in den untern, 
feinkörnigern,, der bei weitem ein ausgedehnteres Felsgebilde, als der 
obere, aber von rothber, weisser, gelber, grauer und bunter Färbung 
ist. Für den obern sind die schönen bunten Wüstenkiesel charakteri- 


stisch, der untere wechselt mit Thon und mit bunten Mergelstraten und 


zeichnet sich besonders ‚durch seine vielen Lager von Eisensandstein 
(Quarzkörner,, sehr fest durch ein eisenschüssiges Zäment verbunden) 
und von Braun-Eisenstein aus, welche beide eben so häufig Konkretio- 


nen von den verschiedensten, oft sehr sonderbaren Formen-in der Sand« 
stein-Masse selbst bilden. Versteinerungen fand ich weder in dem obern 


noch in dem untern Sandstein. Bei Assuan umschliesst der untere 


Sandstein auch Lager von linsenförmigem Thoneisenstein. Salzführung 


konnte ich im Sandsteine nicht nachweisen; auch fand ich nirgends den 


Muschelkalk. ähnliche Gebilde. Vielleicht dürften diese beiden Sandsteine 


unserem obern und mittlen Keupern entsprechen ; doch wage ich noch 
keine Beefimmnng, bis ich nicht einst ie vielen gemachten Beobachtungen 


In der Kreide Eyyptens fand ich häufig Straten von Braun-Eisen- _ 


04 


— 6617 — 
zusammengestrlit haben werde. Bei Assuan, an den ersten Katarakten, 
durchbricht ein mächtiger Granitzug die Sandstein-Formation, der Gra- 
nitzug von Siene, Es ist jener schöne fleischrothe Granit von den 
verschiedensten Nuancen des Korns und der Farbe, der im Bereiche 
der Kunst so bekannt ist. Ich durchstreifte die Berge dieser Kette, 
nieder aber schroff und kahl, in den verschiedensten Riehtungen,, Wie 
oft habe ich Sie an meine Seite gewünscht: unläugbar ist der vulkani- 
sche Einfluss des Granits auf den Sandstein. Ich kam an Orte, wo 
sich diess so deutlich ausspricht, dass ich die übrigen Mitglieder der 
Expedition als Zeugen an Ort und Stelle rief; denn ich traute fast mir 
„selbst nicht mehr. Das Schichtensystem des Sandsteins ist in der Nähe 
des Granites zerworfen, der Sandstein ist gebrannt, gefrittet und ganz 
zur glasigen Masse geschmolzen, der Thon und Mergel ist gebrannt 
wie Ziegelmasse. Ich fand in der Wüste gegen das rothe Meer ein 
Sandstein-Plateau von ungefähr vier Quadrat - Meilen Ausdehnung, aus 
dem zahliose kleine Granitkegel aufgestiegen sind und in deren Nähe 
der Sandstein überall geschmolzen ist. Ich sah Becken- artige Vertie- 
fungen in den Granitbergen, ihre Wände verbrochen, mit den un- 
geheuersten Blöcken ausgefüllt, wit tiefen Spalten, wie Kratere; 
kurz um hier nicht vulkanischen Einfluss zu sehen müsste man blind 
seyn. Ich habe in Menge gesammelt und getreulich für unser gelehrtes 
Institut, so wie auch für unsere Sozietäten in Erlangen und Jena von 
jeder Varietät schöne Stücke beigelegt, die sie alle einst recht freuen 
werden. Von Assuan verfolgte ich das Nil-Tl:al bis Korosko in Nubien; 
bei Kulabsche, gerade am Wendekreise, ist die südliche Grenze des 
Granitzuges von Assuan, und der Sandstein, wie im Norden, beginnt 
- wieder und bildet das ganze nördliche Nubien. Er ist voller Konkre- 
tionen von Eisen - Sandstein und Braun - Eisenstein, an denen man die 
‘Form: des sogenannten fossilen Holzes sich oft wiederholen sieht, ganz 
unter denselben Bedingungen, wie in der Kreide. Von Koresko aus 
durchzog ich die grosse Nubische Wüste bis Abou-Hammed. Den nörd- 
lichen Theil dieser ganz unbekannten Wüste bilden die Berge des 
erwähnten Sandsteins, der überall horizontal geschichtet mit Thon und 
bunten Mergeln wechselt und nirgends Versteinerungen wahrnehmen lässt. 
In dem vierten Nachtlager auf der Route S.S.O: angekommen, sieht man 
sich vor einem grossen Zuge schwarzer, spitzer, schroffer Berge, der die 
Wüste aus N.O. in S.W. durchzieht, es ist der @ebbel-Refft, eine Berg- 
kette, die ganz aus Grünstein, Porphyr, Trachyt und Syenit besteht, 
welche 'Gesteine die denkwürdigsten Verhältnisse wahrnehmen lassen, 
wie Sie einst aus meinen Durchschnitten und meiner geognostischen 
Karte von -Nubien erseben werden. Der Sandstein verschwindet ‘nun 
und die genannten Gesteine nehmen das ganze 'mittle‘ Terrain der 
grössen Wüste ein. Es sind mehrere solcher Bergketten, die parallel 
auf einander folgen, so die Ketten von Murr-Had, des Abu- Seacha, 
des Adrauebb, des :@ebbel‘Schigr, des ’@ebbel Olafy. Diese -Ketten 'er- 
strecken sich von der westlichen Grenze Nubiens durch das ganze Land 


ie | 
Bus N.O. in S.W. bis zum rothen Meere, ihre Berge erheben sich bis 
zu 1000 Pariser Fuss über die Ebene, An vielen Punkten glaubt man 
die analogen Felsgebilde von Mexiko und Ungarn au sehen und für die 
Erzführung dieser Bergzüge hege ich grosse Hoffnung. Mitten inne 
zwischen den Porphyr-Bergen, erheben sich Granitberge z. B. am -Gebbel 
‘el Geribad, am Gebbel Abou Bara u. s. w. Granit und Porphyr zeigen 
durch zahllose geognostische und oryktognostische Übergänge nicht nur die 
innigste Formations-, sondern auch Gesteins-Verwandtschaft. Am Gebbel 
Kopp sieht man schöne Berge von Beupants Trrachite amphibolique und 
granitoide, ‚die durch Verschwinden des glasigen Feldspathes wieder in 
Syenit und Granit übergehen. Den südlichen Theil der grossen Nubi- 
schen Wüste, so wie das ganze Berber-Land, welches ich seiner Länge 
nach durchzog, bildet eine merkwürdige Gruppe von Felsgebilden, die 
mit einander fortwährend wechsellagernd sich als eine Formation beur- 
kunden. Es sind körnige Grauwacke, schieferige Grauwacke, Thon- 
‚schiefer, Grünstein und Übergangskalk. Der Grünstein bildet entschie- 
den hier keine Gänge, sondern spielt ganz die Rolle der übrigen ge- 
nannten Felsgebilde.e Die meisten dieser Formationsglieder sind häufig 
sehr deutlich geschichtet, nur fiel es mir sehr auf zu sehen, dass alle 
Schichten nördlich des Grauwacken - Gebirges Gebbel Berk el Anak 
in Süd, südlich desselben aber in Nord fallen, während die Schichten 
der Grauwacke selbst ein ziemlich steiles Verflächen haben, ja oft bei- 
nahe stehend werden. An der südlichen Grenze des Berber - Landes 
und an der Süd- Greuze Nubiens erscheint wieder derselbe Sandstein, 
wie inn Norden Nubiens ganz unter den gleichen Verhältnissen und hier 
wie dort durchbricht diesen Sandstein ein mächtiger Granitzug, der 
aber von Porphyr begleitet wird, der Gebbel Garry. Verlässt man Nu- 
bien, so hat man weite unabsehbare Ebenen vor sich und Kulturland 
bedeckt in der Nähe des Stromes jede Felsablagerung, nur hie und da 
bemerkt man im Norden des Landes Sennaur das Hervortreten von 
Porphyren. Unter den vielen Karten, die mir bisher von diesem Theile 
von Afrika zu Gesicht gekommen sind, ist entschieden die unsers BERG- 
Hıus in seinem Atlasse die beste, sodann folgt die Französische von 
Curttıaup, die übrigen enthalten ganz entsetzliche Unrichtigheiten, wie 
es auch von bisher so unbekannten Theilen der Erde zu erwarten ist. 
Einen kleinen Auszug meiner physikalischen Beobachtungen werden 
Sie in BaumGARTNERS Zeitschrift treffen. In wenigen Tagen reise ich 
wieder ab und werde noch vor der Regenzeit den weissen Nil hinauf 
schiffen, das Land Kordofan durchstreifen und südlich nach Scheiboun 
zum @ebbeli Nuss gehen (auf Bercuaus” Karte falsch, riehtig bei 
CAruuiaup), um die dortigen Goldminen, zu untersuchen. Während der 
Regenzeit selbst bleibe ich hier, nach derselben, aber: gehe ich mit Trup- 
pen. des Vizekönigs südlich zu den Goldminen in Fassokl und weiter, 
so weit e8 möglich ist. Ich werde erst in einem Jahre nach Kairo zu- 
rückkehren, um nach Arabien zu gehen, Die Niederungen der Wüste, 
sowohl im Keuper- als im Porphyr-Terxrain, sind hie und da mit Schutt- 


— 669 — 


Land und Wiluvialsandstein erfüllt, welche ‚häufig Salzthon enthalten ; 
aus dem mau Kochsalz gewiunt. Ich bringe davon mit, 


Russester. 


Bern, 8. Oktober 1837. 


Unsere Versammlung in Neuchätel, unter dem Vorsitz von Acassız, 
ist höchst glänzend gewesen in jeder Beziehung. Durch die Eröffnungs- 
rede von Acassız wurde die neue Theorie der erratischen Blöcke von 
VEnETZ und CuArPENTIER auf die Bahn gebracht und lebhaft vertheidigt, im 
der späteren Diskussion aber stark erschüttert durch ‘die Einwürfe von 
Hrn. v. Buc#, der vor bald vierzig Jahren gerade auch in Neuchätel 
diese Erscheinung mit besonderem Fleisse studirt hatte. Sie wissen, 
dass in der neuen Erklärung des schon so vielfach gedeuteten Phäno- 
mens die Gletscher die Hauptrolle spielen, und dass CHArPENTIER die 
Gletscher der Hochgebirge so weit vorrücken lässt, als sich nech 
Morraine- ähnliche Anhäufungen von Blöcken zeigen. Die Mächtigkeit 
einer so ungeheuern, beispiellosen Ausdehnung der Gletscher — man 
denke nur an die skandinavischen Blöcke — wurde vorzugsweise be- 
stritten, aber mit wenig Erfolg, da es sich bald fand, dass sich unter 
den versammelten Naturforschern noch keine allgemeine Meinung über 
den Mechanismus und die Bedingungen der Gletscher-Erscheinungen aus- 
gebildet habe, auf die man sich hätte stützen können. Auch eine Haupt- 
stütze der Theorie, dass sich nämlich die horizontalen Kerben und glat- 
ten Flächen; die man in vielen unserer Thäler, so wie ihren Öffnur- 
gen gegenüber am Jura bemerkt, nur durch die Reibung an Gletschern 
erklären lasse, wurde sehr bestritten, und die Behauptung, dass Was- 
ser- oder Schlamm-Ströme dieselbe Wirkung hervorzubringen im Stande 
seyen, konnte nicht genügend widerlegt werden. CHARPENTIER ist in- 
dess gegenwärtig mit einer weiteren Begründung und Ausführung seiner 
Theorie beschäftigt, die uns gewiss, wenn auch nicht bekehren‘, doch 
eine Menge neuer Thatsachen und geistvoller Zusammenstellungen ken- 
nen lehren wird. — Zwei Ausflüge in den Jura unter Anführung der 
einheimischen Geologen pe MonwtmorLıin , Niconer , Rewaup, waren für 
alle, die mit der Lagerfolge dieser Gebirge und ihrem äussern Charak- 
ter weniger vertraut seyn mochten, äusserst belehrend. Dass auch die 
Neuchäteler Kreide besprochen wurde, versteht sich. Die Neuchäteler 
beharren dabei, dass die Bildung in ihrer Gegend ausschliesslich Kreide- 
Petrefakten enthalte und also nicht als jur«a- -cretace zu bezeichnen sey, 
wie neuerdings Taıkeıa für die analoge Bildung im Franche-Comte vor- 
geschlagen hat. Wenig Tage vor der Versammlung | sind auch in einiger 
Entfernung östlich von Neuchätel durch Dusoıs Petrefaktenlager auf- 
gefunden worden, welche dem gelben Kalk ‘oder dem terrain neoco- 
‚mien aufliegen, und diese Lager enthalten Turrilites Bergeri, 


N 
4 
ı 


Ei co a 


‚Ammonites Gentoni @) u, a., die an der Perte du Rhöne und Mon- 
tagne du Fisz vorkommen und dem eigentlichen Grünsande entsprechen. 
Sogleich nach der Versammlung reisten Escher und ich wieder. „nach 
Bündten ab, um unsere Karten und Beschreibung der Davoster Gegend 
bis nach Engadin und Chiavenna auszudehnen. Die anhaltend schöne 
Witterung des Augusts bat uns dieses Jalır mehr als in keinen der frü- 
heren begünstigt, so dass wir unsere Arbeit wirklich als eine abge- 
schlossene glauben betrachten zu dürfen. Wir wollten durch Wallis 
‚und Tessin nach Bündten vordringen, um über die Verbindung, der Schie- 
fer und Kalkbildung des Wallis mit unserem Bündtner - Schiefer mehr 
ins Klare zu kommen. In der Karte von Scurorr ist jene Bildung von 
Cormayeur und dem kleinen Bernhard her bis nach Brieg fortgesetzt und 
hier an der Simplon-Strasse abgebrochen. Aber ohne Grund; denn auch 
im Eingang des Binnenthales durchschneidet man sie wieder; ebenso 
im Ansteigen von Pommat nach Gries, und die Ansicht der. zwischen 
diesen Punkten liegenden Gebirge lässt über das ununterbrochene Fort- 
streichen dieser schwarzen Schiefer keinen Zweifel. Auf Nufenen zu- 


nächst am Griespasse hat, wie bekaunt, Cuareentier Belemniten darin 


gefunden. Die Bildung verbindet sich hier mit Dolomit und Gyps und 
wechselt mit granatführenden Hornblendegesteinen,, den nämlichen, die 
von Airolo her sich in allen Gotthard-Sammlungen finden, Durch Val 
Canaria und Val Piora streicht sie weiter fort nach dem ‘Lukmanier, 


wo ich in eineın früheren Jahre ebenfalls Belemniten fand, und unter- 


teuft die N.fallenden Gneissmassen des Scopi. Weiter. östlich war uns 
ihre Fortsetzung nur aus den Reisen des verstorbenen - Escher bekannt. 
Wir fanden sie im Hintergrund des Ghirone-Thales sehr verbreitet, und 
‚ebenfalls mit Gyps und Dolomit in Verbindung. Von‘.da streicht ‚sie 
über la Greina und Monterasc nach dem Vrin-Thale, fort, wo wir: sie 
voriges Jahr beobachtet hatten, und schliesst sich. unmittelbar den Schie- 
fern an, die in Bündten eine so grosse Ausdehnung erlangen und Ab- 


drücke von Fucoiden einschliessen, welche sonst die, Kreide - Bildung, 


charakterisiren. Aus Piemont durch das. ganze Wallis bis tief nach 
Bündten hinein kennen wir‘daher in der Axe des so geheissenen..Ur- 
gebirges der Alpenkette eine schmale Zone jüngeren. Sekundärgebir- 
ges; die Schichtung dieser Zone ist derjenigen des sie einschliessenden 
Urgebirges parallel; grosse Massen von diesem liegen ihr auf und wech- 
seln damit, und an der Grenze der Zone sucht man vergebens nach ei- 
ner scharfen Trennung, die schwarzen Kalk - und Tlon-Schiefer gehen 
über in Glimmerschiefer, diese in Gneiss und gneissartigen Granit und 
ohne es gewahr zu werden hat. man die Grenze überschritten... Dass 
unsere schieferigen, und. wohl auch. die meisten massigen. Urgebirgs- 
arten umgewandelte Sedimentgesteine seyen, ist wie, bekannt das Grund- 
prinzip der Hurron’schen Theorie. Ungeachtet der hohen. Gunst, deren 


sich in unserer Zeit diese zu erfreuen‘ hat, ‚ist .es jedoch jenem Satze 


nicht gelungen, ‚sich bis jetzt in Deutschland die. Pforten. der akademi- 
schen Hörsäle zu, öffnen. Vielleicht wird er in der Folge,mehr Glück 


S 


a Fr un 


haben, da er nun in Paris als eine Französische Entdeckung in alle 
Welt ausposaunt wird. So gewährte es mir auch besonderes Vergnü- 
gen, in dem Wiener Kalender für alle Stände auf 1858 herauszu- 
geben von Lırrrow zu lesen: „Seit den sinnreichen Untersuchungen 
Erıss Beaumonr’s ist es nun keinem weitern Zweifel unterworfen, dass 
die Berge unserer Erde aus dem Innern derselben entstanden sind.“ 
Wie viele Mühe hätten sich doch Fıcuter und Heım, v. Humsorpr, 
und v. Buc# ersparen können! Die Hebungs - Theorie wird den 
Deutschen in Zukunft Theorie des Erıas Beaumont heissen, und eben 
so die Theorie der Umwandlung Theorie von Vmrer. — Das 
'Hauptfeld unserer Untersuchungen war diessmal Mittel- Bündten. Über 
‚den wenig bekannten, vergletscherten Scaradra-Pass gelangten wir aus 
den Zepantinischen in die rhätischen Alpen, in den Hintergrund des 
S. Petersthales , aus diesem durch Savien nach Schams und Oberhalb- 
stein. Die hohe Gebirgspartie, die zwischen den Pässen des Julier 
und Septimer eingelagert ist, gehört zu den geologisch wichtigsten 
Punkten der Alpen-Kette und belohnte reichlich unsere Anstrengungen, 
die vor zwei Jahren wegen zu frühem Schnee zu keinem Resultate ge- 
führt hatten. Die Grundmasse des Gebirges ist Bündiner-Schiefer , in 
dem wir zwar vergeblich nach Fucoiden suchten, dagegen aber Belem- 
niten fanden. Derselbe fällt an seiner Ostgrenze unter die grosse Gra- 
nitmasse des Juliers ein, und auf dem oberen Kamm des Gebirgs er- 
streckt sich dieser Granit, dem Schiefer aufgelagert, in eine Reihe 
nackter, furchtbar zertrümmerter Felsgipfel zwei Stunden weit bis in 
‚die Nähe des Septimers. Wahrer Granit bildet indess nur den kleine- 
‚ren Theil dieser Gipfel; er wird fast verdrängt durch gangweise damit 
verwachsenen, klein-körnigen Syenit, und dieser verbindet -sich wieder 
am Westende der Gipfel mit grobkörnigem Gabbro, ohne dass man an- 
zugeben vermöchte, welches von diesen Gesteinen das ältere, welches 
das jüngere wäre. Das Vorkommen von Gabbro war uns vorzüglich 
wichtig. Die Hoffnung ihn aufzufinden hatte grösstentheils mich zum 
' Drittenmale auf diesen Gebirgskamm geführt, wo man in steter Gefahr 
ist, von herabstürzenden Syenitmassen erschlagen zu werden. Eine 
mächtige Serpentin- Partie durchzieht nämlich den Schiefer und Kalk 
des südlichen Abhangs, indem sie sich vom Silhersan allmählich 'anstei- 
gend bis auf den oberen Kamm über den Septimer erhebt und hier dem 
Granit ganz nahe tritt. Obgleich ein Zusammenhang von Serpentin 
und Granit sich nirgends beobachten lässt, so bürgt doch das Vorkom- 
men von Gabbro in engster Verbindung mit Syenit und Granit für ein 
sehr nahes Verhältniss jener zwei Gesteine, die. in der Geologie von 
Mittel- Bündten die wichtigste Rolle gespielt haben. ‘Die analytische 
Chemie nur wird vielleicht alle die Fragen lösen können, die sich hier 
bei jedem Schritt hervordrängen. — Wir. beendigten unsere Reise mit 
einem Ausflug nach Appenzell, der aber durch, eintretende schlechte 
Witterung sehr abgekürzt wurde. Nach den Petrefakten, die man von 
dorther erhält, lassen sich am Gebirgsstock des Säntis wenigstens fünf 


AN, .: 


verschiedene Altersstufen unterscheiden, nämlich 4) Fucoiden-Sand- 
stein der Fähnern, sehr reich an manchfaltigen  Abdrücken, als ' 
jüngste Bildung. 2) Grünsand der Fähnern, unmittelbar unter dem vori- 
gen, sehr reich an Petrefakten, besouders Nummuliten,.Turritella 
Cypraea, Conus, Trochus, Cassis.avellana, Fusus, grosse 
Ostrea, Pecten, Cardium, Terebratula, Venus, Inoceramus 
eoncentricus, Ananchyten, Krebse, Fisch-Zähne und Wirbel, da- 
gegen, mit Ausnahme der Nunmuliten, keine Cephalopoden. Es scheint 
diese Bildung, die auch eisenschüssig wird, sich Sonthofen oder Kres- 
senberg zu nähern, und eine Mittelstufe zwischen Perte du Rhöne und 
Diablerets zu bilden. 5) Grünsand von Meglisalp, Seealp und 
Altenmann: dunkler Kalk mit eingesprengten grünen Körnern, bereits 
dem hohen Kalkgebirge angehörend, während die Fähnern eine davon 
getrennte Vorkette bildet, mit Nautilus, Ammoniten (Gentoni und 
Stobaei?) Turriliten, Hamiten, Belemniten, Terebratula, 
Spatangus, Pentacriniten, Orbituliten u. a. Zoopbyten, 
keine Nummuliten, wahrscheinlich der Stufe der Perte du Rhölle 
und Montagne du Fisz, oder dem eigentlichen Grünsand zunächst 
entsprechend, 4) Kalk von Öhrli, Altenalp, Banyenstein, Widderalp, 
Brülltobel mit Ostrea carinata, Diceras, zwei Arten von Hippu- 
riten, kleine Dentalien, Spatangen, Zoophyten, wahrscheinlich 
die Hauptimasse dieses Gebirgsstockes bildend und dem durch die ganze 
Schweitz in der nördlichsten Kalkkette so verbreiteten Hippuritenkalk ent- 
sprechend. Ob derselbe dem vorigen Grünsand aufliege, oder älter sey, 
konnten wir nicht ausmitteln, da wir nicht in die höheren Alpen kamen, 
5) Kalk von.der Niedere, Messmer , Wagenlicke, Auen, Neuenalp, 
Langenstein, Bitzel u. s. w. mit grossen Nerineen, Pteroceren wud 
häufigen Zoophyten, wahrscheinlich bereits dem jüngern Jura (Portland- 
kalk) parallel. Die Petrefakten kommen aber, wie die Menge der Fund- 


orte zeigt, so vereinzelt vor, dass es grosse Schwierigkeiten haben 


wird, diese Stufe von der vorigen zu trennen. Von allen diesen Stu- 
fen wüsste ich keinen mit dem Neuchäteler gelben Kalk zu vergleichen, 
auch die Stufe des Cerithium Diaboli, so wie diejenige des Grün- 
sandes von Schwytz und Einsiedeln scheint nickt repräsentirt. Eine 
genaue Untersuchung der Altersfolge der Appenzeller Gebirge wird 
uns daher allerdings sehr viel lehren, allein sie kann niebt genügen, 
un eine vollständige Monographie der alpinischen Kreide zu entwer- 
fen. — Kaum war ich von dieser Reisen wieder in Bern zurück , 80 
holte Cuırrentier mich ab, um mit ihm, in Auftrag unserer Regierung, 
‚eine Untersuchung unserer Alpen auf Steinsalz vorzunehmen. Da näm- 
lich das Anhydrit- Gebirge von Bez ohne Uuterbreehung durch unseren 
Kanton bis an den Thuner - See fortsetzt, so darf man glauben , dass 
im Innern desselben sich wie dort auch Massen von Steinsalz vorfinden. 
Schon im vorigen Jahrhundert zogen Wir» und Andere diese Folgerung, 
‚und die Sache war schon zu verschiedenen Malen augeregt worden. 
Wir haben nun allerdings auf unserer Reise keine. direkten Beweise 


a a 


für das Vorkommen von Balz gefunden, auch die Untersuchung der 
Quellen führte zu keinem Resultat; es ist indess immerbin möglich, 
dass ein Versuch gemacht wird. 


B. ‚STUDER. 


Zittau, 10. October 1837. 


In der allgemeinen Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte 
in Pray am 22. Sept. las Hr. Professor Zırre, auf Veranlassung des Hrn. 
Grafen KasraR v. STERNBERG einen Aufsatz über eine auf dem Schafberge in 
Böhmen aufgefundene, fast gänzlich verschlackte alte Verschanzung, und 
forderte zugleich dazu auf, künftig ähnliche Erscheinungen sorgfältig zu be- 
achten. Am darauf folgenden Tage wurden in der geognostischen Sektion 
Exemplare von den Schlacken und Zeichnungen des Walles vorgelegt, 
bei welcher Gelegenheit ich mir erlaubte, auf die von mir aufgefunde- 
nen ganz ähnlichen Schlackenwälle auf dem,Stromberge bei Weissenberg, 
dem Schafberge bei Löbau und den Rothstein bei Sohland (alle drei 
in der Wendischen Oberlausitz gelegen) aufmerksam zu machen, die 
dem Böhmischen Schlackenwalle völlig gleichen, und deren Analogie mit 
den Schottischen verglasten Burgen Sie im VI. Hefte Ihrer populären 
. Geologie (S. 21) bereits angedeutet haben. Auch der Böhmische Schlacken- 
wall wurde jenen Schottischen Burgen verglichen, Herr Prof. Zırer neigte 
sich jedoch mehr zu der Ansicht, dass bei diesem die Verschlackung 
durch einen zufälligen Brand herbeigeführt sey, was mir nicht nur we- 
gen des hohen Grades der Schmelzung , sondern auch wegen des wie- 
derholten ähnlichen Vorkommens in der Lausitz unwahrscheinlich scheint, 
obgleich ich in dem mittlen Theile der Oberlausitz auch gegen fünfzig 
unverschlackte Ringwälle kenne, die wahrscheinlich als Befestigungen 
gedient haben, während die verschlackten (sämmtlich auf Bergen gele- 
gen) acht aupleich eine religiöse Bedeutung hatten. Da die Sache 
"weniger in das Gebiet der Geologie, als der Geschichte gehört, für diese 
aber in Beziehung auf die Lausitz und Böhmen von einiger Wichtigkeit 
ist, so werde ich der Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften in 
. Görlitz einige ausführlichere Mittheilungen darüber zusenden. Ihnen 
‚schrieb ich davon, weil Sie Sich mit den Schottischen verglasten Burgen 
viel beschäftigt haben. 


BERNHARD Ari 


a 
Pan 1.00 


a Me 


er In BER 


Mittheilungen, an Professor BRONN' gerichtet. 
‚ Neuchätel, 30. Oktober 1837. 


Schon lange Zeit bie ich im Besitze Ihres letzten ‚Briefes, und 
vielleicht sind Sie ungehalten darüber, dass ich ihn noch nicht beantwortet 
habe. Aber ich war den ganzen Sommer über, dermaasen von meinen 
angefangenen Arbeiten absorbirt, dass alle an mich gelangten Briefe 
bis jetzt liegen geblieben sind. Inzwischen sind mir auch die Lieferun- 


gen 6— 8 Ihrer Lethäa zugekommen. In Beziehung auf die Anfragen 


in Ihrem Briefe”) bemerke ich 1) dass die von Ihnen erwähnten Squa- 
lus- Zähne aus der Kreide von Mastricht und Nord- Ameriha [bei 


Lamna acuminata in der Leth., S. 743 erwälnt] einer age von 


mir noch nicht benannten Art angehören. 

2) Der generische Charakter von Rhaphiodon [Letä., S. . 
besteht in den doppelten Nebenzähnchen. 

3) Das Geschlecht Enchodus [Leth., S. 750] ist ei Trichin- 
rus und Lepidopus verwandt, und zu E. haloeyon gehören die 


bei Fausus St. Fonp [und Leth., Tf. XXXII, Fg. 22] u 


langen und geraden Zähne aus He Mastrichter Kreide. ar 


Die‘ Fortsetzung von (Könıe’s) „Icones fossilium sectiles“ ist nie 


im Buchhandel erschienen. - 1 j 
Was meine eigenen Arbeiten betrifft, so schreiten dieselben ziemlich 


voran. Das 8te und das 9te Heft der „Poissons fossiles“ sind dieser 


Tage erschienen, und das 40te wird hoffentlich bald nachfolgen. Auch, 


beschäftigt mich die Beschreibung der Echinodermen sehr. Die 
Einleitung ist bereits erschienen und die Tafeln werden gestochen, \ 

Weil ich den ganzen Sommer zu Hause, meistens zwischen meinen 
vier Wänden zugebracht, so denke ‘ich mieh im Winter durch eine 
Reise nach Berlin zu entschädigen, welche indessen auch nicht zu 
lange währen darf. | 


Lu BET S75 L. Ana 


Frankfurt a. M., 4. Dez. 1837. 


In meinem Schreiben vom 20. Oktober 1835 (Jahrb. 1836, S. 50) 
machte ich Ihnen eine vorläufige Mittheilung über die fossilen Knochen 
aus der Bohnerz-Ablagerung der Altstadt bei Mösskirch im Grossherzog- 


thum Baden, welche mir durch die freundschaftliche Güte des Herrn 
R + 


*) Dieser Brief war Ende Aprils geschrieben und enthielt Fragen in Bezug auf ei- 
nige zweifelhafte Fisch-Reste, deren am Ende der 8ten Lieferung der Lethäa ge- 
dacht wird. Da diese Bogen schon zu Ende Septembers gedruckt werden mussten, 
so konnte ich die von Herrn Acassız erwarteten gefälligen Belehrungen über ‚meine 
Zweifel nicht mehr aufnehmen, und theile sie daher hier sowohl im Interesse des 
Publikums als zu meiner eigenen Rechtfertigung mit. Br. 


— 675 — 
Hofraths Dr. Reumann aus der fürstl. Fürstengerg’schen Sammlung in 
Donaueschingen zu näherer Untersuchung .mitgetheilt wurden. Was 
seit jener Zeit aufs Neue gesammelt wurde, ist mir dieser Tage von 
Herrn Hofrath Reumann nachträglich zu gleichem Zwecke zugekommen. 
Auch bei dieser Sendung rühren wieder die meisten Zähne vom gewöhn- 
lichen tertiären Rhinocerosher; undnur wenige deuten aufein grösseres 
oder auf ein: kleineres verwandtes Thier. Die Manchfaltigkeit der Er- 
scheinungen,, ‚welche bei diesen Zäbnen und Zahnfragmenten die Ver- 
sehiedenheit der Stellung im Kiefer, verbunden mit dem Alter und der 
Abnutzung bewirkt, gräuzt ans Unglaubliche, und es gehört einige 
Übung dazu, das nicht in Genera zu trennen, was nach hinlänglichem 
Material sich als Species behauptet. Nach Rhinoceros kommt Masto- 
don angustidens; auch die Zähne eines grossen Saurus gehören 
nicht zu den seltnern. Öfter begegnet man auch den Resten, nament- 
lich dem Astragalus und Humerus, selbst den Zähnen von Wieder- 
käuern wenigstens zweier Species, welche wohl Hirsch - artige 
Tbiere gewesen seyn werden. ‚Das Schweins- artige Thier wäre 
nach dieser Sendung weniger selten, als die Dinotherien; von de- 
nen wenigstens zwei Speeies durch Zahnfragimente angedeutet zu seyn 
‚scheinen. Der Fleischfresser, von dem ich früher anführte, dass sich 
der grosse Backenzahn aus dem Oberkiefer oder der Reisszahn vorge- 
funden, bildet ein eigenes Genus, wohl das grösste der bis jetzt be- 
kannten Fleischfresser, welches ich Harpagodon nenne. Unter den 
Gegenständen der lezten Sendung zeichnet sich wieder vor allen der 
Backenzahn eines Fleischfressers durch Grösse und Form ‚aus, er scheint 
aus dem Unterkiefer herzurühren. Die frühere Sendung lieferte zwei 
Backenzähne, deren Kronenbildung Fleischfresser-artig, und die zunächst 
durch die Aufgetriebenheit ihrer-Wurzeln an die Phoken mit einfachen 
Wurzeln erinnern, von denen sie sich durch ihre vergleichsmässig un- 
geheure Grösse unterschäiden. Die neue Sendung brachte wieder einen 
solchen Zahn. Mit diesen besitzt der zuvorerwähnte Zahn unverkenn- 
bare Ähnlichkeit; seine Wurzel ist jedoch deutlich gespalten, was auch 
schon bei einem von den andern Zähnen angedeutet ist. Dem Harpago- 
don werden diese Zähne schwerlich angehören. Die Fleischfresser aus 
Tertiär-Ablagerungen sind überaus interessant. In den Eckzähnen von 
Fleischfressern aus dieser Ablagerung bestehen ebenfalls Abweichungen. 
»Ausser dem grossen, starken und verhältnissmässig kurzen Eckzahn 
aus dieser Ablagerung in Warcnner’s Sammlung zu Carlisruhe, der 
noch am ersten dem Harpagodon angehören könnte, haben sich in der 
ersten Sendung aus der fürstl. Fürstensere’schen Sammlung einen, und 
in der zweiten Sendung zwei Eckzähne vorgefunden, welche verbält- 
nissmässig weit schmäler und länger sind und offenbar von einem an- 
dera Fleischfresser herrühren. Es enthält diese Sendung auch einen 
Backenzahn von Palaeotherium, Fragmente von Schildkzöten 
. und noch mehreres Andere, worüber ich niich selbst noch nicht vorläu- 
fig uuterrichten konnte. Diese Ablagerung von Mösskirch, so wie die 


\ 


— 676 | 
andern tertiären Bohnerz - und Molassen- Gebilde, sind zudem überreich 
au den für die oberen Tertiär-Gebilde bezeichnenden Fischen. 

' Diese Sendung aus der fürstl, Fürstenger@’schen Sammlung um- 
fasst auch Verkläiuerungen aus dem Muschelkalk, dem Friedrichshaller 
Kalkstein und des Marbachthales bei Villingen. Sie bestehen in Rücken- 
und Bauch-Rippen, Wirbeln und Zähnen derselben Saurier, wie sie bei 
Bayreuth und Luneville in diesem Kalksteine liegen. Darunter sind 
ferner aus, diesem Gestein schöne Exemplare meines Pemphix Sueri, 
woran einiger weiterer Aufschluss über dessen Füsse und das vordere 
Ende des Cephalothoraxes gewonnen wird. 

Sehr erfreut war ich durch die Bereitwilligkeit, mit welcher Herr 
Prof. Scuisz und Herr ArnoLo Escher von DER Linta mir die Schätze 
zur Untersuchung übermachten, welche die Sammlungen in Zürich an’ 
fossilen Knochen aus den Molassen - Gebilden von Elgg, Käpfnach, 
Stein, Buchberg bei Schaffhausen, Bollingen, Seelmatten, Ottmarsingen, 
Maeggenwyl und von anderen Orten bergen. Es sind darunter die- 
selben Reste, womit sich zum Theil schon Scaısz (Denkschriften der 
allgemeinen Schweizerischen Gesellschaft für die gesammte Naturwis- 
senschaft, Bd. I, ıı, S. 59, Zürich 1835) beschäftigt hat; Mastodon 
aus der Braunkohle von Elgyg und Käpfnach, die Nager- und Wie- 
derkäuer-Reste aus der Braunkohle von Käpfnach, eine etwas frag- 
mentarische Unterkieferbälfte, von einem Palaeotherium- artigen 
Thier in Molassen - Sandstein von Bollingen, das, einer. neuen von mir 
Palacotherium Schinzii benannten Spezies angehörend, um ein 
Viertel ‘kleiner als Palaegtherium magnum und ungefähr eben so viel 
grösser als Palaeotherium crassum war; ein fragmentarischer Unterkie- 
fer von Mastodon aus dem Molassen. Saudstein von Buchberg, sehr 
instruktiv für das Wachsthum und Ersetzen der Backenzähne; die Gau- 
menseite mit den beiden Backenzahnreihen des Oberkiefers von Rhi- 
noceros aus der Braunkohle von Elgy; das "Schildkröten- Frag- 
ment aus der Braunkohle, und Anderes mehr. Ferner sind dabei meh- 
rere Versteinerungen aus der Lavarer’schen Sammlung, worunter die 
Reste von Pterodactylus aus dem Solenhofer Schiefer, deren ich 
in meinem Schreiben vom 4. Februar I. J. an Sie gedachte. | 

Die durch Güte des Herrn Professor FLEISCHER mir zugekommenen 
fossilen Knochen, welche sich in der Rensecer’schen Sammlung in 
Aarau aus Molasse - Gebilden unter dieser Stadt vorfinden, sind bereits 
zurück gesandt. Das Unterkiefer - Fragment eines von mir Micro- 
therium Renggeri geuannten Thieres gedachte ich schon in mei- 
nem früheru Brief; es sind daruuter ferner Reste zweier Wiederkäuer, 
von denen der eine ein wenig grösser als Palacomeryx pygmaeus war, 
und an der Hinterseite des vordern Halbmondes seiner Unterkieferzähne 
das Wülstchen besitzt, welches ich nur an gewissen tertiären Wieder- 
käuern vorfinde; die Zahpstruktur des andern Wiederkäuers scheint 
mehr auf die gewöhnliche herauszukommen. Auch die Knochen gehö- 
ren zum Theil Wiederkäueın an; sonst rühren die Reste noch von 


dl: 


. Emys, Trionyx und andern Thieren her. Fieıscher theilte mir 


schon bei meiner Anwesenheit in Aarau auch einige Gegenstände aus 
den Bohnerz-Gebilden der Schwäbischen Alb mit, welche ihm gehören. 
Am auffallendsten war mir darunter den vorletzten Backenzahn aus der 
rechten Unterkieferhälfte eines Menschen, in Ansehen und Beschaf- 
fenheit der Substanz den ältesten Zähnen dieser Ablagerung ganz ähn- 
lich, zu finden. Es ist bekannt, dass diese Ablagerungen mit den ihnen 
‚eigenthümlichen Resten auch solche aus ältern Gebilden, wie Verstei- 
nerungen aus der Jura-Formation, so wie ferner solche aus jüngern 
Gebilden und von lebenden Wirbelthier-Species , Ja sogar Artefakte um- 
schliessen ; jedoch siud letztere Thierreste gewöhnlich durch die Be- 
schaffenheit ihrer Substanz von den -Wirbelthieren früherer Zeit zu un- 
terscheiden. Ich übergebe gleichwohl das Factum mit dem Menschen- 
zahn späterer Würdigung. Darunter waren auch noch einige Zähne 
von. Nagern, Fleischfressern etc. 

Mittlerweile waren mir auch durch Gefälligkeit des Herrn Prof. 
STUDER die in der Sammlung in Bern vorhandenen fossilen Knochen 
aus Molassen - Ablagerungen anvertraut worden. Die Schildkröten- 
Fragmente, welche diese Sammlung in grossen Blöcken von Molasse 
| besitzt, zeichnete ich gleich bei meiner Anwesenheit in Bern diesen 
en Unter den anderen Stücken sind die interessantesten ein. 
nicht unbeträchtliches Fragment aus dem Oberkiefer mit mehreren 
Backenzähnen eines Thiers, das ich unter den bekannten nur mit dem 
Lamantin zw vergleichen vermag: es rührt aus dem Molassen- Sandstein 
von Mäggenwyl bei Lenzburg im Kanton Aargau her, und wird von 
mir vorläufig Manatus Studeri genannt; ferner das Unterkiefer- 
fragment, welches, aus dr Molasse der Rappenfluh bei Aarberg, schen 
Meisner untersuchte, und nach. dessen Beschreibung von mir unter 
Chaeropotamus Meisneri begriffen wurde; ich werde nun meine 
Untersuchungen darüber genauer fortsetzen. So viel bin ich einstwei- 
len zu berichtigen im Stande, dass die Zahnkrone aus demselben Ge. 
bilde, welche anfangs einem Anoplotherium, dann einem Chaeropotamus 
beigelegt wurde, ohne Zweifel von nichts anderem als einem Wieder- 
käuer herrührt. 

Die Absendung der fossilen Knochen der Sammlung in Basel an 
mich ist mir bereits von Herrn Prof. P. MeErısn angezeigt; ich bin 
begierig, was diese enthalten wird. 


Hrrm. v. MEyeER, 


Neueste Literatur. 


A. Bücher. 
1834. | 
Youne und J. Bırn: a Geological Survey of the Yorkshire Coast, de- 
scribing the Strata and Fossils occurring between the Humber and 


ihe Tees, from the German Ocean to the plain of York. The 24 
edit. 368 pp. 18 pli. 4° Whitby. 


1835. 


G. ScHuLz: Descripcion geognostica del Reino de Galicia, acompanada 
de un en peiro grafica de este pais. Madrid VI und 52 pp. 4°. 


1836. 


H. R. Görrerrı: Systema Filicum fossilium (Nov. Actor. Acad. Leop. 
Carol. natur. Cur., vol. XVIT Supplem.),_ XL et 486 pp. 4°. c. 
tab. XLIV lith. Wratist. et Bonnae. N 

A descriptive Catalogue of the Mantellian Museum, 4th edit. Brighton 8°, 


1837. 


C. Fromnerz: Geognostische Beschreibung des Schönbergs bei Frei- 
burg im Breisgau. Freiburg 36 SS. 4°. mit einem Profil. 

K. Hırrmann: (Der Führer ins Reich der Wissenschaf ten und Künste; 
lir Bd.) Mineralogie, Krystallographie, Geologie, Versteinerungs- 
Kunde, Chemie, Bergbau - und Hütten-Kunde, Meteorologie. 

Erste Abtheilung: Mineralogie: Anleitung zum Selbststudium 
derselben, nach dem Book of Science ete., XX und 258 SS. mit 
49 eingedruckten Holzschnitten, 16°. Leipzig. [18 Gr.]. - 

‘Zweite Abtheilung: Krystallographie: Anleitung zu deren Selbst- 
studium, IV und 42 SS, mit 45 eingedruckien Holzschnitten 16°. 

Leipzig [6 Gr.)]. 


rn = 


re 1 ge 


Rozer: Traite dlementaire de gevlogie ; 2de partie: Ge£ogenie 8°. 


[4 


B. Zeitschriften. 


The London and Edinburgh Philosophical Magazine and 
Journal of Science; Lond. 8° 1837 (and Proceedings 
ofthe Geovlogicul Society of London). 


1837, August, XI, 2. 

J. D. Forees: Bericht über einige in verschiedenen Theilen von Eu- 
ropa angestellte Versuche über die Intensität des Erdmagnetismus, 
insbesondre mit Rücksicht auf die Einwirkung der Höhe, S. 166—175. 

Proceedings of the Geological Society, 1837, März 22 — Mai 17. 

Tu. Roy: über den alten Zustand des Nordamerikanischen Kontinents, 


S. 201— 202. 

H. E. SreıckLannp: über die ‚Genkoeäh der Umgegend von Smyrna, 
S. 202—204. 

Pırmerston: über die Erdbeben in Syrien im letzten Januar, 
S. 204— 205. 


R. Owen: Beschreibung des Schädels von Toxodon Dinkanaie 
einer erloschenen Säugethier- Art, welche in der Zahnbildung mit 
den Nagern, aber auch mit den Pachydermen und herbivoren Ce- 
taceen verwandt ist, S. 205—206. 

Ca. Darwin: Skizze von einer Ablagerung mit Säugethier- Resten 
in der Nähe des Plata, S. 206—208. 

Caurcev: über Quadrumanen-Reste in dem Sewalik, S. 208-209. 

W. J. Haımızron und H. E. Stricktannp: Bericht über eine Tertiär- 
Ablagerung bei Lixouri auf Crphalonia, S. 09— 210. 

J. Prestwicn jun.: über einige neue Hebungen an der Küste von 
Banffshire und ein angebliches Lias-Flötz, S. 209. 

S. Peace Prart: Beschreibung des geologischen Charakters der 
Normännschen Küste, S. 210—212. 

F.W. Herscuen: zwei Briefe über die Theorie der Vulkane, S, 212 — 915. 

J. Mircneıt: Bericht über einen Brunnen zu  Beaumont Green ın 
Hereford, S. 215—216. 


1837, Sept. X], 3. 


EummetTt: Versuche während einer Reise und zu Bermuda über den 
'Kohlensäure-Gehalt-ın der Atmosphäre, S. 225—227. 

J. D. Forses: Bericht über einige in verschiedenen Theilen von Eu- 
ropa angestellte Versuche über die Intensität des Erd-Magnetismus, 
insbesondre mit Rücksicht auf die Einwirkung der Höhe, S. 354—260. 

W. C. Wırriamson: über die Verwandtschaft einiger fossilen Fisch- 
Jahrgang 1837. | 44 


erg 


Schuppen in dem Larlaskides Steinkohlen-Gebirge mit denen noch 
lebender Salmoniden, S. 300—201, T£ IL . 


Proceedings of the Geological Society, Mai 31 — Juni 14. 


C. Dırwın: über verschiedene Hebungs- und Senkungs - Flächen im 
Stillen und Indischen Ozean, gefolgert aus dem Studium der Koral- 
len-Gebilde, S.' 307—309. | 

G. ForcHuHammer: über einige Höhlen-Änderungen, welche in histo- 
rischer Zeit in Dänemark Statt gefunden, S. 309—311. 

Sepswick und Murcnaison: über die physische Struktur von Devon- 
shire, S. 311—317. 

R. J. Murcrıson und H. E. StrierLanp: über die oberen Bildungen 
des New-Red- Systems in @Gloucestershire, Worcestershire und 
Warwickshire, als Äquivalente des Keupers und des bunten Sand- 

 'steins, S. 318—320. 


Auszüge 


————— 


I. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. 


Pınpineron: Analyse einer Mineral-Substanz, welche 
aus einem Kalkfelsen bei Ghasni in Indien aussehwitzt (Asiat. 
Journ. 1835, Dec. > Bibl. univers. de Geneve N.S. 1836, VI, 173— 
174). Es ist eine klebrige, halbdurchscheinende , bellbraune Masse, 
welche Stückchen der Felsart und kleine dunkelbraune oder schwarze 
Körper enthält, einen Eckel-erregenden Geruch und stechenden Ge- 
schmack hat und mit Wasser eine trübe Lösung gibt. Auf dem Filter bleiben 
Kalk-Trümmerchen und ein grobes schwarzes Pulver zurück, welches 
das Ansehen eines Rückstandes von halb zersetzten Vogel - Exkrementen 
besitzt, Die Lösung abgedunstet und in Alkohol wieder aufgelösst, 
lösste selbst salpetersauren Kalk auf und. gab einen Rückstand von sal- 
petersaurem Natron mit einigen Spuren von Kieselerde und GP in 
folgenden Verhältnissen: 


Salpetersaurer Kalk . 0,406 
R Natron . 0,059 

Wasser . . » 0,155 

Kieselerde, Gyps, Thier- 

SERIE in 00.00.00 0, 
Kalktrümmerchen . . 0,341 
WEISE a. len et u), 0085 

1,000 


Der Yf. hält diesen sonderbaren 
Stoff für ein Erzeuguiss der zersetz- 
ten Exkremente von Vügelu, welche 
sich in ‚einer Höhle aufhielten, aus 
weicher die ersteren durch einen Spalt 
an die Oberfläche des Felsen gelangen 
könnten. 


Taomson: Analyse des Bytownits (Oufl. of Min. I, 372). 
Fundstätte: Bylown im obern Canada. Lichte graublau; glasglänzend; 
durchscheinend; derb ; körnig im Bruche. Sp. Schw. — 2,80. Härte 
== 6,0. Vor dem Löthrohr unschmelzbar. Chem. Bestand: 

44* 


2 x / 


N. 


Kieselerde . . 47,567 
Thonerde  . - 29,647 


Kalkerde . . 9,060 
Natron . \ 7,600 
Eisen-Peroxyd . 8,975 


Feuchtigkeit 2,7080 


Derselbe: Analyse des Pechsteines vom Eilande Aran 


und aus Sachsen (loc. cit. p. 392): 

Von Arran, Aus Sachsen. 
Kieselerde ». ©... rt 6350. 2 
Thoneroß.i, sn are NIT, 
Natron Ha ash AI A, AT REREN 
Kalkerde nn) nl acwniesie te et 
Eisen-Protoxyd : 2 20.0 380 1.0. 210.086. 
Wasser. 2 een 00 FIR 4,72 


98,72 ; 100,04 *). 


er BERTHIER: Zerlegung eines Silber-haltigen kohlen-- 


sauren Bleies von Alloüe im Charente- Departement (Ann. des 
Mines, 3ieme Serie, T. XI, p. 518 etc.). Das Mineral kommt in einem 
Gange vor, ist grau, ins Gelbe sich verlaufend, gemengt mit Bleiglanz, 
und von Schlacken-ähnlichem Aussehen. Gehalt: 


Bleiglanz und Eisenoxyd : . . 25,7 
Kohlensaures Blei . . . ; 44,7 
> Tinkio in: A RE 


100,0 


Aber Bleiglanz und koblensaures Blei, besonders behandelt, zeigen 
sich mehr oder weniger silberreich. 


' / 
H. J. Broore: über eine neue Hemitropie von Quarz- 

Krystallen (Lond. and Edinb. phil. Mag. Nro. 62, May, ‚1837, p. 

369). Ohne Mittheilung der Figuren zum Auszuge nicht geeignet. 


— 


”).Von der bekannten Knox’schen Zerlegung des Pechsteines weichen obige Analysen: 
sehr ab. D. R. 


— 6835 — 


-» M. ©. J. Tuaurow: Analyse des Boulangerits von Nasafjelel 
im.Lappland (Pocaknd. "Au. ‘d. Phys. BRRKXXXI, S. 216 £). Das 
Mineral ist bleigrau, metallisch glänzend und findet sich in gerade 
und gleichlaufend faserigen Massen. Die Analyse ergab: 

Schwefel . a 18,86 

Antimon . - 24,60 

Bier TE 


99,03 


woraus die Formel Pb3 Sb abzuleiten. In seiner chemischen Zusanı- 


mensetzung kommt das Erz mit einer Substanz aus der Gegend von 
Molieres in Frankreich überein, welche BouLinser zerlegt hat; diess 
gab Veranlassung zur Benennung des Lappländischen Minerals. 


Cu. U. Suerarp: Bemerkungen über den Eremit; eine 
‚ neue Mineral-Gattung von Waterlown in Connecticut (SILLIMAN 
Americ. Journ. Vol. XXXII, p. 341 etc.). Kernform: gerade rhom- 
boidische Säule; M || T = 140° 30°. Durch Enteckungen, Entran- 
dungen und Entseitungen entstehen sehr verwickelte abgeleitete Gestal- 
ten. Muscheliger, zum Unebenen sich neigender Bruch. Harzglanz in 
Glasglanz übergehend, Gelblichbraun. Halbdurchsichtig. Härte = 5 
bis 5,5. Eigenschwere — 3,714. Der „Eremit“ — nach seinem ver- 
einzelten Vorkommen benannt — wurde in grossen Blöcken von Albit- 
Granit entdeckt und ist von schwarzem Turmalin begleitet. 


Fr.v. KossıL: Beitrag zur Berechnung der Gestalten des 
tesseralen Systems (Pogsenn. Ann. d. Phys. B. XXXXI, S. 314). Die 
meisten Formen des tesseralen Systems können auf sehr einfache Weise 
aus einem gegebenen Kanten -Winkel berechnet werden, wenn man, 
ihren inneren Zustand beachtend , die Formeln anwendet, welche sich 
mittelst der sphärischen Trigonometrie für die Quadrat - Pyramiden und 

Rhomboeder ergeben *). (Das Weitere eignet sich nicht zum Auszuge.) 


II. Geologie und Geognosie. 
Hausmans gab (in den Gött. gel. Anz. 1837, 116 $t., 8. 1154 ff.) 
folgende Nachricht von der zu Madrid 1835 erschienenen: Descripcion 
geoynostica del Reino de Galicia, acompaniada de un mapa petrografico 


”) Vergl. des Verf’s Abhandlung in Kasıner’s Archiv. B. XII, S. 395 ff. 


A 


— 684 — 


de ‚este pais, por Don GviLLermo Scuusz,. Die erste. in Spanien er- 
schienene Schrift, welche eine dem jetzigen Zustande der Wissenschaft 
entsprechende geognostische Beschreibung einer bedeutenden Provinz 
jenes in naturwissenschaftlicher Hinsicht noch so wenig durchforsch- 
ten Landes liefert. 

Ihr Inhalt zerfällt in drei Haupttheile. Die erste Abtheilung gibt 
eine geographische Übersicht von Gualicien; die zweite enthält die Be- 
schreibung der Gebirgs- Arten und ihrer Lagerungs - Verhältnisse; die 
dritte liefert Notizen, welche sich auf den Bergbau und audere damit 
verwandte Industrie-Zweige beziehen. \ 

. " Galicien ist im Gänzen ein bergiges Land, wiewohl es auch ein- 
zelne bedeutende Ebenen besitzt. Durch die ausserordentliche Anzahl 
bewässerter Thäler, welche es durchschneiden, erhält seine Physiogno- 
mie grosse Manchfaltigkeit. Die Bergketten, welche als Wassertheiler 
erscheinen, zeichnen sich weder durch Höhe, noch durch Zusammenhang 
aus. Sie ziehen sich von Piedrafita zum Cabo de Finisterre, und \von 
.Sobrado zum Cabo Cülero. Überhaupt erheben sich die Berge in Ga- 
licien zu keiner sehr bedeutenden Höhe, indem sie nirgends die Schnee- 
linie erreichen. Die geognostische Konstitution von Galicien ist nicht 
durch Formationen - Manchfältigkeit ausgezeichnet , denn es fehlt nicht 
allein beinahe die ganze Folge sekundärer Gebilde vom. Steinkohlen- 
Gebirge bis zur Kreide; sondern es mangeln auch die charakteristischen 
Glieder der tertiären Formationen-Reihe; und von.vulkanischem Gebirge 
ist nichts vorhanden. Die sogenannten primären Gebirgs-Arteu sind 
am Allgemeinsten verbreitet. Sie nehmen etwa drei Viertheile der Ober- 
fläche ein, und zwar den ganzen westlichen Theil, indem sie nur im 
dem Distrikte von Orense sich zur östlichen Grenze erstrecken. Ihre 
Manchfaltigkeit ist bedeutend. Sehr verbreitet ist der Granit in sei- 
nen verschiedenen Abänderungen; eben so der Gneiss, der Glim- 
mer-, Talk- und Chlorit-Schiefer, das Horublendegest®in; 
beschränktes Vorkommen haben dagegen Syenit, Diorit, Euphotid, 
Serpentin, Kalkstein.‘ Auch’ der Thonschiefer gehört zu den 
weniger verbreiteten Gebirgsarten. Der Vf. wagt indessen nieht zu 
entscheiden, ob eine bedeutende, "aber verbältnissmässig schmale, vom 
primären Gebirge eingeschlossene Masse eines schwarzen Thonschiefers, 
welche sich von der Küste von Santa Marta und Barguero südlich bis 
über Vamonde hinaus erstreckt, und dann noch einmal südlich vom Rio 
Ferreira erscheint, zum primären oder zumÜbergangs-Gebirge zu zählen 
sey. Weissstein komnt in mehreren Gegenden in bedeutenden Massen 
vor. Unter den primären Gebirgsarten wird kein geregeltes Lagerungs- 
Verhältniss bemerkt; Granit, Gneiss, Glimmerschiefer, die Chlorit- und 
Hornblende- Gekteriet wechseln unter einander obne bestimmte Ordnung, 
und die übrigen Gebirgsarten bilden in. jenen untergeordnete Massen. 
Die Schiefer - Gesteine streichen gewöhnlich in der Hauptrichtung von 
S.’Rach N. und fallen am häufigsten steil gegen W. ein; doch kommen 
auch an manchen Orten bedeutende Ausnahmen davon vor, 


4‘ 


— 


Das Übergangs-Gebirge nimmt‘ kaum den vierten ‘Theil der 
Oberfläche von Galicien ein. Es erstreckt sich an der östlichen Grenze 
von der Küste von Foz und Rivadeo bis Valdeorras und bildet aus- 
serdem weiter südlich eine isolirte Gruppe, welche die grosse Sierra 
del Invernadero , die Sierra Seca und die Gegend bis zur Grenze von 
Portugal begreift. Diess Gebilde enthält eine nicht so grosse Manch- 
faltigkeit von Felsarten, als das primäre Gebirge. Thonschiefer 


ist in Galicien die allgemeinste Übergangs-Gebirgsart. Ausser dem’ 


gemeinen Thonschiefer findet sich auch nicht seiten Dachschiefer. 
In einigen Gegenden hat der Thonschiefer eine grünliche, in anderen 
eine schwärzliche Farbe. Versteinerungen sind darin selten. Zwischen 
Mondonedo und Rivadeo finden sich Trilobiten, Orthoceratiten 
und verschiedene Polypen-Reste; und südlich von Sante entdeckte 
der Vf. einige Pfauzenabdrücke.. Eine ziemlich häufige Übergangs- 
Gebirgsart ist der Quarzschiefer. der mit dem Thonschiefer in ab- 
wechselnden Lagern vorkommt, und vermöge seiner Härte und gerin- 
geren Zerstörbarkeit hervorragende Kämme bildet, wodurch eine sehr 
rauhe Oberfläche bewirkt wir. Grauwacke ist in Galicien wenig 
verbreitet. Übergangs-Kalk findet sich dagegen weit häufiger als 
primärer. Er stellt gewöhnlich eine Art von Marmor von lichtblaulicher 
Farbe dar, und bildet sowohl untergeordnete Lager, als auch bedeu- 
tende Massen im Thonschiefer. Versteinerungen, welche in anderen 
Gegenden im Übergangskalk so häufig sind, haben sich in @alicien 
bis jetzt nicht darin gefunden. Die Struktur ist im Übergangs-Gebirge 
weit weniger konstant als im primären. In einigen Gegenden hat es 
zwar ein gleichbleibendes Streichen, z. B. in der Sierra del Inverna- 
‚dero und in’der Sierra Seca, wo es von Südost gegen Nordwest und 
das sehr steile Einfallen im östlichen Theile gegen Südwest, im west- 
lichen dagegen nach Nordost gerichtet ist; an anderen Orten findet 
dagegen grösste Unregelmässigkeit sowohl im Streichen als auch im 
Fallen statt, z. B. überall in der Nähe des Si. Nördlich vom Mino 
gibt sich eine Mulden-Bildung durch die verschiedenen Richtungen des 
Fallens zu erkennen. Ebenso ist die Lage der Schichten des Über- 
gangs-Gebirges im Verbältniss zum Grundgebirge. Oft fällt das er- 
stere gegen das letztere ein, u. A. in dem mittlen Theile des Über- 
gangs-Gebirges südlich von Meyra und Fuensagrada, sowie gegen den 
Granit am Rio Jares. Merkwürdig ist die Beobachtung, dass der Über- 
gangs-Thonschiefer da, wo er dem Granite nahe liegt, an vielen Punk- 
ten Krystalle von Chiastolith oder von einem diesem ähnlichen Fos- 
sile enthält. Das Übergangs - Gebirge in Galicien enthält manche La- 
gerstätten nutzbarer Fossilien. Besonders reich ist es an,Braunei- 
senstein, der auf Gängen und Lagern vorkommt. Eine vorzüglich 
reiche Lagerstätte ist die von Formigueiros in der Nachbarschaft von 
Quiroga, von welcher über 15 Eisenhämmer das rohe Material erhal- 
ten. Von ausgezeichneter Güte ist der Eisenstein von Reinante unweit 
Rivadeo, der auf der grossen Eisengiesserei von Sarryadelos verschmolzen 


f 


— Bi — 

wird. ‚Beachtungswerth ist der Antimonglanz, der an mehreren Or- 

ten in Brgleihugen von Autimonocher vorkommt. Aue Bukedrsiieh 

pfer- und Silber-Erze finden sich. | ei 1 
In einigen Thälern von Galicien trifft man ein Mh AN ebilde 


“an, welches dem der Hochebenen von Kastilien sehr ähnlich und: wahr- 


scheinlich sekundär ist. Der untere Theil dieser horizontal abgela- 


'gerten Formation besteht der Hauptmasse nach aus buntem Mergel, 


in welchem hie und da schmale Lager von Sandstein vorkommen. : Der 
Vf. glaubt diesen Mergel für den sogenannten Keuper ansprechen zu 
dürfen, womit indessen, wie er selbst bemerkt, der allmähliche Über- 
gang desselben in ein darüber hegendes System von mehr sandigen 


‚ Lagern, die sich durch eine lichtgrünliche Farbe auszeichnen, und bei 


denen sich die Vergleichung mit dem Grünsande aufdriugt, zu strei- 
ten scheint. Aber auch diese Lager sind nicht. scharf gesondert von 
einem darüberliegenden tertiären Thon, so wie dieser sich in die Dilu- 
vial- und ‚Alluvial-Gebilde verläuft. Da sich nirgends Reste organisir- 


ter Wesen finden, so lässt sich für jetzt wohl noch nicht entscheiden, 


zu welchen Formationen jene Mergelgebilde gezählt werden müssen. 
Vielleicht wird eine genauere Untersuchung ‚ähnlicher Ablagerungen in 
anderen Theilen von Spanien künftig bestimmteren Aufschluss darüber 
geben. — Zu den tertiären Gebilden ist nach aller Wahrscheinlich- 
keit eine Ablagerung von plastischem Thon und Sand zu rechnen, 
welche bedeutende Massen von Braunkohle enthält, die leicht zu ge- 


winnen.seyn würde, bis jetzt aber unbenutzt geblieben ist, weil in den 


Gegenden, wo-sie sich fiudet, Überfluss an Holz ist. — Die sogenann- 
ten Diluvial-Gebilde, welche besonders in Ablagerungen von Quarz- 


Geröllen von verschiedener Grösse und in Sand bestehen, sind für Galicien, 


von vorzüglicher Wichtigkeit wegen des Vorkommens von Gold. Im 
Alteribume sind gigantische Arbeiten zur Gewinnung, desselben unter- 
nommen worden, wovon sich die Spuren erhalten haben. Bemerkenswerth 
ist, dass fast allein das Übergangs-Gebirge das Material für die 
Gold- führenden -Konglomerate geliefert hat. Eine. einzige Ausnahme 
bietet eine Stelle nördlich von Carral in.der Gegend von Corufa ‚dar, 
wo eine Gold- Gewinnung im Bereich des primären ‚Gebirges betrieben 


. wordeu.. Aus den Diluvial-Ablagerungen gelangt . das Gold auch in 


das Alluvium. Seit lauger Zeit ist der Goldsand. des Sl bekannt, 
und es leidet wohl keinen Zweifel, dass sich bei genauerer Untersu- 
chung auch in anderen Flüssen, zumal in denen, welche im Übergangs- 
Gebirge ihren Ursprung nehmen, Gold finden wird. 

Ein einziger Basalt-Gang ist im primären Gebirge bekannt, na- 
mentlich in einem porphyrartigen Gneiss zwischen Larazo und. las 
Cruces östlich von Santiago. ‚Dieses Vorkommen ist wegen der grossen 
Entfernung von anderen Basaltmassen besonders merkwürdig. Der 
Basalt jenes Gäuges ist ziemlich dicht und enthält Olivin, basalti: 

sche Hornblende und Zeolith. 


Gulicien ist sehr reich an heissen Quellen und verschiedenen 


N 


\ 


- 


— 687 — 
Mineralwassern, zumal Schwefelquellen, deren Heilkräfte zum 
Theil. im grossem Ansehen stehen. Die berühmtesten sind die Gesund- 
brunnen von Caldas de Rey und von Cuntis zwischen Santiago und 
Pontevedra. Sie entspringen im primären Gebirge. 

In der letzten Abtheilung der vorliegenden Schrift gibt der Vf. zu- 
erst eine Übersicht von dem, was in bergmännischer Hinsicht m Gali- 
cien Beachtung verdient. Das primäre Gebirge ist an vielen Punkten 
reich an Zinn, welches schon. den Alten bekannt war, und worauf 
auch in neuerer Zeit an einigen Orten Bergbau getrieben worden, des- 
sen Gewinnung aber grössere Aufmerksamkeit verdient, als man ihr 
‚bisher gewidinet hat. Der Zinnstein kommt auf Gängen vor, welche 
im Granit, Gneiss und Glimmerschiefer aufsetzen; in erster Gebirgs- 
art auch eingesprengt. Sonst ist das primäre Gebirge in Galicien arm 
an Metallen. Beicher daran ist das Übergangs- Gebirge, wovon, so 
wie von dem Gold- Gehalte der Diluvial- urd Alluvial-Massen vorhin 
schon die Rede war. — Der Vf. theilt darauf Notizen über das Vor- 
kommen von anderen Mineralien mit, welche Materialien für verschie- 
dene Industrie- Zweige darbieten können, und stellt zuletzt allgemeine 
Betrachtungen über die Vegetation in Galicien und über die Verhältnisse 
an, welche dort die maritime Industrie begünstigen. 


J. Hopesow Horosworrn: über die Geologie der Ümgegend 
der Knock-Mahon-Gruben in der Grafschaft Waterford. (Journ. 
of the geul. Soc. of Dablin, 1834, Vol. IT, p. 85 cet.). Der Landstrich, 
in welchem sich jene Gruben finden — die seit undenklichen Zeiten 
wegen des Erz-Reichthums der Lagerstätten, auf denen sie bauen, be- 
kaunt gewesen seyn dürften — liegt an der Meeres-Küste, zwischen 
den Buchten von Dangarvon und Tramore. Eine Felsmasse nament- 
lich, „Dane’s Island“, dem Gestade nur durch einen schmalen Land- 
streifen verbunden, ist mit bergmännischen Bauen gleichsam ganz 
durehbohrt. Vom hohen Alter der. Gewinnung ‘zeugen Stein-Hämmer, 
welche man in verlassenen Gruben gefunden. Längs der See - Küste 
sind in den Hügeln zahlreiche Blei - und Kupfer - Gänge nachgewiesen 
und zum Theil: von bedeutender Mächtigkeit. Ihr allgemeines Streiehen 
ist gegen S.O., und sie fallen nach N. hin. Die ergiebigsten Gänge 
werden gegenwärtig in einem schieferigen Gesteine abgebaut. Die 
Schiehten längs der Meeresküste scheinen für den ersten Anblick sehr 
verschieden; aber sie stehen demungeachtet in genauem Zusammenbange. 
Der Vf. gedenkt chloritischer Gesteine, die in Chloritschiefer übergehen ; 
darin setzen Gäuge von Chloriterde auf, begleitet von Kalkspath, Quarz 
und Hornstein. Unter solchen Verhältnissen kommen arseniksaurer und 
schwarzer Erdkobalt vor, Schwefel- und Arsenik-Eisen in kleinen Wür- 
feln krystallisirt. Die Bleierz- Gänge werden gegenwärtig nicht bebaut 
‘ und scheinen auch nie von besonderer Bedeutung gewesen zu seyn. 
Sie bestehen aus Bleiglanz, der in Kalkspath einbricht. Auf den 


\ 


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| 


Kupfer-Gängen, deren Gangart Quarz ist, findet man Gediegen-Kupfer, 
Kupferkies, Fahlerz und Kupferschwärze; Blende, Eisen- und Baryt- 
‚Spatb erscheinen mehr zufällig und noch seltner silberhaltiger Bleiglanz. 
Die Erze werden meist derb getroffen, das Gediegen-Kupfer in krystal- 
linischen Platten, in haarförmigen ‚und dendritischen Gestalten. Als 
seltene Erscheinung zeigte sich der Kalkspath stellenweise rosenroth 
gefärbt. Der Thonschiefer enthielt hin und wieder kleine aber: sehr 
zierliche Gypsspath - Krystalle. Pseudomorphosen von Quarz, kubische 
Krystalle, sehr wahrscheinlich aus Eisenkiesen entstanden, lieferten. die 
Gänge zuweilen und zwar von ganz besonderer Grösse. — Der Verf. 
geht nun zur Schilderung der Felsarten über, die sich östlich von der 
kleinen Bucht, in welcher das Dorf Bonmahon liegt, gegen Tramore 
hin ziehen. Die Gestein - Massen der Küste leiden sehr stark durch 
Einwirkung ‘der Wellen; manche der namhaft zu machenden werden 
vom Hochwasser bedeckt. Ihre Folge gibt H. so an: Quarz -haltiger 
Porphyr, Chloritschiefer, eine gering-mächtige Gesteirschicht [?] mit or- 
ganischen Überbleibseln , eine schieferige Felsart [?], ein schieferiges 
Gestein [?] mit Petrefakten, ein Säulen - förmig abgesondertes Gestein 
[7]. — — — Die Monovoulagh -Berge streichen ungefähr aus S.W. 
nach N.O. Nach N.O. hin steigen sie bis zu ungefähr 2500 F. empor. 
An mehreren Stellen längs der Südküste tritt ein Konglomerat hervor, 
das von rothen schieferigen Sandsteinen begleitet wird. — Der See von 
Coumshenane liegt in einer Höhe von etwa 1500 F. Sein nördliches 
' Gestade’ ist fast senkrecht und bei 1000 F. hoch. Sein Ansehen erin- 
nert an den Krater eines erloschenen Vulkans. 


J. Bart: Geologie der westlichen Gegenden in den 
Rocky Mountains. (Sıruıman, Americ. Journ. ef Sc. XXVIII, 1 cet.). 
Der Weg, den unser Vf. einschlug, führte ihn von Lexington im Staate 
Missouri nach Santa Fe, sodann in nordwestlicher Richtung den Kan- 
zas- Strom aufwärts bis zum Dorfe Kanzas Indians , endlich landein- 
wärts nach Blue Creek und bis Grand Island. Jenseits des Missouri- 
Staates finden sich anstehend Sandstein und Kalk mit Feuerstein, beide 
enthalten zahlreiche Muscheln; Granit und quarzige Felsarten kommen 
nur in Blöcken vor. Dem nördlichen Arme des Platte-Stromes folgend; 
der in engem Bette fliesst und schlammig ist, zeigte sich der Boden 
auf eine Meilen - weite Erstreckung mit salzigen Inkrustationen bedeckt, 
Gemischen aus salzsaurem und schwefelsaurem Natron. Ein Konglome- 
rat (Puddingstone) und geschichteter Sandstein erscheinen gegen W. 
und steigen sanft empor; nach S. hin erheben sich Bergreihen, die 
wahrscheinlich mit den Rocky Mountains zusammenstossen. Auf ihren 
höchsten Gipfeln, es war in der Mitte des Junius, sah man Schnee. 
Am Ufer einer andern Verzweigung des Platte - Stromes , Sıweetwater 
genannt, erheben sich aus der wagerechten Ebene von Sand und Sandstein, 


— 689 — 


‚mit Schnee überdeckte Granit-Berge. Weiterhin komınt man vom Sand- 
stein auf Glimmerschiefer. In einer Meereshöhe von ungefähr 10,000 
Fuss sieht man hinab auf die überschrittenen granitischen Berge, 
weiche gegen ©. liegen, und im’ N,W. steigt der mit Schnee überdeckte 
Wind-river - mountain bis zu 15,000 Fuss empor; an seinem Fusse 
liegt viel granitisches Gerölle. Weiterhin herrscht Kalk und Sandstein. 
Der Weg führte an einem der Arme des Lewis-Stromes zu einer Ebene 
mit Gneiss und Geschieben von dichtem grauem Sandstein [?] über- 
deckt; nur gegen N. öffnet sich die Ebene, ausserdem wird dieselbe 
nach allen Seiten von Schneebergen umgrenzt: Am Ufer des erwähn- 
ten Stromes ruht auf einem Konglomerat (Puddingstone) ein dunkel 
gefärbtes poröses Gestein, ein unzweifelbaftes vulkanisches Erzeugniss. 
In südwestlicher Richtung erheben sich nun geschichtete Sandsteine 
und Kalk-Berge; die Schichten haben starkes Fallen. In einer der 
Buchten treten vulkanische, zum Theil säulenartig abgesonderte Fels- 
massen bis zu 50 und 100 Fuss Höhe empor. 


Cn. Jackson: Trapp-Gänge in den Konglomeraten von 
Roxbourg unfern Boston, und in Schiefer- Gesteinen der 
Nachbarschaft. (Bullet. de la Soc. geol. de France, VII, 27). 
Das Konglomerat ist eine Art grober Grauwacke; Rollstücke von Quarz, 
von Jaspis , Feldstein, Porphyr , Granit, Syenit und von andern soge- 
nannten Ürgesteineun sind durch ein thoniges Zäment gebunden. 
Hornblende - Gebilde haben darauf eingewirkt: es erscheint theils erhär- 
tet, theils erweicht, auch geschmolzen. In der Näbe der Trapp-Gänge 
findet man oft Serpentin als Überzur auf der Gestein-Oberfläche. Im 
Konglomerat setzen Quarz - Adern auf. Die Trapp-Gänge haben mitun- 
ter 20 Fuss Mächtigkeit und erscheinen Säulen-artig abgesondert. 


H. Lroyp: denkwürdiges Auftreten des Granites im Sü- 
den von Dublin. (Journ. of the geol. Soc. of Dublin, Vol. I, P. 2, p. 
83 cet.). Bei Anlegung der Kingstowner Eisenbahn wurden die Er- 
scheinungen sichtbar. Unfern des Dorfes Blackrock tritt der Granit 
als mehr und weniger grobkörniges Konglomerat auf; das Bindemittel 
ist gleichfalls granitisch und das Gestein von grosser Festigkeit. Erst 
an der Küste zwischen RKirgstown und den Killiney-Hügeln zeigt sich 
der Granit mehr ohne Unterbrechung. Bei Seapoint und bis Old Dun- 
bary sieht man Granit mit eingeschlossenen grossen granitischen Blöcken 
und beide Gebirgsarten weichen in ihren Merkmalen sehr von einan- 
der ab. 


#& 


— 690 — 


P. Mean: über die Gleichheit der Wärme fliessenden 
Wassers an der Oberfläche und am Grunde (Bericht über die 
Verhandl. der naturf. Gesellsch. in Basel, I, 50 und 51). An der obern 
Ecke der Schwimm - Schule in Basel hat das schnellfliesende Wasser 
des Rheins eine mittle Tiefe von etwa 16 Fuss; der Standpunkt ist 
also zu Beobachtungen über die Temperatur am Grunde des Wassers _ 
sehr günstig. Die Beobachtungen wurden im Sommer 1834 angestellt 
mit einem sorgfältig verglichenen Thermometer, dessen Kugel mit einer 
Wachshülle umgeben war, so dass es eiwa einer Viertelstunde bedurfte, 
um die Tenıperatur des Wassers, worin er getaucht war, anzunehmen, 
und man daher gewiss seyn konnte, dass er während des Herausziehens 
und der Zeit des Ablesens seinen Stand nicht merklich änderte, Es 
ergab sich, dass die Temperatur an der Oberfläche des Wassers und in 


16 Fuss Tiefe fast genau dieselbe war, höchstens zeigte sich die Tem- 


peratur in der Tiefe um 0°,1 R. niedriger. Die Ursache dieser auffal- 
lenden Gleichmässigkeit der Temperatur scheint im Verschiedenen der 
Geschwindigkeit eines fliessenden Wassers in verschiedenen Tiefen zu 
liegen, wodurch eine Vermengung der einzelnen Wassertheile erzielt 
wird. In horizontaler Richtung findet eine solche Vermengung im flies- 
sendem Gewässer langsamer Statt, wie denn einer bekannten Thatsache 
zu Folge die verschiedentlich gefärbten Gewässer zweier sich vereini- 
genden Ströme noch in geraumer Entfernung vom Zusammenflusse er- 
keunbar sind. Erst wenn ein sich darbietendes, Hinderniss, z. B. eine 
Brücke, verschiedene Geschwindigkeit im fortfiiessenden Wasserstrome 
erzeugt, wird gleichmässige Vermengung der Wassertheile auch in hori« 
zontaler Richtung bewirkt, wie eine solche in einem senkrechten Län- 
gendurchschnitt eines fliessenden Gewässers ohne besondere Hemmung 
von selbst eintritt. Eine Folge der gleichmässigen Temperatur eines 
fliessenden Gewässers in verschiedenen Tiefen ist die Bildung des Grund- 
eises. Wenn schon die Erkältung des Stromes von der Oberfläche aus- 
geht, so ist doch die Temperatur in allen Theilen nahe dieselbe; einer 
bekannten Regel zu Folge legt sich daher das Eis an der ruhigsten 
Stelle, d. h. am Grunde an, wenn die Temperatur so tief fallt, dass ein 
Theil des fliessenden Gewässers zum Gefrieren kömmt, Es schliessen sich 
demnach die oben erwähnten Beobachtungen an des Verfassers Aufsatz 
über die Bildung des Grundeises der Flüsse (Meısners Annalen, Bd. 
il, Heft 2, p. 58 ff. 1825) an, und mögen zur ferneren Begründung der _ 
dort ausgesprochenen Ansichten dienen. 


F. X. M. Ziwre: die Flötz-Gebirge Böhmens, mit besonde- 
rer Hinsicht auf ihre Kohlen-Führung (Prag ; 1835). Eine 
Abhandlung, welche zunächst für Ökonomen bestimmt ist. Geognosten 
finden darin zum Erstenmale die Flötz- Gebirge Böhmens nach ihren 
Formationen gesondert und nach ihrer Verbreitung und ihrem Zusanı- 
menhange geschildert, ohne dass jedoch: auf Angabe vieler örtlichen 


— 691 — 
Erscheinungen in den Lagerungs-Verhältnissen , auf Anführung vorkom- 
mender Versteinerungen u. 8. w. besondere Rücksicht genommen werden 
konnte; denn der Verf. behielt bloss die allgemeinen Charaktere im 
Auge. Es ist daher von Lagerungs- Verhältnissen der Formationen nur 
dasjenige angeführt worden, was zur Gestaltung eines allgemeinen Bildes 
derselben nöthig war. Von den manchfaltigen, als Flötz-Gebirge bezeich- 
neten Bildungen unserer Erdrinde sind es hauptsächlich drei, theils 
in einzelne isolirte Becken abgelagerte, theils unter einander zusam- 
menhängende Gebirgs-Formationen, welche die Niederungen des grossen 
‘ Böhmischen Thalkessels erfüllen und die Ebenen dieses Landes bilden, 
mitunter auch als’ wirkliche Gebirge sich erheben. Jene drei Forma- 
tionen sind: 1) das rothe Todt-Liegende und die Schwarzkohlen-Forma- 
tion; 2) die Plänerkalk- und Quadersandstein - Formation, und 3) die 
Braunkohlen -Formation. Das Gebiet der Flötz - Formationen Böhmens 
ist hauptsächlich die nördliche Hälfte des Landes, deren innerer Theil 
grösstentheils von ihnen gebildet wird, und aus welchem sie sich auch 
an mehreren Stellen über den Gebirgswall an den Landesgränzen in 
die Nachbarländer Sachsen, Schlesien und Mähren verbreiten. Im nord- 
westlichen Theile des Landes, im Pilsner und Elibogner Kreise findet 
sich das Flötzgebiet in mehrere einzelne Becken oder Mulden zertheilt, 
welche durch höhere Rücken und Plateaus von Ur- und Übergangs- 
Gebirgen, zum Theile auch durch Massen der Basalt- Formation von 
einander getrennt ‘erscheinen. Mehr im Zusammenhange verbreiten sich 
die Flötz-Formationen im Saatzer, Leitmeritzer, Rabonitzer, Bunzlauer, 
Bidschower , Königgrätzer und Chrudimer Kreise und erstrecken sich 
aus diesen bis in den Ozaslauer und Kaurzimer Kreis. Im Westen 
finden wir als allgemeine. Begrenzung des Flötzgebietes den Böhmer- 
Wald, südlich das Übergangs-Gebirge des Klattauer, Püsner, Berau- 
ner, Rakonitzer und Kaurzimer Kreises und weiterhin die Urschiefer 
und Granite, welche sich aus dem südlichen Böhmen bis gegen Böh- 
mischbrod und Kollin fast über den ganzen Czaslauer Kreis und den 
südlichen Theil des Chrudimer Kreises erstrecken, Zwischen Policzka 
und Landskron verbreitet sich das Flötzgebirge als ziemlich hoher Ge- 
birgsrücken nach Mähren. Östlich wird das Böhmische Becken von 
Landskron bis Nachod von mächtigen Urschiefer-Gebirgen eingedämmt, 
nämlich von dem hohen Gebirgsrücken, welcher sich von Landskron 
bis zum Marienberge bei Grulich erstreckt, und von dem, an diesen 
anschliessenden Böhmischen Kamme des hohen Mense- oder Erlitz- 
Gebirges. Zwischen Nachod und Schatzlar am östlichen Ende des 
Riesen-Gebirges, erheben sich die Flötz- Formationen selbst zu hohem 
Gebirge und verbreiten sich als solches über die nordöstliche Ecke un- 
seres Landes nach Schlesien und in die Grafschaft Glatz, in welchen 
Ländern sich dann die Begränzung der Flötz - Formationen durch Ur- 
und Übergangs-Gebirge mittelst jener Gebirgszweige der Sudeten-Kette 
vorfinden, welche sich vom Marienberge und dem Schneeberge bei Cr- 
lich an der Ostseite der Grafschaft Glatz und durch das ‚Schlesisohe 


u 


Euleugebirge bis zum Riesengebirge bin verbreiten. Von Schatzlar bis 
nach. Grottau erhebt sich, als hoher Danım des Böhmischeu Beckens, 
das Riesengebirge, das Isargebirge mit dem Jeschken im Zusammen- 
hange. Zwischen Grotiau und Warnsdorf an der nördlichen Grenze 
° Böhmens öffnet sich das Becken in die Lausitz und findet dort seinen 
Damm an dem Granitpiateau, welches durch dieses Land von Rumbury 
nach Friedland sich erstreckt. Zwischen dem Granite des Lausitzer 
Gebirgs bei Rumburg und Nixdorf und dem Gneisse des Erzgebirges 
bei Nollendorf. ist eine grosse Lücke in dem Urgebirgs - Damme des 
Böhmischen Beckens, durch welche sich die jüngere Flötz - Formation 
zum mächtigen Gebirge erhoben ins Nachbarland verbreitet , in welcher 
Verbreitung das Böhmische Flötzgebiet mit dem von Nord-Deutschland 
zusammenhängt; weiterhin aber, von Nollendorf westlich, bildet das 
Erzgebirge nach seiner ganzen Erstreckung und das Fichtelgebirge im 
Westen von Eger, so wie dessen Verzweigungen mit dem Böhmerwalde 
einen bohen Urgebirgs- Damm, welchen die Flötz - Formationen nicht 
 überstiegen haben. — Im südlieben Theile von Böhmen, im Budweiser | 
Kreise findet sich ein isolirtes Flötzgebiet, dessen Kenutniss nach seiner 
Ausdehnung man dem Herrn Aroıs Mazer, k. k. Gubernial- und Berg- 
Rath in Przibram verdankt. Es ist rings von Urschiefer und Granit- 
gebirgen eingefasst und verbreitet sich von Budweis in nordöstlicher 
Richtung in einer schmalen Zunge über Woselno, Nothaugezd, Chotitz 
bis. Kolineg; nördlich bis Hartowitz und von da nordwestlich. über 
Podhrad, Zahay, Nakrzy bis Zublat, dann von da südwestlich bis Lo- 
metz. Von hier geht der: westliche Rand des Flötzgebietes über Po- 

drischt, Wolschowitz, Sedlowitz, Zabrz und Linden, wo er sich: süd- 

östlich über Holschowüz, Jankau, Haborzi, Hrazen nach Prabsch und 

von da nach Bareschau (südlich von Budweis) wendet. Von’ Bareschau 

östlich erstreckt sich eine Zunge über Hermannsdorf und Borowniz 

bis. gegen: Straschkowitz, östlich von Budweis bildet der Urgebirgs- 
Rücken von Rudolphstadt und Gutwasser die Grenze der Flötz-Ablage- 

rungen, welche'somit hier ein Gebiet von 3% Meil. Länge und.22 Meil. 

Breite einnehmen. — Die Lagerung der Formationen lässt über ihr re- 

latives Alter oder die Aufeinanderfolge ihrer Bildungs-Perioden keinen 

Zweitel übrig, und sie werden nach diesen Verhältnissen in die ältere, 
jüngere und jüngste Fiötz-Formation unterschieden, und auch bisweilen 
sogenannt. Die jüngere Formation bedeckt die ältere in dem grössten 
Theile ihrer Verbreitung in abweichender und übergreifender Lagerung, 

und nur im südlichen Becken, in einigen ausgedehnteren Strichen in 
den nordöstlichen Gegenden, dann fast in der Mitte des Landes, und 
in den gegen Westen gelegenen Flötzgebirgen, fehlt die Bedeckung. 
Wo sich beide Formationen berühren, ist” die Begrenzung fast überall 

durch Verschiedenheit der Felsarten und: durch Lagerungs-Verhältnisse‘ 
sehr deutlich wahrnehmbar. Ebenso wird das jüngere Flötzgebirge in 
der nordwestlichen Landesgegend von dem jüngsten bedeckt, doch ist 

hier die Begrenzung minder scharf. ' REN 


u 


Keinmav: über die Erdbeben in Norwegen (Mag. for Natur- 
videnskuberne, Mai, 1835 und Bullet. de la Soc. geol. de France. 
VII, 18 cet.). Am 31. Aug. 1819 ereignete sich im nördlichen Norwe- 
gen ein heftiges Erdbeben, Hr. Dass wurde dadurch veranlasst, alle 
später eingetretenen Bebungen des Bodens aufzuzeichnen, und die bis 
zum Jahre 1829 fortgesetzte Liste überrascht durch die Häufigkeit sol- 
cher Katastrophen in jenem Lande. Es scheinen darnach die erwähnten 
Bebungen nichts weniger als „fortgesetzte Vibrationen“ von Stössen, 
die von eigentlichen vulkauischen Gegenden ausgehen. Und was ‚be- 
sondere Beachtung verdient, ist der Umstand, dass die Zahl von That- 
sachen, in jenem Lande Änderungen andeutend zwischen dem Niveau 
des Bodens und jenem des Meeres, sich fast mit jedem Tage vermehrt. 
Keırnav benutzte das vorliegende Material zur Ausarbeitung einer Denk- 
schrift, welche in drei Abschnitte zerfällt: 1) Verhältnisse der Erdbeben 
in Skandinavien und zumal in Norwegen; 2) Aufzählung einiger der 
denkwürdigsten Thatsachen, Änderungen im Niveau beträchtlicher Land- 
striche betreffend, und Angaben ähnlicher Ereiguisse in Skandinavien, 
und 3) Darlegung einiger Theorieen über diese Erschütterungen. Vom 
ersten Abschnitte lässt sich. nicht wohl ein Auszug geben und die Mit- 
theilung des Ganzen ist um so weniger zulässig, da der Verf. jene 
Zustammenstellung für den Augenblick noch als eine provisorische an- 
sieht. Das Nachfolgende betrifft die Katastrophen vom 31. Aug. 1819 
und einige Aufzeichnungen von Hrn. Dass i. J. 1827, um zu beweisen, 
wie häufig ‚Bebungen des Bodens in diesen Regionen sind. 

Erschüttung am 31. Aug. 1819. Die südlichen Grenzen des 
Gebietes, inmitten dessen man das Phänomen wahrnahm, scheinen sich 
bis zur Stadt Drondheim (63 — 64° Br.) zu erstrecken: gegen N. wur- 
den die Stösse bis Saltdalen, 1° Br. jenseit des Polar-Kreises verspürt. 
Der Bericht des Herrn SomMMERFELDT, zu jener Zeit Prediger in Salt- 
dalen, lautet folgendermassen: „Um 2% Ubr Mittags wurden wir plötzlich 
aufgeschreckt durch ein Donner- ähnliches Getöse; zugleich bebte das 
Haus, die Fenster klirrten, der Fussboden schien unter unsern Füssen 
sich Wellen -artig zu bewegen. So viel man zu beurtheilen vermochte, 
kam die Bewegung aus S.W. und erstreckte sich in der Richtung des 
Fjord (Golf von Salten). Die Luft war ruhig, die Wärme sehr beträcht- 
lich, aber die Sonne leuchtete nicht. Indessen war diess der erste ziem- 
lich heitere Tag seit drei Wochen, während welcher Zeit S.W.. Wind 
herrschte, der von Regen begleitet war. Die Bebung dauerte 5 Mi- 
nuten und nahm allmählich ab; aber das Getöse hielt noch länger an, 
als die Bewegung des Bodens. Am Fusse des Berges, welcher dicht 
beim Pfarrhause emporsteigt, entspringen zwei Quellen, ‘die sich zu ei- 
nem Bache vereinigen. Das Wasser des letztern wurde, als das Erd- 
beben eintrat, ganz weisslich durch eine Beimengung von Thon (P), 
einer Erdart, welche nicht am Ufer des Baches vorkonnit und -die er 
folglich aus dem Berginnern empfangen haben musste. Gegen 5 Uhr 
eine abermalige Bebung, sehr schwach, aber von äusserst heftigem 


ze u 


Getöse begleitet. Gleich nach 7 Uhr noch ein Stoss, minder stark, als 
der erste; er dauerte 3 Minuten; das Haus bebte.*“ — Zu Luuroe 
schien die Bewegung aus S. nach N. Statt gefunden zu haben. Hier 
 bebten nicht bloss die Häuser, sondern selbst die nahen Berge; gewal- 
tige Steinmassen lössten sich ab und stürzten nieder; mehrere Quellen 
trübten sich, und an mehreren Orten hatte das Wasser einen schwefeli- 
gen Geruch. Die Haupt-Bebung hielt ungefähr 10 Minuten lang an; 
alsdann verspürte nıan bis um 7 Uhr am nächsten Morgen ungefähr 
von Stunde zu Stunde einen Stoss; die Erschütterungen nahmen all- 
mählich an Stärke ab. Zu Hemnos bebte die Erde am 31. Aug. um 
21 Uhr Nachmittags; der Stoss hielt 4 Minuten an, das begleitende 
Getöse dauerte 12 Minuten; die Fluthen des Stor - Elv wurden wie 
. zur Sturmzeit bewegt, und an einigen Orten erhoben sich die Wasser 
von Flüssen wie Fontainen, die Luft blieb ruhig. : Am Tage und in der 
folgenden Nacht wiederholte sich das Erdbeben. noch fünf oder sechs 
Mal, und.das Getöse war über vier Wochen lang fast jeden Tag hörbar, 
auch: verspürte man während dieser Zeit schwache Erschütterungen. 
Bei der Bebung in der Nacht von dem ersten Septemb, ereignete. sich 
ein beträchtlicber Erdfall. Folgendes ist die Übersicht der, im Jahr 
1827 zu Lunro& beobachteten Erdbeben. 1A - Br 


Am 7. März j Am 4. Junius ein Stoss. 
elagllk, A 7. Julius drei Stösse., 
Ä = Er a. at n ee A | eine Bebung jeden Tag. 
ld. 9% » 3. Sept. zwei Stösse, 
Th ide e | A) dessgleichen., 
»„ 18 „. fünf Stösse, »„ 21. Okt. 
mr DBY WE jeden Tag eine leichte apa SEE jeden Tag eine Erschüt- 
un bus Bebung, „ .22..Nov. ..  terung. 
„2. Junius drei Stösse. SAN ARM 
A 3.15% zwei Stösse. we, 


PR 
= 


James Arsonn:, Trapp-Gebilde in der Gegend von Lime- 
rick. (Journ. of ihe geol. Soc. Dublin, I, 24 cet.). Der: Vf. glaubt, 
die Geologen Deutschlands unterscheiden: noch einen ‚alten und einen 
neuen, oder einen primitiven und einen sekundären Trapp, und betrach- 
tete letztern als vulkaniscben Ursprungs, erstern aber als ein Gebilde 
der Wasser [?}].- Er fügt jedoch eine Bemerkung bei: dass eine solche: 
Meinung unhaltbar ‘sey, und dass bei Trapp-Gesteinen keine Verschie- 
denheit des mineralogischen Charakters obwalte, welche berechtige, 
eine ungleiche Entstehungsweise anzunehmen. — .— Arsoun sah ' sich, 
durch die Nachricht von einer bei Ulls entdeckten Bleierz-Lagerstätte 
veranlasst, die Gegend von Limerick zu‘ untersuchen. .In: geringer 
Entfernung von Ulla wird ein Kalkstein gebrochen, reich an: Madrepo- 
ven, Enkriniten und Univalven. Die Kalk. Schichten streichen aus O. 


ee 


nach W., und fallen sehr unbedeutend gegen N. Kalkspath- Adern 
durchsetzen dieselben und führen Bleiglanz ; ausserdem kommt noch et- 
was Kupferkies und Quarz vor. Beim Ansteigen des Hügels von Pol- 
lardstown, an dessen Fusse der Steinbruch liegt, fanden sich Blöcke 
‚eines Konglomerats aus braunrothen Trapp-Geschieben gebunden durch 
einen ähnlichen Teig, . und auf der Oberfläche eines nahen Kalk-Berges 
unter der Dammerde und unmittelbar über Kalk traf der Vf.. in 2—3 
Fuss mächtigen ‚und prismatisch abgesonderten Lagen eine Mineral- 
Substanz, welche ihm neu schien; die mitgetheilte Beschreibung und 
eine vorgenommene Analyse zeigen, dass jene Substanz ein Thon- 
Eisenstein ist. Das Vorkommen dieser Substanz bestimmte den Vf. 
zur weitern Erforschung der Gegend. Er bevorwortet seinen Bericht 
mit einigen allgemeinen Bemerkungen über die geologische Beschaffen- 
heit derselöen. Die Bergreihen von @altee nnd Bilbor bestehen in 
aufsteigender Ordnung aus Schiefern, Sandsteinen und Konglomeraten ; 
ausserdem herrscht Kalk, der um den Pallis- Hügel herum von weni- 
gen Trapp-Erhöhungen unterbrochen wird. Hinsichtlich der Schichtung 
der „Trapp-Gebilde“ bemerkt der Vf., dass keine Stelle geeigneter sey, 
um jenes Verhältniss zu beobachten, als die Gegend des Dorfes Holly- 
wood uufern Dublin. Hier besteht ein Berg an seiner östlichen Seite 
aus „Grünstein“; er zeigt deutliche Abtheilung in regelrechte Lagen, 
die unter 70° gegen N.N.W. sich senken; ein Glimmerschiefer-Rücken, 
gegen den sie stossen, lässt ‘das nämliche Fallen und Streichen wahr- 
nelımen. Als Beweis von neptunischem Ursprung sieht übrigens A. 
diese Erscheinung nicht an. — Was den Trapp von Limerick betrifft, 
so bat Weaver in einer frühern Abhandlung denselben als mit dem 
‘ Kalk des Thales unterschichtet beschrieben. Er erwähnt 7 oder 8 
mächtiger, mit einauder wechselnder Bänke. Vom Trapp von Drumlara 
wird gesagt, dass er über dem Kalkstein von Castleguurd gelagert sey 
und unter jenem vom Mount Catherine. Der Vf. betrachtet den Kalk 
beider zuletzt genannten Stellen als einer und der nämlichen Formation 
zugehörig, den Trapp als zwischen das Kalk-Gebilde eingesehoben. — 
In seinen Merkmalen zeigt sich der Trapp von Limerick sehr wech- 
selnd. — Am Hügel von Pallis, wo der Trapp mit dem Kalk zusam- 
menstösst, tritt ein Konglomerat eigenthümlicher Art auf: Kalk und 
Trapp finden sich innigst verschmolzen. Von organischen Überbleibseln, 
namentlich von Muscheln, entbält es keine Spur. — Das Gestein von 
Drumlara und Brackite zeigt sich bei genauer Untersuchung als be- 
stehend aus eisenreichem Feldstein mit Krystallen von glasigem Feld- 
spath; dabei umschliesst dasselbe hin und wieder kleine rundliche Mas- 
sen eines ockerigen Trapps. — Schöne pas ImehE Säulen-Reilien wer- 
den bei Linfield getroffen. 


Erdbeben in Chili am 20. Februar 1835. (SırLıman, Americ. 
Journ. of Sc. Vol. XXVLIII, p. 836 cet.). Die Katastrophe war eine 


Jahrgang 1837. i | 45 


der furchtbarsten und verstürebdugen von denen das Land je heimgesucht. 
worden; sie soll, wie gesagt wird, mit dem: Ausbruche des ungefähr 
30 (Französische ?) Meilen von der Küste entfernten Vulkans von A 

tıcu im  Zusammenhange gestanden haben, Der erste und am meisten 
verderbliche Stoss trat, hach halb eilf Ubr Vormittags,-am 20. Februar 
ein; bis zum 6. März verspürte man täglich drei bis vier Bebungen, 
und noch am 17. März erfolgte eine Erschütterung, die man zu Valna- 
raiso sowohl am Festlande, als auf Schiffen empfand. Der erste Stoss 
wurde von Valparaiso bis im einiger Entfernung südwärts ‚Conception 


und von den Cordilleren bis zum Eiland Juan Fernandez, cine Entter- 


nung von mehr als 300 Meilen von der ‘Küste, in seiner fürchtbaren 
Heftigkeit wahrgenommen. Das Meer zog sich so weit zurück, dass 
Stellen, die vorher 12 Klafter Tiefe hatten, trocken gelegt wurden; als- 
danıı kehrten die Fluthen mit solcher Macht wieder, dass sie die Stadt 
eänzlich zerstörten und mit einem mehrere Fuss mächtigen Schlamm 
überdeckten; selbst der Gouverneur und die Besatzung suchten ihr Heil 
in der Flucht auf die nächsten Höhen. — Es ist geschichtlich , . dass 
zwischen 1520 und 1752 fünf grosse Erdbeben in Chili wütheten,. .Je- 


nes vom 15. März 1657 zerstörte einen grossen Theil der damaligen 
Hauptstadt Couception ;, bei der Katastrophe vom 18. Junius 1730 wurde 


C'onception durch das Meer überschwewmmt, die Mauern der Stadt stürz- | 
ten zusammen; ihr gänzlicher Untergang erfolgte am 26. Mai 1751, die 
Fluthen bedeekten abermals die Stadt, die Forts und Dörfer zwischen 
dem 34° und 40° südl. Br. wurden dem Boden gleich gemacht. Ole 


"Unterbrechung hielten die Bebungen läuger als einen Monat bindurch 


an. indessen büsste mit Ausnahme ‚einiger Invaliden , welche ertrau- 


ken, Niemand bei jenem Ereignisse das Leben ein. Im Jahre 1751 


‘wurde Conerption an der nördlichen Seite des Biobio-Ufers, ungefähr 


eine Meile vom Mecre, neu aufgebaut, um 1835 gänzlich zerstört zu 
werden; die 'gesammte Bevölkerung: von 25,000 Menschen war genöthigt 
nach den Bergen zu entfliehen; nur ein Haus blieb stehen, auf Meilen- 
weite ist Alles ein Bild ‚der Verwüstung. —  Talcahuana , der Haten 
von Conception, wurde sehr erschüttert beim ersten Stosse, der eiwa 
4%: Minuten anhielt, ° Eine Viertelstunde später trat das Meer etwa eine 


'Meile weit von der Küste zurück, die Schiffe blieben auf dem Trockenen 


sitzen , alsdann kehrte das Wasser mit grosser Gewalt wieder, 25—-30. 


'Fuss hoch wogten die Wellen, die Stadt wurde überschwemmt und 


gänzlich zerstört; noch zweimal kehrten die Fluthen wieder und schwemm- 
ten. bei ihvem Zurückzuge Alles mit sich hinweg, so dass im strengen 


-Wortsinne jede Spur von der Stadt verschwunden ist. — Schauderhatt 
-war die Scene während des ersten Stosses. Gegenstände jeder Aıt. 


wankten; das Meer brauste, als wäre es siedend; Berge und Thäler 
wougten, so weit das Auge reichte, wie De bewegte Wellen 
(diese Bewegungen erregteu die nämlichen Empfindungen, wie die See- 
krankheit): unter furchtbarem Getöse öffnete sich die Erde; nach allen 
Richtungen barsten die Gebäude und stürzten in Trümmer zusammen ; 


_ 
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ww. y 14 


— 697 — 


ganze Wolken von Qualm und Staub breiteten sich aus; über den. 
“ Trümmern der niedergestürzten Stadt wogten die Meeres-Wellen. Das 
‚Wasser erhob sich 30 Fuss über seinen gewöhnlichen Stand; ein Fahr- 
zeug wurde mitten in den Stadtraum geschwemmt. Am 22. Februar 
'war ein grosser Theil des Eilandes Caracana überschwemmt; durch 
tiefe Risse und Spalten und durch Sümpfe wurden die Se von 
Talcahuana nach Conception fast ganz zerstört. — Die Erschütterung 
der Erde war nicht sowohl heftig, als von langer Dauer. Der Stoss 
kam in südöstlicher Richtung und verbreitete seine Verwüstungen durch 
die Provinzen von Conception und Maule.- Über vierundzwanzig Städte 
und viele Dörfer gingen zu Grund. Talcahuana, Penco und Tome 
wurden dreimal vom Meere überschwemmt. Von der Kathedrale zu 
Conception, mit deren Bau man schon 50 Jahre verbracht hatte, blieb 
kein Stein auf dem andern; 20 Arbeiter wurden unter den Ruinen be- 
graben. Man weiss nur von 500 Menschen, welche das Leben einbüss- 
ten, aber sicher ist die Zahl weit grösser, — Auf Schiffen in grosser 
Entfernung von der Chilenischen Küste, theils in einer Weite von 180 
Stunden, verspürte man den Stoss so heftig, dass das zusammengerüt- 
telte Takelwerk die grösste Gefahr drohte. — Die Stadt Talcahuana 
lag, landeinwärts von einer Hügelreihe umgrenzt, ziemlich in gleichem 
Niveau mit dem Meere; nach der Katastrophe war der Wasserstand um 
5 bis 6 Fuss tiefer als vorher. — Ein Englischer Seefahrer, welcher 
mit der Küste von Chili wohl vertraut ist und dieselbe in dem Monate 
Februar häufig befahren hatte, behauptete nie so wenig Wallfische, an- 
dere Fische und auch Vögel bemerkt zu haben, als im Jahre 1835. Man 
sieht diess als Folge der Erd-Erschütterung an, 


\ 


Erdbeben in den Molukken. Am 1. November 1835 wurden 
. diese Inseln durch eine Erd- Erschütterung furchtbar verwüstet. Die 
Katastrophe scheint durch einen Ausbruch des Vulkans auf Banda ver- 
anlasst worden zu seyn. In Amboina haben 58 Personen ‚unter den 
Trümmern einer Kaserne das Leben verloren und 66 wurden verwun- 
det. Alle Gebäude sind sehr erschüttert und beschädigt und der neue 
Seehafen-Damm zertrümmert worden. Die Erdbeben von 1781 und 1830 
waren nichts im Vergleiche mit den neuesten Ereignissen. (Zeitungs- 
Nachricht.) 


A. Kınprer: Bildung einiger Eisenerze. (Pocgenn. Ann. 
d: Phys., B. 37, S. 203 ff.). Auf Sandbergen,, die mit Nadelholz be- 
wachsen sind, bemerkt man an Abhängen, wo tiefer liegende Quellen 
Bergstürze veranlassen, dass abgestorbene Wurzeln, die sich durch 
den mit Eisenoxyd auf der Oberfläche bedeckten Quarzsand ziehen, 
das, hindurch sinternde Regenwasser einsaugen. Es wird so ein 


45* 2 


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Bar 6 se Eh 


Vikwesibge! Progebe WARTEN durch welchen eine Säure gebildet 
werden muss, die das Eisen als Oxyd oder Oxydul reichlich aufzulö- 
sen vermag, denn man siebt den Sand in wenig Monaten völlig weiss 
ersebeinen. Die Wirkung ist eben so auffallend, wie das Auswaschen . 
gefärbten Quarzsandes mit Salz- oder mit Schwefel. Säure; sie erfordert 
nur längere Zeit. Aufangs wird die zunäc hst um die Wurzel liegende | 
Saudschichte bräunlich, sodann rosenroth, endlich weiss. Die Wirkung 
einer 2’ dieken Wurzel erstreckt, sich auf 1—2'’; man sieht im Süi 
ner iheilweise und ganz entlärbte Sand - Cylinder. Starke 'vermo- 
dernde Wurzeln müssen sehr bedeutende Sandschichten entfärben kön- 
uen. Von den Auhöhen herabsteigend und die ersten Adern der Tag- 
quelleu aufsuchend bemerkt man, dass das Wasser langsam aus den 
Saudschichten hervorsintert, und auch eine darunter liegende Lehn- 
schichte zur Ausammlung des Wassers sich eigne; reichliches Moos 
und anderer Pflanzenwuchs wuchert hervor; oft fällt das Wasser von 
einem Blättchen auf das andere, und bietet so der Luft eine sehr grosse 
Oberfläche dar. Mag es seyn, dass die Wirkung der Luft die Verbin- 
dung des Eisens mit der organischen Säure zerlegt, eine basische un- 
lösliche Verbindung abscheidend, oder dass die lebenden Pflanzen der 
organischen Säure zur Ernährung bedürfen und somit die Trennung 
des Eisens bewirken, kurz grosse Mengen eines gelatinösen Eisenoxyd- 
‚Schlamis umgeben die kleinen Quellen und bedecken deu Boden. Schwel- 
len die Quellen bei anhaltendem Regenweiter an und treten so über 
den gewöhnlichen Stand ihrer Wasserhöne. so wird der ganze unter- 
dess angesanımelte Eisenoxyd-Schlamm aufgehoben, lusgespühlt uud so 


, 


fortgerissen. „Diess trübe, mit leichtem flockigem Schlamm angelüllte 
Wasser ergiesst,. sich ia die benachbarten Niederungen und je nach der 
Beschaffenheit derselben bilden sich Eiseuoxyd-Lagen. Ist die Niede- 
rung flach 5, so trocknen Luft und Sonne das Wasser bald aus, und es 
bleibt nur eine dünne Schicht zurück, welehe im halb trockenen Zu- 
stande in unregelmässige Scheiben sich trennt. Da der Rand derseiben‘ 
‚mehr der Einwirkung von Luft und Sonne ausgesetzt ist, als die Mitte, 
so krümmt sich die Scheibe; es entsteht eine tiefe Schüssel; der erste 
kıäftige Windstoss reisst diese los, rolit sie über den Baden hinweg, 
und bildet so die hohle Kugel. Auf diese Weise entsteht das Bohyeng, 
das innen hohl, ‘also leicht, oft vom Winde weit weggeführt, in der 
sauzen Umgegend zerstreut wird. Ist die Niederung tiefer , so lageıt 
sich der Eisenschlamm reichlieber und dichter ab, und die Zeit bildet 
jene mächtige Lager, welche die Hohöfen Niederschlesicns und der Lau- 
sitz mit dem grössten und besten Theile der Eisenerze versorgen. Im- 
wer liegen diese Massen näher an den Höbenzügen, welche zu ihrer 
Entstehung Anlass gaben, als die Sumpf- und Wiesenerze. Diese 
scheinen nur da gebildet zu werden ,/wo nie eine Austrockung des Bu- 
deus erfolgt. Zuweilen lagert sich diese letzte Art Erze auf dem Bo- 
den vou ‚Backen, ab, die Ai Fall haben. Es bildet sodann gleichsam 


Fe ı8 


‚Mo 
E 
& 


— 69 — 


schwammige, aus zahllosen Zellen bestehende Massen, die mit einer 
zrossen Menge lebender Wasserthiere angefüllt sind. | | 


-P. B. Lorp: Veränderungen der Erd-Oberfläche durch 
Wirkung der Ströme. (An die R. Asiatie Soc. gerichtetes Schrej- 
ben, ‚ausgezogen in Frorrer’s Notitzen, XXIX, 202.) Schon seit einigen 
Jahren hatte der obere Theil des Golfs von Cambay (Hindostan) an Tiefe 
abgenommen; jetzt geht die Abnahme so schnell vor sich, dass man 
fast Augenzeuge davon seyn kann, wie festes Land entsteht. Vormals 
‚konnten Handelsschiffe ihre Ladung au den Stadt- Mauern löschen; im 
Junius [1835?] war das nächste Schiff, im Hafen liegend, wenigstens 
vier [Englische ?] Meilen entfernt und tief im Schlamm versunken, auch 
‘ohne Hoffnung, vor den höchsten Springflathen wieder flott zu werden. 
‘Die Ursache dieser verminderten Hafen-Tiefe ist die unermessliche Menge 
Schlamm und Erde, welche durch den MAhye-Kluss herabgeführt wird, 
der nach einem Laufe von beinahe 100 Meilen durch ein ganz von Al- 
luvium gebildetes Land den trüben Inhalt seiner Wasser in der Nähe 
von Cambay nach O. zu absetzt. ' 


PArrer Kıne: über die Geologie der Meerenge von Mugel- 
lan. (. Journ. of the R. geogr. Soc. of London, I, 155 und Bullet, 
geol. F, 421 und 422). Am westlichen Ende und in der Mitte sind 
primitive Gebilde vorhanden (Granit, Grünstein , Thonschiefer,, der bis 
zu 3000 und bis zu 6000 F. ansteigt), gegen O. herrschen neuere For- 
mationen. Östlich vom Cap Negro treten aus’ dem Thonschiefer Gre- 
nite und Hornblende. Gesteine hervor. Das Feuerland ist in drei Iı- 
seln geschieden; der Magdalen-Sound trennt den Thonschiefer von den 
dioritischen Felsarten, auch tritt Glimmerschiefer auf. Der Barbara- 
Channel ist an der Grenze des Glimmerschiefers und des Granits. Die 
östliche Insel, King’s Charles South- Lund besteht aus Thonschiefer, 
auch findet sich Diorit. Die Eilande Most und. Navarin werden von 
Hornblende-Gesteinen gebildet. — Die Ost-Küste von Patagonien, vom. 
"Plata-Strome bis zur Magelianischen Meerenge, ist niedrig. Tertiäre, 
wagerecht abgelagerte Thone herrschen vom Cap Virgins bis zum Fort 
S. Julien. Feldstein- Porphyr erstreckt sich :von diesem Fort bis zum 
44. Breite - Grade. Weiter gegen S. trifft man tertiären Thun-Mergel 
mit Ostrea und mit Univalven. N, 


Ersreıicn: über das Braunkohlen-Gebirge des Westerwal- 
des und die zu demselben in naher Beziehung stehenden 
Felsarten. (Karsten’s, Archiv f. Min. VIII, 3 f.). Das Bjaunkohlen- 


Gebirge, innerhalb der Grenzen einer grossartigen Basalt-Region; ver- 
breitet, hat seine beträchtlichste Ausdehnung von N.O. nach SW. , die 
grösste Breite von N.W. nach S.O.. In nordöstlicher Richtung über- 
schreitet jenes Gebirge den Fuss des Westerwaldes nicht, es stüsst 
unmittelbar an. Grauwacke-, Grünstein - und Schaalstein-Gebilde,, wäh- 
rend gegen O., S. und W. ein zusammenhängender Kranz von- basalti- 
schen Ausgehenden die Braunkoblen - Formation von den. älteren. ge- 
schichteten Massen trennt. Der Raum, welchen die Braunkohlen ein- 
nehmen, lässt sich nach Lage und Oberfläche - Beschaffenheit in fünf 
Distrikte abtheilen, unter denen der Distrikt des hohen Westerwaldes 
die Braunkohlen-Niederlage in ihrem grössten Zusammenhange auf eine 
Länge von zwei Stunden zeigt. Sämmtliche Braunkohlen ruben auf 
Basalt; nur an der nordwestlichen Grenze, Derschen, scheint die Basalt- 
Grundlage von der Braunkohle überschritten worden zu, seyn, indem 
unter derselben nicht Basalt, sondern ausnahmsweise Grauwacke er- 
bohrt worden. Die Grenzen der Braunkohlen - Niederlagen sind durch 
Emporhebungen der  basaltischen Massen - vielfach bestimmt worden, 
langgezogene Rücken und einzelne Kuppen dehnen sich zwischen den- 
selben als‘ Scheidewände aus; vielfache Hebungen und. rückenförmige 
Unebenheiten bilden eine Reihe von Mulden, deren Grundfläche wieder 
aus sanften Wellenformen zusammengesetzt ist, so dass man hier die 
regelmässigen Mulden des Steinkohlen-Gebirgs vergebens aufsucht. Die 
grösste Ausdehnung der Mulden steht gewöhnlich rechtwinkelig gegen 
das Streichen der Hauptrücken. Die regelmässigste und ausgedehnte- 
ste Mulde, jene durch die Grube Gute Hoffnung bei Westerburg 
aufgeschlossene, hat aus N. in S. 300 Lachter Länge und aus O. in W. 
170 L. Breite. — Die basaltischen Gebilde sind Olivin - Basalte, Dole- 
Tite und Dolerit-Mandelsteine, Anamesite , se wie diesen Gebilden ver- 
wandte Wacken und Tuffe. Im Thale der Elb unweit Härtlingen ent- 
halten die Basalte Augit - und Hornblende - Krystalle von besonderer 
Schönheit und mitunter in solcher Menge, dass die Grundmasse ‚zu- 
weilen zu deren Verkittung kaum hinreicht. Die Hornblende-Krystalle 
haben häufig eine geflossene Oberfläche; nicht selten erscheinen sie ge- 
schwunden und lose ihrem Gehäuse einsitzend, dessen glatten Wände 
die frühere Grösse der Krystalle andeuten, und der Raum zwischen 
beiden ist in ganzen Felsmassen mit Analzim erfüllt. Auch auf der 
Eduards-Zeche sind die Basalte ausgezeichnet durch grosse Augite und 
Hornblende, und bemerkenswerth ist, dass die Krystalle des ersten Mi- 
nerals scharfkantig und geradflächig, die des letzten hingegen an den 
Kanten abgerundet und krummflächig sind. — Grössere Höhlungen 
in den Basalten gehören zu den keineswegs seltnen Erscheinungen. 
Ihre Tiefe misst zuweilen 3 Lachter, ihre Wände sieht man (Grube 
Nassau) bekleidet mit einer Kruste, dem schlackigen Erdpeche ähnlich. 
Die Höhlungen sind theils leer, theils gefüllt mit bituminöser ‚Holzerde, 
-in welcher lose Stücke zelligen Eisenkieses mit starkem Metallglanze _ 

liegen. Die grösste der auf’ dem Westerwalde im Basalte aufgefundenen 


=. WE - 


Weitungen der Axt hat unlängst der Stollen der Zeche Christiane bei 
Westerburg angefahren; ihre Länge schätzt man etwa '60 Lachter in 
‚der Richtung von N. nach S. — Das Braunkohlen-Gebilde besteht, aus- 
‘ser der Braunkohle selbst, aus Sand und Sandstein und aus 
Thon. Sand und Sandstein kommen -auf dem hohen Wexterwulde 
nicht vor, sondern nur an dessen nordöstlichem Abhange im Thale von 
Langenaubuch und bei Breidscheid; ihre Lagerungs-Verhältnisse bezeich- 
nen sie als das liegendste Glied der Formation. Der Thon ist das 


‚ausgedehnteste und mächtigste Glied des Westerwälder Braunkohlen- 


Gebildes und als der Repräsentant desselben anzusehen. " Seine Be- 
'schaffenheit zeigt sich verschieden nach den einzelnen Lagen und nach 
den Lokalitäten. Im Centrum der Basalt-Region , wo die grossartigste 
Eutwicklung Statt gefunden, im Gebirgs-Kessel des hohen Westerwal- 
‚des bestehen die Thonschichten aus einem Wacke-älmnlichen Gebilde, 
gleichsam als ob umgeänderte oder unvollkommen ausgebildete basalti- 
sche Massen sich über die‘Braunkohlen-Flötze ergossen hätten. "Blätter- 
Abdrücke sind die einzigen organischen Überbleibsel, welche in Thon 
vorkommen. Die Kohlen-Flötze, an Zahl und Mächtigkeit nach den 
Örtlichkeiten verschieden, finden sich in ihrer vollkommensten Entwick- 
Jung innerhalb des Gebirgs-Kessels des hohen Westerwaldes ; hier sind 
sie mächtiger, konıpakter , bituminöser und zahlreicher. Zum grössten 
Theile bestehen dieselben aus bituminösem Holze, von welchem nur ein 
‘kleiner Theil in eigentliche Braunkohle umgewandelt ist. Die Holztex- 
tur der Flötze begiunt gleich mit der unteren 'Koblenbank, und eine den 
Humus darstellende Schieht ist nicht vorhanden; dieser Umstand, so 
wie das sehr seltene Vorkommen von Blättern, Samen, Früchten und 


Wurzelfasern beweiset, dass das Material zu den Kobhlenflötzen herbei- . 


geflösst worden. Aufrechtstehende Baumstämme finden sich nicht. — 
Auf dem hohen Westerwalde beobachtet man, einige Abweichungen in 
der Mächtigkeit \einzelner Glieder ausgenommen , ein konstantes Lage- 
rungs-Verhalten der Braunkoblen-Gruppe. Grössere Abnormitäten, bedingt 
‘durch die Beschaffenheit des Terrains und durch die Einwirkungen des 
Basaltes, findet man an den Gebirgs- Abhängen. Ein Hauptbild über 
die Reihenfolge der Ablagerung in aufsteigender Ordnung ist folgendes: 
'3) Braunkohlen-Thon, nimmt zunächst über den Braunkoblen- 
Sandstein, oder über Basalt seine Stelle ein, und ist mitunter über 9 
 Lachter mächtig. ls 
2) Unteres Kohlenflötz, A 4 bis ı FE. mächtig, aus zusammenge- 
 "presstem 'bituminösem Holz und verworren durcheinanderliegenden 
'Bruchstücken von Baumstämmen bestehend. Geringer Bitumen-Gehalt. 
3) Felsmutter, eine 3 bis 6° starke Thonlage,, häufig Brocken 
bituminösen Holzes einschliessend. REEL 
4) Kohlenbank, der untere bauwürdige Theil, 2 bis 6 F. mäch- 
tig, kompakt, reich an Bitumen, ein vortreffliches Brennmaterial. 
Nicht selten finden sich, zumal in der Nähe der Rücken, in einanderge- 
'schobene Massen "bituminösen ‘Holzes, der Länge nach in einander 


- 


\ 


u‘ 


Au.’ Sul 


gestauchte Baumstämme, Die Stämme;sind zuweilen mit Hornstein in- 
nig durchdrungen und in Holzstein umgewandelt. Die ‚meisten ‚Samen 
finden sich in dieser Kohlenbank;, so jwie Bernstein-Körner.\ 4... 00.) 
5) Thonschicht, Schram genannt, von Wacke-artiger Natur, 
mit vegetabilischen Fasern -und Bruchstäcken bituminösen Holzes ‚stark 
gemengt, 2° bis 14 F. mächtig. lag 
.;6) Kohlenlager, der Haupt-Gegenstand sen Gewinnung; in. der 
kompakten Masse ist die Gestalt der Stämme und Äste: meist verloren 
gegangen. 
7) Thonlagen, das sogenannte. Mittel, 9-3 Tnckiäne an mab-» 
chen Orten‘ auch nur 2 F. mächtig. Schon die Beschaffenheit des 
Schrams (Nr. 5) lässt vermuthen,, dass den Basalten verwandte Ge- 
bilde das Material zu dieser Thonlage lieferten; die Zusammensetzung 
des Mittels führt zur Ausicht,. dass dieselben eigenthümliche. Basalt- 
Wacken und Tuffe seyen, welche die Mitte zwischen Basalt-Gesteinen _ 
und Konglomeraten sind und sich frei von Trümmern anderer Gebirgs- 
Formationen zeigen. Das Mittel ist dasjenige Glied: der Flötzgruppe, 
welches dieselben näher an die Basalt-Formation anknüpft. — en dem 
Mittel ruht: k 
8) Eine Kohlenbank vou geringer Qualität oder das Tall Neue 6; 
1 bis 5 Fuss mächtig. " N 
9) Grauer bituminöser Thon, 1 bis 2 F. stark. | 
10) Kohlenbank, Strebeflötz genannt, 1 bis 2-F. nüchig, 


stellenweise mit Thon gemengt. DEE 
11) Braunkohlenthon, 1 bis 3 F. starke Lagen mit. acheielee 
Kohlen-Flötzen wechselnd. | zu af 


Den Schluss des Braunkohlen-Gebirges nach oben bildet Braunkoh- 
lenthon, der mitunter in Walkererde übergeht; ihm sind, häufig Körner 
von Basar Kissteinen beigemengt, die dem den Braunkolilen unterlie- 
genden Thone fehlen. — Die bedeckenden Gebirgsarten. sind nach 
den Örtlichkeiten und nach den Graden der Veränderung , , welche. sie 
erlitten haben, vielfach modificirt ‚und gehören den Basalttuffen und 
Basalt- Konglomeraten an. Die. Entstehung der letzten gehört ‚ohne 
Zweifel einer spätern Zeit an, als die Bildung der Kohlenflötze, und 
scheinen früher eine zusammenbängende Decke über der Braunkohlen- 
Gruppe ausgemacht zu haben, denn überall finden sich Spuren ihrer 
früheren grösseren Ausdehnung. Dass Erhebungen der Basaltmassen 
nach dem Bestehen der Konglomerate noch Statt gefunden, beweisen 
die darin aufsetzenden Basalt-Gänge und die zahlreichen durch die Kon- 
glomerate zu Tag gehenden Basalt-Kuppen und Rücken. . Über die\Ent- 
stehungs- Weise der Kunglomerate fehlt es auf dem Westerwalde an 
hinreichenden Aufschlüssen; dass dieselben einem höheren Temperatur- 
Grade ausgesetzt gewesen, beweisen die in ihnen sich findenden Verkoh- 
lungen und die Umwandelungen, welche die verkitteten Gestein-Bruch- 
stücke erlitten haben. — Die Erhebungen der Basalt- ‚Unterlagen sind 
gewöhnlich sanft abgerundet, Wellen-förmig ; zuweilen aber sieht man 


— 705 — 


sie auch mit steilen Wänden aus’ der Sohle hervortreten , durch die 
Flötzreihen hindurchbrechen - und. theils in Kämmen und Rücken zu 
Tage ausgehen, theils von den Konglomerat- Massen bedeckt. In die- 
sem Falle ist es nicht selten zu beobachten, wie der Basalt, nachdem 
er die Flötze durchbrochen, sich umgestürzt und über dieselben hinweg- 
gelagert hat. —. Die Basalt-Rücken dringen aber bäufig auch nur in die 
Flötzglieder ein, ohne deren ganze Reihe zu durchbrechen, und Haken- 
förnige Verästelungen der Rücken zeigen sich fast horizontal und in 
die einzelnen Lagen hineingeschoben. An den Seitenwänden der durch 
die Flötzgruppe durchgreifenden Rücken sieht man gewöhnlich. die ein- 
zelnen Lager von unten nach oben gebogen; gehen die Flötze, ohne 
durchbrochen zu seyn, über den Rücken hinweg, so nimmt die Mächtig- 
keit derselben ab, so wie der Rücken steigt, und über letzterem sind sie 
am schwächsten,, mitunter geborsten und gespalten. Aus diesem Allem 
ergibt sich, dass die Erhebungen der Basalt- Unterlagen erst: erfolgten, 
nachdem die Ablagerung der Flötze bereits Statt gefunden hatte, und 
dass die dabei thätig gewesenuen Kräfte von unten nach oben gewirkt 
und die Zerstückelung der Braunkohlen-Gruppe veranlasst haben. — In 
der Nähe der Rücken verlieren die Kohlenflötze ihren Bitumen- Gehalt, 
ihre Qualität nimmt ab, eine grosse Anhäufung von,;dem. Anscheine 
nach weniger verändertem, lichter gefärbtem bituminösem Holz in gros- 
sen Schalen und Platten mit ausgezeichneter Holztextur findet, Statt; 
so dass der Bergmann: aus dieser Erscheinung, welche die Folge der 
Entweichung des Bitumens seyn dürfte, die Nähe eines Rückens erkennt. 
In einander gestauchte, bis zu den kleinsten Theilen verworrene Baum- 
stämme und Massen bituminösen Holzes (Wirschel) sind die gewöhn- 
lichen Begleiter der Rücken; aus allen diesen Massen ist das, Bitumen 
zum Theil entwichen und es stellt sich als solches in cinem weniger 
veränderten Zustande ‚und heller ‘wie gewöhnlich gefärbt dar. — An 
einigen der die sanftern Erhebungen umgebenden Flötze (Grube Segen 
Gottes) sieht man die ohnediess schon gepresste Masse der Kohlenbauk 
noch fester zusammengedrückt , kompakt, und jede 'Holzform und; Faser- 
textur nach der Unteriage hin auf mehrere Fuss Dicke , überhaupt die 
den vegetabilischen Ursprung andeutenden Merkmale verschwunden, 
Das bituminöse Holz ist in eine dichte, sehr spröde Braunkohle mit 
ausgezeichnet grossmuschligem Bruche, ohne; Andeutung; ‚schiefriger 
Textur umgewandelt. Dieselbe ist geborsten, wobei Eisenoxyd die Kluft- 
flächen bekleidet. Die Masse hat eine haarbraune Farbe, ist auf dem 
Bruche matt, schwach glänzend auf dem Striche und entwickelt im 
Feuer kein Bitumen. ae 

Eine ausgezeichnetere Umwandelung des bituminösen Holzes haben 
die Dammstrecken auf Nassau angefahren. Über den wellenförmigen 
Unebenheiten der Basaltsohle zeigte das ihr zunächstliegende Flötz keine 
Spur ungewöhnlicher Pressung , noch drang der Basalt in jenes ein; 
dagegen hatte zumal an den Stellen, wo offene ‘Spalten in die Sohle 
niedergingen, das Kohlen -Flötz auf 2—4 Dicke eine Verkohlung 


\ 


erlitten. Seine Blätter waren aufgeblähet und durch ein kleinzelliges 
Gewebe von einander gesondert; übrigens fand sich kleinmuscheliger 
Bruch und stellenweise Metallglanz, und ein von verkohltem bituminö- 
sem Holze nicht zu unterscheidendes Gefüge ein. Nach oben hin nah- 
men der Glanz und das Aufgeblähetseyn ab, das Gefüge ward dichter, 
mit schwachem 'Fettglanz, und 1° über dem Basalte verschwand jede 
Spur der Umwandelung. — Die nunmehr verlassene Zeche Concordia 
hat eine ähnliche Erscheinung geliefert. Viele Basalt-Rücken waren’in 
dem Grubenfelde vorhanden, von welchem der erste, mit dem Stollen 
aus Nord in Süd angefahren, das Grauwacken- Gebirge durchbrach , an 
dessen gelblicher Farbe und aufgelösster Beschaffenheit man den Ein- 
fluss des Basaltes erkannte. Das Flötz , welches gewöhnlich etwa 5/ 
mächtig, verschmälerte sich über dem Basaltrücken bis zu 14° Stärke, 


und der dem Basalte zunächst gelegene Flötztheil war auf einer Stelle 


in dieser Grube über dem Rücken auf 1° Höhe verkoakt, so dass diese 
Kohle an die Schmiede der Umgegend zu hohem Preise verkauft wurde. 
Eine ähnliche Verkohlung fand auf jedem Basaltrücken, so wie ein all- 
mählicher Übergang in’ die gewöhnliche Beschaffenheit des Flötzes Statt. 
— Die Wirkungskreise der bei dem Emporheben der Basaltmassen thä- 
tig gewesenen Kräfte ist zumal dort deutlich zu beobachten, wo Basalt- 
gesteine in die Flötze eingedrungen sind, oder solche durchbrochen ha- 
ben. Die Kohlenflötze, so wie die sie trennenden Thonlagen sind .ver- 
worren in einander getaucht und diagonal’ mit ‚der Ablagerungsfläche 
von ihnen einzelne Streifen abgestossen, welche schuppenartig aufeiman- 
der gehäuft, zu beiden Seiten Spiegelflichen, theils einfach, theils mehr- 
fach gestreift tragen, und auf solche Weise ‚die Richtung der Ra: 
Äusserung angeben, durch welche jene Hebungen entstanden sind. 


Dass bei dem Aufsteigen der Rücken Ruhe-Momente eingetreten, wor 


dass diese Erhebungen allmählich fortgerückt sind, beweisst die Anzahl 
der übereinander liegenden Schuppen, deren Spiegelflächen auch ganz 
verschiedene Richtungen des Druckes angeben. Es sind diess dieselben 
Erscheinungen, welche gewöhnlich die Gänge begleiten, die sich bei die- 
sen jedoch nach Maassgabe der Höhe der Statt gefundenen Senkungen 
oder Hebungen in grossartigen auf einander geplatteien Tafeln aus- 
sprechen, während die diagonal mit der Lagerfläche der Flötze durch 
momentane heftige Kräfteäusserung von unten aufsteigende Aussenseite 
der Rücken schuppenförmige Spiegelstücke von den "Lagerbänken 'ab- 
stiess. An diesen Rücken sieht man die Fasertextur des Holzes, da wo 
dieselbe noch erkennbar ist, nieht gleichlaufend,, sondern in die Queere 
mit der Längenausdehnung der Streifen gerichtet. Demnach muss sich 
das bituminöse Holz schon in einem gewissen Grade der Auflösung und 
in einer mittleren Festigkeit befunden haben, als Erhebungen der Grund- 


fläche Statt fanden, von welchen 'wieder andere später eingetreten seyn 


mögen, wenn man, wie es auf Oranien noch vor Kurzeni der Fall war, 


. die Massen bituminösen Holzes so gebrochen und zersplittert sieht, als 


wenn das Zerbrechen derselben - eben erst Statt gefunden hätte, 


# 


U 


Ähnliche Erscheinungen wie die Kohlenflötze bieten die Thonlager in der 
Nähe der Rücken dar;j.es greift, so weit der Druck der Basaltmasse 
in die Flötzreihe bivaufreicht, allemal die tiefer gelegene in die zu- 
nächst obere Flötzlage ein, und es schleppen sich die abgestossenen 


Spiegelstücke an der Aussenseite des Rückens in die Höhe. Auch der 


Basalt, selbst der festeste, trägt solche Spiegelflächen: ein Beweis, dass 


' ‚derselbe seine jetzige Härte später erst erlangte, nachdem bereits He- 


'bungen Statt gefunden hatten: denn das Anreiben der halbfesten Flötz- 
masse auf eine so geringe Höhe, wie die der Rücken, konnte am festen 
Basalt keine Spiegelflächen hervorbringen. — Nicht nur in der oben 
angeführten Weise haben die Basaltrücken auf den Braunkohlenthon 
eingewirkt, sondern zuweilen auch dessen Beschaffenheit verändert. Ein 


zum Auffinden von Braunkoblen am Rabenscheider ‚Holze getriebener 


\ 


Versuchstollen fuhr ein solches Flötzchen- zwischen Thon gelagert an. 
Das Flötz, vielfach gestört durch unterliegende Rücken, ist 14 bis 2° 


. mächtig und unbrauchbar; der Thon über demselben mag 1 Lachter, 


der unter ihm gelegene 4 bis 4 Lachter mächtig seyn. Letzterer ist 
wackenartig und durchmengt mit Pflanzenfasern und Fragmenten von 
bituminösem Holze. Er wird an einzelnen Punkten, wo Rücken des 
unterliegenden Kalkgesteines sich in ihn eindrängen, plötzlich härter, 
dunkel gefärbt und über dem Rücken in eine feste schwarze Masse mit 
grossmuschligem Bruche verwandelt, in welchem schimmernde Blättchen 
dem Feldspath ähnlich zerstreut liegen. Auf diese Weise wird der Thon 
nach und nach dem ihm unterliegenden Basaltgesteine so ähnlich, dass 
man ihn in der Grube mit demselben verwechseln kann, weun nicht die 
Abdrücke der Pflanzenfasern in dem gebrannten Thone sich erhalten hät- 
ten. Dieser Thon ist im frischen Zustande wenig zerklüftet, an der 
Luft wird er bald rissig und zerfällt in schärfkantige muschlige Stücke. 
— Eigentliche Verwerfungsklüfte scheinen in "der Braunkohlen-Gruppe 
des Westerwaldes selten zu seyn, und nur auf der Breitscheider Grube 


fuhr man eine mit Tbon ausgefüllte Kluft gegen Südost fallend an, in 


deren Hangendem die Flötze sich 1 Lachter tief gesenkt hatten. Den 


‚Flötzstörungen kann noch eine durch die drei untern Kohlenbänke, zu- 
‚weilen auch nur bis zu dem sogenannten Schram durchgreifende, senk- 


recht auf die Lagerfläche gestellte Zerklüftung in romboedrische und, 
würfelige Massen beigezählt werden, welche mitunter sich so oft hinter 
einander wiederholt, dass dieselbe die Entfernung angibt, bis zu wel- 
cher bei der Gewinnung der Schram geführt wird. Die Klüfte sind 


‚offen, mit Eisenoxyd auch mit einer Russ-ähnlichen Substanz ausgefüllt. 


\ 


Norsserarn: über das Erdbeben am 17. Dezember 1834 


im Regierungs-Bezirk Koblenz. (Rheinische Provinzial - Blätter, 


1835, II. B., S. 43 ff.). Durch eine Zusammenstellung der aus mehre- 
ren Kreisen eingezogenen Nachrichten ergibt sich die Morgenstunde 


nn a 


z ischen 5 und 6 Uhr. ziemlich überkiuktiinmend« als’ die Zeit jenes lo- 
kalen. schwachen Erdbebens. Ferner geht daraus hervor, dass der Wir- 
kungskreis der Erscehütterung nicht , wie. Zeitungs= Nachrichten angege- 
ben. haben, auf das eigentlich ee Gebiet am Niederrhein be- 
schränkt gewesen ist, sondern sich auch an mehreren Seiten noch über 
das Grauwacken- und Thonschiefer-Gebirge verbreitet hat. Wollte man 

‚selbst annehmen, seine eigentliche Thätigkeits - Ursache wäre nur unter 
jenem vulkanischen Gebiete verbreitet gewesen (welche Annahme aber 
keineswegs nothwendig ist, da weder Orte der vormaligen vulkanischen 
Thätigkeit mit denen der heutigen genau zusammenfallen müssen), ‚son- 
dern. auch in früheren Zeiten nicht über jedem vulkanischen Herde 
Durehbrüche erfolgt sind) , so ergibt sich aus der Natur fest auf.einan- 
derliegender schwingender starrer Körper, wie die Felsarten ‘bei 
Erdbeben sind, dass die ‚Schwingungen sich nicht scharf abgrenzen 
können , vielmehr erst nach und nach sich verlieren müssen. Das Erd- 
- beben hat, wie es scheint, nach einem Sturme oder wenigstens nach 
einem heftigen Winde Statt: gefunden. Es ist ein ziemlich aligemein 
verbreiteter Glaube, dass Erdbeben sich nur bei Stürmen ereignen und 
durch das vorliegende Beispiel könnte derselbe leicht eine Unterstützung 
gewinnen. Neuere Naturforscher ersten Ranges haben sich indessen 
damit beschäftigt, die atmosphärischen. Zustände bei Erdbeben älterer 
und :neuerer Zeiten, so weit das Material reichte, genau zu untersuchen 
: und'zu vergleichen. Es hat sich dabei unzweifelhaft ergeben, dass ‚die 
Erdbeben im Allgenieinem, ebenso wie alle übrigen vulkanischen ‚Phä- 
nomene, ‚von den atmosphärischen Zuständen ganz: unabhängig sind, 
dass ‚sie. in jeder Jahreszeit, bei jedem Barometerstaude, bei jeder Wind- 
stärke und Windrichtung u. s. w. in zienlich gleicher Auzähl erfolgt sind, 
und so muss denn auch — dem Volksglauben entgegen — bei dem vorbe- 
 schriebenen Erdbeben angenommen werden, dass das nahe, Zusammen- 
treffen desselben mit einer vorhergegangenen. heftigen Luftbewegung 
ein bloss zufälliges, von keinem ähnlichen Verbande abhängiges ERE 
sen sey. 

Grosse Masse von Gediegen-Kupfer am Flusse On-ta-naw- 
gaw, unfern des Lake superior gefunden (SıLLıman Americ. Journ. 
of sc. 1835, XXVII, 381). Sie wird in der Sammlung des Yale Co- 
lege in New- Haven aufbewahrt. Ihr. Gewicht beträgt 137 Pfund; sie 
ist 15° lang, 12 bis 15‘ breit und ungefähr 12‘ hoch. Auf ihrer Ober- 
fläche zeigt sich die Masse hin und wieder mit. einer Rinde von grünem 
koblensaurem Kupfer bedeckt. Unvollkommen ausgebildete Kıystalle von 
Kupfer sind nicht selten wahrzunehmen. Am Ufer, des nämlichen Flus- 
ses soll noch eine Gediegen - Kupfer - Masse von einem Tonnen Bew 
liegen. 


= m 


Erdbeben auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung. Am 11. 
November 1835 spürte man in der Kapstadt einen Erdstoss, der 30 Se- 
kunden währte. Das Wetter war dabei ganz klar und die Luft ruhig. 
Am Kap sind die Erdbeben sehr selten; diess war das erste seit 1809 
(Zeitungs - Nachricht). 


Erdbeben in Rom. In der Nacht von dem 10. auf den 11. Jan. 
1836 wurden in Rom mehrere Erdstösse verspürt. Auch in Wien scheint 
‚diese Erschütterung fühlbar gewesen zu seyn (Zeit.. Nachr.). 


# 


Forster: über die Insel Deception (Journ. of the R.Soc. of 
London, I, 62 und Bullet. geol. V, 422). Die New-Shetlands-Inseln 
scheinen nur eine Fortsetzung der alten Formationen der Cordilteren 
der Andes und des Archipels des Feuerlandes. Alle diese Gegenden 
zeigen die nämliche geognostische Zusammensetzung, die Insel Decep- 
tion ausgenommen, welche gleich den Eilanden Amsterdam und st. 
Paul nichts ist als der noch vollständig erhaltene Rand eines Kraters, 
In südöstlicher Richtung hat dieser Krater- See eine Öffnung von 1600 
F, Breite; die Tiefe beträgt 97 Toisen. Auf Deception besteht der Bo- 
den aus wechselnden Lagen von Asche und von Eis. Zahlreschen Lö- 
chern entsteigen Dämpfe; auch gibt es heisse Quellen, deren eine Alaun 
enthält. Die Berge erheben sich bis zu 1800 F. und sind aus Tuff, 
Schlacken und rothem Bol zusammengesetzt; hin und wieder gibt es 
Obsidian und dichte Lava. 


 Berzerios: neue Bestandtheile im Wasser der Porla- 
Quelle in Ost-Gothland (Jahres-Ber.; 1834, S. 181 ff.). B. fand Sub- 
stanzen darin, die man im Allgemeinen nicht zu den Bestandtheilen von 
Quellwasser rechnet, nämlich Ammoniak und zwei elektronegative Kör- 
per organischen Ursprungs, die im Wasser mit Natron und Ammoniak 
gesättigt enthalten sind. Diese elektronegativen Körper, die der Ver- 
fasser Quellsäure und Quellsalzsäure genannt hat, wird er in der 
Pflanzenchemie bei den Zerstörungsprodukten der Pflanzenstoffe auf- 
führen, ‚, Sie enthalten Stickstoff in ihrer Zusammensetzung, und da das 
Porla - Wasser vom Boden der Quelle aus beständig ein Gemenge 
von Stickgas und Kobhlensäuregas abgibt, so schien es dem Verf. 
möglich, dass: der Stickstoff vielleicht von der freiwilligen Zersetzung 
dieser elektronegativen Körper herrühre, denn er fand, dass Porla-Wasser, 


\ (8 ; Of a f, 


welches mehrere Jahre lang in’ "Glas. Flaschen mit (ibgerctufgedht 
Stöpseln aufbewahrt gestanden hat, zuletzt seinen Gehalt an aufge- 
lössten organischen Stoffen verlor. Diess aber gab zur Vermuthung 
Anlass, dass bei ihrer Zersetzung auch Ammoniak entstehen. könne, so 
dass aus dieser Ursache das Porla-Wasser Ammoniak enthalten werde, 

Berzerius destillirte daher bestimmte Quantitäten davon, versetzte das 
Destillat mit Salzsäure und dampfte im Wasserbade ab,. wobei Salmiak 
zurück blieb. Dieses Ammoniak ist im Wasser theils als quellsaures, 
theils als kohlensaures enthalten. Bei der Destillation des Wassers 
verbindet sich eine Portion Kalkerde mit Quellsäure und gibt ihre Koh- 
lensäure an Ammoniak ab, welches damit verdunstet. Da die Porla- 
Quelle sehr viel Wasser gibt, und ihre unveränderliche Temperatur an- 
zeigt, dass ihr Wasser aus grosser Tiefe kommt, so kann man wohl 
vermuthen, dass in unsern Quellwassern Ammoniak ein wicht so seltener 
Bestandtheil sey. | 


Das Porla-Wasser enthält in 100,000 Theilen: 


Chlor-Kalium . : . . 5 108398 lH a‘ 
‚Chlor-Natrium . . » . . . 0,7937 
‘Natron, verbunden mit Quellsäure . 0,6413 
Ammoniak, verbunden theils mit 
Quellsäure ,- theils -mit Kohlen- 


säure . . . 0,8608 
‚Zweifach koblens. Kalkerde ulsate 9,0578 
. re Talkerde . . 1,9103 
is 2 Mangenoxydul . 0,0307 
kn 3 Eisenoxydul } 6,6109 
Phosphorsaure Thonerde er . 0,0110 
Kieselerde s \ s ; : 3,8960 
Quellensäure . - ! 107% 5,2535 


\ 
ee oz + 


D. Brewszer: über ein merkwürdiges Stück Bernstein 
aus dem Königreiche Ava (Report of the fourth meeting of the 
British Association, p. 574). Das Stück hat ungefähr die Grösse 
eines Kinderkopfes. Es wird von dünnen Adern einer krystallisirten 
Mineral.’ Substanz nach verschiedenen Richtungen durchzogen, welche 
Substanz sich bei vorgenommener Untersuchung als kehlensaurer Kalk 
ergab, 


R. J. Murcenison: über den Gruss und die Alluvial- Ablie 
gerungen in den Theilen der Grafschaften Hereford ,, Salop, 
und IR RNERRERRR welche aus old red sandstone bestehen, aehar 


einer Nachricht über den Puffstone oder Travertin von 
‚Spouthouse (Lond. and Edinb. phil. Mag. 1834, Nro. 27, pı 217 cet.). 
Nach. 'W. werden diese Ablagerungen durch Transitions - Gesteine be- 
grenzt. Der Detritus rührt ohne Ausnahme ‘von den nachbarlichen 
Felsarten her, besonders von Übergangs - Gebilden. — Der Travertin 
von Spouthouse kommt mit sandigem Mergel vor, der von Southstune 
‚Rock ist ein kavernöses Gestein ‘von ungefähr 50 F. Höhe und seine 
Oberfläche ninimt einen Raum von mehr als einem Viertel Morgen ein. 
Helix- Arten, von noch lebenden Gattungen abstammend, werden darin 
getroffen. Kleine, aus den Kalk-Bänken des old red sandstone her- 
vorbrechende, Quellen bilden jene Travertine; sie überrinden noch stets 
“ die Gräser und Blätter, über welche dieselben ihren Lauf nehmen. Die- 
ser Prozess scheint seit der ‘geschichtlichen Zeit obne Unterbrechung 
gedauert zu haben. — An der Grenze des old red sandstone bei 
Bridgenorth, Wenlock u. a. e. a. O. liegen Granit-Blöcke verschiede- 
ner Art. Sie dürften aus einer nördlichen Gegend abstammen. — Die 
oberflächlichen Aufhäufungen auf dem old red sandstone von Salop, 
Herefordshire und Worcestershire bezieht der Verf. auf drei Perioden: 
1) Strömungen entstanden durch Emporhebungen der begrenzenden Tran- 
sitions-Gebilde von Wales, als die vulkanischen Mächte in voller Thä- 
tigkeit waren ; 2) Zerstörungen des old red sandstone, sowohl sub- ‘ 
marinische, als während seiner Emporhebungz 3) Alluvial-Ursachen ver- 
schiedener Art, die später wirkten als der old red sandstone voll- 
kommen fest wurde, Einschrotungen von Flüssen, Absätze aus See’n 
und Aufbäufung des Travertins. 


A. Schneider : über die Fels-Bildungen des Karpathischen 
Gebirges in der Gegend von Skole, und den daselbst um- 
gehenden Eisensteins-Bergbau (Karsten, Archiv. f. Miner. VIl. 
B., S. 369 ff). Zwischen Lemberg und Stry in der flachhügeligen 
Gegend: nur aufgeschwemmte Gebirgslagen, so wie mergelige Sand- 
stein-, Kalkstein- und Mergel- Schichten, häufig Konchylien - Überreste, 
uamentlich Cerithien umschliessend, welche den tertiären Gebilden an- 
gehören. Erst bei Lubieniec findet man ansehnliche Höhen, welche sich 
weiter gegen S, den Karpathen anschliessen. Am nördlichen Gehänge 
jenes Gebirgszuges liegen viele Salinen, die sämtlich ihre Speise aus 
einem Steinsalz - Gebilde erhalten, welches aus wechselnden Schichten 
von feinkörnigen Sandsteinen und von Letten bestehet, der iu Schiefer- 
thon übergeht. Mit dem. Steinsalz treten, als eigentliche Begleiter, 
Salzthon und Gyps auf. Nicht selten zeigen sich Bergöl-Quellen. Das 
Steimsalz- Gebilde streicht aus S.O. in N.W. mit deutlichem südwestlı. 
chem Einfallen der Schichten, und setzt in nordwestlicher Richtung bis 
ins San-Thal fort. — Bei Lubieniec, am rechten Thal-Gehänge, erscheinen 


| — ER 

| 

unfern Rozhurce Sandstein - Felsen, die an Quader - Sandsteine er- 
innern. Ob das Gestein dem‘ Korpathen- Sandsteine beizuzählen ist, 
bleibt unentschieden. Von Rozhurce bis Synowucko‘ führt‘ der Sand- 
stein grüne‘ Körner in Menge. — Unterhalb Skole, gegen Kamionka 
bin, wurde früher ein Eisenstein - Lager abgebaut, das zwischen Schie- 
ferthon‘, Quarzschiefer und rothem' Schieferkalke liegt. Oberhalb Korc- 
‚zyn baut: man (dasselbe Eisenstein- Lager in seinem nordwestlichen ‚Fort-, 
streichen noch ab. Es streicht aus S.O. in S.W. mit südwestlichem 
Einschiessen unter 45 — 60 Grad. Weiter im Hangenden dieses Eisen- 
stein-Lagers tritt abermal Sandstein auf, so wie grüne und graue Schie- 
fer mit schmalen rotken Lettenschichten und einer schwarhen Eisenstein- 
Lage. ' Hierauf folgt abermals grauer Sandstein und demmächst wieder 
ein Eisenstein-Lager w. s. w. Als Haupt-Resultat ergibt sich, dass zwi- 
schen Stry und der Ungerischen Grenze zwei Gebirgs - Bildungen auf- 
treten, unter einander verschieden sowohl, durch ausseres Oberfläche-. 
Ansehen, als hinsichtlich der, jeder dieser Gebirgs-Bildungen vorzugsweise, 
eigenthümlichen , fremdartigen Lagerstätten ; übereinstimmend dagegen. 
in Hinsicht ‘der Lagerungs -Verhältnisse , indem die beiden Haupt- 
streichungs-Linien in hor: 9 bis 11, aus 8.0. in N.W., und das Einfallen 
der Schichten nach S.W. gerichtet ist. Als untere Gebirgs - Bildung 
erscheint ein Salz-Gebirge, bestehend aus manchfaltig mit einander 
wechsellagernden Schichten von Letten, Schieferthon, Sandstein, Kalk- 
stein, Gyps, Salzthon, rothem Schieferthon und Srhieferletten, und vor- 
züglich ausgezeichnet durch das Vorkommen von Steinsalz.Niederlagen, 
durch sehr häufige Salz - und’ Bergöl- Quellen. Die obere, zunächst‘ 
in Hangeuden folgende Gebirgs- Bildung konstituirt ansehnliche Höhen- 
züge, einen Theil des mächtigen Karpathen-Gebirges bildend ‚in denen 
das Ausgehende der Schichten mehrere tausend Fuss über der untern 
Gebirgs-Bildung vorragt, und besteht vorherrschend aus Sandstein, der 
mit Sandsteinschiefern, quarzigen Hornsteinen,-Konglomerat-, Kalkstein-, 
Kalkmergel-, Thonmergel -, Schieferkalk-, Schieferthon-, Brandschiefer-, 
Mergelschiefer-, Hornstein- und Feuerstein-Schichten manchfaltig wech- 
sellagert und untergeordnete Lager von Kalkeisenstein und Thon- 
mergel- Eisenstein führt. — Der Verf. betrachtet das Gallicische Stein- 
salz-Gebirge mit dem, Eisenstein-Lager und Salzquellen führenden Kar- 
pathen-Sandstein- Gebilde als zu einer Bildung gehörig, obgleich die be- 
deutende Niveau- Verschiedenheit der Ausgehenden beider Gebilde dage- 
gen sprechen könnte. Allein wenn man erwägt, dass die Gebirgsarten, 
welche das Steinsalz-Gebilde ausmachen , meist sehr mild sind, so lässt 
sich wohl annehmen, dass dasselbe früher ein höheres Niveau behaup- 
tete, aber durch Einwirkung der Gewässer bedeutend au Höhe verloren 
habe; so wie auch die Kräfte, welche das Emporheben des Karpathen- 
Sandsteins bewirkten, weniger thätig auf das untere Salzgebirge sich äus- 
sern mochten. 


— A — 


Leymerie: geologische Notitz über den Weg zwischen 
Troyes und Nogent, und zwischen Nogent und Resson (Mem. de 
la Soc. d’agric. cet. du dep. de l’Aube, 1833, Nro. 46, p. 70, und 
Bullet. de la Soc. geol. V, 263). Troyes liegt auf Alluvionen, die aus 
Gruss mit Elephanten-Resten bestehen, und aus einem thonig-kalkigen 
Gebilde, welches Land- und Süsswasser -Muscheln führt. Kreide zeigt 
sich überall um die Stadt, die Richtung nach S.O. hin ausgenommen. 
Sie enthält .weder Feuersteine, noch Belemniten, noch Podopsiden; so 
wie man sich von Troyes in der Richtung von Paris mehr und mehr 
entfernt, werden Feuerstein und Catillus häufiger. Der ganze Raum, 
zwischen der westlichen Grenze des Departements und einer aus N. nach 
S. gegen St, Hilaire gezogenen Linie ist mit einzelnen Sandstein- 
Blöcken überdeckt, deren Zug man über Pont - sur- Yonne gegen Ne- 
mours und Fontainebleau verfolgen kann. Sie müssen durch eine aus 
W.S.W. kommende Strömung herbeigeführt worden seyn. Zwischen 
Nogent und Villenauxe tritt ein tertiärer Streifen auf, der einzige, | 
welcher im ganzen Departenient vorhanden ist. Er besteht aus röthli- 
chem Thon und aus Süsswasser-Kalk,, und darüber findet man bei Resson 
Kalktuff mit Pfladzen-Resten, mit Helix und Elephanten-Gebeinen. 


W. Juns: Analyse der Mineral-Quellen zu Neuenhain im 
Naussauischen Amte Königstein (Erpmann und SCHWEIGGER- SEIDEL 
Journ, f. Chem. IV, 90 f.). Die Quellen entspringen in einem kalkig- 
chloritischen Schiefergebirge, welches oberhalb Rüdesheim seinen An- - 
fang nimmt und mit südlichem Einfallen längs dem südlichen Abhange 
des Taunus - Gebirges herziehend sich bis über die östliche Grenze des 
Herzogthums verbreitet. Am Ursprung der Mineralquellen erscheint die- 
ses kalkig-chloritische Schiefergebirge weniger Quarz führend, als an an- 
deren Stellen, namentlich bei Dohheim oberhalb Crandberg, wo der 
Kieselgehalt öfters noch vorherrschend wird. Dieses Gestein gehört 
zu der älteren Formation des Herzogthums, und der gänzliche Mangel 
an organischen Überresten bringt solches dem Urthonschiefer rücksicht- 
lich des Alters nahe. Basaltische Gebilde, welche man in der Nähe 
aller Mineralquellen aufzusuchen bemüht ist, sind bei Bommershain,. 
wo ein Dolomit-Lager ven bedeutendem Umfang vorkommt, bekannt. 

Beducirt man die aufgefundenen Bestandtheile der verschiedenen 
Quellen auf 1 Pfund Rau 16 Unzer), so erhält man folgende Bestand- 
theile : 


a An gasförmigen Bestandtheilen: 


| I. 1 IM. 
Kohlensäuregas in Kubikzollen . 25,718 . . ‚31,747 . . 23,860 


. Jahrbuch 1837, Br at ran 146 


in nn b, An festen Bestandtheilem 
a AR Ka ERRBBeaNRTE a. en 


‘Schwefelsaurer Kalk . » : = 0,0876 . -» 0,0571 2. 0,0868 
'Chlor-Natrium . 2 2007.00 1035... 8438 . . 1,9956, 
Chlor-Kalium » 2 2 = 2 2 2 00287 . . 0,0480 . . 0,0887 
Doppeltkohlensaure Magnesia . 0,1200 . . 0,3200 . .„ 0,0216 
pa RR gr} 
Kieselerde . » » 2 2 220070755 2 . 0,8125. . 0,7900 
_ Kohlensaures Eisenoxydul “82056996 '.:%.. 0,7981 7 „0% 0,6757 ° 
Thonerde at a N. 72) 00504112, 0,0475 0° D,0Be 
| Kohiensaurer Kalk . : . 2 » 2,2500 . » 2,6875 . . 1,9062 
i Kobleusaure Magnesia (einfach) 0,4546 . . 0,7517 . . 0,4167 


PR 6,5927 2 x 8,366% . . 5,9320 


IH. Petrefaktenkunde. 


E. Tuırrıa: Abhandlung über das Jura-Kreide-Gebirge 
in Franche Comte (Annal. des min. 1836, X, 95—146 *). Das 
Jura- Gebirge zieht auf der Grenze von Frankreich und der Schweitz 
aus N.O. nach S.W. und schliesst sich dort an die Vogesen, hier an 
die Alpen an., Mehrere Thäler durchziehen es der Läuge nach, welche 
3 Gebirgsketten von einander trennen, welche treppenartig um so höher 
sind , je weiter sie ostwärts liegen. Der Jura steigt daher von der 
Westseite allmählich au und fällt im Osten plötzlich ab. Das „Hochge- 
birge“ hat bis 1700 , das „Mittelgebirge“ bis 875”, und die sogenannte 
„Ebene“ bis 600. hohe Bergspitzen. Letztre nimmt den ganzen west- 
lichen Theil von Franche Comte ein. ‚Erstres bietet Weiden und Tan- 
nenwaldungen, das zweite Tannen-, ‚Eichen - und Buchen -Waldungen 
und:in den, Thälern Getreidebau, die fruchtbare „Ebene“ bringt reich- 
liches Getreide und vortrefflichen Wein.  Erstres besteht aus Jura- 
Kreide-Gebirge und den mächtig entwickelten zwei oberen Abtheilungen 
der Jura-Formatios mit über den Mergel weit vorwaltenden Kalkflötzen; 
das zweite aus etwas tertiärem Süsswasserkalk , weniger als vorhin 
mächtigem Jura- Kreide- Gebilde, einigen gleich alten erbsenförmigen 
Eisenerz- Ablagerungen, den dxei ebenfalls minder ausgebildeten Jura- 
Abtheilungen, mit mehr herrschenden Mergeln, aus Liaskalk, ‚ Keuper- 
sandstein und Muschelkalk. In der Ebene findet man ein mehr verbrei- 
tetes Süsswasser-Tertiär-Gebilde, wenige Streifen des Jura-Kreide-Gebides 
mächtige Erbseuerz-Lager, die drei nur schwach entwickelte Jura Glieder, 
mit sehr vorherrschenden Mergeln,, Lias, Keuper, Muschelkalk, buntem, 

\ 


>? 


.®) Dieser Aufsatz ist neuer als der von MonTMoLLin II DHIRE 1837, 5. 102 weicher 


desshalb zu veigleichen ist. h 297 Hondudi 


— 713 — 


Vogesen- und rothem Sandstein, — so dass mit zunehmender Zahl der’ 
- Formationen die Mächtigkeit zumal der Jura -Bildungen abnimmt. Die 
Schichten im Hochgebirge sind stark gewunden; gegen die Fbene hin 
werden sie immer söhliger und regelmässiger. Die Hebung des Jura 
scheint daher durch um so heftigere und häufigere, länger fortgesetzte 
Stösse bewirkt worden zu seyn, je weiter man nach Osten kommt, 
Folgen dieser Hebung sind: 

1) Die Faltung der Schichten nach mehreren, dem Gebirge poral- 
lelen Achsen, vor dem Festwerden der Jura-Gebilde. 

2) Die Risse der Schichten, gleichzeitig mit dieser Faltung entstan- 
den und ihr parallel; daher die Längenthäler „combes“, und Längen- 
Kessel „cirques“. 

3) Die Risse rechtwinkelig auf vorige, während der Jura - Periode 
und nach der Erstarrung der Schichten ERMARS daher die grössern 
und kleinen Querthäler „eluses“ und „ruz“. 

4) Die Rutschungen der Schichten übereinander während und nach 
der Jura-Periode „failles“. Im Hochgebirge sind alle diese Erscheinun- 
gen häufig, aber die oft sehr tiefen Längen-Kessel vorherrschend; im 
Mittelgebirge sind dieselben weniger häufig und grossartig, doch herr. 
schen die‘ Längenthäler vor. In der Ebene sind die Erscheinungen sel- 
ten, mit Ausnahnıe der Rutschungen ; die mergeligen Schichten waren 
weniger zur Biegung geeignet; sie haben eine söhligere Richtung und 
mehr Zusammehbang behalten, Die Hebungen können nur Statt 
gefunden haben, als die Schichten noch so weich waren, um sich zu 
biegen, und schon fest genug, um sich nicht zu trennen. Die Biegun- 
gen der Jura-Schichten sind um so häufiger , je jünger sie sind, was 
auf häufiger wiederholte Hebungsakte hindeutet. 

Das Jurakreide-Gebilde (Neocomien Tuurm.) ehdehr im 
Grunde und an den Wänden der Jurathäler aufgelagert auf die obre oder 
mittle Abtheilung der Jura-Bildung in etwas abweichender Lagerung 
und mithin als eine selbstständige Formation, ohne sich über ein ge- 
wisses Niveau über die Gebirgsspitzen hin zuerheben. Da sein Schichten: 
fall oft 50° beträgt, so kann es sich in dieser Steilheit nicht abgesetzt 
haben, sondern muss auf gleiche Art, wie das Juragebilde, in einem 
noch halbweichen Zustand geboben und gebogen worden seyn, nachdem 
jedoch die Jura-Höhen selbst schon aus dem Wasser hervorgetreten wa- 
ren. Man muss es daber entweder als die untre Abtheilung des mäch- 
tigen Grünsand-Gebildes der Alpen und des Jura, oder als ein eignes 
Zwischen-Gebilde zwischen Jura- und Kreide-Formation ansehen, Das 
Erbsenerz scheint damit gleichzeitig aus Mineralquellen abgesetzt wor- 
den zu seyn. 

' Die geringere Mächtigkeit der gleichwohl vollzähligeren Glieder- 
Reihe der Jura-Formation nach Westen hin zeigt, dass hier die Hebun- 
gen früher begonnen und die Sebichten sich dem Meeresspiegel früher 
genähert haben müssen , als nach Osten, wo sie je weiter desto später 
anfıngen und rascher voransehritten, so dass sich bier das Jura-Kreide- 


46 * 


n 


ie JE 0 — 

; Gebilde, wenigstens in den Thälern, sogar noch mächtiger zu entwickeln 
Zeit fand als dort, und selbst noch Molasse-Streifen sich niederschlagen 
konnten. Von Westen her rückte mithin die Küste nach Osten vor; 
an ihr setzten sich auch mechanisch entstehende Mergellagen ab;. an 
‚ihr sammelten sich die Konchylien- -Arten fortwährend in grösserer Menge 
au, während sie nach dem 'tiefern Meere, dem jetzigen Hochgebirge "hin, 
gauz selten werden. Die steile Schichten-Steilung der erwähnten Mo- 
lassen-Sireifen zeigt, dass die Ausbildung des jetzigen Gebirgs-Reliefs 
in der östlichen Jura-Kette selbst noch bis zum Ende der Tertiärzeit 
fortgewährt haben müsse, bis zur Zeit nämlich, wo die westlicheu Alpen 
‚eniporstiegen, was vicht wohl ohne einige Einwirkung auf die Jurakette 
geschehen konnte; — obschon Eure De Beaumont die Haupt - Hebung 
‚der Juraketten vor die Zeit der Kreide-Bildung versetzt. ' 

Der Vf. hat das Jura-Kreide-Gebirge in 52 Gemarkungen’ der Depaı- 
temente »Duubs, Jura und Haute-Saone , sc wie im Kanton Neuchätel 
beobachtet. Westlich hat es nur 12m Mächtigkeit, welche bis in den 
‚hohen Jure@ auf 55" zunimmt. Es besteht aus Wechsellagern von Kalk 
und Mergeln, wovon erstrer Eisenerz, letztre untergeordnete Lager von 
chloritischem Sand (0,m5—2 m) und Gyps enthalten. — Die Mergel sind 
schieferig, bläulich, graulich oder gelblich und im ersten Falle den Ox- 
ford -Mergeln sehr ähnlich, und enthalten viele Kreide - und wirkliche 
Jura-Versteinerungen. Was die Gypse von schiefriger, zuckerkörniger 
Beschaffenheit und graulicher, röthlicher und weisser Färbe betrifft, so 
ist merkwürdig, dass sich alle Gyps - Nester auf einer den Juraketten 
parallelen Linie befinden, deren N.O.-Verlängerung auf den Keuper- 
Gyps von Nans (in Jura), die S.W. auf den Molasse-Gyps von Beudry 
bei Neuchätel trifft. Man gewinnt den Gyps zu technischen Zwecken 
zu Ville-de-Pont (Doubs), wo er 6—7m mächtig ist und unmittelbar 
auf Portlandkalk ruht; zu Za Riviere (Doubs), ‚wo seine Mächtigkeit 
nur 1—3n beträgt und mergelige Jura-Dolomit-Schichten und tiefer Ko- 
rallenkalk mit Nerinea, terebra Zier. seine Unterlage bilden; zu 
Foncine le Bas (Jura), wo seine Mächtigkeit bis 15m beträgt und die 
genannten Mergel über und unter ihm lagern. — Die kalkigen Wech- 
sellager nehmen an Zahl und Mächtigkeit nach oben überhand, sind ver- 
schieden gefärbt, diebt, blättrig, körnig oder oolithisch , enthalten oft 
grüne Körner und nähern sich sehr gewissen Kalken des Coralrag, und 
enthalten nach unten oft kleine platte, glänzende, nicht konzentrisch- 
schalige Eisenerz - Körner eingesprengt, nach oben Kieselnieren und 
überhaupt viele Versteinerungen, die aber schlecht erhalten sind. Jenes 
dem Jura-Kreide - Gebilde untergeordnete feinkörnige Eisenerz gibt zum 
Abbau Veranlassung im Doubs-Dept. zu Metabrief , Oie, ‚Fourgs, Hau- 
pitaus vieuxz und Longevilles, und im Jura-Dept. zu Boucherans. La- 
gerungs - und Abbau-Verhältnisse werden ausführlich beschrieben. Die 
chemische Analyse dieses Erzes von. einigen der- genannten ven hat, 
RAN 


[u DEE 

RP 1 Metabrief. 2. Fourgs. 3. Boucheruns. 
Kohlens. Kalk- und Taik-Erde . . .2940 . ...3040 . . .2900 
Thionerde gebunden, Thon und Sand .0780 . . .0820 . . .22do 
Kieselerde gebunden . . x.» ...0300 . . .0280 . . „0400 
Bisen-Protoxyd,in ale #0 174 40,02 1:50088 58... ,.0060 "iR, ‚0080 
Eisen-Peroxyd . 0 2 0 0.°0.2.02...4800 2. ...4400 . . ‚3400 
eo a nahe RR A 1180 7... ron 
Rai le ar 5 ee OLL2 0160.» 0ER 


1,0000 . . 1,0000 . . 1,0000. 


. Das Eisen - Protoxyd ist stets an Kiesel-, Thon-Erde und Wasser 
gebunden. — Die erste Erzprobe enthält 0,3393, die zweite 0,3136, die 
dritte 0,2417 metallisches Eisen. Dieses Erz hat dieselben, quanutitiv 
nur wenig abweichenden Bestandtheile, wie das gröbere kugelige Erbsen- 
Erz mit konzentrischen Lagen in Franche Comte, und,‘ obschon sich 
die übereinstimmende Lagerung des letzten nicht so bestimmt nachwei- 
sen lässt, so zeigt es doch viele ähuliche Beziehungen und. scheint von 
gleichem geognostischem Alter zu seyn , wenn es sich nieht noch näher 
an fie obere Jura-Abtheilung auschliesst, da es Versteinerungen dersci- 
ben (Nerinea, Hamites, Aurmonites) enthält und sogar auf die 
Oberfläche ihrer Schichten eingedrückt und eingesprengt vorkommt. 
Diese Verhältnisse gestatten nicht, dieses Erbsenerz mit den Tertiär- 
Bildungen zu verbinden, die es hin und wieder bedecken: aber unmit- 
telbar von Jura-Kreide überlagert, hat man es noch nicht gefunden. 

Dieser Beschreibung folgen nun einige detaillirte Beispiele der 
Schichtenfolge des Jura-Kreide-Gebildes an verschiedenen Orten, mit Ar- 
gabe der Mächtigkeit der einzelnen Schichten — deren Wiederholung 
für uns zu speziell seyn würde. Wohl cber werden wir die zäher be- 
stimmten Versteinerungen aufzählen. | 


| Schichten. 


Ö 
nr 
= | 
: sizlels 
Fundorte in silale |“ 
Namen. L; ,\ 2|212 18 |Fremde - Fundorte. 
Frunche Comte.) 212 |7|5 Mil dr 
m o Kent y 
& | 18 |« 
= I u Lam! 
NE ee 
I 
@iaels|= | W 
Seyphia. r 
mamuillaris GoLDr. Argon, Censeau. | C „.FEssen. 
Bronnii Mönst. 1d., id. b. Belfort, Porrentruy. 
elegans GoLpr. } id., Plaunemont. b. Beiyort, Thurnuu. 
Ceriopora. 
eryptopora G. ‚Ärg., Cens. KR Mastricht. 
anomalepora Ur. id, Achl ] id. i 
milleporacea:G. 1d., 1d. , Plan. Se id. 


tubiporacea G. i Iid.,sd..id.lesKourgs, ; 
|  Tes Hopüuus. | e. N. id. 


Cellepora. j 


orbiculata G. 
echinata G. 


Aulopora, 
eompressa G. 
dichotoma G. 

Astraea. 
Teticulata G. 

Spatangus. 
retusus G, 
intermedius G, 

Cidaris. 
Schmidelii G. 
variolaris BrGR. 

Nucleolites. 
granulosus G, 


Serpula. 


N 


heliciformis G. 
parvula G. 
ilium G. 


tricarinata G. 
flaceida G. 
socialis G. 


gordialis G. 
carinella Sow. 


eonformis G, 
Terebratula. 

bucculenta. 

depressa. 


‚biplicata acuta, 


lata 2 Sow. 


Ostrea. 


colubrina G. 
prinonata G. 


ER 


Fundorte in 


e | 
Metabrief, Planem. 
id., Nozeroy. 


La Riviere, Noxzer, 
Hauterive, 


Planemont. 


Metab., Boucherans. 


Fille de Pont, id, 
Nozer. Neuch. Hau- 
ter. le Pissou, id. 


Chaudefond, id. 
le Pissou, id. 


id., Metabr. 


überall. 
la Riviere, Planem. 
id. 


Hauterive. 
Metubrief. 
id., id., Venere. 
Boucherans. 


le Pissou, Ville de 
Pont, Frenere,Voray. 
Huuterive, 
le Piss Ten. Vor. 
Cens. Metabr. Hau- 
ter. Plunem. 
Neuch., Hauter. 


Ven., Arc. Planem. 


| id. 


Franche Comte.| 


a) Jurä Kreide. 


b. 


2 


b) Jura-Format. 
e) Kreide-Furmat. 


oa 


c 


c 


Schichten. 


d) Jura und Kreide. 


Fremde. Fundorte. 


= 


Be 


id., ‚rd. N 


Alpen. 


d. England (Grünsand) R 


d 


d. 


>= 


Württemberg. 


Cap de la Heve 
Perte du Rhöne, 
Baiern. _ 


Baiern. 


Westphalen _(Grüns.) 
Huute Saone, Besun- 
con (2r St.) 
Buzwiller (ir SE) 
Huute Saone (2r St.) 
Haute Saene, Bas 

Rhin, 2r St. 


lid., Doubs, ıd., 3r St. 


Blackdown  (Grüns.) 
Haute Saone, Buxwil- 
ler, 2r, Ir St. 


id, 27 BEREROR 
Gourdon (Lot.) 


- 


Sussex, Normandie. 


Besung., Porrent. 2rSt. 
id,, Relfort 2r St. 


Fundorte in | 


‚Namen. Franche Comte. 


a) Jura-Kreide, 


Exogyra 

‚aquila G. überall. - » 
spiralis G. Hauterive. 
reniformis G. id. Neuchät, 
haliotoidea ? Sow. Planemont. 

‚subcarinata ?Sow. N 

‚Pecten. 
. quinquecostatus. fast überall, 
striatocostatus G. Hauterive. 
annulatus Sow. ’ Bi 7 
comatus M. Hauterive ; Planem 
textorins G, Metabrief, id. 
Lima, 

‚gibbosa Sow, id. Hauterive. 
Plagiostoma. 

obseurum ?Sow, Venere, Voray, Met. 
Mytilus, 

‚ peetinatus Sow, Neuchätel. 

Pholadomya. 

fidicula Sow. - le Piss., Met. Bouch. 

j Hauter. 

bucardina Vorzz. id., St. Claude. 
Trigonia. 

alaeformis Sow. Venere, Hauterive. 
Trochus. 

Rhodani Brex, ‚Argon, id. 

gurgitis id. Hauterive. 
Nerinea. 2 

supraturensis VoLtz. Metabr. Travers. 
Pteroceras. 

VOceani BRGN. id., Planem, , id. 
Nautilus. 

radiatus Sow. id. 
Ammonites, 

asper Mrr. Vor., le Piss. Neuch. 

Haut. a. 
Prosopon. 
‚ tuberosum Mer. Boucheruns. 


"and noch 26 unbestimmte 
Arten, 


Daun. 


© 
= 
@ 
=” 
_ 
r 
Lund 
= 


b) Jura-Format. 
c) Kreide-Format. 


c 


ee 


c. 


b. 


& 


3,25, 18,9. 


Fremde Fundorte. 


d) Jura und Kreide. - 


Westphalen, Grüns, 
id. Kimmeridgeth, 
Buxwiller, 
Westphalen. 
id, 


Mastricht, Perte du 
höne, 
Westphalen, Grüus, 
> Württemberg. 
Buiern, | 
Buiern. 


Haute Suone, Ir St, 
England. 
Haute Saone, Ir St. 


Elsass, Ir St. 


> 


England, Grünsand. 


Eerte du Rhöne. 
id. 


Haute Suone, Br St. 
id., fd, 


. England. 


Westphalen. P 
— 


— ıs 


Leger lebender Arten von See- :Konehyiten in Schottland 
über dem Hochwasserstande des Meeres. Bosrayz theilte der 
“ geologischen Doaletäs zu Paris folgende Nachricht aus dem Scotsmun 
(1834, 1. Nov. = Bullet. geol. 1834, VI, 74 — 77) mit. Der Ingenieur 
"Jarving durehsehnitt bei Figgate-W’hins und an der Mündung des Foul- 
Burn, 1 Engl. Meile östlich von Sealfield, mit der nach Leith führenden 
Eisenbahn eine Bank von Meeres - Kies, 5° — 6° mächtig, welche in. ih- 
rem oberen Theile eine Austern-Schichte mit vielen Turbo-, einigen 
Cardium-, Pecten-, Patella- und Buccinum-Schaalen, alle von 
noch an der nahen Seeküste lebenden Arten, enthält, worin die 5° lan- 
gen Austerschaalen ganz, in einzelnen Klappen oder auch zerbrochen 


waren 
) 


‘in solcher Menge beisammen liegen, dass man in 2 — 3 Quadrat-Meter 


Raum wohl über 1000 derselben findet. Die Kies-Schichte ist 61 8° 
über der oberen Hochfluth, und 36‘— 38' über der untern : Ebbe- 
‚Grenze, mithin — da die Austern nie’an den während der Ebbe ab- 
trocknenden Stellen wohnen — etwa 30‘ über der Meeres- Region, worin 
die Austern noch leben. Diese Schichten kann man von dem zuerst- 
genannten Orte an ziemlich weit nach Osten in gleichbleibender Höhe i 
verfolgen, 50’—100°’ hinter der steilen Seeküste, welche durch Einbrüche ; 
des Meeres jedes Jahr weiter zurückgedrängt wird, mithin wohl 200’— 


300° hinter der vor einigen Jahrhunderten bestandenen Küste. Bei Chain % | 


Pier ist die nämliche Erscheinung in gleicher Höhe 100‘ von der Küste: 
dach sieht man hier fast nur Turbo- mit einigen Cardium- und Patella- 
Schaalen. Geht man längs der Küste nach Osten von Leith nach. Mus- 
selburgh oder nach Westen durch Newhaven und Trinity, so kann man 
einen Abhang nicht übersehen, welcher sich fast überall zur jetzigen 
Küste und 100° bis # Engl. Meilen hinter derselben 15’— 60’— 80’ 
hoch ziemlich steil über eine Ebene erhebt, die 8’—15’ über dem hohen 
Meeresstaude fortzieht und von Sand und Kies bedeckt ist, worin 6’—8’ 
über jenem Stande wieder See-Konchylien liegen. Man ist daher genö- 
thigt: anzuneh:nen, dass sich das. Land hier seit 2 — 3000 Jahren um 
20’—30° über sein frühberes Niveau gehoben habe, dass die Sand-Ebene 
“mit Konchylien der alte Seegrund und.jener Abhang das alte Gestade 
gewesen seye. — Zu Kinneil, westlich von Boirow - Stounness sieht 
man eine grosse Austern- Schichte, 4—5 Yards über dem Firth; zu 
Airthy, zwei Meilen N.O. von Stirling hat man vor einigen Jahren ein 
Wallfisch-Skelett inThon etwas über dem Flussspiege!, und einige Mei- 
len weiter westlich am Ende des Blair-Drommeond-Moores ein anderes 
Wallfisch-Gerippe aufTorf und von Torf bedeckt gefunden, welche Er- 
scheinungen ebenfalls zur Annahme einer Hebung des Landes um 20’— 
30° leiten. | 

Bosrave glaubt nun solche nur einige Fuss über dem Hochfluthstand 
vorkommende Muschel - Ablagerungen längst der Küste als lokale Wir- 
kung succesiver Sturmfluthen, wie sie in Jahrhunderten kaum einige- 
male vorkommen, betrachten zu können, wofür man auch historische 
habe. Doch lassen sich die Terrassen der Schottischen Küste 


- 


Zu 


nur durch Emporhebung erklären. — Boni leitet die Erscheinung 
‘wicht von lokalen Hebungen ab, sondern will sie mit den: 'Treppen-Thä- 
‘lern in Verbindung gebracht wissen. — Bou£ erweiset, dass an der 
‚Küste Schottlands viele Dörfer auf solchen Muschellagern erbaut sind, 
'was nicht der Fall seyn könnte, wenn auch »ur eine Sturmflutb im 
Jahrhundert so hoch reichte. Constant Pr£vost hält die Emporhebung 
junger Formationen für unbestreitbar, doch seyen Senkungen von einzel- 
nen Küstenstrecken vielleicht noch häufiger, wie man aus der gebliebe- 
nen Horizontalität der Schichten erkenne, und in obiger Beziehung 
"wirksamer ; inzwischen seye auch bekannt, zu wie ungleicher Höhe die 
'Fluth des Ozeans,in verschiedenen Gegenden reiche, woraus sich viel- 
leicht die Ungleichheit in der Höhe jener Ablagerungen erklären lasse. 
— Rozer will das Phänomen von einer allgemeinen Ursache abgeleitet 
wissen, und weiset auf den Erfolg allmählicher Oxydation der flüssigen 
Masse im Innern der Erde hin, wodurch eine allgemeine Ausdehnung 
und, da wo der äussere Druck geringer seye, noch stärkere lokale He- 
bungen entstehen müssen. — Pıssıs u. A. wenden ihm ein, dass, wenn 
durch die Oxydation eine solche Masse-Vermehrung hätte entstehen  sol- 
len, aller Sauerstoff der Atmosphäre, wäre er auch einst viel häufiger 
‘gewesen, längst verbraucht seyn müsste. 


—— 
I 


Rıvızee berichtete an die Französische Akademie über die Konchy- 
lien-Anhäufungen von Saint-Michel-en V’Herm (Vendee).. Die Ar- 
ten sind dieselben, welche noch jetzt im Meere leben: Ostrea edulis, 
Mytilus edulis, Pecten varius, P. lineatus und Balanen herr- 
schen darunter vor, Sie liegen 2 — 3000m von der jetzigen Küste, 10m 
—15m über dem mittlen und 1,n5—2m über dem hohen Flutlistande der 
Syzygien. Sie haben 720m Länge auf 300m Breite (W’Instit. 1835, 
‘III, 337). 


{ 


W. J. Hawmirron: Beschreibung eines Lagers von See- 
Konchylien lebender Arten bei Elie an der Südküste vou 
Fifeshire (Lond. a. Edinb. philos. Mag. 1835, VII, 8318— 319). Eiie 
ist ein kleines Fischer -Dorf, etwa 18 Engl. Meilen nordöstl. von Edin- 
burg, und liegt in einer Bay, an deren beiden Enden Vorgebirge von 
Basalt und Mandelsteinen emporragen, während die dazwischen liegende 
Küste aus Wechsellagern von Sandstein und Schiefer mit Steinkohlen- 
und Kalkstein-Lagern niedrig ist, obschon die ‚Schichten von mehrern 
in die See vorstehenden Basalt-Riffen weg in verschiedener Richtung. 
stark abfallen; doch sollen an der Westseite, der Bay die Schich ten 
unter den Basalt einschiessen. 


— 120. en 

03, Zwei Meilen östl. von Elie ist ein kleines Vorgebirge, auf dessen 
Ende sich ein See -Konchylien- Lager befindet, dessen Ausdehnung in 
die Queere 80 Yards nicht übersteigt, dessen Länge landeinwärts aber 
‚nicht ermittelt werden konnte. Seine Schichten ruhen ungleichförmig 
auf denen von Sandstein und Schiefer mit Eisenstein -Massen und. be- 
stehen hauptsächlich aus grobem Sand mit Geröllen des Sand- und des 
Eisen-Steines. Die Konchylien liegen manchmal in Thon eingebettet, 
sind aber meist unregelmässig durch die Ablagerung zerstreut und ge- 
hören ohne Ausnahme zu noch lebenden Arten. Das Lager steigt 
gegen N.O. an, und erhebt sich dabei von 5‘ bis zu 14’ über die Hoch- 
wasser-Grenze; in den tieferen Lagen sind die Konchylien sehr zertrüm- 
mert; nach der Höhe sind sie besser erhalten und zahlreicher. In den { 
‚oberen Teufen aber geht das Lager in feinen Sand und zerkleinerte 
Konchylien über, die unterteufenden Schichten müssen durch den. benach- 
barten Trapp zuerst aufgerichtet, dann von dieser mir. bedeckt 
und endlich erst gehoben worden seyn, 


Pu. Grey Egerton: Notitz über das Vorkommen von See- 
Konchylien lebender Arten in einem Geschieb-Lager zu 
Narley -Bank in Cheshire (Lond. a. Edinb, philos. Magaz. 1836, IX, 
497). Geht man aus dem Weaver - Thale, da wo es von der Liver- 
pool - Birminghamer Eisenbahn durchschnitten wird, gegen Delamere- 
Forst, so findet man 11 Meil.. auseinander zwei Hügel von 60° Höhe, 
auf deren zweitem Narley- Bank liegt. An der Nordseite desselben 
Hügels, 157° über dem Tiefwasserstand des Meeres von Weston Point 
und 6 Meil. davon entfernt, liegt eine Kies- Grube, wo der Kies von 
ähnlicher Beschaffenheit wie zu the Willigton ist. Dazwischen fand 
der Vf. einzelne Trümmer von See- Konchylien , die ihm lebenden Arten 
anzugehören schienen. 


Trımmer: über das Vorkommen von See-Konchylien 
lebender Arten bei Shrewsbury (Geol. Society > Lond. a. Edinb. 
philos. Magaz. 1835, VII, 516 — 517). Für den Strassenbau wurde, 
5 Engl. Meilen vou Shrewsbury gegen Shiffnal, ein ansehnlicher Durch- 
schnitt eröffnet, dessen genaue Untersuchung ergab: 


1) Dass hier erst trockenes Land gewesen, aus Grand bestehend, 
welcher eutweder vor den benachbarten Bergen, als die Stelle noch vom 
Meer bedeckt war, herabgeschwemmt, oder bei der Schichten - Hebung 
oder durch verschiedene Kräfte dahingekommen. 

2) Diese Oberfläche wurde von Eichen, Birken und Kiefern ve 
‚wachsen. 


Me .. 


0:8) Der Wald wurde zerstört und ein Torfmoor entstund an seiner 
Stelle. 
4) Ein Meeres - Einbruch bedeckte das Moor mit Lehm, Grand und 
Granit-Blöcken. See-Konchylien (Turritella terebra, Cardium 
edule, Tellina solidula u. a.) waren unter den Grand gemengt. 


H. E, Srricxtanp: Bericht über die Land- und Süsswasser- | 
Konchylien, welche zu Cropthorn, Worcestershire, in Gesell- 
schaft von Land-Vierfüsser- Knochen unter Diluvial- 
Geschiebe gefunden worden (Lond. a. Edinb. phil. Mag. 1835, 
VI, 149). Die Abhandlung ward am 17. Dez. 1834 bei der geologischen 
Gesellschaft in London verlesen : sie bildet eine Fortsetzung von zwei frü- 
heren Mittheilungen desselben Vf’s. — Die Stelle ist an der Hauptstrasse 
von Evesham nach Pershore, östlich des kleinen Baches, der von Zre- 
don Hill nach Avon fliesst. Im Mai 1834 war die Ablagerung auf 70 
Yards Länge und bis auf 8° 6‘ Höhe aufgeschlossen. Sie ruhet auf 
'Lias-Thon und besteht zu unterst aus Sand, der nach üben in Diluvial- 
Geschiebe, wie es in der Gegend herrschend ist, übergehet. Dieser 
Sand enthält 23 Arten von Land - und Süsswasser - Konchylien, wovon 
nur zwei von ausgestorbener Art sind, und nach welchen der Sand wohl 
eher eine Bank oder das Ufer an einem Flusse, als den Boden eines 
See’s gebildet haben muss. Sie finden sich mit getrennten, mehr oder 
weniger abgerollten Gebeinen von Hippopotamus, Bos, Cervus, 
Ursus und Canis in Gesellschaft, welche minder häufig auch in dem 
Geschiebe zerstreut vorkommen, während die Konchylien ganz auf den 
Sand beschränkt sind, der meist aus braunem Quarz besteht und Kreide- 
Feuerstein und Trümmer von Lias-Ammoniten und Grypbiten in 
sich enthält. Es ist daher sichtbar, dass die Säugethier-Fauna sich seit 
jener Zeit verhältnissmässig mehr als die der Mollusken geändert hat. 


Ähnliche Ablagerungen sind auch zu North Cliff, bei Market 
_ Weighton und zu Copford bei Colchester gefunden worden; auch hat 
man zu Bath im untern Theile der Stadt Süsswasser - Konchylien unter 
Geschiebe beim Fundament-Graben entdeckt. 


J. Scovier: über gewisse emporgehobene. Kies-Hügel 
mit See-Konchylien in der Nähe von Dublin (Geol. Soc. > Lond. 
Edinb. phil. Mag. 1837, X, 471—472). Der erwähnte Bezirk besteht aus 
Granit, Porphyr, Quarzfels, Glimmer-, Talk- und Thon - Schiefer, 
Grauwacke, eisenschüssigem Konglomerat und Bergkalk. Die Muschel- 
lager sind hauptsächlich am Vorgebirge von Howth zu Bray-Head und 
Glenismaule. An genanutem Vorgebirge geht ein sehr zäher und 


4 


en 


de Thon auf dem Kalk von der Südseite über die ganze Halb- 
insel weg, Vertiefungen und Spalten im Kalk ausfüllend; ‚er ist unge- 
schichtet, enthält keine Geschiebe , ist. aber sehr reich an Eisenoxyd-, 


‚Eisenkies- und Mangsnoxyd:Nierep- Auf ihm, dem Kalk und Quarzfels 


liegt eine mächtige, 4 ‚ Meil. lange Anhäufung von Muschel - haltigem 
grobem Kies und de Sand, welche durch die Vertiefung, worin 
Howith liegt, in zwei Theile getrennt wird und bis zu 80° Seehöhe ansteigt. 
Der Kies besteht aus Kalk-, Thonschiefer-, Granit-, Antrim-Kreide- und 


Feuerstein-Stücken. Die Rn, werden oft sehr dünne und scheinen 


stellenweise geschichtet. Die bestimmbaren Arten der schlecht erhalte- 
N nen See-Konchylien sind Turritella ungulina, Turbo litoreus, 
Nerita litoralis, Buceinum undatum, Cardium edule, cy 
prina Islandica und Pecten varians, 

Auf der entgegengesetzten Seite der Bucht von Dublin, südlich am 
‚Vorgebirge Bray Head ist eine ähnliche, 1 Meil. lange Ablagerung, 
welche an ihrem N.Ende einen 200° mächtigen senkrechten Durchschnitt 
zeigt, südwärts aber bis zum Meeresspiegel herab sinkt. Sie besteht 
zu oberst aus Bruchstücken von Granit, Syenit und Quarzfels, in der 
Mitte aus vielen Lagen von Muschel-Sand und -Kies, zu unterst aus 


Thon und Mergel. Jener Kies ist aus Trümmern von Kalk (etwas ab- 


gerundet), Chalzedon, Feuerstein, harter Kreide und eisenschüssigem 
Konglomerat gebildet. Ein ähnlicher Kalkstein kommt anstehend näher 
‚nicht, als aut der entgegengesetzten Seite von Dublin vor; Chalzedon, 
Feuerstein und Kreide. scheinen von Antrim herzustammen, und das 
Konglomerat von Lumbay Island oder Lyons Hill, westlich von der 
Dubliner Kette. Die fossilen Konchylien sind von den schon oben er- 
wähnten Arten, nebst Deuntalium entalis. 

Landeinwärts kommen noch viele ähnliche Ablagerungen vor, ge- 
wöhnlich in Form rundlicher Hügel in alten Vertiefungen abgesetzt, 
worunter die Ablagerung im Thale von Glenismaxule, 7 Meil. von der 
Dubliner Bay bemerkenswerth ‚ist. Auf einer Seite des Thales stehen 
unregelmässige Sand- und Geschieb-Lagen in senkrechten Wänden 100° 
mächtig und wahrscheinlich bis zu 200° Seehöhe an, liegen höher als 
alle Kalkstein - Schichten der unmittelbaren Nachbarschaft, enthalten 
Kalksteine, Feuersteine und Chalzedone, nebst Konchylien von den 
schon oben genannten Arten. Sc. hat auch ein Kalksteinstück von 
Limnoria terebrans durchbohrt gefunden. — Nur zu Enniskerry hat 
man in diesem Kiese auch Reste von Säugethieren entdeckt, nämlich 
Knochen des Irischen Elenns. 

Der V£. folgert aus diesen Erscheinungen, dass 1) in verhältniss- 
mässig neuer Zeit die Küste um die Bay von Dublin zu ungleicher 
Höhe emporgehoben worden; 2) dass das Thal von @lenismaule nebst 
einigen andern schon als solches unter dem Meere vorhanden war, mit 
- jenen Bildungen ausgefüllt und später wieder theilweise ausgehöblt wurde. 


\ 1 
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a 


 Vorrz sprach in der Sitzung der Strasburger Akademie am 16. Nov. 
1836. wieder über Belemniten. Er wiederholt, dass die Mündung ihrer 
‚Scheide am Rücken eine tiefe Bucht, am Bauche einen seichteren und breite- 
‚ren Einschnitt besitzt, während die Mündung der Alveoliten am Rücken 
einen weit über die vorige vorstehenden runden und langen Lappen 
bildet, welcher der hornartigen Leiste von Loligo vergleichbar ist, 
nur dass dort die Rückengegend sehr breit und die Seitengegenden sehr 
‚schmal waren, während hier die erste sehr schmal und letztere oft 
sehr breit werden, wie das insbesondere bei DesLoncnamrs’ Teudopsis 
(Teuthopsis) der Fall, welche nichts anderes als Loligo- Leisten 
sind, deren Backend ein sehr langes und schmales Blatt bildet. 
Auch bestehen die Loligo-Leisten nur aus einer einzigen Schichte, die 
Belemniten - Schilde aber aus 3 übereinanderliegenden, wie man insbe- 
sondere an einigen dieser letzten. deutlicher findet, welche BuckLann 
‘in seinem Bridgewater-Buch als Loligo Leisten bezeichnet. ' Dagegen 

sieht man diesen Schild an dem in jenem Buch abgebildeten Belemni- 
tes ovalis der Miss Puswpor gar nicht, sondern nur einen Dintensack. 
Man sieht daran nur den Queerbruch der Alveole ohne Schild, welches 
die Schaale über doppelt so lang machen würde. | 


Nach Fırzıncer werden im National- Museum zu Prag Reste der 
‚Extremitäten eines fossilen Sauriers aufbewahrt, welche mit denen 
_ von Meyer’s Rhacheosaurus noch am meisten Ähnlichkeit haben und 
aus buntem oder aus Keuper - Sandsteine unbekannten Fundortes stam- 
meu LNFaR} 1834, S. 694). 


Bovustrer bat im Kalke fünf kleiner Süsswasser - Becken der Au- 
vergne über 100, fast durchgängig neue Arten von Süsswasser-Konchy- 
lien, deren er anfangs einige für meerischen Ursprungs gehalten, aus 
den Geschlechtern Unio, Pyrena, Cyrena, Melanopsis, Pota- 
mides gefunden, die er mit Unterstützung durch die geologische So- 
 ziefät näher zu bestimmen gedenkt (Bullet. geolog. 1835, VI, 99—100 
und 255). 


\ 


'J. Mourteie: Beschreibung des Schädels des Quadalouper 
fossilen Menschen-Skelettes (Sızıım. Americ. Journ. 1837, 
XXXII, 861 — 364). Das Museum der Literary and Philosophical 
Socieiy in Süd. Carolina hat i. J. 1816 von L’HErminIER einen Felsblock 


— 724 ac 


von. Quadaloupe gekauft, welcher Theile eines Menschen - Skelettes ein- 
‘schliesst. Nach einem von Dr. Könıs an Sarrnarn geschickten Hand- 
stücke ist das Gestein genau dasselbe, wie an dem von Könıc (Philos. 
Trans. 1814, CIV, 101) beschriebenen Skelette, und nach einer ‚näheren 
Prüfung der in, jenem Blocke eingeschlossenen Knochen sind es zum 
Theil gerade diejenigen, welche an jenem Skelette mangeln: nämlich 
die Schädelknochen und das untere Ende des Dickbeines, so dass diese 
Reste zweifelsohne dem nämlichen Individuum angehörten, welches Kö- 
nıc beschrieb, Nach den von Movirrıe vorgenommenen Untersuchun- 
gen und Ausmessungen des Schädels stimmt derselbe aber in keiner Weise, 
wie man angenommen hatte, mit den Schädeln der Caraiben überein: sein 
Durchmesser ist von vorn nach hinten zu kurz, die Oceipital - Gegend 
zu flach, die Entwicklung der Seiten und des Scheitels zu voll,’ um 
jene Annahme zu gestatten. Mit dem Schädel eines Peruvianers ver- 
glichen zeigt er dagegen die grösste Übereinstimmung; er besitzt die 
nämliche Höhe, dieselbe oceipitale Zusammendrückung, dieselbe seitliche 
Wölbung und Eindrückung der Stirne, welche die Amerikanische Yar 
rietät im Allgemeinen charakterisirt, 


. 


BR. Wasser: über die Zoolithen-Höhle bei Rabenstein und 
den darin gefundenen Unterkiefer einer kleinen Katzen- 
Art (Wırem. Arch. f. Naturgesch. 1835, II, 96—99, Tf. I, Fg. 6). Im 
Februar 1833 entdeckte Hofgärtner Kocn im Muggendorfer Dolomit- 
Gebirge eine neue Knochen - Höhle, wozu der bereits bekannte Kluus- 
stein den Eingang bildet, am rechten Ufer des Esbach’s, der sich in die 
Wiesent ergiesst,. wenige Schritte vom Kühloch (jetzt Ludwigshöhle). 
Aus der Vorhalle gelangt man durch zwei nebeneinanderstehende Bo- 
genöffnungen in eine Grotte, aus welcher gegen S.O. ein neuer Aus- 
gang durch die Felsen gebrochen werden sollte, wobei man ein Kno- 
chenlager, entdeckte: zu oberst eine mehrere Zolle dicke Sinterkruste, 
darunter folgte Sand und Lehm mit animaler schwärzlicher Erde 
durchmengt und reich an Schädeln und Knochen. Von da nach hinten 
gelangte man in eine sehr kleine Stalaktiten- Höhle, woselbst ein heftis. 
ger, aus einer feinen Spalte bervordringender Zugwind zur Öffnung 
einer grossen Höhle veranlasste, deren Decke, Wände und Boden mit 
sehr schönen, zum Theile blendend weissen Stalaktiten bedeckt sind. 
Theils in der Tiefe des Bodens, theils ganz unbedeckt enthielt sie viele. 
Schädel, Geweihe u. a. Knochen, nur dünne mit Kalksinter überzogen, 
die Schädel so schön erhalten, als ob sie frisch skelettirt wären. Hier 
sind in grösserer Tiefe noch viele Knochen zu erwarten. Auch in einer 
Seitenhöhle fand man noch eine mächtige Knochen-Ablagerung, worun- 
ter eine Menge herrlich erhaltener Bären-Schädel ganz in loser lockerer 
Erde. Von dieser Höhle aus gelangt man in eine kleinere, dann wie- 
der in eine grosse Dom-artig gewölbte Höhle, welche die grüsste des 


4 


u 
Gebirges seyn dürfte und noch in verschiedene, Gänge und Seitenklüfte 
führt. So ist man bis 1400° vom Eigange vorgedrungen, jedoch ohne 
in den letzten Abtheilungen noch urweltliche Reste zu finden. Alle diese 
Höhlen liegen in Dolomite, keine erreicht den Kalk, was auch von der 
Höhle von Gailenreuth, Mockas gilt. 

Bei weitem der grösste Theil dieser Reste gehört dem Ursus spe- 
laeus an; U. arctoideus ist sehr selten darunter; im Ganzen hat 
man 40 — 50 Bären-Schädel lose in Sand und Erde gefunden. ' Unter 
den Knochen, welche in das Schloss Rabenstein gebracht wurden, sind 
auch Schädel u. a. Theile von Canis spelaeus, ein damit gleich-alter 
Unterkiefer eines jungen Schweines, doch keine von Löwen und Hyä- 
nen. Auffallend sind die vielen, sonst in den Fränkischen Höhlen 
seltenern, Geweihe und anderen Überreste von Wiederkäuern, grossen- 
theils vielleicht vom Rennthbiere. Einige Knochen, ganz mit denen der 
Ziege übereinstimmend und von nicht jüngerem Ansehen, hat Graf 
Münster dem Vf. zur Bestimmung gesendet. Auch ein grosses Becken, 
wahrscheinlich vom Mammont, liegt noch in der Höhle, eingeklenmt 
und übersintert. | 

Dr. Hapes hat aus der Höhle ein beträchtliches Unterkiefer-Frag- 
ment mit den 2 hinteren Backenzähnen erhalten, das von einer Katze, 
kleiner als die meisten Hauskatzen, herrührt (Tf. I, Fg. 6), wofür W. 
die Benennung Felis minuta vorschlägt. Es ist ohne thierischen 
Leim und hat ganz das Ansehen der wirklich fossilen Knochen dieser 
Höhle; dagegen ein anderer Unterkiefer, jetzt auf dem Schloss Raben- 
stein, nicht nur ganz mit dem der Hauskatze übereinstimmt, sondern 
auch das jugendliche Ansehen der neuern Fuchs- und Wiesel - Knochen 
aus einigen benachbarten Höhlen besitzt und nicht einmal seinen Leim 
verloren hat. 


H. R. Görrert: de floribus in statu fossili, commentatio botanica 
(Vratislaviae, 1837). Diese Abhandlung scheint ein Abdruck aus den 
Akten der Leopoldinischen Akademie zu seyn? Der Vf. gibt zuerst einen 
gedrängten Abriss der Geschichte der Ansichten und Kenntnisse von 
den Versteinerungen, prüft dann kritisch die bisher für fossile Blüthen 
ausgegebenen Reste, von welchen fast nur die von Au. BRoNGNIART in 
seinem „Prodrome“ augeführten übrig bleiben. Der Vf. aber ist der 
‚erste, welcher solche fossile Blüthen mit dem Mikroskop untersucht und 
‘deren Theile bis zu den Pollen - Körnern genau erkannt hat, Er be- 
sehreibt 1) Alnites Kefersteinii G., Taf. I, Fg. 7—19, aus der 
Braunkohle von Salzhausen in der Wetterau, wännliche Blüthekätzchen 
einer Alnus Art, am äbnlichsten denen von A,.glutinosa, aus welchem 
Genus aber man bis jetzt keine Blätter an genanntem Orte aufgefunden 
hat, daher die nähere Vergieichung der Art nicht möglich ist (im Berliner - 


= Bi 


zu ! * 


v4 


und im Kererstein’schen Museum); 2) Betulites Salzha ısensis 
G., Tf.. II, Fg. 20—26, die Hälfte eines weiblichen Blüthekätzchens, und 
dabei liegende Pollen - Körner vom. nämlichen Orte; beide, so wie die 
einzelnen Schuppen des Kätzchens fast ganz mit denen der Betula 

alba übereinkommend, obschon man auch von der Birke noch keine 

Blätter, sondern nur etwa die weisse, Papier-artige Epidermis Eefünttei 

hat. 3) Cupressites Brongniarti G., Tf. I, Fg. 27—32: vierkan- 

tige bognige Zweige mit 4zeiligen ziegelständigen Blattschuppen, welche 

von Ey-lanzettlicher, etwas spitzer Form, gekielt, sitzend und angedrückt 

sind; — zerstörte männliche Blüthekätzchen,, und ein Ey-kugeliges Zäpf. - 
chen mit etwas auserinanderstehenden Schuppen sitzen daran. Stimmt 

am meisten mit Cupr. glauca s. lusitanica überein. Vom nämli- 

chen Orte. — 4) Cueubalites Goldfusii &., Tf. I, Fe. 33 — 35, 
ein bauchig eyförmiger, an der Basis etwas kantiger Blüthekelch mit 
' Griffeln, unten verschmälert, oben mit dreieckigen Zähnen, und in allen 

diesen Theilen aufs Genaueste mit Cucubalus Behen L. überein- 

stimmend, aus der Braunkohle mit Dikotyledonen-Blättern , von Röttgen 

bei Bonn. — 5) Carpantholithes Berendtii G., S. 27, Tf. U, Fg. 

36— 37, eine Blüthe in Ostsee-Bernstein, deren nähere Verwandtschaft 

ganz unbekannt ist. Calyz deciduus, 3—4phyllus , foliolis Tanceolatis 
obtusis. Corolla Ipetala infundibuliformis, tubo brevissimo sursum am- 
pliato, limbo Sparüito, lacinüs ovato - rotundiusculis concavis crassis 
apice retusis inflexis. Stamina 3, tubo corollae inserta, antheris li- 
beris ovato-oblongis. Stylus simplex e basi vel medio fundo floris 
ascendens elongatus, lacinüs duplo longior , apicem versus clavalus. 
. Stigma deficit. 


- 


F, Dusarpın zeigt der Pariser Akademie an, dass’ er mit einer Mo- 
nographie über die fossilen Polyparien der Kreide beschäftigt seye. 
Auf 8 Tafeln sollen die Polypiers foramindes dargestellt werden. Fünf, 
die er vorlegte, mit 22 Arten aus der Kreide der Touraine sind fertig. — 
Die Escharen, Milleporeen und Reteporeen sind mit dem Alter 
bedeutenden Formen - Änderungen unterworfen, wornach die Arten be- 
deutend reduzirt werden müssen. Durch die Poren der Zellen treten 
bei diesen Thieren zahlreiche fadenförmige Arme hervor, wodurch die 
Zellen von ‘aussen, nicht wie bei den Konchylien von innen her, in- 
krustirt werden. — Endlich bestehen zwischen den aneinanderliegenden 
Zellen dieser Thiere Kommunikations- Poren, wodurch die Thiere selbst 
in Verbindung miteinander treten‘, ein gemeinsames Leben derselben 
bedingt und die Ausscheidung von Keimen zur Bildung anderer solcher 
'Thierchen am Rande oder am Ende des Polypenstockes bewirkt wird, 
während die zur Fortpflanzung der Art an einem anderen Orte bestimm- 
ten Eyer in einer besonderen Kapsel über der ZRATO ICE ODE ko: 
ten sind se 1836, IV, 887). 


“s 


— 


-— MM — 


:Fossile Elephanten-Reste in Amerika (Sır.ım, Americ. 
Journ. of Scienc. 1837, XXXll, 377 — 379). In einer Sandschichte am 
Irondiquot - Creek zu Perinton , 10 Engl. Meilen östlich von Rochester 
hat man im Jahr 1833 von dem „fossilen Elephanten“ einen Stoss- und 
zwei, Backen-Zähne gefunden. Erstrer war,- als er im Sande gefunden 
wurde, 7° lang und scheint gegen 8‘ Dicke besessen zu haben; die Backen- 
zähne sind wohl erhalten, Zwanzig Jahre früher hat man ebendaselbst 
in der nämlichen Sandschichte das Dickbein irgend eines grossen Thie- 
- res entdeckt, wahrscheinlich von demselben Individuum abstammend. 

Jene Sandschicht ist: 20° bis über 100° mächtig, von grosser Erstreckung, 
' offenbar diluvialer Entstehung, auf Übergangs- Gestein ruhend und bietet 
an ihrer Oberfläche. die Erscheinung der zerstreuten Felsblöcke dar, 
unter welchen man solche von Granit, Gneiss, Glimmerschiefer, Horn- 
blende- und Quarz-Fels erkennt, die weit aus Norden hergekommen sind. 


P. Merıan fand im Eisen-Roggenstein (Inferior Oolite) beim Buben- 
dörfer Bade im Kanton Basel eine neue Rhyncholithen-Art, die er 
B. acuminatus nennt (Bericht üb. d. Verhandl. d. naturf. Gesellsch. 
in Basel vom August 1834 bis Juli 1835, I, 1835, S. 36). 


P. Meran: Notitz über die fossile Flora der Keuper- 
‚Formation in den Umgebungen von Basel (ibid. 36—38). Die 
zahlreichen Pflanzen - Reste dieser Formation haben bei Basel häufige 
Veranlassung zu Nachsuchungen auf Steinkoblen gegeben, welche je- 
doch nie einen besonderen Erfolg hatten. Sie rührten her: | 
1) Von Equisetum arenaceum Bxonn, E. Meriani Broncn., 
und ?Calamiten, Bi 
2) Von Pecopteris Meriani Bronen., öfters mit sehr PRRHEIn 
Fruktifikationen, Neuropteris Gaillardoti (auch im MuschAlkäli 
von Luneville), Taeniopteris vittata var. minor. 
3) Cycadeen: Pterophyllum longifolium (Algacites ili- 
coides v. Scurorn.), P. Meriani, P. Jaegeri, P. enerve. 
4) Holz von ?Dikotyledonen. 
: Dann einige unbestimmbare Gegenstände, wobei einige Abdrücke, 
wie von Syringodendron u. s. w. | 
Endlich. kleine Körner einer Bernstein - artigen Substanz bei der 
neuen Welt, welche die ältesten. Spuren dieses Fossils zu seyn schei- 
nen, von STANGE gefunden (Gırs. Ann. d. Phys. LXXIV, 107). 


Jahrbuch 1837. | 47 


nn A 5 


' Rerzuis: die fossilen Infusorien essbar. Vom Humkorpr 
theilte der Französischen Akademie den Auszug aus einem ‚Briefe von 
Rerzus mit, dass das Bergmehl, welches nach Berzeuıus’ Analyse 
(Ann. d. Phys. und Chem. 1833) Kieselerde, Thierstoff und Cren- Säure 
enthalte, nach seinen Untersuchungen ganz aus Infusorien - Panzern 
von 19 verschiedenen Arten bestehe und von den Lappen als ein Ge- 
schenk des grossen Wäldergeistes angesehen werde, indem sie es 
zur Zeit der Hungersnoth unter das Brodmehl mischen, Im Jahr 1833 
und 1834 nährte man sich in der kleinen Gemeinde Degerfors auf der 
Lappländischen Grenze in 64°—65° N.Br. von solchem Brod. EMO NROREREE 
1837, S. 0 Das Weitere darüber S. 729. ip 


PT 


Tureiın: Analyse oder mikroskopische Studien der ver- 
schiedenen organischen Körper, welche in durchscheinen- 
den Kiesel-Gesteinen gefunden werden (ein Vortrag bei der Pa- 
riser Akademie am 27. Febr. 1837; UInstit. 1837, p. 70 — 11). T. er- 
kannte im Halbopale von Bilin bei 260facher Linear-Vergrösserung zwei 
Gaillonella-Arten, wobei vielleicht G. varians Ensz., Infuso- 
rien-Reste einer dritten Art und eine Menge krystallinischer durch- 
scheinender kieseliger Nadeln, welche in den einst lebenden Gallert-artigen 
wässerigen Spougillen sich so durch einander kreutzten, dass sie 
die innere Wand der Zellen bildeten und verdiebteten und dem ganzen 
Gebäude somit Haltung gaben, welche aber beim Zerfliessen (durch Zer- 
setzung) dem Opale die kieselige Materie lieferten, zwischen der sich 
die Infusorien-Reste ansammeln konnten. 

Im Feuersteine von Delitzsch sah T. eine viel grössere Menge or- 
ganischer Reste, die aber doch auch nur zu 4 Arten gehören. Es sind 
in gewisser Weise zweiklappige Körper, wie es die Pflanzenfrucht 
„Pyxidium“ ist: die Schaalen von Eyern, wie man sie bei Polypen zu. 
finden gewohnt ist, und wie sie der Vf. neuerlich insbesondere von 
Cristatella mucedo genauer beobachtet hat”). Die zwei ersten der- 
selben hat Eurengere Peridinium pyrophorum und Xanthidium ' 
furcatum genannt. [Eine ausführliehere Abhandlung mit AUFRHMHEEN 
= Ann. sc. nat. Zool. 1837, S. 129—156, pl. vı, vmr.) 

In einer zweiten Abhandlung trägt der Vf. der Akademie seine 
‚Theorie vor (27. März, UInstit. 1837, S. 104). Es scheint ihm nach 
jenen Entdeckungen nicht annehmbar, dass die Feuerstein - Nieren che- 
dem grosse Würmer oder Aleyonien gewesen, die endlich in diesen Zu- 
stand der Härte übergegangen seyen und sich in der Kreide abgelagert 


> 


*) EHRENBERG weiset im 38. Bogen seines grösseren Infusorien-Werkes (Wıeem. Arch. 
1837, 1, 8. 273 —275) umständlich nach, wie gröblich sich Hr, Turrın bei der ab- 
weichenden Beurtheilung jener Körper geirrt habe. 


AL 


— 729 — 


hätten. Sie sind ihm vielwiehr ein Erzeugniss aus der allmählichen Zer- 
setzung von Pflanzen und Thieren des salzigen oder des süssen Was- 
sers, deren auseinanderfallenden Bestandtheile : organische Stoffe und kal- 
kige und kieselige Materie, sich dann so auf dem Grunde des Wassers 
ablagerten, dass die Moleküle der letzteren sich ohne Ordnung in den 
Zwischenräumen des Zellgewebes der erstern versammelten und so den 
jenigen sehr flüssigen und gallertartigen Teig bildeten, den man in ge- 
wissen Fällen (Lownscuamp) Baregine genannt hat. Darin hätten sich 
nun, 'wie gerinnende Milch oder der Blutkuchen im Blute, die kieseligen 
Theile von den kalkigen geschieden, wären in der Mitte zusammenge- 
laufen und hätten, die ihnen im Wege liegenden unzersetzten Theile 
mit einschliessend , die Feuerstein - Nieren gebildet. Es würde sich hie- 
durch erklären, wie es komme, 

1) dass dieselben so wunderliche Formen beuitaiin und von einander 
getrennt sich_schichtweise in der Kreide verbreitet sind; 

2) dass sie immer mehr oder weniger organische Materie, eine da- 
von abhängende dunkle Färbung und thierischen Geruch besitzen ; 

3) dass durch die Calcination, wobei allein diese thierische Materie 
zerstört wird, auch die Färbung, verschwindet. | 


C. G. Eurengers: über ein aus fossil=u Infusorien beste- 
hendes, 1832 zu Brod gebackenes Bergmehl von den Gren- 
zen Lapplands in Schweden (Posgenn. Annal. d. Phys. 1837, XL,‘ 
148—151 und Wırcm. Archiv. 1837, I, 275—277). Das genaunte Derg- 
mehl findet sich iss Kirchspiele Degernä, wurde 1832 während des Mis- 
wachses von den Bauern unter dem Brod verbacken, von BERZELIUS 
analysirt und als eine an organischen Theilen reiche Kieselerde erkennt 
(Posen. Annal. XXIX, 261). Rerzıus entdeckte mittelst des Mikro- 
skopes zuerst die Infusorien-Panzer darin uud sandte sodann die Zeich- 
nungen nebst den Proben des Bergmehls an Eurengene [vgl. S. 728]. 

Dasselbe ist viel reicher an Arten, als das ihm sonst sehr ähnliche 
von Santa Fiora oder als jede-Gieselgulir ; es enthält Spongien- und 
Spongillen-Nadeln, nicht selten Pollen - Körner einer Pinus- Art 
(neueren Ursprungs?), und 24 Spezies von Infusorien-Panzern, meistens 
(22) von Baeillarien, wovon nur 3— 5 von noch lebend, und eine 
oder die andere von fossil bekannten Arten stammen können, die übrigen 
neu und zum Theil von sehr auffallender Gestalt sind. Es sind Navicula 
_ viridis, 2. N. gracilis, 3. ?N. pboenicentron (Isie de France), 
4. Gomphonema acuminatum (in Bergmehl vou Santa Fiora) und 
5. ?Baeillaria vulgaris (1. 2. und 5. in Kieselguhr; und alle auch 
noch lebend bei Berlin); 6. Navicula follis (nur fossil in Kasseler 
Polirschiefer ; — die folgenden alle sind neu), 7. Eunotia serra mit 
13, 8 E. diadema mit 6, 9. he Ag mit 5, 10. E. triodon mit 


47* 


— 730 — 

7 
3, 11. E. diodon mit 2: Zähnen; 12:+E. arcus mit 1 'Zahn, 23. E. 
faba mit einfach gewölbtem Rücken ohne Zahn (es ist ein neu gebilde- i 
- tes’ ausgezeichnetes Bacillarien - Genus, durch eine flache und eine .kou- 
vexe Seite ausgezeichnet ‘und durch die: Stellung der Panzer - Öffuungen 
verschieden ; die bisherige Navicula turgida, N. zebra u. e. a..ge- 
. hören auch: dazu); — 14. Navicula Suecica, der N. striatula ähn- 
lich, 15. N. :dicephala, der N.-platystoma ähnlich, 16. N. macilenta, 
der N. viridis ähnlich (alle 3 gestreift), 17. N. trinodis, glatt, der N. 
follis ähnlich; »— 18. Fragilaria pectinalis (wenn nicht Baeilla- 
ria vulgaris); — 19. Synedra ?hemieyelus; — 20. Cocco- 
nema Pfusidium, —'21. Achnates Pinaequalis; j— 2%. Cocieco- 
neis Punbestimmbare Art. N Die Naviculae, besonders N. gracilis 
. bilden die Hauptmasse. BUTTER RUE IE TR INSERN a 


ah 


EHuRENBERG berichtete der naturforschenden Gesellschaft am 21. März, 
dass er in’der K. Mineralien-Samnlung eine von Krarrora. herrührende 
Erde von Kymmene- Gard bei. Helsingfors in Finnland gefunden, die 
auf ähnliche Weise zusammengesetzt seye. Unter 24 Infusorien-Arten 
sind 18 der ausgezeichnetsten dieselben, wie vorhin, Eunotia tetrao- 
don und Navicula glans sind neue und charakteristische Arten dar- 
aus. Auch Fichten-Pollep kam darin vor (Wırcm. Arch. 1837, I, 277). 


' 


EnßengerG meldet der Akademie in Berlin am 13. April (ii c. p» 
277, 278), dass ihm Acassız die Entdeckung von Infusorien-Resten in 
einem Polirschiefer von Oran in Afrika, zugleich mit Abdrücken von 
Alosa elongata angezeigt habe. In der zugleich damit erhaltenen 
Probe jenes Schiefers fand EurRenBERG nun weiter: Kieselnadeln von 
Spongillen, und an Infusorien-Besten: 1. Synedra sp. indet.; 2. und 
3. Naviculae selten; 4. Gaillonella sulcata n. sp.; 5. Dietyo- 
cha speculum, 6. D. fibula: 7. Actinocyelus senarius. und 
8. A. octonarius; 9. dann zellige flache Scheiben aus der Familie der 
bis jetzt noch nicht fossil gefundenen Arcellinen, welche die Haupt- 
masse bilden und sich in Form und zeiliger Bildung nahe an Arcella 
vulgaris der Jetztwelt anschliessen, die einen Horn-, und keinen 
Kiesel - Panzer besitzt. Die zwei zuvor genannten Genera sind. ganz 
neu; Actinocyclus gleicht grossen Gaillonellen mit 6—8 strahlenar- 
tigen inneren Kammern, deren Zwischenwände wie von Speichen eines Ra- 
des und zwei seitlichen runden und zelligen Platten « eingeschlossen sind, 
Dietyocha begreift ebenfalls ‚strahlige und durchbrochene Formen, 
deren eine.dem lebenden Arthrodesmus truncatus nahe steht, sich aber 
durch ein netzarüiges Kieselgerippe unterscheidet. 

Arcella ?patina hatte E. schon früher in einem Habe. 


— 731 — 
Polirschiefer aus Zante, doch nur in Fragmenten, zugleich mit ?Spon- 
gia-Blättern, Spongillen-Nadeln und einer Pdritten Dictyocha-Art gefun- 
den. — Die Terra Tripolitana, welche die Venetianer im Mittelalter 
lieferten, scheint daher von Tripolis in der Berberei, nicht in Syrien 
zu stammen, von wo man noch keinen Polirschiefer kennt. Später je- 
doch sollen die Venetianer den Tripel aus Corfu bezogeu haben. 


@. Fr. Jicer: über die fossilen Säugethiere, welche in 
Württemberg aufgefunden worden sind. Erste Abtheilung. 
Stuttgart, 1835, 70 pp. und 9 lithogr. Tafeln in Fol. Wir haben 
seiner Zeit die zwei Werke dieses unermüdlichen Forschers über die 
Pflanzen-Versteinerungen im Schilf- oder Keuper-Sandsteine (1827) und 
über die fossilen Reptilien Württembergs (1828) angezeigt, wozu 
das gegenwärtige als Fortsetzung und Ergänzung betrachtet wer- 
den muss. Wenn wir die genauere Anzeige desselben bisher verzögert 
haben, so geschah es: in; der Hoffnung die der zweiten Abtheilung, 
welche, auf Ostern 1836 angekündigt, die Resultate aus den einzelnen 
Besehreiilnden und Thatsachen liefern sollte, damit verbinden zu kön- 
nen, worauf wir jedoch jetzt noch vergeblich warteten. 

In Beziehung auf die erwähnte Arbeit über die fossilen Reptilien 
entnehmen wir zuerst die nachträglichen Bemerkungen, dass nach neue- 
ren Entdeckungen Mastodonsaurus mit Salamandroides als ein 
Genus verbunden werden müssen, dass ausser diesem Geschlechte und 
Phytosaurus noch wenigstens ein neues aus dem Schilf- Sandstein 
von Heilbronn und Stuttgart komme, und dass überhaupt seither noch 
6—8 Reptilien in anderen Formationen entdeckt worden sind, — Zu 
den Keuper-Pflanzen kommt noch eine Voltzia. ur, 

Die gegenwärtige Arbeit bildete schon i. J. 1829 den Gegenstand 
einer Vorlesung bei der Naturforscher-Versammlung in Heidelberg. Da 
sich aber der damals schon beabsichtigten Bekanntmachung bis jetzt 
verzögernde Hindernisse in den Weg stellten, so lieferte die Zeit noch 
‚eine grosse Menge neuer Entdeckungen und Zusätze zu der früheren 
Abhandlung; und dem Vf. wurden zahlreiche Unterstützungen zu Theil, 
da viele Besitzer inländischer Knochenreste ihm solche zur Untersuchung 
zustellten, und auswärtige Gelehrte ihm zu den Bestimmungen behülf- 
lich waren, die der Vf. einzeln aufzählt. Mehrere bereits fertige Tafeln 
mussten demzufolge umgezeichnet werden, und das Publikum gewinnt 
durch diese Verzögerung wenigstens in materieller Hinsicht. 

Die erste Abtheilung dieses Werkes macht, von der später beab- 
sichtigten Zusammenfassung der Resultate abgesehen , ein für sich Ge- 
schlossenes aus, indem sie die Beschreibung aller fossilen Knochen aus 
einer älteren Reihe von Formationen enthält, welche hauptsächlich dem 
Donau-Gebiete angehören: nämlich die der Molasse, der Bohnerz-Ablage- 
rungen in Spalten und Mulden des Jurakalkes, und die des Süsswasser- 


Ko, > 


Kulkes von Steinheim ‚bei Utm. Die zweite Abtheilung. soll die Be- 
schreibung derjenigen liefern, ‘welche in der Diluvial- und Alluvial- 
Formation, in den. darin liegenden Süsswasser-Bildungen , im Torf, und 
‚in den Höhlen .der Alb gefunden worden sind: welche Lagerstätten mehr 
in das Neckar- Gebiet fallen. — Die Knochen der Molasse und der 
Bohnerze. sind meistens durch Wasser abgerollt, und stets einzeln zer- 
streut: erstre in Gesellschaft von einigen Meeres - Produkten , insbe- 
sondre Hay-Zähne und See-Muscheln, letztre begleitet von einigen mee- 
rischen Zoophyten , Thier-Resten späteren Ursprungs und selbst Kunst- 
‚Produkten, welche auf die Mitwirkung des Wassers bei deren Ablagerung 
in ‚einer viel ‚späteren Zeit, als wo der Jurakalk sich bildete, hindeuten. 
Die, Thier-- Reste beider Lagerstätten gehören, bis auf wenige Ausnah- 
men, ausgestorbenen Arten an, und „in Absicht auf einen grossen Theil 
derselben ist kein Grund zu der Annahme vorhanden, dass sie in die- 
sen ‚Gegenden gelebt haben.“ [Doch wohl noch weniger Grund. zur 
entgegengesetzten Meinung ?]. Die Säugethier-Reste von Steinheim da- 
gegen, welche ebenfalls von ausgestorbenen Arten abstammen und mit 
Reptilien- und Fisch- Resten und Süsswasser -Konchylien meist 
untergegangener Arten vorkommen, liegen vollständiger und wohl erhalten 
beisammen; sie rühren von Thieren her, die dort ihren Wohnsitz .bat- 
ten. Die Säugethiere , deren Reste in der zweiten Abtheilung beschrie- 
ben werden sollen, stehen den jetzt noch dort lebenden Arten näher 
und sind ursprünglich selbst Bewohner dieser Erdstriche gewesen, — 
Es bedarf keiner Erinnerung, dass des Vf’s Untersuchungen zu. den 
schwierigsten gehören, die je geliefert worden sind, da sie sich fast 
alle auf einzela gefundene Knochen in meistens abgerolltem und ver- 
stimmeltem Zustande beziehen,, - 
‚4 Die Molasse ach insbesondere der Steinbruch von 
Baltringen bei Biberach, 1700 F. über dem Meere ,. hat 28 Knochen- 
Beste von 11 Säugethier-Arten geliefert, wovon 4 (vielleicht 5), denen 
die meisten Beste angehören , selbst Meeresbewohner gewesen und von 
anderen 'Meeres-Erzeugnissen begleitet sind, was bei den Landthier- 
Resten nicht der Fall. 
1) Von einem Wallross (Trichechus molassicus): ein Eck- 
zahn und 3—4 Rippen-Stücke (1—5); — 
2) von einem kleinen Wallfisch Balaena molassiea): ein Unter- 
kieferstück (19); — ' | 
'3) von einem Delphine (Delphinus molassicus): der bintere Theil 
vom Oberkiefer (21) dann 8 Zähne oder Zahnstücke (9 — 16) und 
2 Felsbeine (17, 18), die vielleicht auch zum folgenden ‚gehören; — 
4») von ‘einem kleinen ? Cachelot PPhyseter molassicus): drei Zahn- 
Fragmente, aussen mit Rinden - und Schmelz- Substanz; die Kno- 
chenmasse in konzentrische Schichten getheilt (6, 7, 8);. u 


5) von einem Nagethier, dem Biber ähnlich, aber viel, 'BrbeRRn ‚ein 
zweiter Halswirbel (26); — 


"es 


6) von einem Hirsche (Cervus molassicus): kleiner und verschie- 
„den von C. elaphus: der linke Astragalus (23); — 
7) von einer Hirsch- oder Antilopen-Art (Antilope molassica) 
von der Grösse der A. eervicapra: der linke Astragalus 
(24); — Bi 
8) von einer Hirsch- oder Antilopen-Art,, die vielleicht zwischen 
‚beiden letzten steht: der linke Astragalus (25); — 
9) von einem Pferde unter mittler Grösse (Eyuus molassicus): der 
obere Theil von einem Griffelbein des linken Hinterfusses (22); — 
10) von einem Lophiodon(L. molassicus), vielleicht etwas Er 
seralsL. tapiroides: ein Stück eines oberen Backenzahns (26); 
11) von einem ?Rhbinoceros (?Rh. molassicus), etwa von "air 
Grösse des Rb. choerocephalus: ein Stück eines oberen Backen- 
. zahns (28); — | 
die Gefährten dieser Reste waren: ein Wirbelstück von einem ?Kro- 
kodil, zwei Reptilien-Zähne, ein Fischwirbel- Abdruck, 
und Zähne von Squalus hastilis, Sq. ferox, Sgq. cornubi- 
cus, Sq. charcharias und Sq. megalodon nach Acassız’a 
Bestimmung. 


I. Die Bohnerz-Gruben der Schwäbischen Alb. Das Bohn- 
erz findet sich in rundlichen Körnern von Hirsen- bis zu Wallnuss-Grösse, 
mit Rollstücken von Jurakalk in einem braunen oder schwärzliehen Let- 
ten einliegend, welcher in der Oberfläche des .Jurakalkes niedergehende 
Mulden und Spalten erfüllt, deren Wände vor der Aust füllang meistens 
schon mit Stalaktiten bekleidet waren. Dieser nimmt jedoch in einer Tiefe 
von 15‘°—30' so sehr ab, dass er bei den wachsenden Gewinnungsko- 
sten Thon meist nicht mehr bauwürdig erscheint, und man daher über die 
Fortsetzung jener Mulden und Spalten nach der Tiefe wenig Kunde 
hat. Auch ist der Betrieb gewöhnlich nicht bergmännisch geführt wor- 
den*). Die Gruben zwischen Biz und Ehingen liegen in 2718’, die von 
Willmadingen in 2617’ Seehöhe uud die von Salmendingen ungefähr 
eben so hoch. Auf der Höhe von Melchingen liegen 6—8 bereits wieder 
verlassene Gruben bei anderen noch in Betrieb stehenden. In diesen 
Gruben nun kommen die Säugethier-Knochen mit vor: alle sind abge- 
rollt, meistens sind sie schon vorher zertrümmert gewesen; häufig fin- 
det man auch abgerundete Zahnschmelz -Stücke. Nur einige wenige 
besser erhaltene Koochen machen eine Ausnahme, welche neuen Ur- 
sprungs sind und von Schaf, Wolf und Hund herstammen. Als ihre 
Begleiter sind Zähne von Squalus hastilis, Sq. crassidens 
und Sq. cornubicus nach Acassız, einige sogenannte Bufoniten, 
eine Scyphia, ein ?PCyathophylilum, — dann wohl mehr zufällig 
Stacheln von Cidarites coronatus, Exemplare von Terebratuli- 
tes Helveticus, T. subundatus, Belemnites unisulcatus und. 


*) Die oberflächlich vorkommenden, horizontal erstreckten Bohnerz- Amer enthalten 
nie Knochen-Reste. 


eilipe verkieste Ammoniten nebst: 'Kunst-Produkten gefunden worden. ö 
So zu Salmendingen mitten unter fossilen Zäbnen in :10%— 12° Tiefe 
ein «sehr breites. Hufeisen von eigener Form; dann ebendaselbst' 1831 in 
20' Tiefe ein andres von gewöhnlicher Form nebst, zwei Pfeilspitzen 
und ein dünner überrosteter eiserner Sporn . von eigener Bildung; — 
1829 mitten im Bohnerz zu Salmendingen in 100° Tiefe ein dick‘ über- 
rostetes eisernes Messer von 4° Länge und 11‘ Breite, hiuten mit ei- 
nem messingnen Röhrchen zum Aufbängen versehen; endlich einige 
Glasflüsse und Ofenschlacken. Zur Erklärung kann dienen, dass schon 
die Römer ganz in der Nähe Burgen hatten, deren wieder in Urkunden 


aus dem 8ten Jahrhundert erwähnt wird. Unter den fossilen Knochen _ 


der Bohnerz - Gruben hauptsächlich von Salmendingen, Ringingen und 

am Russberghofe hat der Vf. bis jetzt erkannt: von 
A. Raubthbieren. | il 

12) Lutra ferreo-jurassica (an L. vulgaris?): einen Schneide- 
‚und einen untern Eck-Zahn (Nro. 5, 6); — 

13) Vulpes ferreo-jurassicus (an Canis vulpes?): einen Eck- 
und zwei untre Backen - Zähne, wovon erstrer sicher fossil ist 
(Nro. 2, 3, 4); — 

14) Lupus ferreo-jurassicus (au Canis ApNBTI: einige Eck. 
und Schneide-Zähne (Nro. ?1, 7, 8, 9); — 

15) Canis ferreo-jurassicus major: einen Schneidezahn doppelt 
so gross als vorige, und einen Mittelfuss- Knochen des linken, Vor- 
derfusses (Nic. 10, 11); — | 


16) Ursus ferreo-jurassicus: einen oberen Eckzahn und zwei Pha- 


langen (Nro. 14, 12, 13); — 

17) Mustela a ade eine Unterkiefer-Hälfte und einen 
Fleischzahn (Nro. 15); | | 

18) Herpestes ferreo- jurassica: einen oberen Backenzahn 
(Nro. 16); — 

19) Herpestes ferreo-jurassica (altera?): einen untren Eckzalın 
(Nro, 17); — | | 

20) Viverra ferreo-jurassica: einen Eckzahn (Nro. 18): — 

21) ?Meles ferreo-jurassicus: einen Du vensuen an 19), 

22) Agnotherium aufiquum 

und von einem kleinen Raubthiere noch ein Stück eines Ellenbogen- 
knochens (Nro. 20). 


B., Von Nagethiere D, inshuannile von 


21) "OR timidus: ein Oberarm- Knochen und ein Speichen- Stück, 
wahrscheinlich neueren Ursprungs (Nro. 5, 6); — 


22) Castor fiber oder ‚einem verwandten. kleineren — vielleicht anti 2 


dem folgenden Thiere — die Fragmente dreier Schneidezähne (Nro. 
1a — 

25) Dipoides, einem neuen fossilen Genus, einige Backenzähne a 
eineu mitteln _ Theil des linken Oberarm -Knochens. Die Zähne 


"bestehen aus zwei aufrechten zusammengedrückten Zylindern, zwi- 


schen welchen aussen und innen eine Furche verläuft, der Schmelz 
aber nur in der Mitte der Zähne mangelt; bei einigen dieser Zähne 
dringt noch eine andere Schmelzfalte von der äusseren Seite her 
ein, so dass damit zugleich zwei Furchen auf deren äusserer 
Oberfläche entstehen: eine Zahn-Bildung, wie man sie — beson- 


‘ders jene einfachere — bei Dipus, Viscacia und Lagostomus 


23) 


24) 


25) 


- 26) 
27) 
28) 


29) 


30) 


31) 


'— auch Chalicomys Kıup’s — kennt, wie sie sich aber auch. wenig- 


stens ähnlich beim Biber vorfindet und im Ganzen doch wohl 
auf ein eigenes Genus hinweiset. — Das Humerus- Stück gleicht 
durch seinen auswärts gerichteten Haken dem vieler anderen Nager, 
insbesondre des Bathyergus und — so wie in seinen übrigen Ein- 
zelnheiten — des gemeinen Bibers, ist aber ungefähr um die Hälfte 
kleiner, als bei diesem, und daher doch vielleiebt nur einem jungen 
Biber angehörig. 


C. Von Wiederkäuern fanden sich, und zwar von 


Ovis, der gemeinen Art, ein unterer Backenzahn; er ist seinem 
Ansehen nach als neueren Ursprungs zu betrachten (Nro. 1); — 
?Capra, ebenfalls ein unterer Backenzahn , ältern geologischen 
Ursprungs als der erste (Nro, 2); — \ 

Bos: verschiedene Backenzähne u. a. Knochen alter und junger 
Individuen (Nro. 3— 12), wovon nur einer (3) sich durch seine 
Grösse gegen die des gemeinen Ochsen auszeichneie, auch einige 
jugendlichen Ursprungs zu seyn schienen ; — 

Cervus: von der Grösse eines Rehes (Nro. 12 a, 1—5) drei Barken- 
zähne und zwei Fussknochen; — 

Cervus: vonder Grösse eines Damhirsches (Nro. 12b, 1—13): zZ 
Backen - und Schneide- Zähue; auch einige Fussknochen ; — 
Cervus: von der Grösse eines Edelbirsches (Nro. 12 c, 1— 10): 
ebenso nebst einigen Geweihstücken; — 

Gervus: von der Grösse eines Kanadischen Hirsches (Nro. 12 d, 
1—9): mebrere Backenzähne und Phalaugen,, auch ein Astragalus 
(wofern nicht einige dieser Theile schon der folgenden Antilopen- 
Art angehören); — 

Antilope: noch grösser als der Hirsch (Nro. 29): sieben Backen- 
zähne und ein Schneide - Zahn. (S. 22, Nro. 1—8); — 

Moschus: etwas grösser als M. Javanicus(Nro. 22, Nro. 1—4) 
einige Backenzähne, ein Stück Ellenbogen-Knochen,, ein Mittelfuss- 
Knochen, und ein — sehr bezeichnender Eckzahn, — Die Backen- 
zähne aller genannten Hirsch-Arten zeigen keine Spur des Halsrin- 
ges, der bei verschiedenen Arten der Knochenbreecie so bezeich- 


‚‚mend ist. Eäne fernere Art, .B. Bartholdi, stammt von Neu- 


32) 


hausen (s. u.). 


D. Von Diekhäutern; nämlich von 


33) Equus: eine Menge von Zahn-Trümmern und auch eine Reihe 
(Nro. 1—18) fast durchgängig sehr unvollständig enthaltener Backen- 


| 


.. Zähne, welche der Grösse nach theils denen des gemeinen Pferdes, 
 . theils des Esels sich näheren, worunter jedoch der einzig vollstän- 
‘dig erhaltene — ein zweiter obrer Backenzahn — von der Grösse 
wie beim Pferd, sich von dem analogen beider Spezies durch die 
schmälere, mehr rückwärts gerückte innere Leiste spezifisch unter- 
scheidet. Andere Reste komnıen zu Neuhausen vor (s. u.). 
34) 35) Sus: sechs Backenzähne (und ein Schneide-Zahn?), welche 
-  theils dem gemeinen Schweine zugeschrieben werden müssen, theils 
eher mit denen von Sus larvatus oder dem fossilen Sus pa- 
 laeochoerus übereinstimmen, aber zugleich auf Thiere von sehr 
ungleicher Grösse hindeuten. i 
36) Elephas be einige Backenzahn- und ein Stosszahn- 
Trümmer. 
Von Mastodon: eine Menge Zahnbruch- Stücke, welche der a fol- 
genden Arten zuschreibt: 
37) dem M. Arvernensis (Nro,. 1, 2); — 
38) dem M. angustidens (Nro. 3, 4); — 
39) dem M. latidens vom Irawaddi (Nro. 5, 6, 7, 8, 9); — 
40) einer der zwei letzten oder gar wieder einer eigenen Art CAR 10, 
11, 16); — 
41) der kleinen Art aus Sachsen, bei Cuvier Tafel II, Fg. 11 (Nro. 13); — 
42) dem M. tapiroides (Nro. 12); — 
43) dieser oder einer neuen Art, oder selbst der: folgenden Gattung 
(Nro. 14, 15, 16). 
44) Von Bssherium giganteum Kave ein oder zwei Backenzahn- 
Bruchstücke. 
Von Lophiodon ebenfalls viele Zahnstücke, welche der Vf. unter 
45) die zweite Art Cuvıer’s von Argenton (1, 2, 3); — j 
46) die kleine Art von dort (4, 5, 6. N; — 
47) die ganz kleine Art (8-13); — 
48) das L. giganteum vertheilt. 
Von Anoplotherium, und zwar. 
49) von A. (Xiphodon) gracile (£rüher unter Choeropotamus aufge- 
führt), erhielt der Vf. einen oberen hintersten Backenzahn; — 
50) von A. (Dichobune) leporinum zwei Backenzähne und eine 
Speiche. 
Von Palaeotherium ebenfalls vörschiedeh Überbleibsel, insbeson- 
dere von 
51) P.?’magnum: ein Eckzahn und ein Backenzahn-Stück (Nro. 1, 2); — 
52) P. ?erassum oder P. Isselianum: ein Backenzahn - Stück 
(Nro. 3); — 
53) P. Aurelianense ein unterer Daikahlahhi Ferner 
von Rhinoceros einige besser erhaltene Reste, meistens Backenzähne, 
auch zwei Zehenknochen; welche theils 
54) einer Art fast von der Grösse der IRRE we 4--B u. 8 w. a 
— oder 


eo, 


Re PA 
| 


55) ‚einer Art, welche,der Grösse nach mit Rh. clhoerovephatus 

00. (Aeerotherium incisivum) und R.-pachyrrhinus (R. 
‚Schleyerm od: . ua übereinkommt (Nro. 1, 2, 3; — ?12, 13, 15; 
— 210; — 23; 4); 

56) einer kleinen Art, wie Rh. minutus, Nro. 9 und 115; — 

57) einer etwa noch kleineren Art (Nro. 22) 


zukommen; auf welche S. 39—43 mehrere andere folgen, rücksichtlich 
‚deren Geschlecht und sogar deren Klasse der Vf. in Zweifel bleibt, 
indem einer wenigstens der hier aufgeführten Zähne (Nro. 12) viel- 
leicht von einem Reptile berstammt. Andre dieser Überreste dage- 
gen gehören wahrscheinlich ganz neuen Fossil - Geschlechtern zu. 
Eines derselben schlägt der Vf. vor 


58) Potamohippos zu nennen. Ihm rechnet er zwei Zähne mit rau- 
her Oberfläche bei, welche den oberen Eck-, oder den unteren 
Schneide-Zähnen eines sehr jungen Kap’schen Fluss - Pferdes sehr 
entsprechen würden, wenn sie die auf der inneren Seite befindliche 
Aushöhlung der letzteren besässen (Nro. 10, 11). — Das andere 
Geschlecht nennt er | 


59) Tapiroporcus, und gründet es auf zwei Barkenzähne (Nro. 4, 5), 
welche mit dem zweiten unteren rechten Backenzahne des Schwei- 
nes viele Ähnlichkeit haben, aber bedeutend grösser als dieser, und 
nur wenig kleiner als der Backenzahn von Lophiodon tapiroides 
bei Cuvıer (Tom. U, pl. vu Fg. 1) sind. Auch baben sie die Form, 
wie diese letzteren, aber nicht den bei Lophiodon überhaupt gewöhn- 
lichen Halskragen. Dabei sind sie durch einen entgegenstehenden 
Zahn auf der inneren Seite ihrer Schneide glatt geschliffen , wie 
die bei Rhinoceros und Tapir. Der Name drückt daher die 
Verwandtschaft mit diesem und dem ersten Geschlechte aus. — Im 
Übrigen ist von diesen zwei neuen Geschlechtern nichts bekannt. ., 

Die zahlreichen Zähne und Knochenreste in den Bohnerz - Gruben von 

Neuhausen werden besonders aufgezählt, da sie, bis auf wenige: 60) Pferde- 

und 61) Hirsch-Gebeine, ausschliesslich den Geschlechtern Palaeothe- 

rium und Anoplotherium zugehören, die sich vorhin nur mehr ausnahms- 
weise und zufällig angedeutet gefunden haben. Die Pferdereste bestehen in 

Zähnen, welche sich zum Theil von den in anderen Gruben gefundenen 

durch ihr äusseres Ansehen unterscheiden, und vielleicht jünger sind. 

Vom Hirseh-Geschlechte ist ein hinterster untrer Backenzahn gefunden wor- 

den, welcher sich mit dem analogen des Cervus Bartholdi Kaur 

ganz übereinstimmend zeigt, nur etwas grösser ist; in der Grösse steht 
er nämlich in der Mitte zwischen dem des Axis und des Edelbirsches, 
an. Form nähert er sich aber dem ersten mehr: Die Palaeotberien- 

Reste von Neuhausen werden fünf, die KR Pen - Trünmer 

zwei Arten zugeschrieben, nämlich 

62) dem Palaeotherium medium oder einer neuen Art fast alle 
S. 44—51 aufgeführte Zähne; dagegen 


63) dem P. magnum oder einem in der Grösse übereinkommenden ‚nur 
einige Zähne (S. 47, Ba 4 Fg.! 22 ,.'24,30), der, Kopf eines 
- Schenkelbeines (S. 54); Re“ 

64) dem P. crassum unter np zwei ‚Oberkiefer - Stücke 8. 4, 
_ Nro. 1, 2) und ein hintrer Backenzahn (S. 47, Nro. 2, Fe. 31, 32); 
— ein Keilbein-Stück (S. 54, Nro. 1); — 

65) dem P, minus einzelne Backen-, auch Schneide-Zähne @. 51, 52); — 

66) dem P. indeterminatum oder dem P. eurtum: einzelne Kno- 
‚chen (Astragalus und Mittelhandknochen, S, 54), und vielleicht, auch 
Zähne. Die Anoplotherien sind 

67) Anoplotherium commune mit mehreren Kiefer - Stücken und 
Zähnen (S. 52, Nro. 1, 2, 3, 4, 6, 7, 8. ?9—12, ?13, 14—19. ' 

68) A. secundarium (einige Zähne, S. 52 ff., Nro. 5, ?9—12, ?13). 
Die Bohnerz - Grube am Ochsenberge bei Ebingen baut. auf einer 

langen horizontalen, sich im Hintergrunde verzweigenden, ganz mit Erz 

erfüllten Höhle, Sie hat zwei Zahnstücke von Mastodon angus- 
tidens, den Backenzahn von Agnotherium antiquum Kaur (das 
wir schon oben nur für diesen Fundort angeführt haben) und zwei Backen- 
zähne des Pferdes geliefert; sie sind daher jenes, bis jetzt nur bei 

AI RA CA gefundenen, Fossil-Geschlechtes wegen merkwürdig. . ad 
“Auch eine mit Bohnerz erfüllte Höhle bei Kolbingen hat eiligen, vom 

Vf. jedoch nicht untersuchte Zähne gegeben. 
II. Der Süsswasserkalk von Steinheim findet sich in dem 

Becken von Steinheim abgesetzt, welches sich durch eine, wohl später 

entstandene Mündung von 150 Schritten Breite in das Stubenthal (wel- 

ches durch das Brenz-Thal mit der Donau in Verbindung steht) mündet. 

In der Nähe des sogenannten Klosters ist der Süsswasserkalk, welcher 

dort den Gipfel eines Hügels grösstentheils bildet, in 80° Mächtigkeit 

aufgeschlossen. Zu unterst ruhet ein ockergelber, weicher, sich beim 

Trocknen schiefernder Kalkmergel , auf dessen Schieferflächen oft ganze 

sehr wohlerhaltene, aber nach dem Trocknen zersplitternde Skelette von 

Süsswasserfischen: Leueiscus gracilis, L. Hartmanni und Tinca 

microptera Acassız vorkommen. Darüber wechsellagert mergeliger 

Sand, erfüllt oder gebildet von Süsswasser- und Land-Konchylien in 1’ 

dicken Schichten mit grünlichgrauen, nach dem Trocknen aber gelblichgrauen 

3‘— 14‘ dieken wellenförmigen Schiefern mergeligen Kalkes, deren Inne- 

res wenige Konchylien enthält, während ihre Oberfläche dicht damit be- 

streut ist. Diese Muscheln sind von Zıeren abgebildet worden unter 
den Namen Paludiua multiformis, P. globulus, Limnea 
striata, Lj socialis, Planorbis hemistoma, P. imbricatus, 

P. pseudoammonius, Pupa antiqua, Helix insignis und H. 

sylvestris, und sind fast durchaus erloschene Arten. Die obersten 

dieser Schichten nehmen auch wieder Fisch - Abdrücke auf. Ein fein- 
röhriger Kalktuff, zum Theile übersintertem Moose ähnlich, macht den 

Beschluss nach oben. Jene untern Fisch - Schiefer haben Gebeine von 

Palaeotherium — und, angeblich wenigstens und nach dem Ausseben der 


Knochen zu urtheilen, ebenfalls diese oder ihnen nahegelegene Schichten 
solche vom Rehe, — der mergelige Sand wahrscheinlich Hirsch-, Pferd- und 
Nashorn - Reste, so wie den Oberarm - Knochen einer Chelys geliefert; 
_ während die konischen Zähne eines Sauriers aus einem davon un- 
abhängigen Süsswasserkalk, und das Unterkieferstück eines Hundes, der 
Backenzahn einer Ziege, der eines Ochsen, das Fingerglied eines Rehes, 
der Mittelhand-Knochen und ein Oberarm.Knochen-Stück eines Hirsches, 
die alle von lebenden Arten nicht abweichen und auch selbst ein neue- 
res Ansehen besitzen, aus jugendlichen Ablagerungen in diesem Becken 
herrühren. Jene älteren Gebeine aber sind im Besonderen 
69) vonCervuscapreolus: ein Oberkieferstück, Schenkel- und Ober- 
arm-Bein und verschiedene Fussknochen, welche sämmtlich einem 
oder etwa zwei Individuen angehört haben, und woran nur der 
'.Mittelfuss - Knochen einige leichte Abweichung von dem des gemei- 
nen Rehes zeigt; — 
70) von einem Hirsche von der Grösse des Edelhirsches: einige 
Zähne, Wirbel u. a. Knochen, im Ganzen 21 Stücke ‚welche aber 
. weder eine bestimmte Übereinstimmung mit dem Edelhirsche erge- 
ben, noch sich bestimmt einer andern Art mehr annähern. | 
71) Vom ?Pferde ein Unterkieferstück, womit es sich ähnlich verhält; 
- wie auch mit dem Ä 
72) von einem Schweine herstammenden Backenzahn-Keime, der viel- 
» leicht sogar erst später in diese Lagerstätte gelangt wäre. | 


73) Die Rhinozeros-Reste sind die zahlreichsten und merkwürdigsten 


aus dieser Lagerstätte. 

Es sind 21 verschiedene Stücke, worunter 10 obere oder untere 
Backenzähne, einige Wirbel, Fussknochen u. s.w. Die Species zeichnet sich 
dadurch aus, dass — vorausgesetzt, dass alle diese Reste einer Art und 
wahrscheinlich selbst einem Individuum angehört haben — die Bildung 
einiger Theile, insbesondere der oberen Backenzähne und des Oberarm- 
Knochens, sich sehr derjenigen annähert, welche bei Lophiodon bekannt 
ist, durch welch’ letztere Übereinstimmung sie jedoch eben dem R. mi- 


nutus von-Moissac sehr entspricht. Doch ist sie um 4 kleiner als die- 


ses, obschon sie, da wenigstens mehrere Epiphysen bereits vollständig 
verwachsen sind, ausgewachsen seyn muss. Die Rippenköpfe und die 
ihuen entsprechenden Gelenk - Vertiefungen der Wirbel sind von ausser- 
ordentlicher Grösse. Die Unterkiefer-Zähne und die Vorderfuss-Knochen 
tragen übrigens voilkommen die Merkmale des Nashorn-Geschlechtes an 
sich. Der Vf. nennt diese Art desshalb R,. Steinbeimense, 

74) Von Palaeotherium rührt ein linker Backenknochen her, der 
seiner Grösse nach zu P. magn um gehören könnte.‘ 

[75) Palaeomephitis vergl. Jahrb. 1837, S. 350.] 

[In den erwähnten dreierlei Fundorten, besonders aber in den 2 
letzten, finden sich demnach Reste zusammen, welche den dreierlei 
Tertiär - Gruppen zu entsprechen scheinen. Da die Bohnerze sich auf 
sekundärer Lagerstätte befinden, so liesse sich solches für sie leicht 


7 


erklären. Bei dem Steinheimer Kalk scheint nur der Pulaeotherium 
Zatır hauptsächlich Schwierigkeit zu veränlassen, dessen Art aber nie 
sicher ist. Eudlich was die Molasse betrifft, so sind fast alle Reste zu 


untollkoninien, au dass sie’ ri Gewicht ‚haben il" ER 
ur ‘ ” ) . 44 ’ Bo 0 . 5 DEU EREN 


IV. Verschiedenes. 


Bioki u einvon den le aan zur Zeit ak Hungers- 
noth gegessenes„Steinmehl“ (Jamas. Edinb. Journ. 1837, XXIIT, 
208— 210). Diese Nachrichten sind theils aus einer Jupanischen En- 
eyclopädie v. J. 1575, theils aus Missions-Berichten gezogen. Zur: Zeit 
der Hungersnoth geniessen ‚die Chinesen ein Mehl mineralischen Ur: 
sprungs, von dem sie glauben, dass es nur in Hungerjahren zu sol- 
chem Zweck entstehe. Es sey keine gewöhnliche Substanz, sondern 
ein Wunder-Erzeugniss, indem es theils in Form von Quellen aus der- 
Erde breche, theils durch Zersetzung, von Steinen entstünde. Einzelne 
Fälle, wo es genossen worden, werden aus den Jahren 744, 809, 1012, 
1062 , 1080, — dann 1834 gemeldet, ‚wo die genossene Erde nach Aus» 
. sage der Missionäre weiss und leicht war, und als letzte Zuflucht sehr 
theuer bezahlt wurde. 


Feuer-Meteore von 1834 (U’Instit. 1834, II, 368 und 376). Am 
17. Okt. sah man zu Lonwely bei Bastogne in Belgien einen Mond- 
Regenbogen, nachdem der Mond eben zwischen zwei glänzenden Wol- 
ken aufgegangen war, während in einigen Gegenden flockige Wolken 
aus W. nach ©. zogen und es im W. etwas blitzte. 

Am 28. Oktob., um 6 Uhr 20 Min. Abends sah man zu Bordeaus 
im Osten eine wen erteihe von der Grösse einer Bombe sich von S. 
nach N. mit grosser Schnelligkeit bewegen, welche einen hellen Strei- 
fen hinter sich herzog, wie einen Kometen - Schweif. Sie gebrauchte 
etwa 2% Minuten, um unter dem Horizont zu verschwinden. 

" "Am 1. Novemb. um 8 Uhr Abends gewahrte'man zu Liverpool eine 

6%-80 breite Licht-Zone, die sich von O. nach W. etwa 20° über dem. 
Horizont erhob, gleichwohl aber gestattete die Sterne hinter ihr zu se- 
hen, Sie hielt 2 Stunde larg an, und glich der Milchstrasse. 


Am 24. Oktober zeigte sich zu a an. VRROLFEANG, ein sehr star- 
kes cl wi ir | 


— Ur — 


 Destonccnamps: Übersicht der mineralogischen Verhand- 
lungen der Linne’schen Gesellschaft der Normandie im Jahre 
1835—1836 (Seance publiyue de la Societe Linneenne de Narsan, 
die tenue «a Vire le 24 Mai 1836, Caen 1836, p. 13 — 37). 

1. Eupzs Deszonscuames las eine Abhandlung über den Poecilo- 
pleuron. S. 13 —25 (== Jahrhrbuch 1837, S. 99). Die Original- 
Abhandlung ist mit 7 Tafeln in 4° MRNUEL, wovon mehrere doppelt 
sind, und worauf die einzelnen Knochen in } ihrer natürlichen Grösse, 
gewöhnlich von mehreren Seiten dargestellt sind. 

2. 3. Luaro zeigte eine Hirsch-Tibia (Jahrb. 1836, S. 740). 

4. De Caumont sprach von Knochen und Fisch - Zähnen im Dives- 
Thon (id.). ER 

5, Dessonsenam»es von Teleosaurus-Resten (id.), und 

6. derselbe von Teudopsis Agassizii (ib.). 

7, De Caumont legte der Gesellschaft Musterstücke verschiedener 
Gesteine in den Bezirken Domfront, Avranches und Mortain vor und 
theilte eine Note darüber mit, welche einen- Theil einer Arbeit desselben 
über die Geologie des südlichen Theiles des Manche - Dept.’s ausmachen 
wird. S. 27. 

8. Lane legte Handstücke eines zerfressenen Quarzes vor, der 
Ähnlichkeit mit den Mühlstein - Quarzen hat und sich in gewissen Thei- 
len der Bänke des Übergangs - Quarzsandsteines von Pont Hebert bei 
St. Lo vorfindet. 8. 27. 

9. Le Nopre theilte eine geologisch - pittoreske Beschreibung des 
Apse-Thales in Bearn mit. S. 28. 

10. Eupes Destonschamrs: Beobachtungen über die unmittelbare 
Überlagerung des stark geneigten Übergangs - Gebirges durch die hori- 
zontalen Flötzschichten an einigen neuen Lokalitäten, S. 28—31 (folgt 
im Jahrbuch später). 

11. Derselbe über die nämliche Flötzschichte zu Curcy und La-" 
quaine. S. 31 — 34, 

12. Le Crerc über einen 45’ tief bis in die Caillasse - Schicht und 
den Polypenkalk niedergetrieberen Brunnen. S. 34. 

13. Fourneaux über einen anderen Brunnen, der in der Gehe 
Cagny ebenfalls bis in den Polypenkalk abgesunken worden ist. 

+4. Eupes DestonscHAamPs über einen dritten von 60° Tiefe in An- 
qguerny, welcher in der Caillasse aufsteht. 

15. Derselbe über einen Brunnen, welcher in der Gemeinde Brette- 
ville-la-Pavee durch den Kalk von Caen, 70° tief bis in den Eisen- 
Oolith getrieben worden. S. 34. 

16. Buner: Bericht über ein bei Evrecy 140’ tief: durch Red-Marl 
25’, Thonschiefer und Grauwacke niedergeschlagenes Bohrloch, mit wel- 
chem man noch kein übersteigendes Wasser erreicht hat. 

17. Eupes Destonccnames: über die Umwandelung einer lange Zeit 
im Meer gelegen gewesenen Gusseisen-Masse. Die Kugeln von der im 
J. 1792 bei St. Vaast-la-Houge verbrannten Französischen Flotte, 


A 


welche man noch im Meere findet, scheinen auf den ersten Blick nicht ver- 
ändert zu seyn; doch haben sie 3 ihres Gewichtes verloren; man kann 
sie ritzen und schneiden; sie sind in Kobleneisen (plumbagine) ‚mit 
‚etwas Chlor-Eisen (chlorure ferugineux) umgewandelt, enthalten kein: me- 
tallisches Eisen mehr und wirken nicht auf den Magnet. S. 35 — 36. 
18. Le Nossz gab eine Beschreibung der Salzquelle von Salies 
(Basses Pyrenees) , ihrer Erzeugnisse und eine chemische Analyse des 
Wassers. Die Soole bildet sich aus mehreren Quellen von 9°—23° Salz- 
gehalt nach Baum£’s Halometer; sie selbst hat 190-209 Salzgehalt, 20° 
Wärme nach R£aumur und eine röthliche Safran - Farbe, die sie einem 
extraktiven Stoffe und einer damit gemengten Ocker-Erde verdankt. In 
der Ruhe wird das Wasser hell, indem sich von jedem Liter 10 Centi- 
gramme fester Stoffe niederschlagen. Filtrirt man das Wasser und. 
dampft es dann ab, so erhält man ein Salz aus 


vn  Soda-Hydrochorat . .  ......9622 


Talk- „ . . . Ne 0200 
”» -Sulfat . . . p . . .0118 
Kalk- „ ie E & Nm win OO 


Dieselbe Schrift enthält noch: 
Dusoure vIsıcny’s allgemeinen Überblick über die Geologse und 
Flora des Bezirkes Vire (S. 64—106). 


Seite 


341, 
518, 


” 
» 
523, 


” 


Verbesserungen. 


’ 


— 


Im Jahrgang 1836. 


Zeile 


u. statt „Kalkstein 


u. st. „Kiüberg“ 
u. st. „Kalmung“ 
u. st. „Krotongen“ 
u. st. „Kalmung“ 
u. st. „Muhlos“ 


Im Jahrgang 1837. 


11 v. u. statt „schnell“ 


6—10 v. u. 


o. st. „Monatus“ 

u. st. „einigen“ 

u. st. „Geschlecht“ 
0. st. „wenig“ 

0. st. „Janson“ 

u. st, 
0. st. 


ist „Wenn ... 


„S. vulgaris“ 
„ın Italien kann 


lies „Dolomit“, 
l. „Kelberg“. 
1. „Kalmünz“. 
1. „Krotensee“, 
l. „Kalmünz“, 
l. „Mühles“. 


I. „schnell als jetzt“. 

l. „Manatus“. 

l. „einigen anderen“, 

I. „Geschlecht Trigonocoelia“, 

l. „wenigen“, 

Il. „Jason“, 

L „©. volgaris”, 

l. „und Mastodon longirostris 
in Italien und Pay de 


Dome wird“. 


. finden“ zu streichen. 


15 v. u. ist bei O. callifera „Nord- Deutschland“ als Fundort 


„1830“ 
„265 — 266“ 
„BUILLEr“ 


„Copsus“ 


„und Scheitel“ 
« 


u. st. 
u. st. 


0. st, 
0. st, 
u. st. 
u. st. 
u. st. 
0, st. 
u. st. 


„Möon“ 
„geschlemmt“ 
0. st. „GOEPERT“ 

0, st. „botulinoides“ 
o. st. „145. exinia“ 
0. st. „Lamovroux“ 
0. st. 
0. st. „Römer“ 
0, st. „sind“ 
0. st. „fast“ 


PD mem fm jene je {mm Mm  jmmil Ämmms Aumem ine mem jump Sl 
. * [7 ® . ...0 . . 


„G.longirostris“ 


beizufügen. 
„1836“. 
. „365— 366“, 
. „BovusLer“, 
„Capsus“. 
„im Scheitel.“ 
„complures“. 
„Desmar“. 
„Möen“. 
„geschlämmt“. 
„GürrERT“. 
„betulinoides“. 
„145. eximina“, 
„Lamoursux“. 
. „Lt. longirostris“. 
„RoEmer“. 
„ist“. 
„fest“. 


. 


us men 
. . = 


491, 


565, 


ü 574, 


656, 


712, 
723, 


ee 
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Not welh 


st. 
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. st. 
.8t, 


st. 
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. st. 
,‚ 5 
. st. 
ist die Überschrift „Pe t refaktenkunde“ zu streichen. 


„Bennthieres“ 


„Suevica“ 


„Edwaresits“ 
„pallasii“ 
„Praktikant“ 
„Podolien“ 
„Risoa“ 


744 


m pen us De but pmmus ame 


“ 
. „EuDeEs 


„Raubthieres“. 


. „Suecica®. 


„Lezards“. 


„Edwardsits“, 


„Pallasii“. 


. „Praktikanten“. 
‘ „Podolien mit“. 


. „Rissoa“. 


ist dieselbe Überschrift voranzusetzen. 


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